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German Pages 76 Year 1963
DEUTSCHE AKADEMIE D E R LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU B E R L I N
ARCHIV FÜR
GARTENBAU
X. BAND • HEFT 5 1962
A K A D E M I E - V E R L A G
B E R L I N
DEUTSCHE DER
AKADEMIE
LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
ZU
BERLIN
A R C H I V FÜR G A R T E N B A U
X. B A N D • H E F T 5 19 6 2
A K A D E M I E - V E R L A G
B E R L I N
INHALTSVERZEICHNIS H. Lichey Beitrag zur Geschichte des gärtnerischen Ausstellungswesens
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H. P. Georgiev und J. Bal%er Analytische Methoden zur Bestimmung der Reifungsstadien der Tomate
. . . .
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Chr. Schwär Untersuchungen über die alleopathische Wirkung von Wermut auf verschiedene Pflanzenarten
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E. Leidig und W. Handschack Die Veränderungen von Fruchtfleischfestigkeit und Inhaltsstoffen von sechs Erdbeersorten während der Reife
419
W. Junges Einfluß klimatischer Faktoren und verschiedener Kulturmaßnahmen auf Blüteleistung von Gerbera jamesonii
434
Buchbesprechung
442
REDAKTIONSKOLLEGIUM:
G. Becker, G. Friedrieb, /. Reinholdy H. Rupprecht Herausgeber: Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Chefredakteur: Prof. Dr. J . Reinhold, Institut für Gartenbau, Großbeeren bei Berlin. Verlag: Akademie-Verlag GmbH., B e r l i n W 8 , Leipziger Str. 3—4, Fernruf 22 04 41, TelexNr. 011773, Postscheckkonto: Berlin 35021. Bestellnummer dieses Heftes: 1039/X/6/7. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 5005 des Ministeriums für Kultur. Herstellung: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg. Das Archiv für Gartenbau erscheint in einzelnen Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen. Die Hefte, die innerhalb eines Jahres herauskommen (8 Hefte), bilden einen Band. Das letzte Heft des Bandes enthält Inhalts-, Autoren- und Sachverzeichnis. Es werden nur Manuskripte angenommen, die bisher noch in keiner anderen Form im In- oder Ausland veröffentlicht worden sind. Der Umfang soll nach Möglichkeit l ' / j Druckbogen (etwa 35 Schreibmaschinenseiten) nicht überschreiten. Die Autoren erhalten Fahnen- und Umbruchabzüge mit befristeter Terminstellung, bei deren Überschreitung durch den Autor von der Redaktion Imprimatur erteilt wird. In den Fällen, in denen die Lesung durch den Autor (Ausländer) auf sehr große Schwierigkeiten stößt oder sehr zeitraubend wäre, wird die Prüfung durch die Schriftleitung vorgenommen. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaft sWissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Jeder Autor erhält von der Akademie unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40 DM für den Druckbogen. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. Jeder Arbeit muß vom Autor eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse beigegeben werden. Sofern er in der Lage ist, soll er diese gleich übersetzt in russisch und englisch bzw. in einer dieser Sprachen liefern. Gegebenenfalls wird die Ubersetzung in der Akademie vorgenommen. Bezugspreis je Heft (etwa 80 Seiten) 5,— DM. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Ubersetzung. — All rights reserved (including those of translations into foreign languages). No part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permissioo from the publishers.
375 Aus dem Institut f ü r Garten- und L a n d e s k u l t u r der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin (Kommissarischer D i r e k t o r : Prof. D r . K R Ü M M E L )
H. LICHEY
Beitrag zur Geschichte des gärtnerischen Ausstellungswesens E i n g e g a n g e n am 20. Februar 1961
Einleitung Ausstellungen sind Ergebnisberichte beruflicher, künstlerischer und wissenschaftlicher Arbeiten, in neuerer Zeit insbesondere wirtschaftliche und politische Lehrschauen und Ausblicke, deren Publikation über den Rahmen der normalen Veröffentlichungen (in Wort, Bild und Schrift) notwendig erscheint. Es entwickelte sich das allgemeine Ausstellungswesen in fast 2 Jahrhunderten zu einem modernen Instrument der Produktionspropaganda und der öffentlichen Meinungsbildung. Im sozialistischen Zeitalter kommt ihm eine besondere Bedeutung zu (z. B. in Moskau). Das gärtnerische Ausstellungswesen, (in das die Pflanzenschauen der botanischen Gärten nicht einzubeziehen sind) dessen Geschichte in Deutschland etwa 150 Jahre zuverlässig zurückzuverfolgen ist, hat in der Deutschen Demokratischen Republik eine Bedeutung erlangt, die es notwendig macht, das Aufgabengebiet zu analysieren, zu ordnen und die aus ihm resultierenden Erfahrungen festzuhalten. Gleichzeitig stattfindende Frühjahrsblumenschauen in Paris, Zürich, Dortmund und Markkleeberg im April 1959, bedeutende Veranstaltungen im April 1960 in Saarbrücken, Gent und Rotterdam lenken die Aufmerksamkeit auf das Bedeutsame dieser Parallelveranstaltungen zum internationalen Leistungsvergleich im Gartenbau der europäischen Länder. Da die Thematik der gärtnerischen Ausstellungen in der DDR aus dem breiten Fachgebiet des Gartenbaues nicht nur die Produktionserfolge bei verschiedenen Pflanzenarten in sogenannten Leistungsschauen erfaßt, sondern auch die Produktionsmethoden mit den dazugehörigen Fragenkomplexen erläutert, hat es schon hierin einen grundlegenden Wandel in der Entwicklung des gärtnerischen Ausstellungswesens gegeben. Heute stehen die Fragen der allgemeinen Gartenkultur mit ihren vielseitigen Ausstrahlungen auf das gesellschaftliche Leben eines sozialistischen Staates genau so auf dem Programm einer Ausstellung wie das Erläutern der aktuellen Gegenwartsaufgaben und der Perspektiven, die diesem Wirtschaftszweig im Rahmen der Volkswirtschaftspläne unseres Arbeiter- und Bauernstaates zugedacht sind. Damit gewinnen die Ausstellungen als modernes- Propagandamittel, als Produktionspropaganda, über den Rahmen der fachlich vergleichenden Aufgaben hinaus eine große wirtschaftspolitische Bedeutung. Die gärtnerischen Ausstellungen der kapitalistischen Welt sind ihrer Anlage nach über die allgemeinen Aufgaben der Werbung des Landes für den Export hinaus in erster Linie eine Werbung für den Absatz der Erzeugnisse des Einzelunternehmens und tragen den Charakter von Pflanzenmessen. Die Wirtschaftswerbung in den sozialistischen Staaten dagegen dient der ständigen Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung mit allen Gütern des täglichen Bedarfes. Ausstellungen dienen damit der gesellschaftlichen Aufklärung. 25*
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L I C H H Y , Zur Geschichte des gärtnerischen Ausstellungswesens
Viele Aufgabengebiete in unserer Volkswirtschaft werden beim Aufbau des Sozialismus neu interpretiert. Ihr Inhalt gewinnt unter den sich neu entwickelnden sozialen und ökonomischen Verhältnissen eine neue Bedeutung. Die Zeiten des Improvisierens, des tastenden Suchens nach neuen Formen im gärtnerischen Ausstellungswesen der ersten Jahre nach dem zweiten Weltkrieg sind vorbei. Der Rahmenplan und das Drehbuch einer modernen Ausstellung unserer Tage sind wissenschaftlich begründete Erarbeitungen. Diesen Ausarbeitungen liegt die weitgehende Übereinstimmung von sozialistischem Inhalt der Ausstellung und realistischer Form der Darstellung zugrunde. Sie nützen Erfahrungswerte der Ausstellungstechnik, erproben neue Darstellungsmethoden, verleihen dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf allen Spezialgebieten des Gartenbaues Ausdruck und bieten sie der Öffentlichkeit zur Kritik an. Erfahrungen zeigen, daß es (nach HELBIG) mit der Ausstellung gelingt, eine komplexe Bewußtseinsbeeinflussung zu erreichen (5). Die Ausstellung orientiert, regt an, erweckt Wünsche. Sie unterscheidet sich von sämtlichen anderen Verbreitungsmitteln durch die Vielzahl der gleichzeitig angewendeten Darstellungsformen und -methoden. Die heute bekannten Publikationen über das genannte Thema erfassen den Inhalt von Einzelveranstaltungen, geben Übersichten z. B. über „Gärtner und Gärten auf Weltausstellungen" (2), aber bisher keine Zusammenfassung des Fragenkomplexes dahingehend, daß in einer Ergebnisanalyse über den gegenwärtigen Stand des gärtnerischen Ausstellungswesens in der DDR eine beweisbare Überlegenheit über vergleichbare Veranstaltungen in kapitalistischen Ländern zu erhalten ist. Dieser neue Weg wurde bisher nicht fixiert. Er ist in Einzelvorstellungen vorhanden, konnte aber bisher weder schriftlich niedergelegt noch wissenschaftlich begründet werden. Der Zeitpunkt dieser Betrachtungen fällt in die geschichtlich bedeutendste Entwicklungsperiode des deutschen Gartenbaues der letzten Jahrhunderte, in die Periode seiner sozialistischen Umgestaltung. Die genossenschaftliche Arbeitsweise verlangt für alle funktionellen Änderungen gegenüber der bisherigen Einzelbewirtschaftung der Betriebe klare Antworten. Das gärtnerische Ausstellungswesen bedarf allein durch die Tatsache der gesellschaftlichen Neuorientierung des Gartenbaues in der DDR eine Reorganisation hinsichtlich Inhalt und Form. An die Stelle einseitiger Leistungsschauen treten Lehr- und Leistungsschauen, die auf allen Gebieten der gärtnerischen Produktion die Überlegenheit der sozialistischen Produktionsverhältnisse demonstrieren. Der gleiche Anlaß ist z. Z. in den kapitalistischen Ländern nicht gegeben. Damit trennen sich unter den neuen Aspekten die Auffassungen über die Aufgaben des gärtnerischen Ausstellungswesens im Kapitalismus und Sozialismus. Den bekannten, zu dieser Zeit vor uns liegenden Aufgaben im nationalen und internationalen Maßstab möge die vorliegende Arbeit eine Hilfe sein. 1. D e r F u n k t i o n s w a n d e l d e r G a r t e n - u n d P a r k a n l a g e n u m 1800 i m Lichte sozialer und ökonomischer V e r ä n d e r u n g e n Die Situation, aus der sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Deutschland die Anfänge des gärtnerischen Ausstellungswesens entwickelten, bedarf in bezug auf die allgemeine Gartenkultur jener Tage einer analytischen Betrachtung.
Archiv f ü r Gartenbau, X . Band, Heft 5, 1962
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An der Nutzung der Parkanlagen der Jahre um 1800 hatte die Bevölkerung in Deutschland, im Gegensatz zu den Verhältnissen in England und Frankreich, kaum einen Anteil. Um 1715 begann in Europa in der Garten- und Landschaftsgestaltung die Bewegung zum malerischen Landschaftsgarten. Die Abkehr von strengen geometrischen Formen, die die Gartenkunst um 1700 in allen Gärten der Fürstenhäuser, des feudalen Adels und der Großbourgeoisie kennzeichneten, wurde zu einer Gartenrevolution, die zwei Jahrhunderte brauchte, um sich zu vollenden. Die Auseinandersetzungen schildert Marie-Luise GOTHEIN ausführlich im zweiten Band ihrer „Geschichte der Gartenkunst" (3). Mit seiner „Theorie der Gartenkunst" greift auch der Kieler Professor der Ästhetik L. HIRSCHFELD um 1880 literarisch in den Meinungsstreit um die neuen Formen der Gärten und Parke ein. In den Jahren um 1800 verfallen viele Parkanlagen des feudalen Adels, unter ihnen der bekannte „Große Garten" in Dresden. „In dieser Zeit werdenden Volksbewußtseins beginnen bürgerliche und kleine Privatgärten sich durch die Cultur bestimmter Blumensorten hervorzutun" sagt Arno NAUMANN in seiner Festschrift zur 70. Stiftungsfeier der „Flora" (10). Hier ist ein wichtiger Teil des Ausgangsmaterials zu späteren Blumenschauen zu suchen. Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts bildet sich immer stärker bürgerliches Kapital. Bürgerliche Gärten entziehen den höfischen Orangerien und den Parkanlagen des Adels das Privileg der Pflanzensammlungen. Durch das Oktoberedikt 1807 erwerben Bürgerliche in Preußen Grundbesitz, der zu eigenen Gärten und Gärtnereien führt. In der Zeit des Zusammenbruchs Preußens (1806), des Niederringens des französischen Imperialismus (1813), fordert Friedrich Ludwig von SKELL erstmalig in Deutschland Volksgärten (1807). Der „Friedrich Wilhelm-Garten" in Magdeburg, 1824—1827 nach Plänen LENNEES ausgeführt, stellt den Anfang der deutschen Volksgartenbewegung dar. Von einem fortschrittlichen Magistrat bewilligt, gedacht als Bildungsmittel für die Allgemeinheit, war er trotz geringer Anklänge an die Volksgärten unserer Tage eine epochale Tat. Der schon 1740 von KNOBELSDORF geschaffene Tierpark war zwar auch der Berliner Bevölkerung zugängig, wurde jedoch erst um 1860 nach seiner Umgestaltung durch LENNEE zu einem wahren Volkspark. Eine allgemeine Bewegung zum Garten und ein großes botanisches Interesse seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, ausgelöst durch die Einführung fremder Pflanzen, insbesondere von Gehölzen für die Gestaltung der landschaftlichen Parkanlagen, wird in den Jahren um 1825 erkennbar. WILCZEK (13) und HAMPEL (4) beschreiben später das Nacheinanderwirken von SKELL, PÜCKLER, LENNEP, und Gustav MEYER an den Aufgaben der Entwicklung des Landschaftsgartens als das Fortschreiten gesunder Anschauungen über das Verhältnis Garten—Mensch. „Zur Erkenntnis des natürlichen Wesens vorzudringen und dieses im Garten als wirkend anzuwenden, war das Ziel, das die Klassiker der Landschaftskunst sich gesteckt hatten" sagte SKELL über die Entwicklung des Landschaftsgartens. Der festzustellende Funktionswandel von den Gärten des feudalen Adels zu den Gärten einer beginnenden bürgerlichen Zeit öffnet auch den Weg zur breiten Entfaltung des privaten Gartenlebens. Zu einer Zeit, in der das aufkommende Reisen zum verbreiteten Pflanzensammeln führt, kommt zugleich der Wunsch auf, diese Pflanzensammlungen zu vergleichen.
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LICHEY, Zur Geschichte des gärtnerischen Ausstellungswesens
Dieser Gedanke, der als öffentliche Veranstaltung einem höfischen und feudalen Milieu absurd erschienen wäre, findet um 1820 in Deutschland, trotz aller Wirren dieser Zeit, Eingang. 2. D i e A n f ä n g e d e s g ä r t n e r i s c h e n A u s s t e l l u n g s w e s e n s i n d e r 1. H ä l f t e des 19. J a h r h u n d e r t s Im gartenfreudigen England gab es bereits 1809 die „Horticultural Society". Von Interesse ist hier eine Definition des Gartenbaues jener Zeit durch den Engländer F. C. LOUDON in der Einleitung zu seiner 1824 erschienenen „Encyclopädie des Gartenwesens" (7): „Gartenbau, der Zweig auf den wir uns beschränken, ist, mit dem Ackerbau verglichen, das Bebauen eines begrenzten Stück Landes für eßbare und zierende Gewächse, und zwar durch Handarbeit. Bei dem jetzigen verfeinerten Stand der Kunst muß man ihm die, durch Handarbeit bewirkte Bildung und Kultur einer mehr oder weniger ausgedehnten Landschaft benennen, die zu verschiedenen Zwecken, als des Nutzens, der Zierde und des Vergnügens, eingerichtet wurde." In den benachbarten Niederlanden gründete man 1808 die „Society Agricultur et de Botanique" in Gent. Jeder Gärtner weiß, daß es in diesen klimatisch begünstigten Landstrichen diesseits und jenseits des Kanals schon damals eine aufgeschlossene gartenbauliche Atmosphäre gab, die sich bis in unsere Tage erhalten hat. Die politisch unruhigen Zeiten zu Anfang des 19. Jahrhunderts, die nach einer Neuordnung in Europa drängten, ließen beinahe parallel auch den Sinn für gärtnerisch botanische Betätigung in Deutschland heranreifen. Schon 1822 liegt der Gründungstag des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten" in Berlin. (Erwähnt zu werden verdient hier auch die 1820 erfolgte Gründung des „Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes" mit einer ersten Ausstellung im Jahre 1822 in Berlin). In Weimar entstand in diesen Jahren der „Weimarer Verein für Blumistik und Gartenanlagen", dessen populäres Mitglied Goethe war, in Dresden die „Flora", die später weltbekannte „Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau". Arno NAUMANN sagt hierzu: „Bei dieser praktischen Ausübung botanischer Wissenschaft, bei dem Zunehmen der Blumenliebhaberei, bei dem Aufblühen der Handelsgärtnereien wurde selbstverständlich der Wunsch rege, eine Vereinigung der Gartenbau und Botanik liebenden und ausübenden Dresdner zu gründen" (10). Es waren zuerst nicht Gärtner, die als Gründer dieser Gesellschaft bekannt geworden sind. Der Professor der Medizin Ludwig REICHENBACH als Leiter des 1820 gegründeten „academisch botanischen Gartens" in Dresden sammelte 1826 die botanisch Interessierten. Bei 30 Namen der Gründer sind hier nur 5 bürgerliche vertreten. In diesen für die damalige Zeit tonangebenden Vereinen und Gesellschaften liegt die Keimzelle des gärtnerischen Ausstellungswesens unserer Tage, dessen Entwicklung besonders an der Geschichte der Dresdner „Flora" gut zu verfolgen ist. Im Jahre 1827 (9.—12. Mai) hören wir von einer ersten Pflanzenausstellung in Wien. SEIDEL, Dresden nahm hier mit 78 Pflanzenarten teil (10). Am 21. Dezember 1828 veranstaltete die „Flora" in Dresden ihre erste Fruchtausstellung, mit Weintrauben und Zierkürbissen im gärtnerischen, Getreidearten und Kartoffeln im land-
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wirtschaftlichen Teil. Im Mai 1829 hören wir von der ersten Ausstellung blühender Pflanzen als „Ehrendenkmal der sächsischen Gärtner und ihrer Kunst", durchgeführt im Palais des Großen Gartens in Dresden. Die Gliederung dieser Ausstellung der pflanzlichen Exponate in 4 Gruppen ist für die heutigen Aufgabenstellungen für Leistungsschauen von historischem Interesse und sei deshalb aufgeführt (1): 1. 2. 3. 4.
„Seltenste neueste" „Seltene alte" „Glücklich kultivierte, durch Schönheit und Größe ausgezeichnete" „Getriebene oder zurückgehaltene oder sonst durch Kultur veränderte Gewächse"
Zu den Jahresfeiern des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" wurden um 1829 die Räume in Berlin mit Blumendekorationen und Pflanzenaufstellungen, die schon Ausstellungscharakter trugen, geschmückt. Wenn in den Kreisen des aufkommenden Bürgertums der private Besitzerstolz die ersten Anregungen zum Vergleichen der eigenen und erworbenen Pflanzenschätze gab, so unterlag diese Tendenz mit dem sich nun entwickelnden Erwerbsgartenbau einem langsamen aber stetigen Wandel. Die von Gärtnerei zu Gärtnerei schon immer betriebenen Pflanzenvergleiche trugen, im Sinne dieser Untersuchung, keinen Ausstellungscharakter. Das Ausstellen von Sammlungen privater Liebhaber im Rahmen großer Schauen ist heute noch zuweilen anzutreffen. Die Geschichte des allgemeinen Gartenbaues, besonders des Zierpflanzenbaues, ließe sich von jenen Anfangsjahren des gärtnerischen Ausstellungswesens bis in unsere Tage aus den Ausstellungsberichten von tausenden Veranstaltungen sehr sicher rekonstruieren. Das aufgekommene Mittel des Vergleichens eigener Züchtungen mit denen anderer, insbesondere mit Importen, wurde nunmehr zur Wertbestimmung verwandt. Man kann sich unschwer vorstellen, wie in diesen Tagen der ausgehenden Reifröcke die „Gesellschaft" die ersten Blumenschauen unter sich betrieb! Sie begleiteten das höfische und großbürgerliche Leben jener Tage als gesellschaftliche Ereignisse, die der Kritik der allgemeinen Bevölkerung nicht zugängig waren. Kommerzielle Probleme wurden zunächst nicht berührt. Der botanischen Wissenschaft, stark von der Medizin gefördert, öffneten die Pflanzenschauen das Tor zu weitläufigen Diskussionen auch über den Rahmen der eigenen Fachwissenschaft hinaus. Die „Flora" übte von ihrem Anfang an eine rege Vortragstätigkeit über botanisch wissenschaftliche Probleme aus. Dies spiegelt sich in der Aufgabenstellung der Ausstellungen wider. Vom Tage ihres Bestehens bis zum Jahre 1840 veranstaltete sie 15 öffentliche Pflanzen- und Fruchtausstellungen. 1833 wurden zum ersten Male Preise verteilt in Form neuer, seltener oder sonst wertvoller Topfpflanzen. Ein Eintrittspreis von 2 Groschen wurde erhoben, ein Beweis des beginnenden öffentlichen Interesses. 3. K r i s e n j a h r e u m 1 8 5 0 i m V e r l a u f der E n t w i c k l u n g des I n d u s t r i e k a p i t a l i s m u s u n d d e r V e r l a g e r u n g der T h e m a t i k d e s g ä r t n e r i s c h e n A u s s t e l l u n g s w e s e n s von der B o t a n i k zum Gartenbau Mit der Fahrt der ersten Eisenbahn in Deutschland (1835), kurz nach der Gründung des Zollvereins (1833), beginnt ein sichtbarer Aufschwung des Industriekapitalismus. Viele Großgärtnereien in Deutschland haben in dieser Zeit ihre Gründerjahre. Das
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I.ICHF.Y, Zur Geschichte des gärtnerischen Ausstellungswesens
Jahr 1848 brachte uns das Kommunistische Manifest und in Deutschland in der Folge eine bürgerlich demokratische Revolution, aus der sich ein demokratisches Kleinbürgertum und eine liberale Großbourgeoisie entwickelte. Auf den Barrikaden der sonst von Gartenleben und Kunstgedanken erfüllten Stadt Dresden standen ein Richard Wagner und ein Baumeister hohen Grades, Gottfried Semper, deren freiheitlicher Geist in diesen Tagen des Jahres 1849 von einem schöneren, gerechterem Weltbild träumte. Unterdessen berichtet die Chronik von immer weiteren Besucherkreisen zu den Gartenschauen der Dresdener „Flora" nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie Leipzig—Dresden im Jahre 1837. Fast jährlich wiederholten sich um 1840 diese Veranstaltungen, die nun auch die ersten auswärtigen Aussteller (aus Leipzig) brachten und den Besuchern mit Verlosungen blühender Pflanzen aus den Ausstellungskollektionen interessant gemacht wurden. Unter 43 Mitgliedern der „Flora" im Jahre 1840 gab es nun acht Berufsgärtner. Unterdessen wurde in Berlin im April 1848 die 6. Pflanzenausstellung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues", im Mai 1848 in Hamburg eine weitere Gartenschau und im September des gleichen Jahres in Magdeburg eine Blumen-, Gemüseund Früchte-Ausstellung veranstaltet. In diesen Jahren vollzieht sich in den in Deutschland stattfindenden gärtnerischen Ausstellungen ein Kurswechsel von der Botanik zum Gartenbau, ausgelöst bei der Ausstellungsleitung und den Ausstellern durch die Erkenntnis der aufkommenden ökonomischen Bedeutung dieser Veranstaltungen. Die Erwerbsgärtner beteiligen sich an Leistungswettbewerben für marktfähige Pflanzen und das Direktorium der „Flora" in Dresden erläßt 1854 einen Aufruf an die Pomologen zur Erarbeitung eines namentlicher^ Verzeichnisses der Obstsorten, um „Licht und Klarheit in das Dunkel der deutschen Pomologie" zu bringen (1). Im Ausland gab es in diesen Jahren große Ereignisse: Die Londoner Industrieausstellung 1851, deren gute landschaftsgestalterische Eingliederung in den Hydepark interessiert und deren Sensation ein großer Glaspalast als Ausstellungshalle wurde. Unter größtmöglicher Schonung der alten Baumbestände wurde der Bau erstmalig aus Eisen und Glas entwickelt. Als maßgeblicher Gestalter ist der Gartenarchitekt Josef PAXTON (1802-1865) benannt. Sein Glaspalast von rund 80000 qm Grundfläche gilt als Vorbild späterer ähnlicher Arbeiten, die Einbeziehung ganzer Baumgruppen in den umbauten Raum als geradezu genialer Gestaltungsgedanke. In der Weltausstellung Brüssel 1958 und der „Interbau" Berlin 1957 wurde Ähnliches getan! Der „Kristallpalast" späterer Jahre hat hier in der Konstruktion PAXTONS seinen Ursprung. Ein 1836—1840 von ihm entwickeltes Palmenhaus für den Herzog von Chatsworth begründete als Eisen-Stahl-Konstruktion auch den späteren Großgewächshausbau. — „Hier im Werke PAXTONS liegen wesentliche Wurzeln der neuen Baukunst mit ihren der Landschaft geöffneten Räumen, mit der konsequenten Verwendung neuer Materialien" (2). Die noch heute weitläufig geführten Diskussionen über die Eignung von Hallen aller Art als große gärtnerische Ausstellungsräume dürften hier ihren Anfang genommen haben. Die Londoner Ausstellung hatte über 6000000 Besucher. Der Gartenbau trat mit großflächigen Dekorationen, die gleichzeitig Ausstellungszwecken dienten, in Erscheinung. Der Glaspalast wurde nach der Weltausstellung für gärtnerische Aus-
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stellungszwecke 1862 nach seinem Umbau durch SEYDENHAM, bei einer erneuten Weltausstellung wieder verwendet. Eine Züricher Pflanzenschau im Mai 1852 umfaßt im wesentlichen Warmhauspflanzen, insbesondere Orchideen, Neuholländer, Topfrosen, Pelargonien, (Zinerarien, Fuchsien, Eriken, Verbenen und Dekorations- und Kunstgegenstände, Bouquets und Gartenwerkzeuge. Diese Frühjahrsschau brachte, wie in unseren Tagen, auch verfrühtes Gemüse und konserviertes Obst. Die erste Weltausstellung in Paris 1850, zum großen Teil in Zelthallen durchgeführt, wurde in den Champs Elysseés veranstaltet. Die Kaiserlich-Königliche Gartenbaugesellschaft in Wien führte zu dieser Zeit in beinahe regelmäßiger Wiederkehr Gartenbauausstellungen durch (1852, 1855, 1856, 1857). Die Ausstellungsvorhaben der Jahre bis und um 1850 beschränken sich im wesentlichen auf die Zurschaustellung von Pflanzensammlungen in geschlossenen Räumen. Sie bleiben deshalb noch außerhalb der Betrachtungen und damit auch der Kämpfe um Stil und Inhalt einer neuen Gartenkunst der Jahre um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Pittoreske Formen bei Pflanzenaufstellungen wechseln mit strenger Geometrie, so wie es die Ausstellungsräume und das Können des Gärtners, der nun zum Eigengestalter seiner Ausstellungsgruppen wird, hergaben. Kein Bericht erwähnt die Kunst des Gestalters als integrierenden Bestandteil der Ausstellungsaufgabe. Trotz vielseitiger Ausstellungsvorhaben des Gartenbaus in diesen Jahren kommt es zu keiner klaren thematischen Festlegung. Der Übergang von der bevorzugt botanischen Linie zu den späteren vorherrschend wirtschaftlichen Interessen des Erwerbsgartenbaues ist als krisenhafte Zeit des gärtnerischen Ausstellungswesens in dessen Geschichte eingegangen. 4. I n t e r n a t i o n a l e B l ü t e z e i t d e s g ä r t n e r i s c h e n A u s s t e l l u n g s w e s e n s a m E n d e d e s 19. J a h r h u n d e r t s Die Jahre 1865 bis 1900 sind erfüllt von einer Reihe bedeutsamer Ausstellungsvorhaben nationalen und internationalen Charakters. Zur Dokumentation und Übersicht wird eine chronologische Folge der bedeutsamsten Veranstaltungen unter kurzer Kennzeichnung typischer Fakten gegeben : 1865 „Große internationale Ausstellung von Producten des Land- und Gartenbaues vom 9.—17. September 1865 zu Erfurt", die erste Schau gärtnerischer Erzeugnisse in der späteren Blumenstadt (Bild 1). Im Industriepalast Amsterdam : Erste internationale Gartenbauaustellung mit botanischem Kongreß. 1867 Internationale Gartenschau in London und 4. Weltausstellung in Paris, letztere mit dem „Jardin réservé" und dem „Preußischen Garten", beide ihrer Gestaltung und Gesamthaltung nach negativ beurteilt. Die allgemeine Krise in der Leistung landschaftlich gestalteter Anlagen wird sichtbar. Als entwicklungsgeschichtlich interessant sei eingefügt, daß der damalige Stadtgartendirektor von Paris, Josef MONIER (1823—1906) erstmalig Blumenkübel aus Beton mit Eisendrahtverstärkungen in den Straßen der Stadt als Schmuck und werbend für die Gartenschau verwandte. Diese Anfänge haben in einem Jahrhundert zu weltweiten Änderungen in der Baukonstruktion geführt.
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L I C H E Y , Zur Geschichte des gärtnerischen Ausstellungswesens
.Große internationale Ausstellung von Producten des Land- und Gartenbaues vom 9. bis 17. September 1865 zu Erfurt"
1868 Ausstellung der „Société royal d'agriculture et de botanique" in Gent, als Vorläufer der heutigen, alle 5 Jahre wiederkehrenden Genter Floralien. 1869 Internationale Gartenschauen in Hamburg und Petersburg, letztere mit einer vielumstrittenen deutschen Beteiligung. 1873 Weltausstellung im Wiener Prater mit deutschen, von J Ü H L K E und Gustav M E Y E R gestalteten Sondergärten. Ein Bericht der „Gartenflora", Jahrgang 1873, sagt über den Teil des Gartenbaues : „Hier wurde das gärtnerische Ausstellungswesen sehr bereichert". 1874 Eröffnung der Zentralmarkthalle in Florenz mit festlichen Veranstaltungen in den Wintergärten einer Gartenschau, die besondere Schätze an Orchideen enthielt. 1875 Internationale Gartenschau in Köln. (Ausstellungsplan und Ausstellungsbedingungen aus „Deutsches Magazin", Jahrgang 1875. Die textliche Gestaltung dieser Dokumente charakterisiert den Geist jener Zeit des aufstrebenden deutschen Imperialismus). Die zeitgenössische Literatur gibt einen interessanten Einblick in die Arbeit der Ausstellungsleitung und von der Ankündigung der Ausstellung bis zur abschließenden Kritik einen genauen Überblick über ihren Verlauf (11). Überschwengliche Vorankündigungen über die Beteiligung Englands, Hollands, Frankreichs, Algeriens und Ägyptens. Wörtlich heißt es: „Der Floragarten ist im englischen Style angelegt, wogegen für den neuen Theil der französische gewählt wurde, um möglichst viel Platz für die Aussteller zu gewinnen. Auch gewährt es für Manchen ein Interesse, diese beiden Style dicht nebeneinander
Archiv f ü r Gartenbau, X. Band, l i e f t 5, 1962
zu
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Köln
Im J a h r e 1875. gtvtci 6ev gtlMMiHfii '3fi«f«fmfe Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und
Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen. Wir bringen hierdurch zur Anzeige, dais wir rem 26. Augast big 26. September d. J. eine „Iateraatioaale GarteabauAasstellungr" in den Anlagen der hiesigen ßartenbaa -Gesell Schaft FLOSA und deren Angrenzungen veranstalten.
Zur Ausstellung werden zugelassen: a. Alle Arten und Gattungen von Pflanzen nnd Bäumen des Gartenbaues, sowohl auf dem freien Lande, als aus Warm- und Kalt-Häusern. b. Sämmtliche Product« des Gartenbaues, als: Früchte und Gemüse in frischem, getrocknetem und conservirtem Zustande, Erzeugnisse des Pflanzensaftes und der Pflanzenfaser und Fabrikate daraus, Bienenzuoht und deren Erzeugnisse, Sämereien aller Art. a Garten-Architektur, als: Gewächshäuser, Gartenhäuser, Veranda'», Gartenmöbel, Brücken, Teich-Boote, Volieren, Wege, Gartenthore, Spaliere, Felsen-Tunnel-Grotten, Bauten, Terrarien, Aquarien, Einfriedigungen, Entwürfe und Pläne. d. Garten-Ornamentik, als: Springbrunnen, Statuen, Vasen, Einfassungen etc. e. Gartengeräthe und Maschinen, a b Pumpwerke, Brunnen, Berieselung*-Apparate etc. 1 Gärtnerische Sammlungen. g. Künstliche Früchte, Blumen und Pflanzen. h. Fossile Pflanzen,und Früchte. i. Gartenbau-Literatur. Demnächst werden specielie Programme für jede Abtheilung über die zu ertheilenden Preise und Auszeichnungen, so wie über die Anmeldungs-Termine ausgegeben. Ela Staadgeld wir* •lebt erhebe«. .Wir fordern alle Pflanzen- und Frucht-Züchter, alle Gartenliebhaber, alle FabriJunten und Techniker, welche zum Gartenbau und zur Landschaftsgärtnerei dienende „Gegenstände anfertigen, die Fabrikanten von künstlichen Früchten, Blumen and Pflanz e n , so wie die Besitzer fossiler Pflanzen und Früchte zu einer umfangreichen Betheili„gung an diesem Unternehmen auf." Gesuche um Auskunft und specielie Programme sind portofrei an die Gartenbaa-GeMlI Schaft FLORA zu richten. KÖLN, im Februar 1875.
Oas General-Comité der internationalen Gartenbau-Auistellung: Ton Kammer. Freiherr Ed. von Oppenhelm. Bachem, ron Bernith. Borgers. Dr. Claessen.. Deren». Dr. DOnkelberg. Elch. Esser I I . Gilbert. R. Henger. ron Kaufmann-Agger. Kyll. Langen. 6 . Luchtenberg. Matzerath. Herlggen. A. Neren-Du Mont. J . Nlepraschk. Freiherr Abr. ron Oppenhelm. Dag. Oppenheim. H. Pfeiffer, vol. Rath. A. rom Rath. A. Rautenstrauch. Schotte. J . Sejdlltz. Wejer. Weygold. vou Wittgenstein.
Abb. 2
384
1876 1878
1879 1882 1887
1890 1893
1893 1894
L I C I I E y , Zur Geschichtc-dcs gärtnerischen Ausstellungswesens
zu finden und Vergleichungen anstellen zu können" (11 S. 247). „Nachdem die Anmeldung zur Ausstellung mit dem 25. vorigen Monats geschlossen wurde, ist das Unternehmen in ein Stadium getreten, in welchem sich dessen vollstes Gelingen mit aller Bestimmtheit prognosticieren läßt" (11 S. 278). In der Kritik der Ausstellung (11 S. 3 2 1 - 3 2 8 ) läßt Wilhelm N E U B E R T , Herausgeber des „Deutschen Magazin", in seinen Schlußbetrachtungen zur Ausstellung wenig Gutes an der Arbeit der Ausstellungsleitung: „Persönliche und Kirchturminteressen sollten bei einer internationalen Ausstellung nicht maßgebend sein" — „Wenn die Ausstellung eine in der Tat dem Gartenbau gewidmete sein sollte, so hätten die dahingehörenden Gegenstände in erster Linie berücksichtigt, nicht aber durch Bierflaschen, Schnäpse, Fäßchen, Quincaillerie-Waren, Seifen, Altarkerzen und hundert andere Gegenstände von ihrem Platze gedrängt werden sollen" — „Vieles wurde nicht erreicht" — „Es wurde zu spät begonnen" — „Viele Aussteller sagten ab" — „Schlechte Arrangements führten zu einem Chaos in der großen offenen Halle" — „Ein schlechter Katalog, eine schlechte Preisrichterei" — „Viel Kunst (Kitsch), der mit dem Gartenbau nichts zu tun hat". Zusammengefaßt bliebe ein wenig erfreuliches Fazit dieser Ausstellung übrig. Die Kritiken müssen jedoch mit dem Kritiker betrachtet werden! Es sei daran erinnert, daß z. B. M Ö L L E R , der Herausgeber von „Möllers Deutsche Gärtnerzeitung", als bekannter Kritiker früherer Gartenbauausstellungen oftmals aus persönlicher Verärgerung weit über das Maß einer gesunden Kritik hinausging. Die Ausstellung in Köln hat zumindest ihre Aufgabe in der Vergleichbarkeit internationaler Leistungen im Gartenbau jener Zeit erfüllt (Bilder 2, 3). Internationale Ausstellung für Gartenbau in Amsterdam und 6. Weltausstellung in Philadelphia. Ausstellung „50 Jahre Flora" in Dresden in nunmehr gesellschaftseigenen Räumen und 7. Weltausstellung in Paris mit stark kritisierten gartenbaulichen Leistungen. Weltausstellung in Sidney im Parkgelände des botanischen Gartens. Bayrische Landesausstellung in Nürnberg (aus dem schön gestalteten Gelände wurde ein späterer Stadtpark). Erste internationale Gartenbauausstellung in Dresden im Gelände des Großen Gartens (20 ha Freiland, 10000 qm Hallen, 534 Aussteller). Starke Beschickung durch Österreich, Holland und Belgien. Gartenbauausstellung in Hamburg. Kolumbus-Weltausstellung in Chicago unter erstmaliger Beteiligung deutscher Handelsgärtner (aus Dresden) in Amerika mit einer Kollektivschau von Rosen, Camellien und Azaleen. Hier wurden wichtige Erfahrungen für Verpackungen bei Exportaufträgen nach Übersee gesammelt. Gartengestalterisch enthielt die Ausstellung viel Eigenheiten (auch Unmöglichkeiten bei Gestaltungen künstlicher Bergmassive) und Eigenmächtigkeiten gegenüber den Ausstellern, die nach ihrer Heimkehr wenig erfreut davon berichteten. Internationale Jubiläums-Gartenbauausstellung in Leipzig. Blumen- und Pflanzenschauen im Rahmen der Ausstellung für Minen- und Bergbau in Santiago (Chile).
385
Archiv für Gartenbau, X . Band, l i e f t 5, 1962
SC i n c r3 00
4J t/i
meii CTeneHbio cnejiocTii yMeHbmaeTCH. To H«e caMoe HBJIGHHC OTMeianocb OTHOCHTejibHO coaepsKamiH cbiporo BOJiOKHa, caporo öejiKa, KHCJIOTH, 30JIH h OKHceü KajiiiH, HaTpHH ii (j)0C0pa. Coaep>KaHHe ACKOPÖHHOBOII K H C J I O T H , BejiimiiHa pH, CO^epiKaHHe Kap0THH0ii30B H HHTGHCMBHOCTb OTpajKGHHH CBeTa rOMOr6HH3HpOBaHHbIM TOMäTHblM IIIOp3, nocTOHHHO B03pacTajiH. Co,n,ep}KaHHe HHBepTiipoBaHHoro caxapa B nno^ax B nepnofl co3peBaHHH He H3MeHHJiocb cymecTBeHHO. Pe^paKTOMeTpimecKHii noKa3aTejiB He npoHBJiHJi peryjinpHOCTH, K0T0paH Moraa 6bi npHBO^HTbCH B CBH3b co CTeneHbio cnejiocTH noMHßopoB. 27*
408
G E O R G I R V u. B A L Z F . R , Zur B e s t i m m u n g der Reifungsstadien dec T o m a t e
T a n K a K e,bgt n o M i i ^ o p o B , t . e . h h t g h c h b h o c t b 0Tpa?KeHH0r0 CBGTa T O M a r a u M i n o p a n p i i 7 0 0 hm, c B03pacTaroineii cnejiocTL.ro iiomm,hopob i i o c t o h h h o B03pacTaeT, L(BeT mo?kho CHHTaTb caMHM oo'eKTHBHHM MacmTaijoM jyin onpe/jejieHMfi cTerienn cnejiocTH n o M H ^ o p o B .
Summary Some analytical examinations had been made in order to determine the degree of ripeness of tomato-fruits. T h e age of the fruits was 35 days (green fruits), 45 days (fruits could be transported), 50 days (reddish fruits), and 60 days (overripe fruits). Thereby it p r o v e d that the dry substance diminished with g r o w i n g degree of ripeness. T h e same w a s the case w i t h the content of r o u g h a g e , crude protein, acid, ash and the oxyds of potassium, sodium, and phosphorus. T h e content of ascorbin-acid, p H , content of carotinoids and the intensity of the reflected light of the homogenized tomato-pap showed a steady increase. T h e content of invertsugar in the fruits did not change m u c h in the course of ripeness. T h e refractrometrical value showed no regularity w h i c h could be connected with the ripeness of the tomato-fruits. As the colour of the tomato resp. the intensity of the reflected light of the tomatopap at 700 n m steadily increases w i t h the g r o w i n g ripeness of the tomato it should be considered the most objective measurement to determine the degree of ripeness of the tomato. Literaturverzeichnis 1. A. O. A. C.: Methodes of analysis. Washington 1945 2. BROWN, G. B.: The ascorbic acid content of tomatoes as related to illumination. Proc. Am. Soc. Hort. Sci. 65, 342, 1955 3. CEREVITINOV, F. V . : Himija svezih plodov i ovoscej - Moskva 1933 4. GEORGIEV, H. P.: Dinamika na natrupvane na suhovesestve, vitamin C, zaheri i kiselini v plodovete na domatite v zavisimest od nacina na otglezdenije na rastenijata. Disertacija 1960. V. S. i V. Kolarov — Plovdiv 5. KATTON, A. A.: Changes in color and firmnes during ripening of detached tomatees, and the use of a new instrument for measuring firmnes. Proc. Am. Soc. Hort. Sci. 70, 379, 1958 6. MAVIS, J. O. und W. A. GOULD: Objective color measurements of Tomate pulp (puree). Proc. Am. Soc. Hort. Sci. 64, 379, 1954 7. ohne Autor: Handbuch der Lebensmittelchemie, Bd. I, 1933
409 Aus dem Institut f ü r Pflanzenzüchtung Hernburg der Deutschen A k a d e m i e der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin ( D i r e k t o r : Prof. Dr. O B E R D O R F )
CHR. SCHWÄR
Untersuchungen über die allelopathische Wirkung von Wermut (Artemisia absinthium L.) auf verschiedene Pflanzenarten E i n g e g a n g e n am 18. September 1961
BODE (1940) und FUNKE (1943) führen eine Anzahl von Pflanzenarten auf, die unter dem Einfluß benachbart stehender Wermutstauden Kümmerwuchs zeigen. Zu diesen Arten gehören Foeniculum vulgare, Levisticum officinale, Carum carvi, Ocimum basilicum, Melissa officinalis, Nepeta cataria, Salvia sclarea (BODE), Nepeta nuda, Carum bulbocastanum, Lepidium sativum, Tagetes erecta nana, Zinnia haagana, Calendula officinalis, Senecio vulgaris (FUNKE), Marrubium vulgare, Atropa belladonna, Salvia officinalis, Echinacea purpurea (KNAPP und THYSSEN, 1952) und Ruta graveolens (HEEGER, 1956). Datura stramonium, Atriplex hortensis und Stellaria media, die als Unkräuter im Wermutbestand auftraten, werden nach FUNKE nicht beeinflußt. BODE glaubt, daß die Blatttraufe die wachstumshemmende Wirkung hervorruft, weil sie reich an organischen Substanzen ist und weil außerdem die zerkleinerten Blätter und die aus ihnen hergestellten Kaltwasserauszüge die gleichen Erscheinungen in verstärktem Maße verursachen; denn sie enthalten die wirksamen Stoffe in größerer Menge als die Traufe. Er führte jedoch keine Versuche mit der Wermutblatt-Traufe durch. Da die Wermutwurzeln nicht bis in den Bestand des Fenchels reichten, folgert er, daß Nährstoff- und Wasserentzug nicht als Ursache anzusehen sind. FUNKE, HEEGER, KNAPP und THYSSEN schließen sich seiner Meinung an. Letztere vermuten, daß die starke „Konkurrenzkraft" des Wermuts auf die Wirkung der Traufe zurückzuführen sei. Wenn tatsächlich bestimmte Bestandteile der Traufe — nach BODE ist es der Bitterstoff „Absinthiin" — die Nachbarpflanzen bis zu einer Entfernung von 50 bis 60 cm (FUNKE) oder sogar bis zu 1 m (BODE) beeinflussen, muß die Wirkung von solchen Faktoren, die sich auf die Menge der ausgeschiedenen Stoffe und die Konzentration der Traufe auswirken, abhängig sein. Zu diesen Faktoren gehören Temperatur, Häufigkeit, Höhe und Art der Niederschläge, Menge des Bodenwassers und Adsorptionsfähigkeit des Bodens. BODE fand tatsächlich, daß nach Schönwetterperioden der Trockenrückstand der Traufe größer war als nach trüben Tagen, und FUNKE beobachtete, daß im 2. Jahr seiner Versuchsdurchführung infolge der häufigen Niederschläge nur eine geringe, z. T. gar keine hemmende Wirkung durch Wermut auftrat. Dem Faktor Boden wurde jedoch nur wenig Beachtung geschenkt, obwohl die Wirkstoffe der Traufe erst auf dem Weg über den Boden und die Pflanzenwurzeln ihre Hemmwirkung entfalten können.
410
S C H W Ä R , Uber die allelopathische Wirkung von Wermut
Betrachtet man die Möglichkeit, daß die Wirkungder Wermutblatt-Traufe in weit höherem Maße von den edaphischen als von den klimatischen Faktoren abhängig ist, so erscheint die Frage berechtigt, ob unter Freilandbedingungen ein derartiger Effekt, wie ihn B O D E und F U N K E beobachteten, tatsächlich nur auf die Wirkstoffe der Traufe zurückgeführt werden kann oder ob nicht vielmehr ökologische Faktoren wie Licht, Temperatur, Wasser, Nährstoffe usw. maßgebend sind. Diese Faktoren könnten von der „wirksamen" Pflanze, in unserem Falle von dem starkwüchsigen, nitrathungrigen Wermut, verändert werden, da er 1,50 bis 2 m hohe, dichte Büsche bildet. In Reihen oder größeren Flächen gepflanzt, kann er als Windschutz wirken und somit das Mikroklima verändern. S T E U B I N G und M Ü L L E R - S T O L L (1955) zeigten, daß schon bei den weniger dichten Windschutzstreifen aus Mais und Sonnenblumen eine eindeutige Veränderung klimatischer Faktoren eintrat. In Feldversuchen sollte daher an Arznei- und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen die Wirkung von Wermuthecken bzw. Wermutparzellen untersucht und in Topfversuchen die Wirksamkeit von Traufe geprüft werden. Weitere Feld- und Topfversuche sollten die Beständigkeit der Wirkstoffe im Boden nachweisen, um Rückschlüsse auf die tatsächliche Wirksamkeit ausgeschiedener Stoffwechselprodukte ziehen zu können. 1. D i e W i r k u n g v o n W e r m u t h e c k e n und - p a r z e l l e n auf b e n a c h b a r t s t e h e n d e P f l a n z e n a r t e n Es wurden 2jährige Versuche mit zweireihigen Wermuthecken und den Arzneipflanzen Foeniculum vulgare, Coriandrum sativum, Anethum graveolens, Papaver somniferum, Cnicus benedictus, Calendula officinalis, Atropa belladonna und Datura stramonium durchgeführt. Die Wermuthecken und die 8 (1. Jahr) bzw. 7 (2.Jahr) Reihen der Arzneipflanzen verliefen parallel, in je zwei Blöcken in Ost-West-Richtung und in Süd-Nord-Richtung. Die Auswertung erfolgte reihenweise unter Ausschluß von je 2 Randpflanzen und der Randreihe ( = 1. Reihe), indem die Pflanzenlängen und das Frisch- und Trockengewicht der als Droge verwendeten Pflanzenteile bestimmt wurden (Coriandrum, Anethum, Papaver — Samen, Calendula — Blüten, Atropa und Datura — Blätter, Cnicus und Anethum [2. Jahr] — Kraut kurz vor der Blüte). Es wurde auf die vom Wermut am weitesten entfernte (2.) Reihe bezogen. Die 8. bzw. 7. Reihe stand mit 50 bzw. 80 cm Entfernung der Wermuthecke am nächsten. Eine weitere Reihe von Versuchspflanzen ( = Mittelreihe = Mi) befand sich zwischen den beiden 1 m voneinander entfernten Reihen der Wermuthecke. Der Versuch zeigte, daß a) die einzelnen Pflanzenarten unterschiedlich reagierten und b) die älteren und üppigeren Wermuthecken des 2. Jahres anders wirkten als die jüngeren des 1. Jahres. Die Längen der Pflanzen wurden im 1. Versuchsjahr nicht, im 2. wenig oder gar nicht beeinflußt (siehe Tab. 1). Selbst die Mittelreihen von Foeniculum, Datura, Coriandrum und Papaver zeigten im 1. Jahr eine verhältnismäßig geringe, Calendula und Cnicus gar keine Wachstumsdepression. Im 2. Jahr hingegen wurden die Mittelreihen aller Arten mit Ausnahme von Foeniculum vollständig unterdrückt, da die beiden Wermutreihen miteinander verwachsen waren.
411
Archiv für Gartenbau, X. Band, Heft 5, 1962
Tabelle 1 Der Einfluß der Wermuthecke auf das Längenwachstum v o n Arzneipflanzen im 1. und 2. Versuchsjahr ( A n g a b e in % , bezogen auf Reihe 2 = 1 0 0 % bei einem Reihenabstand v o n 30 cm: Cnicus, Papaver, Anethum, Calendula bzw. auf Reihe 3 = 1 0 0 % bei einem Reihenabstand v o n 60 cm : Foeniculum) 2. Versuchsjahr
1. Versuchsjahr Reihe 2 3 4 5 6 7 8 Mi
Foeniculum
100 104 104 87
Cnicus 100 99 100 101 100 102 101 96
Papaver 100 101 100 96 97 98 98 91*)
Cnicus
Papaver
Anethum
100 100 100 97 100 94
100 101 100 101 100 93
100 102 101 102 103 89
Calendula 100 99 98 99 94*) 88*)
*) Differenz gesichert
Aus den Abb. 1 und 2 ist die unterschiedliche Wirkung der Wermuthecke in den beiden Versuchs jähren ersichtlich. Bei Cnicus und Calendula ist die Stoffproduktion der innersten Reihe im 1. Versuchs] ahr gefördert, im 2. wie bei allen Arten außer Foeniculum eindeutig geschädigt. % Die innersten Reihen der anderen Arten waren im 1. Jahr nicht beeinflußt. Der unterschiedliche Effekt bei Calendula und Cnicus in beiden Versuchs jähren kann zwei Ursachen haben: verstärktes Wachstum der Wermuthecke im 2. Jahr und unterschiedliche klimatische Bedingungen. Wahrscheinlich wirken beide Faktoren zusammen. Die durch die Hecke bedingten mikroklimatischen Veränderungen können nur geringe Reichweite haben, da der Wermut mit den Versuchspflanzen heranwächst. Sie wirk2 3. 4. 5. 6. 7. 8. Mi. ten sich daher im 1. Versuchsjahr Reihe nur auf die nächststehende Reihe A b b . 1 : Der Einfluß der Wermuthecke auf das günstig aus, im 2. wurde diese durch Frischgewicht v o n Cnicus benedictus L. im überhängende Zweige der üppigeren 1. ( ) und 2. ( ) Versuchsjahr. ' Wermutstauden beschattet und daMi = Mittelreihe, © Differenz gesichert.
412
S C I I W Ä R , Ü b e r die allelopathische W i r k u n g v o n W e r m u t
durch gehemmt. Wahrscheinlich trat außerdem Mangel an Nährstoffen ein, da der Wermut keine D ü n g u n g erhielt.
/O 1W
120
D i e klimatischen B e d i n g u n g e n in beiden Jahren sind aus T a b . 2 ersichtlich. I m 1. J a h r waren sie ungünstig : geringe Niederschläge, starke und häufige Westwinde im J u n i und Juli. J e d e günstige mikroklimatische Veränderung durch die Hecke mußte sich bemerkbar machen, das u m so mehr, als die Vergleichsreihe durch Trockenheit beeinträchtigt wurde. I m 2. J a h r waren die Niederschläge häufiger und höher. Während diese v o n den freistehenden Pflanzen voll ausgenutzt werden konnten, standen die innersten Reihen zumindest in einem teilweisen Regenschatten der Hecke.
100
80
60 40
20 Z.
5.
3.
6.
7.
8.
Mi.
Reihe
Abb. 2: Der Einfluß der Wermuthecke auf das Frischgewicht von Calendula officinalis L. im 1. ( ) und 2. ( ) Versuchsjahr. Zeichenerklärung wie bei Abb. 1.
Tabelle 2 Die klimatischen Verhältnisse im 1. und 2. Versuchsjahr
Monat
Wind richtg. Tage West (NW' + W + s >W)
.Wind stärke
mittl. Tag.Tem p. °C
Nieder schlagsmeng e mm
relativ e Luftfeuch tigkeit
1.
2.
1.
2.
1.
2
1.
2.
1.
2.
Mai Juni Juli Aug.
10,0 25,0 29,0
25,0 19,0 18,0
2,0 2,0 2,1
2,4 1,7 1,6
13.3 17.4 16,0 17,8
11,2 15,3 18,6 18,5
20,8 50,9 97,7 92,2
38,8 126,2 134,6 70,3
64,0 66,5 78,0
67,5
Mittel Gesamtmenge
21,3
20,7
2,0
1,9
16,1
15,9
261,6
369,9
69,5
67,8
68,0 68,0
G e g e n eine chemische Beeinflussung durch Stoffwechselausscheidungen sprechen die Tatsachen, daß im 1. J a h r die Mittelreihen gediehen, bei Cnicus sogar in der Stoffproduktion ( A b b . 1) gefördert waren, o b w o h l sie die T r a u f e v o n zwei Seiten erhielten, und daß sich — im Gegensatz zu B O D E und F U N K E — in dem feuchteren 2. J a h r die H e m m u n g stärker ausprägte als in dem trockeneren 1. Jahr. Qualitätsbestimmungen (Gehalt an Bitterstoffen, Alkaloiden, äther. Öl, fctterp. Ol) führten in keinem J a h r e zu gesicherten Unterschieden. I m 2. J a h r konnte wegen der zu geringen Erntemengen der Atropa- und DaturaBlätter keine Alkaloidbestimmung der innersten Reihen durchgeführt werden. E s bleibt daher offen, ob bei diesen der Gehalt höher gewesen wäre.
413
Archiv f ü r Gartenbau, X . Uand, Heft 5, 1962
Zweijährige Versuche mit landwirtschaftlichen Kulturpflanzen (Mais, Sommergerste, Bohne, Erbse, Hanf,) die so ausgesät waren, daß sich Versuchspflanzenund Wermutparzellen auf 1 m Breite deckten und ein weiterer 2 m breiter Streifen der Arten neben der Wermutparzelle lag, zeigten im 1. Jahr keinerlei Schädigung durch den einjährigen Wermut, im 2. hingegen bereits eine Keimungshemmung durch die frühzeitig ausgetriebenen Wermutsprosse. Alle Arten außer Bohne und Erbse wurden im Wachstum und in der Entwicklung gehemmt. Die im Wermut stehenden Bohnen wiesen einen niedrigeren Samenertrag und geringeren Rohproteingehalt auf (Tab. 3). Tabelle 3 Der Einfluß von Wermut auf Bohnen im 1. und 2. Versuchsjahr
Parz. I
Parz. II
1. Versuchsjahr im Wermut 0 —1 m vom Wermut entfernt 1—2 m vom Wermut entfernt (neben Mais) im Wermut 0 —1 m vom Wermut entfernt 1-2 m „ (neben Erbsen) 2. Versuchsjahr im Wermut 0 — I m vom Wermut entfernt 1 —2 m „ (neben Erbsen)
Fr. gew. Samen g
Tr. subst. /o
Rohprot. % d. Tr. s.
1980 1985
86,94 86,72
23,21 22,52
1635 1880 1909
87,02 86,72 86,98
23,59 23,08 23,48
1724
86,56
21,78
980 1760
86,93 87,17
21,57 22,98
1893
86,49
23,12
Die Erbsen waren weder im Ertrag noch in der Qualität beeinträchtigt. Neben der Wermutparzelle trat auch innerhalb von 1 m Abstand keine Schädigung auf, so daß auch bei diesen Versuchen keine Beeinflussung durch Stoffwechselprodukte nachgewiesen werden konnte. Hingegen herrschte im Wermutbestand von vornherein Licht-, Nährstoff- und Wassermangel. Zu den gleichen Ergebnissen führten mehrjährige Feldversuche mit Fenchel, der neben Wermutparzellen gedrillt wurde. 2. D i e W i r k u n g v o n W e r m u t b l a t t t r a u f e u n d - w u r z e l w a s s e r auf F e n c h e l in Q u a r z s a n d ( G e f ä ß v e r s u c h e ) In Mitscherlichgefäßen wurde in Quarzsand Fenchel angezogen und mit Nährlösung bzw. einer künstlich hergestellten „Traufe" gegossen. Diese wurde a) durch Besprühen von Wermutpflanzen, b) durch Abwaschen der Sproßspitzen und c) durch Auflösen des im Vakuum hergestellten Trockenrückstandes aus nach b gewonnener Traufe im Verhältnis 1:100 erhalten. Traufe a rief keine eindeutige Wirkung auf das Wachstum des Fenchels hervor, durch Traufe b und c trat anfänglich eine Wachstumshemmung ein (Abb. 3 und 4), die sich später wieder ausglich, durch Traufe c außerdem Blattsukkulenz, beschleunigte Blattbildung und ein rascherer Entwicklungsablauf.
414
SCHWÄR, Über die allelopathische Wirkung von Wermut
Abb. 3: Die Wirkung von WermutBlatttraufe b ( ) und Wurzelwasser b ohne (— . — . —) und mit zusätzlicher Nährlösung (— ... —) auf das Längenwachstum von Fenchel in Quarzsand. Kontrolle, ® Differenz gesichert. 22.6.
20.8.
4.8.
15.7. Datum
200 -
150
Abb. 4 : Die Wirkung von Traufe c ( ) und Wurzelwasser c (— . — .—) auf das Längenwachstum von Fenchel in Quarzsand. Kontrolle, © Differenz gesichert.
100 50
/
// /
/
/
/
/
/
/
/
_l [_
20.8.
1.10. 10. MO. Datum
15.11.
1.12
Diese Ergebnisse wurden bei täglicher Zufuhr und in Quarzsand erzielt, der praktisch keine Sorptionskomplexe enthält. Es ist nicht zu erwarten, daß im Ackerboden unter Freilandbedingungen der Effekt in demselben Grade auftritt, da die Konzentration der Traufenwirkstoffe durch Adsorption an die Bodenkolloide und durch mikrobiellen Abbau mehr oder weniger stark herabgesetzt und damit wirkungslos werden kann (vgl. hierzu G R Ü M M E R 1955). Zur Prüfung der Wurzelausscheidungen wurde Wurzelwasser in verschiedener Weise gewonnen, indem a) in dest. Wasser junge Wermutpflanzen gestellt wurden, b) Wermutpflanzen in gut gereinigtem Quarzsand mit Nährlösung gegossen und der
415
Archiv f ü r Gartenbau, X . Band, Heft 5, 1962
Quarzsand mit dest. Wasser durchgespült wurde, c) die gerodeten Wurzelstöcke vierjähriger Wermutpflanzen 8 Stunden in Wasser gelegt, dieses zur Trockne eingedampft und der Rückstand im Verhältnis 1:100 gelöst wurde. Die Fenchelpflanzen in Wurzelwasser a blühten etwas früher und hatten ein höheres Frischgewicht, evtl. durch Austritt von Zellinhaltsstoffen aus beschädigten Wurzeln. Durch b traten Sukkulenz und Wachstumshemmung auf (Abb. 3), die durch Zugabe von zusätzlicher Nährlösung wenigstens teilweise rückgängig gemacht werden konnte. Wahrscheinlich hatte der Wermut der Nährlösung zu viele Salze entzogen, so daß die Pflanzen gegenüber der Kontrolle benachteiligt waren. Wurzelwasser c hatte keine Wirkung (Abb. 4). Auch diese Ergebnisse sprechen nicht dafür, daß durch die Wurzeln ausgeschiedene Stoffwechselendprodukte andere Pflanzen beeinflussen. 3. D i e B e s t ä n d i g k e i t d e r W e r m u t w i r k s t o f f e Durch einen „Fruchtfolgeversuch" sollte nachgewisen werden, ob in einem mehrjährigen Wermutbestand eine Anreicherung wirksamer Stoffe im Boden stattfindet. Auf einer Fläche, die drei Jahre mit Wermut bestanden war und an einen Wermutbestand grenzte, wurden Arzneipflanzen (siehe oben) angebaut. Die anschließenden Vergleichsparzellen hatten Verbascum als Vorfrucht. Mohn stand nach Wermut etwas schlechter, alle anderen Pflanzenarten zeigten keine Anzeichen der Beeinflussung weder durch die Vorfrucht Wermut noch durch den benachbarten Bestand. Dieser Versuch konnte nur einmal durchgeführt werden, da im folgenden Jahr keine entsprechenden Flächen zur Verfügung standen. 600
/ 500
400
300
200 A b b . 5 : Das Längenwachstum v o n Fenchel in einer Mischung v o n verrottetem Wermutkraut und Landerde
100
1 +1 ( - . - . - ) .
Kontrolle,
© Differenz gesichert.
30.5.
18.6.
30.6. M Datum
28.7.
12.8.
27.8.
41G
S C H W Ä R , Uber die allelopathische W i r k u n g v o n W e r m u t
Es wurde daher die Beständigkeit der Wermutwirkstoffe in der Weise geprüft, daß abgeschnittene Wermutsprosse ohne Zusätze geschichtet und mit Erde abgedeckt wurden. Nach 21/2 Jahren wurden die teilweise, verrotteten Sprosse freigelegt, mit dem gleichen Teil Ackerhoden gemischt und darin Fenchel angezogen (Blumentöpfe). Als Kontrolle diente Kompost, der zu gleichen Teilen mit Ackerboden gemischt war. In dem verrotteten Wermut trat keine Hemmung, sondern eine eindeutige Förderung des Wachstums, der Blattbildung und der Entwicklung ein (Abb. 5). Wie durch den Geschmack festgestellt werden konnte, war k e i n Bitterstoff mehr vorhanden. Aus Abbildung 5 ist ersichtlich, daß die Wachstumsförderung bei Verwendung der Sprosse als Substrat erst später deutlich wurde. Verwendete man jedoch einen wäßrigen Extrakt aus dem verrotteten Wermut in der Konzentration 1:100 und goß damit in Quarzsand wachsenden Fenchel, so war schon im Keimlings- und Jugendstadium eine auffallende Wachstumsförderung zu beobachten (Abb. 6). Beide Versuche zeigen, daß die Wermuthemmstoffe nicht beständig sind, wie auch schon BODE feststellte, und sich daher im Boden nicht anreichern können. Die wachstumsfördernden Verbindungen sind Abb. 6:.Fenchelkeimlinge in Quarzsand: links: Konstabiler und kommen nach Abtrolle, Mitte: mit einem wäßrigen Auszug aus Werbau der ersteren allein zur Wirmutpulver, rechts: mit einem wäßrigen Auszug aus kung. verrottetem Wermutkraut gegossen. B e s p r e c h u n g der E r g e b n i s s e Die in der Traufe enthaltenen Wirkstoffe rufen in Quarzsand an Fenchel die gleichen Effekte hervor wie in den Boden eingebrachte Wermutblätter, wenn die Konzentration der Traufe hoch genug ist. Da die wachstumshemmenden Stoffe nicht sehr beständig sind, können sie unter Freilandbedingungen nur sehr untergeordnete oder gar keine Bedeutung haben. Die Wirkung im Ackerboden wird um so geringer sein, je besser und tätiger der Boden ist (GRÜMMER 1955 und 1956/57, SCHWÄR 1956). Ob die Hemmstoffe durch Adsorption oder durch mikrobiellen Abbau oder durch Auswaschung unwirksam werden, bleibt offen. Auch an anderen Hemmstoffen wurde beobachtet, daß sie zwar hemmend wirken, aber unter natürlichen Bedingungen diese Wirkung infolge der geringen Stabilität einbüßen. So beobachtete BONNER (1950) an trans-Zimtsäure, die von Guayulewurzeln ausgeschieden wird, CURTIS und COTTAM (1950) an den Wurzelausscheidungen von Helianthus rigidus, BODE (1958) an den Hemmstoffen der Schwarznuß und G R Ü M M E R (1956/57) an Absinthin, daß sie nach einiger Zeit im tätigen Boden nicht mehr nachweisbar waren.
Archiv für Gartenbau, X. Band, Heft 5, 1962
Es erscheint daher wenig wahrscheinlich, daß durch ausgeschiedene Stoffwechselendprodukte eine direkte Beeinflussung der Pflanzenarten oder sogar eine Qualitätsverbesserung der Nutzpflanzen, wie sie MADAUS (1938) beschreibt, stattfindet. Ebensowenig kann aus den gleichen Gründen die natürliche Zusammensetzung von Pflanzengesellschaften auf chemische Verbindungen zurückzuführen sein. Die angeführten Ergebnisse weisen darauf hin, daß in allen Fällen die mikroklimatischen und edaphischen Faktoren, die auf die physiologischen Grundprozesse einwirken, maßgebend sind, was nicht ausschließt, daß eine bereits durch ungünstige Verhältnisse geschwächte Pflanze auf ausgeschiedene Stoffwechselprodukte negativ reagiert. Zusammenfassung Die von BODE und FUNKE beobachteten Schädigungen verschiedener Pflanzenarten durch Wermutstauden wurden an Arznei- und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen im Feldversuch überprüft. Die einzelnen Arzneipflanzenarten reagierten unterschiedlich auf den Einfluß des in Hecken gepflanzten Wermutes. Die am nächsten stehenden Reihen von Calendula und Cnicus zeigten im ersten Jahr eine gesicherte Steigerung, im zweiten eine Senkung des Frischgewichtes. Ein Beweis für die Wirksamkeit ausgeschiedener Stoffwechselendprodukte konnte durch keinen der Versuche erbracht werden. Künstlich hergestellte Wermutblatttraufe ruft nur in sehr starken Konzentrationen Wachstumshemmung, Blattsukkulenz und Entwicklungsbeschleunigung hervor. Da diese Wirkstoffe aber nicht sehr beständig sind und im Boden nicht angereichert werden, kommt ihnen im Freiland nur eine sehr untergeordnete oder gar keine Bedeutung zu. P e 310 M e Haßjiiojjaeivibie BO,II,E
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Summary The damages done to different kinds of plants by wormwood, watched by BODE and FUNKE, have been examined with medicinal and agricultural plants in field experiments.
418
S C H W Ä R , Uber die allelopathische W i r k u n g von Wermut
The kinds of medicinal plants differently reacted upon the influence of the w o r m w o o d . The r o w s of Calendula and Cnicus standing next to the w o r m w o o d showed an increase of the fresh weight in the first year while the fresh weight decreased in the second year. None of the experiments could p r o v e the efficacy of secreted assimilation final products. Artificially made w o r m w o o d leave drip causes retardation of g r o w t h and acceleration of development only in v e r y strong concentrations. Since these substances are not v e r y steady and are not being accumulated in the soil they have not any importance. Literaturverzeichnis 1. BODE, H. R . : Uber die Blattausscheidungen des Wermuts und ihre W i r k u n g auf andctc Pflanzen. Planta 30, 567, 1940 2. BODE, H. R . : Beiträge zur Kenntnis allelopathischer Erscheinungen bei einigen Juglandaceen. Planta 51, 440, 1958 3. B O N N E R , J . : The role of toxic substances in the interactions of higher plants. Bot. Rev. 16, 51, 1950 4. C U R T I S , J . T. und G. C O T T A M : Antibiotic and autotoxic effects in ptaerie s u n f l o w e r . Bulletin of the Torrey botanical club 77, No. 3, 187, 1950 5. F U N K E , G. L . : The influence of Artemisia absinthium on neighbouring plants. Blumea, Vol. V , 281, 1943 6. G R Ü M M E R , G . : Die gegenseitige Beeinflussung höherer Pflanzen — Allelopathic —. V E B Gustav-Fischer-Verlag, Jena, 1955 7. G R Ü M M E R , G . : Neuere Erkenntnisse über die gegenseitige Beeinflussung höherer Pflanzen. Wiss. Zeitschr. der Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald, Mathem. nat. Reihe, VI, 245, 1956/57 8. H E E G E R , E. F . : Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenbaues. Deutscher B a u e m verlag, 1956 9. K N A P P , R. und P. T H Y S S E N : Untersuchungen über die gegenseitige Beeinflussung von Heilpflanzen in Mischkulturen. Ber. Dtsch. Bot. Ges. 65, 60, 1952 10. M A D A U S , G . : Pflanzenstudien I. Ein Beitrag zur Frage der Wirkungssteigerung der Heilpflanze. Jahresber. Dr. Madaus & Co, 1938, S. 31 11. S C H W Ä R , C.: Untersuchungen über die W i r k u n g von Wermut auf Fenchel. Pharmazie 11, 269, 1956 12. STEUBING, L. und W . M Ü L L E R - S T O L L : Über die Beeinflussung der Standortfaktoren und der Ertragsbildung durch Windschutzstreifen aus hochwüchsigen Nutzpflanzen. A n g e w . Bot. 29, 90, 1955
419 A u s dem Institut f ü r Gartenbau Dresden-Pillnitz der Deutschen A k a d e m i e der L a n d w i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t e n zu Berlin '
( D i r e k t o r : Prof. Dr. G. F R I E D R I C H )
E. L E T Z I G und W. H A N D S C H A C K
Die Veränderungen von Fruchtfleischfestigkeit und Inhaltsstoffen von sechs Erdbeersorten während der Reife E i n g e g a n g e n am 25. September 1961
In der vorliegenden Arbeit sind schon länger im Anbau befindliche Kulturerdbeersorten mit erst vor kurzem zugelassenen Neuzüchtungen auf ihre Inhaltsstoffe und ihre Eignung für die industrielle Verwertung untersucht worden. Die dabei erhaltenen Untersuchungsergebnisse sollen dem Züchter analytische Daten über die Inhalts- und Wertstoffe seiner Neuzüchtungen in Vergleich zu herangezogenen älteren Sorten vermitteln, um gegebenenfalls bei weiteren Züchtungen entsprechende Eltern auswählen zu können. Da in den vergangenen Jahren an unserem Institut von H. MÜLLER und K . K L U G E an der Züchtung neuer ertragreicher und industriell besser verwertbarer Erdbeersorten gearbeitet worden ist, wurden für die vorliegenden Untersusuchungen u. a. in Pillnitz gezüchtete Sorten herangezogen. Die in der Arbeit dargestellten Analysen der Inhaltsstoffe und besonders der Fruchtfleischfestigkeit wurden von Früchten des Jahres 1960 gewonnen. Da neben anderen Eigenschaften besonders die Fruchtfleischfestigkeit eine ausschlaggebende Rolle für den Wert einer Erdbeersorte darstellt, besonders in Hinblick auf die Verwertung, war es noch ein besonderes Ziel der Untersuchungen, Beziehungen zwischen dieser Eigenschaft und dem Gehalt an Inhaltsstoffen zu ermitteln. Um sie gegebenenfalls klarer erkennen zu können, wurden hierbei die entsprechenden Untersuchungen während des gesamten Reifevorganges durchgeführt. Auf Empfehlung von K L U G E wurden folgende sechs Sorten in unsere Untersuchungen einbezogen: 1. Georg Soltwedel als eine mittelfrühe, reichtragende, großfrüchtige Sorte für den Erwerbsanbau. Zur Konservierung sind die Früchte wegen ihrer Größe nur bedingt geeignet. 2. Mie^e Schindler als eine der qualitativ besten Spätsorten. Die Früchte sind tief dunkelrot, süß und zur Konservierung gut geeignet. 3. Dresden als eine Neuzüchtung unseres Institutes (H. MÜLLER). Es handelt sich um eine mittelgroße, hellrote, ertragreiche Sorte für den Liebhaberanbau. Auf Grund ihrer geringen Fruchtfleischfestigkeit eignet sie sich nicht für den Erwerbsanbau und die Konservierung. 4. Anneliese ist ebenfalls eine Neuzüchtung unseres Institutes (H. MÜLLER), deren Früchte mittel bis groß werden und mittelrot glänzen. Die Reife ist mittelfrüh, und die Sorte eignet sich für den Erwerbsanbau. In den Analysen läuft diese Sorte unter der Zuchtnummer D 37/53, abgekürzt D 37. 5. Brandenburg ist eine Neuzüchtung des Institutes für Acker- und Pflanzenbau Müncheberg und ist früh reif. Die Früchte sind mittelgroß, hellrot, weichfleischig und als Erwerbssorte für den Frischmarkt geeignet. 6. Senga Sengana ist eine neue Sorte von R. v. SENGBUSCH und in der DDR jetzt zugelassen. Sie ist ein Massenträger mit großen, dunkelroten, etwas weichen Früchten. Sic ist im Anbau Westdeutschlands weit verbreitet.
420
L E T Z I G u. H A N D S C I I A C K , Die V e r ä n d e r u n g von Fruchtfleischfcstigkeit
I. D i e B e d e u t u n g d e r F r u c h t f l e i s c h - u n d S c h ü t t e l f e s t i g k e i t f ü r den F r i s c h v e r z e h r u n d d i e V e r w e r t u n g s i n d u s t r i e Die Empfindlichkeit der Erdbeere gegenüber äußeren Einwirkungen bereitet Erzeuger und Händler zahlreiche Schwierigkeiten. Bei Untersuchungen der letzten Jahre ist daher verschiedentlich versucht worden, die Fruchtfleischfestigkeit bzw. Schüttelfestigkeit mit objektiven Methoden zu bestimmen, wobei aber auch Qualität und Eignung zum Konservieren untersucht wurden (CULPEPPER 1935, EISENHUTH 1957, GUTSCHMIDT 1953, HOLFELDER 1954, KRUMBHOLZ u. WOLODKEWITSCH 1939, LIEBSTER 1956, MATZNER 1956 und 1960, SCHUPHAN 1941). Besonders wurde dabei auch der Qualitätsbegriff herausgestellt und in einer sogenannten Geschmackszahl ausgedrückt. Diese Zahl gibt das Zucker: Säureverhältnis, das für den Frischverzehr ausschlaggebend ist, wieder. Abgesehen davon stellt die obstverarbeitende Industrie an die Rohware Erdbeere noch andere Anforderungen. Zur Konservierung eignen sich Sorten mit dunkler Farbe, die beim Kochen und längerem Lagern der Konserve auch in Gläsern nicht ausbleichen, besser als hellrote Früchte (KOCH 1951, HOLFELDER 1954 u. 1960, FALCH und STRAUSS 1956). Die Geschmackszahl hat nur insofern eine Bedeutung, als die Früchte reich an Säure sein möchten, da vor der Konservierung den Früchten an sich noch Zucker zugesetzt wird. Die Fruchtfleischfestigkeit der Erdbeeren nimmt durch das Abtöten des pflanzlichen Gewebes ab, und nur feste Früchte geben eine ansehnliche Konserve. Auch die Erhaltung des feinen Erdbeeraromas ist bei den Sorten verschieden. Zahlreiche Sorten verlieren beim Sterilisieren jegliches Aroma und sind für die Industrie wertlos. Im großen und ganzen ist festzustellen, daß die meisten Erdbeersorten in den obengenannten Punkten den Anforderungen nicht genügen. II. Q u a l i t ä t s u n t e r s u c h u n g e n 1. W e l c h e I n h a l t s s t o f f e u n d F a k t o r e n s i n d m a ß g e b l i c h an d e r F r u c h t fleischfestigkeit und Schüttelfestigkeit beteiligt? LIEBSTER 1956 versuchte, Beziehungen zwischen dem spezifischen Gewicht und der Festigkeit zu finden, konnte aber keine Korrelation zwischen den beiden Merkmalen feststellen. EISENHUTH 1957 weist auf die Bedeutung der Pektine für die Fruchtfleischfestigkeit hin. GUTSCHMIDT 1953 konnte bei Konservierungsversuchen zahlreicher Erdbeersorten keine Beziehungen zwischen der Fruchtfestigkeit und dem Trockensubstanzgehalt, dem Gesamtzucker, dem pH-Wert und dem Ascorbinsäuregehalt feststellen. MATZNER 1960 diskutiert die Bedeutung von Pektin und Zellulose für die Fruchtfestigkeit, ohne parallel zu seinen Analysen Festigkeitsbestimmungen durchzuführen. Nach den Untersuchungen von COCHRAN u. WEBSTER 1931 steigt die Fruchtfestigkeit deutlich mit dem Pektingehalt (zit. n. MATZNER 1960). SIMPSON 1958 konnte eine Verminderung der Viskosität des Erdbeersaftes mit zunehmender Reife feststellen. Die Abnahme der Viskosität wird auf Pektinabbau zurückgeführt. CULPEPPER 1935 stellte in seinen umfangreichen Untersuchungen eine sehr gute Korrelation zwischen dem Punkturwiderstand oder dem Eindringen einer Nadel in das Fruchtfleisch und dem Verhältnis der unlöslichen zu den löslichen Stoffen der grünen Erdbeerfrüchte fest.
A r c h i v für Gartenbau, X . Band, Heft 5, 1962
421
Die Bedeutung der Zellulose für die Festigkeit pflanzlicher Gewebe ist uns durch den hohen Zellulosegehalt verholzter Pflanzen hinlänglich bekannt. Über den Anteil der Zellulose an der Festigkeit der Früchte sowohl von verholzten als auch von krautigen Pflanzen wissen wir jedoch sehr wenig. Wesentlich häufiger sind die die Zellen miteinander verkittenden Pektinstoffe untersucht worden. Das Protopektin der Mittellamellen ist durch seinen hohen Ca-Gehalt und seinen geringen Methoxylgehalt ausgezeichnet und wird für das feste Aneinanderhaften der Zellen verantwortlich gemacht. Nach H E N G L E I N 1958 und W O L F 1958, die die Ergebnisse der Pektinforschung im Handbuch der Pflanzenphysiologie dargestellt haben, nimmt ganz allgemein mit zunehmender Reife die Menge des wasserunlöslichen Protopektins ab, und die Menge des wasserlöslichen Pektins steigt. P A E C H 1938 stellte an Birnen fest, daß sich die Festigkeit des Fruchtfleisches in dem Maße ändert, wie sich die Menge des in verdünnter Salzsäure löslichen Protopektins vermindert. H A L L E R hat schon 1929 grundlegende Untersuchungen zwischen Fruchtfleischfestigkeit und dem Gehalt an Protopektin und löslichem Pektin durchgeführt. Dabei konnte er feststellen, daß sich das Protopektin bereits in den ersten Entwicklungsstadien des Apfels bildet. Beim weiteren raschen Wachstum findet nur noch eine geringe Neubildung von Protopektin statt. Die Abnahme der Fruchtfleischfestigkeit am Baum ist nach H A L L E R 1929 hauptsächlich auf die Vergrößerung der Zellen zurückzuführen. Der Abbau des Protopektins findet vornehmlich nach der Ernte statt, wobei lösliche Pektine entstehen. Diese werden dann weiterhin bis zur Galakturonsäure abgebaut, so daß eine Verminderung der Gesamtpektinmenge stattfindet. Über das biologische Schicksal der Galakturonsäure, dem wesentlichen Baustein und vorläufigen Endprodukt des Abbaues von Pektinen, ist kaum etwas bekannt. Was aber das wasserlösliche Pektin betrifft, so wissen wir, daß es festigend auf die Frucht wirkt, wenn es in schwerlösliche Erdalkalisalze überführt wird. Allerdings ist die Kalziummenge der Früchte nach dem Abbau des Protopektins durch die organischen Säuren gebunden. Außer durch veränderte Löslichkeit zeigt sich der Pektinabbau im Verlauf der Fruchtreife durch eine bemerkenswerte Abnahme der Molekelgröße des Pektins. Nach E G G E N B E R G E R 1949 sollen weder der Veresterungsgrad noch der Anteil an Nicht-Uronsäure-Begleitmaterial (z. B. Araban, Galaktan) für die Fruchtfleischfestigkeit von Bedeutung sein. Der Pektinabbau wird wesentlich durch die erhöhte Durchlässigkeit der Plasmagrenzschichten während der Reifung beschleunigt. Die organischen Säuren lösen die Kationen aus dem Protopektinmolekül heraus, und die Druckfestigkeit des Gewebes nimmt ab. Um die die Festigkeit der Erdbeere bedingenden Faktoren aus der Entwicklung der Früchte heraus klarer erkennen zu können, wurden die drei Entwicklungsstadien grün, halbreif und reif zu gleicher Zeit von den Versuchsparzellen geerntet. Dies gestattete zugleich, mit dem Reifevorgang verbundene Veränderungen der Inhaltsstoffe der Früchte zu erfassen. Bei der Ermittlung der Inhaltsstoffe wurde Wert darauf gelegt, die Zucker und Säuren nicht nur summarisch zu bestimmen, sondern die vorhandenen Arten von Zucker und organischen Säuren getrennt zu bestimmen. Dies machte zum Teil die Anwendung moderner chromatographischer Methoden erforderlich, deren zweckmäßigste Durchführungsart für den vorliegen28
A r c h i v für Gartenbau, X . Band, Heft 5, 1962
422
L E T Z I G u. II A N D S C I I A C K , D i e V e r ä n d e r u n g v o n Fruchtfleischfestigkeit
den Zweck erst durch entsprechende Vorarbeiten und Untersuchungen erkundet werden mußte. Im einzelnen wurden für die Untersuchungen der Früchte die unter 2 aufgeführten Methoden angewendet. 2. C h e m i s c h e u n d p h y s i k a l i s c h e U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n Die Trockensubstanz wurde von 100 g halbierten Früchten, die eine Stunde bis 100 °C und anschließend bei 70 °C bis zur Konstanz getrocknet wurden, bestimmt. Dieses Verfahren hat sich in unserem Laboratorium bewährt und gibt gut übereinstimmende Werte. Der Refraktometerwert wurde in dem Preßsaft mit einem Zeiß-Refraktometer für die Zuckerindustrie, wie es in der Konservenindustrie üblich ist, bestimmt. Die Fruchtfleischfestigkeit wurde mit der von LETZIG und KÖNIG 1960 beschriebenen Apparatur festgestellt und im Meßwert des Instrumentes unter Verwendung des Preßkopfes K 4 ausgedrückt. Zur Bestimmung wurden 15 Früchte nach dem von KÖNIG angegebenen Schema herausgeschnitten und das Mittel aus den Einzelmessungen errechnet. Die Gesamtsäure wurde durch Titration eines wässrigen Auszuges mit 1/10 n-NaOH gegen Phenolphtalin bestimmt und als Citronensäure angegeben. Der Gehalt an reduzierenden Zuckern wurde in einem wäßrigen Auszug nach Fehling-Bertrand sofort bestimmt. Der Gesamtzuckergehalt wurde in dem gleichen Auszug nach Inversion mit Salzsäure nach Fehling-Bertrand bestimmt. Der Saccharosegehalt stellt die Differenz zwischen reduzierenden Zuckern und dem Gesamtzuckergehalt dar und wurde nur errechnet. Die alkoholunlöslichen S t o f f e , die im wesentlichen Rohpektin und Zellulose darstellen, wurden durch Homogenisieren von 200 g Beeren in 400 ml 90%igem vergälltem Alkohol nach mehrmonatigem Stehen bestimmt. Das Homogenisat wurde abgesaugt und das Unlösliche mit 70%igem Alkohol gewaschen und bei 70 °C getrocknet. Die Bestimmung der Zellulose erfolgte nach der Vorschrift von BELOSERSKI 1956. 1 g Trockensubstanz wurde mit 75 ml 80%iger Essigsäure und 5 ml Salpetersäure (spez. Gew. 1,4) 30 Minuten am Rückfluß gekocht und durch eine Fritte abgesaugt. Mit der gleichen Aufschlußlösung und heißem Wasser wird nachgewaschen, und nach dem Trocknen bei 105 °C wurden die Proben ausgewogen. Die Uronsäurebestimmung erfolgte an dem Alkoholunlöslichen nach der Methode von LEFEVRE 1907 in der von LETZIG 1950 abgeänderten Arbeitsweise, wie sie im BEYTHIEN-DIEMAIR 1957 beschrieben ist. Hierbei wird aus dem vorhandenen Pektin die Galakturonsäure durch Erhitzen mit Salzsäure abgespalten und decarboxvliert. Die freigewordene Kohlensäure wird in Barytlauge absorbiert und titrimetrisch bestimmt. Die Viskositätsbestimmung des wasserlöslichen Pektins erfolgte durch Einwägen der Menge der alkoholunlöslichen Stoffe (Rohpektin + Zellulose) von 20 g Früchten in 20 ml Wasser. Die Probe wurde gleichmäßig verrührt und 24 Stunden bei Zimmertemperatur stehengelassen. Das Unlösliche wurde durch 5 Minuten langes Zentrifugieren bei 6000 U/min abgetrennt und das Lösliche im Viskosimeter nach Ubbelohde bei 20°C gemessen und in Zentistock angegeben.
Archiv f ü r Gartenbau, X . Band, l i e f t 5, 1962
Die Viskosität des säurelöslichen Pektins wurde durch Extraktion des Rückstandes der wasserlöslichen Pektinbestimmung bestimmt. Der Rückstand wurde in 20 ml 0,2%iger Citronensäurelösung aufgeschlämmt und nach 24 Stunden bei 70 CC abzentrifugiert. Da bei der Extraktion im Trockenschrank je nach der Viskosität mehr oder weniger Wasser verdunstet, werden die Proben nach dem Zentrifugieren auf 20 ml aufgefüllt. Die Auslaufzeit wurde ebenfalls im Viskosimeter nach Ubbelohde bei 20°C festgehalten und in Zentistock angegeben. Die Äpfel- und Citronensäure wurden durch Verteilung an Anionenaustauschersäulen mit Ameisensäure getrennt und nach dem Abdampfen der Ameisensäure titrimetrisch bestimmt (BUSCH 1952, HANDSCHACK 1960). Die Glukose wurde aus einer Probe von 100 g Früchten in 200 g Alkohol papierchromatographisch getrennt und nach Hagedorn-Jensen in der von THALER empfohlenen Ausführungsart quantitativ bestimmt. Die Fruktose wurde von der Glukose papierchromatographisch getrennt und ebenfalls nach Hagedorn-Jensen bestimmt. Die A.scorbinsäure wurde mit Dichlorphenolindophenol titriert nach den Angaben von TILLMANNS. 3. B e s p r e c h u n g d e r e i g e n e n A n a l y s e n e r g e b n i s s e Die Fruchtfleischfestigkeit der grünen, halbreifen und reifen Früchte der sechs untersuchten Sorten ist in Abb. 1 dargestellt. Die Sorten sind nach den Ausschlägen des Meßinstrumentes der reifen Früchte aufgeführt, wobei von GEORG SOLTWEDEL nach D 37 ein Abfall von 4,3 kp/cm2 auf 2,7 kp/cm2 festzustellen ist. Diese Meßwerte stellen nur den Arbeitsdruck des Instrumentes dar und dienen zum Feststellen von Unterschieden zwischen den einzelnen Sorten und Reifestadien. Die Werte der Fruchtfleischfestigkeit der halbreifen Proben verlaufen unregelmäßig, da der ZuFruchtf lei schfest
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Abb. 1: Die Fruchtfleischfestigkeit der sechs Erdbeersorten während der Reife 28*
424
L E T Z I G u. H A N D S C H A C K , D i e V e r ä n d e r u n g v o n Fruchtfleischfestigkeit
stand der Halbreife nicht eindeutig zu bestimmen ist. Die Meßwerte der grünen Früchte, die das Stadium der Unreife charakterisieren, liegen zwei- bis dreimal so hoch wie die der reifen Früchte. An den Meßwerten der grünen und halbreifen Früchte erkennt man, daß die Sorte Dresden die niedrigste Festigkeit während ihrer Entwicklung besitzt. Die untersuchten reifen Früchte der Sorte Dresden müssen den Zustand der Vollreife noch nicht erreicht haben, denn nach den subjektiven Bestimmungen der Abteilung Obstbau früherer Jahre sind die Früchte dieser Sorte die weichsten der sechs untersuchten Sorten. Auffällig ist, daß die grünen Früchte der Sorten Senga Sengana und D 37 im grünen Zustand sehr fest sind, obwohl die reifen Früchte als weichfleischig zu bezeichnen sind. Die bisher in der Literatur angegebenen Werte für Fruchtfleischfestigkeit der Erdbeere (zit. bei LIEBSTER 1956) schwanken bei ein und derselben Sorte in den einzelnen Jahren. Doch bestehen zwischen den dort angegebenen und den in Pillnitz erhaltenen Werten Übereinstimmungen. In Tabelle 1 sind die Trockensubstanzprozente der Untersuchungsproben aufgetragen. Außer bei den Sorten Dresden und D 37 bestehen zwischen den einzelnen Reifestadien kaum Unterschiede, woraus hervorgeht, daß beim Wachsen der Früchte ihr Gehalt an Wasser und den gesamten Inhaltsstoffen im gleichen Verhältnis zueinander zugenommen hat. Der Zellulosegehalt ist ebenfalls in Tabelle 1 dargestellt, und es ist ersichtlich, daß der Zellulosegehalt von grün nach reif abnimmt. Da sich andererseits der Trockensubstanzgehalt im Laufe der Fruchtreife kaum verändert, wird hierdurch Tabelle 1 Trockensubstanz- und Zellulosegehalt in % Trockensubstanz
G. Soltwedcl M. Schindler Dresden Brandenburg S. Sengana Anneliese
Zellulose
grün
halbreif
reif
grün
halbreif
reif
8,7 10,8 12,0 11,5 10,3 10,7
8,75 10,85 12,5 11,7 10,1 8,95
8,65 11,2 10,85 11,4 10,25 9,05
0,86 0,75 1,08 1,11 0,74 0,76
0,75 0,66 0,70 0,72 0,58 0,52
0,60 0,52 0,70 0,81 0,62 0,49
Tabelle 2 Uronsäure- und alkoholunlöslicher Rückstand (Rohpektin und Zellulose) in % der Frischsubstanz Uronsäure
G. Soltwedel M. Schindler Dresden Brandenburg S. Sengana Anneliese
Alkoholunlösl. Rückstand
grün
halbreif
reif
grün
halbreif
reif
0,36 0,50 0,28 0,34 0,46 0,48
0,26 0,35 0,31 0,24 0,41 0,28
0,22 0,30 0,28 0,22 0,43 0 31
3,1 3,7 3,2 2,9 3,8 3,2
2,2 2,5 2,4 2,2 3,3 2,2
2,05 2,3 2,2 2,0 3,1 2,1
•
A r c h i v f ü r G a r t e n b a u , X . B a n d , l i e f t 5, 1962
425
die f ü r Ä p f e l bekannte B i l d u n g v o n höhermolekularen Kohlenhydraten während des ersten Entwicklungsstadiums der Frucht auch für Erdbeeren bestätigt. I m L a u f e der Fruchtreife nimmt bei Erdbeeren der Gehalt an Zellulose und Pektin ab, während eine A n h ä u f u n g v o n niedermolekularen Kohlenhydraten stattfindet. In der Tabelle 2 ist der Uronsäuregehalt in % der Frischsubstanz dargestellt. Fast alle Sorten zeigen im Verlauf der Fruchtreife einen gleichmäßigen A b f a l l im Uronsäuregehalt. D i e niedrigsten Werte zeigen die Sorten G e o r g Soltwedel und B r a n d e n b u r g , die Sorte Senga Sengana d a g e g e n die höchsten. Bei letzterer Sorte ist andererseits der Abfall im Uronsäuregehalt v o n grün nach reif verhältnismäßig gering. B e i m Vergleich der Werte der Tabellen 1 und 2 zeigt sich, daß der Zelluloseund der Uronsäuregehalt bis auf die Sorte D 37 immer im umgekehrten Verhältnis zueinander stehen. G u t im E i n k l a n g miteinander stehen die Werte der Tabelle 2. D i e in A l k o h o l unlöslichen Stoffe, die z u m größten Teil Pektin u n d Zellulose sind, zeigen graphisch aufgetragen fast genau den gleichen Kurvenverlauf wie die Uronsäurewerte. D i e mengenmäßigen Differenzen, die zwischen dem Alkoholunlöslichen und den Werten für Uronsäure und Reinzellulose bestehen, wurden nicht näher untersucht, dürften aber in einem verschiedenen Gehalt an Hemizellulosen begründet sein. U m die in den Erdbeeren enthaltenen Pektine näher charakterisieren zu können, wurden folg e n d e Versuche mit dem alkoholunlöslichen Rückstand durchgeführt. U m die Pektinbestandteile des Untersuchungsmaterials auf ihren Gehalt an festi. g e n d e m Protopektin untersuchen zu können, wurden Viskositätsbestimmungen des wasserlöslichen und des säurelöslichen Anteils mit Hilfe eines Viskosität Ubbelohde-Viskosimeters durchdes wasserlöslichen des in 0,2 % c¡fronen geführt und die Meßwerte in Zensäure-löslichen Pektins tistock (cSt) in A b b . 2 dargestellt. Pektins Zwischen den Uronsäurewerten v o n Tabelle 2 und der Viskosität des wasserlöslichen Pektins bestehen bei den reifen Früchten gute Übereinstimmungen. D i e Viskosität der Proben grüner Früchte erg i b t z u m Teil wesentlich größere Werte, besonders fällt dies bei den P r o b e n mit viel Uronsäure auf. D i e Viskosität des Pektins der halbreifen Erdbeeren schwankt zwischen den Werten f ü r grüne und reife Erdbeeren je nach dem Reifegrad der Probe. D e r Zeitp u n k t des rasch einsetzenden Pektinabbaues ist bei der EntSo Ml Dr Br Se 037 So Mi Dr Br S e 037 nahme der Früchte nicht erkennbar ^re// 0 halbreit Q grün und kann nicht berücksichtigt Abb. 2: Viskosität des wasser- und säurelöslichen werden. Pektins in Zentistock
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L E T Z I G u. H A N D S C H A C K , D i e V e r ä n d e r u n g v o n Frachtfleischfestigkeit
Die Viskosität des in 0,2%iger Citronensäure löslichen Protopektins ist ebenfalls in Abb. 2 dargestellt. Die grünen Proben wiesen wiederum die höchsten Werte auf, wobei die Sorten Georg Soltwedel und Brandenburg abfallen. Diese beiden Sorten zeichnen sich auch im Uronsäuregehalt des alkoholunlöslichen Anteils durch die niedrigsten Werte aus. Die geringe Viskosität der Probe Brandenburg grün wird noch bei der Besprechung des Konservierungsversuches berücksichtigt werden. Die halbreifen Erdbeeren wiesen einen Abfall der Viskosität fast bis auf die Werte der reifen Proben auf, was sich ebenfalls im Abfall der Fruchtfleischfestigkeit Abb. 1 zeigt. Die Viskosität des säurelöslichen Pektins der reifen Erdbeeren gibt eine flache Kurve, wobei sich die uronsäurereichen Sorten durch einen Gipfel und die zellulosereichen Sorten durch niedrigere Werte abheben. Auf Grund der Untersuchungen läßt sich annehmen, daß die Sorte Georg Soltwedel, die relativ festfleischig ist, ihre Festigkeit durch den hohen Zellulosegehalt hat. Die Sorte Mieze Schindler dürfte durch den hohen Gehalt an Pektinen und besonders an säurelöslichem Protopektin fest sein. Die Sorte Senga Sengana weist einen sehr hohen Uronsäuregehalt auf. Obwohl sie weichfleischig ist, zeichnet sie sich durch eine große Schüttel- und Transportfestigkeit aus, was möglicherweise durch die Menge des säurelöslichen Protopektins mit bedingt ist. 4. V e r ä n d e r u n g e n d e r Z u c k e r - u n d S ä u r e - K o m p o n e n t e n w ä h r e n d d e r Reife der Früchte Der Zuckergehalt der Früchte ist sehr vom Wetter abhängig. Die mittlere Tagestemperatur des Juni betrug 17,4°C. Der 50 jährige Durchschnitt für Pillnitz beträgt 16,6°C, so daß der Monat J u n i übernormal warm war. Die Sonne schien 237,3 Stunden, wogegen der Durchschnitt 221,7 Stunden ist. Da die Erdbeeren sehr wasserbedürftig sind, erhöhen reichliche Niederschläge die Ernteerträge beträchtlich. Der Niederschlag betrug aber im Monat J u n i nur 39,9 mm. Der 50 jährige Durchschnitt für Pillnitz ist 70 m m Niederschlag im Monat Juni. Auf Grund dieser Daten ist zu ersehen, daß die Erdbeeren bei schönem, warmem Wetter unter Trockenheit gelitten haben. Das Erdbeerversuchsfeld der Abteilung Obstbau wurde nicht künstlich bewässert. In der Tabelle 3 sind die Refraktometerwerte der Preßsäfte aufgetragen. Die Werte zeigen, daß bei ungünstigen Vegetationsbedingungen nicht immer große Zuckeranhäufungen zwischen den einzelnen Reifestadien stattfinden. Die Sorten Mieze Tabelle 3 Refraktometerwerte des Preßsaftes und Frukto segehalt in % Fruktosegeha't
Refraktometerwert
G . Soltwedel M. Schindler Dresden Brandenburg S. Scngana Anneliese
grün
halbreif
reif
grün
halbreif
reif
5,3 8,1 6,1 7,0 6,0 7,5
6,0 9,0 6,9 6,5 6,2 7,0
5,8 9,2 8,0 6,8 7,7 7,0
1,30 1,50 1,65 1,20 0,95 1,65
1,35 1,80 1,95 1,50 1,30 1,70
1,45 2,90 2,20 1,95 2,25 2,20
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Archiv f ü r Gartenbau, X . Band, l i e f t 5, 1962
Schindler und Dresden wiesen im reifen Zustand die höchsten und Georg Soltwedel die niedrigsten Refraktometerwerte auf. Die Zucker der Untersuchungsproben wurden aus dem frischen Material als reduzierende und Gesamtzucker bestimmt. Da diese summarischen Bestimmungsmethoden noch nichts über die einzelnen Zuckerkomponenten aussagen, wurden außerdem Glukose und Fruktose papierchromatographisch getrennt und nach dem Eluieren quantitativ bestimmt. Die genaue Kenntnis der Mengen an einzelnen Zuckerkomponenten trägt zu einer Charakterisierung der Fruchtsüße insofern bei, als die einzelnen Zucker verschieden stark süß schmecken. In der Tabelle 3 sind die Werte für Fruktose angegeben. Bei allen sechs Sorten ist ein Anstieg von grün über halbreif nach reif festzustellen, wobei bei den Sorten Mieze Schindler und Senga Sengana zwischen halbreif und reif eine besonders große Zunahme des Fruktosegehaltes auffällt. In vollreifem Zustand zeichnen sich die Sorte Georg Soltwedel durch einen sehr niedrigen und die Sorten Mieze Schindler, Dresden und Senga Sengana durch höheren Fruktosegehalt aus. Tabelle 4 Glukosegehalt in % und das Verhältnis von Fruktose zu Glukose Glukose
G. Soltwedel j\I. Schindler Dresden Brandenburg S. Sengana Anneliese
Fruktose/Glukose
grün
halbreif
reif
grün
halbreif
reif
1,30 1,30 1,50 1,25 0,85 1,50
1,50 1,80 2,10 1,40 1,60 1,80
1,40 1,95 2,35 2,25 1,95 2,10
0,94 1,09 1,06 0,96 1,06 1,07
0,90 1,0 0,92 1,02 0,85 0,92
1,03 1,47 0,94 1,10 1,16 1,08
Der Glukosegehalt ist in der Tabelle 4 angegeben. Bis auf eine Ausnahme (Dresden) bleiben die Glukosemengen der reifen Früchte unter denen der Fruktose. Der Glukosegehalt der sechs Sorten nimmt während der Fruchtreife zu, nur bei der Sorte Georg Soltwedel findet praktisch keine Glukose- und Fruktosezunahme statt. In der Tabelle 4 ist ebenfalls das Verhältnis von Fruktose zu Glukose während der Reife der Erdbeeren angegeben. Dieses Verhältnis ist für Erdbeeren in der Literatur noch nicht beschrieben. Es bewegt sich bei reifen Früchten zwischen 1,00 und 1,20. Lediglich die sehr süße Sorte Mieze Schindler hat einen Quotienten von 1,47 und die Sorte Dresden von 0,94. Die Werte der Quotienten halbreifer Früchte liegen bis auf die Sorte Brandenburg unter dem Wert der grünen Früchte. Die Saccharoseprozente der untersuchten Proben sind in der Tabelle 5 aufgetragen, und es ist ein Anstieg von grün über halbreif nach reif festzustellen. Der Saccharosegehalt ist an sich gegenüber den anderen Zuckern gering. Den höchsten Saccharosegehalt der reifen Früchte hatte die Sorte Brandenburg, die dafür im Vergleich zu den anderen Sorten einen niedrigeren Glukose- und Fruktosegehalt aufwies. In der Tabelle 5 ist der Zucker/Säure-Quotient dargestellt. Er differiert von den in der Literatur angegebenen Werten (EISENHUTH 1957, JORDAN 1954, MATZNER 1956, SCHUPHAN 1942, SÜSS 1959) und liegt auf Grund der niedrigeren
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L E T Z I G u . H A N D S C H A C K , D i e V e r ä n d e r u n g v o n Fruchtfleischfestigkeit
Zuckergehalte tiefer. Der Quotient steigt mit zunehmender Reife bei allen Sorten an. Einen besonders niedrigen Zucker/Säure-Quotient haben die für Konserven geeigneten Sorten Georg Soltwedel und Senga Sengana. Einen hohen Quotienten besitzen die Sorten Mieze Schindler, Dresden und D 37. Tabelle 5 Saccharosegehalt und Zucker/Säure-Quotient Saccharose in 0/ /o
G. Soltwedel Mieze Schindler Dresden Brandenburg S. Sengana Anneliese
Zucker/Säure-Quotient
grün
halbreif
reif
grün
halbreif
reif
0,55 1,30 0,70 0,80 0,85 0,45
0,75 1,10 1,00 1,20 0,95 0,95
1,20 1,40 1,25 1,60 1,20 1,35
2,5 3,6 4,5 3,6 2,0 3,1
3,9 4,1 7,0 3,7 3,1 4,8
4,4 6,6 9,1 4,7 3,6 6,5
Tabelle 6 Gesamtsäure als Citronensäure und Ascorbinsäuregehalt Gesamtsäure in %
G. Soltwedel M. Schindler Dresden Brandenburg S. Sengana Anneliese
Ascorbinsäure in mg %
grün
halbreif
reif
grün
halbreif
reif
1,10 1,21 0,79 1,05 1,40 1,07
0,91 1,18 0,63 1,20 1,36 0,90
0,92 0,95 0,67 1,08 1,17 0,81
54 69 53 64 34 64
63 68 56 73 30 67
68 92 60 90 67 77
In der Tabelle 6 sind die dazugehörigen Gesamtsäurewerte dargestellt. Mit zunehmender Reife nehmen die Säuren ab (KÖHLER 1954, CULPEPPER u. a. 1935), jedoch ist die Abnahme verschieden groß. Den niedrigsten Gesamtsäuregehalt besitzt die Sorte Dresden und den höchsten Senga Sengana. Außer der summarischen Feststellung der Gesamtsäure wurden die der Menge nach den sauren Geschmack bedingenden beiden Komponenten Äpfelsäure und Citronensäure säulenchromatographisch getrennt und durch Titration bestimmt. In der Abb. 3 sind die Mengen der beiden Säuren während der drei Reifestadien aufgetragen. Generell enthalten alle geprüften Sorten und Reifestadien mehr Citronensäure als Apfelsäure. Dies steht im Einklang mit den Angaben der Literatur (NELSON 1925, GUICHARD 1955, WHITING 1958 und WOLF 1960). Den höchsten Äpfelsäuregehalt der reifen Proben haben Mieze Schindler und Senga Sengana. Im Verlauf der Fruchtreife nimmt der Äpfelsäuregehalt geringfügig ab, nur bei den Sorten Mieze Schindler und D 37 ist eine etwas stärkere Abnahme festzustellen. Größere Schwankungen sind während der Reife im Citronensäuregehalt der untersuchten Proben festzustellen. Die Citronensäuremenge nimmt mit zunehmender Reife bei Mieze Schindler, Senga Sengana und D 37 ab. Bei den Sorten Georg Soltwedel, Dresden und Brandenburg steigt der Citronensäuregehalt von halbreif nach reif etwas. Bei
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der organoleptischen Prüfung der einzelnen Sorten wird ein höherer Citronensäuregehalt angenehmer als ein höherer Äpfelsäuregehalt empfunden. V. SENGBUSCH 1957 empfiehlt deshalb, in der Erdbeerzüchtung Typen mit höherem Citronensäuregehalt auszulesen. In Abb. 3 ist außerdem noch das Verhältnis von Citronensäure zu Äpfelsäure der untersuchten Proben dargestellt. Bei allen Sorten außer Senga Sengana steigt der Quotient im Laufe der Fruchtreife. Die säurearme Sorte Dresden hat das günstigste und Mieze Schindler und Senga Sengana haben das schlechteste Citronen-/ Äpfelsäureverhältnis. Einen so hohen Quotienten, wie WOLF 1960 und HULME u. WOOLTERTEN 1958 feststellten, konnten wir an den Proben des Jahres 1960 nicht feststellen.
Äpfelsäuregehal in
t
Citronensäuregehalt
100g
Frischsubstanz
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