Apposition und Komposition in der Quantifizierung: Syntaktische, semantische und morphologische Aspekte quantifizierender Nomina im Deutschen 348430166X, 9783484301665

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German Pages 228 Year 1986

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Table of contents :
Vorwort
Abkürzungsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. NOMINA IN DER QUANTIFIZIERUNG
1. Paradigmatische Aspekte der quanN
1.1. Semantischer Bereich
1.1.1. Absolute vs. relationale Nomina
1.1.2. Semantische Merkmale
1.1.3. Prädikativität
1.1.4. Zusammenfassung
1.2. Morphologischer Bereich
1.2.1. Nominaler vs. nicht-nominaler Status
1.2.2. Pluralmarkierung
2. Syntagmatische Aspekte der quanN
2.1. Determination
2.1.1. Spezifizierung
2.1.2. Charakterisierung
2.2. Zusammenfassung: Das quantifizierende Nomen zwischen Individualnomen und Massennomen Individualnomen und Massennomen
3. DIE NOMINALGRUPPE
1. Semantische Beschreibung der quanNG
1.1. Die Meßkonstruktion
1.2. Die Zählkonstruktion
1.3. Die Kollektivkonstruktion
1.4. Zusammenfassung
2. Syntaktische Beschreibung der quanNG
2.1. Prädetermination und Postdetermination
2.2. Die appositive Nominalgruppe
2.2.1. Lose vs. enge Apposition
2.2.2. Die quantifizierende Nominalgruppe im Vergleich zur identifizierenden und zur klassifizierenden Nominalgruppe
2.3. Nukleus und Satellit in der quantifizierenden Nominalgruppe
2.4. Skala der Anapher
2.5. Syntaktische Relationen in der Apposition
2.6. Distribution von appositiven und attributiven Nominalgruppen
2.7. Prädeterminierte und postdeterminierte Nominalgruppen
3. Zusammenfassung
4. DAS NOMINALKOMPOSITUM
1. Morphosyntaktische Aspekte der quanKp
1.1. Restriktionen in der Bildung von quanKp
1.2. Funktion der quanN in der Komposition
1.2.1. Numerativa
1.2.2. Kollektiva
1.2.3. Singulativa
1.2.4. Vergleich der quanKp
2. Semantische Aspekte der quanKp
2.1. Determinans und Determinatum
2.2. Benennung und Motiviertheit
2.3. Der Kompositionstyp 'Angabe einer Substanz'
3. Syntaktische Aspekte der quanKp
3.1. Syntaktische Relationen
3.1.1. Unterordnung
3.1.2. Nebenordnung und Prädikation
3.2. Die quanKp zwischen Subordination und Prädikation
3.3. Die quanKp im Vergleich zu anderen Kompositionstypen
3.4. Die quanKp auf Textebene
3.4.1. Anapher
3.4.2. Anaphorische Funktion der quanKp
5. ZUSAMMENFASSUNG
LITERATUR
Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen
Anhang 1: Alphabetische Liste der quantifizierenden Nomina
Anhang 2: Liste der quantifizierenden Nominalgruppen und ihrer Ergänzungsmöglichkeiten
Anhang 3: Alphabetische Liste der Komposita
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Apposition und Komposition in der Quantifizierung: Syntaktische, semantische und morphologische Aspekte quantifizierender Nomina im Deutschen
 348430166X, 9783484301665

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Linguistische Arbeiten

166

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Elisabeth Löbel

Apposition und Komposition in der Quantifizierung Syntaktische, semantische und morphologische Aspekte quantifizierender Nomina im Deutschen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1986

Für meine Eltern

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Löbel, Elisabeth:

Apposition und Komposition in der Quantifizierung : syntakt., semant. u. morpholog. Aspekte quantifizierender Nomina im Dt. / Elisabeth Löbel. Tübingen : Niemeyer, 1986. (Linguistische Arbeiten ; 166) NE: GT ISBN 3-484-30166-X

ISSN 0344-6727

) Max Niemeyer Verlag Tübingen 1986 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

IX

Abkürzungsverzeichnis

X

1.

EINLEITUNG

1

2.

NOMINA IN DER QUANTIFIZIERUNG

5

1. Paradigmatische Aspekte der quanN 1.1. Semantischer Bereich 1.1.1. Absolute vs. relationale Nonina 1.1.2. Semantische Merkmale 1.1.2.1. QuanN in der Meßkonstruktion 1.1.2.2. QuanN in der Zählkonstruktion 1.1.2.2.1. Behälter-Ncndna 1.1.2.2.2. Numerativa 1.1.2.2.3. Numeralklassifikatoren 1.1.2.2.4. Singulativa 1.1.2.2.5. Zusammenfassung 1.1.2.3. QuanN in der Kollektivkonstruktion 1.1.3. Prädikativität 1.1.4. Zusammenfassung 1.2. Morphologischer Bereich 1.2.1. Nominaler vs. nicht-nominaler Status 1.2.2. Pluralmarkierung 1.2.2.1. Obligatorische Nichtmarkierung des Plurals 1.2.2.2. Fakultative Markierung des Plurals 1.2.2.3. Obligatorische Markierung des Plurals 1.2.2.4. Zusammenfassung

7 7 7 10 10 13 13 14 18 22 24 27 35 39 41 41 43 44 46 49 51

2. Syntagmatische Aspekte der quanN 2.1. Determination 2.1.1. Spezifizierung 2.1.1.1. Generalisierung und Generizität

52 52 53 53

VI

2.1.1.2. Quantifizierende Adjektive

57

2.1.2. Charakterisierung

60

2.1.2.1. Limitierende Adjektive und Formadjektive

60

2.1.2.2. Farbadjektive

62

2.2. Zusammenfassung: Das quantifizierende Nomen zwischen Individualnomen und Massennomen

64

DIE NÖMINALGRUPPE

67

1. Semantische Beschreibung der quanNG

67

1.1. Die Meßkonstruktion

68

1.2. Die Zählkonstruktion 1.3. Die Kollektivkonstruktion

69 70

1.4. Zusammenfassung

70

2. Syntaktische Beschreibung der g_uanNG

72

2.1. Prädetermination und Postdetermination 2.2. Die appositive Nominalgruppe

72 77

2.2.1. Lose vs. enge Apposition

79

2.2.2. Die quantifizierende Nominalgruppe im Vergleich zur identifizierenden und zur klassifizierenden Nominalgruppe

83

2.3. Nukleus und Satellit in der quantifizierenden Nominalgruppe

88

2.4. Skala der Anapher

98

2.5. Syntaktische Relationen in der Apposition 2.6. Distribution von appositiven und attributiven Nominalgruppen 2.7. Prädeterminierte und postdeterminierte Nominalgruppen

103 114 119

3. Zusammenfassung

125

DAS NOMINALKCMPOSITÜM

1. Morphosyntaktische Aspekte der quanKp

127

1.1. Restriktionen in der Bildung von quanKp

127

1.2. Funktion der quanN in der Komposition

132

1.2.1. Numerativa

132

1.2.2. Kollektiva

136

1.2.3. Singulativa

137

1.2.4. Vergleich der quanKp

139

2. Semantische Aspekte der quanKp

142

2.1. Determinans und Determinatum

142

2.2. Benennung und Motiviertheit

146

2.3. Der Kompositionstyp 'Angabe einer Substanz'

151

VII

3. Syntaktische Aspekte der quanKp

5.

160

3.1. Syntaktische Relationen

160

3.1.1. Unterordnung 3.1.2. Nebenordnung und Prädikation 3.2. Die quanKp zwischen Subordination und Prädikation 3.3. Die quanKp im Vergleich zu anderen Kompositionstypen 3.4. Die quanKp auf Textebene 3.4.1. Anapher 3.4.2. Anaphorische Funktion der quanKp

160 163 179 181 183 183 188

ZUSAMMENFASSUNG

192

LITERATUR

Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen Anhang 1: Alphabetische Liste der quantifizierenden Nomina Anhang 2: Liste der quantifizierenden Nominalgruppen und ihrer Ergänzungsmöglichkeiten Anhang 3: Alphabetische Liste der Komposita

200

207 209 210 214

VOFWORT

Die vorliegende Untersuchung ist eine nur geringfügig geänderte und erweiterte Fassung meiner Arbeit "Nccnina in der Quantifizierung - Apposition und Komposition" , die im Mai 1984 von der Philosophischen Fakultät der Universität Köln als Dissertation im Fach Allgemeine Sprachwissenschaft angenommen wurde. An dieser Stelle möchte ich zunächst Herrn Prof. Dr. Dres. h. c. Hansjakob Seiler danken, unter dessen Leitung die Dissertation entstand, und dessen Rat, schwierige Probleme am besten in der eigenen Muttersprache zu untersuchen, ich mit dieser Arbeit befolgt habe. Für Vorschläge und Kritik für die Überarbeitung sowie für die Aufnahme der Arbeit in dieser Reihe danke ich Herrn Prof. Dr. Heinz Vater. Weiterhin möchte ich allen Mitarbeitern der Kölner Forschergruppe UNITYP (Sprachliche Universalienforschung und Typologie mit besonderer Berücksichtigung funktionaler Aspekte), insbesondere Herrn Dr. G. Brettschneider, für wertvolle Anregungen und viele weiterhelfende Hinweise danken. Auch Frau Dr. Lorelies Ortner von der Universität Innsbruck möchte ich an dieser Stelle für ihre kritischen Anmerkungen danken. Mein besonderer Dank gilt jedoch Frau Priv.-Doz. Dr. Ursula Stephany, die durch ihren Rat und ihre Hilfe wesentlich zum Fortgang dieser Arbeit beigetragen hat. Nicht zuletzt sei auch meinem Mann Jürgen gedankt, dessen Geduld und Verständnis unabdingbare Voraussetzungen für das Entstehen dieser Arbeit waren.

Köln, im Dezember 1985

E. L.

Abkürzungsverzeichnis appNG

attrNG BehN Det'ans Det'um DetKp eaS EleirN exponNG GenAttr Gegst. GenusK

idNG IndN klassKp klassNG KollekK KollKp KopKp laS MassenN MeßK NG

appositive Nominalgruppe (S. 73) attributive Noninalgruppe (S. 73) Behälter-Nonen (S. 13) Determinans (S. 142) Determinatum (S. 142) Determinativkcnpositum (S. 127)

enges appositives Syntagma (S. 79) Elementnonen (S. 5) exponierende Nominalgruppe (S. 112) Genitivattribut (S. 115) Gegenstandscharakter (S. 12) Genuskollektiv (S. 1) identifizierende Noninalgruppe (S. 83) Individualnomen (S. 1) klassifizierendes Kompositum (S. 180) klassifizierende Noninalgruppe (S. 83) Kollektivkonstruktion (S. 27) Kollektivkcmpositum (S. 136) Kopulativkonpositum (S. 167)

loses appositives Syntagma (S. 79) Massennomen (S. 1) Meßkonstruktion Nominalgruppe

(S. 10)

NumKlf

Numerale (S. 5) Numeralklassifikator (S. 18)

NurtiKp

Numerativkcmpositum (S. 132)

PostDet

PräDet

Postdetermination (S. 73) Prädetermination (S. 73)

PrädN

Prädikatsnomen (S. 106)

präpAttr

präpositionales Attribut (S. 116) eine Quantifizierung bezeichnendes Kompositum (S. 127) eine Quantifizierung bezeichnendes Nomen (S. 5) eine Quantifizierung bezeichnende Ncndnalgruppe (S. 7)

Nura

quanKp quanN quanNG SingKp ZählK

Singulativkompositum (S. 138) Zählkonstruktion (S. 13)

1./2.G1

erstes/zweites Glied eines Kcmpositums

1.

EINLEITUNG

Um Bezeichnungen von nicht-diskreter, gestaltloser Substanz wie lehn sprachlich als diskreten "Gegenstand zu erfassen" ('Apprehension' im Sinne von Seiler 1982), und um verschiedene diskrete Entitäten wie Blumen sprachlich wiederum zu einer komplexen Einheit "zusammenzufassen11, stehen uns im Deutschen neben der Ableitung (Berg vs. Gebirge) vor allem zwei sprachliche Ausdrucksweisen zur Verfügung: die Noninalgruppe (ein Klumpen lehn, ein Strauß Blumen) und das Nominalkompositum (Lehmklumpen, Blumenstrauß). Mit dieser 'Erfassung1 als Gegenstand bzw. 'Zusammenfassung' zu einem komplexen Gegenstand ist gleichzeitig die Bezeichnung einer (bestiumten oder unbestinmten) Menge involviert. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Beschreibung dieses quantitativen Aspekts. Zu einer solchen Beschreibung gehören zum einen die Untersuchung der Nomina, die eine Quantifizierung bezeichnen (Klumpen, Strauß, Kapitel 2 ) , zum anderen die Beschreibung der Nominalgruppe (Kapitel 3) und des Nominalkonpositums (Kapitel 4 ) . Zunächst wollen wir jedoch darstellen, wie sich dieser Untersuchungsbereich in den Bereich 'Apprehension1 einordnen läßt. Folgende Tabelle (S. 2) zeigt, w a s erfaßt wird (erste Zeile) und w o m i t etwas erfaßt wird (letzte Zeile), d. h. welche nominalen Kategorien im Deutschen dabei involviert sind. Obwohl auch Abstraktes quantitativ erfaßt werden kann (eine gehörige Portion Mut, ein Quentchen Glück), werden wir diesen Bereich aus unserer Untersuchung ausklammern, da die quantifizierenden Nomina wie Portion, Quentchen im Zusammenhang mit Abstrakta in übertragener Bedeutung verwendet werden. Wir beschränken uns also auf den in der Tabelle als 'konkret' ausgewiesenen Bereich und damit auf Massenncttiina, Genuskollektiva und Individualnomina. Für den genannten Bereich gelten in bezug auf Quantifizierung folgende Unterschiede: (a) Die drei nominalen Kategorien Massennomen (MassenN), Genuskollektiv (GenusK, Term nach Leisi 1975:32) und Individualnomen (IndN, Term nach

Erfassung von diskreten und nicht-diskreten Vorgängen, Zuständen, Eigenschaften , etc.

Erfassung von

Erfassung von

nicht-diskreter

diskreten

(gestaltloser) Substanz

(gestalthaften) Gegenständen

nicht-konkret

Eigenschaft der Denotate

konkret

Nomen

Massennomen

IndividualGenuskollektiv nomen

Zerstörung

lehn

Vieh

abstraktes

Tab. 1. 1.

Apprehension

Blume

nominale Kategorie

Apprehension: Einordnung und Abgrenzung des Untersuchungsbereichs

Seiler/Lehmann (eds.) 1982:304) können alle mit .Maßwörtern kombiniert werden, die eine bestimmte oder unbestimmte Menge bezeichnen (ein Kilo Salz, ein Schluck Wasser, ein PfundXpfel, eine Tonne lehm, etc.). Aufgrund der in diesen Konstruktionen enthaltenen Maßangaben sprechen wir von Meßkonstruktionen (S. 10ff.). (b) Um diskrete Entitäten zählen zu können, werden IndN im Deutschen direkt mit einem Zahlwort verbunden. Wir haben also den Gegensatz zwischen zehn Pfund K p fei als Bezeichnung des Messens und zehn Äpfel als eine Bezeichnung des Zählens. Anders hingegen verhält es sich bei MassenN und GenusK, die nicht direkt mit einem Zahlwort verbunden werden können. Während eine Tonne lehm als Meßkonstruktion eine bestimmte (gestaltlose) Masse bezeichnet, bezeichnet ein Klumpen lehm einen diskreten Gegenstand, der die Gestalt eines Klumpen hat. Die Konstruktion zehn Klumpen lehm ist daher insofern mit der Konstruktion zehn Äpfel vergleichbar, als beide Konstruktionen zehn diskrete Entitäten bezeichnen. Dies gilt auch für den Unterschied zwischen drei Scheiben Brot (im Gegensatz zu drei Pfund Brot), zwei Barren Gold (im Gegensatz zu zwei Unzen Gbld). Diese Konstruktionen wollen wir aufgrund ihrer Funktion, diskrete Entitäten zu bezeichnen und damit als solche zählbar zu machen, Zählkonstruktionen nennen (S. 13ff.). (c) Diskrete Entitäten können ihrerseits zu einer Einheit, einer 'Kollektion1, zusammengefaßt werden. Dieser Tatsache entspricht der sprachliche Unterschied zwischen zwölf Qpfel bzw. zehn Blumen (Bezeichnungen des Zählens)

und ein Dutzend

fei bzw. ein Strauß Blumen (Bezeichnungen von Kollek-

tionen, d. h. aus mehreren diskreten Entitäten zusantnengesetzten Einheiten) . Diese Konstruktionen wollen wir Kollektivkonstruktionen nennen (S. 2 7 f f . ) . Zwischen der Bezeichnung einer diskreten Entität und der nominalen Kategorie IndN ist eine gewisse Entsprechung von außersprachlichen mit sprachlichen Fakten gegeben. Dies gilt auch für die Bezeichnung nicht-diskreter Substanz bzw. Masse und der nominalen Kategorie MassenN. Eine derartige Entsprechung liegt bei den Genuskollektiva wie Vieh, Mild, Obst nicht vor. Diese Nomina bezeichnen wie die IndN diskrete Entitäten, ohne daß dabei eine Anzahl festgelegt ist, "die Anzahl kann sich theoretisch von einem Individuum bis zu allen vorhandenen erstrecken"(Leisi 1975:32). Daher sind diese Nomina transnumeral, d. h. einer Opposition von Singular vs. Plural nicht zugänglich. Dieses Verhalten haben sie wiederum mit den MassenN gemeinsam, bei denen eine Pluralbildung vorwiegend als Artenplural zu interpretieren ist (die Weine). Aufgrund ihrer Gemeinsamkeit mit IndN einerseits und MassenN andererseits erklärt sich, daß die GenusK sich im Bereich der Quantifizierung zum einen wie IndN verhalten (eine Herde Vieh, ein Rudel Wild verhält sich parallel zu eine Herde Schafe, ein Rudel Rehe), zum anderen wie MassenN: *ein Vieh, *ein Wild als GenusK verhalten sich parallel zu *ein Fleisch, *ein Gold als MassenN. Bei beiden nominalen Kategorien wird eine Quantifizierung erst durch ein quantifizierendes Nomen (quanN) ermöglicht: ein Stück Vieht ein Stück Wild, ein Stück/ eine Scheibe Fleisch, ein KLumpen/Barren Gold. Zu dem in Tabelle 1.1 abgegrenzten Untersuchungsbereich verhalten sich die Zähl- und Kollektivkonstruktionen wie folgt: Zählkonstruktion (Vereinzelung)

Tab. 1. 2.

ein KLumpen lehm

ein Stück Wild

MassenN lehm

GenusK Wild

IndN Reh

ein Rudel Wild

ein Rudel Rehe

Kollektivkonstruktion

Zum Verhältnis von Zählkonstruktion und Kollektivkonstruktion

Termini nach Seiler 1982:6.

Im folgenden Kapitel werden wir die Nomina untersuchen, die eine Quantifizierung in dem hier vorgeführten Sinne bezeichnen. Es soll vor allem gezeigt werden, daß nicht nur reine Maß- bzw. Mengenbezeichnungen als eigenständige Klasse innerhalb der Nomina angesehen werden können. Gerade diejenigen quanN, die kein Maß, sondern eine Form oder Kollektion bezeichnen, können eindeutig von den IndN und den MassenN abgegrenzt werden. Sie stellen somit innerhalb der Kategorie Nomen eine eigene Klasse dar, und diese Beobachtung ist Thema des nun folgenden Kapitels.

2.

NOMINA IN DER QUANTIFIZIERUNG

Betrachten wir zunächst einige nach den Funktionen des Messens, Zählens und Kollektivierens unterteilte Beispiele: Meßkonstruktionen:

(1)(a) (b) (c) (d)

eine Prise Salz ein Glas Wein zwei Unzen Gold drei Pfund Äpfel

Zählkonstruktionen:

(2)(a) (b) (c) (d)

ein Stück Vieh drei Klumpen Erde zwei Scheiben Brot ein Glas (mit) Wein

Kollektivkonstruktionen:

(3)(a) (b) (c) (d)

zwei Stapel eine Gruppe ein Schwärm ein Dutzend

Bücher Studenten Bienen Eier

Die einzelnen Bestandteile dieser Noninalgruppen (NG) sind Numerale (= Num, Zahlwort bzw. Zahladjektiv), quanN (zur Quantifizierung verwendetes Nomen)und ElemN (das die Elemente bzw. die Substanz bezeichnende Nomen) : (4)

Num

quanN

ElemN

zwei drei vier

Liter Stück Stapel

Wein Vieh Bücher

(MassenN) (GenusK) (IndN)

In der Position des ElemN können die drei nominalen Kategorien MassenN, GenusK und IndN vorkamen. Unter MassenN verstehen v/ir "words which do not call up the idea of some definite thing with a certain shape or precise limits" (Jespersen 1948:198f.). l

Zum Unterschied zwischen ( l b ) und (2d) s. S. 14.

MasseriN kämen (a) Massen bezeichnen, die in sichtbare Teile zerfallen (Reis, Kies, Gras), oder (b) homogene Substanzen bzw. Stoffe darstellen (Eisen, Gold, Wasser). Unter IndN verstehen wir ein Nomen, das ein Individuum mit einer "internal organization into an integrated and organic whole" (Greenberg 1972:23) bezeichnet, d. h. Organische Ganzheiten1 wie Apfel,

Buch, Mensch.

GenusK bezeichnen eine ganze Klasse von Organischen Ganzheiten1 oder auch einen bzw. mehrere Vertreter dieser Klasse (Vieh, Wild, Obst). Die quanN können wie folgt charakterisiert werden: a)

Formal gesehen nehmen die quanN die Position zwischen Num und ElemN ein. QuanN und ElemN stehen in Apposition zueinander (S.77 f f . ) .

b)

Inhaltlich gesehen bringen die quanN eine Quantifizierung zum Ausdruck, indem sie entweder selbst ein Maß (Liter, Pfund)

oder eine Menge

(Dutzend)

bezeichnen, oder c)

funktional gesehen eine quantitative Aussage überhaupt erst ermöglichen. Dieser Aspekt gilt für MassenN und GenusK, denn *zwei Gold, *drei Vieh sind ungrammatisch. Es gibt natürlich die Verbindung ein Gold, ein Holz, aber in diesen Fällen liegt

- und das stärkt gerade die Beobachtung, daß

die quanN eine Quantifizierung überhaupt erst ermöglichen -

bei ein nicht

das Zahlwort, sondern der indefinite Artikel in qualifizierender Funktion vor (s. S.84 ) . Man vergleiche folgende Beispiele: (5)(a) Rotgold ist ein Gold, das aus der Mode gekommen ist (b) Eiche ist ein Holz, das sehr hart ist Hinzukommt, daß außer bei reinen Maß- und Mengenbezeichnungen (6a) die quantitative stets mit einer qualitativen Aussage verbunden ist (6b): ( 6 ) ( a ) fünf Unzen Gold (b) fünf Barren Gold Das quanN in (b) hat Anteil sowohl an der Beantwortung der Frage nach dem 'wieviel' als auch nach dem "was 1 . Das folgende Kapitel hat zum Ziel, die bei den quanN involvierten Aspekte der Quantifizierung und der Qualifizierung wie in Beispiel (6b) näher zu beschreiben und Kriterien aufzustellen, wonach diese Nomina als eigenständige Klasse innerhalb der Nomina ausgewiesen werden können.

7

Die Untersuchung ist unterteilt in einen semantischen, einen morphologischen und einen syntaktischen Bereich, wobei die Grenzen zwischen diesen drei Bereichen fließend sind. Während in den beiden ersten Sektionen vorwiegend paradigmatische Aspekte behandelt werden, umfaßt der syntaktische Bereich vor allem kombinatorische und damit syntagmatische Aspekte. 1.

Paradigmatische Aspekte der quanN

1.1.

Semantischer Bereich

1.1.1. Absolute vs. relationale Nomina Die quanN sind in ihrem Vorkommen gebunden an a) ein die 'Elementqualität'(Kühn 1982:91) bezeichnendes Nomen; fehlt ein solches Nomen, ist die Konstruktion elliptisch, d. h. sie ist nur durch Rekurs auf den Kontext verständlich: (7)(a) Ein Liter kostet 1,50 DM (b) Zwei Klumpen gehören dir b) einen Quantifikator (Zahl oder Zahladjektiv). Daß diese Nomina auch ohne einen solchen, d. h. mit Null-Artikel vorkamen, ist keine gegenteilige Evidenz. In diesem Fall wird nicht mehr eine bestimmte Menge, sondern eine unbestimmte, gleichzeitig aber sehr große Menge bezeichnet. (8)(a) Tonnen von Butter wurden vernichtet (b) Dutzende von Menschen rannten auf die Straße In (8a) und (8b) ist das Zahlwort ausgelassen, die Konstruktionen sind elliptisch. Die Beobachtung von Seiler (1960:28), daß die Ellipse gerade "das Gegenteil dessen (bewirkt), wofür sie gewöhnlich gehalten wird: sie ist ein emphatisches Zeichen der Anwesenheit eines Begriffs", gilt auch für diese Beispiele. Obwohl das Zahlwort nicht genannt ist, bezeichnen die quantifizierenden Nominalgruppen (quanNG) Tonnen von Butter, Dutzende von Menschen eine sehr große Menge, d. h. es liegt Emphase vor.

Die Abkürzung quanNG bezieht sich auf die gesamte, eine Quantifizierung bezeichnende Nominalgruppe (z. B. ein Liter Milch) , die wiederum aus einer 'quantifizierenden' Konstituente ( z . B . ein Liter) und einer 'quantifizierten' Konstituente ( z . B . Milch) besteht.

8

Hiermit sind diese Ncnina eindeutig als relational im Gegensatz zu absoluten Nomina wie Tisch, Stein ausgewiesen, da sowohl ElemN als auch Num obligatorisch sind und nur unter bestinntten Bedingungen ausgelassen werden können. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, ob die quanN lediglich eine Leerstelle für das ElemN eröffnen, oder ob das Numerale bzw. der Quantifikator ebenfalls als Leerstelle anzusehen ist, das quanN sonit - analog zu Verwandtschaftsbezeichnungen wie Vater, Mutter - als zweiwertiges Prädikat fungiert. Dahinter steht die Frage, ob Quantifücatoren auf eine Stufe mit Artikeln gestellt werden sollen, denn diese machen ja auch absolute Nonina erst referenzfähig. Auf den engen Zusammenhang zwischen Quantifikator und quanN weist Greenberg (1972:33) hin: They (= 'measures', E . L . ) are syncategorematic with quantifiers in that they have no reality without them. A word like Ounce 1 when used not merely mentioned has its raison d'etre ir. being accompanied by a quantitative expression. Only perhaps in metalinguistic discourse e.g. an ounce is a measure noun ... can it be abstracted from quantity.

Auch Parsons (1979) betont diesen Aspekt: We will represent isolated amount-terms ( z . B . 'three gallons', E . L . ) as follows: for each unit of measure (e.g. 'gallon', 'quart', 'pound', 'heap') we introduce a relational predicate. For example, corresponding to 'gallon', we have 'xGy' where the first variable ranges over numbers, and the second over amounts. Filling in the first place with a numeral yields a term that specifies an amount, (op.cit.:379) Während Greenberg und Parsons auf die Relation zwischen Num und quanN Wert legen, betonen Heidolph et al. (1981:267f.) die Relation zwischen quanN und ElemN. Sie sprechen von relativen Substantiven, die "semantisch, erst vollständig (sind), wenn die Teile spezifiziert sind; vgl. eine Herde (Vieh), eine Horde (Affen),

...".

Auch Mayer (1981:208) weist in bezug auf Quantitative ( = unsere quanN) auf die Relation zum ElemN hin: Wenn wir MasQ/MengQ (= Massenquantitative, Mengenquantitative, E . L . ) ihren Bezugsnoraina MasN/MenN (= Massennomina, Mengennomina, d.h. unsere ElemN, E.L.) gegenüberstellen, so finden sich die ersteren auf der Seite der Form, die letzteren auf der Seite von Materie/Inhalt (in aristotelischen Termini gesprochen). Beide allein sind ungesättigt, erst ihre Verknüpfung ... führt zu einer Sättigung ... Hier wird das Problem, welchen Stellenwert das Numerale hat,

ebenfalls nicht

angesprochen. Wir wollen auf diese Frage nicht näher eingehen, da es für unsere Zwecke genügt festzuhalten, daß die quanN relationale Nomina sind.

Es gibt zwei Arten relationaler Substantive bzw. "relativer Begriffe": "Teilbegriffe" und "verknüpfende Begriffe" (Behaghel 1923:22f.). Zu den Teilbegriffen gehören u. a. die "Bezeichnungen von Teilstücken und Mengen (Anfang, Mitte, Ende; Meter, Pfund, Schar, ... )"(op.cit.:23). Zu den verknüpfenden Begriffen, die u. a. auch "körperliche und geistige Verhältnisse" (Ähnlichkeit, Treue] bezeichnen, gehören insbesondere die Verwandtschaftstermini. Ein Vergleich hinsichtlich der Parameter der derelationalen Verwendung, der Possessivität und der Referenzidentität ermöglicht es, die quanN von den anderen relationalen Nomina abzugrenzen: a)

Mit den 'verknüpfenden Begriffen' (Verwandtschaftsbezeichnungen wie Vater, Tochter) und den 'Teilbegriffen1 (Raum-Zeit-Aspekte wie Anfang, Ende) haben die quanN gemeinsam, daß sie nicht derelational verwendet werden können. Wie bei Vater, Tochter und Anfang, Ende sind auch bei Liter, Klumpen die jeweiligen Argumente dieser Prädikate inner durch den Kontext gegeben. Im Gegensatz dazu können Körperteilbezeichnungen derelational verwendet werden (Seiler 1973:245f.). 3

b)

Verwandtschaftstermini und Raum-Zeit-Aspekte bezeichnen eine mehr oder weni4 ger stark ausgeprägte possessive Beziehung (Vater von x, Anfang von x) . QuanN hingegen bezeichnen keine Beziehung, sondern eine Eigenschaft, der Form (Klumpen, Tropfen,

s. S. 16) oder der Konfiguration

die

(Strauß,

Herde, s. S. 29). c)

In ein Klumpen Erde, die Vorderseite des Hauses und Karls Kopf liegt Referenzidentität vor, das relationale Nomen und das entsprechende Argument beziehen sich jeweils auf dieselbe Entität. Im Vergleich dazu liegt bei Verwandtschaftsbezeichnungen, wie der Term schon sagt, keine Referenzidentität vor; in der Vater von Barbara beziehen sich relationales Nomen und Argument auf zwei unterschiedliche Entitäten (Vater vs. Barbara).

Folgende Tabelle zeigt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den quanN und den anderen relationalen Nomina: Auch Verwandtschaftsbezeichnungen können, wie in Seiler ( I . e . ) erwähnt, derelational verwendet werden ( z . B . Schwester im Sinne von 'Krankenschwester'). Dabei handelt es sich aber (im Gegensatz zu der derelationalen Verwendung von Körperteilbezeichnungen) um Lexikalisierung. Zum skalaren Charakter der Possessivität in diesem Bereich s. Mosel 1982:39.

10

derelational

possessiv

ref erenz identisch

+

+

+

-

+

+

Liter, Klumpen

-

-

+

Verwandtschaftsbezeichnungen Vater, Tochter

-

+

-

Körperteilbezeichnungen Kopf,

Bein

Raum-ZeitAspekte

Anfang, Mitte quanN

Tab. 2.1 Relationale Nomina 1.1.2.

Semantische Merkmale

Während wir uns im vorangehenden Kapitel mit einer allen quanN gemeinsamen Eigenschaft, der Relationalität, befaßt haben, wollen wir im folgenden die quanN nach ihren semantischen Merkmalen klassifizieren, und zwar geordnet nach ihrem Vorkommen in den eingangs (S. 5) erwähnten drei Konstruktionstypen: Meßkonstruktion (MeßK), Zählkonstruktion (ZählK) und Kollektivkonstruktion (KollekK). 1.1.2.1.

QuanN in der Meßkonstruktion

QuanN wie Liter-, Unze, Pfund wollen wir, einem Vorschlag von Holenstein (1982: 21) folgend und in Anlehnung an Lyons (1977:463), der von 'mensural classifiers' spricht, Mensurativa nennen. Gemeinsam ist ihnen, daß sie eine "künstliche" (im Gegensatz zu einer natürlichen) Einteilung bezeichnen. Dieser außersprachliche Aspekt - nämlich die Tatsache, daß alles auf irgendeine Weise gemessen werden k a n n - findet seine sprachliche Entsprechung darin, daß innerhalb Zu den absoluten Hohlmaß-Bezeichnungen bzw. Behälter-Nomina wie Korb, Glas, die erst durch Verwendung in einer quanNG relational werden, s. S.13 .

11

der MeßK jede Art von Nonen die Position des ElemN einnehmen kann: MassenN, GenusK oder IndN. Wir werden auf diesen Gesichtspunkt im Rahmen der Beschreibung der einzelnen Konstruktionstypen nochmals zurückkönnen (S. 16). Da Mensurativa 'künstliche1 Einteilungen bezeichnen, ist es verständlich, daß z. B. Standardmaße in den einzelnen Sprachen unterschiedlich sein können (vgl. engl. pound (453,6 g) vs. dt. Pfund (500 g) oder auch engl. aup, das im Gegensatz zu dt. Tasse als Standardmaß verwendet wird). Die Tatsache, daß es sich bei diesen quanN um die Bezeichnung von 'künstlichen Einheiten1 handelt, findet ihre sprachliche Entsprechung auch darin, daß Verben, die in einem Ableitungsverhältnis zu den Mensurativa stehen, eine ziel- bzw. zweckorientierte Handlung bezeichnen und daher transitiv sind: beißen zu Bissen (Brot), messen zu Maß (Bier), frz. prendre zu Prise (Salz), schlucken zu Schluck (Wasser), etc. Mit Hilfe dieser Mensurativa ist es möglich, auch das durch ein MassenN Bezeichnete (Gold) über den Umweg des Messens (Unze) sprachlich in Einheiten aufzuteilen und damit zu individuieren (eine Unze Gold, fünf Unzen Gold). Geroeinsam ist den Mensurativa, daß sie dem ElemN keine Eigenschaft zuordnen, die nicht in diesem schon selbst enthalten wäre. Dem ElemN werden durch die Mensurativa keine zusätzlichen "Strukturbedingungen auferlegt" (Mayer 1981: 194). In ein Liter Wasser besagt Liter neben der rein quantitativen Aussage nur, daß es sich bei ElemN um eine flüssige Substanz handelt; diese Information ist jedoch in dem ElemN Wasser schon selbst enthalten. In ein Kilo Äpfel besagt Kilo nur, daß bei ElemN eine nicht-flüssige Substanz vorliegt. Daher ist Kilo auch mit MassenN kombinierbar, die honogene Substanzen bezeichnen (ein Kilo Fleisch, ein Kilo Blei) . Hierin liegt der entscheidende Unterschied zwischen ein Kilo Äpfel und ein Dutzend Ä p f e l . Während Kilo für das ElemN lediglich die Eigenschaft 'nicht-flüssig1 erfordert, das ElemN selbst aber ein MassenN oder ein IndN sein kann, ist dies bei Dutzend nicht der Fall. Dutzend ist lediglich mit einem IndN, das einen diskreten Gegenstand bezeichnet, kombinierbar. Aus diesem Grunde gehören Dutzend, Paar etc. zu den Kollektiva (S. 28 ) . Neben den allgemeinen Maßeinheiten wie Liter, Pfund, Meter mit geringen Selektionsrestriktionen bezüglich des ElemN gibt es eine ganze Reihe von mehr oder weniger spezifischen Maßeinheiten (Klafter ( H o l z ) , Elle (Stoff), Unze (Gold)). Allen bestimmten und unbestimmten Maß- und Mengenangaben ist jedoch gemeinsam, daß sie keinen Gegenstand, sondern nur ein Quantum bezeichnen, d. h.

12

daß sie "nicht als Gegenstandsnonina in MPs (= measure phrases, E.L.) figurieren, sondern sich auf den Meßvorgang beziehen" (Seiler 1979:37). Mensurativa bezeichnen daher abstrakte Größen und keine konkreten Gegenstände. Hierfür soll nach Kühn (1982:56) das Merkmal [ -Gegenstandscharakter] eingeführt werden. Der Unterschied zwischen der Bezeichnung eines Gegenstandes und der eines "abstrakt genommenen Maßes" (Seiler I.e.) wird besonders deutlich bei den Behälter-Nomina (BehN) wie Glas, Flasche in Konstruktionen wie zwei Glas Wein vs. zwei Gläser Wein. Während im ersten Fall mit 'Glas1 eine Menge bezeichnet wird, aber kein Gegenstand, bezeichnet der zweite Ausdruck zwei Gegenstände, nämlich "Gläser mit Wein 1 , d. h. es werden zwei diskrete Gegenstände mit Inhalt gezählt. Der Term Gläser enthält in diesem Fall also das Merkmal [ +Gegenstandscharakteri (= [+GegstJ). Auf diesen Unterschied weist auch Greenberg (1972: 33) hin: . . . , when a physical object like a cup is being used as a measure, three cups full of tea is different from three cups of tea. I might indeed use the same cup three times. Not being physical objects they are not susceptible of the distinction between collective and individual.

Dieser Unterschied zwischen 'abstrakt genommenem Maß 1 und 'konkretem Gegenstand', der sich an Konstruktionen mit BehN zeigt, ist gleichzeitig konstitutiv für eine Unterscheidung von MeßK vs. ZählK. Auf die quanN bei dem letztgenannten Konstruktionstyp werden wir im nächsten Abschnitt eingehen. In der folgenden Tabelle sind eine Reihe von Mensurativa (Standardmaße und unbestimmte Mengenangaben) aufgeführt: a) Standardmaße

b) unbestimmte Mengenangaben

1 . Ar (Land)

7. Maß

2. Elle

(Stoff)

8. Meter

3. Gran

(Pulver)

9. Pfund

4. Hektar 5. Kilo

(Land) (Mehl)

6. Klafter

(Holz)

(Bier)

10. Scheffel H l Unze

1. Bissen

(Brot)

(Stoff)

2. Dosis

(Medizin)

(Kartoffeln)

3. Fuhre (Heu)

(Weizen)

(Gold)

12. Zentner (Kohlen)

4. Happen

(Käse)

5. Ladung

(Steine)

6. Prise 7. Schlag

(Salz) (Suppe)

8. Schluck (Tee) 9. Schuß

(Weinbrand)

10. Teil (Wasser) Tab.

2.2.

Mensurativa

13 Zusanmenfassend kann festgehalten werden, daß die quanN in der MeßK, d. h. die Mensurativa, die Merkmale [-natürlich] und [-Gegst.j enthalten. 1.1.2.2.

QuanN in der Zählkonstruktion

In der ZählK verwendete Nomina wie Tropfen

(Wasser), Scheibe (Brot), Barren

(Gold) wollen wir entsprechend ihrer Funktion, nicht Zählbares zählbar zu machen, Numerativa nennen. In den Bereich des Zählens gehören auch (a) Behälter-Ncmina (BehN), wenn sie als Numerativ fungieren, (b) quanN, die kleinste natürliche Einheiten bezeichnen, und die wir daher Singulativa nennen (Korn (Reis), Flocke (Schnee)), sowie (c) Numeralklassifikatoren (NumKlfen). Wir beginnen mit den schon oben (S. 12) erwähnten BehN. 1.1.2.2.1. Behälter-Nomina In der Übersicht über die relationalen Nomina (S. 10) wurden die 'HohlmaßBezeichnungen1 (Heidolph et al. 1981:393) bzw. BehN wie Korb, Glas nicht berücksichtigt. Diese haben insofern einen Sonderstatus innerhalb der Klasse der quanN, als sie zu den absoluten Nomina gehören und erst durch Verwendung in quantifizierenden Konstruktionen zu relationalen Nomina werden, die der Ergänzung durch Num und ElemN bedürfen. Man vergleiche ( 9 ) ( a ) Er nahm ein Glas aus dem Schrank (b) Sie trank noch drei Glas Wasser (c) Drei Gläser Wasser stehen auf dem Tisch Während in (a) das BehN Glas absolut verwendet wird und einen Gegenstand bezeichnet, fungiert es in (b) und (c) als Maßbezeichnung. Der Unterschied zwischen (b) und (c) entspricht dem Unterschied zwischen MeßK und ZählK: (b) betrifft das Messen und eine Menge, (c) hingegen das Zählen (drei Gegenstände mit Inhalt). Analog zu (7) (S. 7) kann bei den BehN ebenfalls das die Substanz bezeichnende ElemN getilgt sein: ( 1 0 ) ( a ) Drei Gläser haben sie schon getrunken (b) Drei Körbe sind schon leer Diese Sätze sind elliptisch. Aus dem Kontext (Text- oder Situationsdeixis) muß ersichtlich sein, um welche Substanz es sich handelt bzw. welches ElemN zu ergänzen ist.

14

Während in (10) das ElemN getilgt ist, gibt es in bezug auf die BehN noch den umgekehrten Fall, nämlich daß diese selbst nicht ausgedrückt, sondern nur mitverstanden werden: drei Bier, zwei Kaffee entspricht zwei Glas/Gläser Bier bzw. zwei Tassen/Kännchen Kaffee. Beispiel (9c) zeigt, daß ein BehN das Merkmal [ -Kfegst.] enthält, wenn es als Numerativ fungiert: drei Gläser Wasser entspricht der Lesart 'drei Gläser mit Wasser'. In diesem Fall ist die Nominalgruppe mit dem Kompositum austauschbar, wie folgender Vergleich zeigt: In der MeßK (11a) wird eine Menge bezeichnet, das BehN fungiert als Mensurativ und enthält das Merkmal [-Gegst. ]; daher ist keine Komposition möglich (11b). (11)(a) Er hat zwei Flaschen Bier getrunken (b)*Er hat zwei Bierflaschen getrunken In der ZählK (12a) bezeichnet das quanN drei Behälter mit Inhalt, das BehN fungiert als Numerativ und enthält das Merkmal [ -KSegst.]; daher ist (allerdings abhängig von pragmatischen und daher außersprachlichen Kriterien) eine Komposition prinzipiell möglich, da auch ein Kompositum wie Bierflasche als eine 'Flasche mit Inhalt' interpretiert werden kann: (12)(a) Er holt zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank (b) Er holt zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank 1.1.2.2.2.

Numerativa

Folgt man der Einteilung der Substantive in Leisi (1975:28f.), wonach innerhalb der Individuativa (= IndN, E.L.) unterschieden wird in a) Individuativa, für die "sowohl eine bestimmte Substanz wie eine bestimmte Form Bedingung ist (Apfel, Bleistift)"', nach Leisi gilt diese Bedingung für die meisten Individuativa; b) Individuativa, die nur die Form zur Bedingung haben (Quader, Ring);

Würfel,

c) Individuativa, die nur die Substanz zur Bedingung haben (ein Glas, ein Eisen, ein Holz; ohne Artikel wären es MassenN), 6

Vgl. Birkenmaier 1978:219: "In der Opposition 'Bierflasche - Flasche Bier 1 ist das erste Glied unmarkiert, d . h . es kann auch den Behälter mit Inhalt bezeichnen, ... es sagt über die Bedeutung 'mit Inhalt' nichts aus, sondern ist in dieser Hinsicht von der Situation abhängig."

15

so sind die BehN wohl am ehesten der Gruppe (a) zuzuordnen. Für die Numerativa gilt dagegen folgende Beobachtung von Leisi (op.cit.: 29ff.): Außerdem (d.h. außer (a) bis ( c ) , E . L . ) gibt es noch eine Zwischenkategorie, wo sowohl die Form als auch die Substanz nicht genau festgelegt ist, aber wiederum auch nicht völlig frei ist. Hierher gehören Klumpen, lump, Klotz, Scholle, Brocken, clod, clot, sheet usw. Diese Klasse ist dadurch interessant, daß ihre Wörter einen von Sprache zu Sprache verschiedenen Inhalt haben, sich also fast nie direkt entsprechen ... Meist ist der Substanzbereich in beiden Sprachen verschieden. ... Diese Individuativa mit loseren Form- und Substanzbedingungen bilden also eine Klasse, in der die Wortinhalte der verschiedenen Sprachen stark auseinandergehen ...

Diese "Zwischenkategorie" entspricht unseren Numerativa. Daß "die Substanz nicht genau festgelegt ist", findet sein sprachliches Korrelat in der Tatsache, daß diese Numerativa relational sind, d. h. einer Ergänzung eben hinsichtlich der Angabe einer Substanz bedürfen. Hierin liegt der Gegensatz zu den oben unter (b) aufgeführten Nomina, die nur die Form zur Bedingung haben, denn Quader, Würfel, Ring sind absolute Nomina, die keiner Ergänzung bedürfen. In Tabelle 2.3 ist eine Liste der geläufigsten Numerativa zusaitmengestellt: 1. 2. 3. 4.

Ballen (Stoff) Barren (Silber) Batzen (Gold) Blatt (Papier)

5. Bogen (Papier) 6. Brocken (Erde) 7. Bündel (Holz) 8. Büschel (Gras) 9. Docke (Garn) 10. Fetzen (Stoff)

17. 18. 19. 20.

Krümel (Kuchen) Laib (Brot) Riegel (Schokolade) Rolle (Garn)

21. 22. 23. 24. 25. 26.

Scheibe (Wurst) Scheit (Holz) Schicht (Lehm) Schnitte (Brot) Stange (Zimt) Stapel (Holz)

11. Fuder (Heu) 12. Haufen (Sand) 13. Klumpen (Teig)

27. Strang (Wolle) 28. Streifen (Stoff)

14. Knäuel (Wolle) 15. Kopf (Salat) 16. Krume (Brot)

30. Tafel (Schokolade) 31. Würfel (Zucker)

Tab. 2.3

Numerativa

29. Stück (Fleisch)

32. Zehe

(Knoblauch)

16

Bei diesen Notnina können wir unterscheiden zwischen Numerativa, die von der Natur vorgegebene Einheiten bezeichnen (Büschel (Gras), Brocken ( E r d e ) ) , und Numerativa, die der Zählung 'künstlich' geschaffener Einheiten dienen (Scheibe (Brot), Würfel (Zucker)). Diesen Unterschied wollen wir mit dem Merkmal [- natürlich] festhalten. Analog zu den Mensurativa bezeichnen Verben, die in einem Ableitungsverhältnis zu Numerativa mit dem Merkmal [- natürlich] stehen, eine ziel- bzw. zweckorientierte Handlung und sind daher transitiv: schneiden zu Schnitte, zerkrümeln zu Krümel, schichten zu Schicht, etc. Der Unterschied zwischen Mensurativa, die das Merkmal [-Gegst.] enthalten, und Numerativa bzw. als solche verwendete BehN besteht darin, daß sie einen konkreten Gegenstand bezeichnen, sie enthalten also das Merkmal [+Gegst.] . Dieser 'Gegenstandscharakter1 besteht darin, daß Numerativa eine Form angeben. Dafür wollen wir das Merkmal [ + Form] einführen. Daß dem Parameter Form (im Gegensatz zu anderen perzeptorischen Parametern wie Größe oder Farbe) auch im Spracherwerb primäre Bedeutung zukommt, hat Clark (1974) gezeigt. Daher ist es nicht erstaunlich, daß auch im Deutschen das in Klassifikatorsprachen oft beobachtete Phänomen vorliegt, daß der Aspekt der Form gegenüber anderen visuellen Gesichtspunkten wie Farbe oder Größe als ein primäres Klassifikationsmittel Vorrang hat: One of the most fascinating facts of numeral classification is its dependence on the visual feature of form. There are no metaphors based on sound, feel, taste or smell. (Adams & Conklin 1973:8)

Interessanterweise wird auch in Arbeiten, die von anderen Fragestellungen ausgehen, bei den eine Form bezeichnenden Nomina auf den quantitativen Aspekt hingewiesen. Warren (1978) schreibt in bezug auf Wbrtbildungsrestriktionen im Englischen: It could be speculated that vacillation has arisen because nouns indicating Shape may often equally well be taken as indicating Quantity (for example, drop, slice, crumb, particle, grain) ... (op.cit.:86)

Das Merkmal [ +Form] impliziert, daß den mit ihnen vorkommenden MassenN, die Gestaltloses bezeichnen, eine Form zugeordnet wird. Den MassenN wird sonit nach Mayer (1981:194) eine "zusätzliche Strukturbedingung auferlegt". Diese enge Verflechtung von Form und Substanz ist ein weiterer Unterschied zwischen Numerativa einerseits und Mensurativa sowie BehN andererseits. Man vergleiche: Einen systematischen Überblick über die Literatur zur semantischen Klassifikation von Substantiven gibt Jansen ( 1 9 7 7 ) .

17

(13)(a) eine Unze/ein Kilo Gold (b) ein Klumpen/ein Barren Gold (c) eine Kiste/ein Sack (mit) Gold Während für (b) gilt, daß Gold in diesem Falle gleichzeitig als Klumpen oder Barren bezeichnet wird bzw. Gold die Eigenschaft hat, ein Klumpen oder Barren zu sein, gilt dies für die Beispiele (a) und (c) nicht: In (a) hat Gold nicht gleichzeitig die Eigenschaft, eine Unze oder ein Kilo zu sein, ebensowenig Q wie Gold in (c) die Eigenschaft Kiste oder Sack zugeschrieben werden kann. Diesem Sachverhalt wollen wir mit dem Merkmal [Zuordnung ] Rechnung tragen, und zwar der Zuordnung der durch das quanN bezeichneten Eigenschaft auf das ElemN. Im Gegensatz zu den bisher erwähnten Merkmalen [ Gegst.] , [ Form] und [natürlich ], bei denen es sich um dem Begriff selbst inhärierende Merkmale handelt, liegt bei [Zuordnung] nach Weinreich (1972:62ff.) ein Ubertragungsmerkrnal vor, d. h. bei diesem Merkmal ist die Kombination von quanN und ElemN ausschlaggebend. Da das quanN eine Eigenschaft, die der Form, bezeichnet, wollen wir das, was durch die Zuordnung 'übertragen' wird, Gestaltqualität nennen. Hier zeigt sich ebenfalls der o. g. Unterschied: Während in Kiste Gold das Merkmal [Zuordnung] nicht vorliegt, da dem ElemN Gold nicht die Gestaltqualität 'Kiste1 zugeordnet wird, ist gerade dies der Fall bei Barren Gold: Gold erhält eine g 'zusätzliche Strukturbedingung' durch die Gestaltqualität Barren. In der folgenden Tabelle 2.4 (S. 18) sind die genannten Unterschiede zwischen Mensurativa und Numerativa sowie den BehN aufgeführt. Während Mensurativa und BehN eine künstliche Einheit bezeichnen und dem ElemN keine Gestaltqualität zugeordnet wird, geben Numerativa eine (künstliche oder natürliche) Form an, die dem mit einem MassenN Bezeichneten zugeordnet wird. Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, daß das BehN als Numerativ eine Zwischenstellung einnimmt: Mit den Mensurativa hat es gemeinsam, daß es dem mit ihm vorkommenden ElemN keine Gestaltqualität zuordnet, mit den Numerativa hat es hingegen das positiv spezifizierte Merkmal [+Gegst^ gemeinsam, da es hier kein "abstrakt genommenes Maß" bezeichnet, sondern tatsächlich einen Behälter. 8

Dieser Unterschied ist sprachlich insofern von Interesse, als er für eine mögliche Kompositionsbildung ausschlaggebend ist: *Goldunze, Goldkiste / Kiste Gold, aber: Goldklumpen. S. Kap. 4 , S. 128.

9

Es wird terminologisch unterschieden zwischen Gegenstandscharakter (bezieht sich auf das quanN) und Gestaltqual·ität (bezieht sich auf die Relation von quanN zu E l e m N ) . Mit dieser Unterscheidung lassen sich die BehN auch von den Kollektive ( s . u . S. 32, Tab. 2.8) abgrenzen.

18

Semantische Merkmale

Mensurativ

BehN als Mensurativ

BehN als Numerativ

Numerativ

+

[ natürlich]

-

-

-

[ Form]

-

-

-

+

[ Gegenstandscharakter]

-

-

+

+

[ Zuordnung]

-

-

-

+

Beispiele:

Unze (Gold)

Kiste (Gold)

Tab. 2.4

Kiste(mit)Gold

Barren(Gold)

Semantische Merkmale der Mensurativa und Numerativa

Nach diesen Überlegungen, die die sprachlichen Manifestationen des Messens und Zählens bzw. deren Überlappungen in Gestalt der BehN aufgezeigt haben, wenden wir uns der Frage zu, wie sich die hier als Numerativa bezeichneten quanN zu den sogenannten 'Numeralklassifikatoren' verhalten. 1.1.2.2.3.

Numeralklassifikatoren

In der Literatur finden sich vereinzelt Bemerkungen zu der Frage, ob das Deutsche (und damit auch Sprachen wie Englisch, Französisch, usw.) aufgrund des bei MassenN obligatorischen Vorkanmens der quanN in quantifizierenden Kontexten eine sogenannte 'Klassifikatorsprache1 sei und damit in dieser Beziehung auf eine Stufe gestellt werden könne mit 'typischen' Klassifikatorsprachen wie Chinesisch, Vietnamesisch usw., da auch im Deutschen Ausdrücke wie *zwei Fleisch, *fünf Papier, * sechs Gold ungrammatisch sind. Greenberg (1972: 22f.) spricht in bezug auf englische Beispiele wie 'sheet of paper", 'slice of bread1, 'blade of grass1 - und diese Beispiele sind ja zumindest vom semantischen Standpunkt mit den deutschen Entsprechungen vergleichbar - nicht von 'numeral classifier1, sondern von 'quasi-unit counters'. Häufig wird in der Literatur jedoch kein Unterschied zwischen beiden gemacht; neben vielen anderen Autoren (z. B. Allan (1977), Pottier (1975), Moinfar (1980)) bezeichnet auch Clark (1974) in dem o. a. Aufsatz (S. 16) ein Nomen wie sheet (of paper) als 'classifier1. Nach Kölver (1982:161) ist eine Klassifikatorsprache (NumKlf-Sprache) charakterisiert durch

19 die besondere Form der Zählkonstruktion, bei der Nomen und Zahlwort unter Verwendung eines 'unit counter' zu einer quantifizierenden Konstruktion vereinigt werden, wie in den folgenden Beispielen illustriert: (1) hpya hna BIRM Matte 2

hca flache Obj

(2) ba con trau VIETN 3 Lebewesen Büffel

"zwei Matten" "drei Büffel"

Hinzukamt der weit ausgiebigere Gebrauch, den sie (= NumKlf-Sprache, E . L . ) von solchen Zähleinheitsangaben (= 'ein Glas W e i n ' , 'eine Mandel E i e r ' ) macht, auch bei solchen Nomina, die, semantisch betrachtet, diskrete Entitäten bezeichnen und als solche quantifiziert werden wie oben (1) und ( 2 ) , was Greenberg mit der Einführung des Terminus 'unit counter' abgrenzt von solchen in den Sprachen der Welt bis auf wenige Ausnahmen geläufigen Konstruktionen, die in irgendeiner Weise Meß- oder Gruppierungseinheiten auf das übergeordnete Nomen projizieren. ( o p . c i t . : 1 6 2 f . )

Wichtig für den Gegensatz Numerativ vs. NumKlf ist der Begriff 'diskrete Entität bezeichnendes Noten'. Wahrend in Sprachen wie dem Deutschen der Unterschied zwischen 'entity-denoting nouns' und 'mass-denoting nouns' (Lyons 1977: 462) aufgrund der irorphosyntaktischen Kategorien IndN und MassenN grammatikalisiert ist, wird diese Unterscheidung in den NurriKlf-Sprachen nicht getroffen, "they treat enumerable entities and enumerable quanta in much the same way" (op.cit.:463). Während also in Sprachen, die IndN und MassenN unterscheiden, zwischen sprachlichen und außersprachlichen Gegebenheiten eine gewisse "Entsprechung" besteht (d. h. zwischen 'diskreter Entität' und IndN bzw. Masse und MassenN), liegt eine solche Entsprechung in den NumKlf-Sprachen typischerweise nicht vor. Hypa 'Matte' bzw. trau 'Büffel 1 aus den oben zitierten Beispielen können sowohl ein Individuum als auch mehrere als auch die ganze Gattung bezeichnen, die Nomina sind transnumeral, das Substantivum kann hier seiner Grundform nach ebensowohl als Bezeichnung der Gattung gebraucht werden, die als solche eine unbestimmte Vielheit von Exemplaren unter sich befaßt, wie es als Ausdruck eines einzelnen Exemplars der Gattung dient. Es steht somit zwischen Singular- und Pluralbedeutung noch mitten inne und hat sich gleichsam zwischen beiden noch nicht entschieden. (Cassirer 1964:195)

Hier drängt sich natürlich die Frage auf, wie zwischen 'Masse1 und 'diskreter Entität1 unterschieden werden kann, da das Deutsche auch bei der Verwendung von so typischen MassenN wie Wasser oder Fleisch außer in generalisierenden Kontexten nicht die Menge allen Wassers oder Fleisches bezeichnen will, sondern bestimmte Mengen oder Teile, d.h. ebenfalls diskrete Entitäten bzw. 'enumerable quanta1. Quine (1960) grenzt IndN (von ihm 'general terms' genannt) von MassenN mit dem Kriterium der 'divided reference' voneinander ab:

20 So-called mass terms like 'water', 'footwear', and 'red' have the semantical property of referring cumulatively: any sum of parts which are water is water. Grammatically they are like singular terms in resisting pluralization and articles. Semantically they are like singular terms in not dividing their reference ... (op.cit.-.91)

Im Gegensatz zu Quine, der den sprachlichen. Aspekt betont, wird bei Greenberg (1972) der Schwerpunkt auf Außersprachliches gelegt. Für ihn ist das Kriterium der "Strukturiertheit" bei der Abgrenzung zwischen MassenN und IndN ausschlaggebend : If I cut a piece of meat in two, I have two pieces of meat, but If I cut a dog in two, I still have only one dog, a dead one. The property that distinguishes dogs and automobiles in these cases is evidently internal organization into an integrated and organic whole, ... We might call this feature +/- structured, ( o p . c i t . : 2 2 f . )

Leisi (1975:28) verwendet ein ähnliches Bild wie Greenberg, indem er bei der Beschreibung dessen, was er unter Individuativum (= IndN) faßt, ein Individuum als "einen Gegenstand (oder ein Lebewesen)" auffaßt, das "nicht ohne Zerstörung oder Verletzung geteilt werden kann". In diesem Zusammenhang wichtig ist weiterhin, daß er auf eine Entsprechung von Außersprachlichem und Sprachlichem hinweist: Da das Substantiv sein Bezeichnetes als Individuum darstellt, sind ohne Zweifel die objektivsten Substantive diejenigen, deren Bezeichnetes tatsächlich ein Individuum sein muß. ( I . e . )

Leisi setzt also sprachliche Fakten zu außersprachlichen Gegebenheiten in Beziehung. Gerade dieser Aspekt sowie das Kriterium der Strukturiertheit im Sinne von Greenberg scheinen geeignet zu sein, die Frage nach der Abgrenzung von Numerativ und NumKlf zu beantworten. Betrachten wir als Beispiel das vielzitierte a head of cattle 'ein Stück Vieh'. Greenberg (op.cit.:22) weist darauf hin, daß cattle in dieser Konstruktion als MassenN fungiert, aber genau genomien gehört cattle zu den Kollektiva, und zwar zu den Genuskollektiva (Leisi op.cit.:33). Diese Nomina bezeichnen "Individuen1, 'zählbare Ganze1 (Kraus 1977:131) oder auch 'diskrete Entitäten1. GenusK haben zwar große Ähnlichkeit mit MassenN, sind diesen aber keinesfalls gleichzusetzen (Kühn 1982:91). Im übrigen nimmt diese Wortart im Englischen und Deutschen keinen großen Stellenwert ein, "entfernte man die Genuskollektiva aus dem Deutschen und Englischen, so würde keine entscheidende Lücke in diesen Sprachen entstehen"(Leisi op.cit.:33). Die GenusK werden dadurch charakterisiert, daß sie "in der Einzahl nicht für eine Gruppe von Individuen, sondern für das ganze Genus (für die ganze Klasse) stehen"(I.e.) und daher ein Individuum oder mehrere bezeichnen können.

21

Diese Charakterisierung entspricht genau dem, was oben (S. 19) in bezug auf die Nomina in NumKlf-Sprachen gesagt worden ist: hpya 'Matte1 und trau 'Büffel 1 sind GenusK wie Vieh, Wild, Obst. Bei diesen transnumeralen Nonina müssen daher - ähnlich wie bei den ebenfalls transnumeralen MassenN - zusätzliche sprachliche Mittel eingesetzt werden, um eine bestimmte Anzahl zu bezeichnen. Dies geschieht mit Hilfe der sogenannten Numeralklassifikatoren, deren Funktion von Hempel (1980) wie folgt beschrieben wird: Totalkollektiva (= GenusK, E . L . ) umfassen alle Individuen der Art, und daher ist bei ihnen keine Mehrheitsbildung, kein Plural mehr möglich ... Doch hat die Sprache ... die Möglichkeit geschaffen, eine bestimmte Anzahl auszusondern mit Hilfe von sog. Spezifikanten oder 'Numerativen' wie 'Stück', 'Haupt': 'ein, zehn Stück Vieh 1 , engl. 'a piece (head) of cattle 1 . Das gleiche Verfahren findet sich in den verschiedensten Sprachen; der Chinese sagt: drei Stück Schiff; der Malaye: drei Schwanz Reh. (op.cit.:123) Die NumKlfen selbst werden von Kölver (1979:8) wie folgt charakterisiert: Ein count noun ( d . h . ein eine diskrete Entität bezeichnendes Nomen, E . L . ) wird in aller Regel in jedem Kontext mit demselben Klf konstruiert, und einem Klf entsprechen typischerweise mehrere Substantive ... Dabei liegt die semantische Relation zwischen dem Klf und dem einzelnen ihm zugeordneten Substantiv fest - der Klf drückt jeweils ein inhärentes Merkmal der zugeordneten Substantive a u s . . . . ; m. a. W. der Klf trägt lexikalisch zur Bedeutung der NP charakteristischerweise nichts bei. Eben diese festgelegte Relation zwischen N (= Nomen) und Klf macht den Sinn des Terminus Klf aus.

Da die GenusK im Deutschen keinen großen Stellenwert haben, ist es nicht verwunderlich, daß die Zahl der NumKlfen im Deutschen minimal ist: Es gibt nur einen NumKlf, Stück (ein Stück Vieh vs. *ein Vieh). Eventuell könnte man, wie das Jansen (1977:201) in ihrer Definition des 'numerischen Klassifikators' vornirtrtt, noch Kopf in Ausdrücken wie ein Kopf Salat als NumKlf betrachten, wenn man davon ausgeht, daß das Nomen Salat sowohl eine Entität als auch die ganze Klasse bezeichnen kann. Für die Einordnung von Salat als MassenN und damit Kopf als Numerativ spricht jedoch die Tatsache, daß der Plural Salate ein Artenplural ist. Daher verhält sich zwei Kopf/Köpfe Salat analog zu zwei Blatt/Blätter Papier. Dt. Kopf als Numerativ hat daher einen anderen Status als engl. head (of cattle) und frz. tete (de betail), die als NumKlfen anzusehen sind. Nach Kraus (1977:131) gibt es im Englischen drei NumKlfen (head, piece, -man) . Die von ihr als 'Numeratoren bei Genuskollektiva' bezeichneten NumKlfen sind dadurch charakterisiert, daß sie das "proper counting für zählbare Ganze bei einzelsprachlichen Besonderheiten der Lexik" gewährleisten. M. a. W., die Relation zwischen NumKlfen und dem ElemN ist - so wie von Kölver geschildert (s. Zitat) - festgelegt.

22

Der Begriff Gexmskollektiv selbst impliziert, daß es sich um die Bezeichnung von diskreten Entitäten handelt, die gleichzeitig Organische Ganzheiten1 darstellen (s. o. S. 6). Wie verhalten sich nun dazu Ncmina, die ebenfalls etwas etwas bezeichnen, das in "makroskopische, d. h. dem bloßen Auge sichtbare Teile" zerfällt (Leisi 1975:34), wobei jedoch "nur die Masse, nicht aber die einzelnen Teile praktisch gebraucht werden können"(I.e.)? Diese Nomina vom Typ Gras, Schnee etc. und die damit zusammenhängenden quanN Halm, Flocke etc. sind Thema unseres nächsten Abschnitts. 1.1.2.2.4.

Singulativa

Unter Singulativa verstehen wir die Bezeichnung der kleinsten natürlichen Einheiten wie Korn, Bohne, Halm von dispersiven Massen wie Reis, Kaffee, Gras. Daß diese kleinsten Einheiten als solche praktisch nicht verwendet werden, ist wohl der.Grund, warum diese dispersiven Massen sprachlich als MassenN konzeptualisiert sind. MassenN werden typischerweise transnumeral, d.h. morphologisch gesehen im Singular verwendet. In den Singular wiederum "setzte man ... seit urindogermanischer Zeit ein Nomen, wenn man seinen Begriffsinhalt als etwas Einheitliches vorstellte und tatsächlich etwa vorhandene Gliederung der Einheit nicht berücksichtigte" (Cassirer 1964:197). Einige von Leisi zitierte Beispiele hierfür sind Sand, Reis, Staub, Pulver, Asche. In bezug auf dazugehörige Singulativa wie Halm, Korn heißt es bei Greenberg (1972): For this class of counters what makes them untypical is, it may conjectured, their smallness and lack of individuality so that they are almost never used in actual counting. In this respect, the superordinates, e. g. rice, grass, approach the status of liquids and other items which form the basis for the grammatical category of mass nouns. These 'particulates', as we might call them are almost exclusively used with One' or the indefinite article and particularly frequent in negative statements ... In this respect their quantification is frequently like that of mass items such as 'water' ... (op.cit.:23)

Leisi (1975:34) zieht ebenfalls außersprachliche Kriterien dafür heran, "weshalb die Sprachen für die Einzelteile meist kein Simplex mehr kennen, so daß wir zu Kcmposita wie Sandkorn, Pulverkorn, Aschenteilchen etc. greifen ... müssen".10 In der folgenden Tabelle sind einige Singulativa aufgeführt:

10

Zu diesen Komposita s. u. S.138.

23

1. Atom (Wasserstoff) 2. Bohne (Kaffee) 3. Flocke (Schnee) Tab. 2.5

4. Halm (Gras) 5. Korn (Reis) 6. Tropfen (Wasser)

Singulativa

Diese Singulativa enthalten die Merkmale [+Gegst.j, [ +Form], [+natürlich j . Im Gegensatz zu den Numerativa, die der Bezeichnung von gestaltlosen Substanzen eine Form zuordnen, enthalten die Singulativa das Merkmal t-Zuordnung5, da z. B. der Begriff 'Korn1 in dem Begriff 'Reis' schon enthalten ist. Dies ist der Unterschied zwischen ein Hälmchen Gras und ein Büschel Gras: Beide bezeichnen natürliche Einheiten; während Halm aber dem Begriff Gras inhäriert, ordnet Büschel dem MassenN Gras die zusätzliche Eigenschaft zu, ein Büschel zu sein. Diese Beobachtungen sind für die Kompositionsbildung (s.u. S. 129) relevant. Das Merkmal [+natürlich] ist dafür ausschlaggebend, daß Verben, die in einem Ableitungsverhältnis zu den Singulativa stehen, keine ziel- bzw. zweckorientierte Handlung bezeichnen (s. o. S. 16), sondern einen Vorgang; aus diesem Grunde sind die entsprechenden Verben intransitiv: tröpfeln zu Tropfen, körnen zu Korn ("der Weizen körnt 1 ), (aus)flocken zu Flocke. Während bei MassenN, die 'homogene Substanzen' wie Fleisch, Fett, Gold bezeichnen, wiederum eine gewisse 'Entsprechung' zwischen sprachlichen Fakten und außersprachlichen Gegebenheiten (Masse zu MassenN) vorliegt, ist dies bei den 'Quasi-Massen' wie Reis, Gras nicht in gleicher Weise der Fall, da diese Massen aus einzelnen Teilen bestehen und daher eine gewisse Strukturiertheit aufweisen Die 'Quasi-Massen1 bilden somit eine Ubergangszone zwischen echten, nichtdiskreten Massen und diskreten Gegenständen. Diese außersprachlichen Fakten spiegeln sich in den Quasi-MassenN wider. Greenberg spricht im Zusammenhang mit den 'particulates' ebenfalls von "quasi-unit counters' und macht daher zumindest terminologisch keinen Unterschied zu den anderen 'quasi-unit counters' wie slice (of bread), piece (of meat). Unserer Ansicht nach besteht ein wichtiger Unterschied aber darin, daß die 'particulates1 mit den echten 'unit counters' bzw. NumKlfen gemeinsam haben, daß sie etwas dem ElemN Inhärierendes, d. h. natürliche Einheiten bezeichnen und aus diesem Grunde k e i n e (oder kaum) Variation gegeben ist hinsichtlich einer Austauschbarkeit mit anderen Numerativa. Eine solche Austauschbarkeit ist auch nicht notwendig, da jeweils nur eine natürliche Erscheinungsform, die benannt werden muß, vorliegt. Diese fehlende Austauschbarkeit bzw. Variation und damit verbunden das Merkmal [ -Zuordnung ] haben die 'particulates' oder Singulativa mit den echten NumKlfen gemeinsam (s. u. Tabelle 2.9, S.37 ) .

24

Ein pragmatisches Korrelat für die enge Verflechtung von GenusK und MassenN hat Allan (1976:108) in Form seines 'K-Principle' aufgestellt: There is one principle, the k-principle, for assigning both uncountable and collective representations to denotata: either the composition of the substance denoted by the noun does not readily permit division into 'natural units', or, if this is not the case, then such 'natural units' are not regarded as significant - ... - by the language user.

Die pragmatische Funktion der Singulativa besteht also genau in dem hierzu entgegengesetzten Prinzip, nämlich die an sich bedeutungslosen, aber doch vorhandenen kleinen Einheiten zu benennen. Das Vorhandensein von Singulativa stellt also den Gegenpol zu diesem Prinzip dar. Diese Gegenläufigkeit spricht wiederum - im Sinne von Seiler (1982) - für einen engen Zusammenhang zwischen den beiden Phänomen der Vereinigung (hier: 'K-Principle') und der Vereinzelung (Kühn 1982b:57, hier: Singulativbildung). 1.1.2.2.5.

Zusammenfassung

Die Tabelle 2.6 faßt die genannten Unterschiede zwischen NumKlf, Numerativ und Singulativ zusammen. Da der schon genannte Aufsatz von Greenberg (1972) im Zusammenhang mit diesen Fragestellungen in der Literatur immer wieder zitiert wird, haben wir dessen Termini in die Tabelle einbezogen. Den Schwerpunkt unserer Untersuchung bilden gerade die von ihm als 'borderline cases' (op.cit.:23) bezeichneten Fälle: Der Term Numerativ entspricht genau seinem "quasi-unit counter1. Die Spalte 'Entsprechung zwischen sprachlichen und außersprachlichen Fakten' spiegelt die Tatsache wider, daß "the match between our rough linguistic distinction and the intuitive thing-stuff distinction is not exact" (Bürge 1975:459). Da Sprache in dieser Hinsicht nicht Objektiv' ist, läßt es sich unschwer vorstellen, daß es bezüglich der Frage, was noch als 'diskrete Entität1 (und damit zum Bereich GenusK gehörend) und was schon als 'Masse' (und damit zum Bereich MassenN gehörend) anzusehen ist, je nach Sprache unterschiedliche Einordnungen gibt. Daß auch innerhalb einer Sprache die Übergänge fließend sein können, zeigt das von Drossard (1982) aus dem Russischen zitierte Beispiel malina 'Himbeere': Im Russischen ... kann ein Massennomen wie ... malina nicht nur in einer Meßkonstruktion gemessen oder durch ein Singulativ vereinzelt werden, sondern auch durch Klassifikation mittels eines klassifikatorähnlichen Nomens der Zählung zugänglich gemacht werden. Neben der Singulativbildung dve malininki (zwei Himbeeren) findet man auch dve jagodki maliny (zwei Beeren der Himbeere).' (op.cit.:102)

25 ElemN

quanN

Eigenschaften des Denotats Subkategorie

Individualnomen Apfel , Tisch

Diskretheit

Entsprechung Strukturiert- sprachlich/ heit außerspr. Variation Termini

+

+

+

0

Genuskollektiv Vieh, Wild

+

+

-

-

Massennomen Reis, Gras

+

+

-

-

Singulativ

-

-

+

+

Numerativ

Massennomen Fleisch, Gold

Tab.

2.6

NumKlf

Sreenbergs Termini

unitcounter

(Singulativ) quasi-unit counter (particulate) quasi-unit counter

Das Verhältnis von Numerativ, Singulativ und Numeralklassifikator

Daß in der Literatur (z. B. Seiler/Lehmann (eds.) 1982:310) der Begriff Singulativ sowohl im Zusammenhang mit GenusK (Kühn 1982b:59 spricht von 'singulativen Ausdrücken1) als auch mit MassenN verwendet wird (in der Tabelle 2.6 symbolisiert durch den Pfeil), spiegelt die enge Verflechtung dieser beiden nominalen Klassen wider. Das grammatische Korrelat zu dieser Verflechtung zeigt sich darin, daß sowohl GenusK als auch MassenN transnumeral sind. Die grammatische Funktion des Singulativs besteht darin, diese transnumeralen Nomina zählbar und damit einer Opposition Singular/Plural zugänglich zu machen (Biermann 1982:234). Man kann sich nun fragen, inwieweit die genannten Aspekte für unseren Uhtersuchungsbereich überhaupt relevant sind, da wir uns ja auf das Deutsche konzentrieren wollen. Es gibt jedoch interessanterweise eine gewisse Entsprechung zu den in der Tabelle 2.6 aufgestellten Korrelationen zwischen quanN und ElemN und den formalen Ausdrucksmitteln Kompositum und Nominalgruppe im Deutschen: a) Im Deutschen ist bei NumKlf-Konstruktionen (Tab. 2.6, Zeile 2) eine Komposition systematisch ausgeschlossen. b) Bei Singulativbildungen der Zeile 3 ist im Gegenteil das Kompositum

26

das typische formale Ausdrucksmittel (eine Schneeflocke vs. *eine Flocke Schnee). Dies ist nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, daß in vielen Sprachen diese Art von Singulativ durch Derivation gebildet wird. Zwischen Komposition und Derivation besteht eine große Affinität; die 12 Grenzen zwischen diesen beiden Verfahren sind bekanntlich fließend. Zur Illustration ein Beispiel von Royen (1929:636) aus dem Bretonischen. Das Singulativ wird in dieser Sprache durch Derivation, im Deutschen hingegen

- wie Royens Übersetzung zeigt -

durch Komposition gebildet:

'Korn1 'Getreidekorn1 'eine best. Anzahl Getreidekörner, einige Getreidekörner1 Neben dem Kompositum ist in vereinzelten Fällen auch die Nominalgruppe möglich, allerdings nur im Plural, wie folgende Beispiele zeigen: (14)(a) ed (b) edenn (c) edennou

koll.-plur. sing.

(15)(a)*ein Korn Reis/Staub ein Reiskorn/Staubkorn (b)*eine Flocke Schnee eine Schneeflocke (c)*eine Bohne Kaffee eine Kaffeebohne

fünf Körner Reis/*Staub fünf Reiskörner/Staubkörner dicke Flocken Schnee dicke Schneeflocken fünf Bohnen Kaffee fünf Kaffeebohnen

Diese Singulativa sind in ihrer Verwendung stark eingeschränkt, "they are almost never used in actual counting"(Greenberg 1972:23). Daher sind Ausdrücke wie ein Körnchen Salz (wohl fast ausschließlich metaphorisch gebraucht) kein Gegenbeispiel für die Tatsache, daß bei diesen Singulativbildungen im Singular vor allem die Komposition als formales Ausdrucksmittel vorherrscht. c) Bei MassenN, die nicht-diskrete Entitäten bezeichnen (Zeile 4 ) , ist bei Kombination mit einem Numerativ sowohl Kompositum als auch Nominalgruppe möglich (ein Goldklumpen, ein Klumpen Gold). Hier besteht im Gegensatz zu (b) eine durchgängige und damit systematische Variation. 11

s. Biermann 1982

12

Diese Affinität zeigt sich beispielsweise auch in der Bildung von Pluralarten; vgl. Biermann (1982:240): "... eine 'diskrete Vielheit 1 (wird) entweder durch Affigierung oder Komposition ausgedrückt."

13

Zu Restriktionen in der Komposition s. Kap. 4, S. 131.

27

Die Erläuterungen zu Tabelle 2.6 sollten verdeutlichen, daß und weshalb NumKlf-Konstruktionen im Deutschen einen äußerst marginalen Status haben. Es wurde auch versucht zu zeigen, wie sich die NumKlfen von unseren Numerativa und Singulativa abgrenzen: NumKlfen dienen der Zählung diskreter Entitäten, Numerativa der Zählung nicht-diskreter Entitäten. Die Singulativa nehmen eine Zwischenstellung ein insofern, als sie zwar diskrete, aber "kleine, an sich bedeutungslose Einheiten" (Drossard 1982:100) bezeichnen. 1.1.2.3.

QuanN in der Kollektivkonstruktion

Die in der Kollektivkonstruktion (KollekK) verwendeten Nomina wie Herde (Schafe), Gruppe (Studenten), Stapel (Bücher) wollen wir entsprechend ihrer Funktion, eine Vereinigung von diskreten Entitäten zu bezeichnen, Kollektiva nennen. Genauer gesagt handelt es sich hier nicht um Kollektiva schlechthin, sondern um diejenigen Kollektiva, die von Leisi (1975:31) 'Gruppenkollektiva' genannt werden. Hempel (1980:124) spricht von 'Partialkollektiva', sie "fassen eine unbestimmt große Anzahl Individuen der Art zusammen, ohne die Art zu erschöpfen, so daß (i. Ggs. zu den Totalkollektiva, die unseren GenusK entsprechen, E.L.) eine echte Mehrzahlbildung möglich bleibt (eine Herde - drei Herden)." Da zu diesen Kollektiva auch solche vom Typ Familie, Partei gezählt werden, nehmen wir eine weitere Eingrenzung aufgrund des formalen Kriteriums vor, daß eine Elementangabe als Apposition zu diesen Kollektiva stehen kann; diese Eingrenzung führt zu der von Kühn (1982:89f.) aufgestellten Klasse K1 unter den insgesamt 12 Klassen deutscher Kollektiva. Das formale Kriterium der Apposition entspricht genau dem, das auch bei MeßK und ZählK vorliegt. Nach Kühn (1982b:56) sind für alle Kollektivausdrücke folgende drei Komponenten konstitutiv, die jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt sein können: (i) die "Elementqualität", (ii) die "Vereinigungsqualität" und (iii) der "Gegenstandscharakter" der Kollektion: In einem Kollektivausdruck wie z. B. dem deutschen eine Herde Schafe gibt Herde die Eigenschaft an, aufgrund derer die Menge von Schafen, die der Ausdruck bezeichnet, als Kollektion aufgefaßt wird, d. h. die Vereinigungsqualität. Schafe hingegen nennt die Elementqualität, die Eigenschaft also, die jedem Gegenstand, der Element der Kollektion sein soll, unabhängig von der Kollektion zukommen muß. (op.cit.:57)

Die Kollektion kann "sprachlich selbst als Gegenstand erfaßt und behandelt werden" (I.e.), das Kollektiv enthält dann das Merkmal [-Kiegst.] . Dies ist der Fall bei Herde, Stapel, Strauß, etc. Diese Kollektiva übertragen auf das mit

28

ihnen vorkeimende ElemN eine zusätzliche Eigenschaft bzw. Gestaltqualität, und damit liegt auch das Merkmal [^-Zuordnung] vor. In eine Herde Schafe haben die Schafe gleichzeitig die Eigenschaft, eine Herde zu sein. Neben den Kollektiva mit dem Merkmal [+Gegst.] gibt es auch Kollektive, die nur "Bezug nehmen auf die Mengengröße, ohne dieser Menge Strukturbedingungen aufzuerlegen" (Mayer 1981:194). Das sind die sogenannten Zahlsubstantive wie Dutzend, Paar 14 , die das Merkmal [ -Gegst.] und damit auch das Merkmal [-Zuordnung] enthalten. Darin liegt der Unterschied zwischen ein Dutzend Schafe und eine Herde Schafe. In ein Dutzend Schafe wird den Schafen nicht gleichzeitig die Eigenschaft zugeordnet, ein Dutzend zu sein. Dem Ausdruck ein Dutzend Schafe kann im Gegensatz zu zwölf Schafe wiederum 'Vereinigungsqualität1 zugeschrieben werden, und dies haben die Zahlsubstantive mit den eigentlichen Kollektiva gemeinsam. Der Unterschied zwischen Dutzend und zwölf gehört in den Bereich der Opposition 'kollektiv vs. distributiv' (s. S. 47). In bezug auf das Merkmal [-Gegst.] ergibt sich eine Gemeinsamkeit zwischen Mensurativa, dem Klassifikator Stück und diesen Zahlsubstantiven; das formale Korrelat hierzu ist, daß zumindest im Deutschen die Zahlsubstantive ebenso wie die Mensurativa und der NumKlf Stück normalerweise nicht als Determinatum eines Kompositums verwendet werden, da diese Nomina keine Eigenschaft bezeichnen (*Wasserliter, *Viehstück, *Eierdutzend). In Tabelle 2.7 ist eine Liste der Kollektiva zusammengestellt, unterteilt nach dem Merkmal [ * Gegst. ]: a) [+Gegenstandscharakter] : 1. Armee (Soldaten) 2. Bande (Räuber) 3. Bataillon (Soldaten) 4. Bündel (Kleider) 5. Bund (Radieschen) 6. Gruppe (Studenten) 1. Haufen (Steine)

14

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Herde Horde Legion Meute Packen Rudel Reihe

(Kühe) (Affen) (Soldaten) (Hunde) (Zeitungen) (Wölfe) (Bänke)

Das Merkmal[ -Gegst.] haben auch Kollektiva vom Typ Anzahl, Unmenge, die wir aufgrund ihrer Nichtzählbarkeit (*zviei Anzahlen, *zwei Unmengen)aus der Untersuchung ausschließen. Das gilt auch für Menge, denn zwei Mengen ist auf den Bereich der Mengenlehre beschränkt. In dieser Verwendung erfordert Menge kein ElemN, d. h. es ist nicht relational.

29

15. Rotte

(Arbeiter)

20. SpteZ (Karten)

16. Satz

(Briefmarken)

21. Stange (Zigaretten)

17. Schar

(Kinder)

22. Stapel

(Bücher)

23. Strauß 24. Truppe

(Tulpen) (Schauspieler)

18. Schicht (Erdbeeren) 19. Schwärm (Mücken) b) [ -Gegenstandscharakter]: 1. Dutzend

(Bücher)

4. Mandel

(Eier)

2. Gros (Eier)

5. Paar (Schuhe)

3. Joch (Ochsen)

6. Schock

Tab. 2.7

(Eier)

Kollektiva

Analog zu dem bei den Numerativa aufgestellten Merkmal [Form] für die Präzisierung des 'Gegenstandscharakters1 wollen wir bei den Kollektiva das Merkmal [Konfiguration] für den 'Gegenstandscharakter der jeweils bezeichneten Vereinigung' einführen. Auch die Kollektiva können unterteilt werden in Kollektiva, die natürliche Konfigurationen bezeichnen, vie Schwärm (Bienen), Rudel (Wölfe),

und Kollek-

tiva, die künstliche Konfigurationen bezeichnen, wie Bündel (Kleider),

Stapel

(Bücher). Verben, die zu den Kollektiva mit dem Merkmal [^natürlich] in einem Ableitungsverhältnis stehen, sind intransitiv und bezeichnen einen Vorgang: schwärmen zu Schwärm, sich scharen zu Schar, etc. Verben, die zu Kollektiva mit dem Merkmal [-natürlich] in einem Ableitungsverhältnis stehen, sind transitiv und bezeichnen eine Handlung: bündeln zu Bündel, stapeln zu Stapel, etc. Ein wichtiger Unterschied zu den Numerativa ergibt sich dadurch, daß diese im Deutschen nur im Zusammenhang mit Gegenständen verwendet werden und daher auch die ZählK sich nur auf Gegenstände beziehen kann. Der Bereich der KollekK hingegen umfaßt - je nach Art der Selektionsrestriktionen, denen das jeweilige Kollektiv unterliegt - sowohl Bezeichnungen für Gegenstände als auch für Lebewesen. Da auch Konstruktionen wie eine Kiste Bücher, eine Dose Pfirsiche einen 'zusammenfassenden1 Charakter haben, weil sie etwas Kollektives bezeichnen,

ist

das Merkmal [ Zuordnung ] für die Abgrenzung zwischen Konstruktionen mit Kollektiva und BehN relevant. Der Ausdruck eine Kiste Bücher hat Gemeinsamkeiten sowohl mit der ZählK als auch mit der KollekK; zum einen ist die Opposition 15

Dieses Kriterium ist in vielen Fällen ausschlaggebend für die Bestimmung von Prädetermination und Postdetermination in der Nominalgruppe ( s . S . H V f . ) .

30

'Einzelgegenstand vs. Kollektion1 gegeben, zum anderen kann zwar dem BehN Kiste das Merkmal [+Gegst.] zugeordnet werden, sicher aber nicht dem ElemN Bücher Gestaltqualität in bezug auf eine Kollektion bzw. Konfiguration (im Gegensatz zu ein Stapel Bücher, wo dies der Fall ist). In Verbindung mit einem BehN wird dem ElemN keine Gestaltqualität zugeordnet, die 'Vereinigung von Gegenständen1 kann nur als Menge, d. h. nicht übersummativ angesehen werden (Holenstein 1982:20). Desweiteren besteht zwischen Kiste und Bücher· kein notwendiger Zusanmenhang (ein BehN wie faste kann auch isoliert verwendet werden), wie er bei Kollektiva vom Typ Stapel oder 1 erde gegeben ist, da diese nur in anaphorischer Verwendung isoliert vorkamen können und ansonsten immer ein ElemN erfordern. Neben den Zahlsubstantiven wie Dutzend, mit denen wohl die Anzahl, nicht jedoch die Art der zugehörigen Elemente ausgedrückt wird, gibt es Kollektiva, bei denen sowohl die Anzahl als auch die Art der Elemente festliegen: eine 'Kompanie Soldaten (- 12O Soldaten, vgl. Seiler 1979:26), eine Mandel Eier (= 15 Eier). Hempel (1980:127f.) spricht in diesem Zusammenhang von 'gestalthaften Zahlenbildungen' und 'dinggebundenem Zählen1 früherer Sprachstufen: Aber selbst das dinggebundene Zählen ragt in einzelnen Beispielen doch in unsere Sprachen herein; deutsch 'Paar, Joch, Mandel (= 15 Stück), Stiege (= 2O Stück), Schock (= 60 Stück) werden i. a. bis heute nur von elementaren Bestandstücken der Landwirtschaft, von Zugtieren, Garben, Eiern gebraucht, (op.cit.:128)

Hier zeigt sich eine Affinität zu Mensurativa wie Klafter

(Holz) , Elle (Stoff)

,

da diese ja ebenfalls sowohl das Quantitative als auch das Qualitative (die Elementangabe) implizit enthalten und daher eine Art 'dinggebundenes Messen1 vorliegt. Kollektiva dieser Art sind aufgrund der implizit enthaltenen Anzahl auch als 'Maßeinheiten' zu betrachten, sind aber keine Mensurativa, da das ElemN jeweils diskrete Entitäten bezeichnen m u ß . Diese obligatorische Bestimmung steht im Gegensatz zu einer fakultativen Bestimmung bei den Mensurativa:

, Pfund sind mit MassenN und IndN kombinierbar (ein Pfund

Äpfel,

ein Pfund Mehl) . Neben diesen Gemeinsamkeiten in der Klasse der quanN gibt es auch Berührungspunkte auf der Ebene der entsprechenden Zähl- und Kollektivkonstruktionen. 16

Diesen Aspekt hat Allan (1977:306) nicht berücksichtigt; er spricht in bezug auf 'collection classifiers' von einer 'arrangement subcategory' (cluster, crowd, herd, etc.) und von einigen 'classifiers' "which combine with the volume subcategory (a basketful of chickens)", wobei in ersterem Fall Gestaltqualität gegeben ist in bezug auf eine Kollektion, im zweiten Fall nicht.

31

Der Ausdruck K o l l e k t i v selbst impliziert sowohl bei den quanN als auch bei den GenusK, daß es sich bei den eine Kollektion konstituierenden Elementen um 'unterscheidbare Einzelgrößen bzw. Entitäten" handelt. Neben der im vorigen Kapitel besprochenen Problematik, die durch das Verhältnis "Masse vs. 'small particulate1 bzw. MassenN und Singulativa (Reis vs. Eeiskorn) sowie GenusK und entsprechendem Einzelelement (Vieh vs. Stück Vieh) herrührt, geht es hier um guanN, die sowohl mit MassenN als auch mit IndN (im Plural) verbunden werden können; es handelt sich um Oppositionen wie (16)(a) quanN + IndN (Plural) ein Stapel Bücher1 ein Haufen Steine ein Stoß Akten

(b) quanN + MassenN ein Stapel Holz ein kaufen Sand ein StoB Papier

Während bei (16a) die Opposition 'Kollektion vs. Einzelgegenstand1 gegeben ist und daher auch von einer 'Konfiguration von Gegenständen' gesprochen werden kann, also KollekKen vorliegen, ist dies in (16b) nicht der Fall, da mit dem ElemN keine 'unterscheidbare Einzelgrößen1 bezeichnet werden. Folgende Paraphrasemöglichkeiten zeigen, daß in den Beispielen (16b) nicht der Aspekt der Konfiguration, sondern der Aspekt der F o r m , wie dies bei den ZählKen gegeben ist, vorliegt: Kollektivkonstruktion: (17)(a) ein Stapel Bücher (i) *die Bücher haben die Form eines Stapels (ii) die Bücher bilden einen Stapel (b) ein Haufen Steine (i) *die Steine haben die Form eines Haufens (ii) die Steine bilden einen Haufen Zählkonstruktion: (18)(a) ein Stapel Holz (i) das Holz hat die Form (ii) *das Holz bildet einen (b) ein Haufen Sand (i) der Sand hat die Form (ii) *der Sand bildet einen

eines Stapels Stapel eines Haufens Haufen

Hier haben wir einen mit den BehN vergleichbaren Fall, bei denen ebenfalls erst aufgrund des Kontextes entschieden werden kann, um welchen Konstruktionstyp es

32

sich handelt. Während in den Beispielen (17) und (18) das ElemN ausschlaggebend ist für eine Zugehörigkeit zur ZählK oder zur KollekK, ist bei den BehN das Prädikat ausschlaggebend für eine Zugehörigkeit zur MeßK oder zur ZählK: eine Flasche Wein trinken (MeßK) i. Ggs. zu eine Flasche Wein kaufen (ZählK). QuanN vie Kaufen, Stapel, Stoß sind ein deutliches Zeichen dafür, daß es Übergänge gibt zwischen ZählK und KollekK, da diese quanN je nach Art des ElettiN sowohl als Numerativ als auch als Kollektiv fungieren können. Kommen wir nochmals auf die drei Korponenten zurück, die für einen Kollektivausdruck konstitutiv sind (s. o. S. 27): Vereinigungsqualität, Elementgualität und Gegenstandscharakter der Kollektion. An diesen drei Parametern lassen sich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von KollekK und ZählK zeigen. Als Ausgangspunkt dient die KollekK ein Haufen Steine. Diese Konstruktion ist bezüglich aller hier aufgeführten Merkmale positiv spezifiziert und bildet insofern den t y p i s e h e n Kollektivausdruck, von dem die anderen in mehr oder weniger starkem Maße abweichen (s. Tabelle 2.8). Kollektivkonstruktion

ein Haufen Steine

ein Dutzend Steine

+ 17

quanN: Vereinigungsqualität

Zählkonstruktion eine Kiste (mit) Kiste Steine (n) (mi t ) Sand +

ein Haufen Sand

+

18

[ Konfiguration ]

+

[ Gegenstandscharakter] ElemN:

unterscheidbare Einzelgrößen

+

+

+

-

-

-

-

-

Relation zwischen quanN und ElemN: [Zuordnung] (von Gestaltqualität)

Tab. 2. 8

-

+

Vergleich von Kollektiv- und Zählkonstruktionen

Das Merkmal t Form! haben die quanN Haufen, Stapel, Stoß auch mit den zur Singulativbildung von MassenN verwendeten quanN vom TypHalm, Vorn gemeinsam. Diese 17 feteht i. Ggs. zu zwölf 18

Steine (keine Vereinigungsqualität)

Hier liegt das Merkmal [+Form] vor

33

Gemeinsamkeit ist wohl der Grund, aus dem Kraus (1977:128) für das Englische diese beiden Typen von quanN (blade, grain sowie heap, pile, stack) zu den "Individuatpren"(I.e., entspricht unseren Numerativa, E.L.) zählt, die sie wie folgt charakterisiert: ... 'Diskretum' (i. Ggs. zu "entsprechendes Kontinuum", E . L . ) , 'Einzelfall' (entspricht unserem Term Singulativ, E . L . ) , als '(typische) Gestalt 1 (entspricht unserem Merkmal [Form], E . L . ) der geistigen oder sinnlichen Anschauung.

Das zugehörende ElemN enthält das Merkmal [-zählbar] (heap of sand, pile of hay). Davon abgegrenzt werden (op.cit.:130) heap», pile^ und stack^ in Verbindung mit (Genus)Kollektiva oder IndN im Plural als "Kollektoren", die charakterisiert sind durch '"Menge1 als (typische) Gestalt der sinnlichen oder geistigen Anschauung". Das zugehörende ElemN bezeichnet also diskrete und damit zählbare Gegenstände (heap of ruins, pile of arms) . Ob ein quanN als Kollektiv oder als Numerativ fungiert, und ob daher eine KollekK oder eine ZählK vorliegt, ist damit von dem Merkmal CtzählharJ des ElemN abhängig, d. h. n i c h t von einer Eigenschaft des quanN. Eine derartige Möglichkeit der unterschiedlichen Zuordnung ist bei den Mensurativa nicht gegeben; ein Pfund Äpfel (ElemN [+zählbarj ) oder ein Pfund Mehl (ElemN ist [ -zählbar] ) gehören beide zur MeßK. Die Tatsache, daß bei einigen quanN je nach Art des zugehörigen ElemN der Aspekt der Form (Einzelfall als Gestalt, Beispiel (18)) oder der Konfiguration (Menge als Gestalt, Beispiel (17), S. 31) dominieren kann, d. h. diese quanN sowohl als Numerativ als auch als Kollektiv fungieren können, und daß der Aspekt der Form ebenfalls bei den Singulativbildungen von MassenN vorliegt, führt uns zu einem wichtigen Punkt: dem engen Zusammenhang von K o l l e k t i v und S i n g u l a t i v , wie dies im Rahmen der Dimension der "Apprehension1 von Seiler (1982) dargestellt wird. Dort heißt es in diesem Zusammenhang: In der Tat besteht das Wesen von Kollektivität in allen Einzelsprachen, d i e w i r untersuchen konnten, gerade darin, d a ß immer V e r e i n i g u n g u n d V e r e i n z e l u n g z u s a m m e n e i n drittes Ganzes, einen Gegenstand, konstituieren. Nur so kann man etwa die Erscheinung des sog. Singulativs, die immer bei Kollektiv genannt wird, ohne daß man genau weiß warum, in einen intelligiblen Zusammenhang einordnen, (op.cit.:5, Hervorhebung vom Autor, E . L . )

Die gegenläufigen Operationen der Vereinzelung und der Vereinigung, die die Technik KOLLEKTION im Rahmen dieser Dimension konstituieren, finden auch - wie in Kühn (1982b) gezeigt - ihre formalen Entsprechungen in den einzelnen

34

Sprachen: Dabei zeigt sich, daß die bei der Bildung solcher nominalen Ausdrücke angewendeten Mittel mit gewissen Einschränkungen bei den flexivischen - ... - der Bildung sowohl von Kollektiv- wie von Singulativausdrücken dienen. Diese "Symmetrie" reicht u. U. so weit, daß z. B. im Arabischen mit demselben Derivationsmorphem von einer Gruppe von Nomina Singulative abgeleitet werden, von einer anderen aber Kollektive. Darin zeigt sich wiederum die Zusammengehörigkeit und Gegenläufigkeit der Operationen Vereinigung und Vereinzelung. (op.cit.:57)

Ein weiteres Indiz für den Zusammenhang von Kollektiv und Singulativ ist, daß ein eine Kollektion bezeichnendes quanN und ein NumKlf - der ja als Singulativ fungiert 19 - sich gegenseitig ausschließen: Gewisse Nomina (des Vietnamesischen, E . L . ) , mit deren Hilfe Kollektivausdrücke gebildet werden können, interagieren mit dem System der Numeralklassifikatoren in der Weise, daß sie bei der Bildung eines Kollektivausdrucks den Klassifikator ersetzen, falls dieser in der jeweiligen Nominalphrase - ... - zu erwarten gewesen wäre. (op.cit.:58)

Gleiches gilt auch für das Deutsche: Herde und Stück als quanN im Kontext von Vieh schließen sich gegenseitig aus. Neben der Tatsache, daß eine Konstruktion (im Deutschen die appositive Nominalgruppe) zwei unterschiedliche Funktionen - die der Vereinigung und der Vereinzelung - bezeichnet, gibt es die von Kühn für das Arabische erwähnte 'Symmetrie' auf Wortebene auch im Englischen: Das quanN head, das zur Singulativbildung vom GenusK cattle verwendet wird (a head of cattle) , hat im Zusammenhang mit anderen Tierbezeichnungen, vor allem Wild, die Bedeutung 'Herde, Ansammlung, Menge1, d. h. k o l l e k t i v e Bedeutung (a head of rabbits) . Hier sind sowohl der Konstruktionstyp als auch das quanN selbst in den beiden unterschiedlichen Funktionen der Vereinigung und der Vereinzelung formal identisch. Ähnlich verhält sich auch dt. Vom im Sinne von 'Getreide'(MassenN) i. Ggs. zu Ttorn als Singulativ (Reiskorn). Neben den Gemeinsamkeiten mit den Numerativa ([+Formj bei einigen Kollektiva) und mit den Mensurativa (das Merkmal [-Gegst.] bei Zahlsubstantiven) sind für die Gruppe der Kollektiva als solcher folgende Merkmale relevant: [ natürlich ], [Konfiguration], [Gegst.]. Auf das letztgenannte Merkmal werden wir im folgenden Kapitel im Rahmen der Prädikativität nochmals zurückkommen. 19

"Wie nicht anders zu erwarten, stellt in Sprachen mit Zahlklassifikatoren das NjN2-Muster eine Möglichkeit der Bildung von Singulativausdrücken dar" (Kühn op.cit.:59).

35

1. 1. 3.

Prädikativität

Nach Seiler (1982:7) hat Prädikativität mit der folgenden Frage zu tun: Was wird ausgesagt? Zwei konvers zueinander stehende Möglichkeiten sind im Spiel: (a) es wird etwas über den Gegenstand selber ausgesagt (objektsprachlich); (b) es wird etwas über die Gegenstandsbezeichnung ausgesagt (metasprachlich).

Folgt man der von Lehraann (1982) gegebenen Charakterisierung , dient die Semantizität eines Terms als Vergleichsbasis zu anderen Termini, d.h. der paradigmatische Aspekt wird bei Seiler (I.e.) besonders betont. Als Vertreter für die Betonung des syntagmatischen Aspekts der Prädikativität kann Kiparsky (1968) angeführt werden: "Kiparsky (1968) has introduced the notion of predicativity for the semantic aspect of scope. ... A sign is predicative if it can be used to predicate something on something else". (Lehrnann op.cit.:145). Wir haben für die quanN folgende Aspekte für eine Festlegung des Grades der Prädikativität herangezogen: a) Syntagmatische Aspekte 1. Ist die Zuordnung eines Terms zu einem anderen mechanisch und geschieht schon im Lexikon, d. h. ist sie 'grammatikalisiert' oder kann sie mehr oder weniger frei gewählt werden? Letzteres gilt für die NumKlfen: "Inhärente'Klassifikatoren (= NumKlfen, E.L.) ... sind dadurch gekennzeichnet, daß sie dem Nomen bereits im Lexikon zugeordnet werden und von daher auch keinen prädikativen Wert haben" (Serzisko 1982:155). Das trifft natürlich auch für den NumKlf Stück in Stück Vieh zu. Dieser Aspekt gilt auch für die Singulativa (törn, Flocke), denn die Bildung des Singulativs (Reiskorn, Schneeflocke) ist schon im Lexikon festgelegt. 2. Ordnet das quanN dem ElemN eine (nicht im ElemN selbst enthaltene) Eigenschaft zu? Auf diese Frage sind wir schon im Zusammenhang mit den Numerativa und Kollektiva eingegangen und haben dafür das Ubertragungsmerkmal [Zuordnung] eingeführt. NumKlfen und Mensurativa haben das Merkmal [-Zuordnung]: In ein Pfund Zucker ordnet Pfund dem ElemN Zucker keine Eigenschaft zu; Gleiches gilt für Stück in Stück Vieh. Auch BehN (Flasche Wein) ordnen dem ElemN keine Eigenschaft zu. Ebenso verhalten sich 2O

"The notion of predicativity has been taken up more recently by H . Seiler (1982) and been explicitly connected with that of semanticity. The idea is that the more semanticity an item displays, the more predicative force it has." (op.cit.:145)

36

Singulativa, denn in den entsprechenden MassenN wie z. B. Reis ist der Begriff 'Korn1 schon implizit enthalten. Dagegen wird in Stapel Bücher oder Würfel

Zucker dem ElemN jeweils eine

zusätzliche, ihm nicht inhärierende Eigenschaft (einen Stapel zu bilden bzw. die Form eines Würfels zu haben) zugeordnet. 3. Ist die durch die Kombination quanN + ElemN bezeichnete Menge suranativ oder besitzt sie Gestaltqualität, ist also übersummativ? Letztere Eigenschaft ist konstitutiv für die Kollektiva (s. Tabelle 2.8, S. 32).

b) Paradigmatische Aspekte 4. Ist bei der Auswahl der quanN in Kombination mit einem ElemN Opposition möglich? Diese Frage der Austauschbarkeit korreliert direkt mit der freien vs. festgelegten Zuordnung (Frage 1) und ist daher nur für die NumKlfen und die Singulativa zu verneinen. 5. Enthält das quanN das Merkmal [+Gegenstandscharakter]? Bei den Mensurativa ist dies nicht der Fall, hier handelt es sich um "abstrakt genommene Maße"; das Merkmal [-Gegst. ] besagt, daß keine Eigenschaft bezeichnet wird und daher auch dem ElemN keine Eigenschaft zugeordnet werden kann (s. o. Frage 2). Für den deutschen NumKlf Stüok gilt sicher auch, was Serzisko (1980:32) über den lexikalischen Status von Klassifikatoren im allgemeinen berichtet, daß es sich nämlich um "halbsemantische Elemente" handelt. Da Stück in anaphorischer Verwendung auch als Substantiversatz steht, übernimmt dieser NumKlf gleichzeitig die Funktion eines generellen Klassifikators als 'Individualisierer' (Beispiel ( 1 9 ) ) : (19) Von den 10 Äpfeln hat er schon drei Stück/*Stücke gegessen In Tabelle 2.9 sind diese Beobachtungen zusamnengefaßt. Es zeigt sich, daß der Term Prädütativität graduell zu verstehen ist und wir im Bereich der quanN von einer Skala sprechen können, die von minimal prädikativ bis maximal prädikativ reicht. Tabelle 2.9 zeigt deutlich die starke Affinität zwischen NumKlfen (d. h. der 'Singulativbildung1 von GenusK und damit der Bezeichnung individueller Einheiten) und Singulativa (d. h. der Singulativbildung von MassenN und damit von Massen, die sich aus "kleinen, an sich bedeutungslosen Einheiten"(Drossard 1982: 1982:100))zusanmensetzen. Aufgrund des geringen Prädütativitätsgrades der Singulativa ist es daher kaum verwunderlich, daß diese in vielen Sprachen durch

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38

Affixe gebildet werden. Auch die deutschen Sirigulativbezeichnungen haben "affixoiden" Status, da sie zumindest im Singular typischerweise als gebundene Konstituente eines Kompositums verwendet werden (s. o. S. 26). 21 Wir kamen auf diesen "affixoiden" Status bei der Beschreibung der Singulativ-Komposita zurück (S. 138). Abschließend wollen wir noch kurz auf die Seraantizität und damit auf die 'Explizitheit der Bedeutung1 (Serzisko 1982:157) der quanN eingehen. Das nachfolgende Zitat von Greenberg (1972) gilt sicher nicht nur für seine 'unitcounters', d. h. die NumKlfen, sondern auch für unsere quanN: For the counters, whose lexical source is generally transparent, are like the singulative in containing two semantic moments, the concrete lexical meaning 'head', 'piece', ' g r a i n ' , or whatever it may be, and the notion of 'unit of counting 1 as such. It is evidently the latter that tends to assume the same abstractness of meaning that is inherent in measures, (op.cit.:33f., Hervorhebungen von mir, E . L . ) Diese 'abstractness of meaning1 läßt sich gut nachvollziehen in Beispielen wie head (of cattle), frz.

tete

(de betail), Vbpf

(Salat), auch bei Mensurativa 22

wie Elle (Stoff), Fuß fengl. foot, frz. pied). Der hier angesprochene "bifunktionale, zugleich qualifizierende und quantifizierende Charakter" (Holenstein 1982:21) zeigt sich sehr schön bei dem quanN teufen. Setzen wir für den quantifizierenden Charakter das Merkmal [+quantitativ] und für den qualifizierenden Charakter entsprechend das Merkmal [-^qualitativ] ein, ergibt sich folgendes Bild, wobei sich die Unterschiede auch in der Intonation zeigen: ^

(20)(a) quanN : [^quantitativ] [-qualitativ ] (b) quanN

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^ v ^ v ^ ein Haufen Bücher, ein Haufen Sand

:

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[-Kjuantitativ] [^qualitativ ] (c) quanN

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ein Ameisenhaufen

[-quantitativ] f+qualitativ ]

21

Daß es (zumindest etymologische) Zusammenhänge gibt zwischen Singulativa und Mensurativa, zeigen dt. Korn und Gran (Apothekergewicht 0 , 0 6 g ) , die sich beide aus lat. granum 'Korn' entwickelt haben; ebenso frz. grain, engl. grain, die heute noch beide Bedeutungen enthalten.

22

Die Verwendung von Körperteilbezeichnungen in diesem Bereich scheint weit verbreitet zu sein, vgl. Tolai a pal-a-davai "a long thin piece of wood' (Mosel 1982:37), wobei pal- ursprünglich 'Haut' bedeutete. Auch bei Kölver (1978:288) wird für das Newari darauf hingewiesen, daß "classifiers stem most likely from what at an older stage were nouns in their own right."

39

Es zeigt sich, daß in Verbindlang mit abstrakten Nomina 23 und Nomina, die flüssige Substanzen bezeichnen, der quantitative Aspekt überwiegt (20a), während bei Verwendung als Determinatum eines Kompositums, d. h. als gebundene Konstituente, eindeutig die qualitative Komponente überwiegt (20c). 24 1.1.4.

Zusannenfassung

Abbildung 2.10 (S. 40) faßt die Klassifizierung der quanN nach den semantischen Merkmalen [ Gegenstandscharakter], [natürlich] (i. Ggs. zu 'künstlich'), [Form] und [Konfiguration] sowie dem semantischen Ubertragungsmerkmal [ Zuordnung ] zusanmen. Gleichzeitig wird aus der Abbildung ersichtlich, mit welchen quanN die Opposition 'qualitative u n d quantitative vs. rein quantitative Bestürmung des ElemN' korreliert: QuanN mit dem Merkmal [-Gegst.] können nur quantitativ und nicht qualitativ näher bestirtittt werden, eben weil sie keinen Gegenstand bezeichnen. Die Opposition ' [+Gegst.] vs. [-Gegst.] ' ist auch bei den Kollektiva ausschlaggebend dafür, ob die bezeichnete Menge summativ oder übersunmativ ist. Die Betonung des quantitativen Aspekts (Beispiel (20a), S. 38) und die damit einhergehende 'Desemantisierung' des quanN hat in vielen Fällen eine morphologische Entsprechung: das Fehlen einer Markierung des Plurals. Es handelt sich um Beispiele vom Typ zwei Blatt Papier vs. zuei Blätter Papier, auf die wir im folgenden Kapitel näher eingehen wollen.

23

Nimmt man als Grundbedeutung von Haufen an, daß dieses Nomen eine Form bezeichnet, liegt hier natürlich übertragene Verwendung des quanN vor. Man denke auch an Fälle wie 'einen Haufen Bücher lesen', wo aufgrund der Art des verbalen Prädikats ebenfalls nur die rein quantitative Lesart (20a) gegeben ist. In diesen Fällen, in denen das quanN als Mensurativ fungiert, gelten natürlich auch die o. a. Kriterien zur Prädikativität; in ein Haufen Arbeit hat Arbeit nicht die Eigenschaft, ein Haufen zu sein.

24

Bei Allan (1977:301) werden für die englische Entsprechung heap ebenfalls beide Komponenten genannt: "The word heap is used as a classifier in English in this sentence: (43) We made four heaps of compost from the rotting vegetables. The word is a quanta classifier here, although shape is a determining factor in its use; its classificatory function is not so much to identify s h a p e a s t o q u a n t i f y , even though a n imprecise measure i s used." (Hervorhebungen von mir, E . L . )

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^ ^ (207a), zu dem die quanKp gehören (d. h. smoke snowball, etc.), zweierlei Paraphrasen zulassen, während dies für Typ (207b) stone wall etc. nicht gilt ("Such combinations are n o t analyzable as takes on the shape of B"1) : There is an interesting relationship between words denoting matter and words denoting form, as expressed in copula compounds ... Sugar loaf makes a statement about a certain shape, telling us what matter it consists of = 'B consisting, made up of A' ... or taking on the particular shape of B 1 . ( o p . c i t . : 4 6 f . )

Aus dem Zitat wird ersichtlich, daß Marchand Komposita vom Typ sugarloaf zu den 'copula compounds' rechnet. Diese werden von ihm wie folgt charakterisiert: There are thus two basic types of nominal compounds, c o p u l a compounds a n d r e c t i o n a l compounds. T h e first comprises those combinations which are formulable both as AB is A and AB is B,

24

A bezeichnet das 1.G1, B das 2.G1 eines Kompositums.

153 as oak tree, teaching profession, girl friend,and blackbird. They are all analyzable through copulative sentences containing the verb to be. ( o p . c i t . : 4 0 , Hervorhebungen vom Autor, E . L . )

Die Zuordnung des Kompositionstyps sugar loaf zu den Kopulativkonposita (KopKp) ist für das Englische spezifisch und im Deutschen nicht nachvollziehbar. Für sugar loaf ist neben der o. a. Paraphrase 'loaf consisting, made up of sugar' auch eine Paraphrase 'loaf which is sugar1 möglich. Wir werden auf diesen Aspekt weiter unten (S. 155) zurückkommen. Marchand weist aber auch darauf hin, daß sugar loaf kein 'reines' KopKp ist. Er nennt diesen Kompositionstyp 'subordinative compound1: The type sugar loaf is a subordinative compound, the matter 'sugar 1 being subsumed under the form ' l o a f . ( o p . c i t . : 4 7 )

Allerdings wird nicht gezeigt, worin die 'subordinierende' Komponente besteht bzw. welche Kriterien dafür ausschlaggebend sind. Aufgrund der zweifachen Paraphrasierbarkeit und dem zugrundeliegenden Satz 'X is ' erfolgte die Zuordnung zu den KopKp. Warum sollte 'Substanz1 der 'Form' untergeordnet sein? Gerade die zweifache Paraphrasierbarkeit spricht doch dafür, daß auch das Umgekehrte der Fall sein kann. Man gewinnt den Eindruck, daß der Kompositionstyp 'Substanz - Form1 in dieser Beziehung dem Typ 'Material - Produkt' parallel gesetzt wird, der aber wiederum von Marchand zu den syntaktischen Fügungen gezählt wird. Würde Marchand jedoch dem Typ sugar loaf keine 'subordinierende1 Komponente zuordnen, so hieße dies, daß sugar loaf ein 'reines' KopKp wäre. Dies wiederum würde bedeuten, daß die Angabe einer Form und die Angabe einer Substanz einander gleichgeordnet wären. Genau diesen Aspekt der 'Gleichsetzung1 verwendet Hatcher (1952), um Komposita vom Typ biography sensation ('a sensation that consists actually of a biography1) als 'appositional compound1 vom Typ snowflake, woodpile abzugrenzen. Während der gemeinsame Nenner in der Relation 'B consists of A' liegt, sind für sie die quanKp vom Typ snowflake nicht appositionell, da Form mit Substanz nicht in gleicher Weise wie "an entity ... with its own function or status" (op.cit.:?) gleichgesetzt werden kann: That snowflake is not accepted as apposition means that form and substance are not equated (no more than are product and material (wool dress) ... ( o p . c i t . : ? ) In diesem Zusammenhang spricht sie auch von der "awkwardness inherent in postulating both an appositional and a non-appositional type 'B consists of A" (the latter including also wool dress)"(I.e.).

154

Ein sprachliches Korrelat, um zwischen einer 'Gleichsetzung' bzw. 'NichtGleichsetzung' der Komponenten eines Kcmpositums unterscheiden zu können, gibt Marchand (1965) selbst, aber in anderem Zusammenhang, und zwar bei der Analyse von 'additive compounds' wie fighter bomber: Additive compounds should not be analysed as + 1 , but as 'B which i s a l s o A ' , (op.cit.:128, Hervorhebung v o n mir, E . L . )

Auf die Bedeutung der Partikel auch bei der Beschreibung von KopKp des Deutschen verweist ebenfalls Neuss (1981:44f.): "Neben der und-Verbindung ist also offensichtlich das auch für die Paraphrase wichtig." Dies bedeutet, daß der Kompositionstyp sugar loaf semantisch gesehen wegen der fehlenden 'Gleichsetzungskomponente1, sprachlich realisiert durch die Partikel auch bzw. engl. also, nicht zu den "copula compounds' zu rechnen ist (*loaf which is also sugar'); syntaktisch gesehen gehört sugar loaf jedoch wegen der in der Paraphrase enthaltenen Kopula to be und der zweifachen Paraphrasierbarkeit ('loaf which is sugar1, 'sugar which is a loaf) zu den 'copula compounds'. Hier ist wieder eine Diskrepanz zwischen syntaktischen und semantischen Aspekten, wie dies bei der Analyse der quanNG (Beispiel (97), S. 94) der Fall war. Wahrend Marchand aufgrund syntaktischer Kriterien den Kompositionstyp sugar loaf zu den 'copula compounds' zählt, zeigt die Einteilung von Warren (1978), daß auch aufgrund semantischer Kriterien Gemeinsamkeiten zwischen KopKp und 'Substanz'-Komposita bestehen. Der gemeinsame Nenner besteht in 'Compounds Expressing Constitute': I have put into one major semantic class those compounds in which what is indicated by one member is that which wholly constitutes what is indicated by the other member, (op.cit.:82)

Bei Levi (1978) spielen die 'Substanz'-Komposita eine besondere Rolle, da nur diesem Kompositionstyp zwei zugrundeliegende Prädikate zugeordnet werden können. Dies sind die Prädikate MAKE2, das 'X made up of ' bzw. 'X made out of ' entspricht, und BE. Letzteres liegt auch bei KopKp wie pine treet cactus plant vor {op.cit.:92). In bezug auf die Komposita wie chocolate bar und sugar cube schreibt sie:

25

Die quanKp sind bei Warren (1978:80) der Gruppe der 'Source-ResultCompounds1 zugeordnet, die entsprechend der Einteilung in (207) , S. 152, nach 'Material-Artefact (clayMrd), 'Matter-Shape'(raindrop; und 'Part-Whole' (student group) eingeteilt sind, wobei die beiden letztgenannten Gruppen unseren quanKp entsprechen.

155 ... the CNs (= complex nominals, E . L . ) ... have head nouns that denote either a mass or an artifact of some sort, and modifiers that describe its constituent material; ... It is important to note that they all have an alternative analysis under BE, since we can just readily say that chocolate bar derives from bar which is chocolate as from bar which is made of chocolate, (op.ci-t. :90)

Analog zu der Paraphrase von sugar loaf (S. 152) ist die Paraphrase für chocolate bar 'bar which is chocolate1 für das Englische spezifisch und im Deutschen nicht nachvollziehbar. Die Kopula muß im Deutschen durch eine Präposition ergänzt werden (208), d. h. das 1.Gl kann nicht als Prädikatsnomen verwendet werden (208b): (208) Schokoladenriegel

(a) Riegel, der aus Schokolade ist (b)*Riegel, der Schokolade ist (c) Riegel aus Schokolade

Eine Präposition in der Paraphrase eines Kompositums weist auf ein Verhältnis der S u b o r d i n a t i o n zwischen den beiden Kompositionsgliedern hin. Dies ist wohl der Grund, weshalb im Deutschen, im Gegensatz zum Englischen, bei der Analyse von 'Substanz'-Komposita nicht analog zu (207)(S. 152) unterschieden worden ist. Es sind zwar Gemeinsamkeiten zwischen dem Kompositionstyp 'Substanz - Form' (bzw. 'Elemente - Konfiguration1) und dem Typ 'Material Produkt1 gesehen worden, die in dem bei beiden Typen zugrundeliegenden Prädikat 'bestehen aus' liegen, die Unterschiede sind jedoch nicht berücksichtigt worden. In der Duden-Grammatik (1973:395) wird lediglich 'Stoff als eine 'Art von Umstandsangabe' aufgeführt (Seidenkleid, Eichenwald). Bei Kürschner (1974:179f.) wird zwar zwischen MAT(-elem) (entspricht den Kontinuativa als 1.G1) und MAT(+elem) (entspricht den Individuativa als 1.Gl) unterschieden; dennoch befinden sich quanKp wie Blumenstrauß, Touristengruppe in einer Gruppe mit Bildband, lattenzaun, da als Einteilungskriterium ebenfalls lediglich die Relation 'bestehen aus" verwendet wird. Bei Fleischer ( 1975:87) werden zwar Komposita mit einem MassenN als 1.Gl dazu benutzt, die Vielfältigkeit der Beziehungen zwischen den Kompositionsgliedern bei Determinativkomposita aufzuzeigen, aber auch dort ist nur der Typ 'Material-Produkt1 vertreten. Eine genauere Differenzierung innerhalb des Kompositionstyps 'Angabe einer Substanz' findet sich jedoch in zwei neueren Arbeiten (Fanselow 1981 und Ortner/Ortner 1984), auf die wir im folgenden näher eingehen. Fanselow (1981:179ff.) zeigt anhand der Opposition lehnziegel und lehmschicht, daß zwischen 'x ist aus y gemacht' (Lehmziegel) und 'x ist aus y" (lehmschicht) unterschieden werden muß (letzteres Beispiel gehört zu den

156

quariKp (Schicht

lehm vs.*Ziegel Lehm)). Der Unterschied wird mit der Opposi-

tion 'artifizielles Objekt (Lehmziegel) vs. natürliches Objekt (lehmschieht) ' begründet (op.cit.:182). Dies ist jedoch nicht richtig, denn zum einen kann Lehms ohiahtauch etwas Artifizielles bezeichnen, zum anderen liegt auch bei den Bezeichnungen von artifiziellen Objekten ein zugrundeliegendes 'x ist aus y 1 vor, wie folgende Paraphrasen zeigen: (209) Holzstapel

(a)*Stapel, der aus Holz gemacht ist (b) Stapel, der aus Holz ist/besteht

(210) Wollknäuel

(a)*Knäuel, das aus Wolle gemacht ist (b) Knäuel, das aus Wolle ist/besteht

(211) Stoffballen

(a)*Ballen, der aus Stoff gemacht ist (b) Ballen, der aus Stoff ist/besteht

Der Unterschied liegt also nicht in der Opposition 'natürlich vs. artifiziell1. Fanselow nennt aber noch ein anderes Kriterium, das Lehmsohiaht und lehnziegel unterscheidet: die Grundrelation und: und liegt natürlich auch vor in Steinblock, Holzquader, Erdbrocken, Terra-Sigillata-Schale, Porzellantasse, Lehmschicht, also bei einem Teilbereich der Komposition von Massen- mit Gattungsnamen, (op.cit.:179)

Diese Grundrelation und ist bei Lehmziegel ("Ziegel, der aus Lehm g e m a c h t ist') "temporal versetzt": Gemacht aus ... ist ein temporal versetztes und: ein Lehmziegel war früher Lehm und ist j.etzt ein Ziegel, ( o p . c i t . : 157)

Bei lehmsehiaht hingegen ist die Grundrelation und nicht "temporal versetzt", d. h. es liegt nicht 'Zeitverschiedenheit' zwischen einem 'früher' und einem "jetzt" vor, sondern 'Zeitgleichheit'. Diese Bedeutungskomponente hat lehmschicht unseres Erachtens mit den anderen Kompositionstypen gemeinsam, bei denen die Grundrelation und involviert ist: R 19 (= Syntaxregel 19, E . L . ) liefert etwa Goldstaub, Stickstoffgas. Die Interpretation ist ganz einfach: Goldstaub ist etwas, was Gold und Staub ist. . . . Parallel zu Goldstaub ist nun aber Hausboot. (op.cit.:126)

Hausboot wiederum ist ein Kopulativkonpositum ('Haus, das (gleichzeitig auch) ein Boot ist" bzw. "Boot, das (gleichzeitig auch) ein Haus ist"). Mit dieser Argumentation können im Deutschen aufgrund anderer Kriterien als im Englischen (S. 152f.) ebenfalls Gemeinsamkeiten zwischen 'Substanz"-Komposita und Kopulativkomposita (KopKp) aufgezeigt werden. Die Grundrelation und entspricht

157

somit genau der semantischen Klasse der 'Compounds Expressing Constitute1 bei Warren (1978:80). Ein weiterer Unterschied, den Lehmschicht i. Ggs. zu lehmziegel mit den KopKp gemeinsam hat, nämlich die zweifache Paraphrasierbarkeit ('Lehm in Form einer Schicht1 bzw. 'Schicht aus Lehm'),wird von Fanselow nicht berücksichtigt. Gerade dieser Aspekt wird jedoch von Ortner/Ortner (1984r60f.) herangezogen, um auf die Parallelität zwischen Bildungen mit Gleichsetzungsrelation und Bildungen des Typs Goldstaub hinzuweisen: Die Möglichkeit zweier Lesarten ist auch bei Bildungen des Typs Goldstaub gegeben, weil auch hier (d. h. ebenso wie bei Rebellenbischof, E . L . ) das 'semantische Gewicht 1 auf der A-Konstituente liegen k a n n , da diese die dominante Bezeichnungseinheit ist. Auch diese Wortbildungskonstruktionen können so interpretiert werden, daß A o d e r B in der Paraphrase als Nukleus erscheinen. ( o p . c i t . : 5 2 , Hervorhebung von den Autoren, E . L . )

Zu den 'Kcmposita des Typs Cbldstaub' (op.cit.:60) werden wiederum aufgrund der zweifachen Paraphrasierbarkeit die quanKp wie Holzstapel, Holzscheit, Speckscheibe gerechnet: ... Goldstaub 'Gold in Form von Staub'/'Gold als Staub' oder:-* "Staub von/aus Gold'. Nicht zuletzt wegen des lebensweltlichen Bedeutungsunterschiedes zwischen Gold und Staub mag die erstere Lesart hier näher liegen. ... In anderen Fällen ist nicht vorherzusehen, ob A oder B das semantische Gewicht erhält . . . , z. B. bei Holzstapel 'Holz in Form eines Stapels', oder:—» 'ein Stapel H o l z 1 ; Holzscheit—t· 'Holz in Form eines Scheites 1 oder:—·· § ein Scheit Holz 1 ; Speckscheibe » 'Speck in Form einer Scheibe 1 oder: » 'eine Scheibe 1 Speck V i n Scheiben geschnittener Speck 1 /'Scheibe, die aus Speck besteht 1 , ( o p . c i t . : 6 0 f . )

Goldstaub und Holzstapel sind jedoch nur bedingt vergleichbar. Zwar können beide Komposita mit 1.Gl und 2.G1 als Nukleus paraphrasiert werden, und beide enthalten die Grundrelation und nach Fanselow (s. o. S. 156). Bei Goldstaub liegt jedoch die Kombination zweier MassenN vor. Staub bezeichnet zwar eine Form im weiteren Sinne ('staubförmiges Gold 1 ), ist aber ein (nichtrelationales) MassenN, das nicht notwendigerweise einer Ergänzung bedarf. Daher ist nicht einzusehen, daß ein Kcmpositum analog zu Goldstaub, nämlich Bleistaub, von Ortner/Ortner (op.cit.:211) zusammen mit Goldklumpen, raindrop, teardrop unter der Rubrik MENSURATIV aufgeführt wird, da Staub nur eine Form, aber keine Quantifizierung bezeichnet. 26

In einer Fußnote (op.cit.:288) wird darauf hingewiesen, daß der Typ •mensurativ 1 die Paraphrasenkonstante 'in Form von 1 enthält. MENSURATIV entspricht daher unserem Numerativ.

158

Der o. a. Kompositionstyp Speakseheibe wird unter der Bezeichnung MENSURATIV zu den Determinativkomposita (DetKp) gerechnet (op.cit.:142), obwohl ausdrücklich von Subtypen gesprochen wird, die "sowohl Züge von Kopulativkomposita als auch von Determinativkomposita auf (weisen)"(op.cit.:305, Fußnote 462). Diese Subtypen sind wiederum gerade dadurch gekennzeichnet, daß sie mit 1.Gl und 2.G1 als Nukleus paraphrasiert werden können. Daher müßte ein Kompositum wie Specksoheibe, das ja ebenfalls zweifach paraphrasierbar ist, diesem' Übergangstyp'zugeordnet werden. Ortner/Ortner 1984 haben zwar die Grundrelation und, die nach Fanselow bei dem Kompositionstyp Speoksoheibe vorliegt, nicht erwähnt, weisen aber in einem anderen Zusammenhang auf die Beziehung zwischen der Kopula sein und dem Verb bestehen aus hin: Als Minimalset an Verbgliedern, die für die Kompositainterpretation wichtig sind, können folgende 14 Ausdrücke genannt werden: ' s e i n ' , ' b e t r e f f e n ' , ... In einer etwas konkreteren, sprachnäheren Anschauung könnten aus allen Klassen noch Subklassen ausgegliedert werden, so z. B. aus der Klasse 'sein' vor allem die Subklassen 'existieren', 'sich befinden', 'leben' und 'bestehen a u s 1 , (op.cit.:135)

Während nun ein Kompositum wie Speokeaheibe unseren NumKp entspricht, finden sich für die KollKp ähnliche Argumente dafür, daß auch sie nicht zu den "reinen" Determinativkomposita gehören; auch sie können, wie wir oben (S.136ff.) gezeigt haben, mit 1.Gl oder 2.G1 als Nukleus paraphrasiert werden. Ortner/ Ortner (1984:148) weisen selbst darauf hin, daß sich "aufgrund inhaltlicher Verwandtschaft" einige Typen der Substantivkomposition systematisch mit anderen Typen überschneiden: "Z. B. berühren sich die Typen 'partitiv1 und "lokal1: Je nach Sehweise ist die Paraphrase eines Kompositums und somit seine Interpretation verschieden, z. B. Yellevfenster—»'Fenster

(, das Teil) des Kellers

1

(ist)'/'Fenster im Keller ." Weiter heißt es: Ähnliche systematische Typenüberschneidungen bestehen z. B. zwischen 'konstitutional' (= Beispiele vom Typ Patientenkollektiv, ÖlVorrat, Bretterzaun, E . L . ) und 'identifikativ 1 (Menschengruppe —»-'Gruppe, die aus Menschen besteht'/'Menschen, die eine Gruppe sind/bilden'), ... (op.cit.:148)

Die Überschneidung des Typs Menschengruppe ist mit den anderen aufgeführten Überschneidungen wie 'partitiv vs. lokal1 nicht vergleichbar, da nur bei 27

Dies ist der Typ IDENTIFIKATIV/EXPLIKATIV mit 5 Subtypen, für die beispielhaft die Komposita Rebellenbischof, Falkland-Malediven, Tigermännchen, Eschenbaum und Bildungsaufgabe genannt werden.

159

Menschengruppe 1.G1 und 2.G1 Nukleus einer Paraphrase sein können. Bedenkt man ferner, daß der Typ 'Identifikativ' von Ortner/Ortner zu der schon oben erwähnten Ubergangsgruppe zwischen Determinativ- und Kopulativkomposita gehört (S. 158), mit denen sich das KollKp Menschengruppe systematisch überschneidet, folgt daraus, daß auch die KollKp zumindest Gemeinsamkeiten zu KopKp aufweisen, d. h. keine "reinen" DetKp sind, obwohl sie von Ortner/Ortner als solche deklariert werden. Interessanterweise enthält auch die Paraphrase von Menschengruppe "Menschen, die eine Gruppe sind/bilden' die Kopula, und Qruppe fungiert als Prädikatsnomen. Gerade diese Bedingung ist nach Neuß (1981:67f.) für KopKp des Deutschen konstitutiv: Von der syntaktischen Paraphrase her gesehen, die den semantischen Wert des Kopulativkompositums explizit macht, ergibt sich, daß beide im Kopulativkompositum vereinigten Lexeme in der Paraphrase anders als bei Determinativlcomposita in prädikativer Funktion vorkommen.

Zwar gilt für Menschengruppe, daß nicht beide Kompositionsglieder, sondern nur das quanN Gruppe als Prädikatsnomen in einer Paraphrase fungiert, doch auch in bezug auf das Prädikat sein/bilden ergeben sich Affinitäten zu den Kopulativkomposita. Auf die Tatsache, daß nach Weinreich (1972) das englische Verb to form, das mit dem o. a. Verb bilden vergleichbar ist, zum einen als transitives Verb, zum anderen auch als Kopula fungieren kann, haben wir im Zusammenhang mit den syntaktischen Relationen in appositiven Nominalgruppen (S. 109) schon hingewiesen. Fassen wir die genannten Kriterien zusammen, stellen die quanKp innerhalb des Kompositionstyps 'Angabe einer Substanz1 eine eigene Klasse dar, die wie folgt charakterisiert werden kann: a) Im Gegensatz zu DetKp vom Typ Goldringt Seidenkleid erlauben quanKp Paraphrasen, bei denen sowohl das 1.G1 als auch das 2.G1 als Nukleus fungieren können. 28 Das bedeutet, daß syntaktisch gesehen keine "einseitige" Unterordnung des 1.G1 unter das 2.G1 vorliegt, wie dies bei den DetKp der Fall ist. Semantisch gesehen heißt es, daß je nach Kontext die erste oder zweite

28

Für SingKp wie Reiskorn, Schneeflocke gelten die Überlegungen zu den Paraphrasen mit den auf S. 138 vorgebrachten Einschränkungen.

160

Konstituente mehr Bedeutung erhält bzw. erhalten k a n n . Diese Möglichkeit besteht bei den DetKp von Typ Seidenkleidnicht. b) Die zweifache Paraphrasierbarkeit haben die quanKp mit den KopKp vom Typ Hausboot, Rebellenbischof gemeinsam. Hinzukamt, daß die in den Paraphrasen verwendeten Verben bei den quanKp, nämlich die Verben bestehen aus bzw. bilden durch sein aus bzw.sein, ersetzt werden können. Ferner konnten wir zeigen, daß, semantisch gesehen, Gemeinsamkeiten zwischen den quanKp und den endozentrischen Ableitungen von Typ Häuschen bestehen. All dies deutet schon auf die graduellen Übergänge hin, innerhalb derer die quanKp in der Nominalkomposition einzuordnen sind. Bevor wir diesen größeren Zusammenhang herstellen, wollen wir zunächst vergleichen, wie sich die o. a. Verben von Typ bestehen aus, bilden, sein aus und sein innerhalb der Paraphrasen der quanKp verteilen, da diese Verben teilweise auf ein untergeordnetes, teilweise auf ein gleichgeordnetes Verhältnis zwischen den beiden Gliedern eines Koanpositums hinweisen. 3.

Syntaktische Aspekte

Aus dem vorangehenden Kapitel wurde ersichtlich, daß bei der Analyse der quanKp nicht nur die syntaktische Relation der Subordination vorliegt, wie dies bei den DetKp der Fall ist. Anhand der Struktur der Paraphrasen und aufgrund der Eigenschaften der darin verwendeten Verben wollen wir im folgenden die Relation zwischen den beiden Gliedern eines quanKp näher bestimmen. 3. 1. 3. 1. 1.

Syntaktische Relationen Unterordnung

Wir beginnen mit Paraphrasen, bei denen das 2.G1 den Nukleus darstellt. Für NumKp gilt, daß deren Paraphrasen die Prädikate bestehen aus und sein aus enthalten, zum Teil mit unterschiedlichem Akzeptabilitätsgrad ((212a) bis (214a)); ferner sind auch Paraphrasen möglich, die nur die Präposition aus enthalten ((212b) bis (214b)): 2 9

29

Bei den NumKp mit partitiven quanN lautet das Prädikat sein von bzw.von (s. o. S. 135) .

161

(212)

Erdbrocken

(a) Brocken, der aus Erde ist/?besteht

(213) Goldbarren

(b) Brocken aus Erde (a) Barren, der aus Gold ist/besteht (b) Barren aus Gold

(214)

(a) Klumpen, der aus Teig ist/?besteht

Teigklumpen

(b) Klumpen aus Teig Nun gibt es eine Reihe von NumKp, bei denen eine Paraphrase in Form eines restriktiven Relativsatzes oder einer Präpositionalphrase nicht akzeptabel ist. Das sind die Komposita, die 'Pseudo-Numerativa' enthalten. Als Paraphrase kamt nur die appositive Nominalgruppe in Frage: (215) Salatkopf (216) Knoblauchzehe (217) Zuckerwürfel (218) Papierblatt

(a)*Kopf, der aus Salat ist/*Kopf aus Salat (b) Kopf Salat (a)*Zehe, die aus Knoblauch ist/*Zehe aus Koblauch (b) Zehe Knoblauch (a)*Würfel, der aus Zucker ist/*Würfel aus Zucker (b) Würfel Zucker (a)*Blatt, das aus Papier ist/*Blatt aus Papier (b) Blatt Papier

Während die Ungranmatikalität der Paraphrasen (215a) bis (218a) eventuell noch damit zu erklären ist, daß es sich bei den quanN um 'erstarrte Metaphern' handelt, da diese Nomina nicht in ihrer ursprünglichen Bedeutung verwendet werden, gilt dieses Argument für (219) und (220) nicht: (219) Brotlaib (220) Wollstrang

(a)*Laib, der aus Brot ist/*Laib aus Brot (b) Laib Brot (a)*Strang, der aus Wolle ist/*Strang aus Wolle (b) Strang Wolle

Wir haben hier, wie schon oben (S. 136) erwähnt, einen Kompositionstyp, der zwischen NumKp und SingKp einzuordnen ist. Die SingKp selbst ((221) und (222)) sind nicht mit einem restriktiven Relativsatz paraphrasierbar, da das mit dem 2.G1 Bezeichnete dem ElemN inhäriert d. h. keine Opposition dazu gebildet werden kann (s. o. S. 137f.):

30

Zur Darstellung erstarrter Metaphern in der Komposition (Fußnote, ende, e t c . ) s. Katz 1977

Kopf-

162

(221) Wasserstoffatom

(222) Schneeflocke

(a)*Atom, das aus Wasserstoff besteht/*Atom aus Wasserstoff (b) Atom Wasserstoff (a)*Flocke, die aus Schnee besteht/*Flocke aus Schnee (b) Flocke Schnee

Bei den Paraphrasen von KollKp ergeben sich Unterschiede hinsichtlich der Verteilung der verwendeten Verben. Ausschlaggebend ist dabei, ob das ElemN das Merkmal [+belebt] oder [-belebt] enthält. Trifft letzteres zu, verweist das Prädikat bestehen aus auf eine Gemeinsamkeit mit den NumKp (Beispiele (223a) und (224a)), während zusammengesetzt sein aus auf die kollektive Komponente hinweist ((223b) und (224b)): (223) Kleiderbündel

(224) Bücherstapel

(a) (b) (c) (a) (b) (c)

Bündel, das aus Kleidern besteht/*ist Bündel, das aus Kleidern zusammengesetzt ist Bündel von Kleidern Stapel, der aus Büchern besteht/*ist Stapel, der aus Büchern zusammengesetzt ist Stapel von Büchern

Im Unterschied dazu ist bei KollKp mit ElemN [+belebt] nur die reflexive Form sich zusammensetzen aus akzeptabel, d. h. es liegt ausschließlich die kollektive Komponente vor (Beispiele (225) und ( 2 2 6 ) ) . Für alle KollKp gilt jedoch, daß sie auch durch eine Wortgruppe mit der Präposition von paraphrasierbar sind (Beispiele (223c) bis (226c)): (225) Studentengruppe

(226) Rehrudel

(a)*Gruppe, die aus Studenten besteht/*ist (b) Gruppe, die sich aus Studenten zusanmensetzt/ *die aus Studenten zusammengesetzt ist (c) Gruppe von Studenten (a)*Rudel, das aus Rehen besteht/ist (b) Rudel, das sich aus Rehen zusammensetzt/*das aus Rehen zusammengesetzt ist (c) Rudel von Rehen

Analog zu den NumKp gibt es auch bei den KollKp Beispiele, bei denen nur die appositive Nominalgruppe akzeptabel ist: (227) Kartenspiel

(a)*Spiel, das sich aus Karten zusammensetzt (b)*Spiel von Karten (c) ein Spiel Karten

163

(228) Zigarettenstange

(a)*Stange, die sich aus Zigaretten zusammensetzt (b)*Stange von Zigaretten (c) Stange Zigaretten

Die bisherigen Ergebnisse können wir wie folgt zusanmenfassen: a) Die Paraphrasen von (212) bis (228) zeigen, daß die darin enthaltenen Prädikate bestehen aus, zusammengesetzt sein aus, sich zusammensetzen aus und sein aus obligatorisch die Präposition aus enthalten. Dies werten wir als Indiz für das Verhältnis der Subordination. Darin besteht auch der fundamentale Unterschied zwischen dem Prädikat sein aus und der Kopula sein: sein aus fungiert nicht als Kopula. b) Auf Subordination deuten auch die Paraphrasen hin, die kein verbales Prädikat enthalten, sondern nur mit Präpositionen (aus bzw. von) gebildet werden. c) Für die quanKp, die nur mit einer appositiven NG paraphrasierbar sind, können wir als Kriterium nur die Beobachtungen heranziehen, die wir in Kapitel 3 (S. 94) getroffen haben: In einer appositiven NG fungiert das guanN syntaktisch als Nukleus, d. h. es liegt syntaktisch ebenfalls die Relation der Subordination vor. Das unter (c) Gesagte gilt natürlich für alle quanKp, aber es ging in diesem Kapitel vor allem darum, weitere Manifestationen der Relation der Subordination aufzuzeigen. Die Verteilung der Prädikate und der Präpositionen bei der Paraphrasierung von quanKp mit 2.G1 als Nukleus ist in Tabelle 4. 4. (S. 164) dargestellt. Bezüglich der syntaktischen Relation zwischen den beiden Gliedern der quanKp können wir feststellen, daß bei Paraphrasen mit 2.G1 als Nukleus Subordination vorliegt. Das 1.Gl ist dem 2.G1 syntaktisch gesehen untergeordnet, und damit entspricht die syntaktische Struktur der von DetKp. 3.1.2.

Nebenordnung und Prädikation

Betrachten wir nun die Verhältnisse bei Nominalkomposita, in deren Paraphrasen das 1.G1 als Nukleus fungiert. In Paraphrasen mit restriktivem Relativsatz werden die Prädikate sein und bilden verwendet, die sich wie folgt verteilen:

164

2.G1 als Nukleus

' Pseudo ' Numerativ-Kp Kollektiv-Kp S ingulativ-Kp

'sein aus' 'bestehen aus' 1 zusammengesetzt sein aus' 'sich zusammensetzen aus1 Präp. aus Präp. von Tab. 4. 4.

Kollektiv-Kp Numerativ-Kp

ElemN [-belebt] ElemN [+bel.]

-

+

-

-

+

+

-

-

-

-

+

-



+

+

QuanKp: Möglichkeiten der Paraphrasenbildung mit 2. Gl als Nukleus

In Paraphrasen von NumKp sind sein und zum Teil bilden vertreten: (229) (230) (231) (232) (233) (234) (235)

Erdbrocken Goldbarren Teigklumpen 31 Drahtrolle Wollstrang Brotlaib Kartenspiel

(a) Erde, die ein Brocken ist/*einen Brocken bildet (a) Gold, das ein Barren ist/*einen Barren bildet

(a) Teig, der ein Klumpen ist/*einen Klumpen bildet (a) Draht, der eine Rolle bildet/?ist (a) Wolle, die einen Strang bildet/*ist

(a) Brot, das einen Laib bildet/*ist (a) Karten, die ein Spiel bilden/sind

Die letzten drei Beispiele zeigen, daß "Pseudo"-NumKp bzw. "Pseudo"-KollKp, die keine Paraphrase mit 2.G1 als Nukleus zulassen, mit 1.Gl als Nukleus paraphrasierbar sind.

Die SingKp hingegen sind auch nicht auf diese Weise paraphrasierbar: (236) Reiskorn (237) Schneeflocke 31

(a)*Reis, der ein Korn ist/bildet (a)*Schnee, der eine Flocke ist/bildet

Bei 'Teig, der 0 Klumpen bildet 1 liegt bilden als transitives Verb vor, das nicht zu verwechseln ist mit der Verwendung von bilden in ( 2 3 2 ) bis (235).

165

Grund für die Ungramtnatikalität dieser Sätze ist wiederum die Tatsache, daß das mit dem quanN Bezeichnete dem ElemN inhäriert. Bei den KollKp mit ElemN [-belebt] ist das Prädikat bilden in den Paraphrasen enthalten (s. auch (235)): (238) Kleiderbündel (239) Bücherstapel

(a) Kleider, die ein Bündel bilden/*sind (a) Bücher, die einen Stapel bilden/*die ein Stapel sind

Das Prädikat bilden liegt auch vor bei KollKp, deren ElemN das Merkmal [ +belebt ] enthält: (a) Rehe, die ein Rudel bilden/*ein Rudel sind (a) Bienen, die einen Schwärm bilden/*die ein Schwärm sin4 Bei KollKp, deren ElemN das Merkmal [ +human ] enthält, sind dagegen beide Prädikate möglich: (240) Rehrudel (241) Bienenschwarm

(242) Studentengruppe

(a) Studenten, die eine Gruppe bilden/die eine Gruppe sind (a) Verbrecher, die eine Bande bilden/die eine Bande sind

(243) Verbrecherbande

Die Verteilung der Prädikate sein und bilden kann wie folgt dargestellt werden: SingKp

NumKp

1 .Gl als Nukleus 'sein' 'bilden' Tab. 4. 5.

KollKp ElemN [ -human] ElemN

ffhuman ]

+

+

*

QuanKp: Distribution der Prädikate bei Paraphrasen mit 1. Gl als Nukleus

Die Substituierbarkeit des Verbs bilden durch die Kopula sein bestätigt auch für das Deutsche Weinreichs Beobachtung (s. o. Zitat S. 109), daß das Verb bilden als Kopula fungieren kann. Das bedeutet, daß die guanN in diesen Paraphrasen als Prädikatsnomina fungieren. Das Vorkommen als Prädikatsnomen in einer Paraphrase ist eine der Bedingungen, die für KopKp konstitutiv sind, wobei diese Bedingung jedoch für beide Konstituenten des KopKp erfüllt sein muß (s. S. 159). Da diese Bedingung bei Mördergeneral für die Konstituente Mörder erfüllt ist, sich also Mördergeneral in diesem einen Aspekt wie KopKp und quanKp

166

verhält, zählt Kürschner (1974:184f.) dieses Kompositum aufgrund der Paraphrase "'Dieser General ist ein Mörder1" (I.e., Hervorhebung vom Autor, E.L.) zu den KopKp. Von Fleischer ( 1975) wird dieses Kompositum dagegen dem 'Übergangsbereich zwischen Determinativkomposita und Kopulativkomposita' zugeordnet: Mördergeneral ist ein General, der zugleich als Mörder bezeichnet wird? ein Generalsmörder wäre der Mörder eines Generals. Man kann also auch hier noch ein determinatives Verhältnis erblicken, aber das appositioneile Verhältnis (General als Mörder) ist ebenfalls nicht auszuschließen, (op.cit.:105, Hervorhebungen vom Autor, E . L . )

Der erwähnte Ubergangsbereich selbst wird von Fleischer wie folgt beschrieben: Die erste Konstituente ist ein Substantiv, hat die Funktion eines attributiv gebrauchten Adjektivs, kann aber gleichzeitig auch - ähnlich dem Kopulativkompositum - als der zweiten Konstituente nebengeordnet aufgefaßt werden ... Bruderpartei ... könnte zwar auch als 'Partei, die als Bruder betrachtet wird; Partei als Bruder 1 erklärt werden, aber ... 'brüderliche Partei' liegt am nächsten. Das semantische Gewicht liegt auf der zweiten Konstituente; eine Bruderpartei ist eine Partei ... (op.cit.:104)

An anderer Stelle heißt es im Zusammenhang mit Vergleichsbildungen vom Typ Riesenmaschine vs.Maschinen-Riese: Die Vertauschung der Konstituenten ist hier möglich, weil sich die syntagma-interne Beziehung dem Kopulativkompositum nähert ('Maschine als Riese 1 , 'Maschine und zugleich R i e s e " ) , (op.cit.:103)

In diesen Zitaten ist in unserem Zusammenhang von Interesse, daß Fleischer bei Paraphrasen, die die Konjunktion als enthalten, von Nebenordnung spricht. Die quanKp haben nämlich die Eigenschaft, daß sie unter Heranziehung der Konjunktion als paraphrasiert werden können: lehmklumpen'teiyfi als Klumpen', Studentengruppe 'Studenten als Gruppe'. Die Konjunktion als wird in deutschen Grammatiken (Duden 1973:316 und Heidolph et al. 1981:701) weder zu den koordinierenden noch zu den subordinierenden Konjunktionen gerechnet. Wir wollen uns daher der Frage zuwenden, welche Art von syntaktischer Relation bei als und damit bei den quanKp in einer Paraphrase mit 1.Gl als Nukleus vorliegt. Da als auch im Zusammenhang mit den Prädikaten sein bzw.bilden zu sehen ist, das Prädikat sein wiederum bei Paraphrasen von KopKp vorliegt, als hingegen in den Paraphrasen von Komposita ein Indiz für den 'Übergangsbereich1 zwischen DetKp und KopKp ist, wollen wir im folgenden untersuchen, welchen Stellenwert als und sein in diesem Bereich haben. Die Konjunktion als signalisiert, daß im Bereich der quanKp bei Paraphrasen mit 1.Gl als Nukleus das quanN als Apposition zum ElemN fungiert, und

167

zwar als eine Apposition, die "dem Gleichsetzungsncminativ selbständiger Gleichsetzungssätze entspricht"(Duden

1973:554). Der Gleichsetzungsnominativ

entspricht dem Prädikatsnomen (PrädN), und in den Beispielen (229) bis (235) bzw.

(238) bis (243) sind die quanN als solche ausgewiesen. Dieser Art von

Apposition"fällt die Aufgabe zu, den Menschen

- seltener eine Sache -

in

einer bestirnten Rolle, in einer bestimmten Eigenschaft, manchmal auch in einem bestimmten Zustand zu kennzeichnen: Ein Mensch als Künstler, Baumeister ..." (I.e.). Bezogen auf die quanKp ist die erwähnte Eigenschaft die der Form bzw. Konfiguration (Lehmklumpen 'Lehm in Form eines Klumpen1 bzw. 'Lehm als Klumpen1; Studentengruppe 'Studenten in der Konfiguration einer Gruppe' bzw. 'Studenten als Gruppe 1 ). Dieses Kriterium der Bezeichnung einer Eigenschaft als B' benutzt Fanselow (1981), um innerhalb der Grundrelation und zwischen Komposita vom Typ Eichbawn vs.Mördergeneral'.,

Gastprofessor

zu unterscheiden:

Goldstaub hatten wir bereits mit R 19 e r f a ß t . Mit R 20 fallen auch Mördergeneral und Gastprofessor in das Paradigma von Eichbaum, so ist es z. B. explizit bei Kürschner ( 1 9 7 4 ) . Nun ist es aber keinesfalls so, daß man Mördergeneral schon dann ist, wenn man Mörder und General ist, ... die Interpretation (scheint) eher zu sein: A in seiner Eigenschaft als B. ( o p . c i t . : 1 7 4 )

In der Duden-Granmatik ( 1973:397) wird dagegen Eichbawn den Komposita zugeordnet, bei denen das Bestimmungswort einem Gleichsetzungsnominativ entspricht (Eichbaum 'Dieser Baum ist eine Eiche'). Hierin wird der Unterschied zu den kopulativen Zusammensetzungen gesehen, bei denen "beide Glieder kopulativ zu einer Einheit verschmolzen (sind): Eine Hemdhose ist ein Kleidungsstück, bei dem Hemd und Hose eine Einheit bilden"(I.e.). Die Bezeichnung 'Kopulativkompositum' scheint aufgrund der o. a. Zitate sich auf zwei unterschiedliche Phänomene zu beziehen: a) auf die Kopula sein, die in einer Paraphrase in allen o. a. Beispielen enthalten ist, b) auf kopulative Konjunktionen, die eine "Anreihung" bezeichnen und zu den koordinierenden Konjunktionen gehören (Duden-Grammatik 1973: 317). Dazu gehören vor allem und, aber auch sowohl - als auch und weder - noch (s. Ortner/Ortner (1984:53 und 6 6 ) ) . Wie auch aus den verschiedenen Zitaten ersichtlich ist,

kann man nicht von

einem einheitlichen Typ von KopKp sprechen; vielmehr wird dieser Begriff für unterschiedliche Phänomene verwendet, die im Zusammenhang mit der "kopulativen" Verbindung der Glieder eines Kompositurns eine Rolle spielen. Wir wollen daher versuchen, diese Übergänge deutlich zu machen. Gleichzeitig soll damit

168

gezeigt werden, wie sich die quanKp in diese Kriterien einordnen. Aus o. a. Kriterium (a) folgt, daß zumindest ein Glied eines KopKp in einer Paraphrase als Prädikatsnomen fungiert. Subjekt und Prädikat und damit auch das Prädikatsnomen (PrädN) sind einander gleichgesetzt bzw. gleichgeordnet, also nicht untergeordnet. Wenn dagegen (b) vorliegt, fungieren beide Glieder des KopKp als PrädN; für Neuß (1981) kann nur in diesem Fall von "echten" KopKp gesprochen werden, die wie folgt charakterisiert sind (op.cit.:67f.): 1.) Beide Glieder des KopKp kommen in einer Paraphrase als PrädN vor. 2.) Beide Glieder des KopKp müssen "mit primären Lexemen aus einem lexikalischen Paradigma besetzt sein. Als Folge daraus ergibt sich eine Neutralisierung der sonst im Kompositum zu beobachtenden Determination"(I.e.). Daher ist prinzipiell auch eine Vertauschung der beiden Glieder möglich. 3.) Die Paraphrase eines KopKp enthält eine 'Gleichsetzungs'-Komponente, realisiert durch die Partikel auch (s. o. S. 154). 4.) In einer Paraphrase sind die nebenordnenden Konjunktionen und oder sowohl als auch bzw. weder - noch enthalten. Diese können jedoch nur dann in einer Paraphrase Verwendung finden, wenn das KopKp exosentrisch aufgefaßt wird. Man vergleiche (244a) und (245a), in denen das KopKp als endozentrisches KopKp interpretiert ist, mit der exozentrischen Auffassung in (244b) und (245b). Nur in der letztgenannten Lesart können die o. a. nebenordnenden Konjunktionen verwendet werden: (244) Hosenrock

(a) Rock, der auch eine Hose ist Hose, die auch ein Rock ist

(245) Dichterkomponist

(b) Kleidungsstück, das Hose und auch zu gleich Rock ist Kleidungsstück, das weder Hose noch Rock ist (a) Komponist, der auch (zugleich)(ein) Dichter ist Dichter, der auch (zugleich)(ein) Komponist ist (b) Jemand/eine Person, die Dichter und Komponist ist

Jemand/eine Person, die sowohl Dichter als auch Komponist ist Auch für Fleischer ( 1975:109) gehören Hosenrock und Dichterkomponist zu den KopKp, wobei er ausdrücklich darauf hinweist, daß diese exozentrisch zu interpretieren sind: Die Kopulativkomposita unterscheiden sich von den Determinativkomposita ... dadurch, daß beide Konstituenten in einem koordinierenden Verhältnis stehen. Daher ist es grundsätzlich möglich, ihre Reihenfolge zu vertauschen ...: Hemdhose (weder Hose noch Hemd, sondern ein Ganzes, das etwas von der Hose und vom Hemd hat) ... Aus dem Koordinationsverhältnis

169 der beiden Konstituenten ergibt sich als weiterer Unterschied zu den Determinativkoraposita, d a ß d i e zweite Konstituente n i c h t d i e ganze Konstruktion semantisch repräsentieren kann . . . : Eine Strumpfhose ist nicht einfach eine Hose ... ( I . e . , Hervorhebung vom A u t o r , E . L . )

Als weiteres Kriterium ist noch das folgende zu nennen: 5.) Die Konjunktion als. Diese Konjunktion gestattet es nach Fanselow (s. o. Zitat S. 167), z. B. zwischen E-ichbaum und Mördergeneral zu unterscheiden, die nach Fleischer in den 'Übergangsbereich' zum KopKp (op.cit.:104) gehören. Für Marchand (1965) hingegen sind die Unterschiede zwischen fighter-bomber (dieses Kompositum entspricht dem "additiven" KopKp Dichterkomponist) und girl friend nur subjektiv. Girl friend entspricht dem von Fleischer (op.cit.: 105) zitierten Bruderpartei, d. h. die erste Konstituente hat die Funktion eines attributiv gebrauchten Adjektivs ('brüderliche Partei', aber auch "Partei als Bruder"; entsprechend dazu girl friend "female friend 1 ): A fighter-bomber may be understood as 'both fighter and bomber'. This, however, is a semantic distinction of a subjective kind, implying that both elements are equally prominent in the speaker's mind. (op.cit.:127)

Marchand trifft also keine Unterscheidung zwischen "additiven" und "appositionellen1' KopKp. Beide Typen gehören für ihn zur Attribution. Attribution liegt für ihn auch bei der Relation zwischen Subjekt und Prädikat bzw. PrädN vor. Darauf werden wir weiter unten (S. 172) zurückkamen. Die genannten Kriterien wollen wir nun zu einer Klassifizierung der unterschiedlichen Typen von KopKp heranziehen, wobei wir neben den quanKp auch die von Ortner/Ortner (1984:61) in diesem Zusammenhang erwähnten Komposita vom Typ Goldstaub, lüffeepulver mit einbeziehen. Anhand der Konposita Hosenrock, Dichterkomponist, Mördergeneral, Arztbruder, Eichbaum, lehmsahicht (dieses Kompositum steht stellvertretend für die quanKp) und fäffeepulver lassen sich die Übergänge zwischen KopKp, die allgemein als solche anerkannt werden (Dichterkomponist, Hosenrock) und denjenigen Komposita zeigen, bei denen zwar keine Koordination, aber auch keine Subordination wie im Falle der DetKp vorliegt. Ortner/Ortner (1984:60) sprechen in diesem Zusammenhang von 'Gleichsetzungsrelation'. Neben den schon aufgeführten KopKp Hosenrock (244) und Dichterkomponist (245) beruht Tabelle 4.6. (S. 171), die diese Übergänge darstellt, auf folgenden Beispielen und deren Paraphrasen:

170

(246) Mördergeneral

(247) Arztbruder 32

(248) Eichbaum (249) Lehmschicht

(250) Kaffeepulver

(a) General, der (auch) ein Mörder ist *Mörder, der (auch) General ist (b) Jemand, der General und ein Mörder ist (c) der General als Mörder/*der Mörder als General (a) Arzt, der (auch) Bruder ist/*Bruder, der (auch) Arzt ist (b) Arzt als Bruder/*Bruder als Arzt (a) Baum, der eine Eiche ist/*Eiche, die ein Baum ist (a) Lehm, der eine Schicht ist/*Schicht, die Lehm ist (b) Lehm als Schicht/*Schicht als Lehm (a) Kaffee als Pulver/*Pulver als Kaffee

Der Vergleich von (249) lehmschicht und (250) fäffeepulver zeigt, weshalb man nicht wie Ortner/Ortner (1984:60f.) beide Komposita einem Typ zuordnen kann. Die dort für Goldstaub angegebenen Paraphrasen sind nämlich nur zum Teil akzeptabel: Goldstaub 'Gold in Form von Staub1/'Gold als Staub'/'Staub von Gold1. Letzteres ist unseres Erachtens ungrammatisch, und 'Staub aus Gold1 trifft den mit Golds taub bezeichneten Sachverhalt nicht, denn -staub bezeichnet nicht Staub als solchen, sondern die Staubfom. Noch deutlicher wird dies bei Kzffeepulver (ib.): 'Kaffee in Form von Pulver1, aber sicher nicht 'Pulver von Kaffee1 bzw. 'Pulver aus Kaffee 1 ; auch hier bezeichnet -pulver nicht Pulver als solches, sondern die Pulverform. Analog dazu verhält sich das nach Fleischer ( 1975:106) zum'Übergangsbereich zu den KopKp" gehörende Kompositum Stahlschaum. Hier gilt ebenfalls 'Stahl in Form von Schaum', 'Stahl als Schaum', aber sicher nicht '*Schaum von Stahl' bzw. '*Schaum aus Stahl'. Ferner kann bei diesen Komposita die Konjunktion als in der Paraphrase durch wie ersetzt werden: Goldstaub 'Gold, das (so fein) wie Staub ist', Paffeepulver 'Kaffee 1 (so fein) wie Pulver', Stahlschaum 'Stahl, der wie Schaum ist . Obwohl bei diesen Komposita noch nicht explizit von Metaphern gesprochen werden kann, zeigen sich doch Tendenzen dazu: Staatssohiff 'Staat als Schiff bzw. 'Staat, der wie ein Schiff ist'(Ortner/Ortner 1984:54). Bei den quanKp hingegen kann als nicht durch wie ersetzt werden: lehmschicht 'Lehm als Schicht1/'*Lehm, der wie eine Schicht ist1. Die Beispiele zeigen, daß Komposita, deren beide

32

Nach Fleischer ( 1975:105). Die Lesart 'Bruder eines Arztes' würde einem DetKp entsprechen.

171 Hosen- Dichter- Mörder- Arzt- Eich- LehmKaffeekomponist general bruder baum schicht pulver rock

1.G1 als

PrädN

+

2.G1 als

PrädN

+

+

+

+

+

-

-

-

-

Neutralisierung der Determination durch Lexem aus einem Paradigma

-

+

+ •

"auch "-Komponente

+ 33

" und" -Komponente als

+ l.Gl

-

-

+

als

+ 2.G1

-

-

-

Beispiele:

Tab. 4. 6.

l

^

(244)

(245)

(246)

-

-

~

+

_

-

(247)

(248) (249)

(250)

Vergleich von KopKp mit ähnlichen Konpositionstypen

Glieder aus MassenN bestehen, von denen das 1.G1 eine Substanz, das 2.G1 eine Form bezeichnet, nur Paraphrasen erlauben, bei denen das 1.Gl Nukleus ist. Schon aus diesem Grunde verhalten sie sich nicht wie quanKp. Wir kamen nun zu der Frage, welche syntaktische Relation bei einer Verbindung mit als wie in Mördergeneral 'General als Mörder' bzw. Lehmsakickt 'Lehm als Schicht' vorliegt. Da diese Konjunktion der Duden-GraTtroatik zufolge (s. Zitat S. 166) eine Apposition einleitet, die dem Gleichsetzungsnominativ entspricht, irrpliziert diese Frage auch die Frage nach der syntaktischen Relation zwischen Subjekt und Prädikat bzw. Prädikatsnomen. In Kapitel 3, Abschnitt 2.5. (S. 103ff.) haben wir diese Problematik eingehend behandelt und gezeigt, daß neben der Dichotomie 'Unterordnung - Nebenordnung' die syntaktische Relation der prädikativen Zuordnung bzw. Prädikation nicht nur auf der Satzebene, sondern auch bei der Analyse appositiver NominalgruDpen eine wichtige Rolle spielt. Nachfolgend wollen wir zeigen, daß sich die dort vorgebrachte Argumentation auch auf die Wbrtebene übertragen läßt, d. h. daß die Relation der 33

Der Unterschied zu ( 2 4 5 ) besteht lediglich in der Konjunktion statt und.

weder - noch

172

Prädikation auch bei der Analyse von Ncminalkoinposita relevant ist. Im einzelnen lautet die Argumentation für die drei in Frage könnenden syntaktischen Relationen der (a) Unterordnung, (b) Nebenordnung und (c) der Prädikation wie folgt: ad (a) Unterordnung. Diese Lösung impliziert, daß bei Komposita wie Bruderpartei, girl friend das 1.Gl nicht nur semantisch, sondern auch syntaktisch als (untergeordnetes) Attribut fungiert. Dies ist der Fall bei Fleischer und bei Marchand: "Substantive/substantive attributive combinations of the girl friend type are similar (d. h. vergleichbar mit an old man 'a man who is old1, E.L.) in that the first substantive is replaceable by an adjective: girl friend = female friend"(Marchand 1965:129). Fleischer interpretiert Bruder- in Bruderpartei als 'attributiv gebrauchtes Adjektiv1 (s. o. Zitat S. 166). Analog dazu könnte lehmsohicht als 'schichtförmiger Lehm1 interpretiert werden. Folgendes Argument spricht jedoch gegen die Funktion von -Schicht in lehmsahicht und Mörder- in

Mördergeneral als 'attributiv gebrauchtes Adjektiv1: In der

Paraphrase 'Partei als Bruder' für Bruderpartei ist die Konjunktion als mit wie austauschbar, und daher kann die Relation zwischen Bruder- und -partei als eine Relation des Vergleichs angesehen werden, wie man sie auch bei echten DetKo findet (Staubregen, Engelsstimme) . Bruderpartei entspricht daher dem Typ Goldstaub (s. o. S. 170). Die Funktion als attributiv gebrauchtes Adjektiv ist aber nicht mehr gegeben bei den von Fleischer in derselben Rubrik angeführten Komposita msSiegerstaat ('Staat als Sieger1 vs. *'Staat, der wie ein Sieger ist1) oder Herstellerfirma

('Firma als Hersteller1 vs. *'Firma, die wie

ein Hersteller ist 1 ). Da auch lehmschicht nicht unter Heranziehung der Konjunktion wie paraphrasiert werden kann, folgt daraus, daß -Schicht in lehmsohicht nicht die Funktion eines attributiv gebrauchten Adjektivs zugeordnet werden kann. Die Funktion von girl in girl friend bzw. butiv gebrauchtes Adjektiv

1

Sieger- in Siegerstaat als'attri-

impliziert bei Fleischer und Marchand gleichzeitig,

daß die Relation zwischen Subjekt und Prädikat bzw. PrädN gleich der Relation zwischen Adjektiv und Nomen ist, d. h. das Prädikat dem Subjekt untergeordnet ist. Dies zeigt das folgende Zitat aus Marchand (1965:126): "In the copula group the statement made is basically attribution, i. e. a predicative is, by means of the copula, attributed to the subject." Bezüglich der 'Attribution' trifft es sicher zu, daß das 1.Gl girl in girl friend das 2.G1 friend semantisch determiniert und daher semantisch gesehen als Attribut zu friend fungiert. Dies impliziert aber nicht notwendigerweise, daß die Relation zwischen girl

173

und friend auch syntaktisch der Attribution und damit der Unterordnung entspricht. Auch das folgende Zitat von Marchand zeigt deutlich, daß er keinen Unterschied zwischen grammatischer Attribution (d. h. Unterordnung) und semantischer Attribution macht, die nicht notwendigerweise mit syntaktischer Unterordnung gleichzusetzen ist:

"Grammatically, fighter-bomber is an attributive

syntagma which must be based on a determinant/determinatum relationship, reducible to a copula sentence 'the bomber is (also) a fighter'"(op.cit.:127). Was Marchand genau unter Attribution versteht, ist nicht eindeutig festzulegen, da er wechselweise von 'attributiv' und 'appositioneil' spricht (s. Neuß 1981: 59 und Fleischer

1975:109). Für uns ist lediglich wichtig, daß in der aus

Adjektiv und Nomen bestehenden Wortgruppe seiner Ansicht nach die gleiche Relation vorliegt wie in der Konstruktion mit Subjekt und Prädikat(snomen). Für 'Unterordnung' spricht wiederum, daß als abkürzend für 'in der Eigenschaft als' steht, und die Funktion der Adjektive primär darin besteht, Eigenschaften zu bezeichnen. Gegen eine solche Lösung spricht, daß Adjektive zwar prinzipiell die Funktion 'Bezeichnung einer Eigenschaft1 haben, Nomina hingegen diese Funktion lediglich haben k ö n n e n , d. h. der Wortklasse Nomen nicht die Bezeichnung einer Eigenschaft in dem Maße inhäriert, wie dies bei Adjektiven der Fall ist.

Nomina können, müssen aber nicht semantisch und syntaktisch

als Attribut fungieren, während Adjektiven primär gerade diese Aufgabe zukamt; bei der prädikativen Verwendung von Adjektiven kann man allenfalls semantisch von 'Attribut' sprechen ("prädikatives Attribut", s. Heidolph et al.1981:389f.) nicht aber syntaktisch. Da die Kompositionsglieder von Mördergeneral und lehnsahicht aber Nomina sind, ist die Funktion von Mörder- bzw. -schickt als adjektivisches Attribut, das neben der semantischen auch eine syntaktische Unterordnung impliziert, nicht zwingend. Nach dieser Lösung könnten DetKp und quanKp in bezug auf die syntaktische Relation zwischen den Kompositionsgliedern wie folgt charakterisiert werden:

(251) DetKp

quanKp

2.G1 als Nukleus

subordinierend

subordinierend

1.G1 als Nukleus

-

subordinierend

174

ad (b) Nebenordnung. Als Argument für Nebenordnung kann angeführt werden, daß die Konstituenten als Mörder bzw. als Sahiaht zwar semantisch Attribute sind, deshalb aber nicht notwendigerweise auch syntaktisch den Konstituenten General bzw.

lehn untergeordnet sein müssen. Bei der Analyse der quanNG (Kapitel 3)

hatten wir eine solche Diskrepanz festgestellt: In eine Schicht Lehm fungiert das quanN Schicht syntaktisch als Nukleus, semantisch dagegen als Satellit, d.h. 34 Schicht fungiert semantisch gesehen als Attribut. (S. 9 4 ) . Die genannten Konstituenten sind, wie oben gezeigt, Appositionen, die dem 1

Gleichsetzungsnominativ' entsprechen. Auch bei Appositionen kann zwischen

Unterordnung und Nebenordnung unterschieden werden (Molitor 1979:156), wobei die die nebengeordneten Appositionen formal dadurch gekennzeichnet sind, daß sie einen 'Appositions-Marker1 (in unserem Beispiel als) enthalten (op.cit.:179). Für nebenordnende Konjunktionen wie und, sowohl - als auch besteht charakteristischerweise die Möglichkeit, die Konstituenten vertauschen zu können (billig und gut bzw. gut und billig) . Bei der Konjunktion als ist dies nicht der Fall ('Lehm als Schicht' vs. *'Schicht als Lehm 1 ). Ebenso entspricht 'Mörder als General' nicht dem Kompositum Mördergeneral. Dies spricht aber nicht prinzipiell gegen Nebenordnung, denn außer den additiven, eine Anreihung bezeichnenden Konjunktionen gibt es auch nebenordnende Konjunktionen, die keine Vertauschung der Konstituenten zulassen: aber, nur, doch etc.

(billig, aber

gut ist nicht bedeutungsgleich mit gut, aber billig) . Das Kriterium der Referenzidentität, das für Apposition erfüllt sein muß, für Nebenordnung hingegen nicht, ist ebenfalls nicht ausschlaggebend, denn es gibt auch nebenordnende Konstruktionen, bei denen ReferenzIdentität vorliegt (das gute und billige Essen) . Der Vergleich mit den DetKp ergäbe analog zu (251) folgendes Bild: (252)

34

DetKp

quanKp

2.G1 als Nukleus

subordinierend

subordinierend

1 .Gl als Nukleus

-

koordinierend

In Seiler (1960) wird ebenfalls gezeigt, daß sich syntaktische und semantische Dominanzverhältnisse nicht immer entsprechen.

175

Gegen eine Lösung nach (252) spricht ein Kriterium von Fleischer (op.cit.) selbst. Er spricht zwar im Zusammenhang mit Mördergeneral

'General als Mörder'

von Nebenordnung (op.cit.: 1 0 4 f . ) , führt aber für KopKp als charakteristisches Merkmal an, daß das 2.G1 nicht die ganze Bildung semantisch vertreten kann (Strumpfhose

? Hose). Dieses Kriterium dient als zusätzliches Indiz dafür, daß

bei Mördergeneral und lehmschicht nicht im gleichen Sinne wie bei KopKp von Nebenordnung gesprochen werden kann: Bei diesen Komposita kann das 2.G1 nämlich die ganze Bildung vertreten (Mördergeneral = General, Lehnsahioht = Schicht). Die Relationen der Koordination und der Subordination unterscheiden sich dadurch, daß bei Koordination nur Nuklei vorliegen, d. h. die Konstituenten determinieren sich syntaktisch und semantisch n i c h t , während Subordination durch das Verhältnis 'Nukleus - Satellit' gekennzeichnet ist, d.h. der Nukleus bestimmt den Satellit syntaktisch u n d

semantisch. Der letztgenannte Aspekt

enthält eine Parallele zu Marchands Auffassung vom Satz, nach der zumindest semantisch gesehen zwischen Subjekt und Prädikat Attribution vorliegt. Das Prädikat fungiert als Attribut zum Subjekt, und damit ist nach Marchand ein semantisches Dominanzverhältnis gegeben ("A predicative is, by means of the copula, attributed to the subject", s. o. S. 172). Aus diesem Grunde sind für ihn auch koordinierte Konstruktionen keine Syntagmen, da koordinierte Konstituenten sich aufgrund ihrer Struktur 'Nukleus + Nukleus1 nicht determinieren und sich daher nicht wie Sätze

- in denen ihm zufolge Attribution vorliegt - ver-

halten: I do not believe in what Trubetzkoy called sociative syntagmas ..., as a sociative combination of the type father and mother is not reducible to a sentence, and is therefore not a syntagma.(op.cit.:127)

Auf den erwähnten Aufsatz von Trubetzkoy haben wir oben (S. 107) schon hingewiesen. Zusanmenfassend können wir festhalten, daß weder Lösung (a) noch Lösung (b) die zur Debatte stehenden Komposita zufriedenstellend beschreiben. ad (c) Weder Unterordnung noch Nebenordnung, sondern Prädikation. Bei Fleischer (op.cit.) wird die "syntagma-interne Strukturbeziehung zwischen den beiden unmittelbaren Konstituenten" eines Kompositums wie folgt beschrieben: "Bei Subordination sprechen wir von Determinativkomposita, bei Koordination von Kopulativkomposita"(op.cit.:81). Subordination wiederum liegt nach Ortner/Ortner 1984 dann vor, wenn eine Konstituente nicht als Nukleus einer Paraphrase fungieren kann: "Die Tatsache,

176

daß Insel (in Inselstraße, E.L.) der subordinierte Teil des Kompositums ist, zeigt sich in der Paraphrase, wo Insel nur Attribut, aber nicht syntaktischer Kern sein kann"(op.cit.:18). Bei Inselstraße liegt also Prädetermination vor. Nun gibt es auch Komposita wie Hz-Cleopatra 'Liz (Taylor) in der Rolle der Cleopatra1 bzw.'Liz als Cleopatra', bei denen Postdetermination vorliegt, da nur das 1.G1 als Nukleus einer Paraphrase fungieren kann (op.cit.:61). Analog dazu liegen dann bei Komposita vom Typ Dichterkomponist, bei denen beide Glieder als Nukleus in einer Paraphrase verwendet werden können, sowohl Präais auch Postdetermination vor. Beide Glieder des KopKp Dichterkomponist fungieren in einer Paraphrase als PrädN und sind somit "gleichgeordnet", d. h. sie sind von "gleicher Ordnung" bzw. Funktion. Nur aus diesem Grunde ist bei ihnen eine koordinierende Verbindung mit und möglich (Neuß 1981:45), d. h. nur bei"echten1 KopKp können wir in diesem Sinne von Koordination sprechen. Interessanterweise spricht Fleischer in dem Kapitel 'Ubergangsbereich zum Kopulativkompositum1 (op.cit.:104f.) auch nicht von Koordination, sondern von Nebenordnung (s. Zitate auf S. 166), obwohl Koordination und Nebenordnung häufig synonym verwendet werden (z. B. Duden-Grairmatik 1973:317 und Heidolph et al. 1981:699f.). Die von Fleischer erwähnten Komposita (Mördergeneral, Bruderpartei, etc.) sind alle entweder nur mit 1,G1 oder 2.G1 als Nukleus paraphrasierbar und entsprechen somit dem o. a. Kriterium der Subordination nach Ortner/Ortner (1984). Bei diesen Komposita liegt daher teils Prädetermination, teils Postdetermination vor. In der Duden-Grammatik ist in bezug auf PrädN und die Konjunktion als von Gleichsetzung die Rede und davon, daß auch das Bestinmungswort eines Kompositums einem Gleichsetzungsnominativ entsprechen kann (Eiohbawn 'Dieser Baum ist eine Eiche', s. o. S. 167). Da aber nicht darauf hingewiesen wird, daß ein solches Kompositum auch mit 1.G1 als Nukleus paraphrasiert werden kann, wenn man einen Satz als Paraphrase wählt ('die Eiche ist ein Baum 1 ), folgt daraus, daß auch dort trotz der Unterscheidung von Gleichsetzung und Unterordnung Eiohbawn zu den DetKp und damit zum Bereich 'Unterordnung' gehört. 35

Nach Vater (1971) ist dieser Kompositionstyp im Deutschen allerdings zu den Ausnahmefällen zu rechnen: "In weitaus den meisten Fällen ist das letzte Glied des Kompositums der Kern (das ' G r u n d w o r t ' ) , das erste Glied ist das Bestimmungsglied (bzw. die ersten Glieder sind Bestimmungsglieder)." (op.cit.:33)

36

Dies gilt nicht für eine Paraphrase mit Relativsatz, s. u. S.178.

177

Ortner/Ortner(1984:54) selbst geben eine Übersicht über 'Komposita mit Bezeichnungsbesonderheiten1 , deren Paraphrasen alle die Kopula sein enthalten, und zu denen auch die KopKp gehören. Es herrscht also eine gewisse Diskrepanz zwischen Subordination bzw. De38 termination in syntaktischer und semantischer Hinsicht. Geht man aber davon aus, daß die Argumente der (a) 'Gleichsetzung1, (b) der Verwendung der Kopula sein und (c) das Fungieren der einzelnen Bestandteile der Komposita als Prädikatsnomina in einer Paraphrase konstitutiv sind für die Relation zwischen Subjekt und Prädikat, d. h. der Relation der Prädikation, erklärt sich diese Diskrepanz u. E. durch die Eigenschaften dieser Relation selbst (vgl. Charakterisierung der Prädikation auf S. 108): In der syntaktischen Relation der Prädikation sind sowohl Eigenschaften der Subordination als auch der Koordination enthalten: (a) Das Vorliegen eines Dominanzverhältnisses zeigt die Affinität zur Subordination, nur ist dieses Verhältnis nicht einseitig, sondern gegenseitig. (b) Das Vorliegen zweier Nuklei (semantischer und syntaktischer Nukleus) zeigt die Affinität zur Koordination; bei letzterer bedingen sich die beiden Konstituenten aber gegenseitig n i c h t . Wir können nun aufgrund der vorgebrachten Argumente in bezug auf die in den Paraphrasen 'Lehm als Schicht' für lehnschicht bzw. 'General als Mörder1 für Mördergeneral enthaltenen syntaktischen Relationen festhalten, daß weder Unterordnung noch Nebenordnung vorliegt, sondern prädikative Zuordnung bzw. Prädikation. Die Relation der Prädikation ist, da sie kein einseitiges syntaktisches Dcminanzverhältnis impliziert, weniger eng gefügt als die Subordination. Dies spiegelt sich in der Tatsache wider, daß bei Konposita, bei denen die Relation der Prädikation vorliegt, nicht nur wie bei DetKp auf das 2.G1 des Kompositums anaphorisch Bezug genommen werden kann, sondern auch auf das 1. Gl (s. u. S. 183). Für diese syntaktische Relation spricht ebenfalls, daß die Kopula sein, die in den Paraphrasen der KopKp und auch den anderen, in Tabelle 4. 6. (S. 171) erwähnten Konpositionstypen eine Rolle spielt, 37

Ausnahmen davon sind lediglich exozentrische Komposita vom Typ Rotkehlchen und 'exozentrische Satzwörter' wie (ein) Trautsichnichts.

38

Auch im Bereich der Apposition ist, wie wir oben (S. 1 0 5 f . ) gezeigt haben, eine Unsicherheit bei der Frage nach Neben- oder Unterordnung zu beobachten.

178

"zuschreibende" Funktion hat. Dem mit dem 1.Gl oder 2.G1 Bezeichneten wird eine nicht-inhärente Eigenschaft 'zugeschrieben' (dem Begriff General inhäriert nicht Mörder, ebensowenig wie lehn das mit Schicht Bezeichnete inhäriert): The semantic distinction between equative and ascriptive structures is that the former are used, characteristically, to identify the referent of one expression with the referent of another and the latter to ascribe to the referent of the subject-expression a certain property. The equative copula is, therefore, the linguistic correlate of the identity-operator ... (Lyons 1977:472)

Durch die bei den quanKp vorliegende 'zuschreibende' Funktion der Kopula läßt sich auch erklären, warum SingKp wie Schneeflocke,

Kaffeebohne

nicht mit 1.Gl

als Nukleus paraphrasiert werden können (s. S. 138). Eine derartige Paraphrase würde die Kopula sein in ihrer 'zuschreibenden' Funktion enthalten. Das mit Flooke, Bohne, torn Bezeichnete ist aber schon in der Bedeutung der entsprechenden MassenN (Schnee,

toffee,

Reis) 'inhärent' enthalten und kann daher

1

nicht mehr 'zugeschrieben werden. Die Singulativa sind in dieser Beziehung mit dem Verhalten inalienabler Nomina wie K>pf in 'Karl hat einen Kopf vergleichbar: "Was man 'inhärent' hat, kann man nicht 'etablierend1 haben; nur das, was man nicht schon 'inhärent' hat, das kann man 'etablierend' haben" (Seiler 1973:246). Aus diesem Grunde haben sowohl 'Karl hat einen Kopf als auch 'Reis in Form von Körnern' tautologischen Charakter. Wir haben hier wieder ein sprachliches Korrelat zu dem geringen Grad an Prädücativität (s. Tab. 2. 9., S. 37), der bei den Singulativa, die ja von der Natur vorgegebene 39 kleinste Einheiten bezeichnen, vorliegt. Diese Beobachtung läßt sich auch auf den Bereich der Apposition anwenden, bei denen die Kopula sein zuschreibende (im Gegensatz zu 'gleichsetzende') Funktion hat (s. Kapitel 3, Abschnitt 2.5.). In Seiler (1960:36) wird darauf hingewiesen, daß sich "die Kategorie Apposition in der 'parole' ganz besonders im Bereiche der ständischen Gliederung, ... der Titulatur überhaupt manifestiert", denn das mit diesen Termini Bezeichnete ist nicht inhärent, sondern wird tatsächlich erst 'etabliert1.

39

Der Unterschied zwischen zuschreibender und gleichsetzender Funktion der Kopula zeigt sich auch in der Komposition: Eichbaum 'Baum, der eine Eiche i s t ' ( d . h. 'Baum' wird die Eigenschaft 'Eiche' zugeschrieben) vs. *'Eiche, die ein Baum ist'.Bei einer Paraphrase mit einem Satz, wie in der DudenGrammatik (s. o. S. 176) angegeben, hat die Kopula ausschließlich gleichsetzende Funktion: 'Dieser Baum ist eine E i c h e ' , 'die Eiche ist ein B a u m ' .

179

Abschließend können wir analog zu (251) und (252) die quanKp im Vergleich zu den DetKp in bezug auf die in ihnen enthaltenen syntaktischen Relationen wie folgt beschreiben:

(253)

3. 2.

DetKp

quanKp

2.G1 als Nukleus

subordinierend

subordinierend

1 .Gl als Nukleus

-

prädikativ

Die quanKp zwischen Subordination und Prädikation

Wir sind nun in der Lage, die Beschreibung der quanKp in den Tabellen 4. 4. (S. 164) und 4. 5. (S. 165) hinsichtlich der syntaktischen Relationen zwischen den beiden Kompositionsgliedern zu vervollständigen (Tab. 4. 8., S. 180). Auf die besondere Stellung der SingKp, die in dieser Tabelle nur negativ spezifiziert sind, werden wir in Abschnitt 3.4.1., S. 183 zurückkamen. Der Vergleich von KopKp und ähnlichen Kompositionstypen (Tab. 4. 6., S. 171) kann jetzt ebenfalls bezüglich der darin enthaltenen syntaktischen Relationen vervollständigt werden: MörderDichterkomponist, general Hosenrock -

1.G1 als Nukleus

prädikativ

2.G1 als Nukleus

subord./ prädikativ präd.

Tab. 4. 7.

Arztbruder , Kaffeepulver

Eichbaum

prädik.

-

-

präd.

Lehmschicht

prädikativ subord.

Syntaktische Relationen bei KopKp und ähnlichen Kompositionstypen

In dieser Tabelle haben wir aus Gründen der Vergleichbarkeit bei den KopKp Dichterkomponist und Hosenrock nur die in der endozentrisehen Interpretation vorliegenden Relationen berücksichtigt (s. Beispiele (244) und (245), S. 168) 40

Die bei Mördergeneral angegebenen Alternativen beziehen sich auf die Paraphrasen von Fleischer (s. Zitat S. 166).

180

SingKp

PseudoNumKp/ PseudoKollKp

Kollektivkomposita

NumKp

syntakElemN ElemN tische ElemN [ -belebt] [+ be lebt] [+human] Relation

2.G1 als Nukleus 'sein aus'

-

-

+

-

-

-

-

-

-

-

-

'bestehen aus' 1

1

zusammengesetzt sein aus'

SUB-

-

ORDINATION

sich zusammensetzen aus 1 -

-

-

+

+

' sein 1

o41

+

+

-

-

'bilden 1

0

Konjunktion als

0

+

+

+

Präposition aus

.

+

Präposition von l.Gl als Nukleus

Beispiele Nr.

Tab.

4. 8.

Schneeflocke (222) (237)

BrotErdlaib, brocken Karten- ( 2 1 2 ) spiel (229) (219)(227) (234)(235)

PRA'-

-

BücherStapel (224) (239)

+

DIKATION

+

RehStudentenrudel gruppe (226) ( 2 2 5 ) (240) (242)

Die quanKp zwischen Subordination und Prädikation

Daher ist in dieser Tabelle die Relation der Koordination nicht enthalten. Die koordinierende Konjunktion und spielt dagegen eine Rolle bei der Abgrenzung von KopKp zu "klassifizierenden" Konposita (Döring 1968). Anhand des Vergleichs zwischen dem DetKp Aufklärungsmaterial und dem klassifizierenden Kompositum (klassKp) Formularmaterial zeigt sie, daß bei klassKp eine Identitätsrelation enthalten ist: Auch die Transformation dieser Komposita zeigt die ... Identitätsrelation: Aktenmaterial - Akten sind Material ... Die Relation ist umkehrbar in der durch die Transformation erschlossenen Struktur, nicht aber im Kompositum: Formularmaterial - Formulare sind das Material - das Material sind Formulare. (op.cit.:80)

41

Die SingKp sind nicht mit l . G l paraphrasierbar.

181

Während bei den klassKp ebenfalls beide Glieder als Nukleus und als PrädN in einer Paraphrase fungieren, ist bei diesem Konpositionstyp im Gegensatz zu den KopKp die additive Komponente, sprachlich realisiert in einer die Konjunktion und enthaltenden Paraphrase, nicht vorhanden. Die Funktion der klassKp ist vergleichbar mit den bei Hatcher (1952) erwähnten Kcrrposita: But why is . . . marriage relationship more than marriage .,. The answer must be that the general term adds a 'framework' to the specific term; even though the framework 'relationship 1 be already implicit in the word marriage we may still desire to make the implicit explicit - to focus attention, for example, on the religious or sociological aspect» of marriage which might otherwise be overlooked. (op.cit.:13)

Der fundamentale Unterschied zwischen diesen klassKp und den KopKp besteht jedoch darin, daß die Kopula sein, die in der Paraphrase beider Kompositionstypen eine Rolle spielt, jeweils eine unterschiedliche Funktion hat. Bei den klassKp hat die Kopula, wie in dem Zitat von Döring (s. o. S. 180) erwähnt, identifizierende und damit "gleichsetzende" Funktion, bei den KopKp und auch bei den anderen, in Tabelle 4. 7. (S. 179) erwähnten Konpositionstypen hingegen "zuschreibende" Funktion. 3. 3.

Die quanKp im Vergleich zu anderen Kcmpositionstypen

Neben der Abgrenzung zu den KopKp in Tabelle 4. 7. (S. 179) können wir jetzt auch eine Abgrenzung der quanKp zu den anderen Karpositionstypen vornehmen. Außer den KopKp und den DetKp nehmen wir noch die endozentrische Ableitung (endAbl) van Typ Häuschen hinzu, da die quanKp mit diesem Ableitungstyp die 'Modifizierungs'-Karponente im Sinne von Dokulil (1968) gemeinsam haben 4? (s. o. S. 140f.). 42

In Häuschen "Haus, das klein ist' bzw. 'kleines Haus' fungiert -chen als adjektivisches Attribut und ist daher schon aufgrund der Funktion der Wortart 'Adjektiv' dem Nomen Haus syntaktisch untergeordnet, d.h. -chen fungiert semantisch und syntaktisch als Attribut und ist vergleichbar mit Komposita vom Typ Hochhaus, Großstadt. Bei einer exozentrischen Ableitung vom Typ Sänger 'Jemand, der singt' bzw. Heizung 'etwas, das heizt' fungieren die Suffixe als Nukleus. Vgl. auch Barri ( 1 9 7 5 : 7 3 ) : "Only in a small group of diminutive derivatives does the s u f f i x constitute the satellite of the stem, the latter being the nucleus." Zur Diskussion über die Konstituentenstruktur bei Komposita und Ableitungen s. Höhle (1982). Die Tatsache, daß auch hier wie bei den Komposita das Genus durch das 2.G1 bestimmt wird (der Bruder vs. das Brüderchen), berührt nicht die Frage nach der syntaktischen Relation zwischen beiden Gliedern.

182

KopKp

DetKp

2.G1 als Nukleus

prädikativ subord.

1 .Gl als Nukleus

prädikativ

Hosenroak Tab. 4. 9.

-

Haustür

quanKp

endAbl

subord.



prädikativ

subord.

lehmschiaht

Häuschen

-

Die quanKp im Vergleich mit anderen Kompositionstypen

Die Tabelle verdeutlicht zum einen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen Kompositionstypen, zeigt aber gleichzeitig die 'Ambivalenz' der quanKp: Diese enthalten als einzige sowohl eine subordinierende als auch eine prädikative syntaktische Relation. Dieser besondere Status der quanKp ist jedoch nicht so erstaunlich, wenn man bedenkt, daß die quanN selbst eine eigenständige Klasse innerhalb der Nomina bilden. Die traditionell als 'Maßwörter1 bezeichneten Nomina, die ebenfalls als eigene Klasse anerkannt werden, sind aufgrund ihres fehlenden Gegenstandscharakters in der Komposition nicht systematisch vertreten (s. S. 128f.). Gerade aber diejenigen quanN wie Klumpen, Herde, körn , etc., die keine 'Maßwörter1 sind, kommen systematisch in der Komposition vor,.und diese quanN unterscheiden sich hinsichtlich der Verteilung der Artikel und der Kombination mit qualifizierenden und quantifizierenden Adjektiven ganz deutlich von den IndN und den MassenN (s. Tabelle 2. 16, S. 65). Aufgrund ihres eigenen Status innerhalb der Klasse der Nomina läßt sich dann erklären, daß bei den quanN auch eigene Gesetzmäßigkeiten in bezug auf die Verbindung mit ihnen vorliegen. Analog zu der Analyse der appositiven Nominalgruppe stellt sich auch hier die prinzipielle Frage, ob man überhaupt von Paraphrasen auf die syntaktische Konstruktion des Paraphrasierten schließen darf. Wir teilen zwar die Meinung von Vögeding (1981:55), daß Komposita kein "Produkt einer Komprimierung syntaktischer Strukturen" sind, sind aber dennoch der Ansicht, daß alle drei auf Satzebene vorkommenden Arten von "Verknüpfungsbeziehungen", d. h. die syntaktischen Relationen im eigentlichen Sinne - nämlich Subordination, Koordination und Prädikation -, auch auf der Wortebene zu finden sind und damit auch in der Wortbildung eine Rolle spielen.

183

3. 4.

Die quanKp auf Textebene

Bei der Beschreibung der quanKp haben wir uns bisher mit dem konzeptuellen Aspekt und damit mit der Prädikativität im Sinne von Seiler (1982:8f.) befaßt. Folgende Überlegungen sollen nun zeigen, daß bei der Komposition auch referentielle Aspekte und damit der Bereich der Indikativität (Seiler ibd.) eine Rolle spielen. Mit den nun folgenden Kriterien des anaphorischen Bezugs auf das quanKp und der anaphorischen Funktion der quanKp selbst verlassen wir die Wortebene und wenden uns der (Kon-)Textebene zu. Wir folgen damit einer Forderung, die schon Gauger (1968) gestellt hat: Sollte die Wortbildungslehre, da sie es unbewußt ohnehin tut, die Bildungen nicht bewußt und grundsätzlich innerhalb von Kontexten betrachten? (op.cit.:107)

3.4.1. Anapher In Abschnitt 1. 1. (S. 131) haben wir die BehN-Kp (Weinflasche, PralinenSchachtel in der Lesart 'Flasche mit Wein', 'Schachtel mit Pralinen1) erwähnt, sind aber nicht mehr näher darauf eingegangen. Ferner steht noch eine vervollständigende Beschreibung der SingKp (Reiskorn, Schneeflocke), die in Tabelle 4.8., S. 180 lediglich negativ spezifiziert sind, aus. Gemäß dem Stand unserer bisherigen Analyse unterscheiden sich diese beiden Kompositionstypen nicht von den DetKp, sie enthalten die Relation der Subordination bei 2.G1 als Nukleus einer Paraphrase ('Korn Reis', 'Schachtel mit Pralinen') und sind nicht mit 1.Gl als Nukleus paraphrasierbar (Pralinenschachtel 'Pralinen in einer 1 Schachtel , Reiskörner *'Reis in Form von Körnern'). Der Unterschied zu den DetKp besteht nun darin, daß bei allen quanKp und damit auch bei BehN-Kp und SingKp nicht nur das 2.G1 anaphorisch wieder aufgenommen werden kann, sondern auch das 1.G1, bzw. daß "beide Konstituenten isoliert in einer Topikkette verwendet werden können"(Ortner/Ortner 1984:51), wie folgende Beispiele zeigen: (254) Gestern fielen dicke Schneeflocken. Der/dieser Schnee blieb aber nicht lange liegen. (255) Viele Hausfrauen haben früher die Kaffeebohnen in der Pfanne geröstet. Der/dieser Kaffee bekam dadurch ein besonders gutes Aroma. (256) Die Pralinenschachtel ist schon fast leer, weil die/diese Pralinen meine Lieblingssorte sind.

184

Wir wollen dieses Verhalten abkürzend 'Anapher' nennen, weisen aber darauf hin, daß damit nicht nur eine Wiederaufnahme in einem Text gemeint ist, sondern eine explizite Bezugnahme, die sprachlich durch Verwendung des Demonstrativpronomens realisiert wird. Eine Wiederaufnahme im Text ist auch bei DetKp möglich, deren 1.Gl eine Substanz bezeichnet, nicht jedoch eine explizite Bezugnähme. Die Sätze mit Demonstrativpronomen sind ungrammatisch: 43 (257) Frau Müller hat sich ein Seidenkleid genäht. *Diese Seide/die Seide (dazu) hat sie aus Thailand mitgebracht. (258) Der neue Holztisch paßt sehr gut in die Küche. *Dieses Holz/das Holz hat eine schöne Maserung. Die Unterschiede zwischen DetKp und quanKp können wir daher in Ergänzung zu Tabelle 4. 9. (S. 182) wie folgt präzisieren: quanKp

DetKp

SingKp

NumKp KollKp

subord.

subord.

BehN-Kp

2.G1 als Nukleus

subord.

1 .Gl als Nukleus

-

-

1 .Gl Anapher

-

+

Handtasche Tab. 4. 10.

Weinflasche Kiffeebohne

prädikativ +

Goldklumpen Studentengruppe

Vergleich von DetKp und quanKp

Die Möglichkeit, auf das 1.Gl eines Kompositums anaphorisch Bezug nehmen zu können, spricht dafür, daß dessen beide Glieder weniger eng gefügt sind als bei einem Kompositum, bei dem nur auf das 2.G1 Bezug genommen werden kann. Dies ist ein weiteres Argument dafür, daß auch semantisch gesehen nicht in gleicher 43

Bei Pralinenschachtel, Weinflasche in der Lesart 'Schachtel für Pralinen 1 , 'Flasche für Wein 1 ist ebenfalls keine Anapher auf das l.Gl möglich, d. h. in dieser Lesart sind die BehN-Kp 'echte' DetKp wie Fußbank, Geschirrtuch, die eine finale Komponente enthalten.

185 Weise wie bei den DetKp von "Unterordnung des 1.Gl unter das 2.G1" gesprochen werden kann. Auch bei den anderen Kompositionstypen, bei denen eine prädikative, 'zuordnende1 Relation vorliegt, d. h. bei denen ein Glied oder beide Glieder (wie bei den KopKp) in einer Paraphrase als PrädM fungieren, ist Anapher auf das 1.G1 prinzipiell möglich (Eichbaum: 'dieser Baum/diese Eiche1, Fürstbischof: 'dieser Bischof/dieser Fürst'). Eine Ausnahme bilden nur diejenigen KopKp, die lediglich 'exozentrisch' interpretiert werden können. Auf diese kann nur mit einem begrifflich übergeordneten Term Bezug genommen werden (Hosenrock: '??dieser Rock/??diese Hose/dieses Kleidungsstück', Strumpfhose:

'Miese Hose/

1

Miese Strümpfe ). Auch die sogenannten klassifizierenden Komposita (Döring 1968), bei denen in der Paraphrase die 'Relation der Gleichsetzung1 (Qrtner/ Ortner 1984:56) vorliegt, d. h. bei denen die Kopula 'gleichsetzende' Funktion hat, erlauben einen anaphorischen Bezug auf das 1.Gl (Formularmaterial

'diese

Formulare/dieses Material'). Das Kriterium der Anapher kann als sprachlicher Test zur Bestimmung dessen herangezogen werden, was den "semantischen Kern" im Sinne von Fleischer ( 1975: 69, s. o. S. 142) darstellt. Am Beispiel von Laubwerk vs. Hydrierwerk zeigt Fleischer, daß bei der Beantwortung dieser Frage, die für eine Zuordnung zur Komposition oder Ableitung entscheidend ist, die Intuition eine große Polle spielt. Die Anapher stellt eine Möglichkeit dar, diese Intuition mit sprach- · liehen Fakten in Verbindung zu bringen (laubwerk 'dieses Laub 1 , Hydrierwerk 'dieses Werk'). Während man bei diesem Beispiel noch Laubwerk mit Taub gleichsetzen könnte und laubwerk daher gegebenenfalls durch Laub substituierbar ist,

ist dies bei

KopKp nicht möglich. Rohrer (1977:17ff.) zeigt an dem Beispiel mattre-coiffeur die Schwierigkeiten bei der inhaltlichen Bestimmung von Determinans und Determinatum und damit der Bestimmung des "semantischen Gewichts". Als Lösung schlägt er eine distributionelle Analyse vor: Die einzige Möglichkeit, das Determination zu bestimmen, besteht nun darin, die Distribution der Verbindung (A+B) und die der Glieder A und B getrennt zu untersuchen, und dann die Distribution der Glieder mit derjenigen der Verbindung zu vergleichen. Deckt sich die Distribution von (A+B) völlig mit der von A, so ist A das Determinatum. (op.cit.:18)

Gleichzeitig gibt Rohrer aber zu, daß gerade diese Methode, deren Nützlichkeit wir bezweifeln, bei Komposita wie mattre-coiffeur

'Friseurmeister1 versagt,

weil ein "etwa gleich großer Teil der Kontexte von mattre mit denen von

186

coiffeur

zusammen(fällt)"(I.e.). Eine solche Distribution würde nur dann dem

Begriff maitre-ooiffeur

entsprechen, wenn die Extension des Kompositums der

von 'maitre plus coiffeur' mattre-coiffeur

entspricht. Dies ist aber nicht der Fall, denn in

liegt keine logische Summe wie in Österreich-Ungarn vor,

sondern ein logisches Produkt: Ein maitre-coiffeur gehört zur Klasse der coiffeurs und zur Klasse der maitres. Maitre-coiffeur ist das logische Produkt der beiden Klassen und seine Extension ist deshalb notwendigerweise geringer als die der beiden einzelnen Klassen. (op.cit.:18)

Während also das paradiginatische Verfahren der Substitution nicht anwendbar ist

(Friseurmeister ^ Meister $ Friseur), würde das syntagmatische Verfahren

der Anapher dem Kriterium des "logischen Produkts" nicht zuwiderlaufen, da die Referenz und damit auch das, worauf man sich 'bedeutungsmäßig1 bezieht, festgelegt ist: Friseurmeister = 'dieser Friseur' und/oder 'dieser Meister'. Bezeichnenderweise enthält auch dieses Kompositum mattre-coiffeur 'Friseurmeister' die Relation der Prädikation ('Friseur, der Meister ist') und nicht der Subordination, welche etwa einer Interpretation wie 'Meister der Friseure' gleichkäme. Die Möglichkeit, auf das 1.Gl eines Kompositums anaphorisch Bezug nehmen zu können, weist darauf hin, daß im Gegensatz zu der von Bühler vertretenen 2 Ansicht ( 1965) das 1.G1 eines Kompositums durchaus in das 'Satzfeld1 eingreifen

k a n n : Genau so wenig greift das determinierende Glied eines nominalen Kompositums über die Nennfunktion des Standbeins hinaus und in das Satzfeld e i n , sondern ist ganz und gar mit der sozusagen internen (häuslicheren) Angelegenheit einer definierenden oder explizierenden Bestimmung des begrifflichen oder anschaulichen Gehaltes seiner Bedeutung b e f a ß t . . . in Angelegenheiten des Satzbaues schweigt jedes echt attributive Sprachmittel, ( o p . c i t . : 3 3 6 , Hervorhebung vom Autor, E . L . )

Neben dem Kriterium der Anapher gibt es auch ein syntaktisches Kriterium gegen Bühlers Behauptung. Toman (1983:61f.) zeigt an Beispielen wie die Wartezeit auf die Iieferung/*die Zeit auf die Lieferung, daß auch im Kompositum die Argumentstellen des Verbs als 1.G1 nicht blockiert sein müssen, sondern "vererbt" werden können. Diese Beobachtung gilt ebenso für Nomina. In Fanselow (1981:99f.) ist dieser Aspekt ausführlich behandelt. Lieblings- in Heblingskneipe, Haupt-

Hauptstadt sind Funktoren, die nichtrelationale Nomina

(Kneipe, Stadt) zu relationalen Nomina "umfunktionieren1'. Nun könnte man die Ansicht vertreten, daß Lieblings- und Haupt- eventuell als 'Präfixoide'

187

anzusehen sind, aber dieses Kriterium gilt sicher nicht für folgende Komposita: (259)

(a) Partnerstadt (von)

(??Stadt von vs. Partner von)

(b) Schlußstein (von) (c) Endstation (von)

(??Stein von vs. Schluß von) (??Station von vs. Ende von)

44 Folgende Feststellung Hohles (1982) ist daher in bezug auf die distributionellen Eigenschaften der Komposita in 'formalsyntaktischer Hinsicht1 nicht

ganz zutreffend: Hinsichtlich der flexivischen und der wichtigsten distributionellen Eigenschaften des Wortes könnte das Erstglied also wegfallen, ohne daß sich etwas änderte: Das Zweitglied stimmt hierin mit dem Kompositum überein, Komposita sind in dieser formal-syntaktischen Hinsicht grundsätzlich endozentrisch.

In ähnlicher Weise argumentiert Barri (1975) bei der Definition des Nukleus: A nucleus is the part which is 'responsible' for the belonging of the whole construction to a given form-class; that is, responsible for its syntactic behaviour. (op.cit.:73)

Die Begriffe 'formal-syntaktisch'(Höhle) und 'form-class1 (Barri) entsprechen dem paradigmatischen Aspekt im Bereich der Syntax. 'Distributionelle Eigenschaften1 bzw. 'syntactic behaviour1 entsprechen hingegen dem syntagmatischen Aspekt, und beide Aspekte sind, wie man auch hier an den o. a. Beispielen sieht, nicht gleichzusetzen. Faßt man die Anapher als syntagmatisehen Aspekt innerhalb des Gebiets der Semantik auf, und zieht man dazu noch den syntagmatischen Aspekt innerhalb der Syntax ('Relationalität' im Sinne der Beispiele (259)) in Betracht, folgt daraus, daß auch das 1.G1 eines Kompositums in das 'Satzfeld1 eingreifen kann. Abschließend wollen wir anhand der Komposita Goldring, Goldkiste, (bldklwnpen und Goldstaub noch einmal verdeutlichen, welche Rolle die Anapher bei der Klassifizierung der Komposita im Bereich der Quantifizierung spielt (S. 188, Tab. 4. 11.).

44

s. hierzu auch den zu Höhle Stellung nehmenden Aufsatz von Reis ( 1 9 8 3 ) .

188

DetKp Goldring

BehN-Kp Cbldkiste

quanKp Goldklumpen

2.G1 als Nukleus

subord.

subord.

subord.

1 .Gl als Nukleus

-

-

1 .Gl Anapher

-

+

prädikativ +

(bldstaub^5

-

prädikativ +

Tab. 4. 11. Komposition und Anapher 3. 4. 2.

Anaphorische Funktion der quanKp

Die eingangs erwähnte Unterscheidung von Prädikativität und Indikativität nach Seiler (1982) gilt auch für Komposita. Downing (1977) spricht in diesem Zusammenhang von 'classificatory compounds' und 'deictic compounds' (op.cit.: 839). Die deiktische Funktion der Komposita kann wiederum in direkte Deixis (a) und (b) Textdeixis untergliedert werden: ad (a) Direkte Deixis. Dieser Funktion entsprechen die "Augenblicksbildungen" oder "Gelegenheitsbildungen" (Pavlov 1972:46). Diese Bildungen sind "compounds used as deictic devices (apple-juice seat)" (Downing op.cit.:823) oder "merely a demonstrative device" im Gegensatz zu einem "category label" (op.cit.:839). ad (b) Textdeixis. Dieser Funktion entsprechen Komposita, die ganze Texte bzw. Textpassagen zusaitmenfassen. Downing bringt folgendes Beispiel: (28) 'Stir 1/4 cup of Port wine into the cornstarch. Remove braising liquid from heat and beat into it the cornstarchPort mixture; . . . Place the egg yolks in the STARCH BOWL, and ... (op.cit.:839, Hervorhebung von der Autorin, E . L . )

Im Anschluß an dieses Beispiel wird darauf hingewiesen, daß eine Trennung zwischen "deiktischen" und "klassifizierenden" Komposita sehr schwer ist: It is extremely d i f f i c u l t , in fact, to come up with any criteria which might serve rigorously to distinguish these two types of compounds, deictic and classificatory. The task of making this

45

s. hierzu Ortner/Ortner (1984:61)

189 distinction is no easier than that of deciding at what point a novel compound becomes a lexicalized compound, acquiring a unitary character, ... At just what point does a form cross the line into the lexicon? ( I . e . )

Im Gegensatz zu Downing sind wir der Ansicht, daß es zumindest ein Kriterium gibt, die angesprochene Frage zu beantworten. Wir denken an die Verwendung des definiten und des indefiniten Artikels. Solange ein Kompositum ausschließlich referierende Funktion hat (direkte Deixis und Textdeixis), kann es nur mit dem definiten Artikel verwendet werden. Dies ist auch in dem von Downing zitierten Beispiel (s.o.) der Fall: the starch bowl. Sobald ein solches Kompositum aber mit indefinitem Artikel verwendet wird (a starch bowl oder 0 starch bowls), hat es unseres Erachtens die in dem Zitat erwähnte Grenze zum Lexikon überschritten. Pavlov (1972:45) spricht in diesem Zusammenhang von "inhaltlicher Umstrukturierung", indem ein "äußeres 'wessen?'" (vergleichbar mit der deiktischen bzw. referentiellen Funktion bei starch bowl) durch ein "inneres 'wie?'" überlagert wird. Diesem "wie?/was für ein(e)?" entspricht in bezug auf starch bowl die Opposition zu salad bowl, milk bowl, etc.,

d. h. hier liegt die klassifi-

zierende und damit prädizierende Funktion des Kompositums vor. Dem "inneren 'wie?/was für ein(e)? 1 " entspricht dann die qualifizierende Funktion des indefiniten Artikels, die in den folgenden Beispielen vorliegt: (260) Eine (solche) Salatschüssel wie deine könnte ich auch gebrauchen. (261J Sie kaufte noch eine Salatschüssel, die etwas größer war. Auch in der Duden-Grairitiatik ( 1973) wird darauf hingewiesen, "daß es oft unerläßlich ist,

den Geschehenszusarmenhang zu kennen, um eine Zusammensetzung

richtig zu verstehen" (op.cit.:435, Hervorhebung von den Autoren, E . L . ) . Wildgen (1981) spricht von der "raffenden Funktion der anaphorischen Komposition" : Das Kompositum nimmt den vorher geschilderten Zusammenhang selektiv wieder auf. ... Dieser Aspekt der anaphorischen Komposition wird noch deutlicher, wenn ganze Textpassagen als Bezugspunkt dienen, (op.cit.:11)

Mit dieser Funktion des Kompositums haben wir eine Parallele zu der Funktion des abstrakten Nomens als "Namen für Satzinhalte" (Porzig 1942). In bezug auf die "Wiederaufnahme eines Satzes durch ein abstraktes Nomen im Zusammenhang der Rede" schreibt er:

190 Ein Nomen, das in dieser Weise einen Satz wieder aufnimmt und einem neuen Zusammenhang einordnet, wirkt so als Verbindungsglied innerhalb der Rede. Es blickt zurück nach dem Satze, dessen Inhalt es darstellt, und ist selbst dem Satz eingefügt, dem es angehört. Daraus ergibt sich die eigentümliche Doppelrolle des 'abstrakten' Nomens: einmal einen Tatbestand zu meinen und andrerseits doch wie der Name eines Gegenstandes behandelt zu werden. Wir drücken das aus, indem wir sagen, daß ein 'Abstraktum' einen Satzinhalt vergegenständlicht. (op.cit.:32)

Analog zu dem hier angesprochenen Unterschied zwischen indikativer und prädikativer Funktion eines abstrakten Nomens spricht Seppänen (1978) in bezug auf diese beiden Funktionen in der Komposition von langue-K.omposi.ta. für die prädikative und paroZe-Komposita für die indikative Funktion. Die paroleKcmposita sind dadurch gekennzeichnet, daß sie eine "genuine Motiviertheit" (op.cit.:145) aufweisen, also voll motiviert sind. Dieses formale Kriterium gilt auch für die quanKp (s.o. S. 146ff.). Gewiß sind gerade für Beobachtungen auf (Kon-)Textebene umfangreiche Textuntersuchungen notwendig. Dennoch läßt sich feststellen, daß zumindest die NumKp auch eine anaphorische Funktion haben können, und zwar in zweierlei Hinsicht: Bezug auf eine Menge (262) und Bezug auf eine Handlung (263): (262) Für den Weihnachtsstern brauchen wir drei Blätter Papier, etwas Goldfarbe und Klebstoff. ??

*Die Blätter"1^ \ Die Papierblätter J

werden

aufeinandergelegt und in der Mitte 9efaltet·

(263) Für die Cocktailspießchen wird der Käse in kleine Würfel und die Gewürzgurken in Scheiben geschnitten. ''*Die Würfel l werden dann in Paprika gewälzt und abDie Käsewürfel J wechselnd mit (r ??den ??c Gurken "] auf kleine Spießchen gesteckt. *den Scheiben r den Gurkenscheiben)

r;

Während sich in (262) das quanKp Papierblätter auf eine zuvor genannte Menge (drei Blätter Papier) bezieht, zeigt (263), daß die quanKp Kisewürfel und Gurkenscheiben sich auf eine vorher genannte Handlung (in Würfel bzw. Scheiben schneiden) beziehen. Sowohl in (262) als auch in (263) bezeichnen die Komposita jeweils Gegenstände, die zum einen das "Resultat einer Handlung"(263) sind und damit Affinität zu den Abstrakta haben, zum anderen eine (kollektive) Menge distributiv wieder aufnehmen und damit Affinität zu den IndN haben (262). Die von Porzig (1942) für Abstrakta aufgestellte Forderung gilt demnach auch

191

für Komposita unseres Untersuchungsbereichs: Die Untersuchung muß sich demnach in zwei Richtungen erstrecken: sie muß die fraglichen Nomina sowohl als Vertreter von Satzinhalten als auch als Namen von Gegenständen betrachten. ( o p . c i t . : 3 2 )

Die Beispiele (262) und (263) haben gezeigt, daß die quanKp nicht nur als lexikalische Einheiten (Ebene der Benennung) zu betrachten sind, sondern auch als syntaktische Einheiten (Textebene) fungieren können. In bezug auf 'lexikalische Einheit1 konnten wir im Zusanroenhang mit der Deskriptivität eines Terms zeigen (s. o. S. 150), daß die Funktion der Benennung nicht auf Konposita und damit auf lexikalische Einheiten beschränkt ist; auf die Frage 'Was ist das?/ Wie nennt man das?1 ist der quanNG (ein Blatt Papier) eindeutig der Vorzug gegenüber dem quanKp (ein Papierblatt) zu geben. Daher können wir das auf S. 150 abgebildete Schema von Pavlov (1972:35) wie folgt vervollständigen: (264)

zusaimtengesetztes Wort

Wortgruppe

Blatt • Papier

lexikalische Einheit

syntaktische Einheit

Die Wortgruppe Blatt Papier fungiert auch als lexikalische Einheit (Ebene der Benennung, d. h. Wortebene), das zusanmengesetzte Wort Papierblätter kann auch eine syntaktische Einheit (Anapher, d.h. Textebene) sein. Gleichzeitig haben wir damit zwei Kriterien genannt, die für die Distribution von Kompositum und Ncminalgruppe im Bereich der Quantifizierung ausschlaggebend sind: (kollektive) Menge (drei Blätter Papier) vs. (einzelne) Gegenstände (drei Papierblätter) sowie Handlung (Rise in Würfel schneiden) vs. Resultat einer Handlung (Kisewürfel) . Die Beantwortung der Frage nach der Distribution von quanNG und quanKp erfordert größere Textuntersuchungen, so daß wir hier nicht näher darauf eingehen können. 47 Die vorgebrachten Argumente haben aber gezeigt, daß auch in diesem Bereich die paradigmatische Achse (in Form von Oppositionsbildung, Begriffsbildung) und die syntagmatische Achse (anaphorische Wiederaufnahme, Textebene) eine Rolle spielen. 46

Eine Menge kann auch 'kollektiv' durch alleinige Verwendung des MassenN wieder aufgenommen werden. Eine solche Möglichkeit ist natürlich ebenso wie die in ( 2 6 2 ) gezeigte von der Art des verbalen Prädikats abhängig.

47

Einige Kriterien sind in Katz (1982)

aufgeführt.

5.

ZUSAMMENFASSUNG

In Kapitel 2 wurde gezeigt, daß Nonina, die eine Quantifizierung bezeichnen (quanN), innerhalb der Kategorie der Nctnina eine eigene Klasse bilden. QuanN sind relational, können aber von anderen relationalen Nomina wie Körperteilöder Verwandtschaf tsbezeichnungen abgegrenzt werden (Tab. 2.1., S. 10). Die Beschreibung der nach den Funktionen des Messens, Zählens und Kollektivierens unterteilten quanN zeigt, daß die Merkmale [+Gegenstandscharakter ] (im Gegensatz zu "abstrakten" Maß- bzw. Mengenbezeichnungen) und [+natürlich] (d. h. von der Natur vorgegebenen, nicht "künstlich" hergestellten Einheiten) in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen. Das Merkmal [Gegenstandscharakter ] ist ausschlaggebend dafür, ob lediglich eine quantitative Bestinmung vorliegt (ein Pfund Brot, ein Dutzend Rosen), oder ob mit der quantitativen gleichzeitig eine qualitative Bestimmung gegeben ist (eine Scheibe Brot, ein Strauß Rosen, Abb. 2. 10., S. 40). Im Zusammenhang mit dem morphologischen Aspekt der Singular/Plural-Opposition bei quanN (drei Blatt vs.drei Blätter Papier) konnte gezeigt werden, daß dieser Aspekt in Verbindung mit einem Kontinuum der Quantifizierung von Masse einerseits und der Quantifizierung von Gegenständen andererseits zu sehen ist (Tab. 2. 12., S. 48). Die Kombination der quanN mit Artikeln sowie spezifizierenden und charakterisierenden Adjektiven ergab, daß eine komplementäre Verteilung nicht - wie eigentlich zu erwarten wäre - zwischen Maß- bzw. Mengenbezeichnungen (Pfund, Liter) und anderen Nomina vorliegt, sondern gerade zwischen solchen quanN, die kein Maß bzw. keine Menge bezeichnen (Scheibe, Strauß) und Massennomina. Diese komplementäre Verteilung weist auf funktionale Zusammengehörigkeit hin, denn das quanN (z. B. Saheibe) fügt der Bezeichnung einer (gestaltlosen) Substanz (z. B. Brot) den Aspekt der Form hinzu und ermöglicht erst dadurch eine Zählung, denn die Kombination von Zahlen mit Massennomina ist ungrammatisch (*vier Fleisch, *zwei Gold). Diese Funktion weist die quanN selbst als nominale Determinierer aus.

193

Im Zusammenhang mit dem Unterschied zwischen spezifizierenden (d. h. referenzfestlegenden) und charakterisierenden (d. h. beschreibenden) Adjektiven haben wir gesehen, daß die quanN auf der Dimension der Determination (nach Seiler 1978) einen Wendepunkt zwischen Spezifizierung als dem einen Pol und Charakterisierung als dem anderen Pol bilden: Die Adjektive wechseln von schwacher zu starker Deklination. Beispiel (59) (S. 66) kann daher wie folgt ergänzt werden: (265) Spezifizierung

quanN

Charakterisierung

alle diese meine erwähnten zehn Kilo/Kisten schönje, rot_e, hölzerne_ Kugeln

Die semantische Beschreibung der Nominalgruppe in Kapitel 3 hat gezeigt, daß quanN [ -Gegenstandscharakter] innerhalb der Nominalgruppe (quanNG) lediglich determinierende Funktion haben, d. h. nicht selbst determiniert werden können. Dem Bedeutungsunterschied zwischen Prädetermination und Postdetermination entspricht im Deutschen der formale Unterschied zwischen appositiven Nominalgruppen (appNG) (ein Stapel wertvolle Bücher) und attributiven Nominalgruppen (attrNG)(ein Stapel von wertvollen Büchern). In der appNG liegt Prädetermination vor, das die Substanz bzw. die Elemente bezeichnende Nomen (ElemN, hier Bücher) wird quantitativ näher bestürmt, während bei der attrNG Postdetermination vorliegt, das quanN (Stapel) wird qualitativ näher bestinmt. Diese Übergänge zwischen Prä- und Postdetermination sind fließend und involvieren eine jeweils unterschiedliche Verteilung von (syntaktischem und semantischem) Nukleus und Satellit. Um auf diese syntaktischen Aspekte näher eingehen zu können, haben wir zunächst die quanNG mit anderen appositiven Nominalgruppen verglichen und festgestellt, daß die quanNG trotz formaler Identität mit einem engen appositiven Syntagma (z. B. meine Tochter Barbara) syntaktisch gesehen größere Affinität zu losen appositiven Syntagmen (wie Barbara, meine Tochter) aufweist (Tab. 3.2., S. 81). Der Vergleich mit anderen appNGen und die Frage nach der Verteilung von Nukleus und Satellit speziell in der quanNG hat ergeben, daß explizit zwischen einem syntaktischen Nukleus (die erste Konstituente der quanNG) und einem semantischen Nukleus (die zweite Konstituente der quanNG) unterschieden werden muß. Während bei einer attributiven Nominalgruppe die syntaktische und semantische Verteilung von Nukleus und Satellit parallel verläuft, sind bei der appositiven Nominalgruppe syntaktischer und semantischer Nukleus komplementär verteilt: Die Konstituente, die syntaktisch als Nukleus fungiert, fungiert semantisch gesehen als Satellit und umgekehrt (S. 94). Eine zusätzliche

194

Evidenz für die Aufteilung bzw. Trennung von syntaktischem und semantischem Nukleus bietet die Anapher: Je enger der syntaktische Zusammenhang, desto mehr ist der syntaktische Nukleus einer quanNG ausschlaggebend; je loser der Zusammenhang, desto mehr ist in bezug auf die Anapher Variation zwischen syntaktischem und semantischem Nukleus möglich (Abb. 3.6., S. 102). Die Frage nach der syntaktischen Relation zwischen den beiden Konstituenten einer Apposition hat ergeben, daß hier weder die (asymmetrische) Relation der Subordination noch die Relation der Koordination vorliegt, sondern die symmetrische Relation der Prädikation, d.h. der Verbindung zwischen Subjekt und Prädikat. Die Prädikation unterscheidet sich von der ebenfalls symmetrischen Relation der Koordination dadurch, daß in der Koordination beide Konstituenten Nuklei darstellen, die sich gegenseitig nicht bestimmen, während bei der Prädikation gerade dies der Fall ist:

Subjekt und Prädikat bestimmen sich

gegenseitig (S. 107f.). Sprachliche Evidenzen für diese in der Geschichte der Grammatik zugunsten der Dichotomie 'Koordination vs. Subordination' relativ vernachlässigte syntaktische Relation der Prädikation liefern für unseren Untersuchungsbereich die folgenden Aspekte: (a) Syntaktischer und semantischer Nukleus sind komplementär verteilt. Die traditionelle Definition der Apposition als "nominale Beifügung" (die Stadt in die Stadt loin, ein Strauß in ein Strauß Rosen) umfaßt nur den semantischen Bereich, denn gerade diese "Beifügung" stellt den syntaktischen Nukleus dar (S. 98ff.). (b) Im Gegensatz zu attributiven Nominalgruppen ist bei appositiven NGen Anapher nicht nur auf die den syntaktischen Nukleus bildende erste

l

Foley/Van Valin 1984 ( 2 3 8 f f . ) gehen ebenfalls über die Dichotomie 'Subordination vs. Koordination' hinaus und postulieren eine dritte Relation ('nexus' als 'syntactic linkage between two clauses'), die sie bezeichnenderweise "cosubordination" nennen. Da sich Foley/Van Valin jedoch vor allem auf die Verbindung zweier Sätze bzw. 'clauses' beziehen und nach deren Auffassung vom Satz (op.cit.:187 und 264) das Subjekt dem Prädikat untergeordnet ist, ist deren Charakterisierung nicht mit der unsrigen vergleichbar. Wichtig scheint vor allem, daß bei Foley/Van Valin alle drei 'syntactic linkages' als "asymmetrisch" bzw. "nicht asymmetrisch" charakterisiert werden können (Koordination = '-embedded', '-dependent 1 ; Subordination = '+embedded', ^dependent'; Kosubordination: '^embedded', '-dependent', o p . c i t . : 2 4 2 ) , während sich u. E. die Relation der Prädikation gerade dadurch auszeichnet, daß sie symmetrisch ist. Ferner möchten wir noch darauf hinweisen, daß der Begriff 'nexus' bei Foley/Van Valin nicht gleichzusetzen ist mit der rein semantischen Verwendung dieses Terms bei Jespersen (s. o. S. 107).

195

Konstituente, sondern auf beide Konstituenten möglich (S. 129 und 131). (c) Ebenfalls im Unterschied zu attributiven Nominalgruppen .(wie z. B. die Vase auf dem Tisch) sind appositive NGen nicht nur in einer Weise paraphrasierbar ('die Vase, die auf dem Tisch steht1);bei appositiven NGen kann sowohl die erste als auch die zweite Konstituente den Nukleus einer Paraphrase bilden (die Stadt Kiln: 'die Stadt, die Köln heißt bzw. 'Köln, das (ja) eine Stadt ist1 oder ein Strauß Blumen: 'ein Strauß, der sich aus Blumen zusammensetzt/aus Blumen besteht1 bzw. 'Blumen, die einen Strauß bilden1). Diese Kriterien zeigen, daß appositive NGen weniger eng gefügt sind als attri butive NGen. Gleichzeitig zeigen die unter (c) genannten Paraphrasen, daß Apposition selbst gradueller Natur ist:

die Stadt Join ist in bezug auf die

syntaktischen Relationen maximal prädikativ; sein und heißen fungieren als Kopula, deren Ergänzungen daher als Prädikatsnomen. In ein Strauß Blumen sind sowohl Subordination (das verbale Prädikat 'sich zusammensetzen aus 1 ) als auch Prädikation involviert (kopulatives bilden im Gegensatz zu transitivem bilden, S. 109). In Tab. 3. 8. (S. 113) ist der graduelle Übergang zwischen prädikativen appositiven NGen und subordinierenden attributiven NGen dargestellt. Wir können nun aufgrund dieser Beobachtungen die Stellung der Apposition zwischen Satz und Attribut vereinfacht wie folgt charakterisieren; Satz syntaktische Relation Konstruktion

Apposition Prädikation

exozentrisch

Attribut Subordination

endozentrisch

Tab. 5.1. Die Apposition zwischen Satz und Attribut Zwischen den beiden unmittelbaren Konstituenten eines Satzes besteht die syntaktische Relation der Prädikation; diese liegt auch vor in appositiven NGen. Während ein Satz eine exozentrische Konstruktion ist, bildet die Apposition ein endozentrisches Syntagma, und diesen Aspekt hat sie mit einer attributiven Konstruktion gemeinsam. Nach unserer Definition ist die Apposition also ein attributiv verwendetes Prädikatsnomen. Wir können daher in Analogie zu dem (z. B. in Heidolph et al. 1981:390 verwendeten) Ausdruck "prädikatives Attribut" die Apposition als ein "attributives Prädikat" charakterisieren.

196

Die Ergänzungsmöglichkeiten von quanN (Apposition, Genitivattribut und präpositionales Attribut) haben gezeigt, daß deren Verteilung direkt mit der Frage nach Prädetermination vs. Postdetermination zusammenhängt: Wenn das Genitivattribut in freier Variation zur Apposition steht, liegt Prädetermination vor (ein liter kühlen Weines, ein liter kühler Wein) . Wenn dagegen das Genitivattribut in freier Variation zum präpositionalen Attribut steht, liegt Postdetermination vor (eine Gruppe junger Studenten, eine Gruppe von jungen Studenten) . Auch hier ist wieder ein gradueller Übergang von Prädetermination zu Postdetermination zu beobachten (Tab. 3. 10., S. 124). Auf dem Kontinuum von Prä- zu Postdetermination stellen die Kollektiva, die das Merkmal l -belebt] enthalten (Stapel, Bündel, etc.), einen 'Wendepunkt1 dar, da nur bei ihnen alle drei Ergänzungsmöglichkeiten in gleicher Weise grammatisch bzw. akzeptabel sind (Tab. 3. 11., S. 125). 2 In Kapitel 4 sind wir den mit 'Attribut' und 'Determination' zusammenhängenden Fragen auf einer anderen Ebene, nämlich der Wortebene, nachgegangen. Wir haben zunächst festgestellt, daß bei Nominalkomposita, die ein quantifizierendes Nomen enthalten (quanKp)(Goldklumpen, Blumenstrauß, etc.), die

In diesem Zusammenhang erhebt sich die Frage, wie die Verteilung der Ergänzungsmöglichkeiten aussieht, wenn die quanNG selbst von anderen Konstituenten abhängig'ist. In Eisenberg (1985) wird auf diese Problematik anhand von Beispielen wie mit 20 Säcken Schuhe(n), mit einem Pfund frische(n) Krabben hingewiesen. Nach unserer Analyse ergäben sich dabei folgende Konstituentenstrukturen bzw. Verteilungen von Nukleus und Satellit: (a) aus

(einem Korb

(mit (frischen

Krabben)))

syntaktisch:

NUKLEUS

SATELLIT

semantisch:

NUKLEUS

SATELLIT

(b) mit

((einem Pfund)

(frische

Krabben))

syntaktisch:

NUKLEUS

SATELLIT

semantisch:

SATELLIT

NUKLEUS

(c) mit

((einem Pfund)

frischen

Postdetermination

Krabben)

syntaktisch:

SATELLIT

NUKLEUS

semantisch:

SATELLIT

NUKLEUS

... . . Pradetermination

(c) zeigt, daß eine solche Konstruktion starke Parallelen zu einer reinen Zahlangabe hat (mit 10/0 frischen(*frische) Krabben)(s. o. S. 8 2 ) . Die Beantwortung der Frage, aufgrund welcher Mechanismen die (prädeterminierenden) Alternativen (b) und (c) gesteuert werden, ist allerdings erst auf der Grundlage größerer Textuntersuchungen möglich.

197

Merkmale [-Gegenstandscharakter] und [+natürlich] bei den Bildungsmöglichkeiten dieser Konposita eine wichtige Rolle spielen (S. 131f.), und daß diese Kctrposita vollmotivierte Bildungen sind (S. 146ff.). Bei der Beschreibung der Nominalkomposita ergaben sich analog zu den Beobachtungen auf der Ebene der Nominalgruppe folgende Aspekte: (a) Bei der Frage nach dem Verhältnis von Determinans und Determinatum in einem Ncminalkompositum konnten wir feststellen, daß quantifizierende Komposita eine starke Affinität zu endozentrischen Ableitungen vom Typ Häuschen (vs. Haus) haben. Bei diesen Ableitungen sind syntaktischer und semantischer Kern ebenfalls komplementär verteilt: -ahen stellt den syntaktischen, Haus- den semantischen Kern dar (S. 143f.). (b) Im Gegensatz zu Determinativkomposita (DetKp) ist bei quariKp ein anaphorischer Bezug nicht nur auf das zweite Glied, d. h. das "Grundwort" des Kcmpositurns möglich, sondern auch auf das erste (S. 188, Tab. 4. 11.). (c) Ebenfalls im Unterschied zu DetKp können quanKp und Kopulativkcrnposita (KopKp) wie Dichterkomponist, Ibsenrock etc. nicht nur mit dem zweiten Glied des Kompositurns als Nukleus einer Paraphrase umschrieben werden, sondern auch mit dem ersten Glied (S. 135). Analog zu den Paraphrasen der quanNG enthalten auch die Paraphrasen der quanKp zum einen die Relation der Subordination (Studentengruppe 'Gruppe, die sich aus Studenten zusammensetzt1), zum anderen die der Prädikation ("Studenten, die eine Gruppe bilden1) (Tab. 4. 8., S. 180). Bei den Kopulativkcmposita liegt dagegen die Relation der Prädikation vor (Dichterkomponist 'Komponist, der auch Dichter ist' bzw. 'Dichter, der auch Komponist ist').Die Relation der Koordination liegt nur bei exozentrischer Interpretation vor ('Jemand, der sowohl Dichter als auch Komponist ist 1 ). Auch in diesem Bereich sind graduelle Übergänge zu verzeichnen (Tab. 4.6., S. 171, und Tab. 4.7., S. 179). Die quanKp selbst lassen sich zwischen den (maximal prädikativen) KopKp und den (subordinierenden) endozentrischen Ableitungen von Typ Häuschen einordnen (Tab. 4. 9., S. 182). Neben der Möglichkeit, auf beide Glieder eines quanKp anaphorisch Bezug nehmen zu können, haben die quanKp selbst wiederum anaphorische Funktion (Bezug auf eine Menge und Bezug auf eine Handlung, S. 190). Für die Untersuchung der Distribution von Nominalgruppe (drei Blätter Papier) und Kompositum (drei Papierblätter) sind allerdings umfangreiche Textuntersuchungen notwendig. Die Anapher selbst kann als Kriterium dafür verwendet werden, ob ein zusammengesetzter Term zur Komposition oder zur Ableitung gehört. Damit steht

198 ein sprachliches Mittel zur Verfügung, um die nach Fleischer (1975:69) auf Intuition beruhende Abgrenzung zwischen Ableitung und Zusammensetzung (Laubwerk vs. Hydrierwerk) (S. 185).

mit sprachlichen Fakten in Verbindung zu bringen

3

Der semantische Bereich der Quantifizierung läßt sich den o. a. Beobachtungen zufolge zwischen den syntaktischen Bereichen Apposition und Attribut wie folgt einordnen, wobei wir gleichzeitig in die Tabelle die Wbrtebene einbezogen haben, um die Analogie zwischen diesen beiden Ebenen der Sprachbe4 Schreibung deutlich zu machen:

die Stadt Köln

ein Strauß Blumen

die Vase auf dem Tisch

PRKDIKATION/ SUBORDINATION Kopuletiv— kompositum

«

5. 2.

4

1

D€>t^TTnini''Hv— kompositum

Dichterkomponist

Tab.

quantif. Kompositum

SUBORDINATION bUÖUKDlNAl 1UN

Blumenstrauß

Blumenvase

Die Quantifizierung zwischen Apposition und Attribut

Diese Darstellung macht deutlich, daß neben der Subordination und der Koordination (auf die wir hier nicht näher eingegangen sind) auch die syntaktische Relation der Prädikation nicht nur auf der Satzebene, sondern auch auf der Ebene der syntaktischen Fügung (Apposition) und auf der Wortebene (Nominalkompositum) eine wichtige Rolle spielt.

Neben der anaphorischen spielt sicher auch die kataphorische Deixis im Bereich der Quantifizierung eine Rolle, insbesondere im Hinblick auf die Distribution von Nominalgruppe und Nominalkompositum. Man vergleiche 'das Mädchen am Ende der Straße' (Filmtitel; die NG 'am Ende der Straße' hat kataphorische Funktion, d. h. 'Straße' ist nicht vorerwähnt) mit dem entsprechenden Kompositum 'das Mädchen am Straßenende'('Straße' ist vorerwähnt bzw. es wird als bekannt vorausgesetzt, um welche Straße es sich handelt; das Kompositum hat anaphorische Funktion). Die Pfeile stehen symbolisch für die zahlreichen Übergänge zwischen diesen Bereichen.

199

Daß alle drei syntaktischen Relationen auf diesen drei Ebenen der Sprachbeschreibung den gleichen Stellenwert haben und in gleicher Weise zu berücksichtigen sind, ist ein weiteres Indiz für die bekannte Feststellung Saussures (s. Bally 1950:17), daß Sprache ein System ist, in dan "tout se tient".

LITERATUR

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207

Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen

Seite

1.1.

Apprehension: Einordnung und Abgrenzung des Untersuchungsbereichs

1.2.

Zum Verhältnis von Zählkonstruktion und Kollektivkonstruktion

2.1.

Relationale Nomina

10

2.2.

Mensurativa

12

2.3.

Numerativa

15

2.4.

Semantische Merkmale der Mensurativa und Numerativa

18

2.5.

Singulativa

23

2.6.

Das Verhältnis von Numerativ, Singulativ und Numeralklassifikator

25

2.7.

Kollektiva

27

2.8.

Vergleich von Kollektivkonstruktionen und Zählkonstruktionen

32

2.9.

Prädikativitätsgrade der quanN

37

2.10.

Semantische Klassifizierung der quanN

40

2.11.

Nominaler Status der quanN

43

2.12.

Die Singular/Plural-Opposition der quanN in den quantifizierenden Konstruktionen

48

2.13.

Korrelation morphologischer und semantischer Kriterien bei der Pluralmarkierung der quanN

51

2.14.

Generische Verwendung der Artikel

55

2.15.

Generalisierende Verwendung der Artikel

56

2.16.

Vergleich von Individualnomina, Massennomina und quantifizierenden Nomina

65

3.1.

Konstruktionstypen der Quantifizierung

71

3.2.

Die quantifizierende Nominalgruppe zwischen enger und loser Apposition

81

3

3.3.

Die quantifizierende Ncminalgruppe zwischen Attribut und Apposition

86

3.4.

Die quantifizierende Nominalgruppe im Vergleich zur identifizierenden und klassifizierenden Nominalgruppe

87

208

3.5.

Skala der syntaktischen Fügungsenge

101

3.6.

Skala der Anapher

102

3.7.

Syntaktische Relationen in appositiven Nominalgruppen

113

3.8.

Apposition und Attribut - eine Skala

113

3.9.

Distribution von Apposition, Genitivattribut und präpositionalem Attribut in der quantifizierenden Nominalgruppe

120

3.10.

Interaktion von Kriterien der Prä- und der Postdetermination

124

3.11.

Verhältnis von Prä- und Postdetermination in den quantifizierenden Nominalgruppen

125

4.1.

Pluralbildung: Flexion und Konposition

134

4.2.

Vergleich der quantifizierenden Konposita

139

4.3.

Dimension der Benennung: Skala der Deskriptiv!tat im Bereich der quantifizierenden Komposita

150

4.4.

QuanKp: Möglichkeiten der Paraphrasenbildung mit 2.Glied als Nukleus

164

4.5.

QuanKp: Distribution der Prädikate bei Paraphrasen mit I.Glied als Nukleus

165

4.6.

Vergleich von Kopulativkomposita mit ähnlichen Kompositionstypen

171

4.7.

Syntaktische Relationen bei Kopulativkomposita und ähnlichen Kompositionstypen

179

4.8.

Die quanKp zwischen Subordination und Prädikation

180

4.9.

Die quanKp im Vergleich mit anderen Kompositionstypen

182

4.10. Vergleich von Deterrainativkcrtposita und quanKp

184

4.11. Komposition und Anapher

188

5.1.

Die Apposition zwischen Satz und Attribut

195

5.2.

Die Quantifizierung zwischen Apposition und Attribut

198

209

ANHANG 1

Alphabetische Liste der quantifizierenden Nonina (K = Kollektiv, M = Mensurativ, N = Numerativ, S = Singulativ) 1. Ar (M)

30. Hektar (M)

59. Satz (K)

2. 3. 4. 5.

31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.

60. Schar (K) 61. Scheffel (M)

Armee (K) Atom (S) Ballen (N) Bande (K)

6. Barren (N)

7. Bataillon (K) 8. Batzen (N)

Haufen (K,N) Herde (K) Horde (K) Joch (K) Kilo (M) Klafter (M) Klunpen (N)

62. Scheibe (N)

63. Scheit (N) 64. Schicht (K,N) 65. Schlag (M) 66. Schluck (M)

9. Bissen (M) 10. Blatt (N)

38. Knäuel (N)

67. Schnitte (N)

39. Kopf (N)

68. Schock (K)

11. Bohne (S)

40. Korn (S)

69. Schuß (M)

12. Bogen (N) 13. Brocken (N) 14. Bündel (K,N)

41. Krümel (N) 42. Krume (N) 43. Ladung (M)

70. Schwärm (K) 71. Spiel (K) 72. Stange (K,N)

15. Büschel (N)

44. Laib (N)

73. Stapel (K,N)

16. Bund (N,K)

45. Legion (K)

74. Strang (N)

17. Docke (N)

75. Strauß (K)

18. Dosis (M)

46. Mandel (K) 47. Maß (M)

19. Dutzend (K)

48. Meter (M)

77. Stück (N,NumKlf)

20. Elle (M)

49. Meute (K)

78. Tafel (N)

21. Fetzen (N)

50. Paar (K)

79. Teil (M)

22. Flocke (S) 23. Fuder (N)

51. Packen (K) 52. Pfund (M)

80. Tropfen (S) 81. Truppe (K)

24. Fuhre (M)

53. Prise (M)

82. Unze (M)

25. Gran (M) 26. Gros (M)

54. Reihe (K)

27. Gruppe (K)

56. Rolle (N)

83. Würfel (N) 84. Zehe (N) 85. Zentner (M)

28. Halm (S)

57. Rotte (K)

29. Happen (M)

58. Rudel (K)

55. Riegel (N)

76. Streifen (N)

210

ANHANG 2 Liste der quanNGen und ihrer Eraänzunasmöglichkeiten

1. QuanN in der Meßkonstruktion (Mensurativa) a) Standardmaße quanN

1. Ar 2. Elle 3. Gran 4. Hektar 5. Kilo 6. Klafter 7. Maß 8. Meter 9. Pfund 10. Scheffel 11. Unze 12. Zentner

Apposition

fruchtbares Land dicker Stoff giftiges Pulver grünes Weideland

Genitivattribut

?fruchtbaren Landes

?dicken Stoffes ?giftigen Pulvers ?grünen Weidelandes süße Kirschen ?süßer Kirschen trockenes Holz ?trcckenen Holzes kühles Bier Pkühlen Bieres reine Seide ?reiner Seide mageres Fleisch Pmageren Fleisches kanadischer Pkanadischen Weizens Weizen reines Gold Preinen Goldes neue Kartoffeln Pneuer Kartoffeln

präpositionales Attribut — -

b) unbestimmte Mengenangaben 1. Bissen 2. Dosis 3. Fuhre 4. Happen 5. Ladung 6. Prise 7. Schlag 8. Schluck 9. Schuß 10. Teil

trockenes Brot bittere Medizin trockenes Heu fette Wurst grober Sand gemahlener Pfeffer heiße Suppe heißer Tee süße Sahne abgekochtes Wasser

-

?trockenen Brotes Pbitterer Medizin Ptrockenen Heus ?fetter Wurst Pgroben Sandes Pgemahlenen Pfeffers

-

?heißer Suppe Pheißen Tees Psüßer Sahne Pabgekochten Wassers

-

-

211

2. QuanN in der Zählkonstruktion a) Numerativa präpositionales Attribut

Apposition

Genitivattribut

1. Ballen 2. Barren

dicker Stoff reines Silber

?dicken Stoffes

?reinen Silbers

aus dickem Stoff aus reinem Silber

3. Batzen

pures Gold

Ppuren Goldes

aus purem Gold

4. Blatt

weißes Papier

5. Bogen

festes Papier

6. Brocken

frisches Brot

7. Bündel

trockenes Holz

Pweißen Papiers Pfesten Papiers ?frischen Brotes Ptrockenen Holzes

aus trockenem Holz

8. Büschel

?trockenen Grases

Paus trockenem Gras

10. Fetzen

trockenes Gras dünnes Garn morscher Stoff

11. Fuder

trockenes Heu

12. Haufen

grober Sand

13. Klumpen

schwerer Teig dicke Wolle grüner Salat

quanN

9. Docke

14. Knäuel 15. Kopf

• -

-

?dünnen Garns Pmorschen Stoffes Ptrockenen Heus Pgroben Sandes ?schweren Teiges Pdicker Wolle Pgrünen Salats

aus morschem Stoff -

aus grobem Sand aus schwerem Teig aus dicker Wolle -

16. Krümel

trockener Zwieback

Ptrockenen Zwiebacks

17. Krume

trockenes Brot frisches Brot bittere Schokolade dicker Draht trockenes Brot

Ptrockenen Brotes

-

Pfrischen Brotes

-

18. Laib 19. Riegel 20. Rolle 21. Scheibe

Pbitterer Schokolade

Pdicken Drahtes Ptrockenen Brotes

Paus bitterer Schokolade aus dickem Draht -

22. Scheit

nasses Holz

23. Schicht

geriebener Käse Pgeriebenen Käses Paus geriebenem Käse belegtes Brot Pbelegten Brotes echter Zimt Pechten Zimts trockenes Stroh Ptrockenen Strohs aus trockenem Stroh dicke Wolle Pdicker Wolle Paus dicker Wolle alter Stoff Palten Stoffes aus altem Stoff mageres Fleisch Pmageren Fleisches

24. Schnitte 25. Stange 26. Stapel 27. Strang 28. Streifen 29. Stück

Pnassen Holzes

-

212

quanN 30. Tafel 31. Würfel 32. Zehe

Apposition

Genitivattribut

präpositionales Attribut

süße Schokolade ?süßer Schokolade brauner Zucker Pbraunen Zuckers frischer Knoblauch ?frischen Knoblauchs

b) Singulativa 1. Atom 2. Bohne

3. 4. 5. 6.

Flocke Halm Köm Troofen

schwerer Wasserstoff gerösteter Kaffee weißer Schnee dürres Gras ungebleichter Reis heißes Wasser

Pschweren Wasserstoffs ?gerösteten Kaffees Pweißen Schnees ?dürren Grases Tungebleichten Reises ?heißen Wassers

c) Numeralklassifikator 1. Stück

braunes Vieh

3. QuanN in der Kollektivkonstruktion

(Kollektiva)

a) Kollektiva [+Gegenstandscharakter] 1. Armee

?russische Soldaten

2. Bande 3. Bataillon 4. Bündel 5. Bund

Pausgerüstete Soldaten

alte Kleider frische Radieschen

junger Studenten

6. Gruppe 7. Haufen 8. Herde 9. Horde

russischer Soldaten von russischen Soldaten gefährlicher Vervon gefährlichen brecher Verbrechern ausgerüsteter Soldaten alter Kleider von alten Kleidern

dicke Steine braune Kühe

dicker Steine brauner Kühe wilder Räuber

von jungen Studenten von dicken Steinen von braunen Kühen von wilden Räubern

213

quanN

Apposition

Genitivattribut

11. Meute

?deutsche Soldaten deutscher Soldaten ?kläf fende Hunde kläffender Hunde

12. Packen

spannende Bücher spannender Bücher

13. Reihe

weiße Bänke

10. Legion

14. Rotte 15. Rudel 16. Satz 17. Schar 18. Schicht 19. Schwärm

-

?hungrige Wölfe wertvolle Briefmarken reife Erdbeeren

weißer Bänke tüchtiger Straßenarbeiter hungriger Wölfe wertvoller Briefmarken spielender Kinder reifer Erdbeeren

?schwarze Fliegen schwarzer Fliegen

21. Stange

gezinkte Karten türkische Zigaretten

gezinkter Karten türkischer Zigaretten

22. Stapel

wichtige Akten

wichtiger Akten

23. Strauß

rote Tulpen

24. Truppe

-

roter Tulpen bekannter Schauspieler

20. Spiel

b) Kollektiva [ -Gegenstandscharakter 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Dutzend Gros Joch Mandel Paar Schock

alte Bücher frische Eier kräftige Ochsen frische Eier alte Schuhe frische Eier

?alter Bücher ?frischer Eier ?kräftiger Ochsen ?frischer Eier Palter Schuhe Pfrischer Eier

präpositionales Attribut -

von kläffenden Hunden von spannenden Büchern von weißen Bänken von tüchtigen Straßenarbeitern von hungrigen Wölfen von wertvollen Briefmarken von spielenden Kindern aus reifen Erdbeeren von schwarzen Fliegen —

von wichtigen Akten von roten Tulpen von bekannten Schauspielern

214

ANHANG 3

Alphabetische Liste der Kcmposita a) quantifizierende Komposita 1. Aktenstapel

31. Hundemeute

2. Bankreihe 3. Bienenschwarm

32. Käseschicht

4. Blumenstrauß 5. Briefmarkensatz 6. Brotbrccken 7. Brotkrume 8. Brotlaib 9. Brotscheibe 10. Brotschnitte 11. Bücherpacken 12. Bücherstapel 13. Drahtrolle 14. Eiswürfel 15. Erdbeerschicht 16. Erdbrocken 17. Fleischstück 18. Fliegenschwarm 19. 20. 21. 22. 23.

Garndocke Garnrolle Goldbarren Goldbatzen Goldklumpen

24. Grasbüschel

25. 26. 27. 28. 29.

Grashalm Gurkenscheibe Heufuder Holzbündel Holzscheit

30. Holzstapel

33. Kaffeebohne

34. Kartenspiel 35. Kinderschar 36. Kleiderbündel 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

Knoblauchzehe Kuhherde Lehmklumpen Lehmschicht Menschengruppe Misthaufen Mückenschwarm Papierblatt Papierbogen Papierfetzen Radieschenbund Räuberhorde Rehrudel Reiskorn Salatkopf Samenkorn

53. Schafherde

54. 55. 56. 57. 58. 59.

Schauspielertruppe Schneeflocke Schokoladenriegel Schokoladentafel Silberbarren Speckscheibe

60. Steinhaufen

61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70.

Stoffballen Stoffetzen Stoffstreifen Strohstapel Studentengruppe Teigklumpen Tulpenstrauß Verbrecherbande Wasserstoffatom Wassertropfen

71. Wolfsrudel 72. Wöllknäuel 73. Wollstrang 74. Zigarettenstange

75. Zimtstange 76. Zuckerwürfel 77. Zwiebackkrümel

215

b) andere Konposita aus Kapitel 4 1. Arztbruder 2. Aufklärungsmaterial

22. Lehmziegel

3. Barrengold

24. Literflasche

4. Bruderpartei

25. Literwein

5. Dichterkomponist 6. Eichbaum

14. Goldsorte

26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.

15. Goldstaub

36. Tafelschokolade

16. Hausboot

37. Tischtuch

17. 18. 19. 20. 21.

38. 39. 40. 41.

7. Endstation

8. Fleischsorte 9. Formularmaterial 10. Friseurmeister 11. Fürstbischof

12. Goldring 13. Goldkiste

Herstellerfirma Holzkugel Hosenrock Kaffeepulver Kaffeetasse

23. Liz-Cleopatra

Milchsuppe Mördergeneral Partnerstadt Pfundtüte Pralinenschachtel Sanddüne Schlußstein Siegerstaat Stahlzylinder Strurrpfhose

Tomatensuppe Weinflasche Whiskysoda Würfelzucker