Hamm als Teil der Groszstadtlandschaft Hamburg: Ein Beitrag zur Siedlungsgeographie Gross-Hamburgs [Reprint 2019 ed.] 9783111406527, 9783111043043


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German Pages 210 [268] Year 1961

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VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
I. DIE GEOGRAPHISCHE LAGE
II. ÜBERSICHTLICHE SCHAU UND STADTLANDSCHAFTLICHE GLIEDERUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES
III. DIE NATÜRLICHEN GRUNDLAGEN
IV. DIE KULTURGEOGRAPHISCHE AUSFORMUNG
V. DIE STELLUNG HAMMS IM BEREICH GROSS-HAMBURGS
VI. KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER SACHLICHEN UND METHODISCHEN ARBEITSERGEBNISSE
QUELLENNACHWEIS
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Hamm als Teil der Groszstadtlandschaft Hamburg: Ein Beitrag zur Siedlungsgeographie Gross-Hamburgs [Reprint 2019 ed.]
 9783111406527, 9783111043043

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HAMBURGER G E O G R A P H I S C H E S T U D I E N Herausgegeben von Albert Kolb, Erich Otremba, Wilhelm Brünger Schriftleitung Wilhelm Brünger Heft 11

HAMM ALS T E I L DER GROSZSTADTLANDSCHAFT EIN BEITRAG Z U R S I E D L U N G S G E O G R A P H I E

HAMBURG

GROSS-HAMBURGS

von ADALBERT

PEMÖLLER

Hamburg 1961 Im Selbstverlag des Instituts für Geographie und Wirtschaftsgeographie der Universität Hamburg

Die Abhandlung wurde am 26. Juli 1958 von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg unter dem Dekanat von Prof. Dr. W. Mevius auf Antrag von Prof. Dr. W. Brünger als Dissertation angenommen.

Alle Rechte vorbehalten

Druck: A. F. Blöcker, Hamburg-Wandsbek

VORWORT Die nachstehende Arbeit verdankt ihre Entstehung der Anregung meines hochverehrten Lehrers, Herrn Prof. Dr. Wilhelm Brünger, mich mit der länderkundlichen Betrachtung des im Osten der Hansestadt gelegenen Stadtteiles Hamm, in dem ich von 1949 bis 1960 wohnte, zu beschäftigen. Dabei festigte sich in mir die Überzeugung, daß eine Untersuchung gerade d i e s e r Teillandschaft nach übergreifenden geographischen Gesichtspunkten einen w e s e n t l i c h e n strukturellen Beitrag zur Gestaltung eines bis in die subtilsten Züge klar, scharf und prägnant herausgearbeiteten Bildes der g e s a m t e n Großstadtlandschaft Hamburg zu liefern in der Lage ist, und daß darüber hinaus ein Eingehen auf Sonderprobleme von a l l g e m e i n e m Interesse sein kann. Bei der Durchführung meiner Untersuchungen wurde mir eine weitgehende u n d vielseitige Unterstützung zuteil dergestalt, daß die verschiedenen Behörden der Freien und Hansestadt Hamburg bereitwilligst und stets in zuvorkommender Weise notwendiges Material zur Einsicht zur Verfügung stellten. So möchte ich an dieser Stelle meinen Dank sagen den Herren Dr. Niedermeyer, Dr. Simon und Dr. Hallik vom Geologischen Landesamt Hamburg, den Herren Lübbert und Seidler vom Vermessungsamt Hamburg, dann zahlreichen Beamten und Angestellten des Statistischen Landesamtes, der Baubehörde mit ihren verschiedenen Abteilungen, des Verkehrsamtes Hamburg, der Bundesanstalt f ü r Wasser und Wasserbau, der CommerzBibliothek, und ferner vielen anderen staatlichen und auch privaten Stellen. Weiter fühle ich mich dem inzwischen verstorbenen Herrn Prof. Dr. E. Koch zu großem Dank verpflichtet f ü r das rege Interesse, das er meiner Arbeit entgegenbrachte, sowie f ü r die von ihm erhaltenen Anregungen und Hinweise, die mir besonders wertvoll waren, weil sie vielfach ein durch die Ereignisse des Krieges verloren gegangenes Forschungsmaterial betrafen. Mein besonderer Dank gilt jedoch meinen hochverehrten Lehrern am Institut f ü r Geographie und Wirtschaftsgeographie der Universität Hamburg, Herrn Prof. Dr. W. Brünger und Herrn Direktor Prof. Dr. A. Kolb, von denen ich vielseitige Anregungen und Förderungen während meines ganzen Studiums, bei dieser Arbeit und ihrer Drucklegung in den Hamburger Geographischen Studien erhalten habe. Landau i. d. Pfalz, im Dezember 1960 Adalbert

Pemöller

III

INHALTSVERZEICHNIS Einleitung 1. Aufgabenstellung 2. Methodische Hinweise a) Bemerkungen allgemeiner Art b) Gedanken zur geographischen Betrachtungsweise von städtischen Siedlungen c) Besondere Probleme bei der geographischen Untersuchung von Teilgebieten Groß - Hamburgs

1 2 2 3 4

I. DIE GEOGRAPHISCHE LAGE 1. Hamm im Räume Groß - Hamburgs 2. Topographische Verhältnisse 3. Lagevergleich mit anderen, östlich der unteren Alster gelegenen Stadtteilen a) In naturgeographischer Relation b) Weitere Differenzierung im Hinblick auf kulturgeographische Momente c) Die administrative Gliederung

4. Das Besondere der Lage Hamms in der Reihe der östlichen Geestrandstadtteile Hamburgs . . . 5. Zusammenfassung

6 8

9 10 11

12 13

II. ÜBERSICHTLICHE SCHAU UND STADTLANDSCHAFTLICHE GLIEDERUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Grundsätzliche Bemerkungen Der Weg zum Untersuchungsgebiet Das Niederungsgebiet Hamms Der Geestrand Die Geesthochfläche Die Gliederung des Stadtteiles Hamm

14 15 17 21 24 29

III. DIE NATÜRLICHEN GRUNDLAGEN 1. Der Untergrund a) Vorbemerkungen b) Ubersicht über den Untergrund Hamburgs c) Der Untergrund des Untersuchungsgebietes

32 34 38

V

38 39

ca) Probleme der Darstellung cb) Die vorkommenden Bodenarten cc) Unter grundsverhältnisse im Hammer Raum an Hand von Bohrungen und Aufschlüssen cd) Die geologischen Verhältnisse unter den besonderen Aspekten der Bebauung betrachtet

43 55

2. Der morphologische Faktor a) Einige morphologische Grundfragen b) Die Morphologische Karte von Hamm und Umgebung c) Die Charakteristik der Oberflächenformen d) Die morphologisch wirksam gewordenen formenden Kräfte e) Ihre Auswirkungen im Landschaftsbild f) Die von der Oberflächenstruktur ausgehenden positiven und negativen Impulse im Verkehrs- und Siedlungsbild

. . .

61 63 65 68 75 78

3. Der hydrologische Faktor a) Seine kulturgeographische Bedeutung allgemein und im Hinblick auf den Hamburger Raum betrachtet b) Das Grundwasser c) Das Wasser an der Oberfläche ca) Der Versuch einer Rekonstru$ion des früheren Gewässernetzes cb) Der gegenwärtige Zustand d) Einfluß der hydrologischen Verhältnisse des Stadtteiles Hamm auf seine Siedlung und Wirtschaft und seinen Verkehr . .

101

4. Zusammenfassung der natürlichen Grundlagen

104

84 86

95 100

IV. DIE KULTURGEOGRAPHISCHE AUSFORMUNG 1. Ein räumlich - zeitlicher Vergleich a) Die Stellung der Siedlungsgeschichte innerhalb der Siedlungsgeographie b) Hamm als rein dörflicher Lebensraum c) Die Siedlung im Einflußbereich der Stadt Hamburg d) Vom Vorort zum Stadtteil, die Fortsetzung der kontinuierlichen Entwicklung

117

e) Zusammenfassung

123

106 107 111

2. Quantitative Angaben zur Struktur des Stadtteiles a) Die Bevölkerung aa) Bevölkerungszahl, -Verteilung und -dichte ab) Soziale Gliederung, politische Haltung, Religionszugehörigkeit und Altersaufbau b) Die Gebäude ba) Wohnhäuser, Gewerbe- und Industriebauten bb) Geschäfte: Lage und Verteilung der verschiedenen bc) Die medizinische Betreuung Hamms durch die Apotheken, Ärzte und Zahnärzte bd) Die Schulen be) Die Sakralbauten und ihre Bedeutung als Mittelpunkte des Gemeindelebens bf) Vergnügungsstätten: Gastwirtschaften und Lichtspieltheater

VI

124 125

Arten

. .

131 134 137 138 140 141

c) Die Straßen d) Die Grünflächen e) Die Wirtschaft ea> Das Handwerk eb) Der Handel ec> Das Gewerbe ed) Die Industrie f) Der Verkehr fa> Der Straßenverkehr: Personen- und Lastkraftwagen, Motorräder und Fahrräder • • fb) Der öffentliche Nahverkehr: Straßenbahn, S-Bahn, Schnellbusse der HHA, Privatbusse . • fc) Der Wasserverkehr im Niederungsgebiet 3. Das Zusammenwirken der kulturgeographischen Momente in der siedlungsgeographischen Gestaltung

142 145 147 148 149 151 154 161 166

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V. DIE STELLUNG HAMMS IM BEREICH GROSS-HAMBURGS 1. Ergänzende quantitativ - strukturelle Vergleiche als Grundlage einer Erfassung funktionaler Zusammenhänge a) Im Bereich der umgebenden Stadtteile b) Im siedlungsgeographischen Kraftfeld der Großstadtlandschaft Hamburg 2. Das wertende und konstruktive Element als Bestandteil einer die stadtlandschaftliche Untersuchung abschließenden Synthese . .

183

3. Hamm, ein günstiges und bevorzugtes hamburgisches Wohngebiet? 4. Die Bedeutung Hamms im Rahmen der Hamburger Wirtschaft . 5. Hamm unter den Gesichtspunkten der Neuplanung betrachtet •

184 188 190

VI. KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER SACHLICHEN U N D METHODISCHEN ARBEITSERGEBNISSE

193

172 180

Quellennachweis 1. Literatur 2. Statistiken und Verordnungen

196 202

3. Berichte, Denk- und Festschriften 4. Karten

202 220

Kartenbeilagen: Karte

I:

Karte II: Karte III.

Geologische Karte von Hamm und Umgebung, 1 : 10 000 Morphologische Karte von Hamm und Umgebung, 1 : 10 000 Hydrologische Karte von Hamm und Umgebung, 1 : 10 000 VII

EINLEITUNG 1. AUFGABENSTELLUNG Im Jahre 1937 durch das Reichsgesetz über Groß-Hamburg in ihren Grenzen neu festgelegt'), erfuhr die im Ästuar der Elbe gelegene, seit alters an der Spitze aller handeltreibenden Städte Deutschlands stehende See-, Binnenschiffahrts- und Umschlaghafenstadt Hamburg nicht nur eine gebietsmäßige Erweiterung und Abrundung mit einem damit verbundenen Bevölkerungszuwachs 2 ), sondern auch eine Veränderung ihrer wirtschaftlichen Struktur. Die Hegemonie des Handels erlitt nach Eingemeindung der industriereichen Städte Altona, Wandsbek und HarburgWilhelmsburg eine erhebliche Einschränkung, so daß durch diese wirtschaftsgeographische Polarität die Bundesrepublik mit Hamburg bekanntlich heute auch eine ihrer bedeutendsten Industriestädte besitzt. Das Hineinwachsen der Stadt in den ihr von der Natur bereitgestellten Raum, nun durch keine politischen Grenzen mehr behindert, erforderte aber auch für das gesamte groß-hamburgische Gebiet eine sinnvolle Neuordnung, die in ihrem kontinuierlichen Fortschreiten, vom Kriege und den Kriegsfolgen unterbrochen, auch heute noch keineswegs abgeschlossen ist. So war es nicht verwunderlich, daß der XXX. Deutsche Geographentag im Jahre 1955 nicht zuletzt auch den Hamburger Raum selbst zum Gegenstand geographischer Betrachtung wählte und seinen nahezu 1300 Teilnehmern ein anschauliches und charakteristisches Bild dieses Raumes und seiner Probleme zu vermitteln suchte. Wohl haben auch geographische Arbeiten über Einzelgebiete und Einzelprobleme wertvolle Beiträge zur geographischen Darstellung des Hamburger Raumes gegeben wie beispielsweise die Arbeiten von H. Beyn 3 ), E. Koose 4 ), H. Kundt 5 ), B. Lukner'), R. Pfefferle 7 ), Chr. Stieghahn 8 ) und die Festschrift zum X X X . Deutschen Geographentag 1955 in Hamburg, aber es fehlt bis heute noch eine umgreifende und zusammenfassende moderne Stadtgeographie Groß-Hamburgs, denn die Arbeit von Schwieker') nimmt noch keine Stellung zu den gegenwärtigen Problemen. Der Grund dieses Fehlens ist vor allen Dingen in dem vielgestaltigen, noch nicht überschaubaren, komplizierten Bau dieses Großstadtgiganten und seiner keineswegs abgeschlossenen Neuordnung zu sehen, und es sind über die bisher erschienenen Teiluntersuchungen hinaus noch weitere intensive und differenzierte Arbeiten notwendig, bis die Möglichkeit einer Gesamtdarstellung der Großstadtlandschaft Hamburg gegeben ist, die letztlich das Ziel der geographischen Arbeit in diesem Räume sein muß. In einem Beitrag zur Erreichung dieses Zieles durch eine natur- und 1 Durch das Reichsgesetz über Groß-Hamburg wurde festgelegt, daß Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg und siebenundzwanzig Landgemeinden dem Hamburger Gebiet einzugliedern, dagegen Cuxhaven an Niedersachsen, Geesthacht und Groß-Hansdorf an Schleswig-Holstein abzugeben sind. 2 ,,Groß-Hamburg wuchs durch die Zunahme der bisherigen preußischen Gebiete von etwa 40 000 auf 75 000 ha und von 1,2 auf 1,6 Mill. Einwohner." In: Pestschrift zum X X X . Dtsch. Geographentag 1955 in Hamburg, Kiel 1955, S. 163. 3 H. Beyn : Die Alsterdörfer in der großstadtlandschaftlichen Entwicklung Hamburgs. Ungedr. Diss. i. Geogr. Inst. a. Univ. Hamburg. Hamburg 1941. 4 E. Koose: Die 'landschaftliche Entwicklung der Elbinsel Wilhelmsburg. Ungedr. Diss. i. Geogr. Inst. d. Univ. Hamburg, 1948. 5 H. Kundt: Die Vierlande. Entwicklung ihres Landschaftsbildes in Verbindung mit der Wirtschaft. Diss. Hamburg 1938. 6 B. Lukner: Der Elbübergang Hamburg-Harburg in seiner Verkehrsbedeutung. Ungedr. Diss. i. Geogr. Inst. d. Univ. Hamburg, 1950. 7 R- P f e f f e r l e : Zur Morphologie der Talsandterrassentäler in der Umgebung von Hamburg. Diss. Hamburg, Würzburg 1935. 8 Chr. Stieghahn: Harburg, eine natur- und kulturgeographische Betrachtung einer Stadtlandschaft im Niederelberaum. Ungedr. Diss. i. Geogr. Inst. d. Univ. Hamburg. 1950. 9 F. Schwieker: Hamburg. Eine landschaftskundliche Stadtuntersuchung. Hamburg 1925.

1

kulturgeographische Betrachtung der Landschaft des Stadtteiles Hamm, der sich durch seine Lage als Geestrandstadtteil im Nordosten der Hansestadt hervorhebt, sehe ich die Aufgabenstellung meiner Arbeit. 2. METHODISCHE HINWEISE a) Bemerkungen allgemeiner Art Bekanntlich ist es das Ziel jeder länderkundlichen Betrachtung und Darstellung schlechthin, das heutige Erscheinungsbild der Landschaft als Raumeinheit in seinem Wesen und seiner Eigenart zu erfassen und in Verbindung mit der Lage darüber hinaus die geographischen Relationen zu den umgebenden Landschaftsräumen herzustellen.1 Den ersten entscheidenden methodischen Schritt auf dem Wege dorthin kennzeichnet Brünger ,0 ) mit den Worten: „Derjenige kommt der wesenhaften Schau und Durchschau einer Landschaft am nächsten, der sich ihr als Einheit gegenüber zunächst rein beobachtend und gewissenhaft beschreibend verhält . . . . " Schon vorher forderte A. Hettner 1 ') die Beschreibung, zeigte ihre Eigenart und beleuchtete zugleich die Schwierigkeit, indem er ausführt: „Die Geographie nimmt die einzelnen Tatsachen nicht etwa erst auf, wenn sie deren geographische Bedingtheiten erkannt hat, sondern stellt ihre geographischen Verhältnisse von vornherein beschreibend fest, ehe sie an die ursächliche Untersuchung herantritt, und es kann leicht vorkommen, daß sie Tatsachen anführen muß, deren ursächliche Zusammenhänge ihr noch unklar sind." Passarge"), die Bedeutung der Landschaftsbeschreibung herausstellend, sagt: „Es ist ebenso erstaunlich wie bedauerlich, daß es so wenig wissenschaftliche LancU schaftsbeschreibungen gibt. Sie sind schwierig und erfordern einen erheblichen Zeitaufwand, aber sie sind enorm wichtig." Indem er auf ihre Problematik hinweist, fährt er an anderer Stelle fort: „Sie birgt in sich ein äußerst schwieriges Problem; obendrein ist sie an sich keine leichte Aufgabe; denn Beschreibung setzt voraus, daß eine gewisse Summe von Tatsachen entweder ohne weiteres klar erkennbar ist oder erst nach Untersuchung gefunden wurde. In einem kompliziert zusammengesetzten Objekt gibt es nun stets eine schier unendliche Zahl von Tatsachen, die für das Objekt und seine Kennzeichnung geringen Wert haben. Das Beschreibungsproblem besteht darin, die für die Charakterisierung des darzustellenden Objektes wichtigen Tatsachen oder Gedanken von den unwichtigen zu trennen und zu einem klärenden Bild zusammenzustellen. Wissenschaftliche Kenntnisse, ein Blick für das Wesentliche, eine künstlerische Kompositionsfähigkeit sind der wissenschaftlichen Beschreibung Seele." So steht die auf Beobachtung basierende Beschreibung, in der sich mit einem optimalen Maß an Objektivität die Summe der subjektiven Wahrnehmungen in der rechten Art und Weise addieren müssen, am Anfang einer Landschaftsforschung. Damit ist zugleich aber auch der Analyse, dem nächst folgenden Schritt, die einzuschlagende Richtung gewiesen. Eine ausführliche und geographisch einwandfreie 10 W. Brünger: Gedanken über das W e s e n , die Methoden und die B e g r i f f s b i l d u n g der Flur- und Siedlungs> geographie. Erdkunde, Bd. II, 1948. 11 A. Hettner: D i e Geographie, ihre Geschichte, ihr Wesen und ihre Methoden. Breslau 1927, S. 130. 12 S. P a s s a r g e : Problemgeographie, (1945), Hamburg 1951, (Maschinenschrift) Geogr. Inst. d. Univ. Hamburg.

2

Beschreibung zeigt die Ansatzpunkte für die analytische Betrachtung, erhöht die wissenschaftliche Disziplin, denn sie verhindert ein Abschweifen der Untersuchungen durch eine Begrenzung auf das Wesentliche, auf das richtige Maß und wirkt schon von vornherein auch bei eingehenden Betrachtungen der einzelnen naturund kulturgeographischen Faktoren der Vernachlässigung einer zentralen Bezugnahme auf die Einheit des betreffenden Erdraumes entgegen, sowie einer Verselbständigung dieser Elemente, die zwangsläufig zu deren Herauslösung als wesenhafte Bestandteile des konkreten Landschaftsbildes führen müßte, so daß sie nicht mehr in raumgestaltender Hinsicht verstanden würden. Den letzten Schritt, der unmittelbar zum Ziel geographischer Forschung führt, bildet sodann die Synthese, in der, durch die Arbeitsergebnisse der Analyse ermöglicht, eine weitmöglichste Klärung des gemeinsamen Zusammenwirkens oder Widerspiels der natürlichen und kulturellen Kräfte im „spezifischen Landschaftsbild mit ihrer spezifischen Raumordnung" ,3) herbeigeführt und somit eine vertiefte Schau in die räumlichen Zusammenhänge und das Wesen einer Landschaft vermittelt werden kann. Für die vorliegende Arbeit, das mag das Resümee der „Bemerkungen allgemeiner Art" sein, soll der Dreischritt, die Fortführung der Beschreibung durch die Analyse und die abschließende Synthese die allgemeine methodische Leitlinie darstellen. b) Gedanken zur geographischen Betrachtungsweise von städtischen Siedlungen. Im Parallelogramm der formenden Kräfte, in dem durch das Zusammenwirken von natürlichen und kulturellen Komponenten die extreme Form der Kulturlandschaft, die städtische Siedlung, als Resultante besonders durch die vom Menschen ausgehenden Gestaltungskräfte weitgehend bestimmt wird, sieht die Geographie den Fragenkomplex ihrer auf die Stadt gerichteten siedlungskundlichen Forschungsarbeit. Immer wieder, besonders in neuerer und neuester Zeit, haben Arbeiten zu diesen Problemen Stellung genommen, und werden an dieser Stelle auch nur die Untersuchungen von Biehl14), Köhler l5), Fick "), Egli ,7 ), Randzio ,s) und Lembcke ") angeführt, so ließe sich die Reihe noch um ein Vielfaches fortsetzen. Als Quintessenz mag gelten, wenn Brünger20) sagt: „Sicherlich ist der Mensch letzter Gestalter kulturgeographischer Ausformungen, aber immer nur im Rahmen festliegender Naturmöglichkeiten und Naturbegünstigungen . . . " Während F. v. Richthofen 2I ) dem siedlungsgeographischen Fragenkomplex mehr mit der streng kausalen Methode gerecht zu werden bemüht war, konnte Sten de Geer") bahnbrechend auf dem Gebiete der funktionalen Stadtanalyse wirken 13 W. B r ü n g e r : G e d a n k e n ü b e r das W e s e n , die M e t h o d e n u n d die B e g r i f f s b i l d u n g d e r Flur- u n d Siedlungsgeographie. E r d k u n d e , Bd. II. 1948. 14 Th. Biehl: Bremen, eine l a n d s c h a f t s k u n d l i c h e S t a d t u n l e r s u c h u n g . Diss. H a m b u r g . Bremen 1922. 15 H. Köhler.- Köln, n a t ü r l i c h e G r u n d l a g e n des W e r d e n s e i n e r G r o ß s t a d t . Diss. Köln 1941. 16 K. Fick: B u x t e h u d e , S i e d l u n g s g e o g r a p h i e e i n e r n i e d e r e l b i s c h e n G e e s t r a n d s t a d t . Diss. H a m b u r g 1947. I n : Hbg. G e o g r a p h . S t u d i e n , 1952, H. 1. 17 E. Egli: D i e n e u e S t a d t in L a n d s c h a f t u n d Klima. Z ü r i c h 1951. 18 E. R a n d z i o : U n t e r i r d i s c h e r S t ä d t e b a u (Groß-Berlin). V e r ö f f . d. Akad. f. R a u m f o r s c h g . u. L a n d e s p l a n u n g . B r e m e n - H o r n 1951. 19 C. Lembcke: S t ä d t e am W a s s e r . B e r l i n - Z e h l e n d o r f 1952. 20 W. B r ü n g e r : D i e L a n d s c h a f t H a m b u r g s u n d ihre n a t ü r l i c h e G l i e d e r u n g . I n : F e s t s c h r i f t zum XXX. D t s c h . G e o g r a p h e n t a g 1955 in Hamburg. Kiel 1955, S. 25. 21 F. v. R i c h t h o f e n : V o r l e s u n g e n ü b e r ,.Allgemeine S i e d l u n g s - u n d V e r k e h r s g e o g r a p h i e " , h e r a u s g e g e b e n v. O. S c h l ü t e r , Berlin 1908. 22 Sten d e G e e r : G r e a t e r Stockholm. G e o g r a p h i c a ! Review 1923.

3

und auf diese Weise die Gegenwartsstruktur untersuchen. Doch Physiognomie und Struktur einer Stadt sind auch das Endergebnis einer Genese. Die städtische Siedlung ist etwas Gewordenes und weist darüber hinaus als Seiendes in die Zukunft, zeigt sich durch die Möglichkeiten, die sie in sich birgt, als etwas Werdendes — als einen Zustand zwischen Gestern und Morgen. Daraus ergibt sich die Anwendung der Methode des räumlich-zeitlichen Vergleiches, in der sich Geographie und Geschichte in fruchtbarer Zusammenarbeit treffen können, wie W. Brünger23), H. Hassinger 24 ), H. Dörries 25 ) u. a. überzeugend bewiesen. Kausale und funktionale Methode neben der des räumlich-zeitlichen Vergleiches müssen bei der geographischen Betrachtung des Untersuchungsgebietes entsprechend der Zielsetzung in sinnvoller Kombination angewandt werden. Das heutige äußere Erscheinungsbild der Großstadt, die als differenzierteste und komplizierteste partielle Einheit einer hochorganisierten Kulturlandschaft der modernen Siedlungsgeographie ständig neue Anreize zur Forschung gibt, erweckt jedoch für den oberflächlichen Beobachter oftmals den Eindruck sowohl des weitgehenden Gelöstseins von der Umgebung, als auch einer maximalen Unabhängigkeit von den natürlichen Grundlagen. Derartigen Impressionen, besonders, wenn sie in Gremien der Stadt-, Wirtschafts- und Verkehrsplanung, aber auch in den Bereichen der Architektur maßgeblichen Einfluß zu gewinnen drohen, hat der Geograph aus seiner Verantwortlichkeit heraus, die ihm durch seine größere Einsicht in die Zusammenhänge des Raumes erwächst, mit warnender Stimme und gegebenenfalls mit praktischen Anregungen und Vorschlägen zu begegnen, um Fehlentwicklungen vermeiden zu helfen, - eine Verpflichtung, der die Siedlungsgeographie meines Erachtens mehr Beachtung schenken sollte, eine Aufgabe, die ihrer Bedeutung und ihrem Ansehen nur zuträglich sein kann, die sie keineswegs in die Bahn einer reinen angewandten Wissenschaft zu leiten braucht, auch dann nicht, wenn sie von sich aus auf Grund ihrer Forschungsergebnisse Vorschläge für Planung und Gestaltung machen würde. c) Besondere Probleme bei der geographischen Untersuchung von Teilgebieten Groß-Hamburgs Das Gesicht der modernen Großstädte, ganz gleich, ob sie in Deutschland, im übrigen Europa oder in Ubersee liegen, wird durch Züge geprägt, die einander schlechthin gleichen oder die sich zum mindesten doch mehr oder weniger außerordentlich ähneln, eine Erscheinung, die mir auf meinen Reisen vor, im und nach dem Kriege immer wieder ins Auge fiel. Bei der geographischen Betrachtung einer ganz bestimmten Großstadt muß sich daher die Aufmerksamkeit auf das richten, was hinter dieser uniformen Fassade das einmalig Wesenhafte dieser Siedlung ausmacht: Brünger Ji ) kennzeichnet für Hamburg die Blickrichtung des Geographen mit folgenden Sätzen: „Sein Auge ist vielmehr auf das gerichtet, was typisch hamburgische Züge in der Großstadtstruktur sind, und dazu gehören vor allem seit den Anfängen Hamburger Stadtentwicklung bis auf den heutigen Tag die enge äußere Verzahnung von Wasser und Land, die innige Durchdringung von Kontinen23 24 25 26

4

W. Brünger: Herford, eine siedlungsgeographische Untersuchung. Diss. Munster. Emsdetten in Westf. 1936. II- Hassinger: Basel, ein geographisches Städtebild. Breslau 1927. H. Dörries: Die Städte im oberen Leinetal , . . Göttingen 1925. W. Brünger: Gedanken zur Stadtgeographie Hamburgs. Geographische Rundschau, 7. Jhrg. 1955, S. 241.

tal- und Uberseehandel und die Verschmelzung von Weltbürgertum und echter hamburgischer Bodenständigkeit." Dasselbe Prinzip gilt auch bei der Betrachtung eines Teilgebietes, wie es der Stadtteil Hamm darstellt, zumal dann, wenn ein Beitrag geliefert werden soll, der dem Aufbau einer hamburgischen Stadtgeographie zu dienen hat. Zur Darstellung eines Siedlungskomplexes, wie es Groß-Hamburg ist, würde eine gesonderte Betrachtung der Stadtteile oder anderer Einzelbezirke, die sich nur in der Herausstellung ihrer lokalen Charaktere, ihrer Gegensätzlichkeiten oder Ubereinstimmungen mit den übrigen erschöpft, keineswegs einen genügenden Beitrag liefern. Die einzelnen Teile können nicht voneinander abgeschlossen gesehen werden. Sie besitzen heute nicht mehr die Grundlage ihrer Existenz in sich allein, wie es zum Teil früher, als sie noch außerhalb der eigentlichen Stadt lagen, in mehr oder weniger starkem Maße der Fall gewesen ist. Erst die vielseitigen Wechselbeziehungen untereinander und die Stellung im Bereich des Ganzen lassen das Wesen und die Bedeutung der einzelnen Teilgebiete unserer Stadt erkennen und führen auf einer höheren Ebene die Verschiedenartigkeiten und Gegensätze zu einer Einheit 'zusammen. Somit könnte letztlich nur die Herausstellung strukturell-dynamischer Momente bei der Betrachtung von Teilgebieten, also auch des Stadtteiles Hamm, zu einer Darstellung führen, die f ü r die Siedlungsgeographie im Räume Groß-Hamburgs Bedeutung gewinnt. Im einzelnen ergibt sich aus dem bisher Gesagten in Anlehnung an die kurz umrissenen siedlungsgeographischen Methoden die Anwendung folgender, über die allgemeinen methodischen Prinzipien der Geographie hinausgehender, spezieller Grundsätze: 1. aus der Zugehörigkeit zur Elbmetropole — die Betonung der typisch hamburgischen Großstadtzüge in der Struktur des Stadtteiles, 2. aus der Aufgabenstellung und der Begrenztheit des Untersuchungsgebietes — das Prinzip der Intensiv-Forschung, 3. zur Erklärung der Eigenstruktur — a) das Aufzeigen ihrer Kausalbeziehungen zu den natürlichen Grundlagen sowie zu den als Potenz wirkenden Lagewerten und b) die Anwendung des genetischen Prinzips, in dem Mensch, Zeit und Raum zu einander in Beziehung zu setzen sind, 4. zur Vermeidung von Arbeitsergebnissen, die nur pro loco gelten a) die extensive, d. h. auf Nachbargebiete ausstrahlende oder übergreifende Betrachtung, b) die Darstellung von Nahbezügen, d. h. der Vergleich mit anderen Stadtoder Stadtlandschaftsteilen, die zur gleichen partiellen Raumeinheit der Stadtlandschaft gehören, sowie das Aufzeigen der untereinander bestehenden geographischen Relationen und c) die Demonstration der Stellung und der geographischen Beziehungen innerhalb des groß-hamburgischen Gesamtraumes als Leitmotiv der ganzen Untersuchung. Zum Schluß seien noch einige Bemerkungen zur Auswahl von Teilgebieten angefügt, deren Bearbeitung eine solide Grundlage für die Gesamtdarstellung einer hamburgischen Stadtgeographie liefern könnten. 5

Man kann sich von der Tendenz leiten lassen, immer nur geschlossene Stadilandschaftsteile zu untersuchen. Dabei würde aber das Prinzip der Intensiv-Forschung in vielen Fällen wegen der Größe der entstehenden Untersuchungsgebiete nicht mehr durchzuführen sein, eine weitere Aufteilung und somit eine größere Zahl von Arbeitsgebieten wäre die Folge. Daher erscheint es mir angebracht, Gebiete zu bearbeiten, die zwar enger begrenzt, aber dafür möglichst viele charakteristische Formen der Stadtlandschaft, wenn auch nur in Anteilen, in sich vereinigen, so daß damit von diesem zentralen Bereich aus für die stadtgeographische Gesamtdarstellung die Möglichkeit gegeben ist, die Arbeitsergebnisse nach allen Seiten hin auszuweiten. Ein derartiges Gebiet, der Stadtteil Hamm kann als solches im östlichen Bereich der Hansestadt Hamburg gelten, stellt nicht nur ein interessantes, sondern auch zweckmäßiges und bedeutsames geographisches Untersuchungsgebiet dar.

I. DIE GEOGRAPHISCHE LAGE 1. HAMM IM RÄUME GROSS-HAMBURGS Innerhalb des Norddeutschen Flachlandes, des großen, sich in westöstlicher Richtung erstreckenden Senkungsgebietes zwischen Fennoskandia einerseits und der deutschen Mittelgebirgsschwelle andererseits 27 ), von Stille bezeichnet als Parageosynklinale auf der nachalgonkisch gebildeten, kaledönisch verfalteten Orthogeosynklinale im Bereich des Südskandischen Regenerationsvorfeldes 28 ), ist der Hamburger Raum eine der markantesten Landschaften im norddeutschen Küstenbereich. Im mitteleuropäischen Senkungsfeld haben sich, man rechnet mit mindestens 5 — 6000 m in Nordwestdeutschland 2 '), mächtige postvaristische Sedimente in fast lückenloser, kontinuierlicher geologischer Formationsfolge über dem durch magnetische und gravimetrische Anomalien nachgewiesenen präpermischen Grundgebirgssockel geschichtet. Obgleich die Ablagerungen durch tektonische Kräfte teilweise beträchtlich disloziert wurden, erfolgten durch marine, terrestre und endlich glaziale Auflagerungen am Ende doch stets wieder, wenn auch vielfach modifiziert, Einebnungen weiträumiger Art, die dem Norddeutschen Flachland im allgemeinen und dem Hamburger Raum im besonderen ein charakteristisches Gepräge geben 30 ). In geomorphologischer und hydrologischer Hinsicht wurde die Ausgestaltung der Hamburger Landschaft während der verschiedenen Phasen des Pleistozäns durch glaziale, interglaziale, interstadiale, peri- und fluvioglaziale Vorgänge entscheidend beeinflußt, und End- und Grundmoränen, Dünen und lößartige Flottsandböden in primärer oder sekundärer Ablagerung, Alt- und Jungmoränen und ein Netz von Schmelzwasserrinnen entstanden, während in der Weichselvereisung die Ausbildung des breiten Elburstromtales erfolgte, durch das bei Hamburg zur Zeit der Hauptschmelzperioden gewaltige Wassermassen dem Meere zugeströmt sein müssen, und das hier, in Verbindung mit den Talformen der Nebenflüsse gesehen 3 '), alle Erscheinungen eines erodierenden Stromes aufweist 3 2 ). Nachdem auf 27 P. Dorn-. Geologie von Mitteleuropa, Stuttgart 1951, S. 23. 28 H. Stille: Die s a x o n i s c h e Tektonik im Bilde Europas. - Erdöl und Tektonik, Hannover 1949, S. 33. 29 E. Voigt: D a s Norddeutsch-Baltische F l a c h l a n d im Rahmen d e s europäischen S c h o l l e n m o s a i k s . Mitt. a. d. Geol. Staatsinstitut in Hamburg, H. 23, Hamburg 1954, S. 18. 30 W. Brünger: Die L a n d s c h a f t Hamburgs und ihre natürliche Gliederung. In: F e s t s c h r i f t zum X X X . Dtsch. Geographentag 1955 in Hamburg, Kiel 1955, S. 23. 31 R- P f e f f e r l e : Zur Morphologie der T a l s a n d t e r r a s s e n t ä l e r in der Umgebung von Hamburg. Diss. Hamburg, Würzburg 1935. 32 H. Illies: Die eiszeitliche Fluß- und Formengeschichte des Unterelbegebietes. Geol. Jahrb. Bd. 66. H a n nover 1952, S. 5 4 1 - 5 5 4 .

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Grund von Exarationen, isostatischen Absenkungen des Landes oder eustatischen Hebungen des Meeresspiegels oder des gleichzeitigen Ablaufes der beiden letztgenannten Vorgänge weiträumige Transgressionen in Schelfmeergebieten der Ostund Nordsee erfolgten, wurde der Hamburger Raum vor allem durch die Unterelbe mit den nähergerückten ozeanischen Einflüssen und der Nordseeküste in engere und mannigfache geographische Relation gesetzt. Die in postpleistozäner Zeit — z. T. bis in die Gegenwart hinein - durch holozäne Akkumulationen in der Talaue der Elbe gebildeten Formen, vom Menschen in ihrer Entstehung schon vielfach unterstützt, schlössen dann die natürliche Ausformung des Hamburger Gebietes ab. Bei der kulturgeographischen Ausgestaltung war jedoch darüber hinaus die geographische Lage dieser Landschaft im europäischen Raum von ausschlaggebender Bedeutung. Zum einen die Westost-Orientierung nach Nord- und Ostsee, Westund Osteuropa, im Augenblick durch die Zweiteilung Deutschlands stark behindert, und zum anderen die Bedeutung als Brückenkopf der schleswig-holsteinisch-dänischen Landbrücke zwischen Mitteleuropa und Skandinavien, dem wichtigen Glied des europäischen Nordsüdverkehrs, ließen Hamburg zu einem Verkehrsschnitt- und -mittelpunkt ganz besonderer Art werden "), in dem, begünstigt durch das naturgeographisch bedingte und vom Menschen weiter ausgeformte enge Ineinandergreifen von Wasser und Land, die Möglichkeit eines innigen Durchdringens 1. von Land- und Wasserverkehr, 2. von See- und Flußschiffahrt und 3. somit von Kontinental" und Uberseehandel mit den daraus erwachsenden Eigenarten und Vorteilen wirtschafts- und verkehrsgeographischer Art gegeben war. So ist es nicht verwunderlich, daß sich im Hamburger Raum, — ohne dabei die Tätigkeit und Tüchtigkeit des Menschen zu verkennen, die ganz gewiß für die Hamburger Stadtentwicklung von eminenter Bedeutung war und noch ist —, schon allein durch die Bedeutung der hier erwähnten geographischen Grundlagen eine Großstadtsiedlung entwickeln konnte, die auf dem Gebiet des Handels, Handwerks und Gewerbes seit alters und darüber hinaus trotz des Mangels an bodenständigen Rohstoffen auf dem der Industrie in neuerer Zeit eine beachtliche Stellung unter den deutschen Städten einnimmt. Ausdehnung und Struktur dieser Großstadtlandschaft sind trotz der tiefgreifenden anthropogenen Formung weitgehend abhängig von den gegebenen Naturmöglichkeiten und -begünstigungen des Hamburger Raumes und lehnen sich eng an die naturräumliche Gliederung, in der das Ästuar der Elbe mit dem Strom, den Inseln im Stromspaltungsgebiet und den sich nördlich und südlich im Niederungsgebiet anschließenden Talauen die zentrale Stellung einnimmt. Zu beiden Seiten dieses axialen Niederungsbereiches erstrecken sich die Pleistozänplatten 1. der nördlichen Geest zwischen Pinnau und Bille mit der Alstertallandschaft und den westlich und östlich davon liegenden Geestflächen, 2. des südlich der Elbe gelegenen Geestgebietes mit den Trockentälern und den vorgelagerten Vorgeeststreifen und -kegeln in und um Hamburg-Harburg 34 ). Das Untersuchungsgebiet befindet sich nun östlich des Alstertales und gehört teils zur sich elbaufwärts anschließenden Hochfläche der nördlichen Geest, teils aber auch zur südlich an diese Geest grenzenden Niederungslandschaft bis zum 33 B. Lukner: Der Elbübergang Hamburg-Harburg in seiner Verkehrsbedeutung. Ungedr. Diss. i. Geogr. Inst, d. Univ. Hamburg 1950. 34 W. Brünger: Die Landschaft Hamburgs und die natürliche Gliederung. In: Festschrift zum XXX. Dtsch. Geographentag 1955 in Hamburg, Kiel 1955.

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verschleppten Unterlauf der Bille, die ab Bergedorf in allgemeiner westnordwestlicher Richtung entlang des Geestrandes mäandriert. Es handelt sich hierbei keineswegs um eine geschlossene Teillandschaft innerhalb des Hamburger Raumes, wie man sie etwa beim Alstertalbecken oder beim Inselgebiet zwischen Norder- und Süderelbe vorfindet, sondern vielmehr um einen Landschaftsausschnitt, der sich nach jeder Richtung hin fortsetzt und gekennzeichnet werden kann sowohl durch seinen Anteil am Geest- und Marschgebiet als auch am Wasser. Zur Charakterisierung der Lage der Niederungslandschaft im Bereich des Untersuchungsraumes ist aber weiterhin eine Aufgliederung des Stromspaltungsgebietes durch die kulturgeographisch bedeutsame, 1872 erfolgte Anlage der ersten Eisenbahnelbbrücke heranzuziehen, denn dadurch wurde zwar nicht die Flußschifffahrt behindert, aber doch der Seeschiffahrt eine östliche Grenze gesetzt, da bekanntlich die Unterkanten der Elbbrücke nur 5,5 m, die der neuen 5,93 m über dem mittleren Hochwasser liegen. So ist es erklärlich, daß dieses Gebiet nicht mehr in den unmittelbaren Bereich des Seeschiffhafens eingegliedert werden kann und es nur auf dem Gebiete der Flußschiffahrt und Industrie eine Verkehrs- und wirtschaftsgeographische Zuordnung erlangen kann. 2. TOPOGRAPHISCHE VERHÄLTNISSE östlich der aus Alt- und Neustadt bestehenden Innenstadt, im Anschluß an St. Georg und Borgfelde gelegen, wird der Stadtteil Hamm durch die vom Stadtkern ausgehende und entlang der Geestkante verlaufende Radialstraße, der nach Berlin führenden Bundesstraße 5, in allgemein westöstlicher Richtung durchquert. Die Entfernung auf dieser Straße zwischen der Ostgrenze der Innenstadt und der Westgrenze Hamms beträgt etwa 2,2 km; die südwestlich bzw. südlich benachbarten Stadtteile Hamms sind Hammerbrook und Billwerder Ausschlag, die östlich angrenzenden Horn und Marienthal, und im Norden und Nordwesten schließen den Ring der Nachbarstadtteile Eilbek und Hohenfelde. Die Grenzen Hamms, durch Gesetz vom 22. Juni 1894 festgelegt 35 ), inzwischen gegen Borgfelde 34 ), Bill werder Ausschlag 37 ) und Horn 38 ) verändert, sind auf Grund des Gesetzes über die Bezirksverwaltung in der Hansestadt Hamburg vom 21. September 19493') und nach der Bekanntmachung über die Gebietseinteilung der Hansestadt Hamburg vom 11. Mai 1951 40) wie folgt festgelegt und sind bis heute nicht verändert worden: Die Nordgrenze wird gebildet durch die Bahnlinie Hamburg - Lübeck zwischen dem Bahnhof Landwehr und der Kreuzung mit der Güterumgehungsbahn. Die S-Bahnstrecke Hamburg-Hauptbahnhof — Barmbek, die der Nordgrenze Hamms ebenfalls vom Bahnhof Landwehr ab folgt, verläßt sie beim Bahnhof Hasselbrook, um dort nach Norden in Richtung auf die Bahnhöfe Wandsbeker Chaussee und Friedrichsberg umzubiegen.

35 W. Melhop: Historische Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg von 1880-1895. Hamburg 1895, S. 369. 36 Die Westgrenze Hamms wurde von der Landwehr zur Burgstraße und vom Ausschlägerweg zum Grevenweg verlegt. 37 Die Südgrenze wurde vom Nordufer zur Mitte der Bille verlegt. 38 Die Ostgrenze, die f r ü h e r mit der Gemarkungsgrenze übereinstimmte, wird jetzt durch die Güterumgehungsbahn gebildet. 39 Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt, Jhrg. 1949, Nr. 44, S. 223. 40 Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt, Jhrg. 1951, Nr. 16, S. 49.

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Die Westgrenze wird gebildet durch die Straßen Landwehr und Burgstraße (Westseite), Borgfelder Straße (Nordseite), Grevenweg (Westseite) und führt dann über den Hammer Deich hinweg bis zur Mitte der Bille, die dann die Südgrenze bildet, während die Güterumgehungsbahn (Ostseite des Bahnkörpers) die östliche Begrenzung des Hammer Stadtteiles darstellt (Karte 1). 3. LAGEVERGLEICH MIT ANDEREN, ÖSTLICH DER UNTEREN ALSTER GELEGENEN STADTTEILEN a) In naturgeographischer Relation Schon ein flüchtiger Uberblick über die östlichen Stadtteile Hamburgs gestattet, eine für alle zutreffende Gemeinsamkeit, wenngleich nur ein Negativum, zu konstatieren, nämlich den Umstand, daß kein Stadtteil eine geschlossene Teillandschaft des Hamburger Raumes umgrenzt. Sie alle sind nur Landschaftsausschnitte und könnten erst durch Kontamination einander entsprechender Teile auch Einheiten im naturgeographischen Sinne bilden. Dadurch würde aber vielfach der Zusammenhang einzelner Stadtteile aufgehoben werden müssen, da sie großenteils keinen einheitlichen Landschaftsaufbau aufweisen. Auf Grund ihrer Lage im Naturraum können die östlich der unteren Alster gelegenen Stadtteile in drei verschiedene Gruppen eingeteilt werden: 1. die Geeststadtteile und zwar a) in solche mit Hoch- und Plateaulage und b) in jene mit Hoch- und Niederungslage. 2. die Marschstadtteile und 3. die Geestrandstadtteile. Zu den Geeststadtteilen mit Hoch- und Plateaulage, also mit einer ausgesprochenen Trockenlage, gehören die Stadtteile: Dulsberg, Wandsbek, Marienthal, Jenfeld und Tonndorf. Sie liegen am weitesten vom Stadtkern, vor allem aber vom Wasser entfernt, und es fehlt ihnen, will man von der Wandse absehen, die keine Verkehrsbedeutung besitzt, der Anschluß an das Gewässernetz Hamburgs. Die Verbindung zum Stadtkern, die somit das typisch Hamburgische vermissen läßt, ist daher nur durch den Landverkehr mit Hilfe der Straße und des Eisenbahnschienenweges möglich. Der Gruppe der Geeststadtteile mit Hoch- und Niederungslage, einer Trockensowohl als ursprünglich auch Feuchtlage, - heute sind sie aufgehöht - , gehören die Stadtteile Winterhude, Barmbek-Süd, Uhlenhorst, Hohenfelde und Eilbek an. Dem Stadtkern, der Innenstadt, nähergelegen, haben sie einerseits Anteil am östlichen Teil der nördlichen Geestplatte, andererseits aber auch am Niederungsgebiet des Alsterbeckens und der sich im Unterlauf stark verbreiternden Täler der Alsternebenflüsse Eilbek und Osterbek. Durch diese beiden Gewässer, die im Unterlauf kanalisiert sind, und durch die Lage an der Alster selbst haben diese Stadtteile direkte Verbindung mit dem Hamburger Gewässernetz. Wenngleich die Alster für den innerstädtischen Westost-Verkehr heute eher ein Hindernis als eine Verbindung darstellt, so hat sie im Längsverkehr doch eine Bedeutung für den Personenverkehr mit den Alsterschiffen und für den Kohlentransport mit Kähnen von der Elbe her zur Versorgung der Industrie des Alsterbeckens mit Brennstoff und der Wohngebiete mit Hausbrand.

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Die Marschstadtteile, gekennzeichnet durch die Feuchtlage und durch die stärkste anthropogene Umformung, durchflössen von Bille und Norderelbe und in fast allen Teilen von einem Kanalnetz durchzogen, das die Verbindung zum Hafen herstellt, in konaxialer Ausrichtung zum Kernstück des Hamburger Raumes, dem Elbestrom, hinweisend, zeigen am deutlichsten die stärkste Eigenart der Hamburger Landschaft, das innige Ineinandergreifen von Wasser und Land und die Möglichkeit einer noch vollkommeneren Durchdringung. Zu dieser Gruppe gehören die Stadtteile: Klostertor, Hammerbrook, Rothenburgsort, Billwerder Ausschlag und Billbrook. Die Geestrandstadtteile, zwischen den beiden gekennzeichneten Gruppen liegend, sie gleichsam verbindend, linear aneinander gereiht an der sie scharf und eindeutig zweiteilenden, kliffartigen Geestkante, die sich zwischen dem Alsterund Billedurchbruch erstreckt, werden charakterisiert durch Hoch- und Trockenlage, durch Niederungs- und Feuchtlage, sowie durch Hanglage. Dieser Gruppe gehören an die Stadtteile: St. Georg, Borgfelde, das Untersuchungsgebiet Hamm, ferner Horn und Billstedt. In ihrem Niederungsteil vereinigen sie naturgeographische Vor- und Nachteile der Marschgebiete, in ihrem Hochgebiet positive und negative Momente der Geeststadtteile. So hebt sich gerade diese letzte Gruppe besonders aus der Reihe der östlichen Stadtteile heraus. Einige besondere Bemerkungen wären noch über den Stadtteil St. Georg hinzuzufügen. Trotz der Aufteilung des größten Teiles seines Elbe-Bille-Niederungsgebietes unter die Stadtteile Klostertor und Hammerbrook auf Grund des Gesetzes über die Bezirksverwaltung in der Hansestadt Hamburg von 1949 muß dieser Stadtteil, der außerdem noch Anteil am Alsterniederungsgebiet hat, doch als ausgesprochener Geestrandstadtteil angesehen werden. Sein Geestteil bildet eine schmale Brücke zwischen Elbe- und Alsterniederung; es ist jener Geestsporn, an dessen Spitze, auf Grund einwandfreier Ergebnisse siedlungshistorischer Forschung und neuerer Ausgrabungen nachgewiesen, die Keimzelle des Großstadtgiganten Hamburg gelegen hat 41 ). b) Weitere Differenzierung im Hinblick auf kulturgeographische Momente Bei einem Teil der östlich der unteren Alster gelegenen Stadtteile handelt es sich um solche, die ursprünglich aus dörflichen Siedlungen hervorgegangen sind. Sie weisen eine gewachsene Eigenstruktur auf und haben trotz mannigfacher Veränderungen, denen sie im Laufe ihrer Entwicklung, besonders auch im zweiten Weltkrieg, unterworfen waren, immer noch ein gewisses, feststellbares Maß an Eigenständigkeit bewahrt, wenn es auch durch Wiederaufbau und Neuplanung wohl noch weiter gemindert werden wird. Zu dieser Gruppe gehören die Stadtteile Winterhude, Barmbek, Wandsbek, Eilbek, das Untersuchungsgebiet Hamm, Horn und Billstedt 42 ). Bei den anderen Stadtteilen handelt es sich um solche, deren Entwicklung keine dörfliche Siedlungsperiode enthält. Es sind dieses die Stadtteile Hohenfelde, Uhlenhorst 43 ), Borgfelde, Marienthal, Hammerbrook, Billwerder Ausschlag und Billbrook. Alle Stadtteile dieser beiden Gruppen haben bei der 41 G. S t e f f e n s , V. Kellermann und R. Schindler: Grabungsberichte in Hammaburg. Jhrg. 1 - 4 . 42 Der Stadtteil Billstedt wurde gebildet aus den D ö r f e r n S c h i f f b e k , ö j e n d o r f und Kirchsteinbek. Sein N a m e besteht seit 1928. (Studt-OIsen: Hamburg, die Geschichte einer Stadt. Historisches Verzeichnis, Hamburg 1951, S. 4.) 43 Im Papenwärder, dem Marschgebiet dieser Gegend, gab es nur zwei Immenhöfe, von denen einer seit 1608 Uhlenhorst genannt wurde; auch im Geestgebiet der Rönnheide lag keine d ö r f l i c h e Siedlung. (StudtOlsen: Hamburg, die Geschichte einer Stadt. Historisches Verzeichnis, Hamburg 1951, S. 20.)

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Ausbreitung Hamburgs über den Bereich der Innenstadt hinaus, ihren Siedlungscharakter verändernd, eine charakteristische Entwicklung zu Vororten und Stadtteilen durchlaufen. Der Impuls, den die Bebauung durch die Aufhebung der Torsperre im Jahre 1860 erhielt, bewirkte, daß allmählich auch in den äußeren Bereichen sich fest der Stadt eingegliederte Stadtteile bildeten, deren Ausdehnung und Grenzen im großen und ganzen deutlich ihren Zusammenhang mit den Gemarkungen erkennen lassen. Ihre kulturgeographische Ausgestaltung, in erster Linie bestimmt durch die natürlichen, der Landschaft innewohnenden Voraussetzungen und durch die von den verschiedenen erwähnten Ausgangssituationen erfolgte städtische Siedlungsentwicklung, läßt auf Grund der sich herausdifferenzierten Unterschiedlichkeiten eine weitere Gliederung der Stadtteile in verschiedene Gruppen ZU: 1. Wohnstadtteile, 2. Industriestadtteile und 3. Stadtteile mit gemischten Bebauungsformen. Zur ersten Gruppe gehören Uhlenhorst, Hohenfelde, Marienthal, Horn, Tonndorf und Jenfeld, zur zweiten die Stadtteile Billbrook und Billwerder Ausschlag, die vorwiegend Industrieanlagen aufweisen. Die dritte Gruppe wird wieder untergliedert a) in solche, die sowohl Wohn- als auch Geschäftsgebiete sind, zu ihnen gehört St. Georg, und b) in solche mit Wohn- und Industriebezirken, zu denen Hamm, Billstedt, Wandsbek und Barmbek zu rechnen sind. Von den zu vergleichenden Stadtteilen sind es besonders die vom Stadtkern weiter entfernt liegenden: Horn, Billstedt, Jenfeld und Tonndorf, die noch größere, über die im Kriege durch Bombenwürfe zerstörten und nur zum Teil wieder aufgebauten Gebiete hinausgehende Siedlungsvakuolen aufweisen, so daß hier noch Bauplatzreserven zur Verfügung stehen, die einerseits eine kontinuierliche Weiterentwicklung, andererseits aber, ein variables Moment in sich tragend, auch eine Umgestaltung des gegenwärtigen Erscheinungsbildes ermöglichen könnten: Letzteres ist besonders bei Horn gegeben, dessen Niederungsgebiet einer vorübergehenden Nutzung durch Schrebergärten zugeführt wurde, und das trotz seiner in den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren meist ohne baupolizeiliche Genehmigung erstellten, teilweise in fester Bauweise aufgeführten Wohnhäuser ein Provisorium darstellt, das von der Stadtplanung keineswegs als reines Wohngebiet im Rahmen der Neuplanung gedacht ist. c) Die administrative Gliederung Bei einem Lagevergleich der östlichen Stadtteile ist aber auch eine kurze Darlegung der administrativen Gliederung dieses Gebietes notwendig. Auch noch nach dem Inkrafttreten des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1938 wurden die einzelnen Stadtteile zentral verwaltet. Eine mündliche Verfügung des Reichsstatthalters und Gauleiters vom 25. 8. 1943 nach den starken Luftangriffen auf Hamburg hob erstmalig die Zentralverwaltung aus Gründen des besseren Funktionierens der Verwaltung während des Krieges auf. Der folgende Erlaß über die Neuordnung der Gemeindeverwaltung der Hansestadt Hamburg vom 10. Juli 1944 und die Durchführungsbestimmungen gleichen Datums 4 4 ) bewirkten die Dezentra11

lisierung der Verwaltung in sechs Kreise - 1, 4, 7, 8, 9 und 10. Die weitere Unterteilung der Kreise geschah durch dreiundzwanzig Ortsämter. Diese Verwaltungseinteilung bildete dann die Grundlage für das Gesetz über die Bezirksverwaltung in der Hansestadt Hamburg vom 21. September 1949, wodurch in Groß-Hamburg sieben Bezirke geschaffen wurden, nämlich: 1. Hamburg-Mitte, 2. Altona, 3. Eimsbüttel, 4. Hamburg-Nord, 5. Wandsbek, 6. Bergedorf und 7. Harburg. Die Bekanntmachung über die Gebietseinteilung der Hansestadt Hamburg vom 11. Mai 1951 regelte dann die weitere Untergliederung der Bezirke. So stellt sich die administrative Gliederung folgendermaßen dar: Die kleinste Einheit ist der Ortsteil. Aus der ersten Stelle seiner Nummer läßt sich sofort die Zugehörigkeit zu dem betreffenden Bezirk erkennen. Ein oder mehrere Ortsteile bilden den Stadtteil. Ein oder mehrere Stadtteile werden zu Ortsämtern oder zu unmittelbar dem Bezirk unterstellte Gebiete zusammengefaßt. Mehrere Ortsämter mit den bezirksunmittelbaren Teilen bilden ein Bezirksamt. Sieben Bezirksämter bilden zusammen die verwaltungsmäßige Einheit der Hansestadt. Die östlich der unteren Alster gelegenen Stadtteile haben Anteil an drei Bezirksämtern: am Bezirksamt Hamburg-Nord, Wandsbek und Hamburg-Mitte. Zum letzteren, das sich als schlauchartiges Gebilde sowohl im Bereich der nördlichen Geest als auch im Niederungsgebiet des Elbetales von Westen nach Osten, von Finkenwerder bis Billstedt, hinzieht, gehört auch das Untersuchungsgebiet Hamm. Dieses ist keinem Ortsamt eingefügt, sondern mit Borgfelde, St. Georg, Hammerbrook und Klostertor direkt dem Bezirksamt unterstellt, wodurch seine Eingliederung und Zugehörigkeit zum zentralen Bereich des Bezirkes und die enge Beziehung zum Stadtkern verwaltungsmäßig sichtbar wird, die gegenüber den anderen nördlich, nordöstlich und östlich davon liegenden Stadtteilen dadurch deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Ohne nun weiter auf die Frage einzugehen, inwieweit die administrative Einteilung des östlichen Teiles der Hansestadt von geographischen Faktoren, der Siedlungsentwicklung oder der landschaftlichen Zugehörigkeit der Gebiete, beeinflußt wurde, kann doch ohne weiteres gesagt werden, daß gewisse Beziehungen und Beeinflussungen vorhanden sind. Abgesehen davon, daß Hamm in der administrativen Gliederung eine wichtige Stellung einnimmt, und daher auch dieser Umstand für den Lagevergleich herangezogen werden mußte, so ist die Kenntnis dieser Gliederung für den Geographen auch allein schon deshalb wichtig, weil er zur Beschaffung des Forschungsmaterials, des Grundmaterials, statistischer Angaben usw. diese Einteilung kennen muß. Bei allen modernen Erhebungen wird die oben dargestellte administrative Gliederung zu Grunde gelegt. 4. DAS BESONDERE DER LAGE HAMMS IN DER REIHE DER ÖSTLICHEN GEESTRANDSTADTTEILE HAMBURGS Hamm wird in seiner Lage nicht so sehr durch naturgeographische Kriterien aus der Reihe der östlichen Geestrandstadtteile hervorgehoben, sondern vielmehr durch kulturgeographische Momente, die besonders im Bereich des Siedlungshistorischen von Wichtigkeit geworden sind. Hamm liegt an einer Nahtstelle der 44 Hamburgisches Verordnungsblatt

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1944, S. 37.

Siedlungsentwicklung Hamburgs, ist es doch jenes Gebiet, das nach der 1860 erfolgten Aufhebung der Torsperre als der Stadt nächstgelegener Vorort am nordöstlichen Geestrand von der zentrifugal gerichteten Erweiterung der städtischen Bebauung Hamburgs erfaßt, bis zur östlichen Grenze seines Geest- sowie Marschgebietes im wesentlichen bis zum Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts voll bebaut und fest an die bisherige Stadt angegliedert wurde. An der Ostgrenze Hamms, hier ist eine zweite Nahtstelle im Osten Hamburgs, kam jedoch die mit großem Elan in Angriff genommene Bebauungsbewegung im freien Stadtvorland zum Stehen. Die Gründe dafür werden später zu untersuchen sein. Weiter im Osten waren es die Dörfer Horn und Schiffbek, die als Kristallisationspunkte der Besiedlung wirkten, ohne daß dadurch aber von hieraus ein unmittelbarer Zusammenhang mit den bebauten Gebieten Hamms erreicht wurde. Erst nach dem 2. Weltkrieg setzte nun eine Bautätigkeit ein, die allerdings aus östlicher Richtung, also von der Peripherie der Stadt her kommt, die wohl in einigen Jahren die auf dem Geestteil noch vorhandenen Siedlungsvakuolen ausgefüllt hat. Nicht betröffen davon ist das Niederungsgebiet, das bei der Uberführung zu seiner endgültigen Bestimmung durch Erweiterung des Hammerbrooker Industrie-, Gewerbe- und Wohngebietes dank seiner Lage zum Wasser von Hamburg aus in diesen Nutzungsbereich einbezogen werden dürfte. Ein solcher Vorgang zeichnet sich allerdings erst in der Neuplanung ab. Nur an den Bundesstraßen 5 und 75 erstrecken sich die bebauten Flächen als mehr oder weniger breite Streifen bis nach Billstedt einerseits und bis über Wandsbek hinaus andererseits. Das Geestwohngebiet Hamms lag zwischen diesen beiden verkehrsmäßig stark belasteten Straßen als ruhiges, wenig vom Verkehr berührtes Gebiet. Erst nach dem Bau der Autobahn nach Lübeck änderte sich dieser Zustand. Hamm wurde jetzt von dem nach Nordosten aus der Stadt flutenden und aus dieser Richtung kommenden Verkehr durchströmt, und der auf der Autobahn ankommende Autofahrer empfängt auch heute noch seinen ersten Eindruck von Hamburg im Stadtteile Hamm. Im Niederungsteil ist die Güterumgehungsbahn die östliche Grenze des industriell und gewerbemäßig genutzten Hammerbrook. Bis hierher reichen die Kanäle und die meist schnurgeraden, vom Stadtkern her führenden Straßen. Nur im unmittelbaren Geestrandbereich ist Hamm Durchgangsstadtteil an der Ausfallstraße nach Osten. Aus dem bisher Gesagten mag hervorgehen, daß Hamm von den nordöstlichen Geestrandstadtteilen derjenige ist, der gerade noch, wie es auch durch die administrative Gliederung deutlich wurde, zum inneren Bereich der Hansestadt gehört, und daß schon Horn, jedenfalls heute noch, mehr dem peripheren Gebiet des Hamburger Ostens angehört. Der enge Zusammenhang Hamms mit dem Stadtzentrum ist verkehrsmäßig sowohl auf der Geest als auch an derem Hang gegeben, und das Niederungsgebiet wird durch die natürlichen und künstlichen Wasserstraßen mit dem pulsierenden Lebensbereich im Herzen Hamburgs, dem Hafen, verbunden. 5. ZUSAMMENFASSUNG So ist Hamm durch seine naturgeographische Lage am Rande der Geest mit Anteil an Geest- und Marschgebieten, mit Anteil am Wasser und Verbindung zur Elbe und zum Hafen, den Lebenselementen Hamburgs, nicht nur ein dankbares Objekt allgemeinen geographischen Interesses, sondern als eines der Endglieder des innerstädtischen Kulturlandschaftsmosaiks und durch seine Lage zwischen zwei Nahtstellen der hamburgischen Siedlungsentwicklung gerade für die Stadtgeographie Hamburgs von Wichtigkeit. 13

II. ÜBERSICHTLICHE SCHAU UND STADTLANDSCHAFTLICHE GLIEDERUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES 1. GRUNDSÄTZLICHE BEMERKUNGEN Hamm gehört zu den Stadtteilen Hamburgs, in denen die durch Luftangriffe während des 2. Weltkrieges angerichteten Schäden und Zerstörungen am größten waren. Im nördlichen Teil reines, im südlichen jedenfalls teilweise Wohngebiet, wird das Ausmaß der Zerstörung in Hamm schon allein durch die voneinander abweichenden Bevölkerungszahlen vor und nach dem Kriege zum Ausdruck gebracht werden können. Die in Tabelle 1 zusammengestellten Werte ergeben im Jahre 1939 eine Gesamtbevölkerung für Hamm von 90 316, so daß der Stadtteil seiner Bevölkerung nach einer Großstadt nahe kam. Im Jahre 1946 war die Bevölkerungszahl auf annähernd '/u des Vorkriegsstandes herabgesunken und betrug nur noch 7489.

Fläche in ha

26. X. 38

Hamm-Nord

183,8

41 502

Hamm-Mitte

88,0

Hamm-Süd Gesamt-Hamm

Gebiet

Tabelle 1

Bevölkerung am 29. X. 46 1.1. 54

1.1.55

4449

21 720

25 566

29 546

1224

6 608

7 277

112,9

19 268

1816

3 485

3 385

384,7

90 316

7489

31 813

36 228

Die Bevölkerung Hamms vor und nach dem 2. Weltkrieg. 4S )

Wenn auch 1955, nach einer zehnjährigen Periode des Wiederaufbaues, ein Bevölkerungsanstieg auf 36 228 Einwohner erfolgt war, Nord-Hamm im großen und ganzen nur noch geringe Baulücken aufwies, Hamm-Mitte und Hamm-Süd dagegen noch durch weite, zwar enttrümmerte, aber noch unbebaut gebliebene, nur durch eine verhältnismäßig geringe Zahl von Bebauungsinseln unterbrochene Flächen gekennzeichnet wurden, deren voller Ausbau noch eine ganze Anzahl von Jahren in Anspruch nehmen kann, so wird deutlich, daß bei einer Beschreibung des Untersuchungsgebietes, besonders im südlichen Teil, nur ein Momentbild gegeben werden kann, das nach ein oder zwei Jahren schon stark verändert, nach mehreren Jahren dagegen bereits völlig überholt sein mag, zumal in Hamm-Mitte und Hamm-Süd nicht einfach ein Wiederaufbau, sondern in der Hauptsache eine Neuplanung erfolgen soll. Der Stadtteil steht durch diese Labilität an einer schärferen Grenze zwischen Gestern und Morgen, als es bei weniger zerstörten Teilen Hamburgs der Fall ist.

45 Statistik des Hamburgischen Staates, H. X X X V , S. 4. Statist. Landesamt Hamburg, Statistisches Jahrbuch der Freien und H a n s e s t a d t Hamburg, 1952, S. 6, 1953/54, S. 14, 1955, S. 14, Statist. I a n d e s a m t Hamburg.

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Karte 1 Die stadtlandsc des Stadtteiles

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3S68

Legende: Standort des Beobachtenden

Niederungs- oder Marschgebiet

Blickrichtung in A b b . 1 bis 4.

Niederungszone 1 Niederungszone 2 Niederungszone 3 Hoch- oder Geestgebiet H

Geestzone 1 Geestzone 2 Geestzone 3 Geestzone 4 Geestzone 5

W e g des Beobachtenden ^ ^

X f t auf dem Gang durchs

W"

«r

Untersuchungsgebiet (Kapitel II)

,ndschaftliche Gliederung siles Hamm.

Kartengrundlage: Straßenkarte von Hamburg 1:10000. Baubehörde, Vermessungsamt

Der folgenden Beschreibung mag daher nicht so sehr der Wert einer langen Geltungsdauer als vielmehr eine siedlungshistorische Bedeutung beigemessen werden. Doch darüber hinaus wird auch ein gewisses Maß an Grundsätzlichem naturund kulturgeographischer Art beschrieben werden können, so daß auf keinen Fall auf eine Beschreibung dieses augenblicklichen, einerseits im Stadium der Restauration, andererseits — in Bezug auf den Vorkriegscharakter — im Zustand der Wandlung befindlichen Erscheinungsbildes zu verzichten ist. Bei einer Beschreibung, die das Wesenhafte einer Landschaft darstellen und erfassen soll, ist es erstens nicht gleichgültig, aus welcher Richtung man sich diesem Räume nähert und zweitens, welchen Standpunkt der Betrachtende weiterhin einnimmt, ob er stationär verharrend oder in Form einer Exkursion von Ort zu Ort fortschreitend, zum einen das Bild in großen Zügen, von einem erhöhten Beobachtungsplatz aus überschauend und damit einen Abstand zwischen sich und das Objekt legend, entwirft, oder ob zum anderen mehr vom Erlebnis, vom unmittelbaren Eindruck aus der Nähe ausgehend, ein Teilbild mosaikartig an das andere gefügt wird, so daß auf diese Weise ein lebendiges, differenziertes Gesamtbild entsteht. Welcher Weg bei der Beschreibung beschritten wird, hängt sowohl vom Objekt selbst, als auch davon ab, welchen Raum die Beschreibung in der Gesamtarbeit einnehmen soll. Für die vorliegende, analytisch-synthetische Untersuchung ist aus sachlichen und methodischen Gründen eine sehr eingehende und ins Detail führende Beschreibung notwendig. Dafür halte ich weder die Wahl des einen noch des anderen Weges allein für ausreichend, sondern beide miteinander können erst zu einer Beschreibung des Erscheinungsbildes im Untersuchungsgebiet führen, die der ihr im Rahmen des Themas gestellten Aufgabe gerecht wird 46 ). Beide Beobachtungsmethoden sind durchführbar, denn es gibt für die erstere Punkte, von denen sowohl größere Teilgebiete und andere, von denen das Gesamtgebiet überschaut werden kann, so daß von hieraus besonders die Gliederung der Stadtteillandschaft abschließend noch einmal deutlich herausgestellt werden kann. Da nun weiter, wie schon eingangs ausgeführt, ein Stadtteil immer von der gesamten städtischen Siedlung her gesehen werden muß, so ist es für die folgende Beschreibung angebracht, vom Kern der Hansestadt, der Innenstadt, ausgehend, sich dem Untersuchungsgebiet zu nähern, weil auf diese Weise am einfachsten der Zusammenhang mit der Einheit deutlich wird. 2. DER WEG ZUM UNTERSUCHUNGSGEBIET Jedem Betrachter, der beim Bahnhof Berliner Tor, also an der östlichen Grenze des der Innenstadt vorgelagerten Stadtteiles St. Georg und am östlichen Geestrand nördlich der Elbe steht, wird zuerst der lebhafte Verkehr ins Auge fallen, der hier auf der Bundesstraße 5 sowohl in Richtung zur Peripherie der Stadt als auch zur Stadtmitte ununterbrochen vorbeiflutet. Besonders zu Hauptverkehrszeiten, wenn sich zum Durchgangsverkehr der verstärkte innerstädtische Verkehr addiert, strömen in unaufhörlicher Folge, zu mehreren Reihen nebeneinander, Personenkraftwagen, Lastkraftwagen mit und ohne Anhänger, die Straßenbahnzüge 46 A l s topographische Stütze ist Karte 1 gedacht.

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dreier Linien und das Heer der Rad- und Motorradfahrer über eine für diesen Verkehr nicht mehr ausreichend erscheinende Straße, die Luft mit dem Lärm ihrer Fahr-und Motorengeräusche erfüllend. Das Stadttor des 18. und 19. Jahrhunderts 4 7 ) ist verschwunden, die Verkehrssituation, ins Moderne projiziert, aber geblieben. Wenn der Blick dem Strom der Fahrzeuge nach Osten folgt, erkennt man, wie die Verkehrsader, dieses Moment dauernder Bewegung, zwischen zwei verschiedenen Landschaftsformen entlangführt, dergestalt, daß sie beide streng voneinander scheidet. Nördlich der Borgfelderstraße mit einem steilen, kliffartigen Anstieg beginnend, erstreckt sich ein Hochgebiet, das zu jener Geest gehört, die sich als flachwellige Ebene in Form eines breiten Bandes von Lauenburg, 40 km oberhalb, bis Wedel, 20 km unterhalb Hamburgs, hinzieht. Mehrstöckige Wohnhäuser, ohne Lücken aneinandergereiht, waren bis dicht an den Steilabfall gebaut, der hier im Stadtteil Borgfelde durch Mauern befestigt ist. In regelmäßigen Abständen angelegte Treppen stellen für Fußgänger die Verbindung zwischen der Borgfelderstraße und dem oberen Geestrand her, an dem sich ein schmaler Gehweg — Oben Borgfelde — hinzieht. Heute ist das Häusermeer der Geest in Borgfelde, durch Kriegseinwirkung verursacht, besonders am Geestrand noch stark gelichtet, doch zeigen nordwärts davon zahlreiche, in Zeilenbauweise und parallel zur Straße errichtete neue Häuserblocks, daß die Absicht besteht, allmählich auch dieses Wohngebiet nach moderneren, den heutigen hygienischen Forderungen besser angepaßten Gesichtspunkten wieder aufzubauen. Südlich der Borgfelderstraße dehnt sich das flache, ohne deutlich erkennbare Höhenunterschiede ausgebildete Niederungsgebiet der Elbe und Bille aus. Hier ist ein ganz anderer Siedlungscharakter festzustellen. Rauchende Schornsteine, Lagerhäuser und -plätze, groß angelegte Parkmöglichkeiten für Fernlastkraftwagen, Tankstellen, durch Schilder und Lichtreklame als Werkstätten, Niederlassungen größerer Industriewerke und gewerbliche Betriebe gekennzeichnete Arbeitsstätten, eingestreute fünf- und sechsstöckige Wohnblocks, dazwischen immer wieder größere Freiflächen, die nach dem Kriege noch nicht wieder bebaut wurden, gerade, in westöstlicher Richtung verlaufende Kanäle und parallel dazu verlaufende Straßen, die durch rechtwinklig sie wiederum schneidende Straßen miteinander verbunden werden, bestimmen die Physiognomie dieser Landschaft. Wir haben hier jenes Industrie-, Gewerbe- und Arbeiterwohngebiet vor uns, das sich im Anschluß an den Hamburger Hafen in östlicher Richtung über den Bereich des inneren und äußeren Hammerbrook bis zur Ostgrenze des Untersuchungsgebietes hinzieht. So unterscheiden sich diese beiden Landschaftsformen nicht nur durch die Höhenlage, nicht nur durch die Art ihrer Entstehung — hier pleistozäne Aufschüttungsformen, dort eine pleistozän vorgeformte fluviatile Akkumulationslandschaft des Holozäns —, sondern auch durch ihre anthropogene Ausformung.

47 „ D a s T h o r N o . 1 war s c h o n 1834 in e i n e g e r e g e l t e E i n f a h r t u m g e s c h a f f e n , mit e i n e r e i s e r n e n T h o r b a r r i e r e an der I n n e n s e i t e des W a l l g r a b e n s und vier T h o r g e b ä u d e n v e r s e h e n und 1836 B e r l i n e r t h o r b e n a n n t . " I n : C. F. G a e d e c h e n s : H i s t o r i s c h e T o p o g r a p h i e der F r e i e n und H a n s e s t a d t Hamburg, H a m b u r g 1880, S. 222.

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Morjetigebiot

Abbildung 1 Das Geestgebiet und Hammerbrook (Blick vom Turm der Hauptfeuerwache am Bahnhof Berliner Tor nach Osten) Zwischen Hoch- und Niedervingsgebiet, an der geographischen Leitlinie des Geestrandes entlang (Abb. 1), gelangt der Betrachter, indem er der Borgfelderstraße folgt, die am Bahnhof Berliner Tor noch am oberen, allmählich abwärtsführt und erst etwa vom Ausschläger Weg ab am unteren Geestrand verläuft, an die Westgrenze des Stadtteiles Hamm, die bei dem von der Borgfelderstraße nach Süden zur Bille führenden Grevenweg erreicht ist. Auf dieser Straße nach Süden wandernd, gelangt man in das Marschgebiet Hamms. 3. D A S NIEDERUNGSGEBIET H A M M S Von einer ursprünglichen Marschlandschaft und von Randmooren, wie sie etwa südlich der Elbe im Räume Moorburg - Bostelbek - Hausbruch ganz in der Nähe der Stadt noch anzutreffen sind, ist im Niederungsgebiet Hamms heute nichts mehr zu erkennen. Durch beträchtliche Aufschüttungen, durch die Anlage von Straßen, Kanälen und Brücken, sowie die Errichtung von Gebäuden ist die Naturlandschaft vollkommen überformt, und auch im Ostteil des Hammer Marschgebietes ist d a s durch fluviatile Ablagerungen geschaffene Niveau künstlich erhöht worden. Die einzigen Kriterien, die auf die ursprüngliche Marschlandschaft hindeuten, sind erstens der Name des Gebietes: „Hammerbrook", dann zweitens die Straßennamen Kreuzbrook 4 8 ), — zwischen Louisen- und Borstelmannsweg den Hammer Deich mit der Süderstraße verbindend - , und Osterbrook 4 9 ), - die Verbindung von der Steinbeker Straße zur Diagonalstraße - , und die Straße Hammer Deich, die zwar nicht mehr als Deich in Erscheinung tritt, deren gewundener Verlauf, gegenüber der gradlinigen Führung aller anderen Straßen Süd-Hamms gesehen, aber deutlich die Anlehnung an den Verlauf der Bille und der alten Deichführung erkennen läßt.

48 , , D i e G e g e n d am S ü d e n d e d e s G r e v e n w e g e s hieß b e r e i t s im 13. J a h r h u n d e r t , , K r e u z b r o o k " , w o h l n a c h e i n e m d o r t a n d e r G r e n z e d e s W e i c h b i l d e s e r r i c h t e t e n K r e u z . " I n : W. M e l h o p : H i s t o r i s c h e T o p o g r a p h i e d e r F r e i e n u n d H a n s e s t a d t H a m b u r g . B d . I, H a m b u r g 1923, S . 514. 49 „ O s t e r b r o o k " h i e ß i m 13. J a h r h u n d e r t d e r ö s t l i c h e , z u n ä c h s t d e r S t a d t g e l e g e n e T e i l d e s H a m m e r b r o o k " . I n : W. M e l h o p H i s t o r i s c h e T o p o g r a p h i e d e r F r e i e n u n d H a n s e s t a d t H a m b u r g , ß d . I, H a m b u r g 1923, S. 517.

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Wenn man den Grevenweg entlang nach Süden blickt, kann man wegen der gradlinigen Straßenführung bis zum Gebiet an der Südgrenze Hamms sehen, das sich durch die Gebäude und Schornsteine der Fabriken am Billebecken im Aufriß der Niederungsstadtlandschaft besonders heraushebt. Unbebaute Flächen, provisorisch verschiedenen Zwecken zugeführt oder vollkommen ungenutzt liegend, dazwischen einzelne Häuserblocks und Industrie- und Gewerbebetriebe, die erhalten oder wieder hergestellt sind, fallen als allgemeiner Eindruck zuerst ins Auge. Wandert man den Grevenweg von der Borgfelclerstraße bis zu seinem Ende am Flammer Deich entlang, so hat man das zwischen Geestrand und Bille liegende Niederungsgebiet Hamms seiner Breite nach, also von Norden nach Süden durchquert. Es werden dabei in der Reihenfolge der Aufzählung die Eiffestraßc, der Mittelkanal, die Wendenstraße, die Sorbenstraße, der Südkanal und die Süderstraße überschritten. Das Typische der Straßenführung - der Land- sowohl als auch der Wasserstraßen — wird dabei deutlich. Die dominierende Richtung in der Straßenführung ist die Westost-Richtung, der die den Grevenweg kreuzenden Straßen folgen. Sie sind breite und gradlinige Verkehrswege, die sowohl den inneren als auch äußeren Hammerbrook durchziehen, die beiden Teile miteinander verbinden und, mit Ausnahme der Sorbenstraße, eine direkte Verbindung mit der Innenstadt und dem Flafengebiet herstellen. Die Westost-Richtung der Straßen wird noch weiter betont durch die Wasserstraßen: Bille, Mittel- und Südkanal, die eine direkte Wasserverbindung Hamms mit dem Kanalnetz Hamburgs, der Elbe und dem Hafen herstellen. Der Hamburger Stadtplan zeigt, wie die Bille durch die Brandshofer Schleuse mit dem Billhafen, dem Oberhafenkanal und damit auch mit der Elbe und den übrigen Teilen des Hafens in Verbindung steht. Süd- und Mittelkanal sind beute nicht mehr bis zum Oberhafenkanal durchgezogen und aus Gründen der Neuplanung an ihren Mündungen zugeschüttet worden, stehen dafür aber mittels neugeschaffener Durchstiche mit der Bille in Verbindung. Obgleich heute der Lastkraftwagen im Transport von Stückgütern immer mehr an Bedeutung gewinnt 50 ), ist auf dem Gebiete des Massenguttransportes der Kahn und damit die Wasserstraße nach wie vor bedeutend, kann doch im Flamburger Hafen durch seine besondere Einrichtung 51 ) ein direkter Umschlag von Seeschiffen auf Kähne und Schuten bzw. auch umgekehrt erfolgen. Der Verkehr auf der Bille und den Kanälen Süd-Hamms unterstreicht diese Bedeutung des Wasserverkehrs. Das häufigste, ins Auge fallende Ladegut der im Hammer Wasserstraßennetz verkehrenden Kähne ist Sand, Kies oder Schrott, und auch die Lagerplätze zu beiden Seiten der Wasserwege sind mit diesen Materialien angefüllt. Da in Süd-Hamm zwischen der Straße und dem Kanal jeweils nur eine schmale Baufläche besteht, die gerade ausreicht, daß eine Fabrik, ein gewerblicher Betrieb oder ein Lager mit Schuppen und Plätzen genug Raum in der Tiefe hat, so haben fast sämtliche Betriebe dieses Gebietes auf der einen Seite Zugang zum Wasser und auf der anderen Anteil an der Straße, und sie zeigen auch f ü r Siid-Hamm eine typische enge Verflechtung von Wasser und Land. 50 II. B e n r a t h : D e r A u f b a u u n d W i e d e r a u f b a u d e s H a f e n s G e o g r a p h e n t a g 1955 in H a m b u r g . K i e l 1955, S. 245. 51 II. B e n r a t h : D e r A u f b a u u n d W i e d e r a u f b a u d e s H a f e n s G e o g r a p h e n t a g 1955 i n H a m b u r g . K i e l 1955. S. 249 u n d 251.

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Hamburg.

Iii:

Festschrift

zum

XXX.

Dtsch.

Hamburg.

In:

Festschrift

zum

XXX.

Dtsch.

Es mutet oft recht unwahrscheinlich an, und doch wird dadurch die wirtschaftliche Bedeutung erkennbar, in welch beträchtlicher Zahl schwere Lastkraftwagen meist mit großen Anhängern ihren Weg durch dieses im großen und ganzen noch verhältnismäßig wenig wieder ausgebaute Gebiet verfolgen, hier haltend, dort parkend, in der Ferne gerade in der Einfahrt eines Gebäudekomplexes verschwindend, und in der Nähe des Beobachtungsstandortes aus dem Torweg eines nur notdürftig wiederhergestellt erscheinenden Speditionsgebäudes vorsichtig herausfahrend, um sich in den Straßenverkehr einzugliedern. Die zweite vorherrschende Richtung in der Straßenführung ist einerseits die von Nordnordwest nach Südsüdost, der die Diagonalstraße und der Grevenweg folgen, andererseits die von Nordnordost nach Südsüdwest, der der Louisenwej, der Borstelmannsweg, der Osterbrook, der Wichernsweg und der Rückersweg in ihrem Verlauf entsprechen. Die genannten Straßen sind gradlinig durchlaufende Verbindungen sowohl Süd-Hamms mit der Geestrandstraße, als auch der Westost-Straßen untereinander. Heute sind Osterbrook und Wichernsweg wegen ihrer zerstörten Kanalbrücken unterbrochen. Das engmaschige Straßennetz Zwischen Hammer Landstraße und Eiffestraße läßt erkennen, daß es sich hier, im Gegensatz zum südlich anschließenden Teil, auch früher vorwiegend um ein Wohngebiet gehandelt hat. Im östlichen Teil finden wir einen Wohnbezirk, der durch den Krieg weniger gelitten hat; am Schadesweg, ganz in der Nähe der Fabriken Süd-Hamms entstanden neue Wohnblocks, wodurch also beim Wiederaufbau das Prinzip der Trennung von Industrie- und Wohnviertel durchbrochen wurde. Die Straßen Pröbenweg, Dobbelers- und Droopsweg können mit den WestostDurchgangsstraßen bedeutungsmäßig nicht in Verbindung gebracht werden, da sie nur eine gliedernde und verbindende Aufgabe innerhalb dieses Wohnbezirkes haben.1 Der Grevenweg, der zur Beschreibung des Straßen- und Kanalnetzes in SüdHamm Anlaß gab, endet am Hammer Deich, wo eine ganze Anzahl größerer Industriebetriebe liegt, die mit ihrer Wasserseite Anteil am Billebecken haben, das durch einen Aufstau der Bille — ähnlich wie bei der Alster oder dem Eilbek entstanden ist. Der Straßenname Bullenhuser Damm erinnert an den ehemaligen Abschluß des Billegebietes gegen die Elbe. Am Ende der Steinbeker Straße ist die Süderstraße erreicht, die am Durchstich zwischen Bille und Südkanal, über den nur eine Fußgängerbrücke führt, unterbrochen ist. Hier am östlichen Ende der Hammer Kanäle haben die drei Wasserstraßen wie auch westlich außerhalb des Stadtteiles eine Querverbindung, und es beginnt der Teil des Hammer Niederungsgebietes, der zwar aufgehöht ist, aber weder vor noch nach dem zweiten Weltkrieg eine endgültige Bebauung erhalten hat. Er wurde einer vorläufigen Nutzung durch die Anlage von Schrebergärten, zugeführt, doch sind auch kleine Wohnhäuser, meist durch Maßnahmen der Selbsthilfe nach dem Kriege entstanden, in den Gärten errichtet worden. Inmitten dieses südöstlichen Teiles von Hamm erhebt sich ein Hügel, vor dem eine Liege- und Spielwiese mit einem Freibad angelegt sind. An dieser Stelle befand sich früher der Abladeplatz der Müllabfuhr, und aus der ursprünglich wenig ästhetisch anmutenden Gegend ist durch anthropogene Korrektur der Landschaft eine recht

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ansprechende Grünanlage entstanden, von der zu wünschen ist, daß sie auch künftig der Bevölkerung des Hammer Niederungsgebietes erhalten bleibt. Von der Erhöhung in dieser Anlage ist es möglich, das Niederungsgebiet seiner Länge nach zu überblicken, und es wird die Ausrichtung dieses Stadtteiles zum Stadtkern, die sich besonders augenfällig in der Anlage der Straßen und Kanäle, aber auch im Verlauf der Bille ausdrückt, deutlich. Bei der Wanderung durch das Gebiet konnte mit Hilfe der Firmenschilder festgestellt werden, daß in Süd-Hamm industrielle und nichtlandwirtschaftliche Gewerbebetriebe der verschiedensten Arten und Größen zu finden sind. Gerade diese Mannigfaltigkeit, die hier typisch ist, gilt bekanntlich auch für die gesamte Wirtschaft Hamburgs. Hier wie dort tritt kein Industrie- und Gewerbezweig oder -verband so hervor, daß er allein dem Gebiet das wirtschaftliche Gepräge gibt. Zur räumlichen Verteilung wäre zu dem Umstand, daß die gleichzeitige Lage zum Wasser und zur Straße angestrebt wird, noch hinzuzufügen, daß es zu einer eigentlichen Konzentration ebensowenig gekommen ist wie auch zu einer räumlichen Zusammenfassung verwandter, gleicher oder ähnlicher Betriebe. Alle liegen bunt durcheinander, der Sand- und Kieslagerplatz neben der chemischen Fabrik, das Lagerhaus neben einem Werk für Eisen- und Metallerzeugnisse, gegenüber, auf der anderen Straßenseite, eine Spedition oder ein Betrieb zur Nahrungsmittelherstellung bzw. -Verarbeitung. Auch in dem schon erwähnten nördlichen Wohnbezirk treten, wenn auch vereinzelt, Betriebe auf, unter denen sich auch größere Werke befinden. Auf dem Wege zum Geestrand entlang der Diagonalstraße, der Eiffestraße und des Rückersweges wird zuletzt dieses zum großen Teil erhaltene Wohngebiet durchquert, und es wäre dabei noch etwas zum Wohnhausbau zu sagen. Während das Wohngebiet des inneren Hammerbrook vor dem Kriege wohl das Düsterste, Unfreundlichste und auch Unhygienischste an Wohnbauten darstellte, was Hamburg überhaupt besaß, waren die Verhältnisse hier im äußeren Hammerbrook, die durch seinen Ausbau Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffen wurden, unzweifelhaft ein Fortschritt. Die Häuser waren zwar durchweg fünf- bis sechsstöckig und in Blockform angeordnet, auch fehlten zumeist Vorgärten in den Straßen, aber zur Ausbildung von Hinterhöfen oder Terrassen, wie man in Hamburg sagt, ist es nicht gekommen. Der Wiederaufbau im Niederungsgebiet Hamms soll nun auch in den Wohngebieten eine weitere Auflockerung bringen. Vor allem wird bei den Neubauten sichtbar, daß man bestrebt ist, die Höhe der Häuser zu verringern und durch Anlage von Grünflächen und Kinderspielplätzen nicht nur das Bedürfnis der Bevölkerung nach nahen Erholungsplätzen zu befriedigen, sondern auch die Struktur der immerhin für moderne Begriffe noch außerordentlich engen, zusammengedrängten Wohnbezirke aufzulokkernJ Abschließend darf nicht versäumt werden, eine besondere Art zu wohnen, die im Bereich der Hamburger Wasserstraßen - wenn auch vereinzelt — in Erscheinung tritt, wenigstens zu erwähnen, da sie auch in Süd-Hamm zu bemerken ist. Damit ist das Wohnschiff gemeint. Es dient zumeist Leuten, die in der Binnenschiffahrt tätig sind oder waren, aber auch Flüchtlingen als Unterkunft. In diesem Zusammenhang wäre ebenfalls der Lagerkahn zu nennen, der oft auch gleichzeitig

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für Wohnzwecke genutzt wird und gelegentlich seinen Standort wechselt. In SüdHamm sind solche Unterkünfte, die im Gegensatz zu den in Schrebergärten errichteten Steinhäusern kein Provisorium darstellen, vereinzelt am Ende der Kanäle und auf der Bille oberhalb des Billebeckens zu finden. 4. DER GEESTRAND A m Ende der Schurzallee-Nord, die in ihrem letzten, nördlichen Teil parallel zur Güterumgehungsbahn verläuft, ist bei der Einmündung in die Hammer Landstraße der Geestrand erreicht, dessen Hang in Hamm mit wechselnd steilem Anstieg zur Geesthochfläche der Überwindung einer Höhendifferenz bis zu etwa 10 m durch den Straßenverkehr mehr oder weniger große Schwierigkeiten bereitet. Im Gebiet der Burgstraße, des Sievekingdammes und der Hirtenstraße wird der Hang durch zwei weite Talungen, die seinen oberen Rand beträchtlich nach Norden zurücktreten lassen, besonders flach. Die Hammer Landstraße muß, schon allein vom visuellen Eindruck her, zum Geestrand hinzugerechnet werden, denn im Gegensatz zu den Ostwest-Straßen des Niederungsgebietes findet man in der Straßenführung dieser Geestrandstraße eine enge Anlehnung an die natürliche Form des Geländes. Sie schmiegt sich mit ihrer Fahrbahn so eng an den Hang, daß der nördliche Fußgängerweg in vielen Fällen, manchmal bis zu einem Meter, über dem Niveau der Fahrstraße liegt.

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S i r . : Bei der Hammerkirche

Abbildung 2

Die Geestrandzone

Die Häuser der nördlichen Straßenseite, es haben einige die Bombennächte des 2. Weltkrieges mehr oder weniger gut überstanden, sind in den Hang hineingebaut und liegen wiederum höher als der Gehweg. Bis zur Burgstraße wechseln auf der Hangseite der Straße: Rasenflächen, Gärten, große und kleine Häuser, Grünflächen mit Baum und Buschbeständen und Baulücken, in denen früher Einzelhäuser oder mehrstöckige Reihenhäuser standen, einander ab. (Abb. 2) Nicht nur von Süd-Hamm, sondern sogar noch von der Bergedorfer Bahn aus gesehen, tritt der Geesthang, dieser scharfe Trennungsbereich zwischen den beiden Landschaften: Geest und Marsch, trotz der durch menschliche Gestaltungskraft hervorgerufenen Veränderungen und Ausgestaltungen so stark hervor, - vielleicht sogar gerade deswegen - , daß er über die gliedernde Wirkung im Bereich des 21

Stadtteiles hinaus, dem Wesenszug dieser Landschaft am deutlichsten Ausdruck verleiht (Abb. 2). Am Beispiel des Stadtteiles Hamm, der als Großstadtgebiet die stärkste anthropogene Uberformung aufweist, die eine Naturlandschaft erfahren kann, in dem aber auch gleichzeitig das Charakteristikum des ursprünglichen Zustandes, in diesem Falle: Grenzbereich zweier aufeinander stoßender Landschaftsarten zu sein, keineswegs unterdrückt ist, wird gerade am Geestrand die Intensität der Wirkung deutlich, die von den naturhaften Kräften und den durch sie geschaffenen natürlichen Formen auch im Norddeutschen Flachland ausgehen kann. Die südliche Seite der Hammer Landstraße, an der die Kriegszerstörungen ¡ebenfalls noch sichtbar sind, an der aber auch durch zahlreiche Baustellen f ü r Großwohnhäuser eine rege Aufbautätigkeit kenntlich wird, muß dagegen noch zum Niederungsgebiet gerechnet werden. Während die Hangseite der Straße, bedingt durch die Oberflächenform des Geländes, gekennzeichnet ist durch schmale, in Straßenrichtung langgestreckte Bauflächen, haben diese auf der Niederungsseite eine viel größere Ausdehnung in die Tiefe des Raumes. Zusammenfassungen von Häusern zu Wohnblocks in Winkel- oder Karreeform mit Geschäften an der Hauptstraße, Raum fordernde Industrie- und Gewerbebetriebe: eine chemische Fabrik, Hamburger Werkstätten f ü r Erwerbsbehinderte, Tankstellen mit Garagen und Autoreparaturwerkstätten, eine Druckerei, eine Kohlenhandlung mit Lagerplätzen, einige erhalten gebliebene Einzelhäuser im Baustil der Jahrhundertwende mit ihren Gärten, in bunter Folge aneinander gereiht, zeigen nicht nur einen anderen Charakter dieser Straßenseite, sondern vermitteln als Randbezirk des Marschgebietes dem Passanten gleichsam in linearer Ausdehnung einen Eindruck dessen, was in räumlicher Anordnung eines der typischen Gestaltungsmomente Mittel- und Süd-Hamms ausmacht. Der Straßenverkehr auf der -Bundesstraße 5, am Bahnhof Berliner Tor beobachtet, hat sich in Hamm auch östlich der Einmündung der Hirtenstraße in die Hammer Landstraße keineswegs erheblich verringert. Zwar ziehen z. T. die Burgstraße und der Sievekingdamm als Zuführung zur Autobahn nach Lübeck einen Teil des Verkehres nach Norden und Nordosten ab, aber andererseits wird durch den Ausschlägerweg und die Straßen, die aus dem Hammer Niederungsgebiet kommend, in die Hammer Landstraße einmünden, der Ostwest-Verkehr wieder verstärkt. Vom Ausschlägerweg und nach Fertigstellung der Braunen Brücke über die Bille jetzt auch von der Schurzallee und der Diagonalstraße her, strömt der Straßenverkehr a u j dem Industriegebiet und aus dem Süden, der die Innenstadt umgehen will, in die Geestrandstraße hinein. Der Sievekingdamm, die Sievekingsallee und die Autobahn nach Lübeck dagegen stellen eine wichtige Teilstrecke im europäischen Nordsüd-Verkehr dar, weil wegen der Schwierigkeiten im innerdänischen Ostwest-Verkehr bei der Dberquerung des Großen Beltes von Nyborg nach Korsör der Übergang Großenbrode - Gjedser vielfach bevorzugt wird. Die Burgstraße leitet andererseits auch den Verkehr aus dem Norden und Nordosten Hamburgs in das Untersuchungsgebiet. So haben wir im Westen Hamms an der Kreuzung Borgfelderstraße - Burgstraße und Hammer Landstraße - Sievekingdamm - Grootsruhe einen zweifachen Verkehrsknotenpunkt vor uns, den ein bedeutender Teil des hamburgischen Nordsüdund Ostwest-Straßen- sowie Durchgangsverkehrs passieren muß, und den die Straßenbahnlinie 2 über Sievekingdamm und Sievekingsallee nach Horn, die Linie 15 über Burgstraße, Hammer Landstraße zur Schurzallee und die Linien 1 und 7 über die Hammer Landstraße nach Billstedt stark behindern. 22

Der übrige Teil des Geestrandes vom Verkehrsknotenpunkt bis zum Ende der Hammer Landstraße scheint für eine Nordsüd-Verbindung, und hätte sie auch nur eine Bedeutung für den Stadtteil selbst, ungünstig zu sein. Die Güterumgehungsbahn überwindet ihn zwar durch eine Dammaufschüttung im Niederungsgebiet und einen Einschnitt in das Geestgebiet, aber zwischen hier und der Burgstraße trifft man, soll von der Hohlen Rönne abgesehen werden, die wegen des Gefälles und der Unübersichtlichkeit bei ihrer Einmündung in die Hammer Landstraße nur für den Fußgängerverkehr freigegeben ist, nur auf die Hirtenstraße und die schmale und steile Straße: Bei der Hammer Kirche. Alle anderen Hangüberquerungen sind Fußgängerwege, so die Treppenaufgänge gegenüber dem Louisenweg, dem Borstel^ mannsweg, dem Hübbesweg und dem Bundsensweg. Die Burgstraße hinaufgehend, erreicht man an der Bethesdastraße den in diesem Gebiet weiter als sonst nach Norden zurücktretenden oberen Geestrand. Zwischen neuerbauten Häuserblocks am langen, sanft zur Niederung abfallenden Hang erblickt man in der Schwarzen Straße und Burgstraße noch einzelne stehengebliebene Einzelhäuser im Baustil des ausgehenden 19. Jahrhunderts inmitten der dazugehörigen Gärten, — Reste, die vom ehemaligen Siedlungscharakter berichten. Von hieraus sieht man nun auch von Norden her am Anfang des Sievekingdammes, den noch nicht wieder hergerichteten Ohlendorff-Park westlich der Straße liegen und östlich davon den ehemals privaten Thörls Park, der seit 1955, durch künstliche Gestaltung der Oberfläche und erneute Anpflanzungen wieder hergestellt, seinem Zweck als Volkspark zugeführt werden konnte und so das Areal der öffentlichen Grünflächen Hamms vergrößert. Nach dem Kriege hatte auf diesem Gelände ein Trümmerverwertungs- und -aufbereitungsbetrieb gestanden, dessen überflüssiges Material mittels einer Feldbahn entlang des oberen Geestrandes nach ö j e n d o r f transportiert wurde. Der Carl-Petersen-Straße weiter nach Osten folgend, vorbei an dem südlich davon liegenden Gebiet der Meridian-, Ohlendorff- und Hirtenstraße und des Dorfganges, in dem in reger Aufbautätigkeit eine der letzten größeren Baulücken NordHamms geschlossen wird, gelangt man zur katholischen Herz-Jesu-Kirche, die im Jahre 1954 an der Straße Bei der Hammer Kirche mit feinem architektonischem Einfühlungsvermögen in den Baucharakter der Umgebung auf den Fundamenten der 1943 zerstörten Kirche wieder aufgebaut wurde. Gegenüber, an der Ecke Horner Weg — Bei der Hammer Kirche, inmitten des alten Friedhofes, dessen Grabstätten, die Namen vieler bekannter Hamburger Familien tragen, die hier im 18. und 19. Jahrhundert ihre Landhäuser besaßen, erhebt sich die protestantische Dreifaltigkeitskirche, welche an Stelle der zerstörten, 1693 erbauten alten Kirche im Jahre 1956/57 in einer modernen, künstlerisch mutigen Bauweise wieder erstanden ist. Im weiteren Verlauf des Horner Weges sind im Anschluß an den Friedhof Einzelhäuser mit hübschen Gärten entstanden, deren Bewohner von hieraus weit in die Bille- und Elbeniederung blicken können. Kurz vor der Abzweigung der Straße Hammer Berg, die als Fortsetzung der Caspar-Voght-Straße bis zur Hammer Landstraße gedacht war, aber am halben Hang ausläuft, beginnt ein geschlossenes Neubaugebiet mit vierstöckigen Häuserblocks, das am Horner Weg etwa 50 m vor der Güterumgehungsbahn endet. Die in Zeilenbauweise oder parallel zur Straße errichteten Wohnhäuser füllen auch die Flächen im Winkel Horner W e g - H a m m e r Berg aus. 23

Der Geestrandbereich, als ein sich besonders deutlich heraushebender Landschaftsteil Hamms, wird also gekennzeichnet durch eine von der Oberflächenform stark bestimmte Bebauungsart und -gliederung. Kleine oder langgestreckte Bauflächen am unteren und teilweise am oberen Rand, massierte Bebauung im westlichen und östlichen, eingestreute, meist kleine Häuser — auch Behelfsbauten im mittleren Teil der Hangfläche, über das ganze Hanggebiet verteilte Grünflächen mit deutlicher Konzentration in der Mitte, wo die Sakralbauten der christlichen Gemeinden nicht nur hier, sondern im Auf- und Grundriß des gesamten Stadtteiles' eine zentrale Stellung ausweisen, dann die Verkehrsfeindlichkeit im Mittel- und Ostteil und die fächerförmig zur Geestfläche hin ausstrahlenden Hangstraßen im westlichen Teil bilden zusammengenommen das Charakteristikum dieser Ubergangszone. 5. DIE GEESTHOCHFLÄCHE Der Weg entlang des oberen Geestrandes, auf dem der Blick vorzugsweise nach Süden gerichtet war, gibt daneben ebenfalls die Möglichkeit, einen ersten wesentlichen Eindruck von der nördlich davon liegenden, zu einem geschlossenen, aber nicht einheitlich gegliederten Wohngebiet ausgestalteten Geesthochfläche zu gewinnen.1 Vor allem ist zu bemerken, daß der Übergang vom Bereich des Geestrandes zur Geesthochfläche keine scharfe kulturgeographische Grenze darstellt. Die mit Häuserblocks bestandenen westlichen und östlichen Hangflächen finden nach Norden ihre Fortsetzung in Wohngebieten der Geestfläche, während die im mittleren Teil konzentrierten Grünflächen sich nach Norden im Hammer Park fortsetzen. So liegt siedlungsgeographisch in Nord-Hamm eine typische Verzahnung von Hang und Hochfläche vor. Ein Blick nach Norden vom Horner Weg die Caspar-Voght-Straße entlang, einer Grenze zwischen zwei verschieden ausgestalteten Teilen der Geestfläche, zeigt westlich der leicht ansteigenden, breiten Straße mit doppelter Fahrbahn den Hammer Park und östlich einen Wohnbezirk, der bis zur Güterumgehungsbahn reicht. Die Kreuzung Sievekingsallee - Caspar-Voght-Straße stellt mit einem Niveau von 18 m über NN den höchsten, das Relief der Geestfläche charakterisierenden Punkt dar, denn eine Aufschüttung in Form eines Hügels im Hammer Park gegenüber der Einmündung des Quellenweges in die Sievekingsallee ist morphologisch nicht bestimmend. Nach Norden und Nordwesten zur S-Bahnstrecke und nach Westen und Südwesten zum Sievekingdamm und zur Burgstraße fällt das Gelände von hieraus allmählich ab, ein Umstand, der sowohl am Abfall der Caspar-VoghtStraße nördlich der Sievekingsallee als auch an dem der Sievekingsallee zu erkennen ist. Der östlich des Hammer Parkes und nördlich der Sievekingsallee vom Hammer Steindamm ab bis zur Güterumgehungsbahn reichende Wohnbezirk kann als Teileinheit betrachtet werden. Das zeigt nicht nur die planmäßig, wie am Reißbrett in einem Zuge erfolgte Grundrißgestaltung, sondern auch der monoton gleichförmige, nur hin und wieder durch eine verschiedene Bedachung variierte Aufriß dieses etwa um 1930 bebauten und 1943 zerstörten Gebietes, dessen Wiederaufbau nach dem Kriege in den Jahren 1948 - 1952 verhältnismäßig schnell und vollständig erfolgte, s,~o daß heute nur noch eine ganz geringe Zahl von Baulücken, die 24

nur wenig ins Auge fallen, übriggeblieben ist. Das heutige Aussehen dieses Wohnbezirkes entspricht im großen und ganzen dem der Vorkriegszeit, weil vielfach die Außenmauern, Teile davon oder wenigstens die Fundamente beim Wiederaufbau Verwendung finden konnten, wodurch dieses vor dem Kriege jüngste Stadtteilgebiet heute seinem Baustil nach einen älteren Eindruck macht, als andere Bezirke, in denen die Träger des Wiederaufbaues wegen einer vollkommeneren Zerstörung ,der Bauten eine größere Handlungsfreiheit besaßen. Die östliche Grenze dieses Hammer Wohnbezirkes, die Güterumgehungsbahn, ist nicht nur Stadtteil-, sondern auch Bebauungsgrenze, soweit sie mit dem Horner Gebiet tangiert. Im Bereich des anliegenden Stadtteiles Marienthal, dem ehemals preußischen Villen- und Gartenhausgebiet, tritt von hier aus ein Wechsel in der Bebauungsart ein. Südlich der Autobahn Hamburg - Lübeck reicht ein Schrebergartengelände bis zum Horner Wohngebiet. Doch zeigen zahlreiche, nach dem Kriege entstandene Wohnblocks, deren Grundflächen das vorläufig genutzte Gelände allmählich immer mehr dezimierten, eine vom Horner Siedlungskem ausgehende zentrifugale Bebauungstendenz, deren Endziel, den baulichen Anschluß an Hamm herzustellen, bald erreicht sein wird. Der östliche Wohnbezirk der Hammer Geesthochfläche wird in seiner Bebauung gekennzeichnet durch die vorherrschende Zusammenfassung der Wohngebäude zu Blockformen, deren einzelne Häuser in der Regel nicht voneinander abgesetzt sind, auch architektonisch nicht. So werden die Straßen von breit angelegten Blockgruppen eingefaßt, die dem Beschauer die ganze Seite einer Straße als einheitlich gegliederte Baumasse zeigen. Doch erwecken die Straßen immerhin einen freundlichen Eindruck, weil sie wenigstens großzügig angelegt sind, sowohl Haupt- als auch Nebenstraßen auf beiden Seiten fünf bis sechs Meter breite Vorgärten besitzen und die Zahl der Stockwerke im allgemeinen auf vier beschränkt wurde. Reizvoll wirkt während der Sommermonate der mit viel Liebe und Sorgfalt angelegte buntfarbige Blumenschmuck in den zahlreichen Balkonkästen. Die Zahl der Wohnungen eines großen Wohnhauses betrug früher durchschnittlich acht, heute, nach dem Wiederaufbau sind es, durch eine andersartige Aufteilung bewirkt, zumeist etwa zehn bis zwölf in der Größenordnung von eineinhalb bis dreieinhalb Zimmern. In vielen Fällen ist auch das Bodengeschoß für Wohnzwecke hergerichtet, doch dürfte das in der Regel lediglich eine vorübergehende Maßnahme darstellen. Das Baumaterial, das hier und überhaupt in Hamm vorwiegend verwandt wird, der rote Backstein, ist landschaftsgebunden und durchaus auch typisch für ganz Hamburg, zumal er hier eine weit bessere Haltbarkeit und Farbkonstanz infolge des erheblichen Gehaltes an schwefliger Säure und fettem Ruß in der Atmosphäre besitzt als Sandstein, Putz oder auch der gelbe Backstein. An Dächern findet man das Flachdach und vor allem das Satteldach. Der Weg auf der Caspar-Voght-Straße nach Norden führt über die Sievekingsallee, dann vorbei an der auf der östlichen Straßenseite gelegenen Oberschule für Mädchen mit einem Sportplatz und dem gegenüberliegenden Neubau der Paulus-Kirche am Quellenweg, zwei sich im östlichen Wohnbezirk heraushebenden Gebäuden, und erreicht am Hasselbrookbahnhof beim Zusammentreffen mit dem Hammer Steindamm die nördliche Grenze des Untersuchungsgebietes.

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An dieser Stelle ist es angebracht, etwas über die Straßenführung und das Straßennetz Nord-Hamms zu sagen. Die Sievekingsallee mit dem Sievekingdamm bilden die Verkehrsachse der Geesthochfläche, die ihre Funktion rund zwanzig Jahre erfüllt, seit es nämlich notwendig wurde, für die Autobahn Hamburg - Lübeck eine Zubringerstraße zu schaffen. Somit ist also auch hier, analog zum Niederungsgebiet, wenn auch im Sinne des Durchgangsverkehres, die West-Ost-Orientierung dominierend. Die Sievekingsallee, von Eilbek kommend, bringt aber auch mit ihrer Weiterführung durch die Washingtonallee eine Entlastung für die Bundesstraße 5 im Bereich des östlichen Stadtgebietes. Der West-Ost-Richtung folgen die Hamburg-Lübecker Bahn und die parallel dazu verlaufende Marienthaler Straße. Die Carl-Petersen-Straße, früher Mittelstraße genannt, mit ihrer Verlängerung, dem Horner Weg, ist, von Hohenfelde kommend, ein alter Weg am oberen Geestrand und wurde früher: Oben in Hamm bezeichnet, im Gegensatz zu: Unten in Hamm, der jetzigen Hammer Landstraße. Auch sie entlastet die Bundesstraße 5. Besonders an der Sievekingsallee und dem Sievekingdamm ist zu ersehen, daß die Straßenführung nicht in einer einzigen Planung festgelegt wurde, wie etwa bei den West-Ost-Straßen des Hammer Marschgebietes, sondern daß sich erst im Laufe einer längeren Entwicklung die jetzige Form sowohl als auch die Bedeutung herausgebildet haben. Das Straßennetz der Geesthochfläche scheint bei seiner Entstehung stark beeinflußt zu sein durch Impulse zu Querverbindungen, welche die sie einschließenr den Radialstraßen, die Bundesstraße 5 und die in ihrem Verlauf ebenfalls durch geomorphologische Gegebenheiten festgelegte Bundesstraße 75 oder Wandsbeker Chaussee gaben. Die einzige gute, kurze und durchgehende Querverbindungsstraße stellt die durch das Oberflächenrelief begünstigte Burgstraße dar, die entlang der alten Landwehr verläuft. Die Caspar-Voght-Straße stellt nur die Verbindung zwischen den beiden nördlichen Straßen her, und die Hammer Straße kann ebenfalls nicht als durchgehende Querverbindung angesehen werden. Einzig der Hammer Steindamm mit der Hirtenstraße verbindet die drei Straßen miteinander, wobei jedoch, wie der Augenschein zeigt, nur dem Abschnitt zwischen Wandsbeker Chaussee und Sievekingsallee eine größere Verkehrsbedeutung zukommt. Abschließend kann gesagt werden, daß der Nord-Süd-Verkehr der Hammer Geesthochfläche durch die gegebene Tatsache des Geesthanges von der Sievekingsallee ab mehr auf den nördlichen als auf den südlichen Bezirk konzentriert ist, und abgesehen von Hauptstraßen, die übrigen Teile des Straßennetzes in NordHamm nur eine lokale, die Baumasse gliedernde Bedeutung besitzen. Der Gang durch das Untersuchungsgebiet wird nun vom Ende der CasparVoght-Straße aus nach Westen entlang der Marienthaler Straße fortgesetzt. Nach Uberschreiten des Hammer Steindammes wird der östliche Wohnbezirk verlassen, und wir lernen jetzt den von der Bahnlinie im Norden, dem Saling im Westen, der Carl-Petersen-Straße im Süden und dem Hammer Steindamm im Osten begrenzten mittleren Wohnbezirk kennen. Er unterscheidet sich vom bisher Gesehenen erst einmal dadurch, daß hier noch einige um die Jahrhundertwende entstandene Häuser erhalten geblieben oder in der alten Form wiederhergestellt sind. Sie sind Reste 26

der ursprünglichen Bebauung, denn dieses Wohngebiet ist schon bis zum 1. Weltkrieg erstmalig in planmäßiger Anlage städtisch bebaut worden, ist also älter im siedlungshistorischen Sinne als der östliche Bezirk. Die Straßen bewirken auch innerhalb des mittleren Wohnbezirkes eine geometrische Aufteilung, nur die Neuanlage des Sievekingdammes durchschneidet, die Regelmäßigkeit durchbrechend, diagonal den südlichen Bezirksteil. Da die Kriegszerstörungen in diesem Teil der Geestfläche weitgehender waren als östlich davon, hat der Wiederaufbau ein Baubild geschaffen, das von den Vorkriegsverhältnissen deutlich abrückt. Auch im mittleren Wohnbezirk ist der Wohnblock alter Art, mit etwas gegliederterer Fassade zwar, nach dem Wiederaufbau in großer Zahl anzutreffen, aber daneben entstand als neuartigere Lösung vor allem die Zeilenbauweise, bei der hygienische Gesichtspunkte maßgebend waren. Die einzelnen Bautrakte, bestehend aus mehreren Häusern, werden in die Nord-Süd-Richtung gestellt, so daß in der Regel Ost-West-Wohnungen entstehen. Die Einheitlichkeit der Straßenseite wird zwar aufgelöst, aber Belüftung und Lichtverhältnisse sind wesentlich günstiger als bei der alten Wohnblockform, und die Auflockerung der Baumassen in Verbindung mit den gärtnerischen Anlagen zwischen den einzelnen Baueinheiten schaffen günstige städtische Wohnverhältnisse. Am Straßenschnittpunkt Marienthaler Straße-Sievekingsallee-Ritterstraße ist die westliche Grenze des mittleren Wohnbezirkes erreicht. Der sich anschließende westliche Wohnbezirk, begrenzt im Norden durch die Bahnlinie, im Westen durch die Burgstraße, im Süden durch die Bethesda- und Carl-Petersen-Straße und im Osten durch den Saling und den Anfang der Sievekingsallee, ist das Gebiet, in dem die heute ältesten Häuser Hamms zu finden sind. Schon ein Blick auf die Karte läßt durch den weiten Abstand der Ritter- und Jordanstraße und des Landwehrdammes die Vermutung aufkommen, daß hier ein Wohnbezirk besonderer Art vor uns liegt. Zwischen den einzelnen Straßen, die bis heute ihren Vorortscharakter bis zu einem Teil wenigstens bewahrt haben, finden die Gärten der Einzelhäuser, die, soweit sie teilweise oder ganz erhalten geblieben sind, aus der Zeit vor der Jahrhundertwende stammen, Raum genug. Kriegszerstörungen und Wiederaufbau haben auch hier einen Wandel geschaffen. Einzelgrundstücke wurden aufgekauft, zusammengelegt unnd so die Bedingungen für die Errichtung von großen Wohnhäusern geschaffen. Vom Anfang der Marienthaler Straße bzw. von der Straßengabel BurgstraßeCarl-Petersen-Straße aus fällt der Blick auf die Absenkung, welche die Verlängerung der Burgstraße bei der Unterführung am Bahnhof Landwehr erfährt. Hier haben wir den tiefsten Geländepunkt der Hammer Geesthochfläche mit + 4 m über NN vor uns. Durch die Carl-Petersen-Straße, den Sievekingdamm und die Sievekingsallee wird der Weg fortgesetzt, und an der Kreuzung Sievekingsallee-Hammer Steindamm, gegenüber dem Kirchenpauergymnasium für Jungen betreten wir den zentral gelegenen Hammer Park, dessen Grünanlagen den Mittelpunkt Hamms bilden. Ursprünglich zum Besitz der Familie de Chapeaurouge gehörend, dann durch Heirat auf die Familie Sieveking übergegangen, wurde das Gelände des Hammer Parkes, in dessen Mitte das Herrenhaus am Platze der heutigen Schutzhütte stand, vor dem 1. Weltkrieg in staatlichen Besitz übernommen und somit der Bevölkerung als wohnungsnahe Erholungsstätte erhalten, die für viele den eigenen Garten ersetzen muß. Der Park ist Schmuckgrünanlage, wegen seiner Größe unüberschaubar und 27

zeigt einzelne in sich geschlossene Räume. Neben einem z. T. sehr alten Baumbestand vereinigt er in sich gärtnerische Anlagen, Spielwiesen, Spielplätze, Kampfbahnen, Plansch- und Wasserbecken. Der Hammer Park ist somit neben Schmuckgrünfläche in gewissem Sinne auch Nutzfläche, dient darüber hinaus der Begegnung der Hammer Bevölkerung untereinander und ist bis zu einem bestimmten Grade gemeinschaftsbildend. Zum zentralen Bezirk des Hammer Parkes ist aber auch eine Anzahl von Wohnhäusern hinzuzurechnen und zwar nicht nur, weil sie raummäßig dazu gehören, sondern weil sie sich in das Bild des Parkes einfügen. Das ist der Fall bei den Gartenhäusern des Fahrenkamp und der Sievekingsallee, die einen allmählichen Ubergang zum nördlichen Teil des östlichen Wohnbezirkes der Hammer Geesthochfläche herstellen. Hamm-Nord ist, wie wir gesehen haben, ein ausgesprochenes Wohngebiet, und so muß den Einwohnern die Möglichkeit gegeben sein, Dinge des täglichen Bedarfes bequem, d. h. mit einem Weg von höchstens 5 bis 10 Minuten, einzukaufen. Die Lebensmittelgeschäfte beispielsweise sind gemäß ihrer ausgesprochen flächenhaften Bindung zwar über das ganze Gebiet verteilt, doch ist eine Konzentration von Geschäften verschiedener Art an der Sievekingsallee, — hier z. T. wegen der Lage an der Ausfallstraße nach Nordosten —, am Hammer Steindamm, am Hasselbrookbahnhof und am Horner Weg zu beobachten, und ein Ausspareji der in Abseitslage liegenden Nebenstraßen festzustellen. Kleinere Handwerksbetriebe sind in für ein Wohngebiet ausreichender Zahl und in gleichmäßiger Verteilung über die Fläche vorhanden. Geschäfte mit einem spezielleren Kundenkreis fehlen, denn die Einwohner werden diese bequem im nahen Stadtzentrum oder auch in Wandsbek aufsuchen können. Ein bemerkenswerter Versuch, innerhalb eines Wohngebietes das notwendige Gewerbe, hier in Bezug auf den Kraftwagenverkehr, zusammenzufassen, eine moderne Version der mittelalterlichen Handwerkerstraße, wird an der Ecke Sievekingdamm — Carl-Petersen-Straße unternommen, wo der Aufbau eines Gewerbehofes mit einem Hotel-Hochhaus für Skandinavienreisende geplant ist. Der Impuls dazu dürfte in der Hauptsache von der Zubringerstraße zur Autobahn ausgehen, die ebenfalls Anlaß zur Errichtung einer Reihe von Tankstellen gab, die sich beiderseits von Sievekingdamm und Sievekingsallee aneinanderreihen. Nach der Begehung der einzelnen Wohnbezirke in Hamm-Nord seien abschließend einige Bemerkungen über verschiedene, noch nicht berührte Fragen gestattet. Im Vergleich zur Vorkriegszeit ist die Zahl der schulpflichtigen Kinder in Hamburg heute größer 52 ). Das gilt sowohl allgemein als auch besonders für die Außenbezirke der Stadt und ebenso für den Stadtteil Hamm 53 ), so daß die Situation der Volksschule hier sehr ungünstig ist. Zwar soll außer der Doppelschule im östlichen Wohnbezirk, deren Schülerzahl weit über das Maß des Tragbaren hinausgeht, im Bereich des westlichen Geesthanges im Ohlendorff-Park eine neue Volksschule errichtet werden, aber es ist anzunehmen, daß auch dann die Verhältnisse nicht gebessert sein werden, zumal dann nicht, wenn der Aufbau im südlichen Teile Hamms weiter fortgeschritten sein wird. 52 Denkschrift der Schulbehörde Hamburg: Schule in Not, Jugend und Zukunft bedroht. Flamburg, 5. 3. 1951. 53 Die größere Zahl der Kinder d ü r f t e in der Tatsache zu suchen sein, daß nach dem Wiederaufbau, wie noch darzulegen ist, relativ jüngere Familien in Hamm wohnen als vor dem Kriege, und daß bei der Vergabe der Wohnungen die Zahl der Kinder immerhin eine wichtige Rolle gespielt hat.

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Für ein Wohngebiet, besonders aber für Handel und Gewerbe, ist die Möglichkeit, den Geldverkehr bequem erledigen zu können, von großer Wichtigkeit. So errichteten die Hamburger Sparcasse von 1827 zwei, die Neue Sparcasse von 1864 eine Bezirksstelle, während die Commerz- und Disconto-Bank seit 1956 eine Depositenkasse in Hamm besitzt. Der Postverkehr wird durch das Postamt 26 und eine Nebenstelle geregelt. Restaurants, Gaststätten und Kaffees, in genügender Zahl vorhanden, sind in Hamm nicht für größere Veranstaltungen eingerichtet, sondern vorwiegend auf die Bedienung von Einzelpersonen oder höchstens kleiner Gruppen eingestellt. Größere Räume oder sogar Säle, in denen Festlichkeiten begangen werden könnten, fehlen wegen der Nähe der Innenstadt, ein Mangel, dessen Beseitigung im Interesse der Gemeinschaftsbildung notwendig wäre. Für kulturelle Veranstaltungen dagegen stehen die Festsäle der einzelnen Schulen zur Verfügung. Der Zerstreuung ¡und Unterhaltung der Bevölkerung dienen in Hamm vier Lichtspieltheater, eine relativ geringe Zahl, deren Begründung in der Orientierung des Stadtteiles zum nahen Zentrum Hamburgs zu suchen ist. Auch diese Einrichtungen müssen erwähnt werden, da sie aus dem Bild einer modernen Stadtsiedlung nicht mehr hinwegzudenken sind, ohne dabei ein Urteil über den Wert oder Unwert abgeben zu wollen. 6. DIE GLIEDERUNG DES STADTTEILES HAMM Vom Turm der katholischen Kirche, aus einer Höhe von rund 50 m über NN hat man einen guten Rundblick, der nicht nur das Untersuchungsgebiet mit allen seinen Teilen erfaßt, sondern auch, bis in die weitere Umgebung hinein, einen Uberblick über einen wesentlichen Bereich des östlichen Hamburgs vermittelt (Abb. 3 u. 4). überschauend kann von hieraus noch einmal das Untersuchungsgebiet betrachtet und in Verbindung mit dem bisher Gesehenen eine stadtlandschaftliclie Gliederung vorgenommen werden, die ihren kartographischen Niederschlag in Karte 1 gefunden hat. Zuerst ergibt sich eine Zweiteilung 1. in das Niederungs- oder Marschgebiet, 2. in das Hoch- oder Geestgebiet. Das Marschgebiet kann jedoch weiter unterteilt werden a) in das geestnahe nördliche Niederungsgebiet zwischen Eiffestraße, Hammer Landstraße, Grevenweg und Schurzallee — Niederungszone 1 - , dessen Siedlungscharakter durch das Uberwiegen der Wohnbauten bestimmt wird, b) in den südlich daran anschließenden Bezirk, - Niederungszone 2 - , zwischen Eiffe- und Diagonalstraße, Nordufer der Bille und Grevenweg, der wesentlich mehr Industrie- und Gewerbebauten als Wohnblocks besitzt, ¿die in kleinen Zusammenfassungen inselartig eingestreut sind und c) in den südöstlichen Bezirk, — Niederungszone 3 —, zwischen Mittelkanal, Wichernsweg, Diagonalstraße, Nordufer der Bille und Güterumgehungsbahn, der im siedlungsgeographischen Sinne als Provisorium oder Raumreserve anzusehen ist und durch Schrebergärten, Behelfsheime und Notwohngebäude charakterisiert wird. Der Einteilung des Hammer Marschgebietes liegt die augenblickliche Situation zu Grunde, so daß die Gültigkeit der Gliederung in diesem Teile nach vollendetem Aufbau, wenn er nicht nach den Richtlinien der Neuplanung verläuft, zum mindesten in Frage gestellt werden könnte. 29

Das Hoch- oder Geestgebiet, das reine Wohngebiet Hamms, wird auf Grund des verschiedenen Grund- und Aufrisses unterteilt a) in den sich nach Westen verbreiternden Geestrand- oder Hangstreifen, Geestzone 1 —, b) in den westlichen Bezirk der Geestfläche mit den ältesten in Hamm erhalten gebliebenen Wohnbauten, - Geestzone 2 --, c) den mittleren, — Geestzone 3 —, d) den östlichen Bezirk, - Geestzone 4 - und e) in den zentralen Bereich des Hammer Parkes - Geestzone 5 - . Wegen des fortgeschrittenen Wiederaufbaues im nördlichen Teile Hamms wird dessen Gliederung auch dann noch Geltung haben, wenn die letzten Baulücken geschlossen sein werden, denn die geringen Änderungen, die hier im Zuge der Neuplanung durchgeführt werden sollen oder noch könnten, werden den stadtlandschaftlichen Charakter nun nicht mehr verändern. Ein Vergleich der nach geographischen Gesichtspunkten vorgenommenen Gliederung Hamms (Karte 1) mit der administrativen Einteilung des Stadtteiles ergibt teilweise leichte Ubereinstimmungen aber doch auch grundsätzliche Unterschiede. Nach geographischer Auffassung, dabei kommt der Gegensatz am deutlichsten heraus, müßte man z. B. den axialen Bereich der Geest- oder Hangzone als „HammMitte" bezeichnen. Bei der abschließenden, überschauenden Betrachtung des Hoch- sowohl als auch des Niederungsgebietes von der Höhe des Kirchturmes und an Hand der Karte 1 wird deutlich, daß der stadtlandschaftliche Charakter dieser beiden Teile Hamms nicht nur grundverschieden ist, sondern daß die anthropogene über- und Ausformung auch jeweils von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangen sein dürfte, und daß sie auf Grund andersartiger natürlicher und kultureller Bedingungen und anderer Notwendigkeiten zwangsläufig verschieden verlaufen mußte. Während der südliche Teil Hamms, abgesehen von der Bebauung, in seiner Gliederung, d. h. in der Lage der einzelnen Zonen zueinander sowie in ihrer Ostwest-Ausrichtung, sodann in seinem gitternetzartigen Grundriß eine große Regelund Planmäßigkeit zeigt, dieser Teil gleichsam aus einem Guß zu sein scheint, wirkt der nördliche Teil Hamms in seiner ganzen Anlage äußerlich eher wie die verschiedenartigen, zu einem Ganzen zusammengesetzten Steinchen eines Mosaiks, obgleich die im großen und ganzen einheitliche Bebauung mit großen Wohnhäusern im Aufriß ein zusammenfassendes Moment darstellt. Das Wesensmerkmal der kulturgeographischen Ausformung der Geesthochfläche erscheint bestimmt durch zwei sich überlagernde Prinzipien der Grundrißgestaltung. Auf ein statisches, in sich ruhendes System mit Kernbildung an der Südwestecke des Hammer Parkes, die sich auch im Aufriß hervorhebt, ist sekundär ein dynamisches, im heutigen Erscheinungsbild vorherrschendes projiziert, das zwar bei mehr oder weniger gelungener organischer Eingliederung in das Primärgefüge doch eindeutig eine transitierende, zur Innenstadt Hamburgs hinweisende Bezugnahme und ähnlich straffe Ausrichtung wie beim Niederungsgebiet bewirkt. Der Versuch, die Verschiedenartigkeiten im Aufbau Hamms zu erklären, wird eine der Aufgaben darstellen, die dem analytischen Teil meiner Arbeit vorbehalten bleibt. 30

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Die folgende Untersuchung der natürlichen Grundlagen, deren Bedeutung f ü r die Stadtlandschaft eingangs allgemein beleuchtet wurde und nun f ü r Hamm im besonderen nachgewiesen werden soll, wird in eingehender und intensiver, jedoch nicht selbstzweckhafter Form geschehen, weil zum einen nach der Zerstörung jm letzten Kriege eine kaum wiederkehrende Gelegenheit der Einsichtnahme bestand, die sonst in bebauten Stadtteilen nicht gegeben ist, zum anderen aber nur mit Hilfe eines reichhaltigen und zuverlässigen Materials gültige und wissenschaftlich einwandfreie geographische Schlußfolgerungen zu ziehen sind.

III. DIE NATÜRLICHEN GRUNDLAGEN 1. DER UNTERGRUND. a) Vorbemerkungen. Der Untergrund, gleichsam das „Fundament" des Raumes, kann seiner Bedeutung nach, die ihm in der Gruppe der naturhaften Kräfte zukommt, mit vollem Recht als Ausgangspunkt einer Darstellung gewählt werden, die versucht, den Komplex der natürlichen Grundlagen aufzuzeigen, der zu einem Teil f ü r die Ausgestaltung der heutigen Stadtlandschaft in meinem Untersuchungsraum bestimmend ist. Ein Bild vom Bau und den Verhältnissen des Untergrundes zu entwerfen, ist somit in diesem Sinne ein geographisches Anliegen, das sich grundsätzlich von den letztlich vorwiegend historischen Fragestellungen der geologischen Forschung u n d Betrachtungsweise unterscheidet. Da Hamm und seine nähere Umgebung nur ein verhältnismäßig eng begrenztes Gebiet im Hamburger Raum bilden, dürfte es methodisch nicht gerechtfertigt erscheinen, sich, auch im Rahmen dieser Arbeit, ausschließlich mit der Betrachtung des Untergrundes in einem solchen Teilgebiet zu begnügen. Es ergibt sich vielmehr die zwingende Notwendigkeit, größere Zusammenhänge zu sehen, ohne die weder die lokalen Verhältnisse des Hammer Untergrundes darzustellen, noch verständlich zu machen sind. So muß also wenigstens, wenn auch nur in großen Zügen, vom Untergrunde Hamburgs die Rede sein, dessen Erforschung heute, dank der grundlegenden Arbeiten von C. Gotische 54 ), W. Wolff 5 5 ), K. G r i p p " ) , besonders auch E. K o c h " ) u. a., soweit fortgeschritten ist, daß es wohl möglich ist, ein einigermaßen klares und zutreffendes Bild — auch von größeren Tiefen — zu entwerfen, wenngleich noch zahlreiche Probleme der Lösung harren. Die Methoden der Untergrunderforschung bestehen bekanntlich erstens in der Auswertung von Aufgrabungen und natürlichen Aufschlüssen, zweitens in der Bearbeitung durchgeführter Bohrungen und drittens in der Verwendung geophysikalischer, besonders seismischer Messungen 58 ). 54 55 56 57

C. G o t t s c h e : Der U n t e r g r u n d H a m b u r g s , H a m b u r g 1901. W. W o l f i : D a s D i l u v i u m d e r G e g e n d um H a m b u r g . Jahrb. d. Kgl. P r e u ß . Geol. L a n d e s a n s t a l t Berlin, 1915. K. Gripp.- Geologie v o n H a m b u r g u n d s e i n e r n ä h e r e n u n d w e i t e r e n Umgebung. H a m b u r g 1933. E. Koch: D i e p r ä d i l u v i a l e A u f l a g e r u n g s f l ä c h e u n t e r H a m b u r g u n d U m g e b u n g , Mitt. a. d. M i n . - G e o l . S t a a t s i n s t i t u t in H a m b u r g , H. VI, H a m b u r g 1924. E. K o c h : Beiträge zur Geologie des U n t e r g r u n d e s v o n H a m b u r g u n d Umgebung. E b e n d a , H. IX, H a m burg 1927. E. Koch: M u l d e n b i l d u n g an d e n F l a n k e n d e r S t r u k t u r v o n L a n g e n f e l d e vom M i o z ä n bis in d i e Jetztzeit. Geol. Jahrb. Bd. 68, H a n n o v e r 1954, S. 1 3 3 - 1 4 0 . E. Koch: Vom U n t e r g r ü n d e Hamburgs. Mitt. a. d. Geol. S t a a t s i n s t i t u t in H a m b u r g , H a m b u r g 1954. 58 J. Bartels: G e o p h y s i k a l i s c h e r S t u d i e n f ü h r e r III 17, H e i d e l b e r g 1944.

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Mit Hilfe der Aufgrabungen gelingt gewöhnlich nur ein Vordringen in geringe Tiefen von nur wenigen Metern. Die Bohrungen gestatten schon Einblicke in die Verhältnisse größerer Tiefen, und durch die jüngste, die geophysikalische Methode, ist es möglich geworden, Aussagen über solche Tiefen zu machen, die kaum jemals von Bohrungen erreicht werden können. Bevor jedoch eine Darstellung des Untergrundes gegeben wird, ist es notwendig, die einzelnen Methoden einer kurzen, kritischen Betrachtung und Beurteilung zu unterziehen, damit klar wird, welche Ergebnisse von ihnen erwartet werden können. Die beste und einwandfreiste Methode ist zweifellos die Auswertung der Aufgrabungen, zeigen sie den Untergrund doch unmittelbar und lassen z. B. Schichtungen, Struktur und Textur, sowie auch Einschlüsse meist in ursprünglicher Lagerung erkennen. Jedoch vermögen sie in unserem Gebiet keinesfalls Beiträge zur Tektonik zu liefern. Auch in Hamm gibt es solche Aufgrabungen, die durch die Wiederaufbau- und Neubautätigkeit nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges entstanden. Als Aufschluß könnte auch der Geestrand genannt werden, doch sind die Einblicke in den Untergrund hier meist stark durch Bebauung und Anpflanzung gestört. Das Bild des tieferen Untergrundes, das auf Grund der Bohrungen gewonnen wird, ist abhängig von der Zahl der Bohrungen und von deren Tiefe. Es ist ein glücklicher Umstand, daß gerade im Hammer Gebiet eine verhältnismäßig große Zahl von Staatsbohrungen und Privatbohrungen der Fabriken und Hausbesitzer nach Wasser und den Baugrund betreffend durchgeführt wurden 5 '). Bei Bohrungen mit der Schappe und besonders auch bei Spülbohrungen werden die Bohrproben mehr oder weniger verändert, d. h.r sie werden gequetscht, gestaucht, z. T. in Wasser gelöst oder doch zum mindesten so ausgewaschen, daß es oft sogar dem Fachmann große Mühe bereitet, ihre wahre Natur zu erkennen. Ausschließlich das Kernbohren, das nur in mehr oder minder festem Gestein Anwendung finden kann, liefert einwandfreie, d. h., noch in ursprünglicher Lagerung befindliche Bohrproben 60 ). Alle diese Momente müssen bei der Auswertung für das Bild des Untergrundes berücksichtigt werden. Bei den seismischen Reflektionsmessungen wird überhaupt nichts vom Untergrunde unmittelbar sichtbar. Es wird lediglich mit Hilfe der verschiedenen Fortpflanzungsgeschwindigkeiten der seismischen Wellen, die aus experimenteller Erfahrung für die einzelnen Schichten bekannt sind, die Lage von Schichtgrenzen und damit von Oberflächen festgestellt werden können"). So muß zusammenfassend gesagt werden, daß auch bei einer Darstellung des Untergrundes von Hamm und seiner Umgebung lediglich ein Bild zu erwarten ist, das auf Grund der angewandten Methoden zwar wissenschaftlich einwandfrei sein kann, doch dabei größere und kleinere Lücken aufweisen muß und 59 J. Schlunck und W. W o l f f : Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten, Blatt W a n d s b e k , Berlin 1913. 60 Vergleiche: Heimatbuch des Landkreises Harburg: Zwischen Elbe, S e e v e und Este, Bd. I, Harburg 1925, S. 1 8 - 2 2 . E. K o c h : Der Untergrund der rechtselbischen Marsch oberhalb Hamburgs. Jahrb. d. Hamburgischen Wiss. Anstalten, Bd. X X X , Hamburg 1913, S. 54. 61 Die seismischen Untersuchungen werden nicht in bebauten Stadtgebieten durchgeführt, sondern nur außerhalb derselben. Dieser Umstand muß bei der Beurteilung der Isobathen der K r e i d e o b e n f l ä c h e in Rechnung gestellt werden.

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nur in mehr oder weniger deutlichen Konturen zu zeichnen ist, deren Beschaffenheit bedingt wird durch die Grenzen der Möglichkeiten, die die Methoden der Untergrundserforschung z. Zt. noch in sich tragen. b) Übersicht über den Untergrund Hamburgs. Vom Aufbau des Hamburger Untergrundes interessieren in unserem Zusammenhang zunächst drei charakteristische Schichtgrenzen, da sie grundlegende Aussagen gestatten. Es sind dieses 1. die Oberfläche der Oberkreide, 2. die Basis des Obermiozäns und 3. die Basis des Pleistozäns. Die Kreideoberfläche unter Hamburg, in ihrem Verlauf ermittelt durch seismische Reflexionsmessungen 42 ) und Bohrungen nach Erdöl an den Salzhorsten der Umgebung, erfährt ihre maximale Absenkung in dem sogenannten Hamburger Loch, das gekennzeichnet wird durch die Tiefenlinie NN - 2000 m. Es handelt sich dabei nach den bis jetzt vorliegenden veröffentlichten Unterlagen um eine 3 — 4 km breite Zone, die sich von Südwesten nach Nordosten, also in rheinischer Streichrichtung, von Hausbruch über Moorburg, Altenwerder, die Hamburger Altstadt, Hohenfelde, Hamm, Uhlenhorst, Wandsbek, Rahlstedt und Bramfeld hinzieht, und in der die Kreideoberfläche tiefer als NN - 2000 m untertaucht. Von hieraus steigt sie nach Südosten und Osten in Richtung auf die Salzdome von Meckelfeld und Reitbrook südlich Bergedorf bis auf NN - 300 m bzw. NN - 750 m an. Die bei der letztgenannten Salzstruktur stark zerklüftete Oberkreide, die Reitbrooker Schichten, sind nach Voigt") Obermaastricht. Im Westen an der Ostflanke der Salzstruktur von Langenfelde erreicht die Kreide eine Höhe von NN — 1200 m. In der Randzone dieser Kreidemulde erheben sich neun Salzstöcke, die von Quickborn, Siek, Geesthacht, Meckelfeld, Sottorf, Hahnöfersand, Schnelsen, Langenfelde und Reitbrook. Der außerordentlich hohe Betrag der Absenkung im Hamburger Raum, der die mächtigen Tertiärablagerungen bedingte, wird nach Voigt' 4 ) dadurch erklärt, daß sich hier im Bereich der Nordostsaxonischen Großscholle der Uberschneidungsraum der zweiten rheinischen Senkungszone mit der Verlängerung der frankonisch streichenden Tiefendiagonale der Mitteldeutschen Hauptschwelle befindet. Die Basis des Obermiozäns (Glimmerton), ermittelt vor allem durch Brunnenbohrungen, hat kein einheitlich gleiches Niveau, sondern zwischen den Strukturen von Schnelsen und Langenfelde ist sie als eine tiefere, zwischen den Salzstöcken von Langenfelde und Reitbrook als eine etwas flachere Mulde ausgebildet. Der Hamburger Ton an der Basis des Mittelmiozäns gelegen, das Liegende der Oberen und das Hangende der Unteren Braunkohlensande, ist, wenn auch mit nach Osten abnehmender Mächtigkeit, der Basis des Obermiozäns weitgehend konkordant (Profil 1) «). 62 H. Reich: Geophysikalische Karte von Nordwest-Deutschlaad, 1 : 5000, Reichsamt f. Bodenforschung, Abt. Geophysik, Hannover 1948. Und Geotektonische Karte von Nordwest-Deutschland, 1 : 100 000. bearbeitet v. Geol. L an des am t Hannover 1946. 63 E. Voigt: Das Alter der Reitbrooker Schichten. Geol. Jahrb. Bd. 68, Hannover 1954. 64 E. Voigt: Das Norddeutsch-Baltische Flachland im Rahmen des europäischen Schollenmosaiks, Mitt. a. d. Geol. Staatsinstitut in Hamburg, H. 23, Hamburg 1954, S. 18 — 37. 65 Vergleiche auch: E. Koch: Die geologischen Grundlagen der Grundwassergewinnung Hamburgs. In: 100 Jahre Hamburger Wasserwerke. DVGW, 1948, S. 11.

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NN ±

0m

-

A

Alster

100

-200

-300 -400 -500 -600

-700 -800

-900 - 1000 -1100 -

1200

- 1300 - 1400 - 1500 - 1600 - 1700 -

-

1800

1900

-2000 -2100 Verlauf des P r o f i l s :

fcjg Salzstock Untere iüiiä Braunkohlensande Obermiozäner ^ Glimmerton

Profil 1

Langenfelde-Hamm-Tiefstack(A-B-C)

Kreide

Alttertiär

' ¡ ¿ à (Grenze z. Jungtertiär ungenau)

Obere

Braunkohlensande

Hamburger Ton

m

Pleistozän

! ! Das Gebiet Hamn Hamm. Horn u. i i Teile von Eilbek

Querschnitt durch den Untergrund von Hamburg. Gezeichnet nach der Geotektonischen Karte von Nordwestdeutschland, Großblatt 33: Hamburg — Stade, Geologisches Landesamt Hannover 1945/46 und nach Angaben aus den Arbeiten von E. Koch in Mitteilungen aus dem Min.-Geol. Staatsinstitut Hamburg, Heft VI, Hamburg 1924 und Heft IX, Hamburg 1927 in fünffacher Überhöhung. (Bei B Knick im Profil.)

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Die Basis des Pleistozäns ist ebenfalls durch erhebliche Niveauunterschiede gekennzeichnet wie besonders W. W o l f f " ) und E. Koch ") u . " ) betonen. Das Bild dieser prädiluvialen Auflagerungsfläche stützt sich auf Angaben aus der Arbeit E. Kochs von 1924, während sie auf die Ergebnisse der Arbeit von 1927 nicht weiter eingeht, da diese nur kleine Ergänzungen und Berichtigungen aber keinerlei grundlegende Änderungen bringt. Lediglich die Daten, die aus E. Koch, 1955, entnommen s i n d " ) , werden zusätzlich berücksichtigt, da sie sowohl die Verhältnisse im Untersuchungsgebiet selbst, als auch in seiner näheren Umgebung revidieren. Drei Höhenstufen können herausgestellt werden: 1. sogenannte Aufragungen oder Sockel, die höher als NN — 50 m sind, 2. „Täler" bzw. Abfall der Sockel, deren Niveau zwischen N N — 50 m und — 100 m liegt und 3. die „Becken", die tiefer als NN -

100 m hinabreichen.

Ein solches „Becken" durchzieht diagonal von Nordwesten nach Südosten den Untergrund des Hamburger Raumes von Schnelsen — Fuhlsbüttel über Eppendorf, Uhlenhorst, Hohenfelde, St. Georg, Hamm, Schiffbek nach Billwerder, während von Norden ein anderes „Becken" aus Richtung Volksdorf über Farmsen und Jenfeld bei Schiffbek in das erstgenannte „Becken" einmündet. Die Tiefenlage der Beckensohle nimmt bei beiden im allgemeinen nach Südosten bzw. Süden zu, so daß im südlichen Teil Hamms schon eine Tiefe von über NN - 200 m erreicht wird. Besonders zu beachten ist der häufig steile Abfall von den „Sockeln" zum Tiefsten der „Becken", was durch den geringen Abstand der NN - 50 mund - 100 m-Linien, vor allem auch im Bereich des Untersuchungsgebietes, zum Ausdruck kommt. (Profil 1) Bei der Betrachtung des Verlaufes der drei skizzierten Grenzflächen, der Kreideoberfläche, der Basis des Obermiozäns und des Pleistozäns, in ihrer vertikalen Lage zueinander wird ersichtlich, daß die Eintiefungen der drei Horizonte nahezu genau übereinander liegen. Besonders deutlich zeigt Profil 1, wie im Gebiet der Alster östlich des Salzdomes von Langenfelde das Hamburger Loch, die miozänen Mulden, also die des Hamburger Tones, der Oberen Braunkohlensande, des Glimmertons und das pleistozäne „Becken" ineinandergeschachtelt fast senkrecht übereinander liegen, während sonst die eiszeitlichen Vertiefungen meist eine Abweichung in horizontaler Richtung von einer solchen, geradezu modellmäßigen Ubereinstimmung im Ubereinanderliegen zeigen. Diese Verhältnisse lassen die Folgerung zu, daß die Entstehung der verschiedenen Eintiefungen in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht werden können. Nach Koch 1948, 1953 u. 1954 ist es durchaus richtig, die Absenkung der Oberkreide und die miozänen Mulden auf

66 W. W o l f f : Das Diluvium der Gegend um Hamburg. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt Berlin 1915. 67 E. Koch: Die prädiluviale Auflagerungsfläche . . . . Mitt. a. d. Min.-Geol. Staatsinstitut in Hamburg, H. VI, Hamburg 1924. E. Koch: Beiträge zur Geologie des Untergrundes von Hamburg . . . . Mitt. a. d. Geol. Staatsinstitut In Hamburg, H. IX, Hamburg 1927. 68 Erläuterungen zu Blatt Hamburg der Hydrologischen Ubersichtskarte 1 : 500 000, bearbeitet von B. Koch, J. Niedermeyer und Th. Weverinck. Hamburg 1954. 69 E. Koch: Vom Untergrunde Barmbeks. In: Eine Heimatkundliche Geologie, Hamburg 1955.

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tektonischen Ursachen zurückzuführen, nämlich auf Salzabwanderungen 70 ) im Untergrund zu den Salzhorsten hin, so daß damit dort ein Anstieg und in den Zwischenräumen zwischen den Salzstrukturen Muldenbildung erfolgte. Jedoch für die Ausbildung der pleistozänen „Becken" wird, wie auch W. Wolff 7 ') betont, im Gegensatz zu Quiring "), der eine tektonische Erklärung zu geben versucht, weitgehend die Erosion bezw. Exaration bestimmend gewesen sein "), wenn Koch auch ergänzend eine indirekte Abhängigkeit von der Tektonik einräumt, indem er sagt"): „Die erodierenden Kräfte, Eis und seine Schmelzwässer, scheinen allerdings vorhandene Mulden für ihre Tätigkeit bevorzugt zu haben." Die Ansicht, daß die Vorgänge, die zur Bildung der miozänen Mulden führten, wahrscheinlich auch heute noch ihre Fortsetzung erfahren, könnte durch die beobachtete Bewegung von Höhenfestpunkten in einem Zeitraum von 20 Jahren (1930- 1951) 75) gestützt werden. Es handelt sich hier vermutlich um eine engbegrenzte Senkungsbewegung im Hamburger Raum, und der Vergleich mit der Mulde im Obermiozän läßt eine deutliche Ubereinstimmung erkennen, die wohl auf einen Zusammenhang hindeuten könnte. Daher darf wohl angenommen werden, daß weitere Messungen, die sich über einen noch längeren Zeitraum erstrecken müssen, die jüngste Senkungsbewegung bestätigen werden. Somit bilden: tiefe Absenkung der Oberkreide, mächtige tertiäre Ablagerungen mit Muldenbildungen im Miozän, erhebliche, bis über NN — 200 m hinabreichende Ausräumungsformen des Pleistozäns, erfüllt mit dem Material glazialer Ablagerungsvorgänge, und eine Anzahl von Salzhorsten, deren direkter oder indirekter Einfluß auf die Stratigraphie der einzelnen Formationsabteilungen unverkennbar ist, als Ganzes gesehen das Charakteristikum des Hamburger Untergrundes. Die Betrachtung des Untergrundes erlangt für die vorliegende natur- und kulturgeographische Darstellung auch dann eine Bedeutung, wenn, abgesehen von den von Stühm beschriebenen jüngsten Senkungsbewegungen, keine weiteren unmittelbaren Einflüsse des tieferen Untergrundes auf die Gestaltung der heutigen Erdoberfläche im Hamburger Raum vorhanden sind, denn der geologische Bau ist maßgebend für die Grundwasserverhältnisse — für das Vorkommen und die Verteilung sowohl als auch für die Beschaffenheit des Grundwassers - und sie stellen als wirksame naturhafte Kräfte gerade für die Siedlungsgeographie einer Großstadt einen wichtigen Faktor dar, zumal es sich bei Hamburg nicht nur um die Wasserversorgung der Einwohner, die durch die Steigerung ihrer zivilisatorischen und hygienischen Ansprüche heute einen erheblich höheren Wasserverbrauch aufweisen als noch vor 50 Jahren, sondern auch um die Befriedigung des Wasserbedarfes einer beträchtlichen Anzahl von gewerblichen und industriellen 70 F. Lotze: Steinsalz und Kalisalze. — Geologie. In: Stutzer, O., Die wichtigsten Lagerstätten der ,,NichtErze". Bd. III, 1, Berlin 1938. 71 W. W o l f f : Das Diluvium der Gegend um Hamburg. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt, Berlin 1915. 72 II. Quiring: Eine Quartarisobasenkarte Westdeutschlands. Peterm. Geogr. Mitt. 74. Jhrg. Gotha 1928. S. 144. 73 Vergleiche auch: W. G. Simon: Sedimeritpetrographischer Beitrag zur Frage nach der Entstehung der diluvialen Becken unter Hamburg. Ztschr. der Dtsch. Geol. Ges., Bd. 85, Hannover 1933. 74 E. Koch: Die geologischen Grundlagen der Grundwassergewinnung Hamburgs. In: 100 Jahre Hamburger Wasserwerke, DVGW, 1948, S. 11 und 12. 75 Stühm: Veränderungen im Hamburger Höhenfestpunktfeld. Mitteilungsblatt des Vermessungsamtes Hamburg, Nr. 16, Hamburg 1952.

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Betrieben handelt. Nach Drobek") betrug die Grundwasserförderung der Hamburger Wasserwerke in das Rohrnetz im Geschäftsjahr 1947/48 rund 80 Mill. m ä . Das ist eine mittlere Tagesabgabe von ca. 219000 m3. Zu der vom Wasserwerk geförderten Menge, die mit Grund- und Flußwasser 1947/48 rund 111 Mill. m 3 (ein Maximalbetrag) ausmachte, ist noch etwa der gleiche Betrag hinzuzurechnen, der sich aus dem aus Privatbrunnen gewonnenen Wasser ergibt. Darüber hinaus wird die geographische Bedeutung des tieferen Untergrundes deutlich gemacht durch den Salzstock von Reitbrook, der die Ursache f ü r die Entstehung und Ausbildung der bisher einzigen entdeckten und erschlossenen Hamburger Erdöllagerstätte geworden ist, betrug doch das hier 1953 geförderte Erdöl mit 54 272 t 2,48 % der Gesamterdölförderung in der Bundesrepublik Deutschland"). Das Untersuchungsgebiet, in den Zusammenhang des Hamburger Untergrundes eingeordnet, befindet sich also über dem sogenannten Hamburger Loch, im östlichen Bereich der miozänen Mulden, und bis auf das nordöstliche Sechstel seiner Fläche über dem pleistozänen „Becken". (Profil 1) c) Der Untergrund des Untersuchungsgebietes. ca) Probleme der Darstellung Der Querschnitt durch den Hamburger Untergrund in Profil 1 erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf eine ins einzelne gehende Genauigkeit. Das trifft ebenfalls f ü r den Teil des Profiles zu, der die geologischen Verhältnisse des Untersuchungsgebietes darstellt dergestalt, daß lediglich ein Bild gegeben wird, welches in großen Zügen nach den heutigen veröffentlichten Forschungsergebnissen gezeichnet ist. Danach sind im westlichen und südlichen Teil des Untersuchungsgebietes erhebliche glaziale Ausräumungsformen mit Tiefen von 100 bzw. 200 und mehr Metern entstanden, die mit pleistozänen Aufschüttungs- und Ablagerungsmassen angefüllt sind. In den Gebieten, in denen die Basis des Pleistozäns tief liegt, ist der obermiozäne Glimmerton fortgeräumt, und nur im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes ist er als Rest erhalten geblieben, wie Profil 1 zeigt. Hier wird man den Glimmerton mit großer Wahrscheinlichkeit bei genügend tiefen Bohrungen antreffen können, während südlich und westlich davon eine Bohrung beim Verlassen der pleistozänen Schichten die Oberen Braunkohlensande, den Hamburger Ton oder sogar die Unteren Braunkohlensande antrifft. Die Grenze zum Alttertiär ist im Untersuchungsgebiet unklar, doch erkennt man in Profil 1 die beachtliche Mächtigkeit des alttertiären Schichtenbündels auch im Untergrunde Hamms. Mit diesen überschauenden Bemerkungen mag der tiefere Untergrund de9 Untersuchungsgebietes genügend gekennzeichnet sein, zumal er keinen, wie schon ausgeführt, direkten, wissenschaftlich exakt nachgewiesenen Einfluß auf die Gestaltung der Oberfläche besitzt und einzelne weitere Besonderheiten noch im Kapitel über die Hydrographie besprochen werden sollen.

76 W. Drobek: Stand, Ausblick und Probleme der Wasserversorgung im groß-hamburgischen Raum. Ini 100 Jahre Hamburger Wasserwerke. DVGW, Hamburg 1948. S. 33 f. 77 E. Koch: Hamburgs Untergrund. In: Festschrift zum XXX. Dtsch. Ceographentag 1955 in Hamburg, Kiel 1955.

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Doch f ü r die oberen Schichten, besonders die des Pleistozäns und Holozäns, ist eine eingehendere Betrachtung notwendig, weil hier wegen der geringeren T i e f t durch die Bohrungen ein genaueres Bild zu erlangen ist, und weil aus diesem Teil des Untergrundes Kräfte und einzelne Vorgänge, die nicht nur die Stratigraphie bestimmen, sondern auch maßgeblichen Einfluß auf die Ausbildung der Oberfläche und ihrer verschiedenen Formen gewannen, durch Rückschlüsse von ihren Auswirkungen her ersichtlich sind oder gedeutet werden können, so daß die Morphologie keinesfalls ohne eine Untersuchung dieses mehr oberflächennahen Untergrundes auskommen kann. Bei der folgenden Darstellung sehe ich davon ab, ein Profil zu legen, da in den oberen Schichten, besonders aber bis zu einer Tiefe von etwa 50 m, die wechselhaften glazialen Vorgänge, die zur faziellen und stratigraphischen Ausbildung geführt haben, eine erhebliche Änderung der Schichtmächtigkeit und-folge auf kürzeste Entfernung bewirkt haben, wodurch das Ziehen durchlaufender Linien, das Verbinden zweier Bohrungen ad absurdum geführt wird. Es sollen dagegen Säulendarstellungen nach Din 4023 78 ) gewählt werden, die unverbunden nebeneinander gestellt, wenigstens auf der Geest in einer allgemein nordsüdlich verlaufenden Fluchtlinie liegen (Karte I Anhang). Es wird auf diese Weise ein wissenschaftlich einwandfreieres Bild gewonnen, als es durch ein Profil gegeben werden könnte. Mit Hilfe von sechs tieferen, mir typisch erscheinenden Bohrungen, von denen vier veröffentlicht sind und die zwei übrigen mir durch das freundliche Entgegenkommen der Herren des Geologischen Landesamtes Hamburg aus dem Archiv auszugsweise zur Verfügung gestellt wurden, wofür ich mich zu großem Dank verpflichtet fühle, glaube ich ein zutreffendes Bild des pleistozän-holozänen Untergrundes geben zu können. Die Betrachtung der geologischen Verhältnisse an der Oberfläche und die Untersuchung ihrer Probleme besonders im Hinblick auf den Baugrund werden sodann den Abschluß bilden. Bevor es jedoch zur eigentlichen Darstellung kommen kann, erscheint eine kurze Besprechung der Bodenarten, die in diesem Untergrundsteil im Bereich des Untersuchungsgebietes anzutreffen sind, notwendig zu sein. cb) Die vorkommenden Bodenarten Unter den Bodenarten, die den zu betrachtenden Untergrund von Hamm aufbauen, ist zuerst ein kontinentales Sediment, der glazigene, früher auch Blocklehm genannte G e s c h i e b e m e r g e l , der sich in Form von Moränen ablagernde eigentliche Schutt der Gletscher zu nennen, der, bedingt durch die glaziale Dynamik 7 '), die zu seiner Ausbildung führte, keine Korngrößensonderung und demnach auch keine Schichtung besitzt. Auch in Hamm stellt der Geschiebemergel nach Angaben aus dem Geologischen Landesamt Hamburg ein Gemisch aus Fein-, Mittel- und Grobsanden mit Korngrößen von 2 - 0 , 0 2 mm dar, der Schluff, Ton, Kalk, größere und kleinere, an den Kanten gerundete und häufig gekritzte Gesteinsstücke in regelloser Verteilung enthält und eine graue Farbe besitzt. Er ist 78 Din 4023 halte ich der f ü r angebracht, obgleich lieh zur Pflicht gemacht 79 K. Gripp: Geologie von

besseren Vergleichbarkeit wegen zur graphischen Darstellung an dieser Stelle ihre Verwendung z. B. beim Geologischen Landesamt Hamburg noch nicht amt> worden ist. Hamburg und seiner näheren und weiteren Umgebung. Hamburg 1933, S. 2 4 - 2 6 .

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in der Regel mager, d. h. mit über 55 °/o Sandanteil, ausgebildet. Der Kalkgehalt variiert, analog den Angaben von Woldstedt 8 0 ), zwischen 6—12 °/o' und seine Wasserdurchlässigkeit ist im Verhältnis zum Sand nur etwa halb so groß. Die Niederschläge, die bei uns fallen, haben sowohl in der Luft als auch in der Kulturschicht des Bodens selbst Kohlensäure aufgenommen und vermögen bekanntlich je nach Säuregehalt bis l,2°/oo Kalziumkarbonat zu lösen. So ist in der Nähe der Oberfläche der Geschiebemergel im Laufe langer Zeitabschnitte vollständig entkalkt worden. Diese Bodenart nennt man G e s c h i e b e l e h m , der in unserem Gebiet bis 0,5 bzw. 0,7 m unter der Oberfläche, wie ich an konkreten Beispielen in Baugruben feststellen konnte, häufig in schwach lehmigen Sand umgewandelt ist. Im allgemeinen ist er mager ausgebildet, doch wird er mit zunehmender Tiefe fetter. Die im Boden enthaltenen Eisen Verbindungen, besonders Fe S 2 (Eisenkies), F2 C 0 3 (Eisenspat) und Fe2 0 3 (Roteisen) werden durch die Einwirkung des kohlensäurehaltigen Wassers chemisch verändert und zu Fe2 C 0 3 x l'/ 2 H 2 0 (Brauneisen) umgebildet; daher die Braunfärbung des Geschiebelehms, die aber schon früher eintritt als die vollständige Entkalkung. So findet man auch in Hamm, an zahlreichen Aufschlüssen nachgewiesen, wie es Gripp 8 1 ) allgemein f ü r Hamburg angibt, im Profil der verwitterten Grundmoräne über dem grauen Geschiebemergel braunen Geschiebemergel und darüber braunen Geschiebelehm. Durch fluvioglaziale Aufbereitung entstand eine andere Bodenart, der G e s c h i e b e s a n d , der entweder früher gebildeten Geschiebemergel deckenartig überlagert, oder auch von jüngerem Geschiebemergel überlagert werden kann. Er hat in Hamm nur geringen Tongehalt, ist vorwiegend ungleichkörnig und daher sehr porös, so daß die Feuchtigkeit nicht allzu schnell und vollkommen abgegeben wird. Alle drei Bodenarten, die im Geestgebiet Hamms auch an der Oberfläche, in der Marsch dagegen nur im Untergrund vorkommen, haben ihren Namen von den in ihnen in unregelmäßiger Streuung vorkommenden Geschieben, den Kiesen )und Blöcken, erhalten, die als Gesteinstrümmer anstehenden Gesteins aus Fennoskandien und vom Grunde der Ostsee durch das Inlandeis in unser Gebiet transportiert wurden 8 2 ). Ein Uberblick über die verschiedenen Gesteinsarten der Geschiebe ist auch in Hamm zu bekommen, denn zur Ausgestaltung des Hammer Parkes hat man yiel von derartigem Gesteinsmaterial zusammengetragen. Nach einer Auskunft vom Gartenbauamt Hamburg, Bezirk Mitte, stammen diese Geschiebe aus dem Bereich der Geest östlich der unteren Alster, dessen Reichtum an Blöcken auch durch Mauern, Hangbefestigungen und Grenzsteinen 83 ) aus diesem Material in Hamm selbst zum Ausdruck kommt, wodurch gleichzeitig die Bedeutung als Baumaterial

80 P. W o l d s t e d t : D a s Eiszeitalter. Bd. I, Stuttgart 1954, S. 90. 81 K. G r i p p : Geologie v o n H a m b u r g . . ., H a m b u r g 1933. S. 27. 82 Vergl. W. G. S i m o n : Barmbeks A n t e i l am Erbe d e r n o r d i s c h e n Vereisung. In: Eine H e i m a t k u n d l i c h e Geologie, H a m b u r g 1955, S. 3 9 - 4 3 . 83 S. Moll: Die G r e n z s t e i n e n a c h Hamm. I n : W e g e zur H e i m a t , M o n a t s b e i l , des W a n d s b e k e r Boten, Nr. 3, Jahrg. 1936.

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im alten Hamm als erwiesen gelten kann. Die überwiegende Zahl der hier zusammengetragenen Geschiebe sind kristalline, überwiegend saure Gesteine: Granite, Gneise, Porphyre und Basalte 64 ). Daneben kommen aber auch Sedimentr gesteine, allerdings nur kalkfreie, wie eine Nachprüfung ergab, als Geschiebe vor. In Hamm gibt es auch Blöcke, die noch an dem Orte liegen, an den sie vom Inlandeis transportiert worden sind. Es handelt sich dabei um zwei erratische Blöcke in der Marienthaler Straße, die dort beim Bau der Häuser im Untergrund gefunden sind und an der Oberfläche zum Schmuck der Vorgärten benutzt werden. Weiter sind mir ein Block in der Baustelle Saling sowie ein Findling ähnlicher Größe in einer Ausschachtung an der Carl - Petersen - Straße bekannt geworden, während kleinere Blöcke in großer Zahl in den einzelnen Baugruben anfallen. Die vierte Bodenart, die sowohl im Hammer Geestgebiet als auch im Bereich der Niederung angetroffen wird, der T o r f , von Overbeck 8 5 ) als sedentäres, durch Humifizierung aus nicht zerfressenen Pflanzen oder Pflanzenteilen entstandene Bildung bezeichnet, ist hier, soweit es sich um holozäne Torfe handelt, eine eutrophe Torfart, die in Flach- oder topogenen Mooren entstanden ist. Obgleich keine speziellen Untersuchungen vorliegen, kann gesagt werden, daß es sich in der Hauptsache um Bruchwaldtorfe von Erlen und Birken handelt, die nach Hallik (Auskunft) im Eilbek- und Billetal nachgewiesen sind. Bei interglazialen Bildungen muß man nach der Vielzahl der Bohrungen im Hamburger Raum jedoch mit Flachmoortorfen sowohl als auch mit solchen der Hoch- oder omrogenen Moore, also u. a. mit Sphagnum-, Scheuchzeria- und Vaginatum-Torf, rechnen. Bei einer weiteren Bodenart, die im Untersuchungsgebiet sowohl im Geestals auch Marschgebiet anzutreffen ist, der G y 11 j a , einem großenteils grauen bis grünlichen, vielfach gummiartig elastischem organogenen Sediment, das als limnische Bildung am Grunde eutropher Seen entstand und vorwiegend koprogen in Verbindung mit Oxydation aus niederen Pflanzen gebildet wurde, um abschließend in eine reduktive Phase zu gelangen 84 ), handelt es sich zum einen um interglaziale, zum anderen auch um holozäne Vorkommen, von denen letztere im Eilbek- und Billetal nachgewiesen sind (Hallik, Auskunft). Im Hammer Niederungsgebiet kann sie als Schluff-Gyttja, einer Altwasserbildung, auftreten. Da spezielle Untersuchungen fehlen, bzw. nicht veröffentlicht sind, u n d Bohrungen im wesentlichen keinen Anhalt bieten, können andere Arten, die durch den jeweiligen Nährstoff- und Kalkgehalt und den Grad der Durchlüftung des Wassers zu verschiedener Ausbildung gelangten 87 ), nicht genannt, ihr Vorhandensein z. T. jedoch vermutet werden. Die vorherrschende, heute unter der Aufschüttungsdecke begrabene Bodenart des Hammer Niederungsgebietes ist der M a r s c h k l e i , eine durch fluviatile oder marine Kräfte bewirkte Akkumulation innerhalb des Gezeitenbereiches, die ihre größte Wirkung während der Stauwasserzeiten erreicht. Es handelt sich dabei um einen älteren S c h l i c k , also um einen schluffigen, wechselgradig humosen Ton mit FeS-Beimengungen. Gegenüber dem eigentlichen Schlick, einer jüngeren. 84 Vergi. W. G. S i m o n : Barmbeks Anteil am Erbe d e r n o r d i s c h e n Vereisung. I n : Eine H e i m a t k u n d l i c h e Geologie, H a m b u r g 1955, S. 3 9 - 4 2 . 85 F. O v e r b e c k : Die M o o r e . I n : S c h r i f t , d. W i r t s c h a f t s w i s s . Ges. z. S t u d i u m N i e d e r s a c h s e n s E. V., N. F., Bd. 3, Abt. 4, B r e m e n - H o r n , 1950. 86 E. W a s m u n d : Bitumen, S a p r o p e l u n d G y t t j a . Geolog. Foren. F ö r h a n d . Stockholm, 52, 1930, S. 336. 87 R. H a l l i k : D i e B i l d u n g e n des Junginterglazials in Barmbek. I n : Eine H e i m a t k u n d l i c h e Geologie. H a m b u r g 1955, S. 52.

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stark wasserhaltigen, häufig wasserübersättigten Bildung, besitzt der Klei eine festere Konsistenz, ist aber weich bis breiig. Auch Schlick ist im Hammerbrook nachgewiesen (Profil 2, B 5) und sein Sandgehalt kann so hoch steigen, daß man von einem tonigen Sandboden sprechen kann. Fette, sandfreie Schlicke sind in Hamm selten. Nicht nur in vertikaler Richtung ist eine verschiedene Ausbildung des Marschkleies anzutreffen, sondern auch in der horizontalen Ausbreitung. Bedingt durch die häufigere und stärkere Sedimentation in unmittelbarer Nähe der Bille und des Elbstromes, im sogenannten „Hochland", das gewissermaßen dem sich nach Süden verlagert habenden Elblauf folgte, findet sich hier der Marschklei in einer an Feinsanden und Schluff reichen Ausbildung, während im stromferneren und geestnäheren Bereich, dem sogenannten „Siethland", vorwiegend reinere Tonablagerungen auftreten. Die tiefere Lage der Oberfläche dieses Marschgebietes und seine oft langandauernde Bedeckung durch Wasser, bewirkt durch die hohe Lage des Grundwasserspiegels, die teilweise auch durch die nährstoffreichen Wässer der Geest beeinflußt wird, haben das Wachsen von Vermoorungen gefördert, die teilweise wohl schon spätglazial im Bereich eiszeitlicher Restwässer gebildet sein können 88 ). Ausgedehnte Randmoore sind in Hamm jedoch nicht nachzuweisen. Aber auch im „Hochland", unmittelbar hinter den Deichen, tritt der Marschklei häufig erst unter darüberliegenden, hier sandigen Partien auf, da als Folge von Deichbrüchen die Bildung von Bracks (Karte 2) erfolgte, wobei durch Auskolkung des Untergrundes das Liegende des Schlickes, die Flußsande, angeschnitten, aufgewühlt und an der Oberfläche ausgebreitet wurden. So wichtig es für die Betrachtung der kulturgeographischen Ausformung wäre, etwas über Böden und die Vorgänge der Bodenbildung im Hammer Geest- und Marschgebiet auszusagen, muß doch darauf verzichtet werden, denn im Geestgebiet sind durch die Bebauung die ursprünglichen Bodenprofile zerstört und auch im Hammer Park lassen sich, bedingt durch die intensive gärtnerische Gestaltung und Umformung im Laufe von zwei Jahrhunderten, keine gültigen Werte erlangen. In der Niederung liegen keine früheren und neueren Untersuchungsergebnisse vor, und heute sind die überdeckten Marschböden wegen der drei bis fünf Meter mächtigen Aufhöhungsdecke nicht nur schwer zu erreichen, sondern sie dürften wohl durch die Aufschüttung auch beeinflußt worden sein. Durch diese kurze Charakterisierung einiger glazigener, fluvio- und postglazialer Bodenarten, die im Untersuchungsgebiet vorkommen, mag der allgemeinen Kennzeichnung ihres petrographischen Habitus Genüge getan sein, dergestalt, daß im Folgenden dann mit Hilfe dieser Begriffsinhalte an Hand der ausgewählten Bohrungen aus der besonderen Ausbildung der Bodenarten und ihrer Lage im Schichtenbündel des pleistozän-holozänen Untergrundes von Hamm dieser in seiner speziellen Ausprägung dargestellt zu werden vermag.

88 R. H a l l i k : D i e M a r s c h e n d e r U n t e r e l b e im S p a t - u n d Postglazial. Mitt. a. d. Geol. S t a a t s i n s t i t u t in H a m burg, H. 23, H a m b u r g 1954, S. 5 7 - 6 0 . (Nach e i n e r m ü n d l i c h e n M i t t e i l u n g d e s V e r f a s s e r s h a b e n n e u e r e U n t e r s u c h u n g e n w e i t e r e Bestätigungen erbracht.)

42

cc) Untergrundverhältnisse im Hammer Raum an Hand von Bohrungen und Aufschlüssen

BohrungNr.

1:

(Vergi, wie bei den folgenden Bohrungen die Lage auf Karte 1 im Anhang.) L a g e : Eilbeker Bürgerpark; G e l ä n d e h ö h e : N N + 9,5 m. Angaben über die Bohrergebnisse wurden mir aus dem Archiv des Geologischen Landesamtes Hamburg zur Verfügung gestellt. Abstand von der Oberfläche

Bodenart

Korngröße

Farbe

Beimischung

Zeit

0 , 0 0 - 0,3 m

Sand

sehr fein - mittel

dunkelgrau

Humus

Holozän

0,3 - 0,8 m

Sand

»

bräunlichgrau

etwas Humus und grober Sand (Mutterboden)

Sand

fein - grob

gelblichhellgrau

etwas Kies und grober Sand

9,1 - 1 0 , 3 m

Tonmergel

mager

hellgrau

Sand und feinster Kies

10,3 - 1 5 , 4 m

Geschiebemergel

mager

grau

15,4 - 1 9 , 5 m

Sand

fein - grob

0,8 -

9,1m

viel Kies

»

Pleistozän Saale / Wartheglazial rr

»

Der Stand des Grundwasserspiegels befindet sich bei 15,40 m unter der Geländeoberfläche.

43

B o h r u n g Nr. 2 : L a g e . Hasselbrookstraße 52; G e l ä n d e h ö h e : NN + 6,50 m. Veröffentlicht im Jahrbuch Kgl. Pr. Geologische Landesanstalt und Bergakademie Berlin, J. 1904, Bd. 25, Berlin 1907, Seite 859. Abstand von der Oberfläche 0,0- 0,4 m 0,4- 2,3 m 2,3- 4,3 m 4,3- 6,6 m 6,6-13,1 m 13,1-61,4m 61,4-62,3 m 62,3-65,0 m 65,0-75,5 m 75,5-77,6 m 77,6 - 80,4 m

Bodenart Torf Sand, Fließerde (Hangrutsch) Torf Gyttja Sand Geschiebemergel Kies Geschiebemergel Sand Kies Sand

Alluvium



,, ,, Diluvium ,,

„ ,,

,,

Der Kies von 7 5 , 5 - 7 7 , 6 m ist eine stark Wasser führende Schicht. 1902 stieg das Wasser artesisch bis 5 m über die Geländeoberfläche und strömte nach Angaben der Firma Deseniß & Jacobi mit 10 m 3 /Std. aus.

B o h r u n g Nr. 3: L a g e : Carl-Petersen-Straße/Dorotheenallee; G e l ä n d e h ö h e : Veröffentlicht bei E. Koch, Hamburg 1924, Seite 77. Abstand von der Oberfläche 0,00- 5,00 m 5,00 - 8,77 m 8,77- 10,50 m 10,50- 19,20 m 19,20- 58,20 m 58,20- 58,70 m 58,70- 65,85 m 65,85-115,00 m 115,00-126,00 m

NN + 11,3 m.

Bodenart Kulturboden (umgelagert) Geschiebelehm, sandig-kiesig ungleichkörniger, kalkiger Sand mittelgrober, kalkfreier Sand sehr sandiger Geschiebemergel mittelgrober kalkiger Sand magerer, roter und grauer, kalkiger Ton mit etwas Sand und Kies mittelgrober, schwach toniger, kalkiger Sand und etwas Glimmer gelber, mittelgrober, kalkfreier Sand mit Braunkohlenbrocken

Bis auf den Kulturboden, dem man jüngstes holozänes Alter geben muß, bleibt die Bohrung im Pleistozän. 44

B o h r u n g Nr. 4: L a g e : Claus-Groth-Straße 84 (ehemalige Vereinsbrauerei); G e l ä n d e h ö h e : N N + 13,50 m. Veröffentlicht bei E. Koch, Hamburg Seite 78. Abstand von der Oberfläche 0,09,024,026,440,043,545,5-

9,0 m 24,0 m 26,4 m 40,0 m 43,5 m 45,5 m 55,0 m

55,0- 60,0 m 60,0- 68,5 m 68,576,084,0124,0125,0125,5-

76,0 m 84,0 m 124,0 m 125,0 m 125,5 m 142,0 m

142,0- 142,3 m 142,3- 149,5 m 149,5- 168,5 m

1924,

Bodenart Keine Angaben Geschiebemergel sehr schwach mergeliger und feinkiesiger Sand Geschiebemergel mittelfeiner, kalkiger Sand ungleichkörniger, kalkiger Sand mit etwas feinem Kies ungleichkörniger, kalkfreier Sand mit sehr wenig feinem Kies und Ton sandiger Kies, kalkig ungleichkörniger, kalkarmer Sand, oben gelblich unten grau und Kies fetter, schwarzer Ton, kalkig mit hellen sandigen Partien halbfetter Tonmergel mit etwas Glimmer magerer, sandiger Tonmergel mit Glimmer feiner, kalkiger Quarzsand mit etwas Mergel und Glimmer Braunkohle Quarzsande von wechselnder Korngröße und von wechselndem Kalkgehalt mit Braunkohle Braunkohle kalkarmer, mittelfeiner Quarzsand mit Braunkohleresten kalkige Quarzsande von wechselnder Korngröße und wechselndem Glimmergehalt, Braunkohle und nordischem Material.

Die Bohrung bleibt im Pleistozän.

45

B o h r u n g Nr. 5 : L a g e : zwischen Mittelkanal - Eiffestraße, Louisenweg-Borstelmannsweg; G e l ä n d e h ö h e : NN + 3,40 m. Angaben über die Bohrergebnisse aus dem Archiv des Geologischen Landesamtes Hamburg. Abstand von der Oberfläche 0 , 0 0 - 2,00 m

Bodenart Bauschutt mit Sand

2 , 0 0 - 2,95 m

fetter, gelblicher Ton, kalkfrei (junger Schlick), Holozän

2 , 9 5 - 3,10 m

Ton, mager-fett, gelblich und dunkelgrau, sehr wenig kalkfrei

3 , 1 0 - 3,60 m

fetter, gelblicher Ton, kalkfrei (Klei) Torf, fest, braun, kalkfrei (stark humoser Klei) Sand, fein, gelblich-grau, kalkfrei (postglaziale, holozäne Gibsande

3 , 6 0 - 6,50 m 6 , 5 0 - 8,40 m 8,40-15,00 m

Sand,

Sand, fein-mittel, hellgrau mit etwas Grobsand (Pleistozän)

Der Grundwasserspiegel hat eine Höhe von NN + 1,75 m. B o h r u n g Nr. 6 : L a g e : Horner Marsch, im W i n k e l zwischen Güterumgehungsbahn und Horner Landstraße; G e l ä n d e h ö h e : bei Durchführung der Bohrung NN rl- zu treiben. Aus dieser Situation ergab sich, daß Hamm auch als dörflicher Wirtschaftsraum nicht vollkommen eigenständig sein konnte, sondern aus der Notwendigkeit einer Aufnahme von Beziehungen zu einer anderen Siedlungs- und Wirtschaftseinheit heraus schon früh eine Verbindung nach Norden zur Wandse hin suchen mußte. Im eingedeichten Niederungsgebiet, wo der mittlere Grundwasserspiegel nur wenige Zentimeter bzw. Dezimeter unter, der maximale Grundwasserstand dagegen großenteils über der natürlichen Geländeoberfläche liegt, ist von der Hydrologie her gesehen ursprünglich weder für eine Siedlung noch für den Ackerbau, höchstens für eine Weidefläche oder für die Heugewinnung, eine natürliche Grundlage gegeben. Zusammengenommen ergibt sich auch vom Wasser her betrachtet für den nördlichen Teil Hamms eine Prädestination als Siedlungsgebiet, für den südlichen Teil dagegen höchstens die Funktion als landwirtschaftlicher Ergänzungsraum. So ungünstig die Grundwasserverhältnisse des Hammer Marschgebietes einerseits erscheinen, so positiv ist die Möglichkeit zu werten, daß hier in den Sanden und Kiesen der Urstromelbe ein Grundwasserträger vorhanden ist, der sowohl bequem und billig erreicht werden kann, als auch, im Gegensatz zur Geest, quantitativ so ergiebig erscheint, daß selbst bei starker Beanspruchung mit einer Erschöpfung nicht zu rechnen ist. Daher ergibt sich in der Marsch auch ein hydrologisch günstiges Moment, das entscheidenden Anreiz zur Ausgestaltung als Industrie- und Gewerberaum, zumal auch die Beschaffenheit des Wassers dafür ausreichend ist, besitzen kann, auch wenn eine vorherige Aufhöhung des Terrains in Kauf genommen werden muß. Hinzu kommt weiter die Möglichkeit, zum einen zusätzlich Oberflächenwasser z. B. jahreszeitlich als Kühlwasser zu benutzen, so 102

daß der große industrielle Wasserbedarf geradezu in optimaler Weise gedeckt werden kann, zum anderen durch natürliche (Bille) und künstliche Wasserstraßen (die Kanäle) den Wirtschaftsraum an das System der Wasserverkehrsstraßen anzuschließen. Für Betriebe, die dagegen ganz spezielle Güteansprüche an die Wasserbeschaffenheit stellen müssen, die also auf die tieferen Grundwasserhorizonte — Untere und Obere Braunkohlensande sowie altpleistozäne Feinsande — zurückgreifen müssen, ist sowohl in der Hammer Marsch als auch auf der Geest, wo allerdings eine Ausnutzung des Oberflächenwassers für technische Zwecke und für den Verkehr entfällt, eine Bedarfsdeckung möglich. Im Hinblick auf die zuletzt angeführten hydrologischen Verhältnisse muß nun das Urteil über die natürliche siedlungsgeographische Ungunst des Hammer Niederungsgebietes dahin revidiert werden, daß es für die Ausgestaltung zu einem großstädtischen, wegen seiner Verkehrsmöglichkeiten besonders aber hamburgischen Industrieraum sehr wohl außerordentlich geeignet erscheint. Bei der Beurteilung der Geest als städtischem Siedlungsraum ist noch die Beeinflussung des Baugrundes durch das Grundwasser näher zu untersuchen. Dabei ergeben sich aus den dargelegten Verhältnissen und an Hand der Karte III im Anhang wegen des hohen mittleren und maximalen Grundwasserstandes einzelne Gebiete, in denen aus hydrologischen Gründen der Baugrund als kritisch angesehen werden muß und besondere bautechnische Maßnahmen in Bezug auf Gründung und Unterkellerung erforderlich werden läßt. Solche anzugliedernden Flächen sind das Areal des früheren Hasselbrook, der Loge (Nr. 78 in Karte 3) und das Gelände südlich der Autobahn in Horn bzw. östlich der Güterumgehungsbahn. Besonders im letzten Gebiet treten bei der z. Zt. durchgeführten Bebauung mit Häuserblocks, aber auch beim Bau einer Schule, die angedeuteten Schwierigkeiten deutlich zu Tage. Im übrigen Geestteil Hamms sind im allgemeinen derartige Schwierigkeiten nicht zu erwarten, es sei denn bei extrem tief liegenden Bauten, wie etwa unterirdischen Luftschutzbunkern oder Tiefgaragen, deren Notwendigkeit sich gerade heute, wie noch gezeigt wird, bei der wachsenden Zahl der in den Verkehr gebrachten Kraftfahrzeuge mehr und mehr in einem städtischen Wohngebiet herausstellt. Im Niederungsgebiet dagegen, das mögen die Darlegungen der hier herrschenden Grundwasserverhältnisse klar herausgestellt haben (vergl. auch Profil 2), handelt es sich für große Wohn- und Industriebauten trotz Auftrag einer 3 m und mehr mächtigen Aufschüttungsdecke durchweg, bei Tief bauten dagegen stets, um einen hydrologisch kritischen Baugrund. In der heutigen politischen und militärischen Situation ist besonders bei großstädtischen Siedlungen im Hinblick auf Existenz und Sicherung der Zivilbevölkerung im Kriegsfalle die Frage einer Notwasserversorgung, die zwangsläufig mindestens im Rahmen eines Stadtteiles in jeder Lage und zu jeder Zeit den dringendsten Bedarf an Trink-, Brauch- und Löschwasser decken muß, letztlich ein lebensnotwendiges Problem, das nur aus den Möglichkeiten des betreffenden großstädtischen Teilraumes zu lösen ist. Aus der Sicht der im Hammer Raum herrschenden hydrologischen Verhältnisse wäre im Geestteil nur die Anlage von Tiefbrunnen, die bis in die tieferen Grundwasserhorizonte hinabreichen, zweckentsprechend, im Niederungsgebiet könnte aber sehr viel bequemer für Löschzwecke das Oberflächenwasser und für Trink- und Brauchwasser der Hauptgrundwasserhorizont 1 benutzt werden. Zahl und Verteilung der tief hinabreichenden Zapfstellen über das Gebiet des Stadtteiles ergeben sich einerseits aus ihrer flächenhaften' 103

Bindung, andererseits, und das gilt auch für die privaten Tiefbrunnen der Industrie und des Gewerbes, aus rein hydrologischen Gesichtspunkten. Aus den Linien gleicher Druckhöhe des tieferen Grundwassers (Karte III Anhang) wurde dessen Fließrichtung deutlich, die auch heute noch maßgebend ist, obgleich es sich bei den hier von Meng zu Grunde gelegten Meßwerten durchweg um ältere Beobachtungsergebnisse handelt und diese heute wegen der aufgetretenen Grundwassersenkung absolut kaum mehr der Wirklichkeit entsprechen dürften, sind sie doch größenordnungsmäßig und in ihrer relativen Beziehung zueinander auch gegenwärtig noch durchaus brauchbar. Es folgt nun hieraus, daß bei der Anlage von Tiefbrunnen, liegen sie nahe beieinander, die Fließrichtung zu berücksichtigen ist, sonst würde die Wasserführung der einzelnen Brunnen bei der Entnahme beeinflußt werden. Zusammengenommen lassen die hydrologischen Verhältnisse des Hammer Raumes, kurz gefaßt, folgende natürliche Möglichkeiten eines Einflusses auf Siedlung, Wirtschaft und Verkehr zu: 1. Für eine dörfliche und auch ländlich-städtische Siedlungsperiode muß das Geestgebiet und nur noch der unmittelbare untere Geestrand begünstigt, — hier ist sowohl der Siedlungs- als auch primäre Wirtschaftsraum zu suchen —, das Marschgebiet dagegen benachteiligt erscheinen, da dort nur die Funktion eines landwirtschaftlichen Ergänzungsraumes gegeben ist. 2. Bei einer städtischen Besiedlung ist a) auf der Geesthochfläche, auch unter Einschluß von einigen Gebieten mit kritischem Baugrund für Wohnblocks und Industriebauten, letztlich ein adäquater Baugrund für diese vorhanden, b) im Niederungsgebiet auch nach Aufhöhung und Anwendung gewisser bautechnischer Maßnahmen keineswegs eine ähnlich günstige Möglichkeit, besonders bei Tiefbauten, wie auf der Geest zu finden und c) in Bezug auf eine möglichst bequeme und billige Nutzung von quantitativ reichlich vorhandenem Grund- und Oberflächenwasser zur industriellen und gewerblichen Bedarfsdeckung und als günstige Verkehrswege das Marschgebiet aber gegenüber der Geest mit einer weitaus größeren natürlichen Begünstigung ausgestattet. 3. Bei einer Nutzung des Wasservorrates a) für private, d. h. vorwiegend industrielle und gewerbliche b) für dem öffentlichen Wohl dienende Zwecke bieten im Geestgebiet Hamms nur die tieferen Grundwasserhorizonte ausreichende Möglichkeiten, im Marschgebiet dagegen sowohl das Oberflächenwasser als auch die Hauptgrundwasserhorizonte 1, 6 und 7. 4. Bei der Anlage von Tiefbrunnen in ihrer Verteilung im Hammer Raum muß die parallele bzw. zur Elbe hinweisende Strömungsrichtung des unteren Grundwassers über die flächenhafte Bindung der einzelnen Entnahmestellen hinaus berücksichtigt werden. 4. ZUSAMMENFASSUNG DER NATURLICHEN GRUNDLAGEN. Die Darstellung der naturhaften Kräfte und das Aufzeigen der geographischen Möglichkeiten, die sie für die Ausgestaltung der Großstadtlandschaft, bzw. des Teilraumes Hamm durch den Menschen bieten, hatte bewußt darauf verzichtet, 104

den Klimafaktor, der in dieser Beziehung in neuerer Zeit z. B. von Egli , < 7 ) herausgestellt wurde, zu behandeln. Das geschah nicht in der Absicht, ihn in seiner Bedeutung für die Stadtlandschaft herabzusetzen oder gar zu negieren, aber seine Wirkungsweise erstreckt sich hier doch über einen größeren Raum, beispielsweise über den Groß-Hamburgs, und man kann wohl nicht sagen, daß besondere klimatische Einflüsse sich gerade in Hamm und nur hier auswirken. Daß sich jedoch auch in dieser Hinsicht gewisse Fragen ergeben können, deren Lösung in einer Stadtplanung wenigstens versucht werden sollte, sei angedeutet, denn aus der Nähe des Billbrooker Industriegebietes und der Betriebe in Süd-Hamm und in Richtung auf den Hafen zu ergibt sich durch deren Rauch- und Abgasentwicklung in Verbindung mit einer östlichen, südöstlichen bzw. südlichen, aber auch südwestlichen Windrichtung häufig eine erhebliche Geruchsbelästigung der Hammer Bevölkerung auch auf der Geest, die für ein Wohngebiet aus hygienischen Gründen oftmals nur schwer tragbar ist. Spezielle klimabedingte Züge in der Großstadtlandschaft Hamburg lassen sich höchstens allgemein für den gesamten Siedlungskörper, aber nicht regional für einen so relativ begrenzten Teil, wie Hamm es ist, konstatieren, und außerdem würde derartig engräumlichen Untersuchungen z. Zt. die ausreichende Grundlage an klimatologischen Forschungsergebnissen fehlen. Bei einer abschließenden Betrachtung der natürlichen Grundlagen des Untersuchungsgebietes, der geologischen, morphologischen und hydrologischen also, die aus Gründen einer besseren stofflichen Beherrschung, einer klareren Darstellungsweise und der Möglichkeit eines tieferen Eindringens in ihr Wesen getrennt behandelt wurden, muß aus dem Wesen geographischen Denkens heraus, das stets die Einheit der Landschaft zu erfassen sucht, das sich nicht allein auf die kausalen Zusammenhänge isolierter Einzelerscheinungen, sondern auf die komplexartig wirkenden Verflechtungen der verschiedenen Naturgegebenheiten untereinander und in ihrer Wirkungsweise miteinander richtet, eine Zusammenschau erfolgen. Wenn nun die einzelnen natürlichen Faktoren in einer sehr engen Beziehung zueinanderstehen, denn die Verhältnisse des Grund- und Oberflächenwassers beispielsweise sind, wie wir gesehen haben, ohne den Bau des Untergrundes und der Oberfläche nicht verständlich, dann sind sie auch als Wesensmerkmale der Stadtlandschaft und in ihrer Wirkungsweise hier eng miteinander verknüpft. So gesehen, besitzt der Geestteil Hamms von allen natürlichen Grundlagen her eine Siedlungsbegünstigung, die sich sowohl auf eine dörfliche als auch städtische Bebauung auswirken kann. Dabei ist er begünstigt als Wohn- und Wirtschaftsraum dörflicher, industrieller oder gewerblicher Prägung, wobei die sich ergebende Westost- bzw. Südwest-Nordost-Orientierung der Verkehrswege zum einen die Ausrichtung Hamm-Nords auf den Stadtkern zu bewirken vermag, zum anderen aber auch eine von dort ausgehende zentrifugale Tendenz unterstützen kann. Die Marsch dagegen besitzt von allen Faktoren aus betrachtet eine natürliche Siedlungs- und Verkehrsbenachteiligung. Nur der hydrologische Faktor zeigt ein doppeltes Gesicht, denn neben seinem sich auf die Bebauung ungünstig auswirkenden Einfluß schafft er für die Industrie- und Gewerbewirtschaft optimale Wasserbedarfs- und Wasserverkehrsvoraussetzungen.

167 E. Egli: Die neue Stadt in L a n d s c h a f t und Klima. Zürich 1951.

105

Doch das Gefüge der naturhaften Kräfte und seine Wirkungsweise sind nur Möglichkeiten, die, ein gewisses Moment der Labilität und Variabilität in sich tragend, erst durch den Menschen in der Stadtlandschaft je nach dem Stande der technischen und finanziellen Mittel und den jeweils bestimmenden allgemeinen und besonderen kulturellen Zielsetzungen konkretisiert werden, wodurch bei der daraus folgenden Inwertsetzung eine Änderung in der Aktivierung einzelner natürlicher Grundbedingungen oder ein Wandel in der Wertigkeit und der bedeutungsmäßigen Rangordnung schon wirksam gewordener Faktoren eintreten kann, sich also Wechselbeziehungen ergeben. So muß notwendigerweise beim Zusammentreffen von natur- und kulturgeographischen Komponenten in der Stadtlandschaft die Resultante unter historischen Aspekten gesehen werden, so daß die folgenden Ausführungen über die kulturgeographische Ausformung des Hammer Raumes zweckmäßigerweise mit einem räumlich-zeitlichen Vergleich begonnen werden soll. Sodann gilt es, das Bild und die Struktur des heutigen Erscheinungsbildes, das zwar in Kapitel II qualitativ erfaßt wurde, nun auch quantitativ zu präzisieren, um durch die Möglichkeit des Vergleiches die Grundlage für weitere Untersuchungen zu schaffen.

IV. DIE KULTURGEOGRAPHISCHE AUSFORMUNG 1. EIN RÄUMLICH-ZEITLICHER VERGLEICH. a) Die Stellung der Siedlungsgeschichte innerhalb der Siedlungsgeographie. Gestalt und Struktur der heutigen Siedlungen sind zumeist das Ergebnis einer Entwicklung, die, sei sie kontinuierlich oder diskontinuierlich gewesen, möge sie vorwiegend gleichmäßig oder sprunghaft verlaufen, träge zögernd oder mit Vehemenz erfolgt sein, stets im gegenwärtigen Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat, indem sie zahlreiche augenscheinliche Relikte aus den einzelnen Phasen der Siedlungsgenese hinterließ oder bei deren Fehlen sich doch in irgend einer Form oder in irgend einer Weise entscheidend auswirkte. Das Erbe der siedlungsgeographischen Vergangenheit vermag auch dann, wenn es unter dem Blickwinkel moderner Bedürfnisse nur als Hemmnis oder Ballast betrachtet werden muß, mit erstaunlicher Intensität die Durchführung von Neuplanungsabsichten zu behindern, wie z. B. leider am Wiederaufbau völlig zerstörter Teile Hamburgs und z. T. auch Hamms ersichtlich wird. Dem Beharrungsvermögen kommt im siedlungsgeographischen Bereich, — das gilt auch für städtische Siedlungen —, erfahrungsgemäß eine nicht geringe Bedeutung zu. So sind viele Strukturelemente im Erscheinungsbild der Gegenwart ohne eine historische Betrachtung nicht verständlich zu machen. D a s ist allerdings das e n t s c h e i d e n d e M o m e n t in Bezug auf die Eingliederung der Betrachtung einer Siedlungsentwicklung in den Komplex der siedlungsgeographischen Untersuchungen. Wie eine Darstellung der natürlichen Grundlagen als isolierte Einzelerscheinungen oder auch in ihrer komplexartig verwobenen Wirkungsweise in der Siedlungsgeographie niemals Selbstzweck ist, ebenso wenig kann dieses ein Abriß der siedlungsgeschichtlichen Entwicklung sein. Beide sind hier nur Mittel zur Erklärung des heutigen Siedlungsbildes, die in der Siedlungsgeographie bereits erfolgreich angewandt wurden. 106

Karte 3 Die älteste Fli

1 Der Weg nach dem Hammerbaum 2 Wolpmanns Garten 3 Nevendahl 4 Land, St. Georgen gehör. 36 Stechau 37 Overbeck 2 Gärten 38 Kentzler 2 Gärten 39 Boon 40 Rumpff 41 Graff 42 Meyer 43 Hammer Kirche

5 6 7 8

44 45 46 47 48 49 50

Erhardts Garten Ausschläger Weg Der Gesund Brunnen Schnak's Garten

9 Jost v. Overbeck 10 P. v. Spreckelsen 11 Mammerbaum und Voigthaus 12 Beltgen's Garten

13 14 15 16 17

Lilienkrohn Volckmann Prigge Dümpfel Dobbeler

Santan Kornfeld Kohlhoff Burmsster 2 Gärten Dav. Wohlers Kornfeld 2 Teiche bei der holen Rönne

51 Geißmer Garten 52 Mutzenbecher Garten 53 Doct. Bister Garten 54 Schroterings 55 Poppe 56 Langermann 57 J. H. Sylm 58 Volckmar

59 Predigers Haus 60 Dickmans Garten 61 P. Burmester 2 Gärten 62 Fahrenkamp Kornland 63 Peterskamp Kornland 64 Hasselbrock 65 Kornfeld hinter der Hammerhofe

66 67 68 69 70 71 72 73

te Flurkarte v o n Hamm.

18 Overbeck 19 Steenhoff 20 M. Wilckens 21 Havelmeyer 22 Droop

23 Overbecks Witt. 24 Jacob Meyer Haus & Land 25 Nebenweg nach Hammerbaum

66 Die Landwehr 6? Das Borch-feldt 68 Der Weg aus Nr. 4 69 Lübsche Baum 70 Der Sand Krug 71 Weg nach Wandsbeck 72 Wandsbeckisch 73 Weg nach der Köh-Mühle

74 75 76 77 76 79

Barmbecker Land Eilbeck Kuhmühlenteich Wandse Die Lohe Wandsbecker Mühlenteich

26 Dickmans Land 27 Langerman 28 Kentzler -29 Schaufßhausen 30 Uphoffl

31 Köhler 32 Luihz 33 Schröder 34 Steets 35 Böckelmann Nr. I—X Die Stammhöfe

Die Karte ist gezeichnet nach: Tafel I in „Die Horner Höfe" und Tafel I in „Die Hammer Höfe" von G. H. Sieveking, Hamburg 1899 u. 98.

b) Hamm als rein dörflicher Lebensraum. Dem nun folgenden Versuch, die maßgeblichen geographisch-historischen Einflüsse auf das in der Gegenwart sich darbietende Siedlungsbild Hamms herauszuarbeiten, liegen für die engeren Hammer Verhältnisse in der Hauptsache die durch den dort liegenden Grundbesitz der Familie angeregten historischen Untersuchungen von G. H. Sieveking zu Grunde, welche in drei Veröffentlichungen aus der Zeit um die Jahrhundertwende ihren Niederschlag gefunden haben, nämlich: (1) G. H. Sieveking: Die Hammer Höfe. Ztschr. d. Vereins f. Hamb. Geschichte, Bd. X, 2. H.,S. 3 0 1 - 3 3 6 , Hamburg 1898. (2) : Die Horner Höfe und die ältesten Flurkarten von Ham und Horn. Daselbst, Bd. X, 3. H„ S. 555 f f , Hamburg 1899. (3 a u. 3 b) : Die Geschichte des Hammerhofes. I. Teil, Hamburg 1899, II. Teil, Hamburg 1902. Gerade die Ereignisse des zweiten Weltkrieges, in dem die Gefahr des Verlustes von archivalem Material und historischen Baudenkmälern jedem vor Augen geführt wurde, zeigen das Verdienstvolle dieser Arbeiten, die für eine siedlungsgeographische Verwendung dadurch besonders geeignet erscheinen, weil die neben dem auszugsweisen oder vollständigen Abdruck historischer Schriftquellen z. T. auch altes Kartenmaterial enthalten, das ein Aufzeigen von Lagebeziehungen ermöglicht. Zum Zwecke des Zitierens sollen der Einfachheit halber die bei den Arbeiten Sievekings von mir in Klammern hinzugefügten Zahlen dienen. Darüber hinaus geben auch noch andere, weniger umfangreiche Veröffentlichungen, die sich vorwiegend Einzelfragen oder besonderen Ereignissen zuwenden, über Hamms Vergangenheit Auskunft UB ). Obgleich sich über die siedlungsgeographische Anfangssituation, — d. h. über den Zeitpunkt des Siedlungsbeginns, über die Siedlungsverteilung und über die Ausgangsstruktur der einzelnen Dörfer - , im Hamburger Raum noch weitgehend das Dunkel der ferneren historischen Vergangenheit breitet, darf man wohl mit einiger Sicherheit annehmen, daß Hamm zu den ältesten Siedlungen in unserer Gegend gehört und nach Sieveking etwa in der Zeit kurz vor Christi Geburt bis zur Karolingerzeit (3 a, S. 31), also im Zuge der sächsischen Besiedlung, entstanden ist'»). Wenn sich auch ein Bild der rein dörflichen Periode Hamms nur durch Rückschlüsse aus späteren Uberlieferungen gewinnen läßt, da für die älteste Zeit bis 168 E. Jungmann: Hamm einst und jetzt. Hamburger Nachrichten v. 9. 5. 1907. C. R. Schnitger: Zur T o p o g r a p h i e von Hamm. Mitt. d. Ver. f. Hamburgische Geschichte 9, 1908, S. 43 — 49. R. Körner: D a s Rückersche Gartenhaus in Hamm. Hamburger Fremdenblatt v. 26. 8. 1908. R. Körner: Der Hammerhof und s e i n e einstigen Bewohner. - Der Hamburger 2, 1912, S. 361 - 3 6 3 . (Im Besitz d. Familie de Chapeaurouge u. Sieveking.) K. G. Zimmermann: Hamms Verwüstung in den Jahren 1813 u. 1814. N e u e A u s g a b e , Hamburg 1909. G. H. Bubendey: Hamm 1813/14, Hamburger Klub 10, 1913, S. 3 3 3 - 3 3 5 . W. Banks: Die Verbrennung von Hamm, nach D a v o u s t s persönlichen Befehlen o f f i z i e l l dargestellt von Herrn (Wilhelm) Banks, gew. Maire von Hamm. - Hanseatischer Courier Nr. 19, 20, 21 v. 11., 14. u. 18. 8. 1914. A. Schmidt-Hamm: Jugendland-Erinnerungen aus dem alten Hamm, Hamburg 1929. C . H. Sieveking: Aktenstücke aus dem Jahre 1618 über die Gerechtsame der H u f n e r in H a m m und Horn in Dorfangelegenheiten. Mitt. d. Ver. f. Hamburgische Geschichte 10, 1911, S. 13—14. W. Spiegelberg: A u s dem alten Hamm und Horn. Hamburger Kirchenkalender 1931, S. 39 — 56. G. H. Sieveking: Zur Geschichte d e s Waldes Hamme. Mitt. d. Ver. f. Hamburgische Geschichte 8, 1905, S. 1 8 3 - 1 8 4 . 169 Vergl. Studt-Olsen: Hamburg, die Geschichte einer Stadt. Hamburg 1951. S. 12 f.

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zum 13. Jahrhundert jegliche Schriftquellen fehlen 1 7 0 ), von da ab bis zum 17. Jahrhundert nur gelegentliche Hinweise in Urkunden auf Hoheitsrechte, Grundeigentum, Besitzer usw. vorliegen, und erst vom 18. Jahrhundert ab das dokumentarische Material reichhaltiger wird, so glaube ich doch sagen zu können, daß auf diese Weise ein der historischen Wirklichkeit weitmöglichst entsprechendes u n d f ü r unsere Untersuchung ausreichend klares Resultat erzielt werden kann. Die dörfliche Siedlung Hamm lag auf einer Lichtung des Waldes Hamme, auf dessen östliche, nordöstliche u n d südöstliche Begrenzung die Namen: Horn, Jüthorn und Billhorn hindeuten können, u n d der sich nach Westen noch im 12. Jahrhundert bis an die östliche Stadtgrenze Hamburgs erstreckte (3 a, S. 7 u. 8). Der Name Hamm könnte sowohl eine bewaldete, in die Marsch vorspringende ¡Erhöhung, ein Gehölz oder einen Wald bedeuten, als auch vom dithmarsisch-niedersächsischen ,,-hagen" oder ,,-ham" mit der Bedeutung Gehege abgeleitet s e i n " ' ) . Von diesem Wald erhielt das Dorf seinen Namen, denn angefangen bei den ältesten Urkunden bis zu den Grundbüchern des 19. Jahrhunderts war die Schreibweise: „im Hamm" üblich (3 a, S. 21). Auf Grund des urkundlichen Materials und seiner im Bereich historischer Forschungsmethoden bleibenden Schlußfolgerungen gibt Sieveking, - er spricht von Stammhöfen - , die Zahl der Hofstellen mit 11, höchstens 12 an (1, S. 317 u. 3 a, S. 23 bis 26) und lokalisiert sie daraufhin in der ältesten Flurkarte von Hamm (Karte 3), woraus sich das Bild der ursprünglichen Dorfanlage ergibt, das zeigt, wie sich fünf H ö f e unregelmäßig um die Loge oder Lohe herum gruppieren, während sich die übrigen westwärts zwischen der heutigen Carl-Petersen-Straße und der Hirtenstraße daran anreihen. Die Loge lag im Gebiet des heutigen Hammer Marktplatzes, und der westlich des Hammer Steindammes gelegene, die Carl-Petersen-Straße mit der Sievekingsallee verbindende Lohhof (Karte 1), erinnert daran. Der Name Loge oder Lohe könnte seiner Entstehung nach von lucus = Hain (ein Hinweis auf den Wald Hamme vielleicht) herrühren, aber auch ,,eine lichte Stelle am Waldsaum" bedeuten '"). Er könnte von locus = Ort = Versammlungsstätte abgeleitet sein, so daß hier vielleicht eine alte Dingstätte zu suchen ist (3 a, S. 31 u. 32) oder von loc, lak = Sumpfgebiet stammen 17J). Meiner Ansicht nach dürfte bei Beurteilung der Oberflächen- und Bodenverhältnisse sowie der hydrologischen Bedingungen einer Ableitung der Bezeichnung Lohe oder Loge von einer versumpften Lichtung am Waldrande der größte Grad der Wahrscheinlichkeit beizumessen sein. Vergleiche dazu Karte 3 sowie die Angaben über die Zuschüttungen von Teichen auf der Geologischen Karte im Anhang und die Bemerkung Sievekings (3 a, S. 32), daß der Schulenbeck, ein 1899 noch als Graben erhaltener Wasserlauf, die Gewässer am Südrande des Hasselbrook sammelte, um sie dann westlich des Mühlenweges, des heutigen Hammer Steindammes, zur Loge hin abzuleiten. Hamm war also seiner ursprünglichen Anlage nach ein typisches Haufendorf, das sich dicht an den oberen Geestrand herangeschoben hatte. Zu der angegebenen Zahl von 11 bis 12 Höfen dieser ursprünglichen Siedlung wäre aus geographischen 170 Erste u r k u n d l i c h e E r w ä h n u n g 1256. Vergi. W. K o l l h o f f : G r u n d r i ß d e r G e s c h i c h t e H a m b u r g s , H a m b u r g 1916, S. 37, u. A. D i e r s e n : A u s H a m m s 700 j ä h r i g e r G e s c h i c h t e . Ini F e s t s c h r i f t 700 J a h r e H a m m . H a m b u r g 1956, S. 11. 171 S t u d t - O l s e n : H a m b u r g , die G e s c h i c h t e e i n e r Stadt. H a m b u r g 1951, S. 13, 172 D a s e l b s t wie A n m . 171. 173 Vergi. Kap. I I I d e r v o r l i e g e n d e n Arbeit.

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Überlegungen heraus zu sagen, daß keinesfalls eine höhere Anzahl angenommen werden darf, da bei dem begrenzt zur Verfügung stehenden bzw. sich ergebenden Kulturareal sowie der sich aus dem damaligen Stand landwirtschaftlicher Anbaumethoden ergebende Intensivität der agraren Bodennutzung keine breitere bäuerliche Lebensgrundlage vorhanden war. Wenn auch die Gemarkung des ursprünglichen Dorfes Hamm im Norden bis zur Grenze des Barmbeker Bereiches, der heutigen Wandsbeker Chaussee reichte (Peterskamp), so schieden doch weite Flächen, vor allem der Hasselbrook und die Grenzbezirke zwischen Hamm und Horn für eine Nutzung als Ackerbauflächen wegen ihres sumpfigen Bodens vorerst aus. Die Zahl von 11 — 12 Höfen dürfte für die erste Siedlungsanlage aber noch zu hoch angesetzt sein, denn bei der Betrachtung der Lage der zehn „Stammhöfe" sind deutlich zwei Gruppen zu unterscheiden. Bei der einen liegen die Höfe unregelmäßig um die Loge herum, bei der anderen sind sie wegegerichtet, ein Zeichen für eine jüngere Anlage ,74 ). So darf man annehmen, daß die erste dörfliche Siedlung die Höfe I, II, IX und eventuell auch VIII umfaßte, und daß die Höfe III, IV, V, VI und VII später hinzugekommen sind. Doch kann auch die letzte Gruppe, vielleicht schon in sächsischer Zeit entstanden, sehr alt sein. Das in verschiedenen Gewannen, in denen wiederum die einzelnen Hufenanteile in Gemenglage eine weitere Unterteilung bilden, zerstreut liegende Ackerland des Dorfes Hamm befand sich ausschließlich auf der Geesthochfläche. So hatten nicht nur die Wohn-, sondern auch diese Wirtschaftsflächen eine Hoch- und Trokkenlage und waren sicher vor den sich im Bille-Elbetal periodisch wiederholenden jahreszeitlichen oder auch durch Sturmfluten hervorgerufenen Überschwemmungen, die sich sogar noch nach der Eindeichung außerordentlich unangenehm bemerkbar machten (vergl. Überschwemmung des Hammerbrook am 8. 7. 1771; 3 a, S. 52 u. folg. Karte). Hamm hatte, wie die Flurkarte von 1715 (Karte 3) erkennen läßt, vier Gewanne: 1. Fahrenkamp, 2. Hinter der Hammer Hofe, 3. Borgfeld und 4. Peterskamp, doch dürfte die ursprüngliche Anzahl genauso, wie beim benachbarten Horn, wo sie deutlich zu erkennen ist (2, Flurkarte von Horn), drei gewesen sein. Peterskamp und der westliche Teil von Hinter der Hammer Hofe lassen wegen ihrer regelmäßigen Gestaltung eine spätere Anlage vermuten, und zwar könnte dafür als Grund die im 14. bzw. 15. Jahrhundert entstandene Landwehr angesehen werden; eine Hamburger Kämmereirechnung aus dem Jahre 1461 enthält die Bemerkung: ,,ad faciendum fossatum apud Hammerbome" (3 a, S. 31), der lübsche Baum hatte schon 1375 einen Turm und der Hammerturm stand schon im Jahre 1335 1 "). Die Folge der dadurch bewirkten Abtrennung des Gewannes Borgfeld von der Hammer Gemarkung und des damit verbundenen Ausfalles für die landwirtschaftliche Nutzung durch die Hammer Hofbesitzer mag der Ersatz der Ackerflächen durch Neurodung im Norden, die zur Anlage des Peterskamps geführt haben könnte, gewesen sein. Hamm und Horn werden in den historischen Quellen meist zusammen genannty so daß einer Parallelisierung der Art der Ackerfluraufteilung im Hammer Gebiet meines Erachtens mit denen Horns eigentlich keine allzu großen Bedenken entgegen stehen, zumal man berücksichtigen muß, daß die Flurkarten des 18. Jahrhunderts bei Hamm wegen der näheren Lage des Dorfes zur Stadt, deren Einflüssen es somit weit mehr ausgesetzt war als die östliche Nachbarsiedlung, ohne 174 H. B. Hartenkamp: Börger und seine f ü n f Tochtersiedlungen am N o r d r a n d e des Hümmlings, eine gemarkungsgeographische Untersuchung. Ungedr. Diss. i. Geogr. Inst. d. Univ. Hamburg. 1951. 175 C. F. G a e d e c h e n s : Historische T o p o g r a p h i e d. Freien und H a n s e s t a d t Hamburg . . ., Bd. 1, Hamburg 1880, S. 72.

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weiteres eine größere Veränderung der Struktur zeigen müssen, als es zu diesem Zeitpunkt bei Horn der Fall ist, eine Situation, die sich, wie noch gezeigt werden kann, im Grunde genommen bis in die Gegenwart hinein, wenn auch weitgehend abgeschwächt, erhalten hat. Die Anzahl der älteren Gewanne und ihre auffallende Dreiteilung, - gut zu beobachten beim Fahrenkamp, Hinter der Hammer Hofe und dem Borgfeld sowie auch bei den Horner Gewannen —, die nach Sieveking (3 a, S. 30 f) die Aufteilung innerhalb der Gewanne in drei Wirtschaftsschläge bedeuten könnte, möchte ich ebenfalls als möglichen Nachweis einer Dreifelderwirtschaft ansehen, zumal mir keine Argumente bekannt sind, die dagegen sprechen würden,- vorhandenes schriftliches und kartographisches Dokumentmaterial gibt keine weiteren Hinweise. Das Nutzungsrecht an der Allmende, die Weideflächen zwischen den einzelnen Gewannen (vergl. 1, Tafel II im Anhang) und vor allem den Wald Herzebruck ( = Hersebroc oder Hasselbrook) umfaßte, war allein den Besitzern der Vollhufen vorbehalten, wie ein Vergleich vom 14. 8. 1379 zeigt (3 a, S. 3 7 - 3 9 ) . Eine Erweiterung des Kulturareals, die sich besonders auf die Viehhaltung auswirken mußte, stellte die wahrscheinlich im 12. Jahrhundert (1, S. 319) erfolgte Eindeichung des östlichen Hammerbrook dar, die aber im Westen nur bis in die Nähe des heutigen Grevenweges reichte, und an der vor allem die eingesessene Bevölkerung von Hamm und Horn beteiligt gewesen sein wird. Als Lohn dieser gemeinschaftlichen Anstrengung wurden den einzelnen Höfen Teile des Marschlandes zugewiesen (1, S. 313, 3 a, S. 22), die aber nur zur Heugewinnung und als Viehweide benutzt wurden, ein Umstand, der sich unschwer, wie schon erwähnt, mit den hydrographischen Verhältnissen erklären läßt. Bemerkenswert erscheint mir die Tatsache, daß die Hammer Marsch etwa ein Jahrhundert vor dem der Stadt näher liegenden inneren Hammerbrook eingedeicht wurde'"), zeigt sie doch die bäuerliche Eigeninitiative dieser dörflichen Gemeinschaft und die von ihr ausgehende Gestaltungskraft. Die Rekonstruktion eines Bildes der dörflichen Struktur Hamms dürfte jedoch unvollständig sein, würde nicht von dem Straßen- und Wegenetz die Rede sein. Als ältester Weg der Gegend darf der „Mölenwech", der heutige Hammer Steindamm, angesehen werden - erwähnt am 6. 8. 1379: ,,de wagenwech, de dor dat holt gheit, de meenliken het de mölenwech" —, der einst zu einer Mühle führte, die am Mühlenteich, einem Wandseaufstau oberhalb der Kuhmühle, lag, wo das in Hamm geerntete Getreide gemahlen wurde. Ein weiterer alter Weg war die Straße Hinter den Höfen (Uberfahrtsweg) und der Weg Oben in Hamm, die heutige Carl-Petersen-Straße (3 a, S. 34). Die ersteren stellten die Verbindung zur Straße nach Wandsbek, der heutigen Wandsbeker Chaussee, her, während die letztere darüber hinaus der Geestweg von Hamburg nach Hamm war. Von hieraus führten zu der am unteren Geestrande entlanglaufenden alten Heer- und Handelsstraße nach dem Osten und Süden, früher auch Unten in Hamm genannt, die Schwarze Straße, der Mittelweg, die heutige Hirtenstraße, und von der Kirche aus die Hirtentwiete.

176 C. F. G a e d e c h e n s : Historische Topographie d. Freien und Hansestadt H a m b u r g . . . , Bd. I, Hamburg 1880, S. 21.

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Diese Straßen und Wege darf man mit Recht als ein Hauptcharakteristikum des dörflichen Grundrisses ansehen, und es ist bemerkenswert, daß sie sich bis heute fast in der gleichen Lage erhalten haben. Der Mölenweg und die Straße Hinter den Höfen durchschneiden die Gewanne recht unzweckmäßig (Karte 3), woraus zu ersehen ist, daß letztere älter sein müssen, — ein weiterer Nachweis, der auf das Alter Hamms hindeutet, das mit seinem Gebiet ursprünglich dem Landesherrn gehörte, zuletzt dem Grafen von Holstein, von dem die Herren von Hamm vier H ö f e zu Lehen hatten und von sieben weiteren einen Zehnten bezogen (3 a, S. 27). Bei einer zusammenfassenden geographischen Beurteilung der ursprünglich rein dörflichen Phase der Hammer Siedlungsentwicklung dürften folgende Punkte hervorzuheben sein: 1. Einen Hauptanreiz zur Siedlungsgründung und -läge auf der Geest dürfte der Komplex günstiger Boden-, Oberflächen- und Wasserverhältnisse gegeben haben. a) Der relativ leichte und damit auch f ü r primitivere Anbaumethoden gut zu bearbeitende Boden des verwitterten Altmoränengebietes, auf genügend großer Fläche vorhanden, schuf die bäuerliche Lebensgrundlage in diesem Raum; b) die Geestrand- und Höhenlage bot günstige Verkehrs- und sichere Wohnund Wirtschaftsverhältnisse (Trockenlage), während c) das qualitativ brauchbare und quantitativ f ü r eine solche Siedlung ausreichende oberflächennahe Grundwasser sowie das Oberflächenwasser in Bächen und Teichen auf der Geesthochfläche den Wasserbedarf f ü r Mensch und Tier sicherstellten. 2. Bei der Siedlungsstruktur waren vor allem morphologische und hydrologische Faktoren bestimmend, die sich auswirkten, sowohl auf die Lage der Gewanne und Höfe und bis zu einem gewissen Grade auch der Verkehrswege, als auch auf eine Gliederung der Gemarkung in ein nördliches Wohn-, Ackerbau- und Weidegebiet und auf Grund der damaligen Entwässerungstechnik in ein südliches, ausschließlich f ü r die Anlage von Weiden und Wiesen geeignetes Areal. 3. Die sich auf Grund der natürlichen Faktoren und dem damaligen Kulturstand herausbildende Lebensform kann zu dieser Zeit als das einigende und verbindende Prinzip angesehen werden, das auf der wirtschaftlichen Ebene die so verschiedenen Landschaftsformen wie Geest und Marsch in einen sinnvollen Zusammenhang brachte. c) Die Siedlung im Einflußbereich der Stadt Hamburg. Im 14. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen, vielleicht auch schon früher beginnend, wird das Hammer Gebiet und seine Siedlung Einflüssen ausgesetzt, die, von der Stadt Hamburg ausgehend, sich allmählich immer mehr verstärken und umgestaltend in das innere Gefüge dieses Lebensraumes eingreifen. Der dörfliche Bereich gerät in dieser zweiten Entwicklungsphase in eine derartige Abhängigkeit von der Stadt, daß seine Weiterentwicklung nun nicht mehr von der Hamburgs getrennt gesehen werden kann. Ein bedeutsames Moment f ü r die Weiterentwicklung des Hafens und der Stadtsiedlung Hamburgs wurden zunächst vom 12. Jahrhundert ab die neuen, durch 111

die deutsche Kolonisation des Ostens sich herausbildenden Wirtschafts- und Verkehrsverhältnisse, deren bewußte Ausnutzung eine allmählich immer stärker werdende Einbeziehung der Stadt in den sich breitenparallel und meridional weitenden nordwesteuropäischen Weltverkehr bewirkte. Die günstige Lage an der axialen, Nord- und Ostsee und damit auch Nordwest- und Nordosteuropa verbindenden hansischen Handelsroute: Brügge - Lübeck - Nischni Nowgorod einerseits und die spezifisch örtliche Lagegunst in unmittelbarer Nähe von Alstermündung und Elbe andererseits, mit der Möglichkeit sowohl der Hafenerweiterung in den Bereich des Stromes hinein als auch des Ineinanderflechtens von Land- und Wasserverkehr ließen Hamburg beim Anwachsen von Größe und Tiefgang der Schiffe zum östlichsten Elbehafen im Westostverkehr der Hanse zwischen Flandern und Rußland und zum Nordseehafen Lübecks werden. Neben der Funktion als Handels- und Seehafenstadt entwickelte Hamburg aber schon seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ein bedeutendes eigenes Gewerbe, nämlich die Bierbrauerei, so daß es zum sogenannten „Brauhaus der Hanse" werden konnte. Das Ergebnis dieses Gewerbefleißes war vorzugsweise für den Export bestimmt, und besonders die Bierfahrt nach Ostfriesland und Holland wurde derart bedeutend, daß keine andere Ware, die den Hamburger Hafen verließ, an Menge und Wert dem Bierexport gleichkam ,77). So stellt sich Hamburg, das sowohl als politisches Gemeinwesen wie als Wirtschaftskörper im 13. Jahrhundert ein eigenes Gesicht zu zeigen beginnt, als ein wachsender Stadtorganismus dar. Die Aktivität der hamburgischen territorialen Expansionstendenz wurde in Hamm schon Ende des 13. und besonders dann in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts spürbar. Waren nach 1288 sieben Höfe Hamms einzeln in den Besitz des Domkapitels gekommen, das sie aber erst im Jahre 1566 an die Stadt veräußerte, so erwarb diese schon 1383 Horn, den Hammerbrook und den Wald Hamme durch Kauf vom Grafen Adolph von Holstein (3 a, S. 27). Nachdem die übrigen vier Höfe Hamms 1328 in Allodialbesitz der Herren von Hamme verwandelt worden waren, wurden sie zehn Jahre später an den Hamburger Ratsherrn Johann Horborch verkauft, und nach zweimaligem Besitzerwechsel gelangten sie 1387 in den Besitz der Stadt (3 a, S. 25 u. 27), während die Territorialhoheit über das Gebiet erst später, aber noch vor der Mitte des 16. Jahrhunderts, an Hamburg überging (3 a, S. 29). Die maßgebenden Gründe für diese zielstrebig unternommenen Erwerbungen Hamburgs, die auch hier wie bei anderen stadtnahen östlichen Gebieten zum Teil zuerst durch Treuhänder oder der Stadt nahestehende Personen oder kirchliche Körperschaften (Domkapitel) übernommen wurden, mögen zwar komplexer Natur gewesen sein, doch dürfte dabei das Primat durchaus bei handelspolitischen und strategischen Erwägungen gelegen haben. Das Bestreben Hamburgs und Lübecks war darauf gerichtet, aus der oben angedeuteten Handels- und Verkehrssituation beider Städte heraus die Verbindung miteinander so eng wie möglich zu gestalten und das Gebiet ihrer Verbindungsstraßen in die Hand zu bekommen, um bei der allgemeinen Unsicherheit der Straßen 178), diese wirkungsvoll schützen zu können. Im Zuge dieser von beiden Städten ausgehenden, in Form und Methode einem 177 H. Reincke: Hamburg, ein Abriß der Stadtgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bremen 1926, S. 19. 178 Wie 177, S. 25.

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Brückenschlage gleichzusetzenden Territorialpolitik erfolgte auch Hamms Eingliederung in den Landbesitz der Stadt, denn es wurde nicht nur von der Geestrandstraße nach dem Osten durchquert, sondern tangierte auch die wichtige Landstraße Hamburg - Lübeck. Die Verwaltung der Waldgebiete und die strengen Verordnungen, die von der Stadt zur Erhaltung und Pflege der Hamme erlassen wurden (3 a, S. 1 0 - 2 0 ) , geben darüber hinaus zu erkennen, welchen wirtschaftlichen Wert dieser Wald speziell für Hamburg darstellte, das einen mit seiner Weiterentwicklung immer größer werdenden Bedarf an Holz hatte — z. B. für den Hausbau, für Rammpfähle bei Gründungen in der Marsch 179 ), für den Schiffsbau, für den Hausbrand usw., und die fortschreitenden Rodungen im Gebiet der Hamme lassen erkennen, daß dieser notwendige Rohstoff auch genutzt wurde. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts ist der Baumbestand außerordentlich gering (Karte 3). Die Gründe für den Schwund des Waldes liegen zum einen bei der Stadt durch deren Ausdehnung nach Osten und vielleicht auch durch die 1679 begonnene Anlage des Neuenwerkes, zum anderen beim Dorfe Hamm selbst, dessen Bebauung immer dichter wurde (großer Eigenbedarf an Holz). Zwar suchte der Staat durch das Waldreglement vom 14. April 1701 dem Schwinden des Waldes entscheidenden Einhalt zu gebieten, und Katastrierung, Aufforstung und Anlage von Baumschulen war die Folge, doch ließ sich der begonnene Vorgang nicht aufhalten. Das gefährlichste Moment war dabei der Übergang einzelner Teile des Waldes in Privatbesitz. In der Franzosenzeit wurde der größte Teil des Restbestandes vernichtet, und übrig blieben nur wenige Stämme im Gelände des Hammerhofes und an der Hohlen Rönne t8 °). Auch für die Ernährung der besonders durch Zuzug - z. B. Merchant Adventurers, Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden usw. — wachsenden Stadtbevölkerung mußten die Erzeugnisse des Hammer Ackerbaues und seiner Viehwirtschaft von Bedeutung sein. Nach Reincke 181 ) erfolgte im 13. Jahrhundert ein Anstieg der Bevölkerungszahl um das Vierfache, auf 4 — 5000, für die Mitte des 15. Jahrhunderts gibt Bolland'") eine Zahl von 16 000 Einwohnern an, die sich 150 Jahre später auf 40 000 erhöht hatte. Einen entscheidenden, bis in die Gegenwart hinein wirkenden Impuls, der auch heute letztlich die Bedeutung Hamburgs als wichtigen europäischen Welthafen im Überseeverkehrsnetz begründet, erhielt die bis dahin zweitrangige Hansestadt durch die Entdeckung der ,.Neuen Welt", die sowohl eine geographisch-politische Verschiebung der bestehenden Marktverhältnisse als auch durch die Erschließung neuer ökonomischer Potenziale eine Lageveränderung der Handelsstraßen bewirkte. Bei der nun einsetzenden handelspolitischen Neuorientierung Europas gelang es dem an hansischen Methoden und Erfahrungen auf das Beste geschulten Hamburger Kaufmann und Seefahrer unter geschickter, oft recht eigennütziger Ausnutzung der zum atlantischen Raum hinweisenden und zu neuer Wertigkeit aktivierten geographischen Lage in der Zeit vom 1 5 . - 1 7 . Jahrhundert mit traditionellem Wagemut die Bedeutung Hamburgs als Handels- und Hafenstadt zu steigern und damit

179 W. M e l h o p : Alt-Hamburgische Bauweise. Hamburg 1925, S. 3 - 1 0 . 180 G. H. Sieveking: Zur Geschichte des Waldes Hamme. Mitt. d. Ver. f. Hamburgische Geschichte 8, 1905, S. 1 8 3 - 1 8 4 . 181 H. Reinke: Hamburg, ein Abriß der Stadtgescbichte von den A n f ä n g e n bis zur Gegenwart. Bremen 1926, S. 16. 182 J. Bolland: Hamburgs Weg zur Großstadt. I n ; Festschrift z. X X X . Dtsch. Geographentag 1955 in Hamburg, Kiel 1955, S. 132 u. 134.

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eine Periode weiteren Wachstums und fortschreitender Ausdehnung der Stadt einzuleiten, die stetig, wenn auch mehrfach durch Rückschläge verzögert, zum heutigen Großstadtgiganten hinführte. Wenn Hamburg zuerst auch nur mittelbar, über die Kolonialmächte Spanien, Portugal und England nämlich, am atlantischen Überseeverkehr teilnehmen durfte, so sah es seine Stunde nach der Unabhängigkeitserklärung der nord- und südamerikanischen Kolonien von den einzelnen Mutterländern gekommen, und Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts und in der Folgezeit werden direkte Handelsbeziehungen zu den USA sowie allen anderen amerikanischen Staaten angebahnt und ausgebaut und darüber hinaus Schiffe in alle Welt, nach Ostasien, Ostindien, Australien und den deutschen Kolonien, geschickt. Nach der Uberführung Hamms in den Landbesitz der Stadt wirkte sich die Siedlungsentwicklung Hamburgs hier zunächst durch ein Anwachsen der Dorfbevölkerung aus, denn die Nähe der großen Stadt mit der Möglichkeit, lohnende Erwerbsquellen zu finden, veranlaßte bald Fremde, sich hier anzusiedeln. Die landschaftlichen Reize des Dorfes und seiner Umgebung, auch für damalige Verkehrsverhältnisse nicht allzu fern der Stadt gelegen, zogen schon seit dem 16. und 17. Jahrhundert manchen wohlhabenden Hamburger Bürger an und ließen in ihm den Wunsch entstehen, während des Wochenendes oder der Sommerzeit aus der Enge der Stadt zu entfliehen, ohne dabei die Möglichkeit einzubüßen, den Gang der Stadtgeschäfte verfolgen zu können. So entstanden erst wenige, dann in immer größerer Zahl Land- und Gartenhäuser und sogenannte ,,lustheuser", wie sie in den Urkunden genannt werden (1, S. 305-308), d. h. insgesamt Sommerhäuser, deren Besitzer weitere Leute, vor allem Handwerker, nach sich zogen. Die Schwerpunkte dieser Bevölkerungsinfiltration richteten sich auf den Bereich des Geestdorfes, im Hammerbrook in geringerem Maße auf die nord-südlich verlaufenden Verbindungswege und das Deichgebiet, besonders aber auf Streifen beiderseits der heutigen Hammer Landstraße, und hier wurde schon früh, wenn auch in sehr lockerer Form, allmählich ein siedlungsmäßiger Anschluß an die Stadt erreicht. In einer Schilderung des Jahres 1786 (3 a, S. 57) heißt es von den Gartenhäusern: ,,. . . Am größten ist ihre Anzahl vor dem Steinthore, wo sie bis an das Ende des Dorfes Horn eine nicht oft unterbrochene Reihe ausmachen." Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde neben Horn und Billwärder Hamm, lange bevor das Gebiet zwischen Altona und Blankenese die gleiche Bedeutung bekam, einer der beliebtesten „Villenvororte" Hamburgs. Die Änderung seines dörflichen Siedlungscharakters ging jedoch nicht ohne den Widerstand der bäuerlichen Bevölkerung, der Hufner, Halbhufner und Käthner, vor sich, die mit Horn zusammen eine Realgemeinde bildeten, um sich gegen die neu Hinzugekommenen, die sogenannten Brinksitzer, behaupten zu können. Diesen war im Anfang weder eigener Landbesitz noch Benutzung des Gemeindelandes, noch eine Teilnahme an den für das Gemeindeleben wichtigen vierteljährlichen Beratungen des Bauernvogtes mit der bäuerlichen Einwohnerschaft gestattet. Als aber die Zahl der Brinksitzer immer mehr zunahm, konnten ihnen gewisse Rechte nicht mehr vorenthalten werden, und im Jahre 1689 bekamen sie die Erlaubnis zur Viehhaltung und das Recht, eine Kuh auf die Gemeindeweide zu treiben. Die natürliche Folge war eine übermäßige Inanspruchnahme dieses 114

Gemeindebesitzes, so daß das Vieh der Hufner dort kein ausreichendes Futter mehr fand. Als Ausweg aus dieser Notlage wurde von den Bauern die Aufteilung des Gemeindelandes an die einzelnen Hufner und Käthner beantragt und im Jahre 1775 zunächst an dem 45 Morgen großen Hasselbrook durchgeführt und fünf Jahre später auch am übrigen, zwischen den Gewannen liegenden Gemeindeland bis auf die Landvogtskoppel, die Kämmereieigentum blieb, die Bullenkoppel, die weiterhin der Gemeinde gehörte und der Kirchenkoppel bei der neuen Kirche. Ein Komplex an der Loge wurde verkauft. Nun konnten die Bauern über ihre Anteile frei verfügen, die in der Folgezeit zumeist jedoch verpachtet oder verkauft wurden, und mancher Hof und manche Kathstelle wurde zu einer Sommerwohnung umgebaut und durch einen Garten eingefaßt, der oft seltene Pflanzen und Bäume enthielt. Der größte ländliche Besitz, der zum nicht geringen Teil durch den Erwerb der bei der Teilung des Gemeindelandes mobilisierten Ländereien entstand, wurde der der Familie Chapeaurouge, welcher später durch Heirat an die Familie Sieveking überging. Der heutige Hammer Park, der vor dem ersten Weltkrieg vom Staat erworben wurde und so der Hammer Bevölkerung als öffentliche Anlage erhalten blieb, ist ein Rest dieses einstigen Landsitzes, der von seinem städtischen Eigentümer als Gutsbetrieb ausgebaut wurde, — eine weitere Veränderung des einst dörflichen Gefüges, besonders, da es kein Einzelfall war. Auch die im heutigen Siedlungsbild sich hervorhebenden Grünflächen des Thörls- und Ohlendorffparkes sind ehemalige Sommersitze, wenngleich diese in ihrer Größe nicht mit dem Hammerhof zu vergleichen waren. Eine Reisebeschreibung aus den Jahren 1797 - 99 von Küttner schildert den Charakter der nahe der Stadtgrenze gelegenen Dörfer (3 a, S. 40): „Alle diese Dörfer um Hamburg haben vieles von dem Ansehen eines holländischen Dorfes", (in Hamm wohnten u. a. folgende niederländische Familien: v. Uffeln, de Dobbeler, de Greve, Luis und de Hartoge) „oder, wenn Sie wollen, von kleinen Städten. Von den eigentlichen Beschäftigungen des Feldbaues sieht man nur wenig. Außer den öffentlichen Häusern, Landhäusern und Gärten finden Sie in den mehresten dieser Dörfer noch eine große Menge kleiner Besitzungen und Häuser, deren Eigentümer mancherlei treiben, und alles sind, was Sie wollen, nur keine Bauern. Gelehrte, Künstler, Handwerker, französische Emigranten, kleine Krämer, Arbeiter aller Art, die von der Stadt leben " Herbeigeführt durch die Land- und Sommersitze der reichen und einflußreichen Hamburger Kaufleute und Reeder wurde Hamm eine Stätte erlesenen gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, und um die Mitte des 19. Jahrhunderts gaben sich dort bedeutende Männer und Frauen ihrer Zeit aus Hamburg, Deutschland und aller Welt ein Stelldichein. Könige, Fürsten, Diplomaten, Künstler und Wissenschaftler 183), die sich hier trafen, ließen durch die gegenseitige Begegnung in diesem Raum hier den Glanz des damaligen politischen und brillierenden geistigen Lebens aufleuchten und unterstrichen auf dieser Ebene nicht nur die Bedeutung Hamms, sondern darüber hinaus letztlich auch die der weit über den europäischen Kontinent durch ihre internationalen Beziehungen hinausreichenden Stadt Hamburg.

183 A. D i e r s e n : Aus Hamms 700 jähriger Geschichte.

I n : Festschrift 700 Jahre Hamm, Hamburg

1956, S. 16.

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Auch innerhalb der Rudimentbetriebe einstiger Agrarwirtschaft erfolgte eine Umstellung, die zur fast vollständigen Aufgabe des Ackerbaues und zur Betonung des Gemüsebaues, der Viehzucht und Milchwirtschaft führte, die bei der Nähe der Stadt den größten Gewinn abwarf. Obgleich durch Anlage einer Mühle bessere Entwässerungsverhältnisse im Hammer Marschgebiet geschaffen wurden, blieben diese Gebiete doch auch danach wegen der größeren Wirtschaftlichkeit Weideland. Auf den Landsitzen der Hamburger, vor allem dem Chageaurouge-Sievekingschen Hammerhof, der sogar kleine gewerbliche Betriebe einschloß wie eine Meierei, eine Brennerei, eine Brauerei und Ziegelei 184 ), wurde die Landwirtschaft ebenfalls in der oben angeführten neuen Form betrieben. Wichtig f ü r Hamm wurde auch die Entwicklung der kirchlichen Verhältnisse. Bis 1629 gehörte es, wie alle Landgebiete zum St. Jakobi-Kirchspiel, danach zur Pfarrkirche des St. Georg-Hospitals und erst im Jahre 1693 bekam es eine eigene, stilvoll errichtete Barockkirche, deren Erbauung besonders der tatkräftigen, vor allem aber finanziellen Hilfe der Landhausbesitzer zu verdanken ist. Mit Horn und Eilbek zusammen wurde Hamm, das den religiösen Mittelpunkt bildete, eine neue selbständige kirchliche Gemeinde. Eine erhebliche Veränderung der dörflichen Struktur Hamms brachte die Franzosenzeit. 1813 wurde Hamm bis auf die Kirche und einige Häuser am unteren Geestabhang aus taktischen Gründen fast völlig zerstört, weil der französische Marschall Davoust im Vorfeld der Landwehr freie Sicht und freies Schußfeld gegen einen Anmarsch der Russen von Osten schaffen wollte. Das Ausmaß der Zerstörung war beträchtlich, denn es umfaßte' 8 5 ): 55 große Wohn- und Gartenhäuser, 21 Landhäuser, 194 kleine Wohnhäuser, 49 Scheunen und Ställe, 32 Lusthäuser, 12 Treibhäuser und 2 Backhäuser. Ein Teil der Höfe wurde nicht wieder aufgebaut, einerseits aus finanzieller Notlage heraus, andererseits wohl in der richtigen Erkenntnis der Besitzer, daß die Landwirtschaft in diesem Gebiet keine Zukunft mehr besaß, und ihr Grund und Boden wurde an Städter verkauft. Der Hamburger Brand von 1842 veränderte nicht nur das Stadtbild, sondern hatte auch einen Einfluß auf die vor den Toren liegenden Siedlungen, vor allem auch Hamm, denn viele Bürger, deren Stadtwohnung zerstört war, blieben, etwa wie nach dem Kriege 1939/45, in ihren Landhäusern wohnen und behielten sie in der Zukunft als dauernden Wohnsitz bei. Ins Jahr 1856 fiel eine Gebietsverkleinerung Hamms,- denn es wurde durch Senatsbeschluß verfügt, daß der Peterskamp der neu gebildeten Vogtei Eilbek einzugliedern sei, die sich nun zwischen Barmbek und Hamm schob 18 >£> en l-H

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