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German Pages 666 Year 1998
Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München
MÜNCHENER UNIVERSITÄTS SCHRIFTEN
Universitätsarchiv LUDOVICO MAXIMILIANEA Universität Ingolstadt-Landshut-München Forschungen und Quellen Herausgegeben von Laetitia Boehm Forschungen Band 18
Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München Herausgegeben von
Laetitia Boehm, Winfried Müller Wolfgang J. Smolka, Helmut Zedelmaier
Teil I: Ingolstadt-Landshut 1472 -1826 Mit einem Beitrag von Christoph Schöner: Die "magistri regentes" der Artistenfakultät 1472-1526
Redaktionelle Bearbeitung: Winfried Müller und Michael Schaich
Duncker & Humblot . Berlin
Gedruckt mit Unterstützung der Münchener Universitätsgesellschaft e.v. Redaktion: Winfried Müller und Michael Schaich unter Mitarbeit von Robert Larsson-Folger und Susanne Müller Registerteil: Helmut Zedelmaier
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München / hrsg. von Laetitia Boehm ... - Berlin : Duncker und Humblot (Ludovico Maximilianea: Forschungen; ... ) (Münchener Universitätsschriften : Universitätsarchiv) Teill. Ingolstadt-Landshut 1472 - 1826. -1998 (Ludovico Maximilianea : Forschungen; Bd. 18) ISBN 3-428-09267-8
Alle Rechte vorbehalten
© 1998 Duncker & Humblot GmbH, Berlin
Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-7662 ISBN 3-428-09267-8 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706@
Inhalt Zum Geleit ........................................................................... Redaktionelle Vorbemerkung
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Verzeichnis der Mitarbeiter .......................................................... XVII Abkürzungen ......................................................................... XIX Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur
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Biographischer Teil A - Z ........................................................... . Christoph Schöner: Die "magistri regentes" der Artistenfakultät 1472 - 1526 ........
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Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Orts register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Zum Geleit Das in zwei Teilen geplante Handbuch mit biographischen Beiträgen zum gesamten Lehrkörper der Universität nimmt in der Ludocivo-Maximilianea-Reihe eine Sonderstellung ein. Der hiermit der Öffentlichkeit übergebene, in sich geschlossene erste Teil erfaßt alle Lehrenden aller Fakultäten der ältesten bayerischen Landesuniversität in ihrer Ingolstädter und Landshuter Epoche, also in.einem Zeitraum von gut dreieinhalb Jahrhunderten. Zu Inhalt und formaler Gestaltung dieses Bandes und seiner Artikel gibt die redaktionelle Vorbemerkung weiteren Aufschluß. Traditionelle Aufgabe des Geleitwortes ist es, die Entstehung des Werkes und dessen Aufnahme in die vom Universitäts-Archiv herausgegebene Reihe zu begründen mit Hinweisen zur Einordnung in die Forschungsgeschichte; überdies gibt es Gelegenheit für Danksagungen in Verbindung mit einigen grundsätzlichen Bemerkungen zur Durchführung sowie auch zu weiteren Perspektiven der Münchener universitätsgeschichtlichen Reihe. Die AnHinge für das großangelegte Unternehmen erwuchsen vor mehreren Jahren in zunächst spontanen, dann regelmäßigen Gesprächen des Kreises der künftigen Herausgeber. Die Initiativen wurzelten, abgesehen von der länger gehegten Zielvorstellung der Unterzeichneten, vor allem in drei pragmatischen Erfahrungen. Zum einen stand dahinter das immer dringlicher werdende Bedürfnis nach einem Personen-Nachschlagewerk, zumal unsere Universität - seien es Fakultäten, Universitäts-Archiv oder Verwaltung - seit den letzten Jahrzehnten in gesteigertem Maße durch in- und ausländische Kommissionen und Redaktionen um Unterstützung von Recherchen für wissenschaftsbiographische Projekte angegangen wurde und wird. Aus den weit gestreuten personengeschichtlich orientierten Projekten seien hier nur exemplarisch genannt die Neue Deutsche Biographie, die Deutsche Biographische Enzyklopädie, die Universität Heidelberg 1, die Kommission für Schrift- und Buchwesen bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die Poggendorf-Redaktion der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, das Australian Dictionary of Biography der Australian National University of Canberra. Für das 19. Jahrhundert warten bereits weitere Interessenten mit Hoffnung auf Unterstützung, wie z. B. das von Erhard Lange bearbeitete Handbuch über den parlamentarischen Rat oder das im Deutschen Literaturarchiv des Schiller-Nationalmuseums Marbach entstehende Internationale Germanisten1exikon 1800 - 19502 • Dieses pragmatische Bedürfnis kreuzte sich mit dem Standort der Ludwig-Maximilians-Universität in der fortgeschrittenen allgemeinen universitätsgeschichtlichen Forschungssituation. Manches ist bereits getan, vieles aber harrt noch der Bearbeitung, ist freilich abhängig von dem auf Universitätsebene gewährten Forschungsspielraum für I Bis zum vorläufigen Abschluß des Heidelberger Gelehrtenlexikon, bearb. von Dagmar Drüll, 2 Bde. 1803-1932, 1652-1802, Berlin 1986, 1991. 2 Christoph König, Die Wissenschaftsgeschichte und ihre Dokumentation. Das Marbacher Projekt eines Internationalen Germanistenlexikons 1800 bis 1950, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 21 (1996) 57 - 90.
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entsprechend interessierten wissenschaftlichen Nachwuchs. Die 1937 durch Götz Frhr. von Pölnitz ins Leben gerufene und seither international genutzte Matrikeledition für die Universität Ingolstadt konnte dank der Kooperation zwischen dem Universitäts-Archiv und der Universitätsbibliothek München 1984 abgeschlossen werden 3 durch die bei den Bearbeiter Rainer A. Müller, den vonnaligen Wissenschaftlichen Mitarbeiter beim Lehrstuhl der Unterzeichneten (seit vielen Jahren Professor in Eichstätt), und Ladislaus Buzas, den seinerzeitigen Direktor der Universitätsbibliothek München; verstorben am 2. 10. 1997, kann er leider die Veröffentlichung dieses Werkes, das seinem Personen- und Ortsregister der Ingolstädter Gesamtmatrikel viel verdankt, nicht mehr erleben, aber sein Einsatz für die Geschichte unserer Alma Mater4 bleibt unvergessen. Inzwischen hat eine Vielfalt universitätsgeschichtlicher Untersuchungen für München, für den weiteren bayerischen, für den deutschen und den internationalen Raum die fundamentale Bedeutung der Personenforschung, insonderheit für die interdisziplinäre natur- und geistesgeschichtlichorientierte Wissenschaftsgeschichte, erhärtet. Um so unabdingbarer drängte es sich als notwendig auf, für die drei örtlichen Stationen der Ludovico Maximilianea das längst überholte Professoren-Verzeichnis von earl Prantl 5 abzulösen, zu ergänzen und fortzusetzen durch ein dem heutigen Forschungsniveau angepaßtes personengeschichtliches Handbuch. Als dritte Ptovokation zur Inangriffnahme dieses biographischen Nachschlagewerkes wirkten die Jubiläen, die sich für die Münchener Universität um die bevorstehende Jahrtausendwende konzentrieren. Im Jahr 1997 gedachte unsere Alma Mater ihres 525. Stiftungstages; das Universitäts-Archiv wurde sich ohne Feierlichkeit seines 500. Geburtstages (erste Nachricht 1497) bewußt. In den Jahren 2000/2002 steht bevor die Memoria zur ersten Translokation der Universität und Neudotierung in Landshut vor 200 Jahren sowie zum 175. Jahrestag des Festaktes zur Eröffnung 1826 in der Residenzstadt des jungen Königreichs Bayern; übrigens wird das Universitäts-Hauptgebäude an der 1822 getauften Ludwigstraße zur Jahrtausendwende 160 Jahre alt. Von jeher hat der Rhythmus von Jubiläen in Universitäten und Akademien zur wissenschaftlichen rechenschaftlichen Erinnerung angetrieben und günstigenfalls auch beigetragen nicht nur zur ideellen, sondern auch zur finanziellen Förderung der Erforschung 6 . Wenn die Veröffentlichung dieses Handbuchs das Erscheinungsjahr 1998 aufweist - nachdem jedoch im Laufe des Jahres 1997 in München, Ingolstadt und Landshut des Stiftungsjahres 1472, freilich im gebührenden Vierteljahrhundert-Fonnat gegenüber der großen fünften Säkularfeier 1972, gedacht wurde? -, so mag der Historiker sich entsinnen, daß die Jubiläumsgabe zur dritten Säkular3 Die Matrikel der Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt-Landshut-München, Teil I: Ingolstadt, hg. von Götz Frhr. von Pölnitz, Bde. 1- III/l (1472 - 1750), München 1937/41; ab Bd. III/2 hg. von Laetitia Boehm, Bd. IIII2 (1750-1800) bearb. von Rainer A.Müller, München 1979; Bd. IV (Personenregister) und Bd. V (ürtsregister) bearb. von Ladislaus Buzas, München 1981, 1984; Teil 2: Landshut, hg. von Laetitia Boehm, bearb. von Rainer A.Müller, München 1986. 4 So auch das von L. Buzas initiierte, aufgrund der Akten des Universitäts-Archivs erarbeitete Verzeichnis der Doktoren und Dissertationen der Universität 1472- 1972 (zum Titel vgl. Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur) sowie seine Bibliographie zur Geschichte der Universität IngolstadtLandshut-München 1472 - 1982, München 1984, die der Fortführung harrt. 5 earl von Prant!, Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt-Landshut-Münehen, Bd. 2, München 1872, Ndr. Aalen 1968. 6 Winfried Müller, "Erinnern an die Gründung". Stiftungsfeste, Universitätsjubiläen, Universitätsgeschichte, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 1998 (im Druck). 7 In München: Stiftungsfest am 28. Juni 1997 mit Festrede des Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Münchener Professors Wolfgang Frühwald zum Thema: Im Kern gesund? Zur Instrumentalisierung der Universitäten seit den sechziger Jahren. - In Ingolstadt: am 6. Juli 1997
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feier 1772 von IN. Mederer erst mit einem Jahrzehnt Verzögerung erschien, nichtsdestoweniger oder gerade vielleicht wegen der Ausreifung des wichtigen vierten Bandes (Codex diplomaticus) bisher über zwei Jahrhunderte hin unentbehrlich geblieben ist und auch bleiben wird. Mit einem biographischen Projekt als solchem besetzt die Universität München freilich im Reigen der deutschen Hochschulen längst keine Vorreiterrolle mehr. Es existieren bereits eine Mehrzahl von unterschiedlich (als Personalbibliographien, Dozentenverzeichnisse mit Amtsdaten, ausgewählte Einzelbiographien oder Lebensskizzen berühmter Gelehrter) gestalteten prosopographischen Publikationen, die allerdings meist auf bestimmte Teilperioden oder / und Fakultäten begrenzt sind. Für die älteren Universitäten denkt man beispielsweise an die einschlägigen Veröffentlichungen zu Heidelberg, Basel, Tübingen, Freiburg, Mainz; unter den jüngeren altdeutschen Universitäten erhielten u. a. Gießen, Kiel, Göttingen wichtige personengeschichtliche Studien. Derzeit schreiten sozialgeschichtliche Untersuchungen fort auf dem Wege zu kollektivbiographischen Auswertungen eruierter Personen-Daten für das 19. Jahrhundert8 . Als historisch umfassendes Kompendium mit über reine Daten-Systematik hinausgreifenden Kurzbiographien sei hier erwähnt der Catalogus Professorum Academiae Marburgensis, der die Lehrer der 1527 gegründeten Philipps-Universität von den Anfängen bis 1971 erfaßt9 . Indes hat das hiermit vorgelegte biographische Handbuch den meisten bisherigen Typen universitärer Personengeschichte gegenüber einige Spezifika aufzuweisen. Es umfaßt, soweit die Quellen es erlauben, das gesamte Lehrpersonal aller in Ingolstadt und Landshut unterrichteten Disziplinen in Einzeldarstellungen, die nicht nur örtliche bzw. institutionelle Amtsdaten registrieren, sondern die Personen jeweils biographisch ganzheitlich beleuchten, selbst wenn sie nur so kurzzeitig an der Universität verweilten wie z. B. der Humanist Reuchlin. So können aus den Lebensläufen auch die Wanderbewegungen von Autoritäten und Wissenschaften sowie die regionalen und internationalen Vernetzungen zwischen den gelehrten Schulen Alteuropas untereinander oder auch zwischen Hohen Schulen und Berufswelt in Kirche, Staat, Stadt, an Höfen etc. greifbar werden. Insgesamt wurden den Verfassern zwar einige normative Richtlinien für Form und Inhalt vorgegeben (wie u. a. zur exakten Ermittlung von Herkunfts-, Lebens- und Amtsdaten, Grundkategorien für den Umfang), im übrigen jedoch stilistische und gestalterische Freiheit für die historische Würdigung gelassen. Das hat der Sammlung von Lebensskizzen eine eigene Note verliehen, die vielleicht nicht nur positives Echo finden wird. Bei der pflichtgemäßen Korrektur-Lektüre des Ganzen - so wie wohl kein künftiger Eröffnung einer Ausstellung im Stadtmuseum "Der Gelehrtenschatz - 525 Jahre Universität Ingolstadt, Landshut, München" mit einleitendem Festvortrag von Laetitia Boehm, Alltag und Festkultur einer gelehrten Korporation, abgedruckt in: Bayemspiegel (München) 1997, Nr. 5, 1 ff. - In Landshut: Ausstellung im Stadtmuseum Landshut vorn 25. September bis 12. Oktober 1997, begleitet durch einen kleinen Sammelband von Beiträgen, hg. von Franz Niehoff, Porzellanpfeifen. Bilder zur Lebenswelt der Studenten in Landshut und München im 19. Jahrhundert. Katalog zur Ausstellung (bearb. von Martin Schütz), Landshut 1997. 8 Marita Baumgarten, Professoren und Universitäten im 19. Jahrhundert. Zur Sozialgeschichte deutscher Geistes- und Naturwissenschaftler, Göttingen 1997 (Eingrenzung auf Philosophische Fakultäten der Universitäten Berlin, München, Göttingen, Heidelberg, Kiel, Gießen); Petra Emundts-Trill, Die Privatdozenten und Extraordinarien der Universität Heidelberg 1803 -1860, Frankfurt a.M. 1997 (mit Kurzbiographien der 141 Privatdozenten). 9 Catalogus Professorum Academiae Marburgensis. Die akademischen Lehrer der Philipps-Universität Marburg. Bd. I: 1527 -1910, bearb. von Franz Gundlach, Marburg 1927; Bd. II: 1911-1971, bearb. von Inge Auerbach, Marburg 1979.
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Benutzer den Band als Buch "durchlesen" wird - stellten sich auch Nachdenklichkeiten . ein. Sicherlich wird den Kritiker so manche (naturgemäß auch, aber nicht nur quellenund forschungsbedingte) Ungleichgewichtigkeit der Artikel stören; würde doch strengere Systematik der Daten-Darbietung raschere Auswertung für Kollektivfragen erleichtern. Der Charakter des Werkes abstrahiert die Daten nicht, wie Dozentenverzeichnisse, als reines Funktionsmaterial, sondern beließ dort, wo unser Wissen ausreichte, den einzelnen Lebensläufen trotz biographischer Komprimierung ihre personale Unverwechselbarkeit, welche ja letztlich auch die historische Individualität der Universitas magistrorum im Laufe ihrer vielen Alltage prägte. So hat also die konzeptuelle Liberalität gegenüber den Autoren es bedingt, daß dieser Sammelband funktional offen ist für ambivalente Nutzung. Von diesem Gestaltungskonzept wohlbegründet formal abweichend beansprucht methodisches Eigengewicht der Beitrag von Christoph Schöner, aufschlußreich für die Strukturgeschichte der Artistenfakultät in ihrem ersten Halbjahrhundert, d. h. bis zur Einrichtung besoldeter Fachlekturen: er konnte 359 bisher meist anonym gebliebene lehrende Magistri mit Amtsdaten erstmals aus den Akten ins Licht erheben. Mediaevisten wissen um das komplexe quellenbedingte Forschungsdefizit bezüglich der ältesten Artistenfakultäten gerade im Hinblick auf die Personengeschichte. Für die institutionelle Seite der Ingolstädter Magisterkollegien konnte Schöner an die Arbeiten von Arno Seifert (f) anknüpfen; im übrigen fügt sich das Magister-Verzeichnis ein in die flankierenden Initiativen zur Geschichte der Artisten im Rahmen der vor einigen Jahren in Bern begründeten "Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschafts geschichte" und stellt sich neben das von R. C. Schwinges und K. Wriedt erarbeitete Bakkalarenregister der Universität Erfurt lO • In Anbetracht des Sachverhalts, daß die Erarbeitung dieses Bandes nicht als Drittmittelprojekt erfolgte, sondern sich der keineswegs üppigen materiellen und personellen Ressourcen des Lehrstuhls für Bildungs- und Universitäts geschichte bediente, sei bei den Danksagungen die Priorität dem hohen Engagement der Mitherausgeber und Mitarbeiter eingeräumt, die auch über manche Wechselfälle ihrerlebensberuflichen Situation hinweg der Sache treu geblieben sind. Mein besonderer Dank gilt dem engeren Team der Redaktion: Herrn Kollegen Winfried Müller, der über seine Habilitation hinweg während der Lehrstuhlvertretungen in München und in Bonn die Betreuung des Bandes bis hinein in die Endkorrekturphase verantwortlich wahrgenommen hat. Er teilte sich darin mit Herrn Michael Schaich M.A., der den Autoren durch manche Briefe, Mahnungen und Korrekturgespräche bekannt ist, vor allem aber in der Stille zum Start des Unternehmens ServiceLeistungen an die Autoren versandte und während der Manuskript-Eingänge weitdimensionierte Nachrecherchierungen namentlich zu den biobibliographischen und den Literatur-Anhängen der Artikel besorgte, abgesehen von den aufwendigen, aber nötigen formalen Überarbeitungen, Aufdeckung etwaiger Widersprüche etc. Das Gesamt-Manuskript des Bandes wurde für den Satz formgerecht neu erstellt. Bei allen redaktionellen Arbeiten haben auch studentische Hilfskräfte mitgewirkt. Hier verdient offiziellen Dank Herr Robert Larsson-Folger M.A., der eine Reihe von Artikeln verfaßt hat oder wegen wissenschaftlicher Teil-Bearbeitung eine Mehrzahl von Beiträgen mitzeichnet. Nicht weniger Dank gilt Frau Susanne Müller M.A., die in freiwilliger Weise vor allem während der arbeitsintensiven Endphase der Korrekturen die Redaktion und die Zusammenarbeit der Herausgeber aktiv unterstützt hat. Welch diffizile und anspruchsvolle Aufgabe schließlich 10 Rainer C. Schwinges/Klaus Wriedt (Hg.), Das Bakkalarenregister der Artistenfakultät der Universität Erfurt 1392-1521, Jena-Stuttgart 1995; vgl. auch R. C. Schwinges (Hg.), Gelehrte im Reich. Zur Sozial- und Wirkungsgeschichte akademischer Eliten des 14. bis 16. Jahrhunderts (= Zeitschrift für Historische Forschung, Beiheft 18), Berlin 1996.
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einem Bearbeiter des die Artikel des Gesamtwerks erschließenden Registerteils zufällt, versteht sich von selbst: Herr Kollege Helmut Zedelmaier hat die Erstellung des Personen- und des Ortsregisters dankenswerterweise neben seinen ersten Privatdozenten-Verpflichtungen übernommen. Allen Autoren - insgesamt sind es 63 (einschließlich der Herausgeber), Fachhistoriker und Wissenschaftshistoriker verschiedener Fakultäten und Disziplinen -, die mit fachlicher Kompetenz teils kurze, teils längere, teils einzelne, teils aber auch eine Mehrzahl oder gar Vielzahl von Artikeln beigesteuert haben, gebührt aufrichtiger sehr herzlicher Dank für die Mitarbeit, denn ohne sie wäre das Werk nicht gediehen; denjenigen, die ihre Manuskripte rechtzeitig (nur subjektiv gesehen vielleicht "zu früh") abgeliefert haben, Dank für ihre Geduld des Wartens auf Nachzügler, diesen letzteren Dank für ihre Nachsicht bei manchmal harschen Mahnungen. Es ist nicht selbstverständlich, daß eine so große Zahl freier Mitarbeiter so viel Zeit und Kraft für teilweise doch mit recht ausgedehnten forscherlichen Bemühungen verbundene Beiträge investiert - und dies zudem sozusagen für Gottes Lohn! Denn keiner der an diesem Band Beteiligten erhält ein Honorar. Auch hierbei bestätigt sich die - zumindest materiell wenig einträgliche - heutzutage mehr denn je auf Idealismus angewiesene Situation der Geisteswissenschaften. Der Lehrstuhl für Bildungs- und Universitätsgeschichte muß sich mit der Emeritierung der Unterzeichneten im April dieses Jahres verabschieden, da die Universitätsgremien wegen der gravierenden allgemeinen Haushaltsnot einer geistesgeschichtlich verankerten Sachdisziplin "Wissenschaftsgeschichte und Universitätsgeschichte" neben stärker ausbildungsbezogenen historischen Epochenfächern keinen notwendigen Bedarf auf C 4-Ebene zubilligten - obwohl Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte derzeit international in Blüte steht, und obwohl sie in München künftig als C 3-Professur beteiligt sein wird an dem neubegründeten, von den drei Münchener Wissenschaftlichen Hochschulen und der Forschungsstelle des Deutschen Museums getragenen, bisher allerdings ohne Etat nackten "Münchener Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte", das gleichwohl sein reizvolles interdisziplinäres Aufgabenprogramm sobald als möglich startet. Die Fortführung der Reihe Ludovico Maximilianea, deren hiennit in der Abteilung Forschungen vorgelegter 18. Band beim Lehrstuhl erarbeitet wurde, wird durch den Wegfall des Lehrstuhls jedoch derzeit nicht gefährdet. Diese Reihe, von der Begründung an bekanntlich herausgegeben vom Universitäts-Archiv, ist kein Attribut des Lehrstuhls, auch wenn mit "ernährt" von den im Lehrstuhlbereich betreuten Dissertationen, jedoch grundsätzlich offen für alle, von wem auch im Rahmen unserer Universität verfaßten oder angeregten, qualitätsentsprechenden und thematisch einschlägigen Arbeiten zur deren Geschichte. Teil 11 des Biographischen Lexikons für die Münchener Epoche ab 1826 befindet sich - auch aus arbeitstechnischen Gründen (Archivalien der Personalia) - in Bearbeitung unter der Regie des Universitäts-Archivs selbst, redaktionell betreut vom Dienststellenleiter Dr. Wolfgang Smolka. Unterzeichnete wird vorläufig noch als Vorstand des Universitäts-Archivs die Arbeiten für die universitätsgeschichtliche Veröffentlichungs-Reihe weiterführen und in nächster Zukunft vorantreiben. Es sind auch weitere Bände in beiden Abteilungen, Forschungen und Quellen, vorgesehen. Ein um so nachdrücklicheres Dankeswort richtet sich im Namen auch meiner Herausgeberkollegen an das Rektoratskollegium und an die zentrale Verwaltung der Universität München, insonderheit an die Haushaltskommission mit ihrem Vorsitzenden, Herrn Kanzler Dr. Hendrik Rust, dessen stets aufmerksames Ohr für die Belange der Universitätsgeschichte die zeitbegrenzte Beschäftigung von Herrn M. Schaich als Wissenschaftlicher
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Angestellter ennöglichte. Dem Rektor, Magnifizenz Andreas Heldrich, ist zu danken für das befürwortende Votum als 11. Vorsitzender der Gesellschaft von Freunden und Förderem der Universität München e.V., die 1997 ebenfalls ein - für die Universität bedenkenswertes - Gründungsjubiläum feiern konnte: 75 Jahre Wirtschaftshilfe für die Wissenschaft. Der Münchener Universitätsgesellschaft und ihrem I. Vorsitzenden, Herrn Dr. Detlef Schneidawind, sei auch im Namen der Mitherausgeber ausdrücklicher Dank entboten dafür, daß sie das Erscheinen dieses Handbuches ohne bürokratische Hürden großmütig und großzügig gefördert hat, wie sie auch den im Auftrag des Rektoratskollegium im Universitäts-Archiv entstandenen, in deutscher und englischer Textversion 1995 veröffentlichten Bildband "Ludwig-Maximilians-Universität München" ennöglicht hatte. An dieser Stelle sei auch der Bayerischen Einigung e. V. und ihrem Präsidenten, Herrn Rechtsanwalt Florian Besold, sowie im besonderen dem Stiftungsrat der von ihr getragenen Bayerischen Volks stiftung ein sehr herzliches Dankeschön gesagt für die mäzenatische Unterstützung unserer Bemühungen. Last but not least sei wiederum, und diesmal in spezieller Weise, der Dankbarkeit Ausdruck verliehen für die gute Zusammenarbeit mit dem geschäftsführenden Gesellschafter des Verlages Duncker & Humblot, Herrn Professor Dr. iur. h. c. Norbert Simon, und mit den Verlagsabteilungen, wobei mir die Erwähnung von Herrn Dieter H. Kuchta, dem langjährigen Leiter der Herstellungsabteilung, ein persönliches Anliegen ist. Möge dieses Buch, das sich als forscherliche Dienstleistung für die Forschung auf den verschiedenen Feldern von Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte, Sozial- und Kulturgeschichte versteht, dazu beitragen, Profil und Leistung der ehedem einzigen bayerischen Landesuniversität für die Entfaltung der Wissenschaften in regionalen wie internationalen Bezügen vom Spätmittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert zu erhellen. Im Januar 1998
Laetitia Boehm
Redaktionelle Vorbemerkung Mit 1031 Einzelartikeln und der als Anhang aufgenommenen Liste der 359 "magistri regentes" der Artistenfakultät, die während ihres Studiums der Medizin, Jurisprudenz oder Theologie als Lehrer der Propädeutika, teils auch als Bursenkonventoren oder Präzeptoren tätig waren, präsentiert der erste Band des "Biographischen Lexikons der Ludwig-Maximilians-Universität München" das gesamte Lehrpersonal der Ingolstädter und Landshuter Epoche. Für die Jahre zwischen 1472 und 1826 wird somit eine in dieser Vollständigkeit bislang nicht vorliegende Geschichte der bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts einzigen bayerischen Landesuniversität in biographischen Einzeldarstellungen gegeben, die sich zugleich als ein Beitrag zur allgemeinen Wissenschaftsgeschichte in ihren nationalen und internationalen Bezügen versteht - dozierten in Ingolstadt doch Gelehrte aus Italien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden und aus den Ländern Ostmitteleuropas, und bestanden doch stets intensive Wechselbeziehungen zwischen den Studienzentren im Alten Reich und im weiteren Europa. Die Karriereverläufe spiegeln die Vernetzungen der akademischen Welt mit den Höfen, staatlichen und kirchlichen Kanzleien und Behörden, städtischen Magistraten in den zunehmend sich akademisierenden Gesellschaften der frühen Neuzeit wider. Aufgrund der starken Präsenz des Jesuitenordens an der Universität Ingolstadt, der seit 1549 sukzessive Lehrstühle übernahm, ferner dann aufgrund der Lehrtätigkeit der Prälatenorden nach 1773 - dem Jahr der Aufhebung der Societas Jesu - gewinnt das vorliegende Handbuch zugleich für die Geschichte der religiösen Orden in der frühen Neuzeit Relevanz. Um allen angesprochenen Aspekten gerecht zu werden, wurde bei der Abfassung der Artikel nicht die ganz knappe Form angestrebt. Wo nötig, wurde auch der ausführlicheren Darstellung Raum gegeben, die sich in prominenten Fällen der Form des biographischen Essays annähert. Die Erhebung des biographisch erfaßten Personenkreises erfolgte auf der Grundlage der Klassiker der Ingolstädter Universitätsgeschichte - Johann Nepomuk Mederer, Michael Permaneder, earl von Prant! -, des weiteren auf der Auswertung der mittlerweile annähernd 20 Bände, die seit 1971 in der von Johannes Spörl und Laetitia Boehm begründeten und herausgegebenen Reihe "Ludovico Maximilianea" vorgelegt wurden. In einem weiteren Schritt wurden schließlich auch Akten befragt, wobei für die Frühzeit der Ingolstädter Universitätsgeschichte der Kreis der Lehrenden erheblich erweitert werden konnte. Einige wenige in der älteren Literatur geführte Namen mußten freilich auch ausgeschieden werden, da sich eine Lehrtätigkeit an der Universität nicht nachweisen ließ. Es wurden allerdings all jene aufgenommen, für die eine Voriesungstätigkeit zumindest vermutet wird bzw. die - auch wenn sie nicht offiziell in Diensten der Universität standen - in Ingolstadt lehrten (z. B. Johannes Aventin) oder die in der Gründungsphase für die institutionelle Entwicklung der Universität von Bedeutung waren (vgl. z. B. Johann Heberer und Lukas Praun). Zum formalen Aufbau der biographischen Artikel nur einige kurze Anmerkungen: Das Kopfregest enthält im Regelfall zumindest die biographischen Eckdaten (Geburts- bzw. Tauftag, Geburtsort, Sterbetag und -ort, Begräbnisort). Sofern möglich wurden auch Hinweise auf Verehelichungen und zu den Eltern bzw. zur sozialen Herkunft aufgenommen.
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Redaktionelle Vorbemerkung
Ausgewiesen wird ferner die Mitgliedschaft in einem religiösen Orden. Angaben zur Konfession wurden für die Ingolstädter Epoche aufgrund der eindeutigen konfessionellen Festlegung der bayerischen Herzöge als obsolet erachtet. Sie schienen erst für die Landshuter Epoche der Universität 1800-1826, als sich Bayern zum konfessionell paritätischen Staat wandelte, sinnvoll. - Im darstellenden Textteil wird dann der Karriereverlauf nachgezeichnet und ein Beitrag zur wissenschaftshistorischen Einordnung geleistet; häufig wurde dabei auf ungedruckte Quellen zurückgegriffen. Im Interesse der Lesbarkeit wurde verknappender Telegrammstil ebenso vennieden wie ein Zuviel an Abkürzungen. Für letztere gilt im übrigen, daß sie prinzipiell nur in der Grundfonn verwendet werden, d. h., Kennzeichnungen etwa des Genitivs oder des Plurals unterblieben (E. statt E.s, Prof. sowohl für Professor als auch für Professoren). - Unter der Rubrik Q finden sich in erster Linie Hinweise auf ungedruckte Quellen. Vor allem Bestände des Archivs der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Bayerischen Hauptstaatsarchivs sowie der Handschriften- und Nachlaßabteilungen der Bayerischen Staatsbibliothek München sowie der Universitätsbibliothek München, daneben aber auch Materialien in Ordens- und Diözesanarchiven waren hier zu vennerken. Gelegentlich findet sich auch ein Verweis auf Quellenverzeichnisse (Q) in der Literatur. - Zur Rubrik Werke (W) ist zunächst einmal grundsätzlich zu bemerken, daß im behandelten Zeitraum die Lehrtätigkeit an der Universität vielfach nur eine Ausbildungsstation war; das gilt für die in der Artistenfakultät lehrenden Magister, die parallel dazu an einer höheren Fakultät studierten, genauso wie für die zahlreichen Jesuitenprofessoren, die von ihrem Orden kurzfristig im Rahmen des Magisteriums bzw. der Ausbildung zum Theologen im Lehramt eingesetzt wurden. Mit der forschungs- und publikations orientierten Wissenschaftspraxis der universitätsgeschichtlichen Modeme hat eine solche zeitlich oft sehr knapp bemessene und primär auf Wissensvennittlung angelegte Tätigkeit natürlich nichts gemein, und entsprechend müssen wir auch den Charakter vieler Werke bzw. überhaupt das Fehlen von Werken bewerten. Als zweites gilt für die Rubrik "Werke", daß grundsätzlich keine vollständigen Personalbibliographien angestrebt wurden, sondern lediglich eine ins Ennessen der Bearbeiter gestellte charakteristische Auswahl. Wo möglich, wurde auf Werkverzeichnisse verwiesen (W). Schließlich noch der fonnale Hinweis, daß aus den Original publikationen nicht hervorgehende redaktionelle Ergänzungen bei den bibliographischen Angaben durch [eckige Klammem] gekennzeichnet wurden. Bei Disputationen wurden der Vorsitzende und der Respondent nach Möglichkeit namentlich ausgewiesen. - Der für die Werke geltende Auswahlcharakter gilt im Regelfall auch für das sich anschließende Literaturverzeichnis. Hier wird zunächst auf die biographischen Standardwerke (ADB, NDB, DBA) hingewiesen, weitere Literatur wird dann in der Regel chronologisch nach dem Jahr des Erscheinens aufgelistet. Die für die mehrfach verwendete Literatur eingeführten Kurztitel sind mit den vollständigen bibliographischen Angaben einem eigenen Verzeichnis zu entnehmen. - Bleibt als letztes die Rubrik Porträts zu erwähnen, die relativ häufig unausgefüllt bleiben mußte. Gleichwohl schien es den Herausgebern wichtig, mit einer bislang erst ansatzweise geleisteten Erfassung der Porträts der in Ingolstadt und Landshut lehrenden Personen zu beginnen. Sofern sich die recherchierten Porträts in Werken und in der Literatur nachweisen ließen, wurde dies mit dem Hinweis (P) kenntlich gemacht. Die Lemmata und die Liste der "magistri regentes" werden durch ein Personen- und Ortsregister erschlossen, wobei der Umfang des vorliegenden Bandes und des in ihm präsentierten Datenmaterials im Hinblick auf Benützbarkeit und Arbeitsaufwand eine pragmatische Vorgehensweise erforderte. Über Details infonnieren die Vorbemerkungen zu den Registern von Helmut Zedelmaier.
Redaktionelle Vorbemerkung
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Mit der Fertigstellung des ersten Bandes des "Biographischen Lexikons der LudwigMaximilians-Universität München" verbindet sich der Wunsch, daß der auf den folgenden Seiten teils ausgebreitete, teils nur angedeutete universitäts- und wissenschaftshistorische Reichtum der Ingolstädter und Landshuter Universitätsgeschichte zu weiteren Forschungen anregt. Wenn sich dabei - ungeachtet der Sorgfalt aller Mitarbeiter und der redaktionellen Betreuer dieses Bandes - Ergänzungen und Berichtigungen ergeben, sind diese willkommen. Mitteilung wird in diesem Fall erbeten an das Archiv der Ludwig-Maximilians-Universität München, Stichwort: Biographisches Lexikon I, Geschwister-SchollPlatz 1, 80539 München. Winfried Müller
Michael Schaich
Verzeichnis der Mitarbeiter Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, Kassel Prof. Dr. Laetitia Boehm, München Dr. Lorenz Böninger, Florenz Lic. theol. Johannes Bucej M.A., München Dr. Engelbert M. Buxbaum, Bad Reichenhall Cajetan Cosmann M.A., München Prof. Dr. Harald Dickerhof, Eichstätt Elisabeth Droß M.A., München Dr. Andreas Edel, Regensburg Karl Engleitner M.A., Rittergut Willershausen bei Herleshausen Karl Faußner, Weilheim Dr. Monika Fink-Lang, München Priv.-Doz. Dr. Helmut Flachenecker, Göttingen Prof. Dr. Franz Fuchs, Regensburg Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, Koblenz Prof. Dr. Dr. Christa Habrich, IngolstadtlMünchen Prof. Dr. Ludwig Hammermayer, Ingolstadt Peter Harnisch, München Dr. Franz Heiler, Eichstätt Priv.-Doz. Dr. Reinhard Heydenreuter, München Dr. Siegfried Hofmann, Ingolstadt Reimar Huber M.A., Halle Dr. Ursula Huber, München Dr. Comelia Jahn, München Michael Kamp M.A., München Dr. Winfried Kausch, München Prof. Dr. Fritz Krafft, Marburg Prof. Dr. Ferdinand Kramer, Eichstätt Prof. Dr. Andreas Kraus, Schondorf I Obb. Dr. Hans-Christof Kraus, Speyer
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Verzeichnis der Mitarbeiter
Dr. Heinrich C. Kuhn, München Prof. Dr. Maximilian Lanzinner, Passau Robert Larsson-Folger M.A., Madison, Wisc., USA Dr. Thomas Link, Würzburg Priv.-Doz. Dr. Dr. Wolfgang Locher, München Priv.-Doz. Dr. Michael Menzel, München Prof. Dr. Jan-Dirk Müller, München Priv.-Doz. Dr. Dr. Ludger Müller, München Prof. Dr. Rainer A. Müller, Eichstätt Prof. Dr. Winfried Müller, München Dr. Martin Mulsow, München Dr. Florian Neumann, München Ulrich Neumann M.A., Bayreuth Dr. Wolfgang Piereth, München Dr. Uwe Puschner, Berlin Dr. Stefan Rhein, Bretten Prof. Dr. Dr. Johann Schäffer, Hannover Michael Schaich M.A., München Prof. Dr. Alois Schmid, München Dr. Christoph Schöner, Rom Dr. Beatrix Schönewald, Ingolstadt Martin Schütz M.A., München Prof. Dr. Peter Segl, Bayreuth Dr. Reinhard Stauber, München Agnes Toellner M.A., München Prof. Dr. Wolfgang Weber, Augsburg Prof. Dr. Manfred Weitlauff, München Dr. Silvia Wimmer, München Doris Wittmann M.A., Ingolstadt Dr. Helmut Wolff, Köln Prof. Dr. Franz Josef Worstbrock, München Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wüst, Augsburg Priv.-Doz. Dr. Helmut Zedelmaier, München
Abkürzungen Abt.
Abteilung
Akad., akad.
Akademie, akademisch
an.
anonym
ao.
außerordentlich
bayer.
bayerisch
BayHStAM
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München
Bd., Bde.
Band, Bände
Bearb.
Bearbeiter
BI., BlI.
Blatt, Blätter
BSB
Bayerische Staatsbibliothek München, Handschriftenabteilung
CanA
Augustiner-Chorherren
DAE
Diözesanarchiv Eichstätt
Ders.
Derselbe
Diss.
Dissertation, Dissertatio
Dr.
Doktor
Dr. iur. can.
Doctor juris canonici
Dr. iur. civ.
Doctor iuris civilis
Dr. iur. utr.
Doctor iuris utriusque
ebd.
ebenda
ev.
evangelisch
f.
folio
Fak.
Fakultät(en)
Hg.,hg.
Herausgeber, herausgegeben
isT.
israelitisch
Jg., Jgg.
Jahrgang,Jahrgänge
Jh.
Jahrhundert (nur im Literaturverzeichnis)
Jur., jur.
Jurisprudenz, juristisch
kath.
katholisch
kgl.
königlich
L
Literatur
M
Mutter
masch.
maschinenschriftlich
Med., med.
Medizin, medizinisch
o.
ordentlich
OAM
Ordinariatsarchiv der Erzdiözese München und Freising
OCist
Zisterzienserorden
XX
Abkürzungen
OESA
Augustinereremitenorden
OFM
Franziskanerorden
o.J.
ohne Jahr
0.0.
ohne Ort
OP
Dominikanerorden
OPraem
Prämonstratenserorden
OSB
Benediktinerorden
P
Porträt(s)
Phi!., phi!.
Philosophie, philosophisch
Priv.-Doz.
Privat-Dozent
Prof.
Professor(en)
pseud.
pseudonym
Q
Quellen, Quellenverzeichnis (im Literaturverzeichnis)
S.
Seite(n)
SJ
Societas Jesu
SoSe
Sommersemester
Staatswiss.
S taatswissenschaft(en)
Theo!., theo!.
Theologie, theologisch
u. a.
unter anderem
u. ö.
und öfter
UAM
Archiv der Ludwig-Maxilians-Universität München
UBM
Universitätsbibliothek München
Univ.
Universität(en)
unverh.
unverheiratet
V
Vater
W
Werke, Werkverzeichnis (im Literaturverzeichnis)
WiSe
Wintersemester
z. B.
zum Beispiel
Zs.
Zeitschrift
Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur ADB Allgemeine Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 55 Bde., München-Leipzig 1878 - 1912, Ndr. Berlin 1967 - 1971 AHSJ Archivum Historicum Societatis Jesu, Bd. 1 ff. (1932ff.) Baader, Baiem Klement Alois Baader, Das gelehrte Baiem oder Lexikon aller Schriftsteller, welche Baiem im XVIII. Jahrhunderte erzeugte oder ernährte, Bd. 1: A-K [mehr nicht erschienen], Nümberg 1804 Baader, Verstorb. Klement Alois Baader, Lexikon verstorbener baierischer Schriftsteller des 18. und 19. Jahrhunderts, 2 Bde., Augsburg-Leipzig 1824/25, Ndr. Hildesheim-New York 1971 Beckenbauer Alfons Beckenbauer, Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihrer Landshuter Epoche 1800 - 1826, München 1992 Beckenbauer, Univ.prof. Alfons Beckenbauer, Landshuter Universitätsprofessoren. Porträtstiche, Biographien und Würdigungen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zusammen mit einem Verzeichnis der von ihnen veröffentlichten Werke, Landshut 1970 (Sonderdruck aus der Beilage zum Amtlichen Schulanzeiger für den Regierungsbezirk Niederbayern, Heft 3 und 4, 1970) Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, hg. von A. Hirsch, durchgesehen und ergänzt von W. Haberling, F. Hübotter, H. Vierordt, 5 Bde., 3. unveränderte Auflage München-Berlin 1962 Boehm / Spörl I, 11 Laetitia BoehmlIohannes Spörl (Hg.), Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren Fakultäten, Bd. I, Berlin 1972, Bd. 2, Berlin 1980 Boehrn / Spörl, LMU Laetitia BoehmlIohannes Spörl (Hg.), Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt - Landshut München 1472-1972, Berlin 1972 Böhme, Prof. der phi!. Fak. Wemer Max Egbert Böhme, Die Professoren der philosophischen Fakultät an der Universität Ingolstadt im Zeitraum von 1721 bis l799, Diss. Erlangen 1975 Brandl Manfred Brandl, Die deutschen katholischen Theologen der Neuzeit. Ein Repertorium, Bd. 2: Aufklärung, Salzburg 1978 Buck August Buck, Der italienische Humanismus, in: Notker Hammerstein (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 1: 15.-17. Jahrhundert. Von der Renaissance und der Reformation bis zum Ende der Glaubenskämpfe, München 1996, 1- 56
XXII
Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur
Buzas Ladislaus Buzas, Geschichte der Universitätsbibliothek München, Wiesbaden 1972 Buzas-Resch Ladislaus Buzas/Lieselotte Resch, Verzeichnis der Doktoren und Dissertationen der Universität Ingolstadt-Landshut-München 1472 - 1970, 9 Bde., München 1975 - 1979 DBA Deutsches Biographisches Archiv (Microfiche-Edition), hg. von Bernhard Fabian, München-LondonNew York-Oxford-Paris 1982 DBAN.F. Deutsches Biographisches Archiv. Neue Folge bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts (MicroficheEdition), hg. von Willy Gorzny, München-London-New York-Oxford-Paris 1988 ff. DDC Dictionnaire de Droit canonique, hg. von Raoul Naz, 7 Bde., Paris 1935 - 1965 DeLuca Ignatz de Luca, Verzeichniß der itzigen Lehrer zu Innsbruck nebst ihren Lebensumständen, Schriften und Vorlesungen, in: Journal der Literatur und Statistik 1 (1782) 15 - 83 DHGE Dictionnaire d 'histoire et de geographie eccIesiastiques, 24 Bde., Paris 1912 - 1993 Dickerhof Harald Dickerhof, Dokumente zur Studiengesetzgebung in Bayern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Berlin 1975 Duhr Bernhard Duhr, Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge, Bd. I: Im 16. Jahrhundert, Freiburg i.Br. 1907, Bd. 11/1: In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Freiburg i.Br. 1913, Bd. II/2: In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Freiburg LBr. 1913, Bd. III: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, München 1921, Bd. IV 11: Im 18. Jahrhundert, München 1928, Bd. IV 12: Im 18. Jahrhundert, München 1928 Felder I Waitzenegger Franz Karl Felder (Hg.), Gelehrten- und Schriftsteller-Lexikon der deutschen katholischen Geistlichkeit, 3 Bde. und Indexbd. (ab Bd. 2 hg. von Franz Joseph Waitzenegger), Landshut 1817 -1830 Ferchl Georg Ferchl, Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804, in: Oberbayerisches Archiv 53 (19081 10) 1- 914,64 (1925) 1- 273 Freninger Franz Xaver Freninger, Das Matrikelbuch der Universität Ingolstadt - Landshut - München. Rectoren, Professoren, Doctoren 1472-1872, Candidaten 1772-1872, München 1872 Funk Philipp Funk, Von der Aufklärung zur Romantik. Studien zur Vorgeschichte der Münchener Romantik, München 1825 Gatz I Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648, Berlin 1996 Gatz 11 Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803, Berlin 1990
Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur
XXIII
Geist und Gestalt Geist und Gestalt. Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vornehmlich im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens, Bd. I: Geisteswissenschaften, München 1959, Bd. 2: Naturwissenschaften, München 1959, Bd. 3: Bilder, München 1959, Ergänzungsband / I. Hälfte: Gesamtverzeichnis der Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in den ersten beiden Jahrhunderten ihres Bestehens 1759 - 1959, München 1963 Gerber Horst Peter Gerber, Die Professoren der Philosophischen Fakultät der Universität Ingolstadt vor und nach ihrer Übernahme durch die Jesuiten. Ihre Schriften, Diss. Erlangen 1975 Gerl Herbert Gerl, Catalogus generalis provinciae Germaniae Superioris et Bavariae Societatis Jesu 15561773, München 1968 Gröber Konrad Gröber, Geschichte des Jesuitenkollegs und -gymnasiums in Konstanz, Konstanz 1904 Harnrnermayer, Akad. Ludwig Hammermayer, Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. I: Gründungs- und Frühgeschichte, Kallmünz 1959, Ndr. München 1983, Bd. 11: Zwischen Stagnation, Aufschwung und Illuminatenkrise 1769 - 1786, München 1983 Harnrnermayer, Ingolstadt Ludwig Harnrnermayer, Die letzte Epoche der Universität Ingolstadt. Reformer, Jesuiten, Illuminaten (1746-1800), in: Theodor Müller/Wilhelm Reissmüller (Hg.), Ingolstadt. Die Herzogsstadt - Die Universitätsstadt - Die Festung, Bd. 2, Ingolstadt 1974, 299 - 357 HdBG Handbuch der bayerischen Geschichte. Begründet von Max Spindler. Neu hg. von Andreas Kraus, Bd. 1, München 21981, Bd. 2, München 21988, Bd. 3.1, München 21979, Bd. 3.2, München 21979, Bd. 3.3, München 31995, Bd. 4.1, München 1974, verbesserter Ndr. 1979, Bd. 4.2, München 1975, verbesserter Ndr. 1979 HJb Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft, Bd. 1 ff. (l880ff.) Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt Hermann-Ludwig Georg Friedrich Högner, Philosophie und Medizin in Ingolstadt. Professoren der Philosophischen Fakultät von 1641 bis 1720, Diss. Erlangen 1976 Huber Ursula Huber, Universität und Ministerialverwaltung. Die hochschulpolitische Situation der LudwigMaximilians-Universität München während der Ministerien OeUingen-Wallerstein und Abel (18321847), Berlin 1987 Hurter Hugo Hurter, Nomenc1ator literarius recentioris theologiae catholicae, 5 Bde., Innsbruck 21892 - 1899 Huwiler Sebastian Huwiler, Das Professorenverzeichnis des Jesuiten-Kollegiums in Luzern (1573 - 1773), in: Der Geschichtsfreund 90 (1935) 131 - 264 Jesuiten in Bayern Die Jesuiten in Bayern. Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und der Oberdeutschen Provinz der Gesellschaft Jesu. Ausstellungskatalog der Staatlichen Archive Bayerns, hg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Weißenhorn 1991
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Verzeichnis der mit KurztiteIn zitierten Literatur
Jesuiten in Ingolstadt Die Jesuiten in Ingolstadt 1549 - 1773. Ausstellung des Stadtarchivs, der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek und des Stadtmuseums Ingolstadt, hg. vom Stadtarchiv Ingolstadt, Ingolstadt 1992 Jöcher Christian Gottlieb Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexikon, 4 Bde., Leipzig 1750/51 Jöcher / Adelung Christian Gottlieb Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Fortsetzungen und Ergänzungen von Johann Christoph Adelung (ab Bd. 3: Heinrich Wilhelm Rotermund), 7 Bde., Leipzig 1784-1897 Kallinich Günter Kallinich, 200 Jahre Pharmazie an der Universität Ingolstadt-Landshut-München, München 1960 Kausch Winfried Kausch, Geschichte der theologischen Fakultät Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert (1472- 1605), Berlin 1977 Kempter Friedrich Eckehard Kempter, Die Gutachten- und Urteilstätigkeit der Juristenfakultät IngolstadtLandshut-München in formeller und materieller Hinsicht, Diss. Mannheim 1975 Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache, hg. von Walter Killy, 14 Bde., GüterslohMünchen 1988 - 1993 Kleinstäuber Christian Heinrich Kleinstäuber, Ausführliche Geschichte der Studienanstalten in Regensburg 15381880. Zweiter Theil: Geschichte des kathol. Gymnasiums zu SI. Paul und des sich daraus entwickelnden Lyceums (1589 - 1811), in: VHOR N.F. 29 (1883) 75 - 160 Knod Gustav C. Knod, Deutsche Studenten in Bologna (1289 - 1562). Biographischer Index zu den Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis, Berlin 1899 Kobolt Anton Maria Kobolt, Baierisches Gelehrten-Lexikon, worinnen alle Gelehrte Baierns und der obern Pfalz ... mit ihren sowohl gedruckten als noch ungedruckten Schriften nach alphabetischer Ordnung beschrieben und enthalten sind, Landshut 1795 Kobolt, Erg. Maurus Grandershofer, Ergänzungen und Berichtigungen zum Baierischen Gelehrten-Lexikon, nebst Nachträgen, Landshut 1824 Koch Ludwig Koch, Jesuiten-Lexikon. Die Gesellschaft Jesu einst und jetzt, Paderborn 1934 Kraus, Historische Forschung Andreas Kraus, Die historische Forschung an der Churbayerischen Akademie der Wissenschaften 1759 - 1806, München 1959 Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung Andreas Kraus, Die naturwissenschaftliche Forschung an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Zeitalter der Aufklärung, München 1978 Kraus, Personal bibliographien Wolfgang Kraus, Personalbibliographien von Professoren der Artistenfakultät in Ingolstadt von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, Diss. Erlangen 1973
Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur
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Kurrus Theodor Kurrus, Die Jesuiten an der Universität Freiburg i.Br. 1620-1773, Bd. I, Freiburg i.Br. 1963, Bd. 11, Freiburg i.Br. 1977 Lanzinner Maximilian Lanzinner, Fürst, Räte und Landstände. Die Entstehung der Zentralbehörden in Bayern 1511 - 1598, Göuingen 1980 Leitschuh Max Leitschuh (Bearb.), Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München, Bd. 1: 1561/62-1679/80, München 1970, Bd. 2: 1680/81-1739/40, München 1971, Bd. 3: 17401 41 - 1829/30, München 1973, Bd. 4: 1830/31 - 1858/59, Register, München 1976 Liess Leonore Liess, Geschichte der medizinischen Fakultät in Ingolstadt von 1472 bis 1600, München 1984 Lindner August Lindner, Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktiner-Ordens im heutigen Königreich Bayern vom Jahre 1750 bis zur Gegenwart, 2 Bde., Regensburg 1880, Nachträge, Regensburg 1884 LThK2 Lexikon für Theologie und Kirche. 2. völlig neu bearbeitete Auflage, hg. von Josef Höfer und Karl Rahner, 10 Bde., Freiburg i.Br. 1957 -1965 LThK3 Lexikon für Theologie und Kirche. 3. völlig neu bearbeitete Auflage, hg. von Walter Kaspar mit Konrad Baumgartner, Horst Bürkle, Klaus Ganzer, Karl Kertelge, Wilhelm Korff, Peter Walter, Bd. I ff. Freiburg-Basel-Rom-Wien, 1993 ff. Matrikel LMU Die Matrikel der Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt-Landshut-München. Teil I: Ingolstadt, hg. von Götz Frhr. von Pölnitz (bis Bd. 11111), fortgeführt von Laetitia Boehrn (ab Bd. IIII2, bearb. von Rainer A. Müller, Bd. IV Personenregister von Ladislaus Buzas, Bd. V Ortsregister von Ladislaus Buzas), 5 Bde., München 1937 - 1984; Teil 2: Landshut, hg. von Laetitia Boehm, bearb. von Rainer A. Müller, München 1986 Mederer Johann Nepomuk Mederer, Annales Ingolstadiensis Academiae, Pars 1 - 4, Ingolstadt 1782 Meusel, Schriftst. Johann Georg Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller, 15 Bde., Leipzig 1802 - 1815, Ndr. Hildesheim 1967/68 Müller Winfried Müller, Universität und Orden. Die bayerische Landesuniversität Ingolstadt zwischen der Aufhebung des Jesuitenordens und der Säkularisation 1773 - 1803, Berlin 1986 Müller, Vorfeld Winfried Müller (Bearb.), Im Vorfeld der Säkularisation. Briefe aus bayerischen Klöstern 1794-1803 (1812), Köln-Wien 1989 Müller, Zech Ludger Müller, Kirche, Staat und Kirchenrecht. Der Ingolstädter Kanonist Franz Xaver Zech SJ (1692 - 1772), Regensburg 1986
XXVI
Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur
Muschard Paul Muschard, Das Kirchenrecht bei den deutschen Benediktinern und Zisterziensern des 18. Jahrhunderts, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 16 (1929) 477 - 596 NDB Neue Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kornrnission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1 ff., Berlin 1953 ff. Neuer Nekrolog Friedrich Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr ... Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen, 11 Bde., Gotha 1791 - 1806 Neumaier Klaus Neumaier, Jus publicum. Studien zur barocken Rechtsgelehrsamkeit an der Universität Ingolstadt, Berlin 1974 OA Oberbayerisches Archiv, Bd. 1 ff. (1839 ff.) Permaneder Michael Permaneder, Annales Almae Literarum Universitatis Ingolstadii Olim Conditae Inde Autem Primo Huius Seculi Initio Landishutum Posteaque Monachium Translocatae, München 1859 Poggendorff Johann C. Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch für Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie und verwandte Wissenschaftsgebiete, 6 Bde., Leipzig-Berlin 1863 -1939 Popp Walter Helmut Popp, Philosophie und Medizin. Professoren der Philosophie in Ingolstadt von 15601640, Diss. München 1978 Prantl Carl von Prantl, Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, Landshut, München, 2 Bde., München 1872, Ndr. Aalen 1968 Räß Andreas Räß, Die Convertiten seit der Reformation nach ihrem Leben und aus ihren Schriften dargestellt, 13 Bde., Freiburg i.Br. 1866 - 1880 Ranieri Filippo Ranieri (Hg.), Biographisches Repertorium der Juristen im Alten Reich. 16.-18. Jahrhundert, Bd. 1 ff., Frankfurt a.M. 1987 ff. Real Heinz Jürgen Real, Die privaten Stipendienstiftungen der Universität Ingolstadt im ersten Jahrhundert ihres Bestehens. Mit einem Beitrag von Amo Seifert: Das Georgianum 1494 - 1600. Frühe Geschichte und Gestalt eines staatlichen Stipendiatenkollegs, Berlin 1972 RGG Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, hg. von Kurt Galling, 7 Bde., Tübingen 3 1956 - 1962 Riezler Sigmund Riezler, Geschichte Baierns, 8 Bde., Gotha-Stuttgart 1880-1927 Rixner Thaddä Anselm Rixner, Geschichte der Studien-Anstalt zu Amberg; ein Beitrag zur Geschichte der bayerischen gelehrten Schulen, Sulzbach 1822
Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur
XXVII
Romstöck Franz Sales Romstöck, Die Jesuitennullen Prantl's an der Universität Ingolstadt und ihre Leidensgenossen. Eine biobibliographische Studie, Eichstätt 1898 Schärl Walter Schärl, Die Zusammensetzung der bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis 1918, Kallmünz 1955 Schaff Josef Schaff, Geschichte der Physik an der Universität Ingolstadt 1572 - 1800, Erlangen 1912 Scheglmann Alfons Maria Scheglmann, Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern, 3 Bde., Regensburg 1903 - 1908 Schmid Andreas Schmid, Geschichte des Georgianums in München. Festschrift zum 400jährigen Jubiläum, Regensburg 1894 Schmidt, Collegium Germanicum Peter Schmidt, Das Collegium Germanicum in Rom und die Germaniker. Zur Funktion eines römischen Ausländerseminars (1552 - 1914), Tübingen 1984 Schöner Christoph Schöner, Mathematik und Astronomie an der Universität Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert, Berlin 1994 Schwaiger Georg Schwaiger, Das Herzogliche Georgianum in Ingolstadt. Landshut. München 1494-1994, Regensburg 1994 Seifert Amo Seifert (Bearb.), Die Universität Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert. Texte und Regesten, Berlin 1973 Seifert, Schulwesen Amo Seifert, Das höhere Schulwesen, Universitäten und Gymnasien, in: Notker Harnmerstein (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 1: 15.-17. Jahrhundert. Von der Renaissance und der Reformation bis zum Ende der Glaubenskämpfe, München 1996, 197 - 374 Seifert, Statuten Amo Seifert, Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472-1586), Berlin 1971 SHVE Sammelblatt des historischen Vereins Eichstätt. Bd. 1 ff. (1886 ff.) SHVI Sammelblatt des historischen Vereins Ingolstadt. Bd. I ff. (1876 ff.) Sommervogel Carlos Sommervogel, Bibliotheque de la Compagnie de Jesus. Nouvelle Edition, 12 Bde .• Nachträge, Brüssel-Paris 1890 - 1960 Specht Thomas Specht, Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen (1549-1804) und der mit ihr verbundenen Lehr- und Erziehungsanstalten, Freiburg i.Br. 1902
XXVIII
Verzeichnis der mit Kurztiteln zitierten Literatur
Specht, Rektoren Thomas Specht, Die Rektoren der Universität Dillingen von 1650 - 1803, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen 12 (1899), 43 - 92 StMBO Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Bd. I ff. (1926 ff.) Strobel Ferdinand Strobel (Bearb.), Der Regularklerus. Die Gesellschaft Jesu in der Schweiz (Helvetia Sacra VII), Bern 1976 Studhalter Joseph Studhalter, Die Jesuiten in Luzern 1574 - 1652. Ein Beitrag zur Geschichte der tridentinischen Reform, Stans 1973 TRE Theologische Realenzyklopädie, hg. von G. Kramer und G. Müller, 23 Bde., Berlin-New York 19771993
Valentin Jean-Marie Valentin, Le Theatre des Jesuites dans les Pays de Langue Allemande (1554 - 1680), 2 Teile, Stuttgart 1984 Verfasserlexikon Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Wolfgang Stammler (Bd. I und 2) und Wo)fgang Langosch (Bd. 3 bis 5), 5 Bde., Berlin-Leipzig 1933 - 1955 Verfasserlexikon2 Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch. Zweite, völlig neu bearb. Auflage unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter hg. von Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock, Bd. I ff., Berlin-New York 1978 ff. VHOR Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. I ff. (l832ff.) Weitlauff Manfred Weitlauff, Die Anfänge der Ludwig-Maximilians-Universität München und ihrer Theologischen Fakultät in Ingolstadt (1472) und deren Schicksal im Reformationsjahrhundert, in: Peter Neuner I Manfred Weitlauff (Hg.), Theologie an der Universität. Zum 525. Stiftungsfest der LudwigMaximilians-Universität München (= Münchener Theologische Zeitschrift, Bd. 48), St. Ottilien 1997, 333 - 71 Wittelsbach und Bayern Hubert Glaser (Hg.), Wittelsbach und Bayern. Katalog der Ausstellung, Bd. HI 1,2: Um Glauben und Reich. Kurfürst Maximilian 1., München-Zürich 1980, Bd. IIII I, 2: Krone und Verfassung. König Max I. Joseph und der neue Staat, München-Zürich 1980 Wolff Helmut Wolff, Geschichte der Ingolstädter Juristenfakultät 1472 -1625, Berlin 1973 ZBLG Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Bd. 1 ff. (1928 ff.) Zürn I Speck Martin Zürn I Dieter Speck, Die doppelte Universität Freiburg i.Br. - Konstanz, in: Freiburger Universitätsblätter 140 (1998)
A Adelmann (Adlman, Adlmann), Balthasar, SJ, * 9.7. 1645 Eichstätt, t 27.12.1713 München. V Melchior, Wollmacher, Tuchwalker, Mitglied des Eichstätter Stadtrates, t vor Oktober 1657, M Maria.
Aufgrund eines Irrtums identifizierte A. Strauß die Eichstätter Tuchmacherfamilie A. mit dem berühmten schwäbischen Adelsgeschlecht der Adelmann von Adelmannsfelden - ein Fehler, der von Romstöck tradiert wurde. Wie seine Brüder Caspar und Joseph stammte A. tatsächlich aber aus dem bürgerlichen Milieu. Sein Vater war bereits verstorben, als er am 18. 10. 1657 in die Rudimenta des Eichstätter Jesuitengymnasiums aufgenommen wurde. Am 23. 10. 1663 immatrikulierte er sich als armer Student der Logik an der Univ. Ingolstadt. Nach dem Erwerb des Magisters in Phi!. trat er am 25. 8. 1666 in den Jesuitenorden ein. Nach Abschluß eines vieIjährigen Theo!.kurses am Ingolstädter Kolleg wurde er am 30. 3. 1676 in Eichstätt zum Priester geweiht. Seine erste Lehrtätigkeit absolvierte A. als Phi!.prof. am Jesuitengymnasium Luzem, 1681 wird er in der Ingolstädter Matrikel als ,,rhetorices professor" (am Kolleg bzw. akad. Gymnasium) geführt. 1688 übernahm A. an der Univ. Ingolstadt kurzfristig die Professur für Ethik. Von April bis November 1695 wirkte er als Präfekt der Univ. und des Gymnasiums Dillingen. Nach weiterer Tätigkeit in Amberg wurde er schließlich am 9. 10. 1703 zum pater spiritualis im Eichstätter Kolleg berufen. Er übte dieses Amt bis 1707 aus. Über seinen letzten Lebensabschnitt herrscht bis jetzt Unkenntnis. Die Tätigkeit im Orden ließ umfangreiche wissenschaftliche Aktivitäten nicht zu, lediglich eine Promotion in Luzem hält den Namen von A. fest. Dennoch bleibt seine Lehrtätigkeit in den Ordenshochschulen beachtlich. In seinem Nekrolog wird seine Vorliebe für Kontemplation und Gebet, für die Lektüre sowie seine seelsorgerische Betreuung kranker Ordensbrüder gerühmt. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, 0 12, 0 XI 26/1, 0 VI 18,0 VI 28; BayHStAM, Jesuitica 496, 499, 501, 504; DAE B 6, B 179; Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.st. 525. W Disputatio physico-metaphysica de anima rationali (Praes.; Resp.: J. A. Muller), Einsiedeln 1688. I Biograph. Hdb. I
L Mederer III 63; A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes quos Eichstadium vel genuit vel aluit, Eichstätt 1799, 14; Prantl I 506; Sommervogel I 53, VIII 1571; Romstöck 4; Matrikel LMU; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt I; H. Flachenecker. Bildungskarrieren von Bürgersöhnen in der Societas Jesu. Zur Geschichte der Eichstätter Familie A., in: SHVE 87 (1994) 137-47. H. Flachenecker
Adelmann (Adlman, Adlmann), Caspar (Gaspar, Kaspar), SJ, * 18. 1. 1641 Eichstätt, t 30. 9. 1703 Rottenburg. V Melchior, Wollmacher, Tuchwalker, Mitglied des Eichstätter Stadtrates, t vor Oktober 1657, M Maria.
Der wie seine gleichfalls als Prof. an der Univ. Ingolstadt tätigen Brüder Balthasar und Joseph einer Eichstätter Tuchwalkerfamilie entstammende A. besuchte ab 1658 das Eichstätter Jesuitengymnasium und wechselte - laut Ausweis der Univ.matrike1, die auch die Schüler der oberen Gymnasialklassen enthält - am 24. 9. 1658 in die Rhetorikklasse des Ingolstädter Gymnasiums. Nach einem dreijährigen Phi!.studium (1659-62) trat A. am 30. 9. 1662 als Novize dem Jesuitenorden bei. Es folgte das zweijährige obligatorische Noviziat in Landsberg und ab 1664 der Beginn seiner Lehrtätigkeit im Auftrag des Ordens. Nach einem Aufenthalt in Dillingen kehrte er nach Ingolstadt zurück. Im September 1669 wird er in den Univ.akten als - am akad. Gymnasium angesiedelter - Prof. für die Humaniora geführt. Gleichzeitig absolvierte er am Jesuitenkolleg seinen vierjährigen Theo!.kurs (1668-72), an dessen Ende die Priesterweihe in Eichstätt stand (10. 6. 1672). Seine weiteren Stationen im Dienste der Societas Jesu waren Altötting (1672/73), Landsberg (1673/74), Porrentruy (1674-76, Studienpräfekt) und Luzem (167679). Seinen Wunsch, in die Mission zu gehen, lehnte die Ordensleitung ab. Statt dessen wurde er im Oktober 1679 an der Ingolstädter Univ. als Prof. für Phi!. eingesetzt. Wiederum war sein Aufenthalt den Ordensusancen entsprechend nur von kurzer Dauer. Über Dillingen (1683-86) kam A. als Prof. für Scholastik und Moraltheo!. (1686-91) an die Univ. Freiburg i.Br., die wegen der französischen Besatzung
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Adelmann - Adorf
ihren Lehrbetrieb in Konstanz abhalten mußte; 1687 war er Dekan der theo!. Fak. Schließlich kehrte A. 1691-95 noch einmal an die Ingolstädter Univ. als Prof. für Moraltheo!. zurück. Sein weiterer Lebensweg führte A., der den Grad eines Dr. theo!. erworben hatte und auch diverse Ordensämter wahrnahm, schließlich nach Feldkirch (1697-1700) und Rottenburg (1700-03). Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit stand stets die Lehre, weniger eine forschungsorientierte Arbeit. W Disputatio philosophica de anima (Praes.; Resp.: J. G. F. Jaecklin), München 1682. L Prantl I 482 u. ö.; Romstöck 5 (W); Sommervogel I 53, VIII 1571; Schaff 149; Gerl2; Strobel 359 f.; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 2 ff.; Kurrus 11 54 u. ö.; H. Fiachenecker, Bildungskarrieren von Bürgersöhnen in der Societas Jesu. Zur Geschichte der Eichstätter Familie A., in: SHVE 87 (1994) 137-47; Zürnl Speck. H. Flachenecker
Adelmann (Adlman, Adlmann), Joseph, SJ, * 20.11. 1648 Eichstätt, t 27.12.1693 Luzern. V Melchior, Wollmacher, Tuchwalker, Mitglied des Eichstätter Stadtrates, t vor Oktober 1657, M Maria.
Wie seine älteren Brüder Caspar und Balthasar entstammte A. einer Eichstätter Bürgerfamilie. Am 4. 5. 1659 trat er in die Rudimenta des Eichstätter Jesuitengymnasiums ein. Als Rhetoricus wurde er am 19. 2. 1666 in die Societas Jesu aufgenommen. 1668 begann er am Ingolstädter Jesuitenkolleg seine phi!. Studien, die er 1671 mit der Verteidigung einiger Thesen beendete. Zur Unterrichtserprobung wurde er im selben Jahr nach Innsbruck geschickt, kehrte jedoch schon im folgenden Jahr nach Ingolstadt zurück, wo er sich am 17. 10. 1672 als Grammatikprof. am Jesuitengymnasium in die Univ.-matrikel einschrieb. Im Anschluß an den obligatorischen vieIjährigen Theo!.kurs erhielt A. am 3. 6. 1678 in Eichstätt die Priesterweihe. Nach Lehrtätigkeit in Luzern fungierte er seit 1685 (Matrikeleintrag vom 19. 10.) für zwei Jahre an der Ingo1städter Univ. als Prof. für Hebräisch und Mathematik, ehe er erneut nach Luzern wechselte, wo er nach schwerer Krankheit verstarb. Symptomatisch für die Mehrzahl der Jesuitenprof., ließ der Dienst im Orden als Lehrer, Seelsorger, Volksmissionar und Prediger eine umfangreichere wissenschaftliche Publikationstätigkeit von A. nicht zu; sein Schriftenverzeichnis beschränkt sich auf ein schwer enträtselbares griechisches Gedicht. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München 0 I
2, 0 XI 26/1, 0 VI 18,0 XI 28; BayHStAM, Jesuitica 496, 501; DAE, B 7, B 179, B 186, B 19611; Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.sl. 525.
W Ungedruckt: Memoriam fecit mirabilium suorum, fol. 3 Calix. Aenigma (Univ.bibl. Eichstätt, Cod.sl. 647). L Mederer III 55; A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes quos Eichstadium vel genuit vel aluit, Eichstätt 1799, 13 f.; Romstöck 6 f.; Schaff 143; Matrikel LMU; Gerl 2; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 4; H. Flachenecker, Bildungskarrieren von Bürgersöhnen in der Societas Jesu. Zur Geschichte der Eichstätter Familie A., in: SHVE 87 (1994) 137-47. H. Flachenecker
Adorf (Adler, Permeter, Permetter), Johann von, * Adorf im Vogtland, t 6. 10. 1505 Ingolstadt, o Ingolstadt. Über Herkunft und Jugendzeit des ersten Ingolstädter Theo!.prof. ist nichts bekannt. Ab 1453 studierte er in Leipzig Artes und Theo!., wurde 1462 Kursor, 1465 Sententiar, 1469 Magister (nach Jöcher/Adelung bereits 1457) und Baccalaureus forrnatus. Nach eigenen Angaben besuchte er auch die Univ. Heidelberg und Erfurt. Herzog Ludwig der Reiche berief A. nach Ingoi stadt (Matrikeleintrag vom 13. 4. 1472), wo er am 9. 2. 1473 zum Dr. theo!. promoviert wurde. Bereits einen Tag später trat er die Nachfolge des provisorischen Dekans Dr. Johann Ludovici an. Am 22. 2. begann er mit den Vorlesungen. Gleichzeitig hatte A. auf herzogliche Anordnung hin das Amt des Pfarrers von St. Marien in Ingolstadt inne. Während seiner Rektoratszeit 1497 kam es zu Verhandlungen mit einer herzoglichen Kommission, die in ihren Vorlesungsverpflichtungen säumige Prof. examinierte. A. regte ferner beim Herzog ein Verbot des Auslandsstudiums für Landeskinder an. Allerdings wurde ein solches erst 1677 erlassen. Der auf literarischem Gebiet kaum wirksame A., der der Univ. mehrfach als Rektor vorstand, legte ein heute noch vorhandenes Dekanatsbuch an, das für die Geschichte der Fak. von einzigartiger Bedeutung ist. Der 1491 gedruckte Kommentar könnte auch von dem im selben Jahr verstorbenen Rebdorfer Chorherren gleichen Namens stammen, jedoch sind von letzterem weder Promotion noch universitäre Tätigkeit bekannt. Von der Pest dahingerafft, wurde A. in St. Marien begraben. In seinem Testament stiftete er ein 1515 eingerichtetes Stipendium für vier Theo!.studenten. Verwaltet wurde es von der Stadt Ingolstadt. Q UAM, GG 114, GG 111111; Druck des Testaments in: SHVI 10 (1884) 23-31.
W Examen ac commentarium super Donato minore, Nümberg 1491; In physicorum Iib. I, o.O.u.J.; Super de generatione Iib. I, o.O.uJ. L Kobolt 505 ff.; Jöcher/Adelung V 1915; Prantl I 33 u. Ö., 11 483; Matrikel LMU; G. Frhr. v. Pölnitz, Denkmale und Dokumente. Zur Geschichte der LMU Ingol-
Adorf - Aemilius Romanus stadt-Landshut-München, München 1942, 13 (P); Real 40-46; BoehrnJSpörl, LMU I 32 (P); Kausch 22 ff. u. ö.; Wolff 52 u. ö.; J. Höcherl, Rebdotfs Kanoniker der Windesheimer Zeit 1458-1853, in: SHVE 85 (1992) 40; Schöner 246 u. ö.; Weitlauff 338 f. u .ö. P Grabplatte von Hans Peuerlein. H. Flachenecker
Adriansens (Adriani, Andrianensis, Andrianus), Cornelius (CorneI), SJ , * ca. 1557 oder 1559 Antwerpen, t 11. 4.1602 Loreto. A. trat als Magister der Phi!. 1580 der Societas Jesu bei. Am 24. 9. 1587 kam er nach Luzern, um dort am Gymnasium zu unterrichten. Bereits am 24. 6. 1588 ging er nach Fribourg, wo er 1588-90 Prof. für Grammatik und Bibliothekar am Jesuitenkolleg war. In Ingolstadt ist er wieder 1591/92 als Student der Theo!. bezeugt. Im Juni 1592 verteidigte er eine "Disputatio theologica de caritate" in 36 Thesen unter dem Vorsitz eines namentlich nicht bekannten Jesuiten. Nachdem er im Sommer 1592 in Dillingen astronomische Vorträge gehalten hatte, unterrichtete er 1592/93 in Ingolstadt als Prof. für Mathematik und Hebräisch. Seit 1593 las er in Ingolstadt zweimal den dreijährigen phi!. Kurs, wobei er im SoSe 1596 und im SoSe 1598 der phi!. Fak. als Dekan vorstand. Daneben war A., der 1595 auch zum Priester geweiht wurde, in diesen Jahren Beichtvater der Studenten. 1599 wurde A. als Beichtvater an das Collegium Romanum gerufen. In Rom soll er auch Mathematik unterrichtet haben. Er starb nur drei Jahre später in Loreto. W Disputatio tbeologica de charitate (Resp.; Praes.: N.N.), Ingolstadt 1592; Theses philosophicae de tribus rerum naturalium principis (Praes.; Resp.: P. Reift), Ingolstadt 1595; Disputatio philosophica de loco et vacuo, (Praes.; Resp.: P. Poreeleti), Ingolstadt 1595; Disputatio philosophica de corporibus simplicibus (Praes.; Resp.: J. C. Huttler), Ingolstadt 1595; Disputatio philosophica de anima (Praes.; Resp.: H. von Halwill), Ingolstadt 1596. - Ungedruckt: Notata ex lectionibus professorum Dilingensium aJiorumque, quae conscripsit Christophorus Gnaendler, Dillingen 1592 (BSB, clm 9801, f. 247-67, 329-34); Mitschriften von matbematisehen Vorlesungen, Ingolstadt 1592/93 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Cod. 52). L Mederer TI 128 u. ö.; Prantl I 443; Sommervogel I 59 f., VIII 1572; Romstöck 7 f.; Schaff 76 u. ö.; Duhr I 64; Huwiler 141; Gerl 2; Studhalter 322; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 2; Schöner 454 f. L. Böninger
Aemilius Romanus, Paulus, * Rödelsee (Unterfranken), t 9. 6. 1575 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD Anna Pflanzmann. 1*
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A. stammte nach eigenen Angaben aus einer jüdischen Familie aus Rödelsee in Unterfranken, dem Ort einer bedeutenderen jüdischen Gemeinde. Mit Unterstützung des späteren Bischofs von Augsburg und Kardinals von Santa Sabina, Otto Truchseß von Waldburg, reiste A. um 1538 nach Rom, wo er noch vor dem März 1538 den christlichen Glauben und einen neuen Namen annahm, dessen Bestandteil "Romanus" auf den Ort der Bekehrung verweist. Für den bayer. Humanisten Johann Albrecht Widmannstetter kopierte er, während er im Dienst der Famese in Rom, Castro und Gradoli stand, bis zum September drei kabbalistische Handschriften. Nachdem er nach Bayern zurückgekehrt war, trat er 1542 in Augsburg mit dem jüdischen Wanderdrucker Chayyim Schwarz in Verbindung. Die Pläne, als dessen Teilhaber im gleichen Jahr nach Ferrara zu reisen, um dort gemeinsam eine Druckerei für hebräische Werke aufzubauen, zerschlugen sich. A. wurde noch 1542 als Buchdrucker bei St. Ursula in Augsburg tätig, wo er 1543 auf hebräisch das Melochim-Buch, 1544 das Schemuel-Buch und einen hebräisch-deutschen Pentateuch druckte. Seit spätestens Mai 1545 bis 1575 lehrte A. in der artistischen Fak. der Univ. Ingolstadt Hebräisch, wofür er 1547 eine Besoldung von 40 fl. und seit 1555 von 50 fl. bezog. Daneben muß er auch Med. studiert haben, denn 1547 erwarb er das med. Bakkalaureat. 1548 verfaßte A., der insgesamt 17 Kinder hatte, in Ingolstadt eine gelehrte Bekehrungsschrift und Auseinandersetzung mit jenen jüdischen Glaubensartikeln, die den christlichen Glauben ablehnen. In den letzten Jahren vor seinem Tod 1575 begann A. mit der Katalogisierung der hebräischen Handschriften und Drucke der Münchener Hofbibliothek, ein Werk, das er nicht vollenden konnte. Q BSB, chm 03, chm 112, chm 115. W Widerlegung und ablainung etlicher fürnemster Articul und ursachen darumb die Juden iren und der gantzen welt rechten warhaftigen Messiam Jesum Christum nit annemen, Ingolstadt 1548 u. ö. - Übersetzer: Die zway ersten Bücher der Künig, woe1che Samuelis genandt werden, in aine schöne Form begriffen, die nit aJlain dem leser anmutig ist, sundern auch den Biblischen Text leichert, und besser verstehn lernt, auß dem Hebraischen buchstaben mit fleiß, in unser Hochteutsch gebracht, Ingolstadt 1562. L DBA; Mederer I 203 u. ö., 11 25 f.; Prantl I 214 u. ö., II 495; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: BoehrnJSpörl II 54 u. ö.; Seifert 156 u. ö.; H. Striedl, P.A. an J.A. Widmannstetter. Briefe von 1543/44 und 1549. Aus dem Hebräischen übersetzt und kommentiert, in: Horst Leuchtmann u. a. (Hg.), Ars iocundissima. Festschrift für Kurt Dotfmüller zum 60. Geburtstag, Tutzing 1984, 333-45; Liess 183; Schöner 386 u. ö. L. Böninger
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Agricola
Agricola, Georg, SJ, * 1566 Lechbruck (Schwaben), t 25. 9. 1635 Ellwangen. Seit dem 11. 11. 1583 besuchte A. die Univ. Dillingen, wo er am 29. 4. 1585 das Bakkalaureat und am 17. 6. 1586 unter dem Jesuiten Peter Bacher den phi!. Magistergrad erwarb. Am 14. 11. 1586 in Dillingen in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, ist A. Anfang 1589 als "Coadiutor spiritualis" in Innsbruck belegt, unterrichtete dort wohl auch Grammatik. 1591/92 war er als Lehrer der Humanität am Gymnasium in Ingolstadt, absolvierte danach ein dreijähriges theo!. Studium an der Univ. und übernahm am 31. 10. 1594 die Griechischprofessur. Am 18. 2. 1595 in Eichstätt zum Priester geweiht, wirkte A. von November 1595 bis Oktober 1603 im Münchener Jesuitenkolleg, bis Mitte 1599 - zunächst vertretungsweise - im Amt des Schulpräfekten und ab Oktober 1596 als Lehrer der Rhetorik am Gymnasium. Anschließend ging er ins Tertiat nach Ebersberg. 1604-06 unterrichtete er in Ingolstadt, wo er am 20. 3. 1605 auch die drei Ordensgelübde ablegte, danach in Porrentruy, ab dem 20. 10. 1610 in Luzern, und 1612/13 abermals in Ingolstadt die Rhetorikklasse. Von da an bis zu seinem Tod weilte A., abgesehen von Aufenthalten im Eichstätter Jesuitenkolleg 1621-25 und in Dillingen 1633-35, vorwiegend in Ellwangen, wo er 1625 Beichtiger des Fürstpropstes wurde. - A. galt als begabter Theaterregisseur, verfaßte auch selbst Schauspiele, wie z.B. den 1604 in Ingolstadt uraufgeführten ,,1 ustus Antissiodorensis", von denen sich allerdings meist nur die Periochen erhalten haben. In der älteren Literatur wurde A. verschiedentlich mit einem österreichischen Jesuiten gleichen Namens und vor allem mit dem wesentlich älteren Ingolstädter Prof. Johannes Agricola (Peurle, genannt Ammonius) verwechselt. W De regno humanitatis, Ingolstadt 1593; Justus Antissiodorensis, Ingolstadt 1604; Ignatius Antiochenus martyr, Ingolstadt 1605. L Prant! I 443; Romstöck 8 f; W. Bauer, Aus dem Diarium Gymnasii SJ Monacensis, München 1878, 29; Sommervogel I 76 u. ö., VIII 1574 (W); J. Denk, Beiträge zur Geschichte des Jesuiten-Gymnasiums in Ingolstadt, in: SHVI 23 (1898) 16 ff.; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. v. T. Specht, Dillingen 1909, 100 u. ö.; Huwiler 138; 400 Jahre WilhelmsGymnasium. Festschrift zur 4oo-Jahr-Feier des Wilhelms-Gymnasiums 1559-1959, München 1959, 39; I. Seidenfaden, Das Jesuitentheater in Konstanz: Grundlagen und Entwicklung. Ein Beitrag zur Geschichte des Jesuitentheaters in Deutschland, Stuttgart 1963, 32-42; B. Schneider, Die Jesuiten in Ellwangen 1557-1773, in: V. Burr (Hg.), Ellwangen 764-1964, Ellwangen 1964, 256 ff.; Ger! 3; Studhalter 326; Strobel 120; Popp 3 f.; L. Lukacs (Hg.), Catalogi personarum et officiorum provinciae Austriae Societatis Jesu, Bd. 2, Rom 1982, 534; Valentin II 1019 (W); J. Fejer, Defuncti primi sae-
culi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 2; Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jh. (VD 16), I. Abt., Bd. I, Stuttgart 1983, 137 f; Jesuiten in Ingolstadt 122; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 105 f u. Ö. U. Neumann
Agricola (Peurle, genannt Ammonius), Johannes, * um 1488 Gunzenhausen (Mittelfranken), t 6. 3. 1570 wohl Ingolstadt. A., über dessen Geburtsjahr widersprüchliche Angaben vorliegen (vielfach wird 1496 genannt), kehrte nach dem Studium an der Univ. Ingolstadt (ab 1506) und längeren Studienreisen 1515 an die bayer. Alma mater zurück und wurde am 13. 3. 1519 ins Gremium der lesenden Magister der Artistenfak. aufgenommen; am 13. 3. 1523 erfolgte die Aufnahme ins Konzil der Artistenfak.; im gleichen Jahr wird A. als Konventor der Drachenburse erwähnt. 1524 erhielt der von Johannes Reuchlin zu humanistischen Studien ermunterte A. die Lektur für Griechisch, die er bis 1534 versah. Seine med. Studien absolvierte A., der in den SoSe 1526 und 1529 der Artistenfak. als Dekan vorstand, bei Peter Burckhard und vornehmlich Leonhart Fuchs, die seine Interessen auf die griechische Med. lenkten. 1528 wurde A. zum Dr. med. promoviert und erhielt, nachdem er seit 1532 bereits vertretungsweise med. Vorlesungen übernommen hatte, 1534 gegen Widerstände der Kollegen, aber aufgrund direkten Eingreifens des bayer. Kanzlers Leonhard von Eck, der den Humanismus protegierte, eine feste Professur für Med., die er bis an sein Lebensende wahrnahm. Für circa 40 Jahre lenkte er die Geschicke der med. Fak. entscheidend mit, vor allem war er maßgeblicher Verfasser des Lehrplanes von 1555/60. 1536-70 waltete A. auch als Kämmerer der Hochschule. - Der gelehrte Humanist reüssierte insonderheit als Philologe, denn er gab Übersetzungen und Kommentare zu antik-griechischen med. Werken (Hippokrates, Dioscorides, Galenus) heraus. Er ging damit über den mittelalterlichen Arabismus bzw. Galenismus und Avicennismus hinaus und führte in diesem Sinne eine Reform des Ingolstädter Med.unterrichts durch. Als selbständiger Naturbeobachter erwies er sich auf dem Gebiet der Heilpflanzenkunde mit seinem Werk "Herbariae medicinae libri duo" (1539), Originalität besaß ebenso sein pharmazeutisches Synonymenlexikon. A. zählt zu den großen deutschen Humanistenmedizinern, die letztmals, die philologische Methode vor die Praxis plazierend, die antike Med. an den Univ. zur Geltung brachten.
Agricola - Airnschmalz W Ain grüntlicher ... Außzug aus allen erwerten kriechischen und lateinischen Lehrern ... von den Ursachen und Heylung der grewlichen Pestilentz, Augsburg 1533; Scholia copiosa in therapeuticum methodum, id est absolutissimam Glaudij Galeni Pergameni curandi artern, Augsburg 1534; Commentarii novi in Claudi Galeni medicorum principos libros sex de locis affectis, Nürnberg 1537; Hippocratis coi aphorismorum et sententiarum medicorum libri septern, Ingolstadt 1537; Commentarii in libellum Galeni de inequali intemperie, Basel 1539; Herbariae medicinae libri duo, Basel 1539, Ingolstadt 1541; Index simplicium pharmacorum omnium a Dioscoride proditorum, Basel 1539; Tabellae concordantiorum medicinarum simplicium, Basel 1539; Annotatiunculae in Nicolai Alexandri medici graeci librum de compositione medicamentorum, Ingolstadt 1541. - Ungedruckt: Übersetzungen aus dem Griechischen (BSB, c\m 420). L ADB I 148; NDB I 100; DBA; DBA N.F.; Prantl II 488; R. Maurer, Berühmte Gunzenhäuser: J.A., in: Gunzenhauser Heimat-Bote 2 (\ 926) I f., 6 f.; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte I 46 f.; Seifert, Statuten 87 u. ö.; Seifert 113 u. ö.; Liess 131 ff.; Schöner 343 u. Ö. R.A. Müller
Aigenler (AigeIer), Adam, SJ, * 14. 10. 1633 Tramin (Etschtal), t 26. 8. 1673 auf der Reise nach China. V Romanus, Schuhmacher, M Regina.
A. trat am 14. 10. 1653 in die Gesellschaft Jesu ein und absolvierte das Noviziat in Landsberg. Das Datum der Profeß ist nicht ermitteIbar, das Datum der Priesterweihe ist hingegen bekannt: Am 20. 3. 1666 wurde er zum Subdiakon, am 10. 4. 1666 zum Diakon geweiht. Der gebürtige Südtiroler - der gelegentliche Hinweis auf Hall als Geburtsort ist unzutreffend - lehrte an der Univ. Ingolstadt 1666-71 Mathematik und Hebräisch und verfaßte 1670 sein wichtigstes Werk, eine der Fak. gewidmete hebräische Grammatik, für die er eine Gratifikation von zwölf Gulden und weitere Zuwendungen aus dem Stipendienfonds erhielt. Das leicht faßbare Werk in zwölf Tafeln fand in Kollegien und Univ. weite Verbreitung. A. ließ ferner Werke zur Mathematik, Astronomie und Geographie erscheinen. Anläßlich einer Disputation erschien sein Handbuch, das ähnlich der hebräischen Grammatik auf einfache und praktische Stoffvermittlung zielte. Seine Abhandlung über theoretische und praktische Optik erreichte allerdings nicht das Niveau der Arbeiten Christoph Scheiners. 1671 wurde A. die Bitte um Entsendung in die Mission genehmigt. Im selben Jahr begab er sich zusammen mit Beatus Amrhyn auf die Reise nach China. Einen Zwischenaufenthalt 1672 in Lissabon nutzte er zum Erlernen der portugiesischen Sprache, und laut Duhr verfaßte er eine kleine
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portugiesische Grammatik für Deutsche. Als auf dem Schiff die Pest ausbrach, pflegte A. die Kranken, infizierte sich selbst und verstarb. Er wurde im chinesischen Meer bestattet. Q DAE, 217; Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. XI 42 f., Mscr. XI 28, Mscr. VI 18; Tramin, Taufregister, Bd. I. W Tabula geographico-horologa universalis problematis cosmographicis, astronomicis, geographicis, gnomonicis, geometricis, illustrata et una cum succinta methode quaslibet mappas geographicas delineandi (Praes.; Resp.: J. H. M. Vorwaltner), Ingolstadt 1668; Tabulae duodecim, fundamenta linguae sanctae, una cum exercitatione grammatica in Psal. XXXIII et lexico hebraico-Iatino, brevi et c\ara methodo complexae, Dillingen 1670. - Ungedruckt: Lectiones in universitate Ingolstadiensis de VI miraculis mundi syderei (UBM, Cod. ms. 4' Math. 728); Optica theoretico-practica, 1666 (UBM, Cod. ms. 819). L DBA; Jöcher I 169; Mederer II 384 u. Ö., III 43; Kobolt 20; Kobolt Erg. 789; Prantl II 505; Sommervogel I 94 f., VIII 1577 f. (W), XII 50; Schaff 142; Duhr III 350 u. ö.; Matrikel LMU; H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roerrnond 1901, 490; Ger! 4; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 5 f.; J. Mayr, Südtiroler Jesuiten der Österreichischen Provinz 1551-1773, in: Konferenzbl. 100 (1989) 527; G. Wilczek, Ingolstadt - Macao - Peking. Die Jesuiten und die Chinarnission, in: SHVI 102/1 03 (\ 993/94) 423 ff. B. Schönewald
Ainhorn, Werner ..... Moneceras, Werner Airnschmalz, Georg, * Landshut. A., ein Enkel von Magnus A., immatrikulierte sich am 21. 11. 1569 als "artium studiosus" an der Univ. Ingolstadt. 1574 wurde er in die artistische Fak. der Univ. Ingolstadt aufgenommen, ohne daß bekannt wäre, welche Lehraufgaben er übernahm. Außerdem scheint er sich dem Studium der Jur. gewidmet zu haben. Am 3. 10. 1583 wurde er jedenfalls in Ingolstadt zum Dr. iur. utr. promoviert. Zu einem nicht näher bestimmten späteren Zeitpunkt ist er als herzoglicher Rat in Burghausen belegt. Weitere Angaben über seinen Lebensweg liegen nicht vor. L Prantl I 337; P. Lindner, Familia S. Quirini in Tegernsee. Die Äbte und Mönche der Benediktinerabtei Tegernsee von den ältesten Zeiten bis zu ihrem Aussterben (\861) und ihr literarischer Nachlaß, München 1879,63 f.; Ferchl I 84; Wolff302 u. Ö. L. Böninger
Airnschmalz, Magnus, t vermutlich kurz vor 1526, m 1) N.N., 2) N.N., 3) N.N. A. immatrikulierte sich am 14. 5. 1474 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort
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Airnschmalz - Alber
Weilheim angab, und promovierte im Juni 1476 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1480 zum Magister. Erst am 10. 12. 1481 bat er um Aufnahme ins Gremium der lesenden Magister, am 12. 3. 1484 wurde er Mitglied des Fak.konzils. Seit dem 11. 6. 1484 leitete A. die Löwenburse, vom I. 3. 1488 bis Juli 1491 die Burse Rosa. Außerdem wurde er 1485 zusammen mit Oswald Wishaimer mit der Erstellung eines Katalogs der Bibliothek der Artistenfak. beauftragt. Daneben studierte A. bereits seit 1479 Med. Als Scholar der med. Fak. fungierte er im WiSe 1486/87 als Rektor, nachdem, möglicherweise wegen der Vorschrift der Ehelosigkeit, lange kein Mediziner mehr dieses Amt versehen hatte. Anfang Juli 1491 promovierte A., anscheinend ziemlich überraschend, zum Dr. der Med. Noch kurz vorher hatte er sich zum Dekan der Artistenfak. für das SoSe wählen lassen und die Vorlesung der "Parva 10gicalia" übernommen; beider Verpflichtungen entledigte er sich sogleich durch Rücktritt. Nach der Promotion scheint er Ingolstadt unverzüglich verlassen zu haben. Dafür spricht nicht nur, daß er sich von der Vorlesungsverpflichtung in der med. Fak. dispensieren ließ, sondern auch, daß er noch im Juli den Schlüssel zur Bibliothek der Artistenfak. zurückgab. Vermutlich kehrte A. auch später nie mehr an die Univ. zurück. Angeblich soll er in der Zeit um 1500 als Arzt in verschiedenen bayer. Städten praktiziert haben. Ab 1506 ist er als Leibarzt bei Albrecht IV. nachweisbar, ab 1512 bei Wilhelm IV. - An Werken von A. haben sich lediglich zwei kleine Konsilien handschriftlich erhalten. Q UAM,DIII 1,01 I,Ol2,OV I. W Ungedruckt: Regimen preservativum ab arena (BSB, clm 8244, f. 146-52); Regimen sanitatis praecipue contra sodam et dolorem capitis continuum pro Heinricho abbate Tegerns. (BSB, c1m 19903, f. 1-22).
Priesterseminars nach Ingolstadt zurück und nahm auch sein Theo!.studium wieder auf. Am 6. 4. 1577 wurde A. in Eichstätt zum Priester geweiht. 1578-82 war A. zuerst Vizerektor, schließlich Rektor des Münchener Jesuitenkollegs. 1582-85 fungierte er als Rektor in Innsbruck, wo er am 6. 6. 1584 Profeß ablegte. Vom 28. 11. 1585 bis 15. 5. 1594 amtierte er als Provinzial der Oberdeutschen Provinz der Societas Jesu. In diese Zeit fallen die 1591 von A. veranlaßten "Constitutiones" für das jesuitische Gymnasium in München sowie die Errichtung des Ordenskollegs in Porrentruy und einer Residenz in Konstanz. Außerdem stellte A. Vorschriften für die Abhaltung von Volksmissionen zusammen. 1595-1600 war A. Provinzial der Österreichischen Provinz, 1601-08 Rektor in Wien, und 1606 Vizeprovinzial der Österreichischen Provinz. Am 7. 3. 1608 wurde A. in Rom zum Assistens Gerrnaniae des Ordens berufen. Dieses Amt behielt er bis 1615. Nach dem Tode des Ordensgenerals Claudius Aquaviva war A. vom 31. I. bis 15. 11. 1615 in Rom interimistischer Generalvikar der Societas Jesu, bevor Mutius Vitelleschi zum neuen Ordensgeneral gewählt wurde. Ab 1616 amtierte A. erneut als Provinzial der Österreichischen Provinz. WAssertiones logicae de universa ratiocinandi disciplina, München 1574; Aristotelici organi duae priores partes conclusionibus comprehensae, ebd. 1574. - Ungedruckt: Constitutiones variae imprimis ad congregationem S.J. Monacensem atque Gymnasium SJ. Monacense pertinentes, 1591 (BSB, clm 9237, f. 1-58). L Prant! I 257 f. u. ö.; Sommmervogel I 118 f., VIII 1596, XII 52; Romstöck 9 ff.; Duhr I 60 u. Ö., I1/1 14 u. Ö., I1/2 17; c.A. Kneller, Zur Vulgata Sixtus V., in: Zs. für kath. Theol. 46 (1922) 322 ff.; Gerl 5; Studhalter 135 u. ö.; Strobel 85 f. u. ö.; Popp 4 ff.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. 1, Rom 1982,3. L. Böninger
L Mederer I 9 u. ö.; Prant! I 38 u. ö.; Buzas 13; Liess 124 f. u. ö.; Schöner 199 u. Ö. C. Schöner
* 1548 Innsbruck, t 30. 10. 1617 Homonna (Ostslowakei).
Alber, Ferdinand, SJ,
Am 19. 6. 1566 trat A. in München der Societas Jesu bei und ging im November für drei Jahre in das Noviziat S. Andrea nach Rom. Nach seiner Rückkehr in die Oberdeutsche Provinz 1569 studierte er zwei Jahre Phi!. in Dillingen, wo er am 15. 5. 1571 zum Magister der Phi!. promoviert wurde. 1572/73 las A. Phi!. in Ingolstadt und studierte gleichzeitig Theo!. Als die Jesuiten 1573 die phi!. Fak. kurzzeitig verließen, wechselte A. im September 1573 nach München. Ende 1576 kehrte er als Regens des
* 1490 Brixen (Tirol), t zwischen 31. 3. und 23.6. 1562, CD 1) Anna Schäffer, t 19. 4. 1542, 2) Susanna Stoss von Wildenburg. A. immatrikulierte sich am 4. 10. 1513 in Ingolstadt, wo er u. a. als Schüler von Jakob Locher hervortrat. Nach einem Studienaufenthalt in Bologna (ab 1516) übernahm er von 1519 an als Lizentiat der Rechte in Ingolstadt Vorlesungen über Kirchenrecht. 1521 wurde er dort zum Dr. iur. civ. promoviert und nahm im Anschluß daran eine Kanonistikprofessur wahr. Für das SoSe 1522 zum Rektor gewählt, versah A. dieses Amt jedoch nur bis zum 13. 7. 1522, als er auf eine Ratsstelle des Bischofs von Brixen berufen wurde, die er noch 1523 innehatte.
Alber (Athesinus), Matthias,
Alber - Alberti Bald darauf verließ A. seine Heimat und kehrte - über eine Tätigkeit in pfalz-neuburgischen Diensten - wieder nach Ingolstadt zurück. Auf Betreiben Bayerns wurde er am 2. 10. 1532 Assessor am Reichskamrnergericht, wechselte jedoch am 16. 8. 1535 erneut an die Univ. Ingolstadt auf die Kirchenrechtsprofessur Nikolaus' 11. Everhard, der dafür seinerseits ans Reichskammergericht ging. Vor dem 5. 4. 1537 legte A. seine Professur nieder, da er als Hofrat und Kanzler in die Verwaltung des Erzbistums Salzburg berufen wurde. 1545 trat A. schließlich in die Dienste König Ferdinands I. als Rat des Regiments von Tirol in Innsbruck ein, wo er am 23. 4. 1556 Kanzler wurde. Am 24. 7. 1559 nahm er dort, vermutlich aus Altersgründen, seinen Abschied. Obwohl A. kein bedeutsames wissenschaftliches Werk hinterließ, wurde er doch als kompetenter Verwaltungsfachmann geschätzt, der von seinen Dienstherren auch für diplomatische Missionen eingesetzt wurde, etwa als Gesandter auf verschiedenen Reichstagen. Diesem Umstand dürfte er seine Nobilitierung zum Reichsritter (10. 2. 1538) sowie die Verleihung der Hofpfalzgrafenwürde (5. 8. 1542) und des Erbtitels Alber von Albersburg zu Albershaim (9. 10. 1561) verdanken. W Oratio nuptialis Angelipoli in nuptiis Jacobi Locher Philomusi habita, Ingolstadt 1519. L Mederer 182 u. ö.; Prantl I 195 u. ö.; M. M. v. Weittenhiller, Der salzburgische Adel, Nürnberg 1883, Ndr. Neustadt a.d. Aisch 1979,2 f.; A. von Alber-Glanstätten, Notizen zur Genealogie und Geschichte der Alber, Triest 1893; Knod 7 f.; J. K. Mayr, Geschichte der salzburgischen Zentralbehörden von der Mitte bis zum Ende des 16. Jh., in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 65 (1925) 1-72,66 (1926) 162; Matrikel LMU; Buzas-Resch 1 77; Wolft 263 u. ö.; Ranieri A 55. A. Edel
Alberti (Wimpinensis), Johannes. A., erstmals am 5. 6. 1559 bei seiner Anstellung als Schulmeister bei St. Moritz in Ingolstadt nachweisbar, promovierte am 2. 1. 1561 zum Magister, immatrikulierte sich an der Univ. aber erst am 21. 1. 1561, und zwar merkwürdigerweise noch als Student der Artistenfak., nicht als Magister; als Herkunftsort wurde Wimpfen verzeichnet. Sein genauer Ausbildungsgang liegt im dunkeln. Obwohl A. in seiner anläßlich der eigenen Magisterpromotion geschriebenen "Oratio" von 1561 bekannt hatte, vom Dichten nichts zu verstehen, sondern sich mehr dem Studium der Phil. gewidmet zu haben, wurde er, wohl auf Betreiben seines Gönners Friedrich Staphylus, am 16. 3. 1563 vom Herzog auf die universitäre Poetik-
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lektur berufen. Wie seine Schrift "Von der Gesellschafft Jesu" von 1563 zeigt, stand er offenbar den Jesuiten nahe, die damals erstmals in Konflikt mit der Artistenfak. gerieten. Zu dieser hatte er dagegen anfangs ein gespaltenes Verhältnis: Die Aufnahme ins Gremium wurde ihm im SoSe 1563 wegen einer noch fehlenden Disputation verweigert, und die Kooptierung ins Fak.konzil am 10. 1. 1564 erfolgte auf herzoglichen Befehl. Wohl 1564 wurde A., der um diese Zeit auch als Med.student belegt ist, statt der Poetik die seinen Neigungen mehr entsprechende erste Phil.lektur (aristotelische Physik) übertragen, die er bis zum 24. 6. 1567, kurz nach seiner Promotion zum Dr. der Med., behielt. 1567 verließ A. Ingolstadt. Später ist er als Leibarzt von Herzog Albrecht V. nachweisbar. - Die Werke von A. aus seiner Ingolstädter Zeit sind polemische Schriften zur konfessionellen Auseinandersetzung, wobei er außer den Jesuiten auch Friedrich Staphylus gegen Angriffe verteidigte; außerdem zwei recht persönlich gehaltene Leichenreden auf Friedrich Staphylus und dessen schon vor dem Vater verstorbenen Sohn Albert, denen A. offenbar sehr nahegestanden hatte. Auf med. Gebiet machte sich A. gegen Ende der 60er Jahre als Verbreiter der Lehren von Theophrast Paracelsus verdient. In den Vorreden zu seinen Ausgaben gibt er sich als überzeugter Anhänger von Paracelsus zu erkennen, dem von den gelehrten Medizinern anstelle des verdienten Dankes nur üble Nachrede zuteil geworden sei. Damit hatte A. bereits zwei Jahre nach seinem Abschied aus Ingolstadt völlig mit den Ansichten seiner Lehrer, die sich noch 1571 entschieden gegen die "Neuerer" in der Med. ausgesprochen hatten, gebrochen. Q BayHStAM, Kurbayern Äußeres Archiv 4284; Stadtarchiv Ingolstadt, B III, f. 110; UAM, EIl, N I I, 014,0IV2.
W Oratio ... de fine philosophiae et quomodo ad ipsum perveniri liceat, Ingolstadt 1561; Christliche und gegründte widerlegung wider das unchristlich und ungegründt schreiben Cyriaci Spangenberg, Ingolstadt 1563; Exemplum pie christianeque moriendi, oratione quadam propositum, in funere optimi adolescentis Alberti Staphyli, Ingolstadt o.J. [1563]; Von der Gesellschaftt Jesu. Warhafter und wolgegründter bericht, mit widerlegung des vppigen laesterlichen schreibens, so bayde, Martin Kernnitz vnd Johann Zanger ... haben newlich wider das Coelnisch buch, Censuram etc. lassen außgeen, Ingolstadt 1563; Orationes funebres quatuor in exequiis ... D. Friderici Staphyli etc. Ingolstadii habitae, Ingolstadt 1564, 15-21 (die zweite Rede stammt von A.); De concordia Hippocraticorum et Paracelsistarum, München 1569; D. Theophrasti Paracelsi von Hohenhaim. Archidoxa ex Theophrastia, München 1570 (P). L DBA; F.J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München
Alberti - Allioli
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1733, 143 ff.; Prant! I 229 u. ö.; Seifert 236 f.; Liess 177 f.; Schöner 384 u. Ö. P Kupferstich. C. Schöner
Albrecht, Johann Rudolf,
t 1675 Ellwangen.
*
21. 2. 1630 Zürich,
V Hans Heinrich, Schuhmacher und Gerichtsweibel, MAnna Meyer.
A., zuvor bereits als Stadtphysikus in Ingolstadt tätig, übernahm 1664 an der bayer. Landesuniv. eine Med.professur, die er jedoch bereits 1671 aufgab, um Physikus der Stadt und der Fürstpropstei in Ellwangen zu werden. Q Stadtarchiv Zürich, VIII.C 4, VIII.D 4, VIII.D 5a.
zu seinem Tod amtierte er als Spiritual in Neuburg a.d.D. - Der Werdegang von A. zeigt den für Jesuiten typischen häufigen Wechsel des Ortes und der Funktion innerhalb der Oberdeutschen Provinz. A. war vor allem als Prediger bedeutend, der Inhalt seiner Predigten ist allerdings nicht überliefert. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. XI 2611, XI 2817, XI 28/12, XI 28, XI 42/1; Archivum Romanum Societatis Jesu, Germ. 132, Ca!. 1654-1707 in G. Sup. 23-31, 47-49. W Positiones theoreticae ex materia trium mentis operationum selectae (Resp.; Praes.: G. Heidelberger), München 1651. L Mederer II 381; Prant! 1506; Romstöck 12; Matrikel LMU; Ger! 6; Strobel 231; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 7. B. Schönewald
L Kobalt 32 f. (W); Mederer II 388; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte I 74; Prant! II 504. R. A. Müller
Allerzhaimer (Allerzhamer, Allertz), Mathias,
SJ, * 30.3. 1633 Altenfrauenhofen, Neuburg a. d. D.
t 7. 6. 1707
A. trat am 6. 10. 1651 ins Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu ein und absolvierte, nachdem er sich seit 1653 bereits in der Venezianischen Provinz phi!. Studien gewidmet hatte, in Ingolstadt das theo!. Studium (1655 Theologus im 4. Jahr). Es folgte ein mehrjähriges Magisterium. Am 28. 2. 1655 empfing er in Eichstätt die Subdiakonats-, am 21. 3. 1655 die Diakonatsweihe. Die Priesterweihe fand am 30. 5. 1665 im Willibaldschor in Eichstätt statt. Nach dem Tertiatsjahr 1665/66 in Altötting ging A. nach Freiburg i.Br. (Oktober 1667 Promotion zum Magister der Phi!., immatrikuliert als Prof. der Logik), wo er an der Univ. den dreijährigen Phi!.kurs hielt (1667-1670). Am 2. 2. 1669 legte er das vierte Gelübde ab. 1670 (Matrikeleintrag vom 16. 10.) wurde er Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt, 1671/72 lehrte er Kasuistik und Ethik in Innsbruck. 1672 wechselte A. als deutschsprachiger Prof. für Kasuistik und Prediger nach Fribourg und hielt sich 1676 in Feldkirch auf, wo er bis 1677 als Studienpräfekt fungierte. Berühmtheit erlangte A. als Kanzelredner und Domprediger zu Eichstätt 1677-80. Anschließend kehrte er nach Fribourg zurück. Sein weiterer Weg führte ihn 1681-83 als Hofprediger nach Innsbruck und 1683-86 nach München. Am 30. 10. 1686 übernahm er für drei Jahre das Amt des Rektors in Porrentruy (bis 12. 10. 1689). 1689-91 arbeitete er in Fribourg hauptsächlich als Minister des Kollegs und Seelsorger, 1691/92 als Minister in Luzern. 1692 ging er für ein Jahr als Valetudinarius nach München, von 1693 bis
* 10. 8. 1793 Sulzbach, t 22. 5. 1873 Augsburg, D Augsburg, Hermannfriedhof (Grabplatte an der Friedhofskapelle ), kath. V Joseph, Kaufmann, * 1766, t 1816, MAnna Barba-
Allioli, Joseph Franz (von),
ra Rubenbauer,
*
1768, m 4. 11. 1792.
Der als Sohn eines Handelsmannes geborene A. stammte aus einer kinderreichen Familie, deren mütterliche Vorfahren alteingesessene Sulzbacher waren, während die väterlichen Vorfahren einige Generationen zuvor aus dem Tessin eingewandert waren. Seine Gymnasialstudien betrieb er in Amberg und München, er besuchte dann das Amberger Lyzeum, studierte aber schließlich Theo!. zu Landshut unter Johann Michael Sailer und dessen Schule. Am 11. 8. 1816 zu Regensburg zum Priester geweiht und kurz darauf (21. 12.) zum Dr. theo!. promoviert, war A. zunächst in der praktischen Seelsorge u. a. an der Dompfarrei zu Regensburg unter Michael Wittmann tätig, ehe er mit Staatsstipendien nach Wien, Rom und Paris gehen konnte, um sich dort bei Joseph Hammer, Angelo Mai und Silvestro de Sacy weiterzubilden, ehe er 1821 das akad. Lehramt als Priv.Doz. in Landshut erreichte. Dort wurde er 1824 o. Prof. der Theo!. in den Fächern der Orientalistik, biblischen Archäologie und Exegese. Mit der Univ. wanderte er 1826 von Landshut nach München für die gleichen Fächer. Nachdem er 1829 eine Anfrage zwecks Berufung nach Freiburg i.Br. erhalten und abgelehnt hatte, erfolgte 1830 seine Aufnahme in die bayer. Akad. der Wissenschaften, deren o. Mitglied er wenig später wurde. 1830/31 stand er der Univ. München als Rektor vor, nachdem er bereits zuvor Dekan der theo!. Fak. und Mitglied des Senats gewesen war. Durch ein bedenkliches Halsleiden behindert, betrieb er
Allioli-Alt seine Berufung in das Regensburger Domkapitel, die er 1835 durch königliche Nomination erreichen konnte. 1838 von königlicher Seite zum Dompropst von Würzburg vorgeschlagen, von päpstlicher Seite jedoch nicht akzeptiert, erreichte A. wenig später die Berufung zum Dompropst von Augsburg, eine Stellung, die er bis zu seinem Tode innehaben sollte. 1850-52 Mitglied der bayer. Ständekammer, war A. 1855 zum Kapitularvikar des Bistums Augsburg nach dem Tode von Bischof Richarz erwählt worden. Für die bayer. Krone wäre er der eigentliche Wunschkandidat in der bischöflichen Nachfolge für Richarz gewesen, doch vermochte ihn die römische Kurie nicht anzunehmen. Folglich blieb A. Dompropst von Augsburg. - Unter den zahlreichen Veröffentlichungen von A. ist vor allem sein Hauptwerk hervorzuheben, das in der Übersetzung und Erläuterung der Heiligen Schriften des Alten und Neuen Testaments bestand. Von Sailer hierzu angeregt, gab er dieses Werk ab 1830 heraus. Es erhielt die Approbation nicht nur zahlreicher Bischöfe Deutschlands, sondern ebenso die Billigung des apostolischen Stuhles. Es wurde in zahllosen Exemplaren verschiedener Formen und Ausgaben sowohl in Deutschland als auch in Amerika verbreitet und in fremde Sprachen übersetzt. Bis in dieses Jahrhundert herein war diese Bibelübersetzung die bedeutendste ihrer Art. Daneben schuf A. unter Mitwirkung von Lorenz Clemens Gratz und Daniel Haneberg ein "Handbuch der biblischen Altertumskunde" sowie zahlreiche Bändchen mit Predigten und kleineren Schriften theol., archäologischen, asketischen, jur. und kunsthistorischen Inhalts. Sein 200. Geburtstag wurde in seiner Heimatstadt Sulzbach 1993 festlich begangen und ihm zu Ehren eine Ausstellung veranstaltet. An seinem Geburtshaus befindet sich nunmehr eine Gedenktafel. Zweifellos darf A. als eine der bedeutendsten Gestalten des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiete der Theol. und auf dem Felde der Exegese und Orientalistik angesehen werden. Q Archiv des Bistums Augsburg, Pers. 2347, Proto-
kolle des Allgemeinen Geistlichen Rates 1838-73, Protokolle des Generalvikariats 1838-73; BayHStM, MK 685 (verbrannt), 38995, 38990, Abt. Geheimes Hausarchiv, Nachlaß Max Ir.; Citta dei Vaticano, Archivio della Nunziatura di Monaco, Segreteria di Stato 1855, 255, 266, Sacra Congregazione degli affari straordinari; Regensburg, Bischöfliches Zentralarchiv, Protokolle des Allgemeinen Geistlichen Rates 1835-38, Protokolle des Generalvikariats 1835-38, Protokolle des Domkapitels 1835-38, Weiheregister, Taufmatrikel Amberg; UAM, E II 5, Protokolle der theol. Fak. 1818-35, Senatsprotokolle 1827/28-29/30, 1831/32. W Übersetzung und Erläuterung der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes, 6 Bde., Nürnberg 183037 u. ö.; Handbuch der biblischen Altertumskunde,
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Landshut 1825-1844 (mit Lorenz Clemens Gratz und Daniel Haneberg), 1848; Die Bronzetür des Domes zu Augsburg, Augsburg 1853. L NDB 1334; DBA N.F.; J. Salat, Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaft und Aufklärung im südlichen Deutschland, Landshut 1823; Permaneder 352; Freninger 43; Prant! I 725, II 525; C. Prant!, J.F.v.A., in: Sitzungsberichte der phil.-philologischen Classe der k.b. Akad. der Wissenschaften zu München, Bd. 1, München 1874, 162 ff.; Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Augsburg für das Jahr 1874, Augsburg 0.1., 235 ff.; Matrikel LMU; Resch-Buzas 29; E.M. Buxbaum, J.F.v.A. (1793-1873), in: G. SchwaigerlH. Fries (Hg.), Kath. Theologen Deutschlands im 19. Jh., Bd. 2, München 1975, 235-68 (W); L. Scheffczyk, Theol. im Aufbruch: das 19. Jh., in: W. Brandmüller (Hg.), Handbuch der bayer. Kirchengeschichte, Bd. 3, St. Ottilien 1991, 507 u. ö.; T. Wohnhaas, J.F.v.A. Anmerkungen zu Leben und Werk, in: Oberpfälzer Heimat 37 (1993) 91-96; J.F.v.A. 1793-1873. Leben und Werk. Ausstellungskatalog Stadtmuseum Sulzbach Rosenberg, Amberg 1993 (W, P 1, 2); LThK 3 1412. P 1) Lithographie von G. Widenbauer, ca. 1840, Stadtmuseum München, Sammlung Maillinger, 2) Lithographie von F. Knauber, 1851, BSB. E. M. Buxbaum
Alt, Claudius (Claude), SJ,
t 3. 8. 1633 München.
*
1591 Fribourg,
Seine schulische Ausbildung erhielt A. wohl in seiner Geburtsstadt. Jedenfalls trat er dort am 8. 9. 1608 als Absolvent der Rhetorikklasse in den Jesuitenorden ein. Den üblichen phil. Dreijahreskurs absolvierte er 1612-15 bei dem Jesuiten Simon Felix an der Univ. Ingolstadt. Nachdem er anderwärts zwei Jahre Grammatik und die Humanität unterrichtet hatte, studierte er 1617-20 in Ingolstadt Theol., empfing dort 1620 die Priesterweihe und lehrte anschließend mehrere Jahre als Prof. für Logik, so 1620/21 in Luzern, ab 8. 10. 1621 in Porrentruy und 1622/23 in Regensburg. 1624 erhielt A. die Professur für Ethik an der Univ. Ingolstadt, legte dort am 31. 7. 1625 Profeß ab und stieg damit in die ordensinterne Führungsschicht der Societas Jesu auf. Nachdem er in Ingolstadt zuletzt auch als Gymnasialpräfekt amtiert hatte, kam A. 1627 für zwei Jahre als Prof. für Moraltheol. und Studienpräfekt des Gymnasiums nach Regensburg. Zum 1. 9. 1631 ist A. als Prof. für Moral- und Kontroverstheol. am Gymnasium zu Augsburg belegt. Ab Herbst 1632 lehrte er schließlich Theol. am Lyzeum in München. W Beatitudo naturalis in publicam disceptationem data (Praes.; Resp.: T. Linder), Ingolstadt 1625; Felicitas naturalis in publicam disceptationem data (Praes.; Resp.: A. Pisonet), Ingolstadt 1625; Passiones disputandae in publico (Praes.; Resp.: J. Böller), Ingolstadt
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Alt - Amerbach
1626; Contritio theologica disputatione explicata, Augsburg 1631.
auch im Vorwort unveränderten Ausgabe seiner Savonarola-Übersetzung.
L T.A. Rixner, Geschichte der Phil. bei den Katholiken in Altbayern, München 1835, 34; Prant! 1443; Romstöck 12 u. ö.; Sommervogel IV 587, VII 1613 (W); Huwiler 139; Ger! 6; Studhalter 334; Strobel 451; W. Gegenfurtner, Jesuiten in der Oberpfalz. Ihr Wirken und ihr Beitrag zur Rekatholisierung in den oberpfälzischen Landen (1621-50), in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 11 (1977) 195 u. ö.; Popp 274 u. ö.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. 1, Rom 1982,5; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingo1stadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993,125 u. Ö.
W Inscriptiones sacrosanctae vetustatis, non illae quidem Romanae, sed totius fere orbis sumrno studio ac maximis impensis terra marique conquisitae feliciter incipiunt, Ingolstadt 1534 (mit P. Apian; handschriftlicher Index von J.G. von Werdenstein: UBM, Ms. 2° Cod. 700, Tl. 2, f. 122); Psalmus septimus in te Domine speravi. In versus elegiacos latinos, atque demum in rhytmos gennanicos redactos, 0.0. 1555; Flores celebriorum sententiarum graecarum ac latinarum, definitionum, idem virtutum et vitiorum, omnium exemplorum, Dillingen 1556 (erweiterte Neuauflagen unter den Titeln: Polyanthea, Köln 1567 u. ö.; Novissima polyanthea in libros XX dispertita. Opus praeclarum, Frankfurt 1613). - Übersetzer: Dionis Brusensis libelli duo, unus contra Tyrannidem, alter de gloria, ex Graeco in Latinum sennonem conversi et editi, unacum graecis scriptis. Item alius libellus Ioannis Pontani de principe ad A[l]phonsum Calabriae ducem, Dillingen 1556; Kurtzliche doch grundt!iche Außlegung deß heiligen Vatter unsers. Erst!ich durch den Tewren und recht Gottes gelehrten Mann Hieronymum Savonarolam von Ferrar gebürtig ... durch B.A .... auffs einfaeltigest in das Teutsch gebracht und gezogen, 0.0. 1556, 1561.
U. Neumann
Amantius (Pelten), Bartholomäus, * vor 1510 Landsberg, t nach 1556 wohl Lauingen. A. studierte zuerst angeblich in Tirol und dann in Ingolstadt. Dort wurde ihm im Oktober 1530 die aus der Univ.kammer mit 50 fl. besoldete Rhetoriklektur in der Artistenfak. übertragen. 1533 soll er zudem Bibliothekar der Fak. gewesen sein. Im selben Jahr unternahm er auch zusammen mit Peter Apian auf Kosten Raymund Fuggers eine Italienreise. Frucht dieser Reise war die ein Jahr später gemeinsam mit Apian veröffentlichte epigraphische Sammlung "Inscriptiones sacrosanctae vetustatis". In dieser Kompilation, auf deren Titelblatt A. als "poeta caesareus, oratorie Ingolstadii ordinarius prof." firmierte, fällt vor allem die große Zahl von Inschriften auf, die aus der Umgebung von Leisnig, der Heimat Apians, sowie aus der Steiermark stammen. Für letztere muß A. somit vor seiner Zeit in Ingolstadt bereits die Vorarbeiten geleistet haben. In dem Raymund Fugger gewidmeten Werk findet sich auch ein Brief Philipp Melanchthons, in dem den Fuggern das leuchtende Beispiel des Mäzenatentums der Medici vorgestellt wird. Johann Georg von Werdenstein verfaßte für dieses Werk einen handschriftlichen Index. Ostern 1535 verließ A. - möglicherweise wegen bereits damals bestehender Sympathien für die Lehre Martin Luthers - Ingolstadt und ging dank der Vermittlung seines Freundes Joachim Camerarius d.Ä. an die Univ. Tübingen, wo er 1535-41 als Prof. für Zivilrecht tätig war. 1541-45 lehrte A. an der kleinen Univ. Greifswald. Auf der Rückreise besuchte er in Wittenberg Melanchthon. Offensichtlich war A. also Anhänger der Reformation, als er 1545-48 als Advokat in Nürnberg wirkte. Seit 1548 stand er in Diensten der Ansbacher Markgrafen, zuerst von Georg Friedrich, "von Feuchtwang herrierend", wie A. 1556 in seiner Savonarola-Übersetzung betonte. In Lauingen soll A. gestorben sein, möglicherweise vor 1561, dem Jahr der zweiten,
L DBA; Mederer I 230; Prant! I 210 ff., 11 489; Buzas
19; K. K. Finke, Die Tübinger Juristenfak. (14771534). Rechtslehrer und Rechtsunterricht von der Gründung der Univ. bis zur Einführung der Refonnation, Tübingen 1972, 38 u. ö.; A. Seifert, Cognitio historica. Die Geschichte als Namensgeberin der frühneuzeitlichen Empirie, Berlin 1976,81; Schöner 368 u. ö.; Archäologie der Antike. Aus den Beständen der Herzog August Bibliothek 1500-1700, Wiesbaden 1994, 88 f. L. Böninger
Amerbach (Amerpachius, Amerbachius), Georg, * nach 1529 Wittenberg. V Veit, Prof. an der Univ. Ingolstadt.
Soweit bekannt, begann A. sein Studium im WiSe 1548 in Ingolstadt, ohne Studiengebühren bezahlen zu müssen. Im SoSe 1560 ist er in Wien nachweisbar. Bei seiner Immatrikulation im Juni 1561 in Freiburg i.Br. bezeichnete sich A. als clericus. 1565 war er Prof. für Phi!. an der Univ. Ingolstadt. Neben diesen dürren Daten ist lediglich seine Lehrertätigkeit beim späteren Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn bekannt. W Threnodia de morte Caroli V., Dillingen 1558; Carmina, in: Deliciae Poetarum Gennanorum, Frankfurt 1612. L NDB 1248; Kobolt, Erg.; Matrikel LMU. H. Flachenecker
Amerbach (Amerpach, Amerbachius, Amerbaeher, Trolmann), Veit, * 1503 Ammerbach bei Wemding, t 13. 9. 1557 Ingolstadt, CD 19. 8. 1529 Elisabeth.
Amerbach - Amrhyn V Hans Trolman, Bauer, t um 1520.
A. begann sein Studium 1517 in Ingolstadt. Nach einem ersten Wechsel nach Freiburg i.Br. 1521 erreichte er 1522 die Univ. Wittenberg. Der Phil., dem Recht, der Theol. sowie dem Griechischen und den orientalischen Sprachen galten seine vielfältigen Interessen. In Wittenberg kam er mit Martin Luther und Philipp Melanchthon in Kontakt und wurde protestantisch. Auf Empfehlung Luthers bekam er 1526 eine LehrersteIle an der Lateinschule in Eisleben. Nachdem A. am 12. 8. 1529 seinen Magistergrad in Wittenberg erworben hatte, wurde er 1530 Prof. für Grammatik, 1532 gar Dekan der Artistenfak. der Univ. Wittenberg. Er galt als ausgezeichneter Disputator. 1537 erhielt A. zusätzlich die Professur für Physik. Wiederum auf Vermittlung Luthers wurde er 1541 zum Mitglied des Wittenberger Kirchenkonsistoriums berufen, jedoch zeigten sich bald Differenzen. Die "Quatuor libri de anima" (1542) waren die Gegenschrift von A. gegen den "Commentarius de anima" (1540) Melanchthons. Aus Furcht vor den Konsequenzen einer Untersuchung seiner theol. Ansichten durch den sächsischen Hof verließ A. in der ersten Hälfte des Jahres 1543 Wittenberg. Ob er in Eichstätt als Rhetoriklehrer an der Domschule ein Unterkommen fand, ist nicht zu beweisen. Er konvertierte zum kath. Glauben und erhielt auf Fürsprache des Eichstätter Bischofs sowie auf Vermittlung Leonhards von Eck an der Univ. Ingolstadt im November 1543 (Matrikeleintrag: 28. 11.) eine außerhalb der Artistenfak. angesiedelte Professur ad personam für Phil. und Rhetorik.; ab 1548 versah er innerhalb der Fak. die Aufgaben des ersten Phil.Iektors. Das Jahresgehalt von 200 fl. half, seine prekäre finanzielle Situation zu überwinden. Aufgrund seines Studiums der Kirchenväterschriften hielt A. das Luthertum für einen Irrweg. Dennoch blieb er in seiner Kritik gegenüber seinen Wittenberger Lehrern zurückhaltend und maßvoll. Er gab die Hoffnung auf eine Wiederherstellung der Glaubenseinheit nicht auf. Berühmt wurde der humanistische Gelehrte durch seine Kommentare zu den lateinischen Klassikern Cicero, Horaz und Ovid. Für seine Aristoteles-Kommentare benützte er den griechischen Originaltext. Daneben schrieb er zahlreiche lateinische Gedichte. Ferner sind einige Briefe von A. erhalten. Q UBM, Cod.ms. 771. W Commentarii in Ciceronis lib. III de officiis, Straßburg 1539; Quatuor libri de anima, Straßburg 1542; Commentaria in Horatii artem poeticam, Straßburg 1543; De phi1osophia naturali !ib. VI, Basel 1548' Praefatio et annotationes in praecipuas constitutiones 'Caroli Magni de rebus ecclesiasticis et politicis, Ingolstadt 1548; Variorum carminum libellus, Basel 1550; Enarra-
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tiones in Ovidii libros tristium, fastorum et de Ponto cum aliorum in eundem comentariis, Basel 1550. L ADB I 398; NDB I 248; DBA N.F.; Kobolt 35-38 (W); A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes, quos Eichstadium vel genuit vel aluit, Eichstätt 1799, 21; Prantl II 489; Schaff 50; L. Fischer, Veit Trolmann von Wemding genannt v.A. als Prof. in Wittenberg (1530-1543), Freiburg 1926; Matrikel LMU; M. Fink-Lang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985, 275; Killy I 128 f.; Schöner 398 u. ö. H. Flachenecker
Amman (Ammann), Cäsar, SJ, * 27. 8. 1727 Innsbruck, t 10. 9. 1792 Hall (Tirol).
Über den Lebensweg von A. bis zum Beginn seiner Lehrtätigkeit ist wenig bekannt. Er trat am 14. 10. 1744 in den Jesuitenorden ein, unterrichtete dann Grammatik in Hall und Ellwangen, anschließend Phil. in Trient. 1762-64 lehrte er Mathematik und Hebräisch in DiIIingen und Freiburg i.Br. 1765 wurde er als Prof. für Mathematik und Hebräisch an die Univ. Ingolstadt berufen, wo er wie schon zuvor in Dillingen auch die Betreuung der Sternwarte übernahm. Zusammen mit seinem Schüler Ignaz Balthasar Pickel bestimmte er 1767 die Polhöhe Ingolstadts. Er konnte dabei auf die hervorragende Ausstattung der Ingolstädter Sternwarte zurückgreifen, die Ignaz Rhomberg aufgebaut hatte. Als Hilfsmittel diente A. ein dreifüßiger Quadrant, den der bekannte Augsburger Feinmechaniker Georg Friedrich Brander konstruiert hatte. Unter Berufung auf seine wissenschaftliche Tätigkeit, die sich in zahlreichen Abhandlungen niederschlug, lehnte A. eine Wahl zum Dekan ab. Er schied 1770 wegen Krankheit aus dem Lehrkörper der Univ. Ingolstadt aus. W De altitudine poli observatorii astronomici Ingolstadlensls, Ingolstadt 1767; Quadrans astronomicus novus descriptus et examinatus in specula uranica Ingolstadiensi, Augsburg 1770.
L Sommervogel I 304 f. (W), VIII 1629, XII 919; Schaff 174, 177 f.; Specht 290 u. ö.; Matrikel LMU; E. Zinner, Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11.-18. Jh., München 1967,231 u. ö.; Ger18. C. Jahn
Amrhyn (Am Rhyn), Beatus, SI, * 31. 10. 1632 Luzern, t 15.4. 1673 vor der Küste Guineas. V Joseph, u. a. Landvogt zu Baden (1619), Weggis (1625), Büron (1633),' 1589 Luzem, t 6. 9. 1645 Luzem, M Susanna zur Gilgen.
Aus angesehener Familie in Luzern stammend, trat A. am 28. 1. 1649 in Landsberg in den Jesuitenorden ein und studierte 1650-54 am Kol-
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Amrhyn
leg in Ingolstadt Phi!. Nach Tätigkeit als Lehrer an den Gymnasien in Konstanz und Dillingen studierte er 1657-61 am Kolleg in Ingolstadt Theo!., ohne an der Univ. eingeschrieben zu sein, wurde 1661 in Eichstätt zum Priester geweiht und im gleichen lahr Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt. 1662/63 absolvierte er das Tertiat in Altötting. 1663-66 lehrte er dann an der Univ. Ingolstadt Phi!., 1666-71 scholastische Theo!., auch war er längere Zeit Präses der Marianischen akad. Kongregation. Am 21. 11. 1671 erhielt er wunschgemäß den Befehl zur Abreise in die lesuitenmission am Kaiserhof in Peking. Während der Wartezeit hielt er 1672/73 Vorlesungen in Coimbra und Evora. Nach der Abfahrt aus Lissabon starb er während der Reise. - Die Entsendung an den Kaiserhof hatte nicht zuletzt auch wissenschaftliche Qualifikation und eine gewisse Gewandtheit zur Voraussetzung. Sein phi!. Hauptwerk "Philosophia in orthodoxae fidei obsequium conscripta" (Ingolstadt 1666) ist das Ergebnis seiner phi!. Lehrtätigkeit. Ebenfalls von 1666 stammt die phi!. Disputation ,,oe mundo parvo sive de homine". Seine theo!. Lehrtätigkeit in Ingolstadt fand ihren Niederschlag in einer Reihe von Manuskripten (Quaestionen und Traktate zu Thomas von Aquin, 1667-69), die nicht mehr zum Druck kamen, und in einer 1668 im Druck erschienenen Disputatio "De simplicitate Dei". Weder das phi!. noch das theo!. Werk von A. wurde bislang näher untersucht. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 18, Mscr. XI 21, Mscr. XI 28, Mscr. XI 42; BayHStAM, Jesuiten 374, 394 f., 397, 399-410; Elogium im theo!. Hörsaal der Univ. Ingolstadt (verloren).
W Philosophia in orthodoxae fidei obsequium conscripta, Ingolstadt 1666; Disputatio de mundo parvo sive de homine, (Praes.; Resp.: G.ß. Wagner), Ingolstadt 1666; Disputatio theologica de simplicitate Dei (Praes.; Resp.: E. Goez), Ingolstadt 1668.
L Jöcher I 357; Mederer 11 355 u. ö.; Kobolt 39; Kobolt Erg. 11; Prantl I 458 u. ö., 11, 505; Sommervogel I 306 f., VIII 1630; Hurter IV 3; Schaff 138; Duhr III 340 u. ö.; Matrikel LMU; J. Marbacher, Schultheiß Karl Anton am Rhyn von Luzem und seine Zeit (16601714), Luzem 1953, 38 ff.; Gerl 9; J.-P. Lobies (Hg.), Index bio-bibliographicus notorum hominum, Pars C IV, Osnabrück 1975, 3814; Strobel 105 u. ö.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 8 f.; F. GJauser (Hg.), Das Schülerverzeichnis des Luzemer Jesuitenkollegiums 1574-1669, Luzem-München 1976,29; G. WiJczek, Ingolstadt - Macao - Peking. Die Jesuiten und die Chinamission, in: SHVI 1021103 (1993/94) 424 ff. S. Hofmann
Amrhyn (Am Rhyn), Franz Xaver, SI, 1655 Luzern, t 6.11. 1731 München.
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22. 8.
V Joseph, u. a. Landvogt zu Thurgau (1660), Hauptmann in päpstlichen Diensten (1665), Vogt zu Rothen-
burg (1669), Schultheiß (1673),· 1625 Luzem, t 1692 Luzem, M Sybilla Göldlin von Tiefenau, * 1627 Luzem, CD 10. 2. 1648.
Nach dem Gymnasialstudium am Jesuitenkolleg in Luzern trat A. am 2. 10. 1671 in Landsberg in den Jesuitenorden ein. Er studierte zunächst 1673/74 in Augsburg Rhetorik, dann am Kolleg in Ingolstadt 1674-77 Phi!., wurde Magister, unterrichtete dann 1677-79 in Konstanz und 1679-81 in Landshut. Theo!. studierte er in Rom, wo er 1684 zum Priester geweiht wurde. 1685/86 wirkte er als Prof. der Logik in München und absolvierte 1686/87 das Tertiat in Altötting. 1686-1692 las er als Prof. der Phi!. an der Univ. Ingolstadt Ethik und Phi!., 1692-98 wirkte er zeitweise als Prof. für scholastische Theo!., Studienpräfekt und Prediger am Kolleg Luzern. 1698/99 war er nach seiner Promotion zum Dr. der Theo!. in Dillingen Prof. der Moraltheo!. an der Univ. Ingolstadt, 1699-1701 der scholastischen Theo!., 1701-15 Hofprediger in St. Michael in München und 1712-15 auch Rektor des. Münchener Kollegs. 1715-18 leitete er als Rektor das Jesuitenkolleg in Regensburg, 1718-21 war er Provinzial, 1721-24 Rektor des Kollegs in Amberg. - Während das von ihm hinterlassene wissenschaftliche Werk nur klein ist (von ihm und anderen eine ungedruckte "Theologia scholastica" nach der theo!. Summe Thomas von Aquins von 1696), gibt eine Reihe gedruckter Predigten Zeugnis von seinem Wirken als glänzender Kanzelredner in München, Freising und Einsiede1n, in dem barocke Frömmigkeit beredten Ausdruck fand. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. I, Mscr. VI 18, Mscr. VI 36, Mscr. VI, Mscr. XVII 2/20; BayHStAM, Jesuiten 125 (1731), 410-419, 421,423,428-433,435 ff., 439-444, 446-451, 453-462, 464-482; pfarrarchiv St. Leodegar, Luzem. W Schutz- Trost- vnd Gnadenreiche Heimbsuchung Mariae. So Beschehen in der Hochfürstlichen Residentz-Statt Freysing, an dem Fest der Heimbsuchung Mariae, bey Ankunfft daselbst dess Wunderthätigen Gnaden-Bilds Mariae von Ettal, München 0.1. (1704); Erste Predig. Miraculum miraculorvm. Wunder-Werck der Ehren Mariae und dess Trosts ihrer Diener gewürcket von Gott in Englischer Einweihung der Gnadenreichen CapelIen Mariae zu Einsidlen, in: Conciones historicae et panegyricae de divino-angelica dedicatione Sacelli eremitani, ab eximiis verb i di vini concionatoribus dictae utque ad gloriam magnae thaumaturgae Einsidlensis collectae et in lucem editae. Das ist: Lob- Geschicht- und Ehren-Predigen von der Göttlichen Einweyhung, Zug 1699, 1-23; Die fünffte Predig. Miraculum miraculorum. Wunder-Werck der Ehren Mariä und dess Trosts ihrer Diener gewürcket von Gott in Englischer Einweihung der gnadenreichen CapelIen Mariä zu Einsidlen, in: Laus et jubilatio Christo sacerdoti magno, nec non ejusdem virgini matri thaumaturgae in novissimis dedicationis (ut vocant) angelicae solemnitatibus in principali monasterio Einsidlensi e suggestu sacro decantata. Das ist: Allerhand
Arnrhyn - Anemoecius Lob- und Ehren-Predigen, Einsiedeln 1711, 58-87. Ungedruckt: Theologia scholastica secundum Thomae Aquinatis Summam tradita a Christophoro Rassler, Xav. Arnrhyn, Georgio Prugger, excepta a loh. Reymann S.l., 1696 (BSB, clm 9248-54). L Mederer III 57 u. ö.; Baader, Baiern I 29 f; Prant! I 482 u. ö.; Kleinstäuber 121; Sommervogel I 307 f, VIII, 1630; Romstöck 13-16 (W); Schaff 141; Duhr lVII 227 u. ö.; Matrikel LMU; l. Marbacher, Schultheiß Kar! Anton am Rhyn von Luzern und seine Zeit (16601714), Luzern 1953, 38-41; J.-P. Lobies (Hg.), Index bio-bibliographicus notorum hominum, Pars C IV, OsnabTÜck 1975, 3814; Ger! 9; Strobel 105; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 10-15; F. Glauser (Hg.), Das Schülerverzeichnis des Luzerner lesuitenkollegiums 1574-1669, Luzern-München 1976,29. S. Hofmann
Andernach, Johannes von. A., der in der Ingolstädter Matrikel nicht zu finden ist, wird am 5. 5. 1523 als Hebräischlektor erwähnt. Er kann diese Lektur höchstens bis zum 28. 8. 1523 versehen haben, da Werner Moneceras sie zu diesem Zeitpunkt übernahm. Wegen des fehlenden Zunamens was den Ingolstädter Gepflogenheiten jener Zeit gemäß eventuell auf jüdische Abkunft hindeuten könnte - ist es nicht möglich, A. in den Matrikeln anderer Univ. eindeutig zu identifizieren oder seinen weiteren Lebensweg zu verfolgen. Q UAM, DIll 6.
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einem Ruf an die Salzburger Univ. (1. 4. 1804) und lehrte dort in der jur. Fak. als Prof. für Natur- und allgemeines Staatsrecht, europäisches Völkerrecht, Staatengeschichte und Statistik. Am 14. 4. 1804 wurde er zum Dr. beider Rechte promoviert, 1805 wurde er zum Hofgerichtsrat ernannt. Infolge der Aufhebung der Univ. (1811) wechselte er als Lehrer für Kirchenrecht und Kirchengeschichte an das Salzburger Lyzeum. 1812 mit dem Titel des königlich bayer. Hofrats ausgezeichnet, wurde A. am 11. 5. 1813 als Prof. für Kirchenrecht und Kirchengeschichte an die Univ. Landshut berufen (Nachfolge Anton Michi). 1814 und 1816 bekleidete er das Amt eines Senators, ab 1821 das eines ständigen Senators. Von 1822 bis zu seinem Tod versah er zusätzlich eine Pfarrei in Altdorf. - Im Mittelpunkt des Schaffens von A. stand seine Lehrtätigkeit; sein einziges groß angelegtes Werk, ein systematisches Handbuch des Kirchenrechts, blieb unausgeführt. W Primae origines impedimentorum matrimonii inter Christianos dirimentium, Würzburg 1793; [an.] Steganographie oder die Geheimschreibekunst. Kein Commentar, sondern ein Gegenstück zur G[regorius Ferdinand] L[e Mang]schen Kunst der Geheimschreiberey, Nürnberg 1799; [an.] Der Fürst in seinem Entschädigungslande, 0.0. ("Germanien") 1804. L ADB I 450 f; DBA; Baader, Verstorb. IIJ1 2 f (W); Neuer Nekrolog I; Permaneder 331 u. ö.; G. v. Seile (Hg.), Die Matrikel der Georg-August-Univ. zu Göttingen, Hildesheim-Leipzig 1937,398; A. Mühlböck, Die Pflege der Geschichte an der alten Univ. Salzburg, Wien-Salzburg 1973, 123 f.; Brandl II 4. S. Wimmer
L Prant! I 209; Schöner 381. C. Schöner
Andres (Andreß), Johann Baptist, * 11. 8. 1768 Bad Königshofen, t 14.9. 1823 Landshut, kath. V lohann Georg, Maurer, t 6. 6. 1790, M Katharina. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Münnerstadt studierte A. Phi!. und Theo!. in Würz burg und promovierte 1786 zum Dr. phi!. Er wurde 1792 zum Priester geweiht. Bei seiner Ernennung zum Lizentiaten der Theo!. (10. 7. 1793) machte A. mit einem zugleich in Druck gelegten Vortrag auf sich aufmerksam, in dem er die Rechtmäßigkeit der kanonischen Festsetzung von Ehehindernissen in Frage stellte ("Primae ongmes impedimentorum matrimonii inter Christianos dirimentium"). Nach Studienreisen und Aufenthalten an verschiedenen Univ., u. a. in Göttingen (1799-1801) als Gesellschafter von Franz Ludwig Freiherr von Lochner, wirkte A. ab 1802 als Priv.-Doz., ab 1803 als o. Prof. an der Univ. Würzburg. Er folgte dann
Anemoecius (Binthäuser, Pinhauser, Winthauser), Wolfgang (Lycobates), t 1537/38 wohl Ingolstadt. A. begann seine Studien im WiSe 1521/22 an der Univ. Wien, wo er sich besonders an den 1524 als Lektor für Rhetorik berufenen Kaspar Velius Ursinus anschloß. Im WiSe 1525/26 promovierte er zum Bakkalaureus, im WiSe 1526/ 27 zum Magister. Am 21. 10. 1527 immatrikulierte er sich als "clericus Frisingensis" in Ingolstadt, vennutlich um dort das Studium der Rechte aufzunehmen. Allerdings blieb er vorläufig nicht hier, sondern nahm die Schulmeisterstelle bei St. Peter in München an, wo u. a. Simon Lemnius, Wolfgang Hunger und Marcus Tatius Alpinus zu seinen Schülern zählten. Nachdem er Angebote, mit einem Stipendium Herzog Wilhelms IV. zum Studium des Zivilrechts nach Frankreich oder Italien zu gehen oder Sekretär und Legat beim Bischof von Passau zu werden, ausgeschlagen hatte, ging er 1531 unter Wechsel des Bekenntnisses als Lek-
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Anemoecius - Antonius
tor für Griechisch an die Lateinschule in Ulm, 1532, wiederum als Lektor für Griechisch, an das kurz vorher errichtete Gymnasium St. Anna in Augsburg. Vom Sommer 1536 bis ca. Mai 1537 wirkte A. an der Univ. Ingolstadt als "Poetices publicus professor". Ob er hier erneut das Bekenntnis wechselte, steht nicht fest. Nach Angaben von Tatius soll er 1537 kurz vor der Promotion zum Dr. iur. utr. gestanden haben, doch ist nicht bekannt, ob die Promotion wirklich noch stattgefunden hat, da A. zwischen Mai 1537 und Frühjahr 1538, vermutlich in Ingolstadt, verstarb. - Während seiner Augsburger Jahre besorgte A. u. a. mehrere Ausgaben lateinischer Klassiker: 1533 Vergils "Bucolica" und die Versepistein von Horaz, 1534 eine Auswahl von Ciceros "Epistolae ad familiares" zu Unterrichts zwecken und 1535 Ciceros "De officiis libri III". Aus dem Griechischen übersetzte er 1533 das "Poema vere phi10sophicum" von Pseudo-Phokylides und 1534 das Werk "De characteribus epistolarum" von Pseudo-Libanius. Eigene Gedichte von A. finden sich verstreut als Beigaben in Werken der Ingolstädter Prof. Johannes Agricola, Nicolaus Winmann und Tatius; ca. 1534 ließ er ein "Epithalamium de nuptiis ... D. Georgii Loxani regiae maiestatis consiliarii etc." aus seiner Feder drucken. Längere Nachwirkung besaß von seinen Werken nur die Ausgabe von Ciceros "De officiis libri III". Noch im 16. Jahrhundert wurden mindestens 13 Nachdrucke hiervon veranstaltet. Bleibende Bedeutung erlangte die Edition dadurch, daß die für die Textkritik wichtige Handschrift des Augsburger Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra, auf der sie basierte, zwischenzeitlich verlorenging. Q Stadtarchiv Ulm, [8983/I], f. 284r-v; A
[89831I], f. 19v-20r; UAM, GG IVa 2; Univ.archiv Wien, AFA IV (= Ph 9).
W J.P. Virgilii Maronis Bucolica, cum scholiis ... ex graecis et latinis auctoribus collectis, Augsburg 1533; Q. Horatii Flacci epistolarum libri duo cum scholiis, Augsburg 1533; M.T. Ciceronis epistolae aliquot familiares iuxta omnia fere epistolarum genere ... delectae, o.O.u.J. [Augsburg 1534]; M.T. Ciceronis officiorum libri III .... ex vetustissimo codice, qui multos annos in coenobio D. Huldrichi Augustae delituit, plusquam in centum locis castigati atque restituti, Augsburg 1535. L DBA; M. Tatius Alpinus, Progymnasmata, Augsburg 1533; Ders., Polydorus Vergilius. Von den erfyndem der dyngen, Augsburg 1537 (Vorrede); EA. Veith, Bibliotheca Augustana, Bd. 1, Augsburg 1785, 5-10; E Roth, Augsburgs Reforrnationsgeschichte, Bd. 3, München 1907,547-50; P. Merker, Simon Lemnius. Ein Humanistenleben, Straßburg 1908, 8 ff.; S. Lemnius, Epigramrnaton libri duo, Wittenberg 1538, in: L. Mundt (Hg.), Lemnius und Luther. Studien und Texte zur Nachwirkung ihres Konflikts (1538/39), Tl. 2, Bem 1983, 36-39. C. Schöner
Angriener (Angrinner, Angrüner), Johann Heinrich, SJ, * 21. oder 22. 10. 1660 Amberg, t 25. 7.1712 Fribourg. V Johann Michael, Stadt- und Regierungsmedikus in Amberg, t vor 21. 10. 1699, M Susanna Zeiller, t nach 21. 10. 1699.
A. war seit 1677 an der phil. Fak. der Univ. Dillingen immatrikuliert und erwarb dort am 1. 12. 1678 das Bakkalaureat. Am 16. 7. 1680 folgte mit der Disputation "De mundo elementari" die Promotion zum Magister der Phil. Während des Studiums muß in A. der Entschluß gereift sein, sich der Gesellschaft Jesu anzuschließen. Auf jeden Fall trat er am 7. 9. 1680 in den Orden ein. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte er in den nächsten Jahren die für den jesuitischen Nachwuchs obligatorischen Stationen des Noviziats und des Magisteriums durchlaufen haben, ohne daß darüber jedoch nähere Angaben vorliegen. Zum Studium der Theol. kehrte A. wohl nach Dillingen zurück, ist er doch 1691 als Defendent einer unter dem Vorsitz Balthasar Strohmaiers abgehaltenen Disputation in der theol. Fak. bezeugt. Vom 18. 10. 1693 bis 1696 unterrichtete er dann Phil. an der Univ. Ingolstadt. Zum Abschluß des dreijährigen phil. Kurses fanden am 23. 5., 4. 6. und 19. 6. 1696 jeweils unter seiner Aufsicht Disputationen statt. Nach einem zeitlich nicht näher einzugrenzenden Aufenthalt in Landsberg fungierte A. seit 1700 in Luzem als Prof. der Theol. und als Spiritual. Bereits 1701 ging er jedoch wieder nach Landsberg zurück. Die weiteren Etappen seines Lebenswegs liegen im dunkeln. Insgesamt soll A. vier Jahre an Gymnasien unterrichtet sowie jeweils fünf Jahre Phil. und Theol. gelehrt haben. Q Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Matrikel der pfarrei Amberg SI. Martin, Bd. 3, S. 20 FiNr 51.
W Theses philosophicae de mundo elementari (Resp.; Praes.: C. Rottmayr), Dillingen 1680. L Prant! I 506; Sommervogel I 396, VIII 1655; Romstöck 16; T. Specht (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. 2: Matrikeltext 1646-95, Dillingen 1912/13,922; Schaff 142; Huwiler 141; GerllO; Matrikel LMU; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 16. M. Schaich
Antonius (Antoninus), Johann, SJ, 1607 Rovereto, t 7. 5. 1674 Innsbruck.
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15. 9.
A., nach Komp am 14. 10. 1606 in Anrad geboren, trat am 30. 7. 1624 der Gesellschaft Jesu bei. Nach zweijährigem Noviziat in Landsberg legte er am 30. 7. 1626 die ersten drei Gelübde ab und absolvierte die phil. Studien 1626-29 an der Univ. Ingolstadt. Es folgte das Magisterium in Dillingen (22. 10. 1629 Prof. der Rudimenta, 27. 10. 1631 Prof. der niederen
Antonius - Apian Syntax). 1632-36 studierte er Theol. in Ingo1stadt. Die Weihe zum Subdiakon fand am 16. 2. 1636, die zum Diakon am 21. 3. in Eichstätt statt. Die Priesterweihe empfing er am 24. 3. 1636, Profeß (viertes Gelübde) feierte er am 4. 9. 1644. 1636-39 hielt sich A. in Regensburg auf. 1639/40 las er in Trient Logik, hielt 1640-43 den dreijährigen Phil.kurs in Dillingen und übte 1643-47 das Amt des Studienpräfekten in Trient aus. In der Folge lehrte er Ethik an der Univ. Ingolstadt (1647-49), 1649 als Pater spiritualis Moraltheol. in Neuburg a.d.D., scholastische Theol. in Luzern (1650-58) und Moraltheol. in Augsburg (1658-60). Nach Duhr organisierte A. 1651 die Rückführung des päpstlichen Seminars nach Fulda, das in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nach Köln verlegt worden war. A. mußte sich zu Beginn mit einem Mitbruder behelfen, das Seminar wurde allerdings auf bis zu vier Priester und zwei Brüder erweitert. Da Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg seinen Vertrauten A. zur Berichterstattung oder diplomatischen Missionen entsandte, entstanden durch die häufige Abwesenheit des Regens disziplinarische Schwierigkeiten im Seminar. Dies führte dazu, daß 1657 Vitus Erbermann die Stelle von A. einnahm. Im Zuge seiner diplomatischen Tätigkeit führte A. - erfolglose - Verhandlungen für eine Heirat des Pfalzgrafen mit Anne Marie de Montpensier und berichtete 1656 über die französischen Vorstellungen zur Kaiserwahl. Pfalzgraf Philipp ließ A. in Rom über eine mögliche Unterstützung für den Sohn des hingerichteten englischen Königs Charles I. gegen Oliver Cromwell verhandeln (Instruktion vom 2. 3. 1655). In einer Instruktion vom 9. 7. 1654 ist von einem weiteren geheimen Auftrag die Rede: von Verhandlungen über die Kaiserwahl nach dem Tod Ferdinands III. A. übermittelte dem Papst und seinem Ordensgeneral die Pläne Frankreichs und die Vorstellungen Pfalzgraf Philipps. 1660-62 fungierte A. in München als Beichtvater der Kurfürstin Adelheid, um anschließend ab 1662 in Freiburg i.Br. als Prof. für Moral- und Kontroverstheol. wieder seine Lehrtätigkeit aufzunehmen. 1666-71 vertrat er Kontroverstheol. in Luzern. Gleichzeitig war A. Theologe des päpstlichen Nuntius Fabio Chigi, dem späteren Papst Alexander VII. In Freiburg bemühte sich A. zusammen mit Adam Burghaber im Streit zwischen der Univ. und dem Kolleg um die in den Senat aufzunehmenden Jesuiten um Wahrung der Rechte der Univ.; nach ihrer Abberufung sollte der Konflikt erneut entbrennen. - A. erfüllte die für Mitglieder des Jesuitenordens nicht ungewöhnliche Doppelfunktion des Lehrers in geistlichen und Beraters und Vertrauten der Landesherrn in
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politischen Dingen. Eine umfangreiche wissenschaftliche Tatigkeit ist nicht überliefert. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. I 2, XI, XI 28/7, Litterae annuae Rheni superioris (1651); Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Jülich-Berg, Familiensachen 82 1/2 (Briefe von J.A. 1650-1653), II 2150 D. 2. 3 (Instruktion Pfalzgraf Philipps vom 2. 3. 1655). WAssertiones theologicae de poenitentia (Praes.; Resp.: C. Lang, J.c. Wyngarter, J.J. Weishaupt), Luzem 1656. L DBA; Mederer II 314; Prantl 1444; G.I. Komp, Die zweite Schule Fuldas und das päpstliche Seminar, Fulda 1877, 58 f.; Romstöck 17 f.; Duhr III 399 u. ö.; Specht 286; Matrikel LMU; Ger! 11; K. Jaitner, Die Konfessionspolitik des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg in Jülich-Berg von 1647-1679, Münster 1973; H. Schmidt, Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1615-1690) als Gestalt der deutschen und europäischen Politik des 17. Jh., Bd. I, München 1973; Kurrus I 181, II 55 u. ö.; Studhalter 343; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 17 f. B. Schönewald
Apian (Bennewitz, Bienewitz), Peter, * 16. 4. 1495 oder 16. 4. 1501 Leisnig (Sachsen), t 21. 4. 1552 Ingolstadt, m 1526 Katharina Mosner, t 6. 7. 1574. V Martin, M Gertrud.
Nach dem Besuch der Lateinschule in Rochlitz bezog A. im SoSe 1516 die Univ. Leipzig, wechselte jedoch zum WiSe 1518/19 nach Wien, wo er bei dem Celtis- und Stabius-Schüler Georg Tannstetter Collimitius seine Kenntnisse in der Mathematik vertiefte. Die kurz nach seiner Promotion zum artistischen Bakkalar im Juli 1521 ausgebrochene Pestepidemie beendete sein Studium; den Magistergrad hat A., ähnlich wie andere spezialisierte Mathematiker seiner Zeit, nie erworben. Bei der folgenden Suche nach einer dauerhaften Anstellung im fürstlichen oder universitären Dienst war A. die Freundschaft mit Johannes Aventin, der wie Tannstetter dem Celtis-Kreis entstammte, hilfreich. Dieser empfahl ihn wohl auch dem Patron der Univ. Ingolstadt, Leonhard von Eck. Seit Juni 1523 stand A. mit der Univ. in Kontakt wegen der Einrichtung einer dringend benötigten Druckerei, welche im Januar 1526 errichtet wurde. Außerdem betrieb Eck seit Oktober 1525 die Berufung von A. zum Mathematiklektor, die Ende 1526 gegen ein Jahresgehalt von 32 fl. - das bis zum Tod von A. auf stattliche, zur Hälfte aus der herzoglichen Kasse finanzierte 200 fl. anstieg - erfolgte. Trotz seines ständig steigenden Ansehens und seiner unbestrittenen fachlichen Kompetenz blieb A. an der Univ. zeitlebens ein Außenseiter: Da er als "humanistischer Berufsmathematiker" den Magistergrad nicht besaß, war er von allen Ent-
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Apian
scheidungs gremien ausgeschlossen. Gemessen an seinem reichen literarischen Schaffen fällt auf, daß die Univ. zur Zeit von A. kaum Ausstrahlung als Ausbildungszentrum für mathematisch Interessierte besaß. Neben seiner Tatigkeit an der Univ. und als Buchdrucker war A. im Dienst verschiedener Fürsten und des Kaisers tätig. Am 20. 7. 1541 erhob ihn Karl V. auf dem Regensburger Reichstag in den Reichsritterstand und berief ihn vier Tage später zum Hofmathematiker. Am 29. 7. 1541 ernannte ihn der päpstliche Legat Gasparo Contanm zum Lateranensischen Hofpfalzgrafen. Weitere Verleihungen der Comitiva nahmen Ferdinand I. am 23. 10. 1542 und Karl V. am 20. 5. 1544 vor. - Das Werk von A. läßt sich in drei Perioden einteilen: Schon vor seiner Berufung nach Ingolstadt hatte er mehrere Karten, eine kleine Beschreibung einer mobilen Sonnenuhr und den "Cosmographicus liber" veröffentlicht, während die ersten Jahre nach der Berufung mit dem Druck von Unterrichtswerken angefüllt waren. In der dritten und literarisch produktivsten Periode 1530-40 erschienen von A. - neben den vermutlich regelmäßig gedruckten Jahrespraktiken - mindestens zwölf Werke, die er entweder selbst geschrieben oder aber ediert hat. Die Schwerpunkte liegen in der Kosmographie, der Astronomie und der Instrumentenkunde. Im häufig nachgedruckten "Cosmographicus liber" von 1524 stellte A. die astronomischen Grundlagen der Geographie und die Grundlagen der Vermessungslehre dar. Als Textbücher für seine Vorlesungen druckte er im preisgünstigen kleinen Oktavformat 1526 die "Sphaera" von Johannes de Sacrobosco, 1528 die "Theoricae novae planetarum" von Georg von Peuerbach und 1529 die von ihm selbst verfaßte "Cosmographiae introductio". Die deutsche "Underweysung" von 1527 war dagegen nicht für den Univ.unterricht bestimmt. Daß A. noch in der Tradition des Celtis-Kreises stand, demonstrieren die gemeinsam mit Bartholomaeus Amantius publizierten "Inscriptiones" von 1534. Um 1530 scheint A. für sein weiteres Werk einen umfassenden Plan erstellt zu haben, den ein 1532 nochmals erweitertes kaiserliches Druckprivileg widerspiegelt. Das Spektrum der darin genannten Projekte reicht von der Arithmetik und Algebra über Astrologie bis hin zu Arbeiten über den Instrumentenbau, astronomischen Werken und kosmographischen Abhandlungen samt verschiedenen Kartenwerken. Lediglich einige Schriften zur Instrumentenkunde wurden davon allerdings verwirklicht, wobei das 1533 erschienene "Instrument Buch", welches zum Ausschneiden bestimmte Modelle der besprochenen Instrumente enthält, besondere Erwähnung verdient. Das letzte Werk von A. war zugleich auch sein
großartigstes: das 1540 erschienene "Astronomicum caesareum". Das erste der beiden Bücher enthält einen Satz von leicht zu bedienenden Äquatorien, mit deren Hilfe es möglich ist, ohne komplizierte Berechnungen auf nomographisehern Weg nach dem ptolemäischen System die Planetenpositionen zu ermitteln. Im zweiten Buch behandelt A. neben dem Torquetum, einem astronomischen Beobachtungsinstrument, vor allem nochmals seine Kometenbeobachtungen aus den 30er Jahren samt dem von ihm entdeckten Schweifgesetz, nach weichem der Schweif eines Kometen immer von der Sonne abgewandt ist. Q BayHStAM, Personenselekt, Urkunden; UAM, D III 4, D III 6, D III 7, GG III/22, GG IVa 2, 0 V I; Wien, Haus-, Hof- und Staatsarehiv, RR Karl V., Bd. 14,17, RR Ferdinand 1., Bd. 4.
W Kalender und Jahresprognostiken (wahrscheinlich jährlich ab 1523, erhalten für 1524, 1525, 1526, 1532, 1538, 1539, 1541, 1543, 1544); Cosmographicus liber, Landshut 1524 (24 Ausgaben bis 1584 und Übersetzungen ins Flämische, Italienische, Französische, Spanische); Eyn newe vnnd wolgegründte vnderwysung aller Kauffmanß Rechnung, Ingolstadt 1527 (acht Ausgaben bis 1611); Cosmographiae introductio, Ingolstadt 1529 (15 Ausgaben bis 1578); Jnstrument Buch, Ingolstadt 1533, Ndr. Leizpig 1990; Inscriptiones sacrosanctae vetustatis, Ingolstadt 1534 (mit Bartholomaeus Amantius); Astronomicum caesareum, Ingolstadt 1540, Ndr. Leipzig 1967.
L NDB I 325 f.; DBA N.F.; e. Reusner, Contrafacturbuch, Basel 2 1589 (P 2); P. Albinus, Meißnische Land und Berg-Chronica, Dresden 1589, 350 f.; E. Cellius, Oratio de vita et morte ... Philippi A., Tübingen 1591; S. Günther, P. und Philipp A., zwei deutsche Mathematiker und Karthographen, Prag 1882, Ndr. Amsterdam 1967; BoehmlSpör1, LMU 28 (P 3); Seifert 142 u. ö.; F. Krafft (Hg.), Große Naturwissenschaftler. Biographisches Lexikon, Düsseldorf 2 1986, 19 f.; W. Füssl, Der Nachlaß P.A. Eine Erbstreitigkeit vor dem Reichskammergericht, in: Deutsches Museum. Wissenschaftliches Jahrbuch 1991,99-131; LThK 3 I 804; Schöner 14 u. ö.; K. Rötte1 (Hg.), P.A. Astronomie, Kosmographie und Mathematik am Beginn der Neuzeit, mit Ausstellungskatalog, Buxheim-Eichstätt 1995 (L); e. Schöner/J. Jungmayr, A., P., in: H.-G. Roloff (Hg.), Die Deutsche Literatur. Biographisches und bibliographisches Lexikon. Reihe 11: Die Deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, Bd. 2, Stuttgart 1996 (W); A. Wolfsteiner, Die Familie A. und das Gut Ittelhofen, in: Heimat Erschenbach, Jg. 1994, 33-43. P I) Gemälde "Disputation der hl. Katharina mit den Prof. der Univ. Ingolstadt", wohl von H. Mielich, 1572, Rückseite des Hochaltars im Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, Ingolstadt, 2) Holzschnitt von Tobias Stimmer, Staatliche Graphische Sammlung, München, 3) Holzschnitt, Staatsbibliothek Berlin.
e. Schöner
Apian, Philipp, * 14. 9. 1531 Ingolstadt, t 14. 11. 1589 Tübingen, D Tübingen, Stiftskirche, CO 4.9. 1564 Sabine Scheuchenstuel.
Apian V Peter, Prof. an der Univ. IngoIstadt, M Katharina Mosner, t 6. 7. 1574.
Bereits mit elf Jahren wurde A. am 23. 9. 1542 an der Univ. seiner Heimatstadt inskribiert, doch handelte es sich dabei eindeutig um eine Kindesimmatrikulation, nicht um den Beginn eines Studiums. Seine Bildung erhielt A. vielmehr außerhalb der Univ. von den Ingolstädter Magistern Wolfgang Gotthard (Poetik) und Kaspar Hermann (Naturphil.) als Privatpräzeptoren sowie von seinem Vater (Mathematik). Mit einer Kavalierstour, die ihn 1549-52 bis nach Paris und Bourges führte, schloß A. seine Ausbildung ab. Artistische Grade erwarb er, ähnlich etlichen anderen Mathematikern seiner Zeit, nicht. Gleich nach seiner Rückkehr aus Frankreich wurde A. im Juli 1552 auf die Mathematiklektur seines kurz zu vor verstorbenen Vaters mit dem beachtlichen Jahresgehalt von 100 fl. berufen. 1554 betraute ihn der bayer. Herzog Albrecht V. mit der Aufgabe, die seinen Nachruhm begründen sollte: der Vermessung Bayerns zur Herstellung einer fast fünf auf fünf Meter großen Monumentalkarte des Herzogtums, welche 1563 fertiggestellt war. Daneben befaßte sich A. seit 1557 mit dem Med.studium. Im April 1557 und nochmals 1564 unternahm er zwei Reisen nach Italien, um Anschluß an die dortige Gelehrtenwelt zu finden. Anläßlich der zweiten Reise, während der er auch Girolamo Cardano traf, promovierte er am 4. 5. 1564 in Bologna zum Dr. med. Versuche von A., im Anschluß an die Promotion Zugang zur med. Fak. in Ingolstadt zu finden, scheiterten 1566 am Widerstand von Johannes Agricola, der bereits bei dieser Gelegenheit die lutherische Gesinnung von A. anmerkte. Als er zwei Jahre später die von ihm verlangte Eidesleistung auf das Tridentinum verweigerte, wurde ihm im November 1568 Leseverbot erteilt, im März 1569 wurde er des Landes verwiesen. Im Oktober 1569 erhielt er' einen Ruf auf die mathematische Kanzel der Univ. Tübingen, die er bis zu seiner erneuten Absetzung 1582 - diesmal, weil er den Eid auf die Konkordienformel verweigerte - innehatte. Während seiner letzten Lebensjahre arbeitete A. den mathematischen Nachlaß seines Vaters sowie einige eigene unvollendete Werke auf, doch hinderte ihn seine schlechte Gesundheit am Abschluß der meisten Arbeiten. - Die Werke von A. stehen teilweise in der Tradition des von seinem Vater im Druckprivileg von 1532 entworfenen Programms. Doch erst als 1582 das jenem gewährte Druckprivileg zum zweiten Mal erneuert werden mußte, griff er das Programm wieder in vollem Umfang auf, da er damals die Absetzung in Tübingen und damit die Entlastung von den Lehraufgaben bereits abse2 Biograph. Hdb. I
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hen konnte. Bei der ersten Erneuerung des Privilegs 1562 dagegen hatte A. fast nur mehr Werke zur Instrumentenkunde und zur Kosmographie aufgenommen. Die Ingolstädter Zeit von A. war fast völlig von der Arbeit an der Karte Bayerns ausgefüllt. Nach Abschluß der Monumentalkarte widmete er sich, der Herstellung einer verkleinerten Version derselben im Holzschnittverfahren, die 1568 in seiner eigenen, vom Vater ererbten Offizin als "Bairische Landtaflen XXIIII" erschien und aus 20 ca. 43 x 32,5 cm großen Einzelkarten und einer auf vier kleine Karten verteilten Übersichtskarte besteht. Diese bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts .mehrmals nachgedruckte Karte blieb über 200 Jahre lang in ihrer Genauigkeit unübertroffen und bildete bereits seit 1571 (Abraham Ortelius) die Vorlage für Bayernkarten in Atlantenwerken. Nach Angaben von Erhard Cellius soll A. während seiner Ingolstädter Zeit darüber hinaus noch zwei Werke mit den Titeln "De umbris" und "De geometriae principiis" geschrieben haben, doch haben sich keine Spuren von ihnen erhalten. Erst in den 80er Jahren veröffentlichte er dann noch zwei Werke in der eigenen Offizin: 1586 "De utilitate trientis" über ein von seinem Vater erfundenes, aus einem Drittelkreis bestehendes Instrument für geodätische, chronoskopische und astronomische Beobachtungen (allerdings enthält der Druck nur das dritte von angeblich vier Büchern); und 1588 schließlich das Werk über die Säulchensonnenuhr "De cylindri utilitate", weiches 1624 auch in deutscher Sprache erschien. Eine "Descriptio Bavariae", eine bayer. Topographie, welche die 24 Landtafeln hätte ergänzen sollen, war für den Sommer 1590 zur Publikation vorgesehen. Teile dieses Werkes sind handschriftlich in der BSB erhalten. Q BayHStAM, Personenselekt Carl. 9 A., GL 1483/
IV/16; BSB, cgm 2287, 5379; Stadtarchiv Ingolstadt, A XVIII, RB 1568, 1569; UAM, D III 7, E I I, N I I. W Monumentalkarte des Herzogtums Bayern, 1563 (nicht erhalten); Erdglobus für Herzog Albrecht V., 1576 (BSB, Mapp. I,5ux); Bairische Landtaflen XXIIII, Ingolstadt 1568; De utilitate trientis, intrumenti astronomici novi, libellus, Tübingen 1586; De cylindri utilitate, O.O.uJ. [Tübingen 1588].
L ADB XLVI 23 ff.; NDB I 326; DBA; DBA N.F.; E. Cellius, Oratio de vita et morte ... P.A., Tübingen 1591; S. Günther, Peter und P.A., zwei deutsche Mathematiker und Karthographen, Prag 1882, Ndr. Amsterdam 1967; A. Gruber, P.A. Leben und Werk, Diss. masch. München 1923 (Q); BoehmlSpörl, LMU 147 (P 4); Seifert 15 u. ö.; E. Cellius, Imagines professorum Tubingensium, hg. von H. Decker-HaufflW. Setzier, Bd. I, Sigmaringen 1981, 116 f. (P I), Bd. 2, ebd., 109 f. u. ö.; N. Hofmann, Die Artistenfak. an der Univ. Tübingen 1534-1601, Tübingen 1982, 32 u. ö.; H. Wolff (Hg.), P.A. und die Kartographie der Renaissance, München 1989 (L, P 2, 3); LThK 3 I 804; Schö-
Apian - Arboraeus
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ner 14 u. ö.; C. Schöner/J. Jungmayr, A., P., in: H.-G. Roloff (Hg.), Die Deutsche Literatur, Biographisches und bibliographisches Lexikon. Reihe 11: Die Deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, Bd. 2, Stuttgart 1996 (W); A. Wolfsteiner, Die Familie A. und das Gut Ittelhofen, in: Heimat Erschenbach, Jg. 1994,33-43. P I) Stich, 2) Ölgemälde von Hans Ulrich Alt, Porträtsammlung der Univ. Tübingen, 3) Grabplatte, Stiftskirche Tübingen, 4) Kupferstich. C. Schöner
Appel (Apel), Nikolaus, t 15.8. 1545 Moosburg.
*
um 1482 Egweil,
V Erhard.
A. stammte aus einer landsässigen Familie, deren einer Zweig nach Eichstätt gezogen und als Bürger wohlhabend geworden war. Am 29. 9. 1501 immatrikulierte er sich in Ingolstadt, wo er seine phi!. und theo!. Studien absolvierte. 1510 feierte er seine Primiz in Bergheim. Der als Konventor der Burse Dingelfing (später Adlerburse) erwähnte A. war seit September 1514 Mitglied des Collegium vetus. Der Ingolstädter Artistenfak. stand er im SoSe 1516 und im WiSe 1520/21 als Dekan vor. Um die Bibel in den Ursprachen lesen zu können, nahm er Griechisch- und Hebräischunterricht bei Johann Reuchlin, der seit 1520 Prof. in Ingolstadt war. Am 1. 4. 1522 stimmte die theo!. Fak. seiner Lektur zu und promovierte ihn anschließend am 10. 4. zum Dr. theo!. Als erster besetzte A. die dritte Professur in der theo!. Fak. Seine Kollegen waren Johannes Eck und Leonhard Marstaller. A. bekleidete viermal das Amt des Dekans und zweimal das des Rektors (1523, 1529). Er hielt zehn Jahre lang Vorlesungen; bezahlt wurde er mit Hilfe eines Benefiziums an der Eisernen Kapelle auf dem Karner von St. Moritz. Nach dem WiSe 1532/33 gab er seine Professur auf und blieb bis zu seinem Tod Stiftsprediger in Moosburg; A. galt als hervorragender Prediger. Er vertrat die freisingischen Kollegiatstifter auf der Salzburger Synode von 1537. Der bayer. Herzog wie der Erzbischof von Salzburg ernannten ihn 1540 zu einem ihrer Beauftragten für das Wormser Religionsgespräch. Von seinen Werken hat sich nur eine Disputation von 1523 erhalten, als A. als Rektor die Untersuchungen gegen Arsacius Seehofer, der in seinen Vorlesungen zu den Paulusbriefen reformatorische Gedanken vertreten hatte, leitete. Guten Anklang fanden seine exegetischen Vorlesungen und sein Auftreten bei Disputationen. A. galt als engagierter Verteidiger des alten kath. Glaubens. Q UAM, D III, Nr. 6, f. 32; BSB, c1m 24815. W Septuaginta quinque assertiones de fide, spe et charitate, ac legis veteris cum evangelica collatione, in:
Arsacius Seehofer, Ingolstadii ... disputacione, o. O. [Augsburg] 1524. L A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes, quos Eichstadium vel genuit vel aluit, Eichstätt 1799,22-25; Matrikel LMU; K. Röttel, N.A. Ein Gegner Luthers aus Egweil, in: Historische Bll. für Stadt und Landkreis Eichstätt 33, Nr. 3 (1984) 12; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Refonner des 16. Jh., Münster 1978, 14 (W); M. Fink-Lang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985, 276; H. Flachenecker, Erbauskäufe für Kinder, in: SHVE 84 (1991) 29 ff.; Schöner 142 u. Ö. H. Flachenecker
Appenzeller, Johann, SJ, 1. 1603 München.
*
1565 Aichach,
t
10.
Informationen über Herkunft und Jugendjahre von A. sind nicht überliefert. Sein Eintritt in die Societas Jesu erfolgte am 21. 4. 1584. A., der seine phi!. Studien seit 1581 an der Univ. Ingolstadt absolviert hatte, wirkte ab 1590 als Grammatiklehrer in München. Seit 1593 kann er an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Mathematik nachgewiesen werden. Zusätzlich übernahm er 1597 die Hebräisch- und 1598 die Dialektiklektur. Dafür versah an seiner Stelle sein Ordensbruder Johann Lanz 1601 die Professur für Mathematik. 1602 nahm A., der im WiSe 1598/99 der phi!. Fak. als Dekan vorgestanden hatte, gänzlich Abschied von der Univ. Ingolstadt und übernahm in München die Aufgabe, den herzoglichen Prinzen Albrecht in der Mathematik zu unterweisen. - A. war in der Welt der gelehrten Mathematiker und Astronomen kein Unbekannter. So korrespondierte er u. a. mit Herwart von Hohenburg über mathematische und astronomische Fragen. Von seinen hohen fachlichen Kenntnissen zeugen vor allem seine Manuskripte zur Astronomie. Q BSB, c1m 1607 (Epistola autographa Herwarti de
Hohenburg ad J.A. SJ cum huius responsio); UBM, 4° Cod.ms. 876 (Vorlesungsmitschriften). W Ungedruckt: Dictata in astronomiam, 1596 (BSB, c1m 1607); Tractatus de astronomia (1599), Tractatus de visurandis doliis, Gnonomica, De quadrante (UBM, 4° Cod.ms. 876). L Sommervogel I 476, VIII 1668 (W); Romstöck 18 (W); Schaff 108 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 12; Popp 7 f.; Schöner 454 f.
F. Neumann
Arboraeus, Heinrich, SJ, * 1532 Peer (Belgien), t 15. 10. 1602 München. A. wurde im Oktober 1556 in Padua zur Gesellschaft Jesu zugelassen und legte arn 4. 10. 1556 die einfachen Gelübde ab; die Profeß
Arboraeus - Arcas folgte erst 1570. Nach Aufenthalt in Rom 1556-59 immatrikulierte sich A. als artistischer Bakkalar am 18. 11. 1559 in Ingolstadt. Hier promovierte er im Januar 1561 zum Magister; um dieselbe Zeit wurde er auch zum Priester geweiht. Schon vor der Magisterpromotion scheint er sich dem Theol.studium gewidmet zu haben, denn bereits im September 1561 wurde er zum Bibelkurs (Prov. 1-15, Jac.) zugelassen, den er am 23. 9. aufnahm. 1562 ist A. dann als Sententiarius belegt. Daß er auch danach seine theol. Studien fortsetzte, bezeugt ein Druck von durch A. verteidigten theol. Thesen vom Mai 1564. Für Ingolstadt bedeutungsvoller war jedoch sein Engagement in der Artistenfak. Wohl zu Beginn des Jahres 1561 übernahm er von Theodor Peltanus die von den Jesuiten seit 1557 betreute zweite Griechischlektur; allerdings wird er in den Vierrnonatsberichten erst im Januar 1562 in dieser Eigenschaft erwähnt. Am 10. 12. 1562 traten er und Alfonso de Pineda als erste Jesuiten dem Gremium der Artistenfak. bei; beide beteiligten sich an den folgenden Bakkalaureusprüfungen als Examinatoren. Außerdem war A. der erste Jesuit, der zum Dekan der Artistenfak. gewählt wurde (SoSe 1565, WiSe 1566/67). 1564 vertauschte A. die Griechischlektur mit einer Phil.lektur, worunter wahrscheinlich zu verstehen ist, daß er die Studenten durch die drei Jahre des damals in Ingolstadt im Aufbau begriffenen jesuitischen Kurses begleitete. 1567 verließ A. Ingolstadt, kehrte aber 1570 als Rektor des Kollegs, dem er nach seinem Tod auch seine Bücher vermachte, wieder dorthin zurück. 1582 ist er dann als Rektor des Kollegs in Hall nachweisbar. - Von der Vielseitigkeit seiner Begabung legt neben der Tätigkeit als Griechisch- und Phil.lektor sein - abgesehen von den Disputationsthesen - einziges erhaltenes Werk Zeugnis ab, der 1575 entstandene Himmelsglobus der Münchener Staatsbibliothek, den er im Auftrag von Herzog Albrecht V. als Pendant zu dem von Philipp Apian gleichzeitig hergestellten Erdglobus entwarf. Die Sternörter berechnete A. dabei nach den von Nikolaus Kopernikus angegebenen Längen und Breiten, die er teilweise nach eigenen Beobachtungen ergänzte und verbesserte. Die Fixsterntafeln, die A. als Grundlage für seinen Globus aufstellte, haben sich handschriftlich erhalten. Q UAM, GG III/22, 0 I 4, 0 IV 2. W Oe sanctorum apostolorum dignitate assertiones theologicae (Resp.; Praes.: A. de Pineda), Ingolstadt 1563; Oe origine sacrae scripturae et fidei catholicae theses (Resp.; Praes.: A. de Pineda), Ingolstadt 1564; Himmelsglobus von 1575 (BSB, Mapp. XXVI, I h). Ungedruckt: Fixstemtafeln (BSB, clm 543). 2*
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L Mederer 1257 u. ö.; Prant! I 229 u. ö.; Romstöck 19; Duhr I 64 u. ö.; Schaff 52 f.; M. Scaduto, Catalogo dei Gesuiti d'ltalia 1540-1565, Rom 1968, 6 f.; Gerl 12; Buzas 84; Seifert 201 u. ö.; Kausch 215; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. 1, Rom 1982, 9; H. Wolff, Das Münchener Globenpaar, in: Ders. (Hg.), Philipp Apian und die Kartographie der Renaissance, München 1989, 153-65; Schöner 439 [f.
e. Schöner
Arboreus, Johannes Dominicus. Lediglich Prantl verzeichnet einen ansonsten nicht verifizierbaren Prof. dieses Namens. Es dürfte sich dabei um eine irrtümliche Kontamination der in Ingolstadt lehrenden Jesuiten Heinrich Arboreus und Johannes Dominicus (Facciardus) handeln. Eventuell gemeint auch der in Ingolstadt zum Dr. theol. promovierte Johann Dominik Arboräus. L Prant! I 338.
H. Zedelmaier
Arcas (Arca, Arcades, Arcas de Narnia Ro-
manus), Fabius (Fabio), * 1495/96 Narni (Umbrien), t 10. 7. 1554Coimbra(Portugal),DCoimbra, St. Christoforo (später in ein Theater umgewandelt). A., aus einer der bekanntesten Familien seines Ortes stammend und von seinen Zeitgenossen "vir nobilis" genannt, studierte in Italien Jur. und erwarb dort auch den jur. Dr.grad. An der Univ. Ingolstadt immatrikulierte er sich am 10. 9. 1529 ("iuris utriusque doctor nobilis ordinarius legum studii huius"). Schon im Juli desselben Jahres war der zukünftige ZivilrechtIer zusammen mit dem Kanonisten Nikolaus Everhard Frisius aus Italien angekommen und auf Geheiß von Herzog Wilhelm IV. festlich mit einem "prandium" empfangen worden. A. erwarb sich bald den Ruf eines ausgezeichneten Lehrers, was sich auch auf die Besoldung auswirkte: Schon bei seinem Eintritt in die jur. Fak. erhielt er die verhältnismäßig hohe Bezahlung von 200 fl., die 1534 auf 250 fl. und später sogar auf 300 fl. erhöht wurde. A. hatte von 1529-36 die Lectura pandectarum und dann bis April 1538 die Lectura codicis inne. Danach verließ er die Univ., ob wegen einer gegen ihn anhängigen Vaterschaftsklage oder weil ihn die 400 fl. reizten, die ihm von der Univ. Wien angeboten wurden, muß offen bleiben. Jedenfalls lehrte er nur kurz in Wien, wohl auch deshalb, weil die versprochene Bezahlung nicht eingelöst wurde. Im Frühjahr 1540 kehrte er nach Ingolstadt zurück und übernahm erneut die Lectura codicis. - A. war an der Univ. Ingolstadt insgesamt sieben mal Rektor (in den SoSe 1530, 1533, 1543, 1547 bis zum 13. 6. 1547 sowie in den WiSe 1536, 1544, 1545) und wur-
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Arcas - Artinger
de mit dem Ehrenvorrang eines "Primarius" der jur. Fak. ausgezeichnet (vgl. Matrikeleintrag zum WiSe 1544). Bei mindestens 14 Promotionen war er als Praeses tätig, außerdem verfaßte er wenigstens ein Rechtsgutachten. Seit 1546 führte König Johann III. von Portugal mit dem international angesehenen Gelehrten über Gesandte intensive Verhandlungen, um ihn für die neu gegründete Univ. Coimbra zu gewinnen. Im Juni 1547 erklärte sich A. bereit, nach Portugal zu gehen. Begleitet von einer königlichen Gesandtschaft verließ er Ingolstadt und traf im September 1547 in Coimbra ein. An der dortigen Univ. übernahm er nach der am 3. 10. 1547 ausgefertigten Bestallungsurkunde für ein außergewöhnlich hohes Jahresgehalt den ersten Lehrstuhl der jur. Fak., den er bis zu seinem Tod innehatte. Einer seiner Ingolstädter Schüler, Sebastian Stoch(kh)ammer, der A. nach Coimbra gefolgt war, dem Junggesellen dort den Hausstand führte und ihn bei seinen gelehrten Arbeiten unterstützte, ließ A. nach dessen Tod in der Grabkapelle St. Christoforo ein Mausoleum aus Marmor errichten und verwaltete seinen Nachlaß. - A. war einer der bekanntesten europäischen Juristen seiner Zeit, was etwa Wigle van Zwichem, zeitweilig Kollege von A. in Ingolstadt, bestätigt, wenn er ihn - in einer Zeit, als an der Ingolstädter Univ. nicht wenige Gelehrte von europäischem Rang weilten - als den "berühmtesten unter seinen Amtsgenossen" bezeichnete. Jedoch war der Ruhm des ZivilrechtIers auf seine Zeit beschränkt. Keine seiner zu Lebzeiten entstandenen Schriften hat sich - geht man von dem bisher Bekannten aus - erhalten, eine "Decisiones avreae" überschriebene Sammlung einzelner Rechtsfälle, die 1597 posthum gedruckt wurde, ist der einzige bislang bekannte Beleg für seine gelehrte Tätigkeit. W Decisiones avreae sive tractatus vtilissimus casvvm quotidianorum in materia criminali, feudali, deque iure feudi ac crescendi, et dotium, Frankfurt 1597, 1606 (verbesserte Neuauflage durch Petrus Pappus von Trutzberg: Tractatus casuum criminalium, Groningen 1625). L ADB XXIII 253-56; Mederer I 22 u. ö.; Prantl I 194 f., II 487; J. v. Aschbach, Die Wiener Univ. und ihre Gelehrten 1520-1565, Wien 1888,81 f. u. ö.; Matrikel LMU; F. Liotta, A., in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 3, Rom 1961,736; Wolff 119 ff. u. Ö. H. Zedelmaier
Arnold, Leonhard. A. immatrikulierte sich unter Angabe des Herkunftsorts Burgebrach (Oberfranken) am 17. 4. 1479 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im Januar 1482 zum Magister; eine Promotion zum Bakkalaureus ist nirgends ver-
merkt. Am 4. 3. 1482 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen, nach vierjähriger Wartezeit am 12. 3. 1486 ins Fak.konzil. Ungefähr zur selben Zeit übernahm er die Leitung einer Burse, vermutlich der Pariser Burse, auf die er am 4. 3. 1493 offiziell resignierte, nachdem er eine Kollegiatur erhalten hatte. Trotzdem scheint er weiterhin als Konventor gewirkt zu haben, denn als er 1497 durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt wurde, bezeichnete er sich als seit elf Jahren tätigen Konventor. Bei dieser Gelegenheit kritisierte A., Anhänger der "via antiqua", entschieden die Zustände in der von den "moderni" dominierten Artistenfak. An artistischen Vorlesungen von A. sind der "Libellus rhetoricalis" (WiSe 1492/93) und die "Ars vetus" (WiSe 1493/94) bekannt. Daneben widmete sich A. dem Theol.studium: Im September 1486 begann er als theol. Bakkalar mit der Bibelvorlesung (Ps. 100 ff.), am 5. 9. 1489 wurde er zur Sentenzenvorlesung zugelassen, die im Oktober 1489 begann (1. Sent.). Aus den Geschäften der Artistenfak. hielt sich A., der im WiSe 1496/97 das Amt des Rektors bekleidete, dagegen völlig heraus. Nachdem er am 2. 12. 1497 zum Lizentiaten der Theol. promoviert worden war, unternahm er sogar gemeinsam mit Johannes Pluemel einen vergeblichen Versuch, sich in der Promotionsordnung und bei öffentlichen Akten einen Platz unter den Theologen zu sichern. Bis zum 21. 7. 1502, als er seine Kollegiatur aufgab, blieb A. noch in Ingolstadt. Sein weiterer Lebensweg liegt im dunkeln. Werke von A. sind nicht bekannt. Q UAM, D III I, E I I, GG III/Il 1,0 I 2. L Mederer I 46 u. ö.; Prantl I 123; Seifert, Statuten 172; Seifert 38-56; Kausch 215; Schöner 475 u. Ö. C. Schöner
Arnsperger, Oswald - t Fischer, Os wald
* 29. 6. 1668 Ingolstadt, t 2. 10. 1729 Ingolstadt, D Ingolstadt, St. Moritz. Artinger, Johann Peter,
V Peter Artinger, Fischer, M Elisabeth Plank.
Nach dem Besuch des Gymnasiums seiner Vaterstadt setzte A. seine Studien in Rom fort und wurde dort zum Dr. theol. promoviert. Er trat in das Institut der Bartholomäer ein und hielt sich nach 1701 als Generalprokurator der Weltpriestervereinigung zeitweilig wieder in Bayern auf. 1722 kehrte er nach Ingolstadt zurück. Mittlerweile zum apostolischen Protonotar, geistlichen Rat des bayer. Kurfürsten sowie der Bischöfe von Eichstätt, Freising und Passau
Artinger - Aschenbrenner ernannt, wurde A. am 20. 7. 1722 feierlich als Prof. der Hl. Schrift an der Univ. Ingolstadt inauguriert. Im WiSe 1724/25 stand er der Univ. als Rektor vor. A., der bis zuletzt die Interessen der Bartholomäer gegenüber dem bayer. Hof wahrzunehmen versuchte, verstarb in seiner Heimatstadt. - Die Druckschriften von A. haben liturgische Probleme zum Thema oder sind aus seiner exegetischen Lehrtätigkeit erwachsen. Q BayHStAM, Jes. 1770; UAM 0 III, K I la. W Plectro Davidico sive psalmodia practica et explanata, Ingolstadt 1726; Officium divinum, sive methodus recitandi horas canonicas, Ingolstadt 1727; Editio nova ac septima ceremonialis missae privatae, Ingolstadt 1727. L DBA; Mederer III 160 u. ö. (W); L. Westenrieder, Denkschrift auf Johann Nepomuk Mederer, in: Beyträge zur vaterländischen Historie, Geographie, Staatistik 9 (1812) 102 f.; J.G. Suttner, Bartholomäus Holzhauser und sein Institut im Bisthum Eichstätt, in: Pastoralbl. des Bisthums Eichstätt 32 (1867) 32 u. ö.; Prantl 1506; Geschichte der uralten SI. Moritz-Stadtpfarre in Ingolstadt, in: Unterhaltungsbl. der Ingolstädter Zeitung, Nr. 50 (15. 12. 1873) 200; J.B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836), in: SHVI 45 (1926) 81; Ders., SI. Moritz in Ingolstadt, Kirche und Pfarrei: auf Grund urkundlicher Quellen dargestellt, in: SHVI47 (1928) 72 f.; Matrikel LMU; Hurter 1131; S. Hofmann, Ingolstädter Prof. siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 8, 29 f. P Pfarrhaus von SI. Moritz, Ingolstadl. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Aschenbrenner, Beda (Taufname: Franz Joseph), OSB, * 6.3.1756 EinödhofVielreich bei Haselbach (Niederbayern), t 24. 7. 1817 Ingolstadt. V Johann Wolfgang, Bauer und Hopfenhändler, t 1812, M Eva Maria Kimberger, * 1737, t 1808, m 26. 5. 1755.
Nach dem Elementarunterricht durch den Ortskaplan studierte A. die Inferiora bei den Bartholomäern in Erding und Phil. am Benediktinerlyzeum Freising. Am 15. 10. 1775 trat er in die Benediktinerabtei Oberaltaich ein, wo er seine theol. Ausbildung erhielt, so 1775 Dogmatik bei Cölestin Moser, 1776 Kirchenrecht bei Johann Maierhofer, 1777/78 Kirchengeschichte bei Georg Schneller, 1779 Moraltheol. und 1780 nochmals Kirchenrecht bei Georg Schneller. Am 20. 5. 1780 erfolgte die Priesterweihe. Hierauf unterrichtete A. 1781-84 Rhetorik am Gymnasium in Neuburg a.d.D., später in Straubing. 1786 kehrte er nach Oberaltaich zurück, wo er für seine Mitbrüder Kirchenrecht und 1788 auch Kirchengeschichte lehrte. Nachdem Karl Klocker 1789 seinen Ingolstädter Lehrstuhl für Kanonistik verlassen mußte, wur-
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de A., der in Ingolstadt zunächst den jur. Dr.grad erwarb, dessen Nachfolger. Gleichzeitig war er auch kurfürstlich wirklicher geistli cher Rat, Beisitzer des Spruchkollegiums der auswärtigen Rechtshändel und Mitglied des Judicia1consiliums. 1790 lehrte er zusätzlich Rechtsgeschichte, 1791-96 ausschließlich Kirchenrecht. A. las in deutscher Sprache, mußte indes den Lehrstoff zunächst in lateinischer Sprache vortragen. Während sein Vorgänger Klocker den historischen Rechten des Papstes bei der Ernennung von Bischöfen und der Nuntiatur kritisch gegenüberstand, vertrat A. klar die päpstliche Position. Darüber hinaus entsprachen seine staatskirchenrechtlichen Positionen den zeitgenössischen Vorstellungen. Auf geistlichem Gebiet stand der rationalistische Anhänger einer gemäßigten kirchlichen Aufklärung monastischen Lebensformen kritisch gegenüber. Bereits in dem 1784 anonym erschienenen "Aufklärungs-Allmanach für Aebbte" hatte A. den klösterlichen Tagesablauf, die Weltabgeschiedenheit und das Gehorsamsgelübde als hinderlich für eine wissenschaftliche Tätigkeit bezeichnet. Seine Reformideen richteten sich vorrangig auf den Ausbau der Klosterbibliotheken. Er wollte anstelle asketischer Werke besonders Mathematiker, Naturforscher, praktische Philosophen und Ästhetiker berücksichtigen. Die Klöster sollten sich im staatlichen Interesse nach außen öffnen und beispielsweise Ökonomieschulen gründen. Mit der Wahl zum Abt von Oberaltaich am 27. 9. 1796 endete die Lehrtätigkeit in Ingolstadt. A. konnte nun die Stifts bibliothek in seinem Sinne reformieren. Nach dem Urteil des für die Aufhebung der bayer. Klöster zuständigen Kommissärs Johann Christoph von Aretin übertraf 1803 der Oberaltaicher Bestand an moderner Literatur sogar den der bekannten Pollinger Bibliothek. Widerstände bis hin zu einer Rüge vor dem Senat der Ingolstädter Univ. erfuhr A. mit seinen Toleranzvorstellungen. U .a. vertrat er die Idee einer notwendigen Duldung aller Religionen. Auf literarischem Gebiet entfaltete A. eine rege Tätigkeit: Im Auftrag der Fak. erstellte er sieben, im eigenen Namen neun jur. Responsen. Als Mitarbeiter beteiligte er sich an Franz Karl Felders Periodika. Die staatskirchenrechtliche Thematik bildete den Schwerpunkt seiner Veröffentlichungen. Nach der Säkularisation privatisierte A. in Haselbach, Straubing und zuletzt seit 1808 in Ingolstadt. Q BSB, Aschenbrenneriana 1-7. W [An.] Aufklärungs-Allmanach für Aebbte und Vorsteher kath. Klöster, Nümberg 1784; Elementa praelectionum canonicorum, 3 Bde., Straubing-Regensburg 1786-88; Meine Gedanken über die gründliche Entwicklung der Dispens- und Nuntiatur-Streitigkeiten zur Rechtfertigung des Verfahrens der vier deutschen Erz-
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Aschenbrenner - Ast
bischöfe, Mannheim 1789; Rom, nicht Teutsch1and begünstiget die Klausel von der fünfjährigen Andauer im Costnitzer Konkordat, Nürnberg 1793; Commentarius de obligatione, quae nationi Germanicae incumbit, concordata Aschaffenburgensia, Ingolstadt 1796; Was ich überhaupt in den Klöstern geändert wünschte!, Landshut 1802; Der Mönch hört mit dem Mönchthum auf, oder die Gelübde gehen mit den Klöstern ein, Landshut 1805. L NDB I 410; DBA N. E; Felder 111-15, III 469; Baader, Verstorb. II 6 ff. (W); Lindner I 127-29 (W); A. Hofmann, B. A. (1756-1817). Letzter Abt von Oberaltaich. Leben und Werk, Passau 1964 (W, Q, P); Boehml Spörl, LMU 189 (P); G. Schwaiger, Die theol. Fak. der Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: BoehmlSpörl 1124 f.; Müller 176 u. ö.; Müller, Vorfeld 339 u. ö. P Kupferstich von C. W. Bock, 1803. T. H. Link
Ast, Georg Anton Friedrich, * 29. 12. 1778 Gotha, t 30. oder 31. 12. 1841 München, ev. V Johann Friedrich, Bediensteter des Hofmarschalls von Frankenberg, t 1814, M Christiane Dorothea Charlotta Hückrnann, Tochter eines Perücken machers, • 1747, t 1812.
A. besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und studierte ab 1798 an der Univ. Jena Theo!. sowie auch Philologie und Ästhetik, u. a. bei Friedrich Schlegel, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Schelling. 1802 wurde er zum Dr. phi!. promoviert, hielt danach Vorlesungen über Ästhetik und Geschichte der Phi!. und wurde am 5. 4. 1804 (nach Huber) zum o. Prof. für Philologie an der Univ. Landshut ernannt, ausgestattet mit einem Gehalt von 1200 fl A. blieb der Univ. Landshut bzw. ab 1826 München bis zu seinem Tod treu, war u. a. sechsmal Mitglied des Senats und wurde 1826 o. Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften. Nach dem Taufregister von St. Jodok und St. Martin in Landshut war Ast zweimal verheiratet und Vater von zwei Söhnen und vier Töchtern. - In dreifacher Hinsicht prägte A. die deutsche Geistesgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit: als Theoretiker der Hermeneutik, Geschichtsschreiber der Phi!. und Platonforscher. Die Grundlinien einer neuen Hermeneutik zeichnete schon die programmatische Landshuter Antrittsrede des jungen, gerade 26jährigen Prof. aus. Zentral begriff war der schon im Titel angesprochene "Geist des Alterthums". Dessen Rekonstruktion hatte, ähnlich wie bei Johann Gottfried Herder und bei Friedrich August Wolf, von der Auffassung des inneren Zusammenhangs sowie der Individualität des "classischen Alterthums" auszugehen, "das aus einer fremden Welt in einer fremden Sprache zu uns redet". Diese Auffassung wurde von A. dann in den "Grundlinien der Gramma-
tik, Hermeneutik und Kritik" (1808) als hermeneutisches Prinzip methodisch entfaltet. Zugleich diente das "Alterthum" der Gegenwart als ,,Musterbild und Kanon": durch eine erneuerte humanistische Bildung - deren Grundsätze und praktische Umsetzung thematisierte ein "Plan zur Einrichtung des philologischen Seminariums auf der Ludwig-Maximilians-Univ. zu Landshut" im Anhang der Landshuter Antrittsrede - sollte "die Menschheit wieder zu dem zurückkehren, wovon sie ausgegangen ist, aber in einer höhern Verklärung das Alte verjüngen". - In seinen geschichtsphi!. Implikationen war das Bildungsprogramm von A. vor allem der Phi!. Schellings, seinem Jenaer Lehrer und zeitweiligen Kollegen in München, verpflichtet. Und auch sein Konzept einer "Geschichte der Phi!." läßt sich als Versuch einer Verwirklichung von Schellings "romantischer Vision der Geschichte der Phi!." interpretieren (L. Braun). Ausgehend von dessen Idee einer organischen Entwicklung dachte A. die Phi!.geschichte als Darstellung der unterschiedlichen zeitlichen Manifestationen und "Offenbarungen Eines Geistes". In der Darstellungspraxis entsprach dieser Vorstellung das Bemühen, durch Vergleiche und Analogien die Einheit der Phi!. in der Differenz und die Notwendigkeit ihrer organischen Entfaltung zum Ausdruck zu bringen. - Schon seit seiner Studienzeit in Jena beschäftigte sich A. intensiv mit den Schriften Platons, ,jener wunderbare Janus, der in die mythische Urwelt und die historische Nachwelt zugleich hinschaut, und in welchem sich Kunst und Wissenschaft in klarer und vollkommner Eintracht darstellen" (Platon's Leben und Schriften 3). Während seiner Landshuter Zeit erschienen in rascher Folge zahlreiche Kommentare und Spezialstudien zu einzelnen Dialogen und zur "Politeia", eine Übersichtsdarstellung zu "Platon's Leben und Schriften" und schließlich als Synthese seiner philologisch-historischen Studien im Zeichen von Neuhumanismus und Romantik eine Gesamtausgabe von Platons Werken sowie ein dreibändiges "Lexicon Platonicum". Außerdem kommentierte, übersetzte und edierte A. weitere antike (vor allem griechische) Klassiker, u. a. Aischylos, Sophokles, Euripides und Theophrast. A. gehörte zum Kreis der Landshuter Romantik, als deren Organ er 1808-10 die ,;Zs. für Wissenschaft und Kunst" herausgab, in der u. a. Joseph von Eichendorffs erste Gedichte erschienen. Leben, Wirken sowie die zahlreichen ästhetischen, philologischen und phi!. Studien und Werke von A. sind noch weitgehend unerforscht. W Ueber den Geist des Alterthums, und dessen Bedeutung für unser Zeitalter, Landshut 1805; System der Kunstlehre, Leipzig 1805; Krösus. Ein Trauerspiel,
Ast - Aventinus Leipzig 1805; Grundriß einer Geschichte der Phi!., Landshut 1807; Grundlinien der Grammatik, Hermeneutik und Kritik, Landshut 1808; Grundriß der Philologie, Landshut 1808; Grundlinien der Aesthetik, Landshut 1813; Platon's Leben und Schriften, Leipzig 1816; De studiis humanitatis, München 1826; Hauptmomente der Geschichte der Phi!., München 1829; Lexicon Platonicum, 3 Bde" Leipzig 1835-38. - Hg.: Plato: quae exstant opera, 11 Bde., Leipzig 1819-29. L NDB 1421 f.; J. Herrmann, F.A. als Neuhumanisl. Ein Beitrag zur Geschichte des Neuhumanismus in Bayern, Berlin 1912 (W); K. Willimczik, F.A. Geschichtsphi!. im Rahmen seiner Gesamtphi!., Meisenheim 1967; L. Braun, Histoire de I'histoire de la philosophie, Paris 1973, 297 ff. (deutsch: Geschichte der Phi!.geschichte, Darmstadt 1990, 320 ff.); P. Szondi, Einführung in die literarische Hermeneutik, Frankfurt a.M. 1975, 135 ff.; Dickerhof 437 u. ö.; H. Patsch, F.A. 'Krösus' - ein vergessenes Trauerspiel aus dem Kreis der Jenaer Romantik, in: H. Anton u. a. (Hg.), Geist und Zeichen. Festschrift für A. Henkel, Heidelberg 1977, 105-19; H. Flashar, Die methodisch-hermeneutischen Ansätze von Friedrich August Wolf und F.A. Traditionelle und neue Begründungen, in: Ders. u. a. (Hg.), Philologie und Hermeneutik im 19. Jh. Zur Geschichte und Methodologie der Geisteswissenschaften, Göttingen 1979,21-31; Huber 551 u. ö.; Killy I 241 f.; G. L. OrmistonlA.D. Schrift (Hg.), The Hermeneutic Tradition: from A. to Ricoer, Albany 1990; M. Bonk, Deutsche Philologie in München, Berlin 1995, 16 f. H. Zedelmaier
Atzenberger (Azenberger), Florian (Taufname: Franz Xaver), OSB, * 2. 12. 1766 Straubing, t 16.4.1841 Haselbach. V Peter, kurfürstlicher Regierungsadvokal.
Nach dem Schulbesuch von 1776-84 in Straubing an der Kollegiatstiftschule, dem Gymnasium und dem Lyzeum studierte A. ab November 1784 für ein Jahr an der Benediktineruniv. Salzburg Logik, Metaphysik und Mathematik und erhielt im Juli 1785 den Grad des Bakkalaureats. Im Oktober desselben Jahres trat er in das Benediktinerkloster Oberaltaich ein und legte am 3. 2. 1788 Profeß ab. Danach begann er seine theoI. Studien im Kloster, weitgehend durch Unterricht beim späteren Abt Beda Aschenbrenner, und erhielt am 18. 12. 1790 die Priesterweihe. Nach sechs Jahren Predigtdienst im Kloster ging A. im Oktober 1796 für ein weiteres Jahr nach Salzburg und vervollständigte dort seine Studien, insbesondere durch Belegung der biblischen Sprachen und der PhiI. Nach anschließender Lehrtätigkeit in seinem Kloster wurde A. im Oktober 1801 als o. Prof. für Logik und Metaphysik an die Benediktineruniv. Salzburg berufen. Er promovierte im folgenden Jahr in TheoI. und hielt mit großem Erfolg im SoSe 1802 öffentliche Religionskolloquien. Im selben Jahr noch wurde er Präses der lateinischen Kongregation und erzbischöflich-
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salzburgischer Geistlicher Rat. Der erfolgreiche Beginn seines wissenschaftlichen Wirkens wurde durch die Säkularisation jäh unterbrochen. A. verließ Salzburg im September 1803 und erwirkte vom bayer. Kurfürsten mit Reskript vom 31. 3. 1804 die Erlaubnis, an der Univ. Landshut theoI. Privatvorlesungen halten zu dürfen. 1806 übte er für ein Jahr das Amt des Subregenten im königlichen Generalseminar aus. Da seine Aufgaben in Landshut insgesamt unbefriedigend waren, bewarb sich A., allerdings jeweils vergeblich, 1809 auf eine o. Professur für TheoI. in Landshut und 1811 auf die Pfarrei Absdorf im Salzachkreis. Erst am 13. 12. 1812 wurde er als Prof. für Dogmatik ans Lyzeum Amberg berufen. Eine erneute Bewerbung nach Salzburg in gleicher Eigenschaft hatte 1816 Erfolg, doch trat A. diese Professur, nachdem Salzburg österreichisch geworden war, aus patriotischen Gründen nicht an. Vielmehr bezog er ab 1817 verschiedene Pfarreien (Vogtareuth, 1818 Bernau am Chiemsee, 1821 GotteszeII, 1823 Jachenau), bis er 1825 die Pfarrei Haselbach für den Rest seines Lebens übernahm. Q BayHStAM, Mlnn 3626; UAM, E I 9, E II 12. W Brevis conspectus institutionum hermeneuticae, Straubing 1798; Materia ad disputandum exposita ex linguis orientalibus, Straubing 1798; Materia tentaminis ex lingua hebraica, Straubing 1799; Materia tentaminis ex philosophiae elementis, Straubing 1799; Ueber den Begriff der Theo!., Straubing 1801; Fragment eines Lehrgedichtes über die Urwelt, Landshut 1810; Altöttinger Gebetbüchlein, Landshut 1817; Introductio in theologiam dogmaticam, Landshut 1819. L Baader, Baiem 43 f.; Felder I 17 ff.; 1. Kehrein, Biographisch-literarisches Lexikon der kath. deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jh., Bd. I, Zürich-Stuttgart-Würzburg 1868, 6 (W); Prantl I 710,11 518; Lindner I 131 f. (W); P. Gambs, Personalstand der sogenannten ständigen Klöster der Diöcese Regensburg zur Zeit der Säcularisation, in: VHOR 31 (1885) 194; M. Sattler, Collectaneen-BI!. zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Univ. Salzburg, Kempten 1890, 652 f.; Scheglmann IIIJI 604 ff.; H. Marquart, Matthäus Fingerlos (1748-1817), Göttingen 1977,154; Brandl7; Müller, Vorfeld 339 f. u. ö. P. Harnisch
Aventinus (Turrnair), Johannes, * 4. 7. 1477 Abensberg, t 9. I. 1534 Regensburg, 0 Regensburg, Kloster St. Emmeram, m I. 12. 1529 Barbara Fröschmann. V Peter, Gastwirt in Abensberg.
Nach erstem Schulunterricht im Karmeliterkloster Abensberg immatrikulierte sich A. am 21. 6. 1495 an der Univ. Ingoistadt. 1496 erhielt er in Regensburg die niederen Weihen, ohne jedoch später die geistliche Laufbahn einzuschlagen. 1497 folgte er dem nach Wien berufenen Konrad Celtis, in dessen Umgebung er bis
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Aventinus
1500 lebte. Nach kurzem Aufenthalt in Abensberg (Ende 1500IMärz 150 I) setzte A. sein Studium in Krakau fort, von wo er im Frühjahr 1502 für acht Monate nach Abensberg zurückkehrte. Ab 14. 2. 1503 hielt sich A. in Paris auf, wo er Anfang 1504 den Magistergrad erwarb. Nach Aufenthalten in Abensberg und Straubing (1504/05), dann Wien (März 1505 bis Ende 1506) ging A. Anfang 1507 nach Ingolstadt, wo er in der Hoffnung auf eine Professur an der Univ. Privatvorlesungen zu Mathematik und Astronomie und über Cicero hielt. Nachdem sich Hoffnungen auf eine Anstellung mit dem Tod Herzog Albrechts IV. (1508) zerschlagen hatten, wurde A. Ende 1508 zum Erzieher von dessen jüngeren Söhnen Ludwig (bis 1511) und Ernst (bis 1517) bestellt - zunächst in Burghausen, dann in München, Landshut und erneut München. 1512 und 1515 war er Mitglied einer herzoglichen Kommission, die Streitigkeiten an der Univ. Ingolstadt beilegen sollte. 1515 führte ihn eine Reise mit Herzog Ernst in das von Kriegswirren heimgesuchte Italien, die nach drei Monaten abgebrochen werden mußte. Ende 1515 kehrte A. als Mentor mit Ernst zum Studium nach Ingolstadt zurück, wo sein Zögling 1516 zum Rektor gewählt wurde; die Rektoratsrede mit ihrem Plädoyer für die humanistischen Studien trägt die Handschrift von A. Dank Herzog Ernsts Unterstützung wurde seine Grammatik erstmals 1512 als Lehrbuch für den Tri vialunterricht eingeführt. Nach Vorbild von Celtis gründete A. eine "Sodalitas litteraria Boiorum", der vor allem Ingolstädter Prof. und einzelne Mitglieder des Hofes angehörten, die aber rasch wieder zerfiel. Mit Ernsts Bestellung zum Administrator des Bistums Passau Ende 1516 endete die Tatigkeit als Prinzenerzieher. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte A. neben der Grammatik einen musiktheoretischen Traktat (1516), humanistische Gelegenheitspoesie und kleinere historische Arbeiten verfaßt; daneben sind Exzerpte, Kommentare, Übersetzungen zu tagespolitischen Fragen erhalten. - 1517 wurde A. von den bayer. Herzögen zum "historiographus" berufen. Sie statteten ihn mit einem Begleitbrief aus, der ihm alle herzoglichen und klösterlichen Archive und Bibliotheken öffnen sollte. Es folgte eine zweijährige intensive Sammlung von Dokumenten und historiographischen Darstellungen, die sich in kleineren Ausarbeitungen in Form von Chroniken einzelner Klöster (Scheyern, Ranshofen, Altötting) und Städte (Passau, Regensburg) niederschlug. Seit 1519 arbeitete A. in Abensberg an den "Annales ducum Boiariae" (erste Vorstufen 1511), die er am 31. 5. 1521 abschloß und von denen ein Auszug in der Volkssprache 1522 in Nürnberg erschien. Nach ihrem Abschluß be-
gann A., ab 1526 im ausdrücklichen Auftrag der Herzöge, mit der deutschen, erheblich erweiterten und bis zum Tod Herzog Albrechts III. (1460) reichenden Bearbeitung ("Bayer. Chronik"). Daneben arbeitete er an der ältesten erhaltenen Landkarte Bayerns (1523), einer Geschichte des Türkenkrieges (1529, gedruckt 1563) und vor allem seit 1531 an einer "Germania illustrata" in der Nachfolge von Celtis, dem "Zeitbuch über ganz Deutschland", von dem nur das erste Buch fertig wurde. In den 20er Jahren hielt sich A. meist in Abensberg oder Regensburg auf und stand in Freundschaft mit dem bayer. Kanzler Leonhard von Eck, dem Ingolstädter Mathematiker und Kosmographen Peter Apian und der Regensburger Bürgerfamilie Prim. Seine heftige Kritik an der Kirche und sein Umgang mit Anhängern der Reformation machten ihn verdächtig, so daß er angesichts der ab 1527 verschärften anti-ev. Politik der bayer. Herzöge und damit verbundener Sanktionen gegen Freunde nach Regensburg auswich. 1528 wurde A. bei der Rückkehr nach Abensberg kurz inhaftiert. Nach der Freilassung auf Intervention von Leonhard von Eck übersiedelte er endgültig nach Regensburg, blieb jedoch als Historiograph in herzoglichen Diensten. Am 1. 12. 1529 heiratete A.; aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, von denen ihn nur seine Tochter Gisela überlebte. Pläne eines Wechsels an den Hof der Oberpfalz in Neumarkt, nach Sachsen (Philipp Melanchthon) oder Straßburg (Martin Bucer) zerschlugen sich. 1533 ging er als Mentor von Ecks Sohn Oswald nach Ingolstadt. Auf dem Rückweg Ende 1533 zog sich A. eine Erkrankung zu, der er im folgenden Jahr erlag. - Sein Ruhm als Geschichtsschreiber brachte A. mit den bedeutendsten Humanisten Deutschlands in Kontakt. Sein Amt hatte den Herzögen das Recht auf die Ergebnisse seiner Arbeit gesichert, ihre Verwendung durch A. ebenso ausgeschlossen wie ähnliche Dienste für einen anderen Hof. Eine Veröffentlichung scheint zunächst konfessionspolitisch inopportun gewesen zu sein. Das Gesamtwerk wurde 1564 auf den römischen Index gesetzt, nicht allerdings in der 1569 in Bayern publizierten Version. Die wichtigsten Werke von A. erschienen posthum. 1541 edierte Caspar Bruschius das ,,zeitbuch über ganz Deutschland", 1554 besorgte der Poetiklehrer Hieronymus Ziegler im Auftrag Herzog Albrechts V. in Ingolstadt eine gereinigte Ausgabe der "Annales". Deren Übersetzung durch Ziegler 1558 blieb ungedruckt. Die "Bayer. Chronik" wurde 1566 durch den Speyerer Juristen Simon Schard auf der Grundlage einer unvollständigen Handschrift in Frankfurt zum Druck befördert, erst 1580 gab der Heidelberger Jurist Nikolaus Cisner in Basel nach einem
Aventinus aus dem Besitz Oswalds von Eck stammenden Manuskript die "Annales" vollständig, ohne die Streichungen Zieglers, heraus, ebenfalls 1580 in Frankfurt die "Bayer. Chronik" nach Schard; sie wurde in Bayern verboten. Ein Auftrag Herzog Wilhelms V. 1589 zur Entschärfung der "Bayer. Chronik" mündete nicht in eine Publikation. Trotz des wachsenden Ruhmes von A. im 17. und 18. Jahrhundert liegt erst mit Sigmund von Riezlers Gesamtausgabe ein vollständiger und zuverlässiger Text der großen Geschichtswerke vor. - Als Historiker zeichnete sich A. gegenüber den meisten Zeitgenossen durch eine ungemein breite Kenntnis und Auswertung handschriftlicher, zum Teil heute verlorener Quellen aus sowie durch überlieferungskritische Überlegungen in Auseinandersetzung mit Vorgängern wie Ulrich Fuetrer. Beides kam in der Durchführung freilich nur partiell zum Tragen. Die kritische Haltung drückte sich stärker in den ,,Annales" aus als in den deutschen Werken. Die bayer. Geschichte, zentriert um die Geschichte des Herrscherhauses, ist in die Reichs- und Weltgeschichte eingebettet. Vor allem in der Frühzeit geht es um die Anknüpfung eines bayer. Königtums an die antike und biblische Geschichte mittels abenteuerlicher Spekulationen, gestützt zum Teil auf die Fälschungen des Johannes Annius aus Viterbo ("Berosus"). Dieses Konzept richtete sich gegen den italienischen Vorwurf geschichtsloser Barbarei der Völker nördlich der Alpen. Auch die Kirchen- und Papstkritik von A. speiste sich aus einem antiitalienischen Affekt. Im Einklang mit der humanistischen Historiographie in Deutschland trat er dagegen für die Tradition des römisch-deutschen Kaisertums ein (translatio imperii). In der Deutung der Geschichte als Schauplatz von Gottes Wirken blieb A. mittelalterlicher Tradition verpflichtet. Mit der humanistischen Historiographie teilte er den Glauben an die Lehrhaftigkeit der Geschichte für den politisch Handelnden, doch arbeitete er diese pragmatische Dimension kaum aus, zumal er zur Gegenwart hin zunehmend das Interesse verlor und auf eine Analyse der jüngeren Geschichte verzichtete. Allerdings griff er in seinen Schriften über die Ursachen der religiös-moralisch gedeuteten türkischen Bedrohung und über das römische Kriegswesen unmittelbar in die Gegenwartspolitik ein. Auch vom Werkumfang her liegt das Schwergewicht auf germanisch-bayer. Altertumskunde und Frühgeschichte. Trotz teils fragwürdigen Ergebnissen und der oft unübersichtlichen Anhäufung von Einzelheiten liegt hier die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung von A. Ohne Vorbild war in Deutschland der Umfang der Quellenerhebung und -auswertung. Ein weitgefaßter Quellenbegriff bezog neben schriftlichen
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Denkmälern auch mündliche Quellen aus dem Umkreis volkssprachlicher Poesie ein, daneben nichtsprachliche wie Bauten, Bilder, Münzen, Bodendenkmäler. Sein Werk bietet die breiteste Auseinandersetzung eines Humanisten mit mittelhochdeutscher Epik, die A. zufolge gewissermaßen als "oral poetry" bei den Ungebildeten noch lebendig war und die er nach dem Zeugnis des Tacitus als eine poetische Form der Geschichtsschreibung betrachtete. Ihren Wahrheitsgehalt suchte er mit an antiker Mythenkritik geschulten Interpretationen herauszuschälen und mit der von antiken Historikern bezeugten Geschichte in Verbindung zu bringen. Ziel des germanisch-griechisch-lateinischen Synkretismus war es, die deutsche Kultur schon frühzeitig der antiken an die Seite zu stellen. Dem gleichen Anspruch diente die "Germania illustrata" als Glied einer Kette von Versuchen deutscher Humanisten, die eigene nationale Geschichte der Roms und Italiens (Flavio Biondo: "Italia illustrata") ebenbürtig erscheinen zu lassen, nicht zuletzt durch die Form: Geschichtsschreibung war für A. eine Kunst, die sich durch ihren "stylus" ausweisen muß. Q BSB, clm 967, 1201, 1203, 1383 (Exzerpte, Kommentare, Übersetzungen), cgm 1573-80 ("Annales" in der Übersetzung von Hieronymus Ziegler). W Grammatica nova fundamentalis, Augsburg 1512 (erweiterte Fassung 1517); Musicae rudimenta, Augsburg 1516; Annales Schyrenses (1517), Zweibrücken 1600; Historia non vulgaris vetustatesque Otingae Boiorum, Nürnberg 1518, deutsch Ingolstadt 1519; Annales ducum Boiariae (1521), Ingolstadt 1554, deutscher Auszug Nürnberg 1522; Bayer. Chronik (152233), Frankfurt 1566; Ain warnus und anzaigung der Ufsach, warum got der her dem Türken ... so vii sigs wider uns christen gebe (ca. 1526/29), Frankfurt 1563; Zeitbuch von ganz Deutschland (1531), hg. von Caspar Bruschius, Nürnberg 1541; Abacus atque vetustissima veterum latinorum per digitos manusque numerandi consuetudo, Regensburg 1532; Johannes Turmair's genannt Aventinus Sämmtliche Werke, 6 Bde., hg. von der Kgl. Akad. der Wissenschaften, München 18811908. - Ungedruckt: Geschichte der Herzöge von Bayern, 1511. L ADB I 700-94; NDB I 469; DBA N.E; T. Wiedemann, J.T., genannt A., Geschichtsschreiber des bayer. Volkes, Freising 1858; A. v. Druffel, Bemerkungen über A. Schriften: Türkenwarnung und Römisches Kriegswesen, in: Sitzungsberichte der Bayer. Akad. der Wissenschaften, phil.-historische Klasse, Jg. 1879, Bd. I, München 1879, 337-64; E-X. v. Wegeie, J.A., Bamberg 1890; E Keinz, Über A. Tagebuch (Hauskalender), in: Sitzungsberichte der Bayer. Akad. der Wissenschaften, phil.-historische Klasse, Jg. 1890, Bd. 2, München 1890, 313-28; R. Bauerreiß, Ein Quellenverzeichnis der Schriften A., in: StMBO 50 (1932) 54-77, 315-35; LThK2 11142 f.; G. Strauss, 16th Century Germany. Its Topogniphy and Topographers, Princeton 1959; Ders., Historian of an Age of Crisis. The Life and Work of J.A., Cambridge (Mass.) 1963; W. Schmidt, J.T. genannt A., Straubing 1966; EL. Bor-
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Aventinus - Aytta
chardt, Gennan Antiquity in Renaissance Myth, Baltimore 1971; A. und die Geschichte. Zum 500. Geburtstag ... und zum 50jährigen Bestehen der Kommission für bayer. Landesgeschichte bei der Bayer. Akad. der Wissenschaften, in: ZBLG 40 (1977) 325-936; G.-H. Sitzmann (Hg.), A. und seine Zeit 1477-1534, Abensberg 1977; E. Dünninger, J.A. Leben und Werk des bayer. Geschichtsschreibers, Rosenheim 1977 (P 2, 3); A. Schmid, Die historische Methode des J.A., in: Bll. für deutsche Landesgeschichte 113 (1977) 338-95; KilIy I 263 f.; Schöner 253 u. ö.; A. Schmid, J.A. und die Rechenkunde, in: E-L. Kroll (Hg.), Neue Wege der Ideengeschichte, Paderbom 1996, 81-10 1.
P I) Holzschnitt von Sebald Lautensack, 1534, 2) Grabbild, SI. Emmeram, Regensburg, 3) BSB, Handschriftenminiatur. J.-D. Müller
Axonius, Joachim,
t 25. 8. 1605 Antwerpen.
Nach Rechtsstudien in Löwen, in deren Verlauf er sich außer dem Lateinischen auch gründliche Kenntnisse des Griechischen aneignete, trat A. als Präzeptor in den Dienst des Grafen Philipp von Lalaing, in dessen Gefolge er weite Teile Europas bereiste. U.a. verbrachte er längere Zeit in Griechenland und unternahm von hier aus eine Reise ins Heilige Land. Als A., für den als Herkunftsort Grave (Brabant) angegeben wird, im Verlauf seiner Reisen auch Ingolstadt berührte, bewarb er sich anscheinend um eine Lektur, denn am 7. 12. 1558 genehmigte der Herzog eine probeweise Anstellung von A. für "philosophia latine vel grece" oder auch "oratoria". Eine Entscheidung über eine definitive Anstellung sollte später fallen, doch scheint A., da die Quellen schweigen, Ingolstadt rasch wieder verlassen zu haben. 1579 ist er als Mitglied des friesischen Provinzialrates nachgewiesen, trat aber später, seiner Nähe zu den Habsburgern wegen, in den Dienst der Erzherzöge über. - Wohl um die Zeit seines Aufenthaltes in Ingolstadt übersetzte er die "Oratio in Iesu Christi sepulchrum" ins Lateinische, wozu er durch seine Palästinareise veranlaßt worden war. Außerdem verfaßte er eine Reihe von Gelegenheitsdichtungen und auch einige kontroverstheol. Schriften, unter denen "De libero arbitrio", worin er sich gegen Luther und Calvin wendet, besondere Erwähnung verdient. In Ingolstadt hinterließ die kurze Tätigkeit von A. keine Spuren. Q UAM, EIl. W De miserabili et deplorando ecclesiae statu oratio. Argumento ex propheta Hieremia sumpto, et ad tempus accommodato, Wien 1560; De libero arbitrio, Antwerpen 1578. - Übersetzung: Maximi Planudis, in corporis domini dei nos tri, Iesu Christi sepulchrum, et sacrosanctae dei matris ac dominae nostrae lamentationern, oratio, Dillingen 1559. L ADB I 707; Biographie universelle, ancienne et modeme, Supplement, Bd. 56, Paris 1834,606 f. (W); Bio-
graphie nationale, Bd. I, Brüssel 1866,568 f.; Prant! I 331; G. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Lyrik in den Niederlanden vom Ausgang des 15. bis zum Beginn des 17. Jh., Berlin-Leipzig 1933,319. C. Schöner
Aytta (Zuichemus, van Zwichem, de Saint-Bavon), Wigle (Viglius) van, * 19. 10. 1507 Barrahuis bei Wirdum (Friesland), t 8. 5. 1577 Brüssei, D Gent, Saint-Bavon, m 1543 Jacqueline Damant, t 1552. V Folkert van Aytta, * 1489, t März 1544, M Ida van Hanya, * 1480, t 1540.
A. durchlief eine gründliche humanistische Ausbildung, die ihn nach ersten Schuljahren über Deventer (Ostern 1519 bis Mai 1520), Den Haag (ab Mai 1520, Ende 1521 bis Oktober 1522) und Leiden (ab Sommer 1520) im Oktober 1522 nach Löwen an das Collegium Trilingue führte. Das dort im Mai 1524 aufgenommene Rechtsstudium setzte er in Dole fort (27. 9. 1526 bis Herbst 1529). Der begabte Student übernahm hier bereits Repetitorien über die Institutionen, machte Bekanntschaft mit der Familie Anton Fuggers und trat im Februar 1529 in ersten Briefkontakt mit Erasmus von Rotterdam. Im März 1529 ging er an die Univ. Avignon, wo er Schüler von Andrea Alciato wurde, der ihn nach seiner Promotion zum Dr. iur. utr. (8. 5. 1529 in Valence) an die Univ. Bourges mitnahm. A. arbeitete hier an der Drucklegung von Alciatos Werken mit, verfaßte aber auch ein eigenes, allerdings nicht veröffentlichtes Werk über die jur. Ausbildung ("De institutione iurisconsulti"). Dennoch konnte er auf sich aufmerksam machen, als er in einen Lehrstreit zwischen Petrus Stella und Ulrich Zasius auf seiten des Freiburgers eingriff und sich damit dessen Freundschaft gewann. A., der zuletzt die vakant gewordene Professur Alciatos vertreten hatte, verließ Bourges im September 1531, um sich mit dem Ziel Padua auf eine Studienreise zu begeben, die ihn zu den bedeutenden Univ. Frankreichs und des Reichs führte. In Padua übernahm er 1532 nach einer Zeit als privater Repetitor eine Zivilrechtsprofessur. Hier trat er durch die Herausgabe der durch den byzantinischen Juristen Theophilos erstellten griechischen Fassung der Institutionen Justinians hervor und gab seine Gastvorlesung als "Commentaria in decem titulos institutionum" in Druck. Diese Werke machten ihn als progressiven Vertreter einer stärker quellenkritisch orientierten Rechtswissenschaft bekannt. Am 16. 10. 1533 verließ A. Padua, um über Freiburg i.Br. in die Niederlande zurückzukehren, wobei er am 13. 2. 1534 eine Stellung als Offizial des Bischofs von
Aytta - Azwanger Münster annahm. Am 12. 4. 1535 wechselte A. von dort als Assessor ans Reichskammergericht. Im September 1537 wurde er auf eine gut dotierte, bis 1540 befristete Digestenprofessur in Ingolstadt berufen, wo er sich am 14. 12. 1537 immatrikulierte und kurz darauf mit den Vorlesungen begann. Anfang 1540 übernahm A. eine vakante Kanonistikprofessur. Seine Lehrveranstaltungen und Veröffentlichungen, bei denen er neben der Rezeption der Kommentare seinen quellenkritischen Ansatz stärker zu etablieren versuchte, verschafften ihm eine über Ingolstadt hinausreichende Popularität bei Studenten und Rechtsgelehrten. Diesem Ansehen verdankte er seine Wahl zum Rektor der Univ. für die WiSe 1538/39 und 1540/41 (vertretungsweise) bzw. zum Dekan der jur. Fak. im WiSe 1539/40. Wenn auch seine Vorstöße in München für die Einrichtung einer Rhetorikprofessur, die Berufung Wiguleus Hundts und Georg Sigismund Selds bzw. für eine bessere Bezahlung der Zivilrechtsprof. ins Leere liefen, so war er doch ein gefragter Berater des herzoglichen Rates. Ostern 1542 verließ A. Ingolstadt unter einem Vorwand und folgte einer Einladung der Generalstatthalterin der Niederlande, Maria von Ungarn, nach Brüssel, wo er im sei ben Jahr in den Geheimen Rat eintrat. A. machte schnell Karriere: 1543 wurde er in den Großen Rat in Mecheln berufen, 1548/ 49 wurde er Vorsitzender des Geheimen Rates und Siegelbewahrer, 1554 zugleich Vorsitzender des Staatsrates. 1556 erfolgte die Wahl zum Koadjutor von St. Bavon, dessen Propst er nach seiner Priesterweihe 1562 wurde. 1562 wurde er auch Kanzler des Ordens vom Goldenen Vließ. A. gehörte zum engsten Kreis von Regierungsbeamten um die Generalstatthalter und hatte an wichtigen politischen Vorgängen maßgeblichen Anteil (z.B. am Burgundischen Vertrag von 1548). Nach Beginn der niederländischen Erhebung trat er für einen Mäßigungskurs und gegen die harte Linie Albas auf, weshalb er sich zeitweise von seiner Präsidentschaft im Staatsrat zurückzog. Obwohl die Interessen von A. vorrangig auf seine mit Zielstrebigkeit und Ehrgeiz geplante Karriere hinausliefen, setzte er sich doch auch engagiert für eine Erneuerung der Rechtswissenschaften ein, die vor allem durch eine rechtshistorische und textkritische Beschäftigung mit den Rechtsquellen in teilweiser Abkehr von traditionellen Methoden der Kommentatoren vorangebracht werden sollte. Außerdem forderte er eine bessere Systematisierung des Römischen Rechts und eine stärkere Rezeption des Gewohnheitsrechts. A. gehörte zumindest bis zu seinem Eintritt in die niederländische Regierung zum führenden Humanisten- und Gelehrtenkreis seiner Zeit.
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W Commentaria in decem titulos Institutionum D. Iustiniani in rubrum de testamentis ordinandis, in: Paraphrasis in Lib. 1. Institutionum Iustiniani Imperatoris, Hagenau 1533 u. ö.; Commentaria in decem titulos institutionum iuris civilis, Basel 1534 u. ö.; Epistolae politicae et historicae, Leoardia 1661. - Hg.: Institutiones iuris civilis in graecam linguam per Theophilum antecessorem olim traductae ac nunc primum in lucem restitutae, Basel 1534 u. Ö., Paris 1534. L ADB XXXIX 699-703; DBA; Vita Viglii ab Aytta Zuichemi, ab ipso Viglio scripta, eiusque nec non Joachimi Hopperi et Joannis Baptistae Tassii opera histori ca ... in sex partes divisa, in: c.P. Hoynck van Papendrecht, Analecta Belgica, Bd. I, Den Haag 1743 (P); Prantl I 195 f., II 488; K. Verraert, Laudatio Viglii ab Aytta Zuichemi, Gouda 1824; G. de Wal, Oratio de claris Frisiae iureconsultis, Löwen 1825, 103-19; Memoires de Viglius et d'Hopper sur le commencement des troubles de Pays-Bas, avec notices par A. Wouters, BlÜssel 1858; A. von Druffel (Hg.), Des V.v.Z. Tagebuch des Schmalkaldischen Donaukrieges, München 1877; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. München-Berlin 1957,220-28 u. ö.; R.D. Dekkers, Bibliotheca belgica iuridica. Een biografisch overzicht der rechtsgeleerdheit in de Nederlanden van de vroegste tijden af tot 1800, BlÜSSel 1951, 7 (W); H. de Vocht, History of the foundation and the rise of the Collegium Trilingue Lovaniense, Bd. 2, Löwen 1953, 14550; R. Schulze, Der niederländische Rechtsgelehrte v.v.Z. (1507-1577) als Bischöflich-Münsterischer Offizial und Dechant von Liebfrauen (Überwasser) zu Münster (Westf.), in : Westfälische Zs. 10112 (1953) 183-230; H. Winterberg, Die Schüler von Ulrich Zasius, Stuttgart 1961, 75; BoehmlSpörl, LMU 132 (P); Wolff 273 u. ö.; Grote Winkler Prins Encyclopedie XIX, Amsterdam-BlÜssel 1975, 369; F. Postma, V. v.A. als humanist en diplomaat (1507-1549), Zutphen 1983 (P); P.L. Neve, v. v.A. als Berichterstatter über das Reichskammergericht (1535-37), in: W. Sellert (Hg.), Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, Köln 1985, 35-53; M. Erbe, V.Z., in: P.G. Bietenholz (Hg.), Contemporaries of Erasmus. A Biographical Register of the Renaissance and Reformation, Bd. 3, Toronto u. a. 1987,393-395; R. M. Sprenger, V. v. A. und seine Notizen über Beratungen am Reichskammergericht (1535-1537), Nimwegen 1988; R. Feenstra, W. v. A., in: M. Stolleis (Hg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zum 20. Jh., München 1995, 51 f. P Stich.
Azwanger (Arzwanger), Joseph, SJ, 1653 Bozen, t 9. 1. 1685 Ingolstadt.
A. Edel
*
2. 10.
Zur Biographie von A. gibt es nur äußerst spärliche Informationen. Über Herkunft und Jugend ist nichts in Erfahrung zu bringen. Sein Eintritt in die Societas Jesu erfolgte am 25. 10. 1672. A. empfing die niederen Weihen am 15. 4. 1675 in Eichstätt. 1684 trat er die Professur für Mathematik an der Univ. Ingolstadt an, gleichzeitig unterrichtete er dort auch Hebräisch. Am 9. 5. 1684 wurde er Adjunkt der Sternwarte.
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Azwanger - Backenbusch
L Romstöck 19; Schaff 143; Ger! 16; Högner, Phil. F. Neumann und Med. in Ingolstadt 18.
Azwanger, Roman, SJ, 3. 1717 Ebersberg.
* 8.2.1662 Bozen, t 6.
V Franz, MAnna.
A. besuchte das Wilhelmsgymnasium in München (Abschlußklasse im Schuljahr 1679/80) und trat am 13. 9. 1680 der Societas Jesu bei. 1690-93 studierte er in Dillingen Theol. und verteidigte dort unter dem Vorsitz seines Or-
densbruders Johann Baptist Fröhlich am 20. 4. 1693 "Theses ex universa Theologia". Am 26. 10. 1697 immatrikulierte er sich an der Univ. Ingolstadt als Ethikprof. Über seine weitere Tätigkeit, wissenschaftlichen Leistungen und Ordenskarriere ist nur bekannt, daß er 1711-13 Studienpräfekt in Augsburg und 1714 Minister am Jesuitenkolleg Hall war. L Mederer III 90; Romstöck 20; Matrikel LMU; Ger! 16; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 19; Leitschuh 1249. H. Zedelmaier
B (Siehe auch unter P)
Bacharach, Werner von
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Moneceras, Werner
Bacher (Bacherius, de Backer), Peter, SJ, * 31. 7.1556 Antwerpen, t 1. 1. 1636 AItötting.
B., für den auch das Geburtsdatum 7. 9. 1557 mitgeteilt wird, trat am 3. 1. 1578 (oder 1579) in Landsberg ins Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. Neun Jahre unterrichtete er Phil. und 13 Jahre Theol., ehe er zum Dr. theol. promoviert wurde. 1583-86 und 1587/88 wirkte er als Prof. der Phil. in Dillingen. 1589 wechselte er an die phil. Fak. der Univ. Ingolstadt, der er im WiSe 1590/91 und im SoSe 1592 als Dekan vorstand. Am 23. 10. 1592 wurde er Prof. für scholastische Theol. in Dillingen, 1597/98 dozierte er Kasuistik, 1598/99 erneut scholastische Theol. 1598 legte er sein viertes Gelübde ab. B. wechselte 1612/13 nach Augsburg, 1613-20 war er wieder als Prof. in Dillingen tätig, wo er nun über Hl. Schrift las. Neben seiner Lehrtätigkeit amtierte B. 1615-20 auch als Vizekanzler der Univ. Dillingen. Ab 1621 war er in München tätig. - Das umfangreiche literarische Werk umfaßt in erster Linie theol. und phil. Schriften, u. a. ungedruckte Kommentare zu Aristoteles. Ferner veröffentlichte er eine Diss. über die Symbole der Apokalypse, die den Sieg der Kirche über das heidnische Rom zeigen. Q Archiv der oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. 145, Mscr. V 35, Mscr. V 57, Mscr. V 73, Mscr. VII, Mscr. XI 28, Mscr. XVI 19/3.
W Disputatio metaphysica, physica, logica (Praes.; Resp.: 1. Mayer), Dillingen 1586; Disputatio philosophica de ente sive corpore naturali habente principum motus secundum substantiam (Praes.; Resp.: J. Plachy), Dillingen 1589; Disputatio philosophica de loco (Praes.; Resp.: J. Staubinger), Ingolstadt 1591; Disputatio philosophica de tempore (Praes.), Ingolstadt 1592; Speculum militiae christianae in quo non imperatores, reges ac principes solum, verum etiam castrorum prefecti, centuriones et milites gregarii, Köln 1592; Disputatio theologica de gratia divina (Praes.; Resp.: c. Happ), Dillingen 1595; Disputatio theo1ogica de sacramentis in genere (Praes.; Resp.: 1. Stephan, F. Spizer), Dillingen 1595; Disputatio theologica de legibus et gratia (Praes.; Resp.: M. Rhambsdorff, C. Gnändler), Dillingen 1598; Disputatio ex apocalypsi de praecipuis eiusdem symbolis: quibus christianae eccJesiae bell um, atque victoria adversus Romam ethnicam, ethnicumque Romanum imperium adumbratur (Praes.; Resp.: S. Model), Dillingen 1619. L Mederer II 114 u. ö.; I. Suttner, Bibliotheca Eystettensis Diocesana, Eichstätt 1866, Nr. 300; Prantl 1443; Romstöck 20-23 (W); Sommervogel I 749 f., VIII 1721 (W); Specht 283 u. ö.; Ger117; Popp 9-13. B. Schönewald
Backenbusch (Baccabuschius, Baccopusch, Barbasch, Packenpusch), Christoph, t 9. 9. 1536 Speyer.
Der einem Lübecker Adelsgeschlecht entstammende B. wurde im August 1530 an der jur. Fak. der Univ. Ingolstadt zum Lektor für Institutionen bestellt. Diese Tätigkeit übte er mit einer kurzen Unterbrechung 1531, als er an der
Backenbusch - Balde Univ. Bologna immatrikuliert war, bis 1535 aus. Zwischen 1533 und 1535 ist er viermal als Promotor nachweisbar. Am 9. 10. 1535 wurde B. vom Herzogtum Bayern als Assessor am Reichskammergericht in Speyer präsentiert. Q UAM, D III 4, D III 6, GG IVa 2. L Mederer 1 138; Prantl 1 195; Knod 395; Matrikel LMU; Wolff263 u. Ö. H. Wolff
Bair I. (Beyer), Johannes,
*
Heidenheim.
B. immatrikulierte sich als Magister am 1. 12. 1475 an der Univ. Ingolstadt; als Herkunftsort gab er Heidenheim an. Genaue Angaben über seinen vorherigen Werdegang zu machen, wird dadurch erschwert, daß er einen gleichfalls aus Heidenheim stammenden Namensvetter besaß, der wie er in Basel studiert hatte und später nach Ingolstadt wechselte (vgl. das "Verzeichnis der magistri regentes"). Deshalb kann auch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob der hier zu behandelnde B. mit dem im SoSe 1467 oder mit dem im WiSe 1468/69 in Basel Immatrikulierten identisch ist und wie sich die Angaben der Baseler Matrikel über eine Promotion zum artistischen Bakkalar im September 1470 und eine Promotion zum Magister im Januar 1471 auf die beiden verteilen. Der am 1. 12. 1475 in Ingolstadt Inskribierte schloß sich - wie auch sein Namensvetter - der Artistenfak. der "via antiqua" an und fungierte im SoSe 1477 als deren Dekan. Bei der Vereinigung der beiden Artistenfak. war B. noch in Ingolstadt, da er zu denen gehörte, die am 15. 5. 1478 ins Konzil der unierten Fak. übernommen wurden. Im Dezember 1478 wird er in Protokollen des Rektorgerichts als Lizentiat bezeichnet, doch fehlt die Angabe der Fak. Danach verlieren sich seine Spuren. Q UAM,DIII 1,012. C. Schöner
Balde, Jakob, SJ, * 4. 1. 1604 Ensisheim (Elsaß), t 9. 8. 1668 Neuburg a.d.D., D Neuburg a.d.D. V Hugo, Kammersekretär der vorderösterreichischen Regierung.
B. erhielt seine Erziehung und Bildung in Belfort (wohin man ihn 1613 verbrachte, damit er die Hinrichtung seiner als "Hexe" zum Feuertod verurteilten Großmutter nicht miterleben mußte) sowie an den Jesuitenkollegien in Ensisheim (Humaniora) und Molsheim bei Straßburg (Phil.). Als Molsheim 1621 von den mansfeldischen Truppen überfallen wurde, floh er nach Ingolstadt, um hier das Studium der
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Jur. aufzunehmen. 1623 entschloß er sich jedoch aufgrund einer seelischen Erschütterung zum Eintritt in die Gesellschaft Jesu. Am 1. 7. 1624 begann er im Kolleg zu Landsberg das Noviziat. Seit 1626 wirkte er als Lehrer der Grammatik und Rhetorik an den Kollegien in München und Innsbruck. 1630 kehrte er zum Studium der Theol. nach Ingolstadt zurück. Hier erlebte er die Belagerung durch die Schweden und den Tod Tillys, der ihn zu seinem rhapsodischen Werk "Tillii parentalia" inspirierte. Nach dem Empfang der Priesterweihe am 24. 9. 1633 schickte man ihn nach München (wo 1634 die Pest ausbrach und auch das dortige Kolleg schwer heimsuchte). 1635-37 lehrte B. mit großem Erfolg als Prof. der Rhetorik an der Univ. Ingolstadt; er begrüßte hier mit einer stürmisch bewegten Rede die aus langer Haft zurückgekehrten "Schwedengeiseln" (1635) und begründete mit der Aufführung seines biblischen Dramas "Jephtias" seinen Ruf als Dichter (1637). Es folgten Jahre als Prinzenerzieher am Hof Herzog Albrechts VI. des Leuchtenbergers, dann als kurfürstlicher Hofprediger (1638-40) und Hofhistoriograph in München, ehe B. seiner angegriffenen Gesundheit wegen sich über die Kollegien in Landshut und Amberg 1654 nach Neuburg a.d.D. zurückzog, wo er anfänglich als Hofprediger, später als Beichtvater des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm tätig war. - Die Bedeutung von B. liegt in seinem einzigartigen dichterischen Werk, das freilich ganz einer im Barockzeitalter noch lebendigen lateinischen Tradition verpflichtet ist und nicht zuletzt deshalb (wegen der "Barriere" der Latinität) weithin in Vergessenheit geriet, trotz Johann Gottfried Herders kongenialer - gleichwohl das Bayer., Barocke, Kath. zurückdrängender - B.-Übersetzung ("Terpsichore", 1795/96). B. beherrschte als Lyriker, Epiker und Dramatiker vollendet jede Form der lateinischen Metrik. Doch die humanistische Erudition und die ihm jederzeit zuströmende Fülle von vorgeprägten Empfindungen und Bildern sind ihm nur Mittel zum Zweck. Sein Stilwille ist barock, und zwar "im Sinne kühnster und zugleich schärfster Aufgipfelung der beiden alteuropäischen Mächte: römischer Reichstradition in Bildung und Politik und christlichasketischen Glaubens im Hinblick auf die letzten Dinge" (Max Wehrli). Sein von Natursinn, Vaterlandsliebe, Humor und tiefer Religiosität durchdrungenes Werk bezieht sich mit seiner ganzen äußeren Vielseitigkeit auf eine persönliche Mitte; es offenbart eine reiche, mystisch geprägte dichterische E)!.istenz des deutschen Barocks. Von seinen Dichtungen haben bleibende Geltung die 1643 erschienenen "Lyrica" (vier Bücher Oden und ein Buch Epoden nach horazischem Vorbild) und "Silvae" (eine
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Balde - Bandelie
Sammlung leichteren und gelegentlicheren Charakters) sowie das 1663 erschienene Alterswerk "Urania victrix" (eine bilderschwere Barock-Allegorie). W Opera poetica omnia, 8 Bde., München 1729 (einzige, weder fehlerfreie noch kritische Gesamtausgabe; Ndr. hg. von W. KühlmannlH. Wiegand, Frankfurt a.M. 1990); Cannina Lyrica, hg. von B. Müller, München 1844, Regensburg 1884, Ndr. Hildesheim-New York 1977 (verbesserte und kommentierte Ausgabe der Oden und Epoden); Nachlese aus J. B. Gedichten, in: J. G. Herder, Sämmt!iche Werke, hg. von B. Suphahn, Berlin 1881, Bd. 27, 199 ff.; Dichtungen, in Auswahl hg. und übersetzt von M. Wehrli, Köln-Olten 1963; Die deutschen Dichtungen, hg. von R. Berger, Bonn 1972; Deutsche Dichtungen. "Ode nova dicta hecatombe de vanitate mundi" 1637. "Ehrenpreiß" 1640. Photomechanischer Nachdruck, mit Bibliographie und textkritischem Apparat hg. von R. Berger, Amsterdam-Maarssen 1983 (P I). L ADB II I ff.; NDB 1549; DBA; DBA N. E; Prant! II 501; Sommervogel I 816-27 (W); G. Westermayer, J. B., sein Leben und seine Werke, München 1868; J. Bach, J. B. Ein religiös-patriotischer Dichter aus dem Elsaß, Freiburg i.Br. 1904; A. Henrich, Die lyrischen Oichtungen J. B., Straßburg 1915; B. Hubensteiner, Vom Geist des Barock. Kultur und Frömmigkeit im alten Bayern, München 1967, 159-72; Ders., J. B., in: G. Schwaiger (Hg.), Bavaria Sancta. Zeugen christlichen Glaubens in Bayern, Bd. 3, Regensburg 1973, 327-40; M. Wehrli, J. B., Zum 300. Todestag des Dichters, in: Stimmen der Zeit 182 (1968)157-66; Ger! 19; V. Herzog, Divina Poesis. Studien zu J. B. geistlicher Odendichtung, Tübingen 1976; Popp 13-22; D. Breuer, Oberdeutsche Literatur 1565-1650. Deutsche Literaturgeschichte und Territorialgeschichte in frühabsolutistischer Zeit, München 1979,218-76; G. Dünnhaupt, Bibliographisches Handbuch der Barockliteratur. 100 Personalbibliographien deutscher Autoren des 17. Jh., Tl. I, Stuttgart 1980,378-400; R. Hofmann, Jesuitentheater in Ingolstadt, in: SHVI 94/95 (1985/86) 194 ff.; G. Hess, Vt pictura poesis. J. B. Beschreibung des Freisinger Hochaltarbildes von Peter Paul Rubens, in: A. Weber (Hg.), Handbuch der Literatur in Bayern, Regensburg 1987,207-20; J.M. Valentin (Hg.), J.B. und seine Zeit, Bem 1986; Killy I 296 ff.; A. Thill, J.B. Dix ans de recherches, Paris 1991; H. Pömbacher, Religiöse Literatur, in: W. Brandmüller (Hg.), Handbuch der bayer. Kirchengeschichte, Bd. 2, SI. Ottilien 1993, 971 u. ö.; LThK3 I 1365. P I) Gemälde, Studienseminar Neuburg a.d.D., 2) Medaille, Staatliche Münzsammlung München. M. Weit!auff
Balduin, Anton, SJ, * um 1533 Belgien oder 1543 Brabant, t 7. 10. 1585 Luzern.
Am 17. 9. oder 17. 11. 1562 wurde B. in Rom als Novize in die Societas Jesu aufgenommen. 1563 legte er in Neapel die ersten Gelübde ab, seine Studien absolvierte er wohl in Rom. 1567 wurde er nach München geschickt, wo er am Kolleg als Minister eingesetzt wurde. 1569
empfing B. in Augsburg die Priesterweihe. Wohl von 1570-76 lehrte B. an der Univ. DilIingen. Während seiner Dillinger Zeit engagierte er sich auch bei der Visitation von Klöstern des Bistums Augsburg. 1576/77 gehörte B. der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt an (Matrikeleintrag vom 28. 8. 1576). Ein Titelblatt von 1577 belegt ihn als "Prof. ordinarius", "Decanus pro tempore" und als "Metaphysicae Prof.". 1577 kehrte er nach Dillingen zurück, wo er als Studienpräfekt und Prof. für Moraltheol. wirkte. 1582 wird B. als eines der Gründungsmitglieder des Jesuitenkollegs Fribourg erwähnt, ab Herbst 1583 wurde er als Studienpräfekt und Prof. für Moraltheol. in Luzern eingesetzt, wo er als erster Prof. an dem im Aufbau befindlichen, von den Jesuiten geführten Lyzeum wirkte. Seine Lehrtätigkeit währte freilich nur kurz, da B. bereits 1585 im Dienst an den Pestkranken sein Leben ließ. - In der Lehre von der Zeit näherte sich B. Domingo de Soto an, in der Intellektlehre Durandus - wie B. sich generell häufig dem "mainstream" des Aristotelismus gegenüber ziemlich unabhängig zeigte. Die Ruhe der Erde begründete er damit, daß die Bewegungen des Himmels so besser wirken könnten, dem Finnament schrieb er eine ungleichfönnige Bewegung zu. Seine Logik war weitgehend konventionell, doch in der Metaphysik schloß er sich an die Ideenlehre Platons an, in der Physiologie bezog er teils mit den Peripatetikern gegen die Galenisten Stellung, teils umgekehrt. WAssertiones ex universa pene naturali philosophia deprompta (Praes.; Resp.: N. Przinowsky), Dillingen 1571; Assertiones logicae (Praes.; Resp.: S. Ilsung), Dillingen 1572; Assertiones in universam logicam (Praes.; Resp.: B. Schelius), München 1575; In naturalern philosophiam veterum ac recentiorum theoremata XLIV (Praes.; Resp.: J. Geiler) Ingolstadt 1577; Disputatio in primam ac divinam Aristotelis ... philosophiam (Praes.; Resp.: A. Stigler), Ingolstadt 1577. L Prant! I 338; Romstöck 24 f.; Sommervogel VIII 1734; Specht 476 u. ö.; Matrikel LMV; Gerl 19; Strobel1l7 u. ö.; Studhalter 316 ff.; Popp 22 f. H. C. Kuhn
Bandelie (PanteJlier), Jakob, SJ, * 5. 1. 1654 Delle (Frankreich), t 8. 6. 1730 Fribourg. Über die Herkunft und Jugendzeit von B. liegen keine Nachrichten vor. Das Bild hellt sich auch mit dem Eintritt in die Societas Jesu, der am 6. 10. 1674 erfolgte, zunächst nicht auf. So ist lediglich bekannt, daß B. im Jahre 1687 an der Univ. Ingolstadt das vierte Jahr der Theol. absolvierte. Für dasselbe Jahr sind drei Daten für ihn von Bedeutung: Am 22. 2. 1687 erhielt er in Eichstätt die Weihe zum Subdiakon, am 15.3. wurde er Diakon, und am 24.5. des Jah-
Bandelie - Barbius res empfing er schließlich in Augsburg die Priesterweihe. Seine akad. Laufbahn begann B., der 1689/90 im Leibregiment Kurfürst Max Emanuels als Feldgeistlicher tätig war, 1690 in Innsbruck als Prof. für Phi!. Im Oktober 1692 wechselte er an die Univ. Ingolstadt, wo er bis 1695 Logik und Physik lehrte. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit auf dem zweiten Lehrstuhl der Scholastik und dem der Moraltheo!. in Konstanz und - nach Übersiedlung der Univ. in Freiburg i.Br. in den Jahren 1697/98 kehrte B. 1699 nach Innsbruck zurück, wo er die Professur für spekulative Theo!. übernahm. 1700 widmete er sich dort der Lehre des Kirchenrechts. Im Studienjahr 1706/07 ist er - als Dekan der theo!. Fakultät - abermals in Freiburg nachzuweisen, wo er 1705 bereits wieder den zweiten Lehrstuhl für Scholastik übernommen hatte. 1707-09 war er dort dann als Prof. der Moraltheo!. tätig. 1711-13 war er Studienpräfekt in Fribourg, 1714-30 hielt er sich im Kolleg zu Hall auf. - Über die Lehrtätigkeit von B. sind keine Quellen überliefert. Auch scheint er keine eigenständigen Werke verfaßt zu haben. Die einzigen Druckschriften, mit denen sein Name in Verbindung gebracht wird, sind eine Reihe von phi!. Disputationen, die unter seinem Vorsitz abgehalten wurden. W Disquisitiones philosophicae (Praes.; Resp.: K. Moser), Innsbruck 1692; Disputatio philosophica de statu sensibi1i corporum (Praes.; Resp.: G. Hieber), Ingolstadt 1695. L De Luca 62 u. ö.; Romstöck 25 (W); Sommervogel VIII 1758 (W); Schaff 141 f.; Duhr III 731; Matrikel LMU; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrukker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Ferdinandeums 31 (1951) 161; Ger! 20; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 19 f.; ZürnlSpeck. F. Neumann
Banholzer, Johannes, SJ, t 26. 2. 1725 München.
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27. 7.
1645,
B. trat am 3. 10. 1663 in Landsberg in den Jesuitenorden ein. Nach dem phi!. Dreijahreskurs 1666-69 und dem Magisterium u.a. in Regensburg studierte er an der theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt. 1676 verließ er Ingolstadt, empfing am 30.5. in Eichstätt die Priesterweihe und absolvierte das Tertiatsjahr in Altötting. Ab 1677 war er als Gymnasial- und Lyzeallehrer in Straubing, sodann 1679-82 in Dillingen tätig. Hier feierte er am 2. 2. 1681 die Profeß und erlangte am 24. 10. 1684 den Grad eines Dr. theo!. B. nahm seine Lehrtätigkeit als Prof. für Scholastik im folgenden Jahr an der Univ. Freiburg i.Br. auf. Nachdem er kurzzeitig in Innsbruck gelehrt hatte, wurde er am 20. 10. 1688 an der Univ. Ingolstadt als Prof. für scholasti-
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sche Theo!. aufgenommen. Im WiSe 1689 und im SoSe 1692 bekleidete er das Dekanat der theo!. Fak. Der dritten Amtsperiode im WiSe 1694 folgte am 7. 3. 1695 die Berufung als Rektor des Jesuitenkollegs seiner Heimatstadt Konstanz. Er kehrte am 12. 5. 1698 als Regens an das Kolleg St. Hieronymus nach Dillingen zurück. In der Folgezeit war er Rektor diverser Kollegien der oberdeutschen Provinz: 1700-05 in Dillingen, 1705-08 in Regensburg, 1708-11 in Amberg, 1711-14 in Innsbruck, 1714-16 in Straubing, schließlich 1716-1719 erneut in Dillingen. Die letzten Lebensjahre verbrachte er als Präfekt der höheren Studien im Münchener Kolleg. - Neben einem geistlichen Schauspiel sind von B. dogmatische Disputationen erhalten. Bemerkenswert ist sein Versuch, in der "Philosophia legalis" die Zusammenhänge von Recht, Phi!. und Theo!. aufzuhellen. In seiner Ingolstädter Zeit vertrat er in der Disputation ,,Ethice Christiana" zugunsten seines Ordensbruders Christoph Raßler und - ohne diesen namentlich zu nennen - gegen den Generaloberen Tirso Gonzales de Santalla eine dem Probabilismus zuneigende Position. W Judicium Salomonis circa vinum, aquam et cerevisiam scenice exhibitum, Dillingen 1680; Philosophia legalis seu quaestiones dialecticae, physicae et metaphysicae ad scientiam juris accomodatae, Dillingen 1682; Oculus per quaestiones acroamaticas et exotericas explicatus, Dillingen 1682; Philosophia naturalis ad obsequium orthodoxae fidei circa grande eucharistiae mysterium, Dillingen 1682; Controversiae selectae, Dillingen 1682; Disputatio theologica de scientia Dei, Ingolstadt 1692; Ethice christiana seu recta regula morum disputatio, Ingolstadt 1694; Sermones breves de officio hominis christiani et mariani Clientis, Innsbruck 1715. L DBA; Mederer III 63 u.ö.; De Luca 62; C. H. Kleinstäuber, Ausführliche Geschichte der Studienanstalten in Regensburg 1538-1880, Tl. 2: Geschichte des kath. Gymnasiums zu SI. Paul und des sich daraus entwikkeinden Lyzeums (1589-1811), in: VHOR 29 (1883) 120; I. v. DöllingerlF. H. Reusch, Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-kath. Kirche seit dem 16. Jh., Bd. 1, Nördlingen 1889,5 u. Ö., Bd. 2, Nördlingen 1889, 171; Sommervogel I 874 f. (W), VIII 1759, XII, Nr. 3554; Romstöck 39 ff. (W); Specht, Rektoren 62 f. u. ö.; Specht 272 u. ö.; Duhr III 154 u. Ö., IV 253 u. ö.; Hurter 1299; Matrikel LMU; Kurrus I 160,11 94 f. u. ö.; Gerl 20; Strobel 268; Valentin II 1023. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Barbius (Barbi), Carl, SJ, * 4. 10. 1627 Cembra, t 4. 3. 1695 Hall (Tirol).
B. trat am 27. 8. 1644 dem Jesuitenorden bei. Im Anschluß an das Noviziat nahm er das Studium der Phi!. an der Univ. Ingolstadt auf. 1648 wurde er jedoch wegen seiner angegriffe-
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Barbius - Bartl
nen Gesundheit zur Erholung nach Trient geschickt. Er konnte seine Studien in Ingolstadt allerdings von unbekanntem Zeitpunkt an wieder fortsetzen und ist 1656, im vierten Jahr des theo!. Kurses, als Präfekt der Religiosen im Jesuitenkonvikt bezeugt. Während der ersten Hälfte des Jahres 1657 weilte er mehrfach in Eichstätt, um am 24.2., 17.3. und 25.5. die drei höheren Weihen zu empfangen. Im Sommer desselben Jahres schloß er auch sein Studium ab und wurde sofort darauf als Prof. der Rhetorik an das Gymnasium nach Dillingen geschickt. Nach dem Tertiatsjahr (wohl 1658/59) in Altötting kehrte er 1659 als Prof. der Ethik an die Univ. Ingolstadt zurück. Bereits 1661 ging er nach Freiburg i.Br., wo er den dreijährigen phi!. Kurs lehrte. Während der beiden letzten Jahre fungierte er auch als Dekan der phi!. Fak. Von Freiburg i.Br. kam er am 9. 9. 1664 nach Luzern. Zwei Jahre lang war er dort Präfekt des Gymnasiums und Prof. der Kontroverstheol. sowie Beichtvater des päpstlichen Nuntius. Im Oktober 1666 ging er nach Trient. Weitere Angaben zu seiner Biographie liegen nicht vor. . L Prant! I 506; Romstöck 30; Huwiler 144; Matrikel
LMU; Ger! 20; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 22. M. Schaich
Barth (Bart, Part), Georg ,* München, t 29. 3. 1518, D Landshut, St. Martin. V Balthasar d.Ä., M Magdalena Rig1er.
B. immatrikulierte sich am 28. 8. 1477 an der Univ. Ingolstadt, wobei er wegen seiner Jugend ("ob defectum etatis") nicht vereidigt wurde. Sein weiterer Bildungsgang, insbesondere wo er den Grad eines Dr. utr. iur. erwarb, ist bisher ebenso wenig bekannt wie die einzelnen Lebensstationen bis zu seinem zweiten Aufenthalt an der Univ. Ingolstadt. 1498-1508 lehrte er dort als Prof. für Zivilrecht (er hatte die "Lectura pandectarum" inne) an der jur. Fak. Während dieser Zeit war B. fünfmal Rektor (in den SoSe 1499, 1502, 1504, 1507 sowie im WiSe 1507), außerdem zeitweise auch Kämmerer der Univ. Im April 1508 kündigte er seine Professur und ging als Pfarrer von St. Martin nach Landshut. Seit 1507 war B. auch als Rat der bayer. Herzöge Albrecht IV., Wolfgang und Wilhelm IV. tätig.
Bartl, Gerald (Taufname: Joseph Benedikt), CanA, * 3.3.1766 Habbach, t 18.7.1822 Merching, D Merching. V Martin, Bäcker, M Gertrud Königlin, CD 29. 4. 1765.
B. war 1782 ins Augustiner-Chorherrenstift Polling eingetreten und am 28. 3. 1789 zum Priester geweiht worden, nachdem er zuvor das Gymnasium in München besucht und Theol. und Phil. studiert hatte. Dem Zug der Zeit und seines Stiftes folgend, beschäftigte sich B. mit den mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern und wurde 1790 zunächst Prof. am Lyzeum München. Im November 1791 erhielt er den zuvor von Vicelin Schlögl versehenen Lehrstuhl für Mathematik und Physik an der Univ. Ingolstadt, von dem er 1794 im Zuge der Übertragung der mit Religiosen zu besetzenden Lehrämter an den Benediktinerorden abberufen wurde. Nach dem Tode des Pollinger Propstes Franz Töpsl wurde B. Nachfolger des bisherigen Pollinger Stiftsdekans Johann Nepomuk Daisenberger. Dieses verantwortungsvolle Amt versah er bis zur Säkularisation. Danach übernahm er für einige Zeit die Aufgabe eines Hofbibliothekars in München bzw. Neuburg a.d.D., ehe er Pfarrer von Egelfing bei Weilheim wurde. Am 16. 10. 1811 übernahm er durch königliche Präsentation die ausgedehnte Pfarrei Bayermünching (heute Merching) im Bistum Augsburg, die er bis zu seinem Tode pflichtbewußt und erfolgreich versah. - Die Verdienste von B. lagen nicht so sehr im Bereich der Wissenschaft, sondern in der erfolgreichen Verwaltung seines Stiftes, in der Wissenschaftsfürsorge und in der praktischen Seelsorge. Q Archiv des Bistums Augsburg, BO 2768, 3171; BayHStAM, GR 636/51; Habbach, Pfarrmatrikel 1722-
1782, 15 u. ö.; Merching, Pfarrmatrikel, Bd. 4 (mit Sterbebuch von 1770-1827),99 (Nekrolog).
W Theorema binominale ex analysi finitorum universaliter demonstratum in usum Tyronum editum, Ingolstadt 1794.
L Mederer I 53 u. ö.; Prant! 1105, 117; Matrikel LMU; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 155; Seifert 393; Wolff263 u. Ö.
L DBA; DBA N. F.; Freninger 33 u. ö.; Permaneder 123 u. ö.; Prant! I 691 f., 11 516; A. M. Scheglmann, Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern, Bd. 3/2, Regensburg 1908, 600 ff.; Leitschuh III 187; R. van Dülmen, Propst Franziskus Töpsl (17111796) und das Augustiner-Chorherrenstift Polling. Ein Beitrag zur Geschichte der kath. Aufklärung in Bayern, Kallmünz 1967, 89 f.; Resch-Buzas VII 16, VIII 393; Matrikel LMU; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 7; E. J. Greipl, Johann Nepomuk Daisenberger (1753-1820). Letzter Propst von Polling, Pfarrer zu Walleshausen, in: W. Brandmüller (Hg.), Walleshausen. Das kleine Polling, Weißenhorn 1985,65-83; Müller 290 u. ö.; R. A. Müller, Akad. Ausbildung zwischen Staat und Kirche. Das bayer. Lyzealwesen 1773-1849, Bd. 1, Paderbom 1986,359.
H. Zedelmaier
E. M. Buxbaum
Bartz - Baumann Bartz (Parz), Christian Jakob, * ca. 1779/80, t 16.7.1806 Landshut, kalvinistisch.
Die Biographie von B. liegt weitgehend im dunkeln. Bekannt ist lediglich, daß er Anwalt in Burgfriedberg war und nach dem Weggang Anselm Feuerbachs nach München am 17. 4. 1806 als ao. Prof. für Kriminalrecht an der Univ. Landshut angestellt wurde. Das Gehalt von B., der zugleich zum Assessor des Judicialkollegiums ernannt worden war, belief sich auf 1200 Gulden. Kurz nach seiner Ankunft in Landshut erkrankte er jedoch am Fieber und starb, noch ehe er seine Vorlesungen hatte aufnehmen können. L Pennaneder 272 u. ö.; Prantl I 712. M. Schaich
Bassus, Dominikus von, * 1643 Poschiavo (Graubünden), t 15. 8. 1704 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, St. Moritz, Q) 9. 10. 1678 Maria Ephrosi na von Wämp!. V Tommaso, Podesta in Poschiavo, M Lukrezia Lossius.
B. wurde von seinem kinderlosen Onkel, dem Prof. Johann Jakob Lossius, zum Studium nach Ingolstadt geholt, wo er 1668 zum Dr. iur. utr. promovierte. Noch im selben Jahr schlug ihn Lossius - allerdings vergeblich - für eine Professur in der jur. Fak. vor. Erst Ende 1671 wurde er als ao. und 1674 dann als o. Prof. für die Institutionen angestellt. 1677 rückte er zum Pandektisten auf, was zu einem längeren Streit mit dem ebenfalls für die Pandekten vorgesehenen Georg Widmont Anlaß gab. Schließlich sicherte sich B. 1689 die Kodex-Professur. Seit diesem Jahr hatte er zugleich die Lektur des lus publicum inne. B. war siebenmal Rektor der Univ. und übernahm am 31. 10. 1675 in der Nachfolge des verstorbenen Kaspar Manz, auf den er auch den akad. Nachruf hielt, die Leitung des Univ.archivs. Seit 1675 war er zugleich als Advokat im Dienste der bayer. Landschaft tätig. In deren Auftrag erstellte er ein Gutachten zur Reform des Prozeßrechts und beteiligte sich an der Diskussion über die landesherrliche Amortisationsgesetzgebung. Als kurfürstlicher Rat von Haus aus schrieb er auch für den bayer. Kurfürsten Gutachten. Von 1679 bis zu seinem Tod amtierte B. zudem als Oberlandschreiber des Landgerichts Hirschberg. Nach dem Tod von Lossius erbte B. 1675 die Hofmarken Sandersdorf und Mendorf und wurde geadelt. Er vermehrte seinen Grundbesitz in der Folge durch weitere Güter (Eggersberg, Tachenstein und Harlanden) und transferierte sein Vermögen von Poschiavo nach Bayern. Zusammen mit seinem Bruder Stephan, 3 Biograph. Hdb. I
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Kanzler und Generalvikar im Bistum Chur, errichtete er in Ingolstadt Stipendien- und Studienstiftungen für Familienmitglieder und Studenten aus dem Tal von Poschiavo (Bassus-Benefizium in der Pfarrkirche St. Moritz 1701). Nach seinem Tod kam seine Büchersammlung in den Besitz der Univ.bibliothek. - Die Werke von B. behandeln kanonisches, Zivil- und Prozeßrecht. Als einer der ersten Juristen der Univ. Ingolstadt beschäftigte er sich auch mit dem bayer. Landrecht. Seine Schrift "Semicenturia controversiarum" (1680) wurde sogar später dem Kommentar zum bayer. Landrecht des Kanzlers Caspar von Schmid beigegeben. Q BayHStAM, GL Fasz. 1483/11 Nr. I. W Disputatio iuridica de donationibus propter nuptias (Praes.; Resp.: E. A. Wetzei), Ingolstadt 1672; Discursus iurium de consuetudine seu jure non scripto (Praes.; Resp.: J. B. Locher), Ingolstadt 1673; Diss. iuridica de legatis (Praes.; Resp.: J. C. Haydt), Ingolstadt 1675; Semicenturia controversiarum, totidemque decisionum sive rerurn in supremis electoratus Bavariae di-
casteriis et praecipue excelso concilio revisorio judicatarum (Praes.; Resp.: F. C. von Hasl), Ingolstadt 1680; Discursus iurium de restitutione in integrum (Praes.; Resp.: F. I. Woller), Ingolstadt 1681; Divi Justiniani imperatoris quinquaginta decisiones ... solide illustrate ac electorali iuri bavarico passim accomodatae (Praes.; Resp.: A. von Berchem), Ingo1stadt 1684; Semicenturia controversiarum canonico-Iegalium in foro bavarico frequenter occurentium (Praes.; Resp.: M. J. von Hasl), Ingolstadt 1685. - Ungedruckt: Prozeßrecht!iches Gutachten für die bayer. Landschaft (BayHStAM, Staatsverwaltung 2219). L ADB II 130; Mederer II 374, III 2 u. ö.; Baader, Verstorb. I 72 f.; Prant! 1489, II 503; M. Doeberl, Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. I, München 3 1916, 515 f.; Ferchl I 325; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836), in: SHVI 45 (1926) 16 f.; W. Volkert, Thomas von Bassus (17421815). Ein Graubündener Edelmann in Bayern, in: VHOR 101 (1961) 123 ff.; Buzas 60; Neumaier 76 ff. u. ö.; F. Maissen, Puschlav und die bayer. Univ. Ingolstadt, in: Bündner Monatsbl. 1979, 204 ff.; Ders., Bündner Studenten an der Univ. Ingolstadt-Landshut 1472-1827, in: Bündner Monatsbl. 1982,64; A. Kraus, Bayer. Wissenschaft in der Barockzeit (1579-1750), in: HdBG II 907. R. Heydenreuter
Baumann (Bauman), Christian, SJ, * Februar 1588 Efrizweiler am Bodensee, t 6. 5. 1635 Ingolstadt.
Nach Abschluß seiner schulischen Ausbildung im Konstanzer Jesuitenkolleg wurde B. am 15. 12. 1607 in die Societas Jesu aufgenommen. Die folgenden zwei Jahre verbrachte er im Noviziat in Landsberg. 1609 legte er die drei Ordensgelübde ab, danach besuchte er 1610-13 den üblichen dreijährigen phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt. Anschließend unter-
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Baumann - Baumgartner
richtete er Grammatik, Humanität und Rhetorik, u. a. wohl in Fribourg und Innsbruck, und absolvierte dann 1617-20 an der Univ. Ingolstadt ein auf drei Jahre verkürztes theo!. Studium. Offenbar genoß B. schon zu dieser Zeit einen gewissen Ruf als Bühnenautor, denn im Juli 1620 wurde er eigens von Ingolstadt nach Eichstätt beordert, um dort sein am 31.8. aufgeführtes Schauspiel "Angelus custos" zu inszenieren. Im gleichen Jahr empfing er auch die Priesterweihe und trat am 5.10. in Freiburg i.Br. eine Phi!.professur an. 1622/23 amtierte er dort als Dekan der phi!. Fak. Mit Ablegung des vierten Gelübdes am 31. 7. 1623 in Dillingen rückte B. in die ordensinterne Führungsschicht der Professen auf. Vom 22. 10. 1623 an hielt er in Dillingen einen weiteren phi!. Dreijahreskurs und lehrte danach ab dem 18. 10. 1627 bis zu seinem Tod an der Univ. Ingolstadt Ethik, 1630 vertretungsweise auch Physik. Zeitweilig amtierte er hier auch als Gymnasialpräfekt. - Neben dem Theater, für das er nicht ohne Erfolg "comoedias aliquot et tragoedias", wie z. B. den 1620 in Freiburg i.Br. uraufgeführten ,,Joannes Guarinus poenitens" verfaßte, galt sein Interesse insbesondere der aristotelischen Naturphi!., wovon neben rund 20 unter seinem Vorsitz gehaltenen Disputationen auch eigene Commentarii in universam Aristotelis philoso~hiam" zeugen, die allerdings ungedruckt blieben und gleich den Texten seiner Bühnenstükke verschollen sind. W Angelus custos. Schutzengel, das ist Summarischer Inhalt der Comodiae von dem Schutz und Gutthaten der lieben H. Engeln gegen den Menschen, Ingolstadt 1620; Joannes Guarinus poenitens, Freiburg i.Br. 1620; Assertiones logicae de natura (Praes.; Resp.: M. Hellmer), Freiburg i.Br. 1622; Disputatio physica de unione corporum naturalium (Praes.; Resp.: L. UnnuesslUs), Freiburg i.Br. 1622; Crux Eustachiana seu plausus panegyricus principi Joanni Eustachio, Dillingen 1625; Disputatio physica de concursu causae matenahs (Praes.; Resp.: J. Stock), Dillingen 1626; Disputatio philosophica de felicitate ac miseria animae separat~e ex lumine naturali instituta (Praes.; Resp.: J. P. FIscher), Ingolstadt 1629; Difficultates selectae ex universa philosophia naturali (Praes.; Resp.: M. Kager), Ingolstadt 1630. - Ungedruckt: Tractatus de voluntate humana (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod. st. 88). L DBA; J. H. Zed1er, Großes, vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 3, HalleLeipzig 1733, 744; Prant! I 444; Romstöck 31-36 u. ö. (W); Sommervogel I 1053, VIII 1779 (W); Specht 342 u. ö.; Schaff 80; Gerl 23; Strobel 281; Popp 23-29; E. M. Szarota, Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet. Eine Periochen-Edition, Bd. 1/1, München 1979, 117 u. ö., Bd. 1/2, ebd., 1429-39; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 18; Valentin II 1024 (W); G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingo1stadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingo1stadt 1993,123 u. ö. U. Neumann
Baumgartner (Paumgartner, Pawngarttner), Gabriel, * 1449 Nürnberg, t 3. 5. 1507 Nürnberg, m 1481 Dorothea Stenge!. V Konrad, Kaufmann und Bankier, t 1457, M Kunigunda Münzmeister.
B. stammte aus einer reichen Nürnberger Patrizierfamilie; Großvater und Vater waren Ratsmitglieder, Ältere Bürgermeister und häu.~g städtische Gesandte. Das Vermögen der Famlhe lag in der Handelsgesellschaft Kress-Baumgartner, die allerdings ab 1461 in erhebliche Zahlungsschwierigkeiten geriet. B. begann seine Studien 1461 an der Univ. Erfurt, wechselte 1463 ins benachbarte Leipzig, wo er im SoSe 1465 seinen Baccalareus artium erwarb. An unbekanntem Univ.ort in Italien erlangte er, für einen Patrizier standesgemäß, den Dr. der Rechte (Dr. legum). B. gehörte zu jenen Ingolstädter Juristen, die, in Italien promoviert, nach dem "mos italicus" lehrten. 1479-98, verschiedentlich wird auch behauptet 1478-97, war B. Prof. der Rechte in Ingolstadt als Nachfolger von Christoph Mende!. Er hatte 1479 die Lectura institutionum, 1480-83 die Lectura pandectarum und schließlich bis zu seinem Abgang 1498 die Lectura codicis inne. Im SoSe 1481 war er Rektor, 1483-89 Kämmerer. Der Visitationsbericht von 1488 warf ihm einige kleinere Vorlesungsversäumnisse vor, 1497 bemängelten Studenten seine häufigen Krankheiten. Neben seiner Lehrtätigkeit bestellte ihn Herzog Georg von Bayern-Landshut 1490 und 1492 zu einem seiner Räte. 1497/98 kehrte B. nach Nürnberg zurück, um das attraktive Amt eines städtischen Ratskonsulenten wahrzunehmen. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tode aus. Über Zahl und Umfang seiner Schriften ist nichts bekannt, wohl aber über seine Freundschaft zu Humanisten. Sein Sohn Hieronymus gehörte dem Nürnberger Reformatorenkreis um Willibald Pirckheimer und Lazarus Spengler an. L G. A. Will, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, Bd. 3, Altdorf 1757, 119 f.; Prant! II 483; W. Krag, Die Paumgartner von Nürnberg und Augsburg, München-Leipzig 1919, 26; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 142 u. ö.; Wolff21 u. ö.; Seifert 38 ff.; Seifert, Statuten 506 u. Ö. H. Flachenecker
Baumgartner (Pawgarten, Pawngarttner), Peter, * um 1450 Wasserburg, t 4. 12. 1525, m 1496 Anna Trenbeck, t 1533. V Peter, GetreidehändJer, beteiligt an der Reichenhaller Salzgewinnung, t 1477.
B. stammte aus einer wohlhabenden Bürgerfamilie, die 1491 von Kaiser Friedrich III. in den Adelsstand erhoben wurde. Wenn das Geburts-
Baumgartner - Bayer
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datum stimmt, dann kann mit dem 1448 in Erfurt immatrikulierten "Petrus Bomgarte" keine Identität vorliegen. B. studierte sicher ab 1469 in Wien, ehe er am 12. 2. 1479 zum Dr. utr. iur. in Ingolstadt promoviert wurde. Bis zum Frühjahr 1483 lehrte der Kanonistikprof. dort als "lector ordinarius in novis iuribus pontificalibus". In den WiSe 1479/80 und 1482/83 war er Rektor. Die universitären Kammerstatuten wurden von "doctor Peter Baumgarten und ander" 1488 erstellt. B. gehörte zwischen 1485 und 1490 dem Hofgericht Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut an, spätestens 1490 wurde er herzoglicher Rat. Für seinen Herrn unternahm B., der 1493 die Tochter des Landshuter Oberrichters Wilhelm Trenbeck zu Burgfried heiratete, zahlreiche diplomatische Missionen, u. a. auf den Wormser Reformreichstag von 1495. Nach dem Tode Georgs wählte ihn die niederbayer. Landschaft, deren Ausschuß er seit 1503 angehörte, 1504 zum Kanzler. Dank der Dr.würde wurde er persönlich zum höheren Adel gerechnet. In den Auseinandersetzungen um die wittelsbachische Erbfolge wechselte B. 1504 zum oberbayer. Herzog Albrecht IV. über. Er gehörte 1507 und 1514 dem vereinigten Landtagsausschuß von Ober- und Niederbayern an. Zum Dank überließ Albrecht der Familie die Herrschaften Frauenstein (1506) und Ering (1523). Von seiner Funktion als Kanzler wurde B. 1514 wegen seiner proherzoglichen Haltung von der Landschaft abgesetzt, blieb aber weiterhin bis zum Reichstag zu Nürnberg 1523 als Gesandter in herzoglichen Diensten. Von einer literarischen Tätigkeit ist wenig bekannt, eventuell hat B. die bayer. Chronik Ulrich Fuetrers fortgesetzt. Sein Schwager Bernhard Trenbeck hatte 1520 die Handschrift nachweislich in seinem Besitz. Die Bedeutung von B. liegt unzweifelhaft mehr in seiner politischen als in seiner nur kurzen universitären Tätigkeit.
B. ist nicht zu verwechseln mit dem aus Wasserburg stammenden und 1481 an der Univ. Ingolstadt Immatrikulierten gleichen Namens, bei dem es sich um einen Bruder des Ingolstädter Prof. Peter B. handelte. Der hier zur Rede stehende Wolfgang B. entstammte vielmehr dem Kufsteiner Zweig der Familie, der es unter Hanns B. zu einer MonopolsteIlung im Tiroler Kupferhandel gebracht hatte und 1491 in den Adelsstand erhoben worden war. B. immatrikulierte sich am 19. 10. 1482 an der Univ. Ingolstadt. Vor 1494 erwarb er an unbekanntem Studienort - eventuell in Ingolstadt - den Grad eines Dr. utr. iur. Von Ende 1493 bis Mitte 1498 gehörte B. der jur. Fak. der Univ. Ingolstadt, der er im WiSe 1494 und im SoSe 1496 als Rektor vorstand, an und versah die Lectura pandectarum. Über seinen weiteren Lebensweg ist lediglich bekannt, daß er sich 1507 - wohl auf der Durchreise - in die Matrikel der Univ. Bologna eintrug und wenig später in Pavia an der Pest verstarb. Werke von B. sind nicht bekannt. Sein Bruder Martin, der gleichfalls in Ingolstadt studiert und den Bergwerksbesitz des Vaters übernommen hatte, war 1507/08 als Pilger in Palästina unterwegs und gab den Anstoß für eine ausführliche Reisebeschreibung.
Q BayHStAM, NKB 103,5.
V Johann Nepomuk, salzburgischer Landrichter, t 23. 7. 1792, M Maria Theresia Bullinger, in zweiter Ehe von Helmreich, t 13.8. 1835.
L NDB I 655; W. Krag, Die Paumgartner von Nümberg und Augsburg, München-Leipzig 1919, 130 f.; Matrikel LMU; H. Lieberich, Landherren und Landleute, München 1964, 73 u. ö.; Ders., Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964), 142 f. u. ö.; Seifert, Statuten 78 u. ö.; Wolff 264 u. ö.; K. Bosl, Die Geschichte der Repräsentation in Bayern, München 1974, 127. H. Flachenecker
Baumgartner, Wolfgang,
t 1507 Pavia.
*
um 1465 Kufstein,
V Hanns, Kaufmann und Bergwerksbesitzer, t 23. 8. 1494, M Elisabeth Soiter. 3*
L ADB Il 160; NDB I 665; Mederer I 42 f. u. ö.; Prant! I 73 u. ö.; W. Krag, Die Paumgartner von Nümberg und Augsburg. Anhang: Die bayer. B. von Kufstein und Wasserburg, München-Leipzig 1919, 127; Knod 32; Matrikel LMU; Wolff 264 u. ö.; Seifert 38-55. W. Müller
Bayer, Hieronymus Johannes Paulus (von),
* 21. 9. 1792 Rauris (Pinzgau), t 13. 7. 1876 München, 0 München, Südlicher Friedhof, kath., m 1822 Franziska Carolina Eisenrieth, geb. Lechenauer, * 23. 1. 1795, t 21. 1. 1871 München.
In Salzburg, wohin seine verwitwete Mutter umgesiedelt war, absolvierte B. Gymnasium (1801 ff.) und phi!. Biennium (1808-10) an der Benediktineruniv., die nach dem Anfall an Bayern 1810 zum Lyzeum degradiert wurde, so daß er zum jur. Studium nach Landshut wechseln mußte (ab SoSe 1811) und so die Weichen für eine Laufbahn in Bayern stellte. Durch die Lösung der Preisfrage "Wie unterscheidet sich die Metaphysik von der Physik, wenn mit jedem dieser Worte ein bestimmer Sinn verbunden wird ?" verdiente er sich 1813 die Promotion in der "allgemeinen Sektion", die Voraussetzung für eine "Habilitation" auch in den
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Bayer- Bayr
"speziellen Wissenschaften" war. Der Musterstudent B. erlangte nach Staatsexamen und jur. Promotion (3. 8. 1815) bald ein Staatsstipendium für Göttingen (1817/18) und nach der Rückkehr erst eine besoldete Dozentur (27. 10. 1818), dann eine ao. bzw. o. Professur der römischen Rechtsgeschichte, der Institutionen des römischen Rechts sowie des gemeinen Prozesses in Landshut (8. 4. 1819 bzw. 21. 2. 1822). In München, das mit seiner frequenzstarken jur. Fak. zur zentralen "Pflanzschule der künftigen Staats-Beamten" Bayerns avancierte, wurde B. mit seinen akribisch vorbereiteten Vorlesungen in den Nominalfächern Zivilprozeß und (ab 1837) bayer. Zivilprozeß in langen Dozentenjahren bis 1869 eine geachtete Institution; neben zwei täglichen Hauptvorlesungen hielt er noch praktische Übungen, die auch "zur Weckung und Förderung selbständiger wissenschaftlicher Tätigkeit" beitragen wollten. Der Lehre, die B. aus sittlicher und staatspolitischer Verantwortung hochschätzte ,,ruina gentis est magister impius" -, dienten nach der Diss. "Über die Änderung des Klagelibells" (1818) die meisten Publikationen. Immer wieder überarbeitete, umfangreiche Vorlesebücher legte B. über sein Hauptfach, den gemeinen ordentlichen Zivilprozeß, die "Theorie der summarischen Prozesse" und der "ConcursProzesse" vor, später auch über den bayer. Zivilprozeß. Vorträge über innere römische Rechtsgeschichte belegen die in all diesen Kompendien greifbaren historisch-positiven Interessen von B., der den Nachwuchs gerne "auf Erforschung und Bearbeitung der Quellen" auch des germanischen Rechts hinlenkte. Zur Lehre hinzu schulterte B., ab 1836 Senior seiner Fak., ein ungewöhnliches Maß an Arbeit in der universitären Selbstverwaltung. Seit 1819 war er Mitglied des Spruchkollegiums, das ihm am Herzen lag, ab 1823 des Verwaltungsausschusses, ab 1826 Univ.archivar und Syndikus. Das Vertrauen der Kollegen delegierte B. über lange Jahre in den akad. Senat, achtmal fiel die Rektorwahl auf ihn (zuletzt 1858), fünfmal, 1831/32, 1837/38 und in schwieriger nachrevolutionärer Zeit 1849-52, führte er das Szepter der Univ. als konsensfähiger Kandidat einer losen bayer.-konservativen Gruppierung; in den 1840er und den frühen 1850er Jahren saß B. als Univ.vertreter in der zweiten Kammer. Als Ausbilder bayer. Juristen nahm B. eine Brückenstellung zwischen Univ. und Staatsverwaltung ein. Berufungen in den Obersten Kirchen- und Schulrat (1832), als Ministerialreferent (1833), in die Gesetzgebungskommission (1844) usw., endlich (1853) in den Reichsrat mit Sitz in der zweiten Kammer verliehen B., den eine Flut von Orden und Ehrungen (u. a. 1832 Hofrat, 1842 Kronorden mit Erhebung in
den Adelsstand, 1843 Akad.mitglied, 1851 geheimer Rat, 1861 Kapitelsmitglied des Maximiliansordens) überschüttete, eine nicht angestrebte "politische" Rolle, die er sachgerecht, bescheiden und oportune importune sich selbst treu ausfüllte. In der Univ. trat er über den Kurswechsel 1847/48 hinaus für ein geregeltes phi!. Studium als Gewähr für eine breite Bildung ein und setzte sich mit den Fraktionen auseinander, die sich aus der besonders von Maximilian 11. forcierten Öffnung des bayer. Univ.raums auf ganz Deutschland ergaben. Als Gutachter für diesen hochgeschätzten König und als Reichsrat (bis 1867) suchte er pragmatische Konkordanzlösungen für die nach 1850 verschärften Spannungen zwischen Staat und kath. Kirche. Die Konflikte um das I. Vati canum und die preußische Reichseinung schmerzten die "ehrwürdige Denksäule aus alter Zeit", wie Friedrich Thiersch B. nannte. 1872 feierte die Fak. den 50. Jahrestag der Erhebung von B. zum o. Prof., 1875 das 60. Dr.jubiläum. Ein Jahr darauf starb B., der in neulateinischen, für Freunde gedruckten Poemata einen Blick auf seine Weitsicht und religiöse Haltung freigegeben hat. W Über die Änderung des Klagelibells, Landshut 1818; Vorträge über den gemeinen ordentlichen Zivilprozeß .. , Anstatt handschriftlicher Mitteilungen für seine Zuhörer bestimmt, München 1828 (10. Auf!. 1869); Theorie der summarischen Prozesse nach den Grundsätzen des gemeinen deutschen Rechts mit Ausschluß des Concursprozesses, München 1829 (7. Auf!. 1859); Theorie des Concurs-Prozesses, München 1836 (4. Auf!. 1868); Vorträge über innere römische Rechtsgeschichte, lithographisch vervielfältigtes Manuskript, 0.1. [vor 1830]; Vorträge über den Bayer. Civilprozeß ... Gelesen am Anfange der vierziger Jahre. Von einem seiner Zuhörer hg. und wiederholt abgedruckt, 2 Bde., München 1850; Poematum libellum, 1-5, München 1863-71; Gedichte einiger, jetzt größtentheils vergessener neulateinischer Dichter, mit beigefügter deutscher Übersetzung, 2 Bde., München 1866/67. L DBA N. E; H. Geiger, Erinnerungen an H.v.B., in: Historisch-politische Bll. 80 (1877) 612-32, 696-711; BoehmlSpörl, LMU 228 (P); Huber 551 u. ö.; H. Dikkerhof, Ein kath. Gelehrtenleben: H. B., in: A. Portmann-Tinguely (Hg.), Kirche, Staat und kath. Wissenschaft in der Neuzeit, Festschrift für Heribert Raab, Paderbom 1988,337-80. P Lithographie, Stadtmuseum München. H. Dickerhof
Hayr (Payr), Ignaz Benno, SJ, * 30. 7. 1712 Rain am Lech, t 11. 4.1761 Ingolstadt. V Andreas Bayr, Schmied und Äußerer Rat, t 10. 1. 1743 Rain am Lech, M Maria Francisca Popp, * 24. 11. 1681, m 10. 2. 1705.
B. trat am 13. 9. 1730 in Landsberg in den Jesuitenorden ein und studierte nach seinem No-
Bayr - Behaim vlZlat 1732-35 Phil. am Kolleg Ingolstadt. 1735/36 unterrichtete er in Burghausen, 17361738 in Regensburg, 1743/44 lehrte er als Prof. Logik in Eichstätt, 1745-47 Logik und Physik in Ellwangen, 1747-49 Phil. in Dillingen, 1749/ 50 Logik an der Univ. Ingolstadt. 1750-52 war B. Operarius in Hall, dann lehrte er 1752 The01. in München, 1753-57 scholastische Theol. (und auch Hebräisch) in Dillingen, 1757-59 spekulative Theol. in Innsbruck und 1759-61 dogmatische Theol. in Ingolstadt. Sein schriftstellerisches Werk ist klein, außer einer theol. Disputation sind nur zwei Traktate (1759/60 und 1760/61) im Manuskript erhalten, in denen seine Innsbrucker und Ingolstädter Lehrtätigkeit einen Niederschlag gefunden haben mag. Q Archiv des Bistums Augsburg; Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. XVII 2/62, Mscr. VI 18, Mscr. VII37, VII3; BayHStAM, Jesuiten 130,482-490,493; pfarrarchiv Rain am Lech. W Providentia numinis, hunc mundum gubernantis, ab impiorum blasphemiis et haereticorum vindicata, in systemate mediae scientiae contra caeteros scholasticos planius et rectius exposita (Praes.; Resp.: P. Koffler), Innsbruck 1758. L Mederer III 279 u. ö.; Prant! I 613; Sommervogel I 1068; Romstöck 36 f.; Schaff 168; Specht 287 u. ö.; Matrikel LMU; Die Matrikel der Univ. Innsbruck, Tl. IIII1, bearb. von A. Haidacher, Innsbruck 1983, XCVIII; Ger! 26; Böhme 7 ff. (W). S. Hofmann
Behaim I. (Boemus, Cuspinius, Pehaim, Salicetus, Spies), Georg, m Elisabeth Schober.
B., für den als Herkunftsort Weiden bezeugt ist, immatrikulierte sich im WiSe 1505/06 an der Univ. Wien, wo er wahrscheinlich Schüler an dem von Konrad Celtis ins Leben gerufenen Poeten- und Mathematikerkolleg wurde. Hierauf deutet nicht nur sein weiterer Werdegang hin, sondern auch der Umstand, daß sein Name nirgends in den für jene Jahre komplett erhaltenen Promotionslisten der Bakkalare der Wiener Artistenfak. zu finden ist. Wann er nach Ingolstadt wechselte, ist unbekannt, da man ihn auch hier in der Matrikel vergebens sucht. Im Januar 1508 promovierte er dort zum Magister und ließ sich wohl, da er gleich einen Bibliotheksschlüssel erhielt, unverzüglich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Ab 1512 ist er als Konventor der Engelsburse belegt, ein Amt, das er bis zum 11. 3. 1516 behielt. Sehr schnell kam der "modernus" B. eigentlich hätte man einen Schüler des Wiener Kollegiums eher auf der Seite der "antiqui" erwartet - in der Hierarchie der Artistenfak. voran. Bis 1513 war er bereits in den Kreis der ,,Anwärter" aufgestiegen, die die einträglichsten Hauptvorlesungen turnusmäßig unter sich
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verteilten. B. las die "ars vetus" im WiSe 1513/14 und dann wieder im SoSe 1515; an weiteren Lehrveranstaltungen sind zweimal die "theoricae planetarum" (So Se 1514, WiSe 1514/15) belegt. Im WiSe 1515/16 fungierte er als artistischer Dekan. Im Juni 1516 erhielt er eine der Kollegiaturen am Collegium vetus, die er bis zu seinem Wechsel in die jur. Fak. 1518 behielt. Während jener Jahre schloß er sich der von Johannes Aventin in Ingolstadt gegründeten Sodalität an, in der er 1516-18 außergewöhnlich aktiv war. Zu etlichen Werken von Aventin, Johannes Eck und Georg Hauer steuerte er kleine, allerdings nicht sehr bedeutende Gedichte bei. Außerdem soll er auch ein verlorenes, ,,Annales" betiteltes Geschichtswerk verfaßt haben; das Wissen um dieses Werk und die Ähnlichkeit seines Humanistennamens mit dem des Wieners Johannes Cuspinianus haben in der Literatur gelegentlich zur Fehlzuschreibung von Cuspinians "Historia caesarum" an B. geführt. Wohl seit seiner Magisterpromotion hatte sich B. dem Jurastudium gewidmet, das er 1518 mit der Dr.promotion abschloß. Schon kurz vor der Promotion hatte er auf Bitten des Aventin-Zöglings Herzog Ernst im Februar 1518 die Institutionenlektur erhalten, die er bis Mitte 1522 innehatte. 1519 war B. Dekan der jur. Fak. Später wurde er Prokurator oder Advokat am Reichskammergericht, dann Kanzler des Bischofs von Freising und schließlich Rat des Bischofs von Passau. Nach Kobolts Angaben soll B., der mit der Tochter des Ingolstädter Bürgermeisters Georg Schober verheiratet war, 1540 von Kaiser Ferdinand in den Adelsstand erhoben worden sein. - Zwar hinterließ B. keine bedeutenden Werke, doch darf die Rolle, die er im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts an der Univ. Ingolstadt spielte, keinesfalls unterschätzt werden. Vor allem die Unterstützung von Aventins Projekten durch den an der Artistenfak. gut etablierten B., der auch seinerseits karrieremäßig von der Zugehörigkeit zum Aventin-Kreis profitierte, hätte ihre Früchte tragen können, wenn nicht alle Pläne von der Katastrophe des Pestjahres 1521 zunichte gemacht worden wären. Q UAM, 0 III 4, E I I, GG IIII22, 0 IV 1,0 V I. W Oda ad principes Ottonem Henricum et Philippum comites PaIatinos Rheni, in: Mederer I 209 f.; Carmen ad Joannem Aventinum, in: J. Aventinus, Rudimenta grammaticae, Augsburg 1517; Carmen ad doctorem Eckium, in: J. Eck, Oisputatio Viennae Pannoniae habita (1517), hg. von T. Virnich, Münster 1923, 51. L DBA; Kobolt 148 f.; T. Wiedemann, Johann Turmair genannt Aventinus, Freising 1858, 28 f.; Prant! I 128 u. Ö., II 487; Seifert, Statuten 92 u. ö.; Seifert 88 u. ö.; Wolff272 u. ö.; Schöner 143 f. u. Ö. C. Schöner
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Beham - Bellosier
Beham (Bohemus, Peham), Georg, * Pleinfeld. B., nicht zu verwechseln mit dem Ingolstädter Kollegiaten und Juristen ähnlichen Namens (mit deutschem Namen: Georg Spies), immatrikulierte sich am 31. 7. 1504 als "medicinae doctor" an der Univ. Ingolstadt und wurde, ausgestattet mit einem Gehalt von 70 fl., Mitglied der med. Fak. 1507 nahm er an den Beratungen zur ,,Nova Ordinatio" teil und empfahl, nach dem Vorbild der Univ. Tübingen, zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Peysser nachdrücklich die Pflege der Anatomie und Chirurgie. 1520 stritt er sich mit Peysser über den Eintritt von Panthaleon Prunner in die Fak., was den Lehrbetrieb zeitweilig zum Erliegen brachte. Trotz Intervention des herzoglichen Hofs ließ sich die Auseinandersetzung nicht schlichten. B. verließ die Univ. und wurde Leibarzt am Hof Herzog Ludwigs X. in Landshut, wo er noch 1528 nachweisbar ist. Zwei Söhne von B., Cosmas und Damian, studierten seit 1517 in Ingolstadt. Damian war 1533-42 in Augsburg, danach in Nürnberg als Stadtarzt tätig. Oefeles ,,Elenchus" verzeichnet sechs Handschriften von B. Q BSB, Oefeleana 2, V (A. F. Oefele, Elenchus quorundam Bavariorum medicorum). L F. 1. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 27; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis. Pars prior, Ingolstadt 1772, 6; Mederer I 66; Prant! I 105 u. ö.; Matrikel LMU; Seifert, Statuten 203 f.; Seifert 94; Wolff 34; Liess 125 u.
Ö.
H. Zedelmaier
Belasy (Bellasi, Bellasy), Engelbert, SJ, * 1. 11. 1709 Rauschenberg (Oberbayern), t 21. 10. 1779 Ebersberg. V Johann, Bergwerksverwalter, M Magdalena.
B. besuchte - zusammen mit seinem Bruder Peter Karl, der später Augustinerchorherr in Kloster Weyam werden sollte - bis Sommer 1726 das Jesuitengymnasium in München. Bereits vor dem Abschluß der Schule muß seine Entscheidung, einem geistlichen Orden beizutreten, festgestanden haben, wiederholte er doch die letzte Klasse des Gymnasiums freiwillig, um die Zeit bis zur Erreichung des kanonischen Alters zu überbrücken. Am 13. 9. 1726 schloß er sich dann der Gesellschaft Jesu an. Nach dem Noviziat in Landsberg studierte B. wohl an der Univ. Ingolstadt drei Jahre Phil. Über das anschließende mehrjährige Magisterium liegen keinerlei Angaben vor. Auf jeden Fall nahm er 1736 wiederum in Ingolstadt das Studium der Theol. auf, während dessen er am 2. und 3.4. sowie 11. 6. 1740 - jeweils in Eich-
stätt - die drei höheren Weihen erhielt. 1741/ 42 ist B. in Landsberg als Prof. der Phil. bezeugt, 1743/44 in gleicher Funktion in München. Zwischen beiden Stationen dürfte er sein Tertiatsjahr eingeschoben haben. Seit Herbst 1744 hätte B. Phil. in Ingolstadt unterrichten sollen. Aufgrund der militärischen Ereignisse im Gefolge des Österreichischen Erbfolgekriegs konnte er seine Professur jedoch erst am 30. 4. 1745 antreten. Er blieb bis Sommer 1747 in Ingolstadt, wobei im Juni dieses Jahres zum Abschluß des phil. Kurses drei Disputationen unter seinem Vorsitz stattfanden. 1747-49 war er dann als Prof. der Moraltheol. in Freiburg i.Br. tätig, während des zweiten Jahres zusätzlich noch als Dekan der theol. Fak. Von Freiburg, wo er am 26. 10. 1747 auch zum Dr. der Theol. promoviert worden war, ging B. für zwei Jahrzehnte in die Schweiz, zunächst als Prof. der Theol. in Luzern (1749-53), anschließend als Direktor des Priesterseminars in Porrentruy (1753-69). 1769 in seine bayer. Heimat zurückgekehrt, fungierte er anfangs als Instruktor im Tertiatshaus in Ebersberg. Nach nur einem Jahr übernahm er am 17. 10. 1770 die Leitung des Münchener Ordenskollegs, die er bis 1772 beibehielt. Noch während seines Rektorats gewann B. ein weiteres Amt hinzu: nach dem Tod des bisherigen Beichtvaters Max III. Josephs am 3. 5. 1772 übernahm B. zunächst übergangsweise dessen Aufgaben. Als er im Herbst 1772 die Kollegleitung niederlegte, wurde er auch offiziell zum Beichtvater des bayer. Kurfürsten ernannt. In dieser Funktion blieb er bis zum unerwarteten Tod des Wittelsbachers am 30. 12. 1777. Q BSB, c1m 4850, 4864. L Mederer m 217 u. ö.; Prant! 1542; Romstöck 37 f.; Sommervogel I 1132; Schaff 154; Duhr lVII 232, IV/2 393; Huwiler 146; Matrikel LMU; W. Müller, Fünfhundert Jahre theo!. Promotion an der Univ. Freiburg i.Br., Freiburg LBr. 1957,81; Ger128; Leitschuh II 230 u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 9 f.; Kurrus II 295 u. Ö. M. Schaich
Bellosier, Raymund, SJ, * 22. 11. 1724 Augsburg, t 1797 Regensburg. B. trat am 20. 9. 1744 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde zum Noviziat in Landsberg zugelassen. Das Magisterium führte ihn in der Folge u. a. an die Kollegien von Landshut (1748/49) und Rottenburg (1749/50). Nach vieljährigen theol. Studien an der Univ. Ingolstadt 1750-54 lehrte er in raschem Wechsel an den Kollegien Hall, Altötting, Brieg, Feldkirehen, wieder in Hall, Fribourg und schließlich 1761 in Landshut. 1762 übernahm B., der 1760 Profeß abgelegt hatte, für kurze Zeit eine Pro-
Bellosier - Berbinger fessur für Kasuistik an der Univ. Ingolstadt. Noch im selben Jahr begann er Rhetorik in Fribourg zu lehren. Dieselbe Funktion erfüllte er 1763/64 in Landshut, 1764-67 in Burghausen, 1767-70 in Amberg, 1770-1772 in Straubing und schließlich 1772/73 in Mindelheim. Über sein Schicksal nach der Aufhebung der Gesellschaft Jesu 1773 ist nichts bekannt. Er starb vermutlich in Regensburg. - Von B. sind u.a zwei geistliche Schauspiele in deutscher Sprache überliefert. W Marcus Fabius, der Sohn des Quintus Fabius Maximus, ein Schauspiel, Amberg 1768; Kaiser Leo IV., mit dem Zunamen Philosophus, das Muster eines weisen Regenten, Schauspiel, Amberg 1769. L DBA; Mederer III 284; Romstöck 38 f. (W); Sommervogel VIII 1810 (W); Matrikel LMU; Ger! 29; Valentin II 1026. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Benz (Bennz, Penz), Wilhelm Ludwig, * 1611 Kienzheim (Elsaß), t 11. 2. 1683, D Eichstätt, Dominikanerkirche.
Als sich der schon am 8. 11. 1627 als "logicae studiosus" in der Matrikel der Univ. Ingolstadt verzeichnete B. im April 1636 um die "Cathedra theologiae polemicae" und die damit verbundene "Parochia academica" an der Frauenkirche bewarb, besaß er keinen akad. Grad. Dennoch konnte sich B., der 1628-35 in Rom am Collegium Germanicum studiert hatte und von den Jesuiten der theol. Fak. favorisiert wurde, gegen seinen promovierten Konkurrenten Georg Reis(ß)miller, Hofprediger in Eichstätt, durchsetzen. Innerhalb weniger Monate promovierte er in Ingolstadt zum Dr. theol., trat in die theol. Fak. ein und hielt am 4. 11. 1636 unter dem Titel ,,An plus utilitatis literarium bellum discordesque animi, an pax et quies literaria Reipublicae christianae parturiat" seine Antrittsrede. Während seiner beinahe zwanzigjährigen Lehrtätigkeit als Prof. für Kontroverstheol. war B. insgesamt neunmal Rektor der Univ. (in den WiSe 1637, 1640, 1642, 1650, 1653 sowie in den SoSe 1639, 1642, 1645, 1648). Unter seinem letzten Rektorat wurde für alle Promovenden und Prof. die Verpflichtung eingeführt, einen Eid auf die Lehre von der unbefleckten Empfängnis Marias zu leisten. Seit dem 29. 7. 1636 hatte B. die seit der Gegenreformation mit dem Lehrstuhl der Kontroversen verknüpfte Eichstätter Domherrnpräbende inne (bis 12. 11. 1655). Nachdem er am 31. 1. 1656 zum Titularbischof von Dardania und Weihbischof in Eichstätt ernannt worden war, verließ er im März 1656 die Univ. und wurde am 30. 4. 1656 zum Weihbischof von Eichstätt geweiht. In Eichstätt war B. Prä-
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sident des Geistlichen Rates, 1660-65 und 1667-75 Offizial, 1660-75 Generalvikar sowie als Weihbischof auch Propst der vereinigten Chorstifte St. Emmeram und St. Nikolaus in Spalt. L Mederer II 277 f. u. ö.; J. M. Wibmer, De erectione et dotatione ecclesiae parochialis academicae ad divam virginem speciosam nuncupatae sub regimine serenissimorum ac potentissimorum bavariae ducum, lineae Ingolstadiensis, Stephani IL et Ludovici filii diss. historica in locum bini programmatis posita, Ingolstadt 1794, 40; A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes, quos Eichstadium vel genuit, vel aluit, Eichstätt 1799, 33 ff.; Prant! I 408, 479; A. Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom, 2 Bde., Freiburg i.Br. 1895, Bd. 1,411 f., Bd. 2, 39,42; A. Hirschmann, Eichstätt's Germaniker, in: Pastoralbl. des Bistums Eichstätt 43 (1896) 126 f.; Matrikel LMU; A. Bauch, Bischof, Prof. und Studenten. Ein Beitrag zu den Auswirkungen des Kanzleramtes der Eichstätter Bischöfe an der Univ. Ingolstadt im 17. und 18. Jh., in: SHVE 65/66 (1972/73) 19; Buzas-Resch I 20; Schmidt, Collegium Germanicum 222; Gatz TI 26; H. A. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt. Von der Reformationszeit bis zur Säkularisation (1535-1806). Verfassung und Personalgeschichte, Stuttgart 1991, 84 f. H. Zedelmaier
Berbinger (Perbinger) zu Nannhofen, Onofferus (Onophrius), * Kranzberg, t 30. 12. 1575 München, D München, ehemalige Franziskanerkirche St. Anton, CD Maria Vogt, t 1564. V Leonhard, Kastner, M Margarete von Siggenhausen.
B., ein Bastardnachkomme Herzog Georgs des Reichen, studierte u. a. in Bourges und erwarb den Grad eines Dr. beider Rechte. 1535 begann er eine Tätigkeit als Advokat und Prokurator beim Reichskarnrnergericht, 1536/37 lehrte er als Zivilist und Lector institutionum an der Ingolstädter Juristenfak. 1544 amtierte er als Rat Herzog Wilhelms IV., 1550-54 als Stadtschreiber in München. Noch im Jahr 1554 wechselte er wieder in den Dienst des Herzogs. B. gehörte nun bis zu seinem Ableben zu den wenigen vertrauten Beratern Albrechts V., welche die innere und äußere Politik maßgeblich gestalteten; er kann neben Simon Thaddäus Eck und Wigulaeus Hundt wohl als der wichtigste gelehrte Berater Albrechts V. gelten. Das Werk dieser Räte war im Innern der Ausbau der Finanz-, Gerichts- und Konfessionsverwaltung, in der äußeren Politik die Stabilisierung der Reichsordnung, die der Augsburger Religionsfrieden 1555 fixiert hatte. In beiden Bereichen gaben Juristen den Ton an, weil die Ausgestaltung und die Auslegung der Rechtsordnung das. politische Handeln bestimmten. B. wirkte als Mitglied des 1556-59 bestehenden Religionsrats und des seit 1570 bestehenden Geistlichen Rats in besonderer Weise in der Konfessions-
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Berbinger - Bernardt
verwaltung mit; deren Aufgabe war, das den Territorien 1555 zugesprochene Konfessionsrecht in Herrrschaftspraxis umzusetzen. Der Landsberger Bund sollte vor allem die süddeutschen kath. Hochstifte gegen protestantische Reichsstände abschirmen und so den Status quo von 1555 bewahren. Dem widmete sich B. als Kanzler des Bundes von 1557-75; er wurde aber darüber hinaus im gesamten Spektrum der Reichspolitik Bayerns tätig. Aufgrund seiner Verdienste übertrug Albrecht V. B. Schloß und Hofmark Nannhofen (Landgericht Dachau) im Mannslehen. L W. Goetz (Bearb.), Beiträge zur Geschichte Herzog Albrechts V. und des Landsberger Bundes 1556-1598, München 1898, 106; Matrikel LMU; Dokumente ältester Münchner Familiengeschichte 1290-1620, hg. im Auftrag der bayer. Franziskanerprovinz, München 0.1. [1958], 21 (Wappen), 108 u. ö.; Wolff 264; Lanzinner 298 f. M. Lanzinner
Berfall (Perfahl, Perfall), Georg Benno von, SJ, * 31. 5. 1630 Greifenberg (Oberbayern), t 14.3. 1693 Augsburg. V Philipp Erhard, Truchseß, M Sophia.
B. besuchte bis 1648 das Gymnasium der Jesuiten in München und trat am 8. 1. 1649 in die Societas Jesu ein. Nach dem Noviziat in Landsberg wurde er von den Ordensoberen zum Studium an die Univ. Ingolstadt geschickt, wo er 1650-53 den phi!. Kurs belegte. Das Magisterium verbrachte B., der am 23. 9. 1653 in Eichstätt die vier niederen Weihen empfangen hatte, als Lehrer an den Gymnasien in Ingolstadt (1653/54) und Landshut. 1657-61 kehrte er zum Studium der Theo!. nach Ingolstadt zurück. 1661 wurde er zum Priester geweiht. Während der nächsten Jahre fand B., der sich seit 1660 immer wieder vergeblich um einen Einsatz in der indischen Mission beworben hatte, im Lehramt Verwendung. Er unterrichtete zunächst Logik in Eichstätt (1661/62), absolvierte dann das dritte Probejahr in Altötting (1662/63) und wirkte anschließend wahrscheinlich in Augsburg. Zweifelsfrei belegt ist er wieder an der Univ. Ingolstadt, wo er seit 17. 10. 1666 Ethik lehrte. 1668 übernahm er das Amt eines Ministers im Ingolstädter Jesuitenkolleg. Vom 31. 1. 1671 bis Ende September 1674 fungierte B. als Rektor des Ordenskollegs in Hall - eine Position, die er zwischen dem 31. 1. 1679 und Anfang September 1682 erneut innehatte. Über seinen Verbleib nach dem Weggang aus Hall liegen keine Informationen vor.
L Prant! I 506; Romstöck 39; Duhr III 160 u. ö.; Matrikel LMU; Ger1309; Leitschuh 1101; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 22 f. M. Schaich
Bernardt (Bemardus, Bemhard), Georg, SJ, * 1. 4. 1595 München, t 2. 10. 1660 Landsberg. V Georg, Haarschneider.
Unmittelbar nach Abschluß seiner schulischen Ausbildung im Münchener Jesuitengymnasium am 24. 7. 1613 in die Societas Jesu aufgenommen, verbrachte B. das zweijährige Noviziat in Landsberg. 1616-19 studierte er Phi!. an der Univ. Ingolstadt, danach ging er auf ein Jahr als Grammatiklehrer nach Dillingen. Als Prof. für Poesie unterrichtete er 1620-22 am Gymnasium in Ingolstadt die Humanität und absolvierte anschließend dort seine theo!. Studien. Wohl wegen seiner Talente als Bühnenautor im vierten Studienjahr zeitweilig nach Konstanz delegiert, begann er am 18. 10. 1626 als Prof. für Logik an der Univ. Ingolstadt einen phi!. Dreijahreskurs zu lesen. Aus diesen Jahren sind neben sieben Disputationen, in denen er den Vorsitz führte, auch zwei Mitschriften seiner Vorlesungen verbürgt. 1629 ging B. nach Ebersberg ins Tertiat, danach war er bis 1638 in München tätig, u. a. 1630-32 als Prof. für Kontroverstheo!. und 1635 für Kasuistik. Mit Ablegung der Profeß am 31. 7. 1631 stieg B. in die ordensinterne Führungsschicht des Jesuitenordens auf. Am 4. 11. 1638 in Dillingen zum Dr. theo!. promoviert, lehrte er dort bis 1643 als Prof. für scholastische und Moraltheo!., wurde 1644 Superior der Ordensniederlassung in Biburg und leitete schließlich von 1646 an bis kurz vor seinem Tod am Kolleg in München die höheren Studien. - Zu literarischem Nachruhm als einer "der glänzendsten Autoren der Jesuitenbühne des deutschen Sprachgebiets" (E. M. Szarota) gelangte B. erst in jüngster Zeit durch die Wiederentdeckung mehrerer Dramen, die er während seiner Tätigkeit als Poesieprof. verfaßt hatte. Hervorzuheben ist wegen seiner Nähe zum Faust-Stoff das 1621 in Ingolstadt aufgeführte Lehrstück "Theophilus" um einen kilikischen Kleriker, der sich dem Satan verschreibt und nur durch die Gnade der bei den Jesuiten besonders verehrten Gottesmutter errettet wird. W Theophilus Cilix, O.O.U.J. [Ingolstadt 1621] (neue Edition: F. Rädle (Hg.), G. B.: Dramen, Bd. 1, Amsterdam 1984); Tundalus redivivus, o.O.u.J. [Ingolstadt 1622] (neue Edition: F. Rädle (Hg.), G. B.: Dramen, Bd. 2, Amsterdam 1985); Celeusma, Konstanz 1626; Generatio et corruptio corporis naturalis (Praes.; Resp.: M. Riegg, G. Agricola), Ingolstadt 1629; Theses ex universa Aristotelis philosophia, Ingolstadt 1629; Assertiones philosophicae de affectionibus corporis natu-
Bernardt - Bernstich ralis, Ingolstadt 1629. - Ungeclruckt: Jovianus castigatus, Ingolstadt 1623 (BSB, c1m 26017, f. 49-106); Sanctus Thomas Cantuariensis, Konstanz 1626 (ebd., f. 165-222); Commentarius in Aristotelis de generatione et corruptione, exceptus a Joanne Unmuoth, 1628 (Bibliothek des Dontinikanerkonvents Wien); Compendium universae philosophiae, exceptum a Martino Gasser (BSB, c1m 12434). L Prant! I 444; J. Denk, Beiträge zur Geschichte des Jesuiten-Gymnasiums in Ingolstadt, in: SHVI 23 (1898) 18 f.; Romstöck 39 ff. (W); Sommervogel I 1347 u. ö., VIII 1823 (W); Specht 283; Schaff 80 (W); Gröber 291; I. Seidenfaden, Das Jesuitentheater in Konstanz: Grundlagen und Entwicklung. Ein Beitrag zur Geschichte des Jesuitentheaters in Deutschland, Stuttgart 1963, 68 ff. u. ö.; Gerl 32; Leitschuh I 27; F. Rädle, "Faustsplitter" aus lateinischen Dramen im Clm 260 17, in: J. AuthenriedIF. Brunhö1z1 (Hg.), Festschrift Bernhard Bischoff, Stuttgart 1971,478-95; E. M. SzaTOta, Geschichte, Politik und Gesellschaft im Drama des 17. Jh., Bem-München 1976,21 f.; Dies., Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet. Eine Periochen-Edition, Bd. I12, München 1979, 1323-37 u. ö., Bd. I1II2, ebd. 1983, 1375-87 u. ö.; Popp 29 f.; Valentin 11 1027 (W); Jesuiten in Ingolstadt 251; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingo1stadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 134 u. ö. U. Neumann
Bernauer, Nikolaus, OSB, t 1531 Regensburg. B. immatrikulierte sich unter Angabe des Herkunftsorts Regensburg arn 29. 4. 1479 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im Dezember 1480 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1483 zum Magister. Am 21. 2. 1483 ließ er sich ins Gremium ·der lesenden Magister aufnehmen. Mindestens bis 1485, als er die ,,Nikomachische Ethik" im Kurs der auf den Magistergrad hin studierenden Bakkalare las, war B. in Ingolstadt tätig; eventuell widmete er sich dem Jurastudium. Zwischen 1485 und 1489 trat dann ein radikaler Wandel in seinem Leben ein: Noch vor 1489 legte er Profeß im Regensburger Benediktinerkloster St. Emmeram ab, in welchem er bis zu seinem Tod blieb. In St. Emmeram verschrieb er sich dem Studium von Schriften des Dionysius Areopagites, von dem Reliquien zu besitzen das Kloster seit der Mitte des 11. Jahrhunderts behauptete. Eigenhändig schrieb er etliche Kommentare zu den Werken des Pseudo-Areopagiten ab, und auch eine wahrscheinlich während des Pontifikats von Alexander VI. unternommene Romreise nutzte er für diese Studien. Bei der Suche nach areopagitischen Schriften nahm er auch einmal die Hilfe von Johannes Stabius in Anspruch, doch scheint B. darüber hinaus keine Beziehungen zum Celtis-Kreis unterhalten zu haben. Sichtbarste Frucht seiner Bemühungen war die Ausgabe von Hilduins "Vita" und "Passio" des hei-
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ligen Dionysius, die er zwischen 1491 und 1498 bei Caspar Hochfeder in Nürnberg drukken ließ. Q UAM,OI2. W Ungeclruckt: Eröffnungsrede und Manuskript der Vorlesung über die Nikomachische Ethik (BSB, c1m 14993a). - Hg.: Dyonisii Ariopagite doctoris Ierarchici vita, Nümberg 0.1. L DBA; Prant! I 90; B. Bischoff, Studien zur Geschichte des Klosters St. Emmeram im Spätntittelalter (1324-1525), in: Ders., Mittelalterliche Studien, Bd. 2, Stuttgart 1967, 115-55; W. Ziegler, Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu Regensburg in der Reformationszeit, Kallmünz 1970. C. Schöner
Bernstich, Johann Baptist, SJ, * 16. 10. 1702 Kaltem (Südtirol), t 22. 6. 1767 Regensburg. V Anton, * 8. 3. 1680, t 7. 6. 1754 "am See" oder 12. 8. 1754 Mitterdorf (beide pfarrei Kaltem), MAnna Maria Kranerin, * 23.9. 1682, m 6.9. 1701 Kaltem.
B. hatte 1720-23 mit Auszeichnung an der Univ. Innsbruck Phi!. studiert und trat 1723 in den Jesuitenorden ein. 1725-29 unterrichtete er in Freiburg i.Br. und 1729/30 in Rottenburg. 1730-34 studierte er arn Kolleg in Ingolstadt Theo!., ohne an der Univ. immatrikuliert zu sein, 1734/35 unterrichtete er in Mindelheim und lehrte 1736-38 als Prof. Phi!. in Konstanz, dazwischen (1735/36) absolvierte er das Tertiat in Altötting. 1738-40 war er Prof. der Phi!. an der Univ. Innsbruck, 1740-42 der Phi!. und 1742-44 der Geschichte in Dillingen, wo er auch Studienpräfekt war. 1744/45 war er Prof. der Moraltheo!. in Augsburg, 1745/46 an der Univ. Ingolstadt, dann 1746-50 der scholastischen Theo!. an der Univ. Dillingen und 175055 an der Univ. Innsbruck. 1759-62 wirkte er als Rektor des Kollegs und der Univ. Dillingen, 1762/63 des Kollegs Regensburg, dann 176366 wiederum des Kollegs und der Univ. Dillingen und 1766/67 des Kollegs Regensburg. Der Schwerpunkt seines Wirkens lag in der Lehre bzw. in der Wahrnehmung von Ordensämtern, sein Beitrag ,,oe cultu S. Pirminii" für die Acta Sanctorum war nur ein Nebenprodukt. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. XVII 2/71, Mscr. XI 26/2-5, Mscr. VII18, Mscr. VII37, Mscr.VII38; BayHStAM, Jesuiten 131,477-488, 490, 493; pfarrarchiv Kaltem. W De cultu S. Pirntinii, Innsbruck 1739. L Mederer III 221; De Luca 65; Kleinstäuber 282 f. u. ö.; Sommervogel VIII 1825; Romstöck 41 f.; Specht, Rektoren 86 ff.; Specht 277 u. ö.; Duhr lVII 253 u. ö.; Matrikel LMU; Die Matrikel der Univ. Innsbruck, Tl. II 2, bearb. von F. Huter/A. Haidacher, Innsbruck 1954, 22, Tl. II3, bearb. von A. Haidacher, Innsbruck 1961, XXIX u. ö., Tl. 1II3, bearb. von J. Kollmann, Innsbruck 1983, XXXVIlu. ö.; Die Matrikel der Univ. Freiburg
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Bernstich - Bertele
LBr. 1656-1806, Bd. I, hg. von F. Schaub, Freiburg LBr. 1955,429; Kurrus I 246, II 411; Gerl32. S. Hofmann
BerteIe (Pertele), Georg August (Augustin), * 1767 Ingolstadt (getauft: 27.8.), t 19.7. 1818 Landshut, D Landshut, kath., CD 1) Maria Antonia, verwitwete Faßmann, t 2. 8. 1799, 2) 24.4. 1800 Walburga Berthold. V Vitus, Gärtner am botanischen Garten der Univ. Ingolstadt, * um 1723, t 9. 2. 1792, M Martba, * um 1730, t 13. 6. 1793.
B. besuchte die Elementarschule in Ingolstadt, die Gymnasialstudien mußte er jedoch aus finanziellen Gründen abbrechen und sich als Gehilfe des Vaters im Medizinalgarten der Univ. verdingen. Er bildete sich autodidaktisch in Botanik und ab 1785 bei seinem als Prosektor tätigen Bruder auch in Anatomie. Durch den Anatomen Heinrich Palmatius von Leveling gefördert, erhielt B. eine Stelle als Garnisonschi rurg in Ingolstadt. Nebenbei besuchte er med. Vorlesungen und unterzog sich den jährlichen Prüfungen. 1789 erfolgte seine Versetzung nach Amberg, wo er als Regimentschirurg das Lazarett modernisierte, Chirurgie und zivile Praxis ausübte und nach der Verehelichung mit der Apothekerswitwe Faßmann die "Untere Stadtapotheke" leitete. Hier nutzte er die Gelegenheit, experimentelle chemisch-pharmazeutische Erfahrungen zu sammeln. Am 8. 8. 1792 wurde B. unter Leveling zum Dr. der Med. promoviert. Daraufhin wurde seinem Antrag, als Prof. und designierter Nachfolger von Georg Ludwig Claudius Rousseau eingestellt zu werden, entsprochen. Bis zum Antritt seines Lehramts begab sich B., mit einem Reisestipendium aus der Univ.kasse ausgestattet, nach Würzburg, wo er Chemie und Pharmazie bei Johann Georg Pickel und Chirurgie bei Caspar von Siebold studierte. Anschließend hörte er an der Bergakad. in Freiberg u. a. bei Abraham Gottlob Werner Mineralogie. Seine Studien mußte B. 1794 abbrechen, um nach Rousseaus Tod dessen Lehrkanzel mit den Fächern Chemie, Pharmazie, Mineralogie, Toxikologie und Diätetik zu übernehmen. Der Dekan der med. Fak., Philipp Fischer, hatte zwar versucht, B. Hindernisse in den Weg zu legen; auf die Forderung, B. müsse erst eine Prüfung vor dem Collegium Medicum ablegen, und die Weigerung, B. das chemische Laboratorium zu übergeben, erfolgte aus München aber eine strenge Weisung zugunsten von B. Am 17. 5. 1794 übernahm er das Laboratorium, das sich "in gutem Zustand" befand. 1795 kurfürstlich bayer. Rat, vertrat B. nach Joseph Anton Carls Tod 1799 auch das Fach Botanik und leitete den Botanischen Gar-
ten, dessen Umsiedlung 1800 nach Landshut er plante und durchführte. Mit Franz von Paula Schrank, der das Fach Botanik an der phi!. Fak. nach modernen Kriterien las, kam es in der Folgezeit zu wissenschaftlichen und persönlichen Auseinandersetzungen. B. verstand die Botanik als Hilfswissenschaft der Med. und forderte auch für den Landshuter Garten eine an der Arzneimittellehre orientierte Systematik. Als Schrank 1804 mit der Planung und Direktion des neuen Gartens beauftragt wurde, stellte B. die Botanikvorlesungen ein. Im gleichen Jahr konnte er das am Dominikanerkloster neu erbaute pharmazeutisch-chemische Institut beziehen, das er gemeinsam mit Johann Nepomuk Fuchs nutzte und ausbaute. Sein Mineralienkabinett, das der bayer. Kurfürst 1803 für 2000 Gulden ankaufen ließ, bildete den Grundstock für die später von Fuchs verwaltete Staatssammlung. B., der auch als Arzt praktizierte, infizierte sich 1805 bei der Behandlung der an "Scharlachfieber" erkrankten Alumnen des Klerikalseminars und litt in der Folge an einer chronischen Herzkrankheit, die seine Schaffenskraft beeinträchtigte. Seine Verpflichtungen dennoch gewissenhaft erfüllend, schlichtete er als Rektor 1805106 einen Konflikt zwischen rebellierenden Studenten und der französischen Militärbehörde, verfaßte zum Abschluß seines Rektorats einen Bericht, der aufgrund seiner schonungslosen Analyse der Personalverhältnisse an der Univ. Aufsehen erregte, versorgte 1809 Verwundete im Landshuter Lazarett und stand 1813/14 dem studentischen Freikorps vor, das jedoch nicht zum Einsatz kam. 1808 führte Bayern als erstes deutsches Land ein zweijähriges Univ.studium für Apotheker ein, die B. in allen Fächern unterrichtete; er erweiterte zu diesem Zweck die pharmakologisch-pharmazeutische Sammlung. B. war viermal Dekan und seit 1798 Mitglied der mineralogischen Gesellschaft zu Jena. Wenngleich B. nach dem Urteil Schranks nicht das Format von Rousseau besessen haben soll, war er doch ein beliebter Lehrer und hochgeschätzter Arzt. Von der Naturphi!. mit ihrer Betonung der historischen Dimension für Erkenntnisprozesse beeinflußt, setzte er die Einführung der Med.geschichte in das Lehrprogramm der med. Fak. durch. Seine Vorlesungen gestaltete er nach modernen Lehrbüchern der Pharmazie und Chemie von Sigismund Hermbstaedt, Johann Bartholomäus Trommsdorff und Friedrich Albrecht Karl Gren. Botanik las er nach Nicolas Joseph Jacquin, Mineralogie nach Johann Friedrich Blumenbach. Für Diätetik und Arzneimittellehre verfaßte er eigene Kompendien. Neben einigen kleineren Schriften publizierte B. ein nach dem System von Werner aufgebautes "Handbuch der Minerographie", das keine
Bertele - Besold eigenen Analysen, sondern Ergebnisse u. a. von Martin Heinrich Klaproth, Bergmann (vermutlich Johann Gabriel B., eventuell auch Torsten Bergman), Louis-Nicolas Vauquelin und Richard Kirwan enthält. Sein diätetisches Buch, dessen Hauptteil ein mit hygienischen Exkursen verbundenes Kochbuch bildet, ist eine für die romantische Med. typische Makrobiotik. Der Pragmatismus von B. ist hier ebenso wie in seiner ,,Arzneimittellehre" vorherrschend. Nach chemischen Kriterien und physiologischen Wirkungen im Sinne der durch Christoph Girtanner adaptierten Lavoisierschen Oxydationstheorie, John Browns Erregungslehre und Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings Naturphil. systematisiert, stehen hier klinische Erfahrungen im Vordergrund. Wie die meisten naturphil. Autoren von Arzneimittellehren, lehnte B. Tierversuche ab und wandte sich gegen die Homöopathie. An die Stelle der antiken Vierelementenlehre, Basis der alten Humoralpathologie, setzte er ein Vierprinzipiensystem, das durch die Eigenschaften von Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff definiert wurde. Die Arzneimittel sind danach nach ihren desoxidierenden, positiven und oxidierenden, negativen Reizwirkungen zu unterscheiden. Die Arzneimittellehre von B., die auch Gedanken Johann Andreas Röschlaubs einbezog, war in jüngster Zeit wiederholt Gegenstand wissenschaftshistorischer Untersuchungen. Q UAM,EI8f. W Ueber Salpeterplantagen, Ingolstadt 1795; Eine Erörterung der Frage: Ob jedem Menschen eine gewisse Summe von Erregbarkeit angebohren sey oder nicht?, Landshut 180 I; Versuch einer Lebenserhaltungskunde, Landshut 1803; Handbuch der Minerographie einfacher Fossilien, Landshut 1804; Handbuch einer dynamischen Arzneymittellehre, Landshut 1805. L NDB II 149; DBA; DBA N. E; P. E von Walther, Rede zum Andenken an G. A. B., Landshut 1818; Permaneder 67 u. ö.; Prant! I 683 u. Ö., II 520 f.; Kallinich 46-64 u. ö.; E Hegemann, Definitionen der Arzneimittellehre in Lehrbüchern der Pharmakologie von 1800 bis 1856, Diss. Mainz 1973,3-8; K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. ErlangenNürnberg 1976, 106 ff. (W); H. Petersen, Arzneimitteltheorie und Arzneimittelpraxis im frühen 19. Jh., Diss. Marburg 1978, 135-57; D. Oldenburg, Romantische Naturphi!. und Arzneimittellehre, Braunschweig 1979, 15 f. u. ö.; Ders., G. A. B. (1767-1818) und die Arzneimittellehre der romantischen Naturphil., in: Med.historisches Journal 16 (1981) 240-56; P. Segl, Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-26), in: Boehm/Spörl II 127 u. ö.; A. Zimmermann, Franz von Paula Schrank (1747-1835). Naturforscher zwischen Aufklärung und Romantik, München 1981, 29 u. ö.; I. Renner, Zur Entwicklungsgeschichte der Pharmakognosie als selbständiges Hochschulfach an der Ludwig-Maximi1ians-Univ. Ingolstadt-Landshut-München, Stuttgart 1982, 178-88 u. ö.; Müller 342 u. ö.; Becken-
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bauer 38 u. ö.; P. T. von Leveling, Pragmatische Geschichte der Heilkunst, hg. von P. U. Unschuld/W. Locher, München 1992, 33 u. Ö. C. Habrich
Besold, Christoph, * 22. 9. 1557 Tübingen, t 15.9. 1638 Ingolstadt, CD 1600 Barbara Breitschwert. V Ulrich, Hofgerichtsadvokat in Tübingen, * 1540 pforzheim, M Maria Geinbach, Tochter des Kiosterverwalters in Bebenhausen.
B. immatrikulierte sich am 12. 3. 1591 an der Univ. Tübingen, wo er in der phil. Fak. zunächst das Baccalaureat (15. 3. 1592) und dann den Grad eines Magister artium (5. 9. 1593) erwarb, ehe er sich dem Studium der Jur. zuwandte; während seiner Studienzeit schloß B. die lebenslange Freundschaft mit Johannes Kepler. Am 23. 8. 1598 schloß B. das jur. Studium mit der Promotion zum Dr. iur. utr. über Fragen des Zinsrechts unter dem Titel ,,Discussiones quaestionum aliquot de usuris et annuis reditibus" ab. Anschließend als Hofgerichtsadvokat tätig, wurde er 1610 als Prof. pandectarum an die Univ. Tübingen berufen, der er mehrmals - nachweislich 1614, 1623, 1628 und 1634 - als Rektor vorstand. Wiederholt der Neigung zum Katholizismus bezichtigt, trat er, nachdem Württemberg in der Schlacht von Nördlingen 1634 an Österreich gefallen war, in habsburgische Dienste über; im August 1634 begegnet B. als österreichiseher Regimentsrat. 1635 konvertierte er zum Katholizismus und wurde 1636 (Matrikeleintrag vom 22.10.) als Prof. des Codex und des Jus publicum an die Univ. Ingolstadt berufen, wo der zum kurbayer. und 1638 zum kaiserlichen Rat ernannte B. während seiner letzten beiden Lebensjahre lehrte. - B. gilt als einer der bedeutendsten Staatsgelehrten Deutschlands in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der sich in nahezu 100 Werken nicht nur zu allen Materien des Rechts, sondern auch - wie in seiner Diss. - zu wirtschaftlichen Fragen und vor allem zu historischen und theol.-phi!. Problemen äußerte. B. zählte so auch zu den belesensten und bestinformierten Theologen Tübingens. Zentraler Flucht- und Angelpunkt seines Denkens war dabei die Auseinandersetzung mit der politischen Krise seiner Zeit und der Gestaltung einer eigenständigen wissenschaftlichen politischen Disziplin, erhoffte sich doch der selbst tiefreligiöse, an den gerade in der lutherischen Hochburg Tübingen besonders heftig geführten inner- und interkonfessionellen Auseinandersetzungen lebhaften Anteil nehmende B. von der Entflechtung konfessioneller und politischer Motive die Beilegung des Glaubens-
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Besold
kampfes und die Stabilisierung des Verhältnisses von Reichs- und Territorialgewalten. Theo!. glaubte B., die Ursachen des Religions- und Reichszerfalls in inneren Widersprüchen des Protestantismus entdecken zu können, sprach jedoch keine Partei davon frei, den Religionskonflikt zugunsten eigener partikularer Interessen auszunutzen. So bedeutete die von B. schließlich gezogene Konsequenz einer Rückkehr zum altkath. Glauben denn auch keine vorbehaltlos-unkritische Identifizierung mit kath. Parteiinteressen. Deutlich machen dies drei von ihm im Zusammenhang mit dem Restitutionsedikt von 1629 verfaßte Gutachten zu der Frage, ob ehemals kath., dann von Württemberg reformierter Klosterbesitz an die kath. Kirche zurückgegeben werden müsse. Hatte B. zunächst gute Gründe für beide Parteien gefunden, so sprach er sich letztlich zugunsten der kath. Kirche aus - und damit, nachdem Württemberg 1634 an Österreich gefallen war, gegen die landesherrlichen Interessen Habsburgs, machte der Klosterbesitz doch ein Drittel des württembergischen Territoriums aus. - Staatsrechtlich stellte B. der Idee einer Entkonfessionalisierung von Politik die Theorie der doppelten Souveränität an die Seite. Naturnotwendig vereinigen sich Menschen unter der Leitung eines Gemeinwillens als "maiestas realis" zum Staat. Diese Volkssouveränität wird jedoch überbaut von der absoluten, gottgegebenen Herrschaft als ,,maiestas personalis" in Monarchie, Aristokratie oder Demokratie. B. identifizierte das Heilige Römische Reich deutscher Nation als eine Mischform aus Aristokratie und Monarchie dergestalt, daß die Reichsstände in ihren Territorien absolut herrschten, auf Reichsebene aber ein eigenes Staatswesen unter der "maiestas personalis" des Kaisers bildeten. Mit diesem Modell einer ,,respublica composita" arbeitete B. späteren Bundesstaatstheorien vor. B. stand durch seine herausragenden Leistungen, die ihren Niederschlag in zahlreichen "publicistischen" Schriften, der Herausgabe der Werke anderer (z. B. ,,Fünf Bücher über die Spanische Monarchie" von Tommaso CampaneIla) und nicht zuletzt einer umfangreichen gutachterlichen Tätigkeit fanden, bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen. Diese verfolgten wegen seiner früh bekannt gewordenen Glaubenszweifel seine Beschäftigung mit mystischen und häretischen Autoren und seinen Umgang mit aus Sicht der protestantischen Orthodoxie suspekten Personen, besonders den Katholiken, aber auch argwöhnisch. So überraschte seine Konversion zum Katholizismus weniger, vielmehr löste seine Stellungnahme in der Restitutionsfrage einen Skandal aus. Indes blieb es einer späteren Zeit vorbehalten, ihn unlauterer Motive zu bezichtigen oder seinen
Glaubenswechsel auf allein religiös-psychologische Beweggründe zurückzuführen, wodurch der Blick auf die Bedeutung des Politischen nicht nur in seinem Werk, sondern auch für seine Person verstellt wurde. - Zeugnis für die umfassende, interkonfessionell wie übernational ausgerichtete Bildung von B. gab seine Bibliothek mit fast 4000 Druckwerken und Manuskripten, um deren Erwerb nach seinem Tod das Kurfürstentum Bayern, die Vatikanische Bibliothek und das Erzbistum Salzburg wetteiferten; letzteres kaufte sie 1649 von der Witwe von B. für die Benediktineruniv. Dem Umstand, daß B. in den früheren Tübinger Jahren als Freund von Johann Valentin Andreae wohl dem Umfeld der Rosenkreuzerbewegung nahestand, verdankt es sich, daß im Rahmen eines Forschungsprojekts der Bibliotheca Philosophica Herrnetica Amsterdam zur Erarbeitung einer kritischen Bibliographie des frühen Rosenkreuzertums auch die Ingolstädter Bibliothek von B. aufgrund der beiden von ihm selbst angelegten Kataloge rekonstruiert wird. W Collegii politice, Tübingen 1614; Axiomata philosophico-theologica, Straßburg 1616; Politicorum libri II, Frankfurt 1618; Synopsis politicae doctrinae, Tübingen 1623; Synopsis rerum ab orbe condito gestarum, Straßburg 1626; Consultationes de insignioribus aliquot et inprimis iuris publici quaestionibus, Tübingen 1628; Thesaurus practicus, continens explicationem terminorum atque clausularum in aulis et dicasteriis Romano-Germanici Imperii usitatorum, Tübingen 1629; Documenta rediviva monasteriorum praecipuorum in ducato Wirtembergico, Tübingen 1636; Prodromus vindiciarum ecclesiasticarum Wirtembergicarum, Tübingen 1636; Virginum sacrarum monumenta in principum Wirtembergicorum, Tübingen 1636; Christliche und erhebliche Motiven, warumb Christoff Besold ... vomemblich dafür gehalten, daß der recht und einig seeligmachende Glaub allein in der Römisch Cath. Kirchen anzutreffen, Ingolstadt 1637. - Politik, hg. von L. Boehm (im Druck). L ADB II 556 ff.; NDB II 178 f.; DBA; DBA N. E; L. T. Spittler, Über B. Religionsveränderung in: Mosers Patriotisches Archiv für Deutschland 8 (1788) 942-72; Prant! II 500; W. Roseher, Die deutsche Nationalökonomik an der Gränzscheide des 16. und 17. Jh., München 1874, 195-204; Räß V 310-28; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. München-Berlin 1957, 992-96 u. ö.; E. Niethammer, C. B., Prof. des Rechts, in: H. Haering/O. Hohenstatt (Hg.), Schwäbische Lebensbilder, Bd. 2, Stuttgart 1941, 11-34 (P 1); E-W. Meyer, C. B. als Staatsrecht!er, Diss. Erlangen 1956; LThK2 II 300; E H. Schubert, Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit, Göttingen 1966, 380 u. ö.; BoehmlSpörl, LMU 169 (P 2); Neumaier 261-68 u. ö.; H. Gehrke, Die privatrecht!iche Entscheidungsliteratur Deutschlands. Charakteristik und Bibliographie der Rechtssprechungs- und Konsiliensammlungen vom 16. bis zum Beginn des 19. Jh., Frankfurt a.M. 1974, 178 f. u. ö., B. Zeller-LorenzIW. Zeller, C. B. (1577-1638). Polyhistor, gefragter Consiliator und umstrittener Konvertit, in: E Elsener (Hg.),
Besold - Biner Lebensbilder zur Geschichte der Tübinger Juristenfak., Tübingen 1977, 9-18; " ... helfen zu graben den Brunnen des Lebens". Ausstellungskatalog 500 Jahre Eberhard-Karls-Univ. Tübingen 1477-1977, Tübingen 1977, 126 ff. (P 2); R. van Dülmen, Die Utopie einer christlichen Gesellschaft: Johann Valentin Andreae (15861654), Stuttgart 1978, 59-64; C. GilIy, Iter Rosicrucianum. Auf der Suche nach unbekannten Quellen der frühen Rosenkreuzer, in: Das Erbe des Christian Rosenkreuz. Vorträge anläß!ich des Amsterdamer Symposiums 18.-20. 11. 1986, Amsterdam 1988,65 u. ö.; Ders. (Hg.), Cime!ia Rhodostauratica. Die Rosenkreuzer im Spiegel der zwischen 1610 und 1660 entstandenen Handschriften und Drucke, Amsterdam 2 1995, 61 ff. u. ö.; Killy I 480 f.; G. Treffer, C. B.: Zum Inhalt der Synopsis doctrinae politicae, in: SHVI 100 (1991) 219-44. P 1) Ölgemälde von H. W. Schickart, 1618, Univ. Tübingen, 2) Stich nach dem Ölgemälde von H. W. Schickart, Univ. Tübingen. C. Cosmann
Beusch, Wilhe1m, SJ, * 26. 9. 1689 Luzem, t 23. 2. 1743 Ingolstadt. B. trat am 14. 10. 1709 in den Jesuitenorden
ein. Nach Aufenthalten in Amberg und Rottweil wurden ihm 1731 in Dillingen an einem Tag die Doktorate der Phil., der Theol. und des Kanonischen Rechts verliehen. In der Folgezeit war er bis 1734 in Dillingen als Prof. der Hl. Schrift und des Kirchenrechts tätig. Anfang 1734 ging B. nach Ingolstadt, wo er am 18.1. seine Antrittsvorlesung hielt. Bis zu seinem plötzlichen Tod ("apoplexia") lehrte er Kanonistik in Ingolstadt. Die Stellung seiner Professur zwischen theol. und jur. Fak. verwickelte ihn in Auseinandersetzungen mit Hermann Anton von Chlingensperg. Als Kanonist stand B. in hohem Ansehen, sein "Tractatus canonico-legalis de pactis et contractibus" fand Eingang in den "Cursus theologiae" des J. P. Migne. Q UAM,LI8. W Tractatus canonico-Iegalis de pactis et contractibus, Ingolstadt 1735 (auch in: J. P. Migne, Cursus theologiae XVI, 9-549); Diss. prodromi iuris controversi de iurisprudentia in genere, Ingolstadt 1737. L DBA; Prant! II 506; Sommervogel I 1432, VIII 1833, XII 1187 (W); Specht 232 u. ö.; Matrikel LMU; Ger134. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Bildstein (Bildstain), Johann Leonhard, SJ, * 1. 1. 1601 Überlingen, t 13. 11. 1652 Freiburg i.Br. B. trat am 2. 7. 1620 - vermutlich in Dillingen, wo er im selben Jahr eine These verteidigte - in die Gesellschaft Jesu ein. Vier Jahre später nahm er die theol. Studien an der Univ. Ingolstadt auf. Die Primiz feierte B. am
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29. 9. 1626. Über Kaufbeuren gelangte er nach Freiburg i.Br., wo er 1628 als Phil.prof. immatrikuliert wurde. Die Eroberung der Stadt durch die Schweden zwang B. 1634 zur Flucht in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr wurde er 1636 zum Dr. der Theol. promoviert. 1641-43 hatte B. eine Professur für scholastische Theol. an der Univ. Ingolstadt inne. Von Mai bis Oktober 1642 war er Dekan der theol. Fak. Schließlich kehrte B. nach Freiburg i.Br. zurück, wo er im Laufe seiner Univ.zugehörigkeit insgesamt zehnmal das theol. Dekanat bekleidete. Zuletzt war B. 1649/50 Prof. für Kontroverstheol. und Hl. Schrift in Luzem. Q DAE,B 186. WEs! et non peripateticum (Praes.; Resp.: J. C. Rassler), Freiburg i.Br. 1630; Casus physico-metaphysici, quos ex VIII Iibris physicis (Praes.; Resp.: W. Maister), Freiburg i.Br. 1630; Physica paradoxa ex VIII !ibris physicis deducta (Praes.; Resp.: J. Juncker), Freiburg i.Br.1630. L DBA; Sommervogel VIII 1839 (W), XII 366 f.; Romstöck 42 ff. (W); Duhr II/1 440; Gerl 37; Kurrus II 20 u. ö.; Studhalter 342. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Biner, Joseph, SJ, * 16. 7. 1697 Gluringen (Wallis), t 24. 3. 1766 Rottenburg. V Peter, M Maria Imoberdorf. Der aus altem Glomser Geschlecht stammende B. trat nach Gymnasialstudien am Jesuitengymnasium Brig 1715 in Landsberg in den Jesuitenorden ein. Nach dem Studium der Phil. (1717-20) und Theol. (1725-29) an der Univ. Ingolstadt, zwischenzeitlichem Magisterium in Konstanz (1720-24) und Amberg (1724/25) und der Priesterweihe in Eichstätt (1729) lehrte er 1730/31 Phil. in Rottenburg. 1731-34 war er Prof. für Phil. an der Univ. Dillingen, 1734-37 hielt er den phil. Kurs an der Univ. Ingolstadt. 1737-40 lehrte er Dogmatik zunächst am Kolleg in Luzem, dann bis 1742 an der Univ. Innsbruck, wo er dann 1743-52 Kirchenrecht lehrte. Letzteres Fach vertrat er anschließend bis 1758 an der Univ. Dillingen. 1758/59 als Kanonist und Präfekt der höheren Studien in Amberg tätig, war B. 1760-65 Rektor des Kollegs zu Freiburg i.Br. und 1765/66 in Rottenburg. Das Hauptwerk von B. galt als seinerzeit unentbehrliches Repetitorium kirchenrechtlichen Wissens, durch seine historische Fundierung kaum weniger wichtig für die Konziliengeschichte wie für die gesamte Kirchengeschichte, bezog es doch in umfassender Weise Konzilien nationaler und universaler Geltung sowie eine Vielzahl regionaler Synoden ein, ebenfalls das geltende Benefizialrecht. Bekannt war B. auch als Apologet. Sein kirchenpoliti-
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Biner - Bisse!
scher Standpunkt war, da er nach wie vor die Verpflichtung des kath. Fürsten nicht nur zur Bekämpfung der Häresie im eigenen Territorium, sondern zum förmlichen Glaubenskrieg vertrat, um die Mitte des 18. Jahrhunderts bereits nicht mehr zeitgemäß. Trotzdem erlebte sein Hauptwerk bis 1767 fünf Auflagen.
brachte er seine letzte Lebensspanne in München.
W Apparatus eruditionis ad iurisprudentiam praesertim ecclesiasticam, 3 Bde., Innsbruck 1747, 5. Aufl. Augsburg 1767; Kurzer Begriff der heutigen Glaubensstreitigkeiten in Widerlegung protestantischen Glaubens Bekanntnüs, Augsburg 1765.
E. Droß
L ADB 11 650; NDB 11 246 f.; DBA; DBA N. F.; De Luca 64 u. ö.; Prantl 11 508; Sommervogel I 1484 ff. (W), VIII 1840; Specht 332 u. ö.; Duhr IV/2 117f. u. ö.; Schaff 153; E. Staehelin, Der Jesuitenorden und die Schweiz, Basel 1923, 86; L. Carlen, P. J. B. 1697-1766, in: Vallesia. Jahrbuch der Walliser Kantonsbibliothek 6 (1951) 87-110; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Ferdinandeums 31 (1951) 163; Gerl 37; Strobel 305 u. ö.; Böhme 9-17 (W); L. Carlsen, Das kanonistische Werk eines Innsbrucker Prof. des 18. Jh., in: K. Ebert (Hg.), Festschrift N. Grass, Innsbruck 1986, 49 ff.; A. Kraus, Im Vorhof der Toleranz. Kirchenrecht, Reichsrecht und Naturrecht im Einflußbereich des Würzburger Kanonisten Johann Caspar Barthel, in: HJb 103 (1983) 68; Ders., Die Bedeutung der Univ. Dillingen für die Geistesgeschichte der Neuzeit, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen 92 (1990) 31 f. A. Kraus
Bissel (Bisselius), Jakob, SJ, * 20. oder 22. 10. 1672 Ried (Schwaben), t 13. 8. 1738 München.
B., der am 9. 10. 1688 sein Noviziat in Landsberg begonnen hatte, führte seine obligatorischen theol. Studien 1698-1702 in Freiburg i.Br. durch. 1702 fand seine Ordination zum Priester in ArIesheim statt. Anschließend ging er als Logikprof. an das Jesuitenkolleg Landsberg. Sein Tertiat verbrachte er 1703/04 in Ebersberg. Anschließend wechselte B. ans Kolleg RottweiI, wo er wiederum als Logikprof. und als Studienpräfekt tätig war. An der Univ. Dillingen hielt er 1705-08 den dreijährigen Phil.kurs. Dort feierte er auch am 2. 2. 1706 seine Profeß. 1708/09 war B. als Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt tätig, 1709-1717 war er in Ingolstadt Regens des Jesuitenkollegs. 1717-37 hatte B. verschiedene Rektorate an Jesuitenniederlassungen inne, unterbrochen nur von seiner Tätigkeit als Provinzprokurator in München 1725-30. Als Rektor bzw. Vizerektor amtierte er im einzelnen in Landshut 171720, Luzern 1720-23, Konstanz 1723-25, Freiburg i.Br. 1730-33, Regensburg 1733-36 sowie in Ellwangen. Nach einem Schlaganfall ver-
W Systema Aristotelicum de elementis contra Empedocleos publice propugnatum, Dillingen 1708. L Romstöck 44 f.; Sommervogel I 1513; Gröber 281; Matrikel LMU; Gerl 38; Kurrus I 240 f.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 23 ff.; Strobel 156 u. ö.
Bissel (Bisselius, Bislin), Johannes, SJ, * 20. 8. 1601 Babenhausen, t 9. 3. 1682 Amberg.
B. trat nach ersten Studien in Dillingen am 15. 7. 1621 in die Societas Jesu ein und legte in der Folgezeit die vier Gelübde der Professen ab. Zeitweilig lehrte er in Regensburg Humaniora. In Ingolstadt lehrte er seit 1630 (Matrikeleintrag vom 17.10.) am Jesuitenkolleg bzw. akad. Gymnasium Rhetorik und Poesie. 1635 wechselte er als Prof. für Ethik an die Univ.; daß er in Ingolstadt auch Kontroverstheol. lehrte, scheint unwahrscheinlich. Gleichzeitig verfaßte B. neulateinische Lyrik, asketische und historische Schriften. Immer wieder widmete er sich der Zeitgeschichte, so z. B. mit "Icaria" (1637), wo er satirisch verfremdet Details seiner Flucht vor den schwedischen Truppen in eine Geschichte der Oberpfalz einarbeitet, und später mit ,,Leo galeatus anni MDCXX" (1677), einer Geschichte des bayer. Feldzuges in Böhmen 1619-21. "Aetatis nostrae gestorum eminentium medulla historica" (1675-77) gibt einen Überblick über die Ereignisse der Jahre 1598-1626. Wohl aufgrund dieser Interessen berief ihn Kurfürst Maximilian I. von Bayern 1639 zum Hofhistoriographen und verbunden damit zum Prediger an der Frauenkirche zu München. Während seine Bestallung zum Historiker Episode blieb - er blieb nur ein Jahr im Amt -, entwickelte B. seine Predigtfertigkeit stetig weiter, u. a. als Prediger an der Stadtpfarrkirche Dillingen. In Dillingen war B. 1650 Studienpräfekt und 1650/51 Prof. für Kontroverstheol. Zuletzt wirkte er als Stadtprediger in Amberg. W Cliens marianus elegidiis descriptus, Ingolstadt 1625, München 4 1634; Palma boica ad historiae formam Ferdinandi ducis & electoris ortui gratulabunde scripta nomine collegii Ingolstadiensis, Ingolstadt 1636, 1637; learia, Ingolstadt 1637 u. ö.; Eligiae sev deliciae veris, Ingolstadt 1638; Deliciae aestatis, München 1644; Argonauticon americanorum libri XV, München 1647, 1688; De pestiferis peccatorum mortalium fructibus, Dillingen 1652, 1679; Illustrium ab orbe condito ruinarum decas, 4 Tle., Amberg 1656-65 u. ö.; Palestinae, seu terrae sanctae, topothesia, secundum regiones ac tribus expressa, Amberg 1659, Dillingen 1679; Rei publicae Romanae veteris ortus & interitus, Dillingen 1664; Digitus Dei, humana corda tangens
BisseI - Böschenstein oder Hertz=BelÜerender Finger Gottes in vnterschidlichen Exempeln vorgestellt, Dillingen 1666, 21680, 31681; Antiquitatum ange1icarum tuba iambica, gestorum veteris item novi testamenti libris 6 deducta, Amberg 1670; Aetatis nostrae gestorum eminentium medulla historica, per aliquot septennia digesta, Amberg 1675176; Leo galeatus anni MDCXX, hoc est, Maximiliani Bavariae ducis expeditio pugna, victoria Pragensis, Amberg 1677; Incolarum a1terius mundi phaenomena his tori ca, das ist der andern Welt Inwohner sichtbarliche Erscheinungen, in Fastenexempeln ... fürgestellt, Augsburg 1681; Mortes patheticae oder anmuthige Tod-Fähle in Fasten-Exempeln, Dillingen 1682. L ADB II 682; DBA; Sommervogel I 1513-18, 1843;
B. Duhr, Die alten deutschen Jesuiten als Historiker, in:
Zs. für kath. Theo!. 13 (1889); Specht 281 u. ö.; G. Jochner, J. B., in: Historisch-politische BI!. 157 (1916) 22-33, 81-93; Matrikel LMU; LThK2 II 512; Ger! 39; Popp 31-36; A. Schmid, Geschichtsschreibung am Hofe Kurfürst Maximilians I. von Bayern, in: Witte1sbach und Bayern II/1 332; Killy I 532 f. K. Engleitner
Blawen (Plaven), Franz, SJ, * 21. 6. 1643 Kaltem (Südtirol), t 2. 11. 1682 Dillingen.
Über B. ist nur sehr wenig bekannt. Die ersten biographischen Hinweise auf ihn betreffen seinen am 12. 10. 1660 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden und seine Zeit an der Univ. Ingolstadt, an der er 1663-66 Phi!. studierte. Nach vier Jahren am Ordenskolleg in Trient kehrte B. 1670 nach Ingolstadt zurück, wo er bis 1674 Theo!. studierte. Nach dem Abschluß seines Studiums übernahm er die Professur für Phi!. an der Univ. Innsbruck. 1681 findet man ihn aber aufs Neue an der Univ. Ingolstadt, diesmal in der Funktion des Prof. für Ethik. Er füllte sein Amt jedoch nicht sehr lange aus: bereits ein Jahr darauf starb er auf dem Wege von Ingolstadt nach Konstanz in Dillingen. W Disputatio philosophica de potentia intellectiva et volitiva animae rationalis (Praes.; Resp.: J. I. Lachemayr),Innsbruck 1681. L Romstöck 45 f.; Ger! 320; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 25 f. F. Neumann
Böschenstein, Johannes, * 1472 Esslingen am Neckar, t 1540 wohl Nördlingen. V Heinrich.
Nachdem er seit 1489 Hebräisch bei Moses Möllin aus Weißenburg und Johannes Reuchlin gelernt hatte und außerdem 1492 zum Priester geweiht worden war, betätigte sich B. wohl seit 1498 als Hebräischlehrer. Mederers Angaben zufolge 1505 - die Akten des Univ.archivs geben hierüber keine Auskunft - ließ sich B. in
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Ingolstadt nieder, wo er wohl bis in die Mitte des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts Hebräisch lehrte; die Angaben über den Endpunkt seiner Tatigkeit schwanken zwischen 1512 und 1517, doch ist nirgends ersichtlich, auf welcher Quellengrundlage sie erfolgen. Mit ziemlicher Sicherheit besaß er keine besoldete Lektur, da sein Name niemals in den Besoldungslisten erscheint. Zu seinen Ingolstädter Schülern zählten u. a. Sebastian Sperantius, Johannes Eck und der schon betagte Kaspar Amman. Sein weiterer Lebensweg ist durch häufige Ortswechsel gekennzeichnet. Ab 1514 hielt er sich wohl zumindest vorübergehend in Augsburg auf, wo in diesem Jahr sein "Elementale introductorium in hebraeas literas", das außer dem hebräischen und jüdisch-deutschen Alphabet einzelne grammatische Regeln und Übersetzungen einiger christlicher Gebetstücke enthält, sowie das ,,New geordnet Rechen biechlin", ein Lehrbuch für Kinder, erschienen. 1518 wurde er auf Johannes Reuchlins Empfehlung hin auf die Hebräischlektur nach Wittenberg berufen. Dort veröffentlichte er seine Kurfürst Friedrich dem Weisen gewidmeten "Hebraicae grammaticae institutiones", die er dem Unterricht zugrunde legte. Doch schon 1519 verließ er Wittenberg wieder, versehen mit einer Empfehlung Philipp Melanchthons, der ihm eine Stelle in Nürnberg verschaffte. Diese vertauschte er im Dezember 1521 mit der Hebräischlektur an der Univ. Heidelberg, welche er jedoch schon nach sieben Monaten wegen der mageren Besoldung aufgab. Zunächst begab er sich nach Antwerpen, bald darauf nach Zürich, wo Huldrych Zwingli bei ihm Unterricht nahm. 1523 nach Augsburg zurückgekehrt, zog er, meist als Schulmeister beschäftigt, weiter nach Nördlingen (1523-25), dann wieder nach Nürnberg. 1527 ist er in Basel anzutreffen, 1529 nochmals in Nürnberg und 1533 erneut in Nördlingen, wo er ab 1536 bei seinem Sohn Abraham, der dort Schulhalter war, seine letzten Lebensjahre zubrachte. Nächst Reuchlin, für den er in der ReuchlinKontroverse Partei ergriff, war B. zu seiner Zeit der bedeutendste Förderer der hebräischen Studien in Deutschland. Auch sein ,,Rechen biechlin" erschien in mehreren Auflagen. Weniger Bedeutung besaßen seine Übersetzungen einiger Passagen des Alten Testaments ins Deutsche sowie vier aus seiner Feder stammende Kirchenlieder. W Elementale introductorium in hebraeas literas, Augsburg 1514; Ain New geordnet Rechen biechlin mit den zyffern den angenden schülern zu nutz, Augsburg 1514; Hebraicae grarnmaticae institutiones, Wittenberg 1518; Septem psalmi poenitentiales ex hebraeo ad verbum latine germaniceque translati, Augsburg 1520.
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Böschenstein - Brassicanus
L ADB III 184 f.; NDB 11 407; DBA; DBA N. F.; Mederer I 68; Prantl I 137 u. Ö., II 486; J. Heigenmooser, Das Rechenbuch von J. B. 1514, in: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 7 (1907) 112-47; K. Kern, Neue Mitteilungen über J. B., in: Zs. für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts 5 (1915) 157-62; L. Denecke, B., J., in: Verfasserlexikon I 260 ff. (W), V 102 f.; LThK2 II 616; BoehmlSpörl, LMU 246 (P 3); F. W. Bautz (Hg.), Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 1, Hamm 1975,668; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: BoehmlSpörl II, 3763; Dr. Johannes Eck. Seelsorger - Gelehrter - Gegner Luthers (Ausstellungskatalog), Ingolstadt 1986, 105 (P 1); Schöner 327 u. Ö.
L DBA; DBA N. F.; Mederer II 101; Kobolt 105; Biographie nationale ... de Belgique, Bd. 2, Brüssel 1868, 735 f.; Schaff 54 ff.; Prant! II 494; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte I 639; H. de Vocht, History of The Foundation and the Rise of The Collegium Trilingue Lovaniense 1517-1550, Tl. 2, Löwen 1953, 235, Tl. 4, Löwen 1955, 311 ff.; L. Gröpel, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. München 1959, 15-27; Buzas 41 f. u. ö.; Seifert 195 u. ö.; Liess 139 ff.; Schöner 430-37 u. Ö.
P 1) Schabblatt von Johann Jakob Haid, Stadtarchiv Ingolstadt, Graphische Sammlung (U64), 2) Stich von H. Hopfer, Kupferstichkabinett, Dresden, 3) Medaillon am Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Univ. München.
Braier (Breier, Brayer), Peter, SJ, * 8. 7. 1603 Romont (Schweiz), t 13. 2. 1682 München.
C. Schöner
Boscius (van den Bosch, genannt Lonnäus), Johann, * 1515 Loa (Brabant), t 22. 1. 1585 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD Anna Hunger.
B. studierte in Löwen am Collegium Trilingue und an der Univ. und wurde 1558 auf die Poetiklektur der Ingolstädter Artistenfak. berufen. 1560 übernahm er eine Med.professur. In seiner Antrittsrede "Oratio de optimo medico et medicinae autoribus" hielt er zwar an der grundlegenden Orientierung an der griechischen Med. fest, befürwortete jedoch auch das Studium der arabischen Med. und der ,,Neoterici" und lobte die Anatomie Vesals. Im WiSe 1561 stand B. der Univ. als Rektor vor. Entgegen älterer Überlieferung wurde er wohl erst im November 1568 von der Univ. beauftragt, an Stelle von Philipp Apian die mathematischen Vorlesungen zu übernehmen. Bis zu seinem Tod war er dann neben seiner med. Lehrtätigkeit als Mathematiklektor tätig. Das literarische Oeuvre von B., der mit der Tochter des Ingolstädter Prof. Wolfgang Hunger verheiratet war, besteht aus Übersetzungen - als vorzüglicher Hellenist übersetzte er Lukans ,,oe natura orbis" ins Lateinische - sowie Arbeiten über die Pest. Im akad. Lehrbetrieb bemühte er sich um die Wiederbelebung des Disputationswesens, als Präfekt der Univ.bibliothek (1576-78) schaffte er u. a. Gesamtausgaben von Hippokrates und Galen an. Als praktischer Mediziner genoß B. große Reputation und wurde von der Bevölkerung hoch geschätzt. W De peste nec non pacto ab ea praeferari quis possit atque liberari, Ingolstadt 1562; Descriptio balneorum Wembdingensium, Ingolstadt 1567; Concordia medicorum et philosophorum de humano conceptu, Ingolstadt 1576.
R. A. Müller
Über B. gibt es nur spärliche Informationen. Die früheste Nachricht über ihn ist sein Eintritt in die Societas Jesu am 21. 5. 1621. Danach läßt er sich erst ab 1623 zunächst als Student der Phi!., dann seit 1629 als Studierender der Theol. an der Univ. Ingolstadt nachweisen. Nach seiner Primiz im Jahre 1632 verließ er Ingolstadt und hielt sich in Ebersberg auf. 1634 kehrte B. jedoch an die Univ. zurück und lehrte 1634-37 in Ingolstadt Physik. Am 31. 7. 1637 legte er in Ingolstadt das vierte Ordensgelübde ab. 1637-53 wirkte B., der 1637 in der Matrikel als Dr. theo!. geführt wird, dann als Prof. für Theo!. an der Univ. Ingolstadt. 1653 wurde er am Jesuitenkolleg Ingolstadt zum Präfekten für die höheren Studien und zum Scriptuarius ernannt. 1666 wechselte B. an das Jesuitenkolleg in München. L Prant! I 408 u. ö.; Romstöck 46; Schaff 80; Matrikel LMU; Gerl44; Popp 36.
F. Neumann
Brassicanus (Köhl, Kohlberger, Kohlburger), Johannes Alexander, * 1500 Cannstatt (oder Stuttgart), t 25. 11. 1539 Wien, 0 Wien, Friedhof bei St. Stephan, CD 1) 1521/22 N. N., 2) 1532 Anna. V Johannes, namhafter humanistischer Lehrer in Urach (bis 1508) und Tübingen, t 1514.
B. immatrikulierte sich am 13. 1. 1514 an der Univ. Tübingen, wurde bereits am 13. 6. 1515 Baccalaureus, am 21. 7. 1517 Magister. Der Schüler Heinrich Bebeis galt als literarisches Talent. Schon der 16jährige spricht von vollendeten sieben Büchern Elegien. Anfang 1518 wurde er von Kaiser Maximilian zum Poeta et orator laureatus gekrönt. Im Druck erschienen Dichtungen und Schriften von B. erstmals 1519, darunter der an Ulrich von Huttens ,,Nemo" anknüpfende satirische "IIäv Omnis" und der das römisch-deutsche Kaisertum feiernde "Caesar", dem er wohl den Lorbeer ver-
Brassicanus - Braun dankte. Was der Poeta laureatus in den folgenden Jahren an lateinischer Poesie verfaßte, blieb vornehmlich politisch-panegyrische Hofdichtung, dem Preis und den Anliegen Karls V. zugedacht. Als Magister las B. in Tübingen über römische Dichter und lehrte auch das Griechische, doch verließ er Tübingen schon 1519, begleitete Maximilian von Bergen, den bedeutenden Diplomaten Karls V., auf politische Missionen, sagte aber dem Hofleben wieder ab und fand sich nach Aufenthalten in Löwen, Köln, Straßburg im Frühjahr 1521 wieder in Tübingen ein. Dem sein Fortkommen suchenden, häufig von Geldsorgen bedrängten, aber auch Anfeindung auf sich ziehenden Mann blieb ein unruhiger Lebensweg eigen. Noch in Tübingen nahm er das jur. Studium auf, hoffte 1522 an die Seite des prominenten Juristen Claudius Cantiuncula nach Basel wechseln zu können, als ihn aus Ingolstadt der Ruf auf die Nachfolge Johannes Reuchlins auf dessen philologische Professur erreichte. Immatrikuliert am 13. 9. 1522, nahm er im WiSe 1522/23 seine Ingolstädter Tätigkeit auf und las über antike Autoren; zugleich erlangte er hier, bald nach seiner Umsiedlung, am 18. 11. 1522 mit der Promotion im kaiserlichen Recht seine jur. Qualifikation. Kritik an seiner Lehrrnethode, Rivalität Jakob Lochers, Querelen und schließlich eine offizielle Verwarnung im September 1523 wegen angeblicher Sympathie für die Lehren Martin Luthers bewogen ihn, schon nach wenigen Monaten die Vermittlung des einflußreichen Wiener Theologen Johann Camers und des kaiserlichen Rates Johann Faber für die Berufung auf eine jur. Professur in Wien zu suchen. Seit Frühjahr 1524 lehrte er in Wien als Ordinarius für Zivilrecht, ohne doch seine stärkeren Neigungen für das humanistische Fach zu verleugnen. Faber verschaffte ihm 1528 eine zusätzliche griechische Lektur, für die B. durch zahlreiche Ausgaben griechischer Schriftsteller längst ausgewiesen war. Den geschätzten humanistischen Gelehrten und Literaten, der außer mit Faber und Cantiuncula auch mit Michael Hummelberg und Beatus Rhenanus einen Briefwechsel 'unterhielt, ließen seine Wiener Gönner mehrfach an diplomatischen Reisen teilnehmen, die ihm Zugang zu bedeutenden Bibliotheken, u. a. der Corvina in Buda, eröffneten. Man bestimmte ihn aber auch zum Aufspüren und zur Edition ungedruckter Schriften mittelalterlicher Theologen (Botho von Prüfening, Haimo von Halberstadt u. a.), die im Glaubensstreit der Verteidigung der kath. Sache dienlich sein konnten. Nach seiner gescheiterten, 1521/22 geschlossenen ersten Ehe - er ließ seine Frau in Tübingen zurück - ging B. in Wien eine zweite Ehe mit der verwitweten Anna ein. Labile Gesundheit 4 Biograph. Hdb. I
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und bald dauernde Krankheit hinderten ihn seit 1534/35 an der Erfüllung seiner Lehraufgaben; die Sperrung seiner Besoldung stieß ihn in zunehmende Armut. Erst wenige Monate vor seinem Tode gestand man ihm auf Anordnung König Ferdinands ein Gnadenbrot zu. B. hinterließ als seinen einzigen Besitz eine bedeutende Büchersammlung mit mehr als 1300 Titeln; sie wurde an Faber (seit 1530 Bischof in Wien) verkauft und kam mit dessen Büchern in die alte Wiener Univ.bibliothek. W IIäv Omnis, Straßburg 1519; Caesar, Augsburg
1519; In divum Carolum electum Rhomanorum regem idillion, Mainz 1519; In divum Carolum electum Rhomanorum etc. et Gallorum regem dialogus, Augsburg 1519; Huschelini testamentum, Straßburg 1520; In florentissimum principem Ferdinandum Austrium Stutgardiam nuper ingressum elegia gratulatoria, Stuttgart 1522; In Gallum nuper profligatum atque captum vincente ac triumphante Carolo caesare V.... e3tLVLlIIOV, Wien 1525; In felicissimum puerperium sereniss. dom. Annae Ungariae ac Boemiae reginae ... idyllion, Wien 1528; Proverbiorum symmicata, Wien 1529; In Angeli Politiani eruditissimi declamationem quae inscribitur Lamia commentarii, Nürnberg 1522. - Ungedruckt: Vorlesungsnachschriften (Österreichische Nationalbibliothek, Wien, cod. 9667 f., 10575); Sammlung von Invektiven gegen Rom und die Päpste von der Hand des 17jährigen B. (ebd., cod. 9846). - 1519-39 zahlreiche Ausgaben römischer, griechischer und mittelalterlicher Autoren. L ADB III 260; DBA N. E; Mederer I 119-26 u. ö.; Prantl I 158 u. Ö., II 489; J. von Aschbach, Die Wiener Univ. und ihre Gelehrten 1520-65, Wien 1888, 126-35 u. ö.; W. Hartl/K. Schrauf, Nachträge zum 3. Bd. von 1. Ritter von Aschbach's Geschichte der Wiener Univ., Bd. 111, Wien 1898,43-101; J. Haller, Die Anfange der Univ. Tübingen 1477-1537, Bd. 1, Stuttgart 1927, 307 f. u. Ö., Bd. 2, ebd. 1929, 111 ff. u. ö.; G. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im 16. Jb., Berlin-Leipzig 1929, 441 ff.; E H. Schubert, Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit, Göttingen 1966, 208 f.; Seifert 131; Wolff 307 u. ö.; I. Guenther, J. A. B., in: P. G. Bietenholz (Hg.), Contemporaries of Erasmus. A Biographical Register of the Renaissance and Reformation, Bd. 1, Toronto 1985, 191 f.; A. Schmid, ,,Poeta et Orator a Caesare Laureatus". Die Dichterkrönungen Kaiser Maximilians 1., in: HJb 109 (1989) 106; Killy II 167. F. J. Worstbrock
Braun (Praun), Anton, t 13. 8. 1540, D Eichstätt, Ostenfriedhof (Epitaph von Loy Heering). B. immatrikulierte sich am 22. 5. 1511 an der Univ. Ingolstadt; als Herkunftsort kommen Haß furt oder Hainsfarth bei Öttingen in Frage. Er promovierte in Ingolstadt im Dezember 1512 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1518 zum Magister. Am 12. 3. 1518 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Da er seit dem 1. 5. 1518 Konventor der Pariser Burse war, gelangte er vor Ablauf
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Braun-Brem
der üblichen vierjährigen Wartezeit am 3. 4. 1520 ins Konzil der Fak. B. etablierte sich recht schnell in der Artistenfak.: Schon im November 1520 wurde er mit Verhandlungen bei Leonhard von Eck wegen der Umwandlung der Kollegiaturen des Collegium vetus in Lekturen der oberen Fak. beauftragt. Außerdem übernahm er in der Folge dreimal das Dekanat der Fak. (SoSe 1523, SoSe 1527, WiSe 1529/ 30). Möglicherweise spielte bei diesem schnellen Aufstieg in der Fak.hierarchie die Protektion seines Lehrers Johannes Eck eine Rolle: Bereits im November 1520 wurde B., der folglich schon die Priesterweihe besessen haben muß, als einer der möglichen Vikare für Eck während dessen Abwesenheit in Erwägung gezogen. 1522-29 war er dann Regens des Georgianums. Daneben übernahm er nach der Einführung von Fachlekturen an der Artistenfak. am 8. 4. 1526 die Dialektik nach Aristoteles, die er gleichfalls bis 1529 las. In der Theol. promovierte B. am 13. 6. 1524 zum Bakkalar und erhielt die Bücher für den Bibelkurs zugewiesen (Job, Phil. und Kol.). Mit dem Erwerb weiterer Grade ließ er sich Zeit, doch war er 1525, wohl wieder auf Ecks Vermittlung hin, als Ablaßprediger im Bistum Eichstätt aktiv und trat beim Prozeß gegen Leonhard Käser im Juni 1527 in Passau neben Eck als zweiter Repräsentant der Univ. Ingolstadt auf. Erst als sich ihm die Aussicht eröffnete, Weihbischof in Eichstätt zu werden, promovierte er im Schnellverfahren zum Dr. der Theol.: Am 25. 9. 1529 begann er mit der Sentenzenvorlesung, am 5.10. erreichte er bereits das vierte Buch, und am 21.10. wurden ihm Lizenz und Doktorat verliehen. B. starb als Eichstätter Suffragan und Generalvikar. Werke von ihm sind nicht bekannt. Q UAM, D III 4, D III 6, GG IWII I, GG 111122, 0 IV I, OV I.
L Mederer I 116 u. ö.; Prant! I 214, II 167 u. ö.; Schmid 90; T. Neuhofer, Gabriel von Eyb, Fürstbischof von Eichstätt 1455-1535. Ein Lebensbild aus der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Eichstätt 1934, 183-7; Seifert, Statuten 486 f.; Ders., Das Georgianum 14941600, in: Real 162 u. ö.; Seifert 99 f. u. ö.; Kausch 217; M. Fink-Lang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985, 278 f.; Schwaiger 36 ff.; Schöner 348; Gatz I 77f. C. Schöner
Braun, Anton,
*
ca. 1750 Landshut.
V Schneider.
B. studierte 1772-76 an der Univ. Ingolstadt Jur. Am 21. 6. 1786 wurde er zum Stadtoberrichter von Ingolstadt ernannt und am 8. 8. 1792 zum Bürgermeister gewählt. In letzterer Funkti-
on wird B. letztmals 1803 erwähnt, das Stadtoberrichteramt hatte er bis zu dessen Auflösung bzw. Vereinigung mit dem Landgericht am 31. 12. 1810 inne. Zum 1. 1. 1811 wurde B. als Appellationsgerichtsrat nach Bamberg versetzt. Er wohnte dort im Haus der Kaufmannsfamilie Leist (heute Lange Str. 13), in dem E. T. A. Hoffmann aufgrund seiner schwärmerischen Leidenschaft zu Julie Marc verkehrte. Ob B. persönliche Bekanntschaft mit dem Literaten machte, entzieht sich genauer Kenntnis. An der Univ. Ingolstadt lehrte B. nur kurz: seit 1799 gehörte er der jur. Fak. an und las über Prozeßrecht. Im Zuge der Translokation der Univ. nach Landshut 1800 schied B. bereits wieder aus dem Prof.kollegium aus. Q Stadtarchiv Ingolstadt, A XV1I14, RB 1790/94, f. 218, RB 1803, f. 43.
L Prant! I 676; Matrikel LMU; Müller 342. W. Müller
Braun, Joseph, SJ, * 31. 1. 1663 Freiburg LBr., t 19.9.1743 Porrentruy.
Über die Jugendzeit wie auch die Herkunft von B. liegen keine Informationen vor. Am 22. 9. 1680 trat er in die Societas Jesu ein. Sein Studium absolvierte B. an der Univ. Ingolstadt. Noch als Theol.student erhielt er am 5.3. oder 26. 3. 1694 in Eichstätt die Weihen zum Subdiakon und Diakon. Ebenfalls in Eichstätt wurde er am 6. 5. 1695 zum Priester geweiht. Seine Primiz hielt er, wieder in Eichstätt, am 8. 5. 1695. Am 22. 10. 1696 wurde er in Dillingen Prof. für Rhetorik, 1698/99 widmete er sich in Straubing und Eichstätt der Lehre der Logik. Der Tätigkeit des Logiklehrers ging er vom 15. 10. 1700 an auch in Amberg nach, bis er im Jahre 1704 Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt wurde. Über die Dauer seines Wirkens in Ingolstadt und seine weiteren Aktivitäten ist nichts bekannt. L Sommervogel VIII 1917 f., XII 377 f. (W); Romstöck 46 f. (W); Ger! 46; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 26 f. F. Neumann
Brem (Prehm), Wolfgang Sigmund, * 1614 Waldsassen, t 9. oder 12. 11. 1674 Ingolstadt, Q) Anna Katharina Kleeblatt, t 16. 1. 1652.
B. studierte zunächst in Prag und erwarb dort den Grad eines Magister artium, dann in Padua (Matrikeleintrag: 7. 8. 1638), wo er zum Dr. med. promoviert wurde. 1637 wurde er Stadtphysikus in Amberg. Nach ständigen Querelen mit Rat und Bürgermeister verließ B. im De-
Brem - Brindeus zember 1647 Amberg und nahm den Ruf auf eine Med.professur an der Univ. Ingolstadt an. B. stand der Univ. sechsmal (1649, 1653, 1658, 1664, 1669, 1672) als Rektor vor und bezog zuletzt aufgrund seiner Verdienste als akad. Lehrer ein Gehalt von 500 Gulden. In der oberbayer. Pflegschaft Kösching erwarb B. das im 30jährigen Krieg verwüstete Landgut Gumbrechtshofen. Q BSB, cgm 3018 (Rektoratsrede, Sammlung von Urkunden und Schriften zur Univ. Ingolstadt).
W Instructionem pro medico, tempore contagiosi morbi, Ingolstadt 1649; Suffitum plus quam aromaticus, das ist: Lieblich ... Rauchwerck, wormit sich jedermäniglich ... wider allerhand anklebendes Gifft, und sonderlich wider jetzt regierende Pest ... zu verwehren, Ingolstadt 1650; Oratio de vita et morte Joannis Dueleri, Ingolstadt 1656. L Kobolt 108; Mederer II 313 u. Ö., III 10 f.; Prantl II 504; Matrikel LMU; L. Gröpel, Ärztebiographien '" aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefeie, Diss. München 1959, 27-35; G. Naber, Der Arzt als städtischer Amtsträger im alten Amberg, Diss. masch. Erlangen 1967, 123; L. Rossetti (Hg.), Matricula nationis Germanicae artistarum in gymnasio Patavino, Padua 1986, 250. R. A. Müller
* 29. 9. 1771 Heutringsheim (Württemberg), t 28. 4. 1818, ev., CD Friedrike Breyer, Tochter seines Onkels. Breyer, Karl Wilhelm Friedrich,
Nach Schulbesuch in Blaubeuren und Bebenhausen studierte der Sohn eines ev. Pfarrers ab 1789 vier Jahre lang Phi\. und Theo\. in Tübingen, arbeitete ab 1794 als Hauslehrer in Stuttgart, um dann 1797 seine Studien in Jena vor allem bei Johann Gottlieb Fichte fortzusetzen und zu promovieren. Nach der Habilitation in Jena 1800 wurde B. dort drei Jahre später zum ao. Prof. ernannt und mit Reskript vom 18. 9. 1804 auf Empfehlung Johann Anselm Feuerbachs zum o. Prof. der Geschichte und Statistik an die Univ. Landshut berufen. Im Frühjahr 1807 wechselte der am 12. 1. 1805 zum Hofrat ernannte B. an die Akad. der Wissenschaften nach München und übernahm am dortigen Lyzeum eine Professur für Geschichte. König Max I. Joseph übertrug ihm die Ausbildung seines zweiten Sohnes Karl Theodor in Geschichte und Literatur und verlieh ihm 1808 den Civilverdienstorden. Als Historiograph steht B. mit seiner ideengeschichtlichen Orientierung in der Tradition Johann Gottfried Herders, Immanuel Kants und Johannes von Müllers, wie schon sein 1802-04 in Jena erschienener, 1809 überarbeiteter "Grundriß der Universalgeschichte" und seine Landshuter An4*
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trittsvorlesung "Über den Begriff der Universalgeschichte" deutlich zeigen. B., der sich in Landshut rasch mit Johann Michael Sailer anfreundete und auf die religiöse Entwicklung von Studenten wie Johann Nepomuk Ringseis anhaltende Wirkung ausübte, trug in jedem Semester Universalgeschichte nach eigenem Grundriß vor, daneben las er "Statistik der Europäischen Staaten", "Deutsche Reichsgeschichte nach Mannert" sowie seit dem SoSe 1805 regelmäßig auch "Geschichte der politischen, statistischen und literärischen Veränderungen des gegenwärtigen Zeitalters". Im Auftrag der Akad. der Wissenschaften gab B. 1809 den dritten Band der von Peter Philipp Wolf begonnenen "Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit" heraus und erarbeitete den vierten aus Münchener Archivbeständen. Im gleichen Jahr besprach und würdigte er in einfühlsamer Weise die der Akad. als Preisschrift vorgelegte Biographie Ludwigs des Bayern, als deren Verfasser sich bei der Preisverleihung dann Konrad Mannert entpuppte. Die letzten Jahre seines Lebens waren der in amtlichem Auftrag übernommenen Abfassung eines Geschichtslehrbuches für die bayer. Schulen gewidmet. Q UAM, EIl51. W De justicia Aragonum fragmentum complectens succinctam hujus magistratus historiam ab anno 1348 usque ad annum 1479, Jena 1800; Grundriß der Universalgeschichte, 2 Bde., Jena 1802-04 (Neuaufl. 1809); Historisches Magazin, Jena 1805; Über den Begriff der Universalgeschichte, Landshut 1805; Über Aventin, den Vater der baier. Geschichte, München 1807; Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit, begonnen von Peter Philipp Wolf, fortgesetzt von K. F. W. B., Bde. 34, München 1809-11; Darstellung des Inhalts der gekrönten Biographie Ludwigs des Baiern, München 1811; Beiträge zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, München 1812; Lehrbuch der allgemeinen Geschichte, Tle. 1-3, München 1817-18; Grundriß der allgemeinen Geschichte in Tabellen für die Studienschulen des Königreiches Baiern, München 1820. L F. Thiersch, Lobschrift auf C. W. F. v.B., München 1818; Funk 27 f. u. ö.; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-26), in: BoehmlSpörlll 132 u. ö.; Beckenbauer 57 u. Ö. P. Segl
Brindeus, Peter,
* Le Mans.
Die Infonnationen über B. sind dürftig. Am 23. 4. 1611 wurde B., der bereits "philosophiae et medicinae doctor" war, auf Geheiß Herzog Maximilians I. als ao. Prof. für theoretische Med. und Chirurgie an der bayer. Landesuniv. ohne Gehalt angestellt. Nach dem Tod Edmund Hollyngs 1612 avancierte B., der während des WiSe 1613/14 als Rektor der Univ. amtierte, zum Ordinarius mit einer Besoldung von 250
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Brindeus - Brutscher
Gulden, die schon bald auf 450 Gulden angehoben wurde. Diese Summe wurde ihm auch während eines längeren FrankreichaufenthaIts 1614 weiter gezahlt. Ende Oktober 1618 verließ B. Ingolstadt unvennittelt während des Studienjahres und kehrte nach Frankreich zurück. Angeblich soll ihm im Georgianum nach dem Leben getrachtet worden sein. In Ingolstadt ließ er seine Frau mit einer Schuldenlast von 550 Gulden zurück. L F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 33; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis, Pars prior, Ingolstadt 1772, 15; Mederer II 200 u. ö.; Prant! I 432 f.; Matrikel LMU. F. Neumann
Brugglacher, Johann Georg, t 9. 12. 1620, CD Johanna.
*
Rain am Lech,
B. immatrikulierte sich 1595 in Ingolstadt und studierte später in Dole, wo er 1607 zum Dr. beider Rechte promovierte. Ab Mai 1607 war er an der Univ. Ingolstadt Extraordinarius, ab 1610 bis zum Herbst 1613 Ordinarius der Institutionen; im WiSe 1607 bekleidete er auch das Amt des Rektors. Prinzipiell den Jesuiten zugeneigt, half er doch zu verhindern, daß diese 1612 ihre Disziplinarrechte ausweiteten. Durch Veröffentlichungen trat er kaum hervor. 160916 versah B. das Oberlandschreiberamt zu Hirschberg, er war damit einer der Urteiler dieses alten kaiserlichen Landgerichts. Seit 1. 4. 1614 wurde er als Hofrat der Gelehrtenbank in München besoldet, ein halbes Jahr später übernahm er auch das Amt eines Lehenpropstes und damit die Leitung der herzoglichen Lehenverwaltung. Im März 1617 stieg er zum Hofkanzler auf; damit oblag ihm die Führung der Geschäfte des gesamten Hofrats, er leitete die Hofratskanzlei und übte über deren Angehörige die Jurisdiktion aus. Diese Ämter versah er bis zu seinem Ableben. Neben den täglichen Geschäften war seine zentrale Aufgabe in dieser Zeit das Direktorium in den Mindelheimischen Sachen, d. h. im Erbschaftsstreit um die Stadt Mindelheim zwischen Herzog Maximilian I. und den von Habsburg-Österreich unterstützten Fuggern. Der Herzog verwendete B. noch in weiteren auswärtigen Angelegenheiten, insbesondere im Zusammenhang mit dem Herrschaftsantritt Pfalzgraf Wolfgang Wilhelms von Neuburg. Q BayHStAM, PS 39, 318. WAssertiones de privilegiis creditorum, Ingolstadt 1612. L Prantl I 370 f.; G. Heyl, Der geistliche Rat in Bayern unter Kurfürst Maximilian L 1598-1651, Diss. masch.
München 1956, 260; Wolff 264; H. Altmann, Die Reichspolitik Maximilians L von Bayern 1613-1618, München-Wien 1978, 202 f. u. ö.; R. Heydenreuter, Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian L von Bayern (1598-1651), München 1981,313. M. Lanzinner
Brutscher (Brutser, Brutserus), Johann, SJ, * 1573 Oberstdorf, t 18. 10. 1628 Augsburg.
B. begann im Frühjahr 1589 seine Studien an der Univ. Dillingen, nachdem er zuvor wohl bereits das dortige Jesuitengyrnnasium besucht hatte. 1593 findet man ihn unter den Hörern der Phil. an der Univ. Ingolstadt. B., seit 1590 selbst Mitglied der Societas Jesu, unterrichtete 1597 die Humaniora am Kolleg Ingolstadt. Im Anschluß an ein dreijähriges Theol.studium (1598-1601) nahm er, ebenfalls in Ingolstadt, die Lehrtätigkeit als Prof. für Phi!. auf. In dieser Funktion wirkte er mit einer kurzen Unterbrechung bis 1605. Im Herbst desselben Jahres ging er nach Ebersberg. 1609 wurde er an der Univ. Dillingen Prof. der Theol. und der Phil., wobei er einerseits für Kontroverstheo!. und andererseits für Hebräisch und Mathematik zuständig war. Seit dem Wegfall seiner Lehrverpflichtung in Theo!. (1610) vertrat er nur mehr das Fach Phil., bis er 1614 ein neues ArbeitsfeId zugewiesen bekam: als Mitarbeiter des bekannten Philologen und Historiographen Matthäus Rader sollte er bei der Abfassung einer bayer. Geschichte behilflich sein. Von Rader als "vir doctus et in ornni Iitteraturae genere versatus" bezeichnet, entband man B. 1621 dennoch wieder von dieser Aufgabe, weil seine allzu kritisch-detailgenaue Arbeitsweise den Oberen der Provinz für den Fortgang des Unternehmens eher hinderlich als förderlich erschien. Q DAE, Summarium de variis rebus collegii Ingolsta-
diensi de anno 1548 usque ad annum 1671, annus 1593, 1597 f., 1601 f., 1605.
W Disputatio philosophica ex universa logica (Praes.; Resp.: G. Vischer), Ingolstadt 1602. - Ungedruckt: Commentarii in Aristotelis universam logicam, in libros de generatione et corruptione, de coelo, de meteoris, de sphaera, de physico auditu, de anima, metaphysica; Arithmeticae practicae epitome brevis, 1602-04 (BSB, clm 4817-20). L Mederer II 165; Prant! I 443, II 502; Freninger 26; Sommervogel II 274 f., VIII 1941 (W); Specht 283 u. ö.; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. von T. Specht, Dillingen 1909, 163 u. ö.; Duhr II/2 419; Schaff 78; Matrikel LMU; Gerl 50; Popp 37 f.; G. Wilczek, Phi!. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 17. und 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 48 (1985) 23. F. Heiler
Bryat - Buchner (Bruat), Fran, Pistorius, Caspar Clainer (Cleiner, Klainer, Kleiner), Georg, SJ, * 1574 Herbertingen, t 5. 3. 1620 München.
Über Herkunft und Jugend von C. ist nur bekannt, daß er ab dem 11. I. 1592 das Gymnasium in Dillingen besuchte. Als Absolvent der Rhetorik trat er am 25. 11. 1594 dort in die Gesellschaft Jesu ein. 1596-99 hörte er den üblichen phi!. Dreijahreskurs an der Univ. Ingolstadt und unterrichtete danach ab August 1599 Grammatik am Münchener Jesuitengymnasium. Seine theo!. Studien absolvierte er 1601-04 an der Univ. Ingolstadt, empfing im Herbst 1604 die Priesterweihe und ging anschließend wohl ins Tertiat nach Ebersberg. 1605-08 lehrte er als Prof. für Phi!. an der Univ. Dillingen. Am 16. 10. 1609 kam er nach Ingolstadt, um hier einen weiteren phi!. Kurs zu halten. Dort legte C. am 23. 9. 1612 Profeß ab. In der Folgezeit lehrte er, wohl in Konstanz, als Prof. für Moraltheo!., war 1616-18 Rektor des Kollegs in Hall (Tirol) und danach Novizenmeister im Tertiat in Ebersberg. - C. galt als hervorragender Gelehrter mit guten Griechisch- und Hebräischkenntnissen. Die unter seinem Vorsitz gehaltenen 14 phi!. Disputationen bieten inhalt1ich kaum Neues, lassen aber gleichwohl ein überdurchschnittliches Maß an Aufgeschlossenheit gegenüber aktuellen Fragen der zeitgenössischen Naturwissenschaft erkennen, z. B. der Erforschung jener "verborgenen Kräfte der natürlichen Dinge", wie sie von seriösen Verfechtern der damals in voller Blüte stehenden Alchemie und anderen Anhängern der ,,magia naturalis physica" betrieben wurde. W Theses philosophicae de naturalium rerum principiis et causis (Praes.; Resp.: M. Geiger, H. Schaefler), Dillingen 1607; Assertiones philosophicae de luce nobilissima et fusissima qualitate corporum, Dillingen 1608; Theses philosophicae de quinta substantia Peripateticorum sive de coelo (Praes.; Resp.: M. Kleinmayer), Dillingen 1608; Disputatio physica de magia naturali et viribus naturae contra magos (Praes.; Resp.: C. Baumann), Ingolstadt 1611; Disputatio philosophica de substantia corporea eiusque principiis et causis (Praes.; Resp.: G. Stalhueber), Ingolstadt 1612; Conclusiones philosophicae de quantitate molis eiusque speciebus (Praes.; Resp.: N. Widemann), Ingolstadt 1612. L Mederer II 193; T. A. Rixner, Geschichte der Phi!. bei den Katholiken in Altbayern, München 1835, 27 u. ö.; Prand I 443; Sommervogel II 1200, IX 47 f. (W);
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Romstöck 174 ff. (W); Specht 288 u. ö.; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. 1, hg. von T. Specht, Dillingen 1909, 198; Duhr I1/1 220; Schaff 78 u. ö.; Ger! 216; Popp 134 f.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. 1, Rom 1982, 132; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 110 u. ö. U. Neumann
Clenck (Clenke, Clenken, Klenk), Rudolf, * 17.4.(?)1528 Bremen, t 6. 8. 1578 Calenberg, o Kloster Eldagsen bei Hannover. C. ging aus einer lutheranischen Patrizierfarnilie Bremens hervor, weshalb er seine Studien zunächst in Wittenberg begann, um sie dann in Königsberg, Krakau (ab ca. 1550) und Rostock (ab 3. 6. 1552, dort Baccalaureat und am 20. 9. 1552 Magister artium) fortzusetzen. Bereits in Königsberg hatte er dabei engeren Kontakt zu kath. Theologen und zu Friedrich Staphylus aufgenommen, weshalb er vermutlich schon vor 1552 zum Katholizismus konvertierte. Nach weiteren Reisen durch ganz Europa nahm er am 3. 9. 1557 das Theo!.studium in Ingolstadt auf. Seiner Weitläufigkeit und Bildung, vor allem aber der Förderung durch Staphylus verdankte C. die fortwährende Gunst Herzog Albrechts V. von Bayern, der ihn mit einem Stipendium unterstützte und einen Studienaufenthalt in Löwen finanzierte, wo C. das Lizentiat beider Rechte erlangte (vor 1559). Auf herzoglichen Wunsch begann C. anschließend in Ingolstadt mit der Bibellektüre und lehrte nach dem Baccalaureat der Theo!. (4.6. 1562) die Sentenzen (ab 9. 6. 1562). Dabei geriet er in Konflikt mit den Jesuiten, die sich - zuletzt durch den Ordensgeneral - wiederholt beim Herzog über ihn beschwerten und eine geplante Promotion wegen angeblich häretischer Ansichten des Konvertiten verhindern wollten. Dennoch ordnete der Herzog an, daß c., der sich neben Martin Eisengrein als Gutachter und Delegationsmitglied bei den Wiener Verhandlungen über die Zulassung von Kelch und Priesterehe (Juli/August 1563) für die bayer. Religionspolitik bewährt hatte, unter Ausschluß der Jesuiten am 14. 12. 1563 zum Dr. theo!. promoviert wurde. Obwohl der Herzog im Januar 1564 auch noch die Aufnahme von C. in die theo!. Fak. erreicht hatte, verließ dieser im selben Jahr die Univ., um im Dienst des Bischofs von Eichstätt das dort neuerrichtete Seminar als Regens und Lehrer zu betreuen. 1570 holte der Herzog den zum Domprediger und Kanoniker Aufgestiegenen wieder nach Ingolstadt zurück, wo C. nun das Georgianum leitete und zugleich als Prof. Dogmatik, Exegese und später auch Kasuistik las. Im WiSe 1571/72 wurde C. zum Vizerektor, im SoSe
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Clenck - Cottet
zum Rektor gewählt. 1572, 1572/73 (vertretungsweise), 1575 und 1576/77 war er Dekan der theo!. Fak. Wiederholt kam es zu Zusammenstößen mit den Jesuitenprof., und als einige Jesuiten 1573 nach München übersiedelten, übernahm C. zusätzlich Teile von deren Lehrverpflichtungen. Eine Ende 1576 vom päpstlichen Kardinallegaten Morone geplante Mission von C. nach Moskau kam nicht zustande. Im Frühjahr 1577 wechselte C. in die Dienste des mit den bayer. Wittelsbachern verschwägerten Herzogs Erich 11. von Braunschweig-Calenberg, um an dessen gegenreformatorischer Kirchenpolitik maßgeblich mitzuwirken. Doch konnte er sich dort wegen mangelnder Unterstützung durch die herzogliche Regierung und die zuständigen Bischöfe bzw. wegen ungenügender Bevollmächtigung durch die Kurie nicht durchsetzen. Obwohl C. neben einer Verteidigungsschrift für seinen 1564 verstorbenen Freund Staphylus nur einige kleinere Abhandlungen, Thesen und Disputationen, die unter seiner Leitung durchgeführt worden waren, veröffentlichte, galt er doch als ein bedeutender Gelehrter. Seine wertvolle, 1577 der Univ. Ingolstadt überlassene Bibliothek weist ihn neben seinem theo!. Schwerpunkt als vielseitig gebildeten, vor allem an Philologie und Geschichte interessierten Humanisten aus. Durch die engagierte Ernsthaftigkeit seines Priestertums und seinen Einsatz im Dienst der Gegenreformation gehört C. zu den wichtigen Vertretern des nachtridentinischen Reformklerus. Doch beschworen seine mitunter unnachgiebige Entschlossenheit und seine Neigung zum Sarkasmus oftmals Konflikte herauf, die sein Lebenswerk leicht in Frage stellen konnten. Der Univ. Ingolstadt blieb er durch die Stiftung zweier bis 1763 nachweisbarer Graduiertenstipendien verbunden, mit denen gezielt die Ausbildung qualifizierter kath. Geistlicher ermöglicht werden sollte. Q BSB, cgm 3018; UAM, E I I. W Kurtzer Bericht vom catholischen vnd christlichen Abschaiden auß disem vergengklichen Leben des edlen, erwürdigen und hochgelerten Herrn D. Friderici Staphyli, Superintendenten der Hohen Schule zu Ingolstat, Ingolstadt 1564; Oratio de coelibatu sacerdotum, in: V. Rotmar (Hg.), Orationes Ingolstadienses, Bd. 1/1, Ingolstadt 1571, 114-129; Oratio de origine, praestantia, autoritate, successione auctoribus et historia juris canonici, in: ebd., Bd. 1/2, 168-183; Oe sacra sacerdoturn Christi coelibatu doctrina catholica in certas thesium partes distributa, Ingolstadt 1573; Catholica de absolutione, praecipuo sacramenti poenitentiae capite, disputatio, Ingolstadt 1575.
L ADB IV 322 f.; DBA N. E; Prant! I 307 u. Ö., II 290 ff. u. ö.; Schmid 95 f. u. ö.; L. Pfleger, R. C. Ein Ingolstädter Prof. des 16. Jh. (1528-1578), in: Historisch-politische Bll. für das kath. Deutschland 132 (1903),45-58,90-101 (W); K. Schellhass, Zur Legati-
on des Kardinals Morone (1576; Moskau. Bayern), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 13 (1910) 273-376; Ders., R. C. und die Gegenreformation in Braunschweig (1575-1578), in: ebd. 16 (1914) 91-142; Matrikel LMU; R. Obermeier, R. C., Prof. der Theol. an der Ingolstädter Univ. (1528-1578), in: Ders., Die Univ. Ingolstadt. Köpfe Begebenheiten, Ingolstadt 1959,57-61; A. Bauch, Das Collegium Williba1dinum im Wandel der Jahrhunderte, in: 400 Jahre Collegium Willibaldinum Eichstätt, Eichstätt 1964, 22-117; Real; Buzas 39; Kausch 39 ff. u. ö.; W. Klaiber (Hg.), Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh. Ein Werkverzeichnis, Münster 1978, 62. A. Edel
Coscan (Coscanus), Oswald, SJ, * 26. 3. 1581 Hall (Tirol), t 18. 1. 1637 Ingolstadt. C. trat am 15. 11. 1599 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach phi!. Studien in Dillingen studierte er seit 1607 an der Univ. Ingolstadt Theo!. und lehrte am akad. Gymnasium die Humaniora. 1613 empfing er die Priesterweihe in Eichstätt. Er wechselte dann nach Dillingen, wo er als Prof. an der phi!. Fak. wirkte. 1616 kehrte C. als Logikprof. nach Ingolstadt zurück. 1622 übernahm er Georg Stengels Lehrstuhl für Moralphi!., eine Position, die er bis zu seinem Tod innehatte. Während seiner vierzehnjährigen Zugehörigkeit zum Lehrkörper der theo!. Fak. versah er sechs mal das Amt des Dekans. Sein Tätigkeitsbereich ging über die Theo!. hinaus. Vom Senat 1636 beauftragt, sammelte er Material für die ,,Annales Ferdinandei" des Grafen Franz Christoph Khevenhüller. Die Mehrzahl der überlieferten Schriften von C. gehören der Phase seiner Lehrtätigkeit als Phi!.prof. an. In der von Galilei angefachten Heliozentrismusdebatte zeigte sich c., durchaus auf dem Boden der aristotelischen Lehre, in der ,,Disputatio physica de corpore coelesti" dem Kopernikanischen We1tentwurf gegenüber aufgeschlossen. Q BSB, clm 1381 (J. A. Oefele, Elogia theo10gorum illustrium Ingolstadiensium ex auditorio theologico descripta, 1736); DAE, B 186. W Fundamenta scientiae naturalis, Dillingen 1615, Disputatio physica de corpore coelesti, Dillingen 1616. L ADB IV 511; DBA; DBA N. E; Mederer III 214 u. Ö., Sommervogel II 1493 f., IX 125 f. (W); Specht
287; Schaff 79 u. ö.; Matrikel LMU; Ger168; Popp 4043. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Cottet, Anton (Antoine), SJ, * 2. 1. 1641 Fribourg, t 8.4. 1690 Freiburg i.Br. C. trat am 22. 9. 1657 der Societas Jesu bei. 1660-63 besuchte er den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt, 1666-70 studierte er dort The-
Cottet - Crauer 01. Die drei höheren Weihen empfing er am 28.2., 21.3. und 30. 5. 1670. In Ingolstadt lehrte er 1672-75 Phil. Am Ende des üblichen dreijährigen Kurses disputierten Graf Hieronymus Franciscus de Portia (am 19.6.), Balthasar Neubert gemeinsam mit Hermann Jungh (am 26.6.) sowie Wolfgang Hagn und Johann Fenckh (am 3.7.) über die "Prae1ectiones" von C. Von 1680 bis zu seinem Tod war C. Prof. für Moral an der theol. Fak. der Univ. Freiburg i.Br. Er promovierte dort am 26. 4. 1685 zum Dr. theol. und war in den WiSe 1685/86, 1687/ 88 und 1689/90 Dekan der theol. Fak. W Synopsis philosophica praelectionum trienalium quadripartita (Praes.; Resp.: Hieronymus Franciscus, Graf von Portia), Ingolstadt 1675; Controversiae philosophicae selectae (Praes.; Resp.: B. Neubert, H. Jungh), Ingolstadt 1675; Controversiae philosophicae selectae de anima (Praes.; Resp.: W. Hagn), Ingolstadt 1675 (mit Ausnahme der Widmung und Gratulationsgedichte unverändert auch unter dem Resp. 1. Fenckh). L Mederer III 2, 16; Sommervogel II 1561, IX 140 (W); Romstöck 53 ff. (W); Matrikel LMU; Schaff 139; Ger! 68; Kurrus II 93 u. ö.; Högner, Phil. und Med. in H. Zedelmaier Ingolstadt 43 f.; Strobel 452.
Couvillon, Jean, SJ, ca. 1520 Lilie (Flandern), t 17.8.1581 Rom. Über den näheren Studiengang von C. sind wir nicht unterrichtet. Durch die Beredsamkeit des Franz Strada und den Umgang mit Peter Faber dürfte er 1543/44 zum Eintritt in die Gesellschaft Jesu zu Löwen bewogen worden sein. Bereits damals wurde seine Gelehrsamkeit gerühmt, vor allem im Griechischen. Nachdem er Theol. und Phil. in Coimbra, Rom und Lyon studiert und gelehrt hatte, kam er im Sommer 1556 an die Univ. Ingolstadt, um als Lehrer der Theol. tätig zu werden. Sein Verdienst war es, daß er an all seinen Tätigkeitsorten das Disputationswesen zum großen Nutzen der studierenden Jugend wieder einführte. Mehrfach erscheint C. in Ingolstadt auch als Dekan der the01. Fak. Herzog Albrecht V. schickte ihn zusammen mit seinem Rat Augustin Baumgartner als Abgesandten und Redner nach Trient, wo er mehrfach, vor allem im Zusammenhang mit der bayer. Forderung nach dem Laienkelch und der Priesterehe, auftrat. Kardinal Otto Truchseß von Waldburg, der Bischof von Augsburg, berief ihn von Trient nach Dillingen zur Leitung der dort von den Jesuiten übernommenen Univ. 1564 beteiligte sich C. erfolgreich an einer Mission in Vilshofen und Landau in Niederbayern. C. starb wohl in Rom (Fejer), wo er als Beichtvater bei St. Peter erwähnt wird, als Todesort wird aber auch Dillingen genannt. Die Univ. Ingolstadt setzte C. im Hörsaal ein schriftliches Denkmal. - Das Werk von C. ist
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nicht sehr umfangreich. 1554 wurden von ihm theol. Konklusionen gedruckt, 1559 scheinen von ihm zu Ingolstadt "Indische Briefe" in deutscher Übersetzung erschienen zu sein. Ferner liegen noch einige ungedruckte Schriften vor. Q BayHStAM, Jesuitica 1746; UAM, GG II1/11 I; UBM, 4° Cod. ms. 819, 2° Hist. lit. 176.
W Affectiones seu theologicae conclusiones ex priori epistula D. Pau!i ad Corinthios, Rom 1554; Litterae iudicae, Ingo1stadt 1559. - Ungedruckt: Confessionum !ibri VIII (Mailand, Biblioteca Brera); Responsio ad aliquas quaestiunculas de suffragiis, quae mortuis impenduntur ab ecclesia deque orationibus sanctorum pro vivis cum obiectionibus duabus (BayHStAM, Kurbayern Äußeres Archiv 4250, f. 75-80, 229). L ADB IV 537; Mederer I 245 u. ö.; Prantl II 490; A. Knöpfter, Die Ke\chbewegung in Bayern unter Herzog Albrecht v., München 1891,96-106 u. ö.; Sommervogel II 1594, IX 143 f. (W); Hurter III 274; Specht 58 f.; O. Braunsberger (Hg.), Beati Petri Canisii S. J. epistolae et acta, Bd. 2-4, Freiburg LBr. 1898-1905; Duhr I 867; Matrikel LMU; Concilium Tridentinum. Diariorum, actorum, epistu1arum, tractatuum nova collectio, hg. von der Görres-Gesellschaft, Bd. 8, Freiburg LBr. 1964,619; Gerl 70; G. Schwaiger, Die theol. Fak. der Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: BoehmlSpör! I 65 f.; H. Jedin, Geschichte des Konzils von Trient, Bd. IV/2, Freiburg LBr. 1975, 336 u. ö.; Kausch 38; Seifert 186 u. ö.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982,63; A. Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayer. Visitation des Jahres 1560, SI. Ottilien 1986, 164; Jesuiten in Bayern 38 ff.; Schwaiger 49. E. M. Buxbaum
Crauer (Krauer, Cramer), Karl Alexander, SJ, * 3.4. 1728 Luzern, t 1. 4. 1800 oder 2. 4. 1802 Luzern. Nach dem Eintritt in den Jesuitenorden am 4. 10. 1744 und dem sich anschließenden zweijährigen Noviziat in Landsberg studierte C. 1746/47 Phil. an der Univ. Ingolstadt. Das vom Orden vorgesehene Magisterium absolvierte er als Lehrer der Humaniora 1748-53 am Gymnasium in München. Im Anschluß daran belegte er - wiederum in Ingolstadt - den theol. Kurs, den er 1757 beendete. Unterbrochen nur vom Tertiatsjahr in Altötting (1758/59), wirkte C. in der Folge als Prof. an mehreren süddeutschen Lehranstalten der Jesuiten: so unterrichtete er Phil. in Eichstätt (1757/58), Augsburg (175961), wo er am 15. 8. 1761 auch Profeß ablegte, Innsbruck (1761-63) und Ingolstadt (1763-66). An letzterem Ort fand am 28. 7. 1766 unter dem gemeinsamen Vorsitz von C. und seinem Fak.kollegen Johann Evangelist Cronthaler eine Disputation statt, in der Ferdinand Joseph Baader, der spätere Direktor der phil. Klasse der bayer. Akad. der Wissenschaften, Thesen aus Isaac Newtons Gravitationstheorie verteidigte.
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Crauer - Creuzen
Diese Disputation sowie die von C. in Ingolstadt gehaltenen Vorlesungen nach den Lehrbüchern seines Ordensbruders Roger Joseph Boscovich nahmen eine schon in den 1750er Jahren von den Gebrüdem Joseph und Maximus Mangold begründete Tradition der unvoreingenommenen Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaft wieder auf. Seit seinem Abschied aus Ingolstadt verlagerten sich die Interessen von C. jedoch mit den neuen Lehraufgaben, die ihm von nun an übertragen wurden, von der Phil. zur Theol. Sichtbarster Ausdruck dieser Neuorientierung war seine Promotion zum Dr. der The01. am 10. 11. 1766 an der Univ. Freiburg i.Br., an der er im Anschluß daran auch Moraltheol. lehrte. Nach nur einem Jahr wechselte er im Sommer 1767 als Prof. der Theol. an die Univ. Dillingen. Dort erfuhr er im Spätsommer 1773 von der Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XlV. Noch bevor das päpstliche Breve in Dillingen offiziell vollzogen werden konnte, verließ C. das Kolleg und begab sich in seine Heimatstadt Luzern, wo er bereits zum Beginn des Studienjahres 1773/74 als erster Prof. der scholastischen Theol. an der in eine Staatsschule umgewandelten, aber weiterhin von Exjesuiten betreuten Hochschule begegnet. Diese Position hatte er bis zum Ende des Schuljahres 1792/93 inne. Seit 1775 leitete er zudem als Vizesuperior das sogenannte Xaverianische Haus, das Anfang 1774 in ein Weltpriesterhaus umgewandelte ehemalige Jesuitenkolleg. Offiziell behielt er dieses Amt, das ihm die geistliche Oberaufsicht über die dort lebende Gemeinschaft von Exjesuiten sicherte, bis 1788, tatsächlich übte er es auch noch nach diesem Zeitpunkt bis zur Niederlegung seines Lehramts aus. 1796 wurde C., der schon seit 1786 ein Kanonikat am Chorherrenstift St. Leodegar besaß, schließlich zum Kommissar des Konstanzer Bischofs in Luzern ernannt. In dieser Funktion nahm er etwa im September 1796 an einer Visitation des Klerus im Kanton Luzern teil. Als C. Ende 1798 von Fürstbischof Maximilian Christoph von Rodt aus seinem Amt entlassen wurde, geriet seine Demission zum Politikum. Der päpstliche Nuntius in Luzern, Pietro Gravina, erkannte den Nachfolger, den als aufgeklärt geltenden Luzerner Pfarrer Thaddäus Müller, nicht an und setzte statt dessen wieder C. in seine frühere Position ein. Ungeachtet des nun anhebenden Streits zwischen der Nuntiatur und dem Bistum Konstanz, das seit 1800 vom designierten Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg vertreten wurde, dürfte C. seine Funktion - parallel zum bischöflich ernannten Kommissar - bis zu seinem Tod beibehalten haben. Als Exponent traditionalistischer Strömungen hatte sich C. je-
doch nicht erst in diesem Konflikt profiliert. Spätestens seit der Aufhebung des Jesuitenordens vertrat er - ungeachtet seiner früheren Offenheit in naturwissenschaftlichen Fragen - einen gegen aufgeklärte Reformen innerhalb der Kirche polemisierenden Standpunkt. Als geistiges Oberhaupt der im Xaverianischen Haus versammelten Luzerner Exjesuiten sowie als Verfasser zahlreicher theol., hagiographischer und asketischer Schriften war er zu einem der Wortführer des gegenaufklärerischen Exjesuitismus im deutschsprachigen Raum avanciert. W Imago primi episcopi a divo Bonifacio archiepiscopo consecrati in primo post mille annos episcopo Eustadii renovata. Drama musicum, Innsbruck (?) 1758; Causa motus et quietis examini philosophico subjecta, Innsbruck 1762; Lob- und Sittenrede auf den H. Bernard, Innsbruck 1766; Lob- und Ehrenrede bey der Heiligsprechung Josephs von Calasanz, Dillingen 1768; Lob- und Sittenrede auf den hohen Festtage des H. Patriarchen Benedikt, Dillingen 1769; Positiones theologicae, Dillingen 1772; Idea theologiae asceticae scientiam sanctorum, sive quae sanctos facit, clara et facili methodo exhibens, P. Francisci Neumayer SJ opus posthumum, Augsburg 1781 (deutsche Übersetzung unter dem Titel: P. Franz Neumayrs ... wahrer Begriff der ascetischen Theo\., welche die Wissenschaft der Heiligen, das ist, die Kunst, heilig zu werden, klar und gründlich vorträgt, Augsburg 1781 u. Ö., Donauwörth 1783). L Mederer III 286 u. ö.; De Luca 80; Prantl I 613; Romstöck 55 f.; Sommervogel II 1646 f., IX 148; Specht 114 u. ö.; Huwiler 199; Strobel 121 u.ö; Kurrus II 183 u.ö; D. Leisibach, Die Aufhebung des Luzemer Jesuitenkollegiums 1774. Die Anfange der Staatsschule 1774-1814, Baldegg 1978,76 u. ö.; P. Stötter, Vom Barock zur Aufklärung. Die phi\. Fak. der Univ. Ingolstadt in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh., in: BoehmlSpör! II 108; Böhme, Prof. der phi\. Fak. 17 ff. (W); H. Wicki, Staat Kirche Religiosität. Der Kanton Luzern zwischen barocker Tradition und Aufklärung, Luzern-Stuttgart 1990, 382; A. GÖssilJ. Bannwart (Hg.), Die Protokolle der bischöflichen Visitationen des 18. Jh. im Kanton Luzern, Luzern-Stuttgart 1992, 36 u. Ö. M. Schaich
Creuzen, Ehrenfried, SJ, * 4. 10. 1657 Schweikershain (Sachsen), t 2. 4. 1704 Luneville. Über die Biographie von C. liegen nahezu keine Angaben vor. Bekannt ist lediglich, daß er am 2. 4. 1678 in den Jesuitenorden eintrat und am 19. 10. 1686 als Prof. der Logik an die Univ. Ingolstadt kam. Bereits am 4. 2. 1687 verließ er Ingolstadt jedoch wieder in Richtung Innsbruck, um dort als Erzieher eines Prinzen von Lothringen zu wirken. L Mederer III 57 u. Ö.: Prantl I 506; Romstöck 55; Schaff 141; Matrikel LMU; Ger! 69; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 46. M. Schaich
Croaria - Crollalanza Croaria, Hieronymus von, * um 1460 Konstanz, t 1527, CD 1501 Eva von Reischach, t 1537. V Friedrich, t vor 1504, MN. Sattler.
Der 1476 in Basel immatrikulierte und 1486 als "utriusque iuris doctor" in Tübingen genannte C. stammte aus einer seit 1398 mit der Hofpfalzgrafenwürde ausgezeichneten Konstanzer Adelsfamilie. An der Univ. Tübingen lehrte er 1492-96 und bekleidete zweimal das Rektorat. Im Februar 1497 karn er als Kanonist an die Univ. Ingolstadt, wo er 19 Jahre lang, bis zum Juni 1516, die mit dem Ehrenvorrang eines "primarius" verbundene Dekretalenlektur (erster kanonistischer Ordinarius) innehatte. 1510 war er Dekan der jur. Fak. Sein Ansehen und Einfluß spiegelten sich nicht nur in seiner Besoldung, die die höchste aller Ingolstädter Rechtsprof. war, sondern auch in seinen zahlreichen weiteren Tätigkeitsfeldern wider: ab 1498 war C. Ratskonsulent der Reichsstadt Nürnberg, seit 1509 württembergischer Rat. 1508/09 amtierte er als Fiskalprokurator arn Reichskammergericht - seine Professur blieb in dieser Zeit vakant -, nach seinem Abgang von der Univ. 1516/17 am Gericht des Schwäbischen Bundes. Wichtige Dienste leistete er den wittelsbachischen Landesherm. Seit 1498 saß er im Neuburger Hofgericht Herzog Georgs von Landshut und unterstützte als Rat dessen Bemühungen um eine Weitergabe des Reichsfürstentums Bayern-Landshut in weiblicher Linie. Nach 1504 war er Rat - seit 1506 auf Lebzeiten - der bayer. Herzöge Albrecht IV. und Wilhelm IV., seit 1516 Rat und Diener der Fürsten von Pfalz-Neuburg. Dort seit 1522 als vollgültiges Ratsmitglied nachweisbar, begegnet er auch als stellvertretender Neuburger Hofrichter. Als Besitzer der Herrschaft Tapfheim (seit 1515) war er Mitglied der Neuburger Ständekorporation. Er entfaltete eine umfangreiche Gutachtertätigkeit; ein eherechtliches Gutachten von 1510 wurde in die Konsiliensarnrn1ung des Claudius Cantiuncula (Köln 1572) aufgenommen. Von C. stammt auch ein Entwurf zu den Appellationsvorschriften der bayer. Gerichtsordnung von 1520. Doch auch an seiner Univ. engagierte sich C. Er war beteiligt an den Erhebungen einer herzoglichen Untersuchungskornrnission von 1497, an der Statutenreform von 1507 und an der Berufung des Theologen Johannes Eck 1510. Befreundet mit Humanisten wie Konrad Celtis und Jakob Locher, den er 1505 gegen die von dem Theologen Georg Zingel betriebene Verurteilung durch die Univ. in Schutz nahm, unternahm er 1500 die erste Ausgabe der Akten des Konstanzer Konzils.
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Q BayHStAM, Staatsverwaltung 2795; BSB, cgm 2535.
W Acta seitu dignissima doctoque concinnata Constantiensis conci1ii ce1ebratissimi generalis de a. 1414, Hagenau 1500, erweiterte Ausgabe Mailand 1511; Diss. de prima editione concilii Constantiensis, in: J. Lenfant, Histoire du concile de Constance, 2 Bde., Amsterdam 1714 (P). L ADB IV 600; NDB II 416 f; DBA; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 120-89; Seifert 38-54 u. ö.; Seifert, Statuten 101 u. ö.; Wolff 30 u. ö.; K. K. Finke, Die Tübinger Juristenfak. 14771534, Tübingen 1972, 139 ff.; E. Denk, Die Appellationsvorschriften der bayer. Gerichtsordnung von 1520, Diss. München 1977; Dr. Johannes Eck. Seelsorger Gelehrter - Gegner Luthers, hg. vom Stadtarchiv Ingolstadt, Ingolstadt 1986, 37 (P); L. d' Aseia, Die erste Übersetzung der "Institutio Prineipis Christiani": Ein Beitrag zum "Erasmus Deutsch", in: Wolfenbülteler Renaissance Mitteilungen 14 (1990) I ff.; M. CramerFürtig, Staatsbildungsprozeß und Ständeorganisation zu Beginn der Neuzeit. Landesherrliche und landständische Herrschaftsausübung im Fürstentum pfalz-Neuburg in der ersten Hälfte des 16. Jh., Diss. Regensburg 1991; Schöner 273 f. u. ö. P Kupferstich von M. Pool, Staatliche Graphische Sanunlung München. R. Stauber
Crollalanza (Crollolanza), Johann Anton, t 8. oder 9.4. 1683 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, CD Helena Bayer. V Claudius.
Der einer nach Tirol ausgewanderten, ursprünglich lombardischen Familie entstammende C. soll in Italien studiert haben und ist 1641 als an der päpstlichen Rota in Rom gutachtender Dr. beider Rechte bezeugt. Von Rom aus bewarb er sich mehrfach um eine Professur an der bayer. Landesuniv. Doch erst am 3. 12. 1642 wurde er als unbesoldeter ao. Prof. in der jur. Fak. angestellt. Immerhin erfolgte wohl bereits im Frühjahr 1643 die Beförderung zum Titularordinarius und im November 1643 nach dem Tod Erasmus Paschas die zum wirklichen Ordinarius. 1647 verfaßte C. wie die übrigen Ingolstädter Juristen ein Gutachten über die Lehrrnethode des kanonischen und zivilen Rechts. Als Versuche, einen eigenen Publicisten nach Ingolstadt zu berufen, gescheitert waren, wurde C. im November 1653 gegen den Widerstand der Fak. vorn Kurfürsten zusätzlich mit der "Iectio juris publici" betraut. Nach dem Tod von Amold Rath übernahm er im Dezember 1671 den Lehrstuhl der Pandekten. Seit 1676 kränkelnd, wurde C. am 28. 9. 1678 unter Belassung seiner Bezüge emeritiert. Während seiner Lehrtätigkeit war C., dessen Fleiß zu wün-
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Crollalanza - Currer
schen übriggelassen haben soll und der als "infamer Calurnniant" sowie cholerischer Charakter galt, des öfteren in Streitigkeiten mit Kollegen verwickelt. Dessen ungeachtet wurde er 1669 zusammen mit Johann Jakob Lossius als Gesandter der Univ. auf den in München einberufenen bayer. Landtag abgeordnet und fungierte fünfmal als Rektor (WiSe 1648/49, WiSe 1659/60, SoSe 1667, SoSe 1671, WiSe 1674175). Q BayHStAM, GL 1481/1V Nr. 18, GL 1482/1 Nr. 8,
GL 1482/11 Nr. 31, 64, GL 1483/11 Nr. 13, GL 1484/11 Nr. 12, GL 1485 Nr. 18; BSB, c1rn 7241; UAM E I 4 a.
W Ichnographia rerum publicarum generalis atque typus mundi seu orbis Romani tarn veteris quam moderni sacri Romani-Germanici imperii spezialis (Praes.; Resp.: F. A. Wemer), Ingolstadt 1674; Diss. politicohistorica et juridico-canonica de ingressu ac progressu sacri militis, vulgo Deß Geistlichen Ritters (Praes.; Resp.: J. W. Bernhard), Ingolstadt 1675. L ADB IV 604; DBA; Mederer 11 300 u. Ö., III 7 u. ö.; Prantl I 427 u. Ö., 11 503; G. B. di Crollalanza, Dizionario storico-blasonico delle farniglie nobili e notabili italiane estinte e fiorenti, Bd. 1, Pisa 1886, 341; Neumaier 53 u. Ö. L. Böninger
Cronthaler, Johann Evangelist, SJ, * 17. 11. 1728 Kaufbeuren, t 28. 11. 1772 Innsbruck. Nach dem Eintritt in die Societas Jesu am 26. 9. 1745 verbrachte C. sein Noviziat in Landsberg. 1748-50 und 1754-58 studierte er zunächst Phi!., dann Theo!. an der Univ. Ingolstadt. Nach Lehrtätigkeit (1750-54, 1758-63) an den Jesuitenkollegien in Mindelheim, Straubing, Landshut, Augsburg und Luzern legte C. am 2. 2. 1763 Profeß ab. 1764-66 lehrte er an der phi!. Fak. der Univ. Ingo1stadt Logik. Seine weitere Lehrtätigkeit führte ihn zuerst nach Regensburg, dann nach Freiburg i.Br., wo C. am 6. 11. 1767 zum Dr. theo!. promoviert wurde und 1767-70 Moraltheo!. lehrte. Anschließend unterrichtete er in Augsburg, seit 1771 war er Prof. für Dogmatik an der Univ. Innsbruck. In seinen 1766 erschienenen "Theses ex institutionibus philosophicis" erwies sich C. als ein weitgehend, etwa beim Gravitationsgesetz und bei der Theorie des Lichts, auf dem Boden der seinerzeit modemen physikalischen Theoriebildung stehender Gelehrter. W Theses ex institutionibus philosophicis biennio explicatis selectae, Ingolstadt 1766. L De Luca 68; Prantl I 613; Romstöck 56 ff. (W); Schaff 169 u. ö.; Ger! 70; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 19 f. (W); Kurrus 11 314 f. W. Müller
Currer (Churrer, Kurrer, Thurrerius), Caspar. C., der als seinen Herkunftsort Schorndorf angab, immatrikulierte sich am 2. 3. 1516 an der Univ. Tübingen, wo er sich dem wohl ungefähr gleichaltrigen Philipp Melanchthon, bei dem er Griechisch lernte, anschloß. Im Juni 1517 promovierte er zum artistischen Bakka1ar, im Januar 1519 zum Magister. Während der nächsten Jahre betätigte er sich wohl als Magister der Tübinger Artistenfak. und beschäftigte sich daneben mit der Herausgabe verschiedener Schriften. 1523 brachte er einen Brief von Jakob Fontanus über den kurz vorher erfolgten Fall von Rhodos zum Druck, 1525 besorgte er die Editio princeps der Annalen von Lampert von Hersfeld, die in einem ähnlichen Zusammenhang wie die wenig früher im Ingo1städter Aventin-Kreis verfolgten Editionsprojekte zu sehen ist. Die Historie wird als Magistra vitae gesehen, an der sich die adelige Jugend ein Beispiel nehmen soll, doch spielt auch die Glorifizierung der eigenen Geschichte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wichtiger als die Beschäftigung mit der Historie wurden für C. jedoch seine Griechischstudien. 1523-26 bekleidete er in Tübingen die Griechischlektur, die er allerdings abgeben mußte, als mit Jakob Jonas ein Lektor zur Verfügung stand, der zusätzlich noch das Hebräische vertreten konnte. C. widmete sich damals wohl auch schon dem Jurastudium. Ob seine Immatrikulation an der Univ. Wien im WiSe 1528/29 im Zusammenhang mit der Suche nach einer neuen Stellung zu sehen ist, bleibt unklar. Nach dem Abgang von Jonas aus Tübingen kam C. 1533-35 erneut als Griechischlektor zum Zuge, anschließend war er in Tübingen 1537/38 Univ.notar. Damals begann sich die Univ. Ingolstadt, an der nach Nikolaus Winmanns Abgang 1538 die Griechischlektur vazierte, wohl auf Empfehlung von Sebastian Linck für C. zu interessieren. Am 9. 3. 1538 immatrikulierte sich C. in Ingolstadt, am 22.3. begann er mit seiner Griechischvorlesung. Allerdings ließ in Ingolstadt seine Lesernoral zu wünschen übrig; nach verschiedenen vergeblichen Aufforderungen, seinen Lehrverpflichtungen nachzukommen, wurde er deswegen am 26. 6. 1542 abgesetzt. Mindestens bis zu seiner Promotion zum Dr. iur. civ. am 21. 5. 1543 blieb C. noch als Privatpräzeptor in Ingolstadt, wobei er und seine Schüler wegen ihrer nächtlichen Umtriebe das Rektorgericht beschäftigten. Aus diesen letzten Monaten in Ingolstadt stammt auch das erste von C. in Ingolstadt geschriebene griechische Gedicht auf den verstorbenen Johannes Eck; nach Adelungs Angaben soll sich auch schon ein griechisches Gedicht von C. in der 1527 gedruckten "Oratio de artibus liberalibus" be-
Currer - Cysat finden. Nach der Dr.promotion hat C. Ingolstadt wohl verlassen. 1548 ist er als Vertreter von Schwäbisch Gmünd auf dem Reichstag von Augsburg nachgewiesen. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM,DIII7,GGIVa2. W Ad Adrianum pontificem maximum Jacobi Fontani iudicis appellationum Rhodiorum epistola elegantissima missa e Rhodo, post devictam a crudelissimo Christianorum hoste Turcha insulam, Tübingen 1523; [Germanorum res praeclare olim gestael quisquis est gloriae Germanicae et maiorum studiosus, hoc utare ceu magistro libello, Tübingen 1525; Oratio de artibus liberalibus, Tübingen 1527; In obiturn ... Iohannis Ekkii theologi, in: Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii habitae, Ingolstadt 1543, hg. von J. Metzler, Münster 1930, 50. L DBA; Prantl I 212; R. Roth, Urkunden zur Geschichte der Univ. Tübingen aus den Jahren 1476 bis 1550, Tübingen 1877, 166 f.; J. Haller, Die Anfänge der Univ. Tübingen 1477-1537,2 Bde., Stuttgart 192729; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Thr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971, 201; Wolff 311 u. ö.; Seifert 142; E. Zeitler, Der "Liber conductionum", das älteste Anstellungsbuch der Univ. Tübingen. Edition und Kommentar, Tübingen 1978; N. Hofmann, Die Artistenfak. an der Univ. Tübingen 1534-1601, Tübingen 1982, 8 u. ö.; Schöner 383 u. ö. C. Schöner
Cysat (Cysatus, Cisatus, Cissatus), Johann Baptist, SJ, * 12. 3. 1587 Luzem, t 3. 3. 1657 Luzern, 0 Luzern, Jesuitenkirche. V Renward, * 1545, t 25. 4. 1614, Apotheker, ab
1570 Unterschreiber, ab 1575 Stadtschreiber von Luzero, M Elisabeth Boßhart, Tochter des Ratsherrn Jakob Boßhart.
Als Großrat (1573-75) der Stadt hatte sich der Vater von C., der sich sein ganzes Leben politisch und schriftstellerisch als eifriger Verfechter des kath. Glaubens erwies, dafür eingesetzt, daß die Jesuiten 1574 nach Luzern kamen und hier ein Kollegium errichteten, an dessen Gymnasium dann auch seine Söhne unterrichtet wurden (Renward Cysat dJ. war als sein Nachfolger 1614-24 Stadtschreiber, endete aber 1628 im Kerker; ein Caspar C. aus Luzern war 1600 Student der Logik in Ingolstadt). C. wird hier 1602 als Schüler der Rhetorikklasse, der fünften und letzten Gymnasialklasse, geführt, trat aber erst am 21. 10. 1604 sein zweijähriges Noviziat in Landsberg an; 1606/07 absolvierte er die Rhetorikklasse in Ingolstadt, um im Anschluß daran hier auch den dreijährigen Phil.kurs zu belegen. Am 15. 10. 1610 wurde der Magister C. als Prof. rudimentorum in Ingolstadt immatrikuliert und unterrichtete bis 1613 am Gymnasium des Jesuitenkollegs, bevor er 1613-17 sein Theol.studium an der Univ.
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absolvierte; die Priesterweihe erfolgte am 20.5. 1617 in Eichstätt. Bereits während dieses Studiums war C. gleichzeitig ,,Director horologii" des Jesuitenkollegs und erhielt durch Christoph Scheiner eine spezielle Ausbildung als "mathematicus" (zur ,,Mathematik" zählten auch die Astronomie sowie die Zivil- und Kriegsarchitektur) und in den alten orientalischen Sprachen (Hebräisch, Syrisch, Chaldäisch), so daß ihm am 17. 9. 1618 - der Lehrstuhl war seit 1616 interimistisch wegen der häufigen Abwesenheit Scheiners Johannes Lanz übertragen worden, bis C. seine Ausbildung abgeschlossen hatte - wie vorgesehen statt der üblichen Theol.professur die Ingolstädter Professur für Mathematik und Hebräisch übertragen werden konnte, die er bis 1622 innehatte; am 31. 7. 1621 hatte C. Profeß (viertes Gelübde) abgelegt. Einblicke in den durch Scheiner verrnittelten Stoff gewähren die erhaltenen Mitschriften seiner allgemeinen öffentlichen und speziellen Vorlesungen, aus denen der "Tractatus de tubo optico" (1616) mit praktischen Anleitungen herausragt, welche Vorlesung er aber schon früher gehalten haben muß; 1613 baute Scheiner immerhin erstmals ein Keplersches Fernrohr, und im selben Jahr verehrte C. seinem Vater ein mit selbst geschliffenen Linsen versehenes "Perspectif". Aufgrund seiner mathematischen Ausbildung wurde C. von dem China-Missionar Nicolas Trigault SJ, der auf seinem Werbefeldzug für die Unterstützung der China-Mission der Jesuiten 1616 auch München besuchte, für die Mission ausersehen; doch wurde der von C. gestellte Antrag vom 4. 4. 1616 von Ordensgeneral Muzio Vitelleschi ebenso wie später wiederholte Gesuche abgelehnt (auch die Widmung seiner "Tabula cosmographica versatilis" von 1619, in der C. die Tätigkeiten des Ordens in allen Erdteilen darstellte, konnte den Ordensgeneral nicht umstimmen). C. wurde, wohl auch im Hinblick auf die folgende Aufgabe, im Anschluß an seine Mathematikprofessur Minister des Ingolstädter Jesuitenkollegs, bevor ihm als Nachfolger des langjährigen Leiters Bartholomäus Stücklin (1607-23) das Rektorat des Luzemer Kollegiums übertragen wurde (Ernennungspatent 4.2. 1623, Amtsantritt 29.6. 1623). Wegen unüberbrückbarer Spannungen im Kollegium und mit den Stadtoberen (verstärkt durch sein Eintreten für den inhaftierten Bruder) wurde er jedoch bereits vor Ablauf der dreijährigen Mindestzeit für ein Rektorat vom General abberufen und im März 1627 (wie bereits 1625 von Vitelleschi empfohlen, wogegen sich aber der Provinzial ausgesprochen hatte) als Prof. der Mathematik an das Collegium Imperiale in Madrid versetzt, wo er am spanischen Hof auch Beichtvater des Grafen Fran-
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Cysat
cisco de Castro wurde, den er im Januar 1629 nach Mailand und Österreich begleitete. Am kaiserlichen Hof in Wien hatte er aber bereits auch wieder Interessen der oberdeutschen Ordensprovinz zu vertreten. Bevor C. dann die Leitung des Innsbrucker Kollegiums übertragen wurde (Beginn als Vizerektor Ende 1631, 1632-36 Rektor), war er unter dem Rektorat des Ingolstädter Confraters Caspar Hell 1630/ 31 als ,,Architectus" mit der Planung und Bauleitung des Kollegiengebäudes in Amberg beauftragt; in Innsbruck trat er 1637 vorn Rektorat zurück, um sich ganz der 1636 übernommenen Bauleitung der Trinitätskirche widmen zu können (1640 fertiggestellt, 1646 geweiht). 1646-50 war C. schließlich Rektor des vorn Krieg schwer gezeichneten Kollegiums in Eichstätt, bevor er am 22. 9. 1650 als Spiritual zurück an das Luzemer Kolleg karn, wo er 1650/ 51 Vorlesungen über Kontroverstheol. und 1650-56 über die Hl. Schrift hielt. - Von seiner literarischen Tätigkeit, für die er sich häufiger von seinen Pflichten entbinden ließ, haben sich l!-ußer der 1619 in Form einer Disputation veröffentlichten Kometenschrift keine druckferti gen Manuskripte erhalten; auch die mehrfach von ihm und Zeitgenossen erwähnte "Tabula cosmographica versatilis" ist verschollen. Einblick in die Vorlesungstätigkeit geben dagegen einige erhaltene Mitschriften seiner Mathematik-Vorlesungen aus den Jahren 1619-22. Die Vorlesung urnfaßte jeweils die Teile Arithmetik und Geometrie, Cosmographie (mathematische Geographie, Kartographie einschließlich praktischer Kartenaufnahmen in der Umgebung Ingolstadts), geometrische Optik (Perspectiva) und Astronomie (Oe sphaera). Er vertrat darin das Tychonische Weltsystem, damit den Jesuiten-Mathematikern in Mainz folgend, die sich als Schüler des Mathematikprof. Johannes Reinhold Ziegler SJ unter dessen Rektorat spätestens ab 1610/11 entgegen der ,,Ratio studiorum" mit "physikalischer" Begründung gegen das ptolemäische (und das kopernikanische) und für das geo-heliozentrische System Tycho Brahes ausgesprochen hatten, in dem die Planeten die Sonne umkreisen, die ihrerseits mit dem Mond und der Fixsternsphäre die Erde im Zentrum umlaufen (vgl. A. Krayer). Dieser geozentrische Kompromiß, in dem die größere mathematische Ökonomie des kopernikanischen Systems, dessen mathematischen Wert C. durchaus anerkannte, übernommen wird, wurde später die einheitlich von den Jesuiten zu vertretende Lehrmeinung. Die Kometenschrift von C. ragt als Zeugnis moderner beobachtender und mathematischer Astronomie aus den fast 100 Schriften zum Kometen von 1618/19 weit heraus. Hier finden sich die ersten teleskopischen Beobachtungen eines Kometen, dessen
Kern C. als verdichtete, verschiedene Formen annehmende Kometenmaterie erkannte - ohne daß er allerdings schon aus den richtig wiedergegebenen Schweifrichtungen auf dessen Ausrichtung von der Sonne weg geschlossen hätte -, und seines veränderlichen Erscheinungsbildes sowie eine erste auf exakten Messungen relativ zu Sternen des Braheschen Sternkatalogs (1. 12. 1618 bis 22. 1. 1619) beruhende Bahnbeschreibung, die eindeutig die aristotelische Vorstellung von Kometen als atmosphärischen Erscheinungen, der auch noch ein Galilei im Zusammenhang mit demselben Kometen folgte, widerlegte. Friedrich Wilhelm Bessel konnte zur parabolischen Berechnung der Bahn dieses Kometen 1808 immerhin 31 der 42 benutzbaren Ortsbestimmungen der Schrift von C. entnehmen. In der beigegebenen Karte der Welt legt C. wieder das Tychonische System zugrunde, wobei die um die Erde kreisende Sonne ihrerseits nicht nur von den Planeten, sondern auch von fünf Kometen umkreist wird (der von 1618 zwischen Venus und Mars, der von 390 aber auch zwischen Jupiter und Saturn), sowie Jupiter von vier und Saturn von zwei Sekundärplaneten (Monden). Die Jupitermonde hatte C. gemeinsam mit Scheiner beobachtet; für die Saturnmonde reichten ihre Teleskope allerdings nicht aus, so daß hier wohl nur die äußeren Teile (Ansen) des Saturnringes gesehen worden waren (anders Finschalek). C. äußerte aber erstmals überhaupt die Idee der Wiederkehr von Kometen, wobei er allerdings gestand, daß die Beobachtungen von 1618/19 eher auf eine geradlinige als auf eine kreisförmige Bahn schließen ließen. In der Schrift findet sich als Frucht seiner teleskopischen Fixsternbeobachtungen auch eine erste, von dem Erstentdecker Nicolas-Claude Fabri de Peiresc (1610) unabhängige öffentliche Erwähnung des Orionnebels. Eine briefliche Kontroverse schloß sich mit Johannes Kepler an, der einige ihm vorn bayer. Kanzler Hans Georg Herwart von Hohenburg mitgeteilte Beobachtungen von C. ohne Namensnennung anführte (J. Kepler, Oe cometis libelli tres, Augsburg 1619, S. 59), während C. diese selbst nicht in allen Stücken für zuverlässig ansah (Mathemata astronomica, Appendix zu Caput I, S. 10); immerhin zeugt es für Keplers Hochachtung, daß er C. am 20. oder 21. 2. 1621 auf der Durchreise nach Linz in Ingolstadt besuchte. C. besorgte ihm hier den Druck der Ephemeriden für 1619/20. - C. bedauerte sehr, seinen geliebten mathematischastronomischen Studien entzogen worden zu sein, und nahm sich auch später immer wieder die Zeit zu astronomischen Beobachtungen, die ihn unter der Anleitung von Scheiner 1610 ja auch zur Astronomie geführt hatten - C. war es immerhin gewesen, der als junger Gehilfe
Cysat Scheiner auf die Flecken auf der Sonnenscheibe aufmerksam machte, die er selbst stets als kleine sonnennahe Planeten oder Wolken ansah, während jener sie bald als Erscheinungen der Sonnenoberfläche erkannte und vorschlug, gefärbte Gläser als Filter zur Beobachtung der Sonne zu verwenden. Noch nachweisbare Beobachtungen betreffen eine ungewöhnlich lange dauernde Mondfinsternis in Ingolstadt am 9. 12. 1620, die Messung des Durchmessers des Mars am 4. 6. 1623 (teleskopischen Durchmesserbestimmungen soll er sich sehr intensiv gewidmet haben), Sonnenfinsternisse am 26. 12. 1628 in Barcelona und am 10. 6. 1630 in Ingolstadt, Sonnenflecken vom 21.6. bis 16. 11. 1629 ebendort sowie den von Kepler für den 7. 11. 1631 berechneten Merkurdurchgang, welche Beobachtung trotz weltweiter Bemühungen neben ihm nur Pierre Gassendi in Paris, Johannes Remus Quietanus (Rudrauff) in Straßburg und einem Ingolstädter Anonymus gelang. - Giambattista Riccioli SJ nannte 1650 C. zu Ehren auf seiner Mondkarte das Ringgebirge am Südpol des Mondes ,,Monticuli Cysati". Ferdinand Orban SJ sah bei der Ausschmückung des für seine Sammlungen errichteten Saales in Ingolstadt für die Ecken große Gemälde der vier bedeutendsten deutschen Jesuitengelehrten vor, die nach seinem Tode auch ausgeführt wurden; hierzu zählte er neben Christopher Clavius, Athanasius Kircher und Christoph Scheiner C. Zeitgenossen und Wissenschaftshistoriker sehen letzteren als einen der vielversprechendsten Astronomen seiner Zeit an, dem vom Orden aber nicht erlaubt wurde, sein Talent zu entfalten. Q Berlin, Staatsbibliothek (Korrespondenz; vgl. Zinner, Nr. 98, 139 ff., 165, 191); BSB, c1m 1609, Nr. 1-5, 8-19, 21 ff., cIm 1611, Nr. 138 (Korrespondenz; vgl. Zinner 485-488, Nr. 35, 83 ff., 92 f., 96 f., 99, 101, 103 f., 106 f., 114, 145, 163, 166; J. Kepler, Gesammelte Werke, Bd. 17, München 1959, Nr. 838, 840), cIm 4823 (Duae mathematicae partes, astronomia et optica, Mitschrift der Vorlesung von 1620); 4° 888 (Vorlesungsmitschriften: 1-63 Optica (?), 64-86 und 136-244 Mathematicae scientiae 1619-21,251-305 Horologiographia 1619-21, 307-332 Dreieckslehre 161921; vgl. Zinner 494); 4° 722 (Vorlesungsmitschrift: Mathematica tria disciplinarum mathematicarum, 1622); DilIingen, Studienbibliothek (Korrespondenz, vgl. Zinner, Nr. 88 f., 95, 152); Luzern, Provinzialarchiv, Nr. 3,
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Nr. 212 (Nekrologe); Luzern, Stadtarehiv, Jesuitenkolleg Cod. KK 25/I (Nekrolog), 3011 (Historia collegii Societatis Jesu Lucernensis anno 1657); Rom, Archivum Generale Societatis Jesu, Germ. Sup. 5 f. (Kollegium Luzern), Germ. Sup. 20-23, 45-47a (Catalogi 1610-57), Germ. Sup. 63, 71 (Nekrologe); UBM, 2° Math. 203 (Zeichnungen von Sonnenflecken, 21. 6.16. 11. 1629). W Brief vom 23. 2. 1621 an J. Kepler, in: J. Kepler, Gesammelte Werke, Bd. 18, München 1959, S. 63 ff. (Nr. 910); Mathemata astronomica de loco, motu, magnitudine, et causis cometae qui sub finem anni 1618 et initium anni 1619 in coelo fulsit: ex assiduis legitimisque variorum phaenomenorum observationibus derivata autore J. B. c., Societatis Jesu Ingolstadii Mathematicae Professore ordinario. Publiceque proposita et demonstrata ab erudito iuvene Volperto Mozelio mathematicae et physicae studioso, Ingolstadt 1619. L ADB IV 670; NDB III 455; DBA; Kobolt 149; Ev.P. Schrank, Nürnberger Magazin zu Nutzen und Vergnügen, Nürnberg 1816, 19-22; R. Wolf, Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz, Bd. I, Zürich 1858, 105-19; J. C. Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, Bd. I, Leipzig 1863, 508; Sommervogel II 1760 f., IX 160 (W); Schaff 109 u. ö.; Duhr I 215 u. ö., II 217 u. ö.; Koch 370; E. Zinner, Entstehung und Ausbreitung der coppernicanischen Lehre, Erlangen 1943, München 21988, bes. 484-92 (Briefverzeichnis), 494 (W) und 494 ff. (Bericht des E V.P. Schrank über die Entdeckung der Sonnenflecken, Ingolstadt 1611, unter Berücksichtigung der inzwischen verschollenen Aufzeichnungen von c.); M. W. Burke-Gaffney, Kepler and the Jesuits, Milwaukee 1944, 113-19; P. Jung, Rennward C. als Naturforscher, Apotheker und Arzt (1545-1614), in: Gesnerus 9 (1952) 42-52; LThK2 III 119; S. Drake/C. D. O'Malley, The Controversy on the Comets of 1618. Galileo Galilei, Horatio Grassi, Mario Guiducci, Johann Kepler, Philadelphia 1960; J. Beckmann, Der Luzerner Missionar J. B. C. (1587-1657), in: Bethlehem 17 (1967) 434 ff.; Gerl 71; Popp 43 ff.; C. C. Gillispie (Hg.), Dictionary of Scientific Biography, Bd. 3, New York 1971, 528 f.; BoehmlSpörl, LMU 162 (P); L. Finschalek, J. B. C. Prof. der Mathematik und bedeutender Astronom, in: Ingolstädter Heimatbll. Beilage zum Donau-Kurier 36 (1973) 5, 17 ff. (P); Studhalter 254-265 u. ö.; Strobel 139 ff.; A. Krayer, Mathematik im Studienplan der Jesuiten. Die Vorlesung von Otto Catenius an der Univ. Mainz (1610/11), Stuttgart 1991; Jesuiten in Ingolstadt 161 (P); Jesuiten in Bayern 185. P Ölgemälde (nach 1732), Ingolstadt, Stadtmuseum. E Krafft
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Dätzel - Dannenmeyr
D Dätzel (Däzel, Dätzl), Georg Anton, SJ, * 5.2.1752 Furth im Wald, t 3. oder 5.4. 1847 Regensburg. V Christoph, Stadtrichter in Cham, M Magdalena.
D., seit dem sechsten Lebensjahr Vollwaise, wurde in München erzogen, wo er bis 1768 das Jesuitengymnasium besuchte sowie Humaniora und Phi!. studierte. Am 13. 9. 1770 trat er ins Noviziat des - 1773 dann allerdings aufgehobenen Jesuitenordens - ein. Zwei Jahre nach der Ordensaufhebung empfing D. am 17. 4. 1775 die Priesterweihe. Die Jahre 177578 verbrachte er als Grammatik- und Lateinlehrer im Wallis, 1780 lehrte er Phi!. und Mathematik an der kurfürstlichen Pagerie in München. Gleichfalls in München wurde D. 1790 Lehrer an der im November gleichen Jahres neu errichteten Forstschule. Seit 1803 lehrte er als. Direktor der Forstschule Weihenstephan Forstwissenschaft, Naturwissenschaften und Mathematik. Im Dezember 1807 wurde er o. Prof. der Forstwissenschaft an der Univ. Landshut. Im Anschluß daran erfolgte die Aufnahme in die Bayer. Akad. der Wissenschaften und die Ernennung zum geistlichen Rat. Die Jahre nach seiner Emeritierung 1823 verbrachte er größtenteils im Klerikalseminar Regensburg. - In Leben und Werk von D. spiegelt sich der an der Wende zum 19. Jahrhundert im Forstbetrieb feststellbare Durchbruch der mathematisch-naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise. Er war Vertreter der unter dem Eindruck der Holznot des 18. Jahrhunderts entstandenen ,,rationellen Forstwirtschaft", deren zentrale Forderung einer nachhaltigen, also reproduktiven Nutzung des Waldbestands noch heute Gültigkeit besitzt. Mit seinem Namen verbunden ist die Einführung der polygonometrischen - vom Petersburger Prof. Andreas Johann Lexell entwickelten - Methode der Waldvermessung in Deutschland, deren Ausführbarkeit D. selbst 1799 im oberbayer. Revier Eglharting nachwies. Im Gegensatz zu radikaler eingestellten Vertretern der ,,rationellen Forstwirtschaft" wie Georg Ludwig Hartig und Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil lehnte D. reinen Hochwaldbetrieb ab und plädierte für den zusätzlichen Anbau von Mittel- und Niederwald. Q BayHStAM, Mlnn 23162; UAM, EIl 41. W Praktische Anleitung zur Forstwissenschaft, besonders zur Vennessung, Taxirung und Eintheilung der Walder; ein Handbuch für junge Förster, 2 Bde., München 1788 u. ö.; Lehrbuch für die pfalzbaier. Förster, auf churfürstlichen Befehl abg~faßt, 3 Bde., München 1790 (Bd. 1 hg. von Georg Grünberger); Ueber Forstta-
xirung und Ausmittelung des jährlichen nachhaltigen Ertrags. Ein freyer Auszug aus den kgl. preussischen Verordnungen, mit einigen Zusätzen, München 1793 u. ö.; Grundlehren der allgemeinen chemischen und physischen Eigenschaften der Körper und ihrer einfachen Bestandtheile, München 1793. - Hg.: pfalzbayer. litterarischer Musenalmanach 1781/82. L ADB IV 688 f.; DBA N. F.; Neuer Nekrolog XXV; Prantl II 520; A. Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums, der Waldwirthschaft und Forstwissenschaft in Deutschland, Bd. 2, Berlin 1874, S. 176 u. ö.; R. Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner und um das Forstwesen verdienter Mathematiker, Naturforscher und Mathematiker, Berlin 1882, 58 ff.; Gerl 74; Leitschuh III 118; H. v. Pechmann, Geschichte der Staatswirtschaftlichen Fak., in: BoehmlSpörl I 139; H. Dikkerhof, Kameralstudium und Bildungssystematik in Bayern von der Spätaufklärung bis zum Vonnärz, in: N. Waszek (Hg.), Die Institutionalisierung der Nationalökonomie an deutschen Univ., SI. Katharinen 1988, 254. W. Piereth
Dannenmeyr (Dannemair, Thannenmayr), Johann, SJ, * ca. 24. 6. 1569 (oder 1566) Ehingen (Schwaben), t 15.2. 1621 Augsburg.
Über Herkunft und Jugend von D. ist nichts Näheres bekannt. Am 22. 12. 1588 an der Univ. Würzburg immatrikuliert, absolvierte er dort den üblichen Phi!.kurs und danach 159097 das theo!. Studium am Collegium Gerrnanicum in Rom. Hier wurde D. auch zum Priester geweiht und am 27. 9. 1597 in den Jesuitenorden aufgenommen. Am 22. 1. 1598 zur Oberdeutschen Provinz übergetreten, verbrachte D. das Noviziat in Landsberg und unterrichtete ab 22. 12. 1599 am Gymnasium in Ingolstadt die Rudimenta. Am 15. 10. 1600 begann er als Prof. der Logik an der Ingolstädter Univ. den dreijährigen phi!. Kurs, aus dem er 1603 vorzeitig ausschied, wohl um in Konstanz eine Professur für Dialektik und Moraltheo!. zu übernehmen. Danach wirkte er in gleicher Funktion in Porrentruy und ab 7. 10. 1610 in Luzern, von wo er am 10. 10. 1612 nach Fribourg ging. Mit Ablegung der Profeß am 25. 11. 1618 in Bologna stieg D. in die ordensinterne Führungsschicht der Societas Jesu auf und kam wohl bald danach nach Augsburg. Neben seiner Lehrtätigkeit, von der acht unter seinem Vorsitz gehaltene Disputationen und zwei unediert~ Vorlesungsmitschriften zeugen, soll D. auch Ubersetzungen aus dem Französischen und Italienischen gefertigt haben. W Disputatio philosophica ex universa logica (Praes.; Resp.: P. Troger), Ingolstadt 1602; Assertiones philoso-
Dannenmeyr - Delphinus phicae de impressionibus meteorologicis (Praes.; Resp:: E Altstetter), Ingolstadt 1602; Disputatio philosophlca de rerum naturalium ortu atque interitu (Praes.; Resp.: J. H. von Pflaumern), Ingolstadt 1603; Disputatio peripathetica ex prima philosophia, Ingolstadt 1603. - Ungedruckt: Commentarius in universam Aristotelis logicam, a me Joanne Neumair exceptus, Ingolstadt 1601 (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod. ms. 234); Theologia practica, Luzern 1610 (Stiftsbibliothek Engelberg, Cod. 458). L Prantl I 443; Sommervogel 11 1819, VII 1842 f.; Romstöck 403 f. (W); J. Denk, Beiträge zur Geschichte des Jesuiten-Gymnasiums in Ingolstadt, in: SHVI 23 (1898) 17; Gröber 58; Schaff 77; Huwiler 160; Gerl 73; Studhalter 334 u. ö.; Popp 65 f.; Schrnidt, Collegium Germanlcum 234; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993,112 ff. U. Neumann
Dedelley, Jacques, SJ, * 24. 3. 1694 Delley (Schweiz), t 28. 6. 1757 Ingolstadt.
Nach erster Ausbildung am Jesuitenkolleg Fribourg trat D. am 13. 9. 1714 in Landsberg der Societas Jesu bei. Nach Aufenthalt im Ordenskolleg in Porrentruy 1716-20 studierte er 172024 an der Univ. Ingolstadt Theol. und wurde am. 10. 6. 1724 in Eichstätt zum Priester geweiht. Nach dem Tertiat in Altötting 1724/25 unterrichtete D. zunächst in Fribourg 1725/26 ~etorik. Anschließend folgte phil. Lehrtätigkelt an den Ordensniederlassungen Porrentruy (1726-28) und Fribourg (1728-30); am 2. 2. 1729 legte D. das vierte Gelübde ab. 1730-33 gehörte er der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Logik und Metaphysik an. Nach Aufenthalt im Jesuitenkolleg Ingolstadt 1733-35 lehrte D. 1735-37 am Lyzeum Amberg Moraltheol. und Kasuistik, 1737/38 unterrichtete der zwischenzeitlich zum Dr. theol. Promovierte die gleichen Fächer an der Univ. Freiburg i.Br. 1738-40 fungierte D. als Rektor und Novizenmeister am Kolleg Landsberg, 1740-43 als Tertiatsinstruktor in Altötting und 1743-46 als Sozius des oberdeutschen Ordensprovinzials. In der Folgezeit stand er den Jesuitenkollegien Dillingen (1746-49) und Porrentruy (1749- 52) als Rektor vor, um sich anschließend bis zu seinem Tod als Spiritual im Ingolstädter Kolleg aufzuhalten. Von den phil. Werken von D. fanden die "Summulae logicae" (1730), die bis 1751 in sieben Auflagen erschienen, den größten Widerhall. W Summulae logicae, Ingolstadt 1730. L ADB V 16; DBA N. E; Prantl II 508; Sommervogel II 1873 f. (W), IX 181; Specht, Rektoren 81 f.; Specht 173 u. ö.; Schaff 152; Gerl 75; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 21 f.; Kurrus II 311; Strobel 239 f. C. Jahn 6 Biograph. Hdb. I
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Delphinus (Delfini), Julius Caesar, * um 1500 Parma, t 1566 Rom, 0 Rom, Kirche Sancta Sabina. V Pier MicheIe.
Der Aufenthalt von D. in Ingolstadt 1540 bildete ein nur kurzes Intermezzo in einem überaus bewegten Leben. D. studierte nach dem Besuch der Schule in seiner Heimatstadt an der Univ. Bologna Logik, hörte aber auch Astronomie und Med. 1521 wurde er vermutlich in Piacenza in Med. promoviert. In der Folgezeit widmete sich D. jedoch vor allem der Theol. Nachdem 1527 sein Vater, der für seinen Lebensunterhalt gesorgt hatte, gestorben war, fand D. seit 1537 eine Anstellung als Leibarzt des Fürstbischofs von Trient, verlegte sich aber schon bald aufs Reisen. Sein Ziel war England, wo er sich Heinrich VIII. vorstellen wollte, der sich dezidiert gegen Luther ausgesprochen hatte. Auf seinem Weg kam D. 1540 zunächst nach Ingolstadt. In seiner Begleitung befand sich der spätere Baseler Prof. der Med. Heinrich Pantaleon. Dieser berichtet, daß sich D. kurz nach seiner Ankunft in Ingolstadt einem Zug König Ferdinands nach Wien angeschlossen habe. Im Herbst nach Ingolstadt zurückgekehrt, sei er von dort jedoch schon bald wieder vor der Pest geflohen. Ob D. in der kurzen Zeit seiner Anwesenheit eine o. Lektur an der med. F~. innehatte oder Vorlesungen hielt, ist ungeWIß. In den Akten der Fak. ist er jedenfalls nicht verzeichnet. Immerhin wird er bei Mederer als Prof. an der Univ. geführt. Außerdem soll D. während seines Aufenthalts Pantaleon wichtige Kenntnisse in der Med. vennittelt haben. Von Ingolstadt setzte D. seinen Weg nach England fort, wo er Heinrich VIII. ein Werk über den Irrtum der Juden und Mohammedaner überreichte und zunächst auch in der Gunst des Königs stand. Bald schon mußte er aber aufgrund von Feindseligkeiten des Bischofs von ~inchester, Stephen Gardiner, aus England fliehen. Nach dem Tod Heinrichs VIII. (1543) v~rsuchte e.r sein zurückgelassenes Vermögen Wieder an Sich zu bringen, mußte darauf jedoch endgültig verzichten, als dort sein Traktat ,,oe summo romano pontificis principatu" (1547) bekannt wurde, mit dem er beim Papst Wertschätzung zu finden suchte. D., der mittlerweile nach Italien zurückgekehrt und möglicherweise. wieder in Trient als Leibarzt tätig war, fand Jedoch erst unter Papst Pius V. (1566-72) Aufmerksamkeit und Anerkennung, zu dessen Familiaren in Rom er schließlich gehörte. W In carmina Sexti Aeneidos digressio, Venedig 1523; Mariados, Venedig 1534; Matris virginis rnariados libri tres, Venedi~ 1~37; De summa romano pontificis princlpatu et de IPSIUS temporale ditione demonstratio Venedig 1547; Contra reverendum D. Stephanum G~di-
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Delphinus - Denich
nerum episcopum Vintomensem querela et dec1amatio, Venedig 1547; De proportione papae ad concilium et de utroque eiusdem principatu, Venedig 1550; Matris virginis mariados tripartita series, Venedig 1552; In 111 Galeni artis medicinalis Iiber explanatio, Venedig 1557; Tractatus de peste, in quo agitur de pestis quidditate, causis, signis, differentiis, prognostica, praeservatione et curatione, ac de modo separandi infectos a sanis, ac de fuga a regionibus defectis, o.O.u.J. L Mederer I 165 u. ö.; I. Affo, Memorie degli scrittori e letterati parrnigiani, Bd. 4, Parma 1793, Bd. 6/2, Parma 1827; PrantI I 199; G. Janelli, Dizionario biografico dei parrnigiani illustri ebenemeriti neUe scienze, neUe lettere e neUe arti 0 per altra guisa notevoli, Genua-Parma 1877; A. Burckhardt, Geschichte der med. Fak. zu Basel (1490-1900), Basel 1917,50; O. Rudel, Beiträge zur Geschichte der Med., Bozen 1925, 61; Matrikel LMU; Liess 71 u. Ö. F. Neumann
Demenoux (Demenou, Demenu, Demenow), Jakob (Pontisalius), SJ, * 26. 4. 1624 Salins les Bains (Franche-Comte), t 26. 11. 1682 Luzern.
D. trat der Gesellschaft Jesu am 23. 9. 1642 bei, verbrachte das Noviziat in Landsberg und legte am 24. 9. 1644 seine drei Gelübde, 1659 sein viertes Gelübde ab. 1651 kam er aus Freiburg i.Br., wo er das vieIjährige Magisterium absolviert hatte, nach Ingolstadt "ad audiendam Thomam". D. empfing am 20.2., 13. und 27. 3. 1655 die drei höheren Weihen, nicht belegt ist der Weiheort Eichstätt. Nach dem Tertiat lehrte D. 1656 an der Univ. Innsbruck, 1657-60 an der Univ. Dillingen und 1660-63 an der Univ. Ingolstadt Phil. Er wechselte dann nach München und hatte dort eine Professur für Moraltheol. inne. Seit 27. 9. 1665 unterrichtete D. scholastische Theol. in Luzern, 1668-71 lehrte er dieses Fach an der Univ. Freiburg i.Br., deren theol. Fak. er dreimal (SoSe 1669, WiSe 1669nO, SoSe 1670) als Dekan vorstand. 1673 erhielt er die Professur für spekulative Theol. in Innsbruck und wurde im Kolleg Praefectus studiorum superiorum. Nach Aufenthalt in Fribourg (1678-1681) kehrte D. nach Luzern zurück. Dort wirkte er als Präfekt der höheren Studien (1681/82) und Spiritual. Er starb, bereits einige Zeit gelähmt, an Podagra. - D. hinterließ ein schmales Werk; überliefert sind einige phil. Disputationen. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. I 2, Mscr. XI 21, Nr. 345, Mscr. XI 28, Mscr. XI 2817. W Disputatio logica de distinctionibus et praecisionibus logicis (Praes.; Resp.: B. v. Capaul), Dillingen 1658; Disputatio philosophica de conditionibus et motivis (Praes.; Resp.: M. Edelmann), Dillingen 1660; Disputatio philosophica de indivisibilibus quantitatis (Praes.; Resp.: A. Wagner), Ingolstadt 1663. L Mederer II 352; PrantI I 506; Rornstöck 58 ff. (W); Sommervogel 11 1911, IX 193; Specht 287; Schaff 138;
Gerl 77; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 46-49; Strobel 452 u. ö.; Kurrus 11 54 u. Ö. B. Schönewald
Denich (Deinig, Denickh, in Erlach, Teining), Joachim, * 1560 oder 1563 Bruchsal, t 27. 3. 1633 oder 1635 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD 1589 Maria Lagus.
D. besuchte seit 15. 7. 1580 als ,,rhetoricae studiosus" die Univ. Ingolstadt, an der er wohl 1583 das Magisterium erwarb und nach weiteren vier Jahren jur. Studien im September 1587 sein Abschlußzeugnis in Empfang nehmen konnte. Von Ingolstadt aus begab er sich noch im selben Jahr auf eine gelehrte Reise nach Bologna. Wo er den Dr. iur. utr. erwarb, ist unklar. Seit 19. 6. 1590 lehrte D. auf jeden Fall in Ingolstadt als Ordinarius der Institutionen, nachdem sein Schwiegervater Kaspar Lagus zu seinen Gunsten auf eine Professur und einen Teil des Gehalts verzichtet hatte. 1594-99 und 1603-06 las D. die Pandekten, 1599-1603 zunächst vertretungsweise und 1606-12 dann endgültig den Kodex und vom Herbst 1612 bis zu seiner Emeritierung 1629 Kanonistik. Während seiner fast vierzigjährigen Lehrtätigkeit präsidierte D. insgesamt 27 Disputationen, deren Thesen auch publiziert wurden. Inhaltlich beschäftigten sich seine Schriften mit Fragen des Zivil- und des Prozeßrechts. Wahrscheinlich 1606 rückte er als Nachfolger seines Schwiegervaters in das aus drei "camerales" bestehende Gremium ein, das die Aufsicht über die Univ.karnmer führte. Als ihm 1620 das Amt des Kämmerers selbst angeboten wurde, lehnte er jedoch ab und schlug statt dessen seinen Sohn Kaspar vor, der ebenfalls Prof. an der Univ. Ingolstadt geworden war. Im Streit um den jesuitischen Einfluß innerhalb der Univ. ergriff D. für die Gegner der Jesuiten Partei. So tat er sich 1611/12 bei den heftigen Kontroversen mit der Societas Jesu als einer der Wortführer der Univ. hervor. Eine mäßigende Haltung nahm er in der Diskussion um die Verfolgung von Hexen ein: der von den Juristen, allen voran D. und Kaspar Hell, verfaßte Teil des Ingolstädter Grundsatzgutachtens von 1601 trat den Ansichten der Verfolgungspartei, insbesondere in der Frage der Denunziation, entschieden entgegen. Neben seinen universitären Verpflichtungen übernahm er auch verschiedene externe Ämter. Von einem unbekannten Zeitpunkt an bis 1617 war D., der zugleich im Ratsdienst Herzog Maximilians I. stand, Beisitzer am kaiserlichen Landgericht Hirschberg. Seit 1616 fungiert er zudem als Rat von Haus aus bei Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Pfalz-
Denich - Denk Neuburg, an dessen Regierungsübernahme 1615 er bereits im Auftrag des bayer. Herzogs beratend teilgenommen hatte. Von seinen insgesamt 13 Kindern erlangte neben Kaspar noch sein Sohn Sebastian als Weihbischof von Regensburg einige Bedeutung. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/11 Nr. 34, Fasz. 1485 Nr.20.
W Theses ex donationibus (Praes.; Resp.: B. Dinzinger), Ingolstadt 1592; Disputatio iuridica de senatusconsulto Macedoniano, et Velleiano (Praes.; Resp.: G. Gebhard), Ingolstadt 1599; Disputatio iuridica de iure emphyteutico (Praes.; Resp.: E de Cazanis), Ingolstadt 1604; Disputatio iuridica de novi operis nunciatione (Praes.; Resp.: H. Faber), Ingolstadt 1604; Assertiones iuridicae de sententia et re iudicata eiusque executione (Praes.; Resp.: G. Hueber), Ingolstadt 1604; Theses miscellaneae ex diversis ac praecipuis utriusque iuris articulis collectae (Praes.; Resp.: A. Sardanea), Ingolstadt 1610; Theses juridicae ex quinto codicis lustinianei potissimum libro, quatenus de nuptiis et earum cohaerentiis tractat, collectae (Praes.; Resp.: J. J. Mayle), Ingolstadt 1611; Disputatio de immunitate ecclesiastica (Praes.; Resp.: J. H. von Neyneckh), Ingolstadt 1611; Assertiones iuridicae de appellationibus (Praes.; Resp.: J. J. Curtius), Ingolstadt 1612; Theses ex duobus titulis pandectarum, qui testamenta facere possunt, et de liberis et posthumis haeredibus instituendas (Praes.; Resp.: J. Schwartz), Ingolstadt 1612; Centuria assertionum de pignoribus et hypothecis (Praes.; Resp.: E Gassner), Ingolstadt 1613; Disputatio iuridica de pactis et transactionibus (Praes.; Resp.: S. Paur), Ingo1stadt 1614; Theses iuridicae de rescriptis (Praes.; Resp.: A. Prunmair), Ingo1stadt 1615; Disputatio de appellationum jure (Praes.; Resp.: H. Trainer), Ingo1stadt 1615. L ADB V 50; DBA; DBA N. E; Prant! 1 353 u. Ö., II 499; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. München-Berlin 1957, 660; Ferchl II 1357; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 53 ff.; Seifert, Statuten 352 u. ö.; Real 101 u. ö.; Buzas 42 u. ö.; Seifert 461 f. u. ö.; Wolff 34 u. ö.; Neumaier 49 f. u. ö.; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977, 322 u. ö.; Ders., Der Ingolstädter Buchdruck von 1601 bis 1620. Die Offizinen Adam Sartorius, Andreas Angermaier und Elisabeth Angermaier, BadenBaden 1980, 32 u. ö.; H. Altmann, Die Reichspolitik Maximilians I. von Bayern 1613-18, München-Wien 1978, 296 u. ö.; M. Henker, Zur Prosopographie der Pfalz-Neuburgischen Zentralbehörden im 17. Jh., Diss. masch. München 1984, 101 f.; W. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der Frühen Neuzeit, München 31997, 233 u. ö.; 1. Seiler, Das Augsburger Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation (16481802), St. Ottilien 1989,343. R. Heydenreuter
Denich zu Erlau, Kaspar, * 1591 Ingolstadt, t 2. 1. 1660 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Joachim, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Maria Lagus. 6*
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D. immatrikulierte sich 1605 als philosophiae studiosus in Ingolstadt, wo er am 26. 9. 1612 zum Dr. beider Rechte promovierte. Zuvor hatte er auch in Perugia studiert. Im September 1614 wurde er zum Extraordinarius der Institutionen, im November 1616 zum nominellen Ordinarius ernannt, von Oktober 1623 bis 1635 amtierte er als Ordinarius der Pandekten, von 1635 bis zu seiner Emeritierung 1655 versah er einen Kanonistenlehrstuhl. Das Kämmereramt der Univ. hatte er seit 1620 inne. Im SoSe 1643 amtierte er als Rektor, der erste in Ingolstadt überhaupt, der verheiratet war; ein zweites Rektorat folgte im SoSe 1650. Krankheitsbedingt war D. seit 1644 vom Ratsbesuch und von den Jurisdiktionssitzungen befreit. Er galt allgemein als fleißig, fromm und uneigennützig, auch hat er eifrig kleinere Schriften zum Zivilrecht publiziert. Allein bis 1625 legte er 25 gedruckte Disputationen vor. Kurfürst Maximilian I. betraute ihn 1617 mit der Stelle eines Landgerichtsassessors, 1639 bis zu seinem Ableben mit dem Amt eines Oberlandschreibers zu Hirschberg; D. war damit Urteiler dieses alten kaiserlichen Landgerichts. Q DAE, Bischöfliche Ordinariatsakten Eichstätt Ir 89. W De solutionibus, Ingolstadt 1616; De jure personarum, Ingolstadt 1620; De processu judiciario, Ingolstadt 1624; De probationibus, item de actionibus, Ingolstadt 1626. L ADB V 50 f.; DBA N. E; Kobolt 151 (W); Prant! 421 f.; Ferchl 325 u. ö.; 1. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 53; Matrikel LMU; Wolff 265; Buzas-Resch I 88; M. Henker, Zur Prosopographie der Pfalz-Neuburgischen Zentralbehörden im 17. Jh., Diss. masch. München 1984, 101. M. Lanzinner
Denk (Denck), Martin, SJ, * 1. 1. 1701 Amberg, t 3. 3. 1762 Regensburg.
D. trat am 3. 10. 1718 in den Jesuitenorden ein. Er studierte in Dillingen, wo er später 1717 -20 als Prof. an der phil. Fakultät wirkte. Im Jahre 1732 empfing D., der vermutlich in Ingolstadt Theol. studiert hatte, in Eichstätt die höheren Weihen. 1734 lehrte er Logik an der Univ. in Innsbruck, war dann Prof. für Moraltheol. 1741/42 in Luzern, 1743/44 in Freiburg i.Br. In gleicher Funktion war er 1744/45 in Ingolstadt tätig. In Freiburg i.Br. hatte D. dann bis 1547 eine Professur für scholastische The01. inne, ehe er zum Leiter des Konvikts St. Hieronymus in Dillingen bestimmt wurde. In seinen verbleibenden Lebensjahren war er als Lehrer der Moraltheol. in verschiedenen bayer. Jesuitenkollegien aktiv. D. hinterließ keine Schriften.
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Denk - Dichel
L OBA; Mederer III 217; Oe Luca 78; Romstöck 60; Specht 287; Ger! 77; Kurrus II 312 u. ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Desehler, Johannes, * Mindelheim. D. erwarb an der Univ. Dillingen 1577 den Magister. Wo und in welcher Stellung er danach tätig war, ist unbekannt (Kausch bezeichnet ihn als Priester). Am 3. 6. 1595 immatrikulierte er sich an der Univ. Ingolstadt als "theologiae studiosus". 1598-1601 war er, ohne an der Univ. zu lesen, Regens des Georgianums. Er erwarb am 19. 6. 1600 das Lizentiat der Theol. und wurde, obwohl weiterhin ohne Lektur an der Univ., im SoSe 1601 zum Rektor gewählt. Danach wurde D. von Wilhelm V., dem abgedankten Herzog von Bayern, nach München berufen. L Mederer II 157 u. ö.; Schmid 97; T. Specht (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Oillingen, I. und 2. Lfg., Dillingen 1909, 116; Matrikel LMU; Real 98 u. ö.; Kausch 220; Schwaiger 74 f. H. Zedelmaier
Deuring, Karl, SJ, * 22. 12. 1688 Innsbruck, t 28. 3.1750 Amberg.
D. trat am 8. 1. 1704 in Landsberg ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Über die Stationen seiner ordensüblichen Ausbildung ist nichts bekannt. Seit 1720 Prof. für Logik an der Univ. Freiburg i.Br., wurde D. 1722 Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt. 1729-37 lehrte er an der Univ. Dillingen scholastische Theol., 1738 Moraltheol. in Innsbruck. Wiederum scholastische Theol. dozierte er 1739-41 an der Univ. Freiburg i.Br., deren theol. Fak. er 1741 als Dekan vorstand. 1741/42 war D. als Minister im Jesuitenkolleg Konstanz und anschließend an den Ordenskollegien in Augsburg (1743/44), Neuburg a.d.D. (1744/45) und Amberg (174550) als Praefectus spiritualis tätig. W Meteorologia publice propugnata (Praes.; Resp.: J. A. Schnitzer), Freiburg i.Br. 1622. L Romstöck 60 f.; Sommervogel IX 209; Specht 283; Ger! 79; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 22 f.; Kurrus II 311 u. ö. E.Oroß
Deyrl (Deierl, Deurl), Augustin, SJ, * 28. 8. 1701 München, t 1. 9. 1746 Luzern. V Johann, Weber, MAnna.
D., der im Schuljahr 1717/18 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums absolvierte, trat am 28. 9. 1718 in Landsberg ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Nach dem
Empfang der niederen Weihen war D. zunächst ab Oktober 1723 in Eichstätt Prof. Rudimentorum, ein Jahr später ging er als Prof. ans Jesuitenkolleg Dillingen. Die höheren Weihen empfing er 1732 in Eichstätt. 1739-42 gehörte D. der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. an. Im Anschluß daran wirkte er bis zu seinem frühen Tod als Studienpräfekt und Theol.prof. am Jesuitenkolleg Luzern. L Romstöck 61; Matrikel LMU; Gerl 79; Leitschuh II 195; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 23. J. Bucej
Diehel (DickeI), Adam, SJ, * 17. 12. 1682 Regensburg, t 13.5.1769 Landshut.
D. trat am 28. 9. 1698 in Landsberg in den Jesuitenorden ein. Er absolvierte die phil. und theol. Studien sowie das mehrjährige Magisterium in Ingolstadt. Während dieser Zeit wurde er 1711 in Eichstätt zum Priester ordiniert. Nach dem Tertiat lehrte er 1714-17 an der phil. Fak. der Univ. Innsbruck, wo er auch am 2. 2. 1716 Profeß ablegte. Über Dillingen kehrte er, nunmehr als Theol.prof., 1721 nach Innsbruck zurück. 1724-27 las er Dogmatik in Ingolstadt. Dieselbe Aufgabe erfüllte er im Anschluß in Dillingen, bevor er, zugleich Präfekt der höheren Schulen, erneut in Innsbruck Moraltheol. lehrte. Mit dem Beginn seines Rektorats in Luzern am 16. 10. 1731 rückte D. in die obere Ordenshierarchie auf, der er bis zu seinem Tod angehörte. Sukzessive war er Rektor an den Kollegien in Innsbruck (1734-37), Augsburg (1737-41), Neuburg (1741/42), Rektor Magnificus in Dillingen (1742/43), Rektor in Landshut 1743, schließlich in Regensburg (1744-49). Vom 14. 10. 1751 bis zum 12. 12. 1754 hatte D., der bereits seit 1744 Socius des Provinzials war, das oberdeutsche Provinzialat inne. Nach Beendigung dieser Aufgabe wurde er Regens in den Jesuitenkollegien von Ingolstadt (1754-62), Neuburg a.d.D. (1762-65) und zuletzt Landshut. - Neben theol. Traktaten hinterließ D. eine Leichenpredigt über das "Sighaffte Leben und Todt Weyland Der FreyReichs-Frauen von St.Vincentz". W Problemata theologica de peccato, Ingolstadt 1726; Sighafftes Leben und Todt Weyland Der Frey-ReichsFrauen von St.Vincentz, Gebohrenen Freyin von Remehingen ... In einer Leich- und Ehrenpredigt, Kempten 1728. L OBA; Mederer III 1724; Oe Luca 63 u. ö.; Kleinstäuber 121; Sommervogel III 49 f., IX 213 (W); Specht 275 u. ö.; Ouhr lVII 227 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 79; Strobel 110. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Dietl Dietl, Alois Georg, SJlWeltpriester, * 19.2.1752 Pressath (Oberpfalz), t 17.5. 1809 Landshut. V Bader.
Der bei Aufhebung des Jesuitenordens 1773 das Amberger Gymnasium besuchende, seit dem 28. 9. 1772 auch kurzfristig der Societas Jesu angehörende D. blieb bis zur Beendigung seiner Schulzeit in Amberg und bezog dann zum Theol.studium die Univ. Ingolstadt, von deren Prof. ihn Wolfgang Schmitt, Benedikt Stattier und Adam Weishaupt besonders beeindruckten. Nach der Priesterweihe am 20. 9. 1777 betätigte er sich kurze Zeit in München als Hofmeister und ging dann für drei Jahre als Kaplan nach Ebnath in der Oberpfalz, worauf ihm 1781 der Bischof von Regensburg die Kuratie des Wallfahrtsortes Mariataferl in Niederösterreich übertrug. Durch die dort mit Begeisterung aufgenommenen kirchlichen Reforrnbestrebungen Kaiser Josephs 11. zu ,,reineren theol. Begriffen" gelangt, wie er in seiner Autobiographie bekennt, kehrte er 1784 nach Bayern zurück und übernahm die ihm von Joseph von Chlingensperg angebotene Pfarrei Berg bei Landshut. 1786 ließ D. unter dem Pseudonym Yorik "Vertraute Briefe eines Geistlichen an seinen Freund" erscheinen, die wegen ihrer freimütigen Kritik an den kirchlichen und politischen Zuständen in Bayern und wegen ihrer Ausfälle gegen die "Schultheol." ebenso wie die vier Jahre später herausgebrachten bei den Bde. ,,Freundschaftliche Briefe" und die übrigen homiletischen Werke von der Zensur verboten wurden und ihrem Verfasser ein Verfahren wegen Verbreitung von "Ketzereien und Irrlehren" einbrachten, das er jedoch dank der Protektion Bischof Konrads von Freising und Herzog Wilhelms unbeschadet überstand. Sein Ruf als aufgeklärter Geistlicher und feinsinniger Schriftsteller brachte D., der 1800 mit seinem Buch "Briefe über die mythologischen Dichtungen der Griechen und Römer" auch als Wissenschaftler auf sich aufmerksam gemacht hatte, im Jahre 1801 den Lehrstuhl für Ästhetik und lateinische Philologie an der Univ. Landshut ein, wo er am 2. 5. 1801 mit einer Antrittsvorlesung über das Thema "Die schönen Künste und Wissenschaften bilden zur Humanität" seine Lehrtätigkeit aufnahm und wo er auf dem vom 4. bis 7. 6. 1802 anläßlich der Permanenzerklärung und Namensverleihung gefeierten großen akad. Dankfest voll aufklärerischem Optimismus über den Fortschritt der Wissenschaften und deren Nutzen für Staat und Menschheit referierte. Der vom Kurfürsten am 29. 10. 1802 auch zum Pfarrer von St. Martin ernannte, von den Geistlichen einstimmig zum Dechant und von seinen Kollegen in der Univ. für das Amtsjahr 1803/04 zum Dekan sowie
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1807/08 nach Abschaffung der Fak.verfassung zum Direktor der Philologisch-ästhetischen Sektion gewählte D. kündigte seine Ästhetikvorlesungen zunächst nach dem 1795 in Leipzig erschienenen ,,Lehrbuch der Kritik des Geschmacks, mit beständiger Rücksicht auf die Kantische Kritik der ästhetischen Urteilskraft" des Gymnasialprof. Christian Wilhelm Snell an, ab dem SoSe 1804 dann nach eigenen Heften. Neben diesem Standardkolleg las er auch "Über Mythen, Symbole und Allegorien", "Über deutsche Klassiker", "Über Poesie und Tonkunst", über ,,Archäologie in Hinsicht auf bildende Künste" sowie über Ossian, Shakespeare und Homers Illias. Wissenschaftlicher Tiefgang war nicht die Stärke von D., doch rühmte man an ihm "einen leichten, eleganten, lichtvollen, zur Phantasie und Empfindung sprechenden Vortrag" sowie "aufrichtiges reines Wohlwollen gegen seine Schüler und gewissenhafte Pünktlichkeit in seinem Berufe". Er selbst charakterisierte sich in einem seiner letzten Briefe als "ein wackerer Matrose im Schifflein Petri", der mit dem Strom rudere, "nicht gegen denselben - was nichts nützen kann". Q BayHStAM, 23171; UAM, E II 45. W Vertraute Briefe eines Geistlichen in Baiern an seinen Freund, München 1786,31815; Predigten an seine pfarrgemeinde, München 1786,41829; Gespräche eines pfarrers auf dem Lande mit seinen pfarrkindern, München 1789; Homilien über die sonntäglichen Evangelien. Eine Erbauungsschrift für Leser von Geschmack, München 1789, 41817; Freundschaftliche Briefe. Ein Pendant zu den vertrauten Briefen eines Geistlichen in Baiern, München 1790; Briefe über die mythologischen Dichtungen der Griechen und Römer, München 1800; Die schönen Künste und Wissenschaften bilden zur Humanität. Eine Antrittsrede, Landshut 180 I; Predigt auf das Fest der Verkündigung Mariä über Luk. I. 33 oder über das, was in der Religion wesentlich und bleibend, und was zufällig und veränderlich ist, München 1802; Rede, als die churfürstliche Univ. zu Landshut die ehemalige Dominikanerkirche in Besitz nahm, Landshut 1802; Autobiographie, in: Gallerie denkwürdiger Baiern in zwanglosen Lieferungen mit Kupfern von John, München 1807 (P); Statuten des Rural-Kapitels Landshut, Landshut 1809; Nachgelassene freundschaftliche Briefe, hg. von Joseph von Chlingensperg, München 1810. L DBA N. F.; Anton Drexel, Rede zum Andenken an G. A. D., Landshut 1809; Funk 9 ff. u. ö.; Gerl 80; Brandl II 45; BoehmlSpörl, LMU 211 (P); P. Segl, Die Phi\. Fak. in der Landhuter Epoche (1800-26), in: BoehmlSpörl I 129 ff. u. ö.; Müller 345; Beckenbauer 33 ff. u. Ö. (P); M. Bonk, Deutsche Philologie in München, Berlin 1995, 15 f. P Stich von Friedrich John nach einem Gemälde von Johann Georg Edlinger, Stadtmuseum Landshut. P. Segl
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Dobmayr - Drattenberger
Dobmayr (Dobmeier), Marian (Taufname: Johannes Wolfgang), SJ/OSB, * 24. 10. 1753 Schwandorf, t 21. 12. 1805 Amberg. V Joseph, Müller, M Barbara.
D. besuchte das Gymnasium und Lyzeum in Amberg und trat arn 28.9. 1772 dem Jesuitenorden bei. Nach Aufhebung der Societas Jesu legte er arn 22. 10. 1775 im Benediktinerkloster Weißenohe Profeß ab, arn 19. 7. 1778 wurde er zum Priester geweiht, 1781-87 wurde D. ans Lyzeum Neuburg a.d.D. als Prof. für Phi!. berufen, 1787-94 war er am Lyzeum Amberg Prof. für Dogmatik und Kirchengeschichte; D. fungierte daneben als Rektor des Lyzeums und Prediger an der Malteserkirche. 1794, als dem Benediktinerorden die phi!. und theo!. Fak. übertragen wurden, wurde er an der Univ. Ingolstadt als Nachfolger des Zisterziensers Stephan Wiest Prof. für Dogmatik, Patrologie und theo!. Litterärgeschichte. D. war zweifelsohne ein tüchtiger Lehrer und Autor theo!. Werke, seine wichtigsten und umfangreichsten Arbeiten erschienen allerdings erst posthum. Zu Lebzeiten dadurch wohl hinsichtlich seiner fachlichen Qualifikation unterschätzt, fiel er der mit dem Beginn der Ära Montgelas einsetzenden Neuordnung der Univ. Ingolstadt zum Opfer. D., der sich eben noch gutachtlich zu einer praxisbezogenen Neuordnung des theo!. Studiums geäußert hatte, s~llte ans Lyzeum München versetzt werden. Uber die Degradierung gekränkt, zog er sich in sein Kloster Weissenohe zurück. Nach der Klostersäkularisation 1803 ging D. erneut als Prof. der Theo!. nach Amberg, wo er bis zu seinem Tod unterrichtete. 1807-19 gab Tbeodor Pantaleon Senestrey das umfangreiche Hauptwerk von D., "Theologia dogmatica, seu systema theologiae catholicae", heraus, das aufgrund der auf gründlicher Textkenntnis beruhenden Synthese sowohl der älteren theol. Literatur als auch der seinerzeit modernen methodischen Ansätze als eine der geglücktesten und reifsten Zusammenfassungen der kath. Dogmatik Anerkennung fand. W Conspectus theologiae dogmaticae catholicae, Amberg 1789; Theologia dogmatica, seu systema theologiae catholicae, hg. von T. P. Senestrey, 8 Bde., Sulzbach 1807-19; Institutiones theologiae in compendium redactae, hg. von E. Salomon, Sulzbach 1823. L ADB V 274 f.; DBA N. E; Baader, Baiern (W); Lindner I 212 f. (W); Prant! I 666, II 513; Hurter 505 ff.; Müller 3 \0 u. Ö. W. Müller
Dominicus (Facciardus), Johannes, SJ, pel.
*
Nea-
Der 1555 in den Jesuitenorden eingetretene F. kam arn 20. 10. 1563 aus Neapel mit 15 Or-
densbrüdern nach Dillingen, um dort an der Errichtung eines neuen Ordenskollegs mitzuwirken. Er unterrichtete zunächst arn Gymnasium Rhetorik und wirkte als "observator accentium". Seit 1564 oder 1565 begegnet er als Prof. für Logik und Griechisch in der Artistenfak. der Univ. Ingolstadt. 1565 scheint D., der auch als Magister bezeichnet wird, erkrankt zu sein. Ob und wann er die Lehrtätigkeit wieder aufnahm, ist unbekannt. Um 1567 scheint er Ingolstadt und wohl auch die Societas Jesu verlassen zu haben. Sein weiterer Lebensweg liegt im dunkeln. L Mederer I 294; Romstöck 247; Specht 58; Duhr I 196 u. ö.; Schaff 52; Popp 67; Gerl 104; Seifert 226 u. Ö.
L. Böninger
Drattenberger (Tratenberger), Matthäus, SJ, * 11. 8. 1642 Bruneck (Tiro!), t 26. 9. 1711 München.
D. wurde 1659 in Dillingen immatrikuliert. Nach dem regulären Dreijahreskursus erlangte er den Grad des Magister der phil. Fak. Unmittelbar danach, arn 9. 10. 1662, trat er dem Jesuitenorden bei. Nach dem Magisterium und drei Jahren Theo!.studium in Ingolstadt wurde er 1672 zum Priester ordiniert. Nach dem Tertiatsjahr in Ebersberg (1672n3) übernahm er in Ingolstadt den regulären Phil.kursus. Am 2. 2. 1677 legte er hier das vierte Gelübde ab. Nach der Erlangung des Dr.grades der Tbeo!. war er 1677-85 Tbeol.prof an der Univ. Dillingen. 1688 übernahm er die Lektur für Moraltheol. in Ingolstadt, wo er im WiSe 1690/91 das Dekanat der theo!. Fak. innehatte. Dem nach 1691 folgenden Rektorat in Brig im Wallis setzte die Berufung nach Rom ein Ende. D. las 1693-98 Kontroverstheo!. arn Collegium Germanicum und war als Beichtvater tätig. Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm er 1698-1709 das Amt des Kanzlers an der Univ. Dillingen. Über seine letzten Lebensjahre ist wenig bekannt. - Das hohe Ansehen, das D. als Theol. genoß, wird durch die zahlreich überlieferten Druckschriften dokumentiert.
Q DAE, B 186; UAM, GG IIIIH 11. W Disputatio theologica de Christo merito (Praes.; Resp.: C. Walter), Dillingen 1685; Regula liciti et illiciti examinata, Dillingen 1699. L DBA; Mederer III 63; Sommervogel III 173 ff., IX 16 f., XII 440 (W); Romstöck 62 ff. (W); Specht 278 u. ö.; Duhr III 182; Schaff 139; Matrikel LMU; Ger! 84; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 49-58; Strobel 394. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Dresch - Drexel Georg Leonhard Bernhard (von), 10. 3. 1786 Forchheim, t I. 11. 1836 München, kath., m I) N. N., 2) 1821 Margarethe von Molitor.
Dresch,
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V Hofkammerrat in Bamberg.
D. wurde nach Studienjahren in Würzburg und Landshut 1808 mit seiner preisgekrönten Schrift "Ueber die Dauer der Völkerverträge" zum Dr. beider Rechte promoviert. Er habilitierte sich in Heidelberg, wo er historische und jur. Vorlesungen hielt. 1810 wurde er als o. Prof. für Rechtsgeschichte und -phi!. an die Univ. Tübingen berufen. Zusätzlich übernahm er 1816 das Amt eines Univ.bibliothekars (1818 befördert zum Oberbibliothekar), 1817 eine Professur für Kirchenrecht und -geschichte an der neuerrichteten kath.-theo!. Fak. und 1819 Vorlesungen über deutsches Bundesrecht. Daneben übte D. seit 1811 das Amt eines Zensors und Bücherfiskals aus. Für seine Verdienste wurde er 1812 zum Ritter des württembergischen Zivildienstordens und 1820 zum Ritter des Ordens der württembergischen Krone ernannt. Am 21. 2. 1822 übernahm er bei Ablehnung eines Rufes nach Gießen eine o. Prof. für Rechtsgeschichte sowie Staats- und Bundesstaatsrecht an der Univ. Landshut. Nach der Translokation der Univ. 1826 war D. der erste Rektor der Univ. in ihrer Münchener Epoche. 1827 wurde er Oberbibliothekar der Univ. und o. Mitglied der historischen Klasse der Bayer. Akad. der Wissenschaften. Als Abgeordneter der Univ. nahm er an mehreren Landtagen teil, wobei er besonders in Zensurangelegenheiten als Verteidiger ministerieller Interessen auftrat. Nicht zuletzt hierfür wurde er 1832 zum Ritter des Zivildienstordens der bayer. Krone und 1833 zum Ministerialrat ernannt. D. fiel der Münchener Choleraepidemie des Jahres 1836 zum Opfer. - D. machte sich bei der wissenschaftlichen Untermauerung des nach 1815 neu geschaffenen Bundesrechts einen Namen. Hervorzuheben sind seine 1822 bzw. 1830 erschienenen Publikationen über das öffentliche Recht des Deutschen Bundes. Q BayHStAM, MInn 43533; UAM, EIl 49. W Ueber die Dauer der Völkerverträge, Landshut 1807; Systematische Entwicklung der Grundbegriffe und Grundprinzipien des gesammten Privatrechts, der Staatslehre und des Völkerrechts, Heidelberg 1810; Uebersicht der allgemeinen politischen Geschichte, insbesondere Europens, 3 Bde., Weimar 1814-16; Naturrecht, Tübingen 1822; Beiträge zu dem öffentlichen Recht des deutschen Bundes, Tübingen 1822; Abhandlungen über Gegenstände des öffentlichen Rechts, sowol des deutschen Bundes überhaupt, als auch einzelner Bundesstaaten, München 1830. L ADB V 395 f.; DBA; DBA N. F.; Neuer Nekrolog XIV; Prantl II 526; BoehmlSpörl 222 (P); Dickerhof 439; Huber 556.
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P Lithographie, Stadtmuseum München. W. Piereth
* 27. t 9. 4. 1830 Unterviechtach.
Drexel (Drexl), Anton,
I. 1753 Lenggries,
V Georg, Bauer, Flößer, * 19.4. 1726, t 17. 1. 1813, M Maria Steinbecker, * 3. 6. 1725, t 4. 12. 1781, 14. 2. 1752.
0)
Nach dem Besuch des Gymnasiums und Lyzeums in München studierte D. 1779-82 Theo!. in Ingolstadt. Seit 1781 Weltpriester und Benefiziat zu St. Moritz, erhielt er 1784 eine Anstellung als Unterbibliothekar an der Univ. Ingolstadt. Dieses Amt mußte er 1785 niederlegen, nachdem seine Mitgliedschaft (seit 1778) in dem von Adam Weishaupt geführten Illuminatenorden bekanntgeworden war. Seine überstürzte Flucht führte ihn zunächst nach Graubünden, wo er als Hofmeister tätig war. Nach einer Bibliothekarsanstellung in Brixen wirkte D. dann ein Jahrzehnt als Präfekt des deutschungarischen Collegiums in Pavia. Seit November 1797 arbeitete er für 20 Monate wiederum als Bibliothekar an der neuerrichteten Nationalbibliothek zu Brescia. Seit 1799 privatisierte D. in Venedig und Vicenza. Nach seiner Rückkehr nach Bayern im Juni 1802 und der Erlangung des phi!. Dr.grades erhielt er einen Lehrstuhl für klassische griechische und lateinische Philologie an der Univ. Landshut und wurde zugleich zum Unterbibliothekar der Univ.bibliothek bestellt; 1802/03 und wiederum 1808-10 stand er der Univ.bibliothek als Oberbibliothekar vor. 1818 erfolgte mit seiner Ernennung zum Geistlichen Rat die Versetzung als Pfarrer in das niederbayer. Viechtach, wo er bis zu seinem Tod seelsorgerisch tätig war. Q Kath. Taufamt Lenggries, Taufmatrike!. W Vorschlag und Plan eines historischen Musäums für Baiern und angränzende Gegenden den Mitfreunden vaterländischer Aufklärung als Anfrage und Einladung, 0.0. 1784; Geschichte eines Martirers des Illuminatismus, in: Das graue Ungeheuer, hg. v. Wilhelm Ludwig Wekherlin, Bd. 7, 0.0. 1786, 113-140; Raccolta di scelte prose alemanne, con gli e1ementi granunaticali ad uso degl'Italiani, 2 Bde., Pavia 1789; Osservazione dei mela, Brescia 1799; Ueber Erklärung alter Schriftsteller durch Vergleichung mit neuerer Zeit. Eine Antrittsrede, Landshut 1803; Anthologie aus Italiens cIassischen Schriftstellern. Zur Übung für Liebhaber der italienischen Sprache, 2 Bde., Landshut 1807/08; Rede zum Andenken an Georg Alois Dietl, k.b. geist!. Rat und Prof. der Aesthetik an der Univ. zu Landshut, Landshut 1809. - Übersetzungen: Historische Vergleichung der älteren und neuern Anordnungen, die Polizey der Kirche im Staate betreffend, aus dem Ita1iänisehen mit Rücksicht auf Teutschland übersezt, Salzburg 1791; Anakreon 's Lieder, neu übersetzt und mit nöthigen Erläuterungen begleitet, Landshut 1816.
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Drexel-Eck
L DBA N. E; Baader, Baiern 253 f. (W); Felder I 181 f.; Prantl II 524; Brandl II 48; Buzas 78 u. ö.; Müller 236; U. Puschner, Verzögerte Aufklärung. Lesegesellschaften in Kurbayern, in: Aufklärung 5 (1990) 33; H. SchüttIer, Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776-1787/93, München 1991,42 f.; Beckenbauer 15 u. ö. U. Puschner
Düler (Düller), Johannes, * 1599 Luzern, t 15. 8. 1656 Ingolstadt, Dlngolstadt, Franziskanerkirche. D. studierte Phi1. in Freiburg LBr. und dann fünf Jahre Med. in Paris. Zum Dr. med. wurde er 1630 in Pont-a-Mousson (Lothringen) promoviert. Seine ärztliche Tätigkeit nahm er in Paris und am Spital San Spirito in Rom auf. Ab Juni 1633 wirkte D. als Stadtphysikus in Luzern, suchte jedoch wegen der Konkurrenz dreier weiterer Stadtärzte bereits im August um
seine Entlassung nach. D. zog zunächst nach Sursee, dann nach Fribourg. 1639 erhielt er einen Ruf auf die Anatomieprofessur an der Univ. Ingolstadt, wo er bis zu seinem Tod wirkte; seine Lehrtätigkeit war allerdings von zahlreichen Zwistigkeiten mit Kollegen überschattet. Der polyglotte Gelehrte, der der Univ. fünfmal als Rektor vorstand (WiSe 1644, SoSe 1646, WiSe 1647, WiSe 1651, WiSe 1655), hinterließ nur ein schmales Oeuvre. WAssertiones medicae de humani foetus formatione ac illius in utero materno animatione, Ingolstadt 1652. L DBA; DBA N. E; W. S. Brem, Oratio de vita et morti Joannis Dueleri, Ingolstadt 1656; Kobolt 165; Mederer II 343; Prantl I 434 f., II 500; Matrikel LMU; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte II 328; M. Studer, Das amtliche Medizinalwesen im alten Luzern, in: Der Geschichtsfreund 111 (1958) 173 f. R. A. Müller
E Eck, Johannes (eigentlich: Maier, Johann), * 13. 11. 1486 Egg (Eck) an der Günz (Schwaben), t 10. 2. 1543 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Michael Maier, Bauer und Amtmann in Egg.
E. empfing als Achtjähriger seine erste schulische Bildung von seinem Onkel Pfarrer Martin Maier in Rottenburg am Neckar. Kaum zwölfjährig, konnte der ungewöhnlich begabte und lerneifrige Knabe bereits die Univ. Heidelberg beziehen. 1499 wechselte er an die Univ. Tübingen, wo er 1501 zum Magister artium promoviert wurde. Das Studium der Theo1. nahm er anschließend zunächst in Köln auf, doch schon nach wenigen Monaten vertrieb ihn der Ausbruch einer Seuche nach Freiburg i.Br. (1502). Hier ließ er sich in die nominalistisch ausgerichtete und wegen der wilden Sitten ihrer Scholaren verrufene Pfauenburse aufnehmen, in der er die Leitung übernahm und binnen kurzem Ordnung schuf. Neben seinem the01. Studium hielt er - unter kümmerlichen äußeren Verhältnissen - Vorlesungen an der Artistenfak., vertiefte sich in griechische und hebräische Sprachstudien, hörte Vorlesungen über Jur. (bei Ulrich Zasius), Geographie, Mathematik und Astronomie und wurde schließlich 1505 zum Baccalaureus biblicus, 1509 zum Lizentiaten, 1510 zum Dr. der Theo1. pro-
moviert, nachdem er am 13. 12. 1508 in Straßburg die Priesterweihe empfangen hatte. E., in jenen Jahren dem humanistischen Bildungsideal verpflichtet und als Lehrer bei den Studenten sehr beliebt, zog alsbald die Aufmerksamkeit bedeutender Humanisten auf sich. Der Augsburger Stadtschreiber und gelehrte Humanist Dr. Konrad Peutinger und der Fiskalprokurator beim Reichskammergericht Dr. Hieronymus von Croaria (bis 1508 Kanonist in Ingolstadt) empfahlen ihn als einen Mann des Ausgleichs zwischen "via moderna" und "via antiqua" für eine theo1. Professur an der aufstrebenden Univ. Ingolstadt. Noch im Jahr seiner Dr.promotion wurde er dorthin berufen und zu seinem Unterhalt mit einem Kanonikat am Eichstätter Dom ausgestattet. Am 13. 11. 1510, seinem 24. Geburtstag, hielt er seine Antrittsvorlesung; bereits am 28. 4. 1511 wurde er erstmals zum Dekan der theo1. Fak. gewählt. 1512 betraute ihn der Eichstätter Bischof Gabriel von Eyb als Kanzler der Univ. mit dem Amt des Vizekanzlers, das er 30 Jahre innehatte. Peutinger knüpfte auch die Verbindung von E. mit den Augsburger Kaufleuten, vor allem mit Jakob Fugger. Dadurch wurde er in die wirtschaftsethischen Auseinandersetzungen um das Zins- und Kreditwesen verwickelt. Seit 1514 trat er in Vorlesungen, Gutachten ("Tractatus de contractu quinque de centum", 1515)
Eck und Disputationen (Bologna, Wien) für einen mäßigen Zins von 5% - in deutlicher Abhebung vom Wucher - ein, womit er im Grunde als legitim nur verteidigte, was sich in der Praxis längst durchgesetzt und bewährt hatte. Gleichwohl brachte ihm seine (durchaus seelsorgerlich motivierte) Stellungnahme den Ruf eines Opportunisten und Handlangers des Augsburger Kapitals ein. Später unterstellte man ihm völlig zu Unrecht, er habe im Solde der Fugger auch den römischen Prozeß gegen Luther betrieben. - 1514 erschien als Frucht seiner Vorlesungen das erste größere theol. Werk ("Chrysopassus") von E., in welchem er in Anlehnung an Augustin, Duns Scotus und die ältere Franziskanerschule das Problem von Gnade und Prädestination behandelte. Als Vizekanzler war er zugleich maßgeblich an der vom herzoglichen Rat Leonhard von Eck initiierten Univ.reform beteiligt, deren Ziel es war, im Sinne des humanistischen Bildungsideals und in Abkehr vom Wegestreit zum Quellenstudium (dank der neuen Möglichkeiten des Buchdrucks) hinzuführen. E. besorgte die für die phil. Fak. nötigen kommentierten Ausgaben klassischer Texte (Logik des Petrus Hispanus, 1516; Dialektik und Physik des Aristoteles, 1516-20). Daneben beschäftigte er sich als den Problemen seiner Zeit zugewandter Theologe intensiv mit der Hl. Schrift, mit Augustin, Dionysius Areopagita und anderen Neuplatonikern. U.a. stand er auch mit Martin Luther in brieflichem Austausch. - Da provozierten ihn Luthers Ablaßthesen von 1517 zu kritischen Bemerkungen ("Obelisci"), die der Angegriffene scharf zurückwies ("Asterisci"). Diese Kontroverse über Buße und Ablaß, Gnade und freien Willen, in die E. alsbald den ebenfalls mit Thesen hervortretenden Andreas Karlstadt einbezog, führte schließlich zur Leipziger Disputation von 1519, bei welcher E. mit überlegener dialektischer Gewandtheit und kühler Berechnung Luther in der Frage nach dem göttlichen Recht des Papsttums und nach der Autorität der allgemeinen Konzilien in die Enge trieb und auf die Aussage festlegte, daß er ein verbindliches kirchliches Lehramt nicht mehr anerkenne und ihm allein die Schrift als Quelle des Glaubens gelte. E. war mit der erste, der erkannt hatte, daß es Luther letztlich nicht um Ablaß und Ablaßmißbrauch (um kirchliche Reform) ging, sondern um einen Angriff auf die überlieferte Struktur der Kirche. Entsprechend dieser Erkenntnis widmete E. seine erste größere systematische Abhandlung der Verteidigung des päpstlichen Primats ("De primatu Petri adversus Ludderum", Ingolstadt 1520 (?), Paris 1521). - Indem E. der Kurie über die Leipziger Disputation Bericht erstattete, empfahl er sich zugleich als Sachverständi-
89 gen für den 1520 wiederaufgenommenen Luther-Prozeß. Er reiste im Frühjahr 1520, angeblich von dort gerufen, nach Rom, präsentierte sich Leo X. durch Überreichung des Manuskripts von "De primatu Petri", wurde Mitglied der dritten in der Angelegenheit Luthers eingesetzten Untersuchungskommission und war maßgeblich an der Abfassung der Bannandrohungsbulle "Exsurge Domini" vom 15. 6. 1520 beteiligt. Als päpstlicher Nuntius und Protonotar kehrte er nach Deutschland zurück, um zusammen mit dem ebenfalls zum Nuntius ernannten Hieronymus Aleander die Bannandrohungsbulle zu publizieren. Die Tatsache, daß er in diese Bulle nach eigenem Gutdünken Namen weiterer Anhänger und Sympathisanten Luthers eintrug (darunter Willibald Pirckheimer), brachte ihn in den nicht grundlosen Verdacht, seine Vollmacht zu privater Rache zu mißbrauchen. Allerdings stieß die Publikation der Bulle bei den weltlichen und geistlichen Fürsten des Reiches, auch bei den bayer. Herzögen, auf erhebliche Widerstände. Luther, der E. als ein aus Lügen, Irrtümern und Häresien zusammengesetztes Monstrum bezeichnete und später als "Schwein aus Ingolstadt" und ,,Doktor Sau" titulierte, suchte die Bulle in seiner Schrift "Von den "Eckischen Bullen und Lügen" (1520) überhaupt als ein Machwerk von E. hinzustellen, und um dies zu illustrieren, verbrannte er am 10. 12. 1520 vor dem Elstertor zu Wittenberg mit der Bulle und dem Corpus Juris Canonici auch den "Chrysopassus" von E. Dieser nahm noch zweimal zur Berichterstattung in Rom Aufenthalt (Oktober bis Dezember 1522, März bis Dezember 1523) und setzte sich nach der definitiven Entscheidung der bayer. Herzöge für die alte Kirche in der Grünwalder Konferenz Ende Februar 1522 nicht ohne Erfolg für deren landeskirchliche Interessen zum Nutzen der Kirchenreform (Stärkung der herzoglichen Kirchenhoheit) und für die wirtschaftliche Sicherstellung und den personellen Ausbau der Univ. Ingolstadt (durch Rückgriff auf kirchliche Pfründen) ein. In zwölf für den Papst bestimmten Denkschriften geißelte er die kirchlichen Mißstände insbesondere an der Kurie und forderte Bekämpfung der Reformation vor allem durch ernste kirchliche Reforrnrnaßnahmen. Im selben Sinne wirkte er 1524 auf dem Nürnberger Reichstag und Regensburger Konvent. Sein ungeteilter Einsatz in Wort und Schrift und diplomatischer Aktion galt fortan der Verteidigung der alten Kirche und ihrer Lehre gegen die kirchlichen Neuerer. Die Reformation wurde das Schicksal von E. - 1525 erschien sein gegen Philipp Melanchthons ,,Loci communes" (1522) gerichtetes ,,Enchiridion locorum communium adversus Lutherum et alios hostes ecclesiae", ein apolo-
90 getisches "Handbuch", in dem er Kirchenlehre und Kirchenbrauch von ihren Grundlagen her (Schrift, Konzilsbeschlüsse, Kirchenväter) entwickelte. Er widmete das nachmals weitverbreitete Werk (121 bekannte Ausgaben und Übersetzungen) Heinrich VIII. von England, dessen "Assertio septem sacramentorum" er 1523 in einer eigenen Schrift verteidigt hatte, und reiste noch im selben Jahr über die Niederlande nach England, um es dem König persönlich zu überreichen. 1526 folgte die Schrift "De sacrificio missae contra Lutheranos", eine nach dem methodischen Schema des "Enchiridion" aufgebaute Verteidigung des Opfercharakters der Messe, mit der er aber im entscheidenden Punkt den Einwand der Reformatoren nicht zu entkräften vermochte. Die Verteidigung der kath. Abendmahlslehre stand auch im Mittelpunkt seiner Auseinandersetzung mit Huldrych Zwingli, Johann Oekolampad (Badener Disputation vom 16. 5. 1526) und der Reformation in der Schweiz und Südwestdeutschland (Ulm, Memrningen). Auf dem Augsburger Reichstag von 1530, für den er wohl auf Veranlassung der bayer. Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. ,,404 Artikel", angeblich eine Auswahl aus 3000 ihm vorliegenden häretischen Sätzen, zusammengestellt hatte - mit dem erklärten Ziel, die Protestanten als Häretiker zu entlarven -, fiel ihm schließlich zusammen mit wohl über 20 anderen altkirchlichen Theologen die Aufgabe zu, als kath. Antwort auf die "Confessio Augustana" die biblisch und maßvoll argumentierende "Confutatio" zu erarbeiten (nachdem Karl V. die unter maßgeblicher Mitarbeit von E. verfaßte ,,Responsio catholica" als zu polemisch zurückgewiesen hatte). Die Widerlegung der ,,Fidei ratio" Zwinglis und der "Tetrapolitana" war dagegen in der Hauptsache sein alleiniges Werk. - Dennoch war E. nicht nur der streitbare Apologet, der den theol. Gegner seine formale Überlegenheit fühlen ließ und es darauf anlegte, ihn auf die Häresie festzulegen, sondern er wirkte lebenslang auch vorbildlich in der Seelsorge. Neben seinem akad. Lehramt, seiner schriftstellerischen Arbeit und seinen sonstigen Aktivitäten versah er in Ingolstadt das Pfarramt zu St. Moritz (1519-25) und zur Schönen Unserer Lieben Frau (1525-32, 1538-40). Als Frucht seiner eifrigen Predigttätigkeit legte er im Auftrag der bayer. Herzöge als Handreichung für den Klerus eine fünfbändige Predigtsammlung ~or (1530-39), außerdem gab er, ebenfalls auf herzoglichen Wunsch, eine deutsche Bibel heraus (1537), deren alttestamentliche Bücher er seiber in oberdeutsche Mundart übersetzte (die Übersetzung des Neuen Testaments stammte von Hieronymus Emser). - 1541 nahm E., der in den 30er Jahren seine tiefe Enttäuschung
Eck über den mangelnden Reformwillen des Papstes und der Kurie, vor allem auch über das taktische Hinauszögern der Einberufung des Konzils, nicht verbarg, im Auftrag der bayer. Herzöge an den von Karl V. angesetzten Religionsgesprächen in Worms und Regensburg teil. Als diese in Regensburg bei der Erörterung der kath. und reformatorischen Eucharistielehre zu stocken begannen, erkrankte er plötzlich, was ihn jedoch nicht daran hinderte, im Auftrag und Sinn Wilhelms IV. von Bayern "Annotationes" zu verfassen, die der Herzog zur Störung der Religionsgespräche benützte. Wenngleich das Verhalten von E. undurchsichtig bleibt: seine Krankheit war nicht vorgetäuscht. Seit seinem Aufenthalt in Regensburg vermochte er sich nicht mehr zu erholen. Als er starb, wurden seine Gegner, die ihn bereits zu Lebzeiten maßlos verleumdet hatten, nicht müde, über die Umstände seines Todes übelste Gerüchte auszustreuen. - E. war zeitlebens von seinem Lehrberuf begeistert und zumindest in seiner frühen Zeit ein höchst erfolgreicher akad. Lehrer, der auch einen ausgeprägten sozialen Sinn besaß und nicht wenigen Studenten in ihren wirtschaftlichen Nöten half. Nie strebte er, wie ihm seine Gegner unterstellten, nach hohen Kirchenwürden; "Schulmeister" zu sein war ihm ehrenvollster Titel. Als theol. Hauptgegner Luthers und der Reformation teilte er mit vielen markanten Persönlichkeiten seiner aufgewühlten Epoche das Schicksal, von der Parteien Haß und Gunst geschmäht oder erhoben zu werden. Unbestreitbar wies sein Charakter auch Schatten und seine Theol. auch Schwächen auf. Doch wenn man den damaligen Stil theol. Auseinandersetzungen in allen konfessionellen Lagern kennt und die theol. Unklarheit der vortridentinischen Zeit bedenkt, wird vieles verständlich. Immerhin ließ sich E. in seinen Schriften vom humanistischen Bemühen um Quellennähe leiten, und insofern war er als einflußreicher altkirchlicher Theologe durchaus Bahnbrecher einer positiven kath. Theol., wenngleich man ihn einen schöpferischen Denker nicht nennen kann. Und es war sein Verdienst, von Anfang an klar erkannt und unmißverständlich herausgestellt zu haben, daß Luther nicht kirchliche Reform, sondern kirchliche Revolution bedeutete. Die Ingolstädter theol. Fak. rühmte ihn jedenfalls als "theologorum suo tempore Phoenix et miraculum". Daß sie und die ganze Univ. Ingolstadt für über zwei Jahrhunderte zu einer Bastion der alten Kirche im Reich und zu einem Vorort der Gegenreformation wurden, war nicht zuletzt durch das Wirken von E. grundgelegt. W Kritische Ausgabe der wichtigsten Schriften: Corpus Catholicorum, Bd. 1 (1919), Bd. 2 (1921), Bd. 6
Eck-Eckher (1923), Bd. 13 (1928), Bd. 14 (1929), Bd. 34 (1979), Bd. 35 (1980), Bd. 36 (1982). - Verzeichnis: J. Metzler, Tres orationes funebres in exequiis Johannis Eckii habitae ... mit bio-bibliographischer Einleitung, einer Untersuchung der Berichte über E. Tod und einem Verzeichnis seiner Schriften, Münster 1930 (= Corpus Catholicorum, Bd. 16) (P 1,2). L ADB V 596-602; NDB IV 273 ff.; DBA; DBA N. F.; Mederer I 82-188; Prant! I 114 f. u. Ö., II 485; T. Wiedemann, Dr. J. E., Regensburg 1865; J. Greving, 1. E. als junger Gelehrter. Eine literar- und dogmengeschichtliche Untersuchung über seinen Chrysopassus praedestinationis aus dem Jahre 1514, Münster 1906; Ders., E. pfarrbuch für U. L. Frau in Ingolstadt, Münster 1908; A. Brandt, 1. E. Predigttätigkeit zu Ingolstadt (1525-1543), Münster 1914; J. Schlecht, Dr. J. E. Anfange, in: HJb 36 (1915) 1-36; J. Lortz, Die Reformation in Deutschland, 2 Bde., Freiburg LBr. 1939/40 u. ö.; G. Frhr. v. Pölnitz, Die Beziehungen des J. E. zum Augsburger Kapital, in: HJb 60 (1940) 685-706; E. Iserloh, Die Eucharistie in der Darstellung des J. E. Ein Beitrag zur vorttidentinischen Kontroverstheol. über das Meßopfer, Münster 1950; Ders., Der Kampf um die Messe in den ersten Jahren der Auseinandersetzung mit Luther, Münster 1952; H. Jedin (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 4: Reformation, Kath. Reform und Gegenreformation, verfaßt von E. Iserlohl J. Glazik/H. Jedin, Freiburg-Basel-Wien 1967, 46 ff. u. ö.; Ders., J. E., in: M. Greschat (Hg.), Gestalten der Kirchengeschichte, Bd. 5: Die Reformationszeit I, Stuttgart 1981, 247-69; Ders., J. E. (1486-1543). Scholastiker - Humanist - Kontroverstheologe, Münster 21981; Ders., J. E. (1486-1543), in: Ders. (Hg.), Kath. Theologen der Reformationszeit, Bd. I, Münster 1984, 65-71; G. Müller, J. E. und die Confessio Augustana. Zwei unbekannte Aktenstücke vom Augsburger Reichstag 1530, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 38 (1958) 20542; F. Zoepfl, J. E., in: G. Frhr. v. Pölnitz (Hg.), Lebensbilder aus dem Bayer. Schwaben, Bd. 6, München 1958, 186-216; LThK 2 III 642 ff.; K. Rischar, J. E., auf dem Reichstag zu Augsburg 1530, Münster 1968; F. W. Bautz (Hg.), Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1975, 1452 ff.; Seifert 15 u. ö.; Seifert, Statuten 89 ff. u. ö.; Ders., Logik zwischen Scholastik und Humanismus. Das Kommentarwerk J. E., München 1978; G. Schwaiger, Die Theol. Fak. der Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: Boehrn/Spörl I 34-51; BoehmlSpörl, LMU 123 (P 1); H. Immenkötter (Bearb.), Die Confutatio der Confessio Augustana vom 3. August 1530, Münster 21981; Dr. J. E. Seelsorger - Gelehrter - Gegner Luthers (Ausstellungskatalog), Ingolstadt 1986 (P 1-4); E. Iserloh (Hg.), 1. E. (1486-1543) im Streit der Jh. Internationales Symposium der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum aus Anlaß des 500. Geburtstages des 1. E. vom 13.-16. November 1986 in Ingolstadt und Eichstätt, Münster 1988; Killy III 165 f.; P. Schäfer, Theol. Wissenschaft, in: W. Brandmüller (Hg.), Handbuch der bayer. Kirchengeschichte, Bd. 2, SI. Ottilien 1993,471-76 u. ö.; Weitlauff 343 ff. P 1) Epitaph, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, Ingolstadt, 2) Fresko im alten Rathaus, Ingolstadt, 3) Medaille mit Porträt, 1529,4) Stich. M. Weitlauff
Eckental (Egkental, Ekkentaler), t kurz vordem 9. 7.1503.
91 Johannes,
E., der als seinen Herkunftsort Zusamaltheim angab, immatrikulierte sich im SoSe 1446 an der Univ. Wien und promovierte dort im Dezember 1449 zum artistischen Bakkalar, im WiSe 1453/54 zum Magister. 1455 und 145863 übernahm er als Regens verschiedenste Lehrveranstaltungen aus dem artistischen Curriculum, wobei er sich seit 1460 nur mehr auf Vorlesungen zur Logik spezialisierte. Von 1463 bis zu seiner Immatrikulation in Ingolstadt arn Eröffnungstag der Matrikel (18. 3. 1472) fehlen bislang Nachweise über seinen Verbleib. E., der unverzüglich eine der sechs für artistische Magister zur Verfügung stehenden Kollegiaturen erhielt, welche er bis zu seinem Tod innehatte, gehörte zu den erfahreneren Magistern, die man für den Aufbau der Artistenfak. der "via moderna" heranzog. Doch erlangte er trotz mehr als dreißigjähriger Zugehörigkeit zur Fak. niemals eine beherrschende Stellung in ihr. Nur zweimal bekleidete er das Amt des Dekans (SoSe 1473, WiSe 1490/91). Daneben machte er sich um die Einrichtung der Bibliothek der Fak. verdient: 1484 und 1488/89 ist er als Bibliothekar nachzuweisen. An Lehrveranstaltungen, die E. abgehalten hat, sind die "Parva 10gicalia" (WiSe 1492/93), das ,,Maius volumen Prisciani" (WiSe 1493/94) und die ,,Ars vetus" (SoSe 1494) bekannt. Daneben widmete er sich dem Studium der Theo!.; im Herbst 1478 promovierte er zum theo!. Bakkalar, erwarb aber keine weiteren Grade in dieser Wissenschaft. Gegen Ende seines Lebens scheint sein Vorlesungsfleiß nachgelassen zu haben. Zumindest erbot er sich gegenüber den herzoglichen Räten im September 1497, seinen Verpflichtungen als Kollegiat nachzukommen, wofür wohl ein Anlaß bestanden hat. Vor dem 9. 7. 1503 muß E. gestorben sein, da zu diesem Zeitpunkt seine Kollegiatur an Andreas Raphaelis vergeben wurde. Q UAM, D III I, E I I, F I I, GG I 2, 0 I 1,0 I 2, 0 IV 1,0 VI; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8).
L Mederer I 3 u. ö.; Prant! I 35 u. Ö., II 50; Seifert, Statuten 190 u. ö.; Buzas 19 u. ö.; Seifert 38-54; Kausch 221; A. Liess, Die artistische Fak. der Univ. Ingolstadt 1472-1588, in: BoehmlSpörl II 13 f.; Schöner 158 u. Ö. C. Schöner
Eckher (Ecker, Ekerth), Ferdinand Balthasar, * 6. 1. 1703 Waldsassen, t 3. 3. 1775 Ingolstadt. V Andreas, Leutnant "sub regimine de la Verita", M Ursula.
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Eckher - Eckl
E. entstammte einer wohl nicht längere Zeit in Waldsassen ansässigen Offiziersfamilie. 1720 immatrikulierte er sich als Student der Phil. an der Univ. Ingolstadt, wobei er noch als "Waltsassensis" bezeichnet wurde, und studierte sodann in allen Fak. einschließlich der med. mit Auszeichnung. Am 20. 12. 1727 wurde er in Regensburg zum Priester geweiht. 1729/30 war er Kooperator in der Pfarrei Gerzen, 1730 wurde er Pfarrer in Arrach, 1733 erhielt er ein Kanonikat beim Kollegiatstift St. Johann in Regensburg und wurde wohl im gleichen Jahr Konsistorialrat beim bischöflichen Konsistorium in Regensburg. 1731 promovierte er in Ingolstadt, bis dahin Lic. theol., zum Dr. iur. utr., 1737 wurde er Pfarrer in Neustadt und - nachdem er von der Univ. 1744 nominiert worden war - 1745 Pfarrer zur Schönen Unserer Lieben Frau zu Ingolstadt, Dr. der Theol. und Prof. der Kontroverstheol. und geistlichen Beredsamkeit an der Univ. Ingolstadt. E. bekleidete wiederholt das Rektorat und wurde 1756 auch Prokanzler und 1772 Cornrnissarius als Stellvertreter des Kanzlers und Bischofs von Eichstätt. Ab 1745 war er auch Dornkanoniker von Eichstätt. Er war apostolischer Protonotar und Geistlicher Rat der Bischöfe von Eichstätt und Regensburg. - E. war ein heftiger, streckenweise fanatischer Gegner der Aufklärung an der Univ. Ingolstadt, besonders Johann Adam von Ickstatts, ab 1767 auch der Jesuiten, mit denen er sich schon seit längerem als Pfarrer der Ingolstädter Frauenkirche besonders wegen der von ihm als Konkurrenz empfundenen Bürgerkongregation Maria vorn Sieg angelegt hatte. Als Vertreter barocker Frömmigkeit erwies er sich, als er als Pfarrer die weithin vergessenen spätrnittelalterlichen Reliquien der Kirche zur Schönen Unserer Lieben Frau wiederentdeckte, 1750 neu fassen und zur Verehrung wieder aufstellen ließ. Seine Schriften sind zum Teil Veröffentlichungen von Predigten. Sie stehen in der Tradition barocker Theol., gewannen aber durch die Auseinandersetzung mit der Aufklärung an Schärfe. Q Bischöfliches Zentralarehiv Regensburg; pfarrarchiv zur Schönen Unserer Lieben Frau Ingolstadt. W Modus agendi cum convertendis ad fidem Romanocatholicarn, Ingolstadt 1754; Modus rite ac utiliter catechizandi, Ingolstadt 1757; Oratoria sacra seu eloquentia sacra cum modo movendi in concionibus, Ingolstadt 1765. L Mederer III 182 u. ö.; Baader, Baiem 1 278 ff. (W); Pennaneder 19; Prant! I 523 u. Ö., II 509; Hurter V 42 f.; Matrikel LMU; S. Hofmann, 1ngolstädter Prof. siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 9, 35; Ders., Templum academicum - die Kirche zur Schönen Unserer Lieben Frau. Materialien zur Geschichte der Ausstattung des Ingolstädter Münsters, in: SHVI 81 (1972) 180 f.; Ders., Maria de Victo-
ria - Nachruf auf die einstige Kirche der Kongregation Maria vom Sieg, Tl. 2, in: SHVI 86 (1977) 182 f. u. ö.; F. Kreh, Leben und Werk des Reichsfreiherrn von Ickstatt (1702-1776), Paderbom 1974,91 ff.; Müller, Zech 42-47; Müller 67 u. Ö. S. Hofmann
Eckl(Ekl),Anton, * 1781 Freising, t 13. 9.1830, kath. E., über dessen Herkunft und Schulzeit nichts bekannt ist, schloß sein am 4. 5. 1805 in Landshut aufgenommenes Med.studium am 20. 9. 1809 mit der Promotion ab. Nach einer der Weiterbildung dienenden akad. Reise und einer melujährigen Praxis, besonders in der operativen Med., wurde er schließlich Gerichtsarzt in Pfarrkirchen. Gemäß den vorn Obermedizinalkollegium am 15. 12. 1823 unterbreiteten Vorschlägen, die als Grundlage für die Personalregelung des zu jener Zeit arg zerstrittenen Landshuter Lehrkörpers dienten, wurde der damalige chirurgische Ordinarius Franz Reisinger 1824 durch den von der Regierung sowohl für "lehrbegabt" als auch für "operativ befähigt" gehaltenen E. ersetzt. Die Ernennung zum o. Prof. der "gesamten", also der theoretischen und praktischen Chirurgie mit einern Jahresgehalt von 1200 Gulden erfolgte am 13. 3. 1824. Bei der Verlegung der Univ. 1826 mußte E. an der für die Ausbildung niederer Ärzteklassen zuständigen chirurgischen Schule in Landshut bleiben; sein Versetzungsgesuch vorn 18. 6. 1827 wurde ohne Nennung von Gründen abgelehnt. - E. las sein Fach mit Einschluß der Augenheilkunde nach dem 1822/23 erschienenen und in Deutschland zu großer Beliebtheit gelangten chirurgischen Handbuch des Heidelberger Ordinarius Maximilian Joseph von Chelius, womit er sich auf der Höhe des damaligen Wissensstandes präsentierte. Mit Operationskursen am Phantom und an Leichen, einer Chirurgischen und Augenkrankenklinik sowie einer täglich abgehaltenen Poliklinik ergänzte E. die theoretische Fachvorlesung in fortschrittlicher Weise. Zwei Tätigkeitsberichte sowie eine Schrift über die an der Univ. Landshut übliche klinische Behandlung erlauben einen Einblick in die von E. geleitete chirurgische Klinik. Weitere Publikationen sind nicht bekannt. Q BayHStAM, MInn 23675NI; UAM, EIl 54. W Ratio medendi in schola clinica medica et chirurgica universitatis reg. L. M. Landshutanae. Annus I, Sulzbach 1826 (mit J. A. Schultes); Jahresbericht über die chirurgische klinische Schule der kgl. L. M. Univ. zu Landshut vom 25. 4. 1824 bis zu demselben Tage 1825, in: Der neue Chiron 2 (1827) 283-328; Bericht über die Ergebnisse in dem chirurgischen Clinicum der kgl. L. M. Univ. zu Landshut während der zweijährigen
Eck! - Ehrentreich Zeitspanne vom 25. 4. 1825 bis zum nämlichen Tage des Jahres 1827, Landshut 1827. L A. C. P. Callisen, Med. Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Bd. 6, Copenhagen 1831, 21 f.; Prantl II 522; Beckenbauer 168 f. u. ö.
W. Locher
Eha, Johann Heinrich, SJ, * 25. 1. 1707 Schönberg (Württemberg), t 4. 7. 1764 Freiburg i.Br.
Zur Herkunft ist nichts überliefert; ein Bruder oder sonstiger naher Verwandter, Dominik, ist 1732 als Theo!.student an der Univ. Dillingen verzeichnet. E. nahm 1723 das phi!. Studium an der Univ. Freiburg i.Br. auf. Am 22. 8. 1724 erwarb er den Magistergrad. Wenig später, am 26. 9. 1724, trat er in Landsberg der Societas Jesu bei. Nach zweijährigem Noviziat absolvierte er den vorgeschriebenen Phi!.kurs in Ingolstadt (1726-29); danach lehrte er entweder in Luzern oder in Fribourg ein Jahr lang die Humaniora. Im Anschluß daran folgte das Theo!.studium, und zwar erneut in Ingolstadt. 1741-42 lehrte er Logik an der Univ. Freiburg i.Br. und war zugleich Präfekt des dortigen Jesuitengymnasiums. Hierauf übernahm er an derselben Univ. das Lehrgebiet Geschichte (1743-45). Dieses Fach lehrte er 1745-47 auch an seiner vormaligen Studienuniv. Ingolstadt. In Luzern vertrat er kurzzeitig die Kasuistik (1748-50) und die Moralphi!., um dann als Prokurator zurück nach Freiburg i.Br. (1750-52) und Konstanz (1752-56) zu gehen. 1756-58 und ab 1763 war E. als Präfekt in Freiburg i.Br. tätig; dasselbe Amt übte er 1758-63 in Solothurn aus. L Romstöck 69; Matrikel LMU; F. Schaub, Die Matrikel der Univ. Freiburg i.Br. von 1656-1806, Freiburg i.Br. 1955,418 u. ö.; Böhme, Prof. der phil. Fak. 24 ff.; Kurrus I 247; Ger! 92; Valentin II 1045.
W. Weber
Ehingen (Ehinger, Echingen), Ernst Marquard, SJ, * 22.7. 1613 Börstingen, t 30.8. 1683 Dillingen. V Philipp von Ehingen, M Maria Jacobe von OW.
E., der einer württembergischen Adelsfamilie entstammte, trat 1631 dem Jesuitenorden bei. In Ingolstadt studierte er 1633-36 Phi!. 1638/39 wirkte er als Lehrer der Syntax in Dillingen. Daran schloß sich ein melujähriges Theo!.studium in Ingolstadt an. Nach dessen Abschluß und der Priesterweihe 1643 ging E. als Prof. für Dialektik nach Innsbruck. Zwei Jahre später wechselte er nach Dillingen, wo er bis 1648 als Prof. der Phi!. tätig' war. 1649 hatte er kurzzeitig die Stelle eines Ministers im Jesui-
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tenkolleg Regensburg inne, bevor er im November desselben Jahres zum Prof. für Ethik nach Ingolstadt berufen wurde. 1650 bekam er dort die Professur für Mathematik und Hebräisch übertragen. Im darauffolgenden Jahr begab er sich nach Augsburg, um Logik zu lehren. Er hielt sich dort nicht lange auf; noch im Jahre 1651 findet sich E. bereits in einem neuen Wirkungsbereich am Hof des Fürstbischofs von Freising. Fast ein Vierteljahrhundert lang versah E. den Dienst eines bischöflichen Beichtvaters. Aufgrund von Differenzen um seine Person, die sich zwischen dem Bischof und dem bayer. Kurfürsten Ferdinand Maria ergeben hatten, wurde er 1676 nach Hall in Tirol versetzt. Dort war er bis 1679 Rektor des Kollegs. In gleicher Funktion wechselte er im Februar 1679 nach Innsbruck. Von 1682 bis zu seinem Tod stand er als Regens dem Hieronymus-Konvikt in Dillingen vor. L Freninger 28; Sommervogel III 348 f., IX 278; Romstöck 70 (W); Specht 287; Duhr III 853-56 u. ö.; B. Duhr, Die Jesuiten am Hofe zu München in der zweiten Hälfte des 17. Jh., in: HJb 39 (1918/19) 110 ff.; Matrikel LMU; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 58 f.; Ger! 89; G. Wilczek, Phil. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 17. und 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 48 (1985) 23 f.
F. Heiler
Ehrentreich (Ehrenreich), Adam, SJ, * 8. 2. 1653 Donauwörth, t 23.12. 1708 München.
Nach Eintritt in die Societas Jesu am 14. 8. 1672 und dem Noviziat in Landsberg lehrte E. ab 1674 mehrere Jahre an den Jesuitengymnasien in Dillingen und Innsbruck. Das Theo!.studium absolvierte er in Ingolstadt, wo er ab dem SoSe 1683 als Prof. der Ethik an der phi!. Fak. tätig war, er wechselte aber schon 1684 (ab dem 30. 10.) als Prof. der Phi!. nach Dillingen, dann 1688 in gleicher Stellung nach Innsbruck. Vom 21. 10. 1690 bis 1692 war er Studienpräfekt, Lehrer für Hebräisch am phi!. Kurs und Prof. der Kontroverstheo!. an der theo!. Fak. der Univ. Dillingen, wo er vom 22. 10. 1694 bis 11. 3. 1695 auch Prof. für Moraltheo!. war. Ab dem 9. 3. 1695 war E. als Prof. der Scholastik an der theo!. Fak. in Konstanz tätig, wo nach der Besetzung von Freiburg i.Br. die dortige vorderösterreichische Univ. 1686 auf kaiserlichen Befehl wiedereröffnet worden war, dann vom 3. 11. 1695 bis 1,696 in gleicher Stellung an der - 1684 auf Befehl des französischen Königs wiedereröffneten - Univ. Freiburg i.Br. 1697 wurde er schließlich noch Prof. der spekulativen Theo!. an der Univ. Innsbruck. Nachdem er damit beinahe alle Fächer der Humaniora, Phi!. und Theo!. unterrichtet hatte, die das Bildungssystem der Jesuiten damals anbot,
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Ehrentreich - Eisengrein
war E. am Ende seiner rastlosen Karriere acht Jahre Generalbücherrevisor in Rom. - Wissenschaftlich verfocht E. den moralischen Probabi Iismus in der von Ordensgeneral Tirso Gonzales vertretenen Form. E. erstellte von dessen 1694 veröffentlichtem Hauptwerk, dem ,,Fundamenturn theologiae moralis", vielfach wieder aufgelegte Auszüge und veröffentlichte 1699 unter dem Titel ,,Reprobatio Lydii Lapidis" eine Widerlegung der gegen Gonzales gerichteten Schrift des spanischen Jesuiten und Probabilisten Franciscus Perea. W Principia et concIusiones de licentia actionum moraIium et usu probabilis opinionis, Innsbruck 1697 u. Ö. (erweiterte Fassung: Principiorum de usu probabilis opinionis, aliquantum fusior declaratio, et contirmatio, Rom 1699); Reprobatio Lydii Lapidis seu brevis refutatio tractatus, Rom 1699.
W Disputatio philosophica de communibus naturalium rerum principiis, Ingolstadt 1588; Disputatio theologica de effectis divinae gratiae (Praes.; Resp.: J. B. Maestlin), Ingolstadt 1591; Disputatio theologica de divina gratia (Praes.; Resp.: E. Scheblin), Ingolstadt 1592; Disputatio theologica de tide in catholica (Praes.; Resp.: W. Ernest), Ingolstadt 1593; Disputatio theologica de Eleemosyna malorum in humanum corpus et animum grassantium profligatrice (Praes.; Resp.: J. Bin), Ingolstadt 1595; Disputatio theologica de empto, vendito, mutuo et censu (Praes.; Resp.: V. Maurer), Ingolstadt 1596; Disputatio theologica de fama, honore et bonis corporis restituendis (Praes.; Resp.: C. Bayer), Ingolstadt 1596; Theses theologicae ex universis D. Thomae partibus collectae (Praes.; Resp.: C. Tschudi), Dillingen 1607.
Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. V 57, Mscr. VI 16, Mscr. VI 18, Mscr. XI 21, C XV 23; DAE, B 186; UAM, GG HI/ll I; UBM, 4° Cod. mS.819.
L DBA N. F.; Mederer III 48; De Luca 62 u. ö.; 1. von Döllinger/F. H. Reusch, Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-kath. Kirche seit dem 16. Jh., Bd. I, Nördlingen 1889,235; Sommervogel III 349-51, IX 279 (W); Romstöck 71-75 (W); Specht 282 f. u. ö.; J, Brucker, E. A., in: Dictionnaire de Theologie Catholique, Bd. 4, Paris 1911,2231; Matrikel LMU; Ger193; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 60-65; Kurrus II 97 u. ö.; Züm/Speck.
L Mederer H 104 u. ö.; Kobolt 194; Kobolt, Erg. 83; Sommervogel III 370; Prantl I 338 u. Ö., II 497; Specht 283; Duhr I 64; Schaff 76; Gröber 284; Gerl 94; Kausch 49; Popp 68 ff.; Schmidt, Collegium Germanicum 238.
H. Zedelmaier
Eisengrein, Martin, * 28. 12. 1535 Stuttgart, t 4. 5. 1578 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau.
Eiselin (EiseIe), Michael, SJ, * 1558 Schwäbisch Gmünd, t 16. 12. 1613 Bermatingen bei Konstanz, 0 Salem.
E. gehört zur großen Zahl der Zöglinge des Collegium Germanicum, die zwischen 1570 und 1600 in die Gesellschaft Jesu eintraten. Nachdem er 1574-84 seine phil. und theol. Ausbildung am Collegium Germanicum erhalten hatte, trat E. am 4. 1. 1585 in Rom zusammen mit Simon Cedolin aus Dalmatien und Johannes Thomas Lösch aus Bayern (später Prof. in Ingolstadt) dem Orden bei. Ab 1586 hielt er an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phil. Kurs, im SoSe 1588 stand er der phil. Fak als Dekan vor. Nach zwischenzeitlicher Lehrtätigkeit in Dillingen kehrte er 1590 an die Univ. Ingolstadt zurück, wurde dort aber erst 1591 Mitglied der theol. Fak. und deren Dekan. E. blieb bis 1603 in Ingolstadt Prof. der scholastischen Theol. und der Kasuistik, ehe er nach Dillingen zurückging, wo er von April 1603 bis 1607 gleichfalls scholastische Theol. lehrte. Es folgte Lehrtätigkeit in München (1611/12) und Konstanz (1613). Als er 1613 von Konstanz nach Ebersberg entsandt wurde, starb er auf der Reise. Das theol. und phil. Werk von E. wurde vonPrantl, der den Jesuiten bekanntlich kritisch gegenüberstand, ähnlich dem Jakob Gretsers als herausragend gewürdigt.
B. Schönewald
V Martin, Bürgermeister in Stuttgart, t 1565, MAnna Kienzer, t 1542.
E. besuchte die Stuttgarter Stadtschule und studierte in Tübingen, Ingolstadt und Wien. An der Wiener Univ. wurde er 1555 als Dr. der Phil. genannt, dort lehrte er auch als Prof. für Rhetorik und seit 1557 zusätzlich Naturphil. Nach dem Wechsel zum kath. Glauben 1558/59 und der Priesterweihe 1560 trat E. als Domprediger zu St. Stephan hervor, jedoch gewann er offenbar nicht das Vertrauen Kaiser Ferdinands I. und seiner Räte. So berief ihn Herzog AIbrecht V. 1562 als Pfarrer von St. Moritz und Univ.lektor nach Ingolstadt, wo er 1563 das theol. Doktorat erwarb und 1564 in die theol. Fak. aufgenommen wurde. Als Dekan (1568), Rektor (SoSe 1562, WiSe 1564/65) und seit 1570 vor allem als Superintendent, d. h. als Sonderbeauftragter des Herzogs, und Prokanz!er (beide an sich getrennten Ämter verschmolzen so mehr oder minder) sorgte er für die Katholizität der Ingolstädter Hochschule. Er tat dies durchaus nach allen Seiten vermittelnd, nicht als blind eifernder Konvertit. Angesichts seiner vielen Funktionen mußte E. freilich seine Lehrtätigkeit vernachlässigen. Er betätigte sich nicht nur in Verwaltung und Lehre an der Univ., er war zugleich theol. Berater des bayer. Herzogs, Prediger, Seelsorger und
Eisengrein - Eisenhut Schriftsteller. Im Auftrag Albrechts V. verhandelte er 1563/64 am Wiener Hof wegen der Einführung des Laienkelchs und der Priesterehe, 1566 warb er in Rom für die Übertragung des Freisinger Bischofstuhls an Herzog Ernst. Ein Intennezzo blieb seine Tätigkeit als Hofprediger Maximilians 11. 1568/69; der Kaiser hatte zwar Herzog Albrecht V. mehrfach um die Entsendung von E. gebeten, dessen konsequent kath. Standpunkt aber wurde in der konfessionsneutralen Stimmung des Wiener Hofs als Provokation empfunden. Seine kirchlichen Missionen trugen E. zahlreiche Benefizien ein. Neben der Pfründe von St. Moritz hatte er noch die Propsteien von St. Kastulus in Moosburg (1563-69) sowie seit 1567 von St. Philipp und Jakob in Altötting inne. Die 1560 erlangte Dornhermstelle zu St. Stephan in Wien gab er 1563 auf. 1568 wurde er Dompropst zu Passau, 1570-78 nahm er eine Chorherrenstelle in Eichstätt ein. Das Angebot Erzherzog Karls freilich, Bischof in Laibach zu werden, lehnte er 1570 auf Wunsch Albrechts V. ab. - In der inneren Kirchenverwaitung Bayerns beriet E. bei der Bücherzensur, bei Visitationen und Refonnen in der Seelsorge, bei der Rekatholisierung Bayerns im ganzen, wobei er kompromißloser agierte als gegenüber seinen Kollegen an der Univ. E. war selbst engagierter Seelsorger, was sich vor allem in seinen leidenschaftlichen, aber volksnahen Predigten äußerte. In seiner gesamten Lebensführung als Priester war er durchaus vorbildhaft. Herausragend unter seinen Schriften ist die Ausgabe der "kath. Postille", in der die Erklärungen der sonntäglichen Evangelien von Advent bis Ostern gesammelt sind. Dabei griff E. besonders die in der Kirchenlehre strittigen Punkte auf und stützte sich in den Erläuterungen nur auf Theologen des 16. Jahrhunderts. In den anderen Schriften und zahlreichen gedruckten Predigten wies er die protestantischen Angriffe auf die kath. Marienverehrung und das Papsttum scharf zurück. E. bot damit dem kath. Klerus, der bis dahin noch auf protestantische Predigtbücher angewiesen war, Material zur Bibel- und Glaubensauslegung. Mit Kardinal Stanislaus Hosius, dem Augsburger Bischof Johann Egolf von Knöringen und dem führenden Berater Herzog Albrechts V., Simon Thaddäus Eck, unterhielt er eine intensive Korrespondenz. Er erwarb die Privatbibliotheken Knöringens und Ecks für die Univ. Indem er weitere Buchnachlässe sammelte und auch seine eigene Bibliothek der Hohen Schule vennachte, wurde er der eigentliche Begründer der Univ.bibliothek. Die von ihm testamentarisch verfügte Errichtung zweier Stipendien im Georgianum wurde von seinem Bruder 1580 vollzogen.
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W Aurea postilla evangeliorum Dominicalium et festorum totius anni, Köln 1573, Ingolstadt 1583; Postilla catholica, Ingolstadt 1576; Confessionale, in quo universa materia de confessione peccatorum apud catholicos usitata per quaestiones explicatur, Ingolstadt 1577; Christliche, Cath. Außlegung der Sontäglichen auch etlich anderer Fest Evangelien vom Advent biß auff den ersten Sontag nach der H. drey König tag, hg. von Kaspar Franck, Ingolstadt 1583. L ADB V 765; NDB IV 412; DBA; DBA N. F.; Räß I 364-412; L. Pfleger, M. E. und die Univ. Ingolstadt, in: Historisch-politische BIl. 134 (1904) 705-23, 785-811; Ders., M. E. (1535-1578). Ein Lebensbild aus der Zeit der kath. Restauration in Bayern, Freiburg i.Br. 1908 (W); LThK2 III 778; Buzas 40 u. ö.; Boehm/Spörl, LMU 143 (P); Real 101-05; Seifert 229 ff. u. ö.; Seifert, Statuten 129 f. u. ö.; Kausch 41 f.; W. KIaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978, 87 ff. (W); H. A. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt. Von der Reformationszeit bis zur Säkularisation, Stuttgart 1991, 85. P Gemälde.
M. Lanzinner
Eisenhofer (Eisenhover, Eysenhover), Sigmund, * München.
Der aus München stammende E. immatrikulierte sich am 13. 4. 1477 als Student an der Univ. Ingolstadt und erwarb um 1485 das jur. Lizentiat. Von Mitte 1485 bis Frühjahr 1487 hielt er zwar mit ausdrücklicher Bestallung, nicht jedoch als o. Berufener für ein relativ geringes Jahresgehalt kanonistische Anfangsvorlesungen (Lectura novorum iurium pontificalium 11); er besetzte die dritte Kanonistenstelle, die nach Johannes Mainberger und Georg Mair fünf Jahre vakant gewesen war. Nachweisbar ist E. zudem in München, zuerst als Lehrer an der Münchner Ratsschule und später als Stadtschreiber. L Wolff 18 u. ö.; Ranieri E 221 f. I. Baumgärtner
Eisenhut (Eysenhuet), Georg, t 1495 Amberg. E., der als seinen Herkunftsort Pressath angab, immatrikulierte sich am 16. 6. 1473 an der Univ. Ingolstadt. Seine Promotion zum artistischen Bakkalar ist nicht zu belegen, dürfte aber wohl im WiSe 1474/75, zu dem die Akten eine Lücke aufweisen, stattgefunden haben. Im Januar 1477 promovierte er zum Magister. Seit dem 1. 8. 1480 Konventor der Sonnenburse, wurde er nach vieIjähriger Wartezeit am 12. 3. 1481 ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen. Zweimal übernahm E. das Dekanat der Fak. (WiSe 1483/84, SoSe 1488), außerdem ist er im Juni 1484 weiter als Konventor einer Burse bezeugt, wahrscheinlich noch im-
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Eisenhut - Eisenreich
mer der Sonnenburse, die erst im Sommer 1488, kurz vor dem Abgang von E., neu vergeben wurde. Im SoSe 1484 fungierte er als Rektor der Univ. Neben seinem Engagement in der Artistenfak. widmete sich E. dem Theo!.studium: Am 7. 9. 1481 wurde er zum Bibelkurs zugelassen, den er am 22.10. begann (Is., ab 6.11. Röm.). Am 30. 12. 1483 nahm er die Sentenzen vorlesung auf, zu der er zehn Tage vorher zugelassen worden war. Am 28. 5. 1488 schließlich promovierte E. zum Lizentiaten der Theo!. Die kurz darauf am 30. 7. erfolgte Dr.promotion scheint ziemlich überraschend und im Zusammenhang mit der Berufung zum Prediger nach Amberg gekommen zu sein, denn nicht lange vorher hatte sich E. noch zum artistischen Dekan für das SoSe 1488 wählen lassen. Am 1.8. übergab er das Dekanat an Christoph Seilmayr und verließ Ingolstadt. In Amberg starb er 1495 an der Pest. Werke von E. sind nicht bekannt. Q UAM, 0 III 1, GG III/ll I, 0 12,0 IV 1,0 V I. L Mederer I 26 u. ö.; Kausch 75 u. ö.; Schöner 140. C. Schöner
Eisenreich (Eysenreich), Georg, (Franken), t 20. 4. 1520.
*
Schönfeld
Nach Studien in Ingolstadt und Wien erwarb E. vor 1483 das zivilrechtliche Lizentiat, vielleicht an der Univ. Ingolstadt. Ende 1482 übernahm er als Nachfolger des entlassenen Heinrich Pistoris die zivilrechtliche Einführungslektur (Institutionen) in Ingolstadt, die er bis 1485 verwaltete. Da nicht promoviert, wurde E. nicht zum Ordinarius ernannt. Ab 1488 begegnet er in Ratsdiensten der Münchner Herzöge, zuletzt 1514 als täglicher Rat Wi1helms IV. 1495 stand E. auf der Vorschlagsliste für die Wahl der Kammergerichtsbeisitzer auf dem Worrnser Reichstag. Als Geistlicher hatte E. die Pfarrpfründe zu Sulzbach inne (ab 1482), war 1495 Vikar sowie 1501/02 Dechant zu St. Peter in München und 1502 Propst zu St. Petersberg in Madron. L H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der FIiihzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 120-89; Ders., Klerus und Laienwelt in der Kanzlei der baier. Herzöge des 15. Jh., in : ZBLG 29 (1966) 239-58; Wo1ff 266 u. ö.; Lanzinner 330; Ranieri E226. R. Stauber
Eisenreich von Weilbach, Otto, SI, * 1546 oder 1549 München, t 4. 5.1609 München. V Ulrich Eisenreich von Adelzhausen und Weilbach, M Regina von Paumgarten.
Nach kurzem Studienaufenthalt in Ingolstadt 1565 besuchte E. das Collegium Gerrnanicum in Rom und absolvierte schließlich im Schuljahr 1569nO die Rhetorikklasse des Münchener lesuitengyrnnasiums. Am 23. 9. 1570 trat er in Rom ins Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. 1572 begann er in Dillingen seine phi!. Studien, 1575 das Theo!.studium. Nach der Priesterweihe in Eichstätt wurde er 1577 Regens des Priesterkonvikts St. Ignatius Martyr in Ingolstadt. Nach seiner ersten Vorlesung als Lizentiat wurde E. in der Nachfolge von Christophorus Parchingius SJ im September 1579 als erster deutscher Jesuit zum Prof. der Theo!. an der Univ. Ingolstadt berufen. 1579/80 war er darüber hinaus Regens des Collegium Albertinum und 1580 Dekan der theo!. Fak. Von seiner Lehrtätigkeit in Ingolstadt sind seine Vorlesungen zur Summa des Thomas von Aquin überliefert. Seit Februar 1582 wirkte E. als Rektor am Münchener lesuitengyrnnasium, 1590-94 als Rektor in Augsburg. Vom 15. 5. 1594 bis 29. 9. 1600 amtierte er als Provinzial der Oberdeutschen Provinz der Societas lesu. Im Studienjahr 1600/01 las er erneut Theo!. in Ingolstadt. 1601 wurde E. Superior der neugegründeten lesuitenresidenz Konstanz, an deren Aufbau zum Kolleg mit Gymnasium er maßgeblichen Anteil hatte; 1604-07 stand er dem Kolleg als erster Rektor vor. Daneben war er mit diversen Aufgaben in München und Landsberg betraut. 1607 vertrat er die Oberdeutsche Provinz an der Prokuratorenkongregation in Rom, 1608 wurde er Vizeprovinzial. Q Archiv Oberdeutschen Provinz SJ, München, 0 V 57, 0 VI 16, Codex defunctorum, 0 XI 28, S. 31, 0 XVI 19/2; DAE, B 186, Summarium de variis rebus Collegii Ingolstadiensis 1548-1671, S. 49; UAM, GG
III/ll I.
W Ungedruckt: Commentariorum in primam partem Summae Theologiae D. Thomae Aquinatis, Tomus 1: Quaestio 1-27 (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.st. 392), Tomus 2 (per O. E. et M. Mairhoffer SJ): Quaestio 27 usque ad finem, Ingolstadt 1580-82 (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.st. 393); Commentariorum in tertiam partem Summae Theologicae D. Thomae Aquinatis, Tomus 3 (per O. E. et C. Parchingium): Questio 84 usque ad finem supplementi (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.st. 401). L Mederer II 78; F. J. Lipowsky, Geschichte der Jesuiten in Bayern, Bd. I, München 1816, 250; Ders., Geschichte der Jesuiten in Schwaben, Bd. 112, München 1819, 147; Prant! I 306; Sommervogel III 372; Romstöck 121; Duhr I 188 u. ö.; Ger! 94; Leitschuh I 1; G. Schwaiger, Die theol. Fak. der Univ. Ingolstadt (14721800), in: BoehmlSpörl, LMU I 66; Strobel 86 u. ö.; Kausch 47 u. ö.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 82. M. Fink-Lang
Eistetter - Eiszepf Eistetter I. , Johannes, stadt.
t
Sommer 1505 Ingol-
E., für den der Herkunftsort Ingolstadt bezeugt ist, begann seine Studien im SoSe 1464 an der Univ. Wien und promovierte dort im März 1466 zum artistischen Bakkalar. Wahrscheinlich verließ er Wien nach dem Erwerb des ersten artistischen Grades und setzte sein Studium erst nach der Gründung der Univ. in Ingolstadt fort, wo er sich am 13. 4. 1472 in die Matrikel eintrug. Hier promovierte er im Januar 1474 in der "via moderna" zum Magister. Danach war er mindestens 20 Jahre lang an der Artistenfak. tätig, trat jedoch, abgesehen von der zweimaligen Übernahme des Dekanats (WiSe 1479/80, WiSe 1493/94) niemals besonders hervor. Vermutlich hatte er schon zu Beginn der 80er Jahre eine Pfründe an einer der Ingolstädter Kirchen erhalten. Zumindest wird er anläßlich seines zweiten Dekanats 1493 als Priester und Kaplan an der Ingolstädter Frauenkirehe bezeichnet. Dem Theol.studium widmete er sich allerdings, soweit bekannt, nicht. Dieselbe Stellung als Kaplan hatte er auch noch inne, als er während der Pestepidemie vom Sommer 1505 verstarb. Werke von E. sind nicht bekannt. Q UAM, D III 1, 0 I 1, 0 I 2, 0 IV 1, 0 V 1; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8).
C. Schöner
Eiszepf (Eiszeph, Eiszapf), Laurentius, * ca. 1560 Freising, t 17. 3. 1601 Eichstätt, 0 Eichstätt, Dom. V Fischer in Freising.
Die Farnilie E. stammte aus Freising. Der Vater von E. wird bei der Konsekrationsfeier 1590 erwähnt, von den vier Geschwistern waren zwei Brüder Bürger und Fischer in Freising, eine Schwester war mit einem Bürger und Fischer in Landshut, die andere Schwester Maria mit Wilhelm Munzner von Ingolstadt verheiratet. E. wurde im November 1576 Alumnus des albertinischen Kollegs in Ingolstadt. Am 8. 6. 1578 widmete ihm Alexander Weissenhorn die "Congratulatio ... cum primam in philosophia lauream consequeretur". Die Priesterweihe erfolgte um 1584, vor November 1584 war E. Kooperator in Ingolstadt. Am 8. 11. 1584 wurde er als Pfarrer im Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau investiert. Gleichzeitig war er Kaplan der ersten Seelmesse am Apostelaltar des Münsters (installiert 22. 11. 1584). Seine Antrittsvorlesung im Kollegium hielt E. am 26. 8. 1587, im gleichen Jahr übernahm er von Robert Turner die Professur für Kasuistik. Im SoSe 1588 stand er der Univ. als Rektor vor. Am 30. 8. 1589 wurde E. zusammen mit 7 Biograph. Hdb. I
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vier weiteren Kandidaten promoviert, das Diss.thema ist bislang unbekannt; mögliche Praesides waren Matthias Mayrhofer, Gregor de Valencia, Albert Hunger oder Peter Stevart. E. zählte, wie aus zwei ihm gewidmeten lateinischen Gratulationsgedichten hervorgeht, zu den wichtigen Mitgliedern des an der Univ. Ingolstadt mit großem Enthusiasmus gepflegten Literaturkreises; Johann Engerd, dessen Schüler E. war, war hier maßgebend. Als Weihbischof Wolfgang Holl am 4. 9. 1589 starb, wurde E. zum Titularbischof von Philadelphia und zum Vicarius in pontificalibus des Eichstätter Bischofs Martin von Schaumberg bestimmt. Die päpstliche Konfirmation erfolgte am 22. 1.1590, die Konsekration am 1. 4. 1590 durch Bischof Martin. Am 3. 3. 1590 wurde er als Kanonikus am Willibaldschor installiert. In seinem neuen Tatigkeitsfeld war E. nun 1590-1601 Domherr und Prof. der Theol. im Collegium Willibaldinum. Als Präsident des 1591 von Bischof Kaspar von Seckendorf errichteten Geistlichen Rates visitierte E. zusammen mit dem Offizial Friedrich Staphylus im Oktober 1593 die Pfarreien des unteren Hochstifts. Aus der Zeit als Weihbischof sind einige Altar- und Kirchweihen überliefert. Im März 1595 war E. Kompromiss ar bei der Bischofswahl in Augsburg. E. verfaßte am 16. 3. 1601 sein Testament. Dem Domkapitel überließ er einen Teil seiner Bibliothek, das deshalb sein Bildnis aufhängen ließ. Für seine Begräbnisstätte stiftete E. einen Epitaph-Altar. Q BSB, c1m 4795; DAE, B 44/9, B 44/11, B 44/12, B 11414, B 134, B 177, B 245, B 262, Matrikel Eichstätt ULF 112; UAM, GG III/ll I; UAM Z I/24. W Oratio funebris in obitum Alberti ducis Bavariae nomine collegii Albertinum habitarn, welche mit den übrigen Leichenreden auf den Tode dieses Fürsten zusammengedruckt, Ingolstadt 1580; Defensio scripturae sacrae contra pseudoscripturatios Lutheranos et Calvinianos, Ingolstadt 1582; Carmina syncharistica, Ingolstadt 1584; Exequiae reverendo ... domino Casparo Franco, Ingolstadt 1585; Leychpredig bey der christlichen Begräbnuß ... Martin von Schaumberg, Ingolstadt 1590; Vitae patronum ecc1esiae Eystettensis ex variis antiquis codicibus extractae, 0.0. 1590. L Mederer II 99 u. ö.; Kobolt 201; Kobolt Erg. 85; A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes quos Eichstadium vel genuit vel aIuit, Eichstätt 1799, 92-95; J. G. Suttner, Geschichte des bischöflichen Seminars in Eichstätt, Eichstätt 1859, 50 f.; J. Schlecht, Ein Gang durch die Seitenkapellen unseres Domes, in: PastoraIbl. des Bistums Eichstätt 34 (1887) 37-52; Ders., Reihenfolge der Eichstätter Weihbischöfe, in: SHVE· 11 (1896) 129; F. Mader, Stadt Eichstätt. Kunstdenkmäler von Bayern, München 1924,77 ff.; Matrikel LMU; F. Zoepfl, Geschichte des Bistums Augsburg und seiner Bischöfe, Bd. 2: Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Reformationsjh., München-Augsburg 1969, 702-11; Kausch 48; LEiden, L. E., Prof. an der Univ. Ingolstadt (1587-1590) als literarischer Beiträger, in:
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Eiszepf - Ellspacher
Ingolstädter Heimatbll. 40/11 (1977) 41-44; D. A. Thauer, Der Epitaphaltar, Diss. München 1985, 97 ff.; L. Mödl, Passio Domini. Passionsdarstellung im Eichstätter Dom, Kipfenberg 1988, 13; Gatz I 148. PI) Darstellung als Pfarrer in Ingolstadt (1589), DAE, 2) Epitaph, Eichstätt, Seitenkapelle im Dom.
kurz nach 1524 erstmals gedruckten Ratgeber instruierte E. die Augsburger Goldschmiede und andere Metallarbeiter, wie man sich vor den bei der Verarbeitung von Silber, Blei und Quecksilber entstehenden gesundheitsschädlichen Dämpfen schützen könne.
B. Schönewald
Q British Museum London, Additional Codex 27307 (Med. Aufzeichnungen von E. 1470-86).
Ellenbog (Ellbogen, Elpogen), Ulrich, * ca. 1435 Feldkirch (Vorarlberg), t 19. 1. 1499 Memmingen, 0 Memmingen, ehemalige Spitalkirche (Grabtafel von Bemhard Striegel), nicht mehr erhalten, CD zwischen 1460 und 1470 Margareta Weber, t 1484 Memmingen.
W Von den gifftigen besen Tempffen und Reuchen der MetaI, Augsburg ca. 1524 (Faksimile: Münchener Beiträge zur Geschichte der Literatur der Naturwissenschaften und Med., hg. von E KoelschIF. Zoepfl, München 1927); Ordnung wider die gifftigen anrur der pestilentzlichen prechen, Memmingen 1494. - E. zugeschrieben: Ain wunderbare instruction ond onderweysung wider die pestilentz, Memmingen 1494. - Ungedruckt: Tractatulus de balneis, 1460 (Österreichische Nationalbibliothek Wien, cod. 5505); Tractatulus de simplicibus, 1464-68 (Ottobeuren, Klosterbibliothek II 287); Consilium de venenis, Consilium pro maris viatore, 1473 (Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, cod. 19.19. Aug.).
Der in begüterte Familienverhältnisse hineingeborene E. schloß seine in Wien (Baccalaureat) begonnenen und seit 1453 in Heidelberg fortgesetzten Studien der freien Künste am 17.3. 1455 mit dem Magistergrad ab. 1456 nahm er in Pavia das Med.studium auf, wo er bei Antonio Guaineri und Giovanni Matteo Ferrari da Grado eine fundierte scholastische Medizinerausbildung erhielt. 1459 promovierte E. in Pavia. Soweit bekannt, praktizierte er anschließend bis 1468 in Feldkirch. Um 1470 rief der Augsburger Bischof den zutiefst religiösen E. als Arzt in seine Dienste. 1478 verlegte E. seinen Wohnsitz aus privaten Gründen (Güterverwaltung seiner Gattin) nach Biberach. Daß ihn zunächst das benachbarte Ravensburg und 1482 auch Memmingen als Stadtarzt verpflichteten, kann als weiterer Ausdruck der mittlerweile erlangten Anerkennung angesehen werden. Das zuletzt genannte Amt übte E. bis zu seinem Tod aus. Zugleich war E. auch Leibarzt des Erzherzogs Sigismund von Tirol (t 1496). Für die Geschichte der med. Fak. in Ingolstadt spielt E. eine besondere Rolle. Zwar scheint E. an der am 14. 3. 1472 eröffneten Univ. in Ingolstadt nicht über längere Zeit gelehrt zu haben, doch trug er sich bereits im Mai 1472 in die Univ.matrikel ein und war möglicherweise an der Ausarbeitung der Statuten der med. Fak. beteiligt. Sicher ist, daß E. am 27. 6. 1472 an der offiziellen Einweihungsfeier der Univ. teilnahm, am 27.6. zusammen mit Andreas Reder und Johannes Trost die med. Fak. konstituierte und mit der Kommentierung eines AvicennaTextes am 29. und 30. 6. 1472 die Eröffnungsvorlesung hielt. Nicht nur die Auswahl eines Avicenna-Textes, auch seine berufliche Ausbildung und seine wissenschaftlichen Arbeiten zeigen E. als einen Vertreter der arabisch beeinflußten scholastischen Med. Bleibende respektable Achtung verdiente er sich mit der Schrift "Von den gifftigen besen Tempffen und Reuchen der Metal", die allgemein als das erste arbeitsmed. Merkblatt der Weltliteratur angesehen wird. Mit diesem 1473 verfaßten und
L NDB IV 454; DBA; DBA N. E; E Zoepfl, Der Arzt U. E., in: Archiv ftir Geschichte des Hochstifts Augsburg 5 (1916) 111-64; H. Kürten, "De ptisi". Ein Consilium des Memminger Stadtarztes Dr. U. E. vom Jahre 1480 ftir die Lungenschwindsucht und ihre Behandlung, in: Sudhoffs Archiv 24 (1931) 245-57; A. Breher, Der Memminger Stadtarzt U. E. und seine Pestschriften, Diss. Berlin 1942; E. Rosner, U. E. und die Anfange der Gewerbehygiene, in: Sudhoffs Archiv 38 (1954) 104-10; Liess 114 f. u. ö.; A. Sottili, Lauree Pavesi nella seconda meta dei '400, Bd. I, Bologna 1995,39 ff.; M. Herkenhoff, Die Darstellung außereuropäischer Welten in Drucken deutscher Offizinen des 15. Jh., Berlin 1996, 234 ff. u. Ö. W. Locher
Ellspacher, Franz, SJ, * 10.4. 1680 Baden-Baden, t 26. 4. 1748 Bonn. E. trat am 9. 10. 1695 in Landsberg in den Jesuitenorden ein und studierte 1697-1700 am Kolleg in Ingolstadt Phi!. Sodann unterrichtete er zunächst 1700-02 in Landshut, 1702-05 in München, studierte dann 1705-09 am Kolleg in Ingolstadt Theo!., wurde am 25. 5. 1709 in Eichstätt zum Priester geweiht und absolvierte 170911 0 das Tertiat in Altötting. Seine akad. Lehrtätigkeit begann er 1710/11 als Prof. der Logik am Kolleg in München, 1711 wurde er Prof. der Phi!. und Studienpräfekt in Dillingen und 1714 Prof. der Phi!. an der Univ. Ingolstadt. Sein vorn Orden bestimmter Lebensweg führte über das Erzieheramt der Söhne des bayer. Kurfürsten, das 1715 ihm und Joseph Falck übertragen wurde, zur Position des Beichtvaters seines einstigen Zöglings Clemens August, Kurfürst von Köln, die er 1724-34 und '173848 wahrnahm, was auf Klugheit und Scharfsinn des zeitlebens mit Phi!. befaßten Gelehrten schließen läßt. 1734-37 war er Rektor des Kol-
Ellspacher - Engel legs Konstanz und 1737/38 des Kollegs Eichstätt. Erhalten ist an phil.-naturwissenschaftlichen Schriften das ,,Barometrum Torricellianum quaestionibus philosophicis subjectum". Mederer berichtet weiterhin über einen Traktat ,,oe liquidorum gravitate et aequilibris" (1723) und "Animadversiones circa dubium, quod inter acatholicos oritus ratione Paschatis". Sein Hauptwerk ,,Mundus aspectabilis philosophice consideratus" blieb unveröffentlicht. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. VI 18, Mscr. VI 36, Mscr. VI 37, Mscr. XI 42/2, Mscr. XVII 2/44; BayHStAM, Jesuiten 441-444, 446451, 453-462, 464, 466-490; Erzbischöfliches Archiv Freiburg; pfarrarchiv U. L. Frau Baden-Baden; Stadtarchiv Baden-Baden.
W Barometrum Torricellianum quaestionibus philosophicis subjectum, Dillingen 1714. - Ungedruckt: Cursus philosophicus für Clemens August von Bayern, Im, Rom 1717/18 (BSB, c1m 28304).
L Mederer m 135 u. ö.; Prantl I 506; Sommervogel m 385 f. (yY), IX 283; F. Schmidt, Geschichte der Erziehung der Bayer. Wittelsbacher von den frühesten Zeiten bis 1750, Ber!in 1892, CVII-CXI; Romstöck 75 f.; Specht 282 u. ö.; Schaff 151; Duhr lVII 264, IV/2 413416; Gröber 281 f.; R. Haaß, Die Beichtväter der Kölner Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens August 1688-1761, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 155/156 (1954) 384 ff.; Ger! 95; Strobel 274; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 65 f. S. Hofmann
Emken (Embken), Wiricus (Wirikus), t 23. 4. 1692, CD Margaretha Zoller.
* Jülich,
E., über dessen Biographie vor seiner Berufung an die Univ. Ingolstadt nahezu nichts bekannt ist, wurde 1672 als Prof. der Pandekten mit einem Gehalt von 500 Gulden von der bayer. Regierung gegen den Wunsch der jur. Fak., keine Auswärtigen zu berufen, sondern bei der Neubesetzung von Professuren das traditionelle Vorrückungsverfahren zu beachten, angestellt. Gleichzeitig erhielt er den Titel eines kurbayer. Rates. Aus Koblenz kommend trat E., der Dr. beider Rechte war, am 15. 3. 1672 sein Lehramt in Ingolstadt an. Bereits im SoSe 1673 übernahm er das Rektorat der Univ. In dieser Position unterlief er den Versuch des akad. Senats, die mit der Regierung in München seit längerem strittige Entscheidung über die Besetzung der Regentie des Georgianums durch Hinauszögern im Sinne der Univ. zu beeinflussen, indem er während der Abwesenheit der meisten Prof. in den Semesterferien eigenmächtig den kurfürstlichen Kandidaten, Franz PoißI, als neuen Regens einsetzte. Obwohl er mit dieser handstreichartigen Aktion gegen den erklärten Willen des Senats gehandelt hatte, wurde E. in der Folge noch viermal (WiSe 1677/78, SoSe 1682, WiSe 1686/87, WiSe 1690/91) zum Rek7*
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tor gewählt. Zudem wurde ihm im Juli 1677 die Verwaltung der Pflege Gerolfing, die eine zusätzliche Einnahmequelle darstellte, anvertraut. 1681 geriet E. mit seinen Fak.kollegen Georg Widmont und Dominikus von Bassus in Streit, als er einen zwischen diesen geschlossenen Kompromiß über die Abhaltung der Pandektenvorlesungen nicht akzeptierte und beim Kurfürsten dagegen Klage führte. Nach längerem Hin und Her setzte er sich 1686 schließlich mit seiner Auffassung durch. Ansonsten war E., der kurzzeitig auch das Ius publicum vertrat und als fleißiger Gutachter galt, in keine der in jener Zeit häufigen fak.internen Querelen verwickelt. Obwohl er literarisch nicht besonders hervortrat, zählt E. zu den hervorstechenderen Mitgliedern der Ingolstädter Juristenfak. während des Barockzeitalters. Q BayHStAM, GL 1479 Nr. 56 (Verzeichnis der von E. für die Univ. erstellten Gutachten, 1685/86)
W Disputatio juridica theoretico-practica de usufructu (Praes.; Resp.: J. W. T. Kautt), Ingolstadt 1673. L DBA; Mederer 111 2 u. ö.; Prantl I 489 u. ö., 11 503; Matrikel LMU; Neumaier 77 u. ö.; Schwaiger 83. M. Schaich
Engel (Angelus), Johannes, CD vor 1498 N. N.
t 29. 9.
1512 Wien,
E., der als Herkunftsort Aichach angab, begann seine Studien im WiSe 1468/69 an der Univ. Wien, wo er im Januar 1471 zum Bakkalaureus promovierte. Am 29. 8. 1472 wechselte er an die Univ. Ingolstadt und schloß hier seine artistischen Studien im WiSe 1473/74 mit der Promotion zum Magister ab. Danach nahm er als Mitglied der Artistenfak. der "via moderna" die von den Statuten vorgeschriebene Lehrtätigkeit auf. Daneben engagierte er sich im Gefolge von Ulrich Ranpeck im WiSe 1475 in einer nur lose mit der Univ. verbundenen, humanistisch orientierten "communitas", die sich zum Ziel gesetzt hatte, in privat angemieteten Räumen gegen Gebühr interessierte Studenten in den humanistischen Fächern zu unterrichten. Vermutlich hatte es E. diesem in einer finanziellen Katastrophe endenden Projekt sowie seiner engen Verbindung mit Ranpeck, der sich 1476 völlig mit der Fak. der "via moderna" überwarf, zu verdanken, daß er erst sechs Jahre nach seiner Promotion, im September 1480, ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen wurde. 1481-84 war E. Konventor der Löwenburse. 1479 schrieb er sich als Scholar in die Matrikel der med. Fak. ein. Im Zusammenhang mit seinem Med.studium widmete er sich dann, wahrscheinlich in der Tradition von Erhard Windsberger, auch dem Studium der Astrologie. Seit 1483 in finanziellen Schwierigkeiten, mußte E.
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Engel - Engerd
im Juni 1484 seine Studien abbrechen und Ingolstadt verlassen. Seine Aufenthaltsorte während der nächsten Jahre sind nicht bekannt. 1489-91 betätigte er sich als Emendator astrologisch-astronomischer Werke aus der Offizin von Erhard Ratdolt in Augsburg. 1492 kehrte er als Nachfolger von Friedrich Weiß auf der mathematischen Kanzel nach Ingolstadt zurück. Auch das Med.studium, welches er 1497/98 mit der Promotion zum Dr. med. abschloß, nahm er damals wieder auf. 1497/98 ließ sich E. dann als Arzt in Krems nieder. Wann er genau von dort nach Wien, seiner letzten Lebensstation, übersiedelte, ist nicht feststellbar. - Obwohl E. schon durch seine Beteiligung an Ranpecks Projekt 1475 Interesse an den humanistischen Fächern gezeigt hatte, schloß er sich während seiner zweiten Ingolstädter Zeit erst spät dem Kreis um Konrad Celtis an. Seine seit 1484 wohl regelmäßig erschienenen, wenn auch nur teilweise überlieferten Almanache und Praktiken stehen, ebenso wie der erst postum gedruckte "Tractat von der Pestilentz", ganz in der hauptsächlich von Medizinern gepflegten iatromathematischen Tradition. Auch sein 1488 erschienenes Hauptwerk "Astrolabium planum" diente ausschließlich astrologischen Zwecken. An den landeskundlichen und kosmographischen Projekten der Mitglieder des Celtis-Kreises hatte E. in Ingolstadt keinen Anteil. Erst kurz bevor er 1497/98 Ingolstadt endgültig verließ, knüpfte E. engere Kontakte mit dem Erzhumanisten und mit Andreas Stiborius. In der gemeinsamen Wiener Zeit intensivierte er dann die Zusammenarbeit mit Stiborius vor allem auf dem Gebiet der Planetenbeobachtung. Nach den Angaben Georg Tannstetters soll er noch einen "Libellus de correctione calendarii" geschrieben haben, während eine Überarbeitung der "Tabulae aequationum motuum planetarum" von Georg Peurbach unvollendet blieb. Q UAM, D III 1, EIl, 0 I 1, 0 I 2, 0 V 1; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8). - H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934.
W Lateinische und deutsche Almanache und Praktiken, 0.0. 1484 (?), 1488-90, 1496/97, 1510, 1512; Astrolabium planum in tabulis ascendens, Augsburg 1488; Tractat von der Pestilentz, Augsburg 1518. L G. Tannstetter, Viri mathematici quos inc1ytum Viennense gymnasium ordine celebres habuit, in: G. TannstetterlA. Stiborius, Tabulae eclypsium Georgii Peurbachii. Tabula primi mobilis Joannis de Monte regio, Wien 1514; Prant! I 130, II 74; G. Bauch, Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt. Eine litterarische Studie zur deutschen Univ.geschichte, München-Leipzig 1901, 97-100; Seifert, Statuten 158; H. Grössing, Humanistische Naturwissenschaft, Baden-Baden 1983, 189 f.; Ders., A., J., in: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften 16 (1986) 789 ff.; Liess 185 f.; E.
Knobloch, Astrologie als astronomische Ingenieurkunst des Hochmittelalters. Zum Leben und Wirken des Iatromathematikers und Astronomen Johannes Engel (vor 1472-1512), in: Sudhoffs Archiv 67 (1983) 129-44 (w); Schöner 17 u. ö.; J. DobrzyckilR. L. Kremer, Peurbach and Maragna Astronomy? The Ephemerides of J. A. and their Implications, in: Journal for the History of Astronomy 27 (1996) 187-237. C. Schöner
EngeIhard, Johannes,
t
15. 11. 1520 Ingolstadt.
Die erste Erwähnung von E. ist ein Eintrag im Rechnungsbuch des Ingolstädter Kastners, wo sein Stipendium als Kollegiat des Collegium vetus ab Mitte 1507 verbucht ist. Sein Name findet sich weder in der Ingolstädter Matrikel noch in den Promotionslisten. Ohne Ortsangabe ist es auch unmöglich, ihn unter den gleichnamigen Studenten in den Matrikeln anderer Univ. zu identifizieren. Nach 1507 ist E. in allen erhaltenen Abrechnungen des Kastners sie brechen Februar 1512 ab - nachgewiesen. Wahrscheinlich ist er auch mit einem ,,Magister Englhart", der am 5. 11. 1515 und am 9. 2. 1516 namentlich als Teilnehmer von Kammerkonzilssitzungen bezeugt ist, identisch; als besoldeter Kollegiat war er zur Teilnahme am Karnrnerkonzil berechtigt. Danach wird er erst wieder in der Totenliste der artistischen Bruderschaft erwähnt, wo der Tod von E., Magister und fonnierter theol. Bakkalar sowie Kollegiat, unter dem 15. 11. 1520 notiert ist. Probleme ergeben sich daraus, daß eine Identität von E. mit dem Magister Engelhard Kuenhofer nicht völlig auszuschließen ist. Dagegen spricht zwar, daß in der Totenliste der artistischen Bruderschaft Engelhard Kuenhofer und E. getrennt voneinander aufgeführt werden, und zwar Kuenhofer lediglich als Magister und Kollegiat, E. dagegen zusätzlich noch als formierter theol. Bakkalar. Trotzdem bleiben Zweifel: Vor allem scheint merkwürdig, daß E., obwohl dreizehn Jahre lang Kollegiat, niemals Dekan der Artistenfak. wurde; im Fall einer Identität mit Kuenhofer hätte er dieses Amt wenigstens einmal im WiSe 1516/17 übernommen. Die Frage, ob es sich um eine oder zwei Personen handelt (und damit einer der Einträge in der Totenliste auf einem Irrtum beruht), muß damit offen bleiben. Q UAM, D III 4, GG IIII22, GG IVa 1,0 IV I. L Seifert 102; Schöner 142 u.
Ö.
C. Schöner
* Neustadt (Thüringen), t nach 1587. E. war zunächst Hofmeistef der böhmischen Familie von Trenbach. Um 1565 weilte er in
Engerd (Stenechthon), Johannes,
Engerd - Erhard Passau und bekehrte sich dort zum Katholizismus. Am 27. 9. 1570 immatrikulierte er sich an der Univ. Ingolstadt und studierte Phi!. (1572 Magister artium) und später Theo!. 1572 folgte er Valentin Rotmar als "Professor literaturae latinae" und "Professor poesos et rhetoricae" an der phi!. Fak. der bayer. Landesuniv. nach. Gleichzeitig wurde er "poeta laureatus". In Zusammenhang mit der gänzlichen Übernahme der phi!. Fak. durch die Societas Jesu und der damit einhergehenden Verdrängung der weltlichen Prof. der Artistenfak. sowie anhaltender Kritik der Univ.1eitung an seinem unstandesgemäßen Gebaren schied E. 1587 aus dem Lehrkörper aus. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. - Das Werk von E. ist charakterisiert durch eine Vielzahl von Gelegenheitscarmina, die sich u. a. an zu Ingolstadt studierende Angehörige des bayer. Herrscherhauses richteten. Damit stand sein Dichten in der Tradition humanistischer panegyrischer Herrscherverherrlichung. Mit "Prosodiam germanicam de condendis rythmis germanicis" (1583) war E. einer der ersten, der eine Theorie der deutschen Dichtung veröffentlichte. Publikationen zu literarischen und historiographischen Themen runden das Bild ab. Mit dem Namen von E. sind vor allem aber die Anfänge der Ingolstädter Univ.geschichtsschreibung verbunden, da er das von Valentin Rotmar begonnene, wegen dessen Tod unvollendet gebliebene Werk "Almae Ingolstadiensis Academiae" fortsetzte. W Parentalia anniversaria Doct. Simoni Thadaeo Ekkio, Ingolstadt 1576; Carmell funebre in obitum Alberti ducis Bavariae, Ingolstadt 1580; Carmen indiscessum Ill.mi principis et Domini Georgii Landgravii Leuch. tenberg, Ingolstadt 1580; Gutherzige Warnung für den betrüglichen Synkretism, und neuen Konkordienbuch, Ingolstadt 1581; Kath. Bekenntniß Sebastini Flaschii von Mansfeld, Ingolstadt (?) 1581; Auslegung der Buchstaben des Zunamens Martini Luthers wider die Auslegung Cyriaci Spangenbergs, Ingolstadt (?) 1581; Summarische Historie und wahrhaftige Geschichte von dem Leben, Lehr- und Bekenntniß und Ableiben Martin Luthers und Johann Calvini und auch etlicher anderer Mitgehilfen und Diener des neu offenbarten Evangelii, Ingolstadt 1582; Prosodiam germanicam de condendis rythmis germanicis, Ingolstadt 1583; SI. Salvator zu Bettbrunn nächst Ingolstadt, oder Beschreibung des Gotteshauses, und Wallfahrt daselbst, Ingolstadt 1584; Orationem in exequiis Casp. Franci Theol. Prof., Ingolstadt 1585; Paraphrasin Psalmi Xc. qui est oratio Mosia vitae mortalium aerumnas ob oculos ponens, Ingolstadt 1585. - Übersetzer: Bonifacius Britannus, Praeservativ-Cur wider die Seuch des Lutherthums, Ingolstadt 1581. - Hg. und Bearb.: Valentinus Rotmar, Almae Ingolstadiensis Academiae, Ingolstadt 1581. L ADB VI 144 f.; DBA; DBA N. E; Kobolt 204 f. (W); Kobolt. Erg.; Prant! I 257 u. ö.; Hurter III 117; Matrikel LMU; Seifert 329 u. ö.; Neumaier 188; Popp 70-74 (W). K. Engleitner
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Erbendorf (Fabri, Haynl), Johannes, t 1505 Ingolstadt.
E
der als seinen Herkunftsort Erbendorf animmatrikulierte sich am 16. 4. 1472 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier an der Artistenfak. der "via moderna" im September 1473 zum Bakkalar, im Januar 1478 zum Magister. Zwar nahm E. 1479 das Studium der Med. auf, doch erwarb er darin keine Grade. Vielmehr verblieb er als "professioneller Magister" zeitlebens in der Artistenfak. Am 12. 3. 1482 wurde er in deren Konzil aufgenommen, im WiSe 1486/87 fungierte er als ihr Dekan. Außerdem wurde er dreimal (1488, 1491, 1494) zu ihrem Bibliothekar gewählt. Im WiSe 1490/91 war E. Rektor der Univ. Im April 1488 wurde ihm eine der Kollegiaturen am Collegium vetus übertragen, die er bis zu seinem Tod behielt. An Lehrveranstaltungen sind die ,,Lectio physicorum" (WiSe 1492/93, SoSe 1494) und die "Lectio posteriorum" belegt. Außerdem bezeichnete ihn Andreas Stiborius 1514 als einen derjenigen, die in Ingolstadt die Mathematik gelehrt hätten. Gut zu dieser Angabe paßt die Behauptung Anton Maria Kobolts, daß sich in der Schwarzischen Bibliothek in Altdorf eine "Practica des wolgelerten in der Astronomey mayster Lucas Erndorffers zu Ingolstadt" für 1498 befunden haben soll. Ein Exemplar davon ist heute im Katalog des British Museum (Bd. 68, Sp. 201; vg!. VD 16, E 3796) nachweisbar. Da es einen Lucas E. in Ingolstadt niemals gegeben hat, liegt der Schluß nahe, daß J. E. der Verfasser der fraglichen "Practica" war. Schließlich scheint er, wenn auch nur ganz am Rande, zum Freundeskreis von Konrad Celtis gezählt zu haben: Mit einem "magister Fabricius", der in einem Brief von Petrus Petz aus Erfurt an Celtis erwähnt wird, ist höchstwahrscheinlich E. gemeint. E. starb in Ingolstadt 1505 an der Pest.
g~b,
Q BSB, Oefeleana 5, XV; UAM, GG I 2, 0 I 1,0 I 2,
o IV I.
L A. Stiborius, Praefatio in tabulas ec1ypsium M. Georgii Peurbachii, in: G. TannstetterlA. Stiborius, Tabulae ec1ypsium Georgii Peurbachii. Tabula primi mobilis Joannis de Monte regio, Wien 1514; Mederer I 37 u. ö.; Prant! I 90; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934, 255; Seifert, Statuten 475; Buzas 14 u. ö.; Liess 188; Schöner 216 u. ö. C. Schöner
Erhard (Erhart), Joseph, SJ, * 29. 1. 1716 Reichling (Schwaben), t 24. 5. 1784 Aschau, 0 Steinbach bei Straubing.
E. trat am 13. 9. 1733 in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Nach üblichem Magisterium und Studien, teils in Ingolstadt,
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Erhard - Erhardt
teils in Dillingen, empfing er arn 3. 4. 1747 in Augsburg die Priesterweihe. Nach dem Tertiat in Altötting lehrte er Logik in Feldkirch und wurde 1750 in Ingolstadt gleichfalls als "prof. logicae" immatrikuliert. Wahrend seiner sechsjährigen Ingolstädter Zeit legte er am 2. 2. 1751 das vierte Gelübde ab. E. wechselte 1757 in das an Österreich zurückgefallene Freiburg i.Br., wo er auf kaiserliche Anordnung hin als erster Theologe nicht mehr privatim, sondern feierlich in "aula academica" zum Dr. promoviert wurde. In Freiburg lehrte er ein Semester als Kasuistikprof., ging dann 1757/58 als Theo!.prof. nach Luzern, kehrte jedoch bald als Scholastikprof. 1758/59 nach Freiburg zurück. 1759 wurde er an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Dogmatik eingesetzt, ging jedoch noch im selben Jahr in gleicher Funktion an die Univ. Innsbruck. 1766/67 wurde er Rektor des dortigen Jesuitenkollegs. E. stieg weiter in der Ordenshierarchie auf,· als ihn der Provinzial Ignaz Rhomberg zu seinem Socius machte, am 3. I!. 1768 wurde E. selbst Provinzial der oberdeutschen Provinz. Als arn 1. 1. 1770 der bayer. Kurfürst - gegen die Proteste von E. die Einrichtung einer eigenen bayer. Provinz des Jesuitenordens erzwang, wurde er 1770-73 deren erster und letzter Provinzial. E. trat dabei mit Plänen zur Reform des in die Kritik der aufgeklärten Bürokratie geratenen Studiensystems der Societas Jesu hervor. Über sein Schicksal nach der Aufhebung des Ordens 1773 ist wenig bekannt, zeitweise hielt er sich in München auf. Er fand seine Grablege in seinem Benefizium Steinbach bei Straubing.
Q BayHStAM, GR 632/30, Mlnn 19611/11, Staatsverwaltung 2888. W Vorstellung des P. Provinzialen der Oberdeutschen Provinz wider die Aufhebung des Nexus mit Ausländern und Gegen-Antwort [von Peter v. Osterwaldl, 0.0. 1770 L DBA; Mederer III 274 u. ö.; De Luca 66; Romstöck 76 f. (W); Duhr lVII 223 u. ö.; Schaff 168; Matrikel LMU; Ger! 91; Kurrus II 313 u. ö.; Strobel 112 f.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 24 f.; W. Müller, Die Aufhebung des Jesuitenordens in Bayern. Vorgeschichte, Durchführung, administrative Bewältigung, in: ZBLG 48 (1985) 303 ff.; Müller 23 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Erhardt (Erhard, Erhart) , Johann Baptist, SJ, * 3. oder 21. 7. 1628 München, t 17. 4. 1694 Ingolstadt. V Melchior, Dr., Hofgerichtsadvokat, M Magdalena. E., der bis 1644 das Gymnasium der Jesuiten in München besucht hatte, trat am 8. 10. 1644 der Societas Jesu bei. Nach dem zweijährigen
Noviziat in Landsberg und der Ablegung der "vota scholastica" arn 11. 10. 1646 widmete er sich 1646-49 den phi!. Studien an der Univ. Ingolstadt. Das Magisterium absolvierte er als Lehrer arn Gymnasium in Innsbruck (1649-53). Anschließend kehrte er zum Studium der Theo!., das bis 1657 währte, nach Ingolstadt zurück. In die letzten Monate seiner Ingolstädter Zeit fallen auch die Weihen zum Subdiakon (24.2.), Diakon (17.3.) und Priester (15. 5. 1657), die er jeweils in Eichstätt empfing. Dagegen fand die Primiz, deren Datum unbekannt ist, in München statt. Auf den Abschluß des Studiums folgte unmittelbar das Tertiat (1657/58). Während der nächsten Jahre wurde E. vom Orden ausschließlich im Lehrbetrieb eingesetzt. So las er 1658-64 zweimal den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt, wobei er in den SoSe 1661 und 1663 auch Dekan der phi!. Fak. war. 1664-68 unterrichtete er als Prof. der Theo!. in Dillingen. In gleicher Funktion begegnet er zwischen dem 2. 10. 1668 und dem 23. 8. 1674 erneut in Ingolstadt. Aus der theo!. Fak. wechselte er 1674 an das Ingolstädter Ordenskolleg, wo er an Stelle Christoph Haunolds Studienpräfekt wurde. Weitere Stationen von E., der während seiner Lehrtätigkeit eine beachtliche Reihe von Disputationsthesen zum Druck brachte, sind nicht bekannt. W Principia philosophica ex quibus deducitur natura et essentia relationis (Praes., Resp.: M. Kager), Ingolstadt 1661; Principia philosophica quibus stabilitur virtus activa causarum secundarum {Praes., Resp.: P. F. Grembs),lngolstadt 1661; Principia philosophica quibus declaratur natura ubicationis {Praes., Resp.: T. Ginter),lngolstadt 1661; Principia philosophica ex universa philosophia (Praes., Resp.: F. F. Scharfseder), Ingolstadt 1661; Theses physicae de principiis et causis (Praes., Resp.: J. J. Löffler), Ingolstadt 1663; Quaestiones philosophicae de anima (Praes.; Resp.: F. Faber), Ingolstadt 1664; Quaestiones theologicae de angelis (Praes., Resp.: A. Rieger), Dillingen 1665; Quaestiones theologicae de conscientia (Praes., Resp.: M. Wanger), Dillingen 1665; Quaestiones theologicae de voluntario et involuntario (Praes.; Resp.: J. C. Brotreis), Dillingen 1665; Quaestiones theologicae de peccatis (Praes., Resp.: G. Schreyereder, J. Mayr), Dillingen 1666; Quaestiones theologicae de necessitate gratiae (Praes.; Resp.: J. G. Ott), Dillingen 1667; Theses theologicae de distinctione divinorum attributorum (Praes.; Resp.: J. B. Hemm, B. Widl), Ingolstadt 1672; Theses theologicae de officio confessarii (Praes.; Resp.: G. Mainwolf), Ingolstadt 1673; Quaestio theologica ex prima secundae, de usu licito opinionis probabilis, cui in fine annectitur, qua certitudine tenenda si! immunitas beatissimae virginis a peccato originali (Praes., Resp.: G. Lang), Ingolstadt 1674. L Mederer II 347 u. Ö., III 10; Prant! I 482 u. ö.; Romstöck 77-84 (W); Sommervogel III 416 f., IX 291 ff.; Specht 283; Schaff 138; Matrikel LMU; Ger! 98; Leitschuh I 92; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 66-74. M. Schaich
Erndlin - Everhard Erndlin (Erlin, Emdei, Emdlein), Joachim, SJ/ Servitenorden, * 1588 Konstanz, t wohl 1636. V Rechnungsbeamter.
Nach dem Besuch des Jesuitengyrnnasiums Dillingen (seit November 1603) nahm E. im Oktober 1607 das Studium der Phi!. an der dortigen Univ. auf. 1609 erwarb er das Baccalaureat, ein Jahr darauf folgte die Graduierung zum Magister, und er trat in die Societas Jesu ein. Ab 1612 lehrte E. am Kolleg in Ingolstadt die Rudimenta. Mit dem Ende seines vierjährigen Theo!.studiums erhielt er 1617 die Priesterweihe und nahm noch im selben Jahr die Lehrtätigkeit als Prof. der Phi!. an der Univ. Ingolstadt auf. Nach drei Jahren verließ er 1620 die Univ. In Dillingen wurde er am 17. 10. 1623 zum Dr. theo!. promoviert und fungierte dort zwei Jahre lang als Prof. für Moraltheo!. und Exegese. Von Herbst 1625 an war E. als Prokurator des Kollegs in Ingolstadt tätig. Gegen Ende des Jahres 1626 wurde er zum Rektor des Kollegs in Landsberg am Lech bestimmt. Dort scheint er bis zu seiner Entlassung aus dem Jesuitenorden durchgehend die Funktion eines Novizenmeisters ausgeübt zu haben. Nach seinem Ausscheiden aus der Societas Jesu am 15. 7. 1634 trat er in den Servitenorden ein. Die Gründe für den Ordenswechsel sind ebenso unbekannt wie sein weiteres Schicksal und das genaue Sterbedatum. Q DAE, Summarium de variis rebus collegii Ingolstadiensi de anno 1548 usque ad annum 1671, annus 1612 f., 1617, 1620, 1625 f.
W Disputatio philosophica de quibusdam difficultatibus logicis (Praes.; Resp.: F. Jocher), Ingolstadt 1619; Disputatio physica de corporum naturalium principiis (Praes.; Resp.: W. Erlacher), Ingolstadt 1620. L Mederer II 218; Freninger 27; Sommervogel III 419, IX 293 f. (W); Specht 283; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. von T. Specht, Dillingen 1909, 300 u. ö.; Duhr 1I/2 550; Schaff 79; Matrikel LMU; Gerl 99; Popp 74 f. (W); G. Wilczek, Phi!. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 17. und 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 48 (1985) 23 f. F. Heiler
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mer der Sonnenburse oder aber einer anderen Burse vorstand. An Lehrveranstaltungen von E. sind der ,,Liber priorum" im WiSe 1492/93 und der "Liber physicorum" im WiSe 1493/94 belegt. Nachdem E. schon im SoSe 1494 "assessor decani" gewesen war, fungierte er im folgenden WiSe 1494/95 selbst als Dekan. Danach verliert sich seine Spur. Werke von E. sind nicht bekannt. Q UAM, D III 1,0 I 2, 0 V I. L Mederer I 40; Schöner 485 u.
Ö.
C. Schöner
Everhard, Albert, * vor 1570 Ingolstadt, t nach 1596, CD Tochter von Wolfgang Lutz, Kanzler in Straubing. V Nikolaus III. Everhard, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Kunigunde Urmiller.
Als Sohn eines Ingolstädter Univ.prof. wurde E. am 6. 6. 1574 noch minderjährig in Ingolstadt immatrikuliert. Nach seiner ersten Ausbildung wechselte er zum Rechtsstudium an die Univ. Bologna (ab 12. 11. 1574) und Siena (ab 13. 8. 1588). Am 19. 4. 1589 promovierte er in Bologna zum Dr. iur. utr. Am 8. 9. 1589 wurde er von Herzog Wilhelm V. von Bayern als ao. Prof. nach Ingolstadt berufen und zugleich mit dem herzoglichen Ratstitel ausgezeichnet. E. las vermutlich nur bis Herbst 1590 in Ingolstadt. Danach wirkte er als Kanzler des Grafen von Zollern in Sigmaringen (vor 1596), dann als Kanzler des Klosters Weingarten. Zuletzt lebte E., der kein bedeutendes wissenschaftliches Werk veröffentlichte, in Straubing. Q BSB, cgm 2206; UAM, E I 2. L Prantl I 416; G. Ferchl, Bayer. Behörden und Beamte 1550-1804, München 1908, 1041; Wolff266 u. ö.; Ranieri E 523 f. A. Edel
Everhard (Eberard, Everardt, Everardi), Georg, * 14. 2. 1543 wohl Ingolstadt, t 18. 11. 1585 wohl Ingolstadt, CD 1575 Katharina Paurnfelder.
Euring 1., Thomas.
V Nikolaus II. Everhard, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Katharina Schober.
E., der als seinen Herkunftsort Ingolstadt angab, immatrikulierte sich am 25. 4. 1480 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im Dezember 1481 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1484 zum Magister. Am 12. 3. 1484 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen, nach vierjähriger Wartezeit am 12. 3. 1488 ins Fak.konzi!. Kurz darauf, am 13. 7. 1488, übernahm er die Leitung der Sonnenburse. Auch am 16. 9. 1491 ist er als Konventor bezeugt, doch ist unklar, ob er noch im-
E. wurde am 23. 4. 1555 zur ersten Ausbildung an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert und nahm schließlich das Rechtsstudium auf, das er in Bologna fortsetzte (seit 1565). Dort wurde er am 14. 3. 1565 zum Dr. iur. utr. promoviert. Seit 1566 vertrat E., der für das WiSe 1566 auch zum Rektor gewählt wurde, wiederholt seinen vielbeschäftigen und des öfteren erkrankten Vater in dessen Kanonistikprofessur. Im März 1569 trat er in die jur. Fak. ein und übernahm eigene Zivilrechtsvorlesungen. Nach
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Everhard
dem Tod seines Vaters (1570) folgte E. vermutlich Mitte 1571 auf die Zivilrechtsprofessur seines Bruders Nikolaus III. Everhard, der seinerseits die Stellung des Vaters übernommen hatte. Obwohl E. auch als unzuverlässig beschrieben wurde, scheint er doch ein gewisses Ansehen bei seinen Studenten erlangt zu haben. Er hinterließ kein bedeutsames wissenschaftliches Werk, sondern lediglich eine lehrbuchartige Sammlung eigener Rechtsgutachten bzw. der an der jur. Fak. Ingolstadt lehrenden Prof., die jedoch erst Jahrzehnte nach seinem Tod von seinem Neffen Nicolaus IV. Everhard veröffentlicht wurde. Q BayHStAM, Kurbayern Äußeres Archiv 4284; UAM,EI I. W Consilia, 2 Bde., hg. von Nicolaus IV. Everhard, Augsburg 1618 (P). L ADB VI 436; Mederer I 299 u. Ö., H 238; Kobolt 210 f.; Kobolt, Erg. 91; Prantl I 313 u. Ö., H 493; ; R.
Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1, München-Leipzig 1880, Ndr. MünchenBerlin 1957, 530; F. Roth, Der Augsburger Jurist Dr. Hieronymus Fröschel und seine Hauschronik von 1528-1600, in: Zs. des Historischen Vereins von Schwaben und Neuburg 38 (1912) 76 f.; Matrikel LMU; Wolff 267 u. ö.; Ranieri E 524 f. P Stich. A. Edel
Everhard (Eberhard), Georg, SJ, * 1555 oder 1556 München, t 23. 1. 1621 Dillingen.
Im Schuljahr 1570171 absolvierte E. das Münchener Jesuitengymnasium und trat danach 1571 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach Abschluß seiner phi!. und theo!. Studien lehrte er seit 1. 9. 1584 als Nachfolger von Julius Priscianensis SJ scholastische Theo!. in Dillingen. Im April 1589 wurde er dort privat promoviert. Schon am 4. 1. 1589 war E. nach Ingolstadt gekommen, wo er Theo!. las. 1590-94 war er dann Rektor des Gymnasiums zu St. Paul in Regensburg. 1592 wurde er zum Priester geweiht. 1595/96 lehrte er Kasuistik an der Univ. Ingolstadt. 1596 wurde er dann Studienpräfekt in Regensburg und Beichtvater des Regensburger Fürstbischofs Herzog Philipp Wilhelm von Bayern. Seit 1598 wirkte er in letzterer Funktion beim Kurfürsten von Köln. 1609-21 fungierte E. als Kanzler der Univ. Dillingen. Er war jedoch nicht mehr als Prof. tätig und häufig abwesend, da er mit verschiedenen geistlichen Ämtern betraut war, so etwa als Mitarbeiter des Bischofs von Augsburg bei der Diözesansynode 1610. Q Archiv Oberdeutsche Provinz SJ, München, 0 V 57, Elogia virorum Germ. Sup. SJ 1552-1651, S. 132 f., 0 VI 16, Codex defunctorum, 0 VI 35, f. 53 u. ö.; BayH-
StAM, Arbeitsfilm 91; BSB, clm 27322/1, f. 201, Prof. casuum conscientiae, 1595; DAE, B 186, Summarium de variis rebus Coliegii Ingolstadiensis 1548-1671, S. 58; Studienbibliothek Dillingen, Acta Universitatis Dilinganae, Bd. 1: 1551-1632, S. 110 u. Ö. W De statu religiosorum. Disputatio theologica (Praes.; Resp.: E. S. Fieger), Dillingen 1587; De voluntate Dei. Disputatio theologica (Praes.; Resp.: 1. Vietor), Ingolstadt 1589. - Ungedruckt: In secundam secundae Sancti Thomae, Quaestio 88 ff., Mitschrift von Marcus Lyresius, Dillingen 1584/85 (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.st. 163, f. 36-335); In primam partem Summae Theologicae D. Thomae Aquinatis Commentarius, Quaestio 1-26, Mitschrift von Marcus Lyresius, Dillingen 1586/87 (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.st. 413), Quaestio 27-62, Mitschrift von Marcus Lyresius, Dillingen 1587 (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod.st. 151, f. 158-385); Gregor de Valentia SJ, Commentarius in primam partem Summae S. Thomae, Mitschrift von G. E., 1578-80, (Univ.bibl. Eichstätt, Cod.st.394, f. 569575, f. 585-592). L Prantl I 408; Sommervogel III 321 f.; Romstöck 84 ff.; Specht 278 u. ö.; Ger181; Leitschuh I I; Kausch 48 f. u. Ö.
M. Fink-Lang
Everhard (Everard, Everardt, Everardi), Kaspar, * wohl 1. 6. 1539 wohl Speyer, t 25. 9. 1573 Speyer, 0 St. German, Speyer, CD wohl 1568 Martha Bart. V Nikolaus H. Everhard, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Katharina Schober.
Am 5. 5. 1547 wurde E. zur Ausbildung an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. 1556 ging er zu Studienzwecken nach Frankreich (23. 4. 1556 bis 7. 6. 1558) und anschließend nach Italien (ab 24. 10. 1558), wo er sich 1559 in Bologna einschrieb. Dort wurde er am 25. 2. 1562 zum Dr. iur. utr. promoviert. Im September 1562 kehrte er nach Ingolstadt zurück, um bis Januar 1564 als Prof. Zivilrecht zu lehren, z.T. in Vertretung seines Bruders Nikolaus III. Everhard. Für das SoSe 1563 wurde er zum Rektor gewählt. Im folgenden Jahr zog E. nach Speyer, wo er vom 9. 3. 1564 bis März 1573 als Assessor am Reichskammergericht tätig war. Danach übernahm er die Leitung der Kanzlei des Reichskammergerichts, die er jedoch nur wenige Monate bis zu seinem frühen Tod versah. E. hinterließ kein bedeutsames wissenschaftliches Werk. W Ungedruckt: Loci legales sive repertorium iuris ordine alphabetico (BSB, clm 8801). L Mederer I 274; Knod 122; F. Roth, Der Augsburger Jurist Dr. Hieronymus Frösche! und seine Hauschronik von 1528-1600, in: Zs. des Historischen Vereins von Schwaben und Neuburg 38 (1912) 76 f.; Matrikel LMU; Wolff 267 u. ö.; Ranieri E 525. A. Edel
Everhard Everhard (Everhardi, Everardi, Everaerts), Nikolaus (Nicolaas) 11., genannt Frisius, Amsterodamus, van Amsterdam, d.Ä., * 9.8.(?)1495 Amsterdam, t 21. oder 24. 7. 1570 Ingolstadt, CD 1) 25. 10. 1536 Katharina Schober, * 27.5. 1513 Ingolstadt, t 9. oder 11. 3. 1546, 2) 6. 6. 1547 Veronika Voit, * wohl Augsburg, t 5. 7. 1557.
E., der möglicherweise mit dem berühmten Juristen Nicolaas 1. Everaerts (1462-1532) eng verwandt war, studierte in Italien, zuletzt in Bologna (1528), wo er vermutlich auch zum Dr. iur. utr. promovierte. Am 13. 7. 1529 wurde er nach Ingolstadt auf eine Lektur für kanonisches Recht berufen, auf der er sich offensichtlich bald einen hervorragenden Ruf als Rechtsgelehrter und Lehrbuchautor verschaffen konnte. Am 23. 4. 1535 zum Rektor für das SoSe gewählt, übte E. dieses Amt nur bis zum 7.7. 1535 aus, als er zum Assessor am Reichskammergericht in Speyer bestellt wurde und im August Ingolstadt verließ. Im April 1542 kehrte er auf eine Professur für Kirchenrecht nach Ingolstadt zurück, die er bis an sein Lebensende versah. Am 7. 5. 1546 wurde er für das SoSe zum Rektor gewählt. Eine wichtige Rolle spielte E. bei den Auseinandersetzungen der Univ. mit den Jesuiten, wobei er mehrmals den Standpunkt der Univ. vor der herzoglichen Regierung in München zu vertreten hatte, etwa um gegen die Bevorzugung und die angeblichen Anmaßungen der Jesuitenprof. zu protestieren. In den letzten Jahren mußte sich E. aus Gesundheitsgründen wiederholt von seinem Sohn Georg E. in der Professur vertreten lassen. E. war mit den bedeutenden Juristen Viglius van Aytta und Jakob Jonas eng befreundet. W Basileae per Henrichum Petrum, 0.0. 1544; Ordo studendi in iure civile, Löwen 1551; De testibus et de fide instrumentorum tractatus, hg. von 1. Zinzerling, Frankfurt a.M. 1619 u. ö.; Oratio pro commendatione iuris et iustitiae, in: V. Rotrnar (Hg.), Orationes Ingolstadienses, Bd. I12, Ingolstadt 1571, 183-199. L ADB VI 435 f.; S. Günther, Thesaurus practicantium omnibus in Imperialis Camerae iudicio postulantibus, Speyer 1608, 769 ff.; Mederer I 136 u. ö.; Prant! I 194 u. Ö., H 487; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. Aalen 1978, 145 u. ö.; F. Roth, Der Augsburger Jurist Dr. Hieronymus Fröschel und seine Hauschronik von 1528-1600, in: Zs. des Historischen Vereins von Schwaben und Neuburg 38 (1912) 76 f.; Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek, hg. v. P. C. Molhuysen/F. K. H. Kossmann, Bd. 3, Leiden 1914,360 f.; Grote Winkler Prins Encyclopedie, Bd. 7, Brüssel 1972,330; Boehm/Spörl, LMU 132 (P); Wolff 267 u. ö.; Ranieri E 526. P Stich. A. Edel
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Everhard (Eberhard, Everardt, Everardi), Nikolaus III. dJ., * 7. 12. 1537 wohl Speyer, t 23. 7. 1586 Ingolstadt, CD wohl 1560 Kunigunde Urmiller, * Landshut. V Nikolaus H. Everhard, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Katharina Schober.
E. wurde als Sohn des Juristen Nikolaus 11. E. nach dessen Berufung an die Univ. Ingolstadt dort zusammen mit seinem Bruder Kaspar am 5. 5. 1547 für die erste Ausbildung immatrikuliert. Nach einem Studienaufenthalt in Italien, zunächst in Padua (ab 9. 11. 1556), dann in Bologna (ab 1557), wo er am 13. 6. 1558 zum Dr. iur. utr. promoviert wurde, kehrte E. im November 1558 nach Ingolstadt zurück und lehrte dort Zivilrecht. Am 24. 4. 1559 wurde er für das So Se zum Vizerektor gewählt. Nach dem Tod seines Vaters 1570 konnte er dessen Kanonistikprofessur erlangen, die er vom Frühjahr 1571 bis kurz vor seinem Tod versah. Wie schon sein Vater war auch E. in die Konflikte der Univ. mit den Jesuiten involviert. Im Januar 1571 erstellte er ein Gutachten, in dem er vor der zunehmenden Eigenmächtigkeit der Jesuitenprof. warnte und eine stärkere Reglementierung ihrer Lehrtätigkeit forderte. E. konnte aufgrund vielfältiger Verpflichtungen für die herzogliche Regierung als Rat und kommissarischer Gesandter bzw. als Gutachter in verschiedenen Rechtsstreitigkeiten häufig seine Lehrtätigkeit nicht ausüben und mußte sich durch seinen Bruder Kaspar E. oder einen seiner Söhne (Albert E., Wilhelm E.) vertreten lassen. Sein wissenschaftliches Werk besteht vor allem aus einigen von ihm veröffentlichten Thesen und Reden sowie Sammlungen von Rechtsgutachten. Q BayHStAM, Kurbayern Äußeres Archiv 4284, GL 14891II, Nr. 18; BSB, cgm 7192; UAM, E I 0, EIL
W De dignitate et praestantia iuris canonici, in: V. Rotmar (Hg.), Orationes Ingolstadienses, Bd. I12, Ingolstadt 1571, 159-168; De laudibus iurisprudentiae, in: ebd., 223-242; De rebus ecclesiae alienandis vel non, Ingolstadt 1573; Theses de prohibitione alienatis facta per testatorem in ultima voluntate desumpta ex materia filias familias § Divi 102 ff. de lega I, München 1575; Corpus Institutionum Iustiniani, Dillingen 1574; Oratio prima in obitum serenissimi principis DD. Alberti V. Bavariae ducis, Ingolstadt 1580; Theses iuridicae ex materia regalibus collectae, Ingolstadt 1584; Consilia, 2 Bde., hg. von Albert, Nikolaus IV. und Ferdinand Everhard, Augsburg 1603, München 1618. L ADB VI 436; Prantl I 230 u. Ö., H 493; Knod 123; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. Aalen 1978, 101 u. ö.; F. Roth, Der Augsburger Jurist Dr. Hieronymus Fröschel und seine Hauschronik von 15281600, in: Zs. des Historischen Vereins von Schwaben und Neuburg 38 (1912) 76 f.; Wolff 267; Boehm/Spörl, LMU 153 (P 2); H. Gehrke, Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands. Charakteristik und
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Everhard - Faber liehen wurde, bis März 1586 als Extraordinarius in Ingolstadt. Die 1585 durch den Tod seines Onkels Georg Everhard freigewordene Zivilrechtsprofessur konnte sich E. jedoch nicht verschaffen, obwohl die Univ. den verdienten Rechtslehrer hierfür bei der herzoglichen Regierung vorgeschlagen hatte. Dafür wurde er am 9. 6. 1586 mit einer Kanonistikprofesssur betraut. Im selben Jahr übernahm er eine Lektur für Feudal- und Kriminalrecht. Im WiSe 1583 und im SoSe 1586 versah er jeweils das Rektorat. E. hinterließ kein bedeutendes wissenschaftliches Werk.
Bibliographie der Rechtsprechungs- und Konsiliensammlungen vom 16. bis zum Beginn des 19. Jh., Frankfurt a.M. 1974, 192 f. u. ö.; Ranieri E 526; Jesuiten in Ingolstadt 118 (P 1). P 1) Kupferstich von W. Kilian, Stadtarchiv Ingolstadt, Graphische Sammlung I 305, 2) Zeitgenössisches Gemälde. A. Edel
* vor 1568 Ingolstadt, 26. 1. 1590 wohl Ingolstadt, CD 1587 Katharina Fend, * München.
Everhard, Wilhelm,
t
V Nikolaus III., Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Kunigunde Unniller.
E., dessen Vater in Ingolstadt lehrte, wurde dort am 1. 3. 1571 zur ersten Ausbildung immatrikuliert. Am 19. 10. 1581 schrieb er sich in Bologna zum Rechtsstudium ein, wo er vermutlich am 9. 5. 1583 zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. Von Juni 1583 an lehrte E., dem zugleich der Titel eines herzoglichen Rats ver-
Q BayHStAM, Kurbayern Äußeres Archiv 4284; UAM,EI 1 f. L ADB VI 437; Prant! I 311 u. Ö., II 330; F. Roth, Der Augsburger Jurist Dr. Hieronymus Fröschel und seine Hauschronik von 1528-1600, in: Zs. des Historischen Vereins von Schwaben und Neuburg 38 (1912) 76 f.; Matrikel LMU; Wolff 267 u. ö.; Ranieri E 527. A. Edel
F (Siehe auch unter V) Faber, Gregor, SJ,
*
t 29. 4. 1653 Konstanz.
12. 3. 1568 Meersburg,
Seine schulische Ausbildung erhielt F., der in der älteren Literatur des öfteren mit seinem aus Weißenhorn gebürtigen Ordensbruder Georg F. verwechselt wurde, am Jesuitengymnasium in Dillingen. Dort absolv;prte er auch das übliche dreijährige Phil.studium und ließ sich am 15. 6. 1591 in die Societas Jesu aufnehmen. Die folgenden zwei Jahre verbrachte er im Noviziat in Landsberg, unterrichtete 1593-95 Grammatik am Gymnasium in Ingolstadt, empfing am 25. 3. 1595 in Eichstätt die niederen Weihen und absolvierte anschließend - wahrscheinlich im Münchener Kolleg, wo er September 1598 als Examinator und August 1599 als Lehrer der Rhetorik belegt ist - bis 1599 das ordensübliche vierjährige theol. Studium. Am 18. 9. 1599 in Freising zum Priester geweiht, unterrichtete F. dann bis 1602 in Augsburg die Rhetorik, 1602-04 in München die Humanität und ging am 2. 10. 1604 als Prof. der Rhetorik nach Konstanz. Von Oktober 1606 bis Oktober 1607 war F. im Tertiat in Ebersberg. Zeitweilig scheint er aber auch in Ingol-
stadt tätig gewesen zu sein, wo er - nach einem weiteren Aufenthalt in Konstanz - 160912 am Gymnasium die Rhetorik unterrichtete, am 2. 2. 1611 die drei Gelübde ablegte, am 21. 4. 1612 die Ethikprofessur an der Univ. übernahm und 1613 auch als Dekan der phil. Fak. amtierte. Um 1616/17 ging F. nach Regensburg, ist 1622/23 als Studienpräfekt in Dillingen und in gleicher Funktion 1624/25 wieder in Regensburg belegt, wo er bis 1627 tätig war, u. a. als Lehrer der Humanität. Etwa Anfang der 30er Jahre wurde er Prof. für Moraltheol. in Neuburg a.d.D, kam 1637 als "Praefectus rerum spiritualium" nochmals nach Ingolstadt, kehrte aber schon Oktober 1638 auf seine Neuburger Professur zurück und wirkte schließlich ab 1644 als geistlicher Leiter und Beichtiger in Konstanz. Hier war F. am 18. 10. 1605 auch als Bühnenautor mit dem Drama "Pelagius" hervorgetreten, mit dem er Vorbehalte der Bevölkerung gegenüber dem Jesuitenorden zu beschwichtigen suchte. Ordensintern scheint F. dagegen in einer Denkschrift von 1639 Kritik an Teilen des jesuitischen Schulwesens geübt zu haben.
Faber - Fachineus W Ungedruckt: Sanctus Pelagius martyr, Konstanz 1605 (Gymnasialbibliothek Konstanz, Ms. 51, f. 89152). L DBA; J. H. Zedler, Großes, vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 9, HalleLeipzig 1735, 13; Mederer II 203; Prant! I 443; A. Kluckhohn, Die Jesuiten in Bayern mit besonderer Rücksicht auf ihre Lehrtätigkeit, in: Historische Zs. 31 (1874) 397; Sommervogel III 499; Romstöck 86; J. Denk, Beiträge zur Geschichte des Jesuiten-Gymnasiums in Ingolstadt, in: SHVI 23 (1898) 16 u. ö.; Specht 281; Gröber 287; I. Seidenfaden, Das Jesuitentheater in Konstanz: Grundlagen und Entwicklung. Ein Beitrag zur Geschichte des Jesuitentheaters in Deutschland, Stuttgart 1963, 28-32 u. ö.; Ger! 103; W. Gegenfurtner, Jesuiten in der Oberpfalz. Ihr Wirken und ihr Beitrag zur Rekatholisierung in den oberpfälzischen Landen (1621-50), in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 11 (1977) 197 ff.; Popp 76; J. M. Valentin, Gegenreformation und Literatur: Das Jesuitendrama im Dienste der religiösen und moralischen Erziehung, in: HJb 100 (1980) 253; Valentin II 1048; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 107 u. Ö. U. Neumann
Fabricius (Matius), Gotfridus (Gottfried), OFM, * Oktober 1520 Lüttich, t 1581.
Glaubt man dem Bericht Johann Engerds in den "Annales Ingolstadiensis Academiae", dann waren die beiden Gottfried Fabricii, Lüttieher Gelehrte und Kanoniker von St. Paul, Oheim und Großoheim von F., die ihn seit dem sechsten Lebensjahr in den "Iiterae" unterrichteten. Außerdem soll ihn sein Großoheim adoptiert und ihm, der nach seinem Vater Matius hieß, den Namen Fabricius gegeben haben. Als er in seiner Vaterstadt Latein und Griechisch gelernt hatte, wurde er von seinem Großoheim an die Univ. Löwen geschickt, wo er, noch nicht einmal siebzehn Jahre alt, den Magister der Phi!. erwarb. Danach nahm er das Studium der Jur. auf, das er mit den "utriusque iuris insignia" abschloß. Wie Engerd versichert, scheint er an der durch das Collegium Trilinguae berühmten Univ. Löwen nicht nur die "Iinguae" und Phi!., sondern auch Jur. gelehrt zu haben. 1545 trat er dem Franziskanerorden bei und lehrte bis 1566 in Mecheln und Löwen Theo!. Vor den durch den niederländischen Freiheitskrieg verursachten Unruhen floh er nach Spanien, wo er mehrere Univ. besuchte. Danach hielt er sich in Frankreich, Italien und im deutschen Reich auf, zeitweise - im Auftrag des Generalministers seines Ordens - auch am Innsbrucker Hof Erzherzog Ferdinands 11. von Tiro!. 1581 wurde er auf Vermittlung seines Bruders Andreas, Probst des Kollegiatstiftes zu Öttingen, von Herzog Wilhelm V. als Prof. der Exegese an die theo!. Fak. der Univ.
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Ingolstadt berufen. Er las dort über Apostelgeschichte, starb jedoch noch im selben Jahr. L Mederer II 73-77; Prant! I 307 f.; Seifert 343; Kausch 50 u. Ö. H. Zedelmaier
Fabricius (Fabritius), Reiner, SJ, tich, t 9. 3. 1625 Ingolstadt.
*
1528 Lüt-
Über die Herkunft und Jugendzeit von F. ist nichts bekannt. Am 4. 6. 1559 trat er in Köln der Societas Jesu bei. 1570 legte er die ersten Gelübde ab. Seine akad. Lehrtätigkeit begann F. im selben Jahr an der Univ. Ingolstadt als Prof. der Rhetorik. Seiner Beschäftigung dort war aber zunächst keine lange Dauer beschieden: 1573 verließ er Ingolstadt nach einer Auseinandersetzung zwischen der Artistenfak., der er im SoSe dieses Jahres als Dekan vorstand, und dem Senat, der trotz einer Entscheidung Herzog Albrechts v., den Jesuiten die Artistenfak. zu übergeben, zwei Prof. dieser Fak. ernannt hatte. F. ging an das herzogliche Gymnasium nach München. Nachdem die Jesuiten ihren Willen an der Univ. Ingolstadt 1576 durchgesetzt hatten, dauerte es doch noch bis 1585, ehe F. wieder dorthin zurückkehrte. Bis 1591 lehrte er Dialektik und Rhetorik, danach waren seine Lehrgebiete Moralphil. und Politik. Sein berühmtester Hörer dieser Zeit war Erzherzog Ferdinand von Österreich. 1609 trat F., der Senior der Artisten und mehrfach ihr Dekan war (SoSe 1586, SoSe 1589, SoSe 1591, WiSe 1592/93, SoSe 1594, WiSe 1595/96, WiSe 1597/98, SoSe 1599), in den Ruhestand, blieb jedoch weiterhin Mitglied der Fak. Er lebte von 1~15 an in Biburg. Von F. sind einige Gedichte im Druck erschienen. Von seiner Lehrtätigkeit zeugen vornehmlich die Mitschriften seiner Schüler vor allem zur Rhetorik Ciceros. Seine Beschäftigung mit Bereichen der Politik dokumentieren seine Kommentare zur aristotelischen Ökonomik und Politik. Q BSB, clm 9029; UBM 4° Cod. ms. 652. W Poematurn fasciculus progyrnnasrnaticus, Magdeburg 1597. L ADB VI 524; Sommervogel VI 1637 (W); Rornstöck 86 f.; Ger! 104; Seifert 311 f. u. ö.; Popp 76 ff.; Schöner 446. F. Neurnann
Facciardus, Johannes
->
Dominicus, Johannes
Fachineus (Facehinei, Fachinei, Fachineo), Andreas, * Forli (Emilia Romagna), t 22. 6. 1608, CD Camilla Mercuriali.
F., der offensichtlich einer patrizischen Familie entstammte, studierte Jur. an der Univ. Padua,
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Fachineus - Fackler
an der er vor 1579 auch den Dr.grad erwarb. Nachdem er sich noch einige Jahre in Padua als Anwalt aufgehalten hatte, ging er ca. 1585 nach Piacenza, wo er wohl als Ratskonsulent tätig war. Dank der Beziehungen seines Schwiegervaters, des berühmten Arztes Girolamo Mercuriali, und der Unterstützung der Jesuiten erhielt er 1587 einen Ruf an die Univ. Ingolstadt. Am 1. 9. 1587 wurde er als erster Vertreter des "mos italicus" vom bayer. Herzog, der die Berufung eines prominenten Juristen aus Italien bereits seit mehreren Jahren betrieben hatte, für das hohe Gehalt von jährlich 1000 fl. als Prof. für Zivilrecht angestellt. Er las zuerst den Kodex (1587-90), später Pandekten (1590-97), wobei er den Lehrstoff zwischen sich und Hubert Giffen aufteilte, und von August 1589 bis Februar 1590 vertretungsweise auch Kirchenrecht. Als F., der seit seinem Amtsantritt "primarius" der jur. Fak. war, 1596 den Vorrang auch vor dem Kanonisten beanspruchte, löste er einen heftigen Streit aus, der schließlich vom Herzog zu seinen Gunsten entschieden wurde. Von diesem Konflikt abgesehen, erfreute er sich sowohl innerhalb der Univ. als auch bei den Studenten großer Beliebtheit, wovon auch die zahlreichen Disputationen, die unter seinem Vorsitz entstanden, Zeugnis ablegen. 1597 ging F., der zu den Befürwortem harter Hexenverfolgungen in Bayern zählte, auf Einladung der Christine von Lothringen, Gemahlin des Großherzogs Ferdinand 11. von Toskana, an die Univ. Pisa als Prof. für kaiserliches Recht. Von dort aus empfahl er 1602 auf eine Anfrage des bayer. Herzogs hin seinen Schwiegersohn Fabricius Mattheius als Prof. für Ingolstadt. Allerdings zerschlug sich die Berufung wegen der hohen Gehaltsforderung, die Mattheius stellte. 1607 soll F. schließlich nach Ferrara gewechselt sein. - Die 1610 postum veröffentlichte Konsiliensarnmlung, eine der ersten dieser Art im Herzogtum Bayern, geht zu einem guten Teil auf seine Gutachtertätigkeit an der Univ. Ingolstadt zurück. Von großer Bedeutung für die Rechtsentwicklung auch im deutschsprachigen Raum wurde sein erstmals 1595-97 erschienenes Buch "Controversiae iuris", in dem F. die geläufigsten jur. Streitfälle seiner Zeit modellhaft zu lösen versuchte. Dieses Werk, das F. als souveränen Kenner der Rechtsliteratur ausweist, erlebte bis 1820 mindestens zwanzig, zum Teil erheblich erweiterte Auflagen. Q UAM,EI2,FV6. W Disputatio iuridica de bonorum possessionibus et iure acrescendi (Praes.; Resp.: B. Knaust), Ingolstadt 1589; De testamentis ordinandis positiones (Praes.; Resp.: M. Pranntl), Ingo1stadt 1590; De iure fedorum conc1usiones (Praes.; Resp.: J. Brenner), Ingo1stadt 1590; De praescriptionibus sive usu capionibus theses
(Praes.; Resp.: J. Curtius), Ingolstadt 1590; De probationibus et praesumptionibus conc1usiones (Praes.; Resp.: C. Fabri) ,Ingolstadt 1591; Disputatio juridica de maleficiis et sagis, ut vocant (Praes.; Resp.: J. C. Fikler), Ingo1stadt 1592; Disputatio juridica de 1egitima (Praes.; Resp.: P. Girardus), Ingo1stadt 1593; Disputatio iuridica de iudiciis criminalibus (Praes.; Resp.: F. Mauheius), Ingolstadt 1593; Disputatio iuridica de pactis (Praes.; Resp.: J. Schedler), Ingolstadt 1594; Controversiarum iuris libri novem, 3 Tie., Ingolstadt 159597,21598 (erweiterte Ausgaben: Controversiarum iuris libri decem, Köln 1601, 31614, Controversiarum iuris libri tredecim, Köln 1613 u. ö.); Disputatio de collationibus (Praes.; Resp.: J. J. Deschler), Ingolstadt 1596; Selectae ex variis doctorum commentariis quaestiones illustres (Praes.; Resp.: S. Händl), Ingolstadt 1597; Centuriam de pignoribus et hypothecis, Ingolstadt 1603; Miscellanea utriusque juris, Ingo1stadt 1604; Consilia, Frankfurt 1610, 21618; De appellation um iure, Ingolstadt 1615. L DBA; Mederer II 107 u. ö.; Prant! I 316 u. ö., II 354 u. ö.; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1, München-Leipzig 1880, Ndr. Aalen 1978, 389 f. u. ö.; A. Visconti, La storia dell'universita di Ferrara, Bologna 1950, 76; A. AzaralE. Eula (Hg.), Novissimo Digesto Italiano, Bd. 6, Turin 1960, 1117; Wolff 16 u. ö.; Seifert 367 u. ö.; H. Gehrke, Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands. Charakteristik und Bibliographie der Rechtsprechungsund Konsiliensammlungen vom 16. bis zum Beginn des 19. Jh., Frankfurt a.M. 1974, 192; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977,294 u. ö.; Acta graduum academiae Pisanae, Bd. 1, hg. von R. Dei Grotto, Pisa 1980, 306 u. Ö., Bd. 2, hg. von G. Volpi, ebd., 9 u. ö.; A. Kraus, Bayer. Wissenschaft in der Barockzeit (1579-1750), in: HdBG II 906; W. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der Frühen Neuzeit, München 31997, 232 u. ö.; V. Ventura, A. F., in: Dizionario biografico degli italiani, Bd. 44, Rom 1994,94 f. R. HeydenreuterlM. Schaich
Fackler (Fakler), Johann Baptist, SJ, * 21. 5. 1702 Lauben, t 25. 10. 1776 Landsberg. F. trat am 28. 9. 1720 dem Jesuitenorden bei. Nach dem Studium u. a. an der Univ. Ingolstadt legte er am 2. 2. 1738 Profeß ab. Der Ordenspraxis entsprechend, wurde F. diversen den Jesuiten übertragenen Lehranstalten zugeteilt, ohne dabei über seine Unterrichtstätigkeit hinausweisende wissenschaftliche Aktivitäten zu entfalten: 1741/42 unterrichtete er in Landshut Polemik, 1742-47 an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt Geschichte. Anschließend wurde F. in Mindelheim (1748/49), Feldkirch (1749/50), Freiburg i.Br. (1750-52, 1753/54) und Dillingen (1752/53, 1754/55) als Prof. für scholastische Theo!. und Moraltheol. eingesetzt. In der Folgezeit bekleidete er in den Jesuitenniederlassungen Ingolstadt, Landsberg, Altötting,
Fackler - Fannemann Ebersberg, Dillingen und Mindelheim diverse Ordensämter. Nach der Ordensaufhebung hielt sich F in Landsberg auf. L Prantl I 542; Romstöck 88 f.; Specht 283; Gerl 104; Kurrus, Ir 313. W. Müller
Falk (Falck), Joseph, SJ, t 19.4.1737 München.
*
W Tractatus de liquidorum gravitate et acquilibrio, Freiburg i.Br. 1713; Mundus aspectabilis philosophice consideratus, München 1737; Christianum pascha, München 1740. L Prant! Ir 505; Sommervogel III 533 f. (W); Hurter IV 1169; Duhr II/2 383 ff.; Schaff 159 f.; Matrikel LMU; Kurrus Ir 379 u. ö.; Ger! 105; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 74 f.; Strobel 469 f. J. Bucej/W. Müller
2. 5. 1680 Fribourg,
Der aus angesehener Familie stammende F unternahm nach erster Ausbildung in Fribourg ausgedehnte Reisen durch Frankreich, Italien und Spanien; u. a. hielt er sich in Lyon, Paris, Avignon (1695-97) und Rom auf und widmete sich vorzugsweise phil. und mathematischen Studien. In Rom trat er am 14. 2. 1702 in den Jesuitenorden ein. Nach Lehrtätigkeit als Grammatiker am akad. Gymnasium Ingolstadt (Eintrag in der Univ.matrikel vom 17. 10. 1704) wurde F. 1707-13 vom Orden an der Univ. Freiburg i.Br. als Prof. für Mathematik und Physik eingesetzt. F. zählt für diese Fächer zu den bedeutendsten Vertretern des Jesuitenordens im 18. Jahrhundert, der unter Ablehnung der aristotelischen Physik ein entschiedener Vertreter der modemen Experimentalphysik war. Aufsehen erregten seine in Freiburg erarbeiteten Studien über das spezifische Gewicht von Flüssigkeiten. 1714 (Matrikeleintrag vom 8.1.) wurde F. an die Univ. Ingolstadt berufen, wo die späteren Prof. Heinrich Hiß und Nicasius Grammatici zu seinen Schülern zählten. Größere Wirksamkeit entfaltete F. indes an der Univ. nicht, da er bereits 1715 von Kurfürst Max Emanuel für den Münchener Hof angefordert wurde. Damit zerschlugen sich zugleich seine seit Jahren verfolgten Ambitionen, als Missionar in China, wo er nicht zuletzt seine mathematischen Kenntnisse fruchtbar machen wollte, eingesetzt zu werden. Am Münchener Hof fungierte F. als Erzieher der Söhne des Kurfürsten, dessen ältester, Karl Albrecht, der spätere Kaiser Karl VII., ihn 1717 zu seinem Beichtvater bestellte; dieses Amt hatte F. bis zu seinem Tod inne. 1717 begleitete er die bei den bayer. Prinzen zu den bayer. Truppen vor Belgrad und zog sich dabei eine Krankheit zu, die ihm zeit seines Lebens zu schaffen machte. Neben seiner Beichtvatertätigkeit widmete sich der zurückgezogen lebende F, der mit zahlreichen Gelehrten sowie mit seinem früheren Schüler Grammatici einen gelehrten Briefwechsel führte, weiterhin mathematisch-physikalischen Studien. Posthum erschien ein unter den Bibelwissenschaftlern seiner Zeit für Aufmerksamkeit sorgender Beitrag zur Osterfestberechnung. Q BSB, c1m 1609 (Korrespondenz).
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t nach 1552. F der als seinen Herkunftsort Aich angab, im~~trikulierte sich am 20. 10. 1492 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im SoSe 1494 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1497 zum Magister. Erst im WiSe 1497/98 wurde ihm ein Schlüssel zur Bibliothek der Artistenfak. ausgehändigt, woraus sich wohl schließen läßt, daß er erst ein Jahr nach der Promotion ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen wurde. Mindestens bis 1507 war F. dann als Magister regens in der Artistenfak. aktiv. Im SoSe 1503 und im WiSe 1506/07 fungierte er als deren Dekan, im WiSe 1505/06 war er Rektor der Univ. Gleichzeitig muß er sich dem Jurastudium gewidmet haben, denn 1515 ist er als Dr. iur. utr. bezeugt. Irgendwann zwischen 1507 und 1515 muß F außerdem auf eine jur. Lektur berufen worden sein, wahrscheinlich auf eine der zivilistischen Lekturen, für die während jener Jahre in der Literatur keine Inhaber nachgewiesen sind. Jedenfalls bestätigte F am 11. 3. 1515 der Univ., daß ihm bis zu seinem Abzug sein gesamtes Gehalt ausbezahlt worden sei und er keine Forderungen mehr an sie habe. Um eine artistische Lektur - etwa eine Kollegiatur - kann es sich dabei mit Sicherheit nicht gehandelt haben. Am 27. 5. 1516 wurde F. Rat Wilhelms IV., im gleichen Jahr auch Regierungskanzler in Straubing. Noch 1552 ist F. als Rat bei Albrecht V. belegt. Werke von F. sind nicht überliefert. Faltermair, Johannes,
Q UAM,EI I,OIV I,OV I. L Mederer I 68; Prant! I 103 u. ö.; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 168; Seifert 130; Wolff 203; Schöner 303 u. Ö. C. Schöner
Fannemann (Wannemann, Vanemann), Balthasar, OP, * wohl nach 1500 Camen (Westfalen), t 8. 10. 1561 Köln, 0 Köln, Dominikanerkirche.
Erst als Student der Theol. und Professe des Dominikanerordens tritt F, von dem weder Taufname noch Zeitpunkt der Geburt bekannt sind, in das Licht der Geschichte. Das Studium
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Fannemann
der Theol. und der Erwerb des Lizentiats (1539) erfolgten an der Univ. Köln; den dortigen Konvent bedachte er wohl deshalb später in seinem Testament mit einem Legat. 1540 finden wir ihn als Prior des Konvents zu Dortmund, zuvor scheint er zeitweilig in Riga gewesen zu sein. Aber bereits am 26. 8. 1540 erfolgten seine Ernennung zum Titularbischof von Missene (Thrazien) und seine gleichzeitige Bestellung zum Weihbischof des Hildesheimer Bischofs Valentin von Tetleben, an dessen Seite er, wenn auch vergeblich, Hildesheim für die kath. Kirche gegen Johannes Bugenhagen u. a. durch zahlreiche Predigten zu erhalten suchte. Die machtpolitischen Verhältnisse in Hildesheim bewirkten jedoch ein Predigtverbot über ihn und seine zeitweilige Vertreibung. Im Herbst 1542 hielt er sich zusammen mit seinem Bischof in Trient zur angesagten, aber nicht vollzogenen Eröffnung des Konzils auf. 1543 wurde mit ihm wegen einer Berufung an die neu zu gründende Benediktineruniv. Ottobeuren verhandelt. Im Oktober 1547 war F. auf dem Augsburger Reichstag und gehörte mit fünf anderen kath. Gelehrten einer Kommission an. Als Beauftragter des Kaisers und Ottos Truchseß von Waldburg bemühte er sich 1547/ 48 in dem zum Bistum Augsburg gehörenden Teil von Pfalz-Neuburg um dessen Rekatholisierung. In Augsburg dürften ihn auch die bayer. Herzöge bzw. deren Vertreter kennen- und schätzengelernt haben; jedenfalls datieren von da an mehrfache Bemühungen derselben um eine Berufung von F. an die seit dem Tode Johannes Ecks 1543 weitgehend verwaiste theol. Fak. der Univ. Ingolstadt, die schließlich erst auf päpstliches Geheiß erfolgreich waren. In Ingolstadt wurde er im Sommer 1548 als Prof. der Theol. und Vizekanzler der Univ. angestellt. Am 7. 7. 1548 übernahm er auch das Dekanat der theol. Fak., das er bis zum Sommer 1550 innegehabt haben dürfte. Auch die Pfarrei St. Moritz in Ingolstadt betreute er etwa zwei Jahre, vom 28. 11. 1548 an, gegen ein jährliches Entgelt von 200 Gulden. Das Verhältnis zur Univ. und zu den Jesuiten scheint aber nicht frei von Spannungen geblieben zu sein, wobei freilich gewisse finanzielle Interessen von F. ausschlaggebend gewesen sein dürften. Doch fanden unter seinem Vizekanzellariat immerhin zwei theol. Promotionen statt (Michael Wagner und Georg Theander), die für das Fortbestehen der theol. Fak. bis zur endgültigen Ansiedlung der Jesuiten 1556 von Bedeutung waren. Am 24. 3. 1551 wurde F. zum Weihbischof des Mainzer Erzbischofs Sebastian Heussenstarnm bestellt, wo er als Auxiliar eine reiche Tätigkeit entfaltete. Von besonderer Bedeutung war sein erneuter Aufenthalt in Trient 1551/52 im Gefolge seines Erzbischofs, wo er
vor allem gegen die Gewährung des Laienkelchs eintrat und auch sonst an den theol. Beratungen regen Anteil nahm. Am 4. Adventsonntag 1551 hielt F. das Konzilsamt vor den versammelten Vätern. Nach Rückkehr vom Konzil im Frühjahr 1552 mußte er wie auch der Erzbischof selbst aus Mainz vor dem herannahenden Markgrafen Albrecht Alcibiades fliehen. Auch für die dritte Konzilsperiode war F. als Vertreter des Mainzer Erzbischofs vorgesehen, doch verhinderte sein Tod die Durchführung des Vorhabens. Auf einer Reise befiel F. in Köln eine schwere Krankheit, der er kurz darauf erlag. Seine Grabinschrift in der Kölner Dominikanerkirche war noch 1691 erhalten (F. Steill). Im Dominikanerorden wird er als "Gottseliger" geführt und im Kalender am 8.10. erwähnt. Schriftliche Werke sind nicht überliefert. Q BayHStAM, Kurbayern Lit. 48, f. 58a; BSB, clm 1623, f. 48; DAE, B 245, f. 111; Staatsarchiv Nümberg, Hochstift Eichstätt Lit. 47, f. 18b; UAM, D III 4, p. 451 u. Ö., D III 7, f. 148a, GG III 22, f. 154, GG III/ll I, f. 85b u. ö.; UBM, 2° Hist.Lit. 176, Nr. 13, 60, 161, 4° Cod.ms. 283 (Geschichte der pfarrei SI. Moritz).
L G. C. Joannis, Rerum Moguntiacarum, Bd. 2, Frankfurt 1722,445 f., Bd. 3, Frankfurt 1727, 313; Mederer I 207 u. ö.; E. Krömeke, Geschichtliche Nachrichten über das Dominikanerkloster in Dortmund, Dortmund 1854, 62; Prant! I 187 u. ö.; A. Theiner, Acta genuina SS. Oecumenici Concilii Tridentini, Bd. I, Zagreb 1874, 507 u. ö.; G. Beutel, Über den Ursprung des Augsburger Interims, Dresden 1888, 67; Chronik des Johann Oldecop, hg. von K. Euling, Tübingen 1891, 223; A. Falk, Die Mainzer Weihbischöfe, in: Archivalische Zs. N. F. 3 (1892) 294; O. Braunsberger, Epistolae et acta beati Petri Canisii, Bd. I, Freiburg i.Br. 1896, 331 f. u. ö.; E. Görigk, Die Einführung des Protestantismus in Hildesheim, in: Katholik, Jg. 1898, 537 ff.; Concilium Tridentinum. Diariorum, actorum, epistularum, tractatuum nova collectio, hg. von der Görres-Gesellschaft, Freiburg LBr. 1901 ff., bes. Bd. I, 190 I, Bd. 2, 1911, Bd. 6/1, 1950, Bd. 711, 1961, Bd. 7/2, 1976, Bd. 7/3, 1980, Bd. 11, 1937, Bd. 13/1, 1968; N. Paulus, Die deutschen Dominikaner im Kampf gegen Luther, Freiburg LBr. 1903, 84 ff.; Nuntiaturberichte aus Deutschland, I. Abt., Bd. 10 (Legation des Kardinals Sfondrato 1547/48), hg. von W. Friedensburg, Berlin 1907, 163 u. ö.; A. Mortier, Histoire des maitres generaux de l'ordre des Freres precheur, Bd. 5, Paris 1911,476 f.; A. Bertram, Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 2, Hildesheim-Leipzig 1916, 67-177; F. Zoepfl, Geschichte der ehemaligen Univ. Ottobeuren, in: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 5 (1916/19) 544; H. Keussen (Hg.), Die Matrikel der Univ. Köln, Bd. 2, Bonn 1919, Ndr. Düsseldorf 1979, 903, Bd. 3, Bonn 1931,365; G. van Gulik/C. EubellL. Schmitz-Kallenberg, Hierarchia catholica medii et recentiorium aevi, Bd. 3, Münster 2 1923, Ndr. Padua 1960,247,345; G. M. Löhr (Hg.), Die Kapitel der Provinz Saxonia im Zeitalter der Kirchenspaltung 15131540, Leipzig 1930,41 u. ö.; T. Rensing, Weihbischöfe aus dem Dortmunder Dominikanerkloster, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds 40 (1932) 138-48; Ders.,
Fannemann - Fedennann Das Dortmunder Dominikanerkloster, Münster 1936, 141-50 u. ö.; Matrikel LMU; G. v. Walther-Wittenheim, Die Dominikaner in Livland im Mittelalter, Rom 1938, 31 f.; H. Jedin, Die deutschen Teilnehmer am Trienter Konzil, in: Theol. Quartalschrift 122 (1941) 238-61; Ders., Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 1, Freiburg i.Br. 1951, 379 u. Ö., Bd. 3, Freiburg i.Br. 1970,264 u. ö.; A. Weber/J. Haider, Die Reformation im Fürstentum Pfalz-Neuburg unter Pfalzgraf und Kurfürst Ottheinrich 1542-1559, in: Neuburger Kollektaneenbll. 110 (1957) 61-67; H. Grundmann, Valentin von Tetleben. Protokoll des Augsburger Reichstags 1530, Göttingen 1958; A. Walz, I Dominicani al Concilio di Trento, Rom 1961, 36 u. ö.; F. Zoepfl, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Reformationsjh., München-Augsburg 1969,226 u. ö.; DHGE XVI 471 f.; Seifert, Statuten 113 u. ö.; Acta reformationis catholicae ecclesiam Germaniae concernentia saeculi XVI, hg. von G. Pfeilschifter, Bd. 4, Regensburg 1971, 120 u. ö.; G. Schwaiger, Die Theol. Fak. der Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: BoehmlSpörl I 52 f.; E. M. Buxbaum, Petrus Canisius und die kirchliche Erneuerung des Herzogtums Bayern 1549-1556, Rom 1973, 52 f. u. ö.; Kausch 32 ff. u. ö.; E. Metzger, Leonhard von Eck (1480-1550). Wegbereiter und Begründer des frühabsolutistischen Bayern, München-Wien 1980, 319; F. Jürgensmeier, Das Bistum Mainz von der Römerzeit bis zum Ir. Vatikanischen Konzil, Frankfurt 1988, 191206; Schwaiger 41; H. G. Aschoff, Weihbischöfe in Hildesheim zwischen Reformation und Säkularisation, in: Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde im Bistum Hildesheim 57 (1989) 28 f.; Gatz I 178 f. u. Ö. E. M. Buxbaum
Federkiel, Wolfgang, t kurz vor 1. 10. 1495 Landshut, D Landshut, St. Martin.
F., für den als Herkunftsort Dorfen bezeugt ist, immatrikulierte sich im SoSe 1462 an der Univ. Wien und promovierte dort im WiSe 1464/65 zum Bakkalaureus, im WiSe 1466/67 zum Magister. 1467-71 übernahm er als Regens verschiedenste Lehrveranstaltungen aus dem artistischen Curriculum, am 3. 5. 1471 wurde er ins Konzil der Wiener Artistenfak. aufgenommen. Zum 5. 10. 1472 wechselte er an die Univ. Ingolstadt, wo er eine der Kollegiaturen am Collegium vetus erhielt und in den folgenden Jahren zu den aktivsten Mitgliedern erst der Artistenfak. der "via moderna", dann der vereinigten Artistenfak. zählte: Im WiSe 1473174, im SoSe 1476 und im WiSe 1477178 fungierte er als Dekan, im Sommer 1478 wurde er in eine Kommission zur Einrichtung der Bibliothek der Artistenfak. gewählt. Außerdem übernahm er im WiSe 1475176 das Rektorat und im Rechnungsjahr 1478179 das Amt des Univ.kämmerers. Daneben widmete er sich dem Studium der Theol.: Am 7. 4. 1475 wurde er zum Bibelkurs zugelassen, am 4. 9. 1476 zur Sentenzenvorlesung. Am 1. 9. 1481 promovierte er zum Lizentiaten, am 18. 1. 1485 zum Dr. theol. Am 22. 12. 1481 hatte er die neuge-
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schaffene Stelle des Dompredigers in Regensburg erhalten, die er zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt vor 1492 mit der Pfarrei St. Martin in Landshut vertauschte. Dort starb er vennutlich im September 1495. Am 1. 10. 1495 wurde er in der Martinskirche begraben. Werke von F. sind nicht bekannt. Q UAM, D III I, F I 1, 0 I 1, 0 I 2, 0 IV I; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8). L Mederer I 3 u. ö.; A. Staudenraus, Chronik der Stadt Landshut in Bayern, Tl. I, Landshut 1832, 197; Prantl I 34 u. ö.; F. Mader, Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Bd. 16, München 1927,67; P. Mai, Predigtstiftungen des späten Mittelalters im Bistum Regensburg, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 2 (1968) 21; Seifert, Statuten 61 u. ö.; Buzas 12 u. ö.; Kausch 223; Schöner 158. C. Schöner
Federmann, Georg,
t
17.5.1522.
F. immatrikulierte sich am 29. 9. 1481 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Memmingen angab, und promovierte bereits im Juni 1483 zum artistischen Bakkalar und im Januar 1485 zum Magister. Am 12. 3. 1485 wurde er ins Gremium aufgenommen, am 1. 8.1488 ins Konzil der Artistenfak. Wahrend der nächsten Jahre scheint er zum Kern der Fak. gehört zu haben. Seit dem 4. 3. 1492 Konventor der Adlerburse, übernahm er im SoSe 1494 das Dekanat der Artistenfak. Im SoSe 1495 fungierte er als Rektor der Univ. Von den Lehrveranstaltungen, die er gehalten hat, sind im WiSe 1493/94 der "Textus physicorum" und im SoSe 1494 der "Textus de anima" bekannt. Um diese Zeit begann sich F. nach einem Auskommen außerhalb der Univ. umzusehen. Bereits 1495 erscheint er als Chorherr und Scholaster bei St. Gangolf in Bamberg, war aber wohl vorläufig von der Residenzpflicht befreit. Noch im SoSe 1496, als er eine Strafe für versäumte Disputationen bezahlte, und im WiSe 1496/97, als er der Artistenfak. die Schulden des verstorbenen Oswald Leuberstorfer zurückerstattete, ist er in Ingolstadt nachweisbar. Wie lange F. danach noch in Ingolstadt blieb und wann er genau nach Bamberg übersiedelte, ist nicht bestimmbar. - Von F. hat sich ein handschriftliches Verzeichnis von Bamberger Filialkirchen erhalten, welches er in seiner Funktion als "sigier zu Bamberg" erstellt hat. Q UAM,OI2,OV I. W Ungedruckt: Filialia Bambergensia (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Hs. 15033). L Mederer I 44; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 107; Schöner 134 u. Ö. C. Schöner
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Fegely - Feiler
Fegely von Seedorff, Franz, SJ, * 31. 12. 1691 Romont (Schweiz), t 10. 7. 1758 Schwetzingen. F., der sich nach dem Familiengut benannte und vielfach unter dem Namen Seedorff geführt wird und im übrigen nicht mit dem gleichfalls dem Jesuitenorden angehörenden Franz Xaver F. von Seedorff zu verwechseln ist, trat nach den Gymnasialstudien in Fribourg am 14. 10. 1709 in das Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. Nach dem phil. Kursus 1712-14 an der Univ. Ingolstadt absolvierte er das Magisterium 1714-17 am Münchener Kolleg. Am Ende der vieIjährigen theol. Studien wiederum in Ingolstadt wurde F., der am 23. 9. 1712 in Eichstätt die niederen Weihen empfangen hatte, an gleicher Stelle am 6. 6. 1721 zum Priester ordiniert. 1729 übernahm er in Ingolstadt den Lehrstuhl für scholastische Theol., den er mit großem Erfolg versah. 1732, unmittelbar nachdem er in seiner Funktion als Präses der Akad. Kongregation den Grundstein für den Neubau des Oratoriums gelegt hatte, wurde er auf Anfrage des Pfälzer Kurfürsten Karl Philipp zum Hofprediger sowie Beichtvater und Instruktor des neunjährigen Herzogs Karl Theodor von Sulzbach nach Drogenbusch bei Brüssel beordert. Von 1735 bis zu seinem Tode hielt sich F. sodann am Hof in Mannheim bzw. Schwetzingen auf, wo er als Beichtvater von Kurfürst Karl Philipp eine prominente Stelle einnahm. Den Höhepunkt seines Einflusses erreichte F. schließlich, als auf seinen Zögling Karl Theodor, der spätere bayer. Kurfürst, am I. I. 1743 die Kurwürde fiel. Die gewichtige Rolle von F. in der kurpfälzischen Politik traf vor allem am Wiener Hof auf Vorbehalte und provozierte Proteste. Er beschränkte seinen Wirkungskreis nicht auf die Umgebung Karl Theodors. Im Zuge der Konversion des Herzogs von Zweibrücken, Friedrich Michael, des Vaters des späteren bayer. Kurfürsten bzw. Königs Max IV. (I.) Joseph, anläßlich der Heirat mit einer Schwester Karl Theodors wurde F. als Instruktor ausgewählt. Auch an der Konversion des regierenden Herzogs Christian von Zweibrücken war er beteiligt. Obwohl F. bis zu seinem Tode in allen Funktionen verblieb, scheint sich in seinen letzten Lebensjahren sein dominanter Einfluß auf den leichtlebigen Karl Theodor abgeschwächt zu haben. 1747 veröffentlichte F. die "Lettres sur divers points de controverse", die einen Ausfluß der Unterweisung Friedrich Michaels darstellen. Die Schrift wurde übersetzt und mehrfach aufgelegt. Sie rief auf kath. Seite ebenso großen Beifall hervor wie auf protestantischer Seite Ablehnung, etwa durch den Tübinger Kanzler Christoph Matthäus Pfaff. F., dessen vielversprechende akad. Laufbahn 1732
abrupt beendet worden war, zählt zu den prominentesten jesuitischen Hofbeichtvätern des 18. Jahrhunderts. W Lettres sur divers points de controverse contenant les principaux motifs qui ont determine son Altesse Sero Mons. le Prince Frederic comte Palatin du Rhin, Lüttich 1747 U. Ö. L DBA; Mederer 184 f. U. ö., Sommervogel VII 1043 ff. (W); Romstöck 350-55 (W); Duhr IV/2 362 ff. U. ö.; Hurter 1378 f.; Matrikel LMU; Ger! 369; Strobel 471 U. ö. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Feiler, Joseph Johann Nepomuk Bartholomäus, * 18. 8. 1771 Passau, t 21. 3. 1822 Landshut, kath., m 1814 Maria Spieß, t Bachhalterrnühle bei Kassel. V Joseph, Leibdiener in höfischen Diensten, 1729, t 4. 3. 1798, M Maria Anna.
*
ca.
F. studierte in Altdorf Med. und betätigte sich als Übersetzer med. Texte aus dem Lateinischen. 1799 bewarb er sich zur Finanzierung seines Lebensunterhalts um die Stelle eines Zeichners an der Univ., zu dessen Aufgaben die Anfertigung wissenschaftlicher Abbildungen und der Zeichenunterricht für Studenten gehörten. Die Einstellung erfolgte am 20. 5. 1800. Auf Empfehlung des Erlanger Med.prof. Friedrich Hildebrandt, dessen "Grundriß der allgemeinen Krankheitslehre" F. 1796 übersetzt und publiziert hatte, wurde er am 29. 4. 1802 zum ao. Prof. ohne Besoldung berufen. Er las zunächst über Anthropologie. Nach seiner Einstellung als Ordinarius und Nachfolger von Carl Wilhelm Juch am 4. 10. 1805 vertrat F. die Fächer Chemie, Pathologie und Semiotik. Mit einer Arbeit über Rückgratverkrümmungen 1807 zum "Dr. med. et chirurgiae" promoviert - die hohen Kosten hatte er nicht früher aufbringen können -, folgte F. nach der Aufhebung der Univ. Altdorf am 19. 10. 1809 einem Ruf nach Landshut. Als Nachfolger von Johann Anton Schmidtmüller lehrte er als O. Prof. Geburtshilfe und Pathologie und übernahm im Dezember 1809 die Leitung des mit zwölf Betten ausgestatteten "hebärztlichen Klinikums" in der Spiegelgasse. In sein Vorlesungsprogramm bezog F. später auch Diätetik ein. F. gehörte mehrmals dem Senat der Univ. an und wurde 1820 zum Dekan der med. Fak. gewählt. - Die Arbeitsgebiete von F. umfaßten U. a. pathologische Anatomie, Chirurgie, Orthopädie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Pädiatrie, Hygiene, Veterinärmed. und öffentliches Gesundheitswesen. In letzterem Bereich trat er bereits 1797 durch eine Sammlung von Verordnungen, Untersuchungen und Präventionsmaßnahmen bezüglich der Rinderpest und
Feiler - Felix 1805 mit einem öffentlichen Aufruf zur umfassenden Vorsorge gegen die sich ausbreitende Gelbfieberepidemie hervor. In seiner Schrift "De spinae dorsi incurvationibus" nahm er eine differenzierte, antimechanistische Position ein: Viele Verkrümmungen seien durch systetische, innere Erkrankungen bedingt und könnten daher nicht mit Maschinen kuriert werden. E modifizierte die Behandlung von Brüchen mittels Bruchbändern, die er zusammen mit einer gedruckten Gebrauchsanweisung ab 1808 vertrieb. Die Illustrationen zu seinen Publikationen fertigte er selbst an, so auch die Vorlagen für die kolorierten Lithographien - Inkunabeln dieser Drucktechnik - in seiner Abhandlung über menschliche Zwitter (1820), die zu den frühen Monographien über dieses Phänomen zählt. Das Gebiet der Kinderheilkunde, noch nicht als eigenes Fach etabliert, wurde von E ebenfalls wissenschaftlich berücksichtigt. Hier, wie auch in der Diätetik, legte er besonderes Gewicht auf präventive Maßnahmen. Als Direktor des Gebärhauses kämpfte er für strukturelle Verbesserungen, Vermehrung der Bettenzahl und eine solide ökonomische Basis. Er erreichte 1817 die Erhöhung des Zuschusses, weil die Klinik sowohl ein Unterrichtsinstitut als auch eine Wohlfahrtsanstalt sei. In Anbetracht seiner im Rektoratsbericht von 1821 hervorgehobenen Leistungen als Arzt, Chirurg und Geburtshelfer, der, als einer der besten in Deutschland, der Univ. zur Zierde gereiche, erhielt E eine Gratifikation. E, königlich bayer. Hofrat, war Mitglied der "Physikalisch-med. Societät" zu Erlangen und des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern. Nach seinem Tod kam es zum Niedergang der Entbindungsanstalt, die erst durch Johann Baptist Rainer wieder auflebte. Q Archiv des Bistums Passau, Pfarrbücher Passau, St.
Stephan, Bd. 5, 6113; UAM, E II 62.
W Archiv der über die jetzt herrschende Hornviehseuehe ergangenen Verordnungen, Nümberg 1797; Aufruf in Hinsicht auf die gegen die gelbe Pest zu treffenden Vorkehrungen, ebd. 1805; Diss. medica inauguralis de spinae dorsi incurvationibus earumque curatione, ebd. 1807; Ueber den Bruch des Olekranums, nebst einer neuen Methode, denselben zu heilen, Sulzbach 18ll; Pädiatrik oder Anleitung zur Erkennung der Kinderkrankbeiten, ebd. 1814; Ueber angeborne menschliche Mißbildungen im Allgemeinen und Hermaphroditen insbesondere, Landshut 1820; Handbuch der Diätetik, ebd. 1821. L DBA; DBA N. F.; Permaneder 300 u. ö.; Prant! I 715, II 521; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte II 495 f.; E. A. Geyer, Die med. Lehranstalten der Ludwig-Maximilians-Univ. in Landshut (180026), Diss. München 1966,42 ff.; D. Flessa, Die Prof. der Med. zu Altdorf von 1580-1809, Diss. ErlangenNümberg 1969, 77 ff.; K. Sauer-Haeber1ein, Personalbibliographien der Prof. der Med. zu Altdorf von 15808 Biograph. Hdb. I
113
1809, Diss. Erlangen-Nümberg 1969, 184 f. (W); G. Werk, Die Personalbibliographien des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen-Nümberg 1970,40 f. (W); H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: BoehmJSpörl I 208 f.; Beckenbauer 306 ff. C. Habrich
Feldner (Feldtner), Daniel, SJ, bourg, t 21. 2. 1641 Konstanz.
*
1589 Fri-
F. trat 1607 der Gesellschaft Jesu bei. Er absol-
vierte den phi!. Kursus in Ingolstadt und studierte dort im Anschluß Theo!. Nach der Priesterordination 1619 wurde er Lehrer für Rhetorik am Münchener Jesuitenkolleg. Möglicherweise über die Zwischenstation Freiburg i.Br. kehrte er 1624 als Dozent der H!. Schrift an das Ingolstädter Kolleg zurück. 1625 übernahm er die Professur für Kontroverstheo!. in Dillingen, ab Oktober 1628 versah er für mehr als vier Jahre die Lehrkanzel für scholastische Theo!. an der Univ. Freiburg i.Br. Am 18. 2. 1633 hielt er die Antrittsvorlesung als Prof. der scholastischen Theo!. an der Univ. Ingolstadt. Nach drei Jahren verließ er Ingolstadt, um bis zu seinem Tode als Beichtvater des Konstanzer Fürstbischofs Johann Truchseß von Waldburg-Wolfegg zu wirken. - Neben seinen seelsorgerischen und theo!. Pflichten fand E Zeit, Material zu den "Acta Sanctorum" der Bollandisten beizutragen. Q DAE, B 186; UAM, GG III/ll 11; UBM, Cod.ms 61 f. (Vorlesungsnachschriften 1635-37). W Disputatio theologica de actibus humanis (Praes.; Resp.: J. Pamier, P. Luca), München 1626. L DBA; Sommervogel III 589, IX 320 (W); Romstöck 89 (W); Gröber 286; Matrikel LMU; Kurrus I 78 u. ö., II 302 u. ö.; Gerl 107; Strobel 452 u. ö. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Felix (Schaidenreißer, Schaitenreißer), Simon, SJ, * 28. 10. 1583 München, t 26. 2. 1656 München.
E besuchte das Jesuitengymnasium seiner Heimatstadt und trat im Jahre seines Schulabschlusses am 2. 10. 1600 in den Jesuitenorden ein. 1612-15 las er an der phi!. Fak. von Ingolstadt. Seit 1620, als der Jesuitenorden an der Univ. Freiburg i.Br. Fuß faßte, dozierte E dort als erster Jesuit Dogmatik. Die Freiburger Professur hatte er bis 1633 inne. Er ging dann nach Ingolstadt, um den Platz seines zum Beichtvater des Konstanzer Fürstbischofs bestimmten Ordensbruders Daniel Feldner zu übernehmen. Am 27. 8. 1636 hielt er die An-
Felix - Fessmaier
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trittsvorlesung. Am 15. 2. 1641 verließ er Ingolstadt und ging nach München. - Von F., der in seiner Lehrtätigkeit ein Spezialist in der Auslegung des Aquinaten war, sind eine Reihe von Streitschriften, alle aus seiner Freiburger Zeit, erhalten. Einen Namen machte er sich vor allem mit der Polemik gegen den Tübinger Kontroverstheologen und apostasierten Exjesuiten Jakob Reihing.
L F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 39; Mederer I 82 u. ö.; Prant! I 121 u. ö.; T. Neuhofer, Der Eichstätter Arzt Dr. M. F. 1516-1539, in: Heimgarten. Beilage Eichstätter Volkszeitung-Eichstätter Kurier 16 (1935) Nr. 29, 109; Matrikel LMU; Wolff 357; Buzas-Resch H 12; Liess 130 f. u. ö.; Schöner 395.
Q UAM, GG HIIl1 H; UBM, Cod.ms. 61 (1635),
Fessmaier (Feßmayr, Feßmaier), Johann Georg (von), * 12. 1. 1775 Staufersbuch (Oberpfalz), t 27. 3. 1828 München, kath., 00 1812 Wilhelmine Maurer, * 1795.
Cod.ms. 62 (1637/38), Cod.ms. 63 (1637/38).
W Metamorphosis lacobi Reihingi catholico-lutherani, Freiburg i.Br. 1622; Muscae morientes in inanium cavillorum, quas lacobus Reihing apostata Tubingensis, passis araneis venatus est, Freiburg i.Br. 1625. L DBA; Mederer III 203 u. ö.; Prant! II 489; Sommervogel III 604 ff., IX 322 (W); Schaff 78; Hurter 215; Matrikel LMU; Ger! 108; Leitschuh I 11; Kurrus I 67 u. Ö., H 17 f. u. ö.; Popp 78-81; Valentin II 1049. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Fenckh, Michael, * Gunzenhausen, t 1538 oder 1539 Ingolstadt, D Ingolstadt, Minoritenkirche.
F. immatrikulierte sich am 27. 10. 1496 an der Univ. Ingolstadt und wurde 1510 zum Dr. med. promoviert. 1513 ist er als Leibarzt des Markgrafen Friedrich V. von Ansbach-Bayreuth, ab 1516 als fürstbischöflicher Hof- und Leibarzt in Eichstätt nachweisbar. Nachdem er in Eichstätt - mit einer kurzen Unterbrechung 1522/23 war er dort wahrscheinlich bis 1529 tätig - anscheinend nicht sonderlich erfolgreich war, ging er 1531 als Prof. der Med. für 100 fl. nach Ingolstadt, wo er bis zu seinem Tod wirkte und mehrmals Dekan der med. Fak. war. Offenbar ein Sohn von F. war der am 9. 8. 1529 in Ingolstadt immatrikulierte Georg F. aus Eichstätt, der am 16. 10. 1538 in Bologna zum Dr. utr. iur. promoviert wurde. - F. veröffentlichte 1533 einen dem ,,Ersamenlweysen Burgerrnaister und rathe" von Ingolstadt gewidmeten Traktat, in dem er zur Vorsorge wegen einer von ihm "vor jars fristen" prophezeiten Pest aufrief und "yeglichs mensch ewer communlreichs und arms" ,,kürtzlich" und "gemainlich", d. h. "nicht mit scharpfer/tapffer/ verborgner schrifft" und ohne "vii allegationen" unterweisen will, wie er sich in "solchen tödtlichen leuffen" verhalten soll. Der Text skizzierte auf die Praxis bezogene, religiös-moralische und med.-diätetische Regeln für Ärzte, Kranke und Gesunde im Umgang mit der Pest. Q BSB, Oefeleana 2, V (A. F. Oefele, Elenchus quorundam Bavariorum medicorum); UAM, 0 IV 1.
W Ain gut nützlich Regiment/wie man sich halten sollJ vor/in/und nach der zeyt der erschröcklichen kranckhayt der Pestilentz, Augsburg 1533.
H. Zedelmaier
V Nikolaus, Bauer, M Apollonia Krenner.
F. besuchte ab 1787 die lateinische Realschule in Amberg. Dort wie auch während der folgenden Zeit am Gymnasium und am Lyzeum in Amberg zeichnete er sich als sehr guter Schüler aus. Mit einem Stipendium begann er Ende 1794 das Studium an der Univ. Ingolstadt und hörte zunächst Theol. und Kirchenrecht, dann Jur., daneben auch Geschichte und Staatswissenschaft. Im Mai 1797 erwarb er mit dem bestmöglichen Prädikat das Lizentiat der Rechte und legte damals bereits der Fak. das Manuskript seiner Geschichte der Oberpfalz vor, das seine wissenschaftlichen und vor allem historischen Interessen erkennen ließ. Zu vertiefenden historischen Studien, aber auch zur Erwerbung jur. Praxis ging F. anschließend nach München, wo er nebenher als Privatlehrer tätig war und sich um eine Stelle an der Hofkammer bewarb. earl Sebastian Heller von Hellersberg, der 1799 in die staatsrechtliche Deputation der neu eingerichteten Generallandesdirektion nach München wechselte, schlug ihn indes als seinen Nachfolger an der Univ. Ingolstadt vor. Nach positiver Bewertung durch Georg Friedrich von Zentner wurde F. am 21. 5. 1799 vom Kurfürsten, noch als Lizentiat, zum ao. Prof. für deutsche Reichsgeschichte, bayer. Staatsrecht und europäische Staatskunde ernannt und zur Fortführung der staatsrechtlichen Vorlesungen Hellersbergs verpflichtet. Gleichzeitig wurde F. zum Mitglied des neuen Kameralinstituts bestellt. Am 2. 6. 1799 zum Dr. iur. promoviert, legte F. eine Woche später den Illuminateneid ab und begann seine Vorlesungen. Mit Abschluß der Neuordnung der jur. Fak. durch Reorganisation des Lehr- und Studienplans und die Berufung zahlreicher neuer, der Aufklärung verpflichteter Prof. wurde F. im Dezember 1799 als Nachfolger Johann Nepomuk Gottfried Krenners auf dessen 1774 geschaffenen Lehrstuhl zum o. Prof. für bayer. Staats- und Fürstenrecht und fürstliches Privatrecht in Deutschland ernannt. F. orientierte sich seiner Gesinnung nach an der aufklärerischen Richtung seines Kollegen Nikolaus Thaddäus Gön-
Fessmaier ner, war in seinem Auftreten aber zurückhaltender als dieser. An der Univ. engagierte sich F. sehr; 1800 wurde er 2. Univ.archivar, 1802 ständiger Senator. Er war Dekan und Assessor seiner Fak., Mitglied des Spruchkollegiums der Hochschule, zuständig für fast alle Kontakte der Univ. nach außen und in den Jahren ständiger Besetzung Bayerns durch fremde Truppen auch aktiv im Kriegskontributions- und Quartierwesen. Nach der Verlegung der Univ. nach Landshut 1800 lehrte F. auch bayer. Geschichte und Geschichtliche Hilfswissenschaften als Nachfolger Johann Nepomuk Mederers, der den Orts wechsel nicht mitgemacht hatte. Die Karriere von F. vollzog sich ab 1804 im bayer. Verwaltungsdienst. Wieder als Nachfolger Hellersbergs, der sich in München hauptsächlich mit der Reform der bayer. Kommunalverfassungen beschäftigt hatte, im Juni 1804 aber auf eigenen Wunsch als Staatswissenschaftler an die Univ. zurückkehrte, wurde F. am 11. 6. 1804 zum Wirklichen Landesdirektionsrat in der staatsrechtlichen Deputation der Landesdirektion von Bayern ernannt und wechselte nach München. Zu seiner neuen Aufgabe gehörte das Amt des staatlichen Stadtkommissars der Haupt- und Residenzstadt München, das F. im Kriegsjahr 1805 zahlreiche zusätzliche organisatorische Aufgaben aufbürdete. Mutig stellte F. sich als Stadtkommissar 1807 hinter eine Beschwerde des Münchener Magistrats wegen fortwährender Aushöhlung der Selbstverwaltungsrechte und handelte sich dafür einen Verweis der staatlichen Behörden ein. Im August 1808, nach Auflösung der Landesdirektion und Neuorganisation des Königreichs in 15 Kreise, wurde F. auf den Posten eines 4. Kreisrats beim Generalkommissariat des Isarkreises in München versetzt. Noch bis 1810 blieb er Stadtkommissar der Hauptstadt. Obwohl mit demselben Gehalt weiterbeschäftigt, empfand F. diese neue Stelle als Degradierung und suchte seit 1810 wiederholt um seine Beförderung nach. Nach seiner eigenen Darstellung hatte er sich im Staatsdienst vor allem mit dem Jurisdiktionswesen der Land- und Patrimonialgerichte, der Aufsicht über Prozesse des Fiskus, Munizipialverfassungen und Gemeindepolitik, Steuer und Scharwerk, aber, in den letzten Jahren zunehmend, auch mit Gewerbefragen und Kulturangelegenheiten beschäftigt. Mit der Revision der Kreiseinteilung 1810 zum 2. Kreisrat in München befördert, wurde F. aber erst im Februar 1815 zum Oberfinanzrat bei der Sektion für Steuer- und Domänensachen des Finanzdepartements ernannt, im Zuge der Neuorganisation der Ministerien nach der Entlassung von Maximilian Graf von Montgelas 1817 zum Ministerialrat im Finanzministerium. Seit 1817 war er auch Mitglied der Staatsrats8*
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kommission für gemischte Rechtsgegenstände. 1801 bereits war F. korrespondierendes Mitglied der Historischen Klasse der Bayer. Akad. der Wissenschaften in München geworden; 1807, im Jahr der Akad.reform, wurde er zusammen mit zahlreichen anderen hohen bayer. Beamten zum Ehrenmitglied ernannt. Anfang 1818 dann wurde er o. Mitglied der philologisch-phi!. Klasse. Wie seine Akad.reden zeigen, beschäftigte er sich hier vor allem mit mittelalterlicher Stadtgeschichte und mit der Zeit Herzog Friedrichs von Bayern-Landshut (1375-93). Zum 1. 1. 1826 wurde F. im Zuge der Ministerialreformen und Einsparungsmaßnahmen nach dem Regierungsantritt Ludwigs I. quiesziert. Gut zwei Jahre später starb er plötzlich an einem Schlagfluß während eines Besuchs bei Joseph Socher, mit dem ihn, wie mit Hellersberg, dessen erste Biographie er verfaßte, eine enge Freundschaft verband. F. galt als fleißig, lerneifrig und von rascher Auffassungsgabe. Er war zweifelsohne nicht nur ein kundiger Jurist, sondern auch, wie seine vielfältigen zusätzlichen Aufgabengebiete zeigen, ein einfallsreicher und kundiger Praktiker und ein fähiger Historiker. Bemerkenswert ist, daß er in seiner Landshuter Zeit für alle von ihm vertretenen Lehrfächer neue Lehrbücher verfaßte. Sein so konzipierter ..Grundriß" des bayer. Staatsrechts und die seinem Hörer Kronprinz Ludwig gewidmeten ..Grundlinien" des gleichen Gegenstands traten an die Stelle des Werks von Wiguleus Xaver Alois von Kreittmayr. Den Zweck des Staats sah F. hier, wie Immanuel Kant und Anselm Feuerbach, im rechtlichen Schutz der gegenseitigen Freiheit. In der Lehre von der inneren Staatssouveränität zeigt F. eine Entwicklung hin zur Auffasssung Montgelas', wonach auch überkommene Privilegien den Fürsten als einzigen Repräsentanten der Nation nicht in seiner von innen her unbeschränkten Souveränität tangieren können. In diesem Sinne wurde der moderate Aufklärer F. zusammen mit seinen Vorgängern Krenner und Hellersberg Lehrer einer neuen bayer. Beamtengeneration. Q BayHStAM, Mlnn 23209, MF 50,36612; UAM, E I 8/9, E II 64, E V I.
W Versuch einer pragmatischen Staatsgeschichte der Oberpfalz, seitdem sie Oberpfalz heißet, 2 Bde., München-Landshut 1799-1803; Diplomatische Skizze von dem alten Vitzthum-Amte Lengenfeld, 0.0. 1800; Versuch einer Geschichte der baier. Gesetzgebung vom Entstehen des baier. Staates bis zum Ende des 16ten Jh., München 180 I; Grundriß des baier. Staatsrechtes zu Gebrauche akad. Vorlesungen, Ingolstadt 180 I; Grundriß der historischen Hilfswissenschaften, Landshut 1802; Grundlinien zum Staats-Rechte von Bajem, 0.0. 1803; Geschichte von Baiern, Landshut 1804; Stephan der Ae1tere Herzog von Baiern, wegen dem Verluste der Grafschaft Tirol gegen Johannes von Müller
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Fessmaier - Feuerbach
vertheidigt, München 1817; Grundzüge zur Lebensbeschreibung des Karl Sebastian Edler von Hellersberg, München 1819. L ADB VI 727; NDB V 104 f.; DBA N. E; Baader, Baiern 316 f.; Prant! 11 518; Schärl 192; Geist und Gestalt 111 (P), Ergänzungsbd. Tl. I 52; Böhme, Prof. der phil. Fak. 27 ff.; W. Demei, Der bayer. Staatsabsolutismus 1806/08-1817, München 1983, 139 ff. u. ö.; J. A. Weiss, Die Integration der Gemeinden in den modernen bayer. Staat. Zur Entstehung der kommunalen Selbstverwaltung in Bayern (1799-1818), München 1986; Müller 342 u. ö. P Ölgemälde, 1801, Bayer. Akad. der Wissenschaften, München. R. Stauber
Feucht, Jakob, * 1540 Pfullendorf, t 26. 4. 1580 Bamberg, D Bamberg, ehemalige Pfarrkirche St. Martin (1804 abgebrochen). Nach ersten Studien in Freiburg i.Br., die er jedoch vor dem Abschluß abbrach, wurde F. 1563 vermutlich in Konstanz zum Priester geweiht. Unmittelbar danach kam er erstmals zum Studium nach Ingolstadt, das er aber nach kurzer Zeit wegen des Ausbruchs einer Pestepidemie wieder verlassen mußte. Nachdem er in der Zwischenzeit eine Pfarre in Altdorf bei Greding übernommen hatte (nach dem 15. 7. 1563), kehrte er zur Fortsetzung seiner Studien nach Ingolstadt zurück, wo er sich als Stipendiat des Bischofs von Augsburg im April 1567 immatrikulierte. Bis 1570 erwarb er dort den Magistergrad und das Lizentiat der Theol. Im selben Jahr wurde ihm auf Vorschlag der Univ. die obere Pfarrkirche in Ingolstadt, an der er schon während seines Studiums als Kaplan gewirkt hatte, und damit auch das Pfarramt für die Univ. übertragen. Im SoSe 1571 wurde er zum Rektor der Univ. gewählt. Auf Vorschlag Martin Eisengreins und der theol. Fak. wurde F. am 6. 11. 1571 vom Bamberger Bischof Veit 11. von Würtzburg zum Weihbischof bestellt. Nach der Rückkehr von seiner Konsekration in Rom wurde er von der Univ. zum Dr. theol. promoviert (nach dem 22. 6. 1572). Als Weihbischof setzte sich F. maßgeblich für die Reform des Klerus und des Lehrpersonals im Geist des Tridentinums ein. Doch konnte er seine Vorstellungen gegen einen nachgiebigen Bischof, ein reformträges Domkapitel und eine nicht immer loyale Verwaltung nur schwer durchsetzen. Daneben führte er auch in zahlreichen Kontroversschriften und Predigtsammlungen unermüdlich den Kampf mit protestantischen Lehrmeinungen und Theologen, vor allem mit Lucas Osiander (1.), und versuchte, jede von den Reformatoren in Frage gestellte kath. Lehrmeinung zu verteidigen. Außerdem verfaßte er Erbauungs- und Lehrschriften, die sich gezielt an die Laien wandten und die kath.
Glaubenslehre möglichst einfach, bildhaft und immer auch moralisierend darstellen sollten. In seiner kompromißlosen Forderung nach einer moralischen und christlichen Durchdringung des Lebens ließ er jedoch die weltlichen und geistlichen Obrigkeiten nicht aus und war auch für sich selbst um einen vorbildlichen Lebenswandel bemüht. Nicht zuletzt als enger Vertrauter des Augsburger Bischofs, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg, gehört F. zu den bedeutenden Vertretern des nachtridentinischen Reformklerus. W Christlicher, kurtzer und wahrhafftiger Bericht, wie ein guthertziger Christ auff die 37 Hauptarticul des wahren christlichen Glaubens, so ihme in Baiern und andern Orten im Teutschland, da das N. Evangelium sehr geliebt und rain gelehrt wirdt, fürgehalten werden, antworten solle, Ingolstadt 1572, Köln 1584; Willkomm oder Abdank Osiandri, sampt seiner endtlichen, und zwar gar statlichen in drey ganze Bogen verfasten Abfertigung, Köln 1574; Postilla catholica evangeliorum de tempore (de Sanctis) totius anni, d.i. cath. Außlegung aller sontäglichen (fest- und feyertäglichen) Evangelien durch das gantze Jar, 2 Bde., Köln 1570, 1577, 1578, 1580, 1585 (P 2), 1597. L NDB V 105; DBA; DBA N. E; J. Ertlin, Ein cath. Leichpredig bey der christlichen Begräbnus und Besingnus weyland des ehrwirdigen, in Gott hochgelärten Herrn, Herrn J. E ... gehalten, Ingolstadt 1580; P. Wittmann, J. E, Weihbischof von Bamberg (1572-1580), in: Historisch-politische BIl. 89 (1882) 569-83; J. Metzner, Ernst von Mengersdorf, Fürstbischof von Bamberg. Die Weihbischöfe Dr. J. E und Dr. Johann Ertlin, Bamberg 1886; J. G. Hier!, J. E Pfarrer von Altdorf und Weihbischof von Bamberg (1540-1580). Ein Beitrag zur Eichstätter Bistumsgeschichte, in: Pastoral-BI. des Bistums Eichstätt 66 (1919) 30 ff. u. ö. (W); Kausch 133 u. ö.; W. Klaiber (Hg.) Kath. Kontroverstheologen und Refonner des 16. Jh., Münster 1978,107 f. (W); G. May, Die deutschen Bischöfe angesichts der Glaubensspaltung des 16. Jh., Wien 1983,570 ff.; Gatz 1181. P I) Ölgemälde, Bamberg, Erzbischöfliches Priestersenrinar, 2) Stich. A. Edel
Feuerbach, Paul Johann Anse1m von, * 14.11. 1775 Hainichen bei Jena, t 29.3.1833 Frankfurt a.M., ev., CD 17. 6. 1798 Wilhelmine Tröster. V Johann Anse1m, Jurist und Advokat, * 19. 2. 1755 Frankfurt a.M., t I. 3. 1827 Frankfurt a.M., M Sophie Sybille Christine Krause, * 18.8. 1751 Jena, t 20. 9. 1797 Frankfurt a.M.
Einer alten hessischen Beamten- und Juristenfamilie entstammend, verließ der junge F., zeitlebens von leidenschaftlichem und jähzornigem Charakter, nach Konflikten mit seinem Vater früh das Elternhaus und begab sich 1792 nach Jena zu Verwandten der Mutter. Hier studierte er bei dem Kantianer Karl Leonhard Reinhold Phil., bei dem er auch am 12.9. 1795 zum Dr.
Feuerbach promoviert wurde. Von seinem Vater - und materieller Not - dazu gezwungen, wandte sich F. anschließend der ,,zwangs-, Not- und Brotwissenschaft" der Jur. zu, die ihm zuerst wenig behagte, in der er sich jedoch schon bald auszeichnete. Am 15. I. 1799 wurde er, wiederum in Jena, mit seiner Diss. "Oe causis mitigandi ex capite impeditae libertatis" zum Dr. jur. promoviert. Seit dem SoSe 1799 hielt er an seiner Alma mater Vorlesungen aus allen Gebieten der Rechtswissenschaft, sowohl zum Zivilrecht wie auch zum Straf- und Staatsrecht. Bereits früh machte er sich insbesondere als Strafrechtler mit verschiedenen vielbeachteten Schriften, u. a. mit dem ,,Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden peinlichen Rechts" (1801), einen Namen. Auch als staatsphi!.-politischer Autor trat F. früh hervor - so mit seinem bereits 1798 publizierten "Anti-Hobbes". 1800 zum ao. Prof. in Jena ernannt, nahm F. im folgenden Jahr einen Ruf nach Kiel und 1803 einen Ruf nach Landshut an, wo er im SoSe 1804 seine Lehrtätigkeit aufnahm; seine Antrittsrede trug den für sein Frühwerk charakteristischen Titel "Über Phi!. und Empirie in ihrem Verhältnisse zur positiven Rechtswissenschaft". Ebenfalls in diesem Jahr erhielt F. den offiziellen Auftrag zur Ausarbeitung eines bayer. Strafgesetzbuches. Doch in Landshut hielt es F. nicht lange; am 23. 9. 1805 kam es während einer Dr.disputation zu einem dramatischen Zusammenstoß mit seinem streitbaren Kollegen Nikolaus Thaddäus von Gönner, in dessen Folge F. fluchtartig die Univ. und die Stadt verließ. Da der bayer. Staat an der Fortführung seiner legislatorischen Arbeit dringend interessiert war, verzieh man F. diesen Fauxpas und bot ihm noch vor Jahresende eine Stellung in München an: Bereits am 16. 12. 1805 wurde F. zum ao. Geheimen Referendär im Ministerial-, Justiz- und Polizei-Departement ernannt, außerdem wurde er noch im gleichen Jahr als Ehrenmitglied in die "Königlich bayer. Akad. der Wissenschaften" aufgenommen. 1808 wurde er zum Geheimen Rat, 1825 zum Staatsrat ernannt. 1813 trat das von F. ausgearbeitete ,,strafgesetzbuch für das Königreich Baiern" in Kraft. Sein Autor wurde bei dieser Gelegenheit in den Adelsstand erhoben. Dieses Gesetzbuch wurde insbesondere durch seine fonnalen Qualitäten nicht nur zum Vorbild für spätere Unternehmen ähnlicher Art im übrigen Deutschland und in der Schweiz, sondern darüber hinaus zu einem Vorbild der modemen Strafgesetzgebung überhaupt. Weniger Glück hatte F. hingegen mit seiner zweiten legislatorischen Arbeit: Der von ihm seit 1811 ausgearbeitete Entwurf eines neuen Zivilgesetzbuchs auf der Grundlage des Code civil scheiterte an mannigfachen Widerständen und politischen Intrigen. Diese waren
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vennutlich auch verantwortlich dafür, daß F. 1814 vom Ministerium nach Bamberg als zweiter Präsident des dortigen Appellationsgerichts versetzt wurde. 1817 ernannte man ihn zum Präsidenten des Appellationsgerichts in Ansbach; diese Stelle hatte F. bis zu seinem frühen Tod inne. Noch 1832 trat er mit einer aufsehenerregenden Schrift zum Fall des Findlings Kaspar Hauser hervor, in der er die bis heute umstrittene These vertrat, bei Hauser habe es sich um den von interessierten Kreisen beiseite geschafften eigentlichen Erben des badischen Thrones gehandelt. - Zeigt bereits die äußere Biographie von F. die Entwicklung vom Theoretiker zum Praktiker, so läßt sich diese Tendenz auch in seinem wissenschaftlichen Schrifttum verfolgen. Er begann als Rechtstheoretiker in der Schule und Nachfolge Immanuel Kants, dessen Trennung von Recht und Sittlichkeit er übernahm und weiterentwickelte. In seiner Strafrechtstheorie ging F. von der naturrechtlich gegebenen Freiheit aller Individuen aus. Die hieraus resultierende wechselseitige Freiheit aller Bürger eines Gemeinwesens müsse vom Staat dadurch garantiert werden, daß er jede Art der Rechtsverletzung durch Androhung von Strafen zu verhindern gehalten sei. Diese - u. a. an Thesen Samue1 Pufendorfs anknüpfende - Lehre von der Generalprävention, d. h. von der abschreckenden Wirkung gesetzlicher Strafandrohung, sollte sich im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts weitgehend durchsetzen, ebenso wie die hiennit verbundene Auffassung, daß jede Strafe nur auf der Grundlage bestehender gesetzlicher Regelungen verhängt werden dürfe ("nulla poena sine lege"). Wichtige Beiträge leistete F. auch zur Refonn der Strafprozeßordnung; bereits 1811 hatte er sich für die Einführung einer Staatsanwaltschaft und damit des Anklageprinzips eingesetzt. Der Einführung von Schwurgerichten stand er kritisch gegenüber; zwar verkannte er die Bedeutung einer dem Volk eingeräumten Kontrolle der staatlichen Justiz nicht, andererseits aber fürchtete er die mangelnde Kompetenz der Geschworenen und deren Beeinflussung durch Nebensächlichkeiten. Schließlich gilt F. auch durch seine 1808-11 erstmals publizierte Sammlung "Merkwürdiger Criminalrechtsfälle" als einer der Begründer der modernen Kriminalpsychologie. Sein 1810 entwickelter Plan einer vergleichenden "Weltgeschichte der Gesetzgebung" blieb leider Fragment. Nicht vergessen werden darf die Tatsache, daß F. auch als politischer Autor hervortrat. Bereits in seinem ,,Anti-Hobbes" von 1798 hatte er sich zum Anwalt liberaler Bürgerfreiheit gegen den Anspruch des traditionellen absolutistischen Staates gemacht. Und in seiner 1814 zur Eröffnung des Wiener Kongresses publizierten
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Feuerbach - Fingerlos
Schrift "Über teutsche Freiheit und Vertretung teutscher Völker durch Landstände" (wieder abgedruckt in "Kleine Schriften", 1833) forderte er mit eindrucksvoller Rhetorik die Neubegrundung deutscher Freiheit durch einen modernen Rechts- und Verfassungs staat: "Gerechtigkeit findet der Teutsche blos in dem Heiligthume gesezmäßiger Freiheit, und eine seiner würdige öffentliche Ordnung nur da, wo diese Freiheit anerkannt und durch eine Verfassung gesichert ist". In Abgrenzung von ,jener neufränkischen ... Anarchie und Pöbelherrschaft" aber lehnte er die radikale demokratische Republik ab, sondern plädierte für die konstitutionelle Monarchie: "Die Freiheit, die allein unter dem heiligen Fürstenszepter gedeiht, aber auch nur in einer Staatsverfassung, wo die höchste Gewalt blos die Macht hat, frei das Rechte zu thun, weil sie in anerkannten, durch Grundgeseze geheiligten, von der öffentlichen Meinung beschüzten Rechten der Nation ihre Schranken findet: - sie ist der teutschen Völker unveräusserliches Eigenthum, das heilige Erbtheil ihrer Väter". Q BayHStAM, Nachlaß Feuerbach 1-3, Staatsrat 1735; UAM, EIl 65 (Personalakt). W Kritik des natürlichen Rechts als Propädeutik zu einer Wissenschaft des natürlichen Rechts, Hamburg 1796; Anti-Hobbes oder über die Grenzen der höchsten Gewalt und das Zwangsrecht der Bürger gegen den Oberherm, Gießen 1798; Phi!.-juridische Untersuchungen über das Verbrechen des Hochverrats, Erfurt 1798; Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts, 2 Bde., Erfurt 1799/1800; Über die Strafe als Sicherungsmittel vor künftigen Beleidigungen des Verbrechers, Chemnitz 1800; Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Rechts, Gießen 180 I; Kritik des Kleinschrodischen Entwurfs zu einem peinlichen Gesetzbuche für die Chur-pfalz-Bayer. Staaten, Gießen 1804; Über Phi!. und Empirie in ihrem Verhältnisse zur positiven Rechtswissenschaft, Landshut 1804; Merkwürdige Criminalrechtsfälle, 2 Bde., Gießen 1808-11; Entwurf eines Gesetzbuchs über Verbrechen und Vergehen für das Königreich Baiern, München 1810; Betrachtungen über das Geschworenen-Gericht, Landshut 1813; Betrachtungen über die Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerechtigkeitspflege, Gießen 1821; Kaspar Hauser, Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen, Ansbach 1832; Kleine Schriften vermischten Inhalts, Nürnberg 1833. L ADB VI 731-45; NDB V 110 f.; DBA; DBA N. E; L. Feuerbach, A. Ritter v. E Leben und Wirken, 2 Bde., Leipzig 1852; Prantl II 519; E. Hölder, Savigny und E, die Koryphäen der deutschen Rechtswissenschaft, Berlin 1881; E. Landsberg, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. IIIJ2, München-Berlin 1910, 112-39; M. Grünhut, A.v.E und das Problem der strafrechtlichen Zuordnung, Hamburg 1922; Funk 12 f. u. ö.; G. Radbruch, P. J. A. E Ein Juristenleben, Wien 1934, neu hg. von E. Wolf, Göttingen 31969 (P 1,3,4); Geist und Gestalt III (P 2); R. Hartmann, P. J. A. E Seine politischen und strafrechtlichen Grundanschauungen in ihrem Verhältnis und ihrer Bedeutung für die
bürgerliche Strafgesetzbarkeit, Berlin 1961; 1. Cornelissen, Tätigkeit und Theorien E im Strafprozeßrecht, Diss. Bonn 1963; E. Wolf, Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte, Tübingen 4 1963, 543-90 (W); O. Zwenge1, P. J. A.v.E Leben und Wirken, Niederlaken 1965; E. Kipper, P. J. A. E Sein Leben als Denker, Gesetzgeber und Richter, Köln u. a. 1969; M. A. Cattaneo, A. E, filosofo e giurista liberale, Mailand 1970; Beckenbauer, Univ.prof. 40-45 (P 1); E Seifert, E als Kriminalpsychologe, Diss. Freiburg i.Br. 1976; G. Schubert, E Entwurf zu einem Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern aus dem Jahre 1824, Berlin 1978; J. Bohnert, P. J. A. E und der Bestimmtheitsgrundsatz im Strafrecht, Heidelberg 1982; W. Demei, Der bayer. Staatsabsolutismus 1806/08-1817. Staatsund gesellschaftspolitische Motivationen und Hintergründe der Reforrnära in der ersten Phase des Königreichs Bayern, München 1983, 2 ff. u. ö.; H. Müller, Der Begriff der Generalprävention im 19. Jh. von P. J. A. E bis Franz von Liszt, Frankfurt a.M. 1984; A. Kaufmann, P. J. A.v.E Jurist des Kritizismus, in: A. Kraus (Hg.), Land und Reich, Stamm und Nation. Festgabe für Max Spindler, München 1984, 181-96; J. Schröder, P. 1. A.v.E, in: G. Kleinheyer/J. Schröder, Deutsche Juristen aus fünf Jh., Heidelberg 31989, 8288; Beckenbauer 9 u. Ö. (P I); H. Mohnhaupt, E, P. J. A., in: M. Stolleis (Hg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon, München 1995, 201-04; M. Henker (Hg.), Bayern entsteht. Montgelas und sein Ansbacher Memoire von 1796, München 1996, 126 f. (P 3). P I) Kupferstich von Johann Leonhard Raab nach einem Gemälde von Johann Lorenz Kreul, Staatliche Graphische Sammlung München, Stadtmuseum Landshut, 2) Lithographie von Friedrich Hahn, Stadtmuseum München, 3) Ölbild von Johann Baptist Seele, 4) Büste. H.-C. Kraus
Fingerlos, Matthäus, * 6.9. 1748 Flatschach im Lungau, t 11. 12. 1817 Salzburg. V Johann, Landwirt, M Katharina Koch.
Die gesamte höhere Ausbildung erfolgte in Salzburg: am Benediktinergymnasium (176167), an der phil. Fak. der Benediktineruniv. (1767-70), im Priesterseminar (1770-73), erneut an der Univ. (1773/74). Am 18. 9. 1773 wurde F. im Dom zum Priester geweiht, wirkte als Seelsorger zu Bad Gastein (1774-79), St. Veit im Pongau (1779/80), Thalgaß (1780-83), schließlich in Salzburg als Stadtpfarrer von St. Lorenz und Domprediger. Erzbischof Hieronymus von Colloredo vertraute ihm am 21. 9. 1787 die Leitung des Priesterseminars an. Sein rationalistisch-eudämonistisch-deistisches Verständnis des Christentums relativierte religiös-theol. Fragen, verlegte den Schwerpunkt auf die "Sittlichkeit", begriff den Geistlichen primär als Volks-, Tugend- und Sittenlehrer. Bald entwickelte sich F. zum rigorosen Kantianer. Ab 1792/93 wurden Immanuel Kants Werke den phil. Seminars tu dien zugrunde gelegt. In den folgenden Jahren beteiligte sich F. mit an-
Fingerlos - Fischer onymen Schriften an der Diffamierung und Aushöhlung des benediktinischen Charakters der Salzburger Univ. Seine Erziehungsgrundsätze faßte er zusammen in dem Werk "Wozu sind Geistliche da?" (1800/01), einem Höhepunkt süddeutsch-kath. Spätaufklärung und Kant-Rezeption. Durch seine kompromißlos kämpferische und oft skrupellos polemische Art entfremdete er sich auch Gesinnungsfreunde. Wegen ,,kirchenfremden Verhaltens" denunziert, wurde er im Mai 1800 als Dechant und Stadtpfarrer in die erzstiftische Enklave Mühldorf am Inn strafversetzt. Durch Vermittlung des Aufklärungstheologen Jakob Salat wurde F. am 20. 6. 1804 zum Direktor des Priesterseminars in Landshut berufen. Seine 1805 erschienene "Pastorallehre" ebnete ihm bereits am 15. 7. 1806 den Weg zum Landshuter Univ.lehrstuhl für Pastoraltheol. Erfolgreich in Verwaltung und Wirtschaftsführung des Georgianums, schuf sich F. rasch Feinde in der the01. Univ.sektion wie in der ganzen Univ. Bei den Landshuter Auseinandersetzungen zwischen Spätaufklärern und ,,Romantikern" bekämpfte er heftig das mystisch verinnerlichte, doch kirchentreue kath. Christentum des SailerKreises sowie jede weiterreichende Adaptation der Schellingschen Naturphil. In der Fehde um den Dogmatiker und Sailer-Freund Patriz Benedikt Zimmer erzwang F. durch Rücktrittsdrohung und Denunziationen dessen kurzzeitige Suspendierung. Mit anonymen Schriften, u. a. zur "Reformation des Priesterstandes", machte er sich 1811/12 auch aufgeklärte Theologen wie Vitus Anton Winter zu Gegnern. Wohl auf eigenen Wunsch wurde er am 14. 11. 1814 als Konsistorialrat nach Salzburg versetzt. W [An.] Über öffentliche Lehranstalten, insbesondere über Lectionskataloge auf Univ., Germanien [wohl Nürnberg] 1798; Wozu sind Geistliche da?, 2 Bde., Salzburg 1800/01, Landshut 21805; Versuch einer Pastorallehre, das ist, einer Darstellung der Standespflichten der Geistlichen, 2 Bde., München 1805; [an.] Über das Bedürfnis einer Reformation des Priesterstandes, Rom [Salzburg] 1811; [an.] Darstellung der neuesten Verketzerungsgeschichte und Aneiferung zu ihrer Fort· setzung. Von 12 neuen Aposteln, 2 Bde., 0.0. [Salz· burg] 1811/12; Über die Rechtmäßigkeit der Ehescheidung. Nach einer zum Teil neuen Ansicht, Salzburg 1812. L DBA N. F.; Baader, Baiern 321 (W); Felder I 233 ff. (W); J. Salat, Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaft und Aufklärung im südlichen Deutschland, Landshut 1823, 278 f. u. ö.; Schmid 228 ff. (P); I. Rieder, Das fürsterzbischöfliche Seminar zu Salzburg, in: H. Zschokke (Hg.), Die theo!. Studien und Anstalten der kath. Kirche in Österreich, WienLeipzig 1894, 613-67; Funk 32 ff. u. ö.; H. Schiel (Hg.), Johann Michael Sailer. Leben und Briefe, 2 Bde., Regensburg 1948-52; J. Grötsch, Die Versetzung des Salzburger Priesterhausregenten M. F. nach Mühl· dorf, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger
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Landeskunde 97 (1957) 51-66; P. Schäfer, Phi!. und Theo!. im Übergang von der Aufklärung zur Romantik, dargestellt an Patriz Benedikt Zimmer, Göttingen 1971, 66 ff.; E. WeinzierI, Die Salzburger Pastoraltheo!. des 18. und 19. Jh., in: Dies./G. Griesl (Hg.), Von der Pastoraltheo!. zur praktischen Theo!., Salzburg 1975, 3966; H. Marquart, M. F. Leben und Wirken eines Pastoraltheologen und Seminarregenten in der Aufklärungszeit, Göttingen 1977 (Q, P); F. Ortner, Säkularisation und kirchliche Erneuerung im Erzbistum Salzburg, Salzburg 1979,28 u. ö.; R. W. Apfelauer, Die Aufklärung an der Benediktineruniv. Salzburg unter ErzbischofColloredo, in: Jahrbuch der Univ. Salzburg 198183, Salzburg 1984, 69-86; L. Harnmermayer, Die Aufklärung in Salzburg, in: H. Dopsch (Hg.), Geschichte Salzburgs, Bd. 2/1, Salzburg 1988, 423 ff. u. ö.; Bekkenbauer 79 ff. u. Ö. P Gemälde von J. C. Beck, um 1810, Georgianum München. L. Harnmermayer
Fischer ..... Vischer Fischer, Franz Borgias, SJ, * 10. 10. 1721 Mindelheim, t 3. 3.1782 (1804?) Illertissen. F. trat am 14. 10. 1738 in Landsberg sein Noviziat im Jesuitenorden an, wahrscheinlich nach dem ersten Jahr am Gymnasiums des Jesuitenkollegs in Ingolstadt, wo er dann 1740-43 auch das dreijährige Phil.studium an der Univ. absolvierte. Zum Unterricht der Humaniora wurde ~cr 1743-47 am Münchener Jesuitengymnasium eingesetzt, um anschließend 1747-51 in Ingolstadt sein Theol.studium durchzuführen. Nach der Priesterweihe absolvierte er dann sein Tertiat 1751/52 in der Jesuitenresidenz Ebersberg und lehrte danach wieder am Münchener Gymnasium (1752-54) und in Dillingen (1755/ 56), bevor ihm nach Ablegung der feierlichen Gelübde (2. 2. 1756) 1756-59 als Prof. der dreijährige Phil.kurs an der Univ. Ingolstadt übertragen wurde. Er war danach Prof. der Theol. und lehrte 1759-61 Moraltheol., 176163 scholastische Theol. in Freiburg i.Br. sowie 1763-65 letztere auch in Dillingen. 1766-70 'wurde er als Direktor der Kongregation und Exerzitienmeister in Innsbruck eingesetzt (einige seiner damaligen Meditationen wurden auch gedruckt), bevor er 1770 als Minister an das Ingolstädter Jesuitenkolleg ging, von wo er 1771 zum Socius des bayer. Provinzials berufen wurde. Am 3. 11. 1772 wurde ihm das Amt des Rektors des Münchener Kollegs übertragen, das er bis zur Auflösung des Ordens innehatte. Wissenschaftlich trat F. trotz seiner mehrjährigen Lehrtätigkeit weder in der Phil. noch in der Theol. hervor. W Vinea evangelica a congregatione majore academica virginis annuntiatae Friburgi Brisgoja anno 1761,
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Fischer
Freiburg i.Br. 1762; Vinea evangelica a congregatione majore academica virginis annuntiatae Dillingae anno 1766, Dillingen 1767; Gravitas peccati mortalis in se, argumentum III meditationum, instituendarum in oratorio congregationis academiae, Innsbruck 1767; Gravitas peccati mortalis in suis effectibus ... argumentum III meditationum, Innsbruck 1768; Bonus latro. Argumentum IV meditationum, Innsbruck 1769; Fides, spes, caritas, tria haec: I. Cor. XIII 13. Argumentum III meditationum, Innsbruck 1770. L DBA; Prantl I 613; Sommervogel III 753 u. Ö., IX 342 f. (W); Romstöck 90 f.; Gerl 112; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 29 f. F. Krafft
Fischer, Johannes
-->
Würzburger, Johannes
* t 2l. 2. 1805 Würzburg.
Fischer, Johann Nepomuk, SJ,
Miesbach,
5. 3. 1749
V Handwerker.
F. trat 1766 in den Jesuitenorden ein. Nach zeitweiser Tätigkeit als Regens im Kolleg zu Neuburg a.d.D. wurde er 1779 ao. Prof. für Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt. Nach seiner Entlassung 1781 war er bis 1786 Astronom an der Sternwarte zu Mannheim. 1786-99 weilte F., empfohlen durch Graf Benjamin Rurnford, als Mitarbeiter des berühmten Astronomen William Herschel an der Sternwarte zu Greenwich, zeitweise war er auch Mitarbeiter Rumfords in München. 1803 erhielt er eine Professur für Mathematik in Würzburg. F. hinterließ, was bei seinem unruhigen Leben nicht verwundert, keine große, bleibende Leistung; neben zahlreichen kleineren Arbeiten ist nur die ungedruckt gebliebene Preisschrift von 1779 für die Göttinger Sozietät der Wissenschaften von Gewicht; für seine Beobachtungen und Experimente zur Beugung des Lichts erhielt er den großen Preis von 50 Dukaten. Seine übrigen Arbeiten behandelten meteorologische, astronomische und physikalische Fragen. 1776 wurde er zum Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften gewählt. W De theoria et praxi astronomiae, Ingolstadt 1772; Theorie des Schielens, Ingolstadt 1781; Beweis, daß das Glockenläuten bei Gewittern mehr schädlich als nützlich sey, München 1784. L DBA N. F.; Baader, Baiern 328 (W); Permaneder 48 u. ö.; Sommervogel III 753 f. (W), IX 343; Poggendorf 1751; Prantl I 688 f., II 516; Schaff 184 u. ö.; A. Kistner, Geschichte der Kurpfalzischen Akad. der Wissenschaften in Mannheim, Bd. I, Mannheim 1930,42 u. ö.; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 67 u. ö.; Hammermayer, Akad. II 27 u. ö.; Müller 137 f.; HdBG II 1161. A. Kraus
Fischer
t
1568.
(Arnsperger), Oswald,
*
Arnsperg,
F. immatrikulierte sich am l. 10. 1512 an der Univ. Ingolstadt, promovierte im Juni 1514 zum artistischen Bakkalar und im Januar 1516 zum Magister. Am 12. 3. 1516 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Bald darauf begann er wohl das Studium der Theo!., vom 8. 2. 1522 bis 20. l. 1526 als Widmann-Stipendiat, ab dem 17. l. 1526 als Adorf-Stipendiat. Ab 18. 6. 1524 hielt er als theo!. Bakkalar die Bibelvorlesung (Est., Ga!., Eph.), zu der er am 13.6. zugelassen worden war. Außer seinen Stipendien fand er seinen Unterhalt als Magister in der Artistenfak., deren Dekan er erstmals im WiSe 1524/25 war. Außerdem nominierte ihn die Univ. am 24. 5. 1524 für die Pfarrei Wemding, ob mit Erfolg, ist unklar. Bei der Reform der Lehrverfassung der Artistenfak. im Frühjahr 1526 wies man F. die Lektur über Dialektik nach Petrus Hispanus zu, welche er aber nur bis zum 8. 3. 1527 versah, als er Ingolstadt mit unbekanntem Ziel verließ. Erst im März 1529 kehrte er zurück und knüpfte fast nahtlos an seine Karriere in der Artistenfak. an. Wohl schon 1530 wurde F. die zweite Phil.lektur (Ethik und Metaphysik) übertragen, die er am 28. l. 1531 mit der Regenz des Georgianums vertauschte. Sein Theo!.studium setzte er während jener Zeit fort. Am 28. 1l. 1536 begann er mit der Sentenzenvorlesung. Die Lizenz erwarb er jedoch erst am 24. 2. 1540, als er Frauenpfarrer wurde und die Regenz des Georgianums aufgab. Am 10. 10. 1543 schließlich promovierte er zum Dr. und wechselte als Ordinarius in die theo!. Fak. Trotzdem blieb F. zusätzlich in der Artistenfak. Seit seiner Rückkehr nach Ingolstadt hatte er viermal das Dekanat der Artistenfak. übernommen (SoSe 1530, SoSe 1533, WiSe 1534/35, SoSe 1538), außerdem ist er 1540 als Fak.kämmerer bezeugt. Nach seinem Wechsel in die höhere Fak. fungierte er noch zweimal (WiSe 1544/45, WiSe 1547/48) als artistischer Dekan, im SoSe 1544 dagegen als Dekan der theo!. Fak. Darüber hinaus war F. sechsmal Rektor der Univ. (WiSe 1530/31, SoSe 1534, WiSe 1537/38 Vizerektor für Georg Truchsess von Waldburg, WiSe 1540/41, SoSe 1545, WiSe 1546/47) und seit 1546 auch noch Vizekanzler. Im Februar 1548 wurde F. als Suffragan nach Freising berufen und gab alle seine Ingolstädter Ämter auf. - F. gehörte zu den Persönlichkeiten, die in den 30er und 40er Jahren das Bild der Univ. Ingolstadt entscheidend prägten. Zwar strebte F. noch völlig traditionell - als artistischer Lektor einen Abschluß in einer höheren Fak. an, doch zeigt der Umstand, daß er auch nach dem
Fischer Wechsel in die theol. Fak. Ämter bei den Artisten übernahm, daß er sich speziell der untersten Fak. besonders verbunden fühlte. - Schon 1523/24 hatte Johann Alexander Brassicanus in seinem Preisgedicht auf die Univ. Ingolstadt die dichterische Begabung von F. hervorgehoben. Abgesehen vom Text einer Disputation von 1547 über die aktuelle Thematik der guten Werke und der Autorität der Kirche, welcher F. präsidierte, stammen jedoch alle seine Werke erst aus der Zeit nach dem Wechsel nach Freising. 1564 veröffentlichte er ,.oe vera studendi sacrae theologiae ratione libri tres", einen kleinen Leitfaden zum Studium der Theol., den er angeblich nur deswegen drucken ließ, weil bereits ein fehlerhafter Raubdruck erschienen war. In drei Büchern werden das nötige Vorwissen eines Theol.studenten, seine Lebensweise und sein Umgang sowie die Methode, theol. Werke zu studieren, beschrieben. Neben Thomas von Aquin empfahl F. vor allem das Studium der Schriften von Gabriel von Biel und Johann Maior. Auch sein zweites Werk über die sieben Bußpsalmen war für Theol.studenten bestimmt. Wie F. im Vorwort zu erkennen gab, kam es ihm nicht darauf an, Neues beizutragen, sondern in kurzer und knapper Darstellung den Studenten einen schnellen Zugang zu der Materie zu eröffnen. Q Stadtarchiv Ingolstadt, Urkunden, A 107, 108;
UAM, D III 4, 5, 6, GG III/ll I, GG III/22, 0 IV 1,0 VI.
W Duae quaestiones in hoc libello conscriptae, una cum conclusionibus annotatis disputabuntur (Praes.; Resp.: V. Fabri, G. Theander), Ingolstadt 1547; De vera studendi sacrae theologiae ratione libri tres, Ingolstadt 1564; In septem psalmos poenitentiales ... explanatio, Ingolstadt 1564. L DBA; 1. Engerd, Almae Ingolstadiensis academiae, Ingolstadt 1581, f. 105 f.; Mederer I 121 u. ö.; Prant! I 214 u. Ö., II 167 u. ö.; Schmid 92; C. Eubel, Hierarchia catholica medii aevi, Bd. 3, Münster 19\0,367; Seifert 198 u. ö.; Real 39 u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum 1494-1600, in: Real 161 f. u. ö.; Seifert 126 u. ö.; Wolff 316 u. ö.; Kausch, 215 u. ö.; Schöner 329; Schwaiger 39 f. C. Schöner
Fischer, Philipp, * I. 5. 1744 Hörgertshausen bei Moosburg, t 2. 8. 1800 Ingolstadt, DIngoIstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Joseph, Bauer, * 1700, t 12. 10. 1777, M Maria Loibl,
*
1703 St. Alban, t 5. 3.1775.
Als Sohn wenig begüterter Bauern besuchte F. das Gymnasium in Freising. Durch den Schulpräfekten finanziell unterstützt, konnte er bereits als Gymnasiast eine Bildungsreise in die Schweiz unternehmen. 1763-65 studierte F. an
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der Benediktineruniv. in Salzburg Phil. und Mathematik. Anschließend beabsichtigte er, ein Jurastudium in Ingolstadt aufzunehmen, wurde jedoch durch Johann Anton von Wolter für die Med. gewonnen und durch ein Stipendium gefördert. Während der dreijährigen Studienzeit seit 1765 schloß sich F. dem Anatomen Joseph Anton Obermayer an, der ihn in die Grundlagen der Anatomie und Chirurgie einführte und ihm freundschaftlich verbunden war. Nach dem Erwerb des Lizentiats ging F. 1768 zur klinischen Ausbildung nach München. 1771 erwirkte Wolter für ihn bei Kurfürst Max III. Joseph ein auf sechs Jahre bemessenes Reisestipendium. Das Itinerar urnfaßte alle Zentren der modemen Naturwissenschaft und Med. Westeuropas und schloß auch protestantische Univ. ein, die vorher nie Ziele von Ingolstädter Absolventen gewesen waren. Erste Station war 1771 Straßburg: Bis Ende 1772 studierte F. u. a. bei dem Chirurgen Philipp Heinrich Boecler, dem Anatomen Johann Friedrich Lobstein d.Ä. und Jacob Reinbold Spielmann, einem führenden Chemiker. Über Nancy reiste F. anschließend nach Paris, wo er Kontakte zu allen führenden Naturwissenschaftlern und Ärzten - u. a. zu Jean Louis Petit, Antoine Baume, Pierre Joseph Macquer und Felix Vicq-d' Azyr - knüpfte und praktische Erfahrungen in Krankenhäusern und Kliniken sammelte. Er begeisterte sich für die großartige Sammlung chirurgischer Instrumente und Apparate des greisen Chirurgen Georges de la Faye. Von Frankreich reiste F. 1774 nach England. In London'besuchte er u. a. John Pringle, John Fothergill und die berühmten Chirurgen Perciva1 Pott, John und William Hunter. Anschließend hielt sich F. längere Zeit in Edinburgh auf, wobei er ein Semester bei William Cullen Therapie hörte und an anatomischen Demonstrationen von Alexander Monro sowie chemischen Experimenten bei Joseph Black teilnahm. Er erwarb ein Diplom und wurde am 9. 5. 1776 feierlich als Mitglied in die ,,Medical Society" aufgenommen. Über Oxford, wo er den botanischen Garten und das Observatorium besichtigte, trat er die Rückreise von London nach den Niederlanden an. In Leiden traf er u. a. Hieronymus David Gaub und besichtigte die berühmte Albinus-Sarnmlung anatomischer Präparate. Von Spa in Belgien reiste F. nach Aachen, Köln, Düsseldorf und Koblenz. In Ems, Fachingen, Schwalbach und Selters analysierte er das Mineralwasser und studierte dessen med. Wirkungen. Nach einem Aufenthalt in Frankfurt a.M. besuchte F. an der Univ. Gießen Friedrich August Cartheuser und Daniel Wilhe1m Nebel, Prof. für Geburtshilfe. Auch in Kassel sah F. einen bekannten Geburtshelfer, Georg Wilhelm Stein, nach dessen Lehrbuch in Ingolstadt gelesen wurde.
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Fischer - Fitterer
Beeindruckt von der Univ.bibliothek Göttingen, suchte F. dort u. a. den Botaniker Johann Andreas Murray und den Universalgelehrten Ernst Gottfried Baldinger auf. In Langensalza traf er mit dem Apotheker-Chemiker Johann Christian Wiegleb und in Würzburg mit dem berühmten Arzt und Chirurgen Caspar von Siebold zusammen. Als F. Ende 1776 in seine Heimat zurückkehrte, konnte er seinen ärztlichen Beruf auf ein breites Erfahrungs- und Wissensspektrum gründen, das nur wenige andere Mediziner in Bayern aufzuweisen hatten. Am I. 2. 1777 wurde F., seit Dezember 1776 Magister der Phi!., mit einer gerichtsmed. Diss. unter Heinrich Palmatius von Leveling promoviert. Am 15. 2. 1777 zum kurfürstlichen "LeibchirurgoMedicus" ernannt, bestand F. das praktische Examen vor dem Collegium Medicum in München, dem er ab 1782 als Medizinalrat angehörte. Die Bayer. Akad. der Wissenschaften nahm ihn bereits 1778 als Mitglied in die phi!. Klasse auf, in der F. aktiv mitarbeitete. Seinem Antrag, als Prof. nach Ingolstadt berufen zu werden, wurde am 27. 6. 1782 zwar entsprochen, seine Lehrkanzel nahm er wegen des Fehlens einer freien Stelle aber erst 1789 nach Franz Anton Steblers Tod ein. Er lehrte theoretische Chirurgie und gab Kurse in praktischer Chirurgie und Verbandslehre. 1791 ließ er die Pfarrkirche seines Heimatortes Hörgertshausen durch die Hofkünstler Christian Wink und Roman Anton Boos auf eigene Kosten ausschmücken. Nach einem Schlaganfall 1793, von dem sich F. einigermaßen erholte, führte ein zweiter 1798 zum völligen Verfall, so daß er am 18. 8. 1798 emeritiert werden mußte. F. war Senior und zweimal Dekan der med. Fak. Einen Teil seiner Bibliothek hinterließ er bei seinem Tod der Univ.bibliothek. - F. wurde der "Celsus Bayerns" genannt, da er ein umfassend naturwissenschaftlich und med. gebildeter Chirurg war. Seine Kollegien zogen viele Studenten an. Er nahm diese auch zu Krankenbesuchen mit, um sie in die klinische Praxis einzuführen. F. pflegte freundschaftliche Beziehungen zu in- und ausländischen Gelehrten und stand Franz von Paula Schrank und Georg Ludwig Claudius Rousseau besonders nahe. In seinen Schriften vertrat F., der seit spätestens 1780 auch der Münchener Freimaurerloge ,,zur Behutsamkeit" angehört hatte, eine kompromißlos aufklärerische Auffassung. Daneben erwies er sich als hervorragender Kenner der Wissenschaftsentwicklung, beschrieb die naturwissenschaftliche Methodik und gab Beispiele ihrer Effizienz. Die Akad.rede "Von den Gebrechlichkeiten des menschlichen Verstandes" (1790) enthielt psychologische Ansätze, die Ideen der Romantischen Med. vorwegnahmen. Für die Bayer. Akad. der Wissenschaften führte
F. meteorologische Observationen durch. 1784 begann er, eine Topographie von Bad MariaBrunn bei Ampermoching aufzunehmen. Mit F. erfuhr die Chirurgie eine beachtliche Aufwertung, repräsentierte er doch neben dem handwerklich geschickten auch den wissenschaftlich gebildeten Arzt. Er hinterließ eine Lücke, die durch seine Nachfolger nicht zu schließen war. Q BayHStAM, Geheimes Hausarchiv 2163, Nr. 177 f.;
BSB, cgm 7773/49; OAM, Matrikel Hörgertshausen, Bd.2, 130, Bd. 5, 38 u. ö.; UAM, E I 8 f., E II 72 a.
W Diss. medico-forensis, an deligatio funiculi umbilicalis in neonatis absolute necessaria sit? Ingolstadt 1777; Von dem Geiste der Beobachtung in natürlichen Dingen, München 1782; Von den Gebrechlichkeiten des menschlichen Verstandes, München 1790. L DBA; DBA N. E; H. P. von Leveling, Oratio de praestantia chirurgiae ad illustrandam medicinam, cum reducem ex literario sex annorum itinere ... P. E, Pappenheim 1777, 16-27; Ders., Historia chirurgico-anatomica facultatis medicae Ingolstadiensis, Ingolstadt 1791, 40; C. J. Niederhuber, Elogium piis manibus ... P. E, Landshut 1800 (W); Permaneder 28 u. ö.; Prant! I 682, II 515; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte II 525 f.; L. Hammermayer, Die Beziehungen zwischen der Univ. Ingolstadt und der Bayer. Akad. der Wissenschaften (1759-1800), in: SHVI 81 (1972) 107 f. u. ö.; Buzas 112; B. Beyer, Geschichte der Münchener Freimaurerei des 18. Jh. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Altbaiems, Hamburg 1973, 68; K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Erlangen-Nümberg 1976,91-96 (W); Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 17 u. ö.; A. Wömer, Heimatbuch Hörgertshausen, Mainburg 1982, 74-86; Hammermayer, Akad. II 194 u. ö.; Müller 341 f. C. Habrich
* 18. I!. 1695 Laufen bei 13.7. 1780 Neuburg a.d.D.
Fitterer, Joseph, SJ,
Salzburg,
t
Über Jugend und Ausbildung von F. ist wenig bekannt. Er trat am 14. 10. 1712 in den Jesuitenorden ein. Nach Abschluß seines Studiums war er als Prof. für Phi!., Mathematik und Theo!. u. a. an den Jesuitengymnasien Freiburg i. Br. (1721/22), Mindelheim und Augsburg tätig. Ferner übernahm er die Funktionen des Beichtvaters und Novizenmeisters. Ab 1731 wurde er in der phi!. Fak. der Univ. Innsbruck als Prof. für Mathematik eingesetzt, für das Studienjahr 1734/35 wurde er an die Univ. Ingolstadt als Prof. für Metaphysik berufen. Seit 1736 lehrte er an der Univ. Innsbruck Moraltheo!., 1738-42 an der Univ. Freiburg i.Br. scholastische Theo!.; 1739/40 stand er der theo!. Fak. als Dekan vor. Ab 1742 war F. als Prof. für Moraltheo!. erneut an der Univ. Ingolstadt tätig. Anschließend lehrte er in Innsbruck, Freiburg i.Br. und Neuburg a.d.D., wo er 1780 starb. In seinen wissenschaftlichen Werken befaßte sich F. neben kosmographischen und phi!.
Fitterer - Flach Problemen vor allem mit theol.-konfessionellen Fragen. Er führte hierbei mehrere Auseinandersetzungen mit protestantischen Gelehrten. Q Jesuitenbibliothek Louvain (Nachlaß). W Neue Glaubens-Gespräch von den Religions-Streitigkeiten unserer zeiten, als ein Controvers-Catechismus und catho!. Handbuch, Augsburg-Freiburg 1750. L De Luca 64 u. ö.; Prant! II 506; Sommervogel III 762 u. Ö. (W), XII 459; Schaff 153; Ger! 113; Kurrus I 246, II 311 u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 31 ff.
e. Jahn
Fiva (Fivaz, Fiwa, Viva), Jacques (Jakob), SJ, * 9.6. 1605 Fribourg, t 25. 4. 1650 Loreto. F. entstammte einer 1522 geadelten, vom selben Jahr an auch in Fribourg nachweisbaren Familie. Dort. am 6. 11. 1622 als Schüler der Rhetorik in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, fand F. nach Noviziat und dem ordensüblichen phil. Dreijahreskurs, den er 1625-28 an der Univ. Ingolstadt absolvierte, zunächst wohl als Lehrer Verwendung. 1636-38 als Prof. für Logik in Konstanz belegt, trat er im Oktober 1638 die Professur für Mathematik und Hebräisch an der Univ. Ingolstadt an. Hier legte er am 31. 7. 1640 auch Profeß ab und stieg damit in die ordensinterne Führungsschicht auf. 1646 wurde er als Beichtvater für deutsche Pilger in den Marienwallfahrtsort Loreto abberufen, wo er bis zu seinem Tod verblieb. - Bemerkenswert sind die Kontakte von F. zu führenden Naturwissenschaftlern seines Ordens wie Giovanni Battista Riccioli, zu dessen "Almagestum novum" (Bologna 1651) er astronomische Beobachtungen beitrug, sowie zu Athanasius Kircher, den F. bei der Herausgabe der ,,Musurgia universalis" (Rom 1650) unterstützte. W Elementa arithmeticae, Ingolstadt 1646. L Mederer II 284 u. ö.; Prarrt! I 444; Romstöck 91 u. ö.; Sommervogel III 768, VIII 866, IX 344; Schaff 109 u. ö.; Ger! 113; Strobel 452 u. ö.; Popp 81; K. A. F. Fischer, Jesuitenmathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 175 u. ö.; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993,147 u. Ö. U. Neumann
Flach, Georg, OSB, * um 1510 Großheppach (Württemberg), t 15. 12. 1564 Würzburg, D Würzburg, Schottenkirche.
Der aus einem nordöstlich von Stuttgart liegenden Ort stammende F., der sich als Professe des Benediktinerklosters Lorch bezeichnete, trug sich am 27. 1. 1536 in die Ingolstädter Univ.matrikel ein. Er wohnte, wie er selbst angibt, sechs Jahre bei dem Theologen Johannes
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Eck, dessen Kaplan er für acht Jahre war. In Eck hatte F. einen Freund und Förderer seiner Studien gefunden. Für Februar 1543 war bereits seine Disputation zum Baccalaureus formatus der Theol. angesagt, als Eck am 10. 2. 1543 plötzlich verstarb, so daß diese zunächst ausfallen mußte, dann aber doch wohl nachgeholt wurde, da F. am 6. und 12. 10. 1543 bereits zusammen mit Oswald Amsperger das Lizentiat und unter Zuhilfenahme des päpstlichen Gesandten Robert Vauchop den theol. Dr.hut bekam und dann sofort in das Gremium der Fak. aufgenommen wurde. Diesem dürfte er freilich nicht lange angehört haben, da der zeitweilig auch als Prior von Plankstetten bezeugte F. noch im gleichen Jahr nach Ottobeuren berufen werden sollte, dann jedoch aber als Geistlicher Rat nach Würzburg kam, dessen Bischof ihn 1544 zum Weihbischof erkor. Rund 20 Jahre wirkte der zum "episcopus Salonensis" ernannte F. als Weihbischof dann erfolgreich zur Verwirklichung der tridentinischen Reformbeschlüsse, an deren Abfassung er zumindest 1551/52 unmittelbar beteiligt war, als er persönlich als Vertreter seines Bischofs am Konzil teilgenommen hatte. Schon zuvor, 1549, war er als Vertreter des Würzburger Bischofs maßgeblich an Gestaltung und Verlauf der Mainzer Provinzialsynode tätig gewesen. Über seine Tätigkeit als Weihbischof hinaus war er in Würzburg auch 1547-64 Administrator des in seiner Existenz gefährdeten Schottenklosters St. Jakob, in dessen Kirche er schließlich bestattet wurde. Seine Testamentsvollstrecker errichteten ihm ein Denkmal in der Nähe des Grabes des berühmten Johannes Trithemius, das seine Hauptverdienste kurz aufzählt. - Das wissenschaftliche und professorale Wirken von F. war von bescheidenem Umfang. Außer den beiden Disputationsthesen, einem daraus hervorgegangenen Büchlein über Meßopfer und Kommunion sowie seinen Äußerungen in Trient wurde bisher nichts bekannt. Dennoch nimmt er in der Geschichte der theol. Fak. und der Vniv. Ingolstadt einen wichtigen Platz ein, verfaßte er doch jene zweite Trauerrede auf Eck, die er beim Gottesdienst am siebten Tag nach der Beerdigung in Ingolstadt hielt. Trotz der großen Kälte und der langen Dauer dieser kirchlichen Funktion hatten sich dazu viele Fürstlichkeiten, Gelehrte und sonstige Freunde Ecks eingefunden. Während die erste Trauerrede am Tage der Beerdigung den Toten als einen Mann der Welt und als Gelehrten zu würdigen unternahm, versuchte F. ein Bild von dem Theologen als Privatmann, besonders während dessen letzten Lebenstagen, zu entwerfen. Ein zweifacher Zweck mochte ihn dabei geleitet haben: einmal seine Zuhörer mit Ecks Leben vertrauter zu machen, dann aber auch ge-
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Flach - Fleischmann
gen dessen Verleumder vorzugehen. Dazu war E als langjähriger Kaplan und Schüler Ecks, als dessen Tischgenosse und unmittelbarer Nachbar, der stets freien Zugang zu ihm hatte, in besonderer Weise berufen. Er erwies Person und Werk Ecks damit einen unschätzbaren Dienst. Nach J. Metzler, dem kritischen Herausgeber dieser Leichenreden, verdienen die Äußerungen von E "vollen Glauben, insoweit er Tatsachen berichtet. Was jedoch die Auslegung und Deutung verschiedener Tatsachen betrifft, so war E zu sehr pietätvoll und apologetisch interessiert, um ruhig und sachlich darüber zu urteilen" (S. XLIX). Dies mindert jedoch das Verdienst von E nur bedingt. Jedenfalls ist es vor allem ihm zuzuschreiben, wenn Leben und Werk Ecks im Urteil der Zeitgenossen nicht in Verzeichnungen und Verleumdungen untergingen. Deshalb darf E als gelehrter Benediktiner gelten, "dessen großes Wissen und sittliche Unbescholtenheit bei Freund und Feind anerkannt" waren (1. Metzler, S. L). Das Georgianum verdankte E ein Stipendium im Kapitalwert von 600 Gulden, das von seinen Testamentsvollstreckern für einen Theo!.studenten errichtet wurde. Q Citta dei Vaticano, Archivio Vaticano Segreto, Conc. 14, f. looa-106b; DAE, p 200; UAM, DIll 6, f. 141, GG III/ll I, f. 80 b, 82 a, b, 84 a, GG III 12, 36 f., GG III 22; Nikolaus Ellenbog, Briefwechsel, hg. von A. Bigelmair/F. Zoepfl, Münster 1938,472 f. (Brief EIlenbogs an F). W [Georgii Flachii et Michaelis Wagneril Duae questiones de sacreficio missae et de s. communione, Ingolstadt 1543 (BSB, 4° P.lat. 647/4, Widmungsexemplar Erzbischofs R. Vauchop an Dr. Johann Albert Widmanstadius); Oratio in septimo depositionis die reverendi patris et domini Eckii, consumatissimi illius theologi, Ingolstadii per Georgium Flachium monachum Benedictinum Lorchensem habita, In obitum Ioannis Eckii, incomparabilis aeque atque invictissimi theologi, epitaphium M[agistrol Georgio Flachio monacho Benedictino Lorchense autore, beide in: Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii habitae, hg. von S. T. Eck, Ingolstadt 1543, neu hg. von J. Metzler, Tres orationes funebres ... Nach den Originaldrucken mit bio-bibliographischer Einleitung, einer Untersuchung der Berichte über Ecks Tod und einem Verzeichnis seiner Schriften, Münster 1930, 27-40, 61 f. (dort auch XXv. Brief an Ellenbog); Epitaph für Johannes Trithemius in der Nothelferkapelle des Neumünsters zu Würzburg, in: I. Gropp, Collectio scriptorum et rerum Wirceburgensium novissima, Bd. 1, Frankfurt-Leipzig 1741, 239; Thesenblätter (UBM, 4° Cod.ms. 283, 2° H.lit. 176, Nr. 11, 19). L DBA N. F; G. C. Joannis, Rerum Moguntiacarum, Bd. 3, Frankfurt 1727, 313 f.; Mederer I 183 u. ö.; JöcherlAdelung II 1123; N. Reininger, Die Weihbischöfe von Würzburg, in: Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg 18 (1865) 159-70; Freninger 41; Prant! I 344; Schmid 39 u. ö.; F Mader, Stadt Würzburg, München 1915, Ndr. München-Wien 1981,317; G. van GuliklC. EubeVL. Schmitz-Kallen-
berg, Hierarchia catholica medii et recentioris aevi, Bd. 3, Münster 2 1923, Ndr. Padua 1960,209 u. ö.; Matrikel LMU; H. Jedin, Die deutschen Teilnehmer am Konzil von Trient, in: Theol. Quartalschrift 122 (1941) 238-61; A. Bigelmair, Das Konzil von Trient und das Bistum Würzburg, in: G. Schreiber (Hg.), Weltkonzil von Trient, Bd. 2, Freiburg LBr. 1951, 72; J. Hemmerle, Die Benediktinerklöster in Bayern, St. OttilienAugsburg 1970, 223-28, 349-53; H. Jedin, Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 3, Freiburg i.Br. 1970, 261 u. ö.; Real 71 ff. u. ö.; E. M. Buxbaum, Petrus Canisius und die kirchliche Erneuerung des Herzogtums Bayern 1549-1556, Rom 1973, 52 u. ö.; ReschIBuzas I 15; Concilium Tridentinum. Diariorum, actorum, epistularum, tractatuum nova collectio, hg. von der Görres-Geseilschaft, Bd. 7/3, Freiburg LBr. 1980, 166 u. ö., Bd. 71 4, Freiburg LBr. 1976, 193-200 u. ö.; W. Seiffer, Lorch, in: F Quarthai (Hg.), Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, St. Ottilien 2 1987, 370-81; Kausch 31 u. ö.; P. Bauer, Die Benediktinerabtei Plankstetten in Geschichte und Gegenwart, Plankstetten 1979, 31 f.; H. Tüchle, Von der Reformation bis zur Säkularisation. Geschichte der kath. Kirche im Raum des späteren Bistums Rottenburg-Stuttgart, Ostfildern 1981, 105 u. ö.; T. Freudenberger, Die Würzburger Fürstbischöfe und das Konzil von Trient, Münster 1990; Schwaiger 39; Gatz I 185 u. Ö. E. M. Buxbaum
Fleischmann, Joseph Egid Moritz, * 1758 (getauft: 13.9.) Sulzbach, t 8. 10. 1808 Amberg, D Amberg, kath., CD 1) 7. 10. 1781 Maria Carola Carl, t um 1797,2) 13.9. 1799 Franziska Antonia Betzler. V Johann Eustachius, Bäcker und Handelsmann,
t 1796, MAnna Margaretha Gareis.
E, dessen Familie 1762 nach Amberg übergesiedelt war, besuchte die Gymnasien in Landshut und Amberg. 1775 begann er in Ingolstadt den phi!. Kurs, den er mit dem Erwerb des Magistergrades am 7. 8. 1778 abschloß. 1779-81 hörte er Med. und setzte seine Studien anschließend in Wien und Straßburg fort. Bereits während seines Studiums hatte er in Amberg, wo sein Vater seit 1779 Bürgermeister und Stadtkämmerer war, propädeutischen Unterricht in Med. erteilt. Unter Heinrich Palmatius von Leveling am 22. 8. 1781 mit einer anatomischgynäkologischen Sektionsbeschreibung und der Thesenverteidigung aus der gesamten Med. zum Dr. med. promoviert, wurde E im gleichen Jahr auf Empfehlung seines Schwiegervaters, Joseph Anton Carl, als Extraordinarius für Anatomie und Operationslehre eingestellt. Daneben wirkte er seit 1786 in Amberg als "erster Lehrer der Hebammenkunst in der oberen Pfalz" und unterrichtete auf Anordnung des Collegium Medicum die Badergesellen in Pathologie und Chirurgie. Da für E an der Univ. keine Aufstiegsmöglichkeit bestand, wurde ihm auf Antrag des Collegium Medicum am
Fleischmann - Floris 31. 12. 1789 das vakante Regierungsphysikat in Amberg verliehen. Zu seinen Pflichten als Regierungsmedikus gehörten auch die ärztliche Betreuung des Arbeitshauses und die jährliche Visitation der Klosterapotheke der Salesianerinnen. - F., der in den letzten fünf Lebensjahren an einer schweren Krankheit litt, ist literarisch kaum hervorgetreten, leistete aber viel für die Bildung der nichtakad. Heilberufe. 1790 verfaßte er ein Gutachten über ein epidemisches "Faulfieber" und erteilte Ratschläge zur Prävention. Er genoß in Amberg hohes Ansehen. Q Archiv des katholischen pfarramts Sulzbach-Rosen-
berg, Kutschenreiters Familiengeschichte der pfarrei Sulzbach, 1909; Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Kirchenbücher Amberg St. Martin, Bde. 19, 27, Kirchenbücher Sulzbach, Bde. 2 f.; Staatsarchiv Amberg, Catalogus Studiosorum des Gymnasiums Amberg 1773/74, Oberpfalzer Administrativakten 2388, Landesdirektion Amberg 594, Prod. 5, Regierung Amberg 896, Prod. 276 f; UAM, E I 8 Fasz. 2. W Oe utero bicomi et vagina prope uterum non infareta, Ingolstadt 1781. L Perrnaneder 40 u. ö.; Prantl I 682; G. Blößner, Geschichte des Salesianerinnenklosters in Amberg, in: VHOR 64 (1912) 171 f.; D. Naber, Der Arzt als städtischer Amtsträger im alten Amberg, Diss. masch. Erlangen 1967, 26 f. u. ö.; R. A. Müller, Studium und Studenten an der Med. Fak. der Univ. Ingolstadt im 18. Jh., in: SHVI 83 (1974) 223; K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Erlangen-Nürnberg 1976, 87 f. (W). C. Habrich
Flexeder, Sebastian, SJ, * 31. 10. 1683 Augsburg, t 10. 2. 1752 Rottenburg.
F. trat am 12. 11. 1699 dem Jesuitenorden bei. Er lehrte nach dem Noviziat u.a. an den Kollegien in Eichstätt (1704) und Regensburg (1705). 1716 wurde er als Prof. für Logik an der phil. Fak. in Ingolstadt aufgenommen. Hier übernahm F., der 1717 die Profeß beging, nach der theol. Promotion 1721 oder 1722 bis 1725 die Professur für scholastische Theol. In selber Funktion war F. 1725/26 in Dillingen tätig, bevor er 1726-29 den Lehrstuhl für spekulative Theol. an der Univ. von Freiburg i.Br. übernahm. Hier war er ferner spätestens seit 1733/ 34 als Präfekt der höheren Studien am Kollegium tätig. Im Anschluß leitete er als Regens verschiedene Kollegien, u. a. in Amberg 173438. Bevor er als Tertiatsinstruktor nach Ebersberg wechselte, fungierte er kurzzeitig 1741/42 als Bibliothekar in Augsburg. Zuletzt war F. von 1749 bis zu seinem Tod als Rektor des Jesuitenkollegs Rottweil tätig. F. hinterließ lediglich einige phil. Traktate. Q UAM, K n 2, 2.
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W Tractatus summularum, seu logicae compendium, Ingolstadt 1717. L DBA; Mederer III 140; Sommervogel III 790, IX 345 (W); Romstöck 91 f. (W); Specht 283; Duhr I 275 u. ö.; Schaff 151; Kurrus 1112 u. Ö., II 310 u. ö.; Gerl 114; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 76 f. K. FaußnerIR. Larsson-Folger
Floris, gen. Goudanus (Gaudanus), Nicolaus, SJ, * Gouda (Holland), t 10. 11. 1565 Löwen, DLöwen.
F., dessen Geburtsdatum ebenso unbekannt ist wie die näheren Umstände seiner Jugend, trat 1545 der Gesellschaft Jesu bei. 1550 kam er an Stelle Alphons Salmerons an die Univ. Ingolstadt, wo er gleichfalls scholastische Theol. lehrte. Er verblieb dort allerdings nur bis zum JanuarlFebruar 1552, als er zusammen mit Petrus Canisius Ingolstadt verließ und mit nach Wien zog. Die Univ. und der Münchener Hof ließen F. und Canisius, die alle Erwartungen übertroffen hatten, nur sehr ungern wegziehen. 1557 nahm er, wiederum mit Canisius, am Religionsgespräch zu Worms mit den Protestanten teil. Trotz der schwächlichen Gesundheit von F. hatte Canisius an ihm zu Worms eine "große Stütze". Er half "nicht nur bei der Erstellung der theol. Schriftsätze, sondern ging ihm auch in der Seelsorge eifrig zur Hand. Als Beichtvater wirkte er ntit an der Wiedergewinnung Schwankender und Abgewichener; auch die Bischöfe schätzten seinen Rat" (Bundschuh 527). Wohl daran anschließend oder erst 1560 kam er an das Jesuitenkolleg Löwen. 1561 wurde er ntit der heiklen Mission beauftragt, als päpstlicher Gesandter im calvinistischen Schottland die Lage der Katholiken zu sondieren und Maria Stuart in ihrer Treue zur kath. Kirche zu bestärken. 1562 reiste F. in der Tat nach Schottland und traf - von den Calvinisten beargwöhnt, so daß er das Land als Matrose verkleidet verließ - mit der Königin zusammen. Eine literarische Tätigkeit von F. ist nicht bekannt. Q BayHStAM, Jesuitica 632; UAM, GG nUll I, GG III 12,0 III 7.
L Mederer I 229; Prantl I 222 u. Ö., II 490; O. Braunsberger (Hg.), Beati Petri Canisii epistolae et acta, Bd. 1, Freiburg i.Br. 1896, 331 ff. u. ö.; B. Duhr, Die Jesuiten an den deutschen Fürstenhöfen des 16. Jh., Freiburg i.Br. 1901,41; Duhr 1869; Matrikel LMU; Koch 719; J. Brodrick, Saint P. C. SJ, London 1935, Neuausgabe 1962 u. ö. (deutsche Übersetzung von K. TeIch, 2 Bde., Wien 1950); Ders., The Progress of the Jesuits (155679), New York 1940, Ndr. Chicago 1986, 185-206; Ger! 143; E. M. Buxbaum, Petrus Canisius und die kirchliche Erneuerung des Herzogtums Bayern 15491556, Rom 1973, 17 u. ö.; Kausch 35; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, TI. I, Rom 1982, 101; B. v. Bundschuh, Das Worrnser Religionsgespräch von 1557 unter besonderer Berücksichtigung
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F10ris - Forer
der kaiserlichen Religionspolitik, Münster 1988, 232 u. ö.; M.J. Yellowlees, Dunkeld and Nicholas de Gouda's mission to Scotland 1562, in: Innes Review 44 (1993) 48·57; Schwaiger 45 f. E. M. Buxbaum
Forer, Lorenz (Laurenz, Laurentius) (Pseudonym: Thomas Vitus), SJ, t 7. 1. 1659 Regensburg.
* 20. 8. 1580 Luzern,
V Isaak, Apotheker.
Schon früh verwaist, lernte der Apothekersohn zuerst sechs Jahre den Beruf seines Vaters, bevor er nach dem Besuch der Jesuitenschule in Luzern 1598 in Dillingen immatrikuliert und zur oberen Grammatikklasse zugelassen wurde. Am 10. 10. 1600 trat er in Landsberg in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat studierte er 1603-06 in Ingolstadt Phil., machte dort im Kolleg 1606/07 ein kurzes Magisterium und studierte 1607-11 an der Univ. unter Adam Tanner Theol.; bei ihm disputierte er 1611 als Respondent theol. Thesen. Am 2. 4. 1611 wurde F. in Eichstätt zum Priester geweiht und absolvierte bis 1612 das Tertiat in Ebersberg. Am 21. 10. 1612 wurde er in Dillingen Magister der Phil. und lehrte anschließend an der dortigen Univ. bis 1615 den dreijährigen Phil.kurs. 1615 folgte der Wechsel nach Ingolstadt als Prof. für Phil. und Physik. Am 31. 7. 1617 feierte er dort Profeß. 1618/19 war F. für kurze Zeit Minister des Münchener Kollegs, dann aber setzte seine Tätigkeit als Theol. ein. 1619 begann er mit konfessionellen Polemiken ("Aussgezogenes Goliathsschwerth"), nachdem er am 28.10. zum Dr. theol. promoviert worden war und den Dillinger Lehrstuhl für Moralthe01. übernommen hatte. 1621/22 war er Prokanzler der Univ., ab 1622/23 las er Kontroverstheol. Seit 1619 stand F. dem Augsburger Fürstbischof Heinrich von Knöringen als Beichtvater und Berater zur Seite, mit dem er 1632 vor den Schweden vorübergehend nach Tirol floh. Er blieb in diesem Amt bis zum Tod des Bischofs 1646. Nachdem F. 1645/46 an der 8. Generalkongregation seines Ordens teilgenommen hatte, ging er als Kontroverstheologe und Studienpräfekt nach Luzern; 1649-52 war er Vizerektor und Rektor am dortigen Jesuitenkolleg. 1652/53 war F. Superior in Feldkirch und lebte danach, hochangesehen, bis zu seinem Tode in Regensburg. - Die naturwissenschaftlichen Schriften aus der frühen Dillinger und Ingolstädter Zeit als Lehrer des phil. Kurses verraten ein beachtliches Niveau und eine zunehmende Schätzung des Experiments. Vor allem aber war F. einer der großen Kontroversschriftsteller seiner Zeit; seine Produktion umfaßt über 60 Titel. Schon die frühen Polemiken, in denen er sich wie sein Ordensbruder
und Ingolstädter Kollege Georg Stengel und andere an dem exjesuitischen Konvertiten Jacob Reihing rieb (Convivium semicalvinoevangelicum, 1622; [pseud.] Laquei Lutherani contriti, 1622), zeigten einen scharfzüngigen Schriftsteller, der sich in der Manier der Zeit bilderreicher Formulierungen bediente. In Vergleichen und Analysen sollte der konfessionelle Gegner widerlegt werden, eine ,,DisputireKunst" (1656) gab dem einfachen Mann eine Rhetorik für die konfessionelle Auseinandersetzung in die Hand, und noch das posthume "Wunder über Wunder, das ist: ovum ante gallinam, filius ante patrem, das Ey vor den Hennen, der Sohn vor dem Vater, Das Luthertumb vor dem Luther" (1660) machte die Reformation historisch lächerlich. Dabei ging Kontroverstheol. immer auch in Politik über. Furore machte 1629 die Streitschrift "Wer hat das Kalb ins Aug geschlagen?", in der die Jesuiten von der Verantwortung für das Zerbrechen des Religionsfriedens - des "Augapfels", auf den aufzupassen war - freigesprochen wurden. Die konfessionelle Polemik wurde zentral, wo es um Kritik am Jesuitenorden selbst ging. Als 1633 anonym die "Anatomia Societatis Jesu" erschien, reagierte F. mit einer Metakritik: "Anatomia anatomiae Societatis Jesu" (1635). Ebenso wurde er mit den Polemiken gegen andere jesuitenfeindliche Angriffe beauftragt, hinter deren Pseudonymen sich zum Teil die Feder des Machiavellisten und kath. Jesuitengegners Kaspar Schoppe verbarg. So polemisierte er gegen Philoxenus Melander, gegen Ludovicus Sotelus und im "Grammaticus Proteus" (1636) gegen die in der "Astrologia ecclesiastica" und den "Arcana Societatis Jesu" vorgetragenen Ansichten. Ein Hauptwerk von F. ist die "Antiquitas Papatus Das Alt herkommene Papstumb" von 1644/45 mit seiner historischen Legitimation des Papsttums gegen Pierre du Molins ,,Nouveaute du Papisme opposee a I'antiquite du vray christianisme", in der F. Ekklesiologie und Sakramentenlehre ausführlich darlegte; populärer gaben sich solche Legitimationen in den drei Schriften "Was soll ein Mann ohne Kopff" (1653). Das ganze Werk von F. zog aus der Verbindung von theol. Argumentation und populärer Präsentation seine außerordentliche Wirksamkeit.
Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Cat. 1600-
1659 in G.Sup. 20-23, 45-47a, Nekr. in G.Sup. 63, 404; BayHStAM, Jesuitica 647 (Korrespondenz 1628-42), GL 1482/I, 32, GL 1483/lV, 4 (Schoppe-Affare); BSB, clm 1611; Stiftsarchiv Luzem, Cod. 250 (Liber vitae); UBM, 4° Cod.ms. 304. W Aussgezogenes Goliathsschwerth, Köln 1619; Convivium semicalvino-evangelicum, Ingolstadt 1622; [pseud.] Laquei Lutherani contriti, Dillingen 1622; Symbolum Lutheranum, collatum cum symbolo apo-
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Forer - Forster stolico, Dillingen 1622; Septern characteres reformatoris Germaniae Martini Lutheri, Dillingen 1626; [an.] Wer hat das Kalb ins Aug geschlagen?, Dillingen 1629; Anti-Melander, München 1633; Anatomia anatomiae Societatis Jesu, Innsbruck 1635; Mantissa Ant-Anatomiae Jesuiticae, Innsbruck 1635; Grarnmaticus Proteus, Ingolstadt 1636; Leben Jesu Christi, München 1637; Antiquitas Papatus Das Alt herkommene Pabstumb, 4 Bde., 1644/45; Colloquium Oder Gespräch Zwischen einem Catholischen Bidermann, Und einem genannt Reformierten Hächlenmann, 5 Bde., Wien 1650-52; Was soll ein Mann ohne Kopff, Ingolstadt 1653; Disputire-Kunst, Ingolstadt 1656 (Neuauflage noch 1861); Wunder über Wunder, Ingolstadt 1660. L ADB VII 155; DBA N. E; Sommervogel III 858-76; Duhr 1JJ2 73 ff. u. ö.; L v. DöllingerlF. H. Reusch, Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-kath. Kirche seit dem 16. Jh., Bd. 1, Nördlingen 1889,55593; Schaff 90-101 u. ö.; Koch 565 f; Strobel 145; Popp 81-101 (W); Studhalter 289-99; H. G. Kemper, Literarischer Glaubenskampf, in: H. A. Glaser (Hg.), Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, Bd. 3: 15721740, hg. von H. Steinhagen, Hamburg 1985, 152 f u. ö. M. Mulsow
Formair (Vormair), Peter, t 1505. F. immatrikulierte sich am 16. 3. 1476 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Reichertsheim angab, und promovierte im Dezember 1477 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1482 zum Magister. Am 4. 3. 1482 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen und nach nur dreieinhalbjähriger Wartezeit am 11. 9. 1485 auf Befehl einiger herzoglicher Kommissare auch ins Fak.konzil. Zwar fungierte F. im SoSe 1489 als artistischer Dekan, doch hielt er sich sonst in der Artistenfak. eher im Hintergrund. Hauptsächlich scheint er sich dem Studium der Med. gewidmet zu haben, welches er 1491 mit der Promotion zum Dr. abschloß. Was er danach unternahm, liegt im dunkeln. 1497 wird er im Zusammenhang mit der Neubesetzung der med. Professur von Johannes Megersheimer erwähnt, doch kam schließlich statt seiner Peter Burckhard zum Zuge. Der Name von F. findet sich in der Totenliste der artistischen Bruderschaft unter den bei der Pest von 1505 Verstorbenen. Q UAM,EI I,OI2,OIV 1. L E J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 40 f; Mederer I 38 u. ö.; Prantl I 120; Liess 150; Schöner 464. C. Schöner
Forner (Förner), Johann, * Weißmain, t 1638. Der aus der Diözese Bamberg stammende F. hatte am Collegium Gerrnanicum in Rom 1603-10 Theol. studiert. Wo seine Promotion
zum Dr. theol. stattfand, entzieht sich genauer Kenntnis. Seit Februar 1621 lehrte er an der theol. Fak. der Univ. Ingolstadt Kontroversthe01., im Mai 1622 wurde er gegen ein Gehalt von 100 fl. fest angestellt. 1620-36 hatte F. ein Kanonikat an der Domkirche zu Eichstätt inne (die Pfründenerträge wurden teils mit seinem Gehalt verrechnet). Dabei spielte wohl eine Empfehlung seines ihn an Bedeutung übertreffend Bruders Friedrich, seit 1612 Weihbischof von Bamberg und 1604 selbst für eine Ingolstädter Professur im Gespräch gewesen, eine Rolle. F. stand der Univ. Ingolstadt mehrmals (WiSe 1622/23, WiSe 1624/25, SoSe 1633, WiSe 1633/34) als Rektor vor. Dessen ungeachtet genoß er alles andere als Ansehen. Sittliche Verfehlungen trugen dazu ebenso bei wie mangelnde Qualitäten als akad. Lehrer; einmal sollen sich die Studenten während seiner Vorlesung die Ohren zugehalten haben. 1634 kehrte F. Ingolstadt überraschend den Rücken und ging nach Österreich. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. Q DAE, E X. Buchner, Generalregister I 152. L ADB VII 158; Pastoralbl. des Bistums Eichstätt 43 (1896) 126, 60 (1913) 114; Prantl I 406 ff.; Matrikel LMU; Schmidt, Collegium Germanicum 242; Gatz I 188 f. W. Müller
Forster (Wister), Stefan, WiSe 1504/05.
t
zwischen 1503 und
V Stefan.
F., der als seinen Herkunftsort Donauwörth angab, immatrikulierte sich am 21. 4. 1472 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im März 1474 zum artistischen Bakkalar, determinierte jedoch aus unbekannten Gründen erst erheblich später. Im Januar 1483 promovierte er schließlich zum Magister. Am 12. 3. 1483 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen, schon am 9. 11. 1485 dank der Intervention herzoglicher Beauftragter auch ins Fak.konzil. Obwohl F., der sich anläßlich einer Befragung durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. als Anhänger der "via moderna" zu erkennen gab, fast 20 Jahre als Magister in der Artistenfak. tätig war, stieß er doch erst spät in ihren Führungszirkel vor. Seit 9. 11. 1485 bis mindestens November 1492 Konventor der Drachenburse, übernahm F. nur einmal, im SoSe 1490, das Dekanat. Erst nachdem er im SoSe 1492 auch Rektor gewesen war, taucht er häufiger in wichtigen Kommissionen der Fak. auf. An Vorlesungen, die F. gehalten hat, sind die ,,Metheora" (SoSe 1493), die "Obligatoria" (WiSe 1493/94) und die "Parva logicalia" (SoSe 1494) überliefert. Daneben widmete er sich seit mindestens 1492
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Forster - Fränklin
dem Jurastudium, doch ist nicht bekannt, wie weit er es darin brachte. Im WiSe 1495/96 scheint er in Donauwörth ansässig gewesen zu sein, da die Artistenfak. einen Boten dorthin an ihn abfertigte. Sein letztes Lebenszeichen ist eine Immatrikulation in Wien im SoSe 1502. Er scheint aber auch weiter Kontakt zu Ingolstadt gehalten zu haben, denn Johannes Salach vennerkte im WiSe 1504/05 seinen Tod in der Matrikel der artistischen Bruderschaft. Werke von F. sind nicht bekannt. Q UAM,DIII 1,01 I,Ol2,OlY I,OY I. L Mederer I 39; Seifert 38-52; Schöner 290 u.
Ö.
C. Schöner
Fortis (Stark), Johannes, OCarm. Als Mitglied des Augsburger Karmelitenkonvents .studierte F., für den als Herkunftsort Rothenburg o.d.T. bezeugt ist, seit 1479 am Generalstudium seines Ordens in Wien. Im WiSe 1481/82 immatrikulierte er sich an der dortigen Univ. und promovierte im März 1485 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1489 zum Magister. In der Folgezeit war er an verschiedenen Ordensstudien tätig: ab 1488 und nochmals 1492 am Generalstudium in Wien, 1490-92 am Partikularstudium in Augsburg und ab 1495 als "Rector studii" weiterhin in Wien. Während seines Wirkens in Wien widmete er sich auch dem Theol.studium: am 22. 10. 1492 wurde er zum Bibelkurs (Lk.) zugelassen, am 13.9. 1494 zur Sentenzenvorlesung. Im WiSe 1496/97 promovierte er zum Lizentiaten, am 27. 6. 1498 zum Dr. Seit 1497 Prior seines Heimatkonvents, wurde F. am 18. 1. 1500 zum oberdeutschen Provinzial der Karmeliten gewählt. 1505 ist er außerdem als Generalvikar nachweisbar. Als 1510 Johannes Pettendorfer allein die the01. Fak. in Ingolstadt vertrat, zog er F. zu den theol. Promotionen hinzu, u. a. auch, als der Karmelit Peter Schweicker die Lizenz erwarb. F. immatrikulierte sich aus diesem Grund am 20. 1. 1510 in Ingolstadt, scheint aber hier nicht länger gewirkt zu haben. Vorlesungen von F. sind nicht belegt. Am 15. 1. 1514 wurde F. wegen finanzieller Veruntreuungen und seines Ärgernis erregenden Lebenswandels als Provinzial abgesetzt. 1519 ist er wieder als Lektor am Generalstudium in Wien bezeugt. Außerdem war er im WiSe 1519/20 Dekan der Wiener theol. Fak. und im SoSe 1520 Vizedekan. Sein Todesdatum ist nicht bekannt; angeblich soll er in Augsburg begraben sein. - Werke von F. sind nicht überliefert, doch hat sich ein Verzeichnis ·seiner Bibliothek, welche er 1497 dem Augsburger Konvent übergab, erhalten. Neben der dominierenden theol. Literatur (Sentenzenkommentare, Predigtliteratur) finden
sich hierin auch einige Werke zur Naturphil. und Logik sowie wenige humanistische Schriften wie z. B. "Oe remediis Utriusque fortunae" von Francesco Petrarca. Q UAM, GG HI/II I; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8).
L Mederer I 81 f.; Prant! I 113; P. Ruf, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz, Bd. HI/I, München 1932, 32 ff.; A. Deckert, Die oberdeutsche Provinz der Karmeliten nach den Akten ihrer Kapitel von 1421 bis 1529, Rom 1961, 64 f. u. ö.; Seifert 73; Kausch 25; P. Uiblein (Hg.), Die Akten der Theol. Fak. der Univ. Wien (1396-1508), 2 Bde., Wien 1978,186 u. Ö. C. Schöner
Fränklin (Fräncklin, Francklein), Johann Georg, SJ, * 1. 10. 1711 Hüfingen, t 5. 1. 1781 Neuburg a.d.D. Y Johann Georg, Wirt, MAnna Maria Laaba.
Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Rottweil trat F. am 28. 9. 1727 in den Jesuitenorden ein. Über seine weitere Ausbildung ist bislang nichts bekannt. Seit 1735 unterrichtete er Grammatik an den Ordensniederlassungen in Augsburg, Ebersberg und Feldkirch (Vorarlberg). In Feldkirch legte er am 2. 2. 1745 die ewigen Gelübde ab. Noch im gleichen Jahr wurde er an der Univ. Innsbruck promoviert (25.10.) und dort zum Prof. für Metaphysik und Logik ernannt. F. war zwei Jahre in Innsbruck tätig; 1747 war er Dekan der phil. Fak. 1747 wurde er an die Univ. Ingolstadt berufen, wo der von Johann Nepomuk Mederer hochgerühmte F. Logik, Physik und Metaphysik lehrte. Sein weiterer Weg führte F. über die Univ. Dillingen, wo er 1750-52 scholastische Theol. lehrte und als Seelsorger tätig war, nach Neuburg a.d.D. In dichter Abfolge war er als Studienpräfekt in Neuburg a.d.D., Dillingen, Augsburg, München und Amberg tätig. Daneben leitete er 1755/56 die Bibliothek in Neuburg a.d.D. und war 1763/64 geistlicher Leiter und Beichtvater der Salesianerinnen in München. Die Auflösung des Ordens 1773 erlebte F. in Neuburg a.d.D., wo er - F. darf hier nicht mit seinem Halbbruder Joseph verwechselt werden, der seit 1770 Domprediger in Eichstätt war - vennutlich bis zu seinem Tod weiterhin lehrte. In diesen Jahren konnte er sein bedeutendstes Werk, den "Versuch einer neuen Lehre von den vornehmsten Gegenständen der deutschen Sprachlehre", abschließen. Hier erörterte er unter bewußter Weglassung der Grammatik im engeren Sinne sprachwissenschaftliche Probleme, wie den Aufbau von Rede, Wörtern und Silben. Das Werk wurde von zeitgenössischen Sprachforschern sehr geschätzt. Sein fortgeschrittenes Alter und eine angegriffene Gesund-
Fränklin - Franck heit ließen weitere intensive wissenschaftliche Arbeit nicht mehr zu. W Versuch einer neuen Lehre von den vornehmsten Gegenständen der deutschen Sprachlehre, nach den Regeln der Vernunftlehre, Regensburg 1778. L DBA N. E; Mederer III 230 ff.; Sommervogel III 918 u. ö. (W), IX 358; Specht 283; Matrikel LMU; L. Schieble, J. G. E, ein Univ.lehrer und Schriftsteller aus Hüfingen (1711-1781), in: Badische Familienkunde 10 (1967),1-23,61-77; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 33 f. C. Jahn
Franck (Franckh, Frankus), Caspar, * 2. 11. 1543 Ortrand bei Meißen, t 12.3. 1584 Ingolstadt, D Ingolstadt, St. Moritz. V Caspar, Schullehrer in Meißen, 1546 als Prediger nach Joachimsthal, Nachfolger des Johannes Mathesiuso
F. - nicht zu verwechseln mit einem Namensvetter (1573-1614) - wurde im lutherischen Glauben erzogen und besuchte die von Johannes Mathesius geprägte Lateinschule in Joachimsthal. Am 21. 4. 1561 immatrikulierte er sich mit seinem jüngeren Bruder Christoph in Wittenberg. Nachdem er ein dreijähriges Univ.studium absolviert und den Grad eines Magister artium erworben hatte, wurde er am 6. 1. 1565 zum Prediger ordiniert. F. wechselte 1565 auf Wunsch des Grafen Ladislaus von Haag in die Grafschaft Haag. Graf Ladislaus war aus persönlichen Gründen zum Luthertum übergetreten, so daß die Schwierigkeiten von F., bei der Bevölkerung den lutherischen Glauben zu predigen, nicht verwundern. Als der Graf am 31. 8. 1566 kinderlos starb, übernahm der bayer. Herzog die Grafschaft und begann mit deren Rekatholisierung. Unter den entsendeten Predigern war auch der Ingolstädter Pfarrer und Prof. Martin Eisengrein, der F. zum Glaubenswechsel bewegte. F. ging 1566 zunächst mit Eisengrein nach Ingolstadt, dann reiste er heim nach Joachimsthal. In seinen Erinnerungen beschreibt er die religiösen Diskussionen mit seinem Vater, dem streng lutherischen Superintendenten. Im Mai 1567 immatrikulierte sich F. in Ingolstadt und studierte The01. Am 25. 1. 1568 erklärte er öffentlich in der Frauenkirche seinen Übertritt zum kath. Glauben. Der Eichstätter Weihbischof Leonhard Haller spendete die Firmung. Am 21. 2. 1572 wurde F. zum Pfarrer der Moritzkirche ernannt, um die Studien an der Univ. fortsetzen zu können. In ausführlichen, z.T. kontroverstheol. Schriften wehrte er sich gegen die Angriffe vor allem Jacob Andre Schmidleins und Johann Celestins. Am 21. 3. 1568 wurde er in Eichstäft zum Priester geweiht. Herzog Albrecht V. sandte ihn zur weiteren Durchführung der Re9 Biograph. Hdb. I
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katholisierung nach Haag zurück. F. wurde die Administration des in der Grafschaft Haag gelegenen Augustinerklosters Ramsau übertragen, ferner wurde er zum Hofprediger und zum Geistlichen Rat ernannt. In dieser Eigenschaft war er vor allem bei Religionsvisitationen im Herzogtum Bayern beteiligt. 1575 ging F. nach Italien und wurde am 19.3. in Siena zum Dr. theol. promoviert. In Rom wurde er von Papst Gregor XIII. zum Protonotar, dann zum Comes lateranensis ernannt. Sein Freund Kardinal Stanislaus Hosius lobte die Verdienste von F. in einem Schreiben vom 16. 4. 1575 an Herzog Albrecht V. Seit 1578 lehrte F. an der Univ. Ingolstadt und wurde Dekan der theol. Fak. Nach dem Tod Eisengreins übernahm er 1578-84 dessen Lehrstuhl. 1579 und 1581 war er Rektor der Univ. Sein Vermögen vermachte der bereits im Alter von 41 Jahren verstorbene F. seinen Brüdern Christoph und Anastasius, ersterer Pfarrer der Stadt Leoben (Steiermark), letzterer Advokat in Salzburg. - F. hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das sich einteilen läßt in Rechtfertigung des Glaubenswechsels, Verteidigung der Kirche bzw. Angriffe gegen Protestanten und Schriften pastoralen Inhalts. Gegen Martin Chemnitz verteidigte er das Dekret des Trienter Konzils zur kirchlichen Überlieferung. Der Biberacher Prediger Conrad Wolfgang Platz griff ihn in einer Schrift mit einem fiktiven Dialog zwischen F. und Petrus Canisius an - dieser hatte F. 1580 gebeten, sich in Schriften für die kath. Kirche einzusetzen (Apologia catholica. Das ist, Vier Christliche Cath. Schutz oder Schirmpredigten, Tübingen 1581). Q DAE, B 245, 395; UAM, GG llIfll I. W Drey predigten. I. Von Christi warhafftigen wunderwercken, und des Teuffels betrieglichen Zeichen bei den walfarten. 2. Wie man Christliche jartage begehen soll. 3. Von der waren Christlichen buß, Nürnberg 1565; Klare und Gründtliche ursachen, Warumb M. C. E Von der Sect zu der allgemainen Christlichen und Römischen Kirchen getreuen, Ingolstadt 1568; Trewhertzige Warnung, lehr und trost an die Betrübten unnd von Gottes worts unnd gotseliger ainigkeit wegen geplagten Christen der Fürstenthumb Obern und Niedern Bayrn, 0.0. (München) 1571; Prodromus oder Vortrab der rettung deß büchleins von rechter ordentlicher wahl und beruff der Cath. und Ev. Priester und Prediger, Ingolstadt 1573; Nachdruck Von dem aller nötigsten, wie man Priester, Prediger und Seelsorger der Kirchen ordentlich wehlen, beruffen und einsetzen soll, Ingolstadt 1575; Catalogus haereticorum: Das ist: Warhafftige Erzelung der narnhafften Irrlehrer und Ketzer, welche von Anfang der Welt biß auff unsere Zeiten entstanden, Ingolstadt 1576; Passion. Das Leyden und Sterben unsers Herrn Jesu Christi auß den H. vier Evangelisten zusammen gezogen, Ingolstadt 1577; Tafel der Ev. und Unev. lehr, o.O.u.J.; Grundt des Cath. Glaubens, darinnen drey und sechtzig Ursachen begriffen, warumb aller rechtglaubige Christen bey der allgemainen, Christ-
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Franck - Frey
lichen und und Römischen Kirchen biß an ihr endt zu verharren schuldig seyn, Ingolstadt 1580; Kurtzer und beständiger bericht vom pur lautem Wort Gottes. Sampt Notwendiger Widerlegung der zwo Schriften D. Jacob Andre Schmidlein und Johan Celestin wider die wol gegründeten ursachen des abtrettens von den Secten zu der alten, wahren, recht Ev., Cath. Kirchen, Ingolstadt 1580; Grund des kath. Glaubens, Ingolstadt 1580; Vom Cath. namen und wesen zwo Christliche Predigen. I. Was, unnd welche im grundt der warheit Cath. seind und genent sollen werden. 2. Ob das Cath. dem Pabsthumb oder dem Luthertumb den Boden aufstoß, Ingolstadt 1581; Oratio apologetica pro defensione professionis orthodoxae fidei iuxta decretum concilii Tridentini editae, de divinis apostolicis et ecclesiasticis traditionibus, deque earum sacrosancta vi et authoritate, Ingolstadt 1581; Duo dialogi apologetici. Zwey nutzliche Gesprech Doctoris Andree Schmidleins und D. Conrad Wolf Platzens, Ingolstadt 1582; Rettung und Erklärung deß heyligen allgemeinen Tridentinischen Concilii, Ingolstadt 1583; Oratio de catholico nomine sanctae Christi ecclesiae insigni et verissima nota, Ingolstadt 1584. L DBA; ADB VII 272 f.; Exequiae ... Domino C. F. ... turn orationibus. turn canninibus funebribus celebratae, Ingolstadt 1585; Mederer I 303 u. Ö., 11 8 u. ö.; Kobolt 227-31 (W); Prantl I 307, 11 492; Räß 11 15-83; G. Buchwald, Wittenberger Ordiniertbuch, Bd. 2, Leipzig 1895, Nr. 464; N. Paulus, C. F. Ein Convertit des 16. Jh., in: Historisch-politische BIl. l24 (1899) 54557, 617-27; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836), in: SHVI 45 (1926) 26 ff.; Matrikel LMU; LThK 2 IV 249 f.; Kausch 46 f.; W. Klaiber (Hg.), Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978, 112-15 (W). B. Schönewald
Franck (Frank), Josef, SJ, * 18. 3. 1636 Margreith (Südtirol), t 9. 10. 1683 Preßburg. F. trat nach ersten Studien in Hall am 26. 10. 1654 ins Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. 1656 legte er zu St. Michael in München die einfachen Gelübde ab. Nach dem Phil.studium und dem ordensüblichen vieIjährigen Magisterium u. a. in München studierte er 1663-67 in Ingolstadt Theol. Am 4. 6. 1667 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Nach dem dritten Probejahr in Altötting 1667/68 las er 1668-71 an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen Phil.kurs. Zum Dr. theol. promoviert, übernahm er 1671/72 eine Lektur für scholastische Theol. in Luzern, wo er am 2. 2. 1762 Profeß ablegte. 1672-74 war F. an der Univ. Freiburg i.Br., 1674-79 an der Univ. Ingolstadt Prof. für scholastische Theol. Am 2. 10. 1679 wurde er zum Rektor des Jesuitenkollegs Luzern bestellt. Ende Mai des Jahres 1683 folgte er dem Ruf zum kurfürstlichen Beichtvater und Hofprediger nach München. Noch im selben Jahr nahm er als "Superior Castrensis" der jesuitischen Feldprediger beim bayer. Heer an dem Entsatz Wiens teil.
Beim weiteren Fortgang des Feldzuges starb er in Psonij (Preßburg). - Neben theol. Traktaten ist von F. eine mit ,)ustus Ucondonus" betitelte Komödie überliefert, die während seines Magisteriums in Anwesenheit des Hofes am 15. 9. 1663 in München, ferner dann in Landshut, Luzern und Soleure aufgeführt wurde. Q DAE, B 186; UAM, GG IIIJ11, K 11 2, 2 1/ 2 , W Idea christianae fortitudinis in Justo Ucondono principie japonico... Christliche Starckmütigkeit In Justo Ucondono einem Japonischen Fürsten vor Augen gestellt, München 1663. L DBA; Mederer 11 374, III 8; Sommervogel III 929, IX 360 (W); Romstöck 92 ff. (W); Duhr III 723 f.; Schaff 139; Hurter 389; W. Kratz, P. Eusebius Truchsess SJ, in: Historisch-politische Bil. 158 (1916) 438 ff.; J. Müller, Das Jesuitendrama in den Ländern deutscher Zunge vom Anfang bis zum Hochbarock, Bd. 2, Augsburg 1930, 36; S. Huwyler, Das Prof.verzeichnis des Jesuitenkollegiums in Luzem, Stans 1935, 43 f.; Matrikel LMU; Gerl 117; Kurrus 11 305 f. u. ö.; Strobel ISO; Valentin 11 1049 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Fraunhofer (Froynhoben), Wilhelm, fraunhofen.
*
Alt-
Der einem alten Adelsgeschlecht aus Altfraunhofen in der Vilsbiburger Gegend in Niederbayern entstammende F. studierte in Bologna, wo er sich 1470 immatrikulierte und den Dr.grad im Zivilrecht (Dr. legum) erworben haben dürfte. Im Herbst 1474 (Matrikeleintrag vom 15. 9. 1474) wurde er auf eine o. zivilistische Professur in Ingolstadt berufen, um dort bis Anfang 1483 zu wirken. Von 1474 bis Ende 1475 hielt er die Lectura institutionum, von Ende 1475 bis 1479 die Lectura pandectorum und von 1479 bis Anfang 1483 die Lectura codicis. In dieser Zeit verhalfen F. und der Kanonist Johannes Mainberger der Unterrichtsmethode des "mos italicus" zum Durchbruch an der Ingolstädter Rechtsfak. Während seiner fast ein Jahrzehnt dauernden Lektur war F. neben Wilhelm Kyrmann und Christoph Mendel ein stabilisierender Faktor in dem durch häufigen Wechsel des Lehrpersonals recht unruhigen Lehrbetrieb. 1476-78 und 1480-82 versah F. zudem das wichtige Amt des Kämmerers. Q UAMFI 1. L Knod 133; Seifert 328 ff. u. ö.; Wolff 23 f. u.
Ö.
I. Baumgärtner
Frey, Bernhard, SJ, * 30. 11. 1609 oder 1610 Oberstdorf, t 22. 10. 1685 München. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dillingen (seit 1621) zusammen mit seinem Bruder Johann trat F. am 6. 2. 1626 in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Im Herbst
Frey 1627 wurde er zum Studium der Phi!. an die Univ. Ingolstadt geschickt. Dort legte er auch am 7. 2. 1628 die ersten Gelübde ab und empfing am 25. 10. 1628 aus der Hand des Eichstätter Weihbischofs Georg Reschius die niederen Weihen. Im Anschluß an den dreijährigen phi!. Kurs wurde er vom 18. 10. 1630 bis 1633 als Lehrer am Gymnasium der Jesuiten in Freiburg i.Br. eingesetzt. Zum Theo!.studium kehrte er 1633-37 wieder nach Ingolstadt zurück. In die letzte Phase der Ingolstädter Zeit fällt auch die Priesterweihe am 6. 6. 1637 in Eichstätt, nachdem die Weihen zum Subdiakon und Diakon bereits am 7.3. und 28.3. des Jahres - gleichfalls in Eichstätt - stattgefunden hatten. Ehe er 1640/41 mit der Ableistung des Tertiatsjahrs in Altötting einen weiteren Schritt im ordensinternen Ausbildungsprozeß zurücklegen konnte, unterrichtete er 1637-40 noch den phi!. Kurs in Augsburg. In der Folgezeit übernahm F. zunächst wieder Lehraufgaben. So gehörte er vom 22. 10. 1641 bis 1644 der phi!. Fak. in Ingolstadt an. In diesen Jahren verfaßte F., der am 31. 7. 1643 in der Ingolstädter Heiliggeistkirche Profeß ablegte und am selben Tag auch zum Magister der Phi!. promoviert wurde, mehrere Thesen, die im Druck erschienen und seine vorsichtige Aufgeschlossenheit gegenüber den modemen naturwissenschaftlichen Entdeckungen unter Beweis stellten. Von der bayer. Landesuniv. ging F. 1644 als Prof. für Kasuistik nach Landshut (1644-46). Am 22. 9. 1646 übernahm er dann - vorläufiger Höhepunkt einer rasanten Karriere innerhalb des Ordens - in vergleichsweise jungen Jahren das Rektorat des Luzerner Jesuitenkollegs. Seine tatkräftige Amtsführung rechtfertigte rasch die in ihn gesetzten Erwartungen: F. bemühte sich um die päpstliche Konfirmation und das Promotionsrecht für die seit 1641 bzw. 1643 um einen phi!. und theo!. Kurs erweiterte Lehranstalt des Ordens, ein Unterfangen, das erst nach seinem Weggang an innerkirchlichen Jurisdiktionsstreitigkeiten scheitern sollte, kümmerte sich um die von Luzern aus gegründeten neuen Residenzen in Bellinzona und Solothurn und versuchte, die für das Kolleg allzu belastenden Seelsorgsverpflichtungen in den beiden Zisterzienserinnenklöstern Rathausen und Eschenbach an andere Institutionen abzugeben. Völlig unerwartet wurde F. jedoch im Frühjahr 1649 von der Ordensleitung in Rom seines Amtes entsetzt. Den Anlaß zu dieser Maßnahme hatte ein nicht näher beschriebenes schweres Vergehen von F. gegeben, das beim Ordensgeneral Vincenzo Caraffa angezeigt worden war. Unter Vermeidung jeglichen Aufsehens sollte F. in ein anderes Kolleg versetzt werden, wo er sich einer geheimen Buße zu unterziehen hatte. Ob diese Strafe tatsächlich vollzogen 9*
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wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Noch im selben Jahr wurde F. auf jeden Fall wieder als Prof. der Moraltheo!. in Amberg eingesetzt, wo er seit 1650 auch das Amt des Studienpräfekten mitverwaltete. Eine Nachwirkung der Vorgänge in Luzern dürfte jedoch die Bitte von F. vom 5. 10. 1649 sein, ihn in der Pflege von Pestkranken einzusetzen. Anstatt diesem Wunsch zu willfahren, schickten ihn die Ordensoberen 1652 als ersten Jesuiten nach der 1649 erfolgten Vertreibung der kath. Geistlichkeit nach Sulzbach, wo er den seit dem Kölner Vergleich vom 22. 2. 1652 und seiner Bestimmung über das Simultaneum eccJesiasticum wieder möglich gewordenen Neuaufbau des kath. Lebens vorantreiben sollte. Über die Ergebnisse dieser Sulzbacher Mission, der er 1652/53 als Superior vorstand und die unter erschwerten materiellen Bedingungen stattfand, verfaßte F. am 31. 7. 1653 einen ausführlichen Rechenschaftsbericht. Im Anschluß an diese Missionarstätigkeit kehrte F. wieder in den Lehrbereich zurück: 1653/54 ist er als Prof. für Moraltheo!. und Studienpräfekt in Innsbruck nachgewiesen, 1654-66 begegnet er als Kasuist in München. Zwischen 1666 und 1673 übernahm F., dessen Ruf mittlerweile völlig wiederhergestellt war, als Präses die Leitung der großen Marianischen Kongregation in der bayer. Landeshauptstadt. Während dieser Zeit rückte mehr und mehr die Seelsorgstätigkeit, der er mit Eifer, vor allem bei der Betreuung von Kranken und Sterbenden, nachging, in den Vordergrund seines Tuns. Das Jahr 1673 brachte jedoch eine erneute Wende in seinem Leben. Als Nachfolger des Jesuitenpaters Leopold Manzin wurde er Hofbeichtvater des bayer. Kurfürsten Ferdinand Maria bis zu dessen Tod am 26. 5. 1679. 1678 war er zudem noch zum Beichtvater und Erzieher zweier Kinder des Kurfürsten, des späteren Kölner Fürstbischofs Joseph Clemens und seiner Schwester Violanta Beatrix, ernannt worden. Beide Aufgaben hatte er bis zu seinem eigenen Tod inne. Die ganze Münchener Zeit hindurch war F., auf den 1679 von einem geistig Verwirrten ein Attentat verübt wurde, bei dem er allerdings nur leicht verletzt wurde, ein bei der kurfürstlichen Regierung gefragter Gutachter in staatskirchlichen und bildungspolitischen Problemfällen. So verfaßte er u. a. Gutachten über die Zulassung der Jesuiten zur kanonistischen Professur an der Univ. Ingolstadt oder über die Dauer und den Stellenwert des phi!. Kurses innerhalb des Lehrgefüges. Besondere Beachtung verdienen zudem seine Stellungnahmen zu Fällen von vermeintlicher Besessenheit und Hexenwahn, die sich durch Mäßigung und Warnungen vor überzogenen bzw. verfehlten Untersuchungsmethoden und Strafmaßnahmen auszeichnen. Als
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Frey - Friedl
erster bayer. Jesuit berief er sich in diesem Zusammenhang nicht nur auf die Werke Adam Tanners, sondern auch auf die "Cautio criminalis" des ihm damals wohl namentlich noch unbekannten Friedrich Spee. Überhaupt interessierte F. in seinen gedruckten Thesen wie in seinen Gutachten der Problemkreis der persönlichen Schuld und Zurechnungsfähigkeit in besonderem Maße, wobei er stets für eine milde und nachsichtige Haltung plädierte. Q Bibliotheque Royale Albert ler, BlÜssel, Hs 67776827 (Bericht von F über die Sulz bacher Mission von 1653). W Theses logicae per locos dialecticos (Praes.; Resp.:
I. F Yrsch), Augsburg 1639; Syllogismus (Praes.;
Resp.: M. A. A. Odescalcus), Ingolstadt 1643; Controversiae physicae de corpore naturali principiato (Praes., Resp.: H. Perinot), Ingolstadt 1644; Controversiae physicae de corpore naturali causato (Praes., Resp.: C. Faber), Ingolstadt 1644; Controversiae physicae de corpore naturali simplici (Praes., Resp.: A. Lindner), Ingolstadt 1644; Controversiae physicae de proprietatibus corporis naturalis (Praes., Resp.: D. Caesar), Ingolstadt 1644; Controversiae physicae de ortu et interitu corporis naturalis (Praes., Resp.: H. Greschbeck), Ingolstadt 1644; Controversiae physicae de anima corporis naturalis in communi (Praes.; Resp.: W. E. v. Zeilhofen), Ingolstadt 1644; Controversiae philosophicae de quatuor gradibus entis, esse, vivere, sentire, intelligere (Praes; Resp.: C. A. v. Leubelfing), Ingolstadt 1644; Rudimenta theologica de voluntario et involuntario (Praes.; Resp.: F Kessler), München 1655; Moralis ignorantia ex principiis generalibus per potissimas theologiae moralis materias deducta (Praes., Resp.: M. Ried), München 1657; [an.] Abrahamus Der Vatter aller Gläubigen. In einer Comoedie oder fröhlichem Schauspiel repraesentirt, o.O.uJ. [1653]; Usus probabilitatum (Praes.; Resp.: R. Zoz), München 1662. L DBA N. E; Rixner 57 u. ö.; Prant! 1444 u. ö.; Sommervogel III 970, IX 371; Romstöck 95 ff. u. ö.; Duhr II/l 287, II/2 155 u. Ö., III 136 u. Ö., IV/2 419 u. ö.; W. Kratz, P. B. F S. J. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Hofbeichtväter, in: Historisch-politische Bll. 160 (1917) 625-38; Huwiler 175; Matrikel LMU; Koch 613; R. Haaß, Die Beichtväter der Kölner Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens August (16881761), in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 1551156 (1954) 374; LThK2 IV 364; Kurrus I 242; Ger! 119; Studhalter 149 u. ö.; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 77-81; Strobel 143 f.; Valentin l 205, II 1050; K. Eberhard: Pater B. F aus Oberstdorf ein einflußreicher Moraltheol. und Hofbeichtvater der Wittelsbacher, in: Allgäuer Geschichtsfreund 87 (1987) 28-53; W. Behringer: Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der FlÜhen Neuzeit, München '1997, 257 u. Ö. M. Schaich
Friderich (Friedrich), Melchior, SJ, * 9. 12. 1654 Landsberg, t 28. 7. 1708, D Landsberg, 1esuitenkirche.
Nach Eintritt in den Jesuitenorden am 21. 10. 1671 lehrte F. 1678 am akad. Gymna-
sium Ingolstadt Syntax, an der Ingolstädter Univ. war er dann seit 1687 Prof. für Ethik. 1693-1700 lehrte er an der Univ. Dillingen, seit 1700 als Nachfolger von Jakob Wiestner an der Univ. Ingolstadt Kirchenrecht. 1704 hielt er den feierlichen Leichengottesdienst für den berühmten Ingolstädter Zivilrechtler Dominikus von Bassus. Als Kanonist genoß F. einiges Ansehen, sein Werk "De foro competente" wurde von keinem Geringeren als Christoph von Chlingensperg gelobt. 1708 wehrte sich F. erfolglos dagegen, daß in Zukunft in der jur. Fak. der Zivilrechtler den bislang dem Kanonisten zustehenden Rang des "Prof. primarius" führen sollte. Q BSB, clm 27604 (Vorlesungsmitschriften); UAM L 18. W Tractatus de consanguinitate, Augsburg 1698; Forum competens quaestionibus ex universo jure selectis, atque ad praxim utilissimis illustratum, Ingolstadt 1709; Quaestiones canonicae de simonia consensu et auctoritate (Praes.; Resp.: C. Maurer), Ingolstadt 1709; Quaestiones canonicae de decimis, quibus universum jus decimandi, qua ecclesiis, qua laicis competens, et immunitatis ab iis solvendis, ex jure cum communi, turn consuetudinario, turn etiam Bavariae statutis et concordatis explicatur, Ingolstadt 1710. L ADB VII 383 f., 390 f.; DBA; DBA N. F; Prant! I 481 u. Ö., II 503; Hurter IV 937; Gröber 297; Sommervogel III 994 f. (W); Specht 292; Matrikel LMU; Ger! 120; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 81-84. M. Schütz
Friedl (Fridl), Franz Xaver, SJ, * 21. 11. 1725 Breitenbrunn (Schwaben), t 19.7. 1784 Dillingen.
F. trat der Gesellschaft Jesu am 28. 9. 1741 bei und wurde zum Noviziat in Landsberg zugelassen. In Ingolstadt absolvierte er 1743-46 den phil. Dreijahreskurs und studierte danach bis 1754 Theol. Im Anschluß lehrte er in Neuburg a.d.D., München, Luzern und Porrentruy, bevor er, unmittelbar nach seiner Promotion am 3. 11. 1763, eine Professur für Dogmatik an der Univ. Freiburg i.Br. übernahm. 1767 wurde F. in derselben Funktion nach Ingolstadt versetzt, mußte die Univ. aber noch im selben Jahr verlassen, weil er in seiner Antrittsrede am 12. 10. 1767 durch harsche Kritik an der gallikanischen Kirche und an der Vertreibung der Jesuiten aus den Bourbonenstaaten den Protest der französischen Gesandten Hubert Follard und Louis Gabriel Du Buat-Nancay provoziert hatte. Der bayer. Kurfürst verwies F., der z.T. auch innerhalb der Fak. auf Ablehnung gestoßen war, des Landes. 1767-73 hielt sich F. als Dozent für Kontroverstheol. in Dillingen auf. In der nach der Aufhebung des Jesuitenordens neu strukturierten Univ. Dillingen
Frölich - Fromont
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Indexkongregation auf die Verurteilung StattIers drängte; nach längerem Verfahren wurden einige Schriften Stattiers 1796 in der Tat auf den Index gesetzt. Nach zwischenzeitlichem Aufenthalt in Kloster Marienburg in Tirol kehrte F., der sich 1795 erneut um eine Professur in Ingolstadt bemüht hatte, 1798 nach St. Emmeram zurück, wo er fortan Theo!. lehrte. W Responsio monachi Benedictini opposita Stattlerianis responsis pro veritatis defensione, Regensburg 1780; Die Religion aus der Phi\., oder Nothwendigkeit der Religion aus dem Daseyn Gottes und einer geist. unsterblichen Seele erwiesen, Augsburg 1784; Epistola apologetica Roma monachium occasione recensiti libri et in causa illuminatismi Bavarici, Rom 1791. L ADB XXXV 503 ff.; Baader, Baiem 354 ff. (W); Prantl I 664 f., II 513; Lindner I 67 f. (W); Müller 208 u. ö. W. Müller
Frohn, Konrad, * 2. 6. t 10. I. 1829 Landshut.
1752 Düsseldorf,
V Bartholomäus, t 17. 4. 1783, M Maria Theresia Deusterwalds.
F. studierte in Göttingen, ging 1788 als Privatsekretär mit dem Reichsgrafen Karl Heinrich Joseph von Sickingen, dem kurpfalzbayer. Gesandten am französischen Hof, auf Reisen und privatisierte im Anschluß daran zunächst in Wien, 1795-1800 in München. 180l wurde F. o. Prof. für Staatswirtschaft und politische Rechenkunst an der Univ. Landshut. Am I. 6. 1801 wurde ihm zudem der Grad eines Dr. phi!. verliehen. Als die Univ. 1826 nach München verlegt wurde, trat F. wegen gesundheitlicher Probleme in den Ruhestand. - F. war während seiner Münchener und Landshuter Jahre wissenschaftlich ausschließlich auf dem Gebiet der Nationalökonomie tätig. In seinen Arbeiten, von denen das 1822 erschienene "Handbuch der baier. Nationalökonomie" hervorzuheben ist, vertrat er die gemäßigt liberalen Vorstellungen der Spätaufklärung, ohne dabei dezidiert eigene Ideen zu entwickeln. Q BayHStAM, Mlnn 81341; UAM, E 11 83. W Entwurf einer Hypothekencasse für Baiern, München 1799; Ueber Baiems Reichthümer und die Mittel sie zu vermehren, München 1800; Altes und neues Handelssystem in Baiern, München 1801; Handbuch der baier. Nationalökonomie, München 1822. L ADB VIII 135 f.; DBA; Baader, Baiem I 356; Neuer Nekrolog VII; Prant! 11 523 f.; Böhme, Prof. der phi\. Fak. 34 ff. (W); Buzas·Resch VII 20; Beckenbauer 137. W. Piereth
Froidevaux, Petrus, SJ, * 8. 12. 1695 Les Breuleux (Schweiz), t 24. 4. 1773 München. Nach ersten Studien in Porrentruy trat F. am 9. 10. 1715 in Landsberg ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Nach phi!. Studien an der Univ. Ingolstadt und dem Erhalt der niederen Weihen am 4. 6. 1718 in Eichstätt hielt sich F. 1720-23 im Ordenskolleg Porrrentruy auf. 1723-27 absolvierte er in Ingolstadt das Studium der Theo!. Nach der Priesterweihe in Eichstätt am 7. 6. 1727 besuchte F. 1727/28 das Tertiat in Altötting und wurde anschließend vom Orden 1728/29 in Rottenburg und 1729/30 in Feldkirch als Prof. für Logik eingesetzt. Anschließend hielt er 1730-33 in Dillingen den dreijährigen Phi!.kurs und legte am 2. 2. 1733 Profeß ab. In der Folgezeit gehörte F. 1733-36 der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Physik an. Nach theo!. Lehrtätigkeit in Luzern 1736-38 und dem Erwerb des Dr. theo!. lehrte F. 1738-44 an der Univ. Dillingen scholastische Theo!. Anschließend versah er zahlreiche Ordensämter: Er war Rektor der Jesuitenkollegien Fribourg (1745-49), Dillingen (1749-52, zugleich Rektor der Univ.), Solothurn (1756-59, zuvor 1755/56 Vizerektor), Rottenburg (175962) und Trient (1762-65), ferner war er Instruktor für die Absolventen des 3. Probejahres in Ebersberg (1752-54) und Altötting (1766/67), schließlich war er am Münchner Kolleg 176773 als Praefectus spiritualis tätig. In der Zeit seines Dillinger Rektorates kam es 1751 zur Errichtung eines vielbeachteten "Armarium mathematico-physico". Zwischenzeitlich, 1754/ 55, war F. in Ellwangen als Beichtvater und Erzieher des Prinzen Franz Karl von Hohenlohe-Schillingfürst, des späteren Bischofs von Augsburg, tätig. L Prant! I 542; Romstöck 100; Specht, Rektoren 82 f.; Specht 276 f. u. ö.; Schaff 153; Ger! 122; Strobel 199; Böhme, Prof. der phi\. Fak. 36 f. W. Müller
Fromont, Karl, golstadt.
*
wohl Paris,
t
5. 11. 1476 In-
F. wurde im Gründungsjahr der Univ. von auswärts auf die zweite KanonistensteIle o. berufen (Matrikeleintrag vom 22. 3. 1472) und vom Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau zum ersten Vizekanzler der Univ. ernannt. Seine in den Matrikeln nicht nachweisbare Bezeichnung als Parisiensis läßt sich angeblich auf seinen Geburtsort zurückführen; wahrscheinlicher erscheint ein Studium in Paris. F., dessen jur. Grad in den Ingolstädter Matrikeln unterschiedlich angeben ist (Dr. legum, Dr. iurium, Dr. utriusque iuris), dürfte entscheidend an der Gründung der jur. Fak. mitgewirkt ha-
Fromont - Fuchs ben. Neben seiner Lehrtätigkeit, einer nachmittäglichen Vorlesung zur Kanonistik (Lectura novorum iurium pontificalium I), verpflichtete sich F. als Rat im nahen Pfalz-Neuburg. Sein parteiisches Verhalten im Wegestreit führte 1476 zu einer Beschwerde von fast 50 Bakkalaren der Artistenfak. ("via moderna") und, auf Betreiben des Herzogs, zu einer bischöflichen Ermahnung. Q BayHStAM, Gerichtsurkunden Ingolstadt Fasz. 22 Nr.419.
L Prantl I 34 u. Ö., II 73; Seifert 73 u. ö.; Seifert, Statuten 31 f. u. ö.; Wolff 20 u. Ö. I. Baumgärtner
Fuchs, Johann Nepomuk (von), * 15. 5. 1774 Mattenzell (Oberpfalz), t 5. 3. 1856 München, kath., CD 1810 Francisca Fahrmbacher. V Johann Georg, Bauer, M Margaretha Bliemblin.
F. entstammte einer wenig begüterten Bauern-
familie. Nachdem er 1791-94 zur Vorbereitung auf den geistlichen Beruf das Gymnasium in Regensburg besucht hatte, ermöglichten F. Gönner das von ihm angestrebte Med.studium in Wien. Unter dem Einfluß von Nicolas Joseph von Jacquin und dessen Sohn Joseph Franz von Jacquin wandte er sich dort der Chemie und Mineralogie zu. Nach der med. Promotion in Heidelberg (1803) widmete F. sich ganz chemisch-mineralogischen Studien in Freiberg, Berlin und Paris. Am 20. 11. 1805 erhielt er die Stelle eines Priv.-Doz. für Mineralogie an der Univ. Landshut, am 8. 5. 1807 wurde er dort o. Prof. für Chemie. Seit 1823 wirkte F. in München als Konservator der mineralogischen Sammlungen des bayer. Staates. Als die Landshuter Univ. nach München verlegt wurde, trat F. am 3. 10. 1826 als o. Prof. für Mineralogie erneut in deren Lehrkörper ein. 1835 wurde er zusätzlich zum Oberberg- und Salinenrat ernannt. Seit 1815 gehörte F. der Bayer. Akad. der Wissenschaften an, daneben war er seit 1834 Mitglied der Berliner und seit 1848 der Wiener Akad. sowie seit 1846 der Leopoldina. Sein besonderes Anliegen einer Verbindung von Wissenschaft und Praxis zeigte sich an seiner Mitgliedschaft im Zentralverwaltungsausschuß des "Polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern", den er jahrelang auch als Vorstand leitete. 1852 trat er in den Ruhestand. Für seine Verdienste wurde F. 1849 in den persönlichen und 1852 in den erblichen Adelsstand erhoben. - F. gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Mineralchemie des 19. Jahrhunderts. Bereits in seinen ersten Landshuter Jahren erfand er die sog. Weingeistlampe der Chemiker und verbesserte den Löt-
135
kolben. 1815 erkannte er als erster, daß in Mineralien und auch in künstlich hergestellten chemischen Verbindungen gewisse Bestandteile einander vertreten können, ohne daß die Kristallform sich merklich verändert. Seit 1821 beschäftigte sich F. mit der Entstehung der Porzellanerde und synthetisierte erfolgreich Silikate. Hierbei beobachtete er u. a. den Basenaustausch der Zeolithe und kam zu seiner wohl bekanntesten Entdeckung, der Herstellung von "Wasserglas", dessen praktische Verwertung bis zu seinem Lebensende eines seiner Hauptanliegen war. Nach dem Münchener Theaterbrand von 1823 setzte F. es als Feuerschutzmittel ein. 1855 entwickelte er ein "Stereochemie" genanntes Verfahren, bei dem "Wasserglas" verwendet wurde, um auf Mörtelgrund hergestellte Gemälde wetterbeständig zu machen. Wilhelm von Kaulbach übernahm diese Methode bei der Herstellung seiner Wandgemälde. F. entwikkelte außerdem ein wissenschaftliches Verfahren zur Erzeugung von "hydraulischem Mörtel" (Zement). Durch seine Beobachtungen an der Kieselsäure und ihren Verbindungen lenkte er die Forschung auf das Gebiet der späteren Kolloidchemie. Ihm zu Ehren trägt ein Mineral den Namen Fuchsit. Q BayHStAM, Mlnn 23235; BSB, Fuchsiana (chemische und mineralogische Arbeiten und Entwürfe); UAM, E II 84, E V 4. W Ueber den gegenseitigen Einfluß der Chemie und Mineralogie - eine akad. Rede, München 1824; Gesammelte Schriften, hg. von C. G. Kaiser, München 1856 (P 2). - Zahlreiche Publikationen in Akad.- und Fachzs. L ADB VIII 165-68; NDB V 680; DBA; Gesammelte Schriften, hg. von C. G. Kaiser, München 1856, lXXXVIII (P 2); C. F. P. Martius, Akad. Denkreden, Leipzig 1866, 591-596, Prant! 546; W. Prandtl, Deutsche Chemiker in der ersten Hälfte des 19. Jh., Weinheim 1956, 15-31; Geist und Gestalt III (P 1); BoehmJSpörl, LMU 230 (P 2); Dickerhof 440; Huber 558; Beckenbauer 6 (P 2) u. Ö. P I) Gemälde von J. Bemhardt nach Wilhelm von Kaulbach, Bayer. Akad. der Wissenschaften, München, 2) Stich, UAM. W. Piereth
Fuchs (Fuchsius, Füchse!), Leonhart, * 17. 1. 1501 Wemding, t 10. 5. 1566 Tübingen, CD 1) 1525 (?) Anna Friedberger, t 24. 2. 1563, vier Söhne, sechs Töchter, 2) 25. 6. 1564 Afra Gräter (Grether) aus Schwäbisch Hall, Witwe des Pfarrers Michael Gräter. V Johannes, t 1506, Ratsherr in Wemding, MAnna Dentenorus (Denteni), CO 1490.
Nach dem frühen Tod des Vaters nahmen sich der Großvater Johannes F. und die Mutter der Ausbildung von F. an. Nach dem Schulbesuch
138
Fuchs
lenos-Ausgabe von 1550-54, während die Kommentare zu "De sanitate tuenda" (1541) und "De curatione per sanguinis missionern" (1546) in kritischer Auseinandersetzung mit den Übersetzern und Kommentatoren der ersten, vorwiegend italienischen Phase des Humanismus in der Med. aus der Vorlesungspraxis heraus entstanden. Hierzu ist auch die lateinische Übersetzung einer von ihm nicht als solcher erkannten mittelgriechischen, zu 2642 (nicht 2656) Rezepten erweiterten Bearbeitung des salernitanischen "Antidotarium Nicolai" mit arabistischen Zusätzen zu zählen: "Nicolai Myrepsi Alexandrini medicamentorum opus" (1549). Hier war F. in seiner Sucht nach den griechischen Originalen einem Irrtum des ihm befreundeten Arztes Johannes Agricola aufgesessen, der eine erweiterte Version des "Antidotarium Nicolai" als die vermeintliche Übersetzung einer postulierten griechischen Vorlage angesehen und unter dem erfundenen Beinamen ,,N. Alexandrinus" herausgegeben hatte ("Nicolai Alexandrini liber de compositione medicamentorum", Ingolstadt 1541), von der F. meinte, das Original entdeckt zu haben. Der von ihm mit dem griechischen Begriff für den Salben- und Arzneibereiter (IlvQE1jJ6~) gekennzeichnete, vermeintlich griechische Autor Nikolaos (Myrepsos Alexandrinos) hat dann mit dieser (bisher nicht edierten) "Schrift" in der kommentierten Übersetzung von F. bis tief ins 17. Jahrhundert stark gewirkt. - Eng mit dieser Gruppe zusammen hängen sowohl die Streitschriften gegen jede Form des Arabismus in Med. und Pharmazie, mit denen F. schon früh seinen Ruf als humanistischer Mediziner begründet hatte und die im Falle der Gegnerschaft zu dem für die humanistische Med. in Deutschland durch seine Übersetzungen ähnlich verdienstvollen Arzt Johann Haynpul (Janus Cornarius) sich über mehr als anderthalb Jahrzehnte hinzogen und in "Cornarius furens" (1545) von F. und "Vulpecula catastrophe" (1546) von Haynpul gipfelten, als auch die Unterrichtswerke galenisch-humanistischer, also humoralpathologischer Med. und Pharmazie, von den knappen "Introductiones" und tabellarischen Übersichten "Tabulae sex librorum Galeni de morborum symptomatumque differentiis et causis" (1537) und "Tabu la oculorum morbos comprehendens" (1538, deutsch 1539) bis hin zu den umfangreichen med. und pharmazeutischen Kompendien "aus den Schriften des Hippokrates, Galenos und anderer antiker Mediziner", die durch ihre mehrfachen Auflagen und Nachdrucke auch über den Tod von F. hinaus weite Verbreitung fanden. Die dritte Gruppe bildet das botanische Werk. F. hatte von Anfang an unter Berufung auf Hippokrates die Anwendung pflanzlicher Arzneien gegenüber
den mineralischen und chymiatrischen Mitteln der Araber und Modernisten (Paracelsus) empfohlen. Hieraus erklärt sich einerseits die Nichtbeachtung der Schriften des humanistischen Arztes Georgius Agricola, der mit dem gleichen Ziel das antike Wissen über die ,,Mineralia" für die Med. wiedergewinnen wollte, vor allem aber sein besonderes Interesse an der Identifizierung der von den antiken Autoren verwendeten "Vegetabilia", das ihn zu einem der deutschen "Väter der Botanik" werden ließ, insofern seine Schriften unbewußt die ersten Ansätze zu einer Verselbständigung der Pflanzenkunde als 'allgemeiner' neben der 'speziellen' (nämlich pharmagnostischen) Botanik darstellten. Ziel war jedoch die gegenüber der ersten Phase des Humanismus nicht mehr ausschließlich philologische (worauf sich im wesentlichen die Kritik an Haynpul und später an Pietro Andrea Mattiolis Dioskurides-Kommentar von 1544 bezog), sondern auch praktische Wiedergewinnung der antiken Kenntnisse über die Heilmittel; denn einer sinnvollen Anwendung antiker Rezepturen stand die Unkenntnis der verwendeten Ingredienzien, vorwiegend aus dem Bereich der Pflanzen, entgegen, die weitgehend auf einem heillosen Wirrwarr der Terminologie schon in den antiken Schriften beruhte; und dem wollte F. in erster Linie abhelfen. Zu diesem Zweck löste er die sämtlichen zugänglichen Schriften der Antike entnommenen Nachrichten und Erwähnungen einer Pflanze aus ihrem Zusammenhang und stellte sie nach fachkundiger Diskussion der Zusammengehörigkeit und ergänzt mit eigenen med. Erkenntnissen und Angaben zur apothekarischen Verwendung (einschließlich der offizinalen Bezeichnungen) und zum Anbau zu einheitlich aufgebauten Pflanzenmonographien zusammen, die er seinem Primärzweck entsprechend alphabetisch nach den griechischen Pflanzennamen ordnete (diese Anordnung wurde auch in den deutschen Ausgaben beibehalten, denen zur Orientierung und praktischen Handhabung Register der griechischen, lateinischen und deutschen Namen, aber auch der Bezeichnungen der Krankheiten beigegeben sind). Insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Substituierung der mediterranen durch heimische Pflanzen werden dabei auch "Verwandtschaften" mit anderen Pflanzen angeführt. Der Identifizierung und Gleichsetzung der Pflanzen aus der griechischen Welt mit heimischen "Kräutern" dienen dann neben den Beschreibungen und arzneilichen Indikationen vor allem die beigegebenen künstlerisch und wissenschaftlich hochwertigen ganzseitigen Abbildungen der jeweiligen Pflanze, die für die neuzeitliche wissenschaftliche Botanik wegweisend geworden sind. Durch die Zusammenfassung
Fuchs mehrerer Vegetations- und Fruktifikationsphasen (oder gar "Sorten" wie etwa bei der Kirsche) enthalten sie trotz naturgetreuer Wiedergabe der Details jeweils eine idealisierte und generalisierte Pflanze mit sämtlichen für die Identifikation und Indikation wichtigen Einzelheiten, wobei ein Teil der Auflage sogar jeweils nach den Originalzeichnungen koloriert wurde. Wegen ihrer Kostspieligkeit wurden die Holzstöcke der Abbildungen, die von Heinrich Füllmaurer und Albert Meyer nach lebenden Pflanzen als Vorlagen gezeichnet und auf Holzplatten übertragen sowie von Rudolf Specklin (Speckle) geschnitten wurden (als selbstbewußter Renaissance-Mensch ließ F. sich und seine Künstler im Werk mitabbilden), schon von Michael Isingrin, dem Baseler Verleger von F., mehrmals verwendet, nicht nur die Originale im Folioformat in den 1542 lateinisch erschienenen "Oe historia stirpium commentarii" und in der deutschen Fassung von 1543, dem ,,New Kreüterbuch", sondern auch in stark verkleinerter Form für ein wohlfeiles Taschenbuch ohne die Texte (1545 und 1549 sowie, mit niederländischer Übersetzung des Textes, wohl auch 1545; eine in Basel 1545 bei J. Bebel erschienene Ausgabe enthält die 516 PflanzendarsteIlungen in einer Zwischengröße), obgleich eine ,,Med. für den ungebildeten Laien" nicht den Intentionen von F. entsprach. Die Abbildungen wurden auch schon bald und bis ins 19. Jahrhundert vielenorts mehr oder weniger getreu nachgeschnitten und in verschiedenste Kräuterbücher übernommen. Nach dem Vorbild von F. war bereits Hieronymus Bocks deutsches "New Kreutterbuch von unterscheidt, würckung und namen der Kreutter, so in Teutschen landen wachsen" (1539) in der zweiten Auflage von 1546 - allerdings nur zum geringsten Teil nach den Vorlagen von F. - illustriert worden, nachdem Bock sich entspechenden Wünschen des Verlegers Wendel Rihel bis dahin widersetzt hatte. Unmittelbarer Anlaß für das Kräuterbuch von F. war das Erscheinen des anfangs noch begeistert empfohlenen ersten Bandes von Brunfels' "Herbarum vivae eicones" (1530, zweiter Band 1532) gewesen, dessen Schwächen sowohl auf philologischer Seite als auch im Bereich der Abbildungen ihm im Laufe der Benutzung so deutlich geworden waren, daß er das Werk trotz auch später bezeugter Hochachtung für den Autor schon in der 1532 fertiggestellten zweiten Auflage seiner "Introductio" nicht mehr für das Studium der Simplicia empfahl, sondern bereits ein eigenes Kräuterbuch zu erarbeiten begann. Die Abbildungen waren bei Brunfels zwar erstmals wirklich naturgetreu (einschließlich der Wiedergabe von Defekten der Vorlagen), aber gerade wegen ihrer Individualität über den Gesamthabitus hinaus weni-
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ger zu Identifizierungen geeignet. F. bestimmte erstmals selbst, was die Abbildungen zu enthalten hätten, um ihrem Zweck genügen zu können. 1538 waren vom ersten Band seines Werkes 350 Pflanzenmonographien einschließlich der Farbzeichnungen fertiggestellt; und als dann 1539 auf Drängen Brunfels' endlich Bocks deutsches Kräuterbuch erschien, schlug der anfängliche, aber nicht nur wegen der fehlenden Abbildungen unbegründete Schock in Bemühungen um eine rasche Drucklegung des fertiggestellten Teiles mit 500 Monographien um, die dann auch drucktechnisch höchsten Ansprüchen genügte (der Preis für das einbändige Werk betrug immerhin 15 Gulden). Ein finanzieller Erfolg war das Werk aber weder für den Verleger (Isingrin verkaufte die auf seine Kosten verkleinerten Holzstöcke an den Pariser Buchdrucker Jacques Gazeau, der damit französische Übersetzungen ausstattete und sie auch dem Verleger Arnould Byrkrnan zur Verfügung stellte) noch für den Autor; und für die spätere, in drei Bände geteilte Neubearbeitung (bereits für die deutsche Ausgabe war der Text bearbeitet und unter Berücksichtigung des Buchs von Bock erweitert worden) - der anfangs nur für neuaufgenommene Pflanzen vorgesehene zweite Band war spätestens 1550 abgeschlossen, den dritten begann er im Frühjahr 1557 zu bearbeiten - fand F. trotz intensiver Bemühungen dann weder einen Geldgeber noch einen Verleger; auch die Bemühungen seines Sohnes Friedrich blieben erfolglos. Dieses Manuskript ist vollständig erhalten (als dritter Maler neben Meyer und Füllmaurer signierte hier Jörg Ziegler); von den Holzstöcken haben wegen falscher Werteinschätzung seitens der Univ.bibliothek bzw. des Botanischen Instituts der Univ. Tübingen allerdings lediglich 23 die Zeiten überdauert. - Das Neue gegenüber älteren Kräuterbüchern beschrieb F. bereits im Titel der deutschen Fassung, die speziell für die nicht-akad. Apotheker und als eine Art Hausarzneibuch für Laien gedacht war und für diese wichtige Angaben heraushob, dagegen die philologischen Auseinandersetzungen unterdrückte: ,,Neues Kräuterbuch, in dem nicht nur das gesamte Wissen - Namen, Gestalt, Ort und Zeit des Vorkommens, Eigenarten, Wirkstoffe und Heilkraft - über die meisten in Deutschland und anderen Ländern wachsenden Pflanzen dargelegt wird, sondern auch deren Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüten, Samen, Früchte und der Gesamthabitus kunstvoll und naturgetreu wiedergegeben werden". Damit erneuerte er das in den Originalschriften verstreute arzneikundlich-botanische Wissen der Griechen und stellte es erstmals systematisch auf eine wissenschaftliche Grundlage, wenn diese auch noch die der Humoralpathologie war. Den Neu-
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Fuchs - Gabler
ling, L. F. and His Cornrnentaries on Galen, in: Med.historisches Journal 24 (1989) 42-47.; Killy IV 55 f.; P. H. Kahr, Zum 450jährigen Jubiläum des .. New Kreüterbuch" von L. F., in: Pharmazeutische Zeitung 138 (1993) 9-14 (P I, 3); F. Krafft, Agricola und die Pharmazie, in: Geschichte der Pharmazie (DAZ-Beilagel 46 (1994) 25-31. P 1) Ölgemälde von unbekanntem Maler (1525), The Art Institute of Chicago, 2) Ölgemälde von H. Füllmau-
rer (1541), Schloßmuseum Stuttgart, Kopie Univ. Tübingen, 3) Holzschnitt, Ganzbild (.. aetatis suae anno XLI"), in: L. F., De historia stirpium commentarii, 1542,4) Holzschnitt, Ganzbild (.. seines alters im XLI!. Jar"), New Kreüterbuch 1543, 5) Porträtstich (..aetatis 65"), in: L. F., Opera omnia, Bd. I, 1566. - Siehe auch Washington, Library of the Surgeon-General's Office, Nr. 19,200,226. F. Krafft
G (Siehe auch unter K)
Gabler, Matthias, SJ,
t 30. 3.1805 Wemding.
*
24. 2. 1736 Spalt,
V Johann Georg, Kupferschmied, M Eva Ludwig, Tochter eines Ratsherrn.
G. trat am 20. 9. 1754 das Noviziat bei den Jesuiten in Landsberg an, studierte 1757-59 an der Univ. Ingolstadt Phi!. und anschließend in Dillingen Theo!. 1770-81 war G. Prof. für Phi!. und Physik an der Univ. Ingolstadt. Nach seiner Entlassung wurde er 1782 Stadtpfarrer zu Wemding. 1776-98 stand er in vertrauter Korrespondenz mit Johann Kaspar von Lippert, der ihm auch seinen Sohn 1785-87 zur Erziehung anvertraute. G. war Mitglied der Akad. der Wissenschaften zu Erfurt und der Gelehrten Gesellschaft zu Jena. - Seine wissenschaftliche Bedeutung läßt sich an seinen zwei Hauptwerken ablesen, die beide im Grunde denselben Charakter haben, seine als umfassendes Lehrbuch der Physik gedachte "Naturlehre" und die Spezialarbeit über den Magneten. Hier wie dort faßt er das gesamte damalige Wissen zusammen, ohne mit eigenen Experimenten in Neuland vorzustoßen. In seinem Lehrbuch stellt er allerdings die bekannten Experimente und Beobachtungen vor und leitet zu ihrer Nachahmung an, auch zeichnet er die gängigen Theorien nach. Er kennt die großen Namen der Zeit, von Herman Boerhaave bis Joseph Priestley und Carl Wilhelm Scheele, bleibt aber bei der Annahme von vier Elementen und hält, wenngleich nicht ohne Zweifel zu äußern, wie die überwiegende Mehrheit der deutschen Naturwissenschaftler, arn Phlogiston fest. Immerhin kennt er bereits die biologischen Implikationen, mit denen bei der Wirkung von Licht, Luft,
Wärme und Wasser zu rechnen ist. In seiner Theorie des Magneten formuliert er sogar, ein Vorläufer von Charles Augustin de Coulomb, ein allgemeines Gesetz für die Wirkung magnetischer Kräfte; wertvolle Anregungen enthält auch seine Theorie über die Fernwirkung von Magneten, die später Michael Faraday abschloß. Eigene, keine Ergebnisse von Gewicht zeitigende Experimente beschreibt er in seiner Schrift von 1773. Sein Antrag auf Zuwahl unter die Mitglieder der Bayer. Akad. der Wissenschaften scheiterte, da er sich 1775 für den Wunderheiler Johann Joseph Gaßner einsetzte, den die führenden Mitglieder der Akad. ablehnten. In Wemding beschäftigte er sich nicht mehr mit wissenschaftlicher Forschung. Q R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat Joh. Cas-
par v. Lippert in den Jahren 1758-1800, in: OA 96 (1972) 104-35 (Briefe an Lippert).
W De vasis capillaribus, Ingolstadt 1773; Naturlehre, 5 Tle., München 1776-79; Theoria magnetis, Ingolstadt 1781. L DBA; Baader, Baiern 359 ff. (W); Prant! I 613 u. Ö., I! 515; Sommervogel III 1078 (W); Schaff 185 ff. u. ö.; H. Graßl, Aufbruch zur Romantik. Bayerns Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte 1765-1785, München 1968,92 ff. u. ö.; Gerl 126; Hammermayer, Akad. I! 51 u. ö.; Ders., Ingolstadt 102 u. ö.; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 35; Ders., Johann Michael Sailer als Naturforscher, in: Kirche, Staat und kath. Wissenschaft. Festschrift für H. Raab, hg. von A. PortmannTingeley, Paderborn 1988, 195 ff.; Ders., Johann Kaspar von Lippert im Spiegel seiner Korrespondenten, in: Staat, Kultur, Politik in der Neuzeit. Festschrift für D. Albrecht, hg. von W. BeckerlW. Chrobak, Kallmünz 1992, 146 ff.; Müller 80 u. ö.; HdBG I! 1157. A. Kraus
Gadennann - Gailkircher Gadermann, Joseph, tAmberg 2. 5. 1857.
*
22. 2. 1796 Passau,
V Müller.
G. besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt, ehe er sich am 5. 11. 1814 an der Univ. Landshut immatrikulierte. Er studierte zunächst ein Jahr in der phi!. und anschließend drei Jahre in der med. Fak. Mit der Diss. "Oe cauterio actuali" wurde er schließlich am 1. 9. 1818 zum Dr. der Med. promoviert. Nur etwas mehr als ein Jahr später, am 31. 10. 1819, stellte die med. Fak. G. als anatomischen Prosector an. In dieser Funktion hielt er seit dem SoSe 1820 Sezierübungen ab. Im WiSe 1820/21 bot er zusätzlich noch "Theoretischen und praktischen Unterricht über gerichtliche Leichenöffnungen" an. Nachdem G., der 1821 einen Ruf als Prof. der Anatomie nach Bern ausgeschlagen haben soll, auf diese Weise seine Fähigkeiten mehrere Jahre unter Beweis gestellt hatte, wurde er am 24. 2. 1822 von der bayer. Regierung zum Priv.-Doz. ernannt. Seine Stelle als Prosector, die ihm 400 Gulden eintrug, behielt er bei. G. trug deshalb auch weiterhin mit Sezierübungen und Veranstaltungen über forensische Anatomie zum Lehrangebot der med. Fak. bei. Seit dem WiSe 1822/23 übernahm er für zwei Jahre zusätzlich die Vorlesungen des verstorbenen J0hann Nepomuk Feiler über Geburtshilfe, Frauenkrankheiten und Diätetik. Außerdem wurde er vom provisorischen Direktor der Entbindungsanstalt Martin Münz zu schwierigen Operationen herangezogen. Anfang 1824 bewarb er sich um die ao. Professur für theoretische und praktische Geburtshilfe sowie um die Vorstandschaft des geburtshilflichen Seminars an der Univ. Landshut. An Stelle der Professur erhielt er jedoch nur eine jährliche Zulage von 50 Gulden zu seinem bisherigen Gehalt, verbunden mit der Auflage, in Zukunft auch an der Bearbeitung der zootomischen Präparate der Univ. mitzuwirken. Ende 1824 bemühte er sich - wiederum erfolglos - um die Professur der Geburtshilfe an der Univ. Erlangen, die wegen der Weigerung Franz Reisingers, sich nach Erlangen versetzen zu lassen, seit längerem vakant war. Angesichts dieser fehlgeschlagenen Versuche, an der Univ. festen Fuß zu fassen, bewarb sich G., der neben seiner Lehrtätigkeit in Landshut auch eine Privatpraxis unterhielt, von nun an auch um Physikatsstellen. Tatsächlich ernannte ihn die bayer. Regierung bereits am 24. 7. 1825 zum Landgerichtsarzt in Lauenstein. Von dort wechselte er am 21. 12. 1827 in gleicher Funktion nach Tirschenreuth. An diesem Ort wirkte er bis zu einem Schlaganfall im Juli 1853, der ihn zur Aufgabe seines Postens zwang. Seine letzten Lebensjahre verbrachte G., dem König Maximilian 11. 1852 für sein
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Wirken als Landgerichtsarzt noch den Michaelsorden Erster Klasse verliehen hatte, als Privatier in Amberg. Von seinen wenigen Werken verdient vor allem das 1840 erschienene Buch "Practische Anweisung zu solchen gerichtlich-med. Untersuchungen welche lebende Personen betreffen" Beachtung, das als Leitfaden für die praktische Arbeit von Gerichtsärzten und Juristen konzipiert war. Q BayHStAM, Mlnn 2369l. W Ueber den Bruch durch das Hüftbeinloch, nebst einem seltenen Falle hierüber, Landshut 1823; Practische Anweisung zu solchen gerichtlich-med. Untersuchungen welche lebende Personen betreffen. Für Aerzte und Rechtsgelehrte, Erlangen 1840,21849. L DBA N. F.; Perrnaneder 366 u. ö.; Prant! I 716, II 522; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte III 652; G. Werk, Die Personalbibliographien der Mitglieder des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen 1970,77 f. (W); Matrikel LMU. M. Schaich
Gailkircher (Gaylenkhircher, Geilkirchner) zu Neuhausen und Kemnathen, Johannes, * 1543 Geilenkirchen bei Jülich, t zweite Jahreshälfte 1621 München, CD 1) 13. 2. 1577 Anna Reisacher, t Ende April 1579, 2) nach dem 18. 10. 1600 Barbara Lerchenfeld, verwitwete Ridler.
G. immatrikulierte sich am 4. 11. 1566 an der Univ. Ingolstadt zum Rechtsstudium, das er 1569 in Padua fortsetzte und am 26. 1. 1573 in Siena mit der Promotion zum Dr. iur. utr. abschloß. Im selben Jahr trat er als Hofadvokat in die Dienste des Erzherzogs Ferdinand von Tirol in Innsbruck ein. 1575 wurde G. an die Univ. Ingolstadt berufen, wo er seit August als o. Prof. die Institutionen und extraordinarie den Kodex lehrte. Für das SoSe 1576 wurde er zum Rektor, für das darauffolgende WiSe zum Prorektor eines Adelsrektors gewählt. 1577 heiratete er die Tochter des früheren Prof. an der Ingolstädter Artistenfak. und nunmehrigen Regierungsrats in Burghausen, Sebastian Reisacher. Im Oktober 1579 gab G. seine Professur auf und nahm ein finanziell aussichtsreicheres Angebot der Familie Fugger und des Stadtmagistrats von Augsburg an, als dessen Syndikus er bis 1587 wirkte. In dieser Funktion vertrat er beim Kalenderstreit 1586/87 die Reichsstadt am Reichshofrat in Prag und war Augsburger Gesandter auf den Bundestagen des Landsberger Bundes, wo er reichspolitische Erfahrungen sammeln konnte. 1579/80 führte G. im Auftrag des bayer. Herzogs Verhandlungen mit dem italienischen Rechtsgelehrten Celso Bargagli und dem bedeutenden französischen Juristen
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Gebhard - Gerwig
G. hatte möglicherweise in Mindelheim das Gymnasium besucht und war am 13.9. 1759 in den Jesuitenorden eingetreten. Nach dem zweijährigen Noviziat studierte er 1761/62 in Neuburg a.d.D. Rhetorik und 1762-65 Phi!. am Jesuitenkolleg in Ingolstadt, wo er sich 1762 an der Univ. immatrikulierte. Im Rahmen des Magisteriums unterrichtete er 1765-68 in Landshut. Ab 1768 studierte er Theo!. in Ingolstadt, wo er sich 1770 an der Univ. einschrieb. Er gehörte bis zur Aufhebung des Ordens 1773 dem Ingolstädter Jesuitenkolleg an. 1777-81 lehrte er als Prof. an der Univ. geistliche Beredsamkeit und unterrichtete gleichzeitig am akad. Gymnasium. Wissenschaftlich trat G. nicht hervor. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz, S1, München, Mscr. VI 18, Mscr. VI 38, Mscr. XI 44, Mscr. XI 26/47, Mscr. XVII 12; BayHStAM, 1esuiten 1951; Stadtpfarramt St. Stephan, Mindelheim; UAM, E I 7 b.
L Permaneder 3 u. ö.; Prantl I 663; Gerl 131; Müller 137. S. Hofmann
Gebhard, Leonhard, t 1547 Augsburg, CD 1543 Anna Spinnerin, * Augsburg.
G., der als seinen Herkunftsort Kösching angab, immatrikulierte sich am 3. 4. 1526 an der Univ. Ingolstadt, wo er sich sein Studium als Kantor am Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau finanziert zu haben scheint. Im April 1529 promovierte er zum artistischen Bakkalar, im Januar 1531 zum Magister. Am 9. 3. 1531 wurde G. ins Gremium der Fak. aufgenommen, verdiente sich aber wohl seinen Unterhalt als Privatpräzeptor. So bewarb er sich am 5. 7. 1531 vergebens um die Lektur für Dialektik nach Petrus Hispanus. Dafür bestallte man G. aber zu einem unbestimmten Zeitpunkt mit der Lektur für aristotelische Logik, die er bis zum 13. 2. 1534 innehatte, als er Ingolstadt mit unbekanntem Ziel verließ. Erst im Frühjahr 1536 kehrte er zurück. Vermutlich erhielt er sogleich die fak.eigene Poetiklektur, die er am 27. 9. 1542 mit der Lektur für Dialektik nach Johannes Caesarius vertauschte. Außerdem lehrte G. seit 13. 10. 1538 Grammatik am Pädagogium. Die falsche Angabe Johann Nepomuk Mederers, G. sei 1533 "novus latinarum literarum professor" geworden, könnte aus dieser späteren Tätigkeit abgeleitet sein. Während der acht Jahre seines zweiten Aufenthalts in Ingolstadt übernahm G. zweimal das Dekanat der Artistenfak. (SoSe 1537, WiSe 1538/39), häufig gehörte er ihrer Senatsfraktion an. Im SoSe 1542 fungierte er als Vizerektor der Univ. Zwar ist für G. kein Studium an einer höheren Fak. nachweisbar, doch darf er auch nicht als professioneller Magister, der das artistische
Lehramt als Lebensaufgabe verstand, betrachtet werden. Bei seiner Ausrichtung auf Logik und Rhetorik wäre ein jur. Studium am wahrscheinlichsten. Nachdem er 1543 geheiratet hatte, verließ G. Ende 1544 Ingolstadt, anscheinend in Richtung Augsburg, wo er nach Mederers Angaben 1547 verstarb. Werke von ihm sind nicht bekannt. Q UAM, D III 6, D III 7, GG III/22, 0 IV 1,0 IV 2. L [An.] Epithalamia in nuptias ... L. G. Caesariensis et Reginae Spinnerin Augustanae conscripta, Ingolstadt 1543; Mederer I 129 u. ö.; Prantl I 212; Seifert, Statuten 489 f.; Seifert 143 f.; Schöner 383 ff. C. Schöner
Gerick (Gerich, Gierick), Adam, t 7. 7.1632 Ingolstadt.
*
Preußen,
G., Kanonikus und Dekan des Kollegialstiftes Unserer Lieben Frau in Ratibor (Oberschlesien), nahm 1597, gefördert durch den Schatzmeister des polnischen Königs, das Studium der Theo!. in Ingolstadt auf. Unmittelbar nach der Promotion durch Petrus Stevart am 16. 11. 1605 wurde er auf Anordnung des bayer. Kurfürsten Maximilian I. auf die neueingerichtete - hierin dem Freiburger Beispiel folgend - eigenständige Professur für Kontroverstheo!. berufen. Am 12. 12. 1605 hielt er eine programmatische Antrittsrede mit dem Titel "De necessitate et utilitate studii controversiam fidei". Am 10. 9. 1608 wurde ihm vom Bischof von Eichstätt das Prokanzleramt der Univ. übertragen. Als er schließlich 1612 zum Generalvikar des Bistums ernannt wurde, gab G., der der Univ. im SoSe 1606, SoSe 1608, WiSe 1608, WiSe 1610 und SoSe 1611 als Rektor vorgestanden hatte, seinen Lehrstuhl an Leo Menzel ab. G. erfüllte das Vikariatsamt 13 Jahre lang. 1625 kehrte als Privatmann in seine Wahlheimat Ingolstadt zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte. Q BSB, clm 1381 (1. A. Oefele, Elogia theologorum illustrium Ingolstadiensium ex auditorio theologico descripta, 1736); DAE, u 776, GL 1479, 6, 1482 I 16; UAM, GG III/Il Ir. W Theses de santae eucharistiae sacramento, Ingolstadt 1599. L DBA; Mederer II 181 u. ö.; Prantl I 358, 406; Matrikel LMU; Kausch 69 u. ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Gerwig (Gerwigg), Lorenz, SJ, * 9. 8. 1626 Rettenberg (Allgäu), t 22. 12. 1681 Landshut.
G. trat der Gesellschaft Jesu in Landsberg am 15. 9. 1643 bei. Nach dem Noviziat nahm er 1645 das Studium der Phi!. in Ingolstadt auf. Nach Beendigung seiner Studien las er 1666-
Gerwig - Giffen 68 an der Univ. von Freiburg i.Br. Kontroverstheol.; in diesem Zeitraum bekleidete er dreimal das Dekanat der theol. Fak. In den drei folgenden Jahren lehrte er scholastische Theol. in Dillingen, dozierte sodann von Oktober 1671 an kurzzeitig Moraltheol. am Münchener Kolleg, ehe er eine Professur in demselben Fach an der Univ. Ingolstadt annahm. Zwischen 1672 und 1676 war er zweimal Dekan der theol. Fak. Über sein weiteres Schicksal ist nichts überliefert. - G. hinterließ eine Reihe von Traktaten, in denen er patristische und mittelalterliche Theologen als Gewährsmänner seiner kontroverstheol. Positionen heranzog. Q DAE, B 186; UAM, GG IIUII 11. W Quaestio theologica de peccatis (Praes.; Resp.: A. Manz), Freiburg LBr. 1668; Duplex demonstratio theologica, altera ad mentem SS. Augustini et Anselmi adversus atheos demonstrans apriori Deum esse. Altera adversus modernos sectarios (Praes.; Resp.: G. Rauscher), Augsburg 1678. L DBA; Mederer III 1; Sommervogel III 1362 f., IX 409, XII (W); Romstöck 100 ff. (W); Specht 283 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 136; Kurrus 11 58 f. u. Ö. K. FaußnerIR. Larsson-Folger
Giffen (Giphanius, Gifanius), Hubert (Obertus, Hubrecht) van, * 1534 Buren (Geldern), t 26. 7. 1604 Prag, CD 1) 1573/74 Anna Margareta Marbach, t 1575/76,2) 18. 10. 1583 Justina Oelhafen von und zu Schöllenbach, * 3.7. 1556 Nürnberg, t 4. 2. 1612 Ingolstadt, D Ingolstadt.
Aus einer reformierten Familie stammend, studierte G. an den artistischen und jur. Fak. der renommierten Univ. Löwen (ab 1555), Orleans (seit 1560), Bourges (nach 1562), Paris und wieder Orleans (seit 1566), u. a. bei dem bedeutenden französischen Rechtsgelehrten und Vertreter des "mos gallicus", Jacques Cujak. Bereits während des Studiums trat er 1565 mit einer Lukrez-Ausgabe an die Öffentlichkeit und machte sich mit der Gründung einer Bibliothek für die Studenten der deutschen Nation an der Univ. Orleans einen Namen. Nach der Promotion zum Dr. beider Rechte in Orleans 1567 begleitete er den französischen Gesandten Paul de Foix nach Italien, wo er bei dieser Gelegenheit und bei späteren Reisen ausgedehnte Studien u. a. in den Bibliotheken und Sammlungen von Venedig, Florenz und Genua betrieb. Frühzeitig trat er in freundschaftlichen Kontakt mit führenden humanistischen Gelehrten wie Hugo Blotius, Johannes Crato von Krafftheim, Hubert Languet, Justus Lipsius, Thomas Rehdiger, Joseph Justus Scaliger und Carlo Sigonio. Nachdem Bewerbungen auf Professuren an der Univ. Heidelberg 1569 ebenso gescheitert waren wie seine 1570 unter10*
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nommenen Versuche, auf eine Ratsstelle zu gelangen, wurde G. im Juni 1570 an die Univ. Straßburg berufen, wo er zunächst Ethik lehrte und seit 1573 zusätzlich eine zivilrechtliche Lektur übernahm. In den Streitigkeiten zwischen den Lutheranern um den Theologen Johannes Marbach, dessen Tochter er 1573/74 heiratete, und den Reformierten um Johannes Sturm bezog G. Stellung gegen die Calvinisten und konvertierte in der Folge zum Luthertum. Nach dem Tod seiner ersten Frau verschlechterte sich jedoch das Verhältnis zu seinem Schwiegervater, so daß G. in Straßburg zunehmend isoliert war. 1575 geriet er wegen des Verdachts der Beteiligung an einer publizistischen Hetzkampagne gegen die kaiserliche Familie einige Monate in Untersuchungshaft, doch konnte seine unmittelbare Urheberschaft nicht bewiesen werden. Außerdem verwandte sich auf Betreiben des Blotius der kaiserliche Leibarzt Johannes Crato für G., der daraufhin freigelassen wurde. Am 26. 1. 1583 wechselte G., der sich weit über Straßburg hinaus ein großes Ansehen als vielseitiger Gelehrter erworben hatte, an die Akad. in Altdorf, wo er Zivilrecht und in der artistischen Fak. Ethik las, private Unterrichtsstunden gab und Disputationsübungen durchführte. Außerdem war er als Rechtsberater und Gutachter für den Stadtmagistrat von Nürnberg tätig, vor allem in Hochschulangelegenheiten. Insbesondere setzte er sich für eine bessere Ausstattung der Akad. und die Anstellung qualifizierter Hochschullehrer ein. Im Sommer 1588 konnte mit der Berufung des Hugues Doneau, den G. von Aufenthalten in Bourges und Heidelberg her kannte, ein Rechtsgelehrter von internationalem Rang und Hauptvertreter des "mos gallicus" für die Akad. gewonnen werden. Doch geriet G. mit diesem noch im selben Jahr in einen Streit um die Führungsposition an der jur. Fak. und um den Einfluß beim Stadtmagistrat, der schließlich in persönlichen Anfeindungen und einer Parteibildung unter den Studenten eskalierte. G. verlor dabei die Unterstützung seitens der Hochschule und der Kuratoren. So wurde 1588 seine private Lehrtätigkeit eingeschränkt. Außerdem kam es zu einem Konflikt mit Doneau um die Gutachtertätigkeit von G. Nachdem G., der seit 1583 mit der Tochter des ehemaligen Nürnberger Stadtrichters Johann Oelhafen von und zu Schöllenbach verheiratet war, Angebote der Univ. Leipzig sowie 1589 der Univ. Heidelberg aus familiären Gründen ausgeschlagen hatte, verhandelte er seit Dezember 1589 über einen Ruf auf eine Zivilrechtsprofessur an der bayer. Landesuniv. Nach dem erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen zog er im August 1590 gemeinsam mit einer Gruppe von Studenten nach Ingolstadt, wo er sich am 13. 9. 1590
Giffen - Gönner schaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. Aalen 1978, 405-14 u. ö.; C. Bursian, Geschichte der classisehen Philologie in Deutschland von den Anfangen bis zur Gegenwart, München-Leipzig 1883, 220 u. ö.; G. Mollat (Hg.), O. G. ad Wilhelmum landgravium Hassiae epistolae XXXVII. Oe 1571-77, Leipzig 1885; Matrikel LMU; O. von Gschließer, Der Reichshofrat. Bedeutung und Verfassung, Schicksal und Besetzung einer obersten Reichsbehörde von 1559 bis 1806, Wien 1942, 170 f. u. ö.; R. D. Dekkers, Bibliotheca belgica iuridica. Een biografisch overzicht der rechtsgeleerdheit in de Nederlanden van de vroegste tijden af tot 1800, Brüssel 1951, 61 f. (W); G. Mummenhoff, Die Juristenfak. Altdorf in den ersten fünf Jahrzehnten ihres Bestehens 1576-1626, Diss. Erlangen 1958, 61-71 u. ö.; H. Schneppen, Niederländische Univ. und deutsches Geistesleben. Von der Gründung der Univ. Leiden bis ins späte 18. Jh., Münster 1960, 118 u. ö.; H. Kunstmann, Die Nürnberger Univ. Altdorf und Böhmen. Beiträge zur Erforschung der Ostbeziehungen deutscher Univ., Köln-Graz 1963, 35 u. ö.; H. Liermann, Die Altdorfer Juristen. Ein Beitrag zur Geschichte des Juristenstandes, in: F. Elsener/W. H. Ruoff (Hg.), Festschrift Karl Siegfried Bader. Rechtsgeschichte, Rechtssprache, Rechtsarchäologie, Rechtliche Volkskunde, Zürich u. a. 1965,267-80; Ders., Juristen in Altdorf. Ein Beitrag zur Geschichte des Juristenstandes, in: H. C. Recktenwald (Hg.), Gelehrte der Univ. Altdorf, Nürnberg 1966,65 f.; Biographisch woordenboek der Nederlanden, Bd. 3, Amsterdam 1969,54 f.; K. F. von Frank, Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die österreichischen Erblande bis 1806, Bd. 2, Senftenegg 1970, 93; H. E. Troje, Die europäische Rechtsliteratur unter dem Einfluß des Humanismus, in: lus Commune 3 (\970) 47 f.; BoehmlSpörl, LMU 153 (P); Seifert 460 f. u. ö.; Wolff 134 f. u. ö.; Neumaier 56 f. u. ö.; A. Schindling, Humanistische Hochschule und Freie Reichsstadt. Gymnasium und Akad. in Straßburg 1538-1621, Wiesbaden 1977, 301 ff. u. ö.; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh, Baden-Baden 1977, 315 u. ö.; A. Grafton, Joseph Scaliger. A Study in the History of Classical Scholarship, Bd. I, Oxford 1983, 148 u. ö.; C. L. Heesakkers, Le procurateur O. G., in: Bulletin de la Societe arcbeologique et historique de l'Orleanais NS 9, 68 (\985) 133-53; M. Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. I, München 1988,98 u. ö.; Schöner 456 f.; M. Ahsmann, H. G., in: M. Stolleis (Hg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zum 20. Jh., München 1995,236 f. P Kupferstich von W. P. Kilian, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstichkabinett, Stadtarchiv Ingolstadt, Univ.bibliothek Erlangen. A. Edel
* 23. t 2. 7. 1708 Rottenburg.
Glettle, Ignaz, SJ,
12. 1656 Augsburg,
Die Biographie von G. ist bislang nur unzulänglich dokumentiert. Nach den vorliegenden Informationen trat G., der wohl mit dem 1706 zum Protestantismus übergetretenen Jesuiten Paul G. verwandt war, am 31. 7. 1676 dem Jesuitenorden bei und studierte an der Univ. In-
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golstadt Theol. In diese Zeit dürfte auch die sukzessive Verleihung der drei höheren Weihen am 8.3., 29.3. und 7. 6. 1686 fallen. 1691 ist er dann als Prof. der Ethik an der Univ. Ingolstadt nachgewiesen. Von einem unbekannten Zeitpunkt an bis 1699 hielt sich G. in Ellwangen auf, ohne daß näheres über seine Tätigkeit bekannt wäre. Anschließend lehrte er seit 7. 10. 1699 Kontroverstheol. in Eichstätt. Von dort wechselte er im Oktober 1703 als Beichtvater an das Ordenshaus in Altötting, wo sich seine Spur verliert. L Prantl I 506; Romstöck 104; Gerl 139; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 86. M. Schaich
Nikolaus Thaddäus (von), 18. 12. 1764 Bamberg, t 18. 4. 1827 München, D München, Alter Südlicher Friedhof, kath., (]) 1) 1791 Eva Barbara van Winnenthael (Wyrendahl), (]) 2) 1815 Anna Schrödl. Gönner,
*
V Johann Michael, Amtmann des Freiherm von Pölnitz in Hundshaupten, domkapitularischer Kastner und Rechnungsrevisor, t 1795, M Maria Anna Fleischmann, t 1799.
Nach Gymnasialbesuch ab 1773 immatrikulierte sich G. an der Univ. Bamberg und wurde aufgrund von drei Disputationen am 24. 8. 1781 zum Dr. phil. promoviert. Das jur. Studium in Bamberg und Göttingen, dort auch der Geschichte und Kameralistik - seine akad. Lehrer waren u. a. Johann Stephan Pütter, Georg Ludwig Böhmer, Johann Christoph Gatterer, August Ludwig Schlözer, Johann Beckmann -, beendete er mit einer staatskirchenrechtIichen Thesenschrift 1787. Wieder in Bamberg, wurde er nach einer Disputation 1789 zum o. Prof. der Institutionen, 1791 der Pandekten, 1796 des deutschen Staatsrechts ernannt und gleichzeitig zum Hofrat sowie zum fürstbischöflichen Geheimen Staatskonferenzrat befördert. Die Berufung an die Univ. Ingolstadt unter dem leitenden Minister Maximilian Graf Montgelas 1799, verbunden mit der Ernennung zum kurbayer. Hofrat, galt dem aufgeklärten Juristen als künftigem Partner der Reformregierung, für die G. kurzfristig auch auf dem Reichstag in Regensburg agierte. Gemeinsam mit Franz von Paula Schrank war G. Initiator der Univ.translokation 1800 nach Landshut. Dort entfaltete er starken Einfluß als Haupt des antiklerikal gesinnten Aufklärungslagers, dessen Büchersturmplänen Paul Hupfauer als Univ.bibliothekar entgegentrat. Dem "Kränzchen" von G. stellte sich der Sailer-Kreis gegenüber. Nach Anfechtung und publizistischer Parodierung der Rektorwahl vom 4. 5. 1801, die der konservative Peter Theodor von Leveling gewonnen
150
Gönner
hatte, siegte G. unter studentischem Jubel bei der Neuwahl am 19. 11. 1801. 1804 erfolgte die kurfürstliche Ernennung von G. zum "Procancellarius perpetuus", als welcher er nur bis zur Verfassungsänderung 1807 amtierte, da die nominellen Kanzlerkompetenzen zur Verleihung akad. Grade "caesarea vel pontificia auctoritate" hinfort auf den Rektor "nomine Regiae Majestate" übergingen. G. dozierte bis 1811 über Deutsches Staatsrecht, Reichsgeschichte und Reichsprozeß, positives Völkerrecht, Theorie des Civilprozesses, Jur. Praxis und "Referirkunst", teils u. a. nach Pütters, teils nach eigenen Lehrbüchern. Nach der Univ.verlegung in die Residenzstadt München hielt G. im WiSe 1826/27 nochmals als Honorarprof. eine Vorlesung über Phi!. des positiven Rechts. Als Protege der Regierung, als brillianter akad. Lehrer, der sich für die deutsche Unterrichtssprache einsetzte und zeitweise Privatlehrer des Kronprinzen Ludwig war, sowie als Ritter des von König Max I. Joseph 1808 gestifteten bayer. Zivilverdienstordens gehörte G. seit 1799 zu jener Generation gelehrter Juristen, die in der Umsturzphase der Reichsverfassung als Mitgestalter des neubayer. Staates Karriere machten. Seit 1811 von der Münchener Regierung zwecks Vorbereitung eines bürgerlichen Gesetzbuches herangezogen, 1812 zum Direktor des Appellationsgerichts des Isarkreises erhoben, wurde G. jedoch 1814/15 von Montgelas für die Mitgliedschaft der Verfassungskommission wieder fallen gelassen, 1815 zum Referendär im Justizministerium und 1817 zum ao., dann 1820 zum o. Staatsrat berufen. Mehrere durch die Kompliziertheit seines Charakters bedingte Fehden standen ungeteilter Anerkennung der Persönlichkeit von G. im Wege, so besonders die Konflikte mit Paul Johann Anselm von Feuerbach und mit Friedrich Carl von Savigny, obgleich G. beider Berufungen nach Landshut betrieben hatte; Anhänger des Code Civil, kämpfte G. als bayer. Sekundant des Heidelberger Savigny-Antipoden Prof. Anton Friedrich Justus Thibaut gegen die junge historische Schule. Die wichtigsten Werke verfaßte G. während der universitären Lebensperiode. Langfristige Anerkennung fanden die prozeßrechtlichen Arbeiten. Die Schriften zu den Dienstverhältnissen brachten G. den Ruhm als Vater des bayer. Berufsbeamtenrechts ein, obgleich er nicht Verfasser des Entwurfs der Staatsdienerpragmatik von 1805 war. Bleibende Spuren im Rechtsleben Bayerns hinterließ das von G. vorbereitete Hypothekengesetz von 1822; über weiteren Arbeiten zur Zivilrechtsgesetzgebung ereilte ihn der Tod. Das Oeuvre von G. ist - mit den Opportunismen eines liberalen Fortschrittswillens und in der Vielseitigkeit der Materien - Spiegel jener Kodifizie-
rungsdynamik, die einen Wandel der Rechtskultur signalisierte: den Übergang von der antiquarisch-dogmatisch orientierten Reichspublizistik zum Konzept vom öffentlich-rechtlichen souveränen Gesetzes-Einzelstaat. Sein Denken zeigt Ansätze zu einer organologischen, die rein mechanistische überwindenden Staatsauffassung, bleibt aber teils noch verhaftet in patriarchalischer Denkweise und im naturrechtlichen Vernunftrecht des Spätabsolutismus. Seine Selbsteinordnung kennzeichnet sowohl Rang als auch Transfercharakter seiner Leistung: "Wir leben in einem für Legislatur wichtigen Zeitpunkt, wie ihn noch kein Jahrhundert aufweisen kann, wo man mit Einsicht und Muth den Geist der Rechtsinstitute neu belebt, wo alle Staaten Europens ihre Gesetzgebung neu schaffen, wie ihre politische Verfassung" (1812). Die Verdienste von G. um die Rechtspolitik erlangten auch Würdigung durch die Auszeichnungen 1820-22 mit dem Kornmandeurkreuz des Großherzoglich-Hessischen Hausordens, mit dem russischen St. Anna-Orden 11. Klasse und dem Königlich württembergischen Orden der Krone. Q UAM, B VI 3, EIl 58 (Personalakt), LI, L IV. W Unpartheyische Gedanken über die Einführung des Simultaneums in den Osnabrückischen Orten Fürstenau und Schedeishausen, Frankfurt-Leipzig 1788; Entwicklung des Begriffs und der rechtlichen Verhältnisse teutscher Staatsrechtsdienstbarkeiten, Erlangen 1800; Handbuch des teutschen gemeinen Prozesses, in einer ausführlichen Erörterung seiner wichtigsten Gegenstände, 4 Bde., Erlangen 1801-03; [an.] Archiv für die Univ. Griechenlands im 19. Jh., I. Heft, Landshut (?) 1801; Gedanken über die Berichtigung des Lünevillerfriedens durch die hohe Reichsdeputation, Landshut 1802; Teutsches Staatsrecht, Landshut 1804; Über den Umsturz der Teutschen Staatsverfassung und seinen Einfluß auf die Quellen des Privatrechts in den neu souverainen Staaten der Rheinischen Konföderation, 0.0. 1807; Der Staatsdienst, aus dem Gesichtspunkte des Rechts und der Nationalökonomie betrachtet, nebst der Haupt!andespragmatik über die Dienstverhältnisse der Staatsdiener im Königreich Bayern mit erläuternden Anmerkungen, Landshut 1808; Archiv für die Gesetzgebung und Reform des jur. Studiums, 4 Bde., Landshut 1808-14; Entwurf eines Gesetzbuches über das gerichtliche Verfahren in bürgerlichen Rechtssachen, 3 Bde., Erlangen 1815-17; Motive zu dem Entwurfe der allgemeinen Hypotheken-Ordnung für das Königreich Baiern, München 1819; Von Staatsschulden, deren Tilgungsanstalten und dem Handel von Staatspapieren, München 1826. L ADB IX 367 f.; NDB VI 518 f.; DBA; DBA N. F.; J. Jäck, Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs, Erlangen 1813,353-404; Permaneder 187 f. u. ö. (W); Prant! I 650 u. Ö., II 519 u. ö.; E. Landsberg, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. III/2, München-Berlin 1910, 147-60 (W); Funk 11 f. u. ö.; L. Schaffner, N. T. G. Leben und seine Bedeutung für die Strafgesetzgebung in Bayern, Diss. masch. Würzburg 1955; M. J. Hufnagel, Berühmte Tote im Südlichen
Gönner - Gotthard Friedhof zu München, München 1969, 122 f.; Buzas 96 f. u. ö.; A. ErlerlE. Kaufmann (Hg.), Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. 1, Berlin 1971, 1752-55; Beckenbauer, Univ.prof. 35 ff. u. Ö. (P 1); C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-München, Berlin 1971, 55 u. ö.; Boehm/Spörl, LMU 207 (P 1); Kempter 102 ff. u. ö.; K. W. Nörr, Das bemische Zivilgesetzbuch 1821 unter dem Einfluß des "Entwurfs eines Gesetzbuches über das gerichtliche Verfahren" von G., in: L. CarlenIF. Ebel (Hg.), Festschrift für Ferdinand Eisener zum 65. Geburtstag, Sigmaringen 1977, 207-13; B. Wunder, Privilegierung und Disziplinierung. Die Entstehung des Berufsbeamtentums in Bayern und Württemberg (1780-1825), München 1978, 228 f. u. ö.; L. Buzas, Bibliographie zur Geschichte der Univ. Ingolstadt-Landshut-München 1472-1982, München 1984,29 u. Ö. (W); W. Demei, Der bayer. Staatsabsolutismus 1806108-17, München 1983, 1 ff. u. ö.; S. v. Moisy, Von der Aufklärung zur Romantik. Geistige Strömungen in München, Regensburg 1984, 134 u. ö.; Müller 342 f. u. ö.; H. Coing (Hg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. IIII2, München 1982, 1473 u. ö., Bd. III/4, ebd. 1987, 227; G. Kleinheyer/J. Schröder, Deutsche Juristen aus fünf Jh., Heidelberg 3 1989, 340 u. ö.; E. Schreibmayr, Wer? Wann? Wo? Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen, München 1989, 119; Beckenbauer 16 ff. u. Ö. (P 1); M. Stolleis, G., N. T., in: Ders. (Hg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zum 20. Jh., München 1995, 242 f. P 1) Stich von J. D. Laurens (Laurenz) nach einer Zeichnung von Boullet, 1805, in: Allgemeine Teutsche Bibliothek 99 (1805), Stadtmuseum München, Maillinger Bilderchronik, 2) Kupferstich von Georg Friedrich Vogel nach einer Zeichnung von Matthäus Christoph Hartman, Stadtmuseum München, Graphiksammlung, M I/2189. L. Boehm
Gollowitz, Dominik (Taufname: Johannes Michael), OSB, * 31. 5.1761 Geiselhöring, t 7. 5. 1809 Konzell. V Michael, Maurermeister, M Juliana.
Der aus wohlhabendem Elternhaus stammende G. trat nach dem Besuch des Gymnasiums in das Benediktinerkloster Oberaltaich ein, wo der inzwischen 18jährige - drei Jahre vor dem Erreichen des gesetzlichen Mindestalters - am 12. 10. 1779 Profeß ablegte. Ungeachtet seines Alters bestand an seiner Befähigung zum Mönch wie zum Wissenschaftler kein Zweifel. G. studierte fortan im Kloster Phil., Theol., Mathematik und orientalische Sprachen; er wurde am 5. 6. 1784 zum Priester geweiht. In Oberaltaich lehrte er anschließend Dogmatik und Moral, später Kirchengeschichte, betreute die Bibliothek des Klosters und versah 1791-96 das Amt des Priors. Auf Drängen des Oberaltaicher Abtes Beda Aschenbrenner wurde G. 1798 anstelle Georg Schnellers als Prof. für Moral- und Pastoraltheol. an die Univ. Ingol-
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stadt berufen und zugleich am 7. 11. 1798 zum Dr. theol. promoviert. Unmittelbar vor der Verlegung der Univ. nach Landshut wurde G. jedoch Ende 1799 entlassen und lehrte 1801-04 am Lyzeum in Amberg. Von 1804 bis zu seinem Tod 1809 war G. als Pfarrer in Konzell tätig. - G. gehörte zusammen mit Beda Aschenbrenner und Herrnann Scholliner zu den bedeutendsten Gelehrten des Klosters Oberaltaich im 18. Jahrhundert. Seine 1803 in Landshut veröffentlichte "Anleitung zur Pastoralthe01." erlebte bis 1855 sieben Auflagen. In Anlehnung an die Worte Christi "Ego sum via, veritas et vita" weist G. dem Seelsorger folgende drei Funktionen zu: 1) Vorbild für die Gläubigen (via), 2) Lehrer des Volkes (veritas) und 3) Ausspender der Gnade und des Lebens (vita). G. stand der Aufklärung zwar positiv gegenüber, ohne aber selbst deren Gedanken aufzunehmen. Q BayHStAM, Kl 575/33; BSB, Aschenbrenneriana XVIII; pfarrarchiv Geiselhöring.
W Anleitung zur Pastoraltheol. im weitesten Umfang, 2 Bde., Landshut 1803. L ADB IX 346; DBA N. F.; Baader, Verstorb. IIII 65; Prantl II 513; Lindner I (W); Hurter 815; A. Hofmann, Beda Aschenbrenner (1756-1817). Letzter Abt von Oberaltaich. Leben und Werk, Passau 1964, 9 f. u. ö.; Müller 348 u. Ö. C. Jahn
Gotsmann, Georg
->
Theander, Georg
Gotthard (Gothard, Gothardus), Wolfgang, * München, t November 1564 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Franziskanerkirche, CD 1) Barbara Schramm, 2) Elisabeth Schieneisen, 3) Anna Wagner.
Nach Abschluß seines Studiums mit dem Magister artium hatte G. seit 1542 bis mindestens 1551 in der Artistenfak. die Poetiklektur inne. 1544-64 versah er am Pädagogium, der Präparandie der Univ. Ingolstadt für den Besuch des artes-Kurses, die "lectio paedagogica et oratoria" und behandelte vor allem Ciceros "Epistolae ad familiares". Neben seiner öffentlichen Lektur hatte er auch als Privatlehrer ein großes Auditorium und betätigte sich als Rat der Stadt Ingolstadt. G. stand - wohl als erster Verheirateter - der Artistenfak. mehrfach als Dekan vor (SoSe 1545, WiSe 1549/50, SoSe 1553, WiSe 1555/56, SoSe 1558, SoSe 1560, WiSe 1562, So Se 1564). L Seifert 143 u. ö.; Schöner 398 f. D. Wittmann
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Goudanus - Grafenstein
Goudanus (Gaudanus), Nicolaus co1aus
-t
Floris, Ni-
Graebl, Josef, SJ, * 4. 2. l718 Edelstetten (Schwaben), t 14. 10. l774 Ede1stetten. V Schullehrer ("Iudimagister") in Edelstetten.
Nach dem Ordenseintritt am 26. 9. 1736 absolvierte G. den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt. Ehe er hier 1745 das Studium der Theo!. begann, war er l744/45 als Lehrer der Humaniora in München tätig. Nach dem Theo!.studium in Ingo1stadt und der Priesterordination l749 in Eichstätt leistete er das Tertiatsjahr l749/50 in Altötting ab. Sein weiterer Weg führte G. als Phi!.dozent l751/52 nach Mindelheim, 1752-54 nach Dillingen und schließlich nach Ingolstadt, wo er die Profeß am 2. 2. l754 ablegte und im selben Jahre als Prof. für Logik an der Univ. immatrikuliert wurde. 1758-62 besetzte er den Lehrstuhl für Moraltheo!. G. blieb in Ingolstadt und stand bis 1763 dem Konvikt zum H!. Ignatius vor. 1763-65 war er Regens des Konvikts St. Hieronymus in Dillingen. Nach einem Zwischenspiel als Minister im Augsburger Jesuitenkollegium l766/67 leitete G. die Kollegien in Straubing (1767-70) und Ellwangen (1770-72). Schließlich avancierte er am 29. 10. l772 zum Rektor der Univ. Dillingen, der er zum Zeitpunkt der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) vorstand. Er war der letzte von den Jesuiten graduierte Dr. des kanonischen Rechts. Er dozierte nach der Neuorganisation der Univ. ein weiteres Jahr l773174 scholastische Theo!. als Weltgeistlicher. W Devotus Mariae virginis, 0.0.1759. L DBA; Mederer III 257; Sommervogel IX 429 (W); Romstöck 104 (W), Specht, Rektoren 90 ff.; Specht 278 u. ö.; Duhr lVII 253 u. ö.; Schaff 168; Matrikel LMU; Gerl 143; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 37 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Graf (Comes), Jakob. G., der als seinen Herkunftsort Lauingen angab, immatrikulierte sich am 15. 9. 1528 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im September 1530 zum artistischen Bakkalar, im Juni 1533 zum Magister. Am 1. 2. 1534 ließ er sich ins Gremium der Artistenfak. aufnehmen, was zu jener Zeit bedeutete, daß er sich als Privatpräzeptor betätigen konnte. Als kurz darauf durch die Resignation von Leonhard Gebhard die Dia1ektiklektur frei wurde, bewarb sich G. um diese, kam jedoch nicht zum Zuge. Auch als noch am selben Tag aufgrund der Berufung des bisherigen Inhabers der fak.eigenen Poetiklektur, A1exius Zehentmair, auf die Dialektiklektur in einer Art Ringtausch weitere Lekturen
neu besetzt werden mußten, ging G. leer aus. Anscheinend wandte er sich deswegen an Leonhard von Eck, dessen Günstling er war. Eck intervenierte sofort und suspendierte die Entscheidung über die Vergabe der ersten Pädagogiums1ektur, welche den Grammatikunterricht für die Anfänger umfaßte, bis zu seiner eigenen Ankunft in Ingolstadt. Am 16. 5. 1534 schließlich wurde G. auf Ecks Befehl hin diese Lektur übertragen. Zugleich erfolgte auch seine Aufnahme ins Fak.konzi!. Wie lange er die Lektur innehatte, ist nicht bekannt, doch muß er sie spätestens zu Beginn des Jahres 1538 aufgegeben haben. Sein weiteres Schicksal liegt im dunkeln. Werke von G. sind nicht bekannt. Q UAM, D III 7, GG nU22, 0 IV 2.
C. Schöner
Grafenstein, Heribert (Taufname: Johann Baptist) von, OPraem, * 5. 5. 1747 Altneuhaus, t 23. 2. 1793 Parkstein bei Weiden. G. legte nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in München 1766 im Prämonstratenserkloster Speinshart Profeß ab und wurde 1772 zum Priester geweiht. Sein Studium der Rechtswissenschaften und der Theo!. absolvierte er 1770171 und 1772173 an der Univ. Ingolstadt, wo er u. a. Hörer von Benedikt StattIer war. Nach älterer Auffassung unterrichtete G. seit 1774 am Gymnasium bzw. Lyzeum Landshut zunächst Dogmatik und Mora1theo!., seit 1782 Rhetorik und anschließend Phi!.; tatsächlich aber lehrte er wohl 1774-82 in Speinshart Theo!. Am 19. 2. 1785 als Nachfolger seines Ordensbruders Gregor Leonhard Reiner ernannt, übernahm G. in der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt die Professur für Logik, Metaphysik und Ethik. Wie sein Amtsvorgänger wurde G. von seinem benediktinischen Kollegen Wolfgang Frölich wegen seiner phi!. Thesen als Illuminat denunziert, er konnte sich jedoch im Lehramt halten. Nach mehrjähriger, von keinen auffallenden wissenschaftlichen Aktivitäten begleiteter Lehrtätigkeit schied G. aus gesundheitlichen Gründen aus dem Lehrkörper aus und zog sich nach Parkstein zurück. Wie aus der überlieferten Disputation und seiner teilweise in der Staatlichen Bibliothek Amberg überlieferten Privatbibliothek hervorgeht, kann G. als Vertreter einer gemäßigten kath. Aufklärung gelten. Q Stadtarchiv Ingolstadt, A XIUI2, Vorlesungsmitschrift. W Ordinata series propositionum (Praes.; Resp.: D. Wagner, F. Pietsch, o. Wild), Regensburg 1778. L DBA (W); Prant! I 690; Leitschuh III 99; N. Backmund, Profeßbuch des Klosters Speinshart, in: Ostbair.
Grafenstein - Grammatici Grenzmarken 17 (1975) 58; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 38 f.; Müller 278; W. Lipp, Die Bibliothek der Abtei Speinshart von 1699 bis zu ihrer Auflösung 1803, in: 850 Jahre Prämonstratenserabtei Speinshart 1145-1995, Pressath 1995, 112 ff.; U. G. Leinsie, Disputationen am Speinsharter Hausstudium im 18. Jh., in: ebd. 133-41. W. Müller
Grammatici (Gramatici, Grammaticus), Nicasius, SJ, * 22. 2. 1684 oder 1685 Trient, t 17.9.1736 (wohl nicht 28.9.) Regensburg.
Über Herkunft von Familie und Namen ist bisher nichts bekannt. Nach Besuch des Jesuitengymnasiums seiner Heimatstadt trat G. am 9. 10. 1701 in Landsberg das Ordensnoviziat an, nach Abschluß der Studienzeit erhielt er 29jährig die Priesterweihe. 1704-06 studierte er in Ingolstadt (ohne in der Hauptmatrikel aufzuscheinen) die Grundfächer Logik, Physik und Metaphysik als Schüler der Physiker Joseph Mayr SJ und Anton Heislinger SJ, dann auch von Joseph Falck SJ, der die Neigung von G. zu Mathematik und Astronomie stärkte. Nach vier Jahren Magisterberuf für Humaniora im Ordenskolleg zu Trient und ab Ende 1710 Studium der Theo!. in Amberg, das er nach Absolvierung des dritten Ordensprüfungsjahres in Ebersberg 1714/15 in Ingolstadt abschloß - damals intensivierte sich der Kontakt zu Falck, der 1715 als Beichtvater an den Hof gezogen wurde -, lehrte G. ab 1715 an der damals vorderösterreichischen Univ. Freiburg i.Br. Phi!. und Mathematik, um 1720 als Prof. für Hebräisch und Mathematik ("Iinguae sacrae et mathesios") nach Ingolstadt versetzt und zugleich mit der Leitung der Sternwarte betraut zu werden. Hier führte er die von seinem Ordensbruder Christoph Scheiner begründete Astronomietradition auf einen neuen Höhepunkt. Gleichzeitig erfuhr die Naturkunde dort Auftrieb durch den Mediziner Johann Adam Morasch, der um 1723 das Projekt eines Anatomiegebäudes mit Botanischem Garten zur Förderung von "collegia experimentalia" propagierte. Die Ingolstädter Jahre waren die wissenschaftlich kreativste Phase von G., bevor er im Oktober 1726 auf Wunsch König Philipps V. von Spanien nach Madrid beordert wurde als Anwärter für die Mathematiklehrkanzel an einer geplanten Adels- und Militärakad., die allerdings vorerst nicht zustandekam. Gesundheitlich angeschlagen kehrte G. 1730 nach Bayern zurück. Nach zweijähriger Lehrtätigkeit für Moraltheo!. in Amberg verbrachte er die gesundheitlich überschatteten letzten Lebensjahre als Seminarvorsteher, dann als Spiritual im Ordenskolleg zu Regensburg. - Die Leistungen von G. auf den Gebieten der Mathematik und Astronomie galten schon in seiner Zeit als bahnbrechend.
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Von Freiburg brachte G. hohes Ansehen mit durch sein erstes mathematisches Werk, das eine Methode, Sonnen- und Mondfinsternisse graphisch zu bestimmen, sowie Hypothesen zur Deutung von Wärmeerscheinungen als Molekularbewegungen vorführte, überdies Indizien der Newton-Rezeption aufwies. Die in Ingolstadt fortgesetzten astronomischen und meteorologischen Untersuchungen, u. a. zur methodischen Längenbestimmung von Beobachtungsorten mittels magnetischer Deklination, sowie seine Kometenbeobachtungen festigten vollends seinen Ruf als eine den internationalen Erkenntnisfortschritt mitprägende Koryphäe der "modemen" Physik. Nachdem zwei Jahrzehnte früher der Jesuit Anton Kleinbrodt durch physikalische Theorien und Empirie-Postulate unter Einfluß des Cartesianismus ein damals noch zensurgefährdetes "bellum atomisticum" zwischen Neoterici (Modemen) und konservativen Scholastikern ausgelöst hatte, wagte G. gegenüber seiner früher ablehnenden Haltung die öffentliche Anerkennung des kopernikanischen Systems: Er entwarf ein "Planetolabium" als heliozentrisches Modell, das er in einem großen Kupferstich unterrichts gerecht publizierte. 1726 edierte er Tafeln zur Bestimmung der Mondörter gemäß dem Newtonschen Gravitationsgesetz. G. stand im Zentrum eines weiten "Commercium litterarum" mit fachnahen Zeitgenossen, wie der Briefwechsel zwischen Falck, Grammatici, Christoph Raßler, Johann Gabriel Doppelmayr, Johann Philipp von Wurzelbau und Eusebius Amort sowie auch die Verbindung von G. zu Joseph Nicolas DelisIe an der Akad. in St. Petersburg bezeugen. Ein Schüler von G., Anton Gogeisl SJ, beteiligt an den Kometenbeobachtungen 1723, erlangte später als Mitarbeiter des vormaligen Ingolstädter Prof. Ignaz Kögler SJ, der als Direktor des kaiserlichen Astronomischen Amtes in Peking einer der höchstgeehrten jesuitischen Chinamissionare war und dort als Mandarin 11. Klasse starb, die Leitung der kaiserlichen Sternwarte und ebenfalls einen Mandarinsrang. Zu den Schülern von G. zählten auch Franz Töpsl, der spätere gelehrte Propst des Augustinerchorherrenstifts PoIling, sowie Ignaz von Weinhart SJ, der seit 1742 in Innsbruck die kartographische Landesvermessung Tirols bahnbrechend vorantrieb. Das überkonfessionelle Ansehen von G. fand Ausdruck durch Mitarbeit an den Leipziger ,,Acta Eruditorum" 1724, seine Position in der kath. Aufklärung durch Mitwirkung am "Pamassus Boicus", dem ersten Publikationsorgan der bayer. Akad.bewegung, wofür Falck und G. außer eigenen Beiträgen auch Observationen von Jesuiten-Astronomen aus Europa und aus Übersee vermittelten. Zu den letzten Aktivitäten von G. gehörte 1735 die erstmalige
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Grammatici - Graser
Berechnung der Polhöhe der Stadt Regensburg, womit er methodisch auf die spätere Akad.abhandlung von Leonhard Gruber über die Ermittlung der örtlichen Polhöhen (1778) anregend wirkte. "Die berühmtesten Astronomen Europens beklagten seinen gar zu frühen Hintritt und erteilten ihm das größte Lob", so rühmt Amorts Nekrolog "die große Zierde unseres Bayerlandes".
tradition der Univ. Ingolstadt, in: Tiroler Heimat 58 (1994) 107 ff.; R. Sturm, Tiroler Studenten an der Univ. Ingolstadt (1492-1799), in: ebd. 57 ff. u. Ö.
Q BSB, clm 1403 (Briefwechsel mit Eusebius Amort), clm 1609 (Briefe an G.).
V Jean Vernier, MAnne Marie Salome Wicka.
W Solis et lunae eclipsium in plano organicae delineandarum methodus nova, Freiburg i.Br. 1720; Tabulae astronomicae planetarum omnium, Ingolstadt 1722; Problema geographicum de longitudine locorum terrae per acum nauticam indaganda, Ingolstadt 1723 (mit Joseph Schreier); Exercitatio de cometa anni 1723, Ingolstadt 1724; Observationes circa coniunctionem Veneris et Reguli 2. et 3. Jul. 1724, in: Acta Eruditorum, Leipzig November 1724, 509-12; Planetolabium novum, in quo tempore quovis solis minorumque planetarum situs promte et accurate designari possunt, Ingolstadt 1726; Explicatio et usus planetolabii novi a mathesi Ingolstadiensi Soc. lesu exhibiti, Ingolstadt 1726; Tabulae lunares ex theoria et mensuris geometrae celeberrimi D. Isaaci Newtoni, Ingolstadt 1726; De aera seu epocha conditi, et per natales ac mortem filii Dei reparati terrarum orbis, diss. chronologica, Ingolstadt 1734; Institutiones principis christiani (aus dem Spanischen ins Lateinische übersetzt), 0.0. 1734. - Astronomische und mathematische Beiträge im Parnassus Boicus 1722 ff. L DBA; DBA N. E; E. Amort, Leben und Schriften des P. N. G. SJ, in: Parnassus Boicus, Bd. 6, München 1737, 46 ff.; Mederer III 151 u. ö.; Ev.P. Schrank, Nachrichten von den Schriften und Begebenheiten berühmter Gelehrten, Bd. 1, Nürnberg 1797, 321-27; Baader 11 398 ff. (W); Rixner 159; Prantl I 542 f., 11 508; Schaff 159 ff.; Matrikel LMU; Sommervogel III 1663 ff., IX 430 (w); Duhr IVI2 46 u. ö.; L. Pongartz, Naturforscher im Regensburger und ostbayer. Raum, Regensburg 1963, 37; Gerl 144; L. Harnrnermayer, Barock und frühe Aufklärung. Zur Wissenschafts- und Geistesentwicklung Bayerns (circa 1680-1730), in: H. Glaser (Hg.), Kurfürst Max Emanuel, Bayern und Europa um 1700, München 1976,439 ff. u. ö.; Ders., Zum deutschen Maurinismus des frühen 18. Jh., in: ZBLG 40 (1977) 412; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 10 u. ö.; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 87-90; W. Gegenfurtner, Jesuiten in der Oberpfalz. Ihr Wirken und ihr Beitrag zur Rekatholisierung in den oberpfalzischen Landen (1621-50), in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 11 (1977); K. A. E Fischer, Jesuiten-Mathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 172 u. ö.; G. Bottereau, G., in: DHGE 21 (1986) 1056 f.; A. Kraus: Bayer. Wissenschaft in der Barockzeit, in: HdBG 11 902 f.; L. Boehm, Univ. in der Krise?, in: ZBLG 54 (1991) 142 ff.; G. Wilczek, Ingolstadt-Macao-Peking: Die Jesuiten und die Chinamission, in: SHVI 103 (1994) 421 ff.; C. Srücken, Der Astronom des Kaisers. Vom Leben des Chinamissionars Ignaz Kögler SJ (16801746), in: ebd. 459 f.; N. Grass, Zum geistesgeschichtlichen Standort des Atlas Tyrolensis (1774) von Peter Anich und Blasius Hueber. Die Tiroler N. G. und Ignaz von Weinhart und die Mathematiker- und Astronomen-
L. Boehm
Grandvillers (Grandvillars, Grandvilliers), Jacques (Jakob), SJ, * 23. 8. 1674 Delemont (Schweiz), t 25. 8. 1752 Ebersberg. G. trat nach dem Besuch des Gymnasiums in Porrentruy am 28. 9. 1690 in Landsberg der Gesellschaft Jesu bei und absolvierte 1693-96 in Augsburg seine phi!. Studien, die er 1696-99 in Freiburg i.Br. und 1699-1701 in Porrentruy fortsetzte. Sein Theo!.studium führte ihn 170105 nach Ingolstadt. Die Priesterweihe erfolgte 1705 in Eichstätt, Profeß legte er 1708 ab. Der 1707 zum Magister und 171 0 zum Dr. theo!. promovierte G. hielt an der Univ. Ingolstadt zunächst 1707-10 den dreijährigen phi!. Kurs, 1710-12 dozierte er Moraltheo!. Von 1712-21 war G. schließlich Prof. für scholastische Theo!. an der Univ. Dillingen. Seine weitere Tätigkeit führte ihn in die Schweiz zurück, wo er mehreren Kollegien (Porrentruy 1721-24, Fribourg 1728-32, Solothurn 1732-35) als Rektor vorstand. 1736/37 begegnet er als Regens am Ingolstädter Theologenkonvikt zum H!. Ignatius, 1737 als Instruktor im Altöttinger Tertiat, ehe 1741-44 in Solothurn sowie 1744-47 in Porrentruy erneut Rektorate folgten. Schwere Krankheit war es wohl, die ihn 1748/49 als Rekonvaleszent in Porrentruy festhielt, ehe er 1749-51 als Studienpräfekt und Spiritual ans Regensburger Jesuitenkolleg kam. W Deus argumentis moralibus ab atheorum impietate vindicatus (Praes.; Resp.: A. v. Chlingensperg), Ingolstadt 1710; Ecclesia Romana sola credibilis et vera (Praes.; Resp.: P. Eisenegger), Dillingen 1716. L Romstöck 105 f; Sommervogel IX 1672; Specht 283; Schaff 150; Kurrus I 245; Gerl 145; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 91 f; Strobel 235 f
J. Bucej
Graser, Johann Baptist, * 11. 7. 1766 Eltmann bei Würzburg, t 28. 2. 1841 Bayreuth, m 1812 Franziska Küster, * 1785 Bamberg. V Adam, Wirt und Metzger, t 1780, M Kunigunde Schreck, * 1733, t 1803. Nach Gymnasium, phi!.-pädagogischen Univ.studien und der Promotion zum Dr. phi!. in Bamberg studierte G. ab 1786 zu Würzburg Theo!. und wurde 1790 Lizentiat und Priester. Einen Lehrer und Mentor fand er in dem Aufklärungs theologen Prof. Franz Oberthür. Dieser verschaffte ihm 1790 eine PräfektensteIle am adeligen Erziehungsinstitut Julianum und ver-
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Graser - Gravenegg mittelte ihn 1792 nach Salzburg als Instruktor bei. der erzbischöflichen Pagerie sowie am adeligen Knabeninstitut Virgilianum. In Salzburg verband sich G. den Vorkämpfern der Aufklärung, arbeitete für die "Oberdeutsche Allgemeine Literaturzeitung", befreundete sich mit dem Priesterseminarregens und Kantianer Matthäus Fingerlos. Seit der lahrhundertwende veröffentlichte er vielbeachtete und umstrittene pädagogische und unterrichtskatechetische Schriften, gab ein ,,Archiv für Volks-Erziehung durch Kirche und Staat" heraus, plädierte für radikale Säkularisationen. Seine "Prüfung des kath. Religionsunterrichts" (1799/1800), zunächst anonym in Leipzig erschienen, wurde vom Salzburger Konsistorium verboten. Mit alledern hatte sich G. den Reformern im Bayern Montgelas' empfohlen. Auf Vorschlag des Geheimen Referendärs Georg Friedrich von Zentner erhielt er arn 24. 1. 1804 eine Professur für Pädagogik an der Theo!. Sektion der Univ. Landshut. Bereits arn 20. 8. 1804 wurde er als Oberschulkommissar ins neubayer. Bamberg berufen; seine Landshuter Vorlesungen übernahm zusätzlich lohann Michael Sailer. G. wirkte von 1810 bis zu seiner Pensionierung 1825 als Regierungs- und Kreisschulrat in Bayreuth. Um eine dauerhafte Neuordnung des Elementarschul- wie des gymnasialen Schulwesens im bayer. Franken erwarb er sich große Verdienste. Dem geistlichen Stand längst entfremdet, wurde er 1808 vom Priesterarnt suspendiert und war seit 1812 verheiratet. Geprägt von kath. und protestantischer Spätaufklärung, vorab von Immanuel Kant, später auch von Friedrich Wilhelm Schellings Naturphi!., verband G. anspruchsvolle pädagogische und katechetische Theorie und Praxis und vertrat kühne Erziehungsgrundsätze: Gesamtunterricht, überkonfessionelle Religionsunterweisung, eine spezifische "Schreiblesemethode", integrativen Taubstummenunterricht. Seine späteren Werke standen unter dem Leitmotiv der Gottesebenbürtigkeit ("Divinität") des Menschen. Ihre Verwirklichung durch Führung zu eigenverantwortlichem sittlichem Leben galt ihm als zentrale Aufgabe jeder Erziehung. Q BayHStAM, MInn 23 675; Univ.bibliothek Würzburg, Passivkorrespondenz Oberthür; Landesarchiv Salzburg. W Prüfung des kath.-praktischen Religionsunterrichts von einem kath. Religionslehrer, Leipzig 1800 [1799]. Landshut 21806; Moralisches Handbuch für Studierende zum Gebrauch in Stunden der Andacht, 2 Bde., Salzburg 1801; Über die Säkularisation, Würzburg 1801; Andachtsübungen für gebildete Jünglinge und Mädchen, Salzburg 1801; Beobachtung und Vorschläge über Erziehung und Schulen, in Briefen an einen Beamten auf dem Lande, Salzburg 1804; Prüfung der Unterrichts-Methode der kath.-praktischen Religion von dem Standpunkte der Zweckmäßigkeit aus betrachtet,
Landshut 1806, Regensburg 21831; Divinität oder das Prinzip der einzi~ wahren Menschen-Erziehung, Hof 1811, Bayreuth 1813, 31830; Ansichten über die Hauptgesichtspunkte bey der Verbesserung des Volksschulwesens, Sulzbach 1828; Das Judentum und seine Reform, Bayreuth 1828; Die Erziehung der Taubstummen in der Kindheit, Nümberg 1843. - Hg.: Archiv für Volks-Erziehung durch Kirche und Staat. Eine moralisch-politische Zs., 2 Bde., 6 Hefte, Salzburg-Landshut 1803-05; Churpfalz-Bayer. Schulmerkur, Bamberg 1805/06. L ADB IX 584 f.; NDB VI 745 f.; DBA N. E; Baader, Baiem 352 f. (W); H. E Wagner, Biographien Sa1zburgischer Schulmänner, in: Zs. des Salzburger Lehrervereins 2 (1879) 105 ff.; E. A. Leisker, Die Pädagogik J. B. G., Leipzig 1879; G. Schläger, G. Divinitätsprinzip, Celle 1903; E Holzapfel, J. B. G., Diss. Halle 1924; B. Schön, Menschenbild und Menschenbildung nach J. B. G., Diss. München 1955; W. Manz, Der kgl. bayer. Zentra1schulbücherver1ag 1785 bis 1849, in: Archiv für Geschichte des deutschen Buchwesens 6 (1964) 99 f.; H. Marquart, Matthäus Fingerlos (1748-1817). Leben und Wirken eines Pastoraltheologen und Seminarregenten in der Aufklärungszeit, Göttingen 1977, 108 f. u. ö.; P. Segl, Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche, in: Boehm/Spör1 II 131 f. u. ö.; Brandl II 89 (W); L. Hammerrnayer, Die Aufklärung in Salzburg, in: H. Dopsch (Hg.), Geschichte Salzburgs, Bd. 2/1, Salzburg 1988, 432 u. ö. P 1) Lithographie von S. H. Jarwart, Stadtmuseum München, Maillinger Bilderchronik, 2) Büste von J. Zumbusch, Bayreuth. L. Hammermayer
Gravenegg (Graveneck, Greweregg), Wolfgang, SI, * 13.3. 1595 Ellwangen, t 20. 8. 1650 Innsbruck. V Freiherr Otto Heinrich von Gravenegg t 1634, M Sigune Blarer von Wartensee.
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Im April 1604 wurde G. "ad rudimenta" am Dillinger Gymnasium eingeschrieben. Die weiteren Studien führten ihn 1608-11 an das Collegium Germanicum nach Rom, wo er arn 15. 8. 1611 der Gesellschaft lesu beitrat. 1615/ 16 war G. Repetitor der Logiker arn Collegium Germanicum. 1617 wurde er zum Priester ordiniert und beendete sein Theo!.studium 1618. Aufgrund gesundheitlicher Probleme mußte er nach Oberdeutschland zurückkehren, ohne die Examen absolviert zu haben. 1620-23 war er an der Univ. Freiburg. i.Br. Prof. an der phi!. Fak., der er im WiSe 1621/22 als Dekan vorstand. Nach der Promotion zum Dr. theo!. wurde G. 1623 für eine theo!. Lektur an der Univ. Dillingen bestimmt. 1626-31 lehrte er gleichfalls als Theologe an der Univ. Ingolstadt. Hier legte er am 6. 1. 1627 das vierte Gelübde ab. Zum Rektor in Dillingen bestellt, verließ G. Ingolstadt 1631. Während seines fünfjährigen Rektorats mußte er im Zuge der schwedischen Okkupation 1632 eine mehr als einjährige In-
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Gravenegg - Gretser
ternierung auf der Burg Lauingen erdulden. Das folgende Rektorat 1635 in München fand ein baldiges Ende, als G. am 25. 11. 1636 zum Provinzial der Germania superior aufstieg. Nachdem er dieses Amt am 19. 2. 1642 wieder abgegeben hatte, leitete er bis 1646 das Kolleg in Innsbruck. Seit 1643 stand G., der auch bei den Kaisern Ferdinand 11. und Ferdinand III. hohes Ansehen genoß, der Erzherzogin Claudia von Habsburg-Medici und später ihrem Sohn, dem Erzherzog Ferdinand Karl, als Beichtvater und Berater zur Seite. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte sich G. den Ruf eines heiligmäßigen "insigni vir sanctimonia" erworben. - In den von G. überlieferten Schriften liegt der Schwerpunkt auf der thomasischen Angelologie. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Ca!. 16201650 in G.Sup.; BSB, c1m 1381 (J. A. Oefele, Elogia theologorum illustrium Ingolstadiensium ex auditorio theo1ogico descripta, 1736). W Officum sancti angeli custodis disputatione (Praes.; Resp.: 1. G. Kiene), Di1lingen 1625; Triplex mali angeli status (Praes.; Resp.: G. Prantel), Dillingen 1626. L DBA; F. X. Kropf, Historia Provinciae Societatis Jesu Germanicae Superioris, Bd. 2, Augsburg-München 1754, 20 ff. u. ö.; Mederer II 247; Sommervogel III 1718 f., IX 437, XII 488 (W); Romstöck 106-10 (W); Specht 268 u. ö.; Duhr II/I 414 f., II/2 243 f. u. ö.; Matrikel LMU; KuITUs I 239; Ger! 145; Strobel 92; Schmidt, Collegium Germanicum 249. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Gretser (Gretscher), Jacob (auch Johann Baptista Gallus), SJ, * 27. 3. 1562 Markdorf bei Meersburg, t 29. 1. 1625 Ingolstadt. V wohl Veltin Grätscher d.Ä., Ratsherr und Bürgermeister.
Nach dem Besuch des Jesuitenseminars zu Innsbruck trat G. am 24. 10. 1578 in die Gesellschaft Jesu ein, deren Noviziat er zu Landsberg absolvierte. Die übliche Pilgerfahrt führte ihn nach Pont-a-Mousson in Lothringen. In seinen frühen Jahren stand er sehr unter dem Einfluß von Petrus Canisius. Die Lehrtätigkeit begann G. am Jesuitenkolleg zu München 158084, anschließend wirkte er zwei Jahre am Gymnasium zu Fribourg in der Schweiz. Im Herbst 1586 schickte ihn die Ordensleitung nach Ingolstadt, wo er dann auf Dauer verblieb. Seine Studien an der Univ. beschloß er 1588 mit dem Magisterium in Phi!. Im Rahmen der Übertragung der phi!. Fak. an die Jesuiten in eben diesem Jahr wurde G. zum Prof. der Phi!. ernannt, obwohl die Promotion und die Priesterweihe erst 1589 erfolgten. 1592 wechselte er an die theo!. Fak., an der er zunächst den berühmten Gregor von Valencia als Fachvertreter der scholastischen Theo!. unterstützte
und erst 1597 Vollmitglied wurde. Bis 1605 verblieb er auf dieser Stelle. 1609-16 widmete er sich der Moraltheo!. Schon während dieser Jahre an der Univ. trat G., unermüdlich schriftstellerisch tätig und rhetorisch hoch begabt, mit einem breiten gegenreformatorischen Schrifttum an die Öffentlichkeit. Um ihm dafür noch mehr Zeit zu verschaffen, wurde er 1605-09 und dann wieder ab 1616 von allen Lehrverpflichtungen entbunden. Seine literarische Tätigkeit galt hauptsächlich den Gebieten der Theo!., Phi!., Historiographie sowie der Literatur. Im Mittelpunkt seines Schaffens stand die Theo!., wobei er sich vor allem als Kontroverstheologe einen Namen machte. Auf diesem Gebiet wandte er sich gegen Calvinisten und Lutheraner gleichermaßen; er stellte sogar deren Fähigkeit zum Studium in Frage und trat als entschlossener Verteidiger seines Ordens sowie des angefeindeten Kardinals Robert Bellarmin in den Vordergrund. Freilich erschöpfte sich sein Wirken keinesfalls in Polemik. Er legte zu fast allen Teilbereichen der Theo!., vor allem zur Dogmatik, Moraltheo!., Patrologie und Liturgik vielbeachtete Schriften vor. Die größte Resonanz fanden die mehrfach aufgelegten Arbeiten über das heilige Kreuz. Seine Werke über das Wallfahrtswesen und die Prozessionen machten ihn zu einem Wegbereiter der Wallfahrtsbewegung und sind von besonderer Aussagekraft für die frömmigkeitsgeschichtliche Forschung. Als Philologe war G. hauptsächlich auf den Gebieten der Byzantinistik und vor allem der Gräzistik tätig. Seine diesbezüglichen Hauptwerke sind ein Lehrbuch, ein Glossar und eine Grammatik der griechischen Sprache, die bis ins 19. Jahrhundert in Gebrauch blieben. In den historischen Arbeiten untermauerte er die Vormachtstellung der bayer. Wittelsbacher und ihren Anspruch auf die Kurwürde, um deren gegenreformatorischer Politik eine breitere Grundlage zu verschaffen. In diesem Rahmen regte er als erster eine umfassende Edition des bayer. Quellenmaterials an, wozu er selber wegweisende Beiträge leistete oder durch Gleichgesinnte erbringen ließ (z. B. Paul von Bernried, 1610; Gerhoh von Reichersberg, 1611; Codex Carolinus, 1613). Die größte Breitenwirkung erlangte G. auf dem Gebiet des Jesuitendramas. Seine immerhin 23 Stücke wurden bis zur Jahrhundertwende auf den Bühnen Süddeutschlands und der Schweiz viel aufgeführt und beeinflußten die Entwicklung dieser literarischen Gattung nachhaltig; sie gelten als die dramaturgisch reifsten Werke vor Jacob Bidermann. G. widmete sich vor allem den Legendendramen über Lokalheilige (z. B. Nikolaus von Flüe) und dem Bekehrungsdrama (Paulus, Augustinus). Seine meistbeachteten Stücke waren der "Udo", der die Welt des Mit-
Gretser - Grill telalters für die Gattung öffnete, und das "Regnum humanitatis", das den Wert der Universalbildung mit Nachdruck betonte. Insgesamt sind von G. 234 gedruckte und 46 ungedruckte Schriften bekannt, darunter 89 Editionen (von denen 43 Ersteditionen darstellen) und 23 Dramen. Er wollte sie selber in einer Gesamtausgabe zusammenfassen, die aber erst im 18. Jahrhundert zustande kam. - G. war ein Mann von großer Schaffenskraft, dessen Oeuvre zum einen durch seine Breite, aber auch durch seine Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit, nicht zuletzt durch die wirkungsvolle Gestaltungskraft, mit der es verfaßt ist, beeindruckt. In den polemischen Schriften machte er vor Derbheit in Ausdruck und Vergleich nicht halt. G. schaltete sich aber auch vereinzelt in das aktuelle Geschehen ein, wie am nachdrücklichsten seine Teilnahme am Regensburger Religionsgespräch von 1601 belegt, wo er sich entschlossen für die Unfehlbarkeit des Papsttums aussprach. Seine Grundabsicht war, den Humanismus in den Dienst der Gegenreformation zu stellen und das humanistische Bildungsgut zu einem Mittel religiöser Erziehung im Sinne der Zeit umzuformen. In dieser Zielsetzung wurde er zum Mittelpunkt eines Kreises Gleichgesinnter, den er durch rege Korrespondenzen zusammenhielt; dieser hatte seinen Schwerpunkt in Augsburg und unterstützte ihn bei seinen vielfältigen Aktivitäten tatkräftig. G. war wohl das "gelehrteste und literarisch produktivste Mitglied des Jesuitenordens seiner Zeit" (A. Lhotsky); dennoch hat ihn tiefe Demut gekennzeichnet und ihm bei Papst Klemens VIII. sowie Kaiser Ferdinand H. und Maximilian I. von Bayern hohes Ansehen verschafft. Der in der Tradition des Späthumanismus wirkende Universalgelehrte verkörperte in Deutschland am eindringlichsten das Bildungsideal der Gegenreformation, dessen religiöse und praktische Komponenten noch im Glauben unlöslich verbunden waren. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. V 57, Mscr. VI I, 16,35, Mscr. XVI 1912, C XV 23; BSB, c1m 617, 1439, 1607, 1610-13, 1615-17, 4879 f., 17622,24557,25162.
W Rudimenta linquae Graecae, Ingolstadt 1593; Institutiones linquae Graecae, Ingolstadt 1593; Epistola de historia Ordinis Jesuitici, scripta ab Helia Hasenrnuller, Dillingen 1594; Historia Ordinis Jesuitici de Societatis Jesuitarum auctore, Ingolstadt 1594; De cruce Christi, 5 Bde., Ingolstadt 1598 ff.; Syntagma de S. R. Imperii sacrosanctis reliquiis et regalibus monumentis, Ingolstadt 1618; Opera ornnia, 17 Bde., hg. v. C. Pez u. F. Bader, Regensburg 1734-41 (Bd. I: P). L ADB IX 644 f.; NDB VII 51 ff.; Kobolt 277-87 (W); Jöcher II 11173 ff.; Sommervogel III 1743-1809 (W); A. Hirschmann, J. G., Eichstätts erster Geschichtsschreiber, in: Theol.-Prakt. Monatsschrift 2 (1892) 35969; Ders., J. G. als Apologet der Gesellschaft Jesu, in:
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ebd. 6 (1896) 471-99, 545-58; Ders., G. Schriften über das Kreuz, in: Zs. für kath. Theol. 20 (1896) 256-300; Ders., Das Religionsgespräch zu Regensburg im Jahre 1601, in: ebd. 22 (1898) 1-30, 212-45, 643-88; B. Duhr, Die alten deutschen Jesuiten als Historiker, in: ebd. 13 (1889) 57-89; Ders., Zur Geschichte des Jesuitenordens, in: HJb 25 (1904) 126- 67; Duhr 1669 ff.; A. Dürrwächter, Christoph Gewold. Ein Beitrag zur Gelehrtengeschichte der Gegenreformation und zur Geschichte des Kampfes um die pfalzische Kur, Freiburg i.Hr. 1904; Ders., J. G. und seine Dramen, Freiburg i.Br. 1912; Schaff 76; W. Flemming, Geschichte des Jesuitentheaters in den Landen deutscher Zunge, Berlin 1923; E. Scherer, Das Bruder-Klausen-Spiel des J. G. vom Jahre 1586, Basel-Freiburg i.Br. 1928; J. Müller, Das Jesuitendrama in den Ländern deutscher Zunge vom Anfang (1555) bis zum Hochbarock (1665), Bd. 2, Augsburg 1930, 9 ff.; Koch 732 ff.; F. Mack, Das religiös-kirchliche Brauchtum im Schrifttum J. G., Diss. masch. Freiburg i.Br. 1949; T. Kurrus, Die liturgiewissenschaftlichen Bestrebungen J. G. SJ nach Umfang, Quellen und Motiven dargestellt, Diss. masch. Freiburg i.Br. 1950; L. Gusenbauer, J. G. und sein "Regnum Humanitatis", Diss. Wien 1954; H. König, J. G. SJ 15621625. Ein Charakterbild, in: Freiburger Diözesanarchiv 77 (1957) 136-70; Gerl 147; U. Herzog, J. G. Leben und Werk. Ein Überblick, in: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch N. F. 11 (1970) 1- 36; Ders., J. G. "Udo von Magdeburg" (1598). Edition und Monographie, Berlin 1970; Kraus, Personalbibliographien 17-92 (W); Kausch 49 f.; BoehmlSpörl, LMU 163 (P I); Valentin II 1055 f.; E. M. Szarota, Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet, Bd. I, München 1979, 12 u. ö.; H. Pörnbacher (Hg.), Die Literatur des Barock, München 1986,24-29; HdBG II 891 u. ö.; ; R. Hofmann, Jesuitentheater in lngolstadt, in: SHVI 94/95 (1985/86) 191 ff. (P 2); Killy IV 342 f.; Jesuiten in Bayern 180 (P I); Jesuiten in Ingolstadt 247 (P 2); G. WiIczek, Bedeutende Jesuitentheologen der Gegenreformation, lngolstadt 1994. P I) Kupferstich von J. G. Preisler, 2) Ölgemälde, Stadtmuseum Ingolstadt. A. Schmid
Grill, Johannes.
G., für den als Herkunftsort Altheim bezeugt ist, immatrikulierte sich am 31. 8. 1540 an der Univ. Ingolstadt und promovierte im Dezember 1541 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1544 zum Magister. Sein Studium finanzierte er vermutlich durch eines der von seinem Verwandten Georg Schwebermair gestifteten Stipendien; die Bemerkung "collegii stipendiatus" neben seinem Namen in der Matrikel deutet zumindest darauf hin. Erst acht Monate nach seiner Promotion, am 22. 9. 1544, ließ sich G. ins Gremium der Artistenfak. aufnehmen, und zwar nicht um als Privatpräzeptor tätig zu werden, sondern wahrscheinlich bereits mit der konkreten Aussicht auf die Dialektiklektur (nach Johannes Caesarius), welche er am 10. 10. 1544 erhielt. Schon im SoSe 1546, nur gut zwei Jahre nach der Promotion, fungierte G. als Dekan der Artistenfak. Zur gleichen Zeit
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Grill - Gruber
ist auch ein Jurastudium für ihn belegt. Damit er die zeitgleich stattfindende Institutionenvorlesung hören konnte, bat er um Verlegung seiner Dialektikvorlesung. Am 17. 9. 1547 resignierte G. auf seine Lektur und wurde nach Auskunft eines wenig späteren Eintrags ins artistische Dekanatsbuch Präzeptor bei den Freiherren Lamberger in Orten eck und Ottenstein. Dieser Angabe widerspricht allerdings die Freiburger Matrikel, wo er sich am 31. 10. 1547 allein und nicht als Begleiter der genannten Freiherren immatrikulierte. Danach ist G. erst wieder 1560-63 bei den Verhandlungen um die Bestätigung und Besetzung des von seinem Bruder Lorenz gestifteten Stipendiums am Georgianum als Landshuter Advokat bezeugt. Sein weiteres Schicksal liegt noch im dunkeln. Werke von G. sind nicht bekannt. Q UAM, GG IIU22. J III 19,0 IV 2. L Real 48 u. ö.; Seifert 144 f.
C. Schöner
Grill (Gryll), Lorenz, * Juli 1524 Altheim bei Landshut, t 4. 3. 1560 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. G. nahm 1540 seine Studien an der Univ. Wien auf, wechselte 1542 an die bayer. Landesuniv. und setzte sein Studium 1545 in Tübingen fort, wo er u. a. bei Leonhart Fuchs Vorlesungen hörte. Mittels eines Fugger-Stipendiums konnte er eine sechsjährige Studienreise durch Europa machen, die ihn u. a. an die Univ. Siena, Pisa und Padua, aber auch nach Rom und Neapel führte. Schließlich ging er nach Montpellier und Paris und über die Niederlande nach England. 1554 war er als Arzt in Augsburg tätig. Sein Reisebericht verdeutlicht seine Interessen am praktischen Med.unterricht, dessen generelle Reform ihm allerdings in Ingolstadt, wo er seit Dezember 1555 wirkte, nicht gelang: kurz vor seiner Berufung nach Ingolstadt erlitt G. einen schweren Unfall, bei dem er sich beide Oberschenkel brach, so daß er bis zu seinem frühen Tod in der Lehre und auch wissenschaftlich kaum mehr in Erscheinung treten konnte. Er stiftete ein Stipendium für Med.studenten und vermachte den Stipendiaten seine umfangreiche Bibliothek. W De sapore dulci et amaro libri 11, Prag 1566; Oratio de peregrinatione studio medicinalis ergo suscepta, in: F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733. L DBA; Mederer I 262 f.; Prantl 11 494; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche, in: SHVI 44 (1925) 192; Siebmachers großes Wappenbuch, Neustadt a.d. Aisch 1971, Bd. 9, Tl. 1,24; N. Bauer, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. München 1960,41-68; Real 61-
66; Seifert, Statuten 490 f.; Seifert 176 f. u. ö.; Liess 137 ff.; Schöner 427 u. Ö. R. A. Müller
Groskopf, Andreas, t 8. 1. 1503 Straubing, 0 Straubing, St. Peter, Außenseite der Totenkapelle.
G. immatrikulierte sich am 15. 3. 1473 an der Univ. Ingolstadt, wobei er Amberg als Herkunftsort angab, und promovierte an der Artistenfak. der "via moderna" im September 1474 zum Bakkalar, im Januar 1477 zum Magister. Vier Jahre später wurde er am 12. 3. 1481 ins Fak.konzil aufgenommen. Bis zum WiSe 1493/ 94 ist G. dann an der Artistenfak., deren Dekanat er zweimal (So Se 1484, WiSe 1489/90) führte, nachweisbar. Am 8. 3. 1482 übernahm er die Leitung der Dingolfinger Burse, und auch am 13. 1. 1492 ist er noch als Bursenkonventor, wenn auch nicht mehr der Dingolfinger Burse, nachweisbar, wobei er und Leonhard Amold als "conventores seniores" bezeichnet werden. An Lehrveranstaltungen, die G. abhielt, sind das "Exercicium elencorum" (WiSe 1492/93) und zweimal die "Parva naturalia" (SoSe 1493, WiSe 1493/94) belegt. Daneben widmete sich G. dem Theo!.studium. Schon am 7. 9. 1481 wurde er zum Bibelkurs zugelassen, am 15. 9. 1484 zur Sentenzenvorlesung, die er am 1.12. aufnahm. Über die Formatur kam er, wie der Eintrag in die Totenliste der Artistenfak. zu erkennen gibt, nicht hinaus. Zu einem unbekannten Zeitpunkt nach dem WiSe 1493/ 94 scheint G. dann eine Pfründe an der Straubinger Pfarrkirche St. Peter erhalten zu haben. Q UAM, D III I, GG 111111 1,0 I 2, 0 IV I. L F. Mader, Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Bd. 6, München 1921, 169 f.; Kausch 225; Schöner 140u. Ö. C. Schöner
(Grueber), Franz Xaver, SJ, 22.9. 1736 Riedenburg, t 21. 1. 1787 Riedenburg.
Grober
*
V Georg Anse1m, Vogt von Riedenburg und Dietfurt, MAnna Maria Adelheid Xaveria.
G. trat am 27. 10. 1752 in den Jesuitenorden ein. Über die Stationen des ordensüblichen Ausbildungsganges ist wenig bekannt. U.a. war G. als Missionar in Südamerika tätig. Zu Beginn des Studienjahres 1773/74 - also nach der Aufhebung des Jesuitenordens - wurde er als Prof. für geistliche und weltliche Beredsamkeit (Rhetorik) an die phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen. Aus den das Prof.kollegium spaltenden Auseinandersetzungen zwischen Ex-
Gruber - Grünpeck und Antijesuiten versuchte sich G. einigermaßen herauszuhalten. Nennenswerten wissenschaftlichen Aktivitäten stand seine nur kurze Lehrtätigkeit in Ingolstadt entgegen. 1774 gab er seine Professur aus Gesundheitsgründen auf; Nachfolger wurde Vicelin Schlögl. G. hielt sich anschließend u. a. in München auf, um sich dann als Benefiziat in seinen Heimatort Rieden burg zurückzuziehen. L Ger! 149; Müller 82 u. ö.; W. Henckrnann, Die Anfange der Ästhetik an der Landesuniv., in: Einsichten. Forschung an der LMU München, Jg. 1996, Heft 2, 39. W. Müller
Gruenhofer, Peter,
*
t 23. 5. 1526 Ingolstadt.
Heinheim bei Obing,
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lerdings nach seinem Ausscheiden aus dem Collegium vetus 1508 noch an der Univ. aktiv war, ist zweifelhaft. Werke von G. haben sich nicht erhalten. Q Stadtarchiv Ingolstadt, B 1/1 a, f. 56 v, f. 75 r, B 43,
p. 166, RB 25. 5. 1526; UAM, D III 4, E I \, GG IV a I,OI2,OVl.
L Mederer I 75; Prantl I 105; J. Schmid, Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes Unsere Liebe Frau zur Alten Kapelle in Regensburg, Bd. I, Regensburg 1911,350 f. u. Ö., Bd. 2, ebd. 1912, 19 u. ö.; K. Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen des Regensburger Weihbischof Dr. Peter Krafft von 1500-30, Münster 1920,45; Seifert, Statuten 475 u. ö.; Seifert 38-47 u. ö.; P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) 23-314; Schöner 486 f. C. Schöner
V Hanns (?), M Magdalena.
G. immatrikulierte sich am 28. 4. 1489 in Ingolstadt als Famulus des herzoglichen Schatzmeisters. Nach zügigem Studium promovierte der der Lehrmeinung der "via moderna" anhängende G. im Dezember 1490 zum Bakkalar, im Januar 1493 zum Magister. Am 4. 3. 1493 ins Gremium aufgenommen, begann er im SoSe 1493 mit dem "Exercitium posteriorum" seine Lehrtätigkeit. Im WiSe 1493/94 las er den "Textus posteriorum". Anscheinend erfreute sich G. obrigkeitlicher Protektion, denn schon 1495 erhielt er die durch den Tod von Christoph Seilmayr freigewordene Kollegiatur, die er bis zum ersten Quartal 1508 innehatte. Erst am 12. 3. 1498 wurde er dagegen Mitglied des artistischen Konzils. Seine Aktivitäten innerhalb der Fak. scheinen, gemessen an seiner langen Zugehörigkeit, nicht sehr intensiv gewesen zu sein. Nachdem er schon im September 1497 zu jenen gehört hatte, die von herzoglichen Räten über den Zustand der Univ. befragt worden waren, übernahm er im WiSe 1501102 das Amt des Dekans. 1504 wird er als Propst des Collegium vetus bezeichnet, und 1507 war er einer der Vertreter der Fak. bei den Beratungen über die "Nova Ordinatio". Daneben begann er sich um kirchliche Pfründen zu bemühen. Bereits im September 1500 erscheint er als Inhaber einer Meßpfründe in Ingolstadt, 1516 läßt er sich dort als Besitzer der Schilwatzin-Präbende nachweisen. Außerdem besaß er bis zu seinem Tod die ,,Missa apostolorum" an der Moritzkirche. Doch auch andernorts erwarb G. Pfründen: Am 26. 6. 1513 erhielt er eine ChorherrensteIle an der Alten Kapelle und am 23. 12. 1523 die Pfarrei St. Kassian in Regensburg. Schließlich taucht er 1525 auch noch als Inhaber der Pfarrei Allersburg auf. Trotzdem blieb G. Ingolstadt weiterhin verbunden, wie neben den Pfründen, die er dort hielt, auch der Umstand, daß er in Ingolstadt verstarb, belegt. Ob er al-
Grunpeck (Gruenpeckh, Grinpeck), Joseph,
* um 1473 Burghausen, turn 1532 wohl Steyr. G. studierte seit 1487 in Ingolstadt (1488 Baccalaureus, 1491 Magister Artium) , 1494 in Krakau und führte später auch den Dr.titel. Nach einer kurzfristigen Professur für Rhetorik an der Univ. Ingolstadt 1496 begann er, vor der Syphilis fliehend, im selben Jahr humanistischen Unterricht für Patriziersöhne in Augsburg zu halten. Mit der Aufführung seines Schuldramas "Virtus et Fallacicaptrix" 1497 vor Maximilian I. gelang ihm der Aufstieg zum kaiserlichen Geheimschreiber und 1498 zum Poeta laureatus. 1500 erhielt G. eine Kanonikerpfründe in Altötting, die er bis 1510 innehatte. Nach einer Syphilisinfektion 1501 und dem Rückzug vom Hofleben konnte er sich zwar 1503 in Burghausen selbst heilen, die Rückkehr zum Hof gelang ihm aber nicht mehr. Der Kaiser schenkte ihm 1504 die Spitalmühle zu Steyr. 1505 stand er im Dienst der Stadt Regensburg und betrieb eine Poetenschule. Nach weiteren unsteten Aufenthalten in Augsburg und Wiener Neustadt 1506, Konstanz und Nürnberg 1507, Regensburg 1508 und 1511, Einsiedeln und Baden 1514, Landshut 1515 und immer wieder in Steyr ist er wohl auch dort um 1532 verstorben. - Das literarische Werk von G. umfaßt vier Gattungen. 1496 und 1503 widmete er zwei med. Traktate der gefürchteten Syphilis; neben persönlichen Erfahrungen u. a. angeregt durch das "Eulogium" Sebastian Brants, zählen sie zu den ältesten symptomatologischen Darstellungen dieser Krankheit. Seinen Lebensunterhalt sicherte G. wesentlich mit dem erfolgreichen Verfassen zeittypischer Prognostiken; die Reihe der zwölf erhaltenen Abhandlungen reicht von 1496 bis zu seinem Lebensende; das astrologische Hauptwerk "Speculum naturalis, coelestis et
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Grünpeck - Guldimann
propheticae visionis" kam wegen der Breitenwirkung seiner düsteren Prophezeihungen auf den Trienter Index. Zwei auch von ihm selbst inszenierte lateinische Schauspiele lassen G. immerhin dem Kreis der frühen deutschen Theaterschriftsteller um Johannes Reuchlin, Jakob Wimpheling und Konrad Celtis zurechnen. Heute erregt G. vor allem durch eine seiner historiographischen Arbeiten Aufmerksamkeit; die lange verloren geglaubte zeitgenössische Sammlung der "Commentaria" und "Gesta" Maximilians 1., deren sich Gerard van Roo in den "Annales domus Austriae" bediente, arbeitete er 1508-16 in die vom Kaiser selbst korrigierte "Historia Friderici et Maximiliani" um; er erweiterte sie 1526-30 noch einmal, wie aus einer späteren deutschen Übersetzung hervorgeht. - Ein gegenwartsbezogener und in seiner Zeit durchaus erfolgreicher Autor, muß G. heute vorwiegend als literarischer und wissenschaftlicher Karrierist angesehen werden. Leben und Werk sind als Niederschlag ihrer Zeit interessant, über die hinaus zu wirken G. wohl kaum beabsichtigte. Das humanistisch geprägte und auf aktuelle Wirkung angelegte Werk spiegelt die ethischen, moralischen, aber auch gesellschaftlichen und med. Bedürfnisse und Ängste seiner Gegenwart auf weniger exponiertem Niveau wider. W Tractatus de pestilentiali scorra siue mala de Franzos, Augsburg 1496 (deutsch 1496); Libellus ... de mentulagra alias morbo gallico, Memmingen 1503; Speculum naturalis, coelestis et propheticae visionis omnium calamitatum, tribulationum et anxietatum, quae ... proximis temporibus venture sunt, Nümberg 1508 (deutsch 1508, Leipzig 1522, Ndr. Nümberg 1979); Prognosticum ... ab anno trigesimo secundo usque ad annum quadragesimum imperatoris Caroli quinti plaerasque futuras historias continens, Regensburg 1532 (deutsch 1532); Comoedie vtilissime omnem latini sermonis elegantiam continentes e quibus quisque optimus latinus euadere potest, Augsburg 1497; Historia Friderici IV. et Maximiliani 1., in: J. Chmel (Hg.), Der österreichische Geschichtsforscher, Bd. 1, Wien 1838,64-97 (deutsche Übersetzung Tübingen 1721, hg. von J. J. Moser; modeme Übersetzung von T. ligen, Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Bd. 90, Leipzig 2 1940). L ADB X 56-59; NDB VII 202 ff.; DBA; DBA N. E; J. Friedrich, Astrologie und Reformation, München 1864,26; A. Czemy, Der Humanist und Historiograph Kaiser Maximilians I. J. G., in: Archiv für österreichische Geschichte 73 (1888) 315-64 (W); J. C. Proksch, Die Geschichte der venerischen Krankheiten, Bd. 1, Bonn 1895,376 f., Bd. 2, Bonn 1895, 10-15; K. Sudhoff, G., J., in: Verfasserlexikon II 106 f.; O. Benesch! E. M. Auer, Die Historia Friderici et Maximiliani, Berlin 1957, 14-21 (P); D. Kurze, Joh. Lichtenberger, Lübeck 1960, 48; R. Schenda, Die deutschen Prodigiensammlungen des 16. und 17. Jh., in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 4 (1961) 637-710; A. Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs, Graz-Köln 1963, 458 f.; D. Wuttke, Die
Historia Herculis, Köln 1964, 207 ff.; H. Wiesflecker, J. G. Commentaria und Gesta Maximiliani Romanorum Regis, Graz 1965; E H. Schuber!, Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit, Göttingen 1966, 178 f.; J.-D. Müller, Gedechtnus. Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian 1., München 1982, 100-03 u. ö.; E. Bäumler, Amors vergifteter Pfeil, München 1989,21 f.; A. Schmid, ,,Poeta et Orator a Caesare Laureatus". Die Dichterkrönungen Kaiser Maximilians 1., in: HJb 109 (1989) 95 f.; Killy IV 395; Schöner 248 u. Ö. P Federzeichnung des sogenannten Historia-Meisters in der "Historia Friderici et Maximiliani", 16. Jh., Wien, Österreichisches Staatsarchiv. M. Menzel
Guelat, Claudius, SJ, * 22.7. 1678 Porrentruy, t 15. 11. 1745 Fribourg.
G. trat in die Gesellschaft Jesu am 9. 10. 1693 ein. Die niederen Weihen empfing er 1693 in Ingolstadt, wo er im selben Jahr den phi!. Dreijahreskurs begann. 1716-18 lehrte er hier Moraltheo!. G. wechselte dann für ein Jahr als Prof. für spekulative Theo!. nach Freiburg i.Br. und kehrte schließlich 1726 als Dozent der Dogmatik nach Ingolstadt zurück. Dasselbe Fach lehrte er 1730 in Innsbruck. 1736-38 amtierte er als Kanzler der Univ. Dillingen, wo er später 1741/42 als Regens des Konvikts St. Hieronymus wirkte. Seinen letzten Tätigkeitsbereich fand G. als Studienpräfekt und Spiritual zunächst 1744/45 in Konstanz, schließlich in Fribourg. - Von G. sind lediglich ungedruckte Vorlesungsmitschriften erhalten. Q UBM, Cod. ms. 51, 53, 55, 57. L DBA; Mederer III 140 u. ö.; De Luca 64; Sommervogel III 1902, IX 1770 (W); Romstöck 110 f. (W); Specht 279; Gerl151; Kurrus II 310. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Guldimann, Joseph, SJ, * 4.6. 1656 Solothurn, t 12.5. 1736 Freiburg i.Br.
G. trat dem Jesuitenorden am 30. 9. 1674 bei. Als Student der Phi!. empfing er am 30. 5. 1677 in Eichstätt die niederen Weihen. Zum Magister promoviert, ging er 1681 von München nach Eichstätt, lehrte ein Jahr am dortigen Kollegium und kehrte 1682 nach Ingolstadt zurück, wo er als "professor humanitatis" des Jesuitengymnasiums an der Univ. eingeschrieben wurde. Zum Zeitpunkt des Empfangs der Subdiakonats- und Diakonatsweihen 1678 war er Student der Theo!. in Ingolstadt. Die Priesterordination wurde noch im selben Jahr in Augsburg vollzogen. Nach einem Lehrauftrag an der phi!. Fak. der im Konstanzer Exil befindlichen Univ. Freiburg entfaltete er eine breitgefächerte Tätigkeit in Dillingen: 1695-98 lehrte er Hebrä-
Guldimann - Gumppenberg isch, Ethik und Mathematik und begann parallel 1696 den phil. Kurs zu lesen, gab diesen jedoch nach seiner Ernennung zum Studienpräfekten 1697/98 auf. 1699 ist G. als Mathematiker an der Univ. Innsbruck belegt. Ein nur einmonatiges Intermezzo in Dillingen 1710 läutete seine moraltheol. Lehrtätigkeit ein: 1711 dozierte er Kasuistik in Innsbruck, 1714 an der Univ. Ingolstadt. Ab 1716 war er Spiritual in Eichstätt, das er 1720 - zum Vizerektor berufen - Richtung Mindelheim verließ. Hier leitete er 1721/22 den Neubau der Kollegkirche. Als Architekt trat G. auch in seinen letzten Lebensjahren hervor. In Freiburg i.Br., wo er 1729/30 zunächst Präfekt der höheren Studien, sodann 1733 bis zu seinem Tode Spiritual war, entwarf er das Landhaus ..Belmont" (Schönberg) auf dem zum Jesuitenkollegium gehörigen Gut Merzhausen. - An Schriften ist lediglich eine von G. präsidierte Disputation überliefert. Jedoch schöpfte Johann Baptist Planck SJ, wie er seinem mathematischen Lehrbuch in einer Note bezüglich der Konstruktion eines Teleskops aussagt, aus heute verlorengegangenem Material des tüchtigen Mathematikers G. W Disputatio metaphysicorum (Praes.; Resp.: C. J. Zech, J. G. V. Huefnagl), Dillingen 1697. L DBA; DBA N. E; J. B. Planck, Universae mathesos brevis institutio, Tl. 2/II, Dillingen 1747, 29; Mederer III 135; De Luca 62; Sommervogel III 1945 (W); Romstöck 200 f. (W); Specht 282 u. ö.; A. Dischler, Die Baugeschichte der alten Univ. zu Freiburg i.Br., in: Zs. des Freiburger Geschichtsvereins 44 (1934) 38; Matrikel LMU; Kurrus I 99 u. ö.; Ger! 153. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Gumpelzheimer (Gumpeltzhaimer, Gumpelzhamer), Jacob, SJ, * 1563/64 Wasserburg, t 4. 10. 1633 Ingolstadt. Am 24. 8. 1582 in Ingolstadt immatrikuliert, wurde G. am 13. 10. 1582 als Student der Rhetorik in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Im Anschluß an den ordensüblichen phil. Dreijahreskurs, den er eventuell in Augsburg absolvierte, studierte G. ab Herbst 1587 Theol. an der Univ. Ingolstadt. Zu Beginn des vierten Studienjahrs wurde ihm dort am 20. 10. 1590 die Griechischprofessur übertragen. Im selben Jahr empfing er die Priesterweihe. 1592-99 unterrichtete er, meist in zweijährigem Turnus, Humanität und Dialektik an den Gymnasien von München und Dillingen. Anschließend kehrte er offenbar ins Ingolstädter Kolleg zurück, wo er am 8. 9. 1604 die drei Gelübde ablegte und bis wenigstens 1611 zeitweilig auch wieder als Prof. für Griechisch in den gymnasialen Oberklassen unterrichtet haben soll, hauptsächlich aber wohl seelsorgliche Aufgaben erfüllte. 11 Biograph. Hdb. I
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W Ungedruckt: Themata graeco-Iatina dictata in classe rhetorica (BSB, clm 11792, f. 132-50). L Mederer II 119; Prantl I 443; Romstöck 112; Sommervogel III 1952, IX A 1170; Ger! 154; Popp 10 I f. u. ö.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, TI. I, Rom 1982, 114; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jabre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 104 u. Ö. U. Neumann
Gumppenberg, Wilhelm von, SJ, München, t 8. 5. 1675 Innsbruck.
*
17.7.1609
V Georg, bayer. Kämmerer bzw. Kammerrat, Vizedom, Pfleger und Hauptmann, * ca. 1578, t 18.9.1620 Waidhofen (Böhmen), MAnna Jakobe von Rechberg, t 9. 12. 1624.
G. besuchte die vom Jesuitenkolleg in München betriebene Schule, die er im Sommer 1624 abschloß, und trat am 3. 4. 1625 als ..Rhetoricus" in den Jesuitenorden ein, wobei er von Ingolstadt kam. Nach seinem Noviziat in Landsberg 1626/27 studierte er 1628-31 in Ingolstadt Phil. 1631/32 begann er dann am Gymnasium in Augsburg seine Lehrtätigkeit im Rahmen des Magisteriums. Das Studium der Theol. - möglicherweise in Rom - schloß sich an. 1637/38 verbrachte G. sein Tertiat in Ebersberg. 1639 war er zunächst in Neuburg a.d.D., nahm dann seine Lehrtätigkeit als Prof. der Phil. in Landsberg auf, wurde aber bereits am 21. 10. 1639 Prof. der Ethik an der Univ. Ingolstadt. 1642 wechselte er nach Regensburg, wo er bis 1646 Domprediger war. 1646-49 wirkte er als Prediger in Fribourg an St. Nikolaus, 1649-51 als Münsterprediger in Freiburg i.Br., 1651-56 als deutscher Prediger und Prof. der Kasuistik in Trient, 1656-59 als Domprediger in Augsburg, 1659/60 als Prediger an der Stadtpfarrkirche in Dillingen, 1660-62 als Prediger in Innsbruck. 1661-65 schloß sich eine Tatigkeit als Poenitentiar in Rom an. Anschließend wirkte er 1665-73 als Prediger bei St. Michael in München und zuletzt ab 1672/73 wieder als Prediger in Innsbruck, wo er im Ruf der Heiligkeit starb. - G. war ein begnadeter und vielbegehrter Prediger. Berühmt wurde er durch seine Sammlung von Gnadenbildern Mariens. Er trug diese Idee 1650 den zur Generalkongregation reisenden und in Trient Station machenden Patres mit der Bitte vor, beim künftigen General die Beauftragung eines Paters mit diesem Werk zu erwirken. Der Auftrag erging an ihn, ab 1652 bat er alle Provinziale in Europa um Unterstützung und schrieb nahezu alle Rektoren in Europa an. 1655 ließ er in Trient seinen Plan (.. Idea atlantis Mariani ") drucken. Die erste Ausgabe erschien in zwei Bänden 1657 in Ingolstadt unter dem Titel ..Atlas Marianus", weitere Auflagen und ein
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Gumppenberg - Gussubelius
dritter und vierter Band folgten, ebenso noch 1657 eine deutsche Ausgabe der belden ersten Bände; alle Ausgaben enthielten Abbildungen der Gnadenbilder. Die von G. noch selbst besorgte Folio-Ausgabe von 1672 wurde auf 1200 Gnadenbilder erweitert, die aber nicht mehr abgebildet wurden. Der Atlas sollte nach Möglichkeit alle marianischen Gnadenbilder erfassen. Der Autor konnte sich hierbei die weltweite Organisation des Jesuitenordens und damit einen Stamm von Mitarbeitern bzw. Zulieferern gleicher Ausbildung zunutze machen, u. a. in Italien Alphons Rodriguez, Athanasius Kircher, Johannes Nadasius, Johannes Paulus Oliva, in Frankreich Johannes Cordierius, Petrus Possinus, Thomas le Blanc, Andreas Bajolus, in Belgien Johannes Baptist Engelgrave, Johannes Bollandus, Godefridus Hentschenius, Carolus Werpaeius, in Deutschland Johannes Bildstein, Hermann Busenbaum, Johannes Tanner und die Gebrüder Si mon und Gottfried Wagnereck in München. Der ,,Atlas Marianus" ist ein frömmigkeits- und volkskundlich hoch bedeutsames Werk, das nicht zuletzt durch seinen weltumspannenden Anspruch und die organisatorische und editorische Leistung beeindruckt. G. war ferner ein Propagator der Loreto-Kapellen, im besonderen betrieb er den Bau von Loreto-Kapellen in Regensburg/Stadtamhof (1643) und Fribourg (1647). Ein wichtiges Dokument der Begegnung mit Rom und der Wallfahrtsgeschichte ist auch sein Werk "Sexdecim peregrinationes per 365 ecc1esias Romae", das 1665 in Rom erschien. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. I 2, Mscr. VI 3, Mscr. XI 21, Mscr. XI 28, Mscr. XI 2817, Mscr. XI 4211, Mscr. XV 21/1, Mscr. XV 23; BayHStAM, Jesuiten 112 (1675), 374, 376, 378, 383399,404-409,411-414; BSB, Oefe1eana 211, 256-272.
W Idea atlantis Mariani de imaginibus miracu10sis B. V. Mariae, Trient 1655; Atlas Marianus sive de imaginibus deiparae per orbem christianum miraculis, Bd. 12, Ingolstadt 1655 (?), Ingo1stadt 1657 u. Ö., Bd. 3, Ingolstadt 1657 u. ö.; Bd. 1-4, Dillingen 1691-94; Atlas Marianus, quo sanctae Dei genitricis Mariae imaginum miraculosorum origines, München 1672 u. ö.; Marianischer Atlas. Das ist wunderthätige Mariabi1der. So in Aller Christlichen Welt mit Wunderzaichen berhuembt, Bd. 1-2, München 1657, Ingolstadt 1657; Atlas Marianus quo sanctae Dei genitricis Mariae imaginum miracu10sarum origines duodecim historiarum centuris explicantur, München 1672; Marianischer Atlaß Von Anfang vnd Vrsprung zwoelfthundert Wunderthaetiger Maria-Bilder. Beschriben in Latein von R. P. Guilielmo Gumppenberg. Anjetzo durch R. P. Maximilianum Wartenberg in das Teutsch versetzt, beede der Societet Jesu, 4 Tle., München 1673; Sexdecim peregrinationes per 365 Ecclesias Romae, Rom 1665; Jesus vir dolorum matris dolorosae filius, München 1672; Sedici Pel-
legrinaggi per 1e 365 Chiese di Roma. Per Rvdolfo Grimming Bavaro. Misurate a passi ordinarii. In favore de'pellegrini et amma1ati ad honor di S.Pietro, Rom 1665. L NDB VII 311; Jöcher II 1277; Mederer II 291; Kobolt 296 f. (W); Prantl I 444; L. A. Freiherr von Gumppenberg, Geschichte der Familie von Gumppenberg, München 21881, 370-75; Sommervogel III 1952-55 (W); Romstöck 112-17; H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roerrnond 1901,293 f.; Ferchl I 49 u. Ö., II 991 u. ö.; Duhr III 567 f.; Koch 741 f.; Matrikel LMU; LThK2 IV 1273 f.; Ger! 154; Leitschuh I 44; L. Dom, Aus dem Atlas Marianus: Die Marienwallfahrten des Bistums Augsburg im Jahre 1672, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 2 (1977) 66-83; Popp 102 ff.; W. Pötzl, Loreto in Bayern, in: Jahrbuch für Volkskunde N. F. 2 (1979) 187-218; W. BeinertlH. Petri (Hg.), Handbuch der Marienkunde, Regensburg 1984, 604 u. Ö. S. Hofmann
Gussubelius (Gusebel, Beiname: Longicampianus), Johannes, * Lengenfeld, t 1529.
Über G. ist wenig bekannt. Am 13. 10. 1519 in Ingolstadt immatrikuliert, hielt er am 5. 3. 1520 auf Einladung Johannes Reuchlins bei dessen Amtsantritt als Prof. an der Univ. Ingolstadt eine Rede, in der er den Nutzen des Studiums der griechischen und hebräischen Sprache in humanistischer Manier lobte. Außerdem trug G., der der Lilienburse nahegestanden haben soll, im selben Jahr eine literarische Fehde mit Jakob Locher aus. In der sich an diesen Streit anschließenden Untersuchung durch die universitären Gremien wird G. als lesender Magister der Artistenfak. bezeichnet. Wann er seine Vorlesungen aufgenommen bzw. wieder beendet hat, entzieht sich allerdings näherer Kenntnis. Aus religiösen Gründen ("propter ecc1esiae doctrinam") ging er schließlich nach Wittenberg, wo er 1525 die neu eingerichtete zweite Mathematiklektur übernahm. Bald schon schwer erkrankt, starb G. in ärmlichen Verhältnissen. W Oratio coram universitate Ingo1stadiensi habita pro D. Ioanne Capnione Phorcensi cum in lingua hebraica et graeca 1udum literarium ex conducto aperiret IJI. Nonas Martias MDXX, Augsburg o.J. [1520], Helmstedt 1720. L DBA; Mederer I 112; Prantl I 207; W. Friedensburg, Geschichte der Univ. Wittenberg, Halle 1917,228 u. ö.; 1. Schlecht, Lob- und Spottgedichte Ingolstädter Humanisten, in: HJb 41 (1921) 231-37; Seifert 99; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingo1stadt (1477-1585), in: BoehmlSpör! II 45; Schöner 335 u. Ö. L. Böninger
Hader - Hagenauer
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H * 11. 4. 1640 Kemnath (Oberpfalz), t 5. 8. 1701 Landshut.
Hader, Johann, SJ,
H. wurde 1656 als Logiker in Dillingen immatrikuliert. Erst nach der Promotion zum Magister der Phi!. trat er am 30. 7. 1659 ins Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Nach dem Magisterium und den theo!. Studien an der Univ. Ingolstadt empfing er am 15. 6. 1669 die Priesterweihe in Eichstätt. 1671-74 war er als Phi!.prof. an der Univ. Dillingen tätig. Hier feierte er am 15. 8. 1673 die Profeß. 1674-76 war er Dozent für scholastische Theo!. in Luzern. Am 19. 10. 1676 wurde er an der Univ. Freiburg i.Br. zum Dr. theo!. promoviert. Die beiden folgenden Jahre lehrte H. Moraltheo!. an der Univ. Innsbruck, sodann dasselbe Fach 1678-81 in Ingolstadt. 1681 wechselte H. wiederum nach Innsbruck, bevor er 1683-85 als Minister am Augsburger Kolleg amtierte. 1685/ 86 war er Theo!.prof. in Freiburg i.Br. und Studienpräfekt der damals französischen Univ. Auch in Luzern wirkte er im Anschluß als Studienpräfekt und lehrte zugleich Kasuistik. Bevor er als Theo!.prof. an die nach Konstanz emigrierte Freiburger Univ. berufen wurde, war H. 1687/88 als Minister ein weiteres Mal nach Ingolstadt zurückgekehrt. Am 6. 11. 1690 übernahm er das Rektorat in Luzern, wo er auch nach Ablauf seiner Amtszeit am 15. 11. 1693 verblieb. Ab 1695 war er hier Minister, Prokurator und Theologe des Nuntius. 1695 ging er als Studienpräfekt und Spiritual nach Innsbruck, schließlich 1698 als Prof. für Kasuistik nach Landshut, der letzten Station seines Lebensweges. - Von H. sind lediglich theo!. und phi!. Disputationen überliefert. Q DAE, B 186; UAM, GG III/ll 11. W Controversiae theologicae de praestantia et necessitate gratiae (Praes.; Resp.: J. C. Alliprandinus), Innsbruck 1682.
zwischen jesuitischem und weltlichem Kurs innerhalb der Artistenfak. der Univ. Ingolstadt zugunsten der Societas Jesu entschied, übernahm H. zunächst 1577 die Hebräischlektur, 1582 auch die universitäre Griechischlektur. Nachdem die bis zu diesem Zeitpunkt noch verbliebenen weltlichen Prof. der Fak. 1585 zugunsten der Jesuiten entlassen worden waren, fungierte H. im WiSe 1586/87 als Dekan. Er lehrte zunächst noch bis 1588 in Ingolstadt und beschäftigte sich im Rahmen des dreijährigen phi!. Kurses vor allem mit Physik, daneben unterrichtete er hebräische und griechische Sprache. 1588 erschienen in Ingolstadt zwei Disputationen über Meteore sowie über Metalle und Gesteine. In der Physik von Johannes Eck abhängig, versuchte H., okkulte Kräfte in den Erscheinungen auszuschließen und statt dessen natürliche Ursachen, etwa korpuskularer Natur, anzugeben. 1588 wechselte H. an die Univ. Dillingen, wo er 1588-92 Moraltheo!. und H!. Schrift, 1592-97 Dogmatik und Moraltheo!. lehrte. Seit 1606 gehörte H. der theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt an, wo er das Fach Kasuistik vertrat. Von den theo!. Vorlesungen existieren aus den Jahren 1599, 1606 und 1609 - also sowohl aus der Dillinger als auch aus der Ingolstädter Zeit - Mitschriften und Aufzeichnungen. Nach seiner Lehrtätigkeit ging S. nach Brixen, wo er mit kirchlichen Reformaufgaben betraut wurde. Offenbar dort verfaßte er unter dem Pseudonym Daniel Paradinus einige antiprotestantische Schriften. Q UBM, 4° Cod.ms. 74, 2° Cod.ms. 693, 4° Cod.ms. 819; SI. Gallen, Stiftsbibliothek, MSS 1366; Louvain, Bibliotheque des Jesuites.
W Disputatio philosophica de metallo et lapide, Ingolstadt 1588; Disputatio philosophica de meteoris, Ingolstadt 1588. - Unter dem Pseudonym Daniel Paradinus: Medicamen seu antidotum spirituale contra haereseos venenum et hujus temporis pemiciosos afflatus; Reformatio Brixensium; Formae reformatae conficiendi litteras censuales.
L DBA; Mederer III 32; De Luca 61; Sommervogel IV 15, IX 452 (W); Romstöck 117 ff. (W); Specht 287; Duhr III 171; Hurter 649; Matrikel LMU; Gerl 157; Kurrus II 302 u. ö.; Strobel 151 f.
L Prant! I 267 u. Ö., II 496; Sommervogel IV 18 f.; Specht 283; Schaff76 u. ö.; Popp 104 ff.; Schöner 449.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
M. Mulsow
t
Hagel, Balthasar (Pseudonym: DanieI Paradi-
Hagenauer, Johannes,
Über die Stationen der Ausbildung von H., der am 22. 8. 1572 der Societas Jesu beigetreten war, liegen keine Informationen vor. In einer Situation, in der sich der Konkurrenzkampf
H., der als Herkunftsort Landshut angab, immatrikulierte sich im SoSe 1471 an der Univ. Wien, wechselte jedoch zum 31. 8. 1473 nach Ingolstadt, wo er in der Artistenfak. der "via moderna" im Dezember 1473 zum Bakkalar und im Januar 1478 zum Magister promovierte.
nus), SJ, * 1551 Ohlstadt t 20. 5. 1616 Ingolstadt.
11*
bei
Murnau,
1505.
164
Hagenauer - Haibe
Danach ließ er sich wohl unverzüglich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen, denn vier Jahre später, am 12. 3. 1482, wurde er ins Fak.konzi1 kooptiert. Vom 16. 10. 1483 bis 8. 4. 1489 leitete H. die Lilienburse, im SoSe 1486 übernahm er das Dekanat der Artistenfak. Daneben widmete er sich dem Theol.studium. Am 15. 9. 1484 wurde er zum Bibelkurs zugelassen, den er am 27.10. begann (Ez., ab 27. 7. 1485: Tim.). Zum letzten Mal ist H. in Ingolstadt im März 1487 belegt, als er einer Kommission angehörte, die sich über einen neuen Verteilungsmodus für die artistischen Vorlesungen Gedanken machen sollte. In der Totenliste der Artistenfak. ist er als Landshuter Kaplan und formierter Bakkalar der Theol. unter den Opfern der Pest von 1505 zu finden. Wann er die Formatur erworben hat, muß offenbleiben. Werke von H. sind nicht bekannt. Q UAM, GG III/ll 1,0 I 1,0 I 2, 0 IV 1. L Kausch 225; Schöner 140. C. Schöner
Hagn von Zangberg, Johann Georg, * ca. 1690 vermutlich Landshut, t 8. 9. 1765 Landshut.
Der dem Weltpriesterstand angehörende H. hatte 1707-13 am Collegium Germanicum in Rom studiert und erwarb 1714 an der Univ. Ingoi stadt den Grad eines Dr. theol. Im Dezember desselben Jahres erhielt er ein Kanonikat an der Münchener Frauenkirche, das er - nach Zwischenaufenthalt als Domizellar in der Pfarrei Ilmmünster - erst 1716 antrat. 1724 legte er das Münchener Kanonikat nieder, da er zum Dekan des Kollegiatstifts Altötting ernannt wurde, wo er wegen des Altöttinger Schatzes in mehrere Prozesse mit den Kapellendirektoren verwickelt war. Nach vorausgegangener Seelsorgertätigkeit in Edelmünster übernahm H. 1756 als Nachfolger von Joseph Anton Hertel an der theol. Fak. der Univ. Ingolstadt die Professur für Hl. Schrift. Zugleich versah er die Moritzpfarrei in Ingolstadt. 1760 stand er der Univ. als Rektor vor. H., der keine über seine Lehrtätigkeit hinausweisende wissenschafliche Aktivität entfaltete, gehörte der Fak. bis zu seinem Tod an. Der Univ.bibliothek vermachte er seine ansehnliche Büchersammlung. L Mederer III 293 u. ö.; Prant! I 582 u. ö.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (13401836), in: SHVI 45 (1926) 29 ff.; S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 8, 30 f.; Buzas 61; Schmidt, Collegium Germanicum 252; P. Pfister, Das Kollegiatstift Zu Unserer Lieben Frau in München (1495-1803), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachium Sacrum, Bd. 1, München 1994,402. W. Müller
Haibe (Haybe, Dehaibe), Johann Franz de (von), * 12. 12. 1689 Ingolstadt, t 29. I. 1740 Ingolstadt, m 1) N. N., t vor 1735, 2) 1735 Base des Augsburger Weihbischofs. V Lehrer der französischen Sprache in Ingolstadt.
H., dessen Vater den ursprünglichen Familiennamen Haibeli in de Haibe abgeändert haben soll, besuchte seit dem 25. 8. 1702 das Gymnasium der Jesuiten in seiner Heimatstadt. Während des Studiums der Jur., das er an der Univ. Ingolstadt absolvierte, betätigte er sich auch als Repetitor, vornehmlich für adlige Studenten. Nach Abschluß seiner jur. Studien arbeitete er zunächst mehrere Jahre als Advokat an den Geistlichen Ratsgremien der Hochstifte Eichstätt und Regensburg. 1720, als nach dem Tod Christoph von Chlingensbergs und der vermeintlich unmittelbar bevorstehenden Emeritierung Lorenz Albert Verlohners zwei Professuren an der jur. Fak. leer zu stehen schienen, bewarb er sich um eines der bei den Ordinariate. Tatsächlich wurde H., der einen hochrangigen Gönner in der bayer. Bürokratie besessen haben muß, an der Jahreswende 1721/22 als ao. Prof. für Institutionen mit einem Gehalt von 200 Gulden, das jedoch bereits am 10. I. 1722 auf 300 und am 1. 6. 1723 auf 400 Gulden aufgestockt wurde, angestellt. Nur wenige Wochen nach seiner Ernennung holte er am 30. I. 1722 auch die als Zugangsvoraussetzung für ein Lehramt geltende Promotion zum Dr. bei der Rechte nach. Bereits im Juli 1724 rückte er auf die o. Professur der Institutionen vor, ohne daß sich an seiner Besoldung jedoch etwas geändert zu haben scheint. Immerhin dürfte ihm zusammen mit dieser Beförderung auch der Titel eines kurfürstlichen Rats verliehen worden sein. Seit 1725 versah er nebenbei wohl auch die Lektur für Kriminalrecht. Weitere Etappen seines raschen Aufstiegs waren die Aufnahme als frequentierender Rat ins kurfürstliche Ratskollegium zu Ingolstadt (1731) sowie die zweimalige Wahl zum Rektor der Univ. (1725/26, 1733/34). Allem Anschein nach überforderten die vielgestaltigen Verpflichtungen H. jedoch im Laufe der Zeit immer mehr. So beklagte sich die Univ. 1736 über Versäumnisse sowohl in der Lehre wie bei der Mitarbeit im Spruchkollegium. Vor allem wurde ihm zur Last gelegt, daß er häufig betrunken zu seinen Vorlesungen erscheine. Auch der Ruf seiner Kinder stand nicht zum besten: eine seiner Töchter wurde eines unmoralischen Lebenswandels bezichtigt, seine Söhne, von denen einer im März 1737 erstochen wurde, galten als Trunkenbolde. 1736 drohte H., der sich aufgrund eines verschwenderischen Lebenswandels stark verschuldet hatte, zudem die Zwangsexekution seiner Verbindlichkeiten, die er aber dank sei-
Haibe - Haidlauf ner guten Beziehungen zum Münchener Hof gerade noch einmal abwenden konnte. Gleichwohl sah sich die Regierung vor dem Hintergrund all dieser Vorkommnisse doch gezwungen, H. am 28.6. und 14. 11. 1736 strenge Verweise zu erteilen und ihn zu größerer Pflichterfüllung sowie einer gesitteteren Lebensführung aufzufordern. Eine gewisse Besserung scheint denn auch eingetreten zu sein. Immerhin erhielt H., der sich zumindest zu Beginn seiner Lehrtätigkeit wegen der ausführlichen Kommentierung praktischer Fälle einer gewissen Beliebtheit bei den Studenten erfreut hatte, am 12. 3. 1738 auf sein Bitten hin eine Gehaltszulage von 100 Gulden. Außerdem fungierte er während des SoSe 1738 als Dekan der jur. Fak. und seit Beginn des WiSe 1739/40 nochmals als Rektor der Univ. Sein baldiger Tod verhinderte jedoch eine Verifizierung seiner Leistung über einen längeren Zeitraum hinweg. Q BayHStAM, GL 1482/II Nr. 45, 46, 1483/II Nr. 20. L Mederer III 160 u. ö.; Prant! I 527 f.; Matrikel LMU; Buzas-Resch 1102. M. Schaich
Haidelberger (Heidelberger), Georg, SJ, * 9. 3. 1622 Sipplingen, t 31. 12. 1683 Ellwangen.
Über die ordensübliche Ausbildung und Lehrtätigkeit des am 8. 1. 1640 der Societas Jesu beigetretenen H. ist lediglich bekannt, daß er 1654-57 an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phi!. Kurs. abhielt. Anschließend wirkte er 1664-78 in Augsburg als Domprediger und war 1678-80 Rektor des Jesuitenkollegs Ellwangen. W Quaestiones selectae ex omni philosophia, Ingolstadt 1657; Alte und neue Predicanten, Frankfurt 1674; Lutherischer Parallel-Catechisrnus: Anti-doturn oder Gegenschenkung auf Jo. Fridr. Mayers Leissnikerisehen Superintendenten neue Jahrsgabe auf das Jahr 1676 so er den Papistischen Catechisrnurn benamtet, Augsburg 1676. L Prant! II 506; Sommervogel IV 21 ff. (W); Schaff 137; Matrikel LMU; Gerl 158; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 92-97. C. Cosrnann
Haidenreich (Haydnreich), Oswald, * Eisenerz (Steiermark), t 10. 12. 1528 München.
Nach Studien in Wien und Bologna, wo er 1494 bzw. 1503 immatrikuliert war, und einer 16jährigen Tätigkeit als "orator" in Italien wurde H. Mitte 1522 auf den Lehrstuhl für Zivilrecht an die Univ. Ingolstadt berufen. Am 5.10. desselben Jahres wurde er als Dr. beider Rechte in die Matrikel aufgenommen. Die Dauer seiner Lehrtätigkeit dürfte ein Jahr nicht über-
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stiegen haben, jedoch wirkte er in dieser Zeit an der Redaktion der Statutenreform der jur. Fak. 1523 mit. Nur wenige Monate vor seinem Tode wurde H., zu diesem Zeitpunkt Rat Herzog Wilhelms IV. von Bayern, am 1. 2. 1528 auf ein Kanonikat bei Unserer Lieben Frau in München präsentiert. Q BSB, cgrn 1925. L Mederer I 114 f. u. ö.; Prant! I 188, II 167; Knod 180; Matrikel LMU; Wolff 268 u. ö.; P. Pfister, Das Kollegiatstift Zu Unserer Lieben Frau in München (1495-1803), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachiurn Sacrurn, Bd. I, München 1994, 402 u. Ö. H. Wolff
Haidlauf (Haydlauf, Haidlauff), Sebastian, * 5. 4. 1539 Meßkirch (Baden), t 18. 9. 1580 Freising.
H. absolvierte das Studium der Theo!. in Ingolstadt. 1562 wurde er dort Magister artium und dozierte Hebräisch und Griechisch. 1563 erhielt er nach seiner Priesterweihe das Kaplanat in St. Moritz, 1567 wurde er Stadtpfarrer und "parochus academicus" zur Schönen Unserer Lieben Frau in Ingolstadt und löste Augustin Neser ab. Die Univ. wählte ihn aufgrund seiner herausragenden Leistungen bzw. Gelehrsamkeit im WiSe 1568/69 zum Rektor. 1570 wurde H. nach dem Tod Oswald Fischers als Weihbischof unter Bischof Ernst von Bayern nach Freising berufen. Am 10. 2. 1570 bestätigte ihn Papst Pius V. als "Episcopus Dariensis". - In seinen z.T. polemischen Werken definierte H. die Einheit der kath. Kirche als Wesensmerkmal der wahren Kirche Christi gegen die Zerrissenheit der ev. Kirchen. Q OAE, B 245, f. 337. W Propositiones triginta tres, quibus probat concionatores acatholicos, qui se nominant evangelicos, curn nihil sint minus, non tanturn arecenti, veram etiam ab antiqua, apostolica, romana Ecclesia desecisse, Ingolstadt 1569; Gründlicher Bericht in 33 Conclusiones verlaßt, wie das die vermeintlichen evangelischen Praedikanten nit allein von der letsten, sondern auch von der ersten römischen und apostolischen Kirchen sind abgefallen, Ingolstadt 1569; Eine christliche Predigt vom Wüstgreuel oder vom Antichrist, Ingolstadt 1569; Concionern catholicam de abominatione desolationis seu de antichristo, Ingolstadt 1569; Oe nova concordia, hoc est summa dissensione ministrorurn lutheranorurn Augustanae Confessionis per Jac. Andr. Schmidelinern instituta, München 1572; Gewisse und wahrhaftige neue Zeitung von der augsburgischen Konfession und dieser verwandten Prädikanten new angerichter ainigkeit, München 1572; Concordiam eorum, qui Augustanam Confessionern profitentur 40 articulis cornprehensam, München 1573; Der augsburgisehen Konfession und dieser verwandten Predikanten jetziger neuer Grundfest, Bestendigkeit und Ainigkeit, München 1573; Leichpredigt am Tag der Begrebnuß des durchlauchtigsten Fürsten Albrechten, pfalzgrafens
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Haidlauf - Halden
bei Rhein, Herzogs in Ober- und Niederbaiern etc. in der Domkirche zu Freising gehalten den 3. November 1579, München 1580. L ADB L 87 f.; DBA N. E; Kobolt 310 f.; Kobolt, Erg. 143 f.; E Lauchert, Der Freisinger Weihbischof S. H. und seine Schriften, in: HJB 26 (1904) 19-42; Matrikel LMU; LThK2 V 40; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978,131 (W); Gatz I 255. B. Schönewald
L DBA; Mederer I 73 u. ö.; Schmid 90; 1. Kist, A. H. von Kronach, Weihbischof von Bamberg (1517-42), in: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg 92 (1952/53) 365-69 (Q); Ders., Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65,175 f.; Seifert 79 u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum 1494-1600, in: Real 159 u. ö.; Seifert, Statuten 252; Kausch 225; Schwaiger 33; Schöner 144 u. ö.; Gatz I 282. C. Schöner
Hainel (Hänlein, Haindl, Hainlin, Henlein), Andreas, t 7. 2. 1542 Bamberg, 0 Bamberg, St. Martin. V Johannes, t nach 1542.
H., der als Herkunftsort Kronach angab, immatrikulierte sich als artistischer Bakkalar am 21. 4. 1507 an der Univ. Ingolstadt; wahrscheinlich ist er mit einem 1506 in Köln zum Bakkalar promovierten Andreas von Kronach identisch. Im Januar 1509 promovierte er in Ingolstadt zum Magister. Während der folgenden vier Jahre stieg er in der Artistenfak. in den Kreis von bevorrechteten Magistern auf, die die einträglichsten Hauptvorlesungen unter sich verteilten. Im WiSe 1514115 trug er über die "Ars vetus" vor, eine der Hauptvorlesungen. Außerdem übernahm er zweimal das "Exercitium de anima" (WiSe 1513/14, SoSe 1514) und einmal die "Obligatoria" (SoSe 1515). Des weiteren las er im WiSe 1513114 vertretungsweise über die ,,Libri ethicorum", welche bereits zu jener Zeit nicht mehr verlost, sondern von einem Fachlektor betreut wurden. Daß H. damals zum Stamm der Artistenfak. gehörte, belegen auch die Ämter, die ihm übertragen wurden: Im WiSe 1513/14 und im SoSe 1516 war er "assessor decani", im SoSe 1517 selbst Dekan der Artistenfak. Außerdem amtierte H. vom März 1514 bis Februar 1516 als Konventor der Adlerburse und von April 1516 bis Januar 1518 als Regens des Georgianums. Im WiSe 1516117 fungierte H. zunächst als Vizerektor für Wilhelm Markgraf von Brandenburg, seit dessen Rücktritt am 24. 12. 1516 dann als Rektor der Univ. Neben seiner Tätigkeit an der Artistenfak. nahm H. das Studium der Theo!. auf: Im April 1514 promovierte er zum Bakkalaureus, im Oktober 1517 zum Lizentiaten und Dr. der Theo!. Zum Zeitpunkt seiner Promotion war bereits klar, daß H. als Weihbischof nach Bamberg gehen würde. Im Frühjahr 1518 wurde er als solcher konsekriert. In dieser Stellung verblieb H. bis zu seinem Ableben. - Werke von H. haben sich nicht erhalten. Auf die Geschicke der Univ. Ingolstadt nahm er hauptsächlich über die zahlreichen Ämter, die er verwaltete, Einfluß. Q UAM,GGIII/22,OIV I,OV I.
Halbpaur (Halpaur, Halpawer, Halbbawer, Halbalberus, Semicolonus, Vinghemius), Hermes, SJ, * 1535 Kärnten, t 13.3. 1572 Fulda.
H. trat 1552 in die Societas Jesu ein. Er hatte bereits in Rom studiert, bevor er 1558 mit einem Baccalaureus-Grad in den Artes nach Ingolstadt kam. Im dortigen Kolleg war er damit beauftragt, mit den jüngeren Studenten die Lektionen zu wiederholen. Nach dem Erwerb des Magister Artium am 2. I. 1561 versah er ab Februar - als erster Jesuit - die Logikprofessur an der Univ. Ingolstadt. Gegen Ende des Jahres 1561 wurde er als Prediger an den Hof der Töchter Kaiser Ferdinands I. in Innsbruck versetzt, wo er zeitweise auch die Aufgaben eines Beichtvaters übernahm. H. hielt sich mindestens bis Anfang 1565 in Tirol auf. Im Dezember 1566 erscheint er als Domprediger und Superior einer neu zu errichtenden Jesuitenniederlassung in Speyer. 1568 wurde er der erste Rektor des neuen Kollegs. Als es drei Jahre später darum ging, auch in Fulda ein Kolleg zu gründen, war H., der sich offenbar bei solchen Aufgaben bestens bewährt hatte, einer von fünf Vertretern der Societas Jesu, die im November 1571 geschickt wurden, um die nötige Überzeugungsarbeit zu leisten. Obwohl schon gesundheitlich angeschlagen, schonte er sich dabei nicht und erlag schließlich den Folgen eines Schlaganfalls. L Freninger 25; Romstöck 119; B. Duhr, Die Jesuiten an den deutschen Fürstenhöfen des 16. Jh., Freiburg i.Br. 1901,71 f.; Duhr I 57 u. ö.; Schaff 51; Matrikel LMU; Gerl 160; Seifert 196 u. ö.; G. Wilczek, Phil. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 15. und 16. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 47 (1984) 24. E Heiler
Halden, Franz, SJ, * 26. 6. 1689 Innsbruck, t 10. 5. 1740 Regensburg.
H. trat dem Jesuitenorden am 31. 10. 1704 bei. Ab 1713 studierte er Theo!. an der Univ. Ingolstadt. Vier Jahre später wurde H. in Eichstätt als Priester ordiniert. 1721 begann er Phi!. in Innsbruck zu lehren. Die nächste Nachricht über H. stammt aus Freiburg i.Br.: Promotion
Halden - Halmayr zum Dr. theol. am 5. 11. 1727, Antrittsvorlesung neun Tage später. Er hatte den Scholastiklehrstuhl bis 1729 inne und stand der theol. Fak. im SoSe 1729 als Dekan vor. Im nächsten Semester nahm er in Ingolstadt eine Professur für Dogmatik an, die er bis zum WiSe 1735 innehatte. Vom 29. 4. 1736 bis zum 4. 8. 1739 bekleidete er sodann das Rektorat an der Dillinger Univ. Unter der Ägide von H. wurde 1738/39 durch ein fürstbischöfliches Dekret der phil. Kurs auf zwei Jahre beschränkt und dafür eine Professur für Geschichte eingerichtet. Ferner wurde ein zweiter Lehrstuhl für Zivilrecht geschaffen und allen Fak. ein Dekan vorgestellt. Von 1740 bis zu seinem Tode leitete H. das Gymnasium St. Paul in Regensburg. Er hinterließ keine Schriften. L OBA; Mederer III 176; Oe Luca 77; Kleinstäuber 47 u. ö.; Romstöck 120; Specht, Rektoren 76 f; Specht 275 u. ö.; Ouhr 253, Gerl160; Kurrus 11 310 u. Ö. K. FaußnerIR. Larsson-Folger
Haller (Hallexus), Richard, SJ, * 21. 1. 1551 Nürnberg (?), t 22. 1. 1612 Madrid. V Christoph III. Haller von Hallerstein zu Ziegelstein, Ritter, Rat und Hofmeister Kaiser Karls V. und des Herzogs von Savoyen, * 1509, t 1581 Luzem, MAnna Imhof, * 1509 Augsburg, t 1559 Andorf, CD 1536.
H. entstammte einer angesehenen Nürnberger Familie, die sich auf kaiserliches Privileg Karls V. hin seit 1521 Haller von Hallerstein nannte. Großvater und Vater waren in kaiserlichen Diensten als Gesandte tätig. Der Geburtsort von H. steht nicht eindeutig fest, da sein Vater im Dienst Karls v., der Könige Franz I. und Heinrich 11. von Frankreich, Heinrich VIII. von England, Christian von Dänemark u. a. an allen europäischen Höfen tätig war. Die Annahme Thoelens, daß die Familie aus Glaubensgründen auswanderte und sich auf kath. Gebiet niederließ, ist nicht stichhaltig. - Am 8. 8. 1567 immatrikulierte sich H. in Dillingen, am 4. 7. 1569 trat er der Societas Jesu bei und studierte Phil. und Theol. 1572 ist er als Student der Metaphysik, 1575 während seines Magisteriums im Kolleg zu Dillingen nachweisbar. 1577 erhielt er die höheren Weihen des Subdiakonats und Diakonats in Eichstätt, die Priesterweihe erfolgte in Augsburg. Seit 1577 (Matrikeleintrag vom 16.10.) lehrte H. an der Univ. Ingolstadt Phil., am 29. 10. 1578 leitete Christoph Parching die Disputation von H. Am 10. 9. 1584 wurde er in Dillingen zum Dr. the01. promoviert, wo er zunächst Studienpräfekt, vom 5. 5. 1585 bis Januar 1589 dann Rektor von Jesuitenkolleg und Univ. war. In diese Zeit fielen zwei wichtige Ereignisse: Zu Schuljahrsbeginn 1585 fand die Eröffnung eines Seminars
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an der Univ. statt, vom 1.6. bis 23. 8. 1586 nahm H. in Dillingen an einer Kongregation über die Ordnung des phil. Kurses teil, deren Ergebnisse in die ,,Ratio studiorum" einflossen. Im Anschluß an das Dillinger Rektorat stand H., der am 4. 9. 1588 seine Profeß gefeiert hatte, dem Ingolstädter Kolleg vor, zwischenzeitlich (1595 bis Juli 1597) war er als Socius von Paul Hoffaus tätig. In seiner Eigenschaft als Rektor des Kollegs war H. 1597 nachhaltig um eine Stärkung des jesuitischen Einflusses auf die phil. Fak. der Univ. Ingolstadt bemüht. Am 6. 12. 1597 übernahm er bis 1599 die Leitung des Jesuitenkollegs und der Univ. Graz. Die Berufung nach Graz hing wahrscheinlich mit seiner engen Verbindung zu Erzherzog Ferdinand von Österreich, dem späteren Kaiser Ferdinand 11., zusammen, der in Ingolstadt studiert hatte. Ferdinand setzte mit Unterstützung der Jesuiten u. a. während des Rektorats von H. in Graz massiv die Rekatholisierung durch. Anläßlich der Kardinalserhebung Herzog Philipps, Bischofs von Regensburg, hielt H. die Festpredigt vor dem bayer. Hof und der Münchener Bürgerschaft. Er zog dabei die Aufmerksamkeit Herzog Wilhelms V. auf sich. In der Folge begleitete er auf Befehl des Ordensgenerals die Nichte des bayer. Herzogs, Margaretha von Österreich, als Gewissensrat nach Spanien. Als Beichtvater Margaretas, Gemahlin Philipps III. und spanische Königin, nahm H. bald eine herausragende Stellung am Hof ein, an dem er - wenngleich unter zunehmenden Schwierigkeiten - auch nach dem Tod der Königin (1611) blieb. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 16, Mscr. VI 35, Mscr. XIII 2; BayHstAM, Jesuiten 1936; BSB, clm 26477; UAM, GG IIUII I. W De mundo et eius elementis, caelo, igne, aere, aqua, terra disputatio philosophica (Praes.; Resp.: 1. Klage, M. Ebersperger, P. Moschenbach), Ingolstadt 1580. L OBA; OBA N. E; Mederer II 33; Prant! I 338 u. Ö., 11 369; E Schmidt, Geschichte der Erziehung der Bayer. Wittelsbacher von den frühesten Zeiten bis 1750, Berlin 1892, LV f.; Rornstöck 120-25 (W); Sommervogel IV 48 f., IX 454 f. (W); H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roerrnond 1901, 51 f.; Ouhr I 64 u. Ö., 11 46 f.; Matrikel LMU; Kausch 46; L. Lukacs, Catalogi personarum et officiorum provinciae Austriae S. 1., Bd. I, Rom 1978,684; 1. Fejer, Oefuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982,105. B. Schönewald
Halmayr (Halmair, Hallmar, Hallmayr), Wolfgang. SJ, * 2.11. 1594 München, t 11. 4.1649 Altötting. Nach dem Abschluß des Münchener Jesuitengymnasiums trat H. am 30. 4. 1612 ins Novizi-
Halmayr - Hauer
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at der Gesellschaft Jesu ein. Ab 1614 absolvierte er in Ingolstadt seine phil. Studien, 1617 schloß er sie mit der Darlegung der Thesen ab. Sein theol. Studium absolvierte er 1620-23 ebenfalls an der Univ. Ingolstadt. 1623 wurde H. zum Priester geweiht. 1623-26 wirkte er als Prof. für Logik an der Univ. Ingolstadt. Vom 18.2. bis November 1626 hatte er das Amt des Dekans inne. Nach dem Tertiat in Ebersberg war H. als Prediger tätig: 1627-36 am Dom in Konstanz, 1637-43 am Augsburger Dom und 1644-48 im Jesuitenkolleg Landshut. Sein letztes Lebensjahr verbrachte er als Beichtvater in Altötting. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, 0 V 73, 0 VI I, 16,0 XI 28, 2817; DAE, B 186, Summarium de variis rebus Collegii Ingolstadiensis 15481671, S. 156 u. Ö. W Quaestiones ex !ibris de anima disputatae (Praes.; Resp.: C. Guglhoer), Ingolstadt 1626. L Mederer II 235; Prantl I 443; Sommervogel IV 52, IX 455; Romstöck 125; Schaff 79; Matrikel LMU; Gerl 161; Leitschuh I 26; Popp 108 f. M. Fink-Lang
Hamman (Hammann), Georg, SJ, * 6. 1. 1607 Freiburg i.Br., t 9. 7.1641 Ingolstadt.
Seit 1618 an der Univ. Freiburg i.Br. immatrikuliert, wurde H. dort am 4. 9. 1623 in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Nach Abschluß des ordensüblichen phil. Dreijahreskurses 1625-28 an der Univ. Ingolstadt wurde H. vom 22. 9. 1628 bis 1630 als Lehrer der Grammatik und 1630/31 als Lehrer der Humanität in Luzern eingesetzt. 1631 kehrte er nach Ingolstadt zurück, mußte das hier begonnene theol. Studium aber wegen Versorgungsengpässen 163335 in Wien beenden. Anschließend unterrichtete er vier Jahre als Prof. der Rhetorik, 1635/36 an der eben gegründeten Jesuitenhochschule in Tyrnau, 1636/37 in München, 1638/39 in Burghausen und 1639/40 in Neuburg a.d.D. Am 19. 10. 1640 trat H. an der Univ. Ingolstadt eine Phil.professur an; sie sollte indessen zur letzten Station seiner offenbar recht vielversprechenden akad. Laufbahn werden. L Mederer II 294 u. ö.; Prantl I 444; Romstöck 126; Schaff 81; Huwiler 187; Ger1161; Studhalter 324 u. ö.; Popp 109; L. Lukacs (Hg.), Catalogi personarum et officiorum provinciae Austriae S. J., Bd. 2, Rom 1982, 611; G. Wi1czek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993,143 u. Ö. U. Neumann
Harsaeus, Johannes Gregor,
*
Lüttich.
H. immatrikulierte sich am 23. 10. 1593 an der Univ. Ingolstadt. 1604-19 war er, ohne in die-
ser Zeit eine Lektur an der Univ. zu besitzen, Regens des Ingolstädter Georgianums. Am 3. 1. 1605 erwarb er das Lizentiat der Theol. und wurde am 16.11. desselben Jahres unter dem Vorsitz von Peter Stevart zum Dr. theol. promoviert. H. war als Regens des Georgianums im WiSe 1612 Rektor und im SoSe 1613 (unter dem Adelsrektorat von Johannes Graf Erdödy) Prorektor der Univ. 1619 ging H., dessen erster Matrikeleintrag später durch "canonicus Sancti Martini Leodii designatus est" ergänzt wurde, nach Lüttich zurück. L Mederer II 180 u. ö.; Schmid 97; Matrikel LMU; Real 142; Buzas-Resch I 18; Kausch 225; Schwaiger 75 u. Ö. H. Zedelmaier
Hastreither, Wolfgang, SJ, * 28. 1. 1736 Eschlkam, t 21. 12. 1800 München. H. durchlief nach dem am 20. 9. 1754 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden die ordensübliche Ausbildung und wurde vom Orden mehrfach im Lehramt eingesetzt: 1767-69 unterrichtete er in Brigg Humaniora und Rhetorik, 1769-73 gehörte er der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Rhetorik an. H., der seine Lehrtätigkeit durch keinerlei wissenschaftliche Publikationen begleitete, wurde 1773 im Zuge der Aufhebung des Jesuitenordens entlassen und erhielt die übliche Exjesuitenpension. Bezeugt sind von ihm anschließend Aufenthalte in den Priesterhäusern zu Altötting, Ebersberg und Dorfen. W Die alte und neue Lehrart in den untern Schulen Teutschlands, Straßburg 1775. L Permander 5 u. ö.; Sommervogel IV 138; Matrikel LMU; Ger1165; Müller 60 f. W. Müller
Hauer (Hawer, Haverius), Georg, * um 1484 Tirschenreuth, t 23. 8. 1536 Ingolstadt.
H. immatrikulierte sich 1500 in Leipzig und promovierte dort zum Dr. theol. Bis 1513 ist er als Weltpriester und Lateinlehrer in Passau, 1513-18 als Pfarrer in Plattling (1518-26 vertreten durch einen Pfarrvikar) nachweisbar. Von dort besuchte er die Univ. Ingolstadt, an der er sich 1514 immatrikulierte. Am 15. 5. 1514 wurde er Magister der Phil. Die Promotion zum Dr. jur. can. erfolgte vermutlich in Ingolstadt. H. übernahm 1518 die Pfarrei zur Schönen Unserer Lieben Frau (Nachfolger von Sigmund Heiperger), 1525 die Pfarrei St. Moritz. Von Herbst 1518 bis August 1536 war er o. Prof. für Kanonistik. Im SoSe 1519 erhielt er auf Wunsch des Landgrafen Georg von Leuch-
Hauer - Haunold tenberg und mit Bewilligung des akad. Senats das Amt des Vizerektors. Im SoSe 1522 wurde er Rektor der Univ.; in dieses Amt wurde er wiederholt gewählt (WiSe 1523, SoSe 1525, WiSe 1526, SoSe 1528, WiSe 1529, WiSe 1531). Finanzmanipulationen mit geliehenem Geld der Artistenfak. (1527, 1528) führten zu seinem Ausschluß aus der Camera. - H. erwarb sich als Theologe und lateinischer Grammatiker große Verdienste. Seine Grammatik erfuhr mehrere Auflagen. Die erste Ausgabe hat er auf Verlangen des Ingolstädter Magistrats verfaßt, die zweite Ausgabe ist vor allem geprägt durch deutsche Worterklärungen und Überlieferung von zeitgenössischen Sprichwörtern. H. übernahm es auch, die Bannbulle des Papstes gegen Martin Luther im Münster zu Ingolstadt zu verkünden. Dr. Johannes Eck, Franz Burckhard und H. erwirkten im Senat der Univ. die Aufforderung an den Kanzler Herzog Wilhelms IV., neben dem Wormser Edikt ein bayer. Mandat gegen die Lehre Luthers zu erlassen (Religionsedikt vom 5. 3. 1522). Gleichermaßen engagierte sich H. bei der Verurteilung des Magisters Arsacius Seehofer. H. führte das Verhör. Lazarus Spengler nannte den Moritzpfarrer und Kontroversprediger einen "gottlosen Mann und continuum delatorem patriae suae", der "gottlose, schändliche Epistel wider das Evangelion" verfasse. Q UAM, 0 III 7. W Puerilia grammatices, Augsburg 1514, 1517; Drei christliche Predigten, Ingolstadt 1523; Ander zwue predigten, Landshut 1526; Ain Verantwurtung gemelts Salve betreffendt, Wider die gewesen pröbst zu Nurmberg, Landshut 1526. L ADB XI 44 f.; DBA; DBA N. E; Mederer I 90; Kobolt, Erg. 139; Prant! II 487; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836), in: SHVI 45 (1926) 33 ff.; Matrikel LMU; LThK 2 V 30; Seifert 20 u. ö.; Seifert, Statuten 113 f. u. ö.; Wolff 268; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978, 134 (W); Dr. Johannes Eck. Seelsorger - Gelehrter - Gegner Luthers, hg. vom Stadtarchiv Ingolstadt, Ingolstadt 1986,99 f. (P 1,2); Schöner 329 u. ö.; L. Olt, Ein bisher unbekannter Brief des Ingolstädter Prof. G. H. an Leonhard Haller, in: SHVI 89 (1990) 109-14. P 1) Ölgemälde von Ruprecht Heller, 2) Epitaph, Moritzkirche Ingolstadt. B. Schönewald Haunold (Haunoldt), Christoph, SJ, * 18. 10. 1610 Altenthann, t 22. 6. 1689 Ingolstadt. V Hans Wolf, Inhaber der Hofmark Altenthann ab 1606, vorher des Sitzes Marwang (Landkreis Straubing), 1603-07 und ab 1617 Regimentsrat in Straubing, 1624 Verwalter der Klöster Reichenbach und Walderbach, 1628/29 Pfleger des Amtes Rieden bei Amberg, M Regina Zengerin, t 1631 Amberg.
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H. war zunächst Page arn kurfürstlichen Hof in München und nahm 1628 als kurfürstlicher Stipendiat das Studium wohl bei den Jesuiten in Ingolstadt auf, ohne an der Univ. immatrikuliert zu sein. 1630 trat er in den Jesuitenorden ein und absolvierte das Noviziat wohl in Landsberg, anschließend war er am Collegium Germanicum in Rom, wo er Phil. studierte. Nach zweieinhalbjähriger Lehrtätigkeit studierte er 1638-41 in Ingolstadt Theol., unterzog sich 1641/42 dem Tertiat in Altötting und war dann Prof. für Phil. an den Univ. Dillingen (1642-45) und Ingolstadt (1645-48). 1648/49 lehrte er Moraltheol. in Trient. Er wirkte dann in Amberg und 1651-53 als Prof. für scholastische Theol., 1652/53 zusätzlich auch für Moraltheol. an der Univ. Freiburg i.Br. und war schließlich 1653-66 Prof. für scholastische The01. an der Univ. Ingolstadt, anschließend bis 1674 Studienpräfekt in Ingolstadt, um von 1674/75 bis zu seinem Tode als Prediger in Biburg zu wirken. - 1648 kam es an der Univ. Ingolstadt zu einer erbitterten Auseinandersetzung um die an der Univ. vertretene Phil. zwischen H. und dem Juristen Kaspar Manz. Dieser forderte eine leichtere, klarere, angenehmere und nützlichere, in kürzerer Zeit zu absolvierende Phil. als die von den Jesuiten vertretene. Dahinter standen der seit langem latente Einspruch der Prof. der Jur. und Med. gegen die Übergabe der phil. Fak. an den Orden im Jahre 1588 und ihre Forderung einer Reduzierung des phil. "Cursus" von drei auf zwei Jahre für Nichttheologen. Manz, der auch in der jur. Fak. für Reformen eingetreten war, war mit der von Jesuiten vertretenen scholastisch-aristotelischen Phil. aus eigenem Studium in Dillingen vertraut; durch Mederer sollte er eine späte Rechtfertigung erfahren. Ungeachtet dieser Kontroverse zählt H. auch als phil. Autor vor allem durch seine mehrfach aufgelegte "Logica practica in regulas digesta" (1646). Bedeutender ist sein theol. Werk, wobei an erster Stelle seine erst nach Aufgabe seiner Ingolstädter Professur erschienenen "Theologiae speculativae libri quattuor" (1670), die weitgehend Thomas von Aquin folgen, stehen. Bereits seine "Institutionum theologicarum libri quatuor" (1659) zeichnen sich wie sein späteres Hauptwerk ebenso durch Klarheit und Konzentration aus wie auch durch den versuchten Brückenschlag zwischen der positiven und scholastischen, einer von den Loci theologici ausgehenden und einer mehr systematisch orientierten Theol. Wie viele seiner Ordens genossen war H. ein Vertreter des Probabilismus. Seinem profunden moraltheol. Werk "Controversiarum de justitia et jure privatorum universo" (1671/72) folgten die "Jurisprudentiae judiciariae" (1674), die dank ihrer Gründlichkeit zu den wichtigsten Darstellungen
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Haunold - Hausmann
der thomistischen Rechtsphi!. gehören und für das Privatrecht Bedeutung erlangten. Trotz Adam Tanner und Paul Laymann verfing sich H. unter Berufung auf den Ingolstädter Juristen Ferdinand Waizenegger auf eigentümliche Weise im Hexenglauben. Kontroverstheo!. bedeutsam ist seine Schrift "Pro infallibilitate ecc1esiae Romanae notae responsoriae" (1654) gegen Hermann Conring mit nachfolgender "Redargutio peremptoria errorum ab Hermanno Conringio admissorum" (1654). Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. 112, Mscr. XI 2817; BayHStAM, Jesuiten 115 (1689),374,376,378,380,384-425,427-432; Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg; Staatsarchiv Amberg, Subdelegierte Registratur Nr. 1217, 1225, Kloster Frauenzell Nr. I; pfarrarchiv Altenthann. W Logica practica in regulas digesta (Praes.; Resp.: B. Reichmayr), Ingolstadt 1646; Pro infallibilitate ecclesiae Romanae notae reponsoriae seu succincta defensio adversus opusculum Hermanni Conringii, cujus titulus est: Fundamentorum fidei pontificiae concussio, Amberg 1654; Redargutio peremptoria errorum ab Hermanno Conringio admissorum, Ingolstadt 1654; Institutionum theologicarum libri quatuor, Ingolstadt 1659; Theologiae speculativae scholasticis praelectionibvs et exercitiis accommodatae libri IV partibus summae D. Thomae respondentes, Ingolstadt 1670; Controversiarum de justitia et jure privatorum universo nova et theoretica methodo in decem tractatus et quatuor tomos digestarum, Ingolstadt 1671172; Jurisprudentiae judiciariae, 2 Bde., Ingolstadt 1674. L ADB XI 70; NDB VIII 98; DBA; DBA N. E; Jöcher II 1406; Mederer II 253 u. ö., III 10 u. ö.; Kobolt 309 f. (W); Kobolt, Erg. 142; Prantl I 425 u. ö., II 502; T. Rixner, Geschichte der Phi!. bei den Katholiken in Altbayern, bayer. Schwaben und bayer. Franken, München 1835,42; Sommervogel IV, 140-43; H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roermond 1901,375 f.; Specht 287 u. ö.; Die Matrikel der Univ. Freiburg i.Br. 1460-1656, Bd. 1, bearb. von H. Mayer, Freiburg i.Br. 1907, 921; Ferchl 1072 f.; Hurter IV 621 f.; Schaff 28 u. ö.; Duhr III 540-43; W. Kratz, P. C. H., in: Mitteilungen aus der deutschen Provinz 8 (1920) 35-40; Matrikel LMU; LThK2 V 30 f.; Ger1166; Kurrus II 55 u. ö.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 97-105. S. Hofmann
Hauser, Berthold, SJ, * 18. 7. 1713 Wildenberg, t 14.3.1762 Dillingen. H. war am 28. 9. 1728 dem Jesuitenorden beigetreten. Er absolvierte den ordensüblichen Ausbildungsweg und wurde an verschiedenen, den Jesuiten unterstellten Studienanstalten als Prof. eingesetzt. 1748 gehörte H. dabei der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Physik an. Sein Hauptbetätigungsfeld war jedoch die Univ. Dillingen, wo er 1749-51 Phi!., 1751-61 Mathematik sowie 1751-53 und 1757-
62 Hebräisch lehrte. H. machte sich in Dillingen nicht nur um den Ausbau der mathematisch-physikalischen Instrumentensarnmlung verdient. In die Zeit seiner Dillinger Tätigkeit fällt vor allem die Entstehung seines 1755-64 erschienenen Hauptwerks "Elementa philosophiae ad rationis et experientiae ductum conscripta et usibus scholasticis accomodata". Wenngleich noch vielfach auf dem Boden des Aristotelismus und der Scholastik stehend, erwies sich H. hierbei als profunder Kenner der neuzeitlichen Naturauffassung, der sich kritisch mit Isaac Newton auseinandersetzte und die galileische Bewegungslehre adaptierte. W Elementa philosophiae ad rationis et experientiae ductum conscripta et usibus scholasticis accomodata, 8 Bde., Augsburg 1755-64. L ADB XI 87 f.; DBA N. E; Baader, Baiern 478 f. (W); Prantl I 613, II 511; Sommervogel IV 148 ff. (w); Specht 316 u. ö.; Schaff 168; Duhr IV/2 47 f.; B. Jansen, Deutsche Jesuiten-Philosophen des 18. Jh. in ihrer Stellung zur neuzeitlichen Naturauffassung, in: Zs. für kath. Theo!. 57 (1933) 388 ff.; Ger! 122; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 39 f.; HdBG II 898 f. W. Müller
Hausmann, Leonhard, SJ, * 26. 12. 1672 Margreid (Tirol), t 16.3. 1748 Dillingen.
Am 12. 10. 1689 trat H. der Gesellschaft Jesu bei. 1708 wurde er als Prof. der Phi!. an der Univ. von Dillingen tätig. Von dort ging er nach Ingolstadt, wo er 1711 als "Iogicae prof." immatrikuliert wurde und 1711-14 den dreijährigen phi!. Kurs abhielt. Nachdem H. 1719/20 in Dillingen scholastische Theo!. gelesen hatte, übernahm er, aus Brixen kommend, an der Univ. Freiburg i.Br. 1721 einen Lehrstuhl für Moraltheol. In seiner bis 1726 dauernden Freiburger Lehrtätigkeit hatte er zweimal das Dekanat der theo!. Fak. inne. 1728 las er Kasuistik in Innsbruck. Ein Jahr später kehrte H. nach Ingolstadt als Prof. für Moraltheologe zurück. Die weiteren Daten über sein Leben sind spärlich: 1732/33 ist er als Moraltheologe und 1734-39 als Exeget jeweils an der Univ. Dillingen belegt. - Eine gewisse Bekanntheit erlangte H., ein Schüler von Jakob Bandelie SJ, weniger als Theologe, als vielmehr durch seine Thesen in Zusammenhang mit der durch den Cartesianer Anton Kleinbrodt SJ an der Ingolstädter phi!. Fak. entfachten Atomismusdebatte. Gegen die Korpuskulartheorie des Lichtes vertrat er einen orthodox aristotelischen Standpunkt. W Objectum oculi (Praes.; Resp.: H. Karg), Ingolstadt 1714. L Mederer III 128 u. ö.; De Luca 64; Sommervogel IV 152 u. ö., IX 462 (W); Specht 284 u. ö.; Schaff 150
Hausmann - Heinrich u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 167; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 105 f.; Kurrus II 310, 391. K. FaußnerIR. Larsson-Folger
Heberer (Heber, Hebrer), Johann,
t 7. 3. 1478.
*
Bamberg,
H. immatrikulierte sich im WiSe 1439 an der Univ. Leipzig, wo er 1440 das Bakkalaureat, 1444 den Magistergrad erwarb. Es schloß sich das Studium der Theo!. an. 1448 wurde H. an der theo!. Fak. der Univ. Leipzig als Cursor zugelassen, 1456 wurde er Lizentiat der Theo!. Seit 1449 lehrte er an der phi!. Fak., der er im WiSe 1450 als Dekan vorstand. Im SoSe 1452 stand er der Univ. Leipzig als Rektor vor. Im selben Jahr wird H. - in der Leipziger Univ.matrikel für 1461 irrtümlich als verstorben gemeldet - als Dekan von St. Martin in Forchheim erwähnt. 1467 wurde er mit der Pfarrei Neunkirchen am Sand bepfründet. 1470/71 ist er als Domvikar in Bamberg und als bischöflicher Rat bezeugt, 1471 wurde er auf das Marienbenefizium bei St. Sebald in Nürnberg präsentiert. Am I. 2. 1473 immatrikulierte sich H. an der Univ. Ingolstadt, wo er von dem bis dato die theo!. Fak. alleine repräsentierenden Johann Ludovici zusammen mit Lukas Praun aus Augsburg als Prof. der Theo!. kooptiert wurde. Dieses Dreiergremium schuf die ersten Fak.statuten und promovierte den ersten Dr. theo!. an der Univ. Ingolstadt, Johann Permeter von Adorf, um sich anschließend wieder aufzulösen. H. verließ Ingolstadt dann noch im Jahr 1473. L Prant! I 33; G. Erler (Hg.), Die Matrikel der Univ. Leipzig, Bd. 2, Leipzig 1897,9 f. u. ö.; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 14001556, Würzburg 1955-65, 164 u. ö.; Seifert, Statuten 65; Kausch 22 f. u. ö. W. KauschlW. Müller
* Schlicht bei Amberg, t um 1764, CO Maria Franziska Böham.
Heeg, Felix Tobias von,
H. war Advokat in Amberg, ehe er nach dem Tod Joseph Anton von Chlingenspergs im November 1740 von der bayer. Regierung als Prof. für Institutionen in die jur. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen wurde. Nachdem er am 2. 12. 1740 zum Dr. iur. utr. promoviert worden war, trat er sein Lehramt am 5.12. feierlich an. Wahrend seiner nur wenige Jahre währenden Tätigkeit an der Univ. trat H., der 1744 Dekan der jur. Fak. war, nicht besonders hervor. Lediglich seine Zensur eines publizistischen Werkes, in der er tiefsitzende Vorbehalte gegen natur- und vernunftrechtliche Erwägungen innerhalb der Jurisprudenz erkennen ließ
171
und u. a. den Werken von Hugo Grotius und Samuel Pufendorf "pessima principia" nachsagte, ist bekannt. Bereits am 16. 9. 1746 mußte H. die Univ. im Zuge der Reform der jur. Fak. durch Johann Adam von Ickstatt wieder verlassen. Er wechselte als Regierungsrat nach Straubing. Von diesem Zeitpunkt an verliert sich seine Spur. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/II Nr. 100; UAM, EIl 1I5,LI8.
L Mederer III 206 u. ö.; Prant! I 528 u. ö.; Ferchl II 1136; Neumaier 85 f. u. ö.; Müller 49; S. Hofmann, Unbehagen an Ingolstadt - die Klagen der Univ. über die Stadt um die Mitte des 18. Jh., in: SHVI 99 (1990) 205 ff. R. Heydenreuter
Heinrich, Placidus (Taufname: Joseph), OSB,
* 19. 10. 1758 Schierling t 18. I. 1825 Regensburg.
(Niederbayern),
V Thomas, Weber, M Theresia.
H. kam 1768 ins Gymnasium St. Paul in Re-
gensburg, 1775 trat er ins Benediktiner-Reichsstift St. Emmeram ein, 1785-91 lehrte er an der dortigen klostereigenen Hochschule Physik und Mathematik, 1792 wurde er Nachfolger seines Lehrers Cölestin Steiglehner als Prof. für Physik und Mathematik an der Univ. Ingolstadt und als Meteorologe der Bayer. Akad. der Wissenschaften. 1798 kehrte er ins Reichsstift zurück und war 1800-02 und nach seiner Reise nach Paris im Gefolge des Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg, der 1802 als Entschädigung für den Verlust von Mainz die neugeschaffenen Fürstentümer Frankfurt und Regensburg bekommen hatte, bis 1812 Direktor des St. Emmeramer Studienseminars. Einen Ruf an die Münchener Akad. nach dem Übergang Regensburgs an Bayern und der Säkularisation St. Emmerams lehnte er ab, sondern lehrte bis 1821 Physik am Regensburger Lyzeum. Die Einrichtung der Regensburger Sternwarte geht auf ihn zurück. Er war zuletzt auch Domkapitular von Regensburg. Die Bayer. Akad. der Wissenschaften und die Societas Meteorologica Palatina zu Mannheim zählten ihn unter ihre Mitglieder, ebenfalls die Botanische Gesellschaft zu Regensburg. Er war Preisträger der Bayer. Akad. der Wissenschaften, 1806 der Russischen Gesellschaft der Wissenschaften St. Petersburg, 1809 der Jablonowskischen Gelehrten Gesellschaft zu Leipzig, 1808 erhielt er den 2. Preis des Instituts des Sciences zu Paris. Bis zur Neukonstituierung der Münchener Akad. mit der Gewinnung namhafter Naturforscher aus ganz Deutschland war H. der führende bayer. Naturwissenschaftler in den Fächern Physik und Meteorologie. Bereits 1787 hatte er
172
Heinrich - Heinzel
für seine Schrift über das Schießen bei Gewittern den Preis der Akad. empfangen. In Ingolstadt verfaßte er Lehrbücher für Mathematik und Physik, eindrucksvoll war sein Unterricht in Experimentalphysik, den er durch den weiteren Ausbau des Armarium Physicum wirkungsvoll förderte. Seine Hauptbeschäftigung galt aber der Meteorologie. Seit 1780, seit dem Dienstantritt Steiglehners in Ingolstadt, führte er für die Mannheimer Meteorologische Gesellschaft die regelmäßigen Wetterbeobachtungen in St. Emmeram durch und übernahm auch das Meteorologische Tagebuch Steiglehners, das er bis zu seinem Tod weiterführte. Ebenfalls von Steiglehner übernahm er die Aufgabe des akad. Meteorologen. Von ihm stammt der letzte Band der meteorologischen Ephemeriden der Münchener Akad. Die Akad.abhandlungen, die aus seiner meteorologischen Tätigkeit hervorgingen, fußen ausnahmlos auf reichem Beobachtungsmaterial. - Seine Bedeutung als des führenden bayer. Physikers begründen jedoch ausschließlich seine Preisschriften über die Natur des Lichts 1789 für die Münchener Akad., 1804 für St. Petersburg, 1808 für Paris. Die Absicht der Münchener Akad. war, eine Entscheidung zwischen der Korpuskulartheorie Isaac Newtons (1672) und der Wellentheorie Christiaan Huygens' (1678), die von Leonhard Euler 1746 verfeinert worden war, herbeizuführen. Euler konnte aber weder die Interferenz des Lichts und die Doppelbrechung im Kristall erklären noch die chemische Wirkung des Lichts. Auf den in diesem Bereich gemachten Beobachtungen von Stephan HaIes, Henri Du Harne!, Charles Bonnet, Joseph Priestley, Carl Wilhelm Scheele und Jan Ingenhousz fußte H. bei seiner Preisschrift, als er versuchte, das Zusammenwirken von Licht und Luft, auf das es für den Nachweis einer ,,Lichtmaterie" ankam, verständlich zu machen. Er entwickelte dabei in umfassender Kenntnis der gesamten Diskussion von Stephen HaIes bis Antoine Lavoisier die Lehre von der Photosynthese und Atmung der Pflanzen; während Ingenhousz die letzten Ursachen dafür offengelassen hatte, führte H. beides auf "Verwandtschaft des Lichtes mit den vegetabilischen Substanzen" zurück. Die Vorstellung einer chemischen Verbindung von Licht und Luft hatte sich ihm angesichts der Reaktion von Hornsilber, Salzsäure und Salpetersäure bei Licht aufgedrängt, sie schien ihm auch die Existenz einer eigenen "Feuermaterie", des Phlogiston, zu bestätigen. Diese Annahme verwehrte ihm natürlich die letzte Lösung der Frage, zu neuen Erkenntnissen kam er jedoch bei der abschließenden Behandlung der Fluoreszenz, für die er bereits damals eigene Beobachtungen angestellt hatte. Diese führte er weiter für seine Preisschriften für St. Peters-
burg und Paris, die 1811-20 publiziert wurden, Jahre nach der Aufgabe seines Lehramts. Hier stieß er in die europäische Spitze vor, wie erst neuerdings wieder anerkannt wurde (Harvey). Besonderen Eindruck machten dabei seine Versuche zur Zersetzung von Chlorsilber durch Licht unter den verschiedensten Bedingungen oder "die wertvolle Entdeckung, daß ein phosphoreszierender Körper, der durch Ausglühen seine Phosphoreszenz verloren hat, durch den elektrischen Funken diese Eigenschaft wiedererlangt" (Hoppe). Seine Klassifikation der 18 Arten der Phosphoreszenz bei Hölzern, Tieren und Pflanzen ist heute noch gültig, die Erklärung gelang ihm aber nicht. Gerade seine besten Arbeiten zeigen also auch die Grenzen dieses bedeutenden bayer. Gelehrten auf. W Positiones physicae et mathematicae, Regensburg 1788; Abhandlung über die Wirkung des Geschützes auf Gewitterwolken, in: Neue Phil. Abhandlungen der Churbayer. Akad. der Wissenschaften 5 (1789) 1-144; Konunt das Newtonische, oder das Eulerische System vom Lichte mit den neuesten Versuchen und Erfahrungen der Physik mehr überein? Eine mit dem Preise belohnte Abhandlung, in: Neue Phil. Abhandlungen der Churbayer. Akad. der Wissenschaften 5 (1789) 145328; De sectionibus conicis, tractatus analyticus, Ingolstadt-Erlangen 1796; Pyrometrische Versuche über die Ausdehnung des Eises und der Holzkohle, in: Physikalische Abhandlungen der kgl. Baier. Akad. der Wissenschaften, 2. Abt. (1806) 149-200; Von der Natur und Eigenschaften des Lichtes, Petersburg 1800; Die Phosphoreszenz der Körper nach allen Umständen untersucht und erläutert, 5 Tle., Nürnberg 1811-20. L ADB XI 648; NDB VIII 433 f.; DBA N. F.; Baader, Baiern 482 f.; Erinnerung an P. P. H., Regensburg 1825; Prant! I 691 f., 11 516; Lindner I 88-93 (W); Schaff 184 u. ö.; E. Hoppe, Geschichte der Physik, Braunschweig 1926, 66; Ders., Geschichte der Optik, Leipzig 1926, 99 u. ö.; Xenion. Ehrengabe für die Görresversanunlung zu Regensburg, Regensburg 1928, 32 (P); L. Hartmann, Der Physiker und Astronom P. P. H. von St. Enunerarn in Regensburg (1758-1825), in: StMBO 47 (1929) 157-82,316-51; N. Harvey, A History of Luminiscence from the Earliest Times until 1900, Philadelphia 1957, 201-06 u. ö.; L. Pongratz, Naturforscher in Regensburg, Regensburg 1963, 47 ff.; Geist und Gestalt Erg.-Bd. 1,67; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 236 ff. u. ö.; Ders., Naturwissenschaftliche Forschung an Regensburger Klöstern des Zeitalters der Aufklärung, in: J. Barthel (Hg.), Naturwissenschaftliche Forschung in Regensburgs Geschichte, Regensburg 1981,41-49; Hamrnermayer, Akad. II 194; Müller 212 f. u. Ö. P Kupferstich. A. Kraus
Heinzel (Hainzel, Henzelius), Konrad, SJ, * 26. 11. 1601 Konstanz, t 3. 1. 1656 Amberg.
Seine Schulbildung erhielt H. in seiner Geburtsstadt, wo er am 25. 4. 1618 als Schüler
Heinzel - Heiß der Rhetorikklasse in die Gesellschaft Jesu aufgenommen wurde. Den üblichen phil. Dreijahreskurs absolvierte er 1620-23 an der Univ. Ingolstadt. 1623/24 begann er in Regensburg seine theol. Studien, die er 1625-28 in Ingolstadt beendete. 1628/29 als Prof. der Logik in München eingesetzt, lehrte er danach 1629-32 als Prof. der Phil. in Ingolstadt und diente der phil. Fak. 1631/32 auch als Dekan. Aus dieser Zeit sind fünf unter seinem Vorsitz gehaltene Disputationen überliefert. Im Juli 1632 ging H. nach Ebersberg ins Tertiat und von da über München am 1. 3. 1633 als Prof. für scholastische Theol. nach Dillingen. In gleicher Funktion lehrte er 1633/34 in München und 1634-36 - von einem kurzen Aufenthalt in München im Februar 1635 abgesehen - wieder in Dillingen. Wohl hier legte er am 31. 7. 1635 auch Profeß ab. Nach einem neuerlichen Aufenthalt in München 1636/37 wurde er 1637 Rektor in Regensburg, schied jedoch im März 1642 aus gesundheitlichen Gründen aus diesem Amt, ging eine Zeitlang zur Erholung nach Biburg und von da nach Amberg. Hier übernahm er bis zu seinem Tod neben geistlichen Ämtern auch immer wieder Lehraufgaben, so z. B. als Prof. für Kasuistik 1642/43 und 1653/54, als Lehrer der Humanität 1646/47 und 1651152, der Grammatik 1647/48 und der Logik 1648/49. W Triga mentis humanae sive tergeminus rationis actus (Praes.; Resp.: W. B. von Muckenthai), Ingolstadt 1631; Genealogia compositi physici sive principia et elementa corporis naturalis (Praes.; Resp.: A. G. Tridentinus), Ingolstadt 1631; Disputatio philosophica de natura, arte, magia (Praes.; Resp.: J. Geisler), Ingolstadt 1632. L Prant! I 444; Kleinstäuber 120; Sommervogel IV Anhang V, IX 473; Romstöck 138 f. u. ö. (W); Specht 284; Duhr II/I 235; Schaff 80 (W); Gerl 174; W. Gegenfurtner, Jesuiten in der Oberpfalz. Ihr Wirken und ihr Beitrag zur Rekatholisierung in den oberpfalzischen Landen (1621-50), in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 11 (1977) 184-88 u. ö.; Popp 117; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 135 u. ö. U. Neumann
Heislinger (Heuslinger), Anton (Antonin), SJ, * 20.9. 1668 Landshut, t 19.7. 1745 Landshut.
H. wurde zum Noviziat des Jesuitenordens am 14. 10. 1686 zugelassen. Nach dem Abschluß der theol. Studien ging er 1699 von Ingolstadt nach Eichstätt, um die höheren Weihen zu empfangen. 1701 wurde H., damals Phil.prof. in Innsbruck, zur Lektur des phil. Dreijahreskurses nach Dillingen berufen. Von hier ging er 1704 gleichfalls als "Iogicae prof." an die Univ. Ingolstadt. 1714 dozierte er Moraltheol.
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an der Univ. Freiburg i.Br. In den sieben Jahren seiner Lehrtätigkeit hatte er hier dreimal das Dekanat der theol. Fak. inne. Im Anschluß an die Freiburger Professur lehrte H. ab 1721 Moraltheol. an der Univ. Ingolstadt. 1725 ging er nach Landshut. Später war er als Prof. in Amberg tätig und leitete dann das Regensburger Kollegium. Die letzten Lebensjahre 174145 verbrachte er, von Krankheit gezeichnet, in seiner Heimatstadt Landshut. - Von H. sind eine Reihe moraltheol. Abhandlungen sowie eine Diss. zur Korpuskulartheorie des Lichtes erhalten. In letzterer bezog H., ein orthodoxer Aristoteliker, an der Seite seines Kollegen Leonhard Hausmann SJ gegen Anton Kleinbrodt SJ Stellung. W Controversia philosophica de substantialitate luminis (Praes.; Resp.: S. Neumayr), Ingolstadt 1720. L DBA; DBA N. E; Mederer 106 u. ö.; De Luca 76; Sommervogel IV 228 f., IX 468 f. (W); Romstöck 126 ff. (W); Specht 287 u. ö.; Schaff 150 u. ö.; Hurter 1650; Matrikel LMU; Gerl 170; Kurrus II 109 u. ö. K. FaußnerfR. Larsson-Folger
Heiß (Heiss), Sebastian, SJ, t 20. 6. 1614 Ingolstadt.
*
1571 Augsburg,
H. trat der Societas Jesu am 3. 10. 1591 bei. Spätestens seit 1596, als er aushilfsweise an der phil. Fak. lehrte, hielt er sich an der Univ. Ingolstadt auf. 1599 ist er als Magister und Phil.prof. in der Matrikel nachzuweisen. 160709 lehrte H. Theol. an der Univ. Dillingen, kehrte dann Ende des Jahres als Prof. an die theol. Fakultät in Ingolstadt zurück. Im Sommer 1613 zwangen ihn gesundheitliche Probleme, seinen Lehrstuhl aufzugeben. - Trotz seines frühen Todes hinterließ H. ein umfangreiches Werk. Vor allem seine kontroverstheol. Disputationen und Invektiven gegen protestantische Polemiker, so in den "Volumen acatholicorum", begründeten seine hohe Reputation. Übersetzungen einiger seiner Schriften ins Deutsche durch Konrad Vetter SJ sowie die Streitschrift gegen das "Unkatholisch Pabsthumb" des Tübinger Jakob Heilbrunner bezeugen sowohl die Popularität als auch Wirkung seiner Kontroversschriften. Die breitgefächerten Forschungen, die der Polyhistor H. anstellte, flossen nicht nur in seine Werke ein, sondern konnten auch von seinem Ordensbruder Jakob Gretser genutzt werden. Q UAM, GG III/Il IL W Disputatio theologica de vera Christi in terris ecclesia, München 1600; Volumen acatholicorum XX. articulorum Confessionis Augustanae, Dillingen 1608 (Übersetzt von Konrad Vetter SJ: Behobelung des unkath. Pabsthumbs, Ingolstadt 1609); Ad aphorismos
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Heiß- Hell
doctrinae ievsitarum aliorumque pontificorum, ex dictis, scriptis, actisque publicis collectos, Ingolstadt 1609. L ABD XI 671; DBA; DBA N. E; Mederer 11 159 u. ö.; Sommervogel IV 229 ff., IX 469 (W); Specht 284 u. ö.; Dubr 1112 394; Schaff 76; Hurter 431 f.; Matrikel LMU; Ger1170; Popp 110-15 (W); Kausch 226. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Helfenzrieder, Johann Evangelist, SJ, * 9. 12. 1724 Landsberg, t 25. 3. 1803 Raitenhaslach, 0 Marienberg.
H., der bei den Jesuiten in Landsberg seinen ersten Unterricht erhielt, trat am 13. 9. 1745 in den Orden ein. Nach seinem Studium in Innsbruck empfing er 1755 die Priesterweihe, 1758 war er Repetitor für Hebräisch in Innsbruck, 1759 lehrte er Logik in Landsberg, 1760 in Fribourg, wo er seit 1761 auch Physik lehrte. 1765-70 war er an der Univ. Dillingen Prof. für Mathematik und Orientalische Sprachen, 177181 Prof. für Mathematik an der Univ. Ingolstadt. Dort 1781 im Zuge der Übernahme der phi!. und theo!. Fak. durch die Prälatenorden entlassen, übernahm er bei den Zisterziensern von Raitenhaslach den Unterricht in Mathematik und Physik. - H. erhielt 1772 einen Preis von zwölf Dukaten von der Bayer. Akad. der Wissenschaften, deren Mitglied er 1775 wurde. Er war außerdem Preisträger der Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig, der Akad. der Wissenschaften zu Erfurt (1777) und der Dänischen Akad. zu Kopenhagen (1781). Diese Ehrungen wurden ihm für Preisschriften zuteil, in denen er entweder neue Verfahren vorstellte oder von ihm entworfene und gebaute Apparaturen und Instrumente, z. B. eine Feuerspritze. In Arbeiten dieser Art lag seine Stärke. Er schrieb über Sonnenuhren, entwickelte astronomische Instrumente weiter, verbreitete sich sogar über ,,Luftschifferei", gab aber auch eine Erklärung des Nordlichts und des Kopernikanischen Systems. Für die Münchener Akad.abhandlungen lieferte er Beschreibungen von ihm verbesserter Quadranten, der Luftpumpe Jean Antoine Nollets, von Turmuhren; seine Preisschrift von 1775, die der Verhinderung von Überschwemmungen galt, bot zur Hauptsache die Beschreibung von ihm erfundener Maschinen. Auch in Raitenhaslach war er wissenschaftlich tätig, seit 1786 stellte er auch regelmäßig meteorologische Beobachtungen an. Technische Begabungen wie die seine waren in Bayern damals sehr selten. W Tubus astronomicus, Ingolstadt 1773; Diss. de distantia locorum sive accessorum, sive inaccessorum, in: Acta Societatis Jablonowsky, Leipzig 1773; Abhandlung von der Geodäsie oder dem praktischen Feld-
messen, Ingolstadt 1775; Beantwortung der Preiss-Frage: Welche ist die leichteste und wohlfeilste Art von Wasserbau, wodurch der Einbruch, oder vielmehr der Austritt eines Flusses aus seinen Ufern verhindert wird: und er nach der verlangten Directions-Linie geleitet, oder in derselben erhalten werden kann, in: Phi!. Abhandlungen der Churbaier. Akad. der Wissenschaften 9 (1775) 437-519; Abhandlung von Verbesserung der Feuerspritzen, Ingolstadt 1777; Beschreibung eines neuen astronomischen Quadranten, in: Neue Phi!. Abhandlungen der Churbaier. Akad. der Wissenschaften I (1778) 105-70; Verbesserung der Blitzableiter, Augsburg 1785. L DBA N. E; Baader, Baiern 485-89 (W); Permaneder 11 u. ö.; Prantl 11 515; Sommervogel IV 234 ff. (W); Dubr IV/2 50 f.; Specht 290 u. ö.; Schaff 187 ff. u. ö.; E. Stiefel, Geographische Studien an der Univ. Ingolstadt, Bayreuth 1913, 46 ff.; E. Krausen, Vergessenes Gelehrtengrab auf dem Friedhof Marienberg, in: Heimatland. Beilage zum Oettinger und Burghausener Anzeiger, Jg. 1952, Nr. 12; E. Zinner, Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11. bis 18. Jh., München 1956,371; Geist und Gestalt, Erg.-Bd. I, 67; Hanunermayer, Ingolstadt 100 f. u. ö.; Ders., Akad. 11 87 u. ö.; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 68 u. ö.; Ders., Die Bedeutung der Univ. Dillingen für die Geistesgeschichte der Neuzeit, in: Jabrbuch des Historischen Vereins Dillingen 92 (1990) 33; Müller 56 f. u. ö.; HdBG 111161. A. Kraus
Hell, Kaspar, tinaPlank.
* Aichach, t 1608 Linz, Cl) Floren-
H. studierte ab 1570, erwarb 1574 den Magister artium, widmete sich dann fünf Jahre den Rechtswissenschaften, alles in Ingolstadt. 1582 erlangte er in Dole den Dr. bei der Rechte, wohin er als Präzeptor der Barone von Lamberg gekommen war. Herzog Wilhelm V. berief ihn 1585 als Ordinarius für Pandekten nach Ingolstadt, zunächst auf Probe, im Juli 1586 endgültig, obwohl seine Räte sich gegen H. aussprachen. Mit der Begründung, H. sei nachlässig und trunksüchtig, forderte die Fak. 1595 und 1596 seine Entlassung. H. hatte bis dahin einige Disputationen veröffentlicht und galt an der Univ. durchaus als brillanter jur. Kopf. 1601 führte er die Gegner von Hexenverfolgungen unter den Ingolstädter Juristen an. Er erhielt noch 1599 eine Besoldungsaufbesserung, wurde jedoch 1601 suspendiert, für 14 Monate im Münchener Falkenturm festgesetzt und wegen Amtsuntreue, Eidbruchs und Fälschung angeklagt. Ihm wurde u. a. vorgeworfen, mehrfach sein Amt als Gutachter der Fak. rechtswidrig mit seinen Geschäften als Advokat vermischt zu haben. Nachdem er gegen Urfehde aus der Haft entlassen war, entzog ihm der Herzog im Februar 1603 endgültig seine Professur. Dagegen klagte H., der sich nach Oberösterreich zurückgezogen hatte, beim Reichskammergericht
Hell auf Schadensersatz. 1608 forderte Herzog Maximilian I. den Prozeß ab und nahm H. wieder in fürstliche Huld und Gnade auf. Q BayHStAM, Reichskanunergericht 6519. W Disputatio juridica de substitutionibus, Ingolstadt 1589; De tide jussoribus et mandatoribus conclusiones, Ingolstadt 1591; De jure feudorum conclusiones, Ingolstadt 1599. L Kobolt, Erg. 148 f. (W); J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirehe (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 86; Wolff 135; W. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der Frohen Neuzeit, München 21997, 254 f. u. ö. M. Lanzinner
Hell (Hel), Kaspar, SJ, t 20.10.1634 Amberg.
*
1591 Ingolstadt,
H. trat 1607 als Novize in den Jesuitenorden ein. Er absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums den dreijährigen Phi!.kurs 1611-14 an der Univ. Ingolstadt und war danach für einen fünfjährigen Kurs als Magister artium Lehrer (Praeceptor) der Grammatik und Humaniora am Gymnasium Dillingen, bevor er wiederum in Ingolstadt sein Theo!.studium aufnahm (am 30. 8. 1621 verteidigte er seine "Theses theologicae ex omnibus partibus Summae S. Thomae"). Nach Empfang der Priesterweihe wurde H. 1621-24 der dreijährige Phi!.kurs an der Univ. Ingolstadt übertragen; sein Tertiat verbrachte er im Anschluß daran 1624/25 in der Jesuitenresidenz Ebersberg. Eine Theo!.professur erwähnen die ordensinternen Elogien und Nekrologe nicht, doch war H. "Professus 4 vota". 1629 wurde er der erste Rektor der dann 1630 zum Kollegium erhobenen Niederlassung in Amberg, wo ab 1625 von Jesuiten gymnasialer Unterricht abgehalten worden war. Die Wirren und Folgen des Dreißigjährigen Krieges verhinderten jedoch den geplanten Ausbau weit über den Tod von H., der ein Opfer der Pest wurde, hinaus. - Als wissenschaftliche Äußerungen von H. liegen gedruckt neben seiner eigenen theo!. Disputation lediglich phi!. Disputationen vor, die unter seinem Vorsitz 1623 und 1624 aus dem Bereich der aristotelischen "Physica", zur Logik und Natürlichen Theologie ("De ordinaria Dei potentia in creaturas") in Ingolstadt verteidigt wurden und einen gewissen Einblick in seine Vorlesungen erlauben. Sie halten sich ganz an den Rahmen der Neoscholastik und unterscheiden gemäß der ,,Ratio studiorum" des Jesuitenordens streng zwischen der "physikalischen" und der ,,mathematischen" Betrachtungsweise, welch letzterer die neuen Entdeckungen zugewiesen werden, die
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deshalb nicht in das Unterrichtsfeld des "Physikers" fielen. ,,oe meteoris" etwa handelt über atmosphärische Erscheinungen im Sinne des Aristoteles, von Kometen, welche die Mathematiker als ungeheuer große und auf weiten Bahnen umlaufende Gebilde ansähen, so daß "das Himmelsgebäude, wenn man den Mathematikern alles abnähme, Gefahr liefe, schon vor dem Jüngsten Gericht in Rauch aufzugehen", von anderen Exhalationen und Niederschlägen (darunter Mehltau), von atmosphärischen Erscheinungen wie Halo und Regenbogen, deren Behandlung der ,,Perspectiva" der Mathematiker überlassen wird (die Farben sieht H. als noch unerklärt), oder der Milchstraße, die allerdings seit Galileis Beobachtungen an die Fixsternsphäre versetzt werden müsse. Von den Untersuchungen der Ingolstädter Jesuitenmathematiker Christoph Scheiner und Johann Baptist Cysat wird keine Notiz genommen. In der Disputation ,,oe prima origine gemmarum metallorum fructuum ac misti similari" geht es ganz im Sinne des 4. Buches der ,,Meteorologika" des Aristote1es um die Erklärung der "chemischen" und physikalischen Eigenschaften der natürlichen Körper aus dem Zusammenwirken der vier ,,Elemente"; das Entstehen der leblosen festen Körper wird dabei auf vier Vorgänge zurückgeführt: Wärmeentzug (Erstarren, Gefrieren), Wasserentzug (Salze), Läuterung durch Feuer (Metalle) und Trocknung, bei der eine gewisse, für die Körper jeweils unterschiedliche naturgemäße Menge Wasser zur Kohäsion zurückbleibe (organische Stoffe wie Horn, Leim usw.). Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Abt. 0, Cod. V 57 (E1ogium), Cod. II 50/1 (Annales Provinciae Germ. Sup. 1634), Cod. VI 1 (Necrologium); DAE, Miscellanea (17 Briefe und Berichte 1628-33). W Theses theologicae ex omnibus partibus Sumrnae S. Thomae (Resp.), Ingolstadt 1621; De recto usu termonorum logices, sive de suppositionibus dialectices (Praes.; Resp.: A. Pichler), Ingolstadt 1623; Disputatio philosophica de ente medio inter substantiam et accidens absolutum sive de modo (Praes.; Resp.: W. M. Silbermann), Ingolstadt 1623; Theses philosophiae de causa prima ejusque actione ad extra (Praes.; Resp.: J. G. Aurpach), Ingolstadt 1623; Disputatio philosophiae de prodigiosis spiritum effectibus (Praes.; Resp.: F. Glabsperger), Ingolstadt 1624; Disputatio philosophica de meteoris (Praes.; Resp.: M. Paur) , Ingo1stadt 1624; Disputatio philosophica de prima origine gemrnarum metallorum fructuum ac misti similari (Praes.; Resp.: P. E. Unfrid), Ingolstadt 1624; Disputatio philosophica de anima rationali (Praes.; Resp.: N. V. di Maletto), Ingolstadt 1624; Disputatio metaphysica de extraordinaria Dei potentia in creaturas (Praes.; Resp.: C. Hoser, A. Ferrer), Ingolstadt 1624; Disputatio philosophica de facultatibus sensitivis animae (Praes.; Resp.: F. Gebhard), Ingolstadt 1624.
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Hell - Heller von Hellersberg
L DBA; E X. Kropf, Historia Provinciae Societatis Jesu Gennaniae superioris, Tl. 5, Augsburg 1754, 281 f.; Prant! I 443; Sommervogel IV 237 u. Ö., IX, 469 (W); Romstöck 130 ff.; Schaff 103 ff. u. ö.; Ger! 171; P. Schertl, Die Amberger Jesuiten im ersten Dezennium ihres Wirkens (1621-1632), in: VHOR 102 (1962) 10194,103 (1963) 257-350; Popp 115 f. E Krafft
Heller von Hellersberg, Carl Sebastian Nikolaus Cornelius Reichsedler von, * 14. 9. 1772 Burghausen, t 5. 7. 1818 Landshut, m ca. 1798 Fanny Rottmanner aus Ast bei Landshut. V Carl Anton, Regierungssekretär in Burghausen, t ca. 1808 München, M Theresia Caroline von Creutz, t ca. 1805.
H. besuchte Elementarschule, Realschule und Gymnasium zu Burghausen und studierte 178893 an der Univ. Ingolstadt Phi!. und Jur. Studienerfolge und rasche Berufskarriere verdankte er eigenen Fähigkeiten wie auch entschiedener Förderung durch seine Vettern Johann Nepomuk Gottfried und Franz Krenner, der eine Ingolstädter Professor für Reichsgeschichte und bayer. Staats- und FÜTstenrecht, der andere Hofkammerrat und Finanzexperte in München. An den Landgerichten Dachau und Reichenhall sammelte H. 1793-95 Verwaltungserfahrung und wandte sich rechtshistori schen Quellenforschungen zu. Im Salzstreit mit dem Erzstift Salzburg war er 1795/96 in Berchtesgaden Sekretär des bayer. Hofkommissars Johann Nepomuk Gottfried Krenner. Er kopierte zahlreiche hoch- und spätmittelalterliche Urkunden und erstellte einen "Codex Diplomaticus Reichenhallensis". Im folgenden Jahr war er unter Franz Krenner in der Münchener Hofkanzlei-Buchhaltung tätig. H. promovierte 1797 über ein Thema der frühneuzeitlichen bayer. Herzogsgeschichte. Kurz darauf erhielt er die Lehrkanzel des endgültig an die Oberlandesdirektion nach München versetzten Johann Nepomuk Gottfried Krenner. Er bewährte sich als akad. Lehrer, versuchte sich als Gelehrter zu profilieren und wurde 1797 korrespondierendes Mitglied der Bayer. und 1798 auch der Göttinger Akad. der Wissenschaften. Gemeinsam mit dem Naturforscher Franz von Paula Schrank gründete er 1799 die erste wissenschaftliche Zeitschrift der Univ. Ingolstadt. Noch im gleichen Jahr wurde er Generallandesdirektionsrat in München und einer der wichtigsten gelehrten jur. Helfer der Montgelasschen Reformen. Er war vornehmlich befaßt mit der künftigen Städte- und Gewerbeordnung, mit Spezialfragen zur Säkularisation und zu den Agrarreformen. Mit seiner Forderung nach völliger Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit drang er noch nicht durch. In der Endauseinanderset-
zung mit den Ständen ergriff er als Herausgeber einer "Landschaftlichen Bibliothek" (180004) im Regierungssinne Partei. Als kurfürstlicher Kommissar leitete er 1803 die Säkularisation des Stifts St. Nikola in Passau. Im selben Jahr wählte ihn die Bayer. Akad. der Wissenschaften als o. Mitglied zu. Im Tausch mit Johann Georg Fessmaier kehrte er im Herbst 1804 als Prof. für bayer. Geschichte und Staatsrecht sowie für historische Hilfswissenschaften an die Landesuniv. zurück. Bereits am 17.8. 1804 wurde er Univ.archivar und damit ständiges Senatsmitglied, wirkte 1805-07 auch als Univ.kassier und gehörte ab 1815 dem neuen Verwaltungsausschuß an. Entschieden und meist erfolgreich verfocht er eine weitmögliche Selbstverwaltung der Uni v., ihren Status als Mittelbehörde, eine univ.freundliche Neuorganisation der Stiftungsverwaltung. Überzeugter Rationalist und Spätaufklärer, stellte er sich heftig (und wohl auch mit dem Mittel der· Denunziation) gegen die Landshuter "Romantiker" im Umfeld des Sailer-Kreises. Für Friedrich Asts ,,zeitschrift für Wissenschaft und Kunst" (1808- 10) verfaßte er historische Rezensionen und Beiträge. Im sog. ,,Nordlichterstreit" 1810/11 war er wohl der wichtigste Landshuter Vertraute der napoleonfeindlichen aufgeklärten bayer. Patrioten um Johann Christoph von Aretin. Matthäus Fingerlos' Vorschlag einer Wahl von H. zum Rector magnificus besaß 1813 keine Aussicht. In seinen letzten Jahren wandte sich H. verstärkt rechtshistorischen Forschungen zu. Q BayHStAM, GL 2236/3, GR 795/34,1, Mlnn 12073, 23306,23675/4,23706/3; BSB, cgm 3261.
W Über den Regierungsverzicht des Bayern-Münchnerischen Herzogs Sigismund. Mit 12 noch ungedruckten Urkunden begleitet, Regensburg 1797; Über die Verhältnisse zwischen der Gerichtsbarkeit und den Schaarwerken in Baiern, Nürnberg 1798; Natürliches Mittel, die Schaarwerke in Baiern aufzuheben, München 1802; Bey träge zur neueren Geschichte der Patrimonialgerichtsbarkeit in Bayern, München 1802; Auszug aus den Jahrbüchern des baier. Volkes, Landshut 1815, München 2 1817; Von dem Bojohemum der Alten, Landshut 1818; Betrachtungen über den sogenannten Aufruhr der Bürger von Landshut, Landshut 1818. - Hg.: Litterarische Ephemeriden für 1799, 2 Hefte, Ingolstadt 1799 (gemeinsam hg. mit Ev.P. Schrank); Landschaftliche Bibliothek, 6 Hefte, München 180004. L ADB XI 697; DBA N. E; Baader, Baiern 490 ff. (W); J. G. Feßmaier, Grundzüge zur Lebensbeschreibung des K. S. Edlen v.H., Landshut 1819; Prant! I 676 u. ö., II 518; Funk 106 f. u. ö.; Kraus, Historische Forschung 154 f.; C. Wallenreiter, Die Vennögensverwaltung der Univ. Landshut-München, Berlin 1971, 260 u. ö.; L. Hammermayer, Ingolstädter gelehrte Zs.projekte im Rahmen der bayer.-süddeutschen Publizistik der zweiten Hälfte des 18. Jh., in: SHVI 83 (1974) 264 ff. u. ö.; H. Marquart, Matthäus Finger!os
Heller von Hellersberg- Henke (1748-1817). Leben und Wirken eines Pastoraltheologen und Seminarregenten in der Aufklärungszeit, Göttingen 1977, 162 u. ö.; W. Demei, Der bayer. Staatsabsolutismus 1806/08-1817, München 1983,2 u. ö.; W. Altgeld, Akad. ,Nordlichter', in: Archiv für Kulturgeschichte 67 (1985) 374 u. ö.; Beckenbauer 64 u. Ö. L. Harnmermayer
Hellmar (Helmayr), Sebastian.
H., für den Freising als Herkunftsort bezeugt ist, immatrikulierte sich als "famulus" am 1. 4. 1571 in Ingolstadt und promovierte im Januar 1573 zum artistischen Bakkalar; der Termin der Magisterpromotion ist in den lückenhaften Akten nicht feststellbar. Als im SoSe 1578 Friedrich Martini, an den sich H. angeschlossen hatte, seinen Abgang aus Ingolstadt vorbereitete, bestellte er H., der damals wohl schon mit dem Jurastudium begonnen hatte, vorläufig als Substituten für die Dialektiklektur. Die Artistenfak. wollte nach Martinis bevorstehender endgültiger Resignation eigentlich Johannes Engerd oder Wolfgang Scherel mit der Lektur bestallen, doch setzte sich H. im April 1579 mit Unterstützung des Senats gegen die von der Fak. favorisierten Kandidaten durch. Am 3. 7. 1579 leistete er den Prof. eid, am 25. 10. 1579 wurde er in den Lehrkörper der Artistenfak., in dem damals nicht mehr nach Gremium und Konzil unterschieden wurde, aufgenommen. Am 3. 10. 1581 präsentierte ihn die Artistenfak. als eines ihrer Senatsmitglieder. Als H. im SoSe 1584 das Vizerektorat der Univ. übernahm, war er nach erfolgter Promotion zum Dr. bei der Rechte allerdings schon von der artistischen in die jur. Fak. gewechselt. Wahrscheinlich besaß er die zweite Pandektenlektur. 1587 erhielt H. einen Ruf auf die Pandektenlektur an der jungen Univ. Würzburg. An Werken haben sich von H. ausschließlich Disputationsthesen erhalten, beginnend mit den von ihm selbst noch als Bakkalar verfaßten und unter dem Vorsitz seines Lehrers Martini verteidigten Thesen aus allen Teilen der Phi\., außerdem noch die Thesen einer von H. in Ingolstadt präsidierten phi\. Disputation und von zwei in Würzburg abgehaltenen jur. Disputationen. Q UAM, D 1lI 7, D III 8, 0 I 4. W Theses ex variis philosophiae partibus collectae (Resp.; Praes.: F. Martini), Ingolstadt 1574; Theses generales ex universa Aristotelis logica desumptae (Praes.; Resp.: D. Suffanus), o.O.u.J. [Ingolstadt 1581]; Assertiones iuridicae ex communi iure feudorum desumptae (Praes.; Resp.: 1. S. Stingelhaimer), Würzburg 1588; Theses iuridicae ex titulo pandectarum (Praes.; Resp.: 1. U. Hämmerlin), Würzburg O.J. [1590]. L Mederer II 51 u. ö.; Prant! I 337; Wolff 217 u.
Ö.
C. Schöner 12 Biograph. Hdb. I
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Henke, Hermann Wilhelm Eduard, * 28.9. 1783 Braunschweig, t 14.3. 1869 Braunschweig. V Ernst Heinrich Ludwig, Pastor.
H. ging aus einer weitverzweigten Pastoren-
und Gelehrtenfarnilie hervor, zu deren Mitgliedern u. a. der protestantische Theologe und Kirchenhistoriker Heinrich Philipp Konrad H. zählte. Aus seiner eigenen Generation setzten neben ihm selbst - seine Brüder Theodor als Generalsuperintendent in Braunschweig und Christian Heinrich Adolph als Prof. der Med. an der Univ. Erlangen die Farnilientradition fort. Wie seine Brüder durchlief auch H. zunächst das Gymnasium Katharineum sowie das Collegium Carolinum in seiner Heimatstadt. Anschließend studierte er an den Univ. Helmstedt (seit WiSe 1801102) und Göttingen (seit WiSe 1803/04) Rechtswissenschaften. Obgleich er seit 1804 als Anwalt in Braunschweig praktizierte, verfolgte er nebenher auch seine gelehrten Ambitionen weiter. Am 24. 8. 1806 erwarb er in Helmstedt mit einer Diss. über die angemessene Bestrafung des Verbrechens der Majestätsbeleidigung die jur. Dr.würde. Bereits im WiSe 1806/07 habilitierte er sich an der Univ. Erlangen, an der er vom SoSe 1807 bis zum WiSe 1808/09 auch als Priv.-Doz. Vorlesungen, vornehmlich über deutsches Kriminalrecht sowie römisches Recht und französisches Zivilrecht, hielt. Unter nicht geklärten Umständen wechselte H. jedoch schon am 28. 10. 1808 aus dem unter französischer Verwaltung stehenden Erlangen als Priv.-Doz. ohne feste Besoldung an die Univ. Landshut. Dort versuchte er sich während der folgenden Jahre sowohl mit seiner Antrittsvorlesung, die in überarbeiteter Form unter dem Titel "Ueber den gegenwärtigen Zustand der Criminalrechtswissenschaft" 1810 auch im Druck erschien, wie auch mit seinen Lehrveranstaltungen auf dem Gebiet des Strafrechts zu profilieren. Seine Absicht, sich auf diese Weise der bayer. Regierung für eine kriminalrechtliche Professur zu empfehlen, scheiterte jedoch. Am 17. 11. 1809 wurde ihm zwar eine jährliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 500 Gulden zugestanden, seine Bewerbung um eine Stelle jedoch abgewiesen. Als hinderlich erwies sich für H., der 1810/11 auch eine literarische Fehde mit seinem Fak.kollegen Nikolaus Thaddäus Gönner ausfocht, vor allem die Anwesenheit Karl Joseph Anton Mittermaiers, der als Vertreter des Kriminalrechts sowohl in der gelehrten Welt als auch bei den Studenten höheres Ansehen genoß. Da zudem das römische Recht, über das H. vom SoSe 1812 bis zum SoSe 1813 vertretungsweise Vorlesungen gehalten hatte, zuerst durch die Konkurrenz des aufstrebenden Dominikus Unterholzner und anschließend durch die
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Henke - Henrich
Absicht der bayer. Regierung, für dieses Fach einen namhaften Gelehrten zu verpflichten, blockiert war, erschien H. der Ministerialbürokratie seit 1812 als Univ.lehrer zunehmend entbehrlich. Am 5. 10. 1813 wurde er deshalb als Assessor mit einem Gehalt von 1000 Gulden an das Stadtgericht Nürnberg versetzt. Allerdings scheint H., obgleich er für die Monate Oktober und November bereits auf der Lohnliste des Nürnberger Gerichts stand, diesen Posten nie angetreten zu haben. Am 18. 11. 1813 verzichtete er offiziell auf die Stelle und folgte statt dessen einem Ruf als Prof. für Römisches Recht und Strafrecht an die Akad. zu Bern. In seiner neuen Anstellung begann er auch mit der Niederschrift seines Hauptwerks, des vierbändigen "Handbuchs des Criminalrechts und der Criminalpolitik", das vor allem wegen seiner breiten Berücksichtigung ausländischer Strafrechtskodifikationen Beachtung fand. 1832 kehrte H. schließlich als Oberappellationsgerichtsrat in Wolfenbüttel in seine Heimat zurück. Nach nur einem Jahr in der Praxis beschritt er 1833 jedoch erneut die akad. Laufbahn und wurde - unter gleichzeitiger Ernennung zum Geheimen Justizrat - o. Prof. der Rechte an der Univ. Halle, eine Tätigkeit, die er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 1857 ausübte. Q BayHStAM, Mlnn 23307; UAM, E II 120 f. W De vera criminis laesae maiestatis secundum leges positi vas indole atque poena. Diss. inauguralis iuridica, Helmstedt 1806; Criminalistische Versuche,!. Tl., Berlin 1807; Grundriß einer Geschichte des deutschen peinlichen Rechts und der peinlichen Rechtswissenschaft, 1. Tl., Sulzbach 1808; Ueber den gegenwärtigen Zustand der Criminalrechtswissenschaft. Als Anhang zu der Geschichte des deutschen peinlichen Rechts und der peinlichen Rechtswissenschaft, Landshut 1810; Ueber den Streit der Strafrechtstheorien. Ein Versuch zu ihrer Versöhnung, Regensburg 1811; Geist des allgemeinen Gesetzbuchs über Verbrechen und Strafen im Königreich Baiern, Regensburg 1811; Bey träge zur Criminalgesetzgebung in einer vergleichenden Uebersicht der neuesten Strafgesetzbücher und Entwürfe, Regensburg 1813; Ueber das Wesen der Rechtswissenschaft und das Studium derselben in Deutschland, Regensburg 1814; Lehrbuch der Strafrechtswissenschaft, 2 Bde., Zürich 1815-18; Handbuch des Criminalrechts und der Criminalpolitik, 4 Bde., Berlin 1823-38; Öffentliches Recht der schweizerischen Eidgenossenschaft und der Kantone der Schweiz. Nebst Grundzügen des allgemeinen Staatsrechts, Aarau 1824 (französische Übersetzung: 1825). - Übersetzungen: Jacques L. Bougrenet de La Tocnaye, Meine Fussreise durch Schweden und Norwegen, aus dem Französischen, 2 Bde., Leipzig 1801/02; Paris, wie es war und wie es ist, aus dem Englischen, 3 Tle., Leipzig 1805/06. L ADB XI 753 f.; Permaneder 290 u. ö.; Prant! II 520; Die Dozenten der bemischen Hochschule, Bem 1984, 38; R. Wittern (Hg.), Die Prof. und Dozenten der Fried-
rich-Alexander-Univ. Erlangen 1743-1960, Tl. 1: The01. Fak., Jur. Fak., Erlangen 1993, 126. M. Schaich
Henrich (Heinrich), Heinrich, SJ, * 2. 2. 1614 Oberägeri (Kanton Zug, Schweiz), t 8. 8. 1682 Dillingen. V Johann Heinrich auf Bornacher.
Aus einer vornehmen Zuger Farnilie stammend, trat H. "ad rudimenta" ins Gymnasium von Fribourg ein. Das Noviziat trat er am 13. 12. 1631 in Landsberg an, mußte jedoch im zweiten Jahr aus der von den Schweden bedrohten Region ins schweizerische Luzern fliehen. H. ging zunächst 1633/34 nach Innsbruck ins Magisterium, erst danach konnte er 163537 den phi!. Dreijahreskurs in Ingolstadt belegen. Als "secundae grarnrnaticae prof." an der Univ. immatrikuliert, absolvierte er hier das vieIjährige Magisterium und Theo!.studium. Es folgte die Priesterordination am 10. 6. 1645 in Eichstätt. H. nahm noch vor seinem Tertiatsjahr 1646/47 in Ebersberg 1645/46 eine Logikprofessur in Landshut an. 1647 kehrte er als Phi!.prof. an die Univ. Ingolstadt zurück. Hier feierte er am 8. 10. 1649 die Profeß. Nach einem weiteren Jahr als Phi!.prof. am Münchener Kolleg 1651/52 wechselte H. als Theo!.prof nach Luzern. Im Anschluß wurde er in Ingolstadt promoviert und las dort 1654-62 an der theo!. Fak., der er in diesem Zeitraum dreimal als Dekan vorstand. H. folgte einem Ruf zum Rektorat 1662-65 zunächst nach Fribourg. Im Anschluß hatte er dasselbe Amt bis 1668 in Freiburg i.Br. inne. In diesem Jahr nahm er die theo!. Lehrtätigkeit am Münchener Kolleg, wo er bis 1672 blieb, wieder auf. 1677 wurde er zum Prof. für H!. Schrift und Kirchenrecht in Dillingen und zum Kanzler der Univ. bestimmt. Diese Aufgaben erfüllte er bis zu seinem Tode. - H., einer der "bedeutendsten Schweizer Jesuiten des 17. Jahrhunderts" (Strobel), trat nicht nur als Verfasser phi!. und theo!. Werke hervor, sondern auch mit ansehnlichem Erfolg als Autor diverser Dramen in deutscher Sprache: seine ,,Ferdinandina" wurde am Münchener Kolleg vor Mitgliedern des Hofes gegeben. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Cat. 16321682 in G.Sup. 21-27, 46-48, 261 (Nekrolog), 625; Provinzarchiv Zürich, Nr. 207, 209; UAM, GG II111 II; Univ.bibliothek Fribourg MS.L 89, t. 1. f. 214v.
W Cordubaeus Tragoedia. Das ist Ein trauriges SchawspiI, von einem Spannischen Herren zu Corduba, Ingolstadt 1644; Ferdinandina Die Mexicanische Insul. durch Beyhilf der Gottes Gebärerin Mariae zum Christlichen Glauben bekehrt, München 1652; Actus initialis sacro concilio tridentino inhaerens, Dillingen 1679.
Henrich - Here1e L DBA; Mederer 313 u. ö.; Sommervogel IV 272 f. (W); Romstöck 135 ff. (W); Specht 278 u. ö.; Schaff 82; J. Müller, Das Jesuitendrama in den Ländern deutscher Zunge vom Anfang bis zum Hochbarock, Bd. 2, Augsburg 1930, 34 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 173; Kurrus I 95, II 56 ff.; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 106-10; Strobel 185 f.; Valentin II 1060. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Herdegen (Hertegen), Conrad, SJ, Amberg, t 30. 6. 1726 Straubing.
*
23.8. 1670
V Johann Georg, Tuchscherer und Äußerer Rat zu Amberg, MAnna Barbara, * ca. 1635, t 6. 4. 1704 Amberg.
H. studierte nach seinem Eintritt in den Jesuitenorden 1687 in Landsberg 1689-92 arn Ingolstädter Jesuitenkolleg Phi!., ohne an der Univ. immatrikuliert gewesen zu sein, unterrichtete dann 1692-95 in Regensburg und 1695-97 in Amberg. Während seines Theo!.studiums 16971701 in Rom wurde er dort 1700 zum Priester geweiht. Nach dem Tertiat in Altötting 1701102 und einer kurzen Lehrtätigkeit in Landshut als Prof. der Logik wurde er 1703 Prof. der Logik an der Univ. Ingolstadt. Nach dem dreijährigen Phi!.kurs wirkte er 1705/06 noch in Ingolstadt, dann 1706-09 als Prof. für scholastische Theo!. an der Univ. Freiburg LBr. 1709-12 war er Rektor des dortigen Kollegs, 1712-14 des Kollegs Trient. 1714-20 war er für die Volksmission vor allem für Pfalz-Neuburg mit Sitz in Neuburg a.d.D., dazwischen 1718/19 als Missionar mit Sitz in Innsbruck, ab 1720/21 für Niederbayern mit Sitz in Straubing tätig. - H. vertrat in Ingolstadt gegenüber dem Descartes u. a. verpflichteten Atomismus seines Ordensgenossen Anton Kleinbrodt eine traditionelle phi!. Linie. Er war einer der Begründer und Propagatoren der Volksmission nach der ,Jtalienischen Methode" (Paul Segneri), darin gefördert von Anna M. Luisa, der Gemahlin des Pfalzgrafen Theodor Wilhelm. Die Bewegung begann in Düsseldorf und Jülich, griff in die Pfalz mit Heidelberg und in die Oberpfalz über und erfaßte Schwaben und Tirol, klang aber in ihren extremen Äußerungen bald wieder ab. H. war ferner ein Pionier der Exerzitienbewegung mit dreitätigen Standesexerzitien, zunächst wiederum mit Geißelung und Bußübungen verbunden, die ebenfalls von Düsseldorf ihren Ausgang nahmen. Die Erfolge bei Volksmissionen und Exerzitien wären ohne eine außergewöhnliche Wirkung als Prediger nicht denkbar gewesen. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. V 58, Mscr. VI 3, Mscr. XI 2611, Mscr. XI 2817, Mscr. XVII 2116; BayHStAM, Jesuiten 123 (1726), 117-120, 426, 428, 431-437, 439-442, 446, 449-462, 464, 466-477; Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, 12*
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Matrikeln des Pfarramts St. Martin, Amberg; Stadtarchiv Amberg. L Mederer III 104 f.; Prantl I 506; Romstöck 139; Sommervogel IX 474; Schaff 141 u. ö.; Duhr IV/2 194204 u. ö.; Matrikel LMU; Koch 790; Kurrus I 240, II 309; Ger1.174; Strobel 300 f.; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 111. S. Hofmann
Herele, David, SJ, * 1. 12. 1625 Landsberg, t 3. 5. 1681 Augsburg. V Sebastian, Bürgermeister, Mitglied des inneren Rats und Kirchenpfleger in Landsberg, M Maria.
H. gehörte einer seit dem späten 16. Jahrhundert in Landsberg nachgewiesenen Familie an, die im 17. Jahrhundert mehrfach Bürgermeister, Kirchenpfleger und Ratsmitglieder stellte. Er besuchte als Seminarist das Münchener Jesuitengymnasium, das er im Sommer 1643 abschloß, und trat arn 2. 5. 1644 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach knapp eineinhalbjährigem Aufenthalt im Landsberger Noviziat des Ordens nahm er 1645 das Studium an der Univ. Ingolstadt auf. Im folgenden Jahr erhielt er arn 22.9. in Ingolstadt vorn Eichstätter Bischof die vier niederen Weihen. Im Anschluß an den phi!. Kurs ging er 1648 zur Ableistung seines Magisteriums nach Augsburg, wo er wohl arn Gymnasium unterrichtete. Das Theo!.studium (1652-56) absolvierte er wiederum in Ingolstadt. In die letzten Monate seiner Ingolstädter Zeit fällt auch die Erteilung der drei höheren Weihen, die arn 11. 3. 1656 in Eichstätt stattfand. Während der Folgezeit war H. - nur vorn Tertiat (1657/58) unterbrochen - an verschiedenen vorn Orden betreuten Bildungseinrichtungen als Lehrer tätig. Zunächst unterrichtete er Rhetorik arn Gymnasium in Ingolstadt (1656/ 57). Von 1658 an hielt er Logik- und Physikvorlesungen an der Univ. Freiburg LBr., wo er zumindest bis 1661 geblieben sein dürfte. Danach ist er als Prof. in Konstanz und seit 1664 als Prof. für Ethik in Ingolstadt nachgewiesen. Seit 11. 10. 1666 lehrte er scholastische Theo!. in Luzern und war zugleich Beichtvater bei den dortigen Ursulinen. Mit seinem Weggang von Luzern nach Rottenburg im Jahr 1668 verliert sich seine Spur. Nach Sommervogel soll H. noch Dogmatik und Moraltheo!. doziert haben. Q Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, E. M. 137
(Nachschriften von Logikvorlesungen an der Univ. Freiburg i.Br. 1658/59 sowie gedruckte und ungedruckte Disputationsthesen), E. M. 138 (Nachschrift einer Physikvorlesung an der Univ. Freiburg i.Br. 1658/ 59 sowie zwei Drucke von Disputationen); Stadtarchiv Landsberg. WAssertiones logicae de natura denominationum (Praes.; Resp.: P. Dirckh, M. Biderman), Freiburg i.Br.
180
Hereie - Hermann
I. P. Willig), Freiburg i.Br. 1661; Difficultates selectae
1659; Selectae difficultates physicae (Praes.; Resp.:
W Lapis offensionis atomisticae, a peripatetico motus, sive dialogi inter peripateticum et atomisticum, Ingolstadt 1730.
L Prant! I 506; Romstöck 140; Sommervogel IV 296 f.; Huwiler 189; Matrikel; Ger! 174; Leitschuh I 89; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 112; Kurrus II 100.
L Mederer III 180 u. ö.; Prant! II 508; G. M. Pacht!er (Hg.), Monumenta Gerrnaniae Paedagogica, Bd. 9, Berlin 1890, 435, Bd. 16, Ber!in 1891, 54; Sommervogel IV 302 f. (W); Specht, Rektoren 79 ff.; Specht 276 u. ö.; Duhr lVII 227 u. ö., IV/2 46 u. ö.; Schaff 152 u. ö.; Ger! 175; Strobel 110 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
F.
de causa physica (Praes.; Resp.: P. Dirckh), Freiburg i.Br. 1661; Disputatio physica ex libro de generalione (Praes., Resp.: J. L. Marqualder), Freiburg i.Br. 1661.
M. Schaich
Hermann (Hörmann), Georg, SJ, * 6. l. 1693 Schwandorf, t 12. 1l. l766 Regensburg. Nach den Gymnasialstudien in Amberg trat H. 1710 in den Jesuitenorden ein. Nach melujährigern Magisterium in Freiburg i.B.r. 1715-19, .wo er im Oktober 1715 als Prof. rudlmentorum Immatrikuliert wurde, und den ordensüblichen phi!. und theo!. Studien in Ingo~stadt. empfin~ er am 30. 5. 1722 in Eichstätt die Pnesterwelhe; in den Jahren zuvor hatte er mehrfach um Entsendung in die überseeische Mission gebeten. Nach dem Tertiatsjahr lehrte H. ab 1725 an der Univ. Ingolstadt Phi!., anschließend 1732-40 Theo!. 1740 gab er die Lehrtätigkeit auf, um das Noviziat von Landsberg bis Mitte 1743 zu leiten. 1743-46 amtierte H. als Rektor des Dillinger Kollegs. Wahrend seines Rektoratstrienniums wurde in Dillingen eine Vorlesung über ,,Jus naturae et gentium" eingeführt. l747-51 war H. Socius des Provinzials der Oberdeutschen Ordensprovinz. Ab 26. 10. l751 stand er dem Ingolstädter Jesuitenkolleg als Rektor vor, wo er bis zu seiner Berufung zum Provinzial der Germania superior am 12. 12. l754 wirkte. 1759-62 stand er dem Münchener Kolleg als Rektor vor, 1762-65 erneut jenem in Ingolstadt. Am 5. 1l. 1765 begann seine zweite Amtszeit als Provinzial, der durch seinen Tod ein vorzeitiges Ende gesetzt wurde. Die Annalen der Univ. Ingolstadt bezeichnen H. als "pertinacissimus peripati patronus, et corpusculariorium impugnator" (~ede rer III 180). In der Tat hatte sich H. bereits In seinen Ingolstädter Disputationen und vor allem in seiner gegen den Ingolstädter Med.prof. und Atomisten Adam Morasch gerichteten Schrift ,,Lapis offensionis atomisticae" im sogenannten "bellum atomisticum" neben seinen Ordensbrüdern Anton Heislinger und Leonhard Hausmann als entschiedener Vertreter der traditionellen peripatetischen Physik profiliert. Später gab er während seiner Amtsperiode als Pr?vinzial der Ablehnung der neuen Lehre 1755 In Form einer Studienverordnung für die höheren und niederen Schulen und 1766 durch einen neuen Gymnasiallehrplan institutionellen Rückhalt.
Hermann (Hörman), Kaspar, t 2l. 9. 1552 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD Margarethe Pemfelderin, * wohl Ingolstadt, t nach 23. 6. 1554. H., der als Herkunftsort Aibling angab, immatrikulierte sich am 9. 4. 1540 in Tübingen, wo er im Mai 1542 zum artistischen Bakkalar promovierte. Zum 9. 10. 1542 wechselte er nach Ingolstadt und erwarb hier im Januar 1544 den Magistertite!. Am 22. 9. 1544 ließ er sich ins Gremium der Artistenfak. aufnehmen, wodurch er die Möglichkeit bekam, sich als Privatpräzeptor zu betätigen. Sein berü~mteste~ Zö~ling war Philipp Apian. Wohl um diese Zelt heiratete er Margarethe Pennfelderin, mit der er drei Töchter hatte (Anna, Katharina, Barbara). Gegenüber der Artistenfak. hatte H. keinen leichten Stand: Als er sich am 6. 6. 1547 um Aufnahme in das Fak.konzil bewarb, wurde der ehemalige Tübinger Student mit der Begründung zurückgewiesen, er sei ein verkappter Lutheraner und außerdem ein Verderber der Jugend. Unter diesen Umstände~ wru: seine Bewerbung um die Lektur der Dialektik nach Johannes Caesarius am 17. 9. 1547 nach dem Rücktritt von Johannes Grill aussichtslos. Es ist zweifelhaft, ob H. jemals eine artistische Lektur erlangte: Nach den Angaben von Erhard Cellius las er zeitweise an Peter Apians Stelle über die "Sphaera", und am 12. 10. 1551 ist er auch als auf ein Jahr angestellter Griechischlektor bezeugt. Doch bei des waren von der Univ., nicht von der Fak. getragene Lekturen. Daß er bei seinem frühen Tod die Physiklektur besessen hat, wie Mederer angibt, ist anderweitig nicht zu belegen und auch desw~gen unwahrscheinlich, weil Veit Amerbach diese Lektur innehatte. Sein Epitaph deutet ein Studium an einer höheren Fak. an - bei seiner durch die "Sphaera"-Vorlesung belegten naturphi!. Ausrichtung ist wohl an ein Med.studium zu denken -, doch hinderte ihn der Tod am Erwerb des Dr.titels. Werke von H. sind nicht bekannt. Q UAM, D III 4, D III 7, GG IIII22, 0 IV 2.
L E. Cellius, Oratio de vita et morte ... Philippi Appiani, Tübingen 1591,9; Mederer I 230; Prant! I 331; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche
Hennann - Hertel
181
(1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 192 f.; Seifert 381 f.; Schöner 376 ff. u. Ö.
Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: Boehrnl Spörl I 200.
C. Schöner
C. Habrich
Hertel (Härti), Georg Christoph Emanuel, * 23. 4. 1701 Ingolstadt, t 19. 9. 1762 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, CD Maria Franziska Josepha von Diernhardstein.
Hertel (Hertl), Johann Joseph Anton, Ingolstadt, t März 1769 München, 0 München, Frauenkirche, Chorherrengruft.
v
Johann Michael, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Maria Theresia Waller.
H. absolvierte seit 1721 an der Univ. Ingolstadt
ein fünfjähriges Studium, das er nach der Disputation unter Johann Jakob Treyling mit der Promotion zum Dr. der Med. 1726 abschloß. Anschließend versah H. die Stelle eines Physikus in Erding. Am 14. 12. 1737 trat er das Amt als o. Prof. für med. Institutionen an der Univ. Ingolstadt an; daneben übernahm er das Gamisonsphysikat. Ab 1751 las H. für den beurlaubten Franz Anton Stebler "ex medicina theoretica". 1744/45 und 1750/51 war er Rektor der Univ. Außerdem fungierte er sechsmal als Dekan. Wahrend seines letzten Dekanats, 1754, wurde er ein Opfer der Wolterschen Refonn der med. Fak. Zunächst sollte H. auf ein Physikat versetzt werden, schließlich emeritierte man ihn aus "gesundheitlichen Gründen". - Von H. sind keine Publikationen nachweisbar. Er verteidigte 1726 die Schrift von Treyling ,,Alteratio microcosmi therapeutica" über umstimmende Arzneimittel. Im Unterricht scheint er sich hauptsächlich auf das Werk seines Vaters gestützt zu haben, denn Johann Anton von Wolter kritisierte 1754, daß H. aus veralteten Kompendien einen "ekelhaften Synkretismus" vortrage. Gemeinsam mit Treyling lehnte er die mit der Aufklärung einsetzenden Refonnen ab und betrieb 1752 mit Erfolg die Versetzung des Anatomen Johann Leonhard Obennayr nach München. Dieser wurde jedoch 1754 zurückberufen und trat an Stelle von H., der von Wolter für den Anatomieunterricht als nicht tauglich befunden worden war, in die med. Fak. ein. Q UAM, E I 6 b, E I 6 c Bde. 1,2. WAlteratio microcosmi therapeutica, seu tractatus medico-therapeuticus de remediorum et medicamentorum alterantium (Resp.; Praes.: J. J. Treyling), Ingolstadt 1726. L Mederer III 173 u. ö.; Prant! I 538 u. ö.; F. X. Ostermaier, Genealogische Nachrichten über verschiedene theils noch blühende, theils erloschene Geschlechter, in: SHVI I (1876) 20 f., 4 (1879) 95; R. A. Müller, Studium und Studenten an der Med. Fak. der Univ. Ingolstadt im 18. Jh., in: SHVI 83 (1974) 191 f.; S. Hofmann, Die Alte Anatomie in Ingolstadt. Thr Schicksal als Institution und Gebäude, München 1974, 58 ff.; K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Erlangen-Nürnberg 1976, 35 f.; H. Goerke, Die
v
Johann Michael, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Maria Theresia Waller.
H. absolvierte nach dem Besuch des Jesuiten-
gymnasiums Ingolstadt (1706 "majoris syntax studiosus") an der dortigen Univ. das Studium der Phil., erlangte das Lizentiat der Theol. am 5. 9. 1714 und wurde als Priester auf die Pfarrei Haunstadt ordiniert. Nach dem Tode von Johann Peter Artinger wurde er als Moritzpfarrer eingesetzt und am 20. 7. 1729 zur Nachfolge auf Artingers Lehrstuhl designiert. Er übernahm das Ordinariat nach der Promotion am 28. November desselben Jahres. 1735 avancierte H. zum "consiliarius ecclesiasticus" des Eichstätter Bischofs, zum kurfürstlichem Rat und zugleich zum Rektor der Univ. Letzteres Amt bekleidete er während seiner langen Karriere als Exegeseprof. in Ingolstadt für drei weitere Amtsperioden (1742, 1746, 1752). H. war ferner zwölfmal Dekan der theol. Fak. und folgte dem 1744 verstorbenen Ignatius von Plank für die folgenden zwölf Jahre als Procancellarius nach. Als im selben Jahr Ingolstadt durch österreichische Truppen besetzt wurde, verweigerte H. die Eidesleistung und emigrierte aus Protest gegen die hohen Kontributionen der Okkupanten bis zum 9. 8. 1745 nach Eichstätt. Am 5. 6. 1748 wurde er von Kurfürst Max III. Joseph auf ein Kanonikat bei Unserer Lieben Frau in München präsentiert. Nach 26 Jahren in Ingolstadt resignierte H. am 28. 1. 1756 auf die Pfarrei St. Moritz und siedelte nach München über, wo er die dortige Frauenpfarrei übernahm. Wenig später wurde er auf das erledigte Dekanat des Stiftes bestellt. Bis zu seinem Lebensende war H. ferner infulierter Propst von Habach und Direktor des Geistlichen Rates. Von H. sind keine Werke überliefert. "Überhaubts ... ein wunderlicher und gar nicht sociabler Mann" (C. A. von Vacchiery), scheint er sich die allgemeine Wertschätzung, die er genoß, vor allem durch Geschäftsgewandheit und administrative Kompetenz erworben zu haben: Die Univ.annalen würdigen ihn 1756 als "vir, in quo tanquam in vivo Archivio circa negotia academica considere poterat". Q BayHStAM, Jes. 1770, GL 1489, 20; BSB, cgm
1925 (C. A. von Vacchiery, Catalogus Decanum Monacensium, 1781); Staatsarchiv München, EA 406; UAM, GGKI 1a.
182
Hertel - Hertenstein
L DBA; Mederer III 176 u. ö., L. Westenrieder, Denkschrift auf Johann Nepomuk Mederer, in: Bey träge zur vaterländischen Historie 9 (1812) 102; A. Mayer, Die Domkirche zu Unser Lieben Frau in München, München 1868, 196 u. ö.; Prantl I 503 u. ö.; A. Mayer/G. Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, Bd. 2, Regensburg 1880, 201; Beiträge zur Geschichte der Stadtpfarrkirche St. Moritz in Ingolstadt, in: Unterhaltungsbl. zur Ingolstädter Zeitung, Nr. 25 (21. 7. 1897) 147, Nr. 24 (12.6. 1899) 148, Nr. 31 (I. 10. 1898) 183; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (13401836) in: SHVI 45 (1926) 99; Ders., St. Moritz in Ingolstadt, Kirche und Pfarrei auf Grund urkundlicher Quellen dargestellt, in: SHVI 47 (1928) 72; Matrikel LMU; S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 8, 30; R. Bauer, Der kurfürstliche geistliche Rat und die bayer. Kirchenpolitik 1768-1802, München 1971, 24 u.ö.; S. Hofmann, Unbekannte Porträts der Ingolstädter Prof. J. A. H., Franz Anton Ferdinand Stebler, Johann Adam Ickstatt und Johann Georg Lori und der bayer. Kurfürsten Max UI. Joseph und Karl Theodor, in: SHVI 99 (1990) 265 u. ö. (P); Ders., Unbehagen an Ingolstadt - die Klagen der Univ. über die Stadt um die Mitte des 18. Jh., in: ebd., 204 ff.; P. Pfister, Das Kollegiatstift zu Unserer Lieben Frau in München (1495-1803), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachium Sacrum, Bd. I, München 1994,404.
nis des theoretischen Diskurses in der Med. an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert betrachtet werden. Wie zuvor Daniel Sennert versuchte H., die widerstreitenden Systeme seiner Zeit zu versöhnen, in der neben der aristotelisch-galenischen Tradition, dem wiederentdeckten Atomismus und dem mechanistischen Körpermodell der Cartesianer u.a. die Jatrochemie Johann Baptist van Helmonts, die psychodynamische Lehre Georg Ernst Stahls, empirische und eklektische Strömungen konkurrierten. Die synkretistische Methode von H. eröffnete die freie Diskussion über den Atomismus an der med. Fak. in Ingolstadt. Damit wurde H. zum Wegbereiter für Morasch. Q UAM, E I 4 b, E I 5 a Bd. 2. W Medicinae theoricae, generalis, ac compendiariae, veteris et novae conjunctio, seu utriusque qua dissonae, ac controversae conciliatio syncritice, et per modum syncretismi tentata, Ingolstadt 1700.
P Ölgemälde von Johannes Hölzel, ca. 1760, Stadtmuseum Ingolstadt.
L DBA N. E; Mederer III 69 u. ö.; Baader, Baiem 524 u. ö.; Baader, Verstorb. 1495; Prantl I 503, U 505; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte III 193 (W); E X. Ostennaier, Genealogische Nachrichten über verschiedene theils noch blühende, theils erloschene Geschlechter, in: SHVI 45 (1926) 99; H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: Boehml Spörl I 200.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Habrich
c.
Hertel (Härti), Johann Michael, * um 1650 Rain am Lech, t 10.3.1711 Ingolstadt, DIngoIstadt, St. Moritz, CD Maria Theresia Waller (Walther), t 9. 3. 1740.
Hertenstein (Hertensteiner), Leodegar (Leodegard), SJ, * 1. 10. 1601 Luzern, t 4. 5. 1652 München.
H. studierte in Prag und fünf Jahre in Ingolstadt, wo er 1690 zum Dr. der Med. promoviert wurde. Anschließend praktizierte er einige Zeit in München. Als Garnisonsmedikus nach Ingolstadt berufen, erhielt er am 14. 1. 1692 die Stelle des dritten o. Prof. mit der Maßgabe, die "Institutiones" zu lesen. Er war jedoch nicht nur als Prof. für Med.theorie, sondern auch als Praktiker tätig, behandelte weiterhin die Soldaten der Garnison und bezog einen Teil der Besoldung aus der Kriegskasse. Seinen Vorlesungsverpflichtungen scheint er wohl wegen der ausgedehnten Praxis nicht immer regelmäßig nachgekommen zu sein. Er genoß hohes Ansehen, führte den Titel eines kurfürstlichen Rats, war fünfmal Dekan und dreimal Rektor (SoSe 1695, WiSe 1699/1700, 1705/06). Bei seiner Beerdigung 1711 hielt sein Schüler Johann Adam Morasch die Trauerrede. Zwei seiner Söhne, Johann Joseph Anton und Georg Christoph Emanuel, sollten später ebenfalls als Prof. der Univ. Ingolstadt angehören. - Wenngleich H. nur eine einzige Schrift veröffentlichte, darf diese als ein hervorragendes Zeug-
H. entstammte einem angesehenen Luzerner Patriziergeschlecht, das enge Beziehungen zu dem vor Ort ansässigen Jesuitenkolleg unterhielt. So fungierten Familienangehörige als weltliche Verwalter des Stiftungsfonds der Ordensniederlassung und bedachten die Jesuiten mehrfach mit Schenkungen. Bereits 1611 hatte sich außerdem mit Christoph H. erstmals ein Familienmitglied der Gesellschaft Jesu angeschlossen. H. selbst trat acht Jahre später, am 5. 12. 1619, in das Noviziat ein und durchlief im Anschluß daran wohl die ordensübliche Ausbildung, ohne daß jedoch über diesen Lebensabschnitt mehr als die Immatrikulation an der Univ. Ingolstadt im Oktober 1626 - wohl zum Studium der Theo!. - bekannt wäre. Immerhin soll H. zu einem nicht genannten Zeitpunkt zum Dr. der Theo!. promoviert worden sein. Auch für die Folgezeit liegen nur spärliche Informationen vor. So ist H. zwischen dem 18. 10. 1633 und 1636 als Prof. der Phi!. an der Univ. Ingolstadt bezeugt. Aus dieser Zeit stammen mehrere Diss., die unter seinem Vorsitz entstanden waren und unter denen die des
V Nikolaus, 1616 Pfleger des Jesuitenkollegs.
Hertenstein - Higgins Johann Wiguleus von Paumgarten aufgrund ihres von Wolfgang Kilian gestochenen Titelblattes herausragt. 1637 bis mindestens 1639 unterrichtete H. Kontroverstheo!. am Gymnasium in München. 1643 kam er in seine Heimatstadt zurück, um dort zunächst bis 1646 als Consultor des Rektors und 1646/47 als Prof. für scholastische Theo!. zu wirken. Bereits zuvor hatte er dem Luzerner Ordenskolleg sein Erbteil in Höhe von 400 Gulden gestiftet. Von Luzern wurde er nach Dillingen versetzt, wo er bis 1650 wiederum Theo!. lehrte. Während des Studienjahres 1649/50 übernahm er zusätzlich noch den Unterricht der Mathematik in der phi!. Fak. Später wurde H., der auch lange Jahre als Prediger tätig gewesen sein soll, von seinen Ordensoberen noch als Rektor des Münchener Kollegs eingesetzt. W Disputatio philosophica de praecipuis difficultatibus corporis naturalis (Praes.; Resp.: J. R. Ehing), Ingolstadt 1635; Radius solaris (Praes.; Resp.: W. Starck) , Ingolstadt 1636; Opus sex dierum (Praes.; Resp.: I. W. v. Paumgarten), Ingolstadt 1636; Disputatio theologica de iustificatione impii (Praes.; Resp.: N. A. und C. Krumper), München 1637; Disputatio theologica de Jesu Christo (Praes.; Resp.: C. Kirchmair), München 1639; Disputatio theologica de Jesu Christi pretioso sanguine (Praes.; Resp.: J. J. Gett), Dillingen 1650. L Prant! I 445, 11 502; Sommervogel IV 316 f.; Specht 284 u. ö.; Schaff 80; Huwiler 190; Matrikel LMU; Ger! 176; Studbalter 109 u. ö.; Popp 118 f.; Strobel 121 u. ö. M. Schaich
Hettinger, Philipp, SJ,
t 29. 11. 1661 Innsbruck.
*
6. 1. 1615 Worms,
Nach dem Besuch des Gymnasiums in DilIingen trat H. am 18. 1. 1630 ins Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Es folgten das Phi!.studium und das mehrjährige Magisterium, u. a. 1637/38 in Eichstätt, wo er Rhetorik und Poesie lehrte, und 1638-40 in München. Nach dem Abschluß des vierjährigen Theo!.studiums und der Priesterweihe in Eichstätt am 21. 12. 1643 las H. 1644-47 den phi!. Dreijahreskurs an der Univ. Ingolstadt. Er holte das Tertiatsjahr nach und wurde als Logikprof. 1648/49 nach Dillingen bestellt. Hier legte er am 1. 11. 1648 die Profeß ab. Über eine Zwischenstation in München als Philprof. kehrte er nach Ingolstadt zurück, wo er 1651/52 zunächst Ethik las. Am 17. 10. 1652 zum Dr. theo!. promoviert, wurde er als Prof. für Scholastik immatrikuliert. Im Anschluß bekleidete er Rekorate 1656-58 im Kolleg in Burghausen und in Freiburg i.Br. 1659-1661. Im Frühherbst 1661 folgte er dem Ruf an den Hof des Erzherzogs Ferdinand Karl nach Innsbruck. Seiner Tätigkeit als Hofprediger und Beichtvater des
183
Fürsten setzte ein überraschender Tod ein Ende. - Die Berufung als Hofprediger sowie die überlieferten Schriften zeigen, daß der Schwerpunkt von H. im Bereich der Rhetorik und Poesie lag. Er verfaßte Panegyriken, Nekrologe und war vermutlich als Dramatiker hervorgetreten. Als Maximilian 1. von. Bayern, der von H. durch einen "Panegyricus funebris" gewürdigt wurde, mit den Arbeiten des Jacob Balde SJ für eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges unzufrieden wurde, betraute er H. nach dem Abschluß des Westfälischen Friedens mit dieser Aufgabe; jedoch sind von einer historiographischen Tätigkeit von H. keine Zeugnisse erhalten. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Ca!. 16371661 in G.Sup. 22-24, 46-47c, 436.
W Encomium SS. martyrum Cosmae et Damiani, München 1649; Panegyricus funebris seren. Maximiliano S. R. Imp. archidapifero et electori utriusque Bavariae et PaIatinatus superioris duci, Ingolstadt 1652. L DBA; Mederer 11 308 u. ö.; Sommervogel IV 338 f., IX 744 (W); Romstöck 140 ff. (W); Specht 288; Duhr III 139, 152; Schaff 82; Matrikel LMU; Kurrus I 239, 11 58; Ger! 177; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 113 f.; Strobel 295. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Higgins (Higinius, Higinus, Hyginus), Adam,
SJ, * 1563 London,
t
1. 1. 1612 oder 1613.
H. trat am 10. 11. 1582 in Rom ins Noviziat des Jesuitenordens ein und wurde vorn Orden zum Studium der Theo!. nach Ingolstadt geschickt. 1589-92 hielt er an der Univ. Dillingen, 1592-95 dann an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phi!. Kurs. 1595-98 lehrte er Dialektik, 1596 soll er zugleich Moraltheo!. gelehrt haben. Im WiSe 1594/95 sowie im WiSe 1596/97 stand er der phi!. Fak. als Dekan vor. Seit 1599 war H. als Prof. für H!. Schrift an der Univ. Dillingen tätig, 1607/08 lehrte er dort Moraltheo!. oder scholastische Theo!. Über sein Todesdatum herrscht Unklarheit (Gerl: ,Jn Belgium missus 1. Iun. 1613"). Die reiche schriftstellerische Hinterlassenschaft zeigt H. fast ausschließlich als Kommentator der aristotelischen Logik, Metaphysik und Naturphi!. W Disputatio metaphysica de substantiis a materiae concretione liberis (Praes.; Resp.: C. Schrenck), Ingolstadt 1595. - Ungedruckt: In libros de coelo, de generatione et anima, 1591 (Univ.bibliothek Augsburg, Schloß Harburg Fürstliche Bibliothek I1.2, 4° 14, 4° 15); In primum tractatum meteoron [Aristotelis] de impressionibus ignitis (UBM, 4° Cod.ms. 668); In logicam Aristotelis, 1593 (Landesbibliothek Stuttgart, The01. et phil. 4° 424); In XII libros metaphysicorum, 1595 (BSB, clm 4812); In Aristotelem de physica, 1594 (Stadtbibliothek S!. Gallen, 1608; Landesbibliothek
184
Higgins - Hirschpeck
Stuttgart, Med. et phys. 4° 57); Casus conscientiae, 1606 (Stadtbibliothek SI. Gallen, 1637).
Q UAM, D III I, 0 I 1,0 I 2, 0 IV I; Univ.archiv
L Romstöck 142 f. (W); Specht 284 u. ö.; Sommervogel IV 368 f.; Schaff 77; Ger! 179; Popp 119-22 (W); C. Lohr, Latin Aristotle Commentaries, Bd. 2, Florenz 1988, 190.
L Mederer I 15 u. ö.; Prantl 176; Liess 148 f.; Schöner 491.
Wien, AFA III (= Ph 8) 9.
C. Schöner
R.Huber
Hildebrand (Hillebrand, Hildebrant), Petrus, SJ, * August 1580 Laufenberg (Aargau), t 27. 10. 1664 Mindelheim. H. trat am 9. 8. 1600 der Societas Jesu bei und absolvierte 1604-07 seine phil. Studien in Ingolstadt. Nach Aufenthalt in München lehrte er 1614-18 und dann - über die Zwischenstation Regensburg - erneut 1622-26 an der Univ. Dillingen Mathematik, wo er 1623-26 auch Ethik vertrat. 1626-38 gehörte er der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt an, wo er Mathematik und hebräische Sprache lehrte. Anschließend war er an der Landsberger Ordensniederlassung tätig. H. war mit Jakob Balde, der ihm eine Ode widmete, befreundet. W Ungedruckt: Mathematica dictata ab Hieronymo Koenig et P. H., Ingolstadt 1626 (BSB, clm 4828). L Specht 290; Prantl I 443; Romstöck 146; Sommervogel IV 375; Duhr II 495; Schaff 109; Matrikel LMU; Popp 123 f.; Strobel 453. C. Cosmann
Hiltmannsperger, Georg, t zwischen 1481 und 1495.
H., der als Herkunftsort Salzburg angab, promovierte im Januar 1472 an der Univ. Wien zum artistischen Magister, doch ist sein Name weder in der Wiener Matrikel zu finden, noch ist es möglich, ihn unter mehreren Salzburger Studenten gleichen Vornamens, die 1466-69 in Wien zu Bakkalaren promovierten, eindeutig zu identifizieren. Zum 16. 12. 1473 wechselte H. an die Univ. Ingolstadt, wo er sich der Artistenfak. der "via moderna" anschloß. An artistischen Lehrveranstaltungen von H. ist im SoSe 1476 eine Resumption zur Grammatik oder zur Logik bezeugt. Im WiSe 1478/79 fungierte er als Dekan der inzwischen vereinigten Artistenfak. Außerdem widmete sich H. dem Med.studium, welches er 1481 mit der Dr.promotion abschloß. Wahrscheinlich hielt er im Anschluß an die Promotion seine einjährige Pflichtvorlesung an der med. Fak., da er sich nicht, wie sonst üblich, hiervon dispensieren ließ. Danach verliert sich seine Spur. Noch vor 1495 findet sich sein Name in der Totenliste der artistischen Bruderschaft. Werke von H. sind nicht bekannt.
Hirschpeck (Hirspeckh), Paul, * ca. 1509110, t 13. 6. 1546 Regensburg, D Regensburg, Stephanskapelle. M N. N., t nach 1546.
H., für den als Herkunftsort Sünching bezeugt ist, immatrikulierte sich als "pauper" am 1. 6. 1525 in Ingolstadt, wo er sich Jakob Locher Philomusus anschloß. Nach dessen Tod 1528 verließ er vorerst Ingolstadt, nahm die Schulmeisterstelle der Abtei Windberg an und begleitete etwas später einige böhmische Adlige für ein Jahr nach Prag. Wohl 1530 kehrte H. mit der Absicht, das Theol.studium aufzunehmen, nach Ingolstadt zurück, mußte jedoch erst noch die artistischen Grade erwerben: Im Dezember 1530 promovierte er zum Bakkalar, im SoSe 1532 zum Magister. Als am 14. 2. 1534 durch den Wechsel von Jakob Jäger auf die fak.eigene Poetiklektur die erste Pädagogiumslektur (Grammatik) frei wurde, wählte ihn die Artistenfak. hierauf, doch mußte H. schon sechs Tage später, am 20. 2. 1534, wieder zurücktreten, weil Leonhard von Eck zugunsten von Jakob Graf interveniert hatte. Obwohl H. folglich keine Lektur besaß, scheint er in der Artistenfak. fest verankert gewesen zu sein, denn im Juni 1534 fungierte er als einer der Prüfer der Bakkalaureanden. Zwischenzeitlich hatte er am 8. 5. 1534 mit der Bibelvorlesung (1 Kor., Spr., Jdt., Jo.) begonnen, zu der er am 14.3. zugelassen worden war. Obwohl er noch im gleichen Jahr auf Empfehlung seines Lehrers Johannes Eck hin die PredigersteIle in Sulzbach erhielt, setzte H. sein Theol.studium fort. Am 27. 10. 1536 begann er mit der Sentenzenvorlesung (dies erforderte nicht unbedingt die Rückkehr nach Ingolstadt), am 7. 3. 1540 promovierte er, kurz nachdem ihm von Pfalzgraf Philipp die Pfarrstelle in Sulzbach übertragen worden war, zum Lizentiaten und 1541 schließlich zum Dr. der Theol. Durch die Einführung der Reformation in Pfalz-Neuburg aus Sulzbach vertrieben, wandte sich H. nach Regensburg, wo er bis zu seinem Tod als Domprediger wirkte. - Seine Werke sind hauptsächlich dem Kampf gegen die Reformation, den er als Schüler von Johannes Eck führte, gewidmet, wobei er, da er nicht in Latein, sondern in Deutsch schrieb, auf Laien als Publikum abzielte. In der Vorrede zur Auslegung von Psalm 10 (11), die er Pfalzgraf Philipp widmete, bringt er die Absicht, damit ge-
Hirschpeck - Hochwart gen die neue Lehre zu kämpfen, klar zum Ausdruck. Die Auslegung selbst stammte nach seinen eigenen Angaben aus der Psalmenvorlesung von Johannes Eck, sich selbst bezeichnete er nur als Kompilator. Denselben antireformatorischen Geist atmen auch die drei von ihm 1545 veröffentlichten Predigten, in denen sich H. konkret mit der Lehre Martin Luthers und Johannes Hus' von der Eucharistie auseinandersetzte. Q UAM, GG IIIJlI I, GG III122, 0 IV 2. W Psalnti decinti ex orthodoxis patribus, r,ro victoria ecc1esiae enarratio, 0.0. [Ingolstadt] 1540, 1558; Orey predig von dem Hochwürdigen Sacrament des Altars, 0.0. 1545 (zwei Auflagen 1554, eine weitere unter dem Titel: Etlich predig ... vom Sacrament aineriay gestalt und der selbigen Reverentz yetzund abermals den frommen alten Christen zu trost und nutz gedruckt, Ingolstadt 1556). L OBA; H. Ziegler, Lectori candido S.O., in: P. H., Psalnti Oavidis decinti ... pro victoria ecc1esiae catholicae ex patribus orthodoxa enarratio, Ingolstadt 1558; Mederer I 174 f u. ö.; Prant! I 212; Hurter II 1415; Kausch 89 u. ö.; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978,143 (W). C. Schöner
* 20.3. 1685 Markgrafschaft 17.5.1751 Augsburg.
Hiß, Heinrich, SJ,
Baden,
t
H. trat, erst 15jährig, am 9. 10. 1700 ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Nachdem er 1714 die höheren Weihen empfangen hatte und in Entsprechung zur ordensüblichen Praxis als Lehrer der humanistischen Studien sowie für Geschichte und Grammatik eingesetzt worden war, wurde H., ein Jahr nachdem sein Lehrer Joseph Falk die Univ. verlassen hatte, 1716 Prof. für Mathematik an der Univ. Ingolstadt. H. lehrte zunächst bis 1719 in Ingolstadt. Anschließend hielt er 1719-22 an der Univ. Dillingen den dreijährigen phi!. Kurs. 1722-25 fungierte er dort als Studienpräfekt und Prof. für Mathematik, Ethik und Hebräisch, 1723/24 als Prof. für Kontroverstheo!. Ab 1725 dozierte H. in Innsbruck Mathematik. 1730 kehrte er nach Ingolstadt zurück. H. blieb dann 20 Jahre lang, bis 1750, Prof. für Mathematik und Hebräisch an der Univ. Ingolstadt. Trotz dieser außerordentlich langen Lehrtätigkeit sind von ihm keine wissenschaftlichen Publikationen oder Manuskripte überliefert; lediglich zwei in die Biographie von Joseph Stepling eingearbeitete Briefe sind bekannt. In seinem letzten Lebensjahr war H. als Bibliothekar in Augsburg tätig. W Briefe, in: J. Stepling, Commercium litterarium, Vratislava 1782, 150 ff., 165 ff.
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L Oe Luca 77; Romstöck 147; Sommervogel VI 396 f; Specht 290 u. ö.; Schaff 159 u. ö.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 115. J. Bucej
HitzIer (Hizler), Jacob, SJ, * 4.11. 1712 Kicklingen (Schwaben), t 13. 10. 1785 Kicklingen.
H. trat der Societas Jesu am 13. 9. 1730 bei. Die Profeß legte er am 2. 2. 1748 in Konstanz ab. Studien und Lehrtätigkeit von H. sind durch häufige Wechsel und ein breites Spektrum an Aufgaben gekennzeichnet. Er studierte bis 1733 Phi!. in Ingolstadt und lehrte 1743/44 Logik in Landshut. In gleicher Funktion ging er nach dem Tertiatsjahr 1744/45 in Altötting zuerst nach Solothurn, dann 1746/47 nach Konstanz. Hier dozierte er im Anschluß bis 1750 Polemik, ehe er als Moraltheo!. tätig wurde: 1750-52 in Rottweil, 1752/53 in Fribourg, 1754-56 in Augsburg, schließlich 1756/57 in Dillingen. 1757 wurde er als Prof. für Kasuistik an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Der Umstand, daß im selben Jahr der Jesuit Joseph H., wohl ein Verwandter, den phi!. Dreijahreskurs absolvierte und an das Kolleg in Freiburg i.Br. ging, führte zu Verwechslungen (Mederer und Prant! verzeichnen fälschlicherweise Joseph H., nicht Jacob H. als Prof). Die nächste Station im Lebensweg von H. war Augsburg, wo er ebenso scholastische Theo!. lehrte wie später auch in Luzern und Innsbruck. 1768-70 war er Rektor in Mindelheim und 1770-73 Prof. der H!. Schrift und der Polemik in Dillingen, wo er zugleich 1771-73 dem Seminar St. Joseph als Regens vorstand. Nachrichten über sein Schicksal nach der Aufhebung des Jesuitenordens sind nicht überliefert. Von H. liegen einige moral- und kontroverstheo!. Traktate sowie eine Stellungnahme im Probabilismusstreit vor. W Quaestio facti, an maior sit habenda probabilistis aut antiprobabilistis, Ingolsladt 1759. L DBA; Mederer 267; Oe Luca 66; Sommervogel IV 397 (W); Prant! I 584; Romstöck 147 f (W); Specht 113 u. ö.; Ouhr lVII 259; Matrikel LMU. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Hochwart (Hochwarth, Hochenwart, Hohewart,
Hochbart), Lorenz, * um 1500 Tirschenreuth, t 20. 2. 1570 Regensburg, D Regensburg, Dom. V Nikolaus, Ratsherr in Tirschenreuth, M Walburga.
Nach siebenjährigem Studium an der Univ. Leipzig, das der Sohn bürgerlicher Eltern 1522/ 23 mit dem Magisterium der phi!. Fak. abschloß, wirkte H. zunächst an der Domschule zu Freising. Weil er sich hier auch in Leitungs-
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Hochwart - Höchtl
funktionen sehr bewährt hatte, wurde er 1526 als Lektor an das zum Besuch der Artistenfak. vorbereitende Pädagogium zu Ingolstadt berufen; zur gleichen Zeit studierte er an der dortigen Univ. Theo!. und Jur. (Immatrikulation am 17. 11. 1525). Die damaligen Bekanntschaften wirkten zum Teil ein Leben lang nach und fanden ihren Niederschlag in teilweise überlieferten Korrespondenzen. Schon am 1. 10. 1527 kehrte H. als Stadtpfarrer in seine Geburtsstadt zurück. Doch verblieb er auch auf dieser Position nur kurz und führte in der Folgezeit ein recht unstetes Humanistenleben. 1530 übernahm er eine PredigersteIle zu Regensburg. 1532 begegnet er als Inhaber der Domprädikatur zu Eichstätt, wo ihn Kardinal Lorenzo Campeggio zum Magister der Theo!. ernannte. 1534 ist er dann wieder in gleicher Funktion zu Regensburg nachzuweisen; mehrere Predigten sind abschriftlich erhalten. 1533 wurde H. in Ingolstadt zum Dr. des Kirchenrechts promoviert. Daraufhin wurde er 1536 ins Regensburger Domkapitel berufen. Ein weiteres Domkanonikat erhielt er 1549 zu Passau, wo er zum humanistischen Umkreis Bischof Wolfgangs von Salm gehörte. Für den Bischof von Regensburg unternahm er wiederholt diplomatische Missionen im Rahmen des Schmalkaldischen Krieges und zu Kirchenversammlungen. Er vertrat ihn auf der Salzburger Provinzialsynode 1548/49, auf der er als Präsident fungierte. Den Höhepunkt seiner Laufbahn stellte die wenig erfolgreiche Abordnung zur zweiten Tagungsperiode des Konzils von Trient in den Jahren 1551/52 als Prokurator von Bischof Georg Marschall von Pappenheim dar. Die überlieferte Instruktion eröffnet Einblick in die entscheidungsreichen Jahre in der konfessionell gespaltenen Bischofsstadt und Diözese nach dem Fortschreiten der reformatorischen Bewegung. Die Bedeutung von H. liegt aber mehr als auf diesen praktischen Gebieten in der Historiographie. Sein Hauptwerk ist eine bis 1569 geführte Geschichte der Bischöfe von Regensburg, die in dieser Stadt am Beginn der Diözesangeschichtsschreibung steht. Wegen verschiedener anderweitig nicht überlieferter Angaben zur Frühgeschichte des Bistums und der zeitgeschichtlichen Ausführungen ist sie von beachtlichem Quellenwert. Darüber hinaus scheint H. an eine umfassende Sammlung deutscher Bistumschroniken gedacht zu haben, die er aber über eine Mitarbeit an Kaspar Bruschs Passauer Chronik und die Erstfassung eines Salzburger Bischofskatalogs nicht hinausführen konnte. Daneben sind noch weitere historische Arbeiten überliefert, die allerdings ungedruckt blieben. H., der eine ansehnliche Humanistenbibliothek hinterließ, war als Diözesangeistlicher ungleich bedeutender denn als Univ.ge-
lehrter. Nach seinem Tod gab es eine langwierige Auseinandersetzung um die Ausführung seines Testaments, in dem er die Stiftung eines Stipendiums für das Georgianum verfügt hatte. Q BSB, cgm 1594, clm 1229, 1299 f., 1303 f., 1842,
10141,26953,27085,27169; Österreichische Nationalbibliothek Wien, cvp 8747; Staatliche Bibliothek Regensburg, Rat. ep. 410 (Instruktion für Trient).
W Catalogus episcoporum Ratisbonensium, in: A. F. Oefele, Rerum Boicarum Scriptores, Bd. I, Augsburg 1763,148-242. L ADB XII 529 f., XVI 798; NDB IV 1223; DBA N. F.; Kobolt 330 ff. (W); T. Ried, Codex chronologicodiplomaticus episcopatus Ratisbonensis, Bd. 2, Regensburg 1818, 1190-94; J. Widemann, Die Passauer Geschichtschreibung bis zum Anfang des 18. Jh., in: HJh 20 (1899), 640-43; Prantl I 205, 11 488 f.; F. Janner, Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 2, Regensburg 1884, 10, Bd. 3, ebd. 1886, 166 u. ö.; Hurter III 10 f.; W. Rohmeder, Die geschichtlichen Werke von L. H., in: VHOR 80 (1930),149-72; Matrikel LMU; J. Sydow, Eine Instruktion für L. H. als bischöflichen Gesandten zum Konzil von Trient, in: VHOR 97 (1956) 415-20; LThK2 V 410 f.; Wolff 193 u. ö.; K.-J. Mandelkow, Phi!. und Med. in Ingolstadt. Prof. der Phi!. von 1472 bis 1559. Ihre Schriften, Diss. Erlangen 1976, 33 f.; B. Kaff, Volksreligion und Landeskirche. Die ev. Bewegung im bayer. Teil der Diözese Passau, München 1977,46 u. ö.; A. Seifert, Weltlicher Staat und Kirchenreform. Die Seminarpolitik Bayerns im 16. Jh., Münster 1978, 152 u. ö.; M. Hopfner, Synodale Vorgänge im Bistum Regensburg und in der Kirchenprovinz Salzburg unter besonderer Berücksichtigung der Reformationszeit, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 13 (1979) 337-40; H. W. Wurster, Die Regensburger Geschichtsschreibung im 17. Jh., in: VHOR 120 (1980) 85 ff.; Ders., L. H. (1500-1570), Geschichtsschreiber der Regensburger Bischöfe im Zeitalter der Reformation, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 23/24 (1989/90) 245-56; K. Hausberger, Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1, Regensburg 1989, 16 u. ö. A. Schmid
Höchtl, Christoph, SJ, * 22. 7. 1686 Stadtamhof, t 23. 6. 1730 Ingolstadt.
H. trat am 8. 10. 1705 in die Gesellschaft Jesu ein. Über die Stationen der ordensüblichen Ausbildung und Lehrtätigkeit ist nichts bekannt. Als Schüler von Grandvillers übernahm H. 1723 in der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt die Professur für Ethik. In der Folgezeit hielt er zweimal (1724-27, 1727-30) den dreijährigen phi!. Kurs. Auffallend ist seine Schrift ,,Natura et proprietas aeris". Ihre Besonderheit liegt in ihrer MittlersteIlung zwischen der aristotelischen und der experimentellen Physik. Mit Hilfe von Resultaten aus Versuchen mit der Luftpumpe versucht H. die alte Physik gegen die neue atomistische Theorie zu verteidigen und nimmt damit eine Gegenposition zu
Höchtl - Hofer seinem Ordensbruder Anton Kleinbrodt ein, der als Vertreter der damals modemen atomistischen Physik gleichfalls in Ingolstadt gelehrt hatte. W Natura et proprietas aeris, Ingolstadt 1730. L Mederer III 179; Baader, Gel. Baiem 508; Prantl Ir 508; Sommervogel IV 402; Schaff 152 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 182; Böhme, Prof. der phil. Fak. 40 f. J. Bucej
Hoeggmayr (Höggmair), Franz, SJ, * 30. 10. 1661 München, t I. 6. 1738 Landshut. H. trat am 26. 9. 1679 der Societas Jesu bei. In Ingolstadt besuchte er den phi!. Kurs und erhielt am 25. 7. 1682 die niederen Weihen. Das für die Angehörigen des Jesuitenordens übliche vieIjährige theo!. Studium absolvierte H. ebenfalls in Ingolstadt. Die höheren Weihen empfing er am 4. 4. 1692 wiederum in Eichstätt. 1693-96 wurde er vom Orden an der Univ. Dillingen als Prof. eingesetzt und hielt dort den dreijährigen phi!. Kurs. Anschließend war er seit 1696 in gleicher Eigenschaft an der Univ. Ingolstadt tätig; im Matrikeleintrag vom 17. 10. 1696 wird er als Prof. für Logik geführt. Über die weiteren Stationen seines Wirkens liegen keine präzisen Angaben vor, u. a. war H. als Kontroverstheologe, Kollegrektor und Prediger tätig. W Disputatio philosophica (Praes.; Resp.: A. Laffensteiner, 1. Hildenbrand), Dillingen 1696. L Prantl I 506; Sommervogel IX 494; Romstöck 149; Specht 288; Schaff 192; Matrikel LMU; Gerl 185; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 116. A. Toellner
Hoenigler (Heniclerus), Leonhard, SJ, Schwaz (Tirol), t nach 1605.
*
1570
H. hatte bereits das übliche Studium der Phi!. und zwei Jahre Jurastudium absolviert, als er am 27. oder 31. 10. 1590 in Ingolstadt in die Gesellschaft Jesu aufgenommen wurde. Nach Noviziat und dreieinhalbjährigem Einsatz als Lehrer in Grammatik, Humanität und Rhetorik studierte er 1595-98 an der Univ. Ingolstadt Theo!. und trat anschließend im Oktober 1598 dort eine Phi!.professur an. Handschriftlich erhalten sind seine Lektionen zur aristotelischen Logik. Zu Beginn des dritten Studienjahres gab H. den phi!. Kurs an Jacob Keller ab und wirkte statt dessen ab Weihnachten 1600 als Prediger an der Stadtpfarrkirche St. Moritz. Von Ingolstadt ging H. 1604 nach Italien, wo er am 31.12. desselben Jahres aus dem Jesuitenorden austrat. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
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W Poema sacrum in honorem beatissimae virginis Mariae, Ingolstadt 1590. - Ungedruckt: Lectiones in Aristotelis logicam, Ingolstadt 1599 (BSB, clm 4813). L Mederer Ir 153; Prantl I 443; Romstöck 149 f.; Sommervogel IV 417; Schaff 77; Gerl 189; Popp 125; Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts (VD 16), I. Abt., Bd. 9, Stuttgart 1987, 238; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 104 u. ö.; A. Schmid (Hg.), P. Matthäus Rader SJ, Bd. I: 1595-1612, München 1995, 48 u. ö. U. Neumann
Höver (Höfer), Wolfgang, * 1569 Neustadt a.d. Orla (Meißen), t 12. 11. 1647 Ingolstadt, m Maria Klara Johann, t 1655. Nach dem Studium an der Univ. Leipzig und der Konversion zum Katholizismus promovierte H. in Bologna zum Dr. med. und praktizierte als Arzt in Salzburg und Freising. Seine fachliche Reputation war so groß, daß er 1614 auf einen med. Lehrstuhl an die Univ. Ingolstadt berufen und dort auch 1621 als Stadtphysikus bestellt wurde; während der Pest 1634 erwarb er sich große Verdienste bei der med. Betreuung seiner Mitbürger. H., der über dreißig Jahre seine Professur wahrnahm - lediglich 1618/19 wirkte er vorübergehend als Stadtarzt in Landshut -, hinterließ ein umfangreiches Oeuvre. Sein Sohn, ebenfalls Mediziner, wurde kaiserlicher Hofrat in Wien. W Methodum pharmaceuticam, Ingolstadt 1625; Methodum praecavendae curandaeque pestis, Ingolstadt 1626; De corporis humani singulariumque partium doloribus, Ingolstadt 1634; De apoplexia, Ingolstadt 1637; De angina, Ingolstadt 1638; De arthridite, Ingolstadt 1638. L DBA; Kobolt 333; Mederer Ir 316; Prantl I 433 f., Ir 500; E. Müller, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundarn Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen 1960,14-22 (W). R. A. Müller
Hofer, Johann Baptist, SJ, * 9. 8. 1677 Bozen, t 17.2. 1760Hal!. Über die Ausbildungsstationen von H., der am 9. 10. 1694 der Gesellschaft Jesu beigetreten war, ist bislang nichts bekannt. Nachdem er zuvor schon in Augsburg und Regensburg gelehrt hatte, gehörte er 1715-17 der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Logik an. Ab 1722 wurde er zwölf Jahre in seiner Südtiroler Heimat in der zur der sittlichen Unterweisung der zerstreut lebenden Bergbevölkerung dienenden Volksmission eingesetzt. Neben phi!. Disputationen umfaßt sein Werk erbauliche Schrif-
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Hofer - Hofmann
ten, Fabeln sowie Schau- bzw. Passionsspiele, von denen einige im 18. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt wurden und die H. als eine vielseitig begabte und gebildete Persönlichkeit ausweisen. W Saeculum Marianum ab illustribus sodalium Tridentinorum virtutibus coronatum, Trient 1727; Salvatoris mundi in crucem acti tragoedia olim a Judaeis adornata: Hodie a Christianis rursum crucifigentibus innovata, quotidie a divina charitate in altari repraesentata, triduanae contemplationi proposita, Augsburg-Innsbruck 1752. L Prant! II 507; Sommervogel IV 419 ff. (W); Duhr IIJ 2233; Schaff 151; Matrikel LMU; Gerl 183; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 117-21. J. Bucej
Hoffmann, Karl Richard, * 20. 2. 1797 Erlangen, t 13. 10. 1877 Landshut. V Leonhard Christoph, Wundarzt.
H. besuchte seit 1807 das Gymnasium seiner Vaterstadt und studierte ab 31. 10. 1814 an der Univ. Erlangen Med. 1817 ging er für einige Zeit zur Fortsetzung seiner Studien an die Univ. Berlin, kehrte anschließend wieder nach Erlangen zurück und wurde dort am 30. 5. 1818 mit der Diss. "Sententia de suppurationis natura" zum Dr. med. promoviert. Nur ein Jahr später, im September 1819, fand - wiederum an der Univ. Erlangen - auf der Grundlage der Schrift "Sententia de inflarnmationis natura" seine Habilitation statt. Als Priv.-Doz. hielt H. Vorlesungen über allgemeine Therapie und Arzneimittellehre. Die Zusammensetzung seiner Lehrfächer änderte sich, als er am 21. 12. 1821 zum ao. Prof. ernannt wurde und in Zukunft über Physiologie, Pathologie und allgemeine Therapie sowie - seit dem SoSe 1823 - auch über Geburtshilfe lesen mußte. Seinen hervorragenden Leistungen im Vortrag dieser med. Teilgebiete verdankte H., der als vielversprechender junger Mediziner galt, wohl auch seine Berufung an die Univ. Landshut, an der er am 13. 3. 1824 als o. Prof. für Pathologie, Diätetik und Pharmakologie angestellt wurde. Bereits am 4. 12. 1826 versetzte ihn die bayer. Regierung jedoch aus Anlaß der Translokation der Univ. von Landshut nach München als o. Prof. der Pathologie mit dem zusätzlichen Fach Enzyklopädie und Geschichte der Med. an die Univ. Würzburg. Dort fungierte er im SoSe 1828 auch als Dekan der med. Fak. Einen harten Rückschlag erfuhr seine Karriere im Jahr 1832, als H., der bei den Studenten überaus beliebt war, zuammen mit zwei weiteren Prof. der med. Fak. im Zuge des Vorgehens der bayer. Behörden gegen Anhänger der Ideen des Hambacher Festes wegen
seiner Sympathien für die konstitutionelle Bewegung seines Amtes entsetzt und mit Dekret vom 28. 10. 1832 als Medizinalreferent nach München abgeschoben wurde. Nur wenige Monate später, am 18. 2. 1833, wechselte er jedoch als Kreismedizinalrat der Regierung des Unterdonaukreises nach Passau. Mit der Neueinteilung der Regierungskreise kam er 1837 schließlich als Kreismedizinalrat für Niederbayern nach Landshut, wo er seine Laufbahn beschloß. Eine besondere Ehrung erfuhr H., der zu den Anhängern der naturphil. Richtung innerhalb der Med. gehörte und mit seiner Erklärung der Krankheiten als Regression des menschlichen Organismus in einen tierischen Zustand für Aufsehen gesorgt hatte, im Jahr 1849, als ihm König Maximilian H. den Michaelsorden 1. Klasse verlieh. W Sententia de suppurationis natura, Erlangen 1818; Diss. pathologica sententia de inflammationis natura, Erlangen 1819; Die Bedeutung der Excretion im thierischen Organismus, Erlangen 1823; Die Triebfeder der Geburt. Eine physiologische Abhandlung, Landshut 1825; Kurze Betrachtung über die verschiedene Art und Weise, in welcher man das Verhältniss des natürlichen Heilungsprozesses zum Krankheitsprozesse aufgefaßt hat, Würzburg 1828; Vergleichende Idealpathologie. Ein Versuch, die Krankheiten als Rückfalle der Idee des Lebens auf tiefere normale Lebensstufen darzustellen, Stuttgart 1834 u. ö.; Sammlung derjenigen Verordnungen, welche die Stellung, Rechte und Pflichten sowie die Berufsthätigkeit der praktischen Ärzte im Königreiche Bayern betreffen, Landshut 1854; Das Civil-Medicinalwesen im Königreich Bayern, Landshut 1858. L ADB XV 729; DBA N. E; Permaneder 404 u. ö.; Prant! I 716, II 522; T. Kolde, Die Univ. Erlangen unter dem Hause Wittelsbach 1810-1910. Festschrift zur JhJeier der Verbindung der Friderico-Alexandrina mit der Krone Bayern, Erlangen-Leipzig 1910, 256 u. ö.; K. Wagner (Bearb.), Register zur Matrikel der Univ. Erlangen 1743-1843, München-Leipzig 1918, Ndr. Nendeln 1980, 253; G. Sticker, Entwicklungsgeschichte der med. Fak. an der Alma Mater Julia, in: M. Buchner (Hg.), Aus der Vergangenheit der Univ. Würzburg. Festschrift zum 350jährigen Bestehen der Univ. Würzburg, Würzburg 1932, 514 u. ö.; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte III 262 f.; G. Werk, Die Personalbibliographien der Mitglieder des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen 1970,75 f. (W). M. Schaich
Hofmann, Johann
--t
Ludovici, Johann
Hofmann (Hoffmann, Comiander), * Buchholz (Meißen), t nach 1598.
Martin,
H. inskribierte sich 1549 als "pauper" an der Univ. Ingolstadt und promovierte 1555 zum Dr.
Hofmann - Holonius med. Nur knapp ein Jahr lang versah er anschließend eine med. Lektur in Ingolstadt, dann mußte er die Univ. wegen religiöser Differenzen verlassen. Vermutlich wirkte H. anschließend als Leibarzt am Neuburger Hof. 1598 erschien von ihm eine "Practica" in Wittenberg. L Mederer I 243; Prantl I 269; E. Müller, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Fehx von Oefele, Diss. Erlangen 1960, 34 ff.; Seifert 177 u. ö.; Liess 137.
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L British Biographical Archive; J. Pitseus, De illustribus Britanniae scriptoribus, in: Ders., Relationum historicarum de rebus Anglicis, Bd. I, Paris 1619, 815; Mederer II 112; Kobolt 338 f.; S. Lee (Hg.), Dictionary ofNational Biography, Bd. 27, London 18.91, 172; Matrikel LMU; Lexikon der hervorragenden Arzte IIl277; E. Müller, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen 1960,38-52; Liess 146 f.; Schöner 449. R. Huber
R. A. Müller
Holling (Hollyng, Hollungus Eboracensis Anglus), Edmund, * um 1554 Yorkshire, t 26. 3. 1612 Ingolstadt, CO 1585 Margarethe. H. besuchte 1570 das Queen's College in Oxford und erwarb 1573 den Magistergrad. Den Protestantismus ablehnend, verließ er England und immatrikulierte sich am 14. 5. 1579 am englischen Kolleg in Reims. Von dort brach er am 21.8. mit fünf Gefährten zu Fuß nach Rom auf und wurde mit diesen in das dortige englische Kolleg aufgenommen. 1583 kam H. mit einer Empfehlung von Kardinal William Allen an die Univ. Ingolstadt (Immatrikulation: 20.5.), wo er 1584 mit einer Besoldung von 100 fl. Prof. "philosophiae et eloquentiae" wurde; im SoSe 1585 stand er der phi\. Fak. als Dekan vor. Gleichzeitig scheint H. in Ingolstadt mit dem Studium der Med. begonnen zu haben. Am 22.9. 1585 im Zuge von Auseinandersetzungen mit den Jesuiten entlassen, wurde er nach Padua geschickt, wo er den Dr.grad der Med. erwarb. H. kehrte 1588 nach Ingolstadt zurück und wirkte dort bis zu seinem Tod. Nach der Emeritierung von Philipp Menzel 1598 und dem Tod von Cyriakus Lutz 1599 scheint er bis 1603 der einzige o. Prof. der med. Fak. gewesen zu sein. H. genoß hohes Ansehen und zog viele Studenten, auch aus dem Ausland, an; sein Fleiß wurde wiederholt gelobt. Dank dieser Vorzüge konnte H. sein anfängliches Gehalt rasch von 200 fl. auf 400 fl. und schließlich auf 600 fl. steigern. Ungeachtet dessen war er ständig in Geldnöten - der Herzog forderte die Univ. auf, auf die "sonderliche Haushaltung" des Prof. zu achten -, war aber nicht bereit, neben seiner Lehrtätigkeit eine Praxis zu versorgen. H. starb verschuldet, so daß seine Witwe die hinterlassene Bibliothek an die Univ. verkaufen und den Herzog um ein Gnadengeld bitten mußte. W Carmina gratulatoria, Ingolstadt 1583 (mit Johannes Engerd); Theses ex philosophia universa (Praes.; Resp.: J. Vietor), Ingolstadt 1584; De salubri studiosorum victu Iibellus, Ingolstadt 1602; Medlcamentorum oeconomica nova, seu nova medicamentorum in c\asses distribuendorum ratio, Ingolstadt 1610.
Holonius (Hollonius, Houloni), Johannes, SJ, * 1542 Sivry (Lothringen), t 12. 6. 1622 München.
1558 trat H. zu Köln dem Jesuitenorden bei. Im Juni 1559 schrieb er sich in der artistischen Fak. der dortigen Univ. ein, wechselte dann an die Univ. Dillingen, wo er am 25. 4. 1570 den Grad des Bakkalars erwarb und am 15. 5. 1571 zum Magister der Phi\. promoviert wurd~. 1572-76 unterrichtete er als Prof. der Rhetonk die oberste Klasse des Dillinger Gymnasiums; 1576 war er zudem Studienpräfekt. Seine am 2. 5. 1573 gehaltene Leichenrede auf den Gründer der Dillinger Univ., Kardinal Otto Truchseß von Waldburg, ist nicht erhalten. 1576 wurde er als Prof. der Rhetorik nach Ingolstadt berufen, als Herzog Wilhelm V. im Zuge einer Neuordnung der Artistenfak. die Jesuiten an die dortige Univ. zurückholte. 1578 übernahm H. das Amt eines Ministers des Ingolstädter Kollegs. Wie lange er in Ingo.lstadt tätig war, läßt sich nicht ermitteln. GeSichert ist, daß H. zwischen 1584 und 1586 wiederum in Dillingen als Rhetorikprof. lehrte, dort zudem 1584 als Studienpräfekt die Aufsicht über das niedere Schulwesen innehatte. 1586 arbeitete er bei einer in Dillingen tagenden Konferenz zur Verbesserung des Stundenplans für die humanistischen Studien mit. Anschließend war er - er wird im SoSe 1587 als Dekan der Artistenfak. erwähnt - erneut an der Univ. Ingolstadt tätig. Kurzzeitig als Ersatz für den erkrankten Rhetorikprof. Jakob Pontanus in Augsburg eingesetzt, unterrichtete H. später hauptsächlich am Münchener Jesuitengymnasium, dem er 1595 als Präfekt vorstand. - H. widmete sich ganz der Lehre, literarisch trat er nicht nennenswert hervor. W Oratio funebris in obi turn Martini Eisengreinii, Ingolstadt 1578. L DBA' Mederer II 29; Romstöck 150 f.; Prantl I 259 u. ö.; S~cht 67 u. ö.; T. Specht, Die Matrikel der Univ. Dillingen, 1. u. 2. Lfg. (1551-1597), 76; Sommervogel IV 434, IX 495 (W); Ger1187; Seifert 354; Popp 126 f.; Die Matrikel der Univ. Köln, Bd. 4, bearb. v. U. Nyassi und M. Wilkes, Düsseldorf 1981, 3. S. Wimmer
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Holzinger - Horaz
Holzinger, Benedikt, OCist, * 25.6.1753 München, t 25. 3. 1822 Landshut.
anti-aufklärerische Tendenzen zu keiner wirklichen Blüte.
V Lorenz, Hofmusiker, MAnna Maria.
Q BayHStAM, Mlnn 23332; UAM, E I 8, EH 143.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in München trat H. im Jahre 1772 in das Zisterzienserkloster Raitenhaslach ein, setzte dort seine Studien fort und erwarb den phi!. und theo!. Dr.grad. Am 13. 10. 1776 wurde er zum Priester geweiht und widmete sich zunächst der Seelsorge. 1781 wurde H. Prof. für Phi!. am Lyzeum Burghausen, dem er ab 1783 als Rektor vorstand. Mit Reskript vom 3. 9. 1791 erhielt er einen Ruf als Prof. für "Oeconomie, Mercantil und Technologie" an die Univ. Ingolstadt für den auf Betreiben des Klosters Raitenhaslach eingerichteten neuen Lehrstuhl für Staats- und Landwirtschaft, der zunächst noch zur phi!. Fak. gehörte. Für das Studienjahr 1792/93 übernahm er auch den Lehrstuhl für Logik, Metaphysik und praktische Phi!.; Reformpläne jener Jahre, die Staatswissenschaften in einem Kameralinstitut zusammenzufassen, gedachten H. die Fächer Enzyklopädie und Methodologie sämtlicher Kameralwissenschaften, Technologie, Handlungswissenschaft und bürgerliche Baukunst zu, kamen jedoch nicht zur Ausführung. Auf kurfürstlichen Beschluß vom 26. 9. 1794 übernahmen die Benediktiner sämtliche mit Ordensgeistlichen zu besetzenden Lehrstühle, so daß H. gegen seinen Willen in sein Kloster zurückkehren mußte. Der Verlust für die Univ. wog um so schwerer, als sein Lehrstuhl nicht neu besetzt werden konnte. Erst nachdem Kurfürst Karl Theodor verstorben war, wurde unter seinem Nachfolger Max IV. Joseph am 2. 11. 1799 das Kameralinstitut an der Univ. Ingolstadt gegründet, wobei sich auch H. mit Plänen und Vorschlägen hervortat. Bereits am 21. 10. 1799 war er in einer Art Wiedergutmachung als Prof. für das Kameralfach berufen worden und wurde zum Sekretär des neuen Instituts bestellt. Nach dem Umzug der Univ. nach Landshut im Jahre 1800 las H. zunächst über Landwirtschaft, Technologie, Obstbaumzucht, Handlungswissenschaft, Kameralpraxis und bürgerliche Baukunst sowie über Enzyklopädie der Kameralwissenschaften. Mit Reskript vom 8. 8. 1806 wurde dieser umfangreiche Kanon zu seiner Erleichterung auf Technologie und bürgerliche Baukunst reduziert. Am 29. 1. 1810 übernahm H. zusätzlich das Amt des akad. Kirchenpräfekten. Obwohl die Kameralwissenschaften seit der Verordnung vom 26. 1. 1804 gleichberechtigt neben den bisherigen, nun als Sektionen bezeichneten Fak. standen und sich H., wie auch seine Sektionskollegen, eines guten wissenschaftlichen Rufes erfreute, kam das Kameralinstitut in Landshut durch finanzielle Beschneidung und
W Kurze Anleitung zur deutschen und lateinischen Sprache für Schüler, Landshut 1795; Ueber Ursprung und Fortgang der Sprache, Landshut 1797. L DBA; Baader, Verstorb. IIII 102; Prant! I 691 u. ö., H 520; Scheglmann IH/2 216 f.; H. v. Pechmann, Geschichte der Staatswiss. Fak., in: BoehmlSpörl I 12783; Leitschuh III 132; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 41 f.; Müller 310 ff. u. Ö. P. Harnisch
Hopfenstadt, Heinrich.
H., der als Herkunftsort Eichstätt angab, absolvierte sein Studium an der Univ. Wien, wo er sich im SoSe 1447 immatrikulierte und im September 1449 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1452 zum Magister promovierte. Im Anschluß an die Promotion scheint er die Univ. Wien verlassen zu haben; zumindest findet sich sein Name nicht in den Wiener Lektorenlisten der folgenden Jahre. Erst bei seiner Immatrikulation in Ingolstadt kurz nach der Eröffnung der Matrikel am 6. 4. 1472 wird er wieder greifbar. In der Folge wirkte er am Aufbau der Artistenfak. der "via moderna" mit. Im SoSe 1474/75 fungierte er als ihr Dekan, Ende Juli 1475 wird er einmal als ihr "Vizedekan" bezeichnet, wobei unklar ist, ob der gewählte Dekan Kaspar Christelpeck abgetreten war oder aber immer der Dekan des vorangehenden Semesters so genannt wurde. An Lehrveranstaltungen von H. ist im SoSe 1476 eine Resumption zur Grammatik oder Logik nachgewiesen. Neben seinem Engagement an der Artistenfak. widmete sich H. dem Theo!.studium: Am 17.9. 1477 promovierte er zum theo!. Bakkalar und ließ sich die Bücher für den Bibelkurs zuweisen (Ex., 2. Kor.). Danach verschwindet sein Name aus den Akten. Vielleicht ist er mit einem am 24. 5. 1478 als Pfarrer in Lenting bezeugten Heinrich H. identisch. Q UAM, GG HIli I I, 0 I I; Univ.archiv Wien, AFA IH (= Ph 8).
L Prant! II 72 u. ö.; J. Schmid, Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes Unsere Liebe Frau zur Alten Kapelle in Regensburg, Bd. I, Regensburg 1911, 228; Kausch 226. C. Schöner
Horaz, Franz Anton, SJ, * 15. 4. 1705 Gmunden (Österreich), t 28. 7. 1757 Innsbruck. V Ignaz, Maler, M Franziska.
H. begann seine Ausbildung als Zögling des Jesuitengymnasiums in München, wo er im
Horaz - Hortig Schuljahr 1720/21 die Abschlußklasse absolvierte. 1721 trat er der Societas Jesu bei. Von Neuburg a.d.D. kommend, empfing er am 5. 6. 1724 in Eichstätt die höheren Weihen. Nach dem phi!. Dreijahreskurs in Ingolstadt ging H. am 18. 10. 1729 als Lehrer an das Eichstätter Kolleg, wo er, vermutlich ohne Unterbrechung, bis zu seiner Immatrikulation (17. 10. 1737) als Phi!.prof. an der Univ. Ingolstadt tätig war. Nach sechsjähriger Lektur an der phi!. Fak. übernahm H. 1743 einen Lehrstuhl für Moraltheo!. 1744 wechselte er als Dogmatikprof. an die Univ. Freiburg i.Br. Die gleiche Funktion erfüllte er 1745-49 an der Univ. Dillingen, ehe er bis 1752 neuerlich ein Lehramt an der theo!. Fakultät in Ingolstadt übernahm. 1755 ging H. als Prof. für scholastische Theo!. an die Univ. Innsbruck, wo er am 18.5. des gleichen Jahres Direktor der theo!. Fak. wurde. Von H. sind lediglich zwei Disputationen überliefert. W Theoria solis et lunae cum parergis ex universa mathesis depromptis (Resp.; Praes: J. Schreier), Ingolstadt 1728. L OBA; Mederer III 199; Oe Luca 65; Sommervogel IV 458, XII 518 (W); Romstöck 151 ff. (W); Specht 284; Schaff 153; Matrikel LMU; Gerl 189; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 43 ff.; Leitschuh 11 211; Kurrus 11 294 u. Ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Horst (Horscius), Johann, SJ, * 15. 11. 1602 Huysse (Niederlande), t 17.6. 1682 München.
H. trat, zu diesem Zeitpunkt bereits Magister der Phi!., am 10. 6. 1623 dem Jesuitenorden bei. 1626 empfing er die niederen Weihen und absolvierte 1628-32 in Ingolstadt sein Theo!.studium; 1631 wurde er zum Priester geweiht. Nach Lehrtätigkeit in Amberg 1632/33 absolvierte er 1633/34 das Tertiat in Ebersberg, dozierte 1634-36 in Augsburg Phi!. und ging 1636 als Subregens ans Dillinger Kolleg. Ab Februar 1638 lehrte H. aushilfsweise für drei Monate Phi!. an der Univ. Ingolstadt. Ab Mai 1638 fungierte er dann als Minister am Jesuitenkolleg zu Neuburg a.d.D., dem er 1640-46 als Rektor vorstand. 1646/47 Studienpräfekt in Landshut, kehrte er 1648 nach Neuburg zurück, wo er als Beichtvater fungierte. Er betreute wohl Katharina Charlotte, die zweite Gemahlin des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhe1m, der er nach Düsseldorf folgte. 1652 kehrte er nach Neuburg zurück. 1653-56 war H. Rektor des Gymnasiums St. Paul zu Regensburg, 1657-62 Prof. für Moraltheo!. an der Univ. Dillingen und gleichzeitig 1662 Vizerektor des dortigen Jesuitenkollegs. Nach Tätigkeit als Regens des Ingolstädter Konvikts des H!. Ignatius seit Mai 1664
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wirkte H. 1670-73 als Subprior in Feldkirch. Anschließend war er bis zu seinem Tod in München als Hofbeichtvater tätig. W Oisputatio philosophica de principiis et causis internis corporis naturalis (Praes.; Resp.: W. Vitus), München 1635. L OBA; Romstöck 153 f.; Sommervogel IV 463 f., IX 498, XI 498, XII 518 f.; Specht 284 u. ö.; Ouhr lI/I 242; Matrikel LMU; Gerl 190; Popp 127 ff.; Strobel 355. C. Cosmann
Hortig, Johann Nepomuk (Taufname: Karl Anton, Pseudonym: Johannes Nariskus), OSB, * 3.3.1774 Pleistein (Oberpfalz), t 27. 2.1847 München, 0 München, Kapitelsgruft. V pfalz-sulzbachischer Rat und Pflegschaftskommissär.
Nach Gymnasialstudien in Amberg und als Alumne des Kollegs in Neuburg a.d.D. studierte H. 1791-93 in Ingolstadt Jura, trat dann aber ins Benediktinerkloster Andechs ein (Profeß 1794, Priesterweihe 1797), das ihn zu jur. und phi!. Studien nach Salzburg sandte (17991801) und dann bis zur Säkularisation im phi!. Hausstudium einsetzte. Nach kurzer Lehrtätigkeit in Salzburg (1804-06), wo er den Dr. phi!. erwarb, wechselte H. nach dem Übergang des ehemaligen Hochstifts an Österreich als Dogmatiker ans Lyzeum Amberg (1806-13), schließlich auf eigenen Wunsch in die Pfarrei Windisch-Eschenbach. Im Mai 1821, als die theo!. Fak. der Univ. Landshut durch den Tod von Johann Peter Roider und Johann Baptist Zimmer sowie den nahen Wechsel von Johann Michael Sailer ins Domkapitel Regensburg dezimiert war, wurde H. erneut als Hochschullehrer aktiv und übernahm die Fächer Religionslehre, Moraltheo!. und Kirchengeschichte (ab 1823); damals erhielt er den theo!. Dr.grad, 1824/25 war er Rektor. In München - als Prorektor hatte er die Translokation zu leiten behielt er Moraltheo!., die er nach Sailer las, Patristik und Kirchengeschichte. Nach der Berufung ins Metropolitankapitel München (29. 11. 1827) schied der angesehene Mann, der 1832 in den Obersten Schulrat berufen worden war und 1841 den Michaelsorden erhielt, aus dem Lehramt aus. Ein respektables "Handbuch der Kirchengeschichte", das Ignaz von Döllinger fortführte, der im historischen Fach als o. Prof. nachgerückt war, signalisiert einen Schwerpunkt der Interessen, der durch die Berufung in die Bayer. Akad. der Wissenschaften 1830 als ao., 1841 als o. Mitglied honoriert wurde. Daneben stehen Predigtwerke und eine "Tugendlehre in Aussprüchen der H!. Schrift" (1841), die aus dem Unterricht für den
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Hortig - Hubmaier
Kronprinzen erwachsen war, sowie seine unter dem Pseudonym Johann Nariskus publizierten belletristischen Texte. Q UAM, E 11; Stiftsarchiv SI. Bonifaz, München-Andechs (Nachlaß).
W Rede bei Vorlesung der Univ.gesetze am 3. Dezember 1824, Landshut 1824; Rede bei dem Trauergottesdienste für seine S. K. M. Max Joseph in der Univ.kirche zu Landshut, Landshut 1825; Handbuch der christlichen Kirchengeschichte, Bd. 1 und Bd. 2ffl. 1, Landshut 1826/27; [pseud.] Zwölf Körbe. Eine Erzählung, Landshut 1841. L ADB L 477 ff.; DBA; DBA N. E; Lindner I 301 ff. (W); M. Sattler, Collectaneen-BlI. zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Univ. Salzburg, Kempten 1890, 665 ff.; Scheglmann III/l 209 ff.; B. Bastgen, Bayern und der Heilige Stuhl in der ersten Hälfte des 19. Jh., Tl. 1, München 1940, 452 ff. u. ö.; H. Witetschek, Die Bedeutung der theol. Fak. der Univ. München für die kirchliche Erneuerung in der ersten Hälfte des 19. Jh., in: HJb 86 (1966) 118 f. u. ö.; Matrikel LMU; Dickerhof 74 f. u. ö.; R. A. Müller, Akad. Ausbildung zwischen Staat und Kirche. Das bayer. Lyzealwesen 1733-1848, 2 Bde., Paderborn 1986; Huber 73 u. ö.; Müller, Vorfeld 344 u. ö.; Beckenbauer 193 u. ö.; H.-J. Nesner, Das Metropolitankapitel zu München (seit 1821), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachium Sacrum, Bd. I, München 1994,526 f.; M. Knedlik, J. N. H. (1774-1847), in: Oberpfälzer Kulturbund (Hg.), Kulturland Oberpfalz - Wege in die Zukunft, Kallmünz 1996,145ff. H. Dickerhof
* um 1480/85 Friedberg bei Augsburg, t 10. 3. 1528 Erdberg bei Wien, m 1525 Elsbeth Hügline von Reichenau. Hubmaier, Balthasar,
H. stammte aus ännlichen Verhältnissen; später nannte er sich nach seinem Geburtsort in humanistischer Manier "Pacimontanus". Er besuchte in Augsburg die Lateinschule und wurde am 1. 5. 1503 als Augsburger Kleriker an der Artistenfak. der Univ. Freiburg i.Br. immatrikuliert (Mitglied der nominalistischen Pfauenburse). Hier wurde der hochbegabte Student besonders von Dr. Johann Eck gefördert, dem er, nach dem Empfang der Priesterweihe, 1512 an die Univ. Ingolstadt folgte. Noch im selben Jahr wurde er zum Dr. theol. promoviert und wirkte anschließend einige Jahre als Prof. der Theol. an der Univ. (zuletzt als Prorektor) sowie als Pfarrer am Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau (1515/16). Anfang 1516 verließ H. überraschend Ingolstadt und übernahm in Regensburg die Stelle eines Dornpredigers. Durch seine aufwiegelnden Predigten gegen die Juden trug er entscheidend zu deren Vertreibung aus Regensburg 1519 bei. Als man auf den Trümmern der zerstörten Synagoge eine hölzerne Kapelle "zur schönen Maria" errichtete, entfachten seine Predigten alsbald einen ex-
zentrischen Wallfahrtsbetrieb, dem er sich wiederum völlig unerwartet entzog, um im Frühjahr 1521 eine Pfarrstelle im vorderösterreichischen Waldshut anzutreten. Schon auf dem Weg dorthin suchte er Verbindung zu reformatorisch gesinnten Humanisten und öffnete sich aufgrund der Lektüre von Schriften des Erasmus, Philipp Melanchthons und Martin Luthers vollends der Reformation. Zwar kehrte er Ende 1522 nochmals für wenige Monate als Wallfahrtsprediger nach Regensburg zurück, doch im April 1523 begann er zu Waldshut in seinen Predigten gegen die "Pfaffen und Seelenfresser" zu agitieren, die dem Volk das Evangelium vorenthielten und statt dessen die "Unwahrheit, Märchen und Mönchsträume" verkündeten. Seine anfängliche Freundschaft mit Huldrych Zwingli, dessen Abendmahlsauffassung er teilte, zerbrach an der Frage der Kindertaufe, die H. im Gegensatz zum Zürcher Reformator als der Schrift widersprechend ablehnte. Seit 1524 führte H. in Waldshut, unterstützt vorn Rat der Stadt, gemäß seinem in den ,,Achtzehn schlußreden so betreffende eyn gantz Christlich leben" (April 1524) niedergelegten reformatorischen Programm gottesdienstliche Reformen ein: dabei plädierte er allerdings - durchaus zu seiner eigenen Verteidigung gegen den Vorwurf der Häresie - dafür, zwischen den Menschen und ihren Lehren zu unterscheiden, nur gegen letztere anzukämpfen, den Gottlosen aber dem Gericht Gottes zu überlassen, denn: "Die warhait ist vntödtlich" ("Uon ketzern vnd iren verbrennern", 1524). Bereits im Oktober 1524 kam es in Waldshut zum Bildersturm, dem die gesamte Ausstattung der bei den Stadtkirchen zum Opfer fiel. Den konsequenten Anschluß an die Tauferbewegung vollzog H. - unter dem Einfluß des Witikoner Pfarrers Wilhelm Reublin - erst im folgenden Jahr. Zu Ostern 1525 ließ er sich von Reublin in Waldshut taufen und taufte selbst einen großen Teil des Rates und der Bewohner der Stadt, in der für knappe acht Monate eine territoriale Täuferkirche errichtet wurde. H., seit Anfang 1525 verheiratet, widmete sich in diesen Monaten vor allem der literarischen Auseinandersetzung mit Zwingli. Es entstanden seine beiden wohl wichtigsten täuferischen Schriften "Ain Summ ains gantzen Christenlichen lebens ... " und "Von dem Christenlichen Tauff der gläubigen". Da jedoch Waldshut mit den aufständischen Bauern verbündet war und auch H., obwohl kein politischer Revolutionär, deren Forderungen - um der freien Verkündigung des ,,reinen Evangeliums" willen - unterstützte, vielleicht sogar die ,,zwölf Artikel aller Bauernschaft" verfaßt hatte, wurde die Katastrophe unausweichlich. Anfang Dezember 1525 besetzten die Österreicher die Stadt und
Hubmaier - Hufeland stellten den kath. Kultus wieder her. H. konnte zwar mit seiner Frau nach Zürich fliehen, wurde dort aber vom Rat der Stadt verhaftet und schließlich durch Folterung gezwungen, der Täuferei öffentlich abzuschwören. 1526 ließ man ihn endlich wieder ziehen. Er schlug sich nach Nikolsburg in Mähren durch, wo er mit Hilfe des regierenden Fürsten Leonhard von Liechtenstein die ganze (bereits zwinglianisch gewordene) Stadt für das Täufertum gewann. Aber auch hier fand sein Wirken nach Jahresfrist ein jähes Ende, vorbereitet durch das Auftreten des Tauferrnissionars Hans Hut, dessen apokalyptische Predigten die Gemeinde spalteten. Als durch die Erhebung Ferdinands I. von Österreich zum König von Böhmen (1526) Mähren unter österreichisch-habsburgische Herrschaft gelangte, wurden H. und seine Frau im Juli 1527 gefangengesetzt und nach Wien überführt. Der gegen beide wegen Aufruhrs und Ketzerei angestrengte Prozeß endete mit dem Todesurteil. Am 10. 3. 1528 wurde H. als "gotteslästerlicher Wiedertäufer" auf dem Scheiterhaufen verbrannt, drei Tage später ertränkte man seine Frau in der Donau. - H. war unter den frühen Wiedertäufern der einzige gebildete Theologe, in dem sich Gelehrsamkeit und schriftstellerische Begabung mit hohem rhetorischen Talent, zugleich mit einer starken agitatorischen Neigung verbanden. Von seinen erhaltenen 25 Schriften entstanden 24 in den Jahren 1524-27, darunter aus der Nikolsburger Zeit Abhandlungen über Taufe, Abendmahl und Kirchenzucht, liturgische Entwürfe, Erbauungstraktate, seine zwei Bücher über die Willensfreiheit (1527) und sein Katechismus ,,Ein Christennliche Leertafel" (1527), in welchem er, anknüpfend an biblisches, traditionell dogmatisches und mystisches Erbe, das wahre Christenleben als Dreischritt von Geisttaufe, Wassertaufe und - in der Leidensnachfolge sich vollendender - Bluttaufe deutete. In seiner letzten Schrift "Von dem Schwert" (1527) verteidigte er gegen die in Täuferkreisen sich durchsetzende Lehre von der Gewaltlosigkeit nachdrücklich das Recht der christlichen Obrigkeit und die Pflicht des Christen zur Übernahme weltlicher (staatsbürgerlicher) Verantwortung. Gerade letztere ,,realpolitische" Stellungnahme machte ihn bei den gewaltlosen Täufern suspekt und begrenzte seine Wirkung. Erst in jüngster Zeit beginnt man im Kreis der Baptisten (Torsten Bergsten, William Estep), sich wieder auf ihn zu besinnen. W Schriften, hg. von G. Westinnff. Bergsten, Gütersloh 1962. L ADB XIII 264-67, XLV 668; NDB IX 703; DBA; DBA N. E; Prantl II 484 f.; J. Loserth, Dr. B. H. und die Anfange der Wiedertaufe in Mähren, Brünn 1893; C. Sachsse, D. B. H. als Theologe, Berlin 1914, Ndr. 13 Biograph. Hdb. I
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Aalen 1973; W. Köhler, Das Buch der Refonnation Hul~ch Zwinglis, München 1926 (P); RGG II1464 f.; LThK V 503 f.; T. Bergsten, B. H. Seine Stellung zu Refonnation und Taufertum 1521-1528, Kassel 1961; G. Stahl, Die Wallfahrt zur Schönen Maria in Regensburg, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 2 (1968) 35-282; G. Schwaiger, Die Theol. Fak. der Univ. Ingolstadt, in: BoehmJSpörl I 36 f.; C. Windhorst, Tauferisches Taufverständnis. B. H. Lehre zwischen traditioneller und refonnatorischer Theo!., Leiden 1976; Ders., Das Gedächtnis des Leidens Christi und Pflichtzeichen brüderlicher Liebe. Zum Verständnis des Abendmahls bei B. H., in: H.-J. Goertz (Hg.), Umstrittenes Taufertum. Neue Forschungen, Göttingen 2 1977,111-37; Ders., B. H., in: M. Greschat (Hg.), Gestalten der Kirchengeschichte, Bd. 5: Refonnationszeit I, Stuttgart 1981, 217-31; TRE XV 611 ff.; E W. Bautz (Hg.), Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 2, Harnm 1990, 1109-14; Killy V 487 f. P Stich von C. van Sichern, 1609. M. Weitlauff
Hufeland, Gottlieb, * 19. 10. 1760 Danzig, t 18.2. 1817 Halle, ev. V Daniel, Kaufmann und Senator der Stadt Danzig.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in seiner Vaterstadt studierte H. 1780-82 Rechtswissenschaft an der Univ. Leipzig, wo er auch historische und phil. Vorlesungen hörte. 1783/84 unternahm er eine Bildungsreise, die ihn in die Niederlande, nach Frankreich und in die Schweiz führte. Anschließend setzte er sein Studium in Göttingen - u. a. als Schüler von Gustav Hugo und Ludwig Timotheus Spittler und in Jena fort; hier promovierte er im Frühjahr 1785 zum Dr. phil. und im September desselben Jahres zum Dr. jur. (Thema: "De legum in pandectis interpretandarum subsidio ex earum nexu et consecutione petendo"). Seit dem Frühjahr 1786 hielt er in Jena rechtswissenschaftliche Vorlesungen. 1788 wurde H. Extraordinarius, 1790 Ordinarius in Jena, 1793 Prof. des Lehenrechts und Beisitzer des Schöppenstuhls. Etwas später wandte er sich, Anregungen seines Göttinger Lehrers Hugo aufnehmend, in verstärktem Maße dem römischen Recht zu und las ab 1798 die ,,Institutionen". In den 90er Jahren beschäftigte sich H. auch intensiv mit der verfassungspolitischen Diskussion im revolutionären Frankreich; die Schriften bedeutender französischer Liberaler wie Jean Joseph Mounier und Stanislas Marie Adelaide Clerrnont-Tonerre publizierte er in deutscher Übersetzung. 1803 folgte H. einem Ruf an die Univ. Würzburg, an der er die "Pandekten" lehrte. Nach der 1806 erfolgten Abtrennung Würzburgs von Bayern ging H. nach Landshut; hier konzentrierte er sich ebenfalls auf die Lehre des römischen Rechts. Doch bereits 1808 wurde H. von seinen Danziger
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Hufeland - Hundertpfund
Landsleuten zum Senatspräsidenten und Bürgermeister gewählt. Er nahm die Wahl an und verließ Landshut noch im selben Jahr; sein Nachfolger wurde Friedrich earl von Savigny. In Danzig blieb H. in politisch schwieriger Zeit vier Jahre, dann aber kapitulierte er vor den Problemen, die der russisch-französische Krieg für die Hafenstadt an der Ostsee mit sich brachte und verließ Danzig im März 1812. Diesen (von den Danzigern kritisierten) Schritt verteidigte er später in einer kleinen Erinnerungsschrift an seine Amtszeit. H. kehrte mit seiner Familie nach Landshut zurück, wo man ihm erneut eine Professur für römisches Recht sowie für Staatswirtschaft angeboten hatte. Die Verhandlungen mit der bayer. Regierung über eine endgültige Anstellung zogen sich allerdings wegen deren Mittelknappheit derart in die Länge, daß H. Ende 1815 die Geduld verlor und nach Halle ging, wo er im Frühjahr 1816 seine Vorlesungen aufnahm. Bereits ein knappes Jahr später beendete der Tod seine erneute Lehrtätigkeit. - H. gehörte zu den vielseitigsten Juristen seiner Epoche; er publizierte und lehrte in den Teildisziplinen der Rechtsphi!., des Privat- wie des öffentlichen Rechts, er las über Staatswirtschaft ebenso wie über jur. Methodologie, Enzyklopädie und insbesondere über die verschiedenen Disziplinen des römischen Rechts, daneben war er zeitweilig Mitherausgeber der Jenaer ,,Allgemeinen Litteratur-Zeitung" (1788-99). Bereits seine erste Veröffentlichung, der "Versuch über den Grundsatz des Naturrechts" (1785) fand große Beachtung, da H. hier als erster Jurist die Grundsätze der Rechtsphi!. Immanuel Kants aufnahm und weiterzuentwickeln versuchte. Kant selbst ließ es sich nicht nehmen, diese Schrift ausführlich und wohlwollend zu rezensieren. H. selbst allerdings ging - obwohl er sich zeitweilig auch von Johann Gottlieb Fichte beeinflussen ließ - den früh eingeschlagenen Weg zu einer ausschließlich phi!.-abstrakten Rechtslehre nicht weiter, sondern wandte sich später, wohl auch unter dem Einfluß Hugos, verstärkt einer eher historischen und empirischpragmatischen Rechtsbetrachtung zu, ohne sich allerdings schon auf den Boden der (sich in dieser Zeit erst herausbildenden) historischen Rechtsschule zu begeben. Insofern kann man die wissenschaftliche Tatigkeit von H. wohl mit Recht "als bezeichnendes Ergebnis einer Übergangsperiode" (E. Landsberg) bezeichnen. In seinen letzten Lebensjahren wandte sich H. verstärkt der Erforschung des römischen Rechts zu, dem auch seine letzte - zum Teil postum herausgegebene - Publikation "Ueber den eigenthümlichen Geist des Römischen Rechts im Allgemeinen und im Einzelnen" (1815-17) gewidmet war.
Q BayHStAM, MInn 23342 (Personalakt); UAM, E II 150 (Personalakt). W De legum in pandectis interpretandarum subsidio ex earum nexu et consecutione petendo, Jena 1785; Versuch über den Grundsatz des Naturrechts, Leipzig 1785; Lehrsätze des Naturrechts und der damit verbundenen Wissenschaften, Jena 1790; Bey träge zur Berichtigung und Erweiterung der positiven Rechtswissenschaften, 5 Bde., Jena 1792-1804; Einleitung in die Wissenschaft des heutigen deutschen Privatrechts, Jena 1796; Abriß der Wissenskunde und Methodologie der Rechtsgelehrsamkeit, Jena 1797; Institutionen des gesammten positiven Rechts oder systematische Encyklopädie der sämmtlichen allgemeinen Begriffe und unstreitigen Grundsätze aller in Deutschland geltenden Rechte, Jena 1798; Neue Grundlegung der Staatswirthschaftskunst, durch Prüfung und Berichtigung ihrer Hauptbegriffe von Gut, Werth, Preis und Volksvermögen, 2 Bde., Gießen 1807-13; Lehrbuch des in den deutschen Ländern geitenden gemeinen oder subsidiaren Civilrechts, 2 Bde., Gießen 1808-14; Darstellung der wichtigsten Lehren des Civilrechts, Gießen 1810; Neue Darstellung der Rechtslehre vom Besitz, Gießen 1815; Erinnerungen aus meinem Aufenthalte in Danzig, in den Jahren 1808-12, Königsberg 1815; Ueber den eigenthümlichen Geist des Römischen Rechts im Allgemeinen und im Einzelnen mit Vergleichungen neuer Gesetzgebungen, 2 Bde., Gießen 1815-17. Übersetzer: Mounier's Betrachtungen über die Staatsverfassungen, vorzüglich über diejenige, welche dem französischen Staate angemessen ist, Jena 1790; Des Grafen Clermont Tonnere Prüfung der französischen Constitution, 2 Bde., Jena 1792. - Mithg.: Allgemeine Litteratur-Zeitung, Jena 1788-99. L ADB XIII 296-98; DBA N. E; Permaneder 272 ff. u. ö.; Prantl II 519; I. Kant, Rezension von G. H. Versuch über den Grundsatz des Naturrechts (1786), in: Kants Gesammelte Schriften, hg. von der Kgl. Preußischen Akad. der Wissenschaften, Bd. 8, Berlin 1912, 125-30; E. Landsberg, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. IIII2, München-Berlin 1910, 512 ff.; H. Thieme, Die Zeit des späten Naturrechts. Eine privatrechtsgeschichtliche Studie (1936), in: Ders., Ideengeschichte und Rechtsgeschichte. Gesammelte Schriften, Bd. 2, Köln-Wien 1986, 633-94; D. Klippei, Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jh., Paderborn 1976, 114 u. ö.; R. Brandt (Hg.), Rechtsphil. der Aufklärung, Berlin-New York 1982; Beckenbauer 97 ff. u. ö.; W. Kersting, Wohlgeordnete Freiheit. Immanuel Kants Rechts- und Staatsphil., Frankfurt a. M. 1993; O. Dann! D. Klippel (Hg.), Naturrecht - Spätaufklärung - Revolution, Hamburg 1995,96 u. Ö. H.-C. Kraus
Hundertpfund, Sebastian, SJ, * 28. 2. 1700 Bregenz, t 10.7.1768 Ebersberg.
H. trat am 13. 2. 1717 der Societas Jesu bei, legte am 2. 2. 1735 seine letzten Gelübde ab. Über seine Herkunft ist wenig bekannt. H. besuchte den phi!. Kurs von Sebastian Flexeder, der in Ingolstadt als Prof. der Phi!. ein Kompendium der Logik sowie eine Interpretation
Hundertpfund - Hundt der aristotelischen Phi!. erarbeitete. H. wurde 1735 o. Prof. der Phi!. in Ingolstadt, wo er sechs Jahre lehrte. In den folgenden Jahren wechselte H. meist schon nach einem Jahr die Wirkungsstätte. Nachdem er 1741/42 als Prof. für scholastische Theo!. in Luzem tätig war, lehrte er dieses Fach 1742-44 in Freiburg i.Br. und 1745-47 in Innsbruck. 1748/49 bekleidete er in Augsburg die Position des Ministers des Kollegs, zuständig für die Verwaltung. 1749-51 kehrte H. ans Jesuitenkolleg Ingolstadt zurück und lehrte dann 1751/52 in Neuburg a.d.D. H. war Rektor an verschiedenen Jesuitenkollegien: vom 5. 10. 1752 bis 1756 in Dillingen, wo er zugleich Rektor der Univ. war, von 1756-59 in Neuburg und von 1759-62 in Hall in Tiro!. Gleichfalls in Hall war H. 1762/63 als Beichtvater tätig, bevor er 1763 in der Jesuitenniederlassung Ebersberg Superior wurde. L De Luca 65; Prant! I 542; Romstöck 155; Duhr I 253 u. ö.; Specht, Rektoren 83 f.; Specht 277; Schaff 153; Ger! 195; Kurrus 11 313 f.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 45 ff. A. Toellner
Hundt zu Lauterbach, Wiguleus, * 26. 7. 1514 Kaltenberg, t 18.2. 1588 Lauterbach, 0 Lauterbach, CD 1) 1544 Anna Kempter, verwitwete Schwab, * 1519, t 1553,2) 1554 Anastasia von Fraunberg, t 3. 9. 1569, 3) 1570 Franziska Ursula von Pienzenau. V Wiguleus,
t 1520.
*
1472, t 1531, MAnna Glockner,
H. studierte nach einer Schulausbildung in Augsburg (1524-30) ab 26. 6. 1530 in Ingolstadt an der artistischen sowie der jur. Fak. Zur Abrundung seiner jur. Studien hielt sich H., der finanziell von seinem Onkel, dem Augsburger Kaufmann Konrad Rehlinger, unterstützt wurde, vom Frühjahr 1535 bis 1536 in Bologna auf. Am 24. 5. 1537 wurde er in Ingolstadt zum Dr. iur. civ. promoviert und unmittelbar darauf mit der Lektur der Institutionen betraut. Bereits im folgenden Jahr stieg H. zum o. Prof. der Institutionen auf. Nach zweieinhalb Jahren Lehrtätigkeit, während der er im WiSe 1539/40 der Univ. auch als Rektor vorstand, verpflichtete ihn Herzog Wilhelm IV. am 9. 1. 1540 als Hofrat in München. 1548 ging H. als Assessor an das Reichskammergericht. 1551 berief ihn Herzog Albrecht V., sein ehemaliger Ingolstädter Schüler, als Kanzler nach Landshut, um ihn aber 1552 wieder nach München in den Hofrat zu holen. Dort stieg H. an Stelle des kranken und 1555 verstorbenen Kanzlers Dr. Georg Stockbarnrner zum Berater des Herzogs auch in "gehaimen Sachen und Geschäfften" auf und 13*
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war für den Herzog in vielen Gesandtschaften unterwegs. U.a. verhandelte H., der seit März 1555 Univ.patron war, 1555 in Wien über die Rückkehr der Jesuiten und insbesondere des Petrus Canisius nach Ingolstadt. Außerdem erstattete er zusarnrnen mit weiteren Räten im Dezember 1555 einen Bericht über die Univ., der zur Grundlage für die Statutenneufassung von 1555/56 wurde. Seit 1556 gehörte H., der in Univ.fragen in der Folgezeit immer mehr in den Hintergrund trat, auch dem auf seine Initiative gegründeten Religions- und Lehenrat an. Wegen seiner kritischen Haltung zur Finanzpolitik des Herzogs und seiner konzilianten Position in Religionsfragen verlor H. seit etwa 1559 (Auflösung des Religions- und Lehenrats) an Einfluß bei Albrecht V. Auch seine Verbindung mit der protestantischen Adelsfronde um Joachim von Ortenburg dürfte H. geschadet haben. Gleichwohl amtierte H., der wegen seiner genauen Kenntnisse und großen Erfahrung für den bayer. Herzog unverzichtbar war, 1573-81/ 82 als erster bayer. Hofratspräsident. Am 9. 5. 1580 wurde H. schließlich als Rat auf Lebenszeit bestallt. Von 1553 bis zu seinem Tod hatte er auch die Pflege Dachau inne, seit 1555 zudem die vom Augsburger Domkapitel verliehene Propstei Geissenhausen. 1546 kaufte er die Hofmark Sulzemoos, 1571 Schloß und Hofmark Lenting. Am 20. 7. 1553 erhielt er das kleine Palatinat. - H., der aus niederem bayer. Adel stammte, befaßte sich literarisch in seinem "Bayrisch Stammen Buch" mit der Genealogie des bayer. Adels. Das Werk stellt noch heute eine unverzichtbare Quelle zur bayer. Geschichte dar. Schon 1560 hatte H. im Auftrag des Herzogs eine Matrikel (Landtafel) der bayer. Adelsgüter verfaßt, um die Niedergerichtsrechte des Adels festzustellen. Ein weiteres wichtiges historisches Werk ist die 1582 erschienene ,,Metropolis Salisburgensis", eine Geschichte der bayer. Bistümer und Klöster mit reichem Urkundenmaterial. Das Werk wurde von Christoph Gewold überarbeitet und ergänzt 1620 neu herausgegeben. W Metropolis Salisburgensis, Ingolstadt 1582, 21584 (Bearbeitung durch Christoph Gewold: Metropolis Salisburgensis, 3 Bde., München 1620, Regensburg 1719); Bayr. Stammen Buch, Bde. 1/2,Ingolstadt 1585/ 86, 21598, Bd. 3, in: Max Freyberg (Hg.), Sammlung historischer Schriften und Urkunden, Bd. 3, StuttgartTübingen 1830/31, 159-797. L ADB XIII 392-99; NDB X 64 ff.; DBA; Prant! 11 488; M. Mayer, Leben, kleinere Werke und Briefwechsel des Dr. W. H., Innsbruck 1892; Knod 223 f.; Ferchl I 109 u. ö.; E. Falkner, W. H. und seine Sprache im "Bayer. Stamrnenbuch". Ein Beitrag zur bayer. Geschichte und Sprache des 16. Jh., Hirschenhausen 1934; Matrikel LMU; LThK2 V 537; G. Heyl, Der Religions- und Geist!. Lehenrat (1556-59), in: Bayern. Staat und Kirche, Land und Reich. Gedächtnisgabe für
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Hundt - Hunger
Wilhelm Winkler, München 1961,9-34; Seifert, Statuten 117 ff. u. ö.; Wolff 120 f. u. ö.; Seifert 167 u. ö.; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977, 427 f. u. ö.; Lanzinner 47 f. u. ö.; R. Heydenreuter, Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian I. von Bayern (1598-1651), München 1981,22 u. ö.; A. Kraus, Bayer. Wissenschaft in der Barockzeit (\579-1750), in: HdBG 11 910 f. u. ö. R. Heydenreuter
* 1545 Kelheim, 11. 2. 1604 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. Hunger, Albert (Albrecht),
t
v Wolfgang, Prof. an der Univ. Ingolstadt, MAnna, Tochter des Georg Cuspinius Bohemus. H. stammte aus kinderreicher Familie, deren Mitglieder teils im akad. und höfischen Berufsfeld wirkten. Nach Abschluß des 1557 begonnenen artistischen Propädeutikums in Ingolstadt um 1562 studierte er drei Jahre am Collegium Germanicum in Rom Theo!. und erwarb in Padua den Grad eines Baccalaureus formatus. Nach eigenem Zeugnis (Oratio von 1572, an Abt G. Neupeck von Scheyern gesandt) besuchte er auf der Italienreise u. a. die Gedenkstätten des H!. Benedikt bei Subiaco, was ihn zur Kritik an Mathias Flaccius Illyricus und den Zenturiatoren provozierte. Ab 1567 lehrte H. in Ingolstadt als "novus Dr." Phi!., 1568 als Ordinarius der Naturphi!. Im WiSe 1567/68 fungierte er auch als Dekan der Artistenfak. Nach Erwerb des Lizentiats 1570 wurde H. Prof. der Theo!., 1571 Dr. theo!., hielt nach vorübergehendem Rückzug der Gesellschaft Jesu 1573-76 daneben auch weiterhin phi!. Vorlesungen. Beim Ringen der Univ. um die Reform des phi!. Studienbetriebs gegenüber dem landesherrlich gestützten Vordringen des Jesuitenordens erwähnte Vizekanzler Martin Eisengrein im Schreiben vorn 13. 1. 1571 an den Hofkanzler ausdrücklich H. sowie den Mathematiker Johann Boscius, der Schwager von H. war, als Gegner der Übergabe des Artistenkurses an die Jesuiten, obwohl beide sonst deren "syncerissimi" Freunde seien. Aus diesem wie anderen Zeugnissen ergibt sich, daß H. - entgegen Angaben einiger Lexika (z. B. Jöcher) - nicht Mitglied der Societas Jesu war, allerdings einer der frühesten "Germaniker" unter den süddeutschen Theologen. Seit den 1570er Jahren war H. mehrfach bepfründet (Kanonikate in Passau und Eichstätt, Propsteien Pfaffenmünster und Habach, Pfarre Engelbrechtsmünster). H. amtierte als Rektor 1568, 1572 (Prorektor neben Adelsrektor), 1573, 1574 (Prorektor neben Adelsrektor», 1586, 1590, 1595; eine weitere Wahl schlug er aus. Vorn Bischof von Eich-
stätt, dem regulären Univ.kanzler, am 4. 7. 1578 provisorisch zum Vize- oder Prokanzler berufen und an den Landesherrn zur Präsentation verwiesen, wurde H. durch Herzog Albrecht V. am 27.11. angenommen und durch den Bischof am 5.12. zum Vizekanzler als Nachfolger von Martin Eisengrein ernannt, zugleich vorn Domkapitel als Kanoniker bestätigt. Das Zusammenspiel der drei Instanzen zeigt staatskirchliche Tendenzen im Vormarsch, zumal der Herzog 1578 mit dem Prokanzleramt (ursprünglich kirchlicher Provenienz) die Einsetzung von H. als Univ.inspektor bzw. -superintendent verband. Zwar übertrug er 1584-86 unter Kritik an der Aufsichtsführung von H. bezüglich des Unfleißes der Prof. die Inspektion dem Rektor, während die Univ. H. verteidigte, aber 1599 wurde H. als Inspektor, außerdem seine Wahl zum Kammerrat (1576), wiederbestätigt. 1599 trat H. in den Ruhestand. Seine Hochschätzung als akad. Lehrer und Theologe spiegelt sich nicht nur im Lob zeitgenössischer Gelehrter, wie Gregors von Valencia, oder im Univ.nekrolog, sondern resultiert auch aus der Wahrnehmung ehrenvoller Missionen. Als Nachfolger Martin Eisengreins verwaltete er die Univ.bibliothek. 1576 wurde H. von der herzoglichen Visitations kommission als "Profes" (sic!) für Kontroverslehre und als Generalinspektor des geplanten (nicht realisierten) bayer. Religiosenseminars ausersehen. 1601 nahm H. neben Jakob Gretser SJ als Delegierter an dem von Pfalz und Bayern einberufenen Regensburger Religionsgespräch tei!. Unter den zahlreichen Werken von H., die namentlich der Naturphi!. und Kontroverstheo!. galten, ernteten besonderen Ruhm die akad. Reden, die noch zu seinen Lebzeiten durch den Hofrat und -archivar Christoph Gewold zwecks Edition 1601102 gesammelt wurden. Vor dem Tod verfügte H. verschiedene Legate; das Vermächtnis seiner wertvollen Büchersammlung bereicherte die Univ.bibliothek. Q BayHStAM, GL 1485 f.; UAM, D III 7 ff. (Senatsprotokolle ), E I I f., F III, GG 111111 I, 11.
W De principiis rerum naturaIium theses (Praes.; Resp.: J. Heuss, M. Seitz), Ingolstadt 1567; De peccato adversus Lutheri, Calvini aliorumque novatorum errores (Praes.; Resp.: T. Klayber), Ingolstadt 1573; De magia theses theologicae (Praes.; Resp.: H. Wegman), Ingolstadt 1574; Adversus veteres et novos errores de anima conclusionum centuria (Praes.; Resp.: J. Dietmar), Ingolstadt 1575; De veritate transsubstantiationis in sanctissimo sacramento eucharistiae (Praes.; Resp.: C. GayI), Ingolstadt 1577; De funere Mart. Eisengreinii procancellarii Ingolstadiensis, Ingolstadt 1578; De autoritate ecclesiae et eiusdem ministrorum legitima vocatione (Praes.; Resp.: J. Ertlin, L. Hofmann), Ingolstadt 1579; Orationes duae, una de fide ac religione magni illius Athanasii Alexandrini ... , altera de homologia sive consensu concentuque theologiae Lutheri
Hunger cum philosophia Epicuri, Ingolstadt 1582; Defensio scripturae sacrae contra pseudoscripturarios Lutheranos et Calvinianos (Praes.; Resp.: L. Eiszeph), Ingolstadt 1582; Oe medio ecclesiae catholicae adversus novos et veteres extremistas (Praes.; Resp.: W. Ullan), Ingolstadt 1586; Oe oratione et horis canonicis (Praes.; Resp.: Q. Leoninus), Ingolstadt 1595; Oe statu episcopomm (Praes.;· Resp.: P. Motschenbach), Ingolstadt 1595; Orationes, hg. von Christoph Gewold, 3 Bde., Ingolstadt 1615. L ADB XIII 413 f.; DBA; DBA N. E; Mederer I 302 u. ö., II I u. Ö. (W); Kobolt 350 ff. (W); Prantl I 307 u. ö., II 492 u. ö.; Schmid 42; Schaff 51 (W); Duhr II/2 399 f.; Matrikel LMU; Hurter III 444; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 89 ff.; BoehmlSpörl, LMU 150 (P); Seifert, Statuten 165 f. u. ö.; Buzas 41 u. ö.; Seifert 355 f. u. ö.; Wolff 72 u. ö.; A. Schädler, Ingolstädter Epitaphe der Spätgotik und Renaissance, in: T. Müllerl W. Reissmüller (Hg.), Ingolstadt. Die Herzogsstadt Die Universitätsstadt - Die Festung, Bd. 2, Ingolstadt 1974,70 u. ö.; Kausch 42 f. u. ö.; A. Seifert, Weltlicher Staat und Kirchenreform. Die Seminarpolitik Bayerns im 16. Jh., Münster 1978, 156 u. ö.; B. Bauer, Das Regensburger Kolloquium 1601, in: Wittelsbach und Bayern lI/I 91 u. ö.; Schwaiger 51 f. u. ö.; Schöner 442 f.; A. Schmid (Hg.), P. Matthäus Rader SJ (Gelehrtenkorrespondenz), Bd. I: 1595-1612, München 1995,60 u. Ö. P Epitaph aus Rotrnarmor an der Sakristei wand des Münsters zur Schönen Unserer Lieben Frau, Ingolstadt. L. Boehm
* 1511 (oder 1507) Wasserburg arn Inn oder Kolbing bei Wasserburg am Inn, t 26. 7. 1555 Augsburg, D Freising, Dom, CD Anna, Tochter des Georg Cuspinius Bohemus, bischöflicher Kanzler zu Freising. Hunger, Wolfgang,
Nach erstem Unterricht durch seinen Vetter Johann H., einem Geistlichen in München, wechselte H. an die Münchener Schule zu St. Peter zu Wolfgang Anemöcius. Seine 1530 in Ingolstadt aufgenommene jur. Ausbildung vervollständigte H. in Freiburg i.Br. bei Ulrich Zasius. Weitere Stationen waren die jur. Fak. der Univ. Basel - u. a. bei Heinrich Loricus Glareanus -, Paris und zuletzt Bourges, wo er 1539 zum Dr. utr. iur. promoviert wurde und die "institutiones iuris civilis" las. Die Verbindungen zur europäischen Respublica litteraria, die H. während seines Studiums knüpfte, sollte er zeitlebens pflegen. 1540 erreichte ihn ein Ruf, "institutionum professor ordinarius" (Zivilrechtler) an der Univ. Ingolstadt zu werden; bereits im SoSe 1541 übernahm H. das Rektorat. In Zusammenarbeit mit den a:nderen Juristen entfaltete er eine reiche Lehrtätigkeit, durch die die philologisch-antiquarische Methode der Freiburger Schule des Ulrich Zasius in Ingolstadt Eingang fand. U.a. in Zusammenhang mit der Edition der "Historia Caesarum" seines
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Schwiegervaters Cuspinianus widmete sich H. der mittelalterlichen Geschichte. Dabei kreiste sein Denken immer wieder um die Beurteilung der Politik Kaiser Ludwigs IV. In dieser für die bayer. Herzöge besonders zentralen Problematik sammelte H. Argumente für eine Verteidigung der weltlichen Autoritäten gegen das Vormachtstreben der Kirche. Den Großteil seiner jur. und historischen Arbeiten - z. B. zu Kaiser Friedrich I. und Ludwig IV. - ließ erst sein gleichnamiger Sohn posthum drucken. Zu seinen Lebzeiten besorgte H. die Edition von "Caesaribus atque imperatoribus opus insigne" seines Schwiegervaters und die Neuausgabe von Werken des Bartholomaeus Bologninus und Carolus Bouillus Sarnborinus. Zudem trat H. auch als Autor von Casulacarmina hervor. Sein Wirken in Ingolstadt endete, als ihn der bayer. Herzog 1548 beim Reichskammergericht zu Speyer präsentierte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten u. a. Christoph Mellinger, die jungen Herzöge Albrecht V. von Bayern (bis 1544) und Ulrich von Mecklenburg in Ingolstadt bei ihm gehört. Bereits 1551 folgte der Assessor des Reichskarnmergerichts einer Berufung zum Kanzler des Freisinger Bischofs, Herzog Heinrich von Bayern. 1555 führten ihn seine Amtsgeschäfte auf den Reichstag nach Augsburg. Kurz nachdem ihn König Ferdinand I. dort geadelt hatte, verstarb H. unerwartet. Er hinterließ zehn Kinder, darunter der später gleichfalls in Ingolstadt lehrende Albert H. und der nachmalige Jurist und markgräflichbadische Rat Wolfgang H. W Notae in Joan. Cuspiniani de Caesaribus atque imperatoribus opus insigne, Basel 1555 oder 1561, Frankfurt 1601; Theses oratoriae, 1564; Auszug geschriebener kaiserlicher und des heiligen römischen Reichs Rechten, Ingolstadt 1567; Linguae germanicae vindicatio contra exoticas quasdam, quae complurium vocum et dictionum mere Germanicarum, etymologias, ex sua petere conati sunt. Continens notas in Caroli Bouilli Samborini tabulas vocum gallicanarum, Straßburg 1583,1586; Tractatum de testamentis, 1721 (Neubearb. von A. Pemeder, Institutiones Testamentariae oder vollständige Nachricht von Testamenten und Codicillen); Excitatorium aulicomm de officio aulici, ut gratiam principis consequatur et conservet, Straßburg 1593; Apologia pro Ludovico IVet Friderico Ahneobarbo imperatore ex domu Bavarica, in: Finauer, Bibliothek zum Gebrauche der baierischen der Staats-, Kirchen- und Gelehrten-Geschichte, München 1772, Bd. 2, 65 ff. L ADB XIII 414 f.; DBA; DBA N. E; Prantl I 196, II 488; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. München-Berlin 1957,502 f. u. ö.; S. v. Riezler, Geschichte Baiems, München 2 1903, Ndr. Aalen 1964, Bd. 6, S. 412; Seifert 154 u. ö.; Wolff, 269 u. ö.; Neumaier 54 f. u. ö.; HdBG lI, 865. K. Engleitner
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Hupfauer
Hupfauer, Paul (Taufname: Franz), CanA,
*
24.2. 1747 Wall bei Miesbach, Landshut.
t
13.6. 1808
V Gregor, Bauer, M Margarete.
H. erhielt seine Schulausbildung ab 1755 in der Klosterschule des Augustiner-Chorherrenstifts Weyam und später am Lyzeum in München. Mit 22 Jahren trat er in das Augustiner-Chorherrenstift Beuerberg ein, legte am 28. 8. 1770 die Gelübde ab, erhielt 1773 die Priesterweihe und wurde Lehrer für Phil., Theol. und Kirchengeschichte im Kloster. 1781 wurde er, gegen seinen Willen, im Zuge der Übernahme des höheren Schulwesens durch die Prälatenorden als Prof. für Logik, Metaphysik, praktische Phil. und Mathematik an das Lyzeum nach München berufen. Dort fiel der begabte H. den Schulbehörden mehrmals wegen Unbotmäßigkeit und antimonastischer Äußerungen unangenehm auf, so daß er 1791 als Illuminat denunziert wurde; seine umgehende Entlassung am Lyzeum erfolgte aber wohl eher wegen seiner bekanntermaßen aufklärerischen Gesamthaltung. Er kehrte in sein Kloster zurück, wo er als Novizenmeister und Stiftsdekan wirkte. 1794 wurde er prominentes Opfer des großen Prälatenwahlstreites, als ihm zwei Tage nach seiner Wahl zum Propst von Beuerberg am 20. 8. 1794 das erforderliche kurfürstliche Plazet, vermutlich auf Betreiben des Geheimen Referendärs im Kirchenfach Johann Caspar von Lippert, ohne offizielle Begründung verweigert wurde. Nach fünf Jahren Seelsorgedienst in Minsing bei Passau erwirkte H., der seit 1795 der Historischen Klasse der Bayer. Akad. der Wissenschaften angehörte, mit Reskript vorn 21. 10. 1799 als Wiedergutmachung vorn neuen Kurfürsten Max IV. Joseph eine Professur an der Univ. Ingolstadt für Logik, Metaphysik, allgemeine Wissenschaftskunde und Literatur. Er promovierte am 7. 12. 1799 zum Dr. theol. und organisierte im Jahre 1800 den Umzug der Univ.bibliothek nach Landshut. Aufgrund seiner großen Literaturkenntnis wurde er mit Reskript vorn 2. 5. 1801 zum Oberbibliothekar ernannt, doch wählte ihn am 12. 8. 1802 sein Konvent erneut zum Propst von Beuerberg. Dort blieb ihm aber 1803 nur noch Zeit, den Vollzug seiner eigenen antimonastischen Vorschläge zur Säkularisation ("Zehn Paragraphen über das Klosterwesen in Baiern") zu erleben. Mit Reskript vorn 26. 9. 1803 wurde H. als Honorarprof. und Oberbibliothekar an die Univ. zurückberufen
und zum Lokal-Studien-Kommissar für die Lateinschulen in Landshut ernannt, deren Auflösung er verhinderte. Der Senat der Univ. nominierte ihn zum Mitglied der Säkularisationskommission für Klosterbibliotheken, die in den aufgehobenen Klöstern Bücher, Handschriften und physikalische Instrumente für die Hotbibliothek sammelte, von denen H. die Doubletten für die Univ.bibliothek auswählte. Sein Abschlußbericht darüber sowie seine beiden wissenschaftlichen Veröffentlichungen aus dem Bereich des Buch- und Druckwesens zeichnen ihn als großen Kenner dieser Materie aus, über die er im WiSe 1805/06 auch die erste Vorlesung überhaupt zu dieser Thematik an der Univ. Landshut hielt: "Über das Bücherwesen, in historischer, politischer, jur. und theol. Hinsicht." H. ist daher sowohl als polemischer Kritiker seines eigenen Mönchsstandes als auch als literarisch hochgebildeter Wissenschaftler zu würdigen. Q OAM, B 1438/19; Staatsarchiv München, M. H.
1005/30; UAM, E I 8, E II 152; UBM, 2° Cod.ms. 411/ 12.
W Druckstücke aus dem 15. Jh., welche sich in der Bibliothek des regulirten Chorstiftes zu Beuerberg befinden, Augsburg 1794; Ueber den passauischen Domherrn Paulus Wann, seine Schriften und die verschiedenen Aussagen derselben, Landshut 1801; [an.] Zehn Paragraphen über das Klosterwesen in Baiern, 0.0. 1803; Bei der Vollendung des mir anvertrauten BücherCommissions-Geschäfts in betreff der Universitäts-Bibliothek in Landshut halte ich es für Pflicht, eine kurze Relation über das ganze Geschäft abzustatten. Vom 30. November 1803, in: Festschrift H. Leyh, hg. von A. Hilsenbeck, Leipzig 1937, 183-92. L DBA N. E; E von Paula Schrank, Dem Andenken P. H., Landshut 1808; Baader, Verstorb. IIII 108 f. (W); Prantl I 692, u. Ö., II 523; Scheglmann III/2 503 ff.; Funk 61 u. ö.; R. van Dülmen (Hg.), Aufklärung und Reform in Bayern, Tl. 2: Die Korrespondenz des Pollinger Prälaten Franz Töpsl mit Gerhoh Steigenberger 1773-1787/90, München 1970, Nr. 306 u. ö.; R. Bauer, Der kurfürstliche geistliche Rat und die bayer. Kirchenpolitik 1768-1802, München 1971, 252 ff.; Buzas 100 ff. u. ö.; Leitschuh III 110; Brandl 118; Müller 303 u. ö.; P. Harnisch, Der Augustiner-Chorherr P. H. und seine Ordenskritik am Vorabend der Säkularisation, in: W. MüllerlW. J. SmolkaIH. Zedelmaier (Hg.), Univ. und Bildung. Festschrift Laetitia Boehm zum 60. Geburtstag, München 1991, 247-61; Beckenbauer 13 f. u. Ö. (P 2); M. Bonk, Deutsche Philologie in München, Berlin 1995, 15 ff. P I) Ölgemälde von Franz Kürzinger, Kloster Beuerberg, 2) Kupferstich von Johann Mittenleiter, Staatliche Graphische Sammlung, München. P. Harnisch
Ickstatt
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I Ickstatt, Johann Adam Freiherr von, * 6. 1. 1702 Vockenhausen bei Eppstein (Taunus), t 18. 8. 1776 Waldsassen, CD 13. 8. 1731 Magdalena Eleonore Maria Franziska Weinbach, verwitwete Koch. V Georg, Hammerschmied und Eisenhändler, M Maria Magdalena, * 1684/85, t 1761.
Das überlieferte Bild der Jugend- und frühen Studienjahre ist legendenhaft hochstilisiert und kaum mehr verifizierbar. Demzufolge soll I. nach Gymnasialstudien in Mainz und Paris (1717 -19) bei der kaiserlichen Armee in den Niederlanden gedient und sich 1721-25 als wandernder Scholar und Hauslehrer in England aufgehalten haben. Während seiner Marburger phi!. und mathematischen Studienzeit (172528) gelangte er in den Schüler- und Freundeskreis Christian Wolffs und erwarb die Magisterwürde. Zum Studium der Rechte wechselte er nach Mainz, wurde 1730 promoviert und im folgenden von Hofmarschall Graf Friedrich von Stadion für die neue Lehrkanzel des Jus publicum an der Univ. Würzburg empfohlen. Hier tat er sich hervor bei Studienreformen nach praxisnahem Hallenser Vorbild und im Geist von Wolffs "mathematisch-demonstrierender Methode", auch durch Publikationen zum Territorial- und Reichstagsrecht, etwa über Wahlrechtsfragen, das Verhältnis von kaiserlicher und landesherrlicher Gewalt, Einzelprobleme des Westfälischen Friedens, auch über Studienreformen. Wiederum auf Stadions Vorschlag rief ihn Kurfürst Karl Albrecht (Kaiser Karl VII.) 1741 nach München als staatsrechtlich-politischen Berater über Wittelsbacher Ansprüche gegen das Haus Habsburg sowie als Lehrer des Staats- und Naturrechts beim Kurprinzen Maximilian Joseph. 1741 begleitete I. Karl Albrecht zur Königskrönung nach Prag und im folgenden Jahr zur Kaiserkrönung nach Frankfurt, erhielt 1742 den böhmischen Adel und 1743 den Reichshofratstite!. Nach Karl AIbrechts Tod 1745 beriet I. den jungen Kurfürsten Max 111. Joseph, wurde Reichsvikariatsbeisitzer und am 6. 7. 1745 in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Trotz maßgeblichen Einflusses bei Entwicklung des bayer. Staatsabsolutismus wurde I. nicht leitender Minister, sondern am 2. 6. 1746 Wirklicher Geheimer Rat, Vizepräsident des kurfürstlichen Revisoriums und beauftragt, die Landesuniv. Ingolstadt "in Flor und Ansehen" zu setzen. Als Univ.direktor war er rangmäßig nur dem Rector Magnificus nachgeordnet. In der jur. Fak. wurde er Primarius und Prof. für ,jus publicum, naturae et gentium et
jus oeconomico-camerale". Zudem sollte er als Vizepräsident des kurfüstlichen Rats in Ingolstadt und als Verweser des kaiserlichen Landgerichts Hirschberg tätig werden. Durch geschickte, aber von Nepotismus nicht freie Personalpolitik suchte er in Fak. und Univ. zusätzlichen Rückhalt. Der neue jur. Lehrplan bevorzugte Reichs- und Territorialstaatsrecht, die bisher sehr vernachlässigte Gerichtspraxis, später auch das "Vaterländische Recht" nach Wiguleus Xaver von Kreittrnayrs "Codex Maximilianeus Civilis". Als Haupt einer ,,Loge von Wolffianern" verketzert, führte I. 1746/4752 die unvermeidlichen Auseinandersetzungen mit den an der theo!. und phi!. Fak. bestimmenden Jesuiten und Weltgeistlichen in der Regel maßvoll und geschmeidig. Zensuransprüche der Theologen auch auf jur. Werke und Vorlesungen sowie Denunziationen bei Hof wegen Verwendung "akatholischer" Lehrbücher wies I. meist erfolgreich zurück. Im Grunde kein Kämpfer, vermied er tiefergreifende Konfrontationen und fand mit den Jesuiten einen modus vivendi, weil er die Univ.reform praktisch auf die jur. (und die med. Fak.) begrenzte. Unerfüllbar blieb sein Wunsch für sich nach einem Rektorat auf Lebenszeit. Die von Jesuiten angeregte Wahl zum Rektor des Jubiläumsjahres 1772 lehnte er ab. Als Mitglied der Ingolstädter Jesuitenaufhebungskommission erreichte er 1773 das Verbleiben unentbehrlicher Exjesuiten an Univ. und Gymnasium. In den folgenden Jahren stützte er die reformerischen neuen Prof. aus den Prälatenorden gegen die Exjesuiten. Deren wachsenden Einfluß suchte er 1775 zurückzudrängen durch Ernennung des radikalen Jesuitengegners Johann Georg von Lori zum Univ.-"Condirektor" und damit zu seinem designierten Nachfolger. Gemeinsam mit Lori schaltete sich I. in den frühen 70er Jahren in die wichtige pädagogische Grundsatzdebatte ein. Gegen starke neuhumanistische Tendenzen verfocht er in Münchener Akad.reden 1770 und 1774 ein an Johann Julius Hecker, Friedrich Eberhard von Rochow, Johann Ignaz von Felbiger und Friedrich von Steigentesch orientiertes utilitaristisch-philanthropisches Bildungszie!. Er empfahl u. a. Verminderung der Zahl der Univ.studenten, jedoch Gründung einer landwirtschaftlichen Fak., ferner Reduzierung der Gymnasien, statt dessen mehr Realschulen für künftige Beamte, Geschäftsleute und Handwerker. Dem Landschulwesen galt seine besondere Aufmerksamkeit. In Hepberg bei Ingolstadt begann er ein entsprechendes Experiment. Die
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Ickstatt
kurbayer. Schulordnung vom 8. 10. 1774 entsprach seinen Grundsätzen nur begrenzt. Auch in Ingolstadt blieb I. staatsrechtlicher Berater des Kurfürsten und veröffentlichte zahlreiche einschlägige Abhandlungen. Seit den frühen 60er Jahren spielte er eine zentrale Rolle bei der publizistischen Verteidigung der Kirchenhoheitsrechte des bayer. Landesherrn gegenüber den geistlichen Reichsfürsten sowie bei der Vorbereitung tiefgreifender staatskirchenrechtlicher Reformen, insbesondere des Amortisationsgesetzes von 1764. Anhänger einer österreichfreundlichen Politik, nahm er entscheidenden Anteil am Ehevertrag vom Januar 1765 zwischen Prinzessin Josepha von Bayern und Erzherzog Joseph, bald schon Kaiser Joseph 11. Der Wittelsbacher Hausvertrag von 1766, ganz dem Gesamtfideikommißgedanken verpflichtet, ging weithin auf I. zurück. Da sich sein Aufgabenschwerpunkt immer stärker in die Hauptstadt verlegte, verzichtete er im Sommer 1765 auf seine Professur, zog nach München, blieb jedoch Univ.direktor. - Den schwierigen bayer.-böhmischen Grenzregulierungsfragen mußte er sich seit den frühen 60er Jahren widmen. Der Prager Vertrag vom 3. 3. 1764 trägt seine Unterschrift. Gegen die unbegründete Kritik bayer. Patrioten ob allzu großer Nachgiebigkeit setzte sich I. 1765 und 1769 öffentlich zur Wehr. Mit langwierigen Verhandlungen über Zusatz- und Ergänzungsabkommen in der Grenzfrage blieb er bis in seine letzte Lebensstunde befaßt. Q Archiv der Bayer. Akad. der Wissenschaften, München, Korrespondenzen; BayHStAM, GL 1485/13, 1489/12, Kasten schwarz 6194; BSB, cgm 3199, Oefeleana 61.
W Phaenomenon singulare, de malo pomifera absque floribus, ad rationes physicas revocatum (Resp.; Praes.: Christian Wolff) , Marburg 1727; De necessitate studii juris naturalis et gentium, publici universalis et particularls Imperii R. Gerrnanici, Würzburg 1732; Elementa juris gentium, Würzburg 1740; Vertheidigung und Beweis der Rechte und Ansprüche Kaiser Karls VII. auf alle von Kaiser Karln VI. besessenen Königreiche und Länder, Frankfurt-Leipzig (München?) 1743; Kurtzer Entwurff einer vernünfftigen Lehr-Art, wornach unsere Teutsche Adeliehe und andere, insonderheit Cath., Akad. Jugend ihre Studia Juris auf Univ. mit Nutzen einrichtet, wobey zugleich von der gegenwärtigen Verfassung der Jur. Fak. zu Ingolstadt ... Nachricht ertheilet wird, München 1746; Opuscula juridica varli argumenti, 2 Bde., Ingolstadt-Augsburg 1747; Vertheidigtes Jus regium in ecclesiasticis der Herzogen in Bayern, Frankfurt-Leipzig (München?) 1763; Akad. Rede von dem Einfluß des Nationalfleißes und der Arbeitsamkeit der Unterthanen in die Glückseligkeit der Staaten, München 1770; Akad. Rede von der stufenmäßigen Einrichtung der niederen und höheren Landschulen in Rücksicht auf die churbaier. Lande, Ingo1stadt 1774. L ADB XIII 746 f.; NDB X 113 ff.; DBA N. E; C. E D. Schubart, Leben des Freyherrn v.I., Ulm 1776; C.
A.v. Törring-Seefeld, Der Verlust eines weisen Mannes, München 1777; Baader, Gel. Baiern 550-58 (W); P. Kluckhohn, Der Frhr.v.1. und das Unterrichtswesen in Bayern unter dem Kurfürsten Maximilian Joseph, München 1869; Prant! I 547 u. ö., 11 456 u. ö.; M. Doeber1, Der Ursprung der Amortisationsgesetzgebung in Bayern, Berlin 1902; T. J. Scherg, Friedrich v. Steigentesch und der Frhr.v.l., ein Beitrag zur Schulgeschichte Süddeutschlands, in: Zs. für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts 4 (1914) 116-51; E Zwerger, Geschichte der realistischen Lehranstalten in Bayern, Berlin 1914; G. pfeil schifter-Baumeister, Der Salzburger Kongreß und seine Auswirkung 1770-1777, Paderborn 1929, 92 ff. u. ö.; E Weckerle, Ickstattiana, in: ZBLG 11 (1938) 133-36; M. Spindler (Hg.), Electoralis Academiae Scientiarum Boicae Primordia. Briefe aus der Gründerzeit der Bayer. Akad. der Wissenschaften, München 1959,63 f. u. ö.; Geist und Gestalt III (P I); R. van Dülmen, Propst Franziskus Töpsl und das Augustiner-Chorherrenstift Polling, Kallmünz 1967,357 u. ö.; R. Barnberger, J. A. v.1. und seine Bedeutung für Würzburg, Diss. jur. masch. Würzburg 1971; R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat Joh. Caspar v. Lippert in den Jahren 1758 bis 1800, in: OA 96 (1972) 305 u. Ö. (P I); BoehmlSpörl, LMU 184 (P 4); E Kreh, Leben und Werk des Reichsfreiherrn J. A.v.1. (1702-76), Paderborn 1974 (W, P 3); N. Hammerstein, Aufklärung und kath. Reich, Berlin 1977, 33-122 u. ö.; Hammermayer, Ingolstadt 305 ff. u. ö.; Ders., Akad. I 384 u. ö., 11 408 u. ö.; P. C. Hartmann, Karl Albrecht - Karl VII. Glücklicher Kurfürst - Unglücklicher Kaiser, Regensburg 1985, 357 u. ö.; Müller, Zech 24 ff. u. ö.; Müller 46-51 u. ö.; A. Schmid, Max III. Joseph und die europäischen Mächte. Die Außenpolitik des Kurfürstentums Bayern von 1745 bis 1765, München 1987, 553 u. ö.; Ders. (Hg.), Staatsverträge des Kurfürstentums Bayern 1745-64, München 1991, 114-24; HdBG 11 521-25, 950-54, 1128 ff.; S. Hofmann, Unbekannte Porträts der Ingolstädter Prof. Joseph Anton Herte1, Franz Anton Ferdinand Steb1er, J. A. I. und Johann Georg Lori und der bayer. Kurfürsten Max III. Joseph und Karl Theodor, in: SHVI 99 (1990) 265 f. u. Ö. (P 3, 5); W. Müller, Aufklärerische Reforrnbemühungen in der zweiten Hälfte des 18. Jh.: Altbayern, in: M. Liedtke (Hg.), Handbuch der Geschichte des bayer. Bildungswesens, Bd. I, Bad Heilbrunn 1991,711-26; W. Perlinger, 1. A.Frhr.v.1. Förderer der Stadt Furth im Wald, in: Die Oberpfalz 79 (1991) 279-82; W. Burgmair, Die zentralen Regierungsstellen des Kurfürsten Max III. Joseph, 1745-77, München 1992, Bd. 1, 132, Bd. 3,23 ff. P 1) Ölgemälde, ca. 1759, Bayer. Akad. der Wissenschaften München, 2) Ölgemälde, ca. 1759/60, Privatbesitz Familie Albrici, Puschlav (Graubünden), 3) Kupferstich von J. J. Haid, ca. 1735/40,4) Kupferstich von J. A.Friedrich, ca. 1761, Stadtarchiv Ingolstadt, Porträtsarnmlung, 5) Ölgemälde, ca. 1740/50, Stadtmuseum Ingolstadt. L. Hammerrnayer
Ickstatt, Peter von, * 1743 Vockenhausen, t 16. 5. 1771 Ingolstadt, D Ingolstadt, St. Moritz, m Maria Franziska von Weinbach. I. absolvierte das Studium der Rechte in Mainz und Jena, ehe er von seinem Onkel, dem Juri-
Ickstatt - Ininger sten und Univ.direktor Johann Adam von I., nach Ingolstadt geholt wurde. Dort erwarb er am 19. 11. 1764 den Grad eines Dr. iur. utr. Bereits am 7. 12. 1764 erfolgte die wiederum von seinem Onkel betriebene Ernennung zum ao. Prof. für öffentliches Recht. Dank der Protektion, die er genoß, wurde er kurz darauf in den akad. Senat aufgenommen, obwohl dies bei ao. Prof. nicht üblich war. Bereits 1765 stieg I., der die Schwester des späteren Prof. in der jur. Fak. und Neffen von Johann Adam von I., Joseph Anton von Weinbach, geheiratet hatte, zum Ordinarius für Institutionen und Naturrecht auf und wurde zum Hofrat ernannt. 1769/70 amtierte er als Univ.rektor. Im Mai 1769 erhob ihn Kurfürst Max III. Joseph - wie seinen Onkel - in den Freiherrenstand. I. war auch als landesherrlicher Kommissar "wider die Ordinariatseingriffe" tätig. - Die staatsrechtlichen Veröffentlichungen von I. wurden von Johann Jakob Moser wegen ihrer "orientalischen" Interpretation der Fürstensouveränität stark kritisiert. Ein für die Vorlesung geplantes Kompendium der Institutionen konnte er wegen seines frühen Todes nicht mehr vollenden. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/I1 Nr. 51 f. W Diss. de irrationabilitate consuetudinis, legum et statuorum, quibus functiones in civitate necessariae levis notae macula asperguntur, Ingolstadt 1764; Diss. juris publici de caesareo primariarum precum iure (Praes.; Resp.: E X. von Orban), München 1765; Sätze von dem Majestäts-Recht der obristen Herrschaft und dessen Folgen, o. O. 1765; Positiones ex iure civili privato romano gerrnanico (Praes.; Resp.: T. I. von Ezdorff), Ingolstadt 1765; Diss. de imperio eminenti (Praes.; Resp.: E L. Leimer), Ingolstadt 1766; Diss. de iure caesareo, vassalos durante interregno a vicariis imperii investitos de novo investiendi et iuramenta fidelitatis ab iis iterato recipiendi contra oppositiones Selchovianoa vindicato (Praes.; Resp.: J. J. von Weinbach), Ingolstadt 1769. L ADB XIII 741 f.; DBA; DBA N. E; Mederer III 287 u. ö.; Prantl I 596, II 510; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836), in: SHVI 45 (1926) 38 f.; Buzas-Resch I 105; E Kreh, Leben und Werk des Reichsfreiherrn Johann Adam von I. (170276), Paderbom 1974, 278 ff. u. ö.; Müller 50 f. R. Heydenreuter
IIlsung, Jacob, SJ,
*
21. 7. 1632 Hall (Tirol),
t 10.9. 1695 Ingolstadt.
1., in manchen Quellen irrtümlich als Sproß einer Augsburger Patrizierfamilie bezeichnet, trat dem Jesuitenorden am 22. 4. 1650 bei. Nach dem Studium der Phi!. und Theo!. ging er vorübergehend als Phi!.prof. nach Hall in Tiro!. Er wurde 1664 als Ordinarius der phi!. Fak. an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Nach Abschluß
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des Dreijahreskurses lehrte er am Augsburger Kollegium St. Salvator Dogmatik und Kontroverstheo!. In Dillingen ohne Examen 1671 zum Dr. theo!. promoviert, hielt er am 21. 10. desselben Jahres an der Univ. Ingolstadt die Antrittsvorlesung als Prof. für Moraltheo!. Schon am 8. 1. 1672 übernahm er den durch den Weggang des künftig in der Mission tätigen Beatus Amrhyn SJ verwaisten Dogmatiklehrstuh!. Im Zeitraum bis 1680 hatte er viermal das Dekanat der theo!. Fak. inne, erfüllte ferner zeitweise die Funktionen des Univ.notars und Inspektors der Bibliothek. In der Folgezeit war er als Präfekt der höheren Studien tätig und reiste in dieser Funktion als Delegierter der Oberdeutschen Ordensprovinz mit einem Reformanliegen zur Straffung des phi!. Studiengangs nach Rom. 1683-86 leitete 1. das Kolleg von Landshut und 1686-89 jenes von Hall in Tiro!. Gegen Ende seines Lebens nahm er in Dillingen die Lehrtätigkeit als Dozent 1689-91 für Moraltheo!. und 1692-93 für Exegese wieder auf. Zugleich war er 1690-93 Kanzler der Univ. Dillingen. - Die hohe Reputation, die 1. als Theologe genoß, gründet auf seinen zahlreichen, weite Bereiche der Theo!. abdeckenden Schriften. Besondere Aufmerksamkeit fand das mehrfach aufgelegte Werk "Arbor scientiae boni et mali", in dem versucht wurde, einen Mittelweg zwischen Laxismus und Rigorismus zu beschreiten. Q BSB, clm 1381 (J. A. Oefele, Elogia theologorum illustrium Ingolstadiensium ex auditorio theologico descripta, 1736); DAE, B 186; UAM, GG IIIIl1 II. WArbor scientiae boni et mali, Dillingen 1693 u. ö. L DBA; DBA N. E; Mederer II 362 u. ö., III 83; Prantl II 503; Sommervogel IV 554 ff. (W); Specht 228 u. ö.; Duhr III 124 u. ö.; Schaff 138; Matrikel LMU; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 121-25; Gerl199. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
* 20. 9. 1640 t 25. 3. 1696 Varasdin (Ungarn).
Ininger (Inninger), Friedrich, SJ,
Landshut,
V J. Friedrich, Regimentsrat.
1., der im Schuljahr 1655/56 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums absolvierte, wurde am 5. 10. 1656 zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Es folgten Studium, Magisterium und Priesterordination am 25. 6. 1669 in Eichstätt. Nach seinem Tertiatsjahr übernahm er 1671-75 eine Phi!.professur an der Univ. Ingolstadt, wo er am 2. 2. 1674 die Profeß ablegte. 1676/77 lehrte er scholastische Theo!. in Innsbruck, später an den Univ. Dillingen (1679-83) und Ingolstadt (1683-85). 1. legte das Lehramt nieder und übernahm leitende Positionen: 1685-90 war er Rektor der Univ. Dillingen, ab dem
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Ininger - Jacobaeus
22. 1. 1690 des Kollegs Konstanz. Bereits seit 1691 Socius des Provinzials Benedikt Painter, folgte er diesem am 12. 3. 1693 im Amt nach. Vom 10. 8. 1695 bis zu seinem Tode war er Visitator und Vizeprovinzial der österreichischen Ordensprovinz. - Trotz der Belastung durch administrative Aufgaben hatte sich I. als Theologe ausgezeichnet und hohe Achtung erworben. Er hinterließ eine beträchtliche Zahl an gedruckten phi!. und theo!. Disputationen. I. wurde gemäß den Ingolstädter Univ.annalen von den Theologen unter die ,,illustres inter eiusdem facultatis viros" gerechnet. Er inspirierte seinen Ordensbruder Philipp Jeningen gar zu einer "Vita P. Friderici Ininiger".
Seine erste Lehrtätigkeit übte I. ebenfalls in Ingolstadt aus, nämlich ab 1622 als Instruktor und 1625-28 als Prof. der Rhetorik. In dieser Eigenschaft wechselte er anschließend an das Gymnasium seines Ordens in München, 1629 an das Kolleg in Augsburg und 1632/33 an dasjenige in Hall. 1637 kehrte er als Vertreter der Ethik an die Univ. Ingolstadt zurück. Zwischen 1640 und 1642 war er Bibliothekar in Innsbruck, danach, 1642-44, Leiter der Münchener Marianischen Kongregation. 1644-51 amtierte er in Augsburg als Studienpräfekt. Dort erreichte ihn die Aufforderung, Rektor des Profeßhauses in Altötting zu werden. 1654 kehrte er wieder nach Augsburg zurück. 1668 gab er seine Tätigkeit am dortigen Kolleg auf. - I. trat in Ingolstadt ab 1622 als Verfasser und Aufführungsleiter von nicht unbedeutenden Jesuitenschauspielen hervor ("Tundalus redivivus"; "Triumph von der Heyligen Ignatio de Loyola und Francisco Xaviero"; "Septem Fratres Ephesini"). Außerdem übersetzte und verfaßte er pastorale Schriften. Bekannt geworden ist er jedoch durch seine mehrfach aufgelegte und von Johann Scheittenberger ins Deutsche übersetzte Kompilation von Quellen zur Geschichte des Wallfahrtsortes Altötting, die heute selbst Quellenwert beanspruchen kann.
Q BSB, c1m 1381 (J. A. Oefele, Elogia theologorum illustrium Ingolstadiensium ex auditorio theologico descripta, 1736), c1m 9262.
W Conc1usiones ex universa theologia de causis humanae justificationis selectae, Dillingen 1679.
L DBA; Mederer H 385, m 48 u. ö.; De Luca, 61; Sommervogel IV 616 f., 790, IX 597 (W); Romstöck 155 ff. (W); Specht, Rektoren 57 f.; Specht 272 u. ö.; Duhr III 119 u. ö.; Schaff 139; Gröber 277 f.; Hurter 1011; Matrikel LMU; Leitschuh I 127; Ger! 200; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 125-31; Strobel 101; P. Hauser, Philipp Jeningen: Ein Jesuit, wie er im Buche steht, Ostfildern 1995. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Q Stadtarchiv Augsburg, RS, Jesuiten; DAE, Summa-
rium de variis rebus collegii Ingolstadiensis (deutsche Übersetzung von G. WiIczek, 1981, ungedruckt).
Irsing (Irsung, Irschung), Jakob, SJ, * März 1596 Markdorf am Bodensee, t 15. 7. 1669 Augsburg. 1611 nahm der Sohn unbekannter Eltern das phi!. Studium an der Univ. Ingolstadt auf. Als Neunzehnjähriger trat er am 25. 10. 1615 der Societas Jesu bei und absolvierte sein Noviziat in Landsberg. In Ingolstadt schloß er den dreijährigen Phi!.kurs ab; danach studierte er zeitweilig in Regensburg. 1620-25 schloß sich das theo!. Studium erneut in Ingolstadt an, dazwischen, 1623/24, erhielt er die Priesterweihe.
W Panegyricus Maxintiliano Bavaro post victoriam Pragensem, 0.0. 1620; Septem fratres Ephesini. Das ist Comoedie von heiligen siben Ephesinischen Brüdern, München O.J. [1628]; D. Virginis Oetinganae historia, Pars I, München 1643; Historia D. Virginis Oetinganae, Pars H, München 1671. L DBA N. E; Romstöck 160 ff. (W); Sommervogel I 648 (W); Matrikel LMU; C. M. Haas, Das Theater der Jesuiten in Ingolstadt, Emsdetten 1958, 51 u. ö.; Popp 129-32; Valentin H 1067. W. Weber
J Jacobaeus, Vitus,
t Juni 1568.
Nachdem er schon um 1555 in Augsburg ein Gedicht zum Triumph Christi hatte drucken lassen, immatrikulierte sich J., für den Nürn-
berg als Herkunftsort bezeugt ist, am 3. 2. 1556 an der Univ. Wittenberg, an der er sich ebenfalls als Dichter profilierte; u. a. schrieb er im Auftrag des Rektors das Weihnachts-Programm für 1556. Zum WiSe 1557/58 zog er, wohl da-
Jacobaeus - Jacolet mals schon unter Wechsel des Bekenntnisses, nach Wien, wo er am 15. 9. 1558 in Gegenwart von König Maximilian 11. und Erzherzog Karl am kurzfristig wiederbelebten Poetenkolleg zum Dichter gekrönt wurde. Eine erste Sammlung seiner überwiegend geistlichen Dichtungen veröffentlichte J. 1561 in Wien. Kurz darauf, am 31. 10. 1561, schrieb er sich an der Univ. Ingolstadt als Jurastudent ein, wo er sogleich auf die von der Artistenfak. getragene Poetiklektur berufen wurde. Erst im Januar 1563 promovierte J., nachdem er wenige Tage zuvor privat "per saltum" den Bakkalaureusgrad erhalten hatte, zum artistischen Magister. Im SoSe 1563 trat J. dem Gremium der Artistenfak. bei, am 1. 10. 1564 wurde er auf herzoglichen Befehl hin in deren Konzil aufgenommen. Zweimal war J. Dekan (WiSe 1565/ 66, SoSe 1567), außerdem ab Oktober 1564 Univ.notar. Der Umfang seiner Dichtungen während der Ingolstädter Jahre ist beachtlich, doch findet sich kaum Herausragendes darunter. Inhaltlich interessant sind die "Academia Ingolstadiensis carmine illustrata", die als Selbstdarstellung der Univ., ihrer Fak. und ihrer einzeln gewürdigten Prof. verstanden werden muß, sowie das ,,Encomium academiae Ingolstadiensis", welches J. anläßlich seiner Magisterpromotion 1563 vortrug und in dem er summarisch die Geschichte der damals schon fast hundert Jahre alten Anstalt beschreibt. Daneben verfaßte J., quasi als Univ.poet, eine Reihe von Gelegenheitsgedichten anläßlich von Promotionen, Hochzeiten und Leichenbegängnissen. In der sich verschärfenden theol. Kontroverse mit den Anhängern Martin Luthers trat er schließlich durch ein allerdings niemals gedrucktes Schandgedicht auf den Reformator hervor. J. starb, anscheinend noch ziemlich jung, 1568 auf dem Weg von Ingolstadt nach Göppingen, wohin er sich wegen eines Fußleidens ins Bad begeben wollte. Q BayHStAM, Kurbayern Äußeres Archiv 4284;
BSB, cgm 2200, f. 43 ff.; UAM, EIl, GG III122, 0 I 4,OIV2.
W Triumphus gloriosissimus filii dei ascendentis ad dexteram aetemi patris carmine celebratus, Augsburg
0.1. [ca. 1555] (mit Elias Corvinus); Elegia de natali
Christi, Wittenberg 1557; Sacrorum carminum liber primus, Wien 1561; Academia Ingolstadiensis carmine illustrata, Ingolstadt 1562; Festum corporis Christi, Ingolstadt 1562; Encomium academiae Ingolstadiensis, Ingolstadt 1563; Epithalamia in honorem nuptiarum ... Wolfgangi Zettelii ... ac ... Margarethae Herezellerin, Ingolstadt 1566. L DBA; Mederer I 265 u. ö.; Prant! I 273 u. Ö., II 496; K. Schottenloher, Kaiserliche Dichterkrönungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, in: A. Brackrnann (Hg.), Papsttum und Kaisertum. Festschrift für Paul Kehr, München 1926,648-73; Seifert 235 u. ö.; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt
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(1477-1585), in: BoehmJSpörl II 57; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978,153 f. (W). C. Schöner
Jacolet, Franz Xaver, SJ, * 8. 5. 1683 Porrentruy, t 5. 11. 1746 Dillingen. V Jean-Fran~ois, fürstbischöflicher Kanzleisekretär und kaiserlicher Notar, M Marie Elisabeth Geste.
J. trat am 13. 9. 1699 in das Novizenhaus der Gesellschaft Jesu in Landsberg ein und besuchte im Anschluß an das zweijährige Noviziat die Univ. Ingolstadt, an der er sich 1701-04 den phil. Studien widmete. Zum Magisterium hielt er sich 1704-07 in München und 1707/08 in Augsburg auf. Das Studium der Theol. absolvierte er 1708-12 wiederum in Ingolstadt. In die Endphase seines Ingolstädter Studienaufenthalts fällt auch die Ordination zum Priester am 16. 5. 1712 in Berg bei Neuburg a.d.D. Die vier niederen Weihen hatte J. bereits am 6. 6. 1702 in Eichstätt erhalten. Nach Abschluß des Studiums begab sich J. sofort nach Aitötting, um im Haus des Ordens 1712/13 das obligatorische Tertiatsjahr abzuleisten. In der Folge wurde er von der Ordensleitung zu verschiedenen Lehrämtern herangezogen. 1713/14 dozierte er Rhetorik in Eichstätt, 1714/15 Logik in Porrentruy. Von dort ging er als Prof. der Phil. zunächst nach Dillingen (1715-18), wo er am 2. 2. 1717 auch Profeß feierte, und dann an die Univ. Ingolstadt (16. 10. 1718 bis 1721). Nachdem er wohl noch in Ingolstadt 1721 zum Dr. theol. promoviert worden war, lehrte er seit 1721 an der theol. Fak. der Univ. Dillingen. Während seiner Zeit in Dillingen, die bis 1727 dauerte, fungierte er zeitweise auch als Präses der akad. Kongregation. Ab 1728 ist er als Direktor des Priesterseminars wieder in seiner Geburtsstadt nachgewiesen. Weitere Stationen waren Freiburg i.Br. (26. 6. 1736 bis Juli 1739), wo er als Rektor des Kollegs in die Streitigkeiten mit dem Straßburger Erzbischof um die im Elsaß gelegenen Ordensresidenzen Ölenberg und St. Morand verwickelt wurde, sowie Dillingen. Dort hatte er nicht nur das Rektorat der Univ. (4. 8. 1739 bis 18. 10. 1742), sondern während seiner letzten Lebensjahre auch die Regentie des Theologenkonvikts St. Hieronymus inne. In bei den Funktionen mußte er um den ungeschmälerten Fortbestand eben dieses Konviktes kämpfen, da 1739/40 sowohl der Fürstbischof von Augsburg als auch der Papst ihren jeweils in Dillingen ausgebildeten Priesternachwuchs aus dem Institut herausnehmen wollten. Während die Proteste von J. gegen die Pläne des Bistums, in Pfaffenhausen ein eigenes Diözesanpriesterseminar zu errich-
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Jacolet - Jaius
ten, letztlich nicht erfolgreich waren, konnte er die Einstellung der bislang gewährten päpstlichen Finanzierung für bestimmte Alumnen verhindern. Sein Name ist jedoch nicht nur mit verantwortungsvollen Leitungsaufgaben innerhalb des Ordens verbunden, sondern steht auch über dem für die Marienverehrung bis ins 19. Jahrhundert hinein wichtig gebliebenen Werk "Mensis marianus". W Mensis Marianus, seu vita beatissimae virginis Mariae ex SS. patribus desumpta, per pias considerationes in singulos mensis dies distributas ad meditandum et imitandum proposita et DD. Sodalibus majoris congregationis academiae Dilinganae in xenium oblata, Dillingen 1724 (deutsche Übersetzung: Mainz 1867; französische Übersetzung: Paris 1863, 4 1869); Disputatio theologica de dispositione poenitentis et obligatione ministri ad absolutionem in sacramento poenitentiae (Praes.; Resp.: J. M. Erth), Dillingen 1727. - Übersetzung aus dem Italienischen: Thoma Auriemma, Continua beatissimae virginis Mariae memoria in quotidianis actionibus olim a viris sanctis usurpata et posthac a devotis Mariae clientibus usurpanda italice scripta, DilIingen 1724, Köln 1730. L Prantl I 542; Romstöck 162 ff.; Sommervogel IV 713 f., IX 511; Specht, Rektoren, 77 f.; Specht 275 u. ö.; Duhr IVII 250 u. ö.; Matrikel LMU; Kurrus I 192; Ger! 197; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 131 ff.; Strobel 302 f. M. Schaich
Jäger (Geyger), Jakob (Georg), t vor 1549. J. immatrikulierte sich am 12. 3. 1527 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Wemding angab, und promovierte im September 1528 zum artistischen Bakkalar, im SoSe 1531 zum Magister. Man scheint anfangs große Hoffnungen in ihn gesetzt zu haben, denn schon am 25. 7. 1532 berief man J. (im Senatsprotokoll versehentlich mit dem Vornamen Georg versehen, doch wird er im folgenden Herbst als Prüfer der Bakkalaureanden korrekt als Jakob geführt) auf die erste Pädagogiumslektur, deren Inhaber den Grammatikunterricht für die Anfänger hielt. Zum 14. 2. 1534 wechselte er auf die fak.eigene Poetiklektur, nachdem eine Bewerbung um die Dialektiklektur fehlgeschlagen war. Außerdem übernahm er vom 20. 2. 1534 bis 6. 5. 1534 und 1538 kommissarisch erneut das Pädagogium. Im WiSe 1535/36 war J. Dekan der Artistenfak. Danach jedoch brach seine Karriere abrupt ab. Am 31. 5. 1538 wurde er fristlos entlassen, angeblich weil er sich als unverbesserlicher Trinker und Raufbold erwiesen hatte; ein Kollege diffamierte ihn sogar in Glossen zum Dekanatsbuch als "Witzfigur". Daß die Beschuldigungen nicht ganz aus der Luft gegriffen waren, belegen ein erhaltenes Protokoll über eine Beleidigungsklage gegen J. sowie der Versuch eines
Ingolstädter Schankwirts, die bei seiner Entlassung noch unbeglichene Zeche durch Pfändung sicherzustellen. Wohin sich J. von Ingolstadt aus begeben hat, ist unklar. Er ist auf jeden Fall vor 1549 verstorben, wie die Eintragung ins Totenbuch der Fak.bruderschaft durch Erasmus Wolf belegt. Werke von J. sind nicht bekannt. Q UAM, D 111 4, D 111 6, D 111 7, GG 111122, 0 IV I. L Seifert, Statuten 488. C. Schöner
Jaius (Jajus, Jay), Claudius, SJ, * zwischen 1500 und 1504 Vers les Jays (Savoyen), t 6.8. 1552 Wien, D Wien. Der in Vulliets, dem heutigen Vers les Jays geborene J. betrieb nach ersten Studien bei seinem Onkel Peter um 1519 in La Roche literarische, phi!. und theo!. Studien. Auch Peter Faber studierte damals dort. Am 28. 3. 1528 empfing J. zu Genf die Priesterweihe. Peter Faber besuchte ihn 1533 und bewog ihn, seine Studien in Paris fortzusetzen. Dort kam er im Oktober 1534 an, nahm seine Wohnung im Kolleg der H!. Barbara und immatrikulierte sich am 15. 12. 1534 an der Univ. Kurz darauf machte er unter Peter Faber die geistlichen Übungen und schloß sich der Gruppe um Ignatius von Loyola an. Am 15. 8. 1534 legte er die Gelübde ab. Vom 14. 10. 1536 datiert ein Zeugnis über ein eineinhalbjähriges Theo!.studium zu Paris. Noch im gleichen Jahr brach J. mit einigen Gefährten von Paris auf und erreichte über Meaux, Nancy, Straßburg, Konstanz, Bozen sowie Trient am 8. I. 1537 Venedig. Die Zeit ihres Wartens bis zum beabsichtigten Aufbruch ins Heilige Land brachten sie im Dienst der Kranken zu und pilgerten zu Ostern nach Rom, um dort die päpstliche Erlaubnis für die Jerusalemfahrt zu erhalten. Am 3. 4. 1537 waren sie bei Papst Paul III. in der Engelsburg und kehrten darauf nach Venedig zurück. Im Oktober kam J. nach Vicenza, da die Fahrt ins Heilige Land wegen der Türkengefahr unmöglich geworden war. Die Zwischenzeit wollten sie mit Studien an Univ. Nord- und Mittelitaliens nutzen. J. ging für längere Zeit nach Ferrara, wo auch Herzog Ercole d'Este seinen Predigten beiwohnte und die Sakramente empfing. Im Frühjahr 1538 ging er erneut nach Rom. Dort nahm er an den Beratungen über die Gründung der Gesellschaft Jesu teil und predigte in der französischen Nationalkirche. Die Jahre 1540/ 41 führten ihn u. a. nach Bagnoregio und Brescia. Im März 1541 wurde er zur Besprechung der Satzungen des Ordens und der Wahl des ersten Generaloberen nach Rom zurückgerufen, letztere fiel am 8. 4. auf Ignatius. Am 22. 4.
Jaius legten die Gefährten in der Basilika St. Paul vor der Mauer ihre ewigen Gelübde ab. Nach kurzem Aufenthalt in Faenza, dem Bischofssitz des den Jesuiten besonders gewogenen Kardinals Marcello Carpi, wurde J. zusammen mit Nikolaus Bobadilla zum päpstlichen Nuntius Giovanni Morone nach Deutschland gesandt. Am 9. 2. 1542 kamen sie in Speyer bei Morone an. Dieser bestimmte für J. den Donauraum und Bayern als künftiges Arbeitsfeld. Am 24. 3. kam J. nach Regensburg, nachdem er unterwegs zwei Bischöfe und Herzog Wilhelm von Bayern besucht hatte. Mit Bischof, Domkapitel und Klerus führte er öfters religiöse Gespräche und hielt vom 25. 9. an öffentliche Vorlesungen über den Brief des Apostels Paulus an die Galater. Sein Versuch, die lutherischen Prediger aus der Reichsstadt vertreiben zu lassen, scheiterte, ja führte dazu, daß er selbst am 13. 3. 1543 die Stadt verlassen mußte und in die benachbarte Univ.stadt Ingolstadt auswich. Dort predigte er, gab Exerzitien und versuchte, in religiösen Gesprächen die Gläubigen zu stärken. Bereits damals luden ihn die Prof. ein, Vorlesungen zu halten. Im Frühjahr 1544 erhielt er den Auftrag, sich dem Augsburger Bischof Otto Truchseß von Waldburg zur Verfügung zu stellen. Kurz darauf finden wir ihn in Eichstätt, wo der dortige Bischof Moritz von Hutten die geistlichen Übungen bei ihm machte. Sodann ging er nach Dillingen und im Herbst 1544 nach Salzburg, wo der dortige Metropolit, Herzog Ernst von Bayern, eine Provinzialsynode veranstaltete. An ihr beteiligte sich J. nicht unmittelbar, sondern war nur bereit, zu den Beschlüssen Stellung zu nehmen. Am 14. 11. war er wiederum in Dillingen bei Truchseß von Waldburg. Zu Beginn des neuen Jahres 1545 überreichte er diesem einen "Prälatenspiegel ", der freilich erst 1615 und später gedruckt werden sollte. Dann mußte J. zum Reichstag nach Worms, wo er eine rege Tätigkeit entfaltete. Auch Kaiser Karl V. und König Ferdinand sowie andere hohe Persönlichkeiten kirchlichen und weltlichen Standes wohnten seinen Predigten bei. Drei Bischöfe versuchte er zu überzeugen, Jesuitenkollegien als Mittel gegen den Priestermangel zu gründen. Nach Auflösung des Reichstags kehrte er nach Dillingen zurück und reiste von dort nach Eichstätt, um mit Bischof Hutten und Johannes Cochläus bedeutsame Kirchenangelegenheiten zu besprechen. Kardinal Truchseß von Waldburg bestimmte ihn zu seinem Prokurator am Trienter Konzil. Am 16. 12. 1545 wurde er von den Kardinallegaten zu Trient empfangen, und am 29. 12. erfolgte die feierliche Zulassung zum Konzil selbst, wo er an den Beratungen aktiven Anteil nahm: So trat er in der Generalkongregation vom 18. 2. 1546 für eine paral-
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lele Behandlung von Lehre und Reform ein und bewirkte in der Debatte um den Traditionsbegriff eine Klärung zwischen Glaubenstraditionen und rein kirchlichen Überlieferungen. Zum Dekret über die Hl. Schrift brachte er beachtenswerte Verbesserungsvorschläge ein, betonte die Gründung von Seminarien und forderte eine angemessene Rücksichtnahme hinsichtlich der Sentenzen des Petrus Lombardus. Aktiv beteiligte er sich auch an der Diskussion über die Erbsünde und über die Rechtfertigung im aktiven und passiven Sinn, wozu er auch Verbesserungsvorschläge einreichte. Nach der Verlegung des Konzils von Trient nach Bologna war er jedoch nicht mehr Prokurator des Kardinals von Augsburg, sondern päpstlicher Theologe, als welcher er bei der Vorbereitung des Dekrets über das Sakrament der Ehe und bei der Diskussion über das Bußsakrament sowie in der Frage der Privatmessen Ergänzungen und Richtigstellungen vornahm. Im Frühjahr 1547 wurde er sodann für Ferrara bestimmt, wohin sich J. am 10. 8. begab und als herzoglicher Berater und Seelsorger längere Zeit wirkte. 1548 finden wir ihn zeitweilig in Venedig, dann wiederum in Ferrara. 1549 wurde er schließlich zusammen mit Petrus Canisius und Alphons Salmer6n für Ingolstadt bestimmt. Deshalb erwarb er zusammen mit den beiden Genannten Anfang Oktober 1549 zu Bologna den Dr.grad der Theol. und reiste über Trient, Dillingen und München nach Ingolstadt, wo er am 13. 11. 1549 eintraf und mit seinen Gefährten feierlich empfangen wurde. Zu Beginn des Jahres 1550 fing er mit seinen Psalmenvorlesungen in Ingolstadt an. Da einerseits die Zahl der Theol.studenten äußerst gering war und andererseits die Frage der Gründung eines Jesuitenkollegs vorerst scheiterte, kam es bereits im Juni 1550 zur Abberufung von J., der sich zunächst nach Dillingen und Augsburg begab, wo er auf dem Reichstag mehrere Bischöfe zur Gründung von Kollegien bestimmen wollte und bedeutsame Verhandlungen mit dem Kanzler Jakob Jonas, dem Gesandten König Ferdinands, führte. Letztere führten sodann zur Berufung von J. nach Wien, wo er am 25. 4. 1551 eintraf und König Ferdinand am Tag darauf seine Aufwartung machte. Im Dominikanerkloster nahe der Univ. fand er als Gast zunächst Aufnahme. Im Juni begann J. in Wien seine Vorlesungen über den Römerbrief. Auch an der Reorganisation der Wiener Studienanstalt nahm er regen Anteil. Darüber hinaus wirkte er in der Seelsorge, predigte italienisch und hörte Beichte. Auch führende Persönlichkeiten des Reiches suchten seinen Rat. In den ersten Augusttagen 1552 erkrankte er plötzlich an Fieber. Die besten Mediziner Wiens konnten ihm nicht helfen.
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Jaius - Jost
Q UAM, GG IIII11 I, f. 194b; UBM, 2° Hist.Lit. 176,
Nr.61.
W Speculum praesulis ex verbis Sacrae Scripturae, canonum et doctorum, Ingolstadt 1615, auch in: Opera omnia, Bd. 1712, hg. von J. Gretser, Regensburg 1742, 145 ff. - Verzeichnis von Briefen und Memoiren bei Sommervogel IV 765, IX 513, XI 1755. L DBA N. E; Jöcher II 309 u. ö.; Mederer I 188 u. ö.; O. Braunsberger, Epistolae et acta beati Petri Canisii, Bd. I, Freiburg i.Br. 1896,405-13 u. ö.; Prantl II 489 f.; J. M. Prat, Le pere P. c. J., Lyon 1874; H. Tevernier, Le P. C. J., sa patrie et sa familie, in: Revue Savoisienne 35 (1894) 79-94; B. Duhr, Ungedruckte Briefe des Erzbischofs Dr. Vauchop und seines Gefahrten, des Jesuiten P. C. J., in: Zs. für kath. Theo\. 21 (1897) 601-05; Episto1ae PP. Paschasii Broeti, C1audii Jaji, Joannis Codurii et Simonis Rodericii Societatis Jesu, Madrid 1903, Ndr. 1971, 265-405; Concilium Tridentinum. Diariorum, actorum, epistularum, tractatuum nova co11ectio, hg. von der Görres-Gesellschaft, Bd. 4, Freiburg i.Br. 1904,440 ff. u. Ö., Bd. 5, Freiburg i.Br. 1911,37 u. Ö., Bd. 611, Freiburg i.Br. 1950, 16 f. u. ö.; Duhr I 16 f. u. ö.; Koch 1090; H. Jedin, Die deutschen Teilnehmer am Trienter Konzil, in: Theo\. Quartalschrift 122 (1941) 238-61, 123 (1942) 21-37; P. Tacchi-Venturi, Storia della Compagnia di Gesu in ltalia, Bd. 211, Rom 2 1950, 64 u. ö.; H. Pöh1ein, Wolfgang Seidel (1492-1562), Benediktiner aus Tegernsee, Prediger in München. Sein Leben und sein Werk, München 1951, 3; G. Schurhammer, Franz Xaver. Sein Leben und seine Zeit, 4 Bde., Freiburg i.Br. 1955-73, bes. Bd. 1, 248 ff.; H. Jedin, Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 2, Freiburg i.Br. 1957, 15 u. Ö., Bd. 3, Freiburg i.Br. 1970,65 u. ö.; LThK2 V 858 f.; Ger! 197; J. Beumer, Der erste Jesuit aus Deutschland auf dem Trienter Konzil, P. C. J., in: AHSJ 39 (1970) 168-82; G. Schwaiger, Die theo\. Fak. der Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: BoehmlSpörl I 54 f. u. ö.; E. M. Buxbaum, Petrus Canisius und die kirchliche Erneuerung des Herzogtums Bayern 1549-1556, Rom 1973, 17 u. ö.; Kausch 34 f. u. ö.; W. V. Bangert, C. J. and Alfonso Salmeron. Two Early Jesuits, Chicago 1985; L. Szilas, C. J. (c. 1500-1552), in: AHSJ 69 (1990) 227-237; A. Falknerl P. Imhof (Hg.), Ignatius von Loyola und die Gesellschaft Jesu 1491-1556, Würzburg 1990; Schwaiger 40 u. ö.; Weitlauff 354 ff. u. Ö. E. M. Buxbaum
Jörgenhuber (Jörgenhueber, Görgenhuober, Jeorgenhueber), Johann, SJ, * 24. 6. 1612 Eggenfeiden, t 15. 1. 1679 Landau. V Adam, Wirt.
J., der 1628/29 in der Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums nachweisbar ist, nahm zwei Jahre nach dem am 25. 4. 1629 erfolgten Eintritt in die Societas Jesu 1631 das Phi!.studium an der Univ. Ingolstadt auf, das er 1634 abschloß. Danach verließ er Ingolstadt, kehrte aber, von Amberg kommend, 1637 dorthin zurück, um Theo!. zu studieren. 1642 lehrte er in Ingolstadt die Humaniora, bevor er, noch im gleichen Jahr, nach Altötting ging. Von
Minde1heim her begab er sich 1650 erneut nach Ingolstadt und übernahm die Professur für Ethik. Diese vertauschte er ein Jahr später mit der Professur für Moraltheo!. in Eichstätt, wo er bis 1653 und dann noch einmal - als Studienpräfekt am Kolleg - von 1660-62 tätig war. Im Herbst 1662 ging er, wiederum als Prof. für Moraltheo!., nach Luzern. Nachdem er erst im Dezember 1670 das Amt des Superiors in Biburg angetreten hatte, wurde er bereits 1671 an das Ingolstädter Jesuitenkolleg berufen. L Freninger 28; Romstöck 165 (W); Ger! 202; Leitschuh I 57; Högner, Phi\. und Med. in lngolstadt 133 f.; G. Wilczek, Phi\. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 17. und 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 48 (1985) 23. E Heiler
Johannes von Andernach -; Andernach, Johannes von Jost, Bernhard, SJ, * 19.3. 1669 Thann (Elsaß), t 15. 12. 1729 Biburg bei Regensburg.
Am 10. 11. 1685 trat J. ins Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Er durchlief den üblichen Studiengang an den phi!. und theo!. Fak. in Ingolstadt. Am 13. 6. 1699 in Eichstätt zum Priester geweiht, leistete er das anschließende Tertiatsjahr in Altötting ab. 1700101 war er kurzzeitig als Logikprof. in München tätig. Im Oktober 1701 erfolgte die Promotion zum Magister phi!. an der Univ. Freiburg i.Br., an der er dann den phi!. Dreijahreskurs las. 170406 dozierte J., der am 2. 2. 1703 Profeß abgelegt hatte, Kontroverstheo!. in Luzern. 1706-08 war er als Prof. für Kasuistik und Gymnasialpräfekt in Konstanz, 1708-10 als Theo!.prof. in Amberg tätig. Am 20. 10. 1710 wurde er als "theologiae scholasticae ordinarius" in die Ingolstädter Matrikel eingeschrieben. Er verließ die Univ. 1713, um bis 1718 als Novizenmeister und Rektor in Landsberg zu wirken. Bereits seit 1718 Socius des Provinzials Franz Xaver Amrhyn, folgte er diesem am 28. 10. 1721 im Amt nach, das er bis zum 22. 11. 1724 innehatte. Im Anschluß leitete er das Kolleg in München und im Jahre 1728, kurz vor seinem Ableben, mehrere Monate das Konvikt zum H!. Ignatius in Ingolstadt. Von J. sind keine Druckschriften überliefert. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Cat. 17001729 in G. Sup. 49-50, 86. L DBA; Mederer III 125; Sommervogel VI Appendix XI (W); Duhr IVII 227 u. Ö., IV/2 356 u. ö.; Matrikel LMU; Ger1202; Strobel 106. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Kagerer - Kandler
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K (Siehe auch unter C)
Kagerer, Johann, SJ, * 29. 8. 1622 Burghausen, t 5. 3. 1682 München. Nach dem Besuch des Gymnasiums der Jesuiten in seiner Vaterstadt trat K. am 27. 9. 1639 in den Jesuitenorden ein. Es folgte das zweijährige Noviziat in Landsberg, an dessen Ende er am 29. 9. 1641 die "vota scolastica" ablegte. Daraufhin widmete sich K. an einer namentlich nicht genannten Lehranstalt des Ordens den phi!. Studie~, die er mit dem Grad eines Magisters der PhIl. abschloß. Auch die Orte, an denen er anschließend vier Jahre Grammatik unterrichtete und dann Theo!. studierte, sind unbekannt. Noch in die Endphase seines Theo!.studiums dürfte jedoch die Verleihung der drei höheren Weihen am 24. 2., 16. 3. und 25. 5. 1652 in Regensburg gefallen sein. Nach Abschluß seiner Studien hielt er sich von einem nicht näher bekannten Zeitpunkt an bis 1657 als Prof. der Phi!. in Augsburg auf, wo er am 1. 11. 1656 auch Profeß ablegte und am 14. 2. 1656 einer Disputation präsidierte. 165759 lehrte er in Ingolstadt an der phi!. Fak., deren Dek.an er im WiSe 1657/58 war. Von Ingolstadt gmg er als Prof. der Kasuistik nach Landshut (1659/60). Für den Rest seines Lebens liegen wiederum nur spärliche Angaben vor. So scheint K., der insgesamt sechs Jahre Phi!. und acht Jahre Moraltheo!. unterrichtet haben soll, 1668 in Innsbruck gewirkt zu haben. Zumindest wurde dort am 4. und 6.9. 1668 ei~ aus seiner Feder stammendes Schauspiel ~t dem Titel "Ovis perdita et reducta" aufgefuhrt. Gegen Ende seines Lebens war er wohl elf Jahre lang Präfekt in München. W Mundi magni principia, causae, proprietates (Praes.; Resp.: J. Steidl), Augsburg 1656; Disputatio philosophica de actione productiva corporis naturalis (Resp.; Praes.: M. Ram), Ingolstadt 1658; Ovis perdita e~ reducta. Das Ist wunderbarliche Widerkehrung MarCIS emes cretensischen Jünglings, o.O.u.J. [Innsbruck 1668]. ~ Sommervogel IV 896; Schaff 138; Gerl 204; Valentm I 275, II 1068.
M. Schaich
Kandler, Johann Kaspar von, * 5. 1. 1740 Ruhmannsfelden, t 1. 7. 1815 Ingolstadt, Q) 1779 Maria Anna Mar. V Andreas, Bürger und Bierbräu, M Katharina.
K. studierte in Ingolstadt, war drei Jahre als Privatsekretär in Paris, dann als Advokat an der Regierung Straubing und schließlich als Sekretär des Grafen Daun tätig. 1775 wurde K. zum o. Prof. für Institutionen, Enzyklopädie, Reichsgeschichte und Kanzleipraxis an der Univ. Ingolstadt ernannt. Seit 1777 vertrat er auch die "subsidia historiae" innerhalb der phi!. Fak. Nach der Reform des Lehrplans von 1784 las er neben Institutionen Feudalrecht. Im Zuge der Neuordnung der Univ. 1799 wurden ihm wiederum die Institutionen sowie erstmals die Pandekten aufgetragen. Neben seiner Lehr~tigkeit hatte K. eine Reihe von wichtigen Amtern innerhalb der Univ. inne. So stand er der Univ. zweimal als Rektor (1784/85, 1796/ 97) vor und fungierte seit 1790 als einer der beiden Univ.komrnissare für das Georgianum. Außerdem war er Ephor und Quästor des AIbertinums. Seit 1795 gehörte er zudem der Univ.fondsadministrationsdeputation an, ab Ende 1799 sogar als Direktor. K., der auch das Univ.archiv betreute, genoß als Gegner des Geheimbunds der Illuminaten wohl das besondere Vertrauen des bayer. Kurfürsten Karl Theodor der ihn zum wirklichen Hofrat ernannte und 1790 in den Adelsstand erhob. Nach dem Tod seines Gönners offenkundig mit den neuen Verhältnissen unzufrieden, blieb K. bei der Translokation der Univ. nach Landshut (Frühjahr 1800) in Ingolstadt zurück. Am 29. 10. 1802 wurde er deshalb offiziell von seinem Lehramt entbunden. Q BayHStAM, GL Fasz. 1483/II Nr. 5; UAM, E II 155b.
W Rede an die Herren Akademiker von der Auferziehung der Weysen, München 1769; N~turrecht. Erste Abhandlung: Von der Natur überhaupt und von der Natur des Menschen insonderheit, Augsburg 1784; Höchst Nöthige Beylage zu der vollständigen Geschichte der Verfolgung der Illuminaten in Baiern, Frankfurt-Leipzig 1786; Grundsätze der reinen Politik in Absicht auf die Regierungs-Kunst, Ingolstadt 1802. L DBA; Perrnaneder 19 u. ö.; Prant! I 674 u. Ö., II 479 u. ö.; C. Wallenreiter, Die Verrnögensverwaltung der Umv. Landshut-München. Ein Beitrag zur Geschichte des bayer. Hochschultyps vom 18. zum 20. Jh., Berlin 1971, 50 ff. u. ö.; P. Stötter, Vom Barock zur Aufklärung. Die Phil. Fak. der Univ. Ingolstadt in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh., in: BoehmlSpörl II 115; Kempter 73 ff. u. ö.; Müller 148 u. ö.; Schwaiger 95. R. Heydenreuter
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Kappier - Karoch
Kappier (Kapler), Lorenz, * 14. 11. 1765 Königsheim, t 6. I. 1818 Passau, 0 Passau, Innstadtfriedhof, kath. V Josef, M Margarete.
Nach Schulbesuch in Bischofsheim an der Tauber und Studium der Phi!. und Theo!. an der Univ. Mainz trat K. Anfang 1787 als ,,Alumnus Saalianus" in das Bartholomäerseminar in Ingolstadt ein und schloß an der dortigen Univ. seine theo!. Studien ab. Nach der Priesterweihe am 20. 12. 1788 in Ingolstadt war K. als Repititor im Bartholomäerseminar tätig; seit 1793 war er dort Subregens, seit Januar 1800 Regens. Als am 25. 11. 1799 ernannter ao. Prof. der Pädagogik zog K. im Sommer 1800 mit der Univ. nach Landshut um, wo ihm von der Regierung, wie schon in Ingolstadt, auch das Amt des ,,Local-Schul-Comißairs" übertragen wurde. Nachdem Gesuche um Gewährung eines Prof.gehaltes (1802) und um Ernennung zum Ordinarius (1803) erfolglos geblieben waren, bat K., der außer Pädagogik auch "Erklärung der teutschen Klassiker" und ,,Deutsch mit Übungen im deutschen Style" angeboten hatte, mit Hinweis auf seine Arbeitsbelastung als Oberschulkornrnissar am 3. 3. 1804 um seine Entpflichtung von der Professur. Im Herbst 1804 als "Oberschul- und Studienkommißär" für Niederbayern nach Straubing versetzt, wurde K. am 15. 9. 1808 zum Schulrat im Innkreis mit Dienstort Innsbruck ernannt, von wo er allerdings knapp ein Jahr später floh (Tiroler Aufstand) und um Versetzung an einen weniger gefährlichen Ort bat. Noch am 8. 4. 1810 energisch zur Wiederaufnahme seiner Amtsgeschäfte aufgefordert, wurde K. am 2. 11. 1810 zum Kreisschulrat im Unterdonaukreis ernannt, sollte im Oktober 1813 in gleicher Eigenschaft nach Regensburg in den Regenkreis überwechseln, erhielt jedoch im Januar 1814 die Erlaubnis, auf seiner bisherigen Stelle in Passau zu verbleiben. Als Autor und Hg. ließ der erste Pädagogikprof. und erste Germanist der Ludwig-Maximilians-Univ. ein besonderes wissenschaftliches Profil nicht erkennen. Q Archiv des Bistums Passau, Pfarrbücher, Passau, SI. Stephan, 22; BayHStAM, GL 1502, MInn 23126, 34834; UAM, C I 7, EI 8. W Sendschreiben eines Prof. der Gottesgelehrtheit an seine Schüler über das überhandnehmende Tabakrauchen junger Theologen. Auch anderen Jünglingen zur Beherzigung vorgelegt, Ingolstadt 1800; Sanunlung von kurzen Predigtentwürfen, Ingolstadt 1803 (gemeinsam mit F. X. Mayer, J. M. Sailer u. S. Winkelhofer) - Hg.: Kleines Magazin für kath. Religionslehrer, 4 Bde., Ingolstadt-Landshut 1800-04; Kurze Volkspredigten zur Beförderung einer reinen Glaubens- und Sittenlehre [von J. V. Paur]. Zum Druck befördert von D. L. K. und besonders den Freunden und Abnehmern des
kleinen Magazins für kath. Religionslehrer gewidmet, 5 Bde., Landshut 1804-07. L Brandl II 127; P. Segl, Die Phi\. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-26), in: BoehmlSpörl II 126 ff.; Müller 348 u. ö.; M. Bonk, Deutsche Philologie in München, Berlin 1995, 12 ff. P. Segl
Karoch, Samuel, von Lichtenberg (de Monte rutilo). Die Biographie des Wanderhumanisten K., der aus einern nicht sicher identifizierbaren Ort Lichtenberg stammte, ist nur in punktuellen Daten greifbar. Im WiSe 1462/63 immatrikulierte er sich für das Studium der Artes an der Univ. Leipzig. Hier fand er, vermutlich durch den Kreis um Heinrich Stercker, Zugang zu den Studia humanitatis, die seinem künftigen Wollen und Wirken als Lehrer und Autor die Richtung gaben. Nach einern Italienaufenthalt (1470) versuchte er als Vertreter des humanistischen Fachs an verschiedenen deutschen Univ. Fuß zu fassen, doch blieben ihm Amt und stetes Einkommen stets versagt, und kein Gönner befreite ihn aus seiner lebenslangen Armut. 1470/71 lehrte er in Erfurt. Am 6. 4. 1472 schrieb er sich an der kurz zuvor eröffneten Univ. Ingolstadt als ,,Magister Samuel de Liechtenberg poeta" ein. Wie lange sein Ingolstädter Aufenthalt währte, ist nicht bekannt. Im SoSe 1473 hatte es ihn bereits nach Basel gezogen. Ende der 70er Jahre wandte er sich von Wien aus nach Schwaben, immatrikulierte sich 1480, wiederum als "poeta", in Tübingen, unterrichtete 1482 Schüler in Biberach, suchte danach ein Unterkommen an der Univ. Heidelberg und um 1483/84 erneut in Erfurt. Ende 1486 begann er in Köln, wohl um endlich eine Existenzgrundlage zu gewinnen, mit dem jur. Studium, das er aber abbrach. Anscheinend folgte ein mehrjähriger zweiter Italienaufenthalt. Anfang der 90er Jahre zog er noch einmal nach Wien. Danach verliert sich seine Spur. Einer Bemerkung Heinrich Bebeis zufolge führte er aber noch um 1499 sein unstetes Wanderleben. - K. hatte in der gelehrten Welt keinerlei Ansehen, auch nicht in der humanistischen Bewegung, deren seit den 70er Jahren rasch steigenden Ansprüchen er mit seiner unfertigen Bildung, seinem zwieschlächtig gebliebenen Latein in der Tat nicht genügen konnte. Resonanz hatte er jedoch vielerorts bei Studenten und Schülern, durch deren Abschriften sein didaktisches und literarisches Oeuvre in etwa 60 noch erhaltenen Codices (mit einern bis neun Texten von K.; daneben vier Frühdrucke) reichlich überliefert ist. Es umfaßt Schriften zur Grammatik und zur Brieflehre, einige Reden
Karoch - Kautt und eine Anzahl Briefe, die stets auch Mustertexte sein wollen, schwankhafte und novellistische Erzählungen, vermischte Carmina (sämtlich in gereimten rhythmischen Versen), darunter größere Erzählgedichte. L ADB XV 410; NDB XI 281 f.; H. Entner, Frühhumanismus und Schultradition in Leben und Werk des Wanderpoeten S. K. v. L., Berlin 1968; F. J. Worstbrock, Neue Schriften und Gedichte S. K. v. L., in: Zs. für deutsches Altertum und deutsche Literatur 112 (1983) 82 ff. (W); Ders., K., S., v. L., in: Verfasserlexikon2 IV 1030-41; Killy VI 242 f.; Schöner 466 f. F. 1. Worstbrock
Kaufmann, Johannes (Hans), * Sterzing (Südtirol), t 25. 5.1537, D Wien, St. Stephan, m um 1498 Anna Leubenpeck, t 1537. V Eberhard, Teilhaber der Silberbergwerke in Sterzing und Gossensaß, Bürgermeister von Sterzing (1461, 1474), t 1492, M Margret Krakofl.
K. entstammte einer Bürgerfamilie der Südtiro-
ler Handels- und Bergwerksstadt Sterzing. Als vermutlich erster Angehöriger des Ratsbürgerund Bergbauunternehmergeschlechts begann er ein akad. Studium. Er studierte in Wien (Matrikeleintrag: 13. 10. 1472) sowie in Bologna (Matrikeleinträge: 1480, 1482 als einer der beiden gewählten "procuratores" der deutschen Nation, 1484). 1488 begegnet er, damals schon zum Dr. iur. promoviert, als einer der beiden Gesprächsführer, die für Kaiser Friedrich III. in Köln mit den aufständischen Niederländern um die Freigabe Maximilians L verhandelten. Am 18. 3. 1491 immatrikulierte sich K. an der Univ. Ingolstadt als "Dominus Iohannes Kaufman de Stertzing legum doctor in iure civili lector meridianus". Er vertrat die "Iectura pandectarum" an der jur. Fak. allerdings nur bis Herbst 1493 und war einmal Rektor der Univ. (WiSe 1491/92). Dem damals an der Univ. Ingolstadt weilenden Konrad Celtis, der ihm 1492 ein Epigramm widmete, gab K. Ratschläge für die Gestaltung von dessen berühmter Antrittsrede. 1498 erwarb K. das Wiener Bürgerrecht und heiratete die Tochter des Wiener Ratsbürgers Wolfgang Leubenpeck, die ihm fünf Kinder gebar. In der Folgezeit war K. für den Wiener Rat und für Kaiser Maximilian L tätig. Wahrscheinlich schon 1500 in den Adelsstand erhoben, erwarb er 1501 die Herrschaft Rassing bei St. Pölten und ergänzte seinen Familiennamen mit dem Zusatz "zu Rassing". Seine Wahl zum Bürgermeister von Wien für das Jahr 1515 hatte K., der weder vorher noch nachher als Ratsmitglied oder als Genannter nachweisbar ist, möglicherweise seinem Förderer Maximilian L zu verdanken. Nach dessen Tod nahm er im März 1519 - zusarnrnen mit 14 Biograph. Hdb. 1
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Rudolf von Hohenfeld als Repräsentant der dem alten Regiment Maximilians treu gebliebenen Minderheit der Herren- und Städtekurie Österreichs unter der Enns - am Generallandtag der österreichischen Erblande in Bruck an der Mur teil. Seine Loyalität gegenüber der Habsburger-Dynastie wurde 1521 (nach Unterwerfung der Stände) belohnt: Ferdinand L, der am 5.6. desselben Jahres die Regierung in den österreichischen Erblanden übernommen hatte, berief ihn als Mitglied in den neu errichteten Hofrat für die Regierung der niederösterreichischen Länder. K. gehörte dieser (1527 in Regiment umbenannten) Behörde bis zu seinem Tod an, 1530 wurde er außerdem in den Reichsritterstand erhoben. L Mederer I 38; E. Friedlaender/C. Malagola (Bearb.), Acta Nationis Germanicae Universitatis Bononiensis, Berlin 1887, 228 u. ö.; Knod 240; Matrikel LMU; W. SzaivertlF. Gall (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Wien, Bd. II1I, Graz-Wien-Köln 1967, 135; Wolff 265 u. ö.; R. Perger, Dr. H. K. aus Sterzing, Bürgermeister von Wien im Jahre 1515, in: R. Perger/W. Hetzer, Wiener Bürgermeister der frühen Neuzeit, Wien 1981,89-113. H. Zedelmaier
Kautt (Kauth), Matthias, * Langeneiffen (Schwaben), t 3. 10. 1664 Amberg, m Elisabeth. K. besuchte 1632/33 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums und nahm daraufuin das Studium der Phi!. am angeschlossenen Lyzeum auf. 1637 wechselte er an die bayer. Landesuniv., wo er sich als "iuris studiosus" in die Matrikel eintrug. 1641 wurde er in Ingolstadt zum Dr. iur. utr. promoviert und begann anschließend seine jur. Laufbahn bei der Regierung von Burghausen. Am 7. 9. 1643 bewarb er sich beim Kurfürsten zunächst erfolglos um eine Professur. Nach einer Tätigkeit als Regierungsrat und Lehenpropst in Straubing wurde er 1653 zum ao. Prof. für die Institutionen und 1654 zum o. Prof. für die Pandekten ernannt. Dagegen blieb sein Gesuch um die publicistische Lektur 1660 erfolglos. Im SoSe 1659 hatte K. die Würde des Rektors der Univ. inne. Mit Dekret vom 27. 10. 1662 versetzte ihn der Kurfürst als Kanzler und Lehenpropst nach Amberg. Am 18. 11. 1662 wurde er zusätzlich zum Pfleger von Neunburg vorm Wald bestimmt, wobei er die Pflege nicht persönlich verwaltete. - Der wissenschaftliche Schwerpunkt von K. lag im Verfahrensrecht und im öffentlichen Recht, das er allerdings nie im Lehrbetrieb vertrat. W Processus iudiciarius civilis-speculativo-practicus cum observationibus practicis-juridicis in foro et iudiciis quotidianis, Ingolstadt 1657, München 1687; Disputatio iuridica de iurisdictione in genere et de eccle-
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Kautt - Keller
siastica et saecularia S. R. I. principum-episcoporum in specie (Praes.; Resp.: P. W. von Hörnigk), Ingolstadt 1661; Observationes iuridicae in foro et iudiciis quotidianae, Ingolstadt 1662. L DBA; Mederer 11 296 u. ö.; Prant! I 427 u. ö.; Matrikel LMU; Leitschuh I 65; Buzas-Resch I 92; Neumaier 71 u. Ö. R. Heydenreuter
Keller (Cellarius), Jakob (Pseudonyme: Fabius Hercynianus, Berchtoldus a Rauchenstein, Jacobus Aurimontius, Herwart von Hohenburg), SJ, * 1568 Säckingen (Baden), t 23. 2. 1631 München. K. trat am 8. 1. 1589 in den Jesuitenorden ein. Im Verlauf der ordensüblichen Ausbildung wurde er u. a. im Gymnasium in Freiburg i.Br. als Lehrer eingesetzt. Seit 1600 (Matrikeleintrag vorn 11. 1.) war K. an der Univ. Ingolstadt tätig, zunächst als Prof. für Phi!., seit 1601 in der theo!. Fak., der er auch einmal als Dekan vorstand. Die in Ingolstadt entstandenen Disputationen und handschriftlichen Kommentare beziehen sich entsprechend zunächst auf den aristotelischen Cursus philosophicus, dann 1602 auf das Regensburger Religionsgespräch (pseudonym: "Serturn Hunnianum ex absurditaturn floribus, quos ... effudit Aegidius Hunnius") und schließlich 1606 auf theo!. Themen wie die letzte Ölung. 1606 verließ K. Ingolstadt und wurde zunächst Rektor des Regensburger Jesuitenkollegs, übernahm aber bereits 1607 das Rektorat des Kollegs in München. Hier entwickelte er bis zu seinem Tod eine einflußreiche Tätigkeit, nicht nur innerhalb des Ordens, wo er u. a. Jakob Balde förderte, sondern auch als Beichtvater und theo!. Berater Maximilians I. In den späteren Jahren löste ihn Adam Contzen zunehmend in dieser Tätigkeit ab. - Scharfe kontroverstheo!. und konfessionspolitische Polemik kennzeichnet das Werk von K. Gegen das "Uncath. Pabsttumb" (Lauingen 1607) des Protestanten Jakob Heilbrunner, der schon in Regensburg 1601 gegen die Katholiken angetreten war, verfaßte er 1614 das "Cath. Pabstumb" und setzte die Kontroverse mit einern öffentlichen Religionsgespräch 1615 in Neuburg fort, flankiert von weiteren Streitschriften bis zu der ,,Letzten Oelung J acobi Heilbrunneri" und dem "Todesschweiss Jacobi Heilbrunneri" von 1616 und 1618. Schon 1611 hatte er sich mit der vielbeachteten Schrift "Tyrannicidium. Oder Lehr von Tyrannenmord" (1611, lateinisch 1613) in die Auseinandersetzungen gemischt, in die die Jesuiten in Frankreich nach den Veröffentlichungen von Juan de Mariana und den Attentaten auf Heinrich 111. und Heinrich IV. verwickelt waren. Marianas Thesen seien, so K., singulär, eine
Verantwortung der Jesuiten am Königsrnord sei abzulehnen. Die beiden anonymen Schriften von 1625 dagegen, ,,Mysteria politica" und "G. G. R. theologi ad Ludovicum decimum tertium, Gallicae et Navarrae regem christianissimum admonitio", die lange K. zugeschrieben wurden, sind nach neueren Forschungen (R. Bireley) von Contzen verfaßt; sie versuchten, die französische Staatsführung von Verbindungen mit den Hugenotten abzuhalten, und wurden in Paris öffentlich verbrannt. - Viele Schriften von K. erschienen anonym oder pseudonym. 1618/19 schrieb er für Hans Georg Herwart, als auf Kurfürst Maximilians Weisung eine Ehrenrettung Kaiser Ludwigs des Bayern gegen Abraham Bzovius, den Nachfolger von Cäsar Baronius, zu verfassen war: ,,Ludovicus IV. Imperator defensus contra Bzovium". Auf der Grundlage der Studien Christoph Gewolds widerlegte K. in diesem bedeutenden historiographisehen Werk minutiös die ,,Annales Ecclesiastici" des Dominikaners. Auch andere Publikationen zeigen K. als konfessionell-politischen Autor im gemeinsamen Vorgehen von Jesuiten und Fürstentum. Zu den Polemiken nach der Schlacht am Weißen Berge gegen Graf Karl Bonaventura Bucquoy und für Graf Johann Tserclaes Tilly ("Constantinus Peregrinus castigatus", 1621, pseudonym) und dem "Panegyricus" (1620) auf Maximilian hat K. sehr wahrscheinlich beigetragen. Im "Kanzleienstreit" 1623 und der für die Calvinisten kompromittierenden Veröffentlichung von Akten aus dem Heidelberger Archiv und von Christian von Anhalt spielte K. - wenn auch möglicherweise an der initiierenden ,,Fürstlich Anhaltisch geheime[n] Kanzlei" nicht beteiligt - eine wichtige Rolle, indern er in den folgenden Jahren gegen die pfälzisch-calvinistische Seite, insbesondere gegen Ludwig Camerarius, mit bilderreichen Titeln und weiteren Materialveröffentlichungen polemisierte: etwa dem ,,Rhabarbarum domandae bili" (1625) und dem "Tubus Gallilaenus" (1625). So stellte K. seine intellektuelle Tätigkeit effektiv in den Dienst der konfessionellen Politik. Q BayHStAM, Jesuitica 544; BSB, clm 4814 ff., 27757b, 27758 (Aristoteleskommentare); Stiftsbibliothek St. Gallen, MSS 1147.
W [Pseud. Jacobus Aurimontius] Sertum Hunnianum ex absurditatum floribus, quos ... effudit Aegidius Hunnius, Ingolstadt 1602; Tyrannicidium. Oder Lehr von Tyrannenmord, München 1611; Cath. Pabstumb, München 1614; Lezte Oelung Jacobi Heilbrunneri, München 1616; Todesschweiss Jacobi Heilbrunneri, München 1618; [an.] Ludovicus IV. Imperator defensus contra Bzovium, München 1618/19; [pseud. Berchtoldus a Rauchenstein] Constantinus Peregrinus castigatus, 0.0. 1621; [pseud. Fabius Hercynianus] Rhabarbarum domandae bili, 0.0. 1625; [pseud. Fabius Hercynianus] Tubus Gallilaeanus, 0.0. 1625; F. Streicher
Keller-Kern (Hg.), Die ungedruckte Lebensbeschreibung des h!. Petrus Canisius von J. K., in: AHSJ 8 (1939) 257-314. L ADB LI 102 ff.; NDB XI 457; DBA; DBA N. F.; Sommervogel IV 981-97 (W); R. Krebs, Die politische Publizistik der Jesuiten und ihrer Gegner in den letzten Jahrzehnten vor Ausbruch des 30jährigen Krieges, Halle 1890,64 ff. u. ö.; Koch 971 f.; D. Albrecht, Die auswärtige Politik Maximilians von Bayern, Göttingen 1962; R. Mousnier, L'assassinat d'Henri IV, Paris 1964; A. Kraus, Die Annales Ecc1esiastici des A. Bzovius und Maximilian I. von Bayern, in: Refonnata refonnanda. Festschrift Hubert Jedin, Münster 1965, 253-303; A. Lynn Martin, Henry III and the Jesuit politics, Genf 1973; R. Birely, Maximilian von Bayern, Adam Contzen S. J. und die Gegenrefonnation in Bayern 1624-35, Göttingen 1975; Popp 132 f.; A. Schmid, Geschichtsschreibung am Hofe Kurfürst Maximilians I. von Bayern, in: Wittelsbach und Bayern lI/I 330-40; HdBG II 912; J.-M. Valentin, Jesuiten-Literatur als gegenrefonnatorische Propaganda, in: Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, hg. von H. A. Glaser, Bd. 3: 1572-1740, hg. von H. Steinhagen, Hamburg 1985, 184 f. u. Ö. M. Mulsow
Keller (Keiner), Johannes. K., der als seinen Herkunftsort Rain angab, immatrikulierte sich am 11. 4. 1486 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im Dezember 1487 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1491 zum Magister. Am 12. 3. 1491 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen. An Vorlesungen, die K. gehalten hat, sind die ,,Libri topicorum" (WiSe 1492/93), die "Sphaera materialis" (SoSe 1493, SoSe 1494) und die "Parva naturalia" (WiSe 1493/94) bekannt. Ein Studium an einer der höheren Fak. scheint K. nicht aufgenommen zu haben, doch war er noch mehrere Jahre an der Artistenfak. aktiv. Als er im September 1497 von herzoglichen Räten über deren Zustand befragt wurde, gab er sich durch seine Stellungnahme indirekt als Anhänger der "via moderna" zu erkennen. Im WiSe 1498/99 schließlich übernahm er das Dekanat der Artistenfak. Zum letztenmal ist er im WiSe 1499/1500 nachzuweisen. Danach verliert sich seine Spur.
Q UAM, 0 I 2, 0 V I. L Seifert 39 u. ö.; Schöner 485 ff.
C. Schöner
Keller, Veit (Vitus), SJ, * 12.5. 1725 Neuburg a.d.D., t 26. 2. 1774 Neuburg a.d.D.
Über die Eltern und die Jugendzeit von K. ist nichts bekannt; er dürfte jedoch eher aus bescheidenen Verhältnissen gestammt haben. Am 13. 9. 1741 trat der Sechzehnjährige der Societas Jesu bei. Bis 1742 als Novize in Landsberg, 14*
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bezog er 1743 die Univ. Ingolstadt, um bis 1746 die notwendigen phi!. Studien zu absolvieren. Dazwischen, am 24. 5. 1744, empfing er in Eichstätt die vier niederen Weihen. Nach einer ersten Tatigkeit als Lehrer der Grammatik in Straubing (1746/47) und Eichstätt (1748/49) übernahm er die Humaniora in Eichstätt. Vom 29. 9. 1750 bis 1754 folgte das Studium der Theo!. in Ingolstadt. Anschließend wechselte er kurzzeitig nach Altötting (1754/55, als Pater tertiae probationis) und 1755/57 als Prof. für Grammatik ans Jesuitengyrnnasium Freiburg i.Br. Auf diese Weise gut vorbereitet, übernahm er an verschiedenen Orten das phi!. Lehrfach: 1756/57 in Mindelheim, 1757-59 in Ellwangen, 1759-61 in München und 1761-63 in Ingolstadt. Die Ablegung der Profeß erfolgte am 2. 2. 1759. Von Ingolstadt aus wechselte er 1763 nach Dillingen, wo er bis 1765 als Inspektor des Seminars, anschließend als Studienpräfekt und Prof. der Geschichte wirkte. Letzte Station seiner Tatigkeit war das Ministeramt des Kollegs seiner Heimatstadt Neuburg a.d.D. (1772173). L Romstöck 166 f.; Specht 282 u. ö.; Matrikel LMU; Kurrus I 247; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 46. W. Weber
Kern, Georg, SJ, * 1572 Dillingen, Posen.
t 30. 4. 1626
Über Herkunft und Jugend von K. ist nichts in Erfahrung zu bringen. Er trat am 19. 9. 1588 in die Societas Jesu ein. Die Jahre 1590-93 brachte er an der Univ. Ingolstadt mit phi!. Studien zu. Nach Beendigung seines anschließenden Theo!.studiums wurde er 1599 zum Priester geweiht. Daraufhin lehrte K. 1599-1602 in Dillingen Phi!. Nach fünf Jahren als Rektor am Jesuitenkolleg Innsbruck kehrte er im Jahre 1607 wieder nach Dillingen zurück, wo er die Professur für scholastische Theo!. übernahm. In dieser Position wirkte er bis 1612. Am 4. 2. dieses Jahres wurde er nach München berufen, wo er zeitweilig auch scholastische Theo!. lehrte. 1616-18 ist er an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Moraltheo!. nachzuweisen. Von seiner Lehrtätigkeit zeugen 14 unter seinem Vorsitz abgehaltene Disputationen sowie einige wenige Manuskripte zu Fragen der Phi!. und Theo!. W Theses theologicae de Christo et Sacramentis, Ingolstadt 1599; Disputatio de Antichristo (Praes.; Resp.: U. Wall), München 1615. - Ungedruckt: Theologia moralis (BSB, c1m 9011). L Sommervogel IV 1015 f., IX 546 (W); Romstöck 169-74 (W); Specht 282 u. ö.; Gerl211. F. Neumann
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Kern - Khapfer
Kern, Johann Adam, SJ, * 14. 12. 1734 Eichstätt, t 2. 12. 1800 Eichstätt. V Andreas, Tuchmacher und Äußerer Rat, t 20. 2. 1768 Eichstätt, M Maria Eva Millgrab(n), verwitwete Kayser, t 16.9.1773 Eichstätt,CO 16. 7. 1720 Eichstätt.
K. trat nach dem Besuch des Gymnasiums in Eichstätt (1745-51) am 26. 9. 1751 in den Jesuitenorden ein. 1753-56 studierte er in Ingolstadt Phil., unterrichtete dann im ordensüblichen Magisterium 1756-58 in München, 175860 in Regensburg und in Ingolstadt. 1760-64 studierte er in Ingolstadt Theol., ohne sich an der Univ. immatrikuliert zu haben, das Tertiat in Altötting schloß 1764/65 an. Daraufuin nahm er seine phil. Lehrtätigkeit auf, zunächst 1765/66 als Prof. der Logik in Neuburg a.d.D., 1766-73 in Ingolstadt als Prof. der Logik, später der Ethik. 1773 war er kurzzeitig Prediger in Luzern, 1773-97 wirkte er dann als Domprediger in Eichstätt, wo er 1785 auch Kanoniker am WiIIibaldschor wurde und zeitweise am bischöflichen Lyzeum lehrte. - K. hinterließ keine phil. und theol. Werke, aber ein außergewöhnlich umfangreiches Predigtwerk, das seine Eichstätter Predigten umfaßte und das er "den Seelsorgern, weIche die Einfalt lieben und die Einfältigen auf dem Lande in den Wegen des Heils unterrichten", widmete. Das 24bändige Werk reiht sich in die großen Predigtsammlungen der Zeit ein. Es ist durch ein stark pastorales Anliegen und einen streng kirchlichen Sinn geprägt und enträt streckenweise eines moralisierenden Tons nicht. Mit seinen Attacken gegen die Aufklärer geriet der Exjesuit in Auseinandersetzungen mit den ehemaligen Illuminaten in Eichstätt, nahm jedoch im Vorbehalt gegenüber der veräußerlichten Praxis bei Bruderschaften und dem Wallfahrtswesen oder in der Sicht des Amtsverständnisses eines Fürstbischofs in der Trauerrede auf Bischof Johann Anton IU. von Zehmen Gedanken der Aufklärung auf. Bezeichnend für den von ihm propagierten Frömmigkeitsstil sind seine marianischen Predigten. In ihnen erkannte er Maria eine Größe zu, die sie sehr nahe an diejenige ihres Sohnes oder der Dreifaltigkeit heranrückte, und nannte sie "Schatzmeisterin aller Gnaden". Wie weit sein Einfluß über Eichstätt hinausreichte, ist schwer abschätzbar, auf jeden Fall bereitete er den Boden für das Predigtwerk des Eichstätters Joseph Zängl (1776-1816). Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 18, Mscr. VI 38, Mscr. XI 26/2-7, Mscr. XI 44, Mscr. XVII 12. W Lob- und Trauerrede, Ueber den betrübten Todesfall des Hochwürdigsten Reichsfürsten Und Herrn Nicolaus de Rupe des Unmittelbaren Stifts zu Maria Einsiedeln Abten, o. O. 1773; Trauerrede auf die Hochwürdige und Wohlgebohrne Frau Maria Anna Adelgund, des berühmten Klosters von dem Orden des
heiligen Benedicts zu Eichstädt Abtissin, Eichstätt 0.J. [1779]; Predigten auf alle Sonn- und Festtage des Jahres, 24 Bde., Augsburg 1784-90; Leichbegängniss '" Johann Anton III. Bischofes zu Eichstätt sammt der am I. Juli gehaltenen Trauerrede, Eichstätt 1790. L DBA; Mederer III 294; Perrnaneder 8; Prant! I 613; Sommervogel IV 1014 f. (W), IX 546; Romstöck 167 ff. (W); Schaff 169; Matrikel LMU; Ger! 211; Brandl II 129; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 46-49; B. Lengenfelder, Illuminaten in Eichstätt, in: SHVE 97 (1988) 135-170; Ders., Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration. Kirche und Staat 17731821, Regensburg 1990, 161 ff. u. ö.; W. J. Hentschel, Maria im Predigtwerk des Theo1.prof. und Eichstaetter Dompredigers Dr. A. K. (1734-1800), in: De Cultu Mariano Saeculis XIX-XX (Pontificia Academia Mariana Internationalis), Bd. 3, Rom 1991, 1-29. S. Hofmann
Kerschbaumer, Johann Evangelist, SJ, * 3. 12. 1732 Gossensaß (Tirol), t 15. 12. 1779 Innsbruck.
K. durchlief nach seinem am 9. 10. 1750 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden die ordensübliche Laufuahn, mit Lehrtätigkeit an verschiedenen, den Jesuiten zugeteilten Lehranstalten. Nachdem er bereits in München und Amberg Humaniora unterrichtet hatte, wurde er 1768 an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt zunächst Prof. für Logik, 1770 vertrat er das Fach Physik. Anschließend soll er bis 1773 in Dillingen gelehrt haben. W Principia hydraulicae secundum theoriam Georgii Kratzii proposita, Ingolstadt 1770. L DBA; Prant! I 613, 11 512; Sommervogel IV 1019 (W); Schaff 169; Ger! 212. W. Müller
Khapfer (Kapffer), Christoph.
K. immatrikulierte sich als "pauper" am 9. 12. 1534 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Augsburg angab. Zum 26. 10. 1535 wechselte er an die Univ. Freiburg i.Br., wo er im FebruarlMärz 1537 zum Bakkalar promovierte. Den Magistergrad erwarb er dagegen wieder in Ingolstadt im Januar 1539. Gleich anschließend nahm er vermutlich das Jurastudium auf, seinen Unterhalt dürfte er sich als Privatpräzeptor verdient haben. Am 11. 5. 1542 wurde ihm - während sein Mitbewerber Martin Hercules Röttinger leer ausging - durch einstimmige Wahl der Artistenfak. die erste Phil.lektur (aristotelische Physik) übertragen. Allerdings scheint man sich über seinen problematischen Charakter im klaren gewesen zu sein, denn während das vor der Aufnahme ins Fak.konzil noch geforderte Geburtszeugnis lediglich eine übliche Formali-
Khapfer- Kibel tät darstellte, waren elmge Ermahnungen an den neuen Lektor bezüglich seiner Umgangsformen ungewöhnlich. Sein cholerisches Temperament stellte K. gleich bei der Antrittsvorlesung unter Beweis, in der er einige der anwesenden Dr. beleidigte und deswegen zurechtgewiesen wurde. Im SoSe 1543 fungierte K. dann als Dekan der Artistenfak., trat aber Anfang Oktober in einer stürmischen Szene zurück u. a. warf er die Fak.siegel auf den Tisch -, weil die anderen Lektoren während seiner überlangen Abwesenheit in Privatangelegenheiten die Prüfer für das anstehende Bakkalarsexamen gewählt hatten. Erst ein halbes Jahr später, am 10. 3. 1544, wurde K. wieder zum Fak.konzil zugelassen. Kurz darauf, arn 15. 5. 1544, resignierte er auf seine Lektur. Zu Beginn des folgenden Jahres, arn 29. 1. 1545, promovierte K. zum Lizentiaten und Dr. des Zivilrechts. Danach verliert sich seine Spur. Werke von K. sind nicht bekannt. Q UAM, D III 6, GG III122, 0 IV 2. L Seifert, Statuten 490; Seifert 143; Wolff 308 u. ö. C. Schöner
Kherl (Kerl), Ignaz Christoph, * 1636 Landshut, t 9. 11. 1714 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Stadtsyndikus in Landshut, kurfürstlicher Rat und Kammeradvokat.
1660 wurde K. als "philosophiae studiosus pauper" an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Er ging dann nach Italien und wurde nach dreijährigem Studium arn Collegium Germanicum in Rom (1662-65) zum Dr. theol. promoviert. Durch die Protektion des Kardinals Francisco Barberino, des Vizekanzlers des Collegium Germanicum, erhielt er eine KaplansteIle in AItenerding. Als man Franz Jakob Zadler nach Freising zum General vikariat des Fürstbischofs berief, wurde die Bewerbung des K. auf den Lehrstuhl für Kontroverstheol. an der Univ. Ingolstadt und die Ingolstädter Frauenpfarre vorn Eichstätter Bischof und von Kurfürst Ferdinand Maria unterstützt. Die theol. Fak. erhob Einspruch wegen des verkürzten Studiums, das K. in Rom absolviert hatte, jedoch setzte sich der Kurfürst über die Einwände hinweg und bestätigte die Ernennung zum Prof. arn 21. 7. 1671. 1672-1714 hatte K. ferner die Frauenpfarre inne, hingegen war seinen Bemühungen um das Amt des Regens des Georgianums kein Erfolg beschieden. In den folgenden Jahren erwies sich K. als äußerst effektiv in der Univ.politik. So gelang es ihm in Zusammenarbeit mit seinem weltgeistlichem Kollegen Os-
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wald von Zimmern, die Ansprüche der Jesuitenprof. auf das Recht zur Promotion und der Dekanatswahl zurückzudrängen. Der Vorschlag und die Ernennung von K. zum Nachfolger des Prokanzlers Os wald von Zimmern erfolgten arn 23. 8. 1678 ohne Gegenstimmen. K. hatte dieses Amt bis zu seinem Lebensende inne und konnte in seiner 43jährigen, erfolgreichen Univ.tätigkeit 14mal das Dekanat der theol. Fak. und neunmal das Rektorat besetzen (zuerst im Oktober 1672, zuletzt im WiSe 1714). Als K. starb, stiftete er, der lange Jahre die Würden eines Dornherrn, fürstbischöflichen und kurfürstlichen Rates bekleidet hatte, ein später dem Georgianum inkorporiertes Stipendium für einen Theo1.studenten. - Alle Energie von K. scheint in administrative und politische Aktivitäten geflossen zu sein; es sind keinerlei Schriften erhalten. Q BayHStAM, GL 1482/1 6; BSB, c1m 1381 (J. A. Oefele, Elogia theologorum iIIustrium Ingolstadiensium ex auditorio theologico descripta, 1736), c1m 1627, f. 2-53 (c. A. Chlingensperg: IlIa quae in Ingolstadiensi et facultate gesta sunt ab a. 1713-1740); DAE, F. X. Buchner, Generalregister der Eichstätter Bistumsgeistlichen I 156; UAM, GG III/Il II, C III 3.
L Mederer II 385 u.ö, III I u. ö.; Zur Geschichte der Stadtpfarrkirche zur Schönen Unserer Lieben Frau in Ingolstadt, in: Unterhaltungsbl. zur Ingolstädter Zeitung, Nr. 20 (18. 5. 1896) 166 f.; J. B. GölZ, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1418-1829), in: SHVI 44 (1925) S. 96 ff.; Matrikel LMU; S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 9, 35; Schmidt, Collegium Germanicum 263. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Kibel (Kubelius, Kübel), Jakob, t 1558. K., für den Stuttgart als Herkunftsort bezeugt ist, immatrikulierte sich arn 2. 1. 1532 an der Univ. Tübingen, wo er, 1532-36 Mitglied des Martinianums, im Juni 1533 zum artistischen Bakkalar und im Januar 1535 zum Magister promovierte. Am 15. 7. 1536 wechselte er nach Ingolstadt und wurde sogleich mit der durch den Weggang von Johannes Menzinger frei gewordenen zweiten Phil.lektur (Ethik und Metaphysik) bestallt. Am 4. 7. 1539 wurde er ins Konzil der Artistenfak. kooptiert. Im SoSe 1540, als die Univ. wegen der Pestepidemie nach Rain übersiedelte, übernahm er das Dekanat. Daneben widmete sich K. dem Jurastudium, welches er arn 17. 9. 1541 vorläufig mit der Promotion zum Lizentiaten des Zivilrechts abschloß. Kurz darauf, arn 13. 2. 1542, resignierte er auf seine Lektur und verließ Ingolstadt. In der Folge ist er als "extraordinarius ornnino" arn Reichskammergericht nachweis-
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Kibel - Kleinbrodt
bar. Im Spätsommer 1545 kehrte er kurzfristig nach Ingolstadt zurück, um zum Dr. iur. civ. zu promovieren. Nachdem er 1549-52 Assessor für Bayern am Reichskammergericht gewesen war, bekleidete er von 1553 bis zu seinem Tod die Stelle des Straubinger Kanzlers. - Zu den von Simon Thaddaeus Eck publizierten "Tres orationes funebres" auf Johannes Eck steuerte K. zwei Trauergedichte und zwei Epitaphien bei. Mehr Bedeutung besitzt seine 1547 veröffentlichte ,,Elegia in fine continens vaticinium", ein ziemlich düsteres, Moritz von Hutten gewidmetes Zeitporträt, an dessen Ende er den selbstverschuldeten Fall der Deutschen prophezeitt;. Den Abschluß des Ganzen bildet die lateinische Übersetzung eines Gedichtes von Valentin Groß von Trockau an Karl v., das er in die Form eines Akrostichon faßte. Q UAM, D III 6, D III 7, D VII 6a, GG III/22, GG IV a 2. W Elegia sive epicedion etc., in: Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii habitae, Ingolstadt 1543, hg. von J. Metzler, Münster 1930,51 f.; Elegia in fine continens vaticinium, 0.0. [Ingolstadt) 1547. L Mederer I 171; Ferchl I 491; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971, 197; Seifert, Statuten 489; Wolff31O u. ö.; Schöner 385. C. Schöner
Kilianstein, Anton Jonas, t 10. 6. 1638 Ingolstadt.
* Würzburg,
Nach dem Studium der Med. seit 1614 an der Univ. Ingolstadt übernahm K. dort 1621 die Professur für Anatomie und Chirurgie. Er stand der Univ. erstmals im SoSe 1627 als Rektor vor; insgesamt bekleidete er dieses Amt neunmal, zuletzt im SoSe 1636. Wegen seiner engagierten ärztlichen Tatigkeit während der Nöte des 30jährigen Krieges war der Mediziner bei der Stadtbevölkerung hoch geehrt. K. hinterließ lediglich einen Traktat ,.oe dolore capitis seu de hemecrania" als Manuskript, .den Franz Ignaz Thiermair in seine "Consilia et scholia medica ad varias consultationes et responsiones" (1673) aufnahm. L DBA; DBA N. E; Kobolt 198 f.; Mederer II 210 u. ö.; Prand I 434; Matrikel LMU; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte III 524. R. A. Müller
Kirner (Kürner), Christoph.
Als die Univ. Ingolstadt im Sommer 1573 nach dem Abzug der Jesuiten auf der Suche nach artistischen Prof. war, empfahl ihr der Herzog in einem Schreiben vom September 1573 als
Lektor für Humaniora K., den Eisengreinschen Richter in Ötting, den die Univ. jedoch als zu alt ablehnte. Prantls Angabe, daß K. dann auch wirklich im Dezember 1573 die aus dem Pädagogium hervorgegangene ,,Lectio Ciceroniana" übernommen hätte, entbehrt der Quellengrundlage; auf ihr saß vielmehr um diese Zeit Wolfgang Scherei, vertreten durch Sebastian Knab-Eck. Dagegen immatrikulierte sich K., der als Herkunftsort Sulz am Neckar angab, gemeinsam mit seinem Sohn Ulrich am 28. 2. 1575 als "praefectus paedagogii novi", womit das wiederbegründete ephemere Pädagogium, welches das jesuitische Gymnasium ersetzen sollte, gemeint ist. Im Februar 1576 wird dieses Pädagogium in einem Memorial der Univ.patrone an Herzog Albrecht V. als noch existent erwähnt. Spätestens mit der Rückkehr der Jesuiten dürfte es eingegangen sein und die kurzfristige Tätigkeit von K. in Ingolstadt ihr Ende gefunden haben. L Prantl I 336; Seifert 330 u.
Ö.
C. Schöner
Klaiber (Klayber, Kleyber), Thomas, ßenhorn.
*
Wei-
K. wurde als "artium studiosus" am 29. 10. 1570 an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. 1574 wurde er zum Prof. Organi Aristotelici ernannt und im selben Jahr oder 1575 zum Baccalaureus der Theo!. promoviert. W De peccato. Adversus Lutheri, Calvini, aliorumque novatorum errores disputatio (Resp.; Praes.: A. Hunger), Ingolstadt 1573; Assertiones logicae (Praes.; Resp.: G. Vogel), Ingolstadt 1575. L Congratulatio reverendo atque doctissimo viro, D. Thomae Klaiberio, Iiberalium artium et Philosophiae Magistro, et SS. Theologiae Baccalaureo formato etc. cum Ingolstadij ... primum ... sacrificium faceret, inscripta, autoribus M. Friderico Martini Philosophiae naturalis Profeßore, M. Valentin Rotrnaro Oratoriae Profeßore Ordinario, M. Joanne Engerdo, P. L. ac Poet. Profeßore Ordinario, Ingolstadt 1575; Mederer II 11; Matrikel LMU; Popp 133. R. Huber
Kleinbrodt (Kleinbrod, Kleinbrott), Joseph Anton, SJ, * 5. 6. 1668 Öhningen am Bodensee, t 28. 2.1718 Regensburg. V Johannes Leonhard von K, bischöflicher Konstanzer Amtmann in Freiburg i.Br., 1657 bischöflicher Obervogt der Herrschaft Öhningen, t 1. 1. 1681 Freiburg i.Br., M Eva Elisabeth Pflaumem (von Pflummem), * 10.3. 1632, t 30. 3. 1696 Freiburg i.Br.
K. dürfte das Gymnasium in Freiburg i.Br. besucht haben, wo er als ,)osephus Antonius a
Kleinbrodt Kleinbrod Oeningensis rud. 2" am 28. 10. 1677 immatrikuliert wurde. Am 18. 12. 1682 in Freiburg zum Baccalaureus, am 15. 7. 1686 zum Magister der Phil. promoviert, trat er am 20. 9. 1686 in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat lehrte er 1688-93 im Rahmen des Magisteriums in Fribourg, studierte dann 1693-97 am Kolleg in Ingolstadt Theol., ohne an der Univ. immatrikuliert gewesen zu sein. 1697/98 war er in Fribourg Prof. für Rhetorik und dann 1698-1701 Prof. für Phil. an der Univ. Freiburg i.Br.; dort war er 1699/1700 auch Präfekt des Gymnasiums. 1701-04 hielt K. an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phil. Kurs. 1701 wurde er zum Priester geweiht. 1704-06 lehrte er scholastische Theol. in Amberg, 1704 wird er auch als Lehrer für die Nebenfächer Mathematik, Ethik und Hebräisch in Dillingen genannt. Am 24. 8. 1706 wurde er Rektor und Novizenmeister in Landsberg, 1713 Socius des Provinzials. Kurz vor der Ernennung zum Provinzial der Oberdeutschen Provinz starb er im Ruf der Heiligkeit. - In der nur den dreijährigen phil. Kurs umfassenden Lehrtätigkeit von K. in Ingolstadt brach er dort durch sein dreibändiges Werk ,,Mundus elementaris disputationi subjectus" (Defendenten waren neben Johann Quirin Fleischmann der spätere Prof. der Jur. Hermann Anton Chlingensperger und der spätere Prof. der Med. Johann Adam Morasch) der modemen atomistischen Physik Bahn. Jesuitischer Praxis entsprechend, umfaßte für ihn die Phil. auch naturwissenschaftliche Fächer wie Physik. So darf sein Eintreten für den Atomismus nicht als von der Physik abgehobene Phil. verstanden werden. Er vertrat hierbei einen mehr dynamischen, nicht ausschließlich mechanistischen Atomismus, ein Element ist ihm ,,id, in quod alia corpora dividuntur, intus existens potentia vel actu, ipsum autem est indivisibile in alia corpora specie" (Mundus elementaris I 4). Von hier aus entwikkelte er seine Lehre von den vier Elementen Luft, Wasser, Erde und Feuer. Dem Experiment verpflichtet, versuchte er, zwischen Aristoteles, Empedokles und Demokrit und dem von ihm vertretenen Atomismus eine Brücke zu schlagen. Seinem methodischen Ansatz dürfte zuzuschreiben sein, daß er sich weniger auf Descartes als auf Robert Boyle, Otto von Guericke, Helmontius, Christoph Sturm u. a. berief. Trotz seines rationalen Denkens zeigte er sich in seinem Werk ,,Mundi categoriae" (1701) nicht zuletzt im Blick auf das kopernikanische Weltsystem merkwürdig befangen und hielt in der grundsätzlichen Ablehnung einer allegorischen Schriftinterpretation an der generellen Zuständigkeit der kirchlichen Lehrautorität nicht nur in bezug auf die Interpretation der Hl. Schrift, sondern auch auf Naturwissenschaften, Ge-
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schichte u. a. fest. Schärfsten Widerspruch erfuhr K. in seinem Eintreten für den Atomismus durch die Jesuiten Comad Herdegen, Anton Heislinger und Georg Hermann, den späteren Provinzial der Oberdeutschen Provinz (Lapis offensionis atomisticae, Ingolstadt 1730; Studienordnung von 1755), bereitete aber späteren jesuitischen Philosophen wie Berthold Hauser und Joseph Mangold den Weg. Im besonderen wirkte seine phil. Konzeption auf seinen Schüler Johann Adam Morasch, der 1727-32 als Prof. der Med. und Anatomie und Rektor seine auf den Vorlesungen Kleinbrodts fußende dreibändige "Philosophia atomistica" veröffentlichte, wobei für den ersten Teil der spätere Prof. der Med. Franz Anton Stebler Defendent war. Von gewisser Tragik war, daß K. nach seiner Abberufung aus Ingolstadt vom Orden nicht mehr auf Dauer für einen Lehrstuhl vorgesehen wurde, was nicht zuletzt auch dazu führte, daß von ihm kein wissenschaftliches Werk mehr im Druck erschien. Von Zeitgenossen hoch geschätzt (vgl. den Nachruf im Parnassus Boicus), fand er eine späte Rehabilitierung durch seinen Ordensbruder Johann Nepomuk Mederer, der das Hauptwerk von K. nicht nur wegen der Eleganz des Stils würdigte, sondern auch wegen der grundlegenden Bedeutung für die Einführung der "Philosophia experimentalis" an der Univ. Ingolstadt und seines Eintretens für eine vernünftigere Phil., die die "Stagyriten" Herdegen und Heislinger verhindern wollten. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 18, Mscr. VI 36, Mscr. XI 26/1, Mscr. XI 28/ 7, Mscr. XI 28/12, Cat. 1700/01, 1701102, 1702/03, 1703/04, 1705/06, 1706/07, 1707/08, 1708/09, 1709/ 10, Xl 42/1; BayHStAM, Jesuiten 121 (1718), 426, 428, 430-444, 446-451, 453-462, 464-469; Archiv der Gemeinde Öhningen; Pfarrarchiv St. Hippo1yt und Verena, Öhningen. W Mundi categoriae (Praes.; Resp.: F. J. v. Lauffenberg), Freiburg LBr. 1701; Mundus elementaris disputationi subjectus, 3 Tle. (Praes.; Resp: H. A. Chlingensperger, J. Q. Fleischman, J. A. Morasch), Ingolstadt 1704. L Parnassus Boicus 6 (1740) 267-73 (Nachruf); Mederer III 100 u. ö.; Baader, Baiern I 591 (W); Jöcher/Adelung III 469 f.; Prantl I 505, 11 505; Sommervogel IV 1107 f. (W); H. Thoelen, Menologium oder lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roermond 1901, 137 f.; Specht 290; J. Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 2, Heidelberg 1905, 295; Freiburger Adreßbuch 1910, 39; Schaff 149 u. ö.; Duhr lVII 256, IV/2, 45; Die Matrikel der Univ. Freiburg LBr. 1656- I 806, Bd. I, hg. von F. Schaub, Freiburg LBr. 1955, 141; Dorf und Stift Öhningen, Öhningen 1966, 128 u. ö.; Kurrus I 245; Öhningen, Öhningen 1988,76. S. Hofmann
Klocker - Klosner
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Klocker, Karl (Taufname: Johann Anton), OSB, * 13. 1. 1748 Friedberg, t 22. 6. 1806 Wiblingen, D Wiblingen, Klosterkirche. V Andreas, Bierbrauer, Wölfin, m 30. 6. 1739.
*
7.2. 1685, M Maria Barbara
Nach dem Besuch der Klosterschule in Polling und des Jesuitengymnasiums Augsburg absolvierte K. das Kommunnoviziat des Benediktinertordens in Scheyern und legte am 28. 10. 1766 in der Benediktinerabtei Benediktbeuern Profeß ab. Seit 1767 studierte er am benediktinischen Kommunstudium Prüfening Phi!., ab 1769 in Benediktbeuern Theo!. Nach der Priesterweihe 1772 besuchte K. 1774-77 die Benediktineruniv. Salzburg, wo er das Studium der Rechte am 23. 7. 1777 mit der Graduierung zum Dr. jur. abschloß. In der Folgezeit unterrichtete K. in Benediktbeuern, wo er auch diverse Klosterämter wahrnahm; u. a. betreute er das Archiv. 1782 wurde K. von der Bayer. Benediktinerkongregation zum Historiographen der oberbayer. Klöster bestellt, 1784 wurde er als Nachfolger von Adam Weishaupt auf den Lehrstuhl für Kanonistik in Ingolstadt berufen. Wegen kritischer, vor dem Hintergrund des Münchner Nuntiaturstreites politisch mißliebiger Äußerungen über die päpstlichen Nuntiaturrechte in der von seinem Schüler UIrich Riesch verteidigten "Diss. de clausula Aschaffenburgensi" wurde K., der 1788 der jur. Fak. als Dekan vorgestanden hatte, 1789 auf Druck des Hofes und der Münchner Nuntiatur entlassen. K. zog sich zunächst nach Benediktbeuern zurück und widmete sich vorzugsweise jur. und historischen Studien, um dann 1792-96 im Reichsstift St. Emmeram zu Regensburg sowie am dortigen fürstbischöflichen Lyzeum Kirchenrecht zu lehren. Am 15. 3. 1796 wurde K. zum Abt von Benediktbeuern gewählt. Im selben Jahr wurde er ins Generalstudiendirektorium der Prälaten kooptiert, dem zwischen 1781 und 1803 für die Besetzung der Lehrämter im lateinischen Schulwesen (Gymnasium, Lyzeen) sowie der Lehrstühle an der phi!. und theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt zuständigen Gremium. In der Funktion als Generalstudiendirektor übte der 1797 überdies zum Präses der Bayer. Benediktinerkongregation gewählte K. maßgeblichen Einfluß auf die Personalpolitik in den genannten Fak. aus. Daneben profilierte sich K. zusammen mit Abt Rupert Kornmann von Prüfening im Vorfeld der Säkularisation als führender Repräsentant des Prälatenstandes. Namentlich auf seinen Widerstand ging das Scheitern des sog. 15-Millionen-Projekts Kurfürst Karl Theodors (1798/99) zurück, wobei K. 1799 vom Kurfürsten vorübergehend sogar aus München verbannt wurde. In anonym erschienenen Beiträgen setzte sich K. zudem für
die Existenz des Prälatenstandes und der Klöster ein. Nach der Säkularisation hielt sich K. zunächst noch in Benediktbeuern auf, mußte sich dann jedoch auf Druck der staatlichen Behörden im Herbst 1803 nach München zurückziehen. Er verstarb während einer Reise an den Folgen einer Typhuserkrankung. Aufgrund der Vielzahl seiner Ämter trat K. nach 1796 kaum noch durch wissenschaftliche Aktivitäten in Erscheinung. Hervorhebung verdient immerhin seine von der Bayer. Akad. der Wissenschaften ausgezeichnete Studie "Von den Barschalken in Bayern", daneben führte K. Pflanzenversuche zur Vererbungslehre durch. W Diss. de c1ausula Aschaffenburgensi, Ingolstadt 1789; Antiquitates ecc1esiasticae ex legibus Bajuvariorum selectae, Regensburg 1793; Von den Barschalken in Bayern, in: Abhandlungen der Bayer. Akad. der Wissenschaften, Bd. 5, München 1798,387-506. L DBA; DBA N. E; Baader, Baiern 596 (W); Lindner I 141 ff. (W); Müller 281 u. ö.; Müller, Vorfeld; W. Müller, Abt K. K. von Benediktbeuern - Wissenschaftsorganisator und Repräsentant des Prälatenstandes, in: 1. KinneierIM. Treml (Hg.), Glanz und Ende der alten Klöster. Säkularisation im bayer. Oberland 1803, München 1991,62-69; W. Jahn, Die Aufhebung des Klosters Benediktbeuern, in: ebd., 70-77 (P); J. Hemmerle, Die Benediktinerabtei Benediktbeuern, Berlin-New York 1991,549-55. P Kupferstich von Christoph Wilhelm Bock, 1801, Stadtarchiv München. W. Müller
Klosner, Kosmas Damian, * 18. 1. 1721 München, t 12. 2. 1794 Ingolstadt. V Joseph, Hofmusiker in München, M Maria Ludovica von Midan, Tochter eines Salinen vorstehers in Bad Reichenhall.
Nach der 1739 abgeschlossenen Gymnasialzeit in München ergänzte K. seine Schulbildung mit phi!. Studien auf dem Lyzeum in Freising, wo er gleichzeitig theo!. Vorlesungen besuchte. In der Überzeugung, zum klösterlichen Leben berufen zu sein, trat er in den Dominikanerorden in Augsburg ein und widmete sich in Dillingen und erneut Freising dem Studium der Theo!. Dieses brach er aus heute nicht bekannten Gründen plötzlich ab und schrieb sich 1746 für das Med.studium in Ingolstadt ein. Nach der Promotion zum Dr. med. 1749 und einer zweijährigen ärztlichen Ausbildung in Straßburg erhielt er in München zunächst die Arztstelle am Hofkrankenhaus in Giesing und später am Josephsspital, zu jener Zeit eines der größten Krankenhäuser in München. Am 4. 7. 1759 wurde K. in Ingolstadt o. Prof. der med. Praxis und zugleich Landschaftsphysikus des Ingolstädter Bezirks. Zu seinen weiteren Lehraufgaben gehörte die Rezeptier- und med.
Klosner- Klotz Fonnellehre. Nach dem Ausscheiden Franz Anton Steblers aus dem Hochschulamt wurde K. am 26. 9. 1788 die gerichtsmed. Vorlesung übertragen, das praktische Kollegium fiel an Heinrich Palmatius Leveling. - Obgleich K. nur eine einzige Publikation hinterließ, läßt sich seine Lehre von den Krankheiten und deren Heilung anhand der benutzten Lehrbücher (zunächst Hennan Boerhaaves "Aphorismi de cognoscendis et curandis morbis", seit 1777/78 las er das praktische Kollegium nach Johann Osterdyk-Schacht) umschreiben als ein Synkretismus aus humoralpathologischen Vorstellungen und einer an die Lebenskraft glaubenden, mechano-dynamischen Solidarpathologie. Der mit dem Hofratstitel ausgezeichnete K., der sich in den univ.internen Auseinandersetzungen 1773-76 auf die Seite der Exjesuiten schlug, war dreimal Dekan der med. Fak. (1762, 1766, 1772), zweimal (1765, 1789) wurde ihm das Amt des Rektors anvertraut. Q St. Peter, München, Taufbuch, Bd. 106, 72. W Diss. de calculo in genere, Ingolstadt 1759. L Mederer III 229 u. ö.; H. M. Leveling, Memoria C. D. K., Ingolstadt 1794; Baader, Baiem 598; Kallinich 24 u. ö.; Leitschuh II 302; Müller 56 u. ö. W. Locher
Klotz, Simon Petrus, * 1776 (getauft: 30. 9.) Mannheim, t 26. 9. 1824 München, m nach 20. 10. 1808 Franziska Conjola. V Matthias, Hoftheater- und Kabinettsminiaturmaler, * 1748 Straßburg, t 21. 3. 1821 München, M Louise Ritter, CD 1773.
K., dessen Familie 1778 mit dem Hofstaat des pfalz-bayer. Kurfürsten Karl Theodor von Mannheim nach München umgezogen war, erhielt die erste künstlerische Erziehung - wie seine beiden Brüder Caspar (1774-1857) und Joseph (1785-1830) - durch seinen Vater. Anschließend studierte er in München bei Johann Jacob Dorner d.Ä. Bereits auf den ersten öffentlichen Münchener Kunstausstellungen von 1788 und 1789 trat K. mit Kopien nach italienischen Meistem (Annibale Carracci, Domenichino, Guido Reni) in Erscheinung. 1798-1800 unternahm er mit einem kurfürstlichen Stipendium eine Studienreise nach Wien, Prag, wo sein Aufenthalt für 1799 gesichert ist, Dresden, Berlin und Kopenhagen. Am 31. 3. 1804 wurde K. auf Empfehlung des Galeriedirektors Johann Christian von Mannlich und des Galerieinspektors Johann Georg von Dillis mit dem vergleichsweise geringen Gehalt von 600 Gulden als Prof. "zur Verbreitung des guten Geschmackes für den theoretischen und praktischen Unterricht in den bildenden Künsten" an
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der Univ. Landshut angestellt. Zugleich wurde ihm die Aufsicht über die Kunstsammlungen der Univ. übertragen. Noch vor Antritt seines Lehramts ließ sich K. beurlauben und unternahm mit einem weiteren Stipendium eine neuerliche Bildungsreise, die er im Mai 1804 antrat und die ihn zunächst nach Paris führte. Dort erwarb er für die Kunstsammlung der Univ. Abgüsse antiker Statuen im Gegenwert von 1000 Livres. Von Paris, wo er vor allem die Werke Jacques Louis Davids studiert hatte, reiste er im Juni über Basel, Mailand, Parma, Bologna und Florenz weiter nach Rom. Während seines dortigen Aufenthalts, der fast ein dreiviertel Jahr währte und nur von einem mehrwöchigen Abstecher nach Neapel unterbrochen wurde, dürfte K. stark von dem Maler Johann Christian Reinhart beeinflußt worden sein. Neben seiner eigenen künstlerischen Vervollkommnung widmete sich K., der in Rom auch den späteren bayer. König Ludwig I. kennenlernte, wiederum dem Erwerb von Kopien antiker Plastiken, diesmal nicht allein für die Univ., sondern auch für die Akad. der Wissenschaften in München. Nach seiner Rückkehr aus Rom wurde K. am 24. 5. 1805 fonnell vom Senat der Univ. als Prof. verpflichtet. Anfangs schien sich die Tätigkeit von K. - ungeachtet einzelner Probleme wie niedriger Hörerzahlen und bürokratischer Hemmnisse bei der Unterbringung der Kunstsammlung der Univ. zur allgemeinen Zufriedenheit zu entwickeln. So entwarf K. im Mai 1806 ein umfangreiches Konzept, in dem er die Ziele und Methoden des von ihm vertretenen Faches skizzierte. Gleichzeitig bemühte er sich um die Erweiterung der universitären Gemäldekollektion, u. a. durch die Übernahme von Bildern aus den kgl. Sammlungen, und um die Erfassung und Erschließung der Sammlung. Auch der Ausbau der Räume, in denen die Kunstwerke ausgestellt werden sollten, schritt langsam voran. Gesundheitliche Beschwerden führten jedoch im Januar 1807 dazu, daß sich K. für den Rest des Semesters beurlauben ließ und nach München ging. Als er zum SoSe 1807 nicht wieder nach Landshut zurückgekehrt war, mußte ihn das Ministerium am 8. 5. 1807 erst an seine Lehrverpflichtungen erinnern, ehe er seine Vorlesungen und die Arbeit an der Inventarisierung der Kunstsammlungen wieder aufnahm. Doch bereits im SoSe 1808 verließ K. seine Lehrkanzel erneut, nachdem er bereits im Frühjahr über "drückende Verhältnisse, unter denen ich zu Grunde gehe", geklagt hatte. Er blieb in der Folgezeit bei seinem Vater in München. Wiederholte Mahnungen des Ministeriums, sich nach Landshut zu begeben, blieben ohne Erfolg. Lediglich ein vom 29. 3. 1809 datierendes Konzept für das Kunstkabinett der Univ. legte
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Klotz
er vor. Erst als ihm die Regierung mit seiner Entlassung drohte, kam er zum WiSe 1809 wieder nach Landshut zurück. Während der nächsten Jahre scheint K. denn auch seinen Verpflichtungen - von kürzeren krankheitsbedingten Aufenthalten in München abgesehen nachgekommen zu sein. 1812 wurde er sogar in den Senat der Univ. gewählt. Auch unter künstlerischen Gesichtspunkten dürfen die Jahre 1809-11 als seine wichtigste Schaffensperiode gelten. Im Oktober 1809 stellte K. in der Münchener Lesegesellschaft ,,Museum" eines seiner bedeutendsten Gemälde, das Nachtstück "Christus am Ölberg", aus, das sich stilistisch an Andrea Mantegna anlehnte. Im Oktober 1811 war er zudem mit dem wiederum von Mantegna beeinflußten Bild "Die Nacht mit ihren Kindern Schlaf und Tod" in der Ausstellung der Münchener Akad. der bildenden Künste vertreten. Im Juni 1812 bat K., der wohl an Gicht und Rheuma sowie an einer psychischen Krankheit litt, jedoch um eine längerfristige Befreiung von seinem Lehramt, um sich völlig zu regenerieren. In der Tat wurde er in den nächsten Jahren immer wieder beurlaubt. Obwohl K. offiziell weiterhin als Prof. galt, war er deshalb seit 1812 de facto aus Landshut abwesend. Seine Lehrkanzel blieb - trotz Diskussionen um eine Neubesetzung seiner Professur 1815/16 und 1817 - verwaist. Das Ministerium zeigte kein Interesse mehr an der bildenden Kunst, da diese "nicht nothwendig und wesentlich zur Univ.bildung" gehöre. Aus diesem Grund erhielt K. im Frühjahr 1817 die offizielle Erlaubnis, sich bis zur völligen Wiederherstellung seiner Gesundheit in München aufhalten zu dürfen. Bis zu seinem Tod blieb die Professur daher unbesetzt. - K. betätigte sich vornehmlich als Miniatur-, Porträt-, Historienund Landschaftsmaler. Darüber hinaus arbeitete er seit 1804 als Lithograph, wovon die Illustrationen zu dem Buch "Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Gottes und Stifters des Heiligen Bundes in Bildern entworfen" Zeugnis ablegen. Dagegen stammt die ihm in der Literatur zugeschriebene Farbenlehre nicht von K., sondern von seinem Vater. Allgemein gilt K., von dessen Werken viele verloren sind und der sich nach 1814 auch aus der künstlerischen Öffent1ichkeit weitgehend zurückzog, als einer der ersten süddeutschen Künstler, der - trotz seiner offenkundigen Verankerung im Klassizismus in seinen reifen Werken Spuren des romantischen Stils zeigt. Dennoch wurde K. zu Lebzeiten wenig beachtet und nach seinem Tod rasch vergessen. Erst seit der von Adolf Feulner 1920 organisierten Ausstellung ,,Münchner Malerei um 1800" rückte er wieder etwas ins Blickfeld der kunsthistorischen Forschung.
Q BayHStAM, Mlnn 23146. W Bildnis der Antonia von Schönau, 1799 (Öl auf Leinwand, Bayer. Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, Inv.-Nr. 10825); Bildnis der Auguste Ernst, 1800 (Aquarell, Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. 1976240); Bildnis König Max L Joseph von Bayern, nach 1806 (Öl auf Leinwand, Bayer. Staatsgemäldesarnmlungen, Neue Pinakothek, Inv.-Nr. 13449; Zuschreibung an K. ungesichert); Die Nacht mit ihren J(jndern Schlaf und Tod, 1811 (Öl auf Tafel, ebd., Inv.Nr. 8951); Rumfordsaal im Englischen Garten, 1820 (Aquarell und Feder, Münchener Stadtmuseum, MS 11 1284); Der rasende Ajax, 0.1. (Öl auf Leinwand, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, Inv.-Nr. 3129); Landschaftsstudie, 0.1. (Aquarell, ebd., Inv.-Nr. G I 561); Landschaft, o.J. (Aquarell, ebd., Inv.-Nr. G I 562); Heroische Landschaft, o.J. (Aquarell, ebd., Inv.Nr. G I 824); Landschaft mit Staffage, o.J. (Aquarell, ebd., Inv.-Nr. G 1 825); Zwei Krieger vor einer Ruine, 0.1. (Zeichnung, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv.-Nr. 31661); Ritter vor einem Herrscherpaar, o.J. (Zeichnung, ebd., Inv.-Nr. 31662); Mondscheinlandschaft mit Burgen, o.J. (Zeichnung, ebd., Inv.-Nr. 31665); Apollo und Daphne, o.J. (Zeichnung, ebd., Inv.-Nr. 31667); Grabmonument unter Bäumen, o.J. (Zeichnung, ebd., Inv.-Nr. 31668); Verkündigung an die Hirten, 0.1. (Lithographie, Hamburger Kunsthalle); Aurora, o.J. (Öl auf Pappe, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2294); Eine Gebirgs-Gegend bey Salzburg (Lithographie, ebd., Inv.-Nr. 1951-29); Eine Gebirgs-Gegend bey Traunstein (Lithographie, ebd., Inv.-Nr. 1942-368); Ossian, die Harfe spielend, links Wasserfall (Lithographie, ebd., Inv.-Nr. 1937-32). Buchillustrationen: Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Gottes und Stifters des Heiligen Bundes in Bildern entworfen, München o.J. - Zerstörte oder nicht mehr nachweisbare Werke: Amor und Psyche, 0.1. (mit Caspar K.; Freskenfolge in Schloß Berg am Laim, zerstört); Christus am Ölberg, 1809 (Gemälde); Cornelia, die Mutter der Gracchen, o.J. (Öl auf Leinwand, ehemals Residenzmuseum München, zerstört); Penelope und ihre Frauen, o.J. (Öl auf Leinwand, ehemals Residenzmuseum München, zerstört); Verbindung der produzierenden Natur mit der Kunst in Absicht auf Industrie, o.J. (Deckenfresko über der Treppe des Münzgebäudes in München). L DBA; DBA N. E; Prantl I 717; Perrnaneder 242 u. ö.; A. Feulner, Münchner Malerei um 1800, München 1920, 25 u. ö.; Ders. (Bearb.), Katalog der Gemälde im Residenzmuseum München und im Schloss Nymphenburg, München 1924, 48 f.; R. Oldenbourg, Die Münchner Malerei im 19. Jh., Bd. 1, München 1922, Ndr. München 1983,31 u. ö.; L. Dussler, Die Incunabeln der deutschen Lithographie (1796-1821), Berlin 1925, 93-97 u. ö.; P. E Schmidt, S. P. K., in: U. ThiemelF. Becker (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 20, Leipzig 1927,548 f.; Ders., Bildnis und Komposition vom Rokoko bis zu Cornelius, München 1928, 48 f. u. ö.; E Noack, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Bd. 2, Berlin-Leipzig 1927, 318; H. v. Einem, Asmus Jacob Carstens. Die Nacht mit ihren J(jndern, Köln-Opladen 1958, 19 u. ö.; W. Becker, Paris und die deutsche Malerei 1750-1840, München 1971,61 f. u. ö.; B. Hardtwig, Nach-Barock und Klassizismus. Vollständiger Katalog. Bayer. Staats-
K1otz- Knab gemäldesammlungen Neue Pinakothek, München 1978, 26 u. ö.; Münchner Landschaftsmalerei 1800-50, München 1979,441 f. u. ö.; H. e. Ebertshäuser, Malerei im 19. Jh. Münchner Schule. Gesamtdarstellung und Künstlerlexikon, München 1979,218 u. ö.; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche, in: Boehml Spörl Il 132 u. ö.; H. Ludwig, S. P. K., in: Bruckmanns Lexikon der Münchener Kunst. Münche/ler Maler im 19.120. Jh., Bd. 2, München 1982,329 f.; Beckenbauer 274 f. P Stich von Ferdinand Neuhaus nach einem Selbstbildnis von K., 1806, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv.-Nr. 31660. M. Schaich
Klughaimer (Clugheymer, Clukamer, G1ughainer, Klockenmayr, Kluegenhaimer, K1ughanner), Urban (Velanus), t 18. 10. 1503. V Martin, herzoglicher Zöllner in Landshut (?).
K., der als seinen Herkunftsort Moosburg angab, begann seine Studien im SoSe 1449 an der Univ. Wien und promovierte dort im September 1451 zum artistischen Bakkalar, im WiSe 1455/56 zum Magister. Während der beiden folgenden Jahre erfüllte er in Wien die obligatorische zweijährige Leseverpflichtung. 1460 gehörte K. dann zu jenen 14 Magistern, aus denen sich die Artistenfak. der neugegründeten Univ. Basel zusammensetzte. Als er um 1463/64 die Pfarrei St. Peter in Neuburg a.d.D. erhielt, wird K. wohl Basel verlassen haben. In Ingolstadt inskribierte er sich bereits wenige Tage nach der Eröffnung der Matrikel am 6. 4. 1472. Vermutlich wurde K., der schon einmal am Aufbau einer Artistenfak. beteiligt gewesen war, aufgefordert, seine Erfahrungen auch der Ingolstädter Neugründung zugute kommen zu lassen. Daß er allerdings die Idee, die Artistenfak. in zwei voneinander unabhängige Fak. für die "via moderna" und die "via antiqua" aufzuspalten, aus Basel nach Ingolstadt mitgebracht hat, wie angenommen wurde, ist eher unwahrscheinlich - hatte er doch Basel allem Anschein nach schon 1463/64 verlassen, während die Trennung der dortigen Artistenfak. erst 1470 stattfand. Gleich im SoSe 1472 fungierte K. als Dekan der Artistenfak. der "via moderna", danach verschwindet sein Name wieder aus den Akten. Da er seine Pfarrei behalten hat, ist anzunehmen, daß sein persönliches Engagement in Ingolstadt nicht lange über die eigentliche Gründungsphase hinaus währte. Im Sommer 1491 schließlich begegnet K. in Rom, wobei nicht bekannt ist, weIche Geschäfte ihn dorthin führten. Der Univ. Ingolstadt blieb er, obwohl nur kurzfristig an ihr tätig, doch zeitlebens verbunden. Kurz vor seinem Ableben vermachte K., der zu diesem Zeitpunkt auch eine Pfründe am Altar der Heiligen
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Katharina, der Patronin der Artistenfak., und des Heiligen Mauritius und seiner Leidensgefahrten in der Ingolstädter Moritzkirche besaß, der theol. Fak. seine Bibliothek, die den stattlichen Umfang von 123 Bänden hatte. Die theol. Fak. vermerkte den Tod ihres Wohltäters am 18. 10. 1503 in ihrem Dekanatsbuch. Q UAM, GG Ill/II, 0 I I; Univ.archiv Wien, AFA III (=Ph 8).
L Mederer I 3 u. ö.; Prantl I 34 u. Ö., II 50; P. Ruf, Eine Ingolstädter Bücherschenkung vom Jahre 1502, München 1933; Kausch 224; A. Liess, Die artistische Fak. der Univ. Ingolstadt 1472-1588, in: BoehmlSpörl Il 12; Buzas 21 u. ö.; Seifert 524; Wolff66 ff.
e. Schöner
Knab (Eckius, Knab-Eck), Michael,
t
1573.
Der Vetter Johannes Ecks immatrikulierte sich am 2. 5. 1515 an der Univ. Ingolstadt, wobei er Egg a. d. Günz als Herkunftsort angab, und wurde hier Haus- und Tischgenosse seines Verwandten. Außerdem kümmerte er sich für diesen um die Veröffentlichung einiger Schriften, darunter Ecks Kalendergutachten von 1515 und der Bericht über die Leipziger Disputation von 1519. Im Juni 1517 promovierte K. zum artistischen Bakkalar, im Januar 1519 zum Magister. Danach scheint K. Ingolstadt verlassen zu haben, doch ist nicht klar, was er während der folgenden Jahre unternahm. Zwar besorgte ihm Eck 1524 ein Kanonikat in Freising, doch konnte K. dieses erst 1561 in Besitz nehmen. Am 7. 11. 1524, vermutlich bei seiner Rückkehr nach Ingolstadt, trat K. dem Gremium der Artistenfak. bei, am 1. 5. 1527 wurde er in deren Konzil aufgenommen, im SoSe 1528 war er ihr Dekan. Des weiteren war er bis zum 28. 4. 1531 Fak.kämmerer. Ob er sich um diese Zeit schon dem Theol.studium widmete, ist unklar, doch anzunehmen. Am 2. 1. 1528 übernahm K. das Pädagogium, in dem Anfängern mit mangelhaften Kenntnissen Lateinunterricht erteilt wurde. Außerdem wurde ihm, wohl nach dem Tod von Franz Burkhart im Juni 1528, die Dialektiklektur (Petrus Hispanus) übertragen. Zur Aufbesserung seines Gehalts erhielt er 1530 die durch den Tod von Georg Schwebermair frei gewordene Kollegiatur am Collegium vetus. Daneben besaß er noch eine Pfründe am Ingolstädter Hospital. Ende Juni 1531 verließ K. Ingolstadt, nachdem er schon am 29. 4. die Dialektiklektur und kurz danach auch das Pädagogium aufgegeben hatte. Sein Verbleib während der nächsten 30 Jahre liegt im dunkeln. Erst 1561 taucht er wieder in Ingolstadt auf: Am 10. 6. 1561 wurde er von der theol. Fak. zur Sentenzen vorlesung zugelassen (4. Sent.), weIche er mit Dispens am 25. 6. in
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Knab - Kneissel
Freising zu lesen begann. Nach der Formatur erwarb er auch noch den theol. Dr.grad, doch ist das Datum seiner Promotion nicht bekannt. Von 1561 bis zu seinem Tod residierte K. als Domherr in Freising. Werke von ihm sind nicht bekannt. Q UAM, D III 4, D III 6, GG III/22, GG IVa 2.
C. Schöner
*
W Disputatio philosophica ex primo et secundo ethicorum Aristotelis libro desumpta (Praes.; Resp.: W. Pihelmair), Ingolstadt 0.1. [1576]. L Mederer I 265; Prant! I 315 u. Ö., II 313 u. ö.; Seifert 336 u. ö.; Seifert, Statuten 173; Wolff 265 u. Ö. C. Schöner
L Mederer I 126; Seifert, Statuten 487 f.; Seifert 135; Kausch 82 u. ö.; R. Ebersberger, Das Freisinger Domkapitel im Zeitalter der Glaubenskämpfe, in: G. Schwaiger (Hg.), Das Bistum Freising in der Neuzeit, München 1989, 153-211; Schöner 381.
Knab-Eck (Knabeckius), Sebastian, Egg an der GÜnz.
Q UAM, D III 7, D III 8, 0 I 4, 0 IV 2, NI!.
1545
Im Alter von 16 Jahren immatrikulierte sich K. am 3. 7. 1561 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im September 1562 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1565 zum Magister. Nachdem er 1566 Lateinlehrer in Benediktbeuern und 1567 bischöflicher Sekretär in Freising gewesen war, begann K. ein abenteuerliches Leben als Söldner, in dessen Verlauf er nach Valentin Rotmars Angaben nacheinander in die Gefangenschaft von Türken, Piraten und schließlich auch noch in Belgien von oranischen Soldaten fiel. Nach Ingolstadt zurückgekehrt, übernahm er 1573 kurzfristig die aus dem Pädagogium hervorgegangene "Lectio Ciceroniana", deren Inhaber den jüngeren Studenten die Grantmatik beizubringen und daneben etwas Cicero-Lektüre zu betreiben hatte. Im April 1574 sollte ihm auf herzogliche Anordnung hin die zweite, nach dem Abzug der Jesuiten eingerichtete Physiklektur gegen 80 bis 100 fl. Jahresgehalt angeboten werden, doch ist nicht klar, ob er annahm. Mit Sicherheit vertrat er seit April 1574 den alternden und kränklichen Wolfgang Zettel in der zweiten Phil.lektur (Ethik und Metaphysik), mit welcher er nach Zettels Tod im Juli 1576 definitiv bestallt wurde. Am 18. 7. 1576 rückte er auch für Zettel in den Senat nach. Neben seiner artistischen Lehrtätigkeit widmete sich K. dem Jurastudium, das er im Mai 1578 mit der Promotion zum Dr. beider Rechte abschloß. Kurz darauf geriet er in Rangstreitigkeiten mit den Medizinern, weil er als Dr. einen Rang vor ihnen beanspruchte, obwohl er noch immer in der Artistenfak. lehrte. Wohl 1579 erfolgte dann die Ernennung zum herzoglichen Rat. 1581 scheint K. Ingolstadt verlassen zu haben, da am 3.10. sein Nachfolger in der artistischen Senatsfraktion erwähnt wird. Danach verliert sich seine Spur. - Als einziges Werk von K. sind die Thesen zu einer Disputation aus der Moralphil., der er präsidierte, erhalten.
Knäbel (Knäbl), Christian, SJ, * 22. 11. 1687 Bettenhof, t 23.12.1749 Altötting.
K., der am 9. 11. 1707 als "Iogicae studiosus pauper" an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert wurde, trat am 7. 9. 1710 dem Jesuitenorden bei. 1713-17 lehrte er Grammatik in Amberg. Im März 1719 empfing er die Weihen zum Subdiakon und Diakon in Eichstätt. 1723 finden wir ihn erneut in Amberg, nunmehr als Phil.dozent. 1735-46 besetzte er den Lehrstuhl für scholastische Theol. in Ingolstadt, aus dem er 1743 während der österreichischen Okkupation zusammen mit einigen Kollegen floh. Nach seiner Ingolstädter Zeit leitete er ab 1746 das Kolleg von Rottenburg. Er wechselte, gleichfalls zum Rektorat berufen, am 14. 10. 1749 nach Altötting, wo er nur wenige Wochen später verstarb. Spärlich wie die biographischen Informationen über K. ist auch sein überliefertes Oeuvre: zwei handschriftliche Vorlesungmitschriften. Q BSB, clm 25167 (Vorlesungsmitschriften). L Mederer III 196 u. ö.; Prant! I 523; Sommervogel IV 1125 (W); Romstöck 177 f. (W); Specht 284 u. ö.; Duhr IVIl 237 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 218. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Kneissel (Kneussel, Kuenfell), Johannes, * Ingolstadt, t zwischen Oktober 1535 und August 1536 Augsburg.
K., dessen Name in der Literatur auch fälschlich zu Kuenfell verschrieben wurde, immatrikulierte sich am 30. 5. 1502 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Ingolstadt angab, und promovierte im WiSe 1503/04 zum artistischen Bakkalar sowie im WiSe 1508/09 zum Magister. Während der nächsten Jahre diente er sich in der Hierarchie der Artistenfak. nach oben, so daß er im WiSe 1513 bereits zu dem Kreis bevorrechteter Magister, die die einträglichsten Hauptvorlesungen unter sich verteilten, gehörte. Im WiSe 1513/14 und im SoSe 1515 übernahm er eine der Hauptvorlesungen, die "Ars vetus", im SoSe 1514 las er über die "Parva naturalia". Über ein Studium an einer der höheren Fak. ist nichts bekannt. Während der 1515 einsetzenden Reform der Artistenfak. durch Leonhard von Eck gehörte K., obwohl er
Kneissel - Knogler Mitglied der Oligarchie in der Artistenfak. war, zu denen, die sich an vorderster Front auf die Seite der Reformer stellten. Er schloß sich dem von Johannes Aventin gegründeten Kreis der "Sodalitas litteraria Angilostadiensis" an und unterhielt auch zum Organisator der Fak.reform, Leonhard von Eck, enge Kontakte, die er nach seinem Weggang aus Ingolstadt bis zu seinem Lebensende aufrechterhielt. Bei der Umstellung des Lehrbetriebs der Artistenfak. zu Bursenresumptionen auf der Grundlage des "Cursus Eckianus" spielte K. eine entscheidende Rolle. Als der Absatz des "Cursus" zu wünschen übrigließ, wählte ihn die Artistenfak. am 11. 11. 1517 zu ihrem ,,Erzbuchhändler" . Während der folgenden zwölf Jahre bis 1529 betrieb K. den Verkauf und auch den weiteren Druck des "Cursus" praktisch in eigener Regie. Sein Einfluß auf die Artistenfak. war durch die Übernahme von Ämtern gesichert: Im SoSe 1517 war K. Mitglied der artistischen Senatsfraktion, im SoSe 1518 fungierte er als Dekan, außerdem war er von März 1516 bis mindestens Oktober 1520 Konventor der Adlerburse. Spätestens seit Herbst 1520 sah sich K. jedoch nach einer einträglicheren Stelle außerhalb der Univ. um. Zunächst bewarb er sich 1520 und nochmals 1524 erfolglos um die Pfarrei Wemding, auf die die Univ. das Präsentationsrecht besaß. Dafür erhielt er nach anfänglichen Schwierigkeiten 1521-25 die Stellung eines Vikars an der Moritzpfarrei, die damals Johannes Eck innehatte. 1525 und 1526 stand er dann mit der Univ. in Verhandlungen um die Pfarrei Landau, die sich jedoch ebenfalls zerschlugen, da die Univ. unannehmbare Bedingungen an die Übertragung stellte. Ob die Probleme von K. bei den Bemühungen um eine Pfarrei der Univ. mit seiner früheren Parteinahme für die Reformer zusammenhängen, ist nicht klar, jedoch denkbar. Schließlich erhielt er 1528 oder 1529 die Stelle eines Syndikus am Augsburger Domkapitel, die er bis zu seinem Tod innehatte. - K. hinterließ, abgesehen von einer Abschrift der vierten, fünften und s.echsten Regel der Algebra von Alchwarizmi, die er 1524 während seiner Zeit als Vikar bei St. Moritz anfertigte und möglicherweise zur Grundlage einer Privatvorlesung machte, keine Werke. Trotzdem gehörte er aufgrund seiner intensiven politischen Aktivitäten zu denjenigen Univ.mitgliedern, die das Gesicht der Ingolstädter Artistenfak. während der 1515 ein setzenden Reform entscheidend prägten. Q Staatsarchiv Augsburg, Münchener Bestand, 1020 I, lI, Augsburg Domkapitel, Urk. 3956; UAM, GG lII/22, DIII4,DIII6,OIV I,OV I.
W Ungedruckt: Abschrift der vierten, fünften und sechsten Regel der Algebra von Alchwarizmi (Österreichische Nationalbibliothek Wien, cvp 5277).
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L Mederer I 100; Seifert, Statuten 484 ff.; Seifert 88 f. u. ö.; Ders., Logik zwischen Scholastik und Humanismus, München 1978, \3 u. ö.; Schöner 144 u. Ö. C. Schöner
Knogler, Gabriel (Taufname: Johannes Franziskus Regis), OSB, * 1. 1. 1759 Pfaffenhofen a.d. Bm, t 5. 3. 1838 Wemding. V Johann Georg, Färbenneister, M Appolonia Paumann.
Absolvent des Münchener WilheImgymnasiums, begann K. im Oktober 1776 das Noviziat zu Scheyern. Hier legte er am 12. 10. 1777 Profeß ab, studierte Phi!. und Theo!. und wurde im Mai 1783 zum Priester geweiht. Er belegte Mathematik, Physik und orientalische Sprachen an der Univ. Ingolstadt, mußte aber schon 1783 als Prof. für Syntax ans Freisinger Gymnasium. Ab 1786 lehrte er am Gymnasium Amberg Physik, Mathematik, bald auch Ökonomie. Im Frühjahr 1792 bemühte er sich vergeblich um eine Nürnberger Publikation seines zweibändigen "Handbuchs der Physik zum Selbstgebrauch für Anfänger". Noch im gleichen Jahr wechselte er nach Neuburg a.d.D. als Gymnasialrektor und Lehrer für Mathematik, Physik und Moralphi!. An der Univ. Ingolstadt erhielt er 1794 eine Lehrkanzel für Mathematik. Nach dem Weggang von Placidus Heinrich übernahm K. 1798 auch Physikvorlesungen, die Univ.sternwarte und das meteorologische Observatorium. Am 1799 errichteten Univ.-Kameralinstitut las er ,Jur., politische und ökonomische Rechenkunst", "höhere Mathematik", "physikalisch-mathematische Geographie" sowie Meteorologie. Dekan der phi!. Fak. war er 1796/97, Rector magnificus im Umbruchsjahr 1798/99. Verdienste erwarb sich K. 1800 beim Univ.urnzug nach Landshut und in den folgenden sechs Jahren als Univ.baudirektor und -hausinspektor. Sein Lehrbuch zur Meteorologie schloß 1802 eine Lücke. Trotz gespannter Beziehungen zum Abt seines Mutterklosters entwarf K. 1801 Pläne zur wirtschaftlichen Sanierung Scheyerns. Dank guter Beziehungen zu Münchener Zentralbehörden erhielt er 1805 die Pfarrei Schatzhofen bei Landshut und bewarb sich schon im folgenden Jahr erfolgreich um die Münsterpfarrei in Ingolstadt; 1809 wurde er Stadtpfarrer zu Wemding. Obwohl kein gelehrter Forscher, sondern ein umfassend gebildeter, solider und vielseitiger Praktiker in Lehre, Seelsorge und Verwaltung, wählte ihn die Bayer. Akad. der Wissenschaften 1808 als korrespondierendes Mitglied zu. Dem bayer. Landtag gehörte er 1825-29 an; 1826 wurde er Dekan des Kapitels Monheim. In seinen letzten
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Knogler - Kögler
Jahren betrieb K. zu Wemding intensive heimatgeschichtliche Studien. Q BayHStAM, Mlnn 23148, MK 25474, GL 1483,
1496, RA 1838811-3; Staatsarchiv Amberg, Diarium des humanistischen Gymnasiums Amberg Nr. 6,7.
W Elemente der angewandten Mathematik, Ingo1stadt 1796; Die Meteorologie zum Gebrauch bey seinen Vorlesungen entworfen, Landshut 1802; Abriß der Geschichte von Wemding, Neuburg 1831. - Ungedruckt; Physica generalis specialis, 4 Bde. (Provinzialbibliothek Amberg, BZK 53); Tabellen zur Physik (Abteiarchiv Andechs); Zur Geschichte der Stadtpfarrei Wemding, 4 Bde. (pfarrarchiv Wemding); Die pfarrer von Wemding (ebd.). L DBA N. E; Baader, Baiern 599 f. (W); Felder I 396; Prantl I 692 f., 11 522; Lindner I 230 f. (W); T. Siber, Mein Lernen und Lehren. Autobiographische Aufzeichnungen, in: OA 65 (1927) 119-25 u. ö.; L. Hartmann, Der Physiker und Astronom P. Placidus Heinrich von SI. Emmeram, in: StMBO 47 (1929) 181 f.; Leitschuh III 152; C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-München, Berlin 1971, 53 u. ö.; R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat J. C. v. Lippert in den Jahren 1758-1800, in: OA 96 (1972) 216 ff. u. ö.; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche, in: BoehmlSpörl 11 127 f. u. ö.; Müller 311 ff. u. ö.; Müller, Vorfeld 67 u. ö.; H. Erdle, Der Mathematiker und Physiker G. K., in: Unsere Heimat. Historische Bll. für den Landkreis pfaffenhofen. Beilage zum Donau-Kurier Ingolstadt, 18.119. 8. 1990 (P); A. BenzlA. Knog1er, Zwei bedeutende Ingolstädter Brüder, in: Ingolstädter Heimatbll. Beilage zum Donau-Kurier Ingolstadt, 30. 11. 1990 (P). P Gemälde aus der Spätzeit, Kath. pfarramt Wemding. L. Hammermayer
Kögler ("Dai linxian"), Ignaz, SJ, * I!. 5. 1680 Landsberg, t 30. 3. 1746 Peking, 0 Jesuitenfriedhof Chala bei Peking. V Andreas, aus Bruneck (Südtirol), 1673 Kürschnermeister in Landsberg, t 3. 10. 1712 Landsberg, M Elisabeth pfanzelterin, * 20. 12. 1647 Landsberg, t 13.3.1728 Landsberg, CD 10. 9.1673 Landsberg.
K. trat am 5. 10. 1696 in den Jesuitenorden ein. Nach seinem Noviziat in Landsberg studierte er 1698-1701 Phil. am Jesuitenkolleg in Ingolstadt, ohne an der Univ. eingeschrieben gewesen zu sein. Nach Lehrtätigkeit 1701-04 in Amberg und 1704/05 in Regensburg an den dortigen Gymnasien studierte er 1705-08 The01. an den Ordenskollegien Amberg und 1708/ 09 Ingolstadt, ohne sich an der dortigen Univ. immatrikuliert zu haben. Am 25. 5. 1709 in Eichstätt zum Priester geweiht, unterzog er sich 170911 0 dem Tertiat in Ebersberg, unterrichtete 1710/11 in Rottweil und 1711112 in Fribourg. 1712 wurde er Prof. für Mathematik und Hebräisch an der Univ. Ingolstadt und 1715, nun in Rottenburg, in die Fernostmission berufen. Er reiste 1715 nach Lissabon und 1716 weiter nach Macao und kam am 2. I. 1717 in Peking
an, wo er bis zu seinem Tode blieb. Noch 1717 wurde er in das Kaiserliche Astronomische Amt unter dessen Direktor Kilian Stumpf SJ berufen, 1720 übernahm er dessen Amt und wurde 1725 zum Direktor des Astronomischen Amts im Rang eines Vizepräsidenten des Tribunals der Riten und damit zum Mandarin 11. Klasse ernannt. 1729 und wieder 1741 wurde er jeweils für vier Jahre als Visitator der jesuitischen Vizeprovinz China gewählt. Vor dem Hintergrund des Ritenstreits, der schließlich zur Bulle ,,Ex quo singulari" Papst Benedikts XlV. von 1742 führte, und der in China einsetzenden Christenverfolgung wurde die Stellung von K. in Peking immer schwieriger, im großen und ganzen aber blieb er im Unterschied zu seinen Mitbrüdern wegen seiner Position am kaiserlichen Hofe unbehelligt. 1723 reformierte K. am Hof in Peking den offiziellen Kalender Johann Adam Schalls von Bell. Er veröffentlichte, zum Teil mit seinen Mitarbeitern Anton Gogeisl, Augustin Haller von Hallerstein, Andre Pereira u. a., astronomische Werke in chinesischer und lateinischer Sprache, seine nach Europa gesandten Berichte wurden in verschiedenen Sammelwerken wie J. Stöckleins ,,Neuer WeltBott" gedruckt. 1744 schuf er für die Pekinger Sternwarte eine große Armillarsphäre (Äquatorialmille). - K. war ein exzellenter Astronom, der die Methoden und Ergebnisse der Astronomie von der westlichen Welt nach China vermittelte und somit chinesische und westliche Astronomie zusammenführte. Er führte selbst Observationen und Berechnungen von großer Genauigkeit durch und beschritt als Missionar einen gemäßigten, realistischen Weg. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 18, Mscr. VI 36, Mscr. XI 4212, Mscr. XXV 3/5, C VII 21, C XV 95/1, A 11 312; BayHStAM, Jesuiten 442 ff., 446-451, 453, 455-462, 464-467; pfarrarchiv Bruneck; pfarrarchiv Landsberg.
W In chinesischer Sprache: Huang-tao tsung hsing t'u, 1746; Mitwirkung an: Li hsiang k'ao-ch'eng hou-pien, 1742; I-hsiang k'ao-ch'eng, 1744,21757; Jui chien hu, ca. 1740. - Scientia eclipsium ex imperio et commercio Sinarum illustrata, 4 Tle., 1744-47, hg. von M. della Briga, Tl. 2 von K., 1745; Notitiae ss. bibliorum Judaeoreum in imperio Sinensi, 1805, hg. von C. G. v. Murr, deutsch 1806; Berichte bzw. Briefe in: J. Stöcklein, Neuer Welt-Bott, 1726 ff. L NDB XII 297 f.; DBA; DBA N. E; Mederer III 130 u. ö.; Baader, Baiern I 602 f. (W); Jöcher III 616 f.; Prand I 506; Sommervogel IV 1143-46 (W), IX 5; Romstöck 178-84 (W); H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roermond 1901,204 f.; Schaff 159 f.; Duhr IVI2 49 u. ö.; Koch 1004; LThK2 VI 367; Gerl 222; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 136-43; A. Lichtenstern, I. K., Landsberg 1976/77; Jesuiten in Bayern 235 (P 2); Jesuiten in Ingolstadt 319 (P 2); C. Stücken, Gott und den Sternen. Vom Leben des Chinamissionars I. K. S. J. (1680-1746), unge-
Kögler - Köppen druckte Magisterarbeit, Universität Bamberg 1993 (W); Ders., Der Astronom des Kaisers. Vom Leben des Chinamissionars 1. K. SJ (1680-1746), in: SHVI 102/ 103 (1993/94) 439-69. PI) Lavierte Federzeichnung, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, 2) Ölgemälde, Stadtmuseum Landsberg. S. Hofmann
Koenig (Küning, Kuenig, Kinich, Kunich, Rex), Hieronymus, SJ, * 27. 9. 1582 Venedig, t 18.4. 1645 Wien. K. trat am 4. 2. 1607 in Rom dem Jesuitenorden bei. Bereits am 4. I. 1607 war er an der
Univ. Freiburg i.Br. immatrikuliert. Über seine Laufbahn ist nur sehr wenig bekannt. Wohl 1618 ging er zusammen mit Wolfgang Gravenod von Rom nach Dillingen. Dort lehrte er an der Univ. 1618-20 und 1621/22 Mathematik und Hebräisch und 1619/20 Kontroverstheo!. Im Herbst 1622 (Matrikel eintrag vom 14. 10. 1622) ging er als Prof. für Mathematik und Hebräisch an die Univ. Ingolstadt, wo er bis 1626 lehrte. In gleicher Funktion war er dann in Prag und Wien, wo er fast 20 Jahre lehrte, tätig. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. XI 28; Provinzarchiv SJ, Wien, 2111518.
W Ungedruckt: Tractatus in astrolabium, 1623 (BSB, clm 26295); Mathematica dictata ab H. K. et Petro Hildebrand (BSB, clm 4228). L Jöcher II 2091; Mederer II 231 u. ö.; Prantl I 443; Romstöck 185 f.; Sommervogel IV 1043 f. u. ö.; Specht 284 u. ö.; Schaff 109; Matrikel LMU; Popp 135 ff.; L. Lukacs, Catalogi personarum et officiorum provinciae Austriae S. J., Bd. 2: 160 1-1640, Rom 1982, 647. B. Schönewald
Köppen, Johann Friedrich, * 21. 4. 1775 Lübeck, t 5. 9. 1858 Erlangen, ev., CD 1) 1806 Margarete Kaeselau, verwitwete Kahlen, 2) Charlotte. V Johann Gerhard, Pastor an der Petri Kirche in Lübeck, * 9. I. 1743, t 29. 3. 1813, M Hedwig Margaretha Brandt, t 11. 5.1787.
Nach Schulbesuch in Lübeck und Abschluß des 1793 in Jena begonnenen und 1796 in Göttingen fortgesetzten Theo!.studiums wurde K. am 17. 10. 1804 der erste lutherische Prediger an St. Ansgarii in Bremen. Im gleichen Jahr in Göttingen zum Dr. theo!. promoviert, erreichte den durch mehrere wissenschaftliche Publikationen, vor allem seine Bücher "Über Offenbarung in Bezug auf Kantische und Fichtische Phi!." (1797) und "Schellings Lehre, oder das Ganze der Phi!. des absoluten Nichts" (1803)
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bekanntgewordenen profilierten Gegner der romantischen Naturphi!. im Frühsommer 1807 der Ruf auf den durch Gregor Leonhard Reiners Tod freigewordenen Phil.lehrstuhl in Landshut, für den ihn sein phi!. Lehrmeister Friedrich Heinrich Jacobi empfohlen hatte. Schon in seiner Antrittsvorlesung "Über den Zweck der Phi!." zeigte sich die skeptische Einstellung von K. allen phi!. Systemen gegenüber, aus der heraus er auch sein Hauptwerk ,,Darstellung des Wesens der Phi!." schrieb. "Gott, Freiheit, Unsterblichkeit" stellte K. in seiner Antrittsvorlesung als "die höchsten Gegenstände der Phi!." heraus, um deren wissenschaftliche Durchdringung er sich in seinen Landshuter Vorlesungen dann fast 20 Jahre lang bemühte, wobei er immer wieder auf den von ihm besonders hoch geschätzten Platon zu sprechen kam. Sein Eintreten für eine freie Persönlichkeitsentfaltung und für eine liberale Hochschulpolitik ließ ihn 1820 in einer Flugschrift "Offene Rede über Univ." energisch gegen die im Gefolge der Karlsbader Beschlüsse auch in Landshut einsetzenden Bespitzelungen von Studenten und Prof. protestieren· und im Januar 1824 sogar beim König schriftlich vorstellig werden. Bei der Verlegung der Univ. wurde K., der im Studienjahr 1808/09 das Amt des Direktors der Phi!. Sektion und 1823/24 das Rektorat bekleidet hatte, nicht nach München übernommen, da man dort den Phil.lehrstuhl nun mit dem 1807 noch ferngehaltenen Friedrich Wilhelm Schelling besetzen wollte und Eduard von Schenk, der Leiter der Kultusabteilung im Innenministerium, ihm seinen "falschen Liberalismus" zum Vorwurf machte; K. wurde trotz seines Protestes im Herbst 1826 an die Univ. Erlangen versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1845 nur eine beschränkte Lehrtätigkeit ausübte, keinen seiner zahlreichen Beiträge in Zeitschriften mehr namentlich zeichnete und auch seine "Phi!. der Phi!." anonym veröffentlichte. Q BayHStAM, Mlnn 23675/II, VI; UAM, E II 173, G
I 2; Univ.archiv Erlangen, Personalakt K. 1826-1862 (ohne modeme Signatur).
W Über Offenbarung in Bezug auf Kantische und Fichtische Phi\., Lübeck-Leipzig 1797 (2. vermehrte und umgearbeitete Auf!. 1802); Lebenskunst in Beiträgen, Hamburg 1801; Reden über die christliche Religion, Lübeck-Leipzig 1802; Schellings Lehre, oder das Ganze der Phi\. des absoluten Nichts. Nebst 3 Briefen verwandten Inhalts von Fr. Heinrich Jacobi, Hamburg 1803; Vermischte Schriften, Hamburg 1806; Über den Zweck der Phi\., München 1807; Leitfaden für Logik und Metaphysik, Landshut 1809; Darstellung des Wesens der Phi\., Nümberg 1810; Phi\. des Christentums, 2 Bde., Leipzig 1813-15, 2 1825; Politik nach Platonischen Grundsätzen mit Anwendung auf unsere Zeit, Leipzig 1818; Rechtslehre nach Platonischen Grundsätzen mit Anwendung auf unsere Zeit, Leipzig 1819;
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Köppen - Kraus
Offene Rede über Uni v., Landshut 1820; Vertraute Briefe über Bücher und Welt, 2 Bde., Leipzig 1820-23; Phi!. der Phi!., Hamburg-Gotha 1840. L DBA N. E; T. Kolde, Die Univ. Erlangen unter dem Hause Wittelsbach 1810-1910, Erlangen-Leipzig 1910, 313 u. ö.; P. Segl, Landshuter Univ.probleme im Studienjahr 1823/24. E K. Rektoratsbericht als Dokument bayer. und deutscher Univ.geschichte, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 10 I (1975) 113-39; Ders., Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche, in: BoehmJSpörl II 133 u. ö.; Beckenbauer 99 ff. u. Ö. P. Segl
Kräl (KreIl), Johannes.
K., für den als Herkunftsort Burghausen bezeugt ist, immatrikulierte sich im SoSe 1464 an der Univ. Wien und promovierte dort im März 1466 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1468 zum Magister. Gleich im Anschluß daran scheint er die Univ. verlassen zu haben; zumindest übernahm er in den folgenden Jahren keine Vorlesungen aus dem artistischen Curriculum als "magister regens". Nach seinem Abgang aus Wien verliert sich für einige Jahre seine Spur. Vielleicht ist K. mit einem Johannes Krelis identisch, artistischer Magister und Rektor der Pfarrkirche St. Kilian in "Waysach" oder "Versach/Wersach" in der Diözese Würzburg, der am 3. 4. 1473 in Rom zum Subdiakon, tags darauf zum Diakon und am 11. 4. zum Priester geweiht wurde. Mit Sicherheit wird K. erst wieder am 22. 4. 1478, greifbar, als er sich in Ingolstadt immatrikulierte. Schon einen Monat später, am 29. 5. 1478, wurde er ins Konzil der soeben vereinigten Artistenfak. aufgenommen. Im SoSe 1480 fungierte er als deren Dekan, ab April 1481 nochmals bis zum Beginn des SoSe 1481 als Vizedekan für den zurückgetretenen Paul Ruland. Sein weiterer Lebensweg liegt bisher im dunkeln. Werke von K. sind nicht bekannt. Q UAM, 0 I 2; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8); Vatikan, Archivio Segreto, Libri Formatarum 6, f. 106 v, 107 r, 110 v;
L Prantl I 92.
C. Schöner
Krapf, Willibald.
K. immatrikulierte sich am 8. 10. 1484 an der Univ. Ingolstadt (Herkunftsort: Berching) und promovierte im Juni 1486 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1489 zum Magister. Am 12. 3. 1489 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Zwar wurde er am 1. 9. 1489 vom Rest des Bienniums, d. h. der nach der Promotion zu erfüllenden Verpflichtung, zwei Jahre lang als Magister zu lesen,
dispensiert, doch war er spätestens zum WiSe 1492/93, als er über den Algorismus las, wieder in Ingolstadt. An weiteren Lehrveranstaltungen sind das "Exercitium de anima" (SoSe 1493), die "Sphaera materialis" (WiSe 1493/ 94) und der "Textus priorum" (SoSe 1494) bezeugt. Nachdem er seinen Mentor Leonhard Arnold schon seit dem 8. 2. 1493 als Konventor der Pariser Burse vertreten hatte, folgte er ihm am 4. 3. 1493 definitiv in der Leitung der Burse nach. Am 1. 9. 1493 wurde K. ins Konzil der Artistenfak. kooptiert. Wie Arnold war auch K. ein entschiedener Anhänger der "via antiqua". Schon anläßlich einer Befragung durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. im September 1497 beklagte er vor allem den durch die Dominanz der "moderni" bedingten Abzug von Studenten der "via antiqua" nach Leipzig. 1498 kam es zwischen ihm und Michael Putersaß einerseits und der Artistenfak. andererseits sogar zum Eklat bei der öffentlichen Quodlibet-Disputation. Außerdem widmete sich K. dem Theol.studium: Am 10. 10. 1496 begann er mit der Bibelvorlesung (Mt., Mal.), zu der er am 28.3. zugelassen worden war. Am 20. 11. 1497 fing er mit der ihm am 30. 9. genehmigten Sentenzenvorlesung (2. Sent., 4. Sent.) an. Erst im WiSe 1500/01 wurde er auch einmal zum Dekan der Artistenfak. gewählt. Im SoSe 1501 fungierte er als Rektor der Univ. 1502 resignierte wiederum sein Lehrer Leonhard Arnold zugunsten von K. mit herzoglicher Genehmigung auf seine Kollegiatur am Collegium vetus, doch ist K. in der Folge nicht als Kollegiat nachweisbar. Als er im WiSe 1503/04 zum zweitenmal das Rektorat übernahm, wurde er nicht - wie gegebenenfalls zu erwarten - als Kollegiat tituliert. Nach seinem zweiten Rektorat verliert sich seine Spur. Q UAM,DIII I,EI I,GGIIII11 I,OI2,OV I. L Mederer I 40 u. ö.; Seifert, Statuten 475; Seifert 3952; Kausch 81 u. ö.; Schöner 485 ff. C. Schöner
Kraus (Chraws, Erlpach), Johannes, * Markt Erlbach, t zwischen 1488 und SoSe 1495. K., für den als Herkunftsort Markt Erlbach bezeugt ist, immatrikulierte sich im WiSe 1456/ 57 an der Univ. Wien und promovierte dort im September 1458 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1461 zum Magister. Bis 1464 ist er als "magister regens" in Wien nachweisbar. Danach verliert sich seine Spur bis zur Immatrikulation an der Univ. Ingolstadt am 20. 1. 1473. Dort schloß er sich der Artistenfak. der "via moderna" an, deren Dekan er im SoSe 1474 und nochmals im WiSe 1476/77 war. An Lehrveranstaltungen von K. ist in In-
Kraus - Krenner golstadt lediglich eine Resumption zur Grammatik oder Logik im SoSe 1476 belegt. Nach dem WiSe 1476/77 verschwindet sein Name aus den Akten. Sein weiterer Lebensweg dürfte aufgrund der Häufigkeit seines Namens kaum zu klären sein. Mit dem Bearbeiter der "Flores temporum", 1. K. junior, ist der hier Behandelte kaum identisch, da jener bereits 1458 als Priester in Niedermotzing war und etwa 1484 verstarb. Er könnte allerdings dessen gleichnamiger Nachfolger, der 1490 starb, gewesen sein, denn die Position des Eintrages des hier behandelten K. in der Totenliste der Artistenfak. läßt auf ein Todesdatum zwischen 1488 und SoSe 1495 schließen. Ein weiterer J. K. ist am 7. 2. 1483 als Priester in Landshut belegt. Q UAM, 0 11,0 I 2, 0 IV 1; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8). L Prant! II 51 u. ö.; T. J. Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 1465-91, München 1932,85; Verfasserlexikon 2 V 343 f. C. Schöner Kraus, Joseph, SJ, * 24. 10. 1732 Wien, t 13.4.1811 Landshut. K. war am 13. 9. 1749 dem Jesuitenorden beigetreten. Nach Lehrtätigkeit am Jesuitengymnasium Freiburg i.Br. (1766/67) und in Ellwangen unterrichtete er seit ca. 1767 in Ingolstadt - zuerst am akad. Gymnasium, vermutlich 1772/73 lehrte er in der phi!. Fak. der Univ. Logik und Metaphysik. 1773 wurde K., der keine über seine Lehrtätigkeit hinausweisenden wissenschaftlichen Aktivitäten entfaltete, im Zuge der Aufhebung der Societas Jesu entlassen, um anschließend 1773-81 am Lyzeum Landshut zu unterrichten. Als Benefiziat zu St. Katharina lebte K. anschließend in Landshut. L F. O. Reithofer, Kurzgefaßte chronologische Geschichte der ehemaligen acht Klöster zu Landshut in Baiern, Landshut 1810, 16 f.; Permaneder 5; Ger! 228; Kurrus I 248; Müller 61. W. Müller Kraz (Kratz), Georg, SJ, * 3. 4. 1714 Schongau, t 20. 8. 1766 München. K. trat 1730 in den Jesuitenorden ein, 1750 wurde er als Prof. für Mathematik und hebräische Sprache nach Ingolstadt berufen, 1764 ging er aus gesundheitlichen Gründen nach München. Zu Unrecht nennt ihn Duhr einen "bedeutenden Mathematiker und Physiker"; aber immerhin hielt ihn Johann Georg Lori, der Gründer der Bayer. Akad. der Wissenschaften, für beachtenswert und übersandte ihm die Observation der Akad. über den Venusdurchgang 15 Biograph. Hdb. I
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vom 6. 6. 1761, auch errang er 1762 den zweiten Preis für die Bearbeitung der astronomischen Preisfrage nach der Entfernung des Mondes von der Erde. Bei dieser Arbeit zeigte er umfassende Kenntnisse der einschlägigen Literatur, aber sein Rechengang war nicht nur um vieles komplizierter und schwerfälliger als die Lösung des ersten Preisträgers Johann Albrecht Euler, sie drehte auch im Grunde die Aufgabe um, da er nicht, wie verlangt, die Entfernung aus dem Verhältnis der beiderseitigen Massen, sondern aus der Mondparallaxe berechnete und dann die Masse des Mondes aus der Distanz bestimmte. Beachtung fand auch sein Bericht über den Venusdurchgang, bemerkenswert sind seine Versuche über die Druckkräfte in Flüssigkeiten oder über das Verhalten starrer elastischer Körper bei Belastung, wobei er dank der von ihm selbst konstruierten Apparate zu weiterführenden neuen Erkenntnissen kam, nicht ohne genaue Meßzahlen. Über Bayern hinaus reicht aber seine Bedeutung keinesfalls. W Oe viribus corporum, Ingolstadt 1759; Observatio transitus Veneris per discum solarem 6 Junii 1761, Ingolstadt 1761; Nova virium theoria de pressione fluidorum, Ingolstadt 1765; Oiss. pro praemio, de ratione motus medii et distantiae mediae lunae a terra ad vires, quibus in lunam premitur, in: Abhandlungen der Churbaier. Akad. der Wissenschaften 4 (1767) 272-307; Principia Hydraulicae, Ingolstadt 1770. L Mederer III 289 f.; Baader, Baiern 626 (W); Prantl II 511; Sommervogel IV 1231; Ouhr IV/2 50; Schaff 17477; E. Stiefel, Geographische Studien an der Univ. Ingolstadt, Bayreuth 1913,41 f.; M. Spindler (Hg.), Electoralis Academiae Scientiarum Boicae Primordia. Briefe aus der Gründerzeit der Bayer. Akad. der Wissenschaften, München 1959, 84 f. u. ö.; Hammermayer, Akad. I 249 ff. u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 49 ff.; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 61 u. ö.; Müller 40 u. ö. A. Kraus
Krenner, Johann Nepomuk Gottfried, * 11. 7.1759 München, t 14. 1. 1812 München. V Johann Georg, Hofkammerrat, t 8. 9. 1789, M Maria Anna von Hellersberg. K. studierte ab 1776 an der Ingolstädter Univ. Rechtswissenschaft. 1779 erwarb er das jur. Lizentiat und setzte 1780/81 seine Studien in Göttingen und Wetzlar fort, wofür er 300 fl als Reisestipendium erhielt. Auf diese Weise konnte er die bekannten Prof. Johann Stephan Pütter, Johann Heinrich Christian von Selchow, Georg Ludwig Böhmer, Johann Christoph Gatterer und August Ludwig Schlözer kennenlernen. Noch bevor er 1792 zum Dr. beider Rechte promoviert wurde, erhielt er arn 17. 8. 1781 an der jur. Fak. der Univ. Ingolstadt eine ao. Professur mit einem Anfangsgehalt von 300 fl.
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Krenner - Kretz
Seit Januar 1783 war K. kurfürstlicher wirklicher Hofrat und o. Prof. für deutsche Reichsgeschichte, europäische Staatenkunde und Reichsgerichtsprozeß. Die Reichsgeschichte las er unter Mitbenutzung eigener Unterlagen nach Pütters "Grundriß der Staatsveränderungen des deutschen Reichs", die europäische Staatenkunde nach Johann Gottfried Achenwalls "Geschichte der heutigen vonnehmsten europäischen Staaten". 1784 bewarb sich K. erfolglos für den landes geschichtlichen Lehrstuhl und die Leitung der Univ.bibliothek in Ingolstadt. Seit 1779 war er Mitglied des Geheimbunds der Illuminaten. Obwohl er im IIIuminatenprozeß von 1785 verwarnt wurde und 1791 erneut eine Verbindung zum Orden eingestehen mußte, hatte dies - wohl auf Fürsprache einflußreicher Gönner - keine negativen Folgen für seine weitere Karriere. Seit 1788 lehrte er auch bayer. Staats- und Fürstenrecht. Als zweiter Univ.archivar erarbeitete er 1784 ein neues Ordnungs schema für das Ingolstädter Univ.archiv. Während der Zeit des pfalzbayer. Vikariats von 1792 übernahm er die Stelle eines Fiskals beim Münchener Reichsvikariatshofgericht und wurde wie sein Bruder, Hofkammersekretär Franz Paul K., geadelt. 1793 erfolgte unter Beibehaltung der Ingolstädter Lehrtätigkeit die Ernennung zum Oberlandesregierungsrat. Am Rastatter Kongreß nahm K. 1798/99 als Rechtsberater der pfalz-bayer. Gesandtschaft teil. Mit seiner Ernennung zum geheimen Legationsrat am 28. 2. 1799 legte er die Ingolstädter Professur endgültig nieder. Im Jahre 1800 stieg er als wirklicher geheimer Rat zum Referendär im bayer. Ministerialdepartement der auswärtigen Geschäfte auf. Schließlich wurde K. 1801 Assessor der Schuldenabledigungskommission und 1808 Vorstand des Reichsheroldenamtes. K. war seit 1781 Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften in München. Auch der ökonomischen Gesellschaft in Burghausen gehörte er an. Als Nachfolger Johann Christoph von Aretins übernahm er 1811 die provisorische Leitung der Hof- und Staatsbibliothek. Seine literarische Tätigkeit spiegelt die Verbindung von Wissenschaft und Praxis wider. So verfaßte K. zwei Deduktionen über den kurpfälzischen Reichsvikariatssprengel aufgrund seiner Berufung zum Reichsvikariatshofgericht. Die praktische Inanspruchnahme hinderte indes K. andererseits daran, auf wissenschaftlichem Gebiet Größeres zu leisten. Q UAM, E II 176b, 214a. W Ueber das rechtliche Studium der teutschen Staatsgeschichte, Eichstätt 1782; Kurze, aber we~entliche Uebersicht des dreyssigjährigen teutschen Kriegs, Ingolstadt 1783; Über den Kurpflilzischen Reichsvikariatssprengel, Ingolstadt 1793; Nachricht und Beleuchtung der Gründe, aus welchen sich die Erzstift-Salzbur-
gischen Lande in dem jüngsten Zwischenreichs-Falle von dem churpfälzischen Reichs-Vikariats-Sprengel haben ausziehen wollen, Ingolstadt 1793; Ueber Land-, Hofmarchs- und Dorfgerichte in Baiern, München 1795; Ueber gemischte und folgende Weiberlehen nach den Gewohnheiten und Gesetzen der kurfürstlichen Lehenhöfe in Baiern, Rastatt 1798. L ADB XVII 123 ff.; DBA N. F; Baader, Baiem 630 f.; Prantl I 675, II 514; Leitschuh III 144; Kempter 86 f. u. ö.; W. DemeI, Der bayer. Staatsabsolutismus 1806/08-1817, München 1983,2 u. ö.; Müller 235 u. Ö. T. H. Link
Krenner (Kröner, Scherdinger), Johannes.
K., der als seinen Herkunftsort Schärding angab, immatrikulierte sich am 9. 4. 1476 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im Januar 1480 zum Magister. Da seine Bakkalaureuspromotion in den Akten der Artistenfak. der via moderna" nicht zu finden ist, liegt der Schluß nahe, daß er den ersten Grad an der bis 1478 existierenden Fak. der "via antiqua", deren Akten nicht überliefert sind, erworben hat. Am 22. 2. 1480 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen, am 1. 5. 1480 übernahm er die Leitung der Pariser Burse. Wieso K., der bis 1493 an der Artistenfak. tätig war, erst am 1. 8. 1488 zum Fak.konzil zugelassen wurde, ist nicht ersichtlich. Im WiSe 1491/92 fungierte er dann als Dekan. An artistischen Lehrveranstaltungen ist lediglich das ,,Minus volumen Prisciani" im WiSe 1492/93 bezeugt. Daneben widmete sich K. dem Theol.studium: Am 7. 11. 1488 begann er mit der Bibelvorlesung (Gen.), zu der er am 5. 9. zugelassen worden war, und am 28. 9. 1490 mit der Sentenzenvorlesung (1. Sent.), die ihm am 7. 9. zugewiesen worden war. Am 20. 4. 1493 promovierte K. zum Lizentiaten der Theol. Als er schließlich am 23. 9. 1493 den Dr.grad erwarb, war er bereits Prediger in Heilbronn. Werke von K. sind nicht bekannt. Q UAM, GG III/Il I, 0 I 2. L Mederer I 42; Seifert 98; Kausch 219 u. ö.; Schöner 485. C. Schöner
Kretz (Gretz), Matthias, * ca. 1480 Haunstetten bei Augsburg, t 1543 München, D München, Stiftskirche Unsere Liebe Frau.
Nach dem Besuch der Univ. Wien, an der er das artistische Bakkalaureat erwarb, studierte K. 1504-12 in Tübingen u. a. bei Heinrich Bebel und Johann Altenstaig. Nach der Promotion zum Magister soll K. auch kurze Zeit in Tübingen gelehrt haben. 1513 wurde er als Nachfol-
Kretz - Krieger ger Altenstaigs für den Unterricht der Kleriker in das Augustinerchorherrenstift Polling gerufen, wo er bis 1516 die Artes liberales lehrte. Ab Juni dieses Jahr studierte K. in Ingolstadt Theo!. Bereits im Januar 1517 nahm er unter Johannes Eck an einer Disputation teil, wobei er als "artium doctor ac Sacre Theologiae baccalaureus" bezeichnet wurde. Im selben Jahr wurde er auch zum Bibelkurs und vor Januar 1518 auch zur Sentenzenvorlesung zugelassen. Von Herbst 1516 bis Dezember 1517 führte K. zudem auf Betreiben Johannes Aventins und seiner "Sodalitas literaria Angilostadiensis" und gegen den Widerstand der artistischen Fak. die von Herzog Ernst gegründete Lilienburse, die als institutionelles Zentrum des Celtis-Kreises gedacht war. Bei den seiner Ernennung als Bursenkonventor vorausgehenden Verhandlungen hatte sich K. am 13. 10. 1516 auch ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen lassen. Am 28. 1. 1518 wurde K., der erst am 10. 2. 1519 zum Lizentiaten der Theo!. avancierte, von Herzog Wilhelm IV. - erneut gegen den Widerstand der artistischen Fak. - als Regens des Georgianurns eingesetzt. Dieses Amt behielt K., der im November 1519 von Johannes Eck zum Dr. der Theo!. promoviert wurde, bis Ende 1519 bei, als er als Domprediger nach Eichstätt ging. Ende 1520 kehrte er nochmals nach Ingolstadt zurück, um sich um eine Kollegiatur des Alten Kollegs zu bemühen. Obwohl er vom Herzog wiederum gegen die Vorbehalte der Fak. auf eine der Kollegiaturen gesetzt wurde, scheint er sie dann doch nie in Besitz genommen zu haben. Seit September 1521 ist er nämlich als Domprediger in Augsburg bezeugt. An seiner neuen Wirkungsstätte, an der er sich mit einer stark lutherisch geprägten Bevölkerung konfrontiert sah, publizierte K. auch eine Reihe seiner Predigten, in denen er Beichte, Messe, Priestertum und Fegefeuer gegen die Ansichten der Anhänger Martin Luthers vehement verteidigte. 1526 nahm K., gegen dessen Werk "Von der Meß" 1525 Leo Jud auf Betreiben Huldrych Zwinglis eine Gegenschrift verfaßt hatte, in Baden bei Zürich an einem Religionsgespräch mit den Zwinglianern tei!. Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 gehörte K. zu jenen kath. Theologen, die mit der Widerlegung der "Confessio Augustana" beauftragt waren. Sein Lehrer Eck wohnte in dieser Zeit bei ihm. 1531 wurde K., der in Augsburg heftigen Anfeindungen ausgesetzt gewesen war, zum Stiftsdekan am Kollegiatstift St. Kastulus in Moosburg ernannt. Bereits zwei Jahre später wählte ihn Herzog Wilhelm zum Dekan der Liebfrauenkirche in München, wo er von nun an auf ausdrücklichen Wunsch Herzog Wilhelms IV. auch häufig predigte. Bei den Religionsgesprächen 1540 in Worrns vertrat K. 15*
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zusammen mit Johannes Eck - nochmals die bayer. Position. - K. war einer der bedeutendsten kath. Kontroverstheologen des frühen 16. Jahrhunderts, der unerbittlich für die Sache der Altgläubigen stritt. Zugleich blieb er jedoch seinen humanistischen Ursprüngen im Umfeld der Tübinger Univ. und der Sodalitas Aventins verbunden, erklärte er sich doch noch 1530 als großer Verehrer des Erasmus von Rotterdam. Q BSB, Einblattdruck VII, 29 m. W Ain sermon von der peicht ob sie Gott gebotten hab, 0.0. [Augsburg) 1524; Von der Meß und wer der recht Priester sey der Meß habe, auch zuem tail ob sie ain opffer, 0.0. [Augsburg) 1524, Freiburg i.Br. 1525; Ain sermon inbaltend etlich spruech der schrifft von dem fegfewr, 0.0. [Augsburg) 1524; Das buechlin helt in sich drey ding. Das erst wie sich der mensch zue ainem seligen end schicken soll. Das ander Wie man den sterbenden zuesprechen soll. Das dritt Außlegung des letzten Capitels Ecclesiastes lautend von dem end des menschen. Corrigiert und gemeret, 0.0. [Augsburg) 1529; Ein sermon von dem Turckenzug, 0.0. [Landshut) 1532; Brevis et plana sacratissimae missae elucidatio, 0.0. [Augsburg) 1535. - Ungedruckt: Expositio in epistolas Paulinas anno 1529 composita, anno 1530 Churrado Kumpff Wessobrun. nimia celeritate descripta (BSB, c1m. 22129); Autographe Predigtkonzepte, Augsburg 1529 (BSB, c1m. 26142). L ADB IX 645; NDB XIII 16 f.; DBA; DBA N. E; Mederer I 100 u. ö.; Prantl I 138,11 486; Schmid 90; N. Paulus, Dr. M. K. Ein bayer. Gelehrter des 16. Jh., in: Historisch-politische BII. für das kath. Deutschland 114 (1894) 1-19; LThK2 VI 604; A. Seifert, Das Georgianum 1494-1600, in: Real 158 ff. u. ö.; Seifert 84 ff. u. ö.; Kausch 220 u. ö.; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978, 159 f. (W); l. Guenther, M. K., in: P. Bietenholz (Hg.): Contemporaries of Erasmus. A biographical register of the Renaissance and Reformation, Bd. 2, Toronto 1986, 274 f.; Schwaiger 34 f.; P. Pfister, Das Kollegiatstift Zu Unserer Lieben Frau in München (1495-1803), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachium sacrum, Bd. 1, München 1994, 409; Schöner 333 f. u. Ö. L. BöningerlM. Schaich
Krieger (Khrieger), Casimir Johann Jakob, SJ,
* 25.7. 1686 Landshut, a.d.D.
t
16.9. 1760 Neuburg
V Johann Casimir, kurfürstlicher Regierungsrat, zuletzt Hofratskanzler, t 31. 1. 1727 München, M Elisabeth, t 2. 9. 1687, CD 1683 Landshut.
K. war am 20. 10. 1703 in den Jesuitenorden eingetreten und studierte 1705-08 am Ingolstädter Kolleg Phi!. Während des Magisteriums unterrichtete er 1709-11 in Innsbruck und 1711/12 am akad. Gymnasium in Ingolstadt. Anschließend studierte er 1712-16 in Ingolstadt Theo!. Nach seinem Tertiat in Altötting war er 1717/18 Prof. für Phi!. in Arnberg, 1718/19 in Landshut, 1719-22 in Augsburg, 1722-25 an der Univ. Ingolstadt. 1725/26 dozierte K., der
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Krieger - Krüll
zu unbekanntem Zeitpunkt zum Dr. theol. promoviert worden war, in Eichstätt Kontroverstheol., 1726/27 Moraltheol. in Neuburg a.d.D., 1727-29 in Straubing, 1729-32 in München. 1732-34 war er Prof. der Theol. in Innsbruck. In gleicher Funktion begegnet er auch 1734/35 in Dillingen, 1735-37 in Freiburg i.Br., wo er im SoSe 1737 auch Dekan der theol. Fak. war, und 1737/38 in München. 1756-60 wirkte er als Spiritual in Neuburg a.d.D. K., der seine universitäre Laufbahn in Ingolstadt begonnen hatte, war allem Anschein nach ein hervorragender Lehrer, hinterließ aber nur zwei ungedruckte theol. Traktate "Oe Incarnatione" und "Oe sacramentis in genere et eucharistia" (1733, 1734), die sichtlich Niederschlag seiner theol. Lehrtätigkeit in Innsbruck waren. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. VI 18, Mscr. VI 36-38, Mscr. XI 26/2, Mscr. XI 26/3, Mscr. XI 26/4, Mscr. XVI 17, Mscr. XVII 2/61; BayHStAM, Jesuiten 451, 453-462, 464-490.
L Mederer III 160; Prant! I 542; Sommervogel IV 1244 (W), IX 557; Romstöck 186 f. (W); Specht 284; Ferchl 857 u. ö.; Schaff 152; Duhr IV/I 277; Die Matrikel der Univ. Freiburg i.Br. 1656-1806, Bd. I, hg. von F. Schaub, Freiburg i.Br. 1955, 499; Ger! 230; Matrikel LMU; Böhme, Prof. der phil. Fak. 51 f.; Die Matrikel der Univ. Innsbruck, Tl. II12, Innsbruck 1974, LXXXII u. ö.; Kurrus II 311 u. ö. S. Hofmann
Kripper, Christian,
*
Loberg,
t
1574 Passau.
K. immatrikulierte sich am 3. 6. 1544 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Loberg angab, und promovierte im Juli 1546 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1552 zum Magister. Danach scheint er für einige Zeit Ingolstadt verlassen zu haben und Hofkaplan an der Münchener Residenz geworden zu sein. Darauf deutet zumindest hin, daß er sich bei seiner Rückkehr nach Ingolstadt zum Theol.studium als ,,E. F. D. undertheniger capeIlan" bezeichnete. Am 1. 5. 1562 wurde K. zum Regens des Georgianums bestellt. Nachdem die Regenz des Georgianums von seinen Vorgängern eher nebenbei erledigt worden war, zeichnete sich die Amtsführung von K. durch Gewissenhaftigkeit und beachtliches Engagement aus; u. a. fanden unter seiner Leitung bauliche Erweiterungen statt, deren Kosten der nicht unvermögende K. teilweise aus seiner eigenen Tasche vorstreckte. Auch in der Univ. gehörte K. während der 60er Jahre zu den bestimmenden Persönlichkeiten: Zweimal fungierte er als Vizerektor (SoSe 1564, SoSe 1569), einmal übernahm er das Rektorat (SoSe 1565). Im Theol.studium brachte er es 1569 zur Formatur.
Als er 1570 als Suffragan nach Passau berufen wurde, stiftete K. zwei Stipendien ans Georgianum, eines davon für einen Angehörigen seiner Familie. Diesem stellte er auch seine Bibliothek zur Verfügung, die er dem Georgianum vermachte. Werke von ihm sind nicht bekannt. Q BayHStAM, Kurbayem Äußeres Archiv 4283; UAM, D III 7, GG IIU1 a, 0 IV 2.
L Mederer I 272 u. ö.; Prant! I 340 f. u. Ö., II 241 ff.; Schmid 40 u. ö.; C. Eubel, Hierarchia catholica medii aevi, Bd. 3, Münster 1910, 368; Seifert, Statuten 233 u. ö.; Real 22 u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum 14941600, in: Real 182 ff. u. ö.; Buzas 91; Seifert 232 u. ö.; Kausch 220 u. ö.; Schwaiger 66-70 u. Ö. C. Schöner
Kroell, Virgil, SJ, * 15. 9. 1720 Rattenberg (Tirol), t 13. 1. 1778 Innsbruck. K. trat am 9. 10. 1737 in die Societas Jesu ein. Nach dem phil. Dreijahreskursus verließ er Ingolstadt und wirkte 1743/44 als Grarnmatikprof. in Innsbruck, lehrte sodann 1744/45 in Hall (Tirol) die Humaniora. Über Innsbruck kam er nach Ingolstadt, wo er 1746-50 Theol. studierte. Nach der Subdiakonatsweihe 1750 in Eichstätt übernahm er im folgenden Jahr eine Rhetorikprofessur in Kaufbeuren. Im Anschluß an das Tertiatsjahr 1751/52 in Altötting unterrichtete K. Phi!.: 1752 in Feldkireh, 1753-55 in Freiburg i.Br. und unmittelbar nach der Profeß am 2. 2. 1755 bis 1758 an der Univ. Ingolstadt. Von hier ging K. für drei Jahre bis 1761 nach Luzern als Dozent der scholastischen Theol., übernahm danach 1761/62 wieder an der Univ. von Ingolstadt eine Professur für Moraltheol. bzw. 1762-65 für Theol. Ab 1766 oder 1767 lehrte er bis zu seinem Tod Dogmatik in Innsbruck. K. hinterließ keine Druckschriften. Q UAM, K II 2, K II 2 2/1. L DBA; Mederer III 281; De Luca 67; Sommervogel IV 1251 (W); Romstöck 187 (W); Schaff 159; Matrikel LMU; Gerl 231; Böhme, Prof. der phil. Fak. 52 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Krull, Franz Xaver (von), * 15. 2. 1769 Kel. heim, t 24. 1. 1847 Landshut, kath., CD 1803 Freiin von Rehlingen. V Buchhändler.
K. besuchte das Gymnasium in Regensburg und Ingolstadt. Laut Matrikeleintrag studierte er ab 1784 an der Univ. Ingolstadt Rhetorik, Physik und Rechtswissenschaften. 1792 wurde er Lizentiat der Rechte. In der Folgezeit als öffentlicher Repetitor der Univ. Ingolstadt tätig, promovierte er 1799 ("Ueber die Nothwendig-
Krull - Kuenhofer keit des Studiums des teutschen Privatrechtes") zum Dr. der Rechte. Am 24. 11. 1799 wurde er an der Univ. Ingolstadt ao. Prof. für bayer. und deutsches Privatrecht, Lehenrecht, Rechtsenzyklopädie und Methodologie. Im Zuge der Verlegung der Univ. (1800) siedelte er nach Landshut über, wo er am 24. 9. 1803 zum Ordinarius befördert wurde. Länger als alle anderen Landshuter Prof. stand K. der Univ. als Rektor vor (1807-09, 1826). Daneben versah er eine Vielzahl akad. Ämter: er war ab 1800 Mitglied des Spruchkollegiums, ab 1805 Stipendienephor sowie ab 1809 ständiger Senator. Schon zuvor zum Hofrat ernannt, zeichnete ihn der bayer. Staat 1808 mit dem Ritterkreuz des Zivilverdienstordens aus und erhob ihn damit in den Adelsstand. Anläßlich des Umzugs der Univ. nach München (1826) wurde K. überraschend als Rat an das Appellationsgericht Straubing versetzt. Möglicherweise genügte seine wissenschaftliche Reputation nicht den Vorgaben König Ludwigs I. und seines Innenministers Eduard von Schenk, die nur hochqualifizierte Persönlichkeiten nach München berufen wollten. Die zahlreichen Schriften von K. zeichneten sich primär durch praktischen Nutzen aus, waren sie doch fast alle als systematische jur. Einführungen für Studenten konzipiert. Am 10. 8. 1846 wurde K. pensioniert. Q UAM, B VI4, E II 179. W Ueber die Nothwendigkeit des Studiums des teutschen Privatrechtes, Ingolstadt 1799; Prüfung einzelner Theile des bürgerlichen Rechtes, 4 Bde., Landshut 1802-05; Teutsches Privatrecht, Landshut 1805, 2. verbesserte Auflage 1821; Handbuch des kgl.-baier. gemeinen bürgerlichen Rechts mit besonderer Rücksicht auf das fränkische und preussische Landrecht, 3 Bde., Landshut 1807/08. L ADB XVII 239 f.; DBA; DBA N. E; Baader, Baiem I 634 f.; Permaneder 57 u. ö.; Prant! I 676 u. Ö., II 518 f.; E v. Holtzendorff (Hg.), Encyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer und alphabetischer Bearbeitung, Tl. 2, Bd. 2, Leipzig 1881, 585 f.; Dickerhof 139 u. ö.; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-1826), in: BoehmlSpörl II 125-184; W. Demei, Der bayer. Staatsabsolutismus 1806/07-1817, München 1983, 109 u. ö.; Müller 342 f.; Beckenbauer 37 u. Ö. S. Wimmer
Kuderowski, Samuel, SJ, * Litauen, Neswisch (Nieswiez) (Litauen).
t
1670
Über K. ist nur sehr wenig bekannt. Ab I. 10. 1657 lehrte er für ein Studienjahr als Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt. Mederer bezeichnete ihn als "e patria sua exulem". Man darf daher wohl annehmen, daß K. dem Kolleg in Vilnius angehört, vermutlich an der
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dortigen Univ. studiert und vielleicht auch gelehrt hatte, bevor er flüchten mußte, als 1655 russische Truppen die Stadt einnahmen und niederbrannten. Um 1661 war K. nach Vilnius zurückgekehrt. Zum Zeitpunkt seines Todes war er Rektor des Kollegs von Neswisch. L Mederer II 345 f.; Prantl I 506; Romstöck 187; S. Zaleski, Jezuici w Polsce, Bd. IIII1, Lwow-Krakow 1901-06, 41, Bd. lVII, ebd. 1905, 85, Bd. IVI2, ebd. 1904, 910; P. Czaplewski, Po1acy na studyach w Ingolsztacie, z rekopisow uniwersytetu Monachyskiego, Poznan 1914,81; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 143; Lituanus 27 (1981) Nr. 2. U. Neumann
Kuenhofer (Kunhofer), Engelhard, t ca. 1522.
Der Name von K., für den Nabburg als Herkunftsort bezeugt ist, findet sich weder in der Matrikel noch in den Listen der Ingolstädter Bakkalare und Magister. Eine Identität mit Johannes Engelhard - der ebensowenig in Matrikel oder Promotionslisten zu finden ist - ist nicht völlig auszuschließen. Dagegen spricht jedoch, daß in der Totenliste der artistischen Bruderschaft K. und Johannes Engelhard getrennt voneinander aufgeführt werden, und zwar K. lediglich als Magister und Kollegiat, Johannes Engelhard dagegen zusätzlich noch als formierter theol. Bakkalar. Welcher von beiden der "Magister Engelhardus" war, der im WiSe 1513/14 das ,,Minus volumen Prisciani" las, kann nicht entschieden werden. Dagegen wird der Dekan der Artistenfak. vom WiSe 1516/17 eindeutig als "Engelhardus K." aus Nabburg bezeichnet. Ebenso eindeutig nahm K. an einer Sitzung des Kammerkonzils vom 26. 11. 1516 teil, was insofern bemerkenswert ist, als er damals noch nicht Kollegiat gewesen sein kann und der artistische Dekan dem Anschein nach nicht qua Amt ein Recht zur Teilnahme an den Karnrnerkonzilssitzungen besaß. Dieses hatten dagegen die aus der Karnrner besoldeten Kollegiaten, zu denen in jener Zeit eindeutig Johannes Engelhard zählte. In keinem Fall kann K., wenn er nicht mit Engelhard identisch ist, seine Kollegiatur vor 1520 erhalten haben. Sein Name steht in der Totenliste der artistischen Bruderschaft ungefähr im Jahr 1522; ein genaue Datierung ist nicht möglich. Mit dem Schwabacher Prediger Engelhard Kunhofer, von dem 1502 ein "Confessionale continens tractatum decem preceptorum" veröffentlicht wurde und der seine Bibliothek der Schwabacher Kirche vermachte, kann K. den Umständen nach keinesfalls identisch sein. Q UAM, D III 4, GG IIII22, 0 IV I. L Seifert, Statuten, 483 f. C. Schöner
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Kyrmann - Labrique
Kynnann (Kairman, Kurneman, de Werdena), Wilhelm, * Werden a.d. Ruhr, t vermutlich 1496. Der Sohn einer angesehenen Familie immatrikulierte sich 1450 in Köln, wo er 1454 zum Magister artium und 1460 zum Bakkalar des kanonischen Rechts graduierte. Nach der Promotion im kanonischen Recht im Dezember 1462 in Pavia und einem kurzen Aufenthalt in Heidelberg (1464) kehrte er 1467 nach Köln zurück, als er wegen seiner Promotion im Ausland gegen den Willen der Univ. auf eine städtische Professur berufen wurde, die er 1468-72 nominell wahrnahm; infolge eines bis vor der Kurie in Rom ausgetragenen Prozesses um seine Berufung wurde er am 28. 1. 1474 suspendiert. Kontakte zum Landshuter Hof führten im März 1472 zu seiner o. Berufung auf die erste KanonistensteIle (Lectura in decretis) an der Ingolstädter Univ. und zu seiner Ernennung zum kommissarischen Vizerektor, als welcher er maßgeblich am universitären Verfassungsentwurf mitarbeitete und einen faßbaren Einfluß auf die ältesten jur. Statuten ausübte. Die Enttäuschung, bei der ersten Rektorwahl das
angestrebte ehrenvolle Amt an seinen adeligen Fak.kollegen Christoph Mendel verloren zu haben, dürfte zu seinem zeitweiligen Fortgehen 1477n8, zur brüsken Zurückweisung des Rektorats im SoSe 1481 und Mitte 1482 letztendlich zum Abgang von der Univ. Ingolstadt geführt haben, auch wenn er 1478 mit einem Jahresgehalt von 125 Gulden der bestbezahlte Jurist der Univ. war. K., der bereits vorher zivilrechtliche Einzelgutachten erstellt hatte, tauschte seine hochdotierte Professur gegen die Stelle eines Nürnberger Ratskonsulenten ein, die er bis zu seinem Tod beibehielt. Q UAM, F 11; Stadtarchiv Nürnberg, Hss. 190,203. L H. Keussen, Die alte Univ. Köln. Grundzüge ihrer Verfassung und Geschichte, Köln 1934, 208 (P); Ders., W. K. von Werdena, in: ZBLG 9 (1936) 99-107; Seifert, Statuten 68 ff.; Wolff 18 f. u. ö.; H. G. Walther, Die Rezeption Paduaner Rechtswissenschaft durch die Aufnahme Paduaner Konsilien in die Nürnberger Ratschlagbücher, in: I. Baumgärtner (Hg.), Consilia im späten Mittelalter. Zum historischen Aussagewert einer Quellengattung, Sigmaringen 1995,211 f. P Holzschnitt. I. Baumgärtner
L Labrique (La Fabrique, de Lanoy), Simon von, * Lüttich, t 3. 3. 1656, 0 Kollersried, Pfarrkirche, CD Johanna. Nach dem Studium der Artes und dem Erwerb des jur. Bakkalaureats an einer unbekannten Hochschule immatrikulierte sich L. am 2. 5. 1601 als Student der Rechte an der Univ. Ingolstadt, an der er wohl auch zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. Anschließend war er in Lüttich tätig. Dort regierte als Bischof Ernst von Bayern, der zugleich Kurfürst von Köln war und in dessen Dienst auch der Vater und der Bruder von L. standen. Am 31. 3. 1605 wurde L. mit dem üblichen Gehalt von 150 Gulden zum ao. und im Januar 1606 zum o. Prof. der Institutionen an der Univ. Ingolstadt ernannt. Seit April 1611 las L. vertretungsweise kanonisches Recht, 1612 vorübergehend den Kodex und seit 1613 Pandekten. Seine Besoldung stieg im Laufe der Zeit bis auf 500 Gulden (1620) an. Während seiner Lehrtätigkeit saß L. immerhin 16 Disputationen vor, deren
Thesen im Druck erschienen. In den Auseinandersetzungen mit den Jesuiten innerhalb der Univ. profilierte er sich als einer der Wortführer der antijesuitischen Partei. 1622 gab L. seine Professur in Ingolstadt auf und trat in die Dienste des Herzogs Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Er wurde zum Vizekanzler, Geheimen Rat sowie Pfleger zu Burgheim ernannt. Für seinen Landesherm führte er die Gegenreformation in Sulzbach, Hilpoltstein und Heideck durch. 1628 erhob ihn der Kaiser in den Reichsritterstand. L. war mehrmals an Gesandtschaften für Herzog Wolfgang Wilhelm, u. a. nach Paris, beteiligt. Er amtierte von Neuburg aus 1637-45 auch als Landrichter von Burglengenfeld und ab 1649 als Landrichter von Parkstein. Als Inhaber der von ihm erkauften Hofmarken Kollersried und Lauffental war L. Mitglied der Landstände des Fürstentums Pfalz-Neuburg. Q BayHStAM, GL Fasz. 1479 Nr. 8, Fasz. 1482/11 Nr. 55; UAM, E 1 2.
Labrique - Lamparter W Theses miscellaneae, quas ex IV. Instit. Imperial. !ib. collectas (Praes.; Resp.: J. C. Herwart), Ingolstadt 1610; Miscellae elementares lustinianeae (Praes.; Resp.: D. Raymundi), Ingolstadt 1610; Disputatio iuridica de feudis (Praes.; Resp.: J. C. Han), Ingolstadt 1611; Disputatio iuridica ex diversis utriusque juris partibus desumpta (Praes.; Resp.: J. W. Eisenreich), Ingolstadt 1613; Disputatio iuridica praecipuas et fere omnes juris materias continens (Praes.; Resp.: C. Pemstein), Ingolstadt 1613; Disputatio iuridica de pignoribus et hypothecis (Praes.; Resp.: A. Zellermair), Ingolstadt 1614; Disputatio augura!is de quibusdam condictorum speciebus (Praes.; Resp.: H. Kempfer), Ingolstadt 1615; Assertiones iuridicae de servitutibus (Praes.; Resp.: T. von Sclessin), Ingolstadt 1615: Disputatio iuridica de iure succedendi (Praes.; Resp.: C. Grustner), Ingolstadt 1619. L DBA; Prant! I 357 u. ö., n 499; Wolff 137 f. u. ö.; Neumaier 49 u. ö.; G. Stalla, Der Ingolstädter Buchdruck von 1601 bis 1620. Die Offizinen Adam Sartorius, Andreas Angermaier und E!isabeth Angermaier, Baden-Baden 1980, 137 u. ö.; M. Henker, Zur Prosopographie der pfalz-Neuburgischen Zentralbehörden im 17. Jh., Diss. masch. München 1984, 196 ff. R. Heydenreuter
Lagus (Haas), Kaspar, * 1526 oder 1533 Rain (Schwaben), t 29. 1. 1606 Ingolstadt, DIngoIstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD Susanne Eckert.
L. studierte seit November 1558 Jur. in Ingolstadt und wurde 1560 - trotz negativer Beurteilung durch einige jur. Prof. - zum ao. Prof. ernannt. Nachdem er 1561 die Promotion zum Dr. iur. utr. nachgeholt hatte, erhielt er 1562 vertretungsweise die durch die Amtsenthebung von Bartholomäus Romuleus vakante DigestenProfessur und wurde zum Ordinarius erhoben. Beim allgemeinen Vorrücken nach dem Abgang Francesco Zoanettis 1564 wurden ihm die Digesten wohl endgültig übertragen. 1577 übernahm er schließlich die "Iectura codicis". Seit 1576 war L. zudem als Univ.kärnrnerer tätig. In den Auseinandersetzungen jener Jahre zwischen der Univ. und den Jesuiten stand L. stets auf seiten der Gegner der Gesellschaft Jesu. Mit seinen Stellungnahmen konnte er verschiedentlich jesuitische Forderungen abwehren. Vorn Beginn seines Wirkens in Ingolstadt an wurde jedoch über seinen "Unfleiß in legendo" sowie später über seine nachlässige Amtsführung als Kämmerer Klage geführt. Im August 1585 wurde L. deshalb sowohl seiner Professur als auch seines Kärnrnereramtes entsetzt und mit einern Ruhegeld von 1(}() Gulden emeritiert. Dessen ungeachtet scheint L. weiterhin das besondere Wohlwollen des Herzogs genossen zu haben. Dieser verpflichtete ihn vorn 1. 1. 1587 bis 31. 12. 1590 als Hofrat in München. 1588/89 begann L. jedoch wieder mit
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Vorlesungen in Ingolstadt, als die jur. Fak. über zu wenig Lehrpersonal verfügte. Bereits 1590 verzichtete er aber zugunsten seines Schwiegersohnes Joachim Denich auf seine Professur. Lediglich für Rechtsgutachten wollte er noch herangezogen werden. Immerhin bestimmte ihn die jur. Fak. 1598 nochmals als einen der für die Überwachung des Univ.kärnrnerers zuständigen Kommissare. 1591-1601 wurde L. überdies als Rat von Haus aus in München geführt. Bereits früher war er für andere Landesherren als Rat von Haus aus tätig gewesen, u. a. bis 1576 für Herzog Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg. 1586-1602 amtierte L. als Pfleger von Kösching. - Wiewohl L. als Univ.kärnrnerer und Prof. von den Zeitgenossen kritisiert wurde und er literarisch kaum hervorgetreten ist, zeugen seine zahlreichen Gutachten doch von Geschick und Weitsicht, insbesondere in Fragen der universitären Gerichtsbarkeit. Zudem äußerte sich L. 1590 kritisch und warnend zu den Hexenprozessen. Q BayHStAM, PS 193 Lagus. W Theses centum de clausula codicillari (Praes.; Resp.: O. Schrenk), Ingolstadt 1569; Disputatio in eleganti et difficili materia pactorum futurae successionis (Praes.; Resp.: W. Lagus), Ingolstadt 1570. L DBA; Mederer I 253, n 3 f. u. ö.; Prant! I 234 u. ö., n 325 f. u. ö.; Ferchl I 21 u. ö., II 1356 f.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (14281829), in: SHVI 44 (1925) 103 ff.; Seifert, Statuten 131 f. u. ö.; Seifert 213 u. ö.; Wolff 127 ff. u. ö.; Lanzinner 365 f. u. ö.; W. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der Frühen Neuzeit, München 31997, 122 u. ö.; Schwaiger 81. R. Heydenreuter
Lamparter (Lanparter, Lampartner, Lampard, Lampardus), Heinrich, SJ, * 16. 11. 1591 Luzero, t 14. 10. 1670 Augsburg. Der Schweizer L., seit 1608 Mitglied in der Societas Jesu, absolvierte 1611-14 ein phi!. Studium in Ingolstadt. Dort begann er 1616 die Humaniora zu unterrichten. Auf die Priesterweihe 1620 folgte ebenda eine dreijährige Lehrtätigkeit als Prof. der Phi!. Möglicherweise im Anschluß daran, spätestens aber seit 1625 bekleidete er die Theo!.professur am Münchener Wilhelmsgymnasium. 1628 wechselte er nach Dillingen, wo er bis 1634 als Prof. für scholastische Theo!. wirkte. Seit 1632 nahm er gleichzeitig die Funktion des Studienpräfekten wahr. Daruberhinaus ist er 1631 als Präses der Marianischen Kongregation in Dillingen belegt. Nachdem er sich als Rektor in den Kollegien von Amberg (1640-43?), Dillingen (1644-47) und Neuburg (1650-53?) bewährt hatte, wurde L. 1655 das Amt des Provinzials der böhmi-
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Lamparter - Landau
schen Provinz übertragen. Diese Aufgabe versah er bis 1658, kehrte dann nach Ingolstadt zurück und übernahm dort das Rektorat am Kolleg (1659-62). Danach ging er, mittlerweile knapp siebzigjährig, nach Augsburg. - Die Bedeutung von L. liegt nicht zuletzt in seinem reichen literarischen Schaffen. Neben seinem Hauptwerk "Goldwag dess Cath. Glaubens", das sich gegen den Exjesuiten Jakob Reihing richtete, verfaßte er umfangreiche Schriften moralisch-erbaulicher Art. Außerdem war er als Übersetzer, vor allem spanischer und italienischer Werke ins Lateinische, tätig. Q DAE, Summarium de variis rebus collegii lngolsta-
turn korrumpiert sei, und kritisierte Paracelsus. Sein überliefertes Oeuvre beschränkt sich auf zwei Disputationen. W De corporis exercitio disputatio medicis assertionibus comprehensa (Praes.; Resp.: W. Klöpfer), Ingolstadt 1565; De corruptionis artium causa et antithesi veteris et novae medicinae, in: V. Rotmar (Hg.), Orationes Ingolstadienses, Bd. I, lngolstadt 1571, 276 ff. L Mederer 11 10; Kobolt 389; Prant! II 494; Matrikel LMU; E. Müller, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen 1960, 80-86; Liess 141 f. R. A. Müller
diensi de anno 1548 usque ad annum 1671, annus 1611, 1614, 1616, 1620, 1623, 1661, 1662.
W Goldwag dess Cath. Glaubens, auff welcher die Bedencken über die fümembsten Glaubens Artickel, so Jacob Reihing zuvor in seinem Cath. Handbuch, newlich aber in dessen Uncath. Retractation auffgelegt hat, gegen einander abgewogen werden, München 1627; De praestantia gratiae Dei et felicitate hominis ea donati considerationes XXXVII, München 1651; Gladius spiritus e sacro divinarum Scripturarum armamentario depromptus, ad regna subvertenda errorum, errantes convertendos et veritatis Catholicae imperium stabiliendum, Würzburg 1653; Vita et virtutes venerabilis Patris Ludovici de Ponte, S. J., lngolstadt 1662; Stola gloriae, seu vita, praedicatio, miracula Christi. Distributa per puncta meditationis in singulos dies anni, Augsburg 1666. - Übersetzungen: Actus intemi Blasii ex italico gerrnanice translati, lngolstadt 1642; P. Marcellus Mastrillus, Neapolitanus Societatis lesu, Dillingen 1648 (Lebensbeschreibung eines Japanmissionars, aus dem Spanischen ins Lateinische übersetzt). L DBA N. F; Jöcher 11 2225; Jöcher/Adelung III 1116; Mederer II 226; Freninger 27; Sommervogel IV 143539, XII 1117 (W); Specht 269 u. ö.; Hurter IV 110; Duhr I1/1 241-44 u. ö., I1/2 86 u. ö., III 121; Schaff 79; Koch 1070 f.; Matrikel LMU; Ger! 235; Popp 137-44 (W); Strobel 67 f.; G. Wilczek, Phi!. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 17. und 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 48 (1985) 23 f.; J. Kastner, Geistliche Rüstkammer. Wissenschaften im Spiegel der Passauer Jesuitenbibliothek, in: Die Jesuiten in Passau. Schule und Bibliothek 1612-1773, Passau 1987, 316. F Heiler
Landau (Landauer, Landaft), Adam, * Eisleben, t 25. 2. 1573 Ingolstadt, D Ingolstadt, Franziskanerkirche.
L. studierte ab 1551 in Erfurt und Italien und immatrikulierte sich am 27. 5. 1559 in Ingolstadt. 1561 erhielt er dort eine med. Lektur. Sein Bruder Christoph war seit 1565 Univ.apotheker, sein Sohn Lorenz lehrte ebenfalls an der med. Fak. der Univ. Ingolstadt. Neben seiner med. Lehrtätigkeit widmete sich L. in besonderem Maße der Botanik. In einer überlieferten Rede forderte er die Restauration der traditionellen Med., die durch das Luther-
Landau, Friedrich, m 1571 Anna Urrniller, * Landshut.
L., für den Vacha in Thüringen als Herkunftsort bezeugt ist, immatrikulierte sich am 9. 5. 1558 an der Univ. Köln, wechselte aber wohl bald nach Trier, wo er 1561 zum artistischen Bakkalar promovierte. Als er sich am 11. 8. 1564 in Ingolstadt als Jurastudent inskribierte, war er bereits Magister. Kurz darauf der erste Beleg stammt vom 27. 12. 1564 wurde ihm die aus dem Pädagogium hervorgegangene "Lectio Ciceroniana" übertragen, deren Inhaber den jüngeren Studenten die Grammatik beizubringen und daneben etwas Cicero-Lektüre zu betreiben hatte. Erst 1565 ließ er sich ins Gremium der Artistenfak. aufnehmen, stieg aber dann schnell in der Hierarchie der Fak., die damals schon mit personellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, auf. Am 3. 7. 1567 wurde er ins Fak.konzil kooptiert, am 7. 7. als einer ihrer vier Senats vertreter nominiert. Im WiSe 1567/68 übernahm er das Rektorat der Univ., im SoSe 1568 fungierte er als Dekan. Als im Juni 1569 Wilhelm Wispeck wegen seiner schlechten Gesundheit seinen Vorlesungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, wechselte L. zum 20. 6. 1569 auf die Poetiklektur, die er im September 1570 wieder aufgab, um als Rat des Abtes Balthasar nach Fulda zu gehen. 1571 kehrte er nochmals kurzfristig nach Ingolstadt zurück, um am selben Tag zum Dr. bei der Rechte zu promovieren und zu heiraten. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. - Als einziges Werk von L. ist die Rede überliefert, die er am Tag seiner Hochzeit und Dr.promotion in Ingolstadt hielt. In ihr legt er die moralphil. Grundlagen der Jur. dar und verteidigt sie gegen den Vorwurf, ihr Hauptinhalt bestünde in der geschickten Auslegung der Gesetze. Q UAM,DIII7,EII,OI4.
Landau - Lantz W Oratio de dignitate iurisprudentiae, recitata in doctorali inauguratione, in: V. Rotmar (Hg.), Orationes Ingolstadienses, Bd. I, Ingolstadt 1571, 242-49. L V. Rotmar/C. Landau, Epithalamia conscripta in honorem ... F. L. ... cum nuptias celebraret cum ... Anna Urmillerin Landishutana, Ingolstadt 1571; Mederer I 280 u. ö.; Prantl I 332 u. ö.; Popp 144; Seifert 230 u. ö.; Schöner 384 u. ö. C. Schöner
Landau, Lorenz, * Heunfeld (?), t 1588 Ingolstadt. V Adam, Prof. an der Univ. Ingolstadt. L. immatrikulierte sich am 7. 5. 1574 an der Univ. Ingolstadt, wo er zunächst den phi!. Kurs absolvierte und anschließend - dem Beispiel seines Vaters folgend - Med. studierte. Seit Herbst 1574 war er auch im Besitz eines von seinem Verwandten Ludwig IV. von Landau, Abt des Benediktinerklosters Hersfeld, gestifteten Stipendiums. 1585 wurde L. nach dem Tod von Johann Lonnäus Boscius als Prof. für Med. an der Univ. Ingolstadt angestellt. Er versah die Professur aber vermutlich erst seit 1586. Neben Cyriacus Lutz und Philipp Menzel hatte er die dritte med. Lektur inne, wofür er eine Besoldung von 100 Gulden erhielt. Daneben wurde er für 40 Gulden und freie Logis als Stadtarzt verpflichtet. Angesichts der Zögerlichkeit des städtischen Rats, die hygienischen Zustände zu verbessern, widmete sich L. dieser Aufgabe jedoch nur ungern. Während seines nur zweijährigen Wirkens an der Univ. amtierte er immerhin einmal als Rektor (WiSe 1587/ 88).
Q UAM,BIV. L F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae In-
golstadiensis facultatis, Pars prior, Ingolstadt 1772, 14; Mederer II 100 u. ö.; Prantl I 321; Matrikel LMU; Real 86 u. ö.; Liess 107 u. ö. F. Neumann Lantz (Lanz, Lenz), Johannes, SJ, * 1563/64 Nonnenbach bei Tettnang, t 20. 7. 1638 München. Das Gymnasium und den üblichen dreijährigen phi!. Kurs absolvierte L. als päpstlicher Alumnus in Dillingen, wo er seit 29. 8. 1581 immatrikuliert war und am 7. 4. 1587 das Bakkalaureat erwarb. Nach anderthalb Studienjahren Theo!. wurde er am 19. 9. 1589 in Dillingen in die Societas Jesu aufgenommen, kam zunächst nach Landsberg ins Noviziat und wurde dann als Lehrer eingesetzt, u. a. wohl in Hall, wo er im September 1591 die Ordensgelübde ablegte. 1594-96 vervollständigte L. an der Univ. Ingolstadt seine theo!. Studien. Am 30. 3. 1596 wur-
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de er in Porrentruy zum Priester geweiht. Die folgenden fünf Jahre unterrichtete er in Luzern, wo er 1598-1601 auch als Schulpräfekt amtierte, Humanität, Rhetorik und die neueingerichtete Dialektik. Daneben fungierte er als Bibliothekar, leitete die Casus-Konferenzen im Kolleg und war seelsorgerisch tätig. Am 2. 12. 1601 trat L. die Mathematikprofessur an der Univ. Ingolstadt an, die er bis 1610 innehatte. 1606-10 lehrte er auch Hebräisch. Wie unentbehrlich L. als Mathematiklehrer für den Orden war, illustriert der Umstand, daß er im Herbst 1606 vorzeitig aus dem Ebersberger Tertiat abberufen wurde, weil sich in Ingolstadt kein geeigneter Nachfolger fand. Auch aus dem Münchener Kolleg, dem L. seit 1610 angehörte, wurde er 1614 und 1616-18 nach Ingolstadt zurückbeordert, um seinen Nachfolger in der Mathematiklektur, Christoph Scheiner, zu vertreten, da dessen Dienste vom Innsbrukker Hof beansprucht wurden. In München wirkte L. 1612/13 als Prof. für Dialektik und Katechetik, pflegte privat auch weiterhin seine mathematisch-astronomischen Interessen, übernahm nach 1618 aber vor allem geistliche Aufgaben. Im Juni 1632 zusammen mit 41 anderen Geistlichen und Münchener Bürgern wegen einer Lösegeldforderung an die Stadt von schwedischen Truppen in Geiselhaft genommen und nach Augsburg verschleppt, konnten er und seine Leidensgefährten erst im April 1635 nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen nach München zurückkehren. - Gelehrte Meriten erwarb sich L., der auch als guter Gräzist galt und während der fast dreijährigen Gefangenschaft "plura de coeli numerorumque mensura, quam de reditu cogitabat", durch eine 1617 auf Kosten der phi!. Fak. in Ingolstadt veröffentlichte Neuübersetzung der ersten sechs Bücher der Geometrie Euklids aus dem Griechischen, insbesondere aber durch ein 1616 erschienenes Lehrbuch der Arithmetik, das bis 1630 wenigstens viermal neu aufgelegt und auch im protestantischen Raum verwendet wurde. W Institulionum arithmeticarum libri quatuor ... cum appendice fractionum astronomicarum, München 1616 u. ö., Köln 1621 u. Ö. - Übersetzer: Euclidis elementorum geometricorum libri sex priores nova interpretalione in usum studiosae iuventutis in lucem dati, Ingolstadt 1617. L ADB XVII 701; DBA; DBA N. F.; J. H. Zedler, Großes, vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 16, Halle-Leipzig 1737,712; T. A. Rixner, Geschichte der Phi!. bei den Katholiken in Altbayern, München 1835, 35; 1. C. Poggendorf, Biographisch-Literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, Bd. 1, Leipzig 1863, 1374; Prantl I 445, II 501; Sommervogel IV 1496 f.; Duhr II/l 422 u. Ö., II/2 432; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. v. T. Specht, Dillingen 1909, 136
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Lantz - Laymann
u. ö.; Schaff 108 u. ö.; Huwiler 202; W. Kosch, Das kath. Deutschland, Bd. 2, Augsburg 1937, 484; 1. E. Hofmann, Die Mathematik an den altbayer. Hochschulen, München 1954, 11; Ger! 237; Studhalter 39 u. ö.; Popp XXIV u. ö.; K. A. F. Fischer, Jesuitenmathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 175 u. ö.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, TI. I, Rom 1982, 138; A. Kraus, Bayer. Wissenschaft in der Barockzeit (1579-1750), in: HdBG II 902; P. Rummel, Jesuiten, in: W. Brandmüller (Hg.), Handbuch der Bayer. Kirchengeschichte, Bd. 2, St. Ottilien 1993,853; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 108. U. Neumann
Lautherius (Lauter), Georg, * Ehingen, t 25. 5. 1610 München, D München, Frauenkirche.
L. immatrikulierte sich 1557 an der Ingolstädter Univ., wurde 1562 Pfarrer zu Ingolstadt, im WiSe 1562/63 auch Rektor der Univ., ohne allerdings in den regulären Lehrbetrieb integriert zu sein; seine Auslegung eines Johannesbriefes im Rahmen seiner Predigertätigkeit galt als von der Univ. gebilligte externe Vorlesung. Einige Jahre später finden wir ihn als Hofgeistlichen in München. In den 1560er Jahren erwarb der Magister philosophiae den Dr. theo!. an einer italienischen Univ. 1570-98 wirkte er als Hofrat und Geistlicher Rat am Münchener Hof. Er war neben den Juristen der theo!. Fachmann in der neuen Zentralbehörde des Geistlichen Rats, der das kirchliche Leben in Bayern überwachte. Dieses Gremium prüfte Qualifikation und Amtsführung der Geistlichen ebenso wie Teilnahme der Gläubigen an Beichte und Kommunion. Es übte aber auch die Schulaufsicht sowie die Kontrolle über die kirchliche und klösterliche Vermögensverwaltung aus. In dem Maß, in dem der Geistliche Rat sich auf die Vereinheitlichung von Kultus und Glaubenslehre konzentrierte, wuchs das Gewicht der Geistlichen gegenüber den Juristen in der seit 1570 bestehenden Zentralbehörde. L. wurde 1584 zum Präsidenten des Geistlichen Rats berufen, dessen nominelles Mitglied er auch nach 1598 blieb. Noch 1601 nahm er am Regensburger Religionsgespräch als theo!. Berater tei!. Er war Inhaber zahlreicher Benefizien: Chorherr an den Domkirchen in Salzburg, Freising und Passau, letzteres 1576-83; Probst von St. Petersberg am Madron 1570-80; 1567-71 Chorherr, 1571-77 Dechant, 1577-1610 Probst des Kollegiatstifts der Münchener Frauenkirche. Sein Wirken als Schriftsteller ist weniger bedeutsam als seine Verwaltungstätigkeit. Er übersetzte das ,,Enchiridion" Johannes Ecks ins Deutsche, seine Schriften zur Messe und zu
den Sakramenten versuchten klare Grenzen gegenüber dem Protestantismus zu ziehen. Auch verfaßte er ein "Chronicum episcoporum Laureacensium et Pataviensium". W De sacrificio missae, München 1565; Refutionem falsae gratulationis Jac. Andreae Lutheranis, München 1569. L Kobolt 397 (W); A. Mayer, Die Domkirche zu Unser Lieben Frau, München 1868, 400 f.; L. H. Krick, Das ehemalige Domstift Passau und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau, Passau 1922, 67; G. Heyl, Der Geistliche Rat in Bayern unter Kurfürst Maximilian I. 1598-1651 mit einem Ausblick auf die Zeit bis 1745, Diss. masch. München 1956, 274 f.; R. M. Kloos, Die Inschriften der Stadt und des Landkreises München, Stuttgart 1958, 21 u. ö.; Kausch 200 u. ö.; Lanzinner 367 f.; P. Pfister, Das Kollegiatstift Zu Unserer Lieben Frau in München (1495-1803), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachium Sacrum, Bd. 1, München 1994,410. M. Lanzinner
Laymann (Layman, Leymann), Paul, SJ, * 1575 Arzl bei Innsbruck, t 13. 11. 1635 Konstanz. V Erzherzoglicher Rat.
L., der seit 1593 in Ingolstadt Jur. studierte, trat am 20. 6. 1594 gegen den Widerstand seiner Eltern in Landsberg dem Jesuitenorden bei. Nach dem Noviziat unterrichtete L. zwei Jahre am Jesuitengynmasium Dillingen. Nach Beendigung seiner theo!. Studien und der Priesterweihe (1603) wurde L. von seinem Orden in der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. eingesetzt. Anschließend unterrichtete er 1609-25 am Münchener Jesuitenkolleg Moraltheo!. 1625 wurde L. auf den neuerrichteten Lehrstuhl für Kirchenrecht an der Univ. Dillingen berufen, wo er am 27. 10. 1625 seine Antrittsvorlesung hielt. In Dillingen erwarb L. auch das Lizentiat des kanonischen Rechts (18. 10. 1625) sowie der Theo!. (22. 10. 1626), am 28. I. 1627 wurde er zum Dr. theo!. promoviert. 1632 mußte L. vor den anrückenden Schweden aus Dillingen fliehen, drei Jahre später starb er an den Folgen der Pest. - L. war einer der bedeutendsten und einflußreichsten Moraltheologen und Kanonisten seiner Zeit, dessen Rat von vielen gesucht wurde, wie z. B. von Kaiser Ferdinand 11., dessen Beichtvater L. war. Sein Hauptwerk, die "Theologia Moralis", erschien erstmals 1626 und wurde noch 1748 in der 32. Auflage als Lehrbuch benutzt. Sein anderes großes Werk, ,,1us canonicum seu Commentaria in libros decretales", wurde erst lange nach seinem Tode 1666-98 ediert. Der jur. Zugang zur Theo!. in Form der Kasuistik bestimmte den Charakter seines Werkes: alle situativen Umstände werden in die Beurteilung des Gewissenfalls
Laymann - Lechner einbezogen. Zusammen mit dem Theologen Adam Tanner dehnte L. die aus der jur. Fak. kommenden Bedenken gegen die Hexenprozessse auf die theol. Argumentationen aus und übte so mäßigenden Einfluß auf die Prozesse aus. Nur ein "verisimile judicium" aufgrund schwerer Indizien könne es rechtfertigen, daß ein Angeklagter vor Gericht gestellt werde. Der "Processus iudicarius contra sagas et veneficos" stammt allerdings nicht von L. Auch als politischer Ratgeber war er gefragt und einflußreich. In Dillingen entstand 1629 die "Pacis compositio inter Principes et Ordines Imperii Romani atque Augustanae confessioni adherentes" als Auftragswerk, eine gewichtige Stellungnahme zum Augsburger Religionsfrieden. Sie war, ähnlich wie zeitgleiche Schriften Laurentius Forers, Reaktion auf die Anschuldigungen gegen die Jesuiten, den Religionsfrieden gebrochen zu haben, wie sie etwa 1628 Aegidius Hunnius vorgebracht hatte. In der kontroversen kirchenrechtlichen Frage über die Restitution von geistlichen Gütern antwortete L. auf die Jesuitenkritiken von Romanus Hay und Kaspar Schoppe mit der "Justa defensio Sanctissimi Romani Pontificis in causa monasteriorum extinctorum" (1631) und der ,,Astrologiae ecc1esiasticae, et astri inextincti aGaspare Scioppo in lucem editi censura" (1635). Q UBM, 4° Cod.ms. 90, 4° Cod.ms. 249; BSB, clm
8507; BayHStAM, Jes. 25; Regensburg, Bibliotbek der Alten Kapelle; Engelsberg, Benediktinerbibliotbek 681.
W Theologia moralis, München 1626; Pacis compositio ... inter principes et ordines Imperii Romani atque Augustanae cofessioni adherentes, Dillingen 1629; Justa defensio Sanctissimi Romani Pontificis ... in causa monasteriorum extinctorum, Dillingen 1631; Astrologiae eccclesiasticae, et astri inextincti aGaspare Scioppo in lucem editi censura, Dillingen 1635; Jus canonicum seu Commentaria in libros decretales, 5 Bde., Dillingen 1666-98. L NDB XIV 6; Sommervogel IV 1582-94 (W); H. Güntber, Das Restitutionsedikt von 1629, Stuttgart 1901,173-82; B. Duhr, Darf dem Jesuiten L. die Autorschaft des ,,Processus juridicus contra sagas" noch weiterhin zugeschrieben werden? in: HJb 24 (1903) 913 ff.; DDC VI 366; M. Hechel, Autonomia und Pacis compositio. Der Augsburger Religionsftiede in der Deutung der Gegenreformation, in: Zs. für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abt. 45 (1959) 141-248; F. Zoepfl, Hexenwahn und Hexenverfolgung in Dillingen, in: ZBLG 27 (1964) 235-44; R. Bireley, The Origins of tbe ,,Pacis composito" (1629). A Text of P. L., in: AHSJ 42 (1973) 106-27; Ders., Maximilian von Bayern, Adam Contzen SJ und die Gegenreformation in Deutschland 1624-35, Göttingen 1975, 99 ff. u. ö.; Ders., Religion and Politics in tbe Age of Counterreformation, Chapei Hili 1981; Popp 146-64 (W); E. Leites (Hg.), Conscience and Casuistry in Ear1y Modern Europe, Cambridge 1988. M. Mulsow
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Lebenter (Lebenther), Konrad,
t 6. 2. 1521.
Über das Leben und Wirken des für kurze Zeit als Kanonist in Ingolstadt lehrenden L. ist nur wenig bekannt. Er studierte in Paris Jur. und erhielt während dieser Zeit (7. 10. 1472) ein Kanonikat am Stift St. Gumbert in Ansbach. Am 1. 5. 1483 immatrikulierte er sich an der Univ. Ingolstadt als "utriusque iuris doctor ordinarius in iure pontificio matutinus". Die kanonistische Lektur ("in decretis") hatte er wahrscheinlich nur bis Frühjahr 1484 inne. Seit 12. 9. 1484 war L. Pfarrherr in Baunach, am 1. 6. 1486 erhielt er ein Stiftskanonikat bei St. Stephan in Bamberg. Ab 1507 ist er als Kanoniker von St. Gangolf in Bamberg nachweisbar, wo er vom 13. 4. 1511 bis 1518 das Amt des Thesaurars innehatte. Zu unterscheiden ist der als Kanoniker von St. Gangolf gestorbene L. von einem (etwa von Schlecht mit dem Ingolstädter Kanonisten identifizierten) Augsburger Kleriker und Farniliar des Papstes gleichen Namens, der am 17. 11. 1481 ein Kanonikat an der Augsburger Domkirche erhielt und 1487 starb. L Mederer I 24; C. A. Schweitzer, Vollständiger Auszug aus den vorzüglichen Calendarien des ehemaligen Fürstentbums Bamberg, in: 7. Bericht über das Bestehen und Wirken des historischen Vereins zu Barnberg, Bamberg 1844, 112; Prantl I 72; J. Schlecht, Päpstliche Urkunden für die Diözese Augsburg von 1471 bis 1488, in: Zs. des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 24 (1897) 80; T. J. Scherg, Franconica aus dem Vatikan 1464-1492, in: Archivalische Zs. N. F. 17 (1910) 231-315, Nr. 401, 416, 19 (1912) 87-204, Nr. 927, 957, 973; Matrikel LMU; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 252; Wolff 269 u. ö. H. Zedelmaier
Lechner, Caspar, SJ, t 3. 12. 1634 Prag.
*
6. 1. 1583 Hallein,
L. absolvierte seine Gymnasialausbildung in
Hall (Tirol) und Innsbruck, die abschließende Rhetorikklasse in Dillingen. Hier trat er der Societas Jesu bei und wurde zum Landsberger Noviziat am 3. 12. 1599 zugelassen. Nach Empfang der niederen Weihen 1601 in Augsburg begann er den phil. Dreijahreskurs an der Univ. Ingolstadt. Das anschließende fünfjährige Magisterium führte ihn an die Kollegien von Augsburg und München, ehe er seine theol. Studien in Ingolstadt aufnahm. 1613 schloß er ab, wurde in Eichstätt zum Priester geweiht und als Logikprof. an der Univ. aufgenommen. Zum Dr. theol. promoviert, lehrte L., zugleich als Vizerektor des Kollegiums amtierend, ab 1618 Kasuistik. 1626 folgte er seinem Ordensbruder Jacob Biderrnann als Dozent der schola-
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Lechner - Leicht
stischen Theol. an der Univ. Dillingen nach. 1628 wechselte er in gleicher Funktion nach Prag, der letzten Station seines Lebensweges. Seine zahlreichen Publikationen weisen L. als Autor mit breitem Interessenspektrum aus. Seine Disputationen decken Bereiche der Phil. und Theol. ab. Aufmerksamkeit erregte er vor allem mit der Polemik gegen den Tübinger Theodor Thumm. Er ist ferner der Autor einer erbaulichen Abhandlung samt einem historischen Abriß der Marianischen Kongregationen mit dem Titel "Sodalis parthenius". Diese Schrift wurde zu einem Standardwerk der Sodalen und noch 1722 einer fünften Auflage für wert befunden. In seiner Magisteriumszeit 1604-09 konnte L. auch als Verfasser von Dramen Anerkennung finden. W Apocalypticus character antichristi, disputatus cum sex aliis antichristianis notis a Theodoro Thummio calumniose et torte explicatis, Ingolstadt 1624; Sodalis parthenius sive libri tres quibus mores sodalium exemplis informantur, Ingolstadt 1626 u. ö. L ADB XVIII 106; DBA; DBA N. E; Mederer II 206 u. ö.; Prant! II 506; Sommervogel IV 1639 ff. (W); Specht 284 u. ö.; Duhr II/I 204 u. Ö., II/2 81 u. ö.; Schaff 78; Hurter 739; J. Müller, Das Jesuitendrama in den Ländern deutscher Zunge vom Anfang bis zum Hochbarock, Bd. 2, Augsburg 1930, 22; Matrikel LMU; Ger! 239; Popp 165-71 (W); Valentin II 1075. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Leder (Lederius), Michael, SJ, ten, t 6. 12. 1641 München.
*
1562 St. Pöl-
L. trat am 3. 6. 1583 in den Jesuitenorden ein.
Über die Stationen seiner ordensüblichen Ausbildung ist nichts bekannt. Als "artium et phil. magister" wurde er 1589 Prof. für Phil. und Hebräisch an der Univ. Ingolstadt. 1590 empfing L. die Priesterweihe, und ab 1592 war er als Prediger in Altötting tätig. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt, als Autor trat L. offenkundig nicht hervor. L Freninger 26; Romstöck 188; Matrikel LMU; Ger! 240; Popp 171 f.; G. Wilczek, Phi\. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 15. und 16. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 47 (1984) 24. E Heiler
Leeb, Leopold (Taufname: Johann Georg Joseph), CanNWeltpriester, * 12. 4. 1730 München, t 25. 4. 1785 Altendorf. V Johann Adam, Kammerdiener, M Elisabeth.
L., der 1746/47 die Abschlußklasse des Mün-
chener Jesuitengymnasiums absolvierte, trat zunächst in das Augustiner-Chorherrenstift Schlehdorf ein und wechselte ca. 1760 in den Weltpriesterstand über. Seit 1759 der Bayer.
Akad. der Wissenschaften angehörend, lehrte er zunächst am Lyzeum München Kirchenrecht. Am 9. 9. 1777 wurde L., der zugleich den the01. Dr.grad erwarb, als Nachfolger von Balduin Wurzer in der theol. Fak. der Univ. Ingolstadt zum Prof. für Moral- und Pastoraltheol. ernannt. Als ein der Aufklärungstheol. nahestehender Vertreter seines Faches stand L. in ständigen, auch durch persönliche Animositäten bedingten Streitigkeiten mit den Exjesuiten; u. a. wurde er dabei verdächtigt, dem in Göttingen erschienenen Aufklärungsjournal "Schlözers Briefwechsel" Material über Interna der Univ. zugespielt zu haben. Ungeachtet dieser seine Lehrtätigkeit überschattenden Querelen tat sich L. durch seine überdurchschnittlich rege Publikationstätigkeit hervor. Im Zuge des die phil. und theol. Fak. umfassenden personellen Umbruchs des Jahres 1781 mußte er seine Professur aufgeben. Seit August 1782 wirkte L. als Pfarrer zu Altendorf in der Oberpfalz. W Praelectiones theologiae practicae, 2 Bde., München 1780; Ius canonicum in tres libros divisum, historia ecclesiastica illustratum, praxi Germaniae, et praesertim Bavariae accomodatum, 3 Bde., München 177480. L Baader, Verstorb. I 313 f. (W); Prant! I 663, II 513; Hammermayer, Akad. I 86 u. ö.; Leitschuh III 27; Buzas-Resch I 26, VII 9; Müller 136 u. Ö. W. Müller
Leicht (Leucht), Hieronymus, * Laumersheim (Pfalz), t Dezember 1553 Ingolstadt. L. immatrikulierte sich am 11. 9. 1516 an der
Univ. Ingolstadt (als "clericus Spirensis dioecesis") und erwarb dort 1518 den Magistergrad; am 12.3. desselben Jahres wurde er in das Gremium der lesenden Magister der Artistenfak. aufgenommen. 1521 wurde L. zum Dr. med. promoviert. Bei· einer Studentenbefragung im Jahre 1520 kritisierte er an den med. Vorlesungen, "das man in nichts in practica leß, allain in theorica". Nach seiner Promotion war L. anscheinend in Ulm tätig, jedenfalls wurde er von dort 1526 nach Ingolstadt "ad cathedram medicam" berufen, zunächst für ein Gehalt von 30 fl., das 1531 auf 50 fl. erhöht wurde. Als 1533 auf Befehl des bayer. Kanzlers Leonhard Eck Johann Agricola und Johann Veltmiller Lekturen an der med. Fak. erhielten, protestierte er zusammen mit seinem Kollegen Michael Fenckh - dagegen, hatte jedoch keinen Erfolg. Er verließ daraufhin die Univ., ist jedoch seit dem WS 1550/51 wieder als Ordinarius an der Ingolstädter med. Fak. nachweisbar. Kurz vor seinem Tod verfaßte L. ein Gutachten zur Reform der Uni v., in dem er den Verfall der studentischen Zucht beklagte, dafür die Auflösung
Leicht - Leitner der Bursen verantwortlich machte und deshalb für deren Wiederherstellung eintrat. L F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 74; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis. Pars prior, Ingolstadt 1772, 6; Mederer I 112 u. ö.; Prantl I 197 u. Ö., II 195 ff. (Edition des Reformgutachtens ); Matrikel LMU; Seifert, Statuten 122 f. u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum 14941600, in: Real 172; Seifert 158 u. ö.; Buzas-Resch II 13; Liess 126 u. ö.; Schöner 355.
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L. bezog sich in seinen Ausführungen hauptsächlich auf Johann Baptist Cysat und Peter Apian und beschäftigte sich besonders mit Größe und Bahn des Kometen. Darüber hinaus fertigte er eine Sternkarte mit den einzelnen Kometenörtern an. W Theoria cometae mense Decembri anni 1664 Januario item ac Februario anni 1665 Ingolstadii observati, Ingolstadt 1665; Eclipsis solis anno 1666. 11. Julii Ingolstadii observata, Ingolstadt 1666.
H. Zedelmaier
L Romstöck 188 ff.; Sommvervogel IV 1668 f.; Specht 290 u. ö.; Schaff 139 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 241; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 144 ff.
Leinberer (Leimberer, Leiberer), Johann, SJ, * 1560 Markdorf (Baden-Württemberg), t 13. 8. 1599 Cluj bzw. KolozsvarlKlausenburg (Rumänien).
E. Droß
L. studierte an der Univ. Dillingen (immatrikuliert am 26. 9. 1580) und erwarb dort am 19. 4. 1583 den Grad eines Baccalaureus philosophiae. 1584 trat er der Societas Jesu bei und studierte 1589-92 an der Univ. Ingolstadt The01. Am 14. 5. 1592 zum Diakon geweiht, promovierte er am 20. 10. 1592 in Ingolstadt zum Magister philosophiae und wurde sogleich zum Prof. der Dialektik an der phil. Fak., der er im WiSe 1593/94 als Dekan vorstand, ernannt. Daneben war er Präfekt des Gymnasiums und ab 1593 dort auch Prof. der Rhetorik. 1595 wurde er zur Mission nach Siebenbürgen geschickt. L Mederer II 128, 144; Romstöck 188; T. Specht (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Dillingen, 1. und 2. Lfg., Dillingen 1909, 131; A. Veress (Hg.), Annuae litterae Societatis Jesu de rebus transylvanicis temporibus principum Bathory (1579-1613), Budapest 1921,71; Matrikel LMU; Ger! 241; Popp 172 f.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 142. H. Zedelmaier
Leinberer (Leimberer), Wolfgang, SJ, * 19. 10. 1635 Markdorf (Baden-Württemberg), t 22. 6. 1693 München. L. trat am 23. 8. 1652 ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Seine theol. Studien absolvierte er 1660-64 in Ingolstadt. 1664 in Ingolstadt zum Priester geweiht, wurde er dort an der Univ. im selben Jahr Prof. für Hebräisch und Mathematik. Im Anschluß an das Tertiat in Altötting 1666/67 kehrte er an die Univ. Ingolstadt zurück und hielt dort 1667-70 den phil. Kurs ab. 1670171 wirkte L. als Prof. für Mathematik und Ethik in Dillingen, 1683-85 fungierte er als Socius des Provinzials der Oberdeutschen Provinz. 1686-89 war er Rektor des Ingolstädter Kollegs, zuletzt bis zu seinem Tod Instruktor im Tertiat zu Altötting. - Bemerkenswert ist seine Schrift über den Kometen von 1665.
Leitner (Leithner, Leutner, Leuthner) zu Wildenburg, Johann Baptist Karl von, * ca. 1729 Sterzing (Tirol), t 1779 München. Nach dem 1746-48 in Innsbruck nachgewiesenen Studium empfing L. 1752 in Brixen, wo er sechs Jahre als Kaplan tätig war, die Priesterweihe. Anschließend stand er dem Priesterhaus Klagenfurt als Direktor vor. Zu unbekanntem Zeitpunkt wurde L., der sich 1755 vergeblich an der Univ. Innsbruck um die Professur für Hl. Schrift bemüht hatte, zum Geheimen Rat der Fürstbistümer Passau und Eichstätt ernannt. 1764 übernahm L. die Pfarrei Eggersberg a.d. Altmühl, 1765 erhielt er die Moritzpfarre zu Ingolstadt und wurde zugleich an der theol. Fak. der Univ. zum Prof. für HI. Schrift ernannt. 1766 wurde L. Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften, gleichwohl trat er mit über seine Lehrtätigkeit hinausweisenden wissenschaftlichen Aktivitäten kaum in Erscheinung und beförderte lediglich einige Festpredigten zum Druck. L., der an der Univ. recht energisch die Stellung der Weltgeistlichen gegenüber den Jesuiten aufwerten wollte, strebte wiederholt seine Versetzung aus Ingolstadt an. Vor dem Hintergrund eines Streites zwischen dem Bischof von Eichstätt und dem bayer. Kurfürsten über die Rechte an der Moritzpfarre trat er im Mai 1774 von Professur und Pfarramt zurück. L. lebte fortan in München, wo er u. a. im Buchhandel und seit 1775 als Mitglied des Bücherzensurkollegiums aktiv war. Q DAE, B 254/2. W Concio introductoria festi saecularis tertii 1772, Pappenheim 1772. L DBA; Baader, Verstorb. I 314 f. (W); Prant! I 582 f. u. Ö., II 509; S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 8, 31; A. Falkner, Geschichte der theol. Fak. der Univ. Innsbruck 1740-1773, Innsbruck 1969, 180; Hammermayer, Akad. 1231 u. ö.; Müller 67 u. Ö. W. Müller
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Leonardelli - Lerchenfeld
Leonardelli, Bonaventura, SJ, * 20.4. 1673 bei Trient, t 3. 11. 1757 Augsburg.
Der in der Nähe von Trient geborene L. - als Geburtsort wird ein nicht näher verifizierbarer Ort "Pinetanus" genannt - trat am 7. 9. 1698 in die Gesellschaft Jesu ein. Zuvor war er an der Univ. Ingolstadt seit 1696 (Matrikeleintrag vom 12.11.) seinen phi!. Studien nachgegangen. Im Rahmen der ordensüblichen Lehrtätigkeit wurde L. u. a. am Augsburger Lyzeum St. Salvator als Prof. eingesetzt. 1707 wurde er, als Student der Theo!. von Ingolstadt kommend, in Eichstätt zum Priester geweiht. 1710-13 hielt L. an der Univ. Dillingen den dreijährigen phi!. Kurs, 1713-16 wirkte er in gleicher Weise in der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt. Nach episodischer, nur wenige Tage währender Tätigkeit als Prof. für Polemik im Oktober 1716 in Eichstätt wurde L. als Prof. für Moraltheo!. nach Amberg berufen. 1721-25 war er Prof. für scholastische Theo!. an der Univ. Dillingen, 1724/25 las er zusätzlich über Kontroverstheo!. Gleichfalls in Dillingen versah L. von März bis September 1729 die Professur für Moraltheo!. Zu einem bislang nicht näher bekannten Zeitpunkt soll er ferner auch in Trient Theo!. gelehrt haben. Ca. ab 1727 bis zu seinem Lebensende wirkte er schließlich als Studienpräfekt und Spiritual in Augsburg. W Confessio et communio examini theologico subjectae, Trient 1726, 2. Auf!. Augsburg 1730; Religiosus per geminam sacram recollectionem triduanam interius exteriusque reformatus, Augsburg 1745 (deutsch: Augsburg-Innsbruck 1771, Freising 1848, Passau 1849); Decisiones practicae casuum conscientiae selectorum in praxi et foro intemo quotidie occurentium, 2 Tle., Augsburg 1734/39. L Romstöck 191 ff.; Sommervogel IV 1700 f.; Hurter IV 1649 f.; Specht 284 u. ö.; Schaff 151; Matrikel LMU; Ger! 243; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 146-49. J. Bucej/W. Müller
Leonhard (Judeus, Hebreus), David.
Dank der Protektion von Leonhard von Eck wurde L. im Juli oder August 1529 in Ingolstadt als Hebräischlektor "extra facultates" mit dem beachtlich hohen Jahresgehalt von 100 fl. angestellt. Bei seiner Berufung war L., der in den Akten aufgrund seiner jüdischen Herkunft anfangs unter den Namen David H. oder David J. geführt wurde, noch nicht getauft. Die Anstellung eines nichtchristlichen Lektors dürfte in der damaligen Zeit ein einmaliger Vorgang gewesen sein, der nur durch Leonhard von Ecks Eingreifen möglich geworden war. Entsprechend besaß L. auch keinen akad. Grad. Die Taufe muß er noch vor dem Juli 1530 empfangen haben, da er seit diesem Termin
den Zunamen L. - vielleicht als Referenz an seinen Gönner - führte. Seit spätestens Mai 1530, noch vor seiner Taufe, lebte L. mit der Ingolstädterin Dorothea Steudlin zusammen. Eine zwischen beiden verabredete Ehe scheiterte jedoch bis mindestens April 1532 daran, daß nicht geklärt werden konnte, ob sich die jüdische Frau von L. ebenfalls taufen lassen wollte und damit seine erste Ehe gültig blieb, und ob Steudlins verschollener erster Mann wirklich tot war. Die Univ. verhielt sich bei alledern gegenüber L. sehr reserviert, zumal sie ihm auf Anordnung Leonhard von Ecks auch immer wieder Kredit gewähren mußte. 1532 warf sie ihm Vernachlässigung seiner Pflichten, ausschweifenden Lebenswandel und Trunkenheit vor, was L. insofern auch eingestand, als er versprach, sich bessern zu wollen. Bis Februar 1533 wird er in den Gehaltslisten der Univ. geführt, danach verliert sich seine Spur. Q UAM, GO IVa 2, D 1II 4, D 1II 6. L Prantl I 209 u. ö.; Schöner 385 f. u. ö.
C. Schöner
Lerchenfeld, Leonhard von, SJ, * 11. 8. 1607 München, t 1. 7. 1674 Hall (Tirol). V Johann Albrecht, herzoglich bayer. Hofkammerrat und General-Kriegskommissar, Hofkastner zu München, * 1572, t 24. 10. 1620 Kötzing, M Marie Jacobe Rehlinger von Haltenberg, * um 1584 Augsburg, t 4. 10. 1648 Salzburg,
Karoch, Samuel
Lieschmann, Amandus, OSB, * 19. 11. 1752 Neunburg vorm Wald, t 2. 2. 1835 Regensburg. Nach der Profeßablegung am 1. 11. 1772 in Kloster Prüfening wurde L. am 27. 4. 1777 zum Priester geweiht. Mit Beginn des Studienjahres 1796/97 übernahm L., der zugleich auch zum Dr. der Theo!. promoviert wurde, als Nachfolger von Marian Mareis in der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt den Lehrstuhl für Ästhetik. 1799 fiel der durch keinerlei wissenschaftliche Aktivitäten hervorgetretene L. der den Beginn der Ära Montgelas markierenden personellen Umstrukturierung der Univ. zum Opfer und kehrte in sein Kloster zurück. Nach der Säkularisation war er zunächst in Painten in der Seelsorge tätig, anschließend lebte er als Ruheständler in Regensburg. L Prant! I 692; P. Gambs, Personalstand der sogenannten ständigen Klöster der Diöcese Regensburg zur Zeit der Säkularisation, in: VHOR 39 (1885) 197; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 56; Buzas-Resch I 28, VII 19; Müller258. W. Müller
Lihl (LibI), Johann Baptist, SJ, * 9. 2. 1663 Amberg, t 12.4.1733 München. L. trat am 7. 9. 1680 der Societas Jesu bei, absolvierte den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt und studierte dort auch Theo!. 1693 empfing er in Eichstätt die drei höheren Weihen. 1698/99 lehrte er an der Univ. Dillingen Phi!. und 1699 an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. der Ethik. Danach war L. u. a. als Präfekt des Jesuitengyrnnasiums in Innsbruck (1700101), als Prof. der Kontroverstheo!. sowie als Prediger tätig. Als Hofprediger in Innsbruck hielt er
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Lihl-Linck
am 11. 11. 1700 eine ,,Lob- vnd Danck-Predig" auf die Geburt des (schon im nächsten Jahr verstorbenen) Sohnes des späteren Kaisers Joseph 1., die gedruckt wurde. W Disputatio de anima rationali (Praes.; Resp.: F. G. B. Schipfensis), Dillingen 1699; Leopoldus Durchleuchtigster Römisch-Königlicher Printz In Seiner Höchst-Erwünschten vnd Glückseeligsten Geburt, Innsbruck 1700. L Mederer III 96; Sommervogel IV 1830, IX 593 f. (W); Romstöck 201 f. (W); Specht 288; Matrikel LMU; F. Ruzerstorfer, Präfekten, Rektoren und Direktoren des Gymnasiums, in: Festschrift zum 400jährigen Jubiläum des Gymnasiums Innsbruck, Innsbruck 1962, 87; Ger! 247; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 152 ff. H. Zedelmaier
Limborg (Broch, Brochäus, Limberger, Lymburgensis, von dem Broich, Wilken, Wilkin), Wilhelm, SJ, * um 1530 Dolhain-Liege oder Limburg, t 19. oder 29. I. 1583 Trier.
L. ging im Alter von zwanzig Jahren nach Rom, wo er am 3. 5. 1551 von Ignatius von Loyola in den Jesuitenorden aufgenommen wurde. Von einem unbekannten Zeitpunkt an studierte L. an der Univ. Ingolstadt, an der er am 30. 3. 1558 wohl den Grad eines Bakkalaren in der theol. Fak. erwarb. 1559 ist er als Griechischlehrer innerhalb des Ingolstädter Jesuitenkollegs nachgewiesen. Am 13. 3. 1559 wurde L., der sich erst am 26. 9. 1558 in die Univ.matrikel eingetragen hatte, zum Bibelkurs zugelassen. Am 28. 2. 1560 begann er die den Bakkalaren vorgeschriebene Sentenzenvorlesung. Um die Jahreswende 1561/62 übernahm er von Hermes Halbpaur, dem ersten Jesuiten, der auf herzoglichen Befehl hin seit Februar 1561 eine Vorlesung über die Bücher des Aristoteles in der phil. Fak. gehalten hatte, die Logik-Lektur, die er wahrscheinlich nur einige Monate innehatte. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit in der Artistenfak. wurde ihm am 2.5. 1562 das Lizentiat der Theol. verliehen. Von Ingolstadt ging L. wohl nach Mainz, wo er 1564 belegt ist. Im September 1564 wurde er vom Rektor des Mainzer Kollegs zusammen mit zwei weiteren Jesuiten nach Frankfurt geschickt, um dort theol. Vorlesungen zu halten. Der damit verbundene Versuch der Gründung einer Ordensniederlassung scheiterte jedoch bald, so daß L. 1565 nach Mainz zurückkehrte. Dort unterrichtete er scholastische Theol. und fungierte 1574-76 als Rektor des Kollegs. Am 20. 4. 1568 hatte er in Mainz auch Profeß abgelegt. 1580 war L. an der Gründung des Ordenskollegs in Koblenz beteiligt, 1582 wird er als Dekan der theol. Fak. der Univ. Trier erwähnt. - L. gehörte zu jener zweiten Generati-
on der Jesuiten, die ab' 1556 in Ingolstadt die theol. Fak. übernommen hatten und auch die Artistenfak. als ein Fundament aller Studiengänge an sich banden und beeinflußten. Sein relativ kurzer Aufenthalt in Ingolstadt war in der Mobilität der jesuitischen Gelehrten begründet, die allerdings bald massive Kritik seitens der Univ. und der Studierenden hervorrief. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. XVI 16; Stadtarchiv Trier, Hs. 1574120840. WAssertiones theologicae orationis vim et naturam breviter explicantes, Mainz 1565; De sacrarnentis novae legis assertiones theologicae (Praes.; Resp.: L. Saurius), Mainz 1566; De tribus bonorum operum generibus summatim assertiones theologicae, Mainz 1567. L Mederer I 258; Prantl I 228 u. ö.; Sommervogel II 194, IV 194; O. Braunsberger (Hg.), Beati Petri Canisii S. J. epistolae et acta, Bd. I, Freiburg i.Br. 1896,619 f.; Romstöck 202 f.; H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roennond 190 I, 44; Duhr I 57 u. ö.; Schaff 52; Matrikel LMU; Ger! 247; Kausch 228 u. ö.; Popp 175; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, T. I, Rom 1982, 145. B. Schönewald
Linck (Link, Sutoris), Sebastian,
t
10. oder 16. 12. 1548 Freising.
*
Stuttgart,
L. begann nach dem 28. 2. 1526 mit dem Studium der artes an der Univ. Tübingen. Im selben Jahr wurde er ins Martinianum aufgenommen und fungierte dort bis 1532 als Konventor. Das Bakkalaureat erwarb er im Dezember 1527, den Magistergrad im Juli 1529. Sein Weg führte ihn im Februar 1535 an die Univ. Freiburg i.Br., wo er im Mai desselben Jahres zusätzlich zur Grammatik- die Rhetoriklektur erbat und auch erhielt. Dennoch resignierte er bereits zum 3. 6. 1535 und erschien schon neun Tage später als Rhetorikprof. ("oratorie professor publicus") an der Univ. Ingolstadt. Dort hielt er am 24. 11. 1536 seine Disputation, am 5. 12. sein Principium zum Bibelkurs; er beschäftigte sich mit dem Buch der Weisheit und dem I. Korintherbrief. Im Juni 1539 wurde L. ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen, der er im WiSe 1540/41 als Dekan vorstand. Das Amt des Vizerektors hatte er 1539, das des Rektors 1540 inne. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit in der Artistenfak. erwarb er am 21. 5. 1541 unter Wigle van Aytta den Grad eines Dr. iur. can. Vermutlich im Zusammenhang mit der Erlangung einer Kanonikatspfründe in Regensburg gab L. am 27. 9. 1542 seine Ingolstädter Professur auf. Im selben Jahr trug er sich in das Nationenbuch der Univ. Bologna ein. Kanonikate in Passau und Freising, in letzterem auch die Aufgabe eines Dompredigers, wurden
Linck - Lippert ihm 1546 übertragen. Seine schriftstellerische Tätigkeit fiel in die 30er und 40er Jahre, betraf Theo!. und Dichtkunst gleichermaßen. W Editio quinque psalmi (7.8. 30. 50. et 130) carmine redditi, Ingolstadt 1536; Declamationem de primorum studiorum ordine et ratione habitam, Ingolstadt 1537; Notas ad Gualtheri dicti de Castellione Alexandreidos, Ingolstadt 1541; Epithalamion in nuptias nob. Osw. ab Eck et Castae Virginis a Bienzenau, Ingolstadt 1544. L Knod 307; H. Hermelink, Die Matrikel der Univ. Tübingen, Bd. 1, Stuttgart 1906, 254; H. Mayer, Die Matrikel der Univ. Freiburg LBr. von 1460-1656, Bd. 1, Freiburg i.Br. 1907,293; Matrikel LMU; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534, Bd. 2, Göppingen 1971,358 f.; Wolff 193 u. ö.; Kausch 228; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978, 175 (W); N. Hofmann, Die Artistenfak. an der Univ. Tübingen 1534-1601, Tübingen 1982,7 ff.; Schöner 383 u. Ö. D. Wittmann
Lippert, Johann Kaspar von, * 23. 9. 1729 Furth im Wald, t 7. 4. 1800 München, m 1758 Maria Elisabeth Rieger, * 1736, t 1805. V Georg Kaspar, Handelsmann, Ratsherr und Kirchenverwalter, * 1677, t 1730, M Elisabeth Eggl, * 1698, t 1765.
Nach ausgedehnten und zersplitterten Gymnasialstudien zu Taus und Klattau in Böhmen, dann in Regensburg, Straubing und Cham begann L. erst 1750 das Studium der Rechte in Ingolstadt. Er wurde 1755 zum Dr. iur. utr. promoviert, war kurzzeitig Repetitor, wirkte an den Landgerichten Furth und Neumarkt (Oberpfalz), schließlich als Landrichter zu Rain am Lech. Gegen den Willen der jur. Fak. und Johann Adam von Ickstatts erhielt L. 1758 an der Univ. Ingolstadt die neugeschaffene Lehrkanzel für vaterländisches Recht; 1760/61 war er Rector magnificus. Auf eigenen Wunsch wurde er 1761 als Revisionsrat nach München versetzt, wo er 1765 auch Kommerz;ienrat wurde. 1770 wurde L. in den kurpfälzischen und 1772 in den kurbayer. Adel erhoben, 1775 folgte die Ernennung zum Bücherzensurrat. Lange schwankte L. zwischen Wissenschaft und Politik. Die 1759 gegründete Bayer. Akad. der Wissenschaften erhoffte von ihm eine quellenmäßige "Historia Universitatis Anglipolitanae". Er wurde 1761 o. Mitglied der Historischen Klasse, führte bis 1765 ihre Korrespondenz, veröffentlichte 1763/64 in ihren Abhandlungen wertvolle Studien zur frühen bayer. Akad.bewegung und übernahm 1768/69 sogar die Klassendirektion. Zur Gründung der Münchener Zeichenakad. 1770 trug er wohl wesentlich bei. Mit der "Kaiserlich Franziszeischen Kunstakad." zu Augsburg hielt er damals enge
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Verbindung. Die um das unveröffentlichte 6. Buch bereicherte Neuedition der ,,Res Boicae" des Marx WeIser (1602) brachte ihm 1777 wissenschaftliches Ansehen. Seit etwa 1762 arbeitete er nebenamtlich in der Hofbibliothek, vertrat ab 1775 den erkrankten Bibliothekar Felix Andreas von Oefele und hoffte auf dessen Nachfolge. Doch Kurfürst Karl Theodor ernannte nach Oefeles Tod L. nicht zum Leiter der Hofbibliothek, sondern des politisch wichtigen Äußeren Archivs. Sein Editionsplan für bayer. Gelehrtenbriefe blieb daher in Ansätzen stecken. Erheblichen Einfluß auf Organisation, Berufungswesen und Lehrinhalte der Univ. Ingolstadt gewann L. ab 1776 in der nach Ickstatts Tod errichteten Univ.komrnission, zunächst als Referent für die phi!., ab 1779 auch für die jur. Fak. Diese Position nutzte er in dezidiert exjesuitenfreundlicher, gegen die neuen Prof. aus den Prälatenorden gerichteter Weise. So konnte der Exjesuit Johann Nepomuk Mederer dank L. 1779 auf seine historische Lehrkanzel zurückkehren und die ,,Annales Ingolstadiensis Academiae" fertigstelIen. In der 1781 neu geschaffenen Schul- und Univ.kuratel behielt L. seine Ämter. Bei der um 1790 einsetzenden Verfolgung revolutionärer und illuminatischer Umtriebe übernahm L. die oberste Kontrolle verdächtiger Korrespondenzen. Er wurde 1791 Oberlandesregierungsrat, 1792 Wirklicher Geheimer Rat und in der Schulkuratel Referent für das gesamte Schul- und Univ.wesen. 1797 berief Karl Theodor den 68jährigen zum Geheimen Kabinettssekretär und engsten Mitarbeiter. In der neuen Ära unter Max IV. Joseph und Minister Maximilian von Montgelas wurde er noch im Februar 1799 pensioniert. - Nicht das hohe fachliche Können von L., sondern seine Persönlichkeit steht seit seiner Zeit im Zwielicht. Lange wurde er als charakterloser Ränkeschmied, gnadenloser Wüterich, Werkzeug der Jesuiten verketzert. Zweifellos sehr ehrgeizig, manchmal auch opportunistisch, war und blieb L. offen für maßvolle Aufklärung und Reformen, war humanistisch hochgebildet, künstlerisch-literarisch interessiert, Korrespondent auch zahlreicher protestantischer Gelehrter und Künstler, oft erstaunlich hilfswillig. Seine unbedingte Gegnerschaft zur radikalen Spätaufklärung und Revolution gründete in seiner absoluten Loyalität zu Fürst und Staat. Q BayHStAM, GL 1482/I1 57, 58, 1483/11 22, HR I
249/389; Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2°Cod.Aug. 418 f. (Briefnachlaß G. W. Zapf); Stadtarchiv München Inv. 5/l-5/XVI (Passivkorrespondenz, Nachlaß). W Nachricht von den ehemaligen gelehrten Gesellschaften in Baiem, in: Abhandlungen der churbaier. Akad. der Wissenschaften, Bd. 1, München 1763, 1-60,
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Lippert - Locher
Bd. 2, München 1764, 1-72; Verschiedene Künstlerbiographien (H. Schega, J. B. Straub, C. Wink, E. Holl), in: Kunstzeitung der Kayserlichen Akad. zu Augsburg, 1-3 (1770- 72). - Hg.: Marci Welseri Duumviri Augustani, rerum Boicarum libri quinque, unacum libro sexto hactenus inedito, historiam a gentis origine ad annum 844 complexi etc. Accedunt ad libros quinque priores J. G. Herwarti et M. Raderi additiones et emendationes atque summae raritatis opusculis huc pertinentibus, Augsburg 1777. L ADB XVIII 735 f.; NDB XI 657 f.; DBA N. E; Baader, Verstorb. lI/I 169 f. (W); Prantl I 595, II 510; Ferchl 116 f. u. ö.; K. Henle, J. C.v.L., in: Die Oberpfalz 7 (1913) 115-18; R. Heininger, J. c.v.L. und der bayer. Staat, Diss. Erlangen 1933; Kraus, Historische Forschung 33 f. u. ö.; M. Spindler (Hg.), Electoralis Academiae Scientiarum Boicae Primordia. Briefe aus der Gründungszeit der Bayer. Akad. der Wissenschaften, München 1959, 17 u. ö.; R. van Dülmen, Propst Franziskus Töpsl und das Augustiner-Chorherrenstift Polling, Kallmünz 1967, 358 u. ö.; R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat J. C. v.L. in den Jahren 17581800, in: OA 96 (1972) 1-803 (P 2, 3), OA 101 (1976) 129-282, OA 104 (1979) 254-425; P. Steiner, Johann Baptist Straub, Diss. München 1974; Harnmermayer, Ingolstadt 64 ff. u. ö.; Ders., Akad. I 384 u. Ö., H 409 u. ö.; Ders., Illuminaten in Bayern. Zu Geschichte, Fortwirken und Legende des Geheimbundes, in: Wittelsbach und Bayern HI/I 151 ff. u. ö.; Ders., Die erste Zäsur in der Geschichte der Bayer. Akad. der Wissenschaften. Der Rücktritt des Akad.gründers und -sekretärs J. G. Lori 1761, in: Festschrift A. Kraus, Kallmünz 1982, 315 ff. u. ö.; Ders., Zur Publizistik von Aufklärung, Reform und Sozietätsbewegung in Bayern. Die Burghausener Sittlich-Ökonomische Gesellschaft und ihr ,.Baier.-Ökonomischer Hausvater" (1779-86), in: ZBLG 56 (1995) 341-401; Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels 13 (1980) 754-57 (P I); Müller 128-39 u. ö.; N. Blab, J. c.v.L., ein verdienstvoller Gelehrter und Staatsmann im alten Bayern, in: Die Oberpfalz 78 (1990) 97-102; A. Kraus, J. K.v.L. im Spiegel seiner Korrespondenz, in: Staat, Kirche, Politik. Festschrift D. Albrecht, Kallmünz 1992, 137-56; H. M. Körner, J. K.v.L. (1729-1800) - eine bayer. Karriere des 18. Jh., in: Historischer Verein Furth i. Wald und Umgebung. Jahrbuch 5 (1992) 89-106; W. Burgmair, Die zentralen Regierungsstellen des Kurfürsten Max III. Joseph, 1745-77, Bd. 3, Diss. masch. München 1992, 244 f.; C. Gigl, Die Zentralbehörden des Kurfürsten von der Pfalz und von Bayern, Karl Theodor, 1778-1799, Diss. masch. München 1993, 124 u. Ö. P I) Gemälde von G. de Marees, 1768, Privatbesitz, 2) Kupferstich von J. E. Haid, 1784, 3) Silbermedaille von E A. Schega, Staatliche Münzsammlung München, Städtisches Kunstmuseum Augsburg. L. Harnmermayer
Locher, Jakob, genannt Philomusus, * zwischen 23. und 31. 7.1471 Ehingen, t 4.12.1528 Ingolstadt, CD 1515. L. besuchte zunächst, eventuell auf Veranlassung seines Vetters Konrad L., der 1481-1515
Stadtamman in Ulm war, die Lateinschule Ulm. Anschließend widmete er sich ab Mai 1487 den Studien in Basel, wo er Schüler von Sebastian Brant war. Ab Sommer 1488 studierte L. an der Univ. Freiburg i.Br., ab Juni 1489 an der Univ. Ingolstadt. Dort begegnete er im Februar 1492 Konrad Celtis, der ihn als Dichter und Erneuerer antiker Literatur stark prägte. Im Juni 1492 erhielt L. eine Anstellung als Poetikdozent in Tübingen. 1493-95 bereiste er Italien, wo er an den Univ. Padua, Pavia, Bologna (bei Philippus Beroaldus d.Ä.), Venedig, Ferrara (bei Franciscus Niger) und Florenz seine humanistische Bildung vervollständigte; umsnitten ist, ob er Ende 1493 kurz nach Ulm zurückkehrte. In die Zeit des Italienaufenthaltes fällt der Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit von L., der 1495-97 an der Univ. Freiburg i.Br. eine Rhetorik- und Poetiklektur innehatte und Thomas Murner sowie mehrere badische Markgrafen zu seinen Schülern zählen konnte. Anfang 1498 begann L. in der Nachfolge von Konrad Celtis als "lector in poesi" seine Lehrtätigkeit an der Univ. Ingolstadt. 1501 wird er als Mitglied der von Celtis gegründeten Humanistensodalität "Sodalitas litteraria Danubiana" genannt. An der Univ. Ingolstadt geriet L. in Streit mit dem "scholastischen" Theologen und Prokanzler Georg Zingel. Die durch persönliche Beschimpfungen und üble Nachrede angeheizte Kontroverse ging um den Status der Poetik und ihres Vertreters im universitären Curriculum und weitete sich zur Auseinandersetzung über das Verhältnis von Poesie und heidnischen Poeten zur universitären Leitwissenschaft Theol. Sie wurde großenteils in gedruckten Schriften öffentlich geführt und zog weite Kreise auch außerhalb der Univ. L. schrieb zunächst von Freiburg LBr. aus, wo er 1503-06 erneut lehrte ("Apologia", 1505). Zingel antwortete namens der theol. Fak. ("Expurgatio rectoris et consilii alme ac celebris gyrnnasio Ingolstadensis pro domino Georgio Zingel", 1505). Die Ausfälle von L. gegen die "scholastische" Theol., verschärft durch sein anmaßendes Auftreten, riefen aber auch in Freiburg Gegner auf den Plan (Ulrich Zasius, Jakob Wimpheling: "Contra turpem libellum Philomusi defensio theologiae scholasticae et neotericorum", 1510). Nach längeren Streitereien, die bis zu Handgreiflichkeiten gingen, verlor L. 1506 seine Stelle in Freiburg. Von Herzog Albrecht IV. nach Ingolstadt zurückgerufen, veröffentlichte er seinen schärfsten Angriff gegen seine theol. Gegner, die "Sterilis mulae ad musam ... comparatio" (1506). Trotz weiterer Streitigkeiten lehrte L. von 1506 bis zu seinem Tod in Ingolstadt, unter großer Zustimmung der Studenten. Obwohl er für eine Reform der Theol. eintrat, vollzog er nicht den
Locher Schritt zur Refonnation. - Der Streit wurde von Josef Hehle als Emanzipation des Humanismus von theol. Bevonnundung interpretiert. Doch war die Position von L. weit weniger radikal, als die aufgeregte Rhetorik vennuten läßt. Weit entfernt von "paganistischen" Auffassungen, vertrat er wie Wimpheling einen christlichen Humanismus, der die Theol. reformieren, stärker pragmatisch ausrichten, 'vor allem aber auf die patristischen Ursprünge zurückführen wollte. Gegner waren die in Zingel und der Ingolstädter Fak. personifizierte "Scholastik" nominalistischer Observanz, ihre "barbarische" Sprache, ihre unsinnigen Problemstellungen und se1bstzweckhaften Dispute. L. bekämpfte Versuche, den Kanon antiker Schriften und den mythologischen Ornatus durch christliche Dogmen einzuschränken (vgl. noch den Kommentar zu den ,,Mythologiae" des Fulgentius, 1521). Der Geltungsanspruch der Poesie neben der Theol. leitete sich aus einer vom Florentiner Neuplatonismus beeinflußten Inspirationslehre ab, nach der Poesie nicht auf "ars" und "exercitium" beruhte, sondern sich einem "furor divinus" verdankte. Der Dichter war nach dieser Auffassung "vates" (Seher, Prophet), Dichtung ursprüngliche The01., von tieferer Einsicht als jede Fachwissenschaft. - Das Werk von L. ist vielseitig. Er gab Lehrbücher für den Unterricht heraus: rhetorische Kompendien und einzelne klassische Texte (Cicero, 1494 (?), 1517; Claudian, 1518; Seneca tragicus, 1520; Plinius d.Ä., 1520, 1522; Fulgentius, 1521). Von ihm stammt die früheste Horaz-Ausgabe in Deutschland (1498). Er übersetzte aus dem Griechischen ins Lateinische (Athanasius, 1500; in metrischer Bearbeitung: Phocylides, 1500), trat als Redner und Publizist für die neue Bildungsbewegung ein ("Oratio de studio humanarum disciplinarum", 1495/96) und beanspruchte in Panegyrik, Dramen, Flugschriften und Reden "in genere deliberativo" die Rolle des "orator" als Ratgeber der Mächtigen. Dieser Anspruch wurde ihm durch Maximilian I. mit der Dichterkrönung 1497 in Freiburg und der Ernennung zum Pfalzgrafen (1502) bestätigt. L. verfaßte lateinische Carmina nach italienischen Vorbildern mit den üblichen Themen zwischen alltäglichen Begebenheiten, Gönnerlob, Angriffen auf Gegner, politischen Anlässen, religiösen Gegenständen und erotischen Sujets. In seinen Dramen nach antikem Vorbild experimentierte er mit mehrstimmigen Chören und führte erstmals aktuell politische Inhalte als Thema ein: "Historia de rege Franciae", 1495; "Panegyrici ad regem. Tragedia de Turcis et Suldano", 1497. Sein größter Bucherfolg war die Übersetzung von Sebastian Brants ,,Narrenschiff" (1494) ins Lateinische ("Stultifera navis", 1497 u. ö.). Diese
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Übersetzung war Grundlage der Bearbeitungen in anderen Volkssprachen und machte Brants Werk erst zum europäischen Erfolg. Q Verzeichnis der Autographen und Handschriften bei G. Heidloff, Untersuchungen zu Leben und Werk des Humanisten J. L. P. (1471-1528), Münster 1975, 21135.
W Historia de rege Franciae cum nonnullis aliis versibus, 0.0. u. J. [Freiburg 1495]; Epitboma rhetorices graphicum, 0.0. u. J. [Freiburg 1495]; Oratio de studio humanarum disciplinarum et laude poetarum, o.O.uJ. [Freiburg 1495/96]; Theologica enphasis, Basel 1496; Stultifera navis. Narragonice profectionis nunquam satis laudata navis per Sebastianum Brant ... fabricata atque ... per Jacobum Locher in latinum traducta eloquium, Basel 1497; Libri Philomusi panegyrici ad regern. Tragedia de Turcis et Suldano. Dialogus de heresiarchis, Straßburg 1497; Rosarium caelestis curiae et patriae triumphantis, Ingolstadt 1499; Poema Nutbeticon Phocylidis ... ad latinos elegos traductum, Augsburg O.J. 1500]; Spectaculum de regibus et proceribus christianis, o.O.uJ. [1502]; ludicium Paridis pro porno aureo, o.O.uJ. [1502]; Ludricum drama de sene amatore, o.O.u.J. [1503]; Apologia contra poetarum acerrimum hostem Georgium Zingel tbeologum, o.O.u.J. [1503]; In anticategoriam rectoris gymnasii Ingolstadensis respondio compendiosa, o.O.uJ. [Basel 1505]; Vitiosa sterilis mulae ad musam roscida lepiditate predictam comparatio. Currus sacrae tbeologiae triumphalis. Elegia quattuor doctorum ecciesiae, Nümberg 1506; Poematia, Augsburg 1513; Compendium rhetorices ex Tulliano, Straßburg 1514; Exhortatio heroica ad principes et status, o.O.u.J. [1521]. L ADB XIX 59-63; NDB XIV 743 f.; DBA N. E; Prantl I 130 ff., 11 485; J. Hehle, Der schwäbische Humanist J. L. P. (1471-1528), eine kultur- und literarhistorische Skizze, 3 Tle., Ehingen 1873-75 (Programm des kgl. Gymnasiums in Ehingen); J. Schlecht, Zu Wimphelings Fehden mit J. L. und Paul Lang, in: Festgabe K. T.v. Heigel, München 1903, 236-65; J. Hehle, Der große Humanist J. L., genannt P.... und seine kulturgeschichtliche Bedeutung, in: Ders., Geschichtliche Forschungen über Ehingen und Umgebung, Ehingen 1925, 169-85; D. O'Connor, Notes on the Influences of Brant's ,,Narrenschiff' outside Germany, in: The Modem Language Review 20 (1925) 64-70; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934, 342-47 u. ö.; LThK2 VI 1109 f.; BoehmlSpörl, LMU 119 (P); G. Heidloff, Untersuchungen zu Leben und Werk des Humanisten J. L. P. (1471-1528), Münster 1975 (W); Kausch 24; B. Coppel, J. L. und seine in Freiburg aufgeführten Dramen, in: Acta Conventus Neo-latini, Bd. 2, Amsterdam 1979, 258-72; A. Schmid, ,,Poeta et Orator a Caesare Laureatus". Die Dichterkrönungen Kaiser Maximilians 1., in: HJb 109 (1989) 94 f.; Killy VII 317 f.; Jakob Wimpfeling, Briefwechsel, hg. von O. Herding und D. Mertens, 2 Tle., München 1990,486-90 u. ö.; Schöner 282 f. u. ö.; W. Ludwig, Univ.lob - Oder wie der Humanist J. L. P. für die Univ. Ingolstadt warb, in: Philologus 140 (1996) 163-82; Seifert, Schulwesen 225 u. Ö. P Holzschnitt. J.-D. Müller
248 Lochmann, Paul, SJ, t 20. 7. 1763 München.
Lochmann - Löscher
*
27. 4. 1704 Tirol,
Die erste Nachricht über den Ausbildungsweg von L. stammt aus Eichstätt, wo er am 26. 6. 1726 die niederen Weihen empfing. 1741 war er Phil.prof. in Innsbruck, 1741/42 in Burghausen. Danach lehrte er bis 1745 Moraltheol. in Trient, 1745/46 in Innsbruck, 1746/47 an der Univ. Ingolstadt und 1748/49 in Dillingen. 1749-52 bekleidete er das Rektorat des Kollegs von Trient. 1752/53 hatte L. das Amt eines Ministers am Innsbrucker Kolleg inne, wo er im Anschluß 1753-56 Moraltheol. dozierte. Die letzte Station seiner Ordenslaufbahn wurde 1756-63 Ebersberg, wo er als Instruktor am Noviziat wirkte. L. hinterließ keine Schriften. L OBA; Mederer III 224; Oe Luca 65; Romstöck 203; Specht 284; Ouhr IV11 316; Matrikel LMU; Gerl 250. K. Faußner/R. Larsson-Folger Loes (Löß, Loss), Siegmund (Sirnon). V Georg, Bürger von Ingolstadt. L. immatrikulierte sich am 23. 3. 1519 an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte hier im September 1522 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1526 zum Magister. Erst am 1. 5. 1527 wurde er ins Gremium der Magister der Artistenfak. aufgenommen. Als am 1. 12. 1527 die Stelle des Pädagogen nach der Resignation von Lorenz Hochwart bis zu einer Neuorganisation des Pädagogiums kommissarisch neu zu besetzen war, bestellte die Fak. hierfür L. Nach der Neuorganisation, die zur Aufspaltung der Pädagogiumslektur in eine Grammatik- und eine Terenzlektur führte, bewarb sich L. zwar für eine beliebige der bei den Lekturen, kam jedoch nicht zum Zuge. Ein letztes Mal wird L. greifbar, als er am 8. 5. 1528 vor dem Rat von Ingolstadt auf das Adorf-Stipendium, welches er seit einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt besessen hatte, resignierte. Der Umstand, daß er als Magister dieses Stipendium innehatte, deutet den Stiftungsbedingungen gemäß auf ein Theol.studium hin, doch fehlen konkrete Belege. Danach verliert sich seine Spur.
Q Stadtarchiv Ingolstadt, RB 8. 5. 1528; UAM, GG III/22, 0 IV 2. L Seifert 135. C. Schöner
Lösch (Lesch), Thomas, SJ, * 8. 3. 1564 Singenbach (Schwaben), t nach 1607. L., der der freiherrlichen Familie von Lösch auf Hilgartshausen enstammte, trat am
20. 12. 1585 in Rom in die Societas Jesu ein. 1605 übernahm er einen Lehrstuhl für Kasuistik an der Univ.lngolstadt. Bereits im folgenden Jahr ging er nach München. Die letzte Nachricht von L. datiert in das Jahr 1607. Er hinterließ keine Schriften. W UAM, GG III/Il II. L Mederer II 181; Prant! I 408; Romstöck 204; Matrikel LMU; Gerl252. K. Faußner/R. Larsson-Folger Löscher, Abraham, * wohl 1520 Zwickau oder Meißen, t 30. 4. 1575 Nürnberg, CD N. N. Nach den von der späteren Forschung rezipierten Angaben von Georg Andreas Will soll L. 1520 in Zwickau geboren worden sein, doch nennt er selbst im Widmungsgedicht zu den "Threni" Meißen seine Heimat. Im selben Gedicht beschreibt er auch seinen weiteren Werdegang: Mit zwölf Jahren nach Zwickau an die Schule gekommen, begann er später ein Studium an der Univ. Wittenberg. In der vom SoSe 1548 bis zum WiSe 1548/49 währenden Rektoratsperiode immatrikulierte sich L. dann an der Univ. Basel, wo er wohl auch die artistischen Grade erwarb. Zumindest war er, als er sich am 19. 7. 1551 in Ingolstadt einschrieb, bereits Magister. Ob sich unter diesen Umständen das frühe Geburtsjahr 1520 noch halten läßt, ist fraglich. Da er sich in Basel schon als Übersetzer der Beschreibung Griechenlands von Pausanias profiliert hatte, wurde ihm in Ingolstadt unverzüglich die gerade unbesetzte Griechischlektur übertragen. Außerdem übernahm er nach dem Tod von Wolfgang Gotthard auch die von der Artistenfak. finanzierte Poetiklektur. Am 27. 2. 1553 wurde er nach längeren Verhandlungen, da Zweifel an seiner ehelichen Geburt und vielleicht auch - nachweisbar allerdings erst 1554/55 - an seiner kath. Gesinnung bestanden, ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen. Im SoSe 1555 und im WiSe 1556/57 führte er das Dekanat der Fak. Am 20. 4. 1554 tauschte er seine beiden Lekturen gegen die mit 80 fl. Jahresgehalt dotierte universitäre Poetiklektur ein, welche er bis zu seinem Weggang aus Ingolstadt 1558 behielt. Außerdem widmete sich L. dem Jurastudium, welches er 1558 mit der Promotion zum Dr. beider Rechte abschloß. 1559 ist L. am Reichskammergericht in Speyer nachweisbar, 1568 wurde er Ratskonsulent der Stadt Nürnberg, wo er auch verstarb. - Außer der Übersetzung von Pausanias haben sich von L. einige Gelegenheitsgedichte erhalten, unter denen die "Threni" besondere Erwähnung verdienen. Nach der Niederlage von Mühlberg sprach er in ihnen den Söhnen des unterlegenen Kurfürsten Jo-
Löscher - Lohner hann Friedrich Trost zu. Auch die restlichen Gedichte zeigen L. als einen gewandten Stilisten, obgleich er sich inhaltlich nur selten von der zeittypischen mythologischen und biblischen Formelhaftigkeit zu lösen vermochte. Q UAM, E I 1,0 III 4, GG 111122, 0 IV I. W Epicedion, et narratio funebris in mortem ... Mathaei Zeellii, 0.0. [Straßburg] 1548; Epithalamion c1ari iuvenis Georgii Ziglii Francfordiani, et honestae virginis Salomae Mutschlin, Basel 1549; Threni, seu lamentationes leremie prophetae, Basel o.I. [1551 ?]; Ouae elegiae scriptae in honorem ... Oavidis Schiferdeckers, Plauensis, cum ei doctoratus insignia, in utroque iure conferrentur, Ingolstadt 1556. - Übersetzer: Pausanias, Oe tota Graecia libri decem, Basel 1550. L AOB XIX 208 f.; OBA; Mederer I 223 u. ö.; Prantl I 331, 11 495; Seifert 194 u. ö.; Wolff 326 u. ö.; Schöner 377 u. ö. C. Schöner
* t 26. 5. 1697 München.
Lohner, Tobias, SJ,
13. 3. 1619 Neuötting,
L. besuchte in Ingolstadt das Jesuitengymna-
sium und hatte sich hier für das Noviziat im Orden beworben; nach Abschluß der Rhetorikklasse wurde er aufgenommen, wogegen sich aber der Vater auflehnte, der L., um ihn dem Einfluß der Jesuiten zu entziehen, zum Studium nach Salzburg schickte. Als dort die Pest ausbrach, wurde er 1636 wieder nach Ingolstadt zurückgeholt und trat nach Absolvierung des Gymnasiums am 30. 8. 1637 in Landsberg in das Noviziat ein. Nach Abschluß des Phil.studiums in Ingolstadt wurde der Magister 1642-45 in Innsbruck und Hall als Lehrer der Grammatik und Humaniora eingesetzt, bevor er zum Studium der Theol. nach Ingolstadt zurückkam, nach dessen Abschluß er am 29. 5. 1649 in Eichstätt zum Priester geweiht wurde. Das dritte Probejahr (Tertiat) absolvierte er 1649/50 in Altötting. L. wurde dann 1651-54 der dreijährige Phil.kurs an der Univ. Ingolstadt übertragen (17. 10. 1651 Immatrikulation als Prof. der Logik). Nach der Profeß (8. 9. 1654) übernahm er 1654-57 den Phil.kurs an der Univ. Dillingen, um im Anschluß daran als Prof. für Dogmatik und Moral an die Ingolstädter Dependanz des Theol.studiums für Ordensmitglieder nach Ebersberg zu gehen. Entsprach seine Laufbahn bis dahin dem normalen Bildungsgang eines für die Wissenschaft vorgesehenen Jesuiten, so wurde er 1662 mitten im Semester nach Regensburg abberufen, um am dortigen Kolleg das Amt des Ministers auszuüben und als Prediger zu wirken - wohl im Hinblick auf andere Aufgaben, denn am 25. 11. 1664 wurde er zum dann keineswegs unumstrittenen Rektor des Je-
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suitenkollegs in Luzem ernannt. Statt dieses Amtes übertrug der Orden ihm zum 30. 1. 1669 die Stelle des Studienpräfekten in Dillingen, wo er bis 1677, auch als Prediger an der Stadtpfarreikirche und als Inspektor des St. Hieronymus-Konvikts, wirkte, bevor er zum Beichtvater des Fürstbischofs Sigismund Albrecht von Freising bestellt wurde. Ab 1681 wurde ihm erneut eine Studienpräfektur übergeben, und zwar am Münchener Jesuitenkolleg, wo er nacheinander auch andere Ämter (Confessarius, Kongregationspräses, Inspektor im GregoriHaus) bekleidete und schließlich bis zu seinem Tode Hausspiritual war; lange Jahre war er auch Spiritual bei den Englischen Fräulein. Trotz seiner mehrjährigen Lehrtätigkeit hat L. außer einigen unter seinem Vorsitz in Ingolstadt und Dillingen verteidigten phil. Magisterdisputationen, die aber weder thematisch noch inhaltlich hervorragen, keine wissenschaftlichen Publikationen vorzuweisen. Um so fruchtbarer war er allerdings aus seinen späteren Tätigkeiten im Orden heraus als Autor und Kompilator von Erbauungsschriften für Laien und Nonnen, von "Instructiones" für angehende Priester in allen geistlichen und "privaten" Lebenslagen sowie anderen Werken zur Pastoraltheol. und von Predigtschriften, mit denen er angehende Prediger und Seelsorger nicht nur seiner Zeit, sondern aufgrund von teilweise mehreren Auflagen, Übersetzungen und Kurzausgaben bis weit ins 19. Jahrhundert prägend beeinflußte. Für zahlreiche Schriften wurde ihm darüber hinaus die Druckerlaubnis verweigert; die spanischen Zensoren strichen einige Passagen der "Instructiones", und die 1727 in Padua gedruckte Ausgabe der "Instructio practica quinta", der Anleitung zur Verwaltung des Bußsakramentes, wurde am 5. 7. 1728 ohne Angabe von Gründen auf den Römischen Index gesetzt. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SI, München,
Abt. 0, Ms I 45 (Litterae annuae Collegii Monacensis SI 1574-1708, Elogium), Ms I 46; Rom, Archivum Generale Societatis Iesu, Germ. Sup. 22-30, 46a-48 (Catalogi 1640-97), 64, 94, 79 (Nekrologe).
W Geistliche Aussfertigung Philothere oder einer Gottliebenden und Christo durch die drey Ordens-Gelübd vermählten Seelen, 3 Tle., Oillingen 1678; Instructio practica, 11 Tle., Oillingen 1676-88, 1726, 1739-49,6 Bde. (mit Index rerum et verborum), Venedig 1736-38 (die einzelnen Teile auch separat erschienen: TI. I, Oe SS. Missae Sacrificio, Oillingen 1670, 9 1739, Venedig 1734, Augsburg 1772; TI. 2, Oe horis canonicis, Oillin~en 1670, 7 1735, Venedig 1734, Augsburg 1768, 1796; TI. 3, Oe conversatione apostolica a curatoribus animarum ... instituenda, Oillingen 1676,51721, Tyrnau 1743, deutsch: Praktische Anleitung zum apostolischen Krankenbesuch, Tübingen 1849, 2 1859; TI. 4, Pastorale munus pie, fructuose ac secure obeundum, Oillingen 1678, 4 1723; TI. 5, Oe sacramentali confes-
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Lohner - Lori
sione rite obeunda, Dillingen 1677, 71711, Venedig 1685, Padua 1727, 21731, Augsburg-Dillingen 1733, Tymau 1733, Ferrara 1747, Rom o.J., Tymau 1762; Tl. 6, Institutiones quintuplicis theologiae, Dillingen 1679, 51744, Venedig 1699; Tl. 7, De munere concionandi, exhortandi, catechizandi, Dillingen 1679,41733, Venedig 1699, Ingolstadt 1722, Augsburg-Dillingen 1738, Bassani 1787; Tl. 8, Institutiones theologiae mysticae, Dillingen 1680, Augsburg-Dillingen 1695, 31755/56, Augsburg 1714, 31759, Venedig 1741, französisch: 2 Bde., Paris 1890; Tl. 9, De sacerdotii origine et praestantia, Dillingen 1681, 51723; Tl. 10, De succincta doctrinarum asceticarum summa, Dillingen 1685, 21719; Tl. 11, Arrnamentarium seu panoplia spiritualis, Dillingen 1688, 31718, Augsburg 1712); Instructissima bibliotheca manualis concionatoria, in quatuor divisa tomos, in quorum primo de virtutibus, in secundo de vitiis, in tertio de sacramentis ... , in quarta denique de materiis rarius in praxi occurentibus ... proponuntur, 4 Bde., Dillingen 1681; Auctuarium amplissimum bibliothecae manualis concionatoriae, Dillingen 1691, Editio secunda, 1 Bd., Dillingen 1692, Editio tertia, 1 Bd., Dillingen 1695, Venedig 1695, Editio quarta, 3 Bde., Dillingen 1698, Venedig 1700,21703, Editio quinta, 3 Bde., Augsburg-Dillingen 1702, Editio sexta, 3 Bde., Augsburg-Dillingen 1732, Editio octava, 4 Bde. sowie 2 Bde. Varia opuscula, Venedig 1738, Editio nona, 7 Bde., Venedig 1756; Editio novissima, 7 Bde., Venedig 1787, Neuausgaben: 5 Bde., Paris 1869, 1872, 187475, 1880, deutsche Bearbeitung von K. L. Lausch, Handbibliothek für Prediger, 3 Bde., Wien 1838-39, danach französisch von Abbe P. Belet, 3 Bde., Lyon-Paris 1857; Geistliche Hauss-Bibliothec, 6 Tle., München 1684/85 (Tl. 1 zuvor separat veröffentlicht: Allgemeine Schuell der Christlichen Weissheit, Luzem 1666; Gutes newes Jahr, Das ist Heylsame Unterweisung wie man ein jedes eingehende Jahr, ja das gantze Leben mit Ruhe und Freud anfangen, vnd vollenden könne, Luzem 1666, Augsburg 1713, lateinisch: Felix novus annus, Dillingen 1691, Editio nova, Gent 1826; Marianische Mutterschafft, Das ist, Heylsame Regeln vnd Satzungen für die jenigen, welche die glorwürdigste Himmels-Königin für ihr Mutter zuverehren, vnd lieben begehren, Luzem 1666, 1668; von Tl. 2 u. a. separat veröffentlicht: Geistliches May-Büschelein, Das ist, Heilsame Gedancken in Sinn- vnd Geistreichen GrabSchriften, Und Todten-Gemähl, Durch ein Parabel oder Gleichnuss erweckt, Luzem 1666, 1669, Dillingen 1670; von Tl. 3 u. a. separat erschienen: Regeln oder Gesatz Der Seelen, Luzem 1667; Anmuthiges TrostBüchlein, Trostreiche Andacht, Heilsame Kurtzweil, Luzem 1668). L ADB XIX 130; DBA; DBA N. F.; Sommervogel IV 1901-16 (W); Hurter IV 632 f.; Duhr III 546-50; Schaff 137; W. Kratz, P. T. L. S. J., in: Mitteilungen aus der Deutschen Provinz 7 (1917) 415-21; Ger! 251; Strobel 148; Killy vrr 340. F. Krafft
Lori, Johann Georg (von), * 16. 6. 1723 Gasthof zum Gründel bei Steingaden, t 23. 3. 1787 Neuburg a.d.D. V Augustin, Gastwirt,
*
1683, t 1749, M Rosa.
Nach dem Besuch der Klosterschule zu Steingaden kam L. an das Gymnasium der Jesuiten zu Augsburg, 1740 immatrikulierte er sich an der Univ. Dillingen, 1744 an der Univ. Würzburg. 1746 wurde er auf Empfehlung seines dortigen Lehrers Johann Kaspar Barthel als jur. Repetitor von Johann Adam von Ickstatt nach Ingolstadt geholt und dort 1749 ao. Prof. für Kriminalrecht und Rechtsgeschichte, 1751 zweiter Ordinarius der Institutionen. 1750/51 wurde ihm eine Reise nach Rom bewilligt, die er zur Katalogisierung der Bayern und die Pfalz betreffenden Handschriften der Palatina benützte, doch 1752 wurde er wegen seiner aufgeklärten Haltung, die zu schweren Richtungskämpfen mit den Theologen der Univ. geführt hatte, vom Lehramt entfernt und als Hofrat in das Münz- und Bergkollegium zu München berufen. Diese Stellung führte zu ausgedehnten Reisen, wobei er, der bereits in Ingolstadt die Gründung einer gelehrten Gesellschaft versucht hatte, mit der europäischen Akad.bewegung bekannt wurde. 1758 gründete er die "Baier. Gesellschaft", aus der dann 1759 durch kurfürstliche Entschließung die Churbaier. Akad. der Wissenschaften zu München erwuchs. L. war 1759-61 Ständiger Sekretär der Akad., bis 1760 auch Direktor der Historischen Klasse, ein Amt, das er 1771 noch einmal für ein Jahr übernahm. 1762 bereits nahm er, mit den Vorverhandlungen zu Regensburg bezüglich des Ausscheidens Bayerns aus dem Siebenjährigen Krieg betraut, Einfluß auf die bayer. Außenpolitik; damals bat er um die Verleihung des Prädikats "von", das ihm, wie es scheint, in Fonn einer amtlichen Briefadresse gewährt wurde, doch im Heroldsamt ist ein urkundlicher Nachweis nicht zu finden. 1764 wurde er Vorstand des Äußeren Archivs und der kurfürstlichen Gesandtschaft zur Kaiserwahl Josephs 11. nach Frankfurt beigegeben, doch wegen des Widerstands gegen die Verheiratung der Schwester des Kurfürsten mit Joseph 11. fiel er vorübergehend in Ungnade, wurde aber 1768 Geheimer Rat und Referendär beim Department für Auswärtige Angelegenheiten. 1775 wurde er zum Condirektor der Univ. Ingolstadt ernannt, 1776 allerdings, nach dem Tode Ickstatts, nicht sein Nachfolger als Direktor, sondern im Zuge der Neuordnung dieses Jahres nur Referent für die jur. Fak. innerhalb der "Commission für Univ.sachen". 1778 war er beteiligt an den Verhandlungen über die Ansprüche Josephs 11. auf Bayern, wurde aber am 10. 7. 1778 wegen seines Widerstandes gegen die Tauschpläne Kurfürst Karl Theodors aus dem Amt entfernt und nach Neuburg a.d.D. in die Verbannung geschickt. Die Bedeutung von L. beruht vor allem auf seiner größten Leistung, der Gründung der Bayer.
Lori Akad. der Wissenschaften, und auf seiner Einflußnahme auf die bayer. Außenpolitik. Großen Einfluß hatte er, als kompromißloser Vertreter der staatlichen Kirchenhoheit, auch auf die staatskirchenrechtliche Reformpolitik seiner Zeit. Spürbar, wenngleich nicht überragend, war sein Einwirken auch auf die Univ.reform der Jahre seit 1775. Weniger bekannt ist seine Bedeutung als Historiker. Seine Ingolstädter Diss. von 1749 zeigt bereits die künftige Richtung seiner historischen Interessen; auf Grund der ältesten Zeugnisse der bayer. Geschichte konstruierte er ein Aufsichts- und Herrschaftsrecht der Herzöge über die bayer. Kirche. Im Dienst am Staatsgedanken des Absolutismus, den ,,Ruhm und die Gerechtsame" der "baier. Nation" zu begründen, stand auch, trotz des Bekenntnisses zur ausschließlichen Verpflichtung auf die historische Wahrheit, die Geschichtsforschung an der von ihm gegründeten Akad. Trotzdem muß man L. auch beachtliche Verdienste um die Geschichtswissenschaft zubilligen. Die Akad. verwies er von Anfang an auf die Herausgabe der vaterländischen Geschichtsquellen als ihre wichtigste Aufgabe im Bereich der Historie, er selbst gab seit 1764 in rascher Folge seine bedeutenden Sammlungen zum bayer. Bergrecht, zum Münzrecht, zum Kreisrecht und den Urkundenband zur Geschichte des Lechrains, seiner Heimat, heraus. Seine Sammlung für den geplanten "Codex juris patrii ecc1esiastici" kam nicht mehr zum Abschluß, das Material liegt aber noch in fünfzehn mächtigen Kartons vor. Seinen "Chronologischen Auszug der Geschichte von Baiern" dagegen hatte er abgeschlossen, seine drei Bände reichten bis 1777, zum Druck gelangte jedoch nur der erste Band; die beiden anderen sind nicht mehr erhalten. Das Werk war gedacht als Handbuch, das die wichtigsten Daten zur Verfügung stellte, es behandelte dabei auch die geistige Kultur, die rechtlichen Verhältnisse in Staat und Kirche, Handel und Wirtschaft in den Grundzügen. Damit hob es sich, zumal auch die Literatur umfassend berücksichtigt war, entschieden von seinen bayer. Vorläufern seit Aventin ab. Der Patriotismus von L. kam freilich auch hier voll zur Geltung, die Kirchenverfassung sah er ausschließlich unter staats politischen Gesichtspunkten. Man muß aber auch zugeben, daß die historische Methode dabei nicht nur Kampfmittel war, sondern daß bei L. die Freude des Gelehrten an der Ausbreitung seines ganzen Wissens ebenso stark war wie die Tendenzen des Vorkämpfers für das Staatskirchenrecht und für die Aufklärung. Gefälscht hat er die Geschichte ebenfalls nicht, er hat sie nur in seinem Sinne interpretiert. Damit, noch mehr als mit der Bereitstellung des Gerüsts an Fakten, hat er das wichtig-
251 ste Geschichtswerk Bayerns im 18. Jahrhundert, die "Geschichte von Baiern für die Jugend und das Volk" (1785) Lorenz Westenrieders, aufs stärkste beeinflußt, über ihn wirkte seine Sicht der bayer. Geschichte noch lange weiter. Q Archiv der Bayer. Akad. der Wissenschaften, Mün-
chen (Nachlaßfragmente, Briefentwürfe); BayHStAM, Staatsverwaltung 2752-69 (Sammlung zum Codex Juris patrii ecclesiastici); BSB, cgm 7700 (Verzeichnis nachgelassener Papiere), cgm 7575, clm 28690/91 (Nachlaß); M. Spindler (Hg.), Electoralis Academiae Scientiarum Boicae Primordia. Briefe aus der Gründungszeit der Bayer. Akad. der Wissenschaften, München 1959 (P I); A. Kraus, L. und Beatrice. Eine unbekannte Episode aus dem Leben des Staatsmannes und Gründers der Bayer. Akad. der Wissenschaften, in: OA 90 (1968) 36-51 (Briefe und Briefentwürfe für Beatrice L.-Giandetti). W Commentatio de prima origine et progressu juris Boici civilis antiqui, qua historia juris patrii a prima Boiorum memoria usque ad initia saeculi XIV ex genuinis fontibus illustratur, Ingolstadt 1748; Sammlung des baier. Bergrechts, mit einer Einleitung in die baier. Bergrechtsgeschichte, München 1764; Sammlung des Baier. Kreisrechts, München 1764; Sammlung des Baier. Münzrechts, 3 Bde., München 1765; Geschichte des Lechrains von 1030-1765, München 1765; Abhandlung von Ludwig dem Reichen, Herzogen in Baiern, Stifter der hohen Schule zu Ingolstadt, in: Abhandlungen der Churbaier. Akad. der Wissenschaften 7 (1772) 269-306; Chronologischer Auszug der Geschichte von Baiern, Bd. I, München 1782; Promemoria, in: Die neuesten Staatsbegebenheiten 4 (1778) 851-56. L ADB XIX 183-95; NDB XV 180-83; DBA N. E; L. Westenrieder, Bey träge zur vaterländischen Historie, Geographie, Staatistik und Landwirtschaft I (1788) 347-65 (P 2); I. v. Rudhart, Erinnerungen an J. G. L., München 1859; Hammermayer, Akad. I und 11; Geist und Gestalt III (P 2): A. Schrnid, Max III. Joseph und die europäischen Mächte. Die Außenpolitik des Kurfürstentums Bayern von 1745-1765, München 1984,46771 u. ö.; Müller 115-28 u. ö.; Kraus, Historische Forschung 1-19 u. ö.; Ders., Vernunft und Geschichte, Die Bedeutung der deutschen Akad. für die Entstehung der Geschichtswissenschaft im späten 18. Jh., Freiburg i.Br. 1963, 22 ff. u. Ö., Ders., Probleme der bayer. Staatskirchenpolitik 1750-1800, in: H. Klueting (Hg.), Kalb. Aufklärung - Aufklärung im kath. Deutschland, Hamburg 1993, 123 ff.; Ders., Aus der Frühzeit der Bayer. Akad. der Wissenschaften. Lorenz Westenrieders "Geschichte von Baiem für die Jugend und das Volk" (1785), München 1993; S. Hofmann, Unbekannte Porträts der Ingolstädter Prof. Joseph Anton Hertel, Franz Anton Ferdinand Stebler, Johann Adam Ickstatt und J. G. L. und der bayer. Kurfürsten Max III. Joseph und Karl Theodor, in: SHVI 99 (1990) 269 (P 3); Ders., Unbehagen an Ingolstadt - die Klagen der Univ. über die Stadt um die Mitte des 18. Jh., in: ebd., 215 ff.; E Kramer, Mittelstaatliche Außenpolitik in der europäischen Krise. Pfalzbayerns Politik im Bayer. Erbfolgekrieg, masch. Habilitationsschrift, München 1995,272 ff. u. Ö. P I) Gemälde von J. G. Edlinger, München, Bayer. Akad. der Wissenschaften, 2) Kupferstich von J. A.
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Lori - Lossius
Zirnmennann, 3) Ölgemälde von 1. E. Hölzl, Stadtmuseum Ingolstadt. A. Kraus
Lorichius, Johannes, * Hadamar (Hessen), t vor 1579, CD Tochter des Ingolstädter Prof. Franz Burckhard. V Gerhard, kath. Refonntheologe, pfarrer u. a. von Hadamar, Wetzlar und Wonns, t vor 1553.
L., aus einer Gelehrtenfamilie aus dem hessi-
sehen Hadamar stammend, immatrikulierte sich am 24. 8. 1542 an der Univ. Ingolstadt ("Magister Iohannes Lorichius Hadamarius Marpurgensis magister laureatus poeta") und wurde am 13. 12. 1542 ins Gremium der lesenden Magister der Artistenfak. aufgenommen. Die meisten Angaben zu seiner Herkunft und Biographie, die man in einschlägigen Lexika findet, sind falsch bzw. fehlerhaft und beruhen vor allem auf einer Verwechslung mit einem Vetter gleichen Namens, der 1569 als Rat Wilhelms von Nassau-Oranien starb. Dagegen war der in Ingolstadt immatrikulierte L. Sohn des zeitweise dem luth. Glauben anhängenden, bedeutenden kath. Refonntheologen Gerhard L. Nicht gesichert ist, ob er mit dem 1536 als Lehrer an der Studienanstalt St. Anna in Augsburg verzeichneten L. identisch ist. Jedenfalls war er vor seiner Ingolstädter Zeit Lehrer am Augsburger Gymnasium. Offen ist weiterhin die Frage, wann L. in Marburg studierte bzw. dort den Magistertitel erwarb. Bei dem 1539 in der Marburger Matrikel verzeichneten "Ioannes Lorichius Hadamarius iunior" handelt es sich nämlich um seinen Vetter. Dessen Vater Reinhard L., damals Marburger Rhetorikprof., war aber, dies geht aus zahlreichen Widmungsgedichten hervor, ein eifriger Förderer seines Neffen. In Ingolstadt erhielt dieser eine zunächst mit 60 fl. dotierte Lektur für Poesie an der Artistenfak., später lehrte er dort auch Griechisch und Rhetorik. Im Dezember 1548 in das Fak.konzil aufgenommen, war er im SoSe 1549 und im WiSe 1551/52 Dekan. Am 27. 6. 1549 hielt er an der jur. Fak. unter dem Vorsitz von Johann Baptist Weber eine Disputation über "Conc1usiones ex difficili et subtili §", die als erste Ingolstädter jur. Disputation gedruckt wurde. Nachdem er am 14. 2. 1554 zum Dr. iur. utr. promoviert worden war, verließ L. die Univ. Ingolstadt. Er ist danach (nach Wolff) 1557 als Regensburger Kanzler, 1567 als Kanzler für die Äbtissin Barbara von Niedennünster und auch als Kanzler des Bischofs von Freising nachweisbar. - 1540 mit einem Rätselbuch in Versen (Aenigmatum libellus) einsetzend, verfaßte L. mehrere humanistisch inspirierte Texte, vor allem Dichtungen,
Gelegenheitsschriften und Reden. Während seiner Augsburger Lehrtätigkeit schrieb er für das Schultheater ein Drama über den Hiobstoff, das 1543 gedruckt wurde, in seiner Ingolstädter Zeit u. a. einen Schriftstellerkatalog antiker Juristen in Versen, den er dem Ingolstädter Prof. Wolfgang Hunger widmete. Im Auftrag der Univ. gab er "in usum Academiae Ingolstadianae" 1551 eine neue lateinische Grammatik heraus, die in einer vermehrten und verbesserten Ausgabe von 1570 auf Befehl Herzog AIbrechts V. auch "in usum Scholarum per Bauariam" erschien. W Aenigmatum Iibellus, Marburg 1540, 2. erweiterte Auf). Frankfurt 1545; Iobvs patientiae spectacvlvm, Marburg 1543 u. ö., Neuausgabe hg. von E. Schröder, Marburg 1897; Ecclesiasticus Iiber Iesv Syrach, Ingolstadt 1544; Catalogus iureconsulti veterum ... succincto carrnine descripti, Basel 1545; Elegia de lupo, Ingolstadt 1548; Elegia de obscuratione solaris luminis, Ingolstadt 1551; Grarnmatices latinae cornmentarij, Ingolstadt 1551, erweiterte Auf). Ingolstadt 1570; Oratio funebris, in obitum D. Mavricij Hutteni, Ingolstadt 1553; Orationes duae cum epitaphiis quibusdam, Ingolstadt 1553. L NDB XV 183 f.; Mederer I 167 u. ö.; Prantl I 212 u. ö., II 494; M. Radlkofer, Bemhard Heupold, Präceptor an der Studienanstalt SI. Anna zu Augsburg, und sein Verzeichnis der daselbst wirkenden Lehrer, in: Zs. des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 20 (1893) 127; F. W. E. Roth, Die Gelehrtenfamilie L. aus Hadamar. Biographisch-bibliographische Mittheilungen, in: Centralbl. für Bibliothekswesen 11 (1894) 368-385; F. Gundlach (Bearb.), Catalogus professorum academiae Marburgensis, Marburg 1927,310 f. u. ö.; Matrikel LMU; W. H. Struck, Zur Refonnation in Nassau-Hadamar. in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 11 (1961) 90-135; Seifert ISS u. ö.; Seifert. Statuten 490 f.; Wolff 326 u. ö.; Popp 176; BuzasResch I 82; G. Stalla. Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977.53 u. ö.; W. F. Michael. Ein Forschungsbericht. Das deutsche Drama der Refonnationszeit, Bem 1989. 121; Killy VII 348 f.; Schöner 377 u. ö. H. Zedelmaier
Lossius, Johann Jakob, * Poschiavo (Graubünden), t 21. 8. 1675 Sandersdorf, 0 Ingolstadt, St. Moritz, CD I) 30. 9. 1640 Katharina Harlaeher, verwitwete Waizenegger, 2) 1670 Maria Anna Rath. L. ist seit dem WiSe 1637/38 als Student der
Rechte in Ingolstadt nachweisbar. Nach Erlangung des Lizentiats bat er 1639 um ein Extraordinariat für Institutionen, das er durch ein Dekret des Kurfürsten Maximilian I. vom I. 9. 1639 auch tatsächlich erhielt. Zudem wurde ihm als besonderer Gunsterweis der ansonsten nur einem o. Prof. zustehende Bezug der Emolumente gestattet sowie der Titel eines Or-
Lossius - Lotter dinarius verliehen. Vor Antritt seiner Stelle begab sich L. noch zu weiteren Studien auf eine Reise nach Italien, die ihn auch an die römische Kurie führte. Bereits Anfang 1640 wurde er jedoch vom Kurfürsten nach Ingolstadt zurückgerufen, wo er am 3. 7. 1640 den Grad eines Dr. iur. utr. erhielt. Anfang August nahm L., der die Witwe des Ingolstädter Prof. Ferdinand Waizenegger ehelichte, schließlich seine Lehrtätigkeit feierlich auf. Allerdings geriet er aufgrund seines ungeklärten Status als Titularordinarius innerhalb der universitären Hierarchie rasch mit der phil. und der med. Fak. in Rangstreitigkeiten. Der Landesherr, an den der Konflikt gebracht wurde, entschied weitgehend zugunsten von L.: so erhielt dieser 1640 den ihm bis dahin verweigerten Zutritt zum akad. Senat und zählte dank einer vorläufigen Verfügung, die bis März 1642 Geltung beanspruchte, weiterhin zu den Ordinarien. Als die provisorische Regelung im Frühjahr 1642 auslief, bestätigte der Kurfürst in einem allgemeinen Dekret zwar den Standpunkt der Klage führenden Fak. und schrieb den Vorrang der o. Prof. vor den ao. fest, ernannte L. im Gegenzug aber am 14. 4. 1642 offiziell zum o. Prof. für Institutionen. 1653 rückte L., der 1650 die Hofmarken Sandersdorf und Mendorf im Landgericht Riedenburg ersteigert hatte, innerhalb der jur. Fak. zum Pandektisten auf. Seit Juni 1655 las er schließlich als Nachfolger Kaspar Denichs kanonisches Recht. 1669 nahm L., der seit spätestens 1655 kurfürstlicher Rat war und siebenmai das Rektorat der Univ. innehatte, als Vertreter der Univ. zusammen mit Johann Anton Crollalanza an dem in München abgehaltenen Landtag teil. 1647 und 1659 unterbreitete er dem Kurfürsten ausführliche Gutachten über eine zeitgemäße Reform des Studiums der Jur. im allgemeinen bzw. des kanonischen Rechts im besonderen. Neben seinem Lehramt engagierte sich L., der zur Partei der Jesuitenfreunde zählte, auch in vielfacher Weise für die Ausbildung des Priesternachwuchses. So fungierte er seit 1655 zusammen mit dem Mediziner Wolfgang Sigimund Brem als Kommissar des Georgianums und trug zu dessen finanzieller Sanierung sogar mit eigenen Mitteln bei. Außerdem stellte er dem 1649 gegründeten Ingolstädter Bartholomäer-Institut in den ersten vier Jahren des Bestehens sein Haus zur Verfügung. Seit 1668 zog sich L, der 1670 in zweiter Ehe die Tochter seines Dr.vaters Amold Rath geheiratet hatte, wegen seines zusehends schlechter werdenden Gesundheitszustands immer mehr auf sein Schloß Sandersdorf zurück. Nach seinem Tod gingen die beiden Hofmarken in den Besitz seines Vetters Dominikus von Bassus über, den er bereits zu Lebzeiten in verschiedenster Weise gefördert hatte.
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Q BayHStAM, GL Fasz. 1483/II Nr. 24.
W Diss. iuridica de donationibus (Praes.; Resp.: F. A. Kotulinski), Ingolstadt 1647.
L DBA; Mederer 11 291 f. u. ö., m 7 u. ö.; Prant! I 404 u. Ö., 11 503; Schmid 98; Matrikel LMU; W. Volkert, Schloßarchiv Sandersdorf, München 1963; Wolff 89 u. ö.; Neumaier 53 f. u. ö.; F. Maissen, Puschlav und die bayer. Univ. Ingolstadt, in: Bündner Monatsbl. 1979, 202 ff.; Ders., Bündner Studenten an der Univ. Ingolstadt-Landshut 1472-1827, in: Bündner Monatsbl. 1982, 62; Schwaiger 81. R. Heydenreuter
Lotter (Lother), Wolfgang, t 8. 6. 1533 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau.
L. immatrikulierte sich an der Univ. Ingolstadt am 3. 5. 1506 (Herkunftsort: Nürnberg) und promovierte hier im Dezember 1507 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1510 zum Magister. Im Sommer 1510 wurde ihm ein Bibliotheksschlüssel ausgehändigt, woraus auf die Aufnahme ins Gremium der lesenden Magister zu schließen ist. Nach vieIjähriger Wartezeit wurde er am 12. 3. 1514 ins Fak.konzil kooptiert. Bis zu seinem Tod war L. in der Artistenfak. aktiv: Fünfmal übernahm er deren Dekanat (WiSe 1518/19, WiSe 1521/22, WiSe 1525/26, WiSe 1528/29, WiSe 1531/32), im SoSe 1526 wurde er auf das neugeschaffene Amt des Fak.kämmerers gewählt. Außerdem fungierte er im SoSe 1524 als Rektor der Univ. Nachdem er seit dem 28. 3. 1514 die Drachenburse geleitet hatte, erhielt er im März 1518 eine der Kollegiaturen am Collegium vetus. An Lehrveranstaltungen, die L. gehalten hat, sind die "Ars vetus" (SoSe 1514), die "Parva naturalia" (WiSe 1514/15) und Euklid Bücher lI-V (SoSe 1515) bekannt. Bei der Reform der Lehrverfassung im Frühjahr 1526 wurde L. als Kollegiat die Lehre der aristotelischen Physik (erste Phil.1ektur) übertragen. Gesundheitliche Probleme scheinen ihm früh zu schaffen gemacht zu haben. Schon 1523/24 erwähnte Johann Alexander Brassicanus in seinem Preisgedicht auf die Univ. Ingolstadt neben der dichterischen Begabung von L. - Werke von ihm sind allerdings nicht bekannt - ein Augenleiden, weiches ihn fast völlig erblinden ließ und vermutlich an der Weiterverfolgung eines begonnenen Jurastudiums hinderte. Gegen Ende des Jahres 1532 war L., seit 1527 permanent in med. Behandlung, nicht mehr in der Lage, seinen Lehrverpflichtungen nachzukommen, weshalb im März 1533 Melchior Rauch auf seine Lektur berufen wurde. L. behielt aber die Kollegiatur am Collegium vetus bis zu seinem Tod. Q UAM, D III 4, D III 6, D III 7, EIl, GG IIII22, GG IVa2,OIV1,OVI.
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Lotter - Luchs
L OBA; Mederer I 71 u. ö.; J. B. Götz, Oie Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVl 44 (1925) 195; J. Kist, Oie Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 267; Seifert 95 u. ö.; Seifert, Statuten 484 ff.; Schöner l44u. Ö. C. Schöner Lotzenhofer (Dingelfing), Andreas. L., der als Herkunftsort Dingolfing angab, immatrikulierte sich im SoSe 1463 an der Univ. Leipzig und promovierte dort im WiSe 1464/65 zum Bakkalaureus sowie im WiSe 1466/67 zum Magister. Bereits kurz nach der Eröffnung der Matrikel schrieb er sich am I. 4. 1472 an der Univ. Ingolstadt ein, wo er sich der Artistenfak. der "via antiqua" anschloß. Im SoSe 1474 fungierte er als deren Dekan. Im WiSe 1473n4 hielt L. Vorlesungen über die "Ars vetus" und über "Posteriora" sowie eine Resumption zu Petrus Hispanus. Außerdem leitete er die anfangs nach ihm benannte Burse Dingelfing, die spätere Adlerburse, welche er vor 1475 mit der Burse Aristoteles vertauschte. 1476 amtierte er als Unterkämrnerer der Univ. Zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt zwischen 1475 und 1477 erhielt er eine der Kollegiaturen am Collegium vetus, die er bis Frühjahr 1482 innehatte. Daneben widmete er sich, vielleicht schon in Leizpig, dem Jurastudium. Nachdem er bereits im Spätsommer 1477 vor dem Rektorgericht als Prokurator der Fak. der "via antiqua" aufgetreten war, promovierte er wahrscheinlich um 1477n8, in jedem Fall aber vor 1480 zum Lizentiaten, wobei unklar ist, ob nur des geistlichen Rechtes oder bei der Rechte. Seine Bemühungen um die Nachfolge von Wolfgang Vetter auf der "Lectura novorum iurium pontificalium" 1478 scheiterten jedoch. Im SoSe 1486 ist L. letztmals in Ingolstadt nachweisbar. Über seinen weiteren Werdegang ist nichts bekannt. Q UAM, 0 III I, E I I, F I I, GG I 2. L A. Liess, Oie artistische Fak. der Univ. Ingolstadt 1472-1588, in: BoehmlSpörl II 13 f.; Schöner 164 u. ö. C.
Schöner
Luca, Gotthard, SJ, * 29. 7. 1627 Denno im Nonsbergtal (Südtirol), t 2. 10. 1690 Innsbruck. L. wurde am 7. 9. 1646 ins Landsberger Noviziat des Jesuitenordens aufgenommen. Nach einem Aufenthalt im Regensburger Kolleg 1648 begann er 1651 die phil. Studien an der Univ. Ingolstadt. Nach mehrjährigem Magisterium und dem Theol.studium empfing er am 7. 6. 1659 die Priesterweihe. In der Folge do-
zierte L. einige Jahre Phi!.: 1659-61 in Innsbruck und 1662-65 in Freiburg i.Br., wo er 1663/64 zugleich als Präfekt des Gymnasiums amtierte. Hier legte er am 2. 2. 1664 die Profeß ab. 1665-68 lehrte er Moraltheol. in Konstanz und, zugleich Studienpräfekt, 1668-71 Dogmatik in Luzern. Ab 1671 las er dasselbe Fach in Freiburg i.Br.; die theol. Fak. erteilte ihm ausnahmsweise die "licentia legendi", obwohl er zu diesem Zeitpunkt den theol. Dr.grad noch nicht erlangt hatte. Die verspätete Erlaubnis aus Rom machte es nötig, ihn zunächst im Oktober 1671 zum Lizentiaten zu promovieren; die Dr.promotion wurde erst im Juli des folgenden Jahres vollzogen. L., der in Freiburg im WiSe 1672 und im SoSe 1673 das Dekanat sowie die Würde eines Senators innehatte, ging im Oktober 1675 nach Ingolstadt, um den Lehrstuhl für Kasuistik zu übernehmen. Die Ernennung zum Rektor des Jesuitenkollegs führte L. 1677 nach Freiburg i.Br. zurück. Im Anschluß übernahm er in Altötting das Rektorat, das er bis 1682 bekleidete. In diesem Jahr ging er nach Innsbruck, wo er zunächst als Spiritual wirkte, 1684 Moraltheol. lehrte und 1686 Dekan war. Dazwischen hielt er sich in Konstanz auf. 1687-89 übernal1rn L. den Lehrstuhl für Moraltheol. in Dillingen, ehe er in derselben Position an seine letzte Wirkungsstätte Innsbruck ging. In der anläßlich seiner "pro consequenda theologiae laurea" gehaltenen Disputation ,,oe virtute poenitentiae" zeigte sich der Moraltheologe L. von der Phil. des spanischen Jesuiten Rodrigo de Arriaga beeinflußt. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Ca!. 16501690 in G.Sup. W Quaestiones de virtute poenitentiae, Freiburg i.Br. 1672. L OBA; Mederer III 12; Oe Luca 61; Sommervogel V 144 f., IX 614, XII 557 (W); Romstöck 204 f. (W); Ouhr III 152; Huwiler 76; Matrikel LMU; G. Mraz, Geschichte der Theol. Fak. der Univ. Innsbruck 1968, 119; Kurrus I 127 u. Ö., 11 48 u. ö.; Gerl 252; Strobel 297. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Luchs (Lutz, Lux), Matthäus, * 1499 Arberg bei Eichstätt, t nach 1561. Nach Studien in Wien, wo er 1510 immatrikuliert war, schrieb sich L. am 29. 11. 1514 an der Artistenfak. der Univ. Ingolstadt ein. 1517 wurde er zum Magister artium promoviert und am 12. 3. ins Gremium der lesenden Magister der Artistenfak. aufgenommen. 1518-20 war L. Konventor der Engelsburse. Am 21. I. 1522 wurde er in das Collegium vetus gewählt. Im SoSe desselben Jahre amtierte L. als Dekan der Artistenfak., und im WiSe bekleidete er - zu
Luchs - Lussy diesem Zeitpunkt Lizentiat bei der Rechte und Regens des Georgianiums -, noch bevor er das statutengemäße Alter von 24 Jahren erreicht hatte, das Rektorat der Univ. In einer Auseinandersetzung mit der Artistenfak., die er mehrfach im Senat vertreten hatte und deren Sitz er weiter beanspruchte, erreichte er die Aufnahme in den Senat aufgrund des Sonderstatus, den man den Kollegiaten schließlich zubilligte. Mitte 1523 bestellte man L., der zuvor zum Dr. iur. utr. promoviert worden war, zum Ordinarius für Institutionen, eine Position, die er vermutlich nur für weniger als ein Jahr besetzte. Bald darauf trat er in die Dienste des Fürstbischofs von Freising. Zugleich Rat des Bischofs von Regensburg, wurde er sodann zum Rat in Freising ernannt, wo er zum Kanzler avancieren konnte. 1530 siedelte er nach Eichstätt über, wo er zunächst wiederum Rat, 1531 Kanzler des Fürstbischofs Gabriel von Eyb wurde. Dieses Amt übte er weiter unter den vier Nachfolgern Eybs aus; noch 1560 ist er als Eichstätter Kanzler belegt. Wie schon zuvor für Freising, so vertrat er Eichstätt auf mehreren Reichstagen, zuletzt 1559 in Augsburg. L., von dem keine Schriften überliefert sind, hielt die Eröffnungsrede des Regensburger Religionsgespräches von 1546. Q DAE, c 7; UAM, D III 4, GO II1/22. L Mederer I 113 u. ö.; A. Straus, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes, quos Eichstadium vel genuit vel aluit, Eichstätt 1799, 281; Prantl I 188; Matrikel LMU; T. Neuhofer, Gabriel von Eyb, Fürstbischof von Eichstätt (1455-1535), Eichstätt 1934, 187 ff.; Seifert 193 f. u. ö.; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfak., in: HJb 89 (1969) 47 ff.; Wolff 269 u. ö.; Schöner 343. H. Wolff/R. Larsson-Folger
Ludovici (Lodovici, Lodewici, Lutz, Hofmann), Johann, OESA, * Würzburg, t nach dem 10. 11. 1480, 0 Regensburg, Augustinerkirche.
Über Herkunft und Ausbildung des ersten Theo!.prof. der Univ. Ingolstadt ist bisher nur wenig bekannt. In Windsheim trat L. in den Augustinerorden ein, promovierte 1452 in Florenz zum Dr. der Theo!., war später 1454-56 Lektor und Prior des Würzburger sowie Mitglied des Windsheimer Konvents seines Ordens und zwischenzeitlich als Studienpräfekt an der Univ. Wien tätig. Seit 1461 war er wiederholt Ordensprovinzial des Augustinereremitenordens in Bayern, außerdem seit 1468 Weihbischof von Regensburg (dazu Titularbischof von Hierapolis). L. schuf ein umfangreich überliefertes, jedoch noch wenig erforschtes Predigtwerk. Die verbreitetste der als Handbücher für Predi-
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ger verfaßten Serrnonesreihen ist in zwei Fassungen (unter den Titeln "Bartholomaeus" und "Ripularius") überliefert und enthält vor allem Sonntagspredigten. - Seine Verbindung mit der Gründungsgeschichte der Univ. Ingolstadt ergab sich wahrscheinlich über den als Rat Herzog Ludwigs des Reichen von Landshut, des Stifters der Univ. Ingolstadt, tätigen Regensburger Bischof Heinrich von Absberg. Als nämlich die Berufung von zwei Wiener Prof. für die theo!. Fak. der neugegründeten Univ. scheiterte, stellte sich der (dann am 8. 9. 1473 selbst zum herzoglichen Rat berufene) Regensburger Weihbischof L. als zunächst einziger Prof. und zugleich Dekan der theo!. Fak. zur Verfügung. Am 3. 7. 1472 in Ingolstadt immatrikuliert, kooptierte er zwei Dr. der Theo!., Johann Heberer und Lukas Praun. Nachdem die ersten Statuten zur Regelung der Promotionen geschaffen worden waren und mit Johann Perrneter von Adorf - nach Auflösung dieses provisorischen, die theo!. Fak. konstituierenden Gremiums der erste o. Theo!.prof. und Dekan - am 9. 2. 1473 der erste Dr. theo!. promoviert worden war, verließ L. die Univ. schon im Februar 1473. Nur kurz kam er im Mai 1473 nochmals nach Ingolstadt zurück, um dem Theo!.studenten Peter Schwarz die Lizenz zu erteilen. - Sowohl Mederer als auch Prantl führen den ersten Theo1.prof. der Univ. Ingolstadt aus bislang unbekannten Gründen unter dem Namen Johann Hofmann. L Mederer I 1 ff.; Prantl I 33; Matrikel LMU; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 175; Seifert, Statuten 59 ff.; Kausch 11 u. ö.; J.-B. Schneyer, Die Sermonesreihen des J. L. v. Würzburg OESA, in: Augustiniana 23 (1973) 218-241 (Handschriftenverzeichnis); Ders., Winke für die Sichtung und Zuordnung spätmittelalterlicher lateinischer Predigtreihen, in: Scriptorium 32 (1978) 238; F. J. Worstbrock, L., J., in: Verfasserlexikon2 V 987 f.; K. Hausberger, Die Weihbischöfe im Bistum Regensburg vom Mittelalter bis zur Säkularisation, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 29 (1995) 51 f.; Gatz 1438 f. H. Zedelmaier
Lussy (Lussi), Franz Xaver, SJ, * 15. 1. 1704 Stans (Schweiz), t 9. 6. 1742 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, H!. Kreuzkirche. L., der am 28. 9. 1720 der Societas Jesu beige-
treten war, empfing seine Ausbildung u. a. am Jesuitenkolleg Ingolstadt. Die niederen Weihen wurden ihm 1723, die höheren 1733, jeweils in Eichstätt, erteilt. 1737-39 wurde L. von seinem Orden als Prof. für Phi!. an der Univ. Dillingen, 1739-41 an der Univ. Innsbruck eingesetzt. Im Oktober 1741 übernahm er an der
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Lussy - Lyresius
Univ. Ingolstadt als einer der rasch wechselnden Nachfolger von Ignaz Schwarz die Lehrkanzel für Geschichte, konnte dort aber aufgrund seines frühen Todes keine nennenswerten wissenschaftlichen Aktivitäten entfalten. L Oe Luca 78; Prantl I 542; Romstöck 205 f.; Specht 288; Gerl 254; H. Dickerhof, Land, Reich, Kirche im historischen Lehrbetrieb an der Univ. Ingolstadt (Ignaz Schwarz 1690-1763), Berlin 1971; Strobel453. A. Toellner
Lutz (Luz, Lutzius de Clas), Cyriacus, * Landsberg oder Landshut, t Mai 1599 Ingolstadt. L. studierte seit 1557 (Matrikeleintrag vorn 18.10.) an der Univ. Ingolstadt, 1568 folgte ein Studienaufenthalt in Padua. 1571-99 versah er eine Med.professur in Ingolstadt. Von den 28 1ahren als Ordinarius verbrachte der stets unter Finanzproblemen leidende L., der der Univ. im WiSe 1574 als Rektor vorstand, nach eigenen Angaben allerdings nur acht in Ingolstadt. Seine intensive Reisetätigkeit führte ihn vornehmlich nach Italien, als Präzeptor der Herzogssöhne auch nach Frankreich. Auf einer Orientreise geriet er 1595 in türkische Gefangenschaft, in der er eine Schrift "De medicina philosophica" konzipierte, die nach seiner Heimkehr in Ingolstadt erschien. Während der Hof ihn protegierte, hätte die Univ. seine Professur wohl lieber anderweitig besetzt. Sein literarisches Oeuvre, in dem er sich der alchimistischen Lehre des Paracelsus annäherte, blieb marginal. W Oe ligni cotonei natura et viribis, Ingolstadt 1580; Observatio de lithosophistica erronea quorundam de lapide philosophico nunc discrepantium doctrina, Ingolstadt 1582; Oescriptio de variis medicorum sectis, Ingolstadt 1583; Oe medicina philosophica, Ingolstadt 1597. L OBA; OBA N. F.; Mederer 11 162; Prantl 11 494; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte III 870; Matrikel LMU; M. Ilemann, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefeie, Oiss. München 1959, 9-45; Seifert, Statuten 268; Seifert 369 u. ö.; Liess 145 f. R. A. Müller
Lyprand (Liprand), Georg, SI, i.Br., t 15. 10. 1665 Ingolstadt.
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1588 Staufen
L. trat nach theol. Studien am Collegium Germanicum in Rom 1609-13 am 1. 11. 1615 ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Seine theol. Studien soll er in Ingolstadt fortgesetzt haben, 1618 empfing er die Priesterweihe. 1620121 war er an der Univ. Ingolstadt Prof. für hebräische Sprache, 1621 dozierte er ferner Ethik.
Gleichfalls an der Univ. Ingolstadt hielt er 1624-27 den dreijährigen phil. Kurs. 1627 legte L. das vierte Gelübde ab und war 1628-30 als Prof. für Polemik am Münchener Jesuitenkolleg tätig. Anschließend kehrte er an die Univ. Ingolstadt zurück, wo er 1630-41 Dogmatik und 1641-53 Moraltheol. lehrte. Nach Aufgabe seines Lehramts war er, wohl bis zu seinem Tod, in Ingolstadt in der Seelsorge tätig. Q BSB, clm 4826-30 (Vor!esungsmitschriften). W Theses philosophicae de qualitatibus elementorum et mixtione (Praes.; Resp.: C. Guetknecht), Ingolstadt 1621; Disputatio philosophica de motu ad substantiam et qualitatem ac utriusque ad agendum conditionibus (Praes.; Resp.: F. B. Ruethard, F. Hartmann), Ingolstadt 1621. L Romstöck 206 ff.; Sommervogel V 235, IX 624; Schaff 79 f. u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 254; Popp 177 ff.; Schmidt, Collegium Gerrnanicum 270. C. Cosmann
Lyresius, Johannes, t 27. 3. 1610 Brixen.
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Ernrnerich bei Kleve,
V Anton, Magister.
Nachdem er schon im März 1552 in den Klerikerstand eingetreten war, immatrikulierte sich L. am 26. 6. 1556 an der Univ. Köln, wo er im WiSe 1556/57 zum artistischen Bakkalar und im März 1559 zum Magister promovierte. Am 17. 5. 1562 inskribierte sich L. in Ingolstadt und nahm hier das Jurastudium auf. 1565-68 Phil.prof. am Eichstädter Willibaldinum, kehrte L. nach Ausweis eines Zeugnisses der Univ. Ingolstadt am 7. 3. 1568 als Griechischlektor und wiederum als lurastudent nach Ingolstadt zurück. Ein herzogliches Schreiben vorn 18. 11. 1569, welches bisher als Beleg für seine Berufung zum Griechischlektor herangezogen wurde, ordnet dagegen lediglich eine neue Aufteilung des Lehrgebietes nach der Berufung von Laurentius Sifanus an: Dieser sollte die griechischen Historiker lesen, L. dagegen die Grammatik. Am 28. 10. 1568 wurde er innerhalb eines Tages in Gremium und Konzil der Artistenfak. aufgenommen sowie zu deren Dekan gewählt, ein Amt, welches er nochmals im WiSe 1570171 versah. Außerdem fungierte L. im SoSe 1570 als Rektor der Univ. Im Februar oder März 1570 übernahm er zusätzlich zum Griechischen noch die durch den Wechsel von Albrecht Hunger in die theol. Fak. frei gewordene erste Phil.lektur (aristotelische Physik). In dem am 13. 3. 1571 veröffentlichten Vorlesungsprogramm der Univ. dagegen wird von L. nur eine Vorlesung über römische Geschichte angekündigt. Ende März 1571 verließ L. Ingolstadt als Präzeptor der Grafen von Montfort. Er setzte sein Jurastudium an ver-
Lyresius - MabilJon schiedenen Univ. fort: erst in Löwen (November 1571 bis Januar 1572), dann in Paris (bis Februar 1573) und anschließend wieder in Löwen, wo er Ende 1573 Korrespondent der Univ. Ingolstadt bei den vergeblichen Versuchen war, aus Löwen Prof. als Ersatz für die nach München abgewanderten Jesuiten zu berufen. Weitere Stationen waren Pavia (22. 3. 1575-17. 2. 1576) und nochmals Ingolstadt (6. 3. 1579-11. 10. 1580). Am 7. 12. 1580 schloß er in Pavia das Jurastudium mit dem Erwerb des Doktorats in beiden Rechten ab. Zur selben Zeit erhielt er eine päpstliche Provision auf ein Kanonikat in Brixen, welches er am 1. 5. 1581 in Besitz nehmen konnte. Erst jetzt ließ er sich die Weihen bis zum Diakonat (Mai bis September 1581) erteilen. In der Folge verließ er Brixen häufiger für längere Zeit; wahrscheinlich kehrte er auch mehrmals nach Ingolstadt zurück. Am 2. 8. 1582 immatrikulierte er sich außerdem in Freiburg i.Br. Nach seinem Tod wurden auf Beschluß des Brixener Domkapitels von seinem Nachlaß 1000 fl. für fromme Zwecke verwendet, da er im Leben ..auch ziemlich weltlicher Gesinnung ergeben" gewesen wäre. - Die Werke von L. gehören überwiegend zur Gattung der Gelegenheitsdichtung anläßlich von Magisterpromotionen, Primizfeiern, aber auch von Todesfällen. Hierunter verdient ein Trostgedicht an Wolfgang Seyttental-
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ler nach dem Tod von dessen Gemahlin Anna 1564 Hervorhebung, welches sich gegenüber seinen anderen Gedichten durch die persönliche Note auszeichnet. 1563 disputierte er, obwohl nicht Theo!.student, unter Georg Theander über die umstrittene Gnaden- und Rechtfertigungslehre. Er selbst ließ im Oktober 1568, wenige Tage vor seiner Aufnahme in die Artistenfak., als Praeses den Bakkalar Martin Dorner über Thesen zur Logik disputieren. Q Domkapitelarchiv Brixen, L. 151; BSB, cgm 3018, f. 38 f.; UAM, D III 7, E I 1,0 I 4.
W Congratulatoria cannina in honorem ... D. Ioannis Reussii Franci, Ingolstadt 1563 (mit V. Jacobaeus); Axiomata theologica de certitudine gratiae, et hominis iustificatione (Resp.; Praes.: G. Theander), Ingolstadt 1563; Orationes funebres quatuor in exequiis .,. D. Friderici Staphyli etc. Ingolstadii habitae, Ingolstadt 1564 (darin von L. ein Lebenslauf von Staphylus in Versform); Elegiae de morte singularis prudentiae, pietatis et castimoniae matronae, Annae, uxoris ... Domini Wolfgangi Seyttentalleri, Ingolstadt 1564 (mit V. Jacobaeus); Theses de logica ö!Öm\1:LxuL (Praes.; Resp.: M. Domer), Ingolstadt 1568. L Mederer I 274 u. ö.; Prant! I 333 u. Ö., 11 496; Schaff 51; K. Wolfsgruber, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung in der Neuzeit 15001803, Innsbruck 1951, 174; Seifert 268 u. ö.; Seifert, Statuten 244 u. ö.; Kausch 228; Schöner 384 u. Ö. C. Schöner
M Mabillon (Mabilion, MabilJion), Peter, SJ, * 3.9. 1640 Landeron (Schweiz), t 31. 3. 1715 Freiburg i.Br.
Über Jugend und Herkunft von M. ist nichts bekannt. Sein Eintritt in die Societas Jesu erfolgte am 14. 10. 1657. M. studierte 1660-63 in Ingolstadt Phi!. Dort nahm er auch nach einer kurzen Lehrtätigkeit in Porrentruy im Jahre 1667 sein Theo!.studium auf, das er 1671 abschloß. In dieses Jahr fallen auch seine niederen Weihen, die er in Eichstätt am 20. 2. und 22. 5. empfing. Seine Weihe zum Priester erfolgte kurz darauf ebenfalls in Eichstätt. Seine Lehrtätigkeit nahm M. 1672 als Mathematiker an der Univ. Ingolstadt auf, wo er bis 1676 blieb, um darauf nach DilJingen zu gehen, wo 17 Biograph. Hdb. I
er ebenfalls Mathematik unterrichtete, aber auch als Prof. für Ethik und Hebräisch nachweisbar ist. Neben diesen verschiedenen Funktionen hatte er 1679-81 auch den Lehrstuhl für Kontroverstheo!. inne. Seine nächste Station, wieder in der Funktion des Mathematikdozenten, war Innsbruck, wo er von 1684 an lehrte. Ab 1700 war M. an der Univ. Freiburg i.Br. tätig. Bis 1706 lehrte er dort Mathematik und Ethik, 1713/14 nochmals Mathematik. Daneben fungierte M. 1700-03 als Bibliothekar, 1703-06 als Director horologii. Ferner war er seit 1706 Spriritual der dortigen Ursulinen. - Einzig aus der DilJinger Zeit von M. haben sich einige Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in seine Lehrtätigkeit und deren Inhalte vermitteln können.
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Mabillon - Macer
L De Luca 75; Prantl I 506; Romstöck 210 (W); Specht 284 u. ö.; Schaff 142 f.; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 154 f.; Kurrus I 103 u. Ö., II 133.; Strobel 453.
F. Neumann
Macer (Mager, Mäger), Caspar.
Nachdem er schon am 20. 3. 1546 in Bamberg die niederen Weihen empfangen hatte, immatrikulierte sich M., für den Weismain als Herkunftsort bezeugt ist, am 25. 5. 1547 als "pauper" an der Univ. Ingolstadt, wo er im September 1549 zum artistischen Bakkalar und im Juni 1551 zum Magister promovierte. Kurz darauf, am 27. 8. 1551, erhielt er die Frühmeßpfründe in Pretzfeld (Diözese Bamberg), nahm jedoch nicht dort Residenz, sondern begann in Ingolstadt das Theol.studium. Am 30. 5. 1554 wurde er zum Bibelkurs (Prd.) zugelassen. Seinen Unterhalt scheint er sich in jener Zeit als Privatpräzeptor verdient zu haben, denn anläßlich seiner Aufnahme ins Konzil der Artistenfak. am 28. 10. 1558 wurde auch seine lange Zugehörigkeit zum Gremium erwähnt, die allein diesem Zweck gedient haben kann. Im SoSe 1562 war M. dann Dekan der Artistenfak. Schon vor der Aufnahme ins artistische Konzil und nicht erst 1559, wie bisher im Anschluß an Mederers Angaben angenommen wurde, war M. auf eine Rhetoriklektur berufen worden. Ob es sich dabei bereits um die universitäre Poetiklektur handelte, die er später innehatte, kann nicht sicher entschieden werden. Mitte der 50er Jahre begann M. mit dem Jurastudium anstelle der Theol., welches er um 1563 mit der Promotion zum Dr. beider Rechte abschloß. Schon früh war sein rhetorisches Talent bekannt: 1554 hatte er die Weihnachtspredigt gehalten, und auch mit den Leichenreden auf Andreas Diether (1561) und auf seinen engen Freund Hieronymus Ziegler (1562) wurde er beauftragt. 1563 erhielt M. einen Ruf als Domprediger nach Regensburg. Außerdem scheint er dort als Lektor der Theol. gewirkt zu haben. Daß die seit Mederer gelegentlich auftauchende Behauptung, M. sei auch Weihbischof von Regensburg gewesen, nicht zutrifft, wurde schon von Anton Maria Kobolt betont. Ursache dieses Mißverständnisses könnte der Umstand gewesen sein, daß M. 1569 anstelle des Regensburger Suffraganbischofs an der Salzburger Provinzialsynode von 1569 teilnahm. - Neben einer Reihe von Gelegenheitsgedichten - eine dem amtierenden Rektor Paul Prunner gewidmete Sarnrnlung der 1551-61 geschriebenen Poeme erschien 1561 - und den bereits erwähnten Reden veröffentlichte M. während seiner Ingolstädter Zeit auch eine für
den Unterricht bestimmte Sarnrnlung von 50 Schemata zu Begriffen der Rhetorik, wobei er die alten Autoritäten (Cicero, Quintilian usw.) und die modemen (Petrus Ramus, Johannes Caesarius usw.) in eine Synthese brachte. Eine analog aufgebaute Sammlung von Schemata zum Prozeßrecht ließ M. 1563 in Augsburg drucken. In Regensburg betätigte sich M. literarisch vor allem als Kontroverstheologe. In den ,,Euangelische Fragstuck" bezieht er Stellung zu 30 Fragen, die er anders als Martin Luther beantwortet wissen will. Im "Turcico-Lutherus" setzte er sich polemisch mit dem "Pantheum sive anatomia" des Lauinger und späteren Jenenser Theologen Johann Friedrich Cölestin auseinander, indem er dessen Behauptung von einer Übereinstimmung zwischen kath. und muslimischer Lehre auf die Lutheraner anwendete. Die im Regensburger Dom von M. gehaltenen gedruckten Predigten belegen nochmals sein außergewöhnliches rednerisches Talent. Unter den in den 50er und 60er Jahren in Ingolstadt tätigen Rednern und Dichtem war M., der auch mit Johann Aurpach befreundet war, zweifelsohne einer der begabtesten. Q UAM, GG 111/22, 0 IV 2. W Ad nuptias ... loannis Gothardi et ... Elisabethae Schwendin epithalamium, Ingolstadt 1559; De nativitate Christi domini carmen heroicum. Cui accesserunt pauca quaedam poematia eodem authore, Ingolstadt 1561; Artis rhetoricae praeceptiones schematibus, non multis quidem, nec intricatis, sed tamen ad puerorum ingenia, ut speramus, appositis, explicatae, Augsburg 1561; Oratio extemporalis, in funere Andreae Dietheri Augustani, Ingolstadt 1561; Processus iudiciarius, in brevissimas tabulas redactus, Augsburg 0.1. [1563]; Ein Bittpredig Wider den grausamen erschroecklichen erbfeind und durchaechter des hailigen Christlichen glaubens und namens, den Türcken und andere der Cathol. kirchen lästerer und verfolger auß dem Prophetischen acht und sibentzigisten Psalm Deus venerunt gentes etc. gezogen und also geprediget, Ingolstadt 1567; Euangelische Fragstuck Auß D. Martin Luthers Buechern unnd manigfaeltigen Schrifften fleissig gezogen, Ingolstadt 1570; Turcico-Lutherus, Ingolstadt 1570; Drey kurtze bittpredig, München 1572. - Übersetzer: Manuale S. Augustini. Das ist Ein Handbuechlin von der Betrachtung Christi oder seines Worts, München 1555. L DBA; Mederer I 256 u. ö.; Prantl 1331,11 495 f.; G. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im 16. Jh., Bd. 2, Berlin-Leipzig 1929, 211 ff.; K. Schellhass, Der Dominikaner Felician Ninguarda und die Gegenreformation in Süddeutschland und Österreich 1560-83, Bd. I, Rom 1930, 55 u. ö.; Hurter III 30; 1. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 270; Wolff 327 u. ö.; Seifert 202 f.; Kausch 228; W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Ih., Münster 1978,185 f. (W). C. Schöner
Magold - Mayr Magold, Maurus (Taufname: Georg), OSB, * 12. 7. 1761 Schongau, t 8. 12. 1837 Landshut. V Johann Georg, Schuster, M Katharina.
Nach dem Elementarunterricht an der Stadtschule von Schongau fand M. 1770 für drei Jahre Aufnahme in der Klosterschule von Wessobrunn, bevor er seine Ausbildung in München bei den Hieronymiten und am Gymnasium fortsetzte. Nach Abschluß des dortigen phi!. Kurses trat M. im Herbst 1780 in das Benediktinerkloster Tegernsee ein und legte am 14. 10. 1781 Profeß ab. Im Kloster widmete er sich nicht nur theo!. Studien, sondern auch der Mathematik, Physik und Meteorologie. Nachdem M. am 2. 10. 1785 die Priesterweihe erhalten hatte, lehrte er zunächst zwei Jahre im Kloster Phi!., Mathematik und Physik, bevor er 1788 von seinem Abt zur weiteren Ausbildung nach München und 1789 an die Univ. Ingolstadt geschickt wurde, um dort Naturgeschichte, Chemie und Physik zu studieren. Nach einer ausgedehnten Studienreise 1790, die ihn nach Eichstätt, Kremsmünster, Wien und Salzburg führte, tat er zwei Jahre Dienst in seinem Kloster als Bibliothekar, Ökonom und Vorstand des mathematischen und naturhistorischen Kabinetts. Im Herbst 1792 wurde er als Prof. für Mathematik und Phi!. an das Lyzeum Amberg berufen. In dieser Zeit schrieb er einen Leitfaden zum Phi!.studium ("Praelectiones psycho10giae empyricae, logicae et metaphysicae"), dem aber wegen Anlehnung an Kant und protestantische Autoren die Druckerlaubnis verweigert wurde. 1798 wurde M., der zugleich die theo!. Dr.würde erhielt, in gleicher Eigenschaft an die Univ. Ingolstadt berufen und gehörte dort dem 1799 gegründeten Kameralinstitut an, zu dessen Organisations struktur er sich detailliert und kenntnisreich äußerte. Nach der Verlegung der Univ. 1800 nach Landshut hielt er als Prof. für Mathematik Vorlesungen über Geometrie, Trigonometrie, Geodäsie, Arithmetik, Polygonometrie und Markscheidekunst sowie über Mechanik fester Körper. Außerdem hatte er die Ehre, im SoSe 1803 dem bayer. Kronprinzen Ludwig Privatvorlesungen über Mathematik zu halten. Er verfaßte zahlreiche Lehrbücher und hielt ab dem WiSe 1812 sämtliche Vorlesungen nach eigenem Lehrbuch. Im Studienjahr 1809110 bekleidete M. das Amt des Rektors. 1814 wurde er Stadtpfarrer von St. Jodok in Landshut unter Beibehaltung seiner Professur, aber mit Reduzierung seines Gehalts; er durfte sich in der Seelsorge von einem Vikar vertreten lassen. Die Univ. wählte ihn 1819 als ihren Deputierten in die erste bayer. Ständeversammlung. Bei der Verlegung der Univ. nach München 1826 zog er es im Hinblick auf sein 17*
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Alter vor, als Pfarrer von St. Jodok in Landshut zu bleiben, was sowohl seitens der Univ. als auch des Ministeriums bedauert wurde, da sich M., der seit 1808 korrespondierendes Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften und ein Freund von Schelling und Savigny war, eines guten wissenschaftlichen Rufes erfreute. Q BayHStAM, Mlnn 23384; UAM, E I 10. W Mathematisches Lehrbuch zum Gebrauche öffentlicher Vorlesungen, 5 Tle., Landshut 1802-13; Auflösung einer kubischen und biquadratischen Gleichung, Landshut 1808; Abhandlung von der Epicykloide, Landshut 1813; Beiträge zur höheren Geometrie, Landshut 1813; Lehrbuch der Chronologie, München 1829; Mathematisches Lehrbuch für öffentliche Vorlesungen, München 1830. L NDB XV 334; DBA N. E; Felder I 439 ff.; Neuer Nekrolog XV; Lindner I 173 f. (W); Prantl I 692 f. u. ö., 11 523; Scheglmann IWI 806 ff.; Funk 13 u. ö.; H. v. Pechmann, Geschichte der Staatswiss. Fak., in: Boehml Spörl I 127-83; Leitschuh III 159; Buzas-Resch I 28, VII 19; P. Segl, Die Phi\. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-1826), in: BoehmlSpörl 11 125-84; Müller, Vorfeld 348 u. ö.; Beckenbauer 51 f. P. Harnisch
Mainberger (Maynburger), Johannes, gensburg, t 16.6. 1475.
*
Re-
Der gebürtige Regensburger begann nach dem Erwerb des Magistergrads ein Studium an der Univ. Wien (1458). 1467 kann M. als Pfarrer in Kirchdorf bei Kössen (Tirol) nachgewiesen werden. 1470 inskribierte er sich in Bologna, wo er 1472 den kanonistischen Dr.grad erlangte. Im August 1473 (immatrikuliert am 24. 8. 1473) wurde er als o. Prof. an die Univ. Ingolstadt berufen, an der er als erster Inhaber der dritten KanonistensteIle bis zu seinem Tod im Juni 1475 unterrichtete (Lectura novorum iurium pontificalium 11). Gemeinsam mit Wilhelm Fraunhofer eröffnete er die lange Kette jener Ingolstädter Juristen, die in Italien studiert hatten und der Unterrichtsmethode des "mos italicus" zur Vorherrschaft an der Rechtsfak. verhalfen. Als Rektor leitete M. die Univ. im SoSe 1474 und im nachfolgenden WiSe. L Prantl I 34 u. ö.; Knod 326; Seifert, Statuten 229 u. ö.; Wolff 23 f. u. Ö. I. Baumgärtner
Mayr (Mayer), Anton, SJ, * 24. 10. 1673 Nesselwang, t 3. 7.1749 Ingolstadt.
M. wurde am 24. 3. 1689' zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Er studierte Phi!. und Theo!. an der Univ. Ingolstadt und lehrte nach dem Magisterium 1704/05
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Mayr
Kontroverstheol. an der Dillinger Univ. Im folgenden Semester wurde er in Ingolstadt als Prof. logicae eingeschrieben. Am 4. 11. 1709 wurde M. an der Univ. Freiburg i.Br. zum Dr. theol. promoviert und hielt die Antrittsvorlesung als Dogmatiker am 13. 11. 1709. In gleicher Funktion kehrte er nach der Beendigung seines dritten Dekanats in Freiburg 1718 an die Ingolstädter Univ. zurück. Nachdem er 1721-27 das Landsberger Noviziat geleitet hatte, fand er in den letzten zwanzig Jahren seines Lebens als Studienpräfekt am Ingolstädter Kolleg die Muße, sich schriftstellerischer Tätigkeit zu widmen. - Der beträchtliche Umfang des Werkes von M. und mehr noch dessen praktische Fruchtbarkeit für den Unterricht lassen es verständlich erscheinen, daß er in den Annalen der Ingolstädter Univ. "surnrnis eum academiae viris" zugerechnet wird. Seine "Theologia scholastica" fand als Standardlehrbuch Verwendung. In acht Oktavbänden wird die üblicherweise in zwölf Traktate untergliederte Summe des Aquinaten entprechend der Examensordnung für das Rigorosum zusammengefaßt. Auch mit seinem zweiten Hauptwerk ,,Adventu Christi Domini" verfaßte M. ein Schulbuch zur Christologie und Mariologie, das in der Lehre genutzt wurde. Die dogmatische Ausrichtung seines Werkes weist M., zusammen mit seinem Ordensbruder Christoph Raßler, als einen Vorläufer des Äquiprobabilismus aus. Seine Schriften aus dem Bereich der Physik berücksichtigten die neue experimentelle Wissenschaft, blieben jedoch, Kopernikus ablehnend, fest der peripatetischen Lehre verhaftet. M. trat ferner als Autor einer "Vita R. P. Pauli Segneri" und des in seiner Jugendzeit entstandenen Bühnenstücks ,,Eremus" hervor. W Theologia scholastica, 8 Bde., Ingolstadt 1727; Philosophia peripatetica, Ingolstadt 1739; Tractatus theologicus de primo et secundo adventu Christi, Ingolstadt 1742; Vita R. P. Pauli Segneri, Ingolstadt 1742. L DBA; DBA N. E; Mederer 111 240 u. ö.; Prantl 11 506; Sommervogel V 807 f. (W); Specht 284 u. ö.; Duhr lVII 256, IV/2 46 u. ö.; Schaff 165 ff.; Hurter 1337; Matrikel LMU; LThK 2 VII 216; A. Falkner, Geschichte der theol. Fak. der Univ. Innsbruck 17401773, Innsbruck 1969,57 f.; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 156-60; Kurrus 11 133 u. ö.; Valentin 11 1083. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mair, Georg, t 1488. M. war Pfarrer von St. Moritz in Ingolstadt und immatrikulierte sich am Eröffnungstag der Matrikel (18. 3. 1472) als dritter unter den Honoratioren (,,Dominus Georgius Mair rector ecclesie S. Mauricii Ingolstadiensis"). Ungewiß ist, wann er den kanonistischen Dr.grad erwarb und ob dies in Ingolstadt erfolgte. 1477-80 ver-
sah er eine kanonistische Lektur in Ingolstadt, wobei er bis März 1478 die erste KanonistensteIle (Lectura in decretis) vertrat und anschließend auf der dritten KanonistensteIle (Lectura novorum iurium pontificalium I) vermutlich Anfangsvorlesungen hielt. Im SoSe 1478 und WiSe 1484 fungierte M. als Rektor, dazwischen ein Jahr als Kämmerer der Univ. Q UAM, FI I. L J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836), in: SHVI 45 (1926) 85 ff.; Ders., St. Moritz in Ingolstadt. Kirche und pfarrei, in: SHVI 47 (1928) 59; Seifert, Statuten 265 u. ö.; Wolff23 u. Ö. I. Baumgärtner
Mayr, Georg, SJ, t 25. 8. 1623 Rom.
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1564 Rain am Lech,
M., seit 1581 "artium studiosus" an der Univ. Ingolstadt, trat am 31. 3. 1583 in die Gesellschaft Jesu ein und lehrte 1591192 als Prof. der Humanität an der Univ. Dillingen (1592 Magister der Phil.), 1593-96 als Prof. für griechische und hebräische Sprache an der Univ. Ingolstadt. 1596 hielt er sich, vermutlich studienhalber, in Rom auf, 1597 wurde er als Studienpräfekt in Dillingen eingesetzt und im folgenden Jahr von den Fuggern an deren Patronatskirche St. Moritz in Augsburg berufen, wo er 24 Jahre als geschätzter Prediger wirkte. Neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit widmete er sich, ein Meister des Lateins und der biblischen Sprachen, ausgedehnten Sprachstudien und Übersetzungsarbeiten, durch die er in der Gelehrtenwelt hohes Ansehen erlangte. Unter diesen ragen heraus seine - für den Schulgebrauch bestimmte - griechische (1595) und hebräische (1620/21) Übersetzung des Kleinen Katechismus seines Ordensbruders Petrus Canisius, seine griechische Übersetzung der "Imitatio Christi" des Thomas a Kempis (1615), seine lateinisch-griechischen Ausgaben liturgischer Texte (Episteln und Evangelien der Sonn- und Festtage, 1610; verschiedene Festoffizien) sowie seine viersprachige Ausgabe der "Cantica paschalia" (1618). Seine 1616 erschienene hebräische Grammatik erlebte bis 1695 mehrere Auflagen. M. stand auch mit zahlreichen Gelehrten in reger wissenschaftlicher Korrespondenz, u. a. mit Kardinal Robert Bellarrnin, der wiederholt in philologischen Fragen seinen Rat einholte. In der Absicht, eine ihn seit längerem beschäftigende griechische und hebräische Übersetzung des Neuen Testaments auf der Grundlage der Vulgata zum Abschluß zu bringen, zog er sich 1623 ins römische Collegium Germanicum zurück. Dort starb er noch im selben Jahr.
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Mayr W Petri Canisii ... Catechismus graeco-Iatinus, Ingolstadt 1595 (vielleicht schon 1590) u. ö. (zuletzt Köln 1707); Evangelia et epistolae, quae dominicis et festis diebus totius anni in ecclesia legi solent, graece et latine, Ingolstadt 1610; Officium B. V. Mariae latinograecum, Augsburg 1612; Cantica natalitia catho1ica, gennanice, graece, latine, Augsburg 1613; Fasciculus sacrarum litaniarum ex Sanctis Scripturis et Patribus, Augsburg 1614; Thomas a Kempis de imitatione Christi latino-graecus, Augsburg 1615; Institutiones linguae hebraicae in sex partes distributae, Augsburg 1616, Würzburg 1695; Officium corporis Christi de festo et per octavam latine et graece editum, Augsburg 1618; Cantica paschalia quadrilinguia, Augsburg 1618; Petri Canisii ... Catechismus catholicus cum interpretatione graeca et hebraica, Dillingen 1621. L NDB XVI 560 f.; DBA; DBA N. E; Mederer II 82
u. ö.; Sommervogel V 809-18 (W); Specht 338 f. u. ö.; Matrikel LMU; LThK2 VII 216; Gerl 267; Kraus, Personalbibliographien 96-102 (W); HdBG 11 887, III/2 1145; J. Fejer, Defunti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982,161. M. Weitlauff
Mayer (Mair, Mayr), Heinrich, SJ, * 1l. l. 1608 Dillingen, t 12. 6. 1675 Dillingen. V Johann, Univ.buchdrucker in Dillingen. Am 27. 5. 1616 wurde M. am Dillinger Gymnasium eingeschrieben. Bereits zum Magister promoviert (20. 6. 1626), trat er am 14. 3. 1627 in das Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. Heranrückende schwedische Truppen zwangen ihn 1633, das Theo!.studium in Freiburg i.Br., wo er auch das vieIjährige Magisterium absolviert hatte, abzubrechen und in Porrentruy fortzusetzen. Am 7. 4. 1635 empfing er in St. Ursanne die höheren Weihen. 1638-42 erfüllte er in Porrentruy nacheinander die Aufgaben eines Phi!.prof., Studienpräfekten und Ministers. Unmittelbar nach der Profeß am 8. 9. 1642 ging er nach Dillingen, um 1642/43 scholastische Theo!. zu lesen. In derselben Funktion war er im Anschluß an der Univ. Ingolstadt tätig. Auf vier Jahre Rektorenamt 1646-50 am Kolleg Regensburg folgte erneut Lehrtätigkeit. 1650-52 las M. Dogmatik in Dillingen und amtierte zugleich als Regens am Konvikt St. Hieronymus. Vom 24. 1l. 1652 bis zum 2. 12. 1655 stand er der Univ. Freiburg i.Br. als Rektor vor. Bis 1658 dozierte M. hier Dogmatik, wurde dann zum Rektorat nach Luzern berufen. 1665 kehrte er nach Dillingen zurück und bekleidete das Kanzleramt bis 1672. Die letzten Lebensjahre verbrachte M. als Consultor und zuletzt als Bücherinspektor im Dillinger Konvent. M. verfaßte u. a. ein ,,Manuale biblicum", das der Auflösung widersprüchlicher Bibelstellen dienen sollte.
Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Cat. 16301675 in G.Sup. 21-25, 46-47c, 208, 570.
W Manuale biblicum, Freiburg i.Br. 1653. L DBA; Mederer 11 304; Kleinstäuber 120; Romstöck 218 ff. (W); Sommervogel V 800 f. (W); Specht 310 u. ö.; Duhr III III u. ö.; Hurter 154; Matrikel LMU; Kurrus 1180 f. u. Ö., II 304 f.; Gerl264; Strobel 147 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mayr (Mayer, Meyer, Mair), Johann, SJ, * 3.7. oder 20. 12. 1661 Wattenweiler, t 3l. 10. 1707 Ingolstadt. Philipp Friedrich Baron de la Pierre, "Herr von Authenried, Anhofen und Oxenbrunn", stellte M. von seinen Dienstpflichten frei und finanzierte ihm ein zweijähriges Phi!.studium. Im September 1684 trat M. in die Societas Jesu ein. Im März 1694 kam er als Student der Theo!. von Ingolstadt nach Eichstätt, wo er die Subdiakonats- und Diakonatsweihen erhielt. Vom 18. 10. 1695 bis 1696 war M. in Eichstätt Prof. der Logik, vom 18. 10. 1695 bis 8. 9. 1696 auch Präfekt des dortigen Gymnasiums. 16971700 war er an der Univ. Ingolstadt Prof. der Phi!. - Die Logik von M. zeigt in der Wortwahl wie in den Thesen Einflüsse der humanistischen Logiken des 16. Jahrhunderts, hält aber an der überragenden beweis theoretischen Bedeutung des Syllogismus fest. In der Lichttheorie lehnte M. Rene Descartes' Atomismus ab, ohne sich deshalb den Peripatetikern anschließen zu wollen. Seine naturphi!. Belesenheit war nicht geringfügig; er kannte Fernrohrbeobachtungen, die für ein heliozentrisches Planetensystem sprachen - ohne sie als solche zu bewerten. Ein okkulter Einfluß der Gestirne auf den Willen des Menschen wurde von M. vertreten, das Erstellen von Horoskopen aber abgelehnt. W Quaesita physica de obiecto quinque sensuum (Praes.; Resp.: G. Jung), Ingolstadt 1700; Controversiae philosophicae de influxu causarum caelestium in effectus sublunares (Praes.; Resp.: V. C. Schilling de Flotto), Ingolstadt 1700; Diss. de mundi autore (ohne Titelblatt, BSB, Diss. 8° 688,11). - Ungedruckt: Introductio ad dialecticam, 1700 (BSB, clm 24967). L Prantl I 506; Romstöck 226 f.; Sommervogel V 818, IX 663 (W); Schaff 142; Gerl 268; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 160 ff. H. C. Kuhn
Mayr, Joseph, SJ t 8. 2. 1743 Rom.
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l. 2. 1671 Hall (Tirol),
M. trat am 19. 10. 1687 in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Nach den phi!. Studien, vieIjährigem Magisterium und Theol.studium in Ingolstadt wurde er in Eichstätt am 2l. 5. 1701 zum Priester geweiht. Nach dem Tertiatsjahr in Altötting lehrte er an der
Mayr-Mall
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Univ. Ingolstadt 1703 Mathematik und las dann den dreijährigen Phi!.kurs. Während dieser Zeit legte er am 2. 2. 1705 das vierte Gelübde ab. Zugleich Studienpräfekt, lehrte M. 1706-08 Dogmatik in Amberg und kehrte im Anschluß nach Ingolstadt zurück. Bis 1719 stand er als Ordinarius für Dogmatik der theo!. Fak. fünfmal als Dekan vor. M. ersuchte in dieser Zeit den Präfekten wiederholt um die Berufung zur überseeischen Mission. Die Entsendung 1710 nach Chile wurde erst im letzten Moment widerrufen. M. erfüllte, nachdem er die Univ. verlassen hatte, in Ingolstadt das Amt des Studienpräfekten, bis er 1727 zum Rektor der Univ. Dillingen berufen wurde. Vom 28. 10. 1731 bis zum 25. 11. 1734 bekleidete er das Provinzialat der Oberdeutschen Provinz. 1734-37 leitete M. das Ingolstädter Kolleg, ehe er als Assistens Germaniae bis zu seinem Tode in Rom wirkte. - M. hinterließ lediglich zwei deutschsprachige Leichenreden und eine Predigt. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Ca!. 17011743 in G.Sup. 49-50.
W Häffiger Gewin Aus dem Vergrabenen Talent Dess Heilig Praemonastratentischen Ordens-Stiffters Norberti, Mindelheim 1730. L Mederer III 104; Prantl 11 506; Sommervogel V 820 (W); Specht, Rektoren 73 f.; Specht 274 u. ö.; Duhr lVI I 227 u. ö., IV/2 202 u. ö.; Schaff 149; B. Duhr, Deutsche Auslandssehnsucht im 18. Ib. Aus der Missionsarbeit deutscher Jesuiten, Stuttgart 1928, 20; Matrikel LMU; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 162 ff.; Strobel 107 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mayr, Philipp Joseph (1798-1835)
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Bd. 2
Mayer (Mayr), Thomas Aquin, SJ, * 8. 3. 1718 Soultz (Elsaß), t 10.9.1799 Waldshut. Am 28. 9. 1735 wurde M. in das Landsberger Noviziat aufgenommen. Nach dem Abschluß der phi!. Studien in Ingolstadt führte ihn das Magisterium in die Schweiz: 1741/42 an das Kollegium von Fribourg und 1743/44 nach Luzern. Im Anschluß studierte er Theo!. in Ingolstadt; 1748 trat er das Tertiatsjahr in Altötting an. 1749-52 finden wir ihn zunächst als Grammatiklehrer, dann als Phi!.prof. erneut in Fribourg, dann, bis 1755 den phi!. Dreijahreskurs lesend, in Ingolstadt. Hier legte er am 2. 2. 1753 das letzte Gelübde ab. 1755-57 dozierte M. Kasuistik in Ingolstadt, wechselte 1757/58 auf eine Scholastikprofessur nach Freiburg LBr. und kehrte 1758 kurzzeitig in gleicher Funktion zurück nach Ingolstadt, ehe er 1759 endgültig nach Freiburg ging. Neben diversen Funk-
tionen am Jesuitenkolleg, u. a. als Studienpräfekt, dozierte er Dogmatik an der theo!. Fak., der er bis 1773 dreimal als Dekan vorstand. M., der zunächst scholastische Theo!. gelesen hatte, hielt nach der erzwungenen Studienreform 1767 Vorlesungen über Kirchengeschichte und die letzten zwei Jahren vor der Aufhebung des Ordens über die H!. Schrift. Die Spur von M. verliert sich nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773, jedoch legen seine Petitionsgesuche den Schluß nahe, daß er im oberdeutschen Raum ein Auskommen suchte. - In seiner Freiburger Zeit arbeitete M. an einer als offizielles Lehrbuch konzipierten Dogmatik. Vom ambitionierten Projekt der "Theologia dogmatica-scholastica" konnten jedoch nur einführende Teile realisiert werden. Aus der Feder von M. stammt ferner ein "Tractatus praevii de ecclesia", worin mit apologetischer Absicht versucht wurde, durch kirchenhistorische Studien konziliaristische Theorien zu widerlegen. W Theologia dogmatico-scholastica, Freiburg i.Br. 1771; Tractatus praevii de ecclesia appendix: in qua de Romani pontificis, et conciliorum generalium autoritate specatim et copiose agitur, Freiburg i.Br. 1772. L DBA; Mederer III 250 u. ö.; Sommervogel V 803 f. (W); Romstöck 227 ff. (W); Schaff 168; Hurter 265; Matrikel LMU; LThK2 VII 215; Kurrus I 104 u. ö., 11 190 f. u. ö.; Gerl265; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 61 ff. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mall, Sebastian (Taufname: Martin), OSB, * 11. 11. 1766 Fürstenfeldbruck, t 12.9. 1836 Benediktbeuern, 0 Benediktbeuern, Klosterfriedhof. V Matthias, Waffenschmied, M Maria.
Seinen ersten Unterricht erhielt M. in den Klosterschulen von Fürstenfeld und Wessobrunn, bis er ab 1779 im Kloster Benediktbeuern seine Studien fortsetzte und von dort aus 1786/ 87 wegen seiner großen Begabung auf die Benediktineruniv. Salzburg zum Abschluß seines Phi!.studiums mit Promotion geschickt wurde. Am 24. 9. 1787 trat er in das Kloster Benediktbeuern ein und legte am 26. 10. 1788 Profeß ab. Nach dreijährigem Studium der Theo!. im Kloster erhielt er am 24. 9. 1791 die Priesterweihe. Danach widmete er sich wieder in Salzburg dem Studium der orientalischen Sprachen und Bibelexegese, um diese Fächer und Dogmatik ab November 1792 in Benediktbeuern zu lehren. Er wirkte dort mit großem Erfolg, so daß er mit kurfürstlichem Reskript vom 19. 4. 1801 zum Prof. für orientalische Sprachen, Dogmatik und Exegese an die Univ. Landshut berufen wurde, dort auch gleich die Dr.würde der theo!. Fak. erhielt und bereits im
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Mall - Mangold Jahre 1802/03 zu deren Dekan gewählt wurde. Am 31. 7. 1809 wurde ihm die obere Stadtpfarrei in Ingolstadt verliehen, die er zunächst durch einen Vikar versehen lassen durfte. Als M. sich jedoch 1811 zwischen Landshut und Ingolstadt entscheiden mußte, wurde dem hochgeschätzten Lehrer die Entscheidung für Landshut damit erleichtert, daß er mit Reskript vom 3. 10. 1811 das Landshuter KatharinenKapellen-Benefizium erhielt, verbunden mit der Durchführung der akad. Gottesdienste. Sein wissenschaftlicher Ruf begründete sich vor allem auf seine Vorlesungen zu den orientalischen Sprachen, wobei seine 1808 erschienene "Hebräische Sprachlehre" noch zu Lebzeiten zwei weitere Auflagen erfuhr. M., der Sailer nahestand, wollte ohne jede phi!. Interpretation mit Hilfe der Ursprache der Bibel das geschichtlich reine Christentum seinen Schülern nahebringen. Mehrfach wurde er in den Senat gewählt (1812/13, 1818/19, 1826/27, 1830/31, 1832/33, 1833/34, 1835/36), außerdem wirkte er in den Jahren 1832/33 und 1835/36 in der Univ.polizeidirektion. Am 7. 7. 1824 wurde M. für die Besetzung der Pfarrei Altdorf bei Landshut quiesziert, kurze Zeit später aber von dieser Aufgabe wieder dispensiert. Bei der Verlegung der Univ. wurde er mit Reskript vom 3. 10. 1826 als o. Prof. der Theo!., beschränkt auf sein wichtigstes Lehrfach, die hebräische Sprache, nach München berufen, mußte aber 1833/34 auch über Exegese lesen. Mit kg!. Mitteilung vom 23. 2. 1828 gestattete man M., die Berufung zum korrespondierenden Mitglied der Asiatischen Gesellschaft von Großbritannien und Irland anzunehmen. M. war deIjenige unter den Ex-Religiosen, der nach der Klostersäkularisation von 1803 am längsten im Lehramt blieb. Zusätzlich wurde er im Jahre 1833 zum Oberbibliothekar der Univ.bibliothek bestellt; er hatte dieses Amt bis zu seinem Tod inne. Am 3. 4. 1835 konnte M. als Dekan der theo!. Fak. die Wiederherstellung des Benediktinerordens in Bayern mit einer vielbeachteten Rede würdigen. Q BayHStAM, Mlnn 23391; UAM, E I 9, E II 191. W Positiones selectae ex henneneutica sacra et ex exegesi psalmorum, Isaiae epistolarumque ad Galatas et Ephesios, München 1798; Hebräische Sprachlehre, Landshut 1808 u. ö.; Psalmi cum lectionibus variantibus ex versionibus graeca et latina collectis, München 1828; Rede auf den verklärten Collegen Georg Amann, München 1832. L ADB XX 139 f.; DBA N. E; Felder I 442 f.; Neuer Nekrolog XIV; G. E Wiedemann, Lebensskizze von S. M., München 1837; Prant! I 710 u. ö.; II 517; Lindner I 148 f. (W); Scheglmann 319 f.; Funk 32 u. ö.; Beckenbauer, Univ.prof. 18 f. (P); Buzas 139; BoehmlSpörl, LMU 227 (P); Dickerhof 442; Brandl 149; Müller 349 u. ö.; Huber 564; 1. Kinneier/M. Treml (Hg.),
Glanz und Ende der alten Klöster. Säkularisation im bayer. Oberland 1803, München 1991,317 f. (P); Bekkenbauer 19 ff. u. ö.; 1. Hemmerle, Die Benediktinerabtei Benediktbeuem, Berlin-New York 1991, 691 f. P Lithographie von Sophie Häberl, Stadtarchiv München, His!. Ver. Ms. N 10. P. Harnisch
Mangold, Joseph, SJ, t 10. 5. 1787 Augsburg. V Johann Jakob, m30. I. 1713.
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Bauer,
2. 3. 1716 Rehling, M
Barbara
Schäfer,
M. trat - wohl nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Ellwangen - am 13.9. 1733 in die Societas Jesu ein und absolvierte anschließend nach dem Besuch des Noviziats in Landsberg den ordensüblichen Ausbildungsweg. Parallel dazu bzw. anschließend wurde M. vom Orden zunächst 1747/48 am Lyzeum Amberg als Prof. für Physik eingesetzt. 1748-56 gehörte M. der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt an, wo er zunächst Logik, dann Physik unterrichtete. 1756 wechselte er in die theo!. Fak., wo er die Dogmatikprofessur übernahm. In die Zeit der Ingolstädter Lehrtätigkeit fällt die Entstehung seiner Hauptwerke "Systema luminis et colorum" sowie ,,Philosophia rationalis et experimentalis", mit denen sich M. als außerordentlich vielseitiger Kenner der seinerzeit modernen naturwissenschaftlichen Kenntnisse auswies. Teils lehnte er diese unter Berufung auf die H!. Schrift ab - so das mit kirchlichem Verbot belegte kopernikanische System -, in weiten Teilen seines Werkes befand er sich jedoch in bemerkenswerter, ihm innerhalb seines Ordens eine Sonderstellung sichernder Weise auf der Höhe der Zeit. Neben den Ausführungen zum Blutkreislauf und zur Pflanzenphysiologie traf dies vor allem auf die Ausführungen zur Licht- und Farbenlehre zu, in denen sich M. kritisch mit der Emissionstheorie Newtons befaßte, statt dessen die Undulationstheorie Eulers übernahm und nur wenige Jahre nach ihrer Entstehung an der Univ. Ingolstadt einführte. Nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit in Ingolstadt ging M. 1763 als Prof. für Theo!. nach Dillingen, wo er von Oktober 1766 bis November 1769 das Amt des Rektors des Jesuitenkollegs und der Univ. innehatte. Seit dem 6. 11. 1770 stand er dem Augsburger Jesuitenkolleg St. Salvator als Rektor vor. Er behielt diese Funktion auch nach der Ordensaufhebung 1773, die in Augsburg erst 1776 vollzogen wurde. Als das Kolleg, das sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Gegenaufklärung im kath. Deutschland entwickelte, am 20. 5. 1776 in ein Weltpriesterkolleg umgewandelt wurde, fungierte M. bis zu seinem Tod als bischöflicher Direktor.
Mangold - Manhart
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W Systema luminis et colorum, Ingolstadt 1753; Philosophia rationalis et experimentalis, 3 Bde., Ingolstadt-München 1755/56. L ADB XX 193; DBA N. E; P. Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg, München 1822, 93 u. ö.; Prantl I 584, II 511; Sommervogel V 481 (W); Specht, Rektoren 88 f.; Specht 277 f.; Schaff 170 f.; J. Zeller, J. und Maximus M. von Röhlingen, zwei hervorragende Jesuiten des 18. Jh., in: Ellwanger Jahrbuch 1922/23,86-96; Duhr IV/2 47 f. u. ö.; B. Jansen, Deutsche Jesuiten-Philosophen des 18. Jh. in ihrer Stellung zur neuzeitlichen Naturauffassung, in: Zs. für kath. Theo!. 57 (1933) 391 ff.; Ger! 259; Strobel 113; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 57 f. P Ölgemälde von Michael Tentzel, Städtische Kunstsammlungen Augsburg, Inv. Nr. 3661. W. Müller
Mangold, Maximus, SJ, t 23. 3. 1797 Augsburg. V Johann Jakob, CD 30.1. 1713.
Bauer,
*
29.5. 1722 Rehling, M
Barbara
Schäfer,
M., der - wohl nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Ellwangen - am 20. 9. 1739 der Societas Jesu beigetreten war, studierte nach dem Besuch des Noviziats in Landsberg im Zuge der ordensüblichen Ausbildung an der Univ. Ingolstadt und wurde am 16. 6. 1753 in Eichstätt zum Priester geweiht. Nach dem Tertiatsjahr unterrichtete er 1755-58 in München, wo er am 1. 5. 1757 Profeß ablegte. Anschließend gehörte M. der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt an, wobei er 1757-59 Physik unterrichtete; die Professur hatte zuvor sein Bruder Joseph inne, dem er ungeachtet einiger Veröffentlichungen in wissenschaftlicher Bedeutung nachstand. Nachdem 1759 durch kurfürstliches Dekret in den Vorlesungen die Diktiermethode untersagt und die Abfassung eines phil. Leitfadens angeordnet wurde, erarbeitete M. das am Vorbild seines Bruders orientierte Lehrbuch "Philosophia recentior praelectionibus publicis accomodata". M. erwies sich hierbei als guter Kenner der modemen Naturwissenschaften. Das kopernikanische System lehnte er freilich, obwohl es ihm einleuchtend schien, als unvereinbar mit der Hl. Schrift ab. 1763 wechselte M. in die theol. Fak. der Univ. Ingolstadt, wo er das Fach Dogmatik vertrat; im Oktober 1766 wurde er zum Dr. theol. promoviert. 1767/68 stand er dem Jesuitenkolleg Ingolstadt als Rektor vor. Nachdem M. seit 1768 dem Provinzial der Oberdeutschen Provinz der Societas Jesu als Assistent beigeordnet worden war, wurde er selbst am 1. 11. 1770 Provinzial der Germania Superior. Er hatte dieses Amt bis zur Ordensaufhebung 1773 inne. Anschließend zog sich M. nach Augsburg in das erst 1776 aufgehobene Jesuitenkolleg St. Salvator zurück, das unter der Leitung seines Bruders stand. Ne-
ben der Seelsorgetätigkeit standen die folgenden Jahre vor allem im Zeichen der kritischen Auseinandersetzung mit dem gegen die Jesuiten polemisierenden Kirchenhistoriker Mangin ("Alexander a. S. Joanne de Cruce"). Nach dem Tod seines Bruders trat M. am 21. 10. 1787 dessen Nachfolge als bischöflicher Direktor des als exjesuitisches Weltpriesterhaus weitergeführten Kollegs St. Salvator an. W Philosophia recentior praelectionibus publicis accomodata, Ingolstadt 1763; Reflexiones in R. P. Alexandri a. S. Joanne de Cruce Carmelitae excalceati continuationem historiae ecclesiasticae Claudii Fleurii abbatis, 3 Bde., Augsburg 1783-86. L DBA N. E; P. Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg, München 1822,201 f., Prant! 1584, II 511; Sommervogel V 482 ff. (W); Schaff 169; J. Zeller, Joseph und M. M. von Röhlingen, zwei herausragende Jesuiten des 18. Jh., in: Ellwanger Jahrbuch 1922/23, 86-96; Duhr IV/2 51 u. ö.; Gerl 259; Strobel 113; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 58 ff.; M. Schaich, Religionis defensor acerrimus. J.A. Weissenbach und der Kreis der Augsburger Exjesuiten, in: C. Weiss (Hg.), Von ,Obscuranten' und ,Eudämonisten', SI. Ingbert 1997,92. W. Müller
Manhart (Mannhart, Manhard), Johann, SJ, * 3.5. 1571 Egmating, t 9. 6. 1642 Amberg.
Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in München trat M. 1590 in Landsberg ins Noviziat der Gesellschaft Jesu ein und begann dann in Dillingen mit dem Logikstudium. 1592 unterrichtete er am Jesuitenkolleg Hall Grammatik. 1593-95 absolvierte er in Ingolstadt seine phil., 1596-99 seine theol. Studien. Am 5. 9. 1599 empfing er in Eichstätt die Priesterweihe. Bereits am 5. 6. 1599 hatte er als Prof. an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen Phil.kurs begonnen, den er am 9. 7. 1602 beendete. 1600 war M. Praeses monachorum in Ingoi stadt. 1605 lehrte er Moraltheol. in München, 1607 kehrte er als Vizerektor ans Ingolstädter Jesuitenkolleg zurück. Im Oktober desselben Jahres begleitete er den Ordensprovinzial nach Rom. 1609-18 hatte M. am Ingolstädter Kolleg das Amt des Rektors inne. Danach war er etwa zwei Jahre als Socius des Provinzials tätig, eine Funktion, die er 1628/29 und 1635/36 erneut ausübte. Im November 1621 wurde M. Vizerektor, 1622 dann Rektor am Kolleg in Ensisheim. 1623-28 war er Rektor am Münchener, 1637-39 am Amberger Jesuitenkolleg. Die letzten Lebensjahre wirkte M., vom Amt des Oberen befreit, als Beichtvater. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, 0 V 57, 59, 0 VII, 16,0 XI 21, 28, 0 XVI 19/8; DAE, B 186, Summarium de variis rebus Collegii Ingolstadiensis 1548-1671, S. 75 u. ö., B 179, Historia Collegii
Manhart - Mannert Societatis Jesu Eystadii 1612-1750, f. 1 u. ö.; Staatsbibliothek Amberg, Jesuitenkolleg Amberg 47, Litterae annuae Collegii Societatis Jesu Ambergae 1621-1715, S. 49 f. u. ö.; UAM, 0 I 4. W Disputationes philosophicae de natura et corporis naturalis principiis (Praes.; Resp.: M. Weixer), Ingolstadt 1601; Disputatio theologica de sacrosancta eucharistiae sacramento contra hujus temporis sectarios (Praes.; Resp.: E. Leidler), München 1605. L Mederer Il 159; Prant! I 443; C.-H. Verdiere, Histoire de I'Universite d'Ingolstadt, Bd. 1, Paris 1890, 486 f.; Sommervogel V 486 f.; Romstöck 210 f. (W); H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roermond 1901,354; Schaff 77; Gerl260; Leitschuh I 6; Popp 181 ff. M. Fink-Lang
Mannert, Conrad, * 17. 4. 1756 Altdorf, t 25. 9. 1834 München, 0 München, Südlicher Friedhof, ev., CD 28. 2. 1784 Ursula Jacobina Nagel. V Johann Heinrich, Chirurg und Bader, t 1757, M Clara Barbara Hilpert.
Erst spät, 1773, konnte der außerehelich geborene M. dank eines Armenplatzes das Nürnberger Gymnasium und ab SoSe 1778 die reichsstädtische Univ. in Altdorf besuchen, wo ihn der Historiker Wolfgang Jäger dauerhaft beeinflußte. Nach der Promotion (26. 6. 1783) profilierte sich M. als Lehrer in Nürnberg durch zahlreiche Veröffentlichungen, so daß er im SoSe 1797 als Prof. der Geschichte und der abendländischen Sprachen an die Univ. Altdorf zurückkehren konnte. 1804 wechselte er in bayer. Dienst an die Univ. Würzburg, 1808 Würzburg war Großherzog Ferdinand von Toskana zugesprochen worden - folgte der Protege Montgelas' einem Ruf ins bayer. Landshut. Hier exponierte sich M., der an Univ.geschäften (nur 1808/09 und 1816/17 im Senat) und Prof.fehden keinen Anteil nahm, im ,,Nordlichterstreit" gegen die Patriotenpartei um Johann Christoph von Aretin, auch die "Monumenta Boica" und die bayer. Gelehrtentradition kritisierte er, legitimierte aber zugleich bayer. Souveränität und territoriale Größe historisch ("Älteste Geschichte Bajoariens und seiner Bewohner", 1807). In einer von der Münchener Akad. prämierten Preisschrift von 1811 über Ludwig den Bayern zog M. polemisch über Österreich, mittelalterliches Papsttum und Katholizismus her. Den politischen Charakter der Schrift verdeutlichten die darauffolgenden öffentlichen Kontroversen. Nachdem M. sich im Frühjahr 1813 mit deutschnationalantifranzösischen Äußerungen, die eine Polizeiaktion nach sich zogen, bei der Regierung schon unbeliebt gemacht hatte, war er vollends
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nach dem Bündnis mit Österreich und dem Sturz Montgelas' kompromittiert. Bei der Translokation der Univ. nach München wurden ihm seine historischen Vorlesungen - "ohne alle Würde, von religiösem Sinn ganz enblößt" - untersagt, so daß M., von der Fak. demonstrativ zum Dekan gewählt, sich in der Lehre bis 1831 auf Geographie und Statistik beschränken mußte. Die Bestätigung als o. Mitglied der Akad. (1827), der er seit 1808 als Auswärtiger verbunden gewesen war, die Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied der asiatischen Gesellschaft Großbritanniens (1827) und das Ehrenkreuz des Ludwig-Ordens, das M. zum 50jährigen, mit einem Fackelzug gefeierten Dienstjubiläum 1834 erhielt, mögen den Lebensabend des verdienstvollen Wissenschaftlers aufgehellt haben. - Nachhaltigkeit des Interesses und langer Atem kennzeichnen das Oeuvre von M. Davon zeugt die über rund 40 Jahre fortgeführte Arbeit an der "Geographie der Griechen und Römer" (1788-1825), wo M. - eine Anregung Johann Christoph Gatterers aufgreifend - über unkritische Zitatsammlungen hinaus die Geographie "nicht wie wir sie kennen, sondern wie der Römer sie dachte", entwickelte; dabei sammelte er breites siedlungsgeographisches und wirtschaftshistorisches Material und reflektierte den Zusammenhang von Geographie, Volkscharakter und Geschichte. Vom Teilband "Germania" (1792) stieß M. wieder auf die Völkerwanderung, die er in seiner Diss. über die Vandalen behandelt hatte, und näherhin auf die Frage nach der Herkunft der Bayern, die er, seine erste Markomannen-Hypothese hinter sich lassend, nicht weniger als neunmal behandelte und im Sinn eines Zusammenschlusses von Stammessplittern zu einem neuen Volk löste. Früh (seit "Freyheit der Deutschen", 1799) bezog er sozialgeschichtliche Fragen nach dem Adel, der Ministerialität und (in einem Beitrag über Nürnberg) nach dem Patriziat in die politische und Verfassungsgeschichte ein. In seiner "Ältesten Geschichte Bajoariens", die für den Ruf nach Landshut förderlich war, und vor allem in der "Geschichte Baierns" (1826), dem Höhepunkt seiner historiographischen Kunst, vermochte er diese Fragestellungen zusammenzuführen. Nur Vorlesebücher und Kompendien, die an die Quellen heranführten und von denen die "Reichsgeschichte" vielfach benutzt worden ist, führten M. in die Neuzeit, wo er aufgrund protestantischer und aufgeklärt-liberaler Prämissen dem kath. Deutschland nicht gerecht wurde und so seine eigene Forderung nach Objektivität nicht durchhielt. M. versagte sich ausdrücklich der rhetorischen wie der phil. Geschichtsschreibung und betonte in vielen Werktiteln eigens die Arbeit aus den Quellen. Auch
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Mannert - Manz
wenn er zu den jungen Monumenta Gennaniae Historica kein Verhältnis fand und insbesondere den Wert der Diplomata-Edition bezweifelte, gehört er in die Genealogie der methodisch-kritischen Historie und zog durch seine Arbeitsweise mit Jakob Philipp Fallmerayer, Georg Thomas Rudhart, Johann Michael Soeltl und Caspar Zeuss Schüler heran, die freilich erst nach der Ära Görres zum Zuge kamen. W Geschichte der Vandalen, Leipzig 1785; Geschichte der unmittelbaren Nachfolger Alexanders, Leipzig 1787; Geographie der Griechen und Römer, 16 Bde., Nümberg u. a. 1788-1825; Res Trajani imperatoris ad Danubium gestae, Nürnberg 1793 (Preisschrift Göttingen); Freyheit der Deutschen, ad!iche Knechtschaft, Nürnberg 1799; Compendium der deutschen Reichsgeschichte, Nürnberg 1803 u. ö.; Compendium der Statistik, Bamberg 1805; Statistik des deutschen Reichs, Bamberg 1806; Die älteste Geschichte Bajoariens und seiner Bewohner, Nürnberg-Sulzbach 1807; Kaiser Ludwig IV. oder der Baier, Landshut 1812, (Preisschrift München); Handbuch der alten Geschichte, Ber!in-Leipzig 1818; Die Geschichte Baierns, Leipzig 1826; Geschichte der alten Deutschen, 2 Bde., Stuttgart 1829-32. - Neubearbeitung: Geographisch-historischstatistisches Zeitungslexikon von Wolfgang Jäger, 3 Bde., Nürnberg-Ansbach 1805-11. L ADB XX 199 f.; DBA; Neuer Nekrolog XII; Prant! 11 525; F. Loschge, C. M. Leben und Wirken eines Nürnberger Gelehrten in Franken und Altbayern (17561834), Diss. Erlangen 1968 (Q, W); BoehmlSpörl, LMU 236 (P); P. Segl, Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche, in: BoehmlSpörl 11 133 u. ö.; Huber 464; Bekkenbauer 11 0 ff. u. Ö. P Stich, Stadtmuseum München. H. Dickerhof
Manz, Kaspar (Pseudonym: Johann Achatius Setaw), * 7.4. 1606 Gundelfingen, t 28.3. 1677 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, m I) Maria Katharina Vischer von Deufstetten, t 27. 11. 1654, 2) 1655 Maria Margaretha Rath, t 10. I. 1703. V Bürgermeister von Gundelfingen, MAnna Nusser.
M., der aus einem protestantischen Elternhaus stammte, trat kurze Zeit nach dem Regierungsantritt von Pfalzgraf Wolfgang Wilhe1m von Pfalz-Neuburg (1614) und dem damit verbundenen Religionswechse1 mit seiner Familie zum kath. Glauben über. Seit 1617 absolvierte er die gymnasiale Ausbildung im Günzburger Franziskanerkloster. Daraufhin studierte er seit etwa 1621 Phi!. an der Univ. Dillingen, an der er am 1. 7. 1625 den Magistergrad erwarb. Am 18. 10. 1625 immatrikulierte er sich als "iuris utriusque studiosus" in Ingolstadt. Es schloß sich eine Bildungsreise an, die ihn über Dole, wo er zum Dr. iur. utr. promoviert wurde, 1629 nach Paris, Dijon und Orleans führte. 1630 er-
folgte die Ernennung zum bischöflich augsburgischen Hofrat und 1631 die Bestallung als ao. Prof. für Institutionen an der Univ. Dillingen. Da die jur. Vorlesungen aufgrund der Kriegsereignisse seit Ostern 1632 ausgesetzt wurden, las M. 1633 vertretungsweise Metaphysik in der phi!. Fak. Nachdem die jur. Vorlesungen im Herbst 1635 vom Provinzial der Oberdeutschen Jesuitenprovinz jedoch ganz aufgehoben wurden und die Univ. den Versuch von M., in der Stadt privatim Rechtskollegien zu halten, Anfang 1636 unterbunden hatte, wechselte er am 27. 8. 1636 als ao. Prof. für Institutionen an die Univ. Ingolstadt. Schon im SoSe 1637 und in der Folgezeit noch weitere sechs Male wurde er zum Rektor der Univ. gewählt. Nach dem Tod Christoph Besolds am 15. 9. 1638 übernahm M. kurzzeitig die Vorlesungen im öffentlichen Recht, später im Strafrecht. Daneben las er nach wie vor die Institutionen. Wegen dieser Vorlesungen, die für die Juristen den Einstieg in das Studium bedeuteten, genoß M. einen weit über Ingolstadt hinausgehenden Ruf. Gerade solche Studenten, die sich nur erste jur. Kenntnisse aneignen wollten, insbesondere adelige Studenten, schätzten die Kollegien von M. sehr. Bei den Bemühungen des bayer. Kurfürsten um eine Refonn des Rechtsstudiums 1647 wandte sich M. vor allem gegen die üblich gewordenen gut bezahlten Privatkollegien der Prof., die von den Studenten auf Kosten der öffentlichen Vorlesungen zur Prüfungsvorbereitung besucht wurden. 1648 griff er mit der Schrift ,)udicium super illa quaestione" die Ingolstädter Jesuiten und deren spekulative Methode in der Phi!. an, weil er sich und die von ihm begünstigte, an der praktischen Nutzanwendung orientierte phi!. Richtung durch eine Promotionsrede des Jesuiten Christoph Haunold diffamiert fühlte. Im Juli 1653 wurde M. von Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg als Kanzler nach Neuburg a.d.D. berufen, wo er sich um die Neuorganisation des Justizwesens verdient machte. Nach dem Tod Kaspar Denichs kehrte er 1660 als Prof. der Pandekten und des öffentlichen Rechts an die bayer. Landesuniv. zurück. Gleichzeitig übernahm er die Leitung des Univ.archivs. In dieser Funktion verfaßte er 1676 eines der ersten Repertorien der Archivbestände. 1671 rückte M., der einige Jahre auch der Univ.bibliothek vorstand, zum Kodizisten auf. Nur zwei Jahre später wurde er schließlich mit vollem Gehalt emeritiert. Trotz seiner Rückkehr ins Lehramt hatte M. in seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten weiterhin eine Reihe einflußreicher Ämter inne: er blieb pfalz-neuburgischer Rat von Haus aus, und auch der bayer. Kurfürst Ferdinand Maria verpflichtete ihn 1660 als Rat von Haus aus. Ab 1660 amtierte M. zudem als Oberland schreiber
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Manz - Mareis des Landgerichts Hirschberg. Auch im Ingolstädter Ratskollegium war er tätig. - Besonders fruchtbar war das Wirken von M. als Schriftsteller. In seinen rund fünfzig Arbeiten behandelte er fast alle Rechtsgebiete. Weiteste Verbreitung fanden seine als Einführung und Lehrbuch gedachten Kommentare zu den Institutionen sowie zur Carolina. Sehr engagiert beteiligte sich M. auch mit mehreren jur.-volkswirtschaftlichen Werken an der in Deutschland am Ende des Dreißigjährigen Kriegs geführten Diskussion um Schuldnachlässe und -moratorien. Bekannt wurde seine Kontroverse mit dem Überlinger Bürgermeister Heinrich Pflaumer, in der sich 1654 der Regensburger Reichstag der schuldnerfreundlichen Meinung von M. anschloß. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/II Nr. 63 ff., Fasz. 1483/II Nr. 25; BSB, c1m 26501.
W Commentarius ratio-regularis in quattuor libros institutionum imperialium, Ingolstadt 1645,21661, Nümberg 1669 u. ö.; Judicium super illa questione utrum dari possit melior, et christianae pietati confonnior modus docendi philosophiam, quam sit vulgaris, O.O.U.J. [1648]; Commentarius rationalis in Caro!. sanctionem criminalem, vulgo die pein!. Halßgerichts-Ordnung quatenus de processu criminali agitur, Ingolstadt 1650, Frankfurt 1676; Summa iuris publici, Augsburg 1661; [pseud.] Tractatus de praeludio belli civilis inter rigorosos creditores et calamitosos debitores, Nürnberg 1642; Summa processus criminalis iuxta praescriptum Caroli V. imp., Maximiliani Bav. ducis et praxin communem, extracta ex commentario in Carolinam poenalem (Praes.; Resp.: J. WampI), Ingolstadt 1645, 21650, Frankfurt 1676; Synopsis institutionum, Ingolstadt 1648; Integrum sanctorum iurisperitorum praedicamenturn schemate et oratione expressum, Ingolstadt 1652; Centuria decisionum palatinarum seu rerum in supremo dicasterio Neoburgico maiori ex parte iudicatarum vel saltem in controversiam vocatarum, Ingolstadt 1659, Frankfurt-Regensburg 1672; Patrocinium debitorum calamitate belli depauperatorum, Ingolstadt 1639, Nürnberg 1640; Tractatus rationalis absolutissimus. de testamento valido et invalido, Augsburg 1661, Ulm 1680,21726, Frankfurt 1680, 21681; Fundamenta urbis et orbis seu reipublicae romanae, id est tractatus fundamentalis de ortu et progressu imperii romani, ab urbe condita, usque ad moderna tempora, Augsburg 1673. Sammelband seiner Schriften: Bibliotheca aurea iuridico-politico-theoretico-practica, Frankfurt a.M. 1695, 21701. L ADB XX 281-85; DBA; DBA N. E; Mederer H 279 u. Ö., III 25 ff.; Prantl I 415 u. Ö., II 500; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. Aalen 1978, 639 u. ö.; Specht 86 u. Ö. (P I); Schaff 145 ff.; Ferchl I 325; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 195 f.; Boehrn/Spörl, LMU 246 (P I, 2); Buzas 47; Neumaier 71-76 u. ö.; H. Gehrke, Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands. Charakteristik und Bibliographie der Rechtsprechungs- und Konsiliensammlungen vom 16. bis zum Beginn des 19. Jh., Frankfurt a.M. 1974, 136; A. Seifert, Die jesuitische Reform. Geschichte der Arti-
stenfak. im Zeitraum 1570-1650, in: Boehrn/Spör! II 84 f.; M. Henker, Zur Prosopographie der Pfalz-Neuburgischen Zentralbehörden im 17. Jh., Diss. masch. München 1984, 211 ff.; A. Seifert, Der jesuitische Bildungskanon im Licht zeitgenössischer Kritik, in: ZBLG 47 (1984) 43-75; A. Kraus, Bayer. Wissenschaft in der Barockzeit (1579-1750), in: HdBG H 907; W. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der Frühen Neuzeit, München 31997, 341 u. ö.; Jesuiten in Ingolstadt 128 f. u. ö. (P 1). P 1) Kupferstich, Stadtarchiv Ingolstadt, 2) Medaillon an der Außenwand des Hauptgebäudes der LudwigMaximilians-Univ., München. R. Heydenreuter
Maralt, Friedrich Florian, SJ, Freising, t 1. 1. 1761 Dillingen.
*
22. 10. 1681
V Malachias, Kanzlist, MAnna.
Unmittelbar nach dem Abschluß des Münchener Gymnasiums trat M. am 3. 10. 1698 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach den phi!. Studien und dem Magisterium, u. a. 1706-08 als Lehrer der Grammatik und der Humaniora in Eichstätt und Phi!.prof. in Augsburg, wurde er am 7. 11. 1717 als "prof. ethices" an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Zwei Jahre später übernahm er eine Lektur für Moraltheol., 1724-31 lehrte M. Kirchenrecht zunächst in Dillingen, ab 1731 dasselbe Fach in Ingolstadt. 1734 wurde er vom Kölner Erzbischof, dem Wittelsbacher Clemens August, als Beichtvater an den Hof nach Bonn bestellt. Fünf Jahre später entledigte sich der Kurfürst des unbequemen Mahners. Anschließend wurde M. 1739 zum Kanzler der Univ. Di1lingen ernannt. Er hatte dieses Amt bis zu seinem Tode inne und dozierte zugleich 1744-59 das neueingerichtete Fach Natur- und Völkerrecht. M. hinterließ lediglich eine phi!. Disputation. Q UAM, GG III/11 H, III. W Divinationes de ventis in occasionem concertationis (Praes.; Resp.: M. 1. Zehlin, J. Miller), Augsburg 1717. L DBA; Mederer III 143; Sommervogel V 514 (w); Romstöck 212 f. (W); Specht 172 u. ö.; Duhr IVI2 414 f., Matrikel LMU; R. Haaß, Die Beichtväter der Kölner Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens August 1688-1761, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 155/156 (1954) 386; Ger! 260; Leitschuh H 88; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 155 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mareis, Marian, OSB, * 26. 2. 1756 Haag, t 12. 10. 1805 vermutlich Haag. Nachdem M. am 22. 10. 1775 in Kloster Attel Profeß abgelegt und 1779 zum Priester geweiht
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Mareis - Marianus
worden war, unterrichtete er 1781-91 am Lyzeum Amberg. 1794 löste er infolge der Übertragung der phi!. und theo!. Fak. an den Benediktinerorden den Augustiner-Chorherren Dietram Mauser auf dem in der phi!. Fak. angesiedelten Lehrstuhl für Ästhetik ab. 1796 verließ M. die Univ. und kehrte in sein Kloster zurück wo er 1801-03 als Prior fungierte. Über sein~ Akti vitäten nach der Säkularisation ist nichts bekannt. W Leichenrede auf Abt Gregor von Rott, Tegernsee 180!. L Prantl I 691; Lindner I 208 (W); Böhme, Prof. der phi!. Fak. 60 f.; Müller 258; W. Henckmann, Die Anfange der Ästhetik an der Landesuniv., in: Einsichten. Forschung an der LMU München, Jg. 1996, Heft 2, 40f. W. Müller
Marianus (Maeschperger, Maetschberg, Mattsperger, Mettsberger), Christoph (Daniei), SJ, * Februar 1561 Augsburg, t 27. 8. 1607 wohl Würzburg. V Johann, lutherischer Prediger.
Seine schulische Ausbildung erhielt M. in Augsburg, München, Landsberg und Leipzig. Zum Katholizismus konvertiert, wurde er am 24. 11. 1578 als Schüler der Humanität in Dillingen in die Societas Jesu aufgenommen und kam zunächst wohl ins Noviziat nach Landsberg. 1588 an der Univ. Ingolstadt zum Magister der Phi!. graduiert, überna1tm M. im Oktober dieses Jahres dort die Professur für Ethik und Griechisch, empfing 1589 die Priesterweihe und schloß am 29. 4. 1591 seine theo!. Studien mit dem Lizentiat ab. Noch im gleichen Jahr erhielt er eine Professur für Moraltheol die er 1593 mit der Schulpräfektur vertauscht~: 1590-94 war er zudem als Prediger an St. Moritz tätig. 1594 von der Univ. auf den Reichstag in Regensburg entsandt, kam M. anschließend ans Münchener Jesuitenkolleg, wo er von September bis November 1595 Gymnasialpräfekt, dann Vizerektor und im November 1596 Rektor wurde. Am 30. 9. 1597 trennte er sich mit päpstlichem Dispens von der Gesellschaft Jesu, entgegen anderslautenden Angaben anscheinend nicht in bestem Einvernehmen ("dimissus cum infarnia"). Gleichwohl enttäuschte M. die von protestantischer Seite an diesen Austritt geknüpften Erwartungen und blieb kath. Bekenntnisses, zunächst in der Umgebung Fürstbischof Neitharts von Bamberg, 1599 dann als Prof. für Moraltheo!. an der Univ. Würzburg und Stiftskanoniker am Neumünster. W Demonstratio una de mille vanitatis ministrorum verbi pseudo evangelici, Ingolstadt 1598; Puerperium Marianum, Konstanz 1601; Convivium evangelicum,
in quo diversarum partium ministri evangelici cum Augustana confessione hilariter accumbunt, Mainz 1603; Encaenia et tricennalia Iuliana, sive panegyricus dicatus Honori Julii, episcopi Wirceburgensis, Würzburg 1604. L DBA; J. H. Zedler, Großes, vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 19, Halle-Leipzig 1739, 1406; Mederer II 111 f. u. ö.; Prantl I 338 u. ö.; W. Bauer, Aus dem Diarium Gymnasii SJ Monacensis, München 1878, 29; F. X. v. Wegeie, Geschichte der Univ. Würzburg, Bd. 1, Würzburg 1882, Ndr. 1969, 280 ff.; Sommervogel V 575, IX 640, XII 568; Romstöck 213 ff. (W); Duhr I 64 u. Ö., II/2 561 u. ö.; 400 Jahre Wilhelms-Gymnasium. Festschrift zur 4oo-Jahr-Feier des Wilhelms-Gymnasiums 1559-1959, München 1959, 39; Ger! 261; Kausch 45 u. ö.; Popp 183 f.; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 99 u. Ö. U. Neumann
Marianus, Marinus, Ingolstadt.
*
Hirblingen,
t März 1647
Nach dem Besuch des Gymnasiums in München (bis 1634) und einem weiteren Jahr am dortigen Lyzeum nahm M. 1635 das Studium der Phi!. und der Med. an der Univ. Ingolstadt auf. Anschließend ließ er sich als Arzt in Augsburg nieder. Binnen kurzem brachte er es als Augenarzt, Chirurg und Steinschneider zu einigem Ansehen. In verschiedenen zeitgenössischen Werken sind erfolgreiche med. Eingriffe von M. festgehalten. Beispielsweise führt der Ulmer Arzt Johannes Scultetus in seinem Werk "Wund-Arzeneyisches Zeug-Hauß" zwei erfolgreiche Staroperationen auf, die M. im Dezember 1637 in Ulm vornahm, und berichtet des weiteren von einer im Februar 1639 erneut in Ulm durchgeführten Blasensteinoperation. Der Augsburger Arzt Joseph Schmid überliefert die Beteiligung von M. an der Heilung eines schwerverletzten Mannes. 1641 erwarb M. an der bayer. Landesuniv. den med. Dr.grad. Nur zwei Jahre später wurde er dank der Protektion Johann Dülers auf die dritte Professur für Med. an der Univ. Ingolstadt berufen, die zunächst mit 200, später mit 250 Gulden dotiert war. M. starb bereits im März 1647 am Ungarischen Fieber, das er sich bei seinen zahlreichen Visiten bei von dem Fieber befallenen Patienten zugezogen hatte. L J. Scultetus, Wund-Artzneyisches Zeug-Hauß, 2 Tle., Frankfurt 1666, Ndr. Stuttgart 1974, 97 u. ö.; G. Welsch, Observationum medicinalium episagmata, Augsburg 1668,40; J. Schmid, Speculum chirurgicum oder Spiegel der Wundt-Artzney, Augsburg 1675, 112 f.; F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celeberrimorum aliquot medicorum, München 1733, 84; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis, Pars prior, Ingolstadt 1772, 17; Mederer II 296 u. ö.; Prantl I 435 f.; M.
Marianus - Marstaller Ilemann, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. München 1959,46 f. u. ö.; Leitschuh I 69; Buzas-Resch II 20. F. Neumann
Marquez (Marquesius, Marquetius), Juan (Johann), SJ, * ca. 1532 Villanueva deI Fresno (Extremadura).
M. kam (nach eigener Aussage in einem "examinum" aus dem Jahre 1566) gegen 1548/ 49 möglicherweise als Angehöriger der Truppen, vielleicht als Dienstbote im Umfeld des Hofes des spanischen Thronfolgers Philipp, nach Brüssel. Zwei Jahre später finden wir ihn als Prediger in Gefängnissen und Bergdörfern im Umland Roms. 1554 trat er in Rom in die Gesellschaft Jesu ein. Bis 1559, dem Beginn des dreijährigen Phil.kurses, war er u. a. eineinhalb Jahre ,Jn cubiculo Patris Ignatii" persönlicher Bediensteter. Neun Monate lehrte er in Loretto Grammatik. Im Collegium Germanicum, "per biennium curam habens puerorum", studierte er Theol. Trotz fachlicher Mängel wurde M., wohl protegiert durch den Visitator Hieronymus Nadal, Mitte 1565 nach Ingolstadt geschickt, um den Platz des erkrankten Alphons Pineda einzunehmen. Er wurde von der Ordensleitung promoviert und 1566 von der phil. Fak. aufgenommen. Wegen personeller Engpässe mußte M. zeitweise zwei Lekturen wahrnehmen. Sich nur schwer an das Klima in Deutschland gewöhnend und unter gesundheitlichen Problemen leidend, war er dieser Doppelbelastung trotz großen Eifers nicht gewachsen. M., ,,huomo troppo de sua testa" (Nadal), fügte sich nicht in das Kollegium ein. Verstöße gegen die Ordensdisziplin ("mumuratore et perturbare delli fratelli") veranlaßten seine Vorgesetzten, ihn noch vor 1567 nach Rom abzuschieben. Seine Professur übernahm sein Ordensbruder Carlo Orsini. Informationen über M. nach der Entlassung (oder dem Austritt) aus der Gesellschaft Jesu sind nicht überliefert. L Mederer I 274 u. ö.; C. Sommervogel, Les Jesuites de Rome et de Vienne en M.D.LXI, Brüssel 1892; Romstöck 217; O. Braunsberger (Hg.), Beati Canisii S. J. Epistolae et Acta, Bd. 5, Freiburg i.Br. 1910,51 u. ö.; Epistolae P. Hieronymi Nadal S. J. ab Anno 1546 ad 1577, Bd. 2, Madrid 1899,564; Ger! 262; Popp 184 f. R. Larsson-Folger
Marstaller, Leonhard, * 1488 Nürnberg, t 17. 3. 1546 Freising, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Leonhard, M Ursula Voit.
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M. wurde 1510 als Stipendiat seiner Heimatstadt Nürnberg an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Er setzte seine Studien in Paris fort und erlangte schließlich 1519 das Doktorat der The01. in Wien. Im selben Jahr wurde er von Johannes Eck als Ordinarius der theol. Fakultät kooptiert. Zwischen 1520 und 1543 bekleidete er das Dekanat 13mal, das Rektorat von 1520 an sechsmal, zuletzt 1544. Ferner vertrat M., der seit 1543 das Benefizium "trium regum" innehatte und ein Jahr später von den bayer. Herzögen auf die Prof. pfründe am Dom zu Eichstätt präsentiert wurde, von 1543 bis zu seinem Tode als Prokanzler den Bischof von Eichstätt bei Promotionen. An der Seite Ecks, wenngleich ohne dessen Wirkung zu erreichen, verfocht er die Treue zur römischen Kirche. M. ließ Disputationen zu Kontroverspunkten halten, beteiligte sich an der Verurteilung der reformatorischen Thesen von Arsacius Seehofer, nahm 1537 an der Synode von Salzburg teil und begleitete Eck 1540 zum Wormser Religionsgespräch. In den letzten Lebensjahren kränklich, zog er sich schließlich nach Freising zurück. Q DAE, F. X. Buchner, Generalregister I 31; UAM, GG III/II. WAd nobilem et c1arissimum D. Leonard de Eck, cur Billicano cuidam, Lutherana perfidia infecto, non responderit, epistola excusatoria, Ingolstadt 1524; Quaestio, utrum christianae ecc1esiae consultum foret, si concilium quodcunque oecumenicum sacerdotibus coniugum pennitteret, Ingolstadt 1543. L DBA (W); Mederer 109 u. ö.; Prant! II 486; SHVI 16 (1891) 26; Hurter 1411; 1. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1418-1829), in: SHVI 44 (1925) 196 f. ; Matrikel LMU; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg, Würzburg 1955-65, 278; Kausch 12 u. ö.; L. W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978, 91 (W); L. Olt, Ein bisher unbekannter Brief des Ingolstädter Prof. Georg Hauer an Leonhard Haller, in: SHVI 89 (1990) lll. W. KauschIR. Larsson-Folger
Marstaller, Michael, * 1486 Baiersdorf (Oberpfalz), t 16.7. 1533 Nürnberg.
M. immatrikulierte sich am 25. 4. 1497 an der Univ. Ingolstadt, wo er zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt auch den Grad eines Dr. bei der Rechte erwarb. Wohl zu Beginn des Jahres 1515 wurde ihm die ,,Lectura codicis" übertragen, ohne daß wir über seine Anfangsbesoldung Bescheid wüßten. Erst vom 27. 12. 1516 liegt ein Beschluß des Kammerkonzils vor, wonach M., der in den Jahren 1514-17 nebenbei auch als Advokat in der Reichsstadt Nürnberg tätig war, als Entlohnung für seine Lehrtätigkeit 120 Gulden im Jahr er-
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Marstaller - Mattmann
halten sollte. Wahrend des WiSe 1517/18 fungierte M. als Vizerektor für den Adelsrektor Karl Schenk von Limburg. Da M. kein Kleriker war, kam es allerdings zu der an der Univ. bisher noch nie dagewesenen Situation, daß mit Schenk von Limburg der Adelsrektor selbst die Jurisdiktionsgewalt über Geistliche ausübte. Im Januar 1518 gab M. dann unerwartet seine zivilistische Lektur sowie das Vizerektorat auf, wohl wegen seiner 1517 erfolgten Anstellung als jur. Berater des Nürnberger Rats. Er kehrte lediglich im Mai 1518 noch einmal nach Ingolstadt zurück, um zusammen mit seinem Nachfolger als Prorektor, Johannes Eck, dem neu gewählten Rektor Rechnung zu legen. Die verbleibenden Jahre bis zu seinem Tod verbrachte er als Ratskonsulent in Nürnberg. L Prantl I 119; Matrikel LMU; Seifert, Statuten, 250 u. ö.; Seifert 92; Wolff 101 u. ö.; Schöner 32l. M. Schaich
Martini, Friedrich, * Hainstadt bei Offen bach, t 26. 5. 1630 Freiburg LBr.
M. kam 1564/65 an die Univ. Ingolstadt (kein Vermerk in der Matrikel) und erwarb dort 1568 den Grad des Magister artium. 1573-78 lehrte er in der Artistenfak. Dialektik, zeitweise (1573-75) auch Physik. 1575 Rektor und im SoSe 1577 Vizerektor, wurde er 1578 zum Dr. beider Rechte promoviert. Nach kurzem Aufenthalt in Speyer trat er 1579 in die jur. Fak. ein und unterrichtete anschließend als Prof. für Zivilrecht (Digesten, Institutionen, Leges), ab 1582 als Prof. für Kirchenrecht mit einem Gehalt von 300 fl. 1581 stand er der jur. Fak. als Dekan vor. Wohl aufgrund von Reibereien mit Kollegen und den Jesuiten wechselte der tüchtige Jurist 1589 an die Univ. Freiburg i.Br., wo er seit 1593 bis zu seinem Tod Kirchenrecht lehrte und insgesamt neunmal das Amt des Rektors innehatte. Eine Stelle am Reichskammergericht lehnte M., dessen Rückberufung nach Ingolstadt 1602 erwogen wurde, 1592 ab. Unter seinem Vorsitz wurden sowohl in Ingolstadt als auch in Freiburg i.Br. zahlreiche Disputationen abgehalten. W Congratulatio reverendo atque doctissimo viro, D. Thomae Klaiberio, liberalium artium et Philosophiae Magistro, et SS. Theologiae Baccalaureo formato etc. cum Ingolstadij ... primum ... sacrificium faceret, inscripta, autoribus M. Friderico Martini Philosophiae naturalis Profeßore, M. Valentino Rotrnaro Oratoriae Profeßore Ordinario, M. loanne Engerdo, P. L. ac Poet. Profeßore Ordinario, Ingolstadt 1575. - Ungedruckt: In Institutione Justiniani imperatoris commentarius (UBM, 4°Cod.ms. 194). L ADB XX 508; DBA; Mederer I 294; Wolff 328 u. ö.; Popp 185 f.; J. Köhler, Die Univ. zwischen Landesherr und Bischof. Recht, Anspruch und Praxis an der vor-
derösterreichischen Landesuniv. Freiburg (1550-1752), Wiesbaden 1980, 147 u. ö. R. Huber/W. Müller
Mattmann (Matmann), Rudolf, SJ, zern, t 18.9. 1612 München.
*
1565 Lu-
Der gebürtige Schweizer trat am 12. 9. 1584 in die Gesellschaft Jesu ein, die ihn 1587-90 zum Studium der Theo!. an die Univ. Ingolstadt schickte. Nach dessen Beendigung wurde er 1590 als Prof. der Humaniora nach Dillingen berufen. Von hier ging er 1592 als Prof. für Rhetorik und Griechisch nach Ingolstadt, doch kehrte er schon 1594 wieder nach Dillingen zurück, wo er als Nachfolger von Ferdinand Crendel SJ, der nach Freiburg LBr. wechselte, zunächst am Gymnasium die Fächer Griechisch und Geschichte lehrte; letzteres ist als Besonderheit einzustufen. 1597/98 wirkte M. an der dortigen Univ. Ab 1606 war er dann aber wieder bis zu seinem Tod als Prof. in Ingolstadt tätig. - Von M. sind zwei Bücher bekannt, die während der letzten Ingolstädter Jahre entstanden sind und die kritische Auseinandersetzung mit Joseph Justus Scaliger zum Thema haben. Ein drittes bietet einen Kommentar zu Statius. M. war ein fähiger Philologe, der sich zudem als Literat auszeichnete und an Dichterwettstreiten beteiligte. Am Hofe Maximilians I. von Bayern hielt man ihn auch für einen entwicklungsfähigen Historiographen, der in das Projekt der Neubearbeitung der bayer. Geschichte einbezogen werden sollte. Vor allem Markus WeIser empfahl ihn für diese Aufgabe. Dennoch wurden diese Überlegungen nicht realisiert. M. genoß als Seminarvorstand hohes Ansehen beim bedeutenden Pädagogen Johannes Sturm. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, MS VI 16, XI 28, XVI 19/6, C XV 23.
W Comelii Denii Brugensis tres Capellae, sive admonitio ad Josephum Justum Burdonem Julii Burdonis E Benedicti Burdonis N. prius Scaligerum, nunc Sacrilegum,lngolstadt 1608 u. ö.; Oporini Grubinii, Medici et Philosophi denunciatio Amphotidum Scioppinianarum, sive responsio ad satyram Josephi Burdonis Scaligeri, 0.0. 1611; Certamen poeticum super lessu mortali, Augsburg 1608, Würzburg 2 1616. - Ungedruckt: Commentarii in M. T. Ciceronis de oratione libros tres in academia Ingolstadiensi a. 1606 excepti; Theses ex libro 11. ~toricae. 11. Cypriani Soarii a. 1606 (Österreichische Nationalbibliothek Wien cvp 9641). L DBA N. E; Sommervogel V 723 (W); Prant! I 443; Romstöck 217 f. u. ö.; A. Dürrwächter, Christoph Gewold. Ein Beitrag zur Gelehrtengeschichte der Gegenreformation und zur Geschichte des Kampfes um die pfälzische Kur, Freiburg 1904, 108; Specht 256 f.; Gerl 263; Strobel 458 u. ö.; Popp 186 f. A. Schmid
Mauser - Mayrhofer Mauser, Dietram (Taufname: Kaspar Anton), CanA, * 5. 7. 1752 München, t 20. 3. 1799 Dietramszel!. V Anton, Metzger, Marketender, M Elisabeth.
M. absolvierte im Schuljahr 1767/68 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums; über einen späteren Univ.besuch existieren keine gesicherten Daten. 1774 legte er im Augustiner-Chorherrenstift Dietramszell Profeß ab. Nach der Priesterweihe am 28. 5. 1776 war er u. a. in Biberg in der Seelsorge tätig. Im Oktober 1781 wurde M. Prof. am akad. Gymnasium Ingolstadt, wo er zunächst Grammatik, seit 1788 Rhetorik unterrichtete. 1793 übernahm er als Nachfolger des Ende 1792 aus dem Lehrkörper ausgeschiedenen Gaudenz Staudinger in der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt den Lehrstuhl für Ästhetik. Als 1794 die bislang von den bayer. Prälatenorden gemeinsam besetzten Lehrstühle ausschließlich den Benediktinern übertragen wurden, wurde M. am 23. 10. 1794 ans Lyzeum Neuburg a.d.D. versetzt, wo er erneut Rhetorik unterrichtete. Am 25. 9. 1798 wurde M. zum Propst von Dietramszell gewählt. L Prant! I 691 f.; Leitschuh III 119; Böhme, Prof. der phil. Fak. 61; E. Krausen, Das Augustinerchorherrenstift Dietramszell, Berlin 1988, 11 u. ö.; Müller 258. W. Müller
May(e)r -+ Mai(e)r Mayle (Mayllius, Maile), Matthias, SJ, * 1562 Stockach (Württemberg), t 28. 9. 1634 Altötting. M. begann seine Studien am Münchener Gymnasium, das er 1580 abschloß. Im folgenden Jahr trat er in die Societas Jesu ein und wurde zum Landsberger Noviziat zugelassen. Er durchlief den phi!. Dreijahreskurs, absolvierte das Magisterium am Augsburger Gymnasium und lehrte anschließend drei Jahre die Humaniora in München. 1590 begann er das Studium in Ingolstadt, wo er 1592 zum Magister artium promoviert und in die Matrikel der theo!. Fak. eingetragen wurde. Nach dem Empfang der höheren Weihen am 12. 6. 1593 unterwies M. die bei den bayer. Prinzen Philipp und Ferdinand zwei Jahre lang privatim in der Phi!. Er ging nach Dillingen, um 1595-98 scholastische Theo!. zu lesen. 1598-1600 kehrte er als Ordinarius für Kasuistik nach Ingolstadt zurück. Ab 1600 dozierte er neuerlich scholastische Theo!. in Dillingen, wo er seit 1603 zugleich als Präfekt der höheren Studien tätig war. Am 6. 12. 1605 legte er das vierte Gelübde ab. Parallel zu seiner Tätigkeit als Kanzler der Univ.
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Dillingen 1607-09 besetzte er 1608 den Lehrstuhl für Exegese. Erst in diesen Jahren wurde M. zum Dr. theo!. promoviert. Von diesem Zeitpunkt an dozierte er bis auf die letzten drei Jahre seines Lebens, die ihn als Spiritual nach Altötting führten und wo er 1634 an der Pest starb, Kasuistik: 1609-10 am Ingolstädter Kolleg, 1611 in Regensburg, 1612-17 neuerlich an der Univ. Dillingen - dort, wie aus seinen gedruckten Thesen zu schließen ist, zugleich mit der Kontroverstheo!. befaßt -, 1617-25 in Konstanz und 1625-31 in Luzern. Die Nachrufe auf M. betonen seinen lebenslangen seelsorgerischen Einsatz als Beichtvater und Krankenpfleger. Weniger mild zeigte er sich in seinen kontroverstheo!. Schriften: "Ingenio Mathias maxime pollebat, quo et forrnidabilem se Ecclesiae hostibus reddidit" (Kropf). Q Archivum Romanum Societatis Jesu, G.Sup. 67, Funera 1634; Bibliothek der Benediktinerabtei Engelberg, Cod.844.
W Disputatio theologica de notis haerisum et haereticorum (Praes.; Resp.: J. Saurwein), Dillingen 1611. L DBA; F. X. Kropf, Historia Provinciae Societatis Jesu Gerrnanicae Superioris, Bd. 4, Augsburg-München 1727-54, 302; Mederer 11 132 u. ö.; Sommervogel V 804 ff., IX 662 (W); Romstöck 221 ff. (W); Specht 278 u. ö.; Matrikel LMU; Leitschuh I 3; Studhalter 349 ff. u. ö.; Kausch 46 u. ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mayrhofer, Matthias, SJ, * 29. 10. 1548 Landshut, t 7. 2. 1641 München. M. trat im November 1567 in Rom in die Gesellschaft Jesu ein. Nach abgeschlossenen phi!. und theo!. Studien kam er als Schüler des Gregor de Valencia SJ als Phi!.prof. an die Ingolstädter Univ. 1582-1587 las er als Lizentiat an der theo!. Fak. Drei Jahre nach der Promotion wurde er 1590 durch Michael Eiselin SJ ersetzt. Mit Ende seiner Lehrtätigkeit wurde M. Regens am neu eingerichteten Konvikt zum H!. Ignatius in Ingolstadt. Am 9. 5. 1594 erfolgte die Berufung zum Rektorat der Univ. Dillingen. Er gab dieses Amt am 1. 11. 1599 ab und wechselte an das Münchener Jesuitenkolleg, das er bis zum seinem Tode leitete. - M. hinterließ phi!. und theo!. Disputationen, sowie drei, u. a. gegen Philipp Heilbrunner gerichtete Polemiken in deutscher Sprache. Ferner trat er als Übersetzer einer französischen Streitstrift und einer italienischen "Vita B. Virginis" hervor. Q DAE, B 186; UAM, GG 111/11 I. W Praedicanten Spiegel, Ingolstadt 1600; Dess newIich Aussgegangenen Predicantenspiegel. Cath. Schutzschrift, Ingolstadt 160 I; Calvinische Andacht, Ingolstadt 1610.
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Mayrhofer - Mederer
L DBA; Mederer II 29 u. ö.; Prant! II 491; Sommervogel V 366 ff. (W); Specht 267 u. ö.; Schaff 76; Matrikel LMU; Gerl270; Popp 188-92 (W); Kausch 47 u. Ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mederer, Johann Nepomuk, SJ, * 2. 6. 1734 Stöckelberg (Oberpfalz), t 13. 5. 1808 Ingolstadt, D Ingolstadt. V Johann, Bauer, M Barbara Widmann, • 1692, t 1776.
Nach erster schulischer Ausbildung in Gnadenberg und Amberg trat M. 1753 in das Noviziat der Jesuiten zu Landsberg ein. Nach Lehrtätigkeit an den Jesuitengyrnnasien zu Amberg, Landshut und Ingolstadt, zu Altötting, Kaufbeuren und Straubing wurde er 1768 als Nachfolger seines Lehrers Heinrich Schütz Prof. für Geschichte an der Univ. Ingolstadt. 1773 wurde er für ein Jahr als Prof. für Kirchengeschichte in die theol. Fak. übernommen, 1774 als Exjesuit abgesetzt und für ein Jahr am Lyzeum zu München angestellt. 1775 durfte er wieder nach Ingolstadt zurückkehren, um die Arbeit an seinem Hauptwerk, den Annalen der Univ., fortzuführen, 1777 erhielt er eine Anstellung an der Univ.bibliothek. 1780 auf Betreiben Johann Kaspar von Lipperts erneut zum Prof. ernannt, wurde er 1781 wieder entlassen, erhielt 1782 einen Ruf an die Univ. Heidelberg, den er ausschlug. 1784 wurde er wieder auf seinen alten Lehrstuhl berufen, 1791 war er Rektor der Univ., dann ihr Vizekanzler. Den Umzug der Univ. nach Landshut machte er nicht mit, sondern beschränkte sich auf sein Amt als Stadtpfarrer von St. Moritz in Ingolstadt, das er bereits seit 1788 bekleidete. - Als Schüler von Schütz war M. als Historiker kein Autodidakt, wie so viele seiner Kollegen unter den Historikern, nicht bedeutender als sein Lehrer (Haaß), aber dank der Verbreitung seiner "Beyträge", z.T. abgelehnter Preisschriften für die Akad. zu München (1761 und 1776) und Mannheim (1764) beeinflußte er das Geschichtsbild der bayer. Historiker nachhaltig, er galt als Autorität. Auch als akad. Lehrer erwarb er sich unbestreitbare Verdienste, lehrte nicht nur "vaterländische Specialgeschichte", sondern auch europäische Staatengeschichte, Universalgeschichte und Diplomatik wie Numismatik. Seine Beiträge zur bayer. Frühzeit haben allerdings, trotz ihrer weitreichenden Wirkung, keinen weiterführenden Charakter, ausgenommen der letzte, die Edition der Lex Baiuvariorum. Sie war ein ausgesprochenes Desiderat der bayer. Geschichtsforschung, seit drei Jahrzehnten vergebens projektiert, aber ohne die Ingolstädter Handschrift, die nach Sprachforrnen und Schriftduktus älteste, nicht zu bewerkstelligen.
Diesen Codex nahm M. als Grundlage für seine Ausgabe, für den Kommentar zog er fünf weitere Handschriften heran; damit gehörte er in Deutschland zu den ersten Vertretern der neueren Editionstechnik, auch wenn er noch weit davon entfernt war, alle Handschriften zu benutzen. Ebenfalls Neuland betrat er mit seiner Methode, die Entstehung der Lex auf Grund des Handschriftenbefunds zu klären. Er kam damit weiter als alle seine Vorgänger; durch die Vergleiche mit den übrigen Volksrechten und den Synodaltexten der Agilolfingerzeit war seine Edition auch vorbildlich für jede weitere Beschäftigung mit der Lex Baiuvariorum. Diese Edition nimmt im Gesamtwerk von M. den hervorragendsten Platz ein, da sie einen echten methodischen Fortschritt bedeutet, und dies nicht nur in Bayern. Bekannter, und in seiner Wirkung wie in seinem Wert bis heute anerkannt, ist das Grundwerk zur Geschichte der Univ. Ingolstadt, die "Annales Ingolstadiensis Academiae". Das ganze Werk war breit angelegt, auf reichen Quellen fußend; der schärfste Kritiker der ,,Annales", Carl von Prantl, hat es am intensivsten ausgewertet. Es steht in der vordersten Reihe der damaligen Geschichtswerke zu einzelnen deutschen Univ. Daß M. der erste Jesuit war, der in die Bayer. Akad. der Wissenschaften aufgenommen wurde, bereits 1774, verdankte er nicht nur seinem Gönner Johann Kaspar von Lippert, sondern auch seiner Leistung als Historiker. Q BSB, c1m 28778-80 (Nachlaß), cgm 7578 (Vorlesungen zur bayer. Geschichte); R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat Joh. Caspar v. Lippert in den Jahren 1758-1800, in: OA 96 (1972) 320-95 (P). W Bey träge zur Geschichte von Baiern, 4 Tle., Regensburg 1777-80; Leges Baiuvariorum, oder ältestes Gesetzbuch der Baiuvarier, Ingolstadt 1793 (= Beyträge, Tl. 5); Annales Ingolstadiensis Academiae, 4 Bde., Ingolstadt 1782. L ADB XXI 166; DBA N. F.; Baader, Verstorb. I 1620 (W); I. Hübner, Dem Verdienste J. N. M., Ingolstadt 1808; L. Westenrieder, Bey träge zur vaterländischen Historie, Geographie und Staatistik 9 (1812) 1-115; Duhr IV/2 45 ff.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836), in: SHVI 45 (1926) 50 ff.; E. C. Scherer, Geschichte und IGrchengeschichte an den deutschen Univ., Freiburg i.Br. 1927, 424 f.; Koch 1187 f.; R. Haaß, Die geistige Haltung der kath. Univ. Deutschlands im 18. Jh., Freiburg i.Br. 1952, 133; Geist und Gestalt III (P 1); Hammermayer, Akad. I 253 u. Ö., II 32 u. ö.; S. Hofmann, Ingolstädter Prof. siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 9, 35; G. Fuchs, Über die Herkunft des Prof. für die Vaterländische Geschichte J. N. M., in: Die Oberpfalz 58 (1970) 157 f.; Buzas 77 f.; Müller 58 f. u. ö.; HdBG II 1169 u. ö.; Kraus, Historische Forschung 54-63 u. ö.; Ders., Vernunft und Geschichte. Die Bedeutung der deutschen Akad. für die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im späten 18. Jh., Freiburg i.Br.-Basel-Wien 1963,43 u. ö.; Ders., Johann
Mederer - Megersheimer Kaspar von Lippert im Spiegel seiner Korrespondenten, in: Staat, Kultur, Politik. Festschrift für D. AIbrecht, hg. von W. BeckerIW. Chrobak, Kallmünz 1992,141-46; Jesuiten in Ingolstadt 134 (P 2). PI) Ölgemälde von Gottfried Mansinger, Bayer. Akad. der Wissenschaften, München, 2) Ölgemälde, pfarrei St. Moritz, Ingolstadt. A. Kraus
Medicus, Ludwig Wallrad, * 8.8. 1771 Mannheim, t 18. 9. 1850 München, ev., m 1811 Johanna von Langsdorf. V Friedrich Kasimir, pfalz-zweibTÜckischer Hofrat und Direktor des Botanischen Gartens Mannheim, * 6. 1. 1736, t 15.7. 1808.
M. studierte 1789-91 an der Univ. Heidelberg Kameralistik und besuchte die Handelsakad. in Hamburg. Schon in Heidelberg befaßte er sich daneben mit mathematischen, mineralogischen und bergmännischen Studien. Sein wissenschaftliches Spektrum erweiterte er, indem er sich 1792/93 bei Aufenthalten in der Rheinpfalz und in Württemberg der Forstpraxis widmete und 1794 eine Instruktionsreise durch die Schweiz unternahm. Seit 1795 las M. als a.o. Prof. an der Staatswirtschaftlichen Schule in Heidelberg über Landwirtschaft und Kameralenzyklopädie und wurde dort zum Dr. phi!. h.c. und zum kurpfälzischen Bergrat ernannt. Am I. 11. 1803 übernahm er eine o. Professur für Kameralistik an der Univ. Würzburg. Nach Abtretung Würzburgs an den Großherzog von Toskana (1805) erreichte M. ein Ruf an die Univ. Landshut, wo er am 5. 3. 1806 o. Prof. für Landwirtschaft, Forst- und Bergbauwissenschaft wurde. 1822 wurde ihm darüber hinaus interimistisch ein Lehrauftrag für Technologie, Zivilbaukunst und Handelswissenschaft zugeteilt. Nach Verlegung der Landshuter Univ. nach München übernahm M. dort am 3. 10. 1826 eine o. Professur für Land- und Forstwirtschaft sowie Technologie. Seit 1808 war er korrespondierendes, seit 1827 o. Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften, 1828 wurde er zum kg!. Hofrat ernannt. Seit Anfang der 1820er Jahre wirkte M. an der Gründung des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern mit und war Mitglied in dessen Zentralkomitee. - Das wissenschaftliche Werk von M. besteht weniger aus eigenständiger Forschung als aus Kompilationen. Dazu mögen neben der enormen Ausdehnung seines Lehrgebiets die zahlreichen Univ.ämter beigetragen haben, die er bekleidete: 1812/13 und 1814/15 war M. Rektor, 1817/18 Prorektor der Univ. Einen Senatssitz hatte er 1806/07 und 1808/09 inne, als Senator perpetuus ab 1815/16 und wieder ab 1825/26. Ferner fungierte er 1826/ 27, 1830131 und 1832/33 als Wahl senator. Q BayHStAM, BHS 1245; UAM, E II 206, E V 4. 18 Biograph. Hdb. I
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W Forsthandbuch, oder Anleitung zur Teutschen Forstwissenschaft, Tübingen 1802; Entwurf eines Systemes der Landwirthschaft, Heidelberg 1809; Geschichte des künstlichen Futterbaues in naturhistorischer wie landwirthschaftlicher Hinsicht, Nürnberg 1829. L ADB XXI 168 ff.; DBA; Neuer Nekrolog XXVIII; Prantl II 529; H. v. Pechmann, Geschichte der Staatswirtschaftlichen Fak., in: Boehm/Spörl I 139 u. ö.; Dikkerhof 1975, 443; Huber 566; H. Dickerhof, Kameralstudium und Bildungssystematik in Bayern von der Spätaufklärung bis zum Vormärz, in: N. Waszek (Hg.), Die Institutionalisierung der Nationalökonomie an deutschen Univ., St. Katharinen 1988, 242 f.; Beckenbauer 97 f. u. ö. W. Piereth
Megersheimer (Mögershaimer), Johann, kelsbühl, t 1516 Würzburg.
*
Din-
M. immatrikulierte sich im Gründungsjahr der Univ. am 7. 8. 1472 in Ingolstadt und erwarb dort den Magister an der Artistenfak., in deren Konzil er am 17.3. 1481 aufgenommen wurde; 1480-84 ist er als Konventor der Drachenburse nachweisbar. Schon 1478 wurde er in die med. Fak. aufgenommen, war jedoch bis zu seiner Promotion zum Dr. med. (1483) weiterhin auch Mitglied der Artistenfak. (im SoSe 1482 hielt er die Vorlesung "Resumpcio phisicorum"). Danach erhielt er eine zunächst mit 55 fl., später mit 70 fl. dotierte med. Lektur. M. war 1484 Rektor und ab 1489 Kämmerer der Univ. Nachdem er sich schon 1484 erfolglos als Stadtarzt in Frankfurt beworben hatte, ging er 1497 nach Würzburg, wo er bis zu seinem Tod als Leibarzt des Fürstbischofs Lorenz von Bibra tätig war. In dieser Eigenschaft verfaßte er 1510 eine kurze, ausdrücklich an den "gemein man" gerichtete Abhandlung über Ursachen und Symptome der Pest mit diätetischen Anweisungen für Kranke und Gesunde. Wer seine Ausführungen über die "yetzt regierende kranckheyt" bezweifle und Genaueres wissen wolle, heißt es in der für die "gelerten erfam Ertzten" werbenden Schrift abschließend, der ,,kum zu mir obgenanten Johan Megerßheymern will ich jm klerlich anzeygen wie und wo yeglichs gegrundt und beschriben ist". Q BSB, Oefeleana 2, V (A. F. Oefele, Elenchus quorundam Bavariorum Medicorum).
WEin kurtze gegrundte vntherrichtung vnd erklerung der gemeynen kranckheyt die der zeyt vil menschen betruebt, Würzburg 1510 (BSB, Rar. 1589, 11). L F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 96; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis. Pars prior, Ingolstadt 1772, 6; Mederer I 24 f. u. ö.; Prantl I 76 u. ö.; Matrikel LMU; Seifert, Statuten 505 u. ö.; Buzas-Resch II 11; Liess 122 u. ö.; Schöner 484. H. Zedelmaier
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Meglin - Meindl
Meglin (Mechelinus, Megglin, Mögelin), Joachim, SJ, * 12.11. 1570 Appenzell, t 4. 4.1632 Eichstätt. V Joachim,' ca. 1527. t 1590. Landamman.
Seine Gymnasialbildung erhielt M. 1582-86 am Jesuitenkolleg in Fribourg und 1586/87 in Dillingen, wo er nach Abschluß der Humanität am 29. 7. 1587 in die Societas Jesu aufgenommen wurde. Nach dem Noviziat in München, anderthalb Jahren Rhetorikklasse in Augsburg und dem ordensüblichen phi!. Dreijahreskurs (1590-93) an der Univ. Ingolstadt unterrichtete M. dort am Gymnasium 1594-96 die Humanität und 1596-98 Rhetorik, zeitweilig auch Griechisch. Während des theo!. Studiums in Dillingen (1598-1601) am 23. 12. 1600 in Augsburg zum Priester geweiht, weilte M. anschließend 1601-05 als Prof. der Rhetorik und 1603-05 zusätzlich auch als Schulpräfekt in Luzem, dann 1605/06 im Tertiat in Ebersberg, und von 1606 an als Prediger in Fribourg. Hier legte er am 9. 12. 1607 die drei Gelübde ab und trat anderntags das Rektorat des Kollegs an, das er bis Mitte 1613 innehatte. Gleichzeitig behielt er sein Predigeramt bei. Im September 1615 endgültig abberufen. kam M. Ende des Jahres nach München, wo er 1616-18 als Gymnasialpräfekt amtierte und an der - im Druck nie veröffentlichten - "Historia Bavariae" seines Ordensbruders Matthäus Rader mitarbeitete. Von 1619 bis zu seinem Tod wirkte er als Domprediger in Eichstätt. - Als Kanzelredner war M. überaus beliebt; seine Abberufung aus Fribourg verstimmte den dortigen Rat dermaßen, daß er der Gesellschaft Jesu vorübergehend Predigtverbot erteilte. Allerdings leistete M. auch dem in der Eichstätter Diözese seinerzeit heftig grassierenden Hexenwahn Vorschub. L Prant! I 443; W. Bauer. Aus dem Diarium Gymnasii SJ Monacensis. München 1878. 29; Romstöck 229 u. ö.; J. Denk, Beiträge zur Geschichte des JesuitenGymnasiums in Ingolstadt, in: SHVI 23 (1898) 16; F. S. Romstöck, Zur Statistik des Jesuitenkollegs in Eichstätt, in: SHVE 16 (1901) 58 f., 20 (1905) 32; Duhr lI/I 292. 11/2 6 f. u. ö.; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. von T. Specht, Dillingen 1909. I; HistorischBiographisches Lexikon der Schweiz. Bd. 5. Neuenburg 1929. 64; Huwiler 209; 400 Jahre Wilhelms-Gymnasium. Festschrift zur 4oo-Jahr-Feier des WilhelmsGymnasiums 1559-1959. München 1959,39; Gerl271; Studhalter 182 u. ö.; Strobel 179 ff. u. ö.; Popp 192 f.; W. Behringer. Hexenverfolgung in Bayern. Volksrnagie. Glaubenseifer und Staatsräson in der Frühen Neuzeit, München 31997, 204; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre' 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993. 104 u. ö.; A. Schmid (Hg.), P. Matthäus Rader SJ. Bd. 1: 1595-1612. München 1995, 170 u. ö. U. Neumann
Meichsner (Scherdinger), Wolfgang. M., der Schärding als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 23. 4. 1520 an der Univ. Ingolstadt und promovierte im Dezember 1522 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1525 zum Magister. Am 12. 3. 1525 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen. Kurz darauf begann er das Med.studium. Nach der Neuorganisation der artistischen Lehrverfassung mit der Einführung von besoldeten Fachlekturen scheint sich M. vorerst seinen Lebensunterhalt als Privatpräzeptor verdient zu haben. Im WiSe 1526/27 ist er als einer der Prüfer der Bakkalaureanden belegt, am 2. I. 1528 bewarb er sich vergebens um das Pädagogium, in welchem den Anfangern nötigenfalls noch Sprachunterricht erteilt wurde. Trotzdem scheint er zum engeren Kreis der Artistenfak. gehört zu haben. Immerhin war er auch ohne Lektur Mitglied von deren Konzil, denn am 12. 10. 1530 wurde er aus diesem wegen einer Verbalinjurie gegen Marcus Miller bis zur Entschuldigung ausgeschlossen. Am 5. 7. 1531 erhielt M. endlich eine besoldete Lektur, und zwar die Dialektik nach Petrus Hispanus. Diese wird er wohl bis etwa Oktober 1533 versehen haben. Am I. 10. 1533 promovierte er zum Dr. der Med. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM. D III 6, GG 111/22, 0 IV 2. L Mederer I 149; Seifert. Statuten 488; Seifert 135; Liess 164. C. Schöner
Meindl (Maindl), Christoph, SJ, * 12. I. oder 12.7. 1628 Moosburg, t 5. 5. 1690 Augsburg. M. trat am 3. 8. 1645 dem Jesuitenorden bei und absolvierte seine phi!. (1647-50) und nach zwischenzeitlicher Lehrtätigkeit in Landshut - theo!. (1654-58) Studien in Ingolstadt. 1656 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. 1662/63 versah M. an der Univ. Ingolstadt die Professur für Ethik, anschließend hielt er an der Univ. Dillingen 1663-66 den dreijährigen phi!. Kurs. Auch in der Schweiz dozierte er: in Fribourg zwei Jahre Polemik (1666-68), in Luzem drei Jahre scholastische Theo!. (1668-71). Im Oktober 1671 kehrte er nach Dillingen zurück, wo ihm der Dr. theo!. verliehen wurde. Zunächst lehrte er dort 1671-74 scholastische Theo!., 1674-78 fungierte er als Rektor des Jesuitenkollegs und der Univ. 1678 gab er diese Ämter auf und war bis zu seinem Tod als Beichtvater des Augsburger Bischofs Johann Christoph von Freyberg tätig. W Disputatio physica de principiis physicis corporis naturalis. causis et magia (Praes.; Resp.: H. A. Langen-
Meindl - Mendler mantel), Augsburg 1661; Theses theologicae de Deo (Praes.; Resp.: I. Stuber), Dillingen 1673. L Romstöck 230 f.; Specht, Rektoren 52 f.; Sommervogel V 871; Specht 271 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 272; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 164 ff. E. Droß
Meiting (Meitting, Meitinger), Hieronymus, * Augsburg, t 17. 2. 1558.
M. studierte in Leipzig (immatrikuliert im SoSe 1510) und erwarb dort am 28. 12. 1513 den Grad eines Magister artium. An der Univ. Ingolstadt immatrikulierte er sich am 26. 2. 1516 als ,,Augustensis c1ericus". 1519 war er kurzzeitig als Prediger in Eichstätt tätig und hielt ab Dezember 1519 in Ingolstadt vorübergehend als Nichtordinarius Vorlesungen an der jur. Fak. über die Institutionen ("Iectio pomeridiana"), wie lange, ist nicht bekannt. Nach seiner Ingolstädter Zeit war M. als Rat des Erzbischofs von Salzburg, als Domherr zu Passau und 1536-58 als Bischof von Chiemsee tätig. In dieser Eigenschaft nahm er 1537 an der Salzburger Synode, 1549 am Salzburger Provinzialkonzil und vorn 25. 1.-19. 3. 1552 auch am Konzil von Trient teil. M. besuchte ferner die Reichstage von Nürnberg (1542), Worrns (1545) und Augsburg (1550). Als Todesdatum für M. wird auch August oder September 1557 genannt. L Mederer I 94; J. Rauchenbichler, Reihenfolge der Bischöfe von Chiemsee, in: M. v. Deutinger (Hg.), Bey träge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbisthums München und Freising, Bd. I, München 1850,224 f.; Prantl I 188; G. Erler (Hg.), Die Matrikel der Univ. Leipzig, Bd. I, Leipzig 1895, 503, Bd. 2, ebd., 470 u. ö.; G. van Gulik/C. Eubel (Hg.), Hierarchia catholica medii et recentioris aevi, Bd. 3, Editio altera (quam curavit L. Schmitz-Kallenberg), Münster 1923, 165; T. Neuhofer, Gabriel von Eyb. Fürstbischof von Eichstätt 1455-1535. Ein Lebensbild aus der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Eichstätt 1934, 110; Matrikel LMU; Wolff 270 u. ö.; E. Naimer, Das Bistum Chiemsee in der Neuzeit, Rosenheim 1990, 70 u. ö.; Gatz I 466. H. Zedelmaier
Mendel (Mandl, Mändl) von Steinfels, Christoph, * Steinfels (Oberpfalz), t 4. oder 5.5. 1508 Salzburg (?), D Salzburg, Dorn. V Erhard, M Magdalena Plankenfels von Hohentreswitz, t nach 1455.
M. stammte aus jener Seitenlinie eines Nürnberger Ratsgeschlechts, die zu den wichtigsten oberpfälzischen Eisenharnrnerunternehmern gehörte. Sein Vater war von Kaiser Friedrich III. in den Ritterstand erhoben worden. M., 1463 an der Univ. Leipzig immatrikuliert, graduierte lS*
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dort zum Bakkalaureus der artes (1464) und zum Magister artium (1466). Lizenz und Doktorat im Zivilrecht erwarb er in Pavia. Am 31. 5. 1472 wurde M. "ordinarius in institutionibus" an der Univ. Ingolstadt und gehörte damit zu den ersten fünf Prof. der jur. Fak. Von dieser zivilistischen Anfangslektur, die er 1472/ 73 versah, stieg er auf zur Pandekten- (zweiter zivilistischer Ordinarius; 1473/74) und schließlich zur Kodexlektur (erster zivilistischer Ordinarius; 1474-79). Am 25. 7. 1472 wurde er zum ersten Rektor der eben eröffneten Univ. Ingolstadt gewählt und amtierte bis April 1473. Im WiSe 1476/77 fungierte er nochmals als Rektor, 1472-76 auch als Kämmerer der Univ. 1479 verließ M. seine Ingolstädter Professur; seine weitere Karriere machte er zunächst in Diensten des Eichstätter Bischofs Wilhelm von Reichenau, der als Diözesanbischof und Kanzler der Univ. eng verbunden war. 1475 schon begegnet M. als bischöflicher Offizial, 1479/80 als Domherr, 1481 schließlich als Generalvikar in Eichstätt. Daneben war er Domherr auch in Augsburg, Inhaber zahlreicher Pfarrpfründen (z.B. St. Moritz zu Ingolstadt) und den niederbayer. Herzögen als Diplomat verbunden. 1496/97 bemühte sich M. vergeblich um die Nachfolge Bischof Wilhe1ms in Eichstätt und geriet deswegen mit dem neugewählten Bischof Gabriel von Eyb in Streit. Seiner Eichstätter Ämter enthoben, ging er nach Salzburg, wo er 1499 Kanzler des Erzbischofs und 1502 Bischof von Chiemsee wurde. L Prantl I 506; T. Neuhofer, Gabriel von Eyb, Fürstbischof von Eichstätt 1455-1535, in: SHVE 48 (1933) 53-141; Matrikel LMU 1/1, Tafel 3 (P); K. Simbeck, C. M. v.S., der erste Rector Magnificus der bayer. Landesuniv., in: Die Oberpfalz 29 (1935) 270-74, 303-06; Boehm/Spörl, LMU 103 (P); Seifert, Statuten 16 u. ö.; Wolff 17-24 u. ö.; G. May, Die deutschen Bischöfe angesichts der Glaubensspaltung des 16. Jh., Wien 1983, 463; M. Fink-Lang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985,294 u. ö.; E. Naimer, Das Bistum Chiemsee in der Neuzeit, Rosenheim 1990, 14 f.; A. Sottili, Lauree Pavesi nella seconda meta dei '400, Bd. I, Bologna 1995,178ff.;GatzI467. P Stifterbild in der ältesten Univ.matrikel der Univ. Ingolstadt, UAM, D V 2. R. Stauber
Mendler (Mändler), Christoph, SJ, * 14.4.1601 Augsburg, t 7. 2. 1670 Innsbruck. V Johann, Arzt, t vor 1615.
1615 wurde M. als Syntaxista in Dillingen immatrikuliert, absolvierte seine höheren Studien (Phil. und Theol.) jedoch in Ingolstadt. Als Magister und Priester trat er am 11. 5. 1628 in den Jesuitenorden ein. Zunächst mit der Lehre
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Mendler - Menzel
der Grammatik und dann ab 1632 der Phil. in Ingolstadt betraut, wechselte er 1635 als Subminister und Vizerektor (1636/37) an das Münchener Kolleg, wo er 1638 Moraltheol. lehrte. 1638 wirkte er als Prof. Casuum und Studienpräfekt in Hall. Am 26. 11. 1639 karn er als Theologe des römischen Nuntius nach Luzern. Nach seiner Profeß arn 31. 7. 1640 wirkte er dort 1641-43 als Rektor und lehrte zugleich 1641/42 Moraltheo!. 1643-46 kehrte er in gleicher Eigenschaft nach Ingolstadt zurück; anschließend übernahm er die moraltheo!. Professur in Konstanz. 1650-53 und erneut 1656-59 übte er das Rektorat des Innsbrucker Kollegs aus. Bei dieser Gelegenheit lernte er Erzherzog Ferdinand Karl näher kennen und wurde dessen Beichtvater. Das phil. und moraltheo!. Werk von M. ist schmal und wenig eigenständig, seine Hauptleistung lag in der Lehre. Q BSB, c1m 24966. W Doctrina logica, Ingolstadt 1632; Disputatio philosophica de scientia et ignorantia (Praes.; Resp.: J. F Paumbgarten), Ingolstadt 1634; Theologia moralis de sacramento matrimonii (Praes.; Resp.: A. Scheublin), Konstanz 1648.
letzten Lebensjahre verbrachte M., wegen Krankheit von allen Ämtern befreit, in Ebersberg. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, 0
145, Annales Collegii Monachiensis 1574-1708,0 VI 1,627,0 XI 2817, 42, 43; DAE, B 186, Summarium de variis rebus Collegii Ingolstadiensis 1548-1671, 153 u. ö.; Stadtarchiv Augsburg, RS Jesuiten 45, Schülerliste des Jesuitengymnasiums Augsburg 1582-1605; Studienbibliothek Dillingen, Xy'226, Acta Universitatis Dilinganae, Bd. 2: 1632-1716; UAM, 0 I 4, 260 u. ö.; Univ.bibliothek Fribourg, L 95, Annales Collegii Augustani SJ, 1607 ff. W Disputatio philosophica de permanentia rerum naturalium (Praes.; Resp.: E. v. Asch), Ingolstadt 1622. Ungedruckt: Commentarii in Aristotelis universam 10gicam, in VIII libros physicorum et IV de coelo; De generatione et corruptione; De meteoris; Metaphysica; De anima, 1620-22 (BSB, c1m 4824 a, b, c1m 4825 a, b).
L Prantl I 433; Sommervogel V 905; Romstöck 826 (W); Schaff 79; Matrikel LMU; Gerl271; Popp 195 ff. M. Fink-Lang
L Romstöck 232 f. (W); Sommervogel IX 668 (W); Duhr IIII 204 u. ö.; Gröber 292; Matrikel LMU; Gerl 273; Strobel 142 f.; Studhalter 275-78.
Menzel, Albert, * Ingolstadt, t 9. 7. 1632 Ingolstadt, Cl) Anna Schobinger, t 1627.
W. Weber
V Philipp, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Elisabeth Peysser.
Mener (Mehner), Andreas, SJ, * 30. 11. 1590 Hohenreichen, t 23. 12. 1655 München.
Nach dem Besuch des Augsburger Jesuitengymnasiums 1602-07 trat M. arn 7. 3. 1607 in Landsberg ins Noviziat der Societas Jesu ein. 1610 kehrte er als Rhetorikstudent nach Augsburg zurück und arbeitete daneben als Katechet in Friedberg. 1612-14 studierte er in Ingolstadt die phi!. Fächer und schloß 1615 mit der Verteidigung der gedruckten Thesen ab; 1614 wird er als Grammatiker arn akad. Gymnasium Ingolstadt erwähnt. Gleichfalls in Ingolstadt studierte M. 1615-19 Theo!., arn 16. 3. 1619 empfing er die Priesterweihe. 1619-22 lehrte er als Prof. an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt. Von seiner Lehrtätigkeit sind seine AristotelesKommentare handschriftlich überliefert. Nach dem Tertiat in Ebersberg wurde er für Predigtund Seelsorgeaufgaben eingesetzt. 1625 war M. Präses der Marianischen Kongregation in München, 1629 ging er als Prediger nach Dillingen, 1631 nach München zu St. Michael. 1633 wirkte er als Präses der Bürgerkongregation in Burghausen, wo er 1641-43 dem Jesuitenkolleg als Rektor vorstand. 1644-47 war M. Prediger und Beichtvater in Amberg, anschließend Spiritual und Beichtvater in Dillingen, wo er 1647 Regens des St. Hieronymus-Kollegs wurde. Die
M. verbrachte Kindheit und Jugend in Ingolstadt und studierte nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums an der Univ. seiner Heimatstadt seit 1583; Promotionsort und -zeit sind ungewiß. 1603 übernahm er den Lehrstuhl für praktische Med. an der Univ. Ingolstadt und wirkte zugleich als Leibarzt Wolfgangs von Bayern. Er vervollständigte und publizierte das von seinem Vater erstellte Herbarium und ließ 1618 ein Werk über die Flora Ingolstadts im Druck erscheinen. Seine Bibliographie verzeichnet neben mehreren Diss. (Traktate) nur wenige Publikationen. M., Vater von acht Kindern und mit dem Hof Oberpachern im Donaumoos begütert, starb an Typhus. W Conc1usiones medicae de phlebotomia, Ingolstadt 1608; Disputatio medica de dolore, Ingolstadt 1611; Synonyma plantarum, seu simplicium, ut vocant, circa Ingolstadium sponte nascentium, cum designatione 10corum et temporum, quibus vigent et florent ... collecta, Ingolstadt 1618; De hydrope seu aqua intercute, Ingolstadt 1629. L DBA; DBA N. F; Mederer II 82 u. ö.; Prantl I 432, II 500; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte IV 167 f.; E. Eder, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen 1967, 9-16; Seifert, Statuten 353 u. Ö. R. A. Müller
Menzel - Menzinger Menzel, Leo, * Ingolstadt, t 27. 4. 1633 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, St. Moritz. V PhiJipp, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Elisabeth Peysser.
M. absolvierte sein Studium bis zur Erlangung des Magistergrades an der Univ. Ingolstadt. Einern weiteren Jahr an der theo!. Fak. schlossen sich 1608-1612 theo!. Studien in Rom am Collegium Germanicum an. Auf der Rückreise wurde er in Bologna zum Dr. theo!. promoviert. Noch im selben Jahr rückte M. auf den zuvor von Adam Gerick versehenen kontroverstheo!. Lehrstuhl in Ingolstadt. In der Folge kumulierte er Ämter und Würden: Im SoSe 1614 stand er der Univ. erstmals als Rektor vor; dieses Amt bekleidete er insgesamt fünfzehnmal, zuletzt im SoSe 1632. Zu Beginn des WiSe 1619 konnte M., der spätestens seit 1615 Kanonikus von St. Jakob und St. Tiburtius in Straubing war, auf die höher dotierte Exegeseprofessur wechseln und übernahm damit die Pfarrei St. Moritz in Ingolstadt. In seiner langen Laufbahn an der Univ. war er ferner einmal Vizerektor und sechs mal Dekan der theo!. Fak. Terminus ante quem seiner Ernennung zum geistlichen Rat des Bischofs von Eichstätt und des bayer. Kurfürsten ist 1623. Die hohe Wertschätzung, die M. bei Maximilian I. genoß, kam auch darin zum Ausdruck, daß er es war, der anläßlich des Todes Herzogs Wilhelms 1626 die Leichenrede hielt. Bei seinem eigenen Tode vermachte M. sein beträchtliches Vermögen der Pfarrkirche von St. Moritz. Die Mittel wurden zur Einrichtung eines Benifiziums genutzt und zur Herstellung der großen Moritzglocke verwendet, die eine Würdigung und das Wappen des Stifters trägt. Weniger groß war die literarische Hinterlassenschaft von M: lediglich einige Schriften aus seiner Zeit als Kontroverstheologe. Q DAE, BAE B 186; BayHStAM, GL 1482/1 12,24; BSB, c1m 2113; UAM, GO III/ll I, GG 11 Nr. 328. W De verbo Dei non scripto, seu de traditionibus, Ingolstadt 1615; De sancta incarnationis mysterio, Ingolstadt 1617. L DBA (W); DBA N. E; Mederer 11 267 u. ö.; Kobolt 447 (W); L. Westenrieder, Denkschrift auf Johann Nepomuk Mederer, in: Beyträge zur vaterländischen Historie 9 (1812) 101; Kobolt, Erg. 375; Prant! 11 497; Geschichte der uralten SI. Moritz-Stadtpfarre in Ingolstadt, in: Unterhaltungsbl. der Ingolstädter Zeitung Nr. I (6. I. 1873) 2, Nr. 14 (6. 4. 1874) 56, Nr. 45 (10. 11. 1873) 180; Hurter 742; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836) in: SHVI 45 (1926) 88 ff.; Ders., SI. Moritz in Ingolstadt, Kirche und pfarrei: auf Grund urkundlicher Quellen dargestellt, in: SHVI 47 (1928) 68 f.; Matrikel LMU; BoehmlSpörl, LMU 163 (P); Buzas 60. P Ölgemälde, pfarrhaus SI. Moritz Ingolstadl. K. Faußner/R. Larsson-Folger
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Menzel, Philipp, * 15. 10. 1546 Sandsee bei Pleinfeld, t 7. 4. 1613 Ingolstadt, DIngolstadt, Franziskanerkirche, CD 1576 Elisabeth Peysser, t 13.11. 1608. V Heinrich, fürstbischöflicher Kastner.
M. immatrikulierte sich 1561 an der Univ. Ingolstadt. Nach dem Artes-Studium setzte er seine Ausbildung an der med. Fak. fort, an der er 1567 über das Thema "De cibo et potu theses" disputierte. Ein Jahr später erhielt er eine Lektur für Poetik an der phi!. Fak.; aufgrund seines poetischen Werkes wurde er 1571 als erster Ingolstädter Dozent zum "poeta laureatus" gekrönt. Im gleichen Jahr nahm er das Med.studium in Italien auf, anfangs in Padua. Schließlich wurde er wohl 1573 an der Univ. Bologna zum Dr. med. promoviert. 1574 übernahm er eine med. LehrkanzeI an der Univ. Ingolstadt, die er bis zu seinem Tod innehatte. Er widmete sich vornehmlich der pathologischen Anatomie sowie der Botanik; zeitweise war M., der eine große Praxis unterhielt, aufgrund der häufigen Abwesenheit von Cyriacus Lutz einziger akad. Lehrer der Fak. Seine Kompetenz führte dazu, daß er u. a. zur Behandlung des Herzogs an den Münchener Hof berufen wurde, doch er übernahm keine Leibarztposition, sondern verblieb an der Univ., als deren Rektor er im WiSe 1575 amtierte. Seine Söhne Albert und Leo übernahmen ebenfalls Lehrkanzeln in Ingolstadt. W Theses de venae sectione (Praes.; Resp.: M. Neumair), Ingolstadt 1575; Carminum libri quatuor, Ingolstadt 1596. L DBA; Mederer I 260 u. ö., 11 16 u. ö.; A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes quos Eichstadium vel genuit ve1 aluit, Eichstätt 1799, 319-22; Prant! I 430; Matrikel LMU; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte IV 167; E. Eder, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundarn Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen 1967, 17-31; Seifert, Statuten, 267 f.; Seifert 248 u. ö.; Liess 143 ff.; HdBG 11 904. R. A. Müller
Menzinger (Mensinger), Johannes, (?) Freising, t um 1540 (?).
* um 1508
M. immatrikulierte sich im SoSe 1522 an der Univ. Leipzig. Zu seinen Lehrern zählte Petrus Mosellanus. Nachdem er im WiSe 1525 den Magistergrad erworben hatte, unterrichtete er im Leipziger Artesstudium, wechselte im Herbst 1530 aber an die Artistenfak. in Ingolstadt (Immatrikulation: 24. 9., zusammen mit seinem Bruder Wolfgang). Vorn WiSe 1531/32 bis zum WiSe 1535/36 gehörte M., der am 6. 3. 1531 ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen worden war, dem Fak.konzil an
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Menzinger - Michl
und war im SoSe 1534 Dekan. Ausdrücklich als Beitrag zur Reform der Studien brachte er 1532 zusammen mit einer Schrift des Mosellanus Konrad Celtis' "Epitoma in utramque Ciceronis rhetoricam" samt der Brieflehre in einer gründlich revidierten Fassung neu heraus. Für Celtis' rhetorisches Lehrbuch, vor allem für die häufig aufgelegte Brieflehre, wurde die Ausgabe von M. zur Grundlage der gesamten weiteren Druckgeschichte. Neben seiner Lehrtätigkeit bei den Artisten betrieb M. in Ingolstadt das Studium der Theo!., das er nach der Zulassung zum Bibelkurs (14. 3. 1534) und der Abhaltung der Sentenzenvorlesung (1535/36) 1536 mit dem Erwerb des Lizentiats (24. 10.) und schließlich des Dr.grades abschloß. Noch im selben Jahr soll er als Domprediger nach Mainz gegangen sein. W Hg.: Conradus Celtis, Epitome in rhetoricam Ciceronis vtranque et non inutile scribendarum Epistolarum compendium, Ingolstadt 1532.
L DBA; Mederer I 156 u. ö.; Prantl I 212; Matrikel LMU; Seifert, Statuten 487; Kausch 229 u. ö.; F. 1. Worstbrock, Die Brieflehre des Konrad Celtis, in: L. Grenzmann u. a. (Hg.), Philologie a!s Kulturwissenschaft. Festschrift für Karl Stackmann, Göttingen 1987, 261-65.
F. J. Worstbrock
* Prag. M. studierte ab 1587 in Ingolstadt zunächst Phi!., kurz Med. und schließlich Theo!. M. empfing 1595 in der Ingolstädter Liebfrauenkirche die Priesterweihe, wie aus einem Widmungsgedicht einiger Augustiner-Chorherren aus Kloster Rohr, wo M. 1593 als Lehrer tätig gewesen sein soll, hervorgeht. Nach kurzer Tätigkeit als Subregens wurde er am 20. 11. 1595 Regens des Georgianums, 1596 wurde ihm nach dem Erwerb des theo!. Lizentiats an der Univ. in der Nachfolge von Georg Everhard die Professur für Moraltheo!. übertragen. Nachdem eine landesherrliche Visitation Unregelmäßigkeiten in der Rechnungsführung ergeben hatte, mußte M. das Amt des Regens und die Professur aufgeben und übernahm 1598 - im selben Jahr wurde er zum Dr. theo!. promoviert - die im Bistum Passau gelegene Pfarrei Hofkirchen. Michael, Veit,
Q UAM, GG IWH, B IV 1. W Carmina gratulationis ergo inscripta Geo. Pipano Polono, cum 4. Id. Sept. in Ingolstad. Academia AA.LL. et philos. suprema laurea cendecoraretur, Ingolstadt 1590; Carmina gratulationis ergo a variis acutoribus inscripta philos. candidatis, cum III. Non. Sept. 1591 in Ingolstad. Acad. suprema AA.LL. et phi\. laurea condecoraretur, Ingolstadt 1591; Acc1amatio heroica in nuptias D. Leonardi a Memming in Kirchperg juxta Puelach, Ratznhouen et Satlberg ... et Mariae
Magda!. a Closen celebrandas 15. Ca!. Martii ao. 1593, Ingolstadt 1593; Disputatio theologica de statu beatorum, Ingolstadt 1596. L DBA; Mederer II 143 u. ö.; Schmid 97; Seifert 477 f.; Real 191 u. ö. ; Kausch 50. M. Schütz
Michl, Anton, * 23. t 12. 3. 1813 Landshut.
4. 1753 Ebersberg,
V Wirt.
M. kam bereits in jungen Jahren nach Freising, wo er das dortige Gymnasium und Lyzeum besuchte, ehe er am 1. 6. 1776 die Priesterweihe empfing. Zur Fortsetzung seiner Studien begab er sich sodann nach Ingolstadt (1776-79), wo er Rechtswissenschaft und Kirchengeschichte studierte, in Phi!. promovierte und in Jur. die Lizentiatenwürde bekam. Trotz bischöflicher Zusicherung erhielt er zunächst keine Anstellung und kam deshalb für zwei Jahre in das Priesterhaus nach Dorfen, ehe er Pfarrprovisor in Miesbach wurde. Schließlich erhielt er eine Hofmeisterstelle bei den Freiherren von WeIden, wurde dann fürstlicher Hofkaplan und 1784 Direktor des bischöflichen Alumnats. Hoffnungen auf Erlangung einer Professur für Kirchenrecht in München oder Amberg zerschlugen sich. Einen Ruf als Hofprediger nach Stuttgart lehnte er ab, übernahm jedoch eine Hofmeisterstelle bei den Grafen von Lösch in Burghausen. 1788 wurde er Kooperator zu Hohenkarnrner, 1789 zu Eiespach bei Dachau, 1791 Pfarrer von Randelsried bei Altomünster, wo er einer Diebesbande zum Opfer fiel und gänzlich ausgeplündert wurde. Dies bestimmte ihn, Landseelsorge und Landwirtschaft aufzugeben. Daß M. Schwierigkeiten bei der Stellenzuweisung hatte bzw. hinter seinen Möglichkeiten bleibende Aufgaben wahrnahm, hing wohl mit seiner prominenten Stellung im Geheimbund der Illuminaten (Decknamen: Solon, Belvedere) zusarnrnen. 1799, als zu Beginn der Ära Montgelas eine ganze Reihe ehemaliger Illuminaten rehabilitiert wurde, wurde er als o. Prof. für Kirchenrecht und Kirchengeschichte an die Univ. Ingolstadt berufen und gehörte in deren Landshuter Epoche der Sektion Rechtskunde an; 1802 war er Dekan dieser Sektion. Als Lehrer und Schriftsteller erwarb er sich hier allgemeine Achtung. Die kg!. Akad. der Wissenschaften zu München rief ihn als Mitglied in ihre Reihen. Seine zahlreichen Schriften erweisen ihn als gelehrten, vorurteilsfreien, redlichen und rechtlichen Mann, der sich auf dem Felde der Homiletik, der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts einen Namen gemacht hatte. In seinem "Kirchenrecht für Katholiken und Protestanten" (1809) liegt die Be-
Michl - Milbiller deutung von M. für die Literatur. Vom streng wissenschaftlichen Standpunkte sehr schwach, traf es den für jene Zeit passenden Ton: einerseits ganz objektiv die ,josephinischen" Grundsätze wiederzugeben und andererseits auch das "curialistische Recht darzustellen" (Schulte). Dieses Lehrbuch bestimmte für mehrere Jahrzehnte den universitären Lehrbetrieb, aber auch die staatliche Verwaltung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. W Abhandlung von der Macht der Bischöfe in Ehesachen, besonders in Teutschland, Frankfurt-Leipzig 1782; Predigten für das gemeine Volk, nebst einer Vorrede von sittlicher Bildung der Jugend für Geistliche, 2 Tle., München 1782, 21786, 31788-91; Erklärung der sonntäglichen Evangelien in kurzen Predigten für das Landvolk, 2 Tle., München 1790; Gelegenheitliche Festpredigten zum Gebrauche der Landgeistlichen, 0.0. 1795; Erklärung der festtäglichen Evangelien in kurzen Predigten für das Landvolk, 3 Bde., 0.0. 1795; Kurze Übersicht des kath. Kirchenrechts, Landshut 1805; Christliche Kirchengeschichte, 2 Bde., München 1807-11; Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten mit Hinsicht auf den Code Napoleon und die Bayr. Landesgesetze, München 1809 (1816 neu hg. E G. Wiedemann). L ADB XXI 698 f.; DBA; DBA N. E; Baader, Verstorb. 1/2 39 ff. (W); Akad. Dankfest auf der baier. Ludwigs- und Maximilians-Univ. zu Landshut gefeiert den 4., 5., 6., 7. Sommermonats 1802 mit den bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden, Landshut 1802, 13 u. ö.; Permaneder 180 f.; E X. KrülI, Dem Andenken des A. M., Landshut 1813; Prantl I 666 u. ö., 11 518; J. E v. Schulte, Die Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, Bd. 3/1, Stuttgart 1880, 297 f.; Matrikel LMU; Resch-Buzas I 28 u. Ö., VII 20; Müller 344 u. ö.; H. Schüttier, Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776-1787/93, München 1991, 104 f.; Schwaiger 107 u. Ö. E. M. Buxbaum
Milbiller, Joseph Anton, * 5. 10. 1753 München, t 28. 5. 1816 Landshut. V Johannes Matthäus, Hofkammerkanzlist, M Maria Magdalena Heingartmayr, * Haag, CD 1752.
Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums (1764-70) in seiner Heimatstadt studierte M. zunächst am dortigen Lyzeum zwei Jahre Phil. und Theol., wobei er den Grad eines Magister artium erwarb. Zum Studienjahr 1772/73 wechselte er an die bayer. Landesuniv. nach Ingolstadt, wo er neben theol. auch jur. Vorlesungen - u. a. bei Adam Weishaupt - hörte. Wahrscheinlich seit 1776 hielt sich M. zur Ausbildung als Säkularkleriker im Priesterhaus des Bistums Freising in Dorfen auf. 1778 erfolgte in Freising die Priesterweihe. Statt sich um eine Pfarrstelle zu bemühen, schlug M. jedoch in der Folge die Laufbahn eines freien Schriftstellers ein. Nachdem er bereits mit seinen ersten Publikationen, etwa den 1777 erschiene-
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nen ordenskritischen ,,Nachrichten von Klostersachen", für Aufsehen gesorgt hatte, gab er seit 1779 zusammen mit seinem lebenslangen Freund Ignaz Schmid sowie anfangs auch mit Sebastian von Rittershausen die Monatsschrift "Der Zuschauer in Baiern" heraus, die dank ihrer frech-satirischen, bisweilen auch polemischen Schreibweise großen Erfolg im süddeutschen Raum hatte, Ende 1782 aber von der bayer. Zensur verboten wurde. Dessen ungeachtet betätigte sich M. - meist zusammen mit Schmid - auch in den nächsten Jahren als Herausgeber aufklärerischer Periodika. Im Zuge des immer schärferen Vorgehens der bayer. Behörden gegen mißliebige Aufklärerzirkel Mitte der 1780er Jahre wurde M. jedoch im Frühjahr 1785 unter der Beschuldigung, ausländische Publizisten mit Informationen über die politischen und kulturellen Verhältnisse im Kurfürstentum Bayern versorgt zu haben, aus München ausgewiesen. Er trat daraufhin eine Studienreise an, die ihn über Altdorf, Erlangen und Leipzig nach Halle führte. Dort widmete er sich unter der Anleitung des ev. Theologen und Historikers Johann Salomo Semler insbesondere dem Studium der Geschichte. Bereits zu Beginn des folgenden Jahres begegnet M. in Passau, wo er am 26. 1. 1786 als Prof. für Poesie - und später auch Reichsgeschichte - mit einem Gehalt von 300 Gulden an der im Geiste der Aufklärung neu strukturierten Hochschule des Fürstbistums angestellt wurde. Während der folgenden Jahre verfaßte M., der 1790/91 vom Fürstbischof auch zur publizistischen Verteidigung des Passauer Rechtsstandpunkts im Streit um die von Joseph 11. 1783 angeordnete Diözesanabtrennung herangezogen wurde, eine Reihe vielgelesener historischer Gesamtdarstellungen. Diese literarisch äußert produktive Phase fand im Herbst 1794 ein abruptes Ende, als M. infolge der um sich greifenden Furcht vor revolutionären Umtrieben als vermeintlicher Jakobiner denunziert und am 14. 9. 1794 seines Amts enthoben sowie des Landes verwiesen wurde. Erneut heimatlos geworden, ließ er sich nunmehr in Wien nieder, um seinen Lebensunterhalt fortan mit der Publikation populärer Geschichtswerke insbesondere zur deutschen Geschichte zu verdienen. Diesen historiographischen Leistungen sowie seiner aufgeklärten Haltung hatte er es auch zu verdanken, daß ihn am 19. 10. 1799 die neue bayer. Regierung unter dem leitenden Minister Maximilian Graf von Montgelas als o. Prof. für Geschichte mit einem Gehalt von 600 Gulden an die gerade reformierte Univ. Ingolstadt berief. Schon am 11. 12. 1799 nahm M., dem am 7. 12. zur Erfüllung der formalen Voraussetzungen noch die phil. und die theol. Dr. würde verliehen worden waren, seine Lehrtätigkeit mit einer
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Milbiller
programmatischen Antrittsvorlesung über das "Ideal einer Geschichte der deutschen Nation in phi\. Hinsicht" auf. Im einzelnen las M., der auch dem Kameralinstitut angehörte, bis zu seinem Tod über Geographie, Geschichte der Deutschen, Statistik und europäische Staatengeschichte. Daneben übernahm er - zumindest in den Anfangsjahren - in Ingolstadt bzw. Landshut, wohin die Univ. 1800 transloziert worden war, auch immer wieder Aufgaben in der universitären Verwaltung. So gehörte M., dessen Gehalt zuletzt 1000 Gulden betragen sollte, turnusgemäß dem akad. Senat an. Von 1804 bis zum WiSe 1806/07 fungierte er zudem als Direktor der historischen Sektion und 1802-04 als Ephor des Georgianums. Dagegen soll er die Wahl zum Rektor der Univ., die ihn einmal traf, ebensowenig angenommen haben wie Rufe nach Königsberg bzw. Klagenfurt. Auch sonst hielten die Landshuter Jahre für M., der sich trotz seiner Zugehörigkeit zum Lager der Aufklärer aus den weltanschaulichen und persönlichen Kontroversen der Prof. weitgehend heraushielt, eine Reihe später Ehrungen bereit: Im SoSe 1803 gab er etwa dem Kronprinzen Ludwig Privatunterricht in Geschichte und Statistik, 1808 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Historische Klasse bei der Bayer. Akad. der Wissenschaften aufgenommen. Das recht umfangreiche Oeuvre von M. läßt sich grob in zwei Phasen einteilen. Während der ersten Jahre seines publizistischen Wirkens verfaßte er vornehmlich satirisch-kritische oder belehrende Schriften, die vom Gedankengut der ,,kath. Aufklärung" durchdrungen sind. Im Mittelpunkt stand stets - ungeachtet allen beißenden Spotts über vermeintliche Mißstände das Ringen um eine recht verstandene Religiosität: gegen ein äußerlich gewordenes, barockes Religionsverständnis setzte M. eine tiefempfundene, von allem Zierat gereinigte, verinnerlichte Religiosität, die - dem Ideal des Urchristentums folgend - auf einer moralisch-sittlichen Haltung basierte und sich im Gebot einer durchaus utilitaristisch verstandenen Nächstenliebe erfüllte. Trotz dieser im Kern religiösen Einstellung wurde M. des öfteren von traditionalistischen Kreisen als Freigeist verkannt und verfolgt. Nach der Ausweisung aus München verlagerte sich der Schwerpunkt seines literarischen Schaffens auf das Gebiet der Geschichtsschreibung, wobei er sich methodisch an der von den Göttinger Historikern Johann Christoph Gatterer und August Ludwig Schlözer geprägten "phi\. Geschichte" orientierte. Neben mehreren kirchengeschichtlichen Arbeiten, von denen die "Pragmatische Geschichte des Hildebrandismus" (1787) mit ihrer episkopalistischfebronianischen Stoßrichtung bei den Zeitgenossen die meiste Aufmerksamkeit fand, war
es vor allem die "Geschichte der Deutschen", der fortan das Hauptaugenmerk von M. galt. Als Fortsetzer der diesbezüglichen Werke von Johann Kaspar Riesbeck und insbesondere von Michael Ignaz Schmid, dem Hauptvertreter dieses Genres, war er an der Ausformung einer protonationalen Geschichtsschreibung beteiligt, die sich durch eine stärkere Akzentuierung der Kulturgeschichte sowie die Befreiung aus der jur. Fixierung der als Vorläuferin zu betrachtenden Reichsgeschichte auszeichnete und auf eine breite gebildete, aber nicht mehr primär gelehrte Leserschaft abzielte. Gerade in der Landshuter Zeit tat sich M. schließlich noch als Autor historischer Lehrbücher für den Schulunterricht hervor, die in Bayern teilweise bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in Gebrauch waren. Q BayHStAM, Mlnn 23420; UAM, E II 210. W [An.] Nachrichten von Klostersachen, 0.0. 1777; [an.] Sinzerus der Reformator, Frankfurt-Leipzig [Zürich] 1787 (Autorschaft von M. umstritten); Pragmatische Geschichte des Hildebrandismus, 2 Bde., Leipzig 1787; Skizze einer systematischen Geschichte des deutschen Reiches, Leipzig 1787; Geschichte der christlichen Religion und Kirche, 2 Bde., Zürich 1792/93; [an.] Kurze Bemerkungen eines unpartheyischen Ausländers über die im Jahre 1783 erfolgte Trennung der Paßauischen Döcese von den österreichischen Landen, o.O.uJ. [1790]; [an.] Die Fürsten haben kein Maiestäts-Recht, auf Kosten anderer Bisthümer eigene Landesbischöfe aufzustellen, Germanien 1790; Geschichte Deutschlands im achtzehnten Jh., 2 Bde., Zürich 1795; Allgemeine Geschichte der berühmtesten Königreiche und Freistaaten in und ausserhalb Europa, 1. Abt.: Engelland, 3 Bde., Leipzig 1797/98,2. Abt.: Die vereinigten nordamerikanischen Provinzen, 2 Bde., ebd. 1798/ 99, 3. Abt.: Die Schweiz, 2 Bde., ebd. 1800-04; Ideal einer Geschichte der deutschen Nation in phi!. Hinsicht, Ingolstadt 1800; Kurzgefaßte Geschichte von Baiern, München 1806, 8 1856 (auszugsweise Übersetzung ins Griechische 1841); Handbuch der Statistik der Europäischen Staaten, 2 Bde., Landshut 1811. - Fortsetzer: J. K. Riesbeck, Geschichte der Deutschen, Bd. 2-4, Zürich 1788-90; M. I. Schmidt, Geschichte der Deutschen, Bd. 12-22, Ulm-Wien 1797-1808 (mehrere Nachdrucke). - Hg.: (mit I. Schmid) Der Zuschauer in Baiern, 4 Bde., München 1779-82; (mit I. Schmid) Annalen der baier. Litteratur, 3 Bde., Nürnberg-Salzburg 1781-83 (Hg.schaft ungesichert); (mit I. Schmid) Münchner Stats-, gelehrte und vermischte Nachrichten aus Journalen, Zeitungen und Korrespondenzen übersezt und gesammelt, 3 Bde., München 1783-85; Der kath. Volkslehrer, eine periodische Schrift für das unstudirte Publikum, I Bd., Nürnberg 1785. L ADB XXI 728 f.; DBA; DBA N. E; Permaneder 3 u. ö.; Prantl I 692 f. u. Ö., II 523; Funk 7 u. ö.; E X. Eggersdorfer, Die Phi!.-Theo!. Hochschule in Passau. Dreihundert Jahre ihrer Geschichte, Passau 1933, 20227; Matrikel LMU; Geist und Gestalt Erg.-Bd. I, 102; H. GrassI, Aufbruch zur Romantik. Bayerns Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte 1765-85, München 1968, 224 u. ö.; Beckenbauer, Univ.prof. 62 ff. u. Ö. (P); D. Hildebrand, Das kulturelle Leben Bayerns im
Milbiller - Mittennaier letzten Viertel des 18. Jh. im Spiegel von drei bayer. Zs., München 1972,27-38 u. ö.; Leitschuh III 128; L. Hammermayer, Ingolstädter gelehrte Zs.projekte im Rahmen der bayer.-süddeutschen Publizistik der zweiten Hälfte des 18. Jh., in: SHVI 83 (1974) 248-52; Ders., Die Aufklärung in Wissenschaft und Gesellschaft, in: HdBG II 1183 u. ö.; Brandl 163; p. Segl, Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-26), in: BoehmlSpörl II 170 ff. u. ö.; S. v. Moisy, Von der Aufklärung zur Romantik. Geistige Strömungen in München, Regensburg 1984, 58 f. u. ö.; Müller 346 f. u. ö.; Killy VIII 163; M. Schaich, J. M. Studien zur süddeutsch-kath. Publizistik und Geschichtsschreibung im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jh., masch. Magisterarbeit München 1991 (P); Ders., "Ein von seinem Vaterlande verfolgter Mann". Der Publizist J. M. (1753-1816), in: Bayernspiegel 1991, Heft 6, 16-20 (P); Ders., M., J., in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 5, Herzberg 1993, 1511 f.; H. Zimmermann, M., J., in: H. ReinalterlA. KuhniA. Ruiz (Hg.), Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in MitteIeuropa, Bd. I, Frankfurt a.M.-Bern-New York-Paris 1992, 80 f.; H.-M. Körner, Staat und Geschichte im Königreich Bayern, München 1992,499 f.; Beckenbauer 14 f. u. ö.; G. Schuck, Rheinbundpatriotismus und politische Öffentlichkeit zwischen Aufklärung und Frühliberalismus, Stuttgart 1994, 141 ff. u. ö.; L. Bodi, Tauwetter in Wien. Zur Prosa der österreichischen Aufklärung 178195, Wien-Köln-Weimar 2 1995,312 f. P Stich von Laurenz nach einem Gemälde von Moritz Kellerhoven, Stadtmuseum Landshul. M. Schaich
Miller (Millenus, Müller), Marcus. M. immatrikulierte sich am 8. 5. 1519 an der Univ. Ingolstadt, wobei er Westendorf als Herkunftsort angab, und promovierte im September 1520 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1523 zum Magister. Am 12. 3. 1523 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Im August desselben Jahres kam M. mit der Univ.obrigkeit in Konflikt und mußte zwei Tage im Karzer absitzen, weil er sich positiv über Arsacius Seehofers Vorlesung zu den Paulus-Briefen geäußert hatte. Der Wechsel an die Univ. Wien im SoSe 1524 scheint jedoch in keinem Zusammenhang damit gestanden zu haben, denn schon am 15. 11. 1524 ließ sich M., nach Ingolstadt zurückgekehrt, erneut ins Gremium aufnehmen. Als zum 2. 1. 1528 das Pädagogium in eine Grammatik- und eine Terenzlektur geteilt wurde, erhielt M. die letztere. Er versah diese bis zum 16. 6. 1535, nur unterbrochen durch die zeitweise Übernahme der universitären Poetiklektur nach dem Tod Jakob Lochers vom 21. 12. 1528 bis 12. 10. 1530. Im WiSe 1530/31 fungierte M. als Dekan der Artistenfak. Ein Studium an einer der höheren Fak. betrieb M., soweit ersichtlich, während seiner Jahre als Lektor in Ingolstadt nicht. Nach 1535 verliert sich seine gesicherte Spur, doch wird
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1539 und 1542 in den Akten der Univ. zweimal ein ,,Mayster Marxen Mullner" als Stadtschreiber von Neuburg erwähnt, der höchstwahrscheinlich mit dem hier Behandelten identisch ist. - Der bei Prantl (vgl. Bd. 1,211) einmal erwähnte ,,Magister Marcus oder Marx" ist mit M. identisch. Q UAM, D III 4, D III 6, D VII 6a, GG IIII22, GG IV a2, OIV 2. L Mederer I 125; Prant1 I 151 u. ö.; Seifert, Statuten 487 f.; Seifert 135 f.; Schöner 381 u. Ö. C. Schöner
Mittermaier, Karl Joseph Anton, * 5. 8. 1787 München, t 28. 8. 1867 Heidelberg, kath. V Apotheker.
Früh verwaist, studierte M. nach dem Besuch des Münchener Gymnasiums von 1804-07 Jur. in Landshut. Nach einem Praktikum am Landgericht der Münchener Vorstadt Au war M. 1808 vorübergehend Sekretär und Mitarbeiter Paul Johann Anselm von Feuerbachs bei dessen legislatorischer Tätigkeit. Ein Stipendium der bayer. Regierung ennöglichte ihm ein kurzes Anschlußstudium bei Anton Friedrich Justus Thibaut, Georg Arnold Heise und Johann Ludwig Klüber in Heide1berg, wo er am 29. 3. 1809 mit der Arbeit "Oe nullitatibus in causis criminalibus" zum Dr. jur. promovierte. Anschließend ging er nach Landshut zurück, wo er am 17. 11. 1809 als Priv.-Doz. angestellt wurde. Am 18. 6. 1811 - nach vorübergehender Tätigkeit für die Münchener Gesetzgebungskommission (1810) - rückte er zum o. Prof. auf. Er las an der Landshuter Univ. bis 1819 insbesondere über Strafprozeßrecht, Deutsches Privatrecht, Deutsche und Römische Rechtsgeschichte und (nach dem Weggang Nikolaus Thaddäus von Gönners) auch über Zivilprozeßrecht. Darüber hinaus hatte er 181618 drei Jahre hintereinander das Rektorat inne. Nach einem kurzen Intennezzo in Bonn (181921), wo er auch das Amt eines Univ.richters versah, nahm er 1821 einen Ruf nach Heidelberg an, wo er bis zu seinem Tod lehren sollte. In seiner neuen Heimat Baden beschränkte sich M. nicht nur auf sein akad. Lehramt, sondern war auch gesetzgeberisch und politisch tätig: 1829 wurde er Mitglied des Karlsruher Gesetzgebungsausschusses, und 1831-40 sowie 184649 hatte er - als Abgeordneter für Bruchsal ein Mandat in der badischen Zweiten Kammer inne; er gehörte der liberalen Mitte an. In der Kammer, als deren Präsident er in den Jahren 1833, 1835 und 1837 amtierte, beschäftigte sich M. nicht nur mit Fragen der Rechts- und Verwaltungsrefonn - so war er etwa an der Ausarbeitung und Verabschiedung der Gemein-
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Mittermaier
deordnung und der Zivilprozeßordnung maßgeblich beteiligt -, sondern er setzte sich auch aktiv für die weitere Ausgestaltung der Presseund Meinungsfreiheit in Baden ein. Daneben war er seit Beginn der 1830er Jahre in Heidelberg kommunalpolitisch tätig; hier widmete er sich insbesondere sozialen und karitativen Problemen. 1847 gründete M. zusammen mit seinen Heidelberger Kollegen Georg Gottfried Gervinus und Ludwig Häusser die "Deutsche Zeitung" und gehörte damit im Vorfeld der Revolution zur Spitze der liberalen Bewegung in Südwestdeutschland. Insofern war es kein Zufall, daß er nach dem Ausbruch der Revolution zum Präsidenten des Frankfurter Vorparlaments (Anfang April 1848) bestimmt und kurz darauf zum Mitglied der Deutschen Nationalversammlung gewählt wurde. Auch hier hielt er sich zur liberalen Mitte (er war Mitglied der Fraktion "Württemberger Hof') und trat für ein deutsches Erbkaisertum ein. Nach der gescheiterten Revolution wurde M. nicht mehr direkt politisch aktiv, er nahm aber an der inneren Politik Badens weiterhin Anteil und setzte sich als prominenter Liberaler und Katholik während des badischen Kulturkampfes für eine reformerische und freisinnige Kirchengesetzgebung ein. - Als einer der führenden Rechtsgelehrten seiner Zeit widmete sich M. in einer Vielzahl von Veröffentlichungen vor allem der Ausgestaltung und auch der Reform des Strafrechts. Die Todesstrafe lehnte er in mehreren Veröffentlichungen ab, während er sich andererseits immer wieder für eine "Gefängnisverbesserung" einsetzte. Als Gegner der Feuerbachschen Generalprävention trat er für eine weniger phil.-abstrakt ausgerichtete, dafür umso stärker historisch argumentierende und international vergleichend arbeitende Rechtswissenschaft ein. Eine ähnliche Tendenz verfolgten seine Arbeiten zum deutschen Privatrecht, aus denen sein mehrfach aufgelegtes und umgearbeitetes "Lehrbuch des deutschen Privatrechts" (zuerst 1821) hervorragt; auch hier stellte er eine pragmatisch-empirische Perspektive gegen die hier und da noch vorherrschende dogmatisch-spekulative Lehre der spätaufklärerischen Juristen. Ein weiteres Hauptarbeitsgebiet stellte das Strafprozeßrecht dar: hier trat M. u. a. für die Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens ein, außerdem machte er sich immer wieder - so auf den ersten Germanistenversammlungen von 1846 und 1847 - für die Einführung von Geschworenengerichten in Deutschland stark. Seine bei weitem innovativsten Leistungen für die Rechtswissenschaft vollbrachte M. jedoch auf dem Gebiet der Rezeption des ausländischen Rechts und der Rechtsvergleichung, für die er einer der wichtigsten Pioniere in Deutschland war. Er gehörte
zu den Mitbegründern der 1829-56 erscheinenden "Kritischen Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des Auslandes", in der er selbst eine Fülle von Beiträgen publizierte. Ausgedehnte Forschungs- und Studienreisen führten ihn mehrmals nach Frankreich, England und vor allem nach Italien. Seine intensiven Studien des Rechts dieser Länder wurden ihm durch eine bereits früh hervorgetretene Sprachbegabung wesentlich erleichtert. Schließlich beschäftigte sich M. als einer der ersten deutschen Juristen von Rang auch mit dem Recht der Vereinigten Staaten; er hielt Kontakt zu amerikanischen Kollegen wie dem DeutschAmerikaner Franz Lieber und auch zu amerikanischen Politikern und Parlamentariern. Bei seinem Tode verlor seine Univ. einen der angesehensten, vielfach geehrten und mit hohen nationalen und internationalen Auszeichnungen versehenen deutschen Rechtsgelehrten, der sich auch in seiner engeren Heimat durch vielfaches politisches und karitatives Engagement ein hohes Ansehen erworben hatte. Seine einzigartige Privatbibliothek, die eine wertvolle Sammlung seltener ausländischer Rechtsliteratur enthielt, vermachte M. der Heidelberger Univ.bibliothek. W Handbuch des peinlichen Processes, 2 Bde., Heidelberg 1810-12; Anleitung in das Studium des germanischen Rechts, Landshut 1812; Beyträge zu der Lehre vom Schadenersatz, Landshut 1813; Anleitung zur Vertheidigungskunst im dreifachen Criminalprocesse und in dem auf Oeffentlichkeit und Geschwomengerichte gebauten Strafverfahren mit Beispielen, Landshut 1814; Versuche einer wissenschaftlichen Behandlung des deutschen Privatrechts, Landshut 1815; Über die Grundfehler der Behandlung des Criminalrechts in Lehr- und Strafgesetzbüchern, Bonn 1819; Der gemeine deutsche bürgerliche Prozeß in Vergleichung mit dem preußischen und französischen Civilverfahren und mit den neuesten Fortschritten der Prozeßgesetzgebung, Bonn 1820; Lehrbuch des deutschen Privatrechts, Landshut 1821; Theorie des Beweises im peinlichen Processe nach den gemeinen positiven Gesetzen und den Bestimmungen der französischen Criminalgesetzgebung, 2 Bde., Darmstadt 1821; Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts, mit Einschluß des Handels-, Wechsel- und Seerechts, 2 Bde., Landshut 1824; Beiträge zur Criminalstatistik mit vergleichenden Bemerkungen über die Verhältnisse der Verbrechen und der Criminal-Justiz in Frankreich, England, den Niederlanden, der Schweiz, Baiern, Baden und LippeDetrnold, Berlin 1830; Die Lehre vom Beweise im deutschen Strafprozesse nach der Fortbildung durch Gerichtsgebrauch und deutsche Gesetzbücher in Vergleichung mit den Ansichten des englischen und französischen Strafverfahrens, Darmstadt 1834; Italienische Zustände, Heidelberg 1844; Die Mündlichkeit, das Anldageprincip, die Oeffentlichkeit und das Geschwomengericht in ihrer Durchführung in den verschiedenen Gesetzgebungen dargestellt und nach den . Forderungen des Rechts und der Zweckmäßigkeit mit Rücksicht auf die Erfahrungen der verschiedenen Län-
Mitterrnaier - Mohr
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der geprüft, Stuttgart 1845; Der neueste Zustand der Gefangniseinrichtungen in England nach englischen Erfahrungen in Einzelnhaft, Heidelberg 1850; Das englische, schottische und nordamerikanische Strafverfahren im Zusammenhange mit den politischen, sittlichen und socialen Zuständen und in den Einzelheiten der Rechtsübung dargestellt, Erlangen 1851; Der gegenwärtige Zustand der Gefangnißfrage mit Rücksicht auf die neuesten Leistungen der Gesetzgebung und Erfahrungen über Gefangnißeinrichtung mit besonderer Beziehung auf Einzelnhaft, Erlangen 1860; Die Todesstrafe nach den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschungen, der Fortschritte der Gesetzgebung und der Erfahrungen, Heidelberg 1862; Erfahrungen über die Wirksamkeit der Schwurgerichte in Europa und Amerika, über ihre Vorzüge, Mängel und Abhülfe, 3 Bde., Erlangen 1865; Das Volksgericht in Gestalt der Schwur- und Schöffengerichte, Berlin 1866. - Mithg.: Kritische Zs. für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des Auslandes. - Briefeditionen: P. Casana Testore (Hg.), Lettere aL. Nomis de Cossilla ed a K. M., Turin 1989; Anna Capelli, Il carcere degli intellettuali. Lettere di italiani a K. M. (1835-65), Mailand 1993.
Phi!., ab 1609 las er dort scholastische Theo!. In gleicher Funktion wechselte er am 26. 8. 1613 an die Univ. Ingolstadt, wo er im WiSe 1630 der theo!. Fak. als Dekan vorstand. Nach neun Jahren Lehre ging er, am 19. 10. 1622 zum Rektor der Univ. bestellt, zurück nach Dillingen. Am 6. 1. 1625 gab er das Dillinger Amt ab, um gleichfalls als Rektor in Innsbruck, der letzten Station seines Lebens, zu wirken. - M. war ein fruchtbarer theo!. Schriftsteller, der eine Reihe von moraltheo!., spekulativen und polemischen Disputationen hinterließ. Wie dem Elogium auf den polyglotten M. zu entnehmen ist, fand vor allem der ,,Methodus Gonteriana" große Beachtung bei den Zeitgenossen. In Anlehnung an seinen Ordensbruder und Landsmann Jean Gontery versuchte M. eine kontroverstheo!. Methode weiterzuentwikkein, die "ex solo verbi disputandi" auf primär quellenorientierter Exegese basierte.
L ADB XXII 25-33; DBA N. F.; Permaneder 291 u. ö.; Prant! 11 519; E. Landsberg, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. III/2, München-Berlin 1910, 413-37; K. von LilienthallW. Mittermaier, K. J. A. M. als Gelehrter und Persönlichkeit, in: Zs. für die gesamte Strafrechtswissenschaft 43 (1922) 157-81; L. Stegemeier, Die Bedeutung K. J. A. M. für die Entwicklung des reformierten Strafprozesses, Diss. Göttingen 1948; K. Lüderssen, K. 1. A. M. und der Empirismus in der Strafrechtswissenschaft, in: Jur. Schulung 1967, 444-48; Beckenbauer, Univ.prof. 52 f. (P); 1. F. Kammer, Das gefangniswissenschaftliche Werk C. 1. A. M., Diss. Freiburg i.Br. 1971; P. Segl, Die Phi\. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-26), in: BoehmlSpörl 142 ff. u. ö.; P. Balestreri, Mittermaier e I'Italia, in: Ius Commune 10 (1983) 97-140; W. Küper (Hg.), HeideIberger Strafrechtslehrer im 19. und 20. Jh., Heidelberg 1986; W. Küper (Hg.), C. J. A. M. Symposium 1987 in Heidelberg - Vorträge und Materialien, Heidelberg 1988; J. Schröder, K. J. A. M., in: G. Kleinheyer/J. Schröder (Hg.), Deutsche Juristen aus fünf Jh., Heidelberg 3 1989, 181-85 (P); S. W. Neh, Die postumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch. Zu der Konzeption C. J. A. M. und seinem Wissenschaftsverständnis, Berlin 1991; B. Malsack, Die Stellung der Verteidigung im reformierten Strafprozeß. Eine rechtshistorische Studie anhand der Schriften von C. J. A. M., Frankfurt a.M.Bem-New York-Paris 1992; Beckenbauer 106 u. ö. (P); R. Harzer, M, C. J. A., in: M. Stolleis (Hg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon, München 1995, 428 f.
W Confessionis Augustanae veteris et catholicae novae et haereticae comparatio et separatio, Dillingen 1611; Methodus Gonteriana, sive modus et ratio cum haereticis ex solo Dei verbo disputandi, Ingolstadt 1618.
P Stich von C. Barth, Stadtmuseum Landshut. H.-C. Kraus
Mocquet (Moquet), Johann (Jean), SJ, * 1574 Pont-a-Mousson (Lothringen), t 28. 1. 1642 Innsbruck. M. wurde am 23. 10. 1595 in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Nach dem Noviziat in Landsberg, den üblichen phi!. Studien und dem Magisterium lehrte er 1601-07 in Dillingen
L Mederer 11 233 u. ö.; Prant! I 409; Sommervogel V 1143 ff., IX 1780 (W); Romstöck 281 (W); Specht 268 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl284. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mohr, Johann Baptist, SJ, * 25. 10. 1693 Sterzing (Tirol), t 4. 9. 1769 Innsbruck.
M. trat am 31. 10. 1709 in die Societas Jesu ein. Nach dem vierjährigen Theo!.studium in Ingolstadt wurde er 1723 in Eichstätt zum Priester ordiniert. Am 2. 2. 1727 legte er das letzte Gelübde ab. Zwei Jahre später wurde M. an der Ingolstädter Univ. als Phi!.prof. immatrikuliert. Er ging 1735 nach Innsbruck, um einen Lehrstuhl für scholastische Theo!. zu übernehmen. In derselben Funktion war er 1740-42 in Ingo1stadt und in der Folge in Freiburg i.Br. tätig. Nachdem er zwei weitere Jahre in Freiburg i.Br. - im WiSe 1743 als Dekan - Kasuistik gelesen hatte, wurde er zum Beichtvater des Eichstätter Fürstbischofs berufen. 1757/58 fungierte er in Altötting als Vizerektor, dann 1758-62 als Rektor der dortigen Jesuitenniederlassung. Die letzten Jahre seines Lebens wirkte M. als Beichtvater in Innsbruck. Er hinterließ keine Druckschriften. L DBA; Mederer 176 u. ö.; Sommervogel V 1156 (W); Romstöck 234 f. (W); Duhr lVII 237; Schaff 152; Matrikel LMU; Gerl281; Kurrus 11 311 f. u. ö.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
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Molitor - Morasch
Molitor, Isaias, SJ, * 18. 12. 1607 Konstanz, t 29. 3. 1678 Augsburg.
Am 24. 7. 1627 wurde M. zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Nach den beiden Probejahren setzte er die Studien in Ingolstadt fort und absolvierte sein Magisterium 1631-33 am dortigen Gymnasium. Es schloß sich das vierjährige Theol.studium am selben Ort an. Am 6. 6. 1637 in Eichstätt zum Priester ordiniert, las er 1637-40 den dreijährigen Phil.kiJrs an der Univ. Ingolstadt. Das Tertiatsjahr in Altötting unterbach seine Tatigkeit als Phil.prof., die er 1641-46 in Dillingen wieder aufnahm. 1644-46 übte er das Amt des Ministers am Kolleg Luzem aus, wo er nach der Promotion 1646-50 scholastische Theol. dozierte. In gleicher Funktion wechselte er 1650 an die Univ. Ingolstadt. Im Anschluß leitete M. 1652-59, zugleich 1653-57 als Prof. der Hl. Schrift an der Univ. tätig, das Theol.konvikt St. Hieronymus in Dillingen. 1659-62 war er in München Studienpräfekt und Prof. für Kasuistik. Letzteres Fach las er die folgenden zwei Jahre an der Univ. Ingolstadt, 1664-66 dann wieder in München. In der Folge bekleidete M. das Rektorat 1666-68 in Hall in Tirol und 1668-1671 in Freiburg i.Br. Die letzten Lebensjahre verbrachte er als Spiritual in Augsburg. Von M. ist eine Reihe von Disputationen erhalten, die überwiegend aus seiner phil. Lehrtätigkeit in Dillingen hervorging. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Ca!. 16291678 in G.Sup. 21-26, 46-48, 600; DAE, B 186; UAM, GG 111/11 11; UBM, Cod. ms. 106. W Anatomia peripatetica de corpore animato (Praes.; Resp.: J. G. Jobst), Dillingen 1644; Disputatio de meteoris, Dillingen 1644. L DBA; Mederer 11 281 u. ö.; Sommervogel V 1182 f., XII 571 (W); Romstöck 235 ff. (W); Specht 288 u. ö.; Schaff 81; Matrikel LMU; Kurrus I 239 f., 11 66 f. u. ö.; Ger! 282; Studhalter 160 u. ö.; Popp 197 ff.; Strobel 295 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Moneceras (Ainhorn, von Bacharach), Wemer, * Bacharach.
M. wird erstmals bei seiner Immatrikulation an der Univ. Erfurt im SoSe 1518 faßbar, wo er als getaufter Jude auf Bitten von Jodocus Trutfetter gratis aufgenommen wurde. Bis 1520 war M., der noch ziemlich jung gewesen sein muß, in Erfurt als Hebräischlektor tätig. Während dieser Zeit scheiterten zwei Abwerbungsversuche von Martin Luther, der von den herausragenden Fähigkeiten von M. gehört hatte. Statt dessen begab sich M. 1520 nach Magdeburg, wobei nicht bekannt ist, was er dort tat. Am 21. 2. 1523 taucht sein Name dann in der
Tübinger Matrikel auf, doch scheinen sich seine Hoffnungen, hier ein Auskommen zu finden, zerschlagen zu haben. Denn schon am 7. 4. 1523 inskribierte er sich in Ingolstadt, wo er am 28. 8. 1523 eine Anstellung als Hebräischlektor auf drei Jahre gegen ein Jahresgehalt von 52 fl. erhielt. Mindestens bis zum 30. 11. 1524 ist M. als Inhaber dieser Lektur bezeugt. Außerdem könnte er mit einem "quidam Hebraeus advena" identisch sein, der am 3. 1. 1524 damit beauftragt wurde, Griechisch zu lesen. Während seiner Ingolstädter Jahre machte M. vor allem als Denunziant von Anhängern Luthers auf sich aufmerksam. Nach 1524 verliert sich seine Spur. Werke von M. sind nicht bekannt. Q UAM, D III 4, 5, 6. L Prant! I 158; E. Kleineidam, Universitas Studii Erffordensis. Überblick über die Geschichte der Univ. Erfurt im Mittelalter, Bd. 2, Leipzig 2 1992, 243 u. ö.; Schöner 385 f. C. Schöner
Monschein, Joseph, SJ, * 9. 3. 1713 Zusmarshausen, t 3. 3. 1769 Dillingen.
Nach dem am 7. 9. 1734 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden absolvierte M. nach dem Noviziat und den phil. Studien 1740-44 an der Univ. Ingolstadt das Studium der Theol. in Dillingen. 1744 zum Priester geweiht, unterrichtete M. 1744/45 in Neuburg a.d.D. Logik, zugleich war er Präfekt des Gymnasiums. Nach Lehrtätigkeit in Augsburg (1746/47) und Amberg (1748-50) wurde M., der am 2. 2. 1749 Profeß abgelegt hatte, wohl seit 1750 an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Physik eingesetzt. Ebenfalls an der Univ. Ingolstadt hatte M., dessen "Theologia dogmaticospeculativa" sich als Lehrbuch weiter Verbreitung erfreute, 1752-55 die Professur für Moraltheol. inne. Anschließend lehrte er an der Univ. Dillingen 1755-61 scholastische Theol., 1761/ 62 Kontroverstheol. sowie 1761-68 Hl. Schrift; 1761-68 war M. zugleich Kanzler der Univ. Dillingen. W Theologia dogmatico-speculativa, 8 Bde., Augsburg-Freiburg i.Br. 1767-66. L ADB XXII 173; DBA; DBA N. E; Prantl I 613; Romstöck 237 ff. (W); Specht 303 f. u. ö.; Sommervogel V 1229 f. (W); Schaff 168; Duhr IV/2 123 f. u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 64 ff. W. Müller
Morasch (Moras), Johann Adam, * 27.4. 1682 Pöttmes, t 19. 12. 1734 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, CD 1) um 1706 Maria Elisabeth, t 1716,
Morasch 2) 1716 Maria Theresia Baumann, t 1731, 3) 1731 Gertraud Haas. V Adam, Handelsmann, M Richildis Wiser.
Durch den Pfarrer in Pöttmes in Latein und Musik vorgebildet, besuchte M. die Gymnasien in Ingolstadt und Neuburg a.d.D. und absolvierte das Lyzeum in Freising. Nach dem phi!. Studium in Wien, wo er in Abraham a Santa Clara einen Förderer fand, schlossen sich Studien in Dillingen an, die M. in Ingolstadt bei dem Jesuiten Joseph Anton Kleinbrodt fortsetzte. Dieser lehrte neben der traditionellen auch die neue cartesianische Phi!. und Naturwissenschaft. M., zunächst der Jur. zugewandt, erfuhr durch Kleinbrodt eine gründliche und modeme Ausbildung, die später seine med. Anschauungen prägen sollte. Seit 1703 an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert, verteidigte M. im Juli 1704 Kleinbrodts ,,Mundus elementaris" und erwarb 1705 den phi!. Magistergrad. Bereits 1705 mit dem Stadtphysikat von Herrieden betraut, trat M. nach dem Examen und der Promotion zum Dr. der Med. 1707 die SteIle eines fürstbischöflichen Leibarztes in Eichstätt an. Das praktische Examen bestand M. 1708 vor dem Collegium Medicum in München mit Auszeichnung. Gegen den massiven Widerstand der med. Fak. wurde er 1708 zum ao. Prof. in Ingolstadt ernannt. Auch die Berufung zum Ordinarius für Anatomie und praktische Med. erfolgte 1710 ungeachtet von Einwänden. Selbstbewußt beantragte M., auch Landschaftsphysikus des Ingolstädter Kreises, nach dem Tod von Johann Heinrich Scheifler 1716 die "Primaria Professura", die ihm nach Fürsprache des Collegium Medicum auch tatsächlich verliehen wurde. Im gleichen Jahr wurde M. zum kurfürstlichen bayer. Rat ernannt. - In M. erwuchs der med. Fak. ein kraftvoller und zielstrebiger Reformer. Er vollendete als Vertreter der "neuen Physik" das Werk Kleinbrodts nach dessen Vorlesungen und hinterlassenen Manuskripten, die er unter dem Titel "Philosophia atomistica" publizierte. Mit dieser Schrift löste er das sogenannte "bellum atomisticum" an der Univ. Ingolstadt aus. Trotz heftiger Kritik durch die Jesuiten gelang es M., die mechanistische Lehre für die Med. fruchtbar zu machen und unbeirrt durchzusetzen, bot doch das cartesianische Modell der im Körper mechanisch wirkenden "spiritus animales" der Med. einen plausiblen Ansatz für die Interpretation neuer anatomischer und physiologischer Erkenntnisse und Entdeckungen. Wie Kleinbrodt bezog sich auch M. nicht allein auf Rene Descartes, sondern übernahm auch Theorien von Johann Baptist van Helmont, Robert Boyle, Daniel Sennert, Pietro Gassendi und Johannes Sturm zur Erklärung einer Physiologie-
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theorie, die er Georg Ernst Stahls humoralpathologischem Körperkonzept entgegensetzte, das die dynamische Wirkung der Seele postulierte. Der Dissens mit der in Ingolstadt auf einem erstarrten Aristotelismus beharrenden Theo!. und Phi!. erreichte einen Höhepunkt, als man seinem Schüler Franz Josef Grienwaldt 1732 die Annahme der Diss. ,,Novitius medicorum scrupulosus" wegen antiaristotelischer Thesen verweigerte. Grienwaldt wurde in AItdorf promoviert, M. reagierte mit einer anonymen Schrift ,,Atomismus ab injustis peripateticorum censuris ... vindicatus" (1733). - Schon zu Beginn seiner Lehrtätigkeit hatte M. die Disputationstradition an der med. Fak. belebt und eine Reihe von Streitschriften verfaßt, die er verteidigen und gesammelt als "Praelectiones academicae" publizieren ließ. Das LeibSeele-Problem wurde hier u. a. in ätiologischer und nosologischer Hinsicht diskutiert. In dem Lehrbuch ,,Nucleus physiologicus" behandelte er die Grundlagen der praktischen Med., Physiologie, Pathologie, Semiotik, Hygiene und Therapie. Sein besonderes Interesse galt den fiebrigen Erkrankungen, auf deren Genese er die Korpuskulartheorie exemplarisch anwandte. M. war ein behutsamer Therapeut, der sich gegen exzessiven Aderlaß, drastische Purganzien und Schwitzkuren, Experimente mit Blutübertragung und Pockeninokulation aussprach. Zu seinen bevorzugten Mitteln gehörten Mineralwässer, flüchtige Salze und Chinarinde. Als chemiatrisch-experimentell orientierter Arzt führte er chemische Analysen, z. B. des Wassers von Räb, durch. Auf chirurgischem Gebiet befaßte er sich mit Augenkrankheiten, Brüchen und Steinleiden. - Auf Anregung von Lorenz Heister wurde M. 1719 unter dem Kognomen Nebrus in die Kaiserliche Akad. der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. M. betätigte sich auch als Wissenschaftsorganisator. Seit 1710 forderte er die Errichtung einer Anatomie und eines Botanischen Gartens, die er zwischen 1720 und 1723 unter persönlichen Opfern und mit leidenschaftlichem Einsatz vorbereitete. Nach der Grundsteinlegung 1723 kämpfte M. für die Umsetzung des sich bis 1736 hinziehenden Bauprojekts. Unter provisorischen Bedingungen führte M. als einer der ersten Sektionen an menschlichen Leichen in Ingolstadt durch. Den Pflanzenbesatz für den Hortus medicus, der sich an oberitalienischen Gärten orientierte, beschaffte er selbst aus Würzburg. M. war 1718 und 1727 Rektor sowie neunmal Dekan der med. Fak. Trotz der Widerstände gegen seine atomistische Position und der offenen Rivalität von Johann Jakob Treyling gelang es M., den med. Unterricht zu reformieren und auf ein Niveau zu heben, das den Ruf der Fak. merklich verbesserte. Er erwarb Instrumente
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und Bücher und schuf 1720 eine eigene Bibliothek für die med. Fak. Seine private Büchersammlung wurde nach seinem Tod von der med. Fak. erworben. Q Archiv der Deutschen Akad. der Naturforscher Leo-
poldina, Halle, Matrikel, Nr. 343; BSB, cgm 1149; UAM, E I 5 b, EI 6 a.
W Mundus elementaris disputationi subjecta (Resp.; Praes.: J. A. Kleinbrodt), Ingolstadt 1704; Nucleus physiologicus, seu institutionum medicarum liber primus (Praes.; Resp.: J. B. Neeff) , Eichstätt 1711; Praelectiones academicae ex medicina practica de febribus et capitis morbis habitae, Ingolstadt 1725; Ophtalmicon medico-practicum in prae1ectionibus academicis publicis, Ingo1stadt 1728; Philosophia atomistica: Pars I, seu metaphysica (Praes.; Resp.: F. A. Stebler), Ingolstadt 1727; Philosophia atomistica: Pars II, seu physica universalis, Ingolstadt 1731; [an.] Atomismus ab injustis peripateticorum censuris et imposturis vindicatus, 0.0. 1733; Gründliches Untersuchen oder Beschreibung des Hey1-Brünleins und Wild-Bads nächst Räb, Ingolstadt 1733, Tegernsee 2 1750 (französische Übersetzung: Exacte recherche ou veritable description des merveilleux bains situes pres de Rab, Augsburg 1750). L ADB XXII 211; NDB XVIII 84 f.; DBA; DBA N. F.; F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 96 ff. (W); Ders., Biographia D. J. A. M. consiliarii et senioris medicae facultatis Ingolstadiensis, Ingolstadt 1735 (W); F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis, Pars prior, Ingolstadt 1772, 25 ff.; Mederer III 107 u. ö.; H. P. v. Leveling, Historia chirurgico-anatomica facultatis medicae Ingolstadiensis ab universitate anno 1472 condita ad annum 1788, Ingolstadt 1791, 30 f.; Prant! I 504 u. ö., II 507; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte IV 279; Schaff 154-58; W. K. Rarnminger, Die von A. F. v. Oefele nicht bearbeiteten Ärzte-Bio-Bibliographien aus dem Album Bavariae Iatricae seu Catalogus celebriorum aliquot medicorum von Franz Josef Grienwaldt 1733, Diss. Erlangen-Nürnberg 1968, 93-102 (W); H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: BoehmlSpörl 1196 ff.; Buzas 49 f. u. ö.; R. A. Müller, Studium und Studenten an der Med. Fak. der Univ. Ingolstadt im 18. Jh., in: SHVI 83 (1974) 187 u. ö.; S. Hofmann, Die Alte Anatomie in Ingolstadt. Ihr Schicksal als Institution und Gebäude, München 1974,22-27 u. ö.; C. Habrich, Zur Geschichte des botanischen Gartens und des botanischen Unterrichts in Ingolstadt, in: Jahrbuch des Deutschen Med.historischen Museums Ingolstadt I (1975) 78 ff.; A. Groh, Bio-Bibliographien der bayer. Ärzte und Gelehrten aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum von A. F. von Oefele sowie dem Album Bavariae Iatricae von F. J. Grienwaldt, Diss. Erlangen-Nürnberg 1975, 96 ff. (W); U. Grimm, Beiträge zur Med.geschichte von Ingolstadt (insbesondere Sterblichkeit 1620-1730), Diss. Erlangen-Nürnberg 1975, 198 f.; P. Stötler, Vom Barock zur Aufklärung. Die Phi\. Fak. der Univ. Ingolstadt in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh., in: BoehmlSpörl II 97 ff.; L. Boehm, Univ. in der Krise?, in: ZBLG 54 (1991) 142 ff.; Jesuiten in Ingolstadt 129 f. u. ö. C. Habrich
Morel (Morelli, Morellus), Jacques (Jacobus),
SJ, * März 1591 Lentigny (Schweiz), t 24. 4. 1655 Porrentruy. M. entstammt einer seit 1400 in Stadt und Kanton Fribourg nachweisbaren Familie. Ab 1604 besuchte er das dortige 1esuitenkolleg und wurde am 18. 1. 1613 (nach anderer Quelle am 10.1. in Landsberg) als Student der Theo!. in die Societas Jesu aufgenommen. Nach Noviziat in Landsberg und dem ordensüblichen phi!. Dreijahreskurs 1614-17 an der Univ. Ingolstadt unterrichtete M. 1617-20 am Gymnasium in Luzem, vollendete anschließend 162022 in Ingolstadt seine theo!. Studien und empfing am 24. 9. 1622 in Eichstätt die Priesterweihe. Am 29. 9. 1622 trat er an der Univ. Ingolstadt eine Phi!.professur an, die er bis 1625 innehatte. Im Anschluß an das Tertiat in Ebersberg 1625/26 lehrte M. 1626-29 als Prof. für Moraltheo!. in Fribourg, wo er am 8. 9. 1628 auch Profeß ablegte. Zunächst wohl Vizerektor, ab Januar 1632 dann Rektor des Kollegs in Porrentruy, wurden er und die anderen oberdeutschen Jesuiten am 7. 1. 1636 aus dem im Vorjahr von französischen Truppen besetzten Ort vertrieben. M. ging nach Fribourg, blieb aber nominell weiter im Amt und war in der Folgezeit bemüht, das Kolleg in Porrentruy für die Oberdeutsche Provinz zurückzugewinnen. Er verhandelte deswegen u. a. 1636 und 1640/ 41 in Paris. Am 23. 12. 1642 konnte er, nachdem er 1641/42 in Luzem Moraltheo!. gelehrt hatte, erfolgreich als Rektor nach Porrentruy zurückkehren. Bis 1646 verblieb M. in diesem Amt, bekleidete es nochmals 1653/54 und fungierte ansonsten 1651/52 als Prof. für Logik und Kontroverstheo!., 1652/53 als Vizerektor sowie von 1645 an als Beichtiger dreier Baseler Fürstbischöfe. W Disputatio ... ex universa Peripateticorum logica (Praes.; Resp.: J. Fugger), Ingolstadt 1623; Disputatio philosophica ex quatuor libris Aristotelis Stagiritae de coelo (Praes.; Resp.: T. Walck), Ingolstadt 1624; Disputatio philosophica ex libris Aristotelis Stagiritae de anima (Praes.; Resp.: M. Rauschmayr), Ingolstadt 1625; Disputatio philosophica de anima rationali (Praes.; Resp.: J. C. Mozelius), Ingolstadt 1625; Disputatio philosophica ex tribus libris meteorologicis Aristotelis (Praes.; Resp.: W. Meyer), Ingolstadt 1625; Disputatio ... ex libro secundo Aristotelis Stagiritae de ortu et interitu, et quarto meteorologico (Praes.; Resp.: M. Phorming), Ingolstadt 1625. L L. Vautrey, Histoire du College de Porrentruy, Porrentruy 1866,54 f. u. ö.; Prant! I 443; Romstöck 239 f. (W); Sommervogel V 1311 f., IX 691 (W); Duhr IIII 295 u. ö.; Schaff 79; Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 5, Neuenburg 1929, 160; Huwiler 213; Gerl 284; Studhalter 323 u. ö.; Strobel 222 f. u. ö.; Popp 199 f.; G. Wiiczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 127 u. ö. U. Neumann
Moshammer - Mossu Moshammer (Moshamm, Mosham), Andreas Franz Xaver (von), * 10. 11. 1756 Burghausen, t 27. 9. 1826 Penzing bei Wasserburg. V Franz, Wein wirt, M Maria Franziska Steininger.
M. absolvierte sein Studium der Kameral- und Polizei wissenschaften bei den seinerzeit angesehensten Lehrern dieser Disziplin: zunächst, bis ca. 1777, bei Joseph von Sonnenfels in Wien, anschließend bis ca. 1779 bei Johann Beckmann in Göttingen. Als sich in Bayern Pläne zur Errichtung einer Kameralschule in Burghausen oder Ingolstadt zerschlugen, es aber immerhin zur Einrichtung einer Professur für "Cameral und Oeconomie" an der Univ. Ingolstadt kam, wurde M. 1780 zunächst als ao., 1783 als o. Prof. angestellt. Neben den kameralwissenschaftlichen hielt er auch jur. Vorlesungen. Vor allem von Sonnenfels beeinflußt, dessen Werke er einem 1787 erschienenen und für den Vorlesungsbetrieb bestimmten Leitfaden zugrunde legte, trat M. kaum durch originäre wissenschaftliche Leistungen hervor. Bedeutung kommt ihm hauptsächlich als Wegbereiter bei der Institutionalisierung der sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts an zahlreichen deutschen Univ. etablierenden Kameralwissenschaften in Bayern zu. Nachdem er bereits frühzeitig (1782) mit einer Denkschrift über die Etablierung der Kameralwissenschaften an den Univ. hervorgetreten war, mündeten die wissenschaftsorganistorischen Bestrebungen des 1790 in den Ritterstand erhobenen M. 1799 in die Gründung eines Kameralinstitutes an der Univ. Ingolstadt ein, dessen Lehrpersonal aus der jur., med. und phi!. Fak. rekrutiert wurde. 1804, in der Landshuter Ära der Univ., wurde das Institut in den Rang einer Sektion für Staatswirtschaftliche Kenntnisse erhoben, um dann nach der erneuten Verlegung der Univ. nach München 1826 endgültig den Fak.status zugesprochen zu bekommen. M. selbst, 1807 zum Senator perpetuus ernannt, gehörte der aufgrund der Sparsamkeit König Ludwigs I. in materieller wie personeller Hinsicht eher bescheiden ausgestatteten Staatswirtschaftlichen Fak. der Univ. München nicht mehr an; kurz vor der erneuten Translokation der Univ. war er aus dem Hochschuldienst ausgeschieden. W Gedanken und Vorschläge über die neuesten Anstalten teutscher Fürsten, die Cameralwissenschaften auf hohen Schulen in Flor zu bringen, Regensburg 1782; Sammlung der neuesten Instruktionen für die kurbayer. Dikasterien in Bayern, Ulm 1783; Einleitung in das gemeine und bayer. Wechselrecht, Regensburg 1784. L ADB XXII 394; DBA N. E; Prant! I 674 u. Ö., II 518; BoehmlSpörl, LMU 186 (P); H. v. Pechmann, Geschichte der Staatswirtschaftlichen Fak., in: Boehml Spör! 1127-183; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 66 ff. (W); Kempter 40 ff. u. ö.; Müller 248 f. u. ö.; H. Dickerhof,
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Kameralstudium und Bildungssystematik in Bayern von der Spätaufklärung bis zum Vormärz, in: N. Waszek (Hg.), Die Institutionalisierung der Nationalökonomie an deutschen Univ., SI. Katharinen 1988, 240 ff. P Kupferstich. W. Müller
Mossu, Franz (Fran~ois), SJ, * 8.9. 1676 Charmey (Schweiz), t 2. 11. 1760 München. Nach Abschluß des Gymnasiums in Fribourg wurde M. erst fünfzehnjährig am 28. 9. 1691 zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Den dreijährigen Phi!.kurs hörte er 1694-97 an der Univ. Ingolstadt. Sein fünfjähriges Magisterium absolvierte M. 1697-1700 in Porrentruy und 1700-02 in München. Das Theo!.studium führte ihn 1702-06 zurück nach Ingolstadt. Nach dem Empfang der höheren Weihen, dem Tertiatsjahr 1706/07 in Altötting und einem Jahr als Logikprof. und Studienpräfekt am Eichstätter Kolleg las er den phi!. Dreijahreskurs an der Univ. Ingolstadt. Hier legte er am 2. 2. 1710 Profeß ab. Zum Dr. theo!. promoviert, dozierte M. 1712-15 Kirchenrecht und im Anschluß scholastische Theo!. in Dillingen. In letzterer Funktion war er dann an den Univ. Ingolstadt (1715-18) und Innsbruck (1718-23) tätig, ehe er leitende Ordensfunktionen wahrnahm. M. bekleidete die Funktion des Rektors 1723-25 in Innsbruck, 1725-27 an der Univ. Dillingen, 1727-31 in Landsberg (hier zugleich Novizenmeister), schließlich bis 1734 in Ingolstadt. Die Pläne des Ordensgenerals Franz Retz, M. 1734 als Hofbeichtvater nach Dresden zum sächsischen Kurfürsten und polnischen König, Friedrich August 11., zu entsenden, scheiterten an den Einwänden, die der sächsische Hof gegen das fortgeschrittene Alter von M. erhob. Statt dessen folgte am 25. 11. 1734 die Berufung an die Spitze der Oberdeutschen Ordensprovinz. Nach Beendigung des Provinzialats am 28. 5. 1738 folgte erneut eine Serie von Rektoraten: 1738-44 in München, 1744-49 wieder in Ingolstadt, 1749-52 in Regensburg und 1752-56 in Landshut. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte M. in München. - Aus der langen universitären Lehrtätigkeit von M. sind keine Schriften überliefert. Vermutlich war er der Verfasser einer "Anti thesis poetica ad paralle1a M. Lomeri", der poetischen Bearbeitung einer kontroverstheo!. Problematik. Q Archivum Romanum Societatis Jesu, Cal. 16951760 in G.Sup. 48-55, 91. W Idyllicon, sive antithesis poetica ad parallela M. Lomeri Diaconi Augustani. München 1700. L DBA; DBA N. E; Mederer III 122 u. ö.; De Luca 63; E. E v. Mülinen, Helvetia Sacra, Bd. 2, Bern 1861, 44 u. ö.; Kleinstäuber 121; Sommervogel V 1335, IX
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Mossu-Münz
1746 u. ö. (W); Romstöck 241 f. (W); Specht 274 u. ö.; Duhr lVII 227 u. ö., IV/2 356 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 286; Strobel 108 f.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mouleto (Mohuleto, Muleto), Franz, SJ, * 11. 7.1651 Straubing, t 2. 8.1718 München.
M. trat am 23. 9. 1666 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach Noviziat und Juniorat absolvierte er 1669 den phi!. Dreijahreskurs und im Anschluß vieIjährige theo!. Studien an der Univ. Ingolstadt. Am 26. 5. 1679 empfing er in Eichstätt die Priesterweihe. 1681/82 war er Logikprof. in Eichstätt. Am 7. 10. 1682 ging er nach Augsburg, um die Profeß abzulegen. Im selben Jahr wurde er als Ethikprof. an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Er setzte die Lehrtätigkeit 1686-89 als Prof. für Phi!. an der Univ. Dillingen fort; 1692/93 las er Kontroverstheo!. und fungierte zugleich als Studienpräfekt. Obwohl Mitglied der Oberdeutschen Provinz, dozierte M. in der Folge bis 1694 in Straßburg Kanonistik und danach ein Jahr scholastische Theo!. im französisch besetzten Freiburg i.Br. M. kehrte 1695 an die Univ. Ingolstadt auf den Kasuistiklehrstuhl zurück, den er jedoch nur bis 1696 innehatte, als er nach Innsbruck zum Kanonistikprof. berufen wurde. 1699 finden wir ihn erneut in Ingolstadt als Kasuistikprof. 1706-10 las er gleichfalls Kasuistik und 1714/ 15 Exegese jeweils an der Dillinger Univ., deren Kanzler er 1714/15 war. Bei den Vorbereitungen für eine Romreise in Diensten des Kemptener Fürstabtes Rupert starb M. in München. In gedruckter Form ist von M. lediglich eine "Lob und Ehren-Red" überliefert. W Apis Mystica, Himmlischer Binnen-König, das ist Lob und Ehren-Red Von dem Heiligen und Hönigfliessenden Ertz-Vater und Lehrer Bemardo, Dillingen 1716. L Mederer III 54 u. ö.; De Luca 69; Sommervogel V 1340 f., IX 694, XII 592 (W); Romstöck 242 ff. (W); Specht 279 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 186; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Ferdinandeums 31 (1951) 160; G. Mraz, Die Geschichte der Theo!. Fak. Innsbruck von ihrer Gründung bis zum Jahre 1740, Innsbruck 1968, 102; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 166 ff.; Kurrus II 138 u. ö.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Mühlgraben (Millgraben), Benjamin, SJ, * 9.2. 1709 Eichstätt, t 26. 8. 1755 Ebersberg.
Über die Ausbildungsstationen von M., der am 13. 9. 1726 in den Jesuitenorden eintrat, ist nichts Näheres bekannt. 1740 erhielt M. als Student der Theo!. im vierten Jahr in Eichstätt - was auf ein Studium in Ingolstadt schließen
läßt - die höheren Weihen. Anschließend lehrte er an den Jesuitenkollegien in Mindelheim (1741/42) und Augsburg (1743/44) Phi!., 1744/ 45 war er in Amberg in der Seelsorge tätig. 1745-48 wirkte M. an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Logik und war dort zugleich als Minister des Jesuitenkollegs zuständig für die Verwaltung. Zusammen mit seinem Kollegen Martin Piechi, Prof. für Physik, arbeitete M. einen zweijährigen phi!. Grundkurs aus, durch den der phi!. Kurs der Univ. Ingolstadt von drei auf zwei Jahre verkürzt wurde. Am 15. 7. 1748 hielt M. die erste auf dem neu strukturierten Kurs basierende Magisterprüfung ab. Anschließend lehrte M. 1749/50 an der Univ. Dillingen Moraltheol. und 1751-53 scholastische Theo!. Letzteres Fach vertrat er zwischenzeitlich 1750/51 an der Univ. Freiburg i.Br. 1753 sollte M. in Ingolstadt Anton Ziegler auf dem Lehrstuhl für Dogmatik in Ingolstadt nachfolgen, trat aber die Professur aus Krankheitsgründen nicht an. 1754/55 leitete er das Tertiat in der Jesuitenniederlassung Ebersberg. Eigenständige Werke verfaßte er nicht; er trat lediglich mit Disputationen hervor. L Mederer III 221 u. ö.; Romstöck 234; Specht 285; Schaff 154; Ger! 279; Kurrus II 313; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 69. A. Toellner
Münz, Martin, * 6. 2. 1779 Bamberg, t 18. 3. 1849 Würzburg, CD 3. 2. 1823 Maria Kunigunde Susanne Rumpf, * 13. 8. 1800. V Rochus, Koch und Kirchner am Bamberger Dom, M Katharina Barbara Reutig.
M., der als zweites von insgesamt sieben Kindern in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, erhielt seine Schulbildung in Bamberg und absolvierte auch den phi!. Kurs seit dem WiSe 1798/99 an der heimischen Univ. Das anschließende Studium der Med., das er wohl ebenfalls noch in Bamberg begann, setzte er in Würzburg und - seit 12. 11. 1808 - in Landshut fort. An letzterer Univ. wurde ihm am 10. 9. 1810 für die Beantwortung der Preisfrage der med. Fak. über die Chinarinde und ihre Surrogate der Grad eines Dr. med. verliehen. Genau ein Jahr später, am 10. 9. 1811, verteidigte er unter dem Vorsitz Georg Augustin Berteles in einer Disputation Thesen aus der Med. Mehr noch als sein fachliches Wissen interessierte die med. Prof. in Landshut jedoch sein Zeichentalent, das bereits während des Studiums aufgefallen war. 1810 fertigte M. Vorzeichnungen für die in Kupfer gestochenen anatomischen Tafeln in einem Werk Philipp Franz Walthers an, 1811 tat er ein Gleiches für eine Publikation Friedrich Tiedemanns. Mit Tiedemann, der zu seinem akad. Lehrer wurde,
Münz unternahm er im Herbst 1811 auch eine Forschungsreise nach Triest. Die bei dieser Expedition von M. erstellten Zeichnungen dienten dann als Vorlage für die Kupfertafeln der 1812 vom Pariser Nationalinstitut preisgekrönten AIbeit Tiedemanns über Holothurien, Seesterne und Seeigel. Um sich der AIbeit von M. weiterhin zu versichern, schlug Tiedemann seinen Schüler bereits 1811 mehrfach für die Stelle eines Prosectors und Zeichners am anatomischen Institut vor. Tatsächlich nahm M. die Pflichten eines Prosectors spätestens seit dem Jahr 1812 wahr, doch erst am 26. 3. 1814 wurde ihm eine Besoldung in Höhe von 400 Gulden zugesprochen. Noch im selben Jahr erfolgte auch seine Ernennung zum Priv.-Doz. an der med. Fak. Die Jahre 1814/15 waren jedoch noch in anderer Hinsicht für M. von entscheidender Bedeutung. Um diese Zeit kam er wohl in München mit dem von Aloys Senefelder erfundenen Verfahren des Steindrucks in Berührung. Von den niedrigen Kosten der Technik angetan, setzte er die Lithographie als erster auch für die Herstellung anatomischer Abbildungen ein. Der 1815 erschienene erste Band seines "Handbuchs der menschlichen Anatomie" enthielt keine Kupferstiche mehr, sondern war zur Gänze mit lithographierten Illustrationen ausgestattet. Der dadurch erheblich reduzierte Preis sicherte dem Werk, das M. anfangs im Selbstverlag herausbrachte und das letztlich auf fünf Textbände mit insgesamt 380 separaten Abbildungen anwuchs, bei praktischen Ärzten und Studenten wenigstens in den ersten Jahren einen beachtli chen Erfolg. Innerhalb der Univ. stellte sich die Situation für M. dagegen schwieriger dar. Seine Bewerbung um die Nachfolge Tiedemanns, der Landshut 1816 verlassen hatte, wurde abgewiesen. Immerhin ernannte ihn die bayer. Regierung am 18. 3. 1816 bis zur Berufung eines Nachfolgers zum Vertreter der Professur sowie zum provisorischen Leiter des anatomischen Kabinetts im Range eines ao. Prof. Zudem erhielt M., der seine Tätigkeit als Prosector weiterhin ausübte, eine Gehaltszulage von 400 Gulden. Da es dem Ministerium in den nächsten Monaten nicht gelang, einen renommierten Anatomen für die Univ. zu verpflichten, wurde M. am 13. 11. 1817 doch noch zum o. Prof. für Anatomie und regulären Vorstand des anatomischen Instituts befördert. Seine Besoldung belief sich auf 800 Gulden, die am 19. 4. 1821 um weitere 200 Gulden wegen seiner Verdienste um den Ausbau der anatomischen Sammlung aufgestockt wurden. 1822 übernahm M., der 1821/22 und 1824/25 dem akad. Senat angehörte, zusätzlich zu seinen eigenen Lehrverpflichtungen für zwei Jahre auch noch die seit dem Tod Johann Nepomuk Feilers vakante Leitung des geburtshilfli19 Biograph. Hdb. I
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chen Instituts, um das er sich allerdings nicht sonderlich gekümmert zu haben scheint. Nach dem Weggang Joseph Gadermanns fiel ihm seit dem 24. 7. 1825 - zusammen mit dem Pro sector Georg Feldigl - sogar wieder die Abhaltung von Sezierübungen zu, wofür er am 31. 7. 1826 immerhin mit einer weiteren Anhebung seiner Bezüge um 200 Gulden entschädigt wurde. Trotz dieser ausgedehnten Aktivitäten im Dienste der med. Fak. mußte M., der in den frühen 1820er Jahren auch mehrfach in Streitigkeiten mit anderen Prof., etwa Franz Reisinger oder Jakob Salat, verwickelt gewesen war und 1823 die Schwester seines Kollegen Ludwig Daniel Philipp Rumpf geheiratet hatte, bei der Translokation der Univ. nach München 1826 in Landshut zurückbleiben. Er fand in der als Ersatz für die verlorengegangene Hochschule in Landshut angesiedelten chirurgischen Schule, die allerdings schlecht ausgestattet war und an akutem Studentenmangel litt, als Prof. der Anatomie Verwendung. 1829 erinnerte sich die Münchener Regierung jedoch seiner und ernannte ihn als Nachfolger Karl Friedrich Heusingers zum o. Prof. für Anatomie und Zootomie an der Univ. Würzburg mit einem Gehalt von 1200 Gulden. Außerdem wurde M., der seine Professur am 8. 5. 1829 antrat, die Vorlesungen aber erst zum WiSe 1829/30 aufnahm, die Leitung der anthropotomischen und zootomischen Anstalt übertragen sowie der Titel eines Hofrats verliehen. An seiner neuen Wirkungsstätte kümmerte sich M., der als didaktisch geschickter Lehrer galt, vor allem um die Vermehrung der anatomischen und zoologischen Sammlungen. Außerdem war er seit 1842 federführend an der Planung und Errichtung des erst 1853 fertiggestellten med. Kollegienhauses beteiligt. Seit Mitte der 1840er Jahre machten sich bei M. jedoch allmählich Verfallserscheinungen bemerkbar. Sukzessive gab er Teile seiner umfangreichen Lehrverpflichtungen ab: 1845 die zootomischen Vorlesungen an Joseph Beraz und zum Ende des SoSe 1847 vergleichende Anatomie an Albert Kölliker, der ihm zugleich in der Leitung des zootomischen Instituts nachfolgte. Bis wenige Wochen vor seinem Tod hielt er jedoch weiterhin seine Veranstaltungen über allgemeine und besondere Anatomie des Menschen ab. Überhaupt zeichnete sich M., der in seinen letzten Lebensjahren bereits als wissenschaftlich überholt galt, durch unermüdlichen Fleiß aus. Q UAM, E II 217. W Diss. de cortice peruviano et radice ipecacuanhae eorumque surrogatis, Landshut O.J. [1811] (zusammen mit Ferdinand Raab); Theses ex universa medicina et chirurgia (Praes.: G. A. Bertele, Resp.), Landshut 1811; Handbuch der Anatomie des menschlichen Körpers mit Abbildungen, Bd. I: Muskellehre, Landshut
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Münz - Mundbrot
1815,21821, Bd. 2: Gefasslehre, Landshut 1821, Bd. 3: Eingeweidelehre, Landshut 1827, Bd. 4/1: Lehre von dem Hirne, dem Rückenmarke und den Nerven, Würzburg 1835, Bd. 4/2: Lehre von den Sinnesorganen, Würzburg 1836; Die Muskel-, Gesäß-, Eingeweide-, Hirn-, Rückenmark- und Nerven-, Sinnes-Organe, Knochen- und Bänder-Lehre mit Abbildungen nach Albin, Landshut 1815; De cute humana diss. inauguralis (Praes.; Resp.: J. M. Berchtold), Landshut 1819; De hypopyo diss. inauguralis (Praes.; Resp.: J. A. Zimmer), Landshut 1819; De formatione epigenetica et monstrositate per defectum huius formationis (Praes:; Resp.: J. G. E Hertwig), Landshut 1821; Gutachten der med. Fak. zu Würzburg über vermeintlichen Mord in Folge einer Me1ancholia erotico-religiosa, in: Zs. für Staatsarzneikunde 29 (1835) 392-434. L ADB XXIII 38; DBA N. E; Permaneder 312 u. ö.; Prantl I 715, 11 521; Funk 32; Matrikel LMU; G. Stikker, Entwicklungsgeschichte der med. Fak. an der AIma Mater Julia, in: M. Buchner (Hg.): Aus der Vergangenheit der Univ. Würzburg. Festschrift zum 350jährigen Bestehen der Univ. Würzburg, Würzburg 1932, 611 u. ö.; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte IV 295; R. Herrlinger, Das erste lithographisch illustrierte Lehrbuch der Anatomie. Der Landshuter Anatom M. M. als Inkunabel-Graphiker des Steindrucks, in: Sudhoffs Archiv 47 (1963) 224-36 (P); G. Kirchhoff, M. M. Prof. der Anatomie in Würzburg (1829-1849). Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Theatrum anatomicum, Würzburg 1964 (P); E. A. Geyer, Die med. Lehranstalten der Ludwig-MaximiliansUniv. in Landshut (1800-26), Diss. München 1966, 11 ff.; G. Werk, Die Personalbibliographien der Mitglieder des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen 1970, 48-51 (W); H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: Boehml Spörl I 207 u. ö.; Beckenbauer 171 u. Ö. P Lithographie von Georg Oppel, Staatliche Bibliothek Bamberg, V. A. 2960 • M. Schaich
Mundbrot (Montbrot, Muntbrot), Walter, SJ, * um 1576 Tägerschen (Thurgau), t 28.11. 1645 oder 28. 12. 1646 Rom.
M. entstammte einer vornehmen, im Thurgau reich begüterten Konstanzer Familie. Am 1. 12. 1589 an der Univ. Dillingen immatrikuliert, wurde er am 27. 7. 1593 dort (nach anderer Quelle in Porrentruy) als Schüler der Rhetorikklasse in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Nach Noviziat und einem weiteren Jahr Rhetorik absolvierte er 1596-99 an der Univ. Ingolstadt den üblichen phil. Dreijahreskurs und unterrichtete anschließend am Dillinger Gymnasium. 1601-05 studierte M. in Ingolstadt
Theol., empfing am 28. 5. 1605 in Eichstätt die Priesterweihe und trat im Oktober darauf an der Univ. Ingolstadt eine Phil.professur an, die er bis 1608 innehatte. Nach dem Tertiat in Ebersberg 1608/09 lehrte er 1610-12 Dialektik und Moraltheol. in Konstanz, wo er am 2. 9. 1612 mit Ablegung des vierten Gelübdes in die ordensinterne Führungsschicht der Professen aufrückte. Noch im sei ben Jahr ging er als Prof. für scholastische Theol. nach Dillingen und wechselte von dort 1615 als Minister ans Münchener Jesuitenkolleg. 1617/18 wurde er dOFt Socius des Provinzials Melchior Hartel. Anschließend amtierte er 1618-24 als Rektor des Kollegs in Ingolstadt. Vom 9. 3. 1624 bis 20. 1. 1631 bekleidete er als erster Schweizer das Amt des Provinzials der Oberdeutschen Ordensprovinz. Es zeugt von seinen Fähigkeiten, daß man ihn nach einer Amtszeit als Rektor in München (1631-34) am 28. 1. 1634 ein zweites Mal zum Provinzial bestellte. Nominell bis 25. 11. 1636 im Amt, reiste er indes schon im Juli 1636 nach Rom, wo er seine bemerkenswerte Ordenskarriere mit der Berufung zum ,,Assistens Germaniae" des Ordens generals krönte. WAssertiones ex prima philosophia seu metaphysica (Resp.; Praes.: N. N.), Ingolstadt 1599; Ad quaestionern, utrum Lutheranus salvis suae sectae primis principiis possit petere et capessere insignia doctoratus theologici, iuridici ... responsio, Ingolstadt 1606; Theses philosophicae ex logica Aristotelis collectae (Praes.; Resp.: J. Gessler), Ingolstadt 1607; Disputatio philosophica ex prima parte scientiae naturalis collecta (Praes.; Resp.: C. Freisinger), Ingolstadt 1607; Theses philosophicae de mundo e1ementari (Praes.; Resp.: C. Angerman), Ingolstadt 1608; Assertiones philosophicae de homine (Praes.; Resp.: K. Denich), Ingolstadt 1608; Theses philosophicae de mundo magno eiusque variis partibus (Praes.; Resp.: W. J. Freisinger), Ingolstadt 1608; Theses philosophicae de mundo sublunari eiusque praecipuis partibus (Praes.; Resp.: J. Hatznberg) ,Ingolstadt 1608; Disputatio theologica de gratia, lapsu et ministerio angelorum (Praes.; Resp.: M. Strigel), Dillingen 1613; Disputatio theologica de sacramenta ordinis (Praes.; Resp.: H. Mesmer), Dillingen 1613; Disputatio theologica de beatitudine, actibusque humanis ad eam perducentibus (Praes.; Resp.: M. Crista), Dillingen 1614. L Prantl I 443; Romstöck VII u. ö.; Sommervogel V 1402 ff., IX 697 (W); Duhr 11/1 200 u. Ö., 11/2 63 u. ö.; Specht 285 u. ö.; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. von T. Specht, Dillingen 1909, 185; Schaff 78 (W); Ger! 288; Strobel 90 f. u. ö.; Popp 200 ff. (W); G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 110 u. Ö. U. Neumann
Neeff - Neuhauser
291
N Neeff (Neff), Johann Baptist, * um 1690 Schorn bei Pöttmes, t 23. 8. 1737 Mannheim.
N. studierte in Ingolstadt Phi!. und Med. Er verteidigte am 17. 7. 1711 unter Johann Adam Morasch dessen ,,Nucleus physiologicus, seu institutionum medicarum liber primus" und wurde zum Dr. der Med. promoviert. Nach Johann Heinrich Scheiflers Tod 1716 erfolgte zum SoSe seine Berufung als Prof. für "Institutiones medicinae". Er lehrte theoretische Med., verfaßte das mehrteilige Lehrbuch "Tyro medicus" und ließ dessen Thesen verteidigen. Bis 1720 versah er nebenbei das Gamisonsphysikat, aus dem er entlassen wurde, weil er es zugunsten seiner Professur vernachlässigt hatte. Gemeinsam mit Johann Adam Morasch und Johann Jakob Treyling setzte sich N. für die Errichtung des Anatomiegebäudes und des botanischen Gartens ein. Zum Leibarzt des Prinzen Johann Theodor, damals Bischof von Regensburg und Freising, berufen, reiste N. 1722 nach Italien, 1724 nach Regensburg. Die Funktion eines Leibarztes des 18. Jahrhunderts, auch als Unterhalter, Erzieher und Berater zu dienen, konnte N. von den drei Ingolstädter Prof. der Med. am besten erfüllen. Seine Professur ruhte während seiner Abwesenheit unter Beibehaltung der Besoldung, auch als er 1730 als Leibarzt nach München und 1733 an den Mannheimer Hof berufen wurde. Seit 1734 bis zu seiner Rückkehr auf die Lehrkanzel 1735 vertrat ihn Franz Anton Stebler. N., kurfürstlich bayer. Rat, war mehrmals Dekan und zweimal Rektor (1720/21, 1729130). - N. schuf mit seinem 1726-32 publizierten mehrteiligen Lehrbuch über die Physiologie und Pathologie ein didaktisch klar angelegtes Kompendium. Ganz im Sinne seines Lehrers Morasch, auf dessen Schriften er aufbaute, bot N. auf der Grundlage der chemisch-mechanistischen Korpuskulartheorie einen Unterricht, der auch die neuesten Arbeiten, u. a. von Giovanni Battista Morgagni und Lorenz Heister, einbezog. W Nucleus physiologicus, seu institutionum medicarum Iiber primus (Resp.; Praes.: J. A. Morasch), Eichstät! 1711; Tyro medicus, principiis modernorum chymico-mechanicis instructus, seu institutiones medicinae Iiber primus, pars prima (Praes.; Resp.: V. Gastei), Ingolstadt 1726; Tyro medicus, principiis modernorum chymico-mechanicis instructus, seu institutiones medicinae Iiber primus, pars secunda (Praes.; Resp.: J. G. Starckmann), Ingolstadt 1726; Tyro medicus, principiis modernorum chymico-mechanicis instructus: specimen physiologicum de actionibus corporis humani sani in genere et chylificatione, sanguificatione ac nutritione in specie (Praes.; Resp.: A. E Khaser), Ingolstadt 1727; 19*
Tyro medicus, principiis modernorum chymico-mechanicis instructus partem tertiam physiologiae, de actionibus animalibus corporis humani (Praes.; Resp.: M. Griesmayr), Ingolstadt 1729; Tyro medicus, in pathologia principiis modernorum chymico-mechanicis instructus, seu Iiber secundus institutionum medicinae (Praes.; Resp.: J. A. Wuzlhofer), Ingolstadt 1732; L DBA N. E; Mederer III 128 u. ö.; Prant! I 537 f., II 507; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte IV 258 (W); H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: BoehmlSpörl I 196-200; S. Hofmann, Die Alte Anatomie in Ingolstadt. Ihr Schicksal als Institution und Gebäude, München 1974, 20 u. ö.; K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Erlangen-Nürnberg 1976, 22-26 (W). C. Habrich
Neuffert (Neuffardus, Neiffart, Neuffart), Franz, SJ, * 1576 Florenz, t Il. 3.1633 Memmingen.
Der gebürtige Florentiner wuchs zu Donauwörth auf und trat am 27. 10. 1594 in die Gesellschaft Jesu ein. Er kam in den Umkreis von Matthäus Rader, mit dem er in brieflicher Korrespondenz stand. Im Jahre 1600 erhielt er eine Professur für Griechisch, 1604 für Rhetorik an der Univ. Ingolstadt. An ihr absolvierte er 1606/07 sein theo!. Studium. 1608/09 wirkte er als Prof. für Rhetorik in Augsburg, 1611 in gleicher Funktion zu Regensburg. Dazwischen ist 1610 ein Aufenthalt in Ebersberg bezeugt. 1616/17 war N. als Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt tätig, anschließend als Regens am Collegium Ignatianum. 1619 wurde er als Regens an das Kolleg zu Porrentruy berufen. Schriften aus seiner Feder können nicht nachgewiesen werden. Q BSB, clm 1610; Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI I, 16, Mscr. XVI 19/10, Mscr. CXV23. L DBA; Mederer II 178 u. ö.; PrantI I 443; Romstöck 244; Gerl 292; Popp 204. A. Schmid
Neuhauser, Bernhard, SJ,
chen,
* 25.
t 8. 4. 1673 Innsbruck.
l. 1614 Mün-
V Caspar, Scheibenmacher.
N. trat am 9. 4. 1630 in den Jesuitenorden ein. Nach Lehrtätigkeit im Rahmen des Magisteriums u. a. 1637 in Eichstätt und 1638-41 in München und dem Studium der Theo!. 1639-42 am Kolleg in München war er 1642/43 Prof. der Logik in Innsbruck, 1643/44 in Trient und absolvierte 1644/45 das Tertiat in Altötting.
Neuhauser - Niederhuber
292
1646-49 war er Prof. der Phi!. an der Univ. Ingoi stadt. 24 Jahre lang wirkte er als Prediger, zunächst 16~1/52 in Hall, 1653/54 in Regensburg, 1659/60 in München, um 1661 als Domprediger in Regensburg, 1661-68 in St. Martin in Amberg, 1668-70 in Landshut und 1670-73 in Innsbruck. 1663-65 schrieb er u. a. gegen Johann Heinrich Ursinus, Superintendent in Regensburg, kontroverstheo!. Schriften. Seine Bedeutung lag weniger auf wissenschaftlichem Gebiet als auf dem der Predigt. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München
Mscr. I12, Mscr. XI 21/Nr. 262, Mscr. XI 28, Mscr. XI 2817; BayHStAM, Jesuiten 112 (1673), 374, 376, 383394,396 f., 399-409, 411 f.
W Biblische Fewer-Wag, d.i. Unpartheyische Erwegung, welches auss H. Schrift erweisslicher, dass ein oder kein Fegfewer seye, München 1661; Biblischeund Kirchische Himmels-Brodt-Waag. Das ist Unpartheyische Erwegung, ob Auss H . .schrifft sambt Einhelligen zusammenstimmender Lehr der Alten wahren Catholischen Kirchen erweisslich, dass ein Gebott für alle Communicanten seye, das H. Sacrament dess Altars under beyden Gestalten zuempfahen ... Auf vitniltiges ungezimtes Gegentheils Aussfordern so Mündals Schrifftlich Entgegen gesetzt Einem nit unlengst under dem Titul "Trinckt alle darauss" durch Johann Heinrich Ursin Regenspurgischen Superintendenten zusamen gestuckten Büchlein, Ingolstadt 1664; Theologia ecclesiastica das ist Gottes-Lehr, Für die Kirchen- und Hauss-Gemeinden Predig-weiss abgehandelt ... Uber den Ersten Theil dess H. Englischen Lehrers Thomae v. Aquin. Erste Theil Von dem Einigen Gott, Salzburg (?) 1679. L DBA N. E; Jöcher III 878; Mederer II 311; Kobolt, Erg. 385; Prantl I 444; Sommervogel V 1646-51 (W), IX 715 f.; Romstöck 244-48 (W); Hurter IV 106; Schaff 82; Matrikel LMU; Gerl 292; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 168-73.
1741/42 als Minister und Exerzitienmeister im Kollegium von Trient, bis 1747 als Dozent für Moraltheo!. bezeugt ist. 1748/49 amtierte N. als Präfekt und Minister am .Kolleg Neuburg a.d.D. Zuletzt war er 1750/51 Minister und 1751-54 Präfekt am Kolleg Innsbruck. W Theatrum passionum animae aperturn in caesareoarchiducali universitate Oeinpontana (Praes., Resp.: A. A. Gilembert), Innsbruck 1721. L DBA; Mederer III 203; Oe Luca 77; Sommervogel V 1620 (W); Romstöck 248 f. (W); Specht 185; Matrikel LMU; Gerl 294; Kurrus II 310 f. u. ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Neyer (Neuer), Nikolaus, SJ, * 4. 12. 1668 Konstanz, t 4. 5. 1733 Inzigkofen bei Konstanz, o Konstanz. N. trat am 24. 12. 1685 der Societas Jesu bei. In der Matrikel der Univ. Ingolstadt ist er unter dem 1. 4. 1690 als "grammatices professor" verzeichnet. 1702/03 war N. in Eichstätt Prof. der Logik und Präfekt des Gymnasiums, 1707 Prof. der Ethik an der phi!. Fak. der Univ. Ingoi stadt sowie von 1710-13 Prof. der Moraltheo!. in Eichstätt. Zuletzt wirkte N., der zeitweise als Beichtvater des Fürstbischofs von Konstanz fungierte, als Seelsorger der Klosterfrauen des Stiftes Inzigkofen. L Mederer III 117; Romstöck 249; Gröber 290; Matrikel LMU; Gerl 294; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 173. H. Zedelmaier
S. Hofmann
* 1770 (getauft: 1.10.) Mainz, t 18. 3. 1834 München, 0 München, kath., CD 1799 Josepha von Spitzel, * Miesbach, t 1830.
10. 12. 1683 Bozen,
V Ernst Kaspar Wilhelm, Chirurg, MAnna Magdalena.
N. wurde am 6. 11. 1704 zum Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Als Theo!.student im vierten Jahr empfing er, von Dillingen kommend, am 7. 4. 1715 die Priesterweihe in Eichstätt. 1719 begann er den phi!. Dreijahreskurs an der Univ. Innsbruck zu lesen. In Dillingen dozierte er 1729/30 Kasuistik. In den folgenden fünf Jahren lehrte N. an der Univ. Freiburg i.Br., deren theo!. Fak. er dreimal als Dekan vorstand. Ferner trat er in diesem Zeitraum zumindest bei einer Gelegenheit als fiskalischer Gutachter des Markgrafen von Baden hervor. 1735 kehrte N. als Dogmatiker an die Univ. Dillingen zurück. 1738 übernahm er die Kasuistikprof. an der Univ. Ingolstadt. Nach zwei Jahren verließ er Ingolstadt Richtung Innsbruck, wo er, abgesehen von einem Intermezzo
Nach einem dreijährigen Studium der Med. bei Samuel Thomas Soemmering in Mainz verzichtete N., dessen Biographie in der wissenschaftlichen Literatur des öfteren mit der des 1754 in Ingolstadt geborenen Ignaz Alois Franz N. vermischt wurde, auf die Anwartschaft auf eine ProsektorensteIle in Heidelberg und bewarb sich mit Befürwortung Philipp Fischers in Ingolstadt. Seine Einstellung als Prosektor erfolgte 1794 auf Empfehlung Soemmerings. N. verpflichtete sich, das "anatomische Cabinet" zu vermehren. Am 18. 8. 1795 wurde er mit Auszeichnung zum "Dr. med. et chirurgiae" promoviert, 1797 legte er das Examen in klinischer und forensischer Med. und Geburtshilfe ab. Auf seinen Antrag wurde er am 9. 10. 1798 zum Extraordinarius für Anatomie und gerichtliche Med. ernannt. Nach dem Tod von Joseph
Neustifter, Leopold, SJ,
t
19.5.1754 Innsbruck.
*
Niederhuber, Carl Joseph Ignaz,
Niederhuber - Ninguarda Anton Carl erhielt er am 17.4. 1799 das Ordinariat für Anatomie, Geburtshilfe und forensische Med. und wurde zum kurfürstlich bayer. Rat bestellt. Nach der Übersiedlung der Univ. 1800 fand er in Landshut so schlechte Bedingungen für den Anatomieunterricht vor, daß sowohl er als auch 1802 die Studenten Beschwerde einlegten. Er arbeitete 1803 eine Ordnung für den Präparierkurs aus, die der Prosektor zu überwachen hatte. Da der Univ.kurator, Georg von Zentner, N. für untauglich hielt, wurde dieser 1804 pensioniert und unter Belassung seines Prof.titels und Rangs als kurfürstlicher Rat auf das Landgerichtsphysikat Aichach versetzt. Dort kam es 1806 zu einer Affare, in der man N. beschuldigte, von dem Apotheker eine prozentuale Beteiligung an Medikamentenkosten gefordert, diesen zum Meineid verleitet und die Chirurgen gegen ihn aufgewiegelt zu haben. N. wurde 1807 ohne Salär und Pension vom Dienst suspendiert. Ein Gericht sprach ihn zwar wegen Mangels an Beweisen frei, die Amtsenthebung blieb jedoch bestehen. Als Pensionist zog N. 1809 nach München, wo man ihm aber die Ausübung der Praxis verweigerte. Im selben Jahr wurde er auch von seiner Frau geschieden. - N. ist trotz seiner guten Voraussetzungen literarisch nicht hervorgetreten und war als Hochschullehrer glücklos. Philipp Franz von Walther war sein bedeutendster Schüler. Q BayHStAM, MInn 236751118, 6151\1, 9-68; OAM, Sterbebuch St. Anna, Bd. 219, 129, Nr. 43; Stadtarchiv Mainz, Kirchenbuch St. Ignaz 20/22; Stadtarchiv München, PMB N 59; UAM, E 18 Fasz. 2, E II 221 a. W Elogium piis manibus ... Philippi Fischer, Landshut 1800. L DBA N. E; Permaneder 157 u. ö.; Prantl I 683 u. ö.; E. A. Geyer, Die med. Lehranstalten der Ludwig-Maximilians-Univ. in Landshut (1800-26), Diss. München 1966, 4 u. ö.; R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat Johann Caspar von Lippert, in: OA 96 (1972) 282 f. u. ö.; K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Erlangen-Nürnberg 1976, 104 f. (W); Müller 342 u. ö.; Beckenbauer 21 u. Ö. C. Habrich
Nigri (Schwarz), Peter, OP, 1481 und 1484.
t
wohl zwischen
Der Dominikaner, für den Kaaden (Böhmen) als Herkunftsort bezeugt ist, wurde nach eigenen Angaben in Salamanca heimlich von Rabbinern unterrichtet und lernte dabei Hebräisch. Theol. studierte er in Montpellier und vermutlich auch in Salamanca. Am 27. 11. 1471 immatrikulierte er sich an der Univ. Freiburg i.Br., wo er 1470171 die für die Formatur vorgeschriebene Sentenzenvorlesung, welche er schon in Montpellier begonnen hatte, beendete.
293
Zum 27. 3. 1473 wechselte er nach Ingolstadt und schloß hier im Juni 1473 sein Theol.studium mit der Promotion zum Lizentiaten ab. Außerdem besaß er bis 1474 eine anfangs mit 40 fl., später mit 50 fl. jährlich dotierte Lektur, vermutlich über Hebräisch. Er scheint sich auch in der Artistenfak. engagiert zu haben, denn 1474 ließ ihm Herzog Ludwig der Reiche für "ain puch baider Wege in den syben freyen Künsten innhaltend" 12 fl. anweisen, wobei überrascht, daß der entschiedene Thomist N. hier einen Mittelweg gewahrt haben soll. Ansonsten trat N. in jenen Jahren vor allem als Verfasser von polemischen Werken gegen die Juden in Erscheinung. Die Rabbiner von Regensburg, Frankfurt und Worms soll er mehrfach zu Disputationen herausgefordert haben, denen jene aber auswichen. Im Dezember 1474 verschwindet sein Name aus den Ingolstädter Gehaltslisten. Später wurde N. von Matthias Corvinus an die von ihm errichtete Dominikanerschule in Ofen berufen. Dem ungarischen König ist auch sein drittes Werk, der "Clypeus Thomistarum", gewidmet, in welchem sich N. als kompromißloser Thomist erweist. Er scheint zwischen 1481 und 1484 gestorben zu sein. Q UAM,EI I,FI I,GGIII/1\ I. W Tractatus contra perfidos judaeos de conditionibus veri Messiae i.e. Christi vel uncti, ex textibus hebraicis latinorum elementis utcunque figuratis confectus, EssIingen 1475; Der Stern Meschiah, Esslingen 1477; C1ypeus Thomistarum adversus omnes doctrinae doctoris angelici obtrecatores, Venedig 1481. L ADB XXXIII 247 f.; Mederer I 4 u. ö.; C. Prantl, Geschichte der Logik im Abendlande, Bd. 4, Leipzig 2 1927, 221 ff.; 1. J. Bauer, Zur Frühgeschichte der the01. Fak. der Univ. Freiburg i.Br. (1460-1620), Freiburg i.Br. 1957; Kausch 233; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: BoehmlSpörl II 43 f.; O. Mazal, Königliche Bücherliebe. Die Bibliothek des Matthias Corvinus, Graz 1990. C. Schöner
Ninguarda (Ningwardt), Raphael, (Veltlin), t nach 1569.
* Morbegno
N., der aus einem alten Adelsgeschlecht stammte und vermutlich mit Felician Ninguarda eng verwandt war, studierte in Basel (1555/ 56) und Tübingen (1556). Ende 1565 kam er, bereits zum Dr. iur. utr. promoviert, nach Ingolstadt, wo er vermutlich als Extraordinarius mit Zustimmung der jur. Fak. zunächst ohne Gehalt private Vorlesungen über Zivilrecht hielt und dann auch Disputationen veranstaltete. Aufgrund seines hohen Ansehens bei der Fak. und seiner Beliebtheit bei den Studenten wurde N. schließlich vor 1567 zum Ordinarius für Zivilrecht berufen, eine Position, die er bis Mitte
294
Ninguarda - Obermayer
1569 innehatte. Am 23. 4. 1567 wurde er zum Rektor für das SoSe gewählt. N. hinterließ kein bedeutendes wissenschaftliches Werk. Q UAM, E I I. W Zugeschrieben: De fideiussionibus; De contractu mutui; De sicariis; De eo, quod inter prof. ad L. un C. de sent., 1567. L Mederer I 294 u. ö.; Kobolt 482; Prant! I 314, H 493; Matrikel LMU; Wolff 270; F. Maissen, Bündner Studenten an der Univ. Ingolstadt-Landshut 1472-1827, in: Bündner Monatsbl. 1982, 62. A. Edel
Nytz (Nütz), Phillip Otto von, * vermutlich Wels (Österreich). Als Resultat der Besetzung Bayerns durch österreichische Truppen im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges wurde N., Baron von Wartenburg und kaiserlicher Provinzialassessor, 1713 durch Erlaß Kaiser Karls VI. als Nachfol-
ger von Johann Jakob Stuber auf den Exegeselehrstuhl der Univ. Ingolstadt und zugleich auf die Pfarre von St. Moritz präsentiert. Die Antrittsvorlesung hielt er am 18. 11. 1713. Trotz Vorbehalten seitens des Fürstbischofs von Eichstätt zum Prokanzler der Univ. ernannt, wurde er zudem am 19. 10. 1716 für ein Jahr zum Rektor gewählt. 1722 endete mit dem Abzug der Österreicher aus Bayern seine wenig erfolgreiche Ingolstädter Zeit; am 22.6. dieses Jahres resignierte N. auf Pfarre und Lehrstuhl, um eine Dompräbende und Univ.professur in Wien zu übernehmen. Q BSB, c1m 1627; UAM, D III 59, GO III/lI, K I 1. L Mederer III 132 u. ö; L. Westenrieder, Denkschrift auf Johann Nepomuk Mederer, in: Beyträge zur vaterländischen Historie 9 (1812) 102; 1. B. Götz, St. Moritz in Ingolstadt, Kirche und Pfarrei: auf Grund urkundlicher Quellen dargestellt, in: SHVI 47 (1928) 72; MatrikeILMU. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
o Oberhuber, Andreas, SJ, * 2. 12. 1712 Traunstein, t 3. 4. 1780 Landsberg.
O. wurde am 14. 10. 1728 in das Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu aufgenommen. 1731 empfing er in Eichstätt die niederen Weihen. Das Magisterium absolvierte er u. a. 1733/34 in Solothurn. 1741/42 ist er als Theo!.student im vierten Jahr an der Univ. von Dillingen belegt. Er las den phi!. Kurs 1743-45 zunächst in Konstanz, dann 1745-47 in Dillingen. Hier wurde er im Anschluß Studienpräfekt und dozierte parallel das Fach Geschichte. Im letzten Semester in Dillingen 1752/53 lehrte O. Dogmatik, ehe er in gleicher Funktion am 19.1. an der Univ. Ingolstadt ordiniert wurde. Der Abschied von Ingolstadt am 23.3. 1756 bedeutete den Beginn einer langen Laufbahn als Ordensoberer. Bis 1762 leitete er das Noviziat von Landsberg. 1762-65 unterstützte er den Ordenspovinzial als Socius. O. leitete dann bis 1767 das Kolleg in Neuburg a.d.D., schließlich amtierte er in Ingolstadt bis zur Aufhebung des Ordens 1773 als Rektor des Kollegs. O. hinterließ keine Druckschriften. L DBA; Mederer III 257 u. ö.; Sommervogel V 1855, XII 614 (W); Romstöck 250 (W); Specht 282 u. ö.;
Duhr HI/l 234 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl297; W. Müller, Die Aufhebung des Jesuitenordens in Bayern, in: ZBLG 48 (1985) 324 ff. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Obermayer (Obermayr), Johann Leonhard, * 5.11. 1721 Wemding, t 5. 3.1759 Ingolstadt.
O. wurde nach Studien in Leiden, Göttingen, Paris in Heidelberg 1751 zum Dr. der Med. promoviert. Obwohl die med. Fak. den gebürtigen Bayern wegen des Studiums außerhalb der Landesgrenzen zurückhaltend beurteilte, wurde er noch im selben Jahr an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Anatomie und Chirurgie ordiniert. Der Mangel an Kadavern, der sich trotz eines Erlasses, die Körper von Hingerichteten aus vier benachbarten Gemeinden den Ingolstädter Anatomen zu überlassen, einstellte, verführte den Prosektor von 0., seinen Bruder Joseph Anton, zur Ausgrabung einer Kindesleiche. Den Anfeindungen seitens seiner Univ.kollegen und des Eichstätter Bischofs entging O. dank der Ernennung zum kurfürstlichen Leibarzt. In München wurde eigens für ihn ein anatomisches Theater zur Ausbildung junger Ärzte er-
Obennayer - Obennayr richtet. 1754 kehrte er, ausgestattet mit einem kurfürstlichen Stipendium und von den Münchener Pflichten suspendiert, nach Ingolstadt auf den Lehrstuhl für Anatomie und Physiologie zurück. 1758 übernahm er zudem die Vorlesungen für Pathologie und Gerichtsmed. O. starb im Kampf gegen den in der Ingolstädter Garnison grassierenden Flecktyphus. - 0., ..anatomes apud Baios restaurator" (Mederer), war maßgeblich an dem Aufschwung der anatomischen Studien in Ingolstadt beteiligt. Aus seiner vielseitigen Lehrtätigkeit ist eine Reihe von Disputationen erhalten. W Specimen inaugurale medicum sistens considerationem anatomico-physiologicam venae portae, viscerumque secretioni bilis famulantium (Resp.; Praes.: F. I. Oberkamp ), Heidelberg 1751; Specimen inaugurale medicum asserens venae sectionem, principale febrium actuarum, maxime inflammatoriarum remedium (Praes.; Resp.: F. I. M. Schmid), Ingolstadt 1755; Diss. inauguralis medico-practica sistens Erysipelatis veram causam proximam (Praes.; Resp.: I. I. C. Weber), Ingolstadt 1757; Diss. inauguralis medica de malo hypochondriaco (Praes.; Resp.: J. P. Spring), Ingolstadt 1757; Diss. inauguralis de natura, virtute et usu salium interno (Praes.; Resp.: F. x. Artmann) ,Ingolstadt 1757; De cortice peruviano, Ingolstadt 1758; Diss. inauguralis practica de inflammatione, Ingolstadt 1759. L Mederer III 276 u. ö. (W); Prant! II 511; Die Stadtpfarrkirche zur Schönen Unser Lieben Frau, in: SHVI 16 (1891) 53; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1418-1829), in: SHVI 44 (1925), 198 ff.; Matrikel LMU; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte IV 400; BoehmlSpörl, LMU 181 (P).
P Ölgemälde, UAM. R. Larsson-Folger
Obermayer (Obennayr), Joseph Anton, * 1734 Wemding, t 7. 1. 1771 Ingolstadt. Nach dem Abschluß des zweijährigen phi!. Kurses studierte O. an der Univ. Ingolstadt 1752-56 Med. Anschließend unternahm er wie schon sein Bruder Johann Leonhard vor ihm - mit einem kurfürstlichen Stipendium in Höhe von 200 Gulden eine Bildungsreise an verschiedene auswärtige Univ. So besuchte er die Univ. Straßburg (Immatrikulation: 14. 10. 1756) und Paris. Bereits während seines Studiums in Ingolstadt war O. seinem Bruder Johann Leonhard, Prof. der Anatomie und Chirurgie, als Prosector zur Hand gegangen. In dieser Funktion hatte er seinen Bruder bei dessen Kollegen und der bischöflichen Kurie in Eichstätt vorübergehend in Mißkredit gebracht, als bekanntgeworden war, daß er aufgrund eines zeitweiligen Mangels an Leichen für die Anatomie auf dem Friedhof eine Kinderleiche ausgegraben hatte. 1758 vertrat er seinen Bruder im anatomischen Unterricht, woraus er ei-
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nen Anspruch auf eine Professur ableitete. Doch erst nach dem Tod Johann Leonhards wurde er am 22. 5. 1759 auf sein Gesuch hin zum Prof. der Anatomie, Chirurgie und Physiologie bestimmt. Die für das Lehramt unverziehtbare med. Dr. würde erwarb er - wiederum dem Beispiel seines Bruders nacheifernd - im Sommer 1760 an der Univ. Heidelberg, an der er sich am 23. 7. li59 für ein letztes Studienjahr eingeschrieben hatte. Am 20. 6. 1760 konnte er schließlich mit einer feierlichen Antrittsvorlesung den Unterricht, den er in deutscher Sprache hielt, aufnehmen. 1764, 1768 und 1770 war O. auch Dekan der med. Fak., 1769170 amtierte er als Rektor der Univ. Seine Besoldung belief sich zunächst auf 400, später auf 600 Gulden. Wiederholten Gesuchen um eine Erhöhung seines Gehalts wurde erst 1770 stattgegeben, wobei O. von den ihm zugestandenen 1000 Gulden allerdings den Prosector selbst zu bezahlen hatte. Ein fünfbändiges anatomisches Lehrwerk, mit dessen Abfassung er begonnen hatte, blieb durch seinen frühen Tod unvollendet. W Idiopathia vomicae pulmonis lapsum excipientis per singularem observationem demonstrata, cum annexis aliis selectioribus anatomiciis pro specimine inaugurali (Resp.; Praes.: F. I. Oberkamp), Heidelberg 1759. L F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis, Pars prior, Ingolstadt 1772, 31; Mederer III 297 u. ö.; Prant! I 609; Matrikel LMU; H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: BoehmJSpörl I 200; R. A. Müller, Studium und Studenten an der Med. Fak. der Univ. Ingolstadt im 18. Ih., in: SHVI 83 (1974) 209 f. u. ö.; S. Hofmann, Die Alte Anatomie in Ingolstadt. Ihr Schicksal als Institution und Gebäude, München 1974,63 u. ö. F. NeumannIM. Schaich
Obermayr (Obennair), * 31. 10. 1637 Ebersberg, gensburg.
t
Wolfgang, SJ, 23. 11. 1685 Re-
Über Herkunft und Jugend von o. sind keine Infonnationen überkommen. Nach dem Besuch des Münchener Jesuitengymnasiums wurde er arn 20. 9. 1655 in die Societas Jesu aufgenommen. Seine Studienzeit verbrachte O. in Ingolstadt, zunächst 1658-61 als Student der Phi!., dann 1664-68 als Theo!.student. Vom 21. 9. 1661 bis zum 7. 10. 1662 war er in Eichstätt Lehrer der Syntax und Grammatik. Danach unterrichtete O. höhere Syntax in Neuburg a.d.D. In religiöser Hinsicht war das Jahr 1668 für ihn von großer Bedeutung. Am 16.3. des Jahres erhielt er die Subdiakonatsweihe, wenig später die Weihe zum Diakon. Am 26. 5. 1668 empfing er schließlich die Priesterweihe. Die Jahre 1668/69 brachte O. ad IIIium
Obennayr - Oberschwender
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probationem in Altötting zu. Nach kurzer Lehrtätigkeit am Gymnasium Innsbruck 1669 trat er am 26. 10. 1669 in Dillingen die Professur für Phil. an, die er bis in den Oktober des Jahres 1672 versah. Am 4. 10. 1672 übernahm er die zweite Professur für Scholastik in Freiburg i.Br., die er vier Jahre innehatte; 1673/74 war er Dekan der theol. Fak. Von Freiburg ging er nach Dillingen, wo er am 12. 10. 1676 auf ein Jahr kanonisches Recht lehrte. 1677-81 vertrat er das gleiche Fach in Innsbruck. 1681 wechselte O. an die Univ. Ingo1stadt, wo er bis 1683 ebenfalls kanonisches Recht unterrichtete, aber auch als Prof. für Ethik erwähnt wird. W Disputatio philosophica de veritate et falsitate enunciationum (Praes.; Resp.: J. J. Kaiblin), Dillingen 1671; Disputatio philosophica de potentiis spiritualibus animae rationalis (Praes.; Resp.: V. J. Oexle), Dillingen 1672. L De Luca 69; Prantl I 482; Romstöck 250-53 (W); Sommervogel V 1856 f. (W); Specht 288 u. ö.; Matrikel LMU; Leitschuh I 124; Gerl297; Kurrus 305 u. Ö. F. Neumann
* 17. 7. 1792 11. 2. 1871 München,
Oberndorfer, Johann Adam,
Pressath (Oberpfalz), kath.
t
Nach entbehrungsreichen gymnasialen und allgemeinen Studien in Amberg nahm der Metzgersohn 1813 in Landshut jur.-kamera1istische Studien (besonders bei Gottlieb Hufeland) auf. Nach Staatsexamen 1816 und praktischem Dienst erwarb er am 12. 8. 1818 den Dr. jur. und erhielt ein Reisestipendium nach Göttingen, wo er bei Georg Sartorius hörte. Aufgrund einer "Grund1egung der Camera1wissenschaft" (1818) wurde er am 3. 11. 1819 Priv.-Doz., am 22. 3. 1821 ao. und am 25. 4. 1822 o. Prof. der Kameralistik an der Univ. Landshut. Gleichzeitig erschien sein Hauptwerk, ein "System der Nationalökonomie", das sich resolut vom kameralistischen Fächerbündel in Richtung einer phil. begründeten Nationalökonomie absetzte. Nach einer Strafversetzung an das Rentamt Neustadt a.d.D., die am 23. 9. 1824 wohl wegen seiner Polemik gegen Cajetan Weiller ausgesprochen wurde, konnte O. nach Translokation der Univ. nach München dort am 3. 10. 1826 sein Lehramt für Finanzwirtschaft, Rechnungsrecht, Kamera1praxis und politische Rechenkunst wieder aufnehmen. Nachdem indes das Juristenmonopol den früher geplanten KameraIbeamten eliminiert hatte, war die Existenz der frequenzschwachen Staatswirtschaftlichen Fak. (die Univ. votierte 1828 für Auflösung) prekär, die Errichtung einer Technischen Hochschule in ihr 1833 belastete sie mit "dem Wesen der Univ. nicht ganz homogenen Elementen", so
daß O. resigniert am 5. 5. 1835 sowie am 8. 12. 1836 die Aufhebung der Fak. bzw. seine Versetzung in die jur. bzw. phil. Fak. beantragte. Mit Friedrich Benedikt Wi1he1m Hermann war ihm zudem ein Konkurrent erwachsen, so daß er auf Polizei wissenschaft und Polizeirecht ausweichen mußte. Der Polizei im Sinne von innerem Regierungswesen ist 1840 ein letztes Werk von O. mit teilweise sehr konservativen Anschauungen gewidmet. Der sperrig-unbequeme Mann, der in der Selbstverwaltung eine Rolle spielte (Rektor 1832/33, 1841/ 42, oftmals Mitglied des Senats und 1826-53 des Verwaltungsausschusses), den man schon 1835 in die Praxis versetzen wollte, mußte am 17. 1. 1858 in Ruhestand treten. W Grundlegung der Cameralwissenschaft oder über die systematische Einheit und den organischen Zusammenbang derselben, Landshut 1818; System der Nationalökonomie aus der Natur des Nationallebens, Landshut 1822; [an.] Bemerkungen über Weillers Schrift "Der Geist des ältesten Katholicismus", Fluelen-Landshut 1824; Theorie des inneren Regierungswesens oder der Polizei, Bd. 2: Theorie der Wirthschaftspolizei oder die sog. Nationalökonomie und Staatswirthschaftspflege und Volkswirthschaftspflege genannt, Sulzbach 1840. L ADB XXIV 102 f.; DBA; DBA N. F.; Chronik der LMU München für das Jahr 1870171, München 1871, 8; Huber 567 u. ö.; H. Dickerhof, Kameralstudium und Bildungssystematik in Bayern von der Spätaufklärung bis zum Vormärz, in: N. Waszek (Hg.), Die Institutionalisierung der Nationalökonomie an deutschen Uni v., SI. Katharinen 1988, 258 ff. u. Ö. H. Dickerhof
Oberschwender, Zacharias,
*
Mainburg.
Über das Leben von O. ist bis auf die wenigen Jahre, in denen er mit der Univ. Ingolstadt in Verbindung stand, nahezu nichts bekannt. Erstmals belegt ist er zwischen 1573 und 1579 als Stipendiat des bayer. Herzogs am Collegium Gennanicum in Rom, wo er gegen Ende seines Aufenthalts im herzoglichen Auftrag seinen Mitschüler Robert Turner als Prof. der Rhethorik für die Univ. Ingo1stadt anwarb. Am 28. 8. 1581 wurde 0., der Magister der Phil. und Dr. der Theol. war, dann selbst die Ethiklektur ("Lectio philosophiae moralis") an der bayer. Landesuniv. anvertraut. Außerdem erhielt er einen Freiplatz am Tisch des Georgianums. O. trat sein Amt am 30. 9. 1581 an, mußte es aber bald darauf wieder an Turner, der es am 10. 3. 1582 übernahm, abtreten. L Matrikel LMU; A. Seifert, Das Georgianum 14941600, in: Real 198; Seifert 378; Kausch 230; Schmidt, Collegium Germanicum 280. M. Schaich
Oeder - Oetheus Oeder, Wolfgang, t nach 1488 Rom. V Konrad, t zwischen Juli 1478 und SoSe 1483. 0., der als seinen Herkunftsort Kelheim angab, immatrikulierte sich im SoSe 1469 an der Univ. Wien, wo er im Juni 1471 zum artistischen Bakkalar und im Januar 1473 zum Magister promovierte. Kurz darauf wechselte er zum 3. 7. 1473 nach Ingolstadt, wo er sich der Artistenfak. der "via moderna" anschloß. An Lehrveranstaltungen von O. ist lediglich ein Diktat der ,,Ars vetus" "in die Feder" für Studenten die sich den Text beschaffen wollten, im SoS~ 1476 belegt. Hauptsächlich widmete sich O. dem Studium der Theol., welches er schnell absolvierte: Am 17. 9. 1477 wurde er zum the01. Bakkalar promoviert und erhielt die Bücher für den Bibelkurs zugewiesen (Lk., Mich.). Am I!. 9. 1478 erfolgte die Zulassung zur Sentenzenvorlesung. Mit der Formatur ließ es O. bewenden und engagierte sich weiterhin in der Artistenfak.: Im SoSe 1478 und im SoSe 1482 übernahm er deren Dekanat, im WiSe 1481/82 fungierte er als Rektor der Univ. Im März 1482 wurde er gemeinsam mit Georg Zingel zum Univ.kämmerer gewählt. 1480 erhielt O. eine der Kollegiaturen am Magisterkolleg, auf weIcher er durchgehend bis 1485 und dann nochmals 1488 bezeugt ist. Wo er die Jahre 1486/ 87 verbracht hat, ist unklar, doch könnte er sich schon damals nach Rom an die Kurie begeben haben. Der Eintrag in der Totenliste der Artistenfak. gibt als Sterbeort die Römische Kurie an; das Datum kann nicht genau festgestellt werden. Q UAM,FI I,GGI2,OI2,OIV I. L Mederer I 21 f.; Prant! I 90, II 74; Seifert, Statuten 329 f. u. ö.; Buzas 13; Kausch 230; Schöner 158 u. Ö. C. Schöner
Oeffelein (Effelin), Wolfgang, * Wemding, t nach 1541, m Margareta Burckhard. 0., wie sein berühmter Kollege Leonhart Fuchs aus Wemding stammend, immatrikulierte sich am 2. 10. 1515 an der Univ. Ingolstadt und wurde nach seiner Promotion zum Dr. med. zusammen mit Fuchs nach dem Tod Peter Burckhards, seines Schwiegervaters, 1526 Ordinarius der med. Fak.; 1527-30 hatte er das Amt des Kämmerers der Univ. inne. 1532 wurde O. an den Landshuter Hof Herzog Ludwigs X. berufen und ist dort noch 1541 als dessen Leibarzt nachweisbar (am 24. 8. 1541 ist sein gleichnamiger Sohn in der Ingolstädter Matrikel als "filius physici Ludovici ducis" verzeichnet). L F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 103; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae
297
Ingolstadiensis facultatis. Pars prior, Ingolstadt 1772, 7; Mederer I 129 u. ö.; Prantl I 197; Matrikel LMU; Seifert, Statuten 506 u. ö.; Liess 127 u. ö.; Schöner 355 f. H. Zedelmaier
Oeggl, Joseph, * 14. 4. 1754 Fischen am Ammersee, t 5. 5. 1806 Ingolstadt, kath. V Thomas, Taglöhner und Händler, M Maria Egwolf, ()) 10. ll. 1751.
Über die Jugend, Schul- und Studienzeit von O. ist wenig bekannt. 1772/73 besuchte er die Abschlußklasse des Münchener Wilhe1msgymnasiums, das anschließende Studium absolvierte er wohl in Ingolstadt. Wohl 1779 zum Priester geweiht, erhielt er ein Kanonikat in Straubing und begegnet am 7. 3. 1785 als Unterbibliothekar der Univ. Ingolstadt, wo er im Auftrag Sebastian Seemillers mit der Katalogisierung des Altbestandes und der einverleibten Bibliotheken begann und einen neuen alphabetisch geordneten Handschriftenkatalog anfertigte. Im Januar 1790 als Extraordinarius für Philologie angestellt, bat 0., der 1791 als Regens die Leitung des Georgianums übernommen hatte, den Kurfürsten am 5. 1. 1795 "in Rücksicht meiner übrigen wichtigen Geschäfte" um Freistellung vom öffentlichen Lehramt, was ihm im März 1795 unter Beibehaltung des Prof.charakters gewährt wurde, verbunden mit der Erlaubnis, "in der griechischen Sprache Privatunterricht zu geben". 1799 zum Ordinarius ernannt, nahm O. seine Vorlesungen über "Philologie in Anwendung auf lateinische und griechische Klassiker" wieder auf und organisierte im folgenden Jahr den Umzug und die Neueinrichtung des Georgianums in Landshut, dessen Leitung er 1801 ebenso wie seine Professur aufgab, um die ihm übertragene Stadtpfarrei zu Unserer Lieben Frau in Ingolstadt zu übernehmen. Wissenschaftliche Werke scheint O. nicht publiziert zu haben, seine Verdienste als Univ.bibliothekar und als Regens des Georgianums stehen außer Frage. Q Kath. Pfarramt Pähl, Taufmatrikel; UAM, C III 5, E II 223 f. L Schmid 108; Leitschuh III 141; Buzas 75 u. ö.; P. Segl, Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche (180026), in: BoehmJSpörl II 126 f.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 69 f.; Müller 236 u. ö. P. Segl
Oetheus (Oethe), Jakob, * Nordhausen (Thüringen), t 1586 Eichstätt. Der 1557 in Tübingen zum Dr. med. promovierte O. hatte zuvor in Erfurt (seit 1546), Marburg (seit 1551) und Wittenberg (1555) studiert
Oetheus - Ostermair
298
und anschließend in Nordhausen sowie um 1558 vermutlich als Leibarzt des Fürstabts von Fulda gewirkt. 1568 erhielt er eine med. Lektur an der Univ. Ingolstadt, wechselte aber im Jahr darauf seine Stellung und wurde Leibarzt des Eichstätter Bischofs Martin von Schaumberg; 1570 war er noch einmal kurz in Ingolstadt tätig. Während aus seiner Ingolstädter Zeit nur zwei gedruckte Reden und eine Disputation überliefert sind, hat sein 1574 erschienener "Gründlicher Bericht" qualitative Originalität, da er erstmals eine lehrbuchmäßige Darstellung der Krankenpflege beinhaltet. W Theses de methodo therapeutica, Ingolstadt 1569; Gründlicher Bericht, Lehr und Instruction von rechten und nutzlichen Brauch der Arzney und von Erhaltung der Gesundheit, Dillingen 1574. L DBA; Kobolt 488; Mederer I 330; Prantl II 494; E. Eder, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen 1967,81-97; Liess 142 f. R. A. Müller
Ossanäus (ab Oß), Johann Richard, genbusch (Brabant).
*
Herzo-
O. studierte seit 1566 als "Iegum studiosus" in Ingolstadt, wo er auch 1568 zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. Noch im Herbst des selben Jahres scheint er als ao. Prof. der Institutionen angestellt worden zu sein, präsidierte er doch im Oktober erstmals einer Disputation. Etwa Mitte 1579 rückte er zum o. Prof. auf. Daneben las er einige Zeit auch den Kodex. Wahrend seiner Lehrtätigkeit ließ 0., der auch als einer der ersten Juristen private Kollegien abhielt, immerhin 23 Disputationen drucken. Im WiSe 1569170 stand er der Univ. als Rektor vor, im Januar 1571 gehörte er einer Gesandtschaft der Univ. an den bayer. Hof an, die gegen ein Übergewicht der Jesuiten in Ingolstadt protestieren sollte. Bereits Mitte 1575 wechselte er als Assessor an das Reichskammergericht, an dem er seit 1576 nachgewiesen ist. Die Verbindung von O. zur Univ. Ingolstadt riß jedoch auch nach seinem Weggang nicht ab. 1578 war er an den - letztlich gescheiterten Berufungsverhandlungen mit den beiden Juristen Johannes Rarnus und Jakob Cujas beteiligt. W Tbeses de tutoribus, et curatoribus (Praes.; Resp.: G. Bemdt), Ingolstadt 1568; Disputatio de forma inventarii conscribendi (Praes.; Resp.: W. Pronner), Ingolstadt 1570; Carrrrina propemtica, inscripta ... Philippo Menzelio ... , quum studiorum gratia in ltaliam profisceretur, Ingolstadt 1571 (mit V. Rotmar, J. Engerd, A. Frank); De iureiurando pronunciata (Praes.; Resp.: M. Gösel), Ingolstadt 1572; De decimis disputatio canonica (Praes.; Resp.: M. Hiltprand), Ingolstadt
1572; De contractu mutui theseis (Praes.; Resp.: M. Gösel), Ingolstadt 1572; Theses de contractu societatis (Praes.; Resp.: J. Ratzer), Ingolstadt 1572; Disputatio de contractu depositi (Praes.; Resp.: C. Degenseher), Ingolstadt 1573; Tbeses de venatoria, caeterisque modis, quibus res, quae nullius sunt, singulorum dominio subijciuntur (Praes.; Resp.: J. Glabsperger), Ingolstadt 1573; Conclusiones de patria potestate (Praes.; Resp.: W. Schwankler), Ingo1stadt 1573; Selectae iuris utriusque de matrimonio sive ritu nuptiarum quaestiones, certis conclusionibus explicatae (Praes.; Resp.: C. Zeller), Ingo1stadt 1574; Assertiones ex utroque civili et canonico iure in praescriptionis materia (Praes.; Resp.: N. Zinner), Ingolstadt 1575. L ADB XXIV 496; DBA; Mederer I 299 u. ö.; Prantl I 234 u. Ö., II 493; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. Aalen 1978, 512 u. ö.; Seifert, Statuten 268; Seifert 245 u. ö.; Wolff 34 u. ö.; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977,160 f. u. Ö. R. Heydenreuter
Ostermair, Johannes, t Spätsommer oder Frühherbst 1513 wohl Ingolstadt.
Nach der Resignation von Johannes Stabius auf die Mathematiklektur wurde O. im April 1503 von Herzog Georg dem Reichen der Univ. als Kandidat für die vakante Kanzel präsentiert, konnte sich aber gegen den von der Univ. favorisierten Hieronymus Rud nicht durchsetzen. Erst nach Ruds Tod gelangte er zu einern nicht genau bestimmbaren Termin zwischen 1503/04 und Anfang 1506 auf die Lektur. Als astronomischer Praktiker ohne akad. Grad, der sich nachweislich mit dem Bau von Sonnenuhren und vermutlich auch mit der Abfassung von astrologischen Juditien beschäftigte, nahm er an der Univ. Ingolstadt zeitlebens eine AußenseitersteIlung ein; in der Matrikel ist sein Name nicht zu finden. Im Sommer 1511 verließ er Ingolstadt für längere Zeit, ohne jedoch auf seine Lektur zu verzichten. Sein Weg führte ihn zuerst nach Nümberg, wo er Kontakt zu Willibald Pirckheimer und dessen Kreis pflegte. Über die weiteren Stationen seiner Reise ist nichts bekannt. Im Spätsommer oder Frühherbst 1513 verstarb 0., der möglicherweise zu Beginn dieses Jahres wieder nach Ingolstadt zurückgekehrt war. Q UAM, D III I, E I 1, GG IVa 1; Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 17.6 Aug. 4°. W Sonnenuhren am Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau in Ingolstadt und am Marktturm in Regensburg. L Mederer I 75; C. T. Gemeiner, Regensburgische Chronik, Bd. 4, Regensburg 1824, 154; C. G. Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte, Sagen und Merkwürdigkeiten, Bd. 2, Regensburg 1837, 621; Prantl I 105 u. ö.; G. Bauch, Die Anfange des Humanismus in In-
Ostennair - Ott golstadt, München-Leipzig 1901, 77 u. ö.; H. Ostermair, Die Ostermair. Urkunden, Regesten, Matrikelauszüge, TI. I, Ingolstadt 1902,39 f.; Schaff 26; E. Zinner, Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11.-18. Jh., München 2 1967, 72 u. ö.; F. Schnelbögl, Leben und Werk des Nürnberger Kartographen Erhard Etzlaub (t 1532), in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 57 (1970) 220; Seifert 60; Schöner 17 f. u. ö. C. Schöner
Ott, Christoph, SJ, * 2. 11. 1612 Freiburg LBr., t 4.5. 1684 Hall (Tirol).
O. war Schüler des Jesuitenkollegs seiner Heimatstadt und trat am 24. 5. 1628 der Societas Jesu bei. Nach dem Noviziat in Landsberg besuchte er den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt und absolvierte dort auch das vierjährige Studium der Theo!. 1634 zum Priester geweiht, lehrte er an verschiedenen Jesuitenkollegien, u. a. in München (1634-37) und Konstanz (1642/43). Am 2. 12. 1645 legte er das vierte Gelübde ab und stieg damit in die führende Gruppe seines Ordens auf. Danach war O. u. a. als Rhetorikprof. am Jesuitenkolleg in Solothurn (1647-49) und in Burghausen als Studienpräfekt und Prediger tätig (1651-53). An der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt lehrte er 165357 als Prof. der Ethik und war zugleich Prediger an der Pfarrkirche SI. Moritz, 1655 auch Dekan der phi!. Fak. Danach war O. über zwei Jahrzehnte in der Seelsorge und als Prediger tätig, u. a. in Augsburg (1660-64) und Hall (1670-74). - O. veröffentlichte eine größere Zahl vor allem pädagogischer, polemischer und historischer Werke. Während seiner Ingolstädter Zeit hielt er im Januar und Februar 1656 acht Predigten über Erziehungsfragen, die im folgenden Jahr unter dem Titel "Hoche Schuel Der lieben Elteren" gedruckt wurden. In dem mit zahlreichen Belegen und Exempla (aus der Bibel, antiken Autoren wie Platon und Plutarch sowie den Kirchenvätern) argumentierenden Werk, in dessen Widmung an die "Herren Burgennaistern vnd Rath" und die "Burgerschafft" von Ingolstadt er deren Verdienste um das elementare Bildungswesen als vorbildlich würdigte, appellierte O. eindringlich an Eltern und Obrigkeit, jedem Kind zumindest eine elementare (Schul-)Bildung zu ennöglichen. Die Verantwortung für die Erziehung der Kinder lag für O. vor allem bei den Eltern. Dies treffe besonders für die frühen Lebensjahre zu, da in dieser Phase das spätere Verhalten sich auspräge. Von dem Grundsatz ausgehend, daß der Mensch erst durch Erziehung zum Menschen werde (als ,,Menschen werden wir nit geboren/ sonder erzogen"), entwickelte O. eine differenzierte Pädagogik der Einübung christlicher Werte und sozialer Rollen. Die (traditionell die
299
ersten sieben Lebensjahre umfassende) Kindheit begriff er dabei als einen noch "vernunftlosen" Lebensabschnitt, der spezielle Erziehungsmethoden erfordere: ,.Die weiß muß kindisch seyn/damit sie sey vernünfftig". - Neben dieser dreimal wieder aufgelegten Erziehungsschrift verfaßte O. mehrere polemische Schriften, u. a. 1662 gegen den Apostaten Johann Georg Tremellius. Die von wüsten Beschimpfungen durchsetzte Argumentation stieß selbst im Jesuitenorden auf Kritik. Als O. die Apologie des Tremellius (,,Medicus Papisticus furens") mit einer zweiten Schrift beantworten wollte, fiel diese durch die jesuitische Zensur. Mit der ,,Roma Gloriosa" (1676), einer nach Jahrhunderten gegliederten Geschichte der Päpste, wollte O. vor allem zur Wiedergewinnung abgefallener (protestantischer) Gläubiger beitragen, deren Rückkehr zum kath. Glauben, wie es in der Vorrede an die "Günstigen Leser Teutscher Nation" heißt, nichts mehr abschrekke als ein durch Erziehung und Predigten "tieff eingetruckter/und also ganz erstarckter wohn/ als wann das Cath. Bapstumb ein lautres Antichristumb" seL Die Überwindung der "erbärmlichen Entzweyung" in Deutschland, d. h. die Wiederherstellung der Glaubenseinheit unter kath. Vorzeichen, akzentuierte O. hier auch politisch in Fonn eines Appells an das Nationalgefühl der Deutschen und ihre große Vergangenheit im vorkonfessionellen Zeitalter. Wenn O. dann einzelne Päpste (etwa Alexander VI.) als "Unlöblich" beurteilte, den meisten aber das Prädikat "Gut" verlieh, so diente dieser schematische Urteilskatalog kontroverstheo!. Interessen. Indem nämlich der (protestantische) Leser "selbst die Zahl der frommen und unfrommen zu samen ... summieren" kann, sollte er erkennen, daß die Zahl der "unlöbliehen" Päpste nur eine geringe Minderheit darstellte. - Leitender Gesichtspunkt der Werke des Predigers O. war die Gefahr, die dem Seelenheil des Menschen durch den Abfall vom wahren, d. h. kath. Glauben drohte. Diese gegenrefonnatorische Perspektive verstand er geschickt mit aktuellen Bedürfnissen und Interessen zu verbinden. Während eine möglichst frühzeitig einsetzende Erziehung jene Gefahr für das Seelenheil gleichsam an der Wurzel bannen sollte, dienten seine polemischen und historischen Arbeiten der Festigung des kath. Glaubens. W Hoche Schuel Der lieben ElterenIDarinnen Die Christliche KinderZuchtlAIs der Grösten Künsten einet gelehret wirdt, Ingolstadt 1657, 4. Aufl. Augsburg 1728; Demonstratio catholicae veritatis, Augsburg 1660; Ursachen der Neubekehrten in Augsburg/Warumb sie Cath. werdenlvnd billich auch andere werden sollen, Augsburg 1661,3. Aufl. Innsbruck 1679; Revocatoriae Tremellianae revocatio ad calcvlos veritatis et
300
Ott - Parreut I. Nur zwei Jahre später, am 18. 10. 1701, nahm er nämlich schon seine erste Lehrtätigkeit als Prof. am Gymnasium zu Eichstätt auf. In diese Zeit fällt auch die Erteilung der vier niederen Weihen am 6. 6. 1702. Am 1. 10. 1702 verließ er Eichstätt in Richtung Burghausen. Von dort kehrte er zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Ingolstadt zurück, um seine theol. Studien aufzunehmen. Während seines Aufenthalts an der Univ. erhielt er am 22.2. und 15. 3. 1709 jeweils in Eichstätt - die Weihen zum Subdiakon sowie Diakon. Dagegen ist das Datum seiner Priesterweihe unbekannt. 1712 ist O. als Prof. der Phil. an der Univ. Innsbruck belegt und im WiSe 1714 als Prof. der Ethik an der Univ. Ingolstadt. Von 1732 bis zu seinem Tod hatte er die Stellung eines Dompredigers in Eichstätt inne.
modestiae, Augsburg 1662; Vrsachen über Vrsachen, Warumb man sol Cath. werden, Augsburg 1664; Muster Calviqischer Vnvermöglichkeit Wider die Cath. Warheit, Innsbruck 1676; Roma Gloriosa, oder Das Glorwürdige Rom In seinen Zweyhundert Drey vnd Viertzig Bäpsten, Innsbruck 1676, 3. Auflage Dillingen 1702; Historia nova seculi decimi septimi, ferreo-aurei, Innsbruck 1682 (Fortsetzung der ,,Epitome Historiarum" des Orazio Torsellini SJ). L ADB XXIV 551; DBA N. F.; Mederer II 332, 346; Sommervogel VI 1-7 (w); Romstöck 338 f., 393; Duhr III 388 f. u. ö.; Hurter IV 396 f.; Ger! 301; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 174-83; Strobel 310; Valentin I 137, II 1091 f.; H. Sancisi-Weerdenburg, In de voetspuren von Herodotus, in: Miro fervore, Leiden 1994,105-18. H. Zedelmaier
Otto, Martin, SJ, * 28. 7. 1679 Lechbruck (Schwaben), t 1. 11. 1739 Eichstätt. Der Eintritt von O. in den Jesuitenorden am 13. 9. 1699 dürfte während oder bereits nach Abschluß des Studiums der Phil. erfolgt sein.
L De Luca 76; Prant! I 506; Romstöck 253; Matrikel LMU; Gerl 302; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 183. M. Schaich
p (Siehe auch unter B)
Pacher (Bacher), Sixtus. P., dessen Name nicht in der Ingolstädter Matrikel zu finden ist und für den Regensburg als Herkunftsort bezeugt ist, promovierte zwischen August und Oktober 1586 zum artistischen Magister. Der Erwerb des Bakkalaureats ist in den unvollständigen Akten nicht zu finden. Nach Ausweis der Promotionsliste stammte P. aus Regensburg, war Schüler des Georgianums und besaß zum Augenblick seiner Magisterpromotion bereits die Priesterweihe. 1587 wurde er als Nachfolger von Robert Turner zum Regens des Georgianums berufen. 1589 resignierte er auf dieses Amt. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM,OI4. L Mederer II 109; Prant! I 343; Schmid 96; Real 105; Seifert 406 u. ö.; Schwaiger 70. C. Schöner
einer einzigen Person verschmolzen wurde, ist nichts bekannt. Vielleicht ist er mit einem schon 1450 und dann wieder 1468 in Regensburg nachweisbaren ,,Meister Hans Puel von Parrewt, doctor in Ertzney" identisch. Schon ehe er sich am 12. 10. 1474 in die Ingolstädter Matrikel eintrug, erscheint er in den Ämterrechnungen im Februar 1474 als Leibarzt von Herzog Ludwig dem Reichen. Über seine Tätigkeit an der Univ. ist wenig bekannt. Nur 1479 wird sein Name einmal bei einem Fak.beschluß genannt. Ob er wirklich in Ingolstadt gelehrt hat, ist zweifelhaft. In den Ämterrechnungen ist P., inzwischen Leibarzt von Herzog Georg dem Reichen, bis 1488 nachweisbar. Danach bricht die Überlieferung der Ämterrechnungen ab und setzt erst 1503 wieder ein. Über den weiteren Verbleib von P. liegen keine Nachrichten vor.
Parreut 1_, Johannes.
Q BayHStAM, Herzogtum Bayern, Ärnterrechnungen bis 1506,507-15, Neuburger Kopialbücher, Bde. 79, 81.
Über den Werdegang von P., der von Prantl mit dem gleichnamigen Artisten und Theologen zu
L ADB XXV 183; F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorurn aliquot rnedicorum,
Parreut I. - Parsch
301
München 1733, 21; Mederer I 9 u. ö.; Prantl I 76 u. Ö., 11 73 u. ö.; Liess 116 f. C. Schöner
stand passen, daß die zweite Auflage des Lehrbuchs von P. 1494 in Nürnberg erschien, doch entzieht sich die Frage einer definitiven Klärung.
Parreut (Tolhopf, von der Grün), Johannes, t 1495 Braunau. P., der von Prantl mit dem gleichnamigen Mediziner zu einer einzigen Person verschmolzen wurde, immatrikulierte sich am 20. 5. 1478 als "Iohannes von der Grün de Bairreut" an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im Dezember 1479 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1482 zum Magister. Am 4. 3. 1482 ließ sich der Anhänger der "via moderna" ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Seit dem H. 6. 1484 Konventor der Engelsburse, wurde P. auf Befehl einiger herzoglicher Gesandter am 9. 11. 1485 ins Fak.konzil kooptiert. In der Folge bekleidete er mehrmals Ämter in der Artistenfak.: Im WiSe 1488/89 war er Dekan, zweimal fungierte er als Prüfer der Magistranden (1488, 1491). Außerdem versah er verschiedene Aufträge der Fak. bei der Inspektion von Bursen oder übernahm Gesandtschaften nach auswärts. Daneben widmete sich P. dem Studium der Theo!. Am 15. 2. 1494 promovierte er zum Lizentiaten, am 29. 7. 1494 zum Dr. der Theo!. Allerdings war er zu den Promotionen nur kurzfristig nach Ingolstadt zurückgekehrt, denn schon 1493 hielt er sich nachweislich nicht mehr hier auf, wobei nicht klar ist, ob er sich nach Nürnberg oder bereits nach Braunau begeben hatte. Der Eintrag in die Totenliste der Artistenfak. unter den Pesttoten von 1495 bezeichnet P. als Prediger in Braunau und als Beichtvater der Herzogin Hedwig. Der Bibliothek der Artistenfak. vermachte P. drei Bücher. - 1492 erschien aus seiner Feder in der Ingolstädter Offizin von Johannes Kachelofen - der 1493 wegen der Nichtbezahlung von Schulden an P. arretiert wurde - ein Kommentar zur ,,Ars vetus", der vermutlich bis zur Veröffentlichung des "Cursus" von Johannes Eck als Grundlage für den Logikunterricht der Ingolstädter "via moderna" diente. Nachdrucke hiervon erschienen 1494, 1501, 1504 und 1507. Eine Handschrift mit dem Titel "Opus J. P. super libros physicorum (Physica secundum Isidorum)", die sich nach den Angaben von Anton Maria Kobolt 1595 in Kloster Metten befunden haben soll, ist dagegen nicht mehr auffindbar. Möglicherweise war P., der in den Quellen auch gelegentlich als ,,Johannes Tolhopf" bezeichnet wird, ein jüngerer Bruder des Mathematikers Johannes Tolhopf. Zweimal erwähnt der Mathematiker in seinen Briefen an Konrad Celtis einen gleichnamigen jüngeren Bruder, der 1494 gemeinsam mit Celtis in Nürnberg weilte. Hierzu würde auch der Um-
Q UAM, D III 1, GG 111/11 1,0 I 2, 0 IV 1; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934, 110 u. Ö. W Exercitationes veteris artis, 0.0. [Ingo1stadtl 1492, Nümberg 1494, Hagenau 1501, Nümberg 1502, Venedig 1507. L ADB XXV 183; DBA; Mederer I 43 u. ö.; Prantl I 76, 11 91; C. Prantl, Geschichte der Logik im Abendlande, Bd. 4, Leipzig 21927, 239 f.; Buzas 11 u. ö.; Kausch 225; A. Seifert, Logik zwischen Scholastik und Humanismus, München 1978, 16 u. ö.; Schöner 463 ff. u. Ö. C. Schöner
Parseh, Johannes, Ingolstadt.
*
Ingolstadt,
t
11. 9. 1514
P., der als seinen Herkunftsort Ingolstadt angab, immatrikulierte sich am 6. 10. 1479 an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte hier im September 1481 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1485 zum Magister. Am 12. 3. 1485 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen, am 12. 3. 1489 wurde er ins Fak.konzil kooptiert. Fast dreißig Jahre lang blieb P. in der Artistenfak. tätig, ohne an einer der höheren Fak. jemals einen Grad zu erwerben. Allerdings widmete er sich wenigstens nebenbei dem Theo!.studium, denn als P. im September 1497 mit anderen von herzoglichen Räten über den Zustand der Univ. befragt wurde, war er einer der wenigen, die sich aus Sicht der Studenten zu den theo!. Vorlesungen äußerten. Auch besaß P. die Weihen, denn der bei Mederer abgedruckte Text eines Gedenksteines in der Tuchmacherkapelle der Ingolstädter Frauenkirche weist ihn als deren Kaplan aus. Bei der obengenannten Befragung gab sich P. auch als moderater Anhänger der "via moderna" zu erkennen. An Lehrveranstaltungen sind die "Parva logicalia" (SoSe 1493), das "Exercitium elencorum" (WiSe 1493/94) und der Algorismus (WiSe 1513/14) bezeugt. In der Hierarchie der Artistenfak. gelangte P. im Verlauf seiner Karriere bis an die Spitze. Nachdem er dreimal ihr Dekan gewesen war (SoSe 1499, SoSe 1505, SoSe 1513, außerdem einmal kurzfristig Vizedekan für Michael Putersaß im Juli 1508) und irgendwann zwischen 1502 und 1514 die Leitung der Drachenburse übernommen hatte, erhielt er im März 1514 die Kollegiatur von Christoph Tengler am Collegium vetus. Der Inhaber dieser Kollegiatur war vermutlich - quasi als Prototyp der erst 1526 an der Artistenfak. eingeführten Fachlekturen - zum regelmäßigen Vortrag der aristotelischen Ethik
302
Parsch - Paternoster
verpflichtet. Allerdings verstarb P. bereits sechs Monate nach Antritt der Kollegiatur. - Obwohl von P. keine Werke bekannt sind, zählt er aufgrund seiner langen Zugehörigkeit doch zu denjenigen Magistern, die das Gesicht der Artistenfak. in der Phase von der Gründung bis zur Reform von 1526 geprägt haben. Q UAM,EI I,GGIII/22,OI2,OV 1. L Mederer I 91; Seifert 38-52; Schöner 142 u. Ö. C. Schöner Part
->
Barth
Pascha, Erasmus, * 1568 Salzwedel, t 2. 9.1643 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. P. studierte seit 1595 in Freiburg i.Br., wo er sowohl das Bakkalaureat als auch den Magistergrad in der Artistenfak. erwarb. 1605 wurde er zum Prof. der Rhetorik ernannt und nahm zugleich das Studium der Jur. auf, das er mit dem Dr. iur. utr. abschloß. Nach längerer Tätigkeit als Kanzler des Bischofs von Konstanz kehrte P. 1632 an die Univ. Freiburg i.Br. zurück. 1634 erhielt er die Lehrkanzel für Kanonistik. Die schwierigen Verhältnisse der Univ. aufgrund der Kriegsereignisse veranlaßten ihn, sich 1639 bei Kurfürst Maximilian I. um die Nachfolge Christoph Besolds an der bayer. Landesuniv. zu bewerben. Am 17. 6. 1639 wurde er trotz seines hohen Alters als Kodizist angestellt. Am 3. 2. 1640 betraute ihn der Kurfürst zudem mit der Vorlesung über das lus publicum. Die Besoldung von P. belief sich insgesamt auf 700 Gulden. Höhepunkt seiner nur kurzen Lehrtätigkeit war die Abhaltung einer publicistischen Disputation während des Besuches Kaiser Ferdinands III. in Ingolstadt. Da die Thesen zu dieser Diss. vom Defendenten selbständig verfaßt worden waren, ist von P. aus seiner Ingolstädter Zeit kein Werk bekannt. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/I1 Nr. 3 f.; BSB, c1m 2109. L Mederer II 291 f. u. ö.; H. Schreiber, Geschichte der Albert-Ludwigs-Univ. zu Freiburg i.Br., Bd. 2, Freiburg i.Br. 1859, 469 f.; Prantl I 427; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI44 (1925) 200; Neumaier 68 f. u. ö.; Kurrus II 34 ff. u. Ö. R. Heydenreuter Pascha, Johann Heinrich, * Meersburg, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Erasmus, Prof. an der Univ. Ingolstadt.
1639 kam P. in Begleitung seines Vaters Erasmus von Freiburg i.Br. nach Ingolstadt und wurde am 12. 6. 1640 als "grammatista" an der Univ. immatrikuliert. Nach Abschluß der phil. Studien ermöglichte ihm ein kaiserliches Empfehlungsschreiben das Studium der Theol. am deutschen Kolleg St. Appolinaris in Rom, wo er auch die Priesterweihe empfing. P. ging, auf eine Kaplanstelle präsentiert, nach Ingolstadt zurück und setzte die Studien an der Univ. fort. Zum Zeitpunkt seiner Promotion in der theol. Fak. (1655) war er bereits zum Nachfolger seines Dr. vaters, des zukünftigen Eichstätter Weihbischofs Wilhelm Ludwig Benz, designiert. Als dieser nach einigem Zögern im folgenden Jahr das Lehramt aufgab, konnte sich P. dank herzoglicher Präsentation gegen den erfahreneren Regens des Georgianums, Balthasar Benz, durchsetzen und am 5. 5. 1656 die Pfarre der Univ.kirche von Unserer Lieben Frau sowie das Ordinariat für Kontroverstheol. samt angegliedertem Kanonikat in Eichstätt übernehmen. Während seiner Zugehörigkeit zur theol. Fak. amtierte er dreimal als Dekan und bekleidete ferner in den Semestern 1658/59, 1662/63 und 1664/65 das Rektorat der Univ. Am 4. 7. 1665 schied P. - mit einigem Groll wegen Unstimmigkeiten im Procedere seiner Nachfolge - von Ingolstadt, um als Konsistorial des Bistums Eichstätt zu wirken. Nach 1667 war P. Kanoniker und Kanzler des Geistlichen Rates in Salzburg. Er hinterließ keine Schriften. Q BayHStAM, GL 1482/1 3, 39; DAE, F. X. Bucbner, Generalregister I 30; UAM K II 2, 2.
L Mederer III 339 u. ö.; Prantl I 480; Zur Geschichte der Stadtpfarrkirche zur Schönen Unser Lieben Frau in Ingolstadt, in: Unterhaltungsbl. zur Ingolstädter Zeitung, Nr. 1 (6. 1. 1896) 200, Nr. 2 (13. 1. 1896) 9; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 201 f.; Matrikel LMU; Buzas-Resch I 21. K. FaußnerlR. Larsson-Folger Paternoster (Perner), Hieronymus (Peter?), t SoSe 1483. V Ulrich, t ca. 1482/83.
P., dessen Name in der Literatur auch zu Perner verschrieben wurde, immatrikulierte sich am 9. 4. 1472 an der Univ. Ingolstadt, muß jedoch, da er bereits im Januar 1473 an der Artistenfak. der "via moderna" zum Magister promovierte, vorher schon an einer anderen Univ. studiert haben. Danach nahm P., für den Schwäbisch Hall als Herkunftsort bezeugt ist, die Lehrtätigkeit in der Artistenfak. auf: Für das SoSe 1476 ist eine Resumption in der Naturphil. für Bakkalare belegt. Außerdem fungierte er im WiSe 1482/83 als Dekan der Arti-
Paternoster - Paulinus stenfak. Daneben widmete sich P. dem TheoLstudium. Am 4. 11. 1478 begann er mit der Bibelvorlesung, zu der er zwei Monate vorher zugelassen worden war, am 7. 9. 1481 wurde ihm die Sentenzenvorlesung gestattet, die er am 1. 10. aufnahm. Schon im SoSe 1483 starb P. an der Pest. - Werke von P. sind nicht bekannt, doch zeugt seine, gemessen an seinen jungen Jahren recht ansehnliche Bibliothek, welche er der Artistenfak. vermachte, von seinen Interessen. Schwerpunkttnäßig ist hierin die TheoL vertreten, aber in der Büchersammlung von P., der häufiger vor dem Rektorgericht als Prokurator agierte, finden sich auch einige kanonistische Schriften und die Werke Ciceros sowie ein Buch mit dem Titel "Repertorium vocabulorum in poesi". Q UAM, D III I, GG III/ll 1,0 I 2, 0 IV I. L Mederer I 24; Kausch 216; Buzas 25 f. u. ö.; Wolff 65 f.; Schöner 468 f. u. Ö. C. Schöner
Paul, Andreas, SJ, * 28. 1. 1655 Haid (Böhmen), t 15. 1. 1714 München.
Über Herkunft und Jugend von P. ist nichts bekannt. Am 26. 9. 1673 wurde er in Landsberg ins Noviziat der Societas Jesu aufgenommen. Nach anschließenden phiL Studien absolvierte er 1678-81 am Jesuitenkolleg Luzern sein Magisterium. Es schloß sich das Studium der The01. in Ingolstadt an. 1684/85 war P., der am 21. 4. 1685 in Augsburg zum Priester geweiht wurde, Präfekt der Alumnen in Dillingen. Nach dem Tertiat in Altötting 1685/86 hielt er 168790 den dreijährigen PhiLkurs an der nach Konstanz ausgewichenen Freiburger Univ. Es folgte 1690 (Matrikeleintrag vom 17.10.) eine kurze Lehrtätigkeit als Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt. Seit Anfang 1691 bis 1693 lehrte P. an der Univ. Innsbruck PhiL; dort legte er am 2. 2. 1691 das vierte Ordensgelübde ab. 169395 wirkte er als Prof. für KontroverstheoL und als Studienpräfekt an der Univ. Dillingen. Er verließ Dillingen am 10. 4. 1695 und war anschließend 1695/96 als Gymnasialpräfekt in München tätig. Es schloß sich ein erneuter Aufenthalt in Dillingen an, wo er 1697-1700 MoraltheoL lehrte. Nach theoL Lehrtätigkeit in Innsbruck (1700-02) vertrat P. dieses Fach 1702-05 an der Univ. Ingolstadt. Nach dreijährigem Rektorat am Jesuitenkolleg Luzern (1705-08) stand er 1708-11 der Univ. Dillingen als Rektor vor. Zuletzt war P. als Studienpräfekt an der Münchener Ordensniederlassung tätig. W Ens entium in hominem reque a se conditas beneficium (Praes.; Resp.: F. A. Rigotti), Innsbruck 1693.
303
L De Luca 75; Prantl I 482 u. ö.; Romstöck 253 f. (W); Sommervogel VI 375 (W); Specht, Rektoren 66 f.; Specht u. ö.; Ger1306; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 184 f.; Strobel 153 f. F. Neumann
Paulinus, Renatus, SJ, * 29. 9. 1651 Breisach (Elsaß), t 27. 2. 1718 Oelenberg (Elsaß).
P. trat am 5. 10. 1667 in die Gesellschaft Jesu (Noviziat in Landsberg) ein und immatrikulierte sich 1670 in Ingolstadt. Er studierte 1670-73 PhiL, gefolgt von zwei Jahren Magisterium. Das Studium der TheoL absolvierte er 1675-79 gleichfalls in Ingolstadt. Am 13. 9. 1678 richtete er an den Ordensgeneral die Bitte um Entsendung in die Mission, die abgelehnt wurde. Am 25.2., 17.3. und 26. 5. 1678 (Strobel: 1679) erhielt der Theologus des 4. Jahres die drei höheren Weihen in Eichstätt. 1682-85 lehrte P. Logik in Fribourg, war 1685/86 französischsprechender Prediger in Porrentruy, wo er am 2. 2. 1685 das vierte Gelübde ablegte. Ende 1686 kehrte er als Mathematik- und Hebraistikprof. nach Ingolstadt zurück (immatrikuliert am 28. 1. 1687) und blieb bis zum Oktober 1687. 1690 war er als Prediger in Dillingen tätig. 1691/92 findet man ihn als Prof. der Mathematik an der Univ. Innsbruck. Dort übernahm er 1692-98 das Amt des Instruktors "Principis tertiogeniti". Laut Nekrolog war er zehn Jahre Lehrer der Söhne Herzog Karls IV. von Lothringen. P. ging 16981702 als Instruktor Herzog Leopold Josephs von Lothringen, Sohn und Nachfolger Herzog Karls IV., Vater des künftigen Kaisers Franz 1., nach Österreich, möglicherweise Wien. Anschließend wechselte P. 1702 als Prediger nach Freiburg LBr. und wurde 1705 Minister des Jesuitenkollegs Porrentruy. Am 12. 10. 1706 wurde ihm die Leitung des Jesuitenkollegs in Freiburg LBr. übertragen. Er blieb bis zum 24. 10. 1709 Rektor und war dann 1709-13 Confessarius. Zwei Jahre diente er als Missionar. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, Mscr. XVII
2/6, Mscr. XI/26/l, Mscr. VI 3, Mscr. II 49; Archivum Romanum Societatis Jesu, Fondo Gesuitico, Indipetae, t. 23; G. Sup. 64 (Nekrolog). W Layd und Trost dess Hohen Augspurgischen Bistumbs' über den tödlichen Hintritt weyland dess ... Herrn Joannis Christophori, Bischoffen zu Augsburg, bey dero Hoch-Fürstlichen Gnaden höchst-ansehnlicher Leich-Begängnuss ... , Dillingen 1690; Das langgesuchte starcke Weib, in Annae Magdalenae Adelhaidis Frey-Frauen von Freyberg und Eysenberg, gebohrner Gräffin von Crieching, etc. Hoch-seeligen Hintritt verlohren. Anjetzo wiederumb in dero Höchst-Tugendreichen Lebens-Wandel gefunden, und ... in einer Leych- und Lob-Predigt offentlich fürgestellt und gepriesen, Dillingen 1591.
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Paulinus - Pelecyus
L Mederer III 59; Oe Luca 75; Prant! I 506; Sommervogel VI 380 f.; Romstöck 254; Schaff 143; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 185 ff.; Strobel 299 f. B. Schönewald
Pedioneus (Constantinus, Paedioneus), Johann, * Straßburg, t 30. 11. 1550 Ingolstadt. P., über dessen Ausbildungsgang nichts bekannt ist, war ab 1545 als Nachfolger von Johannes Salicetus Prof. für Rhetorik an der Univ. Ingolstadt, wobei sich seine Besoldung auf 80 bis 90 fl. belief. In dieser Stellung, die er bis zu seinem Tod behielt, las er vornehmlich über Cicero und Vergi!. Von seiner humanistischen Orientierung zeugt auch der Entwurf der universitären Disziplinarstatuten, den P. 1548 verfaßte und in dem er u. a. die von ihm selbst zu haltenden Deklamationsübungen einschärfte. Im Dezember 1547 hielt sich P. am Augsburger Reichstag auf. Von hier lud er brieflich Johann Albrecht von Widmannstetter zum Kommen ein und richtete möglicherweise an den kaiserlichen Rat Leonhard Beck sein Gedicht ,,00mus Becciana". - P., der auch kaiserlich gekrönter "poeta laureatus" war, gehörte zu jener Gruppe humanistischer Lektoren innerhalb der Artistenfak., die die zweite Hälfte der 40er Jahre zu "einer zweiten Blütezeit der studia humanitatis in Ingolstadt" (H. Hradil) machten. In Anlehnung an den in seiner Heimatstadt tätigen Johannes Sturm setzte sich P. die sprachliche und ethische Erziehung der Studenten zum obersten Ziel, wie seine zahlreichen Schriften belegen, unter denen das von Wolfgang Hunger angeregte Werk "De claris oratoribus" hervorragt. Besondere Aufmerksamkeit verdient auch sein 1547 erschienenes Buch "De bello germanico", dessen handschriftliche Fassung er Johann Jakob Fugger widmete. W Oe claris oratoribus libri duo. Eiusdem elegiae 11, Ingolstadt 1546; Oe bello Germanico liber, Ingolstadt 1547; Oomus Becciana. Ad clarissimum virum Leonardum Beccium a Beckstain, Augsburg 0.1.; Hymnorum libero Eiusdem odae VII. Oratio de Ciceronis, et eloquentiae laudibus, Ingolstadt 1547, 3 1550; In D. Stephanum hymnus, ad Wolfgangum episcopum Pataviensem. Eiusdem elegia ad Georgium Loxanum, Ingolstadt 1550; In Simonem Gryneum antistitern ... epicedion, Basel 1551. - Ungedruckt: Autograph des ersten Buches "Oe bello germanico" mit Widmungsbrief an Johann Jakob Fugger, Ingolstadt 1547 (BSB, clm 191); Carmen ad Jo. Lucretium [Widmannstetterl (BSB, clm 280 b, f. 272). L Mederer I 195 f. u. ö.; Kobolt, Erg. 389; Prant! I 213, 11 489; M. Müller, Johann Albrecht von Widmannstetter 1506-57. Sein Leben und Wirken, Bamberg 1908,58; Seifert 155 f. u. ö.; H. Hradil, Oer Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: BoehmlSpörllI 53 ff.; Schöner 364. L. Böninger
Peischer, Anton,
*
ca. 1780 Schongau.
V Franz, Weber, M Agnes.
Über P., dessen Vorname bei Prant! fälschlicherweise mit Johann angegeben wird, ist lediglich bekannt, daß er sich nach dem im Jahr 1800 abgeschlossenen Besuch des Münchener Gymnasiums am 16. 11. 1802 an der med. Fak. der Univ. Landshut als Student immatrikulierte und nach dem Erwerb des Dr.grades der Med. (1805) zwischen 1805 und 1814 als Prosektor und Priv.-Doz. an der med. Fak. wirkte. Anschließend arbeitete er 30 Jahre als Stadtarzt in Hemau in der Oberpfalz. Seinen Lebensabend verbrachte er schließlich bei seinen Schwiegereltern in Nabburg. L Permaneder 258 u. ö.; Prant! I 715; Leitschuh III 214; Matrikel LMU. M. Schaich
Peischer, Bernhard, SJ, * 15. 2. 1738 Fürstenfeldbruck, t 12. 10. 1794 München. P. trat am 13. 9. 1755 der Societas Jesu bei und absolvierte das Noviziat in Landsberg. 1757-60 führten ihn seine phi!., 1763-67 seine theo!. Studien an die Univ. Ingolstadt. Nach Absolvierung des 3. Probejahres 1768/69 in Altötting legte er Ordensprofeß ab. In Entsprechung zur gängigen Praxis des Jesuitenordens lehrte P. an diversen, dem Orden unterstellten Lehranstalten Humaniora, Grammatik und Phi!.: 1760-62 und 1770171 in Landshut, 1762/ 63 in Hall, 1767/68 in Landsberg, 1769170 in Rottenburg. Seit 1771 war er unauffälliges Mitglied der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt, wo er Logik und Physik lehrte. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 verlor er seine Professur. Für die Zeit danach verliert sich die Spur des mit der üblichen Exjesuitenpension ausgestatteten P. W Positiones ex universa theologia, Ingolstadt 1767. L Prant! I 613; Romstöck 256 (W); Schaff 170; Gerl 308; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 70; Müller 56 u. ö. W. Müller
Pelecyus (Axter (?), Pelletius, Zimmermann), Johannes, SJ, * 1545 Ulm, t 31. 12. 1623 München. P. wurde am 3. 5. 1567 in Rom in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Über seinen Ausbildungsgang ist nichts bekannt. Nachdem er schon 1573-76 in Dillingen einen dreijährigen Phi!.kurs nach jesuitischem Muster geleitet hatte, kam er wohl kurz darauf nach Ingolstadt. In der Matrikel ist sein Name nicht zu finden. Einziger Nachweis für seine Anwesenheit sind die gedruckten Thesen einer von ihm präsidier-
Pelecyus - Peltanus ten Disputation vom WiSe 1578/79 zur aristotelischen Physik. Auf dem Titelblatt wird P. sogar als amtierender Dekan der Artistenfak. bezeichnet, eine Tatsache, die sich aus den für diese Zeit sehr lückenhaften Akten sonst nicht nachweisen läßt. Schon 1579 kehrte P. nach Dillingen zurück, wo er - mit einer Unterbrechung 1592, als er nach Konstanz abgeordnet wurde, um dort an der Einrichtung einer jesuitischen Mission mitzuwirken - bis 1599 als Prof. der Theo1. tätig war. Meist las er über scholastische Theo1., gelegentlich über die Hl. Schrift. Von seiner Lehrtätigkeit legen zahlreiche Thesenblätter von theo1. Disputationen, denen P. in Dillingen präsidierte, Zeugnis ab. Außerdem verfaßte P. gegen Ende seines Lebens mehrere theo1. Werke, unter denen die asketische Schrift ,,Malum summi mali" hervorgehoben zu werden verdient. Wohl kurz nach der Jahrhundertwende leitete P. vier Jahre lang das Altöttinger Kolleg; außerdem soll er an verschiedenen Orten als Prediger tätig gewesen sein. W Oe physicis rerum mutationibus disputatio philosophiea (Praes.; Resp.: O. Steichelius, G. Stromair), Ingolstadt 0.1. [1578/79]; Malum summi mali sive de infinita gravitate peccati mortalis, München 1615. - Thesenblätter von 17 theo!. Disputationen, denen P. in Oillingen 1582-97 präsidierte (zwei theo!. Thesenblätter von 1582 in UBM, 4° Theo!. 1345, ohne Angabe des Praes., doch beide von P. persönlich dem Abt von Thierhaupten gewidmet). L OBA; Specht 285 u. ö.; Ouhr I 407; Gerl 308; J. Fejer, Oefuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, T!. I, Rom 1982, 182. C. Schöner
Peltanus (Pelten), Theodor Anton, SJ, 1511 Pelta, t 3. 5. 1584 Augsburg.
*
ca.
Der Geburtsname von P. (für den auch das Geburtsjahr 1528 genannt wird) ist unbekannt, er nannte sich nach seiner Heimatstadt Pelta im Bistum Lüttich. Seine erste wissenschaftliche Ausbildung erhielt er in Pelta und Hertogenbosch. Um 1548 kam er nach Köln und richtete 1549 an Ignatius von Loyola die Bitte um Aufnahme in den Jesuitenorden als bereits wissenschaftlich vorgebildeter Mann. P. absolvierte sein weiteres Studium in Rom (1550) und Neapel (1552-56), wo er Griechisch, Latein und Hebräisch unterrichtete. 1556 erfolgte seine Rückberufung nach Rom, nach vier Wochen die Berufung nach Ingolstadt. Er zählte damit zu jenen 18 Jesuiten, die auf Bitten des bayer. Herzogs 1556 nach Ingolstadt geschickt wurden, nachdem die ersten Jesuiten Petrus Canisius, Claudius Jaius und Alfons Salmer6n aufgrund mannigfaltiger Schwierigkeiten 1552 abberufen worden waren. P. lehrte in Ingolstadt 20 Biograph. Hdb. I
305
die Humaniora - zunächst im Jesuitenkolleg, ehe er im Zuge des Eindringens der Jesuiten in die Artistenfak. am 29. 9. 1557 die universitäre Griechischlektur übernahm. 1559-61 war P. am Jesuitenkolleg in München, 1562-74 wieder in Ingolstadt, wo er am 20. 4. 1562 Prof. der The01. wurde; P. war der erste Jesuit, der in Ingolstadt zum Dr. theol. promoviert wurde (1562). Er war mehrfach Dekan der theo1. Fak. und Berater des Vizekanzlers Martin Eisengrein. Am 10. 8. 1570 legte er das vierte Gelübde ab. Gesundheitliche Gründe zwangen P., der wiederholt in Auseinandersetzungen der weltlichen Prof. mit den Jesuiten verwickelt war, im Frühjahr 1572 um Ablösung zu bitten, was auch den Wünschen des bayer. Hofes entsprach. 1572/73 gab die Ordensleitung ihr Einverständnis. P., der 1573 an der 3. Generalkongregation seines Ordens teilgenommen hatte, wurde 1574 nach Augsburg versetzt. Rudolf Clenck führte für ihn die Amtsgeschäfte als Dekan weiter. Die Univ. Ingolstadt ließ nach dem Tod von P. als lobenden Nachruf im theo1. Hörsaal eine Inschrift mit einem Zitat des hl. Ambrosius anbringen. - In einer Stellungnahme hieß es über P., er sei gelehrt in den lateinischen, griechischen und hebräischen Wissenschaften, habe Rhetorik in Neapel gelernt, sei aber nicht fähig, Logik, Physik und Theol. zu lesen und lateinisch und deutsch zu predigen. Sein Hauptwerk ist die Herausgabe einer lateinischen Übersetzung der Akten des 1. Konzils zu Ephesus aus dem Griechischen nach einer Münchener Handschrift. Das Werk ist dem bayer. Herzog Albrecht V. gewidmet. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, Mscr. V 57, Mscr. VI 16, C XV lIO, X XIV 44; Archivum Romanum Societatis Jesu, Germ. 133 11; UBM, 4° Cod. ms. 819.
W Oisputatio de maiestate hominis Christi, Ingolstadt 1564; Oe extremae unctionis sacramento, theses theologicae, Ingolstadt 1565; Oe baptismo christiano et quibusdam eiusdem baptismi prodromis (Praes.; Resp.: S. Haydloff), Ingolstadt 1566; Oisputatio de sanctissimo eucharistiae sacramento, et tremendo missae sacrificio, Ingolstadt 1566; Commentatio de indu1gentiis ecclesiasticis, Ingolstadt 1566; Ooctrina catholica de purgatorio, animarum sedibus etc., Ingo1stadt 1568; Oisputatio de sanctorum origine, canonizatione, cu1tu, invocatione, reliquiis et imaginibus, Ingo1stadt 1568; Oe iudicio summo malorum. Oisputatio 11, Ingo1stadt 1569; Oe inferno et miserando impiorum statu disputatio, Ingolstadt 1569; Oe sacramento ordinis, ordinumque inter se distinctione, usu et potestate disputatio, Ingo1stadt 1569; Oe sacramentali confessione disputatio (Praes.; Resp.: J. Feucht), Ingolstadt 1570; Oe satisfactione, tertia poenitentiae partae disputatio, Ingolstadt 1571; Catholica de fide et infidelitate disputatio, Ingolstadt 1571; Oe tertia et postrema satisfactionis parte, tractatus theologicus, Ingolstadt 1572; Catholica de librorum canonicorum numero, eorundernque authoritate, et legi-
tima interpretatione explicatio, Ingolstadt 1572; Oe no-
Peltanus - Perkins
306
stra satisfactione et purgatorio, Köln 1576; De originis peccato disceptatio in tractatus duodeviginti distributa, Köln 1576; Sacrosancti, magni et oecumenici concilii Ephesini primi, acta omnia, 6 Bde., Ingolstadt 1576; Decem et septem excellentissimorum theologorum declamatione, ante millo quidem ducentos annos, in precipuis Christi servatoris festis publice habitae, Ingolstadt 1579; Victoris Antiocheni in Marcum, et Titi Bostrorum episcopi in evangelium Lucie commentarii, antehac quidem nunquam in lucem editi, nunc vero studio et opera Theodori Peltani luce simul et latinitate donati, Ingolstadt 1580; Andreae Caesareae Cappadociae episcopi, in D. loannis apostoli et evangelistae apocalypsin commentarii, antehac quidem nunquam in lucem editi, nunc vero Theodori Peltani, Societatis Jesu Theologi, studio et opera, luce simul et latinitate donati, Ingolstadt 0.J.; Theodori Peltani Societatis Jesu Theologi in proverbia Salomonis paraphrasis et scholia ex SS. Patrum scriptis vulgatae editioni accomodata, Antwerpen 1607. L DBA; DBA N. F.; Jöcher III 1362; Kobolt 502 ff.; PrantI I 226 u. Ö., 11 490; Sommervogel VI 458-66; Hurter 190 ff.; Duhr I 661 f.; Matrikel LMU; Koch 1398; Ger! 309; Seifert, Statuten 289; Seifert 196 u. ö.; Kraus, Personalbibliographien 1-16 (W); Kausch 38 f.; P. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 15401640, TI. 1, Rom 1982, 190; Jesuiten in Ingolstadt 35; Schöner 439. B. Schönewald
Pellen, Bartholomäus mäus
-t
Anfang seiner morgendlichen Juravorlesung durch einen Glockenschlag anzukündigen, weil die Uhren falsch gingen. Ende 1525 erhielt P. wegen seiner bevorstehenden Verheiratung die Erlaubnis, außerhalb des Kollegs zu wohnen, ohne deswegen seiner Kollegiatur verlustig zu gehen. Wie lange P. Jura las, kann nicht genau bestimmt werden. Am 18. I. 1528 wurde er zum Rat bei den Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp berufen. Wahrscheinlich ist er mit jenem ..Sebastian Pemerler", Kanzler von Pfalzgraf Ottheinrich, identisch, der im November 1539 Pfalzgraf Philipp bei seiner Brautwerbung um die Tochter Heinrichs VIII., Maria, nach England begleitete. Kurz vor seinem Tod stiftete P. 1562 ein Stipendium für einen armen Studenten am Georgianum. Nach Angaben in der Literatur soll er damals Zöllner zu Ingolstadt gewesen sein. Q BayHStAM, Neuburger Kopialbücher, Bde. 103,
1lI, Il2; UAM, D III 4, GG 1132, GG 111122, 0 IV 1,0 VI.
L ADB XXVI 24; Mederer I 124; Prantl I 344; X. Ostermair, Regesten, in: SHVI 2 (1877) 46; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfak., in: HJb 89 (1969) 44 u. ö.; Real 66 f. u. ö.; Wolff 304 f. u. ö.; Schwaiger 139 u. ö.; Schöner 343 u. Ö. C. Schöner
Amantius, Bartholo-
Pemerl (Pemerle, Pemerlein, Pemler), Sebastian, t ca. 1562 Ingolstadt, CD Fe1icitas Winkler.
P., der als Herkunftsort Ingolstadt angab, immatrikulierte sich am 26. I!. 1512 als Minderjähriger an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte hier im September 1514 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1518 zum Magister. Am 12. 3. 1518 ließ er sich ins Gremium der Artistenfak. aufnehmen. Als er am 17. 3. 1522 einen Antrag auf Aufnahme ins Fak.konzil stellte, wurde er ebenso wie die meisten anderen Bewerber wegen einer ungenannten, noch mit Leonhard von Eck zu klärenden Frage zurückgewiesen. Erst durch die Übernahme der Leitung der Adlerburse am 11. 8. 1522 qualifizierte er sich qua Amt für das Konzil. Im WiSe 1523/24 übernahm er das Dekanat der Artistenfak. Seine Ambitionen zielten jedoch auf eine jur. Karriere: Nachdem er am 4. 2. 1524 als Jurist eine der Kollegiaturen am reformierten Collegium vetus erhalten hatte, promovierte er am 23. 2. 1524 zum Lizentiaten und Dr. bei der Rechte und übernahm eine zivilistische Vorlesung, vennutlich die Pandekten, die seit Mitte 1523 vazierten. Daß er sie wirklich vorgetragen hat, belegt der Antrag einiger Studenten vom 13. 7. 1525, den
Perius (Berius), Johannes, SJ, chen, t 20. 3. 1589 Ingolstadt.
*
ca. 1557 Mün-
P. trat 1575 dem Jesuitenorden bei und War 1585-89 Prof. für Phil. an der Univ. Ingolstadt. Bereits zu Beginn seiner Lehrtätigkeit, von der eine gedruckte Disputation zeugt, wurde er in die Auseinandersetzungen zwischen der artistischen Fak., der er im WiSe 1587/88 als Dekan vorstand, und den Jesuiten hineingezogen. Seinem weiteren Wirken für den Orden setzte sein früher Tod ein Ende. W De ente disputatio metaphysica (Praes.; Resp.: C. Paumgartner), Ingolstadt O.J. [1586]. L Mederer 11 100 u. ö.; PrantI I 267 u. ö.; Romstöck 256; Ger! 310; Schaff 76; Seifert 395; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, TI. I, Rom 1982,22. L. Böninger
Perkins (Parkins, Parching), Sir Christopher, SJ, * vennutlich 1547 England, t Ende August 1622, D London, Westminster Abbey, CD 5. 11. 1617 Anne Beaumont of Glenfield.
Der bedeutende englische Diplomat und Politiker, über dessen Herkunft und Jugendzeit kaum etwas bekannt ist, studierte in Oxford, wo er am 7. 4. 1565 den Grad eines Bachelor of Arts
Perkins - Peysser erwarb. Am 21.l0. des folgenden Jahres trat er in Rom der Societas Jesu bei, lehrte 1574n5 an der Univ. Dillingen als Prof. der scholastischen Theol. und ging danach mit Gregor von Valencia nach Ingolstadt. Er hielt dort zunächst am Jesuitenkolleg exegetische Vorlesungen und war dann an der Univ. 1577-80 als Lizentiat Prof. der Theol., im SoSe 1577 auch Dekan der theol. Fak. Die Gründe und der Zeitpunkt (Sommervogel: 14. 10. 1581; Gerl: 1583) seines Austritts aus dem Jesuitenorden sind im einzelnen nicht bekannt. Auf jeden Fall hielt sich P. in den 80er Jahren längere Zeit in Italien auf und wurde noch 1587, als er in Prag weilte, in der "government's list of recusants abroad" als Jesuit bezeichnet. 1589 beschuldigte man ihn, ein Emissär des Papstes zu sein und an einer Verschwörung zur Ermordung der Königin mitzuwirken. Nach England zurückgekehrt, konnte sich P. von diesen Vorwürfen befreien und wurde seit 1590 mit verschiedenen diplomatischen Missionen betraut, die vor allem Handelsfragen betrafen und ihn u. a. nach Polen, Dänemark und in das Deutsche Reich führten. Dazwischen war er als Berater der englischen Regierung für die Handelsbeziehungen mit den baltischen Staaten tätig und Mitglied in mehreren Regierungskommissionen. 1595 wurde P. zum "dean of Carlisle" ernannt. Die politische Karriere des ehemaligen Jesuiten war damit noch nicht zu Ende: Mehrere Male wurde er ins englische Parlament gewählt sowie von König James I. 1603 in Whitehall geadelt (Sir seit 23. 7. 1603). Ab 1617 bekleidete er das einflußreiche Amt des "master of requests". W Theologica dispvtatio de sacrosancto missae sacrificio (Praes.; Resp.: B. Scholl, S. Pollinger, J. Dietmair), Ingolstadt 1579. L Mederer 11 33; Sommervogel IV 199; A. F. Pollard, P., in: Dictionary of National Biography, Bd. 45, London 1896, 3-5; Specht 59 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 304; Kausch 46 u. ö.; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977, 410. H. Zedelmaier
Perner, Hieronymus mus
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Paternoster, Hierony-
307
Aufnahme ins Gremium. Während der nächsten Jahre übernahm P. vermutlich Vorlesungen aus dem artistischen Kurs, doch fehlen, abgesehen von sporadischen, bis zum WiSe 1498/99 reichenden Hinweisen auf die Zugehörigkeit von P. zur Artistenfak. genauere Angaben über seine Aktivitäten. Auch der Termin, zu dem er das Studium der Theol. aufnahm, ist nicht bekannt. Doch wurde er erst im September 1506 zum Bibelkurs zugelassen und hatte sein Principium (1. Kor., Mich.) im September 1507. Im April 1508 begann er mit der Sentenzenvorlesung (4. Sent.). Als 1508 die theol. Fak. nach dem Wegzug von Johann Plümel völlig zu verwaisen drohte, mußte P., noch immer nur Bakkalar, mit Vorlesungen einspringen; im gleichen Jahr übernahm er auch die Frauenpfarrei. Im Sommer 1509, während seines Rektorats (1509110), reiste P. nach Italien, um in Ferrara das Doktorat zu erwerben. Ein zweites Mal versah P. das Rektoramt vom Februar bis zum April 1511, nachdem der Rektor Simon Ribeisen Ingolstadt verlassen hatte. Am 4. 2. 1512 wurde P. zum Weihbischof von Würzburg und Titularbischof von Nicopolis erhoben, 1516 erscheint er auch als Generalvikar des Würzburger Bischofs. Der Univ. Ingolstadt blieb er weiterhin verbunden: Er erhielt eine jährliche Pension in Höhe von 70 fl., stiftete seinerseits 1520 ein Stipendium für einen Theol.studenten ans Georgianum. Sein Leben erfuhr eine radikale Wende, als er sich im Bauernkrieg während der Besetzung Würzburgs durch Florian Geyer (Mai bis Juni 1525) öffentlich der Lehre Martin Luthers anschloß. Nach dem Zusammenbruch des Aufstands gelang es P., sich nach Nürnberg zu retten, wo er die nächsten acht Jahre verbrachte. Die Univ. Ingolstadt vergalt ihm seinen Frontwechsel mit der Anbringung eines Schmähgedichtes im theol. Hörsaal, 1526 wurde außerdem seine Pension gestrichen. Am 2. 8. 1533 zog P. aus Nürnberg weg. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Werke von P. haben sich nicht erhalten. Q UAM, GO 111111 I, 0 I 2, 0 IV I, 0 V I. L Mederer I 75 u. ö.; Prant! I 103 u. Ö., 11 146; Seifert, Statuten 170 u. ö.; Real 44 f. u. ö.; Wolff 305 u. ö.; Seifert 39-53 u. ö.; Kausch 25 u. ö.; T. Freudenberger, Die Würzburger Weihematrikel der Jahre 1520 bis 1552, Würzburg 1990, 19-24 (L); Gatz I 526. C. Schöner
Pettendorfer, Johannes. V Michael, Bürger von Regensburg.
P. immatrikulierte sich am 16. 7. 1490 in Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Regensburg angab, und promovierte im Dezember 1491 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1494 zum Magister. Am 25. 2. 1494 erfolgte die 20*
Peysser (Peisser), Wolfgang, * Burghausen, t 29. 12. 1526 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Franziskanerkirche. P. begab sich im Gründungjahr der Univ. 1472 zum Studium nach Ingolstadt. 1478 wurde er zuvor hatte er in Tübingen und vermutlich in
308
Peysser - Pflüger
Padua studiert - in die med. Fak. der bayer. Landesuniv. aufgenommen und promovierte 1482 zum Dr. med. Noch im Promotionsjahr erhielt er eine Lektur, 1507 wurde diese mit Gehaltsaufbesserung zu einer Professur auf Lebenszeit erhoben. P., dessen literarisches Oeuvre sehr schmal war - er gab nur einen zehnseitigen Pesttraktat in Druck -, wirkte über 40 Jahre an der Alma mater, u. a. 1492-96 als Kämmerer. Auch am geistigen und politischen Leben der Donaustadt nahm er regen Anteil; er war seit 1514 Mitglied des Rates, und seine stattliche humanistische Bibliothek, die dann in die Univ.bibliothek gelangte, urnfaßte Handschriften und Drucke nicht nur aus dem Gebiet der Med. P. wirkte vornehmlich als akad. Lehrer und legte Wert auf die praktische Med. Q BSB, Oefelena 2 (A. F. Oefele, Elenchus quorundam Bavariae medicorum, 1743).
W Ordnung der ... herrn Burgermaister und Rat der loblichen Stat Ingolstadt, wie sich die mennschen der swem zeit und Kranckheit der Pestilenz halten sollen, Ingolstadt 1521. L Prant! II 484; Matrikel LMU; L. Buzas, Die Bibliothek des Ingolstädter Prof. Dr. W. P. in der Univ.bibliothek München, in: SHVI 71 (1962) 77 ff.; Buzas 16 u. ö.; BoehmJSpör!, LMU 133 (P); Seifert, Statuten 91 u. ö.; Seifert 39 ff. u. ö.; Liess 120 ff.; Schöner 289 u. Ö. P Gedenktafel von Loy Hering, Ingolstadt. R. A. Müller
Pfeilschmidt (Pfeilsmid), Heinrich. P., für den München als Herkunftsort bezeugt ist, immatrikulierte sich im SoSe 1459 an der Univ. Wien und promovierte dort im WiSe 1463/64 zum Bakkalaureus, im WiSe 1465/66 zum Magister. Erst seit September 1469 kam er jedoch seiner Lehrverpflichtung als Regens an der Artistenfak. nach. Am 3. 3. 1471 wurde er ins Konzil der Wiener Artistenfak. aufgenommen. Zum 25. 6. 1472 wechselte er an die Univ. Ingolstadt, wo er bereits im folgenden WiSe 1472/73 als Dekan der Artistenfak. der "via moderna" fungierte. Außerdem könnte er mit einem ,,Magister Heinrich", der vom Juni 1473 bis zum Juni 1475 als Konventor der zum SoSe 1477 aufgehobenen Wiener Burse in Ingolstadt belegt ist, identisch sein. Daneben hatte P. wohl schon in Wien das Studium der Theo!. aufgenommen. In Ingolstadt promovierte er am 7. 2. 1473 zum Bakkalaureus und am 12. 2. 1477 zum Lizentiaten der Theo!. Im WiSe 1503/04 wird er nochmals greifbar, als die Artistenfak. in einer den kürzlich verstorbenen Magister Georg Viechtrnair betreffenden Angelegenheit zwei Briefe an ihn sandte; sein
Aufenthaltsort geht aus dem Akteneintrag nicht hervor. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM, D III 1,0 11,0 VI; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8).
L Mederer I 3 u. ö.; Prant! I 34 u. Ö., II 50; Seifert, Statuten 34 u. ö.; Kausch 217 u. ö.; A. Liess, Die artistische Fak. der Univ. Ingolstadt 1472-1588, in: BoehmJSpör! II 13 f.; Schwaiger 16; Schöner 163 f. C. Schöner
Pfister, Peter, SJ, * 4. 9. 1667 München, t 11. 10. 1743 Regensburg. Am 28. 9. 1683 trat P. der Societas Jesu bei. Er empfing, von Ingolstadt kommend, am 15. 4. 1686 die niederen Weihen in Eichstätt. 1700 begann er, den phi!. Kurs in Innsbruck zu lesen. Am 17. 10. 1702 wurde P. als "ethicae prof." an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. 1705-12 lehrte er Dogmatik in Dillingen. Über München ging er als Kasuist nach Freiburg i.Br., mußte aber schon ein Jahr später, am 13. 11. 1713, vor den Franzosen nach Rottenburg fliehen. Im März 1714 übernahm er den Kasuistiklehrstuhl an der Univ. Ingolstadt. Die einzige weitere Nachricht aus seinem Leben stammt aus Regensburg, wo er 1741/42 als Studienpräfekt tätig war. Es sind insgesamt sechs unter seinem Vorsitz gehaltene Disputationen überliefert. L DBA; Mederer III 102 u. ö.; De Luca 76; Sommervogel VI 659 (W); Romstöck 257 ff. (W); Specht 285 u. ö.; Hurter 1345; Matrikel LMU; Ger! 314; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 187-90; Kurrus II 309. K. FaußnerIR. Larsson-Folger
Pflüger (Pfleuger, Pfluger), Kilian, t vor 28. 7. 1486 Eichstätt. P., der als Herkunftsort Windsheim angab, immatrikulierte sich im SoSe 1454 an der Univ. Leipzig, wo er im SoSe 1456 zum artistischen Bakkalar und im WiSe 1460/61 zum Magister promovierte. Anschließend nahm er das Studium der Theo!. auf. Im SoSe 1466 promovierte er zum Bakkalar der Theo!. Im Januar 1472 immatrikulierte er sich als Theo!.student an der Univ. Köln, wechselte dann jedoch schon zum 18. 3. 1472 an die eben eröffnete Univ. Ingolstadt, an der er eine der Kollegiaturen am Collegium vetus erhielt. In Ingolstadt schloß er sich der Artistenfak. der "via antiqua" an, als deren erster Dekan er im SoSe 1472 fungierte. Seine Theo!.studien setzte er in Ingolstadt fort: Am 7. 2. 1473 wurde er zur Sentenzenvorlesung zugelassen, am 6. 5. 1475 zur Lizenz, die er am 3. 4. 1476 erwarb. Noch im gleichen Monat promovierte P. auch zum Dr. der Theo!. Nachdem er schon 1474 Unter-
Pflüger - Pichler kämmerer der Univ. gewesen war, übernahm er im SoSe 1476 das Rektorat. Um diese Zeit muß er von der Artistenfak. in die theo!. Fak. übergetreten sein. Zumindest wird P., der schon im Oktober 1475 Mitglied eines Dreierkollegiums gewesen war, welches die Statuten der theo!. Fak. zu überarbeiten hatte, am 29.5. 1476 einmal als "sacre pagine professor" bezeichnet. Am 20. 11. 1476 wurde P. zum Titularbischof von Microcomias und Weihbischof von Eichstätt ernannt; diese Stellung hatte er bis zu seinem Tod inne. - Da P. keine Werke hinterließ, ist es nicht möglich, seine Stellung zu den geistigen Strömungen der Zeit zu bestimmen, doch war er nachweislich näher mit Hartmann Schedei bekannt. Q UAM, D III 1, F I 1; P. loachimsohn (Hg.), Hermann Schedels Briefwechsel (1452-78), Tübingen 1893,194 f L Prantl I 33 f. u. Ö., II 56 u. ö.; 1. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 35; Seifert, Statuten 67 u. ö.; Kausch 217 u. ö.; A. Liess, Die artistische Fak. der Univ. Ingolstadt 1472-1588, in: BoehrnlSpörllI 13 f.; M. Fink-Lang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985, 295 f.; Schwaiger 16; Schöner 163 f.; Gatz I 527 f
309
tität, Analogie- und Wissenschafts begriff, auch sie also methodologischer Natur. Mit praktischer Mathematik beschäftigte sich P. ebenfalls, wie sein Manuskript über Sonnenuhren ("De horologiis", 1598) bezeugt, in dem die verschiedenen geometrischen Formen dieser Instrumente besprochen werden. An theo!. Arbeiten liegen zwei Disputationen über die Probleme von Inkarnation und Eucharistie vor sowie ein Manuskript zur Inkarnation nach der Maßgabe des Thomas von Aquin. W De analogia disputatio (Praes.; Resp.: G. Guetmayr), Ingolstadt 1584; De scientia disputatio (Praes.; Resp.: 1. W. Bemhauser), Ingolstadt 1587; Assertiones theologicae de sacrosancto incarnationis mysterio (Praes.; Resp.: M. Cloth, G. Gech), Dillingen 1598; Disputatio theologica de augustissimo eucharistiae sacramento, Dillingen 1600. - Ungedruckt: In universam Aristotelis disserendi rationern, 1582 (Würzburg, Minoritenkonvent; Konstanz, Heinrich-Suso-Gymnasium, 57); De horologiis (BSB, clm 9801); Disputation zur Inkarnation (UBM, 4° Cod.ms. 75). L Romstöck 260 ff. (W); Sommervogel VI 584 (W); Specht 285 u. ö.; Schaff 108 f; Duhr II12, 133 f.; Seifert 395; Popp 206 ff.; C. Lohr, Latin Aristotle Commentaries: Renaissance, Art. "Phaederus", in: Renaissance Quarterly 32 (1979) 580; Schöner 450 ff. M. Mulsow
C. Schöner
Pheder (Phaederus, Feder), Georg, SJ,
Altenbaindt (Schwaben), chen.
t
*
1550 17. 4. 1609 Mün-
Dem Jesuitenorden trat P. am 15. 7. 1566 bei; nach Noviziat und Studium erhielt er 1577 in Eichstätt die drei höheren Weihen. Bald darauf feierte er seine Primiz in der Jesuitenkirche in Ingolstadt. Am 20. 5. 1578 ging P. von Ingolstadt nach DilIingen und hielt an der dortigen Univ. 1579-81 den dreijährigen phi!. Kurs. 1581 wechselte er an die Univ. Ingolstadt, wo er - als erster Jesuit - ab Oktober 1585 Mathematik lehrte; im WiSe 1585/86 stand er der Artistenfak. als Dekan vor. Später, auf jeden Fall nach 1587, ging er nach Dole im französischen Jura und nach Neapel, um auch dort Mathematik zu lehren. Sein viertes Ordens gelübde legte P. am 19. 10. 1591 ab. 1595 wurde er Prof. am Münchener Gymnasium, 1597-1600 lehrte er an der Univ. Dillingen scholastische Theo!. Nach diesen Jahren der Lehrtätigkeit verlagerte P. sein Schwergewicht auf die Seelsorge. Vor 1605 stiftete er in München das städtische Waisenhaus. - Als seine Hauptschrift ist wohl der ungedruckte Aristoteleskommentar aus der Ingolstädter Zeit als Mathematikprof. anzusehen, der auf fast 500 Seiten Überlegungen zur Methode enthält. Die anderen Ingolstädter Schriften sind kleine Disputationen über Quan-
* 24.5. 1670 Großberghofen, t 15.2.1736 München.
Pichier, Vitus, SJ,
P. trat am 28. 9. 1696 in den Jesuitenorden ein. 1704-07 hielt er an der Univ. DilIingen den dreijährigen phi!. Kurs. Nach Ablegung des vierten Gelübdes 1707 dozierte er über vier Jahre Phi!. und Kontroverstheo!. am Augsburger Kolleg St. Salvator, um dann wieder an der Univ. Dillingen 1712-16 Kanonistik zu lehren. 1716-31 wirkte P. als Ordinarius für Kirchenrecht an der Univ. Ingolstadt, die letzten Jahre war er in München, u. a. als Präfekt der höheren Schulen (1731-33), tätig. Seine Bedeutung als Kanonist liegt vorwiegend im praktischen Bereich, sein Hauptwerk "Candidatus jurisprudentiae sacrae" erörtert in großem Umfang Rechtsfragen und bietet erprobte Lösungen an. Es fand große Verbreitung und erlebte bis 1733 drei Auflagen; in Österrreich war es noch 1754 als Lehrbuch vorgeschrieben. Im wesentlichen Anaklet Reiffenstuel folgend, der die kirchenrechtlichen Bestimmungen des Westfälischen Friedens für ungültig hielt, behandelte er sie wie Franz Schmalzgrueber für die Praxis als gültig und bezog auch die Calvinisten in die für das Reich zu beobachtende Toleranz ein, womit er - wie Schmalzgrueber - Vorarbeit leistete für die kommende Relativierung des Kirchenrechts in Deutschland zugunsten des Reichsrechts.
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Pichler - Pichlmair
W Candidatus jurisprudentiae sacrae, 5 Bde., Ingolstadt 1716-21, 1726-33; Theologia polemica, 2 Tle., Wien 1719,21755. L ADB XXVI 108 f.; DBA; DBA N. E; Mederer ur 169 u. ö.; Prant! II 506; Specht 288 u. ö.; Gerl 316; A. Kraus, Das Problem des Glaubenskrieges bei den bayer. Kanonisten der Barockzeit, in: Politik und Religion. Festschrift für K. Repgen, hg. von D. Albrecht u. a., Berlin 1983, 115; Ders., Die Bedeutung der Univ. Dillingen für die Geistesgeschichte der Neuzeit, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen 92 (1990) 30; Müller, Zech 76-83 u. Ö. A. Kraus
Pichlmair (Bihelmayr, Collicola, Pichelmayr, Pihelmair), Johann Baptist, * Regensburg, t 30. 9. 1604 Regensburg, 0 Regensburg, Alte Kapelle, Jakobskapelle.
P. ist erstmals 1571 als Defendent in einer phil. Disputation an der Univ. Ingolstadt bezeugt. Zu diesem Zeitpunkt firmierte er bereits als "baccalaureus philosophiae" und Kanoniker am Kollegiatstift St. Tyburtius in Münster. Im Oktober 1572 erwarb er in Ingolstadt den Grad eines Magister artium. Aus diesem Anlaß verfaßten einige Mitstudenten "Carmina gratulatoria in honorem pietate, virtute atque doctrina", die 1572 in Ingolstadt auch im Druck erschienen. Während des sich anschließenden Studiums der Theol. verteidigte P. am 20. 4. 1574 unter dem Vorsitz des Jesuiten Julius Priscianensis mehrere Thesen zum Sakrament der Taufe. Ein Jahr später wurde ihm am 13.4. 1575 nach einer weiteren Disputation das Bakkalaureat der Theol. verliehen. P. war der letzte Bakkalar innerhalb der theol. Fak., dem alter Gewohnheit entsprechend nach seiner Graduierung die bakkalare Bibelvorlesung übertragen wurde. Allerdings bleibt unklar, ob er sie auch tatsächlich gehalten hat. Während des Studienjahres 1575/76 ist P. nämlich als Prof. in der phil. Fak. belegt, nachdem ein früherer Versuch seines Förderers Martin Eisengrein, ihm die seit 1573 verwaiste zweite Physiklektur zu verschaffen, 1574 am Widerstand des bayer. Herzogs gescheitert war. Im Laufe seiner kurzen Lehrtätigkeit saß P. am 19. 12. 1575 und am 17. 1. 1576 immerhin zwei Disputationen vor, wobei im ersten Falle sein Bruder Wolfgang als Respondent auftrat. Der Grund für seine kurze Zugehörigkeit zum Lehrkörper der phil. Fak. dürfte in dem Umstand zu suchen sein, daß er noch Ende des Jahres 1575 zum Pfarrer an der Ingolstädter Univ.kirche Unsere Liebe Frau bestimmt worden war. Dieses Amt versah P., der im August 1577 zum Lizentiaten der Theol. kreiert wurde, bis 1578. Noch im selben Jahr folgte er einem Ruf als Generalvikar und Offizial nach Regensburg, wo er zeitweise auch als Domprediger tätig war. Im Mai 1579
kehrte er zum Erwerb der theol. Dr.würde, deren Insignien ihm am 16.6. in einer feierlichen Zeremonie überreicht wurden, nochmals nach Ingolstadt zurück. Die Promotion markierte aber nicht nur den Abschluß einer glänzenden akad. Karriere, sondern war wohl auch die Voraussetzung für die vom Regensburger Fürstbischof David Kölderer von Burgstall vorgeschlagene Ernennung von P. zum Weihbischof, die von Papst Gregor XIII. am 15. 5. 1579 bestätigt wurde. Zur Erlangung der päpstlichen Konfirmation hielt sich P. im Frühjahr 1579 wohl in Rom auf. Daneben avancierte P., dem das Titularbistum Ahnira zugewiesen worden war, zum fürstbischöflichen sowie herzoglichbayer. Rat. Zur Aufbesserung der traditionell recht bescheidenen Einkünfte der Regensburger Hilfsbischöfe erhielt P., der sich zudem mit den Kosten seiner Romreise finanziell übernommen hatte, am 24. 4. 1581 ein Kanonikat am Regensburger Kollegiatstift zur Alten Kapelle. Innerhalb dieses Kollegiums rückte er zum Scholastikus (lI. 1. 1585) und schließlich zum Vizepropst (Dezember 1594) auf. Zusätzlich zu seinen anderen Ämtern hatte P. 1593-1603 die Stiftspfarrei Moosham als Pfründe inne. Während der gesamten, bis zu seinem Tod währenden Amtszeit als Weihbischof zählte P., der am 28. und 29. 10. 1589 auch als Konsekrator der im Rohbau fertiggestellten Jesuitenkirche St. Michael in München begegnet, zu den bestimmenden Persönlichkeiten in der geistlichen Leitung der Regensburger Diözese. Zeitweilig (1578-80, 1600) auch als Generalvikar fungierend, tat er sich insbesondere bei der Durchsetzung der auf dem Konzil von Trient beschlossenen kirchlichen Reformen innerhalb des Bistums hervor. W Generales ex ratiocinandi disciplina theses desumptae (Resp.; Praes.: J. Vicaeus), Ingolstadt 1571; Carmina gratulatoria scripta in honorem D. Bartholomaei Scholl, Ingolstadt 1572 (mit J. Schrenk, E. Ligsalz, J. Lechner); De baptismi sacramento disputatio (Resp.; Praes.: J. Priscianensis), Ingolstadt 1574; De confirmationis sacramento disputatio (Resp.; Praes.: J. Priscianensis), Ingolstadt 1575; Ex universa philosophia theses (Praes.; Resp.: W. Pihelmair), Ingolstadt 1575; Assertiones philosophiae (Praes.; Resp.: J. Leicht), Ingolstadt 1576. L Mederer 27 u. ö.; J. Lipf, Oberhirtliehe Verordnungen und allgemeine Erlasse für das Bisthum Regensburg vom Jahre 1250-1852, Regensburg 1853, VII f.; Duhr I 614; K. Schellhass, Der Dominikaner Felician Ninguarda und die Gegenreformation in Süddeutschland und Österreich 1560-83, Bd. 2, Rom 1939, 137 u. ö.; J. Staber, Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, Regensburg 1966, 125 ff.; Stalla 187 u. ö.; Seifert 330 u. ö.; Kausch 77 u. ö.; K. Hausberger, Die Weihbischöfe im Bistum Regensburg vom Mittelalter bis zur Säkularisation, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 29 (1995) 56; Gatz I 539. M. Schaich
Piechi - Pinelli Piechi, Martin, SJ, * 8. l. 1712 (?) Indersdorf, t 2. 5. 1752 Ebersberg. Das im Eintrittskatalog der Societas Jesu mitgeteilte Geburts- bzw. Taufdatum 1712 ist nicht gesichert. Ein Martin Pichier wurde am 17. 2. 1709 in Ottmarshart, einer Pfarrfiliale von Indersdorf, als Sohn des Simon Pichler und der Maria Purckmayrin getauft. - P. trat am 7. 9. 1732 nach Beendigung seines Phil.studiums der Gesellschaft Jesu bei. Im Eintrittskatalog heißt es unter der Rubrik "Adventus": "von München". Die vierjährigen the01. Studien beendete P. 1742 in Ingolstadt. Das Tertiat absolvierte er 1743/44 in Altötting, dann wechselte er zum Magisterium nach Regensburg (1744-46), später nach Ingolstadt (1746-48). Am 2. 2. 1748 feierte P. seine Profeß und legte das vierte Ordensgelübde ab. Nach langer Krankheit 1748-50 verbrachte er die Zeit der Rekonvaleszenz in München. Am 7. 10. 1750 ging er nach Eichstätt, um Moraltheol. zu lehren. Zwei Jahre später amtierte er für ein Jahr als Präses der casuistischen Konferenzen in Ebersberg. Von P. ist lediglich eine Disputation überliefert. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. 146, Mscr. VI 18, Mscr. XI 26/2-3, Mscr. XI 44, Mscr. XVII 2/50. W Brevis discussio an philosophiae atomisticae aditus patere possit vel debeat ad Lycaeuni Monacense nuper erectum in concertatione publica proposita (Resp.; Praes.: F. X. Staengl), München 1732.
L Mederer 1II 224; Prantl I 613; Romstöck 262; Schaff 154; Matrikel LMU; Gerl 316; Böhme, Prof. der phil. Fak.71. B. Schönewald
Pineda (Pinedanus, Guttierez, Guttiere), Alfonso de (Alphons, Alfonsus), SJ, * ca. 1539 Toledo, t 4. 4. 1566 Rom.
Nach dem Eintritt in die Gesellschaft Jesu 1561 in Rom wurde P. ein Jahr später für die Ingolstädter Artistenfak. als Nachfolger des Logikprof. Wilhelm Limborg bestimmt. Theodor Peltanus promovierte ihn zum "baccalaureus biblicus". Im Mai 1563 graduierte P. erneut und wurde zur Sentenzenvorlesung in der the01. Fak. zugelassen. Die Übernahme einer dritten Professur an der Univ. Ingolstadt durch die Jesuiten im Juni 1565 zog personelle Umbesetzungen nach sich. P. übernahm die GriechischLektur. In seiner Ingolstädter Zeit trat P. ferner in kontroverstheol. Disputationen als Defendent auf. Pläne der Gesellschaft, den hochbegabten P. trotz seiner Jugend zum Dr. der Theol. zu promovieren und an Stelle von Peltanus einzusetzen, kamen nicht zur Ausführung. Gesundheitliche Probleme zwangen P., Ingolstadt im März 1565 in Richtung Italien zu verlassen.
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Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. XVI 16; Archivum Romanum Societatis Jesu, Hist. Soc. 42; UAM, GO lIIll .
W Disputatio de maiestate hominis Christi (Resp.; Praes.: T. Peltanus), Ingolstadt 1564. L Mederer I 268 u. ö.; Romstöck 263; O. Braunsberger (Hg.), Beati Canisii S. J. Epistolae et Acta, Bd. 3-5, Freiburg LBr. 1901-10; Gerl 317; Seifert 226 u. ö.; Kausch 39 u. ö.; Popp 231 f.; J. Fejer, Defunti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, TI. I, Rom 1982, 195. R. Larsson-Folger
Pinelli (Pinellus), Lucas, SJ, * 1542 Melfi, t 25.8. 1607 Neapel. P. trat 1562 dem Jesuitenorden bei. 1575 kam er mit Gregor von Valencia nach Ingolstadt und war dort bis 1577 Prof. für Theol. und zeitweise Regens des Albertinums. Nach 1577 war er Theol.prof. in Pont-a-Mousson (Lothringen), später Rektor in Florenz und Perusa sowie Oberer des Profeßhauses in Palermo. Zuletzt hielt sich P. in Neapel auf. - Aus dem umfangreichen literarischen Oeuvre von P. ragt sein in zahlreiche Sprachen übersetzter und bis ins 18. Jahrhundert mehrfach aufgelegter Standes spiegel für Ordensgeistliche "Gersone della perfettione religiosa" (1601) hervor. Q DAE, B 186 (Historia Collegii Ingolstadtensis); UBM, 4° Cod. ms. 819.
W De statu animarum in altero seculo: theologica disputatio, Ingolstadt 1577; Tbeologica disputatio de Christo Opt. Max. ac matre eius sanctissima (Praes.; Resp.: J. B. Pihelmair), Ingolstadt 1577; Rappresentazione spirituale in che consista il vero contento di questa vita. Cavata della musica d'Alessandro Giudotti Bolognese, Neapel 0.J.; Meditazioni utilissime sopra i quindeci misterii dei rosario, 0.0. 1591, 2. Auflage Neapel 1594 (übersetzt ins Flämische); Libretto d'imagini e di brevi meditationi sopra la vita della S. Vergine Maria Madre di Dio, Neape11594 (Übersetzungen, teilweise bearbeitet: Maria LiigenstöckJin, das ist Beschreibung des Le· bens der H. Junckfrauen und Muetter Gottes Maria sambt geistlichen Betrachtungen, Augsburg 1615; Tbe virgin Maries life, Douai 1604; Tbe Societie of the Rosarie, with the life of the virgin Marie, o.O.u.J.; auch übersetzt ins Französische, Lateinische, Portugiesische); Libretto di brevi meditazioni dei santissimo sacramento, edella preparazione alla sacra communione, Neapel 1597, 2. Auflage Mailand 1600 (Übersetzun· gen, teilweise bearbeitet: Piae meditationes de sanctissimo eucharistiae sacramento, Köln 1599; Briefe meditations of the most holy sacrament, Douai 1600 (auch übersetzt ins Flämische, Französische, Polnische, Portugiesische); Libretto d'imagini et meditazioni sopra alcuni misterii della vita di Cristo signor nostro, Neapel ca. 1600 (übersetzt ins Flämische, Französische, Lateinische); Libretto d' imagini e di brevi meditationi sopra i quatro novissimi, Neapel 1600 (übersetzt ins Französische, Lateinische, Tschechische); Gersone della perfettione religiosa, e dell'officio, che ciascuno religioso ha di acquistarla, Neapel 1601, Mailand 21604 (Übersetzungen, teilweise bearbeitet: De perfectione religio-
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Pinelli - Pirhing
sa Iibri quatuor, Köln 1602; Geistliche Vollkommenheit, Köln 1603; The mirrour of religious perfection, SI. Omer 1618; Geistlicher Ordensspiegel, Ingolstadt 1628; Vier Bücher von der klösterlichen Vollkommenheit, Augsburg 1719,21729 (auch übersetzt ins Tschechische, Armenische, Spanische, Fläntische, Französisehe); Dialogus brevissimus de sanctissima communione, Venedig 1602 (übersetzt ins Französische); Dei sacramento della penitenza quanto appartiene sapere al penitente per confessarsi bene, edella preparazione alla santa confessione, e modo per farla con frutto, Neapel 1603, 2. Auf!. Mailand 1604 (übersetzt ins Deutsche, Lateinische, Portugiesische, Französische); Trattato dell'altra vita, e dello stato delle anime in essa, Venedig 1604 (übersetzt ins Englische, Französische, Lateinische); Meditationi brevi sopra Ii sette peccati capitali e le virtu a loro contrarie, Venedig 1604 (übersetzt ins Lateinische); Trattato deI valore della S. Messa, Venedig 1609. L DBA; Mederer II 17 u. ö.; Prantl I 262 u. Ö., II 491; Freninger 26; Sommervogel VI 802-17 (W); R. A. Müller, Univ. und Adel, Berlin 1974, 202; Kausch 44 u. ö.; P. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. 1, Rom 1982, 195. F. Kramer
Pinter (Binder), Andreas, SJ, * 2. 12. 1641 München, t 20. 1. 1704 Ingolstadt.
P. trat 1659 in den Jesuitenorden ein und studierte in Ingolstadt 1661-64 Phi!., ohne an der Univ. eingeschrieben zu sein, lehrte dann 166567 in Konstanz und studierte am Kolleg in Ingolstadt 1667-71 Theo!. Nach seiner Priesterweihe am 22. 5. 1671 in Eichstätt und dem Tertiat in Altötting 1671172 war er 1672/73 Prof. der Logik in Eichstätt, 1673-75 Prof. in Rottenburg. 1675-80 wurde er Prof. für Mathematik und Hebräisch an der Univ. Ingolstadt. Er wirkte dann an den Kollegien in Straubing 1683-86, Konstanz 1686-88, Regensburg 168893, Augsburg 1693/94, Dillingen 1694/95, Eichstätt 1695-99 und ab 1699 in Ingolstadt. Das Schwergewicht seines Wirkens lag auf der Lehre. Mit wissenschaftlichen Werken trat er nicht hervor. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. I/2, Mscr. VI 18, Mscr. XI 2611, Mscr. XI 28/7, Mscr. XI 28112, Cal. 1700/0 I, 1701/02, 1702/03; BayHStAM, Jesuiten 118 (1704), 400-409, 411-425, 427-432,434-451. L Mederer III 38 u. ö.; Prantl I 506; Romstöck 263 f. (W); Schaff 143; Matrikel LMU; Ger! 317; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 190 f.; Leitschuh 1133. S. Hofmann
Pirer (Birer), Zacharias, CD ca. 1530 N. N., verwitwete Locher.
P. immatrikulierte sich am 30. 3. 1519 an der Univ. Ingolstadt, wobei er Lindau als Herkunftsort angab, und promovierte hier im Sep-
tember 1520 zum artistischen Bakkalar - wobei der Dekan sich zu dem ungewöhnlichen Vermerk "omnium doctissimus" in der Promotionsliste veranlaßt sah. Im Januar 1524 erwarb P. den Magistergrad. Im März!April 1524 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Bei der Einführung von Fachlekturen in der Artistenfak. wurde ihm am 8. 4. 1526 das Pädagogium, in welchem Anfänger bei Bedarf in der Grammatik unterrichtet wurden, zugewiesen. Am 24. 5. 1527 verlor P. allerdings auf Betreiben von Leonhard von Eck diese Lektur, weil er unter Mißachtung der Statuten außerhalb des Georgianums Wohnung bezogen hatte. Wohl seit seiner Magisterpromotion widmete sich P. dem Jurastudium: Am 14. 2. 1530 promovierte er zum Lizentiaten und Dr. des Zivilrechts. Noch am 14. 10. 1530 ist er in Ingolstadt, zwischenzeitlich mit der Witwe von Jakob Locher Philomusus verheiratet, nachzuweisen. 1545 ist er als Kanzler des Erzbischofs von Mainz auf dem Reichstag zu Worms bezeugt. Q UAM D III 4, D III 6, GO III/22, 0 IV 2. L Prantl I 205; Wolff 306.
C. Schöner
Pirhing (Pyrhing), Ehrenreich (Ernricus), SJ, * 12. 4. 1606 Siegharting, t 15. 9. 1679 Dillingen.
P. trat 1628 in den Jesuitenorden ein und war nach dem Theo!.studium in Ingolstadt (163133) als Dozent für Phi!. und Theo!. an den Kollegien zu Eichstätt, Dillingen und Ingolstadt tätig; 1636-39 lehrte er Phi!. auch an der Univ. Ingolstadt, 1639/40 in Altötting. 1643-46 lehrte er kanonisches Recht an der Univ. Dillingen, war dann Domprediger in Regensburg, 1653-56 Rektor des Kollegs zu Eichstätt, 1658-67 lehrte er kanonisches Recht und Exegese, 1667-72 nur noch Exegese an der Univ. Dillingen. Die wissenschaftliche Bedeutung von P. beruht ausschließlich auf seinem fünfbändigen ,Jus Canonicum" (1674-77), das nach Schulte "zu den besten Darstellungen des Canonischen Rechts aus dem 17. Jahrhundert" gehört und lange Zeit wegen seines Stoffreichtums, seiner Gelehrsamkeit und der Vielfalt der behandelten Rechtsfälle als klassisches Werk galt. Umfassend angelegt, zitatenreich, in eingehender Berücksichtigung der Diskussion, steht es am Anfang der großen kanonistischen Summen und stellt gewissermaßen die systematische und spekulative Weiterbildung des Tridentinums dar (Muschard). Es erlebte, in Form von Auszügen, eine Reihe von Neuauflagen. Im Hinblick auf die kirchenpolitische Situation im deutschen Reich vertritt P. eine durchaus realistische Hal-
Pirhing - Pisa tung. Einerseits besteht er auf der vollen Härte der Ketzerartikel im Liber V. Decretalium, für Deutschland räumt er aber ein, wobei er seinem Mitbruder Paul Laymann folgt, daß angesichts der politischen Notwendigkeit ein Vertrag mit Häretikern unumgänglich war, Verträge aber nach dem Völkerrrecht zu halten. seien und deshalb der Augsburger Religionsfriede die Tolerierung der Lutheraner verbürge. Der Westfälische Friede mit der Tolerierung auch der Calvinisten dagegen sei ungültig, da vom Paps't nicht gebilligt. Grundsätzlich vermeidet er damit eine Relativierung des Kirchenrechts, wie das später eintreten sollte. WAssertiones canonicae de jure scripto, et non scripto, Dillingen 1644; De constitutionibus et consuetudine, Dillingen 1666; Jus canonicum nova methodo explicatum,5 Bde., Dillingen 1674-77; Synopsis Pirhingiana seu compendiana SS. canonum doctrina, Augsburg-Dillingen 1695. L ADB XXVI 177 f.; Mederer II 277 u. ö.; Kobolt 515 (W); Prant! I 444; J. F. v. Schulte, Geschichte der Quellen und Literatur des Canonischen Rechts, Bd. 3, Stuttgart 1880, 143; Sommervogel VI 851-55 (W), IX 773; Romstöck 264-71 (W); Specht 326 f. u. ö.; Muschard 366; Schaff 81; LThK2 VIII 517; Ger! 318; Popp 20815 (W); A. Kraus, Das Problem des Glaubenskrieges bei den bayer. Kanonisten der Barockzeit, in: Politik und Religion. Festschrift für K. Repgen, hg. von D. Albrecht u. a., Berlin 1983, 112 f.; HdBG II 814, III 1154. A. Kraus
Pisa (Pisanus), Alfonso (Alphons), SJ, * 16. 9. 1528 Toledo, t 9. 12. 1598 Kalisz (Posen).
P. trat am 18. 10. 1552 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach dem Studium der Phil. wurde P., der vor seiner Ordenslaufbahn bereits das Lizentiat der Med. erworben hatte, im Kolleg zu Valencia nach eigener Aussage zum "philosophiae mathematicae professor" promoviert. Nach Italien geschickt, lehrte er in Rom Phil. und las, bereits "doctor theologicae", in Loretto Moraltheol. Am Neujahrstag 1560 legte er in Augsburg Profeß ab. Auf Initiative des bayer. Herzogs trat er im Januar 1560 die Nachfolge des Theologen Wilhe1m Thyräus an der Univ. Ingolstadt an; am 12. 9. wurde er in das Gremium der theol. Fak. aufgenommen. Sein erstes Dekanat, in dessen Verlauf er seine Ordensbrüder Theodor Peltanus und Johann Dominik Arboräus zu Doktoren promovierte, trat P. im Mai 1561 an. Am 26. 10. 1563 endete seine zweite Amtsperiode vorzeitig, da P. im Sinne der Fak. und des Herzogs resignierte und dadurch, die offizielle Ordenspolitik unterlaufend, den Weg für die Promotion des Konvertiten Rudolf Clenck ebnete. Er amtierte erneut von Mai bis Oktober 1564 als Dekan, als ihn
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Theodor Peltanus, von dem ihn mittlerweile persönliche Differenzen trennten, ablöste. Ein viertes Mal war er 1565/66 Dekan. Die Ordensleitung erwog, die wachsenden Spannungen in der theol. Fak. durch die Versetzung von Peltanus nach Wien zu lösen; da jedoch der als Nachfolger in Ingolstadt vorgesehene Alfonso Pineda aufgrund gesundheitlicher Probleme verzichten mußte, entschied man sich 1567 für einen Tausch zwischen P. und dem Dillinger Prof. Hieronymus Torres. P. blieb bis Ende 1571 in Dillingen und ging dann über die Zwischenstation Hall 1572 nach Wien. Nachdem Stephan Bathory, der Woiwode von Siebenbürgen, an die Gesellschaft Jesu ein Missionsgesuch zur Rekatholisierung des von Calvinisten dominierten und von den Türken bedrohten Transsylvanien gerichtet hatte, verhinderten Vorbehalte der Ordensleitung, mangelnde Unterstützung von habsburgischer Seite sowie eigene gesundheitliche Probleme, daß P. die Mission antreten konnte. Er gelangte 1576/ 77 zunächst nur bis Pecs (Ungarn) und lehrte einige Zeit im dortigen Kolleg Kasuistik. Sein Ziel blieb aber weiterhin Transsylvanien, das er mit Unterstützung des mittlerweile zum polnischen König aufgestiegenen Bathory über das Transsylvanien nächstgelegene polnische Jesuitenkolleg Jaroslaw zu erreichen suchte. Als sich diese Pläne zerschlugen, blieb P. dennoch im polnischen Raum. Spätestens seit 1578 hielt er sich in Posen auf, ab 1584 unterstützte er als enger Mitarbeiter des polnischen Primas und Erzbischofs von Gnesen, Stephan Kornakovski, vom neugegründeten Kolleg Kalisz aus die gegenreformatorische Bewegung im Land. P. verstarb nach mehrjähriger Krankheit 1598. Seine apologetischen und exegetischen Schriften und Disputationen illustrieren den missionarischen Eifer, den P. in Ungarn und Polen bewies. Aufgrund seiner Reputation als Theologe war er seitens der Ordensleitung, aber auch als politischer Entscheidungsträger ein gesuchter Gutachter. P. erwies sich dabei als kritischer Geist. Er kritisierte die Übertragung der artistischen Fak. der Univ. Ingolstadt an die Jesuiten als unzureichend und warf der "Peltanus-Fraktion" verschleiernde Informationspolitik vor. Obwohl ein entschiedener Befürworter der Zensur, zeigte er Skepsis gegenüber einer zu restriktiven Handhabung des Index. P. verstand die Gegenreformation als Auseinandersetzung auf argumentativem Niveau. So entstanden neben ,,konventionellen" Kontroversschriften wie der "Confutatio brevis 113 errorem apud sectarios nostri saeculi circa 7 ecclesiae sacramenta" (1587) die "Acta et canones concilii Nicaeni" (1572), eine Dokumentensammlung des der Ketzerbekämpfung gewidmeten ersten ökumenischen Konzils. Gegen die neuen "Häretiker",
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Pisa - Pistorini
denen er vorwarf, durch "profanas novitates" die "cineres haereticorum" erweckt und die heiligen Schriften korrumpiert zu haben, setzte er philologische Rekonstruktion. Um die Authentizität der Texte absichern zu können, versuchte er Hebräisch, Chaldäisch und Syrisch zu lernen, schöpfte aus griechischen und römischen Quellen und inkorporierte einen bis dahin unbekannten vatikanischen Codex des Gelasios von Kyzikes. 80 Canones aus einer arabischen Quelle wurden ihm durch seinen polyglotten Ordensbruder, den Ägypter Johann Baptist Elias (Romanus), zugänglich gemacht. P. ordnete sein Material kontroversen Punkten zu, enthielt sich aber expliziter Interpretationen: ,,Diligenter adiunximus antiqua item eiusdemque saeculi aut proxime insequentium testimonia quae Nicaenos canones commendarunt aut explicatione illustrarunt." Durch seine vom Humanismus inspirierte Methode gelang es P., die Canones des Konzils von Nicäa in bis dahin unerreichter Vollständigkeit und Nähe zu den Urtexten zusammenzutragen. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. XVI 16, XI 28; Archivum Romanum Societatis Jesu, His!. soc. 42, Germ. Epp. Coll. VI a, XXIV, CXLV; UAM, GG II/11; UBM, Cod.ms. 819. W Acta et canones I. concilii Nicaeni, Oillingen 1572, Köln 1581; Oe continentia et abstinentia, Köln 1579; Confutatio brevis 113 errorem apud sectarios nostri saeculi circa 7 eccIesiae sacramenta, Posen 1587. LN. Sotvell, Bibliotheca Scriptorum Societatis Iesu, Rom 1676, 37 f.; Mederer I 256 f. u. ö.; O. Braunsberger (Hg.), Beati Canisii S. J. Epistolae et Acta, Bd. 2-6, Freiburg i.Br. 1898-1913; Epistolae P. Hieronymi Nada! S. J., Bd. 2 und 3, Madrid 1899-1902; Sommervogel VI 864 fI., IX 774, XII 667 (w); Specht 186 u. ö.; Ouhr I 253 u. ö.; E. Veress (Hg.), Epistolae et Acta Jesuitarum Transsylvaniae 1575-1588, Bd. 2, Wien-Leipzig 1913; Kausch 38 u. Ö. R. Larsson-Folger
Pistorini, Maximilian Emanuel Kajetan, SJ, * 29. 7. 1668 München, t 5. 7. 1743 Regensburg. V Anton Franz, Kammerdiener, M Barbara.
P., dessen Taufpate der spätere bayer. Kurfürst Max Emanuel war, entstammte einer vor ihrem Eintritt in die Dienste des Münchener Hofes in Tirol ansässig gewesenen Familie. Er besuchte in seiner Geburtsstadt das Gymnasium der Jesuiten, das er eigentlich im Sommer 1681 hätte beenden können. Da er für die angestrebte geistliche Laufbahn noch zu jung war, wiederholte er jedoch die letzte Klasse freiwillig und verließ die Schule erst ein Jahr später. Am 20. 9. 1683 trat er dann in die Societas Jesu ein und bezog das Novizenhaus des Ordens in Landsberg. Dem ordensinternen Ausbildungs-
gang folgend, absolvierte er nach dem Noviziat den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt. Während dieser Zeit empfing er am 15. 4. 1686 in Eichstätt die vier niederen Weihen. Das Magisterium verbrachte er zwischen 1688 und 1691 als Lehrer an den Gymnasien in München und Augsburg. Anschließend kehrte er zum Theo!.studium nach Ingolstadt zurück. In die Endphase seines Ingolstädter Aufenthalts fallen die am 17. 3., 7. 4. und 9. 6. 1696 wiederum in Eichstätt vollzogenen Weihen zum Subdiakon, Diakon und Priester. Nach dem Abschluß seiner Studien wurde P. von den Ordensoberen zunächst im Lehrfach eingesetzt: 1697/98 unterrichtete er an einem unbekannten Ort Rhetorik, seit 1698 in Augsburg Phi!. Aus diesem Jahr stammt auch das von ihm verfaßte Programm eines Theaterstücks über den letzten Staufer Konradin. Ab 15. 6. 1701 war er als Prof. für Ethik wieder in Ingolstadt, wobei die Dauer der Tätigkeit unbekannt ist. Mit seiner 1706 erfolgten Anstellung als Prediger im Regensburger Dom nahm sein Lebensweg eine neue Wendung. Noch im selben Jahr wurde er aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten auf der Kanzel sowie der guten Beziehungen seiner Familie zum Hause Wittelsbach vom Kölner Kurfürsten Joseph Clemens als Hofprediger angestellt. Die von den militärischen Ereignissen während des Spanischen Erbfolgekriegs erzwungene Abwesenheit des Fürstbischofs aus seinem Hochstift hinderte P. jedoch viele Jahre an einer adäquaten Ausübung seines Amtes. So konnte er seine Stelle erst 1708 antreten und mußte die folgenden Jahre am Zufluchtsort Joseph Clemens' in Valenciennes und Umgebung verbringen. Erst 1715 zog P., der auch dem Geistlichen Rat angehörte, mit dem übrigen Gefolge im Kurfürstentum ein. Dieser mißlichen Verhältnisse ungeachtet hielt er während seiner Zeit am Hofe des Kölner Kurfürsten mehrfach aufsehenerregende Predigten: am 25. 9. 1712 hatte er eine "so erschrökhliche Predig Von der Höll gemacht, das einem die haut schautterte", wie ein Zeitgenosse berichtete. Ein anderes Mal hielt er - zusammen mit Joseph Clemens - einen Predigtzyklus ab, in dem er heftig gegen simonistische Praktiken beim Erwerb von Bischofswürden und. Domherrenpfründen zu Felde zog. Bereits 17 I 7 endete jedoch seine Anstellung als Hofprediger. Er kehrte in die Oberdeutsche Ordensprovinz zurück, wo er im Laufe der nächsten Jahrzehnte diversen Ordenskollegien als Rektor vorstand: zunächst in Augsburg (30. 11. 1717 bis Oktober 1721), Rottenburg (8. 2. 1722 bis November 1724), Eichstätt (6. 2. 1725 bis April 1728) und Altötting (14. 6. 1731 bis August 1734), wo er das Tertiatshaus leitete, anschließend in Amberg (22. 8. 1734 bis Ende
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Pistorini - Pistorius Januar 1738) und Mindelheim (12. 12. 1738 bis November 1740). Die letzte Station seiner Karriere führte ihn - wiederum als Rektor eines Kollegs - erneut nach Regensburg, wo er vom 27. 11. 1740 bis zu seinem Tod wirkte. Q Archiv des Erzbistums München und Freising, MM 100,687. W Conradinus Sueviae dux tragoedia. Conradini Dess letzten Schwäbischen Hertzogs Tod In einem TrauerSpihl vorgestellt, o.O.uJ. [Augsburg 1698]. L P. Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg, München 1822,83; L. Ennen, Der spanische Erbfolgekrieg und der Churfürst Joseph Clemens von Cöln. Aus gedruckten und handschriftlichen Quellen bearbeitet, Jena 1851, CCIII; Prantl I 506; Kleinstäuber 121; Romstöck 272; Duhr lVII 237 u. ö., IV/2 411 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 318; Leitschuh II I u. ö.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 191 f.; Valentin I 435, II 1097. M. Schaich
sich so das Textbuch beschaffen sollten, die "Quaestiones metaphysicae" in die Feder und hielt eine Resumption zur Grammatik oder Logik ab, im SoSe 1479 fungierte er als Dekan der Artistenfak. Seinen Unterhalt verdiente er sich als Konventor: Am 18.8. und am 30. 10. 1476 ist er als Leiter der Rosenburse belegt, am 8. 6. 1481 als Vorsteher der Lilienburse. In der Theol. brachte es P. bis zur Formatur: Am 17. 9. 1477 war er zum Bibelkurs zugelassen worden (Lv., 1. Jo.), am 11. 9. 1479 zur Sentenzenvorlesung, die er am 20.10. aufnahm. In der Folge wurde er anscheinend Kooperator in München, denn als solcher ist er in der Totenliste der artistischen Bruderschaft unter den Pesttoten vom SoSe 1505 zu finden. Werke von P. sind nicht bekannt. Q UAM, D III 1,0 I I, 0 I 2, 0 IV 1. L Prantl II 74; Kausch 222; Schöner 170 u.
Ö.
C. Schöner
Pistorini, Raymund Max,
*
München.
V Balthasar, Hofmusiker.
P. absolvierte im Schuljahr 1647/48 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums und besuchte anschließend die Univ. Ingolstadt. Seit Dezember 1671 war er an der med. Fak. der Univ. Ingolstadt Primarius der Med., Anatomie und Chirurgie. Dem Matrikeleintrag vom 12.11. zufolge hatte er in Bologna den Grad eines Dr. med. erworben und war schon vor seiner Berufung als kurfürstlicher Leibarzt in München tätig gewesen. P., der sich mit dem Dekan rasch in Rangstreitigkeiten verwickelte, dürfte bereits 1672 das Lehramt wieder aufgegeben haben und als Leibarzt nach München zurückgekehrt sein. Als Mitglied des kurfürstlichen Medicinal-Kollegiums beteiligte er sich 1676 und 1678 an Gutachten, die sich für eine stärkere Praxisorientierung der Ingolstädter Medizinerausbildung aussprachen. L DBA; Kobolt 518; Mederer II 385 u. ö.; Prantl I 495 u. ö.; Matrikel LMU; Leitschuh I 101. R. A. Müller
Pistoris (Pfister), Heinrich, * wohl Woneck. P., über dessen Herkunft nichts bekannt ist, wird erstmals 1471 als Student in Wien, 1478 dann als Student in Ingolstadt greifbar. Umstände und Titel seiner Graduierung bleiben ebenso weitgehend im dunkeln - sicher ist lediglich, daß er kein Doktorat erwarb - wie seine Tätigkeit an der Univ. Ingolstadt, deren Dauer weniger als ein Jahr betragen haben dürfte. 1482 wird er als Inhaber der zivilrechtlichen Institutionenlektur genannt und noch im selben Jahr wegen Beteiligung an der Verbreitung von Schmähschriften abgesetzt; sein Nachfolger wurde Georg Eisenreich. Später begegnet P. noch als Mitglied des Hofgerichts (1497-1501) und Rat (1502) Herzog Georgs von Niederbayern und als Inhaber des Pfarrbenefiziums Zu Unserer Lieben Frau in Neuburg a.d.D. (1494-1502). Über seine weiteren Lebensumstände ist nichts bekannt. L Prantl I 73; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 120-89; Wolff 23 u. Ö. R. Stauber
Pistoris (Erpach, Nidermar), Aegidius. Wahrscheinlich ist P. mit einem ,,Egidius N. de Ablingen" (Aibling) identisch, der sich im WiSe 1467/68 an der Univ. Basel immatrikulierte und dort als "Egidius de Ayblingen" im März 1470 an der Artistenfak. der "via moderna" das Bakkalaureat erwarb. Am 5. 6. 1472 inskribierte sich P. in Ingolstadt und promovierte hier im Januar 1473 zum Magister. Danach ist er noch acht Jahre lang in Ingolstadt als Magister und Student der Theol. nachweisbar: Im SoSe 1476 diktierte er Studenten, die
Pistorius (Christelpeck, Kristelpeckius, Volg), Caspar, * wohl Ingolstadt. P. immatrikulierte sich am 5. 10. 1473 in Ingolstadt und gab dabei als Herkunftsort ebenfalls Ingolstadt an. Zwei Jahre später war er im SoSe 1475 Dekan der Artistenfak. Im Jahre 1477, als er das erste Mal das Rektorenamt bekleidete, war er "SS. Theologiae Baccalaureus Formatus". Noch im selben Jahr erwarb er dann den Grad eines Dr. theol. Im WiSe 1487/
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Pistorius - Plümel
88 amtierte er ein zweites Mal als Rektor. Darüber hinaus besaß er das Benefizium als zweiter Seelmesser an S1. Moritz oder Unserer Lieben Frau in Ingolstadt und fungierte 1490 als Pfarrer von Buch (Diözese Eichstätt). Q DAE, F. X. Buchner, Alphabetisches Generalregi-
ster der Geistlichkeit des Bistums Eichstätt für die Zeit vor 1760, Hs. 1940 (Regest in: SHVI 53 (\934) 28).
L Mederer I 12 u. ö.; Matrikel LMU; Buzas-Resch I 13; P. Uiblein (Hg.), Die Akten der theol. Fak. der Univ. Wien (\396-1508), Bd. I, Wien 1978, 161, Bd. 2, Wien 1978, 193. H. Flachenecker
Pittelmayr (Bittelmair), Johann Benno, * ca. 1600 Landshut, t 18. I!. 1645, CD I) N. N., 2) 1633 Ursula Elisabeth Prew von Findisstein. V Matthias Benno, Dr., Kanzler in Landshut, Pfleger von Kirchberg, t 9. 5.1631, M Susanne Altershammer.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in München (bis 1622) nahm P. am 22. 10. 1623 an der bayer. Landesuniv. das Studium der Phi!. und Jur. auf, das er mit dem jur. Lizentiat abschloß. 1628 wurde er in Ingolstadt zum Dr. iur. utr. promoviert und bereits im nächsten Jahr auf Drängen seines Vaters zum ao. Prof. mit einern Gehalt von 150 Gulden ernannt. Im SoSe 1631 amtierte er als Rektor der Univ. 1632 erhielt er den nominellen Titel eines o. Prof. mit einer Gehaltszulage von 50 Gulden. Nach nur fünfjähriger Lehrtätigkeit wechselte P., der seit 1631 auch im landesherrlichen Ratskollegium in Ingolstadt tätig war, am 18. 12. 1634 als Regierungsrat nach Straubing. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/II Nr. 9, Fasz. 1483/I1 Nr.3.
L Mederer II 255; Prant! I 424; Ferchl I 492, II \072; Leitschuh I 40; Wolff 203 u. ö.; Neumaier 94. R. Heydenreuter
Planck (Plank, Planeck, Blanck), Maximilian Ferdinand Ignaz von, * I!. 10. 1686 München, t 27. I. 1744 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Franz, Hofarzt, M Theresa.
P. schloß 1702 das Gymnasium in München ab. Er wurde am 18. 4. 1704 als Chorherr bei Unserer Lieben Frau in München präsentiert und studierte 1704-09 am Collegium Gerrnanicum in Rom Theol. Das Münchener Kanonikat gab er 1714 auf, als er an der Univ. Ingolstadt den Lehrstuhl für Kontroverstheol. übernehmen konnte (als Dr. theol. unter dem 22. 2. 1715 in der Matrikel eingetragen). Damit wurde er zugleich Pfarrer der Frauenkirche in Ingolstadt und Kanonikus am Eichstätter Dorn. In seiner
29jährigen Univ.laufbahn hatte er dreizehnmal das Dekanat der theo!. Fak. inne. Bereits kurfürstlich-bayer. und fürstbischöflich-eichstättischer geistlicher Rat, bekleidete er die Würde des Rector magnificus erstmals 1718/19. In der Folge hatte er das Rektorat 1728, 1732 und 1739 inne. Zum Zeitpunkt seiner zweiten Rektoratsperiode hatte er bereits die Funktion des Prokanzlers der Univ. übernommen. Seine offenkundig erfolgreiche Lehrtätigkeit schlug sich nicht in Schriften nieder. Q BSB, cgm 1926 (c. A. v. Vacchiery, Collectanea Hi-
storiam Collegiata Monacensis); DAE, F. X. Buchner, Generalregister I; UAM, K I, la.
L DBA; Mederer III 138 u. ö.; A. Mayer, Die Domkirche zu Unser Lieben Frau in München, München 1868, 195; I. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1418-1829), in: SHVI 44 (1925) 126 f.; Matrikel LMU; S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Ih., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (\969) Nr. 9, 35; Leitschuh II 117; Schmidt, Collegium Germanicum 224; P. pfister, Das Kollegiatstift Zu Unserer Lieben Frau in München (1495-1803), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachium Sacrum, Bd. I, München 1994, 392. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Plümel (Pluemel), Johannes, Eichstätt.
*
Wollzach bei
Am 15. 10. 1472 immatrikulierte sich P., zu diesem Zeitpunkt bereits Priester, an der Univ. Ingolstadt. Ab Oktober 1477 als Konventor der Burse Dingelfing (später Adlerburse) nachweisbar, nahm er nach der Promotion zum Magister artium 1480 die Vorlesungstätigkeit in der Artistenfak. (13. 3. 1481 Aufnahme ins Konzil) auf, der er im SoSe 1483, WiSe 1487/88, SoSe 1492, WiSe 1497/98 und WiSe 1503/04 als Dekan vorstand. Er erwarb das Lizentiat der The01. am 19. 5. 1486, schob aber als Pfründner des der Artistenfak. zugehörigen Collegium vetus die Dr.promotion bis zum 13. 2. 1506 auf, als er von Herzog Albrecht IV. durch die Präsentation auf die mit der Frauenpfarre verbundene theol. Professur finanziell dazu in die Lage gesetzt wurde. Er konnte schließlich am 2. 3. 1506 einen Lehrstuhl an der theol. Fak. übernehmen. P. stand der Univ. zwischen 1487 und 1499 viermal als Rektor vor. Ferner übte er 1496 gemeinsam mit Wolfgang Peysser das Amt des Kämmerers aus. Ein Jahr darauf gehörte er einer von allen Fak. bestellten Untersuchungskommission zur Behebung inneruniversitärer Mißstände an. Er ersetzte den verstorbenen Johann Permeter von Adorf 1506 als Pfarrer von Unserer Lieben Frau in Ingolstadt. 1508 folgte P. der Berufung als Prediger nach Bruchsal, obwohl er damit - sein Kollege Georg Zingel war kurz zuvor gestorben - die the-
Plümel - Praun 01. Fak. verwaist zurückließ und bewußt in ihrer Existenz gefährdete. Q UAM, GG HIlI I, 0 I I. L Mederer I 78 u. ö.; Prantl I 90 u. Ö., H 484; Schaff 24 u. ö.; Matrikel LMU; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfak., in: HJb 89 (\ 969) 33-51; Seifert 38 ff. u. ö.; Kausch 24 u. ö.; Schöner 140 u. Ö. W. Kausch
Poli, Felix, SJ,
*
8.11. 1649 Trient.
Herkunft und Jugend von P. liegen im dunkeln. Er wurde am 30. 9. 1668 in die Societas Jesu aufgenommen. 1670 begann er seine phil. Studien in Ingolstadt. Die vier niederen Weihen erhielt er am 23. 7. 1671 in Ingolstadt. Erst neun Jahre später, am 15. 3., 5. 4. und 14. 6. 1680 empfing er in Eichstätt die drei höheren Weihen. Bereits seit 1675 arn Jesuitenkolleg bzw. -gymnasium Ingolstadt als Lehrer der Grammatik eingesetzt, unterrichtete P. dieses Fach seit dem 7. 10. 1680 in Landshut. Nachdem er 1685 den bayer. Truppen in Ungarn als Feldprediger gedient hatte, nahm er seine Lehrtätigkeit wieder auf. So wird er 1687 und 1692/93 an der Univ. Ingolstadt als Prof. der Mathematik und des Hebräischen verzeichnet. Zwischenzeitlich (1688-90) hatte er dieselben Fächer in Dillingen gelehrt. 1691 hatte er den Gesandten des Kaisers nach den Niederlanden begleitet. 1695 hielt sich P. längere Zeit in Regensburg auf, wo er wohl auch als Lehrer tätig war. In dieses Jahr fallen auch Streitigkeiten mit dem Oberen des Stiftes Obermünster in Regensburg. Nicht zuletzt dieser Konflikt wird zu seiner Versetzung nach Trient geführt haben. Dort kam es dann endgültig zum Bruch mit dem Jesuitenorden, der sich schon im erhaltenen Briefverkehr der Jahreswende 1695/96 ankündigte. Am 12. 5. 1696 trat P. aus der Societas Jesu aus. Kurz darauf wurde er in den Orden der Somasker aufgenommen. W Entia negotiosa per questiones de rerum activitate expensa publicaeque disputatione subjecta (Praes.; Resp.: N. WegeIe), 0.0. 1687. L Sommervogel IX 777 f.; Romstöck 272 f.; Specht 291; Schaff 143; Ger! 231; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 192 f.
dentliche Lektur handelte es sich dabei nicht, doch entschädigte ihn die Univ. für die von ihm gehaltenen Vorlesungen mit 36 fl. Hauptsächlich scheint er Ingolstadt aufgesucht zu haben, um hier im Oktober 1535 zum Dr. der Med. zu promovieren. Eventuell ist P. mit einem am 9. 3. 1528 in Freiburg i.Br. immatrikulierten "Johannes Bol" aus Innsbruck identisch, doch ist merkwürdig, daß jener, der arn 27. 9. 1539 die Leitung der Freiburger Sapienz übernahm und dort am 15. 11. 1543 zum Superattendenten der Bursen bestellt wurde, noch immer nur als Magister und nicht als Dr. der Med. tituliert wurde. Der derzeitige Forschungsstand läßt eine eindeutige Klärung der Identifizierungsfrage nicht zu. Q UAM, DIll 6, D III 7. L Mederer I 153; Prantl I 212; Liess 164. C. Schöner
Präntel (PrantI, Prentl), Sebastian, * Burghausen oder Burgheim bei Neuburg a.d.D., t 25. 1. 1530.
P. wurde arn 18. 4. 1482 an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Nach der Magisterpromotion im Januar 1487 wurde er am 5. 2. 1487 ins Gremium der lesenden Magister, am 12. 3. 1491 ins Konzil der Artistenfak., der er dann im SoSe 1496 und im WiSe 1499 als Dekan vorstand, aufgenommen. Im WiSe 1500 bekleidete P., zu diesem Zeitpunkt Lizentiat der Dekrete und Lektor der Institutionen, erstmals das Rektorat der Univ.; eine weitere Amtsperiode folgte im SoSe 1506. 1507-09 hatte P. das zivilistische Ordinariat inne und lehrte 1508/09 vertretungsweise die Pandekten. Nach seiner Ingo1städter Lehrtätigkeit ist P. als Assessor bzw. Kommissar des Salzburger Offizialates und Generalvikariates sowie als Domherr in Regensburg bezeugt. Q UAM, GO HII22, 0 I 2. L Mederer I 57 f.; Prantl I 117; K. Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen des Regensburger Weihbischofs Dr. Peter Krafft von 1500-1530, Münster 1920,47; Matrikel LMU; Seifert 474; Wolff 264 u. ö.; H. Paarhammer, Rechtsprechung und Verwaltung des Salzburger Offizialates (1300-1569), Wien 1977,45 u. Ö. H. Wolff
F. Neumann
Pollio (BolI), Johannes. V Nikolaus, Leibarzt der Habsburger in Innsbruck (?).
Am 28. 6. 1535 inskribierte sich P. in Ingolstadt, wobei er in der Matrikel als "professor litterarum publicus" bezeichnet wird; als Herkunftsort ist Innsbruck bezeugt. Um eine or-
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Praun (Braun), Lukas, OP.
Der Augsburger Dominikaner P. gehörte zusammen mit Johann Heberer und Johann Ludovici zu dem DreierkoUegium, das 1473 die the01. Fak. der Universität Ingolstadt konstituierte. Statuarische Bestimmungen wurden erlassen, und mit Johann von Adorf wurde der erste Or-
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Praun - Prenninger
dinarius der Fak. promoviert. P. reiste nur zu diesem Zweck nach Ingolstadt, immatrikulierte sich hier am 6. 2. 1473 und kehrte nach der Konstituierung der Fak. nach Augsburg zurück. P. war Prior des dortigen Dominikanerklosters St. Magdalena, wo er 1472-78 und 1483-86 Theo!. lehrte. 1474 wurde P. zum Vikar der schwäbischen Klöster ernannt. Q Staatsarchiv Augsburg, Urkundenbestände Kl Augsburg Hl. Kreuz, Urk. 453, Kl Augsburg Prediger, Urk. 3-5.
L Prantl I 33; Matrikel LMU; P. M. Siemer, Geschichte des Dominikanerklosters SI. Magdalena in Augsburg (1225-1808), Vechta 1936, 42 f. u. ö.; Kausch 11 u. ö.; Seifert, Statuten 65. M. Kamp
Preiß (Preis), Joseph, SJ, * 29. 11. 1657 Freiburg i.Br., t 3. 4. 1737 Augsburg. V Gabriel Joseph, t 13.2. 1712 Freiburg i.Br., M An-
na Margaretha Braun, * 16. 2. 1632 oder 15. 6. 1626 Freiburg i.Br., t 5. 7. 1704 Freiburg i.Br.
P. besuchte vermutlich in Freiburg i.Br. das Gymnasium und trat am 30. 9. 1673 in Landsberg in den Jesuitenorden ein. Nach dem Studium der Phil. 1675-78 am Kolleg in Ingolstadt unterrichtete er 1678-82 in Innsbruck, studierte 1682-86 Theol. am Kolleg in Ingolstadt, ohne sich an der Univ. zu immatrikulieren, und wurde 1686 in Eichstätt zum Priester geweiht. 1686/87 lehrte er am Kolleg Feldkirch und war dann Prof. der Logik in München. 1687/88 absolvierte er das Tertiat in Altötting. Anschließend lehrte er als Prof. 1688-91 an der Univ. Innsbruck und 1691-94 an der Univ. Dillingen Phil. In Ingolstadt wurde er 1694 Prof. der Ethik bzw. Logik und war dann 1695-98 Prof. für scholastische Theo!., 1695/96 auch für Hl. Schrift, an der Univ. Dillingen. Auf seine Lehrtätigkeit folgte ein jahrzehntelanges Wirken in wichtigen Funktionen: 1698-1701 als Rektor und Novizenmeister in Landsberg, 1701-04 als Socius des Provinzials, als Rektor der Kollegien in Ingolstadt (1704/05, 1709-12, 1718-21, 1724-28), in Regensburg (1712-15), in München (1721-24), in Augsburg (1728-31, 173437), in Neuburg a.d.D. (1731-34), als Provinzial (1705-09, 1715-18), als Visitator und Vizeprovinzial der Niederrheinischen Provinz (1719/20). - Von P. ist außer phil. Disputationen unter seinem Vorsitz in Dillingen kein wissenschaftliches Werk bekannt. Einen beachtlichen Anspruch erhob hingegen dank der Illustration durch Me1chior Haffner seine Lebensbeschreibung des h!. Franz Xaver. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 18, Mscr. VI 36, Mscr. VI 37, Mscr. XI 2611; BayHStAM, Jesuiten 126 (1737), 413-419, 421-425,
427-433,435 ff., 439-444, 446-451, 453-462, 464-489; Dompfarramt'Freiburg i.Br.; Stadtarchiv Freiburg i.Br. W Vita S. Francisci Xaverii Soc. Jesu Indiae et Japoniae Apostoli iconibus illustrata, o.O.u.1. (lnnsbruck 1691 ?); Quaestiones philosophicae de anima (Praes.; Resp.: F. I. F. Gasteiger), Dillingen 1694. L Mederer III 80 u. ö.; De Luca 75; Kleinstäuber 120; Sommervogel VI 1195 f. (W), IX 784; Romstöck 273 f. (W); Specht 285 u. ö.; Schaff 141; Duhr 22 f. u. ö.; Matrikel LMU; Die Matrikel der Univ. Innsbruck, Tl. 111, bearb. von F. Huter, Innsbruck 1952, XXIX u. ö.; Die Matrikel der Univ. Freiburg i.Br. 1656-1806, Bd. 1, hg. von F. Schaub, Freiburg i.Br. 1955, 137; Gerl 324; Strobel 103; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 193 ff.; Kurrus II 98 u. Ö. S. Hofmann
Prenninger (Breminger, Brenninger, Beiname: Uranius), Martin, * um 1450 Erding, t 28. 3. 1501, CD Barbara Rottengatter, * um 1480 Ulm. P. studierte seit dem WiSe 1465/66 an der Wiener Univ. die Artes. 1472 ging er als Magister an die Univ. Ingolstadt (Immatrikulation: 25.6.) und unterrichtete hier als einer ihrer ersten Lehrer bis zum Ablauf seines Dekanats im WiSe 1475/76 in der Artistenfak. der "via moderna". Wie seine damaligen Lehrschriften zu erkennen geben, hatte sein Unterricht eine entschieden humanistische Prägung, die er selber bereits in Wien erhalten haben muß. 1474 hielt er am Tag der Fak.patronin Katharina die Festrede. Möglicherweise war er 1475 auch an dem von Johannes Engel und Ulrich Ranpeck betriebenen, letztlich aber gescheiterten Versuch, eine humanistische Gemeinschaft in Ingolstadt zu etablieren, beteiligt. 1476 setzte er das begonnene jur. Studium in Florenz, dann in Padua fort; vermutlich hier wurde er zum Dr. iur. utr. promoviert. In Florenz hatte er Verbindung zu Marsilio Ficino bekommen und war in dessen "Platonische Akad." aufgenommen worden. Damals legte er sich den Namen Uranius bei. Aus der Bekanntschaft mit Ficino wurde eine lebenslange Freundschaft, wie noch die erhaltenen Briefe Ficinos an P. aus den Jahren 148993 bezeugen. Um 1480 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde P. Anwalt beim Bischof in Konstanz, spätestens 1487 Konstanzer Kanzler. Der Jurist P. erwarb sich in diesen Jahren rasch einen Namen. Er war gesucht wegen seiner Rechtsgutachten ("Consilia"), durch die er auch zu großem Wohlstand kam. 1490 gewann ihn Graf Eberhard im Barte als württembergisehen Rat auf Lebenszeit und zugleich als Ordinarius für Kirchenrecht an der Univ. Tübingen. Dem Humanismus blieb der Freund Ficinos und - seit spätestens 1488 - auch Johann Reuchlins als Leser und passionierter Büchersammler stets verbunden. - Die Schriften von
Prenninger - Priscianensis P. entstanden ausschließlich im Zusammenhang seiner beruflichen Tätigkeiten - die humanistischen Lehrschriften, die der Refonn von Grammatik und Epistolographie galten, in der Ingolstädter Zeit, die jur. nach 1480. Die humanistischen Lehrschriften, "De ortographia" und die verbreitete ,,Ars epistolandi", sind nur in Handschriften erhalten. Die Rechtsgutachten von P., die gesammelt wurden und lange aktuell blieben, sind zu einem großen Teil durch einen Druck erhalten, den sein Urenkel Friedrich P. besorgte. Der Urenkel veröffentlichte ebenfalls die Tübinger Vorlesungen von P. zu den Dekretalen Gregors IX. W Consilia sive responsa, hg. von Friedrich P., 3 Bde., Frankfurt 1597-1607; Lecturae sive e1ucubrationes in aliquot insigniores ... decretalium titulos, hg. von Friedrich P., Straßburg 1608 (Nachdrucke bis 1723). Ungedruckt: De ortographia (u. a. Univ.bibliothek Erlangen, cod. 639, f. 73-96); Ars epistolandi (u. a. ebd., f. 99-144); Rede auf die H!. Katharina (BSB, c1m 5861, 15002, 23871); Consilia sive responsa iuris (BSB, c1m 8410). L ADB XXVI 567 f.; J. Haller, Die Anfänge der Univ. Tübingen 1477-1537, Bd. 1, Stuttgart 1927, 143-49, Bd. 2, ebd. 1929, 51 f. u. ö.; K. Stenzei, Geiler von Kaysersberg und Friedrich von Zollern, in: Zs. für die Geschichte des Oberrheins N. F. 40 (1927) 105 ff. u. ö.; G. Wulz, Die P. von Erding, eine bayer. Gelehrtenfamilie, München 1928; P. O. Kristeller, Supplementum Ficinianum, Bd. 1, Florenz 1937,75 ff., Bd. 2, ebd. 1945, 222; K. K. Finke, Die Tübinger Juristenfak. 1477-1534. Rechtslehrer und Rechtsunterricht von der Gründung der Univ. bis zur Einführung der Reformation, Tübingen 1972, 118-27 u. ö. (W); W. Zeller, Der Jurist und Humanist M. P. gen. U. (1450-1501), Tübinrn 1973; F. J. Worstbrock, P. M., in: Verfasserlexikon VII 82125; Schöner 163 f. u. ö.
F. J. Worstbrock
Primbs (Prims), Amadeus (Taufname: Aloys Larenz), OCist, * 27. 4. 1761 Unterbogen, t 14. 10. 1798 Aldersbach. V Johann Georg, Bauer, M Maria.
Über Jugend und Werdegang von P. bis zu seiner Ernennung zum Prof. an der Univ. Ingolstadt ist wenig bekannt. Er trat 1781 in das niederbayer. Zisterzienserkloster Aldersbach ein, wo er am 11. 11. 1782 Profeß ablegte. Am 14. 10. 1787 wurde er zum Priester geweiht. Schon in Aldersbach soll P. "sehr anstössige und gefährliche" Grundsätze vertreten haben. Dennoch erhielt er am 13.3. 1793 als Nachfolger für den erkrankten Heribert von Grafenstein die Professur für Logik, Metaphysik und Phi!. an der Univ. Ingolstadt. Der Alderbacher Abt Otto Doringer hatte der Berufung von P. zugestimmt, weil sein zunächst für die Professur vorgesehener Konventuale Gregor Vital wegen sittlicher Verfehlungen für ein öffentliches
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Lehramt nicht mehr in Betracht kam. Zudem drohte der Lehrstuhl andernfalls mit einem Mendikanten besetzt zu werden, was angesichts der Rivalität zwischen den Orden für den Prälatenstand mit Einflußverlust verbunden gewesen wäre. P. wurde bereits am 12. 6. 1794 auf kurfürstlichen Befehl wegen "frecher religionswidrig- und ärgerlicher Grundsätze" entlassen. Die Ursachen, die zu diesem Schritt führten, sind nicht mehr exakt festzustellen. Vennutlich wurde P. der Mitgliedschaft im Illuminatenorden verdächtigt. Er mußte nach Aldersbach zurückkehren und wurde dort aller Ämter entbunden. Seine Proteste gegen diese Maßnahme blieben erfolglos. Q BayHStAM, KL 12144, 49, 50, GR 1382, 1388, Mlnn 23110; UAM, E I 8.
L L. H. Krick, Die ehemaligen stabilen Klöster des Bistums Passau. Chronologische Reihenfolgen ihrer Mitglieder von der Gründung der Klöster bis zu ihrer Aufhebung, Passau 1923, 267; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 72; Müller 200 u. ö. C. Jahn
Priscianensis (Priscianese), Julius (Giulio), SJ, * 1542 wohl Florenz, t 11. 6. 1607 Dillingen.
P. gehörte als Jesuit der zweiten Generation seines Ordens an. Er trat am 11. 6. 1559 in Rom der Gesellschaft Jesu bei und absolvierte am Collegium Romanum seine Studien; zwischenzeitlich wurde er bereits als Lehrer der Humaniora in Padua, Mondovi und Siena eingesetzt (1563-66). Nach der Ablegung der einfachen Ordensgelübde (16. 9. 1571) und dem Empfang der Priesterweihe im Sommer 1572 wurde er (mit weiteren fünf Jesuiten) nach Deutschland geschickt, wo sich der Orden durch die Übernahme allzu vieler Verpflichtungen vor größte personelle Probleme gestellt sah. Um P. für das Lehramt an der theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt zu qualifizieren, wurde er am 30. 10. 1572 an der ordenseigenen Univ. Dillingen in aller Eile zum Dr. theo!. promoviert. Von November 1573 bis September 1575 lehrte er als Prof. der Theo!. in Ingolstadt, im Studienjahr 1574/75 bekleidete er auch das Amt des Dekans der theo!. Fak. Doch hatte er, zumal er der deutschen Sprache nicht mächtig war (und sie lebenslang nicht erlernte), anfänglich Schwierigkeiten, sich in die deutschen Verhältnisse einzuleben, und da er sich in seinen Vorlesungen und Disputationen nach dem Urteil des Rektors des Ingolstädter Kollegs, P. Johannes Rabenstein, zu viele Freiheiten erlaubte, scheint es auch ordensintern zu Unstimmigkeiten gekommen zu sein. Jedenfalls wurde P. im Herbst 1575 nach Dillingen versetzt, und hier entfaltete er als Lehrer der scholastischen
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Priscianensis - Prugger
Theo!., der H!. Schrift, der Moral- und Kontroverstheo!. im Sinne der jesuitischen Schule, für die Wissenschaft ganz im Dienst der Seelsorge und innerkirchlichen Erneuerung stand, eine fruchtbare Tätigkeit, ohne allerdings schriftstellerisch hervorzutreten. Zwar sind von ihm einige Manuskripte vornehmlich aszetischen Inhalts erhalten, aber im Druck erschienen lediglich ein paar Disputationsthesen und die von ihm besorgte Ausgabe der Augustinus-Regel mit den Kommentaren des Hugo von St. Viktor und des Dominikanergenerals Umbertus (1581, anonym). Als einer der ganz wenigen promovierten Jesuitenprof. wurde er 1582 - für 25 Jahre - zum Kanzler der Univ., 1589 und 1599-1603 zugleich zum Rektor bestellt. Außerdem übernahm er nach seiner Zulassung zur feierlichen Profeß (12. 4. 1584) wichtige Aufgaben innerhalb der Oberdeutschen Ordensprovinz. Das Schwergewicht seiner Wirksamkeit lag jedoch auf der spirituellen Betreuung der an der Univ. Dillingen - als einem Zentrum jesuitisch inspirierter kath. Reform - studierenden Religiosen anderer Orden. Über sie suchte er, nicht ohne Erfolg, auf deren Konvente, insbesondere auf die benediktinischen Klöster im Raum Süddeutschlands und der Schweiz, einzuwirken und diese mentalitäts- und verfassungsmäßig im Geist seines Ordens umzuformen, hierin nachdrücklich unterstützt von der Luzerner Nuntiatur. W [An.] Regula D. Aurelii Augustini Ugonis de S. Victore et Umberti ... commentariis doctissimis illustrata, Dillingen 1581. L Prantl II 491; Sommervogel VI 1232 f. (W); Specht 266 u. ö.; R. Reinhardt, Restauration, Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen in der Benediktinerabtei Weingarten von 1567 bis 1627, Stuttgart 1960, 2028 u. ö.; Ders., Die Schweizer Benediktiner in der Neuzeit (Helvetia Sacra, Abt. III, Bd. 111), Bem 1986,94170; Popp 215 ff.; P. Rummel, P. J. P. S. J. 1542-1607. Ein Beitrag zur Geschichte der kath. Restauration der Klöster im Einflußbereich der ehemaligen Univ. Dillingen, Augsburg 1968 (W); Ders., Dillingen, ein geistiger Mittelpunkt klösterlicher Reform, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 15 (1981) 255-85; Ders., Das Zisterzienserstift Stams und seine Beziehungen zur ehemaligen Univ. Dillingen, in: ebd. 18 (1984) 356-82; Gerl 325; G. Schwaiger, Die Theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt, in: BoehmlSpörl I 66. M. Weitlauff
Prugger, Georg, SJ, * 27. 5. 1656 Innsbruck, t 24. 7. 1739 Hall (Tirol). P. wurde am 19. 10. 1672 zum Landsberger Noviziat der Soietas Jesu zugelassen. Nach phi!. Studien 1674-77 in Ingolstadt und mehrjährigem Magisterium u. a. in Hall nahm er die theo!. Studien 1681 wiederum an der Univ. Ingoi stadt auf. Zwei Jahre nach der Priesterweihe
am 21. 4. 1685 in Eichstätt erlangte er den Magistergrad der Phi!. und begann den phi!. Dreijahreskurs an der Univ. Ingolstadt zu lesen. Hier legte er am 2. 2. 1690 Profeß ab. Mehrmalige Gesuche aus dieser Zeit zur Zulassung zur überseeischen Mission wurden abgelehnt. 1690 lehrte er Theo!. zunächst in München, ging dann 1691 an die exilierte Freiburger Univ. nach Konstanz; er wurde im Oktober zum Dr. theo!. promoviert und als Dogmatiker ordiniert. In gleicher Funktion war er im Anschluß 1695-99 an der Univ. Ingolstadt tätig. Für das WiSe 1696 ist er als Dekan der theo!. Fak. belegt. Nach zwei weiteren Jahren als Theo!.prof. in München begann seine lange Laufbahn als Ordensoberer. 1701-06 war er Rektor und Novizenmeister in Landsberg, 1708-12 leitete er das Kolleg in Hall und war zugleich Beichtvater am dortigen Damenstift. 1712/13 wurde er vom Provinzial Matthias Pekh zum Socius ernannt. Es folgten sechs weitere Rektorate: 1713-16 in Konstanz, 171619 in Straubing, 1719-22 an der Univ. Dillingen, 1722-25 in Neuburg a.d.D., 1725-28 in Innsbruck, schließlich 1728 ein zweites Mal in Hall, wo er nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn verblieb. Von P. sind zwei theo!. Druckschriften und einige Manuskripte erhalten. Q BSB, clm 9252,26151. W Analysis religionis catholicae, Konstanz 1694. L DBA; Mederer II 59 u. ö.; Sommervogel VI 1251, IX 785, XII 720 (W); Romstöck 274 ff. (W); Gröber 280 u. ö.; Specht, Rektoren 69; Specht 274; Duhr lVII 253 u. ö.; Schaff 141; Matrikel LMU; Gerl 326; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 196 ff.; Kurrus II 308, Strobel 271 f. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Prugger, Jacob, SJ, * 23. 2. 1637 Schwaz (Tiro!), t 31. 10. 1706 Hall (Tirol). P. trat am 21. 9. 1656 in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Er belegte 1658-61 den phi!. Kurs in Ingolstadt, absolvierte das Magisterium, studierte Theo!. 1664-68 wiederum in Ingolstadt und wurde am 26. 5. 1668 in Eichstätt zum Priester ordiniert. Nach dem Tertiatsjahr 1668/69 in Ebersberg wurde er am 17. 10. 1669 als "prof. logicae" an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Nach dem Ende des phi!. Dreijahreskurses las er Kasuistik an der Univ. Innsbruck. Hier feierte er am 2. 2. 1674 die Profeß. Im Anschluß dozierte P. Dogmatik an der Univ. von Dillingen. 1677 wechselte er auf den Kasuistiklehrstuhl in Ingolstadt, kehrte aber - zum Rektor der Univ. berufen - 1678 nach Dillingen zurück. 1681-85 lehrte er erneut in Ingolstadt, nunmehr scholastische Theo!.
Prugger - Prunner 1685-88 leitete er das Kolleg in Eichstätt, ging von dort zunächst nach München als Kasuist 1688/90, dann an die nach Konstanz emigrierte Freiburger Univ. Zu Beginn des Jahres 1691 wurde er zum Rektor des Konstanzer Kollegs ernannt. In derselben Funktion war er im Anschluß in Regensburg 1694-98 am Gymnasium St. Paul tätig, schließlich leitete P., zugleich Instruktor des Tertiats, 1698-1702 das Kolleg in Altötting. W Disputatio philosophica de causa efficiente creata (Praes.; Resp.: S. Oberschwenter), Ingolstadt 1672. L DBA; Mederer 11 387, III 24 u. ö.; De Luca 60; Kleinstäuber 120; Sommervogel VI 1251 f., IX 785 (W); Gröber 278; Romstöck 267 ff. (W); Specht, Rektoren 54 f.; Specht 271 u. ö.; Duhr IV 237; Schaff 139; Matrikel LMU; Ger! 326; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 198-201 (W); Kurrus 11 208; Strobel 267 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Prugger, Johann Joseph, * 1717 (getauft: 24. 8.) Landsberg, t 14. 12. 1788 Ingolstadt. V Johannes, Hofgerichtsadvokat in München und Stadtsyndikus in Landsberg, M Maria.
Nach der Schulausbildung im Landsberger Jesuitengymnasium sowie am Münchener Lyzeum begann P. 1736 in Ingolstadt mit dem Studium der Rechte. 1739 praktizierte er als Advokat in München und diente dann im Österreichischen Erbfolgekrieg 1741-45 als Soldat. Später ist P. als Verwalter der Grafen Törring auf Schloß Zinneberg, als Propst, Richter und Syndikus des Neuburger Jesuitenkollegs und gleichzeitig als Beisitzer an Neuburger Gerichten nachweisbar. Am 7. 11. 1753 wurde er an der bayer. Landesuniv. zum Dr. iur. utr. promoviert und gleichzeitig als Nachfolger des verstorbenen Johann Georg Weishaupt zum Prof. der Institutionen und des Strafrechts ernannt. 1755 las P. als Nachfolger Herrnann Anton von Chlingenspergs kurzzeitig bayer. Landrecht, das er jedoch noch im selben Jahr an Franz Joseph Schiltenberger abtreten mußte. Statt dessen hielt er 1755-65 Vorlesungen über Pandekten und anschließend über bayer. Staats- und Landrecht. Im Lehrplan von 1774 wurden ihm zusätzlich Kriminalrecht, Lehenrecht sowie der "Codex judiciarius" übertragen, während ihm bei der Änderung von 1784 allein die traditionellen bayer. Rechtsmaterien zugewiesen wurden. Neben seinen Lehraufgaben hatte P. eine Vielzahl universitärer Ämter inne: so stand er dreimal als Rektor (1756/57, 1763/64, 1773/74) an der Spitze der Univ., versah siebenmal das Dekanat der jur. Fak. und war außerdem 1767/68 bzw. 1777 Administrator der Univ.bibliothek sowie lange Jahre Vorstand des Univ.archivs. In letzterer Funktion 21 Biograph. Hdb. 1
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half er Johann Nepomuk Mederer bei der Zusammenstellung des Quellenbandes der ,,Annales Ingolstadiensis academiae". Daneben führte P., der einige Zeit auch Kommissar des Georgianums war, nach der Auflösung der Gesellschaft Jesu (1773) zusammen mit Gerhoh Steigenberger die Aufsicht über die von den Jesuiten hinterlassene Bücher- und Instrumentensammlung. In den die 70er und 80er Jahre bestimmenden Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Ex- und der Antijesuiten ergriff P. dezidiert Partei für erstere. 1784 ernannte ihn schließlich Kurfürst Karl Theodor zum Vorsitzenden der neu errichteten Univ.fondsadministrationsdeputation. Außerhalb der Univ. fungierte P. seit 1753 als Beisitzer und 1755-77 als Oberlandschreiber des Landgerichts Hirschberg. Außerdem war er Direktor des kurfürstlichen Polizei- und Stadtkommissariats Ingolstadt. Bei seinem Tod hinterließ P, der nie verheiratet war, eine reiche Mineralien- und Gemäldesammlung. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/11 Nr. 12; UAM, E 11 251a. W Observationes practicae ad ius et consuetudines Bavariae de privilegiis statuum provincialium, MünchenIngolstadt 1762; Diss. sistens ius et consuetudines Bavariae de jure feminarum iIIustrium singulari (Praes.; Resp.: U. J. Weiss), Ingolstadt 1765. L ADB XXVI 672 ff.; DBA; DBA N. F.; G. F. X. Semer, Oratio funebris in obiturn c1arissimi J. J. P, Ingolstadt 1788; Mederer III 198 u. ö.; Permaneder 4 u. ö.; Prant! I 593 u. Ö., 11 510; Ferchl I 326; C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-Münehen. Ein Beitrag zur Geschichte des bayer. Hochschultyps vom 18. zum 20. Jh., Berlin 1971,49; Buzas 52 u. ö.; Müller 56 u. ö.; Schwaiger 89 u. Ö. R. Heydenreuter
Prunner (Brunner, Pronner), Johann.
Der gebürtige Schweizer traf im Zuge der Umstellung der Kurpfalz vom lutherischen auf das reformierte Bekenntnis im Dezember 1560 in Heidelberg ein. P. erhielt die Pfarrei Weinheim. Die Tätigkeit als reformierter Prediger war wohl nur als Übergangslösung vorgesehen. Nachdem Versuche des Thomas Erastus, P. noch 1560 die Ethikprofessur an der Univ. Heidelberg zu verschaffen, gescheitert waren, konnte er diese im Herbst 1561 antreten. Aufgrund menschlicher und religiös motivierter Differenzen wurde er 1567 entlassen. Zwischenzeitlich offenkundig zum kath. Glauben übergetreten, von Martin Eisengrein gleichwohl als "calvinisch praedicant" apostrophiert, las P. dann 1573/74 an der Univ. Ingolstadt die aristotelische Physik, ohne jedoch fachlich überzeugen zu können. Anschließend lehrte er als Nachfolger von Wolfgang Zettel "die ander ari-
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Prunner - Putersaß
stotelische lection, als ethicorum oder polyticorum", ein Fach, das er bereits in Heidelberg vertreten hatte. 1585 soll er auch Hebräisch gelehrt haben. L Prantl I 336 f.; Schaff 75; R. Wesel-Roth, Thomas Erastus. Ein Beitrag zur Geschichte der refonnierten Kirche und zur Lehre von der Staatssouveränität, Lahr 1954,29 u. ö.; Seifert 332 u. ö.; Popp 217 f.; C. J. Burchili, Die Univ. Heidelberg und der ,fromme' Kurfürst, in: W. Doerr (Hg.), Semper apertus. 600 Jahre Ruprecht-Karls-Univ. HeideJberg 1386-1986, Bd. 1, Berlin 1986, 325; Schöner 401. K. EngleitnerIW. Müller
Prunner (Brunner), PanthaIeon, München.
*
Rain,
t
1560
In noch nicht eidesfähigem Alter immatrikulierte sich P. arn 6. 2. 1508 an der Univ. Ingolstadt. 1517 zum Dr. med. promoviert, übernahm er 1520 für das geringe Gehalt von 20 fl. die Vorlesungen von Wolfgang Peysser, der seine Lektur aus Altersgründen vertreten ließ und es in einer längeren Auseinandersetzung durchsetzen konnte, daß P. an Stelle Georg Beharns, ebenfalls Ordinarius an der med. Fak., auch in das Univ.konzil aufgenommen wurde. Über die kurze Ingolstädter Lehrtätigkeit von P. ist eine Studentenbefragung aus dem Jahr 1520 überliefert, in der es u. a. heißt, daß "sein lesen nit wol von stat" gehe. Anfang Februar 1525 ging P. als Leibarzt an den Hof Herzog Wilhelms IV. nach München, 1549 wurden ihm vom Herzog 200 fl. jährlich auf Lebenszeit zugesprochen. Q BSB, Oefeleana 2, V (A. F. Oefele, Elenchus Quorundam Bavariorum Medicorum). L F. J. GrienwaIdt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 33; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae IngOlstadiensis facultatis. Pars prior, Ingolstadt 1772, 6; Mederer 1105 u. ö.; Prant! 1151 u. Ö., II 165 u. ö.; Matrikel LMU; Seifert, Statuten 203 f.; Buzas-Resch II 12; Liess 126 u. Ö. H. Zedelmaier
t 1570 Freising. P., der adliger Herkunft war und für den Freising oder Meysenhausen als Herkunftsorte genannt werden, immatrikulierte sich arn 21. 2. 1534 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im März 1536 zum artistischen Bakkalar. Zum SoSe 1536 wechselte er nach Leipzig, wo er im WiSe 1538/39 den Magistergrad erwarb. Dort ließ er sich im SoSe 1539 Dispens von einem Jahr des Bienniums erteilen, woraus zu schließen ist, daß er Leipzig gegen Ende 1539 verlassen hat. 1541 ist er dann wieder in Ingolstadt faßbar, wo er sich arn 3.1. ins Gremium der Magister der Artistenfak. aufnehPrunner (Brunner), Paulus,
men ließ, wohl um sich als Privatpräzeptor zu betätigen und seine Studien an einer der höheren Fak. fortzusetzen. Ohne mit einer Lektur bestallt zu sein, wurde P. arn 10. 3. 1545 ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen und im SoSe 1547 zum Dekan gewählt. Dasselbe Amt übernahm er nochmals während der zweiten Hälfte des WiSe 1547/48, nachdem der Dekan Oswald Amsperger als Suffragan nach Freising abgegangen war. Während seiner ersten Amtszeit erhielt P. arn 17. 9. 1547 die Lektur für Dialektik nach Johannes Caesarius, die er bis zum 28. 10. 1548, als er eine Stellung beim Fürstbischof von Passau annahm, innehatte. Über seine n.tigkeit in Passau ist nichts Näheres bekannt. Im WiSe 1551/52 erscheint der Name von P. in der Matrikel der Univ. Wien. 1558 kehrte er als Präzeptor von Graf Ehrenfried von Ortenburg wieder nach Ingolstadt zurück und übernahm im WiSe 1560/61 in dieser Funktion das Rektorat der Univ. Danach verliert sich seine Spur wieder. Nach den Angaben von Valentin Rotmar, der ihm die Leichenrede hielt, starb P. 1570 in Freising, als er gerade im Begriff war, erneut nach Ingolstadt zu kommen. Q UAM, D III 7, GO IIII22, 0 IV 2. L Mederer I 150 u. ö.; Prant! I 213; Popp 218; Seifert, Statuten 490; Seifert 156 u. Ö. C. Schöner
Putersaß (Putersachs, Puttersaß, Buttersaß), Michael, * Kemnath, t 24. 9. 1521 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau.
P. immatrikulierte sich im SoSe 1466 an der Univ. Leipzig und ist arn 18. 2. 1469 als Baccalaureus nachweisbar, im WiSe 1470 wurde er Magister artium. Am 15. 4. 1475 wechselte er an die Univ. Ingolstadt, wo er arn 15. 10. 1475 das Bakkalaureat der Med. erwarb. 1477 als Bursenkonventor erwähnt, wurde P. arn 15. 5. 1478 ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen. Im Zuge seiner Lehrtätigkeit in der Artistenfak. trug er Teile der aristotelischen Physik vor. Zugleich studierte P. Theo!.; arn 9. 9. 1486 erfolgte die Zulassung zum Bibelkurs, im Oktober 1486 das Prinzipium zum Bibelkurs und arn 20. 10. 1488 das Prinzipium zu den Sentenzen. Zu unbekanntem Zeitpunkt empfing er die Priesterweihe. P. zählte zu den unruhigen und gewalttätigen Mitgliedern der Artistenfak. 1482 wurde er wegen seiner Ausschreitungen vom Consilium ausgeschlossen. 1485 nahm ihn die Univ. nach Abgabe einer Ehrenerklärung erneut auf. 1488 wurde er aufgrund übermäßiger Honorarforderungen und Schmähungen der der "Eselei" geziehenen Ar-
Putersaß - Raith tistenfak. auf herzoglichen Spruch erneut für einen Monat ausgeschlossen und mit einer Geldstrafe belegt. Offenkundig ein wenig geläutert, wurde P., der in den 90er Jahren in lokkerer Verbindung zum Celtis-Kreis stand, 1492 die Leitung der Bibliothek übertragen. 1500 und 1504 stand er der Univ. als Rektor vor, nachdem die Wahlen der Jahre 1480 und 1487 vorn Herzog abgelehnt worden waren. Im Wegestreit zwischen "via antiqua" und "via moderna" schlug sich P., der 1505 und 1518 das Amt des Kaplans arn Anna-Altar im HeiligGeist-Spital zu Ingolstadt versah und 1508 wegen seines exzessiven Auftretens abermals unangenehm auffiel, auf die Seite der "antiqui". 1508, 1512 und 1514 stand er der Artistenfak. als Dekan vor. Bei seinem Tod hinterließ P. kein Testament, die Univ. konfiszierte deshalb
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sein Vermögen. Diese Vorgehensweise veranlaßte den Eichstätter Bischof und die Erben von P. zur Appellation vor dem Kaiser. 1523 wurde der Nachlaß auf herzoglichen Befehl freigegeben. Werke von P. sind nicht überliefert, die Gedenktafel an seiner Begräbnisstätte ist nicht mehr erhalten. Q UAM, 0 I 2, D III 4, D VI a, E I 2. L Mederer I 33 f.; Prant! I 90 u. ö.; Schaff 25; J. Spiegel, Die Spitalkirche in Ingolstadt, ihre Geschichte und Ausstattung, in: SHVI 35 (1914115) 60; J. B. GölZ, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche 1428-1829, in: SHVI 44 (1924/25) 211; Matrikel LMU; Kausch 218; Seifert 68 u. ö.; Seifert, Statuten 88 u. ö.; P. Mai! M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) 7-316; Schöner 140 u. Ö. B. Schönewald
R Rainer, Johann Baptist, * 22. 11. 1790 EIsendorf bei Abensberg, t 25. 7. 1829 Bad Kreuth, CO 17. 7. 1814EliseErbs, * Hanau. V Joseph Benedikt, Chirurg (Wundarzt).
Nach dem Gymnasialbesuch in Regensburg und Landshut und im Anschluß an das arn 16. 11. 1807 in Landshut begonnene Studium der allgemeinen Wissenschaften trat R. 1808 dort das Med.studium an, das er arn 10. 12. 1811 mit einer in der Fachpresse (Med.-chirurgische Zeitung, Bd. 2, Nr. 43, 1814) beachteten Inauguraldiss. und zwei Doktoraten (Dr. med. et chir.) abschloß. Auf eine zweijährige ärztliche Weiterbildung bei Andreas Röschlaub und Philipp Franz von Walther in Landshut folgte eine dreijährige Praxisausübung in Ingolstadt, bevor R., dessen mittelmäßige Konkursprüfung eine Staatsanstellung zunächst verzögert hatte, im März 1816 Gerichtsarzt in Babenhausen und 1818 Landgerichtsphysikus in Schwabmünchen wurde. Nach einer erfolglosen Bewerbung um den chirurgischen Lehrstuhl in Landshut (1819) bahnte das Obermedizinalkollegium mit seinen Vorschlägen zur Neuordnung des Landshuter Lehrkörpers vorn 15. 12. 1823 R. den Weg zu einer Univ.karriere. Am 13. 3. 1824 erfolgte seine Berufung zum o. Prof. der Med. in Landshut. Die Lehraufgaben Geburtshilfe (verbunden mit der Ernennung zum Vorstand der 21*
Entbindungsanstalt), gerichtliche Arzneikunde und med. Polizei legen in ihrer Verbindung nahe, daß R. vor allem die forensische Seite der Geburtshilfe betonte. Im SoSe 1824 las R. zusätzlich auch über Kinderkrankheiten und Geschichte der Med. Im Herbst 1826 zum Lehrer der Entbindungskunde und Vorstand der hebärztlichen Anstalt an der von München nach Landshut verlegten chirurgischen Schule degradiert zu werden, empfand R. als große berufliche Enttäuschung, über die ihn auch ein im Dezember 1826 verliehener Hofratstitel nicht hinwegtrösten konnte. Seit 1827 behinderte eine sich stetig verschlimmernde Krankheit R. in der Wahrnehmung seiner Amtspflichten. W Diss. de carcinomate oculi, Landshut 1811; Fragment der med. Physiognomik, eine Inaugura1rede, 1812; Nachricht von der Entbindungsanstalt der kgl. baier. Uriiv. Landshut, Landshut 1826. - Seit 1827 Mitredakteur der ,,Deutschen Zs. für Geburtshilfe". L DBA N. E; Neuer Nekrolog VII 585; Permaneder 409 u. ö.; Prant! II 522. W. Locher
Raitb von Sternfeld, Sigismund (Siegmund), SJ,
* 23. 9. 1721 Innsbruck, t 17. 6. 1782 Innsbruck. Nach seinem Eintritt in den Jesuitenorden arn 9. 10. 1739 dürfte R. seine Univ.studien in
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Raith - Ramelspach
Innsbruck absolviert haben. 1752 ist seine Priesterweihe, 1754 der Erwerb des phi!. Magistergrades in Innsbruck bezeugt. Im Anschluß daran wurde er von der Ordensleitung mit diversen Lehraufgaben betreut. 1754-58 lehrte er an der phi!. Fak. der Univ. Innsbruck Logik, Metaphysik und Physik, anschließend unterrichtete er den phi!. Kurs in Ingolstadt (11. 10. 1758 bis 1761). An beiden Stationen soll er auch das Amt eines Studienpräfekten bekleidet haben. Von Ingolstadt führte sein Weg nach Luzern (1761162), Porrentruy (1762-65) und Dillingen (1765-Dezember 1767), wo er jeweils als Prof. der Theo!. wirkte. Noch vor Ende des Jahres 1767 kehrte er als Studienpräfekt nach Ingolstadt zurück, ging aber nach nicht einmal zwei Jahren erneut nach Dillingen, wo er vom 19. 11. 1769 bis 29. 10. 1772 als Rektor der Univ. fungierte. Im November 1772 übernahm er schließlich die Leitung des Innsbrucker Kollegs. Im Zuge der Aufhebung der Gesellschaft Jesu gab er dieses Amt jedoch bereits ein Jahr später, im November 1773, wieder ab und privatisierte seitdem in seiner Geburtsstadt. W Diss. de commercio inter corpus et animam, Innsbruck 1758. L De Luca 54, 80; Prantl I 613; Romstöck 279; Specht, Rektoren 89; Specht 157 u. ö.; Schaff 169; Duhr lVII 253 u. ö.; Huwiler 221; Matrikel LMU; Gerl 330; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 72 f. M. Schaich
Ram (Rahm), Matthias, SJ, * 14. 8. 1623 Hall (Tirol), t 27. 2. 1665 Dillingen. R. war am 16. 10. 1641 in den Jesuitenorden eingetreten. Er durchlief den ordensüblichen Ausbildungsweg und wurde anschließend an diversen, dem Orden zugeteilten Lehranstalten als Prof. für Grammatik, Humaniora, Phi!. und Theo!. eingesetzt, ohne dabei auffallende wissenschaftliche Aktivitäten zu entfalten. 1655-58 war R Prof. für Logik und Physik an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt, 1662 bis zu seinem Tod dozierte er scholastische Theol. an der Univ. Dillingen. W De principiis corporis naturalis, Ingolstadt 1656; Disputatio romano-catholica de sacrae scripturae auctoritate, Dillingen 1664. L Prantl 11 506; Sommervogel VI 1415 (W); Specht 285; Schaff 137; Matrikel LMU; Ger! 330; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 20 I ff. W. Müller
Ramelspach (Ramspach), Johannes, * Freising, t 9. 5. 1512 Eichstätt, D Eichstätt, Dom.
R. erwarb, auch wenn der vorausgehende Studieneintrag in den Matrikeln fehlt, 1475 den Magister artium an der Univ. Ingolstadt. Seit
Oktober 1479 war er Konventor der Burse Rosa, im SoSe 1481 und im WiSe 1484/85 stand der ins Gremium der lesenden Magister aufgenommene R. der Artistenfak. als Dekan vor. Später, jedenfalls vor Sommer 1489, erlangte er, vermutlich ebenfalls in Ingolstadt, das Lizentiat im kanonischen Recht. Bereits von Mitte 1486 bis Frühjahr 1487 und von Anfang 1488 bis vermutlich Frühjahr 1497 unterrichtete R. Zivilrecht im Zuge der hilfsweisen Besetzung der zweiten zivilistischen Lektur mit Lizentiaten. Im Frühjahr 1497 dürfte er auf die erste ZivilistensteIle nachgerückt sein, auf der er als o. Prof. bis Ende 1499 die Lectura institutionum abhielt. R dürfte der einzige Ordinarius der Rechtsfak. ohne Dr. gewesen sein. In den SoSe 1483, 1489 und 1493 sowie im WiSe 1497 fungierte der von Studenten als monoton eingestufte R., dessen langjährige Lehrtätigkeit eine Ausnahmeerscheinung in der jur. Fak. bildete, als Rektor. Das Doktorat bei der Rechte erwarb R erst aus Anlaß seiner 1499 erfolgten Berufung als Offizial und zeitweiliger Generalvikar des Eichstätter Fürstbischofs Gabrie1 von Eyb. R. trat seine Stelle in Eichstätt, wo er zu einem unbekannten Zeitpunkt mit einem Kanonikat im Willibaldschor bepfründet wurde, am 2. 2. 1500 an. Q UAM,OI2. L T. Neuhofer, Gabriel v. Eyb, Fürstbischof von Eichstätt, 1934, 49 f.; Seifert, Statuten 190 u. ö.; Wolff 38 u. ö.; Schöner 140 u. Ö. I. Baumgärtner
Ramelspach (Ramelsbach), Thomas, tl. 6.1530 Passau.
R, der Haimhausen als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich als Minderjähriger am 17.4. 1498 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im SoSe 1501 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1504 zum Magister. Danach scheint er seine Lehrtätigkeit an der Artistenfak. aufgenommen zu haben, doch lassen die lückenhaften Akten keine genaueren Aussagen zu. Erst 1510 wird R als Konventor der fak.eigenen Engelsburse wieder greifbar. Gegen Ende desselben Jahres erhielt er eine der Kollegiaturen am Collegium vetus. Im SoSe 1512 übernahm R das Dekanat der Artistenfak. Als einzige von R abgehaltene artistische Lehrveranstaltung ist der "Textus posteriorum" im SoSe 1515 bekannt. Außerdem deuten Indizien darauf hin, daß R. als Kollegiat ständig über die Metaphysik, die zu jener Zeit nicht mehr per Los vergeben wurde, las. Daneben widmete er sich dem Theo!.studium: Am 1. 10. 1512 begann er als theol. Bakkalar mit der Bibelvorlesung (Sap., 1.2. Cor.), im Oktober 1513 mit der
Ramelspach - Ranpeck Sentenzen vorlesung. Nachdem durch den Weggang von Balthasar Hubmaier mit Johannes Eck nur mehr ein Ordinarius in der theol. Fak. vorhanden war, begann R wohl schon 1515, Vorlesungen in der Theol. zu halten, promovierte jedoch, vermutlich weil er die Altersanforderungen noch nicht erfüllt hatte, erst am 5. 5. 1516 zum Lizentiaten und drei Tage später zum Dr. der Theol. Kurz darauf wurde er, nachdem er seine Kollegiatur aufgegeben hatte, als Ordinarius der theol. Fak. bestallt. Zweimal bekleidete R. das Rektorat (SoSe 1514 bis WiSe 1514115, WiSe 1518119). Allerdings verließ er die Univ. Ingolstadt mitten in seiner zweiten Amtszeit, weil er einem vom Administrator des Bistums Passau, Herzog Ernst, an ihn ergangenen Ruf, als Domprediger nach Passau zu gehen, folgte. In Ingolstadt scheint R ein der Univ. zustehendes Benefizium bis zu seinem Ableben besessen zu haben; zumindest wurde im Senat am 17. 10. 1531 über dessen Neuvergabe nach dem Tod von R. verhandelt. Q UAM, D III 4, E I I, GG ""11 I, GG ""22, GG IV a I,OIV I,OV I.
L J. Engerd, Almae Ingolstadiensis academiae, Ingolstadt 1581, f. 102; Mederer I 89 u. ö.; Prant! I 114; Seifert, Statuten 88 u. ö.; Real 37; Seifert 92; Kausch 231 u. ö.; Schöner 310 u. Ö. C. Schöner
Ranck (Ranchinus), Michael. R, der Zabern als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 5. 10. 1565 in Ingolstadt, doch ist wegen der Unvollständigkeit der Akten jener Zeit nicht klar, ob er sich gleich dem Jurastudium widmete oder erst den artistischen Kurs durchlief. Im Titel seines Gratulationsgedichtes von 1568 bezeichnete er sich jedenfalls bereits als Jurastudent. Am 5. 10. 1573 schloß er das Jurastudium mit der Promotion zum Dr. beider Rechte ab. Um dieselbe Zeit wurde er von der Univ., die nach dem Abzug der Jesuiten dringend nach weltlichen Prof. für die Artistenfak. suchte, damit beauftragt, die universitäre Poetiklektur zu übernehmen. Ob er wirklich gelesen hat, ist nicht festzustellen, doch kann seine Tätigkeit nicht von langer Dauer gewesen sein, da die Lektur schon am I. 5. 1574 an Valentin Rotmar vergeben wurde. 1598 ist R auf dem Regensburger Reichstag als Vertreter des dortigen Bischofs nachgewiesen. Sein weiteres Schicksal liegt im dunkeln. - Aus seiner Feder haben sich lediglich zwei eher durchschnittliche Gratulationsgedichte anläßlich von Promotionen sowie die Thesen, die er bei seiner Dr.promotion verteidigte, erhalten. Q BSB, clm 1587. W Carmen gratulatorium, in laudem ... Danielis Prockelii, Ingolstadt 1566; Carmina congratulatoria, quum
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... Gercislaus a Citzewitz ... , Stephanus Bonerus ... et lodocus Oethoeus ... supremum iuris utriusque titulum ac insignia doctoralia ... consequerentur, Ingolstadt 1568 (mit J. Klinckhard, P. Menzel); Singularia quaedam (Resp.; Praes.: J. R. Ossanäus), Ingolstadt 1573. L Prant! I 336, " 294; Wolf[ 331 u. Ö.
C. Schöner
Ranpeck, Ulrich. R, für den Landshut als Herkunftsort bezeugt ist, immatrikulierte sich im SoSe 1464 an der Univ. Wien, wo er im WiSe 1465/66 zum Bakkalaureus und im WiSe 1469170 zum Magister promovierte. Da er jedoch schon gegen Ende 1469 eine Schulmeisterstelle außerhalb Wiens angenommen hatte und deswegen die Lokation versäumte, wurde er erst im Januar 1471 zur Regenz zugelassen. 1471 bis Ende 1472 wirkte R als Magister an der Wiener Artistenfak. Zum 28. I. 1473 wechselte er an die Univ. Ingoi stadt, wo er sich der Artistenfak. der "via moderna" anschloß und das Studium des geistlichen Rechts aufnahm. Im SoSe 1474 las er über die "Parva naturalia", im WiSe 1475176 über die "Ars vetus". Wichtiger als seine Tätigkeit an der Artistenfak. war für Ingolstadt jedoch sein Versuch, 1475 zusammen mit Johannes Engel als Juniorpartner und einem weiteren Magister eine humanistische Gemeinschaft aufzubauen, die nur lose mit der Univ. verbunden war. Ziel dieser "communitas" war es, auf kommerzieller Basis interessierte Studenten in den humanistischen Fächern zu unterrichten. R selbst bot im WiSe 1475176 zwei Veranstaltungen über die "Bucolica" und die "Ars Virgilii" an. Allerdings endete dieses Projekt spätestens im August 1476 wegen finanzieller Schwierigkeiten und nicht näher bestimmbarer moralischer Ausschweifungen als Mißerfolg. Ansonsten fiel R., der vor dem August 1477 zum Lizentiaten des geistlichen Rechts promovierte, vor allem durch seine zahlreichen Auftritte vor dem Rektorgericht auf. Gelegentlich agierte er 'als Prokurator im Namen anderer, meist jedoch trug er dort seine eigenen Auseinandersetzungen aus. Besonders hervorzuheben sind ein Prozeß gegen die Juristenfak. im Frühjahr 1478, bei dem der Streitgegenstand nicht bekannt ist, sowie ein Prozeß gegen die Artistenfak. der "via moderna" in der zweiten Jahreshälfte 1476. Nachdem es zwischen ihm und Aegidius Pistoris bei einer Sitzung des Fak.konzils zu Ausfällen gekommen war, strengte R. gegen Pistoris eine Beleidigungsklage an, die sich zu einem Prozeß gegen die ganze Fak. auswuchs, da sich diese hinter Pistoris stellte. Sie schloß R daraufhin im August 1476 aus ihrem Konzil aus. Zum letzten Mal taucht R. im Dezember 1478 in den Akten
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Ranpeck - Raßler
auf - wegen der unrechtmäßigen Beschlagnahmung eines Johannes Tolhopf gehörenden Buches sollte er in Beugehaft genommen werden. R. entzog sich der Haft wahrscheinlich durch Flucht. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM, D III 1; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8). L Schöner 170 u.
Ö.
C. Schöner
Raphaelis (Raffaelis, Stamersdorfer), Andreas. R. ist vermutlich mit einem im WiSe 1478/79 an der Univ. Wien immatrikulierten ,,Andreas de Sancto Vito Karinthie" (St. Veit in Kärnten) identisch. Zumindest muß der am 11. 7. 1484 an der Univ. Ingolstadt Eingeschriebene vorher an einer anderen Univ. studiert haben, da er schon neun Monate später, im März 1485, zum artistischen Bakkalar promovierte. Im Januar 1488 schließlich wurde er Magister. Im April desselben Jahres erfolgte die Aufnahme ins Gremium der Fak. Nach vieIjähriger Wartezeit wurde er im März 1492 Mitglied des Fak.konzils. An Lehrveranstaltungen von R. sind für das WiSe 1492/93 die ,,Ars vetus", im WiSe 1493/94 der "Textus elenchorum" und im SoSe 1494 die ,,Libri physicorum" belegt. Obwohl R. bis zum WiSe 1504/05 in Ingolstadt nachweisbar ist, trat er doch kaum in Erscheinung. Weder läßt sich ein Studium an einer der höheren Fak. belegen, noch war er besonders aktiv in der Artistenfak. Im September 1497 gehörte er zu denen, die durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt wurden. Im SoSe 1498 übernahm er das Dekanat der Fak., setzte jedoch schon kurz darauf Leonhard Gans als seinen "viceregens" ein. Ob R. damals Ingolstadt für längere Zeit verlassen hat ist nicht bekannt. Danach taucht er erst wiede; im Juli 1503 auf, als er eine der Kollegiaturen am Collegium vetus erhielt; welche Verdienste seinerseits hierzu führten, ist nicht zu ersehen. Schon im darauffolgenden Jahr resignierte R. wieder auf die Kollegiatur. Ein letztes Mal wird er im WiSe 1504/05 greifbar, als ihn die ~ruderschaft der Artistenfak. mit der Lesung emer Messe beauftragte; anscheinend war er also Priester. Danach verliert sich seine Spur.
fünfzehnjährig am I. 10. 1669 bei. Nach Studien in Rom wurde er am 19. 10. 1685 als "Iogicae prof. ordinarius" an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. 1691/92 las er in Dillingen zunächst Kasuistik, dann - zugleich Präses der großen akad. Kongregation - bis 1696 Dogmatik. In letzterer Funktion war er 16961702 an der Univ. Ingolstadt tätig. Im Anschluß an seine Univ.professur bekleidete R. im Ingolstädter Kolleg das Amt des Studienpräfekten und lehrte zugleich Exegese. 1714 wurde er zum ,,rector magnificus" der Univ. Dillingen bestimmt. Vom General Michael Angelus Tamburini nach Rom berufen, gab er dieses Amt am 17. 9. 1716 ab, um als Bücherrevisor und Studienpräfekt des Germanicums und ~ugleich . T~eologe des Kardinals Johann Baptist Tolomel SJ zu wirken. - R. war der Verfasser einer "Controversia theologica de regula externa fidei". Diese Schrift verteidigte gegen "externe", nichtkath. Auffassungen und gegen die gallikanischen Artikel von 1682 die Unfehlbarkeit des kirchlichen Lehramtes. Berühmtheit erlangte R. in der Auseinandersetzung mit dem Ordens general Thyrsus Gonzalez. Der ehemalige Salamantiner Theologe hatte mit seinem umstrittenen ,,Fundamentum theologiae moralis" 1694 den von der Mehrzahl der Ordenstheologen als orthodox deklarierten Laxismus angegriffen. Gegen die rigoristische Position Gonzales' verfaßte R. die "Controversia theologica tripartita de recto usu opinionum probabilium". Diese Schrift fiel der Zensur zum Opfer. 1706 erschien anonym und ohne Angabe des Druckortes "Vindiciae Gobiana", eine Verteidigungschrift für den gleichfalls von der Zensur betroffenen dezidierten Laxisten Georges Gobat SJ. In seinem 1713 erschienenen Hauptwerk ,,Norma recti" hingegen zeigte sich R., wie auch schon in der erst von der modemen Forschung wiederentdeckten "Controversia de recto usu opinionum", als gemäßigter Vertreter des Probabilismus: "Ut et rigore lenitas, et lenitate rigor salubriter temperetur". Noch vor dem heiligen Alfons von Liguori formulierte R. die wesentlichen Positionen des später eminent einflußreichen Äquiprobabilismus.
L Seifert, Statuten 475; Seifert 39-50; Schöner 485 u. ö. C. Schöner
~ Controversia theologica tripartita de recto usu opimonum probabilium, Dillingen 1694; Controversia theologica de regula extema fidei, Ingolstadt 1601; Norma recti, Ingolstadt 1713.
Raßler, Christoph, SJ, * 12. 8. 1654 Konstanz, t 16.7.1723 Rom. R. entstarnrnt einer vornehmen Konstanzer Familie, aus der acht z.T. bedeutende Jesuitenpatres hervorgingen. R. trat der Gesellschaft Jesu
L ADB XXVII 335 f.; DBA; DBA N. E; Mederer III 54, 85; Sommervogel VI 1462 ff., IX 796, XII 729 f. (W); Romstöck 280 ff. (w); 1. v. Döllinger/F. H. Reusch, Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-kath. Kirche seit dem 16. Jh., Bd. 1, Nördlingen 1889,235-45 u. Ö., Bd. 2, ebd. 1889,90 f. u. ö.; Specht 296 ff. u. ö.; Duhr III 11 ff. u. ö.; Schaff 141; Hurter 1298 f.; Koch 1496; Matrikel LMU; A. Eberle, Ist der
Q UAM,EI I,OI2,OV 1.
Raßler Dillinger Moralprof. C. R. (1654-1723) der Begründer des Äquiprobabilismus?, Freiburg LBr. 1951; Ders., Am Ende des Probabilismus, in: Neues Abendland 8 (1953) 725-36; LThK2 VIII 997 f.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 203-10; Gerl 332. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Raßler, Johann Evangelist, SJ, * 27. 10. 1673 Meersburg, t 28. 10. 1722 Sterzing. Am 15. 11. 1688 wurde R. zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Die Stationen der ordensüblichen Ausbildung sind weithin unbekannt; 1697 ist sein Aufenthalt in Neuburg a.d.D. belegt. Am 18. 10. 1708 wurde er als "Iogicae prof." in die Matrikel der Univ. Ingolstadt eingetragen. Nach der Promotion zum Dr. theo!. an der Univ. Freiburg i.Br. am 4. 11. 1711 folgte er dort Jacques Bandelie SJ auf dem Lehrstuhl für Moraltheo!. nach. 1713 erfüllte er die Funktion eines Predigers bei St. Michael in München. Im WiSe dieses Jahres kehrte er nach Ingolstadt zurück, um Dogmatik zu dozieren. 1715-19 las er dasselbe Fach an der Univ. Dillingen, 1715-17 lehrte er zugleich Exegetik. 1720 ging R. als Prof. für spekulative Theo!. nach Innsbruck. R. hinterließ zwei Druckschriften und einige Manuskripte. W Lieb- und Hüllfs Streit zweyer Englen, Eines irdischen, und eines Himmlischen, München 1713. L DBA (W); DBA N. F; Mederer 119 u. ö.; Sommervogel VI 1465 f. (W); Specht 285; Duhr lVII 235; Schaff 150; Matrikel LMU; Hurter 1298; Ger! 332; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 210 f.; Kurrus II 309. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Raßler, Maxirriilian Willibald, SJ, * 19. oder 20.1. 1646 Waldsee, t 2. 2.1719 Ebersberg. V Jakob Christoph, Freiherr von Garnmerschwang (seit 27. 4. 1672), u. a. Wirklicher Oberösterreichischer Regimentsrat, t 12. 10. 1685, M Maria Barbara von Dornsberg, t 8. 9. 1691.
Der aus einem Konstanzer Patriziergeschlecht stammende R. trat am 2. 10. 1660 der Societas Jesu bei. Den phi!. Kurs absolvierte er 1663-66 an der Univ. Ingolstadt, das theo!. StUdium in Rom. Danach war er entsprechend der Praxis seines Ordens in verschiedenen Stellungen mit der Vertretung unterschiedlicher Fächer tätig. So lehrte er an der Univ. Ingolstadt Phi!. (1676-79), Mathematik (1684/85) und auch Kontroverstheo!., an der Univ. Dillingen scholastische Theo!. (1685-89), Exegese (1696 und 1710-12) und kanonisches Recht (1692/93), an der (nach Konstanz verlegten) Univ. Freiburg i.Br. scholastische Theo!. (1689-92) und an der Univ. Innsbruck wiederum kanonisches Recht
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(1700). In Dillingen war er außerdem zweimal Kanzler der Univ. (1693-97 und 1710-12) und in Konstanz (d. h. an der nach dort verlegten Univ. Freiburg i.Br.) zweimal Dekan der theo!. Fak. (1690/91 und 1691). Daneben war R. an verschiedenen Kollegien seines Ordens tätig, u. a. als Rektor des Kollegs in Trient (16971700). - R. veröffentlichte über zwanzig, z.T. vielfach wieder aufgelegte und umfangreiche Werke. Zum überwiegenden Teil handelt es sich um lateinische Übersetzungen aus dem Italienischen, vor allem von Werken seines Ordensbruders Paolo Segneri d.Ä., dem bedeutenden italienischen Barockprediger und Volksmissionar. Bekannt wurde R. vor allem durch sein Eingreifen in den ,,Helium diplomaticum Lindaviense", also jenen für die Entwicklung der Diplomatik so bedeutenden Streit zwischen der protestantischen Reichsstadt und dem kath. Reichsstift Lindau um die Echtheit einer angeblich karolingischen Stiftungsurkunde für das Kanonissenstift. Die seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts geführte Auseinandersetzung hatte durch ein 1672 veröffentlichtes, die Echtheit des Diploms bestreitendes Gutachten von Hermann Conring für die Stadt Lindau ("Censura diplomatis quod Ludovico imperatori fert acceptum coenobium Lindaviense") in der europäischen Gelehrtenwelt Aufsehen erregt. Gegen diese Schrift Conrings verfaßte R. zusammen mit seinem Ordensbruder Johannes Bodler eine anonym erschienene ,,Justa defensie antiquissimi diplomatis" (zuerst 1691), die von der Äbtissin des Klosters der Kaiserin Eleonore gewidmet und übersandt wurde. Und als der Thüringer Gelehrte Wilhelm Ernst Tentzel mit den 1700 erschienenen ,JIistoricae vindiciae" Conring verteidigte, griff R. mit der beinahe tausend Seiten starken "Vindicatio contra vindicias" (1711) nochmals in den Streit ein. R. profitierte in beiden Werken von dem 1681 erschienenen Hauptwerk Jean Mabillons (,,oe re diplomatica") und konnte so einige Schwachstellen der Argumentation Conrings bzw. Tentzels aufdecken. Bestimmend bei seiner Verteidigung der Echtheit des Diploms war aber weniger ein gelehrtes, vielmehr ein apologetisches Interesse. Während etwa der Benediktiner Mabillon sich den gegen die Echtheit des Diploms sprechenden gelehrten Sachargumenten letztlich beugte, war für den Jesuiten R. das Eintreten für dessen Echtheit eine Frage der Verteidigung der wahren, d. h. kath. Kirche. W Vera sapientia vel utilissimae considerationes ad acquirendum sanctum dei timorem distributae in singulos hebdomadae dies, Dillingen 1677 (italienisches Original dieser mindestens sechsmal wieder aufgelegten Übersetzung von Giovanni Pietro Pinamonti S. J., häufig aber auch Paolo Segneri zugeschrieben); [an.] Justa
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Raßler - Rath
defensio antiquissimi diplomatis quo Ludovicus imperator coenobium nobilium virginum Lindaviense nono abhinc seculo stabilivit contra iniquam censuram Hermanni Conringii suscepta, Konstanz 1691; Institutio parochi liber ... in lucem datus a R. P. Paulo Segneri e Societate Jesu. Ex italica latinum fecit R. P. M. R., Augsburg-Dillingen 1696 u. ö.; Panegyrici sacri Ven. P. Pauli Segneri, Societatis Jesu. Ex postrema editione italica latine redditi a R. P. M. R., Dillingen 1703 u. ö.; Monarchiae romani pontificis coelestis origo contra Samuelem Pufendorffium academicis dissertationibus propugnata, Dillingen 1703, Innsbruck 1725; Vindicatio contra vindicias, sive ad vindicias historicas Wilhelmi Ernesti Tenzelii, 3 Bde., Kempten-Dillingen 1711; Heiliges Bayer-Landlauß dem Lateinischen vor hundert Jahren von R. P. Matthaeo Radero, auß der Gesellschafft Jesu verfertigten Werck anjezo in die Teutsche Sprach übersetzt, 3 Bde., Augsburg 1714 (mit zahlreichen Kupferstichen). L DBA N. F.; De Luca 70; G. Meyer von Knonau, Das bellum diplomaticum Lindaviense, in: HZ 26 (1871) 75-130; Sommervogel VI 1466-76, IX 796 (W); Romstöck 289-304 (W); Specht 278 u. ö.; Gröber 152 u. ö.; Duhr III 163, 567; J. Kindler von KnoblochlO. Frhr. von Stotzingen (Bearb.), Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 3, Heidelberg 1919,342; Gerl332; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Ferdinandeums 31 (1951) 160 f.; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 212-28; Strobel 269; Kurrus II 307 f., 391; K. A. F. Fischer, Jesuiten-Mathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 175 u. ö. H. Zedelmaier
Rath, Amold, * 26. 7. 1598 Herzogenbusch (Brabant), t 25. 5. 1671 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD Katharina.
Als Kalvinist erzogen, konvertierte R. zum kath. Glauben und studierte bis 1619 in Löwen Phi!. Auf Veranlassung seines Vetters Hieronymus Amold R. kam er am 25. 4. 1620 zum Studium der Rechte an die Univ. Ingolstadt, wo er am 20. 9. 1623 auch den Grad eines Dr. iur. utr. erwarb. Bereits im Oktober 1623 wurde er zum ao. Prof. für Institutionen ernannt. Nach dem Tod seines Vetters stieg er im Januar 1626 zum - anfangs nur nominellen, später wirklichen - Ordinarius für Institutionen auf. 1636 übernahm er die Professur der Pandekten, 1643 jene des Kodex mit besonderer Berücksichtigung des bayer. Landrechts. Sechsmal stand er der Univ. als Rektor vor (WiSe 1627/ 28, SoSe 1644, SoSe 1651, WiSe 1657/58, WiSe 1663/64, WiSe 1666/67). Neben seinem Lehramt wirkte R., dessen Tochter seinen Fak.kollegen Kaspar Manz heiratete und dessen Sohn Ignaz ebenfalls die universitäre Laufbahn einschlug, als Pfleger zu Gerolfing (1651-71) und als Pflegsverwalter zu Vohburg. Dort war er auch an Hexenprozessen beteiligt, wobei er
1637 ein Todesurteil gegen einen der Hexerei verdächtigen Mann verfaßte. Im landesherrlichen Ratskollegium in Ingolstadt war R. seit 1631 als Rat und seit 1645 als Direktor tätig. 1662 wurde er aus Altersgründen mit einem Ehrengeschenk von 1000 Gulden vom Ratsbesuch befreit. Außerdem stand R. als Konsulent in den Diensten des Kölner Fürstbischofs. Berühmtheit erlangte 1632 das Haus von R., wo der schwer verwundete General der kath. Liga, Graf Johann Tserclaes von Tilly, verstarb. - R. gehörte zu den Begründern der sogenannten "Differentienliteratur" im Herzogtum Bayern. In mehreren Werken legte er die Unterschiede zwischen dem bayer. und dem gemeinen (römischen) Recht dar. R. gab auch postum die historisch-politischen Werke Christoph Besolds heraus, die er um ein Schriften verzeichnis und einen Nachruf auf den Verstorbenen erweiterte. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/11 Nr. 68 f., Fasz. 1483/ II Nr. 26, Fasz. 1485 Nr. 22.
W Scientia et inscitia in trutina iustitiae appensa, Ingolstadt 1623; Assertiones iuridicae de poenis secundarum nuptiarum (Praes.; Resp.: F. Glabsperger), Ingolstadt 1628; De solemnibus testamenti turn iure communi turn etiam Bavarico praescriptis (Praes.; Resp.: J. G. Etzdorff), Ingolstadt 1630; Conclusiones illustriores et in foro magis frequentatae ex uni verso iure decerptae (Praes.; Resp.: J. C. Notthaft von Wernberg), Ingolstadt 1630: Diss. iuridica de potissimis quibusdam iuris communis et certarum constitutionum Bavaricarum, vulgo Landrecht inscribi solitarum differentiis (Praes.; Resp.: J. S. Notthafft von Weissenstain), Ingolstadt 1632; Luctus academiae Ingolstadiensis in obitum Christophori Besoldi, Ingolstadt 1639; Tractatus de usupacionibus et praescriptionibus, Ingolstadt 1640; Diss. de continuatis iuris romani et boiarii differentiis, Ingolstadt 1642, 21646; Diss. iuridica de potissimis iuris romani et boiarii quoad processum edictalem differentiis (Praes.; Resp.: J. H. Herwart von Hohenburg), Ingolstadt 1645; Disputationis iuridicae tripartitae de senatusconsulto Vellejano, 3 Tle., Ingolstadt 1648; Tractatus theoricus et practicus de usupacionibus et praescriptionibus, Ingolstadt 1651; Disputatio iuridica de senatus consulto Macedoniano (Praes.; Resp.: F. B. von Danneckh), Ingolstadt 1651, 21656; Tractatus theorico-practicus de actionibus ad modum et ordinem lustinianeum elucidatis (Preas.; Resp.: C. Turner), Ingolstadt 1669. - Hg.: Christoph Besold, Synopsis rerum ab orbe condito gestarum, editio quarta et pothuma, Ingolstadt 1639. L ADB XXVII 349; DBA; DBA N. F.; Mederer II 235 u. ö.; Prant! I 376 u. Ö., II 499; Schaff 147; Ferchl I 266; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 131 f.; Buzas-Resch I 91; Wolff 34 u. ö.; Neumaier 58 f. u. Ö. R. Heydenreuter
Rath (Raedl, Raedt), Hieronymus Amold, * Bommel (Geldern), t 4. 1. 1625 Ingolstadt.
R., der offensichtlich mit dem ehemaligen Erzieher bayer. Prinzen und Berater der Münche-
Rath - Ratispona ner Herzöge in Univ.fragen, Quirinus Leoninus, in näherer Beziehung stand, studierte in Leiden und seit Anfang 1589 Jur. in Ingolstadt. Mitte November 1590 trat er unter dem Vorsitz des neu berufenen Heinrich Canisius als Defendent in einer Disputation auf. Wahrscheinlich kurz vor 1594 promovierte er zum Dr. iur. utr. Im Juli 1594 wurde er zum ao. und im Dezember 1594 - nach Ablauf der eigens vereinbarten dreimonatigen Probefrist - zum o. Prof. für Institutionen mit einem Gehalt von nur 100 Gulden ernannt. Bis 1599 stiegen seine Bezüge immerhin auf 300 Gulden. Im Januar 1601 wechselte er als Hofrat und als Präzeptor Herzog Albrechts (VL), des Bruders des regierenden Herzogs Maximilian 1., nach München, wobei ihm seine Professur vorerst reserviert wurde. Nachdem ihm die jur. Fak. bereits mehrfach ohne Erfolg Professuren, u. a. 1610 nach dem Tod von Heinrich Canisius die kanonistische Lehrkanzel, angeboten hatte, kehrte R., der auch bei den Studenten sehr beliebt war, im Juli 1613 für ein Gehalt von 600 Gulden doch noch nach Ingolstadt zurück, wo er bis zu seinem Tod den Kodex las. R versah insgesamt neunmal das Rektorenamt der Univ. und publizierte immerhin 29 Disputationen, die aus seiner Lehrtätigkeit hervorgegangen waren. Q BayHStAM, GL Fasz. 1479 Nr. 4, 67. W Disputatio juridica de transactionibus (Praes.; Resp.: K. Schreiber), Ingolstadt 1595; Assertiones juridicae de legibus et constitutionibus principum (Praes.; Resp.: G. von Tanberg), Ingolstadt 1596; Disputatio de iurisdictione (Praes.; Resp.: J. Kitzmägl), Ingolstadt 1597; Disputatio iuridica quaestiones illustriores complectens ex usibus feudorum (Praes.; Resp.: M. MosmilIe~), ~ngolstadt 1597; Assertiones iuridicae de appelIatlOmbus (Praes.; Resp.: F. Winckelmair), Ingolstadt 1598; Disputatio de pignoribus et hypothecis (P~a~s.; Resp.: J. Stuber), Ingolstadt 1599; Disputatio IUndICa de solutionibus et Iiberationibus (Praes.; Resp.: V. Stellner), Ingolstadt 1600; Disputatio de dotibus et earum iure in aliquot theses coniecta (Praes.; Resp.: J. Balthasar), Ingo1stadt 1600; Disputatio ex variis iuris articulis coacta (Praes.; Resp.: B. Imendorff), Ingolstadt 1598; Disputatio iuridica de tutoribus et curatoribus (Praes.; Resp.: J. C. von Preysing), Ingo1stadt 1~98; Disputatio juridica de iure venandi, aucupandi et plscandl (Praes.; Resp.: J. Haydenpuecher), Ingo1stadt 1599; Disputatio juridica de sententia iudiciali (Praes.; Resp.: L. Federli), Ingolstadt 1615; Theses miscelIaneae ex utroque iure collectae (Praes.; Resp.: J. G. Plebst), Ingolstadt 1615; Assertiones juridicae ex subtillissima juris accrescendi materia collectae (Praes.; Resp.: J. F. Herwardt), Ingolstadt 1617; Assertionesjuridicae de locatione et conductione (Praes.; Resp.: J. Zorn), Ingolstadt 1619. L DBA; Mederer II 117 u. ö.; Prant! I 418 ff., II 499; Seifert, Statuten 353; Seifert 464 u. ö.; Wolff 34 u. ö.; Neumaier 58 u. ö.; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977, 343 u. ö.; Ders., Der Ingolstädter Buchdruck von 1601 bis 1620. Die Offizinen Adam Sartorius, Andreas Anger-
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maier und Elisabeth Angermaier, Baden-Baden 1980, 196 f. u. ö.; R. Heydenreuter, Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian I. von Bayern (1598-1651), München 1981, 350 f. R. Heydenreuter
Rath, Ignaz,
t
19. 10. 1688 Ingolstadt.
V Amold, Prof an der Univ. Ingolstadt.
R immatrikulierte sich am 26. 6. 1651 an der
Univ. Ingolstadt, wo er wohl auch das Studium der Jur. absolvierte. Anschließend praktizierte er am Reichskammergericht, bevor er auf Bitten seines Vaters 1662 beim Ausscheiden Matthias Kautts als ao. Prof. für Institutionen an die Univ. Ingolstadt berufen wurde. Im Zusammenhang mit seiner Ernennung erfolgte 1663 auch die Promotion zum Dr. jur. 1665 wurde er Titularordinarius und 1671 wirklicher o. Prof. für Institutionen. Später soll er auch noch das Ius publicum vertreten haben. Viermal amtierte er als Rektor der Univ. (WiSe 1667/68, WiSe 1671172, WiSe 1676177, WiSe 1684/85). Nach dem Tod von Kaspar Manz wurde ihm auch die Leitung des Univ.archivs anvertraut. Eine schwere Erkrankung zwang ihn 1685/86 nicht nur zur Niederlegung dieses Amts, sondern veranlaßte auch die Aufnahme von Verhandlungen über seine Emeritierung, die aufgrund des frühen Todes nicht mehr abgeschlossen werden konnten. - R, der öfters zu mehr Fleiß ermahnt werden mußte, ist weder als Lehrer noch als Gelehrter besonders hervorgetreten. Mit ihm fand die Prof.dynastie der R in Ingolstadt ihr Ende. Q BayHStAM, GL Fasz. 1479 Nr. 56, 58, 70, Fasz. 1483/II Nr. 27.
W Enchiridion iuris civilis, München 1684; Enchiridion sive methodica et compendiosa recapitu1atio omnium, quae toto hoc volumine fusius explicantur, iuxta numerum appositum, 10cum materiae detonans, ac per modum repetitionis, sive collegii serviens, München 1688; Imperialium institutionum 1ibri quatuor, München 1688,21689. L Mederer II 359 u. ö., III 19 u. ö.; Prant! I 488 f. u. ö.; Buzas-Resch I 97; Neumaier 58. R. Heydenreuter
Ratispona, Nicolaus de, t 5. 9. 1478 Ingolstadt, o Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lie-
ben Frau, Katharinenkapelle. Möglicherweise ist R. mit einem im SoSe 1443 an der Univ. Wien immatrikulierten ,,N. Molitoris de R", der im Januar 1451 zum artistischen Magister promovierte, identisch. Als gesichert kann die Identität eines Wiener N. de R mit dem hier behandelten jedoch erst bei der Promotion zum Dr. der Med. im August
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Ratispona - Rauch
1462 gelten. 1462-72 lehrte er an der med. Fak. der Univ. Wien. In jenen Jahren übernahm er auch zweimal das Rektorat (WiSe 1466/67, WiSe 1470nl). Ende 1473 wurde er von Herzog Ludwig dem Reichen als zweiter Ordinarius mit einem Jahresgehalt von 80 fl. nach Ingolstadt berufen. Über seine Tätigkeit in Ingolstadt liegen kaum Quellen vor: Im SoSe 1475 übernahm der anscheinend unverheiratete R. auch in Ingolstadt das Rektorat, im SoSe 1478, kurz vor seinem Tod, war er Dekan der med. Fak. R. starb am 5. 9. 1478 in Ingolstadt und wurde dort in der Katharinenkapelle der Frauenkirche begraben. Zur Artistenfak., deren Patronin Katharina war, scheint er in einem besonderen, nicht mehr näher bestimmbaren Verhältnis gestanden zu haben, denn diese trug ihn - was für einen Prof. einer höheren Fak. ungewöhnlich ist und sonst nur noch Johannes Trost zuteil wurde - in die Totenliste ihrer Bruderschaft ein.
und polnischen Königs Friedrich August Ir. (als König von Polen August III.) nach Dresden ging. In die Zeit seines Dresdner Aufenthaltes fällt die Bekanntschaft mit dem Begründer der deutschen Kunstwissenschaft und klassischen Archäologie, Johann Joachim Winckelmann. R. hatte maßgeblichen Anteil an der Konversion Winckelmanns zum Katholizismus (1754), zugleich leistete er aufgrund seiner Verbindungen zur Kurie wichtige Verrnittlerdienste bei dessen Übersiedlung nach Rom. Nach dem Tod von Friedrich August H. verließ R. Dresden und stand 1764-67 dem Jesuitenkolleg Amberg als Rektor vor, anschließend wurde er erneut in prominenter Position als Beichtvater eingesetzt: Bis zu seinem Tod betreute er die bayer. Kurfürstin Anna Sophia, 1771 war er vorübergehend auch Beichtvater von Kurfürst Max III. Joseph.
Q UAM. D III I, F I I. 0 IV I; Univ.archiv Wien,
L Prantl II 508; Schaff 153; Sommervogel VI 1490 f.; Duhr IV/2 325 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 333; Strobel 239; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 73 f.; G. Heres, Wincke1mann in Sachsen. Berlin-Leipzig 1991.80 ff.
AFA III (= Ph 8).
L G. Eder, Catalogus rectorum et illustrium virorum archigymnasii Viennensis. Wien 0.1. [1559]; F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733. 107; Mederer I 6 u. ö.; K. Schrauf, Acta facultatis medicae universitatis Vindobonensis. Bd. 2, Wien 1899, 107 u. ö.; Liess 115 u. Ö. C. Schöner
* 9. 10. 1696 München, 12. 9. 1775 Nymphenburg bei München.
Rauch, Leo, SJ,
t
R. absolvierte nach seinem am 3. 10. 1713 erfolgten Eintritt in die Societas Jesu in Landsberg das Noviziat und studierte anschließend in Ingolstadt Phil. und Theol. Am 7. 6. 1727 in Eichstätt zum Priester geweiht, hielt sich R. 1727/28 im Tertiat seines Ordens in Altötting auf. Es folgte mehrjährige phil. Lehrtätigkeit an den Ordensniederlassungen in Eichstätt (1728/29), Straubing (1729/30) und Augsburg (1730-32). Nach Ablegung der Profeß am 2. 2. 1731 wurde R. 1732-35 von seinem Orden an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. eingesetzt. Bedeutsamer als diese nur kurze Lehrtätigkeit waren seine Aktivitäten als Prediger und Beichtvater. 1734 wurde R. als Hofprediger des wittelsbachischen Kurfürsten Clemens August nach Bonn berufen. 1744 wurde er, beim Kurfürsten offenkundig in Ungnade gefallen, von diesem Posten plötzlich entlassen. In der Folge wirkte R. als Domprediger in Regensburg (1744-46) und Hofprediger in München (1746-48) sowie als Rektor des Jesuitenkollegs in Porrentruy (1748/49), ehe er 174963 als Beichtvater des sächsischen Kurfürsten
W Lob- und Traur-Rede über den Todt weiland Caroli VII.. Regensburg 1745.
W. Müller
Rauch (Ruoch, Ruch), Melchior, t spätestens 1548.
R., für den Kempten als Herkunftsort bezeugt ist, immatrikulierte sich am 8. 11. 1511 an der Univ. Tübingen, an der er im Juni 1513 zum artistischen Bakkalar und erst im Juli 1523 zum Magister promovierte. Anschließend nahm er das Studium der Theol. auf. Im Juli 1529 begann er als Bakkalar den Bibelkurs zu lesen. Daneben blieb er weiterhin in der Artistenfak. aktiv, deren Dekan er im WiSe 1531/32 war. Außerdem leitete er bis zu seinem Abgang aus Tübingen 1533 das Contubernium. Zum 15. 3. 1533 wechselte R., den der Matrikeleintrag als Priester ausweist, nach Ingolstadt, wo er sogleich als Nachfolger des todkranken Wolfgang Lotter mit der ersten Phil.lektur (aristotelische Physik) betraut wurde. In der Folge übernahm R. dreimal das Dekanat der Artistenfak. (SoSe 1535, WiSe 1536/37, SoSe 1539) und fungierte im WiSe 1535/36 als Rektor der Univ. Seine Besoldung betrug zu Beginn nur 40 fl. jährlich, welche 1538 durch Übertragung der Meßpfründe in der Eisenkapelle an der Moritzkirche um 32 fl. aufgestockt wurden. Ob R. der mit der Pfründe stiftungsgemäß verbundenen Verpflichtung, in der theol. Fak. zu lesen, nachkam, ist unbekannt. Immerhin wurde er am 2. 11. 1536 zur Sentenzenvorlesung zugelassen. Am 24. 2. 1540 promovierte er zum Lizentiaten. Als sich Anfang März desselben
Rauch - Rehlinger
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Jahres die Univ. wegen der einsetzenden Pest für den Aufbruch nach Rain rüstete, gab R. seine Lektur auf und verließ Ingolstadt mit unbekanntem Ziel. Spätestens 1548 muß er gestorben sein, da sein Name von Erasmus Wolf, der im SoSe 1548 zum letzten Mal Dekan war, in die Totenliste eingetragen wurde.
Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 162 u. ö.; Seifert 131 u. ö.; Schwaiger 39.
Q UAM, D III 7, GG HIli I I, GG HII22, GG IVa 2, 0
R. wurde arn 30. 5. 1626 zum Noviziat der Gesellschaft Jesu zugelassen. Er studierte Phil. in Ingolsladt, wo er 1632 in die theol. Fak. überwechselte. Jedoch mußte er infolge der Kriegswirren die Sladt vorzeitig ohne Graduierung verlassen. 1638 kehrte er nach Ingolsladt zurück und lehrte bis 1643 Phil., 1646-48 hatte er dann den Lehrstuhl für scholastische Theol. inne. 1648-62 dozierte er dasselbe Fach an der Univ. Dillingen. Parallel las er 1651-58 Kontroverstheol., 1662-66 Kasuistik und 1663-66 wieder Kontroverstheo!. arn Jesuitenkolleg. Es sind mehrere Thesendrucke und einige Manuskripte aus der phil. und theol. Lehrtätigkeit von R. erhalten. Q DAE, B 186; UAM, GG llIlll II.
IV I.
L Mederer I 152; Seifert 142 u. ö.; Seifert, Statuten 488 f.; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 2, Göppingen 1971, 447; Kausch 231 u. ö.; Schöner 326 f. C. Schöner
Reckenschinck (Reckenschenk, Rekenschenkel), Johannes (Thomas), t 5. 1. 1531 Ingolsladt, 0 Ingolsladt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau.
R. immatrikulierte sich arn 20. 8. 1515 als Kleriker der Diözese Salzburg an der Univ. IngolSladt, wobei er als Herkunftsort Mühldorf angab, und promovierte im März 1517 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1519 zum Magister. Am 1. 5. 1519 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Nach einer vermutlich durch die Pestepidemie vom Herbst 1521 bedingten vorübergehenden Abwesenheit aus Ingolsladt und der Wiederaufnahme ins Gremium arn 1. 9. 1522 wurde R. nach vierjähriger Wartezeit arn 12. 3. 1523 ins Fak.konzil kooptiert. In der Folge übernahm er zweimal das Dekanat der Artistenfak. (SoSe 1524, WiSe 1527/28) und fungierte im WiSe 1528/29 als Rektor der Univ. Bei der Neuorganisation der artistischen Lehrverfassung im Frühjahr 1526 wurde R. die zweite Phil.lektur (Ethik und Melaphysik) übertragen, welche er bis 1530 versah. Nachdem er etwa 1529 eine der Kollegiaturen arn Collegium vetus erhalten hatte, wurde er im November 1529 zusätzlich noch zum Regens des Georgianums gewählt. Da sich R. bereits als Kleriker immatrikuliert hatte, ist davon auszugehen, daß er die Weihen besaß, doch ist für ihn - obwohl beim Regens des Georgianums eigentlich zu erwarten - kein Theol.studium nachweisbar. - 1523/24 hatte Johann Alexander Brassicanus in seinem Preisgedicht auf die Univ. Ingolstadt die dichterische Begabung von R. hervorgehoben, doch sind keine Werke von ihm bekannt.
Q UAM, D III 4, GG IIII22, GG IV a 2, 0 IV 1,0 V I. L Mederer I 123 u. ö.; Prant! I 214; Schmid 92; Schaff 49; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfak., in: HJb 89 (1969) 49; Seifert, Statuten 486 f.; A.
C. Schöner
Rehlinger (Rechlinger), Franz, SJ, * 14.4. 1607 Augsburg, t 8. 12. 1670 Innsbruck.
W Theses theologicae de Iibera Dei praedestinatione et reprobatione hominum, Dillingen 1657. L Mederer 284 u. ö.; Sommervogel VI 1564 f. (W); Specht 185; Schaff 81; Matrikel LMU; Popp 221 ff.; Ger1343 . K. Faußner/R. Larsson-Folger
Rehlinger (Rechlinger), Friedrich von, SJ, * 8. oder 18. 11. 1652 Augsburg, t 12. 2. 1716 Ebersberg. V Georg Konrad, MAnna Maria Magdalena Langenmantel von Westheim.
R. ents1ammte einem Augsburger Geschlecht, das wie die WeIser bereits im 16. Jahrhundert zum "alten" Sladtpatriziat gezählt hatte. Die Familie verblieb nach der Reformation mehrheitlich beim alten Glauben und brachte auch noch im 17. Jahrhundert z. B. mit dem Reichsprälaten Dionysius von Rehlingen, Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Wettenhausen 1658-92, bedeutende und ungewöhnlich agile Vertreter der frühneuzeitlichen kath. Reform hervor. Nach seiner Augsburger Schulzeit trat R. am 13. 9. 1669 in Landsberg ins Noviziat des Jesuitenordens ein. 1671 begann er an der Ingolstädter Univ. mit seinen phil. Studien. Nach mehrjährigem Magisterium folgte 167882 gleichfalls in Ingolsladt das Studium der Theol. Nach Empfang der niederen Weihen in Eichstätt wurde R. 1682 in Regensburg zum Priester geweiht. Nach seinem Tertiatsjahr in Altötting 1682/83 unterrichtete er 1683-85 Phi!. Anschließend leitete er 1685-88 den dreijährigen Phil.kurs an der sog. französischen
332
Rehlinger - Reihing
Univ. des von Frankreich besetzten Freiburg i.Br. In gleicher Eigenschaft dozierte er 168891 an der Univ. Dillingen, daneben las er 1689/89 auch Kontroverstheol. 1691 wurde R. als Prof. für Mathematik und Hebraistik an die Univ. Ingolstadt gerufen. Anschließend wirkte er 1694-96 als Studienpräfekt in Landshut, seit dem 22. 10. 1696 lehrte er erneut an der Univ. Dillingen, diesmal scholastische Theol. Das gleiche Fach vertrat R. dann 1702/03 an der Univ. Ingolstadt. 1704 wurde er Regens in dem 1549 von Kardinal Otto Truchseß von Waldburg in Dillingen gegründeten Theologenkonvikt zum Hl. Hieronymus, 1707-10 leitete er als Rektor das lesuitengymnasium in Konstanz, dem die höheren Studien der Theol. und Phil. angegliedert waren. Während dieser Tätigkeiten lehrte er Grammatik, Moraltheol. und Altertumswissenschaften. 1710 schließlich wurde R. als Superior in die lesuitenresidenz Ebersberg bei München berufen, wo er bis zu seinem Tode wirkte.
im Gespräch gewesen war, vom Generalstudiendirektorium der Prälaten als Prof. für Moraltheol. berufen; zugleich wurde ihm der Dr. theol. verliehen. Von R., der der theol. Fak. 1785 und 1789/90 als Dekan vorstand, erschien 1787/88 "Systema theologiae moralis". Das Werk fand bis 1799 im theol. Vorlesungs betrieb der Univ. Ingolstadt Verwendung, zog freilich neben Anerkennung auch harsche Kritik, etwa seitens Vitus Anton Winters, auf sich. Auf Kritik stieß auch der wohl etwas umständliche Vortragsstil von R., der sich neben seinem eigentlichen Fach noch mit der Geschichte des Buchdrucks beschäftigte. Im April 1790 mußte er seine Professur aus gesundheitlichen Gründen niederlegen und in sein Kloster Benediktbeuern zurückkehren, wo er wenig später verstarb.
von
W De originibus typographicis, 4 Tle., Ingolstadt 1785-90; Systema theologiae moralis christianae justis theorematibus conclusum, 2 Bde., Ingolstadt 1787/88; Meine Verantwortung gegen Würzburger und Salzburger Kritik, Ingolstadt 1788.
W Disputatio physica de toto composito substantiali ejusque principiis (Praes.; Resp.: M. Loder), Dillingen 1691; De corpore organico, productione substantiae viventis, Dillingen 1691; Disputatio theologica de scientia Dei (Praes.; Resp.: A. Huetter), Dillingen 1701.
W. Müller
Q Stadtarchiv Augsburg,
Wappenmanuskript Oberbaurat E. Zimmermann, Einträge Rehlinger.
L P. v. Stelten d.J., Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg, 5. Abt., Augsburg 1762, 87-95; Romstöck 304-07 (W); Sommervogel VI 1565 f. (W), IX 798; Specht 285 u. ö.; Gröber 279 f.; E Mayer, Geschichtsbilder vom ehemaligen Reichsgotteshaus Wettenhausen, Illertissen 1928, 75-88; Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, Bd. 7, Neustadt a.d. Aisch 1961, 303; Ger! 344; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 228-32; Strobel 270; Züm/Speck.
w. Wüst
Reiff, Aemilian (Taufname: lohann Nepomuk), OSB, * 16. 5. 1741 Ambs bei Moosburg, t 11. 6. 1790 Benediktbeuern. V Thomas, Bauer, M Maria.
Nach dem Besuch des Lyzeums Freising und des benediktinischen Komrnunnoviziats in Weihenstephan legte R. am 24. 10. 1762 in Kloster Benediktbeuern Profeß ab. Nachdem er am dortigen Kommunstudium des Benediktinerordens Theol. und Kirchenrecht studiert hatte, wurde er am 20. 9. 1766 zum Priester geweiht. Seit 1768 wirkte er in Benediktbeuern dann als Prof. für hebräische Sprache, Dogmatik, Moral und Kanonistik. 1781, als die bayer. Prälatenorden die Besetzung der phil. und theol. Fak. der Univ. Ingolstadt übernahmen, wurde R., der bereits 1774 als Kandidat für die Professur für orientalische Sprachen an der Univ. Ingolstadt
L ADB XXVII 686; DBA N. E; Baader, Verstorb. II/2 12 (W); Prantl II 513; Lindner I 138 (W); Matrikel LMU; Brandl 194; Müller 208 ff.; J. Hemmerle, Die Benediktinerabtei Benediktbeuem, Berlin-New York 1991,671 f.
Reihing, lakob, SI, * 6. 1. 1579 Augsburg, t 5. 5. 1628 Tübingen, D Tübingen, Georgenkirehe, CD 14. 5. 1622 Maria Weiser. V Jakob, Augsburger Patrizier, M Katharina Vähler.
Während seiner Ausbildung im lesuitenkolleg zu Ingolstadt seit 1594 machte R. anläßlich einer schweren Erkrankung das Gelöbnis, im Falle seiner Genesung in die Gesellschaft lesu einzutreten, der bereits sein Bruder Konrad, später Rektor des Kollegs zu Augsburg, angehörte. Dieses wurde mit der Aufnahme ins Noviziat zu Landsberg am 1. 10. 1597 erfüllt. In der Folgezeit lehrte er Poesie und Theol. zu Innsbruck. Von hier aus wurde er 1608 an die Univ. Ingo1stadt auf eine Professur für Phil. berufen, nachdem er zu Dillingen den phi I. Dr.grad erworben hatte (1608). 1613 folgte das Doktorat der Theol., das ihm der Ordensgeneral Claudius Aquaviva verlieh. Damals kam er in Kontakt mit lohann Salier und Matthäus Rader, mit denen er in brieflicher Verbindung blieb. Nach der Konversion des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg - der Anteil von R. daran ist noch ungeklärt - wurde er 1613 an dessen Hof geholt, wo er die Ämter des Beichtvaters der Pfalz gräfin Magdalena und des Hofpredigers erhielt. In mehreren Schriften verteidigte er den Konfessionswech-
Reihing sei seines Landesherrn. Des weiteren verfaßte er hier ein gegen sächsische Lutheraner gerichtetes, den neuburgischen Landständen gewidmetes Handbuch des kath. Glaubens. R. wurde die treibende Kraft bei der Rekatholisierung des Fürstentums. Trotz dieses entschlossenen Einsatzes als Kontroverstheologe und Reformer wandte er sich nach seiner Flucht nach Stuttgart in einem öffentlichen Bekenntnis am 23. 11. 1621 von seinem Orden und der kath. Kirche ab. R. ließ sich nicht mehr zur Umkehr bewegen, sondern heiratete die Augsburger Patriziertochter Maria Weiser. Schon 1622 erhielt er an der Univ. Tübingen eine ao. Professur, auf der er sich noch im gleichen Jahr mit der Schrift "Diss. ... adversus larvatum Jesuitam Dillinganum" habilitierte. 1625 wurden ihm daraufhin ein Ordinariat an der theo!. Fak. und eine PredigersteIle zu Tübingen übertragen, die er aber nur mehr zwei Jahre versehen konnte. R. stand wegen seiner Gelehrsamkeit und Gewandtheit, aber auch wegen seiner scharfen Polemik bei der Konfession, der er jeweils angehörte, in hohem Ansehen. Sein Konfessionswechsel erregte bei den Zeitgenossen großes Aufsehen. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
MS V 61, XI 28, 42, 43, XVI 19/11, C XV 61; BSB, clm 1610.
W Theses de confessione et absolutione sacramentali, Augsburg 1607; Theses de duplici logicae isagoge, Ingolstadt 1609; Theses de motu secundum locum, Ingolstadt 1611; Theses de motu ad quantitatem, Ingolstadt 1611; Theses de motu ad qualitatem, Ingolstadt 1611; Theses de motu ad scientiam, Ingolstadt 1613; Muri civitatis sanctae, h.e. fundamenta XII religionis catholicae, quibus insistens SS. Princeps Neoburgicus, Lutheranismo abdicato, in ecclesiam pedem intulit, Köln 1615, Dillingen 21617 (deutsch Ingolstadt 1615); Excubiae angelicae civitatis sanctae, Neuburg 1617; Kath. Handbüchlein wider das ev. Handbüchlein Matthaei Hoe, Neuburg 1617, 21620; Laquei pontificii contriti, quibus adjuvante Domino liberatus liberatori suo T. O. M. libenter merito publicas gratias in Academica Tubingiana dicere voluit, Tübingen 1621; Diss. de vera Christi ecclesia adversus larvatum Jesuitam Dillinganum, Tübingen 1622; Araneorum opera, sive refutatio scriptorum Georgii Stengelii, Simonis Scheitenreisseri et Laurentii Foreri Jesuitarum, Tübingen 1623; Sermon von dem vermeinten päpstischen Meßopfer, zu Stuttgard in der Hofkapelle gehalten, Kempten 1622; Widerlegung seines falsch genannten kath. Handbuchs, Tübingen 1623,21628. L ADB XXVII 698-700; DBA; DBA N. E; L. Osiander, Christliche Leichpredigt ... J. R., Tübingen 1628; J. M. Rauscher, Laudatio funebris Praeclari Theologi J. R., Tübingen 1629; Jöcher III 1979 f.; Jöcher-Adelung VI 1639 f. (W); Kobolt, Erg. 395 f.; Sommervogel VI 1627-29 (W); Prantl 1443 f., II 502; Duhr Il/1 80 u. ö., Il/2 356 u. ö.; Romstöck 327 u. ö.; J. Schall, Dr. J. R. einst Jesuit, dann (Konvertit) ev. Christ, 1579-1628, Halle 1894; Riezler V 99; Specht 474 u. ö.; Schaff 78; Koch 1520 f.; K. Schwindel, D. J. R. Ein Beitrag zur
333
Geschichte der Gegenreformation, München 1931; RGG V 937; Gerl 336; Kraus, Personalbiographien 111-15 (W); E SpeckiG. KrauslE. Stöhr, Bibliographie zur Geschichte der Univ. Tübingen, Tübingen 1980, 297. A. Schmid
Reihing, Konrad, SJ, t 15. 7. 1634 München.
*
1573
Augsburg,
V Jakob, Augsburger Patrizier, M Katharina Vähler.
Ein Jahr vor seinem Bruder Jakob am 19. 1. 1593 dem Jesuitenorden beigetreten, wurde R. 1598 im Zuge der ordensüblichen Ausbildung und Lehrtätigkeit am akad. Gymnasium Ingolstadt als Lehrer für Syntax eingesetzt, 1602-05 sowie 1605-07 hielt er an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phi!. Kurs. In den zahlreichen in Ingolstadt abgehaltenen Disputationen erweist er sich als Vertreter des traditionellen scholastisch-thomistischen Aristotelismus. Nachdem R. 1618-26 dem Jesuitenkolleg in Hall als Rektor vorgestanden hatte, wurde das Augsburger Jesuitenkolleg St. Salvator, wo er seit 1626 als Rektor amtierte, sein eigentlicher Wirkungskreis. Im Auftrag des Augsburger Bischofs Heinrich von Knöringen versuchte R. den Augsburger Magistrat zu gegenreformatorischen Maßnahmen zu bewegen, insbesondere zur Durchsetzung des kaiserlichen Restitutionsedikts vom 6. 3. 1629, dem zufolge alle seit 1552 von den Protestanten eingezogenen geistlichen Güter rückerstattet werden sollten. Im Zuge dieser Politik erhielten die Jesuiten das ehemalige Karmeliterkloster St. Anna als zweite, 1631 eröffnete Augsburger Ordensniederlassung. Der Umschwung kam 1632 nach der Einnahme Augsburgs durch die Schweden. Nachdem das Kolleg Plünderungen ausgesetzt gewesen war und die Jesuiten teilweise unter Arrest gestellt worden waren, wurden sie im Mai 1633 aus der Stadt verbannt. R. mußte sich nach München zurückziehen, wo er nach kurzer Predigertätigkeit starb. Q BSB, clm 27760 f. (Vorlesungsmitschriften); UAM, 014. W Commentarius in logicam, Ingolstadt 1604; Disputatio philosophica de syllogismo demonstrativo (Praes.; Resp.: T. Grzybowski), Ingolstadt 1604; Disputatio philosophica de communibus rerum naturalium principiis et affectionibus ex VIII. libris physicorum Aristotelis deprompta (Praes.; Resp.: E. 1. v. Stahlburg), Ingolstadt 1604; Assertiones philosophicae de coelo et impressionibus meteorologicis (Praes.; Resp.: G. Mayer), Ingolstadt 1605; Theses theologicae ex omnibus D. Thomae partibus (Praes.; Resp.: J. Bidermann), Ingolstadt 1606; Disputatio philosophica de corpore simplici et mixto (Praes.; Resp.: L. Menzel), Ingolstadt 1607. L ADB XXVII 700; DBA; DBA N. E; Mederer II 169 u. ö.; P. Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten
334
Reihing - Reiner
in Augsburg, München 1822,50 ff.; Prantl II 502; Sommervogel VI 1625 f. ('IV); Duhr II 416 ff. u. ö.; Schaff 78; Matrikel LMU; Kraus, Personalbibliographien 10610 (W); Ger1336. M. Schütz
Reindei (Reindl, Reyndelius), Rupert (Rober-
tus), SJ, stadt.
*
1560 bei Passau,
t
17.7. 1630 Ingol-
Über Herkunft, Jugend und Schulbildung von R. ist nichts bekannt. Als Student der Rechte wurde er am 19. 12. 1582 in Passau (nicht Padua) in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Nach Noviziat und acht Monaten Rhetorik absolvierte er den ordensüblichen phi!. Dreijahreskurs sowie ein auf anderthalb Jahre verkürztes theo!. Studium. 1590 zum Priester geweiht, trat R. am 20. 10. desselben Jahres an der Univ. Ingolstadt eine Phi!.professur an, die er bis 1593 innehatte. Nach zwei Jahren als Minister wirkte er seit etwa 1595 für sieben Jahre als Socius des Novizenmeisters in Landsberg und amtierte dort ab ca. 1596/97 auch als Rektor. Am 28. 10. 1599 stieg er mit Ablegung der Profeß in die ordensinterne Führungsschicht auf. Um 1602/3 wurde er selbst Novizenmeister im Ebersberger Tertiat, später fünf Jahre Socius des Provinzials der Oberdeutschen Provinz, Gregor Roseph, mit dem er im Oktober 1607 zur Generalkongregation der Societas Jesu nach Rom reiste. Anschließend scheint R. Novizenmeister in Landsberg geworden zu sein, von wo er zuletzt 1614 als Beichtvater wieder ans Ingolstädter Kolleg zurückkehrte. W De coe1o disputatio physica (Praes.; Resp.: A. Kefer), lngolstadt 1592; Disputatio philosophica de causis (Praes.; Resp.: A. Vögele), lngolstadt 1592; Theoremata metaphysica, physica et logica (Praes.; Resp.: J. J. Bauch), lngolstadt 1593; Assertiones aristotelicae de rebus naturalibus, quibus Aristotelis sententia de gravioribus physicis quaestionibus aperitur (Praes.; Resp.: M. Burgklehner), lngolstadt 1593; Assertiones ex variis philosophiae partibus depromptae (Praes.; Resp.: N. Moritsch, J. Haymiller), lngolstadt 1593; Disputatio philosophica de elementis (Praes.; Resp.: J. Waczlawowicz), lngolstadt 1593. - Ungedruckt: Prolegomena in libros metaphysicorum Aristotelis, lngolstadt 1593 (DAE, Ordinariatsbibliotbek, Ms. 77). L DBA; Mederer II 119; J. Dellinger, Geschichte des Jesuitenkollegs in Landsberg, in: OA 14 (1852) 126; Prant! I 443; Romstöck 310 f. (W); Sommervogel VI 1636 f., IX 799 (W); Duhr I 532, II/2 559; Schaff 77 (W); Ger! 337; Popp 219 f.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 208; Verzeichnis der im Deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jh. (VD 16), I. Abt., Bd. 17, Stuttgart 1991,32 f. (W); G. WiIczek, Die Jesuiten in lngolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. lngolstadt 1993,120 u. Ö. U. Neumann
Reiner, Gregor Leonhard (Taufname: Leon-
hard), OPraem, * 6. t 15.2. 1807 Landshut.
2.
1756
Murnau,
V Anton, Ziegler und Krämer, M Maria Schwalb CD 20.4.1751. '
Nach dem Besuch der Klosterschulen in Ettal Polling und Schussenried sowie des Lyzeum~ in Augsburg trat R. 1774 in das Prämonstratenserkloster Steingaden ein, wo er die Ordensstudien absolvierte, um dann in Polling unter Leitung von Gerhoh Steigenberger Phi!., Litterärgeschichte und Mathematik zu studieren. Ab 1779 lehrte er am Ordensstudium seines Mutterklosters Phi!. 1781 wurde er als Ordinarius für praktische und theoretische Phi!. an die Univ. Ingolstadt berufen, die ihn noch im selben Jahr zum Dr. theo!. promovierte; im WiSe 1784/85 übernahm R., dessen phi!. Lehrveranstaltungen ihn als überzeugten Wolffianer auswiesen, auch die Vorlesung über Universalgeschichte, die er nach dem Lehrbuch des Göttinger Historikers Johann Christoph Gatterer vortrug, woran der ihn im Januar 1785 beim Bischof von Eichstätt, dem Kanzler der Univ., wegen seines phi!.-theo!. Rationalismus denunzierende Dogmatikprof. Wolfgang Frölich besonderen Anstoß nahm. Wie andere Kollegen wurde auch R. im Zuge der Illuminatenaffäre 1785 aus dem Amt entfernt, worauf er als Hauslehrer und Bibliothekar in die Dienste des Grafen Max von Preysing trat. 1789 rief ihn Abt Gilbert Mich! nach Steingaden zurück und übertrug ihm außer Bibliotheksaufgaben auch den Unterricht in Phi!. und Mathematik, für den R. eigene Lehrbücher verfaßte und zum Druck brachte. Sein 1796 erschienenes Werk "Kants Theorie der rein-moralischen Religion mit Rücksicht auf das reine Christenthum kurz dargestellt" markierte die Abwendung von R. von der bisher von ihm vertretenen Wolffschen Aufklärungsphi!. hin zu einem rigorosen Kantianismus. Kantianer blieb R. auch nach seiner neuerlichen Berufung an die bayer. Landesuniv., an der er am 21. 10. 1799 den Lehrstuhl für praktische Phi!. und Universalgeschichte übernahm und mit der er auch nach Landshut ,!:ffiZOg, wo er bis zu seinem plötzlichen Tod Asthetik, Naturrecht, Staats-, Völker- und Weltbürgerrecht, Ethik, Metaphysik sowie phi!. Tugend- und Religionslehre nach Immanuel Kant vortrug, während er für die allgemeine Geschichte das bekannte Lehrbuch von Julius August Remer, Christian Daniel Becks ,,Entwurf einer allgemeinen Welt- und Völkergeschichte", Gottfried Gabriel Bredows "Weltgeschichte in Tabellen" oder Amold Ludwig Hermann Heerens von den Zeitgenossen hochgeschätzte "Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt"
Reiner - Reisacher benützte. Für die ihm mit Reskript vom 29. 10. 1802 zusätzlich übertragene ,,Litterärgeschichte" legte er Johann Gottfried Eichhorns Kompendium zugrunde, in seiner im WiSe 1805/06 erstmals angebotenen und im WiSe 1806/07 wiederholten Vorlesung über Staatswiss. baute er auf dem 1805 erschienenen Grundriß von Johann Jakob Wagner auf. Mit seinem engen Anschluß an die Phil. Kants und mit seinen freimütigen Äußerungen über kath. Glaubenslehren geriet R. in Landshut wiederholt in Konflikt mit Johann Michael Sailer und dessen Kreis, bei den Studenten jedoch erfreute sich der leutselige und mit der "Gabe eines angenehmen Vortrages" ausgestattete R. sowohl in Ingolstadt als auch in Landshut großer Beliebtheit. Q BayHStAM, MInn 81344; UAM, EIl 260. W Inhalt der reinen Mathematik und Geodaesie, Füssen 1794; Grundlagen der Arithmetik und der Algebra, aus den Lehrbüchern, vorzüglich der H. H. Kaestner und Lorenz ausgezogen, und zum Gebrauche der Vorlesungen eingerichtet, Füssen 1796; Kant's Theorie der reinmoralischen Religion mit Rücksicht auf das reine Christenthum kurz dargestellt, Riga 1796, Köln 1797; Allgemeine Rechtslehre nach Kant, Landshut-Augsburg 1801. L DBA N. E; Funk 2 ff. u. ö.; Brandl II 127; R. A. Müller, G. L. R. O.Praem. (1756-1807). Notizen und Materialien zur Biographie eines frühen Kantianers in Bayern, in: G. Melville (Hg.), Secundum regulam vivere. Festschrift für P. Norbert Backmund O.Praem., Windberg 1978, 369-90; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-26), in: BoehmlSpörl II 125 u. ö.; Müller 211; Beckenbauer 38 ff. u. ö.; W. Henckmann, Die Anfange der Ästhetik an der Landesuniv., in: Einsichten. Forschung an der LMU München, Jg. 1996, H. 2, 40. P. Segl
Reisach (Reisacher, Reysach, Rysicheus, Risch), Dietrich (Theodor, Theodoricus), t 1. 3. 1523, Cl) 1) 1490 Walburgis Dorfbeck, 2) ca. 1505 Felicitas Peringer, t 1540. R studierte u. a. in Padua und Bologna und er-
warb etwa 1496 das Doktorat beider Rechte. Im April 1498 wurde er in der Nachfolge Gabriel Baumgartners zum "ordinarius iuris civilis matutinus" auf die Kodexlektur (1. zivilistischer Ordinarius) der Univ. Ingolstadt berufen, wo er bis Herbst 1509 tätig blieb. Zu seinen Gunsten hatten Herzog Albrecht IV. von Oberbayern und Pfalzgraf Ruprecht, einer der Söhne des pfälzischen Kurfürsten Philipp, 1495-98 Administrator von Freising, dessen Präzeptor R. gewesen war, interveniert. Der niederbayer. Herzog Georg verpflichtete ihn 1502 als Rat. 1507 war R. an der Statutenreform der Univ. ("Nova Ordinatio") beteiligt. 1509-12 amtierte
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er zeitweise als Assessor am Reichskarnrnergericht und nannte sich "imperialium causarum auditor". 1514 von der Pfalz-Neuburger Landschaft als Rat ausgemustert, trat er in hessische Dienste über. Von den humanistischen Interessen von R zeugen sein Briefwechsel mit Konrad Celtis, die von ihm überlieferten lateinischen Fest- und Trauerreden und seine Übersetzung des gefälschten Aristeasbriefs über die angebliche Entstehung der griechischen Bibelübersetzung (Septuaginta). W Oratio in exequiis Margarethae Comitis Palatinae, Nümberg 1501; In laudem sancti Hyvonis oratio, Augsburg 1502; Oratio in exequiis ... Hettbigae ... principis Georgii comitis palatini Rheni ... coniugis, Augsburg 1502; Aristeas zu seinem Bruder Phiiocratem von den ain und sibentzigen Auslegern. Übersetzt von Dietherich Reysach von Bruxsall, Augsburg 1502. L DBA; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 120-89; Ders., Klerus und Laienwelt in der Kanzlei der baier. Herzöge des 15. Jh., in: ZBLG 29 (1966) 239-58; Wolff 30 u. Ö. R. Stauber
Reisacher, Sebastian,
o Burghausen.
t Ende
1571 Burghausen,
R, der Öttingen als Herkunftsort angab, imma-
trikulierte sich am 14. 4. 1548 an der Univ. IngoI stadt und promovierte hier im März 1550 zum artistischen Bakkalar sowie im Juni 1551 zum Magister. Erst am 31. 5. 1553 wurde er ins Gremium der Fak. aufgenommen, am 6. 10. 1556 ins Konzil. Dreimal übernahm er in der Folge das Dekanat der Fak. (WiSe 1557/ 58, WiSe 1561162, WiSe 1563/64). Ob er bereits 1553 nach der Aufnahme ins Gremium begann, neben Veit Amerbach die aristotelische Physik zu unterrichten - wie Carl Prant! vermutet -, ist nicht nachprüfbar, aber eher unwahrscheinlich. Am 20. 4. 1554 wurde er in der Nachfolge von Abraham Löscher mit der Griechischlektur bei einem Jahresgehalt von 60 tl bestallt. Seit 1556 ist er dann auch als Phil.lektor belegt, wobei ihm die Physiklektur erst am 29. 9. 1557 nach Amerbachs Tod definitiv unter Erhöhung seines Stipendiums auf 80 fl. übertragen wurde. Dafür gab er die Griechischlektur an den Jesuiten Theodor Peltanus ab. Daneben widmete sich R, dessen Begabung Wolfgang Zettel in einem Eintrag in die Matrikel der artistischen Bruderschaft überschwenglich lobte, dem Jurastudium, und zwar, glaubt man Zettel, hauptsächlich autodidaktisch. 1562 promovierte er zum Dr. iur., versah aber weiterhin seine Lektur in der Artistenfak. 1564 ging R als herzoglicher Rat nach Burghausen, wo er, noch ziemlich jung, 1571 starb. - Als wichtigstes Werk von R. - neben einem
336
Reisacher - Reisinger
Thesendruck - hat sich eine undatierte Rede "De optimo dicendi genere" erhalten, in der er sich kritisch mit Ciceros "Orator" auseinandersetzte. In der schon seit der Antike geführten Kontroverse um Attizismus oder Asianismus nimmt R. eine mittlere Stellung ein, wobei er sich vor allem von der bei Cicero favorisierten Rhythmisierung der Rede distanzierte. R. setzte sich mit allen bekannten Autoritäten seiner Zeit auseinander. Seine objektive, im ganzen positive Einstellung gegenüber Philipp Melanchthon verdient besondere Erwähnung. Q BSB, cgm 2206, clm 1587; UAM, E I I, GG 111/22, OIV I,OIV2. W Quaestiones philosophicae (Praes.; Resp.: W. Frantz, M. Malus), Ingolstadt 1559; Oratio de optimo dicendi genere, in: V. Rotmar (Hg.), Orationes Ingolstadienses, Ingolstadt 1571, 370-404. L Mederer I 205 u. ö., 11 34; Prant! I 331; Schaff 50; Seifert, Statuten 491; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: BoehmlSpörl 11 52 u. ö.; Seifert 177 u. ö.; Wolff 332 u. ö.; Schöner 377 u.
Ö.
C. Schöner
Reisinger, Franz, * 14. 10. 1787 Koblenz, t 20. 4. 1855 Augsburg, 0 Augsburg, Friedhof Hermannstraße, Feld V 52/53, kath.
V Felix, Leibchirurg des Trierer Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus, M Maria Katharina Urspringer. 1792 mit seinem Vater nach Augsburg umgezogen, wurde R. nach ersten schulischen Erfahrungen mit einem Hauslehrer und auf dem Augsburger Lyzeum im Alter von 16 Jahren an die Mathematik- und Phi!.schule nach Salzburg geschickt. 1806 schrieb er sich für die phi!. Vorstudien in Würzburg ein. Das am 30. 4. 1808 in Landshut aufgenommene Med.studium setzte R. 1809 (29.4.) in Göttingen fort, wo er sich als Gehilfe von Karl Gustav Himly, Konrad Johann Langenbeck und Friedrich Benjamin Osiander grundlegende Kenntnisse in Chirurgie, Augenheilkunde und Geburtshilfe aneignete. Daß R. am 25. 4. 1814 den Dr.titel mit der Beschreibung eines von ihm für Operationsübungen entwickelten Augenphantoms erlangte, ließ bereits den zukünftigen innovativen Lehrer ahnen, dem insbesondere die praktische Ausbildung der Studenten am Herzen lag. Akad. Auslandsreisen nach Wien (1815), Paris (1816) und London (1817) gaben seiner Ausbildung nicht nur weltläufige Form, sondern waren auch begleitet von wissenschaftlichen Publikationen, in denen eine intelligente ärztliche Persönlichkeit faßbar wird. Mit der Erfindung augenärztlichen und chirurgischen Instrumentariums erwarb sich R. die Anerkennung der Fachwelt. Als einer der ersten versuchte er,
zerstörte menschliche Hornhaut durch ein Tierpräparat zu ersetzen. Aufgrund dieses wissenschaftlichen Werdeganges erschien 1819 der mittlerweile in Augsburg tätige R. der bayer. Regierung als der geeignete Nachfolger Philipp Franz von Walthers für die chirurgische Lehrkanzel an der Univ. Landshut. Am 3. 5. 1819 erhielt R. die mit dem Lehrauftrag für Chirurgie und Augenheilkunde verbundene Berufung zum Extraordinarius. Noch vor der am 7. 3. 1822 ausgesprochenen Ernennung zum o. Prof. bewies er am 25. 4. 1820 mit der Eröffnung einer chirurgischen Poliklinik - der ersten derartigen Einrichtung an der Ludwig-Maximilians-Univ. - besonderen Weitblick. Mit dieser nach Art einer Arztpraxis funktionierenden Lehreinrichtung sorgte R. bis zu deren Auflösung 1824 an der Univ. Landshut für eine berufsnahe Ärzteausbildung. Rivalitäten ehrgeiziger Prof., die auf seine Neuerungen mit Ablehnung reagierten und seinen Vorlesungsbetrieb behinderten, sowie mangelnde diplomatische Sensibilität auf seiten des zielstrebigen R. setzten seiner vielversprechenden Hochschulkarriere ein frühes Ende. Die zum Einschreiten gezwungene Regierung versetzte ihn nach langem Hin und Her am 13. 3. 1824 als Lehrer für Geburtshilfe in das protestantische Erlangen trotz Gehaltserhöhung und der Verleihung des ehrenden Hofratstitels (24. 4. 1824) für R. weder mit seinem fachlichen Ansehen noch mit seinem kath. Glauben vereinbar. R. trat die Stelle nie an, entschuldigte sich mit Krankheitsgründen und erbat am 21. 4. 1825 resigniert die Entlassung aus dem Staatsdienst. 1826 in den Ruhestand geschickt, zog er sich nach Augsburg zurück, übernahm dort als Oberwundarzt die chirurgische Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses, dessen Direktor er vom 1. 10. 1831 bis zu seinem Tod ebenfalls war. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit verdient vor allem sein soziales Verantwortungsbewußtsein Respekt. Der bis ans Lebensende ledige R. stiftete sein gesamtes Vermögen der med. Versorgung der Armen und der Förderung der Ärzteausbildung. Seit 1831 rief R. in Augsburg ein Dutzend wohltätiger Stiftungen ins Leben, mit denen er großzügig die med. Betreuung der Armen finanzierte. Der bayer. Staat würdigte seine Verdienste 1850 mit dem Ritterkreuz des Ordens vom H!. Michael, und die Stadt Augsburg verlieh ihm für sein soziales Eintreten am 11. 12. 1852 das Ehrenbürgerrecht. Weit über seinen Tod hinaus wirkte R., indem er die Univ. München am 9. 4. 1855 zur Erbin seines Vermögens von ca. 300 000 Gulden einsetzte. Das zur praktischen Ausbildung der Med.studenten bestimmte Erbschaftsvermögen wurde zum Grundstock des sog. Reisingerianums, mit dem die 1843 neu gegründete Po-
Reisinger - Rem liklinik der Univ. München erstmals ein eigenes Gebäude erhielt. Q BayHStAM, MInn 23474/1, 11, MK 11301, Ordensakt 14303; UAM, C 11, Nr. 263.
W Diss. inauguralis medica de exercitationibus chirotechnicis, et de constructione atque usu phantasmatis in ophthalmologia, Göttingen 1814; Bey träge zur Chirurgie und Augenheilkunde, I. Bd., Göttingen 1815; Darstellung eines neuen Verfahrens, die Mastdannfistel zu unterbinden und einer leichten und sicheren Methode, künstliche Pupillen zu bilden, Augsburg 1816; Anzeige einer ... Operationsweise zur Heilung des anus artificialis, Augsburg 1817; Die künstliche Frühgeburt, Augsburg-Leipzig 1820; Über das Wirken der chirurgischen Lehranstalt an der Univ. Landshut ... nebst einem Berichte über die Chirurgisch-ophthalmologische Klinik und Poliklinik, Sulzbach 1823; Baier. Annalen für Abhandlungen, Erfindungen und Beobachtungen aus dem Gebiete der Chirurgie, Augenheilkunst und Geburtshilfe, Sulzbach 1824. L DBA N. E; E Seitz, Festrede zu E R. hundertjährigem Geburtstag, München 1887; H.-J. Blank, Das Reisingerianum, Diss. med. München 1984; W. Locher, Neue Erkenntisse zum Geburtsdatum E R., in: Sudhoffs Archiv 71 (1987) 96-99; Ders., Das Reisingerianum in München, in: Arzt und Krankenhaus 61 (1988) 112-17; Ders., E R. und die Münchener Poliklinik im Jahre 1910. Ausstellungskatalog, München 1988 (P I). P I) Marmorbüste von August Schmidt (1857), Poliklinik München, 2) Lithographie (verschollen). W. Locher
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Phil. und Med. in Ingolstadt 235-38; K. A. E Fischer, Jesuiten-Mathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 175 u. ö.; W. Welzig (Hg.), Katalog gedruckter deutschsprachiger kath. Predigtsammlungen, Bd. I, Wien 1984, 289 f. u. Ö., Bd. 2, ebd. 1987,749. H. Zedelmaier
Reittmayer (Reitmair), Stephan.
R, der als Herkunftsort Rohr nannte, immatrikulierte sich am 13. 2. 1555 als Theo!.student an der Univ. Ingolstadt, scheint aber vorerst noch seine artistischen Studien abgeschlossen zu haben, denn im Januar 1556 promovierte er zum Magister. Kurz darauf, am 9. 4. 1556, wurde er zum Regens des Georgianums berufen. Mit dieser Anstellung finanzierte er sich das Theo!.studium. Nachdem er schon Heiligabend 1556 die Weihnachtspredigt gehalten hatte, wurde er am 6. 6. 1557 zur Bibelvorlesung zugelassen, die er am 3.8. aufnahm. Mit dem Grad eines Cursor hat es R offensichtlich bewenden lassen, denn am 31. 1. 1558 gab er die Leitung des Georgianums ab und verließ Ingolstadt. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM, GG 111122, 0 IV 2. L Mederer I 246; Prantl I 340; Schmid 94; Kausch 231; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 190 u. ö.; Schwaiger 65. C. Schöner
Reittmayr (Reitmayr, Raitmayr), Joachim, SJ, * 11. 5. 1658 Trostberg, t 26. 1. 1711 Ingolstadt.
Der am 23. 9. 1674 der Societas Jesu beigetretene R. studierte an den Univ. Dillingen (168588) und Ingolstadt (1688) Theo!. und erhielt 1688 in Eichstätt die drei höheren Weihen. 1689/90 lehrte er Mathematik und 1690-93 Phi!. an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt, 1693/94 Mathematik an der Univ. Innsbruck. Danach war R als kürfürstlich bayer. Hofprediger und als Direktor des Seminars des H!. Ignatius in Ingolstadt tätig. Seine feinsinnig gelehrten und maßvollen, an das sittliche Gefühl der Zuhörer appellierenden Predigten wurden in zwei umfangreichen Sammlungen veröffentlicht, die beide mehrere Auflagen erlebten. W Christliche Lob- und Lehr-Verfassung auf die Fest und Gehaimmnussen Christi, seiner Glorwürdigen Mutter Mariae und anderer Heiligen, Eichstätt 1710, Ingolstadt 1718, 1739/40, 1742, Augsburg 1742; Christliche Lehr-Verfassung über die auf alle Sonntäg deß Jahrs von der Cath. Kirchen verordnete Evangelia jn sittlichen Anmerkungen durch fünff Theil vorgetragen, Ingolstadt 1711, 1721, 1742, Augsburg 1741. L DBA N. E; Mederer III 69; De Luca 70; Sommervogel VI 1647 f., IX 799 f. (W); Romstöck 311-15 (W); Schaff 141, 143; Matrikel LMU; Ger! 340; Högner, 22 Biograph. Hdb. I
Rem (Rehm, Rhem), Franz, SJ, * 11. 10. 1634 Augsburg, t 26. 11. 1703 München.
Während seiner Augsburger Schulzeit dürfte R bereits im Gymnasium St. Salvator, das 1582 seinen Lehrbetrieb aufgenommen hatte, mit jesuitischer Bildung konfrontiert worden sein. Am 5. 11. 1651 trat er jedenfalls der Societas bei und absolvierte 1651-53 sein Noviziat, das für die Oberdeutsche Provinz üblicherweise in Landsberg abzuleisten war. In Ingolstadt studierte er 1653-56 Phi!. und schloß dort nach einer zwischenzeitlichen Lehrtätigkeit am Gymnasium in den Fächern Grammatik und Humaniora 1660-64 sein Studium der Theo!. an; 1664 wurde er zum Priester geweiht. Nachdem er an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt 1666-69 bereits den dreijährigen phi!. Kurs gehalten hatte, wurde R 1669 Prof. für Ethik, wechselte jedoch 1670-72 als Prof. für Moraltheo!. bzw. scholastische Theo!. von Ingolstadt an das Konstanzer Jesuitenkolleg und vom 8. 10. 1672 bis zum 5. 10. 1679 an die Univ. Dillingen. 1679 kehrte R. an die Ingolstädter Univ. zurück, wo er nun scholastische Theo!. lehrte. Vom 16. 10. 1681 bis 13. 11. 1685 wirkte er als Rektor der Dillinger Univ. und als
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Rem - Reuchlin
Präses des dortigen Jesuitenkollegs zum H!. Hieronymus, dem Patron der Univ. Während seines Rektorats wurde 1682 eine Studienstiftung (Domus S. HieronymilSeminarium S. Josephi) gegründet. 1685 ging R. nach München, 1686-89 war er Rektor des Jesuitenkollegs Innsbruck. 1689 wurde R. zum Beichtvater der Braut Karls 11. von Spanien, Maria Anna, eine Tochter Pfalzgraf Philipp Wilhelms von Neuburg, berufen. R. folgte Maria Anna nach Spanien, mußte indes aufgrund von Intrigen am spanischen Hof seinen Posten bereits 1692 aufgeben. Die von Romstöck gegebenen Hinweise, R. habe dann nach 1695 zunächst als Vizeprovinzial und schließlich als Provinzial der Oberdeutschen Provinz der Societas Jesu amtiert, beruhen auf einem Irrtum. Gesichert ist indes, daß er 1697-1700 erneut dem Jesuitenkolleg Innsbruck und seit dem 23. 5. 1700 dem Landshuter Kolleg als Rektor vorstand. Q Stadtarchiv Augsburg, Wappenmanuskript Oberbaurat E. Zimmermann, Einträge Rehm.
von
W Theses theologicae de merito verbi incamati (Praes.; Resp.: S. Gandtner), Dillingen 1675; Quaestiones theologicae de sacramento poenitentiae (Praes.; Resp.: B. Leffelleuthner), Dillingen 1681. L P. v. Stetten d.J., Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg, 8. Abt., Augsburg 1762, 158-62; Romstöck 307 ff. (W); Sommervogel VI 1703 f.; Specht, Rektoren 56 f.; Specht 271 u. ö.; Duhr III 881 ff.; Matrikel LMU; Gerl 143; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 233 ff. W. Wüst
Remy (Rhemi), Anton, SJ, * I. 11. 1668 Graz, t 28. 11. 1748 Freiburg i.Br. R. war Schüler des Münchener Jesuitengymna-
siums (Abschlußklasse im Schuljahr 1683/84) und trat am 3. 10. 1684 der Societas Jesu bei. Das Studium der Phi!. und Theo!. absolvierte er an der Univ. Ingolstadt. Nach dem Empfang der drei höheren Weihen in Eichstätt war er, der Praxis seines Ordens entsprechend, in verschiedenen Stellungen tätig, u. a. lehrte er 1705/06 in Eichstätt Polemik und 1706 (bis 1707?) Ethik an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt. Danach war R. u. a. als Prof. für kanonisches Recht am kath. Gymnasium in Regensburg (ab 1731) und als Präfekt der Bibliothek des Jesuitenkollegs in Freiburg i.Br. tätig (ab 1738), wo er auch Vorsteher der Jesuitenkirche war. R. stand in Regensburg mehreren kirchenrechtlichen Disputationen als Praeses vor, die in umfangreichen Fassungen gedruckt wurden, und veröffentlichte in seiner Freiburger Zeit, bereits über 70 Jahre alt, zwei Bibelkommentare.
W Propylaeum jurisprudentiae ecclesiasticae (Praes.; Resp.: W. F. Horlacher), Stadtarnhof 1731 (mit identischem Jahr, Ort und Drucker auch unter dem Resp. J. Godtlshamer); Paulus elucidatus sive commentarius paraphrasticus in ornnes epistolas D. Pauli gentium apostoli, Augsburg-Regensburg 1739, 21740; Paraphrasis seu dilucida expositio in epistolas canonicas sanctorum Petri, Joannis, Jacobi et Judae apostolorum, Konstanz 1740. L Mederer III 113; Sommervogel VI 1656 f. (W); Romstöck 315-18 (W); Matrikel LMU; Gerl 341; Leitschuh II 19; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 238 ff.; Kurrus I 103, II 379. H. Zedelmaier
Reß, Johann Nepomuk, SJ, * 12. 11. 1701 Neumarkt (Oberpfalz), t 22. 9.1763 Porrentruy.
R. trat am 20. 9. 1721 in den Jesuitenorden ein und studierte nach dem Noviziat Phi!. und Theo!. in Ingolstadt. Er wurde 1732 in Eichstätt zum Priester geweiht. 1736-39 war R. Prof. der Phi!. in Ingolstadt. 1739-42 lehrte er hier Moraltheo!., 1742/43 scholastische Theo!. Er wechselte nach Dillingen, wo er 1743-45 gleichfalls scholastische Theo!. dozierte. 1745 ging R. nach Porrentruy, wo er bis 1762 als Beichtvater des Fürstbischofs von Basel wirkte. R. hinterließ lediglich eine erbauliche Schrift für die Marianische Kongregation in München. W Triduum sacrum, München 1744. L DBA; Mederer III 197,204; Sommervogel VI 1674 (W); Romstöck 315 (W); Specht 285; Schaff 153; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 75; Gerl 342. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Reuchlin (Capnio), Johannes, * 29. I. 1455 Pforzheim, t 30. 6. 1522 Stuttgart, 0 Stuttgart, Kirche St. Leonhard. V Georg, weltlicher Verwalter des Dominikanerklosters in pforzheim, M Elisabeth Eck.
Anläßlich der Einrichtung der ersten Professur für Griechisch und Hebräisch an der Univ. Ingolstadt hielt Johannes Gussubelius Longicampianus am 3. 3. 1520 eine ausführliche Festrede auf den ersten Fachvertreter, J. R. Dieser hatte sich bereits am 21. 11. 1519 in die Matrikel eintragen lassen und war am 29. 2. 1520 durch Herzog Wilhelm IV. von Bayern zum Prof. bestellt worden: "Wir Wilhelm ... bekennen hiemit diesem brieff, das wir ... Joann Reuchlin ... ain jarlang das nechstkumend, von nechstverschiner vasten quattember anzurechnen, zu vnnserm vnnd vnnser vniuersitet diener aufgenomen und bestelt haben, ... also das er alle tag, so man in vnnser vniuersitet ordinarie zelesen pflegt, zwo stund, Nernlich ain stund in hebreischer vnnd die ander in kriechscher zungen, mit vleiß lesen wolle .... Dagegen vnnd
Reuchlin vmb solhe sein muehe, Solle ime diß jars von angezaigter lectur zway hundert gulden Reinisch solds gegeben werden". R., Dr. der kaiserlichen Rechte, Liebhaber der Antike, hervorragender Gelehrter der drei biblischen Sprachen in Deutschland: Die Rede Longicampians variiert geläufige Lobestite!. Nur an einer Stelle bringt sie - außer bei der farbigen Schilderung der Umstände, die zum Wechsel von R. nach Ingolstadt geführt hatten - ein biographisches Detail: Niemals hatte R. nach seinem Studium als öffentlicher Lehrer in einer Schule gewirkt. Die Univ. Ingolstadt war für den bereits 65jährigen die erste Dozentenstelle. Außerdem erwähnt Longicampian noch den jur. Beruf, der R. eingeschränkt habe; die weitere Biographie läßt er aus. - R. besuchte die Lateinschule in Pforzheim, danach die Univ. Freiburg i.Br. (Immatrikulation: 19. 5. 1470) und Basel (Immatrikulation: 1474, Baccalaureus 1475, Magister 1477). In Basel beschäftigte er sich unter Anleitung des Exilgriechen Andronikos Kontoblakes intensiv mit der griechischen Sprache. Bei Johann Amerbach erschien 1478 sein erstes Werk, das lateinische Wörterbuch "Vocabularius breviloquus", das bis 1504 insgesamt 22 Auflagen erlebte. Nach ersten jur. Studien in Basel wechselte R. - um die humanistische Rechtswissenschaft kennenzulernen an die Univ. Orleans, wo er Anfang 1475 in die deutsche Nation aufgenommen wurde. Seit dem WiSe 1480/81 studierte er in Poitiers und erhielt dort am 14. 6. 1481 das jur. Lizentiatendiplom. Seine Dr.prüfung legte er vor dem 13. 1. 1485 in Tübingen ab; hier war er am 9. 12. 1482 immatrikuliert worden. Bereits im Frühjahr 1482 hatte R. seinen neuen Dienstherrn Graf Eberhard von Württemberg auf eine diplomatische Reise nach Rom begleitet. 1483 wurde er Beisitzer am Württembergischen Hofgericht. 1502-13 amtierte er als einer der drei Richter des Schwäbischen Bundes ("triumvir Sueviae"). Die jur. und politische Karriere schien bereits 1496 nach dem Tod Herzog Eberhards im Barte abgebrochen. R. trat jedoch als Rat in den Dienst des Kurfürsten Philipp von der Pfalz und wurde auf Einladung des Wormser Bischofs Johannes von Dalberg Mitglied der Heidelberger Humanistensodalitas. Nach dem Sturz Eberhards des Jüngeren trat er 1499 wieder in württembergische Dienste. - In Heidelberg verfaßte R. zwei Komödien: ,,sergius" ist eine bissige Satire, deren scharfe Polemik gegen den zeitgenössischen Reliquienkult zunächst ihre Aufführung verhinderte (Editio princeps um 1504). Weit bekannter ist "Henno" - so der geläufige Titel nach der Hauptfigur -, der am 31. 1. 1497 in Heidelberg erstmals aufgeführt wurde und mit zahlreichen Editionen, Übertragungen (etwa durch Hans Sachs) und 22*
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Bearbeitungen (z. B. dem volkssprachlichen Luzemer Spiel vom klugen Knecht) eine große Wirkung entfaltete. ,,Henno" gilt als der Beginn des humanistischen Schuldramas in Deutschland. Die literarische Begabung von R., die auch in einigen lateinischen und griechischen Gedichten ihren Ausdruck fand, läßt sich überdies bei den kabbalistischen Werken beobachten, da diese - in der Nachfolge der platonischen und ciceronianischen Lehrdialoge - als Gespräche komponiert sind. R. formte die bei seiner zweiten italienischen Reise (1490) aufgenommenen Einflüsse insbesondere des Giovanni Pico della Mirandola in zwei kabbalistische Werke um, mit denen er zum "abendländischen Archegeten der wissenschaftlichen Kabbalistik" avancierte. ,,oe verbo mirifico" (1494) entwirft eine Buchstabenmystik der magischen Wörter, die ihren Höhepunkt im wunderwirkenden Tetragramm besitzt. Der unaussprechliche Name Gottes, eben das Tetragramm (,)HWE"), wird durch Zusatz des Konsonanten S zum sagbaren Namen Jesu. Seine im Lauf der Jahre erweiterten Kenntnisse der hebräischen Sprache und Literatur setzten R. in die Lage, in ,,oe arte cabbalistica" (1517) eine umfassende Einführung in die jüdische Geheimlehre zu verfassen und Themen wie die Zehn Sefirot, Buchstabenkombinatorik, Numerologie, den zeitlichen Vorrang der Kabbala vor der pythagoreischen Phi!. und den Unterschied zum Talmud eingehend zu behandeln. Mochte die Kabbalistik von R. auch auf Johannes Trithemius, Heinrich Comelius Agrippa von Nettesheim, John Dee u. a. einen großen Einfluß ausüben, so blieben solche Studien weitgehend aus den Univ. ausgeschlossen. Den Ruf, erster "vir trilinguis" nördlich der Alpen zu sein, erwarb sich R. durch seine philologischen Arbeiten zur griechischen und hebräischen Sprache. Schon bei seinem ersten Romaufenthalt 1482 erregten seine Griechischkenntnisse große Bewunderung. 1490 verlieh ihm Ermolao Barbaro den gräzisierenden Humanistennamen Capnio (= kapnion, das Räuchlein). R. übersetzte aus dem Griechischen eine Marienpredigt des Bischofs Prokolos, einen pseudohippokratischen Traktat, die Psalmenerklärung des Athanasius von Alexandrien und eine weitere Schrift desselben Autors ("Über verschiedene Fragen"). Diese Übersetzungen ins Lateinische wurden gedruckt, während die volks sprachlichen Übertragungen für den lateinunkundigen Grafen Eberhard nur handschriftlich überliefert sind: Die Übersetzungen der 1. Olynthischen Rede des Demosthenes und des 12. Totengesprächs des Lukian, beide 1495 angefertigt, stehen am Beginn der Wanderung griechischer Texte in den deutschen Sprachraum. Den Ehrentitel, ,,Begründer der christlichen Hebraistik" zu sein, er-
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Reuchlin
warb sich R. vor allem durch die "Rudimenta hebraica" von 1506, eine Grammatik mit Wörterbuch. Nach der kursorischen hebräischen Grammatik von Konrad Pellikan (gedruckt 1504) stellen die "Rudimenta" die erste umfassende Darstellung der hebräischen Sprache aus christlicher Feder dar und bildeten die Grundlage für den universitären Hebräischunterricht. Vor allem die reformatorischen Bemühungen um die "veritas hebraica", also die Bibelexegese auf der Basis des hebräischen Urtextes, verdankten wichtige Anregungen hebraistischen Arbeiten von R.: neben den "Rudimenta hebraica" der übersetzten und kommentierten Ausgabe der sieben Bußpsalmen (1512) und der Einführung in die Akzentlehre und Orthographie der hebräischen Sprache (1518). - R, der Begründer des humanistischen Schuldramas in Deutschland, der erste christliche Kabbalist, einer der ersten Kenner der griechischen und hebräischen Sprache nördlich der Alpen: Nicht wegen solcher Verdienste haben Ulrich von Hutten, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe, Ricarda Huch oder Max Brod sein Loblied gesungen. Beeindruckend war und ist vielmehr der Einsatz von R. für den Erhalt der jüdischen Literatur, als er in einem im Oktober 1510 abgeschlossenen Gutachten als einziger gegen den durch Johannes Pfefferkorn angestoßenen Plan, alle Schriften der Juden im Kaiserreich zu vernichten, votierte. In der Folge wurde er in einen fast zehn Jahre dauernden Prozeß verwickelt, der bis an die päpstliche Kurie getragen wurde. Die von Crotus Rubeanus, Hermann von dem Busche und Ulrich von Hutten verfaßten "Epistolae obscurorum virorum" geben dabei der humanistischen Sache Stimme, indem sie die fehlende Bildung und unsittliche Lebensführung der Kölner Dominikaner, der Prozeßgegner von R, mit satirischen Mitteln geißeln. Seine Prozeßniederlage - das Urteil wurde am 23. 6. 1520 verkündet - erfuhr R in Ingolstadt. Die Univ. Ingolstadt hatte - offensichtlich auf Betreiben des Herzogs - dem durch den Prozeß auch finanziell sehr belasteten R. eine neue Aufgabe als Griechisch- und Hebräischlektor angeboten. In Ingolstadt wohnte R., der je zur Hälfte von der Univ. und vom Herzog besoldet wurde, im Haus des Theologen Johannes Eck. Nach anfänglichen Schwierigkeiten - Einsamkeit, fehlende eigene Bibliothek, Geldknappheit - gewann er durch die Lehrtätigkeit neue Kraft, Freunde und Schüler (z. B. Johannes Forster, Jakob Ceporinus). Seine Versuche, Philipp Melanchthon zum Wechsel nach Ingolstadt und damit zum Abfall von Martin Luther zu überreden, blieben indessen ohne Erfolg. Bei seinen Vorlesungen zu Xenophon - R. besorgte für die Zuhörer sogar eine Ausgabe von drei Schriften
des griechischen Historikers, die bei dem Hagenauer Drucker Thomas Anshelm im Juli 1520 erschien - und zu Aristophanes ("Plutos"), seinem Sprachunterricht an Hand der griechischen Grammatik des Manue1 Chrysoloras und Moses Kimchis hebräischer Grammmatik hörten ihm nach eigenen Angaben täglich zwischen 300 und 400 Studenten zu. Die Bibliothek der ev. Nikolauskirche in Isny besitzt eine Hebräisch-Grammatik des Moses Kimchi, die mit ihrem Kaufvermerk (Februar 1520 in Ingolstadt) und mit ihren Eintragungen von unbekannter Hand höchstwahrscheinlich Einblikke in den Unterricht von R erlaubt. Da in dem banausischen Ingolstadt, wie R. Michael Hummelberg am 14. 3. 1520 klagte, noch niemals ein griechisches oder hebräisches Buch gedruckt worden sei, müsse er für seine Schüler beide Sprachen aufschreiben und diktieren. Wohl für das kommende WiSe bestellte R über Willibald Pirckheimer (Brief vom 7. 5. 1520) Werke des Lexikographen Hesych und des Grammatikers Herodian. In einem Brief vom 11. 4. 1521 verabschiedete sich R von Johann Forster, den er als würdigen Nachfolger im Hebräischen einschätzte. In einem späteren Brief (13. 1. 1522 an Thomas Anshelm) gab er eine starke Epidemie als Grund seines Wegzugs an. R kehrte nach Württemberg zurück und lehrte bis zu seinem Tod Griechisch und Hebräisch an der Univ. Tübingen. Q UAM, EIl, f. 25 v/26 r. W Vocabularius breviloquus, Basel 1478; Oe verbo mirifico, Basel 1494; Scaenica progymasmata, Basel 1498; Sergius, Erfurt 0.1. [ca. 1504]; Oe arte praedicandi, Pforzbeim 1504; Oe rudimentis hebraicis, Pforzheim 1506; Augenspiegel, Tübingen 1511; Oe arte cabbalistica, Hagenau 1517; Oe accentibus et orthographia linguae hebraicae, Hagenau 1518. - Hg.: Clarorum virorum epistolae, Tübingen 1512. - Briefausgaben: L. Geiger (Hg.), J. R. Briefwechsel, Leipzig 1871, Ndr. Nieuwkoop 1964; A. Horawitz, Zur Biographie und Correspondenz 1. R., Wien 1877 (mit dem Briefwechsel zwischen R. und Michael Hummelberg). - Moderne Editionen: A. Leinz von Dessauer (Hg.), Gutachten über das jüdische Schrifttum, Konstanz 1965; H. C. Schnur (Hg.), Henno, Stuttgart 1970,21981; L. Mundt (Hg.), Oe verbo mirifico, Stuttgart 1996. - J. Benzing, Bibliographie der Schriften J. R. im 15. und 16. Jh., Bad Bocklet 1955 (W). L ADB XXVIII 785-99; DBA; DBA N. E; L. Geiger, J. R. Sein Leben und seine Werke, Leipzig 1871, Ndr. Nieuwkoop 1964; Prant! I 146 u. Ö., II 489; O. Leuze, Isnyer Reformations-Drucke, Isny 1924, Nr. 133; A. Liess, Die Einführung des Griechischen als Lehrfach an der Univ. Ingolstadt, in: Liber ad Magistrum. Festschrift für Johannes Spörl, München 1964, 113-19; 2LThK VIII 1260 f.; Killy IX 398 ff.; S. Rhein, J. R. (1455-1522), in: S. Füssel (Hg.), Deutsche Dichter der frühen Neuzeit, Berlin 1993, 138-55; Ders., Reuchliniana I-lII, in: H. Kling/S. Rhein (Hg.), J. R. (14551522), Sigmaringen 21994, 277-327; Ders. (Hg.), R.
Reuchlin - Rhegius und die politischen Kräfte seiner Zeit, Sigmaringen 1997; A. HerziglJ. H. Schoeps (Hg.), R. und die Juden, Sigmaringen 1993; M. Sicher!, J. R als Begründer des Griechischen in Deutschland, in: Gymnasium 100 (1993) 530-47; H. Angermeier, R., Württemberg und das Reich, in: HJB 114 (1994) 381-95. S. Rhein
Rhegius (König, Regius, Rieger), Urban (Pseudonyme: Symon Hessus, Henricus Phoeniceus von Roschach), * Mai 1489 Langenargen am Bodensee, t 27. 5. 1541 Celle, 0 Celle, Stadtkirche, CD 16. 6. 1525 Anna Weisbrucker, t 1566. V Konrad, Pfarrer in Langenargen, M N. N., t ca. 1528/29.
Nach dem Besuch der Lateinschule in Lindau immatrikulierte sich R am 19. 6. 1508 an der Univ. Freiburg i.Br., wo er im Mai 1510 an der Artistenfak. zum Bakkalaureus promovierte. In Freiburg i.Br. knüpfte R engere Kontakte zu Ulrich Zasius, in dessen Haus er wohnte, und zu Johannes Eck, den er nach seinem Wechsel an die Univ. Ingolstadt zum 11. 5. 1512 dort wiedertraf. Noch als Bakkalar hielt R in Ingolstadt humanistische Vorlesungen; vermutlich im SoSe 1515 las er über die Briefe von Franciscus Philelphus. Während der nächsten drei Jahre gehörte er zum engsten Kreis der um Johannes Aventin ge scharten "Sodalitas litteraria Angilostadiensis". In besonderem Maße erfreute er sich der Protektion durch Leonhard von Eck, der schon bei der Magisterpromotion von R. im Januar 1516 zu seinen Gunsten interveniert hatte. Noch im selben Semester ins Gremium der Artistenfak. aufgenommen, bemühte sich R im Februar 1516 im Auftrag von Herzog Ernst und Leonhard von Eck vergeblich um die Berufung von Erasmus von Rotterdam nach Ingolstadt. Als Aventin seiner Sodalität im Verlauf des Jahres 1516 in der Lilienburse, die bereits das räumliche Zentrum des Ingolstädter Celtis-Kreises gewesen war, einen organisatorischen Mittelpunkt zu geben versuchte, sah er R, der schon im SoSe 1516 hier Vorlesungen über aristotelische Logik und Naturphil. gehalten hatte, neben Matthias Kretz als einen der bei den Konventoren vor. Seine Bestallung scheiterte im September 1516 arn Widerstand der Artistenfak. Dafür verhalf ihm Leonhard von Eck am 27. 12. 1516 zu einer direkt von der Univ. besoldeten, mit 20 fl jährlich dotierten Lektur, vermutlich für "Oratoria". Im Sommer 1517 wurde er von Kaiser Maximilian I. zum "Poeta laureatus" gekrönt. Möglicherweise betrieb R. in jener Zeit bereits. nebenher das Theol.studium bei Johannes Eck. Ende 1518 verließ er Ingolstadt. Während der nächsten zwei Jahre hielt er sich abwechselnd in Konstanz, Tübingen und Basel auf. In Basel
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promovierte er im September 1520 zum Bakkalar der Theol.; wo und wann er den später nachgewiesenen Titel eines Dr. der Theol. erwarb, ist unklar. 1520 wurde er auf die Augsburger Domprädikatur berufen, mußte diese jedoch schon Ende 1521 wegen seiner zweideutigen Haltung gegenüber Martin Luther wieder aufgeben. Aus dem gleichen Grund konnte er sich auch auf einer Prädikatur in Hall (Tirol) (1522/23) nicht halten. Während seiner zweiten Predigertätigkeit in Augsburg bei St. Anna (1523-30) stellte sich R endgültig auf die Seite der Reformatoren. Am 16. 6. 1525 heiratete er Anna Weisbrucker, seit Weihnachten 1525 spendete er die Eucharistie in beiderlei Gestalt. Theol. nahm er eine unabhängige ZwischensteIlung zwischen Luther und Uldrych Zwingli ein. Nachdem R im Zusammenhang mit dem Predigtverbot während des Augsburger Reichstages von 1530 von seinen Verpflichtungen gegenüber der Augsburger Stadtobrigkeit entbunden worden war, folgte er Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg nach Celle, wo er von 1531 bis zu seinem Tod als Superintendent von Braunschweig-Lüneburg wirkte. - Das Schriftenverzeichnis von R urnfaßt mehr als 100 Titel. Während seiner Ingolstädter Jahre trat er hauptsächlich als Verfasser lateinischer Gedichte hervor: u. a. schrieb er 1515 ein Hochzeitslied für Jakob Locher Philomusus sowie Gedichte zu zahlreichen 1513-18 erschienenen Werken von Johannes Eck. Diesen Schriften hatte er 1517 die Krönung zum "Poeta laureatus" zu verdanken. Mit seiner Hinwendung zur Reformation karn sein dichterisches Schaffen zum Erliegen. Seit 1521 veröffentlichte R fast nur mehr theol. und reformatorische Schriften, in denen er sich zu praktisch allen aktuellen theol. Streitfragen äußerte. R. war einer der herausragenden Repräsentanten der vor allem von Aventin und Leonhard von Eck geförderten humanistischen Studienreform der Jahre 1515-18. Trotzdem blieb sein Wirken auf Dauer in Ingolstadt ohne merklichen Einfluß. Q UAM, GG IIII22, 0 IV 1,0 V I, D III 4. W Opera ... latine edita, hg. von Ernst R., Nürnberg 1562; Deutsche Bücher unnd Schrifften, hg. von Ernst R, Nürnberg 1562; Poemata iuvenilia, nunc primum ex ms. filii sui Ernesti edita, Wittenberg 1711. - Ungedruckt: Vorlesungsankündigungen und Gedichte, u. a. auf die Hochzeit von Jakob Locher Philomusus (Eichstätt, Univ.bibliothek, Hs. 695). L ADB XXVIII 374-78; DBA N. E; Prantl I 136, II 485; Seifert 80 u. ö.; M. Liebmann, U. R. und die Anfänge der Reformation, Münster 1980 (W, P I, 2); Dr. Johannes Eck. Seelsorger - Gelehrter - Gegner Luthers (Ausstellungskatalog), Ingolstadt 1986, 104 (P I); Killy XI 411 f.; Schöner 320 f. u. Ö. P I) Holzschnitt, 2) Kupferstich, 1749. C. Schöner
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Rhetius - Rieder
Rhetius (Retius, Rhaetius, Raetius), Joachim, SJ, * 1555 oder 1557 Konstanz, t 24. 10. 1609 München. R. absolvierte 1573 das Jesuitengymnasium in München und trat im Mai desselben Jahres in die Societas Jesu ein. Daraufhin begann er in Ingolstadt mit dem Studium der Phil., das er anscheinend 1577 abschloß. Obwohl noch Hörer der Theol., wur.de er im September 1578 an das Jesuitenkolleg nach Luzern geschickt, um als "praefectus scholae" tätig zu sein. 1583 zum Prof der Phil. in Dillingen berufen, lehrte er dort bis 1585, bevor er nach München ging. Noch im Jahre 1585 erscheint er als Präses der Marianischen Kongregation in der bayer. Hauptstadt. Im WiSe 1587 übernahm R. wohl bis 1591 - den Lehrstuhl für Ethik in Ingolstadt und war damit der erste Vertreter dieses Faches aus dem Jesuitenorden an der Hohen Schule. 1592-96 dozierte er als Prof. für Moraltheol. in Dillingen. Nach einem zwischenzeitlichen Aufenthalt in München wurde er 1598 mit dem Amt des Superiors in Altötting betraut. 1602 kehrte R. als Beichtvater und Spiritual des Jesuitenkollegs abermals nach München zurück und blieb dort, bis er infolge eines Sturzes von der Leiter in der Bibliothek auf tragische Weise ums Leben kam. L Freninger 26; Romstöck 318 (W); Specht 285 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 344; Leitschuh I 2; Strobel 120; Popp 223 f.; G. Wilczek, Phi!. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 15. und 16. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 47 (1984) 24. E Heiler
Rhomberg, Ignaz, SJ, * 22. 12. 1708 Opfenbach (Allgäu), t 13. 1. 1795 Rom. R., der 1724 an der phil. Fak. der Univ. Freiburg i.Br. immatrikuliert war, trat am 9. 10. 1725 in Landsberg in das Noviziat der Societas Jesu ein. Nach dem Studium der Phil. und Theol. in Ingolstadt wurde er am 11. 5. 1738 in Eichstätt zum Priester geweiht. Nach dem Tertiat war R. zunächst 1740-42 Prof. für Phil. und Studienpräfekt am Jesuitenkolleg Luzern, anschließend gehörte er 1742-45 der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Physik an; in Ingolstadt legte er auch am 2. 2. 1743 die Ordensprofeß ab. 1746-48 gehörte R. dann der theol. Fak. der Univ. Freiburg i.Br. als Prof. für Dogmatik an; 1747 hatte er dort zugleich das Amt des Dekans inne. Ab 1749 lehrte er an der Univ. Innsbruck scholastische Theol., um in der Folgezeit mit großer Tatkraft verschiedene hohe Ordensämter wahrzunehmen: 1750-56 war er Rektor des Jesuitenkollegs Landsberg, zugleich betreute er dort das Missionsseminar und das Zentralnoviziat der Oberdeutschen Provinz. 1756-62 fungierte er als Socius des Ordenspro-
vinzials, 1762-65 war R. selbst Provinzial der Germania Superior. 1765-67 stand er dem Jesuitenkolleg Ingolstadt als Rektor vor und ließ in dieser Eigenschaft eine Sternwarte mit Instrumenten des renommierten Augsburger Instrumentenbauers Georg Friedrich Brander errichten, die den mathematisch-astronomischen Studien an der Univ. wichtige Impulse gab. Es folgte vom 6. 1. 1767 bis 3. 11. 1768 eine zweite Amtszeit als Ordensprovinzial, die durch seine Berufung an die römische Ordenskurie, wo er 1768-73 als Assistens Germaniae wirkte, vorzeitig beendet wurde. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde R. 1773-75 gemeinsam mit Ordensgeneral Lorenzo Ricci in der Engelsburg inhaftiert. Nach der Haftentlassung lebte er zurückgezogen in Rom. L DBA N. E; De Luca 42 u. ö.; Prant! I 612; Schaff 153; Sommervogel VI 1722 (W); Duhr IV/2, 244 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 344; KuITUS 11 312 f.; Strobel III f.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 75 ff. (W). W. Müller
Ribeisen (Rybesen, Rybisen), Simon,
*
Speyer.
R. studierte in Heidelberg Jur. (immatrikuliert am 15. 10. 1495) und erwarb dort am 7. 8. 1499 die lic. utr. iur. sowie am 28. 3. 1503 den Dr. utr. iur. 1503/04 war er Rektor der Univ. Heidelberg. Am 17. 10. 1509 immatrikulierte er sich an der Univ. Ingolstadt und hatte - in Vertretung des Zivilisten Theodor Reisach - bis Januar 1511 die ,,Lectura codicis" inne. R. war kurze Zeit (1510) Kämmerer und im SoSe und WiSe 1510 (bis Januar 1511) auch Rektor der Univ. Über seinen weiteren Lebensgang ist nichts bekannt. L Mederer I 80-83; A. Stölzel, Die Entwicklung des gelehrten Richterthums in deutschen Territorien, Bd. I, Stuttgart 1872, 84; Prant! I 119; G. Toepke (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Heidelberg von 1386 bis 1662, Bd. I, Heidelberg 1884, u. Ö., Bd. 2, ebd. 1886, 520 u. ö.; Matrikel LMU; H. Weisert, Die Rektoren der Ruperto Carola zu Heidelberg und die Dekane ihrer Fak. 1386-1968, Heidelberg 1968, 14; Seifert 74; Seifert, Statuten 494 u. ö.; Wolff 271 u. Ö. H. Zedelmaier
Rieder (Reder, Riederer), Andreas. Über den Studiengang von R. ist nichts bekannt. Eventuell ist er mit einem im WiSe 1432/33 in Wien immatrikulierten ,,Andreas R. de Tekkendorf' identisch, doch läßt sich dies nicht zwingend beweisen. Am Eröffnungstag der Ingolstädter Matrikel trug er sich in diese als "medicinarum doctor ordinarius etc." ein und wurde auch - vielleicht, wenn er in der Tat jener Wiener Student war, als Senior gleich auf der konstituierenden Sitzung der
Rieder - Riedner med. Fak. arn 27. 6. 1472 zu deren erstem Dekan gewählt. 1474 wurde er außerdem als Stadtarzt von Ingolstadt angestellt, womit wahrscheinlich eine Kürzung seines von der Univ. bezahlten Gehalts um 30 fl. zusammenhängt. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Vermutlich starb er etwa 1476, da in diesem Jahr Erhard Windsberger als zweiter Ordinarius angestellt wurde und R. nachweislich auch nicht mehr Stadtarzt von Ingolstadt war. Q UAM, E I I; Stadtarchiv Ingolstadt, A VI e (1474). L Mederer I 2 u. ö.; Prant! I 34 u.
Ö.,
11 38; Liess 113. C. Schöner
Riederer, Peter, SJ, * 25. 5. 1655 Toggenburg (Schweiz), t 24.12.1727 München. R. wurde am 2. 10. 1674 in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Nach dem Studium der Phi!., über das keine näheren Angaben vorliegen, unterrichtete er seit Oktober 1679 als Prof. der untersten Grammatikklasse arn Ingolstädter Gymnasium. An diese Tätigkeit, deren Ende nicht bekannt ist, dürfte sich gemäß den ordensinternen Ausbildungsvorschriften ein Theo!.studium angeschlossen haben. Belegt ist jedoch erst wieder seine Anwesenheit in Konstanz, wo er 1690/91 Mathematik unterrichtete. 1691/92 lehrte R. in der phi!. Fak. der Univ. Dillingen die Nebenfächer Mathematik und Ethik. Im Herbst 1692 gab er ein kurzes Gastspiel als Prof. der Mathematik an der Univ. Ingolstadt (7. 10.-28. 10.). 1694/95 und 1698/99 wurde er erneut in Dillingen als Prof. für Mathematik, Ethik und Hebräisch eingesetzt. Während des zuletzt genannten Zeitraums war er zudem Studienpräfekt. 1699/1700 ist er als Prof. der Mathematik an der Univ. Innsbruck nachgewiesen. Möglicherweise war sein dortiger Aufenthalt jedoch nur von kurzer Dauer, denn bereits 170 I soll er in Landsberg tätig gewesen und noch vor Ende desselben Jahres weiter nach Luzern gegangen sein. An der dortigen Lehranstalt der Jesuiten wirkte er als Prof. der Theo!., Präfekt der höheren Studien und Spiritual. Zudem übte er das Amt eines Katecheten zu St. Leodegar aus. Wann R. Luzern wieder verlassen hat und in welchen Funktionen er die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte, entzieht sich dagegen unserer Kenntnis. Bemerkenswert ist immerhin noch der Umstand, daß R. Lehrer und väterlicher Freund des später in der Mission südarnerikanischer Indianer zu einer gewissen Berühmtheit gelangten Jesuiten Dominicus Mayer war. L De Luca 76; Specht 282 u. ö.; Schaff 143; Duhr IVI2 531; Huwiler 226; Matrikel LMU; Gerl 346;
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K. A. F. Fischer, Jesuiten-Mathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 171 u. Ö.
M. Schaich
Riedner, Johannes, * um 1445 Altdorf-Ludersheim bei Nürnberg, t 1493/94 (?). R. immatrikulierte sich im SoSe 1459 an der Univ. Leipzig, wurde im WiSe 1460/61 Baccalaureus, im WiSe 1468 Magister artium. 1473 ging er zum Studium der Rechte nach Bologna. Ende 1477 war er Dr. iur. can. Von der Bologneser Zeit datieren seine freundschaftlichen Beziehungen zu dem Straßburger Peter Schott und zu Boguslav von Lobkowitz auf Hassenstein. Nach seiner Rückkehr aus Italien mußte R. sich jahrelang mit der Rolle eines humanistischen Wanderlehrers begnügen. Zwischen dem WiSe 1479/80 und dem SoSe 1484 lehrte er in Krakau (,). R. de Ludershain poeta"), Rostock, Köln, Mainz, Erfurt. Die Zahl der Univ., die er nördlich und südlich der Alpen gesehen hatte, belief sich nach seinem Brief vorn 14. 7. 1484 an Erzbischof Adalbert von Mainz, dem er sich als deutscher Guarino empfahl, auf fünfzehn. 1484 übernahm er in Ingolstadt als Nachfolger Erhard Windsbergers die besoldete Lektur in "arte humanitatis". Er faßte hier Fuß und hatte Schüler. Ein überlegener Konkurrent erwuchs ihm in Konrad Celtis, als dieser 1492 in Ingolstadt zu lehren begann und, selber nur auf einer ao. Lektur, den "vetulus poeta", wie er ihn abschätzig nannte, zu verdrängen suchte. R. hat um 1493/94 in der Tat abgedankt oder ist in diesem Zeitraum gestorben. - Neben wenigen Stücken seiner Korrespondenz sind von R. nur Manuskripte aus seiner humanistischen Lehrtätigkeit erhalten. W Ungedruckt: Vorlesungsmaterialien von seiner Hand, kleine antike und humanistische Texte, Principium einer Poetikvorlesung (UBM, 2° Cod. ms. 544a); Versuch einer humanistischen Brieflehre, die sich ausschließlich an Mustern der römischen Antike auszurichten beansprucht, aber vieles der Brieflehre des Niccolo Perotti entnommen hat (BSB, clm 16488, f. 27v31v, UBM, 4° Cod. ms. 527, f. 55r-61v). L Knod 451 f.; G. Bauch, Die Anfange des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901,24 ff. u. ö.; Ders., Die Univ. Erfurt im Zeitalter des Frühhumanismus, Breslau 1904, 56 ff.; Ders., Aus der Geschichte des Mainzer Humanismus, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde N. F. 5 (1907) 11 f.; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934, 31 f. u. ö.; A. CowielM. L. Cowie (Hg.), The Works of Peter Schott, Bd. I, Chapei Hill 1963,62, Bd. 2, ebd. 1971,472 f. u. ö.; J. Marunek/D. Martfnkova (Hg.), Bohuslai Hassensteinii a Lobkowicz epistulae, Bd. 2, Leipzig 1980, 164 u. ö.; F. J. Worstbrock, R., l, in: Verfasserlexikon2 VIII 67 ff. F. l Worstbrock
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Riepel - Ring
Riepel (Riepl, Rieppelius), Johann, * München, t 4. 3. 1615 wohl Landsberg. R. findet sich unter dem 20. 3. 1578 in der Matrikel der Univ. Ingolstadt als "Monacensis illustrissimi Alberti alumnus" verzeichnet. 1590 wurde er in Ingolstadt "parochus academicus" von St. Marien und 1591 als Lizentiat der The01. probeweise (erst 1594 als o. Mitglied der Fak.) zum Prof. der scholastischen Theol. ernannt. Er war zweimal Rektor (WiSe 1591 und SoSe 1596) und - unter dem Adelsrektorat von Johannes Fugger - einmal Prorektor (WiSe 1596) der Univ. Zum Dr. theol. wurde R. 1595 promoviert. R. verließ seine Pfarrei und sein Lehramt im Jahr 1600, um wohl als Pfarrer nach Landshut zu gehen. W De peccato originis disputatio theologica (Praes.; Resp.: C. Schefftaller), Ingolstadt 1596; De bello et duello disputatio theologica (Praes.; Resp: W. Schober), Ingolstadt 1600. L Mederer 11 123 u. ö.; J. M. Wibmer, De erectione et dotatione ecclesiae parochialis academicae ad divam virginem speciosam nuncupatae sub regimine serenissimorum ac potentissimorum bavariae ducum, lineae Ingolstadiensis, Stephani 11. et Ludovici fiIii diss. historica in locum bini prograrnmatis posita, Ingo1stadt 1794, 39; Kobolt, Erg. 249 u. ö.; Prant! I 361 u. ö.; Matrikel LMU; Seifert 480; Buzas-Resch I 18; Kausch 49; G. Stalla, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977, 529 u. ö. H. Zedelmaier
Rieseh, Ulrich (Taufname: Benedikt Johannes), OSB, * 2. 9. 1762 Jachenau, t 28. 5. 1839 Benediktbeuern. V Benedikt, Bauer, M Barbara.
R. besuchte nach der ersten Ausbildung im Benediktbeuerner Klosterseminar 1780 die Univ. Salzburg und legte nach anschließendem Besuch des benediktinischen Kommunnoviziats in Rott am Inn am 24. 10. 1784 in Kloster Benediktbeuern Profeß ab, wo er in der Folgezeit Theol. und Kirchenrecht studierte. Nach der Priesterweihe am 23. 9. 1786 besuchte R. die jur. Fak. der Univ. Ingolstadt und beendete sein Studium mit der Promotion zum Dr. iur. utr. Anschließend unterrichtete er zunächst in seinem Kloster Kirchenrecht (1789-91) und Moraltheol. (1791/92). Seit 1792 wirkte R. als Prof. für Kanonistik am Lyzeum Freising, Mißhelligkeiten mit der hochstiftischen Verwaltung setzten dieser Lehrtätigkeit freilich bereits 1794 ein Ende. R. nahm anschließend diverse Klosterämter wahr, lehrte seit März 1796 am Lyzeum Regensburg Kirchenrecht und wurde schließlich im Oktober 1796 als Nachfolger Beda Aschenbrenners auf die Kanonistikprofessur der Univ. Ingolstadt berufen. R. war aufgrund seines offenkundig schwer nachvollzieh-
baren Vorlesungsstils nicht unumstritten. Als Autor trat er nicht in Erscheinung. 1799 wurde der für seine Professur nur mäßig qualifizierte Kanonist im Zuge der nach dem Regierungswechsel einsetzenden Neuorganisation der Univ. entlassen und durch Anton Michl ersetzt. R. kehrte nach Benediktbeuern zurück, wo er zugleich in der Seelsorge tätig war. Nach der Klostersäkularisation 1803 blieb er bis zu seinem Tod als Kaplan der neuorganisierten Pfarrei Benediktbeuern aktiv. L Prant! I 676; Lindner I 132 (W); Matrikel LMU; Müller 344; Müller, Vorfeld 110 ff. u. ö.; J. Hemmerie, Die Benediktinerabtei Benediktbeuem, Berlin-New York 1991, 686 ff. P Lithographie von Sophie K., Stadtarchiv München, His!. Ver. Obb., MS 10. W. Müller
Ring, Johannes, SJ, * 26. 1. 1674 Tuse bei Holbaek, Insel Seeland (Dänemark), t 14. 2. 1753 Amberg. R. war von seinen Eltern protestantisch erzogen worden. Nach seinen Studien unternahm er Reisen nach Deutschland, Frankreich und Italien. Ein Schiffsunglück auf der Rhöne wurde zum Anstoß zur Konversion, die er dann 1696 in Rom vollzog. Am 8. 9. 1696 trat er zunächst in das dortige Noviziat St. Andreae ein, wechselte aber am 22. 2. 1697 aus gesundheitlichen Gründen in das Noviziat der Oberdeutschen Provinz in Landsberg über. Er studierte sodann 1698-1701 am Kolleg in Ingolstadt Phil., erhielt in Eichstätt 1699 die niederen Weihen und unterrichtete anschließend 1701-03 in Porrentruy. Nach dem Studium der Theol. 1703-07 am Kolleg in Ingolstadt, ohne an der Univ. immatrikuliert zu sein, empfing er 1707 die höheren Weihen in Eichstätt und leistete 1707/08 das Tertiat in Altötting ab. 17081 09 war er Prof. der Logik in Rottweil, 170911 0 in Regensburg und 1710-16 Prof. für Mathematik, 1716 auch für Hebräisch an der Univ. Ingolstadt. 1716/17 wirkte er am Kolleg in Regensburg, 1717/18 als Prof. der Kontroversthe01. in Augsburg, 1719/20 am Kolleg in Ingolstadt, zuletzt wieder als Prof. für Hebräisch und Mathematik. 1720/21 in Neuburg und 1721/22 in Rastatt war R. Prinzenerzieher. Anschließend war er 1722-25 Prof. für Moralthe01. in Landshut und 1725/26 in derselben Funktion in Neuburg a.d.D. tätig. 1726-31 wirkte er sodann in der Nordischen Mission, zunächst 1727 in Kopenhagen, das er 1728 wieder verlassen mußte, 1729-31 in Stockholm, 1731-34 am Schwedischen Seminar in Linz und ab 1734 wieder in Schweden, wo er eingekerkert und 1736 freigelassen und des Landes verwie-
Ring - Röschlaub sen wurde. Sodann war er Studienpräfekt und schließlich Spiritual in Amberg (1737-45), ebenfalls Spiritual in Ingolstadt (1745-52) und wiederum in Amberg (1752/53). Seine Bedeutung lag nicht so sehr auf wissenschaftlichem Gebiet, sondern in seinem überzeugten Handeln in den Nordischen Missionen. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. V 7, Mscr. VI 3, Mscr. VI 18, Mscr. VI 36, Mscr. VI 37, Mscr. XI 2612, Mscr. XI 26/3, Mscr. XVII 2151, Mscr. 28/7, Mscr. 28/12, Cat. 1701/02, 1702103, 1704/ 05,1705/06,1706/07, 1707/08, 1708/09, 1709110, XV 2212; BayHStAM, Jesuiten 129 (1753), 443 f., 447451, 453-462, 464-488; pfarramt Tuse; Landsarkivet for Sjaelland, Lolland-Falster OG Bornholm.
L Mederer III 125 u. ö.; Prant! I 506; Romstöck 318 f.; H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Roermond 1901, 105 ff.; Schaff 150 u. ö.; Duhr lVII 119, IV/2 417; Matrikel LMU; Ger! 349; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 241. S. Hofmann
Röschlaub, Andreas, * 21. 10. 1768 Lichtenfels bei Bamberg, t 7. 7. 1835 Oberdischingen, D Oberdischingen, kath., CD 9. 12. 1801 Karoline, verwitwete Haas, geborene Stern, * 1778 Wallhausen bei Kreuznach, t 30. 4. 1827 München. V Johann Joseph, Stadtschreiber, * 17. 3. 1716 Lichtenfels, t 26. 3. 1783 Lichtenfels, M Maria Barbara, verwitwete Paulus, geborene Hertl (Hertel), * 9.7.1735 Bamberg.
Kindheit und erste Schulzeit verbrachte R. in Lichtenfels. Ab 1779 besuchte er das Gymnasium in Bamberg, das er 1786 mit dem phil. Magistergrad abschloß. Danach begann er in Bamberg ein Theol.studium, wechselte aber schon 1787 zur Med. Bei Adalbert Friedrich Marcus hörte R ab 1793 klinische Vorlesungen und arbeitete bei ihm als Volontär am Allgemeinen Krankenhaus. Während einer Typhusepidemie wurde R. 1793 als med. Helfer in Forchheim eingesetzt, wobei er schwer erkrankte. Nach seiner Genesung beschäftigte er sich intensiv mit den "Elementa medicinae" von John Brown, die er von Ignaz Döllinger, in dessen Elternhaus R. wohnte, erhalten hatte. Das auf einer Erregungstheorie aufgebaute System Browns wurde für R. zum wissenschaftlichen Ausgangspunkt seines med. Denkens. Erfüllt von neuen Ideen, verweigerte er den Besuch der veralteten chemischen Vorlesung, geriet in Konflikt mit der Obrigkeit und ging nach Würzburg. Dort setzte er das Studium fort und nahm am klinischen Unterricht im Juliusspital teil. Nach dem Tod des Bamberger Fürstbischofs kehrte R zurück und wurde am 15. 7. 1795 unter Ignaz Döllinger mit der
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Diss. "De febri fragmentum" zum Dr. med. promoviert. In dieser Arbeit vertrat er bereits brownianische Ansichten und betonte, daß Fieber nicht als Krankheit, sondern als Reaktion des Organismus zu betrachten sei. Neben seiner Praxis als öffentlich angestellter Arzt begann R. eine rege publizistische Tätigkeit - er veröffentlichte Beiträge in der Zeitschrift des Brownianers MeIchior Adam Weikard, mit dem ihn eine Freundschaft verband -, die seinen Ruf als Interpret und Verfechter einer neuen Med. begründete. Am 5. 1. 1796 wurde R zum ao. Prof. in Bamberg ernannt, 1797 gehörte er als Beisitzer der med. Fak. an, der Ruf auf ein Ordinariat für spezielle Pathologie und Klinik erfolgte am 26. 1. 1798. Seinem Wunsch, praktisch klinisch arbeiten zu können, wurde am 1. 6. 1799 mit der Ernennung zum Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus entsprochen. Die gedeihliche Zusammenarbeit mit Marcus, der inzwischen ebenfalls brownianisch therapierte und den R. während längerer Abwesenheit vertrat, machte das Bamberger Klinikum zu einem besonderen Anziehungspunkt für Studenten. Der große Zuspruch, den die Vorlesungen von R genossen, barg allerdings auch den Keim für spätere Konflikte und Rivalitäten mit Marcus, Döllinger und Philipp Franz von Walther. Als sich Friedrich Wilhelm Schelling von Mai bis Oktober 1800 in Bamberg aufhielt, regte er R. zur Übernahme naturphil. Ideen in sein med. Konzept an und kam durch R. zu einer positiven Einstellung gegenüber der Brownschen Lehre. Scharfe Auseinandersetzungen von R mit Gegnern des naturphil. orientierten Brownianismus, z. B. Christoph Wilhelm Hufeland, und die allmähliche Entfremdung von Marcus und Döllinger führten zur Fonnierung einer Opposition gegen R, die ihm 1802 ein von Joseph Reubel anonym verfaßtes Pasquill "Über die Afteranwendung des neuesten Systems der Phil. auf die Med." als eigene Schrift unterschob, die sein Ansehen nachhaltig beeinträchtigen sollte. Als er den am 4. 5. 1802 ergangenen Ruf nach Landshut annahm, galt R als international bekannter, aber umstrittener med. Reformer. Als Prof. für allgemeine Therapie, med. Klinik und Geschichte der Med. setzte sich R. gegen den Widerstand des Landshuter Stadtrats für die Errichtung und den Ausbau eines zentralen "Klinikums der Univ." ein, das er nach dem Bamberger Vorbild organisierte. Neben der inneren Abteilung, der R als Direktor vorstand, wurde eine chirurgische eingerichtet, die Philipp Franz von Walther leitete. R veranstaltete täglich den Kursus ,,Med.-klinische Schule, detailierte Anweisung am Krankenbette", vermittelte damit erstmals an der bayer. Landesuniv. modernen praktischen Unterricht und bezog die Studenten aktiv in den
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Röschlaub
klinischen Alltag ein. R., seit 1804 Medizinalrat, versuchte auch, das Medizinalwesen grundlegend zu reformieren, stellte sich gegen die etablierten ärztlichen Standesvertreter und machte sich durch eine kompromißlose Haltung viele Gegner. Georg Friedrich von Zentner, der R. als höchstdotiertes Mitglied der med. Fak. nach Landshut geholt hatte, äußerte sich 1807 enttäuscht über den unbequemen Prof., der sich obrigkeitlichen Anordungen entziehe. Die Konflikte führten 1824 zur vorübergehenden Versetzung von R. in den Ruhestand; am 13. 4. 1824 übergab er die interne Abteilung des Klinikums an Joseph August Schultes. Als Prof. für Med.geschichte wurde R. jedoch am 4. 8. 1825 reaktiviert und nach Verlegung der Univ. als Ordinarius für med. Methodologie und Enzyklopädie, allgemeine Pathologie und Therapie sowie Med.geschichte am 3. 10. 1826 nach München berufen. Auch hier trat R. aktiv für die Reform des Med.studiums ein. Seit 1828 Hofrat, ab 1830 Beisitzer im Obermedizinalausschuß, übte er neben seinen öffentlichen Ämtern stets die ärztliche Praxis, auch während der Choleraepidemie, aus. R. gehörte für mehrere Jahre dem Senat der Univ. an, 1828 war er Dekan der med. Fak., 1820/21 und 1822/23 Rektor. Die Berliner med.-chirurgische Gesellschaft wählte ihn 1827 zum Mitglied, er gehörte außerdem den physikalisch-med. Gesellschaften zu Venedig und Erlangen an. - R. war 1795-1816 ein sehr fruchtbarer med. Autor, der 18 teils mehrbändige Bücher und über 70 Aufsätze, meist in seinen eigenen Periodika, veröffentlichte. Von der positivistischen Historiographie allgemein als Epigone John Browns und wissenschaftsfeindlicher, naturphil.-schwärmerischer Theoretiker klassifiziert, wurde R. erst in jüngster Zeit als einer der bedeutenden Vertreter der ,,Romantischen Med." wiederentdeckt, sein Werk näher untersucht und gewürdigt. Seine konzeptionellen Ideen zur Erneuerung und Vervollkommnung der Med. entwickelten sich in verschiedenen Phasen: als Student erlebte er, enttäuscht von dem mechanistischen Körpermodell des Rationalismus und dem Pragmatismus der eklektisch-empirischen Praxis, das Brownsche System als eine die Med. revolutionierende Befreiung von epochaler Bedeutung. Diese Lehre erklärte Krankheit und Gesundheit als Phänomene, die auf unterschiedlich starke Reize zurückzuführen sind, deren graduelle Unterschiede sich als sthenische oder asthenische Krankheiten manifestieren können. Das relativ einfache Schema wurde von R. differenziert und eine Generation vor Fran~ois Joseph Broussais zur ersten physiologischen Krankheitslehre ausgebaut. Bereits in seiner Diss. 1795 begriff er die Pathologie als Teil der Physiologie, eine Vorstellung, die von
Johann Christian Reil übernommen und weiterentwickelt wurde. Im Brownianismus sah R. auch die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Kluft zwischen Vitalismus und Mechanismus überbrückt. Mit missionarischem Eifer trat er sowohl innerhalb der Med. als auch öffentlich für diese Lehre ein, so in den Jahren 1800/01, als er mit dem Dichter August von Kotzebue über das Brownsche System stritt. Als Forum diente R. sein ,,Magazin zur Vervollkommnung der Heilkunde". Zwischen 1801 und 1804 wandte sich R. unter dem Einfluß von Schelling, der auf Betreiben von R. am 5. 6. 1802 die Ehrendr.würde der med. Fak. in Landshut erhielt, der Naturphil. zu. Sie fand in seinem "Ersten Entwurf eines Lehrbuches der allgemeinen Jaterie" 1804 ihren Niederschlag. Insbesondere die Definition der verschiedenen Dimensionen der Natur als Organismus und des Lebens als dynamisch-prozeßhaftes Phänomen bezog R. in modifizierter Form in sein physiologisches Konzept ein. Allerdings erachtete er die naturphil. Elemente mit Anatomie und Physiologie nur als propädeutische Grundlagen der med. Theorie, nicht aber als Basis klinischer Handlungen und Heilpläne. Es kam deshalb zum Bruch mit Schelling. R. erarbeitete, beeinflußt von der Theosophie, der gnostischen Tradition und aufgrund der eigenen, im paracelsischen Sinn erworbenen ,,Erfahrenheit" eine stärker ontologisch orientierte Krankheitstheorie. In der Physiologie ging er von einer aus der Genesis entwickelten Kosmogonie aus, in der die biologischen Entwicklungsphasen mit dem Begriff der ,,Reifung" beschrieben werden. Den Brownianismus, dem er zur Blüte und Akzeptanz bei vielen Ärzten verholfen hatte, überwand er allmählich durch kritische Differenzierung. Seine Nachwirkung findet sich indessen in allen Bereichen, zu denen R. Beiträge lieferte. So in seiner 1802 geforderten rigorosen Erneuerung des Medizinalwesens, als deren Voraussetzung er die Einheit und wissenschaftliche Reform von innerer Med. und Chirurgie sah. Da das den Menschen umgebende Milieu den Organismus durch Reize beeinflusse, beschränkte sich R. nicht auf prophylaktische Hygiene, sondern forderte eine aktive Gestaltung der Umwelt. Med. und Hygiene seien befähigt, zur Veredelung des Menschengeschlechts beizutragen. In diesem Zusammenhang ist seine Stellungnahme zu dem Konflikt um die Bamberger Glashütte 1802/03 zu sehen, in der er vor einer Bedrohung der Gesundheit durch Gasemissionen warnte und das Problem zum Gegenstand der "med. Polizei" erklärte. Der Einfluß von Johann Peter Frank ist hier unverkennbar. Das besondere Augenmerk von R. aber galt während seiner verschiedenen Schaffensperioden immer der Klinik. Sein med.
Röschlaub Lehrgebäude, das neben der Hygiene die laterie als Theorie der Therapie und die Physiologie (Theorie der Lebensvorgänge), Nosologie (Theorie des Krankheitsprozesses), latreusiologie (Theorie des Heilungsprozesses) und larnatologie (Heilmittellehre) als propädeutische Fächer umfaßt, bildete den Ausgangspunkt für die Theorie der latrotechnik, die das Handeln in der Heilkunst bestimmt. Damit grenzte R. Theorie und Praxis klar gegeneinander ab. Während die med. Wissenschaft als Heilkunde Erkenntniszuwachs in den Naturwissenschaften sucht, muß der Arzt als Heilkünstler handeln, durch latrotechnik den dynamischen Krankheitsprozeß steuern und begleiten, um zur Prognose zu kommen, die gegenüber der Diagnose Vorrang besitzt. R. war somit keineswegs ein bloßer Theoretiker, die Klinik war für ihn das wichtigste Betätigungsfeld und das Hauptrnotiv, die Reform der med. Lehre an der Univ. zu fordern. Die ,,zeitschrift für latrotechnik" und das ,,Neue Magazin für die clinische Med." waren Instrumente zur Verfolgung dieses Ziels. Seine phi!. anspruchsvollen und terminologisch ungewöhnlichen Beiträge fanden jedoch nicht die erhoffte Resonanz. Erst sein Schüler Lukas Schönlein konnte, von der latrotechnik von R. ausgehend, die klinische Med. erfolgreich aufbauen. Das umfangreiche Werk von R. umfaßt auch das Gebiet der Geisteskrankheiten, bei denen er sich für die psychische Behandlung durch den Arzt aussprach, und die Anthropologie, in der er den Menschen als leibseelische Einheit begriff. In seiner letzten Schaffensperiode wandte sich R. intensiv den hippokratischen Schriften zu. Im Zusammenhang mit dem Auftreten der Cholera entwickelte er eine modern anmutende Infektionstheorie. Q Archiv des Erzbistums Bamberg, Lichtenfels, S. 75 F 312, S. 225 F 78, S. 233 F 428, S. 289 F 105; pfarrei St. Martin Bamberg, Kirchenbücher, Bd. 6, S. 484 F 203, Bd. 22, S. 176 F 851; pfarrei Unsere Liebe Frau Bamberg, Kirchenbücher, Bd. 17, S. 163 F 384, Bd. 18, S. 38 F 397; BayHStAM, MInn 23675/II/3; Stadtarchiv München, PMB R 158; UAM, E I 8 f. W Diss. inauguralis de febri fragmentum, Bamberg 1795; Von dem Einflusse der Brown'schen Theorie in die praktische Heilkunde, Würzburg 1798 (französische Übersetzung von Samuel Breinersdorf unter dem Titel: Traite de I'influence de la theorie de Brown sur la medecine pratique, Bamberg 1802); Untersuchungen über Pathogenie oder Einleitung in die med. Theorie, 3 Tle., Frankfurt a.M. 1798 (zweite veränderte Auflage unter dem Titel: Untersuchungen über Pathogenie oder Einleitung in die Heilkunde, 3 Bde., Frankfurt a.M. 1800-03; Lehrbuch der Nosologie, zu seinen Vorlesungen entworfen, Bamberg-Würzburg 1801; Über Med., ihr Verhältnis zur Chirurgie nebst Materialien zu einem Entwurfe der Polizei der Med., Frankfurt a.M. 1802; Erster Entwurf eines Lehrbuches der allgemeinen Jaterie und ihrer Propädeutik als Handschrift zu seinen
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Vorlesungen, Frankfurt a.M. 1804; Lehrbuch der besonderen Nosologie, Jatreusiologie und Jaterie, 2 Abt. in 3 Bd., Frankfurt a.M. 1807-10; An Doctor A. E Marcus über den Typhus, Landshut 1814; Phi!. Werke, Bd. 1: Über die Würde und das Wachstum der Wissenschaften und Künste und ihre Einführung in das Leben, Sulzbach 1827; Erklärungen über die wandernde Cholera-Krankheit und die gegen dieselbe bei ihrem Annahen, Eintreten und Herrschen zu ergreifenden Vorkehrungen, München 1831 (mit M. J. Röschlaub). - Hg.: Magazin zur Vervollkommnung der theoretischen und praktischen Heilkunde, 10 Bde., Frankfurt a.M. 17991809; Hygiea, Zs. für öffentliche und private Gesundheitspflege, 4 Stücke, Frankfurt a.M. 1803-05 (mit G. Oeggl); Zs. für Jatrotechnik, I Bd., Landshut 1804; John Brown's sämtliche Werke, 3 Bde., Frankfurt a.M. 1806/07; Neues Magazin für die clinische Med., 2 Stücke, Nürnberg 1816. L ADB XXIX 166 f.; DBA; DBA N. E; J. H. Jäck, Dr. A. R, in: Allgemeine med. Annalen des 19. Jh., Altenburg 1814, 702-14; Permaneder 223 f. u. ö.; Prantl I 698 u. Ö., Ir 521; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte IV 849 f. (W); K. Humbach, Die naturphi!. Schaffensperiode R, Diss. masch. München 1951; W Leibbrand, Die spekulative Med. der Romantik, Hamburg 1956,89 f. u. ö.; E. A. Geyer, Die med. Lehranstalten der Ludwig-Maximilians-Univ. in Landshut, Diss. München 1966, 16-30; C. Lehmann, Über die Med. an der Academia Ottonia und Universitas Ottoniana-Fridericiana Bambergensis 1735-1803, Diss. Erlangen-Nürnberg 1967,61 ff.; Beckenbauer, Univ.prof. 90-106 u. Ö. (P 2); G. Werk, Die Personalbibliographien des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen-Nürnberg 1970, 10-20 (W); BoehmlSpörl, LMU 209 (P 2); H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: BoehmlSpörl I 207 f.; R. Wittern, Geschichte der Med. an der LudwigMaximilians-Univ. in der ersten Hälfte des 19. Jh., in: Münchener Med. Wochenschrift 119 (1977) 985-88 (P 1); N. Tsouyopoulos, A. R. und die Romantische Med., Stuttgart-New York 1982 (W, PI); S. v. Moisy, Von der Aufklärung zur Romantik. Geistige Strömungen in München, Regensburg 1984, 138 ff. u. Ö. (P 2); Huber 571 u. ö.; U. Wiesing, Die Bamberger Glashüttengeschichte, in: Sudhoffs Archiv 75 (1989) 200-07; Ders., Der Dichter, die Posse und die Erregbarkeit, in: Med.historisches Journal 25 (1990) 234-51; Beckenbauer 35 ff. u. Ö. (P 2); M. Stolberg, Ein Recht auf saubere Luft? Umweltkonflikte am Beginn des Industriezeitalters, Erlangen 1994, 55 u. ö.; W. U. Eckart/C. Gradmann (Hg.), Ärztelexikon, München 1995, 308; M. Michler, Melchior Adam Weikard (1742-1803) und sein Weg in den Brownianismus, Halle 1995,77-83 (P 3); U. Wiesinger, Kunst oder Wissenschaft? Konzeption der Med. in der deutschen Romantik, Stuttgart-Bad Cannstatt 1995, 158-86. PI) Zeichnung von Peter von Cornelius, Staatliche Graphische Sammlung München, 2) Lithographie von Johann Nepomuk Strixner nach einer Vorlage von Ferdinand Piloty d.Ä., Stadtmuseum München, Graphiksammlung, M II1713, 3) Lithographie, Staatsbibliothek Bamberg, V. A. 331 m . C. Habrich
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Röttinger - Rohr
Röttinger (Rettinger), t 21. 2. 1570 Lavant.
Martin
Hercules,
V Paulus R. von Wisbach und Radeck, Dr. der Med., Arzt in Salzburg, M Dorothea Eringerin.
R. immatrikulierte sich als Salzburger Kleriker am 3. 9. 1537 in Ingolstadt und promovierte hier im WiSe 1538/39 zum Bakkalaureus. Im WiSe 1540/41 studierte R. vorübergehend in Tübingen. Nach seiner Rückkehr nach Ingolstadt promovierte er im WiSe 1541/42 zum Magister. Am 11. 5. 1542 wurde er ins Gremium, am 24. 1. 1544 ins Konzil der Artisten~ak. a~fgeno~men. Am 25. 6. 1544 beauftragte Ihn dIe Artlstenfak. bis zu einer definitiven Entscheidung Leonhard von Ecks über eine I!:eue Lekturenordnung provisorisch mit der Ubernahme der Grammatiklektur für drei Monate. Allerdings verlor er diese wieder an Wolfgang Gotthard, nachdem am 10. 10. 1544 die fak.eigene Poetiklektur mit der Grammatikvorlesung zusammengelegt worden war. Danach studierte R. in Italien an den Univ. von Padua, Bologna, Rom und Ferrara. In Ferrara promovierte er am 13. 11. 1550 zum Dr. iur. utr. 1551 erhielt er ein Kanonikat am Brixener Domkapitel, 1552 durch päpstliches Indult ein weiteres Kanonikat am Augsburger Domkapitel. 1553 weilte er als Ehrenkaplan am Hof von Kardinal Cristoforo Madruzzo. In Augsburg übernahm .. er während der folgenden Jahre mehrere Amter: 1555 war er Scholasticus, 1555/56 Dompfarrer und 1556 bischöflicher Offizial. 1556 wurde er Bischof von Lavant. Von Mai bis August 1562 nahm er als Abgesandter des Erzbischofs von Salzburg am Konzil von Trient teil. Q Domkapitelarchiv Brixen, KP IV, Va, V b, L. 152; Staatsarchiv Augsburg, Hochstift Augsburg, Münchener Bestand, Lit. 1005 I, 100811; UAM, GG IIV22, 0 IV2.
L Mederer 1161; Prantl I 213; A. Haemrnerle, Die Canoniker des Hohen Domstifts zu Augsburg bis zur Saecularisation, 0.0. 1935, 134; K. Wolfsgruber, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung in der Neuzeit 1500-1803, Innsbruck 1951, 195 f.; Seifert 143; R. Häfele, Die Studenten der Städte Nördlingen, Kitzingen, Mindelheim und Wunsiedel bis 1580. Studium, Berufe und soziale Herkunft, Bd. 2, Trier 1988, 383 ff.; Gatz I 579. C. Schöner
Rohr (Ror), Andreas, ern).
*
Pfellkofen (Niederbay-
V Schmied.
R. verdingte sich unmittelbar nach dem Abschluß seines Studiums, das er zwischen 1777 und 1783 an der Univ. Ingolstadt absolviert und mit dem Lizentiat der Rechte abgeschlossen hatte, als Anwalt und als öffentlicher, d. h.
von der jur. Fak. angestellter Repetitor. Im Frühjahr 1791 bewarb er sich zusammen mit Joseph von Sasso, dem jur. Repetitor am Albertinum, um eine ao. Professur an der jur. Fak. Obwohl dieses Gesuch von der Mehrheit der Mitglieder der zuständigen Univ.kuratel unter Verweis auf die seit 1784 geübte Politik einer zahlenmäßigen Festschreibung der Lehrkanzeln abgelehnt wurde, schloß sich Kurfürst Karl Theodor dem Minderheitsvotum seines geheimen Staatskanzlers, Friedrich Freiherr von Hertling, der sich von einer Aufnahme junger Gelehrter in die Fak. eine belebende Konkurrenz zwischen den Prof. versprach, an und ernannte am 19. 4. 1791 R. und Sasso zu ao. Prof. Als Lehrfach wurde R. das lus publicum zugewiesen. Da mit der Ernennung keine feste Besoldung, sondern lediglich die Aussicht auf Kolleggelder verbunden war, behielt R., dem am 2. 8. 1791 die jur. Dr.würde verliehen wurde, auch in der Folgezeit sein Repetitorenamt bei. Dagegen scheint er seine Tätigkeit als Advokat bald nach der Anstellung aufgegeben zu haben. Bestimmt wurde sein Wirken in der Folgezeit jedoch in erster Linie durch anhaltende Konflikte innerhalb der jur. Fak. über den Status der beiden neuen Extraordinarien. Abgesehen von Streitigkeitem zwischen R. und Sasso um den Vorrang innerhalb der Fak.hierarchie, die ersterer aufgrund seines höheren Alters und seiner größeren Erfahrung als Repetitor letztlich für sich entscheiden konnte, bestimmten Auseinandersetzungen der beiden ao. Prof. mit den alteingesessenen Ordinarien das Bild. Gelang es R. und Sasso anfänglich, den o. Prof. einige Befugnisse (Abhaltung von Examina über ihre Vorlesungen, Mitarbeit im Collegium judiciale) abzuringen, so mußten sie manche dieser Rechte, insbesondere solche, die ihre Mitwirkung an Geschäften der Fak. betrafen, im Laufe des Jahres 1792 auf Anordnung der Univ.kuratel wieder abgeben. Daraufhin bemühte sich R., dem am 25. 6. 1791 zusätzlich die Vorlesung über "juridische Enzyklopädie und Methodologie" übertragen worden war, um seine Ernennung zum o. Prof. Allerdings herrschte auf behördlicher Seite die Ansicht vor, daß die Lehrfähigkeiten von R. bei aller charakterlichen Eignung zu wünschen übrig ließen. Bereits Ende 1792 wurden deshalb Überlegungen angestellt, R. auf eine seinem Können angemessenere Stelle in der Staatsverwaltung zu versetzen. Dieser lehnte jedoch Anfang 1793 solch ein Angebot ab und bewarb sich weiterhin hartnäckig um eine o. Professur. Dabei betonte er stets seine Bereitschaft, im Falle einer Beförderung das bislang in Ingolstadt nicht angebotene allgemeine deutsche Privatrecht vorzutragen. Um seine Chancen zu erhöhen, übernahm er 1792-94 neben seinen Vorle-
Rohr - Roider sungen zum Ius publicum und zur jur. Enzyklopädie noch vertretungsweise das Fach der deutschen Rechtsgeschichte. Gleichwohl wurde R., der in jenen Jahren mehrere hundert Gulden Schulden hatte und um das materielle Überleben seiner Familie kämpfen mußte, weder das angestrebte Ordinariat noch ein regelmäßiges Gehalt zugestanden. Erst im Laufe mehrerer Jahre besserte sich seine Situation schrittweise. So wurde ihm nach dem Tod Sassos am 9. 11. 1793 die RepetitorensteIle am Albertinum, die mit einer Besoldung von 200 Gulden verknüpft war, übertragen. Am 12. 2. 1795 erhielt er zudem eine Zulage von 200 Gulden, die im Februar 1797 nochmals um den gleichen Betrag aufgestockt wurde. Im Juli 1797 übernahm R, dem Zeitgenossen ein "fröhliches stilles Betragen und unermiedeten Fleiß" attestierten, zusätzlich die Vorlesung über jur. Praxis, womit eine weitere Gehaltserhöhung um 200 Gulden verbunden war. Auch seine SteIlung innerhalb der jur. Fak. erfuhr mit der Ernennung zum Assessor im Spruchkollegium (30. 5. 1795) eine Aufwertung. Die Mitwirkung an den Entscheidungen der Fak. sowie die Teilhabe am Judicialconsilium blieben ihm dagegen weiterhin verwehrt. Eine entscheidende Änderung trat mit der Neuordnung der Univ. im Herbst 1799 ein. Die neue Administration machte mit der bereits seit Jahren gehegten Absicht, R. in die Staatsbürokratie zu übernehmen, Ernst und entließ ihn am 25. 11. 1799 aus seiner Professur sowie der RepetitorensteIle am Albertinum. Allerdings wurde ihm die Zusage gegeben, daß er bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit eine neue Anstellung erhalten und bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin im Genuß seiner alten Bezüge bleiben werde. Bereits drei Monate später, am 19. 2. 1800, wurde er denn auch als Hochschulkastner in Ingolstadt mit einem Gehalt von 1100 Gulden wieder angestellt. In dieser Funktion ist er noch 1803 nachzuweisen. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM, E II 272a. L Permaneder 40 u. ö.; Prantl I 671 u. ö.; Matrikel LMU; Buzas-Resch I 107; C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-München. Ein Beitrag zur Geschichte des bayer. Hochschultyps vom 18. zum 20. Jh., Berlin 1971,55 f. M. Schaich
Roider, Johann Peter, t 8. 4. 1820 München.
*
5. 8. 1776 München,
V Michael, Salzstößler, M Barbara.
R. besuchte in seiner Geburtsstadt die niederen Schulen und das Gymnasium (bis 1794). Anschließend studierte er Phil. am Münchener Lyzeum, ehe er zum Theol.studium nach Freising
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ging und dort auch Aufnahme in das bischöfliche Alumnat fand. Am 19. 5. 1799 zum Priester geweiht, wurde er Kaplan in der Pfarrei Velden, die Pfarrer Ludwig Konrad Graf von Berchem betreute, der zugleich Domherr in Freising war. Wohl dessen Fürsprache war es zu verdanken, daß R 1801 durch den Freisinger Fürstbischof Joseph Konrad von Schroffenberg zum Prof. der Moraltheol., Homiletik, Katechetik und Liturgie am bischöflichen Priesterseminar zu Dorfen bestellt wurde. Als dieses 1804 der Säkularisation zum Opfer fiel und mit dem Georgianum in Landshut vereinigt wurde, war er dort als Subregens vorgesehen. Er bewarb sich jedoch um die Pfarrei Zolling, weIche er sofort erhielt. 1808 wurde er durch das Vertrauen seiner Pfarrkollegen zum Kämmerer des Landkapitels gewählt und 1809 zum Distriktschulinspektor für das Landgericht Moosburg bestellt. Am 24. 11. 1815 wurde er Direktor des herzoglichen Georgianums als Nachfolger des Aufklärers Matthäus Fingerlos. Mit diesem Amt war zugleich eine Professur für Pastoraltheol. an der theol. Fak. der Univ. Landshut verbunden. Seine bisherige Pfarrei behielt er bei, ließ sie aber meist durch einen Vikar versehen. In der Fak. wie in der Leitung des Georgianums stand er besonders Johann Michael Sailer und dessen Gesinnungsgenossen nahe. Mit R hielt denn auch das von Sailer geprägte Priesterideal im Georgianum Einzug. Daneben bemühte er sich während seines Direktorats um eine Revision der bisherigen Seminarstatuten. R. starb überraschend bei einem Besuch seiner Geburtsstadt. Bei den Exequien hielt Sailer die Grabrede und rühmte seine Rechtschaffenheit und seine Verdienste um das Georgianum und dessen Stipendiaten. - Das literarische Werk von R ist bescheiden und befaßt sich vor allem mit der in katechetischer Form aufbereiteten Religionslehre zum Schulgebrauch und den Sakramenten. Weit bedeutender scheint sein seelsorgliches Wirken gewesen zu sein. Auch setzte er sich für seine relativ große Pfarrpfründe und deren Erhalt ein, so daß es nach seinem Tod auf dem Weg über seine Geschwister, die er zu Erben seines Vermögens eingesetzt hatte, zu einer "Pfarrer-Roider-Stiftung" kam, die den Fortbestand der Pfründe zugunsten der nachkommenden Pfarrer sicherte. Der bei Brandl erwähnte Erwerb des theol. Dr.grades läßt sich nicht erweisen. Hingegen wurden sein Seeleneifer und seine Freigiebigkeit sehr gerühmt. W Kürzerer Katechismus der christkath. Religionslehre für Volksschulen, München 1811 u. ö.; Christkath. Religionslehre für die reifere Jugend, München 1812 u. ö.; Ausführlicher Unterricht über die heiligen Sakramente der Buße und des Abendmahls, München 1813; Katechismus der christkath. Religion für die Schulen in
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Roider - Romuleus
Kempten, Kempten 1832 (fast wörtlicher Nachdruck des ..Kürzeren Katechismus"). L ADB XXIX 69; DBA N. E; J. M. Sailer, J. P. R. Bildung, Charakter und Leben, München 1821; Felder/ Waitzenegger II 169 f., III 542; Permaneder 346 u. ö.; Prantl I 710 u. Ö., II 517; Schmid 179 f. u. Ö. (P); H. Schiel (Hg.), Johann Michael Sailer. Leben und Briefe, 2 Bde., Regensburg 1948-52, 320 u. ö.; G. Schwaiger, Die altbayer. Bistümer Freising, Passau und Regensburg zwischen Säkularisation und Konkordat (180317), München 1959, 306 u. ö.; J. BrückI, Zolling II, Zolling 1968, 118 ff.; Beckenbauer, Univ.prof. 26 ff. u. Ö. (P); Leitschuh III 199; Brandl 200; Beckenbauer 191 u. ö.; Schwaiger 114 u. Ö. P Stich von J. C. Schleich, Stadtmuseum Landshut. E. M. Buxbaum
Rolandus (Rulandus, Ruelandt), Paul, markt (Oberpfalz).
*
Neu-
R. studierte in Wien (immatrikuliert im SoSe 1468), wurde im WiSe 1471/72 zum Magister promoviert und immatrikulierte sich am 11. 2. 1473 an der Univ. Ingolstadt. Er las als Kollegiat des Ingolstädter Collegium vetus an der Artistenfak., war im SoSe 1477 Dekan der Fak. der Via moderna und studierte Theol. (am 4. 9. 1476 war er zum Bibelkurs zugelassen worden). Im WiSe 1480 wurde er als "sacre theologie baccalarius formatus" zum Rektor der Univ. gewählt, wobei wegen Stimmengleichheit zwischen ihm und dem Magister Michael Putersaß Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut die Wahl zu seinen Gunsten entschied. Am 1. 2. 1484 erwarb R. die theol. Lizenz, danach auch den Dr. theol. Wie lange er in Ingolstadt blieb (1486 ist er noch als Kollegiat verzeichnet), ist ebensowenig bekannt wie sein weiterer Werdegang. Q Univ.archiv Wien, AFA III, f. 227 v. L Mederer I 20; Matrikel LMU; Prantlii 74; W. SzaivertlF. Gall (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Wien, Bd. II/I, Graz-Wien-Köln 1967, 102; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfak., in: HJb 89 (1969) 36 ff.; Kausch 232; Schöner 465 u. Ö.
ordens ein. 1665-68 absolvierte er in Ingolstadt seine phil. Studien. Sein Magisterium führte ihn 1668/69 nach Dillingen, wo er Grammatik lehrte, dann wieder nach Ingolstadt, wo er am akad. Gymnasium Grammatik und Humaniora unterrichtete. Sein anschließendes Theol.studium absolvierte er 1672-76 ebenfalls in Ingolstadt. 1676 wurde R. in Eichstätt zum Priester geweiht. Nach dem Abschluß des 1676/77 in Altötting verbrachten Tertiats lehrte er ein Jahr lang Phil. in Konstanz. Am 25. 4. 1678 ersuchte er - bereits zum wiederholten Mal - den Ordensgeneral, in die überseeische Mission gehen zu dürfen. Statt dessen wurde R. in Luzern eingesetzt, wo er 1678-81 den dreijährigen phil. Kurs hielt, am 2. 2. 1680 Profeß feierte und 1681/82 Kontroverstheol. lehrte. 1682-85 gehörte R. der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt an, um dann erneut in Luzern 1685-92 als Theol.prof. und Studienpräfekt zu wirken. Nach einer kurzfristigen Professur für scholastische Theol. in Innsbruck 1692/93 war R. 1693-98 Rektor des Kollegs in Luzern, dessen Bestand aufgrund der Spannungen mit den zum Teil gallikanisch-jansenistischen und antijesuitischen Ratsherren sowie durch finanzielle Nöte und wirtschaftliche Mißgriffe von R. zeitweise gefährdet war. Anschließend fungierte er 1698 als Vizerektor in Konstanz und 16981700 als Dogmatikprof. an der Univ. Dillingen. Von dort wechselte er ans Jesuitenkolleg Porrentruy, wo er 1700-1703 das Rektorat innehatte. Anschließend kehrte er als Minister ans Luzerner Kolleg zurück, wo er von 1704 bis zu seinem plötzlichen Tod wiederum das Rektorat übernahm. W Scala philosophica a creatura ascendens ad creatorem, olim structa a divina sapientia, Luzem 1684. Ungedruckt: Tractatus theologici secundum Thomam Aquinatem (BSB, clm 12426). L De Luca 62; Romstöck 319 ff.; Sommervogel VII 29; Specht 285; Gröber 279; Matrikel LMU; Ger! 352; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 242 f.; Strobel 152 f. E. Droß
H. Zedelmaier
Roll von Bemau, Franz Karl, SJ, * 6. 4. 1645 Bernau bei Leibstadt, t 28. 1. 1705 Luzern. V Franz Ludwig, * 1622, t 1692, M Maria Agnes von Schönau.
R., der aus einem bekannten Urner Adelsgeschlecht stammte und dessen Vater 1690 von Kaiser Leopold 1. in den Freiherrnstand erhoben worden war, studierte 1661/62 an der phil. Fak. der Univ. Freiburg i.Br. Am 17. 10. 1662 trat er in Landsberg ins Noviziat des Jesuiten-
Romuleus (Romoli), Bartholomeus, * Florenz, t 1588 Florenz, 0 Figline bei Florenz. R., Dr. beider Rechte, wurde 1548 als Prof. für die Pandektenlektur an die Univ. Ingolstadt berufen. Nach dem Abgang des Francesco Zoanetti las er an dessen Stelle den Kodex. Die erste seiner fünf Amtsperioden als Rektor der Univ. fällt unmittelbar in die Zeit nach dem Beginn seiner Lehrtätigkeit in das SoSe 1548. Zum Zeitpunkt seines letzten Rektorats im WiSe 1570 war der einem Florentiner Patriziergeschlecht entstammende R. päpstlicher Proto-
Romuleus - Rosa notar und kaiserlicher Pfalzgraf. Nach langem, erfolgreichen Wirken in Ingolstadt folgte er Mitte 1577, nachdem er 1571 noch verzichtet hatte, einem Ruf an die Univ. Pisa. In seiner Ingolstädter Zeit veröffentliche R. zahlreiche Schriften zu verschiedenen zivilrechtlichen Fragen. Q BSB, 4° Bav. 2216, clm 1587; UBM, 8° H.lit. 176. W Compendium seu tractatus constituti possessorii, Dillingen 1567; Compendium seu tractatus de mora obligationibus, Ingolstadt 1569; Compendium seu tractatus in utilissima et quotidiana materia homicidii, Ingolstadt 1569. L DBA; G. Negri, Istoria degli scrittori Fiorentini, Florenz 1722,84; Mederer I 206 u. ö.; Prantl 1196 u. Ö., 11 493; Matrikel LMU; Wolff 124 u. Ö. H. Wolff
Rosa (Roß, Rose, Ros, Rosen), Augustinus, * 1496 Ingolstadt, t 2. 7. 1546 Regensburg, 0 Regensburg, St. Emmeram. V Johannes, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Elisabeth, t 28. 3.1512.
R. wurde am 9. 10. 1511 an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Am 5. 2. 1515 wurde er zum Magister artium promoviert und am 3.12. desselben Jahres ins Gremium der lesenden Magister der Artistenfak aufgenommen. Vor 1522 graduierte R. zum Dr. beider Rechte. Er übernahm den Lehrstuhl für Institutionen und stand der jur. Fak. im WiSe 1522 als Dekan vor. Unmittelbar darauf, wohl Mitte 1523, folgte er einem Ruf nach Regensburg, wo er als bischöflicher Kanzler 24 Jahre lang bis zu seinem Tod wirkte. Q BSB, 4° L. impr. c. n. mss. 93; UAM, D III 4, GG III 22. L Prantl I 188,11 165 u. ö.; K. Schottenloher, Aus dem Tagebuch des Ingolstädter Rechtslehrers Dr. Johannes R. (1508-1518), in: HJb 47 (1927) 100 f.; Matrikel LMU; Wolff 114 f. u. ö.; Schöner 344 ff. H. Wolff
Rosa (Roß), Hieronymus, * 16. 2. 1493 Ingolstadt, CD 21. oder 28. 1. 1526 Anna. V Johannes, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Elisabeth, t 28. 3. 1512.
Über den Ausbildungsgang von R. ist wenig bekannt. Am 16. 1. 1508 immatrikulierte er sich an der Univ. Ingolstadt. Er erwarb jedoch weder hier noch, soweit nachprüfbar, an einer anderen Univ. je einen akad. Grad. Dafür stand er spätestens seit dem Frühjahr 1511· in einer nicht näher eingrenzbaren Beziehung zu Johannes Aventin, vielleicht als dessen Schüler. Als sich R. ebenso wie sein Bruder Augustinus nach dem Tod des Vaters 1518 in finanziellen
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Schwierigkeiten befand, vermittelte ihm Aventin bei Leonhard von Eck die Anwartschaft auf die Nachfolge von Johannes Würzburger auf der Mathematiklektur, die er wohl seit Ende 1519 bis Januar 1522 innehatte. Nach der Resignation auf die Mathematiklektur scheint R. noch mindestens bis 1531 in Ingolstadt geblieben zu sein, da die Taufpaten seiner Kinder alle aus dem Umkreis der Univ. stammten. Darüber, wie er sich während dieser Jahre seinen Lebensunterhalt verdiente, ist nichts bekannt. Auch sein weiterer Lebensweg liegt im dunkeln. - Auf die Entwicklung der Mathematik in Ingolstadt blieb das Wirken von R. ohne Einfluß. Werke von ihm haben sich nicht erhalten. Q BSB, 4° Limp.c.n.ms. 93; UAM, D III 4. L Johannes Turmair's genannt Aventinus sämmtliche Werke, hg. von der Kgl. Akad. der Wissenschaften, Bd. I, München 1880, 640 f.; K. Schottenloher, Aus dem Tagebuch des Ingolstädter Rechtslehrers Dr. Johannes R. (1508-18), in: HJb 47 (1927) 97-101; Wolff 114 f.; Schöner 17 u. Ö. C. Schöner
Rosa (Ros, Ross, Rosen), Johannes, * Bamberg, t 9. 9. 1518 wohl Ingolstadt, CD 1) Elisabeth, t 28. 3. 1512, 2) N. N. R. studierte 1477-79 in Leipzig. Im Mai 1483 wurde er auf eine kanonistische Lektur an der Univ. Ingolstadt berufen, vom Herzog aber in einem des öfteren zu beobachtenden Verfahren sofort wieder freigestellt, um an einer italienischen Univ. das Doktorat erwerben zu können. Als ,,Dr. decretorum" kehrte R. Anfang 1484 als "ordinarius novorum iurium pontificalium" (2. kanonistischer Ordinarius) an die Univ. Ingoi stadt zurück. Diese Lektur versah er 35 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1518. Nicht nur die ungewöhnlich lange Zeitdauer seines Wirkens, sondern auch seine weitgespannten Aktivitäten zeigen R. als den in Univ.belangen wohl engagiertesten jur. Prof. der Frühzeit Ingolstadts. Zweimal (WiSe 1509/10, WiSe 1517/18) war er Dekan der jur. Fak., 1503-10 Univ.kämmerer. Zwischen 1509 und 1518 wirkte er an der Graduierung von nahezu 20 jur. Kandidaten mit. 1508/09 vertrat er seinen ans Reichskammergericht beurlaubten Kollegen Hieronymus de Croaria als 1. Kanonisten. Wie Croaria beschäftigte sich auch R. intensiv mit Anliegen der Univ.reform. Der herzoglichen Untersuchungskornmision von 1497 unterbreitete er ausführliche Vorschläge und befürwortete etwa die Errichtung einer speziellen Burse für jur. Studenten. Führend beteiligt war er auch an der Statutenreform von 1507 ("Nova Ordinatio"), wobei er in einem Gutachten nicht mit Kritik an seinen Prof.kollegen sparte und u. a. genaue
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Rosa - Rosenbusch
Vorschläge zu den Promotionsgebühren vorlegte, und an den Arbeiten zur Statutenrevision von 1522. 1508 vertrat R. die Univ. bei einem Rechtstag mit der Stadt Ingolstadt wegen der Besteuerung der Univ.angehörigen vor dem bayer. Herzog. 1497-1502 ist R. als Mitglied des Landshuter Hofgerichts nachzuweisen. 1502 bestellte ihn Herzog Georg von Niederbayern zu seinem Rat, 1507 Herzog Albrecht IV. R. war ein gesuchter Verfasser von Rechtsgutachten, von denen sich mehrere erhalten haben, nicht nur für seine wittelsbachischen Dienstherren, sondern auch für die Bischöfe von Regensburg und Eichstätt, die Reichsstadt Regensburg und nicht zuletzt für seine Univ. Die erhaltenen Tagebuchaufzeichnungen der Jahre 1508-18 gewähren Einblick in das alltägliche Leben von R. und berichten von seinen zahlreichen Reisen, u. a. zum Reichskammergericht nach Worrns. Einer seiner Söhne, Augustinus R., studierte 1511-15 in Ingolstadt und war hier kurzzeitig 1522 Prof. des Zivilrechts. Q BSB, 4° Limpr.c.n. mss. 93 (eigenhändige Tagebuchaufzeichnungen 1508-18 in einem gedruckten lateinischen Almanach, Venedig 1507).
W Ratschlag für die Umgestaltung der Statuten der jur. Fak. 1507, in: Prant!1I 139-43. L K. Schottenloher, Aus dem Tagebuch des Ingolstädter Rechtslehrers Dr. J. R. (1508-18), in: HJb 47 (1927) 97-101; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 120-89; Seifert, 38-56 u. ö.; Seifert, Statuten 83 u. ö.; Wolff 30 u. ö.; Schöner 274 u. ö. R. Stauber
und gehörte der dortigen theo!. Fak. dann bis 1737 an, zunächst 1726-29 als Prof. für Moraltheo!., anschließend als Prof. für scholastische Theo!.; vierrnal stand R. der Fak. als Dekan vor. In der Folgezeit nahm er diverse Ordensämter wahr: 1737/38 war er Minister am Kolleg Freiburg i.Br., 1738-40 Regens am Konvikt zum H!. Ignatius in Ingolstadt, ab Oktober 1740 Rektor am Kolleg Fribourg. Ende 1741 wurde R. dann von Kaiser Karl VII. als Beichtvater nach München erbeten. Nach dem Tod des Kaisers, dem er auch ins Exil gefolgt war, bat R. um seine Entlassung aus dem Hofdienst und stand 1745-48 als Rektor dem Augsburger Jesuitenkolleg vor. Ab 1748 war er erneut l\m Münchener Hof als Beichtvater tätig. Bis zu seinem Tod betreute er in dieser Eigenschaft die Gemahlin von Kurfürst Max III. Joseph, die sächsiche Prinzessin Anna Sophia. Die letzten drei Jahrzehnte seines Lebens mit Ordensämtern und seelsorgerischen Aufgaben betraut, trat R. durch keine wissenschaftsgeschichtlich relevanten Aktivitäten hervor. Ein vom Kurfürsten in Auftrag gegebenes Gutachten der Münchener Jesuiten von 1748 über die Frage, ob dem Volk eine Sondersteuer auferlegt werden könne, um die drückende Schuldenlast Bayerns zu tilgen, trägt die Handschrift von R. Der Kernsatz des Gutachtens sagte aus, daß der Fürst kein Eigentumsrecht über den Besitz seiner Untertanen habe, und lehnte somit die Sonderbesteuerung ab. L Prant! I 542; Romstöck 321 f.; Specht 289; Duhr lVI 2368 u. ö.; Ger1353; Kurrus 11310 u. ö.; Strobel 198; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 77 f. A. ToelinerlW. Müller
Rose (Rosee), Menrad (Meinrad) de, SJ, * 19.4.1690 Porrentruy (Schweiz), t 20. 9.1767 München. V Jean Germain, fürstbischöflicher Rat, t 1708; M Jeanne-Helene de La Bresche.
*
1654,
Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Porrentruy trat der aus adeligem Geschlecht stammende R. am 15. 10. 1707 in Landsberg ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Dem Studium der Phi!. in Ingolstadt folgten Lehraufenthalte an den Jesuitenkollegien in Porrentruy (1712/13) und Fribourg (1713-15). Wiederum in Ingolstadt studierte R. 1715-19 Theo!. Nach der Priesterweihe in Eichstätt 1719 absolvierte er 1719/20 das Tertiat in Ebersberg, um anschließend als Prof. für Phi!. 1720-22 am Kolleg Porrentruy und 1722-25 an der Univ. Dillingen zu wirken. Gleichfalls in Dillingen legte R. 1725 das vierte Gelübde ab. Es folgte 1725/ 26 eine kurze Lehrtätigkeit als Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt. 1726 erwarb R. an der Univ. Freiburg i.Br. den Grad des Dr. theo!.
Rosenbusch (Rhododendros, Rosenpusch), Thomas, * München, t 1516. R. immatrikulierte sich am 9. 5. 1500 an der Univ. Ingolstadt. Sein weiterer Studienweg führte ihn nach Freiburg i.Br., wo er 1503, eingeschrieben als "clericus", bei Ulrich Zasius studierte, sodann 1505 nach Bologna. Er kehrte nach Ingolstadt zurück, wo er 1508 das Lizentiat und am 25. 9. 1510 das Doktorat in Zivilrecht erlangte. Von 1510 bis Mitte 1514 hatte er das Ordinariat für Zivilrecht inne; als Dekan der jur. Fak. ist er im SoSe 1510 und im SoSe 1518 nachgewiesen. Im SoSe 1513 und im WiSe 1513/14 stand er der Univ. als Rektor vor. 1514 wurde er von Herzog Wilhelm IV. von Bayern zum täglichen Rat und Regierungskanzler in Landshut ernannt. R. ertrank 1516. Seine Interessen hatten über sein engeres universitäres Tätigkeitsgebiet hinausgewiesen. 1502 wirkte er in Ingolstadt bei der Aufführung einer Tragödie des Jakob Locher mit. Der
Rosenbusch - Rotmar berühmte Humanist veröffentlichte posthum an den bayer. Herzog gerichtete, in humanistischer Manier stilisierte Reden von R. Q UAM, GG IVa. W Orationes tres humanissimi ac doctissimi Thome Rosenpuschii, Augsburg 1517. L Mederer I 58 u. ö.; Prant! I 119; Knod 460; K. Schottenloher, Aus dem Tagebuch des Ingolstädter Rechtslehrers Dr. Johannes Rosa (1508-1518), in: HJb 47 (1927) 99; Matrikel LMU; H. Winterberg, Die Schüler von Ulrich Zasius, Stuttgart 1961, 61; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 182; Ders., Klerus und Laienwelt in der Kanzlei der baier. Herzöge des 15. Jh., in: ZBLG 29 (1966) 251; Wolff 271 u. ö. H. Wolff
Rotmar (Rothmar, Rotmarus, Rottmaier, Rottmar, Rottmayer), Valentin, * Salzburg, t 9. 3. 1581 Ingolstadt, m N. N., geb. Khempter, * Konstanz, t zwischen 1565 und 1572 wohl Ingolstadt.
R. stammte aus frommer kath. Familie, die väterlicherseits in der Salzburger Gegend, vermutlich in Grassau im Chiemgau, ansässig war; sein Onkel Johannes Rottmayer aus Grassau (Grassental), dem er dankbares Andenken bewahrte, hatte sich 1511 an der Univ. Ingolstadt inskribiert und stand später in Diensten des Erzbistums Salzburg. Erzbischöfliche Förderung ermöglichte das Studium seines Neffen in Freiburg i.Br. bis zum Erwerb des Magister artium, bevor er in Konstanz und Salzburg in Schulen unterrichtete. Nach Selbstaussage übersiedelte R. 1565 mit seiner schwerkranken Frau und Kindern von Salzburg nach Ingolstadt; die Matrikel führt ihn als ,,Magister ... Medicinae studiosus". Am 9. 2. 1571 richtete die Univ. eine Bittschrift an den herzoglichen Kanzler Simon Eck, R. in Nachfolge von Philipp Menzel, der zwecks med. Promotion nach Italien zog, die Poetik-Professur zu übertragen, damit die Jesuiten nicht auch diese Lektur an sich zögen. Zur Qualifikation wurde betont, R. sei ein frommer Mann, ein guter Poet und um die Univ. verdient, da er etliche Jahre jene "professores artium", die verreist oder verhindert waren, vertreten, überdies viele öffentliche Orationen gehalten und auch viele "feine carmina" geschrieben habe. Da die Übertragung der Cicero-Lektur ("latinae literaturae Professioni") 1569 anstelle von Friedrich Landau sich wieder zerschlagen hatte, außerdem das Privatpräzeptorentum im Niedergang begriffen war, befand sich R. mit Frau und kleinen Kindern in Notlage. An der Artistenfak. vollzog sich seit der Reform von 1526 ein Strukturwande1 durch Einrichtung besoldeter Fachlekturen, was sich 23 Biograph. Hdb. I
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u. a. abzeichnete in der Professionalisierung der Magister, unter denen damals vermehrt verheiratete Lektoren, wie R., begegneten. Durch landesherrlichen Rezeß vom 17. 2. 1571 wurde dem Gesuch stattgegeben und R. die fak.eigene Poetiklektur übertragen. Allerdings verließ R. Ingolstadt wieder im Mai 1572 zur Übernahme einer SchulrektorensteIle in Augsburg, kehrte aber im März 1574 zurück, als ihm bei Neuorganisation der Fak. nach vorläufigem Abzug der Jesuiten die universitäre Rhetorik-Professur mit einem Stipendium von 100 fl. angetragen wurde; er nahm sie fortan neben Johannes Engerd, seinem Nachfolger von 1572 auf der Poetik-Lektur, wahr, zugleich mit Sitz im Senat. 1576 wurde R. nach humanistischer Manier zum "poeta laureatus" gekrönt durch den Prokanzler Martin Eisengrein, der als Hofpfalzgraf (Comes Palatinus Apostolicus et Caesaraeus) seine erste Dichterkrönung 1571 an Philipp Menzel vorgenommen hatte; es folgten 1572 Engerd, 1575 Johann Bregel und als vierter R. Zuvor schon hatte Eisengrein R. zu dem Werk ermutigt, das dessen Ruhm als Pionier der Ingolstädter Univ.historiographie begründen sollte: 1580 erschienen die "Annales" mit Widmungsbrief vom I. I. 1580 an den früheren Studenten Markgraf Philipp von Baden. Die weitere Materialsammlung, zu deren Treuhänder R. vor dem Tode seinen Kollegen und Freund Engerd bestimmte, veröffentlichte dieser 1581 unter dem Titel "Almae Ingolstadiensis academiae tomus primus"; nach der dritten Säkularfeier (1772) publizierte schließlich Johann Nepomuk Mederer die Bearbeitung und Fortführung der Annalen in vier Bänden 1782. Wenn die originalen Annalen von R. als antiquarische Seltenheit gelten, so erklärt sich das aus der scharfen Reaktion des Stadtrats auf die Publikation: aus Empörung über die Darstellungsweise von Konflikten zwischen Stadt und Univ. (Beschwerden vorn 24. 2. und 29. 11. 1580) - der Autor habe sich "mer pro sycophanten als historiographo" erzeigt - ließ der Magistrat den Rest der Auflage aufkaufen und vernichten. Wohl erst der Tod von R. beendete diese Kontroverse. - R. gehörte zu den renommierten Repräsentanten der Studia humanitatis in Ingolstadt sowie zu den Zeugen für den Strukturwandel der Artistenfak. im Kampf um Gleichrangigkeit mit den höheren Fak. und um Selbstbehauptung vor der Übernahme durch die Societas Jesu 1585. Die von ihm gesammelten Orationen Ingolstädter Prof., darunter u. a. "De doctoratu philosophico" von Veit Amerbach, harren diesbezüglich noch der historischen Auswertung. W Notae ad Appoloniam Rhodium, Basel 1572; Poesis, quae continet historiam de sacello beatae Mariae virginis in veteri Oettinga, Augsburg 1574; Assertiones
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Rotrnar - Rott
rhetoricae (Praes.; Resp.: W. Pihelmair), Ingolstadt 1575; Annales Ingolstadiensis academiae, Ingolstadt 1580; Almae Ingolstadiensis academiae tomus primus, Ingolstadt 1581 (nach dem Tod von R. von Johann Engerd vollendet und herausgegeben); Carolidum libri tres de vita et rebus gestis divi Caroli V., Ingolstadt 1583 (nach dem Tod von R. von Johann Engerd fertiggestellt und Kaiser Rudolph 11. gewidmet). - Hg.: Tomus primus orationum Ingolstadiensium, Ingolstadt 1571; Orationes funebres quatuor in obitum ... Martini Eisengreinii, Ingolstadt 1578. - Zahlreiche Carmina zu verschiedenen Anlässen (in Einzeldrucken) seit 1575. L ADB XXIX 380; DBA; Mederer I I ff. u. Ö., II 3 u. Ö., IV 334; Kobolt 567 f. (W); Kobolt, Erg. 347-51; Hurter III 117; Prantl I 293 f. u. Ö., II 496; Matrikel LMU; Buzas 64; Seifert, Statuten 251 f. u. ö.; Seifert 357 ff. u. ö.; Kausch 24 f. u. ö.; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: Boehm/Spörl II 57 f.; A. Seifert, Der Humanismus an den Artistenfak. des kath. Deutschland, in: W. Reinhard (Hg.), Humanismus im Bildungswesen des 15. und 16. Jh., Weinheim 1984, 146 ff.; Schöner 399 u. Ö. L. Boehm
Rott (Rot, Roth), Hugo Anton, SJ, Augsburg, t 17.2.1636 Ebersberg.
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1570
R. stammte aus vermögender Augsburger Familie, aus der mehrere Mitglieder ab 1580 in der Ingolstädter Matrikel als "Patrizier" verzeichnet sind. Schon als Knabe 1582 zusammen mit dem ein Jahr älteren Bruder Karl an der Univ. Ingolstadt inskribiert, trat er am 15. 6. 1584 in Landsberg das Noviziat der Societas Jesu an und empfing nach Studien der Phil. und Theol. sowie der Absolvierung des Magisteriums am 11. 3. 1595 in Augsburg die Priesterweihe. Nachdem er 1596/97 Logik an der Univ. Dillingen vorgetragen hatte, lehrte er ab dem WiSe 1597 in Ingolstadt als Prof. der Phil., um am 14. 6. 1600 unter dem Vorsitz von Jacob Gretser SJ Thesen "aus allen Teilen des Divus Thomas" zwecks Erlangung der "licentia theologica" zu verteidigen. Am 3. 7. präsidierte er selbst bei der phil. Disputation seines Ordensbruders Jacob Bidermann. Im Herbst 1600 als Prof. der Kasuistik in die the01. Fak. aufgenommen, wurde R. noch im gleichen Jahr an die junge Ordensniederlassung Landshut versetzt, wo er am 14. 9. 1604 Profeß ablegte und bis 1619 als Novizenmeister und Rektor wirkte. Nach kurzem Aufenthalt in Ebersberg als Tertiatsinstruktor wurde R. nach Freiburg i.Br. zur Vorbereitung der Kolleggründung berufen, wo er mit den ersten Jesuiten, unter ihnen Christoph Scheiner, am 15. 11. 1620 eintraf. R. amtierte dort als erster Rektor ab 2. 1. 1621, unterbrochen nur durch die Teilnahme an der 14. Prokuratorenkongregation in Rom 1622/23. Die Ernennung zum Rektor des
Jesuitenkollegs in Ingolstadt erfolgte am 27. 7. 1624, seine Ankunft am 2. 8. Die letzten Jahre ab September 1628 verbrachte R. wiederum als Tertiatsinstruktor in Ebersberg. - Sogleich nach Übernahme der Kollegleitung in Ingolstadt spielte R. eine führende Rolle in der ordensinternen Debatte um die Errichtung einer Lehrkanzel für Geschichte. Außer literarischphilologischer Bildung (Matthäus Rader sandte ihm 1611 seinen Martial-Kommentar) zeigte R. besonderes historisches Verständnis für Gesetzestexte; 1624 gutachtete er als Anwalt für die Historie als notwendige Hilfswissenschaft zum Studium sowohl der Theol. als auch der Jur. unter Einbeziehung von Kirchen- bzw. Häresiengeschichte. Das Projekt scheiterte vorerst d. h. für ein Jahrhundert - an fachorganisatorischen Bedenken, aber historische Interessen, auch in der jesuitischen Historiographie am Hofe Maximilians I. gepflegt, wirkten im Lehrbetrieb fort. R. befaßte sich im übrigen einesteils mit Moral-Themen - so ein postum erschienenes Werk; er war Besitzer eines Autographs der "Confessiones" von Petrus Canisius, -, anderenteils mit kontroverstheol. Problemen. So verteidigte R. anonym die asketische Schrift Robert Bellarrnins ,,oe gemitu columbae" (1615) gegen die Polemik "Vox turturis" (1625) von Jacob Gravina OP, die von dem Jesuitengegner Kaspar Schoppe propagandistisch ausgeschlachtet worden war; und er lieferte dem Ingolstadt-Dillinger Kollegen Lorenz Forer SJ Material für dessen Streitschrift gegen Schoppe. W Theses theologicae ex omnibus divi Thomae partibus (Resp.; Praes.: J. Gretser), Ingolstadt 1600; (anonym), Cavea turturi male contra gementem Roberti cardinalis Bellarmini columbam exultanti, a Theologo veritatis vindice structa, München 1631; Via regia virtutis et vitae spiritualis omnium reJigiosorum institutis accomodata, München 1639. L ADB XXIX 312; DBA; DBA N. E; Mederer II 148 u. ö.; Kobolt 565 f.; Prantl 1408 u. ö.; I. v. DölJingerlF. H. Reusch, Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-kath. Kirche seit dem 16. Ib. mit Beiträgen zur Geschichte und Charakteristik des Jesuitenordens, Bd. I, NördJingen 1889,584 f., Bd. 2, ebd., 309; Romstöck 322 ff. (W); Sommervogel VII 211 f. (W); Specht 289; Duhr IIII 204; Matrikel LMU; Hurter III 686 (W); Kraus, Personalbibliographien 103 ff. (W); Kurrus I 58 ff. u.· Ö., II 17 f. u. ö.; Ger! 354; H. Dickerhof, Univ.reform und Wissenschaftsauffassung. Der Plan einer Geschichtsprofessur in Ingolstadt 1624, in: HJb 88 (J 968) 325-68; Strobel 288 f.; A. Seifert, Die jesuitische Reform. Geschichte der Artistenfak. im Zeitraum 1570 bis 1650, in: Boehm/Spörl II 82 f.; J. Fejer, Defuncti primi saecuJi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 217; A. Schmid (Hg.), P. Matthäus Rader SJ (Gelehrtenkorrespondenz), Bd. I: 1595-1612, München 1995, 558 f. u. Ö. L. Boehm
Rousseau Rousseau, Georg Ludwig Claudius, * 24. 9. 1724 Königshofen (Grabfeld), t 24. 1. 1794 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD I) 1751 Anna Maria Cavallo, t 8. 11. 1771,2) 1773 Maria Walburga Schmid, t 13.9. 1774. V Peter (Pierre ), Arzt, M Gertraud von Fichte!.
R besuchte die Augustinerschule in Neustadt an der Saale und schloß eine zweijährige Apothekerlehre in Kitzingen an. Danach verbrachte er ein Jahr in Würzburg. In der Hofapotheke St. Afra in Augsburg erwarb er sich gründliche praktisch-chemische Kenntnisse und soll zugleich mit Rosenkreuzern in Berührung gekommen sein. Nach einer zweijährigen Tätigkeit in München konditionierte er einige Monate in Passau und kam 1748 als Provisor in die "Untere Apotheke" von Johann Sebastian Cavallo nach Ingolstadt. Nach dem Apothekerexamen vor der med. Fak. am 8. 5. 1751 übernahm er die Leitung der jurisdiktioneIl dem Magistrat unterstehenden Apotheke und erhielt das Bürgerrecht in Ingolstadt. 1753 kaufte R die Apotheke von seinem Schwiegervater, der weiterhin die Univ.apotheke betrieb. Im gleichen Jahr wurde R. in den Äußeren Rat der Stadt gewählt. Unter Anleitung des Anatomen Johann Leonhard Obermayr eignete sich R phi!. und physikalische Kenntnisse an. Im Rahmen der Reform der med. Fak. 1754 beauftragte ihn Johann Anton von Wolter, Vorschläge für den chemischen Experimentalunterricht an der med. Fak. zu erarbeiten. R bot sich selbst als Demonstrator an und richtete ein eigenes Laboratorium in seinem Haus ein. Dank der Protektion Wolters wurde R. am 16. 4. 1760 von Kurfürst Maximilian III. Joseph als chemischer Demonstrator an der Univ. angestellt. Anfangs noch Joseph Anton Carl unterstellt, der chemische Theorie las, übernahm R später auch die Vorlesung, die er in deutscher Sprache hielt. Diese Neuerung rief Franz Anton Stebler auf den Plan, der in einem Bericht die Funktion eines chemischen Demonstrators für unnötig und die Vorlesung durch einen Prof. der Med. für ausreichend erachtete. Auch Cavallo meldete als Univ.apotheker sein Anrecht auf die chemischen Demonstrationen an, so daß die Univ. das Amt von Rauf Cavallo übertrug, der 1764 allerdings wieder durch R abgelöst wurde. In den 60er Jahren entstanden unter seiner Leitung pharmazeutisch-chemische Diss., die dem wissenschaftlichen Stand der Zeit entsprachen. R genoß sowohl an der Univ. als auch als Bürger - er wurde in den Inneren Rat gewählt großes Ansehen. 1772 beantragte R, der seine Apotheke an Balthasar Brentano übergeben hatte, ihn unter Dispensation von der Promotion zum Dr. der Med. in die med. Fak. aufzu23*
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nehmen. Er wurde noch 1772 zum Extraordinarius für Chemie und Naturgeschichte in der med. Fak. mit der Maßgabe ernannt, die ,,EIementa chymiae Boerhavii" mit physikalischen und chemischen Experimenten zu dozieren. Wiederum protestierte Stebler in diskriminierender Weise gegen R, der weder das phi!. Propädeutikum durchlaufen habe noch eine med. Qualifikation besitze. Obwohl Wolter R. unterstützte und Stebler vom Kurfürsten eine Rüge erhielt, bekam R. die Zwitterstellung seiner jungen Wissenschaft zu spüren: Am 8. 11. 1773 als Dr. phi!. angenommen und zugleich zum Ordinarius für Chemie und Naturgeschichte an die phi!. Fak. berufen, deren Dekan er im WiSe 1774/75 war, kehrte er 1775 zur med. Fak. zurück. Nach erneuter Rückversetzung kam er erst 1776 unter Verleihung des Dr. der Med. als Ordinarius für Chemie, Experimentalphysik und Arzneimittellehre endgültig an die med. Fak. 1779 bezog R mit seinem Laboratorium, das seit 1772 im Albertinischen Konvikt untergebracht war, einen gut eingerichteten Neubau neben der Hohen Schule. Ende 1781 zum Kustos des Orbanschen Museums bestellt, betreute er in der Folge dessen naturhistorische Sammlung. Daneben fungierte R., der seit 1773 kurfürstlicher Hofrat war, fünfmal als Dekan und 1785/86 als Rektor der Univ. Noch im Herbst 1793 wurde er von Kurfürst Karl Theodor zum Mitglied der Univ.fondsadministrationsdeputation bestimmt. Bei seinem Tod hinterließ R, der 1777 bereits sein Naturalienkabinett gegen eine seinem Sohn zu zahlende jährliche Rente an die Univ. abgetreten hatte, seine wertvolle Sammlung chemischer und naturgeschichtlicher Werke der Univ.bibliothek. - Mit R. begann in Ingolstadt ein professioneller chemischer Experimentalunterricht. Er ließ u. a. Arbeiten über Eisenverbindungen, Kalk und Glas durchführen und als Diss. publizieren. Theoretisch stand er, möglicherweise durch Carls Feuertheorie beeinflußt, der Phlogistonlehre zunehmend skeptisch gegenüber und entwickelte eigene antiphlogistische Vorstellungen. Er war einer der ersten, der Antoine Laurent Lavoisiers neue Chemie vertrat. R. betonte die Bedeutung chemischer Kenntnisse für die "Wohlfahrt des Staates" und propagierte das junge Fach 1774 in einer "Vertheidigungsrede wider die Vorurtheile unserer Zeiten". Das Hauptwerk von R, sein anorganisch-chemisches Lehrbuch (1789), enthält u. a. ein Verzeichnis der in Bayern vorkommenden Mineralien. Für Carl Ehrenbert von Molls "Oberdeutsche Beiträge" schrieb R 1787, angeregt durch seinen Freund und Vertrauten Franz von Paula Schrank, über Schwefelherstellung und ,,Donnersteine". R. benutzte für seine Vorlesungen die neuesten Lehrbücher,
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Rousseau - Ruckhaber
u. a. die ,,Anfangsgründe der Chemie" und "Anfangsgründe der Naturgeschichte" von Christian Erxleben und die "Praktische Materia Medica" von Christian Jakob Mellin. Er trug dazu bei, die Pharmazie zu einer selbständigen Wissenschaft zu machen. R. war unter dem Kognomen Manethon seit 1782 Mitglied der Kaiserlichen Akad. der Naturforscher Leopoldina und gehörte seit 15. 6. 1769 der SittlichÖkonomischen Gesellschaft zu Burghausen an, für die er im Frühjahr 1770 eine Festrede verfaßte. R. hat nach Johann Nepomuk Mederer im vierten Saeculum der Univ. eine neue Epoche eingeleitet. Q UAM, E I 6 b, E I 6 c Bd. 2, E I 7 a, E I 7 b. W Rede von dem wechselweisen, ungemeinen Einfluße der Naturkunde und Scheidekunst auf die Wohlfabrt eines Staates, in der andurch erfolgenden gemeinnützlichen Erweiterung der Künste und Wissenschaften, Burghausen 1770, Nürnberg 1771; Vertheidigungsrede der Chymie wider die Vorurtheile unserer Zeiten, Ingolstadt 1774; Abhandlung von den Salzen, Eichstätt-Günzburg 1781; Anfangsgründe der Chemie, Eichstätt-Leipzig 1782; In die Naturlehre, Arzney-, Kameral- und Polizeywissenschaften einschlagende, dann Vorurtheilen und Aberglauben entgegenstehende kurze Erinnerungen seiner chemisch-mineralogischen Lehrstunden für seine Schüler, Ingolstadt 1789; Chemischmineralogische Lehrstunden, Ingolstadt 1789; Chemisch-mineralogische Abhandlungen, Nürnberg 1790. L DBA N. E; Mederer III 248 u. ö.; Ev P. Schrank, Nachrichten von den Begebenheiten und Schriften berühmter Gelehrter, Bd. I, Nürnberg 1797,231-55; Permaneder 2 f. u. ö.; Prant! I 609 f. u. Ö., 11 515; Kallinich 25-46 u. Ö. (W); H. Grassi, Aufbruch zur Romantik. Bayerns Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte 176585, München 1968, 83 u. ö.; C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-München. Ein Beitrag zur Geschichte des bayer. Hochschultyps vom 18. zum 20. Jh., Berlin 1971, 50; L. Hammermayer, Die Beziehungen zwischen der Univ. Ingolstadt und der Bayer. Akad. der Wissenschaften (1759-1800), in: SHVI 81 (1972) 78 u. ö.; H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: Boehm/Spörl I 203; Buzas 62 u. ö.; K. J. Jabnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Erlangen-Nürnberg 1976,78-86 u. Ö. (W); W. H. HeinJH. D. Schwarz (Hg.), Deutsche Apotheker-Biographie, Bd. 2, Stuttgart 1978, 543; P. Stötter, Vom Barock zur Aufklärung. Die Phil. Fak. der Univ. Ingolstadt in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh., in: BoehmlSpörl 11 109 u. ö.; A. Zimmermann, Franz von Paula Schrank (1747-1835). Naturforscher zwischen Aufklärung und Romantik, München 1981, 28 u. ö.; Müller 52 u. ö.; S. Graf, Aufklärung in der Provinz. Die sittlich-ökonomische Gesellschaft von Ötting-Burghausen 1765-1802, Göttingen 1993,99 u. Ö. C. Habrich
Ruckhaber (Rugghaber), Matthaeus, SJ, * 8.9. 1668 Rottenburg, t 2. 11. 1735 Oettingen (Ries).
V J ohann Jakob, Schuhmacher und Rat, t 11. 5. 1697 Rottenburg, M Sabina Rebstock, * 27.3. 1630 Rottenburg, t 24. 4. 1710, m 1653 Rottenburg.
R. trat arn 9. 10. 1686 in den Jesuitenorden ein. Er unterrichtete zunächst 1688/89 in Burghausen und studierte 1689-92 am Jesuitenkolleg in Ingolstadt Phi!., ohne an der Univ. immatrikuliert gewesen zu sein, und erhielt arn 16. 5. 1690 in Eichstätt als Student der Logik die niederen Weihen. 1693-95 unterrichtete er in Freiburg i.Br. 1695-98 studierte er arn Kolleg in Ingolstadt Theo!., ohne an der Univ. eingeschrieben zu sein, 1698/99 in Dillingen. Nach dem Tertiat in Altötting 1699/1700 war er arn Jesuitenkolleg Straubing, 1701/02 am Kolleg Konstanz Prof. der Logik. 1702-04 war R. Prof. für Phi!. in Fribourg, 1705/06 dann Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt. 1706/07 wirkte er als Prediger an der Ingolstädter Pfarrkirche St. Moritz. Anschließend lehrte er 1707/ 08 Moraltheo!. bzw. Kasuistik in Feldkirch, 1708/09 Kasuistik und Kontroverstheo!. in Rottwei!. Von 1709 bis zu seinem Tode war er Superior und Stadtpfarrer in Oettingen (Ries), wo er auch noch Beichtvater beim Fürsten Oettingen-Wallerstein wurde. R. trat nicht so sehr durch wissenschaftliche Werke hervor (zu nennen ist lediglich eine Disputation aus dem Jahr 1705), sondern als Prediger. Einige seiner Festund Leichenpredigten in Kaisheim und Oettingen erschienen auch im Druck. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 18, Mscr. VI 36, Mscr. VII37, Mscr. XI 2611, Mscr. XI 28/7, Mscr. XI 28/12, Cat. 1701/02, 1702/03, 1703/04, 1705/06, 1706/07, 1707/08, 1708/09, 1709/ 10, X 42/1, XVII 2/25; BayHStAM, Jesuiten 126 (1737),426,428,430-437,439-444,446-451,453-462, 464-488; Dompfarramt Rottenburg; Stadtarchiv Rottenburg.
WAssertiones ex universa philosophia (Praes.; Resp.: J. Irnhof), Fribourg 1705; Der Hochweysse Baumeister, Das ist: Lob und Ehren-Predig Von dem Heiligen und Hönigfliessenden Ertz-Vatter und Lehrer Bernardo, An dessen Jährlichen Fest-Begängnus, In der Hoch-Löblichen Stifts-Kirchen des Uralt-weitberühmten, unmittelbahr- und befreyten Reichs-Gotts-Haus Kaysersheim, Cistercienser Ordens, zu einer Hochansehlichen und Volckreichen Versamblung gehalten, Oettingen oJ. [1722]; Der Glorreiche Adler zu Kaysersheim. Das ist: Lobsame Bedächtnus Des Hochwürdigen in Gott Herren, Herren Rogerii, Abbten des Heil. Röms. RichsStüffts Kaysersheim, Der Römischen Kayserl. und Königlichen Mayestätt Erb-Raths, und Erb-Caplans, Auch des Heil. Cisterzer-Ordens durch Schwaben und Tyrol Vicarii Generalis etc. etc. In einer Leich- und EhrenPredig zu einer Hochansehlichen und Vo1ckreichen Versammlung vorgetragen, Oettingen 1723, Wien 1743. L Mederer III 110; Prant! I, 506; Sommervogel VII 285 f. (W), IX 825; Romstöck 324 ff.; Matrikel LMU; Gerl 356; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 243 ff.; Kurrus I 245. S. Hofmann
Rud-Rumpf
t
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1503 oder
Rumpf, Ludwig Daniel Philipp, * 22. 11. 1793 Bamberg, t 17. 1. 1862 Würzburg, CDN. N.
R. immatrikulierte sich am 22. 4. 1496 in In-
V Ernst Friedrich Felix, Apotheker, Prof. der Chemie und Medizinalassessor in Bamberg, M Kunigunde Seraphine Richter.
Rud (Rued, Ried), Hieronymus,
1504 Ingolstadt.
golstadt, wobei er als Herkunftsort Heubach angab, und schloß sich vermutlich eng an den Celtis-Kreis und später Johannes Stabius an. Im Dezember 1497 promovierte er zum Bakkalar, im Januar 1500 zum Magister. Im SoSe 1500 wurde er ins Gremium der Artistenfak. aufgenommen. Als Stabius im März 1502 Ingolstadt verließ, bestellte er R. zu seinem Vertreter auf der Mathematiklektur. Nach der endgültigen Resignation von Stabius im April 1503 konnte sich R. als von der Univ. unterstützter Bewerber für die Mathematiklektur gegen den herzoglichen Kandidaten Johannes Ostermair durchsetzen. Sein früher Tod 1503 oder 1504 hinderte R. an der Entfaltung seiner durch Stabius' Förderung belegten mathematischen Begabung. Werke von ihm haben sich nicht erhalten. Q UAM,DIIII,EII,OIVI,OVI. L Prant! I 137; G. Bauch, Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901, 92 u. ö.; Schaff 26; Seifert 60; Schöner 17 u. Ö. C. Schöner
Rudolfi (Rudolphi), Ferdinand, SJ, * 27.5. 1681 Innsbruck, t 1. 2. 1751 Altötting.
Am 27. 9. 1697 trat R. der Societas Jesu bei. Als Scholasticus am Ingolstädter Jesuitenkolleg erhielt er 1711 in Eichstätt die höheren Weihen. 1718 wurde R. Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt; über die Dauer dieser Lehrtätigkeit ist nichts bekannt. In späteren Jahren begegnet R. 1735-44 als Prof. für Moraltheo!. an der Univ. Dillingen, anschließend 1744-49 als Spiritual und Studienpräfekt in Konstanz. Nachdem er 1749/50 das Tertiat an der Jesuitenniederlassung Altötting geleitet hatte, wurde er dort Rektor, konnte dieses Amt aber nur noch ein knappes Jahr ausüben. Neben seiner theol. Tätigkeit, innerhalb derer er sich auch mit kontroverstheol. und kirchenrechtlichen Fragen beschäftigte, lehrte R. auch die im phil. Grundstudium üblichen Fächer wie Grarnrnatik, Humaniora und Rhetorik. W Ungedruckt: Casus Juns canomCl, 1729 (Univ.bibliothek Eichstätt); Casus magis ad modernam praxin dicasteriorum consistoriumque praxin servientes ex quinque libris decretalium in collegiis a R. P. Rudolphi propositi, 1729 (Univ.bibliothek Eichstätt). L Prantl I 542; Romstöck 326; Sommervogel VII 287; Ger! 356; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 246. A. Toellner
Nach dem Besuch der Schule in Bamberg studierte R. vornehmlich Naturwissenschaften an den Univ. Erlangen (seit 3. 11. 1814), Landshut (seit 11. 11. 1815) und Göttingen (seit 18. 5. 1818). An letzterem Studienort erwarb R. aufgrund einer mündlichen Prüfung (25. 3. 1819) sowie der Vorlage der Abhandlung "Ueber Naturwissenschaft und naturwissenschaftliche Systeme mit besonderer Anwendung auf die Anorganognosie" am 2. 8. 1819 in der phi!. Fak. den Dr.grad. 1821 soll er zudem als Mitglied in die Akad. der Naturforscher in Halle aufgenommen worden sein. 1822 ist er auf jeden Fall wieder in Erlangen bezeugt, wo er sich am 25.4. zum Studium der Med. erneut in die Matrikel eintrug. Von Erlangen ging er dann an die Univ. Würzburg, an der er am 8. 5. 1824 die med. Dr.würde erwarb. Seine akad. Karriere begann R. jedoch an der Univ. Landshut, an der er bereits während seines Studiums unter der Aufsicht von Johann Nepomuk von Fuchs die Mineraliensammlung geordnet hatte und an der er am 15. 7. 1824 auch als Priv.-Doz. für Mineralogie angenommen wurde. Als die Univ. 1826 von Landshut nach München übersiedelte, versetzte ihn die bayer. Regierung als Adjunkten des dortigen Prof. der Chemie Georg Pickel an die Univ. Würzburg. Außerdem sollte er Vorlesungen über allgemeine Chemie und Pharmazie sowie Naturgeschichte und Ökonomie halten. Nach dem Tod des Botanikers Ambrosius Rau wurde R. am 27. 5. 1830 ao. Prof. für Mineralogie in der phi!. Fak., am 23. 7. 1836 erfolgte seine Erhebung zum o. Prof. Als nach dem Tod Pickels dessen Lehrfach Chemie in zwei Teilgebiete (allgemeine und pharmazeutische Chemie) aufgespalten wurde, übernahm R. 1836 zusätzlich zu seinen eigenen Lehrverpflichtungen noch die Vorlesung über pharmazeutische Chemie, die organisatorisch in der med. Fak. angesiedelt war. Sein primäres wissenschaftliches Interesse galt jedoch weiterhin der Mineralogie. So vermehrte R., der seit 1843 auch dem "Consilium medicum" der Univ. angehörte, die mineralogische Sammlung der Univ. Würzburg, u. a. durch die Schenkung seiner eigenen Kollektion, beträchtlich. Auch seine wenigen literarischen Studien beschäftigen sich vornehmlich mit mineralogisch-geologischen Fragen. Ein geplantes größeres Werk, das ein Resümee seiner Forschungen hätte ziehen sollen, erschien nie. Gleichwohl wurde R. in verschiedene gelehrte Gesellschaften, u. a. in
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Rumpf - Sailer
Mainz, Jena, Bamberg und Regensburg, aufgenommen. Q Universitätsarchiv Göttingen, Dekanatsakten der phi\. Fak., Bd. 102 f. W Ueber Naturwissenschaft und naturwissenschaftliche Systeme mit besonderer Anwendung auf die Anorganognosie, Bamberg 1820; Über das mineralogische Kabinett zu Würzburg, 1835. L ADB XXIX 667 (W); DBA N. E; Permaneder 405 u. ö.; Prantl I 718, II 525; K. Wagner (Bearb.), Register zur Matrikel der Univ. Erlangen 1743-1843, MünchenLeipzig 1918, Ndr. Nendeln 1980,413; G. Sticker, Entwicklungsgeschichte der med. Fak. an der Alma Mater Iulia, in: M. Buchner (Hg.), Aus der Vergangenheit der Univ. Würzburg. Festschrift zum 350jährigen Bestehen
der Univ. Würzburg, Würzburg 1932, 611 u. ö.; G. von Seile (Hg.), Die Matrikel der Georg-August-Univ. zu Göttingen 1734-1837, Hildesheim-Leipzig 1937, Ndr. Nendeln 1980,601; M. Reindl, Lehre und Forschung in Mathematik und Naturwissenschaften, insbesondere Astronomie, an der Univ. Würzburg von der Gründung bis zum Beginn des 20. Ih., Neustadt a.d. Aisch 1966, 38 u. ö.; G. Werk, Die Personalbibliographien der Mitglieder des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen 1970, 164 f. (W); Matrikel LMU; G. Keil, Franz von Rinecker (1811-1883), in: P. Baumgart (Hg.), Lebensbilder bedeutender Würzburger Prof., Neustadt a.d. Aisch 1995, 27. M. Schaich
s Sailer, Johann Michael, (SJ), * 17. 11. 1751 Aresing bei Schrobenhausen, t 20. 5. 1832 Regensburg, D Regensburg, Dom, kath. V Andreas, Schuster, t 22. 12. 1769, M Maria, verwitwete Rieger, geborene Reisner, t 16. 10. 1765.
S., der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, besuchte nach dem Abschluß der Elementarschule in seinem Heimatort von April 1762 bis September 1770 das Münchener Jesuitengymnasium. Am 13.9. 1770 trat er in Landsberg in das Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. Da der Jesuitenorden bereits 1773 aufgehoben wurde, blieb seine Zugehörigkeit jedoch Episode. Zum WiSe 1772/73 immatrikulierte sich S. an der Univ. Ingolstadt, wo er - seit der Auflösung der Gesellschaft Jesu kurfürstlicher Alumne im albertinischen Weltpriesterseminar am 7. 8. 1774 mit einer naturwissenschaftlichen Diss. den phi!. Magistergrad erwarb und anschließend das Studium der Theo!. aufnahm. Auf Betreiben seines akad. Lehrers, des Wolffianers und Exjesuiten Benedikt Stattler, wurde er noch während seines letzten Studiensemesters am 20. 4. 1777 zum Repetitor der Phi!. und Theo!. ernannt. Kurz darauf, am 24. 8. 1777, schloß S., der am 23. 9. 1775 in Augsburg die Priesterweihe empfangen hatte, seine theo!. Studien ab. Ein erster Versuch, eine Professur in der theo!. Fak. zu erlangen, scheiterte 1779. Doch schon am 26. 9. 1780 wurde S. dank der Unterstützung Stattiers zum zweiten Prof. der Dogmatik ernannt. Die Promotion zum Dr. theo!. holte er am 27. 10. 1780
mit der Schrift "Theologiae christianae cum philosophia nexus" nach. Von Beginn seiner Lehrtätigkeit an wurde S. in die Auseinandersetzungen zwischen den weiterhin an der Landesuniv. lehrenden exjesuitischen Prof. und der Partei der Antijesuiten verwickelt. Seinem Status als Exjesuit hatte er es auch zu verdanken, daß er seine Lehrkanzel schon im Dezember 1781 im Zuge der generellen Ablösung der noch in Ingolstadt lehrenden Exjesuiten und der Übertragung des höheren Unterrichtswesens in Bayern an die Prälatenorden aufgeben mußte. Ausgestattet mit einer Pension von 240 Gulden lebte S. in den folgenden, sogenannten "Brachjahren" als' religiöser Schriftsteller zunächst in Ingolstadt und seit 1783 in Augsburg. Mit dem 1783 erschienenen "Vollständigen Lese- und Betbuch" machte S., der sich seit 1781 allmählich von den Lehren Stattlers zu distanzieren und eine eigenständige theo!. Position zu entwickeln begann, erstmals weithin auf sich aufmerksam. Die Abfassung eines Hirtenbriefs für den Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus trug ihm 1784 die Berufung als Prof. für Ethik und Pastoraltheo!. an die Univ. Dillingen ein. In seinem neuen Amt, das er am 4. 11. 1784 antrat, entfaltete er eine weitaus strahlende Wirksamkeit als religiöser und geistiger Erzieher. In seinen Vorlesungen und den allen Interessierten offenstehenden Religionskollegien prägte er die Anschauungen einer ganzen Generation junger Theologen im Geiste einer "nüchterne[n], besonnen[en] und sich selbst kritisch bedenkende[n] Aufklärung"
Sailer (P. Schäfer). Auch als Schriftsteller machte S. weiterhin von sich reden, etwa mit der 1787 gedruckten "Glückseligkeitslehre", einem ersten umfassenden Entwurf seiner Moraltheol., oder den 1788/89 erschienenen "Vorlesungen aus der Pastoraltheo!.", die seine Ansichten zum Priesteramt zusammenfaßten. Der enorme Anklang bei Lesern und Hörern zog S. innerhalb des Augsburger Hochstifts allerdings auch die Feindschaft traditionalistischer Kreise zu, die um ihren Einfluß auf die Priesterausbildung fürchteten. Nachdem er in einer jahrelangen Kampagne als Religionszerstörer, Anhänger einer falschen Mystik und Sittenverderber diffamiert worden war, leitete das Augsburger Ordinariat im Frühjahr 1793 eine Untersuchung gegen S. sowie seine beiden Kollegen und Freunde Patriz Benedikt Zimmer und Joseph Weber, die zusammen mit S. das sogenannte ,,Dillinger Kleeblatt" bildeten, ein. Obwohl das Verfahren keine Belege für die S. unterstellte illuminatische Gesinnung erbrachte, wurde er zunächst in seiner Lehrbefugnis eingeschränkt und am 28. 10. 1794 auf dem Höhepunkt der Furcht vor einem Übergreifen der Französischen Revolution auf die deutschen Territorien unehrenhaft aus seinem Lehramt entlassen. Auch sein Versuch, als geistlicher Rat oder Hofprediger in München eine neue Anstellung zu finden, scheiterte im Frühjahr 1795 am Widerstand antiaufklärerischer Kreise um den päpstlichen Nuntius in Bayern. Nach erneuten ,,Brachjahren" in Ebersberg, die S. - von einzelnen Auftritten als Prediger einmal abgesehen - wiederum zu zurückgezogener, schriftstellerischer Arbeit nutzte, eröffneten sich ihm im Gefolge des Regierungsantritts des bayer. Kurfürsten Max IV. Joseph und seines leitenden Ministers Maximilian Graf von Montgelas 1799 neue Chancen auf eine Anstellung im bayer. Bildungswesen. Die Verfolgungen, denen er in Dillingen ausgesetzt gewesen war, galten der neuen Administration als Unterpfand für seine aufgeklärte Gesinnung. Da S. zudem einen exzellenten Ruf als akad. Lehrer und Schriftsteller genoß, wurde er am 24. 11. 1799 zum o. Prof. für Moral- und Pastoraltheol. mit dem zugehörigen Fach Homiletik an der gerade reformierten Univ. Ingolstadt ernannt. Seit 20. 8. 1804 unterrichtete S. als Nachfolger Johann Baptist Grasers zusätzlich Pädagogik, nach dem Tod Vitus Anton Winters 1814 außerdem Liturgie und Katechetik. Überdies bot er in Ingolstadt bzw. Landshut, wohin die Univ. 1800 transloziert worden war, wiederum Religionskollegien für Hörer aller Fak. sowie Privatvorlesungen über die Heilige Schrift an und fungierte als Univ.prediger. Während der ersten Jahre seiner neuen Tätigkeit waren dem Wirken von S. jedoch enge Grenzen gesetzt. S. erwies sich
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nämlich nicht als Aufklärer, sondern entpuppte sich geradezu als Vorkämpfer einer die Aufklärung überwindenden "neuen, auf Offenbarung und Gnade aufbauenden Religiosität" (S. v. Moisy). Die Folgen dieser bei der Ruferteilung seitens der Ministerialbürokratie nicht vorhergesehenen Entwicklung waren wiederholte, letztlich jedoch vergebliche Anstrengungen der Regierung, S. zur Aufgabe seines Lehramts zu bewegen, sowie stete Anfeindung von seiten der Aufklärer unter den Prof. Besondere Aufmerksamkeit fand der heftige Streit, den S. 1806-14 mit dem radikalaufklärerischen Direktor des Georgianums Matthäus Fingerlos über die Maximen der Priesterausbildung austrug und der letztlich mit der Entlassung Fingerlos' endete. Überhaupt gewann S. in dem Maße an Einfluß und Wirkungsmöglichkeiten in Landshut, in dem neue geistige Strömungen, wie die Lehren Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings, in Landshut an Boden gewannen. Im Laufe der Zeit avancierte er so zum gefeierten und verehrten Lehrer, in dessen Vorlesungen Hörer aller Fachrichtungen strömten. Zugleich entstand um seine Person ein Kreis Gleichgesinnter, der sich täglich in seiner Wohnung traf und den Mittelpunkt der Landshuter Romantik bildete. Zu ihm gehörten etwa Friedrich Carl von Savigny, Clemens und Bettina Brentano, Andreas Röschlaub, Friedrich Ast oder Patriz Benedikt Zimmer. Daneben formte S., der in Landshut insgesamt mehr als 1000 Theologen unterrichtete, eine eigene Priesterschule, die seinen Anschauungen von einem ,Jebendigen Christentum" und "gottseliger Innigkeit" durch ihre spätere seelsorgerliche Tätigkeit eine lang anhaltende Wirkung sicherte. Auf literarischem Gebiet tat sich S. mit den 1805 erschienenen "Grundlehren der Religion", die aus den Religionskollegien hervorgegangen waren, sowie mit dem die kath. Moraltheo!. methodisch und formal auf eine neue Grundlage stellenden "Handbuch der Moral" (1817), seinem letzten großen Werk, hervor. Ihren Niederschlag fand die herausragende Stellung von S. in Landshut auch in einer Reihe von Ehrenämtern. So stand S., der trotz seiner vergleichsweise geringen Besoldung mehrere gutdotierte Rufe an andere Hochschulen ablehnte, der Univ. 1804/05 als Rektor vor. 1810 wurde er zudem als auswärtiges Mitglied in die philologisch-phi!. Klasse der Bayer. Akad. der Wissenschaften aufgenommen. Die Anerkennung, die S. als Theologe und Priestererzieher mittlerweile in weiten Teilen des deutschen Katholizismus genoß, prädestinierte ihn schließlich auch für hohe Aufgaben in der kath. Kirche. Zwar scheiterten noch 1818 bzw. 1819 Berufungen auf die Bischofsstühle in Köln und Augsburg am Widerstand der - u. a. von Cle-
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Sailer
mens Maria Hofbauer falsch instruierten - römischen Kurie. Auf Betreiben des bayer. Kronprinzen Ludwig, dem S. 1803 Privatkollegien über ,,Die Moral des Regenten in christlichen Maximen" sowie über "Grundlehren der Religion" gehalten hatte und in dem ihm ein lebenslanger Gönner erwachsen war, wurde er aber am 4. 11. 1821 als Domkapitular in Regensburg eingesetzt. Sein Lehramt, von dem er wegen eines Kuraufenthalts im SoSe 1820 ohnehin beurlaubt gewesen war, hatte er bereits am 12. 10. aufgegeben. Wegen der Gebrechlichkeit des regierenden Bischofs Johann Nepomuk von Wolf stieg S. in der Hierarchie des Regensburger Bistums rasch zu den wichtigsten Ämtern auf. So wurde er im Laufe des Jahres 1822 sukzessive zum Weihbischof (Ernennung: 27. 9., Konsekration: 28. 10.) und Koadjutor cum jure successionis sowie zum Generalvikar (I. 11.) erhoben. Seinen neuen Aufgaben kam S., der 1825 auch zum Domprobst ernannt und mit dem bayer. PersonaladeI ausgezeichnet wurde, vor allem durch ausgedehnte Firmungsund Visitationsreisen nach, die bei den Gläubigen großen Anklang fanden. Als Wolf 1829 starb, bestieg S. am 29.10. schließlich selbst den Regensburger Bischofsstuhl. Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit und seines fortgeschrittenen Alters blieben wegweisende Initiativen in der Bistumsleitung in den ihm verbleibenden Jahren jedoch aus. - Das sehr umfangreiche theol. und religiös-erbauliche Oeuvre von S., das sich durch eine für die Zeit ungewöhnliche Kenntnis der Bibel, der Kirchenväter und der mittelalterlichen Theologen auszeichnet, spiegelt deutlich die im Laufe seines Lebens wechselnde geistige Orientierung von S. wider. Zählte er seit den 1780er Jahren, nachdem er sich allmählich von der eudämonistischen Ausrichtung seines Lehrers StattIer befreit hatte, zu den gemäßigten kath. Aufklärern, die etwa in der Moraltheol. eine in der Auseinandersetzung mit den Schriften Immanuel Kants erarbeitete "Gewissenslehre" vertraten, auf der anderen Seite aber das Ideal des Priesters weniger im Volkslehrer als im Seelsorger und Bibelexegeten verwirklicht sahen, so näherte sich S. noch vor seiner zweiten Berufung nach Ingolstadt in zunehmendem Maße einem verinnerlichten, spirituell aufgeladenen Religionsverständnis an. Gegen die aufgeklärte Verkürzung der Religion auf Sittlichkeit und praktische Ethik stellte er eine aus dem Herzen kommende und auf gemüthaftes Empfinden gegründete Gläubigkeit. Dank seines vielfältigen Wirkens als begeisternder Univ.lehrer, prägender Priestererzieher und viel gelesener religiöser Schriftsteller verhalf er dieser neuen Spiritualität zu weitester Verbreitung unter den kath. Schichten der Bevölkerung und trug entschei-
dend zur Erneuerung der nach Aufklärung und Säkularisation in ihrem Selbstverständnis erschütterten kath. Kirche in Deutschland bei. Seinem Nachruhm, der an den zahlreichen Neuauflagen seiner Werke bis in unsere Tage hinein abzulesen ist, konnten auch die 1873 von dem Regensburger Bischof Ignatius von Senestrey - vergeblich - betriebene Indizierung seiner Werke und der geistige Klimawechsel im Katholizismus im Umfeld des ersten Vatikanums keinen wirklichen Abbruch tun. Q BayHStAM, GL 1482JJJ27, Mlnn 23506; Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Nachlaß; UAM, E II 284. W Wie man einen Weyer von seinem Geröhre ohne Ableitung des Wassers reinigen kann?, Ingolstadt 1774; Materia ... ex universa philosophia et praecipuis matheseos partibus (Resp.: J. M. S., A. Thalhauser; Praes.: M. Gabler), Ingolstadt 1774; Demonstratio evangelica olim a Benedicto StattIeri, nunc in compendium redacta, München 1777; Theologiae christianae cum philosophia nexus, Augsburg 1779; Vollständiges Lese- und Betbuch zum Gebrauche der Katholiken, 2 Tle., München-Ingolstadt 1783, Bamberg 1784, Münster 1790, Frankfurt 1790, München 1791; Vollständiges Gebetbuch für kath. Christen, München 1785, 111818; Ueber den Selbstmord, München 1785; Vernunftlehre für Menschen, wie sie sind, 2 Bde., München 1785 (erweiterte Auflage: 3 Bde., München 1795); Einleitung zur gemeinnützigem Moralphil., München 1786; Glückseligkeitslehre aus Vemunftgründen, mit Rücksicht auf das Christentum, 2 Bde., München 1787-91, 21793-96; Vorlesungen aus der Pastoraltheol., 3 Bde., München 1788/89, 41820/21; Sprüche der Weisen, Landshut 1790; Briefe aus allen Jh. der christlichen Zeitrechnung, 6 Bde., München 1800-04; Christliche Reden an's Christenvolk, 2 Bde., München 1801, 21818; Vertraute Reden, zunächst an Jünglinge, die Univ. und andere Lehranstalten besuchen, und denn für jeden denkenden Christen, 2 Bde., München 1803; Grundlehren der Religion. Ein Leitfaden zu seinen Religionsvorlesungen an die acad. Jünglinge aus allen Fac., München 1805; Geist der akad. Gesetze, eine Rede, München 1805; Wie Ankömmlinge auf Univ. ihr Studium einrichten sollen, München 1806; Über Erziehung für Erzieher, München 1807,31824; Die Weisheit auf der Gasse oder Sinn und Geist deutscher Sprichwörter, Augsburg 1810; Handbuch der christlichen Moral, zunächst für künftige kath. Seelsorger und dann für jeden gebildeten Christen, 3 Bde., München 1817 u. ö.; Religionskollegien, hg. von Philipp Schäfer, Passau 1985; Pastoralvorlesung 1792, hg. von Philipp Schäfer, Passau 1985. - Übersetzer: Das Buch von der Nachfolgung Christi, 2 Tle., München 1794,61825. - Werkausgaben: Gesammelte Schriften, 9 Bde., München 181823; Gesammelte Werke, 28 Tle., Grätz 1818-27; Gesammelte Reden. Sonntags-, Fest-, Fasten-, dann allgemeine Gelegenheits- und erste Meß-Predigten und Homilien, 8 Tle., Grätz 1820; Herausgegebene Reden. Sonntags-, Fest- und Gelegenheits-Predigten, 6 Tle., Grätz 1820/21; Sämmtliche Werke, hg. von Joseph Widmer, 40 Bde., Sulzbach 1830-41, Supplementbd., ebd.1855. L ADB XXX 178-92; DBA; DBA N. E; Permaneder 2 f. u. ö.; Prantl I 663 f. u. Ö., II 516; Specht 510 u. Ö.
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Salach (Fabri), Johannes, Ingolstadt.
t vor dem 28. 4.
1524
S., dessen Name in der Ingolstädter Matrikel nicht zu identifizieren ist, promovierte im Juni 1488 zum artistischen Bakkalar und im Januar 1491 zum Magister. Am 1. 3. 1491 ließ sich der Anhänger der "via modema" ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Die Kooptation ins Fak.konzil dürfte 1495 erfolgt sein. Im Anschluß an die Magisterpromotion widmete sich S., als dessen Herkunftsort Salach oder Sallach gilt, zwar dem' Studium der Theo!. am 24. 10. 1496 begann er mit der Bibelvorlesung (Weish., ab ca. August 1497 Petr.) und am 27. 9. 1501 nahm er die Sentenzenvorlesung auf, zu der er am 10.9. zugelassen worden war -, doch ließ er es, vermutlich weil sich ihm keine beruflichen Chancen boten, mit der Formatur bewenden und blieb weit über dreißig Jahre lang bis zu seinem Tod in der Artistenfak. tätig. Im WiSe 1493/94 las er den Algorismus, im SoSe 1494 die ,,Metheora", später ist noch zweimal das ,,Maius volumen Prisciani" (WiSe 1513114, WiSe 1514/15) belegt. Nächst Georg Schwebermair ist S., obwohl
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Salach - Salat
keine Werke von ihm bekannt sind, die zweite Persönlichkeit, die während der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts das Gesicht der Artistenfak. durch die Übernahme zahlreicher Ämter prägte: Fünfmal war er Dekan (SoSe 1500, SoSe 1504, WiSe 1504/05, SoSe 1511, WiSe 1511/12, SoSe 1517), wobei ihn allerdings im SoSe 1504 meist Christoph Tengler als Vizedekan vertreten zu haben scheint. 1509/ 10 war er Bibliothekar der Fak., und ab 1516 gehörte er häufig ihrer Senatsfraktion an. Des weiteren war er Mitglied in mehreren Sonderkommissionen. Selten taucht er dagegen in gesamtuniversitären Ämtern auf. Nur einmal, im SoSe 1503, fungierte er als Rektor, außerdem war er 1516 Assessor des Univ.kärnmerers. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich S. anfangs, abgesehen von den üblichen Hörgeldern und Sporteln, als Konventor der Adlerburse; noch 1500 ist er in dieser Stellung belegt. 1505 erhielt er eine durch den Tod von Johannes Erbendorf frei gewordene Kollegiatur am Collegium vetus, nachdem er noch kurz zuvor bei seiner ersten Bewerbung um eine Kollegiatur gegen Christoph Tengler den kürzeren gezogen hatte. Außerdem ist er 1516 als Inhaber der Ringenwirt-Präbende nachweisbar, woraus sich auch schließen läßt, daß er die Weihen besaß. Sein exaktes Todesdatum ist nicht bekannt, doch bewarb sich am 28. 4. 1524 Franz Burkhart um die durch sein Ableben frei gewordene Kollegiatur. Q Stadtarchiv Ingolstadt, B 43; UAM, 0 III 4, E I I, GGIVa I,OI2,OIV I,OV I.
L Mederer I 61 u. ö.; Prant! I 105; Schaff 25; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfak., in: HJb 89 (1969) 36 u. ö.; Seifert, Statuten 92 u. ö.; Buzas 19; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 158 u. ö.; Seifert 88 u. ö.; Kausch 232; Schöner 142. C. Schöner
Salat, Jakob, * 22. 8. 1766 Abtsgmünd (Württemberg), t 11. 2.1851 Landshut, kath. V Jakob, Bauer, t 1781. Als ältestes von acht Kindern geboren, besuchte S. 1780-86 das Gymnasium in Ellwangen, studierte dann bis 1790 Theol. an der Univ. Dillingen, wo er sich besonders Johann Michael Sailer anschloß und von Joseph Weber zum Dr. phil. geführt wurde. Nach der Priesterweihe 1790 zunächst als Pfarrvikar an der Schloßkirche Horn (zwischen Ellwangen und Schwäbisch Gmünd) tätig, übernahm der schon damals der Phil. Friedrich Heinrich Jacobis zuneigende und allgemein als Aufklärer bekannte S. nach fast einjähriger Studienreise zu neun Univ. 1792 die Pfarrei Zusarnzell (zwischen Augsburg und Dillingen), die durch ihn zu Un-
recht als ,,zentrum des Illuminatismus" galt. S. versorgte Studenten der Univ. Dillingen mit verbotener Aufklärungsliteratur und trat auch selbst als Schriftsteller für die Ideen der Aufklärung ein. 1798 von Augsburger Exjesuiten als Ketzer, Illuminat und freimaurer denunziert, vermochte S. sich vor einer bischöflichen Untersuchungskommission zu rechtfertigen, fühlte sich nun aber zeitlebens von ..Obskurantismus" bedroht. 1801 wechselte er auf die Pfarrei Haberskirchen bei Friedberg in Bayern, wo Aufklärer seit dem Regierungswechsel von 1799 gefragt waren, weshalb S. noch im Jahr 1801 als Nachfolger des aufgeklärten Moralund Pastoraltheologen Sebastian Mutschelle an das Lyzeum in München geholt wurde, durch Vermittlung des Grafen Heinrich Topor v. Morawitzky 1802 die Pfarrei Ambach erhielt, die er bis 1821 beibehielt, und neben seinem Lehramt immer wieder auch als Gutachter für die Regierung tätig wurde. Von München aus versuchte er schlichtend in die Zwistigkeiten zwischen dem Gönner- und Sailer-Kreis in Landshut einzugreifen und riskierte dabei sogar die Trübung seines bisher ausgezeichneten Verhältnisses zu seinem Vorgesetzten Cajetan Weiller. Auch als er 1807 auf einen Phil.lehrstuhl an die Univ. Landshut berufen und sogleich für das Studienjahr 1807/08 zum Direktor der phil. Sektion bestellt wurde, versuchte er zwischen den Aufklärern des .. Kränzchens" und den Schellingianern zu vermitteln, konnte jedoch die zunehmende und durch seine ,,Moralphil." (1810) und ,,Religionsphil." (1811) noch verstärkte Entfremdung zu seinem verehrten ehemaligen Lehrer Sailer nicht verhindern, fühlte sich schließlich von allen verkannt und verbitterte seit 1816 immer mehr, als Friedrich Ast ihm mit Konkurrenzvorlesungen auch noch die Studenten abspenstig zu machen begann und auf seine ,,Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaften und Aufklärung im südlichen Deutschland", in denen die Differenzen im Lehrkörper an die Öffentlichkeit getragen wurden, mit einer unüberbietbar bösen und bissigen Gegenschrift antwortete, die S. der Lächerlichkeit preisgab (..Essig und Öl nebst harten Eiern auf den Landshuter Salat") und ihn moralisch zu vernichten suchte. Den letzten Aufklärern in Bayern, und zu diesen zählte der sich im literarischen Kampf gegen ..Idealistik", ,,Mystik" und ..dogmatisierende Möncherei" verzehrende S., wehte nun der Wind ins Gesicht, und mit dem Regierungsantritt Ludwigs I. wurden sie schlichtweg überrollt. So auch S., der trotz seines entsprechenden Gesuches nicht nach München übernommen, sondern bei der Verlegung der Univ. in den Ruhestand versetzt wurde und in Landshut zurückblieb, wo er zwischen 1826 und 1850 noch weitere 33 Arbeiten
Salat - Salicetus veröffentlichte, darunter ,,Die Hauptgebrechen der deutschen Phi!. als Wissenschaft" sowie die leider Fragment gebliebenen ,,Denkwürdigkeiten aus meinem Leben". S., der zu den fleißigsten und schreibfreudigsten Philosophen Deutschlands gehörte und mit seiner Wissenschaft die innere Verwandtschaft von Vernunft und Glauben aufweisen wollte, hatte in Landshut regelmäßig Moral- und Religionsphi!. angeboten und dafür auch eigene Lehrbücher verfaßt. Daneben las er psychologische Anthropologie, zunächst nach Immanuel Kant und Ernst Wenzel, dann nach eigenem Grundriß, sowie allgemeine Phi!., für die er anfangs seine Schrift "Vernunft und Verstand", später seine "Grundzüge der allgemeinen Phi!." als Lehrbuch benützte. Sein in mehr als 120 Veröffentlichungen niedergelegtes, bereits im 19. Jahrhundert weitgehend vergessenes Denken hat erst 1983 positive Würdigung erfahren. Q BayHStAM, Mlnn 23507, 23901; UAM, E II 285. W Auch die Aufklärung hat ihre Gefahren! Ein Versuch zum Behufe der höhern Kultur, München 1801, 21804; Die Phi!. mit Obscuranten und Sophisten im Kampfe, Ulm 1802; Die Fortschritte des Lichtes in Baiern, Ulm 1805; Vernunft und Verstand, 2 Bde., Tübingen 1808; Die Moralphi!., Landshut 1810; Die Religionsphi!., Landshut 1811; Darstellung der Moralphi!. Mit besonderer Hinsicht auf den Gang der höheren Bildung, 2 Bde., Landshut 1813114; Lehrbuch der höheren Seelenkunde. Oder: Die psychologische Anthropologie, München 1820; Grundzüge der allgemeinen Phi!. Aus dem Standpunkte der höheren Bildung der Menschheit, München 1820; Versuche über Supernaturalismus und Mystizismus (im Verhältnisse zum Rationalismus). Auch ein Beitrag zur Kulturgeschichte der höheren Wissenschaft in Deutschland. Mit historischpsychologischen Aufschlüssen über die vielbesprochene Mystik in Bayern und Oberösterreich, Sulzbach 1823; Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaft und Aufklärung im südlichen Deutschland. Veranlaßt durch J. M. Sailers Denkschrift auf P. B. Zimmer, Landshut 1823; Die Hauptgebrechen der deutschen Phi!. als Wissenschaft, und wie dieser Zustand dem neu aufstrebenden Geiste der Verfinsterung zustatten gekommen. Jedem wahren und selbstdenkenden Freunde des Besseren in Deutschland, Stuttgart 1834; Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, Landshut 1850. L DBA N. E; Neuer Nekrolog XIX 152-59; Funk 30 ff. u. ö.; BoehmlSpörl, LMU 206 (P); Brandl 207 f.; P. Segl, Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche (18001826), in: BoehmlSpörl II 128 u. ö.; A. Seigfried, Vernunft und Offenbarung bei dem Spätaufklärer J. S. Eine historisch-systematische Untersuchung, InnsbruckWien 1983 (W); Beckenbauer 103 ff. u. ö. P Gemälde, UAM.
Salicetus (Wydmann), Johannes, 1546 und 1549.
P. Segl
t
zwischen
Der Bruder der Stiefmutter von Johannes Eck immatrikulierte sich am 24. 10. 1524 an der
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Univ. Ingolstadt, wo er von seinem erheblich älteren Stiefneffen, dessen Haus- und Tischgenosse er zeitweise war, unterstützt wurde. Im Januar 1531 promovierte S, der als Herkunftsort Egg angab, zum artistischen Magister; der Erwerb des Bakkalaureats ist nicht nachweisbar. Was er während der folgenden Jahre unternahm, ist nicht bekannt. 1536 wurde er als Nachfolger von Johannes Menzinger mit der Lektur über Dialektik nach Johannes Caesarius betraut, doch scheint es ihm vorläufig nicht gelungen zu sein, in der Artistenfak. Fuß zu fassen. Erst am 14. I. 1541 wurde er in deren Konzil aufgenommen, dann aber vor Erasmus Wolf und Jakob Kibel loziert, weil er schon länger als diese mit einer Lektur bestallt war. Im SoSe 1541 und nochmals im WiSe 1543/44 übernahm er das Dekanat der Fak. Im WiSe 1541/42 war er Rektor der Univ. Am 27. 9. 1542 wechselte er auf die besser dotierte, von der Univ. finanzierte Poetiklektur, welche er vemutlich bis 1546 - unbelegten Angaben in der Literatur zufolge nur bis 1545 - innehatte. Über seine Aktivitäten während der 40er Jahre besteht einige Verwirrung, doch dürften die meisten in der Literatur gemachten Angaben nicht zutreffen. So kann Andreas Bigelmairs Behauptung, S. habe 1542-44 an der neugegründeten Benediktinerhochschule in Ottobeuren unterrichtet, angesichts der lückenlosen Belege für seine Anwesenheit in Ingolstadt nicht den Tatsachen entsprechen. Auch mit dem "Philologen" J. S., den man im September 1543 wegen eines Gedichtes, das von Leonhard Marstaller als Angriff auf den Zölibat interpretiert wurde, vorübergehend inhaftierte, dürfte der hier behandelte S. kaum identisch sein. Vermutlich handelte es sich bei jenem um einen arn I. 7. 1539 immatrikulierten J. S. aus Neuburg. Noch vor 1549 findet sich der Name von S. in der Totenliste der Artistenfak. Da er zum letztenmal im SoSe 1546 Mitglied der artistischen Senatsfraktion war, könnte er in diesem Jahr gestorben sein. - Literarisch trat S. ausschließlich im Zusammenhang mit dem Tod seines Stiefneffen Johannes Eck in Erscheinung. Bei dessen Begräbnis hielt er die erste Trauerrede und setzte ihm eine Grabschrift; beide wurden noch im selben Jahr von Simon Thaddaeus Eck in den "Tres orationes" und von S. selbst in seinen "Threni" veröffentlicht. Außerdem griff er in die Kontroverse ein, die durch Veit Dietrichs Behauptung, Eck sei wie ein Vieh gestorben, entstanden war. Schon zur ,,Epistola lohan. Eckii theologi de ratione studiorum suorum" steuerte er ein Epigramm gegen Dietrich bei. Im Jahr darauf replizierte er auf Peter Lembergers Schrift, der für Dietrich Partei ergriffen und dabei einige Passagen aus der Leichenrede von S. verdreht hatte, mit ei-
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Salicetus - Salmer6n
nem Gedicht im elegischen Versmaß. In diesen Schriften erweist sich S. als nicht une1eganter Redner und Dichter. Q UAM, D III 7, D VII 6 a, GG IIII22, GG IVa 2; A. Bigelmair (Hg.), Nikolaus Ellenbog, Briefwechsel, Münster 1938,448 f. u. ö.
W Oratio funebris in ... Ioannis Eckii primis exequiis, in: Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii habitae, Ingolstadt 1543, hg. von J. Metzler, Münster 1930, 18-26; Epitaphium Ioannis Eckii, in: ebd. 53 ff.; Epigramma I. S. pseudopolemii in Vitum Dietrich Noricum, in: Epistola lohan. Eckii theologi de ratione studiorum suorum, Ingolstadt 1543, hg. von J. Metzler, Münster 1921, 86; Threni in obitum Ioannis Eckii theologi, 0.0. U.J. [Ingolstadt 1543); Elegia ... contra Petri Lempergii Gorlicensis calumniam, o. O. [Ingolstadt) 1544. L DBA; Mederer I 173; Prantl I 163 u. ö.; 1. Metzler (Hg.), Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii habitae, Münster 1930, XLII-XLVI u. ö.; Seifert 142 f. u. ö.; Seifert, Statuten 488 ff.; Kausch 132 u. ö.; Schöner 384. C. Schöner
Salier, Johann, SJ, * 1563 Tutzing, München.
t 24. 3. 1630
Zum Schuljahr 1580/81 am Gymnasium des Münchener Jesuitenkollegs immatrikuliert, wurde S. als Schüler der Rhetorik am 12. 9. 1581 dort in die Societas Jesu aufgenommen. Nach dem Noviziat in Landsberg kam er ca. 1582/83 nach Augsburg, besuchte dort nach Abschluß seiner Gymnasialausbildung den üblichen phil. Dreijahreskurs und unterrichtete anschließend zwei Jahre die Humanität. 1589-91 studierte er Theol. an der Univ. Ingolstadt und trat am 24. 9. 1591 dort eine Phil.professur an, die er bis 1597 innehatte. 1593 und 1595 war S. Dekan der phil. Fak., 1596 Prediger in der Aula des Gymnasiums. 1597/98 lehrte er in Augsburg, 1598/99 in Dillingen Moraltheol. und wirkte danach 1600-11 als Domprediger in Augsburg, wo er am 15. 11. 1601 Profeß ablegte. 1611 nach Regensburg versetzt, wurde S. dort 1612 wiederum zum Domprediger berufen. Von 1623 an wirkte er in Altötting, 1627 vorübergehend auch in Burghausen als Prediger und Seelsorger. - S. hinterließ ein recht beachtliches, nur zum Teil gedrucktes und lückenhaft überliefertes Oeuvre, neben Predigten und Univ.schriften auch historische Arbeiten, u. a. über die Marienwallfahrten nach Altötting und Sossau bei Straubing. W Disputatio logica de methodo (Praes.; Resp.: E Thoveninus), Ingolstadt 1592; Theses de coelo (Praes.; Resp.: G. W. von MuckenthaI), Ingolstadt 1593; Disputatio philosophica de anima in communi, deque vegetativae, sensitivae ac rationalis naturis et propriis affectionibus (Praes.; Resp.: J. Pawlowsky von Pawlowicz),
Ingolstadt 1594; Disputatio philosophica de ente rationis logico (Praes.; Resp.: J. Reihing), Ingolstadt 1595; Leichpredigt von dem WohlseeJ. Ableiben des Hochw. Fürsten Johann Gottfried weil. Bischoffen zu Bamberg und Würtzburg, Ingolstadt 1623. - Ungedruckt: Commentarius in quatuor libros Aristotelis de coelo, item in Iibros de generatione et corruptione, exceptus a 1. Mullero, Ingolstadt 1596 (Bibliothek des Kollegiatstifts zur Alten Kapelle Regensburg, Nr. 1918); De prisca Boiorum ducum, regum imperatorumque familia, Regensburg 1614 (BSB, c1m 1227 f.); Defensio historiae Sossaviensis, 1629 (BSB, c1m. 1929). L DBA; DBA N. E; J. H. Zedler, Großes, vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 33, Halle-Leipzig 1742, 964; P. Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg, München 1822,106 f. u. ö.; J. Dellinger, Geschichte des Jesuitenkollegs in Landsberg, in: OA 14 (1852) 121; Prantl I 443 u. ö.; Romstöck 326 ff. (W); Sommervogel VII 476 f., IX 835 (W); Specht 285 u. ö.; Duhr I 64, II/2 143; Schaff 77 (W); Gerl 362; Leitschuh I 3; Kraus, PersonalbibJiographien 93 ff. (W); W. Gegenfurtner, Jesuiten in der Oberpfalz. Ihr Wirken und ihr Beitrag zur Rekatholisierung in den oberpfaIzischen Landen (1621-50), in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 11 (1977) 193 ff. u. ö.; Popp 272; Verzeichnis der im Deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jh. (VD 16), I. Abt., Bd. 18, Stuttgart 1992, 41 (W); G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, Ingolstadt 1993, 103 u. Ö. U. Neumann
Salmeron, Alphons (Alfonso), SJ, Toledo, t 13.2. 1585 Neapel.
*
8. 9. 1515
Unter den 1549 nach Ingolstadt gekommenen Jesuiten war S. sicher der wissenschaftlich Bedeutendste. Er hatte zu A1cala Literatur und Phil. studiert und sich dort mit Jakob Laynez befreundet, mit dem er zum Studium der The01. nach Paris ging, wo er auch Ignatius von Loyola kennenlernte; an diesen schloß er sich enger an und legte mit dessen Freundeskreis am 15. 8. 1534 auf dem Montrnartre jene geistlichen Versprechen ab, die den Anfang der Gesellschaft Jesu bedeuteten. Er wanderte mit den übrigen nach und durch Italien, wo er in Rom vor Papst Paul III. predigte und in anderen Städten des Landes missionarisch wirkte. Am 8. 9. 1537 zum Priester geweiht, nahm er mit Laynez bereits seit 1546 als päpstlicher Theologe am Trienter Konzil teil, selbst als dieses nach Bologna verlegt wurde. Mit Petrus Canisius, Claudius Jaius und Laynez am 4. 10. 1549 zu Bologna zum Dr. theol. promoviert, reiste er mit den beiden ersteren nach Ingolstadt, wo sie nach dem Wunsche Herzog Wilhelms IV. und dessen Kanzlers Leonhard von Eck Vorlesungen halten und die Univ. erneuern sollten. Als aber die Bemühungen um die Gründung eines Jesuitenkollegs scheiterten, wurden Jaius und
Salmeron - Sasso S. bereits im Sommer 1550 wieder abberufen. S. kam zunächst nach Verona, dann nach Rom, wo er Ignatius bei der Abfassung der Konstitutionen der Gesellschaft Jesu beistand. 1551 ging er abermals nach Trient, dann nach Neapel, wo er die Errichtung eines Kollegs betrieb. 1555 weilte S. mit dem Nuntius A10isius Lippomani auf dem Reichstag zu Augsburg, dann in Polen und mit Kardinal Giampietro Caraffa in Belgien. 1558-76 finden wir ihn als Provinzial der neapolitanischen Provinz. Während General Laynez, der Nachfolger des Ignatius von Loyo1a im Ordensgeneralat, nach Frankreich zu reisen hatte, vertrat S. diesen in Rom. Schließlich wirkte er mit Laynez zusammen zum dritten Mal als päpstlicher Theologe in Trient (1562). Die weiteren Jahre seines Lebens, besonders seit 1576, widmete sich S. unter Zuhilfenahme Robert Bellarmins der Durchsicht seiner Schriften. Von diesen wurde sein Hauptwerk druckfertig gemacht und erschien 15981601 zu Madrid (Commentarii in Evangelii historiam et in acta apostolorum, 12 Bde.). Dazu kamen vier Bände über die "Paulinischen Briefe" (1602). Eine Gesamtausgabe erschien 160204 zu Köln, doch blieb der größte Teil seiner Schriften, so vor allem Predigten, Erklärungen zur H!. Schrift und kontroverstheo!. Arbeiten, bis heute als Handschriften in Bibliotheken u. a. in Bologna, Verona, Modena, Rom, Maria Laach und Fauquemont ungedruckt liegen. Q UAM, GG III/ll I; UBM, 2° Hist.lit. 176, Nr. 61, 4° Cod.ms.819.
W Commentarii in Evangelii historiam et in acta apostolorum, 12 Bde., Madrid 1598-1601; Epistolae P. A. Salmeronis, 2 Bde., hg. von F. Cerves, Madrid 1906/07.
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Sandner (Sandtner), Joseph, SJ, * 6. 4. 1687 Mindelheim, t 9. 5.1733 Mindelheim. S. besuchte das Gymnasium der Jesuiten in seiner Heimatstadt, wo er auch der Gesellschaft Jesu beitrat. Am 31. 10. 1703 wurde er in das Landsberger Noviziat aufgenommen. Von dort ging er zum Studium nach Ingolstadt. Wohl noch während des phi!. Kurses erhielt er am 24. 5. 1706 die niederen Weihen in Eichstätt. Ebenfalls in Eichstätt ist S. 1711/12 als Lehrer der Humaniora am Gymnasium nachgewiesen. Dies ist die einzige bekannte Station seines Magisteriums. Seit 1712 hielt er sich dann wieder in Ingolstadt auf, um Theo!. zu studieren. Gegen Ende seines vierten Studienjahres wurde er am 5. 6. 1716 zum Priester geweiht. Die Weihen zum Subdiakon und Diakon hatten bereits am 6. und 25. 3. 1716 - wie auch die Priesterweihe selbst - in Eichstätt stattgefunden. Nach Abschluß seines Studiums scheint S. in Landsberg unterrichtet zu haben. Zumindest wurden dort am 29.5. sowie am 5. und 6. 9. 1718 zwei Theaterstücke aufgeführt, die S. - wiewohl nicht Prof. der Rhetorik - verfaßt hatte. Bereits im folgenden Studienjahr (1718/ 19) müßte er sich dann in München aufgehalten haben. Sicher bezeugt ist er dagegen wieder in den Jahren 1719/20 als Prof. der Logik und Prediger an der Kirche St. Xaver in Luzern. Am 17. 10. 1721 kehrte er schließlich als Prof. für Ethik an die Univ. Ingolstadt zurück. Ab einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt hielt sich S. wieder in Mindelheim auf. W Sanctus Fulbertus ramm pietatis Marianae exemplum, O.O.U.J. [Landsberg 1718]; Viri in adolescentia, o.O.uJ. [Landsberg 1718].
L P. Ribadeneira, La vie du P. S., Madrid 1595; J. Boero, La vita dei P. S., Rom 1880; Mederer I 213 f. u. ö.; Prant! I 221 f. u. ö.; Sommervogel VII 478-83, IX 835, XII 784 ff. (w); Duhr I 23 u. ö.; Koch 1585; Matrikel LMU; P. Tacchi-Venturi, Storia della Compagnia di Gesu in Italia, Bd. II11, Rom 2 1950; J. Brodrick, Petrus Canisius, Bd. I, Wien 1950, 128 (P); E. Gutierrez, Espaiioles en Trento, Madrid 1951, 54-67; H. Jedin, Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 1-4, Freiburg i.Br. 1951-75; G. Schurhammer, Der H!. Franz-Xaver, 4 Bde., Freiburg i.Br. 1955-73; LThK2 IX 270 f.; Concilium Tridentinum. Diariorum, actorum, epistulamm, tractatuum nova collectio, hg. von der Görres-Gesellschaft, Bd. I, Freiburg i.Br. 1965, Bd. 5, ebd. 1964, Bde. 7-9, ebd. 1964-76, Bd. 12, ebd. 1966; G. Schwaiger, Die theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: BoehmlSpörl I 55 f. u. ö.; Kausch 34 f.; E. M. Buxbaum, Petrus Canisius und die kirchliche Erneuerung im Herzogtum Bayern 1549-1556, Rom 1973, 57 u. ö.; W. V. Bangert, Claude Jay and A. S. Two Early Jesuits, Chicago 1985; Jesuiten in Bayern 3 u. ö.; Schwaiger 43 u. ö.; J. OswaldIP. Rummel, Petrus Canisius. Reformer der Kirche. Festschrift zum 400. Todestag, Augsburg 1996.
L Prant! I 542; Romstöck 329; Matrikel LMU; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 81; Huwiler 229; Ger1363; VaIentin I 542, II 11 06.
P Stich.
L Permaneder 50 u. ö.; Prant! I 676; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836),
E. M. Buxbaum
M. Schaich
Sasso, Joseph Karl von, * 30. 1. 1765 Burghausen, t 15.9. 1793,0 Ingolstadt, St. Moritz. V Karl Alex, Hauptmann, M Josepha.
S. hatte im Schuljahr 1778/79 die Abschlußklasse des Münchener Gymnasiums absolviert und besuchte anschließend 1779-81 die phi!. Fak der Univ. Ingolstadt. Nach dem Erwerb des Magistergrades 1781 schloß sich gleichfalls in Ingolstadt das Studium der Rechte an. 1785 rückte S. an Stelle des im Zuge der Illuminatenaffäre entlassenen Alois Duschl in der jur. Fak. als Repetitor nach. 1791 zum Dr. jur. promoviert und zum Extraordinarius ernannt, konnte S. aufgrund s~ines frühen Todes keine wissenschaftlichen Aktivitäten entfalten.
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Sasso - Savigny
in: SHVI 45 (1926) 63 f.; Leitschuh III 162; Matrikel LMU; Müller 274. W. Müller
Sautermeister, Franz Xaver, SJ, * 24.11. 1725 Mindelheim, t 27. 4. 1801 Schongau. Nach dem am 3. 10. 1744 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden absolvierte S. bis 1746 das Noviziat in Landsberg. Nach anschließender Lehrtätigkeit, u. a. 1744-46 in Luzern, studierte er 1750-54 an der Univ. Ingolstadt Theo!. Nach dem Tertiat in Altötting (1755/56) legte S. am 2. 2. 1759 Profeß ab. Anschließend wurde er vorn Orden an diversen, den Jesuiten zugeteilten Lehranstalten eingesetzt. In Feldkirch (1759/60), Rottweil (1760/61) und Solothurn (1761/62) unterrichtete er Phi!., in Brieg (176264), Fribourg (1764/65) und Solothum (176569) Theo!. 1770 wurde S. Prof. für Moraltheo!. an der Univ. Ingolstadt. Nach der Ordensaufhebung wurde er auf Betreiben von Univ.direktor Johann Adam von Ickstatt, der die Zahl der Exjesuiten in Ingolstadt beschränken wollte, im Dezember 1773 in die theo!. Sektion des Lyzeums München versetzt; gleichzeitig unterrichtete er in München an der Kadettenanstalt. S. war bis 1775 in der Lehre tätig. Anschließend widmete er sich der Seelsorge: 1775 war er Pfarrer in Dachau, von 1776 bis zu seinem Tod wirkte er in derselben Funktion in Schongau. Als Verfasser theo!. Werke trat S. nicht in Erscheinung, er ließ jedoch eine ganze Reihe geistlicher Reden im Druck erscheinen. W Sammlung auserlesener Lob- und Ehrenreden, Kempten 1782. L Prantl I 584; Romstöck 329 ff. (W), Sommervogel VII 668 f. (W); Ger! 366; Müller 60. W. Müller
Savigny, Friedrich Carl von, * 21. 2. 1779 Frankfurt a.M., t 25. 10. 1861 Berlin, ev., CO 14. 4. 1804 Kunigunde Brentano. V Christian Karl Ludwig, Diplomat und Verwaltungsjurist, • 1726 Trarbach, t 8. oder 9. 9. 1791 Frankfurt a.M., M Philippine Henriette Groos, · 1743 ZweibTÜkken, t 26. 7. 1792 Hanau.
S. entstammte einer einst in Oberlothringen ansässigen Familie des alten Reichsadels, die aber bereits im 17. Jahrhundert im Zuge der Hugenottenverfolgung ihre alte Heimat verlassen und sich im Hessischen angesiedelt hatte. Früh verwaist, wuchs S. im Hause seines Vormunds auf, des am Wetzlarer Reichskanunergericht wirkenden Juristen Constantin von Neurath, der ihm zugleich die ersten Rechtskenntnisse vermittelte. Seit Ostern 1795 studierte S.
in Marburg die Rechte - unterbrochen nur durch ein 1796/97 in Göttingen verbrachtes WiSe - und promovierte hier am 31. 10. 1800 zum Dr. jur. mit einer Diss. "Oe concursu delictorum formali". Sein bedeutendster akad. Lehrer, der ihm auch die Richtung seiner weiteren Arbeit als Wissenschaftler weisen sollte, war der Romanist Philipp Friedrich Weis. Seit dem WiSe 1800/01 hielt S. Vorlesungen an der Marburger Univ., zuerst über Strafrecht, dann aber ging er zum Zivilrecht über, dem Hauptarbeitsgebiet seiner späteren wissenschaftlichen Laufbahn. Als Jurist erlangte S. schon bald bedeutendes Ansehen, nicht nur durch seine wichtige (durch eine Mitschrift seines Schülers Jacob Grimm überlieferte) Vorlesung zur ,,Jur. Methodenlehre", sondern vor allem durch sein erstes großes Werk, ,,Das Recht des Besitzes" (1803). Am 13. 3. 1803 zum ao. Prof. ernannt, verließ S. Marburg bereits im folgenden Jahr, um - nachdem er Rufe nach Heidelberg und Greifswald ausgeschlagen hatte - eine ausgedehnte, fast zwei Jahre dauernde Studienreise anzutreten, die ihn nicht nur zu den wichtigsten deutschen Bibliotheken, sondern auch nach Paris führen sollte. Wieder nach Deutschland zurückgekehrt, nahm er nach einer kurzen Periode zurückgezogener wissenschaftlicher Arbeit zum SoSe 1808 einen Ruf an die soeben von Ingolstadt nach Landshut verlegte Univ. an; er hatte der bayer. Univ. nicht nur wegen eines hohen Gehalts und wegen des Hofratstitels den Vorzug vor Jena und noch einmal Heidelberg gegeben, sondern wohl auch wegen der Zusage, sich für eine andere Landesuniv. entscheiden zu können, wenn es ihm in Landshut nicht gefallen sollte. S. blieb zwar nur zwei Jahre, bis 1810, in Landshut, doch die hier verbrachte Zeit wurde für ihn - abgesehen von einern ärgerlichen Streit mit seinem Fachkollegen Nikolaus Thaddäus von Gönner durch die Verbindung mit dem kath. Theologen Johann Michael Sailer sehr bedeutsam. Die weniger auf dem Dogma aufbauende, dafür um so mehr das Gefühl in den Vordergrund stellende Religiosität Sailers prägte den ev.-reformierten, gleichwohl mit einer strenggläubigen Katholikin verheirateten Juristen zutiefst, bis hinein in die Bereiche seines Rechtsdenkens. 1809 kam die große Wende im Leben von S.: er erhielt, durch Wilhelm von Humboldt veranlaßt, einen Ruf an die neu zu gründende Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Berlin; der preußischen Hauptstadt sollte S. von nun an bis an seine Lebensende treu bleiben. Am 10. 10. 1810 begann er als einer der ersten Univ.lehrer mit seinen Vorlesungen, bereits im folgenden Jahr wurde er als o. Mitglied in die Preußische Akad. der Wissenschaften gewählt, und in stürmischer Zeit, vorn 16. 4. 1812 bis zum 18. 10. 1813,
Savigny amtierte S. - nach Johann Gottlieb Fichte - als zweiter gewählter Rektor seiner neuen Alma mater. Bereits jetzt, und erst recht in den Friedensjahren nach 1815, entwickelte sich S. zu einem der prominentesten akad. Lehrer Berlins. Auch als Univ.politiker und Wissenschaftsorganisator machte sich S., der 1815 mit Karl Friedrich Eichhorn und Johan Friedrich Göschen die ,,zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft" begründete, einen Namen. Mit seiner aufsehenerregenden Prograrnmschrift "Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft" hatte er bereits 1814 die Kontroverse über die Schaffung eines - von ihm abgelehnten - nationalen Gesetzbuches für Deutschland siegreich für sich entschieden. Neben seiner weitgesteckten akad. und wissenschaftlichen Tätigkeit trat S. bald auch in die Dienste des preußischen Staates: schon 1817 wurde er Mitglied des Preußischen Staatsrates, 1819 Geheimer Oberrevisionsrat am neu errichteten Revisions- und Kassationshof und 1826 Mitglied der Kommission für die Gesetzesrevision. Darüber hinaus hielt er dem Kronprinzen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., jur. Privatvorlesungen. Ein durch Überarbeitung verursachtes schweres Nervenleiden zwang ihn 1826/27, sich einer Reihe seiner amtlichen und nebenamtlichen Verpflichtungen zu entledigen. Nach einer längeren Erholungsreise nach Italien widmete er sich in erster Linie der Vollendung seines ersten Hauptwerkes, der "Geschichte des Römischen Rechts im Mittelalter", die in den Jahren 181531 in sechs Bänden erschien. Bevor er aber sein 1835 begonnenes zweites großes Werk, das "System des heutigen Römischen Rechts", fertigstelIen konnte, wurde S. im März 1842 von seinem ehemaligen Schüler Friedrich Wilhelm IV. an die Spitze des Ministeriums für Gesetzgebung berufen. Sein akad. Lehramt gab .S. am Ende des WiSe 1841/42 auf. Als Minister hatte sich S. vor allem mit der Reform des Ehescheidungsrechts, mit der Erneuerung des Zivil- und Kriminalprozeßrechts, schließlich mit der Ausarbeitung neuer rechtlicher Bestimmungen zum Wechsel- und Strafrecht sowie mit der Schlichtung der Kompetenzkonflikte zwischen Verwaltungsbehörden und Gerichten zu befassen. S. - eher Theoretiker als Praktiker - war als Politiker und Rechtsreformer nur mit mäßigem Erfolg tätig; immerhin trugen das 1844 verabschiedete neue Scheidungsverfahrensrecht sowie das Strafgesetzbuch und das neue Wechselrecht seine deutliche Handschrift. Die vorrevolutionäre, gespannte politische Situation, Kompetenzkonflikte mit dem eigentlichen Justizministerium und der problematischunstete Charakter des Monarchen führten dazu,
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daß sich die politischen Hoffnungen von S., obwohl er noch 1847 zum Präsidenten des Staatsrats avancierte, nicht erfüllten. Nach dem Ausbruch der Revolution trat S., dessen politische Grundhaltung stets entschieden konservativ gewesen war, am 18. 3. 1848 von seinem Amt zurück. Er widmete sich fortan nur noch der wissenschaftlichen Arbeit, gab 1850 seine "Vermischten Schriften" in fünf Bänden heraus und publizierte 1851-53 als sein letztes Werk das "Obligationenrecht". Anschließend zog er sich bis zu seinem Tod ins Privatleben zurück; den ihm 1856 vom König verliehenen Sitz im Preußischen Herrenhaus hat er niemals eingenommen, das ihm im gleichen Jahr angetragene Amt eines preußischen Kronsyndikus nicht mehr ausgeübt. Nachdem er 1860 noch, überhäuft mit Ehrungen aus der gesamten gelehrten Welt, sein sechzigjähriges Dr.jubiläum hatte feiern können, starb er - seinem König nur um wenige Monate nachfolgend - ein Jahr später. - S., der bereits zu seiner Zeit als bedeutendster deutscher Jurist galt, begann als historisch orientierter Rechtsdogmatiker. Schon "Das Recht des Besitzes" (1803) zeigte - neben seinen theoretischen und systematischen Fähigkeiten - die für ihn charakteristische Hochschätzung des römischen Rechts, das er auch später als in jeder Hinsicht vorbildlich, als Höhepunkt der historischen Rechtsentwicklung, ansah. Als gläubiger Christ ging S. zudem zeitlebens davon aus, daß sich alles Recht in den größeren Zusammenhang einer durch das Christentum geprägten sittlichen Ordnung einzufügen habe. Der, wie er sagte, "trostlose[n] Aufklärerei", die "mehr als ein halbes Jahrhundert ... den politischen wie den religiösen Glauben wankend gemacht" habe, trat er ebenso entgegen wie den abstrakten Prinzipien des modemen Naturrechts, dem er ein an Tradition und Geschichte orientiertes Rechtsdenken entgegenstellte. In seiner berühmtesten Veröffentlichung, der Streitschrift "Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft", lehnte er 1814 den Gedanken einer umfassenden Rechtskodifikation strikt ab und betonte dagegen, "daß alles Recht ... erst durch Sitte und Volksglaube, dann durch Jurisprudenz erzeugt wird, überall also durch innere, stillwirkende Kräfte, nicht durch die Willkür eines Gesetzgebers". Unter dem Einfluß von Johann Gottfried Herder, Edmund Burke und Justus Möser wurde S. mit dieser Schrift zum Begründer der Historischen Rechtsschule, der es, wie S. 1840 schrieb, zuerst und vor allem darauf ankam, "daß der lebendige Zusammenhang erkannt werde, welcher die Gegenwart an die Vergangenheit knüpft". Trotzdem war er kein ,,Historist" im Sinne eines strikten historischen Relativismus; sein Ausgehen von dem niemals
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Savigny
bezweifelten Vorbildcharakter des römischen Rechts und seine nie in Frage gestellte Überzeugung vom Bestehen einer "göttlichen Ordnung" lassen die Grundzüge seines Rechtsdenkens allenfalls als "unhistorischen Historismus" (E.-W. Böckenförde) erscheinen. In seiner Auffassung vom Staat befand sich S. noch ganz im Banne der römischen und vormodem-alteuropäischen Tradition: "Staat" bedeutete für ihn "die leibliche Gestalt der geistigen Volksgemeinschaft", d. h. eine institutionelle und rechtliche Ordnung, die sich auf gemeinsame Geschichte und Tradition beruft und aus Familien - nicht Individuen - zusammensetzt. Die staatsphil. Vertragstheorie lehnte S. strikt ab. Auch die Lehre von der Gleichheit staatsbürgerlicher Rechte bekämpfte er um 1815 noch kompromißlos: "Bürger" stellte für ihn bis in die 1830er Jahre hinein die abgehobene Qualität einer kleinen Schicht aller Einwohner eines Gemeinwesens dar; erst in seinem Spätwerk, dem "System des heutigen Römischen Rechts" (1840-49), nahm er, dem Zuge der Rechtsentwicklung seiner Zeit folgend, von dieser Auffassung Abstand. Wenngleich er hier die begrifflich-theoretischen Grundlagen für das modeme individualistische Privatrecht entwickelte, hielt er doch an seiner politisch konservativen GrundeinsteIlung fest, was sich daran zeigt, daß er ein Bürgerrecht auf Teilhabe an der Gesetzgebung - und auch das Prinzip der Gewaltenteilung - nicht akzeptierte: S. verfocht bis zuletzt den Gedanken einer grundsätzlichen Einheit von Legislative und Exekutive; nach seiner Auffassung kam nur der ,,höchsten Gewalt im Staate" das Recht auf Gesetzgebung zu. Die wissenschaftliche und geistige Bedeutung von S. hat Ignaz von Döllinger 1872 in seiner Festrede zum 400. Gründungsjubiläum der Univ. Ingo1stadt-Landshut-München besonders trefflich formuliert: "In Landshut wirkte S., der größte Jurist der neuem Zeit, welcher mehr als irgend einer zur Regeneration der ganzen Rechtswissenschaft beigetragen hat. S. hat in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts auf seinem Gebiete fast wie ein König gewaltet, dem alle Fachgenossen willig huldigten; er bleibt allen Gelehrten ein schwer zu erreichendes Vorbild in der Kunst, das Verwickelte einfach, das Dunkle klar zu machen." Q UAM, EIl 65; Univ.bibliothek Marburg (Nachlaß). W Das Recht des Besitzes, Gießen 1803; Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft, Heidelberg 1814; Geschichte des Römischen Rechts im Mittelalter, 6 Bde., Heidelberg 1815-31; System des heutigen Römischen Rechts, 8 Bde., Berlin 1840-49; Vermischte Schriften, 4 Bde., Berlin 1850; Das Obligationenrecht als Teil des heutigen Römischen Rechts, 2 Bde., Berlin 1851-53; Jur. Methodenlehre, nach der
Ausarbeitung des Jacob Grimm, hg. von G. Wesen berg, Stuttgart 1951; Vorlesungen über jur. Methodologie 1802-42, hg. von A. Mazzacane, Frankfurt a.M. 1993; Pandektenvorlesung 1824/25, hg. von H. Hammen, Frankfurt a.M. 1993; Landrechtsvorlesung 1824, hg. von C. Wollschläger, 2 Tle., Frankfurt a.M. 1994-96. Briefe: O. pfülf, F. K.v.S. als Ireniker, in: Stimmen aus Maria Laach 66 (1904) 33-46, 165-85,307-22; C. Varrentrapp, Briefe von S. an Ranke und Perthes, in: Historische Zs. 100 (1908) 330-51; H. LiermannIH.-J. Schoeps (Hg.), Materialien zur preußischen Eherechtsreform im Vormärz, Göttingen 1961; D. Strauch (Hg.), F. c.v.S. - Briefwechsel mit Friedrich Bluhme 182060, Bonn u. a. 1962. - Mithg.: Zs. für geschichtliche Rechtswissenschaft. L ADB XXX 425-52; DBA; DBA N. F.; Prantl II 519;
L. Ennecerus, F. C.v.S. und die Richtung der neueren
Rechtswissenschaft, Marburg 1879; E. Landsberg, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. IIII2, München-Berlin 1910; Funk 13 u. ö.; A. StolI, F. K.v.S. Ein Bild seines Lebens mit einer Sammlung seiner Briefe, 3 Bde., Berlin 1927-39 (P I, 4, 6); F. Zwilgmeyer, Die Rechtslehre S., Leipzig 1929; S. Schultzenstein, F. C. v.S., Berlin 1930; F. Wieacker, Gründer und Bewahrer, Göttingen 1959; D. Strauch, Recht, Gesetz und Staat bei F. c.v.S., Bonn 1960; R. Gmür, S. und die Entwicklung der deutschen Rechtswissenschaft, Münster 1962; E. Wolf, Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte, Tübingen 41963, 467-542 (W); P. Koschaker, Europa und das römische Recht, München u. a. 41966; Beckenbauer, Univ.prof. 46-51 (P 2); W. Schoof, F. K.v.S. in Berlin. Ein Lebens- und Zeitbild, in: Der Bär von Berlin 21 (1972) 7-61; Geist und Gestalt III (P 6); BoehmlSpörl, LMU 42 (P 5); E.-W. Bökkenförde, Die Historische Rechtsschule und das Problem der Geschichtlichkeit des Rechts, in: Ders., Staat - Gesellschaft - Freiheit, Frankfurt a.M. 1976,9-41; G. Marini, F. C.v.S., Neapel 1978; H. Coing, F. c.v.S. (1776-1861), in: Juristische Schulung 19 (1979) 86 ff.; J. Rückert, Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei F. C.v.S., Ebelsbach 1983 (W); S. v. Moisy, Von der Aufklärung zur Romantik. Geistige Strömungen in München, Regensburg 1984, 149-57 u. Ö. (P 4); O. Behrends, Geschichte, Politik und Jurisprudenz in F. C.v.S. System des heutigen Römischen Rechts, in: O. BehrendsIM. DiesselhorstIW. E. Voss (Hg.), Römisches Recht in der europäischen Tradition. Symposion aus Anlaß des 75. Geburtstags von Franz Wieacker, Ebelsbach 1985,257-321; H. H. Jakobs, Die Begründung der geschichtlichen Rechtswissenschaft, Paderbom u. a. 1992; Beckenbauer 9 f. u. Ö. (P 3, 4); H.-C. Kraus, Begriff und Verständnis des ,.Bürgers" bei S., in: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abt. 110 (1993) 552-601; D. Nörr, S. phi!. Lehrjahre. Ein Versuch, Frankfurt a.M. 1994; J. Rückert, S., F. C., in: M. Stolleis (Hg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon, München 1995,540-45. P 1) Zeichnung von Wilhelm Hensel 2) Stich, Stadtmuseum Landshut, 3) Lithographie, Privatbesitz A. Beckenbauer, Landshut, 4) Radierung von Ludwig Emil Grimm, Staatliche Graphische Sammlung München (Inv.-Nr. 150931),5) Ölgemälde, Staatsbibliothek Berlin, 6) Aquarell von Franz Krüger, Nationalgalerie Berlin. H.-C. Kraus
Schaider - SchaUer
Schaider, Konrad, * wohl Ingolstadt, 1534. V Konrad, t Herbst 1521 (?).
t
9. 12.
S. immatrikulierte sich am 6. 5. 1512 an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte hier im Dezember 1513 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1516 zum Magister. Am 12. 3. 1516 trat er ins Gremium der lesenden Magister ein. Am 30. 3. 1520 wurde er ins Fak.konzil kooptiert. S., der sich bereits als Kleriker der Diözese Eichstätt immatrikuliert hatte und 1517 Primiz feierte, widmete sich auch dem Theol.studium. Im Dezember 1517 präsentierte ihn die Artistenfak. auf das Widmann-Stipendium, welches er nach längerem Tauziehen zwischen der Fak. und Leonhard von Eck auch erhielt und bis zum Oktober 1521 innehatte. Während dieser Zeit begann er am 3. 2. 1520 als theol. Bakkalar mit der Bibelvorlesung (Tob., Röm.) und am 22. 4. 1521 mit der Sentenzenvorlesung (1. Sent.). Als im Spätsommer 1521 die Pest ausbrach, gehörte S., der gerade das Dekanat der Artistenfak. führte, zu den wenigen Univ.angehörigen, die nicht aus Ingolstadt flohen. Ein von ihm damals ins Totenbuch der Artistenfak. eingetragener "Conradus schayder Angilostadensis" war vermutlich sein Vater. Nach 1521 trat S. an der Univ. nicht mehr in Erscheinung. Q UAM, GG III/ll I, GG III/22, 0 IV 1,0 V I. L Mederer I ll3 u. ö.; Prant! I 164 u. ö.; J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 44; Real 39; Seifert 90 ff. C. Schöner
Schaitter (Schaider, Scheitter, Seitter), Dominicus, SJ, 19. 1. 1676 Brixen, t 6. 6. 1740 Freiburg i.Br. S. trat am 20. 10. 1693 in den Jesuitenorden ein. 1705/06 hielt er sich in unbekannter Funktion im Jesuitenkolleg Dillingen auf. S., ein Schüler des sowohl in Dillingen als auch in Ingolstadt lehrenden Franz Höggmayr, wurde er am 30. 3. 1706 in Augsburg zum Priester geweiht, am 4. 4. 1706 feierte er in Dillingen seine Primiz. 1710-13 hielt er in der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phil. Kurs, anschließend war er 1713-15 Studienpräfekt am Jesuitengymnasium und an der Univ. Dillingen. An letzterer hatte er 1713-16 die Professur für Kontroverstheol., später dann (1728) jene für Moraltheol. inne. Über die weiteren Stationen seines Wirkens liegen nur wenige Angaben vor. 1730 gehörte er der theol. Fak. der Univ. Innsbruck an, 1731/32 lehrte er 24 BiQgraph. Hdb. I
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am Jesuitenkolleg Eichstätt Moraltheol. Bezeugt ist er ferner als Superior in Kaufbeuren. Q Univ.bibliothek Eichstätt Ms.N.194, Mitschrift einer Vorlesung von Adam Diche!. W Ungedruckt: Tractatus de tide, spe et charitate (Studienbibliothek Dillingen). L Prant! I 506; Sornrnervogel VII 706; Romstöck 331; Specht 285; Schaff 150; Ger! 388; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 247. A. Toellner
SchaIlenberger, Anton, SJ, * 26.2. 1706 Thann (Elsaß), t 17. 1. 1766 Ebersberg. S. wurde am 28. 9. 1722 ins Noviziat der Societas Jesu aufgenommen. Nach dem Magisterium las er 1738-44 zweimal den phil. Dreijahreskurs an der Univ. Ingolstadt. Hier legte er am 2. 2. 1740 Profeß ab. Er ging an die damals französische Univ. Freiburg i.Br., wo er, am 7. 1. 1745 zum Dr. theol. promoviert, den Lehrstuhl für Dogmatik übernahm. Unmittelbar nach seinem Dekanat im WiSe 1745 kehrte er an die Univ. Ingolstadt zurück, diesmal als Prof. für Dogmatik. Im Anschluß lehrte er ab 1749 am Ingolstädter Jesuitenkolleg Kontroverstheol. und Exegese, bis er am 28. 10. 1762 zum Novizenmeister und Rektor in Landsberg ernannt wurde. S. leitete das Noviziat bis zum 1. 11. 1765. Er hinterließ einige Disputationen und und eine ,,Lob-Rede" auf den hl. Bernhard. W Lob-Rede zu Ehren des Heiligsten Prälatens, Hönigfliessenden Lehrers, Mächtigsten Wunder-Würkers Bemardi, Neuburg 1754. L DBA; Mederer III 203 u. ö.; Sommervogel VII 709, IX 841 (W); Romstöck 332 (W); Duhr IVI2 256; Schaff 153; Matrikel LMU; Kurrus I 254, II 312 u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 82; Gerl 338. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
SchaIler, Johannes Damascenus, SJ, * 20. 1. 1620 Feldkirch, t 23. 5. 1669 Abbach bei Kelheim, 0 Biburg. V Johannes, Dr. med., M Katharina Kemin.
S. trat nach Abschluß seines Phil.studiums in Dillingen, wo er sich an der Univ. 1640 eingeschrieben hatte, am 20. 9. 1642 in den Jesuitenorden ein. Das Noviziat leistete er 1643/44 in Landsberg ab. 1644-49 lehrte er am Gymnasium in Luzern. 1649-53 studierte er am Jesuitenkolleg in Ingolstadt Theol., ohne sich an der Univ. einzuschreiben, 1653 wurde er zum Priester geweiht. 1659-62 las er den phil. Kurs in Luzern, 1662-65 in Augsburg. 1665/66 war er Prof. der Kontroverstheol. in Regensburg, 1666/67 Instructor Repetentium der Phil. in München und 1667/68 Prediger in der Pfarrkirche in Hall. 1668 wurde er als Prof. für Ethik
Schaller - Scheifler
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nach Ingolstadt abgeordnet, wo er 1669 schwer erkrankte. Er starb sodann im Bad in Abbach. Mit ihm hatte die Univ. einen nicht unerfahrenen Lehrer der Phil. gewonnen, wie die unter seinem Vorsitz geführten phil. Disputationen am Lyceum S. Salvatoris belegen. Größere phil. oder theol. Werke veröffentlichte S. nicht. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. IJ2, Mscr. XI 28n, Mscr. XI 42/1,; BayHStAM, Jesuiten 389-407; Dompfarre St. Nikolaus, Feldkirch.
L Mederer II 374 u. ö.; Prant! I 506; Sommervogel IX 841 f. (W); Romstöck 332 ff. (W); Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. von T. Specht, Di1lingen 1909,699; Matrikel LMU; Ger1388; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 248 f.; Studhalter 325 f. S. Hofmann
Scharrer, Andreas, SJ, * 29.11. 1707 Rennertshofen, t 19. 11. 1749 München. S. trat am 13. 9. 1729 in den Jesuitenorden ein. Über die Stationen der ordensüblichen Ausbildung ist nichts bekannt. Ab den 40er Jahren wurde S. gemäß gängiger jesuitischer Praxis an diversen Jesuitenkollegien bzw. der Societas Jesu übertragenen Studienanstalten eingesetzt, ohne durch wissenschaftsgeschichtlich relevante Aktivitäten hervorzutreten. 1741/42 lehrte er Phil. in Ellwangen, 1743-46 hielt er an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phi!. Kurs ab; 1744 zog er sich wegen der Wirren des österreichischen Erbfolgekrieges vorübergehend in die Jesuitenresidenz Biburg zurück. 1746/47 lehrte S. dann in Regensburg Moraltheol., 1747/48 spekulative Theo!. in Innsbruck und zuletzt 1748/49 Kirchenrecht in München. L Prant! I 542; Romstöck 334; Schaff 154; Gerl 389; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 83. A. Toellner
ScheiDer (Scheiffler), Johann Heinrich, * 19. 9. 1643 München, t 12. 2. 1716 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau (Grabmal und Gedenktafel), m um 1670 Anna Maria. V Johann, Hofmedicus, * 1613 München, t 1671 München, M Elisabeth Orttner, CD 21. 1. 1642.
S. besuchte in München zunächst bis 1659 das Gymnasium der Jesuiten und absolvierte in der Folge das erste Jahr des phi!. Kurses am angeschlossenen Lyzeum. 1660 ging er, vom Vater frühzeitig auf den Arztberuf vorbereitet, zur Fortsetzung des phi!. Propädeutikums und insbesondere zum Studium der Med. nach Ingolstadt, wo er sich am 28.10. immatrikulierte. Nach der Promotion zum Dr. med. unter Franz Ignaz Thierrnaier begab sich S. auf eine Studienreise, die ihn nach Padua, Rom und Florenz führte. Dort arbeitete er zwei Jahre als
Hospitalarzt. Zurückgekehrt nach München, führte ihn sein Vater in die Praxis ein und nutzte seinen Einfluß als kurfürstlicher Leibarzt zur Vermittlung einer Professur in Ingolstadt. Am 10. 2. 1671 wurde S. nach der Befürwortung des Collegium Medicum als Prof. eingestellt. S., kurfürstlich bayer. Rat und Hofmedikus, wurde auch von den Jesuiten der phil. Fak. favorisiert. Mit dem Leibarzt und Protomedikus des bayer. Herzogs, Johann Jakob von Maffei, verband S. eine alte Freundschaft; Maffei fungierte z. B. als Taufpate eines seiner Kinder. Am 3. 11. 1677 wurde S. zum Leibmedikus ernannt, in den folgenden Jahren ist er häufig als Consiliarius an fürstlichen Höfen anzutreffen. Sein Ruf als Praktiker, der erfolgreicher als andere die Schwindsucht behandelt haben soll, drang über die Grenzen Ingolstadts hinaus. Innerhalb der Univ. setzte sich S. als Prof. für praktische Med. und Anatomie für die Verbesserung des Anatomieunterrichts ein. Bereits 1673 begann er mit öffentlichen anatomischen Demonstrationen, denen auch Mitglieder anderer Fak. beiwohnten. Einige Zeit einziger Prof. der Med., kämpfte er 1699 erfolgreich für eine Lockerung der bürokratischen Modalitäten bei der ÜbersteIlung menschlicher Leichen. Unerfüllt blieben jedoch seine Forderungen nach einem Theatrum anatomicum und einem botanischen Garten nach dem Vorbild Paduas. Es gelang ihm aber, den Grundstock zu einer zeitgemäßen Bibliothek zu legen. Als Persönlichkeit war S. nicht unumstritten. So gab es 1678 Kontroversen wegen der von ihm vorgenommenen Apothekenvisitationen, und 1692 beschwerte sich S. über den Theologen Johann Georg ZöpfI, der sich öffentlich abfällig über ihn geäußert hatte. S., der zehnmal Rektor und sechsmal Dekan war, spielte eine gewichtige Rolle in der Univ.politik. Es gelang ihm, in dem Streit der Fak. gegen die Jesuiten in den Jahren 1709-12 die med. Fak. auf deren Seite zu ziehen und damit die jur. Fak. zu isolieren. Sein Versuch, 1708 die Berufung von Johann Adam Morasch zu verhindern, schlug jedoch fehl. - S. hat keine nennenswerten literarischen Beiträge geliefert. Außer zweier Oden auf Thierrnaier und der Beschreibung eines antiepileptischen Mittels und einer Salbe gegen Frauenleiden ist nichts überliefert. Er scheint die chemiatrische Therapie seines Vaters übernommen zu haben. Die Behauptung Prantls, S. sei zeitlebens ein "eigensinniger Anhänger der älteren galenischen Tradition" gewesen, läßt sich nicht aufrechterhalten. S. war bestrebt, den Unterricht, der sich an einem erneuerten Hippokratismus orientierte, auf der Höhe der Zeit zu gestalten. Auf sein Bestreben wurde 1703-06 eine größere Anzahl von Büchern, teils in mehreren Exemplaren, für die Studenten ange-
Scheifler - Scheiner schafft. Dabei fällt auf, daß fast alle Werke Daniel Sennerts, der eine Korpuskulartheorie vertrat, gekauft wurden. Daneben finden sich Anatomiewerke von Johann Vessling, Thomas Bartholin, Pierre Dionis, Abhandlungen über Med.theorie von Jean Femel, Fortunatus Plempius, Lazare Riviere sowie mehrere Hippokrates-Kommentare verschiedener Autoren. Aus diesem gelehrten Spektrum läßt sich unschwer das Vorlesungsprograrnm der med. Fak. unter dem Einfluß von S. ersehen. Q OAM, Taufregister und Heiratsregister St. Peter; Pfarrrarchiv zur Schönen Unserer Lieben Frau Ingolstadt, Taufregister 1656-82; UAM, E I 4 a, 4 b, 5 b, Bd.1,2.
L H. P. v. Leveling, Historia chirurgico-anatomica facultatis medicae Ingolstadiensis ab universitate anno 1472 condita ad annum 1788, Ingolstadt 1791, 27 u. ö.; Prant! I 461 f. u. ö.; Matrikel LMU; F. Schalkbäuser, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen-Nürnberg 1966, 16-30 u. ö. (W); Leitschuh I 140; S. Hofmann, Die Alte Anatomie in Ingolstadt. Ihr Schicksal als Institution und Gebäude, München 1974, 10 f. u. ö.; U. Grimm, Beiträge zur Med.geschichte von Ingolstadt (insbesondere Sterblichkeit 1620-1730), Diss. Erlangen-Nürnberg 1975, 196; A. Groh, Bio-Bibliographien der bayer. Ärzte und Gelehrten aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum von A. F. von Oefele sowie dem Album Bavariae latricae von F. J. Grienwaldt, Diss. Erlangen-Nürnberg 1975, 126 f. (W). C. Habrich
Scheiner, Christoph, SJ, * 25.7. 1575 Wald bei Mindelheim, t 18.7.1650 Neiße. S. trat am 26. 10. 1595 in das Noviziat der Jesuiten zu Landsberg ein, studierte 1597-1600 in Ingolstadt Phil. und lehrte dann am Kolleg zu Dillingen Humaniora und aushilfsweise Mathematik. 1605-09 studierte er wiederum an der Univ. Ingolstadt Theol. und war dort dann 1610-16 Prof. für Mathematik und Hebräisch. 1611 entdeckte er in Ingolstadt mit seinem Schüler Johann Baptist Cysat die Sonnenflekken. 1616-20 weilte S. als Berater Erzherzog Maximilians in Innsbruck, 1621 wurde er als Prof. für Mathematik an die Univ. Freiburg i.Br. berufen. 1623 wurde er Rektor des von ihm als Berater des Breslauer Fürstbischofs Erzherzog Karl ins Leben gerufenen Jesuitenkollegs zu Neiße. 1624-33 in Rom tätig, ging S. 1633 nach Wien, 1639 erneut nach Neiße. In Rom schloß er sein Hauptwerk ab, die ,,Rosa Ursina", die ihn berühmt machte. Der Ruhm von S. wird nicht so sehr durch die Entdekkung der Sonnenflecken begründet, die in der Tat nach der Erfindung des Fernrohrs in der Luft lag, so daß der von Galilei angezettelte Prioritätsstreit überflüssig war, sondern in der 24*
371
ungemein präzisen Beschreibung und Interpretation der Beobachtungen über mehr als ein Jahrzehnt. Galilei wollte ihn aber vor allem deshalb dem Gespött der gelehrten Welt preisgeben, weil er damit auch die übrigen Gegner des kopernikanischen Systems treffen wollte. Dabei unterliefen ihm in seinem ,,Dialogo" von 1632 jedoch selbst Irrtümer bezüglich der Gravitation und der Erdbewegung, vor allem eine falsche Einschätzung der Sonnenflecken, während S. die Rotationszeit der Sonne und die genaue Lage des Sonnenäquators bestimmen konnte. Aber nicht nur deshalb wird S. als einziger Naturwissenschaftler der Univ. Ingolstadt in der europäischen Wissenschaftsentwicklung genannt, er war mit seinen Versuchen und Beobachtungen auch bahnbrechend in der Optik. In seinem Werk von 1619 ("Oculus") gelang es ihm, die Anpassungsfähigkeit des Auges an die verschiedenen Entfernungen und Lichtverhältnisse zu erklären; er entdeckte die Netzhaut als wesentlichstes Werkzeug des Sehvorgangs, seine Versuche mit Lichtstrahlen unter den verschiedensten Bedingungen führten zu völlig neuen Ergebnissen, auf Grund derer er 1613 (oder 1617) ein mit zwei konvexen Linsen ausgerüstetes astronomisches Fernrohr konstruierte. Gleich hervorragend als Mathematiker, Physiker und Techniker, hatte er schon 1603 in Dillingen den Parallelogramm-Pantographen (Storchenschnabel) konstruiert, für eine Untersuchung der Kegelschnitte konstruierte er den Ellipsenzirkel. W Tres epistolae de maculis solaribus scriptae ad Marcum Velserum, Augsburg 1612; De maculis solaribus et stellis circa Jovem errantibus accuratior disquisitio ad M. Velserum perscripta, interjectis observationum delineationibus, Augsburg 1612; Disquisitiones mathematicae de controversis et novitatibus astronomicis, Ingolstadt 1614; Novum solis elliptici phaenomenon, Augsburg 1615; Exegesis fundamentorum gnomonicorum, Ingolstadt 1615; Refractiones coelestes sive solis elliptici phaenomenon illustratum, Ingolstadt 1617; Oculus, Innsbruck 1619; Rosa Ursina sive Sol ex admirando facularum et macularum suarum phaenomeno varius, necnon circa centrum suum et axem fixum ab occasu in ortum annua, circaq. alium axem mobilem ab ortu in occasum conversione quasi menstrua, super polos proprios, libris quatuor mobilis ostensu, Rom 1630; Pantographice seu ars delineandi res quaslibet per paralle10grammum lineare seu cavum, mechanicum, mobile, Rom 163l. L ADB XXX 718 f.; DBA N. F.; Sommervogel VII 734, IX 842 (W); Koch 1601 f.; E. Hoppe, Geschichte der Optik, Leipzig 1926, S. 34 f. u. ö.; E. Zinner, Geschichte der Sternkunde, Berlin 1931, 507 u. ö.; R. Mousnier, Les XVle et XVIIe Siecles. Le Progres de la Civilisation Europeenne et le Declin de l'Orient, Paris 1954, 191-96; LThK2 IX 382; W. Ley, Die Himmelskunde, Düsseldorf-Wien 1965, 133 ff. u. ö.; E. Shea, S. and the Interpretation on Sunspots, in: Isis 61 (1970) 498-519; Kraus, Personalbibliographien 118-26 (W);
372
Scheiner - Schiltenberger
A. R. Hall, From Galilei to Newton, New York 1982, 31; H. Wussing, Geschichte der Naturwissenschaft, Köln 1983, 245 u. ö.; HdBG 11 901 f., III 1154 f.; S. Neumeister/G. Wiedemann, Res Publica Litteraria. Die Institution der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit, Wiesbaden 1987, 530 ff.; Jesuiten in Bayern 205-226 (P I); Jesuiten in Ingolstadt 140-65 (P I, 2); Gelehrtes Schwaben. Wissenschaftler aus und in Bayer.-Schwaben (Ausstellungskatalog), Augsburg 1991, 93 ff.; W. Brandmüller, Galilei e la Chiesa, Citta dei Vaticano 1992, 83-92; W. BrandmüllerlE. J. Greipl, Copernico, Galilei e la Chiesa. Fine della Controversia (\ 820). Gli Atti dei Sant'Uffizio, Florenz 1992, 199; F. Daxecker, C. S. Untersuchungen zur physiologischen Optik des Auges, in: SHVI 102/103 (1993/94) 385-400; Ders., Briefe des Naturwissenschaftlers C. S. SJ an Erzherzog Leopold V. von Österreich-Tirol 1620-32, Innsbruck 1995.
las er den phi!. Kurs 1692-95 an der Univ. Innsbruck und im Anschluß 1695-98 an der Univ. Dillingen. 1696/97 war er hier zugleich als Studienpräfekt tätig. Während seiner Dillinger Zeit legte S. arn 2. 2. 1696 das vierte Gelübde ab. 1700-06 ist er als Kasuist wiederum an der Univ. Dillingen belegt. In gleicher Eigenschaft lehrte er 1706-10 an der Univ. Ingolstadt. In der Folge hatte er eine Reihe von Rektoraten inne: 1710-13 in Konstanz, 1714-17 in Amberg, 1717-20 in Altötting und 1720-23 in Landshut. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte S. arn Münchener Kolleg, zunächst als Präfekt der höheren Studien, später als Beichtvater. S. hinterließ einige phi!. und theo!. Disputationen.
P I) Ölgemälde, ca. 1724, Stadtmuseum Ingolstadt, 2) Büste von J. Halbig, Bayer. Staatsgemäldesarnmlung.
Q Archiv der pfarrei Raisting, Tauf-, Ehe und Sterberegister 1652-1785.
A. Kraus
W Monarchium regimen animae in eodem vivente quaestionibus, Dillingen 1698; Quaestiones theologicae cur deus homo, Dillingen 1702.
SchereI (Schäre!), Wolfgang.
S. soll sich nach dem Studium in Ingolstadt in Eichstätt aufgehalten haben und Hofmeister in Löwen und Dole gewesen sein, ehe er 1573 gegen 100 fl. Besoldung in Ingolstadt "litterae humanitatis" lehrte; laut Vorlesungsprogramm vorn Oktober 1573 las er vormittags über Cicero, nachmittags Grammatik. Wohl seit 1578 versah er die "lectio dialectica", später (1584) war er offenbar auch "politioris literaturae professor ordinarius". 1585 fungierte er als Verwalter der Univ.kasse. Im selben Jahr wurde er wegen einer vorgeblich illegalen Promotion in die Auseinandersetzungen der weltlichen Prof. der Artistenfak. mit den Jesuiten verwickelt und arn 22. 9. 1585 zusammen mit Johannes Engerd und Edmund Holling seines Amtes enthoben; die Professuren wurden der Societas Jesu übertragen. Danach war er Rhetoriklehrer arn Barnberger Gymnasium. W Disputatio philosophica de sensibus internis, Ingolstadt 1567; Perfectae elocutionis compendium, quo genera, virtutes, figurae, tropi et schemata ... comprehenduntur, Bamberg 1590. L Mederer I 265, 11 102 u. ö.; Prantl I 267 u. ö.; Seifert 393 f. u. ö.; Popp 224. R. Huber
Schilcher, Franz, SJ, * 18. 9. 1660 Raisting (Oberbayem), t 28. 2. 1729 München. V Johannes, Wirt, M Ursula Schmuzer, Landsberg.
*
Pürgen bei
S. wurde nach dem Besuch des Münchener Jesuitengymnasiums am 7. 9. 1678 zum Landsberger Noviziat zugelasssen. Er absolvierte die phi!. Studien und das Magisterium und nahm sodann das Theo!.studium 1688 in Ingolstadt auf. Nach der Priesterordination arn 5. 4. 1692
L DBA; Mederer III 113; De Luca 76; Sommervogel VII 781 f., IX 843 (W); Romstöck 334 ff. (W); Specht 282 u. ö.; Duhr lVII 237 u. ö., IV/2 355; Hurter 1011; Matrikel LMU; Gerl395; Strobel 271; Leitschuh I 241. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Schiltenberger (SchiItenperger), Franz Joseph, t 13. 1. 1761 Ingolstadt. V Johann Peter, Prof. an der Univ. Ingolstadt.
S. war zunächst kurfürstlich bayer. Regierungsrat in Burghausen, bevor er nach der Emeritierung seines Vaters 1755 als Dozent für ,)us patriae" an die Univ. Ingolstadt berufen wurde. S. erhielt zunächst noch keine Besoldung. Der Plan seines Vaters, ihm auch die Vorlesung über Codex zu übertragen, scheiterte arn Einspruch des Senats. Am 28. 11. 1755 erwarb er den Dr.grad und war nach dem Tod des Vaters 1759 o. Prof. für einheimisches Recht und jur. Praxis. Statt wie bisher 400 fl. Wartegeld erhielt er nun eine Besoldung von 600 fl. Während seiner vergleichsweise kurzen Tätigkeit an der Univ. konnte S. keine wissenschaftliche Bedeutung erlangen. Erfolglos begann er einen Präzedenzstreit mit den Prof. Johann Joseph Prugger und Johann Paul Sutor. L ADB XXXI 264 f.; Prantl I 592 u. ö.
T. H. Link
Schiltenberger (SchiItenperger), Johann Peter, * 1684 Stadtarnhof, t 11. 2. 1759 Kirchdorf bei Abensberg. V Benedikt.
S. besuchte in Regensburg das Gymnasium und studierte ab 1705 in Ingolstadt Jur. Am 20. 11. 1713 erwarb er den jur. Dr.grad. Er wirkte kurzzeitig als Advokat beim fürstbi-
Schiltenberger - Schlechten schöflich-regensburgischen Hofrat und wurde anschließend in Ingolstadt ao. Prof. für Kriminalrecht und jur. Praxis als Nachfolger seines verstorbenen Schwiegervaters Friedrich de Charde!. Bereits 1714 erfolgte die Ernennung zum kurbayer. Hofrat und o. Prof. bei einem Gehalt von zunächst 600 fl., dann 800 fl. Nach dem VOITÜckungsmodus der Univ. übernahm er 1720 die Professur für die Institutionen, 1723 der Digesten und des Feudalrechts, 1729 der Pandekten und des Lehnrechts sowie 1746 des Codex. Als Vorlesungsgrundlagen dienten S. die "Elementa juris civilis secundum ordinem digestorum" des Johann Gottlieb Heineccius und die "Commentatio compendiaria pandectarum" von Amadeus Eckhold, womit auch er die Ingolstädter Theologen in ihrem Vorwurf bestärkte, an der jur. Fak. würden fast ausschließlich protestantische Lehrbücher verwendet. Der als fleißiger Hochschullehrer und .Publizist gelobte S. veröffentlichte zwischen 1718 und 1750 eine Reihe von Arbeiten zum Kriegs-, Friedens- und Vertragsrecht sowie eine Ingolstädter Konsiliensarnmlung zivil- und strafrechtlichen Inhalts. Mit der deutlichen Berücksichtigung natur- und völkerrechtlicher Aspekte stand S. bereits im Zeichen der beginnenden aufklärerischen Jur. Auf der Ebene des Reichsrechts vertrat er die monarchische supranationale Einheit, wobei für ihn der Kaiser als Advokat der Kirche nur ein Katholik sein konnte. S. war mehrfach Rektor (1736, 1740, 1744 und 1750) und riskierte bereits in seiner ersten Amtszeit einen Streit mit dem akad. Senat, indem er eigenmächtig ein Sitzungsprotokoll der med. Fak. zerriß. Nach einem Schlaganfall, der eine Fortsetzung der Lehrtätigkeit unmöglich machte, wurde S. 1755 unter Beibehaltung seines bisherigen Gehalts emeritiert. Noch kurz vor seinem Tod kam es zu einem Streit mit seinem Sohn und Nachfolger Franz Joseph S., dessen Wartegeld vom Gehalt des Vaters bestritten werden sollte. W Diss. exhibens quaestiones selectas ex uni verso iure desumtas, Ingolstadt 1718; Volumen consiliorum seu responsorum civilium et criminalium super diversis materiis et quaestionibus, Ingolstadt 1739. L ADB XXXI 264 f.; Baader, Verstorb. I 198 f. (W); Matrikel LMU; Neumaier 131-38 u. ö.; H. Gehrke, Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands. Charakteristik und Bibliographie der Rechtssprechungs- und Konsiliensammlungen vom 16. bis zum Beginn des 19. Jh., Frankfurt a.M. 1974,207 f.; Müller, Zech 41. T. H. Link
Schirmbeck, Johann, SJ, * 7. 4. 1618 Pfaffenhofen, t 5.11. 1675 Augsburg. V Adam, Stadtschreiber, M Felicitas.
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S. trat im April 1635 in Landsberg ins Noviziat der Societas Jesu ein. 1636-39 studierte er an der Univ. Ingolstadt Phi!. Es folgten die Lehrtätigkeit an den Jesuitenkollegien München und Ingolstadt sowie das Studium der Theo!. in Ingolstadt, das S. 1647 abschloß; am 25. 6. 1647 erhielt er die Priesterweihe. Anschließend lehrte er an der Münchener Ordensniederlassung Phi!. 1652-55 hielt S. an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen Phi!.kurs. 1656-58 stand er dem Jesuitenkolleg Ensisheim als Rektor vor. 1658-62 hatte S. an der Univ. Freiburg i.Br. die Lehrkanzel für scholastische Theo!. inne und stand während dieser Zeit der theo!. Fak. zweimal (1659/60, 1661) als Dekan vor. Anschließend fungierte er 1662-65 als Rektor des Freiburger Jesuitenkollegs, das gleiche Amt hatte er 1665-68 in Fribourg inne. 1668-71 war S. Rektor der Univ. Dillingen. Zuletzt wirkte er als Novizenmeister in Landsberg. - Seine Kenntnis insbesondere der spanischen theo!. Literatur war beachtlich - auch wenn er manches nur sekundär kannte. Für seine phi!. Sachkenntnis gilt ähnliches. Im materiellen Bereich gestand er nichts zu, was nicht sinnlich wahrnehmbar ist. Seine Bewegungslehre war nicht mehr im strikten Sinne aristotelisch, ohne aber die moderneren Theorien jener Zeit aufzunehmen. W Disputatio philosphica de principiis corporis naturalis (Praes.; Resp.: J. S. Herwarth) , München 1648; Assertiones philosophicae ex 1. et 2. physicorum Iibro de principiis, natura et causis rerum naturalium (Praes.; Resp.: E. Leberer), Ingolstadt 1655; Assertiones phi1osophicae ex posterioribus sex physicorum Iibris de rerum naturalium proprietatibus (Praes.; Resp.: J. Goezfrid), Ingo1stadt 1655; Disputatio theologica de SS. Trinitate (Praes.; Resp.: L. Julier), Freiburg LBr. 1661. L Prantl I 506; Romstöck 337 ff.; Specht, Rektoren 50 f.; Sommervogel VII 791; Specht 270; Schaff 137; Gerl 397; Leitschuh I 70; Kurrus 11 305 u. ö.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 249 ff.; Strobel 186 f.
H. C. Kuhn
Schlechten (Schlecten), Leopold, SJ, * 19. 11. 1653 Kaufbeuren, t 1. 3. 1719 Rottenburg. S. wurde am 23. 9. 1670 zum Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu zugelassen. Am Ende der phi!. und theo!. Studien in Ingolstadt und dem mehrjährigem Magisterium empfing er am 23. 5. 1682 in Regensburg das Presbyterium. In seiner siebenjährigen Tätigkeit als Phi!.prof. las er 1685-87 den Dreijahreskurs an der damals französischen Univ. Freiburg LBr. und im Anschluß in Dillingen, wo er 1688-90 zugleich die Funktion des Studienpräfekten erfüllte. Dort feierte er am 2. 2. 1688 auch die Profeß. Danach lehrte S. sieben weitere Jahre
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Schlechten - Schmalzgrueber
theo!. Fächer: 1691-96 an der nach Konstanz verlegten Freiburger Univ., wobei er zweimal das theo!. Dekanat innehatte, und 1696-98 Kasuistik an der Univ. Ingolstadt. Vom 31. 8. 1698 bis zum 18. 2. 1703 bekleidete er das Rekorat in Freiburg i.Br., 1703-06 dann in Eichstätt. Eine neue Aufgabe fand S. 1706 als Beichtvater und Theologe des Fürstbischofs Johann Franz von Stauffenberg. 1715 zog sich S. als Spiritual nach Rottenburg zurück. Q UAM, GG IIIIII 11. W Theses ex universa philosophia, Dillingen 1690. L DBA; Mederer III 85; Sommervogel XII 796 (W); Romstöck 339 f. (W); Specht 282 u. ö.; Duhr lVII 263 f. u. ö.; Matrikel LMU; Kurrus I 224 u. Ö., 11 97 u. ö.; Ger! 397; Strobel 298; ZürnlSpeck. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
* Altenerding. S., Regens des Bartholomäerseminars Ingolstadt, wurde 1777 zum Dr. der Theo!. promoviert und als Prof. für Logik und Metaphysik in die phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen, der er 1780 als Rektor vorstand. Im Zuge der Übertragung der phi!. und theo!. Fak. an die bayer. Prälaten orden wurde der dem Weltpriesterstand angehörende S. 1781 entlassen. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.
Schleibinger, Balthasar,
W Diss. de evidentia in cognoscendo veritate, Ingolstadt 1781. L Permaneder 32 u. ö.; Prantl I 688; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 83; Müller 137; Buzas-Resch I 26. W. Müller
Schlögl, Vicelin (Taufname: Anton), CanA, * 10. 6. 1743 Hofhegnenberg, t 12. 2. 1811 Augsburg. V Leonhard, Bäcker, M Katharina.
S., der seine erste Ausbildung in der Pollinger Klosterschule erhalten hatte und 1758/59 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums absolvierte, legte 1760 im AugustinerChorherrenstift Polling Profeß ab. Er studierte dort anschließend Phi!., Theo!., Mathemathik und Kirchenrecht. Nach der 1767 empfangenen Priesterweihe unterrichtete S. bis 1773 in Polling Dicht- und Redekunst. 1773 wurde er als Prof. für Poesie und Syntax ans akad. Gymnasium Ingolstadt berufen. 1774 löste er den Exjesuiten Franz Xaver Gruber an der Univ. ab und übernahm die Professur für Beredsamkeit und Ästhetik. Im Intrigenspiel zwischen Antiund Exjesuiten spielte S. eine aktive, gegen die Exjesuiten gerichtete Rolle. Als sich 1776 nach der Gründung der von Johann Kaspar von Lippert dominierten Univ.kommission eine exje-
suitenfreundliche Berufungspolitik durchsetzte, wurde S. am 6. 11. 1776 entlassen; seine Professur wurde vorübergehend eingezogen. S. kehrte nach Kloster Polling zurück, um 1781, als die phi!. und theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt den bayer. Prälatenorden übertragen wurde, erneut berufen zu werden, diesmal als Prof. für Physik und Mathematik. Auch der zweite Ingolstädter Aufenthalt endete für S., der als Mathematiker und Hochschullehrer in hohem Ansehen stand, unglücklich: von seinem Kollegen Wolfgang Frölich am Hof zu Unrecht als Mitglied des Geheimbundes der Illuminaten denunziert, wurde er im Herbst 1791 erneut entlassen. S. zog sich wieder nach Polling zurück, wo er Mathematik unterrichtete und über die Sternwarte des Klosters die Aufsicht führte. Zugleich erteilte S., der als Virtuose auf dem Violincello galt, Unterricht in Musik und Kompositionslehre und schrieb - teils in Verbindung mit seinem Mitkonventualen Petrus Dreer - einige anonym veröffentlichte Theaterstücke. Nach der Klostersäkularisation 1803 war S. zunächst als Vikar in Spatzenhausen, dann als Pfarrer zu St. Ulrich in Augsburg tätig. W Das heilige Kreutz zu Polling, eine edle Beute der Thaßilonischen Jagd, München 1772; Prima elementa analyseos infinitorum, Ingolstadt 1783. L DBA; DBA N. F.; Prantl I 688, 11 515 f.; R. van Dülmen, Propst Franziskus Töpsl (1711-1796) und das Augustiner-Chorherrenstift Polling. Ein Beitrag zur Geschichte der kath. Aufklärung in Bayern, Kallmünz 1967,83 ff. u. ö.; Müller 110 u. ö.; W. Henckmann, Die Anfänge der Ästhetik an der Landesuniv., in: Einsichten. Forschung an der LMU München, J g. 1996, Heft 2, 39. W. Müller
Schmalzgrueber, Franz, SJ, * 9. 10. 1663 Griesbach, t 7. 11. 1735 Dillingen. 1679 trat S. in den Jesuitenorden ein und wurde nach Lehrtätigkeit an den Kollegien zu München, Dillingen, Neuburg a.d.D., Mindelheim, Ingolstadt und Augsburg 1698 Prof. der Logik, 1702 der Moraltheo!. an der Univ. Ingolstadt, 1703 der scholastischen Theo!. an der Univ. Innsbruck. 1705-09 lehrte er an der Univ. Dillingen Kirchenrecht, dann in Ingolstadt. 1716-24, dann wieder 1730-35, war er Kanzler der Univ. Dillingen, 1724-26 wirkte er als Bücherzensor in Rom. - Neben dem Franziskaner Anaklet Reiffenstuel, der in Freising lehrte, war S. der bedeutendste bayer. Kanonist, berühmt weit über Deutschland hinaus. Die letzten der zahlreichen Auflagen seines Hauptwerkes erschienen 1843-45 in Rom, vorangegangen waren u. a. Auflagen in Venedig und Bologna. Sein ,,Jus ecclesiasticum universum" zeichnet eine bisher nie erreichte "Synthese
Schmalzgrueber - Schmidt von Theo!. und Jus" (Muschard) aus, scholastisches Denken war bei ihm eng verbunden mit der humanistisch-kasuistischen Methode. Im allgemeinen folgte er im Aufbau und in der Behandlung der Quellen und Autoritäten Reiffenstuel, legte aber besonderen Wert, wie schon sein Vorgänger Vitus Pichler, auf die Vorbereitung für die Praxis, vor allem bezog er "die Gesetzgebung und Praxis der römischen Curie" in seine Lehre ein (Schulte). Im Hinblick auf das Reichskirchenrecht folgte er Reiffenstuel in nahezu allen Punkten, der an der ganzen Strenge des Ketzerrechts festhielt, aber zur Vermeidung größeren Übels Verträge mit Häretikern erlaubte, die dann auch aus völkerrechtlichen Gründen gehalten werden müßten. Den Westfälischen Frieden, den Innozenz X. verworfen hatte, hielt Reiffenstuel allerdings nicht für gültig, die Duldung der Calvinisten lehnte er damit ab. S. jedoch, der den Westfälischen Frieden ebenfalls für ungültig hielt, erklärte ausdrücklich, daß um des Friedens willen die Calvinisten nicht, wie es eigentlich geboten sei, unterdrückt werden könnten. Von einer auch im Kern vorhandenen Toleranzidee war er also weit entfernt; er wäre damit auch völlig aus der Tradition ausgebrochen, immerhin wird jetzt der Friedensschluß von 1648 auch im Kirchenrecht toleriert. S. geht damit in der Relativierung des Kirchenrechts durch das Reichsrecht einen Schritt weiter als alle seine Vorgänger und bereitet damit die Ausbildung eines eigenen deutschen Kirchenrechts vor, das mit der Würzburger Schule in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominieren sollte. W Judicium ecclesiasticum seu Decretalium Gregorii IX. Pon!. Max. Liber 11, Ingolstadt 1712; Jus ecclesiasticum universum, brevi methodo ad discentium utilitatem explicatum, 7 Bde., Dillingen 1719-27; Consilia seu responsa juris, Ingolstadt 1722, Augsburg-Regensburg 1740. L ADB XXI 627 f.; DBA N. F.; Mederer III 93 u. ö.; De Luca 62; Baader, Verstorb. 11 97; Prant! I! 503; J. F. v. Schulte, Geschichte der Quellen und Literatur des Canonischen Rechts, Bd. 3, Stuttgart 1880, 160; Sommervogel VI! 795-98 (W); Duhr IVI2 120; Hurter IV 1278 f.; Specht 279 u. ö.; Muschard 364; Schaff 142; Koch 1607; E. H. Fischer, Dillingen und Schwaben, Dillingen 1949,50-65; U. Mosiek, Die probati auctores in den Ehenichtigkeitsprozessen der S. R. Rota seit Inkrafttreten des Codex Juris Canonici, Freiburg i.Br. 1959,30 f.; LThK 2 IX 427; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 251-56; A. Kraus, Das Problem des Glaubenskrieges bei den bayer. Kanonisten der Barockzeit, in: Politik und Religion. Festschrift für K. Repgen, hg. von D. Albrecht u. a., Berlin 1983, 114 f.; Ders., Die Bedeutung der Univ. Dillingen für die Geistesgeschichte der Neuzeit, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen 92 (1990) 30; L. Müller 76 ff. u. ö.; HdBG I! 894 f., III 1154. A. Kraus
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Schmid (von Wellenstein, -steig), Johann Valentin, * Bregenz. Nach dem Studium der Jur. an der Univ. Würzburg (immatrikuliert am 16. 5. 1607) praktizierte S. am Reichskammergericht Speyer und war als Rat der Bischöfe von Würzburg und Bamberg sowie als Advokat in Bregenz tätig. Am 27. 7. 1623 immatrikulierte er sich als "Brigantinus Acronianus utriusque iuris Doctor" an der Univ. Ingolstadt. Er unterrichtete zunächst bis Oktober 1623 als ao. Prof., dann bis Frühjahr 1636 als Ordinarius für Zivilrecht an der jur. Fak. Im WiSe 1628 war er Rektor der Univ. und seit 1624 Rat des bayer. Kurfürsten Maximilian I. 1636 wurde S. als Kanzler nach Burghausen berufen und war in dieser Stellung bis zum 2. 2. 1643 tätig. Während seiner Lehrtätigkeit in Ingolstadt veröffentlichte S. eine Reihe zivilrechtlicher Abhandlungen. W Hypotyposis materiae praesumptionum, Ingolstadt 1629.
L Mederer I! 235 u. ö.; Kobolt, Erg. 265 (W); Prant! I 423, I! 499; Ferchl 75; S. Merkle (Hg.), Die Matrikel der Univ. Würzburg, Tl. 111, München-Leipzig 1922, 80; Matrikel LMU; Wolff 271 u. ö.; Neumaier 94. H. Zedelmaier
Schmidt, Benedikt, * 21. 3. 1726 Forchheim, t 3. 10. 1778 Ingolstadt. Über Herkunft und Jugendzeit von S. ist nur bekannt, daß er Phi!. und Jur. in Bamberg, später in Altdorf studierte, wo er 1749 das jur. Lizentiat erwarb. Anschließend arbeitete er als Regierungsadvokat. Bevor er am 5. 8. 1754 in Bamberg zum ao. Prof. der Rechte ernannt wurde, besuchte er neben den Univ. Jena, Leipzig und Göttingen auch jene zu Prag, Halle, Erfurt und Marburg. 1755 erfolgte seine Ernennung zum bambergischen wirklichen Hofrat. Seit 1757 lehrte S. als o. Prof. Institutionen, Natur- und Völkerrecht sowie deutsche Reichsgeschichte. 1759 wurde er Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften. 1761 wechselte S. als bayer. wirklicher Hofrat nach Ingolstadt und übernahm hier die erledigte Professur der Institutionen mit einem Gehalt von 800 fl. Zuvor promovierte er noch in Bamberg am 9. 4. 1761 zum Dr. beider Rechte. Am 22. 4. 1761 hielt S. in Ingolstadt seine Antrittsrede über die Rechtfertigung des Krieges. Nach dem Ausscheiden Johann Adam von Ickstatts übernahm er 1765 das öffentliche Recht und ein Jahr später neben dem Amt des Univ.rektors die Professur für Lehenrecht. Wie die "Schulenordnung" von 1774 zeigt, lehrte S. die Staatengeschichte nach Gottfried Achenwall, die Reichsgeschichte nach Johann Stefan Pütter und das Staatsrecht nach Johann Jakob
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Schmidt - Schmidtlein
Mascov. Dem Vorlesungsplan von 1776 ist zu entnehmen, daß S. das Staatsrecht nach Johann Jakob Mosers neu erschienener "Erster Grundlehre des Teutschen Staatsrechts" und das Universalstaatsrecht nach Heinrich Gottfried Scheidemantels einbändigem allgemeinen Staatsrecht las. S. gehörte an der Univ. zu den Gegnern der Jesuiten und geriet darüber 1774 mit seinem Kollegen Benedikt Stattier in Streit. Bis zu seinem Tode veröffentlichte S. eine ganze Reihe von Schriften, darunter zahlreiche jur. Gutachten. Noch in Bamberg verteidigte er z. B. die fränkische Herzogswürde für das Hochstift Würzburg gegen Zweifel, die von ansbachischer Seite laut wurden. Als StaatsrechtIer vertrat S. ausgesprochen kath. Positionen. So stand die Kirchengewalt über die Katholiken für ihn nur dem Papste zu, über die Protestanten hingegen aufgrund der Suspension der bischöflichen Gewalt dem Kaiser. Die geistliche Gerichtsbarkeit sollten kath. Reichsstände auch über ihre lutherischen Untertanen ausüben. Q UAM, Dekanatsakten L I 9. W Jur. Bedenken und Gutachten von einem, nach beschwomen Ordens-Regeln aus dem Closter ad Protestantes entwichenen, von aller Erbschaft und LehensFolge ausgeschlossen bleibenden Uebergänger, Frankfurt-Leipzig 1754; Reichsfriedensschlüssige Vertheidigung der geistlichen Gerichtsbarkeit kath. Reichsstände über ihre lutherische Unterthanen, Frankfurt-Leipzig 1754; Geschichts-Reichsgrundgesetzliche Prüfung und Erweis der Kaiserlichen höchsten Kirchengewalt über den, unter die Weltlichkeit eingerückten protestantischen Kirchenstaat, Frankfurt-Leipzig 1754; Anweisungsgrundsätze zur jur. außergerichtlichen und gerichtlichen, gemeinen Kurbaier. und Reichspraxis, Ingolstadt 1765; Principia juris publici germanici ex imperii observantia, legibus fundamentalibus et pactis publicis, diplomatibus, actis comitialibus etc., Ingolstadt-Augsburg 1768.
L ADB XXXI 715 f.; Baader, Verstorb. I 201-04 (W); Prantl I 595 f. u. Ö., II 510; Matrikel LMU; Müller 89 u. Ö. T. H. Link
Schmidtlein (Schmittlein), Joseph Eduard Martin Dominic, * 11. 9. 1798 Würzburg, t 26. 2.1875 München, D München, Alter Südlicher Friedhof, kath., CD September 1824 Clara Göschen, ev., Tochter des Prof. für Römisches Recht an der Univ. Göttingen, Johann Friedrich Göschen. V Philippus Schmidtlein, ao. Prof. und Syndikus der Univ. Würzburg, M Juliana Duperting.
S. studierte 1816/17 mit abschließendem Staatskonkurs Rechtswissenschaft in Würzburg. Er setzte das Studium in Berlin (1820) und Göttingen (1821) fort. Hier promovierte er, un-
ter gleichzeitiger Zuerkennung der Venia legendi, am 3. 11. 1822 bei Johann Friedrich Goeschen mit "De servitutibus per pactum constituendis". Der Priv.-Doz. wurde am 15. 8. 1823 als Extraordinarius für Römisches Recht und Rechtsgeschichte an die Univ. Landshut berufen, las auch über Kirchenrecht sowie bayer. Lehenrecht und verfaßte als Ausdruck seiner Lehrbegeisterung einen "Grundriß zu Vorlesungen über Geschichte und Institutionen des römischen Rechts" (Privatdruck), den er als kostenloses Studienbegleitbuch verteilte. Bei Translokation der Univ. Landshut wurde er am 29. 6. 1826 als Extraordinarius berücksichtigt und am 16. 7. 1826 als Honorarprof. des Römischen Rechts und seiner Geschichte sowie des Lehen- und Kirchenrechts in München übernommen. Er vertrat hier, nach Absage des Heidelberger Juristen Carl Joseph Anton Mittermaier, auch aufgrund seines ,,Revidierten Entwurfs des bayer. Strafgesetzbuches", schließlich ab 14. 4. 1827 Kriminalrecht und Kriminalprozeßrecht. Da er "zu schönen Hoffnungen berechtige", setzte ihn der Ministerialrat und Oberste Kirchen- und Schulrat Eduard von Schenk auf Vorschlag der jur. Fak. bei König Ludwig I. am 30. 10. 1827 als Ordinarius (ohne Gehaltserhöhung) durch. 1829 aber wurde sein Antrag auf Errichtung eines Lehrstuhls für Kirchenrecht und jur. Enzyklopädie in der jur. Fak. von Schenk ausgeschlagen. 1831 trat S. als Nachfolger Johann Nepomuk von Wening-Ingenheims in das Nominalfach Kriminalrecht mit Kriminalprozeßrecht und damit in die engere Fak. ein. Beliebt, in Opposition gegen Einschränkungen des Fortschritts wie schon sein Vater, unter seinen Kollegen am geringsten besoldet, obwohl er zusätzlich die Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaft und über gemeines und bayer. Kirchenrecht hielt, wurde S. im gleichen Jahr Dekan. 1832 Mitglied der Kommission für den Gymnasial- und Lyzealplan der Regierung, für 1832/33 erneut Dekan und auch Vertreter seiner Fak. im Senat sowie langjähriges Mitglied des Spruchkollegiums, setzte er sich für den Aufbau der Technischen Hochschule in der Staatswirtschaftlichen Fak. und den Ausbau des Priv.-Doz.tums ein. Seine Laufbahn hatte er jedoch nach dem politischen Reglementierungsund Umgestaltungsauftrag des Königs an den Innenminister Ludwig von Oettingen-Wallerstein bereits ab 28. 9. 1832 an der Univ. Erlangen fortzusetzen; dies erfuhr die Münchener Fak. am 18. 12. 1834, die Versetzung ließ sich erst zum Sommer 1835 endgültig bewerkstelligen. Das Nominalfach Kriminalrecht übernahm pro forma Honorarprof. Joseph Franz von Stürzer. - An der zu einer "protestantischen" Univ. erklärten Erlanger Hochschule wechselte
Schmidtlein - Schmidtmüller S. 1839 auf Friedrich Julius Stahls Lehrstuhl für Staats- und Völkerrecht. Der geschäftsgewandte, literarisch nicht produktive S. war in Erlangen mehrfach Senator, Mitglied des Verwaltungsausschusses und erstmals 1836/37, letztmals 1860/61 Prorektor. Zum 22. 7. 1870 wurde S. emeritiert. Statt der mit der Berufung Friedrich Carl von Savignys 1826 vom König angestrebten römisch-rechtshistorischen ,,zentrale" München, zu der sich S. mit Promotion und Programmschrift wie mit seinem Lehrengagement als Schüler Goeschens und Savignys empfohlen hatte, waren 1832 mit seiner Versetzung (und der von Georg Friedrich Puchta) der politische Katholizismus und die germanischrechtliche und national-rechtshistorische Richtung in München, mit ihrem Hauptvertreter George Phillips, in den Vordergrund getreten. Als S. in Erlangen 1845 zum protestantischen Glauben konvertierte, erschien dies Ludwig I. "nur recht für Erlangens Univ.". S. wurde von Max 11. 1850 mit dem Verdienstorden des h\. Michael 1. Klasse und 1862 mit dem Ritterkreuz des Kronordens geehrt. Q BayHStAM, Mlnn 44819, MA Ordensakten 12172, 14648, MK 11189, 11190, 11312; Kath. Matrikelamt Würzburg, Taufmatrikel Dom; Staatsarchiv München, Nachlaßgerichtsakte 1875/383; UAM, E 11 309; Univ.archiv Erlangen, Th. 1111119. W De servitutibus per pactum constituendis, Diss. Göttingen 1823; Revidierter Entwurf des Strafgesetzbuches (für Bayern), München 1827 (abgedruckt auch in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern, Beilagenbde. 2, Nr. 9, 9, Nr. 17); Vita Caroli Henrici Grosii, in: Ad solemnem renuntiationem virorum excellentissimorum quibus summos de iure honores inter sacra saecularia Universitatis Friderico-Alexandrinae die XXV. mensis Augusti anno 1843 conferri decrevit Iurisconsulturn in hac Universitate ordo omni qua par est observantia invitat, Erlangen 1843; Über die Bedeutung der Univ. für die Erhaltung eines gemeinsamen Rechtszustandes in Deutschland - Rede beim Antritte des Prorektorats der kgl. bayer. Friedrich-Alexander-Univ. Erlangen, am 4. 11. 1857, Erlangen 1857. L Prant! I 712 u. ö., 11 526; T. Kolde, Die Univ. Erlangen unter dem Hause Wittelsbach 1810-1910, Erlangen-Leipzig 1910, 161 u. ö.; Huber 572 u. ö.; R. Wittern (Hg.), Die Prof. und Dozenten der Friedrich-Alexander-Univ. Erlangen 1743-1960, Tl. 1: Theol. und Jur. Fak., bearb. von E. Wedel-Schaper/C. HafnerlA. Ley, Erlangen 1993, 162 u. Ö. U. Huber
* 28. 11. 1776 Hohenfels (Oberpfalz), t 7. 5. 1809 Landshut, o Landshut, kath., CD 30. 5. 1803 Elisabeth Langsdorf, * 9.5. 1786 Erlangen. Schmidtmüller, Johann Anton,
V Johann Michael, Müller in Christ!mühl, M Eva Achamer.
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S., der einer Beziehung seines verheirateten Vaters mit der ledigen Eva Achamer entstammte und später den Namen seines Vaters annahm, konnte nach der Marktschule in Hohenfels dank eines Stipendiums für zwei Jahre das Erziehungsinstitut des Klosters Michelfeld besuchen. Nach einer sechsjährigen Gymnasialzeit in Amberg trat er in das Benediktinerkloster Weißenohe ein, das er jedoch vor Beendigung des Noviziats aus Gesundheitsgründen verließ. Mit Unterstützung des Med.prof. Friedrich von Wendt begann S. 1797, in Erlangen Phi\. und Med. zu studieren. Als Sohn unbemittelter Eltern finanzierte er sein Studium durch die Erteilung von Musikunterricht. Am 4. 2. 1801 wurde er mit der Diss. "De Iympha" zum "Dr. med. et chirurgiae" promoviert, die Habilitation erfolgte am 28.4. des gleichen Jahres nach der Thesenverteidigung seiner Abhandlung "Conspectus politiae obstetriciae". Er dozierte in der Folge über chirurgische Arzneimittellehre und gerichtliche Arzneikunde und war ärztlich tätig. Daneben legte er vor dem Collegium Medicum in München das praktische Examen ab. Am 5. 6. 1802 wurde er als Priv.-Doz. und Prosector an der Univ. Landshut angestellt. Vor Antritt seines Lehramts erhielt er jedoch noch - auf Empfehlung der Markgräfin von Ansbach-Bayreuth und von Franz Joseph Besnard, dem Leibarzt des bayer. Kurfürsten - ein Stipendium für einen halbjährigen Aufenthalt in Jena. Dort übte er sich bei dem bedeutenden Anatomen Christian Loder in anatomischer Sektionstechnik und Geburtshilfe. Nach Landshut zurückgekehrt, arbeitete er zunächst unter Carl Joseph Niederhuber. 1804 wurde er Extraordinarius für Anatomie mit der Maßgabe, das anatomische Institut "empor" zu bringen und die Präparatesammlung zu vermehren. Nach der Pensionierung Niederhubers wurden seine Hoffnungen auf den Lehrstuhl für Anatomie durch die Berufung des von Samuel Thomas Soemmering empfohlenen Friedrich Tiedemann enttäuscht. S. erhielt 1805 das Ordinariat für Geburtshilfe und Staatsarzneikunde. Als wirklicher Hofrat und Stadtgerichtsphysikus von Landshut übte er daneben die hebärztliche Praxis mit großem Erfolg aus und setzte sich leidenschaftlich für die Errichtung eines geburtshilflichen Instituts ein. Als das Gebärhaus 1806 bewilligt und, zunächst noch provisorisch, eingerichtet wurde, fungierte S. als dessen Direktor. Somit konnte er als erster Prof. an der Univ. Landshut die Geburtshilfe nicht nur theoretisch und am Phantom, sondern auch klinisch unterrichten. Auch die Staatsarzneikunde mit ihren verschiedenen Bereichen wie forensische Med., Hygiene, Ordnung des Medizinalwesens und Gesundheitserziehung vermittelte S. ausdrücklich mit dem Blick auf
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Schmidtmüller - Schmiechen
die Praxis. Nach den Schlachten bei Eckrnühl und Landshut 1809 arbeitete S. mit Helfern unermüdlich, um die ca. 2500 Verwundeten und Kranken ärztlich zu versorgen. Dabei infizierte er sich und erlag einern "typhoiden Fieber". S. war ein umfassend gebildeter, vielseitig begabter Hochschullehrer und leidenschaftlicher Arzt. Als liberal gesonnener Aufklärer stand er gleichzeitig der Naturphil. nahe und war mit Johann Andreas Röschlaub befreundet. Er trat für die Anwendung physikalischer und chemischer Methoden in der Med. ein und publizierte in angesehenen Periodika naturwissenschaftliche und anatomische Beiträge. Mit der Übersetzung von zwei wichtigen Werken aus dem Lateinischen 1801 - Johann Kusters "Einleitung in die Akologie oder Wundarzneimittellehre" und Gottfried Fleischmanns "Geschichte der Rindviehpest" - machte er diese einern größeren Kreis, besonders auch dem mittleren Heilpersonal, verfügbar. Schwerpunkte seiner fruchtbaren schriftstellerischen Tatigkeit waren indessen Geburtshilfe, Kinderpflege und öffentliches Gesundheitswesen. Neben seinem zweiteiligen "Handbuch der med. Geburtshülfe" publizierte er in populärer Form pädiatrische Ratschläge, die er in zwei Jahrgängen eines Taschenbuchs "für die physische Erziehung der Kinder" zusammenfaßte. Als Direktor des Gebärhauses setzte er sich für das Recht lediger Schwangerer und Mütter auf eine menschenwürdige Behandlung ein und sorgte für deren anonyme Aufnahme in die Klinik. Vehement wandte sich S. gegen die Diskriminierung außerehelich Geborener, harte Kinderarbeit und körperliche Züchtigungen, die einen "Sklavensinn" erzeugten. Sein geburtshilflicher Unterricht war stark frequentiert, er gehörte zu den bedeutenden Lehrern des Fachs in Deutschland. Seine Auffassung von den Aufgaben der Staatsarzneikunde für das öffentliche Gesundheitswesen deckte sich weitgehend mit den Ideen von Johann Peter Frank, dessen Schriften er zitierte. Er vertrat wie dieser weniger eine disziplinierende als vielmehr eine philanthropisch geprägte, reformerische Gesundheitspolitik, die bei der Verbesserung der sozialen Verhältnisse ansetzte. Die Forderungen von S. nach konsequenter Durchführung der Pockenvakzination, nach Errichtung von Taubstummenanstalten und Gebärhäusern, Verbesserungen der Arbeits-, Wohn- und Lebensmittelhygiene weisen ihn als einen aufgeklärten Reformer aus. Seine Handbücher dienten auch an anderen Univ. als Vorlesungskompendien. S. war Mitglied der kgl. Societät für Moral und schöne Wissenschaften zu Erlangen und der mineralogischen Gesellschaft zu Jena.
Q Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Hohenfels, Bd. 7; UAM, E I 8 f., EIl 310. W Conspectus politiae obstetriciae, Erlangen 1801; Taschenbuch für die physische Erziehung der Kinder, zunächst der Säuglinge, Fürth 1802; Taschenbuch für die physische Erziehung der Kinder vom ersten bis zum siebenten Jahre, Fürth 1803; Handbuch der Staatsarzneikunde zu Vorlesungen und zum Gebrauche für Bezirksärzte, Polizei- und Justizbeamte, Landshut 1804; Handbuch für Mütter zur zweckmäßigen Behandlung der Kinder in den ersten Lebensjahren, Fürth 1804; Bey träge zur Vervollkommnung der Staatsarzneikunde. Landshut 1806; Handbuch der med. Geburtshülfe. 2 Tle., Frankfurt a.M. 1809-11. L ADB XXXII 26 f.; DBA; DBA N. F.; A. Röschlaub, Rede zur Feier des Andenkens an J. E. A. S., Landshut 1809 (W); Permaneder 219 u. ö.; Prant! I 715. 11 522; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 101 (W); E. A. Geyer, Die med. Lehranstalten der Ludwig-Maximilians-Univ. in Landshut (1800-26), Diss. München 1966, 9 u. ö.; G. Werk. Die Personalbibliographien des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen-Nümberg 1970. 21 ff. (W); H. Goerke. Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: BoehmlSpörl I 207; Beckenbauer 148 u. Ö. C. Habrich
Schmiechen (Smiechen, Schmiehn, Schnycher, de Smiehn), Heinrich, * vermutlich in Schmiechen bei Friedberg, t 1483.
Der Freisinger Kanoniker wird im Herbst 1459 in den Matrikeln der Univ. Wien erwähnt; Ort und Zeit seiner Promotion zum Dr. iur. utr. sind unbekannt. Im April 1472 (Matrikeleintrag vorn 30. 4. 1472) wurde er im Zuge der faktischen Konstituierung der Juristenfak. als o. Prof. an die Univ. Ingolstadt berufen, wo er bis zur Jahresmitte 1473 zuerst die Pandekten und anschließend in der Nachfolge des Zivilisten Johannes Terdinger bis Juli 1474 den Codex unterrichtete. Einige jur. Gutachten aus dieser Zeit sind in den Nürnberger Ratschlagbüchern überliefert. Anfang Oktober 1472 amtierte S. als zeitweiliger Vizerektor, im Frühjahr 1474 bei fünf Gulden Vergütung als "mitkarnerer". Ähnlich wie andere jur. Prof. vor oder nach ihrem Wirken an der bayer. Landesuniv. fungierte der Kanoniker und Propst von St. Veit in Freising 1480 als geistlicher Rat bei Herzog Georg dem Reichen. Später hielt S. als Domherr Pfründen in Regensburg (1482) und Augsburg (1483). Q UAM, D III I f., F I 1. L Wolff 171 u. ö.; Seifert, Statuten 278 u.
Ö.
I. Baumgärtner
Schmitt - Schneller Schmitt, Wolfgang, * Peutingen (Oberpfalz), t 1809. Herkunft und Ausbildung von S. sind unbekannt. Nach Lehrtätigkeit am Lyzeum München war der dem Weltpriesterstand angehörende S. als Nachfolger des Exjesuiten Franz Xaver Sautermeister am 31. 10. 1773 als Prof. für Moraltheo!. an die theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen worden. Im Zuge der nach der Aufhebung des Jesuitenordens erfolgenden Neuordnung des Theo!.studiums unterbreitete er sogleich einen auf die stärkere Gewichtung der Moraltheo!., der Exegetik und der Kirchengeschichte abzielenden Reformplan, der seine Affinität zur Aufklärungstheo!. zeigte. Die Lehrtätigkeit von S. wurde überschattet durch seine Verstrickung in das Intrigenspiel von Exund Antijesuiten, ferner mußte er sich gegen den Verdacht sittlicher Verfehlungen zur Wehr setzen. Im März 1775 resignierte er, sein Nachfolger wurde der Zisterzienser Balduin Wurzer. S. war anschließend in der Seelsorge tätig; bezeugt ist seine Tätigkeit als Pfarrer von LeibIfing. L Prant! I 662; R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat Joh. Caspar v. Lippert in den Jahren 1758-1800, TI. I, in: OA 96 (1972) 588 ff.; Müller 68 f. u. Ö. W. Müller
Schneider, Benedikt (Taufname: Johannes Michael), OSB, * 27. 9. 1762 Mainburg, t 14. 6. 1829 Landshut. V Johann, Bäcker, M Magdalena.
Nach Schul- und ersten Studienjahren in Freising am dortigen Gymnasium und Lyzeum trat S. in das Benediktinerkloster Oberaltaich ein und legte am 26. 10. 1783 die Ordensgelübde ab. Er studierte Theo!. im Kloster, erhielt am 24. 8. 1785 die Priesterweihe und wirkte zunächst 1788 als Lehrer in der Trivialschule von Oberaltaich, ehe er ein Jahr später als Prof. für Phi!. an das Lyzeum nach Freising berufen wurde. 1790 unterrichtete S. als Prof. in seinem Kloster Physik und Kirchengeschichte, 1791-94 am Lyzeum in Neuburg a.d.D. Physik und Logik und wurde mit Reskript vom 21. 10. 1794 als Prof. für Logik, Metaphysik und praktische Phi!. an die Univ. Ingolstadt berufen, nachdem dort durch kurfürstlichen Beschluß vom 26. 9. 1794 der Benediktinerorden alle mit Ordensgeistlichen zu besetzenden Lehrstühle zu übernehmen hatte. Während seiner Ingolstädter Zeit promovierte er in Theo!. und erhielt den Titel eines "wirklichen Geistlichen Rats von Pfalzbaiern". Obwohl er noch mit Reskript vom 21. I. 1798 zusätzlich zum Präfekten des Ingolstädter Gymnasiums ernannt wurde und 1799 mit einer umfangreichen Wis-
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senschaftssystematik Vorschläge zu einer projektierten Studienreform machte und ein in vielem auch modemen Anforderungen genügendes sprach- und literaturwissenschaftliches Konzept entwarf, wurde er dennoch mit kurfürstlichem Reskript vom 9. 10. 1799 von der Univ. Ingolstadt ans Lyzeum nach Amberg versetzt; die neue Regierung Montgelas versuchte, jene Religiosen von der Univ. zu entfernen, die ihrer Meinung nach nicht genügend qualifiziert waren. S. zog es jedoch vor, ins Kloster zurückzukehren, wo er bis zur Säkularisation 1803 als Lehrer für Phi!. und Dogmatik sowie als Bibliothekar und Kanzleidirektor wirkte. 1804-08 bekleidete er eine Professur für Theo!. am Lyzeum in München, bevor er mit Reskript vom 19. 4. 1808 als Prof. für Dogmatik wieder an die 1800 nach Landshut umgezogene Univ. berufen wurde. Dort erhielt er 1809 unter Halbierung seiner Univ.bezüge auch die Stadtpfarrei St. Martin. Einen Ruf durch kg!. Ministerialreskript vom 16. 7. 1826 als Prof. der Theo!. an die im selben Jahr nach München verlegte Univ. lehnte er unter Hinweis auf sein hohes Alter und seine Verpflichtungen als Pfarrer von St. Martin ab. Q BayHStAM, MInn 23548; UAM, E I 8, E!l 313. W Biographie des letzten Abtes von Oberaltaich, Beda Aschenbrenner, Nürnberg 1803. L Felder II 300 ff.; Prant! I 691 u. ö.; Lindner I 131 (W); P. Gambs, Personalstand der sogenannten ständigen Klöster der Diöcese Regensburg zur Zeit der Säkularisation, in: VHOR 31 (1885), 193; Scheglmann !lI/I 598 f.; Funk 32, 170; Brandl 221; Böhme, Prof. der phil. Fak. 84; Müller 311 f. u. ö.; Müller, Vorfeld 352 u. ö.; Beckenbauer 60. P. Harnisch
Schneller, Georg (Taufname: Joseph), OSB, * 25. 2. 1746 Pfaffenberg, t 31. 3. 1804 Conzell. V Sebastian, Schmied, t kurz vor 21. 4. 1772, M Katharina Dirmayr, verwitwete Kotzsehkher, * Kitzenhofen, t kurz vor 11. 6. 1792, ()) 19. 11. 1743.
S. besuchte bis zum Ende des Schuljahres 1762/63 als Seminarist das Jesuitengymnasium in München. 1766 trat er in das Benediktinerkloster Oberaltaich (Profeß: 12. 10. 1766, Neomyst: 21. 3. 1770) ein. 1788 wurde S., der schon innerhalb des Klosters Unterricht erteilt hatte, vom Generalstudiendirektorium der Prälaten als Prof. und Studienpräfekt am Lyzeum in Amberg eingesetzt. Bereits 1790 übernahm er - nachdem die Promotion zum Magister der Phil. und Dr. der Theo!. erfolgt war - als Nachfolger des wegen angeblichen Illuminatismus entlassenen Raphael Thaller die Professur für Pastoral- und Moraltheol. an der Univ. Ingol-
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Schneller - Schober
stadt. 1793 ist er als Dekan der theo1. Fak. bezeugt, 1796 stand er der Univ. als Rektor vor. Nach seiner Rückkehr ins Kloster 1798 wurde er zunächst Propst in Gossersdorf und ab 1801 Pfarrvikar in Conzell. - Seine nicht sehr umfänglichen Veröffentlichungen behandelten vor allem die frühe und mittelalterliche Kirchengeschichte. In ihnen erweist sich S. als Vertreter der historisch orientierten Theo1. des Benediktinerordens, ohne die Bedeutung des demselben Kloster angehörenden Hermann Scholliner zu erreichen. Q BayHStAM, GR 636/51; Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg. W Prima octo saecula a Christo nato ad leges historiae eccJesiasticae deducta, Straubing 1777; Historia eccJesiastica a saeculo IX post Christum usque ad saecula XVIII, Straubing 1778; Concilii Ratisbonensis saeculo XIII celebrati statuta ex cod. ms. bibliothecae Oberaltacensis eruta, Straubing 1785; Conciliorum ab 716-1770 in Bojoaria ac confinibus quibusdam locis, civitatibus praecipue metropoliticis ac episcopalibus celebratorum indiculus, Ingolstadt 1797. L DBA; Rixner 172 u. ö.; Permaneder 50 u. ö.; Prantl I 665 f., II 513; Lindner 1123 f.; Scheglmann III/l 589 f.; A. Kraus, Die benediktinische Geschichtsschreibung im neuzeitlichen Bayern. in: Ders .• Bayer. Geschichtswissenschaft in drei Ib. Gesammelte Aufsätze, München 1979, 125 u. ö.; Leitschuh III 96; Brandl 222; Müller 210 u. ö.; Müller, Vorfeld 85 u. ö. S. Hofmann
Schnurrenberger, Sigismund, SJ, * 24. 10. 1603 Wörth bei Regensburg, t 2. 10. 1689 Ingolstadt.
S. trat dem Jesuitenorden am 27. 7. 1623 bei. Das Magisterium absolvierte er 1626-30 in Ingolstadt. Das nachfolgende Theo1.studium mußte er 1633 wegen der unsicheren Kriegslage abbrechen; im vierten Studienjahr empfing er vorzeitig die Priesterweihe und floh nach Wien. Aus Trient kommend, kehrte er 1636 nach Ingolstadt zurück, um zunächst die Aufgaben des Subministers, sodann des Ministers am dortigen Kolleg zu übernehmen. 1637-40 las S. den phi1. Kurs an der Univ. Dillingen, ehe er bis 1648 den Lehrstuhl für scholastische Theo1. besetzte. In derselben Position wirkte er dann bis zum Oktober 1650 in Ingolstadt. Es folgte die Berufung zum Rektor der Univ. Dillingen, wo er zugleich als Prof. für Kasuistik ordiniert wurde. Zugleich versah er dort in Abwesenheit des Kanzlers Heinrich Wagnereck bis zum Juni 1651 das Amt des Vizekanzlers. 1653 lehrte er erneut Kasuistik an der Univ. IngoI stadt. Es folgten zwei weitere Rektoratstriennien 1656-62 in Dillingen. Die letzte Notiz aus dem Leben von S. ist ein Eintrag als Prof. für Kasuistik in der Matrikel der Ingolstädter Univ. vom 13. 4. 1662. S. war u. a. Präses ei-
ner Disputation, in der auf die Frage der Gewährung akad. Grade eingangen wurde. Q DAE. B 186; UAM. GG III/ll II; UBM, Cod. ms 95.106.
W Justitia distributiva sive praeJatorum eccJesiasticorum et saecularium obligationes. quas habent circa electionem et provisionem officiorum saecularium et beneficiorum eccJesiasticorum; ubi etiam de collatione graduum academicorum doctoratus, magisterii. DilJingen 1648. L DBA; Mederer III 317 u. ö.; Sommervogel VII 839 f.. XII 789 (W); Romstöck 340 ff. (W); Specht, Rektoren 44 f.; Specht 270 u. ö.; Duhr III 355; Matrikel LMU; Gerl407. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Schober (Scheber), Kaspar, t 21. 2. 1531 Speyer.
* 1504 Ingolstadt,
V Georg, Ratsherr in Ingolstadt.
S. begann seine Studienlaufbahn am 15. 10. 1515 in Ingolstadt. Er immatrikulierte sich dann am 5. 9. 1521 in Freiburg i.Br., kehrte im April 1523 nach Ingolstadt zurück und übernahm bis zum 27.11. desselben Jahres die Lektur für Griechisch in Vertretung des ohne Erlaubnis abwesenden Johann Alexander Brassicanus. 1525 studierte er in Bologna die Rechte und schloß am 4. 1. 1528 in Ferrara mit der Promotion im Zivilrecht ab. Als Zivilist - wohl Extraordinarius - lehrte er vom Frühjahr 1528 bis vermutlich Mitte 1529 an der Univ. Ingolstadt. Mit seiner Berufung als Assessor ans Reichskammergericht Speyer am 21. 4. 1529 und seiner Tätigkeit als Gesandter Karls V. in Brüsse! dürfte er seinen Lehrauftrag niedergelegt haben. L Knod 500; H. Mayer, Die Matrikel der Univ. Freiburg i.Br. von 1460-1656, Bd. I, Freiburg i.Br. 1907, 253; Matrikel LMU; Wolff 369 u. Ö. D. Wittmann
Schober, Veit, * Ingolstadt, t 26. oder 27. 6. 1620 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CO Maria Salome Schmidt, * Landshut. V Georg, innerer Rat in Ingolstadt, beth Schramm.
t 1573. M Elisa-
Als Sproß eines Ingolstädter Ratsgeschlechts nahm S. im Mai 1567 sein Studium an der Univ. Ingolstadt auf und promovierte 1580, vermutlich in Ingolstadt, zum Dr. beider Rechte. Zwei Jahre später, nach einem Aufenthalt an der Univ. Siena (Immatrikulation am 2. 4. 1582), wurde S. als ao. Prof. für Institutionen an die Univ. Ingolstadt berufen und bekleidete im WiSe 1582/83 gleichzeitig das Amt des Rektors, im SoSe 1583 das des Vizerek-
Schober - Schönwetter tors. Er blieb Extraordinarius, vertrat nur einmal (1585/86) die o. Institutionenlektur. Darüber hinaus diente er der Univ. seit 1585 als Kämmerer. Politisch kam er als Rat der Stadt Ingolstadt ab 1584 und als Hofrat auf der Gelehrtenbank 1590-92 zum Einsatz. Die Professur behielt er nur bis 1594, danach erschien er bis zu seinem Tod jedoch weiterhin als Beteiligter an Prüfungen, Promotionen und Fak.einkünften. L Matrikel LMU; F. Weigle, Die Matrikel der deutschen Nation in Siena (1573-1738), Tübingen 1962, 72; Seifert 392 u. ö.; Seifert, Statuten 135 u. ö.; Wolff 378; Lanzinner 396 f. D. Wittmann
Schölnacher (ScheInacher), Sebastian, * Passau. S. studierte in Wien (1505 in der Matrikel erwähnt) und immatrikulierte sich am 13.4. 1507 an der Univ. Ingolstadt. Dort erwarb er 1514 den Grad eines Lizentiaten der Jur. (lic. utr. iur.). Kurze Zeit (Mitte 1515 bis 1517) lehrte er als ao. Prof. an der jur. Fak. die Institutionen und war im SoSe 1516 unter dem Adelsrektorat des späteren Salzburger Erzbischofs Ernst Vizerektor der Univ. Danach ist S. als Mautner (1525) und Kanzler (vor 1536) beim "Regiment" in Burghausen bezeugt. L Mederer I 93, 95; Prantl 1119; Ferchl 185; Matrikel LMU; W. SzaivertlF. Gall (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Wien, Bd. 1111, Graz-Wien-Köln 1967, 333; Wolff 272 u. ö. H. Zedelmaier
Schönberger, Paul (Taufname: Conrad), OSB, * 12. 1. 1761 Stadtarnhof, t 19.9. 1829 Regensburg. V Conrad, Schneider, MAnna Margaretha.
Nach seinem Eintritt in das Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg legte S. dort am 9. 11. 1779 seine Profeß ab. Am 6. 3. 1784 erhielt er die Priesterweihe. Er wirkte zunächst als pfarrvikar in Matting (1785-88), dann in Harting und Isling (1791/92) und als Prof. für Theol. in seinem Kloster (1788-94). Mit Reskript vom 23. 10. 1794 wurde S., dem auch die theol. Dr.würde verliehen wurde, als Prof. für orientalische Sprachen, Exegese und Hermeneutik an die Univ. Ingolstadt berufen, nachdem durch kurfürstlichen Beschluß vom 26. 9. 1794 der Benediktinerorden alle mit Ordensgeistlichen zu besetzenden Lehrstühle zu übernehmen hatte. Zugleich wurde S. Inspektor des kurfürstlichen Seminars und erster Oberbibliothekar der Univ.bibliothek, kam er doch aus einem Kloster mit einer bemerkenswerten
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Bibliothekstradition. Nach dem Antritt der Regierung Montgelas 1799 blieb S. als einziger Ordensmann in der theol. Fak. und leitete im Jahre 1800 als Rektor den Umzug der Univ. nach Landshut. Im Mai 1801 kehrte er nach St. Emmeram zurück und wurde nach der Säkularisation 1803 Stadtpfarrer von St. Rupert in Regensburg. Seine umfangreiche Bibliothek vermachte er dem Regensburger Klerikalseminar. S. galt als ausgezeichneter Kanzelredner, so daß seine Predigten, die einzigen Veröffentlichungen von ihm, posthum herausgegeben wurden. Q BayHStAM, MInn 23553; UAM, E I 9. W Predigten auf alle Sonn- und die vorzüglichsten Festtage des Kirchenjahres, hg. von F. Deini, 8 Bde., Regensburg 1834-47; Homilien auf alle Sonntage des Kirchenjahres, hg. von F. Deini, 2 Bde., Regensburg 1850. L Lindner 198; Prantl I 666, 696; H. Schlaich, Das Ende der Regensburger Reichsstifte SI. Emmeram, Oberund Niedermünster, in: VHOR 97 (1956) 350 ff.; H. Schlemmer, Profeßbuch der Benediktinerabtei SI. Emmerarn in Regensburg unter Fürstabt Frobenius Forster (1762-91), in: VHOR 110 (1970) 105 f.; Buzas 74 u. ö.; Brandl 223; Müller 310 u. ö. P. Harnisch
Schönwetter (Schenswetter, Schenwetter), Ferdinand, SJ, * 18.11. 1652 Salzburg, t 5. 3.1701 München. Über die Herkunft und Jugend von S. ist nichts Näheres bekannt. Er trat am 28. 9. 1668 in die Societas Jesu ein. 1671 begann er in Ingolstadt seine phil. Studien, an die sich das Studium der Theol. anschloß. Das geht nicht zuletzt aus den Vermerken zum Empfang der drei höheren Weihen am 15. 3., 5. 4. und 14. 6. 1680 in Eichstätt hervor, in denen er als Student der Theol. im vierten Jahr bezeichnet wurde. 1684 wurde S. an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Ethik eingesetzt. Drei Jahre darauf, am 25. 9. 1687, zog sich S. von der akad. Lehrtätigkeit zurück und wirkte bis zum 2. 11. 1692 in der Funktion des Dompredigers in Eichstätt. Danach war er als Prediger in St. Michael in München tätig. S. wirkte zeitweilig auch als Lehrer der Grarnrnatik, der Humaniora und der Rhetorik. Von seiner Lehrtätigkeit sind keine Zeugnisse überliefert. In den Druckschriften, mit denen S. in Verbindung gebracht wird, tritt er neben anderen Autoren als Verfasser von Predigten und erbaulichen Texten hervor. W Virga Aaron sive pedum episcopale ecclesiae Eustettensi proprium reverendissimo ac celsissimo S. R. J. Principi Domino Joanni Euchario, Ingolstadt 1688; Achte Predigt, in: Erstes Jubel-Jahr oder Hundert-Jähriger Weltgang von dem hochlöblichen Collegio der Gesellschaft Jesu zu München im Jahr 1697, München
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Schön wetter - Scholliner
1697, 223-45; Spiegel der Unschuld oder Englisches Leben des Seligen Aloysii Gonzagae der Gesellschaft Jesu, München 1700. L Sommervogel VII 856 f; Romstöck 342 f.; Gerl4\O; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 256-59.
F. Neumann
ScholIiner, Hermann (Taufname: Sebastian An-
ton), OSB, * 15. 1. 1722 Freising, Welchenberg.
t
16.7. 1795
V Johann Georg, Waisenhaus-Schullehrer in Freising, M Maria Ogghart aus Arting.
S. besuchte die Elementarschule und das Benediktinergymnasium in Freising und wurde 1737 Novize zu Oberaltaich, wo er am 21. 11. 1738 Profeß ablegte, studierte Phi!. und Theo!. im Kloster und 1744-46 an der Benediktineruniv. Salzburg. Am 19. 3. 1745 zum Priester geweiht, vertiefte er 1746/47 an der gemischtkonfessionellen Univ. Erfurt seine Kenntnisse in Theo!., Mathematik und orientalischen Sprachen und belegte 1747-50 kanonisches und weltliches Recht an der Univ. Salzburg. Nach kurzer kanonistischer Lehrtätigkeit im Mutterkloster leitete er ab 1752 zu Rott am Inn und dann in Prüfening das Studium Commune der bayer. Benediktinerkongregation. Seit 1751/52 trat er mit theo!.-apologetischen Schriften hervor. Die kurzlebige ,,societas Litteraria Germano-Benedictina" wählte ihn 1754, die junge Bayer. Akad. der Wissenschaften 1759 zum Mitglied. Noch im selben Jahr erhielt S. die dogmatische Lehrkanzel in Salzburg. Wegen Teilnahme an politisch brisanten historischen Preisfragen der bayer. Akad. mußte er 1766 nach Oberaltaich zurückkehren. Von hier aus übernahm er 1769 für die Akad. die weitere Sammlung und Edition der ,,Monumenta Boica", der bayer. Klosterurkunden. Eine Studienreise führte ihn 1770 nach Wien und in österreichische Klöster. 1772 war er Prior seines Klosters. Nach Aufhebung des Jesuitenordens wurde S. am 11. 10. 1773 auf einen der beiden Lehrstühle für Dogmatik an der Univ. Ingolstadt berufen und sogleich 1773/74 Dekan der theo!. Fak. Im Studienjahr 1776/77 war er Rector magnificus. Gestützt von Johann Adam von Ickstatt und insbesondere von Johann Georg Lori aus München, galt S. zunächst als Exponent der antijesuitischen Reformer in der theo!. und der phi!. Fak., meist neuberufene Prof. aus den Prälatenorden. Der theo!. Lehrplan von 1774 ging wesentlich auf S. zurück. Den permanenten Auseinandersetzungen mit den Exjesuiten, vor allem mit seinem engsten Fachkollegen Benedikt StattIer, zeigte er sich nicht immer gewachsen. Seine wissenschaftliche und pädagogisch-didaktische Eignung wurde nicht
nur von seinen Gegnern bezweifelt. Bereits 1775 erwog er seine Demission. Nach Ende seines Rektoratsjahres legte er sein Lehramt nieder und zog sich nach Oberaltaich zurück. Als Propst von Welchenberg fand er ab 1780 Zeit zu unermüdlicher wissenschaftlicher Arbeit. Er hinterließ mehr als 50 gedruckte und eine stattliche Anzahl ungedruckter Abhandlungen. Lange widmete sich S. fast ausschließlich theol. Fragen. Sein Opus Magnum ("Praelectiones theologicae", 12 Bde., 1769) zeigt ihn nicht als Systematiker, sondern als Kirchenrechts- und Dogmenhistoriker mit apologetischer Neigung. Entschiedener Jesuitengegner, galt sein Kampf vor allem dem Probabilismus und Molinismus. Er selbst vertrat einen sehr moderaten theo!. Rationalismus und durchweg traditionelle Positionen. Als kath. Aufklärer darf er nur bedingt gelten. An der Univ. Ingolstadt stand er im Grunde zwischen den Fronten. Genuin historischen Themen näherte er sich erst allmählich ab 1762/63 durch Bearbeitung Münchener Preisfragen, Sammlung der ,,Monumenta Boica", wertvolle Studien zu frühmittelalterlichen bayer. Synoden. Seit den späten 70er Jahren verfaßte er quellengegründete Untersuchungen zur bayer. Herzogs- und Adelsgenealogie und einschlägigen Fragen aus Diplomatik, Numismatik, Heraldik und Epigraphik. Obwohl er häufig zu hastig, polemisch und einseitig jur.-normativ arbeitete, gelangte er auch zu wertvollen Erkenntnissen und guter Kritik. Q Archiv der Bayer. Akad. der Wissenschaften, Mün-
chen, Korrespondenzen; BayHStAM, GL 1483114, 1489/49, Kasten schwarz 6194; BSB, cgm 28\0, 3260, 7700,7995; UBM, Nachlaß Desing Ms. 704. W Oe magistratuum ecclesiasticorum creatione, Straubing 1751; Oe hierarchia ecclesiae catholicae, Regensburg 1758; Praelectiones theologicae de Deo, mundi, angelorum et hoihlnum creatore, horumque ultimo fine ac beatitudine, Salzburg 1764; Oe praedestinatione haereseos ante Calvinum phantasmate, Augsburg 1767; Praelectiones theologicae ad usum studii comrnunis congregationis Benedictino-Bavaricae, 12 Bde., Augsburg 1769; Historisch-heraldische Abhandlung von den Wappen der Pfalzgrafen von Wittelsbach und nachmaligen Herzogen in Baiern, Frankfurt-Leipzig [wohl Ingolstadtl 1776, München 2 1784; Oe synodo Neuenheimensi sub Tassilone Bojoariae duce celebrata, Ingolstadt 1777; Oe eadem synodo a Dingolfingensi diversa, Neuburg 1777; Untersuchung der Vorältem Otto des Großen, geb. Pfalzgrafen von Wittelsbach und gemeinschaftlichen Stammvaters des durchlauchtigsten Churhauses Baiem und Pfalz, Ingolstadt 1778; Berichtigte Reihe der herzoglichen Linie in Niederbaiem von Herzog Heinrich I. im Jahre 1255 bis Herzog Johann den letzten 1340, Augsburg 1786. - Zahlreiche historische Arbeiten in: Abhandlungen der churfürstlich-baier. Akad. der Wissenschaften, Neue historische Abhandlungen der baier. Akad. der Wissenschaften, Bey träge zur vaterländischen Historie, Geographie und Statistik.
Scholliner - Schorn L Bey träge zur vaterländischen Historie, Geographie und Statistik 3 (1790) Titelkupfer (P); Meusel, Schriftst. XII 393-99 (W); Baader, Verstorb. I/I 220-24 (W); A. Kluckhohn, Der Frhr. v. Ickstatt und das Unterrichtswesen in Bayern unter dem Kurfürsten Maxirnilian Joseph, München 1869,38 ff. u. ö.; Lindner I 11722 (W), I! 309; M. Sattler, Collectaneen-BII. zur Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Univ. Salzburg, Kernpten 1890, 467-73; E. C. Scherer, Geschichte und Kirchengeschichte an den deutschen Univ., Freiburg i.Br. 1927,425 ff.; P. Muschard, Das Kirchenrecht bei den deutschen Benediktinern und Zisterziensern im 18. Jh., in: StMBO 47 (1929) 302 ff.u. ö.; W. Fink, Beiträge zur Geschichte der bayer. Benediktinerkongregation, Metten 1934,203 ff. u. ö.; M. Spindler (Hg.), Electoralis Acaderniae Scientiarum Boicae Primordia. Briefe aus der Gründungszeit der Bayer. Akad. der Wissenschaften, München 1959, 9 u. ö.; Kraus, Historische Forschung 68-78 u. ö.; Ders., Vernunft und Geschichte. Die Bedeutung der deutschen Akad. für die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im späten 18. Jh., Freiburg i.Br. 1964, 224 f. u. ö.; G. Schwaiger, Die Theol. Fak. der Univ. Ingolstadt 1472-1800, in: Boehm/Spörl I 105-13; Müller 71 ff. u. ö.; L. Hammermayer, Die Benediktiner und die Akad.bewegung im kath. Deutschland 1720-70, in: StMBO 70 (1959) 13341 u. ö.; Ders., Ingolstadt 83 ff.; Ders., Salzburg und Bayern im 18. Jh. Prolegomena zu einer Geschichte ihrer Wissenschafts- und Geistesbeziehungen im Spätbarock und in der Aufklärung, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 120/21 (1980/ 81) 153 f. u. ö.; Ders., Akad. I 386 u. Ö., II 412 u. ö.; Ders., Die Aufklärung in Salzburg (ca. 1715-1803), in: H. Dopsch (Hg.), Geschichte Salzburgs, Bd. II/I, Salzburg 1988, 392 u. Ö. P Kupferstich von J. A. Zimmermann.
L. Hammermayer
Schorich (Schorichius, Scorichius), Peter, SJ, * Krems (Niederösterreich).
S., 1545 als Student in Köln erwähnt, scheint 1548 in die Gesellschaft Jesu eingetreten zu sein. Am 29. 9. 1550 kam er aus Italien nach Ingolstadt. Dort lehrte er Phil. und griechische Sprache. Doch war seinem Bleiben keine Dauer beschieden. Bereits am 31. 5. 1551 wurde er nach Wien versetzt, wo er keine öffentlichen, sondern nur private Vorlesungen gehalten zu haben scheint. Im dortigen Jesuitenkolleg erklärte er "Isocratem graecum". Doch scheint es ihm dort nicht gefallen zu haben; denn auf eigenes Drängen durfte er Wien verlassen und sich nach Rom begeben. Dort traf er am 27. 6. 1553 ein. Ob er dort, wie in der Literatur vielfach behauptet, die Stelle eines Rektors am Germanicum angestrebt hat oder von anderen dafür vorgeschlagen wurde, muß zweifelhaft erscheinen. Möglicherweise liegt eine Verwechslung mit seinem Bruder Georg vor, der tatsächlich einige Zeit Subregens am Germanicum gewesen ist. Später jedenfalls scheint er
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nach Österreich zurückgekehrt und sich im Bannkreis des Laibacher Bischofs Urban Textor befunden zu haben, ehe er schließlich 1558/ 59 aus der Gesellschaft Jesu ausschied. 155659 war er mehrfach Gegenstand der Berichterstattung des Provinzials Petrus Canisius nach Rom. Eine römische Auflage, in ein Jesuitenkolleg zurückzukehren oder nach Rom zu kommen, scheint er nicht erfüllt zu haben. Über einen Brief der Ordensleitung an ihn zeigte sich Canisius sehr angetan. Doch mußte Canisius schließlich in seinem Schreiben vom 8. 12. 1559 an die Ordensleitung S. zusammen mit einigen anderen zu den "filios rebelles" zählen, die die Provinz verlassen haben. Über sein weiteres Lebensschicksal ist wohl nichts bekannt, denn die von Römstock behauptete Rückkehr nach Bayern und die angebliche Tätigkeit im Auftrag Herzog Albrechts V. in der Markgrafschaft Baden zur Erhaltung der kath. Religion dürften schlicht eine Verwechslung mit seinem Bruder Georg zur Voraussetzung haben. Die Jesuitenkataloge verzeichnen ihn seit 1559 als "dimissus". Das bescheidene literarische Werk besteht lediglich aus einigen Briefen (u. a. ,,Litterae quadrimestres" vom Dezember 1551 aus Ingolstadt und August 1552 aus Wien). Q BayHStAM, Jesuitica 632. L Mederer I 215 u. ö.; Prant! I 222 f. u. ö.; Romstöck 344 f. (W); J. v. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität, Bd. 3, Wien 1888, 95; Sommervogel VI! 962 (W); O. Braunsberger (Hg.), Beati Petri Canisii Societatis Jesu epistulae et acta, Bd. 1-3, Freiburg i.Br. 18961901; Matrikel LMU; H. Keussen (Hg.), Die Matrikel der Univ. Köln, Bd. 2, Bonn 1919, Ndr. Düsseldorf 1979, 995, Bd. 3, Bonn 1931,920; Gerl, 411; E. M. Buxbaum, Petrus Canisius und die kirchliche Erneuerung des Herzogtums Bayern, Rom 1974, 17 u. ö.; Schöner 437. E. M. Buxbaum
Schorn (Schoran), Georg, SJ, nach, t 22. 4. 1578 Landsberg.
*
1547 Ander-
Der am I. I. 1565 der Societas Jesu beigetretene S. war 1571 bis vermutlich 1574 Rhetorikprof. an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt (am I. I. 1571 ist er als "alumnus subrogatus rhetoricae lectionis gratis" in der Matrikel verzeichnet) und wurde 1578 als erster Jesuitenprediger nach Landsberg geschickt, wo er ein Jahr später "in Gegenwart des Petrus Canisius" (Duhr) starb. Weiteres ist über ihn nicht bekannt. L Romstöck 345; Duhr I 531; Matrikel LMU; Gerl 410; Popp 224 f. H. Zedelmaier
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Schrank
Schrank, Franz von Paula, SJIWeltpriester, * 21. 8. 1747 Vornbach bei Schärding, t 23. 12. 1835 München. V Johann Evangelist, Klosterrichter von Vornbach, * 12.12.1709 Freyung, t 5.11. 1786 Passau, MAnna Maria Walburga Cantus, * 15. 5. 1720 Vornbach, t 4. 4. 1758 Passau, CD 17.6. 1744.
Die Jugend- und Studienjahre von S. wurden wesentlich vom Jesuitenorden geprägt: Gymnasium in Passau (1756-62), Noviziat in Wien und Ödenburg (1762-64), phil. und theol. Ordensstudien in Raab, Tyrnau und Wien (176369), Lehrtätigkeit am Gymnasium zu Linz bis zur Ordensaufhebung 1773. Im folgenden Jahr wurde S. in Wien zum Weltpriester geweiht und bald darauf zum Dr. theol. promoviert. Er unterrichtete 1776-79 Mathematik und Physik am Gymnasium Amberg, dann Rhetorik am Gymnasium Burghausen. Die erste von zahlreichen fundierten naturwissenschaftlichen Untersuchungen, die ihm ein rasch wachsendes Ansehen verschafften, erschien 1776. Zwei Jahre später wählte ihn die Bayer. Akad. der Wissenschaften als ao. Mitglied zu; 1779 wurde er Mitglied und bald schon einer der beiden Direktoren der "Sittlich-Ökonomischen Sozietät" zu Burghausen. An der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt erhielt S. 1784 eine neugeschaffene Lehrkanzel für Landwirtschaft und "Ökonomische Botanik". In den folgenden Jahren las er auch "Allgemeine Naturgeschichte", Zoologie, Forstwissenschaft und Bergbaukunde. Ab 1799 leitete er das neue Kameralinstitut der Univ. Im gleichen Jahr gründete er mit dem Juristen und Historiker earl Sebastian von Hellersberg die "Ephemerides Litterariae", die erste gelehrte Zeitschrift der Univ. Der akad. Selbstverwaltung, auch im Wirtschafts- und Finanzbereich, widmete er sich mit großem Einsatz. Er war 1785/86, 1791/92 und 1797/98 Dekan der phil. Fak. und 1795196 ein wegen seines Sittenregiments gefürchteter Rector magnificus. An Zustandekommen und Durchführung der Translokation der Univ. nach Landshut im Mai 1800 nahm er wesentlichen Anteil. In Landshut unterrichtete S. 1803 den Kronprinzen Ludwig. Bei der Univ.reform von 1804 wurde er Direktor der Sektion für Staatswirtschaft. Den Botanischen Garten der Univ. gestaltete er 1805 völlig neu. Die Bayer. Akad. der Wissenschaften berief ihn 1809 als o. Mitglied, Ersten Konservator und Vorstand des neu zu errichtenden Botanischen Gartens nach München. Hier machte er sich um die Akad. wie um die botanische Forschung hoch verdient. Die große Brasilienexpedition (1817-20) der Akademiker Karl Friedrich von Martius und Johann Baptist von Spix ging im wesentlichen auf seine Initiative zurück. Im "Landwirtschaftlichen Verein"
und im "Polytechnischen Verein" in München arbeitete S. zeitweise maßgeblich mit. Zahlreiche deutsche und ausländische Akad. und gelehrte Sozietäten wählten ihn als Mitglied zu. Sein Oeuvre umfaßt 40 selbständige Publikationen und an die 200 Einzelstudien in Periodika und Akad.abhandlungen des In- und Auslandes. Als Forscher, Univ.lehrer und Wissenschaftsorganisator begriff und betrieb er die Botanik nicht mehr als "ancilla medicinae", sondern als eigenen Wissenschaftszweig. Sein Ruhm als eigenständiger Schüler Linnes gründete sich insbesondere auf die "Baier. Flora" (1789) sowie die "Primitiae Florae Salisburgensis" (1792), die "Fauna Boica" (1798-1803) und die "Flora Monacensis" (1811-18). Seine Lehrbücher für Univ., Gymnasien und Selbststudium zeigen ihn als didaktisch geschickten Vermittler. Mit seinen wissenschaftlichen Reisen wurde S. zum Protagonisten umfassender landes- und volkskundlicher Erschließung eines Großteils des oberdeutschen Raumes. Seine Forschungen und Publikationen galten nicht nur der Botanik und Zoologie, sondern auch der Mineralogie, Bergbaukunde, Land- und Forstwirtschaft, der Trokkenlegung des Donaumooses, aber auch Fragen aus der Pädagogik, Sprach- und Dialektkunde sowie der Gelehrtenprosopographie. Immer wieder wagte er sich an poetische Versuche. In seinen letzten Jahren wandte er sich stärker theol. und religiösen Fragen zu. Q Verzeichnis bei A. Zimrnennann, Ev.P. S. (17471835). Naturforscher zwischen Aufklärung und Romantik, München 1981, 193-96. W Poetische Versuche, Augsburg 1774; Bey träge zur Naturgeschichte, Augsburg 1776; Enumeratio insectorum Austriae indigenorum, Augsburg 1781; Allgemeine Anleitung, die Naturgeschichte zu studieren, München 1783; Naturhistorische Briefe über Österreich, Salzburg, Passau und Berchtesgaden, 2 Bde., Salzburg 1785 (gemeinsam mit Karl Ehrenbert v. Moll); Baier. Reise, München 1786 (P 2); Baier. Flora, 2 Bde., München 1789; Sammlung naturhistorischer und physikalischer Aufsätze, Nürnberg 1796; Nachrichten und Schriften von den Begebenheiten berühmter Gelehrter, Bd. I, Nürnberg 1797; Fauna Boica, 3 Bde., Nürnberg-Ingolstadt-Landshut 1798-1803; Rora Monacensis, 4 Bde., München 1811-18 (P 4); Eshmeron. Eine physikalisch-theol. Erklärung der sechs Schöpfungs-Tage, Augsburg 1829. - Hg.: Litterarische Ephemeriden, 6 Hefte, Ingolstadt 1799-1801. L ADB XXXII 450 ff.; DBA N. E; E P. v. Martius, Dankrede auf Ev.P. S., München 1836; Prant! I 648 u. Ö., II 520; H. Scharold, Ev.P. S., ein bayer. Naturforscher, in: Bayer. BIl. für das Gymnasialschulwesen 71 (1935) 106-24; H. Wemeck, Ev.P. S., ein Mitbegründer der naturwissenschaftlichen Forschung in Oberösterreich, in: Oberösterreichische Heimatbll. I (1947) 23540; C. Wallenreiter, Die Vennögensverwaltung der Univ. Ingolstadt-Landshut-München, Berlin 1971 50 u. ö.; H. v. Pechmann, Geschichte der Staatswirtschaftlichen Fak., in: BoehmlSpörl I 127-35; L. Ham-
Schrank - Schröttel mennayer, Die Beziehungen zwischen der Univ. Ingolstadt und der Bayer. Akad. der Wissenschaften 17591800, in: SHVI 81 (1972) 112-15; Ders., Ingolstädter gelehrte Zeitschriftenprojekte im Rahmen der bayer.süddeutschen Publizistik der zweiten Hälfte des 18. Jh., in: SHVI 83 (1974) 263-70 u. ö.; Ders., Salzburg und Bayern im 18. Jh. Prolegomena zu einer Geschichte ihrer Wissenschafts- und Geistesbeziehungen im Spätbarock und in der Aufklärung, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 120/21 (19801 81) 205-11 u. ö.; Ders., Akad. 11 412 u. ö.; Ders., Zur Publizistik von Aufklärung, Refonn und Sozietätsbewegung in Bayern. Die Burghausener Sittlich-Ökonomische Gesellschaft und ihr "Baier.-Ökonomischer Hausvater" (1779-86), in: ZBLG 56 (1995) 341-401; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 84 ff. u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 84-100 (W); A. Zimmermann, F.v.P. S. (1747-1835). Naturforscher zwischen Aufklärung und Romantik, München 1981 (W, P 1-9); K. Heiserer, Im pfaffenwinkel vor 200 Jahren, Aus der "Baier. Reise" des F.v.P. S., in: Lech-Isarland, Jg. 1986, 3-25; Müller 249 u. ö.; H. Dickerhof, Kameralstudium und Bildungssystematik in Bayern von der Spätaufklärung bis zum Vonnärz, in: N. Waszek (Hg.), Die Institutionalisierung der Nationalökonomie an deutschen Uni v., St. Katharinen 1988, 240 ff. u. ö.; S. Graf, Aufklärung in der Provinz. Die sittlich-ökonomische Gesellschaft von Ötting-Burghausen 1765-1802, Göttingen 1993, 192 ff. u. Ö. P I) Gemälde von Johann Georg Edlinger, ca. 1780, Stadtmuseum Landshut, 2) Kupferstich, ca. 1786, 3) Kupferstich von F. John, ca. 1793/94, Stadttnuseum München, 4) Lithographie von Johann Nepomuk Mayrhoffer, ca. 1818, 5) Kupferstich von Rosmäsler, 1831, Stadtmuseum München, 6) Gemälde von Zottmayer, 1832, Bayer. Akad. der Wissenschaften, 7) Lithographie von Johann Baptist Ferstler, Botanische Staatssammlung München, 8) Büste von Johann Ernst Maier, ca. 1836, Botanischer Garten, München, 9) Büste von Fidelis Schönlaub, 1848, Ruhmeshalle München. L. Hammennayer
Schreiber, Thomas, SJ, * 22. 12. 1726 Floß, t 23. 4. 1795 Neuburg a.d.D. S. wurde am 26. 9. 1745 in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. 1768 übernahm er den Lehrstuhl für Kasuistik an der Univ. Ingolstadt. 1770 ging er in gleicher Funktion nach Dillingen, das er ein Jahr darauf verließ, um als letzter Rektor vor der Aufhebung des Jesuitenordens das Kolleg in Eichstätt zu leiten. S. hinterließ keine Schriften. Q BayHStaM, Jesuiten 1766. L DBA; Mederer III 299 u. ö.; Romstöck 345; Specht 285; Duhr lVII 264; Matrikel LMU; Ger1412.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Schreier (Schreyer), Joseph, SJ, * 25. 12. 1681 Abensberg, t 5. 4. 1754 Straubing. S. trat dem Jesuitenorden am 13. 9. 1700 bei. Über die ordensüblichen Stationen seiner Aus25 Biograph. Hdb. I
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bildung ist nichts bekannt. Nach mathematischer Lehrtätigkeit an der Univ. Innsbruck las er, zugleich Studienpräfekt, 1717-19 Phi!. in Dillingen. Während seiner zweiten Tatigkeitsperiode in Dillingen ab 1725 als Phi!.prof. las er parallel Ethik, Hebräisch und Mathematik. Zunächst als "mathesos prof." wurde er dann am 30. 10. 1726 in die Matrikel der Univ. Ingolstadt eingeschrieben, wo er 1732-34 den Lehrstuhl für Kasuistik übernahm. 1747-50 hatte S., der u. a. zehn Jahre Kirchenrecht in Augsburg lehrte, das Rektorat am Landshuter Kolleg inne. Er starb als Rektor des Kollegs in Straubing, dessen Leitung er im Oktober 1753 übernommen hatte. In den Schriften von S. lag der Schwerpunkt auf physikalischen Fragestellungen. So verfaßte er eine "Theoria solis et lunae", in der er sich, hinter die neueren heliozentrischen Weltentwürfe zurückgehend, auf Tycho Brahe berief. W Theoria solis et lunae, Ingolstadt 1728. L Mederer III 174; De Luca 77; Prantl II 518; Sommervogel VII 923 (W); Specht 285, 291; Duhr lVII 281, 299; Schaff 159, 162; Matrikel LMU; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 101 f.; Gerl413.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Schröttel (Schroetel, Schretel, Scrotelius), Georg, SJ, * 1561 Donauwörth, t 5. 3. 1642 Bonn. Nach dem Studium an der Univ. Ingolstadt trat S. am 19. 3. 1579 ins Noviziat der Jesuiten zu Landsberg ein. 1588 wurde er zum Prof. für Dialektik und hebräische Sprache an der bayer. Landesuniv. ernannt, deren phi!. Fak. er im SoSe 1590 als Dekan vorstand. An dieser verblieb er auch nach der Priesterweihe 1589 und der Absolvierung des dritten Probejahres 15901 91 tätig, übernahm allerdings nach dem Tode von Johannes Perius SJ dessen Lehrstuhl für Phi!. 1594 wurde ihm dann aber das Rektorat des Jesuitenkollegs in der paritätischen Reichsstadt Augsburg übertragen, wo er bereits vorher das Vizerektorat innegehabt hatte. 15991603 begegnet er in gleicher Funktion zu St. Paul im konfessionell ähnlich komplizierten Regensburg. In der Folgezeit trat er in enge Beziehung zum Hof Herzog Maximilians I. von Bayern zu München. Als 1608 die bayer. Exekutionsannee in die geächtete Reichsstadt Donauwörth einrückte, befand sich S. als Superior an der Spitze der begleitenden Jesuitengruppe. Von September 1608 bis Mai 1610 bekleidete er das Amt des Präfekten am Münchener Jesuitenkolleg und stand mit Matthäus Rader SJ in Korrespondenz. In der Folgezeit begegnet er als Hofprediger. Von 1622 an war S. bis zu seinem Tod als Beichtvater des wittelsbachischen Erzbischofs Ferdinand am kur-
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Schröttel - Schuch
fürstlichen Hof zu Köln tätig. Er vermittelte von dort mehrere geeignete Persönlichkeiten nach München; so kam neben anderen 1623 Adam Contzen von Köln an den Hof Maximilians I. Für S. waren die Jahre an der Univ. Ingolstadt nur Durchgangsstation zu wichtigeren Funktionen in der Ordenshierarchie und schließlich im Hofdienst. Seine Bedeutung liegt mehr auf diesen Gebieten als in der Wissenschaft. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, MS XI 28, XVI 19/2, A II 63/8, C XV 23.
W Disputatio philosophica de sensibus intemis, Ingolstadt 1590; Clava Herculis Christiani, qua multiceps illa hydra tartarea, innocenti iuventuti tarn infesta, impugnatur, fugatur, neci datur. Piis potissimum congregationis B. Virginis Annunciatae sodalibus, ad manum parata, München 1616; Apis argumentos P. Georgii Schrötelii Societas Iesu, mella legens ex sacris elogiis B. Virginis quae in eiusdem litaniis toto orbe christiano pie cantari solent, München 1631,21633. L Jöcher IV 351; Sommervogel VII 926 (W), IX 847; Prantl I 335 u. ö.; Romstöck 345 ff. u. ö.; Kleinstäuber 119; Schaff 76; Ger! 413; R. Heydenreuter, Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian von Bayern (1598-1651), München 1981, 91 u. ö.; Popp 225 f.; P. Rupp, Aufbau und Ämter des Jesuitenkollegs Augsburg, in: W. Baer/H.-J. Hecker (Hg.), Die Jesuiten und ihre Schule SI. Salvator in Augsburg, München 1982, 34. A. Schmid
Schröttinger (Schretinger, Schrötinger), Johann, * Marktl am Inn, t 15. 5. 1549 Passau, oPassau, Dom (Domherrenkapelle).
S. immatrikulierte sich am 20. 9. 1506 an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt. Am 13. 3. 1515 wurde er in das Konzil der Artistenfak. aufgenommen. Zunächst Konventor der Sonnenburse, erfüllte er ab 1518 diesseibe Aufgabe für die Lilienburse. 1519 übernahm er die Regenz des Georgianums. Im SoSe desselben Jahres hatte er das Dekanat der Artistenfak. inne. 1518 und 1522 vertrat er die Univ. am herzoglichen Hof bei der Beratung einer Statutenrevision. Am 21. I. 1522 wurde er in das Collegium vetus gewählt und legte daraufhin am 15. 2. 1522 die Leitung des Georgianums nieder. Noch im selben Jahr erlangte er am 9.4. das Lizentiat der Theo!. und las seither in der theo!. Fak. Aufgrund seines Sonderstatus eines in einer höheren Fak. lesenden Kollegiaten der Artistenfak. erhielt S. 1523 Zugang zum Senat und wurde sukzessive von der Teilnahme am Konzil der Artistenfak. befreit. Nach seiner Promotion, die er aus Rücksicht auf die artistische Kollegiatur erst am 13. 11. 1533 vollzog, bekleidete S. nur einmal 1534 das Dekanat der theo!. Fak., da er durch die langjährige Senatstätigkeit und die Ämter eines Revisors der
Kammer und des Kämmerers 1530-35 mit dem universitären Finanzwesen befaßt und ausgelastet war. Daneben war er in der praktischen Seelsorge als Offizial für das Land ob der Enns tätig. Zum Domherm und bischöflichen Mitarbeiter in Passau berufen, verließ S. Ingolstadt 1536. Von 1539 bis zu seinem Tode leitete er schließlich die Pfarrei von Pfarrkirchen im Rotta!. Q UAM, GG III/Il I, D III 4. L Mederer I 71 u. ö.; Prantl II 487; L. H. Krick, Das ehemalige Dornstift Passau und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau, Passau 1922, 60; Matrikel LMU; G. Pfeilschifter (Hg.), Acta reforrnationis catholicae ecclesiam Gerrnaniae concementia saeculi XVI. Die Reforrnverhandlungen des deutschen Episkopats von 1520 bis 1570, Bd. 2, Regensburg 1960; Schmid 90 f.; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfakultät, in: HJb 89 (1969) 47 ff.; Seifert 90 ff. u.ö.; Seifert, Statuten 93 u. ö.; Kausch 13 u. ö.; Schöner 331 u. ö.; Schwaiger 34 ff. W. Kausch
Schuch, Ferdinand Joseph, SJ, * 15. 2. 1668 Donauwörth, t 24. 12. 1729 Augsburg. V Moritz, 1644-68 kurfürstlicher Salzbeamter, M Ursula.
Ebenso wie sein Bruder Franz besuchte S. das Gymnasium in München. Da er die letzte Klasse wegen seines für eine geistliche Laufbahn zu geringen Alters freiwillig wiederholte, ging er erst im Sommer 1686 von der jesuitisch geführten Schule ab. Noch im selben Jahr trat er am 4.10. der Gesellschaft Jesu bei. Während des Studiums der Phi!. an der Univ. Ingolstadt empfing er am 22. 7. 1687 in Eichstätt die vier niederen Weihen. Seit 1694 studierte er dann wiederum in Ingolstadt - Theo!. Im Laufe seines vierten Studienjahres erhielt er sukzessive (21.2., 14.3., 23. 5. 1698) die höheren Weihen. Im Anschluß an das Studium wurde er von den Ordensoberen vom 15. 10. 1699 bis 1700 als Prof. der Mathematik und der hebräischen Sprache in der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt eingesetzt. Von Ingolstadt ging S. nach Luzern, wo er den phi!. Kurs lehrte und seit 1701 auch als Präfekt des Gymnasiums sowie Katechet im dortigen Spital tätig war. 1703 kehrte er wieder als Prof. für Mathematik und hebräische Sprachen nach Ingolstadt zurück. Während dieses zweiten Ingolstädter Aufenthalts, der bis 1710 dauerte, spielte S. eine gewisse, wenn auch marginale Rolle am Beginn des sogenannten "bell um atomisticum", eines rund zwei Jahrzehnte währenden Streits zwischen den Anhängern traditionalistischer und den Vertretern moderner Ansichten in den Naturwissenschaften. Als Stellvertreter des Dekans der phi!. Fak. ap-
Schuch - Schütz probierte er Anton Kleinbrodts Werk ,,Mundus elementaris disputationi subjectus", das 1704 in zwei Bänden erschien und durch seine Parteinahme für die Atomisten den Konflikt auslöste. Wo sich S. nach 1710 aufhielt, bleibt weitgehend im dunkeln. Lediglich eine erneute Lehrtätigkeit in Ingolstadt im Jahr 1720 ist bezeugt. L Prantl I 506; Romstöck 347; Schaff 143; Matrikel LMU; Huwiler 235; Gerl 413; Leitschuh II 14 u. ö.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 259; K. A. F. Fischer, Jesuiten-Mathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 175 u. ö.; P. Stötter, Vom Barock zur Aufklärung. Die phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh., in: BoehmlSpörl II, 96. M. Schaich
Schuch, Franz Jakob, SJ, * 27. 7. 1655 Donauwörth, t 24.10.1728 München. V Moritz, 1644-68 kurfürstlicher Salzbeamter, M Ursu1a.
Nach dem bis Sommer 1673 dauernden Besuch des Gymnasiums der Jesuiten in München trat S. am 2. 10. 1674 in das Landsberger Noviziat der Societas Jesu ein. 1676-79 studierte er Phi!. an der Univ. Ingolstadt. In diese Zeit fällt auch die Erteilung der niederen Weihen in Eichstätt am 30. 5. 1677. Die nach dem Phi!.studium im Jesuitenorden übliche Bewährung im Lehramt absolvierte S. vorn 23. 10. 1679 bis 1683 am Dillinger Gymnasium. Seit dem WiSe 1683 begegnet er wieder in Ingolstadt, wo er sich dem Studium der Theo!. widmete. Im ersten Halbjahr 1687 erhielt S. die höheren Weihen (22. 2., 15. 3., 4. 5.), wobei die Priesterweihe wegen der Erkrankung des zuständigen Weihbischofs nicht wie die bei den ersten Ordinationen in Eichstätt, sondern in Augsburg stattfand. An das im Sommer 1687 vollendete Theo!.studium schloß sich unmittelbar das dritte Probejahr in Altötting an. Nachdem er nunmehr alle längerwierigen Ausbildungsabschnitte hinter sich gebracht hatte, wurde S. in der Folgezeit von den Ordensoberen vornehmlich im Lehramt eingesetzt. So übernahm er am 27. 4. 1689 während des Studienjahres in Eichstätt die Professur für Phi!. Bereits am 25. 10. 1689 wechselte er in gleicher Funktion nach Augsburg, wo er am 2. 2. 1692 auch Profeß ablegte. Im Herbst 1692 trat er als Prof. für Ethik in den Lehrkörper der Ingolstädter phi!. Fak., deren Dekan er im WiSe 1695/96 sowie im Studienjahr 1698/ 99 sein sollte, ein. Nach seinem Weggang aus Ingolstadt war er vorn 13. 11. 1699 bis 1701 Studienpräfekt und Prof. für Ethik, Mathematik und Hebräisch in Dillingen. Die Erfahrungen, die er bei seinen vielfältigen Einsätzen gesammelt hatte, befähigten ihn in den Augen seiner Ordensbrüder offensichtlich zu höheren Aufga25*
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ben. 1701 wurde er nämlich nach München geholt, um nach einern zweijährigen Zwischenspiel als Minister 1703 Prokurator der Oberdeutschen Provinz zu werden. Dieses Amt hatte er fünf Jahre inne, ehe er vorn 6. 11. 1708 bis 1712 als Regens des Konvikts St. Hieronymus nach Dillingen zurückkehrte. Als weitere Stationen in seiner abwechslungsreichen Karriere folgten Rektorate in Rottenburg (7. 11. 1712 bis November 1715), Feldkirch (12. 12. 1715 bis 2. 9. 1718) und Eichstätt (I. 10. 1718 bis 7. I. 1722). Nach 1722 war er zunächst Praefectus spiritualis in Amberg und anschließend bis zu seinem Tod Instruktor im Altöttinger Tertiatshaus. W Disquisitio astronomica de correctione calendarii (Praes., Resp.: M. F. M. P. M. P. von Seinsheim), Ingolstadt 1699. L Mederer III 74 u. ö.; Prant! I 506; Romstöck 347 f.; Sommervogel VII 928; Specht 282 u. ö.; Schaff 143; Duhr lVII 289 u. ö.; Gerl 413; Leitschuh I 209 u. ö.; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 259 f.; Strobel 360 f. M. Schaich
Schütz, Heinrich, SJ, * 26. 9. 1714 Neckarsulm, t 12. oder 13. 9. 1768 Ingolstadt. 1729 in den Jesuitenorden eingetreten, erhielt S. nach Jahren der Lehrtätigkeit an verschiedenen Kollegien des Ordens 1747 den Lehrstuhl für Geschichte an der Univ. Ingolstadt, den er bis zu seinem Tod bekleidete. Er war ein hervorragender, besonders quellensicherer und kritischer Historiker, der alle Voraussetzungen mitbrachte, um als Nachfolger des ersten Ingolstädter Historikers Ignaz Schwarz eine bedeutende historiographische Schule in Ingolstadt zu begründen. Die Richtung seiner Forschungen bezeichnet sein "Commentarius criticus" von 1761, ein alphabetisch angelegter Katalog der Geschichtsschreiber mit Nachrichten über das Leben der Verfasser, über Inhalt und Entstehungszeit der Werke, Angaben über die verschiedenen Editionen und einer Kritik der Zuverlässigkeit - ein Nachschlagewerk, das trotz einiger Schwächen für die Kritik der Quellen außerordentlich hilfreich war. Die ganze Bedeutung von S. wird erst erkennbar, wenn seine Vorlesungen einmal durchgearbeitet sind. Als akad. Lehrer, das kann man schon nach flüchtiger Durchsicht sagen, ragte er über die meisten seiner Fachgenossen hinaus, wenn wir seine kritischen Fähigkeiten, sein Bestreben, die Hörer mit den Geschichtsquellen und der wissenschaftlichen Literatur vertraut zu machen, und den Umfang der behandelten Themen ins Auge fassen. Seine beste Leistung war sicher die Beantwortung der Preisfrage der Bayer. Akad. der
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Schütz - Schultes
Wissenschaften von 1761 über die Ahnen Markgraf Luitpolds, freilich weniger durch ihr genealogisches Ergebnis als durch die Klarheit der Methode. Er hielt sich, eine seltene Erscheinung in diesen Jahrzehnten, grundsätzlich an Urkunden und gleichzeitige Autoren, löste die Widersprüche der Quellen auf und machte die zeitlichen Bedingtheiten einer Aussage wahrscheinlich. Scharfsinnig auch in der Behandlung von Urkunden, wies er als erster die Verfälschung der Passauer Urkunden nach, in denen Luitpold als enger Verwandter der Karolinger bezeichnet wird. Für diese Untersuchung erhielt er den ersten Preis der Akad., in Höhe von 50 Dukaten, doch wurde er weder Akad.mitglied - Jesuiten waren damals noch ausgeschlossen -, noch wurde die Arbeit in die Abhandlungen der Akad. aufgenommen. Mit seiner Kritik der These des damaligen Direktors der Historischen Klasse Christian Friedrich Pfeffel von der Ausdehnung des Herzogtums Bayern bis an den Spessart zwang er diesen zu einer teilweisen Revision, die freilich von der Geschichtsschreibung nicht zur Kenntnis genommen wurde. So hat S. nur über seinen Schüler Johann Nepomuk Mederer auf die künftige bayer. Geschichtsforschung Einfluß genommen, sein eigener Name war bald, unverdientermaßen, vergessen, obgleich er 1764 auch für seine Preis schrift für die Mannheimer Akad. einen Preis erhielt. Q BSB, c1m 28752-86 (Vorlesungen und Preisschrif-
ten), cgm 7996 (Gutachten über die Preisschrift Mannheim 1764); R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat Joh. Caspar v. Lippert in den Jahren 1758-1800, in: OA 96 (1972) 614-23. W Monurnenturn Bambergense S. Henrici Caesaris, Ingolstadt 1754; Commentarius criticus de scriptis et scriptoribus historicis tarn antiquis quam novis, Ingolstadt-München 1761. - Ungedruckt: Diss. genealogica sive Luitpoldi, Bojariae marchionis genealogia, critice expensa, 1761 (BSB, c1m 28765-67); Commentatio historico-juridica de Amulpho Bojoariae duce et eius juribus ac praerogativis, 1762 (BSB, c1m 28768/69); Francia orientalis semper Francia, nunquam Nordgovia (BSB, c1m 28771/72). L Mederer III 241 u. ö.; Prant! II 511; Sommervogel VII 929-31 (W); L. Rockinger, Handschriften zur baier. und pfalzischen wie zur deutschen Geschichte in der Bibliothek der historischen Klasse der Akad. der Wissenschaften, in: Abhandlungen der Bayer. Akad. der Wissenschaften, III. Klasse, Bd. 24, I. Abt., München 1906, 251-59, 265-74; Duhr IV/2 240: E. C. Scherer, Geschichte und Kirchengeschichte an den deutschen Univ., Freiburg LBr. 1927, 375 f.; Hammermayer, Akad. I 252 ff.; LThK2 IX 521 f.; P. Fuchs, Palatinatus Illustratus. Die historische Forschung an der kurpfalzisehen Akad. der Wissenschaften, Mannheim 1963,281 u. ö.; Kraus, Historische Forschung 50-53 u. ö.; Ders., Vernunft und Geschichte. Die Bedeutung der deutschen Akad. für die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im späten 18. Jh., Freiburg i.Br.-Basel-Wien 1963, 51
u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 102 ff. (W); HdBG II 1168 f. A. Kraus
Schütz, Joseph (Johannes).
S., dessen Vorname in der Literatur fälschlicherweise auch mit Johannes angegeben wird und für den Stuttgart als Herkunftsort bezeugt ist, absolvierte seine artistischen Studien an der Univ. Tübingen, wo er sich am 18. 5. 1545 einschrieb und im Februar 1548 zum Bakkalar sowie im Februar 1552 zum Magister promovierte. Zum 8. 9. 1553 wechselte er an die Univ. Ingolstadt, vermutlich um dort das Jurastudium aufzunehmen. Am 14. 2. 1555 wurde er, obwohl nicht Theologe, zum Regens des Georgianums bestellt. Solange S. die Leitung des Georgianums innehatte, engagierte er sich auch in der Artistenfak., indem er regelmäßig als Examinator bei den Bakkalaureats- und Magisterprüfungen fungierte. Außerdem übernahm er im WiSe 1555/56 als Vertreter der Artistenfak. das Rektorat der Univ. Am 9. 4. 1556 resignierte S. auf die Regenz des Georgianums. Danach verliert sich seine Spur. Einen Hinweis auf seinen weiteren Lebensweg könnte die von späterer Hand nachgetragene Bemerkung "iurisconsultus" in der Matrikel der Tübinger Artistenfak. geben. Q UAM, GG IIU22, 0 IV 2. L Mederer I 234 u. ö.; Prant! I 338; Schmid 94; Seifert, Statuten 243 u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 175 u. ö.; Seifert 179; Schwaiger 62u. Ö. C. Schöner
Schuttes, Joseph August (von), * 15. 4. 1773 Wien, t 21. 4. 1831 Landshut, kath., CD 1797 Maria von Kleber. V Schmied und Kammerdiener des Grafen von Oettingen-Wallerstein.
S. studierte seit 1792 an der phil. und med. Fak. der Univ. Wien und promovierte am 28. 4. 1796 zum Dr. med. 1797 übernahm er eine Professur für Naturgeschichte an der Theresianischen Ritterakad. in Wien. 1805 ging er als Prof. für Chemie, Botanik, Klinik und Spezielle Therapie an die Univ. Krakau, wo er auch den Botanischen Garten erneuerte. Im September 1808 trat S., der wegen der bayer. Abstammung seiner Eltern Bayern als seine eigentliche Heimat ansah, eine Professur an der damals bayer. Univ. Innsbruck an. Bayer. Patriotismus und profranzösische Gesinnung veranlaßten ihn, über die Vorbereitung des Tiroler Aufstandes nach München zu berichten. Von den Tirolern als Verräter verhaftet, wurde S. 1809 nach Ungarn deportiert. Seit dem
Schultes - Schwabach 10. 10. 1810 war S. Prof. für Naturgeschichte und Botanik an der Univ. Landshut, im Dezember des gleichen Jahres wurde er als Prof. für Spezielle Therapie in die dortige med. Sektion aufgenommen. Im April 1824 übernahm er von Johann Andreas Röschlaub die Med. Klinik der Univ. Landshut. Bei Verlegung der Univ. nach München 1826 verlor S. seine Professur und blieb - darüber tief verbittert - als Direktor der Chirurgischen Schule in Landshut zurück. - S. machte sich durch zahlreiche Publikationen vor allem als Botaniker einen Namen und war Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften (u. a. in Göttingen, Turin, Zürich und Genf). Mit seiner noch von der Aufklärung geprägten, empirisch und enzyklopädisch orientierten Wissenschaftsauffassung geriet er rasch in Gegensatz zur in Landshut vorherrschenden romantischen Naturphil. und Med. Der Verlust seiner Professur 1826 steht in unmittelbarem Zusammenhang mit diesem Konflikt. Entsprechend seinen wissenschaftlichen Vorstellungen war S. politisch ein Anhänger von Montgelas, dessen Politik er vor allem während des Wiener Kongresses mit jeweils anonym erschienenen Flugschriften und Artikeln in der Regierungszeitschrift "Allemannia" publizistisch gegen die preußisch-nationale Partei zu verteidigen suchte. Q Archiv der Univ. Wien, Promotionsakten der med.
Fak., 1776-1802, Bd. 13, 507; BayHStAM, Mlnn 23701 f., 23818, MA 1014; BSB, c1m 27366, Schragiana I; Deutsches Literaturarchiv, Marbach, Cotta-Archiv; UAM, E 11 318,323,324. W Österreichs Flora. Ein Taschenbuch auf botanischen Exkursionen, 2 Bde., Wien 1794 u. ö.; Baierns Flora. Vollständige Beschreibung der im Königreich Baiern wildwachsenden Pflanzen, Bd. 1, Landshut 1811; Etwas über Unterricht und Bildung der Jugend auf unsern heutigen Univ., in: Allemannia 3 (1815) 225-84; Anleitung zum gründlichen Studium der Botanik, zum Gebrauche bey Vorlesungen und zum Selbstunterrichte, Wien 1817. - Hg. (mit J. J. Römer und J. H. Schultes): Carl von Linne, Systema vegetabilium, 10 Bde., Stuttgart 1816-30.
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des Zivilrechts in Ingolstadt. Am 4. 8. 1534 leistete er den Eid als Rat Herzog Wilhelms IV. L Wolff 272; Lanzinner 400.
M. Lanzinner
Schwabach, Johann (von), * Frankfurt a.M., t 10. 12. 1567, m Margarete Offenheimer. S. studierte ab 1502 in Ingolstadt, ab 1505 in Tübingen und erwarb in Ingolstadt am 8. 6. 1518 den Dr. beider Rechte. Wohl vertretungsweise versah er von Juli 1518 bis April 1519 eine Zivilrechtsprofessur in Ingolstadt. Für die Zeit vor 1520 wird er als Prokurator am Reichskammergericht genannt, nach 1520 als Prokurator Nürnbergs. Im Hochstift Passau erscheint er 1522 als Domherr, 1523/24 als Kanzler. Am 11. 5. 1524 legte er den Eid als Rat Wilhe1ms IV. von Bayern ab. Seit Mai 1531 war er als Beisitzer für den bayer. Kreis am Reichskammergericht. Vom 2. 2. 1536 datiert seine Bestallung auf Lebenszeit als Kanzler Herzog Wilhelms IV. von Bayern. Als solcher war er tätig bis zu seiner Ablösung durch Simon Thäddäus Eck 1558/59. 1562 wurde S. von weiteren Diensten im Hofrat endgültig entpflichtet. Nicht Leonhard von Eck, wie häufig zu lesen ist, sondern S. amtierte also als bayer. Kanzler vor 1550. Über die Lehr- und Publikationstätigkeit von S. haben wir offenbar keine archivalische Überlieferung, aus seiner Zeit als Kanzler sind jedoch zahlreiche Dokumente von seiner Hand überliefert. Er wirkte in der Justizund allgemeinen Verwaltung, gestaltete mithin die innere Politik, auch die Politik gegenüber den Landständen mit; in der äußeren Politik trat er weder als Berater noch als Gesandter nennenswert in Erscheinung. S. stand bei den Herzögen und den Räten am Hof im Ruf, ein guter Jurist und tüchtiger Arbeiter, auch ein frommer und integrer Mann zu sein. L Matrikel LMU; Wolff 272; Lanzinner 400 f.
L ADB XXXII 693; DBA; DBA N. E; Prant! II 521; A. Albrechtskirchinger, J. A. S. und sein Tatigkeitsbericht vom Jahre 1824/25 aus der Landshuter Univ.k1inik, Diss. masch. München 1943; G. Sutner, J. A. S. (1773-1831). Med. und naturwissenschaftliche Beobachtungen in seinen Reisebeschreibungen, München 1987; Beckenbauer 115 ff. u. Ö. W. Piereth
Schwabach (Schwabbach, Swappach, Swabach), Konrad von, * Frankfurt a.M., t 1523. V Konrad, Oberstrichter in Frankfurt a.M., t 1496.
Schwab, Johannes, * Rosenheim, mAnna Kempter. S. immatrikulierte sich 1513 an der Univ. Ingolstadt und erwarb dort am 5. 9. 1527 den Grad eines Dr. iur. civ. Vom Frühjahr 1528 bis möglicherweise Mitte 1530 lehrte er als Prof.
S. entstammte einer seit 1394 in Frankfurt a.M. urkundlich nachgewiesenen Familie. Am 17. 12. 1492 immatrikulierte er sich an der Univ. Ingolstadt, wo er noch vor dem Jahreswechsel 1494/95 den Grad eines Magister artium erworben haben dürfte. Über sein Schicksal in den nächsten Jahren liegen keine Informationen vor. Erst 1505 ist er wieder in Tübin-
M. Lanzinner
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Schwabach - Schwaiger
gen nachweisbar: zusammen mit Johann von S., dem späteren bayer. Kanzler, trug er sich am 20. 11. in die Univ.matrikel ein. Vor dem Jahr 1507 muß S., der bei seinen Studien 1494/95 und 1502 durch Stipendien des Rates der Stadt Frankfurt unterstützt worden war, zudem an einem unbekannten Ort die Promotion zum Dr. iur. utr.· erlangt haben. Solchermaßen mit den akad. Insignien versehen, bewarb er sich Ende 1507 in Ingolstadt um die mit dem bevorstehenden Weggang Georg Parts frei werdende Professur des Zivilrechts. Sein Gesuch wurde jedoch abgelehnt und die Lektur mit Sebastian Präntel besetzt. Immerhin stellte ihm die Fak. die Nachfolge Präntels in Aussicht. Bereits im Frühjahr 1508 wurde S. jedoch vertretungsweise die "Lectura novorum iurium pontificalium I" des Johannes Rosa übertragen. Neben seiner Lehrtätigkeit gehörte S. Ende Juli 1508 auch einer Univ.gesandtschaft an, die in Eichstätt mit dem Domkapitel über die finanzielle Ablösung des seit dem Tod Georg Zingels vakanten Univ.kanonikats verhandelte. Im Frühjahr 1509 gab er dann seine Kanonistikprofessur auf und übernahm tatsächlich die bislang von Präntel vertretene Lektur der Pandekten. Diese Lehrkanzel verließ er im Herbst 1510, um an das Reichskammergericht nach Worms zu gehen. Er wurde dort am 14. 10. 1510 als Prokurator zugelassen. In der Folgezeit dürfte sich S. deshalb meist am Sitz des Gerichts, der sich zwischen 1509 und 1519 - von einem kurzzeitigen Aufenthalt in Speyer (1513/14) abgesehen - in Worms befand, aufgehalten haben. Von den Parteien, die er während dieser Zeit vertrat, sind nur wenige bekannt: so wurde er 1516 nach Pfingsten von der Reichsstadt Ulm für 30 Gulden jährlich als Anwalt angestellt. Auch im Auftrag seiner Heimatstadt Frankfurt war er tätig. Im Juli 1518 kehrte S. - wohl weil das Reichskammergericht aufgrund personeller Unterbesetzung seit Juni 1518 seine Spruchtätigkeit weitgehend eingestellt hatte - nach Ingolstadt zurück. Für eine Besoldung von 60 Gulden übernahm er vertretungsweise die erste civiIistische Professur. Bereits im April 1519 legte er sie jedoch wieder nieder und begab sich erneut nach Worms, wo nach dem Tod Kaiser Maximilians I. das Reichskammergericht im November 1519 in ein Vikariatsgericht unter weitgehender Beibehaltung des Personals umgewandelt wurde. Spätestens im Herbst 1521 befand sich S. schließlich in Nürnberg, wohin er mit dem nach der Ankunft Karls V. im Reich formell neukonstituierten Reichskammergericht umgezogen war. Seit dieser Zeit firmierte er auch als Nürnberger Ratskonsulent, verlor aber andererseits 1523 kurz vor seinem Tod noch seine Stellung als Frankfurter Ratsadvokat.
Q Stadtarchiv Frankfurt a.M., Bürgenneisterbuch 1523.
L DBA; P. Denaisius, Jus camerale sive novissimi juris compendium, Straßburg 7 1652, 746; Mederer I 75 f.; Prant! I 117 u. ö.; A. Weißler, Geschichte der Rechtsanwaltschaft, Leipzig 1905, 146; Matrikel LMU; G. Gänsslen, Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten der Freien Reichsstadt Ulm, insbesondere ihr Wirken in den Bürgerprozessen am Ende des 18. Jh., Köln-Berlin 1966, 271 u. ö.; Seifert, Statuten 494; K. K. Finke, Die Tübinger Juristenfak. 1477-1534. Rechtslehrer und Rechtsunterricht von der Gründung der Univ. bis zur Einführung der Refonnation, Tübingen 1972, 253; Seifert 70 f.; Wolff 117 u. Ö. M. Schaich
Schwaiger (Schweiger), Jakob, SJ, * 16. 10. 1596 Augsburg, t 15.5. 1656 Hall (Tirol).
Nachdem er am 26. 10. 1613 in die Societas Jesu eingetreten war, kam S. nach dem Noviziat 1615 ans Jesuitenkolleg Eichstätt. Von dort aus wurde er zum phi!. Studium nach Ingolstadt geschickt (1615-18). Es schloß sich die Lehrtätigkeit als Prof. für Grammatik in den Jesuitenniederlassungen zu Neuburg a.d.D. (1618/19) und Ingolstadt (1619-21) sowie das Studium der Theo!. an der Univ. Ingolstadt (1621-25) an; 1624 erhielt er die Priesterweihe. 1625-28 lehrte S. an der Univ. Ingolstadt Phi!. Aufenthalte in den Ordensniederlassungen in Ebersberg (1628/29) und Eichstätt, wo er 162932 Moraltheo!. lehrte, schlossen sich an. 1632 war S. Prediger zu St. Moritz in Ingolstadt, 1633 weilte er im Nonnenkloster Enzighofen bei Konstanz, 1634 dann wieder in Ingolstadt. Seit 1635 war S. in Augsburg in der Seelsorge tätig. 1649-56 stand er dem Jesuitenkolleg Hall (Tirol) als Rektor vor. - Bemerkenswert ist das große Gewicht, das S. in seiner Logik auf sinnliche Erkenntnis und Induktion legte. Die Aufteilung der "instrumenta logicae" entspricht der der ,,humanistischen" Logik des 16. Jahrhunderts. W Theses logicae de scientia experimentali acquisita (Praes.; Resp:: H. Kolb), Ingolstadt 1627 (BSB, der Handschrift c1m 12399, die wohl nicht von S. stammt, beigebunden); Theses de corpore naturali in genere (Praes.; Resp.: T. Soyer, J. Mair), Ingolstadt 1627; Tbeses philosophicae, 0.0. 1628; Theses de corpore mixto animato (Praes.; Resp.: N. Hoffmann), Ingolstadt 1628; Disputatio ex tota philosophia, 0.0. 1628: De corpore mixto inanimato (Praes.; Resp.: J. J. Merckh), Ingolstadt 1628; Theses physicae de corpore simplici coelesti, Ingolstadt 1628. L Prant! I 443; Romstöck 348 f. (W); Sommervogel VII 941 (W); Schaff 80 u. ö.; Gerl 416; Popp 226 ff. H. C. Kuhn
Schwaikhofer - Schwebennair Schwaikhofer (Schweickhofer, Schweighofer), MeJchior, SI, * 31. 12. 1704 Bozen, t 28. 1. 1784 Bozen. S., der am 28. 9. 1720 in den Jesuitenorden eingetreten war und u. a. an der Univ. Ingo1stadt studiert hatte, wurde 1723 in Eichstätt zum Priester geweiht. Am 2. 2. 1738 legte er Profeß ab. Anschließend wurde er vom Orden 1740/41 an der Univ. Ingo1stadt als Prof. für Geschichte eingesetzt, dann lehrte er in Brixen zunächst 1741-46 Mora1theo!., 1746/47 Kirchenrecht, 1748-52 in Innsbruck erneut Mora1theo!., ohne dabei durch eigenständige wissenschaftliche Aktivitäten oder Publikationen hervorzutreten. In Innsbruck erwarb er 1749 den Grad des Dr. theo!. In der Folgezeit war S. als Rektor der Jesuitenkollegien in Trient (175256, 1759, 1762, 1771-73), Hall (1756-59, 1766-68) und Eichstätt (1762-65) tätig. L De Luca 50 f.; Prant! I 542; Romstöck 349 f.; Gerl 416; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 104. W. Müller
Schwarz, Ignaz, SJ, * 5. 5. 1690 Mückhausen bei Schwabmünchen, t 29.10. 1763 Augsburg. Über Herkunft und Jugendzeit von S. ist wenig bekannt. Am 7. 9. 1707 trat er in das Landsberger Noviziat der Societas Jesu ein und legte dort 1709 die ersten Gelübde ab. 1710-12 besuchte er den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt und absolvierte dort 1715-19 auch das Studium der Theo!. Seine theo!. Thesen verteidigte er unter dem Vorsitz von Anton Mayr SJ Ende 1718 und im Mai 1719. Am 3. 6. 1719 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht und richtete nach dem Tertiat in A1tötting am 12.3. 1721 ein Gesuch an seinen Ordensgeneral, in der Mission tätig werden zu dürfen; ein weiteres folgte Ende 1722. Eingesetzt wurde S. jedoch als Prof. der Phi!. in Freiburg i.Br., wo er im Oktober 1722 zum Magister promoviert und als Logikprof. immatrikuliert wurde. 1724-26 war er in Freiburg als Prof. der Geschichte tätig, legte dort am 2. 2. 1725 das vierte Gelübde ab und stieg damit in die führende Gruppe seines Ordens auf. 1726 wurde S. als erster Prof. der Geschichte an die phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen. Er lehrte in dieser Stellung 14 Jahre und wurde sechsmal zum Dekan seiner Fak. gewählt. Ab 1740 war S., entsprechend der Praxis seines Ordens, Minister und Rektor an verschiedenen Jesuitenkollegien, u. a. in Solothurn, Luzern, Altötting, Ellwangen und Porrentruy. - S. schuf ein umfangreiches Gesamtwerk vor allem historischer Provenienz, von dem allerdings nur sieben Werke gedruckt wurden. Es entstand in engem Zusammenhang mit seiner Lehr- und Unterrichtspraxis und ist des-
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halb primär pädagogisch orientiert. Leitender Gesichtspunkt der historischen Lehrbücher von S. ist die Auseinandersetzung mit der protestantischen Geschichtsauffassung und -schreibung. Er führte sie polemisch, aber auch kritisch, indem er sich an den Ergebnissen der neuen Quellenkritik orientierte, wie sie durch die Bollandisten und Mauriner entwickelt worden war. Am Anfang des Ingo1städter Lehrbuchzyklus stand eine Skizze der Universalgeschichte nach dem traditionellen Schema der Vier-Monarchien-Lehre, die 1728 als ,,Elementum primum" einer umfassend gedachten Universalgeschichte erschien. Jedoch führte S. diesen Arbeitsplan nicht aus und konzentrierte sich in der Folgezeit vor allem auf die Darstellung der Kirchengeschichte und der neueren deutschen Reichsgeschichte, die er in den zwischen 1734 und 1737 gedruckten "Collegia historica", für die kontroverstheo!. Auseinandersetzung systematisch nach Themen geordnet, ausführlich erörterte. S. war einer der ersten und zugleich bedeutendsten Univ.1ehrer für Geschichte aus dem Jesuitenorden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Doch blieb seine Wirkung begrenzt. Zwar führten sein Schüler Heinrich Schütz und Johann Nepomuk Mederer die quellen- und 1iterärkritische Arbeit von S. in Ingo1stadt fort. Doch schon Mederer kritisierte dessen konfessionelle Polemik, und der kath. Aufklärung schien dann eine Position wie diejenige von S. obsolet, die von der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der kath. Kirche und deren Zuordnung zu einem nicht nur säkular verstandenen Staat ausgeht. W Institutiones historicae. Elementum primum, Ingolstadt 1728; Effigies historiae Bavariae, Ingolstadt 1729; Imperii princeps ecc1esiasticus, Augsburg 1733; Collegia historica, 9 Bde., Ingolstadt-Weißenburg 1734-37; Institutiones juris publici universalis, 3 Bde., Augsburg-Regensburg-Ingolstadt 1741. L H. Dickerhof, Land, Reich, Kirche im historischen Lehrbetrieb an der Univ. Ingolstadt (I. S. 1690-1763), Berlin 1971 (W); Böhme, Prof. der phi!. Fak. 105-10 (W); Strobel 238 u. Ö. H. Zede1maier
Schwarz, Peter -> Nigri, Peter
Schwebermair (Schwabeimair, Schwäbennayr), Georg, t zwischen 1. 6. und 12. 8. 1530 Ingo1stadt, 0 Ingo1stadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. S. immatrikulierte sich am 4. 5. 1484 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort A1theim angab, und promovierte hier im Dezember 1485 zum artistischen Bakkalar, im Januar
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Schwebermair - Seehofer
1488 zum Magister. Am 1. 3. 1488 wurde er ins Gremium der lesenden Magister und arn 12. 3. 1492 ins Fak.konzil aufgenommen. S., der der Lehnneinung der "via moderna" zuneigte, nahm nach seiner Magisterpromotion das Studium der Theol. auf, promovierte im September 1493 zum theol. Bakka1ar und las seit November 1493 den Bibelkurs (Pss. 100150, 1. Tim.) sowie ab September 1495 die Sentenzen (2. Sent.). Trotzdem gehörte er zeitlebens der Artistenfak. an. Im WiSe 1492/93 las er die "Parva logicalia", im SoSe 1494 die Metaphysik, im WiSe 1514/15 hielt er das ,,Exercitium priorum" ab; weitere Lehrveranstaltungen sind aufgrund der lückenhaften Überlieferung nicht mehr festzustellen. Obwohl von S. keine Werke bekannt sind, hat er über die zahlreichen Ämter, die er bekleidete, doch die Entwicklung der Univ. während der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt. Nachdem er schon im SoSe 1494 "assessor decani" gewesen war, übernahm er siebenmal das Dekanat der Artistenfak. (WiSe 1496/97, WiSe 1502/03, SoSe 1506, SoSe 1509, WiSe 1509/10, WiSe 1513/14, WiSe 1519/20, WiSe 1522/23) und fungierte sogar achtmal als Rektor der Univ. (SoSe 1498, SoSe 1505, SoSe 1518, WiSe 1518/19 nach dem Weggang des Rektors Thomas Rarnelspach, SoSe 1521, WiSe 1521/22, WiSe 1525/26, SoSe 1527). Außerdem war S. 1496-1507 der erste Regens des Georgianums. Dieses Amt mußte er allerdings aufgeben, weil er im Februar 1506 eine der Kollegiaturen arn Collegium vetus erhalten hatte, welche mit dem Amt des Regens inkompatibel waren. Seine Kollegiatur behielt S. bis zu seinem Ableben. Des weiteren ist S. mindestens 1515-18 als Univ.kämmerer nachzuweisen, und schließlich bekleidete er noch bis zu seinem Tod das Amt des Priesters der Bruderschaft der Artisten. S. hatte an allen wichtigen Entscheidungen jener Jahre Anteil, wobei immer wieder seine konservative Grundhaltung durchscheint. Schon im September 1497, als herzogliche Räte etliche Univ.mitglieder über den Zustand der Univ. befragten, äußerte er sich zwar kritisch über die Disziplinlosigkeit und die mangelnde Bildung der Jurastudenten, fand aber an den Zuständen in der Artistenfak. praktisch nichts auszusetzen. Beim Ausbruch der Kontroverse zwischen Jakob Locher und Georg Zingel im Sommer 1505 gab S. mit seinem Votum als Rektor den Ausschlag dafür, daß sich die Univ. offiziell auf der Seite des letzteren engagierte. Welche Meinung er bei den Beratungen über die "Nova ordinatio", an denen er gleichfalls teilnahm, vertrat, ist nicht bekannt. Beim Versuch Leonhard von Ecks, 1518 das Collegium vetus umzuorganisieren und die Kollegiaturen überwie-
gend in Lekturen für die höheren Fak. umzuwandeln, ist seine Position dagegen wieder klar: Er selbst, bereits Baccalaureus forrnatus, hätte entsprechend dem herzoglichen Willen zum Dr. der Theol. promovieren und in der theol. Fak. lesen sollen, sträubte sich aber erfolgreich dagegen. In der Artistenfak., der er mittlerweile mehr als dreißig Jahre angehörte, hatte er eine fast schon beherrschende Stellung an der Spitze der oligarchischen Regierung errungen, die er wohl nicht mehr aufgeben wollte. Respektvoll wurde er als Senior der Fak. bezeichnet und gehörte seit dem WiSe 1517/18 fast immer ihrer auf vier bis fünf Magister zusammengeschrumpften Senatsfraktion an. Erst als Anfang 1526 die Lehrverfassung der Fak. grundlegend reformiert und auf Fachlekturen umgestellt wurde, scheint sich der alternde S. aus dem Lehrbetrieb zurückgezogen zu haben, ohne jedoch seine Kollegiatur aufzugeben. Nach seinem Tod erhielt seine Bibliothek das Georgianum, doch gelang es bisher nicht, in der Univ.bibliothek München Bände aus seinem ehemaligen Besitz zu identifizieren. Q UAM, D III I, D III 4, D III 6, E I I, GG nU22, GG IVa I,GGIVa2,OI2,OV 1. L Mederer I 47 u. ö.; Prant! I 90 u. ö., n 146 u. ö.; Schmid 36 u. Ö. (P); Seifert, Statuten 88 u. ö.; Buzas 16 u. ö.; BoehmlSpörl, LMU 113 (P); Real 22 u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 158 u. ö.; Seifert 38-55 u. ö.; Kausch 233 u. ö.; Schwaiger 26 u. ö.; Schöner 160 u. Ö. P Gedenktafel.
C. Schöner
Scotis, Jakob de, * Mantua. Über S. fließen die Nachrichten nur spärlich. Er immatrikulierte sich arn 8. 5. 1484 in Ingolstadt. Vorn Mai 1484 bis zum Frühjahr 1487 hatte er die Lectura in decretis inne. Seine Berufung war Ausdruck des Bemühens der bayer. Herzöge, mit Hilfe italienischer Juristen die jur. Fak. attraktiver zu machen. Q UAM,GGI2. L Mederer I 25; Matrikel LMU; Wolff 160 u. Ö. H. Flachenecker
SeedortT, Franz
->
Fegely von SeedortT, Franz.
Seehofer, Arsacius (Arsatius), * zwischen 1495 und 1505 München, t 1542 oder 1545 Winnenden. V Kaspar, Mitglied des äußeren Rats der Stadt München.
S. immatrikulierte sich am 23. 9. 1518 an der Univ. Ingolstadt, wechselte aber bereits 1521
Seehofer nach Wittenberg. Dort hörte er Vorlesungen bei Philipp Melanchthon und möglicherweise auch bei Martin Luther. Unter dem Einfluß der beiden Reformatoren nahm S. rasch eine überaus kritische Haltung gegenüber der römischen Kirche ein und vertrat in Briefen theol. Ansichten, die zum Teil, etwa in der Frage der Willensfreiheit, sogar über Positionen Melanchthons hinausgingen. Im Sommer 1522 verließ S. Wittenberg und kehrte über Nürnberg, wo er möglicherweise mit Andreas Osiander in Kontakt trat, und München im Herbst 1522 nach Ingolstadt zurück. An der bayer. Landesuniv. wurde er kurz darauf in landsmannschaftliche Streitigkeiten der Studenten verwickelt, am 6. 12. 1522 vom Senat in dieser Angelegenheit vernommen und zu einigen Tagen Arrest verurteilt. Schwierigkeiten erwuchsen ihm auch, als er sich Weihnachten 1522 um die Aufnahme ins Gremium der Artistenfak. bewarb. Als Folge des ersten bayer. Religionsmandats vom März 1522 achtete die Univ. zusehends auf die Rechtgläubigkeit ihrer Mitglieder - eine Entwicklung, die sich etwa in dem im November 1522 ergangenen Beschluß des akad. Senats, wonach Sympathien für die Lehren Luthers unter den Studenten anzuzeigen seien, niedergeschlagen hatte. Wahrscheinlich wegen des Studienaufenthalts in Wittenberg widersetzte sich Johannes Eck zunächst dem Aufnahmeantrag von S. Erst nachdem dieser einen Eid geleistet hatte, "das er sich der lutterischen leer nit gebrauchen wölle", erfolgte am 12. 3. 1523 die Aufnahme unter die lesenden Magister. Bereits im SoSe 1523 kam jedoch das Gerücht auf, S. lege seiner Vorlesung über die Paulus-Briefe neben den Schriften des Athanasius auch jene Melanchthons zugrunde. Eine am 11. 8. 1523 eingegangene Denunziation löste schließlich eine Untersuchung der Angelegenheit durch den akad. Senat aus. Am 13.8. wurde S. vernommen und nach dem Bekenntnis, neben den Werken altgläubiger Autoren auch einen Melanchthon-Text verwandt zu haben, ins Gefängnis geworfen. Bei der Durchsuchung der Habseligkeiten von S. wurden zudem ev. Schriften ("ain grosse anzall lutterischer büecher"), Briefe und eigenhändige Mitschriften von Vorlesungen Luthers und Melanchthons beschlagnahmt. Zwei eigens bestimmte Theologen, wahrscheinlich Leonhard Marstaller und Nikolaus Appel, faßten schließlich die S. zum Vorwurf gemachten Lehrverstöße in 17 Artikeln zusammen, in denen es u. a. um das Problem der allein rechtfertigenden Kraft des Glaubens, das Prinzip "sola scriptura" oder die Ehelosigkeit der Priester ging. Obwohl S. zum Vorwurf gemacht wurde, daß seine Vorlesungen "vol lutterisch irthumb" gewesen seien, war sowohl der Univ. wie den bald eingeschalteten landes-
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herrlichen Stellen an der Vermeidung größeren Aufsehens, wie ihn die Einleitung eines Ketzerprozesses zweifellos nach sich gezogen hätte, gelegen. Am 31. 8. stimmte Herzog Wilhelm IV. daher einem von Leonhard von Eck inspirierten Vorschlag der Univ. zu und ordnete an, daß S. zum Widerruf seiner Aussagen gezwungen und daraufhin zur eigenen Besserung im Kloster Ettal in eine Art Hausarrest genommen werden sollte. Tatsächlich verlas S. nach anfänglichem Sträuben am 7. 9. in Anwesenheit der gesamten Univ. eine Erklärung, in der er die 17 ihm zur Last gelegten Artikel als Irrlehren anerkannte und eidlich widerrief. Anschließend begab er sich nach Ettal. Die von Univ. und Landesherrn erhoffte stillschweigende Beilegung der Affäre blieb jedoch Wunschtraum. Nur zwei Wochen nach dem vermeintlichen Schlußakt richtete Argula von Grumbach, die Frau des Pflegers von Dietfurt, zwei zunächst handschriftlich, seit dem Winter 1523/24 aber auch gedruckt verbreitete Schreiben an die Univ. und den bayer. Herzog, in denen sie für S. Partei ergriff und die Ingolstädter Theologen zu einer Disputation in deutscher Sprache herausforderte. Weitere publizistische Angriffe, unter denen die Schrift Luthers "Wider das blind und toll Verdammniß der siebenzehn Artikel von der elenden schändlichen Univ. Ingolstadt ausgegangen" (1524) herausragt, folgten. Um ihr Ansehen zu verteidigen, schrieb die bayer. Landesuniv. auf Betreiben der theol. Fak. zuletzt eine öffentliche Disputation über die Thesen von S. aus, die am 11. und 12. 4. 1524 stattfand. Obwohl die Anhänger von S. wegen der ausgebliebenen Zusage freien Geleits durch den bayer. Herzog nicht erschienen und die Veranstaltung, auf der Leonhard Marstaller 100 und Nikolaus Appel 75 Thesen wider S. ins Feld führten, so weitgehend ohne den gewünschten Effekt blieb, verebbte die öffentliche Auseinandersetzung in der Folgezeit. S. selbst verbrachte etwa fünf Jahre in Ettal, ehe ihm von dort die Flucht gelang. In der Folgezeit führte er ein unstetes Wanderleben. So soll er sich zunächst nach Wittenberg begeben und dann - von Luther empfohlen - an den Hof Herzog Albrechts weitergereist sein. Bezeugt sind wieder seine vergeblichen Versuche, sich als Schulmeister in Eisfeld (1528) bzw. Preußen (1530) zu etablieren. 1532 erhielt S. schließlich eine Anstellung in Augsburg, die er jedoch wegen der zwinglianischen Strömungen innerhalb der Reichsstadt bald wieder verlor. Auch eine Empfehlung Martin Bucers, mit deren Hilfe er sich 1534 in Ulm niederlassen wollte, nützte nichts. Im März 1535 kehrte S. als Lehrer am Gymnasium St. Anna nach Augsburg zurück, ging aber noch im gleichen Jahr als ev. Leserneister an das Bene-
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Seehofer - Seemiller
diktinerkloster St. Georgen im Schwarzwald. Nach der Reformation Württembergs durch Herzog Ulrich faßte S. schließlich im Pfarrdienst Fuß. 1538, nach anderen Angaben bereits 1536, wurde er Seelsorger in Leonberg und Winnenden. Aus jenen letzten Jahren stammt auch sein wichtigstes Werk, eine ev. Predigtkunde, die später auf dem römischen Index landen sollte. Q BayHStAM, Staatsverwaltung 2778; UAM, D III 4, D III 5, GG 111/22, R I I. - Gedruckt: Diss seint die artickel, so magyster A. S. von München durch die hohenschul zu Ingelstat beredt am abent unser frawen geburt nechstuerschinen widerrufen und verworffen hat, o.O.uJ.; Ingolstadii XI. Aprilis anni presentis vicesimiquarti, publica disputatione per sacre theologie professores, examinabuntur septendecim articuli per M. A. S. nuper revocati. Centum conclusiones per D. Leonardum Marstaller Numbergensem, de vera Iibertate christiana. Septuagintaquinque assertiones per Nicolaum Apell Aeguelum de tide, spe, charitate, ac legis veteris cum evangelica collatione, Ingolstadt 1524.
W Ain Sendbrief von eym jungen Studentten zu Wittenberg, an seine Ae\tern im Land zu Schwaben, Augsburg 1523; Enarrationes evangeliorum dominicalium ad dialecticam methodum et rhetoricam dispositionem accomodatae, Augsburg 1539 u. ö.; Loci theologici, quorum cognitio necessaria est ecclesiae ministris, Augsburg 1544. L ADB XXXIII 573 f.; DBA; DBA N. F.; Mederer I 118 u. ö.; T. Wiedemann, A. S., Bürgerssohn aus München, der erste Theilnehmer an der Reformationsbewegung in Bayern. Eine biographische Skizze, in: OA 21 (1859) 61-70; Prantl I 150-59, II 169 ff. u. ö.; G. Bossert, A. S., der erste Homiletiker der ev. Kirche Württembergs, in: Halte was du hast. Zs. für Pastoral-Theo\. 8 (1885) 59-62; T. Kolde, A. S. und Argula von Grumbach, in: Beiträge zur bayer. Kirchengeschichte 11 (1905) 49-77, 97-124, 149-188; Matrikel LMU; G. Frhr. von Pölnitz, Die Untersuchung gegen A. S., in: HJb 60 (1940) 159-78; M. Simon, Ev. Kirchengeschichte Bayerns, Bd. I, München 1942, 174 f.; R. Stupperich, Die Frau in der Publizistik der Reformation, in: Archiv für Kulturgeschichte 37 (1955) 219-24; K. Schottenloher, Bibliographie zur deutschen Geschichte im Zeitalter der Glaubensspaltung 1517-85, Bd. 2, Stuttgart 2 1956, 264 f.; LThK2 IX 566; H. Rößler, Geschichte und Strukturen der ev. Bewegung im Bistum Freising 1520-71, Nürnberg 1966, 23 ff.; G. Schwaiger, Die Theo\. Fak. der Univ. Ingolstadt (14721800), in: BoehmJSpörl I 48 f.; c.-J. Roepke, Die Protestanten in Bayern, München 1972, 18 f.; Kausch 141 f. u. ö.; E. Metzger, Leonhard von Eck (14801550). Wegbereiter und Begründer des frühabsolutistischen Bayern, München-Wien 1980, 92 ff.; Dr. Johannes Eck. Seelsorger - Gelehrter - Gegner Luthers, hg. vom Stadtarchiv Ingolstadt, Ingolstadt 1986, 99 u. ö.; I. Bezzel, Argula von Grumbach und Johannes aus Landshut. Zu einer Kontroverse des Jahres 1524, in: Gutenberg-Jahrbuch 61 (1986) 201-07; Schwaiger 32.
M. Schaich
Seemiller, Sebastian (Taufname: Andreas), CanA, * 17. 10. 1752 Velden bei Vilsbiburg, t 22. 4. 1798 Forstenried bei München. V Andreas, Bäcker, M Monika. S. erhielt seine Ausbildung an den Jesuitengymnasien in Landshut und München. Am 7. 10. 1770 legte er im Augustiner-Chorherrenstift Polling Profeß ab. Er widmete sich dort dem Studium der Phi!., Geschichte, Mathematik und Theo!. und besuchte anschließend seit 1774 die Univ. Ingolstadt; dort wurde er 1776 zum Dr. theo!. promoviert. Ebenfalls 1776 wurde S. zum Priester geweiht. Anschließend befaßte er sich in Kloster Polling mit dem Studium der orientalischen Sprachen, die er, zusammen mit Theo!., 1777-1780 im Kloster unterrichtete. Nach anschließender kurzer Tätigkeit als Pfarrhelfer in Peißenberg wurde S. 1781 als Nachfolger Stephan Wishofers als Prof. für orientalische Sprachen, Hermeneutik und H!. Schrift an die Univ. Ingolstadt berufen. Daneben hielt S. auch Vorlesungen über theo!. Litterärgeschichte, Exegetik und Pastoraltheo!. 1788 wurde ihm überdies die neu gegründete Professur für lateinische Philologie übertragen, von der er sich 1790 jedoch zugunsten von Josef Oeggl entbinden ließ. Ohne den unumstrittenen Rang von S. als Philologe und Hochschullehrer schmälern zu wollen, verbinden sich seine eigentlichen und bleibenden Verdienste mit seiner Tätigkeit als Univ.bibliothekar. S. nahm dieses Amt seit dem 26. 10. 1781 wahr. Erwerbung und Katalogisierung der Neuzugänge sowie die Aufstellung und Katalogisierung der Altbestände zählten zu den mit großer Sorgfalt und mit Unterstützung von Subbibliothekar Joseph Oeggl zu erledigenden Routinearbeiten. In die Amtszeit von S. fielen aber auch die bauliche Erweiterung der Bibliothek und die Erhöhung ihres Etats (1784). Seit 1781 erarbeitete S. einen 1787-92 im Druck erschienenen Katalog der Inkunabeln der Univ.bibliothek, durch den er das Interesse der gelehrten Welt an der Univ. Ingolstadt und ihrer Bibliothek maßgeblich förderte und zugleich seinen Ruf als einer der führenden Philologen und Bibliothekare des kath. Deutschland festigte. S. veröffentlichte ferner kleinere buch- und bibliotheks geschichtliche Abhandlungen, arbeitete in der "Oberdeutschen allgemeinen Literaturzeitung" mit und stand mit zahlreichen Gelehrten in Korrespondenz. S. versuchte sich ferner an einer Fragment gebliebenen Geschichte der Univ.bibliothek Ingolstadt. 1794 mußte der verdienstvolle Gelehrte, der 1791 das Amt des Rektors bekleidet und der theo!. Fak. dreimal als Dekan gedient hatte, infolge der Übertragung der phi!. und theo!. Fak. an den Benediktinerorden seine Professur
Seemiller - Semer aufgeben. S. kehrte nach Polling zurück, wo er anschließend die exzellente Klosterbibliothek betreute, gleichzeitig einen Katalog der Inkunabeln begann und seit 1796 mit der Ordnung des Nachlasses von Propst Franz Töpsl betraut war. 1797 wurde S. von seinem Kloster als Pfarrer nach Forstenried bei München versetzt. Q BSB, cgm 3218, 3219. W Institutiones ad interpretationem Sanctae Sripturae, seu Hermeneutica sacra, Augsburg 1779; De latinorum bibliorum cum nota anni 1462 impressa duplici editione Moguntina, Ingolstadt 1785; Bibliothecae academicae Ingolstadiensis incunabula typographica, seu libri ante annum 1500 impressi, 4 Tle., Ingolstadt 178792.
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sik, im WiSe 1493/94 das ,,Minus volumen Prisciani" und im SoSe 1494 die "Theoricae planetarum" belegt. Im WiSe 1493/94 wurde S. zum Rektor bestellt. Um diese Zeit fungierte er auch als "illustrissimi principis domini ducis Georgii in capella salvatoris intra Danubium prope Ingolstat capellanus", wobei es sich wahrscheinlich um die Kapelle "Unsernherrn" im gleichnamigen Ort handelte. Des weiteren war S. 1494 Unterkärnrnerer der Univ. S. fiel der Pestepidemie von 1495 zum Opfer. Seine Bücher vermachte er der Bibliothek der Artistenfak. Q UAM,DIII I,EI I,FI I,GGI2,OI2,OIV 1,0 V I; Univ.archiv Wien, AFA III (= Ph 8).
L ADB XXXIII 589; DBA; DBA N. E; Baader, Verstorb. I/2 230 ff. (W); Prantl I 665 u. Ö., II 513; R. van Dülmen, S. S. (1752-1798), Augustiner-Chorherr und Prof. in Ingolstadt. Ein Beitrag zur Wissenschafts geschichte Bayerns im 18. Jh., in: ZBLG 29 (1966) 50247; Ders., Propst Franziskus Töpsl (1711-1796) und das Augustiner-Chorherrenstift Polling. Ein Beitrag zur Geschichte der kath. Aufklärung in Bayern, Kallmünz 1967, 86 ff. u. ö.; Buzas 72 ff.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 110-14 (W); Müller 210 u. Ö.
L Mederer I 41 u. ö.; Prantl I 92; G. Suttner, Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Eichstätt für das Jahr 1480, Eichstätt 1879, 38; Seifert, Statuten 506; Buzas 11 u. ö.; Kausch 232; Schöner 465 u. ö.; R. t. Schwinges/K. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfak. der Univ. Erfurt 1392-1521, Jena-Stuttgart 1995,159.
W. Müller
Sembier, Anton, SJ, * 1. 2. 1660 Augsburg, t 3.10.1709 Öttingen. Der am 7. 9. 1676 der Societas Jesu beigetretene S. studierte an der Univ. Ingolstadt Phi!. und Theo!. und wurde am 10. 3. 1690 in Eichstätt zum Diakon geweiht. 1695-98 leitete er den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt. Danach war S. als Prediger in Öttingen tätig, wo er am 10. 6. 1709 in der Pfarrkirche des H!. Sebastian die dann gedruckte Leichenrede auf die verstorbene Gräfin Ludovica Rosalia von Öttingen hielt.
Seilmayr (Sailmair, Salmair, Selmaer, Seulnior), Christoph, t 1495 Ingolstadt. S., für den Haslach (vermutlich Gemeinde Au bei Moosburg) als Herkunftsort bezeugt ist, immatrikulierte sich im SoSe 1467 an der Univ. Erfurt und promovierte dort im Herbst 1469 zum artistischen Bakkalar. Zum SoSe 1470 wechselte er an die Univ. Wien, wo er im WiSe 1472/73 Magister wurde. Am 21. 8. 1473 immatrikulierte sich S. in Ingolstadt. Dort schloß er sich der Artistenfak. der "via moderna" an und nahm anscheinend das Studium der Theo!. auf. Vermutlich 1485 promovierte er zum Lizentiaten der Theo!. Trotz des Fachstudiums an einer höheren Fak. verblieb S. zeitlebens in der Artistenfak., zu deren Starnrn er seit dem Ende der 70er Jahre gehörte. Im März 1479 übernahm er als Konventor die Löwenburse, gegen Ende des Jahres 1480 oder im Verlauf des Jahres 1481 erhielt er eine der Kollegiaturen am Collegium vetus. Im WiSe 1480/ 81 und im SoSe 1487 fungierte er als Dekan der Artistenfak. Dasselbe Amt übernahm er nochmals als Vizedekan im SoSe 1488, nachdem der gewählte Dekan Georg Eisenhut Ingolstadt verlassen hatte. Außerdem ist er 1485 als Bibliothekar der Artistenfak. sowie im WiSe 1488/89 und im WiSe 1490/91 als einer der Prüfer bei der Magisterpromotion nachweisbar. An artistischen Lehrveranstaltungen, die S. gehalten hat, sind im WiSe 1492/93 das ,,Exercitium eiencorum", im SoSe 1493 die Metaphy-
C. Schöner
W Hoch-Gräflich-Oettingisches Wappen-Creutz Mit einer neuen Ehren-Cron geziehret, Dillingen 1709. L Mederer III 83; Romstöck 355 f.; Schaff 142; Matrikel LMU; Gerl 372; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 261. H. Zedelmaier
Semer (Semmer), Georg Franz Xaver, * 13. 12. 1755 Schongau, t 17. 10. 1805 Landshut, CD Antonia von Wocher, * ca. 1757/58, t 16.6. 1803. V Johannes Malvinus, Weinwirt, MAnna Maria.
S., der nicht - wie in der Literatur immer wieder zu lesen - aus Bruck in der Oberpfalz starnrnte, besuchte bis Sommer 1772 das Jesuitengymnasium in München. 1772-74 studierte er an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt, wo er den Grad eines phi!. Bakkalars erwarb. Nachdem er noch in Ingolstadt das Studium der Rechte begonnen haben dürfte, wechselte er im Herbst 1775 an die Univ. Göttingen, wo er sich
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Semer - Seyffer
am 27.11. immatrikulierte. In Göttingen scheint er den Grad eines Lizentiaten der Rechte erworben zu haben. Nach Bayern zurückgekehrt, wurde S. von Kurfürst Karl Theodor am 20.3. 1780 eine Professur an den Univ. Heidelberg oder Ingolstadt in Aussicht gestellt, falls er zuvor ein Praktikum am Reichskammergericht absolvierte. Um diese Bedingung zu erfüllen, ging S. - ausgestattet mit einem Reisestipendium in Höhe von 300 Gulden - 1780/81 nach Wetzlar. Am 17. 8. 1781 wurde er dann zum ao. Prof. des Staats- und Lehenrechts wie auch der Pandekten an der Univ. Ingolstadt mit einem Gehalt von 300 Gulden ernannt. Vermutlich erst nach der Anstellung erfolgte die Promotion zum Dr. beider Rechte mit einer ,,Disputatio pro loco". Seit 1782 fungierte er zusätzlich noch als Aufseher des Albertinums. Dagegen scheiterte seine etwa zeitgleiche Bewerbung um die Leitung der Univ.bibliothek. Diesen Rückschlag dürfte S. jedoch um so leichter verschmerzt haben, als er Anfang 1783 zum kurfürstlichen Hofrat und o. Prof. mit den Lehrfächern jur. Enzyklopädie, deutsche Rechtsgeschichte sowie Allgemeines Natur-, Staats- und Völkerrecht bestimmt wurde. Sowohl dieser wie die vorangegangenen Karriereschritte von S. stehen möglicherweise in enger Verbindung mit der Personalpolitik des von seinem Fak.kollegen Adam Weishaupt Mitte der 1770er Jahre in Ingolstadt gegründeten Geheimbundes der Illuminaten. Bereits während seines Aufenthalts am Reichskarnmergericht war S. in eine von den Illuminaten infiltrierte Freimaurerloge aufgenommen worden. Nach seiner Rückkehr nach Bayern trat er spätestens 1782 der Geheimorganisation selbst unter dem Decknamen Cortez bei. Innerhalb der Hierarchie des Bundes avancierte S., der das besondere Wohlwollen Weishaupts genoß, rasch bis zum Superior der Minervalkirche von Eichstätt. Wenigstens zum Teil verdankte S. seinen raschen Aufstieg innerhalb der Univ. mithin auch den Versuchen des Illuminatenbundes, eigene Mitglieder in einflußreiche Positionen zu schleusen. Gleichwohl überstand er die nach der Aufdeckung des Geheimordens seit 1785 durchgeführte Säuberung des Lehrkörpers der Univ. ohne größeren Schaden: er wurde lediglich verwarnt. Auch eine 1788 durchgeführte Untersuchung seiner Kolleghefte wegen des Verdachts des Illuminatismus blieb folgenlos. Allenfalls der am 10. 10. 1791 ohne Nennung von Gründen angeordnete Entzug des Ephorats am Albertinum könnte - angesichts der in jener Zeit in der bayer. Bürokratie grassierenden Illuminatenhysterie - als späte Strafe für seine frühere Verstrickung in den Geheimbund gedeutet werden. Ernstlich gefährdet war seine Univ.laufbahn jedoch nie. Immerhin wurde
seine Besoldung im Laufe der Zeit bis auf 1000 Gulden angehoben. Zudem übernahm er 1793/94 das prestigeträchtige Amt des Univ.rektors. Der Regierungswechsel des Jahres 1799 und die folgende Umgestaltung der Univ. gaben der Karriere von S. neuen Auftrieb. Am 24. 10. 1799 wurde er wieder als Ephor des Albertinums eingesetzt und nach Ablauf seiner Amtszeit am 6. 11. 1802 für weitere drei Jahre bestätigt. Daneben engagierte sich S., der 1800 die Translokation von lngolstadt nach Landshut mitmachte, verstärkt in der Verwaltung der Univ: so gehörte er der Univ.fondsadministrationsdeputation, zeitweise sogar als deren Vorstand, an und fungierte von 1802 bis zu seinem Tod als Univ.kassierer. Darüber hinaus wurde er am 2. 11. 1802 bei der Schaffung eines engeren akad. Senats für die laufenden Geschäfte zu einem der ständigen Senatoren ernannt. Nicht zuletzt hätte er 1800/01 nach seiner bereits erfolgten Wahl wiederum das Rektorat der Univ. übernehmen sollen, wären dem nicht formale Hindernisse entgegengestanden. Veränderungen brachte die Neuordnung der Univ. schließlich auch für seine Lehrtätigkeit mit sich. Seit der Lehrplanänderung von 1799 las S. Pandekten, bayer. Kriminalrecht, europäisches Völkerrecht und bayer. Feudalrecht. Literarisch tat er sich dagegen zeit seines Lebens kaum hervor. Q BayHStAM, GL 148211, Nr. 33, 1482/11 Nr. 32;
Schongau, Stadtpfarrei Mariae Himmelfahrt, pfamnatrikel Geburten, 168; UAM, E I 7b; Stadtarchiv Schongau, Nachlaß Hofmann, Karteikartensammlung. W Oratio in parentali sacro Johanni Josephi Pruggeri, 1ngolstadt 1788.
L Permaneder 3 u. ö.; Prant! I 642 u. ö.; Funk II u. ö.; G. von SeIle (Hg.), Die Matrikel der Georg-AugustUniv. zu Göttingen 1734-1837, Hildesheim-Leipzig 1937, Ndr. Nendeln 1980, 220; Matrikel LMU; Leitschuh III 138; C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-München. Ein Beitrag zu Geschichte des bayer. Hochschultyps vom 18. zum 20. Jh., Berlin 1971,55 u. ö.; R. van Dülmen, Der Geheimbund der Illuminaten. Darstellung, Analyse, Dokumentation, Stuttgart-Bad Canstatt 1975, 54 u. ö.; Müller 245 u. ö.; H. Schüttier, Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776-1787/93, München 1991, 143. M. Schaich
Seyffer, Carl Felix, * 25. 1. 1762 Bixfeld (Schwaben), * 17.9.1822 München. Nach dem Studium der Phi!. an der Univ. Tübingen, das er mit dem Magistergrad abschloß, erhielt S. 1789 eine ao. Professur für Astronomie an der Univ. Göttingen. Neben seiner Lehrtätigkeit führte er in den folgenden Jahren eine Reihe geographischer Messungen durch, unter denen die Bestimmung der Längengrade
Seyffer - Siardi verschiedener europäischer Städte im Jahr 1793 besonderes Aufsehen erregte. Außerdem nahm S., der nach dem Tod Abraham Gotthelf Kaestners (1800) innerhalb der phil. Fak. in den Rang eines o. Prof. aufrückte, an dem von Joseph Jeröme de Lalande und Franz Xaver von Zach veranstalteten Astronomenkongreß in Seeberg bei Gotha teil. 1804 akzeptierte er einen Ruf an die Univ. Landshut, den der für die Univ. zuständige geheime Referendär Georg Friedrich von Zentner aus Sorge um das Niveau des mathematischen Unterrichts ausgesprochen hatte. Offiziell wurde S. am 14. 5. 1804 als Prof. für Physik und Mathematik mit einem Gehalt von 1500 Gulden, zu dem noch einige Naturalleistungen hinzukamen, angestellt. Die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht. Schon 1805 wurde S., der am 29. 12. 1804 erstmals als frequentierendes Mitglied der physikalischen Klasse der Bayer. Akad. der Wissenschaften genannt wird, zum Astronomen des der Akad. eng verbundenen Topographischen Büros in München bestimmt und als Hofastronom mit der Errichtung einer Sternwarte beauftragt. 1805/06 hielt er sich allerdings noch als "Ingenieur-Geographe" im militärischen Hauptquartier Napoleon Bonapartes während dessen Feldzügen in Süddeutschland auf, so daß er wohl erst seit 1807 wieder in München tätig gewesen sein dürfte. Dort widmete er sich der Planung der Sternwarte in Bogenhausen, mit deren Bau aber erst nach seiner Demission als Hofastronom (1815) begonnen wurde, sowie den Arbeiten an der Landesvermessung Bayerns. Frucht dieser Bemühungen war 1808 die Ernennung zum Hofrat und Mitdirektor des Topographischen Büros sowie 1815 die Beförderung zum alleinigen Leiter des Instituts. Trotz dieser äußerlich glanzvollen Karriere ist die wissenschaftliche Leistung von S., der 1809 auch zum Ritter der Ehrenlegion geschlagen worden war, umstritten. Bereits Zeitgenossen zollten seinen astronomischen Arbeiten wenig Respekt und hielten ihm Faulheit vor. Selbst seine Beiträge zur Landesvermessung Bayerns, die ihren Niederschlag größtenteils in den Denkschriften der Bayer. Akad. der Wissenschaften fanden, wurden in späteren Jahren höchst unterschiedlich bewertet. W Bestimmung der Länge von Göttingen, Gotha, Danzig, Berlin und Harefield in Middlessex aus der Sonnenfinsterniß vom 5. September 1793. Mit Anzeige seiner mathematischen Vorlesungen, Göttingen 1794; De altitudine speculae astronomicae regiae, quae prope Monachium est, supra mare internum, quam mille quingentis observationibus a se habitis atque ad ca1culos revocatis mensus est, München 1809 (auch in: Denkschriften der kgl. bayer. Akad. der Wissenschaften zu München 1808,312-40); Super longitudine geographi-
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ca speculae astronomicae regiae, quae Monachii est, ex occulationibus siderum inerrantiurn a se observatis et ad ca1culos revocatis nunc primum definita, München 1809; Super longitudine geographica speculae astronomicae regiae, quae Monachii est, ex occulationibus siderum inerrantium a se observatis et ad ca1culos revocatis nunc primum definita Comment. 1.2., in: Denkschriften der kgl. bayer. Akad. der Wissenschaften zu München 1808, 341-76, und ebd. 1809/10, Math. Cl., 415-516; De positu basis et retis triangulorum impensu regis per totam Bojariam porrectorum ad meridianum speculae astronomicae regiae relatoazimuthis observatis et ad ca1culos revocatis, nunc primum definito, in: Denkschriften der kgl. bayer. Akad. der Wissenschaften zu München 1811/l2, Math. Cl. 499-521; Elementa et phaenomena eclipsis Lunae totalis d. 27 Febr. 1812 mane observandae, in: Denkschriften der kgl. bayer. Akad. der Wissenschaften zu München 1813, Math. Cl., 357-60; Elementa et phaenomena defectionis solis calendis Februar. 1813 ad horizontem et meridianum speculae Regis astronomicae ad ca1culos revocata, in: Denkschriften der kgl. bayer. Akad. der Wissenschaften zu München 1813, Math. Cl., 361-64. L ADB XXXIV 107 f., XXXXV 107; DBA N. E; Permaneder 242 u. ö.; Prantl I 717, II 524; R. Burkhard, Die Berufungen nach Altbayern unter dem Ministerium Montgelas, Diss. München 1927, 72 u. ö.; W. Ebe! (Bearb.), Catalogus Professorum Gottingensium 17341962, Göttingen 1962, 122; G. Werk, Die Personalbibliographien der Mitglieder des Lehrkörpers der med. und phil. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jabre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen 1970, 121-123 (W); Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 93 u. ö.; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche (18001826), in: BoehmlSpörl II 132; Beckenbauer 137. M. Schaich
Siardi, Franz Seraph, t 18. 2. 1823.
*
15. 10. 1735 Ottmaring,
S. war öffentlicher Rechtsrepetitor in Ingolstadt, bevor er dort 1765 zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. Schon im gleichen Jahr erfolgte die Ernennung zum ao. Prof. für Pandekten und Kriminalrecht. 1767 stieg S. zum Titularordinarius und wohl 1771 zum regulären Ordinarius auf. Im Lehrplan von 1774 waren ihm das bayer. Landrecht sowie die Kameralwissenschaften zugewiesen. Bei der Reform von 1784 übernahm S. wieder die Pandekten-Vorlesung und die Kollegien über "Theorie des Zivil- und Kriminalprozeßes" sowie "peinliches Recht". Nach dem Tod Johann Joseph Pruggers 1788 teilte sich S. zusammen mit Johann Nepomuk Krenner zusätzlich noch die Lehrfächer des Verstorbenen. Neben seinem Lehramt übernahm S. eine Reihe weiterer Aufgaben innerhalb der Univ. So hatte er zweimal das Rektorat (1771/72, 1782/83) inne und war lange Jahre in verschiedenen Gremien mit der Verwaltung des Univ.vermögens befaßt. Seit 1788 betreute er auch das Univ.archiv. Vom
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Siardi - Siebenkees
31. 5. 1785 bis 1794 fungierte er zudem offiziell als Administrator der Univ.bibliothek, überließ die Führung der Geschäfte gegen Abtretung seines Gehalts aber Sebastian Seemiller. Anläßlich der Translokation der Univ. nach Landshut 1800 schied S., der seit 1799 über bayer. Landrecht sowie Prozeßrecht gelesen hatte, aus seinem Lehramt aus; mit der Entwicklung der Univ. unter der neuen Administration offensichtlich unzufrieden, blieb er in Ingolstadt zurück. Am 29. 10. 1802 wurde er formell von seiner Professur entbunden. Literarisch trat S. als Gegner der Folter und der Todesstrafe hervor. Q BayHStAM, GL Fasz. 148211I Nr. 87, Fasz. 1483/II Nr.37.
W Von dem Rechte der Todesstrafe und der peinlichen Frage, Ingolstadt 1781. L DBA; Mederer III 291 f. u. ö.; Permaneder 65 f. u. ö.; Prant! I 596 u. Ö., II 479 u. ö.; C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-Münehen. Ein Beitrag zur Geschichte des bayer. Hochschultyps vom 18. zum 20. Jh., Berlin 1971,46 u. ö.; Kempter 78 f. u. ö.; H. v. Pechmann, Geschichte der Staatswirtschaftlichen Fak., in: BoehmlSpörl I 128; Buzas 74; Buzas-Resch I 105; Müller 56 u. Ö. R. Heydenreuter
Siebenkees, Johann Christian, * 20. 8. 1753 Wöhrd bei Nürnberg, t 22. 11. 1841 NürnNürnberg, Johannisfriedhof, ev., berg, 0 ()) 16. 11. 1779 Susanna Maria Mörl, geschiedene Feuerlein, sieben Kinder, 1793 Scheidung. V Christian Stephan, Lebensmittelhändler, M Magadalena Meizgert.
Neben der öffentlichen Elementarschule und dem Egidiengymnasium in Nürnberg bereiteten Vorlesungen am "Egidianischen Auditorium" sowie Privatunterricht in der englischen, französischen und italienischen Sprache den jungen S. auf das Univ.studium vor, das er 1770 in Altdorf aufnahm, wo er bereits 1768 in die Matrikel der jur. Fak. eingetragen worden war. 1773-76 absolvierte S. jur. und - bei Johann Christian Gatterer - historische Studien in Göttingen. Nachdem er am 4. 6. 1776 an der Univ. Altdorf zum Extraordinarius ernannt worden war, trat er diese unbesoldete Stelle nach mehrmonatiger Bildungsreise im März 1777 mit einer im Geist des pragmatischen Historismus seiner Göttinger Lehrer abgefaßten Inauguraldisputation "De studio chronologico iuris, praesertim Germanici" an. 1778 promovierte S. zum Dr. iur. utr. mit einer Diss. über das Nürnberger Ehegattenrecht, mit der er sich ein Thema erschloß, das ihn noch jahrelang beschäftigen und zu Publikationen anregen sollte, die für die jur. Praxis in Nürnberg bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches am 1. 1.
1900 ihren Wert behielten. 1778 Prof. ordinarius für Natur- und Völkerrecht, wenig später für Staats- und Lehensrecht, seit 1795 außerdem Prof. für Kirchenrecht und nun erstmals besoldet, hielt S. seit 1806 auch historische Vorlesungen. Achtmal Dekan der jur. Fak. und wiederholt Rektor (1788, 1792/93, 1798/99, 1800, 1806/07), wurde der als Jurist wie als Historiker gleichermaßen geschätzte Gelehrte nach Aufhebung der Univ. Altdorf am 24. 9. 1809 zum Prof. der Literärgeschichte an der Univ. Landshut ernannt, wo er am 30. 1. 1810 auch zum Leiter der Univ.bibliothek bestellt wurde, in welcher Eigenschaft er 1811 und nochmals 1816 den allerdings vergeblichen Versuch unternahm, die Bibliothek seiner alten Univ. für seine neue zu erwerben. In Landshut bot S. regelmäßig "Allgemeine Literärgeschichte" und ,,Allgemeine Wissenschaftskunde" an, daneben aber auch ,,Deutsche Sprachlehre mit Übungen im Geschäftsstile" sowie "Deutsche Sprache und Literatur", "Propädeutik des Geschichtsstudiums" bzw. "Einleitung in das Studium der Geschichte", ,)ur. Literärgeschichte" und schon im WiSe 1810/11 auch "Genealogie und Heraldik nach Gatterers Abrissen". Nachdem ihm mit Reskript vom 27. 10. 1818 die Lehrgegenstände des baier. Staatsrechts, der baier. Staatsgeschichte und der historischen Hilfswissenschaften offiziell übertragen worden waren, widmete S. sich neben seinen methodologischen und germanistischen Standardvorlesungen verstärkt diesen Themen. Eduard von Schenk hätte S. bei der Translokation der Univ. gerne für Literaturgeschichte nach München geholt, doch der strebte in das heimatliche Nürnberg zurück, wo einige seiner Kinder lebten, weshalb er durch Signat vom 22. 11. 1826 mit dem Titel eines Geheimen Hofrates in den Ruhestand versetzt wurde. - In seiner Landshuter Zeit veröffentlichte der ganz in der reichsstädtischen Tradition Nürnbergs wurzelnde S., der sich schon früh durch zahlreiche Publikationen, darunter auch mathematisch-naturwissenschaftliche, und die von ihm herausgegebenen jur. Fachzeitschriften einen Namen gemacht hatte, mit Ausnahme von Neuauflagen kein Buch mehr, sondern publizierte nur noch in Zeitschriften, darunter auch im "Archi v der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde". Seine ,,Materialien zur Nürnbergischen Geschichte", der Aufsatz von 1782 über die Nürnberger ,,Reformation" und deren Textentwicklung im ,)ur. Magazin" und seine fünf schmalen Bändchen über das Stiftungswesen in Nürnberg erfreuen sich noch heute hoher Wertschätzung und haben S. vor allem in Nürnberg unvergessen gelassen, wo seit dem 10. 10. 1884 eine Straße an ihn erinnert.
Siebenkees - Sifanus Q UAM, E II 333; Univ.bibliothek Erlangen, Handschriftenabteilung, AUA 112 u. 113.
W De studio chronologico iuris, praesertim Germanici, Altdorf 1777; Diss. inauguralis de capitis quibusdam successionis coniugum ab intestato ex iure Norimbergensi, Altdorf 1778; Jur. Magazin, 2 Bde., Jena 1782/83; Abhandlung von Stipendien und den Rechten derselben, Nürnberg 1786; Von der Intestaterbfolge nach Nürnbergischen Rechten, Nürnberg 1787; Materialien zur Nürnbergischen Geschichte, 4 Bde., Nürnberg 1792-95; Nachrichten von Armenstiftungen in Nürnberg, Nürnberg 1792; Nachrichten von den Nürnbergischen Armenschulen und dahin gehörigen Stiftungen, Nürnberg 1793; Nachrichten von Nürnbergischen Stipendien, Nürnberg 1794; Fortgesetzte Nachrichten von Armenstiftungen in Nürnberg, Nürnberg 1794; Kleiner Bey trag zu einer Naturgeschichte für Schulen, Altdorf 1795; Von den Rechten der Nürnbergischen Eigenherrschaften. Ein Beytrag zum Teutschen Rechte, Nürnberg 1798; Über das Hauptgesetz der Teutschen Rechtschreibung, Nürnberg 1808. L DBA N. E; C. W. Bock, Sammlung von Bildnissen berühmter Gelehrter, Nürnberg 1792 (P); Neuer Nekrolog der Deutschen XIX (1841/43) 396-98 (W); W. Rieger, J. C. S., Prof. der Rechte in Altdorf. Sein Leben und sein Werk (1753-1841), Diss. masch. Erlangen 1952 (W); Buzas 103 u. ö.; W. Leiser, J. C. S., in: G. pfeiffer/A. Wendehorst (Hg.), Fränkische Lebensbilder, Bd. 8, Neustadt a.d. Aisch 1978, 181-91 (P); P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-1826), in: BoehmlSpörl II 173 ff.; Beckenbauer 61 u. Ö. (P); M. Bonk, Deutsche Philologie in München, Berlin 1995, 17f. P Kupferstich.
P. Segl
Siegersreitter (Siegersreiter, Sigersreitter), Johann, SJ, * 14.3. 1584 Straubing, t 15.7. 1655 Ingolstadt.
Im Oktober 1602 an der Univ. Dillingen immatrikuliert, absolvierte S. hier das übliche dreijährige Studium der Phi!., erwarb am 30.8. 1605 den Magistergrad und wurde am 7.9. des Jahres in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Nach dem Noviziat kam er nach Ingolstadt, wo er ab Oktober 1607 am Gymnasium Grammatik unterrichtete und 1610-14 an der Univ. Theo!. studierte. 1614 empfing S. die Priesterweihe und begann im Oktober an der Univ. den phi!. Dreijahreskurs zu lesen. 1617 ging er von Ingolstadt nach Ebersberg ins Tertiat, anschließend 1618 nach Eichstätt, und von dort 1619 als Gymnasialpräfekt nach Innsbruck. Hier stieg er mit Ablegung der Profeß am 31. 7. 1620 in die ordensinterne Führungsschicht auf. 162025 amtierte S. als Rektor des Regensburger, sodann bis 1631 als Rektor des Dillinger Kollegs, wo er am 6. 1. 1625 auch zum Dr. theo!. promovierte. 1636-40 ist S. als Rektor und Novizenmeister in Landsberg belegt, er wirkte danach 1641-44 als Instruktor und zeitweise Rektor im 1640 nach Altötting verlegten Tertiat,
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1646-50 als Rektor des Kollegs zu München und ab 1651 als geistlicher Präfekt wieder in Ingolstadt. W Disputatio logica de recta dissertatione, sive modo disserendi, Ingolstadt 1616; Disputatio physica de admirabili naturae potentia et impotentia, Ingolstadt 1616; Discursus philosophicus de inevitabili rerum generabilium corruptibilitate, Ingolstadt 1617; Philosophica investigatio vitae primae et immortalis, Ingolstadt 1617; Theoremata et problemata philosophica de vita mortali, Ingolstadt 1617. L Kobolt 636; Kobolt, Erg. 272; Mederer II 209 u. ö.; Prant! I 445, II 50 I; Kleinstäuber 119; J. Denk, Beiträge zur Geschichte des Jesuiten-Gymnasiums in Ingolstadt, in: SHVI 23 (1898) 17 f.; Sommervogel VII 1203 f. (W); E S. Romstöck, Zur Statistik des Jesuitenkollegs in Eichstätt, in: SHVE 16 (1901) 58; Specht 268 u. ö.; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. von T. Specht, Dillingen 1909, 289; Duhr II/I 207 u. Ö., II/2 376 u. ö.; Schaff 79 u. ö.; K. Lechner, Geschichte des Gymnasiums in Innsbruck, Tl. 8, in: Programm des K. K. Staatsgymnasiums in Innsbruck 65 (1913/14) 201; Festschrift zum 4oo-jährigen Jubiläum des Gymnasiums Innsbruck, Innsbruck 1962, 87; Gerl 376; W. Gegenfurtner, Jesuiten in der Oberpfalz. Ihr Wirken und ihr Beitrag zur Rekatholisierung in den oberpflilzischen Landen (1621-1650), in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 11 (1977) 193-97; Popp 228 f.; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 121 ff. u. Ö. U. Neumann
Sifanus, Laurentius, * Brunsfeld, t 4. 5. 1579 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD N. N. Die Herkunft von S. liegt ebenso im dunkeln wie Zeitpunkt und Ort seiner Promotion zum Dr. jur. Erstmals bezeugt ist er 1564 in Köln. 1569 kam er als Prof. für Griechisch auf Empfehlung der Fugger an die Univ. Ingolstadt. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt sah sich S., der die hohe Besoldung von 150 fl. bezog, mit Zweifeln an seiner religiösen Gesinnung konfrontiert, weshalb ihm die Aufnahme ins Gremium der Artistenfak. verweigert wurde. Im Laufe seiner Lehrtätigkeit, die er bis zu seinem Tod ausübte, las er vornehmlich über Thukydides, Herodot und Pausanias sowie über Xenophon und die Grammatik von Theodoros Gaza. Da er immer wieder unter niedrigen Hörerzahlen zu leiden hatte, setzte sich S. stets für die Einhaltung der Verordnung von 1571 ein, die Griechisch als verpflichtende Vorlesung vorschrieb. - Neben griechischen Übersetzungen ließ S. auch eine Rede zum Lob der Geschichte drucken, in der neben der Bestimmung der ,,historia" als "magistra vitae" vor allem deren Abhängigkeit von Sprache und Grammatik betont wird. Die S. häufig zugeschriebenen "Consilia" und der "Tractatus de feudi recogni-
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Sifanus - Sintzel
tione" wurden dagegen von einern aus Casale di Monferrato stammenden und in Pavia lehrenden Laurentius Sylvanus verfaßt. W Orationes duae. Altera de laudibus linguae graecae et Isocratis ... Altera in commendationern historiae, Köln 1564. - Übersetzer: Theophilacti Bulgari [de Anchrida) explanationes in acta apostolorurn ... curn interpretatione latina L. S. '" Itern Gregorij episcopi Nysseni oratio de deitate filii et spiritus sancti, Köln 1567, 1568 (griechisch-lateinische Ausgaben). L OBA; Mederer I 319, II 55; Kobolt 637; Prantl I 256 u. Ö., II 496; Popp 229 f.; Seifert 268 u. ö.; Schöner 399 u. ö. L. Böninger
Silberhorn, Johann Christoph, SJ, * 1550 Bamberg, t 16. 10. 1599 Ingolstadt. Nach dem Studium zu Dillingen, das er arn 25. 6. 1573 als Baccalaureus philosophiae abschloß, trat S. im Oktober 1576 in die Gesellschaft Jesu ein. 1586-92 versah er an der Univ. Ingolstadt die Mathematiklektur; im WiSe 1588/89 sowie im WiSe 159l/92 stand er der phi!. Fak. als Dekan vor. S. richtete sich in seiner Tätigkeit stark an seinem Vorgänger Philipp Apian aus und beschäftigte sich vornehmlich mit Problemen der Geländeverrnessung. In späteren Jahren lehrte S. auch Grammatik. Er übernahm zugleich das Amt des Regens arn Collegium Albertinum, auf das er nach kurzer Tätigkeit zu Dillingen 1597 wieder zurückkehrte. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, MS XI 28, 42, 43.
W Ungedruckt: Epherneris ad annurn ... 1594 ... accornodata Metropoli Styriae Graecensis, Epherneris ad annurn ... 1594 ... pro rneridiano Ingolstadiensi (Österreichische Nationalbibliothek Wien, cvp 10925); Oe arithrnetica, principiis quibusdam Euclidis, capite prirno Joannis de Sacro Bosco (1595/96), Oe globo coelesti et partibus ac structura eius, Oe geornetria (1596) (BSB, clrn 9801). L Sommervogel VII 1206, IX 853; Prantl I 338 u. ö.; Schaff 108,110; Rornstöck 356 u. ö.; Specht 291; Matrikel LMU; Ger1377; Popp 230 f.; Schöner 454. A. Schmid
Simonzin, Ludwig, SJ, * 25. 8. 1662 Salurn (Tirol), t 10. 11. 1742 Trient. Am 10. 10. 1683 wurde S. zum Noviziat der Gesellschaft Jesu zugelassen. Er empfing die niederen Weihen 1686 und die höheren Weihen 1695 jeweils in Eichstätt. Nach den theo!. Studien und dem Magisterium las er in Dillingen 1699-1702 den dreijährigen phi!. Kurs. In in dieser Zeit legte er am 2. 2. 1700 die Profeß ab. 1702/03 war er in Dillingen Polemikprof.
und zugleich Studienpräfekt. Am 29. 4. 1703 wurde er als Ethikprof. an der Univ. Ingolstadt eingeschrieben. Im Anschluß lehrte er 1704/05 scholastische Theo!. in Innsbruck, ging dann nach Ingolstadt zurück, nunmehr an die theo!. Fak., und übernahm das Ordinariat für Kasuistik. 1706-11 lehrte S. in Dillingen Dogmatik, 1709/10 parallel Exegese. S. ging zurück nach Ingolstadt, um 1711/12 Kasuistik zu dozieren. Danach lehrte er Dogmatik in Amberg, von wo aus er nach Eichstätt ging, um 1714-16 als Spiritual zu wirken. 1716 war S. "praefectus spiritualis" in Augsburg. Nach einer längeren Lehrtätigkeit als Kasuist in Innsbruck wurde er 1724/25 nochmals in gleicher Funktion in Dillingen tätig. Schließlich ging er 1727 nach Trient, wo er zunächst als "praefectus spiritualis" und Prof. für Kontroverstheo!. und in seinen letzten zwei Lebensjahren als Spiritual wirkte. S. hinterließ Disputationen und etliche Manuskripte aus allen Teildisziplinen der Theo!. W Oisputatio theologica de ineffabili sanctae trinitatis rnysterio, Oillingen 1729. L OBA; Mederer III 105 u. ö.; Oe Luca 62; Sommervogel VII 1223 ff. (W); Rornstöck 356 ff. (W); Specht 282 u. ö.; Hurter 1338; Matrikel LMU; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 261-67 (W); Ger1378. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Sintzel (Sünzel, Wittlich), Friedrich. S., der Wittlich als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 20. 10. 1489 an der Univ. Ingolstadt und promovierte hier im Juni 1491 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1493 zum Magister. Am 4. 3. 1493 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen. An artistischen Lehrveranstaltungen sind zweimal die Vorlesung ,,oe anima" (SoSe 1493, WiSe 1493/94) und einmal die "Libri topicorum" (SoSe 1494) belegt. Nach gut vieIjähriger Wartezeit wurde S. im November 1497 ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen, im SoSe 1501 fungierte er als deren Dekan. 1500 und im WiSe 1501 ist er als Konventor der Engelsburse bezeugt. Neben seiner Tätigkeit in der Artistenfak. widmete sich S. dem Med.studium, welches er 1501 mit der Dr.promotion abschloß. Danach ist sein Aufenthaltsort erst wieder im Sommer 1516 nachweisbar: Damals empfing er als Passauer Stadtarzt gemeinsam mit Leonhard Schmauß Johannes Eck auf dessen Reise zur Wiener Disputation. Am 18. 4. 1519 ist er als Eigentümer eines Hauses in Passau belegt. Danach verliert sich seine Spur. - 1499 ließ der angehende Arzt S. in Hagenau eine Sammlung von Quaestionen zur aristotelischen Physik drucken, die in erster Linie
Sintzel - Socher für den Univ.unterricht bestimmt waren. In einer der Quaestionen gibt er sich als eindeutiger Anhänger der "via moderna" in der Universalienfrage zu erkennen. Eine zweite Auflage der Quaestionensammlung erschien 1506 in Wien bei den Brüdern Alantsee. Q UAM, N II 1,0 I 2, 0 V 1. W Collecta et exercitata ... in octo libros physicorum Aristotelis, Hagenau 1499, Wien 1506. L Mederer I 61; T. Vimich (Hg.), Johannes Eck, Disputatio Viennae Pannoniae habita (1517), Münster 1923,5; Liess 150; Schöner 486 ff. C. Schöner
Socher, Joseph
Lorenz Erdmann Gebhart, 12.7.1755 Peiting bei Schongau, t 17. 1. 1834 Kelheim, D Kelheim, Sebastiansfriedhof, kath.
*
V Michael, Müller, MAnna Poscher.
Nach Elementarunterricht im Kloster Wessobrunn betrieb S. 1767-73 bei den Jesuiten in München Gymnasial- , bis 1777 Lyzealstudien. Nach der Priesterweihe arn 13.6. 1778 in Freising wurde S. im Oktober dieses Jahres Rektor und Prof. der Moral- und Pastoraltheo!. am Gymnasium in Landsberg, wo er sich dem Geheimbund der Illuminaten anschloß (Deckname Hermes). 1783 als Archivar des Malteser-Ordens in München tätig gewesen, wirkte S. 1784 als kurfürstlicher Geistlicher Rat für Schulsachen. Ende 1785 wurde er jedoch im Zuge der Illuminatenverfolgung als Schulrat abgesetzt und widmete sich ganz der arn 16. 2. 1785 übernommenen Pfarrei Oberhaching bei München, mit deren dazugehöriger Landwirtschaft er sich redliche Mühe gab. Gleichzeitig begann S., von dem bisher schon Predigten im Druck erschienen waren, publizistisch zu den drängenden sozialen, politischen und pädagogischen Problemen der Zeit Stellung zu nehmen und sich intensiv mit der Philosophie Immanuel Kants zu beschäftigen, dessen 1781 erschienenes Hauptwerk "Kritik der reinen Vernunft" ihn nachhaltig beeinflußte und zu dessen späteren Werken, ebenso wie zu mehreren Schriften über Kant, er zahlreiche sachkundige Rezensionen verfaßte, die der Königsberger Philosoph mit höchstem Lob bedachte. Besondere Anerkennung als theol. Schriftsteller fand S. mit seinem 1792-95 erschienenen vierbändigen "Christenlehrbuch für kath. Seelsorger, Katecheten und Lehrer", das 1804 eine zweite Auflage erlebte. Sein entschiedenes Eintreten für die Prinzipien der Aufklärung und für pastorale und kirchenrechtliche Reformideen brachte S. die Aufmerksamkeit der Regierung Maximilians IV. Joseph ein, die ihn arn 25. 11. 1799 zum o. Prof. für Theoretische und Historische Phi!. an der Univ. Ingolstadt er26 Biograph. Hdb. I
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nannte und ihm gleichzeitig die Stadtpfarrei Kelheim verschaffte. Seine Lehrtätigkeit eröffnete S. mit einer Antrittsrede ,,zur Beurteilung neuer Systeme in der Phi!.", und bereits mit seinen ersten Vorlesungen in Landshut im SoSe 1800 gab er sich als Kantianer zu erkennen, wodurch er in Verbindung mit seinem Festhalten an aufklärerischen Ideen recht bald in Gegensatz zu den um Johann Michael Sailer gescharten Landshuter Schellingianern geriet. Neben "Geschichte der phi!. Systeme" nach seinem eigenen Lehrbuch las S., der im Amtsjahr 1801/02 als Dekan der phi!. Fak. und 1803/04 als Rektor hochschulpolitisch höchst erfolgreich tätig war, regelmäßig Logik, Metaphysik und Anthropologie, gelegentlich auch "Phil. Enzyklopädie und Literatur", "Spezielle Sprachenkunde" und ,,Allgemeine Methodologie". Am 4. 4. 1805 auf eigenen wiederholten Antrag aus dem Prof.arnt entlassen, zog S. sich auf seine Pfarrei nach Kelheim zurück, die er mustergültig versah und von wo aus der im Jahre 1.810 zum o. Mitglied der Bayer. Akad. ernannte und sich intensiv mit Forschungen über die Echtheit und die Reihenfolge der platonischen Schriften beschäftigende gelehrte Geistliche weiterhin publizistisch für die Grundsätze einer aufgeklärten Staatsführung eintrat und eine beachtliche politische Tätigkeit entfaltete. Als Prototyp des mutig-verständigen Abgeordneten hat der 1819, 1825 und 1831 in den Landtag gewählte und dort als Finanzexperte hohes Ansehen genießende S. seinen Platz in der Frühgeschichte des bayer. Parlamentarismus. Q BayHStAM Mlnn 23580, Mlnn 236751I; UAM, B III 5, D III 74, E I 9.
W Predigt auf das Fest der heiligen Jungfrau und Äbtissin MechthiIde, Augsburg 1780; Christenlehrbuch für kath. Seelsorger, Katecheten und Lehrer, 4 Bde., München 1792-95; Leben und Thaten des berüchtigten und landverderblichen D. Herkommens, auch Observantius genannt, München 1798 (Neuausgabe 0.0. 1799); Ein freundschaftliches Wort an die Schriftsteller Baiems, München 1799; Die Landstände von Bayern. Was waren sie? Was sind sie? Was sollen sie seyn, Ingolstadt 1800; Zur Beurtheilung neuer Systeme in der Phi!. Antrittsrede, Ingolstadt 1800; Grundriss der Geschichte der phi!. Systeme von den Griechen bis auf Kant, München 1801,21802; Über die Vertheilung der pfarreien und Besoldung der Geistlichkeit in Baiern, München 1803; Über die Ehescheidung in kath. Staaten, Landshut 1810; Über Platons Schriften, München 1820. L Funk 5 f. u. ö.; E. Schmitt, J. S. - der bayer. Abb6 Sieyes? Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität der ständisch-parlamentarischen Repräsentation in Deutschland, in: ZBLG 30 (1967) 264-97; Brandl 234; P. Segl, Die Phi!. Fak. in der Landshuter Epoche (1800-1826), in: BoehmlSpörl II 125 u. ö.; Ders., J. S. (1755-1834). Leben und Werk, Abensberg 1982 (P); Beckenbauer 38 ff. u. Ö.
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Socher - Sparber
P Stahlstich von Joseph P. P. Rauschmayr nach einem Gemälde von Johann Georg von Edlinger, Stadtmuseum München. P. Segl
Söll (SoeIl, von Soell), Anton, SJ, * 14. 8. 1676 Sonnenburg (Tirol), t 2.8. 1741 Innsbruck. V Philipp Jakob, M Helena Ingramin.
S. trat am 10. 11. 1693 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde am 23. 4. 1707 in Augsburg zum Priester geweiht. Er war 1712/13 Prof. der Metaphysik in Augsburg, 1713/14 in Innsbruck Prof. der Mathematik, danach ebenda Moraltheologe und im Studienjahr 1715/16 Moraltheologe in Ingolstadt. In den Jahren 1716-24 als Kanonist in Dillingen, war er anschließend bis mindestens 1734 im Dienste des Brixener Fürstbischofs Kaspar Ignaz von Künig!. Ab 1736 wird er wieder als Prof. des kanonischen Rechts in Innsbruck erwähnt, wo er 1741 starb. - Die Veröffentlichungen von S. betreffen allgemein Fragen des Abgabenrechts und speziell den Novalzehnt, der von den Erträgen neu unter den Pflug genommenen Landes zu entrichten war. S. befaßte sich mit Ersitzung und Verjährung von Rechten und verfaßte gegen Joseph Bernhard Gletle eine Schrift über die Amortisationsgesetze, weiche den freien Grunderwerb durch die Kirche und die Zunahme des abgabenfreien Kirchengutes beschränkten. Unter dem Titel ,,oe iudiciis causarum civiiium" legte er einen großen Kommentar zum Prozeßrecht vor; nicht minder umfangreich ist seine Abhandlung über das Wesen des Gesetzes ("Scientia legum"). In einem handschriftlich erhaltenen Gutachten aus dem Jahre 1734 vertrat er die Ansicht, daß die Stiftskirche in Hall (Tirol) als "Capella regia" der bischöflichen Gewalt nicht unterliege. W Quaestiones canonicae de tributis, Dillingen 1719; De judiciis causarum civilium, Dillingen 1720; De praescriptionibus tractatus canonico-civilis, Dillingen 1722; Scientia legum, Dillingen 1724; Tractatus theorico-practicus de decimis novalium, Kempten 1738; Anti-Thesis quoad legern amortizationis, doctrinae Josephi Bernh. Gletle opposita, O.O.uJ. L ADB XXXIV 570; DBA; J. E v. Schulte, Geschichte der Quellen und Literatur des Canonischen Rechts, Bd. 3/1, Stuttgart 1880, 191 f.; Sommervogel VII 1345 f. (W); Romstöck 137-40 (W); Specht 292; Hurter 1611 f.; DDC VII 1065; Ger! 379; N. Grass, Königskirche und Staatssymbolik, Innsbruck 1983, 161; Ders., Österreichs Kirchenrechtslehrer der Neuzeit, Fribourg 1988, 259 f. L. Müller
Sonnenberg (Soneberg), Jost Bernhard von, SJ, * 15.9. 1643 Luzern, t 29. 3. 1702 München. VAlphons, Kleinrat und Schultheiß,· 1603, t 1674.
1652 begann S. seine Studien "ad rudimenta" am Luzerner Gymnasium. Nach Abschluß der Lyzealklassen wurde er am 31. 10. 1661 zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Er studierte Phi!. 1663-66 in Ingolstadt und absolvierte 1666-68 ein nur zweijähriges Magisterium als Poetik- und Rhetoriklehrer in Luzern. Es folgten die theo!. Studien in Ingolstadt, an deren Ende er aus der Hand des Nuntius Odoardo Cibo am 11. 6. 1672 das Presbyterium empfing. Er leistete das Probejahr in Altötting und wurde danach zum Magister phi!. an der Univ. Dillingen promoviert. 1673-79 las S. den phil. Dreijahreskurs zunächst in Dillingen, dann in Innsbruck, wo er am 2. 2. 1677 das letzte Gelübde ablegte. Zum Dr. theol. promoviert, dozierte er an der Innsbrucker Univ. Dogmatik, ehe man ihn am 16. I. 1681 zum Rektorat des Kollegs in Freiburg i.Br. berief. Im WiSe 1683 kehrte S. nach Ingolstadt zurück, um den Lehrstuhl für Kasuistik bis 1686 zu übernehmen. Am 22. I. dieses Jahres bestimmte ihn die Ordensleitung zum Rektor von Fribourg. S. resignierte 1690 und war in der Folge in Freiburg i.Br. an der damals französischen Univ. als Prof. für Dogmatik an der the01. Fak. tätig, der er zweimal als Dekan vorstand; zugleich war er Präfekt der höheren Studien. 1694/95 unterrichtete er kurzzeitig Kasuistik am Münchener Kolleg und ging dann 1695 als Instruktor nach Ebersberg an das dortige Probehaus. In den Jahren nach 1698 bis zu seinem Tode hielt sich S. in München auf. - Aus der Freiburger Lehrtätigkeit von S. ist ein antijansenistischer Traktat "Decreti Alexandri papae VIII" hervorgegangen. S. war ferner der Autor von gemäß dem göttlichen Sechstagewerk organisierten und in Disputationsform gehaltenen ,,Meditationes". Mit seiner Schrift "Andacht zu dem Herzen Jesu" kann S., obwohl seine Schrift erst in München erschien, als Initiator der Herz-Jesu-Frömmigkeit in Freiburg i.Br. gelten. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Ms. 145 f.; DAE, B 186; UAM, GG III/Il 11. W Meditationum philosophicarum ex universa philosophia de Dei opera hexameron, 6 Tle., Dillingen 1675/ 76; Decreti S. D. N. Alexandri papae VIII damnatis et prohibendis, Dillingen 1690; Andacht zu dem Herzen Jesu, München 1696. L DBA; DBA N. E; Mederer III 48; De Luca 61 u. ö.; Sommervogel VII 1384 f. (W); Romstöck 365 ff. (W); Specht 289 u. ö.; Duhr III 152 u. ö.; Hurter 807; Kurrus 1240, II 380 u. ö.; Ger! 381; Strobel 190 f. u. ö.; Zürnl Speck. K. FaußnerIR. Larsson-Folger
Sparber (Sperber), Andreas, t 1518. S. immatrikulierte sich am 5. 7. 1485 an der Univ. Ingolstadt, wobei er Pfaffenhofen a.d. 11m
Sparber - Sperantius als Herkunftsort angab, und promovierte hier bereits im SoSe 1486 zum artistischen Bakkalar, im WiSe 1486/87 zum Magister. Bereits bei seiner Immatrikulation wurde S. als "dominus" tituliert, woraus sich schließen läßt, daß er wohl bereits eine Pfarrstelle besaß. Nach der Magisterpromotion wurde S. ins Gremium, im März 1491 dann ins Konzil der Ingolstädter Artistenfak. aufgenommen. Im WiSe 1496/97 fungierte er als deren Dekan. An Lehrveranstaltungen, die S. gehalten hat, sind die ,,Lectio physicorum" (WiSe 1492/93), zweimal die ,,Musica muris" (SoSe 1493, WiSe 1493/94) und das ,,Exercitium priorum" (SoSe 1494) bezeugt. Daneben nahm S. das Theol.studium auf. 1490 promovierte er zum theol. Bakkalar, 1497 zum Lizentiaten. 1510, 1512/13 und 1516 ist S. dann als Poenitentiar des Augsburger Bischofs nachweisbar. Außerdem stiftete er 1510 eine Donnerstagsprozession in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen. In der Pfaffenhofener Pfarrkirche St. Johannes Baptist findet sich auch ein Epitaph, aus dem das Todesjahr 1518 hervorgeht; wo er begraben wurde, ist nicht bekannt. Q Ordinariatsarchiv Augsburg, Hs. 81 II; UAM, 0 I 2,
o IV I.
L Mederer I 45; F. Zoepfl, Das Bistum Augsburg und sein Bischöfe im Mittelalter, Augsburg 1955, 549; Buzas 15; Kausch 234; Schöner 485 ff. C. Schöner
Spengel, Franz Paul, * 20. 1. 1747 Mannheim, t 20. 2. 1821 Mannheim, CD Josepha Faber. V Johann, kurpfalzischer Hofsekretär, t 5. 2. 1781, M Maria Elisabeth Sponhauer.
Die Tätigkeit des Vaters am kurpfälzischen Hof erwies sich für die Ausbildung von S., der wohl zuerst an der Hofpagerie, dann privat unterrichtet wurde, als günstig. S. besuchte ab 1766 drei Jahre lang die Univ. Heidelberg. Anschließend wurde er dort zum ao. Prof. für deutsches Staatsrecht, Reichspraxis und deutsches Privatfürstenrecht ernannt - unter der Bedingung, noch an einer anderen Univ. zu studieren. S. ging nach Göttingen, wo er 1771 den jur. Dr.grad erwarb. Unter gleichzeitiger Ernennung zum kurpfälzischen Hofgerichtsrat trat er anschließend 1772 seine o. Professur in Heidelberg an. Dabei stand er 1775 der jur. Fak. als Dekan vor, 1776/77 war er Rektor. 1778, im Jahre des Regierungsantritts Kurfürst Karl Theodors in Bayern, wurde S. als Nachfolger von Benedikt Schmidt an die Univ. Ingolstadt berufen, wo er Staats- und Lehensrecht lehrte. Er gehörte der jur. Fak. bis 1799 an. In seiner Heidelberger Zeit noch durch Veröffentlichungen hervorgetreten, entwickelte der offenkundig stets von gesundheitlichen und finanziellen 26*
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Problemen geplagte S. in Ingolstadt keine wissenschaftsgeschichtlich relevanten Aktivitäten. Nach seiner Lehrtätigkeit in Ingolstadt kehrte er in seine Heimatstadt Mannheim zurück. Q UAM, E II 338. W Grundsätze von dem teutschen Privatrecht überhaupt, Mannheim 1774. L Prant! I 674, II 514; H. Weisert, Die Rektoren der Ruperto Carola zu Heidelberg und die Dekane ihrer Fak. 1386-1968, Heidelberg 1968, 19 u. Ö. W. Müller
Sperantius (Sprentz), Sebastian, t 3. 10. 1525 Bruneck (Südtirol), 0 Bruneck (Südtirol), Pfarrkirche. V Jakob,' Dinkelsbühl, M Katharina.
Nachdem er schon 1491 in Augsburg die niederen Weihen empfangen hatte, immatrikulierte sich S., für den Dinkelsbühl als Herkunftsort bezeugt ist, am 20. 4. 1493 an der Univ. Ingolstadt, wo er im Dezember 1494 zum artistischen Bakkalar und im Januar 1498 zum Magister promovierte. Während seiner Ingolstädter Jahre schloß sich S. besonders an Konrad Celtis, Andreas Stiborius, Johannes Stabius und den sich um diese formierenden Kreis an. Doch geriet er, anders als Celtis, niemals in Konflikt mit der Artistenfak.: 1498 beauftragte ihn diese mit der Festrede am Tag der HI. Katharina, der Fak.patronin. Mit einem Empfehlungsschreiben der Univ. versehen, erhielt S. am 19. 3. 1499 eine Stellung als Lehrer an der Nürnberger Lorenzer Schule, welche er am 26. 7. 1503 mit der Poetiklektur in Ingolstadt als Nachfolger von Jakob Locher Philomusus vertauschte. Im Juni 1506 durch die Rückkehr Lochers nach Ingolstadt stellungslos geworden, trat S. in die Dienste des nachmaligen Bischofs von Salzburg, Kardinal Matthäus Lang, dessen Kanzler er wurde. Seine folgende geistliche Karriere hatte S. der Protektion des Kardinals und der bei den Kaiser Maximilian I. und Karl V. zu verdanken. Inzwischen Dr. des geistlichen Rechts, erhielt S. 1513 in Brixen die Dompropstei und ein Kanonikat. Des weiteren war er Propst in der Kollegiatskirche in Forchheim. Außerdem besaß er in der Zeit, zu der Lang als Salzburger Koadjutor in Mühldorf am Inn hofhielt, die Pfarrei Königsdorf. Die Krönung seiner Laufhahn war 1521 die Wahl zum Bischof von Brixen, welche durch das Domkapitel auf ausdrücklichen Wunsch Karls V. erfolgte. Auch nach Erlangung der Bischofswürde blieb S. in Diensten des Kaisers. 1523 wurde er als Kanzler von Tirol nach Innsbruck berufen. S. starb in Bruneck, wohin er vor den beginnenden Bauernunruhen geflohen war. Zweifelsohne war S. vielseitig talentiert, doch
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Sperantius - Spreng
hat er kaum nennenswerte Werke hinterlassen. 1501 steuerte er ein Epigramm zur RoswithaAusgabe von Celtis bei. Seine mathematische Begabung stellte er 1502 unter Beweis, indem er die von Johannes Stabius entworfene Sonnenuhr an der Südwand der Nürnberger Lorenzkirche ausführte, die sich durch die Verwendung hyperbolischer Kurven bei einem um sechs Grad von der Ost-West-Richtung abweichenden Ziffernblatt auszeichnet. Während der Mühldorfer Jahre übersetzte S. den "Eunuchus" von Terenz ins Deutsche, welcher im Juli 1516 aufgeführt wurde. Allerdings hat sich der deutsche Text nicht erhalten. Insgesamt blieb S. zeitlebens der humanistischen Bewegung verpflichtet; Rudolf Agricola jun., Johannes Eck, Othmar Nachtgall, Willibald Pirckheimer und Jakob Spiegel widmeten ihm Werke. Doch war S. viel zu sehr durch seine politischen Aufgaben in Anspruch genommen, als daß er noch selbst hätte schöpferisch tätig werden können. Q Domkapitelarchiv Brixen, L. 153; UAM, GG IVa I,
o IV
1,0 V 1. - E. Reicke (Hg.), Willibald Pirckheimers Briefwechsel, Bd. I, München 1940, 459 f.
W Epigramm, in: Opera Hrosvite illustris virginis et monialis Germane gente Saxonica orte nvper a Conrado Celte inventa, Nürnberg 1501 (abgedruckt bei H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934,471). - Sonnenuhr an der Südwand der Nürnberger Lorenzkirche (nach einem Entwurf von Johannes Stabius). L Mederer I 42; G. Bauch, Die Anfange des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901,72-76 u. ö.; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934,471; K. Wolfsgruber, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusarnrnensetzung in der Neuzeit 1500-1803, Innsbruck 1951, 209; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 391; H. Seufert, S. S. aus Dinkelsbühl, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Alt-Dinkelsbühl 1963, 36-40; C. Bonorand, Joachim Vadian und der Humanismus im Bereich des Erzbistums Salzburg, St. Gallen 1980, 204 ff.; Schöner 250 f. u. ö.; Gatz 677 f. C. Schöner
Spies, Georg -4 Behaim, Georg Spitznagel, Georg, SJ, * 15.4. 1641 OttornühlKissing (Oberbayern), t 4. 4.1717.
S. wurde am 20. 9. 1658 ins Noviziat des Jesuitenordens aufgenommen. Die phi!. Studien absolvierte er 1660-63 an der Univ. Ingolstadt. Nach dem Magisterium studierte er dort 166670 Theo!. Das Probejahr führte S. 1670171 erstmals nach Altötting. Von 1671 bis zum 8. 10. 1672 war er Prof. der Phi!. in Eichstätt, dann las er den phi!. Dreijahreskurs 1672-75 an der Univ. Dillingen und im Anschluß an der
Univ. Ingolstadt. Zum Dr. theo!. promoviert, lehrte er Dogmatik ab 1678 in Innsbruck, ab 31. 10. 1683 in Dillingen, schließlich ab 1685 an der Univ. Ingolstadt. S. hielt sich in München auf, als er am 27. 1. 1697 zum Leiter des Dillinger Kollegs berufen wurde. Diese Amtsperiode, die am 9. 6. 1700 endete, bildete den Auftakt zu einer Reihe von Rekoraten. Am 14. 6. 1700 wurde er Kollegrektor in München, am 23. 3. 1705 in Ingolstadt, wo er bis 1709 wirkte. 1713-16 unterstand ihm das Kolleg in Neuburg. S. starb als Leiter des Altöttinger Tertiats. - Aus seiner Lehrtätigkeit sind fünf zur Disputation gestellte Reden (Acroamata) und zwei theo!. "Quaestiones" überliefert. W Acroamata philosophica de ente infinito seu Deo, Dillingen 1675; De unius existentia essentia et attributis necessariis, Dillingen 1684. L DBA; Mederer III 12 u. ö.; de Luca 61; Sommervogel VII 1456 f., IX 857 (W); Romstöck 368 ff. (W); Specht 272 u. ö; Duhr III 120, lVII 231 f. u. ö.; Schaff 139 f.; Matrikel LMU; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 267-70. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Spreng, Jacob, SJ, * 15. 8. 1680 Eppan (Südtirol), t 20. 1. 1745 Hall (Tiro!).
S. wurde am 27. 9. 1697 zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Er studierte Phi!. 1699-1702 in Ingolstadt und absolvierte dann das vierjährige Magisterium u. a. in Freiburg i.Br., wo er 1702 die Rudimenta lehrte. Er war Student der Theo!. 1706-10 in Ingolstadt und im Anschluß in Innsbruck. S., der die niederen Weihen 1700 in Eichstätt empfangen hatte, wurde am 24. 4. 1710 in Brixen zum Priester ordiniert. Dem Probejahr 1710/11 in Altötting folgte 1711/12 eine Logikprofessur in Porrentruy, wo er zugleich als deutschsprachiger Prediger wirkte. In letzterer Funktion, und zugleich Studienpräfekt und Phi!.prof., hielt er sich 1713-15 in Fribourg auf. Hier legte er am 2. 2. 1715 das vierte Gelübde ab. 1715/16 las er Polemik in Konstanz, in Porrentruy 1716-18 Kasuistik und war hier parallel als Studienpräfekt tätig. Nach der Promotion zum Dr. theo!. übernahm S. 1718 in Freiburg i.Br. einen Lehrstuhl für scholastische Theo!. Ab 1725 versah er die gleiche Professur an der Univ. Ingolstadt. Er verließ Ingolstadt 1729, um für ein Jahr die Studienpräfektur am Münchener Kolleg zu übernehmen. 1730 wurde er zum Leiter der Dillinger Univ. berufen. Es schloß sich vom 21. 4. 1733 bis zum 26. 6. 1736 das Rektorat im Kolleg Freiburg LBr. an. 1736/37 erfüllte er die Funktion des Präfekten der höheren Studien in München. Von 1738 an bekleidete er das Amt des Kirchenpräfekten zunächst in Augsburg, dann, zugleich Spiritual, von
Spreng - Spring 1739 bis zu seinem Tod in Hall. - Das Hauptwerk von S., "Hierarchia ecc1esiastica", eine um mehr als 100 Thesen erweiterte Disputation, verschaffte ihm zwar Ansehen, fand aber in der älteren Kritik auch ein negatives Echo. Von seiten eines Zeitgenossen, des ungarischen Kardinals Joseph Innocenz Desericius, widerfuhr einer heute verlorengegangenen Schrift, in der S. die "promotio physica" leugnete, das gleiche Schicksal. S. verteidigte ferner in den zwei Bänden der "Constitutio unigenitus" die gleichnamige, gegen den Jansenisten Pasquier Quesnel gerichtete Bulle Papst Clemens' XI von 1713.
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burg und 1570 zu Speyer. Den Regensburger Reichstag von 1576 besuchte er dagegen im Auftrag des Bischofs von Konstanz. - Werke von S., der häufig mit seinem älteren, ebenfalls aus Rottweil stammenden Namensvetter, welcher Prediger in Konstanz und später Pfarrer in Trossingen war, verwechselt wurde, haben sich nicht erhalten. Q UAM, D III 4, D III 6, GO III/22, 0 IV 2. L Mederer I 224 f. u. ö.; Prantl I 338; Schmid 94; Seifert, Statuten 243 f. u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum 1494-1600, in: Real 174 f. u. ö.; Wolff 338 u. ö.; Schwaiger 62 u. Ö. C. Schöner
Q UBM, Cod.ms. 50, 52, 54, 56, 67 (Vor!esungsmitschriften).
L DBA; Mederer III 170 u. ö.; Sommervogel VII 1460 f. (W); Romstöck 372 ff. (W); Specht 195 u. ö.; Duhr III/l 253 u. ö.; Hurter 1617 f.; Matrikel LMU; Kurrus I 192 u. Ö., 11 387 u. ö.; Ger! 384; Strobel 302. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Spreter (Spreterus, Spretter, Sprötter), Johannes.
S., für den Rottweil als Herkunftsort bezeugt ist, begann seine Studien in Heidelberg, wo er, am 10. 5. 1540 immatrikuliert, im Mai 1543 zum artistischen Bakkalar promovierte. Der Erwerb des Magistergrades erfolgte im Februar 1546 in Tübingen, wo er sich am 15. 11. 1543 eingeschrieben hatte. Zum 18. 5. 1547 wechselte S. nach Freiburg i.Br., wohl bereits, um das Jurastudium aufzunehmen. Am 2. 5. 1550 inskribierte er sich in Ingolstadt. Hier ließ er sich, vermutlich wegen der Verdienstmöglichkeiten, am 3. 11. 1550 ins Gremium der Artistenfak. aufnehmen, was ihm prinzipiell eine Tatigkeit als Privatpräzeptor erlaubte. Schon drei Monate später wurde er, obwohl er keine Weihen besaß oder anstrebte, zum Regens des Georgianums berufen, wobei sein außergewöhnliches Wissen, welches ein späterer Zusatz zum Matrikeleintrag rühmt, eine Rolle gespielt haben dürfte. Darauf erfolgte am 1. 5. 1550 die Kooptation ins Fak.konzil. In den Jahren seiner bis zum 27. 12. 1554 dauernden Regenz übernahm S. dreimal das Dekanat (SoSe 1552, ab dem 18. 1. 1553 anstelle des verstorbenen Erasmus Wolf, SoSe 1554) und fungierte als Prüfer bei den artistischen Examina. Außerdem war er im WiSe 1552/53 Rektor der Univ. und im WiSe 1553/54 Prorektor für den Adelsrektor Jakob Fugger. Am 28. 8. 1554 promovierte S. zum Dr. beider Rechte und verließ Ingolstadt wohl Anfang 1555. Später ist er als Kanzler am kaiserlichen Hofgericht in Rottweil bezeugt. Seine Heimatstadt vertrat er auch auf den Reichstagen 1559 und 1566 zu Augs-
Spring, Johann Peter, * 1724 Geisenheim am Rhein, t 1773 München.
S., über dessen Herkunft und beruflichen Ausbildungsweg nichts bekannt ist, hatte es in München bereits zum Hofmedikus gebracht, bevor er 1758 in Ingolstadt den Dr. med. erwarb und zum Prof. chemiae ernannt wurde. Im Unterrichtsjahr 1758/59 lehrte er im Geiste Herman Boerhaaves neben der Chemie auch Pathologie, Semiotik, Hygiene und Therapie. Entsprechend seiner Bitte (l3. 5. 1759), ihn aus Gesundheitsgründen wieder nach München zurückkehren zu lassen, konnte S. am 16. 4. 1760 den Ingolstädter Lehrstuhl mit der Doppelfunktion eines Leibmedikus am Hofe und eines Münz- und Bergrats am Bergwerkskollegium in München vertauschen. S., der 1759 zu den Gründungsmitgliedern der Bayer. Akad. der Wissenschaften (phil. Klasse) gehörte, widmete sich einerseits chemischen Versuchen wie der Gewinnung von Erdöl aus alkoholischen Salzlösungen, andererseits nahm er als Mitglied des für das öffentliche Gesundheitswohl zuständigen Medizinalkollegiums in seiner den Pocken gewidmeten Akad.rede vom 11. 10. 1770 auch zu einer der brennendsten med. Fragen jener Zeit Stellung. Als Vertreter der Humoralpathologie lehnte er die Pockenimpfung durch Inokulation von Pustelinhalt als zu risikoreich und widernatürlich ab und glaubte, mit einer zur rechten Zeit eingenommenen Mischung aus Rhabarber, Glaubersalz und Quecksilber eine lebenslange Immunität zu erzielen. W Diss. inauguralis medica de malo hypochondriaco (Resp.; Praes.: J. L. Obermayr), Ingolstadt 1758; Diss. de phosphoro Anglicano, Ingolstadt 1759; Morborum plurimorum analogia ac differentia, una cum therapia horum generali (Praes.; Resp.: C. F. Goller), Ingolstadt 1759; Akad. Rede von einem der Inokulation entgegengesetzten neuen Rettungsmittel in und vor der Blatterkrankheit, München 1770; Abhandlung von Erzeugung der bisher noch unbekannt gewesenen Naphtha aus dem gemeinen Kochsalz, in: Abhandlungen der kur-
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Spring - Stabius
bayer. Akad. der Wissenschaften, Bd. 3/2 (1765) 24768. L Baader, Verstorb. II 164 f.; DBA; Prant! II 511; M. Spindler (Hg.), Electoralis Academiae Scientiarum Boicae Primordia, München 1959, 526 u. ö.; Matrikel LMU; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 10 u. ö. W. Locher
Stabius (Stöberer), Johannes, t I. I. 1522 Graz. S., für den als Herkunftsort Hueb (vermutlich nahe Steyr) genannt wird, bezog 1482 die Univ. Ingolstadt, nachdem er den allerdings kaum glaubwürdigen Angaben von Hermann Hamelmann zufolge die humanistische Schule von Wilhelm Dringenberg in Schlettstadt besucht hatte. Im September 1484 promovierte er zum artistischen Bakkalaureus. Weitere akad. Grade erwarb er nicht. Schon während dieser Studienjahre muß er sich einer Gruppe von mathematisch interessierten "antiqui", vor allem Michael Putersaß und Andreas Stiborius, angeschlossen haben. Bereits 1484 übernahm er die Herausgabe des Ingolstädter astrologischen Juditiums für 1485. Eine beträchtliche Erweiterung seines intellektuellen Horizonts erfuhr S. durch den engen Anschluß an den seit 1491/92 in Ingolstadt wirkenden Konrad Celtis und die Übernahme von dessen Ideen eines literarische und naturwissenschaftliche Disziplinen gleichermaßen einschließenden integralen Humanismus. Er hielt Kontakt zum Nürnberger Humanistenkreis und streckte im Auftrag von Celtis seine Fühler nach Wien aus. Da sich, anders als bei Celtis und Stiborius, für Stabius jedoch vorerst kein Auskommen in Wien fand, verhalf ihm der Erzhumanist gemeinsam mit dem Juristen Hieronymus de Croaria im Januar 1498 zur Ingolstädter mathematischen Kanzel, die durch den Weggang von Johannes Engel vazierte. Bis FebruarlMärz 1502 wirkte S. in Ingolstadt als Mathematiklektor, ehe er unter etwas undurchsichtigen Umständen in Richtung Wien abwanderte. Nach den zwar polemischen, aber wohl nicht ganz unrichtigen Angaben von Jakob Locher Philomusus soll der Theologe Georg Zingel die Hauptschuld an der "Vertreibung" von S. aus Ingolstadt getragen haben. Erst im April 1503 resignierte S. endgültig auf seine Ingolstädter Lektur. In Wien unterrichtete er vorläufig am von Celtis initiierten "Collegium poetarum et mathematicorum", wo er 1502 die Dichterkrönung empfing. Vielleicht las er daneben auch über Mathematik an der Univ. 1503 schließlich trat er als Hofhistoriograph in die Dienste Kaiser Maximilians I., der ihn 1515 in den Ritterstand erhob. Nach Maximilians Tod fungierte er noch einige Zeit als Verwalter von dessen literarischem und xylo-
graphischem Nachlaß. S. verstarb in Graz, wo er sich mit Johannes Cuspinian getroffen hatte, um dessen "Caesares" mit der Maximilians-Vita zu krönen und abzuschließen. - Für das Schaffen von S. wurde die Begegnung mit Celtis prägend. Zwar hatte er sich schon vorher mit der Mathematik und hier anscheinend hauptsächlich mit der Astrologie beschäftigt, doch wurden seine Interessen erst durch den Kontakt mit dem Erzhumanisten auf die Kosmographie und die Instrumentenkunde gelenkt. S. entwarf zahlreiche Vermessungsinstrumente und Sonnenuhren, von denen sich jedoch nur wenig erhalten hat. Herausragend ist die Sonnenuhr an der Südwand der Nürnberger Lorenzkirche, die sich durch die Verwendung hyperbolischer Kurven bei einem um sechs Grad von der Ost-West-Richtung abweichenden Ziffernblatt auszeichnet. Die Anregung zu der Uhr war von Johannes Werner gekommen. S. zeichnete den Entwurf, und Sebastian Sperantius übernahm die Ausführung. Daß eine ähnliche, ungefähr zeitgleiche Uhr an der Südwand der Landshuter Martinskirche ebenfalls von S. stammt, ist wahrscheinlich, aber nicht gesichert. In den Bereich der Zeitmessung gehört auch das von S. und Werner gemeinsam entwickelte Meteoroskop. S. und Werner arbeiteten nicht nur beim Instrumentenbau, sondern auch in der Kartographie zusarnrnen: 1514 veröffentlichte Werner in seiner Neuübertragung der Geographie von Ptolemäus einen Gradnetzentwurf von Stabius, die sogenannte "StabiusWerner-Projektion". Später bediente sich ihrer u. a. Peter Apian beim Entwurf seiner herzförmigen Weltkarte von 1520. Wie weit ein im Auftrag von Maximilian I. begonnenes Projekt zur Beschreibung und Kartierung der österreichischen Länder gedieh, ist nicht bekannt. Zusammen mit Albrecht Dürer und Conrad Heinfogel brachte S. 1515 zwei Himmelskarten heraus. Nicht weniger Energie als der Mathematik widmete S. in seiner Funktion als Hofhistoriograph seinen Arbeiten an der Geschichte und Genealogie der Habsburger sowie an den Se1bstdarstellungsprojekten des Kaisers. Der Begleittext zur ,,Ehrenpforte" stammt gänzlich von S., beim "Triumph" war er zusammen mit Conrad Peutinger hauptsächlich mit redaktionellen Aufgaben beschäftigt. Da nach dem Tod Maximilians I. die Projekte nicht mehr weiterverfolgt wurden, blieben diese Arbeiten von S. sämtlich unveröffentlicht und deswegen auch praktisch ohne Nachwirkung. Q Stadtarchiv Ingolstadt, C 709; UAM, D III I, E I I, 01 I,OV I. W Figura Labyrinthi, o.O.uJ. [Nümberg 1504) (so Verzeichnis der im Deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jh. (VD 16), I. Abt., Bd. 19, Stuttgart 1992, 489); Messahalah de scientia motus orbis,
Stabius - Stahl Nürnberg 1504. - Hg.: Lateinische und deutsche Almanache und Praktiken für 1485, 1498-1501, 1503/04. Ungedruckt: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod. 207, f. 196 f.; BSB, clm 410, f. 1-60; Österreichische Nationalbibliothek Wien, cvp 3327, 5280, 5292, 8325. - Horoscopion universale, 1512; Horoscopion omni generaliter congruens climati, 1512; Imagines coeli meridionales, 1515; Imagines coeli septentrionales cum duodecim imaginibus Zodiaci, 1515; Astrolabium imperatorium, 1515. - Instrumente und Sonnenuhren: Sonnenuhr an der Südwand der Nürnberger Lorenzkirche; Sonnenuhr an der Südwand der Landshuter Martinskirche (?). L ADB XXXV 337; DBA; DBA N. E; J. Locher, Apologia contra poetarum hostem Georgium Zingel, 0.0. 1503; [an.) Expurgatio rectoris gymnasii Ingolstadiensis contra Jacobum Locher, 0.0. [Augsburg) 1505; G. Tannstetter, Viri mathematici quos ind ytum Viennense gymnasium ordine celebres habuit, in: G. Tannstetterl A. Stiborius: Tabulae eclypsium Georgii Peurbachii. Tabula primi mobilis Joannis de Monte regio, Wien 1514; Prantl I 137, II 486; Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses 1-3 (1883-85) (P I); G. Bauch, Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901; H. HameImann, Geschichtliche Werke, Bd. I14: Schriften zur niedersächsisch-westfalischen Gelehrtengeschichte, hg. von H. DetmerlK. Löffler, Münster 1908,60 u. ö.; H. Grössing, J. S. Ein Oberösterreicher im Kreis der Humanisten um Kaiser Maximilian 1., in: Mitteilungen des oberösterreichischen Landarchivs 9 (1968) 239-64 (P 2); Ders., Humanistische Naturwissenschaft, BadenBaden 1983, 170-74 u. ö.; A. Schmid, ,,Poeta et Orator a Caesare Laureatus". Die Dichterkrönungen Kaiser Maximilians L, in: HJb 109 (1989) 98 f.; Schöner 17 f. u. ö.
P 1) Koloman-Holzschnitt von Albrecht Dürer, 1513 (Kopf des Koloman), 2) Schlußblatt der Pergamentminiatur des "Triumphes" Kaiser Maximilians 1. C. Schöner
Stahl, Konrad Dietrich (Dietherich) Martin, * 30. 3. 1770 Braunschweig, t 12. 2. 1833 München, ev. V Johann Peter Daniel, Hofmaler.
Ab 1789 absolvierte S. am Collegium Carolinum in Braunschweig das Propädeutikum, wechselte zum jur. Brotstudium an die Univ. Helmstedt, promovierte dort am 9. 4. 1795 zum Dr. phi!. und erwarb im gleichen Jahr die Venia legendi für Mathematik in Jena mit ,,Doctrina de dignitatibus". Vier Jahre Lehre auch in theoretischer Physik und physischer Geographie sowie sein gedrucktes Lehrbuch "Anfangsgründe der Zahlenarithmetik und Buchstabenrechnung" wurden mit der Ernennung zum Extraordinarius für Phi!. am 15. 3. 1799 von Herzog Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg belohnt. Am 27. 8. 1802 setzte ihn Herzog Ernst zum Bedauern seines Weimarer und seines Meininger Vetters, der S. "wegen seiner ausgezeichneten mathematischen
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Kenntnisse" in Jena behalten wollte, für Mathematik am Gymnasium Coburg ein. Von dort warb ihn Friedrich Graf von Thürheim für die 1803 neu organisierte Univ. Würzburg zum 6. 3. 1804 als Ordinarius (mit dem Titel CollegiaJrat) ab, übertrug ihm die Leitung des Physikalischen Kabinetts und schrieb ihm die Fähigkeit zu, auch hier Mathematik und Physik zu einem angesehenen Lehrfach aufzubauen. 1804/05 hielt S. die erste Privatissime-Vorlesung zu der von Gottfried Wilhelm Leibniz erfundenen und durch Karl Friedrich von Hindenburg vertretenen Kombinationslehre; 1805/ 06 las er nach Leonhard Euler zur Funktionentheorie. 1806 verweigerte S. den Eid auf die französische Verfassung und wurde daher am 5.3., gleichzeitig mit Gottlieb Hufeland und Ludwig Wallrad Medicus, an die Univ. Landshut (mit dem Titel eines Hofrats) versetzt und hier auch Konservator des Physikalischen Univ.kabinetts. Er las regelmäßig "Combinatorische Analysis" nach seinem eigenen Lehrbuch, Physik als Grundlage des phi!. Kurses, ,,Enzyklopädie der gesamten Mathematik" und legte hier verschiedene Kompendien zugrunde; ab 1816/17 bis 1826 bot er auch die von Rektor Andreas Röschlaub wenig geschätzten, weil ohne Praxisanbindung unwissenschaftlichen Zweige "Populäre Astronomie" sowie ,'physikalische Geographie und Meteorologie" an. Seit 1804 korrespondierendes Mitglied der mathematisch-physikalischen Klasse der Bayer. Akad. der Wissenschaften, engagierte er sich in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung v.a. um den Physiker Johann WilheJm Ritter (Akad.mitglied). Sechsmal war S. Senator. Zwei Rufe an niederländische Univ. lehnte er aus Anhänglichkeit an Bayern 1817 ab; man gewährte ihm 1818 eine kleine Gehaltszulage. Bereits kränkelnd - er starb 1833 an ,,Auszehrung wegen gehindertem Schlucken" -, wurde S. zum 3. 10. 1826 als einer der wenigen Prof. bei Translokation der Univ. Landshut für Mathematik und Naturwissenschaft (Experimentalphysik) in München übernommen und mit Ernennung zum o. Akad.mitglied (31. 5. 1827) zum 2. Vorstand der neu geordneten Staatlichen Sammlungen neben Thaddäus Siber im Physikalischen Kabinett eingesetzt. Der akad. Meinungsstreit spielte nach dem Tode von S., der unverh. geblieben war und bis zuletzt noch in seiner Wohnung mit großem Erfolg gelesen hatte, bei dem Gegner jedes als ,,materialistisch" abzulehnenden Experimentes und Anwalt des politischen Katholizismus, Minister Karl von Abel, noch eine Rolle, denn die Wiederbesetzung des Lehrstuhls wurde durch die gegen Georg Simon Ohm und v.a. die Schellingsche Phi!. gerichteten Debatten fast 20 Jahre gelähmt.
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Stahl - Staphylus
Q Archiv der Bayer. Akad. der Wissenschaften, Mün-
chen, VII 418, VII 420, Personalakt A. v. Steffenelli, Personalakt G. S. Ohm; BayHStAM MInn 23588 (Personalakt); Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Akten der Univ. Helmstedt 37 Alt 2364 BI. 47-82; Staatsarchiv München, Verlassenschaftsakten NR AG 1833/175; Stadtarchiv Braunschweig, Ev. Kirchenbuch Taufen, Gemeinde St. Martini, G III 1:158 I; Stadtarchiv München, Meldebogen zum Jahr 1826; Sterberegister der protestantischen Stadtpfarrei München 183242, 38, Nr. 14; UAM, E II 150, 344 (Personalakt); UBM, 8° Cod.ms. 401 (Vorlesungsnachschrift WiSe 1825/26); Univ.archiv Jena (Thüringer Univ. und Landesarchiv), A 622a; Univ.archiv Würzburg, ARS 830 (Personalakt). W Diss. mathematica, doctrinam de dignitatibus nova methodo exhibens, Jena 1797; Anfangsgründe der Zahlenarithmetik und Buchstabenrechnung, zum Gebrauche bey Vorlesungen, Jena-Leipzig 1797; Grundriß der Combinationslehre, nebst Anwendung derselben auf die Analysis, Jena 1800; Einleitung in das Studium der Combinationslehre nebst einem Anhange über die Involutionen und deren Anwendung auf die continuirlichen Brüche, Jena-Leipzig 1801; Über Licht und Farbe, in: Jahresbericht der K. Bayer. Akad. der Wissenschaften, Mathematisch-physikalische Classe, 1829-31, München 1831, 2. Bericht, 80-81. - Mitarbeiter an der Allgemeinen Literaturzeitung Jena. L ADB XXXV 402; DBA N. E; Neuer Nekrolog XI; J. C. Edelmann, Grabrede bei der Beerdigung des K. D. S., München 1833; Prantl I 718 u. Ö., II 524; M. Reindl, Lehre und Forschung in Mathematik und Naturwissenschaften ... an der Univ. Würzburg von der Gründung bis zum 20. Jh., Diss. Würzburg 1966; H. Uebele, Mathematiker und Physiker aus der ersten Zeit der Münchner Univ., Diss. München 1972, 166-80 (W); H. Mundhenke, Die Matrikel der Univ. Helmstedt 1685-1810, Helmstedt 1979, Nr. 11980; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche, in: BoehmlSpörl n 166 f.; P. Düsterdieck, Die Matrikel des Collegium Carolinum und der Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig 1745-1900, Hildesheim 1983, Nr. 1077; Huber 576 u. Ö. U. Huber
Stainpeck, Johannes.
S. immatrikulierte sich am 27. 6. 1473 in Ingoi stadt, wobei er Freising als Herkunftsort angab, und promovierte an der Artistenfak. der "via moderna" im Juni 1475 zum Bakkalar, im Januar 1478 zum Magister. Danach nahm er statutengemäß die Lehre auf. Für das WiSe 1481/82 sind eine Resumption und ein Exercitium von ihm bezeugt. Nach vieIjähriger Wartezeit wurde er am 12. 3. 1482 ins Konzil der Fak. kooptiert. Im WiSe 1485/86 übernahm er deren Dekanat. Außerdem war S. vom 16. 12. 1483 bis etwa Februar oder März 1488 Konventor der Rosenburse. Sein Abschied aus der Fak. gestaltete sich recht unharmonisch: Am 29. 5. 1487 war er für eineinhalb Jahre aus dem Konzil ausgeschlossen worden, u. a. weil er der Fak. einen Bakkalar als "pauper" präsen-
tiert hatte, von dem er für sich selbst Hörgelder erhoben hatte. Der sich daraus entwickelnde Prozeß ging durch mehrere Instanzen von Eichstätt nach Mainz, ja sogar eine Appellation an die Kurie zog man in Betracht. Wohl in diesem Kontext ist auch der Rücktritt von S. als Konventor zu sehen. Unabhängig davon verfolgte S. ein Theol.studium: schon 1482 wurde er zum Bibelkurs zugelassen, am 20. 10. 1484 begann er mit der Sentenzenvorlesung (3. Sent.), die ihm am 15.9. genehmigt worden war. Bereits nach seinem Prozeß mit der Artistenfak. S. war inzwischen als Prediger in Eichstätt untergekommen - promovierte er am 14. 4. 1491 zum Lizentiaten. Am 31. 12. 1495 erwarb er, nunmehr Prediger in Amberg, den Dr.grad. Auf der Prädikatur in Amberg ist er noch 1509 nachweisbar. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM, D III I, GG nUll 1,0 I 2, 0 V I. L Mederer I 36 u. ö.; J. Götz, Die Religiösen Bewegungen in der Oberpfalz von 1520-60, Freiburg i.Br. 1914,91; P. Mai, Predigtstiftungen des späten Mittelalters im Bistum Regensburg, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 2 (1968) 13; Seifert, Statuten 367; Kausch 234; Schöner 484. C. Schöner
Staphylus, Friedrich, * 27. 8. 1512 Osnabrück, t 5. 3. 1564 Ingolstadt, CD 1549 Anna, t 1564, Tochter des Breslauer Reformators Johann Heß. V Ludecken Stappellage, bischöflich-osnabrückischer Amtmann, t 1521, MAnna Birkmann, t 1518.
Nach dem Tod seiner Eltern kam S. zu seinem Oheim Eberhard Birkrnann nach Danzig. Von dort unternahm er zahlreiche Reisen nach Litauen. Sein Studium begann er in Krakau, setzte es für zwei Jahre in Padua fort und kam nach 1533 nach Wittenberg, wo er 1541 als Magister artium abschloß. Im Privatunterricht hatte er bereits Griechisch- und Lateinkenntnisse erworben. Auf Empfehlung Philipp Melanchthons berief Herzog Albrecht von Preußen S. 1546 als Theol.prof. nach Königsberg. Bald jedoch geriet S. mit seinen Kollegen in einen Disput über die Wirksamkeit des Wortes Gottes, der ihn 1548 zum Rückzug von der Univ. zwang. Er zog nach Breslau, wo er heiratete und, zusammen mit seiner Frau, 1550 oder 1552 zum Katholizismus konvertierte. S. trat in die Dienste des Breslauer Bischofs und wurde Rektor der Schule in Neiße. Bald schlug er jedoch die politische Laufbahn ein. 1554 bestellte ihn Kaiser Ferdinand I. zum Hofrat, und 1557 nahm er als einer der kath. Kollokutoren am Wormser Religionsgespräch teil. 1558 wurde S. Rat des Bayernherzogs Albrecht V. Nachdem er mit päpstlicher Dispens versehen 1559 zum Dr. theol. in Ingolstadt promoviert worden war - S. war verheiratet! -, übertrug ihm Her-
Staphylus - Stattier zog Albrecht v., auf Wunsch des Jesuitenprovinzials Petrus Canisius, 1560 eine Theo!.professur. Er sollte bei der Refonnierung der Univ. im jesuitischen Geist mithelfen. Dabei fiel der von der Societas Jesu dominierten theo!. Fak. eine Schlüsselrolle zu. Politisch wirksam wurde S. mit den 1561/62 verfaßten Gutachten über Kirchenreform und Konzil im Auftrage Kaiser Ferdinands 1. und Papst Pius IV. Dabei spielte er eine entscheidende Rolle bei der Formulierung der ,,Deliberatio de instauranda religione in archiducatu Austriae" und beim Reformationslibell Ferdinands 1. Mit Hilfe seiner erbitterten und teilweise überzogenen Polemik gegen die uneinigen Protestanten versuchte er den Konsens unter den Katholiken zu stärken, was ihn freilich nicht daran hinderte, auch die Verfehlungen kath. Geistlicher anzuprangern. Für ihn war das Luthertum der "letzte und große Abfall" vor dem Erscheinen des Antichristen, da die Lutheraner weder Kirchenväter noch Konzilien für die Begründung ihrer neuen Lehre heranziehen könnten. Sein Fanatismus wurde in einer Klausel seines Testamentes von 1563 deutlich, in der er seinen Kindern bei einem eventuellen Übertritt zum Luthertum die Enterbung androhte. Von Kaiser Ferdinand in den Adelsstand erhoben und vom bayer. Herzog mit dem Hahnhof bei Ingolstadt belehnt, verstarb S. an seiner letzten Wirkungsstätte. Von protestantischer Seite wurde S. über seinen Tod hinaus energisch bekämpft. Zu erwähnen sind die Schrift des württembergischen Theologen Johann Valentin Andreae von 1561 "Clare und helle antwort auf den ungegründten 1österlichen gegenbericht Jude Iscarioth so sich Friedericum Staphylum nennet" und die entsprechende Darstellung auf dem sog. Reformationsaltar in der Dessauer Schloßkirche durch Lucas Cranach d. J. (1565). W Synodus sanctorum patrum antiquorum contra nova dogmata A. Osiandri, Nürnberg 1553; Von dem letzten und großen Abfall, so vor der Zukunft des Antichrist geschehen soll, Ingolstadt 1565; E Staphyli Caesarei quondarn consiliarii in causa religionis sparsim editi libri in unum volumen digesti, hg. von E Staphylus jun., Ingolstadt 1613 (Werksammlung mit Vita); Deliberatio de instauranda religione in archiducatu Austriae, in: J. G. Schelhorn, Amoenitates historiae ecclesiasticae et literariae, Frankfurt 1737, 501-75; Reformationslibell, in: ebd. 389-40 I. L ADB XXXV 457-61; DBA N. E; Prant! I 232 u. ö., 11 490; Räß I 337-63; J. Soffner, ES., ein kath. Kontroversist und Apologet aus der Mitte des 16. Jh., Breslau 1904 (W); LThK2 IX 1019; G. pfeiffer, Judas Iskarioth auf Lucas Cranachs Altar der Schloßkirche zu Dessau, in: Festschrift K. Oettinger, Erlangen 1967,389-401 (P I, 2); BoehmlSpörl, LMU 142 (P 3); Seifert 123 ff. u. ö.; Kausch 37 u. ö.; Popp 233 ff.; W. Klaiber (Hg.), Kath. Kontroverstheologen des 16. Jh., Münster 1978, 270f. (W).
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PI) Reformationsaltar der Schloßkirche Dessau, 2) Hochaltar, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, Ingolstadt, 3) Stich von 1688. H. Flachenecker
* 1555 (1559?) 10. 3. 1605 Ellwangen, 0 Ellwan-
Starck (Stark), Wolfgang, SJ, Innsbruck, gen.
t
Das Geburtsjahr von S. ist nicht exakt nachweisbar, aus den Altersangaben der Eintrittskataloge läßt sich das Jahr 1555 ennitteln. Am 22. 6. 1574 wurde er Baccalaureus, am 26. 4. 1575 Magister der Phi!. S. trat am 8. 7. 1578 in die Gesellschaft Jesu ein. Er unterrichtete Humaniora in Augsburg (1584-87) sowie in Dillingen (1589-94, 1602) und in Ingolstadt (1590) Rhetorik und griechische Sprache. 1595 erhielt er die Professur für Rhetorik in Ingolstadt (bis 1596, 1598-1601). S. übte das Amt eines Studienpräfekten aus und war als Prediger tätig. Seine Beisetzung fand in der Hauptkirche in Anwesenheit des Propstes von Ellwangen statt. - S. ist vor allem als Autor von Dramen bekannt geworden, die weite Verbreitung fanden. In Dillingen wurden ,,Misponus" (1592), "Virgo Antiochena" und "S. Wolfgangus Episcopus Ratisbonensis" (1602) aufgeführt. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 16, Mscr. XI 21/Nr. 300, Mscr. XI 28, Mscr. XXXII, Mscr. XVI 19/4, C XV 23. W Die Trauer und die Hoffnung der Kirche, Regensburg 1597; Die Heilige Katharina, Schauspiel, 0.0. u.J.; Oratio in obitum serenissimi Philippi, S. R. E. cardinalis, episcopi Ratisponensis, comitis Palatini Rheni, ducis utriusque Bauaria, in: J. Peripinian, Orationes, Ingolstadt 1604,561-88; Oratio de sancta cruce, in: ebd. 588-99. L Romstöck 374 f.; Sommervogel VII 1490; Specht 340 u. ö.; Matrikel LMU; Popp 235 f. (W); B. Bauer, Jesuitische "Ars rhetorica" im Zeitalter der Glaubenskämpfe, Frankfurt a.M. 1986,248; Valentin I 467-71. B. Schönewald
Stattler,
Benedikt Alexius Andreas, SJ, 30.1. 1728 Kötzting, t 21. 8.1797 München. V Johannes Georg, Prokurator und Hofmarksrichter, M Maria Ursula Dauer.
*
S. erhielt seine erste schulische Ausbildung im Benediktinerkloster Niederaltaich, anschließend besuchte er das Jesuitengymnasium in München. Am 13. 9. 1745 trat er in den Jesuitenorden ein und absolvierte das Noviziat in Landsberg. Seit 1747 studierte er an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt. Anschließend wurde er 1751-54 vom Orden an den Jesuitengymnasien in Straubing, Landshut und Neuburg a.d.D. als Lehrer für Grammatik und Poesie eingesetzt.
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Stattler
Wiederum in Ingolstadt nahm S. 1754 das Studium der Theo!. auf. 1759 empfing er die Priesterweihe, 1763 legte er Profeß ab. Nachdem er 1760/61 in Straubing und in München unterrichtet hatte, war S. 1764-66 an der Univ. Innsbruck Prof. für Physik, Logik und Metaphysik, 1766-68 in Solothurn Prof. für Dogmatik. Anschließend lehrte S., der am 24. 5. 1769 zum Dr. theo!. promoviert wurde, Theo!. in Innsbruck. 1770 wurde er als Prof. für Dogmatik in die theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen. In die Anfangszeit seiner Ingolstädter Lehrtätigkeit fällt die Veröffentlichung seines achtbändigen Werkes ,,Philosophia methodo scientiis propria explanata" (1769-72), in dem sich S., der 1762 von der Bayer. Akad. der Wissenschaften für eine Arbeit über Hydrostatik ausgezeichnet worden war, als profunder, eigenständige Ansätze freilich vermissen lassender Kenner der neuzeitlichen Naturwissenschaften erweist, der sich in seinem methodischen Vorgehen an der mathematischen Methode Christian Wolffs orientierte. 1773 setzte sich S. in einer anonym erschienenen ,,Freundschaftlichen Vertheidigung der Gesellschaft Jesu" kritisch mit der Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV. auseinander, die er unverhohlen als eine dem naturrechtlichen Prinzip des Zusammenschlusses freier Individuen zu einer geistlichen Gesellschaft zuwiderlaufende Fehlentscheidung deklarierte. Diese - sich einer klaren geistesgeschichtlichen Einordnung entziehende und S. als außergewöhnlich interessanten Repräsentanten einer Übergangszeit ausweisende - Verknüpfung einer konservativen, hier auf die Erhaltung seines Ordens abzielenden Grundposition mit einer rationalistisch-aufklärerischen Argumentationsweise war typisch für den vielseitigen und produktiven Gelehrten. Sie zeigte sich auch bei seinen 1773 vorgelegten Plänen zur Neuordnung des Theo!.studiums in Ingolstadt. Mit seinem Beharren auf einer starken Gewichtung der Dogmatik war er den meisten seiner Kollegen, die den Akzent auf eine praxisorientierte Theo!. setzten, zu konservativ, mit seiner Forderung nach einer strengen, an Christian Wolff orientierten logischen Schulung der Studenten galt er ihnen als zu rationalistisch. Von diesen wissenschaftlichen Kontroversen abgesehen, erwies sich S., der 1773 Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften wurde und seine Professur in Ingolstadt auch nach der Ordensaufhebung beibehalten konnte, in der Folgezeit im Rahmen der das Professorenkollegium spaltenden Auseinandersetzung zwischen Ex- und Antijesuiten als außerordentlich streitbare Persönlichkeit. Protegiert vom Bischof von Eichstätt, konnte er es als persönlichen Erfolg über die Antijesuiten verbuchen, daß ihm 1774 die
Stadtpfarrei St. Moritz zugesagt und 1776 endgültig zuerkannt sowie 1775 das Amt des Prokanzlers der Univ. übertragen wurde. Neben seiner aktiven Rolle in zahlreichen Professorenfehden trat S. als Förderer Johann Michael Sailers, der seinem Lehrer zeitlebens ein ehrendes Angedenken bewahrte, hervor. Im Zuge der von S. heftig bekämpften Übertragung der phi!. und theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt an die bayer. Prälatenorden wurde er 1781 entlassen. Sein Amtsnachfolger wurde der Benediktiner Wolfgang Frölich, der sich zuvor schon kritisch mit - vor allem in der ,,Demonstratio catholica" getroffenen - Aussagen von S., die die Absolutheit der päpstlichen Autorität in Zweifel zogen, auseinandergesetzt und ein Verfahren der römischen Indexkongregation eingeleitet hatte; eine sich 1780 abzeichnende Verurteilung unterblieb auf Intervention des Eichstätter Bischofs. S. blieb nach der ihn verbitternden Entlassung noch bis 1782 als Pfarrer von St. Moritz in Ingolstadt, anschließend wirkte er als Stadtpfarrer in Kernnath, wo er sich vor allem für die Förderung des Schulwesens einsetzte. Gleichzeitig entfaltete er rege wissenschaftliche Aktivitäten - 1781-89 erschien seine sechsbändige ,,Ethica christiana communis" - und setzte sich kämpferisch mit dem Geheimbund der Illuminaten auseinander. 1788 gab S. seine Pfarrei auf und siedelte nach München über. Die folgenden Jahre standen vor allem im Zeichen der Auseinandersetzung mit den von S. wohl seit 1787 rezipierten Schriften Immanuel Kants. Phi!.geschichtlich relevanter Höhepunkt seiner Kritik am kantischen Rationalismus war der 1788 erschienene ,,Anti-Kant". Politisch aktiv wurde S., der 1791 eine bemerkenswerte Schrift über eine Wiedervereinigung der christlichen Konfessionen veröffentlichte, in München im Zuge der auf die Ausschaltung von Illuminaten abzielenden personellen Neuordnung des Geistlichen Rates, in den er am 27. 11. 1791 berufen wurde. Seine nicht zuletzt im Dienste einer Zensur der Schriften Kants stehende Tätigkeit wurde jedoch überschattet vom Wiederaufleben der in der Hauptsache von Wolfgang Frölich, dem Exjesuiten Johannes Zallinger und dem Münchner Nuntius Cesare Zoglio geschürten Kontroverse mit der Römischen Indexkongregation. Als sich seit 1794 eine Verurteilung abzeichnete, wurde die Position von S. als des für Zensurfragen zuständigen Mitglieds des Geistlichen Rates unhaltbar. Er wurde am 1. 1. 1795 entlassen, 1796 wurden u. a. seine Werke "De locis theologicis", ,,Demonstratio catholica" und "Theologia christiana theoretica" auf den Index gesetzt. Ohne zu widerrufen, zog sich der von der Rechtmäßigkeit seiner Positionen überzeugte S. zutiefst gekränkt ins Privatleben zurück. Er verstarb 1797
Stattier - Stebler an den Folgen eines Schlaganfalls, sein Vermögen vermachte er den Armen und den Schulen. W Philosophia methodo scientiis propria explanata, 8 Bde., Augsburg 1769-72; Etbica christiana universalis, Augsburg 1772; [an.] Freundschaftliche Vertbeidigung der Gesellschaft Jesu (Amica defensio Societatis Jesu), Berlin-Breslau 1773; Demonstratio catholica, Pappenheim 1775; De loeis tbeologicis, Weissenburg 1775; Theologia christiana tbeoretica, 3 Bde., EichstättGünzburg 1780/81; Etbica christiana communis, 6 Bde., München-Ingolstadt 1781-89; Das Geheimnis der Bosheit des Stifters des Illuminatismus in Baiern, München-Augsburg 1787; Anti-Kant, 2 Bde., München 1788; Plan zu der allein möglichen Vereinigung im Glauben der Protestanten mit der katb. Kirche und den Grenzen dieser Möglichkeit, München-Augsburg 1791. L ADB XXXV 498 ff.; DBA N. F.; Baader, Verstorb. II 176-82 (W); Prantl I 584 u. Ö., II 512; G. Huber, B. S. und sein Anti-Kant, München 1904; S. Kimmig, Die Begründung der Religion bei B. S., Diss. Freiburg i.Br. 1948; F. Scholz, B. S. und die Grundzüge seiner Sittlichkeitslehre unter besonderer Berücksichtigung der Doktrin von der phi!. Sünde, Freiburg i.Br. 1956 (P); S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 9, 35; R. Bauer, Der kurfürstliche geistliche Rat und die bayer. Kirchenpolitik 1768-1802, München 1971, 232 ff.; F. Scholz, B. S. (J 728-1797), in: H. Fries/G. Schwaiger (Hg.), Katb. Theologen Deutschlands im 19. Jh., München 1975, 11-34; M. Miedaner, Die Ontologie B. S., Frankfurt a. M.-Bern-New York 1983; W. Müller, Die Aufhebung des Jesuitenordens in Bayern, in: ZBLG 48 (J 985) 314 ff.; Müller 73 ff. u. Ö. P Ölgemalde (1770) von Unbekannt, als Photographie erhalten, Pfarramt SI. Moritz, Ingolstadt. W. Müller Staudinger, Gaudenz (Taufname: Johannes), CanA, * 8. 12. 1748 Dingolfing, t 11. 4. 1796 Rohr. V Ägidius, M Magdalena, t 3. 5.1803. S. gehörte dem Augustiner-Chorherrenstift Rohr (Profeß: 28. 10. 1772) an. 1772 immatrikulierte er sich an der theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt. 1775 wechselte S., dessen Primiz arn 9. 10. 1774 stattgefunden hatte, zum Studium der Kanonistik an die jur. Fak. Nach der zwischenzeitlichen Rückkehr in seinen Heimatkonvent wurde er 1781 ohne Examen zum Dr. der Theo!. ernannt und als Prof. der geistlichen Redekunst an die bayer. Landesuniv. berufen. Für kurze Zeit versah er auch den bis zur Ernennung Johann Nepomuk Mederes (1784) vakanten Lehrstuhl für Vaterländische Geschichte mit. Seit 1784 hielt S. zusätzlich die Vorlesungen über Ästhetik, wobei er auf den Schriften von Johann Georg Sulzer, Gotthold Ephraim Lessing und Johann Joachim Wincke1mann fußte. Zudem fungierte er ab 1781 als Präfekt des Akad. Gymnasiums, an dem er die zweite Rhetorik unterrichtete. Ende 1792 kehrte S. in das Stift Rohr zurück, zu dessen Propst er arn
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22. 11. 1792 erwählt worden war. Dieses Amt
versah S., der nicht durch wissenschaftliche Werke hervorgetreten ist, bis zu seinem Tod.
Q Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg. L Permaneder 3 u. ö.; Prantl I 655; P. Lindner, Monasticon Metropolis Salisburgensis antiquae, Salzburg 1908, 390; Matrikel LMU; R. van Dülmen, Propst Franziskus Töpsl (1711-96) und das Augustiner-Chorherrenstift Polling. Ein Beitrag zur Geschichte der katb. Aufklärung in Bayern, Kallmünz 1967, 121 u. ö.; B. Hardtwig, Nach-Barock und Klassizismus: vollständiger Katalog (= Gemäldekataloge der Bayer. StaatsgemäldesammJungen, Bd. 3), München 1978, 219 f. (P); P. Stötter, Vom Barock zur Aufklärung. Die Phi!. Fak. der Univ. lngolstadt in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh., in: Boehm/Spörl II 116 u. ö.; Müller 211 ff. u. ö.; W. Henckmann, Die Anfänge der Ästbetik an der Landesuniv., in: Einsichten. Forschung an der LMU München, Jg. 1996, H. 2,40. P Ölgemälde von Johann Joseph Friedrich Langenhöffei, Bayer. Staatsgemäldesarnmlungen, Neue Pinakotbek, München (Inv. Nr. 3758). S. Hofmann Stauffer, Michael, SJ, * 5. 5. 1734 Höchstädt, t 2. 5.1800 Wagenhofen bei Neuburg a.d.D.
S. trat arn 26. 9. 1751 dem Jesuitenorden bei und absolvierte bis 1753 das Noviziat in Landsberg. Nachdem er 1753/54 arn Jesuitenkolleg Neuburg a.d.D. als Repetitor der Rhetorik tätig gewesen war, studierte S. 1754-57 an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt. Anschließend unterrichtete er 1757-61 in Augsburg Grammatik und Humaniora und absolvierte 1761/62 in Dillingen und 1762-65 in Ingolstadt das Studium der Theo!. In der Folgezeit wurde S. an diversen, den Jesuiten zugeteilten Studienanstalten eingesetzt, ohne dabei wissenschaftsgeschichtlich relevante Aktivitäten zu entfalten: 1766/67 unterrichtete er in München Phi!., 1767-70 gehörte er dem Lehrkörper der Univ. Ingolstadt als Prof. für Logik und Physik an, 1770n 1 unterrichtete er in Dillingen, 177173 lehrte er in Fribourg Kirchenrecht. W Positiones selectae ex institutionibus philosophicis et matbematicis, Dillingen 1771. L Prantl I 613; Romstöck 375 f. (W), Sommervogel VII 1517 (W); Ger! 425; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 114f. W. Müller
Stebler (StöberI, Stöbler), Franz Anton Ferdinand, * 20.5. 1705 München, t 11. 6. 1789 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. V Johann Joseph, Arzt, Landschaftsphysikus, * 14.6. 1671, t 30. 5. 1725, M Maria Eva von Unertl, t um 1727. Einer Münchener Medizinerfarnilie entstammend, wurde S. durch Großvater Johann Franz
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Stebler
und Vater lohann Joseph, beide Provinzial- und Hofärzte, in den Arztberuf eingeführt. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in seiner Heimatstadt bis 1722 immatrikulierte er sich am 10. 11. 1723 an der Univ. Ingolstadt, um Phil. und Med. zu studieren. Unter Johann Adam Morasch verteidigte S., der auch den phil. Magistergrad erworben hatte, 1727 die ,,Metaphysica" aus dessen "Philosophia atomistica". Im selben Jahr zum Dr. der Med. promoviert, beantragte S. am 29. 1. 1728 mit Erfolg ein kurfürstliches Reisestipendium für Padua, wo er sich weiterbildete und Erfahrungen in der Praxis sammelte. Nach einem Studienaufenthalt in Wien wurde er am 25. 4. 1732 zum zweiten Stadt- und Krankenhausphysikus in München ernannt. Über seinen Großvater mütterlicherseits, den geheimen Ratskanzler Franz Joseph von Unertl, hatte er Kontakt zum kurfürstlichen Hof. Ende 1734 wurde S., dem eine Professur bereits 1733 in Aussicht gestellt worden war, als Vertreter für den als Hofarzt in Mannheim tätigen Johann Baptist Neeff und den erkrankten Morasch an die med. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen. Bereits im Februar 1735 rückte er zum Ordinarius für "Institutiones medicinae" auf. Er ließ Diss. u. a. zu den phil. Grundlagen und ethischen Problemen der Med. sowie diätetischen Fragen verteidigen. Nach den Verwüstungen des Österreichischen Erbfolgekriegs setzte sich S. 1746 für die Verlegung der Univ. nach München u. a. deshalb ein, weil Ingolstadt keine Gelegenheit für den praktischen Unterricht am Krankenbett bot. S. wurde 1743 vom Bistum Regensburg beauftragt, die "Wunderheilungen" in Appersdorf zu begutachten. Den Konflikt zwischen religiöser und wissenschaftlicher Betrachtungsweise löste er auf eine für seine Persönlichkeit charakteristische Weise: Die Quelle Maria Brünnl sei durch ihren Mineralgehalt med. wirksam, die Heilungen folglich nicht als "Wunderwerk", wohl aber als Gnadenerweise der Mutter Gottes zu erachten. S. stand den Ingolstädter Franziskanern besonders nahe, schenkte 1747 für deren Klosterkirche wertvolle Reliquien, stiftete dem Kloster St. Johann im GnadenthaI hohe Geldbeträge und behandelte die Nonnen kostenlos. 1750 begleitete S. den bayer. Prinzen, Fürstbischof und Kardinal Johann Theodor, in sein Bistum Lüttich. 1751-60 stand er als Leibarzt in dessen Dienst, wobei seine Professur ruhte und ihm zunächst ein Teil seines Gehalts weiter bezahlt wurde. In Abwesenheit von S. vollzog sich ab 1754 die mit der Berufung Johann Adam von Ickstatts zum Univ.Direktor 1746 eingeleitete Univ.reforrn durch Johann Anton von Wolter auch in der med. Fak. Dieser hielt S. für die Reformierung kaum brauchbar, strich sein Gehalt und legte damit den
Keim zu einer erbitterten Feindschaft. 1756 schrieb S. ein Gutachten über den Gesundheitszustand der bayer. Herzogin Maria Anna nach mehreren mißglückten Schwangerschaften. Er griff darin Wolter als behandelnden Arzt in herabwürdigender und gehässiger Weise fachlich und persönlich an. Während seiner zweiten Ingolstädter Amtsperiode ab 1760, die er in Konfrontation mit dem "neuen Geist" zu bestehen hatte, gelang es ihm, den Unterricht in pathologischer, therapeutischer und forensischer Med. den neuen Anforderungen anzupassen. 1772 kam es nach der Visitation des von S. betreuten "Real-Landschulinstituts" in Hepberg erneut zum Streit mit Wolter. Anläßlich der 300-Jahr-Feier der Univ. 1772 legte S. eine Chronik der med. Fak. vor und ließ eine Diss. über das Heilwasser von Höhenstadt verteidigen. Am 2. 5. 1774 wurde S. zum wirklichen Leibmedikus des Kurfürsten ernannt, zu dessen Geburtstag er 1777 die Festrede hielt. S., kurpfalzbayer. Rat, Primarius und Senior der med. Fak., war insgesamt zwölfmal Dekan und sechsmal Rektor. 1788 wurde er zum Emeritus erklärt. - S., ursprünglich eifriger Anhänger der peripatetischen Phil., wurde durch Morasch für die atomistische Korpuskulartheorie gewonnen. Als Doktorand Moraschs verteidigte er als erster in Ingolstadt diese neue Lehre und vertrat in seiner Schrift "Aristoteles atomista", ungeachtet von Angriffen aus der von den Jesuiten beherrschten phil. Fak., eine Sichtweise, die Aristoteles in der Med. mechanistisch interpretierte. 1746 setzte sich S. erfolgreich für die Kürzung des dreijährigen phil. Kurses für Mediziner und die Einführung des physikalischen Experimentalunterrichts auf der Grundlage der atomistischen Lehre ein. Er orientierte sich an dem Wissenschaftsbetrieb der Univ. Padua und Wien. Der französische Rationalismus widerstrebte seinem von barocker Volksfrömmigkeit geprägten Naturell. In der Praxis stand er in der hippokratisch-galenischen Tradition und zog vegetabilische Rezepturen chemiatrischen Präparaten vor. Ab 1760 gestaltete S. den Unterricht nach den Vorgaben Wolters neu. Trotz anfänglicher Widerstände gegen Herrnan Boerhaave las er nach dessen Lehrbüchern Therapie, Pathologie, Semiotik und Hygiene. Als Kompendium für Gerichtsmed. wählte S. die forensischen "Institutiones" von Gottlieb Ludwig. Mit seiner "Historia" schuf S. die erste Chronik der med. Fak. der Univ. Ingolstadt. Q OAM, Taufregister Unser lieben Frau; BayHStAM, Geheimes Hausarchiv 2163 Nr. 169, 1712 K I 69; UAM, E I 6 c Bd. I; Univ.bibliothek Erlangen, Briefsammlung Trew, Starckmann Nr. 10 b.
W Philosophia atomistica: Pars prima, seu metaphysica (Resp.; Praes.: J. A. Morasch), Ingolstadt 1727; Optima, seu non annorum, sed virtutum numero computa-
Stebler - Steeb ta medici aetas (Praes.; Resp.: G. J. A. Hierl, J. B. Endres, J. J. Wildenauer, J. C. Jeger), IngoIstadt 1736; An et quomodo verum sit: Dat GaIenus opes? (Praes.; Resp.: J. E Prehler, G. Wiser), IngoIstadt 1738; Galenus per anagramma angelus, an bonus, an malus in medicina habendus sit (Praes.; Resp.: C. A. Twinger), Ingolstadt 1739; Aristoteles atomista, seu explicari solitis apud atomistas principiis non difformis, sed conformis ornnino Aristotelis doctrina (Praes.; Resp.: M. A. I. Morasch, J. C. A. Morasch, E C. W. M. Weiss, J. A. O. Seemüller), Ingolstadt 1740; In medicina dogmatica de novitate triumphans veritas (Praes.; Resp.: J. N. Carron du Val), Ingolstadt 1748; In medicina dogmatica de authoritate triumphans ratio (Praes.; Resp.: M. Brunwiser), Ingolstadt 1749; De aquis mineralibus inferioris Bavariae in Hechenstadt prope Cisterciense asceterium ad cellam principium, Ingolstadt 1772 (deutsche Übersetzung: Hechenstädtisches in Unterbaiern gelegenes, zu Endes seines ersten Jh. auf das neue hervorquellendes Grundwasser in seiner wundervollen Wirkung nach den Grundsätzen der wahren Lehre entworfen, Ingolstadt 1772); Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis, Ingolstadt 1772: Sanctificabis annum quinquagesimum, ipse est enim jubilaeus ... Maximiliani Josephi utriusque Bavariae ... ducis, Regensburg 1777. L DBA N. E; Mederer III 76 u. ö.; Baader, Verstorb. 11 182 (W); Permaneder 27 u. ö.; Prant! I 538 u. ö., 11 510 f.; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 398; Schaff 74 u. ö.; W. Ernst, Das Real-Landschulinstitut in Hepberg (1771-78), in: Ingolstädter Heimatbll. 31 (1968) 25 ff.; Leitschuh 11 217 f.; C. Wallenreiter, Die Vermögensverwaltung der Univ. Landshut-München. Ein Beitrag zur Geschichte des bayer. Hochschultyps vom 18. zum 20. Jh., Berlin 1971,46; K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Er!angen-Nümberg 1976,27-37 (W); H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: BoehmlSpör! 11 200; E. B. Peer, Johann Anton Edler von Wolter 1711-87. Kurfürstlicher Leibarzt und Protomedikus im aufgeklärt-absolutistischen Bayern, Diss. München 1978, 32 f. u. ö.; S. Hofmann, Prof. E A. S. als Gutachter für die Wunderheilungen in Appersdorf, in: C. HabrichIF. MarguthlJ. H. Wolff (Hg.), Med. Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke, München 1978, 163-76; Ders., Unbehagen an Ingolstadt - die Klagen der Univ. über die Stadt um die Mitte des 18. Jh., in: SHVI 99 (1990) 23844; Ders.; Unbekannte Porträts der Ingolstädter Prof. Joseph Anton Hertel, E A. ES., Johann Adam Ickstatt und Johann Georg Lori und der bayer. Kurfürsten Max III. Joseph und Karl Theodor, in: SHVI 99 (1990) 267 u. ö. (P); Müller 56 u. ö. P Ölgemälde, Johann Evangelist Hölzl zugeschrieben, ca. 1760, Kloster SI. Johann im Gnadenthai, Ingolstadt. C. Habrich
Steborius, Christoph, SJ, * 16. 10. 1574 Altenbeuren bei Heiligenberg arn Bodensee, t 21. 12. 1639 Dillingen. Zum Zeitpunkt seines Eintritts ins Landsberger Noviziat arn 3. 12. 1599 hatte S., ein Schüler des holländischen Instituts in München, bereits das Studium der Phi!. abgeschlossen. Schon
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nach einem Jahr trat er 1600 in Regensburg das Magisterium an, dem er 1603-07 theo!. Studien in Ingolstadt folgen ließ. Nach Empfang des Presbyteriums arn 9. 6. 1607 in Regensburg wurde er arn 16. 10. 1607 an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt als "prof. logicus" immatrikuliert. Am Ende seiner Lehrtätigkeit als Phi!.prof. leistete S., dessen Emennungspatent zum Rektor des Konstanzer Kollegs bereits vorlag, arn 21. 9. 1614 das vierte Gelübde in Ingolstadt. Nach dem Konstanzer Rektorat kehrte er im April 1618 als Prof. für scholastische Theo!. an die Univ. Ingolstadt zurück. 1621 gab er die Lehrtätigkeit auf, um bis 1624 als Superior die Lagermission des Ligaheeres in der Oberpfalz zu leiten. 1624 ging S. an die Univ. Dillingen. an der er 1624-28 Kasuistik, 1629/30 Exegese und 1635-39 Exegese und Kontroverstheo!. las. Seit 1625 bekleidete er zudem das Amt des Univ.kanzlers. Seiner prominenten Stellung schuldete S. 1632 und 1634 schwedische Kriegsgefangenschaft. Nicht zuletzt der Duldung dieser Repressalien verdankte er den heiligmäßigen Ruf, den er bei seinem Tod genoß. - S. hinterließ ein umfangreiches Schrifttum aus allen theo!. Teildisziplinen. In seinen durchaus orthodox-aristotelischen Phi!.disputationen lassen sich Ansätze einer Rezeption der von Galilei entwickelten Idee der instrumentellen Meßbarkeit physikalischer Phänomene erkennen. Q Univ.bibliothek Fribourg, Ms. L 89, I. 1. W Universa aristotelica stagiritae philosophia, Ingolstadt 1613; Disputatio thelogica de sacrosancta divinarum trinitate; Ingolstadt 1619; Eleemosyna spiritualis, Dillingen 1625. L DBA; E X. Kropf, Historia Provinciae Societatis Jesu Germanicae Superioris, Bd. 2, Augsburg-München 1727-54, 29 ff. u. ö.; Sommervogel VII 1518 ff., IX 859 (W); Romstöck 376 ff. (W); H. Thoelen, Menologium oder Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Orden provinz der Gesellschaft Jesu, Roermond 1901, 725; Specht 278 u. ö.; Gröber 275; Duhr 11/1 414 f. u. ö., 11/2 341; Schaff 78 u. ö.; Matrikel LMU; Ger! 425; Popp 236-42 (W); Strobel 261 f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Steeb (Steb), Ulrich, SJ, * 10. 3. 1669 Speyer, t 27.3.1704 Neuburg a.d.D.
Nach dem Eintritt in den Jesuitenorden am 16. 9. 1685 studierte S. u. a. an der Univ. Ingolstadt. 1690-95 unterrichtete er in Dillingen Grammatik und Humaniora. Am 13. 3. 1699 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. 1700-03 wurde S. vom Jesuitenorden an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Mathematik und Hebraistik eingesetzt, ohne dort auffallende Aktivitäten zu entfalten. 1703 hielt sich S. in dem im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges
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Steeb - Steigenberger
umkämpften Neuburg a.d.D. auf, wo er von französischen und bayer. Truppen als Geisel gefangengenommen wurde. L Prantl I 506; Romstöck 383 f. (W); Ger! 425; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 270 f. W. Müller
Steigenberger, Gerhoh (Taufname: Caspar), CanA, * 20. 4. 1741 Peißenberg, t 5. 8. 1787 München. V Marcus, Einödbauer in Ficht bei Peißenberg, * 25. 4. 1700, t 25. 12. 1775, M Rosina Puechner aus Ficht bei Peißenberg, CD 7. 6. 1728.
Nach Abschluß der Münchener Gymnasialzeit trat S. 1758 in Stift Polling ein und legte schon am 17.9. 1758 Profeß ab. Als Schüler von Eusebius Amort brillierte er in den historisch-philologischen wie in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Propst Franziskus Töpsl entsandte ihn 1763 zu Studien ins Chorherren stift St. Genevieve in Paris. Hier schloß sich S. dem Mathematiker und Astronomen Alexandre Pingre und dem Bibliothekar und Theologen Barthelemy Mercier an, empfing 1764/65 die Subdiakons- und die Diakonsweihe und wurde Magister der Sorbonne. Im Spätherbst 1765 wechselte er nach Rom zu kanonistischen und theol. Studien. Am 8. 4. 1767 wurde er zum Dr. iur. utr. promoviert und päpstlicher Protonotar, am 27. 2. 1768 in der Lateranbasilika zum Priester geweiht und am 15. 3. 1769, kurz vor seiner Heimkehr, auch zum Dr. phil. und Dr. theol. promoviert. Wieder in Polling, unterstützte er Propst Töpsl beim Ausbau des Stifts zu einem deutschen Am und europäischen Geisteszentrum. 10. 10. 1773 berief ihn Kurfürst Max Hr. Joseph auf die Lehrkanzel für Logik, Metaphysik und Ethik an der Univ. Ingolstadt. Kämpferischer Jesuitengegner, gestützt von Johann Adam von Ickstatt und Johann Georg Lori, wurde S. bereits im Studienjahr 1773/74 Dekan der phil. Fak. In den folgenden Jahren erstellte er refonnorientierte Lehrpläne, dozierte auch "Enzyklopädie der Wissenschaften", "Philosophische Gelehrtengeschichte" , ,,Allgemeine Weltgeschichte", Diplomatik und Numismatik. Als Leiter der Univ.- wie der ehemaligen Jesuitenbibliothek betrieb er beider Vereinigung gegen heftigen Widerstand der Exjesuiten. Gemeinsam mit Ickstatt und Lori stritt er für Studien- und Schulrefonnen im realistisch-utilitaristischen Sinne. Ickstatt übertrug ihm 1774/75 zeitweise die Direktion des Gymnasiums und der Realschule zu Ingolstadt. Sogar als künftiger "Condirektor" der Univ.,- anstelle des Favoriten Lori, scheint S. damals kurze Zeit im Gespräch gewesen sein. Die nach Ickstatts Tod im Herbst 1776 errichtete "Commission für Uni-
versitätssachen" begünstigte unter dem Einfluß Johann Kaspar von Lipperts die Exjesuiten und verdrängte deren Gegner aus den Prälatenorden von ihren Lehrkanzeln. Auch S. wurde aufgrund unzutreffender Denunziationen zu Ende des Studienjahres 1776/77 entlassen. In Stift Polling erstellte er das prächtige Bibliotheksgebäude, erteilte Unterricht und führte ein umfassendes "Commercium Litterarum". Am 20. 8. 1781 wurde er Hofbibliothekar in München, bald auch Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften und am 2. 5. 1783 des Geistlichen Rates. In dessen Auftrag überwachte er die Säkularisation des Chorherren stifts Indersdorf und führte die Verhandlungen mit dem Bistum Augsburg, die mit dem Konkordat vom 2. 4. 1785 zu einem vollen Erfolg für Bayern wurden. Im Generalstudiendirektorium zu München vertrat er dessen Direktor Propst Töpsl. Nach 1783 veröffentlichte er anonym eine wertvolle "Pragmatische Geschichte der Schulrefonnation in Baiern". Um die Wende 1785/86 machte er sich um die Bewahrung der Akad. der Wissenschaften verdient. Sein früher Tod war ein Verlust für Bayerns Geistesleben und Kirchenpolitik, auch für Stift Polling, für das Propst Töpsl ihn als Nachfolger ausersehen hatte. Q BayHStAM, KL Polling 144 f., 159, 163, Kasten schwarz 6194, GL 1489119; BSB, cgm 1906, 2200, 2939, 318511-4, 318711-7, 3199, 3208, clm 26460 (Korrespondenz); UBM, 2° Cod.ms. 410-414; OAM, B 1434; Bibliotbeque St. Genevieve, Paris, Ms. 907, 1156, 2537, 2570. W Diss. sur le veritable auteur d 'un ouvrage, intitule "Flores Psalmorum", Paris 1764; Oe synodo Neuenheimensi sub Tassilone Bojoariae duce celebrata, viri magnifici Herrnanni Scholliner disquisitioni coniecturas suas subiicit G[erhoh) St[eigenberger), Ingolstadt 1777; Historisch-literarischer Versuch von Entstehung und Aufnahme der kurfürstlichen Bibliothek in München, München 1784 (lateinische Übersetzung von Abbate F. A. Vitale: Diss. historico-litteraria de origine et incremento electoralis Bibliothecae Monacensis, Rom 1785); Literarisch-kritische Abhandlung über die zwo allerältesten gedruckten deutschen Bibeln, welche in der kurfürstlichen Bibliothek in München aufbewahret werden, München 1787; [an.) Pragmatische Geschichte der Schulreforrnation in Baiern nach ächten Quellen, München 1783. L ADB XXXV 577; DBA N. F.; Baader, Verstorb. U2 248 ff.; Prant! I 687 f., II 515; F. Lauchert, Briefe von Stefan Wiest O.Cist. an G. S., in: StMBO 21 (1900) 127-35, 285-306, 335-53; G. Lurz, Wer schrieb die "Pragmatische Geschichte der Schulreformation in Baiern"?, in: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 13 (1903) 31424; Ders., Die bayer. Mittelschule seit der Übernahme durch die Klöster bis zur Säkularisation, Berlin 1905; F. Zwerger, Geschichte der realistischen Lehranstalten in Bayern, Berlin 1914, 15 ff. u. ö.; G. Rückert, Der Augustiner-Chorherr G. S., in: Lech-Isarland 6 (1930) 17- 24 u. ö.; Kraus, Historische Forschung 321 u. ö.; P.
Steigenberger - Steiglehner Ruf, Säkularisation und bayer. Staatsbibliothek, Bd. I, Wiesbaden 1963, 2 ff.; Geist und Gestalt III (P); R. van Dülmen, Propst Franziskus Töpsl und das AugustinerChorherrenstift Polling, Kallmünz 1967, 78-84 u. ö.; Ders. (Hg.), Aufklärung und Reform in Bayern. Tl. I: Das Tagebuch des Pollinger Prälaten Franziskus Töpsl und seine Korrespondenz mit G. S. 1763-1768, in: ZBLG 30 (1969) 609-91 (P), Tl. 2: Die Korrespondenz des Pollinger Prälaten Töps1 mit G. S. 1773-1787, München 1970; R. Bauer, Der kurfürstliche geistliche Rat und die bayer. Kirchenpolitik 1768-1802, München 1971, 160-64 u. ö.; R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat J. C. v. Lippert in den Jahren 1758-1800, in: OA 96 (1972) 104 u. ö.; Buzas 73 ff.; Hammermayer, Ingolstadt 319 u. ö.; Ders., Akad. II 412 u. ö.; Ders., Zur Genese und Entfaltung von Aufklärung und Akad.bewegung im kath. Oberdeutschland und zum Anteil des bayer. Augustinerchorherrenstifts Polling (ca. 1717-1787), in: Festschrift G. Mühlpfordt, Bd. 2, Halle 1997, 481-507; R. A. Müller, Akad. Ausbildung zwischen Staat und Kirche. Das bayer. Lyzealwesen 1733- 1848, 2 Bde., Paderbom 1986, 39 u. ö.; Müller 77 ff. u. ö.; C. Jahn, Klosteraufhebungen und Klosterpolitik in Bayern unter Kurfürst Karl Theodor 1778-84, München 1994, 107 ff. u. ö. P Ölgemälde, Pfarrhof Polling.
L. Hammermayer
Steiglehner, Cölestin (Taufname: Georg Christoph), OSB, 17.8. 1738 Sündersbühl bei Nürnberg, t 21. 2.1819 Regensburg. V Arzt.
Nach seinem 1758 erfolgten Eintritt (Profeß: 4. 11.) in das Benediktiner-Reichsstift St. Emmeram zu Regensburg und seiner Priesterweihe 1763 lehrte S., der seine erste schulische Ausbildung u. a. bei den Nürnberger Deutschordensrittern und am Regensburger Jesuitengymnasium erhalten hatte, seit 1766 an der klostereigenen Hochschule Mathematik und Naturwissenschaften. Seit 1771 führte er in Zusamsammenarbeit mit der Societas Meteorologica Palatina zu Mannheim ein meteorologisches Tagebuch. Von Herbst 1781 bis 1791 bekleidete S. den Lehrstuhl für Physik und Mathematik an der Univ. Ingolstadt, 1786 war er Rector magnificus und wurde in dieser Eigenschaft als Repräsentant der Univ. zu den Jubiläumsfeierlichkeiten der Univ. Heidelberg abgeordnet. 1790 ernannte ihn die Bayer. Akad. der Wissenschaften zu ihrem Mitglied und beauftragte ihn mit der Betreuung ihrer meteorologischen Unternehmungen, doch wurde er bereits ein Jahr später, am 1. 12. 1791, zum Fürstabt von St. Emmeram gewählt. 1802 fiel das Reichsstift im Zuge der Säkularisation als Entschädigung an Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg, 1810 wurde es Bayern einverleibt und aufgehoben. Seither lebte S. als Privatmann in Regensburg. - Seine wissenschaftliche Bedeutung hängt in erster Linie mit seiner Leistung
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als Meteorologe zusammen, obgleich auch seine Lehrmethode in Physik, vor allem dank der von ihm selbst und dem Emmeramer Laienbruder Wendelin Caligari entworfenen und gebauten Instrumente, voll auf der Höhe der Zeit stand. Einzigartig war sein Verhältnis zur Meteorologie. Als erster Lehrer an einer deutschen Hochschule überhaupt las er über dieses Fach. Sein Entwurf für die Neueinrichtung der meteorologischen Publikationen der Münchener Akad. wurde auch von seinen Nachfolgern übernommen, von Bedeutung für die Forschung ist auch heute noch das meteorologische Tagebuch, das er Jahrzehnte hindurch täglich mit größter Gewissenhaftigkeit führte. 1776 erhielt er den zweiten Preis der Münchener Akad. für seine Preis schrift über die ,,Analogie zwischen der electrischen und magnetischen Kraft". Um den Preis bewarb sich auch der belgische Physiker Jan Hendrik van Swinden, der zu jener Gruppe von Gelehrten gehörte, die zur Jahrhundertwende nach Paris geholt wurden, um dort das Normalmeter festzulegen. Obgleich es diesem nicht gelang, das Problem zu lösen, da er die Frage der Analogie zu formal behandelte, erhielt er wegen seiner umfassenden Kenntnisse der wissenschaftlichen Diskussion eine Medaille zu zwanzig Dukaten, aber auch S. erhielt nicht den vollen Preis zu 50 Dukaten, sondern nur eine Medaille zu zehn, obwohl seine Arbeit an Klarheit und Prägnanz jene van Swindens übertraf und er mit seiner These von der Einheit der beiden Kräfte, der elektrischen und der magnetischen, der These auch Benjamin Franklins, die Zukunft für sich hatte. Seine Preisschrift enthielt auch eigenständige Versuche, welche die Wirkung von Elektrizität und Magnetismus auf die "Thierischen Körper" untersuchten. Sie waren mit Umsicht angestellt und erwiesen die bekannten med. Anwendungsmöglichkeiten der Elektrizität, Versuche mit den Magneten ergaben jedoch keine Wirkung. Damit stellte er die Wissenschaftlichkeit des Begründers des Mesmerismus, an den führende Mitglieder der Akad. glaubten, in Frage. Vermutlich war das die Ursache für die niedrige Einschätzung seiner Preisschrift, die in der Kritik hohes Lob erfuhr; van Swinden übersetzte sie sogar ins Französische. Ein bedeutsamer wissenschaftlicher Fortschritt war mit dieser Arbeit indessen nicht verbunden. Unter die führenden Naturforscher in Bayern darf man S. nur im Hinblick auf die Meteorologie einreihen. Auch als Fürstabt von St. Emmeram führte er sein meteorologisches Tagebuch weiter, trat aber wissenschaftlich nicht mehr hervor. W Observationes phaenomenorum electricorum in Hohen Gebraching et Prifling prope Ratisbonam factae et expositae, Regensburg 1773; Über die tägliche Ab-
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Steiglehner - Steinlein
wechslung des Steigens und Fallens des Quecksilbers im Barometer, in: Ephemerides Societatis Meteorologicae Palatinae anni 1782, Mannbeim 1783; Beantwortung der Preisfrage über die Analogie der Electricität und des Magnetismus, in: Neue Phil. Abhandlungen der Churbaier. Akad. der Wissenschaften 2 (1780) 227350. L ADB XXXV 593 ff.; DBA; DBA N. E; P. Heinrich, Kurze Lebensgeschichte des letzten Fürst-Abts zu SI. Emmeram in Regensburg, C. S., Regensburg 1819; Prant! I 689 f., Ir 516; Lindner 180-87 (W); Schaff 184 u. ö.; R. Grill, C. S., letzter Fürstabt von SI. Emmeram in Regensburg, München 1937; LThK 2 IX 1029; W. Bachmann, Die Attribute der Bayer. Akad. der Wissenschaften 1807-1827, Kallmünz 1966, 167; Geist und Gestalt III (P); Harnmermayer, Ingolstadt 136; Ders., Akad. Ir 105 u. ö.; Kraus, Naturwissenschaftliche Forschung 89 f. u. ö.; Ders., Naturwissenschaftliche Forschung an Regensburger Klöstern des Zeitalters der Aufklärung, in: J. Barthel (Hg.), Naturwissenschaftliche Forschung in Regensburgs Geschichte, Regensburg 1981,37 ff.; Müller 212 u. ö.; Ders., Das Heidelberger Univ.-Jubiläum des Jahres 1786. Der Reisebericht der Ingolstädter Prof. C. S. und Heinrich Palmatius Leveling für Kurfürst Karl Theodor, in: W. Doerr (Hg.), Semper apertus, Bd. 1, Berlin u. a. 1985,521-54; Müller, Vorfeld 353 f. u. ö. P Ölgemälde von Gottfried Valentin Mansinger, Bayer. Akad. der Wissenschaften, München. A. Kraus
Steinhart (Steinhardt, Stainhart), Franz, SJ, * 5. 2. 1669 Spalt bei Schwabach (Franken), t 21. 9. 1746 Neuburg a.d.D.
S. trat am 2. oder 28. 9. 1685 in das Noviziat des Jesuitenordens in Landsberg ein. 1687-90 hielt er sich zu phil. Studien an der Univ. Ingolstadt auf. Während dieser Zeit erhielt er am 8. 6. 1688 in Eichstätt die niederen Weihen. Anschließend unterrichtete er in Solothurn (1690-92) sowie am Gymnasium der Jesuiten in Luzern (1692-94). An letzterem Ort wirkte er zudem als Katechet im Spital. 1695-99 studierte er - wiederum in Ingolstadt - Theol. In den letzten Monaten seiner Studienzeit fanden auch die sukzessive vorgenommenen Weihen zum Subdiakon, Diakon und Priester (13. 3., 13. 4., 13. 6. 1699) statt. Nach Beendigung seiner Ausbildung wechselte er - für jesuitische Karriereverläufe ungewöhnlich - die Ordensprovinz. Er verließ die Germania superior und ging als Prof. der Phil. für einige Jahre an das zur Niederrheinischen Provinz gehörende Gymnasium in Hildesheim. Dort wurde 1702 auch ein von ihm verfaßtes Theaterstück zur Aufführung gebracht. Aus Hildesheim wieder in den süddeutschen Raum zurückgekehrt, lehrte S. zunächst wahrscheinlich in Regensburg, wo er am 2. 2. 1703 Profeß feierte. 1704-06 ist er als Prof. für den phil. Kurs an der Univ. Inns-
bruck, vom 15. 10. 1706 bis 1709 in gleicher Funktion in Ingolstadt belegt. Den theol. Kurs las S. erstmals 1710/11 - neben seiner Tätigkeit als Studienpräfekt - in Luzern. 1711-18 lehrte er dann in der theol. Fak. der Univ. Freiburg i.Br., deren Dekan er dreimal (Studienjahr 1712/13, SoSe 1714, SoSe 1717) war. Bereits vor seinem Amtsantritt war er am 28. 10. 1711 zum Dr. theol. promoviert worden. Während der Besetzung Freiburgs durch französische Truppen seit Herbst 1713 tat sich S. insofern hervor, als er zusammen mit einem weiteren Ordensbruder aus Konstanz, wohin sich die Jesuiten geflüchtet hatten, zu Beginn des Jahres 1714 in die okkupierte Stadt zurückkehrte und einen rudimentären Unterricht aufrechtzuerhalten suchte. Allerdings mußte er diesen Versuch nach kurzer Zeit wieder abbrechen. Erst seit der Jahreswende 1714/15 konnten die Jesuiten ihren Lehrbetrieb in Freiburg allmählich wieder aufnehmen. Seit dem 27. 11. 1715 amtierte S., der wichtige Urkundensamrn1ungen zur Freiburger Univ.geschichte anlegte, zudem als Vizerektor des Kollegs. Angesichts der herausgehobenen Rolle, die S. in Freiburg gespielt hatte, verwundert es nicht, daß er in der Folgezeit vom Orden mit verschiedenen Leitungsfunktionen betraut wurde. So hatte er nacheinander die Rektorate der Kollegien in Fribourg (3. 5. 1718 bis 19. 10. 1721) und Feldkirch (30. 10. 1721 bis 10. 11. 1724) inne, übernahm 1724-26 den Posten eines Kanzlers der Univ. Dillingen und leitete schließlich - nach einem Zwischenspiel in Augsburg (1726-28) - die Kollegien in Eichstätt (12. 4. 1728 bis Ende Mai 1731) und Amberg (8. 6. 1731 bis August 1734). Die letzten mehr als zehn Jahre seines Lebens verbrachte er in Neuburg a.d.D., wo er sowohl Kirchen- (1734-41) als auch Studienpräfekt (1741-45) am Ordenskolleg war. Von letzterem Amt ließ er sich 1745 wegen seiner angeschlagenen Gesundheit befreien. W Declamatio de Christo patiente scenica, Hildesheim 1702; Sacra veterum temporum turn etiam evangelica et apostolica historia in epitomen contracta, Augsburg 1727, Ingolstadt 1734; Historische allen Christen nuzliche Fragen und Antworten von Glaubens-SpaltungsSachen, Stadt am Hof 1738. L De Luca 76; Prant! I 506; Romstöck 384 f.; Sommervogel VII 1540, IX 820; Specht 279; Schaff 150; Duhr IVIl 264 u. Ö., IV/2 125; Huwiler 243; Matrikel LMU; W. Müller, Fünfhundert Jahre theol. Promotion an der Univ. Freiburg i.Br., Freiburg i.Br. 1957, 75; Kurrus I 117 u. Ö., Ir 133 u.ö; Ger! 427; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 271 f.; Strobel 195 f.; Valentin I 1118 f., Ir 461; ZürnlSpeck. M. Schaich
Steinlein, Martin Karl (1796-1849)
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Bd. 2
Stelzlin - Stengel Stelzlin, Jakob, * Inningen (Schwaben), t 15. 6. 1677 Ingolstadt. S. immatrikulierte sich 1649 an der Univ. Ingoi stadt und promovierte 1654 zum Dr. med. Noch im gleichen Jahr erhielt er ein Extraordinariat und las über galenische Med. Der 1556 zum Ordinarius avancierte S. bekleidete mehrfach das Amt des Rektors und hatte als akad. Lehrer einen vorzüglichen Ruf. W Theses ex universis institutionibus medicis, Ingolstadt 1660; Institutiones hygienicae de sobriae vitae commodis, seu synoptica delineatio vitae sobriae, Ingolstadt 1662; Positiones et quaestiones ex universa medicina, Ingolstadt 1669. L DBA; DBA N. F.; Kobolt 658; Prant! II 504; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 414. R. A. Müller
Stengel, Georg, SJ, * 24. 4. 1584 Augsburg, t 10.4. 1651 Ingolstadt. V Christoph, Verwalter.
S. trat am 5. 6. 1601 in Landsberg in die Societas Jesu ein; schon als Schüler von Matthäus Rader lernte er als seine Mitschüler Jeremias Drexel und Jakob Biderrnan kennen. Nach dem Studium der Phil. in Ingolstadt 1603-06 wurde S. von seinem Orden zunächst im Kolleg Porrentruy, dann 1608-10 am Münchener Jesuitenkolleg als Lehrer für Poesie eingesetzt. 161014 studierte S. schließlich Theo!. in Ingolstadt, seine öffentliche Disputation fand am 27. 5. 1614 statt. Anschließend wurde S. 161417 an der phil. Fak. der Univ. Dillingen als Prof. eingesetzt. Schon zuvor (1608) hatte der vielseitig begabte Jesuit damit begonnen, Dramen zu verfassen. Der in Dillingen 1617 aufgeführte ,,Marianus Triumphus" mit einer Besetzung von über 300 Personen war ein überwältigender Erfolg. Weitere Stücke, von denen z.T. nur die Periochen erhalten sind, folgten in stetiger Reihe bis mindestens 1630. Seine lyrische Produktion hat S. sogar schon 1605 begonnen ("Carrnen epicum pro Roberto Card. Bellarrnino contra ejus impugnatores"), beeinflußt wohl auch durch Jakob Gretser, dessen literarischen Nachlaß er nach dessen Tod 1625 verwaltete und z.T. edierte. 1618 wechselte S. an die Univ. Ingolstadt, zunächst als Prof. für Phil., ab 1621 als Prof. für Moraltheol., 1622-30 als Prof. für Dogmatik und Kontroverstheol. 1620 hatte er das vierte Gelübde abgelegt. Die frühen Theologenjahre sehen S. als Kontroverstheologen, etwa gegen den Exjesuiten und Tübinger protestantischen Theologen Jakob Reihing. Wie Jakob Gretser oder Laurentius Forer mußte auch S. gelegentlich aus Rom wegen überzogener Schärfe der Polemiken gemahnt werden. 1625 schrieb er im "Scarabaeus" ge27 Biograph. Hdb. I
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gen Reihings Rechtfertigungslehre; im selben Jahr begann er auch eine Reihe von Schriften über die Natur der Engel. Sein Wirken als Theologe war so erfolgreich, daß er am Ende auf mehr als 30 Äbte und Prof. als seine Schüler zurückblicken konnte. 1629-31 leitete er das Ingolstädter Jesuitenkolleg. Beim Einfall der Schweden 1632 floh er bis 1634 nach Salzburg. Seine Reflexion "Vis et virtus exemplorum" erschien 1634 als eine Art Trostbuch gegen die Schrecken des Krieges. Auch das bemerkenswerte Emblembuch "Ova paschalia" (1634), mit dem Ei als Symbol für Geburt und neues Leben, entstand in dieser Situation. Abgesehen von der Unterbrechung durch den Krieg leitete S. von 1631-40 als Rektor das Münchener Kolleg. Am Münchener Hof war S. ferner als Prinzenerzieher tätig. Außerdem war er - als Vorgänger Jakob Baldes - 1632-37 Leiter der "größeren" (lateinischen) Marianischen Kongregation in München. Im Rahmen dieser seelsorgerischen Tätigkeit schrieb er schon 1628 im Auftrag der Kongregation das Werk ,,Labyrinthi ab Aegyptiis positi laudes", das bald - wie viele seiner Werke - ins Deutsche übersetzt wurde. 1640-43 übernahm er das Rektorat der Univ. und des Collegium Hieronymianum in Dillingen, anschließend kehrte S. nach Ingolstadt zurück, wo er sich bis zu seinem Tod literarischen Arbeiten und der Seelsorge, insbesondere bei der Marianischen Kongregation, widmete. - S. war ein großer Kanzelprediger, besonders in seiner Münchener Zeit als Prediger an der Frauenkirche. Manche Predigten gab er gesammelt heraus, etwa eine Reihe von Fastenpredigten als die Exempelsammlungen ,,Exempla divinae irae" (1648) und ,,Exempla in septem capitalium vitiorum detestationem" (1649). Sein Hauptwerk aber erschien posthum im Jahre seines Todes: ,,De iudiciis divinis", eine vierbändige Sammlung von Exempeln über das Eingreifen der göttlichen Gnade in die Welt. S. war mit über 70 z.T. umfangreichen Titeln einer der produktivsten Schriftsteller seiner Zeit. Schon früh interessierte ihn, phil. wie theol., das Problem des Guten und des Bösen. Vor allem auch, wie es möglich ist, daß trotz Gottes Güte Monstrositäten in der Natur auftauchen, fragte er von der frühen Disputation 1617 ("Iudicium de arcanis quibusdam iisque malis naturae effectibus") bis ins umfangreiche Spätwerk (,,De monstris et monstrosis", 1647). Neben dem Interesse an der Theodizeefrage, die in diesen Themen liegt und ihn früh Nachsicht gegenüber Mißgestalteten empfehlen ließ, war es immer auch der Blick des Dramatikers und Predigers, der hier das Prodigium, das Unerhörte, das Exemplum sah. Über Exempla und ihre moralisch bessernde Wirkung vor allem seit der Kriegserfahrung
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Stengel - Stevart
von 1632 reflektierend, waren es die großen aszetisch-konsolatorischen Theodizee-Werke der Jahre gegen Kriegsende (,,Mundus vel mundi partes", 1645; "Croesus et Codrus" über Armut, 1648; ,,De honore dignis vel indignis", 1650; "Cibus esurientium" über Hunger, 1650; gesammelt mit anderen Texten in ,,De iudiciis divinis", 1651), die in gelehrten, aber auch populären Beispielen immer wieder neu Gottes Güte und Gerechtigkeit beweisen wollten. Q BayHStAM, GL 1482/1, 19, 1482/1II, 54, Jes. 762, Jes. 1362; BSB, cIm 2296 (Familienchronik), cIm 1610 f., 16 I 6 f., 4883, 25170; DiIIingen, Studienbibliothek XV 237 b, XV 247; UBM, 4° Cod. ms. 684.
W Carmen epicum pro Roberto Card. Bellarmino, Ingolstadt 1605; Disputatio philosophica de bonD et malo syllogismo, Dillingen 1616; Iudicium de arcanis quibusdam iisque malis naturae effectibus, DiIIingen 1617; Scarabaeus, Ingolstadt 1625; De natura et proprietatibus angelorum, Ingolstadt 1625; Libri duo de duobus apostatis, Ingolstadt 1627; Labyrinthi ab Aegyptiis positi laudes, Ingolstadt 1628; Vis et virtus exemplorum, Ingolstadt 1634; Ova paschalia, München 1634; Mundus vel mundi partes, 1645; De monstris et monstrosis, Ingolstadt 1647; Croesus et Codrus, Ingolstadt 1648; Exempla divinae irae, Ingolstadt 1648; Exempla in septem capitalium vitiorum detestationem, Ingolstadt 1649; Crucifix Betrachter, Ingolstadt 1650; De honore dignis vel indignis, Ingolstadt 1650; Cibus esurientium, Ingolstadt 1650; Opus de iudiciis divinis, 4 Bde., Ingolstadt 1651. - Predigtauszüge bei G. Lohmeier, Bayer. Barockprediger, München 1961; Periochenedition bei E. M. Szarota, Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet, München 1983. L DBA N. E; J. N. Brischar, Die kath. Kanzelredner Deutschlands, Bd. 2, Schaffhausen 1867, 774-806; Sommervogel VII 1546-59 (W); Specht 314 u. ö.; R. Schenda, Die deutschen Prodigiensammlungen des 16. und 17. Jh., in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 4 (1963) 687 ff.; Kraus, Personalbibliographien 127-52 (W); R. G. DimIer, The Egg as Emblem: Genesis and Structure of a Jesuit Emblem Book, in: Studies of Iconography 2 (1977) 85- 106; A. Schneider, Narrative Anleitungen zur praxis pietatis im Barock. Dargestellt am Exempelgebrauch in den ,,Judicia Divina" des Jesuiten G. S., Würzburg 1982 (P, W); E Rädle, G. S. als Dramatiker, in: Theatrum Europäum, Festschrift für E. M. Szarota, München 1982, 87- 108; A. P. Weißenberger, Die Brüder Karl und G. S., in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 18 (1984) 341-52; E Rädle, Die Briefe des Jesuiten G. S. an seinen Bruder, in: S. Neumeister/C. Wiedemann (Hg.), Res publica Iitteraria, Wiesbaden 1987; M. Mulsow, Exemplum und Affektenlehre bei G. S., in: Archiv für Kulturgeschichte 73 (199 I) 313-49; Jesuiten in Ingolstadt 169 (P).
P Ölgemälde, Stadtmuseum Ingolstadt.
M. Mulsow
Sterzinger, Franz Xaver, SJ, * 15. 11. 1686 Prutz (Tirol), t 29. 12. 1741 München. S. trat am 2. 12. 1702 in den Jesuitenorden ein.
Am 2. 6. 1705 erhielt er in Eichstätt die niede-
ren Weihen. Nach drei Jahren Studium der Phi!. und vier Jahren der Theo!. (vor 1715 war S. "theologus" des vierten Jahres in Ingolstadt) unterrichtete er insgesamt vier Jahre Grammatik (u. a. 1708/09 in Eichstätt, 1709 Luzern), ein Jahr Poesie, acht Jahre Phi!. (vorwiegend in Augsburg und Ingolstadt) und fünf Jahre scholastische Tbeo!. (Innsbruck). Am 15.3., 5.4. und 14.6. 1715 empfing S. - wohl in Eichstätt - die höheren Weihen. 1721 wurde er Prof. der Logik an der Univ. Ingolstadt, 1725 für fünf Jahr Prof. für spekulative Theo!. an der Univ. Innsbruck. Nach einem Aufenthalt im Neuburger Seminar war S. 1731-34 Rektor des Kollegs in Straubing. 1741 war er in München als Beichtvater und als Praefectus bibliothecae tätig. W Scientia media plene conciliata cum sacra doctrina angelici doctoris S. Thomae Aquin (Praes.; Resp.: P. I. D. Ruedl), Innsbruck 1728. L Mederer III 158; De Luca 64; Prantl I 542 u. ö.; Romstöck 385 f.; Sommervogel VII 1570; Ger! 429; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 115 f. B. Schönewald
Stevart (Stewart, Steuart), Peter, SJ, Lüttich, t 27. 4. 1624 Lüttich.
*
1547
V Jean, Schneider, M Catherine Hoen, Tochter eines Brauers in Elmuzt.
S. begab sich zum Studium der Phi!. nach Rom und trat in das Collegium Germanicum ein. Noch vor der Priesterweihe verließ er Rom und immatrikulierte sich am 22. 11. 1571 zum Studium der Theo!. an der Univ. Ingolstadt. Bischof Martin von Schaumberg verlieh ihm ein Kanonikat am Willibaldschor und übertrug ihm noch während seines Studiums die Leitung des Willibaldinums in Eichstätt, ferner wurde ihm die Pfarrei Adelschlag zugewiesen. 1584 wurde S., der bereits 1580/81 zeitweise Gregor de Valencia vertreten hatte, zum Dr. der Theo!. promoviert und neben Robert Turner und Paul Vizanus von Herzog Wilhelm V. zum Prof. der Theo!. an die Univ. Ingolstadt berufen. S. übernahm von Oktober 1584 bis 1618 die Professur für Exegese und machte sich in diesem Fach einen Namen; zu fast allen Paulus-Briefen verfaßte er Kommentare. Die ,,Apologia pro Societate Jesu" (1594) war eine großartige Verteidigungsschrift für den Jesuitenorden, die bald auch in deutscher Sprache aufgelegt wurde. S. erlangte bei allen wichtigen Univ.angelegenheiten Einfluß. Nachdem er im SoSe 1585 das Rektorat bekleidet hatte, wurde er im Zuge der auf eine Verlängerung der Amtszeit abzielenden Rektoratsreform im Oktober 1585 erneut gewählt und vom Herzog bestätigt. In seiner Eigenschaft als Rektor sandte S. Berichte über den Zustand der Univ. und die
Stevart - Stiborius alljährlich geforderten Namenslisten berühmter Studenten an den Landesherrn. Am 1. 5. 1598 erfolgte die Bestallung zum Pfarrer von St. Moritz, 1604 wurde S. Vizekanzler der Univ. und übernahm Aufsichtsfunktionen hinsichtlich der Geschäftsführung des Univ.kämmerers. Im WiSe 1616/17 stand er der Univ. erneut als Rektor vor. Am 1. 8. 1619 trat er aus Altersund Gesundheitsgründen von Professur, Vizekanzellariat und Moritzpfarre, wo ihm Leo Menzel nachfolgte, zurück. S., einer der ersten "Germaniker" im Bistum Eichstätt, verbrachte seine letzten Lebensjahre in Lüttich - er hatte dort ein Kanonikat zu St. Lambert inne, ferner ist er als "collegiatae ad Sanctos Apostolos praepositus" zu Köln bezeugt - und war unter Erzbischof Ferdinand von Bayern als Generalvikar tätig; 1622 resignierte er. - Die Verdienste von S. lagen neben seinen literarischen Aktivitäten in der energischen und erfolgreichen Tatigkeit als Rektor und Vizekanzler der Univ. Vor allem der Vollzug der Statuten unter seiner Leitung veranlaßte die Univ., S. trotz häufiger Abwesenheit im Amt zu bestätigen. Konflikte mit den Prof. der theol. und jur. Fak. blieben ob seiner Amtsführung nicht aus. Das soziale Engagement von S. wurde in einer Waisenhausstiftung sichtbar. Er unterstützte ferner die Univ.bibliothek durch Zuschüsse. Q BayHStAM, KÄA 4284, GL 148311; DAE, B 245; Stadtarchiv Ingo1stadt, A 30, 36; Stadtarchiv München, Briefsprotokoll Ingo1stadt 1611; UAM, F III, GG III/ll I,GGIX 111. W Epistolae D. Pauli ad Galatos expos., Ingo1stadt
1592; Exegesis in episto1am ad Ephesios, Ingo1stadt 1593; Apo10gia pro Societate Jesu, 0.0. 1594; Epistola D. Pauli ad Thessalonicenses posterior, ad certas quasdam conclusiones paraphrastice revocata, Ingo1stadt 1602. L ADB XXXVI 157 f.; DBA; Mederer II 51 ff. u. ö.; A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes quos Eichstadium ve1 genuit ve1 aluit, Eichstätt 1799, 41; Prant! I 405; Hurter II 793 f.; Duhr I 64 u. ö.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche, in: SHVI 45 (1926) 68 ff.; Mattikel LMU; LThK 2 IX 1067; 400 Jahre Collegium WillibaIdinum Eichstätt, hg. von den Prof. der Bischöflichen Phil.-Theol. Hochschule Eichstätt, Eichstätt 1964, 33 f. u. ö.; Seifert, Statuten 131 u. ö.; Seifert 394 u. ö.; Buzas-Resch 117; Kausch 47 f.; Schöner 452. P Grabstein, Moritzkirche Ingo1stadt.
B. Schönewald
Steyrwaldt, Andreas (1550-1615) Andreas
-->
Sylvius,
Stiborius (Stoberiein, Stöberie, Stübel), Andreas, t 1515 Wien oder Stockerau.
S., der Pleiskirchen als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 23. 4. 1479 an der Univ. 27*
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Ingolstadt und promovierte hier im März 1481 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1484 zum Magister. Später als alle anderen Magistranden dieses Jahrgangs, nämlich erst am 1. 5. 1484, wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen, und auch die Kooptation ins Fak.konzil vier Jahre später erwies sich als problematisch: Vermutlich wegen Zweifeln an seiner ehelichen Geburt lehnte fast die Hälfte der Fak. seinen am 1. 9. 1488 gestellten Antrag ab. Erst im dritten Anlauf hatte er am 12. 3. 1489 Erfolg. 1489-93 wurden S. immer wieder kleinere Ämter, z. B. das des Rechnungsprüfers (WiSe 1492/93), und spezielle Aufgaben von der Artistenfak. übertragen. Gleichwohl wurde er niemals zum Dekan gewählt. Vom 1. 5. 1489 bis mindestens Juli 1496 leitete S. die Lilienburse. An artistischen Lehrveranstaltungen sind das ,,Maius volumen Prisciani" (WiSe 1492/93) und die ,,Ars vetus" (SoSe 1494) belegt. Daneben widmete sich S. dem Theol.studium: 1488 wurde er zur Bibelvoriesung (Mt.) zugelassen, am 7. 9. 1490 zur Sentenzenvoriesung (3. Sent.), die er am 25.10. aufnahm. Viel bedeutender als seine theol. Studien wurde für S. jedoch seine Beschäftigung mit der Mathematik. Nach seiner eigenen Aussage in der "Praefatio" zu Georg Peurbachs Finsternistafeln von 1514 hatte S. den Predigermönch Aquinas Dacus zum Lehrer in der Mathematik, doch ist es unmöglich, über Ort, Zeit und Inhalt dieses Unterrichts nähere Angaben zu machen. Bereits Mitte der 80er Jahre bildete S. zusammen mit Johannes Stabius, Michael Putersaß und anderen einen Kreis von Ingolstädter Magistern und Studenten, die sich intensiver mit der Mathematik und hier vor allem mit der Astrologie beschäftigten. Doch erst durch die Begegnung mit Konrad Celtis Ende 1491 erhielten die Aktivitäten von S. eine weiterreichende Perspektive. Gemeinsam arbeiteten sie an der Verwirklichung des von Celtis entworfenen, die poetischen und mathematischen Fächer gleichermaßen umfassenden Bildungsprograrnms. Als räumliches Zentrum diente ihnen hierfür die von S. geleitete Lilienburse. S. war für die mathematischen Fächer zuständig, unter denen jetzt dank Celtis' Einfluß die vorher in Ingolstadt kaum betriebene Kosmographie den ersten Rang einnahm, gefolgt von der Instrumentenkunde. Als sich Celtis 1496 mit Abwanderungsabsichten trug, war es S., der gemeinsam mit Stabius im Herbst die Verhandlungen über die Berufung des Erzhumanisten nach Wien führte und diesem auch unverzüglich im WiSe 1497/98 dorthin folgte. Anfangs wieder nur Regens in der Artistenfak., erhielt S. in Wien später eine der bei den von Kaiser Maximilian I. 1503 eingerichteten mathematischen Lekturen. Außerdem wurde er mit kirchlichen Pfründen
420
Stiborius - Stöttlinger
versorgt, zunächst mit einem Kanonikat bei St. Stephan und zuletzt auch noch mit der Pfarrei Stockerau. - In den "Viri mathematici" von 1514 gibt Georg Tannstetter ein Verzeichnis von 16 Werken seines Lehrers S., dessen Aussagekraft jedoch zweifelhaft ist, da vermutlich auch nur geplante, niemals erschienene Schriften darin aufgeführt sind. Neben einem Band mit Determinationen zu Quodlibet-Disputationen und Schriften zur praktischen Theo!. finden sich in der Liste auch zehn naturwissenschaftliche Arbeiten, unter welchen wiederum die Instrumentenkunde dominiert. Dies deckt sich mit dem Befund der handschriftlich erhaltenen Werke von S., die ausschließlich diesem Gebiet entstammen. Erwähnenswert ist darüber hinaus das von S. gemeinsam mit Georg Tannstetter im Auftrag Maximilians I. für das 5. Laterankonzil abgefaßte Kalendergutachten, in welchem sich die Autoren bereit erklärten, den nach ihren Vorschlägen korrigierten Kalender auf 1500 Jahre im voraus zu berechnen. Die Wirkung der Werke von S. war, da außer dem Kalendergutachten nichts davon gedruckt wurde, eher gering. Dagegen darf der Erfolg seines pädagogischen Wirkens nicht unterschätzt werden. Neben Georg Tannstetter, der die mathematische Tradition des Celtis-Kreises wiederum an Peter Apian weitervermittelte, zählten wohl auch Jakob und Johannes Ziegler, Sebastian Sperantius und Johannes Aventinus zu seinen Schülern.
Stingelheim (Stinglhaim), SJ, Wilhelm von, * 3. 12. 1659 Schloß Kürn bei Regensburg, t 25. 8. 1736 Neuburg a.d.D. S. trat am 14. 9. 1675 in Landsberg ins Noviziat des Jesuitenordens ein und absolvierte 167881 an der Univ. Ingolstadt seine phi!. Studien. Das folgende Magisterium führte ihn an die Jesuitenkollegien München und Innsbruck. Für die theo!. Studien kehrte er 1685 zunächst nach Ingolstadt zurück, setzte diese dann aber bereits 1686 am Collegium Romanum fort. In Rom erhielt S. 1688 die Priesterweihe. S. wirkte 1689/90 als Prof. für Logik in München und lehrte dann 1690/91 an der Univ. Ingolstadt Hebräisch und Mathematik. Dieselben Fächer unterrichtete er 1692-95 in Dillingen, wo er 1693 seine Profeß ablegte. Anschließend übernahm er 1695-97 in Regensburg das Amt des Erziehers der Prinzen Lobkowitz, in der Folge versah er für zwei Jahre die PredigersteIle zu St. Michael in München. Ab 1700 bekleidete S. zahlreiche Ordensämter. Als Rektor fungierte er an den Kollegien in Trient (170002), Augsburg (1703-06, 1724-28, 1731-34), München (1706-09, 1715-21), Ingolstadt (171215) und Regensburg (1721-24, 1728-31). Zuletzt stand er seit 1734 dem Jesuitenkolleg Neuburg a.d.D. als Rektor vor. 1709-12 war S. dem Provinzial der Germania superior des Jesuitenordens als Socius beigeordnet. In München fungierte er zeitweilig als Beichtvater des späteren Kaisers Karl VII.
Q UAM, D III 1,0 I 2; Univ.archiv Wien, AFA IV (= Ph 9); H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Ce1tis, München 1934, 50 u. ö.
W Quaestiones logicae de objecto materiali et formali (Praes.; Resp.: N. Simerl), München 1690.
W De Romani calendarii correctione consilium in florentissimo studio Viennensi Austriae conscriptum et aeditum, Wien 1514 (mit Georg Tannstetter); Tabulae eclypsium Georgii Peurbachii. Tabula primi mobilis Joannis de Monte regio, Wien 1514 (mit Georg Tannstetter). - Ungedruckt: Canones saphee (BSB, clm 19689, f. 317-32, clm 24103, f. 22-38, clm 21405, f. 6984); Canones super instrumento universali quod organum Ptolomei vocant (BSB, clm 19689, f. 329-41, clm 24103, f. 35 ff., clm 24105, f. 85 ff.); Clipeus Austriae (BSB, clm 19689, f. 286 ff., Bischöfliches Archiv Augsburg, Ms. 81 III, f. 86-93). - Hg.: Libellus Linconiensis de phisicis lineis angulis et figuris, Nürnberg 1503. L DBA N. E; G. Tannstetter, Viri mathematici quos inclytum Viennense gymnasium ordine celebres habuit, in: G. Tannstetter/A. Stiborius, Tabulae eclypsium Georgii Peurbachii. Tabula primi mobilis Joannis de Monte regio, Wien 1514; Mederer I 40; G. Bauch, Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901,33 u. ö.; Ders., Die Rezeption des Humanismus in Wien, Breslau 1903, 128 ff. u. ö.; Kausch 235; H. Grössing, Humanistische Naturwissenschaft, Baden-Baden 1983, 174-81 u. ö. (W); C. Bonorand, Joachim Vadian und der Humanismus im Bereich des Erzbistums Salzburg, SI. Gallen 1980,213 f.; Schöner 205-14 u. ö. C. Schöner
L Romstöck 386 f.; Sommervogel VII 1582; Specht 289 u. ö.; Schaff 143; Ger! 430; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 272 ff.; Strobel 103 f. E. Droß
Stöttlinger (Staetlinger, Stelinger), Mathias, SJ, * 19. 2. 1693 Ruhstorf bei Eggenfelden, t 22. 3. 1767 Augsburg. V Mathias, Gastwirt t 20. 4.1740, M Maria,
t
und Jäger 10.5.1727.
zu
Ruhstorf,
S. trat am 9. 10. 1714 in den Jesuitenorden ein und verbrachte das Noviziat in Landsberg. Die üblichen phi!. und theo!. Studien absolvierte er in Ingolstadt. 1717 empfing er die niederen Weihen. Nach melnjährigem Magisterium mit zwischenzeitlicher Priesterweihe in Eichstätt (26. 5. 1725) und dem Tertiat unterrichtete S. 1727/28 in Innsbruck Rhetorik und 1728/29 in Straubing Logik; dort legte er am 2. 2. 1729 das vierte Gelübde ab. 1729 oder 1730 ging er nach München, wo er bis 1731 Phi!. lehrte und am Gymnasium als Beichtvater tätig war. 1731-34 hielt er an an der Univ. Ingolstadt den dreijährigen phi!. Kurs. Anschließend lehrte er am Kolleg Luzern (1734-37) und an den Univ.
Stöttlinger - Stolzenburg Freiburg i.Br. (1737/38, am 29. 10. 1737 Promotion zum Dr. theol.), Innsbruck (1739-42) und Ingolstadt (1743-46) Theol. In der Folgezeit wurde er vom Orden als Regens des Konvikts St. Hieronymus in Dillingen (1746/47) und Rektor am Kolleg Augsburg (1748-51, 1756-59) eingesetzt. Nachdem er 1751-56 Socius des Provinzials gewesen war, avancierte er am 17. 5. 1759 selbst zum Provinzial der Oberdeutschen Provinz (bis 1. 11. 1762). 1762-65 stand er dem Münchener Kolleg, 1765-67 erneut dem Augsburger Kolleg als Rektor vor. Die Amtszeit als Provinzial fiel in die Zeit vor der Aufhebung des Jesuitenordens (1773). Bereits 1761 trafen aus anderen Ländern vertriebene Jesuiten in Dillingen ein. In einem Schreiben des Ordensgenerals wurde S. zum geduldigen Ertragen und zu vermehrten Andachtsübungen aufgefordert. S. wurde auch bezüglich des Predigers Franz Neumayr aus München, dessen Predigt über den Probabilismus aus dem Jahr 1759 auf den Index gesetzt wurde, zu einer ähnlich defensiven Haltung aufgefordert. Der Ordensgeneral empfahl dem Provinzial S. Stillschweigen über die Predigt und ihre Veröffentlichung. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. 146, Mscr. VI 18, Mscr. XI 26/4, Mscr. XVII 21 71; Archivum Romanum Societatis Jesu, Ca!. 1727-67 in G. Sup. (Briefindex), G. Sup. 64 (Nekrolog).
W Panoplia seu methodus polemica, qua brevissime redargui possunt hodierni Romanae ecclesiae adversarii (Resp.; Praes.: C. Leopold), Augsburg 1714. - Ungedruckt: Summulae logicae, 1747 (BSB, clm 24969), Lectiones theologicae, 1747 (BSB, clm 25167). L DBA; Mederer III 182 u. ö.; Prant! I 523 f.; Romstöck 387 f. (W); Sommervogel VIII 1594 f. (W), Duhr lVII 227 u. ö., IV/2 5 u. ö.; Specht 110; Schaff 153; Gerl432; Strobel 111; Böhme 116 f.; Kurrus 11 311. B. Schönewald
Stolzenburg (Stolzenberg, von Utrecht), Gisbert (Ghysbertus) von, * Utrecht, t Anfang April 1499, D Leipzig, Paulinum.
S. immatrikulierte sich am 14. 4. 1454 an der Univ. Wien, die in diesen Jahren wegen der teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Stadtbürgern, der Konflikte der Univ. mit dem Wiener Magistrat bzw. mit Kaiser Friedrich III. und der Disziplinlosigkeit vieler Studenten erheblichen Spannungen ausgesetzt war. Über den weiteren Verlauf seines Studiums, das er mit der Promotion zum Dr. beider Rechte abschloß, ist nichts bekannt. Um 1479 beriet S. neben anderen Rechtsgelehrten den Nürnberger Magistrat bei der Reform des Stadtrechts. Im Sommer 1483 wurde er auf eine Lektur für Zivilrecht an die Univ. Ingolstadt berufen, in deren Matrikel er sich
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am 5. 8. 1483 eintrug. Für seine Tatigkeit erhielt er eine Besoldung von 80 Gulden, die Ende 1484 auf 95 Gulden angehoben wurde. Ende 1486 wechselte er innerhalb der jur. Fak. auf die erste kanonistische Professur. Trotz seines hohen Ansehens als Gelehrter und Rechtsberater war S. als Univ.lehrer nicht unumstritten. 1484 weigerte er sich, die Wahl zum Rektor anzunehmen, vermutlich weil er die große Arbeitsbelastung dieses Amts scheute. Deshalb verhängte der Senat der Univ. eine Strafe gegen ihn. Im Frühjahr 1487 kam es wegen der Maßregelung zweier Scholaren durch S., weil diese sich nicht an die Sitzordnung im Auditorium gehalten hatten, sogar zum Abbruch der Vorlesung, in der Folge zu gewalttätigen Provokationen und zu einer gemeinsamen Protestschrift der adeligen Studenten an den Herzog. Doch konnte sich S. offensichtlich erfolgreich rechtfertigen, wobei er gleichzeitig um Dispens von seinen Lehrveranstaltungen bis zur Bestrafung der beiden Scholaren bat. 1488 führte die unbegründete Terminverschiebung einer Vorlesung zu Unmut unter den Studenten. Im SoSe 1490 wurde S. erneut zum Rektor gewählt. Doch versah er dieses Amt nur kurzfristig, da er im selben Jahr in den Ratsdienst Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut übertrat. Am 24. 9. 1490 leistete er in Ingolstadt den dafür vorgeschriebenen Eid. 1496 wurde S. an die Univ. Leipzig berufen, wo er sich zum WiSe immatrikulierte und bis zu seinem Tod am Collegium Juridicum lehrte. 1498 versuchte er, sich wieder nach Ingolstadt auf die vakante Professur Gabriel Baumgartners zurückzubewerben, doch wurde sein Gesuch zurückgewiesen, da S. eine zu hohe Besoldung sowie eine Beteiligung an seinen Umzugskosten forderte und außerdem in Ingolstadt noch ungetilgte Schulden hatte. Nicht zuletzt hatte sich der Administrator des Hochstifts Freising, Pfalzgraf Ruprecht, bei Herzog Georg für seinen Erzieher Theodor Reisach eingesetzt, der dann die Professur erhielt. - S. war ein angesehener Rechtsgelehrter, der jedoch kein bedeutsames wissenschaftliches Werk hinterließ. Nach seinem Tod kam es wegen der bei der Artistenfak. in Ingolstadt noch offenstehenden Schulden von S., die aus einer für ihn geleisteten Lösegeldzahlung der Fak. von 1488 stammten, zu einem Streit der Univ. mit dem Paulinum in Leipzig, dem S. sein Vermögen vermacht hatte. Q BayHStAM, Oefeleana 76, Neuburger Kopialbücher 103; UAM, EIl.
L Mederer I 24 f. u. ö.; Prant! I 73 u. Ö., 11 96 u. ö.; G. Erler (Hg.), Die Matrikel der Univ. Leipzig, Bd. I, Leipzig 1895, 415; E. Friedberg, Die Leipziger Juristenfak. Ihre Dr. und ihr Heim, Leipzig 1909, 125 u. ö.; B. Wagner, Die strafrechtliche Spruchtätigkeit der Juristenfak. Ingolstadt vom 15. bis zum 18. Jh., Diss. Er-
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Stolzenburg - Stratius
langen 1924,67; Matrikel LMU; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 133; Ders., Klerus und Laienwelt in der Kanzlei der baier. Herzöge des 15. Jh., in: ZBLG 29 (1966) 258; Seifert, Statuten 260-78; Seifert 36 ff.; Wolff 273 u. ö.; R. A. Müller, Univ. und Adel. Eine soziokulturelle Studie zur Geschichte der bayer. Landesuniv. Ingo1stadt 1472-1648, Berlin 1974, 121; P. Uiblein, Die Wiener Univ., ihre Magister und Studenten zur Zeit Regiomontans, in: G. Hamann (Hg.), Regiomontanus-Studien, Wien 1980, 395-432; Schöner 184. A. Edel
Storer, Franz, SJ, * 17. I. 1617 Konstanz, t um 1662 Äthiopien. S. trat am 3. 9. 1635 ins Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. 1636 besuchte er das Jesuitenkolleg Ingolstadt, 1637 kehrte er nach Landsberg zurück. Ab 1641 studierte S. Theo!. in Ingolstadt, 1645 wurde er zum Priester geweiht. 1646 erwarb S. in Ingolstadt den Magistergrad, anschließend war er dort 1646-50 Prof. für H!. Schrift, Mathematik und hebräische Sprache. 1650 reiste als Missionar nach Indien, dann Äthiopien, wo er nach 1658 (letzter Brief) verschollen blieb. Q DAE, B 186 (Historia Collegii Ingolstadtensis); C. Beccari (Hg.), Rerum Aethiopicarum Scriptoris, Bd. 13, Rom 1913. L DBA N. F; Mederer 11 311 f. u. ö.; Freninger 28; Prant! I 444; Romstöck 389 (W); A. Huonder, Deutsche Jesuitenmissionäre des 17. und 18. Jh., Freiburg i.Br. 1899, 197; Sommervogel VII 1602 (W); Duhr 11 2 u. ö.; Schaff 109; Matrikel LMU; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 274. F Kramer
Stoz, Johann, SJ, * 5. 5. 1619 Mückhausen bei Schwabmünchen, t 10.4.1696 Amberg. S. besuchte den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt (als "Iogicus" am 19. 2. 1636 in der Matrikel verzeichnet) und trat am 18. 10. 1638 der Societas Jesu bei. 1653-56 unterrichtete er den phi!. Kurs an der Univ. Ingolstadt, danach lehrte er u. a. Kasuistik am Jesuitengymnasium in Amberg (1658) sowie kanonisches Recht an den Univ. Dillingen (1667-71) und Innsbruck (1672 und 1674-77), wo er auch als Prof. der Kontroverstheo!. (1673) an der theo!. Fak. tätig war. Auf seine Ingolstädter Tatigkeit gehen mehrere gedruckte Disputationen zurück sowie eine für den Phi!. unterricht verfaßte Handschrift. Daneben verfaßte S. eine vor allem auf der "Istoria dei Concilio di Trento" des Kardinals Sforza Pallavicino basierende Geschichte des Konzils von Trient und vollendete und erweiterte die von seinem gleichfalls dem Jesuitenorden beigetretenen Bruder Matthäus begon-
nene Umarbeitung eines von diesem bereits 1661 veröffentlichten Werks über die Beichte, die S. 1684 unter dem Titel "Tribunal poenitentiae" herausgab. W Corpus natvrale essentialiter svmptum (Praes.; Resp.: J. F Weiss), Ingolstadt 1656; Tribunal poenitentiae, Dillingen 1684, verbesserte Auflage Bamberg 1756; Succincta relatio historica de gestis in sacrosancto generali concilio Tridentino, Dillingen 1695. - Ungedruckt: Lexicon dialecticvm sive brevis quorundam philosophorum terminorum expositio. Anno 1653; zusammengebunden mit: Cvrsvs philosophicvs a reverendo P. Joanne Stoz dictatus a me Joanne Plac. Alb. Bader conscriptus inceptus Anno 1653 (UBM, 4° Cod. ms.616). L ADB XXXVI 479; Mederer 11 332 u. ö.; De Luca 60; Rixner 160; G. Calenzio, Esame critico-Ietterario delle opere riguardanti la storia dei concilio di Trento, Rom-Turin 1869, 79 ff.; Sommervogel VII 1602 f. (W); Specht 291 u. ö.; Schaff 137; Matrikel LMU; H. Jedin, Das Konzil von Trient. Ein Überblick über die Erforschung seiner Geschichte, Rom 1948, 139; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Ferdinandeums 31 (1951) 159; Hurter IV 304, 520 f.; Gerl 433; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 275 ff. H. Zedelmaier
Stratius (van der Strat), Nikolaus, SJ, * 28. 12. 1604 Saint-Omer (Departement Pasde-Calais), t 10. 10. 1657 Dillingen. Als Phi!.student am 15. 10. 1622 in Douai in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, wurde S. nach dem Noviziat ab 1625 als Lehrer der Grammatik in Ingolstadt eingesetzt. Hier absolvierte er 1626-29 an der Univ. seine theo!. Studien, wurde 1629 zum Priester geweiht und ging dann 1629/30 nach Ebersberg ins Tertiat. Aus Porrentruy kehrte S. am 22. 10. 1631 nach Ingolstadt zurück, um bis 1634 an der Univ. einen der üblichen phi!. Dreijahreskurse zu halten. Im Anschluß an ein kurzes Zwischenspiel als Beichtvater im bayer. Feldlager lehrte er 1634/35 in Dillingen Metaphysik und 1635-37 Moraltheo!. in München. Im Februar 1537 wurde S. zum Beichtiger und Instruktor Herzog Maximilian Heinrichs von Bayern bestellt und begleitete den künftigen Koadjutor des ebenfalls aus dem Hause Wittelsbach stammenden Erzbischofs von Köln an den kurfürstlichen Hof. Wahrend Maximilian Heinrich in Löwen Theo!. studierte, diente S., der nach Ablegung der Profeß am 6. I. 1638 mittlerweile zur ordensinternen Führungsschicht gehörte, 1644-48 auch dessen Bruder, dem späteren Bischof von Freising und Regensburg Albrecht Sigmund, als geistlicher Lehrer. Nachdem Maximilian Heinrich 1650 selbst den Kölner Bischofsstuhl bestiegen hatte, kam es zu Unstimmigkeiten mit der von Günstlingen beherrschten Umge-
Stratius - Strobel bung des Erzbischofs, derentwegen S. 1653 demissionierte und nach Dillingen ging, wo er 1653/54 als Studienpräfekt und von 1653 bis zu seinem Tod als Prof. für Moraltheo!. tätig war. L Mederer II 259; Prantl I 444; Romstöck 390 u. ö.; J. Denk, Beiträge zur Geschichte des Jesuiten-Gymnasiums in Ingolstadt, in: SHVI 23 (1898) 19; Specht 281 u. ö.; Duhr IV2 280 ff., III 857; B. Duhr, Zur Geschichte des Jesuitenordens: Aus Münchner Archiven und Bibliotheken I, in: HJb 25 (1904) 164; Schaff 80; Gerl 434; Popp 243; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993, 143 u. Ö. U. Neumann
Strobel, Franz, SJ, * 17. 10. 1615 München, t 10. 1. 1674 Innsbruck. V Hieronymus, Kammerdiener.
Nach dem Besuch des Münchener Jesuitengymnasiums wurde S. am 24. 10. 1633 ins Noviziat der Societas Jesu aufgenommen. 1635-38 durchlief er den phi!. Dreijahreskurs in Ingolstadt und absolvierte anschließend das Magisterium am Münchener Gymnasium. 1642-46 studierte er Theo!. an der Univ. Ingolstadt. Nach der Priesterordination ging er als Lehrer der Dialektik nach München. Das dritte Probationsjahr 1647/48 erfüllt, wurde S. am 15. 9. 1648 als Logikprof. in die Matrikel der Univ. Ingolstadt eingetragen. Hier legte er 1650 Profeß ab. Nachdem er den phi!. Dreijahreskurs gelesen und 1651/52 als Minister des Ingolstädter Kollegiums fungiert hatte, übernahm S. an der Univ. Dillingen den phi!. Kurs. Kurzzeitig bekleidete er 1653 das Amt des Ministers am Münchener Kolleg, ehe er noch im selben Jahr zum Rektor des Augsburger Kollegs bestimmt wurde. Dem Rektoratstriennium folgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Dogmatik an der Univ. Ingolstadt. Diesen hatte er bis zum Amtsantritt als Rektor der Univ. Dillingen am 5.9. 1662 inne. 1668 ging er von Dillingen zurück nach Ingolstadt, wo er bis 1671 das Kolleg leitete. S. war zuletzt Instruktor des Probehauses in Ebersberg. Er hinterließ drei phi!. Disputationen und einen theo!. Traktat. W Conclusiones philosophicae ex logica, physica, et metaphysica, Ingolstadt 1653. L DBA; Mederer II 317 u. ö.; Sommervogel VII 1646 f. (W); Romstöck 390 ff. (W); Specht 270 u. ö.; Duhr III 121 u. ö.; Schaff 137; Matrikel LMU; Ger! 435; Leitschuh 1 67; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 277 ff. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Strobel, Jakob. S. immatrikulierte sich am 10. 10. 1480 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort
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Salzburg angab, und promovierte im Juni 1482 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1484 zum Magister. Am 12. 3. 1484 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen, nach vierjähriger Wartezeit am 12.3. 1488 ins Fak.konzi!. Am 23. 7. 1491 übernahm er die Leitung der Rosenburse, die er auch noch im September desselben Jahres innehatte. Vom 26. 4. 1492 bis 4. 3. 1493 war er Konventor der Adlerburse. An Lehrveranstaltungen sind im WiSe 1492/93 das "Exercitium posteriorum", im SoSe 1493 die "Parva logicalia", im WiSe 1493/94 die "Libri topicorum" und im SoSe 1494 das ,,Maius volumen Prisciani" belegt. Im SoSe 1493 fungierte S. als Dekan der Artistenfak. Obwohl er nach der Promotion zum Magister noch mindestens zehn Jahre in Ingolstadt blieb, ist nichts über ein Studium an einer der höheren Fak. bekannt. Ein letztes Mal ist er im WiSe 1494/95 faßbar, als er eine Strafe wegen versäumter Disputationen bezahlte. Danach verliert sich seine Spur. Q UAM,OI2,OV I. L Real 29; Schöner 485 u.
Strobel, Stefan,
t
Ö.
C. Schöner
1530 Ingolstadt.
S., für den als Herkunftsort Ingolstadt bezeugt ist, immatrikulierte sich am 1. 3. 1515 an der Univ. Ingolstadt und promovierte bereits im September 1516 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1519 zum Magister. Am 13. 3. 1519 wurde er ins Gremium aufgenommen. Um 1522 übernahm er die Engelsburse und gelangte am 17. 3. 1522 in seiner Funktion als Konventor ins Konzil der Artistenfak. Gleichzeitig widmete sich S. dem Studium der Med., welches er 1527 mit der Promotion zum Dr. abschloß. Kurz darauf ließ er sich als Arzt in Regensburg nieder, konnte sich dort jedoch nur kurze Zeit halten, da man ihm einen Kunstfehler anlastete, der zum Tod einer jungen Frau im Bad führte. S. kehrte nach Ingolstadt zurück und erhielt hier eine Lektur an der med. Fak., die er bis zu seinem Tod innehatte. Im SoSe 1529 und im WiSe 1529/30 fungierte er als Dekan der Fak., wobei ihm sein Nachfolger Hieronymus Leicht Nachlässigkeit in der Amtsführung und Veruntreuung von Fak.geldern vorwarf. - In Ingolstadt hat S. weder in der Artistenfak. noch in der med. Fak. bleibende Spuren hinterlassen. Werke von ihm sind nicht bekannt. Q UAM, GG III/22, N II 1,0 IV 1,0 IV 2. L Mederer I 124 u. ö.; Prantl 1 198; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 130; Liess 130; Schöner 351 f. C. Schöner
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Strohmayr - Stürzer
Strohmayr (Stromair), Balthasar, SJ, * 12. 2.1650 Obererding (Oberbayern) oder München, t 12. 11. 1715 München.
ließ keine Schriften. Er hatte sich hohe Wertschätzung im karitativen und seelsorgerischen Bereich erworben.
S. wurde nach dem Abschluß des Münchner Gymnasiums am 9. 10. 1665 ins Noviziat des Jesuitengymnasiums aufgenommen. Den phil. Dreijahreskursus durchlief er 1668-71 an der Univ. Ingolstadt. S. absolvierte das Magisterium u. a. am Gymnasium von Amberg und in Neuburg a.d.D., wo seine Anwesenheit 1672/73 belegt ist. Das Tertiatsjahr leistete er 1679/80 in Aitötting ab. Im Anschluß las er zwei phil. Dreijahreskurse erst in Dillingen 1680-83, dann an der Univ. Ingolstadt. 1688 kehrte er als Prof. für Dogmatik nach Dillingen zurück. In gleicher Funktion war er ab 1691 am Ingolstädter Kolleg tätig. Vom 12. 10. 1702 bis zu seinem Tod wirkte S. als Instruktor und Rektor des Probationshauses in Altötting. S. war als Autor von gedruckten phil. und theol. Disputationen äußerst rührig. Ihm zugeschriebene Kompendien und Editionen sind entweder anonym erschienen oder nicht überliefert.
Q BSB, clm 1381 (1. A. Oefele, Elogia theologorum
L DBA; Mederer III 48 u.ö; H. v. Lang, Geschichte der Jesuiten in Baiern, Nürnberg 1816, 185; Rixner 156 f.; Sommervogel VII 1647 ff., IX 365 (W); Romstöck 392 ff. (W); Specht 286 u. ö.; Duhr lVII 237, III 123; Schaff 140; Matrikel LMU; Leitschuh 1178; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 279-86.
K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Stuber, Johann Jacob, * 9. 7. 1653 Dachau, t 4. 9. 1713 Ingolstadt, DIngolstadt, St. Moritz. V Philipp, Mesner, M Helena.
S. war Zögling des Münchner Jesuitengymnasiums, das er 1671 abschloß. Er ging nach Ingolstadt, trat am 30. 12. 1671 in das Seminar St. Hieronymus ein und absolvierte die phil. und theol. Studien. 1693 wurde er zum Dr. theol. promoviert. Vier Jahre später rückte er an der Univ. Ingolstadt anstelle des verstorbenen Johann Georg Zöpfel auf den Lehrstuhl für Exegese und die damit verbundene Pfarre von St. Moritz in Ingolstadt. Zum Zeitpunkt seines ersten Rektorats im SoSe 1699 war er bereits zum Rat des Kaisers, des Kölner Erzbischofs und des Eichstätter Fürstbischofs ernannt worden. "Protestantibus quidem aliis quibusdam professoribus" (Mederer III 98), konnte S., mittlerweile auch Rat des Freisinger Bischofs, den Statuten widerlaufend, mit herzoglicher Exemtion schon im SoSe 1700 erneut dieses Amt bekleiden. Sein drittes Rekorat fiel auf das WiSe 1706. Zuvor war er auf ein Kanonikat von St. Andreas in Freising präsentiert und zum apostolischen Protonotar ernannt worden. Ferner versah S. im Laufe der Zugehörigkeit zur theol. Fak. sechsmal das Dekanat. S. hinter-
illustrium Ingo1stadiensium ex auditorio theologico); UAM, GG IWII IL
L Mederer 133 u. ö.; L. Westenrieder, Denkschrift auf Johann Nepomuk Mederer, in: Bey träge zur vaterländischen Historie 9 (1812) 102; 1. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836) in: SHVI 45 (1926) 90 f.; Ders., St. Moritz in Ingolstadt, Kirche und pfarrei: auf Grund urkundlicher Quellen dargestellt, in: SHVI 47 (1928); Matrikel LMU; S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 32 (1969) Nr. 8, 29; Leitschuh I 204.
P Ingolstadt, St. Moritz. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Stuber, Johannes, * Lippertshofen bei Eichstätt, t 22. 5. 1623 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD Elisabeth Fischer, t 29. 6. 1632. V Bauer.
Nach Studien in Eichstätt wurde S. am 19. 4. 1592 als "logices studiosus" an der Univ. Ingolstadt immatrikuliert. Hier erlangte er den artistischen Magistergrad und gegen 1600 das Doktorat bei der Rechte. Er wirkte für kurze Zeit als ,,Regimentsrat" in Burghausen, trat jedoch schon im März 1601 in Ingolstadt als Extraordinarius an die Stelle des Zivilisten Hieronymus Rath. Nach erfolgreicher Probezeit wurde er am 28.8. desselben Jahres als Prof. der Institutionen ordiniert. Anfang 1606 übernahm er den Lehrstuhl für die Pandekten, die er bis zu seinem Lebensende lehrte. In den WiSe 1616 und 1622 ist er als Dekan der jur. Fak. nachweisbar. S., der zugleich am Reichskammergericht in Speyer praktizierte, hinterließ mehr als 25 zivilrechtliche Disputationen. Q BayHStAM GL 1479, 1482 f.; UAM, G IX 2, E L W Disputatio de pignoribus et hypothecis (Resp.; Praes.: H. Rath) , Ingolstadt 1599; Celebriores aliquot iuris feudali controversiae, Ingolstadt 1623. L DBA; Mederer II 129 u. ö.; Prant! I 419 f., II 499, J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirehe (1418-1829), in: SHVI 44 (1925) 164 f.; Matrikel LMU; Wolff 138 f. u. Ö. H. Wolff
Stürzer, Joseph Michael Sigismund (von), * 18. 8. 1776 Hemau (Oberpfalz), t 17.9. 1837 München, kath. V Michael, Lebzelter, M Maria Katharina Nöger, Tochter eines Wachsziehers.
Der Taufpate, ein Mesner und Schulmeister, mag dem Kind aus unvermögendem Elternhaus zur höheren Schulbildung verholfen haben, die
Stürzer - Sutor von der Priesterausbildung in Regensburg zum Studium der Phi!. und Rechtswissenschaft nach Ingolstadt führte und mit dem Erwerb des Dr. jur. 1796 die Möglichkeit zur glänzenden jur. und wissenschaftlichen Laufbahn erschloß. Ab 5. 7. 1799 Priv.-Doz. der Rechte für die albertinischen Stipendiaten in Ingolstadt mit Gehalt, 1800 Repititor für Zivilrechtsstudenten an der Univ. Landshut, erhielt er aufgrund seiner Fähigkeiten Sitz und Stimme bei den Fak.prüfungen. Der StaatsrechtIer Nikolaus Thaddäus Gönner setzte den Habilitanden Ende 1801 vor Franz Xaver Krüll zum Extraordinarius des Römischen Rechts durch, die Fak. erhob ihn zum Beisitzer des Spruchkollegiums und beantragte beim Ministerium am 25. 8. 1802 das Ordinariat, erreichte aber nur eine einmalige Zulage zum Honorar der Vorlesungen. Am 20. 2. 1804 verlor die Univ. den fahigen, aber mittellosen Dozenten; er wurde Hofgerichtsrat in Bamberg. Für den beliebten Juristen begann eine steile Karriere im Staatsdienst schon während der französischen Einquartierung: am 24. 4. 1807 Oberster Justizrat in Bamberg, ab 29. 9. 1808 Oberappellationsgerichtsrat in München, hatte er wesentlichen Anteil an der Ausarbeitung der bayer. Verfassung. Die umfassenden Kenntnisse in der Gesetzgebung machten ihn unentbehrlich, so daß er zur ersten Sitzung der vorbereitenden Kommission für die Erneuerung der Strafprozeßordnung vorn 4. 6. 1823 berufen wurde, der u. a. auch Georg Friedrich Puchta, damals Prof. an der Univ. Erlangen, und Landrichter Franz Joseph Häcker, später Prof. an der Univ. München, angehörten. Am 24. 9. 1826 wurde der am 9. 4. 1825 von Max I. Joseph zum Ritter des Civil-Verdienstordens ernannte S. von Ludwig I. zum Honorarprof. mit Funktionsgehalt für Zivilrecht in München ernannt und las unter Berücksichtigung der neuesten Gesetzgebung bayer. Zivilrecht samt Praktikum. In dieser Funktion wurde ihm am 20. 11. 1835 das Nominalfach eine einmalige Konstruktion - neben Hieronymus Bayer übertragen. Sein Leben - überlastet als Vertreter Bayerns in der Univ., ab 1829 zur Revision des Strafgesetzbuches mitherangezogen, seit 27. 1. 1832 Ministerialrat im Justizministerium, an der Weiterentwicklung des Zivilrechts beteiligt, 1831, 1834 und 1835 Landtagsmitglied in der Eigenschaft eines RegierungskiJmmissärs und 1837 noch als Staatsrat in der Kammer der Reichsräte vorgesehen endete jäh kurz nach Beginn des 61. Lebensjahres. Q BayHStAM, MK 11189, Abt. Geheimes Hausarchiv, ARO 16; Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Taufmatrikel Hemau, Bd. 3, 3; Staatsarchiv München, Verlassenschaftsakten NR AG 1837/384; UAM, LI 10, 27, E II 358 (Personalakt); UBM, 4° Cod.ms. 937,2
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(Vorlesungsmitschrift zum Zivilprozeßrecht von W. Gareis). W Über die Rücksichten, die der Gesetzgeber bei Verfassung eines neuen Strafkodex zu nehmen hat - ein politiuridischer Versuch, Diss. Landshut 1801 (auch in: Juridisches Archiv 4 (1802); Ueber den Zustand des Kriminalwesens in Deutschland zu Anfang des 19. Jh., Landshut 1803; Theoretisch-praktische Bemerkungen zum dermaligen bayer. Civilgerichts-Verfahren, aus dem Manuskript-Nachlaß mit einer Vorrede von K. 1. von Mittermayer, hg. K. Gutschneider, München 1838; anonyme Beiträge, in: Gönner's Archiv für die Gesetzgebung und Reform des jur. Studiums, 4 Bde., Landshut 1808-14; mehrfach Autor in: Archiv für die civilistische Praxis, hg. S. C. Gensler, C. S. A. Mittermaier, C. W. Schweitzer u. a., Heidelberg 1818 ff. L DBA N. F.; J. H. Jäck, Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs, Heft 7, Bamberg 1815; Prantl I 676 u. ö., II 528; Die kgl. bayer. Staatsminister der Justiz in der Zeit von 1818 bis 1918, ihre Herkunft, ihr Werdegang und ihr Wirken, hg. vom Staatsministerium der Justiz, 2 Bde., München 1931, 211 u. ö.; M. J. Hufnagel, Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München 2 1969, 51; Huber 577 u. ö. U. Huber
Sturm
(Sturmb),
Johann
Baptist,
SJ,
* 29.7. 1668 Haigerloch (Baden-Württemberg),
t 16. 1. 1722 München. Der am 23. 8. 1685 der Societas Jesu beigetretene S. studierte an der Univ. Ingolstadt Phi!. sowie 1694-98 Theo!., empfing 1700 die Priesterweihe und wurde später durch Ablegung des vierten Gelübdes in die führende Gruppe seines Ordens aufgenommen. Er war u. a. Präfekt der Gymnasien in Freiburg i.Br. (1700/01), Amberg (1704) und München (1704/05), Rhetorikprof. in Augsburg (1705/06) sowie Rektor des Jesuitenkollegs in Hall (1714-17). An der Univ. Ingolstadt lehrte S. 1710 als Prof. der Moraltheo!., danach als Prof. der scholastischen Theo!. an der Univ. Dillingen (1711/12), wo er schon 1692/93 am Gymnasium als Prof. der Humaniora gewirkt hatte. L Mederer III 125; Rixner 58; Romstöck 399; Specht 286; Duhr IIYl 313; Matrikel LMU; M. Leitschuh, Die Leiter des Gymnasiums. I. 1559-1773: Jesuiten, in: Festschrift zur Vierhundert-Jahr-Feier des WilhelrnsGymnasiums 1559-1959, München 1959,40; Gerl436; Kurrus I 245; Valentin I 479, II 1121. H. Zedelmaier
Sutor, Johann Paul, * 26. 6. 1706 Arberg bei Eichstätt, t 9. 11. 1777 Ingolstadt. S. karn 1724 nach Ingolstadt, um hier Jur. zu studieren. Nachdem er 1728 das jur. Lizentiat erworben hatte, berief ihn der Eichstätter Fürstbischof zum Kastner in Dollnstein, später zum Hof- und Regierungsrat in Eichstätt. Anschließend war S. als Konsulent der Reichstadt Augsburg tätig, von wo ihn Fürstbischof Jo-
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Sutor - Sylvius
hann Anton von Freyberg 1753 nach Eichstätt zurückholte und ihn zum geheimen Referendar und Kabinettsrat ernannte. Bereits 1745 trat S. literarisch durch eine Abhandlung hervor, in der er nachzuweisen versuchte, daß Eichstätt ursprünglich ein fränkisches und kein bayer. Bistum gewesen sei. Als es ein Jahr später in Eichstätt zu Auseinandersetzungen zwischen einem Dornherrn und einem Hofrat kam, verteidigte S. den Hofrat und die fürstlichen Rechte gegenüber dem Domkapitel. Obwohl der Rechtsstreit, der sogar Wien und Rom beschäftigte, durch einen Vergleich beendet wurde, blieb S. bei einer zu erwartenden Sedisvakanz in Eichstätt gefährdet. So bemühte er sich um einen Lehrstuhl an der Ingolstädter Juristenfak., der ihm insgeheim auch zugesagt wurde. Der Vorwurf, S. sei ein Gegner Bayerns, hatte Kurfürst Max III. Joseph in seiner Entscheidung nicht beeindruckt. 1755 erwarb S. zunächst in Altdorf das Doktorat, bevor er in Ingolstadt zum o. Prof. der Institutionen, der Pandekten und des Lehenrechts ernannt wurde. Sein Gehalt belief sich anfangs auf 600 fl., ab 1761 auf 800 fl. Am 31. 5. 1755 hielt S., der nun gleichzeitig die Funktion eines kurbayer. wirklichen Rates hatte, seine Antrittsrede. Zwei Jahre später starb Fürstbischof Freyberg. Obwohl ihm der Nachfolger, Fürstbischof Raymund Anton Graf von Strasoldo, eine Fortsetzung seines Eichstätter Dienstverhältnisses anbot, lehnte S. dies ab und konzentrierte sich ganz auf seine Ingolstädter Tätigkeit. Aus den Vorlesungsplänen von 1775/76 ist zu ersehen, daß er u. a. die Pandekten nach Johann Samuel Friedrich Boehmer vortrug. Den Reichsgerichtsprozeß las er nach Johann Ulrich eramer oder Johann Stephan Pütter. S. war bei seinen Kollegen und Hörern gleichermaßen geschätzt. Mehrmals wurde er zum Rektor der Univ. gewählt. Der Kurfürst wünschte sogar, daß er als Revisionsrat nach München komme, worauf S. allerdings negativ reagierte. In den Auseinandersetzungen um die Exjesuiten an der Univ. nach 1773 stand er eindeutig auf deren Seite. Auf literarischem Gebiet blieb S. in seiner Ingolstädter Zeit eher zurückhaltend. Bereits einige Jahre vor seinem Tod traten gesundheitliche Probleme auf. Q UAM, Dekanatsakten L I 9. W Historischer Auszug und Beweis, daß das Fürst!. Hohe Stifft Eichstädt ursprünglich ein Fränkisch- und kein Bayer. Bisthum seye, 0.0. 1745; Acta processus contra capitulum cathedrale Eichstettense, 0.0. 1746; Electa iuris et fori hodierni, sive conclusionum practicabilium ex iure publico, canonico, civili, feudali et criminali, selectorum centuria, Ingolstadt 1760. L A. Strauß, Viri scriptis, eruditione ac pietate insignes, quos Eichstadium vel genuit, vel aluit, Eichstätt 1790, 424-27; Meusel, Schriftst. XIII 575; Baader, Ver-
storb. II 202 f. (W); Prant! I 566 f. u. ö., II 510; Müller 89 u. ö. T. H. Link
Sutor, Sebastian, SJ, * 18. 12. 1686 Amberg, t 4.12.1746 Altötting.
S. war am 9. 10. 1705 dem Jesuitenorden beigetreten. 1714 als Prof. für Humaniora am akad. Gymnasium Ingolstadt belegt, empfing er nach dem - wohl in Ingolstadt absolvierten Studium der Theol. 1719 in Eichstätt die Priesterweihe. 1724 wurde S. an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt Prof. für Ethik. An der Univ. Dillingen lehrte er 1730/31 Moraltheol. sowie 1731-33 scholastische Theol. Anschließend hatte S. Ämter an verschiedenen Ordensniederlassungen inne: 1737/38 war er Vizerektor am Augsburger Kolleg, 1738-41 war er in Ellwangen und 1741-44 in Rottweil Rektor. 1744-46 gehörte S. dem Münchner Ordenskolleg an, schließlich war er noch für kurze Zeit Instruktor in der für die Absolventen des 3. Probejahres gedachten Altöttinger Niederlassung seines Ordens. L Prant! I 542; Romstöck 399 ff.; Specht 286; Duhr 245 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 385; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 117 f. W. Müller
Sylvius (Steyrwa1dt, Silvius), Andreas, SJ, * 1550 Würzburg, t 4. 10. 1615 Porrentruy.
S. schrieb sich zum Wintersemester 1566 unter dem Namen "Steyrwaldt" als Famulus eines gewissen Leo Marius in Ingolstadt ein. Während des Studiums der Artes trat er 1567 oder 1568 der Societas Jesu bei. Von 1577 an war er, anscheinend mit einer kurzen Unterbrechung, bis 1583 Prof. für Phil. in Dillingen und wechselte dann an die Univ. Ingolstadt, wo er zwei Jahre lang ebenfalls die Phil.professur innehatte. S. ging daraufhin 1585 wieder nach Dillingen, um dem dortigen Konvikt als Regens vorzustehen. 1587 war er für kurze Zeit als Prediger in Ellwangen tätig. Offenbar unmittelbar nach den Graduierungen zum Baccalaureus, zum Lizentiaten und schließlich zum Dr. der Theol., die kurz nacheinander innerhalb weniger Tage im Dezember 1588 in Dillingen erfolgten, wurde ihm die Professur für Theol. an der dortigen Univ. übertragen. Diese versah er bis 1589. Im selben Jahr nahm er zusammen mit Gregor von Valencia an einer Disputation gegen Philipp Heilbrunner in Lauingen teil. Nachdem S. von 1589 an fünf Jahre lang Rektor der Dillinger Univ. gewesen war, begab er sich im Mai 1594 zunächst nach Augsburg, bald darauf jedoch nach Ingolstadt. Als Prof. der Theol. lehrte er dort bis 1595 an der Univ.
Sylvius - Tanner Kasuistik. Anschließend übte er zunächst im Ingolstädter Kolleg das Amt des Beichtvaters aus und wechselte dann ans Jesuitenkolleg Porrentruy. S. fungierte als Beichtvater und Hofprediger des Kolleggründers, des BaseIer Fürstbischofs Jakob Christoph Blarer von Wartensee, und begleitete auf dessen Wunsch 1601-04 die bischöfliche Visitationskommission durch die ganze Diözese. Er entfaltete dabei als Prediger große Wirksamkeit.
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W Diss. de coelo, Dillingen 1581; Theses in logicam, Dillingen 1582. L Freninger 26; Romstöck 400 f. (W); Specht 266 u. ö.; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. 1, hg. von T. Specht, Dillingen 1909, 180; Duhr I 196 u. ö.; Schaff 76; Matrikel LMU; Ger! 430; Popp 244 f.; Strobel 206 u. ö.; Kausch 50; G. Wilczek, Phi\. Strömungen an der Univ. Ingolstadt im 15. und 16. Jh., in: Ingolstädter Heimatbll. 47 (1984) 24. F. Heiler
T * 14. 4. 1572 t 25. 5. 1632 Uncken bei Salzburg.
Tanner (Thanner), Adam, SJ,
Innsbruck,
T. trat, nachdem er in Innsbruck und Dillingen die Humaniora und phil. Studien absolviert hatte, am 6. 10. 1590 in Landsberg ins Noviziat des Jesuitenordens ein. Es schloß sich das Theol.studium an der Univ. Ingolstadt an, wo Gregor von Valencia und Jakob Gretser seine Lehrer waren. Am 22. 11. 1595 disputierte T. seine theol. Thesen und legte vier Jahre später eine Arbeit mit dem Titel "De verbo Dei scripto et non scripto, et de iudice controversiarum fidei" vor. Die Thematik dieses Werks gab 1601 dem erst 29jährigen T. die Gelegenheit, sich beim Regensburger Religionsgespräch, bei dem er für den erkrankten Gretser einsprang, zu profilieren. Er erntete bei seinen Gegnern als "frecher" und lebhafter Kämpfer, der gegenüber den Lutheranern seine Beherrschung der scholastischen Logik auszuspielen verstand, Achtung. Die Veröffentlichungen der folgenden Jahre standen für T. noch ganz im Zeichen dieses Ereignisses, so etwa die - auch in Deutsch erschienene - "Relatio compendaria de initio, processu et fine colloquii Ratisbonensis" (1602). Nachdem er seit 1596 am Jesuitengymnasium Ingolstadt Hebräisch und seit 1599 am Jesuitenkolleg München Kontrovers- und Moraltheol. gelehrt hatte, erwarb T. 1603 den the01. Dr.grad und begann seine Karriere als Prof. der scholastischen Theol. an der Univ. Ingolstadt, in deren Verlauf er zu einem der führenden Theol. Deutschlands wurde. T., der am 29. 10. 1617 das vierte Gelübde ablegte, verließ Ingolstadt fortan nie für längere Zeit. Lediglich 1618/19 lehrte er, von Kaiser Matthias berufen, kurzfristig an der Univ. Wien Theol., anschließend war er für kurze Zeit - der erste
jesuitische - Kanzler der Univ. Prag. Seine schlechte Gesundheit hinderte ihn, Aufgaben dieser Art länger wahrzunehmen. Nach Aufenthalt im Jesuitenkolleg Hall (Tirol), wo T. zuletzt fünf Monate als Rektor fungierte, kehrte er 1620 wieder als Prof. für HI. Schrift an die Univ. Ingolstadt zurück, wo er 1626/27 sein Hauptwerk "Universa theologia scholastica, speculativa, practica, ad methodum S. Thomae" in vier voluminösen Bänden veröffentlichte. 1632 verließ der schwerkranke T. wegen des Einfalls der Schweden in Bayern Ingolstadt und verstarb auf der Reise nach Innsbruck. - T. war ein Dogmatiker höchsten Ranges. "Vir fuit ingenio acri, serio, sedulo, paucorum verborum, magnarum cogitationum", wurde er charakterisiert. Seine Theol. fußte auf Thomas von Aquin, orientierte sich aber an seinen großen Kollegen Gabriel Vasquez, Leonhard Lessius und Francisco de Suarez. Intensiv diskutierte Themen der Zeit wie die "scientia media" behandelte er mit größter Differenziertbeit. In der bedeutenden Sammlung seiner theol. Disputationen von 1618 ("Disputationum theologicarum lib. IV") ging es um Fragen der Gnade, der Tugendlehre, Inkarnation, Eucharistie, Gerechtigkeit, Trinität und Prädestination. - Während der politischen Debatten über die Rechtmäßigkeit des Krieges nach dem böhmischen Aufstand von 1618 argumentierte T. ebenso wie Paul Laymann für den "bellum justurn" der kath. Fürsten und der kaiserlichen Zentralgewalt gegen die Rebellen, im Interesse der "unitas religionis" und der politischen Einheit des Reichs. In der Zeit des venezianischen Interdikts hatte T. schon für Paul V. gestritten (1607), und nun war man besorgt, ein friedlicher Vergleich könnte wie in Venedig auf Ko-
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Tanner - Tatius
sten des Ordens gehen. Die kontroverstheol. Schriften von T. richteten sich auch nach dem Religionsgespräch von 1601 gegen Jakob Heilbrunner. Wie Jakob Keller schrieb er gegen dessen "uncath. Pabsttumb" ("Ketzerisch Luthertumb", 1608), 1613 folgte mit der "Anatomia Confessionis Augustanae" eine weitere Schrift. Eine Sammlung von Kontroversschriften war die auf deutsch verfaßte "Dioptra fidei" (1617). - Mit Sympathie las T. die Schriften von Johannes Trithemius, an dessen ,,steganographia" mit ihren Lehren okkulter Künste sich seine "Astrologia sacra" von 1615 anlehnte. Noch 1630 verfaßte er für den Abt des fruhen 16. Jahrhunderts seine "Apologeticae orationes pro Ioanne Trithemio". Aber T. wies bei aller Akzeptanz einer "magia naturalis" auf die theol. und wissenschaftlichen Bedenken hin, die sich für eine Zeremonialmagie oder Sternprognostik ergaben. Er konnte sich dabei auf die Erkenntnisse der Ingolstädter Astronomie stützen, an denen er stark interessiert war; 1621 verteidigte er die Schriftkonformität dieser Wissenschaft ("Diss. peripateticotheologica de coelis"). Trotz seiner zeitbedingten Akzeptanz von Magie und Hexenglaube war er, zusammen mit seinem Ordensbruder Paul Laymann, einer der ersten Vorkämpfer gegen die grassierenden Hexenprozesse. Nicht zuletzt seinem Einfluß war es wohl zu verdanken, daß die Ingolstädter Prozesse 1618/24 milder ausgingen als jene von 1590/95. T. argumentierte in seinem Hauptwerk (Tom. III, Disp. IV, Quaest. V) jur. und theol. für den Schutz zu Unrecht Beschuldigter und gegen durch Folter erpreßte Geständnisse. Q BSB, c1m 1612, 1617,8529; UBM, 8° Cod.ms. 37. W Disputatio theo1ogica de verbo Dei, München 1599; Re1atio compendaria de initio, processu, et fine colloquii Ratisbonensis, München 1602 (deutsch: München 1602, Mainz 1602); Defensionis ecc1esiae libertatis ... contra Venetae causae Patronos, Ingo1stadt 1607; Ketzerisch Luthertumb, Ingo1stadt 1608; Anatomia Confessionis Augustanae, Pars I: Lutherus, Pars 11: Ecc1esiasticus, Ingolstadt 1613/14; Astro1ogia sacra, Ingolstadt 1615; Dioptra fidei, Ingolstadt 1617; Apologia pro Societate Jesu ex Boemiae regno, Wien 1618; Disputationum theo1ogicarum ... libri quatuor, Ingo1stadt 1618; Diss. peripatetico-theo1ogica de coelis, Ingo1stadt 1621; Universa theo1ogia scholastica, 4 Bde., Ingolstadt 1626/27; Apologeticae orationes pro Ioanne Trithemio, Ingo1stadt 1630; Antichristus decem praescriptionibus proscriptus, Ingolstadt 1630. L ADB XXVII 380 ff.; DBA N. E; Kobo1t 697 ff. (W); Sommervogel VII 1843-55 (W); R. Krebs, Die politische Publizistik der Jesuiten und ihrer Gegner in den letzten Jahrzehnten vor Ausbruch des 30jährigen Krieges, Halle 1890, 206 ff. u. ö.; B. Duhr, Die Stellung der Jesuiten bei den deutschen Hexenprozessen, Köln 1890; Duhr 11 380 ff. u. ö.; Schaff 87 ff. u. ö.; A. Dürrwächter, A. T. und die Steganographie des Thrithemius, in: Festgabe H. Grauert, Freiburg LBr. 1910, 354-
78; W. Lurz, A. T. und die Gnadenstreitigkeiten des 17. Jh., Bres1au 1932; R. Regout, La doctrine de la guerre juste de Saint Augustin 11 nos jours d'apres les theologiens et 1es canonistes catholiques, Paris 1935, 261-64; G. M. Usai, La norma oggetiva di moralitii presso quattro teologi della scuola gesuitica, Rom 1954; P. Pirri (Hg.), L'interdetto di Venezia e i gesuiti, Rom 1959; W. G. Soldau/H. Heppe, Geschichte der Hexenprozesse, neu bearbeitet und hg. von M. Bauer, Bd. 2, Hanau 1966, 177-207; Popp 45-65 (W); B. Bauer, Das Regensburger Kolloquium 1601, in: Wittelsbach und Bayern 1111 90-100; W. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, München 31997; HdBG 11 890; E Gui, I gesuiti e la rivo1uzione boerna, Mailand 1989, 273-97; G. Wilczek, Übersicht über die Todesfalle der Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft 1549 bis zum Jahre 1671, in: SHVI 98 (1989) 166; W. Behringer, Von A.T. zu Friedrich Spee, in: T.G.M. Oorschoot (Hg.), Friedrich Spee (1591-1635), Bie1efe1d 1993, 154-76; G. Wilczek, Bedeutende Jesuitentheologen der Gegenreformation, Ingolstadt 1994. M. Mu1sow
Tatius Alpinus (Streicher, Tatzei), Marcus, * wohl 1509 Zernez (Engadin), t 12. 7. 1562 Freising, 0 Freising, wohl Johanniskirche, CD 1) 1537 Euphrosina, t 1559,2) N. N. V Petrus, Kirchendiener in Zernez.
Nach dem Besuch der Domschule in Chur zog T. gegen Ende der 20er Jahre nach München, um sich dem bei St. Peter lehrenden Wolfgang Anemoecius anzuschließen. Ohne finanziellen Rückhalt mußte sich T., wie er in den Gedichten der "Progymnasmata" berichtet, während dieser Jahre seinen Lebensunterhalt durch Musizieren und Bettelei verdienen. Außerdem war er Privatlehrer mehrerer Münchener Bürgersöhne und möglicherweise nach 1531 auch Lehrer bei St. Peter. Von 1533 bis mindestens 1536 war T. Präzeptor der Söhne von Raimund Fugger in Augsburg. Seit 1538 ist er, obwohl er keinen akad. Grad besaß, als Privatpräzeptor in Ingolstadt nachweisbar. Als 1540 der Jurist Wigle van Aytta Leonhard Eck empfahl, zur Steigerung der Attraktivität der Univ. ohne Rücksicht auf die Kosten mehr Poetik- und Rhetoriklektoren zu berufen, wurde T. im Mai 1540 zum "öffentlichen der Poeterey Leser" (wohl "Poetices publicus professor") mit einem Jahresgehalt von 40 fl. ernannt. Nach der Krönung zum "Poeta laureatus" 1541 wurde sein Gehalt auf 60 fl. erhöht. Daneben widmete sich T. dem Jurastudium. Am 29. 1. 1545 promovierte er zum Dr. iur. utr. Wie lange T. danach noch in Ingolstadt blieb, ist nicht festzustellen. Seit 1548 war er am Reichskammergericht tätig, zuerst als "extraordinarius omnino", 155156 als Assessor für Bayern. 1556 wurde T. schließlich als Kanzler nach Freising berufen. Aus der 1537 geschlossenen ersten Ehe gingen sechs Söhne und acht Töchter hervor, von de-
Tatius - Tengler nen die Söhne Marcellus und Ernst den Vater überlebten. Nach seinem Tod wurde T. vennutlich in der Freisinger Johanniskirche begraben. Sein Epitaph befindet sich heute im Kreuzgang des Dorns. - Bereits in seinem Erstlingswerk, "Progymnasmata" (1533), profilierte sich T. als gewandter neulateinischer Dichter. Es enthält überwiegend persönlich gefärbte Gedichte von T., seinen Mitschülern (u. a. Simon Lernnius) und Lehrern, die ein lebendiges Bild vorn Münchener Schulleben jener Jahre zeichnen. Auch in späteren Jahren veröffentlichte er noch gelegentlich eigene Dichtungen, wobei besonders sein ,,Ad Ferdinandum carrnen" (1540), dem er die Krönung zum "Poeta laureatus" verdankte, und ein Hochzeitsgedicht auf Oswald Eck, den Sohn Leonhard von Ecks, und seine Braut Anna Binzenauer (1544) hervorhebenswert sind. Ellinger bescheinigt den ersten Dichtungen von T. ein beachtliches Niveau, konstatiert dann aber eine qualitative Stagnation in seinem poetischen Schaffen. Das Schwergewicht der Arbeit von T. lag seit 1536 auf der Erstellung deutscher Übersetzungen klassischer und humanistischer Autoren. Längere Nachwirkung besaß vor allem die Übersetzung von PoIydorus Vergilius Urbinas, "Von den erfyndern der dyngen" (1537), die bis ins 17. Jahrhundert hinein noch drei Neuauflagen erlebte. Diese Übersetzungen sind um so bemerkenswerter, als T. an mehreren Stellen darauf hinweist, daß für ihn als Engadiner Deutsch eigentlich nicht seine Muttersprache sei. Dagegen stammt nur eine einzige jur. Schrift, die 1545 erschienene ,,Epistola" an Wolfgang Hunger, aus seiner Feder. Aus der Zeit nach 1545 liegen keine Werke von T. mehr vor. Q UAM,DIII6,DIII7,GGIVa2. W Progymnasmata, Augsburg 1533; Nobilissimi omatissimique iuvenis ac domini D. Osvaldi ab Ecche ... et Annae a Binzenaue ... epithalamion, Augsburg 1544; Ad D. Volphgangum Hungerum ... epistola: In qua furturn per lancem et licium conceptum sit, aliter quam hactenus, explicatur, Basel 1545. - Übersetzer: Polydorus Vergilus Urbinas, Von den erfyndem der dyngen, Augsburg 1537. L ADB XXXVII 415; E. Hailer, M. T. A. Ein Humanistenleben des XVI. Jh., in: Sammelbl. des Historischen Vereins Freising 10 (1916) 61-79; G. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im 16. Jh., Bd. 2, Berlin-Leipzig 1929,204-08; G. Sieveking, Die drei Engadiner Humanisten Gian Travers, M. T. A. und Simon Lemnius, in: Bündnerisches Monatsbl. 1946, 193-237; G. Frhr. v. Pölnitz, Anton Fugger, Bd. 2, Tübingen 1963, 310 u. ö.; Wolff 311 u. ö.; F. J. Worstbrock, Deutsche Antikenrezeption 1450-1550, Tl. I: Verzeichnis der deutschen Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliographie der Übersetzer, Boppard 1976, 199; A. Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayer. Visitation des Jahres 1560, St. Ottilien 1986, 88 u. Ö. C. Schöner
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Tellinus, Ignaz, SJ, * 31. 7. 1623 Diözese Armagh (Irland), t 15. 10. 1699 Rom. T. trat am 13. 12. 1642 der Gesellschaft Jesu bei. 1657-60 war er Prof. für Phil. an der Univ. Ingolstadt. Nach 1661 war er in den Provinzen Venedig und Rom tätig. Zuletzt arbeitete er im Ordens generalat zu Rom für den Assistenten für Deutschland als Bücherrevisor. Q DAE, B 186 (Historia Collegii Ingolstadtensis). W Theses in octo libros physicorum (Praes.; Resp.: J. F. Carl), Ingolstadt 1659; Theses philosophicae de anima (Praes.; Resp.: J. C. Adlzreiter), Ingolstadt 1660; Theses ex universa philosophia cum uberiori disputatione de infinito (Praes.; Resp.: J. Koler), Ingolstadt 1660. L Mederer II 345 f.; Prant! I 506; Romstöck 401 ff. (W); Sommervogel VII 1920 (W); Schaff 138; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 286. F. Kramer
Tengler (Dengier), Christoph, t 22. 8. 1538. V Ulrich, Landvogt in Höchstädt, und 1445, t 1511.
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Heidenheim, zwischen 1434
Der Sohn des Verfassers des ,,Laienspiegels" immatrikulierte sich arn 27. 8. 1491 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Heidenheim angab, und promovierte im März 1493 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1495 zum Magister. Der Anhänger der "via moderna" ließ sich danach vennutlich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Als Fak.mitglied ist er 1497 bezeugt. 1504 wurde er Nachfolger auf der Kollegiatur von Andreas Raphaelis. Während der folgenden Jahre übernahm T. etliche Ämter in Fak. und Univ.: Zweimal war er Dekan (SoSe 1504, SoSe 1507 bis WiSe 1507/08) und, nachdem er schon 1508 einen Katalog der Fak.bibliothek angefertigt hatte, 1510/11 Bibliothekar der Fak. Im Juli 1508 gehörte er zu den Beauftragten der Univ. beim Kanonikatsstreit mit dem Eichstätter Kapitel. Vorn SoSe 1511 bis zum WiSe 1511/12 fungierte er als Rektor. Daneben widmete sich der 1510 als Priester bezeugte T. dem Studium des kanonischen Rechts und promovierte 1510 zum Dr. iur. can. Trotzdem verblieb er - in Ingolstadt beispiellos - weiterhin in der Artistenfak. und verzichtete auch nicht auf seine Kollegiatur. Vielmehr las er als Dr. seit einern nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt die Ethik, eine der drei .Hauptvorlesungen für die auf den Magistergrad hin studierenden Bakkalare, die damit aus dem üblichen Wahl- oder Losverfahren herausgenommen und einern Fachlektor übertragen worden war. Erst 1514 gab T. seine Kollegiatur auf und verließ Ingolstadt. 1517 ist er als Passauer Offizial belegt.
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Tengler - Tessinger
Mitte 1523 kehrte er nochmals als Institutionen-Lektor nach Ingolstadt zurück, doch ist nicht bekannt, wie lange er die Lektur versah. 1528 wurde er Freisinger Domherr und Generalvikar des Bischofs. - Als 1510 sein Vater Ulrich ihn und weitere Ingolstädter Juristen um Ergänzungen aus dem geistlichen und weltlichen Recht zu seinem erheblich erweiterten "Neuen Layenspiegel" bat, begründete T. in seinem in den Ausgaben ab 1511 abgedruckten Antwortbrief seine Weigerung damit, daß eine Vermengung von Laien- und Klerikerrecht vermieden werden müßte. Dafür plane er die Herausgabe eines eigenen "Priesterspiegels", der jedoch niemals erschien. Auch sonst sind keine Werke von T. bekannt. Q Stadtarchiv Ingolstadt, B 43; UAM, D III 4, E I I, GGIII/22,GGIVa I,OI2,OV 1.
W Brief an den Vater, in: [U. Tengler] Der neu Layenspiegel, Augsburg 15ll, III ff. L Mederer I 75 u. ö.; Prant! I 139 u. ö.; T. Vimich (Hg.), Johannes Eck, Disputatio Viennae Pannoniae habita (1517), Münster 1923; A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfak., in: HJb 89 (1969) 33-51; Seifert, Statuten 172; Buzas 18 f.; Seifert 39 u. ö.; Wolff 67 u. ö.; R. Ebersberger, Das Freisinger Domkapitel im Zeitalter der Glaubenskämpfe, in: G. Schwaiger (Hg.), Das Bistum Freising in der Neuzeit, München 1989, 153-2ll; Schöner 142 u. Ö. C. Schöner
Terdinger (Thardinger, Derdinger, Tradinger,
Dordinger), Johannes,
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Wertheim a.M.
Der im Zivilrecht tätige Jurist, der ab dem SoSe 1457 in Erfurt studierte, besaß seit 1468 ein Kanonikat beim Stift Haug in Würzburg und ist ferner für das Jahr 1470 als Chorherr bei St. Stephan in Würzburg erwähnt. 1472 wurde T. als einer der fünf Juristen der Gründungsphase als o. Prof. an die Univ. Ingolstadt berufen (Matrikeleintrag vom 22. 3. 1472). Gemäß den Soldzahlungen lehrte er nur vom März 1472 bis zur Jahresmitte 1473; sein Gebiet war die Lectura codicis. In den Kammerakten wird T., der seine Lehrtätigkeit unter dem Titel Dr. iur. utr. begann, meist als Ordinarius iuris civilis bezeichnet. Die älteste erhaltene Ingolstädter Kollegnachschrift betrifft eine Institutionenvorlesung von T.; die auf das Jahr 1476 datierte Handschrift stammt jedoch aus einer Zeit, in der T. sicher nicht mehr in Ingolstadt lehrte. Verwandte des Juristen könnten Hieronymus und Leonhard T. aus Wertheim gewesen sein, die sich am 25. 4. 1473 an der Univ. Ingolstadt als "minorennes" immatrikulierten. Q BSB, clm 19861.
L J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 69; Seifert, Statuten 32; Seifert 30 f.; Wolff 17 f. u. Ö. I. Baumgärtner
Tessinger (Täffinger, Tässinger, Taffinger, Tes-
sing), Georg, t 4. 6. 1541.
*
Lauingen
(Schwaben),
T., der sich am 12. 10. 1522 in die Matrikel
der Univ. Ingolstadt eingetragen hatte, übernahm im Januar 1526 in der jur. Fak. die als Einstieg in eine Univ.karriere geltende Lektur der Institutionen. Da für diese Stelle, die de facto einem Extraordinariat entsprach, seit 1520 der Dr.grad vorgesehen war, holte T. am 25. 8. 1526 die Promotion zum Dr. iur. civ. nach. Gleichwohl scheint sein Wirken an der Univ. Ingolstadt nur von begrenzter Dauer gewesen zu sein. Zuletzt ist er am 5. 9. 1527 bezeugt, als er den späteren Prof. des Zivilrechts, Johannes Schwab, promovierte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Lehramt begegnet T. als Kanoniker in Mattsee und Archidiakon in Gmund. 1531-36 fungierte T., der sich am 17. 9. 1531 aus ungeklärten Gründen nochmals in die Ingolstädter Matrikel eingetragen hatte, als Kanzler des Salzburger Erzbischofs. Diese Position hatte T. - wenngleich nur mehr als Ehrenamt - auch noch einige Zeit inne, nachdem er im November 1536 vom Salzburger Kardinal Matthäus Lang zum Bischof von Sekkau ernannt und im Frühjahr 1537 feierlich inthronisiert worden war. Während seiner Amtszeit kümmerte er sich vornehmlich um die zerrütteten ökonomischen Verhältnisse des Bistums, deren Besserung ihm allerdings wegen der Belastung des Kirchenguts durch die Türkenabwehr nicht gelang, und die seelsorgliche Betreuung der Gläubigen. 1538 wurde er von den steirischen Ständen zudem als einer der Kommissare für den Ausschußlandtag aller niederösterreichischen Lande nominiert. Im Auftrag König Ferdinands nahm er 1540 auch zusammen mit Friedrich Nausea und Johannes Cochläus am Worrnser Religionsgespräch teil. Bereits im Mai 1541 mußte er jedoch wegen einer schweren Erkrankung, der er schließlich erlag, die Führung der Bistumsgeschäfte an einen Vertreter, den Domprobst von Seckau, abgeben. L Prant! I 194; J. K. Mayr, Geschichte der salzburgischen Zentralbehörden von der Mitte des 13. bis ans Ende des 16. Jh., in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 65 (\ 925) 20; Matrikel LMU; K. Amon, G.v.T. (1536-41), in: Ders. (Hg.), Die Bischöfe von Graz-Seckau (1218-1968), Graz-Wien-Köln 1969, 219-25; Wolff 18 u. ö.; Gatz I 689 ff. M. Schaich
Thaller - Thanner Thaller (Thaler), Raphael (Taufname: Ignaz Johann Nepomuk Georg), OSB, * 25. 4. 1741 München, t 3. 2. 1813 Aichach. V Franz Anton, Rats- und Wein wirt, M Maria Ursula Mayr.
Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in München, dessen Abschlußklasse er 1756/57 absolvierte, legte T. am 21. 10. 1759 in Kloster Weihenstephan Profeß ab. 1768-75 unterrichtete er am Lyzeum Freising Phi!. In seinem Kloster bekleidete T. 1770-72 die Funktion des Priors, 1788-93 die des Subpriors. Zugleich war er für die Betreuung von Archiv und Bibliothek zuständig und fungierte für einige Zeit als Historiograph der Bayer. Benediktinerkongregation. Im April 1790 wurde T., der zugleich den Dr.grad der Theo!. erwarb, als Prof. für Moral- und Pastoraltheo!. an die Univ. Ingolstadt berufen, ohne sich dort wissenschaftlich entfalten zu können. Bereits im Juli 1790 wurde er entlassen - wohl weil er am Hof zu Unrecht als Illuminat denunziert worden war. Nach der Säkularisation zog sich T. nach Aichach zurück. W Positiones philosophicae ex logica et metaphysica in episcopali Lyzeo Frisingensi, Freising 1768; Leichenrede auf Maria Josepha, Aebtissin zu Geisenfeid, München 1794. L Lindner I 203 f. (W); Leitschuh III 67; Buzas-Resch I 27; Müller 290 ff. u. Ö. W. Müller
Thanner, Franz Ignaz Wilhelm Vitus, * 9. 2. 1770 Neumarkt a.d. Rott, t 28. 5. 1856 Salzburg. V Franz Mathias Joseph, kurfürstlicher Verwalter, • ca. 1736 München, t 31.8.1814 Neumarkt a.d. Rott, M Maria Anna Theresia Moll, * 4. I. 1742 Neumarkt a.d. Rott, t 22. 9. 1778 Neumarkt a.d. Rott.
T. besuchte die Elementarschule im nahen Benediktinerstift St. Veit, die Singschule in der Abtei Weihenstephan und das Benediktinergymnasium zu Freising. In den folgenden Jahren wurde er geprägt durch zwei geistliche Kantianer: am Freisinger Lyzeum 1786-88 von Sebastian Mutschelle, dann 1788-92 im Salzburger Priesterseminar durch Regens Matthäus Fingerlos. Am 10. 4. 1792 in Salzburg zum Priester geweiht, studierte T. dort an der Univ. Jura. Seine Lizentiatsthese über die erzstiftischen Vogteirechte wurde 1794 gedruckt. Nach Seelsorgetätigkeit zu Mittersill im Oberen Pongau, dann zu Altenmarkt und Reichersdorf wurde er 1799 Domkaplan, Domprediger und bald schon Hofkaplan bei Erzbischof Hieronymus von Colloredo, den er Ende 1800 ins Exil nach Wien begleitete. Hier wandte sich T. phi!. und pädagogisch-didaktischen Fragen zu. Die
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populärwissenschaftlichen Einführungen seines 1800 verstorbenen Lehrers Mutschelle in die Kantische Phi!. sowie in die Moraltheo!. führte er weiter und publizierte sie 1801-05 anonym und fortsetzungsweise in München. Ab 1802 war er wieder in Salzburg als Seelsorger bei den Ursulinen und Kanonikus in Stift Mattsee. Er las an der Univ. Pädagogik, Didaktik und Musiktheorie, publizierte zahlreiche Zeitschriftenbeiträge und -rezensionen und machte sich einen Namen als überzeugender Rhetor und Prediger, fähiger Musiker und Komponist, insbesondere als erfolgreicher und beliebter Lehrer und aufgeschlossener phi!.-theo!. Kopf. Die bayer. Regierung zog T. bei Besetzung von Joseph Sochers Landshuter phi!. Lehrstuhl dem Mitbewerber Johann Gottlieb Fichte aus Erlangen vor. Ab Mai 1805 las T. Logik, Metaphysik, Anthropologie und Phi!.geschichte, nach Absetzung von Patriz Benedikt Zimmer 1807/ 08 auch Dogmatik. In der Landshuter geistesgeschichtlichen Auseinandersetzung zwischen "Aufklärung" und "Romantik" focht er zwar an der Seite von Kantianern bzw. eudämonistischen Rationalisten wie Matthäus Fingerlos, Gregor Leonhard Reiner, Joseph Milbiller und Joseph Michl gegen den vorgeblichen "Obscurantismus" und "Pietismus" des Sailerkreises, beteiligte sich auch an der Kampagne gegen den Dogmatikprof. Patriz Benedikt Zimmer. Doch gelangte T. immer mehr zu vermittelnden Positionen zwischen Immanuel Kants kritischer Phi!. und einem phi!. Idealismus im Geiste Fichtes, mehr noch Friedrich Wilhelm Schellings. Seine "Einführungen" in phi!. und theo!. Teildisziplinen (1807-11) zeigten anspruchsvolle Eklektik, klare Darstellung und sichere Vermittlung. Nach Rehabilitation und Wiedereinsetzung Zimmers ließ sich T. 1808 an die Univ. Innsbruck versetzen. Am 7. 1. 1811 übernahm er im neubayer. Salzburg die Direktion und eine Professur für Dogmatik und theo!. Enzyklopädie am Lyzeum, der Nachfolgeanstalt der 1810 aufgehobenen Univ. Ab 1816 leitete er auch die Lyzeal- und Studienbibliothek. Von der Lehrkanzel wurde er bereits 1819 entpflichtet; die Bibliotheksdirektion behielt er bis zu seiner Pensionierung 1849. Seine Arbeiten aus den letzten Jahrzehnten, eine Geschichte von Stift Mattsee und Teile einer Salzburger Univ.historie, blieben ungedruckt. Q BayHStAM, GL 2252/60, Mlnn 3644; Univ.bibliothek Salzburg, M III 88 (Nachlaß).
W Akad. Versuch über das Vogteirecht im Allgemeinen, mit Anwendung auf das hohe Erzstift Salzburg, Salzburg 1794; Predigten und Predigtentwürfe auf die vorzüglichsten Feste Mariens, zur sittlichen Belehrung und Erbauung, mit historischen Bemerkungen, 2 Bde., Salzburg 1801-04; [an.] Versuch einer solchen faßlichen Darstellung der Kantischen Phi!., daß hieraus das
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Thanner
Brauchbare und Wichtige derselben für die Welt einleuchten möge, Heft 2-7, München 1801-04 (Heft 1 von Sebastian Mutschelle); Moratheol. oder theol. Moral, fortgesetzt von einem Verehrer des seeligen Seb. Mutschelle, zu Vorlesungen bestimmt, TI. 2, München 1803 (TI. 1 von Sebastain Mutschelle); [an.) Der Transcendental-Idealismus in seiner dreifachen Steigerung, oder Kants, Fichtes und Schellings phil. Ansichten, nebst des Verfassers Ansicht und Beurteilung, München 1805; Rhapsodien aus den Norischen Alpen ... Mit Melodien, München 1805; Die Idee des Organismus, angewandt auf das höhere Lehrgeschäft, München 1806, Ndr. Frankfurt 1969; Handbuch der Vorbereitung und Einleitung zum selbständigen wissenschaftlichen Studium, besonders der Phil. Erster TI.: Die Denklehre, München 1807 (auch unter dem Titel: Lehrbuch der Logik, München 1807), Zweiter TI.: Die Metaphysik, München 1808 (auch unter dem Titel: Lehrbuch der Metaphysik, München 1808, Ndr. Frankfurt 1969); Encyclopädisch-methodologische Einleitung zum akad. wissenschaftlichen Studium der positiven Theol., insbesondere der kath., München 1809, Ndr. Frankfurt 1969; Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der allgemeinen praktischen Phil. und des Naturrechts nach den Grundsätzen der Identitätslehre, Salzburg 1811; Wissenschaftliche Aphorismen der kath. Dogmatik zum Behufe des akad. Lehrvortrags nach den Bedürfnissen der Zeit, Salzburg 1816. L ADB VII 653; Felder II 453 ff. (W); Wurzbach XLIV 172-77 (W); Funk 5 u. ö.; W. Hunscheid, Sebastian Mutschelle, Düsseldorf 1949, 152-55; H. Schiel (Hg.), Johann Michael Sailer. Leben und Briefe, Bd. 2, Regensburg 1952, 453 u. ö.; K. F. Herrnann, Zur Geschichte der Theol. Fak. in Salzburg im 19. Jh., in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 109 (1969) 295-338; Ders., Die Salzburger Hohe Schule zwischen den Volluniv., in: StMBO 83 (1972) 365 ff. u. ö.; H. Gnilsen, Ecclesia Militans Salisburgensis. Kulturkampfin Salzburg 1848-1914, Salzburg 1972,71 ff.; M. Mairitsch, I. T. (1770-1856). Christliche Phil. im Übergang von kritischer zu idealistischer Phil., Diss. masch. Innsbruck 1975; H. Marquart, Matthäus Fingerlos (1748-1817). Leben und Wirken eines Pastoraltheologen und Seminarregenten in der Aufklärungszeit, Göttingen 1977, 121 u. ö.; P. Segl, Die Phil. Fak. in der Landshuter Epoche, in: BoehmlSpörl II 133 u. ö.; S. Miedaner, Salzburg unter bayer. Herrschaft, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 125 (1985) 209 f. u. ö.; R. A. Müller, Akad. Ausbildung zwischen Staat und Kirche. Das bayer. Lyzealwesen 1733-1848,2 Bde., Paderbom 1986, 157 u. ö.; R. Lehr, Die Neugestaltung des Unterrichtswesens im Salzachkreis während der bayer. Herrschaft 1810-1816, Diss. masch. Salzburg 1988; V. Wolf, Veränderungen im Verhältnis von Kirche und Staat im Salzachkreis während der bayer. Herrschaft von 1810-1816, Diss. masch. Salzburg 1991, 146 ff. u. Ö. P Lithographie, Konsistorialarchiv Salzburg. L. Hammerrnayer
Thanner (Tanner) von Tannstein, Johann Evangelista, SJ, * 8. 4. 1618 München, t 20. oder 29.2. oder 29.3. 1680 Prag. V Hans Christoph, Hofratspräsident, t 2. I. 1665.
T. trat am 26. 10. 1633 dem Jesuitenorden bei und absolvierte der Kriegsereignisse wegen das Noviziat in Böhmen. Nach dem Phi!.studium in Ingolstadt 1635-38 folgte 1638-42 das Magisterium in Innsbruck. Zum Tbeo!.studium 164246 kehrte er nach Ingolstadt zurück. Am 14.2., 17. und 19. 5. 1646 erhielt er vom Bischof von Eichstätt die höheren Weihen, die Primiz feierte er in der Jesuitenkirche in Ingolstadt. 1648/49 verbrachte er sein Tertiat in Altötting. Am 9. 11. 1649 wurde T. an der Univ. Ingolstadt als Logikprof. immatrikuliert und lehrte dann drei Jahre Phi!. sowie 1652/53 Moraltheo!.; in Ingolstadt legte er auch am 3. 5. 1651 das vierte Gelübde ab. 1653/54 lehrte er in München Kontroverstheo!. und wurde dann am 23. 10. 1654 an der Univ. Freiburg i.Br. als Theo!.prof. immatrikuliert, wo er bis zum SoSe 1657 Dogmatik las; 1657 stand er der theo!. Fak. als Dekan vor. Aus Gesundheitsgründen T. litt an einer Augenkrankheit - ließ er sich am 16. 5. 1657 nach Ingolstadt versetzen. 1658-62 lehrte er dann an der Univ. Dillingen, 1662-68 an der Univ. Ingolstadt scholastische Tbeo!. Begabung und Fähigkeiten von T. zeigten sich nicht nur in seiner umfangreichen Lehrtätigkeit, sondern auch in der Ausübung zahlreicher Ordensämter: 1668-71 stand er dem Kolleg in Neuburg a.d.D. als Rektor vor, 167174 war er Rektor der Univ. Dillingen, vom 24. 4. 1674 bis 26. 12. 1675 Provinzial der Oberdeutschen Provinz; während seines Provinzialats wurde die Jesuitenresidenz in Bellinzona aufgegeben. 1675 wurde T. zum Hofbeichtvater des Pfalzgrafen von Neuburg und Herzogs von Jülich-Cleve, Philipp Wilhelm (später Kurfürst von der Pfalz) berufen; seine Aufenthalte wechselten so 1675-79 zwischen Neuburg und Düsseldorf. Der Ordens general hatte dieser Ernennung nur zögerlich zugestimmt, und auch T. scheint sich dagegen gewehrt zu haben. Er war Nachfolger Gabriel Ridlers SJ, der sich seit 1671 beim General um Ablösung vom Hofamte bemüht hatte. Seit 1678 übte T. das Amt des Beichtvaters bei der Kaiserin Magdalena Eleonora, der dritten Gemahlin Leopolds I. und Tochter Philipp Wilhelms, aus. T. weilte nun in Wien und Prag, wo er an den Folgen eines Steinleidens verstarb. T. hinterließ ein umfangreiches phi!. und theo!. Werk. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. I 2, XI 21; Archivum Romanum Societatis Jesu, Cat. in G. Sup. 47-47c, Kartothek der Curricula; BSB, c1m 8558 ff. (Vorlesungsmitschriften). W Disputatio logica de regula partium in toto (Praes.; Resp.: P. Jacobus), Innsbruck 1648; Disputatio theologica de actu fidei supematuralis (Praes.; Resp.: M. Rupprecht), Dillingen 1660; Disputatio theologica de scientia Dei (Praes.; Resp.: J. Reuschl), Ingolstadt 1665. - Ungedruckt: Commentarius de fide, spe et cari-
Thanner - Thierbeck tate; de jure et justitia, Ingolstadt 1666-68 (BSB, clm 4808). L DBA; Mederer II 320 u. ö.; Prantl 1444 u. ö.; Romstöck 405-08 (W); Sommervogel VII 1958 f. (W); Specht 271 u. ö.; Specht, Rektoren 51 f.; Duhr III 795 u. ö.; Schaff 137; Koch 1727; Matrikel LMU; Ger! 438; Leitschuh I 65; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 287 -90 (W); Strobel 97. B. Schönewald
Thanner, Ludwig, SJ, * 3. 12. 1620 Kitzbühel, t 24. 11. 1682 Straubing.
T. wurde am 22. 10. 1638 in den Jesuitenorden aufgenommen. Er studierte im Rahmen der ordensüblichen Ausbildung Phil. und Theol. und lehrte dann 165l/52 an der Univ. Ingolstadt Mathematik und Hebräisch. Anschließend wechselte er nach Ötting. T. unterrichtete an diversen Jesuitenkollegien: 1653-56 Phil. in Luzern, wo er zeitweise auch als Feldprediger eingesetzt wurde, 1656-59 Phil. in Augsburg, 1659 Theol. in Mindelheim, 1660-63 in Konstanz, 1663 in Rottenburg und ab 1664 Phil. in Straubing. Ab 1672 wirkte er als Seelsorger in Neuburg a.d.D. 1674 wurde er in Freiburg i.Br., 1675/76 in Augsburg Prof. für Ethik und Mathematik. 1676 war er erneut als Seelsorger, diesmal in Regensburg, tätig. 1678 wurde er in München Corrector typographicae. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Necrologia Provinciae Germaniae 1661-1774; DAE, B 186 (Historia Collegii Ingolstadtensis).
W Theses ex universa philosophia peripatetica selectae (Praes.; Resp.: J. Thoma), Augsburg 1659; Systema philosophiae quadripartitae methodo analytica propositae (Praes.; Resp.: J. G. Frey), Konstanz 1663. L Mederer II 325; Freninger 28; Sommervogel VII 1959 f. (W); Romstock 454-58 (W); Schaff 142; Matrikel LMU; Ger! 439; Strobel 124. F. Kramer
Theander (Gotsmann, Gottsmann, Gotzmann), Georg, * um 1508 Aubing bei München, t 19. 1. 1570 Ingolstadt. T. immatrikulierte sich am 31. 5. 1537 an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt. Von 1542 an hörte er als Inhaber eines von der Artistenfak. vergebenen Stipendiums theol. Vorlesungen. Zwei Jahre später wurde ihm ein von Johann Permeter von Adorf gestiftetes Stipendium zugesprochen. T. wurde am 24. 1. 1544 in das Gremium der lesenden Magister der phil. Fak. aufgenommen, später - nach erster Ablehnung 1547 - auch in das Konzil. Von 1547 bis 1553 war er "beneficiatus sancti Crucis" bei St. Moritz in Ingolstadt. Als Bakkalar hielt T. seit dem 30. 5. 1547 theol. Vorlesungen. Im WiSe 1548/49 und im SoSe 1551 amtierte er als Dekan der Artistenfak. 1554 schied T. - er erwarb 28 Biograph. Hdb. I
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am 28. 7. 1554 das theol. Lizentiat und schon am 1. 8. 1554 das Doktorat - aus der Artistenfak. aus und trat in die theol. Fak. über. Von 1553 an vertrat er als Vizekanzler den Eichstätter Bischof an der Univ. und war damit zum Kanonikus bei Unserer Lieben Frau in Ingolstadt ernannt worden. Von Petrus Canisius SJ betriebene Reforrnmaßnahmen verhinderten jedoch, daß er die Prof.pfründe am Eichstätter Dom erhielt; erst kurz vor seinem Tode wurde sie ihm am 2. 9. 1569 zugesprochen. T. amtierte zwischen 1549 und 1566 sechsmal als Rektor der Univ. In seiner bis 1570 währenden Tätigkeit als Prof. der Theol. hatte er zwischen 1556 und 1565 mehrfach das Dekanat inne. Daneben war T. 1558 herzoglicher Kommissar zur Visitation des Bistums Passau, 1559 des Bistums Regensburg und 1560 des Bistums Freising. 1563 resignierte er als Pfarrer von Unserer Lieben Frau, wo er seit 1548 die Seelsorge geleitet hatte. Ein Schwerpunkt seiner erfolgreichen Vorlesungs- und Publikationstätigkeit lag auf der Psalmenexegese. Q BSB, clm. 3018; DAE, F. X. Buchner, Generalregister I 179; UAM, D III 7, GG III/II; UBM, Cod. ms. 351.
W Axiomata theologica de certitudine gratiae et hominis justificatione, Ingolstadt 1563; Secundum et octavum decalogi praecepta thesibus explicata, Ingolstadt 1564; Davidis regis et divini vatis psalmus sexagesimus quartus succintis thesibus in usum scholarum explicatus, Ingolstadt 1566. L DBA; Mederer I 321 f. u. ö.; Prantl II 491; Matrikel LMU; Seifert, Statuten 287; Kausch 33 u. ö.; L. W. Klaiber, Kath. Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jh., Münster 1978, 283 (W); A. Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayer. Visitation des Jahres 1560, SI. Ottilien 1986, 57 u. ö.; R. Braun (Hg.), Die bayer. Teile des Erzbistums Salzburg und des Bistums Chiemsee in der Visitation des Jahres 1558, SI. Ottilien 1991; Schöner 279 u. Ö. W. Kausch
Thierbeck (Thierboek), Gottlieb Ignaz, SJ, * 27. 1. 1690 München, t 28. 6. 1764 Straubingo V Georg, kurfürstlicher Hofkammersekretär, M Maria Ursula.
T. wurde am 7. 9. 1708 Mitglied der Gesell-
schaft Jesu, studierte nach der ordensüblichen phil. Schulung 1716-20 Theol. in Ingolstadt und wurde am 25. 5. 1720 in Eichstätt zum Priester geweiht. 1721-28 lehrte T. Phil. in Regensburg, München, Konstanz und Dillingen, 1728-31 Kontroverstheol. in Landsberg und München; 1730/31 war er zugleich Präfekt des Münchener Gymnasiums. Sodann unterrichtete T. Moraltheol. in Luzern und 1733-35 in Freiburg i.Br., wo er am 16. 6. 1733 den theol. Dr.grad erwarb, danach nochmals Moraltheol.
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Thierbeck - Thurn
in Ingolstadt. 1738 war er Schulpräfekt in Amberg. Von 1741 an las er kanonisches Recht, zunächst in Dillingen, dann 1742/43 als Vorgänger von Franz Xaver Zech in Ingolstadt und 1743-49 wieder in Dillingen. Nachdem er 1749-52 nochmals Moraltheol. in Ingolstadt doziert hatte, war er Rektor verschiedener Kollegien: 1752-56 in Amberg, 1756-59 in Dillingen, 1759-62 in Landshut und schließlich in Straubing, wo er 1764 starb. - T., von Prantl unter der Rubrik "leere Namen" angeführt, von anderen als "hochgeschätztes Orakel des Kirchenrechts" bezeichnet, verfaßte zwei Schriften kirchenrechtlichen Inhalts über Fragen des kirchlichen Lehnswesens und der kirchlichen Immunität. W Quaestiones de feudis ecclesiasticis, Dillingen 1745; Fundamenta immunitatis ecclesiasticae, Dillingen 1749. L Rixner 58; Prantl I 523 u. ö.; W. Bauer, Aus dem Diarium Gymnasii S. J. Monacenis, München 1878, 29; Kleinstäuber 122 f.; Sommervogel VII 1971, IX 874; Romstöck 384 f.; Specht, Rektoren 84 ff.; Specht 277 u. ö.; Gerl 439; KUITUS II 311. L. Müller
Thiermair, Franz Ignaz, * 11. 1. 1626 München, t 12.3. 1680 München, D München. V Thomas, kurfürstlicher Leibarzt, MAnna von Klein.
T. absolvierte im Schuljahr 1642/43 die Abschlußklasse des Münchener 1esuitengymnasiums und besuchte dann zunächst das Lyzeum München. 1646 begleitete er seinen Mitglieder des bayer. Herzogshauses betreuenden Vater nach Wasserburg und wurde dabei mit der med. Praxis vertraut. Es folgte das Studium der Med. in Padua, wo T., nachdem er vornehmlich in den praktischen Fächern ausgebildet worden war, zum Dr. med. promoviert wurde. 1650/51 war er in Padua Prorektor des Gymnasiums. 1651 kehrte er nach München zurück, wo er als Arzt praktizierte, sich einer Prüfung des kurfürstlichen Medicinal-Kollegiums unterzog und zum Hofarzt ernannt wurde. 1656 erhielt T. einen Ruf an die Univ. Ingolstadt und lehrte dort bis zu seiner Bestallung als kurfürstlicher Leibarzt in München (1664) Pathologie und Anatomie. Als Mitglied des Medicinal-Kollegiums nahm er Einfluß auf den med. Lehrplan der Univ. Ingolstadt und empfahl in einem Gutachten, dort ein Spital für kranke Soldaten zu errichten und in diesem die Med.studenten klinisch-praktisch auszubilden. Sein Hauptwerk, eine Kompilation mit dem Titel "Scholia et consilia medica" (1673), führte Diagnosen und Rezepturen aus eigener Erfahrung gemischt mit Autoritätslehren zusammen. T., dessen Bruder Johann Jakob Domkapitular in Freising war,
zählte zu den bekanntesten Hof- und Leibärzten des 17. Jahrhunderts. WAssertiones medicae de rebus praeter naturam, morbo, morbi causa et symptomate, Ingolstadt 1658; Scholia et consilia medica ad varias consultationes et responsiones, München 1673; De thermis mochingenibus, München 1674; Kurzer Unterricht in besorglich und gefährlichen Seuchen, München 1678; Kurze Beschreibung von dem Ursprung, Beschaffenheit, Wirkung und Gebrauch des Gesundbades genannt Mariabrunn, München 1679. L ADB XXXVIII 3 f.; DBA; DBA N. F.; Kobolt 689; F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 121; Mederer II 364; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 555; E. R. Stockbauer, Ärztebiographien ... aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Diss. Erlangen 1966, 18-111 (W); Leitschuh I 89; BoehmJSpörl, LMU 173 (P).
P Kupferstich. R. A. Müller
Thurn, Wolfgang.
T., ein Verwandter von Georg Hauer, immatrikulierte sich am 25. 7. 1519 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Tirschenreuth angab, promovierte aber erst mehr als fünf Jahre später, im März 1525, zum artistischen Bakkalar. Bis zu seiner Primizfeier in der Ingolstädter Moritzkirche am 21. 4. 1532 fehlen Belege über seinen Verbleib. Im Januar 1536 promovierte er endlich zum Magister. Ob er sich dann der Theol. zuwandte, ist nicht bekannt; zumindest hat er in dieser Wissenschaft keine Grade erworben. Am 2. 10. 1539 wurde T. zum Regens des Georgianums bestellt, weichem er bis Dezember 1543 vorstand. Erst kurz nach seiner Ernennung wurde er am 28. 10. 1539 ins Konzil der Artistenfak. aufgenommen und noch am selben Tag zum Dekan für das WiSe gewählt. Ein zweites Mal versah er das Dekanat im SoSe 1542. Danach liegt nur noch eine Nachricht über ihn vor: 1556 stiftete er der Pfarrkirche in Pförring ein Steinrelief, die Grablegung Christi darstellend. Er scheint also in der Nähe von Ingolstadt geblieben zu sein. - Schon 1523/24, als T. noch ein junger Student war, hob Johann Alexander Brassicanus in seinem Preisgedicht auf die Univ. Ingolstadt seine poetische Begabung hervor, doch sind keine Werke aus seiner Feder bekannt. Q UAM, DIll 7, GG III/22, 0 IV 2. L Mederer I 39; Prantl I 214; Schmid 94; G. v. Bezold/ B. Riehl, Die Kunstdenkmale des Regierungsbezirkes Oberbayern, Tl. 1, München 1895, 89; 1. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen
Thurn - Tiedemann Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 66; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 162 u. ö.; Seifert, Statuten 489 f.; Schwaiger 40. C. Schöner
Thyraeus (Thyreus, Dorkens), Hermann, SJ, * 1532 Neuss, t 26. 10. 1591 Mainz.
Die Anfänge des Collegium Germanicum in Rom waren von der Schwierigkeit bestimmt, geeignete Kandidaten zu finden. Leonhard Kessel SJ fand erst an der Universität Löwen 20 junge Leute, zumeist Niederländer, aber auch den Mainzer Paul Hoffäus, zwei Bonner, Heinrich und Christian B1yssemius, und den Neusser T., der 1552 im Alter von 21 Jahren eintrat, um Theol. zu studieren. Ignatius von Loyola persönlich nahm ihn, kurz vor seinem Tod, am 26. 5. 1556 in die Gesellschaft Jesu auf. T. kam nach der Vollendung des Noviziats nach Ingolstadt. Dort wurde er zusammen mit Johann Cou(v)iI1on Prof. für Theol. und genoß bald einen hervorragenden Ruf als Prediger. Die herzogliche Bestätigung erfolgte am 19. 8. 1556. Zur gleichen Zeit wurde er auf Wunsch von Petrus Canisius in den akad. Senat aufgenommen. T. ging 1559 nach Trier und lehrte dort Theol. Sein Nachfolger in Ingolstadt wurde Alphons Pisanus. T. wurde Rektor der Kollegien in Mainz und Trier, dann Provinzial der Rheinischen Provinz (16. 10. 1571 bis 8. 4. 1578). Die Erzbischöfe von Köln und Mainz nahmen oft seine Verrnittlerdienste in Anspruch. 1588 wurde er Dekan der theol. Fak. in Mainz. T. zog sich nach annähernd 30jähriger Tätigkeit in diversen Ämtern zurück. Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls und erhielt in Mainz ein ehrenvolles Begräbnis. T. wurde als ein Mann von großer Schaffenskraft und Einfachheit geschildert: "nicht schlau, aber klug". Berühmtheit erlangte auch sein ihn an schriftstellerischer Produktivität übertreffender Bruder Peter, der in Würzburg als Prof. der Theol. lehrte. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. VI 18, Mscr. XI 28, Mscr. XVI 16; UAM, GG nIll1 I; UBM, 4° Cod. ms. 819; Stadtarchiv Mainz, 151 402 (Historiae anna1es provinciae Rhenanae 15611593), 15/400 (Annuae provinciae 1543-1772).
W Confessio Augustana, cum notis, Dillingen 1567. L ADB XXVIII 237; DBA; DBA N. F.; F. Reiffenberg, Historia S. J. ad Rhenum inferiorem, Bd. I, Köln 1764, 81 u. ö.; Hurter 426 ff.; Prantl I 226, n 490; Sommervogel VIII 10 f., IX 10 f.; Ger! 441; Kausch 38; J. Fejer, Defuncti primi seculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982,250; Schmidt, Collegium Germanicum 236; J. Huck, Der Fernhandel und die Hanse, Bd. 2, Neuss 1991,227. B. Schönewald 28*
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Tiedemann, Friedrich, * 23. 8. 1781 Kassel, t 22. 1. 1861 München, ev., CD 30. 3. 1807 Jenny Rosa von Holzing, t 1870. V Dietrich, Prof. der lateinischen und griechischen Sprache am Collegium Carolinum in Kassel, seit 1786 Prof. der Phil. an der Univ. Marburg und Hofrat, * 3. 4. 1748 Bremervörde, t 24. 5. 1803 Marburg, M Sophie Rothausen, CD 1778.
T. erhielt bereits in frühester Kindheit Unterricht von seinem Vater, der über dieses "Erziehungsexperiment" in einer gelehrten Zeitschrift berichtete. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Marburg studierte er 1798-1802 an der dortigen Univ. Naturwissenschaften und Med., wobei er sich besonders mit Fragen der Anatomie und Physiologie beschäftigte. 1802/03 führte ihn eine Studienreise zunächst nach Bamberg, wo er bei Adalbert Friedrich Marcus am Krankenhaus hospitierte sowie unter Ignaz Döllinger als Hilfsarzt in einem Armenviertel tätig war, und anschließend an die Univ. Würzburg, an deren Spital er unter der Aufsicht Johann Thomanns und Kaspar von Siebolds praktizierte. Nach Marburg zurückgekehrt, erwarb er am 10. 3. 1804 mit einer Diss. "De cordis polypis" den med. Dr.grad. Nur wenig später wurde T., der wohl schon vorher auf Anweisung des Prof. für Anatomie und Physiologie, Christian Brühl, Repetitionen und Sezierübungen gehalten hatte, als Priv.-Doz. habilitiert. Während des SoSe 1804 hielt er seine ersten Vorlesungen über vergleichende Osteologie, Physiologie und die Gallsche Schädellehre. Im Oktober 1804 brach T. zu einer weiteren Fortbildungsreise auf, in deren Verlauf er über Würzburg, wo er u. a. bei Friedrich Wilhelm Schelling Vorlesungen hörte, und Frankfurt, wo er den Anatomen Thomas Sömmering kennenlernte, nach Paris gelangte. Dort besuchte er die Sammlungen des "Jardin des Plantes", nahm an Sitzungen der mathematisch-physikalischen Klasse des Instituts teil und trat mit den berühmtesten Wissenschaftlern seiner Zeit, u. a. Georges de Cuvier und Jean Baptiste Lamarck, in Kontakt. Außerdem verkehrte er im Haus Friedrich Carl von Savignys, den er bereits aus gemeinsamen Marburger Tagen kannte. Noch in Paris erreichte ihn im Sommer 1805 der Ruf als o. Prof. für Anatomie und Zoologie an die Univ. Landshut, den der mittlerweile an der Akad. der Wissenschaften in München wirkende Sömmering in die Wege geleitet hatte. Bereits im Oktober 1805 nahm T., der am 28. 8. 1805 mit einem Gehalt von 1200 Gulden angestellt worden war, die Lehrtätigkeit auf. Neben seinen Vorlesungen widmete er sich während der Landshuter Zeit in besonderem Maße dem anatomischen Kabinett, dessen Präparate er - zum Teil auf eigene Kosten - erheblich vermehrte. 1807/08 fungierte er zudem
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Tiedemann
als Direktor der med. Sektion, 1809 rückte er in den Senat der Univ. nach. Wegen seiner Vorbehalte gegen die napoleonische Herrschaft in Deutschland wurde T., der mit Savigny sowie den Geschwistern Clemens und Bettina Brentano engen gesellschaftlichen Umgang gepflogen hatte, 1810 in studentischen Pasquillen der Kollaboration mit dem Landesfeind Österreich bezichtigt, ohne daß die Affäre jedoch weiterreichende Konsequenzen gehabt hätte. Im Mittelpunkt seiner Forschungen standen während jener Zeit Probleme der Zoologie und vergleichenden Anatomie. Für die Beantwortung der Preisfrage des Pariser Instituts über die Anatomie der Strahltiere erhielt er im Dezember 1812 den ersten Preis, der seinen internationalen Ruhm begründete. In der Folge wandte sich T., der eng mit Franz von Paula Schrank zusammenarbeitete, verstärkt Fragen der vergleichenden Embryologie, insbesondere des Gehirns, zu, um auf diesem Weg die Ursachen von Mißbildungen zu klären. Seine enorme wissenschaftliche Reputation trug ihm zahlreiche Ehrungen ein: so wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Akad. von München (1812), Berlin (1815) und Göttingen (1816) sowie des Pariser Instituts (1815) ernannt. Außerdem erhielt er 1815 einen Ruf an die Hochschule in Bern, den er ablehnte. Nachdem ihm die bayer. Regierung jedoch am 21. 10. 1815 eine Gehaltserhöhung von 400600 Gulden verweigert hatte, ging er zum SoSe 1816 unter Mitnahme eines großen Teils der anatomischen Sammlung als o. Prof. für Anatomie und Zoologie sowie als Direktor des anatomischen Instituts an die Univ. Heidelberg. Zusätzlich zu seinen Nominalfächern übernahm er bis 1822 noch die Physiologie, die ihn auch in seiner wisssenschaftlichen Arbeit immer mehr zu beschäftigen begann und zu deren Erforschung er sich der Chemie als Hilfswissenschaft bediente. In Zusammenarbeit mit dem Chemiker Leopold Gmelin veröffentlichte er mehrere Untersuchungen zur komparativen Physiologie, etwa zur Verdauung, die zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehören. T. stand so mit am Anfang einer modemen Physiologie, auch wenn seine Studien bald von den Untersuchungen Justus von Liebigs überholt werden sollten. Ungeachtet der Belastungen in Lehre und Forschung engagierte sich T. auch in zahlreichen Univ.ämtern: er hatte 1822 und 1842 das Prorektorat inne, gehörte zweimal dem Engeren Senat an (1817118, 1827/28) und war mehrfach Dekan der med. Fak. (1818, 1824, 1830, 1837, 1844, 1848). Rufe nach Bonn (1818) und Berlin (1833) lehnte er ab. Auch in jenen Jahren wurden ihm viele Ehrungen zuteil: so wurde er zum Geheimen Hofrat (1820), Geheimen Rat 11. Klasse (1826), Ritter des
Verdienstordens der bayer. Krone (1832) und Ehrenbürger der Stadt Heidelberg (1833) erhoben. Seit dem Auftreten einer Augenerkrankung 1835 zog sich T. jedoch schrittweise aus dem akad. und öffentlichen Leben zurück. Einige seiner anatomischen Vorlesungen gab er zunächst an seinen Schwiegersohn Theodor Bischoff, nach dessen Weggang aus Heidelberg 1844 an Jakob Henle ab. 1849 legte er sein Lehramt vollständig nieder - angeblich veranlaßt durch das Schicksal seiner Söhne im Gefolge der Revolution von 1848/49: während einer 1849 als Gouverneur der Festung Rastatt auf seiten der Revolutionäre fiel, mußten zwei andere, von denen der eine mit der Schwester des badischen Revolutionärs Friedrich Hecker verheiratet war, wegen ihrer liberalen Überzeugungen in die Vereinigten Staaten von Amerika auswandern. T. selbst wurde auf eigenen Antrag am 28. 9. 1849 in den Ruhestand versetzt. Er zog sich nach Frankfurt a.M., wo er am 10. 3. 1854 in einer von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft veranstalteten Feier sein 50jähriges Dr.jubiläum beging, ins Privatleben zurück. Nach einer erfolgreich verlaufenen Augenoperation im Frühjahr 1855 siedelte er im Sommer 1856 nach München über, wo er im Hause Theodor Bischoffs die letzten Lebensjahre verbrachte. - T. gehörte zu den bedeutendsten Medizinern des 19. Jahrhunderts, wovon u. a. seine Mitgliedschaften in 62 gelehrten Gesellschaften bzw. Akad. in Europa und den Vereinigten Staaten sowie die Verleihung des Ordens Pour le merite (1851) Zeugnis ablegen. Seine größten wissenschaftlichen Leistungen entstanden auf den Gebieten der 'vergleichenden Anatomie sowie der Physiologie. Außerdem trat er gerade zu Beginn seiner Karriere der naturphil. Richtung innerhalb der Med. entschieden entgegen und trug so zum Siegeszug der empirischen Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert bei. Q BayHStAM, Mlnn 23183; Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 205, Fasz. 524-525; UAM, EIl 364.
W Diss. inauguralis de cordis polypis, Marburg 1804; Zoologie. Zu seinen Vorlesungen entworfen, 3 Bde., Landshut 1808-14; Anatomie des Fischherzens, Landshut 1809; Anatomie und Naturgeschichte des Drachens, Nürnberg 1811; Verzeichnis deJjenigen Präparate, welche sich bis 1808 über die Säugethiere in den Kabinetten zu Landshut für Zoologie und vergleichende Anatomie befanden, Landshut 1812; Anatomie der kopflosen Missgeburten, Landshut 18B; Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns im Fötus des Menschen nebst einer vergleichenden Darstellung des Hirnbaus in den Thieren, Nürnberg 1816 (französisch: Paris 1823, englisch: Edinburgh-London 1826); Anatomie der Röhren-Holothurie, des pomeranzfarbigen Seesterns und Stein-Seeigels, Landshut 1816, Heidelberg 1820; Versuche über die Wege, auf welchen Substanzen aus dem Magen und Darmkanal ins Blut gelangen,
Tiedemann - Tilemann über die Verrichtung der Milz und die geheimen HarnWege, Heidelberg 1820 (zusammen mit Leopold Gmelin; französisch: Paris 1821); Die Verdauung nach Versuchen, 2 Bde., Heidelberg-Leipzig 1826127, 21831 (zusammen mit Leopo1d Gmelin; französisch: Paris 1826127); Physiologie des Menschen, Bd. 1, Darmstadt 1830, Bd. 3, Darmstadt 1836; Das Hirn des Negers mit dem des Europäers und Orang-Outangs verglichen, Heidelberg 1837, Ndr. Marburg a.L. 1984; Von der Verengung und Schließung der Pulsader in Krankheiten, Heidelberg 1843; Geschichte des Tabaks und anderer ähnlicher Genußmittel, Frankfurt 1854. - Hg. (zusammen mit G. R. und A. C. Treviranus): Zs. für Physiologie, 1824-27. L ADB XXXVIII 277 f.; DBA; DBA N. E; Permaneder 258 u. ö.; Prantl I 715, II 521; Funk 23 u. ö.; E. Stübler, Geschichte der med. Fak. der Univ. Heidelberg 1386-1925, Heidelberg 1926, 248-56 u. ö.; R. Burkhard, Die Berufungen nach Altbayern unter dem Ministerium Montgelas, Diss. München 1927, 112 f. u. ö.; E Gundlach (Bearb.), Catalogus professorum academiae Marburgensis. Die akad. Lehrer der Philipps-Univ. in Marburg von 1527 bis 1910, Marburg 1927,210; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 586 f.; G. Werk, Die Personalbibliographien der Mitglieder des Lehrkörpers der med. und phi!. Fak. zu Landshut seit ihrer Gründung im Jahre 1800 bis zur Verlegung nach München 1826 mit biographischen Angaben, Diss. Erlangen 1970, 33-39 (W); H. Goerke, Die Med. Fak. von 1472 bis zur Gegenwart, in: Boehml Spörl I 207; C. Graepler (Bearb.), Imagines professorum academiae Marburgensis. Katalog von Bildnissen Marburger Hochschullehrer aus fünf Jh., Marburg 1977, 87 (P 3); H. Hoepke, E T. zum 200. Geburtstag, in: Ruperto-Carola 33 (1981) 42-46; A. Beckenbauer, Briefe zweier Landshuter Univ.prof. (Savigny und T.), hg. vom Historischen Verein für Niederbayern, Landshut 1985; D. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, Berlin-Heidelberg-New York-Tokyo 1986, 269 f.; R. Fürst, E T. und sein Werk "Abbildungen der Pulsadern des menschlichen Körpers". Lithographischer Frühdruck der C. E Müller'schen Hofbuchbandlung aus dem Jahre 1822. Ein Beitrag zur Verlagsgeschichte, Karlsruhe 1988 (P 4); Beckenbauer 57 f. u. Ö. PI) Lithographie von Ambroise Tardieu, Privatbesitz Alfons Beckenbauer, Landshut, 2) Porträtmünzen in Bronze und Silber von Karl Friedrich Voigt, Staatliche Münzsammlung München, 3) Lithographie nach einem Porträt von Conrad L'Aliemand, Bildnissammlung der Univ. Marburg, 4) Lithographie von Heinrich Günther nach einem Gemälde von Jacob Wilhe1m Christian Rouse, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. M. Schaich
Tilemann, Johannes, * Wertheim (Franken), t vor 1680, CD 1) Anne Christine, t 1648, 2) 1660 Anne Catharine Schippe!.
T. studierte seit 13. 7. 1633 Med. an der Univ. Marburg, die sich zu jener Zeit in Gießen befand. Am 23. 2. 1636 wurde er dort auch zum Dr. med. promoviert. Bereits zum WiSe 1637 erfolgte die Ernennung zum o. Prof. in der med. Fak., der er 1640, 1642 und 1644 auch
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als Dekan vorstand. 1646 bekleidete er zudem das Amt des Rektors. Bei der Restauration der Univ. in Marburg als refonnierte Landesuniv. 1653 wurde T. am 16.6. zum "Primarius" in der med. Fak. ernannt. Darüber hinaus fungierte er 1653 und 1654 nochmals als Dekan. Von Marburg ging T., der 1648 unter dem Verdacht gestanden hatte, seine Frau ermordet zu haben, 1655 nach Mainz, wo er vom lutherischen zum kath. Glauben übertrat und als kurfürstlicher Leibarzt angestellt wurde. Da sich die Hoffnungen, die er in seine neue Tätigkeit gesetzt hatte, letztlich nicht erfüllten, übersiedelte er 1660 nach Schmalkalden. Dort übernahm er nach erneutem Konfessionswechsel, diesmal zum reforn'lierten Bekenntnis, am 18. 4. 1660 die Position des Stadtphysikus. Sein Aufenthalt in Schmalkalden war allerdings nur von kurzer Dauer. Von seiner zweiten Frau, der Tochter des Stadtkapitäns, des versuchten Giftmords beschuldigt, wurde er am 30. 9. 1660 verhaftet und erst gegen die Zahlung einer Kaution von 500 Talern wieder aus dem Gefangnis entlassen. Obwohl die Vorwürfe allem Anschein nach nicht bewiesen werden konnten, verschwand T. im Dezember 1660 heimlich aus der Stadt. Wo er sich in den nächsten Jahren aufhielt, entzieht sich der näheren Kenntnis. Im Sommer 1664 tauchte T., dessen Fähigkeiten als Arzt durchaus gerühmt wurden, in Ingolstadt auf, wo er Vorträge gehalten und für ein Gutachten "wegen Abschaffung artis alchimicae exercendae" eine wöchentliche Entlohnung von zwei Gulden aus der Kasse der Univ. erhalten haben sol!. Ob T., der sich am 2.9. in die Matrikel eintrug, tatsächlich zu den regulären Prof. der med. Fak. gezählt werden kann, läßt sich nicht mehr entscheiden. Wegen einer drohenden Vaterschaftsklage setzte er sich auch aus Ingolstadt bald wieder ab. Sein weiterer Lebensweg, in dessen Verlauf er noch zum jüdischen Glauben konvertiert sein soll, liegt im dunkeln. - Die Werke von T. zeugen von seinen alchimistischen und astrologischen Interessen, die auch in seiner praktischen Tätigkeit Niederschlag fanden. W Aphorismi Hippocratis, facili methodo digesti, Marburg 1643, 31650, Gießen 1660 (P), 0.0. 1665, GießenFrankfurt 1669; De natura et curatione doloris nephritici, Marburg 1644; Disputatio de catarrho (Praes.; Resp.: J. G. Geilsus), Marburg 1644; Harmonia physico-medica de numero elementorum, Marburg 1645; Brevis delineatio praxeos oryctologicae, h.e. modi cognoscendorum et probandorum omnium fossilium, thermarum et acidularum, Würzburg 1657; Experimenta circa veras et irreducibiles auri solutiones, Amsterdam 1669; Cous, h.e. Hippocratica praxis in cognitione affectum tarn naturalium quam praeternaturalium, annorum c1imactericorum, dierum criticorum et aliarum mutationum, Ulm 1681. - Hg. und Bearb.: Johann Heinrich Menni, Lapis ignis Basilii das ist: Guldiner
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Tilemann - Tolhopf
Apfel, von dem Goldbaum des irrdischen Lebens deverpiret, durch welches Anatomi die geheime und verborgene Universal-Medicin, sambt andem hierzu nöthigen Wissenschaften, geoffenbaret wird, Augsburg 1666. L ADB XXXVIII 296 f.; DBA; Mederer II 365; Prant! I 501; F. Gundlach (Bearb.), Catalogus professorum academiae Marburgensis. Die akad. Lehrer der Philipps-Univ. in Marburg von 1527 bis 1910, Marburg 1927, 181 ff.; S. A. Kaehler, Die Univ. Marburg von 1653-1866, in: Die Philipps-Univ. zu Marburg 15271927, Marburg 1927, 254 u. ö.; Matrikel LMU; U. Grimm, Beiträge zur Med.geschichte von Ingolstadt (insbesondere Sterblichkeit 1620-1730), Diss. Erlangen-Nürnberg 1975, 195; C. Graepler (Bearb.), Imagines professorum academiae Marburgensis. Katalog von Bildnissen Marburger Hochschullehrer aus fünf Jh., Marburg 1977,90 u. ö. (P). P Kupferstich von Sebastian Furck, Univ.museum Marburg, Inv.-Nr. 4.020.
1640-55, M. Schaich
Tinctoris (de Gontzenhusen, Tinctor), Nicolaus, * Gunzenhausen, t vor 9.9. 1495 Regensburg. T. studierte 1468 in Paris, wo er offensichtlich den Magistergrad erwarb. Zumindest immatrikulierte er sich am 4. 6. 1474 als "magister ... Parisiensis universitatis" an der Univ. Ingolstadt, wohl um Theol. zu studieren. Am 17. 9. 1477 wurde er zur Sentenzenvorlesung zugelassen. Zu einem unbekannten Zeitpunkt soll er auch den theol. Dr.grad erworben haben. Neben dem Theol.studium betätigte sich T. auch in der Artistenfak., der er im WiSe 1475/ 76 als Dekan vorstand. Möglicherweise war er bereits seit 1474 einer der drei Kollegiaten für die "via antiqua". Gesichert ist, daß er im SoSe 1479 über ein nicht bekanntes Buch Vorlesungen hielt. Bereits im WiSe 1478/79 hatte T. der Univ. als Rektor vorgestanden. Wann er Ingolstadt wieder verließ, ist nicht bekannt. Bezeugt ist er wieder als Prediger bei St. Lorenz in Nürnberg, wo er am 6. 5. 1486 eine weitere Pfründe erhielt. 1491 wurde T. von Nürnberg als Domprediger nach Bamberg berufen. Zuletzt soll T. auch Prediger in Regensburg gewesen sein, wo er 1495 an der Pest starb. 1486 erschien - wohl in Tübingen - sein scotistischer Kommentar zur Logik des Petrus Hispanus, der ihm einen Platz in der Geschichte der Logik sichert. W Dicta ... super summulas Petri Hyspani, o. O. [wohl Tübingen] 1486. L ADB XXXVIII 355; DBA; Mederer I 13 u. ö.; Prant! I 91 u. Ö., II 484; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 72 f.; Seifert, Statuten 73; Kausch 221; A. Liess, Die artistische Fak. der Univ. Ingolstadt 14721588, in: BoehmlSpörl II 21; Schöner 164 u. Ö. L. Böninger
Tolhopf (Tolophus), Johannes, gensburg.
t 28. 4.
1503 Re-
T., für den als Herkunftsort Kemnath bezeugt ist, wird erstmals 1465 bei seiner Immatrikulation an der Univ. Leipzig greifbar, an der er im SoSe 1466 zum artistischen Bakkalar und im WiSe 1468/69 zum Magister promovierte. Anschließend nahm er seine Lehrtätigkeit an der Leipziger Artistenfak. auf. Schon in Leipzig muß er sich eine profunde mathematische Ausbildung angeeignet haben. Durch einen schnellen Wechsel an die eben eröffnete Univ. Ingolstadt 1472 vermochte er sich als Vertreter der "via antiqua" eine der Kollegiaturen am Collegium vetus zu sichern. Als er kurz darauf auch in Leipzig mit einer Kollegiatur am Collegium maius ausgestattet wurde, gelang es ihm durch geschicktes Taktieren, sich gleichzeitig an beiden Univ. zu etablieren. Im SoSe 1473 fungierte er in Ingolstadt als Rektor, im SoSe 1474 in Leipzig. Im SoSe 1475 war er Dekan der Artistenfak. der "via antiqua" in Ingolstadt. Vom Herbst 1475 bis 1477 weilte er, vermutlich im Zusammenhang mit der von Papst Sixtus IV. geplanten Kalenderreform, in Rom. Vor allem dank der Protektion, die er als Mathematiker von Herzog Ludwig dem Reichen und von dessen Rat Martin Mair erfuhr, konnte er sich trotz häufiger und langer Abwesenheiten seine Ingolstädter Kollegiatur erhalten. Erst als er diese Protektion gegen Ende des Jahres 1478 verlor, wurde seine Position in Ingolstadt unhaltbar. Im Herbst 1479 verließ er Ingolstadt. 1479/80-81/82 war er als Hofastrologe beim ungarischen König Matthias Corvinus beschäftigt. Während dieser Zeit verlor T. auch seine Leipziger Kollegiatur. Im Dezember 1482 versuchte T., anscheinend in finanzieller Bedrängnis, nach Ingolstadt auf eine Kollegiatur zurückzukehren, blieb jedoch wegen der Intervention einiger Magister der "via moderna" erfolglos. Während der folgenden Jahre läßt sich T. mehrmals an der päpstlichen Kurie nachweisen, wo er sich intensiv und erfolgreich um kirchliche Pfründen bemühte. U.a. erlangte er Kanonikate in Regensburg und Breslau sowie die Propstei der Kollegiatskirche in Forchheim. Seine engen Beziehungen zur Kurie dokumentieren die Titel eines "Familiaris" des Papstes und eines päpstlichen "Cubicularius", die beide seit 1482 belegt sind. Von 1491 oder 1492 bis zu seinem Tod hielt sich T. überwiegend in Regensburg auf. Im Verlauf der 90er Jahre promovierte er noch zum "Dr. decretorum". - Während seiner gelegentlichen Aufenthalte in Ingolstadt 1472-79 übernahm T. einerseits Veranstaltungen aus dem Gesamtspektrum des artistischen Curriculums (nachweislich im SoSe 1479 die Ethik), erteilte aber andererseits auch
Tolhopf - Torres speziellen Unterricht in den mathematischen und astronomischen Disziplinen. Gemeinsam mit seinem engen Freund Michael Puters aß wu.rde er zum Begründer einer astronomischastrologischen Tradition in Ingolstadt, die ihre Fortsetzung im Celtis-Kreis bei Andreas Stiborius und Johannes Stabius fand. Mit dem Erzhumanisten selbst verband T. eine herzliche Freundschaft, deren Anfänge bis zu einem möglichen Treffen am Hof von Matthias Corvinus 1482 zurückreichen könnten. - Die zwei handschriftlich erhaltenen astronomischen Werke von T. sind hohen Persönlichkeiten (Papst Sixtus IV. und Matthias Corvinus) gewidmet und verraten von Anlage und Inhalt her, daß T. sich von der Widmung kirchliche Pfründen bzw. eine HofsteIlung erhoffte. In beiden Traktaten präsentiert er ein von ihm entworfenes Stellarium, eine Art Äquatorium zur Darstellung der Planetenbewegungen. Während er jedoch in der dem Papst dedizierten Handschrift ausführlich auf die hinter dem Fixsternhimmel liegenden Bereiche eingeht, deren Existenz zwar nicht aus astronomischen, dafür aber aus theol. Gründen notwendig war, betont er gegenüber dem mäzenatischen ungarischen König vor allem seine humanistischem Geist entsprungenen Bemühungen um eine "Renovatio" der Astronomie. Weitere Werke von T. haben sich nicht erhalten, doch gibt sein Briefwechsel mit Konrad Celtis Auskunft über seine Projekte: ein Kommentar zum "Alrnagest" von Ptolemäus, ein immerwährender Kalender, ein Büchlein über Geburtshoroskope, und eines über die achte Sphäre. Außerdem übernahm T. im Celtis-Kreis infonnell die Funktion eines astrologischen Beraters. - Bei seinen Zeitgenossen erfreute sich T. eines weitreichenden, wenn auch nicht ungeteilten Rufes. Johannes Trithemius bezeichnete ihn als berühmten Astronomen, Kosmographen und Poeten. Von seinem Werdegang und seinen Interessen her ist er eindeutig jener Gruppe von astrologisch oder humanistisch orientierten Wandermathematikern zuzurechnen, die sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts an Univ. und fürstlichen oder geistlichen Höfen nachweisen lassen. Q UAM, D III I, F I 1,0 I 2.
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Wolfenbütteler T.-Corvine. Der Hofastronom J. T. und seine Handschrift für den ungarischen König Matthias Corvinus, in: W. MildelW. Schuder (Hg.), De captu lectoris. Wirkungen des Buches im 15. und 16. Jh., BerlinNew York 1988, 87-104; K. Arnold, Vates Herculeus. Beiträge zur Biograpltie des Humanisten J. T., in: S. FÜssellJ. Knape (Hg.), Poesis et Pictura, Baden-Baden 1989,131-55; Schöner 16u. Ö. C. Schöner
Torrentinus (Torrentius, Torrensis), Caspar, SJ,
* 1555 Mindelheim, t 24. 3. 1635 München. Nach artistischen Studien, die er an der Univ. Dillingen am 11. 3. 1574 aufgenommen und am 2. 6. 1579 mit dem Erwerb des Grades eines Magister artium abgeschlossen hatte, immatrikulierte sich T. am 15. 9. 1581 als "studiosus iuris utriusque" in Ingolstadt. Am 19. 7. 1585 promovierte er in Bourges zum Dr. beider Rechte. Ab Mai 1588 hatte er, offensichtlich vertretungsweise, die Professur für Kanonistik an der Univ. Ingolstadt inne. Als bereits bepfründeter Freisinger Domherr trat T. im Herbst desselben Jahres der Societas Jesu bei. 1590 begann er in Ingolstadt das Theol.studium, das er 1592 abschloß. Daraufhin dozierte er im Kolleg scholastische Theol., bis er 1593 den Grad eines Lizentiaten erlangen konnte und in der Folge die Professur für Kasuistik übertragen bekam. Seine Lehrtätigkeit an der Univ. Ingolstadt fand bereits 1594 ein Ende, denn auf Empfehlung des Provinzials und mit der Zustimmung des Ordensgenerals Claudius Aquaviva wurde T. an den Münchener Hof versetzt. Dort bekleidete er bis zum Tod Wilhelms V. über 31 Jahre hinweg die Stellung des herzoglichen Beichtvaters. Ab 1626 wirkte T. als Novizenmeister am Münchener Jesuitenkolleg. W Ungedruckt: Tractatus casuum conscientiae, 1595 (BSB, clm 4812). L Freninger 26; Romstöck 410 (W); B. Duhr, Die Jesuiten an den deutschen Fürstenhöfen des 16. Jh., Freiburg i.Br. 1901, 135 ff.; Duhr 1700 ff., 1112 246; Matrikel LMU; Gerl 442; Wolff 266; Kausch 50; R. Häfele, Die Studenten der Städte Nördlingen, Kitzingen, Mindelheim und Wunsiedel bis 1580. Studium, Berufe und soziale Herkunft, Bd. 2, Trier 1988, 539.
W Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. val. laI. 3103; Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 84.1 Aug.
F. Heiler
L Prant! I 35 u. Ö., II 39 u. ö.; G. Bauch, Die Anfange des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901, 5 ff. u. ö.; 1. Schlecht (Hg.), Kilian Leibs Briefwechsel und Diarien, Münster 1909,96; T. J. Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 1465-91, München 1932; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934; L. Thomdike, J. T. alive in 1485, in: Isis 22 (1934/35) 229; Dies., J. T. again, in: Isis 24 (1935/36) 419 ff.; Wolff 210 u. ö.; K. Csapodi-Gardonyi, Die
Torres (Torrensis), Hieronymus (Jeronimo, Geronimo), SJ, * 1527 oder 1529 Montalban (Katalonien), t 9. 1. 1611 München. T. trat am 21. 12. 1551 in Valencia, wo er bereits, ohne einen Grad zu erlangen, drei Jahre Logik und Physik sowie Griechisch studiert hatte, in die Gesellschaft Jesu ein und wurde noch im selben Jahr nach Gent geschickt. 1553
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Torres - Trabolt
karn er nach Rom. Nach absolviertem Magisterium hielt er phi!. Vorlesungen. T. wurde, zu diesem Zeitpunkt bereits Dr. der Theo!., Ende 1562 nach Innsbruck geschickt. Er lehrte dort Griechisch und Theo!. und las vor Mitgliedern des kaiserlichen Hofes aus dem Neuen Testament. Trotz der Bedenken des Provinzials, der ihn "mirando a su presencia" (in Anbetracht seines Äußeren) nicht für Dillingen oder Ingolstadt geeignet hielt, finden wir T. unter der ersten Jesuitengeneration, die 1563 an der Univ. Dillingen eintraf. Am 25. 11. 1564 legte er in Dillingen Profeß ab und war bis 1567 Prof. für Exegese und scholastische Theo!. Im Juli 1567 übernahm T., dessen Verbleiben in Dillingen nach dem Druck einer polemischen Schrift problematisch geworden war, an der Univ. Ingolstadt den Lehrstuhl von Alphons Pisa. Während seiner sechsjährigen Lehrtätigkeit in Ingolstadt hatte er 1567, 1569 und 1573 das Dekanat der theo!. Fak. inne. Im Mai 1573 kehrte T. wegen Überlastung und gesundheitlicher Probleme nach Dillingen zurück und wirkte dort bis 1584 als Prof. für Moraltheo!. und Kasuistik. Nach einern Aufenthalt in Landsberg 1587 trat er in das 1588 neugegründete Kolleg von Regensburg über. Hier blieb er, nunmehr "scriptor" und "emeritus", bis 1604/05. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in München. - T. wurde von den kath. Zeitgenossen als Kontroverstheologe hoch geschätzt. In polemischen Disputationen und Streitschriften griff er - wie etwa im Falle des Tübinger Prof. Wilhelm Bidembach ("Scholia ex publicis praelectionibus", 1568) - die Positionen protestantischer Theologen scharf an. Fruchtbarer erwies sich jedoch sein Versuch, auf den ,,Mißbrauch" patristischer Autoritäten von protestantischer Seite eine Antwort zu finden. Die "Confessio Augustiniana" (1567) versteht sich als Reaktion auf die Vereinnahmung Augustins durch die "Häretiker". T. benutzte Kontroverspunkte - in der zweiten Auflage überschrieb er die Titel mit Sätzen des Tridentinums - als "loci", die er mit Material aus dem Oeuvre des Kirchenvaters auffüllte. T. beschränkte sich dabei auf philologische Emendation, marginale Orientierungshilfen sowie auf einen thematischen Index mit Nachweis der Bibelstellen. Die mehrfach erweiterte und aufgelegte "Confessio" bietet so eine Topographie der Lehre Augustins, die eine Reihe gleichartiger Schriften initiierte. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Mscr. V 57, no. 27; Archivum Romanum Societatis Jesu, G.Sup. 45, 111, Germ. 133, 136; UAM, GG III/lI; UBM, Cod.ms. 69.
W Confessio Augustiniana, Dillingen 1567, 2. Auflage Köln 1575. L N. Sotwell, Bibliotheca Scriptorum Societatis Iesu, Rom 1676,347 f.; Mederer I 302 f. u. ö.; Prant! II 491
u. ö.; Epistolae P. Hieronymi Nadal S. J. ab Anno 1546 ad 1577, Bd. 2, 3, Madrid 1899-1902; O. Braunsberger (Hg.), Beati Canisii S. J. Epistolae et Acta (15561571), Bd. 2-6, Freiburg i.Br. 1898-1913; Sommervogel VIII 126 f. (W), IX 877; H. Thoelen, Menologium. Lebensbilder aus der Geschichte der Oberdeutschen Ordensprovinz, Roermond 1901, 19 f.; Duhr 1210 u. ö.; Specht 296 u. ö.; Kausch 42 u. Ö. R. Larsson-Folger
Trabolt (Drabolt, Trawolt), Johannes, * 1425/ 26 Bruchsal (?), t 28. 10. 1505, D Regensburg, St. Emmeram. Da T. nach Ausweis seiner Grabinschrift bei seinem Tod 80 Jahre alt war ("octoginta annis in mundo vixerat isto"), läßt sich sein Geburtsjahr auf 1425/26 festlegen. Vielleicht ist er mit jenem J. T. aus Bruchsal zu identifizieren, der am 13. 7. 1455 in Heidelberg immatrikuliert und arn 26. 1. 1457 dort zum "Baccalaureus artium" promoviert wurde. Bereits als Pfarrer von Plattling begegnet er arn 25. 8. 1467 an der Univ. Padua, wo er im Jahr darauf das Studium des Kirchenrechts mit dem Lizentiat abschloß. In Padua knüpfte er Kontakte mit zwei bekannten deutschen Frühhumanisten, dem Eichstätter Kanzler Johann MendeI, und dem Propst von Mattsee, Johann Tröster aus Amberg. Entscheidend für seine Karriere dürfte die ebenfalls in Padua geschlossene Freundschaft mit dem späteren Regensburger Ratskonsulenten Kaspar Kantner geworden sein, mit dem er danach noch öfters zusammenarbeiten sollte. Aus Italien zurückgekehrt, war er zunächst als Schreiber arn dornkapitelschen Gericht und als Notar in Regensburg tätig. Daneben war er mit der Verwaltung der Pfarrei Plattling beschäftigt. 1476 trat T. als gelehrter Jurist in die Dienste der Reichsstadt Regensburg. In den folgenden Jahren finden wir ihn vielfach im Auftrag des Regensburger Rates tätig, den er in einer ganzen Reihe von Gesandtschaften arn Kammergericht und arn Hofe Kaiser Friedrichs III. vertrat. Das reiche Regensburger Quellenmaterial - Urkunden, Rechnungen, Ewiggeldregister und Steuerverzeichnisse - ermöglicht es, T. bis an sein Lebensende häufig in dieser Stadt nachzuweisen, wo er als ,,hospes" in der Nähe von St. Paul (Mittelmünster) das Wohnrecht erhalten hatte. Er scheint die Donaustadt nur vorübergehend verlassen zu haben, um von August bis Dezember 1482 in Ingolstadt vertretungsweise die durch das Ausscheiden von Wilhelm Kyrrnann freigewordene "lectura in decretis" zu übernehmen, wofür er das Doktorat für das Kirchenrecht erhalten zu haben scheint. Als die Reichsstadt Regensburg unter bayer. Herrschaft geriet, treffen wir T. 1487 als
Trabolt - Treyling jur. Vertreter des Regensburger Bischofs, der gegen Übergriffe der bayer. Beamten auf das bischöfliche Propstgericht auftrat. 1495 begleitete er die Regensburger Ratsgesandtschaft zum großen Wormser Reichstag. 1502 ist er zum letzten Mal an der Univ. Ingolstadt bezeugt. T. starb, nachdem er sein Vermögen in Stiftungen angelegt hatte. Er wurde im südlichen Seitenschiff von St. Emmeram begraben, wo Albrecht Altdorfers berühmte Tafel ,,Die beiden Johannes" sein Gedächtnis verewigen sollte. Q BayHStAM, Reichsstadt Regensburg, Urkunden und Literalien, Regensburg-St. Emmeram, Klosterurkunden; Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, pfarrei Plattling, Urk. 1474 I 10; BSB, clm 14900, clm 27072; Stadtarchiv Regensburg, Urkunden, Hist. I. I, Cameralia.
L Mederer I 23; C. T. Gemeiner, Reichsstadt Regensburgische Chronik, Bd. 3, Regensburg 1821, Ndr. München 1971, 591, Bd. 4, Regensburg 1824, Ndr. München 1971, 23 f.; R. von Liliencron, Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jh., Bd. 2, Leipzig 1866, 195; G. Toepke (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Heidelberg von 1386 bis 1662, Tl. I: 13861553, Heidelberg 1884,282; F. Mader, Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bd. 22: Stadt Regensburg I: Dom und St. Emmeram, München 1933, 258 (P); Matrikel LMU; R. Straus, Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Juden in Regensburg 1453-1738, München 1960; M. Piendl, Fontes monasterii s. Emmerami Ratisbonensis. Bau- und kunstgeschichtliche Quellen, in: Ders. (Hg.), Quellen und Forschungen zur Geschichte des ehemaligen Reichsstiftes St. Emmeram in Regensburg, Kallmünz 1961, 103 u. ö.; B. Bischoff, Studien zur Geschichte des Klosters St. Emmeram im Spätmittelalter (13241525), in: Ders., Mittelalterliche Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgeschichte, Bd. 2, Stuttgart 1967, 151 u. ö.; W. Ziegler, Das BenediktinerkJoster St. Emmeram zu Regensburg in der Reformationszeit, Kallmünz 1970; Wolff 266 u. ö.; F. Schultz, Das öffentliche Notariat in Regensburg von den Anfängen bis zum Beginn des 16. Jh., Diss. masch. München 1976, 127 f.; H. Angermeier (Bearb.), Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I., Bd. 5: Reichstag von Worms 1495, Göttingen 1981, 1114 f.; Acta Graduum academicorum Gyrnnasii Patavini, Bd. IY2: 1461-1470, Padua 1992, 279 u. ö.; U. Fugmann, Die beiden heiligen Johannes, in: Regensburg im Mittelalter, Bd. 2: Katalog der Abteilung Mittelalter in Museum der Stadt Regensburg, Regensburg 1995, 194 f. P Grabstein in St. Emmeram, Regensburg. F. Fuchs
Treyling (Treuling), Johann Jakob, * 1682 (getauft: 9.5.) Eichstätt, t 18. 9. 1758 Geisenfeid, D Geisenfeid, Klosterkirche, m 1) Barbara Katharina Lex, t 17.6. 1742,2) 1743 Anna Franziska.
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V Andreas, Soldat, t 7. 2. 1696, M Maria, verwitwete Jäger.
T. studierte in Wien Phil. und Med. und pro-
movierte dort zum Dr. phil. et med. Anschließend ging er 1708-11 als Physikus nach Neumarkt (Oberpfalz). Durch seine Initiative erlebte das nahe gelegene Wildbad einen neuen Aufschwung. Am 9. 4. 1711 ernannte ihn die kaiserliche Administration in München zum Ordinarius für Med. an der Univ. Ingolstadt. Als Nachfolger von Johann Michael Hertel lehrte er zunächst Theorie, ab 1716 praktische Med. und Anatomie. Die Bemühungen von T., Primarius der Fak. zu werden, schlugen fehl. Trotz seines Angebots, zusätzlich die noch nicht zum Fächerkanon gehörende Chemie zu lesen und zu demonstrieren, zog man ihm Johann Adam Morasch vor. Dennoch scheint in fachlicher Hinsicht zwischen bei den ein kollegiales Verhältnis bestanden zu haben, denn 1719 hielt T., von Morasch ermutigt, eine von der theol. Fak. scharf kritisierte Rede, in der er das kopernikanische System als begründet und nicht im Widerspruch zur Bibel stehend bezeichnete. Außerdem schlug Morasch T. als Mitglied der kaiserlichen Akad. der Naturforscher Leopoldina vor, die ihn arn 12. 10. 1720 unter dem Kognomen Chaereas I. aufnahm. Gemeinsam mit Morasch und Johann Baptist Neeff setzte sich T., der auch Provinzialphysikus des Ingolstädter Kreises war, leidenschaftlich für die Errichtung eines botanischen Gartens und eines Anatomiegebäudes ein. Aus eigenen Mitteln wurde 1722 in Ingolstadt das Grundstück erworben, auf dem 1723-36 unter großen persönlichen Opfern Garten und Anatomie entstanden. In diesen Jahren führten die Schuldenlast und ein Kompetenzenstreit zu Feindseligkeiten innerhalb der med. Fak., die in der zeitweiligen Amtsenthebung Moraschs und der von T. betriebenen Relegation des Morasch-Schülers Franz Josef Grienwaldt kulminierten. Nach Moraschs Tod wurde T. Primarius und Administrator des Gartens. 1736 ließ er ein hölzernes "theatrum anatomicum mobile" in den Hörsaal des Anatomiegebäudes einbauen und den Garten neu anlegen. Mit der Bitte um seltene Pflanzen wandte sich T. 1738 an Johann Jakob Trew in Nürnberg, dem er einen handschriftlichen Bestandskatalog des Gartens schickte und den er über anatomische Arbeiten informierte. Nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg, in dem er 400 Gulden Kriegskontribution zahlen mußte, setzte sich T. 1746 sowohl für die Renovierung der beschädigten Univ.gebäude und des durch die Einquartierung von Pferden ruinierten Gartens als auch für eine Reform des med. Studiums ein. Gemeinsam mit Franz Anton Stebler forderte er die
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Treyling
Kürzung des Philosophicums, die Einführung des physikalischen Experimentalunterrichts an der med. Fak. und die Abkehr vom Aristotelismus, der durch den Atomismus überwunden sei. Ungeachtet dieser modemen Vorstellungen, die sich erst 1752 verwirklichen ließen, beharrte T. auf den barock-zeremoniellen Traditionen (Kleiderordnung, Vortritt des Rektors, feierliche Legitimation Hingerichteter vor der Sektion) und geriet deshalb mit dem Juristen und Univ.direktor Johann Adam von Ickstatt sowie dem 1751 berufenen Mediziner Johann Leonhard Obermayer in erbitterten Streit. Der vom Rationalismus bestimmte "neue Geist" dämpfte die Arbeitslust von T. so sehr, daß er 1753 bereit war, die ,,Anatomia practica" ganz an den zwischenzeitlich nach München gewechselten und mit einem anatomischen Theater ausgestatteten Obermayer abzugeben und nur noch theoretische Anatomie zu lesen. Mit diesem Anerbieten konnte er gleichwohl die Rückkehr seines Konkurrenten Obermayer an die Univ. im Zuge der Reform der med. Fak. durch den kurfürstlichen Protomedicus Johann Anton von Wolter 1754 nicht verhindern. Während Obermayer die Anatomie erhielt, blieb T., Primarius und Senior der Fak., die med. Praxis. Er dozierte in der Folge nach den Aphorismen von Herman Boerhaave und las über med. Kasuistik. Am Ende seiner Laufbahn mußte T., der neunzehnmal Dekan der med. Fak. sowie sechsmal Rektor der Univ. (1714/15, 1723/24, 1725/26, 1732/33, 1737/38, 1747/48) gewesen war und den Titel eines kurbayer. Rats führte, 1757 eine Abstimmungsniederlage bei der Einführung der neuen Promotionsordnung hinnehmen. - Die von Prantl aufgestellte und von späteren Autoren wiederholte Behauptung, T. habe den Aristotelikern nahe gestanden, findet keinerlei Bestätigung in seinen Schriften und seiner Lehrtätigkeit. Das Interesse von T. galt der neuen Physik, besonders der Astronomie. In seiner 1719 veröffentlichten Schrift "Puncturn centrale omnium linearum medicarum" trat er in der 13. These für das bis dahin in Ingoi stadt abgelehnte kopernikanische System ein. Außerdem sezierte und präparierte T., wie etwa elf in den Acta der Leopoldina publizierte anatomisch-pathologische Befunde zeigen. Im Unterricht maß er der Einübung in die Anamnese, der Inspektion des Patienten und der Diagnostik große Bedeutung bei. 1719 ließ er Tabellen drucken, die den Studenten für die anamnestische Erhebung dienen sollten. Mit ca. 30 Publikationen, deren Thesen er verteidigen ließ, gehörte T. zu den fruchtbarsten Schriftsteilem der med. Fak. Eine Zusammenfassung der meisten bis 1735 gedruckten Schriften erschien als Kompendium unter dem Titel "Punctum centrale, omnium linearum medica-
rum". T. stand im bewußten Gegensatz zur Stahlschen Schule; theoretisch und praktisch Friedrich Hoffmann näher, empfahl er chemiatrische und galenische Präparate. Er warf u. a. die Fragen auf, ob Frauen zum Arztberuf zugelassen werden dürften und ob ein Arzt heiraten solle. Der Vorwurf von Wolters, T. lasse lediglich abschreiben und auswendig lernen, muß daher eher als polemisch denn als gerechtfertigt bewertet werden. Q Archiv der Deutschen Akad. der Naturforscher Leopoldina, Halle, Matrikel Nr. 349; DAE, Matrikel Unsere Liebe Frau, Bd. 9,44; UAM, E I 5 b, Bd. I, 6 c, Bd. I, 2; Univ.bibliothek Erlangen, Ms 1029, Bd. I, 624 ff., Bd. 2, 1501-12, Sammlung Trew, T. Brief I und 2.
W Punctum centrale omnium linearum medicarum, Ingolstadt 1719; Diss. physica-medica de causa operationis medicamentorum directrice sive de essentia naturae corporis humani contra Stahlianos et Traducianos modemos vindicata libro secundo, Ingolstadt 1722; Alteratio microcosmi therapeutica, seu tractatus medico-therapeuticus de remediorum et medicamentorum alterantium (Praes.; Resp.: G. C. E. Hertel), Ingolstadt 1726; Pseudo-medicina, populi ruina ex negligentia suspina, Ingolstadt 1732; Abusus tabaci grata mortalium tyrannis, Ingolstadt 1735; Punctum centrale, omnium linearum medicarum id est tractatus medico-theoricus de medici praestantia et officio generali seu methodo medendi una cum triplici fonte pharrnaceutico, diaetetico et chirurgico, Ingolstadt 1735; An foeminae civitate sint donandae, Ingolstadt 1740; Optimus medicus sanioris libero-murariae societatis socius esse potest et debet, Ingolstadt 1749; Diss. medico-inauguralis de insensibili transpiratione sanctoriana, Ingolstadt 1757; Diss. medico-practica de asthmate (Praes.; Resp.: E I. Seemiller), Ingolstadt 1758. L ADB XXXVIII 595; DBA N. E; Mederer III 128 ff. u. ö.; H. P. v. Leveling, Historia chirurgico-anatomica facultatis medicae Ingolstadiensis ab universitate anno 1472 condita ad annum 1788, Ingolstadt 1791, 30 f.; Prant! I 504 u. Ö., II 507; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 634 f. (W); Schaff 5 u. ö.; Matrikel LMU; W. K. Ramminger, Die von A. E v. Oefele nicht bearbeiteten Ärzte-Bio-Bibliographien aus dem Album Bavariae latricae seu Catalogus celebriorum aliquot medicorum von Franz Josef Grienwaldt 1733, Diss. Erlangen-Nümberg 1968, 123-30 (W); S. Hofmann, Die Alte Anatomie in Ingolstadt. Ihr Schicksal als Institution und Gebäude, München 1974, 24 f. u. ö.; R. A. Müller, Studium und Studenten an der med. Fak. der Univ. Ingolstadt im 18. Jh., in: SHVI 83 (\974) 190 f. u. ö.; U. Grimm, Beiträge zur Med.geschichte von Ingolstadt (insbesondere Sterblichkeit 1620-1730), Diss. Erlangen-Nümberg 1975, 199; A. Groh, Bio-Bibliographien der bayer. Ärzte und Gelehrten aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum von A. E von Oefele sowie dem Album Bavariae latricae von E J. Grienwaldt, Diss. Erlangen-Nümberg 1975, 96 ff. (W); K. J. Jahnke, Medicina Ingolstadiensis. Prof. im 18. Jh., Diss. Erlangen-Nümberg 1976, 3-26 (W); S. Hofmann, Unbehagen an Ingolstadt - die Klagen der Univ. über die Stadt um die Mitte des 18. Jh., in: SHVI 99 (\ 990) 204 u. Ö. C. Habrich
Trost - Tschiderer Trost, Johannes,
*
wohl Nürnberg,
t
1480.
V Paul, Glockengießer.
Nach dem Studium u. a. in Wien (1446) wirkte T. seit 1466 als Arzt am Landshuter Herzogshof und war Leibmedicus von Herzog Ludwig dem Reichen, dem Gründer der Univ. Ingolstadt. Neben Andreas Reder und Ulrich Ellenbog gehörte T., der sich am 24. 6. 1472 in die Ingolstädter Matrikel eintrug, zu den Gründungsmitgliedern der med. Fak. und war am Entwurf der ersten Statuten beteiligt. Er lehrte allerdings wohl nur ein Jahr in der Donaustadt, um weiter als Hofarzt in Landshut zu fungieren. T. hielt während seiner Tatigkeit wohl engen Kontakt zu Nürnberg, wo seine vier Kinder, darunter der Arzt Sigmund Trost, mehrfach bezeugt sind. Vermutlich wurde T. in Nürnberg beigesetzt. L DBA; Mederer I 5 u. ö.; Prant! I 34 u. Ö., II 38; Matrikel LMU; Seifert 34 u. ö.; Liess 113 f.; Schöner 183 f. R. A. Müller
Truchseß von Waldburg-Wolfegg, Eusebius, SJ, * 14. 8. 1631 Schloß Scheer bei Sigmaringen, t 25.1. 1713 München. V Graf Wilhelm Heinrich, Erbtruchseß zu WaldburgFriedberg-Scheer, M Maria Anna Gräfin von Wolfegg.
T. studierte 1648-55 am Collegium Germanicum in Rom. Bereits Dr. theo!., trat er dort am 29. 9. 1655 in das Noviziat der Jesuiten ein und wurde 1658 zum Priester geweiht. T. war ab 1658 Prof. für Ethik an der Univ. Ingolstadt, 1659-65 lehrte er dort Phi!. 1665/66 weilte er in diplomatischer Mission für den Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg in Düsseldorf, wo er am 2. 2. 1666 das vierte Gelübde ablegte, und Paris. Danach lehrte er Kontroverstheo!. am Jesuitenkolleg in München (1666/67) und Dogmatik an der Univ. Dillingen. 1669-77 war er als Sekretär des Assistenten für Deutschland, Charles de Noyelle, in Rom tätig. Zurückgekehrt nach Deutschland, stand er 1677-81 dem Kolleg in München und 1681/82 dem Kolleg in Augsburg als Rektor vor. Nachdem T. im Sommer 1682 an der 12. Generalkongregation seines Ordens teilgenommen hatte, war er· 1682-86 Provinzial der Oberdeutschen Provinz. Anschließend wurde er 1686/87 erneut Rektor des Kollegs in München. 1687 wurde T., nachdem er zunächst selbst als einer der Kandidaten für die Leitung des Jesuitenordens gegolten hatte, zum deutschen Assistenten des Ordens in Rom gewählt, wo er neun Jahre wirkte. 1696 kehrte er nach schweren Differenzen mit dem Ordensgeneral Tirso Gonzales in moraltheo!. Fragen in das Münchener Kolleg zurück, wo er bis zu seinem Lebensende tätig
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war. - T. war einer der bedeutendsten Vertreter seines Ordens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München, Ms. III 19; BayHStAM, Jesuiten 682, 1363; DAE, B 186 (Historia Collegii Ingolstadtensis). W Quodlibeta philosophica (Praes.; Resp.: G. Feit, A. Kippei), Ingolstadt 1662; Theoremata miscellanea, Ingolstadt 1665; Quodlibeturn de significatione cometarum, deque astrologia, Ingolstadt 1665. - Ungedruckt: Disputationum philosophicarum in Aristotelis logicam, physicam, libros de coe1o, generatione, e1ementis, animo, partes I-III, 1663-65 (BSB, c1m 4849); Ansprache vor dem Kardinalskollegium, 1655 (Pontificia Universitas Gregoriana, Archiv, 733, f. 13-22). L ADB XXXVIII 677; DBA; DBA N. F.; Mederer II 347 ff.; Prant! II 505; Sommervogel VIII 257 ff. (W); Schaff 138; Duhr III 119 f. u. ö.; W. Kratz, P. E. T. SJ, in: Historisch-politische BIl. 158 (1916) 354-69, 43650; Gerl 444; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 291-94 (W); Ger! 444; Strobel 99 f.; Schmidt, Collegium Germanicum 309. F. Kramer
Tschiderer, Hieronymus, SJ, * 18. 6. 1690 St. Paul (Tirol), t 9. 1. 1740 Freiburg i.Br.
T. wurde am 9. 10. 1706 ins Noviziat der Gesellschaft Jesu aufgenommen. Er studierte Phi!. und Theo!. in Ingolstadt. Während dieser Zeit empfing er in Eichstätt 1709 die niederen Weihen und 1719 das Diakonat. Er las den phi!. Dreijahreskurs 1723 in Innsbruck, im Anschluß an der Univ. Ingolstadt. Hier übernahm er 1730 in der theo!. Fak. den Lehrstuhl für Kasuistik. 1733 wechselte er erneut nach Innsbruck, um spekulative Theo!. zu dozieren. Am 4. 3. 1738 hielt T. die Antrittsvorlesung als Kasuistikprof. an der Univ. Freiburg i.Br.; im folgenden Semester wechselte er zur scholastischen Theo!. Ein Jahr vor seinem Tod bekleidete T. im SoSe 1739 das Dekanat der theo!. Fak. in Freiburg. Q UAM,KII2,2. W Antidotum neoterismum circa accidentia, Innbruck 1735. L DBA; Mederer III 173; De Luca 64 u. ö.; H. Schreiber, Geschichte der Albert-Ludwigs-Univ. zu Freiburg i.Br., Bd. 2, Freiburg i.Br., 455 f; Sommervogel XIII 261 (W), Schaff 152; Ger! 444; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 294 f.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 118 f.; Kurrus II 311 u. Ö. K. Faußner/R. Larsson-Folger
Tschiderer (Schiderer), * 6. 11. 1683 Eppan (Tirol),
t
Leonhard, SJ, 1. 5. 1752 Rom.
T. trat der Societas Jesu am 10. 11. 1698 bei. Wahrend des Studiums der Phi!. in Ingolstadt empfing er am 17. 5. 1701 in Eichstätt die niederen Weihen. 1714-17 las er den phi!. Dreijah-
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Tschiderer - Tucher
reskurs an der Univ. Dillingen. Im Anschluß wurde T. am 18. 10. 1717 an der Univ. Ingolstadt gleichfalls als Phi!.prof. immatrikuliert. Hier übernahm er 1721 den Lehrstuhl für Dogmatik. Mit der Berufung nach Rom, die spätestens 1725 erfolgte, begann der Aufstieg von T. in der Ordenshierarchie. U.a. wirkte er 1726-31 als Generalbücherrevisor. Ab 1743 bis zu seinem Tod bekleidete er das Amt des Assistens Germaniae. T. hinterließ eine gedruckte theo!. Disputation und drei Manuskripte. W De lapsi hominis libero arbitrio (Praes.; Resp.: J. E. Dräxl, J. B. Wanner), Ingolstadt 1723. L DBA; Mederer I11143 u. ö.; Sommervogel VIII 261, IX 893 (W); Romstöck 411 f. (W); Specht 286 u. ö.; Schaff 151; Matrikel LMU; Gerl444. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Tucher, Sixtus, * 1459 Nürnberg, t 26.10. 1507 Nürnberg, 0 Nürnberg, Farniliengrab in St. Sebaldus. V Anton (1.), * 1412, t 1477, M Barbara Stromer, t 1484, CD 1456. T. stammte aus einem der wichtigsten Ratsgeschlechter der Reichsstadt Nürnberg; sein Vater Anton (I.) und sein älterer Bruder Anton (II.) (1458-1524) bekleideten lange Jahre führende Positionen in der städtischen Politik. T. war für eine geistliche Laufbahn vorgesehen und studierte an den führenden westeuropäischen Univ.: in Heidelberg, wo er 1475 das Bakkalaureat erwarb, in Pavia, Padua und Paris. In Bologna wurde er 1485 zum Dr. beider Rechte promoviert. Im Mai 1487 kam er als "in civile lector ordinarius" (3. zivilistischer Ordinarius) an die Univ. Ingolstadt, doch versah er diese zivilrechtliche Anfangslektur nur ein Semester lang. Mitte 1487 bis Herbst 1490 hielt er als 3. kanonistischer Ordinarius die kirchenrechtlichen Anfangsvorlesungen und stieg schließlich als Nachfolger Gisberts von Stolzenburg 1490 auf zur Dekretalenlektur (1. kanonistischer Ordinarius). 1488/89 amtierte T. als Rektor, aufgrund besonderer herzoglicher Anordnung wegen eines Streits in der Artistenfak. nicht nur ein Semester, sondern ein ganzes Jahr lang. 1496 quittierte T. den Univ.dienst und ging nach Nürnberg zurück; sein Nachfolger in Ingolstadt wurde Hieronymus de Croaria. - Die Interessen von T. waren schon während seiner Ingolstädter, noch mehr während seiner Nürnberger Zeit sehr weit gespannt; er war gleichermaßen als Jurist, Humanist wie Theologe bedeutend. 1490 war er Rat Herzog Georgs von Niederbayern geworden. Als Vertrauter von Kaiser Maximilian war T. 1504/05 an der Vermittlung eines Friedensvertrags mit König Lud-
wig XII. von Frankreich beteiligt. Dem Rat seiner Vaterstadt, für den er schon früher zivilrechtliche Gutachten verfaßt hatte, diente er seit 1496 als Rechtskonsulent. Seine Rückkehr nach Nürnberg 1496 erfolgte, weil ihm in diesem Jahr die Würde eines Propsts (Pfarrers) zu St. Lorenz verliehen wurde. Sein Vorgänger hier war sein Vetter Lorenz T. gewesen, der bereits 1488 auf die Propstei resigniert hatte, doch ein Prozeß Nürnbergs mit der Diözese Bamberg um das Nominationsrecht verzögerte die Wiederbesetzung. T. empfing am 11. 9.1496 in Freising die Priesterweihe und bekleidete nun eine wichtige, fast bischofsgleiche geistliche Würde in Nürnberg. Ebenfalls noch 1496 erhielt er ein Kanonikat am Regensburger Domstift. Offensichtlich empfand T. sein Amt als Propst immer mehr als Belastung. Zunehmend kränkelnd, resignierte er gegen den Willen des Rats Ende 1503 auf die Propstei und zog sich als Benefiziat bei St. Klara in sein Landhaus neben dem Kartäuserkloster zurück. Dort trat er in regen Gedankenaustausch mit den Nonnen des Klaraklosters, besonders mit der Äbtissin Caritas Pirckheimer und der Priorin Apollonia T., seiner Cousine. Die Briefe von T. an die Klarissinnen über Fragen des Glaubens und des klösterlichen Lebens aus den Jahren 1498-1506 wurden von seinem Neffen und Schüler Dr. Christoph Scheurl übersetzt und 1515, mit lateinischen Anmerkungen Scheurls versehen, zum Druck gegeben. Sie zeigen T. als einen Exponenten der um eine aufrichtige Synthese von Humanismus und Christentum bemühten vorreformatorischen Strömung. Den Nonnen gab er Empfehlungen zur Auslegung der Ordensregel und zur Aszetik. T. selbst war geprägt von Tendenzen der Mystik, vor allem in der Sakramentenverehrung, und orientierte sich stark an Augustinus. Seine Hochschätzung der "guten Werke" zeigte sich, wie bei seinem Bruder, in einer Vielzahl von Stiftungen und Legaten. - Als Humanisten sehen wir T. befreundet mit Konrad Celtis, für dessen Berufung an die Univ. Ingolstadt er sich 1491 verwandte und mit dem er in regem Briefwechsel stand. Vom städtischen Rat aus befaßt mit dem Kirchen- und Schulwesen, bemühte T. sich um die Gründung einer Poetenschule in Nürnberg. Bei Albrecht Dürer bestellte er zwei Glasscheiben für den Pfarrhof von St. Lorenz, die den Tod als apokalyptischen Reiter und Propst T. als Prediger am offenen Grab zeigen. T. verstarb zurückgezogen auf seinem Landsitz. Q UBM, Cim. 27 W Cod. ms. 782) (17 Briefe von
Konrad Celtis an T. 1491-1494/96; ediert bei H. Rupprich); Germanisches Nationalmuseum, Nümberg, Tucherbuch des Dr. Christoph ScheurI, Prachtausgabe 1592/96.
Tucher - Turner W Viertzig sendbriefe aus dem Latein, in das Teutsch gezogen, Nümberg 1515 (mit zwei Holzschnitten von Erhard Schön und Hans Baldung Grien); H. Rupprich (Bearb.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934; G. v. Kress (Hg.), Briefe des Dr. S. T., Propsts bei St. Lorenz in Nürnberg, an seinen Nachfolger Anton Kress, 1502-04, in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit N. F. 24 (1877) 45-53, 73-78. L ADB XXXIX 111-14; DBA; DBA N. F.; F. Wachter, General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007-1907, Bamberg 1908; F. Winkler, Die Zeichnungen Albrecht Dürers, Bd. I, Berlin 1936, Tafel 214 (P I); J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 85 f.; L. Grote, Die Tucher. Bildnis einer Patrizierfarnilie, München 1961 (P I); H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Friihzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 120-89; Wolff 33 u. ö.; L. Kurras/F. Machilek (Hg.), Caritas Pirckheimer 14671532 (Ausstellungskatalog), München 1982, 122 (P 2); H. O. Keunecke, S. T., in: e. v. Imhoff (Hg.), Beriihmte Nürnberger aus neun Jh., Nürnberg 2 1989, 69 f. P I) Federzeichnung von Albrecht Dürer (1502) als Entwurf für eine Dreipaßscheibe: Propst Tucher als Prediger am offenen Grab, Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt, 2) Schabkunstblatt des 17. Jh., Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg. R. Stauber
Thrnächtinger (Durchnechtinger, Tornachtin-
ger), Johannes, t 1495 Ingolstadt. Am 6. 12. 1482 immatrikulierte sich T. als Scholar der Artistenfak. in Ingolstadt, wobei er Gmünd oder Gmund als Herkunftsort angab, und promovierte im September 1484 zum Bakkalar, im Januar 1487 zum Magister. Am 2. 2. 1487 wurde er ins Gremium der Artistenfak. aufgenommen, am I. 8. 1488 ins Konzil. Am 12. 3. 1492 folgte die Ernennung zum Konventor der Sonnenburse. An artistischen Vorlesungen, die T. übernahm, sind im WiSe 1492/93 die ,,Musica muris", im SoSe 1493 die aristotelische Physik, im WiSe 1493/94 die ,,Analytica priora" und im SoSe 1494 ,.oe cae10 et mundo" nachweisbar. Neben seiner Tätigkeit an der Artistenfak. betrieb T. das Studium der Theol. Am 16. 9. 1491 wurde er zum Bibelkurs zugelassen. Während er im SoSe 1495 das Dekanat der Artistenfak. führte, erlag er der damals in Ingolstadt wütenden Pest. Q UAM, D III 1,0 I 2, 0 IV 1,0 V I. L Mederer I 45; Kausch 221; Schöner 485 ff.
e. Schöner
* 1576 Salzburg. T. immatrikulierte sich am 19. 10. 1594 als "philosophiae studiosus" an der Univ. Ingolstadt und studierte dort auch Recht. Im Januar
Thrner (Thurner), Bartholomäus,
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1606 wurde er vom bayer. Herzog als ao. Prof. der Institutionen mit einem Gehalt von 150 Gulden an der jur. Fak. angestellt, obwohl er die als Zugangsvoraussetzung geltende Dr.würde zum Zeitpunkt seiner Ernennung nicht vorweisen konnte. Ob er die Dr.promotion an einem späteren Termin nachgeholt hat, bleibt fraglich. Nicht einmal das Lizentiat der Rechte ist für T. belegt. Möglich geworden war seine Aufnahme in den Lehrkörper nur, weil sich die jur. Fak. ungeachtet der in den Jahren 1605/06 herrschenden personellen Unterbesetzung aus eigennützigen Gründen gegen die Berufung auswärtiger Gelehrter gesträubt und statt dessen zwei jüngere Juristen aus den eigenen Reihen, darunter T., vorgeschlagen hatte. Die Dauer der Lehrtätigkeit von T. war wohl nur kurz bemessen. Bereits um Ostern 1606 ist er in Landsberg belegt, wo er in das Noviziat des Jesuitenordens eintrat. Noch im selben Jahr verließ er den Orden jedoch - "valetudinis causa" - wieder. Über sein weiteres Schicksal liegen keine Angaben vor. WAssertiones ex universa philosophia naturali desumptae, Ingolstadt 1598; Disputatio de jure accrescendi (Resp.; Praes.: H. Canisius), Ingolstadt 1604. L Mederer II 186; Prantl 1421; Matrikel LMU; Gerl 445; Wolff 41 u. Ö. M. Schaich
Thrner (Turnerus Anglus, Barnstapel, Barnestapolius), Robert, * um 1546 Barnstaple (Devonshire), t 28. 11. 1599 Graz, 0 Graz. T. studierte zeitweise am Exeter College in Oxford, ein Robert Turner findet sich unter dem 2. 5. 1567 auch in der Matrikel der Univ. Cambridge. Möglicherweise bereits in Oxford oder später in Rom war T. Schüler von Edmund Campion (Campian) SI, dessen Biographie er schrieb und von dem er mehrere, 1602 in Ingolstadt gedruckte Werke sammelte. Obgleich Sohn protestantischer Eltern, verließ er 1569 infolge des Vorgehens Elisabeths I. gegen die Katholiken England aus Glaubensgründen, und zwar ohne einen akad. Grad erworben zu haben. T. begab sich nach Douai in das von Kardinal William Allen gegründete englische Kolleg, lehrte dort Rhetorik und wurde 1574 zum Priester geweiht. Zugleich trat T. mit Schriften zugunsten Maria Stuarts hervor. Mit John Lesley, Bischof von Ross, ging er 1574 nach Paris und 1575 oder 1576 nach Rom. Dort studierte er 1577-79 am Collegium Gerrnanicum und wurde zum Dr. der Theol. promoviert. Ende 1579 reiste T. mit finanzieller Unterstützung Herzog Wilhelms V. nach München. 1580 bereits ist eine Römerbriefvorlesung von T. im Lektionskatalog der Univ. Ingolstadt angekündigt, in der Matrikel ist er indes erst unter dem
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Turner - Ueblacker
30. 9. 1581 verzeichnet. T. übernahm 1581 zunächst die Poetiklektur, 1582 dann bei einer jährlichen Besoldung von 200 fl. die Ethikprofessur, ferner las er über Rhetorik. 1584 wurde T. in die theo!. Fak. aufgenommen. Im selben Jahr wurde er Regens des Georgianums, am 15. 1. 1585 erhielt er die "Iectio casuum conscientiae". T., auf den im Georgianum ein Attentat verübt worden sein soll, war Rat Herzog Wilhelms V. und 1584/85 Rektor der Univ. Er lehrte bis 1586 an der Univ. Ingolstadt, 1587 wurde er unter nicht näher bekannten Umständen von seinen Ämtern entbunden. T. ging, eventuell nach Kurzaufenthalten in Paris oder Venedig, nach Eichstätt zu seinem Gönner, Fürstbischof Martin von Schaumberg, der ihm eine Sinekure verschaffte und 1587-93 mit der Leitung des Eichstätter Collegium Willibaldinum betraute. 1592 vertauschte T. seine Pfarrei Adelslohe mit einem Kanonikat in Breslau und verließ Eichstätt 1593. T. hielt sich nur kurz in Breslau auf und starb als Sekretär von Erzherzog Ferdinand von der Steiermark in Graz. Seine Bibliothek im Wert von 1000 fl. hatte er dem Ingolstädter Jesuitenkolleg vermacht, wohin sie 1602 gebracht wurde; sie ging später an die Univ.bibliothek über, in der Handschriftenabteilung der Univ.bibliothek München sind Bücher aus seinem Besitz nachgewiesen. - T.,
einer von mehreren englischen Exilanten an der Univ. Ingolstadt, war geschätzter Theologe, Orator und Epistolograph. Einige seiner Briefe wurden 1584 in Ingolstadt gedruckt. Die Beliebtheit seiner Reden und Briefe zeigt eine dreibändige Ausgabe seiner Werke (Köln 1615). T. hielt viele Verbindungen mit englischen Katholiken und ins Ausland, besonders nach Rom, Douai bzw. Reims und Prag. Unter den postum erschienenen Traktaten befinden sich zwei kleine Schriften "De historia" und "De linguis". W Epistolae aliquot, Ingolstadt 1584; Maria Stuarta ... martyr ecclesiae, Ingolstadt 1588; Oratio et epistola de vita et morte D. Martini a Schaumberg, Ingolstadt 1590; Oratio funebris in principem Estensern, Antwerpen 1598; Orationes XVII, tractatus VII, episto1arum centuriae duae, Ingolstadt 1602; Roberti Turneri ... panegyrici duo, Ingo1stadt 1609 (erweiterte Ausgabe Köln 1615). L ADB XXXIX 24 f.; DBA; British Biographical Archive; J. Pitseus, Oe ilIustribus Britanniae scriptoribus, in: Ders., Re1ationum historicarum de rebus Anglicis, Paris 1619, 798 f.; Kobolt 700 ff.; Prant! 11 492 f.; Schmid 96; S. Lee (Hg.), Dictionary of National Biography, Bd. 57, London 1899, 353 f.; Matrikel LMU; 400 Jahre Collegium Willibaldinum Eichstätt, Eichstätt 1964, 369 u. ö.; Kausch 47 f.; Popp 246 f.; Schmidt, Collegium Germanicum 309; Schwaiger 52, 70 ff. R. Huber
u Ueblacker, Johann Christoph, SJ, * 21. 11. 1722 Tirschenreuth, t 21. 7. 1778 GeisenfeId, 0 GeisenfeId, kath. Stadtpfarrkirche. V Georg, Postmeister, M Theresia.
U. wurde am 13. 9. 1740 Jesuit und empfing am 16. 6. 1753 in Eichstätt die Priesterweihe. Er lehrte 1756-58 phi!. Fächer in Augsburg, 1758-60 Casus conscientiae und kanonisches Recht in Ellwangen, dann die Casus in Porrentruy, 1763/64 in München und 1764-66 in Konstanz kanonisches Recht. 1766 wurde er - offensichtlich bereits in Hinblick auf die Nachfolge des Kanonisten Franz Xaver Zech - als Kasuist an die Univ. Ingolstadt berufen, wo er 1768 tatsächlich den kanonistischen Lehrstuhl übernahm. Als 1773 die Gesellschaft Jesu aufgelöst wurde, erklärte er sich zwar bereit, seinen Lehrstuhl weiterhin zu versehen, Univ.di-
rektor Johann Adam von Ickstatt erreichte aber, daß der der jur. Fak. angehörende kanonistische Lehrstuhl mit einem Laien und "entschiedenen Anhänger der Aufklärung" besetzt wurde, mit Adam Weishaupt. U. wurde zunächst als Prof. Canonum an das Lyzeum in München versetzt, ging aber schon 1774 als Pfarrer nach GeisenfeId. Noch über seinen Tod hinaus zog sich der Streit mit der Univ. Ingolstadt um die von U. mitgenommenen Bücher hin; er wurde dahingehend entschieden, daß nur die Bücher mit Besitzervermerk des Jesuitenkollegiums und der kanonistischen Professur der Univ. zurückzugeben seien. Schon 1766/67 veröffentlichte U. anonym einen "Index universalis" zum Lehrbuch von Zech; sein "Conspectus juris canonici" (1769) nennt in Form von Fragen den Stoff der kirchenrechtlichen Vorlesungen, wobei auf die entsprechenden Ti-
Veblacker - Vnterholzner tel der Dekretalen Gregors IX. oder des Lehrbuchs von Zech verwiesen wird. Q Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Verlassenschaft Nr. 2533.
W Theses ex universa philosophia, Regensburg 1756; [an.] Index universalis ad faciliorem usum institutionum juris canonici autore P. Franc. Xav. Zech, S. J. editamm, o.O.uJ.; Conspectus juris canonici, Ingolstadt 1769. L Baader, Verstorb. l/2 279 (W); Prantl I 584, II 509; Sommervogel VIII 335 f. (W); Ger! 446; Hamrnermayer, Ingolstadt 318 f; Müller 61; Müller, Zech 48 ff. u. ö. L. Müller
Vlin, Wilhelm
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Vlinus, Wilhelm
Karl August Dominikus, 3. 2. 1787 Freising, t 25. 3. 1838 Breslau, kath., CD 27. 12. 1811 Amalie Gaßner, t Februar 1849 Breslau. V Caspar, * 1752 Frontenhausen, t 1801, fürstbiVnterholzner,
*
schöflicher Hofratskanzlist in Freising, M Margarethe Scheick, * 13.4.1753 Dietfurth, 13.9.1825 Breslau.
V., der ursprünglich auf den Namen Blasius Dominicus getauft worden war, sich aber seit spätestens 1810 Karl August Dominikus nannte, absolvierte das Gymnasium in Freising. Den zweijährigen phi!. Kurs nahm er zunächst am Lyzeum seiner Heimatstadt auf, konnte ihn wegen der Aufhebung der Lehranstalt im Gefolge der Säkularisation jedoch dort nicht mehr abschließen. Er wechselte deshalb bereits als Sechzehnjähriger an die Vniv. Landshut, an der er sich am 8. 11. 1803 zunächst als Student der Theo!. immatrikulierte, nach der Beendigung des phi!. Kurses jedoch seit Herbst 1804 Recht studierte. Während des Studiums erhielt der aus bescheidenen Verhältnissen stammende V. dank der Verwendung Gottlieb Hufelands und Anseim Feuerbachs 1805-07 staatliche Stipendien. Feuerbach bewog ihn auch zum Einschlagen einer akad. Laufbahn und verschaffte ihm nach der Ablegung des Absolutoriums im Sommer 1807 zwei mit insgesamt 1600 Gulden dotierte Reisestipendien, die V. den Besuch der Vniv. Göttingen (1807/08) und Heidelberg (WiSe 1808/08) ermöglichten. Im Frühjahr 1809 reichte er an der Vniv. Altdorf seine "Diss. inauguralis juridica pertractans historiam doctrinae juris romanae de collationibus" ein, mit der er am 31. 7. 1809 zum letzten jur. Dr. dieser im Herbst 1809 aufgehobenen Vniv. promoviert wurde. Am 17. 11. 1809 ernannte ihn die bayer. Regierung - auch aufgrund einer Intervention Friedrich earl von Savignys - zum Priv.-Doz. mit einem Gehalt von 500 Gulden an der jur. Fak. der Vniv. Landshut. Zusammen mit dem gleichzeitig zum Priv.-Doz. bestellten
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Karl Joseph Anton Mittermaier vertrat er zunächst die mit Savignys Weggang nach Berlin vakant gewordenen Lehrfächer. 1810 erschien die erste größere Arbeit von V., die noch in Göttingen und Heidelberg konzipierten ,,Jur. Abhandlungen", zu denen Feuerbach ein ausführliches Vorwort beisteuerte. Nicht zuletzt diese Schrift dürfte V. im Sommer 1810 einen Ruf nach Marburg eingetragen haben, den er jedoch ablehnte, als ihm die Regierung in München eine o. Professur in Aussicht stellte. Die Einlösung dieser Zusage zog sich allerdings ein ganzes Jahr hin. Erst am 18. 6. 1811 wurde das Reskript, das ihn zum o. Prof. vorzüglich für das römische Recht mit einem Gehalt von 1000 Gulden ernennen sollte, ausgefertigt. In der Zwischenzeit hatte V., der in Landshut von den älteren Fak.kollegen bei seinen Vorlesungen behindert worden war, jedoch einen - wiederum von Savigny vermittelten Ruf an die Vniv. Breslau angenommen. Das Ministerium in München, das sich von dem mit staatlichen Mitteln geförderten V. getäuscht glaubte, reagierte auf diesen Schritt gereizt und verlangte von V. vor einer Entlassung aus bayer. Diensten die vollständige Rückzahlung aller Stipendien. Außerdem verlor er das Indigenat. Aufgrund dieser Schwierigkeiten traf V. erst im Januar 1812 mitten im Semester in Breslau ein. An seiner neuen Wirkungsstätte eröffnete sich ihm nach anfänglichen Problemen mit niedrigen Hörerzahlen, die durch die besondere Situation der neugegründeten Vniv. und die Turbulenzen der Befreiungskriege bedingt waren, ein weites Betätigungsfeld. So las er in den ersten Jahren vor allem jur. Enzyklopädie und Zivilprozeß, später vor allem römisches Recht und Rechtsgeschichte. Sein bedeutendster Student in jenen Jahren war der spätere polnische Rechtshistoriker Waclaw Aleksander Maciejowski. Neben dem Lehramt, das er bis zu seinem Tod ausübte, kümmerte sich V. vor allem um die Vniv.bibliothek: nachdem er bereits im Sommer 1812 das jur. Fach geordnet hatte, wurde er 1815 zum Vnterbibliothekar ernannt. 1822-24 fungierte er als Oberbibliothekar. 1821 und 1834 stand V., der 1828 nochmals als Prof. für die jur. Fak. der mittlerweile nach München verlegten Ludovico-Maximilianea im Gespräch war, der Vniv. als Rektor vor. In letzterem Jahr wurde ihm zudem der Rote Adlerorden 2. Klasse verliehen. - V. gehörte zu den renommierten, wenn auch nicht herausragenden Vertretern der historischen Rechtsschule, wovon auch seine Beiträge zu der seit 1815 von Savigny mitherausgegebenen ,,Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft" zeugen. Eine gewisse Bekanntheit unter Rechtshistorikern sichert ihm der Vmstand, daß er in der Widmung seines noch in Landshut
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Unterholzner - Ursinus
entstandenen Werkes ,,Allgemeine Einleitung in das jur. Studium" als einer der ersten von einer ,,historisch-jur. Schule" um Gustav Hugo und Friedrich Carl von Savigny sprach. Q BayHStAM, MInn 23620; UAM, E II 369. W Diss. inauguralis juridica pertractans historiam doctrinae juris romanae de collationibus, Altdorf 1809; Jur. Abhandlungen, München 1810; Allgemeine Einleitung in das jur. Studium zum Gebrauche von Vorlesungen über die sogenannte Enzyklopädie und Methodologie, München 1812; Lehre von der Verjährung durch fortgesetzten Besitz, dargestellt nach den Grundsätzen des römischen Rechts, Breslau 1815; Entwurf zu einem Lehrgebäude des bey den Römern geltenden Rechts (Mit einer Vorrede, den Streit der geschichtlichen Schule in der Rechtswissenschaft mit der sogenannten phi!. betreffend), Breslau 1817; Ausführliche Entwickelung der gesammten Verjährungs-Lehre aus den gemeinen in Deutschland geltenden Rechten, 2 Bde., Leipzig 1828. - Mitarbeit: Zs. für geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. von K. E EichhornIL. Göschen/E C. von Savigny, Berlin 1815-50. L ADB XXXIX 319 ff., XXXXV 675; DBA; DBA N. E; Permaneder 301 u. ö.; Prant! I 712, II 519 f.; A. Vahlen, Savigny und U. Vierundzwanzig Briefe E K. v. Savignys aus dem Nachlaß von K. A. D. U. Mit einem Lebensabriß U., in: Abhandlungen der Preußischen Akad. der Wissenschaften, Phi!.-historische Klasse, Jahrgang 1941, Berlin 1941, Nr. 3 (P); Matrikel LMU; J. Rückert, Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, Ebelsbach 1984, 16 u. ö.; H. Kadel (Hg.), Paul Johann Anselm Feuderbach Friedrich Carl von Savigny. Zwölf Stücke aus dem Briefwechsel ornnia quae exstant, Lauterbach 1990, 43 u. ö.; Beckenbauer 53 u. ö.; M. Czaplinski, Verzeichnis der Prof. der Jur. Fak. der Univ. Breslau (\ 8 11-1945), in: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-WilhelmsUniv. zu Breslau 34 (1993) 181. P Stich.
M. Schaich
Urban, Georg, SI, * 8. 11. 1725 Hahnbach (Oberpfalz), t 2. 8. 1780 Amberg. U. wurde am 13. 9. 1743 ins Noviziat der Gesellschaft Iesu aufgenommen. Er lehrte Phil. u. a. in Regensburg und wurde am 15. 10. 1759 an der Univ. Ingolstadt als Prof der Logik immatrikuliert. 1762/63 las U., der in seiner Laufbahn außerdem insgesamt sechs Iahre in Fribourg Dogmatik lehrte, an der Univ. Dillingen Dogmatik und Polemik. Im WiSe 1766 wurde er als Prof. für Dogmatik an der Univ. Ingolstadt ordiniert, übergab den Lehrstuhl aber schon im nächsten Semester an seinen Ordensbruder Franz Xaver Friedl. Nach dessen scharfen antigallikanischen Angriffen wurde U., der inzwischen das Amt des Studienpräfekten ausgeübt hatte, von der Ordensleitung an die Stelle seines Nachfolgers gesetzt, um öffentlich die unautorisierte Polemik von Friedel zu dementieren. Vom 31. 11. 1767 bis zur Aufhebung des Ordens war U. dann als Dqzent in Ingol-
stadt tätig. Nach dem Ende der akad. Laufbahn konnte er zunächst bei seinem Bruder in Amberg unterkommen. Kurzzeitig versah er den Gottesdienst in Kastl, ehe er von 1775 bis zu seinem Lebensende als Confessarius der Amberger Salesianerinnen wirkte. Q BSB, clm 1767, 26487. W De benevolentia Dei infinita, Ingolstadt 1773. L Mederer III 274 u. ö.; Prant! II 509; Sommervogel VIII 346 (W); Specht 186; Schaff 169; Hurter 21; Matrikel LMU; Gerl 447; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 119 f.; Müller 60. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Ursinus (Orsini), Carlo, SI, * 1544 Rom, t 14. oder 19. 9. 1571 Rom. Bereits vierzehnjährig trat U., der dem berühmten stadtrömischen Adelsgeschlecht der Orsini entstammte, am 17. 9. 1558 in Rom der Societas Iesu bei. 1566 hielt er sich im Ordenskolleg in Padua auf. 1567-69 ist er in Ingolstadt als Prof. für Naturphil. und Physik belegt, wobei er 1568/69 privat Metaphysik gelesen haben soll. Bereits kurz nach Antritt seiner Professur wurde U. in die Auseinandersetzungen zwischen den Iesuiten und den weltlichen Mitgliedern der Artistenfak. verwickelt. Sein anfangs von der Fak. gebilligter Einzug in den Senat der Univ. 1567 veranlaßte wenig später eine Beschwerde des weltlichen Teils der artistischen Prof. bei Herzog Albrecht V. gegen jesuitische Übergriffe. Der nach einigen Wochen ausgehandelte Kompromiß sah schließlich den Rückzug der Iesuiten aus Gremium und Senat und ihre Beschränkung auf Vorlesungen und öffentliche Akte innerhalb der Fak. vor. Neben seinen Lehrverpflichtungen widmete sich U. auch dem Studium der Theol.; so nahm er am 27. 9. 1568 als Defendent an einer theol. Disputation teil. Nach der Niederlegung seiner Professur kehrte U. wohl im Herbst 1569 nach Rom zurück. Nachdem er dort im Frühjahr 1571 die Priesterweihe empfangen hatte, starb er unerwartet, als er sich auf die theol. Dr.promotion vorbereitete. W Disputatio de sanctorum origine, canonizatione, cultu, invocatione, reliquiis et imaginibus (Resp.; Praes.: T. Peltanus), Ingolstadt 1568; Assertiones de generatione (Praes.; Resp.: M. Dorner), Ingolstadt 1568; Assertiones de anima (Praes.; Resp.: C. Viepeklius), Ingolstadt 1568 (Vorsitz von U. durch handschriftlichen Vermerk im Exemplar der UBM, 4° Philos. 216,5, gesichert.). L Mederer I 302 u. ö.; Prant! I 231 f. u. ö.; Romstöck 412; Schaff 52; Gerl448; Seifert 235 u. ö.; Popp 247 f.; Kausch 235; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982, 257; M. Scaduto, L'opera di Francesco Borgia 1565-72, Rom 1992, 308 ff.; Schöner 440. L. Böninger/M. Schaich
Valencia
v
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(Siehe auch unter F)
Valencia (Valentia), Gregor (Gregorius) de, SJ, * März 1549 Medina dei Campo (Kastilien), t 25. 4. 1603 Neapel. V. trat am 12. 1. 1565 in Salamanca in die Societas Jesu ein, wo er auch - neben Studien in Valladolid - Phil., Rechte und Theol. studierte, unter anderem bei Balthasar Alvarez. 1571 wurde er von Ordens general Francisco Borgia nach Rom berufen, um dort zwei Jahre Phil. zu lehren. 1573 schickte man den mittlerweile zum Priester geweihten V. nach Deutschland, wo er zunächst in Dillingen lehrte; im September 1573 wurde er hier Lizentiat, im Oktober 1575 Dr. Am 20. 10. 1575 nahm er an der Univ. Ingolstadt seine Vorlesungen als Prof. der Theol. auf, um dort 17 Jahre fruchtbar zu wirken. 1578-81 nahm ihn vor allem eine theol. Fehde mit dem Tübinger Protestanten Jakob Heerbrand über Idololatrie und Meßopfer in Anspruch, ab 1582 kämpfte er gegen die lutheranische Ubiquitätslehre, nach der der Person Christi die Allgegenwärtigkeitseigenschaft Gottes zugesprochen wird, um die Realpräsenz im Abendmahl zu stützen. Aber auch gegen Calvinisten wie Fortunatus Crellius schrieb er (1587). 1592 trat er den Lehrstuhl an seinen Schüler Jakob Gretser ab, hielt aber bis 1597 zeitweilig noch Vorlesungen, war auch noch Dekan. Für seine Mitbrüder hielt er Privatlektionen über Thomas von Aquin. In diesen Jahren arbeitete er sein Hauptwerk aus, einen umfassenden, an den Aquinaten anschließenden theol. Gesamtkommentar. Der Spanier fühlte sich in Ingolstadt nicht immer wohl; 1583 bat er, an einen anderen Ort versetzt zu werden, worauf er ein Jahr später nach Polen gewiesen wurde. Doch Herzog Wilhelm V. ließ V. nicht gehen, weil er Furcht vor einem neuerlichen Niedergang der theol. Fak. hatte. Vielleicht ist V. zufriedener geworden, als er 1586 Gretser zum Schüler erhielt. 1598 wurde er als Prof. der Theol. ans Collegium Romanum nach Rom berufen, Zeichen der anerkannten Bedeutung seiner Lehre. 1597-1607 wurde in Rom der sog. Gnadenstreit in der "Congregatio de auxiliis" ausgetragen, wohl einer der Gründe, weshalb Papst Clemens VIII., der V. schätzte, ihn in Rom wünschte. 1602 wurde er in diesem Streit hinzugezogen, argumentierte mit Erfolg gegen die Banezianische Position der Dominikaner, vertreten durch Didacus Alvarez, und verteidigte die Theorie seines Ordensbruders 29 Biograph. Hdb. I
Luis de Molina als konform mit Augustinus. Im schwierigen und auszehrenden Fortgang des Streites aber starb V. - V. war der "doctor doctorum", der Lehrer einer ganzen Generation von bedeutenden Theologen in Ingolstadt, unter ihnen Jakob Gretser und Adam Tanner. Seine Bedeutung für die Univ. ist nur noch mit der von Johann Eck zu vergleichen. V. war einer der großen Dogmatiker seiner Zeit. Zuvor hatte man sich nach Padua oder Rom orientieren müssen, jetzt konnte man in Ingolstadt selbst modernste Theol. hören - so sein Schüler Gretser, der die klare Vortrags- und die noch klarere Schreibweise des Lehrers rühmte. Die "Commentarii theologici ... in Summam D. Thomae Aquinatis" (1591-97) waren das erste vollständige Korpus systematischer Theol. durch einen Jesuiten. Seine Prinzipien waren geprägt durch seine Herkunft aus der Reformtheol. von Salamanca, die Rückkehr zu den ersten Quellen - zur Hl. Schrift und zur Patristik - und den Sinn für sprachliche Form. So verpflanzte V. die Synthese aus Humanismus und Scholastik nach Deutschland und wurde zum ,,Restaurator der Theol. in Deutschland" (M. Grabmann). In der "Analysis fidei catholicae" von 1585 lehrte er die Unfehlbarkeit des Papstes, eine Lehre, die später z.T. wörtlich vom I. Vatikanischen Konzil übernommen worden ist. In ,,oe rebus fidei hoc tempore controversis" gab er Leitlinien für die Kontroverstheol. Sein bedeutender Beitrag zur Gnadenlehre vertrat schon vor Molinas "Concordia" (1588) eine spezifische Theorie des Zusammenwirkens Gottes mit der menschlichen Freiheit. - Auch politisch war V. einflußreich. 1583 begleitete er Erbprinz Maximilian, 1591 Herzog Wilhelm V. auf Reisen, dem er auch die "Commentarii" widmete. In einem Gutachten für den Herzog von 1590 riet er zur Aufrechterhaltung der Hexenprozesse, ebenso wie dann auch sein Schüler Gretser. 1594 wurde er zum Reichstag nach Regensburg geschickt, und auch 1582 schon hatte er den Kaiser begleitet. In Gretsers "Vita" findet sich eine ganze Reihe von Namen hochgestellter Personen, mit denen V. Umgang hatte. Nachdem er 1581 mit Ordensprovinzial Paul Hoffäus nach Rom gereist war, um an ordensinternen Beratungen über die vieldiskutierte Frage der Erlaubtheit des Zinsnehmens teilzunehmen, vertrat V. ein mäßiges Zinsnehmen von 5% für Leihkapital aufgrund eines beiderseits kündbaren Rentenvertrags. Diese
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Valencia - Veigelin
Auffassung machte Schule und wurde von Herzog Wilhelm 1583 zu bayer. Gesetz gemacht. Q BayHStAM, GL 14831I, 20; BibliotMque de Loches
(Commentarius in libros Aristotelis de anima); BSB, clm 731, 8500, 25163; Dillingen, Studienbibliothek XV 278; Rom, Bibliotheca Ange1ica, R. 1.13, R. 2.5; UBM, 4° Cod.ms. 304 (Jakob Gretser: Vita G. de V.), 4° Cod.ms. 48.
W De excellenti divinae gratiae natura, Ingo1stadt 1576; De ido101atria contra sectariorum contumelias disputatio, Ingolstadt 1580; De sacrosancto rnissae sacrificio, Ingolstadt 1580; Contra fundamenta duarum sectarum, ubiquetariae et sacramentariae, Ingolstadt 1582; Analysis fidei catholicae, Ingolstadt 1585; Libri quinque de trinitate, Ingolstadt 1586; De reali Christi praesentia in eucharistia, Ingolstadt 1587; De rebus fidei hoc tempore controversis, Lyon 1591; Commentariorum theologicorum tomi quatuor, Ingolstadt 159197 (in den nächsten 20 Jahren zwölf Auflagen). L Kobolt 702-05 (W); Prant! I 306 u. Ö., II 491; Sommervogel VIII 388-400 (W); Duhr I 665-68; W. Hentrich, G.v.V. und der Molinismus, Innsbruck 1928; Ders., War G.V.v. ein Prämolinist?, in: Scholastik 4 (1929) 91-\06; Ders., G.v.v. und die Erneuerung der deutschen Scholastik, Regensburg 1930; X.-M. Bachelet, Predestination et grace efficace, Bd. 1, Louvain 1931, 14-22; Koch 44 ff.; 1. Espasa, Relacion entre la fe infusa y la adquirada en G. de v., in: Archivo teologico Granadino 8 (1945) 99-123; J. Espasa Signes, EI proceso apologetico segun G. de V., Diss. Valencia 1946; LThK 2 IV 1194 f.; H. Wolter, Die Kirche im Religionsgespräch zwischen G.v.v. und Lukas Osiander, in: Sentire Ecdesiam, Freiburg i.Br. 1961, 350-70; Boehm/Spörl, LMU 151 (P); Kausch 44 ff.; G. Wi1czek, Bedeutende Jesuitentheologen der Gegenreformation, Ingolstadt 1994. P Kupferstich.
M. Mulsow
Vallat, Johann, SJ, * 22. 2. 1602 Belfort oder Porrentruy, t 3. 2. 1669 Innsbruck. V. trat am 18. 10. 1619 in Landsberg ins Noviziat der Societas Jesu ein. Ab 1621 studierte er an der Univ. Ingolstadt Phi!. und ebendort, nach zwischenzeitlichem Aufenthalt in Konstanz (1625/26), 1626-29 Theo!. Am 22. 9. 1629 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Es folgten das Tertiat in Ebersberg und wohl auch eine nur kurze Lehrtätigkeit am Jesuitenkolleg München. Seit dem 17. 10. 1630 gehörte V. der phi!. Fak der Univ. Ingolstadt an, wo er den dreijährigen phi!. Kurs abhielt. Anschließend hielt er sich 1633/34 wohl in der Jesuitenniederlassung Ebersberg auf und fungierte daraufhin bis 1637 als Minister am Ingolstädter Jesuitenkolleg; am 31. 7. 1635 legte er das vierte Gelübde ab. Vom 15. 7. 1637 bis zum 15. 7. 1646 stand V. dann dem Jesuitenkolleg Fribourg als Rektor vor. Nach anschließendem kurzem Aufenthalt im Kolleg zu Hall in Tirol war V. 1647-65 Lehrer und Beichtvater des Erzherzogs und Bischofs von Augsburg,
Gurk und Trient, Sigismund Franz von Tirol, den er 1653/54 auch bei dessen Studienaufenthalt in Dillingen begleitete. - Wissenschafts geschichtlich ist V. als Universalienrealist einzuordnen. Großes Gewicht legte er auf die Relationslehre; die Regressus-Theorie hat in seiner Logik nur geringe Reflexe. Generell ist diese Logik durch die Zurückdrängung all jener Themen, die den "Dialektikern" des 16. Jahrhunderts besonders wichtig waren, gekennzeichnet. W Disputatio philosophica de natura logicae (Praes.; Resp.: O. Mayer), Ingo1stadt 1632; Disputatio philosophica de rnixtione naturali (Praes.; Resp.: A. Dinzl), Ingolstadt 1633; Theses ex universa philosophia, 0.0. 1633; S. Ignatii de Loyola centuriae II sacrorum apophegmatum, Innsbruck 1666. - Ungedruckt: In logicam Aristotelis (UBM, 4° Cod.ms. 586; BSB, 4° Diss. 1287). L Prant! I 444; Romstöck 413 f. (W); Sommervogel VIII 412 f. (W); Ger1449; Strobel 183; Popp 248 f.; C. H. Lohr, Latin Aristot!e Commentaries, Bd. 2: Renaissance Authors, Florenz 1988,471. H. C. Kuhn
Veigelin (Feigelius, Veigelius), Veit (Vitus) Norbert, * ca. 1621/22 Wien, t 7. 9. 1690 Ingolstadt. V. besuchte seit einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt das Jesuitengymnasium in München, das er im Sommer 1642 beendete. Anschließend dürfte er phi!. Studien betrieben haben, die er mit dem Magistergrad abschloß. Am 16. 9. 1649 immatrikulierte er sich als Student der Med. an der Univ. Ingolstadt. Ob er bereits bei diesem Studienaufenthalt den Titel eines Dr. med. erwarb oder ob seine Graduierung erst später erfolgte, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch über seinen weiteren Lebensweg nach dem Studium ist nur bekannt, daß er vor 1677 Spitalarzt in München war. Eine Phase personeller Unterbesetzung der med. Fak. in Ingolstadt nahm er dann zum Anlaß, um sich 1677 auf eine Professur zu bewerben. Tatsächlich wurde v., dem in München wohl die Entlassung aus seiner Stelle drohte, 1678 mit einem Gehalt von 500 Gulden an der Univ. Ingolstadt angestellt. Am 23. 3. 1678 erfolgte der feierliche Antritt des Lehramts. Allerdings wurde seine Tätigkeit schon bald von andauernden Streitigkeiten mit den Kollegen in der med. Fak., Klagen über sein ungehobeltes Benehmen im Umgang mit Patienten sowie den Folgen seiner Trunksucht, die längere krankheitsbedingte Ausfallszeiten nach sich zog, überschattet. Immerhin fungierte v., der 1682 auch seinen Sohn Anaklet zum Dr. der Med. promoviert hatte, im SoSe 1686 als Rektor der Univ. Außerdem war er bei seinem Tod Dekan der med. Fak. L F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis. Pars prior, Ingolstadt 1772, 24;
Veigelin - Veith Mederer III 32 u. ö.; Prantl I 502 f; Matrikel LMU; Leitschuh I 87; U. Grimm, Beiträge zur Med.geschichte von Ingolstadt (insbesondere Sterblichkeit 1620-1730), Diss. Erlangen-Nümberg 1975, 196 f. M. Schaich
Veihelin (Weihelin, Veihle(n), Veyhelin), Jakob Servilian, SJ, * 2. 1. 1611 Ellwangen, t 6. 10. 1675 Ingolstadt. V Leonhard, Kapitelsamtmann ("praefectus capituli") des Stiftskapitels Ellwangen, M Veronika.
V. besuchte Schule und Gymnasium in DilIingen einschließlich Rhetorik und trat am 18. 4. 1626 in das Noviziat des Jesuitenordens in Landsberg ein. Er studierte 1628-31 Phil. am Jesuitenkolleg in Ingolstadt, lehrte 1631-35 in München, studierte 1635-39 Theol. in Ingolstadt und wurde 1638 in Eichstätt zum Priester geweiht. 1639 war er Prof. der Rhetorik in München und nach dem Tertiat 1640 in A1tötting 1641 Prof. der Logik in Landsberg und 1642/43 Prof. der Metaphysik in Altötting. 1643 wurde er Prof. für Logik bzw. Phil. an der Univ. Ingolstadt. 1646-49 war er Rektor des Ingo1städter Jesuitenkollegs, danach bis 1652 Prof. der Theol. in München. 1652-55 Soeius des Provinzials, war V. vom 4. 5. 1655 bis 9. 6. 1658 selbst Provinzial. Am Kolleg in München war er 1658-62 Vizerektor, dann Rektor und 1662-65 in Ingolstadt Rektor des Kollegs, um vom 28. 1. 1665 bis 17. 4. 1668 wiederum das Amt des Provinzials wahrzunehmen. 1668 wurde er wiederum Rektor des Kollegs in München, war dann 1672-74 Instruktor im Tertiat in Altötting und von 1674 bis zu seinem Tode wieder Rektor des Kollegs in Ingolstadt. Aus der Zeit seiner Ingolstädter Lehrtätigkeit (1643-46), während der er den dreijährigen Cursus philosophicus las, hat sich eine Reihe phil. Disputationen unter seiner Leitung, u. a.· mit dem späteren Prof. der Med. Franz Ignaz Thiermair (1646), erhalten. Seine Bedeutung lag in den in verschiedenen Ämtern des Ordens bewiesenen Führungsqualitäten. Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SJ, München,
Mscr. I 2, Mscr. VI 3, Mscr. XII21 Nr. 210, Mscr. XI 28, Mscr. XI 2817; BayHStAM, Jesuiten 371, 374, 376, 378, 383-397, 400 f., 403-414; Staatsarchiv Ludwigsburg, B 389 U 1052, B 403 U 5; pfarrarchiv Ellingen. W Theses philosophicae de principiis rerum naturalium (Praes.; Resp.: F. I. Thiermair), Ingolstadt 1646. L Mederer II 304 u. ö., III 18; Prant! I 425 u. ö.; Sommervogel VIII 535 (W), IX 899; Romstöck 414-17; Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. I, hg. von T. Specht, Dillingen 1909,534; Schaff 82; Duhr III 120 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 449; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 295 ff.; Strobel 95. S. Hofmann 29*
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Veith (Veit, Veuth), Lorenz (Laurentius, Laurenz) Franz Xaver, SJ, * 3. 12. 1725 Augsburg, p. oder 9. 10. 1796 Augsburg. V Martin, * Eschenlohe, MAnna Maria Kurz, sensteig, CD 7. 11. 1718.
*
Wie-
V. absolvierte Gymnasium und Lyzeum in seiner Geburtsstadt. Anschließend soll er ein Jahr Theol. an der Univ. Dillingen studiert haben, ehe er am 20. 9. 1744 in das Landsberger Noviziat der Gesellschaft Jesu eintrat. Aufgrund seines vergleichsweise späten Ordensbeitritts ging er vom Noviziat 1746 unmittelbar ins Magisterium, das er bis 1751 als Lehrer am Gymnasium in Regensburg verbrachte. Das bereits angefangene Theol.studium setzte er in Ingolstadt (1751-54) und Dillingen (1754/55) fort. In der Folgezeit begegnet V. - nur vom Tertiatsjahr (1756/57) in Altötting unterbrochen als Prof. an verschiedenen vom Orden geleiteten süddeutschen Lehranstalten: zunächst an den Gymnasien in Straubing (1755/56) und Regensburg (1757/58), daraufhin in Neuburg (1758/59) und Burghausen (1759/60), wo er jeweils Phil. unterrichtete. In Burghausen legte er am 2. 2. 1760 auch Profeß ab. Seit 1760 hielt sich V. an der Univ. Ingolstadt auf, an der er nacheinander Phil. (1760-65), Kasuistik (1765/66), Dogmatik (1766-69) sowie Hl. Schrift und Kontroverstheol. (1769-73) dozierte. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 zog sich V. in seine Heimatstadt zurück. Dort lebte er in dem seit 1776 als WeItpriesterhaus geführten ehemaligen Jesuitenkolleg St. Salvator und wirkte zugleich als Prof. der Dogmatik am angeschlossenen Lyzeum. Er gehörte damit zum Kreis der sogenannten Augsburger Exjesuiten, die in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts mit einer Vielzahl von Publikationen und einer ausgedehnten Predigttätigkeit eine im ganzen deutschsprachigen Raum für Aufsehen sorgende Kampagne gegen den aufgeklärten Zeitgeist führten. Zu dieser anti aufklärerischen Polemik trug v., dessen Hauptwerke allesamt erst nach der Auflösung der Societas Jesu erschienen, mit mehreren eigenen, im Verlag seiner Brüder Ignaz Adam und Franz Anton publizierten Schriften bei. In ihnen verteidigte er etwa den von Gott verliehenen päpstlichen Jurisdiktionsprimat sowie die Unfehlbarkeit des römischen Bischofs in Fragen des Dogmas. Daneben wies er in seinem neunbändigen Werk "Scriptura sacra contra incredulos propugnata", dessen erster Entwurf noch auf seine Ingolstädter Zeit zurückgehen soll, Vorwürfe zurück, wonach die Bibel Absurditäten, Ungereimtheiten und innere Widersprüche enthalte, und legte im Gegenzug die HI. Schrift als geoffenbarte Religion im traditionellen, vom Tridentinum beglaubigten Ver-
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Veith - Veltmiller
ständnis der römischen Kirche aus. Für seine Schriften erhielt V., der auch zu den Herausgebern des berüchtigten Zentralorgans der Augsburger Exjesuiten, der "Kritik über gewisse Kritiker, Recensenten und Broschürenmacher" (1787-96), gehört haben soll, in den Jahren 1784 und 1790 jeweils belobigende Schreiben des Papstes, in denen sein Eintreten für den römischen Stuhl gewürdigt wurde. Q Archiv des Bistums Augsburg, Taufmatrikel des
Augsburger Doms.
W Positiones ex universa theologia dogmatico-scholastica selectae (Praes.; Resp.: J. N. Zeiler), Augsburg 1778; De primatu et infallibilitate romani pontificis, Augsburg 1781 u. ö. (von Xavier de Ram überarbeitete Ausgabe: Mecheln 1824; eine um Thesen aus einer Disputation am Kolleg SI. Salvator erweiterte, ansonsten aber textidentische Ausgabe erschien unter dem Titel: Diss. theologica de primatu et infallibilitate romani pontificis, una cum positionibus ex universa theologia selectis (Praes.; Resp.: J. A. Wildt) , Augsburg 1781); Edmundi Richerii doctoris Parisini systema de ecclesiastica et politica potestate singulari diss. confutatum, Augsburg 1783 (von Xavier de Ram überarbeitete Ausgabe: Mecheln 1825); De gemina delectatione caelesti ac terrena relative victrice, Augsburg 1785 (von Xavier de Ram überarbeitete Ausgabe: Mecheln 1826, Mainz 1826); Anleitung und Regeln zu nützlicher Lesung der Heiligen Schrift, Augsburg 1797; Scriptura sacra contra incredulos propugnata, 9 Bde., Augsburg 1789-97 (von Xavier de Ram überarbeitete Ausgabe: 5 Bde., Mecheln 1824, weitere Auflagen: Turin 1840 und 1867). - Hg. (zusammen mit Joseph A. WeissenbachlAlois Merz): Kritik über gewisse Kritiker, Recensenten und Broschürenmacher, Augsburg 178796. L ADB XXXIX 555; Mederer III 279 u. ö.; F. Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, im Jahre 1781, Bd. 7, Berlin-Stettin 1786, 105; P. Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg, München 1822, 201; Prant! I 584 u. ö.; Sommervogel VIII 535 ff.; Romstöck 417 u. ö.; Specht 558 f.; Schaff 169; H. Mahler, Das Geistesleben Augsburgs im 18. Jh. im Spiegel der Augsburger Zs., Augsburg 1934, 128 u. ö.; Gerl 450; Böhme, Prof. der phi\. Fak. 120-23 (W); Brandl 252; M. Schaich, ,,Religionis defensor acerrimus". Joseph Anton Weissenbach und der Kreis der Augsburger Exjeuiten, in: C. Weiß/W. AIbrecht (Hg.), Von "Obscuranten" und ,,Eudämonisten", SI. Ingbert 1997. M. Schaich
VeItmiller (Molitoris), Johannes, t vor dem 6. 10. 1561, m I) Margarethe Mullner, t ca. 1543/44,2) Ursula Zallinger. V., der Ingolstadt als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 3. 9. 1510 an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte hier im März 1513 zum artistischen Bakkalar. Zum 17. 2. 1515 wechselte er nach Tübingen, wo er unter der Leitung von Johannes Stöffler vor al-
lern das Studium der Astronomie betrieb. Ein im 2. Weltkrieg zerstörter Sammelband mit mathematischen Schriften in der Univ.bibliothek München legte hiervon Zeugnis ab. Nach Ingoi stadt zurückgekehrt, promovierte V. im Januar 1518 zum Magister. Am 1. 5. 1518 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen. Als 1520/21 auf Betreiben Leonhard von Ecks eine zweite, von der Artistenfak. getragene Mathematiklektur eingerichtet wurde, deren Inhaber den Unterricht für die artistischen Studenten zu halten hatte, wurde ihm diese Lektur vom Univ.patron übertragen. Dadurch geriet V. in dem Konflikt, der zwischen Eck und der Fak. um die Lektur entbrannte, zwischen die Fronten und schaffte trotz mehrerer Anläufe nie die Kooptation ins Fak.konzil. Nach dreijährigem Kampf verzichtete Eck 1524 auf die zweite Mathematiklektur und überführte V. auf die seit der Resignation von Hieronymus Rosa vazierende erste, aus der Univ.kasse finanzierte Mathematiklektur, weIche V. bis zur Anstellung von Peter Apian behielt. Zwischenzeitlich promovierte v., der sich seit seiner Magisterpromotion dem Med.studium gewidmet hatte, 1523 zum Lizentiaten der Med. und am 15. 1. 1526 zum Dr. Auch nach der Anstellung Apians las v., dem fristgerecht zu kündigen versäumt worden war, noch bis zum Oktober 1527 über Mathematik. Ohne andere Einnahmequelle war V. während der folgenden Jahre auf die Erträge aus seiner med. Praxis in Ingolstadt angewiesen. Da diese nicht ausreichten, bat er seinen ehemaligen Gönner Leonhard von Eck schon 1531 um eine Anstellung, doch erhielt er erst 1533 eine Lektur an der med. Fak. gegen ein Jahresgehalt von 40 fl. Während der folgenden fast 30 Jahre bis zu seinem Tod wirkte V. eher unauffällig. Aufsehen erregte er nur, als er während des Schmalkaldischen Krieges von einem feindlichen Soldaten gefangen genommen wurde und jenen durch Flucht um das Lösegeld prellte, woraus sich einige Verwicklungen ergaben. Seine ansehnliche Bibliothek ging nach seinem Tod durch Schenkung seiner Witwe in den Besitz der Jesuiten über. - Die Werke von v., die Georg Khufner in einer 1542 gehaltenen Rede erwähnt haben soll, waren schon zur Zeit von Johann Nepomuk Mederer verschollen. Q Stadtarchiv Ingolstadt, RB 23. 6. 1528; UAM, D 1II 4, D 1II 6, DIll 7, D VII 6a, D XVII 1, GG IIII22, GG IVa 2, N I I, N II 1, IV I, V 1; UBM, 2° Math. 234 (Kriegsverlust).
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L DBA; F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, München 1733, 139 f.; Mederer I 123 u. ö.; Prant! I 161 u. ö.; Schaff 54; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971,249; Buzas 22
Veltmiller - Verlohner u. ö.; Seifert 155 u. ö.; Liess 135; Schwaiger 38; Schöner 344-57 u. ö. C. Schöner
Vener (Fener, Fiener, Kisling), Johannes. V., der als seinen Herkunftsort Kißlegg bezeichnete, begann seine Studien in Freiburg i.Br., wo er sich am 4. 3. 1504 immatrikulierte und wohl auch die artistischen Grade erwarb. Die Ingolstädter Matrikel bezeichnet ihn zumindest als Freiburger Magister. Von Freiburg aus wandte sich V. erst nach Tübingen, wo sein Name unter dem 19. 12. 1508 in der Matrikel zu finden ist, ehe er sich am 23. 10. 1509 in Ingolstadt inskribierte. Im SoSe 1510 wurde ihm von der Artistenfak. ein Bibliotheksschlüssel ausgehändigt, was darauf schließen läßt, daß er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen worden war. An artistischen Lehrveranstaltungen von V. sind dreimal die ,,Metheora" (WiSe 1513/14, SoSe 1514, WiSe 1514/15) und einmal das ,,Exercitium priorum" (SoSe 1515) belegt. Vom 6. 5. 1513 bis 12. 3. 1518 leitete er die Pariser Burse. Daneben widmete sich V. dem Theol.studium: 1513 begann er als theol. Bakkalar mit der Bibelvorlesung (Sir., Gal.). Als V. in der Artistenfak., wohl nach vierjähriger Wartezeit, am 12. 3. 1514 einen Antrag auf Aufnahme ins Konzil stellte, wurde er wegen Zweifeln an seiner ehelichen Geburt zurückgewiesen. Erst im dritten Anlauf - auch am 1.9. war er gescheitert - schaffte er am 4. 12. 1514 den Eintritt ins Konzil. Nachdem er dann im SoSe 1517 "assessor decani" gewesen war, wurde V. im WiSe 1517/18 zum artistischen Dekan gewählt. Noch im SoSe 1518 ist er als Mitglied der artistischen Senatsfraktion nachweisbar. Dann verliert sich seine Spur. Q UAM, GG III/ll I, GG III/22, 0 V I. L Seifert, Statuten 483; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971,249; Seifert 93; Kausch 223; Schöner 489 ff. u. ö. C. Schöner
Verlohner, Lorenz Albert, * ca. 1664 Wolkenstein (Tirol), t 22. 12. 1732 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. Nach dem bis 1684 dauernden Besuch des Gymnasiums in München immatrikulierte sich V. am 19. 10. 1685 als "philosophiae studiosus" an der Univ. Ingolstadt. Bereits im Oktober 1692 wurde er dort als Nachfolger Wiricus Emkens zum ao. Prof. für Institutionen in der jur. Fak. mit einem Gehalt von 200 Gulden ernannt. Da er zum Zeitpunkt seiner Anstellung
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nur den Grad eines Lizentiaten aufweisen konnte, verwehrte ihm die Fak. jedoch anfangs die Abhaltung von Vorlesungen. Erst nachdem er am 1. 12. 1692 die Promotion zum Dr. beider Rechte nachgeholt hatte, verstummten die Proteste. Allerdings behandelten ihn die übrigen jur. Prof. auch weiterhin als unerwünschten Eindringling, der die fak.interne Hierarchie aus dem Gleichgewicht bringe. Zwar wurde seine Erhebung zum Titularordinarius, die auf sein eigenes Gesuch vom 12. 5. 1694 hin im Spätsommer desselben Jahres stattfand, noch widerspruchslos hingenommen. Doch als V. nach dem Tod von Dominikus Bassus vom Kurfürsten den Rang eines wirklichen Ordinarius (1695) erhielt, setzte die Fak. alles daran, die Beförderung - u. a. mit dem Hinweis auf seine ausländische Herkunft - zu Fall zu bringen, letztlich allerdings ohne Erfolg. Vor diesem Hintergrund sind die Rektorate, die V. im SoSe 1696 sowie im WiSe 1700 innehatte, als Zeichen einer allmählichen Normalisierung des gespannten Verhältnisses zu werten. Eine weitere Verbesserung seiner Stellung erfuhr V., dem noch vor 1700 der Titel eines kurfürstlichen Rats übertragen worden war, während der österreichischen Besetzung Bayerns. Unter der kaiserlichen Administration der Univ. rückte er 1706 zum Digestisten auf und durfte auf sein eigenes Anerbieten hin auch über Feudalrecht lesen. Außerdem hatte er 1707/08 erneut die Rektoratswürde inne. Dagegen bedeutete das Jahr 1720 einen gravierenden Einschnitt in seiner Laufbahn. Nach einem Schlaganfall wollte die jur. Fak. V., der eigentlich an die Stelle des verstorbenen Christoph von Chlingensperg hätte aufrücken sollen, bereits emeritieren und seine Professur neu besetzen. Allerdings erholte sich V. so weit, daß er seine Vorlesungen wieder aufnehmen konnte. Gleichwohl bemühte er sich in den folgenden Jahren (bis 1727) mehrfach darum, seinem Sohn bzw. dem noch zu findenden künftigen Ehemann seiner Tochter das Recht auf seine Nachfolge zu sichem. Diese Gesuche wurden jedoch stets abgewiesen. 1726 kam es aufgrund des fortschreitenden gesundheitlichen Verfalls schließlich doch noch zur Emeritierung von V. Nach seinem Tod wurde V. in Ingolstadt beigesetzt, wobei Friedrich Maralt die Leichenrede hielt. Die Lebensleistung von V. war bereits bei den Zeitgenossen umstritten. Während seine Fähigkeiten als Lehrer durchaus Anerkennung fanden, wurde ihm seine mangelhafte Mitwirkung bei der Spruchkarnrnertätigkeit der jur. Fak. stets zum Vorwurf gemacht. Schaden fügte V. der Univ. auch mit seiner 1725 ohne Wissen der jur. Fak., aber in deren Namen veranstalteten fehlerhaften und verfälschenden Ausgabe der Konsilien des Spruchkollegiums zu. Wegen
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Verlohner - Vintler
der für das Ansehen der Univ. bei einer weiten Verbreitung der Edition zu erwartenden negativen Auswirkungen kaufte die Fak. einen guten Teil der gedruckten Auflage (600 von 1000 Exemplaren) vom Verleger wieder zurück. Dagegen konnte V. auf ein durchaus ansehnliches eigenes Oeuvre verweisen, das Werke zum Zivil-, Straf- und Prozeßrecht umfaßte. Außerdem besorgte er die postume Herausgabe des siebten Teils des von seinem Fak.kollegen Georg Widmont im Manuskript hinterlassenen Pandektenwerks. W Certamen possessorium per canon. legales expositurn controversias (Praes.; Resp.: G. S. Oümlers), Ingolstadt 1693; Oe modo succedendi ex suprema hominum voluntate directo (Praes.; Resp.: J. F. A. Wildenburg), Ingolstadt 1705; Semicenturia selectarum quaestionum ex I. parte pandectarum (Praes.; Resp.: J. O. de Bassis), Ingolstadt 1710; Oe modis acquirendi per universitatem legalibus (Praes.; Resp.: 1. C. Kandler), Ingolstadt 1713; Tractatus methodicus de actionibus forensibus, Ingolstadt 1716; Concilia seu responsa academico-feriminalia oder: Rechtliche Urtheil und Bescheid über allerhand wichtige und peinliche Fälle auf der Univ. zu Ingolstadt gesprochen, Frankfurt 1725. Hg.: G. Widmont, Collegia in pandectas seu commentarius ad digesta et jus universum vetus, novum, novissimum, turn imperiale, turn pontificum, 7. Tl., Ingolstadt 1713,21720. L AOB XXXIX 623; Mederer III 74 u. ö.; Prantl I 491 u. Ö., II 504; Matrikel LMU; Leitschuh II 17; BuzasResch I 100; Neumaier 82 u. Ö. M. Schaich
Vetter, Wolfgang, * Herzogenburg (Niederösterreich), t Dezember 1478. Als Dr. bei der Rechte wurde V. im Dezember 1475 von auswärts auf eine o. Lektur nach Ingolstadt berufen (Matrikeleintrag vom 7. 12. 1475). Bis Ende 1476 unterrichtete er als Zivilist in der Nachfolge Wilhelm Fraunhofers die Institutionen; nach dem Tod Karl Fromonts trat er von Ende 1476 bis Dezember 1478 dessen Nachfolge als Kanonist an (Lectura novorum iurium pontificalium I). V. verstarb nach dreijähriger Lehrtätigkeit. Seine Testamentsvollstrecker schenkten der Artistenbibliothek, die anfangs die Aufgaben der Univ.bibliothek erfüllte, einige jur. Bücher, darunter die ..practiea nova" des Johann Peter de Ferrariis. L Prantl I 34; P. Ruf, Oer älteste Handschriftenbestand der Ingolstädter Artistenfak., in: Geisteswelt des Mittelalters, Festschrift M. Grabmann, Münster 1935, 93 ff.; Wolff 18 u. Ö. 1. Baumgärtner
Vicaeus (Vizäus, Wiek), Johann, SJ, * 15450xford, t 5. 9. 1588 Rom. Im Juni 1563 trat V. in Löwen der Societas Jesu bei. 1569-72 ist er als Prof. in der artisti-
schen Fak. der Univ. Ingolstadt bezeugt, der er im SoSe 1572 auch als Dekan vorstand. Neben seiner Lehrverpflichtung scheint er sich auch noch dem Studium der Theol. gewidmet zu haben. Zumindest nahm er als Defendent an einer theol. Disputation teil. Über seinen weiteren Lebensweg nach seinem Weggang aus Ingolstadt ist nichts bekannt. W Oe divi Petri eiusque successoris primatu disputatio theologica (Resp.; Praes.: H. Torres), Ingolstadt 1570; Theses ex universa philosophia desumptae (Praes.; Resp.: B. Restiarius, 1. Restiarius), Ingolstadt 1570; Assertiones philosophicae (Praes.; Resp.: M. Clostermair), Ingolstadt 1570; Generales ex ratiocinandi disciplina theses desumptae (Praes.; Resp.: J. B. Collicola), Ingolstadt 1571; Pronunciata philosophica (Praes.; Resp.: 1. Lechner), Ingolstadt 1571. L Mederer I 319; Prantl I 338; Romstöck 420; Schaff 52; GerI477; Popp 249 f.; Seifert 267; 1. Fejer, Oefuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. I, Rom 1982,266. L. Böninger
Vintler, Johann Evangelista, SJ, * 18. 1. 1694 Brixen, t 30.12.1762 Meersburg. V. trat am 14. 10. 1710 in Landsberg am Lech sein Noviziat im Jesuitenorden an, wahrscheinlich nach dem ersten Jahr am Gymnasium des Jesuitenkollegs in Ingolstadt, wo er 1713-16 auch das dreijährige Phil.studium an der Univ. absolvierte. Er lehrte dann 1716-20 Grammatik und die Humaniora, um anschließend 1720-24 wiederum in Ingolstadt sein Theo!.studium durchzuführen; die Priesterweihe erfolgte am 9. 5. 1724 in Eichstätt. Nach dem Tertiat wirkte er 1725/26 als Prof. der Ethik in Innsbruck, danach wurde ihm nach der Promotion zum Magister phi!. (Oktober 1726) der zweijährige Phi!.kurs an der Univ. Freiburg i.Br. übertragen, wo er am 2. 2. 1728 die feierlichen Gelübde als Professe ablegte, bevor er nach Innsbruck abberufen wurde, wo er 1728-31 den dreijährigen Phi!.kurs lehrte (im ersten Jahr als Dekan der Fak.). Danach nahm er die obligate theo!. Lehrtätigkeit auf: 1731-33 als Prof. casuum in Trient, 1733/34 in Dillingen und 1734/ 35 in Ingolstadt jeweils als Prof. der Moraltheo!. sowie 1735-42 in Freiburg i.Br. als Prof. verschiedener theol. Fächer; hier war er auch mehrmals Dekan der theol. Fak., bis ihm am 6. 12. 1742 das Amt des Rektors des Freiburger Jesuitenkollegs übertragen wurde, das er bis zum 26. 7. 1744 innehatte, als er zum Beichtvater der Konstanzer Fürstbischöfe Kasimir Anton von Sickingen (gestorben 1750) und Kardinal Franz Konrad von Rodt berufen wurde. Wissenschaftlich trat V. nicht hervor. Mit seinem Namen wurden lediglich je eine unter
Vintler - Vi scher seinem Vorsitz als Dekan in Freiburg verteidigte phil. und theol. Disputation gedruckt. Q Rom, Archivum Generale Societatis Jesu, Germ. Sup. 32-39, 49-57 (Catalogi 1711-1762), Germ. Sup. 64, 92 (Nekrologe). W Disputatio philosophica de anima sensitiva brutorum (Praes.; Resp.: G. M. M. Stapff) , Freiburg i.Br. 1728; Divina gratia sufficiens, quae per Jesum Christum datur ad salutem omnibus adversus novatorum errores (Praes.; Resp.: C. J. R. Freff), Freiburg i.Br. 1739. L Sommervogel VIII, 829 f. (W); Romstöck 420; Specht 286; Ger! 453; Kurrus 1 241 u. Ö., II 151 u. ö.; Strobel 303. F. Krafft
(Fischer), Bartholomäus, * 1548 Schloß Eck bei Deggendorf, t 18. 9. 1593 oder 1594.
Vischer
V Albert, Pfleger zu Eck.
V. ging zunächst in Deggendorf und Straubing zur Schule, ehe er von einern unbekannten Zeitpunkt an das Gymnasium in München besuchte. Am 21. 6. 1568 immatrikulierte er sich als Student der Artistenfak. an der Univ. Ingolstadt. Seit 1573 hielt er sich am Collegium Germanicum in Rom auf, wo er im Oktober 1576 nach einer öffentlichen Disputation das Lizentiat der Theol. erwarb. Noch im selben Jahr kehrte er erst nach Straubing, dann nach Ingolstadt zurück. Dort übernahm V., der zu den herausragenden Absolventen des Collegium Germanicum zählte, 1577 nach der Feier der Primiz als Nachfolger Rudolf Clencks die Casus-conscientiae-Professur sowie die Leitung des Georgianums. Zudem erhielt er die Univ.pfarrei St. Moritz. Als Regens des Georgianums trat V. vor allem durch die Errichtung eines Neubaus 1582 hervor. Innerhalb der Univ. hatte er mehrfach hohe Ämter inne: im WiSe 1577/78 sowie im SoSe 1580 wurde er zum Vizerektor und im SoSe 1578 zum Rektor der Univ. gewählt. Daneben ist er zweimal (WiSe 1579/80, 1583/84) als Dekan der theol. Fak. bezeugt. Während seines ersten Dekanats lizenzierte er im übrigen auch als zuständiger Zensor Valentin Rotrnars ,,Annales Ingolstadienses academiae", die nach ihrem Erscheinen zu einern Konflikt zwischen Stadt und Univ. führten. 1578-82 war V. zudem als Univ.bibliothekar tätig. In dieser Funktion katalogisierte er die von Rudolf Clenck 1577 der Univ. geschenkte wertvolle Büchersamrn1ung. Am 16. 6. 1579 wurde ihm zusammen mit den beiden designierten Weihbischöfen von Würzburg und Regensburg, Johannes Ertlin und Johann Baptist Pichlmair, in einer feierlichen und vielbesuchten Zeremonie der Dr.grad der Theol. verliehen. 1580 griff V. mit in den im letzten
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Viertel des 16. Jahrhunderts in Bayern wieder aufflammenden Zinsstreit ein. Zusammen mit einer Reihe weiterer Prof. aus der theol. und jur. Fak. unterzeichnete er ein vorn Landesherrn, Herzog Wilhelm v., angestrengtes Gutachten über das Zinsnehmen. Darin sprachen sich die Verfasser - im Gegensatz zu einer im Februar 1580 ebenfalls von der bayer. Landesuniv. erarbeiteten Stellungnahme - gegen ein landesherrliches Generalmandat aus, das 5%Verträge generell verbieten sollte. Die widersprüchliche Haltung der Univ. in dieser Frage führte zu melujährigen Streitigkeiten, die erst auf dem Landtag von 1583 zugunsten eines eingeschränkten Zinsnehmens entschieden wurden. Im Frühjahr 1584 ging v., dem sowohl in der Professur wie in der Regenz des Georgianums der Engländer Robert Turner nachfolgte, als Generalvikar nach Regensburg, wo er seit spätestens 1579 mit einern Kanonikat an der Kathedralkirche bepfründet war und nunmehr zum Domdekan gewählt wurde. Allerdings kam es wegen der Anerkennung des im Collegium Germanicum erlangten Lizentiats zum Konflikt mit dem Domkapitel. Obwohl ein päpstliches Breve die Gültigkeit der akad. Würde bestätigte, legte erst ein Privileg Kaiser Ferdinands H. von 1618 die damit aufgeworfene allgemeine Frage nach der Anerkennung solcher Grade endgültig zugunsten des Collegium Germanicum bei. V. gehörte während seiner Regensburger Zeit zu der Gruppe fähiger Geistlicher, die das aufgrund der MindeIjährigkeit des Kardinals Philipp von Bayern (15791598) in Turbulenzen geratene Bistum leiteten. U.a. unterstützte er die ersten Jesuiten, die 1584 in Regensburg einzogen. Daneben protestierte er von Regenburg aus 1585 gegen die von Papst Sixtus V. geplante Reduzierung der Kollegiaten am Collegium Germanicum. In seinem Testament verfügte V. die Stiftung seines Vermögens für arme Regensburger Studenten. Außerdem richtete er am Georgianum einen Jahrtag ein. Q DAE, B 245; UAM, GG II Nr. 319, GG IIIIll I;
UBM, 2° Cod.ms. 522 (Katalog der Bibliothek Rudolf Clencks). WAssertiones logicae circa primum et secundum caput primi libri posteriorum (Resp.; Praes.: P. Vizanus), Ingolstadt 1569; Duae questiones de sanctissimo eucharistiae sacramento (Resp.: B. V., H. Dominatius; Praes.: A. Hunger), Ingolstadt 1579; Oratio funebris secunda in die depositionis habita, in: Exequiae ... Domino Casparo Franco ... turn orationibus, turn carminibus funebribus celebratae, Ingolstadt 1585, 16-39. L Mederer I 310, II 32 ff. u. ö.; Prant! I 307 u. Ö., II 492; Schmid 57 u. ö.; Duhr I 314; Matrikel LMU; G. Schwaiger, Kardinal Franz Wilhelm von Wartenberg als Bischof von Regensburg (1649-1661), München 1954, 152 f.; Seifert, Statuten 244 f. u. ö.; A. Seifert, Weltlicher Staat und Kirchenreform. Die Seminarpoli-
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Vischer - Visier
tik Bayerns im 16. Jh., Münster 1978, 176 f. u. ö.; Ders., Das Georgianum 1494-1600, in: Real 187 u. ö.; Real 94 u. ö.; Buzas 39 u. ö.; G. Schwaiger, Die theol. Fak. der Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: Boehml Spörl I 71; Seifert 342 u. ö.; Kausch 46 u. ö.; Schmidt, Collegium Germanicum 311; Schwaiger 51 u. ö. B. Schönewald
Vischer, Johannes, * 16. 12. 1524 Wemding, t 21. 4. 1587 Tübingen, CD 1) 1554 Sibylla Henzius, 2) 1566 Barbara, verwitwete Mögling, verwitwete Fettelsbach, 3) 1586 Margaretha Vogler. V Georg, Bürgermeister in Wemding, M Sibylla Fuchs, Q) 1502.
V. immatrikulierte sich nach Schulbesuch in Wemding und Nürnberg 1537 an der Univ. Tübingen (1539 Baccalaureus), 1541 in Straßburg und 1542 zum Studium der Phi!. und Theo!. in Wittenberg. 1546 führte ihn eine Studienreise u. a. nach Paris und Straßburg, wo er sich 1547 dem Studium der hebräischen und der griechischen Sprache widmete. 1548 kehrte er nach Wittenberg zurück, erwarb den Grad eines Magister artium und nahm dann das Studium der Med. auf. Nach der Wiederimmatrikulation in Tübingen (1549) hielt sich V. 1551 zur Ausbildung in Venedig und Padua auf, 1553 promovierte er in Bologna zum Dr. med. Für kurze Zeit Physikus in Nürnberg, erhielt er 1554 einen Lehrstuhl an der med. Fak. der Univ. Ingoi stadt, doch war seine Lehrtätigkeit nur von kurzer Dauer, da er als Protestant dem Lehrkörper der kath. Univ. nicht angehören konnte. 1555-62 arbeitete er als Stadtarzt in Nördlingen und wechselte dann als Leibarzt des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach an den Ansbacher Hof. 1568 konnte er nach dem Tod seines Vetters Leonhart Fuchs dessen Lehrstuhl an der Univ. Tübingen einnehmen. V., der sich vorzugsweise anatomischen und physiologischen Studien widmete, wirkte dort knapp zwei Jahrzehnte. 1568 und 1586 stand er der med. Fak. als Dekan vor. 1573, 1578 und 1582 war er Rektor der Univ. Tübingen. W Disputatio de ratione explorandi et judicandi leprosos, Tübingen 1586; Aphorismum Hippocratis enarratio brevis, hg. von Hieronymus Vischer, Tübingen 1591. L DBA; DBA N. E; Kobolt 717; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 774; E. CeIIius, Imagines professorum Tubingensium, hg. von H. DeckerHauff/W. Setzier, Bd. I, Sigmaringen 1981, 110 f. (P I); G. Emberger, Biographische und genealogische Notizen zu den Angehörigen des Lehrkörpers der Univ. Tübingen, in: ebd., Bd. 2, Sigmaringen 1981, 154 f.; Liess 136 f. P I) Holzschnitt, 1596, 2) Kupferstich, Heimatmuseum Wemding. R. A. Müller
Vischer (Fischer), Johann, * Ingolstadt, t wohl 1600, CD Mathilde Lerchenfeld. Der Ingolstädter Bürgersohn V. schrieb sich am 22. 6. 1569 an der Univ. Ingolstadt ein und avancierte nacheinander zum Baccalaureus der Phi!. und 1579 zum Magister artium. Am 9. 5. 1585 an der Univ. Perugia belegt, wurde er noch im gleichen Jahr in Bologna zum Dr. beider Rechte kreiert. Ein Jahr darauf, im Juli, übertrug ihm die Univ. Ingolstadt die Professur für Institutionen (feudorum professor ordinarius), im SoSe 1587 das Rektorat. Aus dem Hochschuldienst schied V. 1588 aus und wechselte als Hofrat auf die Gelehrtenbank nach München, ein Amt, das er bis zum Jahre 1595 versah. Eine Bewerbung um das Landschaftskanzleramt 1590 in Konkurrenz mit weiteren fürstlichen Räten blieb erfolglos, nicht jedoch die Bemühungen um die Aufgaben eines Kanzlers der Fürstpropstei Berchtesgaden und eines Regimentskanzlers in Burghausen. Er nahm diese Ämter 1595-1600 wahr. In seiner Vaterstadt stiftete er 1588 den Bartholomäusaltar in der Pfarrkirche St. Moritz. L Matrikel LMU; E Weigle, Die Matrikel der deutschen Nation in Perugia (1579-1727), Tübingen 1956, 28; Wolff 357; Lanzinner 271 u. Ö. D. Wittmann
Visinteiner, Romedius, SJ, * 27. 7. 1667 eIes (Tiro!), t 30. 7. 1733 Trient. Am 7. 2. 1685 trat V. dem Jesuitenorden bei. Über die ordensüblichen Stationen seiner Ausbildung ist lediglich bekannt, daß er in Ingolstadt studierte. Am I. 6. 1697 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. 1703-08 war V. an der Univ. Ingolstadt Prof. für Ethik, 1708 wurde er Prof. für Theo!. in Innsbruck. Literarisch trat er nicht hervor, Sommervogel weist lediglich ungedruckte Vorlesungsmitschriften zur Moraltheo!. nach. Q DAE, B 218 (Weiheprotokoll). L DBA; Mederer III 105; Freninger 30; Prant! I 506; Romstöck 420 f.; Sommervogel VIII 844 (W); Gerl 453.
E Kramer
VISier (Fisler, Vissler), Ferdinand, SJ, * 10. 5. 1632 Lichtenhaag, t 27. 7. 1675 Innsbruck. Herkunft und Jugendzeit von V. liegen im dunkeln. Am 9. 8. 1647 wurde er in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. V. hatte sein Noviziat in Landsberg noch nicht abgeschlossen, als er das Studium an der Univ. Ingolstadt aufnahm. 1649-52 widmete er sich dort phi!. Stu-
Visier - Vlinus dien. Nach einem vieIjährigen Lehraufenthalt in München nahm er 1656, abermals in Ingolstadt, das Studium der Theo!. auf, das er 1660 abschloß. Am 21.2., 13. und 27. 3. 1660 erhielt er in Eichstätt, aus Ingolstadt kommend, in Folge die drei niederen Weihen. Seine Primiz feierte er in der Jesuitenkirche in Ingolstadt. Die Lehrtätigkeit als Prof. begann 1662 in Dillingen, wo er bis 1665 Phi!. lehrte. Anschließend wechselte V. nach Ingolstadt, wo er dasselbe Fach bis 1668 unterrichtete. 1668 nahm er seinen Abschied von Ingolstadt und ging als Prof. für Moraltheo!. an die Univ. Innsbruck, wo er später (1671-73) scholastische Theo!. lehrte. - V. tritt in den zahlreichen Druckschriften, die sich mit seinem Namen verbinden, meist als Vorsitzender bei akad. Thesenverteidigungen an den Univ. Dillingen, Ingolstadt und Innsbruck in Erscheinung. Einen Einblick in seine Lehrtätigkeit als Prof. der Phi!. in Dillingen gibt die umfangreiche, im Manuskript erhaltene ,,Logica P. Fisler dictata Dilingae". Q UBM, 4° Cod.ms. 613.
W Conclusiones de incarnatione, Innsbruck 1674. L Sommervogel VIII 844 f. (W); Romstöck 421-24 (W); Specht 298; Schaff 138; Ger! 483; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 298-301. F. Neumann Vizanus, Paul, SJ, 1589.
*
ca. 1540 Bologna, t Juli
Erste Nachrichten über V. datieren vom Jahr 1560, als er an das neu gegründete Jesuitengymnasium in München kam. Später erscheint er 1568 als Promotor einer Disputation in Dillingen, wo er 1567/68 Phi!. lehrte. Er immatrikulierte sich am 5. 10. 1568 in Ingolstadt und wird im gleichen Jahr als Prof. der Phi!. erwähnt. V. gehörte zur zweiten Jesuitengeneration, die sich ab 1556 in der Stadt niederließ. 1569 ist er sowohl Prof. der Phi!. als auch weiterhin Lehrer in Dillingen. 1571/72 ist er bei einer Ingolstädter Disputation als Defendent des Theodor Peltanus und als Dekan der Artistenfak. nachweisbar. Im gleichen Jahr ging er als Prof. für Phi!. nach München, 1573 gehörte er erneut dem Ingolstädter Jesuitenkolleg an. 1575 wurde er von Paul Hoffäus als "licentiatus theologiae" erwähnt. Vor Ostern 1577 erhielt V. in Eichstätt die höheren Weihen, die Primizfeier fand in Ingolstadt statt. V. wechselte in der Folge häufig zwischen Ingolstadt und Dillingen (1579). Er lehrte 1580/81 an der theo!. Fak. und vertrat bis zum 26. 6. 1584 teilweise Gregor de Valencia, der in ordensinternen Angelegenheiten nach Rom gereist war, bei den Vorlesungen zur scholastischen Theol. Das vierte Gelübde legte er am 17. 7. 1584 in
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Ingolstadt ab. Ein Jahr später wurde er o. Prof. für Theol., schied jedoch bereits 1586 aus Gesundheitsgründen aus dem Amt aus. Werke sind nicht nachweisbar. Q Archivum Romanum SJ, Germ. 166; DAE B 186, 48; UAM, GG III/11 I, F III. L Mederer I 308 u. ö.; Prantl I 306 u. ö.; Romstöck 426 f.; Kausch 47; Popp 250 f.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. 1, Rom 1982, 269; Schöner 434. B. Schönewald Vlinus (Uelin, Uli, Ulin), Wilhelm, OPraem.
Der Adelberger Prämonstratenser immatrikulierte sich am 26. 10. 1529 an der Univ. Tübingen, ohne dort jedoch einen Grad zu erwerben. Wahrscheinlich widmete er sich nach Vorstudien an der Artistenfak. der Theo!., denn bei seinem Weggang aus Tübingen erhielt er von der theo!. Fak. ein Testimonium ausgestellt. Am 28. 2. 1533 wurde er in Tübingen gegen ein Jahresstipendium von 15 fl., das sich 1534 auf 20 fl. erhöhte, und mit der Verpflichtung, jeden zweiten Tag zu lesen, als Hebräischlektor angestellt. Nach Einführung der Reformation in Tübingen begab sich v., dessen Heimatabtei Adelberg aufgelöst worden war, in das Mutterkloster Roggenburg. Ende 1538 erhielt er einen Ruf auf die Hebräischlektur der Univ. Ingolstadt, wo er sich am 7. 11. 1538 immatrikulierte. Möglicherweise spielte dabei die Vermittlung von Sebastian Linck ein Rolle, der schon zu dem in Tübingen erschienenen Werk von v., "Encomium Aquilae", ein Widmungsgedicht beigesteuert und ein halbes Jahr vorher dem gleichfalls aus Tübingen stammenden Caspar Currer eine Lektur in Ingolstadt verschafft hatte. Die Besoldung von V. betrug in Ingolstadt wie in Tübingen 20 fl., wurde aber 1542/ 43 auf 32 fl. erhöht. Ein letztes Mal erscheint V. in den Ingolstädter Besoldungslisten im Rechnungsjahr 1543/44, doch erhielt er nur mehr 8 fl., d. h. ungefähr ein Viertel ausbezahlt. Da er noch im WiSe 1543/44 den Schlüssel für die Bibliothek der Artistenfak. zurückgab, muß er Ingolstadt vor Beginn des SoSe verlassen haben. Danach verliert sich seine Spur. - Schon 1532 veröffentlichte V. in Tübingen sein ,,Encomium Aquilae", eine an der Wortspielerei ,,Adelberg = Berg des Adlers" aufgehängte Rede über den Adler. Er behandelt sowohl den profanen Adler in der Mythologie, der alten Geschichte, bei den Römern, im Alten Testament und im deutschen Reich (Reichsadler) als auch den "neutestamentlichen Adler", also den Jünger und Evangelisten Johannes. Es könnte sich dabei um eine universitäre Deklamationsübung gehandelt haben, wobei die Sprache von V. eine aus ge-
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Vlinus - Vogler
zeichnete Schulung verrät. Eine zweite Rede, die ..Oratio ad linguae sanctae studiosos", publizierte V. in Ingolstadt. In ihr beklagt er den traurigen aktuellen Zustand der Univ. Ingolstadt und fordert die Studenten auf, sich dem Studium des Hebräischen, der Ursprache der Menschen und dem Idiom der Bibel, zu widmen. Q UAM,GGIVa2,O IV 2. W Encomium Aquilae, Tübingen 1532; Oratio ad linguae sanctae studiosos, o. O. [Ingolstadt) 1540. L DBA; Mederer I 162 f.; Prantl I 214; J. Haller, Die Anfänge der Univ. Tübingen 1477-1537, Bd. I, Stuttgart 1927, 314, Bd. 2, Stuttgart 1929, 123; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 2, Göppingen 1971,527; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: Boehml Spörl TI 54 u. ö.; Seifert 142 u. ö.; E. Zeitler, Der ,,Liber conductionum", das älteste Anstellungsbuch der Univ. Tübingen. Edition und Kommentar, Tübingen 1978, 106 u. ö.; N. Hofmann, Die Artistenfak. an der Univ. Tübingen 1534-1601, Tübingen 1982, 7 u. ö.; Schöner 386 u. Ö. C. Schöner
Vogl, Ludwig, SJ, * 1598 Straubing, t 9. 9.1634 Regensburg. V. trat am 27. 5. 1615 in die Societas Jesu ein und absolvierte 1618-20 seine phi!. Studien an der Univ. Ingolstadt. Am dortigen Jesuitengymnasium lehrte er 1621-23 Grammatik. Ebenfalls in Ingolstadt war V. 1623-26 Student der Theo!. 1626 erhielt er die Priesterweihe. Möglicherweise schloß sich ein kurzer Aufenthalt als Prof. für Phi!. in Augsburg an. 1627-30 war V. Prof. der Logik an der Univ. Ingolstadt. Titelblätter belegen ihn für 1629 als Prof. ordinarius philosophiae und für 1630 als Decanus pro tempore. - In seiner phi!. Lehrtätigkeit lehnte sich V. an Francisco Suarez, Pedro da Fonseca und Paulus Vallius an. Seine Anforderungen an gültige Beweise waren vergleichsweise streng, seine Interessen zielten mehr auf eine Theorie der Logik als auf die Logik selbst ab. W Theses philosophicae es tota logica collectae (Praes.; Resp.: C. Riegg), Ingolstadt 1629 ; Theses philosophicae de principiis et causis corporis naturalis (Praes.; Resp.: J. M. Blanck), Ingolstadt 1630; Theses philosophicae de quantitate et infinito (Praes.; Resp.: J. Vielmuth), Ingolstadt 1630. - Ungedruckt: In Organum, 1628 (BSB, clm 27771); Corpus naturale, in specie inanimatum tribus explicatum libris, 1629 (Wien, Stadtbibliothek, Ms. 13338). L Pranti I 444; Romstöck 427 f.; Sommervogel VIII 834; Matrikel LMU; Gerl454; Popp 251 f.; C. H. Lohr, Latin Aristotle Commentaries, Bd. 2: Renaissance Authors, Florenz 1988, 488. H. C. Kuhn
Vogler (Aviarius), Johannes, SJ, * 24. 3. 1610 Engen (Schwaben), t 16.5. 1676 Luzern. V. trat am 8. 7. 1629 dem Jesuitenorden bei, ab 1635 studierte er Phi!. und Theo!. in Ingolstadt. 1638 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Nachdem er in Augsburg Humaniora gelehrt hatte, war V. 1642-44 als Prof. für Rhetorik am Jesuitenkolleg bzw. akad. Gymnasium Ingolstadt tätig. In Ingolstadt legte er am 29. 9. 1644 das vierte Gelübde ab. 1644-46 war er Prof. für Dialektik in Konstanz, 1645-48 las V. am Jesuitenkolleg Luzern den dreijährigen phi!. Kurs, war dann ein Jahr lang als Minister des Kollegs tätig und lehrte 1649-52 nochmals Logik, Physik und Metaphysik. 1652-1664 wirkte V. erneut in Ingolstadt, wo er in der Nachfolge von Ludwig Thanner der phi!. Fak. der Univ. als Prof. für Mathematik und Hebräisch angehörte. 1664 wechselte er nach Freiburg i.Br., universitäre Vorlesungstätigkeit ist dort nicht nachweisbar. 1665 ging V. wieder nach Luzern, wo er 1669-72 Vorlesungen über die H!. Schrift hielt. - In einer 1659 erschienenen umfangreicheren Abhandlung über Sonnenuhren arbeitete V. Thesen aus der Optik ein, kam aber über den Wissensstand seiner Zeit nicht hinaus. Q BayHStAM, Jesuitica 2172; DAE, B 186 (Historia Collegii Ingolstadtensis 305 u. ö.); Stiftsbibliothek Engelberg, Cod. 600-03, 624-27 (Vorlesungen aus der Luzemer Zeit). W Problema gnomonicum de horologio universali diumo ac nocturno, novis demonstrationibus illustratum, et una cum thesibus opticis (Praes.; Resp.: J. G. Mändl), Ingolstadt 1659.
L Mederer II 329; Freninger 28; Prantl I 506; Romstöck 431; Schaff 142 u. ö.; Sommervogel VIII 886; Matrikel LMU; Gerl 455; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 304 f.; Studhalter 340 u. ö.; G. Wilczek, Personenstand und Religiosität der Jesuiten in Ingolstadt 1549-1671, in: SHVI 100 (1991) 29. F. Kramer
Vogler, Joseph, SJ, * 24. 2. 1661 Mering (Schwaben), t 23. 6. 1708 Ingolstadt. V. trat am 7. 9. 1676 in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Er lehrte insgesamt sieben Jahre Poesie, Rhetorik und Phi!. in München. 1691 begann er den Phi!.kurs an der Univ. Ingolstadt zu lesen. Im WiSe 1689 wurde er zum Ordinarius für Dogmatik an der Univ. Freiburg i.Br. bestellt. In gleicher Funktion wechselte er am 4. 4. 1701 nach Ingolstadt. Kriegswirren zwangen ihn, Oberbayern zu verlassen. 1704 kehrte er aus Linz, wohin er sich mit einigen Ordensbrüdern geflüchtet hatte, auf seinen angestammten Lehrstuhl in Ingolstadt zurück. Bis zu seinem frühen Tod las er an
Vogler - Vorwaltner Stelle des zum Dillinger Rektorat berufenen Friedrich Rehlinger scholastische Theo!. - V. hinterließ ein, wenn auch nur zum Teil gedrucktes, umfangreiches und breitgefächertes Schrifttum. In einem Nekrolog würdigte ihn der seinerzeitige Dekan, Johann Jacob Stuber, als "vir excelsi ingenii, mirae eruditionis et felicissime memoriae, rarae facundiae et ardentissimi in rebus." Daß es sich dabei nicht um bloße Rhetorik handelte, untermauert die Tatsache, daß das posthum erschienene Hauptwerk von v., ,,Juris cultor theologus", noch 1833 in Frankreich zum dritten Male ediert wurde und mit der Aufnahme in den "Cursus theologiae" von J. P. Migne in den Rang eines theo!. Standardwerks erhoben wurde. Q UAM, GG III/11 H, K 2, 2. W Disputatio metereologica, München 1694; Disputatio physica de fabrica, nutritione et vita partium corporis humani, Ingolstadt 1696; Iuris cultor theologus circa obligationes restitionis in genere theorico-practice instructus, Ingolstadt 1733 (auch in: J. P. Migne, Cursus theologiae, Bd. 15, Paris 1841, 1008-1264). L DBA; Mederer III 121 u. ö.; Prantl H 503; Sommervogel VIII 887 f. (W); Schaff 141; Hurter 964; Ger! 455; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 305-08; Kurrus II 308 u. Ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Vogler (Avenarius), Konrad, SJ, * 21. 10. 1665 Blumberg (Schwaben), t 3.1. 1742 München. V. trat am 13. 9. 1682 ins Noviziat des Jesuitenordens ein. 1685 kam er als Phi!.student von Ingolstadt zum Empfang der niederen Weihen nach Eichstätt. 1697-1700 hielt V. an der Univ. Dillingen den dreijährigen phi!. Kurs, 1700 kam er als "philosophiae moralis professor" an die Univ. Ingolstadt (Matrike1eintrag vom 10.10.), der er jedoch nur kurz angehörte. Bereits im Mai 1701 begegnet V. als Prof. für Moraltheo!. an der Univ. Freiburg i.Br., 17021 03 finden wir ihn in gleicher Funktion wiederum in Dillingen. Anschließend wurde V. 1703 Prof. für Kirchenrecht an der Univ. Innsbruck. Sein breites fachliches Spektrum bewies er ferner als Prof. für H!. Schrift wiederum in Dillingen, wo er 1712-14 zugleich als Kanzler der Univ. fungierte. In der Folge war V. 18 Jahre lang, 1714-32, Beichtvater Franz Ludwigs von Pfalz-Neuburg, der im Laufe seiner geistlichen Karierre Hochmeister des Deutschen Ordens, Bischof von Worms und Breslau sowie Erzbischof und Kurfürst von Trier und Mainz war. 1733-36 stand V. schließlich dem Jesuitenkolleg und der Univ. Dillingen als Rektor vor. W Tractatus de hierarchia dioecesis seu de officiis regiminis pastoralis ovium dioecesis, Augsburg-Regensburg 1736; Summa totius theologia moralis ex operibus Suarezii, Ingolstadt 1740.
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L De Luca 70; Romstöck 429 ff. (W); Specht, Rektoren 75 f.; Sommervogel VIII 884 f.; Hurter IV 1635; Duhr lVII 246 u. ö.; Specht 275 u. ö.; Matrikel LMU; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Ferdinandeums 31 (1951) 161; Ger! 455; Högner, Phi\. und Med. in Ingolstadt 301-04; Kurrus II 376 u.ö. I. BucejlW. Müller
Vogt, Ulrich, * Unterthürheim bei Wertingen. Gemäß seiner Immatrikulation am 29. 8. 1472 in Ingolstadt dürfte der Jurist sein vermutlich zivilrechtliches Lizentiat vor 1480 in Ingolstadt erworben haben. Als Zivilist unterrichtete er gemäß der in den Statuten festgeschriebenen Verpflichtung jur. Lizentiaten zur Abhaltung von Vorlesungen - in Ingolstadt von Mitte 1477 bis Ende 1478 und von Anfang 1480 bis Ende 1482. Vermutlich löste er den Ende 1476 auf eine Kanonistenstelle aufrückenden Wolfgang Vetter in der Lektur für die Institutionen ab. Zusarnrnen mit Georg Eisenreich gehörte V. zu den ersten jur. Lehrern, die aus dem Ingolstädter Studienbetrieb hervorgingen. Die Unterbrechung seiner langjährigen Lehrtätigkeit im Jahr 1479 läßt sich vermutlich mit der o. Berufung des promovierten Zivilisten Gabriel Baumgartner erklären, der von Anfang bis Ende 1479 die Institutionen unterrichtete; Lizentiaten wurden in Ingolstadt offenbar vorwiegend zur Überbrückung von Vakanzen eingesetzt. L Wolff 18 u. ö.; Schöner 493.
1. Baumgärtner
Vorwaltner (Vorwaltern), Johann Menrad von, * 17. 3. 1653 Ingolstadt, t 9. 10. 1724 München, D München, CD 1679 Maria Salome Köck, * 1653, t 30. 10. 1718 München. V Bernhard Menrad, Arzt, t um 1665 Ingolstadt, M Maria Anna, t um 10. I. 1682. Nach dem Schulbesuch in Ingolstadt begann V. das Studium der Phi!. an der dortigen Univ. Sein besonderes Interesse galt dabei der Mathematik, 1668 disputierte er bereits über die "Tabula geographico-horologica" seines Lehrers, des Jesuiten Adam Aigenler. Wie sein Vater, der seit 1648 Stadtphysikus in Ingolstadt war, wandte er sich anschließend der Med. zu. 1672 erwarb er das Lizentiat. Von Franz Ignaz Thiermaier gefördert, ging V. nach München und begab sich auf Thiermaiers Rat zum weiteren Studium nach Padua. Dort widmete er sich eineinhalb Jahre der Anatomie, die Antonio Molinetti lehrte, und der Chirurgie. Von Padua, wo er auch praktiziert hatte, ging er für ein weiteres halbes Jahr nach Rom. Nach seiner
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Vorwaltner
Rückkehr wurde er am 11. 6. 1674 in Ingo1stadt unter Heinrich Scheifler zum Dr. der Med. promoviert. In München setzte V. seine ärztliche Tätigkeit fort und legte das praktische Examen vor dem Collegium Medicum ab. Am 23. 6. 1677 bewarb er sich erfolglos als Prof. in Ingolstadt. Als Physikus 1678 zunächst nach Cham verpflichtet, kehrte er 1679 auf eine ao. Professur nach Ingolstadt zurück. Am 24. 10. 1681 wurde V. Ordinarius. In seiner Antrittsvorlesung hob er die Wissenschaften hervor, die für den Arzt neben seiner Kunst notwendig seien: Dialektik, Astronomie, Geometrie, Arithmetik, Phil. Ab 1685 bemühte er sich um die Einrichtung eines botanischen Gartens. Seine Eingabe um Mittel zur Erwerbung eines günstigen Geländes blieb jedoch erfolglos. V., der auch als Arzt am Militärspital wirkte, bat 1686, von dieser Pflicht entbunden zu werden. Während seines zweiten Rektorats wurde V. am 15. 10. 1689 von Kurfürst Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg zum Rat und Leibarzt ernannt. Trotz seiner ärztlichen Tätigkeit widmete er sich den akad. Pflichten mit großer Hingabe. So las er 1693 das doppelte Vorlesungspensum eines Prof., nämlich neben Anatomie und Botanik als Extraordinarius auch noch Chemie und Chirurgie. Die Kaiserliche Akad. der Naturforscher Leopoldina nahm V. am 30. 6. 1696 als ersten bayer. Gelehrten unter dem Kognomen Polybios I. als Mitglied auf. 1698 folgte die Ernennung zum Pfalzgrafen, die mit dem persönlichen Adel verbunden war. Von seinen vielfältigen konsiliarischen Tätigkeiten sind ein Gutachten, das er um 1699 für den Stadtrichter von Eichstätt in einem Abtreibungsfall schrieb, und ein epidemiologischer Bericht über eine im Jahre 1700 in Neuburg a.d.D. grassierende Seuche erwähnenswert. Nachdem die Aussichten auf einen botanischen Garten nach Paduaner Vorbild in Ingolstadt in weite Ferne gerückt schienen, kaufte V. auf eigene Kosten einen Garten, in dem er "ungemeine" Pflanzen zog, deren Verzeichnis die med. Fak. 1703 nach München schickte, um durch diese Vorleistung das Gartenprojekt zu beschleunigen. Die Fruchtlosigkeit aller Bemühungen mögen es V. leichter gemacht haben, am 27. 3. 1704 als Rat und Leibarzt Kurfürst Max Emanuels nach München zu ziehen - zumal seine Professur während seiner Abwesenheit ruhte. Während des Spanischen Erbfolgekriegs ging V. 1705 als Reisemedikus mit den kurfürstlichen Prinzen nach Klagenfurt. Erst 1715 konnte er nach München zurückkehren, wo er weiterhin wirkte. Seine Lehrkanzel in Ingolstadt, wo V. als Dekan und dreimal als Rektor (SoSe 1683, SoSe 1689, SoSe 1698) fungiert hatte, war inzwischen von der kaiserlichen Administration doch wiederbe-
setzt worden. - V. erwarb sich schon während seines Aufenthalts in Italien einen guten Ruf in der gelehrten Welt. Michelangelo Andrioli widmete ihm 1698 seinen Traktat "Domesticorum auxiliorum et facile parabilium remediorum". V. betrieb in den Grenzen der in Ingolstadt gegebenen Möglichkeiten med. Forschung, nahm Autopsien an Verstorbenen vor und publizierte 1700 anatomisch-pathologische Befunde in den Ephemeriden der Leopoldina. Er zählte zu den wenigen Prof., die in dieser Zeit auch praktische Chirurgie betrieben. Der Tradition zwar verbunden, war er dennoch gegenüber neuen Entdeckungen und Ideen, etwa der Theorie des Blutkreislaufes von William Harvey, aufgeschlossen und nutzte sie für seine Arbeiten. V., ein gesuchter Konsiliarius, erhielt Anfragen aus dem In- und Ausland. Während seiner KIagenfurter Zeit verfaßte er 1714/15 anläßlich der 1713 in der Steiermark ausgebrochenen Pest ein Consilium. Seine leibärztlichen Verpflichtungen scheinen ihn so in Anspruch genommen zu haben, daß er nur wenige Schriften selbst zum Druck bringen konnte. Franz Josef Grienwaldt publizierte posthum sein umfangreiches Lehrbuch und die akad. Reden. Sein ,,Methodus" baute didaktisch auf den Aphorismen des Hippokrates auf, berücksichtigte aber neben Galen und arabischen Klassikern auch neue Autoren wie Thomas Sydenham und Michael Ettmüller. Besonderen Wert legte V. auf die Vermittlung der Kasuistik. Die "epistolae medicinales'" deren Aufbau er in Vorlesungen vermittelte, beherrschte er meisterhaft. Seine in Erlangen aufbewahrte med. Korrspondenz, die Grienwaldt gesammelt hat, gibt davon Zeugnis. Therapeutisch stand V. zwischen galenischer Tradition und Chemiatrie. Q UAM, E I 4 b; Univ.bibliothek Erlangen, Handschriftenabteilung, Ms 1029, 2 Bde. W Tabula geographico-horologica (Resp.; Praes.: A. Aigenler), Ingolstadt 1668; Methodus resolvendi puncto theorica et practica, hg. von E J. Grienwaldt, München 1737 (P); Sennones academici: Quaenam scientiae praeter suarn artem medico sint necessariae, hg. von E J. Grienwaldt, München 1739 (P). L DBA N. E; J. G. W. Dunkel, Historisch-kritische Nachrichten von verstorbenen Gelehrten und deren Schriften, Bd. IIIJ3, Köthen 1759, Nr. 2703 (W); H. P. von Leveling, Historia chirurgico-anatornica facultatis medicae Ingolstadiensis, Ingolstadt 1791,21 f.; Prantl I 496 u. Ö., II 504 f.; E X. Ostennaier, Genealogische Nachrichten über verschiedene theils noch blühende, theils erloschene Geschlechter, in: SHVI 4 (1879) 138; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 802 f.; W. K. Ramminger, Die von A. E v. Oefele nicht bearbeiteten Ärzte-Bio-Bibliographien aus dem Album Bavariae Iatricae seu Catalogus celebriorum aliquot medicorum von Pranz Josef Grienwaldt 1733, Diss. Erlangen-Nürnberg 1968, 141 ff. (W); P. Konni, Zur Geschichte des Ingolstädter Anatomiegebäudes bis zum
Vorwaltner - Wacker Jahre 1800, Diss. München 1972, 9 ff.; S. Hofmann, Die Alte Anatomie in Ingolstadt. Ihr Schicksal als Institution und Gebäude, München 1974, 11 u. Ö. P Kupferstich von Josef Mörl, um 1736 (nach einem anonymen Gemälde, Ingolstadt um 1700), BSB. C. Habrich
Vultejus, Johannes.
Am 12. 10. 1551 präsentierte ein Johannes V. dem Senat der Univ. Ingolstadt ein griechisches Schreiben, mit dem er sich um die Griechischlektur bewarb. Da jedoch schon Kaspar Hermann für das kommende Jahr die Lektur zugesagt worden war, konnte V. lediglich die Erlaubnis, gratis zu lesen, erteilt werden. Des weiteren versprach man ihm, sich zu seinen Gunsten beim Univ.patron Georg Stockhamer einzusetzen, falls man mit ihm zufrieden wäre.
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Da 1551 Abraham Löscher auf die Griechischlektur berufen wurde, scheinen sich die weiteren Verhandlungen mit V. zerschlagen zu haben. Gegen die von Prantl geäußerte Vermutung, daß es sich bei ,,Johannes" in den Akten um eine Verschreibung für ,,Justus" handle und der spätere Marburger Pädagogarch und Hebräischlektor dieses Namens gemeint sei, spricht nicht nur dessen reformatorische Gesinnung, sondern auch sein Curriculum, in dem während jener Jahre für einen Aufenthalt in Ingolstadt kaum Platz wäre. Justus hatte einen älteren Bruder Johannes, der vielleicht eher in Frage käme, doch erlauben die dürftigen Notizen in den Ingolstädter Senatsprotokollen letztlich keine gesicherte Identifizierung. Q UAM, D III 4. L ADB XL 391 f.; Prant! I 330 f., II 495.
C. Schöner
w Wacker (Wachter, Vigilius), Stephan, t 3. 8.1542 Ingolstadt, CD Anna.
W., der Friedberg (Schwaben) als seinen Herkunftsort angab, begann seine Studien im SoSe 1519 an der Univ. Erfurt und promovierte dort im Herbst 1521 zum artistischen Bakkalar. Zum SoSe 1526 wechselte er an die Univ. Wittenberg, wo er den Magistergrad erwarb. 153140 ist W. dann als Lehrer bei St. Anna in Augsburg nachweisbar, wo er meist die zweite Klasse des dreiklassigen Gymnasiums leitete. Im Sommer 1540 gab er diese Stellung auf und inskribierte sich am 3. 7. 1540 an der Univ. Ingolstadt. Ob dies mit einer Abkehr von der Lehre Martin Luthers einherging, ist nicht ganz klar. Da er eine Familie zu ernähren hatte und außerdem, wie die Umstände nach seinem Tod zu erkennen geben, nicht vermögend war, muß er neben einem eventuellen Studium einer Erwerbstätigkeit nachgegangen sein, vermutlich als Privatpräzeptor. Im Sommer 1542 wurde er schließlich nach der Absetzung von Caspar Currer auf die Griechischlektur berufen, verstarb jedoch schon wenige Wochen später. Seine Witwe erhielt noch das Gehalt für das erste Quartal ausbezahlt, außerdem 7 fl. als Gnadengabe. W. selbst wurde, da anscheinend mittellos, auf Univ.kosten beerdigt. - Schon
1523 soll W. nach Angaben von Hellmann eine der zahlreichen Beruhigungsschriften gegen die für 1524 vorhergesagte Sintflut veröffentlicht haben. 1536 folgte der kleine "Catechismus rudium in fide christiana". Außerdem war er 1538 an der Übersetzung von Luthers deutscher Version von Jesus Sirach ins Lateinische beteiligt. Die größte Bedeutung erlangten jedoch seine um 1540 veröffentlichten deutschen Übersetzungen von Schriften italienischer Humanisten: 1539 Francesco Petrarcas ,,oe remediis utriusque fortune", 1541 desselben "De rebus memorandis" und 1542 "De honesta voluptate" von Bartholomäus Platina. Bei ,,oe remediis" handelt es sich nicht nur, wie von Joachim Knape behauptet, um einen sprachlich überarbeiteten Nachdruck der von Peter Stahel und Georg Spalatin erstellten, 1532 bei Heinrich Steiner in Augsburg gedruckten Übersetzung dieses Werks, sondern um eine freilich auf jener aufbauende Neuübersetzung. Sehr rücksichtsvoll deutet W. an, daß die Übersetzung von 1532 unter einigen Unzulänglichkeiten litt, die zu beheben er sich bemühte. Diese Meinung scheint auch Heinrich Steiner geteilt zu haben, denn bei ihm wurde auch die Neuübersetzung gedruckt, und zwar unter Weiterverwendung der Holzschnitte von 1532. Die
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Wacker - Waibel
Übersetzung von ,,De remediis" erlebte bis 1620 mindestens sieben Neuauflagen, jene von ,,De rebus memorandis" wurde bis 1591 noch mindestens zweimal nachgedruckt. Q UAM, D III 6, GG IVa 2. W Eyn warhafftig Practica Das keyn Syndfluss werd aus der hayligen geschrifft bewert und gezogen, 0.0. 1523 (kein Nachweisexemplar); Catechismus rudium in fide christiana, Augsburg 1536. - Übersetzer: F. Petrarca, Das Glückbuch Beydes deß Gutten und Bösen, Augsburg 1539 u. ö.; Ders., Gedenkbuch, Augsburg 1541 u. ö.; B. Platina, Von der eerlichen, zimlichen, auch erlaubten Wolust des Leibs, Augsburg 1542; Ecc1esiasticus Jesu Syrach, Magdeburg 1538. L P. J. Crophius, Kurtze und gründliche Historische Erzehlung von dem Ursprung, Einrichtung und Schicksaalen deß Gymnasii zu SI. Anna in ... Augspurg, Augsburg 1740, 11; F. A. Veith, Bibliotheca Augustana, Bd. 11, Augsburg 1795, 217 f.; F. Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte, Bd. 3, München 1907, 547 ff.; G. Hellmann, Beiträge zur Geschichte der Meteorologie, Bd. I, Berlin 1914,64; J. Knape, Die ältesten deutschen Übersetzungen von Petrarcas ,Glücksbuch '. Texte und Untersuchungen, Bamberg 1986; Schöner 383; R. C. SchwingeslK. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfak. der Univ. Erfurt 1392-1521, JenaStuttgart 1995, 330. C. Schöner
Wagner, Michael, * ca. 1514 Gerolfingen, t 5. 5. 1565 Freising. W. immatrikulierte sich am 3. 6. 1532 in Ingolstadt. Am 15. 12. 1540 wurde er ins Gremium der lesenden Magister der Artistenfak. aufgenommen, seine Aufnahme ins Konzil wurde 1541 zunächst abgelehnt. W. versah dann bis 1544 die Lektur für aristotelische Logik und absolvierte das Studium der Theol., das er am 30. 8. 1548 mit der Promotion zum Dr. theol. abschloß; sein Lehrer war kein Geringerer als Johannes Eck, dessen ,,Apologia" er ins Deutsche übersetzte. Studienauffassung und Lebenswandel von W. hatten zunächst nicht den Vorstellungen der theol. Fak. entsprochen, so daß sein Antrag auf Zulassung zur Lizenz vom 5. 5. 1544 mit der Auflage verbunden wurde, erst das vorgeschriebene Pensum zu absolvieren und seine Konkubine zu entlassen. Trotz Nichterfüllung der Bedingungen wurde er am 15. 5. 1544 zum Lizentiaten der Theol. ernannt. 1548-52 amtierte W. als Domprediger in Würzburg. Im Oktober 1553 übernahm W. eine Professur an der theol. Fak. der Univ. Ingolstadt; gleichzeitig versah er das Dekanat. Trunksucht und mangelnder Studieneifer trübten sein Wirken. Im April 1554 wurde seine Lehrtätigkeit dennoch um ein weiteres Jahr verlängert, und man gewährte ihm 100 Gulden auf Widerruf, d. h., er sollte sich zu besserer Pflichterfüllung in der Fak. bereit erklären. W. gehörte der theol. Fak. schließlich bis 1561 an.
Am 10. 3. 1556 wurde W. von Herzog AIbrecht V. zum Pfarrer von St. Moritz ernannt; er wurde am 2. 5. 1556 investiert. 1556 und 1558 amtierte W. erneut als Dekan der theol. Fak. und beteiligte sich in dieser Eigenschaft neben Georg Theander, Johann Couvillon und Hermann Thyraeus an der Stellungnahme zu der herzoglichen Anfrage, welchen Nutzen Gebete und Fürbitten für Verstorbene hätten. Als die vorübergehend aus Ingolstadt abgezogenen Jesuiten an die Univ. zurückkehrten, kritisierte vor allem Petrus Canisius die geringe Vorlesungstätigkeit der Weltgeistlichen W. und Theander. Widerstand gegen tägliche Vorlesungen erhob sich daraufhin auch bei anderen Ordinarien, so daß die Forderung nach genereller Erweiterung der Vorlesungen wieder fallengelassen wurde. Der Herzog bestimmte statt dessen, daß W. und Theander alternierend neben den Jesuiten lesen sollten. 1561 resignierte W. auf seine Professur und fungierte bis zu seinem Tod als Kapitular in Freising. - Das literarische Wirken von W. beschränkt sich vor allem auf die Übersetzung der Schriften Johannes Ecks ins Deutsche. Q BayHStaM, Staatsverwaltung 3019; BSB, c1m 3018; DAE, B 245; UAM, GG III/ll I, D III/7; UBM, 8° Cod. ms. 351. W Oratio de Joanne Eckio, in qua ille ab adversariorum calumniis vindicatur, habita in ultimis eiusdem exequiis, welche Simon Thaddäus Eckius .,. mit den andem zwei, auf denselben gehaltenen Reden, und verfaßten 15 Epitaphien zusammen gedruckt, Ingolstadt 1543; Quaestiones, Ingolstadt 1543. L DBA; Mederer I 207 u. ö.; Prantl I 304; Matrikel LMU; A. Arnrhein, Reformationsgeschichtliche Mitteilungen aus dem Bistum Würzburg 1517-1573, Münster 1923, 8 u. ö.; Seifert 173 f. u. ö.; Seifert, Statuten 119 u. ö.; Kausch 235; Dr. Johannes Eck. Seelsorger, Gelehrter, Gegner Luthers, hg. von der Stadt Ingolstadt, Ingolstadt 1986, 133 u. ö. (P); R. Ebersberger, Das Freisinger Domkapitel im Zeitalter der Glaubenskämpfe, in: G. Schwaiger (Hg.), Das Bistum Freising in der Neuzeit, München 1989, 194; Schöner 437. P Fresko, ca. 1760, Ingolstadt, Altes Rathaus (früher pfarrhaus SI. Moritz). B. Schönewald
Waibel, Andreas, SJ, * 20. 5. 1642 Überlingen am Bodensee, t 20. 4.1716 Rom. W. wurde am 29. 9. 1658 zum Landsberger Noviziat der Societas Jesu zugelassen. Das Magisterium zwischen den phil. und theol. Studien 1661-64 bzw. 1667-71 an der Univ. Ingolstadt führte ihn u. a. nach Freiburg i.Br., wo er im Oktober 1664 als Prof. der Rudimenta eingeschrieben war. Nach dem Presbyterat am 23. 5. 1671 in Eichstätt und dem Probejahr 1671/72 in Ebersberg kehrte W. nach Ingolstadt zurück, um den Dreijahreskurs an der phil.
Waibel - Waizenegger Fak. zu lesen. 1676-80 lehrte er dort Mathematik, 1680 übernahm er in der theol. Fak. den Lehrstuhl für Dogmatik, 1688-90 lehrte er erneut Mathematik. Wahrend der Ingolstädter Zeit richtete W. zwischen 1671 und 1685 sechs erfolglose Gesuche an die Ordensleitung, ihn in die überseeische Mission zu entsenden. 1690 begann für w., der am 2. 2. 1676 Profeß abgelegt hatte, eine lange Laufbahn als Ordensoberer mit Rektoraten in München 1691-95, Augsburg 1695-97 und Ingolstadt vorn 28. 4. 1697 bis zum Herbst 1700. Am 4. 10. 1700 wurde er zum Provinzial der Oberdeutschen Provinz berufen. Er gab das Amt am 19. 3. 1705 ab, war 1705/06 kurze Zeit neuerlich Rektor in München, ehe er auf der 15. Generalkongregation seines Ordens 1706 zum Assistens Gerrnaniae gewählt wurde und nach Rom ging; er versah dieses Amt bis zu seinem Tod. - Die Univ.annalen Ingolstadts interpretieren den beispiellosen Schritt von W., vorn theol. zum mathematischen Lehrstuhl ,,herabzusteigen", als einen Akt ,,insigni modestiae exemplo" (Mederer III 70). Ein Blick auf das umfangreiche, zum Großteil nicht gedruckte mathematische Schrifttum, das W. hinterließ, deutet darauf hin, daß er damit auch seinem persönlichen Interessenschwerpunkt folgte. W Controversia philosophica de modis ubicationis durationis et substantiae, Ingolstadt 1686; Crux geometrica, Ingolstadt 1689. L DBA; Mederer III 70 u. ö.; Sommervogel VIII 952 f., IX 906 (W); Romstöck 433 ff. (W); Duhr III 119 u. Ö., IVIl 227 u. Ö., IVIl 345 u. ö.; Schaff 139, 143; Matrikel LMU; Ger! 461; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 308-11; Strobel 102 f. u. Ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Waibel (Weybelius), Otmar, den-Württemberg).
*
Markdorf (Ba-
W. studierte insgesamt zwölf Jahre, auch "in aliis Gerrnaniae academiis", nachweisbar an der Univ. Dillingen (immatrikuliert am 5. 1. 1575) und ab 1578 am Collegium Gerrnanicum in Rom. In Ingolstadt immatrikulierte er sich am 9. 4. 1585 und disputierte dort am 14. 6. 1589 unter dem Kanonisten Friedrich Martini ,,oe bello, dvello, et, quod ex his seqvitvr, homicidio". Den Druck der Disputation - das Titelblatt nennt ihn "oratoria in collegio episcopali apud Eystadianos professor" (nach Reiter hatte er diese Position seit Sommer 1588 inne) - widmete er seinem Herrn und Gönner, dem Fürstbischof von Eichstätt Martin von Schaumberg. Die Licentia utr. iur. erteilte ihm der damalige Vizekanzler Albert Hunger, den Dr. utr. iur. erwarb er am 10. 7. 1589 durch Martini. W. hatte dann kurzzeitig (No-
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vember 1589 bis Mitte 1590?) die ao. ,,Lectura institutionum" an der jur. Fak. inne. Danach war er (nach Kausch) wiederum Prof. am Willibaldinum in Eichstätt (nach Reiter allerdings nur bis zum Sommer 1590) und zugleich Rat des Fürstbischofs Martin. Ab 1600 ist W. als geistlicher Rat des Fürstbischofs von Konstanz nachweisbar: Für Kardinal Andreas von Österreich nahm er 1600 am Deputationstag zu Speyer teil, und unter Johann Georg von Hallweyl, 1601-04 Bischof von Konstanz, wirkte er bei den Verhandlungen über den Bau des Jesuitenkollegs in Konstanz mit. W Theses de bello, dvello, et, quod ex his seqvitvr, homicidio (Resp.; Praes.: F. Martini), Ingo1stadt 1589. L J. G. Suttner, Geschichte des bischöflichen Seminars in Eichstätt, Eichstätt 1859,38; Prant! I 416; A. Hirschmann, Eichstätt's Germaniker, in: Pastoralb!. des Bistums Eichstätt 43 (1896) 79-144, 82; Gröber 49; T. Specht (Bearb.), Die Matrikel der Univ. Dillingen, 1. und 2. Lfg., Dillingen 1909, 97; K. Hamp, Eichstätts humanistische Lehranstalten bis zur Säkularisation, Eichstätt 1912, 31; Matrikel LMU; E. Reiter, Martin von Schaumberg, Fürstbischof von Eichstätt (1560-90) und die Trienter Reform, Münster 1965, 181; Wolff 273 u. ö.; G. Sta11a, Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jh., Baden-Baden 1977,302; Schmidt, Collegium Germanicum 312. H. Zedelmaier
Waizenegger (Wazzenegger, Waitenegger, Weizenegger), Ferdinand, * um 1580 oder 1585 Bregenz, t 18. 8. 1634 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, St. Moritz, CD 1) 1614 Katharina Angerrnüller, 2) Katharina Harlacher. V Andreas, Bäcker
W. besuchte seit 16. 10. 1597 das akad. Gym-
nasium in Ingolstadt, absolvierte die Abschlußklasse jedoch 1601102 am Münchener Jesuitengymnasium. Anschließend nahm er das Studium der Artes und der Jur. an der Univ. Ingolstadt auf. 1612 begab er sich zur Abrundung seiner jur. Studien nach Perugia und Siena, wo er wahrscheinlich den Grad eines Dr. iur. utr. erwarb. Im August 1612 bewarb er sich - noch von Italien aus - bei Herzog Maximilian 1. um eine Professur an der bayer. Landesuniv. Als Extraordinarius für Zivilrecht las er ab März 1613 in Ingolstadt. Ab September 1614 übernahm W., der für seine im selben Jahr vollzogene Eheschließung wegen eines früher geleisteten Keuschheitsgelübdes erst eine päpstliche Dispens hatte einholen müssen, als Ordinarius die Stelle Johann Georg Prugglachers, die er bereits seit Dezember 1613 zusätzlich zu seinem Extraordinariat vertretungsweise innegehabt hatte. W. lehrte zuerst Institutionen, ab Mitte 1623 Pandekten und 1626/27 wahrscheinlich vertretungsweise noch den Kodex. Von Herbst 1629 bis zu seinem Tod las er als
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Waizenegger - Waltenberger
Nachfolger Joachim Denichs kanonisches Recht. Auch das öffentliche Recht wurde von W. erstmals an der Univ. Ingolstadt vertreten; zudem war W. der erste Ingolstädter Jurist, der theoretische Abhandlungen über das lus publicum verfaßte. Zumindest in zwei Diss. ging W. auch auf den verbreiteten Hexenglauben ein, dem er - angeblich weil seine Frau als Hexe denunziert worden war - nicht ganz unkritisch gegenüberstand. Fast alle seine größeren Werke wurden erst nach seinem Tod herausgegeben. Neben seiner Lehrtätigkeit gehörte W. bis 1627, zeitweise als Direktor, dem kurfürstlichen Ratskollegium zu Ingolstadt an. Außerdem amtierte er 1618-25 als Oberlandschreiber des Landgerichts Hirschberg und 1629-34 als Pfleger von Gerolfing. W. scheint sowohl in der Univ. als auch in der Stadt Ingolstadt sehr beliebt gewesen zu sein. Gerühmt wird neben seiner Lehrbefähigung seine außergewöhnliche Freigiebigkeit gegenüber armen Studenten. Q BayHStAM, GL Fasz. 1482/11 Nr. 34, 90, Fasz. 1483/II Nr. 42; BSB, c1m 6758 (Vorlesungsmitschrift von Johannes Reisacher). W Disputatio logica ex organo Aristotelis collecta (Resp.; Praes.: P. Laymann), Ingolstadt 1604; Disputatio publica ex omnibus fere universali iuris partibus concinnata (Praes.; Resp.: J. J. Koller), Ingolstadt 1614; Assertiones juridicae de tutelis et curationibus (Praes.; Resp.: G. R. Schober), Ingolstadt 1615; Diss. iuridica ex uni verso feudorum iure desumpta (Praes.; Resp.: P. Deuring), Ingolstadt 1616; Assertiones de summis iuris capitibus, personis, rebus et actionibus (Praes.; Resp.: R. v. Sprinzenstein), Ingolstadt 1616; Diss. de summo capite ac membris sacrosancti romani imperii (Praes.; Resp.: J. A. Mechtl), Ingolstadt 1625; Disputatio iuridica de maleficiis et processu adversus eos instituendo (Praes.; Resp.: J. Neydecker), Ingolstadt 1629; Diss. de imperatore et imperio (Praes.; Resp.: J. C. Herwartb von Hohenburg), Ingolstadt 1632; Diss. VI de servitudo daemoniaca, hoc est maleficio et processu contra maleficos instituendo, Ingolstadt 1637; Diss. de formis reipublicae et variis monarchiis, Ingolstadt 1637; Tractatus de iure publico inchoatus, 2 Tle., Ingolstadt 1637; Quaestiones monetariae, publice auditoribus praelectae, hg. von Kaspar Manz, Ingolstadt 1665,21666. L ADB XL 634 f.; Mederer II 206 u. ö.; Prantl I 421, II 499; Ferchl I 266 u. ö.; Matrikel LMU; Leitschuh I 13; Wolff 111 u. ö.; Neumaier 50 ff. u. ö.; G. Stalla, Der Ingolstädter Buchdruck von 1601 bis 1620. Die Offizinen Adam Sartorius, Andreas Angermaier und Elisabeth Angermaier, Baden-Baden 1980, 190 u. ö.; W. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der Frühen Neuzeit, München 31997, 232 f. u. Ö. R. Heydenreuter
Waldner (Waltner), Franz Xaver, SJ, * 30. 10. 1724 Biberach, t 18. 7. 1794 Augsburg.
W. wurde am 28. 9. 1741 in das Landsberger Noviziat der Societas Jesu aufgenommen. Von Neuburg a.d.D., wo er 1743/44 Rhetorik lehrte, ging er nach Eichstätt, um am 24. 5. 1744 die niederen Weihen zu empfangen. W. studierte 1744-47 Phi!. in Ingolstadt, leistete das Magisterium 1748-51 in Innsbruck und kehrte anschließend nach Ingolstadt zurück, um 1751-55 die Studien an der theo!. Fak. fortzusetzen. Nach dem Probationsjahr 1755/56 in Ebersberg übernahm er eine Reihe von Phi!.professuren: 1756/57 in Landsberg, 1757-59 in Burghausen, 1759/60 in Amberg, wo er am 2. 2. 1759 Profeß ablegte, schließlich 1760-62 in Dillingen. Nach einer kurzen Amtsperiode als Kollegminister in Rottweil begann W. als Prof. der Dogmatik zu wirken. 1763-65 hielt er sich in Luzern auf, 1766/67 in Dillingen, wo er zugleich Kontroverstheo!. las. Bei seiner Antrittsvorlesung in Freiburg i.Br. 1767 war er bereits zum Dr. theo!. promoviert worden. Ehe er nach Ingolstadt ging, war er dort im WiSe 1768/69 Dekan. Nach der dem Orden aufoktroyierten Schaffung einer eigenständigen bayer. Provinz mußte W. als Landesfremder Bayern verlassen. Nach dem Ende der Ingolstädter Lehrtätigkeit erfüllte er 1770-73 die Funktion des Confessarius und Leiters der großen akad. Kongregation in Innsbruck. Über sein Schicksal nach der Aufhebung des Jesuitenordens ist nichts bekannt. - Als Phi!.prof. setzte sich W. mit den neuen rationalistischen und experimentellen Strömungen auseinander. Er verfaßte eine umfangreiche Abhandlung über Geostatik und Mechanik. W Positiones ex philosophia rationali et experimentali, Burghausen 1759; Genuinum geostaticae ac mechanicae principium, Freiburg i.Br. 1762. L DBA; Mederer III 303 u. ö.; Sommervogel VIII 958 f., IX 907 (W); Romstöck 437 f. (W); Specht 317 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl463; Kurrus II 186 ff. u. Ö. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Waltenberger (Ebershusen, Krumbach), Johannes. W., der als Herkunftsort Ebershausen angab, begann seine Studien an der Univ. Köln. Am 19. 3. 1499 immatrikuliert, promovierte er im Juni 1500 zum artistischen Bakkalar und im Mai 1502 zum Magister. Zum 30. 10. 1503 wechselte er nach Freiburg i.Br., um dort das Studium der Theo!. aufzunehmen. 1506 wurde er Cursor (Is. 47-66, 1.2. Phi!.). Die Formatur erwarb er 1510 in Basel, wo er sich im SoSe 1509 inskribiert hatte. Nach Freiburg i.Br. zurückgekehrt, promovierte er am 18. 12. 1511 zum Lizentiaten und am 20. 4. 1512 zum Dr. der Theo!. Wohl weil sich die Entscheidung
Waltenberger - Waltber über seine im Mai 1512 erfolgte Bewerbung um eine theol. Lektur in Freiburg i.Br. übermäßig lange hinzog, immatrikulierte sich W. arn 14. 11. 1512 in Ingolstadt und wurde dort zum Konzil der tbeol. Fak. zugelassen, was auf eine Lehrtätigkeit hinzudeuten scheint. Allerdings kann seine Tätigkeit in Ingolstadt nicht von langer Dauer gewesen sein, denn im selben WiSe 1512/13 war er auch Dekan der tbeol. Fak. in Freiburg i.Br., wo sich seine Aussichten anscheinend gebessert hatten. Vermutlich hielt er in Freiburg i.Br. 1512/13 eine Vorlesung extraordinarie. Später taucht sein Name in Freiburg i.Br. nicht mehr auf. Noch 1532 ist W. als Chor- und Schulherr arn St. Martinsstift Rheinfelden nachgewiesen. Werke von W. sind nicht bekannt. L Mederer I 87; J. J. Bauer, Zur Frühgeschichte der theol. Fak. der Univ. Freiburg i.Br. (1460-1620), Freiburg i.Br. 1957,37 u. ö.; Seifert, Statuten 340 u. ö. C. Schöner
Walther, Philipp Franz (von), * 3. 1. 1782 Burweiler, t 29. 12. 1849 München, D München, Alter Südlicher Friedhof, katb. V Georg Karl, Justizamtmann, M Ludovica Keller.
Nach dem Studium der Med. in Heidelberg und Wien, wo vor allem Johann Peter Frank und Josef Beer seine Lehrer waren, promovierte W. 1803 in Landshut. Im gleichen Jahr erfolgten noch die Ernennungen zum Medizinalrat (23. 5. 1803) und Obern'undarzt im Allgemeinen Krankenhaus zu Barnberg (30. 9. 1803) sowie zum Prof. an der dortigen Chirurgischen Schule (23. 11. 1803). In Bamberg lernte er Friedrich Wilhelm Schelling kennen, der ihn für die Naturphil. gewann und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1804 wurde W. zum o. Prof. für Physiologie und Chirurgie an der Univ. Landshut ernannt, wobei letzteres Fach seinerzeit auch die Augenheilkunde beinhaltete. In Landshut entwickelte sich W. zum führenden Chirurgen und Augenarzt seiner Zeit. Äußere Zeichen der Anerkennung seiner Leistungen waren die Erhebung in den Adelsstand 1808, die Ernennung zum korrespondierenden Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften und die Wahl zum Rector magnificus 1811; dem Senat der Univ. gehörte er 1807/08, 1811/12 und 1813-15 an. Einen Ruf nach Halle lehnte er ab, ebenso den nach Heidelberg 1817 - einen weiteren nach Bonn 1818 nahm er jedoch an. W. erhielt dort arn 20. 12. 1818 die o. Prof. für Chirurgie und das Direktorat der Chirurgischen Schule. In Bonn erreichte er als Chirurg wie als Hochschullehrer seinen wissenschaftlichen Höhepunkt. Am 26. 12. 1824 wurde er zum Gehei30 Biograph. Hdb. I
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men Medizinalrat in Preußen ernannt. Aus der Bonner Zeit stammen die meisten seiner Veröffentlichungen, die hauptsächlich im ,)ournal für Chirurgie und Augenheilkunde" erschienen, das W. zusammen mit Carl-Ferdinand von Graefe seit 1820 herausgab. Dem Ruf an die Ludwig-Maximilians-Univ. München folgend, übernahm er arn 11. 3. 1830 dort die o. Prof. für Chirurgie und Augenheilkunde in Verbindung mit der Leitung der chirurgischen und Augenabteilung im Allgemeinen Krankenhaus; im ·gleichen Jahr wurde er zum Geheimen Rat, ao. Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften, Mitglied des Obermedizinalausschusses (15. 8. 1830) und kgl. Leibarzt (14. 11. 1830) ernannt. Von seiner Position als leitender Arzt im Allgemeinen Krankenhaus trat W. arn 30. 11. 1836 zurück und hielt seitber bis zu seinem Tod nur mehr Vorlesungen. Dem Senat der Univ. gehörte er 1831/32 und 1848/49 an. Am 26. 5. 1839 wurde er schließlich o. Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften. Aufgrund seiner beruflichen Leistungen erfreute sich W. einer besonderen Autorität als Hochschullehrer. Durch seine umfangreiche Publikationstätigkeit hatte er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen erheblichen Einfluß auf die Entwicklung und den Fortschritt der Med., wobei der wissenschaftlichen Begründung der Chirurgie und Augenheilkunde sein besonderes Augenmerk galt, mit dem Ziel, Med. und Chirurgie, die sich im 11. und 12. Jahrhundert auseinander entwickelt hatten, wieder zu vereinigen. Diese Wiedererlangung der Einheit der Heilkunde forderte W. mit aller Macht. Weiterhin trat er für eine Beseitigung aller Einschränkungen der ärztlichen Praxis und für eine gesellschaftlich besser geachtete Stellung des Arztes ein - zuletzt 1848 auf dem Reforrnkongreß der bayer. Ärzte in München. W System der Chirurgie, 6 Bde., Berlin 1833-46 (Bd. 3 und 4 beinhalten: Die Lehre von den Augenkrankheiten. Ueber das Verhältnis der Medicin zur Chirurgie und die Duplicität im ärztlichen Stande, eine historische Untersuchung mit dem Endresultate für die betreffende Staatseinrichtnng). - Hg.: Journal für Chirurgie und Augenheilkunde (seit 1820). L ADB XLI 120 f.; DBA N. E; A. Weinland, P. Ev.W. und seine Bedeutung für die deutsche Chirurgie und Augenheilkunde, Diss. München 1905; J. Hirschberg, Geschichte der Augenheilkunde. Deutschlands Augenärzte von 1800-1850, in: T. Graefe-Saemisch, Handbuch der gesamten Augenheilkunde, Leipzig 21911, 205-46 (W); Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte V 838-41 (W); H. Kerschensteiner, Geschichte der Münchener Krankenanstalten insbesondere des Krankenhauses links der Isar, München-Berlin 21939, 216-219; Geist und Gestalt III (P 2); Beckenbauer, Univ.prof. 96-101 (P 3); W. Neuhann, P. Ev.W. als Ophtalmologe dargestellt nach der von Max Gemminger gefertigten Nachschrift seiner Vorlesungen aus
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Walther - Weber
den Jahren 1843/44, München 1986; Huber 578; Institut für Geschichte der Med. (Hg.), 175 Jahre med. Klinik Innenstadt der Univ. München. Vom Allgemeinen Krankenhaus zur Univ.klinik, München 1988,52; Bekkenbauer 82-88 u. ö. (P 3). P 1) Grabdenkmal von Johannes von Halbig, Alter Südlicher Friedhof, München, 2) Gemälde von Unbekannt, Bayer. Akad. der Wissenschaften, München, 3) Stich von Valmy. E. Grunwald
Weber (seit 1567 von Bisamberg), Johann Baptist d.Ä., * 29.8. 1526 Memmingen, t 1584,0 Wien, Augustinerkirche, CD 1) Katharina Gienger, 2) 15. 5. 1553 Sybilla Langenmantel. V Cyriacus, Dr. med., Arzt in Memmingen, M Klara Schedler.
W. schrieb sich am 14. 11. 1541 in Ingolstadt ein. 1545 zog er nach Italien und immatrikulierte sich zum Rechtsstudium in Bologna. Dort wurde er am 24. 9. 1548 zum Dr. iur. utr. promoviert. Vermutlich Ende 1549 wurde er als Ordinarius für Zivilrecht an die Univ. Ingolstadt berufen, wo er zum Jahresende mit seinen Vorlesungen begann. Obwohl W. anscheinend nichts publizierte, brachte er es doch zu einigern Ansehen. Im SoSe 1551 war er Dekan der jur. Fak., für das SoSe 1556 wurde er zum Rektor, 1557 zum Vizerektor der Univ. gewählt. Am 24. 5. 1558 wurde er von Herzog Albrecht V. zum Kanzler der Regierung in Landshut bestellt, eine Aufgabe, bei der sich W. so bewährte, daß Kaiser Ferdinand I. ihn im Frühjahr 1559 an den Kaiserhof berief und am 16. 6. 1559 zum Stellvertreter des Reichsvizekanzlers Georg Sigismund Seid machte. Als Seid 1563 aus Gesundheitsgründen formell resignierte, wurde W. zum Reichsvizekanzler ernannt (vor dem 9. 11. 1563). Kaiser Maximilian ll., der anfänglich in ablehnender Haltung zu W. gestanden hatte und wiederholt nach personellen Alternativen für das Reichsvizekanzellariat suchte, behielt W. aufgrund seiner großen Erfahrung als Reichsvizekanzler bei, wenn auch mit beschränktem Geschäftsbereich. Mit dem schließlich doch wieder an die Spitze der kaiserlichen Verwaltung tretenden Seid und nach dessen Tod 1565 - in der Person des Johann Ulrich Zasius stellte er ihm sehr befähigte Reichsvizekanzler zur Seite. Nach dem Tod von Zasius (27. 4. 1570) konnte w., der das Reichsvizekanzleramt zunächst kommissarisch und ab 1571 endgültig allein ausübte, eine dominierende Rolle bei der Gestaltung der kaiserlichen Politik erlangen. Nach dem Tod Maximilians H. (1576) zog sich W. aus Alters- und Gesundheitsgründen vom arbeitsintensiven Reichsvizekanzellariat zurück (vor dem 23. 4. 1577). Doch blieb er noch bis 1583 im Geheimen Rat und war insofern an der kaiserli-
chen Politik beteiligt. Für w., der wissenschaftlich nicht hervorgetreten ist, war die Professur an der Univ. Ingolstadt ein Sprungbrett für eine Verwaltungskarriere, die ihn in kurzer Zeit an die Spitze der kaiserlichen Administration führte. Seine nicht immer eindeutige konfessionelle Gesinnung und seine mitunter korrupte Amtsführung schufen ihm viele Feinde, gegen die er sich jedoch zu behaupten wußte. Der insgesamt auf einen Ausgleich der konfessionellen Streitigkeiten gerichtete Kurs Maximilians H. dürfte im wesentlichen auch von W. mitgetragen worden sein. Q Haus-, Hof-, und Staatsarchiv Wien, Mainzer Erz-
kanzlerarchiv, Reichskanzlei und Taxamt 3, Fasz. A; Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Gedenkbücher 146 f. L Mederer I 32 u. ö.; H. Pantaleon, Prosopographiae heroum atque illustrium virorum totius Germaniae, Tl. 3, Basel 1566,505 (P); Prant! 1313; w. Goetz, Beiträge zur Geschichte Herzog Albrechts V. und des Landsberger Bundes 1556-1598, München 1898; Knod 612 f.; Ferchl 491; L. Gross, Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559 bis 1806, Wien 1933, 310 ff. u. ö.; Matrikel LMU; Wolff 273 u. ö.; M. Lanzinner, Friedenssicherung und politische Einheit des Reiches unter Kaiser Maximilian 11. (1564-1576), Göttingen 1993,59 u. ö.; A. Edel, J. B. W. (1526-84). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jh., in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45 (1997). A. Edel
Weber, Josef (von), * 23. 9. 1753 Rain am Lech, t 14. 2. 1831 Augsburg, 0 Augsburg, kath. V Buchbinder, M Maria-Anna Heißlin, t 3. 10. 1784,
CD 24. 10. 1752.
W. ging, nachdem die ersten beiden Ehefrauen gestorben waren, aus der dritten Ehe seines Vaters hervor. Seine ersten Studien absolvierte er zunächst bei den Benediktinern im nahen Donauwörth, Phil. studierte er bei St. Salvator in Augsburg, Theol. in Dillingen, wo er Alumnus des Franz-Sales-Seminars war. Am 23. 3. 1776 empfing W. zu Augsburg auf den Tischtitel der Stadt Rain im Dom die Subdiakonatsweihe, am 1.6. des gleichen Jahres wurde er Diakon und am 23.9. Priester. Nach kurzer Kaplanstätigkeit in Illertissen wurde er 1779 Repetitor in Pfaffenhausen und erhielt 1781 die Professur der Phil. in Dillingen, wo er abwechselnd Logik, Physik und Metaphysik dozierte, ab 1795 nur noch Physik und ab 1797 zusätzlich noch Mathematik; in den Jahren 1784-94 hielt er zusätzlich noch ökonomische Vorlesungen. Seit 1787 war er zugleich Pfarrer von Demmingen, wo er sich jedoch meist durch einen Vikar vertreten ließ. Im Zusammenhang mit der Absetzung von Johann Michael Sailer wurde auch W. 1795 von seiner Professur entfernt. 1799
Weber berief ihn die bayer. Regierung unter Montgelas an die Univ. Ingolstadt bzw. dann Landshut als Prof. für Physik und Chemie; 1802 übernahm er das Rektorat. Beim Übergang des Hochstiftes Augsburg an Bayern ließ er sich nach Dillingen zurückversetzen, wo er neben seiner Vorlesungs tätigkeit und der Seelsorge von 1804-21 das Rektorat des neuerrichteten Dillinger Lyzeums übernahm. 1811 vertauschte er die Pfarrei Demrningen mit Wittislingen. Nach der Neuorganisation der kirchlichen Verhältnisse 1817/21 wurde W. Domherr in Augsburg. Das besondere Vertrauens verhältnis zu Bischof Ignaz Albert Riegg veranlaßte wohl seine Ernennung zum Generalvikar und 1826 die Nomination zum Domdekan. W. verstarb 1831 nach kurzer Krankheit; eine Gedenktafel im Chorumgang der Domkirche erinnert an sein Leben und bedeutendes Wirken. - "W. besaß ein bedeutendes Wissen auf dem Gebiete der Phi!. und noch mehr auf dem der Physik, wozu eine seltene Beobachtungsgabe und ein großer Scharfsinn sich gesellten. Als Lehrer zeichnete er sich durch große Klarheit im Vortrage aus" (Specht). Im Rahmen seiner physikalischen Interessen befaßte sich W. vor allem mit der Elektrizitätslehre. Die Erfindung des sog. Luftelektrophors trug ihm 1778 eine Preismedaille und die Mitgliedschaft in der bayer. Akad. der Wissenschaften ein. W. war der erste, der in Dillingen und Umgebung Blitzableiter installieren ließ. Zu den zahlreichen Veröffentlichungen teils phi!., teils physikalischen Inhalts gesellten sich noch religiöse und erbauende Schriften sowie Predigten. Als Prof. der Phi!. erregte W. freilich in manchen Kreisen, besonders bei den Anhängern der alten Phi!., großes Befremden durch seine Hinneigung zu Kant. Er gehörte in der Tat zusammen mit Johann Michael Sailer und Patriz Benedikt Zimmer zu dem "glänzenden Dreigestirn", das der Univ. Dillingen vorübergehend hohes Ansehen brachte, "so daß die alten Zeiten sich zu erneuern schienen; allein nicht alle dachten von der Wirksamkeit dieser drei Prof. in so günstiger Weise" (Specht). Ursprünglich typischer Vertreter der Aufklärung im extremen Sinn, fand er, wohl vor allem durch Sailers Einfluß, zur Kirchlichkeit zurück, und wurde dann, von König (Nobilitierung) und Kirche hoch ausgezeichnet, zu einem bedeutenden Vertreter der kirchlichen Erneuerung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Q Archiv des Bistums Augsburg, Pers. 3567, Taufregister Rain II 83, 304 und Weiheregister; Augsburg, Archiv des Domkapitels, Fach IJI 2; BayHStAM, MK 38993 ff.; Demmingen, Pfarrarchiv, Tagebuch Weber; UAM, Matrikel der theol. Fak. IV, E II 381. W Sätze aus der theoretischen Phil., Dillingen 1783; Charakter des Philosophen und Nichtphilosophen, Dil30'
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lingen 1786; Vernunftlehre für Menschen, wie sie sind, Dillingen 1786; Ungrund des Hexen- und Gespensterglaubens, Dillingen 1787; Kath. Gebethbüchlein für meine Pfarrgemeinde Demmingen, München 1788; Leitfaden zu Vorlesungen über die Vernunftlehre, Dillingen 1788; Institutiones logicae, Dillingen 1790; Kath. Gesangbüchlein, Dillingen 1792; Versuch, die harten Urtheile über die Kantische Phil. zu mildern, Würzburg 1793; Estne metaphysica possibilis?, Dillingen 1794; Metaphysik, Dillingen 1801; Lehrbuch der Naturwissenschaft, 4 Hefte, Landshut 1805-08; Die einzig wahre Phil., nachgewiesen in den Werken des A. L. Seneca, München 1807; Über das Beste und Höchste, München 1807; Kath. Gebethbuch für Bürger und Landsleute, Landshut 1808; Phil., Religion und Christenthum, München 1808; Die Rosenkranz-Bruderschaft in ... Wittislingen, Augsburg 1812; Kathechismus für christliche Kinder, Sulzbach-Rosenberg 1814; Kathechismus für die studierende und größere christliche Jugend, Sulzbach-Rosenberg 1814; Die letzten Tage unseres Herrn, München 1815,21834; Jesus der Gekreuzigte, 6 Reden, München 1816; Betrachtungen über die sonntäglichen Evangelien, Landshut 1817; Gebethbüchlein, Landshut 51819; Alexander Mazzinellis heilige Charwoche, Augsburg 1818. - Mitarbeit in zahlreichen Zs., u. a. der Literaturzeitung für kath. ReIigionslehrer. L ADB XLI 316 ff.; DBA; DBA N. E; 1. B. Weber, Versuch einer Geschichte der kgl.-bayer. Stadt Rain und biographische Notizen über den Prof. J. W. samt dem vollständigen Verzeichnis seiner gedruckten Schriften, Landshut 1819 (W), 113 ff.; C. v. Schmid, Domdekan J.v.W., Augsburg 1831; Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Augsburg für das Jahr 1832, Augsburg 0.1. 1832, 179 ff.; G. Aichinger, Johann Michael Sailer, Freiburg LBr. 1865,86 u. ö.; Prant! II 523; Specht 574-78 u. Ö. (P); T. Specht, Geschichte des kgl. Lyzeums Dillingen, Regensburg 1904, 144-48 u. ö.; R. Stölzle, Johann Michael Sailer. Seine Maßregelung an der Akad. zu Dillingen und seine Berufung nach Ingolstadt. Ein Beitrag zur Gelehrtengeschichte aus dem Zeitalter der Aufklärung, Kempten-München 1910, 167; Ders., Ein Kantianer an der Kath. Akad. DilIingen, Fulda 1911; Funk 14 ff. u. ö.; H. Trefzger, J. W., ein Philosoph der kath. Romantik, Freiburg i.Br. 1933 (W); B. Bastgen, Bayern und der Heilige Stuhl, Bd. 1, München 1940, 427 u. ö.; E Zoepfl, Der Philosoph und Physiker 1. W. als Seelsorger, in: KJerusbl. Jg. 1943 Nr. 31/32; H. Schiel (Hg.), Johann Michael Sailer. Leben und Briefe, 2 Bde., Regensburg 1948-52; H. GraßI, Von der Aufklärung zur Romantik, München-Kallmünz 1965; H. Witetschek, Studien zur kirchlichen Erneuerung des Bistums Augsburg, Augsburg 1965, 420; LThK2 X 972 f.; P. Schäfer, Phil. und Theol. im Übergang von der Aufklärung zur Romantik, dargestellt an Patriz Benedikt Zimmer, Göttingen 1971,46 ff. u. ö.; Brandl 247 (W); G. Schwaiger, Johann Michael Sailer. Der bayer. Kirchenvater, München 1982, 209; Müller 347; E. M. Buxbaum, Ernennung und Lebensdaten der Augsburger Domdekane, in: Archiv für kath. Kirchenrecht 151 (1982) 78-81; Ders., Bayer. und vatikanische Bistumspolitik in der Epoche des Konkordats von 1817 (1817-1924). Dargestellt an der kgl. Ernennung und päpstlichen Bestätigung der Bischöfe und Dignitäre im Bistum Augsburg, Manuskript 1995; R. A. Müller, Akad. Ausbildung zwischen Staat und Kirche. Das bayer. Lyzealwesen 1773-1849, 2 Bde., Paderborn 1986;
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Weber - Weinbach
Ein alter und ein neuer Bund. Aus der Ingolstadt-Eichstätter Univ.geschichte 1472-1989. Ausstellungskatalog, Eichstätt 1990, 103 (P); Gelehrtes Schwaben. Wissenschaftler aus und in Bayer.-Schwaben vom Mittelalter bis ins 19. Jh. Ausstellungskatalog, Augsburg 1990, 111 f.; L. Scheffczyk, Theol. im Aufbruch: das 19. Jh., in: W. Brandmüller (Hg.), Handbuch der bayer. Kirchengeschichte, Bd. 3, St. Ottilien 1991,487 u. ö.; Bekkenbauer 14 u. ö.; Schwaiger 107 f. u. ö.; T. Groll, Das Augsburger Domkapitel 1817-1946, St. Ottilien 1996, 843-54 u. Ö. (P). P Kupferstich von J. E. Haid, Stadttnuseum Ingolstadt. E. M. Buxbaum
Weck, Dominicus de (Dominique), SJ, * 14.6. 1666 Genua, t 15. 10. 1731 Luzern. V Nikolaus, Hauptmann in genuesischem Dienst, M Maria Brunisholz.
W., dessen Eltern aus der Schweiz stammten, trat nach ersten Studien in Dillingen am 20. 1. 1684 ins Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. 1686-89 studierte er Phi\. in Ingolstadt, das Magisterium absolvierte er in Porrentruy (1689/90), Luzern (1690/91) und Trient (1691/92). 1692-96 studierte er Theo\. in Ingolstadt und Dillingen. 1695 war er in Dillingen Präfekt im Konvikt zum H\. Hieronymus. Am 21. 4. 1696 in Augsburg zum Priester geweiht, wirkte W. 1696/97 am Kolleg in Ebersberg, anschließend 1697-99 in Trient als Rhetorikprof. und Studienpräfekt. 1699-1702 lehrte er als Prof. für Phi\. in Konstanz. 1702-08 war W. schließlich zunächst Prof. für Phi\. (1702/03), dann für Theo\. an der Univ. Ingolstadt. 1708 wurde W. in Eichstätt Prof. für Kasuistik und von April bis Juni 1708 Präfekt des Gymnasiums; wegen schwerer Krankheit unterbrach er 1708 die Lehrtätigkeit und wurde dann Beichtvater des Kurfürsten Joseph Clemens von Köln. 1716 übernahm er die Präfektur des Gymnasiums in Eichstätt, gleichzeitig war er dort Prof. für Theol. 1717 wurde er Vizerektor, 1720 schließlich Rektor des Jesuitenkollegs in Luzern. 1720-22 bekleidete er das Amt des Rektors am Kolleg Amberg. 1722 wurde er Beichtvater von Anna Christina von Sulzbach, die mit dem König Emanuel III. von SardinienPiemont verheiratet wurde. Nach dem Tod von Anna Christina kehrte er 1723 von Turin zurück und übernahm das Rektorat des Kollegs in Landshut. Von Dezember 1726 bis zu seinem Tod stand er erneut dem Luzerner Kolleg als Rektor vor. Literarisch trat W. nicht hervor. L DBA; Mederer III 102 u. ö.; Freninger 30; Prantl I 506; Schaff 149; Romstöck 438 f.; R. Haaß, Die Beichtväter der Kölner Kurfürsten J oseph Clemens und Clemens August 1688-1761, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 155/56 (1954) 379 f.;
Ger!, 467; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 311; Strobel 155. F. Kramer
Weigant, Conrad. W., für den Würzburg als Herkunftsort bezeugt ist und über dessen Werdegang nichts bekannt ist, wurde im November 1478 als Nachfolger von Nikolaus de Ratispona in der med. Fak. berufen, trug sich jedoch erst am 4. 2. 1479 in die Univ.matrikel ein. Vor seiner Ankunft in IngoI stadt war er Leibarzt des ungarischen Königs Matthias Corvinus gewesen. Zu seiner Persönlichkeit und seinem Wirken in Ingolstadt liegen, abgesehen von einem Beleg, der ihn als Dekan der med. Fak. im SoSe 1481 ausweist, kaum Quellen vor. 1482 wurde sein Jahresgehalt auf herzoglichen Befehl hin auf 100 fl erhöht. Vermutlich 1482 oder 1483 verließ W. Ingolstadt. Erst 16 Jahre später ist er noch einmal nachweisbar: 1498 forderte er Johannes Engel, wie dieser in einern Brief an Konrad Celtis erwähnt, auf, ihn in Würzburg zu besuchen. Danach verliert sich seine Spur erneut. Q UAM,EII,FI1. L Mederer I 13 u. Ö.; Prantl I 76, II 91 f.; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934, 321; Liess 120; Schöner 231. C. Schöner
Weinbach, Johann Joseph von, * 10. 5. 1748 Mellrichstadt, t1. 11. 1788 Wetzlar. W. hatte an der Univ. Ingolstadt zunächst 1764-66 seine phi\. und anschließend 1767-71 seine jur. Studien absolviert. 1771 erwarb er den jur. Dr.grad. Bereits 1770 war er als Extraordinarius in die jur. Fak. eingetreten. Neben der fachlichen Qualifikation spielten dabei wohl auch verwandtschaftliche Beziehungen W. war ein Vetter von Univ.direktor Johann Adam von Ickstatt und wohnte während seines Studiums auch bei diesem - eine Rolle. 1771 rückte W. zum Ordinarius für Institutionen auf und wurde zum kurbayer. Hofrat ernannt; 1772 wurde er nobilitiert. W. trat als Autor jur. Werke kaum in Erscheinung. In einer seiner beiden Schriften verrät sich insofern die Nähe zur Aufklärungsbewegung, als er dafür eintritt, daß Protestanten an kath. Hochschulen die akad. Grade erwerben können. 1775 wurde W. vom bayer. Kurfürsten als Assessor für das Reichskarnrnergericht in Wetzlar präsentiert. Seither scheint er sich nicht mehr durchgängig in Ingolstadt aufgehalten zu haben. Am 21. 11. 1777 trat W. seinen neuen Posten in Wetzlar an. W Exercitatio juris publici de singulari incolatus jure exterorum in Bavaria, Ingolstadt 1772; Problema politico-juridicum: utrum ii, qui sacra profitentur protestantica, ad Athenaea catholicorum litterarum amore con-
Weinbach - Weishaupt fluentes, eorundum albo inserendi, gradibus licentiatus aut doctoratus insigniensi sint?, Ingolstadt 1775. L Baader, Verstorb. I/2 309 (W); Prantl I 578 u. Ö., II 514; Matrikel LMU; Müller 50 f. u. Ö. W. Müller
Weishaupt, Johann Adam Joseph, * 6. 2. 1748 Ingolstadt, t 18. 11. 1830 Gotha, CD I) 11. 7. 1773 Afra Sausenhofer, * ca. 1755 Eichstätt, t 8. 2. 1780 Ingolstadt, 2) Anna Maria Sausenhofer, * ca. 1757 Eichstätt, t 28. 11. 1843 Gotha. V Johann Georg, Prof. an der Univ. Ingolstadt.
Seit dem frühen Tod des Vaters nahm sich Univ.direktor Johann Adam von Ickstatt seines Patenkindes an. Er formte den frühreifen und begabten Schüler und Studenten im Geiste des Rationalismus und einer philanthropisch-eudämonistisch-utilitaristischen Aufklärung. W. besuchte 1755-62 das Jesuitengymnasium und absolvierte 1764 glanzvoll das phi!. Univ.biennium. Während des anschließenden Studiums der Rechte zählte er zum engsten Schüler- und Freundeskreis des jungen Prof. für Natur- und Völkerrecht, Peter von Ickstatt, eines Neffen des Univ.direktors. Nach erfolgreicher Promotion (1768) wirkte W. als Repetitor bei Peter von Ickstatt; in dessen Todesjahr (1771) erschien seine erste jur. Publikation. Im folgenden Jahr verschaffte Johann Adam von Ickstatt seinem Schützling W., gegen starken Widerstand der Fak., ein Extraordinariat für Natur- und Völkerrecht. Nach Aufhebung der Societas Jesu 1773 erreichte er sogar die Berufung von W. auf den bisher von Jesuiten besetzten Lehrstuhl für Kanonisches Recht in der jur. Fak. Daneben lehrte W. auch in der phi!. Fak. Kirchengeschichte (1774-77), praktische Phi!. und Naturrecht (1775-84), Moralphi!. (1777-84) und Geschichte der Phi!. (1784/85). Er war 1775n6 Dekan der jur. Fak. und 1777/ 78 Rector Magnificus. - Die Urteile der Zeitgenossen klingen zwiespältig. Durch zynische Arroganz, ruheloses und jähes Temperament, Streit- und Prozeßsucht schreckte W. auch Gleichgesinnte ab. Bei den Prof. der ,,Antijesuitenpartei" von 1773, denen er sich zunächst angeschlossen hatte, galt er schon bald als unzuverlässiger Lavierer und Karrierist. Zeitweise verband er sich um 1775 sogar mit den Exjesuiten um Benedikt Stattier und brach damals selbst mit seinem Protektor Ickstatt. Andererseits war W. ein erfolgreicher und angesehener Rektor, ein eindrucksvoller und beliebter akad. Lehrer, auch Verfasser wirkungsvoller Denkschriften im Univ.- wie im Eigeninteresse. Erneuten Plänen für eine Translokation der Univ. nach München trat er 1779 scharf entgegen. Mit einigen älteren Studenten gründete W. am
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1. 5. 1776 in Ingolstadt den pseudo-freimaurerischen Geheimbund der "Perfektibilisten", bald schon "Illuminaten" genannt. Von den Jesuiten übernahm er hierarchische Struktur, rigorose Moral und Disziplin, Überwachungsmethoden, ausgefeilte Systeme für Selbst- und Kollektiverziehung. Doch Inhalte und Ziele waren radikal-aufklärerisch und im Grunde revolutionär: Emanzipation von traditionellen religiösen wie politischen Bindungen, gewaltfreie Okkupation von Staat, Gesellschaft, Kirche auf dem Weg umfassender Unterwanqerung der Schaltzentren in Politik und Verwaltung, Erziehung und Bildung, Publizistik, auch der Freimaurerei. Bereits um 1780 hatte sich der Geheimbund in München und anderen bayer. Städten fest etabliert. Ungeahnten Aufschwung nahm er zwischen 1781 und 1784, nachdem sich W. eng mit dem norddeutschen Publizisten und Juristen Adolf Freiherr Knigge verbunden hatte. In rein äußerlicher Anlehnung an Formen ritterlich-esoterischer Hochgradfreimaurerei entwarf Knigge ein attraktives Illuminatensystem. Binnen kurzem verbreitete sich der Orden fast über ganz Deutschland und die Habsburger Lande, auch im Ausland. Zentren im Reich wurden insbesondere Residenz- und Univ.städte. Nur Ingolstadt ("Eleusis") blieb als Sitz des Ordensoberhauptes W. bewußt im Hintergrund. Doch auch hier gewannen Illuminaten Einfluß auf Statthalterei, Stadtverwaltung und innerhalb der Univ. vor allem auf die phi!. und die jur. Fak., auf Univ.bibliothek und -archiv sowie auf das Stipendienwesen. Mit seiner hypertrophen Ausdehnung hatte der Illuminatenorden seine Kräfte fatal überspannt. Seit 1783/ 84 setzte der Niedergang ein, gekennzeichnet durch den Bruch zwischen W. und Knigge, die Abspaltung "patriotisch"-bayer. Mitglieder und publizistische Enthüllungen. Noch waren Zugehörigkeit und Rolle von W. unbekannt. Seine Entlassung vom Ingolstädter Lehrstuhl zu Ende des SoSe 1785, ausgesprochen am 11. 2. 1785, erfolgte zunächst aus anderen Gründen. W. verzichtete sofort auf Professur und Pension, floh am 16.2. nach Nümberg und bald schon in die Reichs- und Reichstagsstadt Regensburg. Am 2. 3. erging Kurfürst Karl Theodors erstes Verbot gegen Illuminaten und Freimaurer. Doch erst nach der Entdeckung zahlreicher Illuminatenschriften ab Juli 1785 wurde W. als Gründer und Oberhaupt des Geheimbundes entlarvt. Als Gothaischer Legationsrat genoß W. in Regensburg Immunität und entfaltete ungewöhnliche publizistische Aktivitäten zur Erhellung und Rechtfertigung des Ordens wie der eigenen Rolle und Person. Im phi!. Streit um Kant bezog er damals klare eudämonistisch-utilitaristische Gegenpositionen. Neue bayer. Auslieferungsforderungen ließen ihn im August 1787
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Weishaupt
bei Herzog Ernst H., einem treuen Illuminaten, in Gotha Schutz suchen. Von hier aus suchte er in die heftigen publizistischen Auseinandersetzungen um den Illuminatenorden einzugreifen. Hoffnungen auf einen mitteldeutschen Univ.lehrstuhl zerschlugen sich. Nach Karl Theodors Tod im Februar 1799 ernannte Kurfürst Max IV. Joseph den einstigen Illuminaten Maximilian von Montgelas zum leitenden Minister. Zahlreiche Ex-Illuminaten wurden rehabilitiert und nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten sogar in Schlüsselpositionen, auch auf Lehrstühle der Univ. IngolstadtlLandshut, berufen. W. allerdings blieb persona ingrata und jede geheimgesellschaftliche Tätigkeit in Bayern verboten. W. und seine Familie erhielten jetzt jedoch finanzielle Hilfe aus München; die vier Söhne durften in bayer. Dienste treten. Die Zuwahl als korrespondierendes Mitglied in die Bayer. Akad. der Wissenschaften verdankte W. 1807 deren neuem Generalsekretär, dem Gothaer Altertumswissenschaftler Friedrich Schlichtegroll. In den folgenden Jahren empfahl sich W. der bayer. Regierung immer wieder vergeblich als wirtschafts- und außenpolitischer Berater und Mentor, doch lief seine pro-österreichische Haltung der Politik Montgelas' klar zuwider. So blieben 1811 Schlichtegrolls Bemühungen um eine Bernfung von W. nach München an die Akad. in den Ansätzen stecken. Ein Aufsatz ("Erinnerungen auf die Äußerungen eines denkenden Mannes über die Hindernisse der baier. Industrie und Bevölkerung") für Lorenz von Westenrieders neunten Band der "Beyträge zur vaterländischen Historie, Geographie und Statistik" wurde 1812 von der Regierung unterdrückt. W. verbrachte auch seine letzte Lebensspanne als Privatmann in Gotha. Q BayHStAM, Kasten schwarz 6194, 15415, GL 1483/5-7, 1487/38, 1489/55, 1501140, KL Polling 144, MA I 380; BSB, cgm 2711, 3199/2-9, Autographen Drexl; DAE V 153, h 11; Stadtarchiv München, Nachlaß J. C.v. Lippert 7 b u. ö.; UAM, C III 5; UBM, Cod. ms. 410 f. W Jus civile privatum cum determinationibus juris Boici, 2 Bde., Ingolstadt 1771-73; Apologie der Illuminaten, Frankfurt-Leipzig [Nürnberg] 1786; Über die Schrecken des Todes, eine phi!. Rede, Wien 1786; Über Materialismus und Idealismus, ein phi!. Fragment, Nürnberg 1786 1788); Apologie des Mißvergnügens und des Übels, drei Gespräche, Frankfurt 1787 (vermehrte NeuaufI. 1790); Einleitung zu meiner Apologie, Frankfurt-Leipzig [Nürnberg] 1787; Das verbesserte System der Illuminaten, mit allen seinen Einrichtungen und Graden, Frankfurt-Leipzig [Nürnberg] 1787, Leipzig 31818; Kurze Rechtfertigung meiner Absichten. Zur Beleuchtung der neuesten Originalschriften, Frankfurt-Leipzig [Nürnberg] 1787; Nachtrag zur Rechtfertigung, Frankfurt-Leipzig [Nürnberg] 1787; Zweifel über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum, FrankfurtLeipzig [Nürnberg] 1787; Geschichte der Vervollkommnung des menschlichen Geschlechts, Frankfurt-
e
Leipzig [Nürnberg] 1787; Über die Kantischen Anschauungen und Erscheinungen, Nürnberg 1788; Saturn, Merkur und Herkule, drei morgenländische Allegorien, aus dem Französischen des Herrn Court de Gebelin, mit einer Vorrede begleitet, Regensburg 1789; Pythagoras oder Betrachtungen über die geheime We1tund Regierungskunst, 2 Bde., Frankfurt 1790-95; Über Wahrheit und Vollkommenheit, 3 Bde., Regensburg 1792-97; Über die Selbsterkenntnis, ihre Hindernisse und Vortheile, Regensburg 1794; Die Leuchte des Diogenes, oder Prüfung unserer heutigen Moralität und Aufklärung, Regensburg 1804; Materialien zur Beförderung der Welt- und Menschenkunde, 3 Hefte, Gotha 1810; Über Staatsausgaben und Auflagen, mit Gegenbemerkungen von Dr. Carl Frohn, Landshut 1820; Über das Besteuerungssystem. Ein Nachtrag zur Abhandlung von Staatsausgaben, Landshut 1820. L ADB XLI 539-50; DBA N. E; Originalschriften des Illuminatenordens, München 1787; Nachtrag von weiteren Originalschriften, München 1787; Neuer Nekrolog VIII; Prant! I 572 u. Ö., II 512; J. Bach, A. W. als Gegner Immanuel Kants, in: Historisch-politische Bll. 127 (1901) 94-114; L. Engel, Geschichte des Illuminatenordens, Leipzig 1905 (P I, 2); R. Le Forestier, Les Illumines de Baviere et la Franc-Maconnerie Allemande, Paris 1914/15, Ndr. Genf 1974; Matrikel LMU; H. GraßI, Aufbruch zur Romantik. Bayerns Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte 1765-1785, München 1968, 173-292 (P I); R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat J. c.v. Lippert aus den Jahren 1758 bis 1800, in: OA 96 (1972) 800 f. u. Ö. (P I); B. Beyer, Freimaurer in München und Altbaiern, Hamburg 1973,30-308; R. Koselleck, A. W. und die bürgerliche Geschichtsphi!., in: Tijdschrift voor de studie van de verlichting 4 (1976) 317-28; R. van Dülmen, Der Geheimbund der Illuminaten. Darstellung, Dokumentation, Analyse, Stuttgart-Bad Cannstadt 21977; L. Harnmermayer, Der Geheimbund der Illuminaten und Regensburg, in: VHOR 110 (1970) 61-92; Ders., Ingolstadt 299-358; Ders., Illuminaten in Bayern. Zu Geschichte, Fortwirken und Legende des Geheimbundes, in: Witte1sbach und Bayern III/l 146-73; Ders., Akad. II 330-71; Ders., Die Aufklärung in Wissenschaft und Gesellschaft, in: HdBG II 1135-97; 1. Rachold (Hg.), Quellen und Texte zur Aufklärungsideologie des Illuminatenordens, Berlin 1983; Müller 404 u. ö.; M. Agethen, Geheimbund und Utopie. Illuminaten, Freimaurer und deutsche Spätaufklärung, München 21987; B. Lengenfelder, Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration. Kirche und Staat 1773-1821, Regensburg 1990, 94117; E. Weis, Der Illuminatenorden 1776-1786. Unter besonderer Berücksichtigung seiner sozialen Zusammensetzung, seiner politischen Ziele und seiner Fortexistenz nach 1786, in: Ders., Deutschland und Frankreich um 1800, München 1990,46-66; D. Wilson, Geheimräte gegen Geheimbünde. Ein unbekanntes Kapitel der klasssisch-romantischen Geschichte Weimars, Stuttgart 1991; H. Schüttier, Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776-1787/93, München 1991; W. Kreutz, Die Illuminaten des rheinisch-pfalzischen Raumes und anderer außerbayer. Territorien, in: Francia 18 (1992) 115-49. P I) Kupferstich von C. W. Bock, ca. 1784/86, Stadtarchiv Ingolstadt, Porträtsammlung, 2) Büste aus der Spätzeit, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. L. Harnmermayer
Weishaupt - Weiß Weishaupt, Johann Georg, * 24. 4. 1716 Brilon (Westfalen), t 20. 9. 1753 Heiligenthal bei Würzburg. W. studierte in Würzburg, u. a. bei Johann Adam von Ickstatt, wohl bis 1743 Jur. Anschließend war er als öffentlicher Repetitor tätig, bis ihn Ickstatt, der seit August 1746 Direktor der bayer. Landesuniv. war, 1746 als o. Prof. für Institutionen, Strafrecht und allgemeine Rechtsgeschichte mit einer Besoldung von 600 Gulden nach Ingolstadt holte. Nachdem er am 4.11. die Promotion zum Dr. iur. utr. nachgeholt hatte, konnte er zum WiSe 1746/47 seine Vorlesungen aufnehmen. Später las er an Stelle des Strafrechts Feudalrecht. 1752/53 stand er der Univ. als Rektor vor. W. war ein entschiedener Aufklärer und erklärter Gegner der Jesuiten. 1747 wurde er von dem Theologen Ferdinand Balthasar Eckher wegen vermeintlich religionswidriger Äußerungen in der Vorlesung denunziert und vom Dekan der jur. Fak. zur Rede gestellt. Erst das Eingreifen Ickstatts beendete für W. die Angelegenheit. Zu seinen Schülern gehörte Johann Georg von Lori, den er 1749 promovierte. Sein gleichfalls an der Univ. Ingolstadt lehrender Sohn Adam gründete 1776 den Geheimbund der Illuminaten. W Diss. inauguralis de summo imperio atque inde descendente iure, obligatione et potestate (Resp.; Praes.: L. Carlier), Würzburg 1743; Disquisitio brevis de eo quod iustae interpretationis est in pactis zu ewigen Zeiten initis (Praes.; Resp.: C. L. von Falckenstein), Ingolstadt 1748; Diss. inauguralis qua ostenditur, debitorem prius actione personali conveniendum esse, quam actioni hypotbecariae locus esse possit (Praes.; Resp.: A. H. Hillenkamp), Ingolstadt 1750; Diss. brevis sistens naturam et radicem iudicii possessorii, turn ex iuris nat. turn iuris positivi principiis petitam (Praes.; Resp.: F. M. Mendel), Ingolstadt 1750; De eo quod iustum est haeredis exceptione praescriptio contra petitorem utens (Praes.; Resp.: H. Sondinger), Ingolstadt 1751. L DBA; Mederer III 224 u. ö.; Prant! I 553 u. Ö., II 510; Harnmermayer, Akad. I 50 u. ö.; Buzas-Resch I 104; Müller 49 f. R. Heydenreuter
Weiß, Friedrich,
*
Regensburg.
W. schrieb sich am 16. 7. 1479 als Scholar der
artistischen Fak. an der Univ. Ingolstadt ein und promovierte hier im Dezember 1480 zum Bakkalar. Weitere akad. Titel erwarb er zumindest in Ingolstadt nicht. Möglicherweise nahm W., der vermutlich in der iatromathematischen Tradition von Erhard Windsberger stand, jedoch das Studium der Med. auf. Vom Februar 1489 bis mindestens Februar 1491 ist er als erster direkt von der Univ. besoldeter, und damit organisatorisch außerhalb der Artistenfak. stehender Lektor der Mathematik nachweisbar.
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Über seinen Verbleib nach dem Februar 1491 ist nichts bekannt, doch könnte die Verwendung einer Polhöhe von 51 Grad in den Beispielrechnungen eines seiner Werke auf Köln oder Erfurt deuten. - Drei handschriftlich erhaltene Werke von W. über die Herstellung verschiedener Sonnen- und Nachtuhren, über die Konstruktion von Zahnrädern für den Bau eines Planetariums und über die Quadratur des Kreises belegen seine profunde, jedoch keineswegs herausragende mathematische Bildung. Die Behauptung von Ernst Zinner, W. sei der Konstrukteur einer gegen Ende des 15. Jahrhunderts an einem Pfeiler des Kreuzganges von St. Emrneram, Regensburg, angebrachten Sonnenuhr, ist nicht verifizierbar. Q UAM, GG I 2, 0 I 2, 0 IV I. W Bibliotbeque Royale Brüssel, Ms. 2962-2978, f. 926,90-122. L A. Stiborius, Praefatio in tabulas eclypsium M. Georgii Peurbachii, in: G. Tannstetter/A. Stiborius, Tabulae eclypsium Georgii Peurbachii. Tabula primi mobilis Joannis de Monte regio, Wien 1514; E. Zinner, Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11.-18. Jh., München 21967, 72 u. ö.; Seifert, Statuten 158; Schöner 17 f. u. Ö. C. Schöner
Weiß, Johann Baptist, SJ, * 25. 7. 1620 Burgheim, t 16.4. 1692 Neuburg a.d.D. W. trat am 4. 10. 1639 dem Jesuitenorden bei, lehrte 1644/45 Grarnrnatik am akad. Gymnasium Ingolstadt, dann Syntax in Neuburg a.d.D. und 1646/47 Poesie wiederum in Ingolstadt. Nach dem Studium der Theol. 1647-51 in Ingolstadt wurde er am 8. 4. 1651 in Eichstätt zum Priester geweiht, worauf er 1651/52 das dritte Erprobungsjahr in A1tötting verbrachte. Am 31. 7. 1656 legte er das vierte Gelübde ab. Die akad. Lehrtätigkeit begann W. in den Jahren 1653-59 als Prof. der Phil. in Dillingen. 1662-64 war er dort Prof. der scholastischen Theol. 1664 kam er als Prof. der Kasuistik nach Ingolstadt. 1668 ging W. als Rektor nach Luzern, kehrte aber noch im selben Jahr nach Ingolstadt auf die Professur für Moraltheol. zurück. 1671 ging er als Prof. des kanonischen Rechts nach Dillingen. Als 1675 die kanonistische Professur in Ingolstadt der Gesellschaft Jesu anvertraut wurde, übernahm sie W. als Nachfolger von Johann Jakob Lossius. 1682 schied er - wohl krankheitshalber - aus und verbrachte seine letzten Lebensjahre als Spiritual in Altötting. - Die verschiedenen Phasen der Lehrtätigkeit schlagen sich auch in den Veröffentlichungen von W. nieder. In der Phil. galt das besondere Interesse der - insbesondere aristotelischen - Naturphil. Seiner Tätigkeit als
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Weiß - Welling
Prof. der scholastischen Theo!. entstammen eine Schrift zur Gotteslehre und über die Tugend der Buße. Ein· nicht veröffentlichtes und nicht abgeschlossenes Manuskript über das Beichtsakrament ist ebenfalls erhalten. Im Bereich des kanonischen Rechts galt das Interesse von W. der Veräußerung von Kirchengut, den Concordata Nationis Germanicae und den Unterschieden zwischen dem Dekretalenrecht und dem tridentinischen Kirchenrecht. W Theses philosophicae de causis rerum naturalium, Dillingen 1656; Theses philosophicae ex libris de ortu et interitu, Dillingen 1656; Theses philosophicae ex libris de anima, Dillingen 1656; Essentia corporalis naturalis, Dillingen 1659; Theses philosophicae de loco et tempore, Dillingen 1659; Philosophia naturalis auctoritate Aristotelis subnixa, Dillingen 1659; Theses theologicae de virtute poenitentiae, Dillingen 1663; Theses theologicae de essentia, invisibilitate et incomprehensibilitate Dei, Dillingen 1664; Assertiones canonicae ex Lib. 3 Decretalium de rebus ecclesiasticis alienandis, vel non alienandis, Dillingen 1673; Assertiones canonicae super concordatis Germaniae, Ingolstadt 1678; Assertiones canonicae super differentiis quibusdam inter jus antiquum decretalium, et novum Tridentini, Ingolstadt 1681. L Prantl I 453 f. u. ö.; Romstöck 90-97; Specht 286 u. ö.; Matrikel LMU; Ger1471. L. Müller
Weiss, Joseph, SJ, * 20. 3. 1651 Fribourg, t 20.10.1724 Landsberg. W., über dessen Schulzeit nichts bekannt ist, trat am 10. 10. 1667 in den Jesuitenorden ein. Im Anschluß an das Noviziat, das er in Landsberg absolviert haben dürfte, besuchte er seit 1669 die Univ. Ingolstadt. Noch im gleichen Jahr erhielt er aus der Hand des Eichstätter Weihbischofs an seinem Studienort die vier niederen Weihen, denen am 25.2., 17.3. und 26. 3. 1679 in Eichstätt die drei höheren folgten. Im Sommer 1679 schloß er zudem den theo!. Kurs an der Univ. Ingolstadt ab. Obwohl sich W. bereits während seines Studiums um eine Verwendung in der China- oder IndienMission bemüht hatte und dieses Ansuchen im Laufe der folgenden Jahre noch mehrfach wiederholen sollte, zogen ihn seine Ordensoberen stets nur zu Lehr- und Seelsorgeaufgaben heran. So fungierte er von Oktober 1679 an als Prof. am Gymnasium in Ingolstadt. Ab 6. 1l. 1682 unterrichtete W., der bereits früher intensive mathematische Studien getrieben hatte, innerhalb der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt Mathematik. Ausfluß dieser Lehrtätigkeit war eine am 23. 6. 1683 unter seinem Vorsitz abgehaltene Disputation, der mathematische Thesen zugrunde lagen. 1684 verließ er Ingolstadt, um in Freiburg i.Br. wiederum Mathematik zu lehren. Wahrend seines zweiten Freibur-
ger Jahres (1685/86) amtierte er auch als Dekan der phi!. Fak. Seit dem 23. 10. 1686 ist er in Luzern als Prof. der Phi!. und Katechet der dortigen Ursulinen nachgewiesen. Nach Beendigung des dreijährigen phi!. Kurses wurde W. 1689 als Prof. für Kontroverstheo!. in seine Heimatstadt Fribourg versetzt. Weitere Aufenthalte in Freiburg i.Br. (1691/92) als Prof. in der phi!. und in Luzern (1694-1700) als Prof. in der theo!. Fak. schlossen sich an. Wie bereits bei seinem ersten Aufenthalt in Luzern übernahm W. auch diesmal zusätzlich zu seinem Lehramt Aufgaben in der seelsorglichen Betreuung der Ursulinen, zunächst als Prediger und seit 1698 als Spiritua!. In die Endphase seiner Luzerner Zeit (1700) fällt schließlich eine Stellungnahme, in der er Vorwürfen entgegentrat, denen zufolge die Jesuiten während der französischen Besetzung Freiburgs in den 1690er Jahren am gewaltsamen Vorgehen der Franzosen gegen die Bevölkerung Anteil gehabt hätten. Von Luzern ging W. nach München, wo er 1700 nachgewiesen ist. Über seine Tätigkeit und die Dauer seines Aufenthalts ist jedoch nichts bekannt. W. begegnet erst wieder seit 18. 10. 1711 als Prof. der Kasuistik in Eichstätt. Von dort aus ging er Pfingsten 1712 als Praefectus spiritualis nach Regensburg. L Prant! I 506; Romstöck 445; Schaff 143; Duhr III 339; Huwiler 254; Matrikel LMU; Kurrus I 78, II 88; Ger! 471; Strobel 454; K. A. F. Fischer, Jesuiten-Mathematiker in der deutschen Assistenz bis 1773, in: AHSJ 47 (1978) 175 u. Ö. M. Schaich
Welling (Vuelling), Johannes. W., für den Stuttgart als Herkunftsort bezeugt ist, begann seine Studien am 28. 1l. 1539 an der Univ. Tübingen, wo er im Juni 1541 zum artistischen Bakkalar promovierte. Zum 27. 6. 1542 wechselte er nach Ingolstadt und erwarb hier im Januar 1543 den Magistertite!. Am 25. 6. 1544 beauftragte ihn die Artistenfak. bis zu einer definitiven Entscheidung Leonhard von Ecks über eine neue Lekturenordnung provisorisch mit der Übernahme der ersten (aristotelischen Physik) und der zweiten Phil.lektur (Ethik und Metaphysik) für drei Monate. Spätestens zum 10. 10. 1544 endete seine Anstellung, da zu diesem Termin beide Lekturen Wolfgang Zettel übertragen wurden. Wahrscheinlich bestritt W. in der Folge seinen Lebensunterhalt und die Kosten für das Jurastudium als Privatpräzeptor. Im Juli 1545 ist er jedenfalls noch immer in Ingolstadt nachweisbar. Um 1550 promovierte er zum Dr. des Zivilrechts. Einen Hinweis auf sein weiteres Schicksal gibt eine spätere Ergänzung zum Ingolstäd-
Welling - Wenigel ter Matrikeleintrag, in der er als "conciliarius regis in Bohemia" bezeichnet wird. Q UAM, D III 7, GG nU22. L Wolff373 u. ö.; Seifert 143.
C. Schöner
WeIser, Anton (III.), SJ, * 1563 oder 1564/65 Augsburg, t 30. 11. 1640 Neuburg a.d.D., D Neuburg a.d.D. V Johann, Augsburger Bürgermeister und kaiserlicher Rat.
Der Patriziersohn studierte zunächst in Frankreich, dann in Padua Jur. und trat dort 1587 in die Societas Jesu ein. Auf das Noviziat an verschiedenen Orten Italiens folgte seit 1592 das Studium der Theo\. an der Univ. Ingolstadt. 1595 in Eichstätt zum Priester geweiht, dozierte W. an der bayer. Landesuniv. 1595-98 Phi\. 1599-1608 versah W. das Rektorat des Ingolstädter Jesuitenkollegs. Von Oktober 1608 bis ins Jahr 1610 führte ihn das Amt eines Beichtvaters an den Hof der Königin Margaret von Spanien, der Tochter Erzherzog Karls von Österreich. An seinen Spanien aufenthalt schloß sich 1610-14 das Rektorat über das Regensburger Jesuitenkolleg an. Nach dem Regierungsantritt Pfalzgraf Wolfgang Wilhelms von PfalzNeuburg und seiner Gattin Pfalzgräfin Magdalena von Pfalz-Neuburg, einer Schwester Herzog Maximilians I. von Bayern, war W. seit 1615 Beichtvater in Neuburg a.d.D., wobei er auch als Berater in politischen Fragen auftrat. Seelsorge und Lehrtätigkeit verbindend, wurde W. 1616 Superior der Jesuitenresidenz in Neuburg, 1617-21 und erneut 1629-31 Rektor des dortigen Kollegs. Vom 20. 1. 1631 bis 28. 1. 1634 war er Provinzial der Oberdeutschen Jesuitenprovinz und schickte aufgrund des schwedischen Einfalls in Süddeutschland einen Großteil des studierenden Ordensnachwuchses in die sicheren Kollegien der Schweiz. Seit 1634 weilte er wieder in Neuburg a.d.D, wo er 1640 noch einmal das Amt des Rektors innehatte. W. hinterließ lediglich einige ungedruckte Werke. Eine gelegentlich behauptete Tätigkeit in Mexiko scheint fraglich. L DBA N. E; Kleinstäuber 119; Romstöck 445 ff. (W); Schaff 76 f.; Koch 1836; Gerl 473; Popp 252 f.; Strobel 91; H. Altmann, Die Reichspolitik Maximilians 1. von Bayern 1613-18, München-Wien 1978, 235 u. ö.; B. Hausberger, Jesuiten aus Mitteleuropa im kolonialen Mexiko. Eine Bio-Bibliographie, München 1995,338 f. K. Engleitner
Wenck (Wenkh), Kaspar, SJ, * 6. 1. 1589 Ebersberg, t 15.7. 1634 Neunburg vorm Wald. V Johann,Bader.
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W. besuchte 1606/07 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums (in der Matrikel Angabe des Geburtsorts Ebersberg, an anderer Stelle ist von Moosburg die Rede). 1607 trat er in den Jesuitenorden ein und absolvierte 1610-13 an der Univ. Ingolstadt seine phi\. Studien. 1613 ist er am akad. Gymnasium als Prof. für Syntax bezeugt. Nach dem Studium der Theo\. in Ingolstadt 1616-20 wurde W. 1620 zum Priester geweiht und absolvierte das Tertiat in Ebersberg. Am 25. 9. 1620 trat er eine Professur in der phi\. Fak. der Univ. Dillingen an. Er hielt dort zweimal (1620-23, 1623-26) den dreijährigen phi\. Kurs; unterbrochen wurde diese Lehrtätigkeit lediglich 1623 von einem kurzen Aufenthalt in Ingolstadt. An der Univ. Ingolstadt lehrte W. 1626-28 scholastische Theo\., kehrte dann jedoch wieder nach Dillingen zurück, wo er fortan als Regens des Konvikts sowie 1626-28 als Prof. für scholastische Theo\. wirkte. Zuletzt als Missionspriester in der Oberpfalz tätig, starb er 1634 an den Folgen der Pest. - Die veröffentlichten Schriften von W. sind in erster Linie Disputationen aus der Dillinger phi\. Lehrtätigkeit auf der Grundlage aristotelischer Physik, Mischungsund Ursachenlehre. Erwähnenswert ist ein handschriftlich erhaltener anatomischer Traktat von 1623 sowie eine Schrift gegen den Marburger Prof. Rudolph Goclenius jr., der die Wirksamkeit magnetischer Wundsalben aufgrund sympathetischer und antipathetischer Beziehungen propagiert hatte. Gegen diese Inanspruchnahme okkulter Kräfte drängte W. in den ,,Notae unguenti magnetici et ejusdem actionis" wie schon andere Dillinger Ordensbrüder vor ihm auf die Rückführung der Erscheinungen auf natürliche Ursachen. W Disputatio physica de natura et arte (Praes.; Resp.: A. Schenck), Dillingen 1622; Notae unguenti magnetici et actiones ejusdem, Dillingen 1626. - Ungedruckt: Tractatus anatomicus (BSB, c1m 26295). L Sommervogel VIII 1062 f.; Romstöck 447 ff. (W); Specht 314 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 474; Leitschuh I 19f. M. Mulsow
Wenigel (WeingI), Thomas, t wohl 1505. w., für den Traubing oder Landsberg als Herkunftsorte genannt werden, begann seine Studien am 13. 10. 1466 an der Univ. Freiburg i.Br. und promovierte wohl dort zum artistischen Bakkalar. Zum 15. 8. 1473 wechselte er an die Univ. Ingolstadt, wo er in der Artistenfak. der "via moderna" im Januar 1475 den Magistergrad erwarb. Während der nächsten zwölf Jahre lehrte er an der Artistenfak., deren Dekan er im SoSe 1485 war. Außerdem leitete er ab dem 5. 8. 1478 bis höchstens August
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Wenigel - Werdenstein
1480 die Drachenburse. Daneben widmete sich
W. dem Theo!.studium: Am 11. 9. 1479 wurde
er zum Bibelkurs zugelassen, den er am 4.11. begann (Jos.). Im Oktober 1485 nahm W. die Sentenzenvorlesung auf, zu der er am 16.9. zugelassen worden war. Zum Jahresbeginn 1487 wurde W. als Domprediger nach Bamberg berufen; nach den Angaben von J. Kist besaß er damals den theol. Dr.grad noch nicht. Mit diesem nennt ihn dann die Totenliste der Artistenfak., die ihn unter den bei der Pestepidemie von 1505 Verstorbenen aufführt. Q UAM, D m I, GG III/ll I, 0 I 1,0 I 2, 0 IV 1.
L Mederer I 68; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 424; Kausch 236. C. Schöner
Wening-Ingenheim (Wenning), Johann Nepomuk von, * 15. 11. 1790 Hohenaschau, t 15. 10. 1831 München, kath. V Johann Baptist, Rechnungs-Kommissär.
Nach dem -1808 abgeschlossenen Besuch des Gymnasiums in München studierte W. in Landshut ab 1809 erst die allgemeinen Wissenschaften, in denen er aufgrund einer prämierten Preisarbeit am 18. 3. 1811 promoviert wurde, dann Jura. Durch ein Stipendium gefördert, graduierte er in Göttingen und wurde als doctor legens zugelassen (1813). Am 22. 2. 1814 wurde W. in Landshut Dozent, dann, nach kurzer Praxis, als Nachfolger von Gottlieb Hufeland, o. Prof. des Zivilrechts. w., der 1821 nach Erwerb einer Hofmark als W.-Ingenheim nobilitiert wurde, absolvierte ein ungewöhnlich umfangreiches Lehrprogramm und war ein engagierter Univ.politiker (Senat 1817/18, 1819/ 20, 1821/22, 1823/24, 1825, 1826/27, 1828). "Über die Mängel und Gebrechen der jur. Lehrmethode mit besonderer Rücksicht auf die Univ. Landshut" (1820) klagte er öffentlich, darüber hinaus gewann er gegen Ende der Landshuter Zeit die Gremien für ein Reformprogramm, das - die universitas litterarum gegen die Spezialschulidee und gegen ad-hocDressur in Schutz nehmend - eine Stärkung des Lehramtes forderte und mit der Alternative Hörfreiheit oder Kollegzwang ein Dauerthema des Vormärz vorwegnahm. Tatsächlich griff die Univ. in München auf diese Denkschrift zurück, die "unter den Schriften über Univ. einen vorzüglichen Rang" einnehme. W. mußte freilich nach der Verlegung der Univ. die Pandekten an den Freund Hieronymus Bayer abgeben und sich auf bayer. Zivilrecht zurückziehen, das er in seiner für die Umbrüche der Zeit sensiblen Produktion (u. a. "Über die Wichtigkeit der politischen und gerichtlichen Beredsamkeit
in unseren Tagen", 1820) bis zu seinem frühen Tod nicht berührte. Sein Hauptwerk war ein ,,Lehrbuch des gemeinen Civilrechts", das mit einer Verbeugung vor dem Göttinger Lehrer Georg Heise - in fünf Auflagen seine Brauchbarkeit bewies. Q UAM,EII. W Über den Geist des Studiums der Jurisprudenz, Landshut 1814; Über die Wichtigkeit der politischen und gerichtlichen Beredsamkeit in unseren Tagen, Landshut 1820; Über die Mängel und Gebrechen der jur. Lehrmethode mit besonderer Rücksicht auf die Univ. Landshut, Landshut 1820; Lehrbuch der Enzyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaft, Landshut 1821; Lehrbuch des gemeinen Ci vilrechts, 2 Bde., München 1822, 5. Auf!. besorgt von J. A. Fritz 1836; zahlreiche Beiträge in: Archiv für civilistische Praxis, Neues Archiv des Criminalrechts, Zs. für Civilrecht und Prozeß. - Hg.: Zs. für Civilrecht und Prozeß. L ADB XLI 723 f.; DBA; Neuer Nekrolog IX; J. S. Pütter, Versuch einer acad. Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Univ. zu Göttingen, Bd. 4, Göttingen 1838, 313 (W); Prantlll 520; Leitschuh III 230 f.; Dickerhof 14 u. ö.; Beckenbauer 173 f. u. Ö. H. Dickerhof
Werdenstein (Wertenstein), Ignaz, SJ, * 6. 1. 1642 Buchloe, t 14.4. 1698 Augsburg.
W. trat am 17. 10. 1658 in den Jesuitenorden ein und widmete sich - wohl im Anschluß an das obligatorische Noviziat - 1661-64 an der Univ; Ingolstadt phi!. Studien. Während dieser Zeit erhielt er am 8. 4. 1662 durch Weihbischof Wilhelm Ludwig Benz in der Hauskapelle der Jesuiten in Eichstätt die niederen Weihen. Das Magisterium verbrachte W. als Lehrer an verschiedenen vom Orden betreuten Gymnasien, wobei die Angaben über die erste uns bekannte Station jedoch auseinandergehen: so soll er einerseits seit 17. 8. 1665 in Ingolstadt unterrichtet haben, andererseits jedoch 1665/66 in München nachgewiesen sein. Außer Zweifel steht dagegen wieder seine Tätigkeit am Gymnasium in Neuburg a.d.D. (1666/67). 1668-72 absolvierte er dann das Studium der Theo!. in Ingolstadt, in dessen letzte Phase auch die Verleihung der drei höheren Weihen (11. 3., 1. 4. und vor 10. 6. 1672) fällt. Im Anschluß an das Studium wurde W. vom Orden zu Lehraufgaben herangezogen. 1675-78 unterrichtete er den phi!. Kurs an der Univ. Innsbruck, seit Oktober 1678 wirkte er als Prof. der Ethik wieder in Ingolstadt. 1681 ging W. nach Freising, wo er bis 1684/85 Beichtvater und Hofprediger des Fürstbischofs Albrecht Sigmund war. Zwischen dem 24. 1. 1690 und Juni 1693 ist er schließlich noch als Rektor des Straubinger Jesuitenkollegs bezeugt.
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Werdenstein - White W Meteorologia in genere et specie (Praes.; Resp.: F. A. Fieger), Innsbruck 1678. L De Luca 74; Prantl I 506; Romstöck 449 f.; Duhr III 142 u. ö.; Matrikel LMU; Gerl 475; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 312. M. Schaich
Westermair (Bestamarius, Westermaister), Michael, Cl) Johanna Hunger. W. immatrikulierte sich am 1. 7. 1556 an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte hier bereits im Januar 1558 zum artistischen Magister. Wann und wo er den Grad eines Bakkalaureus erworben hat, ist nicht bekannt. Ziemlich bald nach seiner Magisterpromotion scheint er Ingolstadt verlassen und eine Stelle als Präzeptor von Johann Jakob Hundt von Kaltenberg, dem Sohn von Wiguleius Hundt, angenommen zu haben. Gemeinsam mit seinem Zögling trug sich W. 1561 in die Matrikel der deutschen Nation an der Univ. Orleans ein. Als sich Hundt am 5. 9. 1562 in Ingolstadt immatrikulierte, wird wohl auch W. dorthin zurückgekehrt sein. Erst am 23. 6. 1567 ließ sich W. ins Gremium der Magister der Artistenfak. aufnehmen, wohl um sich in Ingolstadt als Privatpräzeptor betätigen zu können. Betrachtet man seinen weiteren Werdegang, so liegt die Vermutung nahe, daß er sich damals dem Jurastudium widmete, doch fehlen direkte Belege. Anfang 1568 wurde er dann mit der Vorlesung der Dialektik nach Johannes Caesarius betraut und am 10. 6. 1568 ins Konzil der Fak. kooptiert. Schon am 30. 7. 1568 verzichtete W. jedoch auf seine Lektur, weil sich ihm eine aussichtsreiche Stelle als Kanzler der Grafen von Oettingen bot. Später wird er als Kanzler von Markgraf Philipp von Baden erwähnt. Über das weitere Schicksal von W., der mit einer Tochter Wolfgang Hungers verheiratet war, ist bislang nichts bekannt. Q UAM,OI4,OIV2. L Mederer I 209 u. ö.; Prantl I 333; Seifert 237 u. ö.; Popp 254; Wolff 123; C. M. Ridderikhoff, Deuxieme Livre des Procurateurs de la Nation Germanique de l'ancienne Universite d'Orleans 1546-67, Leiden 1988, 364. C. Schöner
Wex, Jacob, SJ, * 21. 11. 1645 Altkirchen (Elsaß), t 28. 4.1711 Neuburg a.d.D. Nach dem Abschluß des Münchener Jesuitengymnasiums in München 1662 trat W. am 10. 10. 1663 der Societas Jesu bei. In Ingolstadt durchlief er die phil und theo!. Studien, an deren Ende er 1675 in Eichstätt zum Priester geweiht wurde. Das Magisterium konnte er in Ingolstadt absolvieren, wo er anschließend
ab 1677 an der Univ. den phi!. Dreijahreskurs las. Nachdem er 1684 in Innsbruck spekulative Theo!. gelehrt hatte, übernahm er 1685 an der Univ. Ingolstadt den Lehrstuhl für Dogmatik. 1687 übernahm er wiederum an der Univ. Innsbruck die kirchenrechtliche Lehrkanzel, die er acht Jahre versah. Später war W. als Beichtvater des Bischofs von Olmütz, Karl von Lothringen, tätig. Der Schwerpunkt seiner regen Publikationstätigkeit lag im Bereich der Kanonistik. Er verfaßte u. a. Abhandlungen über die tridentinischen Beschlüsse zum Verlöbnisrecht, den Zehnten und die rechtliche Stellung von Regularprälaten. Bekannt wurde sein Hauptwerk, ein fünfbändiges Handbuch mit dem Titel "Ariadne carolina-canonica". Diese an der Ordnung der justinianischen Institutionen orientierte Einführung in das kanonische Recht ermöglichte eine Synthese von Zivilrecht und Kanonistik und war durch die Anreicherung mit konkreten Rechtsfällen von großem praktischem Nutzen. Q DAE, B 186; UAM, GO III/ll II. W Opusculum canonico-tridentinum de sponsalibus, Innsbruck 1692; Epitome canonica de praelatis regularibus, Innsbruck 1694; Ariadne carolina-canonica, seu doctrina theorica-practica SS. canonum, 5 Bde., Augsburg-Dillingen 1708. L ADB XLII 265 f.; DBA; Mederer III 25 u. ö.; Sommervogel VIII 1085 ff. (W); Schaff 140; Hurter 932; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Ferdinandeums 31 (1951) 159; Gerl 477; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 312-16; Leitschuh 1157. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
White (Vitus), Stephen (Stephan), SJ, * 4.4. 1574 Clonmel (Irland), t 1646 oder 1648 Galway (Irland). W. erwarb den Magistergrad der phi!. Fak. am Trinity College in Dublin. Seine Studien setzte der am 14. 10. 1595 in Villagarcia (Kastilien) in den Jesuitenorden eingetretene W. am Colegio de Irlandeses fort. Dort arbeitete er an Williarn Bathes ,,Janua linguarum" (Salamanca 1611) mit, einem Werk vergleichender Sprachwissenschaft, das u. a. Johann Amos Comenius als Modell dienen sollte. W. wurde dann nach Ingolstadt geschickt, um den Lehrstuhl seines Ordensbruders Jakob Keller zu übernehmen. Er wurde von der theol. Fak. (mit wenig Begeisterung) zum Dr. promoviert und las am 7. 10. 1606 sein feierliches Incipium. Während seiner Ingolstädter Zeit konnte der Ire weder in seiner Amtsperiode als Dekan (1608) noch in seinen Vorlesungen über scholastische Theol. oder in Disputationen große Reputation erwerben. Im Oktober 1609 verließ er Ingolstadt.
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White - Wibmer
1611-22 war er als Theo!.prof. in Dillingen tätig. Sein weiterer Weg führte ihn an eine Vielzahl von Ordenskollegien. U.a. lehrte und arbeitete er in Kassel, Keysersheim (Schweiz), Biburg, Regensburg, Pont-a-Mousson und Metz (1628/29). 1640 kehrte er in seine Heimat zurück. Bis zur Auflösung des Kollegs blieb er in Dublin, dann wirkte er als Katechet in der Diözese Waterford-Lismore. Seine letzten Lebensjahre verbrachte W. seit 1644 in Galway. Seine mehr als dreißigjährige Lehrtätigkeit in Deutschland und einer Reihe anderer europäischer Länder verband W. mit intensiver Forschungsarbeit. In Bibliotheken und Archiven sammelte er Heiligenlegenden und Nachrichten über das Wirken seiner Landsleute auf dem Kontinent. Er fertigte akkurate Kopien an und versah diese mit kritischen Emendationen und historischen Hintergrundinformationen; die Drucklegung seiner Manuskripte scheiterte allerdings an finanziellen Hürden. W. korrespondierte aber mit bedeutenden Gelehrten seiner Zeit, die seine Recherchen nutzten - so etwa John Colgan OFM für die ,,Acta Sanctorum Hiberniae" (1645) und Patrick Flemming OFM für die "Collectanea sacra" (1661). Über seinen Kontakt mit Heribert Rosweyde, einem der geistigen Väter der Bollandisten, fand seine Arbeit Eingang in die ,,Acta Sanctorum". Wissenschaftliche und patriotische Solidarität ließen W. konfessionelle Grenzen überschreiten und mit dem anglikanischen Erzbischof James Ussher zusammenarbeiten ("Brittanicarum ecclesiarum antiquitates", 1639). Seine eigenen Schriften sind hauptsächlich durch drei Akzente charakterisiert: W. versteht seine Arbeit zum einen gegen die Häretiker "et alios bona fide errantes catholicos" gerichtet, zum anderen verwirft er den "furfur antiquariorum" der Humanisten, die die ursprüngliche Reinheit der Texte mit humanistischer Schönrednerei korrumpierten. Das Eigentümliche an seinem Werk ist schließlich drittens dessen ausgeprägter irisch-nationaler Charakter. Das einzige bislang gedruckte Werk, ,,Apologia pro Hibernia adversus Cambri caluminas", ist gegen die "proenglische" Darstellung Irlands des Giraldus Cambrensis gerichtet. Sein wissenschaftlich-patriotischer Eifer richtete sich jedoch in erster Linie gegen Zeitgenossen, nämlich gegen schottische Humanisten wie Hector Boece mit seiner "History of Scotland" (1521), George Buchanan mit der "Rerum Scoticarum Historia" (1582) oder den Bologneser Juristen und Historiker Thomas Dempster mit seiner "Historia ecclesiastica gentis Scotorum" (1627). Diese Gelehrten und ihre Apologeten - zumeist "unorthodoxe" Katholiken oder gar "Häretiker" - hatten unter der Bezeichnung "Scotia" Iren für die schottische Geschichte vereinnahmt.
Das ganze Werk von W. ist der Zielsetzung verpflichtet, diesen historischen Irrtum aufzuklären und Irland ("Scotia maior") zu glorifizieren. Er widmete dem "anglo-saxo" Beda, einem seiner Hauptgewährsmänner, eine "defensio", auf Dempster vor allem zielte seine Schrift "Scoto-Caledonica corni x deplumanda ab avibus orbis" ab. W. hatte die Absicht, die Ergebnisse seiner jahrzehntelangen Recherchen auf dem Kontinent unter dem - die gesamte Geschichte Irlands umfassenden - Titel ,,oe sanctis et antiquitate Hiberniae" zusammenzufassen. Im Zuge dieses letztlich nicht realisierten Projektes förderte W. reiches Material zutage, das - gegen die ideologische, aber auch historisch-methodische Herausforderung durch Protestantismus und Skeptizismus - Grundlage der Identitätsbestimmung einer kath. Tradition sein konnte. Insbesondere aber zehrte die irische Nationalgeschichtsschreibung von seiner antiquarischen Forschungsarbeit. Bei den Zeitgenossen erwarb sich W. über die konfessionellen Grenzen hinweg den Ruf eines "doctissimus polyhistor" (Hugh Ward OFM). Q Archiv der Oberdeutschen Provinz SI, München, Mscr. XI 28, Mscr. XVI 199. W Apologia pro Hibernia adversus Cambri caluminas, hg. von Matthew Kelly, Dublin 1849.- Ungedruckt: Scoto-Caledonica cornix deplumanda ab avibus orbis (Bibliotheque de Poitiers, n. 258). L Mederer II 185; W. Reeves, Memoir of S. W., in: Proceedings of the Royal Irish Academy, Bd. 8, 1861, 29 ff.; Sommervogel VIII 1093-98 (W); Romstöck 425 ff. (W); Specht 286 u. ö.; Koch 1844; Matrikel LMU; New Catholic Enyc10pedia XIV, 893 f.; L. McRedmond, To the greater glory. A his tory of the Irish Iesuits, Dublin 1991. R. Larsson-Folger
Wibmer (Wimmer), Joseph Maximilian (Tauf-
name: Johannes Joseph Adam), SJIWeltpriester, * 18. 2. 1741 Schlössl bei Straubing, t 8. 7. 1829 München. V Anton Sebastian, Unterhauptmann der bayer. Armee, M Maria Iuliana.
W. trat 1758 in den Jesuitenorden ein. Nachdem er in Landsberg das Noviziat absolviert hatte, unterrichtete er u. a. am Jesuitenkolleg Eichstätt. W. studierte in Ingolstadt und Salzburg Phi!. und Theo!.; in Salzburg erwarb er den Grad eines Dr. theol. Zuvor schon, am 18.4. 1767, war W. zum Priester geweiht worden. 1768 schied er aus der Societas Jesu aus, um fortan als Weltpriester zu wirken. Nach kurzer Lehrtätigkeit am Lyzeum Burghausen (1773) wurde W. 1774 an der Univ. Ingolstadt zum Prof. für Neues Testament, geistliche Beredsamkeit und Pastoraltheol. ernannt; in späterer Zeit unterrichtete er auch Kirchengeschichte. 1778-85 stand er der Univ.bibliothek
Wibmer - Widmann vor, seit 1780 hatte er das Amt des Prokanzlers der Univ. inne. Zugleich versah W. seit 1774 in Ingolstadt die Pfarrei zu Unserer Lieben Frau, 1775 wurde er zudem vom bayer. Kurfürsten auf ein Domherrenstelle in Eichstätt präsentiert. 1786 stand W. im Verdacht der Mitgliedschaft im Geheimbund der Illuminaten. 1794 gab W., der neben seiner Lehrtätigkeit keine nennenswerten wissenschaftlichen Aktivitäten entfaltete, seine Ämter auf und zog sich zuerst auf die in seinem Besitz befindliche Hofmark Knodorf, später dann nach München ins Privatleben zurück. W De erectione et dotatione ecclesia parochialis academicae, Ingolstadt 1794. L Felder III 425; Prant! II 512; Gerl 477; Buzas 74; Müller 109 u. Ö. W. Müller
Widl, Adam, SJ, * 9. 8. 1639 München, t 23. 2. 1710 Ebersberg.
W. trat am 9. 11. 1656 in die Societas Jesu ein, studierte 1659-62 Phi!. am Jesuitenkolleg in Ingolstadt, war dann als Prof. der Grammatik in Innsbruck und Hall tätig und absolvierte, wiederum an der Univ. Ingolstadt, 1665-69 den vieIjährigen Theo!.kurs. 1669 empfing er in Eichstätt die drei höheren Weihen, absolvierte 1670171 in Ebersberg entsprechend den Ordensregeln das dritte Probejahr und war danach zuerst Prof. der Grammatik in Eichstätt, dann Prof. der Rhetorik in Innsbruck (1671-73) und Ingolstadt (1673-76). Nach diesen Lehrtätigkeiten war W. als Präfekt an verschiedenen Jesuitengymnasien, so u. a. in München (1679/80), tätig, vor allem aber als Prediger, u. a. als Domprediger in Eichstätt (1692-94). Er starb als Pater spiritualis in Ebersberg. - W., der eine große Zahl lyrischer Dichtungen und oratorischer Kasualschriften verfaßte, gehört zu den bedeutendsten neulateinischen deutschen Dichtem der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Eine eingehendere Würdigung seiner Schriften unterbleibt an dieser Stelle, da W. dem Lehrkörper der Univ. Ingolstadt nie angehört zu haben scheint. Zwar ist er, wohl wegen seiner besonderen Bedeutung, bei Mederer für das Jahr 1673 als neuer Prof. an der Univ. Ingolstadt verzeichnet, jedoch dürfte W. als Rhetorikprof. lediglich am Jesuitengymnasium gelehrt haben. Zumindest ist von einer selbständigen Rhetorikprofessur innerhalb der phi!. Fak. der Univ. zum Zeitpunkt des Aufenthalts von W. in Ingolstadt nichts bekannt. L DBA N. E; Mederer III 5; Prant! I 506; Romstöck 450 ff. (W); Duhr III 452 f. u. ö.; Gerl 478; Matrikel LMU; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 316 ff. (W); Killy XII 293. H. Zedelmaier
Widmann, Joseph, SJ, t 17. 4. 1810 Eichstätt.
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*
11. 3. 1724 Pietenfeld,
W. trat am 20. 9. 1744 dem Jesuitenorden bei und absolvierte bis 1746 das Noviziat in Landsberg. Anschließend studierte er an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt und unterrichtete 1749-53 in München Humaniora. Nach dem Studium der Theo!. in Dillingen 1753-57 wurde W. an diversen, dem Jesuitenorden unterstellten Lehranstalten eingesetzt: 1758/59 in Konstanz, 1759/60 in Solothum, 1760-62 in München. 1762-65 hatte W. schließlich an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt die Professur für Physik inne; in diesem Fach trat er auch durch einschlägige Veröffentlichungen hervor. Anschließend erteilte W. 1766/67 in Luzem theo!. Unterricht und gehörte 1767-73 der theo!. Fak. der Univ. Freiburg i.Br. als Prof. für Dogmatik an. Nach der 1773 erfolgten Aufhebung des Jesuitenordens unterrichtete er 1773-76 am Lyzeum Eichstätt. Aus seiner Lehrtätigkeit erwuchs sein 1775176 erschienenes sechsbändiges Lehrbuch "Institutiones uni versae theologiae", das von der zeitgenössischen Kritik zwiespältig aufgenommen und ungeachtet seiner gelungenen Darstellungsform als ein Produkt veralteter jesuitischer Theo!. gewertet wurde. Am 12. 3. 1777 wurde W. in Eichstätt Kanonikus am Willibaldschor, zugleich Hofkaplan und Beichtvater von Fürstbischof Raimund Anton von Strasoldo, seit 1778 auch fÜfstbischöflicher Fiska!. W Institutiones universae theologiae dogmatico-polemico-speculativae et moralis practicae praelectionibus publicis in episcopali et academico Lycaeo Eustettensi, 6 Bde., Augsburg 1775/76. L Prant! I 613; Romstöck 453 ff. (W); Sommervogel VIII 1111 f. (W); Gerl 479; Matrikel LMU; Kurrus II 314 u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 123-26 (W); B. Lengenfelder, Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration. Kirche und Staat 1773-1821, Regensburg 1990, 29 u. Ö. W. Müller
Widmann, Konrad, t 14.5. 1512 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, Johanneskapelle.
w.,
der Ingolstadt als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 25. 9. 1484 an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte hier im September 1486 zum artistischen Bakkalar, im Januar 1489 zum Magister. Am 12. 3. 1489 ließ er sich ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen. Seine Kooptierung ins Fak.konzil, die eigentlich vier Jahre später, im März 1493, hätte erfolgen müssen, ist in den Akten nicht vermerkt. An Lehrveranstaltungen von W. ist lediglich das ,,Exercicium priorum" im WiSe 1492/93 belegt, doch wirkte er mindestens bis
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Widmann - Widmont
SoSe 1505, in dem er das Dekanat übernahm, an der Artistenfak. Außerdem war W. Pfarrer am Hospital. Als er am 14. 5. 1512 starb, wurde er in der Totenliste der Artistenfak. - im Widerspruch zu den Angaben von Mederer als ehemaliger Spitalpfarrer und aktueller Kaplan am Johannesaltar in der Frauenkirche bezeichnet. Q UAM,OI2,OIV I,OV 1. L Mederer I 87; Schöner 485.
C. Schöner
Widmer, Johann.
W., der als seinen Herkunftsort Salzburg angab, immatrikulierte sich am 16. 10. 1560 an der Univ. Ingolstadt, wo er wahrscheinlich Schüler von Caspar Macer wurde. Die Promotion zum Bakkalar ist in den lückenhaften Akten nicht nachweisbar, den Magistertitel erwarb er im Januar 1564. 1565-68 war W. am Eichstätter Willibaldinum als Rhetoriklektor tätig. Nach seiner Rückkehr nach Ingolstadt wurde er am 9. 8. 1568 mit der Dialektiklektur bestallt, die er bis zur Auflösung der Lektur anläßlich der Fak.reform im JanuarlFebruar 1571 (Einführung des für die Promovenden obligatorischen jesuitischen Phil.kurses) behielt. Da ihm bei der Reform sein Gehalt noch für zwei Jahre garantiert worden war, dachte man seitens der Univ. darüber nach, ihn als festes Senatsmitglied hauptsächlich mit Verwaltungsaufgaben zu betrauen. Außerdem sollte er dem alternden Kämmerer Wolfgang Zettel zur Seite stehen und einen Teil von dessen moralphil. Vorlesungen übernehmen. Bald hernach jedoch wurde W., wie Prantl nach einem im 2. Weltkrieg vernichteten Akt schreibt, "wahrscheinlich ... wegen seiner Faulheit entfernt". Am 7. 4. 1572 findet sich sein Name in der Matrikel der Univ. Wien, wo er - wohl von der Abfindungssumme lebend - nach Valentin Rotmars Angaben ein Leben als Privatmann führte. Danach verliert sich seine Spur. - Zwischen 1562 und 1568 veröffentlichte W. eine Reihe von Gratulationsgedichten, oft im Verein mit seinem präsumtiven Lehrer Caspar Macer oder dem ihm ungefähr gleichaltrigen, ebenfalls aus Salzburg stammenden Rotrnar. Allerdings erreichten die Dichtungen von W. nie die Qualität wie jene seiner bei den Gefährten. W Carmina epaenetica scripta in honorem ... Sebastiani Zinkelii Altani et Georgii Schiltelii, Ingolstadt 1562; Carmen heroicum, de suprema doctoratus philosophici laurea, scriptum in honorem ... D. Danielis Segeri Badensis, Ingolstadt 1565; Acclamatio heroica. Scripta in honorem reverendi ... viri D. loannis Ertlini Sultzdorffii, Ingolstadt 1568.
Q UAM, Eil, D III 7,
° ° I 4,
IV 2.
L DBA; Mederer I 260 u. ö.; Prant! I 333; A. Bauch, Das Collegium Willibaldinum im Wandel der Jahrhunderte, in: 400 Jahre Collegium Willibaldinum Eichstätt, Eichstätt 1964,33 u. ö.; Seifert 247 u. ö. C. Schöner
Widmont (Widmann) von Offendorf, Georg,
* 1640, t 6. 5. 1706 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD vor 3.6.1671 Maria Elisabeth von Zimmern, t 19.9. 1704. W., der sich ursprünglich Widmann geschrieben, seinen Namen aber später selbst abgeändert haben soll, studierte Jur. an der Univ. Ingolstadt. 1669 an deren jur. Fak. zum Dr. beider Rechte promoviert, arbeitete er anschließend als Hofgerichtsadvokat in München. Neben seinem Beruf hielt er auch - wie schon während seiner Studienzeit - ,,repetitiones" und "collegia privata" zum Zivilrecht ab. Gleichzeitig bemühte er sich - allerdings vergeblich um eine Anstellung als Prof. in Ingolstadt, wie ein vom 3. 6. 1671 datiertes Empfehlungsschreiben seines Schwagers Johann Oswald von Zimmern beweist. Statt dessen wurde W. am 6. 10. 1671 zum ersten Prof. für Zivil- und Lehenrecht an der neugegründeten Univ. Innsbruck ernannt. Zugleich erhielt er auch den Titel eines kaiserlichen Rats. Obwohl W. bei den für die Univ. zuständigen Behörden bald in hohem Ansehen stand, was sich etwa in der am 18. 7. 1675 ausgesprochenen Ernennung zum Vizerektor niederschlug, bemühte er sich weiterhin um einen Ruf an die Univ. Ingolstadt. Doch erst im Oktober 1676 wurde W., der in Innsbruck auch Leiter der akad. Bibliothek sowie Dekan der jur. Fak. während des SoSe 1675 gewesen war, tatsächlich als o. Prof. der Pandekten und des Prozeßrechts sowie kurfürstlicher Rat mit einem Gehalt von 700 Gulden an der bayer. Landesuniv. angestellt. Möglich geworden war seine gegen den Widerstand der jur. Fak. durchgesetzte Ernennung, weil sich die ursprünglich geplante Berufung eines Wiener Juristen aufgrund unterschiedlicher Gehaltsvorstellungen zerschlagen hatte. Seine Lehrtätigkeit, die er im Dezember 1676 aufnahm, wurde jedoch in den ersten Jahren von ständigen Streitigkeiten mit Fak.kollegen beeinträchtigt. So kam es zwischen W. und dem erst 1677 zum Pandektisten aufgestiegenen Dominikus von Bassus zu einem langwierigen Konflikt über die von beiden gehaltene Pandektenvorlesung. Nachdem dieser Zwist 1681 mit einem Kompromiß beigelegt schien, erhob Wiricus Emken, der in dieser Einigung seine eigenen Interessen verletzt sah, beim Kurfürsten Einspruch und erreichte 1684 eine Annullierung der gefundenen Lösung. Da W. jedoch
Widmont - Wiedemann an der seit 1681 bestehenden Regelung festhielt, belegte ihn die bayer. Regierung - nach einer erneuten Anzeige Ernkens (1686) - mit einern scharfen Verweis. 1691 wurde er zudem - ohne daß die Gründe für diese Entscheidung bekannt wären - vorn Ratsbesuch mit dem üblichen Ehrengeschenk von 1000 Gulden dispensiert. Gegen Ende seiner Laufbahn konnte W. seine Position in der fak.internen Hierarchie noch einmal verbessern. Nach dem Tod von Dominikus von Bassus rückte er am 29.8. 1704 auf dessen Stelle als Kodizist vor. Zudem wurde ihm am 9. 5. 1705 die neben dem Ordinariat zu versehende Lektur des Jus publicum, um die er sich bereits 1680 vergeblich bemüht hatte, übertragen. Bereits im März 1706 entzog ihm die Regierung das öffentliche Recht jedoch wieder. Der Grund für diese Maßnahme dürfte in der schweren Erkrankung von W. zu suchen sein, die 1706 auch zu seinem Tod führte. W., der immerhin sechsmal als Rektor der Univ. amtierte (WiSe 1678/79, SoSe 1683, SoSe 1688, WiSe 1691/92, WiSe 1695/96, SoSe 1701), soll ein guter Lehrer gewesen sein. Auch verdient sein von Lorenz Albert Verlohner postum vollendetes Pandektenwerk einige Beachtung. W Tractatus iur. de transactionibus (Praes.; Resp.: J. B. Tschidrer, G. A. L. B. in Welsperg), 2 Tle., Innsbruck 1674n5; Collegia in pandectas seu commentarius ad digesta et jus universum vetus, novum, novissimum, turn imperiale, turn pontificum, Tle. 1-6, Ingolstadt 1698-1709, TI. 7, hg. von L. A. Verlohner, Ingolstadt 1713, 2 1720. L Mederer Ir 378, III 20 u. ö.; Oe Luca 68; Prantl I 489 ff., Ir 503 f.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 176 f.; Matrikel LMU; G. Mraz, Geschichte der Theol. Fak. der Univ. Innsbruck von ihrer Gründung bis zum Jahre 1740, Innsbruck 1968, 39 u. ö.; Neumaier 78 u. ö.; Buzas-Resch 198. M. Schaich
Widmont von Offendorf, Johann Georg, * 29. 8. 1680 Ingolstadt, t 17. 5. 1708 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD 6. 11. 1707. V Georg, Prof. an der Univ. Ingolstadt, M Maria Elisabeth von Zimmern.
W. besuchte seit 3. 1. 1692 das Gymnasium und anschließend wohl die Univ. seiner Heimatstadt. Am 12. 4. 1704 wurde er in Ingolstadt "privatim" zum Dr. beider Rechte promoviert. Noch im selben Jahr ernannte ihn die Regierung gegen den Widerstand der jur. Fak., die der Ernennung eines neuen Extraordinarius aus prinzipiellen Erwägungen ablehnend gegenüberstand, beim allgemeinen Vorrücken nach dem Tod des Dominikus von Bassus zum ao. Prof. ohne Besoldung. Als zwei Jahre später
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sein Vater verstarb, wurde W. auf sein Bitten hin zum o. Prof. der Institutionen befördert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte ihm von der österreichischen Besatzungsregierung in München auch der Titel eines kaiserlichen Rats verliehen worden sein. Q BayHStAM, GL 1482/I1 Nr. 96. L Mederer III 74 u. ö.; Prantl I 492; 1. B. Götz, Die Grabsteine der Ingo1städter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925) 177 ff.; Matrikel LMU; BuzasResch I 100. M. Schaich
Wiedemann, Georg Friedrich, * 14. 6. 1787 Schlicht (Oberpfalz), t 20. 1. 1864 München, 0 München, kath. V Michael, Mautdiener, M Magdalena Huber.
W. besuchte zunächst die Klosterschule des Benediktinerklosters Frauenzell, dann ab Herbst 1798 das Gymnasium zu Amberg, schließlich ab 1803 das dortige Lyzeum, wo Marian Dobmayr, Maurus Schenkl und Johann Nepomuk Hortig seine Lehrer waren. Seit Herbst 1807 besuchte er die Univ. Landshut und das dortige Georgianum, wo er sich neben historischen Vorlesungen besonders Johann Michael Sailer und Patriz Benedikt Zimmer zuwandte. Am 17. 9.1810 zu Regensburg zum Priester geweiht, wurde er Amanuensis des Historikers Karl Wilhelm Friedrich Breyer. In den folgenden Jahren war W. bis 1815 in München auch in der Seelsorge beschäftigt. In dieser Zeit begann er mit der Ausarbeitung eines beachtlichen Geschichtswerkes: ,,Allgemeine Menschengeschichte für die kath. Jugend", das in sechs Bänden ab 1814 erschien und bis 1842/ 44 acht Auflagen erreichte. Zusammen mit Michael Hauber edierte er auch das ,.Monats blatt für christliche Religion und Literatur" (181317). Darüber hinaus erwarb er sich als Schüler von Friedrich Thiersch gründliche Kenntnisse der klassischen Philologie. 1815 zum Subregens im Georgianum ernannt, wo er neben Direktor Peter Roider als Nachfolger des Rationalisten Matthäus Fingerlos wirkte, wurde ihm 1820 nach Roiders Tod das Amt des Direktors zunächst provisorisch, dann ganz übertragen. Damit verbunden war eine Professur für praktische Theol. an der Univ. Landshut. Die dortige Fak. verlieh ihm am 28. 7. 1821 die theol. Dr.würde. Zur Sailer-Schule gehörend, wurde er 1826 nach München übernommen, wo er noch bis 1842 in seiner bisherigen Stellung weiterwirkte. Grundlage seiner Vorlesungen blieb vornehmlich die Pastoraltheol. Sailers und das Lehrbuch von Dominikus Gollowitz; letzteres bearbeitete er von der zweiten bis vierten Auflage (Landshut 1825, 1830, 1836).
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Wiedemann - Wiest
Bereits als Subregens des Georgianums hatte W. für die Priesteramtskandidaten eine praktische Anleitung zum Messelesen (1818) und ein Handbuch mit Gebetstexten für Priester und Kleriker (1820) herausgegeben. Nebenher ging die Beschäftigung mit der Vollendung seiner allgemeinen Menschengeschichte. Zweimal berief ihn das Vertrauen seiner Kollegen zum Rektor der Univ. (1835/36, 1839/40). Mehrfach gehörte er auch als Sprecher der theol. Fak. dem akad. Senat an (1829/30, 1836/37-1838/ 39, 1840/41-1842). 1842 legte er seine bisherigen Ämter nieder und erhielt aufgrund kgl. Nomination ein Kanonikat an der Münchener Domkirche. Zuletzt Senior des Kapitels, verschied W. 1864 nach längerer Krankheit. Q BayHStAM, MK 11208, 39042; Regensburg, Bischöfliches Zentralarchiv, Weihematrikel 1810; Taufbuch Schlicht IV; UAM, E II 389, Akten der theol. Fak. 1815, 1820-42. W Al1gemeine Menschengeschichte für die kath. Jugend, zwei Abteilungen, München 1814/15; Handbuch der Menschengeschichte mittlerer Zeiten für die Jugend, München 1819, 21821, 3 1822; Ritus celebrandi missam secundum rubricas missalis Romani et decreta sacrae rituum congregationis, München 1818; Manuale precum in usum sacerdotum et cJericorum in pluribus laudatis approbatisque libris col1ectum, Landshut 1820 - Hg.: Monatsbl. für kath. Literatur, 5 Jahrgänge, München 1813-17. L ADB XLII 381 fI.; DBA; FelderlWaitzenegger III 427 f. (W); Permaneder 387 f.; M. Jocharn, Kurze Lebensgeschichte des H. H. Direktors und Domkapitulars Dr. G. F. W., Augsburg 1864; Prant! II 525; Schmid 233 ff. (P); H. Schiel (Hg.), Johann Michael Sailer. Leben und Briefe, Bd. I, Regensburg 1948, 320 u. ö.; Dikkerhof 448; H. Marquart, Matthäus Fingerlos (J 7481817), Göttingen 1977, 171; G. Schwaiger, Johann Michael Sailer, Regensburg 1982,91 u. ö.; Huber 579; H.1 Nesner, Das Metropolitankapitel zu München (seit 1821), in: G. Schwaiger (Hg.), Monachium Sacrum, Bd. I, München 1994, 532; Schwaiger 126 ff. u. ö. (P). P Stich.
E. M. Buxbaum
Wiest, Stephan (Taufname: Johann Adam), OCist, * 7.3.1748 Teisbach, t 10.4.1797 AIdersbach. V Markus, Brunnmeister und Kastenstreicher zu Teisbach, ab 1753 Hofwirt, 1754 Hofwirt und Brunnmeister, M Katharina, ro 25.4. 1747.
W. besuchte das Gymnasium in Landshut und trat 1767 in das Kloster Aldersbach ein, wo er 1768 die Profeß ablegte und unter Balduin Wurzer das Studium der Phil. und Theol. begann. 1772 zum Priester geweiht, nahm er im gleichen Jahr in Ingolstadt das Studium der Theol. auf, kehrte aber 1774 wieder ins Kloster zurück, wo er einen Lehrauftrag für Phil. und Mathematik übernahm; 1780/81 lehrte er dann
Theol. In Ingolstadt 1781 zum Dr. der Theol. promoviert, wurde er im gleichen Jahre an der Univ. Prof. der Dogmatik (als Nachfolger Johann Michael Sailers), der Patrologie und der theol. Litterärgeschichte. 1794 wurde er wie alle nicht dem Orden der Benediktiner angehörenden Religiosenprof. entlassen. In seinen phil. Werken der Jahre 1776 und 1779 fand wohl seine Lehrtätigkeit im Kloster Aldersbach ihren Niederschlag. Nach seiner Berufung nach Ingolstadt konzentrierte sich seine wissenschaftliche Arbeit auf die Theol., wenn auch in einem sehr umfassenden Sinne. In seinen beiden phil. Werken "Initia philosophiae purioris cum positionibus mathematicis" (1776) und "Positiones theoretico-practicae ex philosophia et mathesi" (1779) fallen die Distanzierung von der Scholastik und die Abhängigkeit von Christian Wolff mit stark mathematisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung auf. Sein Hauptwerk aber stellen die erstmals 1782-89 erschienenen "Institutiones theologicae" dar; von der zweiten Auflage 1788-1801 erschienen einzelne Bände auch unter separaten Titeln. Eine Studienausgabe in Gestalt eines zweibändigen Kompendiums erschien in mehreren Auflagen (1791, 1817 und 1824). - Hand in Hand mit der Kritik an der Scholastik und der Öffnung gegenüber Christian Wolff, Alexander Gottlieb Baumgarten u. a. trat in diesen Werken die Hinwendung zur historischen Theol. im Sinne der "Ioci theologici" im Rahmen einer "theologia positiva" hinzu. Zur mathematischen Methode trat die historische. Im 2. Teil der "Institutiones" von 1782 legte er eine Geschichte der Theol. vor, die er in der "Introductio litteraria" von 1794 weiterführte, nach Matthias Joseph Scheeben die einzige zusammenfassende Darstellung der Theol.geschichte jener Zeit, wobei er chronologisch verfuhr und sich mit dem eigenen Urteil zurückhielt. Bei universeller Belesenheit bewies W. dennoch systematische Kraft und spekulatives Bemühen, so daß sein Werk bei aller historischen Ausrichtung zu einer Symbiose von geschichtlich und systematisch orientierter Theol. führte. - Während W. für Phil. und Religionsgeschichte überwiegend protestantische Autoren heranzog, gab er in Fragen des theol. Systems und bei der Darlegung der Geschichte der Theol. kath. Theologen den Vorzug. Nicht immer nahm er in den Augen konservativer Kreise entschieden genug Stellung, was zu Unrecht zu Zweifeln an seiner Rechtgläubigkeit führte. Der ihm vorgeworfene Eklektizismus in der Auswahl der angeführten Autoren gründete letztlich in seinem inhaltlichen, nicht primär historischen Anliegen. In der Betonung der historischen Dimension und der einschlägigen Disziplinen entsprach er den Bemühungen um eine Reform des Studiums an
Wiest - Wilhelmi der Univ. Ingolstadt. Auseinandersetzungen mit dem Exjesuiten Benedikt Stattier konnte er sich ebensowenig entziehen wie den Angriffen des Benediktiners Wolfgang Frölich. - w., ein tiefgläubiger und irenischem Denken verpflichteter Vertreter der gemäßigten Aufklärung, zählt unstreitig zu den herausragendsten Theologen der beiden letzten Jahrzehnte der Univ. Ingolstadt. W Initia philosophiae purioris cum positionibus mathematicis, Regensburg 1776; Positiones theoreticopracticae ex philosophia et mathesi, Regensburg 1779; Institutiones theologicae, Bd. I(P)-3, Eichstätt 178286, Bd. 4-6, Ingolstadt 1788/89, 2. Aufl. Ingolstadt 1788-180 I; Introductio in historiam litterariam theologiae revelatae potissimum catholicae, Ingolstadt 1794; Institutiones Patrologiae in usum academicum, Ingolstadt 1795. L Brandl 11 267 f.; BoehmlSpörl, LMU 189 (P); Müller 208 f. u. ö.; B. Müller, Vernunft und Theol. Eine historisch-systematische Untersuchung zum Verhältnis von Denken und Glauben bei S. W. (1748-1797), Regensburg 1988 (W). P Kupferstich von J. E. Haid. S. Hofmann
* 5. 3. 1640 Feldkirch 19. 11. 1709 Neuburg a.d.D.
Wiestner, Jakob, SJ,
(Österreich),
t
V Kaspar, M Katharina Mayer.
W. trat am 4. 8. 1659 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde am 31. 5. 1670 in Augsburg zum Priester geweiht. 1675-77 war er Präfekt des Gymnasiums in München, 1677 Prof. der Phi!. an der Univ. Ingolstadt, 1678-80 Studienpräfekt in Dillingen. Ab 1681 wirkte er als Prof. Casuum an der theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt. Nachdem er 1683 in Dillingen zum Dr. iur. can. promoviert worden war, übernahm er im Oktober desselben Jahres den kanonistischen Lehrstuhl in Ingolstadt. 1700 zog er sich nach München zurück, um die Veröffentlichung seines kirchenrechtlichen Lehrbuchs vorzubereiten. Insbesondere dieses Lehrbuch - noch in der traditionellen Dekretalengliederung - war von einer beachtlichen Wirkung; zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es jedoch wegen seiner Unzuverlässigkeit in historischen Fragen von Sebastian Merkle scharf kritisiert. W. verfaßte Monographien über das kirchliche Asyl und die kanonistische Bewertung des Mordes. Die Schrift "Alienatio canonica rerum ecclesiae temporalium" behandelt in umfassender Weise das kirchliche Verrnögensrecht, und das Buch über die kanonischen Ehehindernisse stellt nicht nur diese, sondern auch die Gültigmachung bzw. Nichtigerklärung der Ehe bei Vorliegen eines Ehehindernisses dar. Unter dem Titel "Quinarius casuum" geht es um Einzel31 Biograph. Hdb. I
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fälle aus den Bereichen von Verrnögens-, Ämter- und Begräbnisrecht. W Jus asylorum, Ingolstadt 1689; Alienato canonica rerum ecclesiae temporalium, Ingolstadt 1692; Canonica impedimenta conjugiorum; Ingolstadt 1694; Judicium canonicum de homicidio, Ingolstadt 0.J.; Quinarius casuum seu causarum ecclesiasticarum, Ingolstadt 0.J. [1697]; Institutiones canonicae sive iuris ecclesiastici, 5 Bde., München 1705-07. L Mederer III 50 u. ö.; K. Werner, Geschichte der kath. Theol. seit dem Trienter Konzil bis zur Gegenwart, München 1866, 121; Prant! I 481, 11 503; J. F. v. Schulte, Geschichte der Quellen und Literatur des Canonischen Rechts, Stuttgart 1880, Bd. 3/1, 153 f.; Sommervogel VIII 1128 f.; Specht 232 u. ö.; M. Grabmann, Die Geschichte der kath. Theol., Freiburg 1933, Ndr. Darmstadt 1965, 185; Matrikel LMU; DDC VII 1638 f.; Gerl 480; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 320-23; HdBG 11 894. L. Müller
Wilhelmi,
Johann
Peter,
*
Heidelberg,
t 27. 1. 1681 Ingolstadt, CD Elisabeth. Seit 10. 8. 1672 studierte w., der sich
bei seinem Eintrag in die Matrikel als "pauper" bezeichnete, an der Univ. Ingolstadt Med. Bereits 1673 wurde er zum Dr. der Arzneikunde promoviert. Sein Antrag auf Ernennung zum Prof. in der med. Fak. wurde jedoch 1674 abgelehnt. W. blieb daraufhin in Ingolstadt und verdingte sich als Militärarzt. Als die med. Fak. 1677 nach dem Tod Jakob Stelzlins nur noch mit einem einzigen Prof. besetzt war, bewarb er sich erneut um eine der vakanten Stellen. Diesmal wurde er - zusarnrnen mit Veit Norbert Veigelin - tatsächlich berufen. Am 29. 11. 1677 konnte er - ausgestattet mit einem Gehalt von 150 Gulden - offiziell seine Vorlesungen über med. Institutionen aufnehmen. Während des WiSe 1679/80 hatte er die Rektoratswürde der Univ. inne. Doch nach nur drei Jahren und zwei Monaten in seinem Lehramt starb W., der zu diesem Zeitpunkt gerade Dekan der med. Fak. war, "an der Hektik" (Anton Maria Kobolt). Am 30. 1. 1677 hielt sein Kollege Johann Heinrich Scheifler die Totenrede auf W., der als humanistisch gebildet galt und ein guter Botaniker war. L F. J. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae seu catalogus celebriorurn aliquot medicorum, München 1733, 143; F. A. Stebler, Historia trium seculorum medicae Ingolstadiensis facultatis. Pars prior, Ingolstadt 1772, 24; Mederer III 6 u. ö.; Kobolt 752; Prant! I 502; Matrikel LMU; Leitschuh 11 60; U. Grimm, Beiträge zur Med.geschichte von Ingolstadt (insbesondere Sterblichkeit 1620-1730), Diss. Erlangen-Nürnberg 1975, 196. M. Schaich
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Will
Will, Anton Joseph, * 1752 Straßburg, t 12.9. 1821 München, 0 München, Alter Südlicher Friedhof (aufgelassene Gräberreihe 12-21), kath., CD 13. 3. 1804 Maria Anna Mayr, * 1782 München, t 16. 12. 1814. V Joseph, Chirurg im Regiment d'Alsace, M Magdalena Ströhl (Strehl),· Gebenbach bei Amberg.
Nach dem Abschluß der schulischen Ausbildung am Gymnasium und Lyzeum des Jesuitenkollegs in Amberg begann W. am 1. 11. 1772 in Ingolstadt das Studium der Phi!. und zwei Jahre später das Studium der Med. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen war er drei Jahre lang Alumnus des Collegium Albertinum. Am 8. 8. 1777 wurde er zum Dr. phi!. und am 22. 8. 1781 zum Dr. med. promoviert. Die med. Diss. handelte von den ,,Anastomosen der Nervi intercostales und der Zweige des Vagus im Thorax". Die Veröffentlichung der Thesensammlung erfolgte am 18. 8. 1781. Neben dem Studium erwarb sich W. 1773-81 (Famulus, Prosektor) unter dem Anatomen und Chirurgen Heinrich Palmatius Leveling große praktische Fertigkeiten im Präparieren, auf denen sich dann sein späterer Ruhm als hervorragender Anatom, geübter Diagnostiker sowie sicherer Operateur und Therapeut begründete. Den krönenden Abschluß seiner Ingolstädter Studienjahre, die von kurzzeitigen Aufenthalten an den Univ. Altdorf, Erlangen und Göttingen unterbrochen waren, bildete die Ernennung des "bisherigen Prosectors Will zum Professor artis veterinariae, und Lehrer der anatomischen, chyrurgischen Operationen und Bandagen" am 13. 10. 1781; darüber hinaus erhielt er die Erlaubnis, sein bisher nur autodidaktisch erworbenes tierheilkundliches Wissen durch Studiemeisen ins Ausland auf eigene Kosten zu vertiefen. Mit dieser Ernennung war ein Beschluß der Ständeversammlung in München vom Frühjahr 1781, in Ingolstadt eine Dozentur für das Fach Tierheilkunde einzurichten, in kürzester Zeit erfüllt worden. Dieser Entschluß stieß jedoch auf erheblichen Widerstand der med. Fak. (Ablehnung des Faches Tierheilkunde, Stellensituation). Nachdem W. unter schwierigsten Bedingungen von November 1781 bis Februar 1782 in Ingolstadt Unterricht erteilt hatte, führte ihn die Studienreise ab März 1782 zunächst an die med. Fak. in Straßburg und dann weiter an die Ecole veterinaire in Lyon. Ab 4. 8. 1782 studierte er an der Ecole veterinaire von Charenton (Alfort) bei Paris und unterrichtete dort insbesondere Anatomie. W. stand in Frankreich in höchstem Ansehen. Den am 21. 7. 1784, am Tag vor seiner Abreise aus AIfort, angebotenen Lehrstuhl für "Vergleichende Anatomie" lehnte W. aus bescheidener Rücksichtnahme auf Kurfürst und Vaterland ab.
Nach Ingolstadt zurückgekehrt, nahm er am 1. 11. 1784 seine Vorlesungen über Tierheilkunde wieder auf, wurde aber schon bald in die Auseinandersetzungen um den Illuminatenorden verstrickt und diffamiert. Die Folge war, daß man seinen Lehrstuhl an der Univ. für überflüssig erklärte und ihn per Dekret vom 28. 8. 1785 unter Ernennung zum "wirklichen frequentirenden Medicinal Rath" und Mitglied des Collegium Medicum nach München versetzte, wo seine Ernennung jedoch ignoriert wurde. Nach Ablegung einer Prüfung wurde ihm der Nachweis seiner Qualifikation am 13. 3. 1786 zwar "summo cum applausu" bestätigt, üble Nachreden ("Schmid", "Schmidkunst") wirkten sich aber weiterhin bis in das engste Privatleben hinein aus. Sie verhinderten sogar eine geplante Hochzeit. W. konnte erst am 13. 3. 1804, im Alter von 52 Jahren, heiraten. Am 12. 10. 1785 ließ W. dem Kurfürsten erstmals seine Denkschrift mit dem Titel "Gedanken über die Einrichtung einer VetrinarSchule" überreichen. Dieses Memorandum (1787 und 1788 wiederholt) war ausschlaggebend, daß nun auch auf Seite der Regierung an der Realisierung dieses Vorhabens gearbeitet wurde. Entscheidende Fortschritte gewann das Projekt aber erst im Juli 1789 im Zusammenhang mit der Anlegung des Englischen Gartens. Nach Jahren des Zögerns unterzeichnete Kurfürst Karl Theodor am 10. 3. 1790 endlich ein Dekret, in dem die Errichtung einer "förmlichen Thier-Arzney-Schule" befohlen und W. zum Leiter der Anstalt bestimmt wurde, die er dann am 1. 11. 1790 offiziell eröffnen konnte und deren "ordentlich öffentlicher erster dirigierender Prof." er bis zum Lebensende blieb. Die Tierärztliche Fak. befindet sich heute noch auf dem historischen Gelände der ehemaligen ,,Jesuitenwasch" am Westrand des Englischen Gartens. Sie ist somit der älteste, von jeher in München befindliche Teil der Ludwig-Maximilians-Univ. Die Reputation von W. als tierärztlicher Lehrer und "oberster Landestierarzt Bayerns" stieg nun von Jahr zu Jahr, und seine Erfahrungen in der Tierseuchenbekämpfung schlugen sich in einer ansehnlichen Reihe qualitativ hochwertiger Publikationen nieder, wobei die im Oktober 1786 erschienene Abhandlung über den ,,zungenkrebs" (Milzbrand) die erste Publikation eines bayer. Prof. der Veterinärmed. überhaupt darstellt. Darüber hinaus schuf W. die ersten seuchenpolizeilichen Vorschriften Bayerns, u. a. zur Bekämpfung des Milzbrandes (18. 6. 1788), der Rinderpest (9.6. 1796), der Pferdeseuche (19. 5. 1805 und 14. 1. 1806) und der Tollwut (7. 3. 1804). In seine letzten Jahre, in denen er sowohl physisch als auch - bedingt durch den frühen Tod seiner Ehefrau (1814) - psychisch stark in Mit-
Will - Windsberger
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leidenschaft gezogen war, fällt die Herausgabe des fünfbändigen "Taschenbuchs der Pferdekunde" , die er 1817-20 (Bde. 1-4) gemeinsam mit Konrad Ludwig Schwab besorgte, der auch Nachfolger von W. wurde (1821-51). W. starb in der Tierarzneischule am 12. 9. 1821 im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Die von König Max 1. Joseph gestiftete steinerne Gedenkplatte zur Würdigung der Verdienste von W. auf dem Münchener Südfriedhof, deren Text Hahn und Viandt (1890) bewahrt haben, ist nicht mehr erhalten. Im Münchener Stadtteil Neuherberg ist eine Straße nach W. benannt. Die wissenschaftliche Leistung in der Lehre und Forschung sowie seine Verdienste in der Tierseuchenbekämpfung faßte Joseph Mundigl 1821 gültig zusarnrnen: "w. war ... der erste rationelle Thierarzt in Baiern, dem Tausende der baier. Unterthanen die Erhaltung ihrer kranken Thiere verdanken, nichts zu sagen von den vielen andern und großen Vortheilen, welche durch die Errichtung einer Thierarzneyschule in Baiern, und nicht nur durch die Einführung einer rationellen Behandlungsweise kranker Thiere, sondern auch durch den Einfluß dieser Anstalt auf die Zucht, Wart und Pflege unserer Hausthiere der gesarnrnten Staats- und Landwirthschaft geworden sind."
L J. Mundigl, Einiges aus dem Leben des verstorbenen Dr. A. W., gewesenen kgl. baier. Medizinalrathes und ersten dirigirenden Prof. der hiesigen Zentral-Veterinär-Schule, in: Jahres-Bericht der Zentral-VeterinärSchule 1820/21, München 1821, V-XII; K. L. Schwab/ 1. Plank, Erinnerung an A. W., in: Jahres-Bericht der Zentral-Veterinär-Schule 1848/49, München 1849, 3861; C. Hahn/F. Viandt, Geschichte der K. B. ZentralTierarzneischule München 1790 bis 1890, München 1890, 219-223; J. Boessneck, Chronik der Tierärztlichen Fak., in: BoehmlSpörl I 281-345; J. Härtl, Leben und Wirken von A. W. Ein Beitrag zur frühesten Geschichte der Tierarzneischule in München, in: Tierärztliche Umschau 34 (1979), 842-46; J. BoessnecklA. von den Driesch, Die Geschichte der tierärztlichen Ausbildungsstätte in München, in: A. von den Driesch (Hg.), 200 Jahre tierärztliche Lehre und Forschung in München, Stuttgart-New York 1990, 1-30; J. Schäffer, 200 Jahre Thier-Arzneykunst in München, in: VET 6 (1991) 15-20; Ders., A. J. W. (1752-1821) - Der "erste rationelle Thierarzt in Baiern" und die Gründung der Tierarzneischule München, in: OA 116 (1992) 181230.
Q BayHStAM, HR I 514/310, GR 342/43, GR 343/29,
V Blasius aus Staufen i.Br., seit 1443 Bürger in Basel, M Margareta.
44 ff.; OAM, MM 44,218; Stadtarchiv Amberg, Adm. Akt 628, Admin. RG 1684; Stadtarchiv München, Bestattungsamt 1090.
W Theses inaugura1es medicae ex universa medicina, Ingolstadt 1781; Kurzer Unterricht über den itzt herrschenden Zungenkrebs, nebst seinen Kennzeichen, und den nöthigen Verwahr- auch Heilungsmitteln dagegen, München 1786; Nachstehender, zur churfürstl. hohen obern Landesregierung von dem Medicinalrathe und der Vieharzneykunst Lehrer, Titl. W., im Betreff der grassirenden Viehseuchen abgestattete Bericht wird andurch ... öffentlich kund gemacht, München 1786; Vorbeugungs-Anstalten nebst den nöthigen Mitteln gegen die Pferd-, Hornvieh- und Schweins-Seuche, München 1788; Unterricht nebst den nöthigen Mitteln bey gegenwärtiger Viehseuche, der Milzbrand, oder gelbe Schelm genannt, München 1790; Nöthiger Anhang zu dem von einem churfürstl. löbl. Kollegio Mediko vor einigen Wochen zum Drucke beförderten Unterricht ... , München 1790; Unterricht für den bayer. Unterthan, wie selber sein Vieh für Krankheit und Seuche bewahren, oder im Falle dessen behandeln soll, München 1794; Bemerkungen der gewöhnlichsten Entstehund Verbreitungsursachen, der fast alljährlich sich in Bayern so sehr vermehrenden Viehseuchen a1lerley Art, München 1799; Volks-Unterricht bey gegenwärtig neuerdings wieder ausgebrochenen wahren HornviehSeuche, die Rinderpest, Löserdürre, Uebergälle, auch Ruhr genannt, München 1800. - Hg. (mit K. L. Schwab): Taschenbuch der Pferdekunde für Stallmeister, Offiziere, Oeconomen, Tbierärzte und Freunde des Pferdes überhaupt, 5 Bde., auf das Jahr 1817, 1818, 1819, 1820 (w. und Schwab), 1822 (Schwab). 31 *
J. Schäffer
Windsberger (Ventimontanus, Aeolides), Erhard, * um 1447 Basel, t vor Februar 1493, CD um 1475 Agnes Schaler (Scholer).
Der zuerst im SoSe 1464 als Baccalaureus artium in Basel bezeugte W. ging im gleichen Jahr nach Paris, wurde dort 1467 Magister, absolvierte danach das Studium der Med., das er mit der Promotion abschloß. In Paris wurde er mit Johann Heynlin von Stein (Rektor 1469) bekannt, der 1470 zusarnrnen mit Wilhelm Fichet an der Sorbonne eine Druckerei, die erste in Frankreich, einrichtete. Am Editionsprograrnrn der neuen Offizin beteiligte sich W. 1472 mit Ausgaben antiker Autoren (Ciceros "Tuskulanen", Phalaris-Briefe, Persius und Juvenal). Sicherlich hatte er, wie erhaltene Carmina dieser Jahre - neben Epigrarnrnen zu seinen Ausgaben religiöse Dichtungen sowie Lobgedichte auf Med. und Astrologie - zu erkennen geben, auch Beziehungen zum Humanistenkreis um Gregorius Tifernas. Vor 1475 kehrte er, seinem Lehrer Heynlin folgend, nach Basel zurück. Hier heiratete er die Tochter des Freiamtrnanns Lienhart Schaler und erwarb am 23. 2. 1475 ein Haus. 1476 wurde w., Vertreter einer astrologischen Med., auf ein Ordinariat an der Univ. Ingolstadt berufen. Schon im Frühjahr 1477 übernahm er neben der med. Lehre eine neu geschaffene Lektur für "Poetria"; durch sie erhielten die Studia humanitatis in Ingolstadt ihre erste institutionelle Verankerung. Dem Unterricht im humanistischen Fach
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Windsberger - Winmann
entstammt seine Ars epistolandi. Herzog Ludwig der Reiche machte ihn - mit der Maßgabe des Verzichts auf die Wahrnehmung der humanistischen Lektur - freilich bald zu seinem Leibarzt, hielt zuletzt aber Distanz zu W., nachdem dieser 1478 ein den nahen Tod des Herzogs (t 1479) prophezeiendes Horoskop erstellt hatte. Der med. Fak. diente W. mehrfach als Dekan, zuletzt 1480. Die astrologischen Neigungen veranlaßten ihn auch zu zeitpolitischen Stellungnahmen. Einem 1476 an Herzog Ludwig und andere Fürsten gerichteten "Iudicium" über die Türkengefahr ließ er zum 1479 nach Nürnberg einberufenen Reichstag auf der Grundlage weiterer astrologischer Berechnungen mit den ,,Recepta" eine literarisch ausgearbeitete, in Vers und Prosa mehr als 40 Kapitel umfassende Schrift folgen, die unverzügliches Handeln gegen das "türkische Gift" dringlich machte. 1480 führt W. den Titel eines kaiserlichen Pfalzgrafen. Zu Beginn der 80er Jahre, wohl 1481/82, verließ er Ingolstadt, um als Arzt am Hofe Albrechts von Sachsen in Meißen tätig zu werden. Im Gefolge seines neuen Herrn nahm er 1486 an den Krönungsfeierlichkeiten Maximilians I. in Frankfurt, Köln und Aachen teil, bei denen er Johann Reuchlin kennenlernte; Maximilian erhob ihn damals in den Ritterstand. 1491 weilte er erneut bei einer Fürstenversamrnlung in Nürnberg. In seinen letzten Jahren war W., wie man dem Epitaph entnimmt, das Konrad Celtis ihm dichtete, Leibarzt des Königs von Ungarn. Er ist dort auch verstorben, vor Februar 1493; damals zeichnete seine Frau bereits als Witwe. W Ungedruckt: Größere Gedichte der Pariser Jahre
(Olmütz, Statnf Yedecka Knihovna, Cod. M I 167, f. I 72v-176v, f. 233r-v; Ars epistolandi (BSB, c1m 28824, f. 184v-197v); Recepta et iudicium contra venenum Turcorum, mit einem nachträglichen Carmen von 1491, eigenes Epitaph, satirische ,,Recepta" wider die Eifersucht und Ränke unter den Nürnberger Ärzten (BSB, c1m 414, f. 179r-202v, f. 203r, f. 204r-205r); großes med. Consilium für den Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau (BSB, c1m 25060, f. 157r-163v); an den Basler Kanoniker Herrnann von Eptingen gerichtetes briefliches Lob der Astrologie (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3116, f. 19r-2lr); Brief an Reuchlin (Regest), in: L. Geiger (Hg.), ReuchIins Briefwechsel, Tübingen 1875, 12 f. - Nachweise der in Paris besorgten Ausgaben bei J. Veyrin-Forrer, L'atelier de la Sorbonne et ses mecenes 1470-1473, in: L'art du livre 11 I'imprimerie nationale, Paris 1973,51. L DBA N. E; H. P. v. Leveling, Historia chirurgicoanatomica facultatis medicae Ingolstadiensis ab uni versitate anno 1472 condita ad annum 1788, Ingolstadt 1791, 8, 42 ff.; G. Bauch, Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901, 14-24; R. Thommen (Bearb.), Das Urkundenbuch der Stadt Basel, Bd. 9, Basel 1905; R. Stauber, Die Schedelsche Bibliothek, Freiburg i.Br. 1908, 82; C. A. Zehl, Der humanistische Arzt Dr. E. W. (Ventimontanus Aeolides),
Prof. in Ingolstadt und seine literarische Betätigung, Diss. Leipzig 1919; Liess 117 ff. u. ö.; Schöner 182-89 u. ö. E J. Worstbrock
Winhart, Johannes. W. immatrikulierte sich am 21. 9. 1484 an der Univ. Ingolstadt, wobei er Aichach als Herkunftsort angab, und promovierte im Juni 1486 zum artistischen Bakkalar. Erst mehr als zehn Jahre später - ein Grund hierfür ist nicht bekannt - erwarb er im Januar 1497 den Magistergrad. Die Aushändigung eines Bibliotheksschlüssels noch im WiSe 1496/97 deutet an, daß er sich gleich darauf ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen ließ. In der Hierarchie der Fak. stieg er während der folgenden 20 Jahre bis in den direkt unter den sechs Kollegiaten rangierenden Kreis der "Anwärter" auf, welche die profitabelsten Hauptvorlesungen unter sich verteilten. Im WiSe 1513/14 und im SoSe 1515 wurde W. auf eine von diesen, nämlich die "Parva logicalia", gewählt. Als weitere Lehrveranstaltung ist noch das ,,Maius volumen Prisciani" im WiSe 1514/15 bezeugt. Im SoSe 1514 übernahm W. das Dekanat der Fak. Neben seiner Tätigkeit in der Artistenfak. widmete sich W. schon früh dem Studium der Theo!.: Am 11. 9. 1500 wurde er zum Bibelkurs (Mk.) zugelassen, den er am 26. 10. begann, am 10. 9. 1501 zur Sentenzenvorlesung (2. Sent.), die er am 20. 10. aufnahm. Mit der Formatur ließ es W. vorläufig bewenden, da sich ihm vermutlich keine günstigen Karrierechancen boten. Ob er mit einem als Exekutor der Widmann-Stiftung 1513 belegten Reichlinger Pfarrer ,)ohann Winhartt" identisch ist, bleibt fraglich. Erst am 24. 1. 1516 erwarb W. das Lizentiat, 1520 promovierte er zum Dr. Wahrscheinlich hingen beide Promotionen mit der Übertragung von Kanonikat und Prädikatur in Ansbach zusammen. Werke von W. sind nicht bekannt. Q UAM, GG III/11 I, GG 111/22, 0 I 2, 0 IV 1,0 V I. L Mederer I 111; Kausch 236 u. ö.; Real 37; Schöner l44u. Ö. C. Schöner
Winmann (Weinmann, Wimmanus), NicoIaus.
Im März 1523 immatrikulierte sich w., für den Fribourg als Herkunftsort bezeugt ist, an der Univ. Wien, wo er, wie er später in einem Brief an Erasmus von Rotterdam erkennen läßt, Schüler von Kaspar Velius Ursinus wurde. Seine ganze Verehrung galt jedoch Erasmus, mit dem er, nachdem er ihn schon 1524-26 in Basel erlebt, nicht aber angesprochen hatte,
Winmann - Winter 1531 in brieflichen Kontakt trat. Er schrieb ihm noch öfters - mindestens ein weiterer Brief ist belegt -, doch hat sich hiervon nichts erhalten. Nach Erasmus' Tod gab W in Nümberg eine Grabschrift zum Druck, in welcher er sich nochmals bedingungslos zu ihm bekannte. Im Dezember 1528 immatrikulierte sich W an der Univ. Tübingen, erwarb dort jedoch keine akad. Grade. Danach ist W. erst wieder am 22. 6. 1534 bei seiner Anstellung als Griechischlektor in Ingolstadt greifbar. Ab Juni 1536 las er auch Hebräisch. Seine Anstellung währte bis etwa Mitte 1538. Die Gründe für sein Ausscheiden sind nicht bekannt, doch hatte sich schon im Juni 1536 Leonhard von Eck gegen den seiner Meinung nach zu unbekannten W. als Hebräischlektor ausgesprochen. Über das weitere Schicksal von W. ist wenig bekannt. Anton Maria Kobolt vermutete aufgrund einer Widmung der "Oratio" von 1538, daß er sich nach Regensburg begeben habe. Um 1540 befand er sich nach Ausweis der Vorrede zum "Syncretismus" in Wien. Danach verliert sich seine Spur. - Seine Schriften von 1537/38 stehen überwiegend im Zusammenhang mit seiner Lehrtätigkeit in Ingolstadt. Neben der "Oratio in hebraicam linguam", die er öffentlich in Ingolstadt gehalten hatte, gilt dies besonders für die Interpretation des Kampfes zwischen Herkules und Antaeus. W. setzte diesen Kampf mit dem Kampf des spirituellen Christen gegen die fleischlichen Versuchungen gleich und verlieh so dem antiken Mythos einen christlich-moralisierenden Hintersinn. Zugleich verteidigte W dadurch die Lektüre der Klassiker im Unterricht gegen jene Kritiker, die hierin lediglich eine Verführung der Jugend zum Heidentum sahen. Durch die Johann Georg Paumgartner gewidmete ironische Schrift "Colymbetes" wollte sich W. dagegen in erster Linie dem Vater des Bedachten, Johann Paumgartner, der auch Erasmus gefördert hatte, empfehlen. Auch mit seinem letzten Werk, dem "Syncretismus", dessen Veröffentlichung er toposhaft dem Drängen von Simon Thaddaeus Eck zuschrieb, verfolgte W. Karriereabsichten. Der Hauptteil - ein Dialog über die Türkengefahr und die Notwendigkeit der Abwehr des Feindes durch alle Christen - wird von einer Reihe von Briefen an hochgestellte Persönlichkeiten, von denen sich W. wohl Förderung erhoffte, umrahmt. Besondere Erwähnung verdient hier der Brief an den Wiener Bischof Johannes Fabri, in dem W. überaus lebendig über die Begehung einer Höhle in der Schwäbischen Alb nahe Blaubeuren berichtet. Q UAM, D III 6, D III 7, GG IVa 2; P. S. Allen (Hg.),
Opus epistolarum Desiderii Erasmi Roterodami, Bd. 9, Oxford 1932, Ndr. 1992, 149 ff. u. Ö., Bd. 11, Oxford 1947, Ndr. 1992,50.
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W Epitaphium Desiderii illius Erasmi Roterodami, Nürnberg 1537; Herculis cum Antaeo pugnae allegorica ac pia interpretatio, Nürnberg 1537; Colymbetes, sive de arte natandi, dialogus, Augsburg 1538; Oratio ... in sanctam hoc est hebraicam Iinguam, Regensburg 1538; Syncretismus, sive conspiratio nobilis Germaniae, totiusque adeo Christiani orbis, contra impiam atque efferam immanissmi Turcae tyrannidem, Köln 1541. L Kobolt 758; Mederer I 163; Prant! I 213; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 2, Göppingen 1971,556; Schöner 383 u. Ö. C. Schöner
Winter, Aloys (von), * 26.4. 1769 Hügelsheim bei Baden-Baden, t 28. 1. 1856, kath., CD Anna Wendling, * 1779, t 1859. V Zolleinnehmer in Hügelsheim und Amtskeller in Ettlingen, t 1779.
Im Anschluß an den Schulbesuch in Ettlingen und in Rastatt (ab 1779) absolvierte W. eine zweijährige Ausbildung an der militärchirurgischen Schule zu Mannheim, studierte zwei Jahre an der Univ. Freiburg LBr. Med. und wurde nach einem 13monatigen Studienaufenthalt in Wien am 20. 8. 1791 in Ingolstadt zum Dr. der Med. und Chirurgie promoviert. Nach einer militärärztlichen Laufbahn an der chirurgischen Schule in Mannheim (1791 Prof. secund., 1796 Stabschirurg, 1797 kurfürstlicher Leib- und Oberstabschirurg) wurde W. 1798 zum chirurgischen Ordinarius in Ingolstadt bestellt. In diesem bis 1807 ausgeübten Lehramt orientierte er sich an dem zu jener Zeit als vorbildlich geltenden, an der Wiener med.-chirurgischen Josephs-Akad. praktizierten Unterricht. Als ärztlicher Begleiter des Kronprinzen Ludwig von Bayern in den napoleonischen Kriegen verdiente sich W. die hohe Wertschätzung des bayer. Königshauses, so daß ihn Max I. Joseph 1807 als Leibchirurgen behielt und ihn 1808 zum Ritter des bayer. Zivilverdienstordens ernannte. Neben weiteren Auszeichnungen (kgl. bayer. Kronorden, österreichischer St. Leopoldsorden) stieg W 1817 als Obermedizinalrat und Mitglied des Obermedizinalkollegiums in den Kreis der ranghöchsten ärztlichen Staatsdiener in Bayern auf. Aus Alters- und Gesundheitsgründen gab er 1826 nicht nur seine ärztliche Praxis auf, sondern legte auch sein öffentliches Amt nieder. Bei den wenigen Publikationen von W, der 1841 Mitglied des ärztlichen Vereins in München wurde, handelt es sich um wissenschaftlich unbedeutende Fallbeschreibungen. Q BayHStAM, Mlnn 23659; BayHStAM, Abt. IV (Kriegsarchiv), OP 86336; Stadtarchiv München, PMB W246.
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Winter
L DBA N. E; E Rothmund, Nekrolog auf A. w., in: Ärztliches Intelligenzbl. München 3 (1856) 96 ff.; W. Locher, 100 Jahre Chirurgische Univ.klinik München an der Nußbaumstraße, München 1991,36 u. ö. (P). P Gipsbüste von Johann Halbig (1857), Ärztlicher Verein München. w. Locher
Winter, Vitus Anton, * 22. 5. 1754 Einödhof Zeilbach (Pfarrei Hohenegglkofen), t 27. 2.1814 Landshut, 0 Landshut, kath. V Bauer.
Durch einen Kooperator zunächst privat unterrichtet, kam W. 1769 an das Jesuitengymnasium Landshut und nach dessen Absolvierung ins Bartholomäerseminar zu Ingolstadt und an die Landesuniv., wo er vor allem Phi!. und Theo!. studierte und bereits 1776 mit erster Note zum Magister der Phi!. promoviert wurde. Neben dem Studium der Theo!. betrieb er noch das der Jur. und jenes der neueren Sprachen. 1778 in Freising zum Priester geweiht, wurde er Prediger an der Wallfahrtskirche Mariastein in Tirol, dann Erzieher in München. 1784 konnte er eine zweijährige Auslandsreise nach Rom unternehmen, wo er Katechet am Kolleg der deutschen Nation war. Im dortigen Kolleg des Thomas von Aquin wurde er schließlich am 24. 3. 1786 zum Dr. theo!. promoviert. Während seines Italienaufenthaltes wurde er Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften, darunter auch der Kg!. Akad. der Wissenschaften zu Florenz. Nach Bayern zurückgekehrt, wurde er Lehrer der Pagen am kurfürstlichen Hof zu München (1786). Seine vorzüglichen Sprachkenntnisse waren ihm dort von großem Vorteil, so daß er durch primae preces ein Kanonikat am Kollegiatsstift St. Veit in Freising erhielt, 1788 die Pfarrei Laichling und 1791 das stattliche Kösching bei Ingolstadt. In beiden Pfarreien hatte er einen jungen Grafen Loesch bei sich, dessen Lehrmeister er mehrere Jahre war. Diesen begleitete er auf einer Bildungsreise durch Deutschland, Österreich und Ungarn. Daneben wirkte W. eifrig in Pfarrei und Schule und erhielt 1790 eine Belobigung durch das kurfürstliche Geistliche Ratskollegium. Der Fürstbischof von Freising und Regensburg zeichnete ihn mit dem Titel eines Geistlichen Rats aus. Als Ende Oktober 1794 der bisherige Ingolstädter Prof. für Kirchengeschichte und Pfarrer zu Unserer Lieben Frau Joseph Maximilian Wibmer auf seine Ämter verzichtete, empfahl er W. als seinen Nachfolger. Am 4. 11. 1794 in Ingolstadt zum Dr. the01. promoviert, erhielt W. Lehrstuhl, Pfarrei und Kanonikat seines Vorgängers. Am 22. 1. 1795 hielt er schließlich seine Antritts-
vorlesung und wurde vereidigt. Mit ihm wurde für die theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt "eine der hervorragendsten Persönlichkeiten" (C. Prant\), "der erste bedeutende Kirchenhistoriker gewonnen, der sich bald auch in anderen theo!. Disziplinen auszeichnen sollte" (G. Schwaiger). In den ersten fünf Jahren seiner Lehrtätigkeit widmete sich W. der Kirchengeschichte und Patrologie, die er noch in lateinischer Sprache vortrug. Als Leitfaden für das Fach wußte er bei der Regierung das Handbuch des Protestanten Johann Matthias Schroeckh in der für Katholiken bearbeiteten Fassung von 1788 durchzusetzen. Neben seiner Tätigkeit als Prof. blieb W. eng der Seelsorge verbunden. 1796 galt es gar, rund 400 gefangene Franzosen zu betreuen. Bei diesem Wirken wurde er von einer ansteckenden Krankheit betroffen, die ihn in die Nähe des Grabes brachte. Mit Kurfürst Max Joseph und seinem leitenden Minister Montgelas wurde die Universität 1799 neu organisiert und eine neue Epoche ihrer Geschichte eingeleitet, der konfessionell kath. Charakter definitiv abgebaut. In diesem Zusammenhang wurde 1799 der Aufklärer Anton Michl für Kirchengeschichte und Kirchenrecht nach Ingolstadt berufen, während W. nunmehr die Fächer Katechetik, Liturgie und Kasuistik übernahm. Als kurz darauf die Univ. nach Landshut verlegt wurde, war W. einer der vier Herren, denen die Überführung der Alma mater anvertraut war. W., zugleich 1800 Dekan seiner Fak., las nunmehr zusätzlich Patrologie und "Bayer. Religions- und Kirchengeschichte". Bis 1801 behielt er seine Ingolstädter Pfarrei noch bei, dann übernahm er St. Jodok in Landshut. 1811/12 stand er der Univ. als Rektor vor. Die vierzehn Jahre seiner Tätigkeit in Landshut zeigen ihn auf dem Gipfel seines wissenschaftlichen Wirkens. Hier brachte er in rascher Folge etwa 24 Arbeiten heraus. - Ohne Zweifel hat sich W. der Aufklärung weit geöffnet. Seine liturgischen und katechetischen Arbeiten beweisen dies. Seine Schriften "wollten bestehende Verhältnisse in Kirche und Schule verbessern, doch vermied er als Seelsorger alles überstürzende Vorgehen. Als Pfarrer hielt er durchaus an den überkommenen Formen der Frömmigkeit fest"; er stand "an der Wende zweier Zeitalter" (G. Schwaiger). Vom neuen Geist der Aufklärung erfaßt, aber aufgewachsen in der ländlich barocken Frömmigkeit und gebildet in der alten Jesuitenschule, blieben in ihm Haltungen und Formen der Welt seiner Jugend lebendig. In Landshut mußte W. zunächst der Gruppe um Anton Michl, Georg Alois DietI und Matthäus Fingerlos zugerechnet werden, ohne freilich mit Johann Michael Sailer und seinem Kreis zu brechen. Harte Kämpfe blieben nicht aus. Aber gegen Ende seines Lebens wandte
Winter sich W. von jedem Radikalismus der Aufklärung ab und mehr wiederum Sailer zu. Sein einstiger Freund Jakob Salat, der Philosoph und Aufklärer reinsten Wassers, verzieh ihm dies nie, wie dessen ,,Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaft und Aufklärung im südlichen Deutschland" (1823) hinlänglich zeigen. W. hat unter diesen Auseinandersetzungen schwer gelitten, so daß er von zunehmender Krankheit geplagt wurde. Sich des nahen Todes bewußt, empfing er am 30. 1. 1814 die Sterbesakramente und verstarb wenige Wochen später. Beim Trauergottesdienst der Univ. hielt Sailer die zugesagte Gedächtnisrede. Wohl nicht zu Unrecht hieß es im Schreiben des Univ.rektors an das Ministerium über den Tod von W.: "Baiern verliert an ihm einen ächten gediegenen Patrioten, die K. Universität einen in verschiedenen Fächern, besonders jenem der Baier. Kirchengeschichte ausgezeichneten Gelehrten, der geistliche Stand einen mit ächter Aufklärung ausgestatteten Priester, die ihm anvertraute Pfarrgemeinde aber, und besonders der ärmere Theil derselben, einen der großmüthigsten und wohlthätigsten Unterstützer". W. hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das sich auf die Fächer konzentrierte, die er an der Univ. vertreten hatte: Kirchengeschichte, Patrologie, Liturgie und Katechetik. Seine Untersuchungen zur bayer. Frühzeit zeigen Sinn für historische Kritik, Zurückgehen zu den geprüften Quellen, Sachlichkeit der Darstellung, Verzicht auf Apologetik und Polemik. Insofern nimmt er im Rahmen der kath. Kirchengeschichtsschreibung Deutschlands im 18.119. Jahrhundert eine Ausnahmestellung ein. Im Bereich der Liturgiewissenschaft gilt er heute unbestritten als "der bedeutendste aller Reforrnliturgiker der Aufklärungszeit" (A. Vierbach). Ähnliches gilt in der Katechetik (K. Baumgartner). Die Vorzüge und Mängel seiner liturgischen und katechetischen Arbeiten waren Sailer durchaus bewußt, wenn er in seiner Gedenkrede die merkwürdige Stellung von W. zwischen zwei Epochen betonte: Noch in seinem Meßbuch (1810) habe dieser den wahren Gottesdienst in der Erfüllung der Pflichten des Menschen gegen Menschen unter dem Aufblick zur Gottheit gesehen, doch bereits seine Katechetik, obwohl nur ein Jahr später erschienen, trage die Aufschrift ,,religiös-sittliche Katechetik"; in seinem Rituale hingegen von 1813 finde man "bedeutende Spuren ... , daß der Verfasser den Übergang von dem Gesichtspunkt der Sittlichkeit zu jenem der Religiosität versucht und wirklich gemacht habe, wenn es ihm gleich manchmal schwer wird, sich darauf zu erhalten ... Und so beschloß sein thätiges Leben - ein erbauendes Ende" (J. M. Sailer).
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Q BayHStAM, OA 12616, MInn 23658; DAE, Pfarrei U. L. Frau Ingolstadt 1795, Domkapitel 1795, E X. Buchner, Generalregister der Eichstätter Bistumsgeistlichen 11 182 f.; OAM, Weihematrikel 1778; UAM, Akten der theol. Fak. 1795-1814, E 11 395, GO 11 339, 340 f. (verschollen).
W Versuche zur Verbesserung der kath. Liturgie. Erster Versuch: Prüfung des Werthes und Unwerthes unserer liturgischen Bücher, München 1804; Vorarbeiten zur Beleuchtung der Oesterreichischen und Baier. Kirchengeschichte überhaupt und der agilolfingischen Periode insbesondere, 2 Bde., München 1805-09; Die drei großen Synoden der agilolfingischen Periode zu Aschheim, Dingolfing und Neuehing, kritisch bearbeitet, in: Historische Abhandlungen der kgl.-bayer. Akad. der Wissenschaften, Bd. I, München 1807, 1-148; Geschichte der baier. Wiedertäufer im 16. Jh., München 1809; Liturgie, was sie seyn soll, unter Hinblick auf das, was sie im Christenthume ist, oder Theorie der öffentlichen Gottesverehrung vennischt mit Empyrie, München 1809; Geschichte der Schicksale der ev. Lehre in und durch Baiern, bewirkt in der ersten Hälfte des 16. Jh., oder Kirchen- und Staatsgeschichte von Baiern, von dem Ausbruche der Kirchenreformation bis zu Wilhelms IV. Tode, aus den Urquellen bearbeitet, sammt einem diplomatischen Kodex, 2 Bde., München 180911 0; Erstes deutsches, kritisches Meßbuch, München 1810; Erstes deutsches, kritisches, kath. Ritual, mit stetem Hinblick auf die Agenden der Protestanten, oder Prüfung des kath. Rituals und der Agenden der Protestanten, Landshut 1811; Religiös-sittliche Katechetik, Landshut 1811, '1816; Aelteste Kirchengeschichte von Altbaiern, Oesterreich und Tyrol, Bd. I, Landshut 1813; Aelteste Kirchengeschichte Bojoariens, von Christus bis auf Karl den Großen, Landshut 1813; Sammlung der kleineren liturgischen Schriften, Landshut 1814; Kritische Geschichte der ältesten Zeugen und Lehrer des Christenthums nach den Aposteln, oder Patrologie, München 1814. L ADB XLIII 474 ff.; DBA; DBA N. E; Baader, Verstorb. 1/2 334-38 (W); 1. M. Sailer, Rede zum Andenken an V. A. W., Landshut 1814, auch in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 38, Sulzbach 1841, 123-56; 1. Salat, Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaft und Aufklärung im südlichen Deutschland, Landshut 1823; H. Doering, Die gelehrten Theologen Deutschlands im 18. und 19. Jh., Bd. 4, Neustadt 1831, 744-47; Permaneder 13 u. ö.; K. Werner, Geschichte der kath. Theol., Hildesheim 1866, Ndr. Hildesheim 1966,384 ff. u. ö.; Prantl 11 517; Freninger 43 u. ö.; y. Thalhofer, Handbuch der kath. Liturgik, Bd. I, Eichstät! 1883, 115 f.; H. BTÜCk, Geschichte der kath. Kirche in Deutschland im 19. Jh., Bd. I, Mainz 1887, 441 f.; Hurter III 643-46; Funk 14 f. u. ö.; A. Vierbach, Die liturgischen Anschauungen des V. A. W., München 1929; M. Grabmann, Geschichte der kath. Theol., Freiburg 1933, Ndr. Darmstadt 1963; Matrikel LMU; H. Schiel (Hg.), Johann Michael Sailer. Leben und Briefe, 2 Bde., Regensburg 1948-52; E X. Haimerl, Die methodischen Grundsätze des V. A. w., in: Münchener theol. Zs. 4 (1953) 147-63; Kraus, Historische Forschung 168 ff.; J. Rabas, Katechetisches Erbe der Aufklärungszeit: kritisch dargestellt an dem ,,Lehrbuch der christkath. Religion" von Johann Friedrich Batz, Freiburg i.Br. 1963, 84; LThK2 X 1182 f.; Resch-Buzas I 28; S. Hofmann, Ingolstädter Prof.siegel des 18. Jh., in:
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Winter - Wispeck
Ingolstädter Heimatbi!. 32 (1969) Nr. 9, 36; G. A. Benrath, Ev. und kath. Kirchenbistorie im Zeichen der Aufklärung und der Romantik, in: Zs. für Kirchengeschichte 82 (1971) 203-17; G. Schwaiger, Die Theo!. Fak. der .Univ. Ingolstadt (1472-1800), in: Boehml Spör! I 122 f. u. ö.; Ders., V. A. w., in: Ders./H. Fries (Hg.), Kath. Theologen Deutschlands im 19. Jh., Bd. I, München 1975, 129-61 (W); Brandl 269 f. (W); K. Baumgartner, Seelsorge im Bistum Passau zwischen barocker Tradition, Aufklärung und Restauration, München 1974; J. Steiner, Liturgiereform in der Aufklärungszeit. Eine Darstellung am Beispiel V. A. W., Freiburg-Basel-Wien 1976; H. Marquart, Matthäus Fingerlos (1748-1817). Leben und Wirken eines Pastoraltheologen und Seminarregenten in der Aufklärungszeit, Göttingen 1977; G. Schwaiger, Johann Michael Sailer, München-Zürich 1982; Müller 339; Beckenbauer 117 u. ö.; L. Scheffczyk, Theo!. im Aufbruch: das 19. Jh., in: W. Brandmüller (Hg.), Handbuch der bayer. Kirchengeschichte, Bd. 3, SI. Ottilien 1991, 487 u. ö.; Schwaiger 107 f. u. ö. E. M. Buxbaum
Wiser (Wieser), Johannes, SJ, * 29. 10. 1656 Neuburg a.d.D., t 26. 9.1725 Rottenburg. W. trat arn 2. 10. 1672 in den Jesuitenorden ein. Ab 1674 studierte er Phi!. in Ingolstadt, 1678-80 war er Prof. für Grammatik in München. 1685 wurde er zum Priester geweiht. 1690-93 lehrte er Phi!. in Dillingen. 1693-1701 war W. an der Univ. Ingolstadt als Prof. für Ethik tätig. Zwischenzeitlich weilte er 1694/95 mit diplomatischen Aufträgen für den Pfalzgrafen Johann Wilhelm in Stockholm und Wien. 1701/02 war er Präfekt des Jesuitengymnasiums München, wo er unter anderem als Herausgeber des Diariums des Kollegs fungierte. 1702/03 lehrte er an der Univ. Freiburg i.Br., 1703-06 und 1710-13 an der Univ. Dillingen Moraltheo!. Danach war W. für den Grafen von Oettingen tätig. - Literarisch trat W. kaum hervor, überliefert sind nur einige Disputationen. Q BayHStAM, Jesuiten 92. L DBA; Mederer III 77; Freninger 29; Prant! I 506; Romstöck 456 f. (W); K. v. Reinhardstöttner, Zur Geschichte des Jesuitendramas in München, in: Jahrbuch für Münchener Geschichte 3 (1889) 124; Sommervogel VIII 1173 (W); Specht 286 u. ö.; Duhr III 894 f.; Matrikel LMU; Ger! 485; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 323 f. (W); Kurrus II 54 u. ö. F. Kramer
Wishofer, Stephan (Taufname: Simon), OESA, * 11. 5. 1743 Kössen (Tiro!), t 1786 Ingolstadt. V Matthias, Kupferschmied, M Maria.
W. absolvierte 1761/62 die Abschlußklasse des Münchener Jesuitengymnasiums und legte 1763 bei den Augustinereremiten Profeß ab. Er gehörte in der Folgezeit dem Konvent in München an, ehe er 1774 im Zuge der die nachje-
suitische Ära prägenden Umbesetzungen in die theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen wurde - als Mendikant nahm er dabei innerhalb des Prof.kollegiums eine singuläre Stellung ein. Ohne durch eigenständige wissenschaftliche Leistungen hervorzutreten, nahm W. die neu gegründete Professur für orientalische Sprachen wahr. 1781, als die Übertagung der phi!. und theo!. Fak. an die bayer. Prälatenorden erneut erhebliche Veränderungen des Lehrkörpers mit sich brachte, wurde W. entlassen. Er war anschließend Mitglied im Ingolstädter Konvent seines Ordens, zuletzt in der Funktion als Prior. L Prant! I 663; Leitschuh III 91; Müller 97 u. ö. W. Müller
Wispeck, Wilhelm,
*
Reichenhall,
t nach 1585.
W. immatrikulierte sich am 30. 7. 1554 als Student an der Univ. Ingolstadt. Zu einem unbekannten Zeitpunkt scheint er zum Magister promoviert worden zu sein. Im Januar 1565 erwarb er das theo!. Bakkalaureat und noch im selben Jahr auch das Lizentiat. Nach Mederer und Prantl übernahm er 1565 die Professur für Rhetorik in der Artistenfak. Da diese Lektur jedoch schon seit 1563 vazierte und aus diesem Jahr auch eine Mitschrift seiner Vorlesungen überliefert ist, könnte W. die Rhetorik bereits seit 1563 vertreten haben. 1569 gab er die Lektur wegen bereits länger bestehender gesundheitlicher Probleme wieder auf. Anschließend hielt er sich wohl in München auf, wo er durch die Podagra ans Bett gefesselt - als Privatpräzeptor immer wieder Unterricht erteilte. 1584 bezeichnete er sich in einer Schrift selbst als Hofkaplan. Auch als Hofprediger firmierte er einmal. - W. verfaßte mehrere Werke, unter denen eine Lobrede auf die Phi!. (1569) sowie ein klassisch inspiriertes Städtelob auf Ingolstadt (1571) von seiner Beziehung zur bayer. Landesuniv. zeugen. 1585 gab er zudem zur Ehre der Fugger eine kompilierte Beschreibung der Stadt Jerusalern heraus. W Theses theologicae de fundamento ecclesiae, Ingolstadt 1565; Theses rhetoricae, Ingolstadt 1567 (Exemplar der BSB, 4° Diss. 3666, enthält zwei handschriftliche Verbesserungen und eine Widmung von W. an den Provinzial der Societas Jesu); Oratio ... cum quidam summae spei adoloscentes supremum philosophici doctoratus gradum consequerentur publice recitata, München 1569; Oratio, München 1571; Carmina, München 1584; Hierusalem. Opus praeclarum et privatum. Ein newe beschreibung der heiligen Statt Jerusalem, München 1585; Oratio in qua praecipuae invictissimi imperatoris, caesaris augusti, domini nostri clementissimi laudes continentur, o.O.uJ. - Ungedruckt: Lectionum scholarium fragmenta ab Nic. Hubero exce[r]pta, 1563 (BSB, clm 18771).
Wispeck - Würzburger L DBA; Mederer I 238 u. ö.; Prantl I 332; Seifert 230 u. ö.; Kausch 237; Popp 255; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: Boehml Spör! II 58. L. Böninger
Wolf (Wolff), Erasmus, * ca. 1518, t 18. 1. 1553 Ingolstadt. W. immatrikulierte sich am 11. 4. 1535 an der Univ. Ingolstadt, wobei er Landsberg als Herkunftsort angab, und promovierte im September 1536 zum artistischen Bakkalar, im SoSe 1538 zum Magister. Mit einem im Juli 1537 in Bologna auftauchenden Erasmus W. ist er wohl, betrachtet man seine zügigen Promotionen, kaum identisch. Bei jenem handelt es sich vermutlich um einen gleichnamigen Leipziger Jurastudenten. Bereits am 4. 7. 1539 wurde W. ins Konzil der Artistenfak. kooptiert. Fünfmal übernahm er in der Folge deren Dekanat (WiSe 1541/42, SoSe 1544, SoSe 1548, WiSe 1550/ 51, WiSe 1552/53). Außerdem war er dreimal Rektor der Univ. (WiSe 1543/44, WiSe 1548/ 49, SoSe 1550). Am 12. 10. 1540 wurde W. mit der Lektur über Dialektik nach Aristoteles betraut, die er bis zum 9. 5. 1542 behielt. Des weiteren übernahm er am 13. 2. 1542 - vorerst nur kommissarisch, ab Mai 1542 dann definitiv - die zweite Phil.lektur (Ethik und Metaphysik), die er erst am 15. 5. 1544, nachdem er bereits zwei Wochen zuvor zum Regens des Georgianums berufen worden war, aufgab. Wahrend seiner Zeit als artistischer Lektor widmete sich W. dem Theol.studium unter Johannes Eck. Diesem hatte er vermutlich auch die Verleihung eines Kanonikats in der Kollegiatskirche St. Moritz in Augsburg zu verdanken, und zwar noch vor Empfang der Weihen. Die Priesterweihe erhielt er, obwohl schon längst Regens des Georgianums, erst am 28. 12. 1550. Nachdem er im Februar 1551 auf die Regenz resigniert hatte, wurde W. im März 1551 zum Moritzpfarrer bestellt. 1552 übertrug ihm der Bischof von Eichstätt das Amt des Vizekanzlers. Seine vielversprechende Karriere wurde durch seinen frühen Tod abrupt beendet. Testamentarisch stiftete W. ein Stipendium ans Georgianum, auf weIches die Artistenfak. das Präsentationsrecht besaß und dessen Inhaber nicht auf ein bestimmtes Studienfach festgelegt wurde. - Literarisch trat W. vor allem als Verteidiger des Andenkens seines Lehrers Eck und als Dichter hervor. Schon das 1543 veröffentlichte, sehr persönlich gehaltene Trauergedicht auf Eck - hier gibt W. übrigens sein Alter mit ca. 25 Jahren an - beleuchtet sein beachtliches dichterisches Talent. Nach der Übersiedlung von Veit Amerbach nach Ingolstadt feilte er unter dessen Leitung weiter daran. G. Ellinger
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zählt ihn nach Johann Aurpach zu den begabtesten Dichtern jenes Kreises, der sich um Amerbach bildete. Allerdings war seine Produktion nicht umfangreich: 1544 schrieb er ein Hochzeitsgedicht für Oswald von Eck und Anna von Pentzenau, 1545 folgte ein Bändchen "Pro pace eccIesiae". 1550 nahm Amerbach einige seiner Dichtungen in seinen "Variorum carminum liber" auf. Q UAM, 0 III 4,0 III 7, 0 VII 6a, GG 125, GG IIII11 I, GG III122, GG IVa 2, 0 IV 2.
W Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii ... habitae. Accesserunt aliquot epitaphia in eiusdem Eckii obitum carmine scripta, Ingolstadt 1543 (Neuausgabe: Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii habitae, hg. von J. Metzler, Münster 1930); Epistola Iohannis Eckii theo10gi de ratione studiorum suorum ... Alia epistola: Oe obitu Ioannis Eckii theologi, adversus calumniam Viti Theodorici ecclesiastae Nornbergensis, Ingolstadt 1543 (Neuausgabe: Johannes Eck, Epistola de ratione studiorum suorum. E. W., Oe obitu Joan. Eckii adversus calumniam Viti Theodorici, hg. von J. Metzler, Münster 1921); Dialogus, in: Sebastian Linck, In nuptias Oswaldi ab Eck et Annae a Pentzenau epithalamion, Ingolstadt o.J. [1544]; Pro pace ecclesiae ... carmen heroicum, 0.0. [Augsburg] 1545. L ADB XLIII 728; DBA; Mederer I 151 u. ö.; Prantl I 213 u. ö.; Schmid 38; Knod 641 u. ö.; Johannes Eck, Epistola de ratione studiorum suorum. E. W., Oe obitu Joan. Eckii adversus calumniam Viti Theodorici, hg. von J. Metzler, Münster 1921, 24 f. u. ö.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (13401836), in: SHVI 45 (1926) 94 f.; G. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im 16. Jh., Bd. 2, Berlin-Leipzig 1929,210 u. ö.; Tres orationes funebres in exequiis Ioannis Eckii habitae, hg. von J. Metzler, Münster 1930, LIX-LXII u. ö.; Seifert, Statuten 112 f. u. ö.; Real 54 ff.; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 162 u. ö.; Seifert 142 f. u. ö.; Wolff 304 u. ö.; Schwaiger 40 f. u. ö.; Kausch 237 u. Ö. C. Schöner
Würzburger (Fischer), Johannes.
w., der Dietfurt als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 25. 10. 1499 an der Univ. Ingolstadt als Scholar der Artistenfak. und promovierte im WiSe 1501/02 zum Bakkalar, im WiSe 1503/04 zum Magister. Während der folgenden Jahre gehörte er zu den rührigsten Mitgliedern der Artistenfak. Spätestens seit 1507 Mitglied des Fak.konzi1s, wurde er immer wieder mit administrativen und repräsentativen Aufgaben betraut. Am 18. 10. 1509 wählte ihn die Fak. zum ersten, direkt aus der Univ.kasse besoldeten Lektor für Physik. Von September 1510 bis SoSe 1513 leitete er die Pariser Burse. Dank der Unterstützung durch die Fak. wurde er im Oktober 1513 Nachfolger von Johannes Ostermair auf der mathematischen Kanzel, nahm aber trotzdem auch weiterhin an der
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Würzburger - Wyl
Verlosung der artistischen Vorlesungen unter die ,,rnagistri regentes" teil (WiSe 1513/14, SoSe 1514: Algorismus, SoSe 1515: "Parva 10gicalia"). In seiner Funktion als Mathematiker las W., der seit einem nicht genau feststellbaren Zeitpunkt wohl um 1510/13 Med.student war, vermutlich über iatromathematische Gegenstände (1517: Alcabitius). Nachdem im Dezember 1516 im Zusammenhang mit der von Leonhard von Eck oktroyierten Reform der Lehrverfassung der Artistenfak. vorübergehend ein zweiter, namentlich nicht bekannter Mathematiker angestellt worden war, der die Mathematik im Rahmen des artistischen Curriculums lehrte, trat seit dem SoSe 1517 W in diese Funktion ein. Obwohl von Eck aufgrund seiner mangelhaften mathematischen Qualifikation nicht sonderlich geschätzt, vermochte sich W. dank der Rückendeckung durch die Artistenfak. bis zum Sommer 1519 auf der mathematischen Kanzel zu behaupten. Am 18. 7. 1519 resignierte er auf die Lektur und stellte einige Wochen später seine mathematischen Vorlesungen ein. Vermutlich begab sich W, der im SoSe 1517 zum Dr. med. promoviert hatte, nach Passau, wo er dem Anschein nach eine Position als fürstlicher Leibarzt erhielt. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. - Nur ein einziges Werk ist von W überliefert: ein diagnostisch-therapeutisches Gutachten zum Krankheitsbild der Pest, das er aus aktuellem Anlaß 1521 in Passau abfaßte. In der Mathematik ist er nie durch besondere Leistungen hervorgetreten. Bezüglich der Identität von W. gab es wegen seines zweiten Namens ,,Fischer" in der Forschung seit J. Schaff einige Verwirrung. Daß beide Namen dieselbe Person bezeichnen, ist u. a. durch einen Eintrag im Rechnungsbuch der Artistenfak. gesichert. Q BSB, Oefeleana 5, XV, p. 113; Stadtarchiv Passau, Schmid Zettelkartei; UAM, D III 4, E I I, GG IW22, N IlI,OIV I,OV I.
W Ungedruckt: Diagnostisch-therapeutisches Gutachten zum Krankheitsbild der Pest, Passau 1521 (Stadtund Univ.bibliothek Frankfurt a.M., Ms. Barth. 59, f. 187-93). L Mederer I 105; Prant! I 137; G. Bauch, Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, München-Leipzig 1901, 77; Schaff 54; Seifert 86; Liess 154; Schöner 17 u. Ö. C. Schöner
Wurzer, Balduin (Taufname: Franz Anton), OCist, * 25. 12. 1738 Kelheim, dersbach.
t 3. 1. 1809 AI-
V Franz Anton, Stadtbräu, MAnna Maria.
W. erhielt seine Gynmsialbildung in Regensburg und Landshut und absolvierte seine phi!. Studien an der Univ. Ingolstadt. Er trat dann in
die Zisterzienserabtei Aldersbach ein. Nach dem Studium der Theo!. wurde W. am 17. 8. 1763 zum Priester geweiht. Nach Unterrichtstätigkeit im Kloster wurde er im Oktober 1775 als Prof. für Moraltheo!. und Kirchengeschichte an die theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt berufen und zum Dr. theo!. promoviert. 1776 wurde er zum apostolischen Protonotar und fürstbischöflich freisingischen Geistlichen Rat ernannt. W. zählte in Ingolstadt zur Reformpartei und trat für eine Neuordnung des theo!. Studiums ein; die Dogmatik sollte gekürzt, Bibelkunde und Kirchengeschichte sollten stärker berücksichtigt werden. Er geriet dadurch in Gegensatz zur exjesuitischen Fraktion. Ungeachtet seiner wissenschaftlichen Verdienste - W. verfaßte während seiner Ingolstadter Lehrtätigkeit ein Werk zur Moraltheo!. - scheint dies zu seiner durch Reskript vom 9. 9. 1777 erfolgten Abberufung entscheidend beigetragen zu haben. W., der durch Leopold Leeb ersetzt wurde, kehrte nach Aldersbach zurück. Seit 1779 fungierte er als Beichtvater von Kloster SeligenthaI, wo er auch die Unterrichtstätigkeit der dort ansässigen Zisterzienserinnen initiierte. Nach der Klostersäkularisation 1803 zog er sich nach Aldersbach zurück. Q BSB, cgm 2712. W Prodromus isagogicus historico-critico-literarius in theologiam regularem ec1ecticam, Regensburg 1773; Specimen theologiae moralis, Ingolstadt 1775. L ADB XLIV 366 f., Matrikel LMU; LThK2 X 1276; Brandl 275; E. Brouette/A. DimierlE. Manning (Hg.), Dictionnaire des Auteurs Cisterciens, Bd. I, Rochefort 1975,744; Müller 98 u. Ö. W. Müller
Wyl (Wylius, Wil), Bernhard, SJ, * 1587 Luzern, t 8.11. 1621 Luzern. W. trat 1604 in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat absolvierte er seit 1607 an der Univ. Ingolstadt seine phi!. Studien. Anschließend unterrichtete er seit 1610 in Dillingen Grammatik, seit 1612 Rhetorik. Wiederum in Ingolstadt studierte er 1613-17 Theo!. Nach der Priesterweihe 1617 absolvierte er in Ebersberg das vom Orden vorgeschriebene 3. Probejahr. In Ebersberg unterwies er 1618 auch in der Rhetorik. Noch im selben Jahr wurde ihm an der phi!. Fak. der Univ. Ingolstadt die Professur für Logik und Physik übertragen, die er bis 1620 innehatte. 1621 legte er Ordensprofeß ab. W Conc1usiones ex toto cursu theologico, Ingolstadt 1617. L Prant! I 443; Romstöck 457 (W); Schaff 79; Ger! 490; Popp 255 f.; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, Tl. 1, Rom 1982,278. W. Müller
Wysing - Zadler Wysing (Wyssing), Nikolaus, SJ, * 26. 2. 1601 Luzern, t 22. 9.1672 München. Nach dem am 13. 10. 1616 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden absolvierte W. den ordensüblichen Ausbildungsweg, der mit phil. und theol. Lehrtätigkeit an verschiedenen, unter jesuitischer Regie stehenden Studienanstalten gekoppelt war. So lehrte W. 1626-28 am Kolleg Luzern Phil., 1628-31 gehörte er der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt als Prof. für Physik an. W. bewegte sich weitgehend auf dem Boden der traditionellen aristotelischen Theorie. Bemerkenswert war, daß er als erster in Ingolstadt lehrender Physiker in seinen Schriften das den Auftrieb der Körper betreffende archimedische Prinzip rezipierte. 1637-47 war W. als Prof. der Dogmatik zumindest nominell Mitglied der the01. Fak. der Univ. Freiburg i.Br.; infolge der Wirren des 30jährigen Krieges hielt er sich freilich nur sporadisch in dem von Schweden
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besetzten Hochschulort auf und unterrichtete statt dessen 1643-46 an der Univ. Dillingen und 1646/47 am Jesuitenkolleg Luzern scholastische Theol. 1647-52 wirkte W. in Rom als Bücherzensor der Ordensgeneräle Vincenzo Carraffa und Francesco Piccolomini. 1652/53 erneut in Luzern tätig, diesmal als Kontroverstheologe, stand er anschließend den Jesuitenkollegien Altötting und Dillingen (1653-56) als Rektor vor. W Ducentae theses philosophicae (Praes; Resp.: C. L. Gebauer), Ingolstadt 1631; Disputatio theologica de hominum ad vitam aetemam preadestinatione (Praes.; Resp.: F. Loher), Dillingen 1644. L ADB XLIV 403 f.; Prant! I 444, 11 502; Specht, Rektoren 46 f.; Sommervogel VIII 1309 ff. (W); Specht 270 u. ö.; Duhr 111 530; Schaff 105 f.; Gerl 490; Popp 256-60; Strobel 454 u. ö.; KUITUS 11 303 f. u. ö.; Studhalter 342 u. ö. W. Müller
z Zadler, Franz Jakob, * um 1637 Landau a.d. Isar, t 13. 6. 1695 Freising, 0 Freising, Dorn, südlicher Kreuzgang (Epitaph). Z. besuchte in Straubing das Gymnasium der Jesuiten, wurde am 5. 11. 1653 an der Univ. Ingolstadt als "philosophiae studiosus" immatrikuliert und am 11. 8. 1659 zum Dr. iur. utr. promoviert. Anschließend ging er nach Rom, um dort als Alumnus des Collegium Gerrnanicum Theol. zu studieren (1659-63). Nach seiner Rückkehr an die Univ. Ingolstadt erwarb er die Grade eines Baccalaureus und eines Lizentiaten der Theol. Im April 1665 wurde er als bereits designierter Prof. der Kontroverstheol. zum Dr. theol. promoviert, im Juli trat er als Nachfolger von Johann Heinrich Pascha seine Professur an. Zugleich wurde ihm zu seinem Unterhalt die Pfarrei zur Schönen Unserer Lieben Frau zu Ingolstadt und ein Domkanonikat in Eichstätt übertragen. Im SoSe 1668 amtierte er als Rektor der Univ., 1669 als Dekan seiner Fak. Literarisch scheint er nicht hervorgetreten zu sein. Am 26. 7. 1671 nahm er von der Univ. Ingolstadt und vorn akad. Lehramt Abschied, um - einern Ruf des Freisinger und Regensburger Fürstbischofs Albrecht Sigmund (aus dem Hause Bayern) folgend - das Generalvikariat
im Bistum Freising zu übernehmen. Am 30. 5. 1673 wurde er als Domherr von Freising aufgeschworen (er war damit einer der wenigen Domkanoniker bürgerlicher Herkunft) und am 24. 7. 1675 zum Kapitularanstand zugelassen. In dem um die Besetzung eines Freisinger Domkanonikats 1679 entstandenen Wirren wurde Z., weil er den Rechtsstandpunkt des Domkapitels vertrat, von Albrecht Sigmund des Generalvikariats wieder entsetzt und "tanquam privatus ut ulterius inhabilis ob praestiti iuramenti violationern" erklärt (30. 7. 1680). In dem vorn bayer. Kurfürsten Max Emanuel im päpstlichen Auftrag zwischen Domkapitel und Fürstbischof vermittelten Vergleich (20. 7. 1683) wurde er dann zwar aller Würden und Ämter wieder für fähig erklärt, aber vorn Fürstbischof in kein Amt mehr berufen, sondern mit einer .Pension abgefunden. Doch bestellte ihn das Freisinger Domkapitel nach dem Tod Albrecht Sigmunds zum Kapitularvikar (10. 11. 1685), allerdings blieb ihm dieses Amt nur wenige Wochen, da durch die Postulation Joseph Clemens', des Bruders Max Emanuels, zum Koadjutor Albrecht Sigmunds in Regensburg (1683) und Freising (1684) "cum spe futurae successionis" dessen Nachfolge bereits geregelt war.
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Zadler - Zanna
In den heftigen Wirren der Freisinger Regierungszeit Joseph Clemens', verursacht durch dessen autoritären Regierungsstil, stand Z. seit 16. 1. 1691 Domscholaster - stets auf seiten der gegen den Fürstbischof opponierenden Domkapitelsmehrheit. Als nach der Wahl Joseph Clemens' zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln (1688), Koadjutor von Hildesheim (1694) und Fürstbischof von Lüttich (1694) der Papst diesem die beiden Bistümer Freising und Regensburg entzog und für vakant erklärte, wählte das Freisinger Domkapitel Z. wieder zum Kapitularvikar (8. 11. 1694). Und Z. gehörte zum Kreis jener Domkapitulare, die der Zumutung des Münchener Hofs, Joseph Clemens erneut zum Fürstbischof zu postulieren, widerstanden und am 29. 1. 1695 in turbulentem Akt ihren Domdechanten Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck zum Fürstbischof von Freising wählten. Z. starb während des Freisinger Elektionsstreits, der an der Kurie schließlich zugunsten Eckhers entschieden wurde, im Amt des Kapitul~ikars. In seinem Testament hatte er seine Privatbibliothek und 1000 Gulden für die Freisinger Dombibliothek sowie 1000 Gulden für die Aussteuer armer Mädchen, sein übriges Vermögen für die Domkustodie (die er seit 1693 ebenfalls innegehabt hatte) bestimmt. L K. Meichelbeck, Historia Frisingensis, Bd. 2/1, Augsburg 1729, 421; Mederer II 350 u. ö.; Zur Geschichte des Schulwesens in der Stadt Freysing, in: Beyträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbisthums München und Freysing 5 (1854) 515 f.; J. Schlecht, Monumentale Inschriften im Freisinger Dome, in: Sammelbl. des Historischen Vereins Freising 7 (1906) 83 ff.; A. Steinhuber, Geschichte des Kollegium Germanikum Hungarikum in Rom, Bd. 2, Freiburg LBr. 21906, 92 f.; Matrikel LMU; ReschIBuzas I 21 u. ö.; Schmidt, Collegium Gerrnanicum 319; M. Weitlauff, Die Reichskirchenpolitik des Hauses Bayern unter Kurfürst Max Emanuel (1679-1726). Vom Regierungsantritt Max Emanuels bis zum Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges (1679-1701), St. Ottilien 1985; Ders., Das Bistum Freising im Zeitalter des Barocks, in: G. Schwaiger (Hg.), Geschichte des Erzbistums München und Freising, Bd. 2: Das Bistum Freising in der Neuzeit, München 1989, 289-468; Freising. 1250 Jahre Geistliche Stadt (Ausstellungskatalog Diözesanmuseum Freising), München 1989,422.
und erwarb hier im Januar 1498 endlich den Magistergrad. Während der nächsten 24 Iahre bis zu seinem Tod war Z. an der Artistenfak. tätig. 1507 nahm er als einer ihrer Vertreter an den Beratungen über die ,,Nova Ordinatio" teil. Um dieselbe Zeit wurde ihm auch die Leitung des Georgianums übertragen. Andere Ämter übernahm er nur selten: Vom SoSe 1508 bis zum WiSe 1508/09 fungierte er als Rektor der Uni v., erst im SoSe 1515 wurde er Dekan der Artistenfak. Dies mag mit einer mangelnden Eignung für leitende Aufgaben zusammenhängen, denn auch seine Führung des Georgianums gab immer wieder zu Beschwerden Anlaß. Nachdem Ermahnungen seit 1513 wegen seines Wirtschaftsgebarens nicht geholfen hatten, wurde von der Artistenfak. im Dezember 1515 seine Absetzung als Regens beschlossen. In der Hierarchie der Fak. war Z. bis in den direkt unter den sechs Kollegiaten rangierenden Kreis der "Anwärter" aufgerückt, welche die profitabelsten Hauptvorlesungen unter sich verteilten. Im SoSe 1514 wurde er auf eine von diesen, die "Parva logicalia", gewählt. Als weitere Lehrveranstaltungen sind das ,,Exercitium elenchorum" (WiSe 1513/14) und der "Textus priorum" (WiSe 1514/15) bezeugt. Nach seiner Absetzung werden die Nachrichten über Z. seltener. Am 16. 4. 1519 bat er den Senat um eine Empfehlung beim Herzog für die vakante Dreifaltigkeitsmesse in der Ingolstädter Frauenkirche. Am 3. 12. 1520 schließlich gehörte er einer Deputation der Artistenfak. an, die mit Leonhard von Eck wegen der Reform des Collegium vetus verhandeln sollte, was zeigt, daß er trotz allem noch immer zum innersten Führungskreis der Fak. gehörte. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt: am 10. 6. 1522 wird er in einem Senatsprotokoll als verstorben erwähnt. Q UAM,DIII4,EI I, GG1I1/22,OI2,OIV I,OV I. L Mederer I 75 f. u. ö.; Prant! I 105 u. ö., II 147 ff.; Schmid 69 u. ö.; A. Seifert, Das Georgianum (14941600), in: Real 158 f. u. ö.; Seifert 60 u. ö.; Kausch 25; Schwaiger 31 u. ö.; Schöner 144 u. Ö. C. Schöner
M. Weit!auff
Zanna (Zana), Simon, SI, 28. 10. 1659 Ampezzo (Tirol), t 6. 5. 1725 München.
Zaler, Johannes (Hieronymus), t kurz vor dem 10.6.1522. Z., der Ingolstadt als Herkunftsort angab, immatrikulierte sich am 24. 9. 1487 an der Univ. seiner Heimatstadt und promovierte im Juni 1489 zum artistischen Bakkalar. Zum WiSe 1490/91 wechselte er an die Univ. Wien, kehrte jedoch später wieder nach Ingolstadt zurück
Herkunft und Jugend von Z. liegen im dunkeln. Sein Eintritt in die Societas Jesu erfolgte am 7. 9. 1677. Sein Studium absolvierte er in Ingolstadt: anläßlich des Empfangs der vier niederen Weihen wurde er am 14. 6. 1680 als Student der Phil., bei der Konsekration zum Subdiakon und Diakon am 10. 3. 1690 als Student der Theol. im vierten Iahr bezeichnet. In Eichstätt, wo er auch die früheren Weihen er-
Zanna - Zasius halten hatte, wurde er vermutlich am 19. 5. 1690 zum Priester geweiht. Seine Lehrtätigkeit begann Z. 1693 als Prof. der Phil. in Innsbruck. 1697-1702 findet man ihn auf dem zweiten Lehrstuhl für Scholastik an der Freiburger Univ.: zunächst in Konstanz und - nach der Rückverlegung der Univ. 1698 - in Freiburg i.Br. Im Studienjahr 1697/98 war er zugleich Dekan der theol. Fak. 1702 kehrte er auf ein Jahr nach Innsbruck zurück, wo er ebenfalls als Prof. für scholastische Theol. tätig war. Dieses Fach unterrichtete er nach seinem Abgang aus Innsbruck von 1703-08 auch an der Univ. Ingolstadt. 1711 ging er nach Dillingen, wo er bis 1714 Rektor der Univ. und des Jesuitenkollegs war. - Die Lehrtätigkeit von Z. ist durch zwei umfangreiche Mitschriften von Studenten dokumentiert, die beide aus seiner Ingolstädter Zeit datieren: die Traktate "De Jure et Justitia" und ,,oe Incarnatione". Für seine Haltung in Fragen der Lehre der Phil. ist weiterhin ein Gutachten über ein Buch des P. Forestus aufschlußreich; er vertrat darin die Meinung, daß man sich in der Lehre strikt an die "Ratio Studiorum" zu halten und an den "orthodoxen" Aristoteleskommentatoren wie Thomas von Aquin zu orientieren habe. Q BayHStAM Jesuitica 787 (Censura libri P. Sim. Zannae SJ).
L De Luca 62 u. ö.; Prantl I 482; Specht, Rektoren 67 f.; Sommervogel VIII 1460 f.; Romstöck 457 f.; Ger! 494; KUITUS II 117 u. ö.; ZürnlSpeck. F. Neumann
Zanner, Ignaz, SJ, * 30. 7. 1725 Eichstätt, t 10. oder 18. 8. 1801 Freiburg i.Br. Nach dem am 13. 9. 1741 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden besuchte Z. das Noviziat in Landsberg und absolvierte an der Univ. Ingolstadt 1744-47 seine phil., 1751-55 seine theol. Studien. Am 2. 2. 1759 legte er Profeß ab. Parallel zu bzw. im Anschluß an sein Studium wurde Z. vom Orden an diversen Unterrichtsanstalten eingesetzt: 1748-51 in München, 1755/56 in Konstanz und 1757/58 in Innsbruck für Grammatik, 1758/59 in Amberg für Phil. Von einer kurzfristigen Unterbrechung abgesehen, die Z. 1764/65 als Prof. für Mathematik und Hl. Schrift an die Univ. Ingolstadt führte, wurde er in der Folgezeit von 1759 bis zur Ordensaufhebung 1773 an der Univ. Freiburg i.Br. als Prof. für Mathematik und Physik eingesetzt. Er konnte diese Position auch nach 1773 als Exjesuit behalten. Erst 1792 zog sich Z., der der Univ. Freiburg 1779 als Rektor und der phil. Fak. achtmal als Dekan vorgestanden hatte, in den Ruhestand zurück. Z., der durch einige Schriften zur Geometrie hervortrat, zeichnete sich in Freiburg durch einen stark ex-
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perimentell ausgerichteten Unterricht aus und erwarb sich beträchtliche Verdienste beim Ausbau der mathematischen und physikalischen Instrumentensammlung. W Propositiones selectae ad uberiorem geometriae planae tractatum pertinentes, Freiburg i.Br. 1770. L PrantJ.! 613; Romstöck 458 f. (W); Sommervogel VIII 1461 (W); Schaff 174; Ger! 494; KUITUS II 232 f. u. ö.; Böhme, Prof. der phi!. Fak. 126 ff. W. Müller
Zasius (Zase, Zäsi, Zäslin), Joachim dJ., * 1523 oder 1524 Freiburg i.Br. (?), t 4. 5. 1569 (?) Freiburg i.Br., D Freiburg i.Br., Untere Pfarrkirche. V Ulrich, Jurist und Prof. in Freiburg i.Br., t 24. 11. 1536, M Barbara, t 13. 6. 1566.
*
1461,
Z. wurde scheinbar frühzeitig für den geistlichen Stand ausersehen. Nach dem Tod des Vaters wurde seine Ausbildung von Freunden der Familie, vor allem von Bonifacius Amerbach, betreut und teilweise von den Fuggern finanziert. Am 30. 4. 1544 wurde Z. als Kaplan auf eine Pfarre in Ehingen (Donau) berufen. 1553/ 54 übersiedelte er nach Ingolstadt, wo er die Pfarre St. Moritz übernahm und sich zugleich am 23. 9. 1554 an der Univ. immatrikulierte. Bereits vorher scheint er in der theol. Fak. mit einem eigenen, wegen seiner Eloquenz vielbesuchten Bibelkurs begonnen zu haben. Doch erregte er bald auf Grund angeblicher Neigungen zum Luthertum, wegen unbedachter Äußerungen und seines unsteten Lebenswandels Anstoß, so daß ihm 1555 die Aufnahme in die Fak. verweigert wurde. Z. überwand seine erste Verbitterung hierüber und verhielt sich nun so entgegenkommend, daß er schließlich zum Dr. theol. promoviert wurde. 1556 kehrte er nach Freiburg i.Br. zurück und trat dann in den kirchlichen Dienst des Domkapitels von Basel ein, mit dem er später nach Freiburg i.Br. emigrieren mußte. Schließlich wurde Z. Propst des Stiftes Oelenberg im Elsaß (vor 27. 10. 1567). Z. hinterließ kein wissenschaftliches Werk. L 1. A. Riegger, Commentarius de vita Udalrici Zasii, in: Ders., Udalrici Zasii ... epistolae ad viros aetatis suos doctissimos, Ulm 1774, 88 ff.; Mederer I 237 f.; R. Stintzing, U. Z. Ein Beitrag zur Geschichte der Rechtswissenschaft im Zeitalter der Reformation, Basel 1857; Prantl I 305; Matrikel LMU; H. Winterberg, Die Schüler von U. Z., Stuttgart 1961; Kausch 134, 237; S. Rowan, U. Z. A Jurist in the German Renaissance, 1461-1535, Frankfurt a.M. 1987; P. G. Bietenholz (Hg.), Contemporaries of Erasmus. A Biographical Register of the Renaissance and Reformation, Bd. 3, Toronto u. a. 1987, 468-473. A. Edel
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Zech - Zehentmair
Zech, Franz Xaver, SJ, * 21. 12. 1692 Ellingen, t 15.3.1772 München. V Johann Jakob, Syndikus, t 9. 3. 1739, M Maria Katharina, t 24. 5. 1735.
Z. immatrikulierte sich 1709 als Student der Logik in Ingolstadt, wechselte 1710 nach Dillingen und erwarb dort 1712 den phi!. Magistergrad. Er wollte zunächst Jurist werden, trat aber am 3. 10. 1712 in die Gesellschaft Jesu ein. 1720-23 studierte er in Ingolstadt Theo!. und wurde am 22. 5. 1723 in Eichstätt zum Priester geweiht. Nach Tätigkeit als Prof. der Phi!. in Regensburg und Amberg legte er am 2. 2. 1727 das vierte Gelübde ab und wurde danach mit der Lehre theo!. Fächer betraut, so 1728-30 in Konstanz als Prof. der Kontroverstheo!., 1730-32 in Solothurn zunächst als Prof. Casuum und Präfekt des Lyzeums, dann als Kanonist und Präfekt des Gymnasiums. Nach dreijähriger Tätigkeit als Volksmissionar auf dem Schönenberg bei Ellwangen lehrte er in Amberg 1735-38 kanonisches Recht, danach ebenfalls Kirchenrecht an der Univ. Dillingen (1738-41), wo er 1739 Dekan der jur. Fak. war. Nach einer wiederum kurzen Tätigkeit als Kanonist an der jur. Fak. der Univ. Innsbruck (1741-43) wurde er 1743 als Kanonist nach Ingolstadt berufen, wo er 25 Jahre lang wirkte. 1768 zog Z. sich in das Münchener Jesuitenkolleg zurück und übte dort noch das Amt des Bibliothekars aus. Sein Nachfolger in Ingolstadt wurde der von ihm vorgeschlagene Christoph Ueblacker. - Unter den Werken von Z. ist vor allem sein kirchenrechtliches Lehrbuch von Bedeutung, das in den Jahren 1749-66 in sechs verschiedenen Büchern mit jeweils eigenem Titel erschienen ist. Hierbei ging Z. von der üblichen Gliederung der Lehrbücher zum kanonischen Recht ab, die als Kommentare zu den Dekretalen Gregors IX. geschrieben wurden, und wählte die "Institutionen-Gliederung": "Personae - Res - Actiones" . Vorangestellt ist ein Einleitungsband, "Praecognita Juris Canonici", der die bekannteste Schrift von Z. war. Neben der Berücksichtigung der historischen Komponente ist für das Lehrbuch kennzeichnend, daß Z. als einer der ersten Kanonisten die deutschen teilkirchlichen Verhältnisse in besonderer Weise berücksichtigte. Über seine Ansicht zum Primat des Papstes kam es zur Auseinandersetzung mit Febronius. In seinen drei Diss. über das kanonische Zinsverbot setzte sich Z. mit dem italienischen Moraltheologen Daniele Concina auseinander und vertrat anders als dieser im Anschluß an die Enzyklika Benedikts XIV. "Vix pervenit" vom 1. 11. 1745 eine gemäßigte Ansicht, indem er einen Mittelweg zwischen dem völligen Verbot des Zinses und einer unbegrenzten Freigabe des Wuchers
einschlug. In der Diss. über das kirchliche Asylrecht, einer historisch fundierten und systematisch klaren Abhandlung, legt Z. besonderen Wert auf den Nachweis der Sinnhaftigkeit des Asyls; auch angesichts festzustellender Mißbräuche ist nach Z. die schon zu seiner Zeit geforderte Abschaffung dieses alten Rechtsinstituts nicht zulässig. W Praecognita juris canonici, Ingo1stadt-Augsburg 1749; Hierarchia ecclesiastica, Ingolstadt-Augsburg 1750; De jure rerum ecclesiasticarum, 2 Bde., Ingolstadt-München 1758-62; De judiciis ecclesiasticis, 2 Bde., Ingolstadt-Augsburg 1765/66; [an.] Responsum juris pro veritate ad quaesitum an religiosi Societas Jesu, per vota scholasticorum post biennium novitiatus emissa, reddantur incapaces retinendi jus et dominium bonorum suorum?, o.O.u.J.; Rigor moderatus doctrinae pontificiae circa usuras, 3 Bde., Ingolstadt 1747-51; De ambitu, Ingolstadt 1752; De sponsalibus academicorum absque consensu parentum contractis, Ingolstadt 1754; Benignitas moderata Ecclesiae Romanae in criminosos ad se confugientes. Seu diss. historico-juridica de jure asyli ecclesiastici, Ingolstadt 1761. L ADB XLIV 737; DBA N. E; Baader, Verstorb. I/2 356 f. (W); Prant! II 509; Sommervogel VII 1474-78 (W); N. GraB, Die Kirchenrecht!ehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, in: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum 31 (1951) 157-212; Müller, Zech (W). L. Müller
Zehentmair (Zechendmaier, Zedelmair, Zehentner), Alexius, t 24. 8. 1539 Ingolstadt, D Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau. Z., für den Memmingen als Herkunftsort bezeugt ist, begann seine Studien an der Univ. Freiburg i.Br., wo er sich am 4. 4. 1514 immatrikulierte. Zum 16. 4. 1518 wechselte er an die Univ. Ingolstadt und promovierte hier im September 1518 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1520 zum Magister. Vermutlich ließ er sich sofort ins Gremium der lesenden Magister aufnehmen, da er vier Jahre später, im SoSe 1524 Mitglied des Fak.konzils wurde. Während der folgenden 15 Jahre war Z. in der Artistenfak. aktiv: Sechsmal übernahm er deren Dekanat (WiSe 1526/27, SoSe 1531, WiSe 1532/33, WiSe 1533/34, SoSe 1536, WiSe 1537/38), häufig - seit dem WiSe 1530/31 regelmäßig - gehörte er der artistischen Senatsfraktion an. Im SoSe 1532 fungierte er als Rektor der Univ. Bei der Reform der Lehrverfassung der Artistenfak. und der Einführung von besoldeten Lekturen wäre Z., der seit dem 20. 1. 1526 das Widmann-Stipendium besaß, beinahe leer ausgegangen, doch profitierte er davon, daß der Senat den gewählten Lektor für die fak.eigene Poetiklektur, Johannes Agricola, ablehnte, weil er gleichzeitig Griechisch lehrte.
Zehentmair - Zetl Am 18. 4. 1526 wurde daraufhin Z. mit der genannten Lektur bestallt, welche er bis 14. 2. 1534 behielt. Zu diesem Termin wechselte er auf die Lektur für aristotelische Logik, die er bis zu seinem Tod innehatte. Daneben widmete sich Z. dem Theol.studium. Schon im Januar 1531 übernahm er nach dem Tod von Johannes Reckenschinck kurzfristig bis zum Eintreffen einer Entscheidung Leonhard von Ecks die Leitung des Georgianums. Am 15. 5. 1534 begann er als theol. Bakkalar mit der Bibelvorlesung (Prd., Röm.), im WiSe 1537/38 wurde er zur Sentenzenvorlesung zugelassen. Bald darauf starb er. Q UAM, D III 4, GG III/ll I, GG III/22, 0 IV 1,0 VI. L Mederer I 147 u. ö.; Prantl I 206 u. ö.; 1. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (14281829), in: SHVI44 (1925) 183; Seifert, Statuten 487 ff.; Real 39; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 162; Seifert BI; Kausch 237 u. ö.; Schwaiger 39. C. Schöner
Zehentmair (Zechentmayr, Zehetmayer, Gegentmayer), Christoph, SJ, * 1564/65 Hall (Tiro!), t 11. 3. 1626 Augsburg. V Wolfgang.
Z. wurde am 26. 1. 1581 als Schüler der Rhetorik am Münchener Gymnasium in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Im Anschluß an das Noviziat studierte er drei Jahre Phil. und dreieinhalb Jahre Theol., möglicherweise an der Univ. Ingolstadt, wo er am 20. 10. 1590 für ein Jahr die Dialektikprofessur übernahm. Um Ostern 1591 wurde er zum Priester geweiht. In einer Mission des bayer. Hofes reiste er 1594 nach Loretto und Rom. Von 1595 bis etwa 1598 amtierte Z. als Rektor des Regensburger Jesuitengymnasiums und soll danach in Dillingen gewesen sein. Um 1599 war er Prokurator in Landsberg. In den folgenden Jahren scheint er vornehmlich in Dillingen gewirkt zu haben. Am 14. 9. 1610 wurde er "Coadjutor spiritualis formatus". Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Beichtiger im Augsburger Kolleg. L Mederer II 119: Prantl I 443; Kleinstäuber 119; Romstöck 459 f.; Duhr I 210; Gerl 495; Leitschuh I 3; Popp 260; J. Fejer, Defuncti primi saeculi Societatis Jesu 1540-1640, TI. I, Rom 1982, 280; G. Wilczek, Die Jesuiten in Ingolstadt von ihrer Ankunft im Jahre 1549 bis zum Jahre 1671, masch. Ingolstadt 1993,104 f. U. Neumann
Zetl (Zetel, Zettl, Zettel, Zöttl), Paul, SJ, * 12. oder 24. 6. 1679 Schleißheim (Oberbayern), t 30. 3. 1740 Hall (Tirol). V Schuster.
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Nach dem bis Sommer 1696 dauernden Besuch des Gymnasiums in München immatrikulierte sich Z. am 6. 11. 1697 als "physicae studiosus" an der Univ. Ingolstadt. Während seines dortigen Aufenthalts trat er am 20. 9. 1699 der Gesellschaft Jesu bei. Wohl im Anschluß an das obligatorische Noviziat unterrichtete Z. an den Jesuitengymnasien in Freiburg i.Br. (1701-03) und Ingolstadt (ab 17. 10. 1704). Wann und wo er das Studium der Theol. absolvierte, entzieht sich unserer Kenntnis. Bezeugt ist erst wieder seine Anwesenheit in München, wo er von einem unbekannten Zeitpunkt an bis August 1712 Phil. lehrte. Auch an seinen nächsten Stationen begegnet Z. als Prof. des phil. Kurses: zunächst in Dillingen (1712-15), wo er zusätzlich noch das Amt des akad. Predigers versah, danach in Ingolstadt (17. 10. 1715 bis 1718). Seine Ingolstädter Lehrtätigkeit, während der er im SoSe 1718 auch das Dekanat der phil. Fak. innehatte, war dabei insofern von Bedeutung, als aus ihr die Schrift "Principia barometri phaenomena" erwuchs, in der Z. meteorologische Erscheinugen unter Heranziehung atomistischer und Zurückweisung aristotelischer Lehrmeinungen erklärte. Z. stellte sich damit in dem innerhalb des Jesuitenordens ausgetragenen Streit zwischen Vertretern traditioneller und moderner Ansichten in der Naturkunde auf die Seite der ,,Neoterici". Nach dem Ende des phil. Kurses blieb Z. als Prof. der Theol. und Präses der akad. Kongregation bis 1722 in Ingolstadt. Während dieser Zeit gehörte er am 15. 6. 1720 zu jenen Prof., die den Sohn des bayer. Kurfürsten und postulierten Regensburger Fürstbischof Johann Theodor von Bayern zum Abschluß seines ersten Studienjahres in Ingolstadt einem Examen "ex universa Rhetorica" unterzogen. Vom 7. 12. 1722 bis 12. 12. 1725 leitete Z. dann als Rektor die Univ. Dillingen. Die sichtbarste Leistung seiner Amtszeit war der in nur einem Jahr errichtete Neubau des Gymnasiums, der am 22. 10. 1725 eröffnet werden konnte. Nach einem erneuten Aufenthalt als Prof. der Theol. in Ingolstadt (1725/26), bei dem er nicht nur als Dekan der theol. Fak. amtierte, sondern auch die erste Predigt zur 300-Jahr-Feier der Ingolstädter Univ.kirche (1725) hielt, ging er 1726 wiederum nach Dillingen. Diesmal übernahm er den Posten des Univ.kanzlers, den er bis 10. 1. 1729 versah. Vom 8. 2. 1729 bis Mai/Juni 1731 leitete er als Rektor das Jesuitenkolleg in Burghausen. Ihren Höhepunkt erreichte seine Karriere jedoch mit der Ernennung zum Socius des Provinzials der Oberdeutschen Provinz. Nach der Niederlegung dieses Amts trat er am 9. 12. 1737 das Rektorat des Kollegs in Hall an, das er zusammen mit der Stelle des Beichtvaters beim dortigen Damenstift - bis zu seinem Tod ver-
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Zetl - Zettel
sah. Z., der "schon beim Hören des Namens Gottes Tränen vergoß" (Duhr), stand gegen Ende seines Lebens bei den Zeitgenossen im Rufe der Heiligkeit. Sein literarisches Oeuvre bestand - von den phi!. Abhandlungen, aus denen der bereits erwähnte meteorologische Traktat herausragt, abgesehen - aus mehreren asketischen Schriften sowie für die Praxis gedachten Handreichungen für Beichtväter. W Distinctio rationis ratoicinatae ad mentem AristoteIis et D. Thomae Aquinatis explicata (Praes.; Resp.: J. S. Ränner), München 1712; Der Neutestamentische Beniamin, IngoIstadt 1717; Praecipua barometri phaenomena rationibus physicis ilIustrata (Praes.; Resp.: J. A. F. Mechtlinger), Ingolstadt 1718; Lectio spiritualis philosophi christiani, sive perfectiones divinae octo discursibus qua physicis, qua ethicis explanatae (Praes.; Resp.: G. J. A. C. von Siggenhausen), Ingolstadt 1718; Timotheus, sive c1ericus curatus circa restitutionem in specie quoad bona fortunae theologice instructus, Pars I (Praes.; Resp.: 1. M. Schilcher), Ingolstadt 1722; Christianus contritus. Hoc est, motiva efficacia ad cognoscendum et detestandum peccatum mortale XV. considerationibus proposita, Ingolstadt 1724; Philosophia s3cra sive vita divi Stanislai Kostka SJ, iconismis et documentis moralibus ilIustrata, Dillingen 1725; C1ericus curatus circa obligationes restitutionis quoad bona fortunae theologice et practice instructus, 3 Teile, Dillingen 1727; Exercitia spiritualia ad mentem sancti patris Ignatii, Ingolstadt 1727; Confessarius tarn saecularis quam regularis, 2 Bde., München 1727; Glor- und Geheirnnuß-reiche Ubersetzung des Wunder-vollen Hertzen Augustini von Lyon aus Franckreich in das Hochansehliche Collegiat-Stüfft der Regulirten Hochwürdigen Chor-Herren zu Rohr in Bayern, Dillingen 1727.Ungedruckt: Tractatus theologicus de incarnatione verbi divini (Univ.bibliothek Eichstätt, Cod. ms. 138). L ADB XLV 118 f.; DBA; Mederer III 138 u. ö.; K. Wemer, Geschichte der kath. Theol. seit dem Trienter Konzil bis zur Gegenwart, München-Leipzig 1839, 115; Prant! I 524 u. Ö., II 507; Sommervogel VIII 149497; Specht, Rektoren 69 ff.; Specht 274 u. ö.; Schaff 151; Duhr lVII 253 u. ö.; Matrikel LMU; Kurrus I 245; Gerl 497; Leitschuh Il 78 u. ö.; M. Weitlauff, Kardinal Johann Theodor von Bayern (1703-1763). Fürstbischof von Regensburg, Freising und Lüttich. Ein Bischofsleben im Schatten der kurbayer. Reichskirchenpolitik, Regensburg 1970, 118 f.; Högner, Phil. und Med. in Ingolstadt 324-29 (W); P. Stötter, Vom Barock zur Aufklärung. Die phil. Fak. der Univ. Ingolstadt in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh., in: BoehmlSpörl Il 99 f. M. Schaich
Zettel, Paul, t März 1579. Z., der wie der ältere Wolfgang Zettel aus Altheim stammte und mit diesem verwandt gewesen sein dürfte, immatrikulierte sich am 10. 3. 1550 als Student der Artistenfak. in Ingolstadt. Im September 1554 promovierte er zum Bakkalar, im SoSe 1558 zum Magister. Vom 31. 1. 1559 bis 30. 4. 1562 fungierte er als Regens des Georgianums, wobei nicht be-
kannt ist, welchen Umständen er diesen raschen Aufstieg nach seiner Promotion zu verdanken hatte. Während seiner Amtszeit wurde die Trennung des Regens von der Artistenfak. immer augenfälliger. Z. selbst ließ sich erst im SoSe 1559, also nach seiner Berufung, ins Gremium der Fak. aufnehmen, war aber dann wenigstens noch - als letzter Regens - als Examinator bei den Bakkalaureuspromotionen vom Dezember 1559 und vom Dezember 1560 tätig. Nach Mederers Angaben soll Z. im März 1579 verstorben sein. Sein Verbleib zwischen 1562 und seinem Tod harrt noch der Klärung. Werke von Z. sind nicht bekannt. Q UAM, GG IW22, 0 IV 2. L Mederer I 258; Prant! I 340; Schmid 94; Real 79; A. Seifert, Das Georgianum (1494-1600), in: Real 191; Schwaiger 66. C. Schöner
Zettel, Wolfgang, t 17. 7. 1576 Ingolstadt, 0 Ingolstadt, Münster zur Schönen Unserer Lieben Frau, CD 1) vor 1551 Barbara Bart, * Ingolstadt, t 28. 4. 1565, 2) 25. 6. 1566 Margarethe Hereszeller, * Schrobenhausen, t 26. 6.1587.
Z. immatrikulierte sich am 22. 8. 1536 an der Univ. Ingolstadt, wobei er als Herkunftsort Altheim angab, und promovierte im September 1538 zum artistischen Bakkalar sowie im Januar 1542 zum Magister. Nachdem er sich vermutlich einige Zeit als Privatpräzeptor durchgeschlagen hatte, wurde Z. am 10. 10. 1544 auf die erste Phil.lektur (aristotelische Physik) berufen, die er nach dem Weggang von Paul Prunner am 28. 10. 1548 mit der Dialektiklektur (nach Johannes Caesarius) vertauschte. Diese behielt er wohl bis Anfang der 60er Jahre. Außerdem betraute man ihn, wahrscheinlich schon 1544, zusätzlich zur ersten auch noch mit der zweiten Phil.lektur (Ethik und Metaphysik), welche er mehr als dreißig Jahre lang bis zu seinem Tod innehatte. Z. ist in Ingolstadt neben Wolfgang Gotthard und Veit Amerbach der wichtigste Repräsentant eines neuen artistischen Prof.typs, der das Gesicht der Fak. von der Mitte der 40er bis etwa zur Mitte der 60er Jahre prägte. Dem Selbstverständnis nach auf einer Stufe mit den Prof. der höheren Fak. stehend, strebte er nie nach weiteren Graden, sondern sah in der artistischen Lehrtätigkeit wobei Z. lange zwei Lekturen gleichzeitig versah - seine Lebensaufgabe. In der Artistenfak. wurde er im Verlauf der Jahre - vor allem nach dem Tod von Wolfgang Gotthard 1564, dem er die Leichenrede hielt - zur überragenden Persönlichkeit. Insgesamt war er sechzehnmal Dekan (WiSe 1545, SoSe 1550, WiSe 1553/54, SoSe 1556, WiSe 1558/59, WiSe
Zettel - Ziegler 1559/60, WiSe 1560/61, SoSe 1563, WiSe 1564/65, SoSe 1566, SoSe 1569, SoSe 1570,
SoSe 1571, WiSe 1572173, WiSe 1573174, SoSe 1574). Außerdem ist er 1567 als Fak.kämmerer belegt. Dagegen begegnet er bemerkenswert selten in universitären Ämtern: Nur einmal war Z. Rektor (WiSe 1565/66) und vorn 8. 4. 1570 bis zu seinem Tod Univ.kämmerer. Schließlich wurde er noch im November 1570 einer der drei Gehilfen des Superintendenten Martin Eisengrein. - Die Werke von Z. sind überwiegend Gelegenheitsreden bei Magisterpromotionen, Beerdigungen oder ähnlichen Anlässen, besitzen allerdings nur wenig rhetorischen Glanz. Gemeinsam ist ihnen fast immer der moralphi!. Ansatz, der auch schon sein Erstlingswerk "Causae ruentis reipublicae" beherrscht: Hauptsächlich eine Beispielsarnrnlung von Ursachen für Niedergang und Zusammenbruch von Staaten seit der Antike, konnte es beim Vortrag der Politik in der Lehre Verwendung finden. Ähnlich verhält es sich auch mit seiner Schrift "Vita, facta, et res gestae Wilhelmi quarti", eigentlich eine im Juli 1570 anläßlich der Magisterpromotion gehaltene Rede. Z. will hiermit die Lücke zwischen der Chronik Johannes Aventins und der eigenen Gegenwart schließen, doch unterscheidet sich die Schrift schon von ihrer Konzeption her grundlegend von Aventins Werk. Mehr eine durch Herzog Wilhelms Taten illustrierte fürstliehe Tugendlehre als ein historisches Werk, scheint Z. damit die Verbindung von Ethik und Geschichte vorwegzunehmen, wie sie fast 70 Jahre später bei Johann Bisse!, Jakob Irsing oder Wilhelm von Gumppenberg in Ingolstadt gepflegt wurde. Die Bedeutung von Z. für die Univ. Ingolstadt ist jedoch weniger in seinen Werken als in seiner politischen Tätigkeit, vor allem an der Artistenfak., zu suchen. Als sein Einfluß seit den 60er Jahren größer wurde, profilierte er sich zusehends als Verteidiger von in seiner Zeit erreichten Standards gegen Eingriffe von außen. Schon 1561 - die Jesuiten begannen gerade erst, sich in der Artistenfak. zu engagieren - machte er sich zum Fürsprecher von Privatpräzeptoren, die sich - zurecht - in ihrer Existenz bedroht fühlten. Auch in der Folgezeit wirkte er im Sinne der Aufrechterhaltung einer von weltlichen Lektoren getragenen, gleichberechtigt neben den oberen Fak. stehenden Artistenfak., ohne allerdings, wie manche seiner Kollegen, gegen die Jesuiten zu polemisieren. Denselben konservativen Geist atmet eine 1567 von ihm gehaltene "Oratio de rectoratu academico", in der er die Autorität des gerade in jenen Jahren an Bedeutung verlierenden höchsten Amtes der Korporation verteidigte. Letztlich wirkten seine Aktivitäten nur retardierend, doch muß er als einer der typischsten Re32 Biograph. Hdb. I
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präsentanten der Univ. Ingolstadt im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts betrachtet werden. Q UAM, D III 4, D III 7, D III 8, E I I, GG 111122, 0 I 4, 0 I 6, 0 IV 2.
W Causae ruentis reipublicae exemplis illustratae, Ingolstadt 1562; Oratio funebris habita ... M. Wolfgango Gothardo, o.O.u.1. [Ingolstadt 1564]; Panegyricus dictus Ingolstadii ... Ferdinando Primo caesari, München 1565; Oratio de rectoratu academico, Ingolstadt 1567; Vita, facta, e res gestae Wilhelmi quarti ducis Bavariae, Ingolstadt 1571; Luctus academiae Ingolstadiensis in obitum ... Simonis Taddaei Eckii, Ingolstadt 0.1. [1575?]. L DBA; Mederer I 161 u. Ö., 11 31; Prant! I 213 u. Ö., 11 292 u. ö.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829), in: SHVI 44 (1925); Ders., Ingolstädter Grabsteine. 4. TI.: Das Grabsteinbuch des Ign. Dominikus Schmid, in: SHVI 49 (1930) 65 f.; Seifert 144 f. u. ö.; Seifert, Statuten 124 u. ö.; Schöner 398 f. u. Ö. C. Schöner
Ziegler, Anton, SJ, * 2. 12. 1702 Kirchheim bei Mindelheim, t 6.11. 1774 Hall (Tirol). Z. wurde am 13.9. 1720 zum Landsberger Noviziat des Jesuitenordens zugelassen. Nach dem Phi!.studium, dem melujährigen Magisterium und dem Studium der Theo!. 1729-33 an der Univ. Ingolstadt empfing er das Presbyterium am 30. 5. 1733 in Eichstätt. Er leistete 1733/34 das Probationsjahr in Altötting und las den phi!. Dreijahreskurs ab 1734 erst in Innsbruck, dann in Freiburg i.Br., wo er am 2. 2. 1738 Profeß feierte. Nach vier weiteren Jahren, u. a. 1739-1741 als Phi!.prof. an' der Univ. Dillingen, wurde er hier zum Dr. theo!. promoviert. 1741/42 dozierte Z. Kontroverstheo!. in Augsburg, ehe er bis 1744 in Regensburg als Prof. für Kasuistik und zugleich als Studienpräfekt wirkte. Z. ging 1744 nach Dillingen, um den Lehrstuhl für Dogmatik zu übernehmen. In gleicher Funktion wurde er im Anschluß an der Univ. Ingolstadt 1746-53 eingesetzt. 1754 bekleidete er kurzzeitig das Amt des Kirchenpräfekten in Neuburg a.d.D. Bis zur Aufhebung der Gesellschaft Jesu war Z. dann in leitender Funktion tätig. Er war Rektor von Innsbruck 1754-57, in Freiburg i.Br. vorn 31. 3. 1557 bis zum 23. 1. 1760, wieder in Innsbruck 1760-63, in Regensburg 1763-66 und in Konstanz vorn 1. 11. 1766 bis zum 21. 11. 17 69 . Nach dem Ende seines sechsten Rektorates 1770-73 in Hall blieb er bis zum Tod im folgenden Jahr an seiner letzten Wirkungsstätte. - Gegen den an die jesuitische Theo!. gerichteten Vorwurf des "non ni si lanam caprinam tractare" und die damit verbundenen, gegen die Gesellschaft Jesu gerichteten Reformbestrebungen des Augsburger Bischofs verfaßte Z. 1746 eine ,,Disputatio theologica de gratia Christi", in der er "conci-
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Ziegler - Zimmer
liorum auctoritate et patrum atque ecclesiatice historiae eruditione" (Specht 172) in die theo!. Spekulation einbezog. Damit brachte er einerseits den Stein ins Rollen, der das exklusive Zensurrecht in Dillingen den Händen der Gesellschaft Jesu entgleiten lassen sollte, schuf aber andererseits ein gelehrtes Werk, das großen Beifall und unter dem Titel ,,Dogmata catholica" zwei weitere Auflagen fand. W Disputatio theologica de gratia Christi, Dillingen 1746; Dogmata catholica de incarnatione verbi, Ingolstadt 1753. L DBA; Mederer III 255 f.; de Luca 78; Sommervogel VIII 1498 f. (W); Gröber 283; Duhr III 249 u. ö.; Hurter 24; Matrikel LMU; Kurrus I 241; Gerl497; Strobel 304f. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Ziegler, Hieronymus, * ca. 1514 Rothenburg o.d.T., t 28. 1. 1562. Z. studierte in Ingolstadt und erwarb 1533 oder 1534 den Magistertite!. 1535-40 und 1542-48 lehrte er am St. Anna-Gyrnnasium in Augsburg, wo er auch als "ludimagister" die Theateraufführungen leitete. 1540-42 übernahm er an der Univ. Ingolstadt die erste Phil.lektur innerhalb der Artistenfak. Im Auftrag der Fak. gab er 1542 auch die ,,Rudimenta grarnmaticae latinae" Johannes Aventins, das verbindliche Lehrbuch für den Grarnmatikunterricht in Ingolstadt, neu heraus. 1548-53 ist Z. als Lehrer an der Poetenschule in München nachgewiesen. 1554 kehrte er nach Ingolstadt zurück, wo er als Nachfolger Abraham Löschers die fak.eigene Poetiklektur antrat. Diese Professur hatte er bis kurz vor seinem Tod inne. Während dieser Zeit war Z. mehrfach Dekan der Artistenfak. (WiSe 1554/55, SoSe 1557, SoSe 1559, SoSe 1561). 1554/55 amtierte er aushilfsweise auch als Regens des Georgianums. - Z. war einer der produktivsten Herausgeber klassischer und humanistischer Autoren seiner Zeit. So edierte er 1544 Giovanni Boccaccios "De casibus virorum illustrium" und 1554 Aventins ,,Annales Boiorum", allerdings in zensierter Form. Von letzterem Werk fertigte er 1556-58 auch eine allerdings ungedruckt gebliebene Übersetzung an. Daneben übersetzte er zahlreiche Werke ins Deutsche, u. a. Plutarchs Ehebüchlein. Vor allem wirkte Z. jedoch als Autor einer großen Anzahl neulateinischer Theaterstücke, die meist biblische Themen behandeln. Als Vorbilder dienten Z. Johannes Reuchlin, Jakob Locher Philomusus und Konrad Celtis sowie die biblischen Dramen, die in den Niederlanden entstanden. In der Regel für den Schulgebrauch bestimmt, sollten die Stücke von Z. die Schüler zum Gebrauch eines gereinigten Latein anhalten und zugleich religiös-
moralische Bildung vermitteln. Neben diesen Werken publizierte Z. 1555 eine für die Ingolstädter Univ.geschichte interessante Grabrede auf Georg Stenglin. Schließlich verfaßte er 1561 eine nie gedruckte bayer. Reimchronik, die bis 1460 reicht. W Protoplastus. Drama comico-tragicum, Augsburg 1545; In lugubres obitus duorum generosum, D. D. scilicet Wolfgangi, et Marthae coniugum, comitum, et dominorum in CasteIl epicedion, Ingolstadt 1548; Ophiletes. Drama comico-tragicum, Ingolstadt 1549; Regales nuptiae. Drama comico-tragicum, Augsburg 1553; Dramata sacra duo quorum unum infanticidium inscribitur, alterum de decem virginibus est, Ingolstadt 1555; Oratio funebris pro ... Georgio Stenglin, Augsburg 1555; Abel iustus. Tragoedia nova, Ingolstadt 1559; lllustrium Gerrnaniae virorum historiae aliquot singulares, ex optimis, probatissimisque authoribus erutae atque congestae, Ingolstadt 1562. - Hg.: Johannes Pistorius, Dialogus de fato et fortuna cui nomen paraclitus, vere pius et doctus, Augsburg 1544; Johannes Aventin, Annalium Boiorum libri septern, Ingolstadt 1554. - Ungedruckt: Übersetzung der ,.Annalen" Aventins (BSB, cgm 1573-80); Reimchronik (BSB, cgm 1599 f., clm 1385); handschriftliche Marginalien in einer SenecaAusgabe (UBM, 2° A.lat. 390a); handschriftlicher Namensindex zu einer Lycophron-Ausgabe (UBM, 2° A.gr.334). L ADB XLV 173 ff. (W); Mederer 1151 f. u. ö.; Prantl I 212 u. Ö., II 494; Schaff 49; J.-M. Valentin, H. Z. et son ,Abel justus·. Note sur la piece et son manuscrit, in: Etudes gerrnaniques 23 (1968) 381-88; Seifert, Statuten 491; A. Seifert, Das Georgianum 1494-1600, in: Real 175; Seifert 143 u. ö.; H. Hradil, Der Humanismus an der Univ. Ingolstadt (1477-1585), in: BoehmJ Spörl II 56 u. ö.; Gerber 135-39; P. Macardle, H. Z. Handwriting: Autographs in Two Books in the British Library, in: Wolfenbütteler Renaissance Mitteilungen 18 (1994) 51-55; Schwaiger 62; Schöner 398 u. Ö. L. Böninger
Zimmer, Patrizius Benedikt, * 22. 2. 1752 Abtsgmünd (Württemberg), t 16. 10. 1820 Steinheim (Schwaben), D Steinheim (Schwaben), kath. V Dorfchirurg.
Die humanistischen und phi!. Studien betrieb Z. in Ellwangen, die der Theo!. in Dillingen; 1772 erwarb er dort den Titel eines Baccalaureus der Theo!. Als Johann Michael Sailer am 1. 4. 1775 durch den Augsburger Weihbischof Tonsur und niedere Weihen empfing, stand Z. zur Priesterweihe an. Dann wurde er Repetitor, zuerst am Konvikt zu Dillingen, dann jm Seminar zu Pfaffenhausen. Doch bereits am 15. 2. 1783 erhielt er an der Univ. Dillingen die zweite Professur der Dogmatik (im Nekrolog erscheint er als Dr. der Theo!. und Phi!.), wo er auch Präfekt der Marianischen Kongregation war. In Dillingen schloß sich Z. sehr eng an Sailer an, so daß er dort zu jenem be-
Zimmer - Zimmern rühmten "Dreigestirn" gehörte, das diesen Jahren das Gepräge gab. Seit 1791 war Z. zugleich Pfarrherr des nahe bei Dillingen gelegenen Steinheim. Seine Ausrichtung an Kant und seine enge Verbindung zu Sailer und Josef Weber führten schließlich 1795 auch zu seiner Entlassung aus dem akad. Lehramt. Daraufhin zog er sich nach Steinheim zurück. Doch 1799 berief ihn der Aufklärer Montgelas zusammen mit Sailer und Weber nach Ingolstadt und dann nach Landshut. Seine nunmehrige Bekämpfung der Kantianer führte 1806 erneut zu seiner zeitweiligen Entfernung von der Univ. und 1807 zur Umänderung seines Lehrauftrages von der Dogmatik zur Exegese und biblischen Archäologie. Die Landshuter Auseinandersetzungen brachten schließlich seine dritte Absetzung vom Oktober 1807 bis zum April 1808. Das Vertrauen seiner Kollegen berief ihn dagegen 1818/19 und 1819120 ins Rektorat und dann in die zweite Ständekammer, ehe ihn ein plötzlicher Tod aus dem Leben rief. "Sein durchdringender Forschergeist, seine Tiefe und Gewandtheit in phi!., historischen und theo!. Untersuchungen, seine Stärke und Gewandtheit in der Sprache der Gelehrten und ... sein edelsinniger Charakter und Umgang machen uns seinen Verlust äußerst schmerzhaft", meinte die theo!. Fak. anläßlich seines Todes. - Z. versuchte mehrfach mit Hilfe verschiedener phi!. Systeme (Leibniz, Wolff, Kant, Fichte und schließlich Schelling), die kath. Dogmatik spekulativ zu begründen sowie deren Harmonie zwischen Glauben und Wissen aufzuweisen. Trotz mancher Irrgänge gebührt ihm das Verdienst, an der Überwindung der Aufklärung nicht unwesentlich beteiligt gewesen zu sein und über den Sailer-Kreis zur Münchener Romantik hinzuführen. Z. "trat in unbefangener Offenheit für Wahrheit und Recht ein. Dabei konnte er in Heftigkeit und Hitze geraten. Und doch werden seine Selbstbeherrschung und seine feinen Umgangsformen gerühmt" (Schäfer 100). "Überall erschien er als Mann, dem es vor allem um Wahrheit und Recht zu tun war. Mit seinem Ernste paarten sich Demut, Liebe, strenge Sittlichkeit und religiöse Wärme" (Doering). Q Archiv des Bistums Augsburg, Weiheregister 1775;
UAM, Matrikel der theo!. Fak. IV (1799-1820), E II 403 (Personalakt).
W Veritas christianae religionis, Augsburg 1789; Veritas catholicae religionis, Augsburg 1790; Theologiae christianae specialis, Tle. I-IV, Landshut 1802-06; Begriff und Gesetz der Geschichte, München 1817. L ADB XLV 242-48; DBA; DBA N. E; Felder II 54043, III 589 (W); Baader, Verstorb. II 242-45, (W); H. Doering, Die gelehrten Theologen Deutschlands im 18. und 19. Jh., Bd. 4, Neustadt 1831; J. M. Sailer, P. B. Z. kurzgefaßte Biographie und ausführliche Darstellung 32*
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seiner Wissenschaft, letzteres von J. Widmer, Landshut 1822 (P); J. Widmer, Nachtrag zu Z. kurzgefaßter Biographie oder dessen Theo!. und Phi!. in gedrängter Kürze, Uri 1823; J. Salat, Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaft und Aufklärung im südlichen Deutschland, Landshut 1823, 264-322; J. Denzinger, Vier Bücher von der religiösen Erkenntnis, Bd. I, Würzburg 1826, 209-11, 540-44; C. v. Schmid, Erinnerungen aus meinem Leben, Bd. 2, Augsburg 1853, 166171 u. ö.; E A. Scharpff, Vorlesungen über die neueste Kirchengeschichte, Bd. 2, Freiburg i.Br. 1852, 101 f.; Permaneder 192 u. ö.; G. Aichinger, Johann Michael Sailer, Freiburg i.Br. 1865, 87-90 u. ö.; K. Werner, Geschichte der kath. Theo!., Hildesheim 1866, Ndr. Hildesheim 1966, 254 ff. u. ö.; Hurter III 559 ff.; Prant! I 666 u. Ö., II 517; 1. E v. Schulte, Die Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, Bd. 3/1, Stuttgart 1880, 295; Specht 510 u. ö.; R. Stölzle, Johann Michael Sailer. Seine Maßregelung an der Akad. zu Dillingen und seine Berufung nach Ingolstadt. Ein Beitrag zur Gelehrtengeschichte aus dem Zeitalter der Aufklärung, Kempten-München 1910; M. Grabmann, Geschichte der kath. Theo!., Freiburg 1933, Ndr. Darmstadt 1965; H. Schiel (Hg.), Johann Michael Sailer. Leben und Briefe, 2 Bde., Regensburg 1948-52; LThK2 X 1370 f.; A. Heuser, Die Erlösungslehre in der kath.deutschen Dogmatik von P. B. Z. bis Michael Schmaus, Essen 1963; P. Schäfer, Phi!. und Theo!. im Übergang von der Aufklärung zur Romantik, dargestellt an P. B. Z., Göttingen 1971; Ders., P. B. Z., in: H. Fries/G. Schwaiger (Hg.), Kath. Theologen Deutschlands im 19. Jh., Bd. I, München 1975, 94-113 (W); Brandl 278 f. (W); BoehmlSpörl, LMU 205 (P); G. Schwaiger, Johann Michael Sailer, Regensburg 1982; Müller 350; R. A. Müller, Akad. Ausbildung zwischen Staat und Kirche. Das bayer. Lyzealwesen 1773-1849,2 Bde., Paderborn 1986,283 u. ö.; Matrikel LMU; Beckenbauer 14 u. ö.; Schwaiger 107 f. P Kupferstich.
E. M. Buxbaum
Zimmern, Oswald von, * 1604 Wellheim (Oberbayern), t 22. 2. 1680 Ingolstadt. V Johannes.
Nach dem Tod seines Vaters begann Z. das phi!. Studium in Eichstätt und wechselte 1620 nach einem Jahr nach Dillingen. Im zweiten Jahr als Theo!.student ging er nach Ingolstadt, wo er am 19. 11. 1624 in die Matrikel der Univ. eingetragen wurde. Die theo!. Studien schloß Z., seit 1627 Nutznießer eines von Christoph Gewold gestifteten Stipendiums, 1628 ab. Sämtliche Graduierungen von Z. wurden hingegen in Dillingen vollzogen: 1622 die Magisterpromotion der Phi!., 1628 das theo!. Lizentiat und am 3. 6. 1631 - erstmals in Dillingen - das Lizentiat beider Rechte. Im Dezember 1631 wurde Z., der zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als zwei Jahre geistlicher Rat und Hofkaplan des Augsburger Fürstbischofs Heinrich von Knöringen und seit der Erlangung sei-
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Zimmern - Zindecker
ner Lizentiate Kanonikus zu St. Peter in Dillingen war, zum Pönitentiar und Visitator der Diözese Augsburg ernannt. Diese Würden konnte er nur kurz wahrnehmen, da Augsburg am 20. 4. 1632 in die Hände der Schweden fiel. 1633 flüchtete Z. mit dem gesamten Klerus nach Füssen. Dort unterrichtete er fast zwei Jahre lang die Barone Freiberg in der Jurisprudenz, war Kaplan in der Kapelle St. Sebastian und St. Martin auf dem Schloß Hopferau und verfaßte nach eigenen Angaben asketische Schriften in Reutte in Tirol. Eine Pestepidemie veranlaßte ihn zur Rückkehr nach Augsburg, wo er Kanonikus bei St. Moritz wurde. Durch den bayer. Kurfürsten Maximilian I. wurde er auf die Pfarrei St. Moritz in Ingolstadt präsentiert und damit für die seit dem Tod Leo Menzels (1633) nicht besetzte Exegeseprofessur der Univ. designiert. Nach der Promotion zum Dr. theol. an der Univ. Dillingen hielt er am 9. 5. 1636 in Ingolstadt in Zeiten der Krise der theol. Studien die Antrittsvorlesung über die Notwendigkeit des Studiums der Hl. Schrift. Noch im Jahre 1636 wurde er Rat des Eichstätter Bischofs, Prokanzier und Rektor der Univ. Letzteres Amt hatte er 13mal, zuletzt 1670, inne. Ferner nahm Z., der spätestens seit 1666 geistlicher Rat des bayer. Kurfürsten war, während seiner langen Zugehörigkeit zur theol. Fak. 16mal das Dekanat wahr. Als Pfarrer versuchte Z., seine seelsorgerischen Pflichten persönlich zu erfüllen. Diesem Einsatz verdankt er die Würdigung als "pater pauperum" in den Univ.annalen. Die zeitweilige Zusammenarbeit mit dem berühmten Batholomäus Holzhauser, der ihm 1639 als Kaplan unterstellt wurde, war freilich von erheblichen Konflikten und dem Bemühen von Z., den Einfluß der Bartholomäer zu mindern, geprägt. Von 1675 an konnte Z. aus Alters- und Gesundheitsgründen seine Ämter nicht mehr in vollem Umfang versehen. 1677 wurde das Prokanzleramt aus seinen Händen "per modum provisionis" Ignaz Kherl übertragen. Professur und Pfarrei behielt Z., ungeachtet erheblicher Konflikte mit der theol. Fak., bis zu seinem Tod. - Z., der seine Bücher der Univ.bibliothek vermachte, hinterließ in gedruckter Form lediglich zwei asketische Schriften. Das handschriftliche Material hingegen, in dem Z. in Form von akad. und Promotionsreden mit autobiographischen Einsprengseln und eines Tagebuchs der Jahre 1636-46 sein langes Wirken an der Univ. dokumentierte, ist in hohem Maße aufschlußreich für die Geschichte und das Innenleben der Univ. Ingolstadt. Q BSB, c1m 1381 (J. A. Oefele, Elogia theologorum iIIustrium Ingolstadiensium ex auditorio theologico); DAE, B 186; UAM, GG IHIll II, GG II Nr. 289, 300, 328, 354; UBM, Cod. ms. 19 (Vorlesungsnachschrift), Cod. icon. 371.
W Compendiosa et facilis ad coelum via, Ingolstadt 1637; Opusculum asceticum, Ingolstadt 1663. - Ungedruckt: Johannis Oswaldi a Zimmern Universitatis Ingolstadiensis cancellarii autographae orationes academicae cum catalogo eorum qui sub ipso ad Iicentiatus et doctoratus honores provecti sunt (BSB, c1m 2225); Orationes promotionibus 1660-1671 (BSB, c1m 2213); Diarium 1636-46 (BSB, c1m 1628). L ADB XLV 301 f.; Mederer II 237 u. Ö., III 38 f. u. ö.; Westenrieder, Denkschrift auf Johann Nepornuk Mederer, in: Bey träge zur vaterländischen Historie 9 (1812) 101; J. G. Suttner, Bartholomäus Holzhauser und sein Institut im Bisthum Eichstätt, in: Pastoralbl. des Bisthums Eichstätt 26-29 (1867); Prant! I 408 u. ö.; Specht 243; T. Specht, Die Matrikel der Univ. Dillingen, Bd. 2, Dillingen 1912, 526; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836) in: SHVI 45 (1926) 76 ff.; Ders., SI. Moritz in Ingolstadt, Kirche und pfarrei: auf Grund urkundlicher Quellen dargestellt, in: SHVI 47 (1928) 70 f.; Matrikel LMU; BoehmlSpörl LMU 163 (P); Buzas 60. P Ölgemälde, Stadtarchiv Ingolstadl. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Zindecker (Zindegger, Zirndegger), Leonhard, * Saalfelden (Österreich), t 1617.
Z. studierte ab 1567 die artes und war 1581 erneut in der Ingolstädter Matrikel als Magister und Student der Rechte eingetragen. 1586 erwarb er den Titel eines Lizentiaten, 1587 eines Dr. beider Rechte. Von Oktober 1586 bis April 1589 lehrte er als Extraordinarius, von da an bis zum März 1591 als Ordinarius der Institutionen in Ingolstadt; wiederum in Ingolstadt auf der Kodexlektur wirkte er von Mai 1603 bis Ende 1604. Z. hatte einen guten Ruf als Zivilrechtler, seit 1586 wurde er als Disputant bekannt. Z. veröffentlichte jedoch im ganzen nur wenig, neben Schriften zum Zivilrecht auch Gelegenheitsgedichte und Reden. Er zog den Fürstendienst und den Dienst am Reichskammergericht einer ausgedehnten Lehr- und Publikationstätigkeit vor. Am 8. 6. 1590 leistete er in München den Eid als Hofrat auf der Gelehrtenbank. Von März 1591 bis Anfang 1597 schickte ihn der bayer. Kreis als Beisitzer ans Reichskammergericht, von April 1597 an übernahm er für ein Jahr erneut die Aufgaben eines Hofrats auf der Gelehrtenbank am Münchener Hof. Von dort wechselte er im Mai 1598 ins Kanzleramt zu Landshut, bevor er 1603 zum zweiten Mal nach Ingolstadt berufen wurde. Im Mai 1606 ging Z. wieder und nun endgültig nach Speyer, diesmal als Assessor extraordinarius caesareus. Q BayHStAM, PS 522. L Kobolt 423 f. (W); F. Stieve (Bearb.), Die Politik Baierns 1591-1607, TI. 2, München 1883,20; H. Do1Iinger, Studien zur Finanzreform Maximilians I. von Bayern in den Jahren 1598-1618. Ein Beitrag zur Ge-
Zindecker - Zingnis schichte des Frühabsolutismus, Göttingen 1968, 255 f.; Wolff 135 u. ö.; Lanzinner 421; R. Heydenreuter, Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian L von Bayern 1598- 1651, München 1981, 363. M. Lanzinner
Zingel, Georg, * Anfang 1428 Schlierstadt (Odenwald), t 26. 4. 1508 Ingolstadt, D Ingolstadt, Minoritenkirche.
Z. studierte seit 1458 an der Univ. Wien, wo er 1466 den Grad eines Magister artium erwarb. Nach anschließender Lehrtätigkeit an der Wiener Artistenfak., der er 1473 als Dekan vorstand, lehrte Z. seit dem 3. 12. 1474 als zweiter Ordinarius an der theol. Fak. der Univ. Ingolstadt. Am 23. 4. 1475 übernahm er erstmals das Dekanat der theol. Fak., um dieses Amt künftig halbjährlich alternierend zusammen mit Johann Permeter von Adorf wahrzunehmen. Als Rektor stand der mit einer Eichstätter Domherrenpfründe ausgestattete und seit 1476 auf Lebenszeit das Amt des Prokanzlers wahrnehmende Z. der Univ. viermal (1477, 1479, 1482, 1491) vor. 1509 wurden zwei von ihm testamentarisch verfügte Stipendien für zwei Theol.studenten eingerichtet. - Z. wurde bekannt durch den Konflikt mit dem Ingolstädter Poetiklehrer Jakob Locher, der ihn als "Scholastiker" und Feind der heidnischen Poeten angriff. Auf Lochers Invektive von l50~ ("Apologia") antwortete er am 28. 8. 1505 mIt einer namens des Rektors und der Univ. herausgegebenen Rechtfertigungsschrift ("Expurgatio"). Locher, der 1503-06 in Freiburg i.Br. lehrte und von dort seine Angriffe führte, kehrte 1506 nach Ingolstadt zurück, wo er diesmal ohne Namensnennung - die von Z. als mauleselhaft unfruchtbar gescholtene Poesie gegen die weit "unfruchtbarere" Theol. verteidigte ("Vitiosa sterilis mulae ad musam ... comparatio", 1506). In dieser Schrift machte Z. 24 ,,häretische" Thesen aus, ohne daß dies jedoch weitere Konsequenzen für Locher hatte. Z. erscheint hier als rigoristischer Gegner der "studia humanitatis", doch war er vor allem auch Kritiker von Prätention und Lebenswandel ihres Vertreters. Er fand Unterstützung bei älteren Humanisten wie Jakob Wimpheling und Ulrich Zasius. Ein grundsätzlicher Feind der studia" war er wohl nicht, wie aus seinem Brief an Konrad Celtis vom 26. 10. 1497 und aus dessen Ode H, 22 ("Ad Georgium Cynglum, theologum, se contra iurisperitos ob artes liberales non discendas opponentern") hervorgeht. W Expurgatio rectoris et consilii alme ac celebris gymnasio Ingolstadensis pro domino Georgio Zingel,
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Ingolstadt 1505. - Ungedruckt: Articuli partim de haeresi suspecti, 1506 (vgl. J. Schlecht). L ADB XIX 30; DBA; Prantl I 131 ff., II 483; J. Schlecht, Zu Wimphelings Fehden mit Jakob Locher und Paul Lang, in: Festgabe K. T. v. Heigel, München 1903,236-65; H. Rupprich (Hg.), Der Briefwechsel des Konrad Celtis, München 1934,291 f.; Matrikel LMU; Real 30-36; BoehmlSpörl, LMU 32 (P); BoehmlSpörl I 120 (P); G. Heidloff, Untersuchungen zu Leben und Werk des Humanisten Jakob Locher Philomusus (14711528), Münster 1975, 253-95; Kausch 23 f.; Seifert 32 f. u. ö.; Seifert, Statuten 64 f. u. ö.; Jakob Wimpheling, Briefwechsel, hg. von O. HerdinglD. Mertens, 2 Tle., München 1990,486 ff. u. ö.; Schöner 269 f. u. ö.; Seifert, Schulwesen 232 u. ö.; Weitlauff 339 u. Ö. P Grabplatte.
J.-D. Müller
Zingnis, Christoph, SJ, * 28. 8. 1644 Eppan (Tirol), t 19.3. 1700 Rom.
Z., der am 3. 11. 1664 dem Jesuitenorden beigetreten war, absolvierte nach dem Noviziat 1666-69 in Ingolstadt seine phil. Studien. Nach dem Studium der Theol. empfing er am 29. 3. 1676 in Eichstätt die Priesterweihe. 1678-81 wurde er in der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt vom Orden als Prof. für Physik eingesetzt. Weitere Stationen seiner in Entsprechung zur gängigen Praxis des Jesuitenordens zu vermutenden Lehrtätigkeit sind nicht bekannt. In den l680er Jahren stand Z. zeitweise den Jesuitenkollegien in Hall und Trient (168588) als Rektor vor. Seit 1693/94 war er in Rom als Substitutus Assistentiae Germaniae tätig. Von Papst Innozenz XII. wurde Z. als einer der drei Zensoren für das antiprobalistische Werk "Fundamentum theologiae moralis" (Rom 1694) von Ordensgeneral Tirso Gonzales, das innerhalb der Societas Jesu heftige Kontroversen auslöste und erst nach erheblichen Korrekturen erscheinen konnte, bestellt. W Quaestiones philosophiae de causa productiva et libertate animae rationalis (Praes.; Resp.: J. A. Sedlmayr), Landshut 1681. L ADB XLV 324; Prand I 506; Romstöck 460 f. (W); Sommervogel VIII 1508 f. (W); L v. DöllingerlF. H. Reusch, Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-kath. Kirche, Nördlingen 1889,202 ff.; Duhr III 163; Schaff 140; Gerl 499; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 329 f. W. Müller
Zingnis, Pau!, SJ, * 5. 3. 1646 Eppan (Tirol), t 9. 1. 1696 Ingolstadt.
Die Stationen des ordensüblichen Ausbildungsganges von Z., der am 3. 11. 1664 in die Societas Jesu eingetreten war, sind nicht bekannt. 1681-84 lehrte er an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt Logik und Physik, anschließend ge-
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Zingnis - Zweissig
hörte er der theol. Fak. an, der er 1684 als Dekan vorstand. Seit 1685 war Z. in Fribourg, seit 1687 in Innsbruck als Prof. der Theol. tätig. In Innsbruck ließ Z. einige theol. Schriften erscheinen. W Disputatio theologica de septem gratiae fontibus, sive de natura, afficacia et administratione sacramentorum, Innsbruck 1694. L ADB XLV 324 f.; De Luca 61; Prantlii 506; Sommervogel VIII 1509 (W); Schaff 140; Ger! 499; Högner, Phi!. und Med. in Ingolstadt 330-33.
W. Müller
Zoanetti, Francesco, * Bologna, t Bologna. Z., ein Schüler des Andrea A1ciati, wurde im Herbst 1548 als Ordinarius für die Kodexlektur nach Ingolstadt berufen. Unter Hinweis auf ein Mandat von Herzog Wilhelm IV. von Bayern verweigerte der aus adeliger Bologneser Familie stammende Z. zunächst die Eidesleistung, willigte aber schließlich am 28. 5. 1549 in die Immatrikulation ein. Im selben Jahr wurde ihm in Ingolstadt auch die Würde eines Dr. iur. utr. verliehen. Zwischen 1549 und 1558 stand er der Univ. vierrnal als Rektor vor. Als Rat des bayer. Herzogs erfüllte Z., der ferner Rat Kaisers Ferdinands I. war, auch diplomatische Missionen, so etwa 1550 in Rom bei Verhandlungen über den Klerikerzehnt. 1560 wurde er als Kanonist an die Univ. seiner Heimatstadt Bologna zurückberufen. Mit seinem Traktat ,,oe Romano imperio ac eius jurisdictione" gehörte Z., dessen Werke 1600 einer Gesamtausgabe für wert erachtet wurden, zu den ersten Juristen, die sich Fragen des Reichsstaatsrechtes zuwandten. Q BayHStAM, Oefeleana 78; UAM, D III 4.
W De Romano imperio ac eius jurisdictione, 0.0. 1563; Opera, Marburg 1600. L DBA (W); Mederer I 207 f. u. ö.; Prantl 1196 u. ö.; ; R. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. I, München-Leipzig 1880, Ndr. MünchenBerlin 1957,389 f.; Matrikel LMU; F. H. Schuber!, Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit, Göttingen 1966,275 f. u. ö.; Wolff 125 f. u. ö.; Buzas-Resch I 81. H. Wolff
Zöpfel,JohannGeorg, * Ingolstadt, t 17.9.1696 Ingolstadt. Z., Dr. theol. und seit 1672 Richter an der bischöflichen Kurie in Eichstätt, bewarb sich, als der Tod des kränkelnden Exegeseprof. und Moritzpfarrers Oswald von Zimmern im Jahr 1675 absehbar wurde, um dessen Nachfolge. Mit dem Eintritt der tatsächlichen Vakanz konnte Z., protegiert durch den Eichstätter Bischof
und gegen die Widerstände des den bartholomäischen Ambitionen zugeneigten kurfürstlichen Hofes, Kanzel und Kathedra besteigen. Er hielt die Antrittsrede am 8. 4. 1680. Das Rektorat bekleidete Z. erstmals im WiSe 1682, dann im SoSe 1687, im WiSe 1691 - zu diesem Zeitpunkt päpstlicher Protonotar - und schließlich im WiSe 1694. Während seiner Zugehörigkeit zur Univ. stand er der theol. Fak. siebenmal als Dekan vor. Jacob Prugger pries Z. in seiner Leichenrede als einen Mann, der "a luxu alienissimus haberetur" (Mederer III 92). In der Tat wurde Z. wegen unzulänglicher Entlohnung seiner Kapläne 1687 für 16 Wochen von seinem Amt suspendiert. Seine Tätigkeit als Moritzpfarrer war durch ständige Reibereien mit dem Eichstätter Bischof gekennzeichnet. Als Univ.gelehrter trat Z. nicht hervor; er hinterließ keine Schriften. Q BSB, clm 1381 (J. A. Oefele, Elogia theologorum illustrium Ingolstadiensium ex auditorio theologico); UAM, E I 4 b, GG II/II Ir.
L Mederer III 87 u. ö.; Westenrieder, Denkschrift auf Johann Nepomuk Mederer, in: Bey träge zur vaterländischen Historie, Geographie 9 (1812) 102; J. G. Suttner, Bartholomäus Holzhauser und sein Institut im Bisthum Eichstätt, in: Pastoralb!. des Bisthums Eichstätt 26-39 (1867), 106 ff.; J. B. Götz, Die Grabsteine der Moritzkirche in Ingolstadt (1340-1836) in: SHVI 45 (1926) 78 ff.; Ders., SI. Moritz in Ingolstadt, Kirche und pfarrei: auf Grund urkundlicher Quellen dargestellt, in: SHVI47 (1928) 71; Matrikel LMU. P Ingolstadt, SI. Moritz. K. FaußnerlR. Larsson-Folger
Zweissig (Zwyssig, Zwissig), Joseph, SJ, * 12.8. 1729 Flüelen (Schweiz), t 1793 Altdorf (Schweiz). Nach dem am 10. 10. 1747 erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden besuchte Z. das Noviziat in Landsberg. 1749-52 absolvierte er an der Univ. Ingolstadt zunächst seine phil., 1756-60 seine theol. Studien. Am 18. 5. 1750 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Anschließend wurde Z. an verschiedenen, dem Orden unterstellten Lehranstalten eingesetzt, ohne dabei mit über die Lehrtätigkeit hinausweisenden wissenschaftlichen Aktivitäten hervorzutreten: 1752-55 lehrte er in München Grammatik, 1755/56 in Neuburg a.d.D. Humaniora, 1761/ 62 in Augsburg Grammatik, 1762/63 in Ellwangen und 1763-65 in München Phil. Nach der am 2. 2. 1765 abgelegten Profeß war Z. 1765-68 an der phil. Fak. der Univ. Ingolstadt Prof. für Logik und Physik, anschließend lehrte er 1768/69 in Augsburg Moraltheol., 1769/70 in Solothurn scholastische Theol., 1770/71 in Neuburg a.d.D. Moraltheol. und Kirchenrecht
Zweissig - Zwinger und schließlich 1771 in Dillingen sowie 177173 in Freiburg LBr. Moraltheo!. Nach der Aufhebung der Societas Jesu 1773 war Z. 1773-78 Prof. für scholastische Theo!. arn erst 1774 aufgehobenen Kolleg bzw. Lyzeum Luzem. Anschließend war er als Pfarrer und bischöflicher Kommissar in Altdorf (Schweiz) tätig. W Tractatio de theoria descensus gravium obliqui ejusque multiplici applicatione, München 1765. L Prantl I 613; Romstöck 461 f. (W); Sommervogel VIII 1546 (W); Specht 286; Schaff 169; Matrikel LMU; KuITUs 11 314 u. ö.; Strobel 454; Böhme, Prof. der phi\. Fak. 128 f.; D. Leisibach, Die Aufhebung des Luzemer Jesuitenkollegiums 1774. Die Anfange der Staatsschule 1774-1814, Baldegg 1978,76 u. ö. W. Müller
Zuichemus, Viglius
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Aytta, Wigle van
Zwinger, Joseph, SJ. * 18. 3. 1705 Haunersdorf, t 14.6.1772 Konstanz. Z. durchlief nach dem arn 13. 9. 1725 in Landsberg erfolgten Eintritt in den Jesuitenorden die ordensübliche Ausbildung, wobei er 1731-35 in Ingolstadt Theo!. studierte. Am
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4. 6. 1735 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Anschließend wurde er von seinem Orden sieben Jahre als Prof. für Phil. eingesetzt, u. a. in Augsburg, wo er arn 2. 2. 1740 Profeß ablegte, und an der Univ. Dillingen (1741-43). In der Folgezeit wirkte Z. 15 Jahre als Prof. für Theo!., u. a. 1743-48 in Luzem, an der Univ. Freiburg LBr. sowie 1752-58 an der theo!. Fak. der Univ. Ingolstadt, wo er Dogmatik lehrte. Danach stand Z. zunächst dem Ingolstädter Jesuitenkolleg als Rektor vor (1758-61), 1762/63 hatte er die gleiche Funktion sowie die des Univ.rektors in Dillingen inne. Später hielt sich Z. auf Schloß Inzigkofen bei Sigmaringen auf, wo er als Beichtvater des Kardinals und Konstanzer Fürstbischofs Franz Konrad von Rodt tätig war. Z. veröffentlichte vor allem Predigten, als Autor theo!. Werke trat er kaum in Erscheinung. W Apologia divi Hieronymi adversus Johannern Clericurn, Freiburg LBr. 1752; Lob-Rede auf die welt-berühmte Feyer der sogenannten Engelweyhe zu EinsiedIen, 0.0. 1760. L Prantl 11509; Sommervogel VIII 1548 (W); Specht, Rektoren 87; Specht 277 U. ö.; Gröber 290; Ger! 502; KuITUs 11 313; Strobel 158 f. W. Müller
Anhang
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526 Von Christoph Schöner I. Aufbau und Entwicklung des artistischen Lehrkörpers an der Universität Ingolstadt bis zur Einführung besoldeter Fachlekturen 1526. Erläuterungen zum Verzeichnis der ,magistri regentes' 1472 -1526 1. An den Universitäten des Pariser Typs, zu denen auch Ingolstadt zählte, hatte sich der Lehrkörper der artistischen Fakultät in seiner Zusammensetzung schon immer von demjenigen der ,höheren' Fakultäten der Theologen, Juristen und Mediziner unterschieden I. Dies hängt sowohl mit der untergeordneten, überwiegend propädeutischen Funktion der Fakultät im Lehrgefüge der Gesamtuniversität zusammen als auch, damit einhergehend, mit der Altersstruktur des Lehrkörpers und den Zielen, welche die artistischen Magister mit ihrer Lehrtätigkeit verfolgten.
Der Erwerb des Magistergrades an der artistischen Fakultät war Voraussetzung für die Aufnahme eines Theologiestudiums; auch die meisten Medizinstudenten und viele Jurastudenten besaßen ihn 2 • Aus eben diesen jungen Magistern und Studenten der ,höheren' Fakultäten rekrutierte sich zum überwiegenden Teil der artistische Lehrkörper, denn die Promotion zum ,magister artium' beinhaltete die Verpflichtung, anschließend zwei weitere Jahre an der Artistenfakultät als ,regens' tätig zu sein, gewissermaßen lehrend nochmals den Stoff zu wiederholen. Hiervon konnte man sich dispensieren lassen, was auch oft genug geschah, wenn hinreichend Lehrpersonal zur Verfügung stand. Doch keineswegs für alle neu kreierten Magister war die Lehre nur lästige Pflicht, sondern für viele bot sie auch dank der damit verbundenen Hörgeldeinnahmen und Emolumente die Möglichkeit, sich das Weiterstudium zu finanzieren. Die Regenz an der artistischen Fakultät stellte für diese ,Magisterstudenten .3 also, anders als bei den Professoren der ,höheren' Fakultäten, nur ein Durchgangsstadium auf dem Weg zur Graduierung in einer der Fachwissenschaften dar bzw. die Erfüllung der zweijährigen Lehrverpflichtung, des sogenannten ,Bienniums', nach der Promotion. Selbstverständlich waren die ,magistri regentes' im Durchschnitt erheblich jünger als ihre Kollegen an den ,höheren' Fakultäten. Zu der Zeit, als die Universität Ingolstadt erstmals ihre Pforten öffnete, hatte sich der Abstand zwischen den Artisten und den Professoren der ,höheren' Fakultäten eher noch I Zuletzt hierzu J. Verger, Die Universitätslehrer, in: Geschichte der Universität in Europa, hg. von W. Rüegg, Bd. I: Mittelalter, München 1993, 139 - 57 (mit weiterer Literatur). Im folgenden ist nicht beabsichtigt, eine erschöpfende Abhandlung zum Lehrkörper der artistischen Fakultät der Universität Ingolstadt zu bieten. Vielmehr sollen lediglich die Grundstrukturen herausgearbeitet werden, deren Kenntnis zum Verständnis des folgenden "Verzeichnisses der ,magistri regentes' 1472 -1526" nötig ist. 2 Vgl. hierzu, auch mit speziellem Augenmerk auf die Ingolstädter Verhältnisse, Seifert, Statuten 150- 54. 3 Der Begriff nach der Typologie der Studenten von R. C. Schwinges, Der Student in der Universität, in: Geschichte der Universität in Europa, hg. von W. Rüegg, Bd. 1: Mittelalter, München 1993, 182- 85.
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Christoph Schöner
vergrößert. Alte Vorrechte wie das Artistenrektorat waren an den deutschen Universitäten längst weggefallen oder erst gar nicht übernommen worden4 . Zudem war die artistische Lehrerschaft bei einer anderen Entwicklung zurückgeblieben: der Ausbildung des Ordinarienwesens, welches in den ,höheren' Fakultäten zum Aufkommen einer begrenzten Zahl von hauptberuflichen Universitätslehrern mit bestimmtem Fachgebiet und fester Besoldung geführt hatte. Im Zusammenhang damit waren die anfänglich noch fest zum Lehrangebot gehörenden Vorlesungen der Bakkalare allmählich verschwunden - sieht man von den Bibel- und Sentenzenvorlesungen der theologischen Bakkalare einmal ab. All dies war in der Artistenfakultät allenfalls im Keim vorhanden. Zwar dürfte es sich bei den statutarisch festgeschriebenen Feiertagslektionen der artistischen Bakkalare nur mehr um ein Rudiment gehandelt haben, das von der Texttradition fortgeschleppt wurde5 ; auch lassen sich schon vereinzelt im 13. Jahrhundert, häufiger dann seit dem 14. Jahrhundert Magister finden, die ihr Leben lang als ,professionelle Magister' an der ,untersten' Fakultät lehrten, ohne Ambitionen auf einen höheren Grad zu hegen 6 . Doch für besoldungswürdig erachtete man das artistische Lehramt angesichts des Überangebotes der oben erwähnten, lehrwilligen ,Magisterstudenten ' - mit Ausnahme der Magisterkollegien, auf die gleich eingegangen wird - noch nicht, weshalb die Zahl der lehrenden Magister nicht begrenzt zu werden brauchte. Und auch die Zuweisung eines festen Fachgebietes an einzelne Magister war weitestgehend unbekannt. Vielmehr mußte jeder Magister in der Lage sein, eine beliebige Veranstaltung aus dem artistischen Curriculum zu übernehmen, die ihm durch Los oder ein anderes festgelegtes Verfahren zufiel. Daraus darf selbstverständlich nicht geschlossen werden, daß innerhalb der Artistenfakultät alle Magister gleichberechtigt und auch in gleicher Weise in der Lehre engagiert gewesen wären. Ganz im Gegenteil hatte sich überall im Verlauf der Jahre sowohl in der Lehre wie in der Regierung der Fakultät eine vielfältig gestaffelte Hierarchie herausgebildet, die trotz aller Gemeinsamkeiten im ganzen von Universität zu Universität Unterschiede im Detail aufwies. Die Kenntnis dieser Entwicklung ist für das Verständnis des folgenden "Verzeichnisses der ,magistri regentes' 1472- 1526" sowie der Karrieren jener Magister, welche eigene Viten erhalten haben, unabdingbar? 2. Die Universität Ingolstadt zeichnete sich dadurch aus, daß an ihr zu Beginn nicht eine, sondern zwei artistische Fakultäten bestanden 8 - eine für die ,via moderna' und eine 4 Vgl. zuletzt R. C. Schwinges, Rektorwahlen. Ein Beitrag zur Verfassungs-, Sozial- und Universitätsgeschichte des alten Reiches im 15. Jahrhundert, Sigmaringen 1992, 14f. 5 So z. B. in Ingolstadt die Vorschrift über die von Bakkalaren an Feiertagen abzuhaltenden Computus- und sonstigen mathematischen Vorlesungen (Mederer IV 89), die dem Anschein nach niemals gehalten wurden. Vgl. dazu Schöner 123. 6 Hierzu zuletzt J. Miethke, Zur sozialen Situation der Naturphilosophie im späteren Mittelalter, in: Hartrnut Boockmann/Bernd Möller/Karl Stackmann (Hg.), Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Göttingen 1989, 258f. Ausführlicher, allerdings eher theoretisch als empirisch, bereits vorher dargelegt von J. Ben-David, The scientist's role in society, Englewood Cliffs, N. J. 1971, 46ff. 7 Diese Entwicklung ist bereits im Kapitel ,Die Oligarchiebildung in der Artistenfakultät und ihre Folgen für die Mathematik' in meiner Dissertation dargestellt, allerdings verengt auf die Folgen dieser Entwicklung für die Mathematik und ohne daß mir damals die im vorliegenden Band veröffentlichten prosopographischen Daten zur Verfügung gestanden hätten. Vgl. Schöner 135 - 46. 8 Eine umfassende Frühgeschichte der Ingolstädter Artistenfakultät steht noch aus. Vgl. derzeit A. Liess, Die artistische Fakultät der Universität Ingolstadt 1472 -1588, in: Boehm/Spörl 11 9 - 35, sowie Schöner 121- 61 und 314 - 57.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
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für die ,via antiqua,9. Allerdings verlief die Entwicklung in beiden, wie die Umstände anläßlich ihrer Vereinigung nach dem Scheitern des Experiments im Mai 1478 belegen, parallel, so daß dieser Umstand hier weitestgehend unbeachtet bleiben kann. Grundsätzlich waren in der speziellen Gründungssituation, die den Interessenskonflikt zwischen Neuankömmlingen und Alteingesessenen, welche auf ihre Rechte pochten, noch nicht kennen konnte, alle Magister der artistischen Fakultät gleichberechtigt. Eine gewisse Ungleichheit wurde lediglich dadurch geschaffen, daß sechs Magister - drei aus jeder ,via' - eine feste Besoldung als Kollegiaten an einem Magisterkolleg, welches später zur Unterscheidung vom 1494 gegründeten Georgianum als ,collegium vetus' bezeichnet wurde, erhielten und dafür hörgeldfrei lesen mußten 10. Solche Magisterkollegien existierten an fast allen Universitäten des Reiches und waren als Anschubfinanzierung unverzichtbar, um das System des sich aus seinen ehemaligen Studenten rekrutierenden, selbstregulierenden artistischen Lehrkörpers überhaupt in Gang zu bringen und im weiteren Verlauf von Konjunkturschwankungen einigermaßen unabhängig zu machen 11. Besondere Vorrechte gegenüber den anderen Magistern besaßen die Kollegiaten jedoch nicht. Die übrigen ,regentes' mußten sich ihren Lebensunterhalt aus Hörgeldern und Emolumenten wie Promotionsgebühren und Strafgeldern finanzieren. Eine weitere Einnahmequelle bot schließlich der Betrieb einer Burse, in welcher die Studenten der Artistenfakultät, die in der Regel noch sehr jung waren, unter der Aufsicht des leitenden Magisters, des Konventors, Wohnung zu beziehen hatten und auch einen Teil ihrer artistisch-akademischen Übungen, die sogenannten Bursenresumptionen, absolvierten 12. Bei dieser Gemeinschaft von Gleichen blieb es allerdings nicht lange. Allein schon die schnell wachsende Zahl der ,magistri regentes' - in Ingolstadt dürften es gegen Ende der 70er Jahre, als sich die Verhältnisse nach Abschluß der Gründungsphase stabilisiert hatten, 50 bis 60 gewesen sein l3 - erforderte eine stärkere Differenzierung, um die Fakultät angesichts der enormen Fluktuation im Lehrkörper entscheidungsfähig und stabil zu halten. 9 Grundlegend G. Ritter, Via antiqua und via modema auf den deutschen Universitäten des XV. Jahrhunderts, Heidelberg 1922; der neueste Forschungsstand bei G.-R. Tewes, Die Bursen der Kölner Artisten-Fakultät bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Köln 1993, 330 ff. (mit weiterer Literatur). 10 Dazu A. Seifert, Das Ingolstädter Collegium vetus, in: Historisches Jahrbuch 89 (1969) 33 - 51. Die Hörgeldfreiheit ist im Stiftungsbrief der Universität festgeschrieben, vgl. Prantl 11 24. 11 Vgl. zum Phänomen der Magisterkollegien A. Seifert, Die Universitätskollegien - Eine historisch-typologische Übersicht, in: F. Rüth/R. Hauer IW. Frhr. von Pölnitz-Egloffstein (Hg.), Stiftungen aus Vergangenheit und Gegenwart, Tübingen 1974,355 -72, und insbesondere 362 zur Problematik der Anschubfinanzierung. So ging die erfolgreiche Reorganisation der beiden im ersten Anlauf beinahe gescheiterten Universitätsgründungen in Krakau (1364) und Wien (1365) jeweils mit einer Kolleggründung einher (Wien 1384, Krakau 1400). 12 Hierzu zuletzt R. C. Schwinges, Sozialgeschichtliehe Aspekte spätmittelalterlicher Studentenbursen in Deutschland, in: J. Fried (Hg.), Schulen und Studium im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters, Sigmaringen 1986, 527 - 64. Schwinges schätzt das Alter der Burseninsassen auf "zwischen vielleicht zehn und 25 Jahren" (537). In Ingolstadt sind in den 70er Jahren zehn Bursen nachweisbar: Aristoteles (,via antiqua'), Dingelfing (,via antiqua', später in Adler umbenannt), Drache (,via moderna'), Engel (,via antiqua'), Lilie (,via moderna'), Löwe (,via moderna'), Paris (,via antiqua'), Rosa (,via moderna'), Wien (,via moderna', zum Sommersemester 1477 aufgehoben) und Wind (,via moderna'). 1480 kam noch die Burse Sonne (,via moderna') hinzu. Die Wegezugehörigkeit einer Burse konnte im Verlauf der Jahre wechseln. 13 In der Fakultät der ,via antiqua' waren es bei der Vereinigung der beiden artistischen Fakultäten 1478 exakt 20 (UAM, 0 I 2, f. Ir). Für die nachweislich größere Fakultät der ,via moderna', welche in den Sitzungen des Universitätskonzils, in denen beide Fakultäten nur eine gemeinsame Stimme hatten, ständig die ,via antiqua' majorisierte, scheinen deshalb 30 bis 40 nicht zu hoch gegriffen.
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Subjektive wie objektive Faktoren spielten hierbei eine Rolle: Zunächst einmal der vorgegebene Gegensatz zwischen schon länger tätigen Magistern, welche teilweise jahrzehntelang in der Fakultät lehrten 14 und deswegen eine ganz andere Einstellung zu ihr gewannen, und den frisch promovierten, die meist nach Erfüllung des Bienniums wieder ausschieden. Neben Rang- und Machtfragen - denn welcher Lehrer wollte schon gerne von einem Tag auf den anderen seinen Schüler, über den er soeben noch die disziplinarische Aufsicht ausgeübt hatte, gleichberechtigt neben sich sitzen haben? - ging es dabei auch um handfeste finanzielle Interessen. Wer durfte an den Emolumenten teilhaben, von denen für den einzelnen nicht viel übriggeblieben wäre, hätte man sie durch 50 oder 60 geteilt? Und wer durfte im kommenden Semester welche Vorlesung oder Übung halten? Die aus der Lehrtätigkeit zu ziehenden Hörgeldeinnahmen erstreckten sich schließlich von einem Groschen (z. B. für die Vorlesung über den Algorismus) bis zu einem Gulden (z. B. für die Übung zu den ,parva logicalia') pro Student!15 Objektiv galt es, dafür zu sorgen, daß die wichtigsten Veranstaltungen von kompetenten Magistern abgehalten wurden. Innerhalb des artistischen Curriculums hatten sich schon vor Gründung der Universität IngoI stadt die Veranstaltungen zu den ,Parva logicalia', der ,Ars vetus' und der Physik als Hauptvorlesungen für die Scholaren, die Ethik und die Metaphysik als Hauptfächer für die auf das Magisterexamen hin studierenden Bakkalare herauskristallisiert l6 . Sie durften keinesfalls auf Dauer Anfängern überlassen bleiben. Unter diesen Voraussetzungen spielte sich in Ingolstadt die Herausbildung einer Gruppe von privilegierten Magistern innerhalb der ,regentes' ab. Sie setzte in der Fakultät der ,via moderna' im Wintersemester 1473/74 ein. In einem Statut dieses Jahres ist unvennittelt von den Magistern, die als nicht konzilsberechtigt nur dem Gremium der Fakultät angehören sollten, die Rede 17. Anscheinend war damals für Zugewanderte und frisch Promovierte eine Wartezeit von zwei Jahren bis zur Kooptation ins Konzil eingeführt worden l8 . Am 23. 1. 1476 verlängerten dann die Magister der ,via moderna' diese Wartezeit auf eine vier Jahre zurückliegende Promotion samt zweijähriger Regenz l9 . Alle, die lediglich ihrer Bienniumspflicht nachkamen, waren damit vom Konzil und den Fakultätsämtern, zu de14 Nachweislich zehn oder mehr Jahre lehrten vor 1526 an der Artistenfakultät in Ingolstadt 54 Magister: Magnus Airnschmalz, Leonhard Arnold, Johann Aumüllner, Georg Behaim 11., Anton Braun, Leonhard Dornvogt, Johann Eckental, Georg Eysenhuet, Johann Eistetter 1., Johannes Erbendorf, Thomas Euring I., Johann Faltermair, Oswald Fischer (Arnsperger), Stefan Forster, Andreas Groskopf, Peter Gruenhofer, Johann Hagenauer, Leonhard Hochrnair, Johann Keller, Alexius Klaiber, Johann Kneissel, Willibald Krapf, Johann Krenner, Engelhard Kuenhofer, Wolfgang Lotter, Andreas Lotzenhofer, Georg Minsinger, Wolfgang Oeder, Euban Ott, Johann Parreut 11., Johann Parsch, Hieronymus Paternoster, Johann Pettendorfer, Johann Planck 1., Johann Pluemel, Michael Putersaß, Thomas Ramelspach, Andreas Raphae1is, Johann Reckenschinck, Johann Salach, Jakob Schaider, Georg Schwebermair, Christoph Seilmayr, Andreas Stiborius, Jakob Strobel, Christoph Tengler, Thomas WenigeI, Konrad Widmann, Leonhard Wind, Johannes Winhart, Georg Wolf, Johannes Würzburger, Johannes Zaler und Alexius Zehentmair. 15 Die Hörgelder von 1472 bei Mederer IV 93 f., diejenigen von 1492 bei Prant! 11 109 ff. 16 Vgl. dazu A. Liess, Artistische Fakultät (wie Anm. 8), 17 f. 17 UAM, 0 I 1, f. 4r: "Volumus, ut receptus ad gremium facultatis nostre et non ad consilium eiusdem". 18 Dies ergibt sich daraus, daß nach der Vereinigung der beiden artistischen Fakultäten im Mai 1478 die nächsten, arn 12. 3. 1481 zum Konzil zugelassenen Magister alle dem Jahrgang der Anfang Januar 1477 Promovierten entstammten. Die Anfang Januar 1476 Promovierten müssen demnach schon vor dem Mai 1478, also nach zweijähriger Wartezeit, kooptiert worden sein; anscheinend galt für das folgende, arn 23. 1. 1476 erlassene Statut ein Rückwirkungsverbot, so daß die vorher Promovierten nicht mehr davon betroffen waren. 19 Prant! 11 54. Zu analogen Entwicklungen an anderen Universitäten vgl. Seifert, Statuten 163.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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nen auch die lukrative Tätigkeit als Examinator zählte, ausgeschlossen. Zur selben Zeit muß die ,via antiqua' den ersten analogen Schritt auf diesem Weg getan haben, denn bei der Vereinigung beider Fakultäten am 15. 5. 1478 zeigte auch ihre Lehrerschaft die Gliederung in Gremium und Konzil, wobei der am 18. 10. 1476 aus Basel zugewanderte Magister Johannes Bair 11. noch keinen Zugang zum Konzil hatte 2o • Nach dieser ersten Stufe einer Oligarchiebildung war die artistische Lehrerschaft in zwei Gruppen gespalten, nämlich in diejenigen Magister, die als ,regentes' dem Gremium angehörten und damit eine Vorlesung übernehmen konnten, und diejenigen, die außerdem noch konzilsberechtigt waren. Die entsprechende Bestimmung wurde 1478 von der vereinigten Fakultät übernommen 21 und ging dann in die Neuredaktion der Statuten von 1492 ein 22 • Die wenigen Beobachtungen, die trotz des Verlustes des artistischen Dekanatsbuches von der Mitte des Sommersemesters 1494 bis zum Wintersemester 1512/ 13 möglich sind, deuten darauf hin, daß die Wartezeit in den folgenden Jahren noch verlängert wurde 23 , doch scheint man sie, vielleicht auf Druck von außen hin, spätestens 1511 wieder auf vier Jahre verkürzt zu haben 24 • Erst die Statuten von 1518/22 sahen dann eine Ausnahme vor, die wohl schon anläßlich der später zu behandelnden Fakultätsreform von 1515, als die Bursen einen neuen Stellenwert in der Lehrverfassung der Fakultät erhielten, eingeführt worden war: Kollegiaten und Bursenkonventoren fanden qua Amt Zugang zum Fakultätskonzil, mußten dieses jedoch wieder verlassen, wenn diese Voraussetzung wegfiel und nicht zwischenzeitlich ihre Promotion vier Jahre zurücklag 25 . Gleichzeitig mit der Beschränkung der Konzilsfähigkeit reservierten sich die verbliebenen Faku1tisten der ,via moderna' auch die oben genannten Hauptvorlesungen. Waren 1472 noch alle Veranstaltungen per Los an die ,regentes' verteilt worden, so wurden zum 1. 9. 1476 die fünf Hauptvorlesungen mit herzoglicher Genehmigung aus diesem Verfahren herausgenommen und künftig mittels Wahl durch das Fakultätskonzil besetzt26 . Allerdings spielte dabei - das weitere Schicksal der Ethik- und Metaphysikvorlesung wird es
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20 UAM, I 2, f. Ir. Nur die beiden eben erst aus Paris eingetroffenen, der ,via antiqua' zuzurechnenden Magister Michael Thuarog und Matthäus Schönhofer - letzterer hatte sich noch nicht einmal immatrikuliert ! - hatten sofort Zugang zum Konzil gefunden; der Grund hierfür ist nicht bekannt. Der letzte, der nicht erst seine Wartezeit im Gremium absitzen mußte, war dann der aus Wien kommende, also der ,via modema' zuzurechnende Magister Johannes Kräl, welcher, am 22. 4. 1478 immatrikuliert, schon am 29.5. kooptiert wurde. 21 Prant! n 88. 22 Prant! n 104. 23 Vereinzelte Angaben über Aufnahmen ins Fakultätskonzil finden sich im Rechnungsbuch der Artistenfakultät (UAM, V 1); die Wartezeiten betrugen dabei für Gregor Dachs (f. 57v, im Wintersemester 1497/98 aufgenommen) fünfeinhalb Jahre, für Friedrich Sintzel (f. 57v, Wintersemester 1497/98) viereinhalb Jahre, für Oswald Lercher (f. 58r, Wintersemester 1497/98) neun Jahre - wobei hier ein Ausnahmefall vorzuliegen scheint -, für Georg Minsinger (f. 58v, 12. 3. 1498) sieben Jahre, für Peter Gruenhofer (f. 58v, 12. 3. 1498) fünf Jahre und für Kaspar Renner (f. 9Or, 19.3. 1511) fünf Jahre. Zum Vergleich: In Leipzig galt seit 1471 eine sechsjährige, ab 1499 sogar eine achtjährige Wartezeit; vgl. F. Zarncke, Die Statutenbücher der Universität Leipzig aus den ersten 150 Jahren ihres Bestehens, Leipzig 1861,385 u. ö. 24 Erstmals bei den am 19. 3. 1511 aufgenommenen Nikolaus Apel und Johann Meges (UAM, V I, f. 9Or). Danach, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wieder durchgängig. 25 Prant! 11 154f. In der Tat wurde Johannes Modler am 3. 4. 1520 als Konventor der Lilienburse ins Konzil kooptiert, jedoch wieder ausgeschlossen, als er die Burse vor dem 25. 6. 1521 aufgab. Erst nach Ablauf der Wartezeit wurde er am 1. 9. 1522 endgültig aufgenommen. 26 UAM, I I, f. 8v: "Omnes vero nominati libri legendi et exercitandi distribuentur sorte ut antea demptis libris parvorum logicalium, veteris artis, phisicorum, ethicorum et methaphisice tarn legende quam exercitande, quorum lectores et exercitatores eliget facultas omni mutacione".
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gleich zeigen - nicht nur das Interesse an den Hörgeldeinnahmen eine Rolle, sondern auch die Sorge um eine kompetente Besetzung. Analoge Entwicklungen hatten sich auch schon lange früher an anderen Universitäten abgespielt: So bekamen z. B. die ,regentes' in Wien, von wo 1472 die meisten Magister der ,via moderna' zugewandert waren, seit etwa 1400 ihre Bücher nicht mehr zugelost, sondern durften sie in der Reihenfolge des Seniums, also nach dem Promotionsalter, frei wählen, wobei lediglich sicherzustellen war, daß alle ,pro forma' zu hörenden Bücher auch vorgetragen wurden27 • Die ältesten Magister, die zuerst wählen durften, suchten sich dabei natürlich die wichtigsten und auch lukrativsten Bücher aus; die Leidtragenden waren die jüngeren Magister, für welche die ,pro forma' vorgeschriebenen Vorlesungen, die kein anderer übernehmen wollte, übrigblieben 28 . Die Fakultät der ,via antiqua' in Ingolstadt scheint in diesem Punkt der ,via moderna' vorläufig nicht nachgeeifert zu haben, denn der nach der Vereinigung beider Fakultäten 1478 erstellte Lektionsplan, in welchem die Hauptvorlesungen übrigens erstmals in Ingolstadt als ,libri ordinarii' bezeichnet wurden, hebt zwar ihre zentrale Bedeutung hervor, greift aber die Vergabe derselben durch Wahl nicht auf 29 . Trotzdem ging die Entwicklung konsequent weiter: 1482 wurde beschlossen, daß ein Magister, der gerade einen ,liber ordinarius' gelesen hatte, ein Jahr lang nicht mehr auf einen solchen gewählt werden dürfte; Metaphysik und Ethik wurden von dieser Bestimmung jedoch ausgenommen 30 • Die Sorge, daß alle an diesen einträglichen Lektionen teilhaben konnten, stand offensichtlich dahinter. Und 1487 schließlich wurde, nachdem eine Kommission Gedanken über einen neuen und besseren Verteilungsmodus der Vorlesungen unterbreitet hatte, auch das Wahlverfahren wiedereingeführt: Die Hauptvorlesungen für Scholaren wurden dabei doppelt besetzt, die für Bakkalare, die jedes zweite Semester zum Vortrag kamen, einfach3 !. Wohl nur in der Theorie hatte bei diesem Modus auch noch ein ,regens' eine Chance, der nicht dem Fakultätskonzil angehörte. Die Statutenredaktion von 1492 übernahm dann die 1482 und 1487 getroffenen Regelungen 32 . Die Reservierung der Hauptvorlesungen für die Mitglieder einer Oligarchie innerhalb der Artistenfakultät, wie das Bemühen, jedem Mitglied dieser Oligarchie die gleichmäßige Teilhabe daran zu sichern, dies waren die Hauptmerkmale der ersten Stufe der Oligarchiebildung in der Artistenfakultät. Die beschriebene Restriktion des Fakultätskonzils war dafür die Voraussetzung. Daß vorläufig die über die Verteilung der ergiebigsten Vorlesungen getroffenen Vereinbarungen einerseits peinlich genau eingehalten wurden und andererseits nur Fakultisten zum Zuge kamen, zeigen die erhaltenen Listen über die Verteilung der Vorlesungen vom Wintersemester 1492/93 bis zum Sommersemester 149433 . Die drei ,lectiones ordinariae' für Scholaren waren pro Semester je zweimal zu vergeben, dazu 27 Vgl. P. Uiblein, Acta Facultatis artium Universitatis Vindobonensis, 1385 -1416, Graz-Köln 1968,209. 28 Vorher war schon in Prag so verfahren worden; vgl. Monumenta historica Universitatis Pragensis, Bd. 1, Prag 1830,68. Zur analogen Entwicklung in Heidelberg vgl. J. Miethke, Soziale Situation (wie Anm. 6), 254. Zur andersgearteten, jedoch dieselbe Tendenz aufweisenden Entwicklung in Leipzig vgl. Schöner 76 ff. 29 Prantl II 89. 30 UAM, 0 I 2, f. 12r. 31 Prantl II 93 f. 32 Prantl II 108 f. 33 UAM, 0 I 2, f. 43r-v (Wintersemester 1492/93), f. 46r-v (Sommersemester 1493), f. 47r (Wintersemester 1493/94) und f. 49v (Sommersemester 1494). Sie sind abgedruckt bei Schöner 484 ff.
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kam immer eine der beiden Hauptvorlesungen für Bakkalare, im Winter Ethik, im Sommer Metaphysik. Dies ergibt im Verlauf von vier Semestern 28 Zuteilungen. Nur fünf Magister kamen dabei in den Genuß, zweimal eine der Hauptvorlesungen halten zu dürfen, wobei in zwei Fällen ein Semester, in den drei restlichen zwei Semester dazwischenlagen. Kein einziges Mal wurde ein Magister gewählt, der nicht zum Konzil gehörte. Es klang bereits mehrfach an, daß die beiden ,libri ordinarii' für die Bakkalare, die Ethik und die Metaphysik, über das bisher Gesagte hinaus eine eigene Entwicklung durchmachten. Außer dem Umstand, daß es sich um besonders schwierige Stoffe handelte, dürfte dabei auch die Tatsache entscheidend gewesen sein, daß sie nicht entfernt so einträglich wie die Vorlesungen für die Scholaren waren. Zwar wurden gemäß den Statuten von 1492 beide mit je einem Gulden pro Student vergütet34 , doch darf man nicht vergessen, daß die Zahl der Studenten im zweiten, zur Magisterpromotion führenden Studienabschnitt viel geringer war als im ersten und somit auch das Produkt aus ,pastus' mal Hörerzahl magerer ausfallen mußte 35 . Daran dürfte es auch gelegen haben, daß man in dem schon erwähnten Beschluß von 1482 die Ethik und die Metaphysik ausnahm. So verwundert es auch nicht, 1479 - einem der wenigen Jahre, in denen überliefert ist, wer die ,Lectio Ethicorum' gehalten hat - mit Georg Degner auf einen sonst völlig unbekannten Magister zu stoßen, der zwar möglicherweise gut qualifiziert war, aber in keinem Fall zum Stamm der Fakultät gehörte 36 . Nicht so klar ist der Fall bei Nikolaus Bernauer, der 1485 über Ethik gelesen hae 7 . Vom Wintersemester 1492/93 bis zum Sommersemester 1494 wurden dann aber Ethik und Metaphysik ausschließlich von Fakultisten vorgetragen. Für den Zeitraum vom Sommer 1494 bis zum Friihjahr 1513 ist das artistische Dekanatsbuch verlorengegangen, so daß es unmöglich ist, die weitere Entwicklung im Detail nachzuzeichnen, doch reichen die verstreuten Nachrichten in Kombination mit dem 1513 erreichten Zustand aus, den weiteren Prozeß der Oligarchiebildung in der Fakultät zu verfolgen. Die nächsten und zugleich letzten vier Listen, die über die Zuteilung von Vorlesungen an Magister des Gremiums Auskunft geben, stammen vom Wintersemester 1513/14 bis zum Sommersemester 1515 38 . 34
94.
Prant! 11 109 ff. 1472 waren es für die Metaphysik nur neun Groschen gewesen, vgl. Mederer IV
35 Während z. B. in Erfurt 80 und mehr Prozent der Inskribierten an der Artistenfakultät studierten, erwarben zwischen 1392 und 1521 - mit im Verlauf der Zeit steigender Tendenz - knapp zwölf Prozent den Grad eines artistischen Bakkalars, nicht ganz vier Prozent den eines Magisters; vgl. R. C. SchwingeslK. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfakultät der Universität Erfurt 1392 -1521, Jena-Stuttgart 1995, XXII, XXIV f. und die Graphik XXXI. R. C. Schwinges, Student (wie Anm. 3), 182 f., geht im gesarnteuropäischen Rahmen für die Zeit von 1350 bis 1500 von 20 bis 40 Prozent Bakkalaren und fünf bis zehn Prozent Magistern aus. 36 Vgl. Schöner 484, wo die verstreuten Einzelnennungen über die Verteilung der Vorlesungen in der Artistenfakultät von 1473 bis 1493 zusarnrnengetragen sind. Allerdings muß einschränkend bemerkt werden, daß Degners Tätigkeit in die Jahre fällt, in denen die Bestimmung über die Wahl der ,regentes' für die Hauptvorlesungen wieder aufgehoben worden war. Trotzdem: Die weiteren Ethiklektoren ebendieser Jahre waren mit Johann Tolhopf und Johann Pluemel zwei Fakultisten, und die ,Resumptio Physicorum' hielt im Sommersemester 1482 Johann Megersheimer, gleichfalls Fakultist, ab. Die Frage, ob in dieser Zwischenphase wirklich nur das Los über die Zuteilung der Hauptvorlesungen entschied, ist also berechtigt, wenn auch bei der Quellenlage nicht zu beantworten. 37 BSB, clm 14993a. 38 UAM, GG III122, f. 2r (Wintersemester 1513/14), f. 3v (Sommersemester 1514), f. 4v (Wintersemester 1514/15) und f. 6v-7r (Sommersemester 1515). Sie sind abgedruckt bei Schöner 488 ff.
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Zunächst einmal fällt beim Betrachten dieser Listen auf, daß von den fünf Hauptvorlesungen nur mehr die ,Parva logicalia' und die ,Ars vetus' erscheinen, während Physik, Metaphysik und Ethik fehlen. Die Erklärung für dieses Phänomen liefert eine zweite Beobachtung: Von den sechs Kollegiaten beteiligten sich nur mehr vier an der Verteilung der verbliebenen Vorlesungen, Christoph Tengler und Thomas Ramelspach fehlen. Zumindest bei Tengler findet sich hierfür eine einfache Erklärung. Er, der promovierte Kanonist, las ständig über Ethik39 . Als er seine Kollegiatur aufgab, wurde an seiner Stelle erst Johann Parsch40, nach dessen baldigem Tod im selben Jahr Nikolaus Apel gewählt41 • Parsch, dessen Wahl von den Herzögen am 16. 3. 1514 bestätigt wurde, beteiligte sich am 12. 3. schon nicht mehr an der Verteilung der Vorlesungen; er wußte mit Sicherheit bereits, daß er in der Nachfolge Tenglers die Ethik lesen würde, da die Wahl mehrere Tage vor der Bestätigung, folglich auch vor der Verteilung der Vorlesungen stattgefunden haben muß. Das gleiche gilt für Nicolaus Apel. Seine Wahl wurde am 19.9. 1514 bestätigt. Anscheinend war sie nach dem 1.9. erfolgt, denn im Wintersemester 1514/15 las Apel nochmals über ,Parva logicalia'. In den Listen vom Sommersemester 1515 taucht er dann nicht mehr auf. Irgendwann zwischen 1494 und 1513 war also eine der Kollegiaturen an den Vortrag eines bestimmten Stoffes, nämlich den der Ethik, gebunden worden. Ebenso muß es sich mit der Kollegiatur verhalten haben, die Thomas Ramelspach, Bakkalar der Theologie, innehatte; sein Vortrags gebiet wäre dann die Metaphysik gewesen. Als er nach seiner Promotion zum Doktor der Theologie aus dem ,Collegium vetus' ausgeschieden war, kam Georg Behaim 11. an seine Stelle42 . Einen Anhaltspunkt für die Datierung dieser Maßnahme bietet die Entwicklung an der Universität Tübingen, deren Geschichte in jenen Jahren auch sonst zahlreiche Analogien zu Ingolstadt aufweist. Dort waren 1508 den Kollegiaten feste Stoffgebiete zum Vortrag zugewiesen worden43 . In Ingolstadt könnte man um dieselbe Zeit so verfahren sein44 . Vorbilder dafür, die Ethik aus dem allgemeinen Verteilungs verfahren herauszunehmen, lassen sich aber schon viel früher finden: Spätestens seit 1427 wurde in Paris jährlich abwechselnd aus den einzelnen Nationen ein Lektor gewählt, der öffentlich die Ethik VOrtrug45 . Und auch in Köln wurde, nachdem man schon 1446 Ethik und Metaphysik den ,magistri superiores', also den von der Universität Benefizierten, den Bursen-Rektoren sowie anderen hierfür Beauftragten reserviert hatte, 1450 ein Nicht-Artist, der Doktor der Theologie Johannes de Mechlinia, für die folgenden zwei Jahre mit der Ethikvorlesung beauftragt; in den zwei vorangegangenen Jahren hatte Johannes Tinctoris, gleichfalls Doktor der Theologie, über Ethik gelesen46 • An der Universität Leipzig ist ab dem Wintersemester 39 Vgl. UAM, GG IIII22, f. 2r. Ab September 1513 vertrat ihn kurzfristig - wohl bis zur Wahl von Johann Parsch - Andreas Haine!; vgl. UAM, GG IIII22, f. 3r, ediert bei Seifert 79. 40 UAM, E I I, f. 22v. Die Behauptung bei Schöner 145, Parsch habe damals nicht zum Stamm der Fakultät gehört, entspricht nicht den Tatsachen; seit 1489 war er Mitglied des Fakultätskonzils und hat auch mehrere Male das Dekanat übernommen. 41 UAM, E I I, f. 23r. 42 UAM, E I I, f. 23v-24r. 43 R. Roth, Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen aus den Jahren 1476 bis 1550, Tübingen 1877,378; vgl. dazu auch Seifert, Statuten 47. 44 Ob eine Verordnung von Herzog Albrecht IV. vom Spätsommer oder Herbst 1507 hierauf Bezug nimmt oder aber allen Kollegiaten bestimmte Bücher zuweist - was dann dem Befund von 1513 nach doch nicht oder nur teilweise durchgeführt worden wäre -, ist nicht ganz klar. V gl. Seifert 69. 45 Vgl. Auctarium Chartularii Universitatis Parisiensis, Bd. 2, hg. von H. Deniflel A. Chatelain, Paris 1897,364; weitere Erwähnungen ebd., passim, und in Bd. 5, hg. von C. Samaranl A. van MOl!, Paris 1942, 173 und passim.
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1502/03, dem ersten Jahr, in welchem die Verteilung der Vorlesungen bekannt ist, eine Kontinuität bei den Lektoren für Metaphysik, Ethik und Physik nachweisbar, wobei erstmals im Wintersemester 1505/06 bei diesen und einigen anderen Lektoren zusätzlich angemerkt ist, daß sie von der theologischen Fakultät entlohnt wurden47 . Daß allerdings in Ingolstadt nicht allein das Interesse daran, die Ethik und Metaphysik kompetent zu besetzen, hinter der Vergabe dieser Proto-Fachlekturen in der Artistenfakultät an besoldete Kollegiaten gestanden hat, sondern auch die geringeren Einnahmen, die mit Vorlesungen für die Bakkalare verbunden waren, beleuchtet das Schicksal der Physikvorlesung. Sie taucht gleichfalls nicht mehr in den Vorlesungslisten vom Wintersemester 1513/14 bis zum Sommersemester 1515 auf. Zwischen dem Wintersemester 1505/06 und dem Wintersemester 1509/10, möglicherweise im Zusammenhang mit der ,Nova Ordinatio' von 1507, war sie vom Kurs der Scholaren in denjenigen der Bakkalare verlegt worden48 . Dies hatte selbstverständlich besagte Verringerung der Einkünfte zur Folge. Wohl aus diesem Grund bekam Johannes Würzburger als Physiklektor im Wintersemester 1509/10 vier Gulden, ein nicht zu identifizierender Magister Pangratius 1510 - wohl für zwei Semester - sogar acht Gulden aus der Universitätskasse erstattet49 . Anders als Ethikund Metaphysiklektor wechselten also die Physiklektoren noch jedes Jahr. Auch ist nach 1510 in dem bis 1512 reichenden Rechnungsbuch keine Vergütung für einen Physiklektor mehr verbucht. Aber das erwähnte Fehlen der Physik in den Vorlesungslisten deutet doch darauf hin, daß man 1513 wieder auf die 1509 und 1510 erprobte Methode zurückgegriffen hatte. Doch nicht nur an der Spitze war die Differenzierung innerhalb der artistischen Magisterschaft zwischen 1494 und 1513 verfeinert worden, sondern auch auf einer mittleren bis gehobenen Ebene war die Oligarchiebildung weiter fortgeschritten. Innerhalb der Mitglieder des artistischen Konzils hatte sich unterhalb der Ebene der Kollegiaten noch eine zweite privilegierte Schicht herausgebildet, die zwölf Magister umfaßte. Diese zwölf Magister teilten sich die beiden verbliebenen ,libri ordinarii' für Scholaren, nämlich die ,Parva logicalia' und die ,Ars vetus', untereinander. Da bei diesen jeweils doppelt besetzten Vorlesungen pro Semester nur vier von ihnen zum Zuge kommen konnten, wechselten sie sich in einem sich über drei Semester erstreckenden Turnus ab. Im Sommersemester 1515 lasen wieder genau dieselben Magister die ,Parva logicalia' und die ,Ars vetus' wie schon im Wintersemester 1513/14, nämlich Johannes Winhart, Johannes Würzburger, Georg Behaim 11. und Johannes Kneissel. Die übrigen Mitglieder dieser Oligarchie waren Johannes Zaler als Regens des Georgianums, Euban Ott, Jakob Schaider, Wolfgang Lotter, Georg Minsinger, Nicolaus Apel, Andreas Hainel und Paul Müldorfer. Aus genau dieser Gruppe rekrutierten sich auch die Kandidaten für frei werdende Kollegiaturen: Apel, Behaim und Lotter sollten diesen Sprung in den nächsten Jahren schaffen 5o . Vgl. Tewes (wie Anm. 9),132 und 134f. G. Erler, Die Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 2, Leipzig 1897, 389, 397,401 f. u. ö.; die Anmerkung über die Entlohnung 419. Zu dem von mir als ,Leipziger Modell' bezeichneten, sich in diesen Jahren herausschälenden Modus der Vorlesungsverteilung vgl. Schöner 76 ff. 48 Vgl. UAM, 0 V 1, f. 78v, wo noch ein Scholar verzeichnet ist, der für die von ihm nicht gehörte Physikvorlesung bei der Promotion zum Bakkalar eine Strafgebühr entrichten muß, und UAM, GG IVa 1, f. 137r, wo ausdrücklich angegeben ist, daß Johannes Würzburger seine Vergütung für die Physik, die er für Bakkalare gelesen hat, erhält. Die Zugehörigkeit der Physik zum Kurs der Scholaren oder Bakkalare konnte schwanken; vgl. zu Köln etwa G.-R. Tewes, Bursen (wie Anm. 9), 144. 49 UAM, GG IVa 1, f. 137r und 162v. 50 UAM, EIl, f. 23r (Apel, 1514), f. 22v (Parsch, 1516), f. 23v-24r (Behaim, 1516) und f. 24v (Lotter, 1518). 46 47
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Die Differenzierung innerhalb der Magisterschaft hatte also seit 1494 erhebliche Fortschritte gemacht. An oberster Stelle standen zwei Kollegiaten, die mit der Vertretung der Ethik und der Metaphysik betraut waren und bereits als Fachlektoren bezeichnet werden dürfen; darunter, ohne in die Hierarchie eigentlich eingebaut zu sein, die anderen vier Kollegiaten, die nur darauf zu achten hatten, daß sie der dritten Gruppe nicht die einträglichsten Vorlesungen wegnahmen; sodann folgte die zwölf Magister umfassende Gruppe der ,Anwärter', die die zwei noch zur Disposition stehenden ,libri ordinarii' unter sich aufteilten. Außerdem standen diesen noch die seit 1513 in die Gewalt der Artistenfakultät gekommene, eigentlich aber nicht zu ihr gehörende Mathematiklektur51 und vermutlich die Physiklektur als Pfründen zur Verfügung. Die vierte Position nahmen die Magister des Konzils ein, die 1494 noch alle ein mehr oder weniger gleiches Anrecht auf die Hauptvorlesungen hatten geltend machen können, jetzt jedoch ein weiteres Mal, nämlich in die Gruppe der ,Anwärter', aufsteigen mußten, ehe sie an die begehrten reichlichen Hörgelder kommen konnten. Auf dem letzten Rang standen die übrigen ,magistri regentes', die nur dem ,gremium' angehörten und nach vier Jahren in die nächsthöhere Gruppe aufrücken konnten. Erst vor diesem Hintergrund wird verständlich, welchen Einschnitt die 1515 einsetzende Fakultätsreform nicht nur in der Unterrichtsgestaltung, sondern auch für die gewachsene Hierarchie der Artistenfakultät bedeutete 52. Als die ,magistri regentes' am 1. 9. 1515 wie üblich die Textbücher für das kommende Semester verteilen wollten, wurden sie durch herzogliche Räte unter Hinweis auf die bevorstehende Reform daran gehindert53 . Treibende Kräfte dieser der Fakultät oktroyierten Reform waren Leonhard von Eck, damals herzoglicher Rat und Hofmeister des Herzogsbruders Ernst, und der Prinzenerzieher Johannes Aventinus, der zwar mehr im Hintergrund wirkte, von dem aber die leitenden Ideen gestammt haben dürften. Leitgedanken der Reform waren einerseits die definitive Beendigung des seit 1472 immer wieder aufgebrochenen Konflikts zwischen der ,via antiqua' und der ,via moderna' und die Erneuerung von Lehrrnaterie und -material im Geist des Humanismus und unter dem Einfluß der Pariser Fabristenschule; wichtig für die vorliegende Betrachtung ist aber vor allem das dritte Ziel, nämlich die Anpassung der Lehrweise an die durch den Buchdruck veränderte Situation54 . Fortan wurden die Bursen, in denen bisher lediglich einige der Wiederholung dienende Übungen stattgefunden hatten, zum Zentrum der Ausbildung: Angelehnt an das Pariser Vorbild arbeiteten die Studenten in ihrer jeweiligen Heimatburse auf der Grundlage des in den Folgejahren erschienenen ,Cursus Eckianus ,55 den Stoff unter Aufsicht der Bursenmagister in einer Art Lektürekurs, den sogenannten ,Bursenresumptionen', durch. Mit Sicherheit verschwanden dadurch nicht alle öffentlichen Hörsaalvorlesungen. Darüber, welche Veranstaltungen weiterhin für Hörer aller Bursen gemeinsam abgehalten wurden, gibt indirekt der Lektionskatalog der Statuten von 1518/22, in dem die BursenreVgl. Schöner 308 ff. Im folgenden werden nur die Konsequenzen dieser Reform für die artistische Lehrerschaft behandelt. Zum inhaltlichen Teil vgl. A. Seifert, Logik zwischen Scholastik und Humanismus. Das Kornrnentarwerk Johann Ecks, München 1978, 7 ff.; A. Liess, Artistische Fakultät (wie Anm. 8), 26ff.; A. Seifert, Der Humanismus an den Artistenfakultäten des katholischen Deutschland, in: W. Reinhard (Hg.), Humanismus im Bildungswesen des 15. und 16. Jahrhunderts, Weinheim 1984, 139f. und passim; Schöner 314ff. 53 UAM, GG III122, f. 8v, ediert bei Seifert 80. 54 A. Seifert, Logik (wie Anm. 52), 8. Vgl. auch A. Seifert, Humanismus (wie Anm. 52), 139 f. 55 Dazu A. Seifert, Logik (wie Anm. 52),9 ff. 51
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sumptionen aufgelistet sind, Auskunft56 : Dort fehlen nämlich jegliche Vorschriften über Ethik, Metaphysik und Mathematik, die bis dahin zum festen Bestand des artistischen Curriculums gehört hatten. Ethik und Metaphysik werden weiterhin ständig von zwei Kollegiaten gelesen worden sein; wohl deswegen fehlen sie auch in Johann Ecks ,Cursus'. Und für die Mathematik bemühte sich Leonhard von Eck seit Ende 1516 um die Berufung eines eigenen, von der Artistenfakultät getragenen Lektors 57 . Die seit 1489 bestehende, aus der Universitätskasse finanzierte Mathematiklektur befand sich zwar seit 1513 als ,Pfründe' in der Hand der artistischen Oligarchie, war jedoch wegen ihrer Stellung als humanistische Lektur und/oder Hilfswissenschaft zur Medizin niemals in das Lehrsystem der Artistenfakultät integriert worden. Dabei hätte es nach der Vorstellung Leonhard von Ecks wohl auch bleiben sollen, doch sah er sich in der Auseinandersetzung mit der Artistenfakultät um die Dotierung einer eigenen artistischen Mathematiklektur - die hier im einzelnen nicht nachvollzogen werden soll - schließlich trotzdem gezwungen, auf sie zurückzugreifen. Während also die beiden Fachlekturen für Ethik und Metaphysik vorläufig unangetastet geblieben waren, fielen die Physik und die zwei von den ,Anwärtern' okkupierten Hauptvorlesungen für Scholaren in der ersten Stufe der Fakultätsreform weg. Die unter den Kollegiaten angesiedelte Gruppe der ,Anwärter' hatte damit ihr Ziel, die bei den einträglichen Hauptvorlesungen, verloren. Darüber, ob sie dafür anderweitig Kompensation erhielten, erlauben die Quellen keine Aussagen; die Leitung der jetzt plötzlich ins Zentrum gerückten Bursen strebten sie jedenfalls nicht an 58 . Erst die zweite Stufe der Reform berührte dann auch den obersten Rang der artistischen Oligarchie, die Kollegiaten am ,Collegium vetus'. Mindestens die vier Kollegiaten, die keine öffentlichen Vorlesungen übernommen hatten, waren durch die Fakultätsreform überflüssig geworden. Deswegen scheint es logisch, wenn sich die Obrigkeit über eine Neuverwendung der Kollegiaturen Gedanken machte, sobald das System der Bursenresumptionen einigermaßen in Gang gekommen war. In diesem Kontext ist das herzogliche Reskript vom 3. 5. 1518 zu sehen59 : Vier der sechs artistischen Kollegiaturen sollten in zwei theologische und je eine juristische und medizinische Lektur umgewandelt, die zwei verbliebenen Stellen aber mit einem Lektor für ,oratoria' und einem für Mathematik besetzt werden. Was mit den Lekturen für Ethik und Metaphysik hätte geschehen sollen, geht aus dem Reskript nicht hervor. Möglicherweise hätten sie nebenbei von den beiden Theologen versehen werden sollen; es sei nur daran erinnert, daß schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Köln nacheinander zwei Theologen die Ethik im artistischen Kurs gelesen hatten und auch in Leipzig eine Reihe von Artisten - darunter der Ethiker und der Metaphysiker - kurz nach 1500 von der theologischen Fakultät besoldet wurden. Wenn auch die Kollegreform von 1518 nur eine Option auf die Zukunft darstellte, weil die Umwidmung der Kollegiaturen erst sukzessive mit den nächsten Vakanzen erfolgen sollte, ist doch klar, daß sie die in fast 50 Jahren gewachsene Hierarchie der Artistenfakultät zum Einsturz brachte. Es wurde ihr, indem man die Artistenfakultät der Kollegiaturen Prant! 11 161. V gl. hierzu und zum folgenden Schöner 319 ff. 58 Diesen Schluß erlauben die verstreuten Nennungen und Neubestellungen von Bursenkonventoren jener Jahre. Das Innenleben der Bursen spiegelt sich nicht in den Fakultätsprotokollen und bleibt deswegen der Forschung verschlossen. Lediglich auf die als Zentrum des Aventin-Kreises atypische Lilienburse fällt in jenen Jahren ein wenig Licht; vgl. Schöner 330 ff. 59 Prant! 11 153 f. Vgl. hierzu Seifert, Statuten 42 ff. und Schöner 338 ff. 56 57
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,beraubte,60, gewissermaßen das Haupt abgeschlagen. Künftig gab es für ,professionelle Artisten' kaum mehr einen Anreiz, länger in der Fakultät zu bleiben. Nur mehr die humanistischen Lekturen - inzwischen auf vier für Poetik, Griechisch, Hebräisch und Mathematik angewachsen - boten Raum für Gelehrte, die sich diesen Fächern dauerhaft widmen wollten; das artistische Lehramt dagegen wäre wieder zu einer reinen Durchgangsstation auf dem Weg zur Graduierung in einer höheren Fakultät herabgesunken. Genau dies war vermutlich, wenn auch nicht ausschließlich, mit der Reform beabsichtigt worden. Daß sich die Speerspitze der Reform gegen die Mitglieder der Oligarchie in der Fakultät richtete, demonstrieren auch die fakultätsinternen Vorgänge. Am 24. 5. 1518 brachte man den Inhalt des Reskripts den ,iuniores magistri', also den Mitgliedern des Gremiums, zur Kenntnis und versuchte, sie quasi als Fußvolk in die Phalanx der Artistenfakultät gegen das Reskript einzuordnen. Es erstaunt nicht, daß sich einige verweigerten und erklärten, sie seien mit dem Mandat durchaus einverstanden61 . Sie hatten wenig Veranlassung, sich auf die Seite einer Oligarchie zu stellen, der viele von ihnen vermutlich nie angehören würden. Die Einzelheiten des Konflikts um das Reskript, welcher nach den ersten Vakanzen 1520/21 in voller Schärfe ausbrach62 , brauchen hier nicht nachverfolgt zu werden, da alle Pläne durch eine vor ihrer Durchführung hereinbrechende Katastrophe hinfaIlig wurden: die Pestepidemie vom Herbst 1521 und die auf sie folgende, auch durch die Reformation mitverursachte langdauernde, existenzgefährdende Frequenzkrise63 . Sie brachte das System der Bursenresumptionen, das bei der Aufsplitterung des Lehrbetriebs auf etliche Bursen noch mehr als vor der Reform auf eine zahlreiche Besucherschaft angewiesen war, zum Einsturz. In welche Richtung die Rettungsversuche zu gehen hatten, zeichnete sich schnell ab. Um gegen die Konkurrenz anderer Universitäten bestehen zu können, mußten die Hörgelder abgeschafft werden. Dies erforderte wiederum die Besoldung der lesenden Magister und damit eine radikale Beschränkung der Zahl der ,regentes' in der Fakultät. Daß man auch noch einen Schritt weiter ging und den wenigen verbliebenen Magistern dauerhaft bestimmte Lehrgebiete zuordnete, scheint nur konsequent. Es dauerte noch bis zum Beginn des Jahres 1526, ehe die auf dieser Basis neu organisierte Artistenfakultät an die Öffentlichkeit treten konnte 64 . Sechs Lekturen wurden damals für die Artistenfakultät eingerichtet: Zwei Philosophielekturen (erstens für Physik und Naturphilosophie und zweitens für Ethik und Metaphysik), zwei Logiklekturen (für Summulae und Organon), eine Rhetoriklektur und eine ,lectio paedagogica' für den lateinischen Anfangerunterricht 65 . Zur Ergänzung dieses Programms griff man gezwungenermaßen auf die schon länger bestehenden, aus der Universitätskasse finanzierten und bis60 Daraus, daß sie das Reskript genau so auffaßten, machten die Artisten kein Hehl; vgl. UAM, GG III/22, f. 47v, ediert bei Seifert 101. 61 UAM, GG III/22, f. 28r. 62 Vgl. dazu Schöner 338ff. 63 Vgl. hierzu wie auch zum folgenden A. Seifert, Der Humanismus (wie Anm. 52), 145 f. 64 Zur Einrichtung der Fachlekturen an der artistischen Fakultät in Ingolstadt vgl. Seifert, Humanismus (wie Anm. 52), 145 ff. und A. Liess, Artistische Fakultät (wie Anm. 8), 28 f. 65 Die ,ordinatio nova' mit der Umarbeitung der Statuten der Artistenfakultät gemäß dem 1526 erreichten Stand bei Prantl 11 177 - 81; das öffentliche Ausschreiben der Universität hierzu bei Seifert 127 - 30; die Protokolle der Artistenfakultät und des Senats über die Regelung des Lehrbetriebs nach Errichtung der besoldeten Lekturen ebd., 130 ff.
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her weitestgehend außerhalb der artistischen Lehrverlassung stehenden humanistischen Lekturen für Poetik, Griechisch, Hebräisch und Mathematik zurück. Zugleich wurde das Fakultätskonzil neu organisiert: Ihm gehörten qua Amt ab jetzt die sechs ordentlich lesenden Fakultätslektoren an, welche nach eigenem Gutdünken noch vier weitere Magister kooptieren konnten, aber nicht mußten66 • Die Inhaber der aus der Universitätskasse besoldeten humanistischen Lekturen blieben dagegen vorläufig ausgeschlossen67. Der sich durch die Oligarchiebildung ankündigende, sich mit der Verbindung von Kollegiatur und Lektur im Fall der Ethik und Metaphysik fortsetzende und durch die Reform von 1515 nur vorübergehend unterbrochene Prozeß war damit zu einem vorläufigen Abschluß gekommen. Die Artistenfakultät hatte als Ordinarienfaku1tät mit einigen Jahrzehnten Verspätung mit den ,höheren' Fakultäten in ihrer Struktur, wenn auch nicht im Ansehen gleichgezogen. Zwar existierte das Gremium der nicht konzilsberechtigten Magister fort, doch wurde der Begriff einem Bedeutungswandel unterworfen. Ab 1526 werden damit die von der Fakultät kontrollierten Privatpräzeptoren bezeichnet, bei denen die Studenten nach dem Verschwinden der Bursen in der Folge der Pestkatastrophe von 1521 Wohnung bezogen und Betreuung ihrer Studien fanden. Sie sind im vorliegenden "Biographischen Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München" nicht enthalten, da die Aktenlage ihre Erfassung kaum erlaubt und sie über die individuelle Betreuung ihrer Studenten hinaus auch keine offiziellen Lehraufgaben übertragen bekamen. Die kaum aus der Masse hervortretenden ,regentes', die in der folgenden Liste soweit als möglich erlaßt sind, waren ein für allemal verschwunden. 3. Die folgende Liste enthält sämtliche als Mitglieder von Gremium oder Konzil der Artistenfakultät bis 1526 nachweisbaren Magister, sofern sie nicht wenigstens einmal das Dekanat der Artistenfakultät übernahmen, Kollegiaten waren oder eine der humanistischen Lekturen innehatten; deren Viten werden dagegen in eigenen Artikeln abgehandelt68 . Nach dem oben Gesagten lassen sich durch diese Trennlinie recht exakt die zum Stamm der Fakultiit gehörenden langjährigen, quasi ,professionellen' Magister von denjenigen scheiden, für welche die Lehrtätigkeit in der artistischen Fakultät nur eine Durchgangsstation war. Zwar haben trotzdem einige wenige Magister mit langjähriger Tätigkeit wie z. B. Euban Ott oder Georg Minsinger einen Platz in der Liste gefunden; aber aus dem Umstand, daß sie in über dreißig Jahren nur bis in den Kreis der ,Anwärter' vordrangen und beide auch nie zum Dekan gewählt wurden, läßt sich schließen, daß sie kaum zur Fakultätselite gehört haben können 69 . Prantl 11 179. Zur weiteren Entwicklung vgl. Schöner 382 ff. 68 Bei Rainer Christoph Schwinges darf ich mich für Vorabauskünfte aus dem zwischenzeitlich gedruckten Register der Erfurter Bakkalare (R. C. Schwinges/K. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfakultät der Universität Erfurt 1392 -1521, Jena-Stuttgart 1995) bedanken. Kai Wede (München) nahm mir teilweise die mühevolle Suche nach Ingolstädter Magistern in den Matrikeln anderer Universitäten ab. Moritz von Campenhausen (Göttingen) verdanke ich den Hinweis auf den Verbleib des Ingolstädter Magisters Johann Ecklar in Ellwangen. 69 Die einzige Ausnahme stellt Nikolaus Bernauer dar, der - ohne die formalen Voraussetzungen zu erfüllen - einen eigenen Artikel erhielt. Immerhin las er 1485 über Ethik, was mit Einschränkungen darauf hindeuten könnte, daß er in der sich formierenden Hierarchie der Artistenfakultät ziemlich weit vorgedrungen war. 66 67
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Kriterium für den Listeneintrag war der Nachweis der Aufnahme ins Gremium oder Konzil der Artistenfakultät oder ein Beleg für die Übernahme einer der semesterweise verteilten Vorlesungen und Übungen 70. Für den Zeitraum von der zweiten Hälfte des Sommersemesters 1494 bis zum Sommersemester 1513, für den das artistische Dekanatsbuch schon im 18. Jahrhundert verschollen war, wurde hilfsweise die dem Rechnungsbuch der Artistenfakultät7 ! zu entnehmende Übergabe eines Schlüssels für die Bibliothek der Artistenfakultät, die meist mit der Aufnahme ins Gremium einherging, als Kriterium gewählt72 • Trotzdem klaffen in diesem Zeitraum erhebliche, nicht mehr zu schließende Lükken. Ebenso ist die Liste für die Jahre bis 1478, in denen die Aufnahme ins Gremium nicht in den Akten vermerkt wurde, lückenhaft. Die Listeneinträge geben, soweit bei der Quellenlage möglich, alle für die Einordnung der ,regentes' in die oben beschriebene Entwicklung relevanten Daten wieder. Die identifizierung der Herkunftsorte wurde dem Register zur Matrikel entnommen 73, ist jedoch mit gewissen Unsicherheiten behaftet, da die Ingolstädter Matrikel keine Angaben über die Diözesanzugehörigkeit der Orte macht, so daß sich nachweislich etliche Fehlidentifizierungen eingeschlichen haben 74. Die Angaben über die Promotionen wurden für 1472 bis 1494 und ab 1518 aus den entsprechenden Akten der Artistenfakultät entnommen 75 . Für die Jahre von 1495 bis 1517 ist es möglich, die fehlenden Promotionslisten durch Kombination der Matrikel der artistischen Bruderschaft76 mit dem Rechnungsbuch der Artistenfakultät77 , das die Zahl der Promovenden zu den einzelnen Terminen angibt, fast lückenlos zu rekonstruieren. Lediglich die Promotionslisten der Artistenfakultät der ,via antiqua' bis 1478 müssen als endgültig verloren beklagt werden. Läßt sich in den auf 1478 folgenden Jahren eine Promotion zum Magister in der vereinigten ~akultät nachweisen, vorher aber keine Promotion zum Bakkalar in der ,via moderna', so darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß das Bakkalaureat in der ,via antiqua' erworben wurde. In diesem Fall wurde die Wegezugehörigkeit angegeben und mit einem Fragezeichen versehen 78 . 70 Die Verteilungslisten sind in Ingolstadt nur von Wintersemester 1492/93 bis Sommersemester 1494 und von Wintersemester 1513/14 bis Sommersemester 1515 erhalten. Diese sowie die sonstigen verstreuten Einzelnachweise sind abgedruckt bei Schöner 484 ff. 71 UAM,OV 1. 72 Nur im Fall des Wiener Magisters Michael Schatz, der sich am 11. 2. 1501 intitulierte und im SommersemesterlWintersemester 1509110 einen Bibliotheksschlüssel erhielt (UAM, 0 V I, f. 85v), liegt offensichtlich keine Aufnahme ins Gremium vor. Er war Vikar an der Moritzkirche und erbat den Schlüssel wohl nur aus Interesse an den Bücherschätzen der Bibliothek. Folglich wurde Schatz nicht in die Liste aufgenommen. 73 Die Matrikel der Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt-Landshut-München, hg. v. Götz Freiherr von Pölnitz, fortgeführt v. Laetitia Boehm, Bd. 4: Personenregister, bearb. von Ladislaus Buzas, München 1981. 74 Vgl. Z. B. den aus Moosburg gebürtigen Urban Klughaimer, der sich als Pfarrer von St. Peter in Neuburg a.d.D. immatrikulierte. Die Schreibweise in der Matrikel führte zur Fehlidentifizierung mit ,,Neunburg vorm Wald". Das für Johann Westenhait als Herkunftsort angegebene "Stubach" ist mit Sicherheit nicht mit Stuppach (Württemberg) zu identifizieren, weil er in der Wiener Matrikel als aus "Hallis Vallis Eni", also Hall in Tiro!, stammend bezeichnet ist und der österreichischen Nation zugeschlagen wird; vielleicht ist das Stubaital gemeint oder, wenn auch weniger wahrscheinlich, Stubach im Pinzgau; eine definitive Klärung ist in diesem wie auch in vielen anderen Fällen unmöglich. 75 UAM, 0 11, f. 56v ff., 0 I 2, f. 56v ff., 0 IV 2. 76 UAM, 0 IV I. 77 UAM,OV 1. 78 Vgl. zur Illustration etwa Andreas Hasfurter.
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Angaben über Studien an einer der ,höheren' Fakultäten in Ingolstadt wurden aus den entsprechenden Fakultätsgeschichten übernommen 79 . Sie wurden nicht nochmals an den Quellen kontrolliert, weswegen auch die Quellen am Ende des Listeneintrages hierzu fehlen. Die Matrikeln anderer Universitäten wurden nicht durchgängig kontrolliert, sondern nur dann, wenn begründete Aussicht bestand, die entsprechende Person noch anderweitig ausfindig zu machen 80 • Ebensowenig erheben die Angaben über die außeruniversitären Karrieren der Ingolstädter ,magistri regentes' Anspruch auf Vollständigkeit81 , doch sollten dem Benutzer ohne Furcht vor Lücken zumindest die Funde, die mir im Verlauf der Arbeit glückten, zur Verfügung gestellt werden. 11. Verzeichnis der ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
Soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich die Angaben zu den einzelnen Stationen der Univ.karrieren stets auf die Univ. Ingolstadt. - Im Verzeichnis der ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526 wurden zusätzlich folgende Abkürzungen eingeführt: B. A.
Promotion zum Bakkalaureus
bez.
bezeugt
Gremium
Aufnahme ins Gremium der lesenden Magister
imm.
immatrikuliert
Konzil
Aufnahme ins Konzil der Artistenfakultät
Lic.
Licentiatus
M.A.
Promotion zum Magister
Princ. z. Bibelk.
Principium zum Bibelkurs
Princ. z. Sent.
Principium zur Sentenzen vorlesung
res.
resigniert
Zu!. z. Bibelk.
Zulassung zum Bibelkurs
Zu!. z. Sent.
Zulassung zur Sentenzenvorlesung
Kausch; Wolff; Liess. Als leidgeprüfter Suchender erlaube ich mir, an dieser Stelle auf das Desiderat einer Datenbank sämtlicher edierter Matrikeln, kombiniert mit einem Vornamenregister, hinzuweisen. Denn wer würde schon hinter dem Wiener Klockenmayer den Ingolstädter Klughaimer vermuten? Um wieviel einfacher wäre es, könnte man nach dem Vornamen "Urban" suchen! Diesem Anliegen versucht im vorgegebenen Rahmen das der folgenden Liste beigegebene Vornamenregister gerecht zu werden. 8l Vor allem das vom Deutschen Historischen Institut in Rom herausgegebene "Repertorium Germanicum", dessen in Arbeit befindlicher zehnter Band (Sixtus IV., bearb. von U. Schwarz/J. Trede) gerade die Anfangsjahre der Universität Ingolstadt erreicht hat, dürfte nach der Erfahrung mit früheren Bänden und anderen, älteren Universitäten noch zahlreiche Erkenntnisse über die Karrieren von Ingolstädter Magistern erbringen. 79
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Aicher, Christian, t 1495.
Aus München; imm. 3. 10. 1482; B. A. Juni 1485; M. A. Januar 1493; Gremium 1. 9. 1493; Kooperator an der Frauenkirche in Ingolstadt; gestorben während einer Pestepidemie. Q UAM, 0 I 2, f. 47v, 62v, 77r, 0 IV 1, f. 162r. L Mederer I 45.
Aigner (Aygner), Stefan.
Aus Hohenstadt oder Weißenburg; imm. 26. 8. 1487; B. A. März 1489; M. A. Januar 1495; Bibliotheksschlüssel SoSe 1500; vielleicht identisch mit Steffan Aigner, als "in Romana curia causarum procurator et sollicitator" bez. 1520. Q UAM, 0 I 2, f. 84r, 0 IV 1, f. 4v, 0 V 1, f. 63v. L J. Schmid, Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg, Bd. 2, Regensburg 1912, 12.
Aigner, Wolfgang I.
Aus Tondorf; imm. 30. 5. 1488; B. A. Dezember 1489; M. A. Januar 1497; Bibliotheksschlüssel WiSe 1496/97; als Kooperator in Braunau bez. 1504. Q UAM, 0 I 2, f. 85v, 0 IV 1, f. 5r, 0 VI, f. 54r. L Johannes Turrnair's genannt Aventinus sämmtliche Werke, hg. von der Kgl. Akad. der Wissenschaften, Bd. 1, München 1880/81,86.
Aigner, Wolfgang n.
Aus Tondorf; imm. minderjährig 14.5. 1513; B. A. Dezember 1514; M. A. Januar 1518; Gremium 1. 5. 1518. Q UAM, GO III122, f. 27v, 0 IV 1, f. 9v, 48r. Ainkymn (Ainckom, Eynkiren), Hieronymus,
t
16.9. 1560.
Aus Nördlingen; imm. Tübingen 23. 3. 1508; B. A. Tübingen Juni 1509; M. A. Tübingen 15. 7. 1511; imm. 19. 7. 1512; vergeblicher Aufnahmeantrag ins Gremium 6. 5. 1513; Gremium 20. 5. 1513; "Exercitium elenchorum" WiSe 1513/14; imm. Freiburg i. Br. 7. 2. 1515; Dr. iur. utr.; Advokat am kaiserlichen Hof; Priesterherr am Kö1ner Dom 23.6. 1523 - 19.9. 1560; Erhebung in den Adelsstand August 1540. Q UAM, GO III/22, f. Ir, 2r. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 1, Göppingen 1971, 92; R. Häfele, Die Studenten der Städte Nördlingen, Kitzingen, Mindelheim und Wunsiedel bis 1580. Studium, Berufe und soziale Herkunft, Bd. 2, Trier 1988, 226 f.
Alach, Johannes von.
Bibliotheksschlüssel WiSe 1512/13. Q UAM, 0 V 1, f. 94r. Alberti (Albrecht), Georg.
Aus Memmingen; imm. 18.4.1486; B. A. September 1488; M. A. Januar 1494; Gremium 25.2. 1494; "Libri posteriorum" SoSe 1494. Q UAM, 0 I 2, f. 49r, 49v, 63r, 83r. L Schöner 488.
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Althamer, Wolfgang.
Bibliotheksschlüssel WiSe 1500/01. Q UAM, 0 V I, f. 64v.
t vor 1505. Aus Straubing; imm. 11. 4. 1493; B. A. Dezember 1494; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel 12. 3. 1498.
Amman, Gregor (Georg),
Q UAM, 0 IV I, f. 5r, 32r, I62r, 0 V I, f. 56v.
Anglicus (EngelIender), Johann. Aus "Lundaw Anglie"; imm. 19. 9. 1478; B. A. Juni 1480; M. A. Januar 1483; Gremium 12. 3. 1483; Konzil 12. 3. 1487; eine nicht näher beschriebene Lehrveranstaltung SoSe 1488; Konventor im als Burse anerkannten Haus von Dr. Wilhelm Fraunhofer ab 4.11. 1488; Dr. iur. 1490; Mitglied des Hofgerichts Herzog Georgs des Reichen 1490.
Q UAM, D III I, f. 330v, 0 I 2, f. 13v, I8r, 25r, 59r, 7Iv. L H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 167; Schöner 484. Anthopedios, Gereon
--->
Sayler
Arnold, Michael.
Aus Rain; imm. als Kleriker der Diözese Augsburg 25. 9. 1516; B. A. Dezember 1518; M. A. Januar 1521; Gremium 12.3. 1521. Q UAM, GO III/22, f. 54r, 0 IV 2, f. 5r, 34r. Amsperger, Gereon
--->
Sayler
Arsinger, Christoph ---> Erssinger Auer, Leonhard.
Aus Sankt Veit im Pongau; imm. 5. 9. 1496; B. A. März 1498; M. A. Januar 1500; Bibliotheksschlüssel SoSe 1500. Q UAM, 0 IV I, f. 5v, 35r, 0 V I, f. 63v. Aumüllner (Augenmüller), Johann, t SoSe 1505. Aus Schrobenhausen; imm. 26. 4. 1486; B. A. Dezember 1487; M. A. Januar 1490; Gremium 5. 2. 1490; Zul. z. Bibelk. 14. 9. 1499; Princ. z. Bibelk. 5. 11. 1499; "Prediger"; gestorben während einer Pestepidemie. Q UAM, 0 I 2, f. 3Iv, 6Ir, 8Iv, 0 IV I, f. 162v. L Kausch 215.
Aumüllner, Nikolaus.
Aus Schrobenhausen; imm. 10.4. 1472; ,via modema'; B. A. Dezember 1473; M. A. Januar 1479; Gremium 12. 3. 1479. Q UAM, 0 I I, f. 58r, 0 I 2, f. 5v, 58r.
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Axter (Achster, Meter), Christoph. Aus Kelheim; imm. 4. 5. 1488; B. A. Dezember 1489; M. A. Januar 1492; Gremium 1. 9. 1492; "Metheororum" WiSe 1492/93; "Libellus rhetoricalis" SoSe 1493; "Exercitium priorum" WiSe 1493/94; "Exercitium posteriorum" SoSe 1494; Konsistorialprokurator in Regensburg; wegen Sympathien mit der Reformation gefangengenommen am 26.7. 1528 in Regensburg. Q UAM, 0 I 2, f. 43v, 46v, 47r, 49v, 62r, 85v. L Mederer I 40; Johannes Turrnair's genannt Aventinus sämmtliche Werke, hg. von der Kgl. Akad. der Wissenschaften, Bd. 6, München 1908, 45; J. Schmid, Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg, Bd. 1, Regensburg 1911, 344; Schöner 485 f. u. Ö.
Axter (Achster, Meter), Leonhard. Aus Kelheim; imm. 4. 5. 1488; B. A. Dezember 1489; M. A. Januar 1492; Gremium 1. 9. 1492. Q UAM, 0 I 2, f. 43v, 62r, 85v. Bair (Beyer), Johannes 11. Aus Heidenheim; imm. Basel SoSe 1467 oder WiSe 1468/69; B. A. Basel September 1470 (?); M. A. Basel Januar 1471 (?); imm. 18. 10. 1476; ,via antiqua'; ins Gremium der vereinigten Fak. übernommen 15.5. 1478. Q UAM, 0 I 2, f. Ir.
Pappenberger (Pappinberger), Michael. Aus Pfreimd (Oberpfalz); imm. Leipzig SoSe 1465; B. A. Leipzig SoSe 1468; imm. 23.4. 1475; ,via antiqua'; ins Gremium der vereinigten Fak. übernommen 15. 5. 1478. Q UAM, 0 I 2, f. Ir.
Bart, Wolfgang. Aus Kelheim; imm. 5. 5. 1508; M. A. Januar 1514; Gremium 12.3. 1514; "Maius volumen Prisciani" SoSe 1514; Schulmeister von St. Moritz in Ingolstadt 5. 1. 1540. Q Stadtarchiv Ingolstadt, B 1/1, f. 107v; UAM, GG III/22, f. 3v, 0 IV 1, f. 8r. L Schöner 489.
Passauer, Johann, t ca. 1517. Aus Meran; imm. 15. 3. 1511; B. A. Dezember 1512; M. A. Januar 1515; Gremium 25.4.1515 und nochmals 17.7.1515; Dr. med. 1517. Q UAM, GG III/22, f. 7r, 8r, 0 IV 1, f. 8r, 46r. L Mederer I 105; Liess 154; Schöner 479.
Bauer, Joachim. Aus Burgheim; imm. 12. 5. 1506; B. A. Dezember 1507; M. A. Januar 1514; Gremium 12.3. 1514; "Exercitium elenchorum" SoSe 1514 (?). Q UAM, GG III/22, f. 3v, 0 IV 1, f. 8r, 42r.
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t WiSe 1483/84. Aus Tittmoning; imm. 2. 8. 1475; B. A. September 1478; M. A. Januar 1482; Gremium 4.3. 1482. Q UAM, 0 I 2, f. 12v, 58v, 69r, 0 IV I, f. 161r.
Baumann (Pawman), Pankraz,
Baumeister, Augustinus (Augustus).
Aus Heppach oder Heubach; imm. 2. 5. 1484; B. A. März 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12.3. 1489. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v, 78v. Baur (Rustici), Johann.
Aus Hilpoltstein; B. A. März 1481; M. A. Januar 1484; Gremium 12. 3.1484. Q UAM, 0 I 2, f. 14v, 59r, 72v. Baur, Nikolaus.
Aus Bayreuth; imm. Leipzig SoSe 1510; B.A Leipzig Juni 1512; imm. 11. 5. 1514 als Mitglied der Familia der Markgrafen Friedrich und Wilhelm von Brandenburg; M. A. Januar 1517; Gremium 12. 3. 1517; vermutlich identisch mit einem an der Drachenburse am 16. 10. 1519 nachweisbaren "magister nicolaus". Q UAM, GG III/22, f. 20v, 41v, 0 IV I, f. 9r. L Seifert 98.
Baur, Ulrich.
Aus Bayreuth; imm. Leipzig WiSe 1488/89; B. A. Leipzig 19.2.1491; imm. 11. 5.1514 als Prediger in Nürtingen und Präzeptor der Markgrafen Friedrich und Wilhelm von Brandenburg; M. A. Januar 1515; Gremium 19.3. 1515. Q UAM, GO III122, f. 7r, 0 IV I, f. 8r. W Gratulationsgedicht, in: Johannes Eck, Disputatio Viennae Pannoniae habita, Augsburg 1517. L T. Virnich (Hg.), Johannes Eck, Disputatio Viennae Pannoniae habita (1517), Münster 1923; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955 -65, 18 f.
Pechlschmid (Peichelscand, Peichlschmid, Peilschmid), Jakob.
Aus Dinkelsbühl; imm. 13.5.1487; M. A. Januar 1491; Gremium 1. 3.1491; "Liber e1enchorum" WiSe 1492/93; "Assessor decani" WiSe 1497/98; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497; lehnte die Übernahme des Dekanats der Artistenfak. ab WiSe 1499/1500; in Bologna als Präzeptor von Johannes Baumgartner aus Kufstein 1500; Dr. decr.; Pfarrei Rodeneck ab 23. 4. 1520; als Kanzler des Fürstbischofs Sebastian Sprenz von Brixen bez. 1521; Kanonikat am Domkapitel Brixen 11. 4. 1523 - 24. 10. 1530; Domherr in Basel. Q UAM, 0 I 2, f. 35v, 43r, 61v, 0 V I, f. 57v, 62v. L Knod 32 u. ö.; K. Wolfsgruber, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung in der Neuzeit 1500-1803, Innsbruck 1951, Nr. 133; Seifert 39; Wolff 212; Schöner 485.
Bellung, Nikolaus.
Aus Zabern (Elsaß); imm. 16.4. 1472; ,via antiqua' (?); Gremium 8. 10. 1479; Konventor der Engelsburse ab 31. 10. 1479. Q UAM, 0 I 2, f. 7v, 8r.
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Pepenhauser (Bebenhauser, Bebenhußer, Pewenhauser, Pibenhauser), Martin. Aus Regensburg; imm. Leipzig SoSe 1465; B. A. Leipzig WiSe 1466/67; M. A. Leipzig WiSe 1471/72; imm. 10. 3. 1473; als Konventor einer nicht genannten Burse bez. 13. 3. 1476; vielleicht identisch mit "magister Martinus Pepenhauser", 1480 Pleban in Gaimersheim.
Q UAM, D III 1, f. 117r. L G. Suttner, Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Eichstätt für das Jahr 1480, Eichstätt 1879,35.
Beringer (Peringer), Valentin. Aus Altötting; imm. 22. 10. 1512; B. A. März 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12. 3. 1518; imm. Wien Oktober 1520 als Jurastudent. ,
Q UAM, GG III/22, f. 26v, 0 IV I, f. 9v, 48v. Perkenmair (Perkhamer, Burckheimer), Peter. Aus Augsburg; imm. 8.4. 1472; ,via antiqua'; Med.studium ab 1477; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15. 5. 1478; Konventor der Aristoteles-Burse bis 9. 3. 1479; Konventor der Engelsburse ab 9.3. 1479.
Q UAM, 0 I 2, f. Ir, 5r. L Liess 185.
Berndlein (Parle, Purle), Georg. Aus Landsberg; imm. 22. 2. 1516 als Kleriker der Diözese Augsburg; B. A. September 1518; M. A. Januar 1521; Gremium 24.3. 1522. Q UAM, GG III122, f. 63r, 0 IV I, f. 102r, 0 IV 2, f. 5r.
Petz, Leonhard. Aus Landsberg; imm. 2. 10. 1487; B. A. Juni 1489; M. A. Januar 1491; Gremium 12.3. 1491.
Q UAM, 0 I 2, f. 36v, 61v, 84v. Petzenstein (Petzensteyner, Pissenstenener, Weczensteiner), Heinrich von, 20.5.
t
1507, vor
Aus Nürnberg oder Betzenstein; imm. Wien SoSe 1457; imm. Leipzig WiSe 1462/63; als Wiener Bakkalar in Erfurt rezipiert Frühjahr 1464; imm. Erfurt SoSe 1466; M. A. Erfurt 1469; imm. 13. 4. 1472; als Konventor einer nicht genannten Burse bez. 22. 1. 1473; Vikar bei St. Gangolf in Bamberg.
Q UAM, D III I, f. 8r. L J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, WÜTZburg 1955 -65, 32; E. Kleineidam, Universitas Studii Erffordensis. Überblick über die Geschichte der Univ. Erfurt, Bd. 2, Leipzig 21992, 121 u. ö.; R. C. Schwinges/K. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfak. der Univ. Erfurt 1392-1521, Jena-Stuttgart 1995, 134.
Peuerl (Perlen, Bernel), Michael. Aus Regensburg; imm. 27. 4. 1513; B. A. Dezember 1514; M. A. Januar 1517; Gremium 1.5.1517.
Q UAM, GG III/22, f. 21r, 0 IV I, f. 9r,48r. Beybringer (Bebringer), Johann
-->
Weybringer
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
527
Peysser, Georg. Aus Burghausen; imm 16. 10. 1489; B. A. September 1491; M. A. Januar 1500; Bibliotheksschlüssel WiSe 1499/1500. Q UAM, 0 I 2, f. 88v, 0 IV I, f. 5v, 0 V I, f. 62v. Pfluegel, Johann. Aus Arberg; imm. 27. 4. 1488; M. A. Januar 1490; Gremium 5. 2. 1490; Konzil 12.3. 1494; "Augustinus Datus" SoSe 1494. Q UAM, 0 I 2, f. 3Iv, 49v, 61r. Bipes (Peypaß), Heinrich. Aus Bamberg; imm. Erfurt SoSe 1479; B. A. Erfurt Frühjahr 1482; imm. 20. 8. 1484; M. A. Januar 1487; Gremium 5. 2.1487. Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 6Or. L R. C. Schwinges/K. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfak. der Univ. Erfurt 1392-1521, Jena-Stuttgart 1995, 203.
Pistoris, Johann
--+
Volg
Planck, Andreas. Aus Rosenheim; imm. 19. 2. 1498; B. A. Dezember 1499; M. A. Januar 1502; Bibliotheksschlüssei WiSe 1501102. Q UAM, 0 IV I, f. 6r, 36r, 0 V I, f. 66v. Blanck, Georg. Aus Joshofen oder Neuburg a.d.D.; imm. 23. 5.1510; B. A. Dezember 1511; M. A. Januar 1514; Gremium 12. 3. 1514; vielleicht identisch mit "magister Georgius Planckh Augusten(sis) diocesis", als Priester in Straubing bez. 1525. Q UAM, GG III/22, f. 3v, 0 IV I, f. 8r,45r. L P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 195.
Planck, Johann I. Aus Rain; imm. 25. 2. 1478; B. A. Juni 1480; M. A. Januar 1483; Gremium 21. 2. 1483; Konzil 12. 3. 1487; Konventor der Engelsburse ab 30. 1. 1488; bez. 26. 3. 1493; "Theorice planetarum" (?, oder Johann Planck 11.) WiSe 1492/93; "Minus volumen Prisciani" SoSe 1493; nachdem er anscheinend kurz vorher Ingolstadt verlassen hatte, wurden seine Güter am 28. 10. 1501 beschlagnahmt. Q UAM, 0 I 2, f. 13v, I8r, 2Iv, 43v, 46r, 59r, 7Iv, 0 V I, f. 67r. L Schöner 485 f.
Planck, Johann 11., t 1495. Aus Ingolstadt; imm. 1. 10. 1480; B. A. September 1482; M. A. Januar 1486; Gremium 6. 3. 1486; "Theorice planetarum" (?, oder Johann Planck 1.) WiSe 1492/93; "Exercitium Elenchorum" SoSe 1493; Kooperator an der Frauenkirche in Ingolstadt; gestorben während einer Pestepidemie. Q UAM, 0 I 2, f. I6v, 43v, 46v, 59v, 74v, 0 IV I, f. I62r. L Mederer I 41 u. ö.; Schöner 485 f.
528
Christoph Schöner
Plechschmid, Georg. Aus Weidenberg; imm. 27. 8. 1473; ,via antiqua'; ins Gremium der vereinigten Fak. übernommen 15.5. 1478. Q UAM, 0 I 2, f. Ir.
Plumentaler, Gereon
-+
Sayler
Pösch (Bosch, Busch), Wolfgang, t 1558. Aus Dinkelsbühl; imm. als Kleriker der Diözese Augsburg 15. 10. 1517; B. A. März 1519; M. A. Januar 1521; Gremium 12.3.1521; imm. Tübingen 2. 7.1521; Dr.legum ca. 1525; Präzeptor des Prinzen Albrecht; Straubinger Regierungskanzler 1557/58. Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV 2, f. 5r, 34v. L Mederer I 105; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 1, Göppingen 1971, 140; Wolff203 u. ö.
Portzel (Pertzei), Johann. Aus München; imm. 5. 9. 1506; B. A. Juni 1508; M. A. Januar 1514; Gremium 1. 9. 1514. Q UAM, GG III/22, f. 5r, 0 IV 1, f. 8r,42v.
Prasch (ParB), Dionysius. Aus Salzburg oder Hellel (Hellen); imm. 13. 8. 1513; B. A. März 1515; M. A. Januar 1519; Gremium 3. 4.1519; Wiederaufnahme ins Gremium 26. 9.1524. Q UAM, GG III/22, f. 33r, 77v, 0 IV 1, f. 48v, 0 IV 2, f. 3r.
Praun, Johann, t Frühjahr 1551 Dörndorf. Aus Berching; imm. 9. 5. 1513; B. A. März 1515; M. A. Januar 1516; Gremium 12. 3. 1516; Primiz 1520; Vikar in Berching; Pfarrer in Eutenhofen bis 1541; Pfarrer in Gimpertshausen ab 1542; Pfarrer in Etting ab 3. 10. 1543; Pfarrer in Dörndorf ab 1548. Q UAM, GG III/22, f. 14r, 0 IV 1, f. 8v, 48v. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 53; M. Fink-Lang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985,279.
Braun, Michael, Aus Abensberg; imm. Leipzig SoSe 1468; B. A. Leipzig März 1471; imm. 20. 6. 1472; ,via antiqua'; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen am 15.5. 1478; Med.studium ab 1478. Q UAM,O I 2, f. Ir. L Liess 185.
Braxatoris, Johann. Aus Aufkirchen; imm. 9. 7. 1510; B. A. März 1512; M. A. Januar 1515; Gremium 12.3. 1515; "Theoricae planetarum" SoSe 1515. Q UAM, GG III122, f. 6r, 7r, 0 IV 1, f. 8r, 45v. L Schöner 491.
Braxatoris, Sebastian
-+
Preu
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
529
Prayttenaicher (Praitenaicher), Konrad. Aus Altötting; imm. 25. 4.1506; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel151O.
Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 0 VI, f. 85v. Prenn, Georg. Aus Eschenbach; imm. Wien WiSe 1490/91; imm. 24. 10. 1494; M. A. Januar 1496; Bibliotheksschlüssel SoSe 1496.
Q UAM, 0 IV 1, f. 5r, 0 VI, f. 52v. Preu, Georg. Aus Regensburg; imm. 20. 4. 1483; B. A. Dezember 1484; M. A. Januar 1487; Gremium 1. 3. 1487.
Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 6Or, 76v. Preu (Braxatoris), Sebastian. Aus Aichach; imm. Wien WiSe 1488/89; B. A. Wien September 1491; imm. 28. 4. 1495 als "dominus"; M. A. Januar 1497; Bibliotheksschlüssel WiSe 1496/97; vielleicht identisch mit "decanus et magister Sebastianus Prew", als Pleban in Steinach bez. 1508.
Q UAM, 0 IV 1, f. 5r, 0 V 1, f. 54r; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 351r. L P. Mai/M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 153.
Prichtel (Prachtei, Prechel, Prechtel), Leonhard. Aus Eichstätt; imm. 3. 8. 1512; B. A. März 1514; M. A. Januar 1517; Gremium 12.3.1517; Wiederaufnahme ins Gremium 22. 6. 1522; Konzil 1524; Mitglied der artistischen Senatsfraktion WiSe 1525/26.
Q UAM, GG III/22, f. 20v, 64r, 75v, 0 IV 1, f. 9r,47r. L Seifert, Statuten 485.
Probst, Wilhelm. Aus Vombach; imm. 17.4. 1486; B. A. Dezember 1487; M. A. Januar 1490; Gremium 5.2.1490. Q UAM, 0 I 2, f. 31v, 61r, 87v.
Pruckmaister, Stefan
-+
Riemair
Brunner, Georg. Aus Markdorf; imm. 2. 6. 1482; bereits vor der Promotion zum B. A. Priester; B. A. März 1484; M. A. Januar 1486; Gremium 18. 5. 1486.
Q UAM, 0 I 2, f. 17r, 59v, 76r. Prunner, Lukas. Aus Aichach; imm. 6. 4. 1487; B. A. Juni 1489; M. A. Januar 1493; Gremium 4. 3. 1493; "Euklid lI-V" SoSe 1493; "Textus metheororum" WiSe 1493/94; "Algorismus" SoSe 1494.
Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 46v, 47r, 49v, 62v, 84v. 34 Biograph. Hdb. I
530
Christoph Schöner
Pühler (Buchlar, Püchler), Friedrich, t 1495. Aus Wunsiedel; imm. Wien SoSe 1480; imm. 25.11. 1481; B. A. März 1482; M. A. Januar 1485; Gremium 12. 3. 1485; gemeinsam mit Oswald Leuberstorfer Konventor der Engelsburse; gestorben während einer Pestepidemie.
Q UAM, 0 I 2, f. 15v, 59v, 74r, 0 IV I, f. 161v. L Mederer I 45; R. Häfele, Die Studenten der Städte Nördlingen, Kitzingen, Mindelheim und Wunsiedei bis 1580. Studium, Berufe und soziale Herkunft, Bd. 2, Trier 1988, 577.
Pürckholtz (Burckholzer), Ulrich. Aus Burghausen; imm. 5. 12. 1509; B. A. September 1511; M. A. Januar 1514; Gremium 12. 3. 1514; "Musica Muris" WiSe 1514/15.
Q UAM, GG III/22, f. 3v, 4v, 0 IV I, f. 8r, 45r. Pulchra Curia, Matthäus de -> Schönhofer Burckheimer, Peter -> Perkenmair Burgau (Hartmanni), Walter. Aus Lauingen; B. A. Krakau 1512; imm. 22. 5. 1512; M. A. Januar 1514; "Sphaera materialis" WiSe 1514/15; "Textus priorum" SoSe 1515; Konzil 12. 3. 1518. Q UAM, GG III/22, f. 4v, 7r, 26v, 0 IV I, f. 8r. L K. P. Czaplewski, Polacy na Studyach w Ingolsztacie, Posen 1914, 19 u. ö.
Burinus, Georg
->
Wurm
Putz, Johann. Aus Schärding; imm. 25. 11. 1486; B. A. Juni 1488; M. A. Januar 1496; Bibliotheksschlüssel WiSe 1496/97; nachweisbar So Se 1499. Q UAM, 0 I 2, f. 82v, 0 IV I, f. 5r, 0 V I, f. 56v, 61r.
Kalhoesel, Johann
->
Lälhösel
Kalis (Källs), Peter. Aus Kufstein; imm. 27. 6. 1472; ,via moderna'; B. A. März 1474; M. A. Januar 1477; Konzil 12. 3. 1481.
Q UAM, 0 11, f. 58v, 0 I 2, f. llr, 57v. Kaltenhofen (Kaltenofen), Johann,
t 1495.
Aus Burgbemheim; imm. 20.4. 1487; B. A. Dezember 1488; M. A. Januar 1491; Gremium 1. 3. 1491; "Parva naturalia" SoSe 1494; Schulmeister in Eichstätt; gestorben während einer Pestepidemie.
Q UAM, 0 I 2, f. 35v, 49v, 61v, 84r, 0 IV 1, f. 162r. L Schöner 488.
Camerer (Cammerer), Bemhard. Aus Bruck; imm. 3. 9. 1510 als Kleriker der Diözese Augsburg; B. A. Juni 1512; M. A. Januar 1515; Gremium 12. 3.1515; "Liber topicorum" SoSe 1515; Konzil 17. 3.1522.
Q UAM, GG III/22, f. 6r, 7r, 62v, 0 IV I, f. 8r, 45v. L Schöner 351 f. u.
Ö.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
531
Camerer, Johann. Aus Ober- oder Unterhallau (Schweiz); imm. 9. 6. 1515; M. A. Januar 1520; Gremium 30.3.1520. Q UAM, GG I1I122, f. 43v, 0 IV 2, f. 4r. Kammerhuber, Johann.
Aus Braunau; imm. 27. 8. 1511; B. A. März 1515; M. A. Januar 1517; Gremium 12. 3. 1517; vielleicht identisch mit "magister Jo(hannes) Camerhuber", 1520 zum Priester geweiht und als Kooperator in Eggenfelden bez. 1525. Q UAM, GG III/22, f. 20v, 0 IV 1, f. 9r, 48v. L P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 546.
Candidarius (Wisgerber), Ludwig, t vor 1505. Aus Reutlingen; imm. Tübingen 2. 12. 1484; B. A. Tübingen September 1486; M. A. Tübingen August 1493; imm. 6. 9. 1494; Gremium WiSe 1496; Chorherr in Öhringen. Q UAM, 0 IV 1, f. 162r, 0 V I, f. 54r. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 2, Göppingen 1971,557.
Carnificis, Engelhard. Aus Nabburg; imm. Leipzig SoSe 1467; B. A. Leipzig Februar 1469; imm. 19. 6. 1472; ,via antiqua'; als Konventor einer nicht genannten Burse bez. 25. 6. 1473; Zul. z. Bibelk. 19. 11. 1476 (Spr., 2. Kor.); als Konventor der Pariser Burse bez. 7. 9. 1477; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15. 5. 1478; Zul. z. Sent. 12.9. 148? Q UAM, D III 1, f. 18r, 167v, 0 I 2, f. Ir. L Kausch 222.
Carnificis (Carnifex), Wolfgang, OPraem, t 21. 10. 1523. Aus Windberg; imm. 14. 10. 1487; B. A. Juni 1489; M. A. Januar 1491; Gremium 1. 3. 1491; Pfarrer von Windberg 1495; als Pfarrer von Viechtach bez. 1512; Abt von Kloster Windberg 9. 10. 1519.
Q UAM, 0 I 2, f. 35v, 61v, 84v. W Historia de Sancta Dorothea. L N. Backmund, Kloster Windberg. Studien zu seiner Geschichte, Windberg 1977, 126. Kelberstich, Johann.
Aus Burgheim; imm. 19.6. 1492; B. A. 5. 3. 1494; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel 12. 3. 1498. Q UAM, 0 I 2, f. 92v, 0 IV 1, f. 5r, 0 V I, f. 56v. Keller, Andreas.
Aus Neubrunn oder Würzburg; imm. 13. 1. 1486; B. A. September 1487; M. A. Januar 1490; Gremium 5. 2. 1490; "Euklid lI-V" WiSe 1492/93; "Exercitium elenchorum" SoSe 1493. Q UAM, 0 I 2, f. 31v, 43v, 46v, 61r, 81r. L Schöner 485 f. 34*
532
Christoph Schöner
Keller (Cellarius, Fabritius), Martin. Aus Tübingen; imm. 21. 5. 1519; als Magister am Georgianum nachweisbar 16. 10. 1519; Gremium 23. 10. 1519.
Q UAM, GG 111/22, f. 41v, 42v. L Kausch 222.
Kellner, Hieronymus, t 28. 7. 1549 Eichstätt. Aus Berching; imm. 23.4. 1513; B. A. Dezember 1514; M. A. Januar 1517; Gremium 4.6. 1517; Primiz 1523; Kanoniker in Herrieden 1531; Hofkaplan des Fürstbischofs von Eichstätt 1532; Kanoniker am Willibaldschor in Eichstätt 1545; Pfarrer von Daßwang bis 1545. Q UAM, GG 111/22, f. 21r, 0 IV 1, f. 9r, 48r. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493 -1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 61.
Kellner, Wolfgang. Aus Berching; imm. 23. 4. 1513; B. A. Dezember 1514; M. A. Januar 1518; Gremium 1. 5. 1518; imm. Wittenberg SoSe 1518.
Q UAM, GG 111/22, f. 27v, 0 IV 1, f. 9v, 48r. Kern, Wolfgang. Aus Landshut; imm. 18.4.1496; B. A. März 1498; M. A. Januar 1501; Bibliotheksschlüssel WiSe 1500101; Dr. med. 1504; Stadtarzt in Amberg 1517-21.
Q UAM, 0 IV 1, f. 6r, 35r, 0 V 1, f. 64v. L Mederer I 66; Liess 151.
Kesching, Johannes deo Eine nicht näher beschriebene Resumption SoSe 1474.
Q UAM, D III 1, f. 52v. Kess, Heinrich
->
Rasoris
Kiener (Kriner, Kyner), Georg, t SoSe 1505. Aus Ingolstadt; imm. 5. 8. 1479; B. A. März 1481; M. A. Januar 1483; Gremium 12. 3. 1483; Princ. Z. Bibelk. 1497 (Sir., 1. Jo.); Bakkalaureus theologiae formatus; gestorben während einer Pestepidemie.
Q UAM, 0 I 2, f. 13v, 59r, 72v, 0 IV 1, f. 162r. L Kausch 220.
Kiffer, Valentin. Aus Ulm; imm. 12.6. 1493; B. A. Dezember 1494; M. A. Januar 1497; Bibliotheksschlüssel SoSe 1497; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497.
Q UAM, 0 IV 1, f. 5r, 32r, 0 VI, f. 55r. L Seifert 39.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
533
Kirchdorffer (Kirenstorfer), Christoph.
Aus Haag; imm. 22. 1. 1516; B. A. Juni 1517; M. A. Januar 1519; Gremium 3. 4. 1519; imm. Wien August 1524; imm. Freiburg i.Br. 14.2. 1526 ("Kirenstorfer").
Q UAM, GG III/22, f. 33r, 0 IV 1, f. 141r, 0 IV 2, f. 3v. Klaiber, Alexius.
Aus Weißenhorn; imm. 26. 6. 1484; B. A. März 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489; "Obligatoria" WiSe 1492/93; "Topicorum" SoSe 1493; Konzil 1. 9. 1493; "Parva logicalia" SoSe 1494; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497; noch nachweisbar 1. 9. 1498.
Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 43r, 46v, 47v, 49r, 60v, 78v, 0 V I, f. 59v. L Seifert 39; Schöner 485 ff. Klaus (Clauße), Valentin.
Aus Weißenhorn; imm. 5. 7. 1514; B. A. März 1516; M. A. Januar 1518; Gremium 12.3. 1518. Q UAM, GG III/22, f. 26v, 0 IV 1, f. 9v, 49v.
Klostermair, Martin, t 1570 Ingolstadt. Aus Ingolstadt; imm. 15. 1. 1515; B. A. September 1516; M. A. Januar 1520; Gremium 30. 3. 1520; Wiederaufnahme ins Gremium 1. 5. 1524; Konzil 1. 9. 1524; Dr. med. 1530; Stadtarzt in Amberg 1530-37; Leibarzt Herzog Wilhelms in München 1549; als Arzt in München nachweisbar bis 1557. Q UAM, GG III/22, f. 43v, 75v, 77r, 0 IV 1, f. 51r, 0 IV 2, f. 4r. L Liess 161.
Kön (Kunn), Johann.
Aus Bayreuth; imm. 1. 12. 1506; B. A. Juni 1508; M. A. Januar 1516; Gremium 12. 3. 1516. Q UAM, GG III/22, f. 14r, 0 IV 1, f. 8v, 42v.
Kötzler (Kitzler), Hieronymus.
Aus Nümberg; imm. Leipzig SoSe 1483; M. A. Ingolstadt Januar 1490; Gremium 5.2. 1490; vielleicht identisch mit "Iheronimus Kötzler", Kanoniker in Eichstätt, der 1511 auf die Pfarrei Ramspau resignierte. Q UAM, 0 I 2, f. 31v, 61r. L J. Schmid, Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg, Bd. 1, Regensburg 1911,344.
Kolbenstainer (Kolmstainer), Erhard.
Aus Straubing; imm. 2. 10. 1485; B. A. Juni 1487; M. A. Januar 1490; Gremium 5. 2. 1490; vielleicht identisch mit "magister Erh(ardus) Kolbenstain(er)", als Kaplan am Andreasaltar in St. Jakob in Straubing bez. 1508.
Q UAM, 0 I 2, f. 31v, 61r, 81r. L P. Mai/M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 104.
534
Christoph Schöner
Konrad. "Septimus tractatus Petri Hispani" SoSe 1474.
Q UAM, D ill I, f. 59r. Konrad. Als Konventor der Engelsburse bez. 4. 12. 1475.
Q UAM, D ill I, f. 98v. Kotterle (Ködler, Kötterlein), Blasius. Aus Augsburg; imm. 26. 8. 1509; B. A. Juni 1511; M. A. Januar 1514; Gremium 12.3.1514 und nochmals 13.3.1519; "Euklid lI-V" WiSe 1514/15; Konzil 13.3.1519 unter der Bedingung, daß er vor der ersten Teilnahme an einer Sitzung noch achtmal extraordinarie disputieren müsse. Q UAM, GG ill/22, f. 3v, 4v, 32v, 0 IV I, f. 8r, 44v. Kotterle (Koterl), Martin. Aus Augsburg; imm. 8. 7. 1518; B. A. Dezember 1519; M. A. Februar 1522; Gremium 17.3.1522. Q UAM, GG ill/22, f. 62v, 0 IV 2, f. 6r, 37r.
Crafft, Ambrosius. Aus Blaubeuren; imm. Wien 3. 3. 1507 (?, aus Regensburg!); imm. 1. 12. 1511; M. A. Januar 1516; Gremium 12. 3. 1516. Q UAM, GG ill/22, f. I4r, 0 IV I, f. 8v. Kram, Peter I.,
*
1478,
t 16. 3. 1530.
V Peter, herzoglicher Rat.
Aus Blaubeuren; imm. Tübingen 12. 12. 1485; B. A. Tübingen 28. 2. 1488; imm. 21. 10. 1491; M. A. Januar 1493; Priesterweihe 6. 4. 1493; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497; Dr. iur. utr. Oktober 1500; in Rom zum Weihbischof von Regensburg geweiht 1501.
Q UAM, 0 I 2, f. 62v. L Mederer I 39; K. Schotten10her, Tagebuchaufzeichnungen des Regensburger Weihbischof Dr. P. K. von 1500-30, Münster 1920; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiem in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 162; Wolff 310; Seifert 39; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971, 188; Gatz I 379f.
Krafft, Peter 11., t 26. 12. 1520. Aus Landshut; imm. mindetjährig 12.9. 1494; imm. Tübingen 11. 6. 1497; B. A. Tübingen 1. 3. 1498; Bibliotheksschlüssel SoSe 1499; Peter Krafft I. verzichtete zu seinen Gunsten auf eine Chorherrenstelle bei St. Johann in Regensburg 1500.
Q UAM, 0 V I, f. 6Ir. L K. Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen des Regensburger Weihbischof Dr. Peter Krafft von 1500-30, Münster 1920,4 u. ö.; W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971, 188.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
535
Kraft, Kastulus. Aus Augsburg; imm. 8. 4. 1472; ,via antiqua'; ins Gremium der vereinigten Fak. übernommen 15. 5. 1478. Q UAM, 0 12, f. Ir.
Kreidenhuber (Riedenhuber), Georg. Aus Burghausen; imm. 2. 5. 1506; B. A. Dezember 1507; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel ca. Juni 1511; Wiederaufnahme ins Gremium nach längerer Abwesenheit von Ingolstadt 1. 9. 1516. Q UAM, GG III/22, f. 17v, 0 IV I, f. 7r, 42r, 0 V I, f. 87v.
Kren, Johann. Aus Schärding; imm. 9. 1. 1515; B. A. September 1516; M. A. Januar 1519; Gremium 13.3. 1519; als Magister am Georgianum nachweisbar 16. 10. 1519. Q UAM, GG III/22, f. 32v, 41v, 0 IV I, f. 51r, 0 IV 2, f. 3r. L Seifert 98.
Krenner (Kreuttner, Kritner, Krytner), Wolfgang (Johannes). Aus München; imm. 1. 10. 1482 (?, "Wolfgangus Irher ex Monaco"); B. A. Juni 1484; imm. Leipzig WiSe 1485/86; in die Artistenfak. Leipzig aufgenommen SoSe 1487; stellte sich 1509 der Disputation zur Aufnahme in die Artistenfak.; Gremium WiSe 1508/09. Q UAM, 0 I 2, f. 76v, 0 V I, f. 84v. Creutznach, Heinrich. Aus Kreuznach; imm. 13. 12. 1472; ,via moderna'; M. A. Januar 1473; diktierte den Studenten den "Liber elenchorum" in die Feder SoSe 1476; eine Resumption zur Grammatik oder zur Logik SoSe 1476. Q UAM, D III I, f. 122v, 0 I 2, f. 56v. L Prant! II 74.
Cruispeck (Krewspeck), Kaspar, t zwischen Juli 1478 und SoSe 1483. Aus Schrobenhausen; imm. 5. 9. 1473; ,via moderna'; M. A. Januar 1475; eine Resumption zur Grammatik oder zur Logik SoSe 1476. Q UAM, 0 I 2, f. 57r, 0 IV I, f. 161r. L Prant! II 74.
Kurtzpeck, Hieronymus. Aus Landshut; imm. 25. 9. 1493; B. A. März 1496; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel SoSe 1499. Q UAM, 0 IV I, f. 5r, 33r, 0 V I, f. 61r.
Kyssner, Leonhard ---+ Lußner
536
Christoph Schöner
Dachs, Gregor (Georg). Aus München; imm. 3. 9. 1488; B. A. März 1490; M. A. Januar 1492; Gremium 16. 6. 1492; "De anima" WiSe 1492/93; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497; Konzil November 1497. Q UAM, 0 I 2, f. 41r, 43v, 62r, 86r, 0 V 1, f. 57v. L Seifert 39; Schöner 485.
Taigscheer (Degemseer), Johann. Aus Landsberg; imm. 26. 6. 1514; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 1. 5. 1518. Q UAM, GG III/22, f. 27v, 0 IV 1, f. IOr,49v. Daxer (Dexer), Jakob. Aus Ingolstadt; imm. 2. 8. 1509; B. A. März 1511; M. A. Januar 1513; Bibliotheksschlüssei SoSe 1513; "Exercitium priorum" WiSe 1513/14 und SoSe 1515; resignierte Stipendium am Georgianum 1515; wegen Äußerungen im Geist Martin Luthers durch Leonhard Marstaller und Franz Burckhard verhört, an den Bischof von Eichstätt ausgeliefert und schließlich der Diözese verwiesen März 1523. Q UAM, D III 4, p. 136, D III 5, p. 525, GG nU22, f. 2r, 7r, 0 IV 1, f. 7v, 44v, 0 V 1, f. 96r. L Prant! I 149; Real 29; Schöner 489 u. ö.
Degernseer, Johann -> Taigscheer Degner, Georg. "Ethica" SoSe 1479. Q UAM, D III 1, f. 224v. L Schöner 140 u. ö.
Deiniger, Georg. Aus Schongau; imm. 4. 11. 1518; B. A. Februar 1520; M. A. Februar 1522; Gremium 24. 3. 1522; vielleicht identisch mit "magister Georgius Teyninger", 1526 als zukünftiger Hilfspriester von Deggendorf bezeichnet. Q UAM, GG III/22, f. 63r, 0 IV 2, f. 6r, 37v. L P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 355.
Telo Pruckner (Thelein), Christoph deo Aus Kulm oder "Schonbaldt"; adliger Herkunft; imm. 2. 9. 1516; M. A. Januar 1519; Gremium 6. 9. 1519. Q UAM, GG III122, f. 40v, 0 IV 2, f. 3r.
Demel (Temel, Thomell), Hieronymus, t Sommer 1551 Ingolstadt. Aus Ingolstadt; imm. 26. 4. 1512; B. A. Juni 1514; M. A. Januar 1520; Gremium 30. 3. 1520; Primiz 1520; besaß in Ingolstadt ein Benefizium in der Frauenkirche und die Gnadenthalkaplanei. Q UAM, GG III/22, f. 43v, 0 IV 1, f. 47v, 0 IV 2, f. 4r. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493 -1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reforrnationszeit, Münster 1934,51.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
537
Denck (Tennkh), Johann. Aus Braunau; imm. Wien SoSe 1481; imm. 7. 5. 1483; B. A. September 1483; M. A. Januar 1486; Gremium 22.2. 1486. Q UAM, 0 I 2, f. 16v, 59v, 76r.
Denekel (Dänckel, Dangkl, Tenckel), Wolfgang. Aus Niederstimm; imm. 21. 4. 1501; B. A. Dezember 1502; M. A. Januar 1508; Bibliotheksschlüssel SoSe/WiSe 1507/08; Konzil 12. 3. 1515; "Sphaera materialis" SoSe 1515; als Inhaber der Kaplanei St. Wolfgang der Ingolstädter Färber bez. 1535.
Q UAM, GG III/22, f. 6v, 0 IV 1, f. 7r, 39r, 0 VI, f. 82r. L J. Greving, Johann Ecks Pfarrbuch für U. L. Frau in Ingolstadt, Münster 1908, 29; Schöner 491.
Denzel (Tantzelin, Tentzel, Tenzelius), Andreas. Aus Passau; imm. 4. 5. 1517; B. A. September 1518; M. A. Januar 1521; Gremium 12. 3. 1521; imm. Wittenberg 1524; auf Philipp Melanchthons Empfehlung lateinischer Schulmeister in Regensburg 1530. Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV I, f. 101v, 0 IV 2, f. 5r. L Johannes Turmair's genannt Aventinus sämmtliche Werke, hg. von der Kgl. Akad. der Wissenschaften, Bd. 6, München 1908, 92 f.
Teschel, Leonhard. Aus Eichstätt; imm. 26. 4. 1479; B. A. Dezember 1480; M. A. Januar 1483; Gremium 12.3. 1483; Konzil 12. 3. 1487. Q UAM, 0 I 2, f. 13v, 18r, 59r, 72r.
Teufel, Thomas. Aus Landshut; bezeichnete sich 1476 als Wiener Magister und Angehöriger der Artistenfak. der, via modema' in Ingolstadt.
Q UBM, 2° eod. ms. 566, f. 196r. Teuschel, Nikolaus, t SoSe 1483. Aus Würzburg; imm. 13.8. 1475; M. A. Januar 1479; Konzil 12. 3. 1483.
Q UAM, 0 I 2, f. 13v, 58r, 0 IV 1, f. 161r. Thoma (Thuman, Thumbmann, Duma), Konrad, t 1530. Aus Buch; imm. 16. 3. 1512; B. A. Dezember 1513; M. A. Januar 1516; Gremium 12. 3. 1516; Magister in der Pariser Burse 10. 6. 1519; Konzil 30. 3. 1520; Mitglied der artistischen Senatsfraktion WiSe 1521/22; Princ. z. Bibelk. 5. 4. 1522 (Jdt., 1.2. Kor.); Adorf-Stipendiat bis 29. 1. 1524; Princ. z. Sent. 25. 8. 1524 (4. Sent.); Prediger in Regensburg 1519-26; Lic. und Dr. theol. 1526; gestorben 1530 auf dem Rückweg vom Reichstag in Augsburg nach Regensburg.
Q UAM, GG IIII22, f. 14r, 36v, 43v, 0 IV 1, f. 8v, 47r. L Mederer I 124 u. ö.; P. Mai, Predigtstiftungen des späten Mittelalters im Bistum Regensburg, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 2 (1968) 22; Seifert, Statuten 484; Real 43; Kausch 220.
538
Christoph Schöner
Thuarog (ex Bestrikono), Michael, t 12.2. 1520. Aus Bystrzykowo (Polen); B. A. Paris 9.3. 1474; M. A. Paris April 1475; "Procurator nationis Alemanniae" Paris 1477; imm. 14. 5. 1478; ,via antiqua'; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15.5. 1478; Zul. z. Bibelk. 11.9. 1479; Rektor Univ. Krakau 1513. Q UAM, 0 I 2, f. Ir. L K. P. Czaplewski, Polacy na Studyach w Ingolsztacie, Poznan 1914, 19 u. ö.; Auctarium Chartularii Universitatis Parisiensis, Bd. 3, hg. von C. Samaran/A. A. van Moe, Paris 1935, Bd. 6, hg. von A. L. Gabriel/G. C. Boyce, Paris 1964; Kausch 229.
Thurn (Durn, Durren), Philipp. Aus Tirschenreuth; imm. 5. 12. 1514; B. A. Juni 1516; M. A. Januar 1519; Gremium 13. 3. 1519; Reise nach Frankreich und Paris; "Archigrammateus" in Straubing; verstarb bald nach Antritt der Stelle in Straubing. Q UAM, GG HI/22, f. 32v, 0 IV 1, f. 50v, 0 IV 2, f. 3r. L Mederer I 124 u.
Ö.
Dietnauer (Tetnauer), Michael. Aus Dingolfing; imm. 9.4. 1518 als Regensburger Kleriker; B. A. September 1519; M. A. Juni 1521; Gremium 17. 6. 1522; theol. Bakkalarsvorlesung (Tit.), wurde deswegen verdächtigt, den Ansichten Martin Luthers anzuhängen, und verhaftet, nach Widerruf jedoch freigelassen August 1523; Adorf-Stipendiat ab 17. 2. 1524; Konzil 12. 3. 1525; fungierte als Prüfer der Bakkalaureanden WiSe 1526/27. Q UAM, D HI 4, p. 147, D HI 5, p. 540, GG HI/22, f. 63v, 8Or, 0 IV 2, f. 5v, 36v, 48r. L Prant! I 149 f.; Kausch 220.
Till (Dull, Dyll), Johann. Aus Geier; imm. Köln 10.5. 1507; B. A. Köln Juni 1508; imm. 12.2.1511; M. A. Januar 1512; Bibliotheksschlüssel SoSe 1512; "Euklid I" WiSe 1513/14; "Sphaera materialis" SoSe 1514; "Euklid I" WiSe 1514/15; Konzil 12. 3. 1516; als Adorf-Stipendiat bez. 23.9. 1516. Q UAM, GG HI/22, f. 2r, 3v, 4v, 14r, 0 IV 1, f. 7v, 0 V 1, f. 92v. L Real 43; Kausch 220; Schöner 489 f.
Till, Valentin. Aus Mosbach oder Moosbach; imm. 4. 5. 1506; B. A. Dezember 1507; imm. Tübingen 20. 6. 1512; M. A. Tübingen 21. 7. 1512; Gremium 28. 10. 1513; "Musica Muris" SoSe 1514; ,,Augustinus Datus" WiSe 1514/15; "Metheora" SoSe 1515; Konzil 1. 9.1517; Zul. z. Bibelk. 10.2. 1518; Princ. z. Bibelk. 4. 5. 1518 (Joel); Mitglied der artistischen Senatsfraktion SoSe 1519; Dekan in Mosbach oder Moosbach. Q UAM, GG HI/22, f. 3r, 3v, 4v, 6v, 22r, 0 IV 1, f. 42r. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 1, Göppingen 1971, 212; Seifert, Statuten 484; Kausch 221; Schöner 489ff.
Tillherr (Dillherr), Konrad. Aus Giengen; imm. 3. 4. 1513; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 9.5. 1518. Q UAM, GG IIII22, f. 28r, 0 IV 1, f. 9v, 49r.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
539
Tillherr (Dalher), Rochus. Aus Giengen; imm. 3. 4. 1514; B. A. Dezember 1515; M. A. Juni 1521; Gremium 24. 3. 1522; Dr. iur.
Q UAM, GG III/22, f. 63r, 0 IV I, f. 49r, 0 IV 2, f. 5v. L Matrikel LMU. Doleatoris (Doliatoris), Heinrich. Aus Scheßlitz; imm. Leipzig SoSe 1471; B. A. Juni 1473; imm. 1. 5. 1476; ,via antiqua' (?); Gremium (Wiederaufnahme?) 3. 1. 1488. Q UAM, 0 I 2, f. 21v.
Tolhopf, Friedrich. Aus Kemnath; imm. minderjährig 9. 11. 1492; B. A. März 1495; M. A. Januar 1504; Bibliotheksschlüssel WiSe 1503/04; imm. Wien SoSe 1507.
Q UAM, 0 IV 1, f. 6v, 32v, 0 V I, f. 75r. Dornvogt (Dorenfock, Dorenvogel), Leonhard,
*
ca. 1459.
V Priester, M ledige Frau.
Aus München; imm. 2. 2. 1475; ,via modema'; B. A. September 1476; M. A. Januar 1479; Gremium 12.3. 1479; Freisinger Kleriker; päpstliche Dispens, ein Beneficium cum cura zusammen mit einer Sinekure halten zu dürfen 2. 12. 1480; Konzil 12. 3. 1484; "Parva naturalia" WiSe 1492/a93; "Maius volumen Prisciani" WiSe 1493/94. Q UAM, 0 I 2, f. 5v, 14v, 43v, 47r, 58r, 67r. L T. J. Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 1465-91, München 1932, Nr. 518; Schöner 485 u. ö. Dreml (Tremel), Paul. Aus München; imm. Heidelberg 27. 4. 1461; B. A. Heide1berg ,via antiqua' 5. 11. 1463; M. A. Heidelberg ,via antiqua' Oktober 1466; imm. 16.6. 1472; als Konventor einer nicht genannten Burse bez. WiSe 1473/74 und 17. 8. 1474. Q UAM, D III 1, f. 56r.
Trister (Tuester), Michael
--t
Sutoris
Turel (Tuerl), Jakob. Aus Deggendorf; imm. 23. - 26. 3. 1487; B. A. Dezember 1488; M. A. Januar 1492; Gremium 16. 6. 1492; "Lectio priorum" SoSe 1493; ,,Euklid lI-V" WiSe 1493/94; vielleicht identisch mit "magister Jacobus Turl", als Kaplan in der Oswaldkapelle in Deggendorf bez. 1508.
Q UAM, 0 I 2, f. 41r, 46r, 47r, 62r, 83v. L P. Mai/M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 191.
Duxor (Duxer), Veit --t Friesenegger
540
Christoph Schöner
Eberhart, Bemhard. Aus Giengen; imm. 2. 5. 1473; ,via antiqua' (?); Gremium 12.3. 1479; Augsburger Kleriker; resignierte die Pfarrkirche in Giengen vor 26.2. 1485. Q UAM, 0 I 2, f. 5v. L T. J. Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 1465-91, München 1932, Nr. 714.
Eck, Leonhard, * 1480 Kelheim, t 17. 3. 1550 München. Adliger Herkunft; imm. mindeljährig 7. 12. 1490; B. A. Juni 1491; M. A. Januar 1493; Gremium 1. 9. 1493; Jurastudium in Bologna 1493-97; "doctor juris" Bologna 1497; Jurastudium in Siena; Dr. iur. utr. Siena 30. 9. 1499; der spätere bayer. Kanzler und Patron der Univ. Ingolstadt. Q UAM, 0 I 2, f. 47v, 62v, 88v. L E. Metzger, Leonhard von Eck (1480-1550), München 1980; Schöner 17f. u. ö.
Eckhardt (Eckart), Leonhard. Aus Eschenbach; imm. 9. 7. 1494; B. A. März 1496; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel WiSe 1498/99; nachweisbar SoSe 1499. Q UAM, 0 IV 1, f. 5r, 33r, 0 V 1, f. 6Or, 61r.
Ecklar (Äckenler, Eckenier, Eckler, Ekellar), Johann. Aus Esslingen; imm. Heidelberg 2. 5. 1474; B. A. Heidelberg ,via moderna' 8. 7. 1475; M. A. Ingolstadt Januar 1479; Gremium 27. 4. 1479; vergebliche Bewerbung um verschiedene Kaplaneien in Esslingen 1488-90. Q Stadtarchiv Ess1ingen, MB 10 f.; UAM, 0 I 2, f. 5v, 58r.
Egkschmid, Georg. Aus München; M. A. Januar 1493; Gremium 1. 9. 1493; "Exercitium de anima" WiSe 1493/94; vielleicht identisch mit "magister Georgius Egkschmid", als Kaplan am Katharinenaltar in St. Jakob in Straubing bez. 1508. Q UAM, 0 I 2, f. 47r-v, 62v. L P. MaiJM. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 100; Schöner 487.
Einpeck, Johann. Aus Schärding; imm. 18.4. 1496; B. A. Dezember 1497; M. A. Januar 1500; Bibliotheksschlüssei WiSe 1499/1500. Q UAM, 0 IV 1, f. 5v, 34v, 0 V 1, f. 62v. Eisteter (Eichstetter), Johann 11., t zwischen 1486 und 1495. Aus Ingolstadt; imm. 27. 9. 1481; B. A. Juni 1483; M. A. Januar 1486; Gremium 6.3.1486. Q UAM, 0 I 2, f. 16v, 59v, 75v, 0 IV 1, f. 161v.
Ellwangen, Matthias
->
Ulmann
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
541
Engelhart, Peter. Aus Braunau oder Burghausen; imm. 22. 5. 1483; B. A. Dezember 1485; M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v, 78r. EngelIender, Johann
-+
Anglicus
Eretzhaimer (Erntzhamer), Pau!. Aus Kempten; imm. 14. 6. 1486; B. A. 13. 3. 1488; M. A. Januar 1491; Gremium 1. 3. 1491. Q UAM, 0 I 2, f. 35v, 61v, 82r.
Ernst, Friedrich. Aus Feuchtwangen (Miuelfranken); imm. Erfurt WiSe 1457/58; B. A. Erfurt Frühjahr 1467; imm. 25. 10. 1476 als "dominus"; ,via antiqua'; ins Gremium der vereinigten Fak. übernommen 15.5. 1478; als Chorherr in Feuchtwangen bez. 1485. Q UAM, D VII 6a, f. l04r-v, 0 I 2, f. Ir. L R. C. Schwinges/K. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfak. der Univ. Erfurt 1392-1521, Jena-Stuttgart 1995, 144.
Erssinger (Arsinger), Christoph. Aus München; imm. Köln April 1498 (?), "Cristoph. de Monaco, d. Fris."; B. A. Köln Juni 1499 (?); imm. 9. 6. 1502; M. A. Januar 1504; nachweisbar WiSe 1503/04. Q UAM, 0 IV 1, f. 6v, 0 V I, f. 75r.
Euring, Thomas 11. Aus Ingolstadt; imm. 11. 5. 1515; B. A. Dezember 1516; M. A. Januar 1520; Gremium 30.3. 1520; Konzil 1524. Q UAM, GG III122, f. 43v, 75v, 0 IV 1, f. 140r, 0 IV 2, f. 4r.
Fabian, Erhard. Aus Schwaz; imm. 3. 4. 1474; ,via moderna'; B. A. Dezember 1475; M. A. Januar 1479; Gremium 21. 10. 1479. Q UAM, 0 I I, f. 64r, 0 I 2, f. 7v, 58r.
Fabri (Schmid), Georg. Aus Weißenhorn; imm. 17. 10. 1510; B. A. Juni 1512; M. A. Januar 1515; Gremium 30.4. 1515. Q UAM, GG III/22, f. 7r, 0 IV 1, f. 8r,45v.
Fabri, Georg
-+
Schmeydel
Fabri (Glück), Konrad. Aus Ingolstadt; imm. 5. 5. 1489; B. A. Dezember 1490; M. A. Januar 1493; Gremium 4. 3. 1493; "Exercitium priorum" SoSe 1493; "Exercitium priorum" WiSe 1493/94; "Textus elenchorum" SoSe 1494. Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 46v, 47r, 49v, 62v, 87v. L Schöner 486.
542
Christoph Schöner
Fabri, Thomas. Aus Lauffen; imm. 11. 10. 1508; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel ca. Juni 1511. Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 0 VI, f. 87v. Fabri (Ruswengkler), Ulrich, t SoSe 1505. Aus Beiingries; imm. 10. 5. 1495; B. A. September 1497; M. A. Januar 1502; Bibliotheksschlüssel WiSe 1501/02; Kooperator in Amberg; gestorben während einer Pestepidemie. Q UAM, 0 IV 1, f. 6r, 34v, 162r, 0 V 1, f. 66v. Fabritius, Martin
-->
Keller
Fessler, Veit --> Schessler Vetter, Matthäus (Matthias). Aus Lauingen; imm. 9. 3. 1507; B. A. September 1508; M. A. Januar 1511; Bibliotheksschlüssel SoSe/WiSe 1510/11; als Konventor der Lilienburse bez. 12. 3. 1513, resignierte 12.3. 1515; "Exercitium priorum" WiSe 1513/14; "Augustinus Datus" SoSe 1514; Konzil 12. 3. 1515; "Augustinus Datus" SoSe 1515; Princ. z. Bibelk. 14. 1. 1516 (Hl.); Zul. z. Sent. Februar 1517. Q UAM, GG III/22, f. 2r, 3v, 6r-v, 7r, 0 IV 1, f. 7v, 42v, 0 V 1, f. 87v, 95r. L Kausch 223.
Feyertag, Johann. Aus Reichertshofen; imm. 16.7. 1489 (?); M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel151O. Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 0 V 1, f. 85v.
Vigeslay, Gereon
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Sayler
Finck, Gabriel. Aus Eichstätt; imm. 23. 10. 1508; B. A. September 1510; M. A. Januar 1513; "Euklid 11V" und "Theoricae planetarum" WiSe 1513/14; Wiederaufnahme ins Gremium nach Abwesenheit von Ingolstadt 12. 3. 1515. Q UAM, GG III/22, f. 2r, 6r, 0 IV 1, f. 7v, 44r.
Vogler, Johann. Aus Wemding; imm. 2. 10. 1515; B. A. Juni 1517; M. A. Januar 1519; Gremium 13.3. 1519; Primiz in Wemding 1522; vielleicht identisch mit "magister artium Johannes Vogler de Wembding", als Kooperator in Pförring bez. 1525. Q UAM, GG III/22, f. 32v, 0 IV 1, f. 14lr, 0 IV 2, f. 3v. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 60; P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 700.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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Vogt (Vockt, Voigt, de Haydeck), Michael, t bald nach 1474. Aus Heideck; imm. Leipzig WiSe 1458/59; B. A. Leipzig So Se 1462; M. A. Leipzig WiSe 1468/69; imm. 13. 4. 1472; als Konventor einer nicht genannten Burse bez. 9. 12. 1474. Q UAM, D III 1, f. 71r-v, 0 IV 1, f. 161r. Volg (Pistoris), Johann. Aus Ingolstadt; imm. 1. 5. 1480; M. A. Januar 1486; Gremium 22. 2. 1486; Konzil 1. 9.1491; imm. Wien WiSe 1504/05.
Q UAM, 0 I 2, f. 16v, 37v, 59v. Fortz (Förtzsch, Forstius, Fursth), Johann. Aus Kulmbach; vielleicht identisch mit "Jo(hannes) Fortzsch", als Pleban in Schönberg (Dekanat Arzberg) bez. 1508; vielleicht identisch mit "Ioannes Fortsch de Dirßam", imm. Leipzig SoSe 1508; imm. als Priester und Präzeptor der Markgrafen Friedrich und Wilhelm von Brandenburg 11. 5. 1514; M. A. Januar 1516; Gremium 12. 3. 1516; Zul. z. Bibelk. 23. 9. 1516 (Spr.); Princ. z. Bibelk. November 1517 (Phil.); erhielt Pfarrei Kasendorf nach 1518; nicht mehr in Kasendorf 1534.
Q UAM, GG III122, f. 14r, 0 IV 1, f. 8v. L J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955 -65, 119; Kausch 223; P. Mai/M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 825. Franckmann, Willibald, * 1496, t 1556. Aus Eichstätt; imm. 12. 12. 1513; B. A. Juni 1515; M. A. Januar 1517; Gremium 12.3. 1517; Konzil 12.3. 1521; Primiz 1522; Konventor der Adlerburse ca. 1523; AdorfStipendiat bis 13. 2. 1524; Studium in Italien; Lic. utr. iur. 18. 3. 1533; Dr. utr. iur. 22. 10. 1533; Kanoniker in Eichstätt, auch Willibaldschorherr; bischöflicher Offizial 1539; Generalvikar und Propst des Domstifts 1540-46.
Q UAM, GG III/22, f. 20v, 54r, 0 IV 1, f. 9r, 48v. W Ex primo evangelii Joan. capite collectae theses (Resp.; Praes.: J. Eck), Ingolstadt 1522. L Mederer I 124; J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 60; Real 43; Seifert 119 u. ö.; Wolff 316 u. ö.; Kausch 223 u. ö.; M. Fink-Lang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985, 283 (L); Schöner 348. Freinbauser, Leonhard. Aus Altötting; imm. 7. 5. 1516; B. A. Dezember 1517; M. A. Januar 1521; Gremium 12. 3. 1521.
Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV 1, f. 142r, 0 IV 2, f. 4v. Freydorffer (Freindorffer), Leonhard. Aus Schärding; imm. Wien WiSe 1480/81; B. A. Wien Juni 1483; imm. 3. 5.1485; M. A. Januar 1487; Gremium 10. 5. 1487. Q UAM, 0 12, f. 18r, 6Or; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 308r.
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Christoph Schöner
Friesenegger (Duxer, Duxor, Frisennecker), Veit. Aus Augsburg; imm. 27. 4. 1507; B. A. Dezember 1508; M. A. Januar 1512; Bibliotheksschlüssel SoSe 1512; "Augustinus Datus" WiSe 1513/14; als Konventor einer Burse bez. 3.2. 1513; "Exercitium elenchorum" SoSe 1514 und WiSe 1514/15; "Maius volumen Prisciani" SoSe 1515; gab seinen Bibliotheksschlüssel zurück und verließ Ingolstadt WiSe 1521/22.
Q Archiv des Bistums Augsburg, Ms. 81 I, f. 110v-Illr, 113r-v, 174v-175v (Briefe von Leonhard
Weinlin OSB aus St. Ulrich in Augsburg an F.), Ms. 81 11, f. 74v (Brief von Sigismund Zimmermann OSB aus St. Ulrich in Augsburg an F.); UAM, GG IIU22, f. 2r, 3v, 4v, 7r, 0 IV I, f. 7v, 43r, o IV 2, nicht foliiert, 0 V I, f. 92v. L Schöner 489 ff.
Frolich, Georg. Aus Wasserburg; imm. mindeIjährig 8. 5. 1507; B. A. März 1509; M. A. Januar 1512; Bibliotheksschlüssel SoSe 1513; "Sphaera materialis" WiSe 1513/14; "Textus priorum" SoSe 1514; "Minus volumen Prisciani" WiSe 1514/15.
Q UAM, GG III/22, f. 2r, 3v, 4v, 0 IV I, f. 7v, 43r, 0 V I, f. 96r. L Schöner 489 f.
Füger, Johann. Aus München; imm. 3. 10. 1478; B. A. Juni 1480; M. A. Januar 1483; Gremium 12. 3. 1483.
Q UAM, 0 I 2, f. 13v, 59r, 71v. Fümel, Johann. Aus Ingolstadt; imm. 21. 2. 1493; B. A. September 1494; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel 12. 3. 1498.
Q UAM, 0 IV I, f. Sv, 31v, 0 V I, f. 56v. Fuemel, Peter. Aus Kösching; imm. 25. 8. 1472; ,via moderna'; M. A. Januar 1474; diktierte den Studenten die "Parva naturalia" in die Feder SoSe 1476; eine Resumption zur Grammatik oder zur Logik SoSe 1476; Zu!. z. Bibelk. 7. 9. 1482. Q UAM, 0 I 2, f. 56v. L Prantl 11 74; Kausch 224.
Fuemel, Ulrich. Aus Ingolstadt; B. A. Juni 1482; M. A. Januar 1485; "Sphaera materialis" WiSe 1489/90.
Q UAM, 0 I 2, f. 31v, 59v, 74v. L Schöner 484.
Fünsinger (Fusingar), Christoph. Aus Vierkirchen (Oberbayern) oder München; imm. 5. 10. 1474; B. A. September 1476; M. A. Januar 1479; Gremium 12. 3. 1479. Q UAM, 0 I 2, f. Sv, 58r, 67r.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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Gaillin (Gallin, Gaylein, Gaylin), Konrad. Aus Leutkirch; imm. Köln September 1514; B. A. Köln 12. 6. 1515; imm. 25. 4. 1518; M. A. Januar 1520; Gremium 30. 3. 1520.
Q UAM, GG III/22, f. 43v, 0 IV 2, f. 4r. Gaiswasser, Achatius (Arsatius) -- Hayswasser Gan (Jan), Ägidius. Aus Straubing; imm. 25. 4. 1482; B. A. September 1484; M. A. Januar 1488; Gremium 12. 3. 1488. Q UAM, 0 I 2, f. 22v, 60v, 76v.
Gebhart, Felix. Aus Bruneck; imm. 16. 5. 1485; B. A. Dezember 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489; Dispens vom Biennium 1. 10. 1490. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 34r, 60v, 8Or.
Geisselprecht, Hermann. Aus Wendelstein (Mittelfranken); imm. 28.4. 1497; B. A. Dezember 1498; M. A. Januar 1501; verließ Ingolstadt SoSe 1503.
Q UAM, 0 IV 1, f. 6r, 35v, 0 V 1, f. 74r. Geist (Geyst), Johann. Aus Landshut; imm. Leipzig SoSe 1518; imm. 8.5.1521; B. A. August 1521; M. A. Januar 1524; Gremium 1. 9. 1524.
Q UAM, GG III/22, f. 77r, 0 IV 2, f. 6v, 42r. Gelltel (Göltl), Georg. Aus Weihrnichel; imm. 13.6. 1514; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12.3. 1518.
Q UAM, GG 111/22, f. 26v, 0 IV 1, f. 9v, 49r. Geroch (Gerock, Gerug, Gork), Johann. Aus Pfaffenhofen (Württemberg); imm. Wien 27. 6. 1507; B. A. Wien März 1509; imm. 5.6. 1510; M. A. Januar 1512; "Textus priorum" WiSe 1513/14; "Maius volumen Prisciani" SoSe 1515.
Q UAM, GG III/22, f. 2r, 6v, 0 IV 1, f. 7v; Univ.archiv Wien, AFA IV, f. 62v. L Schöner 489 u. ö.
Gesler, Johann. Aus Ingolstadt; imm. 11. 1. 1516; B. A. September 1517; M. A. Januar 1521; Gremium 12.3.1521; Dr. med. 1528.
Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV 1, f. 141v, 0 IV 2, f. 5r. L Mederer I 134; Liess 160.
Glottschloher (Goltschlager), Balthasar -- Langenauer 35 Biograph. Hdb. I
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Christoph Schöner
Glück, Konrad --> Fabri Götz, Johann. Aus Großenreith; imm. 9. 2. 1517 als Freiburger Priester; M. A. Januar 1519; Gremium 1. 9.1522; Adorf-Stipendiat 17. 2.1524 bis 1526; Zul. z. Bibelk. 9. 3.1525 (Job. c. 1-12, 1.2. Thess.); zum Domprediger von Bamberg bestellt 6. 12. 1525; Princ. z. Sent. 9. 11. 1526 (1.2. Sent.); erhielt Domvikarie St. Andreas in Bamberg 21. 12. 1526; resignierte auf Domvikarie vor 6. 10. 1533; Pfarrer in Amberg 1533 bis 7. 5. 1536; theol. Bakkalaureus formatus 15.5. 1534; Lizentiat der Theol. 21. 5. 1534; erhielt Predigerstelle am Stift Haug in Würzburg samt dazugehörigem Kanonikat 1536. Q UAM, GG 111/22, f. 65r, 0 IV 2, f. 3r. L Mederer I 124; J. Götz, Religiöse Bewegungen in der Oberpfalz 1520-60, Freiburg i.Br. 1914, 92f.; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400 - 1556, Würzburg 1955 - 65, 141; Kausch 224.
Goldgruber, Christoph, t 1518. Aus Ingolstadt oder Freising; imm. 20. 6. 1509; B. A. Juni 1511; M. A. Januar 1514; Gremium 12.3. 1514; "Obligatoria" SoSe 1514; "Textus posteriorum" WiSe 1514/15; "Parva naturalia" SoSe 1515. Q UAM, GG 111/22, f. 3v, 4v, 6v, 0 IV I, f. 8r, 44v, I 63r. L Schöner 489 ff.
Golhofer, Nikolaus
-->
Ricker
Goppolt, Hermann. V N. N., Färber.
Aus Nürnberg; imm. 5. 6. 1474; ,via antiqua' (?); M. A. Januar 1479; Gremium 12. 3. 1479; imm. Köln (zur theol. Fak.) April 1485; imm. Leipzig WiSe 1486/87; theol. Bakkalaureus formatus Köln 24.3. 1492; Primiz St. Lorenz in Nürnberg 28. 4. 1493. Q UAM, 0 I 2, f. 5v, 58r. L J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 140.
Granatoris (Ledrer), Melchior. Aus Arberg; imm. 23. 6. 1489; B. A. September 1491; M. A. Januar 1494; Gremium 25.2. 1494; "Obligatoria" SoSe 1494; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497. Q UAM, 0 I 2, f. 49r-v, 63r, 88v. L Seifert 39.
Graner (Grieninger, Groner, Groner), Absolon. Aus Ulm; imm. 4. 6. 1505; imm. Tübingen 10.4. 1508; B. A. Tübingen Dezember 1508; M. A. Tübingen 15. 7. 1510; respondierte in Ingolstadt vor der Artistenfak. ca. Januar 1511; "Textus elenchorum" WiSe 1513/14. Q UAM, GG 111/22, f. 2r, 0 V 1, f. 91r. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 1, Göppingen 1971,295; Schöner 489.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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Grasser, Michael. Aus Freising; Kanoniker bei St. Veit in Freising; imm. 20. 4. 1513; B. A. Juni 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12.3. 1518. Q UAM, GG III/22, f. 26v, 0 IV 1, f. 9v, 48v. GreifT, Philipp. Aus Ingolstadt; imm. mindeIjährig 14. 10. 1508; B. A. März 1511; M. A. Januar 1515; Gremium 12.3. 1515. Q UAM, GG III/22, f. 6r, 0 IV 1, f. 8r, 44v.
Grillinger, Johann. Aus Ingolstadt; imm. 7. 5. 1496; B. A. Juni 1498; M. A. Januar 1502; Bibliotheksschlüssel WiSe 1501 /02. Q UAM, 0 IV 1, f. 6r, 35r, 0 V 1, f. 66v.
Groß, German. Aus Aichach; imm. als Priester 13. 2. 1514; M. A. Januar 1516; Gremium 12.3. 1516. Q UAM, GG III/22, f. 14r, 0 IV 1, f. 8v.
Groß, Peter. Aus Trockau; adliger Herkunft; imm. 16. 10. 1486; B. A. Juni 1488; M. A. Januar 1491; Gremium 1. 9. 1491. Q UAM, 0 I 2, f. 37v, 61v, 82v.
Grotz, Johann. Aus Ingolstadt; imm. 5. 10. 1479; B. A. März 1481; M. A. Januar 1487; Gremium 5.2. 1487. Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 6Or, 72v.
Grober, Johann. Aus Passau; imm. 12. 4. 1515; B. A. Dezember 1516; M. A. Januar 1520; Gremium 1. 5. 1520. Q UAM, GG III/22, f. 44v, 0 IV 1, f. 140v, 0 IV 2, f. 4r. Gruenwaldt, Wolfgang. Aus Ingolstadt; imm. 22. 4. 1487; B. A. März 1489; M. A. Januar 1496; nachweisbar 12. 3. 1498; Primiz 1498. Q UAM, 0 I 2, f. 84r, 0 IV 1, f. 5r, 0 VI, f. 56v. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 28.
Grunigel (Greungl), Johann. Aus Rain oder Regensburg; imm. 15. 10. 1512; B. A. Juni 1514; M. A. Januar 1516; Gremium 4. 5. 1516; imm. Wien Januar 1523 als Jurastudent; Lic. iur. utr. Ingolstadt 9.2.1534. Q UAM, GG III/22, f. 15r, 0 IV 1, f. 8v, 47v. L Wolff319. 35*
548
Christoph Schöner
Gügglinger (Guglinger), Heinrich. Aus Altötting; imm. 18.4. 1496; B. A. Dezember 1497; M. A. Januar 1500; Bibliotheksschlüssel WiSe 1499/1500. Q UAM, 0 IV I, f. 5v, 34v, 0 V I, f. 62v. Gugel, Christoph,
* 6. 1. 1499, t
16.8. 1577.
V Christoph d.Ä., Rat und Kanzler bei den Kaisern Maximilian 1., Karl
v., Ferdinand I.
Aus Harburg oder Diepoltsdorf; imm. 7. 11. 1514; B. A. Juni 1516; M. A. Januar 1518; Gremium 1. 5. 1518; imm. Freiburg i.Br. 3. 6. 1521; Rechtskonsulent der Stadt Nürnberg 1526; Dr. jur. ca. 1530; später u. a. Rat der Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp, des Herzogs Albrecht von Bayern und des Erzbischofs von Magdeburg. Q UAM, GG III/22, f. 27v, 0 IV 1, f. 9v, 5Or. L G. A. Will, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, Bd. 1, Nürnberg-Altdorf 1755, 578; H. Winterberg, Die Schüler von Ulrich Zasius, Stuttgart 1961, 40f.; Wolff 359.
Häring, Anton. Aus Augsburg; imm. Erfurt WiSe 1478/79; B. A. Erfurt Frühjahr 1481; imm. 28. 2.1485; M. A. Januar 1487; Gremium 5. 2. 1487; vergeblicher Antrag auf Aufnahme ins Konzil wegen Zweifeln an seiner ehelichen Geburt 26.5.1491; Zul. z. Bibelk. 16. 9. 1~91; Princ. z. Bibelk. 7.11. 1491 (Tob.); Princ. z. Sent. 14. 10. 1493 (3. Sent.); Lic. theol. 7. 5.1496; Dr. theol. 26. 5. 1496; Prediger in Braunau; als Prediger in Schärding bez. 1504. Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 36v, 6Or. L Mederer I 47; Johannes Turmair's genannt Aventinus sämmtliche Werke, hg. von der Kgl. Akad. der Wissenschaften, Bd. I, München 1880/81, 96f.; Kausch 225; R. C. Schwinges/K. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfak. der Univ. Erfurt 1392-1521, Jena-Stuttgart 1995, 198.
Hagen (Hag), Leonhard. Aus Dingolfing; imm. 24. 7. 1513; B. A. Juni 1517; Gremium 29. 4. 1523; vielleicht identisch mit "magister Leonh(ardus) Hagen de Dinglfing", als Kaplan am Severinsaltar in der Pfarrkirche von Dingolfing bez. 1525. Q UAM, GG III122, f. 67v, 0 IV I, f. 141r. L P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 569.
Hainlieh (HaindI), Georg. Aus Ingolstadt; imm. 8. 11. 1513; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12.3.1518; vergeblicher Antrag auf Aufnahme ins Konzil 17. 3.1522. Q UAM, GG III/22, f. 26v, 62v, 0 IV 1, f. IOr,49r.
Hartmanni, Walter - t Burgau Hasfurter (Hertzog ?), Andreas. Aus Würzburg; imm. 9. 4. 1476 (?); ,via antiqua' (?); M. A. Januar 1481; Gremium 19.2.1481. Q UAM, 0 I 2, f. llr, 58v.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
Haug, Kastulus,
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t SoSe 1505.
Aus Burgheim; imm. 19.6. 1492; B. A. Dezember 1494; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel 12.3. 1498; gestorben während einer Pestepidemie.
Q UAM, 0 IV I, f. 5r, 32r, 162r, 0 V I, f. 56v. Haug (Haim), Sixtus. Aus Dezenacker; imm. Heidelberg 28. 10. 1477; imm. 9. 10. 1484; M. A. Januar 1486; Gremium 22. 2. 1486.
Q UAM, 0 I 2, f. 16v, 59v. Haydeck, Michael de
--->
Vogt
Hayswasser (Gaiswasser), Achatius (Arsatius),
t ca. März 1516.
Aus Landau; imm. Leipzig WiSe 1477/78; B. A. Leipzig September 1479; imm. 23.9. 1491; M. A. Januar 1493; Gremium 4.3. 1493; "Euklid I" SoSe 1493; Princ. z. Bibelk. 17. 11. 1496 (Weish., gelesen bis 2. 12. 1497); Princ. z. Sent. 24. 10. 1498 (1. Sent.); Prediger in Ellwangen; Versuch einer Berufung auf eine theol. Professur in Ingolstadt scheiterte an übertriebenen Forderungen von H. im Juni 1508.
Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 46v, 62v, 0 IV I, f. I 63r. W Ungedruckt: BSB, clm 18983. L Mederer I 79; Prant! I 113; Kausch 25 u. ö.; Schöner 486.
Hebicher (Häbicher, Hebiger), Veit. Aus Augsburg; imm. 4. 5. 1517; B. A. Dezember 1518; M. A. Januar 1521; Gremium 12.3. 1521.
Q UAM, GG III122, f. 54r, 0 IV 2, f. 5r, 34v. Held, Georg,
*
ca. 1468/69,
t 28. 11. 1517.
Aus Bamberg; Kanonikat bei St. Jakob in Bamberg durch Papst Sixtus IV. 3. 4. 1478; imm. Erfurt SoSe 1483; imm. 20. 8. 1484; M. A. Januar 1488; Gremium 1. 3. 1488; Verleihung der preces primariae auf ein Benefizium, das der Propst von St. Jakob in Bamberg zu vergeben hatte, durch Kaiser Maximilian I. 24.8. 1489; Chorherr bei Neumünster in Würzburg und Scholaster bei St. Jakob in Bamberg.
Q UAM, 0 I 2, f. 22v, 60v. L J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955 -65, 170f. (L); A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg, Bd. 4: Das Stift Neumünster in Würzburg, Berlin-New York 1989, 547.
Helgruber, Sebastian. Aus Landau; imm. 5. 10. 1484; B. A. Juni 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12.3. 1489. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v, 78v.
Hemm, Andreas. Aus Ingolstadt; imm. 16.6. 1520; B. A. März 1522; M. A. Januar 1524; Gremium März oder April 1524; Advokat in Regensburg; Lizentiat und Dr. iur. civ. 4. 9. 1541.
Q UAM, GG III/22, f. 75v, 0 IV 2, f. 6v, 42v. L Wolff 321.
Christoph Schöner
550
Herling, Erhard.
Aus Ulsenheim; in der Kölner Matrikel nicht nachweisbar; imm. 19. 5. 1507 als Kölner Magister; Gremium WiSe 1508/09. Q UAM, 0 VI, f. 84v.
HermonstartTer (Hermonsdorfer, Hermstarffer), Sebastian,
t SoSe 1505.
Aus Straubing; imm. 12. 4. 1480; B. A. September 1481; M. A. Januar 1485; Gremium 12.3. 1485; Kaplan in Straubing; gestorben während einer Pestepidemie.
Q UAM, 0 I 2, f. 15v, 59v, 73v, 0 IV 1, f. 162v. Hersehel (zu Windberg oder Windburg), Wolfgang. V Hans, Pfleger in Dieffenstein 1543-49.
Aus Landshut; imm. 12. 2. 1512; B. A. September 1512; M. A. Januar 1519; Gremium 3. 4. 1519; Dr. iur. ca. 1525; Pfleger in Dieffenstein 1549-62 und Regimentsrat, wahrscheinlich in Straubing.
Q UAM, GG III/22, f. 33r, 0 IV 1, f. 46r, 0 IV 2, f. 3r. L Wolff 360; Ferchl I 146.
Hertz, Sebald.
Aus Nürnberg; imm. 21. 7. 1476; B. A. März 1478; M. A. Januar 1481; Gremium 3.2. 1481.
Q UAM, 0 I 2, f. 11r, 58v, 68v. Hertzog, Andreas
~
Hasfurter
HettenstaUer (Hattenstaler), Georg.
Aus "Hayttingen" oder "Tating"; B. A. Juni 1507; M. A. Januar 1509; Konventor der Pariser Burse 28.8. 1510 - 13. 9. 1510; verließ Ingolstadt September oder Oktober 1510.
Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 41v, 0 VI, f. 89v. L Schöner 310. Heuerling, Heinrich.
Aus Matin (Vorarlberg); imm. 8. 6. 1509; B. A. Dezember 1510; M. A. Januar 1516; Gremium 12.3. 1516. Q UAM, GG III/22, f. 14r, 0 IV 1, f. 8v, 44v.
Hieronymus.
Regularkanoniker in Suben; B. A. Dezember 1485; M. A. Januar 1488; Gremium 1. 3. 1488; Dispensation vom Biennium 22. 9. 1488.
Q UAM, 0 I 2, f. 22v, 25r, 60v, 77v. Hirn (Hiern, Hirner), Kaspar.
Aus Landsberg; imm. Leipzig SoSe 1470; B. A. Leipzig Februar 1472; imm. 12. 11. 1472; ,via antiqua'; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15. 5. 1478; Konventor der Pariser Burse ab 20. 10. 1478.
Q UAM, 0 I 2, f. Ir, 4r.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
551
Hirsch, Ulrich. Aus Passau; imm. 27. 9. 1484; B. A. Juni 1486; M. A. Januar 1488; Gremium 1. 3. 1488. Q UAM, 0 I 2, f. 22v, 60v, 79r.
Hochmair (Högmair), Leonhard, t März oder April 1519. Aus Staufersbuch; imm. 10.5.1487; B. A. Dezember 1488; M. A. Januar 1493; Gremium 4.3. 1493; ,.ne caelo et mundo" WiSe 1493/94; ..Musica Muris" SoSe 1494; Primiz 1496; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497; ..Resumptio physicalis" WiSe 1506/07; nachweisbar 1. 9. 1508; erhielt die Dreifaltigkeitsmesse am Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau in Ingolstadt 24. 9. 1509; Pfarrer von Bergheim 1511. Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 47r, 49v, 62v, 83v, 0 IV I, f. 163r, 0 V I, f. 81r, 83v. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 24; Seifert 39; Schöner 487f.
Hörnlin (Horenlein, Hornleyn), Peter. Aus Landsberg; imm. Leipzig SoSe 1513; B. A. Leipzig SoSe 1514; imm. 30. 3. 1515; M. A. Januar 1517; Gremium 1. 5.1517. Q UAM, GG III/22, f. 2lr, 0 IV I, f. 49r.
Hofman, Erasmus. Aus München; imm. 26. 9. 1494; B. A. September 1496; M. A. Januar 1499; Bibliotheksschlüssel WiSe 1498/99; vielleicht identisch mit "magister Ersamus Hofman", als Kaplan am Altar Beatae Mariae Virginis in St. Jakob in Straubing bez. 1508. Q UAM, 0 IV I, f. 5v, 33v, 0 V I, f. 6Or. L P. Mai1M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 102.
Hofmann, Wolfgang. Aus Nürnberg; imm. 28.4. 1512; B. A. Dezember 1513; M. A. Januar 1517; Gremium 12.3.1517. Q UAM, GG III/22, f. 20v, 0 IV I, f. 9r, 47r.
Hohennätel, Willibald. Aus Eichstätt; imm. 14. 3. 1480; B. A. Dezember 1481; M. A. Januar 1485; Gremium 1. 5. 1485; vielleicht identisch mit dem 1508, 1509 und 1521 belegten Syndikus des Eichstätter Domkapitels "mayster Wilbolten Hohenetel (Hochnettei, Hoenettel)". Q UAM, 0 I 2, f. 15v, 59v, 73v. L H. Flachenecker, Eine geistliche Stadt. Eichstätt vom 13. bis zum 16. Jh., Regensburg 1988, 162.
Hohensteter (Hochensteger, Liechtensteger), Johann. Aus Freystadt; imm. 8. 5. 1487; B. A. Dezember 1488; M. A. Januar 1491; Gremium 1. 3. 1491; "Sphaera materialis" WiSe 1492/93. Q UAM, 0 I 2, f. 35v, 43v, 61v, 83v. L Mederer I 40; Schöner 485.
552
Christoph Schöner
Hoholtinger, Sebastian. V Wolf, M Ursula.
Aus Hochholding oder Ober-, Unter- oder Großköllnbach; adliger Herkunft; imm. 4. 7. 1488; B. A. März 1490; M. A. Januar 1493; Gremium 4. 3. 1493; imm. Bologna 1498; Lic. iur. vor 1500; Rat Georgs des Reichen 5.6. 1500 - 28.4. 1501.
Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 62v, 86r. L Mederer I 35; Knod 203; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 172; Wolff 361.
Holtzner, Georg. Aus Neuburg a.d.D.; imm. 4. 5. 1484; B. A. März 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489; vielleicht identisch mit "magister Georgius Holtzn(er)", als Kaplan am Johannes-Baptista-Altar in St. Johannes in Seligenthal bez. 1508.
Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v, 78v. L P. Mai/M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 412.
Horn, Jakob. Aus Ingelfingen oder Ühringen; imm. 18. 3. 1472; ,via antiqua'; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15.5.1478; Zul. z. Bibelk. 11. 9.1479; imm. Tübingen 12. 3.1493; Lic. theol. Tübingen Juni 1496; Dr. theol. Tübingen Juli 1498.
Q UAM, 0 I 2, f. Ir. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 2, Göppingen 1971, 331; Kausch 227.
Hueber, Johann, t SoSe 1505. Aus Niederdorf; imm. Wien WiSe 1474/75; B. A. Wien Juni 1476; M. A. Wien WiSe 1479/80; imm. 10. 7. 1483; Gremium 12. 6. 1489; Zul. z. Bibelk. 5. 9. 1489; Princ. z. Bibelk. 26. 10. 1489 (Prd., 2. Jo.); Konzil 1. 9. 1491; Zul. z. Sent. 16. 9. 1491; Princ. z. Sent. 24. 10. 1491 (2. Sent.); "De generatione et corruptione" WiSe 1492/93; "Ars vetus" SoSe 1493; "De generatione et corruptione" WiSe 1493/94; nachweisbar SoSe 1495; "Prediger"; gestorben während einer Pestepidemie. Q UAM, 0 I 2, f. 28v, 37v, 43v, 46r, 47r, 0 IV 2, f. 162v, 0 V I, f. 49v; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 259r, 280r. L Kausch 227.
Hübschenawer (Hiesenauer), Johann -> Schonauer Huegel (Huge1), Johann. Aus Pappenheim; imm. 8. 5. 1485; B. A. Dezember 1486; M. A. Januar 1491; "Lectio posteriorum" WiSe 1492/93.
Q UAM, 0 I 2, f. 43v, 61v, 80v. L Mederer I 40; Schöner 485.
Hüntzenhofer (Untzenhofer), Veit. Aus Rain; imm. 14. 10. 1512; B. A. September 1514; M. A. Januar 1518; Gremium 12.3. 1518.
Q UAM, GG III122, f. 26v, 0 IV I, f. IOr, 47v.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
553
Hulber (Hilber), Pau!. Aus Bergen (Österreich); imm. 31. 3. 1489; B. A. Dezember 1490; M. A. Januar 1493; Gremium 4. 3. 1493.
Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 62v, 87v. Hummel (Hirni, Humel), Andreas. Aus Memmingen; imm. Wien SoSe 1465; B. A. Wien März 1467; imm. Freiburg i.Br. 31. 5. 1469; imm. 4. 3. 1475; Gremium 3. 2. 1487.
Q UAM, 0 I 2, f. 17v; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 186r. Hundertpfund, Gotthard. Aus München; imm. 2.10.1488; B. A. Juni 1490; M. A. Januar 1493; Gremium 4.3.1493; "Exercitium priorum" SoSe 1493; "Maius volumen Prisciani" SoSe 1494.
Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 46v, 49v, 62v, 86v. L Schöner 486 u.
Ö.
Hunger, Andreas. Aus Straubing oder München; imm. 18. 10. 1473; B. A. Juni 1475; M. A. Januar 1479; Gremium 9.3. 1479.
Q UAM, 0 11, f. 63v, 0 I 2, f. 5r. Hunthaimer (Hunthamer), Heinrich. Aus Neumarkt oder Hundham; Med.studium ab 1479; M. A. Januar 1482; Gremium 4.3.1482.
Q UAM, 0 I 2, f. 12v, 58v. L Liess 189. Johannes ex Alach -> Alach Johannes de Kesching -> Kesching Jordan (Gordan), Konrad. Aus Höftes oder Nürnberg; imm. 19. 10. 1485; B. A. Juni 1487; M. A. Januar' 149'3; Gremium 4.3. 1493; "Maius volumen Prisciani" SoSe 1493. Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 46v, 62v, 8Ir. L Schöner 486.
Jungwirt, Sebastian. Aus Burghausen; imm. 15. 3. 1509; B. A. Dezember 1510; M. A. Januar 1513; Gremium 6. 5. 1513; "Textus posteriorum" WiSe 1513/14; "Liber topicorum" WiSe 1514/ 15. Q UAM, GG III/22, f. Ir, 2r, 4v, 0 IV I, f. 7v, 44r. L Schöner 489 f.
554
Christoph Schöner
Lälhösel (Kalhoesel, LeIhöseI), Johann, t vor 1495. Aus Vilshofen; imm. Wien SoSe 1465; B. A. Wien September 1467; M. A. Wien WiSe 1471172; imm. 31. 10. 1472; ,via moderna' (?); Wiederaufnahme ins Konzil 1. 5. 1484.
Q UAM, 0 I 2, f. 14v, 0 IV I, f. I6Iv; Univ.archiv Wien, AFA III, f. I9Or, 228r. Lanckenhoft'er (Lanckhoffer), Georg. Aus Bimbach; M. A. Januar 1491; Gremium 12.3. 1491. Q UAM, 0 I 2, f. 36r, 6Iv. Lang, Georg. Aus Ingolstadt; imm. 26. 10. 1501; M. A. Januar 1513; Gremium 6. 5. 1513 und nochmals 17.3.1522; vergeblicher Antrag auf Aufnahme ins Konzil 17. 3.1522. Q UAM, GO III/22, f. Ir, 62v, 0 IV I, f. 7v.
Langenauer (Glottschloher, Goltschlager, Langnawer), Balthasar. Aus Ulm; imm. 21. 11. 1517; B. A. September 1519; M. A. Januar 1521; Gremium 12. 3. 1521; imm. Tübingen 11. 6. 1521; Wiederaufnahme ins Gremium Ingolstadt 26. 11. 1522; Dr. iur. civ. 1. 3. 1527; 1535 für Augsburg auf dem Reichstag zu Worms.
Q UAM, GO III/22, f. 54r, 67r, 0 IV 2, f. 5r, 36v. L Wolff324.
Langenauer (Langwaer, Lougenouger), Sebastian. Aus Ulm; imm. Tübingen 20. 1. 1511; B. A. Tübingen Juli 1513; imm. 1. 8. 1513; M. A. Januar 1514; Gremium 12. 3. 1514; ..Euklid I" SoSe 1514; ..Exercitium elenchorum" WiSe 1514/15.
Q UAM, GO III/22, f. 3v, 4v, 0 IV I, f. 8r. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971,351; Schöner 489f.
Lautterhofer, Johann. Aus Neumarkt; imm. 23. 4. 1486; B. A. Dezember 1487; M. A. Januar 1490; Gremium 5.2. 1490. Q UAM, 0 I 2, f. 3Iv, 61r, 8Iv.
Lawsser (Lauffer), Sigismund. Aus Landshut; imm. Wien SoSe 1487; B. A. Wien Dezember 1489; imm. 17. 4. 1496; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel12. 3. 1498; nachweisbar WiSe 1498/99.
Q UAM, 0 IV I, f. 5v, 0 V I, f. 56v, 60v; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 336v. Laymingen (Langer), Christoph, CanA. Aus Aham; adliger Herkunft; Mönch in Au bei Wasserburg; imm. 22.11. 1513; B. A. Juni 1515; M. A. Januar 1517; Gremium 12.3.1517.
Q UAM, GO III/22, f. 2Ov, 0 IV I, f. 9r, 48v.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
555
Leb (Leo), Wilhelm. Aus Haimhausen; imm. 25.4. 1514; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 20.6. 1519. Q UAM, GG III/22, f. 36v, 0 IV I, f. IOr, 49v.
Ledrer, Melchior -- Granatoris Lehendorffer (Fabri ?), Ulrich. Aus Happurg; imm. 24. 10. 1484 (?); B. A. Juni 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12.3.1489. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v, 79r. Leon (Leben), Andreas vom. Aus Weißenhorn; imm. Freiburg i.Br. 9.11.1515; B. A. Freiburg i.Br. Pfingsten 1517; imm. 29.10.1517; M. A. Januar 1520; Gremium 31. 5.1520; imm. Heidelberg 20.10.1539. Q UAM, GG III/22, f. 45v, 0 IV 2, f. 4r.
Lercher, Oswald. Aus Matrau; imm. 24. 4. 1485; M. A. Januar 1489; Konzil WiSe 1497/98; verließ Ingolstadt 2. 1. 1498. Q UAM, 0 I 2, f. 60v, 0 VI, f. 58r. Lieb, Hermann. Aus Bozen; imm. 12. 8. 1484; B. A. Juni 1486; M. A. Januar 1488; Gremium 1. 3. 1488. Q UAM, 0 I 2, f. 22v, 60v, 78v.
Liechtensteger, Johann -- Hohensteter Linder (Lindmair, Lindner), Johann. Aus Altheim; imm. 9. 3. 1492; B. A. September 1493; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel SoSe 1499; als Konventor der Drachenburse bez. 22. 3. 1502. Q UAM, D III 1, f. 445v, 0 I 2, f. 92r, 0 IV 1, f. 5r, 0 V 1, f. 61r.
Löderlein (Luderlein), Ulrich. Aus Nürnberg; imm. Leipzig WiSe 1474/75; imm. Köln 22. 10. 1477 ("Udalricus de Norenberga"); B. A. Köln November 1477; M. A. Köln April 1480; imm. 31. 3. 1481; Gremium 1. 9. 1481. Q UAM, 0 I 2, f. llv.
Lußner (Kyssner, Lißner, Lysner), Leonhard, t 1544. Aus Gunzenhausen; imm. 19. 5. 1514; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12. 3. 1518; imm. Leipzig WiSe 1518/19; Primiz in Gunzenhausen 1521; Pfarrer von Gunzenhausen; schloß sich früh der Lehre Martin Luthers an; Superattendent von Gunzenhausen, wo er die Ansbacher Kirchenordnung durchführte. Q UAM, GO III122, f. 26v, 0 IV 1, f. 9v, 49r. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Refonnationszeit, Münster 1934, 55 f.
556
Christoph Schöner
Lutz, Andreas. Aus Bergheim; imm. 19. 7. 1511; B. A. März 1513; M. A. Januar 1518; Gremium 1. 5. 1518.
Q UAM, GG III/22, f. 27v, 0 IV I, f. 9v, 46v. Mair, Leonhard. Aus Ingolstadt; imm. 17. 2. 1501; B. A. September 1502; Primiz 1508; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel 1510; Kooperator in Hilpoltstein 1511112; Altarist in Neumarkt 1518 und 1538.
Q UAM, 0 IV I, f. 7r, 39v, 0 V I, f. 85v. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 37.
Mair, Martin. Mehrere Immatrikulierte dieses Namens von 1477 bis 1489; "Resumptio Musice" SoSe 1493.
Q UAM, D III I, f. 375r. Maler, Georg. Aus Amberg; imm. 31. 10. 1513; B. A. Juni 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12.3. 1518.
Q UAM, GG III/22, f. 26v, 0 IV 1, f. 9v, 48v. Martin. Wahrscheinlich identisch mit Martin Pepenhauser; als Konventor der Pariser Burse bez. 17.7. 1475
Q UAM, D III I, f. 89r. Mayer, Konrad. Aus Weißenhorn; imm. 5. 10. 1500; B. A. Dezember 1503; M. A. Januar 1506; Bibliotheksschlüssel WiSe 1505/06.
Q UAM, 0 IV I, f. 6v, 40r, 0 V I, f. 78v. Mayr, Nikolaus. Aus Ochsenbrunn oder Ulm; imm. 6. 4. 1472; ,via moderna'; imm. Basel WiSe 1472/73; B. A. Basel ,via moderna' 1473; M. A. Ingolstadt Januar 1478; Konzil 12.3. 1482.
Q UAM, 0 I 2, f. 12r, 57v. Mayrhofer, Heinrich,
t SoSe 1483.
Aus Ahötting; imm. 3. 8. 1477; B. A. Dezember 1478; M. A. Januar 1481; Gremium 3.2. 1481.
Q UAM, 0 I 2, f. l1r, 58v, 69v, 0 IV 1, f. 161r. Meges (Mengas), Johann. Aus Wemding; imm. 8.12.1502; B. A. Juni 1504; M. A. Januar 1507; Konzil 19. 3.1511. Q UAM, 0 IV I, f. 6v, 40v, 0 V I, f. 9Or. L Schöner 329.
Die ,rnagistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
557
Mendel, Wolfgang. Aus Wemding; imm. 18.9. 1487; B. A. September 1489; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel WiSe 1499/1500.
Q UAM, 0 I 2, f. 85r, 0 IV 1, f. 5v, 0 V 1, f. 62v. Meter, Christoph
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Axter
Meter, Leonhard
->
Axter
Milchtaler (Millichtaler, Mulkdaler), Johann, t 1558. Aus Gero1fing; imm. 22. 5. 1515; B. A. Dezember 1516; M. A. Januar 1524; Gremium März oder April 1524; Dr. med. 1532; Stadtarzt in Schwaz.
Q UAM, GG III/22, f. 75v, 0 IV 1, f. 140r, 0 IV 2, f. 6v. L Mederer I 148; Liess 162 f.
Minderlen (Wimderlein), Andreas. Aus Weißenburg; imm. 6. 7. 1509; B. A. Juni 1511; M. A. Januar 1515; Gremium 30.4. 1515. Q UAM, GG III/22, f. 7r, 0 IV 1, f. 8r,45r.
Minsinger (Polling, Müsinger), Georg. Aus Polling; imm. 31. 5. 1483; B. A. Dezember 1484; M. A. Januar 1491; Gremium 12.3. 1491; "Parva logicalia" ab 15.7. 1491 anstelle von Magnus Aimschmalz; "Maius volumen Prisciani" SoSe 1491; Konzil 12.3. 1498; nachweisbar 1. 9. 1508; "Parva naturalia" und "Musica Muris" WiSe 1513/14; "Euklid lI-V" SoSe 1514; "Parva logicalia" WiSe 1514/15; "Algorismus" SoSe 1515; "Assessor decani" SoSe 1517; Mitglied der artistischen Senatsfraktion WiSe 1518/19 und SoSe 1521. Q UAM, GG III/22, f. 2r, 3v, 4v, 7r, 21r, 0 I 2, f. 36r, 37r, 61v, 76v, 0 VI, f. 58v, 83v. L Seifert, Statuten 484; Schöner 484.
Modler, Johann. Aus Amberg; imm. 20. 6. 1514; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12. 3. 1518; als Konventor der Lilienburse bez. 3. 4. 1520 bis vor 25. 6. 1521; Konzil 3. 4. 1520 - 25. 6. 1521 als Konventor der Lilienburse; Konzil 1. 9. 1522; verbrachte 12 Jahre in Radolfszell; Pfarrer von Amberg 10. 5. 1536 - 1. 5. 1538.
Q UAM, GG III/22, f. 26v, 44r, 57r, 65r, 0 IV 1, f. 9v, 49r. L J. Götz, Religiöse Bewegungen in der Oberpfalz 1520-60, Freiburg i.Br. 1914, 92f.; Schöner 138 u. ö.
Molitoris, Leonhard
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Stumpf
Moll, Wolfgang. Aus Pappenheim; imm. 10. 7. 1514; B. A. Juni 1516; M. A. Januar 1519; Gremium 1. 9. 1519; imm. Leipzig WiSe 1521122; Dr. med. Ingo1stadt 1528; nachweisbar als Arzt in Lauingen 1549-61. Q UAM, GG 111/22, f. 40r, 0 IV 1, f. 50r, 0 IV 2, f. 3r. L Liess 160.
558
Christoph Schöner
Moller (Molner), EmmeratD. Aus Hartershofen; imm. 13. 6. 1498; B. A. März 1500; M. A. Januar 1503 (?, einziges Jahr dieses Zeitraums ohne Überlieferung); als Konventor der Pariser Burse bez. WiSe 1505; Teilnahme an den Beratungen zur "Nova Ordinatio" 1507; Dr. iur. utr. 29.1. 1511.
Q UAM, 0 IV I, f. 36v, 0 V I, f. 79r. L Mederer I 75; Wolff 329; Schöner 309. Morgenstern,Johann. Aus Nürnberg; imm. 1. 5. 1474; ,via moderna'; eine Resumption zur Grammatik oder zur Logik SoSe 1476. L Prantl 11 74.
Morgenstern, Nikolaus. Aus Störze1bach; imm. 4. 5. 1517 als Eichstätter Kleriker; B. A. Dezember 1518; M. A. Januar 1521; Gremium 12.3. 1521.
Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV 2, f. 5r, 34r. Müldorfer (Mildorfer, Mu1dorfer), Paul. Aus Nürnberg; imm. 3. 5. 1506; B. A. Dezember 1507; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel SoSe/WiSe 1510/all; Konzil 12. 3. 1514; "Ars vetus" WiSe 1514115; "Musica Muris" SoSe 1515; Dr. med. 1515.
Q UAM, GG III122, f. 3v, 4v, 7r, 0 IV I, f. 7r, 42r, 0 V I, f. 87v. L Mederer I 93; Liess 154; Schöner 144 u. ö.
Nassauer, Sebastian. Aus Lauingen; M. A. Januar 1483; Gremium 30. 6. 1484.
Q UAM, 0 I 2, f. I5r, 59r. Neidinger (Neidlinger), Philipp. Aus Ulm; imm. 9. 3. 1517; B. A. September 1518; M. A. Januar 1520; Gremium 31. 5. 1520.
Q UAM, GG III/22, f. 45v, 0 IV I, f. I02r, 0 IV 2, f. 4r. NesteI, Heinrich, t zwischen 1483 und 1495. Aus Ingolstadt; imm. Erfurt WiSe 1466/67; B. A. Erfurt Frühjahr 1469; imm. 6. 5. 1472; ,via moderna'; Zeuge bei der Publikation der Statuten der med. Fak. 7. 7. 1472; M. A. Januar 1473; "Resumptio in phi1osophia naturali pro baccalariis" SoSe 1476; Zul. z. Bibelk. 4. 9. 1478; Zeuge bei der Publikation der Statuten der Artistenfak. 21. 11. 1478; Princ. z. Bibelk. 26. 11. 1478 (Mk., Oktober 1479 Rt.). Q UAM, 0 I 2, f. 56v, 0 IV I, f. I6lr. L Mederer I 5; Prantl 11 39 u. ö.; Kausch 230; R. C. Schwinges/K. Wriedt, Das Bakkalarenregister der Artistenfak. der Univ. Erfurt 1392-1521, Jena-Stuttgart 1995, 154.
Neuhauser, Johann. Aus A1tötting; imm. 4. 5. 1501; M. A. Januar 1504; Bibliotheksschlüssel WiSe 1503/04.
Q UAM, 0 IV I, f. 6v, 0 V I, f. 75r.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
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Niedennair, Georg. Aus Straubing; imm. 29. 4. 1472; ,via moderna'; B. A. September 1473; M. A. Januar 1479; Gremium 9. 3. 1479. Q UAM, 0 I I, f. 57v, 0 I 2, f. 5r. Nürnberger (Nemberger, Nuerenberger), Johann. Aus München; imm. Wien WiSe 1471/72; B. A. Wien Dezember 1473; M. A. Wien WiSe 1474n5; imm. 7. 12. 1477; Zul. z. Bibelk. 11. 9. 1479; Konventor der Löwenburse ab 21. 10. 1479; Princ. z. Bibelk. 8.11. 1479 (1. Kor.); Zul. z. Sent. 7. 9.1481; Princ. z. Sent. 17. 10. 1481. Q UAM, 0 I 2, f. 7v; Univ.archiv Wien, AFA 111, f. 239v, 248v. L Kausch 230.
Nyess (Niess), Johann. Aus Augsburg; imm. 6. 6. 1477; B. A. März 1479; M. A. Januar 1482; Gremium 2.4.1482. Q UAM, 0 I 2, f. 12v, 58v, 69v. Oberhofer (Obernhover), Georg, t 1521. Aus Mühldorf; imm. 16. 10. 1482; B. A. Juni 1484; M. A. Januar 1486; Gremium 22. 2. 1486; Konzil 1. 8. 1488; imm. Tübingen 20. 1. 1490; vielleicht identisch mit "magister Georgius Oberhofer", als Pleban in Oberdietfurt bez. 1508. Q UAM, 0 I 2, f. 16v, 24v, 59v, 76r, 0 IV I, f. 163v. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. I, Göppingen 1971, 412; P. MaiJM. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 318.
Obennair, Augustinus. Aus Kelheim; imm. 29. 9. 1511; B. A. März 1513; M. A. Januar 1516; Gremium 12. 3. 1516; vielleicht identisch mit "magister Augustinus Obermair de Puelach", 1525 bez. als Kooperator in Straubing. Q UAM, GG 111/22, f. 14r, 0 IV I, f. 8v, 46v. L P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 194. Ott, Euban. Aus Schongau; imm. 14. 5. 1490; B. A. März 1491; M. A. Januar 1493; Gremium 4. 3. 1493; Inhaber der von Barbara Sentlingerin gestifteten Kaplanei in der Ingolstädter Frauenkirche 1506 bis Februar 1530; nachweisbar 1. 9. 1508 und SoSe 1512; "Textus topicorum" WiSe 1513/14; "Parva logicalia" SoSe 1514; Mitglied der artistischen Senatsfraktion SoSe 1518. Q UAM, GG 111/22, f. 2r, 3v, 0 I 2, f. 45v, 62v, 88r, 0 V I, f. 83v, 92v. L J. Greving, Johann Ecks Pfarrbuch für U. L. Frau in Ingolstadt, Münster 1908, 23 f.; Seifert, Statuten 483; Seifert 93; Schöner 144 u. Ö.
560
Christoph Schöner
Raintzmoser (Rantzmoser, Rauchmoser), Georg. Aus Schrobenhausen; imm. 26.4. 1486; B. A. 13.3. 1488; M. A. Januar 1491; Gremium 12. 3. 1491; "Maius volumen Prisciani" WiSe 1492/93; "Exercitium elenchorum" SoSe 1494. Q UAM, 0 I 2, f. 36r, 43r, 49v, 61 v, 82r. L Schöner 485.
Ramelspeck, Johann
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Unker
Rasoris (Kess), Heinrich. Aus Kreuznach; imm. 13. 9. 1472; ,via antiqua' (?); M. A. Januar 1481; Gremium 3.2.1481. Q UAM, 0 I 2, f. llr, 58v.
Reckenschinck, Sigismund. Aus Dingolfing; imm. 23. 5. 1484; B. A. Dezember 1485; M. A. Januar 1488; Gremium 12. 3. 1488; Konzil 12. 3. 1492. Q UAM, 0 I 2, f. 22v, 39v, 60v, 78v.
Reitter (Reuter, Ruter), Karl. Aus Frickenhausen; imm. Köln 10. 2. 1510; B. A. Köln Mai 1513; imm. 17. 3. 1515; M. A. Januar 1516; Gremium 12. 3.1516; Konzil 30. 3.1520; Med.studium bez. 1520. Q UAM, GG 111122, f. 14r, 43v, 0 IV 1, f. 8v. L Liess 192.
Reitter (Reutter), Leonhard. Aus Landshut; imm. 11. 11. 1512; B. A. Juni 1514; M. A. Januar 1518; Gremium 1.5.1518. Q UAM, GG III/22, f. 27v, 0 IV 1, f. 9v, 47v.
Renner, Kaspar. Aus Ingolstadt; imm. 12. 3. 1501; durch Ingolstadt dem Georgianum präsentiert; B. A. März 1503; M. A. Januar 1506; Bibliotheksschlüssel SoSe 1506; Primiz 1509; Benefiziat bei St. Moritz in Ingolstadt; nachweisbar 12. 3. 1509 und 1512; Konzil 19. 3. 1511; vielleicht identisch mit "magister Caspar Rhenner de Ingolstat", als Vikar in Abensberg bez. 1525. Q UAM, 0 IV 1, f. 6v, 39r, 0 V 1, f. 79v, 84r, 90r, 92v. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934,41; Real 29; P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 776.
Rerer (Rohrer), Michael. Aus Höritz (Böhmen); imm. Wien SoSe 1473; B. A. Wien Juni 1475; imm. 6. 1. 1486 als "presbyter"; M. A. Januar 1487; Gremium 5. 2. 1487. Q UAM, 0 I 2, f. l7v, 60r; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 251r.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
561
Reyff, Johann. Aus Weißenburg; M. A. Januar 1479; Gremium 9. 3. 1479. Q UAM, 0 I 2, f. 5r, 58r.
Ricker (Golhofer, Rucker), Nikolaus. Aus Gollhofen; imm. 22. 10. 1488; B. A. September 1489; M. A. Januar 1495; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497; Bibliotheksschlüssel WiSe 1498/99.
Q UAM, 0 I 2, f. 85r, 0 IV 1, f. 4v, 0 VI, f. 6Or. L Seifert 39.
Riedenhuber, Georg
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Kreidenhuber
Riemair (Pruckmaister ?), Stefan. Aus Braunau; imm. 3. 5. 1484 (?); B. A. Dezember 1485 (?); M. A. Januar 1488; Gremium 28. 4.1488.
Q UAM, 0 I 2, f. 23r, 60v, 78r.
Rienshofer, Johann. Aus München; imm. 30. 4. 1474; ,via moderna'; B. A. März 1476; M. A. Januar 1478; Gremium 9. 3. 1479.
Q UAM, 0 I 2, f. 5r, 57v, 66v.
Rodt, Wolfgang. Aus Ingolstadt; imm. 8. 10. 1495 (?); M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel151O.
Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 0 V 1, f. 85v.
Röter (Reter, Roter, Ruetter), Konrad. Aus Schwäbisch Hall; imm. Heidelberg als Kleriker 20. 6. 1469; B. A. Heidelberg ,via moderna' Juli 1471; imm. 6. 6.1475; Gremium 2.1. 1483; Konzil 12. 3.1486. Q UAM, 0 I 2, f. 13r, 16v.
Röter (Reytter), Vinzenz, CanA. Regularkanoniker in St. Zeno, Reichenhall; imm. 30. 6. 1485; B. A. März 1487; M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489.
Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v, 80v.
Rötter (Rotter), Matthias, t Sommer 1534 Wolfratshausen. Aus Wasserburg; imm. 1. 8. 1515; B. A. März 1517; M. A. Januar 1519; Gremium 3.4. 1519; Schulmeister an der Frauenkirche in München; "ludimagister in schola musica principis"; Präzeptor von Herzog Theodo, dem ältesten Sohn von Herzog Wilhelm IV. von Bayern.
Q UAM, GG 111/22, f. 33r, 0 IV 1, f. 140v, 0 IV 2, f. 3r. 36 Biograph. Hdb. I
562
Christoph Schöner
Rosenzweydt (Rosenczwych), Wilhelm.
Aus Nürnberg; imm. Wittenberg Sommer 1506; imm. 5. 6. 1507; B. A. Juni 1508; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel151O; Dr. med. 1515. Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 42v, 0 V I, f. 85v. L Mederer I 93; Liess 153.
Rot (Radt), Hieronymus, t vor 1505.
Aus Augsburg; imm. 7. 10. 1487; B. A. Juni 1489; M. A. Januar 1492; Gremium 28.5.1492. Q UAM, 0 I 2, f. 40v, 62r, 84v, 0 IV I, f. 162r. Rotmair, Johann.
Aus Lohkirchen (Oberbayern); imm. 30. 8. 1473; ,via antiqua'; ins Gremium der vereinigten Fak. übernommen 15.5. 1478; Med.studium ab 1478. Q UAM, 0 I 2, f. Ir. L Liess 192.
Rotman (Ratman), Peter.
Aus Kulmbach; imm. 1. 6. 1473 (?); M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489; Dispens vom Biennium 1. 2. 1490. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 3Ir. Rottmund (Rotman), David.
Aus Buchhorn; imm. Freiburg i.Br. 26. 7. 1509; B. A. Freiburg i.Br. März 1511; imm. 11. 5. 1512; M. A. Januar 1515; Gremium 25. 4. 1515 und nochmals 17. 7. 1515 sowie 1. 9. 1517; Mitglied in der "Sodalitas litteraria Angilostadiensis" von Johannes Aventin; vergebliche Anträge auf Aufnahme ins Konzil 1. 5. 1519 und 6.5. 1519; Konzil 1. 9. 1519; als Magister an der Lilienburse vom Fak.konzil abgelehnt 16. 10. 1519. Q UAM, GG 111/22, f. 7r, 8r, 22r, 33v, 34v, 39r, 4Iv, 0 IV 1, f. 8r. L Mederer I 100; Seifert 98.
Ruderer (Riederer), Georg. Aus Nördlingen; imm. 1. 5. 1476; B. A. September 1477; M. A. Januar 1481; Gremium 19. 2. 1481; "Resumptio in prima parte (Alexandri)" und ,,(Libri) loycales" SoSe 1482; als Kaplan in Wemding bez. 1492; als Pfarrer in Kerkingen bez. 1504 (?). Q UAM, Dill 1, f. 286v, 0 I 2, f. Hr, 58v, 68r. L R. Häfele, Die Studenten der Städte Nördlingen, Kitzingen, Mindelheim und Wunsiedel bis 1580. Studium, Berufe und soziale Herkunft, Bd. 2, Trier 1988,379.
Rustici, Johann --- Baur Saltzinger, Johann. Aus Neumarkt; imm. 26. 3. 1488; B. A. Dezember 1489; M. A. Januar 1492; Bibliotheksschlüssel SoSe 1497; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497. Q UAM, 0 I 2, f. 62r, 85v, 0 V 1, f. 55r. L Seifert 39.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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Sayler (Anthopedios, Amsperger, Plumentaler, Wigeslei, Wigless, Vigeslay), Gereon, t 1562 Augsburg. Aus Aichach oder Blumental bei Aichach; imm. 5. 5. 1512; B. A. Dezember 1513; M. A. Januar 1516; Gremium 4. 5. 1516; Konzil 30. 3. 1520; Wiederaufnahme ins Konzil 13. 3. 1522; als Konventor der Drachenburse bez. 9. 7. 1522 und 2. 6. 1523; Wiederaufnahme ins Gremium 24. 5. 1525; Dr. med. 1527; Arzt in Augsburg ab 1529; Leitung des Gymnasiums St. Anna in Augsburg 1534; Verhandlungen mit Martin Luther über Glaubensfragen im Augsburger Auftrag 1535. Q UAM, D III 6, p. 208, GG III122, f. 15r, 43v, 62v, 64v, 80v, 0 IV 1, f. 8v, 47r. L Mederer 1132; Liess l59f. (W). Schack, Georg. Aus Wemding; imm. 14. 1. 1511; M. A. Januar 1515; Gremium 12. 3. 1515; "Euklid I" SoSe 1515; Mitglied in der "Sodalitas litteraria Angilostadiensis" von Johannes Aventin; Konventor der Sonnenburse 12. 3.1517 - 1. 9.1517; Konzil 13. 3.1519 unter der Bedingung, daß er vor der ersten Teilnahme an einer Sitzung noch achtmal extraordinarie disputieren müsse; Wiederaufnahme ins Konzil 13. 3. 1522; erhielt eine Strafe wegen lutherischer Predigt in Wemding auferlegt; nicht identisch mit dem am 22. 4. 1517 immatrikulierten Eichstätter Kleriker gleichen Namens.
Q UAM, D III 4, p. 157, GG III/22, f. 6r, 7r, 20v, 22r, 32v, 62v, 0 IV 1, f. 8r. L Mederer I 100; Prantl I 158; Schöner 491. Schaider (Scheidei, Scheyder), Jakob, t Juli 1551. Aus Ingolstadt; imm. 2. 5.1500; B. A. Juni 1506; durch Ingolstadt dem Georgianum präsentiert 1506; M. A. Januar 1508; Bibliotheksschlüssel SoSe/WiSe 1507/08; Primiz 1510; "Exercitium priorum" WiSe 1513/14; "Ars vetus" SoSe 1514; "Obligatoria" WiSe 1514/ 15; "Exercitium posteriorum" SoSe 1515; Mitglied der artistischen Senatsfraktion SoSe 1516 und WiSe 1517/18; Spitalpfarrer in Ingolstadt 1523-35; Kaplan in Unsemherm 1535.
Q UAM, GG III122, f. 2r, 3v, 4v, 6v, 0 IV 1, f. 7r, 41r, 0 VI, f. 82r. L J. Greving, Johann Ecks Pfarrbuch für U. L. Frau in Ingolstadt, Münster 1908, 31; J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 41; Seifert, Statuten 483; Real 29; Schöner 144 u. ö.
Schaithaimer (Scheithamer, Schewtheymer), Johann. Aus Landshut; imm. Leipzig SoSe 1467; B. A. Leipzig Februar 1469; ,via antiqua' (?); als Konventor einer nicht genannten Burse bez. 21. 7. 1475.
Q UAM, D III 1, f. 9Or. Schemer, Andreas. Aus Vilsbiburg; imm. 8. 5. 1511; B. A. Dezember 1512; M. A. Januar 1515; Gremium 12.3. 1515; Konventor der Dingolfinger Burse ab 12.3. 1517, bez. 8. 1. 1518.
Q UAM, D III 4, p. 20, GG III/22, f. 6r, 20v, 0 IV 1, f. 8r, 46r. Scheichenstuei, Gabriel. Aus Rosenheim; ,via moderna'; B. A. September 1476; M. A. Januar 1479; Gremium 9.3.1479. Q UAM, 0 I 2, f. 5r, 58r, 67r. 36*
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Christoph Schöner
Scher, Michael. Aus Kitzbühel; imm. 13. 8. 1507; B. A. als "dominus" Juni 1517; M. A. Januar 1519; Gremium 13.3.1519; Inhaber der Pfarrkaplanei im Spital in Ingolstadt ab 1535; Benefiziat des Dreifaltigkeits-Altars in der Ingolstädter Frauenkirche nach 1535; vielleicht identisch mit "Michael Scher, Magister artium, Augustiner Chorherr in Rebdorf, Beichtvater des Eichstätter Bischofs Moritz von Hutten (1539-52)". Q UAM, GG III/22, f. 32v, 0 IV 1, f. 141r, 0 IV 2, f. 3v. L J. Greving, Johann Ecks Pfarrbuch für U. L. Frau in Ingolstadt, Münster 1908,27 u. ö.; M. FinkLang, Untersuchungen zum Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus, Regensburg 1985,300.
Scherringer (Schardinger), Michael. Aus Wasserburg; imm. 27. 9. 1473; ,via modema'; B. A. Dezember 1475; M. A. Januar 1479; Gremium 27. 4. 1479; Dr. med. 1484. Q UAM, 0 I 2, f. 5v, 58r, 66v. L Mederer 125; Liess 149.
Schessler (Fessler, Sesler), Veit. Aus Dinkelsbühl; imm. 8. 11. 1500; B. A. Juni 1502; M. A. Januar 1504; Bibliotheksschlüssel WiSe 1503/04 und nochmals SoSe 1506; als Pfarrer in Feuchtwangen bez. 1528. Q UAM, 0 IV 1, f. 6v, 39v, 0 V 1, f. 75r, 79v. L T. Freudenberger, Die Würzburger Weihematrikel der Jahre 1520 bis 1552, Würzburg 1990,77.
Schirckhofer, Wolfgang. Aus Landshut; imm. 12. 2. 1511; B. A. September 1512; M. A. Januar 1516; Gremium 4.5. 1516. Q UAM, GG III/22, f. 15r, 0 IV 1, f. 8v, 46r.
Schletl (Schlittel), Peter. Aus Eichstätt; imm. 20. 4. 1510; B. A. Dezember 1511; M. A. Januar 1514; Gremium 12.3.1514; "Exercitium priorum" SoSe 1514; "Exercitium posteriorum" WiSe 1514/15; "Minus volumen Prisciani" SoSe 1515; Konventor der Engelsburse ab 12. 3. 1516; Konzil 12. 3. 1518; "Assessor decani" WiSe 1518/19; Mitglied der artistischen Senatsfraktion WiSe 1519/20; Primiz 1519; Scholasticus in Eichstätt 1520. Q UAM, GG III/22, f. 3v, 4v, 6v, 13v, 26v, 0 IV 1, f. 8r, 45r. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493-1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reformationszeit, Münster 1934, 48 f.; Seifert, Statuten 484; Schöner 489 ff.
Schmauß, Leonhard. Aus Neuburg a.d.D.; imm. Wien SoSe 1504; B. A. Wien März 1506; imm. 18. 6. 1506; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel 1510; Dr. med. 1513; in Passau nachweisbar 1516; Leibarzt des Kardinals Matthäus Lang in Salzburg ab 1518; Briefwechsel mit Johannes Aventin 1521/22. Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 0 V 1, f. 85v; Univ.archiv Wien, AFA IV, f. 48v. W Lucubratiuncula de morbo gallico et cura eius noviter reperta cum ligno indico, Augsburg 1518.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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L Mederer 188; T. Vimich (Hg.), Johannes Eck, Disputatio Viennae Pannoniae habita (1517), Münster 1923; Johannes Turrnair's genannt Aventinus sämmtliche Werke, hg. von der Kgl. Akad. der Wissenschaften, Bd. 6, München 1908, 79ff.; Liess 153.
Schmeydel (Fabri), Georg. Aus Riedenburg; imm. 24. 1. 1484; B. A. September 1485; M. A. Januar 1493; Gremium 4.3. 1493; "Lectio elenchorum" SoSe 1493; "Euklid I" WiSe 1493/94. Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 46v, 47r, 62v, 77v. L Schöner 486 f.
Schmid, Georg
--+
Fabri
Schmid (Fabri), Nikolaus.
Aus Ingolstadt; imm. 21. 10. 1511; M. A. Januar 1521; Gremium 12. 3.1521. Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV 2, f. 4v. Schönberger (Schonperger), Georg.
Aus München; imm. 3. 5. 1513; B. A. Dezember 1514; M. A. Januar 1517; Gremium 12.3.1517. Q UAM, GG III122, f. 20v, 0 IV I, f. 9r, 48r. Schönhofer (de Pulchra Curia, Schonheffer, Schonhofer), Matthäus.
Aus Kaaden (Böhmen); B. A. Paris Oktober 1473; M. A. Paris Mai 1474; "Procurator nationis Alemanniae" Paris 10. 3. 1475; zuletzt nachweisbar in Paris 2. 3. 1478; ,via antiqua'; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15. 5. 1478; imm. 26. 5. 1478 0); Zul. z. Bibelk. 4. 9. 1478; Princ. z. Bibelk. 18. 11. 1478 (Apk.); imm. Freiburg i.Br. Juni 1490. Q UAM, 0 I 2, f. Ir. L Auctarium Chartularii Universitatis Parisiensis, Bd. 3, hg. von C. SamaranlA. A. van Mot!, Paris 1935; Kausch 233.
Schönleben, Friedrich.
Aus Neustadt a.d. Aiseh; imm. 15. 10. 1482; B. A. Dezember 1484; M. A. Januar 1488; damals bereits Kanoniker am Stift Neumünster in Würzburg und von St. Emmeram in Spalt; Gremium 12. 3. 1488; imm. Bologna 1490; Stiftsherrenstelle in Herrieden vor 1496; Prokurator der deutschen Nation in Bologna 1496; Dr. decr. Bologna 20. 12. 1497; Generalvikar von Bamberg ca. 31. 12. 1502 - 30.4. 1505; als Inhaber eines Domkanonikats in Würzburg bez. März oder April 1505; als Kanoniker am Stift Neumünster in Würzburg bez. bis 11. 10. 1510. Q UAM, 0 I 2, f. 22v, 60v, 76v. L Knod 506; J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg 1400-1556, Würzburg 1955-65, 367 CL); Wolff 369; A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg, Bd. 4: Das Stift NeJ,lmünster in Würzburg, Berlin-New York 1989, 544f.
Schönstetter, Erhard. Aus Eger (Böhmen); imm. 14. 7. 1474; ,via moderna'; B. A. März 1476; M. A. Januar 1479; Gremium 27. 4. 1479.
Q UAM, 0 I I, f. 64v, 0 I 2, f. 5v, 58r.
566
Christoph Schöner
Schonauer (Hiesenauer, Hübschenawer), Johann. Aus Ingolstadt; Prediger in Nümberg; imm. 17. 11. 1507; B. A. Juni 1509; M. A. Januar 1514; Gremium 12. 3. 1514; "Exercitium posteriorum" SoSe 1514; Widmann-Stipendiat 26. 5. 1514 bis Herbst 1517; "Exercitium elenchorum" SoSe 1515; Princ. z. Bibelk. 1. 9. 1517 (Os., Kol., Thess.); Princ. z. Sent. 18.5. 1519 (3. Sent.); Pfarrer in Neuburg.
Q UAM, GG III/22, f. 3v, 7r, 0 IV 1, f. 8r, 43v. L Real 39; Kausch 227. Schretel (Strotel), Virgil. Aus Landshut oder Frauenhofen; imm. 21. 10. 1472; ,via modema'; B. A. Juni 1475; M. A. Januar 1479; Gremium 27. 4. 1479; vielleicht identisch mit "magister Virgilius Schroet(e)l", als Dekan und Pleban in Gerzen bez. 1508. Q UAM, 0 I 1, f. 63v, 0 I 2, f. 5v, 58r. L P. MaiIM. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte
des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 392.
Schrökel (Schrückei, Schrukell), Heinrich (Chainradus), t WiSe 1483/84. Aus Spalt; imm. 27. 5. 1472; ,via modema'; M. A. Januar 1477; Konzil 12. 3. 1481; als Buchführer im Auftrag venezianischer Kaufleute in Ingolstadt tätig. Q UAM, D III 1, f. 300r, 0 I 2, f. llr, 57v, 0 IV 1, f. 16lr. Schütz, Karl. Aus Nördlingen; imm. minderjährig 10. 9. 1493; B. A. März 1496; M. A. Januar 1498; Bibliotheksschlüssel 12. 3. 1498; Dr. med. 1503; 1512/13 als Stadtarzt in Landshut nachweisbar.
Q UAM, 0 IV 1, f. 5r, 33r, 0 VI, f. 56v. L Mederer I 61; Liess 151; R. Häfele, Die Studenten der Städte Nördlingen, Kitzingen, Mindel-
heim und Wunsiedel bis 1580. Studium, Berufe und soziale Herkunft, Bd. 2, Trier 1988, 399.
Schwarz, Johann. Aus Dinkelsbühl; imm. 21. 10. 1480; B. A. Juni 1482; M. A. Januar 1486; Gremium 22.2. 1486.
Q UAM, 0 I 2, f. 16v, 59v, 74v. Schwencker (Swenber, Swencker), Leonhard. Aus Harburg oder Lauingen; imm. Wien SoSe 1470; imm. 1. 9. 1474; ,via modema'; M. A. Januar 1475; eine Resumption zur Grammatik oder zur Logik SoSe 1476; als Zeuge bei der Veröffentlichung der neuen Statuten der Artistenfak. anwesend 21. 11. 1478.
Q UAM, 0 I 2, f. 57r. L PrantllI 74 u.
Ö.
Seibold (Sebald, Seubold), Johann. Aus Eppan; imm. 7. 6. 1516; B. A. Dezember 1517; M. A. Januar 1521; Gremium 12.3. 1521. Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV 1, f. 142r, 0 IV 2, f. 4v.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
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Seitz (Seutz), Johann. Aus Buchau; imm. 18.5. 1517; B. A. Dezember 1518; M. A. Januar 1521; Gremium 12. 3. 1521. Q UAM, GG III/22, f. 54r, 0 IV 2, f. 5r, 34r. Sichart, Johann, * ca. 1499, t 9. 9. 1552 Tübingen. Aus Tauberbischofsheim; imm. 30. 10. 1514; M. A. Januar 1518; Gremium 1. 5. 1518; Lehrer an der Münchener Poeten schule bis 1521; imm. Freiburg i.Br. 3. 6. 1521; Rhetoriklektur Basel 1525; Dr. iur. utr. Freiburg i.Br. 28. 11. 1531; Prof. der Rechte Tübingen 1535. Q UAM, GG III/22, f. 27v, 0 IV I, f. IOr. L ADB XXXIV 143 ff.; H. E. Feine, J. S. Humanist, Prof. des römischen Rechts und herzoglicher Rat 1499-1552, seit 1535 in Tübingen, in: Schwäbische Lebensbilder 5 (1950) 60-72; Wolff 370; I. PiII-Rademacher, ..... zu nutz und gutem der loblichen universitet". Visitationen an der Univ. Tübingen. Studien zur Interaktion zwischen Landesherr und Landesuniv. im 16. Jh., Tübingen 1993, 518 f.
Sigelstarffer (Sigelsdorffer), Wolfgang. Aus Tittmoning; imm. 19. 4. 1485; B. A. Dezember 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489; Konzil 12.3. 1494; "Exercitium elenchorum" SoSe 1494. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 49v, 60v, 8Or. Sittauer (Settauer, Syttawer), Wolfgang. Aus Regensburg; imm. 25. 10. 1472; B. A. Dezember 1476; M. A. Januar 1481; Gremium 1. 9. 1481; Konzil 12. 3. 1486. Q UAM, 0 I 2, f. llv, 16v, 58v, 67v.
Spät, Gregor. Aus Pfullendorf; imm. Tübingen 29. 8. 1483; B. A. Tübingen Dezember 1484; imm. 17.2.1486; M. A. Januar 1487; Gremium 5. 2.1487. Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 6Or.
Spauring (Sporing), Paul. Aus Schwaz; imm. 4. 6. 1513; B. A. Dezember 1514; M. A. Januar 1517; Gremium 4.6. 1517.
o UAM, GG III/22, f.
21r, 0 IV I, f. 9r, 48r.
Spies (Spess), Johann. Aus Wemding; imm. Erfurt WiSe 1509/10; imm. 22. 8. 1510; durch Wemding dem Georgianum präsentiert; B. A. Dezember 1511; M. A. Januar 1514; Gremium 12. 3. 1514; "Exercitium priorum" WiSe 1514/15; Primiz 1519. Q UAM, GG III122, f. 3v, 4v, 0 IV I, f. 8r, 45r. L J. B. Götz, Die Primizianten des Bistums Eichstätt aus den Jahren 1493 - 1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Klerus in der Reforrnationszeit, Münster 1934,49; Real 30.
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Christoph Schöner
Spilberger, Matthias (Matthäus). Aus Ingolstadt; imm. 15.4. 1497; B. A. Juni 1499; M. A. Januar 1507; Bibliotheksschlüssel WiSe 1506/07; nachweisbar 12. 3. 1509; herzoglicher Sekretär. Q UAM, 0 IV I, f. 6v, 36r, 0 V I, f. 8Ir, 84r. L Matrikel LMU.
Staffel (Staphel), Ulrich. Aus Salzburg; imm. Wien SoSe 1475; B. A. Wien März 1477; imm. 11. 11. 1477; M. A. Januar 1479; Gremium 9. 3. 1479; Med.studium ab 1479. Q UAM, 0 I 2, f. 5r, 58r; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 267v. L Liess 193.
Stainhauser (Stainhauer), Wolfgang. Aus Au; imm. 22. 6. 1481; B. A. Juni 1483; M. A. Januar 1487; Gremium 5. 2. 1487. Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 6Or, 75v.
Stainmack (Stainmark, Stamnack), Sixtus. Aus Wemding; imm. 23. 4. 1487; B. A. Juni 1489; M. A. Januar 1491; Gremium 12. 3. 1491; "Exercitium priorum" WiSe 1492/93; "De generatione et corruptione" SoSe 1493; "Exercitium posteriorum" WiSe 1493/94; nachweisbar SoSe 1498.
Q UAM, 0 I 2, f. 36r, 43v, 46v, 47r, 61v, 84v, 0 V I, f. 59r. L Schöner 485 ff. Stainprunner, Johann. Aus Lauingen; imm. 26. 8. 1509; B. A. Juni 1511; M. A. Januar 1516; Gremium 12.3. 1516.
Q UAM, GG III/22, f. 14r, 0 IV I, f. 8v, 45r. Startz, Wolfgang, t SoSe 1483. Aus Dingolfing; imm. 23. 4. 1478; B. A. März 1480; M. A. Januar 1483; Gremium 21. 2.1483. Q UAM, 0 I 2, f. 13v, 59r, 7Ir, 0 IV I, f. 161r.
Staudacher, Georg. Aus Landshut; imm. 19.5. 1500; B. A. Dezember 1501; M. A. Januar 1504; Bibliotheksschlüssei WiSe 1503/04; Dr. med. 1509; 1510 von der Univ. dem Rat der Stadt Eger als Stadtarzt empfohlen.
Q UAM, 0 IV I, f. 6v, 38v, 0 V I, f. 75r. L Mederer 180; Liess 152.
Staudacher, Johann,
t 1495.
Aus Burghausen; imm. 24. 4. 1485; B. A. Dezember 1486; M. A. Januar 1489; Gremium 12.3. 1489; Scholasticus in Burghausen; gestorben während einer Pestepidemie.
Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v, 8Or, 0 IV I, f. 162r. L Mederer I 45.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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Stegner, Johann.
Aus Rötz; imm. 26. 4. 1484; B. A. Dezember 1485; M. A. Januar 1489; Gremium 12.3.1489; "Exercitium posteriorum" SoSe 1491; "Maius volumen Prisciani" SoSe 1493. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 37r, 46v, 60v, 77v. Steiler, Leonhard.
Aus Dinkelsbühl oder Monheim; imm. 30. 10. 1507; B. A. Juni 1509; M. A. Januar 1519; Gremium 13. 3. 1519. Q UAM, GG III/22, f. 32v, 0 IV 1, f. 43v, 0 IV 2, f. 3r.
Stengel, Georg, t 10. 11. 1554.
Aus Augsburg; imm. 5. 5. 1514; B. A. Dezember 1515; M. A. Januar 1518; Gremium 12.3.1518; Zul. z. Bibelk. 1528; Princ. z. Bibelk. 17.7.1528 (Spr. c. 21-40, Tit., Phm.); Princ. z. Sent. 23. 10. 1531 (1.2. Sent.); Lic. theol. 1533; Dr. theol. 13. 11. 1533; Kanoniker in Freising ab 1534; Freisinger Prediger; Generalvikar des Freisinger Domkapitels nach 1534. Q UAM, GG III/22, f. 26v, 0 IV 1, f. 9v, 49r. L Mederer I 90 u. ö.; Prantl I 90; Kausch 235; R. Ebersberger, Das Freisinger Domkapitel im Zeitalter der Glaubenskämpfe, in: G. Schwaiger (Hg.), Das Bistum Freising in der Neuzeit, München 1989, 160 u. ö.
Stern, Konrad.
Aus Thalmässing; imm. 5. 5. 1476; M. A. Januar 1480; Gremium 22. 2. 1480; Dispens vom Biennium 1. 5. 1480. Q UAM, 0 I 2, f. 8r, IOr, 58r.
Stewbaus (Stenbaus), Matthias.
Aus Leisnig; imm. 9. 10. 1472; ,via antiqua'; Med.studium ab 1477; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15.5. 1478. Q UAM, 0 I 2, f. Ir. L Liess 193.
Stotzinger (Stottzinger), Johann. Aus Augsburg; imm. Leipzig SoSe 1505; imm. 3. 10. 1507; M. A. Januar 1510; Bibliotheksschlüssel ca. Juni 1510. Q UAM, 0 IV 1, f. 7r, 0 VI, f. 87v.
Strasser, Wolfgang.
Aus Isen; imm. 4. 5. 1488; B. A. Dezember 1489; M. A. Januar 1492; Gremium 28.5.1492. Q UAM, 0 I 2, f. 40v, 62r, 85v. Straucher (Strancker), Andreas. Aus Ingolstadt; imm. 15.4. 1483; M. A. Januar 1492; als Schulmeister bei St. Moritz bezeichnet 14. 1. 1492; Gremium 12. 3. 1492. Q UAM, D III 1, f. 358r, 0 I 2, f. 39v, 62r.
570
Christoph Schöner
Stumpf (Molitoris ), Leonhard.
Aus Manching; imm. 15. 10. 1515; B. A. September 1517; M. A. Januar 1520; Gremium 30.3.1520. Q UAM, GG ill/22, f. 43v, 0 IV 1, f. I4Iv, 0 IV 2, f. 4r. Stuntz (Stant), Johann. Aus Augsburg; imm. 3. 6. 1472; ,via moderna'; B. A. Dezember 1473; imm. Köln 30.5. 1476; M. A. Köln April 1478; Gremium 10. 12. 1481.
Q UAM, 0 I I, f. 58r, 0 I 2, f. I2r. Sutoris (Trister, Tuester), Michael. Aus Pettau (Slowenien); imm. 4. 5. 1485; B. A. September 1485; M. A. Januar 1487; Gremium 5. 2. 1487.
Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 6Or, 77v. Swingenhamer (Fabri), Jodok. Aus Landshut; imm. 28. 1. 1500; B.A. September 1501; M. A. Januar 1504; Bibliotheksschlüssel WiSe 1503/04. Q UAM, 0 IV I, f. 6v, 38r, 0 V I, f. 75r.
Übelher (Ubelheer), Bartholomäus. Aus Dinkelsbühl; imm. Köln 7. 12. 1475; B. A. Köln November 1476; imm. 11. 6. 1482 als "dominus"; M. A. Januar 1487; Gremium 1. 3. 1487; Zul. z. Bibelk. 7. 9. 1490; Princ. z. Bibelk. 4. 11. 1490; als Pfarrer in Dinkelsbühl bez. 1498. Q UAM, 0 I 2, f. 17v, 6Or. L L. Schnurrer, Die Urkunden der Stadt Dinke1sbühI1451-1500, München 1962, Nr. 1836; Kausch 235.
Ulmann (Ellwangen, Ulman), Matthias. Aus Ellwangen oder Dinkelsbühl; imm. Leipzig WiSe 1461162; B. A. Leipzig SoSe 1465; M. A. Leipzig WiSe 1468/69; imm. 4. 6. 1474; ,via antiqua'; Zul. z. Bibelk. 4. 9. 1476 (Kg.); ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15. 5. 1478. Q UAM, 0 I 2, f. Ir. L Kausch 229.
Unker (Ramelspeck, Ungehort, Ungkor, Vucker), Johann. Aus Heideck; imm. 30.4. 1517; B. A. September 1518; M. A. Februar 1522; Gremium 17. 3. 1522; imm. Heidelberg 21. 10. 1529; Dr. med. 1530; Arzt in Wasserburg, Rothenburg, Würzburg und Freising.
Q UAM, GG ill/22, f. 62v, 0 IV I, f. 102r, 0 IV 2, f. 6r. L Mederer I 124; Liess 162.
Untzenhofer, Veit --- Hüntzenhofer
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472-1526
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Wagner, Georg.
Aus Haunstetten; imm. 30. 3. 1472; ,via moderna'; B. A. März 1474; M. A. Januar 1480; Gremium 1. 5. 1480. Q UAM, 0 I I, f. 59r, 0 I 2, f. IOr, 58r. Waleh, Nikolaus. Aus Ingolstadt; imm. 2. 4. 1476; ,via moderna'; B. A. Dezember 1477; M. A. Januar 1481; Gremium 14.4. 1481. Q UAM, 0 I 2, f. 11 v, 58v, 68v. Waldkirch (Waltkiricher), Bernhard von,
t 23. 2. 1523 Eichstätt.
V Bernhard, M Ursula von Schaunberg.
Aus Taptheim; imm. 26. 3. 1485; Kanonikat in Augsburg 1485; B. A. Dezember 1486; Gremium 4. 6. 1490; 1497 und 1500 in Bologna nachweisbar; Dr. iur. utr. Siena 22. 3. 1499; Kanonikat in Eichstätt 1. 11. 1503; Rat von Herzog Wolfgang von Bayern 1510; Rat von Herzog Wilhelm IV. von Bayern 1514; Propst von Pfaffenmünster 1515; Propst von Wiesensteig. Q UAM, 0 I 2, f. 33r, 8Or. L Knod 607; H. Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBLG 27 (1964) 187; Wolff 372; Schöner 248.
Waldmann (Walman), Johann. Aus Herrieden; imm. 21. 10. 1482; B. A. Juni 1485; M. A. Januar 1488; Gremium 31. 5. 1488; Konzil 12. 3. 1492; "Euklid I" WiSe 1492/93; "Ars vetus" SoSe 1493; "Augustinus datus" WiSe 1493/94. Q UAM, 0 I 2, f. 23v, 39v, 43r, 46r, 47r, 60v, 77r. L Mederer I 40; Schöner 485 ff. Walkheimer (Walkhamer), Johann. Aus Straubing; imm. 26. 4. 1486; B. A. 13. 3. 1488; M. A. Januar 1494; Gremium 25. 2. 1494; vielleicht identisch mit "magister Johannes Walckhaimer", als Dekan der Kollegiatskirche in Moosburg und Pfarrer in Elsendorf bez. 1525. Q UAM, 0 I 2, f. 49r, 63r, 82r. L P. Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987) Nr. 636.
Waller, Paul.
Aus Landshut; imm. als Magister 8. 12. 1483; Gremium 30. 6. 1484; nicht identisch mit einem ebenfalls aus Landshut stammenden Paul Waller, der sich am 13. 4. 1472 in die Matrikel eintrug. Q UAM, 0 I 2, f. 15r.
t vor 11. 9. 1537. Aus Forchheim; imm. Leipzig SoSe 1470; B. A. Leipzig WiSe 1471/72; imm. 29. 3.1473; ,via antiqua'; ins Konzil der vereinigten Fak. übernommen 15.5. 1478; Chorherr in Forchheim.
Walram (Walrab, Wolrapp), Thomas,
Q UAM, 0 I 2, f. Ir. L J. Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Barnberg 1400-1556, Würzburg 1955-65,418.
572
Christoph Schöner
WaIther, Panthaieon.
Aus Burgheim; imm. 22. 4. 1496; B. A. Dezember 1497; M. A. Januar 1500; Bibliotheksschlüssel WiSe 1499/1500. Q UAM, 0 IV 1, f. 5v, 34v, 0 V 1, f. 62v. Wann, Johann. Aus Buda; imm. Wien SoSe 1478; imm. 25. 11. 1482; B. A. Mai 1483; M. A. Januar 1486; Gremium 22. 2. 1486; bat 24.5. 1488 um Zulassung ("admissio ad respondendum") an der Artistenfak. Wien; Prediger in Passau.
Q UAM, 0 I 2, f. 16v, 59v, 75v; Univ.archiv Wien, AFA 111, f. 328v. Wanner, Anton. Aus Rain; imm. 21. 4. 1494; B. A. März 1496; M. A. Januar 1499; Bibliotheksschlüssel WiSe 1498/99.
Q UAM, 0 IV 1, f. 5v, 33r, 0 V 1, f. 60r. Watzner, Kaspar. Aus Rötz; imm. 3. 10. 1491; B. A. September 1493; M. A. Januar 1497; Bibliotheksschlüssel WiSe 1496/97. Q UAM, 0 I 2, f. 92r, 0 IV 1, f. 5r, 0 V 1, f. 54r. Waydenlich, Thomas.
Aus Nördlingen; imm. 15. 5. 1487; B. A. Dezember 1488; M. A. Januar 1494; Gremium 25.2. 1494; als Vizekonventor der Pariser Burse bezeugt SoSe 1494; "Exercitium de anima" SoSe 1494; nachweisbar WiSe 1498/99. Q UAM, 0 I 2, f. 49r, 63r, 83v, 0 VI, f. 42r, 49v, 60r. L R. Häfele, Die Studenten der Städte Nördlingen, Kitzingen, Mindelheim und Wunsiedel bis 1580. Studium, Berufe und soziale Herkunft, Bd. 2, Trier 1988,420.
Weber (Beber), Jakob.
Aus Memmingen; imm. Tübingen Oktober oder November 1512; B. A. Tübingen September 1516; imm. 17.4.1518; M. A. Januar 1519; Gremium 20.6.1519; als Magister an der Engelsburse nachweisbar 16.10.1519. Q UAM, GG 111/22, f. 36v, 41v, 0 IV 2, f. 3v. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 1, Göppingen 1971,537; Seifert 98.
Weber (Beber), Johann.
Aus Memmingen; imm. Tübingen Oktober oder November 1512; B. A. Tübingen September 1516; imm. 17.4.1518; M. A. Januar 1519; Gremium 23.10.1519. Q UAM, GG III/22, f. 43r, 0 IV 2, f. 3v. L W. Kuhn, Die Studenten der Univ. Tübingen zwischen 1477 und 1534. Ihr Studium und ihre spätere Lebensstellung, Bd. 1, Göppingen 1971,537.
Wenig, Wilhelm.
Aus Kipfenberg; imm. 5. 6. 1511; B. A. März 1513; M. A. Januar 1517; Gremium 12.3.1517. Q UAM, GG III/22, f. 20v, 0 IV 1, f. 9r, 46v.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
573
Wenigel (Weigel), Sebastian. Aus München; imm. 29.11. 1510; B. A. September 1512; M. A. Januar 1515; Gremium 12.3. 1515; "Exercitium de anima" SoSe 1515. Q UAM, GG III/22, f. 6r, 7v, 0 IV I, f. 8r, 46r. L Schöner 491.
Wensei (Wenschler), Johann. Aus Viechtach; B. A. Dezember 1499; M. A. Januar 1507; Bibliotheksschlüssel SoSel WiSe 1507/08. Q UAM, 0 IV 1, f. 6v, 36r, 0 V I, f. 82r.
Wernitzer, Kar!. Aus Dinkelsbühl; imm. 26. 6. 1486; B. A. 13. 3. 1488; M. A. Januar 1493; Gremium 4.3.1493. Q UAM, 0 I 2, f. 45v, 62v, 82r.
Westenhait (Westenhaut), Johann. Aus Hall (Tirol) oder "Stubach" oder "Westheim"; imm. Wien SoSe 1481; B. A. Wien März 1483; imm. 3. 10. 1483; M. A. Januar 1485; Gremium 12. 3. 1485. Q UAM, 0 I 2, f. 15v, 59v; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 306v.
Westerldreher (Besterkircher), Stefan. Aus Bimbach oder Pfarrkirchen; adliger Herkunft; imm. Wien WiSe 1474/75; B. A. Wien Dezember 1476; imm. 11. 11. 1477; M. A. Januar 1479; Gremium 9.3.1479.
Q UAM, 0 I 2, f. 5r, 58r; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 266r. Weybringer (Bebringer, Beybringer), Johann. Aus Landshut; imm. Leipzig WiSe 1508/09; imm. 20. 10. 1509; B. A. Juni 1511; M. A. Januar 1514; "Algorismus" WiSe 1514/15.
Q UAM, GG III122, f. 4v, 0 IV 1, f. 8r, 44v. Wigeslei (Wigless), Gereon
-->
Sayler
Wildenauer, Jodok. Aus Eger; imm. 5. 9. 1472; ,via moderna'; B. A. September 1474; M. A. Januar 1478; eine nicht näher beschriebene Resumption WiSe 1479/80; vielleicht identisch mit "Jodocus Wildenawer", als Rektor der Pfarrkirche St. Maria in Tirschenreuth bez. 1508.
Q UAM, D III 1, f. 251r, 0 I 1, f. 59r, 0 I 2, f. 57v. L P. Mai/M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 980; Schöner 484.
Wildensinn, Georg. Aus Amberg; imm. 18. 10. 1491; B. A. Juni 1493; M. A. Januar 1495; durch herzogliche Räte über den Zustand der Univ. befragt September 1497; Zu!. z. Bibelk. 14. 9. 1499; Princ. z. Bibelk. 9. 10. 1499 (Lk.); Zu!. z. Sent. 10. 9. 1501; Princ. z. Sent. 6. 10. 1501 (1. Sent.); reiste im Auftrag der Artistenfak. nach Landshut WiSe 1501/02.
Q UAM, 0 I 2, f. 91v, 0 IV I, f. 4v, 0 VI, f. 68r. L Seifert 39; Kausch 236.
574
Wimderlein, Andreas
Christoph Schöner -+
Minderlen
Wind, Leonhard. Aus Ingolstadt; imm. Wien WiSe 1468/69; B. A. Wien Juni 1470; M. A. Wien WiSe 1471/ 72; imm. 17. 6. 1472; als Konventor der Burse Wind bez. 27. 4. 1473; "Resumptio in philosophia naturali pro baccalariis" SoSe 1476; Dr. med. 1483. Q UAM, D 111 1, f. 14r; Univ.archiv Wien, AFA 111, f. 206r, 228r. L Prand 11 74; Liess 149.
Wisgerber, Ludwig -+ Candidarius Wishaimer, Oswald. Aus Grafing; imm. 25.11. 1472; ,via moderna'; M. A. Januar 1477; Konzil 12.3.1481; Konventor der Adlerburse ab 17. 3. 1481; wurde 1485 zusammen mit Magnus Aimschmalz mit der Erstellung eines Katalogs der Bibliothek der Artistenfak. beauftragt. Q UAM, 0 I 2, f. llr, 57v. L Prand I 92; Buzas 13.
Wispacher, Bemhard. Aus Höchstädt a.d.D.; imm. 27. 5. 1475; ,via moderna'; B. A. Dezember 1476; M. A. Januar 1479; Gremium 27. 4. 1479. Q UAM, 0 I 2, f. 5v, 58r, 67v. Wolf, Georg. Aus Neustadt a.d. Waldnaab; imm. 11. 5.1474; M. A. Januar 1481; Gremium 19.2. 1481; Konventor Engelsburse ab 17.3. 1481; Konzil 12.3. 1486; Zul. z. Bibelk. 9. 9. 1486; Princ. z. Bibelk. 11. 11. 1486 (Lk.); Princ. z. Sent. Oktober 1488 (2. Sent.); "Exercitium de anima" WiSe 1492/93; "Theoricae planetarum" WiSe 1493/94; vielleicht identisch mit "magister Georgius Wolf', als Prediger in Cham bez. 1508. Q UAM, 0 I 2, f. llr, 16v, 58v, 0 I 2, f. 43v, 47r. L Kausch 237; P. Mai/M. Popp, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984) Nr. 76; Schöner 485 u. ö.
Wolff (Bolff), Martin. Aus Burgau; imm. 8. 10. 1524; M. A. Januar 1525; Gremium 12. 3. 1525. Q UAM, GG III/22, f. 8Or, 0 IV 2, f. 7r.
Wüst, Christoph. Aus Neuburg a.d.D.; imm. 22. 9. 1477; B. A. März 1479; M. A. Januar 1481; Gremium 17.3.1481; Konzil 1. 9.1485. Q UAM, 0 I 2, f. llr, 16r, 58v, 69v.
Wurm (Burinus), Georg, t 5. 12. 1474. Aus Ingolstadt; imm. Wien SoSe 1464; B. A. Wien März 1466; M. A. Wien Januar 1470; imm. 2. 6. 1472; Konventor der Drachenburse. Q UAM, 0 IV 1, f. 161r; Univ.archiv Wien, AFA III, f. 176r, 203v. L Mederer I 9.
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
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Zeylacher (Zeidlacher), Johann.
Aus Burghausen; imm. 27. 7. 1473; imm. Wien WiSe 1479/80; M. A. Januar 1489; Gremium 12. 3. 1489. Q UAM, 0 I 2, f. 27v, 60v. Zweng (Czweng), Matthias.
Aus München; imm. 26. 4. 1500; B. A. Dezember 1501; M. A. Januar 1504; Gremium WiSe 1508/09. Q UAM, 0 IV 1, f. 6v, 38v, 0 V 1, f. 84v. IH. Vornamenregister zum Verzeichnis der "magistri regentes" der Artistenfakultät 1472-1526
Absolon Graner Achatius (Arsatius) Hayswasser (Gaiswasser) Ägidius Gan (Jan) Alexius KIaiber Ambrosius Crafft Andreas Planck - Keller - Denzel (Tantzelin, Tentzel, Tenzelius) - Hasfurter (Hertzog ?) - Hemm - Hummel (Hirni, Humel) - Hunger - vom Leon (vom Leben) - Lutz - Minderlen (Wimderlein) - Scheffler - Straucher (Strancker) Anton Höring - Wanner Augustinus (Augustus) Baumeister - Obennair Balthasar Langenauer (Glottschloher, Goltschlager, Langnawer) Bartholomäus Übelher (Ubelheer) Bernhard Camerer - Eberhart - von Waldkirch (Waltkiricher) - Wispacher Blasius Kotterle (Kötterlein, Ködler) Christian Aicher Christoph Axter (Achster, Meter)
-
Kirchdorffer (Kirenstorfer) de Telo Pruckner (Thelein) Erssinger (Arsinger) Fünsinger (Fusingar) Goldgruber Gugel Laymingen (Langer) Wüst
David Rottmund (Rotman) Dionysius Prasch (ParB) Emmeram Moller (Molner) Engelhard Carnificis Erasmus Hofman Erhard Kolbenstainer (Kolmstainer) - Fabian - Herling - Schönstetter Euban Ott Felix Gebhart Friedrich Pühler (Buchlar, Püchler) - Tolhopf - Ernst - Schönleben Gabriel Finck - Scheichenstuel Georg Alberti (Albrecht) - Berndlein (Parle, Purle) - Peysser - Blanck - Plechschmid - Prenn
576
Christoph Schöner
-
Preu Brunner Kiener (Kriner, Kyner) Kreidenhuber (Riedenhuber) Degner Deiniger Egkschmid Fabri (Schmid) Frolich Gelltel (GöttI) Hainlich (Haindl) Held Hettenstaller (Hattenstaler) Holtzner Lanckenhoffer (Lanckhoffer) Lang Maler Minsinger (Polling, Müsinger) Niedermair Oberhofer (Obernhover) Raintzmoser (Rantzmoser, Rauchrnoser) - Ruderer (Riederer) - Schack - Schmeydel (Fabri) - Schönberger (Schonperger) - Staudacher - Stengel - Wagner - Wildensinn - Wolf - Wurm (Burinus) Gereon Sayler (Anthopedios, Amsperger, Plumentaler, Vigeslay. Wigeslei, Wigless) German Groß Gotthard Hundertpfund Gregor (Georg) Amman - Dachs - Spät Heinrich von Petzen stein (Petzensteyner, Pissenstenener, Weczensteiner) - Bipes (Peypaß) - Creutznach - Doleatoris (Doliatoris) - Gügglinger (Guglinger) - Heuerling - Hunthaimer (Hunthamer)
-
Mayrhofer NesteI Rasoris (Kess) (Chainradus) Schrökel (Schrückel, Schrukell) Hermann Geisselprecht - Goppolt - Lieb Hieronymus - Ainkyrnn (Ainckorn, Eynkiren) - Kellner - Kötzler (Kitzler) - Kurtzpeck - Demel (Temel, Thomell) - Rot (Radt) Jakob Pechlschmid (Peichelscand, Peichlschmid, Peilschmid) - Daxer (Dexer) - Turel (Tuerl) - Horn - Schaider (Scheidet, Scheyder) - Weber (Beber) Joachim Bauer - Jodok Swingenhamer (Fabri) - Wildenauer Johannes ex Alach - Anglicus (EngeIlender) - Aumüllner (Augenmüller) - Bair (Beyer) 11. - Passauer - Baur (Rustici) - Pfluegel - Planck I. - Planck 11. - Portzel (pertzel) - Praun - Braxatoris - Putz - Kaltenhofen (Kaltenofen) - Camerer - Kammerhuber - de Kesching - Kelberstich - Kön (Kunn) - Kren - Taigscheer (Degernseer) - Denck (Tennkh) - Till (Dull, Dyll)
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
- Ecklar (Äckenler, Eckenier, Eckler, Ekellar) - Einpeck - Eisteter (Eichstetter) 11. - Feyertag - Vogler - Volg (Pistoris ) - Fortz (Förtzsch, Forstius, Fursth) - Füger - Fümel - Geist (Geyst) - Geroch (Gerock, Gerug, Gork) - Gesler - Götz - Grillinger - Grotz - Gruber - Grunigel (Greungl) - Hohensteter (Hochensteger, Liechtensteger) - Hueber - Hüegel (Hugel) - Lähösel (Kalhoesel, Lelhösel) - Lautterhofer - Linder (Lindmair, Lindner) - Meges (Mengas) - Milchtaler (Millichtaler, Mulkdaler) - Modler - Morgenstern - Neuhauser - Nürnberger (Nernberger, Nuerenberger) - Nyess (Niess) - Reyff - Rienshofer - Rotmair - Saltzinger - Schaithaimer (Scheithamer, Schewtheymer) - Schonauer (Hiesenauer, Hübschenawer) - Schwarz - Seibold (Sebald, Seubold) - Seitz (Seutz) - Sichart - Spies (Spess) - Stainprunner - Staudacher - Stegner 37 Biograph. Hdb. I
577
- Stotzinger (Stottzinger) - Stuntz (Stant) - Unker (Ramelspeck, Ungehort, Ungkor, Vucker) - Waldmann (Walman) - Walkheimer (Walkhamer) - Wann - Weber (Beber) - Wensei (Wenschler) - Westenhait (Westenhaut) - Weybinger (Bebringer, Beybringer) - Zeylacher (Zeidlacher) Karl Reitter (Reuter, Ruter) - Schütz - Wernitzer Kaspar Cruispeck (Krewspeck) - Hirn (Hiern, Hirner) - Renner - Watzner Kastulus Kraft - Haug Konrad - Prayttenaicher (Praitenaicher) - Thoma (Thuman, Thumbmann, Duma) - Tillherr (Dillherr) - Fabri (Glück) - Gaillin (Gallin, Gaylein, Gaylin) - Jordan (Gordan) - Mayer - Röter (Reter, Roter, Ruetter) - Stern Leonhard Auer - Axter (Achster, Meter) - Petz - Prichtel (Prachtei, Prechel, Prechtel) - Teschel - Dornvogt (Dorenfock, Dorenvogel) - Eck - Eckhardt (Eckart) - Freinhauser - Freydorffer (Freindorffer) - Hagen (Hag) - Hochmair (Högmair) - Lußner (Kyssner, Lißner, Lysner) - Mair - Reitter (Reutter)
578
Christoph Schöner
- Schmauß - Schwencker (Swenber, Swencker) - SteIler - Stumpf (Molitoris) - Wind Ludwig Candidarius (Wisgerber) Lukas Prunner Martin Pepenhauser (Bebenhauser, Bebenhußer, Pewenhauser, Pibenhauser) - Kelter (Cellarius, Fabritius) - Klostermair - Kotterle (Koterl) - Mair - Wolff (Bolff) Matthäus (Matthias) Vetter - Schönhofer (de Pulchra Curia, Schonheffer, Schonhofer) Matthias Rötter (Rotter) - (Matthäus) Spilberger - Stewbaus (Stenbaus) - Ulmann (Ellwangen, Ulman) - Zweng (Czweng) Melchior Granatoris (Ledrer) Michael Arnold - Pappenberger (Pappinberger) - Peuerl (Perlen, Bernel) - Braun - Dietnauer (Tetnauer) - Thuarog ex Bestrikono - Vogt (Vockt, Voigt, de Haydeck) - Grasser - Rerer (Rohrer) - Scher - Scherringer (Schardinger) - Sutoris (Trister, Tuester) Nikolaus Aumüllner - Baur - Bellung - Teuschel - Mayr - Morgenstern - Ricker (Golhofer, Rucker) - Schmid (Fabri) - Walch Oswald Lercher - Wishaimer
Pankraz Baumann (Pawman) Panthaleon Walther Paul Dreml (Tremel) - Eretzhaimer (Erntzhamer) - Hulber (Hilber) - Müldorfer (Mildorfer) - Spauring(Sporing) - Waller Peter Perkenmair (Perkhamer, Burckheimer) - Kalis (KäIls) - Krafft I. - Krafft 11. - Engelhart - Fuemel - Groß - Hörnlin (Horenlein, Hornleyn) - Rotman (Ratman) - Schletl (Schlittel) Philipp Thurn (Durn, Durren) - Greiff - Neidinger (Neidlinger) Rochus Tillherr (Dalher) Sebald Hertz Sebastian Preu (Braxatoris) - Helgruber - Hermonstarffer (Hermonsdorfer, Hermstarffer) - Hoholtinger - Jungwirt - Langenauer (Langwaer, Lougenouger) - Nassauer - Wenigel (Weigel) Sigismund Lawsser (Lauffer) - Reckenschinck Sixtus Haug (Haim) - Stainmack (Stainmark, Stamnack) Stefan Aigner (Aygner) - Riemair (Pruckmaister ?) - Westerkircher (Besterkircher) Thomas Teufel - Euring 11. - Fabri - Walram (Walrab, Wolrapp) - Waydenlich
Die ,magistri regentes' der Artistenfakultät 1472 -1526
Ulrich Baur - Pürckholtz (Burckholzer) - Fabri (Ruswengkler) - Fuemel - Hirsch - Lehendorffer (Fabri ?) - Löderlein (Luderlein) - Staffel (Staphel) Valentin Beringer (Peringer) - Kiffer - Klaus (Clauße) - Till Veit Friesenegger (Duxer, Duxor, Frisennecker) - Hebicher (Häbicher, Hebiger) - Hüntzenhofer (Untzenhofer) - Schessler (Fessler, Sesler) Vinzenz Röter (Reytter) Virgil Schretel (Strotel) Walter Burgau (Hartmanni) Wilhelm Probst - Leb (Leo) - Rosenzweydt (Rosenczwych) - Wenig
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Willibald Franckmann - Hohennätel Wolfgang Aigner I. - Aigner 11. - Althamer -Bart - Pösch (Bosch, Busch) - Carnificis (Carnifex) - Kellner - Kern - (Johannes) Krenner (Kreuttner, Kritner, Krytner) - Denekel (Dänckel, Dangkl, Tenckel) - Gruenwaldt - Herschel (zu Windberg oder Windburg) - Mende1 - Moll - Rodt - Schirckhofer - Sigelstarffer (Sigelsdorffer) - Sittauer (Settauer, Syttawer) - Stainhauser (Stainhauer) - Startz - Strasser IV.
Personenregister Vorbemerkung: Das Personenregister erfaßt alle im Kopfregest, im darstellenden Textteil und in den einzelnen Rubriken genannten Personen, einschließlich der von Christoph Schöner erstellten Liste der ,magistri regentes' im Anhang, mit Ausnahme der Rubrik L (Literaturverweise). Es wurden allerdings nur Personen berücksichtigt, die in der Zeitspanne von der Gründung der Universität im Jahre 1472 bis zu ihrer Translokation nach München im Jahre 1826 lebten. Anders gesagt: Nicht aufgenommen wurden Verweise auf antike, mittelalterliche und modeme Autoren. Auf die Angabe von Amts- und Herrschaftsbezeichnungen wurde verzichtet, mit Ausnahme nur von ,König', ,Kaiser' und ,Papst'. Der Aufwand entsprechender Recherchen wäre nicht im Verhältnis zum heuristischen Wert solcher Angaben für den Benutzer gestanden. Gleichnamige, aber nicht identische Personen werden durch römische Ziffern unterschieden. Falls die Identität von Personen mit gleichlautenden Namen nicht eindeutig geklärt werden konnte, wurden die Belege nicht zusarnrnengeführt. Dies betrifft insbesondere die zahlreichen, nur mit abgekürzten Vornamen bezeichneten Respondenten von Disputationen und Dissertationen; sie können also in einzelnen Fällen mit Personen identisch sein, auf die vollständige Namensbelege verweisen. In den (ganz seltenen) Fällen, wo gleichnamige, abgekürzte Respondentenbelege vorlagen, wurden diese allerdings auch dann zusammengeführt, wenn die Identität der Personen nicht feststeht. Fettgedruckte Seitenangaben verweisen auf Lemmata zu den genannten Personen.
Abel, Kar! von 407 Abraham a Santa Clara 285 Absberg, Heinrich von 255 Achamer, Eva 377 Achenwall, Johann Gottfried 58, 226, 375 Achster, Christoph s. Axter, Christoph Achster, Leonhard s. Axter, Leonhard Äckenler, Johann s. Ecklar, Johann Adelheid Henriette Maria von Bayern 15 Adelmann, Balthasar 1, 2 Adelmann, Caspar 1 f. Adelmann, Joseph 1,2 Adelmann, Maria I, 2 Adelmann, Melchior I, 2 Adelung, Johann Christoph 76 Adler s. Adorf, Johann von Adlzreiter, J. C. 429 Adorf, Johann von 2f., 171, 255, 316, 317, 433, 501 Adrianensis s. Adriansens Adriansens, Cornelius 3 Adrianus s. Adriansens Aemilius Romanus, Paulus 3 Aeolides, Erhard s. Windsberger, Erhard Agricola, G. 40 Agricola, Georg 4 Agricola, Georgius 138 Agricola, Johannes 4f., 14, 17, 55, 136, 138, 236,494 Agricola, Rudolf jun. 404 Agricola, Rudolf 65
Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius von 339 Aicher, Christian 522 Aigenler, Adam 5, 459, 460 Aigenler, Regina 5 Aigenler, Romanus 5 Aigner, Stefan 522 Aigner, Wolfgang (I) 522 Aigner, Wolfgang (II) 522 Ainhorn, Werner s. Moneceras, Werner Ainkyrnn, Hieronymus 522 Airnschmalz, Georg 5 Airnschmalz, Magnus 5 f., 510, 557 Alach, Johannes von 522 Alantsee, Familie 401 Alba von Toledo 27 Alber, Ferdinand 6 Alber, Matthias 6 f. Albert (Adalbert) III. von Sachsen 343 Alberti, Georg 522 Alberti, Johannes 7 f. Albrecht (VI.) von Bayern 18, 29, 329 Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach 110 Albrecht IV. von Bayern-München 24, 32, 35, 75, 246, 316, 335, 352, 514 Albrecht Sigismund von Bayern 249, 422, 474, 491 Albrecht V. von Bayern 7, 17, 19, 24, 39, 71, 73, 94, 95, 101, 105, 107, 109, 129, 165, 195, 196, 197,214,252,305,383,408,409, 448, 462, 466, 528, 548
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Albrecht von Preußen 137, 393, 408 Albrecht von Sachsen 484 Albrecht, Georg s. Alberti, Georg Albrecht, Hans Heinrich 8 Albrecht, Johann Rudolf 8 Alciato, Andrea 26, 64, 502 Aleander, Hieronymus 89 Alexander VI., Papst 41, 299 Alexander VII., Papst 15 Alexander VIII., Papst 402 Allen, William 189,445 Allertz s. Allerzhaimer Allerzhaimer, Mathias 8 Allibrandinus, J. C. 163 Allioli, Joseph Franz (von) 8 r. Allioli, Joseph 8 Alphons von Kalabrien 10 Alpinus, Marcus Tatius 13 Alt, Claudius 9 r. Altdorfer, Albrecht 441 Altenstaig, Johann 226, 227 Altersharnrner, Susanne 316 Althamer, Wolfgang 523 Altstetter, F. 81 Alvarez, Balthasar 449 Alvarez, Didacus 449 Am Rhyn, Beatus s. Arnrhyn, Beatus Am Rhyn, Franz Xaver s. Arnrhyn, Franz Xaver Amann, Georg 263 Amantius, Bartholomäus 10, 16 Arnerbach, Bonifacius 493 Amerbach, Elisabeth 10 Amerbach, Georg 10 Amerbach, Johann 339 Amerbach, Veit 10r., 180, 335, 353, 489, 496 Arnrnan, Cäsar 11 Arnrnan, Gregor (Georg) 523 Arnrnan, Kaspar 47 Arnort, Eusebius 153, 154, 414 Arnrhyn, Beatus 5, 11 f., 201 Arnrhyn, Franz Xaver 12 f., 206 Arnrhyn, Joseph 11, 12 Arnrhyn, Xav. 13 Andernach, Johannes von 13 Andreae, Johann Valentin 44, 409 Andreas de Sancto Vito Karinthie s. Raphaelis, Andreas Andreas von Österreich 463 Andres, Johann Baptist 13 Andres, Johann Georg 13 Andres, Katharina 13 Andrioli, Michelangelo 460 Anemoecius, Lycobates s. Anemoecius, Wolfgang Anemoecius, Wolfgang 13f., 62, 197,428 Angelus, Johannes s. Engel, Johannes Angerrnan, C. 290 Angerrnüller, Katharina 463 Anglicus, Johann 523
Angriener, Johann Heinrich 14 Angriener, Johann Michael 14 Anna Sophia von Bayern 330, 352 Anna von Bayern 49 Annius, Johannes 25 Anshelm, Thomas 340 Anthopedios, Gereon s. Sayler, Gereon Antiochenus, Ignatius 4 Antissodorensis, Justus 4 Antoninus, Johann s. Antonius, Johann Antonius, Johann 14 r. Apian, Gertrud 15 Apian, Martin 15 Apian, Peter 10, 15f., 17, 24, 180, 237, 406, 420, 452 Apian, Philipp 16tT., 19,48, 180,400 Appel, Erhard 18 AppeI, Nikolaus 18,393, 394, 511, 514, 515 Appenzeller, Johann 18 Aquaviva, Claudius 6, 64, 332, 439 Arboraeus, Heinrich 18 f. Arboräus, Johann Dorninik 313 Arboreus, Johannes Dorninicus 19 Arcas, Fabius 19 f., 64 Aretin, Johann Christoph von 21, 176, 226, 265 Amold, Leonhard 20,158,224 Amold, Leonhard 510 Amold, Michael 523 Amsperger, Gereon s. Say1er, Gereon Amsperger, Oswald s. Fischer, Oswald Arriaga, Rodrigo de 254 Arsinger, Christoph s. Erssinger, Christoph Artinger, Johann Peter 20r., 181 Artinger, Peter 20 Artmann, F. X. 295 Arzwanger, Joseph s. Azwanger, Joseph Asch, E. v. 276 Aschenbrenner, Beda (Taufname: Franz Joseph) 2lf., 23, 151, 344, 379 Aschenbrenner, Johann Wolfgang 21 Aschhausen, Johann Gottfried von 364 Ast, Georg Anton Friedrich 22f., 176, 359, 362 Ast, Johann Friedrich 22 Astruc, Jean 62 Athesinus s. Alber, Matthias Atzenberger, Florian 23 Atzenberger, Franz Xaver s. Atzenberger, Florian Atzenberger, Peter 23 Auer, Leonhard 523 Augenmüller, Johann s. Aumüllner, Johann August III., König von Polen 287, 330 Augustinus von Lyon 496 Aumüllner, Johann 510, 523 Aumüllner, Nikolaus 523 Auriernrna, Thoma 204 Aurimontius, Jacobus s. Keller, Jakob Aurpach, J. G. 175 Aurpach, Johann 258, 489
Personenregister Avenarius, Konrad s. Vogler, Konrad Aventinus, Gisela 24 Aventinus, Johannes 15, 23tT., 37, 51, 76, 221, 227,341,351,420,497,498,516,517,563, 564 Aventinus, Peter 23 Aviarius, Johannes s. Vogler, Johannes Axonius, Joachim 26 Axter, Christoph 524 Axter, Johannes s. Pelecyus, Johannes Axter, Leonhard 524 Aygner, Stefan s. Aigner, Stefan Aytta, Folkert van 26 Aytta, Wigle (Viglius) van 20, 26f., 64, 105, 244, 428 Azwanger, Anna 28 Azwanger, Franz 28 Azwanger, Joseph 27 f. Azwanger, Roman 28 Baader, Ferdinand Joseph 73 Baader, J. F. v. P. 63 Baccopusch, Christoph s. Backenbusch, Christoph Bacharach, Werner s. Moneceras, Werner Bacharach, Werner von s. Moneceras, Werner Bacher, Peter 4, 28 Bacher, Sixtus s. Pacher, Sixtus Backenbusch, Christoph 28 f. Backer, Peter de s. Bacher, Peter Bader, F. 157 Bader, Johann Plac. Alb. 422 Bair, Johannes (I) 29 Bair, Johannes (11) 511, 524 Bajolus, Andreas 162 Balde, Hugo 29 Balde, Jakob 29f., 183, 184,210,417 Baldinger, Ernst Gottfried 122 Balduin, Anton 30 Balthasar, 1. 329 Bandelie, Jakob 30 f., 170, 327 Banholzer, Johannes 31 Barbaro, Ermolao 339 Barbasch, Christoph s. Backenbusch, Christoph Barberino, Francisco 213 Barbius, Carl 31 f. Bargagli, Celso 143 Bamestapolius, Robert s. Turner, Robert Bamstapel, Robert s. Turner, Robert Baronius, Cäsar 210 Bart, Barbara 496 Bart, Martha 103 Bart, Wolfgang 524 Barth, Balthasar 32 Barth, C. 283 Barth, Georg 32, 390 Barthel, Johann Kaspar 250 Bartholin, Thornas 371 Bartl, Gerald (Taufname: Joseph Benedikt) 32
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Bartl, Martin 32 Bartz, Christian Jakob 33 Basnage, J. 60 Bassis, J. D. de 454 Bassus, Dominikus von 33, 69, 99, 132, 253, 453, 478, 479 Bassus, Stephan 33 Bassus, Tommaso 33 Bathe, William 475 Bathory, Stephan 313 Bauch, J.J. 334 Bauer, Joachim 524 Baumann, C. 71 Baumann, Christian 33 f. Baumann, Maria Theresia 285 Baumann, Pankraz 525 Baume, Antoine 121 Baumeister, Augustinus (Augustus) 525 Baumgarten, Alexander Gottlieb 480 Baumgartner, Augustin 73 Baumgartner, Familie 34 Baumgartner, Gabriel 34, 335, 421, 459 Baumgartner, Hanns 35 Baumgartner, Hieronymus 34 Baumgartner, Johannes 525 Baumgartner, Konrad 34 Baumgartner, Martin 35 Baumgartner, Peter (I) 34 f. Baumgartner, Peter (11) 34 Baumgartner, Wolfgang 35 Baur, Nikolaus 525 Baur, Ulrich 525 Bayer, C. 94 Bayer, He1ena 75 Bayer, Hieronymus Johannes Paulus (von) 35f., 425, 474 Bayer, Johann Nepomuk 35 Bayr, Andreas 36 Bayr, Ignaz Benno 36 f. Beaumont of Glenfield, Anne 306 Bebe!, Heinrich 48, 208, 226 BebeI, J. 139 Bebenhauser, Martin s. Pepenhauser, Martin Bebenhußer, Martin s. Pepenhauser, Martin Beber, Jakob s. Weber, Jakob Beber, Johann s. Weber, Johann Bebringer, Johann s. Weybringer, Johann Beck, Christian Danie1 334 Beck, J. C. 119 Beck, Johann 243 Beck, Leonhart 304 Beckmann, Johann 149,287 Beer, Josef 465 Behaim, Georg (I) 37, 38 Behaim, Georg (11) 510, 514, 515 Beham, Cosmas 38 Beham, Damian 38 Beham, Georg 38, 322 Belasy, Engelbert 38 Belasy, Johann 38
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Belasy, Magdalena 38 Belasy, Peter Karl 38 Bellarrnin, Robert 156, 260, 354, 365, 418 Bellosier, Raymund 38 f. Bellung, Nikolaus 525 Belvedere, Solon s. Michl, Anton Benedikt XlV., Papst 222, 494 Bennewitz, Peter s. Apian, Peter Bentz, Michael 145 Benz, Balthasar 302 Benz, Wilhelm Ludwig 39, 302, 474 Beraz, Joseph 289 Berbinger zu Nannhofen, Onofferus 39 f. Berbinger, Leonhard 39 Berchem, Ludwig Konrad von 349 Berchtold, J. M. 290 Berfall, Georg Benno von 40 Berfall, Philipp Erhard 40 Berfall, Sophia 40 Bergen, Maximilian von 49 Bergh, Wendelina von 60 Bergmann (vermutlich Johann Gabriel oder Torsten) 43 Bergsten, Torsten 193 Beringer, Valentin 526 Berius, Johannes, s. Perius Johannes Bemardt, Georg (I) 40 r. Bemardt, Georg (11) 40 Bemauer, Nikolaus 41, 513, 519 Bemdlein, Georg 526 Bemdt, G. 298 Bemel, Michael s. Peuer\, Michael Bemhard, J. W. 76 Bemhardt, J. 135 Bemhauser, J.w. 309 Bemstich, Anton 41 Bemstich, Johann Baptist 41 f. Beroaldus, Philippus d. Ä. 246 Bertele, Georg August (Augustin) 42f., 53, 288, 289 Bertele, Maria Antonia 42 Bertele, Martha 42 Bertele, Vitus 42, 63 Berthold, Walburga 42 Besnard, Franz Joseph 377 Besold, Christoph 43ff., 266, 302, 328 Besold, Ulrich 43 Besse\, Friedrich Wilhelm 78 Bestamarius, Michael s. Westermair, .Michael Besterkireher, Stefan s. Westerkircher, Stefan Betzler, Franziska Antonia 124 Beusch, Wilhelm 45 Beybringer, Johann s. Weybringer, Johann Beyer, Johannes (11) s. Bair, Johannes (11) Beyer, Johannes 29 Bibra, Lorenz von 273 Bicke\, Johannes 65 Bickel, Konrad (Conradus) s. Celtis, Konrad Bidembach, Wilhelm 440 Biderman, M. 179
Bidermann, J. 333 Bidermann, Jacob 235, 354, 417 Bie\, Gabriel von 121 Biener, Joseph 45 f. Biener, Peter 45 Bienewitz, Peter s. Apian, Peter Bigelmair, Andreas 363 Bihelmayr, Johann Baptist s. Pichlmair, Johann Baptist Bildstein, Johann Leonhard 45, 162 Bin, J. 94 Binder, Andreas s. Pinter, Andreas Binet, Stephanus 59 Binthäuser, Wolfgang (Lycobates) s. Anemoecius, Wolfgang Binzenauer, Anna 429 Biondo, F1avio 25 Bipes, Heinrich 527 Birer, Zacharias s. Pirer, Zacharias Birkrnann, Anna 408 Birkrnann, Eberhard 408 Bisamberg, Johann Baptist von s. Weber, Johann Baptist d. Ä. Bischoff, Theodor 436 BisseI, Jakob 46 Bisse\, Johannes 46 f., 497 Bittelmair, Johann Benno s. Pittelmayr, Johann Benno B1ack, Joseph 121 Blanc, Thomas le 162 Blanck, Georg 527 Blanck, J. M. 458 Blanck, Maxirnilian Ferdinand Ignaz von s. Planck, Maximilian Ferdinand Ignaz von Blankenfels von Hohentreswitz, Magdalena 275 Blar, Albert 65 Blarer von Wartensee, Jakob Christoph 427 Blarer von Wartensee, Sigune 155 Blawen, Franz 47 Bliemblin, Margaretha 135 Blinck, Sebastian 76 Blotius, Hugo 147 Blumenbach, Johann Friedrich 42 Blyssernius, Christian 435 Blyssernius, Heinrich 435 BobadiIIa, Nikolaus 205 Bock, Christoph Wilhelm 22, 216,470 Bock, Hieronymus 139 Bodler, Johannes 327 Bodmann, Rupert von 288 Boece, Hector 476 Boec1er, Philipp Heinrich 121 Boehmer, Johann Sarnuel Friedrich 426 Boemus, Georg s. Behaim, Georg (I) Boerhaave, Herman 63, 142, 217, 405, 412, 442 Böharn, Maria Franziska 171 Bohemus, Georg s. Beharn Georg Böhmer, Georg Ludwig 149, 225
Personenregister Böhmer, Justus Christoph 57 Bolff, Martin s. Wolff, Martin BolI, Johannes s. Pollio, Johannes Bollandus, Johannes 162 Böller, J. 9 Bologninus, Bartholomaeus 197 Boner, Stephan 325 Bonnet, Charles 172 Boos, Roman Anton 122 Borgia, Francisco 449 Borgundius, Nicolaus von s. Burgundius, Nicolaus von Bosch, Johann von den s. Boscius, Johann Bosch, Wolfgang s. Pösch, Wolfgang Böschenstein, Abraham 47 Böschenstein, Heinrich 47 Böschenstein, Johannes 47 f. Boscius, Johann 48, 196, 233 Boscovich, Roger Joseph 74 BoBhart, Elisabeth 77 BoBhart, Jakob 77 Bottinger, Maria Anna Sabina 240 Bougrenet de La Tocnaye, Jacques L. 178 Boullet 151 Bourgogne, G. de 57 Bourgoigne, Nicolaus von s. Burgundius, Nicolaus von Boyle, Robert 215, 285 Brahe, Tycho 78, 385 Braier, Peter 48 Brambilla, Alessandro 240 Brander, Georg Friedrich 11, 342 Brandt, Hedwig Margaretha 223 Brant, Sebastian 159, 246, 247 Brassicanus, Anna 48, 49 Brassicanus, Johannes Alexander 48f., 121, 253, 331, 380, 434 Brassicanus, Johannes 48 Braun, Anna Margaretha 318 Braun, Anton (I) 49 f. Braun, Anton (11) 50 Braun, Anton 510 Braun, Joseph 50 Braun, Lukas s. Praun, Lukas Braun, Michael 528 Braxatoris, Johann 528 Braxatoris, Sebastian s. Preu, Sebastian Bredenbach, T. 145 Bredow, Gottfried Gabriel 334 Bregel, Johann 353 Breinersdorf, Samuel 347 Breitschwert, Barbara 43 Brem, Wolfgang Sigmund 50 f., 253 Breminger, Martin s. Prenninger, Martin Brenner, J. 108 Brenninger, Martin s. Prenninger, Martin Brentano, Balthasar 355 Brentano, Bettina 359, 436 Brentano, Clemens 359, 436 Brentano, Kunigunde 366
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Breyer, Friederike 51 Breyer, Karl Wilhelm Friedrich 51, 479 Briga, M. della 222 Brindeus, Peter 51 f. Britannus, Bonifacius 101 Broch, Wilhelm s. Limborg, Wilhelm Brochäus, Wilhelm s. Limborg, Wilhelm Broich, Wilhelm von dem s. Limborg, Wilhelm Brotreis, J. C. 102 Broussais, Fran