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German Pages 80 Year 1963
D E U T S C H E AKADEMIE D E R LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU B E R L I N
ARCHIV FÜR
GARTENBAU
X. BAND • HEFT 8 1962
A K A D E M I E - V E R L A G
B E R L I N
DEUTSCHE
AKADEMIE
D E R L A N D W I R T S C H A F T S W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N
A R C H I V FÜR G A R T E N B A U
X. B A N D • H E F T 8 19 6 2
A K A D E M I E
- V E R L A G
B E R L I N
INHALTSVERZEICHNIS Seite
S. Strit^ke Untersuchungen über die befruchtungsbiologischen Verhältnisse bei HaselnußSorten unter besonderer Berücksichtigung ökologischer Verhältnisse
573
J. Ponert Bestimmung des Zeitpunktes der Meiosis in den Antheren der getriebenen Con-
vallaria majalis LINNE cv. Konvalinka z Jaromere CERNY nach quantitativ-morphologischen Merkmalen
609
H. Murawski und J. Endlich Beiträge zur Züchtungsforschung an Kirschen II. Befruchtungsbiologische und embryologische Untersuchungen an der Sauerkirschensorte Köröser Weichsel
616
REDAKTIONSKOLLEGIUM: G. Becker,
G. Friedrieb,
/. Reinhold> H.
Rupprecht
Herausgeber: Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Chefredakteur: Prof. Dr. J. Reinhold, Institut für Gartenbau, Großbeeren bei Berlin. Verlag: Akademie-Verlag G m b H , Berlin W 8, Leipziger Str. 3—4, Fernruf 22 04 41, TelexNr. 011773, Postscheckkonto: Berlin 35021. Bestellnummer dieses Heftes: 1039/X/8. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 5005 des Ministeriums für Kultur. Karten: MDI der DDR Nr. 7094. Herstellung: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg. Das Archiv für Gartenbau erscheint in einzelnen Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen. Die Hefte, die innerhalb eines Jahres herauskommen (8 Hefte), bilden einen Band. Das letzte Heft des Bandes enthält Inhalts-, Autoren- und Sachverzeichnis. Es werden nur Manuskripte angenommen, die bisher noch in keiner anderen Form im In- oder Ausland veröffentlicht worden sind. Der Umfang soll nach Möglichkeit l 1 / 2 Druckbogen (etwa 35 Schreibmaschinenseiten) nicht überschreiten. Die Autoren erhalten Umbruchabzüge mit befristeter Terminstellung, bei deren Überschreitung durch den Autor von der Redaktion Imprimatur erteilt wird. In den Fällen, in denen die Lesung durch den Autor (Ausländer) auf sehr große Schwierigkeiten stößt oder sehr zeitraubend wäre, wird die Prüfung durch die Schriftleitung vorgenommen. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Jeder Autor erhält von der Akademie unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40 D M für den Druckbogen. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. Jeder Arbeit muß vom Autor eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse beigegeben werden. Sofern er in der Lage ist, soll er diese gleich übersetzt in russisch und englisch bzw. in einer dieser Sprachen liefern. Gegebenenfalls wird die Ubersetzung in der Akademie vorgenommen. Bezugspreis je Heft (etwa 80 Seiten) 5,— DM. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Ubersetzung. — All rights reserved (including those of translations into foreign languages). No part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permission. from the publishers.
573 Aus dem Institut für Gartenbau Dresden-Pillnitz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. G. FRIEDRICH) und dem Institut für Obstbau, Marquardt der Humboldt-Universität zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. H. K R Ü M M E L )
S. STRITZKE
Untersuchungen über die befruchtungsbiologischen Verhältnisse bei Haselnuß-Sorten unter besonderer Berücksichtigung ökologischer Verhältnisse Eingegangen am 29. Mai 1961
Einleitung Oft wurde auf die große volkswirtschaftliche Bedeutung der Haselnuß als wertvoller Fett- und Eiweißlieferant hingewiesen. Dies hat auch seine Berechtigung, denn die Haselnuß gehört mit einem Fettgehalt von 60% und einem Eiweißgehalt von 14% nach HEUPKE und ROST (1950) zu unseren hochwertigsten Nahrungsmitteln. Der Gehalt an Vitaminen liegt nach den gleichen Autoren bei 440 I. E. Vit. A bzw. 400 Vit. B x auf 100 g Nüsse. Es fehlte auch nicht an Hinweisen und Empfehlungen, den Anbau in Deutschland zu erweitern, und trotzdem sind alle diese Bestrebungen in der Praxis meist nicht besonders erfolgreich verlaufen. Wie in Deutschland, so hat auch in vielen anderen Ländern der Haselnußanbau nur untergeordnete Bedeutung erlangt. Trotzdem fehlt es nicht an Bemühungen, auch in diesen nicht typischen Haselnußanbauländern diese Kultur sicherer zu gestalten, wie Arbeiten aus Bulgarien von ILIEW (1956), aus Rumänien von STANCIU (1958), aus der CSSR von SOBEK (1956) und aus Holland von GERRITSEN (1959) zeigen. In anderen Ländern wie Türkei, Spanien und Italien nimmt der Haselnußanbau dagegen volkswirtschaftlich einen breiten Raum ein. Auch England und Schweden waren in früheren Jahren durch verbreiteten Haselnußanbau bekannt. Wie aus früheren Arbeiten ersichtlich ist, sind es vor allem befruchtungsbiologische Verhältnisse, die einen sicheren Anbau in unserem Klima verhindert haben. Im Zusammenhang hiermit steht die große Sortenvielzahl — GOESCHKE (1887) nennt über 100 —, die auch zu vielen Sorten Verwechslungen geführt hat. Betrachtet man die besonders von CLARENCE (1954), JOHANSSON (1927/ 1935), SCHANDERL (1955/56), SCHNEIDERS (1951), SCHUSTER (1924, 1941) und SLATE (1930, 1941) genannten Ergebnisse, so bestätigt sich, daß die Erkenntnisse auf dem Gebiet der Blüten- und Befruchtungsbiologie bei Haselnuß noch recht lückenhaft sind. In Deutschland wurde lediglich in dem klimatisch recht günstigen Gebiet in Geisenheim an diesen Fragen gearbeitet. Es wurde auch an verschiedener Stelle betont und ist selbstverständlich, daß die Witterungsverhältnisse im wesentlichen Zusammenhang mit den Befruchtungsverhältnissen stehen. Die unterschiedlichen Ansichten über Fragen der Dichogamie, der Wildhasel als Pollenspender und der Fertilitätsverhältnisse sind ein Beweis hierfür. Über Fragen der Embryoentwicklung bei Betulaceen liegen Arbeiten von BENSON (1894), NAWASCHIN (1895/1899) und SOMMER (1930) vor. Mit 38*
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STRITZKE, Befruchtungsbiologische Verhältnisse bei Haselnuß-Sorten
Fragen der Pollenerzeugung und des Pollenfluges beschäftigten sich GREGUSS (1926), KNOLL (1956), POHL (1937) und REMPE (1938). Bei den in anderen Ländern, wie Schweden, Italien und USA, durchgeführten Arbeiten ist auch meist mit Sortenmaterial gearbeitet worden, welches bei uns nicht im Anbau ist. Die Aufgabe der vorliegenden Untersuchungen war es, die befruchtungsbiologischen Verhältnisse einiger im Anbau in der Deutschen Demokratischen Republik besonders bevorzugter Sorten unter unseren klimatischen Verhältnissen zu studieren. Weiterhin sollten vergleichende Beobachtungen zwischen typischen Haselnußanbauzentren der Welt und den Klimaverhältnissen in der Deutschen Demokratischen Republik angestellt werden, um eine Einschätzung der Anbaumöglichkeiten bei uns geben zu können. Es ist auch bekannt, daß etwa um 8000 v. d. Z. eine Periode bestand, die als „Haselzeit" bekannt wurde. Auch diese pflanzengeographische Entwicklung sollte in die klimatologische Analyse einbezogen werden, um ein zusammenhängendes Bild über die optimalen Entwicklungsbedingungen von Corylus avellana zu bekommen. Das Ziel der Untersuchungen war es, festzustellen, ob bzw. wo unter den klimatischen Verhältnissen der Deutschen Demokratischen Republik mit einem erfolgreichen Haselnußanbau gerechnet werden kann und welche Sorten und Sortenkombinationen hierfür in Frage kommen. I Befruchtungsverhältnisse Material und Methodik Blühverlauf Zur Klärung der Fragen der Dichogamie wurden unter unseren klimatischen Verhältnissen zunächst Beobachtungen des Blühverlaufes an folgenden 40 Sorten in den Jahren 1957, 1958 und 1959 in der Pillnitzer Anlage durchgeführt. Althaidensleber Lambertsnuß Kunzenmüllers Zellernuß Kurzhüllige Zellernuß Bandnuß Barceloner Eckige Lange Landsberger Liegeis Zellernuß Barrs Zellernuß Blumberger Zellernuß Ludolphs Zellernuß Corylus avellana atrop. max. Luisens Zellernuß Minnas Zellernuß Daviana Einzeltrag, kegelförmige Neue Riesennuß Emperor Northamptonshire Eugenie Prolifique à coque serre Römische Nuß Frühe lange Zellernuß Garibaldi Rotblättrige Zellernuß Schlesierin Gubener Zellernuß Gunslebener Zellernuß Sicklers Zellernuß Triebseel Gustavs Zellernuß Hallesche Riesennuß Truchsess Zellernuß Italienische Volle Verbesserte Cosford Vollkugel Jahns Zellernuß Webbs Preisnuß Jeeves Sämling Kadetten Zellernuß Wunder aus Bollweiler.
Archiv f ü r Gartenbau, X . Band, Heft 8, 1962
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Bei den folgenden Sortennennungen wird Lambertsnuß mit L. und Zellernuß mit Z. abgekürzt. Die Beobachtungen an Wildhasel wurden im Schloßgarten in Pillnitz und im Botanischen Garten in Dresden durchgeführt. Folgende Blühstadien wurden bei männlichen und weiblichen Blüten erfaßt: A B C D
Beginn der Blüte Beginn der Vollblüte Ende der Vollblüte Ende der Blüte.
Gleichzeitig wurde das meteorologische Zahlenmaterial, vor allem die Temperaturmessungen der Beobachtungsstation in Pillnitz, für die Gesamtbetrachtung herangezogen, da die Temperaturverhältnisse, wie BOER (1952), T A M A S (1959) und WEGER u. a. (1940) bestätigen, als ausschlaggebenster Faktor für den Blüh verlauf angesehen werden müssen. Zur Feststellung, ob bei differenzierten Temperaturen unterschiedliche Tendenz des Aufblühens männlicher und weiblicher Blütenorgane auftritt, wurden 1959 in der Zeit ab 2. Februar Blühstadienerfassungen an den Sorten Althaldensleber L., Bandnuß, Daviana, Garibaldi, Gubener Z., Gunslebener Z., Hallesche Riesennuß, Römische Nuß, Verbesserte Cosford, Webbs Preisnuß und Wunder aus Bollweiler, bei unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt. Das Material wurde am 2. 2. im Freiland aus einem Bestand geschnitten. Die Entwicklung der männlichen Blütenorgane war einheitlich. Lediglich die Sorten Gubener Z- und Römische Nuß waren in der Entwicklung etwas voran. Von den genannten Sorten wurden Triebe in mit Wasser gefüllte Erlenmeyerkolben bei + 4 ° C , + 9 ° C , + 12 °C, + 1 6 °C, + 2 0 °C, + 2 4 °C, + 2 8 °C in Klimakammern aufgestellt. Im Gegensatz zur Blühstadienerfassung bei den Freilandbeobachtungen, wo die Gesamtblüten am Strauch bonitiert wurden, wurden hier die Einzelblüten berücksichtigt. Die Erfassung wurde nach folgendem Schema durchgeführt: A Beginn der Blüte B Vollblüte C Ende der Blüte. Ergebnisse der Untersuchungen Die Ergebnisse der Untersuchungen sind aus der Darst. 1 ersichtlich. Es zeigte sich, daß 1957 die größten Schwankungen im Blühverlauf auftraten und in starkem Maße Proterogynie sowie längere männliche Blütezeit vorherrschte. Die Jahre 1958 und vor allem 1959 waren dagegen typisch für Proterandrie bzw. gleichzeitigen Blühbeginn. Die männlichen Blüten stäubten in wenigen Tagen — 1959 in zwei bis drei Tagen — ab, während die weiblichen Blüten mehrere Wochen befruchtungsfähig blieben. Bei einigen Sorten konnten die Bonitierungen 1958 nicht zu Ende geführt werden, da durch Minustemperaturen um 11 °C erhebliche Narben Verfärbungen auftraten. Der Einfluß der Temperatur auf den Blühverlauf ist weiterhin aus der Darst. 2 ersichtlich, wo bei Temperaturen über + 9 ° C eine sehr schnelle Abblüte der männlichen Blütenorgane und Proterandrie deutlich wird, während bei den weiblichen
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STRITZKE, Befruchtungsbiologische Verhältnisse bei Haselnuß-Sorten
Blühf er/auf be/ flaje/nusi-
Sorten in den Jahren
Darst. 1
1957-59
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Archiv für Gartenbau, X . Band, Heft 8, 1962
Blütenorganen die Zeitspanne Vollblüte bis Ende der Blüte mit Erhöhung der Temperatur abnimmt. Eine wesentliche Umstellung ist unter + 9 ° C zu ersehen, denn hier herrscht im wesentlichen Proterogynie und längere männliche Blüte, aber auch erheblich längere weibliche Blüte vor. In der Tab. 1 sind s und s % zu den in Darst. 2 aufgezeigten Mittelwerten sämtlicher Sorten zusammengestellt. Tabelle 1 Angaben über s und s % zum Blühverlauf (Darst. 2) bei 11 Haselnußsorten in Klimakammern weibliche Blüte
Temperatur 4° s
s%
9° s s% 12° s s% 16° s
s%
20° s
8%
24° s s% 28° s 8%
männliche Blüte
A
B
C
A
B
C
6,81 14,72 0,55 1,55 0,53 1,53 0,03 0,09 0,45 1,32 0,45 1,32 0,45 1,32
13,04 20,60 0,82 22,21 0,53 1,49 2,03 5,96 0,34 0,97 0,34 0,97 0,34 0,97
5,01 5,90 4,82 7,74 5,10 9,10 2,71 5,25 0,96 2,08 0,74 1,68 0,86 2,06
3,63 3,63 6,85 1,57 0,51 1,49 0 0 0 0 0 0 0 0
4,85 8,58 5,13 13,18 1,48 4,23 0,03 0,09 0,03 0,09 0,03 0,09 0,74 2,17
9,96 14,86 0,45 1,13 0,93 24,85 0 0 0 0 0 0 0 0
A Beginn der Blüte B Vollblüte C Ende der Blüte Blüh verlauf bei tlase/nußsorten in Klimakammern. (x von 11 Sorten) 2»-
A B
H
C A
20
B C
ie-
4 Beginn der Blüte B Vollbliite C Ende der Blüte
ri9 -
Tage 3t lach Jahresbeginn
3t
M
19
m
59
Darst. 2
H
69
n
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STRITZKE, Befruchtungsbiologische Verhältnisse bei Haselnuß-Sorten
Besprechung der Ergebnisse Aus den Studien des Blüh Verlaufes im Freiland und in den Klimakammern ist ersichtlich, welch entscheidenden Einfluß der Temperaturverlauf auf die Dichogamie hat. Bei Temperaturen über + 9 ° C ist bei den männlichen Blütenorganen kein wesentlich unterschiedlicher Blühverlauf festzustellen. Die Abblüte erfolgt dann innerhalb 2 bis 3 Tagen, während die weiblichen Blütenorgane dann meist erst mit der Vollblüte beginnen. Bei Temperaturen zwischen + 4 und + 9° C tritt meist Proterogynie auf und erheblich längere männliche Blütezeit. Aus der Tab. 1 ist ersichtlich, daß Sortenstreuungen lediglich bei Temperaturen unter + 9 ° C verstärkt auftreten. Bei + 4° C liegt die Grenze normalen Blütenverlaufes, denn hier treten zum Teil bereits Stockungen bei der Blütenentwicklung auf. Aus diesen Ergebnissen kann die Schlußfolgerung gezogen werden, daß Standorte, an denen im Spätwinter oftmals starke Temperaturerhöhungen auftreten, wie sie in Deutschland im Januar oder Februar oft beobachtet werden, ungünstig auf die Befruchtungsverhältnisse bei Haselnuß einwirken müssen. Maritimer Klimaeinfluß wirkt hier begünstigend, obwohl, wie aus den späteren Angaben über phänologische Untersuchungen ersichtlich wird, die großklimatischen Unterschiede im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik relativ gering und starke Jahresschwankungen typisch sind. Kleinklimatische Verhältnisse sind besonders zu beachten. Auch die in der Literatur HARTOG (1870), JOHANSSON (1927,1935), KIRCHNER u. a. (1913) und SCHNEIDERS (1951) zum Teil stark unterschiedlichen Ansichten über die Fragen der Dichogamie bei Haselnuß finden eine erneute Erklärung. Eine Betrachtung vor allem der Jahre 1957 und 1958 zeigt, daß zwischen den einzelnen Sorten zum Teil recht erhebliche Blühzeitendifferenzen auftreten. Hierbei sind besonders die Sorten interessant, die mit ihrer männlichen Blüte etwas später liegen und bereits in weiblicher Vollblüte befindliche Sorten befruchten können. Diese Kombinationen sind noch im Zusammenhang mit den zu besprechenden Bestäubungsversuchen zu erörtern. Andere Witterungsfaktoren, wie Wind oder Regen, wirken selbstverständlich auch beeinflussend auf die Bestäubung, die Verhältnisse der Dichogamie werden jedoch in erster Linie von den Temperaturverhältnissen beeinflußt, abgesehen davon, daß bei feuchter Witterung selbst reifer Pollen nicht stäubt. Pollen keimprüfungen Material und Methodik An den im Abschnitt Blühverlauf genannten Haselnußsorten des Pillnitzer Sortimentes wurden in den Jahren 1957, 1958 und 1959 Pollenkeimprüfungen zur Feststellung eventueller Sortenunterschiede in bezug auf Keimfähigkeit und Keimkraft durchgeführt. Die Untersuchungstermine lagen 1957 in der Zeit zwischen 30. 1. und 2. 2. 1958 zwischen 30. 1. und 4. 2. und 1959 zwischen 4. 2. und 7. 2. Um die untersuchten Sorten möglichst gleichmäßigen Vorbedingungen auszusetzen, wurden alle Sorten zur gleichen Zeit im Quartier geschnitten und bei + 4 ° bis + 5 ° C in Kühltruhen aufbewahrt. 1 bis l 1 / 2 Tage vor dem Ansetzen der Präparate wurden die Kätzchen in einem Gewächshaus zum Ausstäuben aufgestellt. Zur Pollenentnahme wurden Mischproben verschiedener Kätzchen verwendet.
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Die Untersuchungen wurden nach 20 bis 24 Stunden in 20%iger Saccharoselösung im Hängetropfen durchgeführt. Die Präparate wurden in einem Klimaraum bei + 24°C aufgestellt. Der genannte Zeitraum bis zur Untersuchung wurde gewählt, da zu dieser Zeit sämtliche keimfähigen Pollen ihre optimale Länge erreicht hatten, wie nach Untersuchungen von vom BERG (1930) und RICHTER-KRUMBIEGEL (1953/54) festgestellt worden war. Nach JOHANSSON (1927) beginnt die Pollenkeimung bereits bei wesentlich niedrigeren Temperaturen, dauert dann aber erheblich länger. Bei einer Temperatur von -|-1 bis + 2 ° C konnte nach 12 Stunden der Beginn der Pollenkeimung festgestellt werden, aber erst nach 36 Stunden erreichte sie beispielsweise bei der Sorte Cosford 80%. COX (1943) gibt als günstigste Temperatur + 2 5 ° C an. Eigene Untersuchungen zwischen 16. und 18. 3. 1959 an der Sorte Hallesche Riesen und an Wildhasel zeigten, daß bei + 4 ° C nach 24 Stunden 4,2 bzw. 2,5% und erst nach 96 Stunden 13,2 bzw. 25,3% der Pollen keimte. 24 Stunden Aufbewahrung bei + 2 4 ° C ergaben bei Halleschen Riesen und Wildhasel 37,0% Pollenkeimung. Die Keimlänge lag bei 122 bzw. 133 u, also praktisch gleich. Je Sorte wurden 5 Präparate angesetzt. Diese Zahl an Wiederholungen war auf Grund von Untersuchungen als ausreichend anzusprechen. Folgende Werte wurden erfaßt: Prozentuale Keimung, Länge der Pollenschläuche, Dicke der Pollenschläuche, sowie die Größe keimender und nichtkeimender Pollenkörner. Zur Feststellung der prozentualen Keimung wurde jedes Präparat durchgesehen, ein Präparatausschnitt mit ca. 100 Pollen wurde ausgezählt und das Keimungsergebnis in Prozenten ausgedrückt. Die Länge der Pollenschläuche, Schlauchdicke and Pollenkorngrößen wurden mittels Okularmikrometer gemessen und in q , i n " OO" \O CO 00 o " TH
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Archiv für Gartenbau, X . Band, Heft 8, 1962
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Gram, Perleberg Institutul de Cercetari Agronomice Sectiunea de Pomicultura, Rumänien Altenweddingen VEB Baumschule Stendal Seiler, Werder Institut für Obstbau Marquardt Schmolke, Ketzin Weniger, Ketzin Blankenburg Prussendorf Standbaum 172 Prussendorf Standbaum 236 Groß-Gagelow Cottbus
Graz, St. Peter Nagykörös, Ungarn Landesobstgarten Theising OB (1944)
Graz, St. Peter Graz, St. Peter Graz, St. Peter Landesobstgarten Theising OB (1940) Schrikker-Sander Alsotekeres, Ungarn
w u r d e n 5—10 M i n . in einer 5 % i g e n E i s e n a l a u n l ö s u n g gebeizt u n d auf d e m Objektt r ä g e r m i t K a r m i n - E s s i g s ä u r e a n g e f ä r b t . M i t Hilfe v o n E u p a r a l k o n n t e n D a u e r präparate hergestellt w e r d e n . II. E r g e b n i s s e 1. M o r p h o l o g i s c h e
Untersuchungen
a) Früchte Fruchtgröße D i e F r u c h t g r ö ß e w u r d e d u r c h M e s s u n g e n der F r u c h t l ä n g e , -breite u n d - d i c k e an j e w e i l s 100 F r ü c h t e n b e s t i m m t . In T a b . 2 sind die E r g e b n i s s e der M e s s u n g e n z u sammengestellt. Betrachten w i r den M i t t e l w e r t aller T y p e n , so k ö n n e n w i r feststellen, daß er m i t den A n g a b e n v o n K R Ü M M E L , G R O H u n d F R I E D R I C H (1956) fast ü b e r e i n s t i m m t . Es g i b t n u r w e n i g T y p e n , die sehr stark v o n diesem M i t t e l w e r t a b w e i c h e n , D i e v o r h a n d e n e n Unterschiede sind v o r w i e g e n d auf E r n ä h r u n g s e i n f l ü s s e
Archiv für Gartenbau, X. Band, Heft 8, 1962
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infolge unterschiedlichen Ertrages zurückzuführen. Dies kommt besonders beim Typ 13 zum Ausdruck, der ein besonders schlechter Träger ist. Fruchtgewicht Das Fruchtgewicht von 100 Früchten wurde 1959 und 1961 bestimmt. Betrachten wir zunächst in Tab. 2 die Mittelwerte aller Typen aus beiden Jahren, so finden wir eine sehr gute Übereinstimmung, während die einzelnen Typen von diesem Mittelwert mehr oder weniger stark abweichen. Die stärksten Abweichungen haben auch hier wieder die Typen mit geringen Erträgen zu verzeichnen, da sie in der Lage sind, die wenigen vorhandenen Früchte besser auszubilden. Genetisch bedingte Größenunterschiede liegen hier wahrscheinlich nicht vor. Nach den Angaben von KRÜMMEL, GROH und FRIEDRICH (1956) beträgt das Gewicht von 100 Früchten 504 g, und MEIER (1954) stellte ein solches von 520 g fest. Auch die Fruchtgewichte dieser Größenordnung stellen keine bemerkenswerte Abweichung dar. MALIGA (1954) berichtet, daß von der Pandy-Weichsel in Ungarn auf 1 kg 80 bis 120 Früchte kommen. Das würde einem durchschnittlichen 100-Fruchtgewicht von 1000 g entsprechen. Es ist anzunehmen, daß die günstigeren Klimabedingungen in Ungarn bei den Köröser-Weichsein das bessere Fruchtwachstum bedingen. Die ungarischen Typen brachten in Müncheberg keine größeren Früchte. Vergleichen wir das durchschnittliche Fruchtgewicht der Köröser-Weichsein mit dem der Schattenmorelle, so ergibt sich eine eindeutige Überlegenheit der Köröser Weichsel. Die großfrüchtigen Sorten Podbielski und Gubens Ehre sind den Köröser-Typen im Fruchtgewicht sehr ähnlich, während die Rote Maikirsche hier etwas abfällt. Verhältnis Frucht-: Steingewicht Der Steinanteil ist bei allen Typen verhältnismäßig gleich und weicht nur gering vom Gesamtmittel ab. Kleine Unterschiede bestehen im Mittelwert zwischen beiden Untersuchungsjähren (Tab. 2). Größer ist der Unterschied zu den Angaben von KRÜMMEL, GROH und FRIEDRICH (1956), die einen Steinanteil von 7,7% ermittelten. Dieser Wert ist bei keinem unserer Typen aufgetreten. Andere morphologische Merkmale Wir untersuchten weiterhin Fruchtform, Fruchtrelief, Fruchtschale, Fruchtfleisch und Fruchtsaft. Auch bei diesen Merkmalen konnten wir nur geringe oder keine Unterschiede zwischen den vorhandenen Typen ermitteln. Auf eine Beschreibung soll hier daher verzichtet werden. b) Blätter Länge und Breite Da sich bei den Früchten keine morphologischen Unterschiede feststellen ließen, untersuchten wir die Blattgröße, um hier eventuell bestehende Unterschiede zwischen den einzelnen Typen erfassen zu können. Von allen Typen wurden die Mittelwerte aus 50 Messungen von Länge und Breite der Blätter einjähriger Triebe gebildet. Die Einzelwerte gruppierten sich verhältnismäßig eng um den Mittelwert, der für die Blattlänge 10,2 cm und für die Blattbreite 5,2 cm beträgt. Abweicher waren rein zufälliger Art, die durch die Wüchsigkeit des Baumes bedingt sind. Wir können auch bei diesem Merkmal die Feststellung treffen, daß keine echten Unterschiede zwischen den einzelnen Typen bestehen. 41
Archiv für Gartenbau, X. Band, Heft 8, 1962
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MURAWSKI u. ENDLICH, Beiträge zur Züchtungsforschung an Kirschen
Tabelle 2 Fruchtgewicht und Fruchtgröße verschiedener Typen von Köröser Weichsel
Bezeichnung
Gewicht von von 100 Früchten 1959
Steinanteil %
Gewicht von 100 Früchten 1961
g Tvp
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 17 18 19 20 21
Mittel Podbielski Rote Maikirsche Gubens Ehre Schattenmorelle
586 586 532 486 650
g
478 645 582 524 588 558 696 534 436 586 526 572 590 576
5,4 5,1 5,0 5,5 4,9 5,7 5,0 6,2 5,8 5,3 5,1 5,6 5,3 5,4
482 549 607 497 650 553 457 687 539 552 496 605 618 500 547 606 465 508 602 604
564,79
5,2
561,20
—
4,6 5,0 5,2 5,0 4,6 —
Fruchtgröße 1959
Steinanteil %
Länge
Breite
Dicke
mm
mm
mm
22,6 22,3 21,7 20,9 23,4
19,7 19,7 19,3 18,6 22,3
5,2 5,2 4,5 5,0 4,6 4,5 5,0 4,4 5,0 4,8 4,0 4,5 4,5 5,4 4,8 4,6 5,1 5,1 4,8 4,6
18,9 18,7 18,1 17,6 19,6 17,4 19,8 18,9 18,0 19,1 18,6 20,1 18,2 17,1 18,9 18,4 19,1 19,0 19,0
20,6 23,2 22,4 21,7 22,2 22,1 24,2 21,7 20,5 22,6 22,0 22,4 22,7 22,4
18,4 20,2 19,5 18,9 19,9 19,5 20,9 19,1 17,9 19,6 19,2 19,7 20,0 19,6
4,9
18,7
22,2
20,1
—
—
—
590 494 552 447
c) Wuchs des Baumes Der Wuchs ist bei fast allen Typen stark mit schräg aufwärts gerichteten Seitenzweigen. Es ist jedoch eine unterschiedliche Ausbildung v o n Seitenzweigen, Fruchtruten und Rosettentrieben zu beobachten. Ein geringer Besatz mit Rosettentrieben konnte bisher an den Typen 5, 6 und 15 ermittelt werden, ein sehr guter Besatz an den Typen 10, 11, 17, 18, 19 und 20. 2. B e f r u c h t u n g s b i o l o g i s c h e
Untersuchungen
a) Ansatzergebnisse nach freier Abblüte Unter der Voraussetzung, daß alle Köröser-Typen und Vergleichssorten gleichmäßig mit demselben Pollengemisch bestäubt werden, gibt eine Auszählung des Fruchtansatzes Hinweise auf die allgemeine Fruchtungstendenz. In unserem Sortimentsquartier, in dem sich zahlreiche Süß- und Sauerkirschensorten befinden, und
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A r c h i v f ü r Gartenbau X. B a n d , Heft 8, 1962
die zu untersuchenden Typen und Vergleichssorten in diesem Quartier an verschiedenen Stellen stehen, scheint die Übertragung eines ausreichenden Pollengemisches gesichert. Die erhaltenen Ansatzergebnisse geben daher sortentypische Hinweise auf die Fruchtbarkeit. Auszählungen des Fruchtansatzes wurden 1959 und 1961 vorgenommen. Tabelle 3 Ansatzergebnisse an Köröser Weichsel nach freier Bestäubung 1959 Bezeichnung Typ
1 3 4 5 6 7 8 10 11 12 13 14 15 18 19 20 21 Schattenmorelle Gubens Ehre Summe
Anzahl Blüten
Anzahl de r Früchte Anfang Juni
0/ /o
Anfang Juli
%
Abgefallen
/o
946 785 986 1083 324 440 1054 1196 1274 936 1089 1000 1189 1017 1038 1043 863
201 286 486 219 109 171 188 557 429 257 199 474 592 420 457 426 319
21,2 36,4 49,3 20,2 33,6 38,9 17,8 46,6 33,7 27,5 18,3 47,4 49,8 41,3 44,0 40,8 37,0
182 234 431 138 95 128 138 471 337 209 133 392 493 360 381 338 229
19,2 29,8 43,7 12,7 29,3 29,1 13,1 39,4 26,5 22,3 12,2 39,2 41,5 35,4 36,7 32,4 26,5
19 52 55 81 14 43 50 86 92 48 66 82 99 60 76 86 90
7,96 18,18 11,32 36,97 12,84 25,15 26,60 15,44 21,45 18,68 6,68 17,30 16,72 14,29 16,63 20,19 28,22
1241
610
49,2
485
39,1
125
20,49
1104
269
24,4
235
21,3
34
12,64
21838
7659
35,07
6164
28,23
1495
19,52
Die Anzahl der ausgezählten Blüten betrug 1959, dort, wo es möglich war, je Typ etwa 800 bis 1000. Die Auszählung des Fruchtansatzes geschah Anfang Juni und Anfang Juli. Die Ergebnisse sind in Tab. 3 zusammengestellt. Bei der ersten Auszählung konnte ein durchschnittlicher Fruchtansatz von 35% ermittelt werden. Die Einzelwerte der Typen weichen von diesem Mittelwert teilweise erheblich ab. Wir beobachteten Typen, die einen sehr schlechten Ansatz hatten, 17% und 18% und Typen, die im Fruchtansatz der Schattenmorelle mit 49% ähnlich waren. Dazwischen finden wir alle Übergänge. Bei der zweiten Auszählung war im Durchschnitt nur noch ein Fruchtansatz von 28% vorhanden. Der Verlust an Früchten war nicht bei allen Typen gleichmäßig. Sie unterscheiden sich hier teilweise beachtlich. Bei den Köröser-Typen schwankt der Anteil abgefallener Früchte von 6% bis 36%, bei der Schattenmorelle beträgt er 20%. Es gibt nach der zweiten Auszählung Köröser-Typen, die einen höheren Fruchtansatz haben als die Schattenmorelle, z. B. Typ 4 und 15. 41*
622
M U R A W S K I u. E N D L I C H , Beiträge zur Züchtungsforschung an Kirschen
Tabelle 4 Ansatzergebnisse an Köröser Weichsel nach freier Bestäubung 1961
Bezeichnung
Typ
1 5 6 7 9 10 11 17 18 19 Schattenmorelle Podbielski Gubens Ehre Summe
Anzahl der Früch te
Anzahl der Blüten
Ende Mai
%
Anfang Juli
1017 936 822 1000 2036 2050 2056 2032 2077 1903
232 77 45 220 171 311 475 303 485 294
22,8 8,2 5,5 22,0 8,4 15,2 23,1 14,9 23,4 15,4
143 20 27 115 108 148 231 163 253 190
14,1 2,1 3,3 11,5 5,3 7,2 11,24 8,0 12,2 9,9
89 57 18 105 63 163 214 140 232 104
38,36 74,03 40,00 47,73 36,84 52,41 45,05 46,20 47,84 35,37
1236 1127
348 207
28,2 18,4
115 118
9,3 10,5
233 89
66,95 43,00
997
71
7,1
56
5,6
15
21,12
19289
3239
16,79
1687
%
8,75
Abgefallen
1522
/o
46,26
1961 wurde die Auszählung nicht bei allen Köröser-Typen vorgenommen. Dafür ist die Anzahl der Blüten bei den untersuchten Typen erhöht worden. Die Auswertung erfolgte wie 1959, und die Ergebnisse sind in Tab. 4 zusammengefaßt. Der durchschnittliche Fruchtansatz betrug in diesem Jahr nur 16%, und die Differenzierung in gut und schlecht ist ausgeprägter als 1959. Die Ansatzergebnisse schwankten bei den Köröser-Typen zwischen 5 % und 2 3 % . Den höchsten Ansatz hatte wieder die Schattenmorelle mit 2 8 % . Nach der zweiten Auszählung war nur noch ein durchschnittlicher Fruchtansatz von 8 % vorhanden. 4 6 % des Ansatzes sind abgefallen. Manche Köröser-Typen haben mehr als die Hälfte ihres Fruchtansatzes abgeworfen. Die Schattenmorelle verlor 6 6 % ihrer Früchte. Die Köröser-Typen 2, 7, 11 und 18 hatten 1961 im Juli sogar einen höheren Fruchtansatz als die Schattenmorellen. Die abweichenden Ansatzergebnisse in den Jahren 1959 und 1961 lassen sich aus dem sehr unterschiedlichen Witterungsverlauf in den beiden Jahren erklären. Die Blüte der Kirschen begann 1959 und 1961 etwa zum gleichen Zeitpunkt. 1959 herrschte Ende Mai nach der Blüte stets warmes Wetter, wie aus Abb. 7 ersichtlich ist. 1961 dagegen war das Wetter nach der Blüte kühl, und es traten sogar Temperaturen auf, die in Gefrierpunktnähe lagen. Eine Schönwetterperiode setzte erst Ende Mai ein. Die Daten des Temperaturverlaufs von 1961 sind aus Abb. 9 ersichtlich. Da die jungen Früchte besonders in der ersten Zeit ihrer Entwicklung warmes Wetter benötigen, kann der hohe Anteil abgefallener Früchte 1961 auf das kalte Wetter nach der Blüte zurückgeführt werden. Bei den abgefallenen Früchten handelt es sich nicht um solche, die nicht befruchtet waren. Die unbefruchteten Blüten fallen kurz nach Beendigung der Blüte ab. Die später abfallenden Früchte ließen durch ihre immer stärker werdende Gelbfärbung eine deutliche Entwicklungsstörung erkennen.
623
Archiv für Gartenbau, X . Band, Heft 8, 1962
Tabelle 5 Ansatzergebnisse bei Kreuzungen zwischen Köröser Weichsel und einigen Sauerkirschensorten 1959. Anzahl Blüten bestäubt
Ansatz
%
Typ 2 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Prunus fruticosa
380 348 244
82 104 44
21,57 29,89 18,03
Summe
972
230
23,66
Typ 5 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Prunus fruticosa
403 399 256
61 48 18
15,13 12,03 7,03
1058
127
12,00
Typ 6 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Prunus fruticosa
308 300 96
40 29 4
12,99 9,67 4,17
Summe
704
73
10,37
Typ 7 X Schattenmorelle x Gubens Ehre X Prunus fruticosa
636 693 80
133 121 13
20,91 17,46 16,25
1409
267
18,95
Typ 12 x Schattenmorelle X Gubens Ehre X Prunus fruticosa
202 199
28 29
13,86 14,57
Summe
401
57
14,22
Typ 14 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Prunus fruticosa
615 408 105
117 77 7
19,02 18,87 6,66
1128
201
17,08
Typ 19 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Prunus fruticosa
353 381 164
115 102 9
32,57 26,77 5,48
Summe
898
226
25,17
Bezeichnung
Summe
Summe
Summe
MALIGA
( 1 9 5 4 ) registrierte ebenfalls den F r u c h t a n s a t z n a c h freier
Abblüte.
1 9 4 7 w u r d e v o n i h m ein durchschnittlicher A n s a t z v o n 2 , 8 % ermittelt. D e r b e s t e Typ, Reg.-Nr. 279, brachte 7 , 3 %
u n d der schlechteste, R e g . - N r . 3 1 ,
überhaupt
keine F r ü c h t e . W i r besitzen den P a n d y - K l o n 2 7 9 (in unserer L i s t e u n t e r T y p 5 ) u n d k o n n t e n feststellen, daß er n i c h t zu denjenigen m i t g u t e m F r u c h t a n s a t z n a c h freier Abblüte gehört.
624
M U R A W S K I u. E N D L I C H , Beiträge zur Züchtungsforschung an Kirschen
Tabelle 6 Ansatzergebnisse bei Kreuzungen zwischen Sauerkirschensorten und verschiedenen Typen von Köröser Weichsel 1959 Bezeichnung Schattenmorelle X Typ 2 X Typ 5 X Typ 6 X Typ 7 X Typ 14 X Typ 19 Summe Gubens Ehre
'
X Typ X Typ X Typ X Typ X Typ X Typ X Typ
2 5 6 7 12 14 19
Summe
Anzahl Blüten bestäubt
Ansatz
313 241 242 267 166 167
80 17 39 87 30 16
1396
269
289 219 313 292 318 146 112
67 28 63 63 63 12 19
1689
315
% 25,5 7,1 16,1 32,6 18,1 9,6 19,27 23,2 12,8 20,1 21,6 19,8 8,2 17,0 18,65
Wie die Angaben von MALIGA (1954) zeigen, war der Fruchtansatz bei seinen Versuchen wesentlich geringer. Wir nehmen an, daß der in unserem Sortimentsquartier allgemein gute Fruchtansatz bei den Köröser Typen auf das gute Pollengemisch, an dem sehr viele Sorten beteiligt sind, zurückzuführen ist. Nach künstlicher Bestäubung mit bestimmten Sorten war der Fruchtansatz geringer. Das vielseitige Pollengemisch, das bei genügend starkem Bienenflug während der Blüte auf alle Typen gleichmäßig übertragen wird, bietet eine gute Möglichkeit, die allgemeine Fruchtungstendenz zu erkennen. So können wir auch feststellen, daß in dieser Hinsicht große Differenzen im Fruchtansatz bestehen. Nach unseren bisherigen Untersuchungen brachten die meisten Typen mit einem hohen Anteil Früchte nach freier Bestäubung im Durchschnitt auch die höchsten Erträge. Es ist allerdings noch nicht möglich, aus zweijährigen Versuchen Schlußfolgerungen zu ziehen. Endgültige Ergebnisse lassen sich erst nach mehrjähriger Versuchsanstellung ermitteln. b) Bestäubungsversuche Zur Ermittlung derjenigen Sorten, die mit einem Köröser-Typ einen guten Fruchtansatz ergeben, wurden auch Bestäubungsversuche an isolierten Blüten vorgenommen. 1959 benutzten wir Schattenmorelle, Gubens Ehre und Prunus fruticosa als Pollenelter und die Typen 2, 5, 6, 7, 12, 14 und 19 als Muttersorten. Die Ansatzergebnisse sind in Tab. 5 dargestellt. Wie uns die ermittelten Ergebnisse zeigen, besteht auch nach künstlicher Bestäubung eine große Differenz zwischen den einzelnen Typen. Den höchsten Ansatz brachten die Typen 19 und 2, es folgen 7 und 14, die übrigen fallen stark ab. Reziproke Kreuzungen, deren Ergebnisse aus Tab. 6 ersichtlich sind, brachten ebenfalls unterschiedliche Ansatzergebnisse. Es kann auf
625
Archiv für Gartenbau, X . Band, Heft 8, 1962
G r u n d dieser Resultate vermutet werden, daß bei der reziproken K r e u z u n g die Pollengüte der einzelnen T y p e n für den unterschiedlichen Fruchtansatz verantwortlich ist. Tabelle 7 Ansatzergebnisse bei Kreuzungen zwischen verschiedenen Typen von Köröser Weichsel X Sauer- und Süßkirschensorten 1961 Kombination Typ 2 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Ostheimer Weichsel X Büttners rote Knorpelkirsche X Große Germersdorfer Summe Typ 5 X X X X
Schattenmorelle Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Große Germersdorfer
Summe Tvp 6 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Ostheimer Weichsel X Büttners rote Knorpelkirsche X Große Germersdorfer Summe Tvp 7 X X X X X
Schattenmorelle Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Büttners rote Knorpelkirsche Große Germersdorfer
Summe Typ 9 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Ostheimer Weichsel X Büttners rote Knorpelkirsche X Große Germersdorfer Summe Typ 11 X Schattenmorelle X Gubens Ehre X Ostheimer Weichsel X Büttners rote Knorpelkirsche X Große Germersdorfer Summe
Anzahl Blüten bestäubt
Ansatz
%
288 306 203 128 238
21 33 21 20 31
7,29 10,78 10,34 15,63 12,50
1173
126
10,74
213 230 196 497
11 16 15 22
5,16 6,96 7,65 4,43
1136
64
5,63
255 241 196 200 196
29 12 10 33 10
11,37 4,98 5,10 16,50 5,10
1088
94
8,64
226 253 300 238 220
21 39 43 25 11
9,29 15,42 14,33 10,50 5,00
1237
139
11,23
306 267 201 245 125
34 30 13 17 9
11,11 11,24 6,47 6,94 7,20
1144
104
9,09
232 221 177 205 209
24 10 13 21 19
10,34 4,52 7,34 10,24 9,09
1044
87
8,33
626
M U R A W S K I u. ENDLICH, Beiträge zur Züchtungsforschung an Kirschen
Kombination Typ 12 x X X X X
Schattenmorelle Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Büttners rote Knorpelkirsche Große Germersdorfer
Summe Typ 17 X X X X X
Schattenmorelle Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Büttners rote Knorpelkirsche Große Germersdorfer
Summe Typ 18 X X X X X
Schattenmorelle Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Büttners rote Knorpelkirsche Große Germersdorfer
Summe Typ 19 X X X X Summe
Schattenmorelle Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Büttners rote Knorpelkirsche
Anzahl Blüten bestäubt
Ansatz
258 237 251 309 285
17 8 7 41 19
6,59 3,38 2,79 13,27 6,67
1340
92
6,87
229 219 205 306 254
24 9 12 30 21
10,48 4,11 5,85 9,80 8,27
1213
96
7,92
302 417 260 261 264
23 31 11 16 38
7,62 7,43 4,23 6,13 14,39
1504
119
7,91
205 216 228 194
12 19 24 21
5,85 8,80 10,53 10,82
843
76
8,97
%
1961 wurden die Versuche an einer größeren Anzahl von Köröser-Typen unter Einbeziehung von zwei Süßkirschensorten (Büttners rote Knorpelkirsche und Große Germersdorfer) wiederholt. Die erhaltenen Werte sind in Tab. 7 zu finden. Ein Fruchtansatz über 1 0 % ist an den Typen 2 und 7 zu verzeichnen. Beide Typen brachten auch in Bestäubungsversuchen 1959 und nach freier Abblüte 1961 einen guten Fruchtansatz. Bei den übrigen Typen lag der Fruchtansatz im Durchschnitt unter 1 0 % und kann als nicht ausreichend bezeichnet werden. Nach Angaben von MALIG A (1954) sollen Süßkirschen für die Köröser-Weichsel gute Pollenspender sein. In unseren Versuchen ist keine eindeutige Überlegenheit der Süßkirschensorten als Pollenspender zu erkennen. Auch reziproke Kreuzungen wurden wieder durchgeführt, um die Pollenqualität zu prüfen. Hier schnitten wieder die Typen 2 und 7, wie bereits in den Versuchen 1959, besonders gut ab (Tab. 8). Die noch im Durchschnitt befriedigenden Ansatzergebnisse bei Verwendung von Köröser-Typen als Polleneiter dürfen nicht zu dem Schluß führen, daß sie als Pollenspender geeignet sind. Bei künstlicher Bestäubung wird genügend Pollen auf die Narbe gebracht, so daß auch bei geringerer Keimfähigkeit des Pollens immer noch genügend Pollenkörner vorhanden sind, deren Pollenschlauch bis zur Eizelle vordringen kann. Außerdem kommt bei den Köröser-Typen
627
Archiv für Gartenbau, X . Band, Heft 8, 1962
Tabelle 8 Ansatzergebnisse zwischen verschiedenen Sauerkirschensorten und einigen Typen von Köröser Weichsel 1961. Anzahl Blüten bestäubt
Kombination Podbielski X Typ Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Schattenmorelle
2
Anzahl
/o
237 205 221 187
11 34 49 25
4,64 16,59 22,17 13,37
850
119
14,00
219 206 199 221
16 29 9 72
7,31 14,08 4,52 32,58
Summe
845
126
14,91
Podbielski X Typ 12 Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Schattenmorelle
349 175 234 164
18 20 16 4
5,16 11,43 6,84 2,44
Summe
922
58
6,29
Podbielski X Typ 14 Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Schattenmorelle
264 232 203 204
3 20 24 25
1,14 8,62 11,82 12,25
Summe
903
72
7,97
Podbielski X Typ 17 Ostheimer Weichsel Schattenmorelle
220 203 144
7 24 19
3,18 11,82 13,19
Summe
567
50
8,82
Podbielski X Typ 19 Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Schattenmorelle
249 202 219 322
13 12 18 21
5,22 5,94 8,22 6,52
Summe
992
64
6,45
Summe Podbielski X Typ Gubens Ehre Ostheimer Weichsel Schattenmorelle
7
hinzu, daß in den Antheren teilweise nur sehr w e n i g B l ü t e n s t a u b enthalten ist. O f t war s o w e n i g v o r h a n d e n , daß nicht g e n ü g e n d B l ü t e n s t a u b f ü r die B e s t ä u b u n g s v e r s u c h e g e w o n n e n w e r d e n konnte. F ü r eine Ü b e r t r a g u n g durch Insekten ist die M e n g e des in den Antheren v o r h a n d e n e n Blütenstaubes zu g e r i n g , s o daß die K ö r ö ser Weichsel als Pollenspender nicht e m p f o h l e n werden kann.
628
M U R A W S K I u. E N D L I C H , Beiträge zur Züchtungsforschung an Kirschen
Nach Kreuzung von Köröser X Köröser war der Fruchtansatz sehr gering oder blieb ganz aus. Nur der Typ 2 brachte einen befriedigenden Ansatz von 10%. Aus vorhergehenden Ergebnissen ist bereits bekannt, daß dieser Typ zu denjenigen gehört, die ein verhältnismäßig gutes Fruchtungsvermögen besitzen. MALIGA führte an den Typen 2 (Reg.-Nr. 29) und 5 (Reg.-Nr. 279) 1951 und 1952 ebenfalls befruchtungsbiologische Untersuchungen durch. In Ungarn waren beide Typen etwa gleich gut, während bei uns der Typ 5 in beiden Untersuchungsjahren stets schlechter abschnitt. Über die Ursachen dieses unterschiedlichen Fruchtansatzes kann noch nichts gesagt werden. In den Jahren 1953, 1954 und 1955 wurden von KOCH (1955, 1956) in Werder Bestäubungsversuche an der Köröser Weichsel mit Süß- und Sauerkirschensorten durchgeführt. Sehr gute Ansatzergebnisse waren 1953 zu verzeichnen, besonders mit Süßkirschen. 1954 und 1955 waren die Ergebnisse teilweise nicht so eindeutig. Es ist zu vermuten, daß KOCH den gleichen Typ benutzte, den wir aus Werder erhalten haben, in unserer Liste Typ 12. Nach unseren bisherigen Ergebnissen gehört dieser Typ nicht zu denen mit einem guten Fruchtansatz. Die Köröser-Typen 2 und 7 hatten einen besseren Ertrag. 3. A b l a u f d e r M i k r o s p o r o g e n e s e u n d P o l l e n b i l d u n g Wie unsere Bestäubungsversuche gezeigt haben, ist die Köröser Weichsel selbststeril. Der Ablauf der Mikrosporogenese hat daher für den Frucht- und Samenansatz dieser Sorte keine direkte Bedeutung. Daher machen Untersuchungen der Meiose in den Pollenmutterzellen (PMZ) nur Aussagen über den Wert dieser Typen als Pollenspender für andere Sorten. Jedoch kann der Ablauf der Mikrosporogenese indirekt für entsprechende Vorgänge bei der Eizellbildung Hinweise liefern. Die meiotische Prophase verläuft normal. Nur im Zygotän-Pachytän sind häufig pvknotische Chromatinverklumpungen zu finden. In der Diakinese und Metaphase I liegen in der Mehrzahl der PMZ alle Chromosomen als Bivalente vor. Daneben treten in wechselnder Zahl PMZ mit Uni-, Tri- und Quadrivalenten auf. Die Bivalenten bilden Ring- und Stabverbände. Während der Anaphase I ist die Trennung der Paarungspartner und die Bewegung der Chromosomen zu den Polen in zahlreichen P M Z normal. Häufiger wurden jedoch einzelne „laggards" und Anaphasebrücken beobachtet (Abb. 1), so daß in der Telophase I Mikrokerne entstanden. Auch während der homöotypischen Teilung zeigt ein beträchtlicher Teil der PMZ eine gestörte Anaphasebewegung einzelner Chromosomen (Abb. 2). Die meisten solcher „laggards" erreichen nicht die Spindelpole. Als Folge dieser Störungen sowohl in der 1. als auch in der 2. meiotischen Teilung weichen die Chromosomenzahlen zahlreicher Telophase-JI-Kerne von der Zahl 16 ab. Obwohl die Sporaden vorwiegend aus äußerlich normalen Tetraden bestehen, dürfen wir daher annehmen, daß ihre Mikrosporen zu einem beträchtlichen Teil aneuploide Chromosomenzahlen enthalten. Daneben treten abnorme Tetraden, d. h. Sporaden mit 4 Mikrosporen unterschiedlicher Größe auf. Solche Mikrosporen deuten auf starke Aneuploidie hin. Die Sporaden enthalten ferner Monaden, Dyaden, Triaden, Pentaden und Hexaden (Abb. 3). Von insgesamt 3771 ausgewerteten Sporaden verschiedener Typen der Köröser Weichsel waren im Durchschnitt 0,29% Monaden, 0,56% Dyaden, 4,16% Triaden, 79,85% normale Tetraden, 5,36% abnorme Tetraden, 9,39%
629
Archiv f ü r Gartenbau, X. Band, Heft 8, 1962
v i Abb. 1. Anaphase I bei Typ 11 der Köröser Weichsel. In einigen PMZtreten „laggards", £
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