Die Entwicklung eines Hamburger Gebietes von der Agrar- zur Groszstadtlandschaft: Mit einem Beitrag zur Methode der Städtischen Aufrissanalyse [Reprint 2020 ed.] 9783112317280, 9783112306130


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German Pages 248 [288] Year 1959

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Table of contents :
INHALT
Einleitung
Die natürlichen Grundlagen des Raumes
DIE AGRARLANDSCHAFT
DIE STADTLANDSCHAFT
DIE AUFRISSENTWICKLUNG - ANALYSE DES GEBÄUDEBESTANDES
DIE AUFRISSENTWICKLUNG DER GEBÄUDEBESTAND IN SEINER TOPOGRAPHISCHEN ORDNUNG
Ausblick
ANHANG
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Die Entwicklung eines Hamburger Gebietes von der Agrar- zur Groszstadtlandschaft: Mit einem Beitrag zur Methode der Städtischen Aufrissanalyse [Reprint 2020 ed.]
 9783112317280, 9783112306130

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H A M B U R G E R GEOGRAPHISCHE S T U D I E N Herausgegeben von Albert Kolb, Erich Otremba, Wilhelm Brünger. Schriftleitung Wilhelm Brünger

Heft 10

DIE E N T W I C K L U N G

EINES

H A M B U R G E R G E B I E T E S VON DER AGRAR- Z U R G R O S Z S T A D T L A N D S C H A F T MIT EINEM B E I T R A G

ZUR M E T H O D E DER S T Ä D T I S C H E N

AUFRISSANALYSE

von ILSE

MÖLLER

Hamburg 1959 Im Selbstverlag des Instituts für Geographie und Wirtschaftsgeographie der Universität Hamburg

Alle Rechte vorbehalten

Die Abhandlung wurde am 16. 7. 58 von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg unter dem Dekanat von Prof. Dr. M e v i u s auf Antrag von Prof. Dr. Albert K o l b als Dissertation angenommen.

INHALT Einleitung I. Allgemeine und besondere Zielsetzung II. Räumliche und zeitliche Abgrenzung

IX IX IX

Die natürlichen Grundlagen des Raumes

1

DIE AGRARLANDSCHAFT

6

A. Historische Gegebenheiten und Vorgänge

6

B. Die Gemarkungen des ausgehenden 18. lahrhunderts

8

I. Lage der Siedlungen, Wegeführung, Gemarkungsgrößen und -grenzen II. Die Flurordnung 1. Verteilung und Größe der Nutzflächen 2. Besitz- und Betriebsverhältnisse 3. Verteilung und Alter der Flurformen (mutmaßliches Alter der Siedlungen) 4. Zusammenfassung und Deutung: Die agrarwirtschaftliche Entwicklung bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert . . . .

25

C. Die Entwicklung der Gemarkungen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts

27

DIE STADTLANDSCHAFT

31

Die allgemeine Entwicklung

31

A. Entwicklung der Besitzverhältnisse

31

I. Allgemeines II. Beispiel der Aufteilung eines Eppendorfer und eines Eimsbütteler Hufenbesitzes

8 11 11 16 19

31 32

B. Entwicklung der Verwaltungsverhältnisse

39

C. Die Grundrißenfwicklung

39

I. Die Epochen und ihre Abgrenzung II. Die kartographische Darstellung

39 40

D. Die Verkehrsentwicklung

42

E. Die Bevölkerungsentwicklung

43

Die A u f r i ß e n t w i c k l u n g — Analyse des Gebäudebestandes

50

A. Einführung in die Methode I. Stand der Forschung

50 50

III

II. Entwicklung einer neuen Methode

53

1. Die soziale Gliederung des Gebäudebestandes (nach Grundstrukturen) 2. Die Altersgliederung des Gebäudebestandes (nach Typen der Grundstrukturen) B. Beschreibung der sozialen Grundstrukturen und ihrer zeitgebundenen Typen I. Die Grundstruktur „Kleinwohnhaus"

55 56 60 60

II. Die Grundstruktur „Großwohnhaus mit Kleinwohnungen" . .

63

III. Die Grundstruktur „Großwohnhaus mit Großwohnungen" . .

67

IV. Die Grundstruktur „Villa in Reihenstellung"

71

V. Die Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, Normalgröße" . . VI. Die Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, Supergröße" . . . VII. Die Grundstruktur „öffentliches Gebäude"

75 77 78

VIII. Mischformen

80

IX. Umwandlungserscheinungen

81

C. Vergleich der Grundstrukturen

82

I. Merkmale, die keine regelhaften Folgen für alle Grundstrukturen aufweisen 1. Bauzeiten 2. Aufteilung der Front 3. Geschoßzahl

82 82 84 87

II. Merkmale, die regelhafte Formenfolgen für alle Grundstrukturen aufweisen 1. Dach 2. Giebel und Dachausbau 3. Fenster 4. Material und Zierat

89 89 91 92 94

III. Die Abweichungen von den regelhaften Formenfolgen bei den einzelnen Grundstrukturen 96 1. Abweichungen beim Kleinwohnhaus 98 2. Abweichungen beim Großwohnhaus mit Kleinwohnungen . 98 3. Abweichungen beim Großwohnhaus mit Großwohnungen . 99 4. Abweichungen bei der Villa in Reihenstellung 99 5. Abweichungen bei der Villa in Einzelstellung, Normalgröße 99 6. Abweichungen bei der Villa in Einzelstellung, Supergröße . 100 7. Abweichungen beim öffentlichen Gebäude 101 8. Zusammenfassung 102 D. Die zeitgebundenen architektonischen Formengemeinschaften

IV

ca. 1 8 6 0 - 1 9 0 0

. . .

104

I. Die Formengemeinschaft

I

II. Die Formengemeinschaft

II

1900-1918

105 106

III. Die Formengemeinschaft III

1918-1948

107

IV. Der Verzicht auf Stilbezeichnungen für die Formengemeinschaften 107 V. Die Formengemeinschaften in ihrem Entwicklungszusammenhang 108 VI. Die überregionale Verbreitung der Formengemeinschaften . 110 Die Auf rißentwicklung — Der G e b ä ud e b e s t an d in s e i n e r t o p o g r a p h i s c h e n O r d n u n g 116 A. Begründung und Methode einer Aufnahme nach Gebäudeverbänden 116 B. Beschreibung der Cebäudeverbände nach Aufbau, Lage und Physiognomie 117 I. Gebäudeverband mit vorherrschender Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, Supergröße" 117 II. Gebäudeverband der Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, Normalgröße" 118 III. Gebäudeverbände mit vorherrschender Grundstruktur „Villa in Reihenstellung" 118 IV. Gebäudeverbände mit vorherrschender Grundstruktur „Großwohnhaus mit Großwohnungen" 121 V. Gebäudeverbände mit vorherrschender Grundstruktur „Großwohnhaus mit Kleinwohnungen" 123 VI. Gebäudeverband mit vorherrschender Grundstruktur „Kleinwohnhaus" 127 VII. Gebäudeverbände der Grundstruktur „öffentliches Gebäude" 127 VIII. Gebäudeverband ohne vorherrschende Grundstruktur . . . . C. Die aus den Gebäudeverbänden abzuleitende Entwicklung

. . . .

I. Der Bebauungsvorgang im Raum 1. Verbände, in denen die Bauzeit vor 1884 die erste Dominante darstellt 2. Verbände, in denen die Bauzeit von 1884 bis 1900 die erste oder einzige Dominante darstellt 3. Verbände, in denen die Bauzeit von 1900 bis 1918 die erste oder einzige Dominante darstellt 4. Verbände, in denen die Bauzeit von 1918 bis 1937 die einzige Dominante darstellt 5. Zusammenfassung

128 129 129 130 131 132 134 134

II. Die soziale Ausdifferenzierung während des Bebauungsvorgangs 136 1. Einleitung 136 2. Die Entwicklung bis 1884 136 3. Die Entwicklung von 1884 bis 1900 137 4. Die Entwicklung von 1900 bis 1918 138 5. Die Entwicklung von 1918 bis 1937 139 V

D. Verändernde Einflüsse auf das festgestellte Wertgefüge , I. Einflüsse von Umbauvorgängen II. Einflüsse der Lage

139 139 140

E. Die wirtschaftliche Funktion der Gebäudeverbände

141

Ausblick

144

ANHANG

147

Quellen- und Literaturverzeichnis

149

I. Benutzte Quellen

149

II. Benutzte Literatur

149

Erklärungen von Orts- und Flurnamen

152

Anmerkungen zu Abbildungen und Plänen

154

Anmerkungen zu Abbildung 2 154 Anmerkungen zu Abbildung 3 154 Anmerkungen zu Plan 1 (Die Gemarkungen Eppendorf, Eimsbüttel und Harvestehude um 1775) 154 Vorbemerkung zu den Plänen 2 und 3 155 Anmerkungen zu Plan 2 (Die Grundrißausweitung) 155 Anmerkungen zu Plan 3 (Die Gebäudeverbände) 156 Abbildungen von Grundstrukturen und Typen Abbildungen zur Grundstruktur „Kleinwohnhaus" Abbildungen zur Grundstruktur „Großwohnhaus mit Kleinwohnungen" Abbildungen zur Grundstruktur „Großwohnhaus mit Großwohnungen" Abbildungen zur Grundstruktur „Villa in Reihenstellung" . . . Abbildungen zur Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, Normalgröße" Abbildungen zur Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, Supergröße" Abbildungen zur Grundstruktur „öffentliches Gebäude" . . . . Beispiele für Fassadenänderungen Beispiele für eine Formengemeinschaft aus der Zeit vor 1860 . . VI

157 158 162 166 170 176 179 181 185 187

Definitionen (mit Abbildungen)

188

Definitionen von Straßenmaßen

188

Definitionen zum „Parterre-Erker" Definitionen zur „Geschoßzahl" Definitionen zum „Dach"

189 190 191

Definitionen zu „Giebel und Dachausbau" Definitionen zum „Fenster" Definitionen zu „Material und Zierat"

192 196 199

Fassaden mit linienbetonendem Zierat Fassaden mit flächengestaltendem Zierat Fassaden mit Zierat ohne frontbestimmende Wirkung

199 203 • • • 207

Listen der Baudaten

210

Baudaten der Grundstruktur „Kleinwohnhaus" 211 Baudaten der Grundstruktur „Großwohnhaus mit Kleinwohnungen" 217 Baudaten der Grundstruktur „Großwohnhaus mit Großwohnungen" 225 Baudaten der Grundstuktur „Villa in Reihenstellung" 232 Baudaten der Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, Normalgröße" 242 Baudaten der Grundstruktur „Villa in Einzelstellung, größe" Baudaten der Grundstruktur „öffentliches Gebäude"

Super246 247

In der Anlage Plan hude Plan Plan

1 Die Gemarkungen Eppendorf, Eimsbüttel und Harvesteum 1775 2 Die Grundrißausweitung 3 Die Gebäudeverbände

VII

Die Materialien zu der vorliegenden Untersuchung sind zu einem großen Teil aus den Archiven der Hamburger Behörden hervorgegangen, vor allem des Staatsarchivs, der Baubehörde und des Vermessungsamtes. Allen Beamten und Angestellten, die mich bei der Beschaffung von Akten, Plänen und Karten aufs freundlichste berieten und mir darüber hinaus mit wertvollen Informationen und Hinweisen behilflich waren, fühle ich mich zu großem Dank verpflichtet. Dieser Dank gilt auch Herrn Armin Clasen als dem ehrenamtlichen Verwalter des St. Johannis-KlosterArchivs im Staatsarchiv. Soweit ich mündliche Mitteilungen als Quellen verwerten konnte, habe ich dies im jeweiligen Zusammenhang durch Nennung der Informanten zum Ausdruck gebracht. Hamburg 1958 Ilse Möller

VIII

EINLEITUNG I. Allgemeine und besondere Zielsetzung Räume, in denen die Kräfte des technischen Zeitalters zu einem völlig neuen Landschaftsaufbau geführt haben, bieten der geographischen Forschung durch die noch überschaubare Folge von wesensverschiedenen Kulturlandschaften vielseitige Untersuchungsmöglichkeiten. Die vorliegende Arbeit ist dem Strukturwandel im Raum einer heutigen Großstadt gewidmet: sie will für einen bestimmten Sektor des Hamburger Stadtgebietes mit Hilfe von Flurkarten die Agrarlandschaft des 18. Jahrhunderts rekonstruieren, aus deren Figuration den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Werdegang erschließen und vor diesem Hintergrund die Auflösungs- und Neubildungsvorgänge im 19. Jahrhundert und schließlich die städtische Raumstruktur des 20. Jahrhunderts aufzeigen. Bei der Durchführung der Untersuchung ergaben sich trotz der im ganzen bescheidenen Zielsetzung erhebliche Schwierigkeiten, und zwar überraschenderweise weniger im Zusammenhang mit den archivalischen Arbeiten, die für die Rekonstruktion der alten Gemarkungen zu leisten waren, als bei der Bemühung um die moderne Großstadt. Schon während der Vorarbeiten, die dem gesamten Hamburger Raum galten, wurden diese Schwierigkeiten bemerkbar und ließen ein generelles Problem der Stadtgeographie erkennen. Um kleinste Einheiten gleichartigen Aufbaus auszugliedern und über sie die Organisation und Physiognomie des Raumes darstellbar zu machen, wird bei einer weitgehend als Wohnstadt fungierenden Großstadt eine Aufschlüsselung der Wohngebiete erforderlich, die zweckmäßigerweise am Aufriß anzusetzen hat. Eine Aufrißanalyse aber, welche sämtliche Komponenten aufzeigt, die die unterschiedliche Ausbildung städtischer Teilgebiete bewirken, ist bislang als Methode nicht entwickelt. Dieser Mangel zwang zu einer grundlegend neuen Systematisierung, bei der die sozial und zeitlich bedingten Eigenschaften des städtischen Baukörpers in ihren besonderen Verbindungen berücksichtigt werden mußten. Wenn hierbei der ganze Gebäudebestand einer sehr detaillierten Formenanalyse unterzogen wurde mit Definitionen und Beschreibungen, ¡die alle Einzelheiten umfassen, so rechtfertigt sich dieser Weg durch die überregionale Gültigkeit der Ergebnisse: die sozial gestuften Gebäude-Grundstrukturen wie die zeitlich fixierten architektonischen Formengemeinschaften sind nicht auf Hamburg beschränkt, sondern lassen sich analog im übrigen Deutschland nachweisen (und vermutlich sogar im weiteren europäischen Raum), so daß es mit ihrer Kenntnis möglich ist, den sozialen und zeitlichen Aufbau anderer Siedlungen rein aus dem optischem Befund, d. h. unter Verzicht auf archivalische Vorarbeiten, zu erschließen. Die als landeskundliche Arbeit geplante Dissertation erhielt durch diese Spezialuntersuchung ein doppeltes Gesicht und wurde in weiten Teilen zu einem Beitrag zur allgemeinen Siedlungsgeographie, insbesondere zur Methode der städtischen Aufrißanalyse. II. Räumliche und zeitliche Abgrenzung Anders als bei Stadtmonographien, die das allmähliche Zellenwachstum einer Siedlung verfolgen und demgemäß ihr Blickfeld ständig ausweiten, war für diese IX

Arbeit,' deren Objekt der Entwicklungsprozeß als solcher ist, ein genau abgegrenztes Untersuchungsgebiet erforderlich. Bei der Wahl eines entsprechenden Raumes aus dem Hamburger Großstadtkomplex erwies sich nur das Gebiet nordwestlich des alten Stadtkerns als geeignet, weil die südlichen Räume keine vollständige und gleichmäßige Entwicklung zur Großstadt durchgemacht haben (Verzögerung der Entwicklung durch die hemmende Elblinie und die Landesgrenze bei Wilhelmsburg), und weil der nordöstliche Sektor durch besonders starke Zerstörungen im letzten Krieg f ü r eine Aufrißuntersuchung ausscheidet. So wurden die Stadtteile Eppendorf, Eimsbüttel und Harvestehude, die auf die dörflichen Gemarkungen Eppendorf und Eimsbüttel und das Klostergut Harvestehude zurückgehen, f ü r die Untersuchung ausgewählt'), d. h. ein Gebiet, das im Osten von der Alster, im Süden von dem ursprünglichen Hamburger Stadtbesitz, im Westen von ehemaligem Schleswig-Holsteiner Gebiet und im Norden von dem alten Flurbesitz Groß-Borstels begrenzt wird (vgl. Abb. 1, S. XI) 2). Dieser Raum umfaßt 924 ha und besitzt mit rund einer Viertelmillion Menschen (1933: 236000 Einwohner 3 )) die Einwohnerzahl einer mittleren Großstadt; er d ü r f t e damit f ü r die gewählte Aufgabe ein genügend großes Untersuchungsfeld bieten.' Zur Trennung der beiden durch das Thema vorgegebenen Hauptteile („Die Agrarlandschaft" und „Die Stadtlandschaft") bot sich als Stichdatum das Jahr 1860 an, das mit der Aufhebung der Hamburger Torsperre ein sprunghaftes Bebauungswachstum in den ländlichen Vorstadtgebieten bewirkt und damit den Vorstädterungsprozeß eingeleitet hat 4 ). Die Entwicklungsvorgänge bis zur Gegenwart zu verfolgen, verbot sich von der Sache her. Ist f ü r eine richtige historische Einordnung schon prinzipiell ein zeitlicher Abstand vom Untersuchungsobjekt wünschenswert, so wurde im vorliegenden Fall ein Aussparen der jüngsten Vergangenheit zum Erfordernis, weil das im Kriege verletzte Baugefüge noch in einer Neuordnung begriffen ist, deren ungefährer Abschluß abgewartet werden muß, um die eingetretenen sozialen Verschiebungen u n d das verwandelte architektonische Bild sicher zu erfassen. Aus diesem Grunde .mußte die Kriegs- und Nachkriegszeit ausgeschlossen bleiben und die Untersuchung mit Ausgang der Vorkriegsepoche ihr Ende finden. Da das Jahr 1937 ohnehin f ü r das statistische Material ein Grenzdatum bildet (im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes wurden 1937 die Stadtteilgrenzen, die bis dahin den alten Gemarkungsgrenzen entsprochen hatten, verändert und so die Vergleichbarkeit der statistischen Angaben aufgehoben), wurde dieses am Ausgang der letzten Friedensepoche liegende Jahr als Enddatum gewählt. Lediglich mit einigen Ausblicken geht die Darstellung über das Jahr 1937 hinaus und erreicht einen gewissen Anschluß an die Gegenwart. 1 in d e n G r e n z e n v o n 1937 (1937 = E n d j a h r der U n t e r s u c h u n g , s. o.) ; d a s Gebiet u m f a ß t die h e u t i g e n S t a d t t e i l e E p p e n d o r f , H o h e l u f t , Eimsbüttel u n d H a r v e s t e h u d e . Alle d e u t b a r e n h i s t o r i s c h e n O r t s - u n d Flurn a m e n d i e s e s Raumes, die im T e x t oder auf d e n F l u r p l ä n e n e r s c h e i n e n , s i n d im A n h a n g S. 152 — 153, erklärt. 2 G r o ß - B o r s t e l w u r d e als R a n d g e b i e t d e r h e u t i g e n G r o ß s t a d t n i c h t mit in die U n t e r s u c h u n g e i n b e z o g e n , weil sich die A r b e i t auf e i n e n Raum b e z i e h e n sollte, i n d e m die U m w a n d l u n g zur G r o ß s t a d t a b g e s c h l o s s e n ist. D a s s ü d l i c h des b e s c h r i e b e n e n U n t e r s u c h u n g s r a u m e s gelegene R o t h e r b a u m - G e b i e t , das e h e m a l s als V o r f e l d d e r H a m b u r g e r B e f e s t i g u n g ein Z w i s c h e n t e r r i t o r i u m d a r s t e l l t e , im V e r l a u f e des s t ä d t i s c h e n W a c h s t u m s a b e r eine d e m U n t e r s u c h u n g s g e b i e t ä h n l i c h e Entwicklung d u r c h l i e f , w u r d e , soweit es d u r c h s e i n e V e r z a h n u n g mit dem H a r v e s t e h u d e r Raum auf d e n P l ä n e n mit e r s c h e i n t , in die g r a p h i s c h e n D a r s t e l l u n g e n e i n b e z o g e n u n d f i n d e t a u c h im T e x t d e s ö f t e r e n E r w ä h n u n g . 3 Die letzte Z ä h l u n g vor 1937 lag 1933. 4 Die N ä h e d i e s e s S t i c h d a t u m s zum J a h r e 1865, d a s Ludwig Mecking im A n s c h l u ß an Fritz S c h u m a c h e r als A u s g a n g s p u n k t f ü r die a l l g e m e i n e G r o ß s t a d t e n t w i c k l u n g w ä h l t e , weist auf d e n ü b e r r e g i o n a l e n Z u s a m m e n hang hin, in d e m die Entwicklung des U n t e r s u c h u n g s g e b i e t e s steht. (Ludwig Mecking, D i e E n t w i c k l u n g d e r G r o ß s t ä d t e in H a u p t l ä n d e r n d e r I n d u s t r i e . H a m b u r g 1949. - Fritz S c h u m a c h e r , Köln. E n t w i c k l u n g s f r a g e n e i n e r G r o ß s t a d t . Köln 1923.)

X

Abb. 1. Die Lage des Untersuchungsgebietes im Hamburger Raum ••

Untersuchungsgebiet

XI

D I E N A T Ü R L I C H E N G R U N D L A G E N DES R A U M E S Das Untersuchungsgebiet gehört geomorphologisch zum warthezeitlichen Altmoränengebiet nördlich der Elbe und damit zu einem flachgewellten Hügelland aus Lehmen und Sanden, das kleinere und größere Talniederungen zeigt, die mit dem Urstromtal der Elbe als dem Haupttal in Verbindung stehen. Nach Rekonstruktion der alten geomorphologischen und hydrographischen Verhältnisse (s. Abb. 2 und 3, S. 2-3) ') tritt diese Struktur des Großraumes im Untersuchungsgebiet klar zutage: einzelne Höhenkuppen von 19 bis 23 m maximaler Höhe, bestehend aus Geschiebemergeln und Sanden, wurden getrennt durch flache Niederungen (bis unter 3,5 m), die sich aus humosen Sanden und Flachmoortorfen zusammensetzten und deren Bäche über die Alster zur Elbe entwässerten. Eine Hauptgliederung des Raumes ergab sich durch das von N nach S verlaufende breite Alstertal und das von SW nach NO gerichtete, ebenfalls relativ breite Tal des Isebeck, der in die Alster einmündete. Die Niederungen der kleineren Nebenbäche dagegen (Ottersbeck, Pepermöhlenbeck, Wevelsbeck und Hundebeck — alle bis Ende des 19. Jahrhunderts zugeschüttet) waren in nur geringer Breite ausgebildet. Im Zusammenhang mit der Signierung der Abb. 3 wurde das Alter der Niederungen von Bedeutung. Nur bei klarer Zugehörigkeit aller Höhenböden zum Zeitraum des Diluviums sowie aller Niederungsböden zum Zeitraum des Alluviums war eine Übernahme der Bezeichnungen „diluvial" und „alluvial" von der Geologischen Karte bzw. ein Einsetzen der heute gebräuchlichen Benennungen „pleistozän" und „holozän" zu rechtfertigen 2 ). Die Zusammensetzung der Höhenböden aus Moränenmaterial weist ihr pleistozänes Alter nach, und ebenso kann für die Talböden der Alster größtenteils ein holozänes Alter als gesichert gelten, weil die Alster als Schmelzwasserfluß in der ausgehenden Weichseleiszeit entstanden ist 3 ). Dagegen erbrachte für die Isebeckniederung, über deren Anlage in der Literatur keine Angaben vorliegen, die Analyse von Bodenproben ein interglaziales Alter der hier lagernden Torfe 4 ), wonach auch die benachbarten Sandböden zum überwiegenden Teil pleistozäne Bildungen sein dürften 5 ). Da jedoch für Sande keine Datierungsmöglichkeit (außer der stratigraphischen) gegeben ist, mußten diese Böden wie auch die Sandböden der kleineren Nebenniederungen undatiert bleiben. Damit verbot sich eine durchgehende Klassifizierung nach Zeiteinheiten, und auf die Benennun-

1 s. a. ,,Anmerkungen zu Abbildung 2 " , Anhang S. 154, und „Anmerkungen zu Abbildung 3' , Anhang S. 154. 2 Die Frage nach dem tatsächlichen Alter der jüngsten Böden ist vor Auswertung der meisten Geologischen Blätter zu stellen, weil bei der älteren Aufnahme (Blatt Hamburg 1915 erschienen) die Alluvionen zum Zeitalter „Alluvium" zusammengefaßt wurden, also ein typologischer Begriff zur Benennung einer historischen Einheit diente. 3 Erwähnung der Alster als Schmelzwasserfluß u. a. bei: Richard P f e f f e r l e , Zur Morphologie der Talsandterrassentäler in der Umgebung von Hamburg. Math. Nat. Diss. Hamburg 1934. Henning Illies, Die eiszeitliche Fluß- und Formengeschichte des Unterelbe-Gebietes. Geologisches Jahrbuch 66, 1952, S. 5 2 5 - 5 5 8 . Paul Woldstedt, Norddeutschland und angrenzende Gebiete im Eiszeitalter. 2. Aufl. Stuttgart 1955. Daneben wird eine Vorbildung von Teilen des Alstertales durch interglaziale Mulden vermutet (mündl. Mitt. von Dr. Rudolf Hallik, Geol. Landesamt Hamburg). 4 Bohrprobe 1: Bohrung wurde am 6 . 1 1 . 4 8 Ecke Heymannstraße und Gustav-Falke-Straße von der Verfasserin durchgeführt. Bohrprobe 2: Bohrung wurde am 4. 2. 49 Ecke Marthastraße und Margarethenstraße vom Geologischen Landesamt Hamburg durchgeführt. Die erbohrten Torfe wurden einer Pollenanalyse unterzogen durch Dr. Rudolf Hallik, der ihr Alter als Interglazial II bestimmte. Die Torfe der Bohrprobe 1 zeigten sich schwach, die der Bohrprobe 2 stärker umgelagert. 5 Es wird sich vermutlich um interglaziale Profile vom Bröruptyp handeln, bei denen die alten Seebildungen (Torfe) von periglazialen Wanderböden oder Fließerden überdeckt sind. — Die Annahme, daß die Isebeckniederung auf kleine Seebecken des Interglazial II zurückgeht, wird durch die Tatsache gestützt, daß am Rande der Isebeckniederung bei Ausschachtungsarbeiten für die Emilie-Wüstenfeld-Schule Seekreide gefunden wurde (mündl. Mitt. von Prof. Dr. Emil Koch, Geol. Landesamt Hamburg).

1

2

Abb. 3. Die ursprünglichen Bodenverhältnisse

3

gen „pleistozän" bzw. „diluvial" und „holozän" bzw. „alluvial" wurde zugunsten der neutralen Lagebezeichnungen „Höhenböden" und „Niederungsböden" verzichtet 6). Eine Unterscheidung der Böden nach ihrer Lage war außerdem sinnvoll im Hillblick auf die Zusammenhänge zwischen den Bodenbedingungen und den kulturlandschaftlichen Erscheinungen. Wie im Verlauf der Untersuchung deutlich wird, ist die kulturlandschaftliche Entwicklung durch Reaktionen auf Bodenverhältnisse mitbestimmt, wobei die Zusammensetzung der Böden von weitaus geringerer Bedeutung ist als ihre Lage zum Grundwasser. Zur Erklärung der auffälligsten Reaktionen muß auf das Mißverhältnis hingewiesen werden, das zwischen der Höhe einzelner Geländeflächen und der Spiegelhöhe des Alstersees bestand, der seit seiner Aufstauung im 13. Jahrhundert die hydrographischen Verhältnisse der angrenzenden Gebiete beeinflußte und, da die Aufstauung nicht mehr rückgängig gemacht wurde, hier als naturlandschaftlicher Faktor gewertet werden kann 7 ). Tabelle I (S. 5) bietet einen Uberblick über die Spiegelhöhen des Alsterstausees in den verschiedenen Jahrhunderten. Ein Vergleich mit den Geländehöhen (Abb: 2) zeigt, daß sich die Werte in einigen Fällen bedenklich nahekamen: im Gebiet des mittleren Isebeck sank das Gelände östlich des Wevelsbeck auf 4,3 m und im Raum nördlich der Isebeckmündung sogar auf unter 3,5 m ab, während der Stausee bis 1842 durchweg auf 3,5 m Höhe gehalten wurde8). Dauernd versumpfte Grundwasserböden mußten in diesen Gebieten die Folge sein,- außerdem werden zwischen 1789 und 1842 noch weitere Teile der Niederungen während der Wintermonate (bei rund 4 m Stauseehöhe) überschwemmt gewesen sein. Selbst der Alsterpaß von 3,1 m, der nach 1842 (vgl. Tabelle I, Anm. 6) zugunsten der Anlieger eingeführt wurde und der bis heute besteht, konnte für das alte Sumpfland am mittleren Isebeck und nördlich der Isebeckmündung zu keiner entscheidenden Verbesserung der Grundwasserverhältnisse führen. Mit der daraus resultierenden Resistenz dieser Räume gegenüber jeder Kultivierung wird sich die Untersuchung mehrfach zu beschäftigen haben.

6 Bei dieser Einteilung bleibt die Gruppierung der Geologischen Karte durchweg gewahrt. Es erscheinen: als Höhenböden die ,,diluvialen" Geschiebemergel und Sande, als Niederungsböden die „alluvialen" humosen Sande und Flachmoortorfe. (Nur die als „diluviale Talsande" bezeichneten kiesigen Sande wechseln von der Gruppe der Geschiebemergel und Sande in die Gruppe der humosen Sande und Flachmoortorfe über.) 7 Aus dem gleichen Grunde ist der ursprüngliche Flußverlauf im jetzigen Stauseegebiet für unsern Zusammenhang ohne Belang. Eine vorliegende Rekonstruktion von Hoch kann außerdem kaum akzeptiert werden, weil sie sich auf Tiefenverhältnisse des 19. Jahrhunderts stützt, die eher durch Windeinwirkungen auf den oberflächennahen Beckengrund, durch Strömungsverhältnisse im Stausee und Materialtransport der einmündenden Bäche bestimmt gewesen sein dürften als durch die Tätigkeit des ehemaligen Flusses (Otto Hoch, Der Lauf der Alster in der Hamburger Stadtmarsch. ZHG 29, 1928, S. 6 1 - 9 5 ) . 8 Demnach hätten die unterhalb der 3.5 m Isohypse gelegenen Flächen nördlich der Isebeckmündung, die in der Zeit bis 1842 privates Wiesenland darstellten, dauernd unter Wasser gestanden (tatsächlich wurde von den Anliegern über ständige Überschwemmung geklagt), doch ist das Mißverhältnis nicht ganz so kraß, wenn man berücksichtigt, daß die ersten Höhenlinien 1873 eingemessen wurden, nach 1842 der Stausee aber schon auf 3,1 m abgesenkt war, so daß eine gewisse Austrocknung und damit Senkung ehemals höher gelegener Wiesenflachen stattgefunden haben wird. Wenn im Prinzip eine solche Differenz zwischen den auf der Abb. 2 erscheinenden Höhenwerten und den wahren Werten vor der Spiegelsenkung in weiteren Teilen der Niederungen möglich ist, so ändert dies nichts an dem festgestellten grundsätzlichen Mißverhältnis zwischen den Grundwasser- und den Geländehöhen.

4

Tabelle I

Spiegelhöhen des Alstersees seit der Aufstauung

Jahr

Vorgang Erster Stau für Mühlenzwecke durch Anlage des Niederdamms zwischen den heutigen Straßen Gr. Johannisstr. u. Gr. Burstah2)

um 1150

Spiegelhöhe in HN

in NN')

?

?

um 1200

Weitere Aufstauung für Mühlenzwecke durch Anlage des Oberdamms am heutigen Jungfernstieg 3 )

anfangs um 6 m anfangs um 2,5 m später um 7 m 4 ) später um 3,5 m

1789

Festlegung von unterschiedlichem Sommer- und Winterpaß zum Ausgleich zwischen divergierenden Interessen der Müller und der anliegenden Grundbesitzer 5)

Sommer 6,98 m Winter 7,48 m

1842ff.')

Absenkung der Stauhöhe, nachdem Alstermühlen durch Brand zerstört

6,6 m

Sommer 3,48 m Winter 3,98 m

3,1 m

Die Spiegelhöhe von 3,1 m NN ist bis zur Gegenwart verbindlich

1 NN: 3,538 m über HN. Messung nach NN im Hamburger Raum ab 1. 4. 1931. 2 Keine urkundliche Uberlieferung des Dammbaus. Terminus ante quem: 1195 = erste urkundliche Erwähnung der Mühle an der Mühlenbrücke (Hamburgisches Urkundenbuch. Bd I, Nr 311). 3 Keine urkundliche Uberlieferung des Dammbaus. Terminus ante quem: 1245 = erste urkundliche Erwähnung der neuen Mühle an der Reesenbrücke (Hamburgisches Urkundenbuch. Bd I, Nr 531). 4 G a e d e c h e n s , Cipriano Francisco: Topographische Studien über die Gewässer in und bei Hamburg. ZHG 9. 1894, S. 202-220. S. 208. 5 Senatsakte Cl. VII, Lit. Cc, No. 8, Pars. 1, Invol. 52. 6 Die Absenkung der Stauhöhe wurde im November 1842 beschlossen, offenbar aber erst in den folgenden Jahren endgültig durchgesetzt, vgl. G a e d e c h e n s, C. F.: Topographische Studien . . . S. 209. M e l h o p , Wilhelm: Die Alster, geschichtlich, ortskundlich und flußbautechnisch beschrieben. Hamburg 1932. S. 449.

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DIE

AGRARLANDSCHAFT

Die nur spärliche Uberlieferung aus dem Mittelalter und der beginnenden Neuzeit machte es notwendig, mit der Schilderung der Agrarlandschaft im ausgehenden 18. Jahrhundert einzusetzen, aus dessen Jahrzehnten die ersten zuverlässigen Vermessungen vorliegen, die zusammen mit schriftlichen Aufzeichnungen eine Rekonstruktion der Gemarkungen ermöglichen. Erst über die genaue Interpretation des so gewonnenen Bildes kann ein Rückblick in die ältere Zeit versucht und sowohl zur Flurentwicklung wie zur Altersfrage der Siedlungen Stellung genommen werden'). Die Epoche vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zum Beginn der städtischen Entwicklung in der Mitte des 19. Jahrhunderts war wiederum auf Grund zeitgenössischer kartographischer und schriftlicher Zeugnisse zu konturieren. Um diese geographisch ausgerichteten Interpretationen nicht mit Zwischenerklärungen über historische Hintergründe zu belasten, wird ihnen eine Aufzählung der wichtigsten historischen Tatsachen vorangestellt. A. Historische Gegebenheiten und Vorgänge Die beiden dörflichen Siedlungen, Eppendorf und Eimsbüttel, treten nacheinander im 12. und 13. Jahrhundert ins Licht der Geschichte: Eppendorf ist um 1140 3 ), Eimsbüttel 1275 3 ) zuerst bezeugt. 1267 wird die Eppendorfer Kirche erstmalig erwähnt 4 ), durch die die Siedlung sich zum Mittelpunkt eines Kirchspiels von folgenden 15 Dörfern entwickelte: Winterhude, Alsterdorf, Ohlsdorf, Fuhlsbüttel, Hummelsbüttel, Wellingsbüttel, Klein-Borstel, Groß-Borstel, Langenhorn, Niendorf, Schnelsen, Eidelstedt, Lokstedt, Stellingen, Eimsbüttel. Das Kloster Harvestehude, eine Zisterzienserinnen-Abtei, war 1247 im heutigen Grenzraum zwischen Hamburg und Altona gegründet worden, hatte 1293 die zwischen Alster und Isebeck gelegenen Ländereien des Dorfes Odersfelde und des Hofes Heimichhude aufgekauft 5 ) und 1295 seinen Sitz in das Gebiet südlich der Isebeckmündung - offenbar in den Odersfelder Siedlungsraum - verlegt. Gaedechens gibt an, daß die beiden Siedlungen Odersfelde und Heimichhude im Zuge der Klosterumsiedlung niedergelegt wurden 4 ), doch ist für Odersfelde eher anzunehmen, daß seine Gehöfte durch den Klosterbrand von 1308 mit vernichtet wur-

1 D i e P r ä h i s t o r i e vermag f ü r die D a t i e r u n g s f r a g e k e i n e H i l f e s t e l l u n g zu l e i s t e n , weil f r ü h m i t t e l a l t e r l i c h e s Fundgut, durch das in a n d e r n G e b i e t e n die ä l t e s t e n D ö r f e r n a c h z u w e i s e n s i n d , in u n s e r m G r o ß r a u m f e h l t . (Ausgrabungen in F a r m s e n , die 1953/54 e i n e S i e d l u n g des 1.—4./5. J a h r h u n d e r t s f r e i l e g t e n , s i n d n i c h t h e r a n z u z i e h e n , weil die e n t d e c k t e w e i l e r a r t i g e S i e d l u n g in ihrer S t r u k t u r k e i n e Ä h n l i c h k e i t mit den n a c h m a l i g e n D ö r f e r n aufzeigt. Vgl. R e i n h a r d S c h i n d l e r , Hamburg in vor- und f r ü h g e s c h i c h t l i c h e r Zeit. I n : Hamburg, G r o ß s t a d t und W e l t h a f e n . F e s t s c h r i f t zum X X X . D e u t s c h e n G e o g r a p h e n t a g 1.—5. August 1955 in Hamburg. K i e l 1955. S. 1 1 9 - 1 3 0 . S. 124.) D a k e i n e K o n t i n u i t ä t vorliegt, b l e i b e n auch die ä l t e r e n ( F e l d - ) K u l t u r e n u n b e r ü c k s i c h t i g t , ü b e r die e i n e n Ü b e r b l i c k g e b e n : A l f r e d Rust, D i e Entwicklung der s t e i n z e i t l i c h e n Kulturen im Raum v o n Hamburg. I n : Hamburg. G r o ß s t a d t und W e l t h a f e n . . . S. 1 0 9 - 1 1 8 . G u s t a v S c h w a n t e s , V o r g e s c h i c h t l i c h e F u n d e aus Hamburg u n d Umgegend. I n : F ü h r e r durch das M u s e u m f ü r H a m b u r g i s c h e G e s c h i c h t e . Hamburg [19301. S. 9 - 1 7 . G u s t a v S c h w a n t e s , D i e V o r g e s c h i c h t e S c h l e s w i g - H o l s t e i n s (Stein- u n d Bronzezeit). N e u m ü n s t e r 1939. ( G e s c h i c h t e S c h l e s w i g - H o l s t e i n s . Hg. von V o l q u a r t P a u l s und O t t o S c h e e l . B d 1.) 2 H a m b u r g i s c h e s U r k u n d e n b u c h , B d I 1 7 8 6 - 1 3 0 0 1 . Hg. von A n t o n Hagedorn. A n a s t a t i s c h e R e p r o d u k t i o n der Ausgabe von J o h a n n Martin Lappenberg vom J a h r e 1842. Hamburg 1907. Nr 162. 3 H a m b u r g i s c h e s U r k u n d e n b u c h , Bd I , Nr 759. 4 H a m b u r g i s c h e s U r k u n d e n b u c h , B d I, Nr 716. 5 H a m b u r g i s c h e s U r k u n d e n b u c h , Bd I , Nr 871. 6 G i p r i a n o F r a n c i s c o G a e d e c h e n s , H i s t o r i s c h e T o p o g r a p h i e der F r e i e n und H a n s e s t a d t Hamburg und ihrer n ä c h s t e n Umgebung von der Entstehung bis a u f die G e g e n w a r t . 2. A u f l . Hamburg 1880. S . 59.

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den 7 ), und der im Raum nördlich des heutigen Dammtors gelegene Heimichhuder Hof mag infolge des 1310 zwischen Stadt und Kloster geschlossenen Grenzvertrages aufgegeben worden sein 8 ). Während des 14. Jahrhunderts erwarb das Kloster Harvestehude zahlreiche Dörfer der näheren und weiteren Umgebung, von denen hier nur die Dörfer des Untersuchungsgebietes Eimsbüttel (aufgekauft 1339)') und Eppendorf (aufgekauft 1343) , 0 ), erwähnt sein. Diese Besitzausweitung, durch die das Kloster um 1380 über mehr Land verfügte als die Stadt Hamburg, löste im Hamburger Rat ein Streben nach Einfluß auf die Klosterverwaltung aus, dessen Erfolg zunächst die Nominierung von städtischen „Vorstehern" (zwei Ratsherren und mehreren Bürgern) war, die der Harvestehuder Äbtissin als Ratgeber beigeordnet wurden. Mit der Reformation verstärkte sich die Bindung zwischen Stadt und Kloster beträchtlich: im Jahre 1530 wurde das Kloster aus dem kirchlichen Verband gelöst und in eine weltliche Stiftung umgewandelt, die Klostergebäude in Harvestehude wurden abgerissen, das Harvestehuder Gut in Pacht gegeben, und das neue Stift erhielt seinen Sitz in der Stadt, wo es nach Vereinigung mit dem ehemaligen Johanniskloster den Namen ,,Kloster St. Johannis" annahm. Einer obersten Domina ordnete man wie vordem Hamburger Vorsteher b e i " ) . Außer den beiden dörflichen Siedlungen und dem Klosterhof finden sich seit dem 16. Jahrhundert noch drei Einzelhöfe im Untersuchungsgebiet bezeugt, die offenbar anfänglich Immenhöfe des Klosters waren: der Rosenhof, der Schäferkamp und der Grindelhof 1 2 ). Ihre Existenz sei hier der Vollständigkeit halber erwähnt, wenn sich auch, da die Höfe für die Betrachtung nichts Bemerkenswertes aufweisen, ihre gesonderte Behandlung im folgenden Vergleich der Gemarkungsstrukturen erübrigt. Die Verwaltung der klösterlichen Landgebiete lag bis ins 19. Jahrhundert bei der Klosterleitung, obgleich der Hamburger Senat durch sein Oberaufsichtsrecht über Stiftungen schon eher einen verwaltungsmäßigen Anschluß an die Stadt hätte erreichen können. Die Art der Verwaltung läßt sich aus Archivalien erkennen , 3 ): Alle Besitzer waren der Klosterleitung als dem Grundherrn durch Eid verbunden. Ihre Verpflichtungen umfaßten Abgaben und Hofdienste, wobei die Abgaben mit der Zeit die Hofdienste ablösten und sich aus Natural- in Geldleistungen umwandelten. Bei Veränderungen des Grundstücksumfangs oder bei Besitzerwechsel (durch Tausch, Verkauf oder Erbgang) war die Genehmigung der Klosterverwaltung einzuholen' 4 ), und vom Baumbestand durften Eichen und Buchen nicht ohne Erlaubnis gefällt oder beschnitten werden. Sehr wichtig ist, daß das Kloster als Eigen7 J o h a n n Martin Lappenberg. Von der C i s t e r c i e n s e r i n n e n - A b l e i H e r w a r d e s h u t h e und d e r e n U m w a n d l u n g in das St. J o h a n n i s K l o s t e r . ZHG 4. 1858. S. 5 1 3 - 5 8 0 . S. 522. 8 H a m b u r g i s c h e s U r k u n d e n b u c h , B d I I , 1. 1301 - 1 3 2 0 . Hg. vom A r c h i v der H a n s e s t a d t Hamburg. Hamburg 1939. Nr 208. 9 S a m m l u n g der H a m b u r g i s c h e n G e s e t z e und V e r f a s s u n g e n in Bürger- u n d K i r c h l i c h e n , a u c h C a m m e r - , Handlungs- und übrigen P o l i c e y - A n g e l e g e n h e i t e n und G e s c h ä f t e n samt h i s t o r i s c h e n Einleitungen. IHg. von J o h . Ludwig K l e f e k e r . l B d X , Hamburg 1771, S. 1 2 4 - 1 2 5 . 10 Sammlung der H a m b u r g i s c h e n G e s e t z e und V e r f a s s u n g e n . . . [ K l e f e k e r l . Bd X , S . 1 2 7 - 128. 11 Für den gesamten Z u s a m m e n h a n g vgl.: J. M. L a p p e n b e r g , V o n der C i s t e r c i e n s e r i n n e n - A b t e i H e r w a r d e s h u t h e . . . 12 l t o s e n h o f : erste Erwähnung 1542. (Cimbria illustrata, Bd 28, S. 95.) S c h ä f e r k a m p : angelegt 1560. (C. F. G a e d e c h e n s , H i s t o r i s c h e T o p o g r a p h i e . . . S. 111. - D i e A n g a b e war n i c h t durch A r c h i v m a t e r i a l zu belegen.) G r i n d e l h o f : erste Erwähnung 1599. (St. J o h a n n i s - K l o s t e r - A r c h i v , Nr 5 [ M e m o r i a l p r o t o k o l l e 1 5 9 4 - 16441, S. 8.) 13 Für diesen Z u s a m m e n h a n g herangezogene A k t e n des St. J o h a n n i s - K l o s t e r - A r c h i v s : Nr 433 [ U n t e r t a n e n e i d l , Nr 434 [ U n t e r t a n e n e i d l , Nr 421 [ H o f d i e n s t e und A b g a b e n ] , Nr 704 [ H o f d i e n s t e und A b g a b e n ] , Nr 857 [ A b g a b e n ] , Nr 1087 [ A b g a b e n ] , Nr 863 [ a l l g e m e i n e R e c h t s v e r h ä l t n i s s e ] , N r 647 [Klostervogt], Nr 648 [ K l o s t e r v o g t ] , Nr 871 [ B a u e r n v ö g t e ] , Nr 1804 [ B a u e r n v ö g t e ] . 14 Der Erwerb von G r u n d s t ü c k e n durch J u d e n war g r u n d s ä t z l i c h v e r b o t e n .

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tümer des genutzten und ungenutzten Gemeindelandes galt, wodurch ihm bei den im 18. Jahrhundert durchgeführten Gemeinheitenteilungen bedeutende Kauf gel der zuflössen. Ein Klostervogt, dem in den einzelnen Dörfern Bauernvögte unterstellt waren, vertrat gegenüber den Grundbesitzern die Rechte des Klosters und war für die Durchführung von Verwaltungsmaßnahmen (hauptsächlich den Wegebau betreffend) verantwortlich 15 ). 1826 beschloß der Hamburger Senat, allen Stiftsbehörden (es existierten außer dem „St. Johannis Kloster" noch die Hospitäler ,,St. Georg" und „Zum Heiligen Geist", die über umfangreiche Besitzungen östlich der Alster verfügten) die Verwaltungsrechte über ihre Ländereien zu entziehen und sie dem Hamburger Staat zu übertragen. Mit dem Kloster St. Johannis wurde ein Vergleich geschlossen, nach dem sämtliche obrigkeitlichen und Landesverwaltungs-Rechte in den betreffenden Landgebieten auf den Hamburger Staat übergingen, der hierfür alle verwaltungsmäßigen Verpflichtungen übernahm u ) und der Klosterverwaltung ihr Gut Harvestehude sowie einige kleinere Landstücke als Eigentum zusprach 17 ). Schon vor Abschluß der Verhandlungen wurden die Landgebiete und damit auch der Raum Eppendorf - Eimsbüttel — Harvestehude durch ein Publikandum von 1830 der neuen hamburgischen Verwaltungseinheit der „Landherrenschaft der Geestlande" eingegliedert 18 ). Diese Aktionen dürfen im Zusammenhang mit der seit Beginn des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland angestrebten kommunalen Neuordnung gesehen werden. B. Die Gemarkungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts Nach vorhandenen Flurplänen wurden der Plan 1 „Die Gemarkungen Eppendorf, Eimsbüttel und Harvestehude um 1775" ") und auf dessen Grundlage die Abbildungen 4, 5, 6, 7 und 8 (S. 13, 14, 15, 22, 23) hergestellt. Eine genaue Rekonstruktion der ehemaligen Lageverhältnisse, wie sie in dem als Deckblatt gezeichneten Plan 1 gegeben wird, war nicht nur aus einem historischgeographischen Interesse an der Topographie einer jetzt verschwundenen Kulturlandschaft wünschenswert, sondern sie wurde erforderlich zur Durchführung planimetrischer Messungen, die allein die Möglichkeit boten, über Nutzflächenanteile, Besitzgrößen etc., für die keinerlei Angaben überliefert sind, vergleichbare Werte zu ermitteln. Die folgenden Abschnitte stellen so zum großen Teil eine Auswertung der eigenen Zeichnungen dar, die ihrerseits aus den Quellen erarbeitet wurden. I. L a g e d e r S i e d l u n g e n , W e g e f ü h r u n g , G e m a r k u n g s g r ö ß e n -grenzen

und

Die drei Hauptsiedlungen lagen zueinander wie die Spitzen eines weit auseinandergezogenen Dreiecks: im N Eppendorf, 1,25 km südlich davon Harvestehude 15 Zur Rechtsstellung des Klosters vgl. auch: Alfred Bertram, Die sog. Klosterland-Bedingungen in Hamburg. HRZ 10, 1927, Sp. 255-274. 16 Noch während der Unterhandlungen begann der Hamburger Staat 1828 die durch das Klostergebiet f ü h renden Ausfallstraßen durch Pflasterung instand zu setzen — ein Zeichen, wie notwendig die Übergabe an ein größeres, finanzkräftiges Gemeinwesen geworden war. 17 Die Verhandlungen sind überliefert in: Senatsakte CI. IV, Lit. B, No. 1, Vol. 1, Fase. 3a (1829-1832). Durch Sonderregelungen wurden zwischen 1825 und 1842 von den alten Nexusverpflichtungen die Abgabepflicht, der Untertaneneid und das Judenverbot aufgehoben. Bestehen blieb das Eichen- und Buchenregal, das noch 1913 durch Neuaufstellung eines Verzeichnisses der dem Staat gehörigen Eichen und Buchen fixiert wurde (s. Archiv der Finanzdeputation, Akte IV, DVIIA2a). 18 Sammlung der Verordnungen der freyen Hanse-Stadt Hamburg seit 1814. Hg. von Johann Martin Lappenberg. Bd 11, Hamburg 1832, S. 240ff. 19 s. Anlage und ,,Anmerkungen zu Plan 1", Anhang S. 154.

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und im SW des Raumes Eimsbüttel, 3,6 km von Eppendorf und 3 km von Harvestehude entfernt. Ein Vergleich von Plan 1 mit den Abbildungen 2 und 3 läßt die Beziehungen zwischen Siedlungslage und Boden- und Wasserverhältnissen erkennen. Eppendorf lag auf einem niedrigen Sporn, der bis an die Alster reichte und der z. T. aus Höhenböden, z. T. aber auch aus Niederungsböden bestand. Die Siedlung griff über beide Böden hinweg, war aber ganz deutlich auf den Sporn beschränkt, der durch die 4,5 m Isohypse begrenzt wurde. Hierin spricht sich der Einfluß der Grundwassernähe auf das Bauen in und an der Niederung aus, und es erweist sich erstmalig die einleitend betonte Bedeutsamkeit der Bodenlagen. Das Hofgebiet des Harvestehuder Klosters befand sich südlich des Isebeck zwischen 6 m und 9 m Höhe. Noch auf Höhenboden liegend, grenzte es hart an die Niederung, die hier einen etwa 200 m breiten Bogen bildete, entsprechend der Form der Einmündung des Isebeck in die Alster. Durch seine Lage am innern Rand dieses Bogens war der Klosterhof fast halbkreisförmig von Niederungsgebiet umgeben und befand sich, ähnlich wie Eppendorf, in einer gewissen Schutzlage 20)i Im Gegensatz hierzu war die Situierung Eimsbüttels auf dem Höhengebiet zwischen Isebeck- und Ottersbeckniederung relativ exponiert, wenngleich iauch dort eine schwache Einmuldung, die sich zwischen zwei maximalen Erhebungen von 20 m und 19,3 m auf 18,5 m bis ca. 17 m einsenkte, für die Dorfanlage genutzt war. In dem Wegenetz, das sich zwischen diesen Siedlungen entwickelt hatte, bildeten mehrere große, von Hamburg radial ausgehende Landstraßen die Hauptadern, die durch Querwege geringerer Bedeutung miteinander verbunden waren. Von Hamburg nach Harvestehude führten drei parallele Landstraßen: der obere Harvestehuder Weg, auch Weg vom Rothenbaum genannt, der mittlere Harvestehuder Weg und der untere Harvestehuder Weg, der erst nördlich des Hundebeck vom mittleren abzweigte 2 '). Während der obere und der mittlere Harvestehuder Weg vom Dammtor aus die fast gerade Verbindung nach N schufen, dafür aber durch die Querung des Höhenrückens Steigungen aufwiesen, bildete der untere Harvestehuder Weg die bequeme Umgehungsstraße, die bei dem Nachteil der längeren Wegstrecke den großen Vorteil der beinahe völligen Steigungslosigkeit bot. Daß dieser untere Harvestehuder Weg am Alsterufer ganz im Niederungsgebiet verlief, sich dabei aber streng an eine Mindesthöhe von ca. 4,8 m hielt, beweist abermals, daß die Geländenutzung stärker von der Höhenlage als von der Bodenart abhängig war. Alle drei Wege endeten am Harvestehuder Klosterhof und fanden eine gemeinsame Fortsetzung in der Landstraße nach Eppendorf, die das Mündungsgebiet des Isebeck in einem westwärts gerichteten Bogen umging32). Vor der AIsteraufStauung mag eine direkte Süd-Nord-Verbindung zwischen dem damaligen Dorf Odersfelde und Eppendorf existiert haben, seitdem jedoch eine Spiegelhöhe von rund 3,5 m bestand (vgl. Tabelle I, S. 5), muß das Tiefengebiet nördlich der Isebeckmündung unpassierbar gewesen sein. Die Landstraße führte vom Klosterhof in NW-Richtung durch die Isebeckniederung, bog jenseits 20 Auch die drei jüngeren Einzelhöfe waren in Wassernähe gegründet und lagen damit relativ tief: der Rosenhof am Rande der Pepermöhlenbeckniederung, der Schäferkamp in der Isebeckniederung. der Grindelhof am Rande der Wevelsbeck-Hundebeck-Niederung. (An Stelle von Pepermöhlenbeck und Wevelsbeck existierten im ausgehenden IS. Jahrhundert nur noch einzelne Crabenzüge.) 21 Oberer Harvestehuder Weg = heutige Rothenbaumchaussee. Mittlerer Harvestehuder Weg — heutiger Mittelweg. Unterer Harvestehuder Weg = heutiger Harvestehuder Weg. 22 Heutige Benennungen: Eppendorfer Baum, Eppendorfer Landstraße.

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des Baches bei Erreichen der 4,5 m Höhenlinie um und verlief dann, etwa auf 5 m Höhe, in nordöstlicher Richtung nach Eppendorf. Durch den Bogen wurde die Verbindung zwischen Harvestehude und Eppendorf um fast Zweidrittel der geraden Süd-Nord-Linie verlängert, jedoch die Wegstrecke, die durch grundwassergefährdetes Gebiet von unter 4,5 m Höhe führte, auf rund 300 m beschränkt. Um auch diesen Teil des Weges befahrbar zu machen, hat man offenbar schon früh Aufschüttungen vorgenommen, denn aus dem Jahre 1712 ist die Anlage eines „Dammes" von 76 Ruthen ( = 348 m) Länge zwischen Harvestehude und Eppendorf bezeugt 33 ). Von Hamburg nach Eimsbüttel führte der Hauptweg vom Millerntor aus nach NW, und zwar in gerader Richtung ohne jede Abweichung. Eine zweite Landstraße, die vom Dammtor aus über den Schäferkamp nach Eimsbüttel verlief, zeigte ebenfalls keine besonderen Unregelmäßigkeiten 24 ). Der letztgenannte Weg war in seinem Wurzelstück am Dammtor ein Teil der Landstraße, die in nordwestlicher Richtung über den Isebeck hinweg nach Lokstedt führte 25 ), also ihr erstes Ziel nicht im Untersuchungsgebiet selbst hatte. Diese Landstraße zeigte am Schlump eine schwach S-förmige Ausbiegung, hervorgerufen durch den Übergang über die Wevelsbeckniederung, und eine ebenfalls leichte Bogenform vor überquerung des Isebeck, wo das feuchte Tiefengebiet der Schlankreye-Mulde zum Ausweichen zwang. Knapp jenseits des Isebeck bog von der Lokstedter Landstraße in nordöstlicher Richtung zur Eppendorfer Landstraße ein Querweg ab (der heutige Lehmweg), der sich, da die Durchfahrt durch das Klosterhof-Gebiet für schwere Frachtwagen verboten und im übrigen für Fuhrleute, die nicht aus Hamburg, Harvestehude oder Eppendorf stammten, gebührenpflichtig war, zum Hauptfahrweg nach Eppendorf herausgebildet, d. h. einen großen Teil des Verkehrs von den über Harvestehude führenden Landstraßen an sich gezogen hatte. Von diesen Hauptlandstraßen, die strahlenförmig von Hamburg aus das Untersuchungsgebiet durchzogen, war die vom Millerntor kommende Landstraße nach Eimsbüttel, über die der Fernhandel nach Neumünster, Kiel und in den gesamten jütländischen Raum ging, die bei weitem bedeutendste. Die Vorstellung Gertrud Schreckers, daß die Landstraße nach Kiel über den Lehmweg und damit über Eppendorf verlaufen sei, beruht auf einer Verwechslung des erst 1864 so benannten Eppendorfer Lehmweges mit der Lehmreye, einem Stück der alten Kieler Landstraße im nördlichen Eimsbüttel, deren Name in keiner modernen Straßenbezeichnung konserviert wurde"). Die verschiedenen Querverbindungen zwischen den großen Landstraßen wie auch die einfachen Abzweigungen lassen keine besondere Ausrichtung erkennen und scheinen mehr oder weniger von den Feldformen bestimmt gewesen zu sein. 23 St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 8 [Memorialprotokolle 1708-17191. S. 141. C. F. Gaedechens, Historische Topographie . . . S. 182 [hier ist f ä l s c h l i c h 1702 als Jahr der Dammanlage genannt!. 24 Die erstgenannte Landstraße nach Eimsbüttel ist heute in drei Abschnitte mit verschiedenen Namen unterteilt: Ernst-Thälmann-Straße, Schulterblatt, Eimsbütteler Chaussee. Die zweite Landstraße nach Eimsbüttel tragt heute vier Namen: Edmund-Siemers-Allee, S c h r ö d e r s t i f t straße, S c h ä f e r k a m p s a l l e e und Fruchtallee. 25 Heutige Benennungen: bis zum Isebeck: Grindelallee, Grindelberg,vom Isebeck bis zur Lokstedter Grenze: H o h e l u f t c h a u s s e e . 26 Gertrud Schrecker, D a s spätmittelalterliche Straßennetz in Holstein und Lauenburg. Teil 1. Z S G 61, 1933. 1 6 - 1 0 9 . S. 45. G. Schrecker zitiert selbst Paul Dohm (Holsteinische Ortsnamen. Die ältesten urkundlichen Belege gesammelt und erklärt. ZSG 38, 1908, S. 109-260. S. 201), d e s s e n Beleg lautet: „lemwech (via) (1339) b. Eimsbüttel." Weitere Belege f ü r die Eimsbütteler Lehmreye: St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 11 [Memorialprotokolle 1765-17881, S. 29.

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Die Hauptzüge des beschriebenen Wegenetzes werden seit Anlage der Siedlungen bestanden haben, während die Zwischenlinien vermutlich mit zunehmender Kultivierung der Gemarkungen ausgebildet wurden, so daß immer ein mehrhundertjähriges, z. T. ein über tausendjähriges Alter vorliegen muß. Der lange Bestand der einmal angelegten Wege zeigt sich auch in der Fortdauer des alten Verkehrsnetzes bis in die Gegenwart, denn sämtliche Hauptlandstraßen, der größte Teil der Nebenwege und sogar die einfachen Uberfahrtwege über die Eppendorfer Gewannflur bestehen im heutigen Großstadtgefüge weiter und bilden z. T. die Hauptverkehrsträger des Untersuchungsgebietes. Die Größe der drei Gemarkungen war recht unterschiedlich: Eppendorf umfaßte 420,4 ha und übertraf damit bei weitem Eimsbüttel mit 254,7 ha 2 7 ) und Harvestehude mit 248,9 ha 2 8 ). Die Grenzen, die die Gemarkungen voneinander und das gesamte Untersuchungsgebiet von den umgebenden Fluren Winterhudes, Groß-Borstels, Lokstedts, Langenfeldes und Altonas sowie von dem Stadtgebiet Hamburgs trennten, sind in ihrem Verlauf auf den reinen Höhengebieten (vorwiegend im W des Raumes) nicht zu erklären; für die Tiefengebiete zeigt sich dagegen deutlich eine Bevorzugung von Wasserläufen als Grenzlinien: zwischen Eppendorf und Winterhude bildete die Alster, zwischen Eppendorf und Harvestehude der Isebeck die Grenze, die Scheidelinie zwischen Eimsbüttel und Harvestehude befand sich im alten Wevelsbeck-Verlauf, und die Grenze zwischen Harvestehude und dem Stadtgebiet verlief ursprünglich am Hundebeck. Diese Grenze zwischen der Stadt und dem Harvestehuder Gutsland war die einzige, die sich seit der Festlegung der städtischen Außengrenzen im Jahre 1310 2 ') verändert hatte, und man darf die Veränderung als kennzeichnend ansehen sowohl für die starke Expansionstendenz der Stadt wie auch für das Harvestehuder Pachtsystem, das eine Bodenaufgabe erleichterte. Durch eine Abmachung von 1647, die 1752 urkundlich bestätigt wurde 3 0 ), erwarb die Stadt zwischen Grindelhof und mittlerem Harvestehuder Weg eine breite, mehr als einen Kilometer nach N in das Gutsgebiet vorstoßende Fläche, so daß die Grenze nur noch auf einer kleinen östlichen Strecke am Hundebeck verlief 3 1 ). Die übrigen Gemarkungsgrenzen blieben durch die Jahrhunderte hindurch konstant, und besonders die westliche Grenze von Eppendorf und Eimsbüttel, die 1830 mit der Eingliederung des Klostergebietes in das Territorium des Hamburger Staats zur Landesgrenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein wurde — als die sie bis 1937 bestand —, ist noch heute im Stadtbild an einer hier plötzlich endenden großstädtischen Bebauung erkennbar. II. D i e F l u r o r d n u n g I. Verteilung und Größe der Nutzflächen Der in unserm Gebiet herrschende Ackerbau mit Großviehhaltung läßt von vorneherein eine Aufteilung der Fluren in Acker- und Wiesenland erwarten und, da im 18. Jahrhundert durchgehend Weidegang üblich war, auch einen Anteil an Weideland. So sagt die Existenz dieser verschiedenen Nutzflächen wenig aus, und 27 28 29 30 31

gerechnet ohne Schäferkamp und Rosenhof. - Der Schäferkamp war 47,8 ha, der Rosenhof 25,9 ha groß. gerechnet ohne Grindelhof. - Der Grindelhof umfaßte 7,5 ha. Hamburgisches Urkundenbuch, Bd II, 1, Nr 208. Sammlung der Hamburgischen Gesetze und Verfassungen . . . IKlefeker]. Bd XI, 1772, S. 6 1 2 - 6 1 8 . Die Auswirkungen dieses städtischen Bodenerwerbs sind bis zur Gegenwart im Stadtbild zu erkennen, da der Staat hier, wo er über eigenen Grundbesitz verfügte, eine Freizone inmitten der privaten Bebauung offenhielt, in der ausgedehnte Sportplätze und eine Museumsanlage (Museum für Völkerkunde) entstanden.

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erst eine Untersuchung der topographischen Anordnung und der prozentualen Werte wirft ein Licht auf die individuelle natürliche und agrarwirtschaftliche Beschaffenheit der einzelnen Räume. Die Verteilung der verschiedenen Nutzflächen läßt in allen drei Gemarkungen eine Abhängigkeit vom Gelände erkennen (vgl. Plan 1 und die Abb. 4, 5 und 6 mit den Abb. 2 und 3). Von der Eppendorfer Gemarkung wurden die tiefsten Gebiete um Isebeck und Alster als Wiesen genutzt, zwischen einem solchen Wiesenbogen und der grundwasserfreien Siedlungsfläche lag eine Gemeinweide, die „Looge", die bei Höhen um 4 m noch feuchten Untergrund gehabt haben muß32), und jenseits der Landstraße dehnten sich nach W, von rund 5 m auf über 20 m ansteigend, große zusammenhängende Ackerflächen aus. Diese dem allmählichen Geländeanstieg von O nach W entsprechende Folge von Wiesen-, Weide- und Ackerland zeigte sich nur im S und N der Gemarkung etwas gestört: im nördlichen Gebiet folgte den Wiesen an der Alster nach W nur Ödland, bedingt durch Flächen kiesigen Sandes und durch ein ausgedehntes Moor, und im S stieg das Wiesenland bis in eine Höhe von l i m , wo der Bodenlage nach schon Ackerbau möglich gewesen wäre. In Eimsbüttel hatte die kompliziertere Morphologie des Geländes zu einer weniger übersichtlichen Anordnung geführt. Inselartig lagen die Äcker auf den einzelnen Höhenkuppen33), getrennt von tiefer gelegenen Flächen anderer Nutzung: in der Isebeckniederung erstreckte sich ein breiter Wiesenstreifen 34 ), und im Gebiet der Ottersbeckniederung, die das Dorf in einem großen, nördlich gerichteten Bogen umgab35), lagen Wiesen, Weiden und Gärten, die sich größtenteils noch Jiangaufwärts ins Höhengebiet ausdehnten. In der Gutsgemarkung Harvestehude entsprach dem Streifen von Niederungsböden entlang Isebeck und Alster ein Saum von Wiesen (vgl. auch Anm. 34), der in seiner wechselnden Breite die Konturen der Niederung in etwa nachzeichnete, und nur ein hofnächster Teil dieses Gebietes, der zudem keine besondere Tiefenlage aufwies, wurde als Großviehweide benutzt. Von der Höhenkuppe stellten die hofnahen Teile Ackerkämpe dar, während die entfernteren Flächen als Weiden dienten, wohl hauptsächlich als Schäferkoppeln. Den südlichsten Teil der Gemarkung zwischen mittlerem und unterem Harvestehuder Weg hatten Hamburger Gärtner als Gartenland gemietet. In allen drei Gemarkungen war demnach die Tiefenlage der Wiesen und die Höhenlage der Äcker die Regel. Daß trotz dieser Gesetzmäßigkeit der Umfang der Nutzflächen von andern als natürlichen Verhältnissen bestimmt gewesen sein muß, wird bei Betrachtung der prozentualen Anteile der verschiedenen Flächen am Um32 Bei dieser Fläche d ü r f t e es sich um die alte Nachtweide des D o r f e s gehandelt haben. D a s übrige Gemeinweidegcbiet weiter im S der Gemarkung war zwischen 1770 und 1773 in A c k e r k ä m p e aufgeteilt worden (s. S. 20). Die zitierten N a m e n d e u t u n g e n (s. Anhang S. 152) machen es wahrscheinlich, daß mit der E p p e n d o r f e r Looge ein Gebiet ehemals lichten A u e n w a l d e s gemeint ist (der Findersche Beleg „niedrige W i e s e " f ü r ,,Looge" mag von einem ähnlichen Flurstück stammen, d a s f ü r die Nutzung abgeholzt worden war). 33 Im NW der Gemarkung b e f a n d sich a u f einer H ö h e n k u p p e noch ein Rest Gemeinweideland. 34 Mehrere dieser W i e s e n waren von regelmäßigen Grabenreihen durchzogen und wurden als Bleichen genutzt,- auch im R o s e n h o f g e b i e t und in den stadtnächsten N i e d e r u n g s f l ä c h e n Harvestehudes — am S c h l u m p und an der Hundebeckmündung — zeigten sich solche Bleichenflächen, w a s zusammengenommen a u i eine an der Stadtperipherie ausgebildete Folge von kleinen gewerblichen Betrieben hinweist. (Z. B. Betriebe zur Kattunherstellung und Leinenverarbeitung. — Vgl. C. F. G a e d e c h e n s , Historische T o p o g r a p h i e . . . S. 181.) 35 Der Ottersbeck selbst war f ü r Mühlenzwecke 1705 von seinem Quellgebiet im Langenfelder Raum g e r a d e nach S zum Altonaer Diebsteich gelenkt worden (St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 6 [Memorialprotokolle 1645—17081, S. 198/99. — Die hier erwähnte Rücklenkung d e s Ottersbeck scheint nur interimistischen Charakter gehabt zu haben). Die Ottersbeckniederung im Eimsbütteler Raum zeigt daher Ende d e s 18. Jahrhunderts nur noch einzelne Grabensysteme und im S O einen großen Fischteich.

12

Abb. 4. Eppendorf: Nutzflächenverteilung um 1775 H i M Acker

Wiese

Weide

Gebäude-, Hof- und Gartenland

13

Abb. 5. Eimsbüttel (einschl. Rosenhof und Schäferkamp): Nutzflächen Verteilung um 1775 i

14

i Acker

Wiese

Weide

Gebäude-, Hof- und Gartenland

Acker

Abb. 6. Harvestehude (einschl. Grindelhof): Nutzflächenverteilung um 1775 Wiese Weide Gebäude-, Hof- und Gartenland

15

fang der Gemarkungen deutlich. Tabelle II (s. u.) zeigt, daß in Eppendorf d a s Ackerland 55,9°/0 der Gemarkung ausmachte, in Eimsbüttel dagegen nur 33,9°/0 und in Harvestehude sogar nur 15,2°/0, während umgekehrt dem geringen Graslandanteil Eppendorfs von nur 30,8°/0 der Gemarkung in Eimsbüttel 38,8% und in Harvestehude 63,7°/0 gegenüberstanden. Auch das Gebäude-, Hof- und Gartenland weist mit 5,6°/0 f ü r Eppendorf, 14,0°/0 f ü r Eimsbüttel und 12,2% f ü r Harvestehude eine merkbare Stufung auf. Da nun die drei Gemarkungen etwa gleichmäßig an den verschiedenen Böden und Höhenlagen beteiligt waren, können die Unterschiede in den Prozentsätzen nicht mit den natürlichen Grundlagen in Zusammenhang gebracht, sondern müssen auf unterschiedliche wirtschaftliche Gegebenheiten zurückgeführt werden, zu deren Klärung die Besitz- und Betriebsverhältnisse zu prüfen sind.

Tabelle

II

Die Gliederung der Gemarkungen um 1775') Eppendorf 2 )

Eimsbüttel (ohne Rosenhof u. Schäferkamp)

Harvestehude (ohne Grindelhof)

in ha

in °/0

in ha

in °/0

in ha

in °/o

Ackerfläche Wiesenfläche Weidenfläche Gebäude-, Hof- und Gartenland Wege und kleine Wasserflächen

195,4 87,7 20,2

55,9 25,0 5,8

86,3 81,9 16,8

33,9 32,2 6,6

37,9 63,6 94,8

15,2 25,6 38,1

19,5

5,6

35,8

14,0

30,4

12,2

26,9

7.7

33,9

13,3

22,2

8,9

Gemarkungsumfang 2 )

349,7

100,0

254,7

100,0

248,9

100,0

1 Die W e r t e w u r d e n d u r c h p l a n i m e t r i s c h e A u s m e s s u n g des im M a ß s t a b 1:10 000 g e z e i c h n e t e n F l u r p l a n e s (Plan 1) ermittelt. 2 Die G e m a r k u n g E p p e n d o r f u m f a ß t e i n s g e s a m t 420,4 ha. Da von dieser Fläche a priori der g r o ß e M ü h l e n teich u n d das a u s g e d e h n t e M o o r als N u t z f l ä c h e n a u s f i e l e n , w u r d e d e r e n U m f a n g von z u s a m m e n 70,7 ha hier nicht mit a u f g e f ü h r t , um die V e r g l e i c h s z a h l e n f ü r die e i n z e l n e n G e m a r k u n g e n n i c h t zu v e r z e r r e n . Es e r s c h e i n t so unter . . G e m a r k u n g s u m f a n g " f ü r E p p e n d o r f die G r ö ß e der e i g e n t l i c h e n N u t z u n g s g e m a r kung, gebildet aus G l i e d e r n mit E n t s p r e c h u n g e n in den b e i d e n a n d e r n G e m a r k u n g e n .

¿. Besitz-

und

Betriebsverhältnisse

Gute Vergleichsmöglichkeiten bieten in diesem Zusammenhang die beiden Dorfgemarkungen, da die ihnen gemeinsame bäuerliche Bewirtschaftung verwandte Besitz- und Betriebsverhältnisse erwarten läßt. Sowohl in Eppendorf wie in Eimsbüttel waren am Flurbesitz Vollhufner und Kätner ( = Halbhufner) beteiligt, die zusammen mit (mehr oder weniger) besitzlosen Brinksitzern") die Hauseigentümer der Dörfer bildeten.

36 Die Brinksitzer w a r e n im 18. J a h r h u n d e r t v e r e i n z e l t s c h o n zu k l e i n e n W i e s e n - o d e r A c k e r f l ä c h e n k o m m e n . Da es sich h i e r b e i j e d o c h um A u s n a h m e e r s c h e i n u n g e n h a n d e l t , e r f o l g t die B e r e c h n u n g d u r c h s c h n i t t l i c h e n Besitzgrößen nur u n t e r Berücksichtigung der V o l l h u f e r u n d Kätner.

16

geder

Um 1775 zählten die beiden Dorfschaften: Vollhufner Kätner Brinksitzer Haushaltungen

Eppendorf 6 15 34 55

Eimsbüttel 3 5 10 18

Die Differenz dieser Haushaltungszahlen, aus denen Gesamtzahlen von ca. 248 Einwohnern f ü r Eppendorf und ca. 81 Einwohnern f ü r Eimsbüttel hervorgehen 37 ), kann nicht allein auf den Größenunterschied zwischen den beiden Gemarkungsflächen zurückgeführt werden, wie die unterschiedliche Bevölkerungsdichte beweist, die in Eppendorf (4,2 qkm) ca. 59 Einwohner pro qkm beträgt und in Eimsbüttel (2,54 qkm) ca. 32 Einwohner pro qkm. Der unterschiedlichen Bevölkerungsdichte entspricht das Verhältnis der Besitzgrößen, wie aus folgender Aufstellung hervorgeht: Durchschnittl. Anteil Durchschnittl. Anteil der Vollhufner und Kätner 34 ) der Vollhufner und Kätner 34 ) an der Gesamtgemarkung an der Nutzfläche 3 8 ) Eppendorf 20,0 ha 15,4 ha Eimsbüttel 31,8 ha 27,6 ha Daß Eppendorf eine höhere Bevölkerungsdichte und eine geringere mittlere Besitzgröße aufweist als Eimsbüttel, ist aus seiner Funktion als Kirchdorf zu erklären, durch die es f r ü h Anziehungskraft f ü r Handwerker und kleine Gewerbebetreibende besaß (z. B. Schuster, Schneider, Zimmerleute, Fuhrleute), die allmählich mit am Landbesitz beteiligt wurden. Die verschiedene mittlere Besitzgröße in beiden Dörfern dürfte nun die erste Ursache f ü r die auf S. 16 festgestellten unterschiedlichen Nutzflächenanteile (prozentual mehr Grasland in Eimsbüttel, mehr Ackerland in Eppendorf) gewesen sein, denn bei der günstigen Marktlage mußte sich in den Dörfern rund um Hamburg eine Tendenz zur Milchwirtschaft entwickeln, die sich — da der Eigenbedarf an Korn stets ein Grundareal des Besitzes der Ackernutzung zuwies - erst bei steigender mittlerer Besitzgröße voll auswirken konnte 3 '). Hinzu kommt, daß in Eimsbüttel als dem stadtnächsten Dorf eine besonders große Anzahl von Hamburgern Grundeigentum erworben hatte, die ihren Besitz als Zusatzbetrieb und Sommerwohnsitz betrachteten und die im Interesse ihres städtischen Haushaltes die Milchwirtschaft förderten unter Vernachlässigung 37 G e r e c h n e t s i n d 4 bis 5 P e r s o n e n p r o H a u s h a l t . - W i l h e l m Brünger n i m m t f ü r das 18. J a h r h u n d e r t 4 bis 5 P e r s o n e n p r o Familie an (W. B., D i e f l u r g e o g r a p h i s c h e O r d n u n g der G e m a r k u n g D e t t w e i l e r - R o s e n w e i ler im f u n k t i o n a l e n Z u s a m m e n w i r k e n n a t u r - u n d k u l t u r g e o g r a p h i s c h e r Faktoren. H a m b u r g 1949. S. 91). Bei d e r Ü b e r n a h m e dieser Zahl bleiben in u n s e r m Fall, w o n u r H a u s h a l t u n g e n ü b e r l i e f e r t sind, e v e n t u e l l v o r h a n d e n e H ä u s l i n g s f a m i l i e n u n b e r ü c k s i c h t i g t , so d a ß die e r r e c h n e t e n E i n w o h n e r z a h l e n m ö g l i c h e r w e i s e zu n i e d r i g liegen. 38 Als N u t z f l ä c h e w u r d e die Summe v o n A c k e r , W i e s e u n d W e i d e u n d G e b ä u d e - , H o f - u n d G a r t e n l a n d ger e c h n e t , D i e s e N u t z f l ä c h e beträgt in E p p e n d o r f 322,8 h a u n d in Eimsbüttel 220,8 h a (vgl. Tab. II, S. 16). 39 D i e A u s m e s s u n g z a h l r e i c h e r Besitzungen in E p p e n d o r f u n d Eimsbüttel n a c h i h r e n N u t z f l ä c h e n a n t e i l e n b r a c h t e h i e r f ü r d e n Beweis. Als Beispiele zwei b e d e u t e n d e V o l l h u f e n ! Clas T i m m e r m a n n (Eppd.) J o a c h i m H i n s c h (Eimsb.) Ackerland S u n d '

21,6 h a h

( 69,0 "/„>

° } < 29.7 °,„>

29,3 ha

( 56,4 •/„)

"fi;|

( 4 0 , 9 °/„>

Hofland 0,4 h a ( 1 , 3 % ) 1,4 ha ( 2 , 7 % ) 31,3 h a (100,0%) 52,0 ha (100,0%) Die Z a h l e n bestätigen, d a ß bei s t e i g e n d e r Besitzgröße d e r P r o z e n t s a t z an G r a s l a n d zu-, der land abnahm.

an

Acker-

17

der Korngewinnung 40 ). Die ausgedehnten parkähnlichen Gärten, die sich einige dieser Hamburger Grundeigentümer an Stelle der kleinen bäuerlichen Nutzgärten angelegt hatten, erklären den überdurchschnittlich hohen Gartenlandanteil Eimsbüttels (14°/o der Gemarkungsfläche waren Gebäude-, H o f - u n d Gartenland, s . S . 16). Da die Gutsgemarkung Harvestehude einen noch größeren Graslandanteil als Eimsbüttel aufweist (Eimsb. 38,8°/0, Harv. 63,7°/0), ist man zunächst geneigt, hier eine Verstärkung der Eimsbütteler Verhältnisse zu vermuten, d. h. eine intensive marktorientierte Viehwirtschaft. Schon die Aufteilung des Graslandes in Wiesenund Weideland läßt jedoch eine andere Strukturierung erkennen, denn während sowohl in Eppendorf wie auch in Eimsbüttel einem nur geringen Prozentsatz Weideland (Eppd. 5,8°/0, Eimsb. 6,6°/0) ein vier- bis fünfmal so hoher Prozentsatz Wiesenland gegenübersteht (Eppd. 25,0°/0, Eimsb. 32,2°/o). überwiegt in Harvestehude bei weitem der Weidelandanteil (Harv. 25,6°/0 Wiesenland, 38,l°/ 0 Weideland), was auf eine extensivere Nutzungsart hinweist. Den Grad der Extensität zeigen überlieferte Viehzahlen. 1785 war der Bestand des Gutsbetriebes (248,9 ha) 41 ) 16 Kühe 2 Starken 1 Bulle 11 Pferde 1 Füllen 10 Schweine 200 Schafe 4 2 ) Der schroffe Gegensatz zu der intensiven Wirtschaftsweise in den Dörfern wird deutlich, wenn man diese Werte mit Zahlen konfrontiert, die aus dem gleichen Zeitraum für Eimsbütteler Höfe ermittelt werden konnten: 1774 Vollhufe Joachim Hinsch (52 h a ) " ) 8 Kühe 12 Pferde 2 Füllen 6 Schweine 14 Gänse 12 Hühner 1795 Kätnerhof Christoph Sottorp (12 ha) 44 ) 11 Kühe 8 Pferde 4 Schweine 2 Ferkel 40 Um 1750 fungierten f ü r die f ü n f K ä t n e r h ö f e in Eimsbüttel als Besitzer: Name S t a n d und Wohnsitz Christoph Sottorp Bauer in Eimsbüttel Johann A. Kronberg K a u f m a n n in Hamburg Joachim v. S t e e n h o f f K a u f m a n n in Hamburg Martin Lucas Scheele Bürgermeister von Hamburg D a v i d Doormann K a u f m a n n in Hamburg Dazu war die dritte V o l l h u f e im Besitz des Hamburger K a u f m a n n e s Dr. Arnold Heinrich v. Möller. (Belege u. a. in: Archiv des Hypothekenamtes, St. Johannis-Kloster, Consens-Protocolle F. [1747-1765] 175Ü.) 41 St. Johannis-Kloster-Archiv, N r 707, Blatt 23. , _ , .. ... 42 Die S c h a f h e r d e kann f ü r die Bestockung Harvestehudes nicht voll angerechnet werden, weil l u r sie auch Weiderecht in klösterlichen D ö r f e r n bestand. 43 St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 1430. S. 4. 44 St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 1452, Blatt 3 4 - 3 6 .

18

1798 Vollhufe Senator Christian Matthias Schröder (69,3 ha) 45 ) (ehemals Dr. v. Möller) 30 Kühe 3 Kälber 1 Bulle 9 Pferde 1 Füllen 4 Schweine Der Viehbestand dieser Eimsbütteler Höfe war demnach in allen drei Fällen im Verhältnis zur Besitzgröße — die drei Höfe machten zusammen mit 133,3 ha erst rund die Hälfte des Gutslandes aus - erheblich höher als der der Gutsgemarkung und übertraf ihn in einem Falle (Hof Senator Schröder) sogar absolut. Die Ursache der Wirtschaftsextensität in Harvestehude ist in dem bereits erwähnten Pachtsystem zu suchen. Da Verpächter wie Pächter nur an dem augenblicklichen Gewinn interessiert waren, die Pachtverträge zudem noch die Initiative der jeweiligen Pächter hemmten44), unterblieben Investitionen zur Verbesserung, und nicht nur der Viehbestand war zu gering, sondern auch die Bodenkultur wurde vernachlässigt47). Die sonst produktionssteigernd wirkende Stadtnähe vermochte offensichtlich diese lähmende Tendenz des Pachtsystems nicht aufzuheben 48 ); ihr Einfluß macht sich lediglich darin geltend, daß von der südlichen Gemarkung eine große Fläche von 25 ha an Hamburger Gärtner vermietet war, die hier intensiven Gartenbau betrieben. 3. Verteilung und Alter der Flurformen (mutmaßliches Alter der Siedlungen) Die Tatsache, daß bestimmte Flurformen nicht generell bestimmte Entstehungsarten und -Zeiten dokumentieren, macht eine ins einzelne gehende lokale Analyse erforderlich. Nicht durchführbar ist diese Analyse für das Harvestehuder Gebiet, weil die einfache Kampaufteilung des Klostergutes kaum Rückschlüsse zuläßt. Als einzige Deutung ergibt sich, daß möglicherweise in der Harvestehuder Einteilung von drei großen hofnahen Ackerfeldern, mehreren siedlungsferneren Weideflächen und den Wiesen in den Tiefengebieten die Flurnutzung des alten Odersfelder Dorfes mit drei dorfnahen Zeigen, einem dorfferneren Gemeinweidegebiet und privaten Wiesen in den Niederungen weiterlebt. In diesem Falle wäre ein Aufteilungsschema kon45 St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 919/156, Blatt 4 - 5 . 46 Als Beispiel: Pachtvertrag vom Januar 1790, § 15: ,,Alle vom Pächter gemachte Verbesserungen, sowol auf dem Lande, als auch in und an den Gebäuden, mit Vorwissen und Consens des Klosters vorgenommene etwanige Einrichtungen, sie mögen bestehen, worin sie wollen, verbleiben bei Endigung der PachtJahren dem Kloster eigenthümlich, und ist der Pächter desfalls unter irgend einigem Vorwand etwas desfalls zu fordern nicht berechtigt." (St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 2303, Blatt 8 0 - 8 1 . ) 47 Aus der Beschwerde eines neuen Pächters (26. 8. 1790) daß sich gedachtes Vorwerck, wider alles mein Vermuthen und Erwarten, durchgängig in dem schlechtesten Zustande befindet. Das Grasland ist beinahe außer aller Gaare gesetzt, daher es nichts weiter als Mergel- und Binsen-Gras liefert, welches zum Viehfutter gänzlich unbrauchbar ist. . . . So hat auch der vorige Pächter die Gräben gänzlich verfallen lassen . . . Die vorgefundene Schäferey besteht größtentheils aus alten und abgängigen Schaafen . . . " (St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 2303, Blatt 152.) 48 Eine erste Gesamt-Viehzählung liegt aus dem Jahre 1811 vor. Auch sie zeigt noch die gleiche Unterlegenheit Harvestehudes: Pferde Kühe Schweine Schafe Ziegen Eppendorf 78 132 27 3 Eimsbüttel und Schäferkamp 60 121 10 120 7 Harvestehude 19 31 12 160 4 Die Zählung für Harvestehude schließt das Wirtshaus ,,bei der Rabe" am Alsterufer im S der Gemarkung ein. (Jonas Ludwig von Heß, Hamburg topographisch, politisch und historisch beschrieben. 2. Aufl. Bd 3. Hamburg 1811. S. 224.)

19

serviert, das in Eppendorf und Eimsbüttel durch Gemeindelandaufteilungen Ende des 18. Jahrhunderts bereits verwischt worden war.

bis

In den dörflichen Gemarkungen waren zwei verschiedene Formengruppen vorhanden: neben Gewannen mit meist schmalen, streifenförmigen Parzellen existierten Kämpe, die große, zu quadratischem Umriß neigende Formen zeigten. In Eppendorf lag westlich der Hauptlandstraße in Dorfnähe ein riesiges Langstreifengewann (Großes Feld, 92,4 ha!), dem auf dem Höhengebiet nahe der Landesgrenze ein kreuzlaufendes Zusatzgewann angeschlossen war (Breitenfelde), während die niedrigeren Lagen im dorfferneren Gebiet von Kämpen eingenommen wurden. Eine Zwischenstellung zwischen diesen beiden Fluren nahm der Kätnerkamp ein, der noch Höhenlage, aber schon große Dorfferne zeigte und eine Parzellierung in bedeutend breitere Streifen als die dorfnäheren Gewanne besaß. In Eimsbüttel war die Verteilung beinahe umgekehrt, denn drei Gewanne mit einer durchweg schmalen Parzellierung lagen auf einzelnen Höhenkuppen in ziemlicher Dorf ferne (Hohes Feld, Meyenkamp, Müggenkamp), während sich zwei Gewanne mit auffallend breiten Parzellen (Hohe Rade, Suhrenfeld) und mehrere Kämpe (Osterkamp, Schulkamp, Hinsehen Kamp) in Dorfnähe befanden; nur einige kleinere Kämpe wiesen daneben auch dorffernere Lage auf (Landdreieck südlich des Müggenkamp, Hinsehen Toschlag, Dover Kamp, Hellkamp, Land an der Eppendorfer Grenze). Die Vermutung, daß hier, wie fast überall in Nordwestdeutschland, die Gewannflur das ältere, die Kampflur das jüngere Nutzland darstellte, ließ sich durch urkundliches Material bestätigen. Für Eppendorf war durch Ausweisungsprotokolle und Vermessungsskizzen einwandfrei nachzuweisen, daß die gesamte Acker-Kampflur südlich der beiden Hauptgewanne und des Kätnerkamps zwischen 1770 und 1773 angelegt wurde 4 '). Der Kätnerkamp darf als ein Vorläufer dieser jungen Ackerflächen gelten, dessen Entstehung sich bis zu einem Privileg aus dem Jahre 1559 zurückverfolgen läßt, das den Kätnern gestattete, „auf der Gemeinen Weide zu pflügen" 5 0 ). Für Eimsbüttel sind an Hand von Konsensprotokollen zwei Kämpe in ihrer Anlage genau zu datieren (das Landdreieck südlich des Müggenkamps, ausgewiesen 1748; der Hellkamp, ausgewiesen 1750) 5 t ), und dazu deutet für den Hinsehen Toschlag der Name auf eine jüngere Neuerwerbung (vgl. Anhang S. 153) 32 ). Danach wäre die Ausweitung des Kulturlandes in Eppendorf von einem dorfnahen Riesengewann (Großes Feld), das sich über alle Höhenlagen hinwegzog, und einem etwas entfernteren Zusatzgewann (Breitenfelde) ausgegangen, hätte dann das recht entfernte, aber noch hochgelegene Gebiet des Kätnerkamps erfaßt und wäre schließlich in die tieferen Lagen unterhalb des schon bebauten Landes vorgedrungen. Für Eimsbüttel müßte man den Vorgang etwa entgegengesetzt annehmen. Von den fünf Gewannen (Hohes Feld, Meyenkamp, Müggenkamp, Hohe Rade, Suhren49 St. J o h a n n i s - K l o s t e r - A r c h i v . Nr 454. St. J o h a n n i s - K l o s t e r - A r c h i v , Nr 11 [ M e m o r i a l p r o t o k o l l e 1 7 6 5 - 1 7 8 8 1 , S. 63 — 67. St. J o h a n n i s - K l o s t e r - A r c h i v , P l a n m a t e r i a l , M a p p e E p p e n d o r f I. 50 C i m b r i a i l l u s t r a t a , B d 28, S. 202. 51 L a n d d r e i e c k s ü d l i c h d e s M ü g g e n k a m p s : A r c h i v des H y p o t h e k e n a m t e s , St. J o h a n n i s - K l o s t e r , C o n s e n s - P r o t o c o l l e F. [ 1 7 4 7 - 1 7 6 5 1 . S. 9. H e l l k a m p : A r c h i v des H y p o t h e k e n a m t e s , St. J o h a n n i s - K l o s t e r , C o n s e n s - P r o t o c o l l e F. 1 1 7 4 7 - 1 7 6 5 1 , S. 85. 52 A u ß e r d e m liegt ein Zeugnis über e i n e 1718 e r f o l g t e Ausweisung an e i n e E i m s b ü t t e l e r V o l l h u f e vor (Arc h i v des H y p o t h e k e n a m t e s , St. J o h a n n i s - K l o s t e r , C o n s e n s - P r o t o c o l l e D. [ 1 7 0 6 - 1 7 2 3 ] , S, 232), w o b e i es s i c h w a h r s c h e i n l i c h um den D o v e n K a m p h a n d e l t e . Da die Lage des A c k e r s t ü c k e s j e d o c h n i c h t genau i d e n t i f i z i e r t w e r d e n k a n n , ist d i e s e A n g a b e nur f ü r die z e i t l i c h e Folge (s. S. 25), n i c h t a b e r f ü r den ö r t l i c h e n G a n g der Entwicklung von W e r t .

20

feld) besaßen die drei dorfferneren nicht nur durch eine starke Streifenparzellierung älteres Gepräge, sondern zwei von ihnen, das Hohe Feld und der Meyenkamp, lagen zudem jenseits der Gemarkungsgrenze 53 ), was auf Kulturland deutet, das in früher Zeit, als die Gemarkungsgrenzen noch nicht festlagen, inmitten ungenutzten Ödlandes inselartig entstanden ist. Somit ist zu vermuten, daß die Kultivierung von den drei dorfferneren Gewannen ausging — wobei die Dreizahl auch im Hinblick auf eine ursprüngliche Dreifelderwirtschaft wahrscheinlich ist —, daß dann in einer späteren Phase die beiden dorfnäheren Gewanne unter den Pflug genommen wurden und daß schließlich in jüngster Zeit die Kämpe ausgebildet wurden, teils in direkter Dorfnähe, teils in dorffernerer Hanglage. Diese Deutung erfährt z. T. durch die Besitzverhältnisse eine Bestätigung. Eppendorf bestand ursprünglich aus acht Vollhufen, die bis zum 16. Jahrhundert durch Zusammenlegungen auf sechs reduziert wurden: 1325 erhielt das Eppendorfer Pfarramt zu seiner bisherigen H u f e eine bis dahin dem Hamburgischen Domkapitel gehörende H u f e hinzu 54 ), und der Timmermannsche Hof entstand vor 1535 durch den Zusammenschluß von zwei Hufen 5 5 ). Das dorfnahe, westöstlich parzellierte Großgewann weist nun eine strenge Achtteilung auf durch eine Parzellenfolge, in der jeder achte Streifen dem gleichen Besitzer gehört, wobei die beiden Doppelhufen durch ein doppeltes Erscheinen innerhalb jeder Achterfolge auf je zwei Achtel eines solchen Verbandes kamen, während auf die normalgroßen Vollhufen nur ein Achtel entfiel (vgl. Abb. 7( S. 22). Diese Aufteilung wiederholte sich elfmal auf dem Großgewann 54 ). Das nordsüdlich parzellierte kleinere Gewann besaß in Bezug auf die Gesamtfläche die gleiche Aufteilung in viermal ein Achtel und zweimal zwei Achtel, doch waren die Parzellen der Doppelhufen hier in Gruppen zusammengefügt, während auf dem Großgewann, zumindest f ü r die Doppelhufe Albert Timmermanns, eine unrentable Trennung des Parzellenbesitzes vorlag. Nicht nur die dorffernere Lage und der Anschluß an das Großgewann spricht also f ü r eine spätere Anlage des kleineren „Breitenfelde", sondern auch der zusammenhängende Parzellenbesitz der Doppelhufen 5 7 ). Wären die Ausweisungen auf dem Kätnerkamp und die übrigen Kampaufteilungen in Eppendorf nicht ohnehin urkundlich belegt, würde hier schon die Tatsache, daß fast ausschließlich Kätner beteiligt sind, die betreffenden Ländereien als jüngeres Ackerland nachweisen. In Eimsbüttel existierten von jeher nur drei Vollhufen. Die Besitzverteilung auf den Eimsbütteler Gewannen (vgl. Abb. 8, S. 23) sagt f ü r deren altersmäßige Stellung zueinander nichts aus 58 ), doch in Bezug auf die Kämpe fügt es sich gün53 In z a h l r e i c h e n Q u e l l e n des 17. u n d 18. J a h r h u n d e r t s w e r d e n die b e i d e n G e w a n n e z u s a m m e n als ,,Dän i s c h - E i m s h ü t t e l " bezeichnet. G r u n d : die H e r r s c h a f t Pinneberg. in d e r e n Gebiet das H o h e Feld u n d der M e y e n k a m p lagen, b e f a n d sich seit 1640 u n t e r d ä n i s c h e r V e r w a l t u n g , die über 200 J a h r e d a u e r t e (bis 1864). (Die übrigen s c h l e s w i g - h o l s t e i n i s c h e n Landesteile waren bereits seit 1460 in P e r s o n a l u n i o n mit D ä n e m a r k verbunden.) 54 O t t o Beneke, Die A m t s e i n k ü n f t e der H a m b u r g i s c h e n L a n d p a s t o r e n in älterer Zeit. Z H G 6, 1875, S. 3 4 5 - 4 0 5 . S. 351. 55 Armin Clasen, F l u r g c s c h i c h t e von Stormarn. In: S t o r m a r n , d e r L e b e n s r a u m zwischen H a m b u r g u n d Lübeck. Hg. v o n C o n s t a n t i n Bock von W ü l f i n g e n u n d W a l t e r Frahm. H a m b u r g 1938. S. 2 6 3 - 2 8 1 . S. 264. 56 mit d e r U n r e g e l m ä ß i g k e i t , d a ß das P a s t o r e n l a n d zweimal noch um die Parzelle e i n e r e i n f a c h e n V o l l h u l e e r w e i t e r t war u n d d a ß das G r o ß g e w a n n im N d u r c h eine Parzelle, im S d u r c h zwei P a r z e l l e n abgeschloss e n w u r d e , die nicht in das S c h e m a p a ß t e n . 57 Es ist e i n z u r ä u m e n , d a ß dieser z u s a m m e n h ä n g e n d e Besitz d e r b e i d e n D o p p e l h u f e n a u c h auf eine n a c h trägliche V e r k o p p e l u n g z u r ü c k g e h e n k a n n . Selbst in d i e s e m Falle bliebe aber ein A l t e r s u n t e r s c h i e d zwis c h e n d e n b e i d e n G e w a n n e n a n z u n e h m e n , da s c h o n beim G r o ß g e w a n n allein k e i n e R o d u n g s e i n h e i t vorzuliegen s c h e i n t : die u n r e g e l m ä ß i g e V e r f u g u n g d e r P a r z e l l e n v e r b ä n d e an der L a n d e s g r e n z e nach Loks t e d t weist auf eine s u k z e s s i v e Landnahme. 58 Es sei n u r d a r a u f h i n g e w i e s e n , d a ß f ü r die zweite V o l l h u f e (1775: Timm S c h a c h t s Erben) e i n e m f e h l e n d e n L a n d a n t e i l auf der H o h e n Rade u n d nur geringen A n t e i l e n auf dem H o h e n Feld u n d dem Müggenk a m p ein v e r m e h r t e r Anteil auf dem M e y e n k a m p e n t s p r i c h t . M ö g l i c h e r w e i s e geht diese Verteilung auf fi-'ihe T a u s c h v o r g ä n g e zurück

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Abb. 7. Der Vollhufnerbesitz in Eppendorf um 1775 i 22

i

Vogt Albert Timmermann Clas Timmermann Pastor

^ ^

Guillaume Boue Theodor Lavezzary Bürgermeister Schuback

Joachim Hinsch Timm Schachts Erben (Johann Röper) Dr. Arnold Heinrich v. Möller 23

stig, daß gerade diejenigen Ländereien, die nicht durch Protokolle oder die Namengebung als jünger bezeugt sind, in der Mehrzahl Kätneranteile aufweisen (Osterkamp, Schulkamp, Land an der Eppendorfer Grenze), so daß das jüngere Datum der Kämpe fast durchgehend bewiesen ist. Die Bodenzusammensetzung hatte auf den Verlauf der Ackerland-Ausweitung offenbar nur geringen Einfluß. In beiden Gemarkungen waren beinahe alle Arten von Höhenböden vorhanden (vom reinen Sand bis zum reinen Geschiebemergel, vgl. Abb. 3, 9. 3 ) " ) , die in Eppendorf in wenigen großen Flächen, in Eimsbüttel in einer Vielzahl von miteinander verzahnten kleineren Zonen auftraten. Die meisten Ackerflächen griffen über mehrere Bodenarten hinweg, und als einzige Gesetzmäßigkeit für den Entwicklungsgang ist festzustellen, daß sich sowohl in Eppendorf wie in Eimsbüttel die stärkste Sandkomponente in den ältesten Flurteilen findet (Eppd.: Großes Feld; Eimsb.: Hohes Feld), woraus geschlossen werden darf, daß bei der ersten Kultivierung mehr als auf die Fruchtbarkeit des Bodens darauf gcachtet wurde, daß der Acker leicht zu bearbeiten war. Nach der unterschiedlichen Ausbildung der ältesten Flurformen - in Eppendorf ein regelmäßiges, dorfnahes Riesengewann, in Eimsbüttel drei unregelmäßig gegliederte, dorffernere Einzelgewanne - möchte man einen Altersunterschied in der Anlage der Dörfer vermuten und im Gegensatz zu einer frühen Eimsbütteler Siedlung mit noch selektiver Landkultivierung eine spätere planmäßige Eppendorfer Gründung annehmen. Versucht man diese Vorstellung durch Ergebnisse der Ortsnamenforschung zu erhärten, so komplizieren sich allerdings die Verhältnisse. Zwar weist die ältere Forschungsrichtung die -büttel-Orte der germanischen Wanderund Landnahmezeit zu 60 ), wonach eine Altersdifferenz von mehreren hundert Jahren zwischen Eimsbüttel und Eppendorf vorläge, denn die älteren Autoren geben zugleich die -dorf-Siedlungen unseres Raumes als in der Mehrzahl erst nach 1100 gegründet an, so daß die erste urkundliche Erwähnung Eppendorfs (um 1140) seiner Gründungszeit nahe liegen müßte. Eine neuere Arbeit von Ludolf Fiesel kommt jedoch zu dem Ergebnis, daß die -büttel-Orte nicht in die altsächsische Zeit zurückreichen, sondern in der Hauptsache den Ausbau vom 10. bis 12. Jahrhundert begleiten, und daß das Grundwort -büttel diese wirtschaftlich-rechtlichen Vorgänge spiegelt wie einige Generationen später das Grundwort -hagen"). Da zugleich von anderer Seite betont wird, daß zahlreiche -dorf-Siedlungen des hamburgischen und stormarnschen Raumes vor den Wendeneinfällen gegründet s i n d " ) und für die Anlage in dieser Zeit würde bei Eppendorf das Bestimmungswort sprechen: „Eppen-" wird in Zusammenhang gebracht mit Ebbo von Reims, der 823 von Ludwig dem Frommen nach Nordalbingien gesandt wurde und in Eppendorf eine Kapelle erbaut haben s o l l " ) - , werden die zeitlichen Relationen im ganzen

59 Abb. 3 ^erfaßt n i c h t die a u ß e r h a l b der G e m a r k u n g s g r e n z e n liegenden F l u r s t ü c k e Eimsbüttels, die s i c h aus f o l g e n d e n B ö d e n z u s a m m e n s e t z t e n : H o h e s F e l d : S a n d über G e s c h i e b e m e r g e l und s c h w a c h lehmiger S a n d mit S a n d u n t e r g r u n d (in etwa gleich großen F l ä c h e n ) ; M e y e n k a m p : G e s c h i e b e m e r g e l und S a n d mit S a n d u n t e r g r u n d ( G e s c h i e b e m e r g e l überwiegt). 60 U m f a s s e n d e L i t c r a t u r a n g a b e bei A d o l f B a c h , D e u t s c h e N a m e n k u n d e , Bd 11,2. Heidelberg 1954, S. 3 7 1 . 61 L u d o l f F i e s e l , F r ü h m i t t e l a l t e r l i c h e S i e d e l u n g mit dem G W -büttel. Z e i t s c h r i f t f ü r O r t s n a m e n Forschung N. F. 9, 1933, S. 231 - 2 4 1 , 10, 1934, S. 5 0 - 6 9 . 62 vgl. z. B. W i l h e l m B r ü c h m a n n , D i e F l u r e n t w i c k l u n g V o l k s d o r f s . J a h r b u c h des A l s t e r v e r e i n s 31, 1952, S. 65 — 80. — [Die A n g a b e B r ü c h m a n n s a u f S. 80 über e i n e Ü b e r l i e f e r u n g des O r t s n a m e n s E p p e n d o r f aus dem J a h r e 880 ist u n g e s i c h e r t , wie eine A n f r a g e beim V e r f a s s e r ergab.) 63 Otto B e n e k e , D i e A m t s e i n k ü n f t e der Hamburgischen L a n d p a s t o r e n . . . S. 349.

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unsicher. Mit Armin Clasen wäre sogar zu erwägen, ob nicht in Eppendorf eine sehr alte Siedlung bestanden hat, deren Flurformen durch eine frühe Verkoppelung die überlieferten regelmäßigen Züge erhielten"). Bei der Annahme einer Eppendorfer Altsiedlung wird man zu der Rekonstruktion verleitet, daß mit einer Neuregelung der Gemarkungsaufteilung ein Ausbau vor sich gegangen ist, der zu der weilerartigen Siedlung Eimsbüttel geführt hat. Von diesen drei Thesen 1. Eimsbüttel älter, Eppendorf jünger 2. Eimsbüttel und Eppendorf gleichaltrig 3. Eppendorf älter, Eimsbüttel jünger ist keiner mit Entschiedenheit der Vorzug zu geben, weil die Ortsnamenforschung, auf die sich die Beweisführung stützen müßte, nur die Regelfälle gibt, die stets Ausnahmen zulassen. Als sicher ist lediglich anzunehmen, daß die uns überlieferte, streng schematische Fluraufteilung Eppendorfs kein allzu hohes Alter besitzen kann. 4. Zusammenfassung und Deutung: gehenden 18. Jahrhundert

Die agrarwirtschaflliche

Entwicklung bis zum aus-

Wie die vorangegangenen Ausführungen befaßt sich auch diese Zusammenschau in erster Linie mit Eppendorf und Eimsbüttel, deren Vielzahl von Strukturzügen der Ausdeutung ein reicheres Material bieten als der einfache Aufbau Harvestehudes. Neben allen Unterschieden lassen die beiden dörflichen Gemarkungen in ihrem Entwicklungsgang gemeinsame Züge erkennen, die in den größeren Zusammenhang desj allgemeinen Agrarwesens und seiner Entwicklung gehören: In Eppendorf wie in Eimsbüttel erfolgte nach und nach auf Kosten des Gemeindelandes eine Erweiterung des privaten Acker- und Wiesenlandes, in deren Verlauf sich die Kätner zu einer zweiten Besitzerklasse entwickelten und die Brinksitzer als eine dritte, besitzlose Gruppe entstanden. Diese in allen dörflichen Gebieten Mitteleuropas ähnlich zu beobachtenden Vorgänge sind als Ausdruck steigender Agrarkultur bekannt und gehen auf eine Vervollkommnung der Viehwirtschaft zurück (mehr Dung = mehr Ackerland), mit der parallel eine stetige Bevölkerungsvermehrung verlief, wobei eine intensive Wechselwirkung zwischen der Höherentwicklung von Viehzucht und Ackerbau und der Bevölkerungszunahme anzunehmen ist. Blieb die zeitliche Anlage der Kernfluren für beide Gemarkungen unbestimmbar, so bot die Entstehung des Eppendorfer Kätnerkamps (um 1560) einen ersten Anhaltspunkt für den Gang des Ausweitungsprozesses' 5 ). Aus der Folgezeit war für Eimsbüttel die Ausweisung von drei einzelnen Feldern faßbar (1718, 1748, 1750), während für Eppendorf die kurzfristige Aufteilung der gesamten südlichen Gemeinweideflächen fixiert werden konnte (1770-1773). Hier nun ist der An64 A r m i n C l a s e n , F l u r g e s c h i c h t e v o n S t o r m a r n . . . S. 274. 65 In der b e g i n n e n d e n N e u z e i t e r l e b t e die Stadt Hamburg ein b e t r ä c h t l i c h e s W a c h s t u m : f ü r die Zeit von 1450 bis 1600 e r r e c h n e t e R e i n c k e e i n e Zunahme der B e v ö l k e r u n g v o n 16 000 Einwohnern a u f 40 000 Einw o h n e r , also e i n e S t e i g e r u n g um 150 °/o- — H e i n r i c h R e i n c k e , Hamburgs Bevölkerung. I n : R e i n c k e , F o r s c h u n g e n und Skizzen zur G e s c h i c h t e Hamburgs. Hamburg 1951. ( V e r ö f f e n t l i c h u n g e n aus dem S t a a t s a r c h i v der H a n s e s t a d t Hamburg. 3.) S. 167 — 200. S . 176. D i e s e V e r s t ä r k u n g des s t ä d t i s c h e n Lebens wird n i c h t ohne E i n f l u ß a u f die A g r a r w i r t s c h a f t der gesamten Umgebung g e w e s e n s e i n , so daß a u c h f ü r Eimsbüttel in d i e s e r Zeit mit e i n e m W a c h s t u m d e r K u l t u r f l ä c h e zu r e c h n e n ist (evtl. S u h r e n f e l d und H o h e R a d e erst in d i e s e r E p o c h e e n t s t a n d e n ? ) . M ö g l i c h e r weise ist sogar das E p p e n d o r f e r Zusatzgewann „ B r e i t e n f e l d e " erst zu d i e s e r Zeit angelegt worden.

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satzpunkt für eine Reihe von Schlußfolgerungen, die die individuellen Besonderheiten der beiden Gemarkungen innerhalb des gemeinsamen Entwicklungsrahmens sichtbar werden lassen. Wenn in Eppendorf noch bis 1770 eine große Fläche Gemeindeland bestand, die als „Heide" nur eine extensive Nutzung durch Weidegang erfuhr, in Eimsbüttel dagegen die Umwandlung des Gemeindelandes in Privatland um 1750 schon so gut wie abgeschlossen war - die Pläne dieser Zeit zeigen nur unbedeutende Restflächen Gemeindeland —, so dokumentiert dies einen eindeutigen Entwicklungsvorsprung Eimsbüttels. Prüft man jedoch die Beteiligung der Besitzerklassen bei der Gemeindelandaufteilung, so ist in Eimsbüttel ein konservatives Element unverkennbar. Um 1775, nach Abschluß der Aufteilungsvorgänge, betrug der Anteil der K ä l n e i " ) am Ackerland in Eimsbüttel nur 11,6%, in Eppendorf dagegen 3 4 , 5 % " ) , und am Wiesenland in Eimsbüttel 39,7%, in Eppendorf 49,4%"), d. h. bei den Aufteilungen waren die Kätner in Eimsbüttel in weitaus geringerem Maße beteiligt worden als in Eppendorf. Zur Erklärung dieser Unterschiede sind mehrere voneinander unabhängige Faktoren anzuführen. Eine erste Ursache mag in dem zeitlichen Abstand zwischen den Aufteilungsvorgängen in den beiden Gemarkungen liegen. Das Eimsbütteler Gemeindeland war schon in einem allmählichen Prozeß, vorwiegend durch Einzelaktionen der Vollhufner, in Privatbesitz übergegangen, als 1766 durch ein Dekret der dänischen Regierung die Verkoppelungsbewegung im benachbarten SchleswigHolstein einsetzte und ihren Einfluß auf den Hamburger Raum auszuüben begann. Die Rechte, die den Kätnern bei amtlicher Neuaufteilung zugestanden wurden (der Kätnerbesitz sollte die Hälfte des Vollhufnerbesitzes betragen), weckten auch in Dörfern, in denen die alte Gewannflur nicht verkoppelt wurde, das Streben der Kätner nach Landbesitz. Diese allgemeine Tendenz wird mitbestimmend für die große .Eppendorfer Gemeindelandteilung und die starke Kätnerbeteiligung bei dieser Parzellierung gewesen sein.' Weitere Gründe für den verschiedenen Umfang der Kätnerbesitzungen lassen sich aus der unterschiedlichen Funktion der beiden Siedlungen herleiten. Eppendorf war als Kirchdorf nicht nur der Ausbildung niederer „zentraler Berufe" förderlich (vgl. S. 17), sondern die beträchtliche Größe seines wirtschaftlichen Einzugsbereiches (von fünfzehn zum Kirchspiel gehörenden Dörfern, vgl. S. 6) bot der sozialen Unterschicht auch besonders gute Verdienstmöglichkeiten, deren unmittelbare natürliche Folge das Streben nach Landbesitz sein mußte. Nicht nur der prozentual hohe Kätnerbesitz findet hierin eine seiner Erklärungen, sondern auch der ungewöhnlich früh einsetzende Bodenerwerb dieser Gruppe überhaupt (um 1560). In dem stadtnäheren Eimsbüttel dagegen, das als Dorf eine bescheidene Siedlung ohne jede Sonderfunktion darstellte, waren die Hamburger Patrizier, die einen großen Teil der Kätner und Brinksitzer ausmachten (vier von den fünf Kätnern waren Hamburger Großkaufleute, vgl. S. 18 Anm. 40), generell nicht sehr am Boden66 einschließlich der geringen Brinksitzeranteile, vgl. auch S. 16 Anm. 36. 67 Eppendorf in ha in °/B Ackerland der Vollhufner 128,0 65,5 Ackerland der Kätner (s. o. Anm. 66) 67,4 34.5 68 Wiesenland der Vollhufner W i e s e n l a n d der Kätner (s. o. Anm. 66)

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Eppendorf in ha in °/ 0 44,4 50,6 43,3 49,4

Eimsbüttel in ha in °/ 0 76,3 88,4 10,0 11,6 Eimsbüttel in ha in % 49.4 60,3 39,7 32.5

besitz und schon gar nicht am Ackerbesitz interessiert. Wie ihr verhältnismäßig umfangreicher Wiesenlandanteil ausweist (s. S. 26), nutzten sie die ihnen gehörigen Flächen Vorzugsweise als Grünland. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den so ungleich strukturierten, aber doch mit etwa gleicher Intensität bewirtschafteten dörflichen Gemarkungen") existierte in der Gutsgemarkung Harvestehude ein Raum, in dem sich der wirtschaftliche Ablauf unter dem Zwang des Pachtsystems sehr viel gemessener vollzog und der bevölkerungsmäßig geradezu ein Vakuum zwischen der Stadt und den dörflichen Siedlungen bildete. Dazu ließ das Flurbild jede Differenziertheit vermissen, ganz im Gegensatz zu den dörflichen Gemarkungen, in die sich der Gang der privaten Nutzflächenausweitung Zug für Zug in Feinziselierung eingeprägt hatte. Unterschiedliche historische und topographische Gegebenheiten hatten so eine Vielzahl von individuellen Erscheinungen bewirkt, durch die sich das Untersuchungsgebiet im ausgehenden 18. Jahrhundert aus drei sehr verschiedenartigen agrarwirtschaftlichen Einheiten zusammensetzte. Als gemeinsames Kennzeichen ist jedoch hervorzuheben, daß jedes der Einzelgebiete zu dieser Zeit noch in vollem Umfang landwirtschaftlich genutzt wurde und von der nahen Stadt zwar Impulse empfangen, aber noch keine prinzipielle Umgestaltung erfahren hatte. Da diese Grundregel schon in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr zutrifft, bezeichnet das Bild des ausgehenden 18. Jahrhunderts mit dem Endstadium der reinen Agrarwirtschaft den Abschluß einer vielhundertjährigen traditionsreichen Epoche. C. Die Entwicklung der Gemarkungen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts In der Ubergangsepoche vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts finden sich neben den traditionellen schon moderne Erscheinungen, denn während ausgedehnte Acker- und Grasland-Flächen eine anhaltende agrarische Nutzung dokumentieren, erscheinen in zunehmendem Umfange Wohngrundstücke, die in keinem Funktionszusammenhang mehr mit der landwirtschaftlichen Nutzung stehen. Die Art der Agrarwirtschaft wurde in diesen letzten Jahrzehnten nur wenig geändert. Für Eimsbüttel und Harvestehude läßt die Uberlieferung überhaupt keine Wandlungen erkennen, und nur für Eppendorf gehen aus einem Bericht von 1841 70) einzelne Veränderungen hervor, die aber — weil sie in Fakten bestehen, die für das stadtnähere Eimsbüttel schon im ausgehenden 18. Jahrhundert festzustellen waren — lediglich die stärkere Einbeziehung des entfernteren und bis dahin eigenständigeren Kirchdorfes in den Hamburger Einflußbereich anzeigen. Der Bericht von 1841 besagt, daß das Eppendorfer Kampland, das 1775 noch Ackerland war. 69 Daß die beiden D ö r f e r intensiv bewirtschaftet wurden, und zwar auch in Relation zu Dörfern anderer deutscher Gebiete, beweist ein Vergleich mit dem Landesteil Birkenfeld, f ü r den Nutzflächenwerte a u s dieser Zeit v e r ö f f e n t l i c h t sind. Nach Müller-Wille betrug d a s Dungland der Gemarkungen B i r k e n f e l d s im 18. Jahrhundert in keinem Fall mehr als 20 °/ 0 der G e s a m t f l ä c h e n , während d a s extensiv genutzte Wechs e l l a n d (Feldweide- und Feldwaldland) stets über 50 °/ 0 umfaßte,- eine Tatsache, die sich aus dem Fehlen größerer B e d a r f s o r t e in der näheren Umgebung und aus der ungünstigen Verkehrslage zu entfernteren Märkten wie Trier, Frankfurt, Mainz erklärt. - Wilhelm Müller-Wille, Die Ackerfluren im Landesteil B i r k e n f e l d und ihre Wandlungen seit dem 17. und 18. Jahrhundert. Bonn 1936. (Beiträge zur Landeskunde der Rheinlande. 2,5.) S. 14ff. Dagegen besaß, wie aufgezeigt, Eppendorf 5 5 , 9 % Dungland, Eimsbüttel 33,9 c / 0 Dungland, und an den übrigen Flächen ihrer Gemarkungen waren in starkem Maße Wiesen beteiligt (vgl. Tab. II, S. 16). 70 J. W. K i r c h h o f f , L a n d w i r t h s c h a f u i c h e Bemerkungen über E p p e n d o r f , vorgetragen in der l a n d w i r t s c h a f t lichen Section der Patriotischen G e s e l l s c h a f t , am 10. Nov. 1841. N e u e Hamburgische Blätter 4, 1844, S. 1 6 2 - 1 6 3 .

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jetzt als Grasland genutzt wird, was zusammengenommen mit der Feststellung, daß von dreizehn Kätnerstellen jetzt elf im Besitz von Städtern sind und ihre Ländereien größtenteils als Gärten dienen, genau das Bild ergibt, das sich für Eimsbüttel, schon in älterer Zeit abzeichnete: der Hamburger Bedarf hatte die Vieh Wirtschaft erhöht, und gleichzeitig hatte die städtische Expansion zu verstärktem Grundbesitz von Städtern auf dem Lande und damit ebenfalls zu einer Einschränkung des Kornbaus geführt. Kirchhoffs Bericht von 1841 ist noch in anderm Zusammenhang interessant, denn er gibt erstmalig ein Zeugnis von den Arten der angebauten Halm- und Blattfrüchte. Der Aufsatz nennt Roggen und Hafer als die primären Getreidearten und gibt vier Saaten nach einer Düngung an, so daß er auf eine alte Vierfelderwirtschaft weist, die in der Umgebung von Hamburg in der Folge 1. 2. 3. 4.

Jahr R o g g e n Jahr R o g g e n Jahr H a f e r Jahr H a f e r (niedrig, z. T. nur als Streu verwendet - das vierte Jahr war demnach genutztes Brachjahr)

bis ins 19. Jahrhundert üblich war, nur leider für das Untersuchungsgebiet sonst nicht belegt werden konnte. Außer Roggen- und Haferanbau war dem Bericht zufolge der Kartoffelanbau bedeutend, und untergeordnet kamen Gerste, Buchweizen und Erbsen vor, so daß neben der alten Vierfelderwirtschaft offenbar moderne Fruchtfolgen im Entstehen waren. Daneben läßt der zitierte Bericht erkennen, daß man sich über die unrentable Parzellenaufteilung der Eppendorfer Gewanne im klaren war, aber augenscheinlich keinen Weg fand, die Schwierigkeiten einer Neuaufteilung zu meistern: „Dieses zum Kornbau benutzte Land liegt uneingefriedigt in langen, aber nur schmalen Flächen und nicht beisammen, wodurch . . . und bei Vertheilung des Landes, so, daß das zu jeder Stelle gehörende zusammen und in breiteren Flächen läge, würden mehrere Feldwege erforderlich, und auch der gute und schlechte Boden nicht so gleichmäßig zu vertheilen seyn." Eine im Jahre 1810 geplante Flurbereinigung 71 ) muß diesen Angaben zufolge unausgeführt geblieben sein, und die alte Gewannaufteilung scheint sich in den Grundzügen sogar bis zur Auflösung aller Flurformen durch die städtische Grundstückseinteilung erhalten zu haben, denn noch die Eppendorf er Vogteikarte von 1873 72 ) zeigt eine Langstreifenparzellierung, bei der nur die einzelnen Streifen in beträchtlich breiterer Form als früher erscheinen, was auf inzwischen vorgenommene Tauschhandlungen und Aufkäufe hinweist. Die durchgreifenden Veränderungen, die in diesen Ubergangsjahrzehnten im Untersuchungsgebiet wirksam wurden, gingen somit nicht von der agrarischen Nutzung aus (die in Eimsbüttel und Eppendorf durch die erreichte Intensität, in Harvestehude durch die erzwungene Extensität im ganzen festgelegt war), sondern sie entwickelten sich im Bereich des Siedlungswesens. Nach zögernden Anfängen um die Wende zum 19. Jahrhundert entstanden ab 1820, als die Hamburger Festungsanlagen geschleift waren und die Stadt als Wohngebiet kaum noch größeren Schutz bot als die dörflichen Siedlungen, immer mehr Wohngrundstücke in der 71 Der Plan ist durch Kostenanschläge f ü r eine Neuvermessung überliefert: St. Johannis-Kloster-Archiv, Nr 1787. (Blatt 10: ,,Promemoria. Die Eintheilung des E p p e n d o r f e r A c k e r l a n d e s b e t r e f f e n d . Nach dem Wunsche d e s größeren Theiles der E p p e n d o r f e r Bauleute und der übrigen Ackerland Besitzer daselbst, soll d i e s e s A c k e r l a n d in Schläge eingetheilt werden. . . .") 72 Karte der Vogtei E p p e n d o r f 1:4000. Hg. von der Bau-Deputation Hamburg. Hamburg 1873.

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ländlichen Umgebung, wobei Art und Umfang dieser Anlagen sich in bezeichnender Weise lokal differenzierten 7 3 ). Den dörflichen Gemarkungen war gemeinsam, daß die Siedlungskerne den Ausgangspunkt für die Grundstückszunahme bildeten. In Eppendorf verdichtete sich die Bebauung im alten Dorfgebiet und entwickelte einen Wachstumskeil nach S entlang der Landstraße nach Hamburg, während das eigentliche Flurgebiet noch unberührt blieb. In Eimsbüttel fand ebenfalls neben einer Kernverdichtung ein Bebauungswachstum entlang des alten Wegenetzes statt; da dieses jedoch engmaschiger als in Eppendorf war, gingen bei der Ausweitung, die in südlicher Richtung sehr kräftig vorschritt und bis 1860 über den Rosenhof hinweg die Gemarkungsgrenzen gegen Altona und St. Pauli erreichte, mehrere Flurgebiete verloren: das ganze Suhrenfeld sowie Teile des Osterkamps und der Isebeckwiesen wurden von Grundstücksparzellierungen erfaßt. In Harvestehude dagegen entwickelte sich nicht die Siedlung des Klosterhofes, sondern die Bebauung setzte von den Rändern der Gemarkung her ein, wo Landverkauf und Landverpachtung am ehesten vollzogen werden konnten,' ohne die Einheit des Gutsbetriebes aufzulösen. Die von S in das Gutsland vordringende Bebauung zeigte dabei eine deutliche Abstufung: während der Weg am Schlump, die Grindel-Landstraße und die Rothenbaumchaussee nur in lockerer Reihung von Grundstücken gesäumt wurden, bildete sich im Gebiet zwischen Mittelweg und Haivestehuder Weg, also in Alsterrandlage, von S her bis zur Sophienterrasse eine breite Wohnzone, in der bis 1860 bereits alle nachmaligen Straßen angelegt waren und die Grundstücksparzellierung beinahe die heutige Dichte erreicht hatte. Das Bebauungswachstum war demzufolge in den drei Gemarkungen sowohl nach Stärke wie nach Richtung verschieden. In den stadtnäheren Gebieten Eimsbüttel und Harvestehude verlief die Entwicklung kräftiger und ausgreifender als im stadtferneren Eppendorf. Hinsichtlich der Richtung des Wachstums besaßen die Räume mit dörflichen Siedlungen, eben Eppendorf und Eimsbüttel, die Gemeinsamkeit der vom Ortsmittelpunkt in Stadtrichtung vorgetriebenen Bebauungskeile, und hiervon hob sich Harvestehude ab, in dessen Bereich die Bebauung von S hereinwuchs mit einer ausgesprochenen Schwerpunktbildung im landschaftlich bevorzugten Alsterrandgebiet. Die wenigen überlieferten Bevölkerungszahlen vermögen diese Feststellungen teilweise zu bestätigen: 1811 74 ) 1838 74 ) 1867 77 )

Eppendorf 708 953 1652

Eimsbüttel 364") 515 3082

Harvestehude 257 348 3869

Während nach dieser Aufstellung das Kirchdorf Eppendorf 1811 und sogar noch 1838 dem kleineren Dorf Eimsbüttel und dem Klostergut Harvestehude zah73 Q u e l l e n : Vermessungsblatt 1:4(1Ü0. St. Pauli — E i m s b ü t t e l - R o t h e r b a u m - H a r v e s t e h u d e . Hg. vom Vermessungsbureau der Bau-Deputation. Hamburg, aufgen. 1855 — 1863, ergänzt 1869. Plan von Hamburg, Altona und Umgegend 1:12 000. Entwurf F. E. Schuback, Verlag ß. S. Berendsohn, Hamburg 1864. 74 Q u e l l e : J. L. v. Heß, Hamburg . . . 2. A u f l . Bd 3. S. 64, 65, 68. 75 gezählt ohne Rosenhof. 76 Q u e l l e : Franz Heinrich N e d d e r m e y e r , Zur Statistik und T o p o g r a p h i e der Freien und H a n s e s t a d t Hamburg und deren Gebietes. Hamburg 1847. S. 288. 77 Q u e l l e : Die Stadt Hamburg, die Vororte, Gemeinden, O r t s c h a f t e n und selbständig benannten Gebietstheile des Hamburgischen Staats. Hamburg 1875. S. 15, 17, 18.

29

lenmäßig überlegen war, haben sich 1867 die Verhältnisse völlig verschoben zugunsten der stadtnäheren Gemeinden Eimsbüttel und Harvestehude, wobei in der Spitzenstellung Harvestehudes die bedeutende Anziehungskraft des Alsterufers zum Ausdruck kommt. Auch in der Art der Bebauung waren die drei Gebiete unterschiedlich strukturiert, was sich über die Aufrißanalyse feststellen läßt, der der letzte Hauptteil dieser Arbeit gilt und aus deren Ergebnissen, da die Beschaffenheit der drei Einzelräume in der Zeit vor 1860 f ü r die späteren Zusammenhänge bedeutungslos ist, hier ausnahmsweise einiges vorweggenommen werden soll. Uber die Baudatenfixierung ist nachzuweisen, daß die Bebauung der Zeit vor 1860 außer den alten Bauernhäusern nur Villen und Kleinwohnhäuser 78 ) umfaßte. Solche Villen und Kleinwohnhäuser traten in den dörflichen Kerngebieten und an den Landstraßen in mehr oder minder starker Mischung auf. Im Gegensatz zu dieser normalen Streuung hatten sich im Harvestehuder Raum drei sozial verschiedenwertige Zonen ausgebildet: 1. oberhalb des Alsterufers zog sich am Harvestehuder Weg eine weitständige Reihe sehr repräsentativer Villen entlang; 2: im Rücken dieses Villensaumes erstreckte sich von der Milchstraße bis zum Klosterstieg eine Zone mit dichter und recht verschachtelter Grundstückseinteilung, in der neben Reihenvillen Kleinwohnhäuser häufig waren; 3. südlich dieses Raumes existierte eine Zone normalgroßer Villen auf mittelgroßen Grundstücken. Die Zone der repräsentativen Villen am Alsterufer war und hatte die Zone mit Kleinwohnhäusem nach sich gezogen, werker und Händler ansässig wurden, die f ü r den Bedarf des teten"). Um 1860 war diesen so unterschiedlich aufgebauten Frist die südliche Gruppe mit normalgroßen Villen gefolgt.

als erste entstanden wo Fuhrleute, HandVillengebietes arbeiVerbänden in kurzer

Nicht in den dörflichen Kerngebieten, sondern im Harvestehuder Raum setzte also beim ersten Auftreten einer freien Flächenbebauung die soziale Ausdifferenzierung ein, die, in diesem Stadium räumlicher Beschränkung auch noch nach Varietäten beschränkt, später zu einer Vielzahl von unterschiedlich aufgebauten Verbänden f ü h r e n sollte. Damit sind um 1860 alle Erscheinungen, die in der Folge den Charakter der Stadt entscheidend bestimmen, en miniature vorgebildet, und nur der gewaltige Wachstumsimpuls steht noch aus, um das ungeheuer vielfältige Gebilde der modernen Stadt entstehen zu lassen.

78 Als Kleinwohnhaus wird ein Gebäude bezeichnet, das wie die Villa ein bis drei Geschosse zählt, im Gegensatz zu ihr aber eine oder mehrere Wohnungen von höchstens vier Zimmern enthält (vgl. S. 55 und S. 60ff.). 79 vgl. Arthur Lutteroth, Harvestehude vor sechzig Jahren. MHG 10, 1911, S. 473-490. Die Zone mit Kleinwohnhäusern wurde „Pöseldorf" genannt („pöseln" = ,,werkeln").

30

DIE

STADTLANDSCHAFT

DIE ALLGEMEINE ENTWICKLUNG Nach Aufhebung der Hamburger Torsperre (1860) nahm das Bebauungswachstum im Untersuchungsgebiet in so entscheidendem Maße zu, daß innerhalb weniger Jahrzehnte alle Agrarflächen zu Wohngrundstücken parzelliert wurden und die Gesamtstruktur des Raumes sich grundlegend änderte. Es ist Aufgabe der weiteren Untersuchung, diese Wachstumsvorgänge in Art, Richtung und zeitlichem Ablauf aufzuzeigen und die moderne Stadtlandschaft als ihr Ergebnis zur Anschauung zu bringen. Die Fülle der verschiedenen Vorgänge und Erscheinungen macht dabei eine Ordnung nach einzelnen Themenkreisen notwendig. Soweit sich die speziellen Fragen aus archivalischem und statistischem Material beantworten lassen, sind sie in dem hier beginnenden Teil (DIE ALLGEMEINE ENTWICKLUNG) zusammengefaßt, während alle Ergebnisse, die - im Zusammenhang mit der Analyse des Aufrisses - durch unmittelbare Beobachtung am Objekt und auf einem besonderen methodischen Weg gewonnen werden, in einem selbständigen Teil (DIE AUFRISSENTWICKLUNG, S. 50 ff.) folgen. Unter der „allgemeinen Entwicklung" werden die Veränderung der Besitz- und Verwaltungsverhältnisse, die Entwicklung von Grundriß und Verkehr und das Wachstum der Bevölkerung behandelt. A. Entwicklung der Besitzverhältnisse I. A l l g e m e i n e s Da die Flurflächen im Untersuchungsgebiet 1860 bäuerliches Privateigentum oder noch Eigentum des Klosters St. Johannis waren (Gut Harvestehude), machten alle privaten oder staatlichen Bauvorhaben Grundstücksankäufe und damit eine Auflösung der alten Besitzverhältnisse erforderlich. Diese Auflösung begann meistenteils mit dem Erwerb eines größeren Gebietes, dessen Einzelflächen von dem Käufer durch Separationen zweiten Grades an weitere Interessenten abgegeben wurden und danach noch mehrfach Unterteilungen erfahren konnten. In Harvestehude setzte die Flächenparzellierung 1866 ein, als ein „Konsortium Hamburger Bürger" das Gut Harvestehude aufkaufte und gleichzeitig mit einer planmäßigen Straßenanlage (vgl. das regelmäßige Straßennetz zwischen Hallerstraße und Jungfrauenthal) den Verkauf des Gesamtterrains in größeren und kleineren Grundstücken einleitete 1 ). In den anderen Teilräumen des Untersuchungsgebietes ging dagegen schon der Aufkauf der ursprünglichen Besitzungen nach und nach in einer Vielzahl von Einzelerwerbungen vor sich. Diese wie auch die nachfolgenden Separationen, durch die sich die alten Flurkomplexe allmählich in zahlreiche Einzelgebilde anderer Figuration auflösten, sind in ihrer Gesamtheit nicht zu überschauen, weil entspre1 D a s Konsortium erreichte durch die sogenannten „ K l o s t e r l a n d - B e d i n g u n g e n " (eigentlich ,,Allgemeine Verk a u f s b e d i n g u n g e n f ü r die zu v e r k a u f e n d e n Plätze der Ländereien d e s ehemaligen St. Johannis-KlosterG e b i e t s " ) , die u. a. die Errichtung von Lagergeschäften. Häusern mit Kleinwohnungen. Buden, Schenkwirtschaften, Bäckereien, Schlachtereien und Kegelbahnen verboten, eine einheitliche und besonders gute Bebauung. Die beschränkenden Bedingungen des Konsortiums blieben auch nach Einführung der staatlichen Gesetze bestehen, die f ü r die andern Gebiete ab 1892 (1892 erstes Bebauungsplangesetz) schützende Regelungen erbrachten, und sie verloren größtenteils erst im Jahre 1931 ihre Wirksamkeit (mit dem 31. 12. 1930 wurden Grunddienstbarkeiten alten Rechts, die bis zu diesem Termin nicht ins Grundbuch eingetragen waren, ungültig). — Vgl. A. Bertram, Die sog. Klosterland-Bedingungen . . .

31

chende Zusammenstellungen fehlen; um einen Einblick in die Art der sukzessiven Aufteilung zu gewinnen, waren daher eigene Erhebungen notwendig, für die die „Eigenthums- und Hypothekenbücher" des Klosters St. Johannis herangezogen werden konnten, die alle Separationen im ehemaligen klösterlichen Landgebiet bis zum Jahre 1900 verzeichnen. Um beispielhafte Werte zu ermitteln, wurde die Untersuchung an zwei Objekten mit verschiedenen Lagegegebenheiten angesetzt, und zwar an der jeweils größten Hufe in Eppendorf und Eimsbüttel. Weil die Ergebnisse den übrigen Entwicklungsunterschieden in beiden Dörfern entsprachen und daher als repräsentativ gelten konnten, und weil schon die Untersuchung der beiden Hufen mit unverhältnismäßig vielen Arbeitsgängen verbunden war, wurde auf die Heranziehung weiterer Beispiele verzichtet. II. B e i s p i e l der A u f t e i l u n g eines E p p e n d o r f e r und e i n e s bütteler Hufenbesitzes

Eims-

Die zahlenmäßigen Ergebnisse der genannten Erhebung über die Separationen einer Eppendorfer Hufe (Vollhufe Albert Timmermann) 3 ) und einer Eimsbütteler Hufe (Vollhufe Senator Schröder) 3 ) sind in Tabelle III und in Tabelle IV aufgeführt (s. S. 35, 36, 37, 38), geordnet nach den Sachgruppen „Grundstücksgrößen", „Anzahl der Separationen nach Jahrzehnten", „Art und Anzahl der Eigentümer und Häufigkeit der Eintragungen von gleichen Eigentümern" und „Dauer der Eigentumsverhältnisse". Jede der Sachgruppen läßt von einem andern Ausgangspunkt her die starken Bewegungen erkennen, in denen sich der Grundbesitz im ausgehenden 19. Jahrhundert befand, und gibt dazu in eindeutiger Weise die Entwicklungsunterschiede zwischen dem stadtnahen Eimsbüttel und dem entlegeneren Eppendorf wieder. Grundstücksgrößen Neben der Gemeinsamkeit, daß bis 1900 jeweils etwa Zweidrittel des Hufenbesitzes aufgegeben ist (in Eppd. 26,4 ha von 38,9 ha; in Eimsb. 37,6 ha von 56,3 ha), zeigt sich eine bedeutende Differenz im Grad der Aufteilung, denn in Eimsbüttel sind die separierten Grundstücke bis 1900 bereits auf eine Durchschnittsgröße von nur 921 qm abgesunken, während in Eppendorf noch eine Durchschnittsgröße von 2 357,1 qm vorliegt. Anzahl der Separationen nach

Jahrzehnten:

Die Einzelvorgänge, die zu den verschiedenen Endgrößen führten, spiegeln sich in den Zahlengruppen der Separationen wider. Von der Eimsbütteler Hufe sind bis 1900 insgesamt 398 Separationen vorgenommen, von der Eppendorfer Hufe dagegen nur 112 (Verhältnis 1:3,6). Auffallend ist dabei für die Eimsbütteler Hufe die hohe Zahl der primären Separationen, die mit 150 38°/0 aller Separationen ausmacht, während die 8 Erstseparationen in Eppendorf nur 7°/0 aller Separationen betragen. Der Grund für den großen Zahlenunterschied bei den Erstseparationen ist in der Tatsache zu suchen, daß sich die Eppendorf er Hufe noch bis 1900 im Besitz der alteingesessenen Bauernfamilie befand (s. Tabelle III, Anm. 1), die wohl einzelne große Flurkomplexe verkaufte, aber die weitere Aufteilung dem professionellen Grundstückshandel überließ, während die Eimsbütteler Hufe 1860 an ein 2 D i e V o l l h u f e ist i d e n t i s c h mit der a u f Abb. 7 (S. 22) b e z e i c h n e t e n V o l l h u f e A l b e r t T i m m e r m a n n . 3 D i e V o l l h u f e ist i d e n t i s c h mit der a u f Abb. 8 (S. 23) b e z e i c h n e t e n V o l l h u f e Dr. A r n o l d H e i n r i c h v. M ö l ler; vgl. auch S. 18 Anm. 40 und S. 19.

32

Dreier-Konsortium verkauft worden war (s. Tabelle IV, Anm. 1), das sich selbst für Grundstücksspekulationen interessierte. Die verschiedene Entwicklung, die sich in den mittleren Größen der separierten Grundstücke und in den Gesamtzahlen der Separationen zeigt, macht sich auch in der zeitlichen Verteilung aller Separationen bemerkbar. Im ersten Jahrzehnt (18601869) hat die Eimsbütteler Hufe im Vergleich zur Eppendorfer das Dreieinhalbfache an Separationen aufzuweisen (72:20). Im zweiten Jahrzehnt (1870-1879) hat Eppendorf zwar genau soviel Separationen wie Eimsbüttel (53 :52), doch handelt es sich bei Eppendorf ausschließlich um sekundäre und tertiäre Separationen zu den Separationen des ersten Jahrzehnts, wogegen in Eimsbüttel im gleichen Zeitraum neue Erstseparationen und weitere Unterteilungen bis zum fünften Grad vorgenommen werden. Im dritten Jahrzehnt (1880-1889) erreicht der Separationsvorgang in Eimsbüttel mit insgesamt 157 Separationen seinen Höhepunkt und fast den fünffachen Umfang des bereits wieder rückläufigen Prozesses in Eppendorf (33 Separationen). Im vierten Jahrzehnt (1890-1899) geht die Zahl der Separationen zwar auch in Eimsbüttel zurück, doch ist das Ubergewicht über die Eppendorfer Separationen mit 117 zu 6 jetzt am größten. Art und Anzahl der Eigentümer und Häufigkeit der Eintragungen von gleichen Eigentümern: Bei der Aufnahme der Eigentümer aus den „Eigenthums- und Hypothekenbüchern" zeigte sich, daß eine Vielzahl von Namen mehrfach erschien. Da auch hier die Verhältniswerte Aufschlüsse versprachen, wurden die gesamten Eigentümereintragungen ausgezählt. Als Eigentümer treten neben Einzelpersonen auch Gruppen von zwei oder drei Personen auf und außerdem einige Firmen oder Gesellschaften. Bei beiden Hufen wird die Masse der Eigentümer von Einzelpersonen gestellt, die auch die meisten Eintragungen erreichen. Wenn in Eppendorf gleiche Eigentümer bis zu elfmal, in Eimsbüttel bis zu zweiundzwanzigmal auftreten, so beweist dies die Beteiligung gewerbsmäßigen Spekulantentums4), und in dem Unterschied der Werte wird abermals der Entwicklungsvorsprung Eimsbüttels sichtbar. Geringe Bedeutung haben als Eigentümer die Firmen, Gesellschaften etc., die in der Mehrzahl nur einmal und nicht häufiger als dreimal auftreten, so daß sie dem Kreise der Spekulanten nicht zuzurechnen sind 5 ). In Eppendorf sind auch die Eigentümer, die aus mehr als einer Person bestehen, ohne Belang (zwei Eigentümer von je zwei Personen treten ein- bzw. zweimal auf). Anders verhält es sich in Eimsbüttel, wo von insgesamt 29 Eigentümern von jeweils zwei oder drei Personen 11 häufiger als einmal und zwar bis zu dreizehnmal vorkommen. Als Ergänzung zu der Aufstellung sei bemerkt, daß einige Personen aus diesen Gruppen auch noch mehrfach als Einzeleigentümer auftreten, wodurch sich der Spitzenwert für einen Personennamen bei einer Zusammenzählung von Gruppen- und Einzelvorkommen auf 26 Eintragungen erhöht'). Das Zahlenverhältnis der Summe aller Eigentümereintragungen zur Summe der Eigentümer bestätigt die starke Beteiligung einzelner Eigentümer (Eppd. 280:193; Eimsb. 1311:743), die sich auch noch aus einer Umrechnung der Aufstellungswerte erhellen läßt, nach der in Eppendorf 48°/0, in Eimsbüttel 60°/0 der Eigentümer mehr als einmal auftreten. 4 Wie sich bei der Durcharbeitung der ,,Eigenthums- und Hypothekenbücher" ergab, kauften die häufig auftretenden Eigentümer meist Reihen von nebeneinanderliegenden, mit Mietshäusern bebauten Grundstücken gleichzeitig auf, um sie nach kurzer Zeit geschlossen oder einzeln weiterzuverkaufen. 5 Eine Uberprüfung der Eigentumsdauer rechtfertigt diese Aussage: mit einer Ausnahme bleiben die aufgekauften Grundstücke bis zum Stichjahr 1900 Eigentum der betreffenden Firmen. 6 Eine Betrachtung der Eigentumsdauer bei den Gruppeneigentümern bestätigt den spekulativen Charakter der Käufe: es überwiegen bei weitem die Eigentumsverhältnisse mit einer Dauer unter vier Jahren.

33

Schließlich sei noch das Verhältnis der Eigentümereintragungen zu den Separationen geprüft. Die Summe der Eigentümereintragungen ist in Eppendorf mehr als doppelt so hoch, in Eimsbüttel mehr als dreifach so hoch wie die Summe der Separationen (Eppd. 280:112; Eimsb. 1311:398). Nach Abzug des normalen Eigentümerwechsels durch Erbgang, der für die Separationen der ersten beiden Jahrzehnte angenommen werden kann (Eppd. 73; Eimsb. 124), bleibt immer noch gegenüber den Separationen ein bedeutender Uberschuß an Eigentümereintragungen (Eppd. 207:112; Eimsb. 1187:398), der wiederum nur als Ausdruck starken Grundstückshandels gelten kann. Dauer der

Eigentumsverhältnisse:

Völlig eindeutig werden Tatsache und Ausmaß der Grundstücksspekulationen, wenn man die Dauer der Eigentumsverhältnisse betrachtet. Von den 172 Eigentumsverhältnissen bekannter Dauer in Eppendorf enden 92 im Jahr des Eigentumsbeginns oder in den folgenden fünf Jahren, und die häufigste Eigentumsdauer liegt mit 33 Eigentumsverhältnissen bei zwei Jahren. In Eimsbüttel sind diese Relationen noch extremer, denn von 918 Eigentumsverhältnissen bekannter Dauer enden 709 im Jahr des Beginns oder in den folgenden fünf Jahren, und die häufigste Eigen-' tumsdauer liegt mit 210 Eigentumsverhältnissen bei nur einem Jahr. Nach dem Beginnjahr der Eigentumsverhältnisse ist festzustellen, in welchen Zeiträumen der Grundstückshandel eine besondere Konjunktur erlebte. Für die Eppendorf er Hufe liegen im Jahrzehnt von 1860 bis 1869 25 Eigentümereintragungen vor, im zweiten Jahrzehnt 84, im dritten Jahrzehnt 86 und im vierten Jahrzehnt 85: der Grundstückshandel blieb also nach einer Anlaufzeit in den 60er Jahren von 1870 bis 1900 gleichbleibend stark, woraus auf eine gewisse Stabilität des Bodenwertes zu schließen ist. Anders in Eimsbüttel. Hier beginnen im ersten Jahrzehnt 165 Eigentumsverhältnisse, im zweiten Jahrzehnt 202, im dritten Jahrzehnt 424 und im letzten Jahrzehnt 520. Diese dauernde Verstärkung des Grundstückshandels muß ihre Ursache in einer ständigen Wertsteigerung der Kaufobjekte gehabt haben und kann als abermaliger Ausdruck der Lagegunst des Eimsbütteler Besitzes gelten.

Alle Ergebnisse der Erhebungen zeigen die starke Destruktion des alten Besitzaufbaus und die rapide Entwicklung städtischer Grundbesitzformen. Walter Christaller gibt in seiner Untersuchung über die ländlichen Siedlungsformen den Hinweis, daß im Gegensatz zum Realteilungsgebiet das Wachstum stadtnaher dörflicher Siedlungen im Anerbengebiet verschwindend gering sei 7 ). Diese Beobachtung mag gültig sein für die Zeit, da der eigentliche Prozeß der Großstadtbildung in Deutschland abgeschlossen ist (etwa ab 1914); wie jedoch unser Beispiel beweist, vermochte im Zuge des älteren, stoßweise erfolgenden Städte Wachstums auch die mit dem Anerbenrecht verbundene Struktur bäuerlichen Mittel- und Großbesitzes den raschen Zerfall der agrarischen Bodenordnung nicht zu verhindern. 7 W a l t e r C h r i s t a l l e r , D i e l ä n d l i c h e S i e d l u n g s w e i s e im D e u t s c h e n Reich u n d ihre B e z i e h u n g e n zur Gem e i n d e o r g a n i s a t i o n . Stuttgart. Berlin 1937. ( E i n z e l s c h r i f t e n d e s K o m r a u n a l w i s s e n s c h a f t l i c h e n I n s t i t u t s an d e r U n i v e r s i t ä t Berlin. 7.) S. 124/125.

34

Tabelle III Eppendorf er Vollhufe Albert Timmermann: Separationen und Verkaufsvorgänge von 1860 bis 1900

35

Tabelle

III

Eppendorfer Vollhufe Al

Separationen und Verkaufsvorg«

1. Grundstück: Besitzgröße 1860

Gesamtumfang der bis separierten Grundsti

38,9 ha

26,4 ha

2. Anzahl der Separationen Jahrzehnte

primäre Separationen

sekundäre Separationen

1860-1869 1870-1879 1880-1889 1890-1899

4 3 1

13 45 14 2

1860-1899

8

74

ter

3. Art und Anzahl der Eigentümer und Häufigkeit Art der Eigentümer

Anzahl

Eintrag lx 2

Eigentümer = 1 Person Eigentümer = 2 Personen Eigentümer = Firma, Gesellschaft etc.

186 2 5

142 2< 1 4

Summe der Eigentümer

193

147

3(

xl

x2

147

6(

Summe der Eigentümereintragungen

1 D i e E r h e b u n g e n s i n d d u r c h g e f ü h r t an H a n d d e r ,,Eigenthums- u n d H y p o t h e k e n b ü c h c G r u n d b ü c h e r n abgelöst w u r d e n . D a s G r e n z j a h r 1900 w u r d e f ü r die U n t e r s u c h u n g nicl g r ö ß l e n t e i l s in die n e u e n G r u n d b ü c h e r eingetragen w u r d e n , d e r e n E i n s i c h t n a h m e ein D i e V o l l h u f e Albert T i m m e r m a n n war 1857 Eigentum v o n A n n a M a r g a r e t a Timmerm< u n d A n z a h l d e r Eigentümer u n d H ä u f i g k e i t d e r E i n t r a g u n g e n von g l e i c h e n Eigentümer s e n u r s p r ü n g l i c h e n H u f e n b e s i t z , s o n d e r n a u s s c h l i e ß l i c h auf die s e p a r i e r t e n G r u n d s t ü

2 Als S e p a r a t i o n e n gelten n u r A b t e i l u n g e n , die zu n e u e n G r u n d s t ü c k e n f ü h r t e n . Abtret den Grundstücken bleiben unberücksichtigt.

mfe Albert Timmermann: ifsvorgänge von 1860 bis 1900 ^ idstücksgrößen der bis 1900 rundstücke

Mittlere Größe der bis 1900 separierten Grundstücke

a

2357.1 qm

Nationen nach Jahrzehnten 2 ) tertiäre Separationen

quartäre Separationen

3 8 11 2

Summe der Separationen

5 1

20 53 33 6

6

112

_

24

ifigkeit der Eintragungen von gleichen Eigentümern Eintragung des gleichen Eigentümers lx 2x 3x 4x 5x 6x 9x llx 142 1 4

29 1

7

2

3

1

3

1

Summe der Eigentümereintragungen

1

1

147

30

8

2

1

1

1

xl

x2

x3

x4

x5 x6

x9

xll

147

60

24

8

15

9

11

6

280

k e n b ü c h e r " des Klosters St. J o h a n n i s , die bis 1900 g e f ü h r t , d a n n v o n d e n H a m b u r g e r hung nicht mit h e r a n g e z o g e n , weil die S e p a r a t i o n e n u n d E i g e n t ü m e r w e c h s e l 1900 s c h o n ihme ein k o m p l i z i e r t e s V e r f a h r e n e r f o r d e r t hätte. r i m m e r m a n n u n d blieb bis 1900 in Familienbesitz. D i e A u f s t e l l u n g e n 3 u n d 4 („Art i g e n t ü m e r n " u n d „ D a u e r d e r E i g e n t u m s v e r h ä l t n i s s e " ) b e z i e h e n sich nicht mit auf dieGrundstücke. n. A b t r e t u n g e n an d e n Ö f f e n t l i c h e n G r u n d u n d K o m b i n i e r u n g e n mit bereits bestehen-

T a b e l l e I I I , Fortsetzung

36

Tabelle III, Fortsetzung Eppendorf

4. Dauer der Eigentum! Dauer nach Beginn im Jahre

1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 Eigentumsverhältnisse bekannter Dauer Eigentumsverhältnisse unbekannter Dauer

unter 1 Jahr

1

2

3 . 4

3

.

4

5

6

7

. 1

. 3 . 2 . . .

9

11

. . 1 . .

1 . 1 . 1 . . . 1 . 1

3

10

12

13

14

15

16

17

18

1

2 . 1 . 3 . 1 . 1

8

Jahren4)

. 2 . 1 . 1 . .

1

.

.

. . 1 . 2 . 1 . . . 1 . 1 . 2 . . .

1

. . .

1

.

. . . 1 . 1 . 1 . . . 1

1

2

(4) 2 . 4 1

(1).

• • •

1 1

1

.

2

2 . 3 . . 3 5 . 1

(5) 22

(6)

1 .(3) (4). . 33

(5) (4)

9

•(16). (2).

12

(3) (2)

7

(3)

7

(16) (3)

(6).

2

(4)

(1)

(5)

,(5)

(7)

10

11

11

6

3

6

3

(7) (6) (6) (5) (4)

(5)

(1)

1

3

4

2

3

(1) (4)

(1)

(2)

(1)

3 Durch das gesetzte Grenzjahr 1900 ist die wirkliche Dauer nur f ü r solche Eigentumsverhältnisse bekannt, die vor 1900 mindestens bis 1900, in den meisten Fällen vermutlich aber noch länger gedauert haben. D i e s e Eigentumsverhältnisse 4 Nicht vorhandene Zeitspannen sind auf der Tabelle ausgespart, wodurch die Zahlen ab 23 in unregelmäßiger Folge ei

gentumsverhältnisse 3 ) Summe der Eigentumsverhältnisse

iren4) 17 18

19

20

21

22

23

1 . .

25

2

27

1

. . 1

28

30 33

35

37

(4)

1 . .

(1)

(1)

1 . . . 1

1 4 24 4 29 14 7 8 14 5 5 3 17 3 9 10 12 11 9 12 11 9 18 2 4 4 5

(4)

. 2 . 1

1

1 . • -(8) (2)

.(1). 2). .

2

3

(6)

1

(4)

1

1

2) (1) (6) (4)

(2)

2

1

2

(8)

(4)

1 13 1 3 3 1 3 1

(2) •

nach Beginnjahren Anzahl

1

1

nach Jahrzehnten

Beginnjahr 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899

25

84

86

85

172 (1) (2) (1)

(4)

108 280

Summe aller Eigentumsverhältnisse

or 1900 enden. Von den übrigen überlieferten Eigentumsverhältnissen kann nicht mehr ausgesagt werden, als daß sie ältnisse unbekannter Dauer sind durch eine Klammer gekennzeichnet. Folge erscheinen.

T a b e l l e IV Eimsbütteler Vollhufe Senator Schröder: Separationen und Verkaufsvorgänge von 1860 bis 1900

37

Tabelle

IV

Eimsbütteler Vollhufe i

Separationen und Verkaufsvorj

1. Grundstück: Besitzgröße 1860

Gesamtumfang der bis separierten Grundstü

56.3 ha

37,6 ha

2. Anzahl der Separationen Jahrzehnte

primäre Separationen

tertiäre Separatior

sekundäre Separationen

1860-1869 1870-1879 1880-1889 1890-1899

7 20 79 44

28 13 37 71

22 8 34 2

1860-1899

150

149

66

3. Art und Anzahl der Eigentümer und Häufigkei Art der Eigentümer Eigentümer Eigentümer Eigentümer Eigentümer

= = = =

1 Person 2 Personen 3 Personen Firma, Gesellschaft etc.

Summe der Eigentümer Summe der Eigentümereintragungen

Anzahl

Ix

2x

3x

Eintri 4x

707 27 2 7

496 18

112 4

40 2

21 -

5

2

-

-

743

519

118

42

21

xl

x2

x3

x4

519

236

126

84

1 Für die Methode der Aufnahme vgl. Tabelle III, Anm. 1. Die Vollhufe wurde 1860 verkauft an Isaac Wolffson, Franz Georg Stammann und Jacob Lazarus, i: Die Aufstellungen 3 und 4 (..Art und Anzahl der Eigentümer und Häufigkeit der Eintragungen vc diesen ursprünglichen Hufenbesitz, sondern ausschließlich auf die separierten Grundstücke. 2 vgl. Tabelle III, Anm. 2.

l h u f e Senator Schröder: Lifsvorgänge von 1860 bis 1900') idstücksgrößen der bis 1900 rundstücke

Mittlere Größe der bis 1900 separierten Grundstücke

ha

921 qm

ationen nach Jahrzehnten 2 )

sarationen

quartärc Separationen

quintäre Separationen

Summe der Separationen

15 9 7

2 —



-

72 52 157 117

2

398

31

äufigkeit der Eintragungen von gleichen Eigentümern Eintragung des gleichen Eigentümers 4x 5x 6x 7x 8x 9x l l x 12x 13x 18x 19x 22x 21

12

11

4

3

3

-

-

1

1

1

2

21

13

12

4

3

3

1

1

2

1

1

2

x4 x5

x6

x7

x8 x9 xll xl2 xl3 xl8 xl9 x22

84 65 72

28

24

27

11

12 26

18

19

44

Summe der Eigentümereintragungen

1311

.azarus, in deren Besitz sie bis 1900 verblieb. ;ungen von gleich en Eigentümern" und „Dauer der Eigentumsverhältnisse") beziehen sich nicht auf

T a b e l l e I V , Fortsetzung

38

Tabelle IV, Fortsetzung Bimsbüttel

4. Dauer der Eigentun Beginn im Jahre

1 Jahr 1 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 Eigentumsverhältnisse bekannter Dauer Eigentumsverhältnisse unbekannter Dauer

Dauer nach

unter

. . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . .

2

3

4

5

6

7

8

9

1 4 10 3 1 2 16 9 13 6 fi 5 1 4 3 3 3 3 2 5 2 5 4 2 4 7 2 7 .1. .1. 3 .1. 3 1 1 .2. . 5 . 3 .2 4 4 4 .2. 2 .1. i 5 4 5 2 1 3 13 1 . 3 . 2 . 1 . 6 5 .7. 3 . 3 . i .3. 3 .1. l ì 10 5 . 5 . 2 . 3 . 4 . 5 . 2 5 12 2 . 3 . 5 . 4 . 1 .2. 1 .6. 10 9 12 . 7 . 2 . 1 . 4 . 4 . 1 2 6 5 . 2 . 1 .2. 4 . 1 . .1. 3 3 14 . 5 . 5 . 2 . 2 .1. 1 3 2 . 3 . 5 . 2 . 1 .2. 1 8 14 12 . 7 . 1 .4. . (23) 3 14 17 . 7 . 5 . 3 . 3 .3(18) 3 5 9 . 3 . 2 . 6 . 1(25) 4 1 5 .2. 6 .2(29) 5 3 .4. K21) 5 3 3 .2(21) 7 4 3(28) 6 17 (43) 10 (58)

Jahren4)

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

1

1

1 1 11 2 4 3 2 2 6 2 1 1 1

.1

1 1 2 1 1

1

.2

1

.1 .2

2

.3 .2 .2 .1 • (11)

1 . . 1 1 . 3 1 . . 1

. . . . .2. .1.

1 . 2

(.

. 1 . 1 . (2). . .(4). . .

1 .

1(10) (7). . .1. 1 1 . (16). 2 . KU) 2 1 (10) (15) (17)

122 210 164 107 57 49 33 34 23 23 21 13

10

4

8

5

6 4

(58)(43)(28)(21 )(21)(29)(25)(18)(23)(11)(17) (15) (10)(11)(16) (7) (10)

3 vgl. T a b e l l e I I I , Fortsetzung, Anm. 3. 4 Nicht v o r h a n d e n e Z e i t s p a n n e n sind a u f

der T a b e l l e

ausgespart,

wodurch

.1

die Z a h l e n

4

2

2

(4)

(2)

ab 30 in u n r e g e l m ä ß i g e r Folge e r s c

iigentumsverhältnisse3) Summe der Eigentumsverhältnisse

n«) 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 32 36

1

2

: : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :~H CM ca CM

00 f 00 CM CO CM

o r^

00

CT\

CO CM

C O ^ G

1-1

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