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German Pages 169 [192] Year 2020
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1962 • HEFT 4
BEIBLATT
ZUM
JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
WALTER DE GRUYTER 1963
ä CO •
BERLIN
INHALT
Spalte
K r a u s , T h . - R ö d e r , J., Voruntersuchungen am Möns Claudianus im März 1961. Mit 27 Abbildungen
693
N a u m a n n , R. - K 1 e i s s , W. - N y l a n d e r , C. - G e z e l i u s , L. O e h 1 e r , H., Tahkt-i-Suleiman und Zendan-i-Suleiman. Vorläufiger Bericht über die Grabungen im Jahre 1961. Mit 26 Abbildungen und 4 Plänen . 633 S c h ä f e r , J., Terra Sigillata aus Pergamon. Mit 5 Abbildungen
777
S c h a u e n b u r g , K., Eine neue Sianaschale. Mit 19 Abbildungen
745
A r c h ä o l o g i s c h e G e s e l l s c h a f t zu B e r l i n
1961
H a y n e s , D. E. L., Some Observation on early greek bronze casting. Mit 2 Abbildungen H a m p e , R., Töpfer und Töpferinnen in Griechenland und Zypern. Mit 20 Abbildungen Schönberger,
8o
3
808
H., Neue Ergebnisse am obergermanischen und rätischen
Limes. Mit 5 Abbildungen
839
N e u m a n n , G., Der Typ der sogenannten „Penelope"
852
O p i f i c i u s , R., Ein altbabylonischer Kriegsgott. Mit 4 Abbildungen .
.
.
.856
P e s c h k e n , G., Eine Stadtplanung Schinkels. Mit 10 Abbildungen
.
.
.861
.
R e u s c h , W., Die spätantike Kaiserresidenz Trier im Lichte neuer Ausgrabungen. Mit 10 Abbildungen 875 M a r i n a t o s , S., Die Wanderung des Zeus. Mit 3 Abbildungen
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ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1962 • H E F T 4 TAKHT-I-SULEIMAN UND ZENDAN-I-SULEIMAN VORLÄUFIGER BERICHT ÜBER DIE G R A B U N G E N IM J A H R E 1961
Zum dritten Male hat das Deutsche Archäologische Institut im Jahre 1961 eine Expedition nach dem Takht-i-Suleiman entsandt, die wiederum mit iranischer und schwedischer Beteiligung durchgeführt wurde. Der Generaldirektion der iranischen Altertümer und Museen und insbesondere Herrn Generaldirektor Nahvi und Prof. E. 0 . Negahban danken wir herzlich für die wohlwollende Unterstützung unserer Arbeit und die Entsendung zweier Mitarbeiter des Museums, der Herren Said Mohammad Koramabadi und Ali Akbar Sar Firaz, die uns wertvolle Hilfe leisteten und mit denen wir im besten Einvernehmen zusammenarbeiteten. S. M. König Gustaf VI. Adolf von Schweden bekundete sein allerhöchstes Interesse für die Grabung und übernahm die Kosten für die Beteiligung unserer schwedischen Freunde und den von ihnen durchgeführten Grabungsabschnitt, wodurch unsere Arbeit wesentlich gefördert wurde. Erstmalig hat in diesem Jahr die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen hohen Beitrag zu den Grabungskosten geleistet, wofür wir unseren herzlichen Dank aussprechen. Außerdem erfuhren wir für die Vorbereitungen zur Untersuchung des Kraterinnern des Zendan-i-Suleiman vielfache Unterstützung durch die Fritz ThyssenStiftung, die sich die spätere Durchführung dieser Arbeit zur besonderen Aufgabe gemacht hat. Ferner gab die Deutsche Hoffmann - La Roche GmbH, durch Herrn Dr. H. J . Edler von Querfurth der Expedition eine großzügige Spende von Medikamenten, die nicht nur den Expeditionsteilnehmern zugute kamen, sondern auch in der Bevölkerung manche Not lindern halfen. Diese Spende konnte besonders 22
A A . 1962
wirkungsvoll verwendet werden, da in diesem Jahr mit Genehmigung des Bundesgesundheitsamtes vom Robert Koch-Institut in Berlin als Arzt Dr. K.-E. Gillert abgeordnet wurde, der die gesundheitliche Betreuung in aufopfernder Weise übernahm. Wir bedauern lebhaft, daß er in den letzten Tagen durch einen Unfall einen Arm brach. Die Vorbereitung der Kampagne in Teheran hat zunächst Herr Dr. H. Oehler umsichtig betrieben; während unseres Aufenthaltes auf dem Takht halfen uns in Teheran in großzügiger und keine Mühe scheuender Weise Herr Dr. H. Luschey, Direktor der Abteilung Teheran des Instituts, und Herr Dr. Trümpelmann, denen hierfür herzlicher Dank gebührt. In Teheran erfuhren wir ferner vielfache freundliche Hilfe durch Herrn Chr. Kröger. Teilnehmer an der Expedition waren außer dem Berichterstatter die Herren: H. Oehler (Berlin), L. Gezelius und C. Nylander (Uppsala) als Archäologen, W. Kleiss (Berlin) als Architekt, E. Schoettle (Calw) als Restaurator, K.-E. Gillert (Berlin) als Arzt, S. Farsar (Aachen) und D. Huff (Berlin) als studentische Hilfskräfte, C. Schoettle (Horb) als Lagermeister und Frau KrögerHubert (Teheran) als Photographin. In der Zeit vom 17. 8.—11. 9. weilte Herr Dr. B. Damm (Heidelberg) auf dem Takht, um geologische Untersuchungen vorzunehmen. Für die Fertigstellung des Geländeplanes vom Zendan-i-Suleiman arbeiteten vom 24. 8.—1. 9. die Herren Erwes und Podolski (Teheran) in unserer Gemeinschaft. Die Herren Kleiss und Oehler begaben sich mit einigen weiteren Mitarbeitern am 16. 6. von Teheran zum Takht, um die Geräte und Baumaterialien hinzutransportieren und den Bau eines Expeditionshauses in Angriff zu nehmen. Dieses wurde aus einheimischem Material errichtet, nur alles Holzwerk, Balken, Türen und Fenster, mußte aus Teheran herangeschafft werden. Unter großen Mühen gelang es, die Last-
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A b b . 1 . Schildbogen über K o r r i d o r A 2 des Feuertempels
wagen trotz abgerutschter Wege zwischen Takab und dem Takht bis zum Lager zu bringen. Das bisher nur aus Küche und drei Vorratsräumen bestehende Haus wurde so erweitert, daß ein gedeckter Eßplatz und ein überdeckter Arbeitsplatz, ein großer Magazinraum mit Arbeitsplätzen für die Funde, eine Dunkelkammer, ein Arztraum und zwei Arbeitsräume für Architekten und Archäologen hinzugekommen sind, welche an drei Seiten um einen sonst mit einer Mauer umfriedeten Hof liegen. Die Expeditionsmitglieder sind weiterhin in Zelten untergebracht, die in langer Reihe innerhalb der Befestigungsmauer aufgeschlagen sind. Zur Steingewinnung für den Hausbau wurden die Trümmerberge bei der Bresche
in der Kurtine 2 abgetragen und dabei die darunter befindliche Bauanlage mongolischer Zeit geklärt. Die vorausgesandten E x peditionsteilnehmer besorgten auch die Gleisverlegung der Feldbahn am Feuertempel, so daß mit dem Eintreffen des Grabungsleiters und der übrigen Mitarbeiter am 20. 7. sofort mit der eigentlichen Grabung begonnen werden konnte. Die Höchstzahl der beschäftigten Arbeiter betrug 1 1 0 . Auf dem Takht wurde die Grabung an der Süd-, Ost- und Nordseite des Feuertempels fortgesetzt. Außerdem wurden die oberirdisch sichtbaren Reste des mongolischen Palastes vermessen und einige Stellen durch Schürfungen geklärt. Im Südosten des Plateaus legten unsere schwedischen Mitarbeiter innerhalb der Befesti-
PLAN 1
Takht-i-Suleiman, Feuertempel
PLAN 2 5 A S A N I DI S C H E R FEUERTEMPEL
Î MONGOLI SCHE BAUFLUCHT
h 50,00 WESTIWAN
* 51,15 |
KUPPELBAU
/ A /'
SAALBAU
PLATZ VOR DEM MONGOLISCHEN GEBÄUDE
SASANIDISCHE BAUFLUCHT?
+ 51,53 ^
r MONGOL. PORTALBAU ? -| _ ( S Ü O ' I W A N ?)
MONGOLISCHE SASANIDISCHE H
1 HO
1
H SO M
• i W C . 61
Takht-i-Suleiman, Mongolischer Palast
ACHSE
ACHSE WA
(PALAST)
(FEL/ERTEMPEL) BEFUND
ERGÄNZUNG
1
I
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T A K H T - I - S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I - S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1961
2,5cm
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1
Abb. 2 a. Sasanidische Scherbe aus R a u m B ; 2 b. Sasanidische Scherbe aus Raum C; 2 c. Sasanidisches Glöckchen aus Raum C.
gungsmauer einen neuen Suchgraben an, der sehr interessante Ergebnisse brachte. Die Grabung auf dem Zendan begann am 7. 8. und führte zu wesentlicher Klärung der Gesamtanlage und der Schichtenfolge. Zahlreiche Ausflüge in die Umgebung und auf den Takht-i-Bilqis dienten der archäologischen und geologischen Erkundung und ergaben viel neues Material. Trotz der abgeschiedenen Lage des Grabungsplatzes hatten wir eine große Zahl von Besuchern, namentlich aus der näheren und weiteren Umgebung. Erwähnt seien Herr Dr. Att von der Deutschen Botschaft, Herr Dr. H. Luschey und Frau und Herr Dr. Trümpelmann vom Deutschen Archäologischen Institut Teheran, die Herren Kröger, Dr. Lind, Merle und Scharff aus Teheran, Prof. D. Schlumberger (Straßburg) und seine Familie auf dem Wege zu seinen Grabungen in Afghanistan, Frl. Boorne vom Anthropol. Dept. der Universität London, die Herren Stronach und Braun vom Merton Coli. Oxford, Herr Dr. Exner und Frau, österreichischer Arzt aus Bidjar, und von der dänischen Fa. Kampsax die Herren Alvarstein, Mathiassen, Schiötz und Frau Rothenborg-Jacobsen.
DER
FEUERTEMPEL
Gebäude A Die Beseitigung der großen Schuttmassen über dem Zentralbau A wurde fortgesetzt; von dem Umfang des zu beseitigenden Schuttes gibt Abb. 1 eine Vorstellung, wenn man sich vor Augen hält, daß der Fußboden des Raumes etwa 7 m unter dem Scheitel des Bogens liegt. Der Schutt über dem 22*
Korridor A 3 (Plan 1) und den beiden südlichen Kuppelpfeilern wurde bis zu der im Bilde sichtbaren Höhe abgetragen. Hierbei kam der Schildbogen über dem Korridor 2 noch nahezu unverletzt heraus, nur sein Widerlager am Kuppelpfeiler war stark beschädigt und wurde von uns restauriert, was auf dem Bilde deutlich zu erkennen ist; hierbei wurde auch die Fuge, welche zwischen Bogen und Pfeiler gelegt ist, wieder hergestellt. Trotz der Zerstörung dieses wichtigen Punktes war nicht zu verkennen, daß über dem Korridor 3 kein entsprechender Schildbogen vorhanden war. Demnach waren über den Korridorecken keine kleinen Kuppeln vorhanden, sondern es lagen — wie bei Bau E — über den Korridoren 1 und 3 lange Tonnengewölbe und über 2 und 4 kurze Tonnengewölbe, die gegen die Schildbögen anliefen. Damit ist die AA. 1961, Sp. 48 geäußerte Vermutung bestätigt worden. Von dem großen Ziegelbogen zwischen A und A3 ist nur noch ein kleiner Rest am westlichen Ansatz vorhanden, aber schon wegen des fehlenden Widerlagers aus seiner Stellung abgerutscht und deshalb nicht zu konservieren. Über dem Korridor 2 und über seiner Westmauer stehen Reste der Mauern des mongolischen Obergeschosses, aus deren Anlage sich das Ausmaß der Zerstörung des sasanidischen Baues im 13. J h . erkennen lassen wird. Raum
B
Im Ostflügel des Kreuzraumes B war im Jahre i960 die Grabung nur bis zum Boden der Periode I A (vgl. AA. 1961, Sp. 3 6 I ) herabgeführt worden; nun entfernten wir auch den Einbau dieser Periode, um den ur-
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Abb. 3. Blick über die Räume B und C gegen F
sprünglichen Bau völlig freizulegen. Als Träger des Ziegelbruchpflasters von I A war eine Lehmziegelauffüllung aus zwei Schichten von 41—47 cm im Quadrat messenden Ziegeln von 1 1 cm Stärke eingebracht, die außer einer Scherbe keine Funde ergab. Die Scherbe ist hartgebrannt, tongrundig, mit matten schwarzen Flecken auf dem Rand, offenbar sasanidisch (Abb. 2 a). Unter der Füllung lief der Ziegelboden ohne jede Störung glatt durch (Abb. 3); für das Alter des Umbaues ergaben sich keine neuen Indizien, so daß die Datierung in frühis-
lamische Zeit wahrscheinlich bleibt. Lehmziegel des gleichen Formates wurden indessen auch in mongolischer Zeit verwendet, nämlich bei der Aufhöhung der Schwelle der Tür im südlichen Kreuzarm, wo über vier Lagen von gebrannten Ziegeln von je 5—7 cm Stärke drei Schichten von Lehmziegeln von 1 1 cm Stärke folgen, auf denen dann eine Lage von 4 cm starken Ziegeln liegt, nämlich das durchlaufende mongolische Raumpflaster, das dann von der eigentlichen Schwelle aus großen Sandsteinplatten mit Anschlag an der Südseite überlagert
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wird. Bis zu dieser Schwelle wurde die jüngere Zusetzung der Tür entfernt. Das Ziegelbruchpflaster setzt sich außerhalb des Raumes fort und endet an der Südmauer von U. Diese Mauer hat bis in Pflasterhöhe einen I,90 m starken Sockel, während der Aufbau nur 1 m stark ist. Sockel und Aufbau setzen in der Achse der Tür auf fast 4 m aus, ohne daß im unteren Niveau eine Schwelle zu erkennen ist; im oberen läuft das Ziegelpflaster bis zur Mitte der Mauer. Beide Mauern stoßen im Osten stumpf gegen die Quadermauer des Raumes V. Südlich U liegt in der gleichen Höhe wie der Fußboden des Raumes B auf rotem Lehm eine Steinsplitterschicht, welche vielleicht dem sasanidischen Niveau entspricht. 60 cm darunter erreichten wir den Sintergrund, und diese ganze Schicht war völlig fundlos. Raum C Das lückenhafte Steinpflaster der Periode II, mit dessen Freilegung im vergangenen Jahr die Grabung beendet wurde, ist nun
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entfernt worden; darunter kam ein zweites Pflaster aus Steinplatten und auch Ziegelbruch an den Rändern heraus, das etwas tiefer als der Boden von I A lag und nur einen mittleren Streifen des Raumes bedeckte. Dieses Pflaster lag auf einer Lehmschicht, die den ganzen Raum füllte; sie enthielt eine bemalte Scherbe der gleichen Art wie die oben erwähnte (Abb. 2b), ferner zwei unbemalte Töpfe, eine Bronzeglocke mit Eisenklöppel (Abb. 2 c) und verstreut 16 sasanidische Silber- und Bronzemünzen, die — soweit sie bisher bestimmt werden konnten — in die Zeit zwischen 480—580 n. Chr. gehören. Unter diesem Lehmauftrag von ungeführ 40 cm Stärke lag nicht — wie AA. 1961, Sp. 42 vermutet — ein durchgehender Ziegelboden, sondern eine Sinterplatte mit vereinzelt eingesinterten Ziegeln oder Ziegelbruchstücken (Abb. 3). Dieser Sinterboden hat sich auch fest mit den Quadermauern verbunden und wurde noch nicht durchschlagen, so daß die Mauerunterkante noch nirgends festgestellt wurde.
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Abb. 5. Durchgang zwischen den Räumen F und E j
Raum D Der Raum D ist genau in der vermuteten Größe tatsächlich freigelegt worden; leider ist seine Ostmauer tief herab zerstört (Abb. 4). Der Raum war weitgehend mit grauschwarzer Asche und dazwischen eingestreuter Baukeramik angefüllt. In ihm fehlen die beiden Steinpflasterniveaus, und erst dicht über dem Sinterboden wurde eine etwa 10 cm starke Bodenstampfung angetroffen, in der eine sasanidische Silbermünze lag. In den Sinterboden eingetieft verläuft ein völlig zugesinterter Kanal diagonal durch den Mittelraum von SW nach NO. Seine Seitenwände wurden offenbar abgearbeitet, als man den Raum D errichtete, und die Fußbodenstampfung überdeckte den Kanal im Nordteil des Raumes. Im südlichen Teil befinden sich einige späte, in Fischgrätenart versetzte Steinmauern von noch 65 cm Höhe; sie müssen errichtet worden sein, als über dem Mittelteil von D das Tonnengewölbe aus Ziegeln noch erhalten war, und dienten vielleicht als Abschluß für diesen Mittelraum, den man,
nachdem die Kuppel im südlichen Teil eingestürzt war, noch weiter benutzen wollte. Später ist auch die Tonne eingestürzt und wurde am Boden liegend vorgefunden. Sie bestand aus senkrechten Ziegelschichten, von denen noch 35 zu zählen waren (Abb. 4), die eine Länge von 3 m einnehmen. Die quadratischen Ziegel haben 6—7 cm Stärke bei 27—29 cm Seitenlänge und sind zumeist gelb. Die Stärke des Gewölbes betrug 134 Ziegelschichten mit 40—45 cm. Außer diesem herabgestürzten Gewölbe gab es nur noch in der NO-Nische Ziegelschutt, der wohl von der Tonne der Nische stammen kann, aber keinen größeren Zusammenhang mehr hatte und daher seine Herkunft nicht erkennen ließ. Im Schutt über den Mittelquadraten waren keine Reste ehemaliger Kuppeln erkennbar, so daß ihre Ergänzung unsicher ist. In den Seitenwänden der SW-Nische von D wie auch der beiden Ostnischen von C befinden sich dicht vor den Rückwänden und einander in der Höhe jeweils entsprechend zwei quadratische Einarbeitun-
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gen wie zum Einschieben von Balken, die zu irgendeiner Einrichtung in den Nischen gehört haben werden. Der
Nordostkomplex
Die Fortsetzung der Grabung im Nordosten des Feuertempels läßt nunmehr eine einheitliche Planung des ganzen Raumkomplexes erkennen, zu dem außer dem Zentralraum E mit seinen Korridoren 1—4 auch die Flure F, G, P und Q gehören. Obgleich die Grabung hier erst an wenigen Stellen bis zum Boden geführt ist, im übrigen aber gerade nur die oberen Kanten der Mauern freigelegt wurden, läßt sich die allgemeine Konzeption des Gebäudes jetzt genauer erkennen als im letzten Jahr. Der zentrale Raum E wird nicht von vier Pfeilern gebildet, es ist also kein Cahar-Taq, wie wir vermuteten, sondern auf jeder Seite stehen zwischen den gewinkelten Eckpfeilern kleinere Pfeiler, so daß im ganzen 8 Pfeiler vorhanden sind, die einen Raum von 9,6 m im Quadrat umschließen. Um den
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Zentralraum führt ein Umgang von vier gleichbreiten Korridoren, und um diese innere Raumgruppe liegen vier breitere Flure, welche windradartig so angeordnet sind, daß jeweils eine Stirnseite gegen die Langseite des anderen Flures stößt, wobei nur einmal, zwischen F und G, an dieser Stelle eine Türverbindung vorhanden ist. Soweit zu erkennen ist, sind alle Mauern dieses Raumkomplexes aus großen, nur roh bearbeiteten Steinquadern mit groben, oft klaffenden Fugen und mit dicker Mörtelbettung errichtet (Abb. 5). Von dieser groben Bauweise heben sich die acht Pfeiler ab, welche aus geglätteten Steinen mit gutem Fugenschluß gebaut sind, ohne daß auf gleiche Schichthöhen oder streng waagerechten Verlauf der Fugen geachtet ist (Abb. 5 Hintergrund und Abb. 6). Auf diesen Steinmauern setzen teilweise die Ziegelgewölbe oder Bögen unmittelbar an, oder es sind stellenweise auch einige waagerechte Ziegelschichten zwischengeschaltet. Ziegellagen zwischen den Steinschichten
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Abb. 7. Pfeiler a des Gebäudes E
wurden jedoch bisher nur in der SW-Ecke nahe dem Gebäude A bemerkt. Zwischen Flur F und E j liegt in der Achse von E ein 1,20 m breiter Durchgang, über dem ein Ziegelbogen von i y 2 Ziegelhöhen noch erhalten ist. Die Ziegel sind — anders als bei den Raumtonnen — keilsteinartig versetzt (Abb. 5). Da in der Achse des Raumes E der Pfeiler h steht, ist kein unmittelbarer Einblick in E möglich. Der Raum E wird von den acht einst durch Bogen miteinander verbundenen Pfeilern a — h gebildet, man könnte ihn daher auch als Hasht-Taq (Achtbogenbau) bezeichnen, denn die Pfeiler sind als Teile einer den Zentralraum umschließenden Mauer anzusehen, wie aus der Hakenform der Eckpfeiler deutlich wird. Während die Mittelpfeiler b, d, f und h nur einfachen rechteckigen Querschnitt haben, sind die Eckpfeiler nicht nur hakenförmig, sondern haben in den inneren Winkeln auch noch Eckvorlagen von 30 X 30 cm. Vom Pfeilera (Abb. 6 und 7) ist der Steinaufbau bis auf
einen Quader an der NW-Ecke vollständig erhalten. An der Ost-, Nord- und Westseite sind noch die in gleicher Höhe liegenden Ansätze von Bögen mit senkrecht gestellten Ziegeln erhalten. Der Bogen an der Westseite hatte 1,90 m Breite und überspannte als Schildbogen für das gegenlaufende Tonnengewölbe den Korridor 2. Der Ziegelaufbau an der Südseite des Pfeilers (Abb. 6) läßt deutlich erkennen, daß über Korridor 1 kein Schildbogen vorhanden war, hier ruhte also die Korridortonne auf dem Schildbogen von 2. Der Pfeiler b ist noch nicht ganz freigelegt; merkwürdigerweise liegt hier der Bogenansatz gegen a eine Schicht tiefer als dort und der gegen c nochmals eine Schicht tiefer, während bei Pfeiler c selbst die Kämpferhöhe wieder ansteigt. Dieser Pfeiler hat noch hohen Ziegelaufbau. Pfeiler d ist noch nicht aufgedeckt, aber seine Lage im Gelände ist durch einen tiefen Ziegelraubgraben kenntlich. Ebenso war e durch einen Graben deutlich, und es wurde von ihm nur die Ziegeloberfläche gesäubert. Die Pfeiler f und g sind noch nicht untersucht, vom
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Abb. 8. Mongolische Iwan-Halle und Freitreppe und die sasanidische Feuertempel-Mauer von Süden
Pfeiler h schließlich ist nur der Werksteinaufbau erhalten (Abb. 6). Da sich auch an der Stelle der Mauer zwischen E 3 und Q ein tiefer Raubgraben entlang zog, konnte hier mit geringer Schürfung die Nordkante der Mauer bloßgelegt werden, wobei eine Tür in der Raumachse von E herauskam und die Ausdehnung des Raumes Q festgestellt werden konnte. Bei dem Versuch, auch die Stärke der Nordmauer von Q und damit die Front des ganzen Gebäudes zu finden, kam nahe der NWEcke eine nach Norden abgehende Mauer zutage, die nicht weiter verfolgt werden konnte, aber jedenfalls darauf deutet, daß mit weiteren Räumlichkeiten gerechnet werden muß. Obgleich die Grundrißlösung des gesamten Nordostkomplexes der des Zentralgebäudes A sehr ähnlich ist, wird man nicht ohne weiteres eine Überdeckung von E durch eine Kuppel annehmen dürfen. Die Größe des Mittelraumes wie die Zahl der acht Durchgänge und die kleinen Eckvor-
lagen, die bei den bekannten Cahar-Taqs nirgends vorhanden sind und auch bei Kuppelbauten mit Ecktrompen aus der Ecklösung nicht zu erklären sind, lassen es nicht ausgeschlossen erscheinen, daß es sich um einen Hof handelt. Man wird bei der weiteren Freilegung besonders darauf zu achten haben, ob sich aus dem Schutt oder dem Fußboden sichere Anhaltspunkte ergeben. S ü d f r o n t des G e b ä u d e s A a) Mongolische Baureste Vor der Südseite des Gebäudes A türmte sich vor der Grabung ein von mongolischen Bruchsteinmauern überragter Schuttberg, so daß man also von vornherein damit rechnen mußte, hier auf stärkere mittelalterliche Überbauung zu stoßen. Tatsächlich hat hier ein großer Iwan gelegen, der mit etwa 16,50 m Spannweite noch die in der westlichen Seerandbebauung sichtbare und teilweise auf sasanidischen Mauern auf-
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Abb. 9. Mongolisches Steingewölbe in Fischgräten-Mauerung vor dem sasanidischen Haupteingang in den Feuertempel
gebaute Halle um mehr als 5 m übertraf (Plan 2). Die östliche Iwan-Mauer ist als Bruchstein-Mörtel-Mauer mit Verblendung aus mehr oder weniger gut bearbeiteten Quadern an den Mauerecken und -stirnen errichtet und hat fast 4 m Stärke und noch bis zu 6 m Höhe. Die südliche Stirnseite ist durch einen Pilaster auf 5,20 m Breite verstärkt, der möglicherweise auf den Anschluß einer nach Osten abgehenden Halle deutet. In 12,40 m Entfernung von der Front liegt ein 2,30 m breiter Durchgang, und nahe dem Anschluß an den sasanidischen Kernbau ist eine einst wohl überwölbte Nische angeordnet, um den Zugang zu der Tür im Altbau weiterhin zu ermöglichen. Die westliche Iwan-Mauer liegt noch unter Schutt, sie scheint stärker zerstört zu sein, denn in einem Suchgraben an der Frontseite wurden nur noch die Fundamente angetroffen, die 4,50 m Breite haben, aber vielleicht noch unvollständig sind; die genaue Iwan-Breite ist daher noch nicht fest-
zustellen gewesen. Auch hier ist an der Westseite eine Pfeilervorlage vorhanden, die zu einer anschließenden Halle gehört. Die Gewölbetrümmer des Iwan füllten den ganzen Raum zwischen den Mauern, und ihre Beseitigung bereitete große Schwierigkeiten, da zwischen den Trümmern befindliche Stalaktiten-Stuckreste sorgfältig untersucht, vermessen und nach Möglichkeit geborgen werden mußten. Aus der geringen Menge der aufgefundenen Stuckreste scheint aber hervorzugehen, daß ein Teil der Dekoration wohl schon vor dem Einsturz des Gewölbes abgefallen und beseitigt war, und die Lage des Stucks innerhalb der Trümmer läßt darauf schließen, daß nur die Raumecken oder der seitliche Durchgang damit dekoriert waren. Als der mongolische Palast auf dem Feuertempel errichtet wurde, war dieser schon so weitgehend zerstört, daß seine Mauern nur noch als Fundamente für die große Halle und ein hochgelegenes Geschoß benutzt wurden. Daß der ursprüngliche
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Abb. 10. Blick vom Feuertempel über die Iwan-Halle gegen den See
Zentralraum A mit seinen Umgängen noch für irgendwelche Zwecke wiederverwendet wurde, ist wohl sicher, da die beiden Zugänge an der Südfront offengehalten wurden. Wie weit herab die Ziegelmauer des Bauwerkes A zerstört war, ist an dem mittelalterlichen Aufbau aus Quadern bzw. Mörtelmauerwerk abzulesen (Abb. 8). Das Fußbodenniveau lag in dieser Zeit um 1,60 m höher als in sasanidischer Zeit, es ist durch die unterste Stufe einer in der Achse der Halle errichteten Freitreppe und durch das Pflaster in dem seitlichen Durchgang bestimmt. Über diese Fußbodenhöhe ragt jedoch der Stumpf einer abgetragenen sasanidischen Mauer heraus, was wohl nur so zu
erklären ist, daß sich seitlich der großen Iwan-Mauer ein etwa 0,50 m hohes und 3,50 m breites Podium hinzog, das an der Schmalseite durch hochkantgestellte, glatt bearbeitete Plattenreihen begrenzt war (Abb. 8 unmittelbar hinter dem Gleis), während an der Langseite die sasanidische Quadermauer sichtbar blieb. Nahe der Südmauer von A überlagern die Reste der sasanidischen Mauer das Podium, und da hier im Schutt noch kleinteilige Gewölbereste lagen, scheint sich im rückwärtigen Teil des Iwan noch ein Einbau befunden zu haben, dessen Form und Bedeutung vielleicht bei der Freilegung der Gegenseite noch zu klären sein wird.
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Abb. 1 1 . Sasanidische Mauer in gemischter Bauweise (Raum S)
In der Mitte der Halle und 7,50 m innerhalb der Front beginnend, lag eine 3,50 m breite Freitreppe aus Werkstein auf einem massiven Kern aus Bruchsteinmauerwerk. Der Mauerkern endet 3,05 m vor der Südfront von A, um das alte Mittelportal nicht zu versperren, und der Zwischenraum war mit einem teilweise eingestürzten Tonnengewölbe aus fischgrätenartig verlegtem Mauerwerk brückenartig überspannt (Abb. 9). Von der Treppe sind neun Stufen zum Teil noch in situ aufgefunden worden, ein Teil der oberen Stufen war durch die Gewölbelast verdrückt und aus dem Verband gerissen und wurde von uns wieder an die ursprüngliche Stelle gerückt und befestigt (Abb. 8). Zu beiden Seiten waren einst niedrige Wangen aus hochkantgestellten und verputzten Ziegelplatten vorhanden, von denen an der Westseite noch Reste, an der Ostseite dagegen nur Mörtelspuren auf den Stufen erhalten sind. Um die Höhe des Brückengewölbes zu erreichen, müssen einst etwa 20 bis 21 Stufen vorhanden gewesen sein. Diese Treppe bildete den Zu-
gang zum Obergeschoß über Bau A, ihre Lage im Zentrum des großen Iwan ist damit aber allein nicht genügend gerechtfertigt. Wenn man die Gesamtlage des Iwan in der Achse des Sees bedenkt (Abb. 10), so scheint der Gedanke naheliegend, über den seitlichen Podien von Holzstützen getragene Emporen anzunehmen, die an der Front des Iwan miteinander verbunden waren, wodurch ein wundervoller, luftiger Platz mit schönem Ausblick auf den See entsteht im Sinne der überdeckten Hochterrasse des Ali Kapu von Isfahan, der bevorzugte Platz des Khans hoch über den Gartenanlagen am Seeufer. Reste von großen Holzbalken und Hohlräume im Schutt, die die Form vergangener Holzbalken aufwiesen, sind vielfach und besonders am Fuße der Treppe beobachtet worden und mögen von dem Emporeneinbau herrühren. Ebenso diente offenbar eine 12 x 12 cm große Einarbeitung in der Mitte der untersten Stufe zur Befestigung einer hölzernen Stütze, die durch einen vor der Stufe liegenden Steinblock gesichert war.
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Abb. 12. Kupferkessel für Glasurfarbenbereitung (13. Jh.)
Demnach wäre dann der ganze Vorplatz vor der Treppe in etwa 7,5 m Tiefe mit der Empore überdeckt gewesen. Derartige Einbauten in Iwane sind bei Profanbauten nicht ungewöhnlich. b) Sasanidische Reste Wie an die Nordfront des Gebäudes A (Plan 1) schließen an die Südfront weitere Räume an, die zum ursprünglichen Bau gehören müssen, da die Mauern ineinander einbindend aufgemauert sind. Durch diese Mauern werden drei Räume R, S und T gebildet, die in ihrer Breite genau dem Zentralraum A bzw. den Korridoren 2 und 4 zu entsprechen scheinen. Bei dem jetzigen Stand der Grabung kann als sicher gelten, daß der Raum S eine nach Süden geöffnete iwanartige Halle war; der Raum T ist vollständig von der großen Ostmauer des mongolischen Iwans überbaut und scheint nach Süden geschlossen gewesen zu sein, denn sonst wäre die Verbindungspforte von S nach T nicht erforderlich. An der Stirnseite des Raumes T konnte die Situation noch
nicht geklärt werden, da hier die Feldbahn zu dicht an der Front entlang führte (Abb. 8). Die Ostmauer von T besteht am Nordende beim Anschluß an den Feuertempel ganz aus Ziegeln, weiter nach Süden treppt sich die Ziegelmauer ab und geht in eine Steinmauer aus nicht sehr gut bearbeiteten Quadern über. Die Mauer hat nur in den unteren vier Ziegelschichten die Stärke von 3,10 m, darüber setzt sie ohne bisher erkennbaren Grund an der Außenseite um 1,30 m zurück. Die Mauer zwischen S und T beginnt am Feuertempel ebenfalls als reine Ziegelmauer, in 2 m Entfernung beginnt dann eine vier Schichten hohe Quaderzone, über der wiederum Ziegelschichten folgen (Abb. 11). Die Quadern sind nicht durchgeschichtet, sondern bilden nur eine Verkleidung, wodurch ein Längsriß in der Mauer entstanden ist. Die Mauer ist 20,20 m lang, bei 16,50 m liegt in einer kleinen Nische ein 0,80 m breiter Durchgang in Raum T. Die Südecke der Mauer ist noch unklar; wie es scheint, war um die Iwanöffnung eine Art Blendnische
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Abb. 13 a und b. Gußform und ausgeformter Löwe
angeordnet. Später scheint die Iwanöffnung durch eine 1,90 m starke Mauer aus Quadern zugesetzt worden zu sein, von der aber nur ein ungleich hoher Mauerstumpf stehen geblieben ist. Hierauf ist dann noch in sasanidischer Zeit ein kleiner Ziegelbau errichtet worden, von dem in der Grabungswand gegen Westen zwei 0,50 m breite und in 1,00 m Abstand stehende Ziegelpfeiler oder -mauern zu erkennen waren, die in etwa 1 m Höhe durch ein Ziegelgewölbe verbunden sind. Dieses reicht mit seiner Oberkante gerade an die Höhe des mongolischen Niveaus heran, so daß der ganze Einbau nicht höher als 2 m gewesen sein kann. Starke Brandreste hüllen den kleinen Ziegelbau, der nicht unmittelbar an die Iwanmauer anschließt, völlig ein; seine Bedeutung ist noch nicht zu erkennen. Über die frühere Gestalt der Südfront des Bauwerkes konnte noch keine klare Vorstellung gewonnen werden, doch dürfte es unwahrscheinlich sein, daß es sich um eine Drei-Hallen-Front gehandelt hat. Unklar ist auch noch, ob — wie beim mongolischen Palast — eine Hallenverbindung zwischen dem Feuertempel und dem großen West-Iwan, den ich weiterhin für
den Thron des Khosrau' halte, bestand oder ob der Feuertempelkomplex isoliert war. Wenn eine Verbindung bestand, so mag sie einige Meter zurückgelegen haben, so daß beide Iwanbauten frei über die Hallenfronten in den Hofraum hineinragten. D e r R a u m O und die Ü b e r r e s t e einer K e r a m i k w e r k s t a t t Der Raum ist durch die Grabung erst angeschnitten; seine Nordmauer bildet die fugenlose Fortsetzung der Mauer zwischen D und F. Ob die Tür zu P schon ursprünglich ist, konnte nicht sicher erkannt werden, da ihre Gewände ausgebrochen sind. Der Raum hat mehrere Veränderungen erfahren und diente zuletzt anscheinend als Abfallgrube einer Werkstätte für Tonwaren, denn eine dicke aus Asche und Keramikbruchstücken bestehende Schicht überdeckte ihn in über 1 m Stärke. In dieser Schicht, die sich noch nach Norden und Osten ausdehnt, lag nicht nur Abfall von Baukeramik aller Art und von Gefäßen, sondern es wurden auch Gipsformen für Verkleidungsplatten und Architekturteile sowie für Plastik und Gefäße gefunden. Schließlich kamen auch kleine Tondreifüße und Tonwalzen von
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Abb. 14. Formen zur Herstellung von Mihrab-Säulen
Brennöfen, alle mit Spuren herabgeflossener Glasurfarbe, zutage. Zutiefst lag mit der Öffnung nach unten ein großer Kupferkessel von 53 cm Höhe und 68 cm Durchmesser (Abb. 12). Der kuglige Kesselkörper ist aus drei Teilen (Bodenstück mit drei walzenförmigen Füßen und zwei Hälften der Kesselwand) zusammengeschweißt. Unter den Henkelansätzen befinden sich auf beiden Seiten plastisch aufgelegte Ornamente als einziger Schmuck. Die chemische Untersuchung im Innern gefundener Farbmasse ergab, daß es sich um die Glasurfarbe türkisfarbener Kacheln handelt 1 , von denen zahl1 Herr Dr. Morneweg von der Bochumer Bergbau AG. untersuchte und analysierte freundlicherweise den Schmelzrückstand im Kessel und die Glasur eines Kachelbruchstückes. E r schreibt hierzu : »Es ist nach dem Befund durchaus möglich, daß eine Beziehung zwischen dem Schmelzrückstand im Kupferkessel und der Kachelglasur besteht, indem die Schmelze aus dem
reiche Stücke, auch Fehlbrände, gerade hier angetroffen wurden; unzweifelhaft handelt es sich also um einen Kessel für die Zubereitung von Glasurfarben, der später für keinen anderen Zweck mehr benutzt worden ist. Der Kessel lag mit der Öffnung nach unten eingebettet in Lehm in einer in ein spätes Pflaster eingetieften Grube weit unterhalb der oben erwähnten Abfallschuttschicht; er muß daher verworfen worden sein, als die Werkstatt noch in Betrieb war. Eine aus zwei Teilen bestehende Gußform mit drei Paßkerben am Rande ergab ausgegossen einen 9 cm hohen sitzenden Löwen (Abb. 13) in der Art des großen grünglasierten Löwen der Sammlung Kevorkian 2 . Kupferkessel die Farbkomponente der Kachelglasur darstellt, deren Zusammensetzung im übrigen sehr große Ähnlichkeit mit auch heute noch üblichen Glasuren aufweist . . .«. 2
Survey of Persian Art V Taf. y66i.
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Abb. 15. Marmorplatte, 13. Jh. n. Chr. Länge 30 cm
Zwei Formpaare (Abb. 14) dienten zur Herstellung von kleinen Säulentrommeln von 56 cm Länge, wie sie bei der Umrahmung von Mihrab-Nischen verwendet wurden. Die Formen sind zweiteilig, damit man die geformten Säulen leicht herauslösen konnte. Ein ebenfalls aufgefundenes Bruchstück einer gebrannten Säule mit Zickzackmuster, das genau in die Form paßt, ist in den Vertiefungen abwechselnd dunkelblau und türkisfarben glasiert, während die Stege dazwischen tongrundig verblieben sind 3 . Formen von 18 cm Seitenlänge und nur wenigen cm Stärke dienten zum Hineinstreichen der Tonmasse und ergaben Wandverkleidungsplatten mit geometrischen Bandmustern in gleicher Technik wie die Säulchen. Vier dieser Platten, um einen kugeligen Stern angeordnet, ergeben das vollständige Muster in unendlichem Rapport 4 . Z u m Aufpressen von Drachen-Relief-Dar3 Säulchen mit gleichem Dekor schmücken den Kopf einer steinernen Schrankenplatte im Metrop. Mus. (dat. 1303/4). Vgl. M. S. Dimand, A Handbook of Muhammadan Art 3 , 1958, 99 Abb. 58. 4 Vgl. A A . 1961 Sp. 51 Abb. 11 c u. d.
Stellungen auf Wandplatten dienten handliche Formen mit gerundeter Rückseite als Handgriff. Zahlreiche aus dieser Form gepreßte Wandplatten mit tiefblauer Glasur passen genau mit der Form zusammen. Ferner wurde die Form für einen Gefäßausguß mit Tierkopf gefunden. Außer den durch diese Formen nachgewiesenen Keramiktypen wurden in der Werkstätte auf dem T a k h t , wie sich durch Fehlbrände ergibt, auch zahlreiche andere Gefäßtypen hergestellt, darunter besonders die bisher als Keramik des Gerrus-Distriktes bezeichnete Sgraffito- oder Gabbri-Ware. A u f fallend ist die nahe Verwandtschaft unserer Erzeugnisse zu den in Kaschan hergestellten Produkten, so daß man geneigt ist, anzunehmen, daß der mongolische Fürst zur Ausschmückung seines um 1270 n. Chr. gebauten Palastes Handwerker aus Kaschan holte und auf dem T a k h t arbeiten ließ, wo vielleicht ähnliche günstige Vorbedingungen wie in Kaschan vorhanden waren 6 . 5
Vgl. Sarre, Ist. Mitt. 3, 57ff.
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In der Abfallschicht und verstreut in der ganzen Grabung wurden auch in diesem Jahre wieder viele hunderte von Bruchstücken von Wandverkleidungsplatten vieler Typen geborgen, insbesondere Lusterplatten mit und ohne Inschriften und Reliefplatten in Türkis und Dunkelblau mit aufgelegtem Blattgold. Zwei Bruchstücke von verschiedenen Marmorplatten, eines mit der Darstellung eines Füllhornes und von Blattranken mit Weintrauben (Abb. 15), das andere mit einer Gazelle im Dickicht, zeigen, daß außer der keramischen Verkleidung von Wänden auch kostbare Ausstattung mit Marmorplatten vorhanden war. Die Stücke fügen sich stilistisch in das 13. J h . ein, wenn auch die Verwendung von Weinlaub und Trauben im islamischen Mittelalter außergewöhnlich ist. Istanbul
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II D E R MONGOLISCHE PALAST
Um den Takht-See war in mongolischer Zeit, im 13. Jh. n. Chr., ein vierseitig angelegter Bau, der Palast des Abaka Khan, errichtet worden. Die streng rechteckige Anlage nimmt keine Rücksicht auf die ovale Befestigungsmauer des Takht, sondern liegt in der Achse Nordtor — Feuertempel — Bresche in der südlichen Takhtmauer 6 . Auf dem Luftbild 7 und auf dem Takhtplan 8 zeichnet sich eine etwa 270 x 130 m große rechteckige Anlage ab, in deren Mitte, etwas nach Norden verschoben, der sasanidische Feuertempel steht. Während im Gebiet nördlich des Feuertempels nur die Reste von gewölbten Gängen, wahrscheinlich Substruktionen, eine spärliche Andeutung einer rechteckigen Anlage geben, ist die Seearchitektur südlich des Feuertempels durch Schutthügel und noch aufrechtstehende
Bauteile meßbar zu erfassen. Diese Seearchitektur 9 wurde während der Grabung 1961, soweit noch anstehend, im Grundriß (Plan 2) und im Aufriß aufgenommen. Zum Teil war es auch möglich, durch kleinere Schürfungen, etwa am Südpfeiler des WestIwans und im Bereich der südwestlichen Palasträume, größere Klarheit zu gewinnen. Im Rahmen der Grabung am Feuertempel konnte auf dessen Südseite der große NordIwan des Seepalastes ausgegraben und die Verbindung zum West-Iwan geklärt werden (s. Sp. Ö5of.). Gesichert sind bis jetzt die Westhälfte des nördlichen Abschlusses, die entsprechende Seite des südlichen Abschlusses und etwa 2/3 der westlichen Seite der Seerandbebauung. Nicht sicher ist bisher die östliche Begrenzung, aber schon kleinere Schürfungen werden hier Klarheit bringen. Die sasanidische Achse, Nordtor — Kuppelraum des Feuertempels, scheint in mongolischer Zeit zu Gunsten einer breiteren Anlage aufgegeben worden zu sein, denn das sogenannte Imaret 10 in der Mitte der Südseite liegt nicht genau in der alten sasanidischen Achse (Plan 2). Die Länge der mongolischen Hofanlage beträgt 145 m, ihre Breite dürfte etwas mehr als 120 m betragen haben. Der Nord-Iwan mit einer lichten Weite von 16,50 m ist an der Stelle der sasanidischen dreiräumigen Anlage in typisch mongolischem Bruchsteinmauerwerk errichtet (vgl. Sp. 650f.). Am West-Iwan ist eine Halbsäule an das sasanidische Quader- und Ziegelmauerwerk angesetzt. Die zweite Säule der Arkadenreihe zum Nord-Iwan hin ist bereits i960 freigelegt worden, und Teile der Basis der vierten Säule und der Arkadenanschluß an den Nord-Iwan konnten 1961 untersucht werden. In 3,9 m Abstand von der Arkadenreihe liegt ein mongolischer Bau zwischen dem Nord-Iwan und dem West-Iwan, von beiden offensichtlich durch Gassen getrennt 11 (Plan 2). Die lichte Weite des sasanidischen Quaderunterbaus vom WestIwan konnte durch eine Untersuchung der inneren Ecke des Südpfeilers auf u m be-
6
Teheraner Forsch. I, 1961, Plan 8. E. F. Schmidt, Flights Over Ancient Cities of Iran Taf. 88; Teheraner Forsch. I, 1961, Taf. 14a. 8 Teheraner Forsch. I, 1961, Plan 8. 7
23
A A . 1962
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9 10 11
Ebenda 33 ff. Ebenda 34. Ebenda Plan 8.
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stimmt werden. Der 1937 noch aufrechtstehende Südpfeiler 12 ist nach Südosten eingestürzt. Im Innenraum des Iwan wurden von modernen Ziegelräubern große Ausbruchsgruben, nach dem Einsturz, hinterlassen. Die Länge des West-Iwan ist bisher nicht ermittelt, aber an Hand dieser Ziegelausbruchgruben und des noch anstehenden Nordpfeilers (Plan 2) mit etwa 25 m angenommen. Damit überschreitet der sasanidische Iwan in der Länge etwas das für derartige sasanidische Bauten übliche Verhältnis von Breite zu Länge von 1:2. Der mongolische Aufbau richtet sich ganz nach der wiederverwendeten sasanidischen Quader-Ziegelruine. Der architektonische Aufbau des noch erhaltenen Nordpfeilers soll zu gegebener Zeit behandelt werden. Im Grundplan der Palast anlagen (Plan 2) springt der Iwan um etwa 7 m vor die westliche Seerandbebauung vor. Zwei mongolische Bruchstein-Mauerstümpfe an der Südseite werden den Anstoß der westlichen Seerandbebauung angeben. Ihnen entsprechen zwei gleiche Mauerstümpfe auf der Nordseite. Wenn unsere Annahme zutrifft, daß die mongolische Seerandbebauung, wie der West-Iwan, auf sasanidischen Fundamenten ruht, so macht der bisherige Befund es wahrscheinlich, daß der West-Iwan in sasanidischer Zeit nicht der nordwestliche Eckabschluß einer Hofanlage des Feuertempels war, sondern fast genau in der Mitte der oben angedeuteten 270 x 130 m großen rechteckigen Anlage liegt und vor die Flucht leicht vorgezogen war 13 . Auf dem Takhtplan und dem Luftbild 1 4 deutet ein ebenfalls in den großen Hof vorgezogener Schutthügel, genau gegenüber dem WestIwan, einen Bau an, vielleicht einen OstIwan. Leider ist das ganze Gebiet östlich und nordöstlich des Feuertempels durch den ehemals flächigen Abfluß des Sees unter starker Sinterbildung geebnet worden, so daß sich dort kaum Mauerzüge abzeichnen. Der bisherige Grabungsbefund macht es wahrscheinlich, daß der Baukomplex des sasanidischen Feuertempels und der ihn
12 13 14
B I I A . 1937, 100 Abb. 18. Teheraner Forsch. I, 1961, Plan 8. Ebenda Tai. 14 a.
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umgebenden Räume mit eigener Fassadenbildung nach Norden und Süden in dem großen Rechteck gestanden hat, mit einem Haupteingang von der Prozessionsstraße vom Nordtor her. Ein so kleinlicher und ungeschickter Anbau wie die mongolische Arkade an der Nordostecke des West-Iwan ist bei einer so großzügigen Planung der Gesamtanlage des Heiligtums in sasanidischer Zeit schwer denkbar. In mongolischer Zeit wird die Gesamtanlage um 1800 umorientiert. Der Hauptzugang liegt nun im Süden. In der Bresche in der sasanidischen Befestigungsmauer wurde 1961 eine später in die Mauer eingebaute mongolische Toranlage ermittelt. Sie liegt in der Hauptachse der Palastanlage und ist deren Haupttor. An sie schließt sich ein größerer ummauerter Hof, der bis an den Schutthügel des sog. Imaret 1 5 heranreicht. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dieser Schutthügel einen südlichen Eingangs-Iwan zum Seehof bedeckt. Auch hier sind Stalaktitenreste beobachtet worden. Die vorgezogene westliche Ecke des Baus entspricht den ebenfalls vorgezogenen Ecken der Pfeiler des Nord-Iwan. E t w a in der Achse Nordtor — Feuertempel — Imaret — Bresche würde man durch das mongolische Tor, einen Vorhof und einen Iwan auf den Hof mit dem See gelangen, genau gegenüber dem Iwan, der vielleicht der Thronsaal des Palastes war. Der Feuertempel hatte in mongolischer Zeit keine große Bedeutung mehr. Natürlich wurde er weiterbenutzt und zum Teil auch prachtvoll mit Kacheln verkleidet. Das ganze Gebiet nördlich des Feuertempels aber kann nur Wirtschaftsgebäude enthalten haben, weil es hinter dem offiziellen Teil des Palastes lag. Der eigentliche Palast beschränkte sich auf das um den See gruppierte Rechteck. Die westliche Seite konnte zur Hälfte mit großer Wahrscheinlichkeit ergänzt werden (Plan 2). Zwischen dem West-Iwan und einem Kuppelbau bedeckten Trümmerberge die Mauern, so daß hier nur eine umfangreiche Schuttbeseitigung Grundrisse ergeben kann. Der sehr interessante Kuppelbau, wahrscheinlich eine Art Pavillon, der den Durchgang 15
Ebenda 34.
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vom See zum Hof vor dem mongolischen Gebäude mit dem Türornament vermittelt 1 6 , liegt etwa in der Mitte der westlichen Bebauung. Ein quadratischer R a u m von 6,6 m Größe wird eine Kuppel getragen haben. Von ihr sind keine Reste erhalten. Von dem Kuppelraum gehen nach Norden, Westen und Süden kurze, gedrungene Iwane ab, zum Teil sind die Ansätze der Wölbungen an den Pfeilern noch erhalten. Weiter nach Süden folgen ein kleiner schmaler Raum und ein etwas größerer Raum, der an den Saalbau stößt. Letzterer ist 19,4 X 9 m groß und über der Sinterkruste der heutigen Oberfläche in sehr wenigen Resten erhalten. Der Saal kann nur flach oder mit einer Holztonne gedeckt gewesen sein. A m besten erhalten ist der Vier-IwanBau. U m einen zweifellos offenen Hof von 11,9 X 7,8 m Größe gruppieren sich hier vier Iwane, ferner zwei große, annähernd quadratische Räume im Nordwesten und Südwesten, zwei kleinere Räume im Nordosten und Südosten und je eine K a m m e r auf der Nord- und Südseite des östlichen, sehr gedrungenen Iwan. N a c h außen erscheint der ganze B a u im Grundriß als ein dem Quadrat angenähertes Rechteck von 25,5 X 21 m Größe. Dieser durchdachte Grundriß und die nicht unbeträchtlichen Reste der Wände mit den noch beachtlichen Gewölbeansätzen lassen die sehr harmonischen Proportionen dieses Baues ahnen. E r wird von Schläger als 'Kleine Moschee' angesprochen 1 7 . Die Mongolen des 13. Jhs. waren aber wahrscheinlich keine Mohammedaner, und auf dem Takht-i-Suleiman gibt es keinen Raum, der in Richtung Mekka, das heißt in unserem Fall nach Südwesten, orientiert ist. Außerdem ist bisher auf dem T a k h t kein R a u m bekannt, der vom Grundriß her als Moschee, ganz gleich von welchem Typus, anzusprechen wäre. Der Vier-Iwan-Bau dürfte vielmehr ein ausgesprochener Wohnteil (Harem) des Palastes sein und hat damit eine Form, wie sie noch später osmanische Wohnbauten, 16 17 23*
AA. 1961 Sp. 53 ff. Teheraner Forsch. I, 1961, 34.
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allerdings mit überdachtem Zentralraum, zeigen. Dieser Grundriß dürfte vielleicht auf seldschukischen Einfluß zurückzuführen sein. Auf der Seite zum See hin zog sich wahrscheinlich eine Arkadenreihe vom WestIwan bis zu dem kompakten Pfeiler vor der Ostfassade des Vier-Iwan-Baus und weiter bis zum Mittelbau auf der Südseite. Die Südseite wird von einer Mauer abgeschlossen, die in der A r t der Takhtmauer erbaut ist und wohl noch ein Rest der sasanidischen Heiligtumsarchitektur ist, auf der die mongolische Palastanlage errichtet zu sein scheint. Von der Südwestecke des Vier-Iwan-Baus geht ein Mauerzug ab, der sich nicht nach der Palastarchitektur, sondern nach dem mongolischen Gebäude mit dem Türornament orientiert. Diese Mauer dürfte einen vor dem erwähnten Gebäude liegenden Hof umschließen.
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III D E R SUCHGRABEN A N D E R OSTSEITE DES P L A T E A U S DES TAKHT-I-SULEIMAN
Auf Grund des Befundes im Suchgraben von 1959 auf der Westseite des Takht-iSuleiman wurde eine neue, unsere Kenntnisse vervollständigende Untersuchung an einer anderen Stelle des Takhtplateaus als wünschenswert empfunden 1 8 . Dank des gnädigen Interesses und der freigebigen Unterstützung von Seiten S. M. König Gustaf VI. Adolf sowie auch von mehreren im Iran tätigen schwedischen Firmen wurde im Sommer 1961 die Anlage eines neuen Suchgrabens ermöglicht 1 9 . 18 Von der Osten-Naumann, Takht-i-Suleiman. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1959. Teheraner Forsch. I, 1961, 66ff. 19 Für Ermöglichung und Unterstützung dieser Untersuchung danken wir an erster Stelle S. M. König Gustaf VI. Adolf. Den folgenden schwedischen Firmen sind wir auch zu großem Dank verpflichtet: A B Atlas Copco; A B Järnförädling; Trelleborgs Gummifabrik; A B Electrolux; A B Svenska Kullagerfabriken; A B Ätvidabergs Industrier; Telefon A B L. M. Ericsson; Sentab und
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Im ersten Suchgraben von 1959 wurden vier Wohnschichten beobachtet, von denen die drei oberen der mongolischen und frühislamischen Zeit, die vierte wahrscheinlich der sasanidischen Periode angehören. Im vorderen Teil des Grabens fand man ein sehr starkes Lehmziegelmassiv, das, von islamischen Schichten überlagert, sich von der steinernen Ringmauer etwa 12 m nach innen erstreckte. Es wurde allmählich auch klar, daß sich gerade hier eine große Mauerflickung, wahrscheinlich aus mongolischer Zeit, befand, die den Befund gestört hat und eine neue Untersuchung wünschenswert machte. Der neue Suchgraben wurde auf der Ostseite des Takhtplateaus innerhalb einer in ihrem Originalbestand erhaltenen Mauerstrecke angelegt, südlich des sechsten Turmes, vom Südosttor gerechnet (Turm 33). Der Graben wurde in ost-westlicher Richtung nach dem für den Takht aufgebauten Koordinatensystem angelegt, anfangs 10 x 6 m groß, später nach Westen um noch 5 x 5 m erweitert. Während der Arbeit im Sommer 1961 wurden drei Wohnschichten und, darunterliegend, das vom Suchgraben 1959 bekannte Lehmziegelmassiv festgestellt (Abb. 16). Schicht 1 Durchschnittlich 0,5 m unter der Oberfläche wurde die oberste Wohnschicht gefunden, hauptsächlich an teilweise gestörten Mauerresten erkennbar, die wahrscheinlich zu einer hofähnlichen Anlage gehört haben. Diese Hofanlage war im Osten, etwa 5 m von der großen Ringmauer, von einer einfachen Steinreihe begrenzt, während etwa 4 m weiter nach Westen eine zu ihr parallel Irano-Swedish Co. Den Herren Prof. Dr. Rudolf Naumann, Dir. Dr. Heinz Luschey, unseren deutschen und iranischen Kollegen wie auch Herrn Prof. Dr. Bertil Almgren und Herrn Dr. J a n Stenberg sind wir für vielfache Hilfe und Anregung zu herzlichem Dank verpflichtet. Der Direktor der keramischen Abteilung des Victoria and Albert Museums in London, Mr. Arthur Lane, und sein Vertreter, Mr. Charleston, haben unser Scherbenmaterial untersucht und wertvolle Auskünfte über die verschiedenen Datierungen gegeben, wofür wir äußerst dankbar sind. Herr Dr. Gerd Backenköhler hat freundlicherweise die sprachliche Form dieses Berichtes überwacht.
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verlaufende, etwas kürzere Mauer lag. Diese beiden Mauern standen im Norden in Verbindung mit einem besser konstruierten Mauerwerk, von dem zwei Zungenmauern mit einer dazwischenliegenden Türöffnung freigelegt wurden. Diese Konstruktion konnte leider nicht näher untersucht werden, aber an der östlichen Seite der Türöffnung wurde eine etwa 3,5 m nach Norden verlaufende Mauer beobachtet, die von einer von Westen kommenden Mauer rechtwinklig getroffen wird. Die Mauern, die gut gebaut und auch gut erhalten sind, haben eine durchschnittliche Höhe von 0,5 m. Wahrscheinlich waren sie Sockel für höhere Mauern aus Lehmziegeln. Die Mauer östlich der Türöffnung war in ihrem sichtbaren Teil ungewöhnlich stabil gebaut und besaß eine Stärke von 1,70 m. Im vorderen Teil des Suchgrabens, auf etwas niedrigerem Niveau, wurde eine gegen die äußere Ringmauer rechtwinklig anstoßende, 1,80 m lange und 0,40 m breite Mauer beobachtet, die möglicherweise mit einer südlich daneben gefundenen, etwas höher liegenden Steinpflasterung in Zusammenhang stand. Im übrigen wurden in der Schichtfläche kleine Steinansammlungen und Pflasterungen beobachtet, die aber in keinen sicheren konstruktiven Zusammenhang gebracht werden konnten. Besonders gekennzeichnet wurde diese Schicht durch 15 in den Boden eingetiefte Tonöfen, pithosähnlich und mit einem Boden aus flachen Steinen. Manche Öfen scheinen nach dem Befund etwas älter zu sein, zumal sie etwas tiefer liegen und manchmal von jüngeren Öfen zerstört und überlagert waren. Diese Öfen waren mit unterirdisch kanalisierten Zuglöchern versehen, und einige zeigten auf der Innenseite eingeritzte, vertikale Strichgruppen. In der NO-Ecke des vermuteten Hofes wurde ein ausgehöhlter Stein gefunden, der möglicherweise als Mühlstein gedient hat. Eine kleine mit grüngefärbtem, erdgemischtem Lehm gefüllte Sickergrube wurde auch in dem Hof festgestellt (Abb. 17). Von den Kleinfunden seien erwähnt: Eine kleine, tief- bis meeresblau glasierte Lampe; eine rhomboidförmige, unglasierte, offene Lampe oder möglicherweise Guß-
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Abb. 17. Suchgraben. Schicht 1 zwischen 5 und 10 m westlich der Ringmauer
form; 2 größere Fragmente grünglasierter Kacheln, das eine mit einer Blatt- und Rankendekoration in Sgraffitotechnik; eine stempelreliefierte Vase mit Rankenverzierung und eine kleine Waagschale aus Bronze, die mit drei Löchern zum Aufhängen versehen war. Schicht 1 wird durch eine Anzahl leicht zu bestimmender Keramikfragmente datiert. Zwei kleine Fragmente von typischen Kacheln und eine Scherbe von einer sog. Sultanabadschale sind die jüngsten und werden in das Ende des 13. Jhs. datiert. Dazu kommt eine Anzahl Fragmente der sog. Rayy- und Kaschanwaren, die etwas früher datiert werden20. Auch wurden große Mengen unbestimmter Scherben von glasierten Gefäßen und von unglasierter Gebrauchsware gefunden. Schicht 1 liegt auf einer bis 1,3 m starken Füllung aus rotem Lehm und aschegemischter Erde, ist aber teilweise auch in sie eingetieft. Bis etwa 9 m von der Ringmauer 20 Die Datierung sämtlicher folgenden Scherben verdanken wir der brieflichen Mitteilung Mr. A. Lane's. Suitanabad: vgl. Lane, Early Islamic Pottery Tai. 94—96. R a y y und Kashan: vgl. Lane, a. O.
37 6f- Nr. 24): 12. Jahr des T r a j a n . A l t a r des Architekten Apollonios (ebenda i o g f . Nr. 27): trajanisch. Weihinschrift des Tempels (s. Anm. 7): 2. Jahr des Hadrian. 1 0 Wilkinson (1832) 53: »on one side a considerable addition has been made«. 11 Meredith, Journ. E g y p t . Archaeology 38, 1952, 110. E r denkt dabei an ein Straflager.
Nun steht es aber fest, daß das Gestein aus den Brüchen des Möns Claudianus noch wesentlich später als zu Hadrians Zeiten verwendet worden ist. Wir haben es in Rom an den Thermen des Caracalla und den Diocletiansthermen festgestellt, wo es zu monumentalen Säulen verarbeitet worden ist. Bei keinem der beiden Bauten ist der Verdacht einer Wiederverwendung gegeben. Das besagt also, daß nicht etwa in spätantiker Zeit die Brüche noch einmal kurzfristig in Betrieb genommen worden sind, um die Baulust und Prachtliebe der Tetrarchen zu befriedigen, sondern daß sie auch in der Zwischenzeit abgebaut wurden, wobei wir freilich noch nicht wissen, ob dies mit der gleichen Intensität geschah wie für die großen Bauvorhaben Trajans und seines Nachfolgers. Jedenfalls haben wir aus der Zeit Diocletians ein hochwichtiges Zeugnis: Auf einem Bruchstück des diocletianischen Preisediktes, das in Pettorano bei Sulmona auftauchte 12 , ist unter den napnapa an vierter Stelle KAccuSiavöv genannt; ihm gehen nur Porphyr, A C C K E S O C I U Ö V I O V und A U K O U A A I O V voraus. Ein Beweis also für seine Wertschätzung noch in der beginnenden Spätantike! 1 2 Guarducci, Bull, del Museo deU'Impero Romano 11, 1940, 35 ff. Den Hinweis auf diesen A u f s a t z verdanken wir J. B . W a r d Perkins, R o m .
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Abb. 2. Viereckturm an der Südwestecke des Lagers
Was bis jetzt über den Möns Claudianus geschrieben worden ist, reicht eigentlich gerade nur aus, um zum Besuch des Ortes zu reizen, denn erschöpfende Auskunft gibt keine der Veröffentlichungen. Der Plan zu unserer gemeinsamen Fahrt entstand brieflich im Sommer i960. Sie sollte nicht nur dem Möns Claudianus allein gelten. Wir hatten vielmehr vor, von dort weiterzufahren nach Safaga, am Roten Meer entlang bis Abu Sha'ar, um die dort gelegenen Ruinen von Myos Hormos zu studieren, und endlich zum vorgesehenen Endpunkt zu kommen, den Porphyrbrüchen am Gebel Dokhan. Als wir aber im März 1961 in Kairo mit den Vorbereitungen begannen, stellte sich leider heraus, daß wir die Genehmigung zum Betreten der Militärzone zwischen Hurghada und Safaga nicht erhalten konnten und uns so auf den Besuch des Möns Claudianus beschränken mußten 13 . Erheblich später als vorgesehen konnten wir schließlich am 21. März von Qena aus aufbrechen. Der größte Teil der Fahrt zum Claudianus vollzieht sich auf der Asphalt13 Wir danken hier nochmals außer den Herren des ägyptischen Kultusministeriums und des Department of Antiquities vor allem Prof. Hanns Stock und unserem ägyptischen Freund Mr. George Salib Sidhom für mannigfache Hilfe und Unterstützung, die das Gelingen der Fahrt gewährleistete.
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straße nach Safaga, von der man nach etwa 120 km nach links abzubiegen hat, um nach kurzer, wegloser Strecke die stellenweise sehr steinige Piste zu erreichen, die durch das Wadi Umm Diqal führt. Nach etwa 20 bis 30 km erreicht man die römische Brunnenstation, die Schweinfurth gezeichnet und beschrieben hat 14 . Von ihr aus in der alten Richtung weiterfahrend, trifft man nach wenigen Kilometern auf das breite Wadi Fatiri el-Beida, in welchem man sich nach rechts (NO) wendet und dessen sandiger Untergrund auch für einen Wagen mit Vierradantrieb schwierig zu befahren ist. Der zweite Talaustritt auf der rechten Seite (in Fahrtrichtung) ist die Mündung des Wadi Umm Hussein, in welchem etwa 2,5 km wadiaufwärts die Ruinen der römischen Station am Möns Claudianus liegen. Die uns zur Verfügung stehende Zeit war leider nur kurz 15 , so daß in diesen wenigen Tagen nicht die ganze Umgebung besucht werden konnte; die von unseren Vorgängern, vor allem von Tregenza festgestellten Wasserstationen mußten zunächst außerhalb der Betrachtung bleiben. Bei unserer 14 Schweinfurth (1922) 251 ff. mit Zeichnung S. 252 oben. 15 Durch Schaden an der Wagenbatterie lagen wir vier Tage in Qena fest.
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A b b . 3. Südmauer des Lagers
Arbeit am Ort beschränkten wir uns auf das Studium der Steinbrüche und der Ruinen, griffen außerdem zwei geschlossene und relativ schnell zu bewältigende Bauten als Objekte für eine erste Planaufnahme heraus: Sarapistempel und Tierstation.Ein weiterer Zweck unseres Unternehmens war die Prüfung der Möglichkeiten zu weiteren, ausgedehnteren Arbeiten, um die Planung für künftige Campagnen vornehmen zu können. Im folgenden können also nur einige vorläufige erste Ergebnisse vorgelegt werden. L a g e r und
Lagervorstadt
Von den publizierten Plänen 16 gibt Schweinfurths Zeichnung die Gesamtsituation immer noch am besten wieder 17 . Die Anlage ist deutlich auf ein Achsenkreuz bezogen, das die beiden heute noch kenntlichen Hauptstraßen bilden: die westöstlich verlaufende, die an der Tierstation und einem 16 Durch die Liebenswürdigkeit der Direktion des Britischen Museums wurde uns nach R ü c k kehr von unserer F a h r t der unveröffentlichte Plan von Burton (MSS. 25628, 145) zugänglich, der wesentlich genauer ist als der v o n Schweinfurth, in manchem jedoch von unseren eigenen Beobachtungen abweicht. Erst wenn er an Ort und Stelle überprüft und rektifiziert ist — eines der nächsten Ziele unserer Arbeit — , soll er veröffentlicht wer17 Schweinfurth (1922) 252. den.
kleineren Bau (Schweinfurths 'Amtsstube') vorbei auf das Lagertor zuführt, und die sie im rechten Winkel schneidende; diese trennt die Tierstation vom Lager, an dessen Westfront entlang sie zum Tempel führt. An ihr liegt links (westlich) in Höhe der Lager-Nordwestecke das Gebäude mit dem Bad, in dem man den Wohnsitz des Lagerobersten erkennen wollte 18 . Es macht indes den Eindruck, als habe es sich um ein reines Badegebäude gehandelt, mit großem Apodyterium und der für römische Bäder typischen Abfolge der Baderäume. Es ist das einzige bis jetzt identifizierbare Bad — diente es nur den Offizieren und den zivilen Leitern ? Wo waren dann Bäder für Soldaten und Spezialarbeiter ? Das Lager hatte somit eine richtige Lagervorstadt, zu der auch noch andere Gebäude gehörten, so das östlich der Tempelstraße, für das wir eine Deutung noch nicht gefunden haben. Immerhin zählt es auch noch zu den Bauten, deren aufgehendes Mauerwerk zum Teil noch ziemlich hoch ansteht. Dagegen kann über das Trümmerfeld gegenüber der Nordfront der Tierstation nur eine Abräumung des ganzen Geländes — ein zeitraubendes, aber durchaus mögliches Unternehmen — Klarheit bringen. Der 18 E b e n d a 248. Die eingehendste Beschreibung des Bades bei Weigall (1909) I24f.
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A b b . 4. Tor des Lagers
Platz vor der Nordmauer des Lagers (Abb. 1) war nicht bebaut; er schien uns der ideale Appellplatz, auf dem vor Arbeitsbeginn die Tagesbefehle ausgegeben worden sein mögen. Das Lager selbst, ein Viereck von etwa 70 X 70 m Seitenlänge, aufgeführt aus unregelmäßigen Granitbrocken, die in der Regel flach geschichtet sind 19 — diese Technik kehrt an allen anderen Bauten wieder — , ist mit einer schweren Turmwehr bestückt: je ein Viereckturm an der Südwest- (Abb. 2) und der Südostecke (die beiden anderen, heute zusammengestürzten Ecken scheinen nie Türme besessen zu haben), ein weiterer in der Mitte der Nordmauer, sowie halbrunde Mitteltürme an Süd- (Abb. 3) und Ostseite. Es macht den Eindruck, als gehörten sie alle einer späteren Zeit an als der erste Lagerbau und seien an die Mauer angeschoben. Das einzige Tor, das ins Lager führt (Abb. 4), sitzt nicht in der Mitte der Westseite, sondern ziemlich genau in der Mitte zwischen Südmauer und einem geraden Mauerzug, der sich etwa 15 m innerhalb der Nordmauer ostwestlich hinzieht. Auf diesen Befund bezieht sich 1 9 Als Bindemittel tritt brauner L e h m hinzu. Türen, Fenster und Nischen sind von langen, meist roh behauenen Granitplatten gerahmt. Diese Technik kehrt an allen anderen B a u t e n wieder. 24:
die bereits erwähnte Feststellung Wilkinsons und Merediths hinsichtlich einer Erweiterung des Nordteils. An der Außenseite der Westmauer ist hier tatsächlich eine Baunaht : eine Reihe aufeinandergesetzter größerer Granitblöcke, vielleicht eine ursprüngliche Eckverfestigung, an die das nördliche Ende der heute stehenden Westmauer angeschoben wurde. Auch der Eingang ist später verändert worden: um mehr als ein Drittel verschmälert ihn ein Granitpfeiler; den Raum zwischen ihm und der einstigen nördlichen Türwange füllen kleinere und flachere Steine, als sie sonst verwendet sind. Wohl gleichzeitig mit dieser Torverengung wurden an die Halbrundtürme, die das Lagertor flankieren, noch zwei kleinere Viertelkreismauern (Windfang?) angesetzt. Rechnet man dazu noch die allenthalben festzustellende Vermauerung älterer Eingänge im Lagerinneren 20 , so spricht das alles für einen späteren Umbau. Wir sind freilich heute noch nicht imstande, dafür ein Datum zu geben. 20 Zur Z u s e t z u n g alter Eingänge vgl. auch den Beiund in Dionysias (Faytim): J. SchwartzH. W i l d , Fouilles Franco-Suisses, Rapports I : Qasr Qärün/Dionysias 1948, 12. A u c h in der römisch-nubischen Siedlung beim Tempel von A m a d a durch die Grabungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo festgestellt.
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THEODOR
KRAUS — JOSEF
RÖDER
Abb. 5. Westostraße im Lager gegen Lagertor
Die Westoststraße (Abb. 5) durchzieht das Lager in geradem Verlauf, ohne jedoch auf der anderen Seite ins Freie zu führen 21 ; sie mündet in ein heute noch samt dem Türsturz aufrechtstehendes Tor, das den Eingang zu einem großen Raum vor dem mittleren Ostturm bildet — er war sicher der repräsentativste und wichtigste des ganzen Lagers, und seine Untersuchung würde sich sehr lohnen. Auch über den Zweck der übrigen Räume ist ohne Räumungs- und Grabungsarbeiten kaum etwas Sicheres auszusagen22. Das Straßennetz ist ebenfalls nicht in allen Punkten beim heutigen verstürzten Zustand der Innenbauten (Abb. 6) klar zu erkennen. Festzustehen scheint es uns jedoch, daß es keine durchlaufende Nordsüdachse gab, ja daß überhaupt kein zweiter Straßenzug von der Größe der Westoststraße bestanden hat. 21 Dies wiederholt sich bei den Stationen von W a d i Barud el-Ahmar und Deir el-Atrash (s. Planschemata bei Meredith, Journ. of Egypt. Archaeology 38, 1952, 97 Abb. 2; zu W a d i Barud el-Ahmar ferner Meredith, ebenda 99 Abb. 3; zu Deir el-Atrash Murray, Journ. Egypt. Archaeology 1 1 , 1925, Taf. 12 und Scaife, Bulletin of the Faculty of Arts (Cairo) 1935 II Plan 4. 22 Monneret de Villard, Archacologia 95, 1953. 99 f. hat geglaubt, auf dem unpublizierten Plan Burtons (s. Anm. 16) ein Sacellum im Lager erkennen zu können. Wir vermögen diesen Schluß bis jetzt nicht zu teilen.
Oberflächenfunde von Tonscherben sind im Lager bei weitem nicht in der gleichen Fülle zu machen wie rund um die Tierstation und auf der Anschüttung, die die zum Lagertor führende Straße nördlich begrenzt. Unter diesen Scherbenmassen scheint rottonige Ware ohne Überzug einheimischer Fabrikation, zumeist wohl von großen Vorratsgefäßen, zu dominieren. Daneben findet sich ebenfalls ungefirnißte Keramik aus hellem, grobem Ton, unter ihr Bruchstücke großer Schalen. An Import taucht echte Sigillata auf — leider fanden wir keine Randstücke, Relief sigillata oder Namensstempel. Allerorts, aber seltener als die erwähnten Gattungen, erscheint blaue Fayence. Wir bemerken ausdrücklich, daß es sich bei all dem nur um erste oberflächliche Beobachtungen und zufällig Aufgelesenes handelt; eine genauere Untersuchung der Keramik verbot die Kürze der Zeit 23 . Tierstation und
Horreum
Die Tierstation, deren Planskizze wir in Abb. 7 vorlegen, besitzt nur einen Eingang 24 , etwa in der Mitte der Nordseite, also von der zum Lagertor führenden Anfahrtsstraße her. 23 Zur Keramik bis jetzt nur Meredith, Journ. Egypt. Archaeology 38, 1952, 109. 24 Schweinfurth (1922) 252 zeichnete irrig noch weitere Zugänge an Ost- und Westseite.
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Abb. 6. P a r t i e im Ostteil des Lagers
Durch ihn gelangt man in einen weiten Hof von etwa 54 x 24 m, in dem zu Seiten eines breiten Mittelweges je zwei lange Reihen von Futterkrippen stehen. Sie sind aus Granitbrocken errichtet, deren oberste Lage sich von beiden Seiten her zur Mitte neigt, wodurch also eine Art von Längsfurche entsteht. Auch an den Wänden ziehen sich ähnliche Tröge entlang. Die Zahl der Tiere, die hier gleichzeitig gefüttert und getränkt werden konnten, schätzen wir auf rund 20025. Der Mittelweg setzt sich in dem Raum hinter dem beschriebenen Hof fort. Hier ist nun die ganze etwa 765 qm große Fläche mit fünf Reihen von quadratischen, durchschnittlich 80 cm starken Pfeilern besetzt (östlich des mittleren Durchgangs je elf, westlich je sieben in einer Reihe). Sie waren bestimmt, den Boden eines Obergeschosses zu tragen, und damit ist der Zweck dieses bis jetzt als Truppenunterkunft, Speisesaal und ähnliches gedeuteten Raumes klar: wir haben ein Pfeilerhorreum vor uns 26 . Seine Anlage hinter den Tierställen ist durchaus sinnvoll, und am Ende des langen 25 Die bei Schvveinfurth (1922) 247 und Weigall (1909) 124 g e n a n n t e n Zahlen sind zu hoch gegriffen. 26 Vgl. Trier: Eiden-Mylius, Trierer Zs. 18, ! 949> 73ff-; Eiden in Neue Ausgrabungen in Deutschland (1958) 352ff. m. Abb. 8 u. 9.
Weges vom Niltal her, bzw. dem Ausgangspunkt der mühevollen Steintransporte, war ein Speicherbau für Tierfutter völlig unentbehrlich. Der T e m p e l des
Sarapis
Die Straße, die sich an der Lagerwestfront entlangzieht, biegt, nachdem sie das o. Sp. 700 erwähnte Bad passiert hat, leicht nach Nordnordwesten um und endet an einer großen, heute im unteren Teil verstürzten, aus Granitstufen errichteten Freitreppe, die, zur Linken von einem durch eine Mauer abgetrennten Fußpfad begleitet, zum hochgelegenen Tempel emporleitet. Der Erbauer des Heiligtums war, der Inschrift eines Architravbalkens zufolge, der kaiserliche Sklave Epaphroditos, der Unternehmer der Brüche, der den Bau im zweiten Jahr des Kaisers Hadrian dem Sarapis und den aüvvaoi 0eoi errichtet hat 27 . Alter als dieses Datum sind die beiden Altäre, die heute noch im Gelände des Tempels liegen, wohl ziemlich an der ursprünglichen Stelle. Den des Annius Rufus haben wir schon erwähnt (o. Sp. 694); er nennt nur den Kaiser Trajan ohne nähere Jahresangabe, während der Altar des Präfekten Sulpicius Similis aus dem 12. Jahr 27
s. Anm.
7.
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C
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A b b . 7. Tierstation und Horreum, Planskizze
des Trajan stammt 2 8 . Der Annius RufusAltar ist ganz erhalten; er liegt umgestürzt im Mittelraum des Tempels (L unseres Planes). Der des Sulpicius Similis war schon zu Wilkinsons Zeiten zerbrochen, und wir haben nicht mehr alle Teile aufgefunden. Nur die Basis (Abb. 9) steht noch auf dem Tempelpodium, etwa 1,5 m von der oberen Treppenstufe entfernt und ziemlich in der Mittelachse. Dieser zweite Altar ist jedoch nicht nur seiner festen Datierung wegen wichtig: er überliefert auf seinen Nebenseiten in Griechisch und Lateinisch den Ortsnamen "YSpsuncc EÜ-ruxeo-ra-rov Tpcaavöv Aockiköv bzw. fons felicissimus Traianus Dacicus. Es liegt nahe, darin die antike Bezeichnung des Steinbruchlagers selbst zu sehen. 28
s. Anm. 9.
Alle diese Inschriften sind längst ediert. Dagegen liegt noch keine ausreichende Beschreibung des Tempels vor, der in der Claudianusliteratur zwar immer wieder erwähnt wird, doch meist so kurz, daß es bis jetzt nicht möglich war, von der Anlage ein klares Bild zu gewinnen. Deshalb sei hier die von uns aufgenommene Planskizze des interessanten Baues vorgelegt (Abb. 8) und kurz erläutert 29 . Den eigentlichen Tempel möchten wir in der Raumabfolge A — H — L — M/N erkennen. Von dem über 7 m tiefen Podium oder Tempelvorplatz (A) gelangt man in eine Vorhalle (H), die einst vier Säulen in der Front besaß. Die zwei Basen, die noch in 29 Ausführliche 1962, 91 ff.
Beschreibung
s.
M D I K . 18,
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A = Vorplatz mit Altar; B - G = westlicher Annex; H = Vorhalle; J — Korridor; K = gedeckte Treppe; L = Mittelraum (Hof?); M = Sanctuarium; N = Umgang; 0 - P = Nischenräume; Q = Nebenraum zu P mit Ausgang zu Treppe K .
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A b b . 9. Basis des Altars des Sulpicius Similis
situ liegen (Abb. 10), haben wir in den Plan aufgenommen, nicht dagegen die beiden anderen, die sich heute inmitten des Schuttes zwischen Vorhalle und Treppe befinden und sicher zu derselben Kolonnade gehörten (Abb. 11); stimmen doch die Maße der Plinthen nahezu völlig überein, während der Durchmesser des Schaftansatzes bei den verworfenen Basen etwas geringer ist, da ihr einfaches Profil um ein Wulstglied reicher ist. Zu dieser Säulenstellung müssen auch die zwei noch vorhandenen Kapitelle korinthischer Ordnung gezählt werden: das eine (Abb. 12) tadellos erhalten und völlig ausgearbeitet, mit Resten roter Farbe in der Abacusblüte — ein Zeugnis für das Können der am Orte arbeitenden Handwerker — , das zweite mit Spuren absichtlicher Zerstörung: nahezu die ganze einstige Oberfläche ist nachträglich abgearbeitet worden. Das führt sofort zu einem Problem. Wilkinson hielt den Tempel für unvollendet, weil die Basen unfertig seien und von den vier Säulenschäften, die zu dieser Vorhalle gehört haben müßten, ebensowenig Spuren vorhanden sind wie vom Gebälk, ausgenommen den Architravbalken mit der erwähnten Weihinschrift 30 . Schweinfurth 30
Wilkinson (1832) 54.
glaubte an einen älteren Tempel, zu dem die Altäre des Sulpicius Similis und des Annius Rufus gehörten, und der laut Architravinschrift unter Hadrian erneuert werden s o l l t e ; das Kapitell sei das »einzig vollendete und zum Neubau bestimmte Stück« 31 . Dieser These scheint indes der Wortlaut der Weihinschrift zu widersprechen: . . . TÖV vaöv Kai T A TrEpi TÖV vaöv TTCCVTOC . . . K C X T E (TKEUCCCJEV . . . Wir möchten also eher annehmen, daß der jetzt stehende B a u der hadrianische Neubau ist und die trajanischen Altäre in ihn überführt worden sind. An einen unvollendet gebliebenen Tempel vermochte nur eine Zeit zu denken, die sich die Brüche lediglich für kurze Zeit in Betrieb befindlich vorstellte. Aber soll man es wirklich für möglich halten, daß über mehr als ein Jahrhundert hinaus gerade die ganze Front des Tempels unfertig liegengelassen wurde? Sicher, das Profil der Basen ist sehr einfach, aber sollte es überhaupt noch eine weitere Ausarbeitung erfahren ? War es für Überzug mit Stuck bestimmt, wie er Wände und Nischen des Tempels bedeckte ? Daß Säulen und Gebälkteile fehlen, scheint in eine andere Richtung zu führen: sie können ebenso absichtlich zerstört worden sein wie das zweite Kapitell. Über das 31
Schweinfurth (1922) 249.
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A b b . 10. Tempelvorhalle, B a s i s in situ
Datum dieser Zerstörung ist bis jetzt ebensowenig Klarheit zu gewinnen wie über deren Gründe. Und solange wir darüber nicht mehr wissen, kann auch zu den Ansichten Wilkinsons und Schweinfurths das letzte Wort nicht gesprochen werden. Der Aufriß der Vorhallenrückwand ist im rechten (östlichen) Teil noch erhalten (Abb. 13): Zwei niedrige Seitentüren, über denen je eine kleine Nische saß, flankierten eine breite Mitteltür. Die Schmalwände im Osten und Westen zeigen ebenfalls eine Nische, aber mit reicherer Profilierung. Wände und Nischen waren hier wie überall im Tempel mit Stuck überzogen, dessen Reste heute braun aussehen, der aber einst heller war und zusammen mit den Baugliedern aus dem herrlichen, schwarzweißen Granit einen harmonischen Zusammenklang ergeben haben muß. Die Symmetrie der Vorhalle durchbricht die Tür in der NOEcke, die in den Gang J führt, welcher an der Ostseite des Tempels ins Freie mündet. Den an die Vorhalle anschließenden Mittelraum L (Abb. 14) hat man sich verschiedentlich mit einer Säulenstellung versehen gedacht 32 . Für diese fehlt indes 32 Wilkinson (1832) 5 5 ; Weigall (1909) 126. A u c h der B u r t o n p l a n gibt Säulen: zwei Reihen zu j e vier in nordsüdlicher Richtung.
jeder Anhaltspunkt. Wir sind eher geneigt, in diesem Raum einen offenen Hof zu sehen, in dem der Altar des Annius Rufus (s. o.) stand. Von der ehemaligen Ausstattung ist nur noch ein aus drei roh zubehauenen Granitplatten zusammengefügter Tisch an der Westwand erhalten, sowie ein fein gearbeitetes Profilstück, vielleicht von einem Pilaster (Abb. 15). Hinter L liegt das Sanctuarium M, ursprünglich über Stufen zugänglich, wie die (auf dem Plan gestrichelte) höher gelegene Granitschwelle beweist. Später scheint dieser Zugang vermauert worden zu sein, und das Sanctuarium, dessen Fußboden nun tiefer liegt als der des 'Hofes' L, konnte nur von dem Umgang N aus betreten werden, zu dem zwei Türen in der Nordwand von L den Eingang vermittelten. Quer zu dieser Hauptachse A — H — L — M verläuft die Achse der Räume O —P, beide von L aus betretbar und beide an ihrer Rückwand mit einer reichen Nischenarchitektur versehen, die in O besser erhalten ist als in dem kleineren Raum P (die Nordwand des letzteren ist völlig zusammengestürzt). P aber hat einen Nebenraum Q, von dem aus eine zweite Tür zur gedeckten Treppe K und damit ins Freie führt.
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Abb. i l . Säulenbasis im Schutt des
Auch diese Räume O—Q sind wohl mit dem Kult direkt verbunden gewesen. Dagegen liegt die Raumgruppe B — G (Abb. 16) außerhalb der Vorhalle, von Westen an den Tempelvorplatz angeschoben, welchen ihre Ostmauer rahmte 33 . Durch die einzige Eingangstür gelangt man zuerst in Raum B, dessen Westwand nachträglich verstärkt wurde, um die über der Südwestecke auf Granitplatten ruhende Turmstube C zu tragen. Der Eingang zu C wird durch den ansteigenden Korridor D ermöglicht, der weiter zu den Räumen E , F und G führt. Das Gelände steigt hier stark nach Westen hin an, so daß E — G wesentlich höher liegen als B. Ist diese Raumfolge, in der wir Priesterwohnungen oder Räume zum Aufbewahren von Kultgerät sehen möchten, gleichzeitig mit dem übrigen Bau ? Die Mauer über dem Türsturz der Tür zu Treppe K (Abb. 16) bindet nicht in die westliche Vorhallenmauer ein, sondern ist deutlich an deren gut gefügte senkrechte Kante angeschoben. Die zeitliche Distanz zwischen diesen beiden Bauvorgängen festzulegen ist zunächst vom technischen Befund aus kaum 33 Die entsprechende Mauer auf der (östlichen) Seite des Vorplatzes ist heute mengestürzt — man muß sie sich aber obersten Stufe der Freitreppe vorgezogen
rechten zusambis zur denken.
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Tempelpodiums
möglich, die Mauertechnik der westlichen Nebenräume ist im Grunde dieselbe wie die des Tempels. Es ist also nicht zu entscheiden, ob es sich um einen späteren Anbau handelt oder eben um einen Bauvorgang, der kurz auf die Errichtung der Vorhalle folgte und in der Gesamtplanung bereits vorgesehen war. Für letzteres scheint uns die Lage des Eingangs zu Treppe K zu sprechen. Denn genau auf seine Mitte trifft die Granitstufe, die die Vorhalle begrenzt. Wäre der Tempel ohne die Räume B — G geplant und in einem ersten Bauzustand auch ausgeführt gewesen, so wäre die Westmauer der Vorhalle doch bis zur Kante der Granitschwelle, die ja gleichzeitig den Abschluß der Säulenhalle markiert, vorgezogen worden, und mit ihr dann auch die Südmauer des Raumes Q. Man kann sich schwer vorstellen, daß bei einem späteren Anbau des Westannexes diese ganze Flucht um etwa einen halben Meter zurückgenommen worden sei. Freilich wird eine sichere Entscheidung dieser wie anderer Fragen erst die geplante Bauaufnahme bringen können. Zu Grundriß und Aufriß des Tempels, die mehr Analogien im kleinasiatisch-syrischen Bereich als in Ägypten zu haben scheinen, wird an anderer Stelle ausführlicher Stellung genommen34. 34
M D I K . 18, 1962, 94ff.
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Abb. 12. Kapitell von der Vorhalle des Tempels
Hydreumata Die Hydreumata wurden, wie schon erwähnt, von uns nicht besucht. Es muß hier aber doch noch ein kurzes Wort zur Wasserversorgung der Station gesagt werden. Der Bedarf an Wasser war groß. Das Bad haben wir schon erwähnt. Vor allem aber mußten Soldaten und Arbeiter mit Trinkwasser versorgt und die Zugtiere getränkt werden, ja, auch für Steinbrucharbeiten und den Bau der Lagerstadt (das Aufbereiten des Lehmmörtels und des Putzes) war Wasser nötig. So waren Wasservorkommen sicher für die Wahl des Platzes von entscheidender Bedeutung. Im Umkreis von etwa 1 km sind rund um das Lager, teils im Wadi Umm Hussein selbst, teils in den Seitentälern, mehrere antike Brunnen festgestellt worden 35 , dazu Zisternen im Lager 36 . All das mochte zur Versorgung der Station, vielleicht mit zusätzlichen Wassertransporten vom Niltal her, ausgereicht haben. Hinzu kommt noch das Hydreuma im Wadi Umm Diqal, das ebenfalls der Wasserzufuhr für den Möns Claudianus diente. Seit Schweinfurth ist immer wieder von einer Wasserleitung die Rede, die von diesem 35
s. die Übersichtskarte in Tabula Imperii Romani: Coptos (Meredith) 8 Abb. 3. Vgl. Tregen36 za (1955) 52. Schweinfurth (1922) 247.
Hydreuma über einen Bergsattel in ein Seitenwadi des Wadi Umm Hussein geführt habe 37 . Meredith hat sie in seine Planskizze eingezeichnet, aber mit Fragezeichen versehen. Wir haben in der näheren Umgebung der Wasserstation im Wadi Umm Diqal keine Spuren von ihr gesehen — den weiteren Umkreis haben wir nicht abgesucht. Der Gedanke, das Wasser sei mittels Schöpfwerken über den Sattel hochgepumpt worden, ist nicht sehr wahrscheinlich. Die Gegend führt übrigens noch heute Wasser: Im Wadi Fatiri el-Beida sahen wir auf der Strecke zwischen Wadi Umm Hussein und Wadi Umm Diqal am südöstlichen Talrand einen noch benützten Brunnen, in dessen Nähe Beduinen gelagert hatten, und unmittelbar neben dem Hydreuma im Wadi Umm Diqal hat das englische Militär 1942 eine Brunnenstation eingerichtet. Die Steinbrüche Unter den unveröffentlichten Plänen Burtons befindet sich eine Bussolenskizze vom gesamten Steinbruchgebiet des Möns Claudianus, die bis heute noch die beste Übersicht gibt. Sie war Meredith bekannt, 37
Schweinfurth (1922) 2 5 1 ; Weigall (1909) 128; Murray, Journ. Egypt. Archaeology 1 1 , 1925, 148; Tregenza (1955)
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Abb. 13. Tempel, Vorhalle, Rückwand, Ostteil
der anscheinend nach dieser, wenn auch mit anderer topographischer Grundlage, seinen Plan in der Chronique d'Egypte 3 8 und in der Tabula Imperii Romani Blatt Coptos 39 anfertigte. In diesen Plan hat Meredith dann aber vermutlich nur die Steinbrüche und Steinbruchgebiete eingezeichnet, die er mit eigenen Augen gesehen hatte. So gibt er ein durchaus unvollständiges Bild. Dem hier beigegebenen Übersichtsplan liegen die Pläne von Burton und Meredith, darüber hinaus die eigene Kenntnisnahme (Abb. 17) zugrunde. Eine geologische Karte des Gebietes fehlt, wie vor allem auch eine steinbruchgeologische Untersuchung des gesamten bauwürdigen Granitgebietes. Die Eröffnung von Steinbrüchen in einem begehrten Material hängt einerseits von einer ganzen Reihe geologischer Faktoren (Kluftrichtungen, Grundkörpergröße, Bearbeitungshärte je nach Höhen- und Tiefenlage des Gesteines, Mächtigkeit des Abraums usw.), andererseits von transporttechnischen und nicht zuletzt von den möglichen Betriebsstrukturen und dem Absatz ab. All diese Faktoren spielen ineinander und durcheinander. Der Tiefengesteinsstock 38
29, 1954, 106.
39
S. 8 Fig. 3.
des Möns Claudianus besteht aus einem Leukoquarzdiorit, den wir mit dem in der Steinhauerei und dem Gesteinshandel heute noch für all diese Tiefengesteine üblichen allgemeinen Namen weiterhin als Granit bezeichnen wollen. Etwa Ost-West und NordSüd laufende senkrechte und fast waagerecht liegende Kluftsysteme gliedern die Gesteinsmasse in große parallelopipedische Grundkörper. Die Scharung der Klüfte wechselt sehr stark, so daß in manchen Brüchen nur große Platten und Kuben, in anderen wieder Quader mit einer Längserstreckung von 18—20 m vorkommen. Hauptsächlich wegen dieser Quader dürften die Brüche eröffnet worden sein, denn im ganzen mediterranen Bereich gab es, außer dem Granit von Assuan, kaum ein Gestein, das wie dieses zu riesigen monolithischen Säulen geeignet gewesen wäre. Da die Brüche abseitig am Rande des römischen Reiches lagen und der Abtransport des Gesteins von dort durch die Wüste so schwierig war, kann man sie sich nicht ohne die Machtmittel und den Bauwillen des Kaisers in Betrieb genommen und in Gang gehalten vorstellen. Seit wir die massenhafte Verwendung von Claudianus-Granit in Rom kennen (vgl. unten Sp. 743 f.), sehen wir diese Verhältnisse klarer. Nur auf dem Rücken
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VORUNTERSUCHUNGEN AM MÖNS CLAUOIANUS IM MÄRZ 1961
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Abb. 14. Tempel, Raum L gegen Eingang
des römischen Militärs k o n n t e dieses großartige U n t e r n e h m e n begonnen u n d a u f r e c h t erhalten werden. E i n centurio t r i t t denn a u c h als Praepositus operi marmorum monte Claudiano z u r Z e i t T r a j a n s auf. M a n k ö n n t e daran denken, d a ß es sich a m C l a u d i a n u s u m ein ausschließlich militärisches U n t e r n e h m e n g e h a n d e l t habe. D e m widerspricht nicht n u r d a s V o r k o m m e n eines »Pächters der Steinbrüche« in der W e i h e i n s c h r i f t des Sarapistempels, sondern die g a n z e Steinb r u c h t ä t i g k e i t selbst. Diese v o l l z o g sich in drei großen G e w i n n u n g s g e b i e t e n , aber in streng geschiedenen S t e i n b r ü c h e n (vgl. P l a n A b b . 17) u n d einer R e i h e einzeln liegender B r ü c h e an der Südseite des W a d i U m m Hussein u n d des W a d i A b u M a r r a k h a t . I n s g e s a m t h a b e n w i r mit 5 0 — 6 0 Steinb r ü c h e n z u rechnen m i t jeweils e t w a vier Mann als Steinhauer u n d S t e i n m e t z e n . Die einzelnen Steinbrüche haben eine B r e i t e v o n r u n d 6 — 1 2 m. A u c h ihre T i e f e ist mit 4 — 6 m — meistens daru n t e r — nicht b e t r ä c h t l i c h . Gelegentlich sind mehrere S t e i n b r ü c h e d u r c h Wegn a h m e der Z w i s c h e n w ä n d e , wie üblich b e i gleichzeitigem Ausbau, zusammengewachsen. Die H ö h e n l a g e ist unterschiedlich. In T a l l a g e n sind die B r ü c h e als G r u b e n , an den H ä n g e n als L e h n e n b r ü c h e ausgebildet.
D i e S t e i n b r ü c h e k o n n t e n sich nur i m R a h m e n der großen K l u f t s y s t e m e (steinh a u e r i s c h : A b g ä n g e , Lose, L a a d e n usw.) einrichten, e n t s p r e c h e n d den Verhältnissen a m Claudianus, also u n g e f ä h r in N o r d - S ü d oder O s t - W e s t r i c h t u n g b z w . entgegengesetzt. D i e B r ü c h e m u ß t e n D r e h u n g e n der K l u f t s y s t e m e folgen. D e r A b r a u m w a r im allgemeinen geringmächtig. Unter der S c h u t t - u n d G r u s b e d e c k u n g der H ä n g e folgt in wechselnder M ä c h t i g k e i t eine in ihrem E i n f a l l e n den T a l h ä n g e n folgende Schicht ( T a l k l ü f t u n g ' ) v o n p l a t t i g e m Material, das h a u p t s ä c h l i c h den Steinbedarf f ü r den L a g e r - , H a u s - u n d T e m p e l b a u d e c k t e , a u c h zur S t i c k u n g der T r a n s p o r t straßen, zur . B e s c h o t t e r u n g der Stapelp l ä t z e , z u m B a u der L a d e r a m p e n usw. diente. Die p l a t t i g e S c h i c h t w a r höchstens 0,5 m m ä c h t i g , fehlte an vielen Stellen a u c h fast völlig. D a n n b e g a n n das gesunde Gestein direkt u n t e r der S c h u t t - u n d Grusschicht. Normalerweise w u r d e n die Seitenstöße der S t e i n b r ü c h e v o n A b g ä n g e n (sog. Q u e r a b g ä n g e n ) gebildet, d o c h ist u n d w a r dies nicht u n b e d i n g t erforderlich, wie denn S t e i n b r ü c h e j a a u c h nicht nur d u r c h R ü c k verlegen der S t e i n b r u c h b r u s t , sondern d u r c h seitliches E r w e i t e r n m i t v e r ä n d e r t e r A b b a u r i c h t u n g v o r g e t r i e b e n w e r d e n können. W e n n sich die A n l a g e eines S t e i n b r u c h s
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Abb. 15. Profilstück in Raum L des Tempels
auch nach den großen Kluftsystemen richten muß, so sind die Grundkörper speziell am Claudianus normalerweise viel zu groß, um Stück für Stück aus dem Gebirgsverband gelöst werden zu können. Der Ausbau besteht vielmehr darin, die Grundkörper in übliche oder dem Auftrag entsprechende Größen zu zerteilen. Die zwei gebräuchlichsten Arbeitsweisen sind das Schroten und das Abkeilen. Unter Schroten versteht man das Freimachen eines Steines vom umgebenden Gestein an einer oder mehreren Seiten. Unter Keilen versteht man das Einsetzen einer Reihe von eisernen Spaltkeilen, die durch Eintreiben mit einem schweren Hammer den Stein in senkrechter oder waagerechter Richtung abspalten (Stoßbzw. Hebspaltung), wobei beide Spaltarten auch in einem Arbeitsgang miteinander kombiniert werden können. Diese Verfahrensweisen haben sich von der Antike bis heute erhalten, doch sind Abweichungen im einzelnen zu allen Zeiten durchaus denkbar, wenn wir auch über die Entwicklung und Wandlung dieser Techniken bis heute leider nur wenig wissen. In Nordeuropa läßt sich für die römische Zeit aus den Basaltlavabrüchen in Mayen, dem Felsberg im Odenwald, dem Kriemhildenstuhl und anderen ein ungefährer Ablauf der Spalttechniken erschließen. Die frühe Kaiserzeit kennt im allgemeinen noch einzelne,
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große, weit auseinanderstehende, die mittlere normalerweise kleinere und dichter beieinanderstehende Keillöcher. Sie können in einer mehr oder minder tiefen Nut oder in einem Graben sitzen. Gesteine, die schalten, erforderten diese Nut, damit nicht beim Eintreiben der Keile große Stücke der Oberfläche wegplatzten ('schalten'). Der tiefere Keilgraben hatte dagegen den Zweck, den Spaltweg zu verkürzen, wenn man befürchten mußte, daß der Riss seitlich auswich. In der Spätantike — in der Zone nordwärts der Alpen etwa ab Mitte des 4. Jhs. — wandelte sich die Keiltechnik insofern, als man anstelle der einzelnen Keillöcher eine durchlaufende Spitznut ('Keilschrot') schlug, in die die Keile eingesetzt wurden. Am Claudianus treffen wir alle drei Spaltweisen an: große, weitauseinanderstehende Keillöcher, die nicht in eine Schalrinne gesetzt sind, freilich vorläufig nur an einzelnen losen Blöcken (Abb. 18), doch dürfte es nur eine Frage intensiver Durchforschung der einzelnen Brüche sein, bis sich diese Spuren auch dort zeigen. Es bleibt daher abzuwarten, ob diese Arbeitsweise wirklich die älteste am Claudianus ist, oder ob hier nur eine ältere Arbeitsweise von einzelnen Gruppen länger gehandhabt wurde. Das erstere scheint im Hinblick auch auf Assuan wahrscheinlicher. Weitaus überwiegend ist die Spaltweise, bei der die Keillöcher dicht bei dicht gesetzt sind. Die Keillochreihen wirken in ihrer exakten, rechteckigen Form mit ihren schmalen Zwischenstegen oft wie die Spurschiene einer Zahnradbahn (Abb. 19). Sie sind grundsätzlich, wenigstens bei Stoßspaltungen, in eine Schalrinne versenkt. Es dürfte als absolut sicher gelten, daß diese weitaus häufigsten Spuren in den Steinbrüchen des Claudianus hauptsächlich der Zeit der größten Ausbeute unter Trajan und Hadrian angehören, doch dürfte diese Spaltweise unverändert bis in die zweite Hälfte des 3. Jhs. weiter geübt worden sein. Aufgrund der zuletzt nachzuweisenden Verwendung unseres Steines unter Diocletian dürften die Steinbrüche, die als Spaltweise die durchgehende Keilnut aufweisen — so Brüche nordwärts des Lagers (Abb. 20) —, dann auch der Spätzeit des Steinbruchbe-
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A b b . 16. Vorhalle des Tempels, westliche Seitenwand, links anschließend T ü r zu Treppe K , daneben R a u m B , im Hintergrund (über dem Granitsturz) T u r m s t u b e C
triebes am Claudianus angehören. Einen Übergang zur Keilschrotspaltung zeigen Spaltungen mit extrem langen Keillöchern an (Abb. 21). Es ist hier nicht der Ort, den technischen Vor- und Nachteilen der einzelnen Spaltweisen nachzugehen. Im Gegensatz zum Norden, wo man im allgemeinen, wenn auch nicht durchweg, Keillöcher, Schalrinnen und Keilschrote mit der Zweispitz ausschlug, sind am Claudianus (ebenso in Assuan und in den römischen Sandsteinbrüchen in Silsile-Ost) alle Rinnen, Nute, Keillöcher mit dem Spitzeisen geschlagen. Die Keillöcher wurden anschließend noch mit dem Flacheisen geglättet. Das Schroten, die Ausarbeitung der Trenngräben also, geschah im Norden wieder hauptsächlich durch Ausschlagen mit der Zweispitz. Das beste Beispiel dieser Art bietet immer noch der Kriemhildenstuhl in der Pfalz. Im römischen Ägypten hat man sich auch hierbei des Spitzeisens bedient, wobei, je nach Schrottiefe, z. T. recht lange Eisen benutzt wurden, wenigstens im Weichgestein, wie die Brüche von Silsile-Ost mit aller Deutlichkeit zeigen. Diese Art des Schrotens hat man allerdings in den harten Graniten von Assuan und des Möns Claudianus nicht praktizieren können. Hier hat man vielmehr mit Spitzmeißeln eine lange, schmale, bis 30 cm tiefe Trennut geschlagen, parallel da-
zu eine Keilreihe eingetieft und schließlich durch Keilspaltung das lange Gesteinsprisma zwischen Keilreihe und Trennut herausgekeilt. Die nach der Spitze der Trennut zu schräg verlaufende Fläche wurde nun senkrecht abgespitzt und an dieser Seite eine neue Trennut eingetieft, parallel zu ihr auf der anderen Seite wieder eine Keilreihe, und so wurden in vielfach noch weiterem Wechsel die Schrotgräben in die Tiefe getrieben (vgl. Schema Abb. 22). Auch tiefe Keilgräben wurden auf gleiche Weise hergestellt. Diese Schrotwände mit ihren gestaffelten Keilreihen sind besonders gut in dem Bruch mit der 'Riesensäule' im Pillar Wadi zu sehen (Abb. 23). Ersichtlich hat man die langen Gesteinsbalken, aus denen die Säulen entstehen sollten, auf diese Weise freigeschrotet und dann vom Untergrund durch Hebspaltung abgekeilt, wenn anders man nicht eine Bankungskluft geschickt ausnutzen konnte, was bei der Versandung dieses Bruches nicht zu entscheiden ist. In anderen Brüchen hat man den Schrotgraben an einen Seitenstoß gelegt und ihn so breit gehalten, daß der erste Quader bequem nach der Seite herausgeschafft werden konnte. Wie virtuos und mannigfaltig man sich den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen verstand, kann erst nach genauer Aufnahme einer Reihe von Steinbrüchen am
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Abb. 17. Möns Claudianus. Übersichtsplan. A = Lager, B = Viehställe und Horreum, C = Lagervorstadt, D = Tempel, E. F = Transportstraße und Laderampe aus Steinbruchgebiet II, G. H = Transportstraße aus Steinbruchgebiet III (PillarWadi), J = Stapelplatz und Laderampe Pillar Wadi, K = Hydreuma, L = Brunnen, I — I I I . Steinbruchgebiete, Offene Vierecke = einzelne Steinbrüche
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Abb. 18. Rohblock mit weitauseinanderstehenden großen Keillöchern
Claudianus dargestellt werden. Bei der Kürze des Aufenthaltes konnte nur versucht werden, die Grundzüge und den Wandel der Techniken zu erkennen, die je nach Bruchrichtung, Kluftscharung und Auftragsgrößen etwas verschieden angewandt worden waren. Abb. 24 zeigt eine flache Granitkuppe; links ein langer breiter Schrotgraben, dessen linke Flanke durch einen natürlichen Abgang gebildet wird, während die rechte Grabenseite durch Abkeilen entstand. Hier war der Schrotgraben also verhältnismäßig leicht herzustellen. Es folgt rechts davon ein tiefer Keilgraben mit bereits ausgehauenen Keillöchern. Auch dieser Keilgraben ist durch Abkeilen der Wände nach einer in der Mitte vorgeschlagenen Trennut hin hergestellt, wie der weiter rechts folgende Keilgraben sehr deutlich zeigt. Hier ist noch die Spitze der Trennut erhalten, deutlich sieht man die Keillöcher am linken 25 AA. 1062
Rande dieses Keilgrabens, der im weiteren Verlauf der Arbeiten mit dem Spitzeisen auszuhauen gewesen wäre. Noch weiter rechts folgen dann drei bereits fertiggestellte Keilgräben, von denen unsere Abbildung freilich nur einen, dazu mit Schutt gefüllten, zeigt. Solches Vorarbeiten von Keillochreihen über eine längere Strecke hinweg, ohne daß die Steine gleich abgekeilt worden wären, ist typisch antik, zumindesten für die römische Zeit läßt es sich in einer ganzen Reihe von Fällen (u. a. Kriemhildenstuhl, Felsberg, Silsile) nachweisen. Der Grund für diese von den modernen Gepflogenheiten abweichende Arbeitsweise dürfte vermutlich darin zu suchen sein, daß die Steinbrecher auch Steinhauer (-metzen) waren, die nach Bearbeitung der auf dem Werkplatz liegenden Rohblöcke gemeinsam wieder an die Steingewinnung gingen. In dem hier beschriebenen Steinbruch sind insgesamt fünf etwa gleichlange
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Abb. 19. Granitkuppe mit (halber) Keillochreihe einer Stoßspaltung in tiefem Graben und ausgeschlagene Keillöcher einer nicht ausgeführten Hebspaltung
Keilrinnen mit Keillöchern und ein Schrotgraben vorgeschlagen worden. An Keillochreihen bzw. Schrotgräben dürften jeweils gleichzeitig zwei Mann gearbeitet haben. Nun können wir diese Zahl nicht einfach mit der Zahl der geschlagenen Rinnen multiplizieren. Wir müssen vielmehr annehmen, daß nach vorgezeichnetem Plan die Rinnen von zwei Gruppen von je zwei Mann geschlagen wurden. Durch die längere Zeit, die die Ausräumung des Schrotgrabens brauchte, war die eine Gruppe bei Einstellung der Arbeiten mit der zweiten Keilrinne von links noch nicht fertig. Das ist eine anscheinend kleine Zahl für ein Arbeitsteam in solch einem Steinbruch, doch entspricht sie durchaus den üblichen Gepflogenheiten. In diesem Zusammenhang darf vielleicht daran erinnert werden, daß im Kölner Domsteinbruch am Drachenfels am Ende des 13. Jhs., zur Hauptbauzeit des Kölner Doms also, nur drei Steinbrecher und drei Steinmetzen (Bossierer) beschäftigt waren. Zwei bis vier Mann ist die übliche Belegschaftsstärke für einen kleinen Steinbruch bzw.
für eine Abteilung eines großen Steinbruchs. Natürlich werden Brüche, in denen riesige Werkstücke bearbeitet wurden — wie etwa der Bruch der 'Riesensäule' im Pillar Wadi —, vielleicht sechs Mann beschäftigt haben, mehr kaum jemals. Wie heute noch in den Steinbruchgebieten mit vielen kleineren Brüchen wird Nachbarschaftshilfe bei schwierigen Arbeiten, die man mit eigenen Kräften nicht bewältigen konnte, eine Selbstverständlichkeit gewesen sein. Zur Zeit intensivster Arbeit in den Brüchen haben wir also am Claudianus mit einer Belegschaft von etwa 200 Steinhauern und Steinmetzen zu rechnen. Die vielen kleinen Räume im Nordteil des Lagers und entlang dessen Südmauer, die der Plan von Burton zeigt, haben wohl je eine solche Arbeitsgruppe aufgenommen. Ob von den Belegschaften der einzelnen Brüche oder in Gemeinschaftsarbeit auch die Transporte bis zu den Stapelplätzen bzw. Verladerampen durchgeführt wurden, steht dahin. Man muß jedoch damit rechnen, falls die Abnahme an den Laderampen erfolgte (vgl. unten
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N - Spitznut K = Keil T = Trennlinie der Abheilung
Abb. 22. Schema der Ausräumung gräben (Querschnitt)
der Schrot-
Sp. 741). Die Zersplitterung des Steinbruchwesens kann nur z. T. mit dem Umstand erklärt werden, daß wegen der recht unterschiedlichen Kluftkörpergrößen einzelnen Steinbrüchen nur die Lieferung bestimmter Werkstückgrößen aufgetragen werden konnte. Sie kann auch nur z. T. damit erklärt werden, daß man das Gestein nur in bestimmten Höhenlagen ausbeuten konnte, weil zur Tiefe hin die Bearbeitungshärte zunahm. Die Anlage einiger weniger breitbrüstiger Brüche wäre sicherlich für eine Unternehmung mit den üblichen Unterabteilungen unter einheitlicher technischer Leitung in der Führung der Arbeiten sinnvoller und in der Gesamtanlage rentabler gewesen. In der Zersplitterung des Steinbruchbetriebes am Claudianus scheint sich eine Art Parzellenvergabe an einzelne Arbeitsgruppen, die selbständig arbeiteten und mit Aufträgen versehen wurden, auszusprechen. Dies werden keine Soldaten gewesen sein, — die zahlreichen Steinbruchinschriften am Claudianus enthalten auch keinerlei Hinweis darauf —, sondern Private, die in einem nicht näher zu umschreibenden Verhältnis zum 'Pächter der Steinbrüche' standen, aber im Lager kaserniert waren. Diese zur Zeit Trajans und Hadrians bestehenden Ver-
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hältnisse können sich freilich bis zur Zeit Diocletians erheblich gewandelt haben, ohne daß deswegen das Bruchschema sich noch verändern konnte. Zu jedem Bruch gehört ein Werkplatz auf der eingeebneten Schutthalde oder einfach auf der Bruchsohle. In den einzelnen Bruchgebieten waren die Brüche durch geschotterte Transportwege mit einer aus dem Bruchgebiet herausführenden Transportstraße verbunden, die zu einer Laderampe führte. Aus Bruchgebiet III, dem sogenannten Pillar Wadi, führt eine solche Transportstraße von etwa 1,6 km Länge bis zu einem gut erhaltenen großen Stapelplatz mit hufeisenförmiger Laderampe (Abb. 25). Die Transportstraße, die Steinbruchgebiet I I erschloß, läuft östlich des Lagers zu einem großen, allerdings stark verwüsteten Stapelplatz mit Rampe. Die für sich allein liegenden Brüche haben ihre eigene Laderampen. Auf den Werkplätzen in den Brüchen wie auf den Stapelplätzen der Laderampen, stellenweise auch am Rande der Transportstraßen, liegen Werkstücke, die zersprungen oder verworfen waren, oder Reste von größeren Werkstücken, deren andere Teile als verwendbar abtransportiert worden sind. So liegen auf dem Stapelplatz der Rampe am Ende des Pillar Wadi sechs Säulenschäfte neben mehreren abgespaltenen Säulenköpfen. In einem Bruch des Pillar Wadi liegt die während der Bearbeitung zersplitterte 'Riesensäule' von über 18 m Länge, nebst dem abgespaltenen Kopf einer zweiten, ebenso großen Säule (Abb. 26). Aus dem gleichen Bruch sind wohl noch weitere Säulen dieser Größenordnung abtransportiert worden. Der verstümmelte Rest einer weiteren solchen Säule befindet sich samt dem Rohblock eines riesigen Kapitells auf der Transportstraße des Steinbruchgebietes I und auf dessen Stapelplatz ostwärts des Lagers ein weiteres riesiges Rohkapitell. Am Eingang zum Steinbruchgebiet I lagern mehrere große Becken. Die Transportstraßen (Abb. 27) bestehen aus mehreren Packlagen. Sie sind beiderseits in kurzen Abständen mit turmähnlichen runden Schuttstapeln besetzt. Diese Schuttstapel, die in gleicher Weise auch
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Abb. 23. Bruch der 'Riesensäule' im Pillar Wadi. Schrotwand
Abb. 24. Granitkuppe mit Schrotgraben und Keillochgräben
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in den Steinbrüchen als Steinbruchversatz vorkommen, enthalten in der Außenhaut große Gesteinstrümmer und sind innen mit kleinteiligem Schutt gefüllt. Sie dienten als Materialstapel zur Ausbesserung der Straße, wenn diese durch Sackungen oder Ausrisse während der Transporte oder auch durch die zwar seltenen, aber dann heftigen Regengüsse beschädigt war. Normalerweise haben diese Transportstraßen ein Gefälle über 5 0 . Die Transporte werden sich in Art der sogenannten Lizzatura von Carrara auf diesen Straßen vollzogen haben. Von den Laderampen aus gingen die Ferntransporte über 150 km durch die Wüste bis Qena. Sie berührten eine Reihe von Zwischenstationen und Brunnen (vgl. die Karte und Beschreibungen in Tabula Imperii Romani Coptos), von denen wir nur Qreiah aufsuchen konnten. Diese Laderampen müssen auch rechtliche Bedeutung gehabt haben. Bis hierhin reichte wohl die Verantwortung der Steinbruchverwaltung. Ein abgespaltener Säulenkopf, der als ver-, worfenes Werkstück seitlich der Laderampe des Pillar Wadi liegt, trägt die Aufschrift eines Architekten Herakleides. Aus anderen Quellen40 glaubt man erschließen zu können, daß diese Architekten »Vorstände öffentlicher Arbeiten« gewesen seien. Die Inschrift ist natürlich von einem Steinmetz eingeschlagen, bevor die Säule zertrümmert wurde. Vielleicht sollte dadurch nur der Auftraggeber für das Werkstück gekennzeichnet werden. In einem anderen Falle 41 findet sich die Inschrift eines (unseres?) Architekten Herakleides auf einem Säulenende in Rom. Wenn aber solch ein Rohstück bis zur Laderampe kam und dort weggekippt wurde, wenn auf der anderen Seite ein Säulenrohschaft auf der gleichen Rampe verworfen wurde und in den Umbau der Rampe mit einbezogen werden sollte, so ergibt sich, daß hier die eigentliche Abnahme und damit auch die Entlastung der Administration der Brüche erfolgte. Dieser Schluß dürfte zwingend sein. Damit ergibt sich u. E. auch, daß die Bruchverwaltung 40 K . Fitzler, Steinbrüche und Bergwerke im ptolemäischen und römischen Ägypten (1910) 58. 41 Meredith, Chron. d'Egypte 29, 1954, 1 1 1 z u Nr. 29.
Abb. 26. 'Riesensäule' und abgesprengter einer anderen gleichgroßen Säule
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Kopf
mit dem Transport nichts mehr zu tun hatte, was auch aus allgemeinen Überlegungen heraus wahrscheinlich ist. Das zeigt auch die Trennung von Lager, Viehställen und Horreum, die sich in ähnlicher Weise auf den Zwischenstationen wiederholt. Die Kombination von Viehställen und Horreum am Claudianus mag die Vermutung nahelegen, daß der Speicher wohl nur für die Viehställe da war. Das Lager wird seine eigenen Vorratsräume gehabt haben. Etwa 200 Großvieheinheiten konnten in dem Stall Platz finden. Als Zugtiere werden hauptsächlich Ochsen in Frage gekommen sein, doch konnte man die Tiere vielfach bei Tage der Hitze wegen nicht einsetzen. Viele Transporte werden daher in den Nachtstunden vonstatten gegangen sein. Bis zu zehn Tonnen Gewicht konnte man notfalls mit Wagen abfahren. Schwerere Stücke konnten nur auf Schleifen transportiert werden.
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Abb. 27. Transportstraße mit Schuttstapeltürmen im Pillar W a d i
Die geplante Aufnahme des Lagers mit Lagervorstadt und Beigebäuden sowie der Steinbrüche samt ihrer Einrichtung und schließlich auch das Studium der Zwischenstationen wird uns wegen des außergewöhnlich guten Erhaltungszustandes der Denkmäler ein großes wirtschaftliches Unternehmen der römischen Zeit bis in alle Einzelheiten und schließlich auch in seinem Werden und Vergehen erkennen lassen. Die Verwendung des Claudianus-Granites42läßt sich bisher eindeutig nur in Rom nachweisen. Probeentnahmen im Herbst 1961 und die anschließende eingehende mineralogische Untersuchung durch E. Tröger, Freiburg, haben ergeben, daß folgende Bauten bzw. Bauteile aus Claudianus-Granit bestehen: 1. Palatin, Domus Flavia. Einzelne mächtige Säulen und Teile der Fußbodenbeläge. 2. Sieben der acht Frontsäulen des Pantheon und große Teile des Fußbodenbelages der Vorhalle wie der Rotunde. 4 2 Zu früheren Versuchen der Identifizierung von Claudianus-Granit in R o m und anderwärts vgl. Scaife, J R S . 43, 1 9 5 3 , 37, ferner Meredith, J o u r n . E g y p t . Archaeology 38, 1 9 5 2 , 1 0 1 ; 39, 1953, i o 5 Anm. 7.
3. Das riesige Säulenbruchstück vom Tempel des Divus Traianus, das hinter der Reliefbandsäule liegt. Der Tempel besaß 26 solcher Säulen. 4. Trajansforum. Wohl alle 108 Säulen und ein Teil des Fußbodens im Innern der ehemals fünfschiffigen Basilika. Alle wieder errichteten Säulen und viele weitere Bruchstücke bestehen aus Claudianus-Granit. 5. Tempel der Venus und Roma. Wohl alle 148 Säulen der beiden äußeren Säulenhallen (heute z. T. wieder aufgerichtet). 6. Tivoli, Villa Hadriana. Säulen, Fußbodenplatten, Teil der Wandverkleidung im Gebäude mit den drei Exedren. Weitere Verwendung im nordöstlich anschließenden Nymphaeum und in der Piazza d'Oro. 7. Thermen des Caracalla. Großartige Verwendung von Claudianus-Granit in großen und kleinen Säulen im Tepidarium und in den Gymnasien. Heute nurmehr Bruchstücke vorhanden. 8. Thermen des Diocletian. Säulenumstellung der Piscina.
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Schon diese Übersicht, in die keine der vielfach in Rom anzutreffenden Spolienverwendung unseres Gesteines mit aufgenommen wurde, zeigt, in welchem Umfang Claudianus-Granit für kaiserliche Großbauten in Rom 43 verwendet worden ist. Damit ist es möglich geworden, die bisher nicht geklärte antike Funktion des Steinbruchgebietes vom Möns Claudianus zu erkennen. Rom
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Fahr
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EINE NEUE SIANASCHALE Die im folgenden bekanntgemachte Schale gelangte vor kurzem aus dem Kunsthandel in Privatbesitz 1 . Da sie in mancherlei Hinsicht Interesse beanspruchen darf, erscheint es angezeigt, sie der wissenschaftlichen Welt zugänglich zu machen 2 . 43 Nach Abschluß des Manuskriptes entdeckten wir Säulenfragmente aus Claudianus-Granit auch im Gelände der Trajansthermen. Die Analyse steht noch aus, aber auch ohne sie halten wir nach der makroskopischen Bestimmung die Verwendung des Claudianusgranits an diesem weiteren Monumentalbau trajanischer Zeit für absolut sicher. 1 Hinweis auf die Schale und die Aufnahmen verdanke ich K . Deppert, dem auch für die Vermittlung der Publikationserlaubnis gedankt sei. Für die Überlassung von Abbildungsvorlagen sowie bereitwilligst erteilte Genehmigung zur Veröffentlichung derselben sowie für Auskünfte habe ich weiter zu danken: N. Alfieri, B. Andreae, R. Blatter, D. v. Bothmer, A. Cambitoglu, G. Caputo, R. M. Cook, A. de Franciscis, E. Langlotz, R. Lullies, A. Peredolskaja, S. Pulinas, M. Robertson, A. D. Trendall, K . Tuchelt, A. D. Ure, W . Zinserling. H. Sichtermann hat in gewohnter Hilfsbereitschaft mehrere Aufnahmen besorgt. — Die im folgenden benutzten Abkürzungen und Sigel sind die der Archäologischen Bibliographie. 2 Leider konnte ich das Original nicht untersuchen, doch stellte K . Deppert Angaben über den Erhaltungszustand zur Verfügung, die anhand der Aufnahmen gut überprüfbar sind. Ergänzt auf A : Kopf des letzten Kentauren links, vordere Kopfhälfte des entsprechenden Kentauren rechts und des Kriegers vor ihm, dreieckiges Stück in der Mitte des Kaineus mit Teil von dessen Schild und dem Vorderbein des Kentauren zu seiner Rechten. — Auf B sind der rechte Arm und die Hand des letzten Jägers links ergänzt. — Rot ist in allen Bildern der Schale reichlich verwandt.
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Die Schale gehört zu der umfangreichen Gattung der Sianaschalen 3 , die von dem Fundort dreier in London befindlicher Exemplare ihren Namen erhielt 4 . Nach Form und Dekorationssystem der Außenseiten stellt sich die Schale zu den Knickfriesschalen (overlap-cups). Sie kann keinem der bisher bekannten Maler von Sianaschalen zugewiesen werden. Sir John Beazley hat die Datierung der Sianaschalen ins 2. Viertel des 6. Jhs. gesichert 5 . Die neue Schale gehört stilistisch nicht mehr zu den frühesten Vertretern ihrer Gattung, aber auch noch nicht zu den späten, die oft besonders flüchtig gemalt sind. Eine allzu frühe Ansetzung widerrät vor allem das Innenbild, aber auch der Kniende auf B (Abb. 14). Die Schale dürfte um 565/60 entstanden sein. 3 Beazley, A B V . 51 ff. 681 ff. Dazu unter anderem: E. Akurgal — L. Budde, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Sinope, 1. Teil (1956) Taf. 2, Schale in Ankara. Knickfriesschale in Bari, Privatbesitz (auf A und B Männer und Frauen). Knickfriesschale in Baseler Privatbesitz (I: Herakles — Eber. A und B : Reiter). F A . 12, T 959, 251, zwei Schalen in Christchurch. Schale des C-Malers in Hannover, Kestnermuseum (I : Triton. A : Symposion. B : Reiter). Knickfriesschale in Luzern, Ars Antiqua A. G. (I : Komasten. A und B : je vier Reiter nach links). Knickfriesschale in Luzern, Ars Antiqua A. G. (I : Zweikampf. A : Sechs Läufer. B : Jüngling und vier Kentauren nach rechts). Knickfriesschale des Heidelbergmalers in Luzern, Ars Antiqua A. G. (I : Herakles — Löwe. A : Symposion. B : Flötenspieler zwischen Rhytonträgern). C V A . Mainz Universität 1 Taf. 41, 3f. 42, 1 und 4. Villard, Mèi. 63, 1951, 42 erwähnt acht Frgte. von Sianaschalen aus Megara Hyblaea. Knickfriesschale in Neapeler Privatbesitz (auf A und B nackte Komasten). Di Vita, B d ' A . 44, 1959, 304ff., Ragusa. Lo Porto, B d ' A . 44, 1959, 8ff. und ebenda 46, 1961, 278ff. sowie Trendall, JHS. 81, 1961, App. 38f., Tarent. TÒ "Epyov . . . 1961 (1962), 211 Abb. 227, Thera. C V A . Warschau 1 Taf. 34, 3ff., Warschau. Münzen und Medaillen A.G. Basel, Auktion X X I I , 1961, Nr. 121 ff. Schale in Privatbesitz (I: Hoplit. A und B : Symposion). Vgl. jetzt auch Perachora II (1962) Taf. 137ff. Nr. 3Ö39ff. und Lo Porto, ASAtene 37/38, i960, 195ff. Knickfriesschale in Rom, Konservatorenpalast (von den Grabungen hei S. Omobomo). I : Hahn. A und B Reiter. Knickfriesschale in Luzern, Ars Antiqua A. G. (1:2 antithetisch kniende Krieger. A : Reiter, Bärtige, Frauen. B : Reiter, Krieger, Bärtige. 4 Brit. Mus. B 37g—81. Zu den Funden sf. Vasen in Siana, zu denen später keine weiteren gekommen zu sein scheinen, Smith, JHS. 5, 1884, 5 Beazley, MetrMusSt. 5, 1934, 93 ff. 220ff.
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Abb. 1. Schwarzfigurige Schale in P r i v a t b e s i t z , I n n e n b i l d
Das Innenbild (Abb. 1) zeigt einen nach rechts reitenden Jüngling, der mit dem Chiton bekleidet ist und in der Linken einen Speer hält. Um das Bildfeld sind dreimal drei Kreisringe gelegt, dazwischen erscheinen rot-schwarze Zungen und zwei Reihen versetzter Punkte. Reiter gehören zu den Lieblingsthemen der Maler von Sianaschalen und bilden vor allem häufig den Schmuck der Außenseiten der Gefäße. Im Innenbild sind die Reiter meistens nach links gewandt. Vereinzelt reichen die Vorderbeine des Pferdes auch sonst in die Ornamentzone 6 . Auf A der neuen Schale (Abb. 2) ist der Tod des Kaineus 7 dargestellt. Der gepan6 Vgl. Beazley, M e t r M u s S t . 5 , 1 9 3 4 , i o 5 Abb. 14, Marseille 3000 (bärtiger Reiter). E b e n d a 107 A b b . 18, W ü r z b u r g 451 (Jüngling). Vgl. a u c h e b e n d a 106 Abb. 16, A t h e n 531, Reiter, dessen P f e r d a b e r n i c h t in die O r n a m e n t z o n e reicht. D a s gleiche scheint f ü r die Schale Beazley, ABV. 53, 36 ( J ü n g l i n g auf P f e r d n a c h links) zu gelten, doch erl a u b t d e r E r h a l t u n g s z u s t a n d kein völlig gesichertes Urteil. I c h v e r d a n k e d e m Besitzer der Schale, M. R o bertson, Aufnahmen und nähere Angaben. 7 Z u m M y t h o s L. Preller - C. R o b e r t , Die griech. H e l d e n s a g e II i 4 ( 1 9 2 0 ) l o f f . Schefold, MusHelv. 3, 1946, 90. Delcourt, R H R e l . 144, 1953, I29ff.
zerte und behelmte Lapithenfürst ist bis oberhalb der Knie in die Erde versunken. Er hat die Scheide, in der das Schwert noch steckt 8 , umgehängt, ist von vorn gesehen und setzt sich nach rechts hin zur Wehr. Zwischen den vier von beiden Seiten auf ihn einstürmenden Kentauren erscheinen zwei Krieger. Der linke hat einen böotischen Schild, der rechte — wie auch Kaineus — einen von der Seite gesehenen Rundschild. Beide Krieger schreiten auf Kaineus zu, doch ist der Oberkörper des rechten rückwärts gewandt. Der so in starker Verrenkung wiedergegebene Lapithe sucht mit erhobenem Speer den nachdrängenden Pferdemenschen abzuwehren. Das Schildzeichen des Kaineus ist als Dreifuß zu bestimmen. Er führt es auch auf einem Kolonnettenkrater des Clevelandmalers in Ferrara (Abb. 9)9 sowie auf einigen weiteren Vasen 10 . 8 Als W a f f e ist somit ein Speer a n z u n e h m e n , der vielleicht in einer n i c h t sicher d e u t b a r e n Linie parallel d e m Firnisstreifen a n der K n i c k u n g zu e r k e n n e n ist. 9 Beazley, A R V . 351, 6. P. Arias — N. Alflen, II Museo Archeologico di F e r r a r a (1955) 61. 10
Vgl.
z. B . :
RM.
38/39,
1923/24,
80 A b b .
6,
sf. Kelch, j e t z t im K o n s e r v a t o r e n p a l a s t . Beazley,
EINE NEUE SIANASCHALE
Abb. 2. Außenbild A von schwarzfiguriger Schale
Ritzlinien auf dem rechten Daumen und dem Gewand des linken Kriegers erweisen, daß auch dieser — wie der rechte — mit dem Speer versehen war. Auf die Leiber der beiden äußeren Kentauren sind die Henkelansätze gesetzt. Der Kentaur rechts von Kaineus hat zwei Felsblöcke in den Armen, der ganz links ist waffenlos, während die restlichen Kentauren jeweils in ihrer Rechten einen kleinen Stein zu halten scheinen. Das Thema von A war bisher nicht nur von keiner Sianaschale bekannt, sondern überhaupt noch nicht durch ein Schalenbild belegt 11 . Bedeutsam ist unser Gefäß auch dadurch, daß es neben einem korinthischen Aryballos aus Samos 12 , der FranT|n. 1937, 629ff.) Verf., Perseus 108 f. Anm. 762. Payne, Necrocorinthia Nr. 1 1 2 9 (Oinochoe in Bologna). Vgl. auch den in Anm. 47 genannten Kantharos in Athen. 51 Zur Sage Preller — Robert, Die griech. Heldensagen I I i 4 . 88ff. Lesky, Studi Ital. di Fil. Class. 27/28, 1956, 224. Zur bildlichen Überlieferung zuletzt v. Bothmer, Bulletin of the Mus. of Fine Arts 46, 1948, 42ff. Brammer 235 ff. Blatter, A n t K . 5, 1961, 45 ff. (das von Blatter in Anm. 1 erwähnte Kraterfrgt. Akropolis 626 ist bei Brammer a. O. 237, 5 aufgeführt, also unter den Nachträgen zu streichen). Vgl. auch Louvre, Camp. 10698, Frgt. einer sf. Amphora und den von Daux (BCH. 85, 1961, 832) erwähnten jonischen Krater in Kavalla. B I B u l g . 6, 1930/31, 72ff. Abb. 54ff-, Relieflekythos aus Varna. 52 Brammers Einreihung ist nicht immer ganz verständlich. So sind das Londoner Kesselfrgt. B 124 und das Hydrienfrgt. New York 23. 160. 92 (Abb. 18) S. 236, 16. 12 unter die sicher gedeuteten Vasenbilder gerechnet, obwohl Inschriften, Meie-
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K O N R A D
S C H A U E N B U R G
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Abb. 17. Unteritalischer Kolonettenkrater in Neapel (s. Anm. 50)
g e s i c h e r t e n D a r s t e l l u n g e n k a n n die a n sich das Bild eindeutig festlegende Atalante fehlen53, ebenso der i m allgemeinen zur ager und Atalante fehlen. Dagegen werden Darstellungen wie auf dem Würzburger Deckel 442, wo der unter dem Eber Liegende ebenfalls erscheint, als nicht sicher gedeutet betrachtet (Brommer 237 A 4). Bei dem Amphorenfrgt. Clara Rhodos V i II 60 Abb. 45 (Brommer 236 A 8) fehlen Atalante, Ankaios und Inschriften (v. Bothmer a. (). möchte die Deutung durch die Amphora in Rouen sichern, doch reichen die Übereinstimmungen kaum aus, so daß man nicht von Gegenstücken sprechen kann). Über das Frgt. eines Glockenkraters in Tarent (Neapolis 1, 1 9 1 3 , 135 Abb. 2) läßt sich nichts aussagen, da nur der Rest eines nach rechts gewandten Eberkopfes sowie der größte Teil eines danebenstehenden, von hinten gesehenen Mannes erhalten sind (bei Brommer 237 D 2 unter den als sicher gedeuteten Vasenbildern). Vgl. auch Anm. 71. 53 Vgl. unter den von Brommer 235 ff. genannten Vasen die Nr. A 5 — 7 . 1 0 . 1 6 . Ob das Fehlen Atalantes damit zu erklären ist, daß diese ursprünglich nicht zur kalydonischen J a g d gehörte ? Meist dürfte auf den Vasen einfach ein Exzerpt vorliegen.
kalydonischen J a g d gehörige Tote unter dem E b e r (Abb. 18)54, der meist Ankaios heißt55. D a s Problem wird dadurch k o m p l i z i e r t , d a ß es n o c h a n d e r e m y t h i s c h e E b e r j a g d e n g a b , so e t w a die a r k a d i s c h e . A u f drei korinthischen Vasen56 finden wir d e n F i g u r e n N a m e n b e i g e s c h r i e b e n , die n a c h unserer Kenntnis nicht mit dem Abenteuer Meleagers verbunden werden können. Die A n n a h m e einer bestimmten, uns u n b e k a n n ten peloponnesischen Sage wird dadurch 54 Hydrienfrgt. New York, Metr. Mus. 2 3 . 1 6 0 . 9 2 (Rogers Fund 1923) = Beazley, A B V . 299, 24, vgl. v. Bothmer a. O. 45 Anm. 3. Der unter dem Eber Liegende begegnet außerdem unter anderem auf folgenden Vasen, deren Bezugnahme auf die J a g d Meleagers n i c h t gesichert ist: Brommer 237 t. A 4 und 5. 239 C 2 und 3. Auf dem Kessel von der Agora (Hesperia 4, 1935, 43off.) heißt der Tote TTEÄaios, auf der Frangoisvase bekanntlich Antaios. 55 Ankaios fehlt auf folgenden Vasen in Brammers 1. Gruppe (den sicher gedeuteten): S. 236f. A 8. 9. 13. 14. B 1. 2. C 1. E 1. 56 Brommer 239 C 3. 6. 7.
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EINE NEUE SIANASCHALE
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A b b . 18. F r a g m e n t einer s c h w a r z f i g u r i g e n H y d r i a in N e w Y o r k , Metr. Mus.
erschwert, daß die Namen auf diesen Vasen untereinander nicht übereinstimmen. Die Inschriften bezeugen jedoch, daß jeweils keine gewöhnliche Jagd gemeint sein kann. Für unsere Schale sind diese Fragen von untergeordneter Bedeutung, da man auf ihr kaum eine entlegene peloponnesische Sage wird erkennen wollen. Das eindeutig mythologische Bild von A unterstützt eine entsprechende Interpretation von B auf unserer Schale, ohne sie allerdings endgültig zu sichern. In die gleiche Richtung weist aber die ikonographische Tradition, deren erster Fassung unsere Schale noch sehr nahe kommen dürfte 57 . Wichtige Übereinstimmungen mit gesicherten Bildern der kalydonischen Jagd sind vor allem folgende Züge 58 : Linksrichtung und Größe des Ebers 59 , die Dreizacke 60 sowie die Hunde 57 Zu diesem o f t a n g e n o m m e n e n ' U r b i l d ' zul e t z t B l a t t e r a. O. 58 M a n c h e s d a v o n bei v. B o t h m e r a. O., d e m ich a u c h f ü r A u s k ü n f t e besonders zu d a n k e n habe. 5 9 N a c h rechts g e h t die R i c h t u n g auf folgenden V a s e n bei B r o m m e r : S. 2 3 5 f f . A 2. 8. g. C 2. 3. S. 237 A 1. 5. 9. S. 238 A 1 1 . 12. B 5. S. 238 C 3. 5. 9. 10. 12. 14. V g l . a u ß e r d e m S c h a l e n f r g t e . a u s Sardes ( B l a t t e r a. O. A n m . 1, j e t z t A J A . 66, 1962 T a f . 24, 22) u n d C a e r e t a n e r H y d r i a (N. B r e i t e n stein, G r a e s k e V a s e r [1957] T a f . i 6 f . ) . V g l . a u c h die M e t o p e v o m S i k y o n i e r s c h a t z h a u s in Delphi. — R . B l a t t e r teilt mir freundlicherweise mit, d a ß auf der v o n i h m e r w ä h n t e n t y r r h e n i s c h e n A m p h o r a i m
auf dem Rücken des Ebers 61 . Auf unserer Schale, einer weiteren in Florenz (Abb. 16)62, die zur gleichen Gattung gehört, sowie der allerdings nicht sicher gedeuteten Münchener Bauchampora 138663 stehen je zwei Hunde auf dem Rücken des Ebers. Das gleiche gilt für die Amphora in Rouen, auf der die Hunde jedoch voneinander abgewandt sind64. Ein weiterer Anhaltspunkt ist die große Zahl der Jäger. Meistens ist das Tier auch in gestrecktem Lauf, mitunter mit angehobenen Vorderbeinen gegeben 65 . Einige der eben genannten Motive kehren noch auf den spätesten Vasenbildern mit der Jagd Meleagers wieder, so auf einer apulischen Amphora in Triest (Abb. 19)66. K u n s t h a n d e l (Hesperia A r t ) der E b e r n a c h links g e w a n d t ist, also die übliche A u s r i c h t u n g zeigt. 60 V g l . o b e n A n m . 47. 61 H u n d e auf d e m R ü c k e n des E b e r s z. B . auf folgenden V a s e n in B r o m m e r s G r u p p e I S. 2 3 5 t . : A 3. 7. 10. 1 1 . 1 3 — 1 5 . 17. S. 237 C 1 u n d 2. D a z u die v o n B l a t t e r a. O. T a f . 16, 1 p u b l i z i e r t e S c h e r b e u n d die e b e n d a A n m . 1 e r w ä h n t e t y r r h e n i s c h e A m p h o r a i m K u n s t h a n d e l (Hesperia A r t ) . U n t e r den n i c h t sicher g e d e u t e t e n V a s e n bei B r o m m e r S. 237ff. v g l . e t w a : A 6. 19. 62 B e a z l e y , A B V . 53, 50. 63 C V A . M ü n c h e n 1 T a f . 25, 3. V g l . a u c h den K y a t h o s M ü n c h e n 1966. 64 B u l l e t i n of t h e Mus. of F i n e A r t s 1948, 46 65 D a z u v . B o t h m e r a. O. A b b . 4. 66 Die V a s e ist ü b e r m a l t , a b e r n i c h t so sehr, wie M L . I I s. v. Meleager 2618 ( K u h n e r t ) a n g e n o m m e n
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IC. S C H A U E N B U R G ,
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Auch die apulische Volutenamphora in Berlin F 3258 ist zu nennen68. Auf ihm erscheinen die gleichen Jagdteilnehmer wie auf der Amphora in Triest, dazu aber noch weitere sechs, die nicht sicher benennbar sind. Auf dem Rücken des nach links gerichteten Ebers hat sich ein Hund festgekrallt. Wahrscheinlich kann auch der pästanische Kelchkrater in London (Britisches Museum F 154) angereiht werden69. Es ist aber nicht völlig gesichert, daß auf diesem Krater eine mythologische Jagd gemeint ist. Ganz anders, als die eben zusammengestellten Vasen die kalydonische Jagd schildern, werden im Umkreis unseres Malers Jagden sterblicher Jäger gestaltet 70 . Eine große Zahl der Eberjagdbilder archaischer Zeit darf wohl unbedenklich auf die kalydonische Jagd bezogen werden, wenn sie die eben hervorgehobenen Züge aufweisen 71 . Es ist zu hoffen, daß die von R. Blatter angekündigte Arbeit über die Argonautensage die Fragen, die hier nur kurz angedeutet werden konnten und sollten, klären wird. Hamburg 68
E.Gerhard, Apulische Vasenbilder Taf. 8f. A.D.Trendall, Paestan Pottery (1936) Taf. 2 8 a ; Brommer 239 D 1 . 70 Vgl. die Schalen des C-Malers in Hamburg und Kopenhagen, Beazley, A B V . 56, 102 f. Dagegen stellen sich die schon erwähnten Frgte. in Pästum (Beazley, A B V . 682 zu S. 69) und die Schale in Florenz (Abb. 16) zu unserer Schale, so daß das Thema bisher auf drei Sianaschalen belegt ist. 71 Hier wären etwa zu nennen: Brommer 236 A 8, Amphorenfrgt. in Rhodos (dazu auch oben Anm. 52). Atalante, Ankaios und Inschriften fehlen, doch unterstützt vor allem die Größe des Ebers die auch durch v. Bothmer vertretene Deutung. — Brommer 237 A 5, Kraterfrgt. von der Akropolis. — Brommer 238 A n , Kolonnettenkrater Louvre C 112449. — Brommer 238 A 19, Schale in Mainz. — Brommer 237 A 4, Deckel in Würzburg (Ankaios!). — Zu den Reitern auf dem Deckel vgl. vor allem den Bostoner Kessel mit sechs Reitern und allgemein v. Bothmer a. O. Auch auf der nicht sicher gedeuteten Schale in Tarent (Brommer 237 A 6) rahmen zwei Reiter die Szene. — Der Liegende auf dem Hydrienfrgt. in New Y o r k (Abb. 18) macht die Deutung auch dieses Bildes auf die kalydonische J a g d wahrscheinlich. — Keinen Anhaltspunkt für eine mythologische Deutung geben die Monomachien wie Brommer238 A 2 3 (Altenburg), 239 B i o (Wien) und C 1 0 — 1 2 , lakonische Schalen. Das gleiche gilt wohl für die schon genannte Münchener Amphora 1386. 69
Abb. 19. Apulische Amphora in Triest
Obwohl der Eber hier senkrecht nach unten stürzt 67 , ist der Hund auf seinem Rücken nicht weggelassen. Außer Meleager nehmen Atalante, Ankaios und die Dioskuren an dem Unternehmen teil. wird. Abgebildet bei Gerhard, Apulische Vasenbilder (1846) Taf. A 4. 67 Vgl. Schauenburg, Perseus 50 mit Anm. 339. Die dort erwähnte campanische Hydria in Newburyport jetzt bei D. v. Bothmer, Ancient Art from New Y o r k Private Coli. (1961) Taf. 92. 95.
Konrad Schauenburg
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J. S C H Ä F E R ,
T E R R A S I G I L L A T A AUS PERGAMON
T E R R A S I G I L L A T A AUS P E R G A M O N 1 Die schwarzgefirnißte griechische Keramik attischer Tradition erreicht im 2. J h . v. Chr. den Tiefpunkt ihrer Qualität. Noch im gleichen Jahrhundert wird durch das glänzende rotgefirnißte Tafelgeschirr eine neue keramische Entwicklung eingeleitet, die von Werkstätten des hellenistischen Ostens ausgeht und alsbald die italische Keramik entscheidend beeinflußt. Die Bezeichnung' Terra sigillata', ursprünglich für die aus Formschüsseln hergestellte italische Gruppe dieser Keramik geprägt, hat sich mit der Zeit für die gesamte hellenistische und kaiserzeitliche rotgefirnißte Keramik eingebürgert. Der Einfachheit halber nennen wir in vorliegender Studie diese rotgefirnißten Gefäße auch ' Rote Ware' 2 . 1 A b k ü r z u n g e n : A v P . I (2) = Altertümer von Pergamon, I 2 Stadt und Landschaft von A. Conze u. a. (1913). Broneer — Corinth I V 2 Terracotta Lamps by O. Broneer (1930). f a n d a r h = S. Loeschcke, Sigillata - Töpfereien in Tschandarli, AM. 37, 1 9 1 2 , 344ff. Ephesos I = Forschungen in Ephesos I (1906). Haltern = S. Loeschcke, Keramische Funde in Haltern, Mitteilungen der Altertumskommission für Westfalen 5, 1909, i o i f f . Knipowitsch = Materialien zur röm.-germ. Keramik I V . Untersuchungen zur Keramik röm. Zeit aus d. Griechenstädten an der Nordküste des Schwarzen Meeresl von T. Knipowitsch (1929). OswaldPryce = F. Oswald and T. D. Pryce, An Introduction to the Study of Terra Sigillata . . . (1920). Priene = Th. Wiegand — H. Schräder, Priene, Ergebnisse (1904). Robinson = The Athenian Agora V Pottery of the Roman Period, Chronology by H. S. Robinson (1959). Tarsus = Excavations at Gözlü Kule, Tarsus I The Hellenistic and Roman Periods, ed. H. Goldman (1950). Waage = Antioch-on-the-Orontes I V 1 Ceramics and Islamic Coins, ed. F. O. Waage (1948).
Falls nicht anders vermerkt, ist der Dm bei Gefäßen vom Rand bzw. von der Lippe aus gemessen. Die Bezeichnung 'Firnis' wird im Sinne des von Robinson S. 5 definierten 'glaze' gebraucht. F ü r die Erlaubnis, bisher unveröffentlichtes Material hier vorlegen zu dürfen, gebührt mein Dank E . Boehringer, dem Leiter der Grabungen von Pergamon. — Die Bergung der Keramikfunde wäre ohne die verständnisvolle Mitarbeit des örtlichen Grabungsleiters im Asklepieion, O. Ziegenaus, nicht möglich gewesen. — Die Profilzeichnungen sind unter meiner Aufsicht von A. Seuffert ausgeführt worden. — Für die Erlaubnis, in das neue Fundmaterial von Milet Einblick nehmen zu dürfen, danke ich der dortigen Grabungsleitung, insbesondere P. Hommel. 2 Die sehr weit verzweigte keramische Gruppe ist zuletzt von H. Comfort in R E . Suppl. V I I
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Im Anschluß an Plinius, N. H. X X X V 160, stellte R. Zahn innerhalb der Roten Ware aus Kleinasien zwei Gruppen fest: 'Samische' und ' Pergamenische' Sigillata. Inzwischen hat sich ergeben, daß die von ihm — durchaus hypothetisch — als ' pergamenisch' bezeichnete Gruppe nicht mit der in Pergamon vorherrschenden Roten Ware identisch ist. Zwar wurde seither der Terminus 'Pergamenische Ware' beibehalten, doch ohne den Anspruch auf Gültigkeit im Sinne des Wortes 3 . Die nachfolgende Zusammenstellung bezeichnender rotgefirnißter Gefäße aus Pergamon selbst hat das Ziel, die verschiedenartigen 'Waren' hervorzuheben und auf einige Beziehungen zu dem Material der Ägäis und des kleinasiatischen Gebietes hinzuweisen. Fragen der Typologie und der Chronologie können dabei nicht eingehend erörtert werden; sie sollten einer ausführlichen Bearbeitung der 'Terra sigillata' aus Pergamon vorbehalten bleiben. Der größere Teil des Fundmaterials stammt aus dem Asklepieion. Auch die Grabungen älterer Zeit auf dem Burgberg waren für diese keramische Gruppe ziemlich ergiebig, doch wurde ihr damals noch keine systematische Bearbeitung zuteil. Sofern im Folgenden die Fundlage nicht besonders angegeben ist, kommen die Stücke aus den nicht scharf trennbaren Aufschüttungen des Asklepieion, die als' Horizont I I I ' und 'Horizont IV' bezeichnet worden sind 4 . Beifunde sind einige Lampen vom Typus Tarsus Group X I I ( = Broneer Type X X I I ) (1940) 1295!!. s. v. Terra sigillata zusammenfassend behandelt worden. E r bezeichnet die T. s. östlich der Adria als »Östliche Terra sigillata«, im Gegensatz zur »Westlichen Terra sigillata«, die italischer, gallischer usw. Herkunft ist. 3 Vgl. R . Zahn in Priene 440 ff. Das Problem der landschaftlichen Gruppierung der Roten Ware wurde schon von Dragendorff aufgegriffen, B J b . 1 0 1 , 1897, I40ff. In den letzten Jahrzehnten war auf diesem Gebiet besonders die ausländische Forschung systematisch tätig, angeregt durch Neufunde auf der Agora in Athen (vgl. bes. Robinson), im Gebiet von Antiochien am Orontes (Waage bes. 18ff.) und in Tarsus-Gözlükule (Tarsus bes. 172ff.). Vgl. im übrigen die weiter unten angegebene Literatur. 4 Hierfür und für das Folgende sei auf die bevorstehende Veröffentlichung der Grabungsergebnisse verwiesen.
JÖRG
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S C H Ä F E R
und Tarsus Group X I I I ( = Broneer Type X X I I I ) . Diese Typen haben ihre Blüte in der Zeit zwischen etwa 25 n. Chr. und 100 n. Chr. In der gleichen Auffüllung fand sich ein beträchtlicher Prozentsatz hellenistischer Keramik. Aus Gründen, die mit der inschriftlich belegbaren Baugeschichte des kaiserzeitlichen Asklepieion zusammenhängen, muß Horizont IV vor dem Ende der Regierungszeit Hadrians 'versiegelt' worden sein. Dieser stratigraphische Befund ist nicht ideal, und so wird sich die Aufmerksamkeit der Ausgräber in Zukunft auf die Erschließung enger abgrenzbarer Fundzusammenhänge und auf die Bergung von typologisch ergiebigen Profilstücken richten müssen. Dies gilt vor allem für das 1. J h . v. Chr.5. Zur Unterscheidung der in Pergamon festgestellten 'Waren' lehnen wir uns an die Klassifizierung von Waage an, wie er sie in aller Ausführlichkeit bei seiner Bearbeitung der Funde aus dem Gebiet von Antiochia am Orontes niederlegte. Darüberhinaus treffen wir folgende Unterscheidungen und gebrauchen wir folgende Sigla: L P = Lokalpergamenisch ; S = Samisch (nach Waage); S P = der sogenannten pergamenischen Ware nahestehend oder identisch mit ihr (vgl. Waage's 'Pergamene'). Andere Waren werden jeweils mit der auch sonst üblichen Bezeichnung benannt. Beschreibung
der Waren
LP,S,SP6
LP Der Ton (Bruch) ist hellbraun bis rotbraun, hart, klingend, nicht sehr fein und 5 Berichtigung zu E . Boehringer in Neue deutsche Ausgrabungen im Mittelmeergebiet und im Vorderen Orient (1959) 129t.: das angeführte Frgt. aus datierter Schicht des 'Temenos' (auf dem Burgberg), gehört nicht der Roten Ware an, sondern ist ein braunrot gefirnißtes Napfstück; Firnis etwa wie hier Sp. 782 Nr. 2. (Danach zu berichtigen: J . M. Cook, J H S . 80, i960, Arch. Report 32f-)6 Die bisher nachgewiesenen Hauptgruppen der Östlichen Terra sigillata unterscheiden sich nicht bloß durch Ton und Firnis, sondern auch durch eine Reihe typischer Profilformen voneinander (vgl. Waage 1 8 f f . und Tarsus 172ff.). E s erscheint noch verfrüht, die für die lokalpergame-
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weist zuweilen körnige Einsprengungen auf 7 . Glimmer ist im Bruch oder Firnis meist in kleineren Mengen erkennbar. Die Farbe des Firnis schwankt zwischen orangerot und rotbraun; er glänzt bald mehr, bald weniger, ist oft ungleichmäßig über das Gefäß verteilt, häufig bleibt die Basis oder auch die Unterseite flacher Gefäße fleckig. Diese Keramik ist mit der von Loeschcke in (Jandarli (Pitane) ausgegrabenen und als lokal erkannten identisch 8 . Ihre Lokalisierung in Pergamon beruht auf folgenden Beobachtungen : a) Sie stellt den weitaus überwiegenden Teil der Roten Ware aus dem Asklepieion (die Quantität des Fundmaterials reicht für diese statistische Feststellung aus). b) Der Ton unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der auf Grund statistischer und stilistischer Kriterien als lokal erkannten feinen Keramik des 3. und 2. Jhs. v. Chr.9 c) Die qualitativ schlechtere Rote Ware aus Pergamon, die auf Grund der Fundverhältnisse und des Stiles dem späteren 2. J h . n. Chr. und der Folgezeit zuzuweisen ist (unveröffentlicht) oder aber wegen ihrer schlechten Qualität als eine dem Gebrauchsgeschirr nahestehende Abart der Roten Ware bezeichnet werden kann 1 0 , läßt sich ohne Schwierigkeit mit dieser Ware verbinden. S Die Lokalisierung dieser Ware in Samos ist ungesichert. Sie könnte auch im westkleinasiatischen Gebiet (Priene-Milet ?) hergestellt worden sein 1 1 . nische Ware (LP) bezeichnenden Formen jenen in systematischer Form gegenüberzustellen. Im ganzen dürfte das Formenrepertoire dem der sogenannten Pergamenischen Ware (SP) näher stehen als dem der Samischen Ware (S). Vgl. im übrigen die Bemerkungen zu den einzelnen Stücken des Katalogs weiter unten. 7 Gemessen an gutem attischem Ton etwa der Zeit um 400 v. Chr. 8 f a n d a r l i 344 fr. 9 Diese Feststellung geht auf eingehende Beschäftigung mit der hellenistischen Keramik Pergamons zurück; ihre Veröffentlichung wird vorbereitet. 10 s. besonders die Neufunde vom Musala Mezarlik, Neue deutsche Ausgrabungen I42ff. (unveröffentlichtes Material). 11 Vermutung des Vfs. auf Grund der zahlreichen Funde in diesem Raum. Früheres Material
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T E R R A SIGILLATA AUS PERGAMON
Der Ton ist zimmetfarben, ziemlich fein, stark glimmerhaltig, schiefrig im Bruch; der Überzug gleicht LP, jedoch herrschen hellere orangerote Töne merklich vor. 'Double Dipping' und 'Stacking' kann hin und wieder festgestellt werden 12 . Die Identifizierung ist durch Vergleiche mit Material aus den neueren Grabungen in Milet (unveröffentlicht) vorgenommen, das mit dem von Zahn beschriebenen aus Priene, Gruppe A, zusammengeht 13 . Wahrscheinlich handelt es sich um die gleiche 'Fabrik' wie bei den auf Samos gefundenen Stücken 1 4 , die der Vf. jedoch nicht gesehen hat. Die Ware ist im Asklepieion auffallend seltener als LP. SP Der Ton ist sehr fein und hellockerfarben, der Firnis tiefrot, schwach glänzend. Stücke, die genau dem in der Agoragrabung, Athen, als 'pergamenisch' bezeichneten Material entsprechen, sind bisher noch nicht mit Sicherheit in Pergamon identifiziert worden 15 . Die Ware ist in Pergamon äußerst spärlich. KOMMENTIERTER
KATALOG
Fischteller. Diese Gefäße gehören strenggenommen nicht zur Roten Ware. Ihre Form steht in der Tradition des 473. Jh. v. Chr. 1 ist ein schwarzgefirnißtes Stück, das den spätklassisch-frühhellenistischen Typus vertritt 1 6 . Es fand sich in einem Fundzusammenhang des 3. Jhs. im Asklepieion. Entsprechende Stücke konnten in gesicherter Fundlage aus dem Fundament des Pergamonaltares im Jahr 1961 geborgen werden. Die folgenden Gefäße 2 und 3 tragen einen Firnis, der noch nicht ganz den geforderten roten Farbton aufweist. Doch ist es sehr wahrscheinlich, daß er die Vorstufe zum Firnis der Roten Ware Pergamons ist. Va(vor allem vorklassische Keramik) aus Priene, Milet und aus Samos h a t allerdings eine andere Tonstruktur. E s ist u. a. gekennzeichnet durch weiße Kreideeinsprengsel (vgl. Technau, AM. 54, 1929, 8 und Funde Milet). 1 2 s. Robinson 6. 1 3 Priene 430 ff. 1 4 Technau a . O . 49t. 15 Vgl. Robinsonpassim. 16 Vgl. auch Material der alten Grabungen: A v P . I (2) 270 Abb. 27.
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rianten zum frühhellenistischen Typus des Fischtellers, wie Waage, Form 12a Taf. 1, stehen neben unseren Stücken: auch j ene Beispiele tragen zum Teil den braunroten Firnis. 1. Frgt. Profil vollständig. Firnis schwarz, glänzend. Rillen auf der Innenseite, dem Rand und um die zentrale Vertiefung tongrundig. Dm 28,2 cm. Ton wie L P . Abb. 1,1. 2. Frgt. Firnis rotbraun, schwach glänzend, ungleichmäßig, mit schwärzlichen Flecken. A m Fußring und auf der Basis setzt der Firnis großenteils aus. Dm 9 cm. L P . A b b . 1,2. 3. Frgt. Firnisfarbe wie bei 2, jedoch gleichmäßigerer Überzug und guter Glanz. Zum gestempelten Palmettenornament vgl. folgende Gruppe, 5. Hier jedoch ist das Muster zerlegter und typologisch später. Um das Zentrum eingetiefter Strichelkranz. Dm Fußring 9,2 cm. L P . A b b . 1 , 3 und 3,3 4. Frgt. Firnis wie bei 3. Fingerabdrücke am Fußring. Im Firnis zeichnen sich vereinzelte Glimmerteilchen ab. Im Innern eingetiefter Strichelkranz. Dm Fußring 8,4 cm. SP. Streufund. A b b . 1 , 4 . Flache Teller mit Ornamentstempel. Eine ähnliche Mittelstellung zur frühhellenistischen Tradition nehmen die flachen Teller ein, deren Form Waage, Form 1 2 4 — 126 Taf. 3f., ähnlich ist (Ränder sind bisher noch nicht identifiziert), mit dem Unterschied, daß die Fußprofile oftmals reicher sind. Die Verzierungen im Innern entsprechen Waage Abb. 4, 16—28 und Abb. 5, 1 — 1 0 . Teller mit Palmettenstempel sind zahlreich in der schwarzgefirnißten hellenistischen Keramik aus Pergamon. Sie knüpfen in dieser Verzierungsweise unmittelbar an die attische Tradition an. So auch: 5. Frgt. Oberseite: im Zentrum matter schwarzer Firnis; Palmettenstempelungen — tongrundiger Streifen mit eingetieftem Strichelkranz — äußere Zone dunkelrot, matt. Unterseite: matter, ockerfarbener Firnis. Auf Ober- und Unterseite mehrere konzentrische Rillen. Dm Fußring 7,8 cm. L P . Streufund. A b b . 1 , 5 und 3,5.
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JÖRG
SCHÄFER
Abb. 1. Gefäßprofile (i/2 d. Orig. Größe)
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T E R R A S I G I L L A T A AUS PERGAMON
Abb. 2. Gefäßprofile (V2 d. Orig. Größe)
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J Ö R G
Schalen
mit
S C H Ä F E R
aufgebogenem
a) Mit Standring. Diese Gefäße entsprechen Qandarli Typus 6 1 7 . Die Formen sind in der ' Pergamenischen Ware' aus Samos, Athen, Olbia und Antiochien üblich 18 . Die Fundumstände der Stücke von der Agora, Athen, zeigen, daß sie dort schon in der ersten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. in Gebrauch waren. In Pergamon sind diese Teller ziemlich häufig und von wechselnder Größe. 6. Firnis auf der Unterseite ungleichmäßig und fleckig, im übrigen rotbraun, dicht, schwach glänzend. Dm 16 cm. L P . Streufund (zur Form: Abb. 1,7). 7. Wie 6. Dm 10,2 cm. L P . A b b . 1 , 7 . 8. Frgt. wie 6. Dm Fußring etwa 10 cm. L P . Sicher Horizont III 1 9 . b) Typisch samisch, mit flachem Stand. Gleich: Priene 431 f. Nr. 122 Abb. 550. Ähnlich: Waage Taf. 12,28,30; Form 103 der »Westlichen Terra sigillata«. — Ferner Robinson 25, G 25 Taf. 61: »Samisch A«. — Tarsus 253 Nr. 562 Abb. 196: »Samisch«. Der Fundzusammenhang bei Robinson a. O. führt in die erste Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. 9. Firnis orangerot, schwach glänzend. Dm etwa 14 cm. S . A b b . 1,9. Teller mit abgesetztem Steilrand. Ihre Form steht in bezeichnendem Gegensatz zu den Tellern des vorhergehenden Abschnittes. Die sehr seltenen Importgefäße aus Italien, die sich für den Typus in Pergamon nachweisen lassen, zeigen immerhin . die unmittelbare Bekanntschaft der kleinasiatischen Töpfer (LP und S!) mit den westlichen Gegenstücken, deren Masse augusteisch — claudisch ist. Der Typus 'Haltern 2' 20 kennzeichnet diesen FormenQandarli 363 u. T a f . 28. Samos: Technau a. O. 49 A b b . 37. A t h e n : Robinson 11, F 1 und F 2 T a f . 60. Thompson, Hesperia 3, 1934, 421 ff. A b b . 110 und 116. Olbia: Knipowitsch T a f . 1, 14. 1 9 D. h. relativ früher als Horizont I V , jedoch geben auch hier L a m p e n Broneer T y p e X X I I einen terminus ante quem non für die A u f s c h ü t t u n g (s. oben Sp. 7 7 8 I ) . 20 Haltern I42f. A b b . 2 , 1 — 6 ; T a f . 10,2a. Vgl. auch Oswald-Pryce T a f . 4 2 , 1 — 1 2 . 17
18
788
kreis. Es ist nicht bekannt, wie lange diese Formen im Osten hergestellt worden sind. Nach Analogie der westlichen Formen müßten sie der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. zugewiesen werden. Daß sie trotz des westlichen Ursprunges des Typus ein gängiges östliches Erzeugnis sind, geht aus den griechischen Wortstempeln, die hier die lateinischen Töpferstempel vertreten, und aus dem Vorhandensein eng verwandter Formen innerhalb der nicht westlichen Ware aus Athen, Tarsus und Antiochia hervor (s. auch unten Sp. 795ff.). Typisch für die östliche Form ist der niedrige Fußring. Diese Teller sind charakteristisch für die Horizonte III/IV im Asklepieion. Auch aus den alten Grabungen am Burgberg sind sie in großer Zahl bezeugt. 10. Frgt. Firnis spiegelnd, rotbraun. Ton hellrot, hart, sehr fein. Doppelrille um das Zentrum der Innenfläche. Dm Fußring 10 cm. I t a l i s c h . A b b . 1 , 1 0 . 11. Frgt. Firnis auf der Unterseite fleckig, sonst orangebraun, glänzend. Der hohe Fußring nach westlichem Vorbild. Dm 21 cm. L P . A b b . 1 , 1 1 . 12. Frgt. Firnis wie 11. Dm 17 cm. LP. Steht Waage, Form 432 Taf. 5 nahe (»Römisch-Pergamenisch«). A b b . 1 , 1 2 . 13. Frgt. Firnis wie 11. Im Zentrum Stempel in planta pedis mit Motto K A A [ . . . ] . Dm 14,6 cm. L P . Streufund. 14. Frgt. Firnis wie 11, aber gleichmäßig. Dm 24 cm. LP. Streufund. A b b . 1 , 1 4 . Nahestehende Formen: etwa Tarsus 241 Nr. 378 Abb. 192, (»Römisch-Pergamenisch«). — Waage Form 412t, Taf. 4 (»Römisch-Pergamenisch«). 15. Frgt. Firnis wie 11. Dm 19,6 cm. LP. Abb. 1,15. 16. Frgt. Firnis wie 11. Dm 25 cm. L P . A b b. 1 , 1 6 . Ähnlich: £andarli-Typus 1 2 1 . 17. Frgt. Firnis orangerot, schwach glänzend. Innen konzentrisch Kreisrillen und Strichelkranz. Dm 19,4 cm. S. A b b . 1 , 1 7 . — Nahestehend Waage, Form 417 Taf. 5. 21
Qandarli 360 t.
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T E R R A S I G I L L A T A AUS P E R G A M O N
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Abb. 3. Bruchstücke von Tellern mit Ornamentstempel (etwa 2 / 3 der Orig. Größe)
Napf mit S t e i l r a n d und Horizont a l l i p p e . Dieser Typus, bisher selten in Pergamon, ist im Profil typisch samisch: niedriger Standring, dünnwandig und feingliedrig. Ähnliche Profile sind aus der Samischen Ware anderer Fundorte bekannt 22 . 18. Firnis wie oben 17. Auf der Lippe liegende S-Spiralrolle in aufgelegtem Relief. Dm etwa 12 cm. S. A b b . 1 , 1 8 . S t e i l w a n d i g e e i n f a c h e N ä p f e . Sämtlich S. Das Profil legt eine typologische Verbindung mit den schwarz oder schwarzrot gefirnißten Näpfen der hellenistischen Epoche nahe, deren Entwicklung sich in Athen gut verfolgen läßt. Näpfe wie das Gefäß 19 stehen in der Form etwa neben Thompsons Typus D 9 2 3 , 20 hingegen könnte eine Form wie Robinson F 1 1 ('Pergamenische Ware') 24 voraussetzen, eine Form, die ihrerseits schwerlich anders denn als typologische Fortsetzung des Typus Thompson E 4Ö25 aufgefaßt werden kann. Die typologische Reihe würde sich also folgendermaßen darstellen: Thompson D 9, attisch etwa Mitte 2. Jh. v. Chr. Napf 19, S. 22 Vgl. Knipowitsch Taf. 2, 30 (aufgesetztes Ornament!); Tarsus 254 Nr. 566 Abb. 196; Robinson 25 G 22 Taf. 6 1 ; Priene 431 f. Nr. 137, 138. Ähnliche westliche Form: Oswald-Pryce Taf. 50,7 (»claudisch«). 23 Hesperia 3, 1934, Abb. 1 1 7 . 24 25 Robinson 1 1 Taf. 60. Hesperia a. O.
Thompson E 46, attisch, etwa Ende 2. Jh. v. Chr. Robinson F 1 1 , 'Pergamenisch', etwa 75 v. Chr.—o. Napf 20, S. Die Richtigkeit dieser Abfolge muß in der Zukunft durch in ihrer Zeitstellung bestimmte Fundzusammenhänge geprüft werden. Soviel dürfte jedoch mit einiger Sicherheit feststehen: die Näpfe stehen sämtlich in engstem Zusammenhang mit hellenistischer keramischer Tradition. 19. Firnis gleichmäßig orangerot, nahezu matt. Als Folge von'Stacking'ockerfarbenes Band um die Außenseite der Lippe. Dm 9,3 cm. S. Streufund. A b b . 2 , 1 9 . 20. Firnis wie 1. 'Double dipping'. Dm 12,6 cm. S. 26 . A b b . 2,20. N ä p f e mit kelchartig ausschwing e n d e r W a n d . Der im Asklepieion mit hinreichender Häufigkeit vertretene Typus läßt sich nicht überzeugend mit gesichert hellenistischen Formen in Verbindung bringen. Auch in der westlichen Terra sigillata fehlt es an wirklich zutreffenden Parallelen. Das unten angeführte ähnliche Profil der Roten Ware aus Tarsus führt nach den Fundzusammenhängen noch nicht in das 1. Jh. n. Chr. Auf ein verhältnismäßig frühes Datum weist der 'Übergangsfirnis', der auch 26 Verwandt: Tarsus 233 Nr. 275 Abb. 188, »Hellenistisch-Pergamenisch«; stratigraphisch und durch Fundzusammenhänge nicht später als im 1. J h . v. Ch. ansetzbar.
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J Ö R G
S C H Ä F E R
bei den sicher nicht kaiserzeitlichen Fischtellern (oben Sp. 781) vorliegt. Der Zusammenhang mit der LP-Ware ist nicht erwiesen, da der Ton uncharakteristisch ist. 21. Frgt. Ton hellrot, fein, anscheinend ohne Glimmer. Firnis orangerot, nahezu matt, etwas fleckig. Dm 8,6 cm. L P ? Abb. 2 , 2 1 . Ähnliche Form: Tarsus 234 Nr. 290 Abb. 188 2 7 . N ä p f e m i t a b g e s e t z t e m R a n d . Diese Formengruppe ist besonders interessant, da sie innerhalb der LP-Ware in scharf ausgeprägten Varianten vorhanden ist und die Möglichkeit einer typologischen Ordnung bietet. Ob ihr entwicklungsgeschichtlicher Wert zukommt, kann noch nicht mit Sicherheit entschieden werden. Die Gruppen a) und b) dürften bezeichnend für das kleinasiatische und pontische Gebiet sein — die Formen wirken 'unrömisch' . a) Bauchige Form mit reichem Fußprofil. Verhältnismäßig häufig in Pergamon. — Formparallelen: Priene 433 Abb. 551 Nr.144. 1 4 7 . 1 4 8 . 153. Olbia, bei Knipowitsch Taf. 1, a. b. Diese Stücke gehören jedoch der Samischen Ware an 2 8 . 22. Frgt. Firnis rotbraun mit schwärzlichen Flecken. Leicht metallischer Schimmer. Innen am Gefäßboden zwei konzentrische Rillen, im Mittelpunkt Rest von rechteckigem Stempelfeld mit M [ . . . . ]. Dm 13,6 cm. LP. Abb. 2 , 2 2 . 5c. 23. Frgt. Firnis innen dick, orangebraun, im Glanz fast die Arretina erreichend, außen und auf der Basis dünn und matt. Konzentrische Rillen wie bei 22. Im Mittelpunkt rechteckiges Stempelfeld mit CATY/POY. Dm Fuß 6,2 cm. LP. Abb. 2 , 2 3 . 5g. 24. Frgt. Firnis wie bei 22. 'planta pedis' — Stempel mit XAPIC. Dm Fuß 6 cm. LP. 27 Tarsus 2 3 4 : »Tief im hellenistisch-römischen Horizont gefunden«, d. i. noch nicht im Niveau des 1. Jhs. n. Chr. 28 Vgl. auch Fußprofile aus Ephesus ('Terra sigillata') Ephesos I 168ff. Nr. 6. 19. 25. 44. Eine Definition dieser Ware ist dem V f . aus Mangel an Originalkenntnis nicht möglich. Zum größeren Teil scheint die Ware L P verwandt.
792
b) Fußprofil einfach, im übrigen gleiche Form wie a). Formparallelen: Priene a. O. Nr. 148, S; ähnlich: Knipowitsch Taf. 11,28 25. Firnis wie bei 22. Innen am Gefäßboden konzentrische Rille. Kein Stempel. Dm 15,4 cm. LP. Abb. 2 , 2 5 . 26. Frgt. Firnis wie bei 22. Im Mittelpunkt rechteckiges Stempelfeld mit TT0/90Y. Dm Fuß 6,7 cm. LP. Abb. 5e. 27. Frgt. Firnis wie bei 23. Im Mittelpunkt rechteckiges Stempelfeld mit TTYPOY. Dm Fuß 4,2 cm. LP. Abb. 5 f. Die Samische Ware, aus der die Parallelprofile bekannt sind, ist bisher nur in Fundzusammenhängen vom Ende des 1. Jhs. v. Chr. und von der 1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. beobachtet 29 . Eine entsprechende Zeitstellung nimmt anscheinend die von Waage mit ' Römisch-Pergamenisch' bezeichnete spätere Gruppe der 'Pergamenischen' Ware ein, in der den unsrigen im Wortlaut und in der Stempelform gleiche Stempelfelder häufig sind 30 . Dies scheint einen Ansatz unserer Stücke zwischen etwa 25 v. Chr. und 50 n. Chr. erforderlich zu machen. Demgegenüber ist festzustellen, daß die F o r m e n der Gefäße, die hier vorgelegt sind, in den genannten Fundzusammenhängen fehlen, ferner, daß der Gebrauch von Stempeln der gleichen Art über einen längeren Zeitraum hin nicht ausgeschlossen werden kann. Knipowitsch sieht in der Tat solche bauchigen Näpfe z. T. als vorkaiserzeitlich an. Ein wesentliches Argument für ihren Zusammenhang mit der hellenistischen Formenwelt und damit einer frühen Zeitstufe ist die von Knipowitsch hervorgehobene reiche Bildung der Fußprofile unserer Reihe a) 3 1 . Aus dem pergamenischen Material kann zugunsten einer solchen Auffassung ein Napf vom Musala Mezarlik angeführt werden 3 2 : er steht der oben erwähnten 29
s. zuletzt Robinson 12, ferner Tarsus 186. Waag£ 32ff., ferner Tarsus 282ff. Knipowitsch 2 0 — N a c h Kn. S. 20 beschränkt sich »planta pedis« auf Stücke mit einfachem Fußprofil, wäre also eine relativ jüngere Stempelform. Bei unserem Material trifft diese Beobachtung nicht zu. 32 MM 19/1320, Neg.Perg. 6 0 — 2 0 — 1 6 . Dazu ist zu erwähnen das unserer Reihe a) oder b) zugehörige fußlose Frgt. im Stadtmuseum Bergama Inv. 360 mit schwarzem metallischem Firnis. 30
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T E R R A S I G I L L A T A AUS PERGAMON
Form Thompson, E 46, sehr nahe (s. oben Sp. 790), weist jedoch genau das gleiche Fußprofil wie die Stücke unserer Reihe a) auf. Dem Tone nach gehört er zur LP-Ware. Der Firnis ist sogar der schon erwähnte rotbraune, glänzende 'Übergangsfirnis' (s. oben Sp. 781). Die klar abgesetzte Randzone ist außen schwarz und ruft den Schwarz-RotEffekt einiger Gefäße aus dem Asklepieion ins Gedächtnis 33 , die etwa auf der Stufe der Näpfe des genannten Thompsonschen Typus stehen. Es ist zu prüfen, ob es sich bei unserem Napftypus um ein Nachwirken hellenistischer Form in der Kaiserzeit oder um eine noch im früheren 1 . J h . v. Chr. entstandene Form handelt. Auch hier fehlen engmaschige Fundzusammenhänge im kleinasiatischen Gebiet. c) Näpfe mit einfachem Ringfuß, mit schräg ansteigender, leicht konkaver Wand und vertikalem, gekehltem Rand. Im Asklepieion konnten diese Gefäße bisher nur in wenigen Beispielen nachgewiesen werden. Die Ware ist nicht einwandfrei ermittelt, steht jedoch L P nahe. Im Osten ist die Form vor allem aus Antiochia, Tarsus, Olbia und Athen bekannt. Besonders verbreitet ist sie in der kaiserzeitlichen 'Pergamenischen' Ware oder in nahestehenden Fabriken 34 . Auf der Agora in Athen taucht die Form erst in der Fundgruppe G I I , d. h. nicht vor der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr., auf 3 5 . Westliche Näpfe des Typus erreichen nicht die feine Schwingung und Spannung der Profilkurve: z. B. Oswald-Pryce Taf. 38, 2 (»Claudisch«)36. 28. Firnis lebhaft orangerot, leicht metallischer Schimmer. Dm 1 1 , 9 cm. L P ? Horizont I I I 3 7 . A b b . 2,28. d) Näpfe mit gerundetem Wandprofil und nur außen abgesetztem Vertikalrand. Dies ist die innerhalb der Roten Ware aus Horizont IV im Asklepieion und auch vom Burgberg am meisten bezeugte Form. Fast alle Stücke gehören L P an. Das Profil entspricht
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Qandarli Typus 15 3 8 . Innerhalb der Roten Ware des hellenistischen Ostens, aber auch in der westlichen "Terra sigillata' ist die Form sehr verbreitet. Die Fundzusammenhänge der Athener Agora führen in die erste Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. 39 . Die Größe der Gefäße aus Pergamon variiert; bei der Mehrzahl liegt der Dm zwischen 7 und 1 5 cm. 29. Firnis innen gleichmäßig rotbraun, leicht glänzend. Außen auf dem Bauch und auf der Basis ungleichmäßig mit hellen Stellen. Grob ausgeführte, konzentrische Rille auf dem Grund40. Dm 7,5 cm. LP. 30. Firnis wie bei 29. Ton hellockerfarben, mit rötlichem Einschlag, ziemlich fein, anscheinend ohne Glimmer. Dm etwa wie 29. SP. A b b . 2 , 3 0 . Im Gegensatz zu der 'Pergamenischen' Ware der Agora in Athen entbehrt der Firnis bei 30 des leicht ins Karminfarbene gehenden Farbtones. K r ü g e . Auf die Gefäßschulter in besonderem Arbeitsgang aufgesetzte röhrenförmige Hälse mit ausladender Lippe sind bisher die einzigen Zeugen geschlossener Formen innerhalb der Roten Ware aus Pergamon. Der Ton ist hellrot, fein, ohne ersichtlichen Glimmergehalt, der Firnis dick und orangebraun, schwach glänzend. E r wirkt oft wie ein zäher Farbauftrag. E s ist nicht möglich, die Gefäße einer der aufgezählten Waren mit Sicherheit zuzuweisen. 3 1 . Frgt. Dm (Lippe) 6 cm. Streufund. Abb. 2 , 3 1 . Reliefkeramik. a) Importierte Arretina: Einige kleine Randfragmente von Näpfen entsprechen den Tarsus 254t. Nr. 570f. Abb. 147 veröffent-
33
Noch unveröffentlicht. Metall: F. Winter—E. Pernice, Hildesheimer Silberfund Taf. 19. 35 s. Robinson 29 etwa G 70, Taf. 5 und 66. 36 Ganz ähnlich spätaugusteisch: Chr. Albrecht, Das Ringlager in Oberaden (1938) Typus 18 Taf.26. 37 Zur stratigraphischen Situation vgl. Anm. 19. 34
27 AA. 1952
38
369t. Taf. 28. s. Robinson 24, G 13. G 14, Taf. 61. Verwandte westliche Formen: z. B . Oswald-Pryce Taf. 40. 40 Mindestens ebenso häufig sind in Pergamon derartige Formen ohne Rille. 39
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JÖRG
S C H Ä F E R
lichten 41 . Ein Parallelstück zu ebenda Abb. 148 ' B ' verdient Erwähnung: 32. Wandfrgt. eines Napfes mit abgesetztem Steilrand. Ton fein, hellrot. Firnis stark glänzend, orangebraun. Auf dem Rand Girlanden. Dm etwa 15 cm. Streufund. A b b . 4,32. b) Nachahmungen nach westlichem Vorbild: Diese Gefäße — ihre Form kann als Krater angesprochen werden — sind in der Formschüssel hergestellt, nur der Rand ist 'angedreht' 42 . Der Ton ist von L P nicht mit Sicherheit unterscheidbar. Ein lebhafter, orangeroter Firnis, oft stark glänzend und konsistent, ist charakteristisch. Wortstempel sind bisher bei dieser Ware in Pergamon noch nicht beobachtet. Stücke aus Priene, in Form und Dekor nah verwandt, sind wohl teilweise Import aus dem Westen 43 . Funde in einer Horizont IV mit Sicherheit voraufgehenden Schicht sind bisher nicht festgestellt. 33. Frgt. eines Kraters mit geschwungenem Rand. Blattzungen — Rosetten — Bogenketten. An der Berührungsstelle der Bögen lanzettförmiges Fiederblatt mit Voluten. Ergänzter Dm 1 2 — 1 5 cm. Streufund. A b b . 4 , 3 3 . Das Ornament ist im Stil frühkaiserzeitlicher Arretina gehalten. Zu den Motiven vgl. etwa H. Dragendorff - C. Watzinger, Arretin. Reliefkeramik (1948) 18 Abb. 1 , 1 7 a (Blattzungen), Rosetten passim, die Bogenkette ist wohl nach dem Schema von a.O. Nr. 4 1 1 Taf. 29 zu ergänzen: hängende Palmetten zwischen den Voluten. 34. Frgt. von Schulter und Bauch eines Kraters (?). Blattzungen, Lorbeerzweig. H. des Frgts. 5,5 A b b . 4 , 3 4 . Zum Lorbeerzweig in der Arretina vgl. bes. Dragendorff-Watzinger a. O. Nr. 573 Taf.32. 41 Der Reliefschmuck ist getrennt geformt und dann auf die Gefäßwand aufgesetzt. (Anders ist die Technik bei der 'Barbotine'-Keramik: vgl. Tarsus 188 Anm. 1 1 2 mit ausführlicher Literatur). Unser Gefäßtypus ist auch aus Antiochien bekannt und von Comfort bei Waage 70 Nr. 1 0 1 im Zusammenhang mit entsprechenden Funden im Westen behandelt. 42 Zur Form vgl. etwa Dragendorff, B J b . 96, 1895, Taf. 1 , 1 1 . 12. 43 Priene 433 ff. bes. 438 Nr. 163 mit Stempel des Perennius.
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35. Frgt. eines Kraters (?) mit tanzendem Silen. Das Relief ist in der Formschüssel mißlungen (doppelter Kontur). B r des Frgts. 5,5 cm. A b b . 4 , 3 5 . Zum figürlichen Motiv in der Arretina vgl. besonders den gleichen Typus a. 0 . Nr. 58 Taf. 6. Zum E x p o r t pergamenischer Keramik
(LP)
Auf der an den Funden von Pergamon erarbeiteten Grundlage kann nun der Versuch unternommen werden, aus dem Fundmaterial anderer Stätten den Anteil des Imports aus Pergamon auszusondern. Es darf angenommen werden, daß nicht wenig Material exportiert wurde: hierfür spricht die starke Produktion und die meernahe Lage Pergamons. Da wir auch die Keramik aus (Jandarli, deren Lokalisierung feststeht, zur pergamenischen Produktion rechnen, dürfte es schwer möglich sein, im Einzelfalle zu entscheiden, ob ein Stück aus Qandarli oder aus dem Stadtgebiet Pergamons selbst stammt. Trotzdem ist die Stadt Pergamon als der Platz der stärkeren Produktion auch als der Hauptort des Exportes anzusehen44. Der Anteil 'westlicher' Importe an der R o t e n W a r e P e r g a m o n s E s dürfte in Griechenland und in Kleinasien nur wenige Fundplätze mit kaiserzeitlicher Keramik geben, die neben östlicher Terra sigillata nicht auch westliche ImportSigillata aufweisen 45 . Der Anteil der west44 Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des pergamenischen Exportes wäre die überlokale Bedeutung der Roten Ware aus Pergamon zu untersuchen und die oben Sp. 778 erwähnte Pliniusstelle neu zu interpretieren. 45 Vgl. besonders: Robinson 2 5 f . ; Waage 3 1 t . und 6 i f . (Comfort); Tarsus i 8 o f . und 187t.; Priene 430ff. und 438; ferner Eilmann in OlympiaBericht I V (1940 und 1941) 86ff. Abb. 62ff.: östliche (lokale?) Terra sigillata und Importe aus dem Westen; neuerdings Walter in OlympiaBericht V I (1958) 48f. Abb. 28d und Abb. 2 9 a — f : lokale Ware aus Olympia ?; s. außerdem ebenda 52 ff. Abb. 34: italischer Töpferstempel; 53 Abb.35: italische Importgefäße; 54t. Abb. 38: südgallische Relief sigillata; 60 f. Abb. 47: östliche T. s. des späten 2. Jhs. n. Chr.
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T E R R A S I G I L L A T A AUS PERGAMON
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Abb. 4. Reliefkeramik;
liehen Importe kann jedoch von Fall zu Fall schwanken. Während Tarsus, Antiochia und Athen, deren Bestände gut bekannt sind, einen gewissen, wenn auch nicht allzu hohen Prozentsatz solcher Importe aufweisen, scheint demgegenüber in Pergamon sehr wenig westliche Terra sigillata importiert worden zu sein. So steht das bisher völlige Ausbleiben von lateinischen Wortstempeln auf der Roten Ware aus Pergamon im Gegensatz zu dem Befund der genannten drei umfänglichen Fundplätze. Die Bestände Roter Ware aus Samos (Heraion) scheinen frei von westlicher Terra sigillata zu sein 46 .
L i s t e der
1. A0HNEOY
Rechteckstempel. Burgberg. Aufbewahrungsort unbekannt. Foto Perg. 2394.
2. AM