119 30 18MB
German Pages [312] Year 1986
HYPOMNEMATA 82
V&R
H Y P O M N E M A T A
UNTERSUCHUNGEN ZUR ANTIKE UND ZU IHREM NACHLEBEN
Herausgegeben von Albrecht Dihle/Hartmut Erbse/Christian Habicht Hugh Lloyd-Jones/Günther Patzig/Bruno Snell HEFT 82
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
GIAN ANDREA CADUFF
Antike Sintflutsagen
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
ClP-Kmztitelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Caduff, Gian Andrea: Antike Sintflutsagen / Gian Andrea Caduff. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1986. (Hypomnemata; H. 82] ISBN 3-525-25180-7 NE: GT
© Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1986 - Printed in Germany. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. Satz: Dörlemann-Satz GmbH & Co. KG, Lemförde. Druck: Hubert & Co., Göttingen
URSULAE Dieses Buch ist aus einer Dissertation hervorgegangen, die im Januar 1978 der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich vorlag. Angeregt und mit seinem Rat vielfach gefördert hat sie Herr Professor W. Burkert, der überdies erste Kontakte zu den Herausgebern der „Hypomnemata" vermittelte; für all das sei ihm ganz herzlich gedankt. Sehr gefreut hat mich dann die wohlwollende Aufnahme, die meine Studie bei den Herausgebern fand und eine unverzügliche Drucklegung möglich machte. Danken möchte ich an dieser Stelle aber auch meinen akademischen Lehrern insgesamt, vor allem den Herren Professoren H. Haffter, F. G. Maier, E. Risch und H. Tränkle, für das, was sie mich in ihren Vorlesungen und Übungen lehrten. Weiter danke ich meinen Eltern, die mir das Studium ermöglicht haben, sowie ganz besonders meiner Frau,· ihre Mitarbeit bei der Abfassung des Manuskripts und beim Lesen der Korrekturabzüge war für mich von unschätzbarem Wert. Zizers, im Oktober 1985
Gian A. Caduff
5
Jede Wissenschaft hat ihre Liebhabereien, die Mythologie hat diejenige des Spielens mit der Sintflutmythe. Frobenius
Inhaltsverzeichnis Einleitung
11 ERSTER TEIL: QUELLEN
I. Die Fluterzählung von Deukalion 1. Die kaiserzeitliche Vulgata 2. Parnaß, Lokris und Deukalion 3. Thessalien und Deukalion 4. Dodona und Deukalion 5. Athen und Deukalion 6. Argos und Deukalion 7. Cerambus, Megaros, Polybos, Makar/Makareus und die deukalionische Flut 8. Deukalion und der Orient a) Deukalion und Noah b] Deukalion und andere orientalische Fluttraditionen
II. Die Fluterzählung von Dardanos Kombination der Fluterzählungen von Deukalion und Dardanos
16 16 21 23 27 28 30 30 31 31 35
39 43
III. Systematisierte Fluterzählungen 1. Ogygos - Deukalion 2. Ogygos - Deukalion - Dardanos - Tempedurchbruch . . 3. Andere Systeme 4. Das Sintflutmotiv in der Philosophie 5. Sintflut und Astrologie
44 44 51 53 56 58
IV. Vereinzelte Fluterzählungen
60
V. Götterstreitmythen VI. Exkurs: Naturaitiologien 1. Der Tempedurchbruch 2. Die Flutkatastrophe von Keos 3. Sonstiges VII. Sintflut als Topos
63 64 64 66 67 71 7
ZWEITER TEIL: QUELLENANALYSE I. Deukalion 1. Allgemeingriechische oder lokale Fluttradion? 2. Deukalion und die Lokrer a) Der Parnaß: Zentrum der deukalionischen Flutsage b] Deukalion und Lokris bei Pindar
3. Deukalion im Stammland der Hellenen 4. Deukalion, Lokris und Thessalien bei Hellanikos 5. Die Deukalionsage bei Hesiod a] b) c| d)
Deukalion oder Leukarion? Deukalion und die Leleger Volksetymologie und Steinwurfsage Prometheus und die Sintflut
6. Deukalion und Dodona 7. Deukalion in Athen und Argos a) Amphiktyon, Marathonios, Xuthos und Athen b) Die jüngeren Deukaliontraditionen von Athen und Argos Athen Argos
8. Arkadien und die Deukalionsage 9. Lokalheroen und die deukalionische Flut a) Kerambos (Thessalien] b| Megaros (Megaris] und Polybos (Böotien] c) Makar (Chios] und Makareus (Lesbos)
10. Rein genealogische Verknüpfungen a) b) c) d! e]
Ätolien Ionische Kolonien Asien Lykien Hauptprinzipien in den Deukalion-Genealogien
11. Orientalischer Ursprung der Deukalionsage? a| b) c) d) e)
8
Deukalion in Griechenland: Zusammenfassung Die orientalischen Flutsagen in Griechenland Deukalion und Hierapolis (Bambyke) in Syrien Deukalion und Phrygien Schlußfolgerungen
73 73 76 76 80
84 87 92 92 97 98 100
102 107 107 110 110 113
114 115 115 116 117
118 118 118 118 120 120
121 121 122 125 127 129
II. Dardanos 1. Dardanos und Samothrake 2. Die Fluttradition von Samothrake
133 133 135
III. Flutsysteme 1. Flutsysteme in der Philosophie 2. Spekulationen um das Große Jahr 3. Die Flutsysteme der Chroniken 4. Zenon von Rhodos
142 142 146 153 156
Rhodos, die Teichinen und die Flut
158
5. Die ogygische Flut a I Bezeugung Kastor von Rhodos Varro Christliche Autoren Negative Bezeugung b| ώγύγιος - "Ωγυγος c] Ogygos und Theben d) Ogygos und Attika e| Ogygos und Lykien f) Zum Ursprung der ogygischen Flutsage Ältere Hypothesen Die ogygische Flut - eine Konstruktion der Chronographen?
159 159 159 161 166 168 169 171 174 176 178 178 180
IV. Fluttraditionen um Aiakos, Merops, Inachos und Elis
186
V. Götterstreitmythen
188
VI. Exkurs: Naturaitiologien Die Flutkatastrophe von Keos Atlantis
193 196 198
DRITTER TEIL: INTERPRETATIONEN I. Auflösung des Kosmos als Demonstration göttlicher Macht
200
II. Flutsagen und Theodizee
205
III. Das Opfer auf dem Berge
217
IV. Der Flutheros in der Rolle des Prometheus 1. Deukalion als Menschenschöpfer 2. Flutheroen als Stifter der Zivilisation 3. Sintflut und Kulturbegründung V. Flutsagen als Aitien von Ritualen Delphi und Plataiai Athen Aigina Argos und Samothrake Thessalien Hierapolis und die Herleitung der Sintflutsagen aus dem Ritual
225 225 229 232 239 240 240 243 244 246 249 9
VI. Die Jenseitsreise des Flutheros 1. Deukalion und Larnax 2. Dardanos und Askos 3. Der Weise als Pharmakos
258 259 262 264
VII. Die Sintflutmythen als Verbildlichung menschlichen Selbstverständnisses
274
Abkürzungen
282
Zur Zitierweise antiker Texte
284
Literaturverzeichnis
286
Namen- und Sachregister
299
10
Einleitung Kaum eine andere Erzählung der Bibel hat die abendländische Wissenschaft vom Theologen über den Volkskundler bis hin zum Naturwissenschaftler in derart hohem Maße zu interessieren vermocht wie die in der Genesis festgehaltene Überlieferung von einer gigantischen Überschwemmung der Erde als göttlichem Strafgericht für die Sünden der Menschheit1. Faszinierend wirkte wohl vor allem der Umstand, daß das Motiv von der großen Flut auch aus zahlreichen außerbiblischen Quellen bekannt ist2, unter denen die literarischen Traditionen aus dem Alten Orient auf Grund ihres hohen Alters besondere Aufmerksamkeit verdienen3. Dabei gehen die Interessen in ganz verschiedene Richtungen: Besessen vom Gedanken, daß es sich bei der in der Bibel erwähnten Sintflut um ein tatsächlich einmal eingetretenes und sogar verifizierbares Ereignis handeln müsse, dessen Erinnerung in den Mythen und Sagen der verschiedensten Völker bewahrt geblieben sei, hat manche Expedition die Überreste der Arche Noah gesucht und auch gefunden 4 . Einen fossilen Riesensalamander beschrieb der Zürcher Arzt und Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer auf einem im Jahre 1726 veröffentlichten Flugblatt als Homo Diluvii Testis, als einen menschlichen Zeugen der Sintflut, und noch im letzten Jahrhundert erklärte der Oxforder Geologieprofessor Buckland die Existenz von Fossilien mit der Sintflut, obgleich der englische Naturforscher John Ray diese Theorie bereits im 17. Jh. zurückgewiesen hatte5. Die Methode, die Geschichtlichkeit der biblischen Flut mit naturwissenschaftlichen Argumenten zu erweisen, die sich auf urzeitliche geologische Ablagerungen stützen, läßt sich bis in die Antike zurückverfolgen: Schon Xenophanes (VS 21 A 33,5/6 = Nr. 119) hat Funde versteinerter Meereslebewesen mit einer Sintflut in Verbindung ' Vgl. die ausführliche Bibliographie bei Westermann (1974) 518-22, und auch Cook (1940) 527. Ältere Literatur: Zöckler (1870), Lenormant (1880), Nöldeke (1872), Loisy (1892), Regnaud (1897), Frobenius (1904) 275. 1 Materialsammlungen: Andree (1891), Winternitz (1901), Dähnhardt (1907) 257-94, Frazer (1919) 104-361, Riem (1925), Thompson (1955-58) A 1010-29. Vgl. Westermann (1974) 66-73. ! Vgl. Westermann (1974) 536-46. 4 Vgl. Frazer (1919) 109 Anm. 2. Noch für den Sommer 1974 und erneut in den Jahren 1982 und 1983 wurden derartige Expeditionen geplant - die beiden letzten sogar auf Initiative eines ehemaligen Astronauten: Tages-Anzeiger 82 (1974) Nr. 75 und 91 (1983) Nr. 197 (Zürich, 30. März 1974 und 25. August 1983) beidemal ,Die zwölfte Seite'. Gegenposition bereits Schol. Stat. Theb. 3,560 = Nr. 7 der Quellensammlung. s Scheuchzer (1726), Buckland (1823), Ray (1693).
11
gebracht6. Ebenfalls seit den alten Griechen wird zudem vor allem von außergewöhnlichen Geländeformationen auf gewaltige prähistorische Überschwemmungen geschlossen7. Großes Aufsehen erregten dann natürlich die Ausgrabungen von Ur im Zweistromland, bei denen zwischen Kulturschichten Ablagerungen einer großen Überschwemmung entdeckt wurden, so daß sich die These von der Historizität der biblischen Sintflut endgültig zur Tatsache zu erhärten schien8. Doch alle Versuche, die Sintflutsagen auf bestimmte Ereignisse einer fernen Vergangenheit zurückzuführen, sind ja eigentlich recht unergiebig: Einmal abgesehen davon, daß sich Sicherheit auf diese Weise weder im positiven noch im negativen Sinn gewinnen läßt, sagen derartige Untersuchungen überhaupt nichts zur Stellung und Funktion des Sintflutmotivs innerhalb der jeweiligen mythologischen Systeme aus. Wenn wir deshalb in der vorliegenden Arbeit anders vorgehen und zu erfahren suchen, was denn diese Mythen ihren Erzählern selbst überhaupt bedeuteten, d.h. sie als Ausdruck eines bestimmten Weltverständnisses auffassen, so ist dies die bei weitem universalere Problemstellung, im Vergleich zu der sich die Frage nach einer gigantischen Urkatastrophe als unwesentlich erweist: Die Mitberücksichtigung des,mythischen Sinns', wie sie sich durch die Betrachtung der Sintfluttraditionen als Erzählungen mit einem Inhalt von allgemein gesellschaftlicher Bedeutung9 zwangsläufig ergibt, führt von selbst zur Einsicht, daß die im Mythos enthaltene Aussage das Primäre darstellt, zu deren Verbildlichung das Flutmotiv dient10, und nicht umgekehrt erst die Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis den Mythos hervorgebracht hat. Wie willkürlich die Schaffung eines Sonderfalls ,Sintfluterzählungen' unter all den andern Mythen und Sagen wäre, zeigen insbesondere die Wechselbeziehungen zwischen den Flutsagen
6 Auch Isid. orig. 13,22,2 = Nr. 104. Eskimo-Sage bei Winternitz (1901) 312. Vgl. Frazer (1919) 338/9. Einen Überblick über die naturwissenschaftlich orientierte Forschungsrichtung gibt Zimmerman (1970) 179-200. Vgl. auch Müller (1930) 1-3; 92/3. Z u welch fantastischen Erklärungsversuchen hier gegriffen wurde, zeigt Fischer (1924) 64-95: Die Sintflut wird als Folge kosmischer Ereignisse gedeutet, und zwar als Folge der wechselnden Anziehungskraft, welche die Erde zeitweilig als M o n d e begleitende Himmelskörper auf die Weltmeere ausgeübt haben sollen. Auch mit dem Abtauen der Eismassen der letzten Eiszeit hat man die große Flut in Verbindung gebracht (vgl. Contenau [1941] 128), eine Ansicht, die nun unverhofft durch van Dijks ([1983] 33/4, vgl. 26; 43) Interpretation einer leider nicht ganz klaren Stelle aus dem Lugal-Epos gestützt zu werden scheint. Neuere Theorien bei v. Hassler (1981). Weitere Literatur: Klee (1843), Howorth (1887). Anders schon Huxley (1911)7 Die deukalionische Flutsage erklärt die Entstehung des Tempetales: Frazer (1919) 171-4; vgl. Galanopoulos (1961) und (1963). Analog begründet die samothrakische Flutsage den Bosporus-Durchbruch: Frazer (1919) 168-71; 174; vgl. Winternitz (1901) 312-4.
' Vgl. W o o l e y (1930); Contenau (194-1) 126/7. ' Vgl. die Definition v o n , M y t h o s ' bei Burkert (1979) 23; Kirk (1970) 285. 10 Anders Contenau (1941) 119; zum Problem Meuli (1975) II 1024.
12
und dem Motivkomplex ,Schöpfung" 1 , für den wohl niemand einen konkreten Anknüpfungspunkt geltend machen will. Welche Wege Ethnologie und Religionswissenschaft bisher in dieser Frage gegangen sind, kann bei Seifert13 nachgelesen werden. Speziell hervorzuheben ist das Werk von Usener 13 , der hauptsächlich auf Grund der antiken Traditionen diese von Katastrophe und anschließender Neubegründung des Lebens durch den Flutheros handelnden Sagen als symbolische Erzählungen von der Epiphanie des Lichtgottes deutete. Nur am Rande berücksichtigt das Motiv des Flutheros andererseits eine Arbeit aus neuerer Zeit, die extrem strukturalistisch ausgerichtete Studie von Casalis 1 4 , welche sich vor allem mit den Entsprechungen in den Schöpfungs- und Flutmythen befaßt. Bereits früh begann man sich aber auch zu fragen, ob die Sintfluterzählungen nicht etwa wie so manch andere Mythen als sekundär zu altüberlieferten Ritualen entstandene Aitien erklärt werden müßten 15 . Auf diese Methode der Mythendeutung hat insbesondere Karl Meuli 16 hingewiesen, der in einem 1962 gehaltenen Vortrag über den Ursprung der Fastnacht die von Eliade' 7 gegebene Interpretation der Sintflutsagen aufgriff und die Meinung vertrat, das thessalische Peloria-Fest18 mit seinen saturnalienartigen Gebräuchen sei eine im Ritual durchgespielte „regeneration totale du temps", die als „das Auftauchen einer neuen, reinen Welt aus den Wassern der Sintflut" begriffen und dargestellt wurde. Da die Wechselwirkungen zwischen Mythos und Ritual nach wie vor umstritten sind' 9 , soll sich diese Arbeit ganz besonders der Frage widmen, in welchem Verhältnis die Sintflutsagen zu rituellen Praktiken stehen. Die vorliegende Untersuchung erstreckt sich auf die griechischrömischen Traditionen, unter Einbeziehung der orientalischen 20 , obwohl
" - S. 203; 2 2 6 - 8 ; 237-9. 12 (1954) 2 2 8 - 3 6 , vgl. femer Müller (1930) 3 - 5 ; 93. Flut als Bild für den den Himmelsgott bedrohenden Drachen: Fontenrose (1959) 420. N a c h PR 1 4 0 5 / 6 sind die Flutsage und die mit ihr verknüpften Riten Sinnbilder für die Überwindung des Winters durch den Frühling; vgl. van Dijk (1983) 26. Entstehung der lokrischen Sintflutsage zur Zeit der Völkerwanderungen und Kolonisationen: Oldfather, RE 25 (1926) 1188. " (1899). " (1976). Zur Struktur von altorientalischem und griechischem Flutmythos auch Burkert (1982) 69-72. 15 Schon Marie Delcourt ([1944] 58) bemerkte, daß die Interpretation von Sintfluterzählungen unter Beiziehung von Ritualen „en v o g u e " sei. D a z u Burkert (1972), zu Mythos und Ritual vgl. besonders 40/1. " (1975) I 2 9 8 / 9 ; vgl. II 1032/3; 1041/2; 1044. " Vgl. (1976) 19-24, ferner Vian (1963) 80/1. " - S. 194; 246-9. " Vgl. Kirk (1970| 253; (1974) 224; 235; 2 4 6 / 7 . 20 Weiteres Material wird gelegentlich herangezogen. Z u den amerikanischen Sintfluterzählungen Müller (1930).
13
Winternitz21 Useners Abhandlung, die zusätzlich noch die indischen und persischen Sagen berücksichtigte, gerade wegen dieser Aussparung der Überlieferungen der sog. Naturvölker kritisiert hat. Der Grund zur Beschränkung ist ein praktischer: Zum einen haben wir es so mit einem überschaubaren Corpus von Erzählungen aus einem geschlossenen Kulturkreis zu tun, und zum andern beruhen die Kenntnisse, die wir von der Sagenwelt der Naturvölker haben, leider zu einem guten Teil auf den nicht immer zuverlässigen Aufnahmen von Missionaren, die sich bei ihrer Arbeit oft in erster Linie von der bewußten oder unbewußten Absicht leiten ließen, den biblischen Sintflutbericht durch möglichst viele und eindrückliche Parallelen zu stützen22. Winternitz23 führt ein instruktives Beispiel aus Nordamerika an, das zeigt, wie nicht nur die Sage allein, sondern auch noch das zugehörige Ritual auf die christliche Mission zurückgehen können: Da die Mandanen bis 1700 nur Steinwerkzeuge gekannt haben, muß ihr Sintflutritual, bei dem sie Messer, Äxte und andere eiserne Werkzeuge aus den Häusern zusammentragen und im Wasser versenken, jung sein. Eine Arbeit über die antiken und altorientalischen Flutsagen kann sich hingegen auf Texte stützen, die von denjenigen Menschen ausformuliert worden sind, die mit diesen Sagen auch wirklich gelebt haben,· es ist von unschätzbarem Wert, daß uns hier als Ausgangspunkt ein reiches von jeglicher modernen Interpretation unberührtes Quellenmaterial zur Verfügung steht. Innerhalb der Beschränkung auf Antike und Orient sollen aber alle mit einem Flutmotiv verknüpften Erzählungen Berücksichtigung finden, also auch Meerflut- und aitiologische Sagen24; übersetzt und nach den einzelnen Gattungen und Varianten geordnet, werden außerdem in einem eigenen Abschnitt die Quellen selbst den Reichtum der Griechen und Römer an entsprechenden Traditionen dokumentieren. Da sich die Aufsplitterung der Bevölkerung Griechenlands in verschiedene Stämme und auf zahlreiche ein Eigenleben führende Gebiete auch darin zeigt, daß Erzählungen über die Anfänge des Menschengeschlechts, die ein Flutmotiv enthalten, neben solchen stehen, in denen es fehlt, werden zudem bei der Auswertung der Quellen zu Vergleichszwecken Lokalüberlieferungen der letztgenannten Art hinzugezogen, damit sich der Stellenwert des Sintflutmotivs innerhalb eines in sich geschlossenen Mythensystems besser bestimmen läßt. Es bleibt das Problem der Terminologie: Soll man von Sintflutmythen oder Sintflutsagen sprechen? „In Sagen, Legenden, Märchen werden die Vorgänge auf den Menschen bezogen, in der Sage auf den vom Außerordentlichen Getroffenen, in der Legende auf den Träger des Sakralen, im " 11901)305/6. " Vgl. Winternitz (1901) 326. IJ (1901) 305/6; vgl. Frazer (1919) 293. 24 Vgl. die Aussonderung von „uneigentlichen Flutsagen" durch Winternitz (1901) 312-4.
14
Märchen auf die von Wundern getragene handelnde Figur. Im Mythus aber braucht vom Menschen nicht die Rede zu sein; die ihn kennzeichnenden Figuren sind G ö t t e r . . . Man kann den Mythus im engeren Sinn mit Jan de Vries als eine Darstellung der Taten und Leiden von Göttern bezeichnen. Prototyp ist der kosmogonische Mythus, der Ursprungsmythus. Eng mit dem Kult verbunden, setzt der Mythus eine Wirklichkeit, die nachvollzogen werden will." Gerade die Sintfluterzählungen wollen sich nicht recht diesen von Lüthi2 5 formulierten Kriterien fügen; die Flut ist das Werk von Göttern, im Zentrum aber steht das Schicksal des Menschen 26 . In Anbetracht dieser Lage wird im folgenden auf einen terminologischen Unterschied zwischen Mythos und Sage verzichtet 27 .
(1974) 12/3; zum Problem Burkert (1982) 6 4 / 5 . " Obwohl der Bericht über die Flut auf Samothrake (D.S. 5 , 4 7 , 2 - 5 = Nr. 78) die von Lüthi für einen Mythos geforderte Verbindung zum Kult hat, nennt er keine Götter. " Vgl. Radermacher (1943); Kirk (1970) 37. - Anm. 9. !!
15
Erster Teil: Quellen
I. Die Fluterzählung von Deukalion 1. Die kaiserzeitliche Vulgata Horatius 1 carm. 1,2,5-12: ... es kehre wieder die traurige Zeit, in der Pyrrha über vorher nie geschaute Wunder klagte, als Proteus all sein Getier antrieb, die hohen Berge aufzusuchen, als das Volk der Fische im Ulmenwipfel stak, wo früher der gewohnte Sitz der Tauben war, und als die Gemsen angstvoll in der alles bedeckenden Flut schwammen. (Übersetzung von M. Vosseier)
Scholion zu Horatius 2 carm. 1,2,9: (Horaz) sagt, daß während der Flut eine Umkehrung des normalen Lebens stattgefunden habe, so daß Fische in den Bäumen hingen und das im Wald lebende Rotwild im Wasser schwamm... Nachdem die Flut eingetreten war und nur mehr der Parnaß herausragte, fragten Deukalion und Pyrrha den Apollon an, wie das Menschengeschlecht erneuert werden könnte. Als der Gott die Antwort gegeben hatte, daß sie die Knochen der Mutter hinter sich werfen sollten, erkannten sie, daß mit,Mutter' die Erde gemeint war. Wenn nun Pyrrha Steine warf, entstanden sogleich Mädchen, Knaben aber, wenn Deukalion warf. Ovidius 3 met. 1,163-6; 210-3; 218-31; 253; 260/1; 291/2; 311/2; 316-31; 367/8; 379-83; 411-5: Kaum hat der Vater Saturnius dies (die Gewalttätigkeit der aus dem 163 Blute der Giganten entstandenen Menschen, met. 1,156-62) von der 16
höchsten Himmelshöhe gesehen, seufzt er auf; und in Erinnerung an das gräßliche Mahl an Lycaons Tisch - die Tat war noch frisch und nicht allgemein bekannt - wird sein Herz von gewaltigem Zorn ergriffen, wie er Iuppiters würdig ist... „Was aber seine Schuld ist und was die Sühne, will ich (Iuppiter) euch mitteilen. Zu Ohren gekommen war mir der üble Ruf der Zeit. Im Wunsch, ihn widerlegt zu sehen, schwebe ich vom hohen Olymp hinab und ziehe in Menschengestalt durch die Lande, obwohl ich ein Gott b i n . . . Hierauf betrete ich den Wohnsitz und das ungastliche Dach des arcadischen Tyrannen, als die späte Abenddämmerung die Nacht nach sich zog. Ich gab Zeichen, daß ein Gott gekommen sei, und das Volk hatte begonnen zu beten. Zuerst verspottet Lycaon die frommen Gelübde, dann sagt er: ,Ich will herausfinden, ob dies ein Gott oder ein Sterblicher ist, und zwar durch eine eindeutige Prüfung; an der Wahrheit wird man nicht mehr zweifeln können. Bei Nacht versucht er, während der Schlaf auf mir lastet, mich meuchlings zu ermorden. Das ist seine Art, die Wahrheit herauszufinden. Und auch das genügt ihm noch nicht: Einer Geisel vom Molosserstamm öffnet er mit einem Dolch die Kehle; teils kocht er die erst halbtoten Glieder in siedendem Wasser, teils hat er sie auf dem Feuer geröstet. Sobald er dies aufgetischt hatte, ließ ich mit rächender Flamme das Dach auf die Penaten stürzen, die ihres Herrn würdig waren..." Schon wollte er (Iuppiter) über alle Lande Blitze ausstreuen, doch... er entscheidet sich für die entgegengesetzte Strafe, nämlich das sterbliehe Geschlecht im Wasser zu ertränken und vom ganzen Himmel Regengüsse niedergehen zu lassen... Schon gab es zwischen Wasser und Land keinen Unterschied mehr; alles war ein einziges Meer ; und das Meer hatte sogar keine Küsten... Die meisten Menschen werden von der Woge dahingerafft, und die wenigen, welche die Woge verschont hat, zermürbt endloser Hunger; denn sie finden keine Nahrung... Dort strebt ein Berg mit zwei Gipfeln zu den Sternen empor, er heißt der Parnaß, und seine Spitzen überragen die Wolken. Sobald Deucalion hier - alles übrige hatte nämlich das weite Meer bedeckt - mit seiner Ehefrau auf dem kleinen Floß gestrandet ist, beten sie zu den corycischen Nymphen, zu den Berggottheiten und zur schicksalverkündenden Themis, die damals das Orakel innehatte. Es gab zu jener Zeit keinen Mann, der besser gewesen wäre, keinen, der Recht und Billigkeit mehr geliebt hätte, und keine gottesfürchtigere Frau. Sobald Iuppiter sah, daß der Erdkreis ein Sumpf von stehenden Gewässern war und daß von so vielen Tausenden, die soeben noch lebten, nur ein Mann und von so vielen Tausenden nur eine Frau 17
210
218
225
253 260
291 311 316
320
325
übrig war, beide schuldlos, beide Verehrer der Gottheit, zerstreute er die Wolken, vertrieb die Regengüsse durch den Nordwind und zeigte dem Himmel die Erde und der Erde den Himmel. Auch die Wut der See dauert nicht länger; der Meeresbeherrscher legt den Dreizack beiseite, glättet die Wogen... . . . sie (Deucalion und Pyrrha) weinten. Da beschlossen sie, zur himmlischen Gottheit zu beten und bei dem heiligen Orakel Hilfe zu suchen... „... sag uns, Themis, auf welche Weise der Verlust wieder ausgeglichen werden kann, den unser Geschlecht erlitten hat, und komm, du Gnadenreiche, der Welt in ihrem Schiffbruch zu Hilfe!" Die Göttin ließ sich rühren und gab ein Orakel: „Geht hinweg vom Tempel, verhüllt euer Haupt, entgürtet eure Gewänder und werft hinter euren Rücken die Gebeine der großen Mutter!"... Und in kurzer Zeit bekamen durch die Macht der Götter die von Männerhand geworfenen Steine das Aussehen von Männern; und aus den Steinen, welche die Frau warf, erstand das weibliche Geschlecht aufs neue. Daher sind wir ein harter, ausdauernder Menschenschlag und legen Zeugnis davon ab, woraus wir entstanden sind. (Übersetzung von M. von Albrecht)
4 fast. 4,785-94: Fressendes Feuer reinigt alle Dinge, und aus den Metallen schmelzt es die Schlacken: Entsühnt es deshalb mit dem Hirten auch die Schafe? Oder weil die beiden widerstreitenden Gottheiten, das Feuer und das Wasser, die entgegengesetzten Grundstoffe aller Dinge sind, haben deshalb unsere Väter beide Elemente vereint und es für richtig erachtet, den Körper mit Feuer und ausgesprengtem Wasser zu berühren? Oder hält man diese beiden für gewaltig, weil darin der Urgrund des Lebens ist, weil diese der Verbannte aufgibt, weil durch diese die junge Braut zur Gattin wird? Ich kann es nicht recht glauben: Manche meinen, daß der Brauch auf Phaethon und die Flut Deukalions abziele. (Übersetzung von F. Börner)
Augustinus
5 civ. 18,12: Zu dieser Zeit (nach der deukalionischen Sintflut) wurden von den Königen Griechenlands den heidnischen Göttern Kulte eingerichtet, die das Andenken an die Flut und an die Rettung der Menschen 18
330
367
379
411
sowie an das damals mühselige Leben der zuerst auf die Berge, dann in die Ebenen Ziehenden in alljährlicher Feier erneuert haben. Denn auch das Hinauf- und Hinabgehen der Luperci auf der Via Sacra wird so erklärt, daß man sagt, sie stellten die Menschen dar, die wegen der Wasserflut die Bergspitzen aufsuchten und, als jene zurückging, wieder in die Täler heimkehrten. Probus 6 Verg. georg. 1,60-3: Man glaubt, daß Deukalion der Sohn des Prometheus gewesen sei und seine Cousine Pyrrha, die Tochter des Epimetheus, zur Frau gehabt habe zu jenen Zeiten, da Iuppiter in seinem Zorn das Menschengeschlecht vernichtete, indem er Griechenland mit einer Flut überschwemmte. Weil sie auf den Parnaß gelangt waren, von dem nur mehr die zwei Gipfel herausragten, und dort gerade das Orakel der Themis war, traten sie ein und suchten durch das Gebet zu erfahren, auf welche Weise wieder Menschen geschaffen werden könnten. Ihnen wurde die Antwort zuteil, daß sie die Knochen der Großen Mutter mit (in Trauer) gelösten Kleidern und verhüllten Häuptern hinter sich zu werfen hätten. Sie faßten die Erde als ihre Mutter auf und warfen als ihre Knochen Steine hinter sich, aus denen das Menschengeschlecht wieder entstand. Scholion zu Statius 7 Theb. 3,560: Als Iuppiter sah, daß das Menschengeschlecht seine Unschuld abgelegt und sich den Lastern hingegeben hatte, überdeckte er, weil er die allgemeine Verderbtheit der Menschheit selbst unter Gefährdung der gesamten Natur verbessern wollte, die Erde mit einer Flut und strömendem Regen. So vernichtete er das ganze Menschengeschlecht. Im allgemeinen Untergang wurde einzig der Frömmigkeit Rücksichtnahme zuteil: Denn weil Deukalion und Pyrrha, Geschwister und Gatten zugleich, sich mit ihrer reinen Tugend das Mitleid der göttlichen Mächte erworben hatten, gelangten sie in einem Boot nach Delphi und liefen dort auf. Und dort hörten sie die Antwort der Themis, die dem Orakel vorstand: Wenn sie die Gebeine der Mutter hinter sich würfen, so könne das Menschengeschlecht erneuert werden. Der wahre Sinn dieser Worte blieb solange durch Uneinsichtigkeit dunkel, bis die Klugheit das Orakel meisterte. Sie merkten nämlich, daß die Erde als Mutter bezeichnet wurde, weil sie die Erzeugerin aller Dinge ist, und die Steine als ihre Knochen. Deshalb sagt Vergil (georg. 1,62): Deukalion warf die Steine in den leeren 19
Erdkreis hinaus. Also wurden Steine nach hinten geworfen, und wunderbar zu sagen - es entstanden daraus Menschen. So belebte wieder menschliches Denken und Frömmigkeit die Einsamkeit des Erdkreises. An der Sage von der Sintflut ist überhaupt nichts Wahres dran. Denn die Flut dauert bis j etzt - die ganze Welt ist j a von Fluten bedeckt. Die Sage von der Flut ist also gegenstandslos und konnte nie geschehen; sie wurde auf geheimnisvolle Weise in der Literatur erdichtet, weil wie wir erzählt haben - Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit ins Menschengeschlecht eingedrungen waren. (Vgl. Mythogr. 2,73. Ps. Lact. Plac. fab. Ov. 1,7.)
Manilius 8 4,831-3: So hatte er (Oceanus) einst die Städte ertränkt, als Deukalion alleiniger Erbe des menschlichen Geschlechts war und die ganze Welt besaß - eine Welt, die nur mehr aus einer einzigen Bergspitze bestand.
Lucanus 9 5,75/6: Dieser Berggipfel (der Parnaß) ragte als einziger heraus, als die Flut die Erde mit Wasser bedeckte, und war so der Grenzpunkt zwischen Himmel und Meer. (Vgl. Schol. Stat. Theb. 1,118.)
Scholion zu Lucanus 10 Comment. Lucan. 5,71: Wegen jener Höhle, die der göttlichen Orakelkunst geweiht war, ragte während der Flut einzig dieser Gipfel (der Parnaß) aus dem Wasser.
Lukianos 11 Salt. 39: (Ein Tänzer muß unter anderem folgendes darstellen können:) Deukalion, den großen ,Schiffbruch' des Lebens zu seiner Zeit, eine Larnax, die den Rest des Menschengeschlechts bewahrt, und die aus Steinen wieder entstandenen Menschen.
20
12 Tim. 3: Die Regengüsse waren reißend und ungestüm, jeder Tropfen ein ganzer Fluß; deshalb entstand zur Zeit des Deukalion binnen kurzem ein solcher ,Schiffbruch', daß alles im Wasser versank und mit Mühe und Not einzig ein kleiner Kasten erhalten blieb, der am Lykoreus an Land kam und einen lebendigen Rest menschlichen Samens für die Entstehung noch größeren Übels bewahrt hatte.
Hyginus 13 fab. 152 A 2 Rose: Damit Iuppiter das ganze Geschlecht der Sterblichen mit Grund töten konnte, gab er vor, er wolle den Weltbrand löschen. Überall ließ er die Ströme anschwellen, und das ganze Geschlecht der Sterblichen außer Deukalion und Pyrrha ging unter. 14 fab. 153,1-3 Rose: Als der Kataklysmos, den wir mit ,Flut' oder ,Überschwemmung' bezeichnen, geschah, ging das ganze Menschengeschlecht unter, außer Deukalion und Pyrrha, die auf den Ätna flüchteten, welcher als höchster Berg Siziliens gilt. (2) Sie baten Iuppiter, als sie in der Einsamkeit nicht leben konnten, daß er ihnen entweder Menschen gebe oder das gleiche Geschick wie den andern bereite. Da befahl ihnen Iuppiter, Steine hinter sich zu werfen. Er befahl ferner, daß diejenigen, die Deukalion warf, zu Männern würden, die von Pyrrha geworfenen aber zu Frauen. (3) Deshalb heißt ,Volk' auf griechisch λαός, weil nämlich der Stein λαας genannt wird. (Vgl. Nigid. Frg. 99 Swoboda = Nr. 32.)
2. Pamaß, Lokiis und Deukalion Hesiodos 15 Frg. 4 M.-W. (= Schol. Horn. Q Od. 10,2): Deukalion, zu dessen Zeit die Flut geschah, war der Sohn des Prometheus. Seine Mutter war Klymene, wie die meisten sagen, oder tPryneiet, wie Hesiod sagt. 16 Frg. 234 M.-W. (= Str. 7,7,2): Lokros nämlich führte die Mannen der Leleger an, die einst der Kronide Zeus, kundig ewigen Rates, von der Erde aufgelesen als Steine/Männer dem Deukalion gab. 21
Akusilaos 17 FGrHist 2 F 35 (= Schol. Pi. O. 9,70a): Die Geschichte von Deukalion und Pyrrha ist allgemein bekannt. Und daß sie Steine hinter sich warfen und so Menschen machten, bezeugt Akusilaos.
Pindaros 18 O. 9,41-56: Trage nun die Rede auf die Stadt der Protogeneia (Opus) hin, wo Pyrrha und Deukalion, als sie vom Parnaß gestiegen waren, auf Fügung von Zeus, der die leuchtenden Blitze schwingt, das erste Haus errichteten und ohne Beilager das steinerne Geschlecht ihres eigenen Volkes begründeten,· λαοί (λ&ας = Stein) wurden sie genannt . . . Sie sagen nämlich, die Gewalt des Wassers habe die schwarze Erde überflutet, aber durch die Künste des Zeus habe plötzlich Ebbe das schwappende Wasser erfaßt. Von da stammen eure erzbeschildeten Vorfahren ursprünglich ab: Söhne von Töchtern aus dem Geschlecht des Iapetos und der erhabenen Kroniden, stets Könige des Landes. (Vgl. Pae. 9,20.]
Scholien zu Pindaros 19 O. 9,64c: In Opus errichteten Deukalion und Pyrrha, nachdem sie vom Parnaß heruntergestiegen waren, nach dem Willen des Zeus für sich ein Haus. Denn als die Flut gekommen war, hatten sie sich auf den Parnaß begeben,· er ist der höchste Berg von allen. 20 O. 9,68a: Deukalion und Pyrrha, die schon oben erwähnt worden sind, schufen sich ganz ohne Beilager mittels weggeworfener Steine ein dem vorigen völlig gleiches Geschlecht zur Bildung ihres Volkes. Die nach hinten geworfenen Steine wurden bei ihnen nämlich zu Menschen.
Andron 21 FGrHist 10 F 8 (= Schol. A.R. 2,711): Der Berg Παρνασσός wurde nach dem einheimischen Heros Παρνησσός benannt, wie Hellanikos sagt (4 F 196). Andron aber sagt, (daß man ihn so nannte,) weil Deukalions Larnax hier angetrieben 22
wurde. Früher wurde er Λαρνασσός genannt, später aber wegen der Verderbnis des Lautes λ Παρνασσός. (Vgl. Alex. Polyh. FGrHist 273 F 83 [= St. Byz. s.v. Παρνασσός].]
Pausanias 22 10,6,1/2: Man sagt, daß dort (am Parnaß) der Heros Parnassos die älteste Stadt gegründet h a b e . . . (2) Diese Stadt sei nun von den zur Zeit Deukalions herniederströmenden Regengüssen überflutet worden; denjenigen Menschen, die dem Unwetter entrinnen konnten, gelang es, dem Geheul von Wölfen (λύκοι) folgend, sich auf den Gipfel des Parnaß zu retten; die Stadt, die sie gründeten, nannten sie deshalb Λυκώρεια.
Apollodoros von Athen 23 FGrHist 244 F 183 (= Schol. Pi. O. 9,62b): Als Pyrrha und Deukalion in der Larnax vom Parnaß gekommen waren, wohnten sie zuerst in Opus nahe dem Parnaß. Manche sagen, daß Pyrrha nicht in Opus gewohnt habe. Apollodor aber schreibt folgendermaßen: „Man sagt, daß Deukalion in Kynos gewohnt habe und daß Pyrrha dort begraben sei." Das erzählt auch Hellanikos (FGrHist 4 F 117 = Nr. 26).
Anecdota Graeca 24 AB I p. 354 Bekker: Und das Opfer, das wegen der Flut nach Delphi gebracht wurde, nannte man Aigle.
3. Thessalien und Deukalion Hellanikos 25 FGrHist 4 F 6a/b (= Schol. A.R. 3, 1086/1085): (a) Daß Deukalion über Thessalien König war, sagt Hellanikos im ersten Buch der Deukalioneia. Daß Deukalion auch einen Altar für die Zwölf-Götter errichtete, sagt Hellanikos (in der gleichen Schrift). (b) Hellanikos sagt, daß Deukalion, der Sohn des Prometheus, über Thessalien König war und daß er einen Altar für die Zwölf-Götter errichtete. 23
26 FGrHist 4 F 117 (= Schol. Pi. O. 9,62a): Apollodor (FGrHist 244 F 183 = Nr. 23) aber schreibt folgendermaßen: „Man sagt, daß Deukalion in Kynos gewohnt habe und Pyrrha dort begraben sei." Das erzählt auch Hellanikos ... Hellanikos sagt aber auch, daß die Larnax nicht am Parnaß angetrieben worden sei, sondern an der Othrys, einem Berg Thessaliens. Aischylos
27 Pr. 226-41: Doch was ihr fragt: auf welche Klage wider mich (Prometheus) Er (Zeus) diese Schmach begründet, offenbar' ich euch. Nachdem er selbst sich auf den väterlichen Thron Gesetzt, teilt er den Göttern gleich die Ämter aus, Dem dieses, jenes jenem, fügt so Glied an Glied Der Herrschaft. Der mühsel'gen Sterblichen jedoch Gedachte er mitnichten, sann vielmehr sie zu Vertilgen, zu erzeugen sich ein neu Geschlecht. Und niemand stellte sich dem entgegen außer mir. Ich aber wagt' es, rettete die Sterblichen, Daß sie zerschmettert stürzten in den Abgrund nicht. Deshalb durch solche Martern beugen will man mich, Die schmerzlich sind zu leiden, jammervoll zu sehn. Weil ich der Menschen mich erbarmte, werd ich selbst Des gleichen nicht gewürdigt, sondern mitleidlos So zugerichtet, eine Schau nicht zum Ruhm des Zeus. (Übersetzung von W. Kraus)
Apollodoros
28 1,46-8: Der Sohn des Prometheus war Deukalion. Dieser war König im Gebiet von Phthia und heiratete Pyrrha, die Tochter des Epimetheus und der Pandora, welche die Götter als erste Frau erschaffen hatten. (47) Als Zeus das Erzene Geschlecht zum Verschwinden bringen wollte, baute Deukalion auf Anraten des Prometheus eine Larnax, belud sie mit allem Notwendigen und stieg zusammen mit Pyrrha hinein. Zeus schüttete nun gewaltige Regengüsse vom Himmel und überflutete den größten Teil von Hellas, so daß alle Menschen umkamen, abgesehen von wenigen, die auf den hohen Bergen der Umgebung Zuflucht suchten. Damals traten auch die Gebirge Thessaliens auseinander, und die Gebiete außerhalb des Isthmos und der Peloponnes wurden alle überschwemmt. (48) Deukalion fuhr in seiner Larnax während neun Tagen und ebensoviel Nächten über das 24
230
235
240
Meer und trieb schließlich dem Parnaß zu ; und nachdem die Regengüsse aufgehört hatten, stieg er dort aus und opferte Zeus Phyxios. Da schickte Zeus Hermes zu ihm und stellte ihm einen Wunsch frei; Deukalion aber wünschte sich Menschen. Und auf die Aufforderung von Zeus hin nahm er Steine auf und warf sie über seinen Kopf; und diejenigen, die Deukalion geworfen hatte, wurden zu Männern, diejenigen aber, die Pyrrha geworfen hatte, zu Frauen. Deshalb nannte man diese Menschen λαοί, abgeleitet von λαας (Stein). (Vgl. Schol. Horn. A Ii. 1,126. Schol. PI. Ti. 22a = Nr. 111.|
29 3,99: Als Nyktimos die Königsherrschaft übernahm, geschah die nach Deukalion benannte Flut. Manche sagen, daß sie sich wegen des Frevels der Söhne von Lykaon ereignet habe. (Vgl. Schol. Lyc. 73 [Tz.] = Nr. 74; 481 [Tz.].)
Konon
30 FGrHist 26 F 1 XXVII: Das 27. Buch berichtet von Deukalion, der König in der Phthiotis war, und über die zu seiner Zeit eingetretene Überflutung von Hellas. Hegesianax
31 bei Hyg. astr. 2,29: Hegesianax sagt, daß der Wassermann Deukalion sei, weil zu jener Zeit, als er König war, sich eine solche Menge von Wasser aus dem Himmel ergossen hätte, daß es zu einer Sintflut gekommen sein soll. (Vgl. Germ. 561/2. Hipparchos bei Lyd. Mens. p. 79 Wünsch. Lucan. 1,653. Comment. Lucan. 1,653. Anth. 625,6.)
Nigidius Figulus
32 Frg. 99 Swoboda: (a. = Schol. Germ. Bas. p. 85/6 und Schol. Germ. Sang. p. 154) Nigidius glaubt, daß der Hydrochoeus oder Aquarius Deukalion der Thessalier sei, von dem man sagt, daß er in der ungeheuren Flut zusammen mit seiner Gemahlin Pyrrha überlebt habe. Als er erfaßt hatte, daß nur er und seine Gemahlin auf der Erde Übriggeblieben waren, erregte die grenzenlose Verlassenheit seinen Jammer, und er begann die Unsterblichen anzuflehen, daß entweder er und Pyrrha auch noch zugrunde gingen oder das Menschengeschlecht wieder erneuert würde. Iuppiter aber gab ihm durch ein Orakel die Antwort, daß sie die Steine, die sie vor sich fänden, hinter sich werfen sollten. 25
Und die Steine, die Deukalion warf, wurden beim Aufprall zu Männern, alle aber, die Pyrrha warf, zu Frauen. Auf diese Weise sei das Menschengeschlecht wieder entstanden, weshalb im Griechischen die Menschen λαοί (λδας = Stein) genannt würden, (b. = Ampel. 2,11) Der Wassermann, den man für Ganymed hält, wird auch Deukalion der Thessalier genannt, weil dieser mit seiner Gemahlin Pyrrha als einziger der Flut entkommen war. Er wurde seiner Frömmigkeit wegen unter die Sterne versetzt, (c. Dositheus bei M. Schmidt, Hygini fabulae. Jena 1872. LV) Der Wassermann kannte alle Fertigkeiten und belehrte die Menschen. (Vgl. Hyg. fab. 153,1-3 Rose = Nr. 14.)
Pompeius Trogus 33 bei lust. 2,6,7-11: Vor den Zeiten des Deukalion hatten sie (die Athener) Kekrops zum König, von dem sie, da ja das ganze Altertum unglaubliche Geschichten liebt, überliefert haben, daß er zweigestaltig gewesen sei, weil er als erster Mann und Frau durch die Ehe verbunden habe. (8) Auf ihn folgte Kranaos, dessen Tochter Atthis der Gegend den Namen gegeben hat. (9) Nach ihm war Amphiktyonides König, der als erster die Stadt der Athena weihte und dem Gemeinwesen den Namen ,Athen' gab. (10) Zu seinen Zeiten überdeckte eine Überschwemmung den größeren Teil der Völker Griechenlands mit Wasser. (11) Übrig blieben die, welche auf den Bergen Zuflucht gefunden hatten oder mittels Flößen zum König Thessaliens, Deukalion, gelangt waren, der deshalb das Menschengeschlecht neu begründet haben soll. (Vgl. Isid. orig. 13,22,4 = Nr. 104. Oros. hist. 1,9,1/2. Malalas PG XCVII149 [~ Joh. Ant. FHG IV 547 Frg. 13,5).)
Scholion zu Apollonios Rhodios 34 2,1147: Bei den Thessaliern gibt es einen Zeus Phyxios (Φύξιος), entweder weil sie der Flut zur Zeit des Deukalion entkamen oder weil Phrixos vor ihm (Zeus Phyxios) fliehen (φυγείν) mußte. Scholien zu Vergilius 35 Bern. ecl. 6,41: Als der Thessalier Deukalion mit Pyrrha vor der Flut auf den Parnaß flüchtete, wo ihm Themis, die Priesterin der Erde oder eine Tochter der Erde, ein Orakel gab, geschah es, daß sie Steine auf die Erde 26
warfen. Die Steine, die Deukalion warf, verwandelten sich in Männer, die Steine aber, die Pyrrha warf, in Frauen... Themis, die sehr gerechte Göttin, gab ihnen (Deukalion und Pyrrha), die sich wegen der geringen Zahl von Menschen flehend an sie gewandt hatten, die Antwort, daß sie die hinter ihrem Rücken liegenden Knochen der Mutter aufheben sollten. Als sie gemerkt hatten, daß die Erde die Mutter aller Dinge sei, hoben sie Steine auf und warfen sie ins Wasser. Hier liegt der Ursprung der Menschen. Iuppiter soll, so glaubt man, auf Erden eine Flut entfesselt haben, um die Untaten der Menschen zu rächen. Während alle zugrunde gingen, entkamen Deukalion, der Sohn des Hellen, und seine Gemahlin Pyrrha, die Tochter des Epimetheus, auf den Parnaß und entfachten ein Feuer, um des Nachts Fackeln zur Verfügung zu haben. Aber weil Deukalion in Erwägung zog, daß durch diese Tat Iuppiter verletzt werden könnte, wie es bereits Prometheus durch die List mit dem Feuer bewiesen hatte, löschte er das Feuer. Iuppiter zeigte deswegen Erbarmen und forderte sie durch Merkur auf, Steine hinter sich zu werfen und dabei nicht zurückzuschauen. Die Steine sollen sich in Menschen verwandelt haben. Das gleiche soll auch Themis gemacht haben. (Vgl. Philarg. Verg. ecl. 6,41 rec. I.)
36 Bern, georg. 1,62: Als zu irgendeiner Zeit in Thessalien die Flüsse über die Ufer traten und alle Menschen höher gelegene Orte aufsuchten, warfen der Thessalier Deukalion und Pyrrha, die Erdgöttin oder eine Tochter der Erde, Steine auf die Erde. (Vgl. Philarg. Verg. ecl. 6,41 rec. I.)
4. Dodona und
Deukalion
Aristoteles
37 Mete. 352a/b: In schicksalsbestimmten Zeitabständen kommt, wie im Lauf der Jahreszeiten der Winter, so innerhalb einer bestimmten großen Periode ein großer Winter und ein Übermaß von Regengüssen. Dies Ereignis tritt aber nicht immer in denselben Gegenden ein, sondern ähnelt der sogenannten deukalionischen Flut; diese betraf besonders den griechischen Raum, und zwar das Griechenland der Urzeit, das Land um Dodone und den Acheloos, (b) ein Fluß, der oft seinen Lauf verändert hat (dort wohnen die Seiler und das damals Graiker genannte Volk, das jetzt Hellenen heißt). (Übersetzung von H. Strohm] (Vgl. Manil. 4,818-33.)
27
Akestodoros und Thrasybulos 38 FHG II 464 (= Schol. Horn. AD Ii. 16,233): Nach der Flut, die sich in dieser Zeit ereignete, kam Deukalion nach Epirus und befragte das Eichenorakel. Als ihm eine Taube ein Orakel gegeben hatte, besiedelte er den Ort, indem er die Überlebenden der Flut sammelte.
Kallimachos 39 Frg. 509 Pf. (= Philosteph. Hist. FHG III 30 Frg. 9a [= Harp. s. v. Βούχετα]): Βουχετα ist eine Stadt in Epirus, von der Philostephanos in seinem Werk über Epirus sagt, daß sie diesen Namen trage, weil Themis zur Zeit der Flut Deukalions auf einer Kuh (βοΰς) reitend (όχεΐσθαι) hierher gekommen sei.
Plutarchos 40 Pyrrh. 1: Phaethon, einer der mit Pelasgos nach Epirus gezogenen Leute, soll der erste König der Thesproter und Molosser nach der Flut gewesen sein. Manche sagen, daß Deukalion und Pyrrha das Heiligtum bei Dodona errichtet und dann dort bei den Molossern gewohnt hätten.
Scholion zu Homeros 41 TU. 16,235: (Die Priester von Dodona tragen das Beiwort) άνιπτόποδες ^ungewaschene Füße habend') zum Gedenken an die Sintflut, als sie nach ihrer Rettung so herumzogen (?) und zu Zeus flehten.
5. Athen und Deukalion Marmor Parium 42 FGrHist 239 A 2, 4: Seit Deukalion in Lykoreia am Parnaß König wurde, während in Athen Kekrops König war, sind es 1310 Jahre (bis 264/3). (4) Seit die Flut zur Zeit Deukalions kam, Deukalion aber vor den Regengüssen von Lykoreia nach Athen zu Kranaos flüchtete, dem Zeus Olympios ein Heiligtum errichtete und für die Rettung opferte, sind es 1265 Jahre (bis 264/3). In Athen war Kranaos König. 28
Apollodoros 43 3,186: Als Kekrops starb, wurde Kranaos König, ein der Erde Entsprossener, zu dessen Zeit die Flut des Deukalion geschehen sein soll.
Pausanias 44 1,18,7/8: Im heiligen Bezirk (des Zeus Olympios in Athen) gibt es auch Altes: einen ehernen Zeus, einen Tempel des Kronos und der Rhea und einen Bezirk der Gaia, welche die,Olympische' genannt wird. Dort klafft der Erdboden ungefähr eine Elle auseinander, und sie sagen, daß hier nach der Flut, die sich zur Zeit Deukalions ereignete, das Wasser abgelaufen sei. Sie werfen hier jährlich Schrotmehl mit Honig vermengt hinab. ( 8 ) . . . Man sagt, daß Deukalion das alte Heiligtum für den Zeus Olympios erbaut habe, wobei sie als Beweis dafür, daß Deukalion in Athen gewohnt habe, sein Grab zeigen, das sich in geringer Entfernung vom jetzigen Tempel befindet.
Theopompos 45 FGrHist 115 F 347a/b (= Schol. Ar. Ach. 1076 [Suid. s.v. Χύτροι]/ Ra. 218): Theopomp sagt, die Menschen, die sich vor der Flut retten konnten, hätten einen Topf (χύτρα) mit einem Körnergericht gekocht, wonach das Fest (Chytren-Fest) benannt s e i . . . (b) Die Χύτροι sind ein athenisches Fest. Es wird aus dem Grunde abgehalten, den auch Theopomp in seiner Schrift klarlegt: „Die Menschen, die sich retten konnten, benannten nach dem Namen des Tages, an dem sie wieder Mut geschöpft hatten, auch das ganze Fest." Weiter schreibt er: „Bei ihnen ist an den Choen Brauch, keinem der Olympischen Götter zu opfern, sondern dem Chthonischen Hermes,· und von dem Topf, den alle in der Stadt kochen, kostet keiner der Priester. Das machen sie an < diesem> Tag." Und er fährt fort: „Die damaligen Überlebenden versuchten, Hermes im Namen der Umgekommenen zu versöhnen."
Apollonios von Acharnai 46 FGrHist 365 F 4 (= Phot, und Suid. s.v. Ύδροφόρια): Hydrophoria: Trauerfest wegen den in der Sintflut Umgekommenen, wie Apollonios sagt. 29
Plutarchos 47 Sull. 14,10: Er (Sulla) sagt selbst in seinen Memoiren, daß er Athen an den Kaienden des März eingenommen habe. Dieser Tag fällt ungefähr mit dem Anfang des Monats Anthesterion zusammen, an dem sie zufälligerweise vieles zur Erinnerung an die durch Regengüsse erfolgte Katastrophe tun, weil die Flut damals auch ungefähr in diese Zeit gefallen war.
6. Argos und Deukalion Arnanos 48 FGrHist 156 F 16 (= EM 176,32-6): Zeus Aphesios (Άφέσιος) wird in Argos verehrt. Er heißt so, weil Deukalion, als die Flut hereinbrach, entkam und heil auf den höchsten Punkt von Argos gelangte und dort, weil er der Flut hatte entkommen' (άφειθηναι) können, dem Zeus Aphesios einen Altar errichtete.
7. Ceiambus, Megaros, Polybos, Makai/Makaieus und die deukalionische Flut Ovidius 49 met. 7,351-6: Doch sie (Medea) flieht hoch über den schattigen Pelion, die Behausung der Philyra, über den Othrys und über die Stelle, die durch das Schicksal des alten Cerambus bekannt geworden ist: Mit Hilfe der Nymphen schwang er sich auf Flügeln in die Luft, als die Erde von dem Meer überschwemmt war, das auf ihr lastete, und entrann so der deucalionischen Flut, ohne zu ertrinken. (Übersetzung von M. von Albrecht) (Vgl. Ps. Lact. Plac. fab. Ov. 7,5.)
Pausanias 50 1,40,1: Die Megarer sagen, daß die sithnidischen Nymphen bei ihnen heimisch seien und daß Zeus einer von ihnen beigewohnt habe. Megaros, der Sohn des Zeus und dieser Nymphe, sei vor der Überschwemmung zur Zeit Deukalions geflohen; er sei auf die Höhen des Gerania-Berges geflohen, der damals diesen Namen noch nicht 30
trug, später aber Gerania-Berg (Γερανία) genannt wurde, weil Megaros, als Kraniche (γερανοί) herangeflogen kamen, dem Geschrei dieser Vögel folgend, dorthin geschwommen war. Kallimachos 51 Frg. 42 Pf. (= Theon in EM 207,40): Βουκεραΐς: Quelle in Plataiai, der man diesen Namen gab, weil Polybos aus Argos nach der deukalionischen Sintflut Plataiai neu gründete, wobei ihn wie einst Kadmos gemäß einem Orakelspruch eine Kuh leitete. Diese habe sich dort niedergelegt und mit dem Horn gegen den Boden gestoßen, und es sei eine Quelle zum Vorschein gekommen, die man nach dem Horn (κέρας) der Kuh (βοϋς) Bukerai's genannt habe. (Vgl. D.S. 19,53,4.]
Ephoros 52 FGrHist 70 F 11 (=Ath. 105d): Daß es auch eine Stadt Karides auf der Insel Chios gab, erzählt Ephoros im ersten Buche, wobei er sagt, daß die Überlebenden der deukalionischen Flut diese Stadt zusammen mit Makar gegründet hätten. (Vgl. D.S. 5,81,3 = Nr. 115.) 8. Deukalion und der Orient a) Deukalion und Noah Philon von Alexandrien 53 De praemiis et poenis (4) 23: Denjenigen, zu dessen Zeit sich die große Sintflut ereignete, nennen die Griechen Deukalion, die Chaldäer aber Noah. lustinos Martys 54 Apologie II 7,2: . . . wie auch schon früher einmal die Sintflut niemanden übriggelassen hatte mit Ausnahme eines einzigen und seiner Angehörigen, der bei uns Noah, bei euch aber Deukalion heißt, von welchem wieder so viele Menschen abstammen, unter denen die einen nichtsnutzig, die anderen aber rechtschaffen sind. 31
Plutarchos 55 Mor. 968f (=soll. an. 13): Die Geschichtenerzähler sagen, daß eine Taube, die aus der Larnax ausgeschickt wurde, dem Deukalion die Fortdauer des Unwetters angezeigt habe, indem sie jeweils wieder hineinschlüpfte, den Umschlag zum guten Wetter aber, indem sie wegflog. Lactantius 56 inst. 2,10,9; 23: Bei allen steht fest, daß die Sintflut zur vollständigen Tilgung der Schlechtigkeit von der Erde geschehen ist. Das sagen nämlich auch die Philosophen, die Dichter und die Altertumswissenschaftler und stimmen darin sogar genau mit der Darlegung der Propheten übere i n . . . (23) Denn wie wir alle einzeln zugrunde gehen, ist es auch möglich, daß durch irgendeinen Unglücksfall alle zugleich zugrunde gehen, sei es durch Unfruchtbarkeit der Erde, was strichweise zu geschehen pflegt, oder durch eine sich überall ausbreitende Seuche, welche meistens einzelne Städte oder Gegenden verwüstet, oder durch einen in die Welt gesandten Brand, wie ein solcher unter Phaethon gewesen sein soll, oder auch durch eine Wasserflut, wie sie für Deukalions Zeiten berichtet wird, als das ganze Menschengeschlecht außer einem einzigen vernichtet wurde. Pseudo-Klementinen (Recognitiones) 57 bei Rufin. Clement. 8,50: Endlich, als schon die ganze Erde von Grund auf durch die Sünde befleckt war, bedeckte Gott deswegen die Welt mit einer Flut, die nach eurer Aussage zur Zeit Deukalions geschah, und errettete damals in einem Kasten einen Gerechten mit seinen Söhnen, und mit ihm die Keimlinge aller Arten von Lebewesen. Apokalypse Adams 58 67,15-71,10 (Foerster p. 22/3): Jetzt nun, (15) mein Sohn Seth, will ich dir das offenbaren, was mir jene Männer offenbart haben, die ich (20) früher vor mir gesehen habe: nachdem ich die Zeiten dieses Geschlechtes vollendet haben werde (25) und [die] Jahre [dieses Geschlechtes] vergangen sind, dann [wird Noa]h [kommen, ein D]iener [des Herrn, Gottes (I. Mos. 6,9), der (30) uns erschaffen hat. Und eine (69,1) Sintflut wird kommen (I.Mos. 6,17ff.)].Eswerden nämlich zuerst Regengüsse [Gottes], des (5) Allmächtigen, hervorkommen, [damit] er vernichte alles 32
Fleisch von der Erde (10) durch das, was rings um sie war, und [die] aus dem Samen [der] Menschen stammen, die [die Offenbarung] der (15) Erkenntnis durchdrungen hatte, die aus deiner Mutter Eva hervorgekommen war. [Diese] waren ihm nämlich fremd. Danach werden (20) große Engel in hohen Wolken kommen. Sie werden jene Menschen zu dem Ort hineinnehmen, an dem der Geist (25) [des ewigen] Lebens ist... (70,1) Eine [Herrlichkeit jener Äonen wird ihnen zuteil werden...] werden vom Himmel zur Er[de kom]men, [und] (5) die ganze [Menge] des Fleisches wird [im Wasser] vergehen. Dann wird Gott von seinem Zorn ruhen, und er wird seine Kraft auf die Wassermassen werfen. (10) Und [er wird] schonen No[ah] und seine Söhne und ihre Frauen durch die Arche und die Tiere, an denen er Wohlgefallen gehabt hatte; und die Vögel des Himmels, die er gerufen hatte, (15) setzte er auf die Erde. Und Gott wird zu Noah, den die Generationen ,Deukalion' nennen werden, sagen: „Siehe, (20) ich habe dich in der Arche bewahrt mit deiner Frau und deinen Söhnen und ihren Frauen und ihre Tiere und die Vögel [des Himmels], die du gerufen hast... (71,1) Deshalb will ich dir die Erde geben, dir und deinen Söhnen. In einem Reich wirst du über sie herrschen, du und deine Söhne. Und kein (5) Same wird aus dir hervorkommen der Menschen, die nicht auch in Ehre vor mich hintreten werden. Dann werden sie wie die Wolke des (10) großen Lichtes werden." Origenes
59 Cels. 1,19: (Kelsos behauptet:) Es habe nämlich seit jeher viele Weltbrände und Überflutungen gegeben. Die letzte sei die nicht allzu weit zurückliegende Sintflut zur Zeit des Deukalion gewesen. (Vgl. Cels. 4,11; 79.]
60 Cels. 4,41: (Kelsos behauptet:) Die Sintflut, die merkwürdige Arche, welche alles aufnahm, und als Boten die Taube und die Krähe: all das sei eine skrupellose Verfälschung der Sage von Deukalion. Scholion zu Pindaros (rec.)
61 O. 9,70 p. 217 Boeckh: Die Sage von der Sintflut zur Zeit des Noah haben die Griechen von uns gestohlen und erzählen sie so: Als Zeus die Erde überflutete, stiegen Deukalion und Pyrrha in einen Kasten und wurden vom Wasser auf die Höhe des Parnaß getragen, nach manchen auf die des 33
Lykoreus. Nachdem das Wasser gewichen war, kamen sie aus dem Kasten heraus und wurden von Zeus beauftragt, die Knochen ihrer Mutter nach hinten zu werfen. Weil sie keine andere denn die Erde als ihre Mutter vermuteten, nahmen sie Steine auf und warfen sie nach hinten. Und die Steine, die Pyrrha warf, wurden zu Frauen, diejenigen, die Deukalion warf, zu Männern. Von daher kommt die Bezeichnung λαός (Volk); λδας heißt nämlich ,Stein'.
Theophilos von Antiochien 62 Ad Autolycum 3,18/9: Piaton nämlich legte zwar dar, wie wir oben gesagt haben, daß es eine Sintflut gegeben habe, sagte aber, daß es nicht eine Überschwemmung der ganzen Erde, sondern allein der Ebenen gewesen sei und daß diejenigen, die entkommen konnten, auf den Berggipfeln überlebt hätten. Andere sagen, daß damals Deukalion und Pyrrha gelebt hätten, und diese hätten sich in einer Larnax gerettet; Deukalion habe nach dem Verlassen der Larnax Steine hinter sich geworfen und aus diesen Steinen seien Menschen entstanden. Deshalb, sagt man, würden die Menschen auch λαούς ,Leute' (λάους ,Steine') genannt. Wieder andere sagen, daß zur Zeit der zweiten (einer weiteren?) Sintflut Klymenos gelebt habe. Daß diejenigen, die solches schreiben und erfolglos untersuchen, sich als nichtswürdig, völlig gottlos und töricht erweisen, wird aus dem oben Gesagten klar. Unser Prophet und Diener Gottes, Moses, hat in seinem Bericht über die Entstehung der Welt erzählt, auf welche Weise die Sintflut sich auf der Erde ereignete, wobei er indessen, wie sich das mit der Sintflut Zusammenhängende auch abgespielt hat, weder von Pyrrha und Deukalion noch von Klymenos spricht und auch nicht davon, daß nur die Ebenen überflutet worden seien und allein diejenigen überlebt hätten, die in die Berge geflohen seien. (19) Er erklärt aber, daß es keine andere Sintflut gegeben habe ; er sagt vielmehr, daß nie mehr eine Sintflut über die Welt hereinbrechen werde, wie es nie eine zweite gab und auch nie wieder eine geben wird. Er sagt, daß im ganzen acht Menschen in der Arche überlebt hätten, die im Auftrage Gottes hergestellt worden war, und zwar nicht von Deukalion, sondern von Noah, dessen hebräischer Name ,Ruhe' bedeutet, wie wir auch in einer anderen Schrift dargelegt haben, daß Noah den anderen Menschen die bevorstehende Sintflut angekündigt und ihnen bei dieser Prophezeiung zugerufen habe: Hierher (δεϋτε), Gott ruft (καλεί) euch zur Reue auf. Deshalb wurde er zutreffend auch Deukalion (Δευκαλίων) genannt. (Vgl. Hyg. fab. 154 Rose. Paus. 5,8,1.)
34
Filasttius 63 1 2 2 ( 9 4 ) 1 - 3 : Eine andere Ketzerei ist diejenige, welche behauptet, daß die Flut unter Deukalion und Pyrrha sich ebenso früh ereignet habe wie diejenige zur Zeit des seligen Noah. Denn die Heiden haben die Sage einfach übernommen, dabei die Namen geändert und erzählen sie so, wie wenn auch die Arche nach der Sintflut in Griechenland gewesen wäre. Was also bei den prahlerischen Heiden von geringem Alter ist, wird von ihnen absichtlich für alt ausgegeben. (2) Und das, was in Thessalien auf beschränktem Raum geschehen ist, wird von den diebischen Heiden in ihrer Lehre so dargestellt, wie wenn es sich überall, das heißt auf der ganzen Welt, ereignet hätte. (3) Dabei geschieht dies in Thessalien alle paar Jahre auf bisweilen kleinem Raum ; ebenso hat sich jene Sintflut in jedem Saeculum ereignet, wie es auch die Schriften der Heiden selbst bezeugen. (Vgl. Aug. civ. 18,8 = Nr. 88.)
b) Deukalion und andere orientalische Fluttraditionen Lukianos 64 Syr. D. 12/3, 28; 33; 48: Die meisten sagen nun, daß Deukalion Sisytheus das Heiligtum gegründet habe, derselbe Deukalion, zu dessen Zeit das viele Wasser kam. Über Deukalion habe ich eine Geschichte bei den Griechen gehört, die die Griechen von ihm erzählen. Der Mythos lautet folgendermaßen: Dieses Geschlecht, die jetzigen Menschen, war nicht das erste, jene (frühere) Generation ging jedoch vollständig zugrunde. Die jetzigen Menschen gehören der zweiten Generation an, die sich nach Deukalion wieder vermehrte. Über jene Menschen erzählen sie folgendes: Sie waren sehr frevelhaft und begingen Taten wider jegliches Recht; weder hielten sie Eide ein, noch nahmen sie Gastfreunde auf, und auch Schutzflehende erhörten sie nicht. Dafür k a m das große Unglück über sie. Sogleich gab die Erde viel Wasser von sich, große Regengüsse fielen, die Flüsse strömten gewaltiger dahin, und das Meer stieg mächtig an, bis alles zu Wasser wurde und alle umkamen. Deukalion allein blieb von den Menschen für die zweite Generation übrig, seiner Besonnenheit und Frömmigkeit wegen. Folgende Rettung wurde ihm zuteil: Er veranlaßte seine Kinder u n d Frauen, eine große Larnax, die er besaß, zu besteigen, und schickte sich dann an, auch selbst einzusteigen. Da kamen zu ihm Schweine, Pferde, verschiedene Arten von Löwen, die Schlangen und andere Lebewesen, so viele sich auf der Erde nährten, alle in Paaren. Er aber n a h m sie alle auf, u n d sie verletzten ihn nicht, sondern Zeus 35
ließ zwischen ihnen eine große Freundschaft entstehen. Und in einer einzigen Larnax fuhren alle dahin, solange das Wasser die Oberhand hatte. Das erzählen die Griechen über Deukalion. (13) Darüber hinaus aber wird von den Bewohnern der heiligen Stadt eine sehr merkwürdige Geschichte erzählt, daß nämlich auf ihrem Gebiet ein großer Spalt entstand und alles Wasser aufnahm. Deukalion aber errichtete, als das geschehen war, Altäre und erstellte über dem Spalt einen der Hera geweihten Tempel. Ich habe den Spalt auch gesehen, und er ist sehr klein, unter dem Tempel gelegen. Ob er früher groß war und erst jetzt so geworden ist, weiß ich nicht; derjenige, den ich gesehen habe, ist jedenfalls klein. Zum Andenken an diese Sage machen sie folgendes: Zweimal jährlich kommt Wasser aus dem Meer in den Tempel hinein. Nicht nur die Priester tragen Wasser, sondern ganz Syrien und Arabien. Und auch von den Gebieten jenseits des Euphrats kommen viele Menschen zum Meer, und alle tragen sie Wasser. Zuerst schütten sie es im Tempel aus, hernach läuft es in den Spalt hinunter, und der Spalt nimmt eine große Menge Wasser auf, wiewohl er nur klein ist. Das tun sie und sagen, daß Deukalion diesen Brauch im Tempel eingeführt habe, damit eine Erinnerung an das Unglück und die Wohltat bestehen bleibe. So lautet ihre alte Erzählung über das Heiligtum ... (28)... Bei diesen Propyläen stehen auch die Phallen, die Dionysos aufgestellt hat und die dreißig Klafter hoch sind. Ein Mann steigt jährlich zweimal auf einen dieser Phallen und wohnt für eine Zeit von sieben Tagen auf der Spitze des Phallos. Als Grund für diese Besteigung wird folgendes angegeben: Die meisten glauben, daß er in der Höhe mit den Göttern verkehre und Wohltaten für ganz Syrien erbitte und die Götter die Gebete so aus der Nähe hörten. Andern scheint es, daß auch dies wegen Deukalion gemacht werde zur Erinnerung an jene Katastrophe, als die Menschen auf die Berge stiegen und auf sehr hohe Bäume kletterten, weil sie das viele Wasser fürchteten... (33) In der Mitte von beiden steht ein anderes Götterbild, eines aus Gold, das den übrigen überhaupt nicht vergleichbar ist. Es hat kein eigenes Aussehen, sondern es trägt Bilder der andern Götter. Es wird denn auch sogar von den Syrern selbst einfach,Zeichen' genannt, sie haben ihm nicht einmal einen eigenen Namen gegeben; sie berichten ja auch nichts über seinen Ursprung und sein Aussehen. Die einen führen es auf Dionysos, andere auf Deukalion und auch auf Semiramis zurück: Denn in der Tat befindet sich auf seiner Spitze eine Taube aus Gold. Deshalb erzählen sie, daß dieses,Zeichen' der Semiramis gehöre. Zweimal in jedem Jahr geht es weg zum Meer zur Herbeischaffung des erwähnten Wassers ... (48) Die größten Festzüge bei ihnen sind aber doch diejenigen, die 36
nach dem Brauch zum Meer hin gehen. Aber ich weiß darüber nichts Genaues zu berichten,· ich kam nämlich nicht selbst hin und habe auch nichts über dieses Wassertragen erfahren. Was sie aber machen, wenn sie zurückgekommen sind, habe ich gesehen und will ich erzählen. Jeder trägt ein mit Wasser gefülltes Gefäß; diese Gefäße sind mit Wachs versiegelt. Und sie brechen das Siegel nicht selbst auf und schütten das Wasser aus, sondern es gibt einen heiligen Hahn - er hält sich beim See auf -, der, sobald er die Gefäße von ihnen übernommen, das Siegel gesehen und darüber hinaus noch eine Belohnung bekommen hat, sowohl das Band löst als auch das Siegel wegnimmt; und viele Minen kommen aus dieser Tätigkeit für den Hahn zusammen. Von hier tragen sie das Wasser selbst in den Tempel, gießen es aus und gehen nach vollzogenem Opfer rückwärts wieder hinaus. Hermogenes 65 FGrHist 795 F 2 (= Zen. 6,10, ~ Zen. Ath. 2,101 [Miller p. 368]): Nannakos war, wie Hermogenes in seinen Phrygiaka sagt, ein phrygischer König vor der Zeit des Deukalion. Als er die bevorstehende Flut voraussah, versammelte er alle Leute in einem Heiligtum und flehte unter Tränen um Schutz. [Nannakos soll nämlich ein ganz alter phrygischer König in Pisinus gewesen sein und bei den Menschen dort manche Bräuche eingeführt haben. Prov. Bodl. 140.] Anonymos 66 FGrHist 800 F 3 (= St. Byz. s.v. Ίκόνιον): Man sagt, daß es einen gewissen Annakos gab, der über dreihundert Jahre lang lebte. Seine Zeitgenossen hätten nun ein Orakel befragt, bis wann er leben werde. Es wurde der Orakelspruch gegeben, daß alle vernichtet würden, wenn jener stürbe. Wie die Phryger das hörten, klagten sie sehr... Als nun zur Zeit des Deukalion die Flut kam, wurden alle vernichtet. Die Erde wurde wieder trocken; Zeus aber hieß Prometheus und Athene aus Lehm Figuren formen, rief dann die Winde zu sich heran und befahl ihnen, all die Gebilde anzublasen und ihnen so Leben einzuhauchen. Weil diese ,Bilder' (εικόνες) dort geformt wurden, sei die Stadt Ikonion (Ίκόνιον) genannt worden. Arnobius 61 nat. 5,5: Bei Timotheus, einem namhaften und auch bei andern Gelehrten 37
von gleichem Rang angesehenen Theologen, ist in bezug auf die Große Göttermutter und deren Kult folgende Herkunft festgehalten, und zwar ermittelt auf Grund von entlegenen Büchern über Altertümer und - wie er selbst schreibt und mitteilt - der ganz geheimen Mysterien. In Phrygien liegt, sagt er, ein Felsen von einer in jeder Hinsicht unerhörten Größe und Mächtigkeit, der den Namen Agdus trägt, so benannt von den Einheimischen dieser Gegend. Von diesem Felsen nahmen Deukalion und Pyrrha Steine und warfen sie, wie Themis in ihrem Orakel befohlen hatte, in den menschenleeren Erdkreis hinaus. Aus diesen Steinen bildete sich mit den andern Lebewesen auch die sogenannte Magna Mater heraus und wurde von den Göttern belebt. Während diese nun einmal gerade auf der Höhe des Felsens fest schlief, näherte sich ihr Iuppiter mit gar unkeuschen Begierden, doch als er trotz langer Anstrengung das, was er sich versprochen hatte, nicht erlangen konnte, vergoß er besiegt seinen Samen auf den Stein. Davon wurde der Fels schwanger, und unter großem Stöhnen wurde noch vor dem zehnten Monat Agdistis geboren, so genannt nach dem Namen der Mutter. Nonnos 68 D. 13,520-44: Und ihr Führer, der Dirke, die Drachenquelle, verlassen, Priasos hieß er, war fremd in aonische Lande gewandert. Denn als der Regenzeus beschwemmte Phrygiens Triften Und in Wolkenbrüchen das steigende Wasser herabgoß, Als es die Bäume bedeckte, und trockene Höhen, wo früher Disteln wuchsen, nun umbrandet wogten die Ströme, Da verließ die feuchte, vom Regen verschleierte Heimat Und die lufterfüllende Flut, die sein Haus überrannte, Priasos und zog fort in den Schoß der aonischen Fluren, und so floh er vor des Zeus todbringendem Regen. Immer weinte er Tränen nun in der Fremde, gedenkend Des Sangarios' Flut; die heimischen Wellen ersehnend, Trank er nun das fremde Wasser aonischen Stromes. Spät erst dämpfte den Schwall und der Sintflut böse Gewalten Zeus, der höchste Gott, und aus des Sipylos Gipfeln Trieb er wieder zurück die Wasser, die Phrygien deckten, Und mit dem Dreizack jagte der Erderschüttrer die ganze Flut in die tiefen Schlünde des wüsten, pfadlosen Meeres, Und es entblößten die Höhen sich aus der brausenden Sintflut. Damals nun verließ Boiotiens Lande und kehrte in die Heimat, die nievergessene, Priasos wieder, Und der Heimgekehrte umschlang voll seliger Freude 38
520
525
530
535
540
Seinen wankenden Vater, ihn, den der gewalt'ge Kronide Frommer Werke wegen aus jener Sintflut errettet, Ihn, den man Brombios nennt. (Übersetzung von Th. v. Scheffer]
II. Die Fluterzählung von Dardanos Lykophron 69 72-84: Ich (Kassandra) beweine dich, meine Vaterstadt, und das Grab des Sohnes der Atlantide (Dardanos), des Tauchers, der einst in einem genähten Behälter vierfüßig wie eine Reuse (πόρκος) vom Istros-Fluß, weil er seinen Körper mit einem Sack umwickelt hatte, dem Seevogel von Rethymna gleich einsam dahinschwamm, nachdem er die zerynthische Höhle der mit Hundeopfer verehrten Göttin, Saon (Samothrake), den befestigten Sitz der Korybanten verlassen hatte, als die rauschende Flut des Zeus die ganze Erde überschwemmte und völlig zerstörte. Die Türme stürzten zum Erdboden nieder; die Menschen aber schwammen im Wasser und sahen ihr letztes Schicksal vor Augen. Die Früchte von den Eichen und die süßen Trauben genossen jetzt Walfische und Delphine . . . Scholien zu Lykophron 70 74: Der Porkos ist ein Tier, das am Istros-Flusse, auch Donau genannt, lebt. Er ist von einer dünnen Haut umgeben und sieht, wenn er sich aufbläst, wie ein Sack aus. Und auf diese Weise schwimmt er, bis die Luft entweicht. Dann geht er an Land und frißt. Kälte ist für ihn tödlich... Wie ein Porkos beim Schwimmen seinen Körper mit eigener Haut wie mit einem (übergestülpten) Sack schützt, so fuhr auch Dardanos in seinem Boot dahin. Auf seiner Fahrt hatte er vier Steine bei sich und schützte seinen Körper wie ein Porkos. 71 75: (Der Dichter) nannte ihn (Dardanos),einsam', weil er in seinem Boot nur ein einziges Paddel gebrauchte. 72 29 (Tz.): Als Iasion in Liebe zu Demeter entbrannte, wurde er vom Blitz 39
erschlagen. Dardanos aber gelangte, als die Flut kam, von Samothrake aus an die gegenüberliegende Küste, wo Teukros, der Sohn des Skamander und der Nymphe Ida, über die troischen Gebiete König war. 73 72 (Tz.): (... Dardanos), der einst zur Zeit der Flut in einer zusammengenähten Haut seinen Körper schützte, genau so, wie es das vierfüßige Tier an der Donau zu machen pflegt, wenn es seine Haut aufbläst und die Donau überquert, und nach Ilion hinübergelangte, nachdem er den Wohnsitz der Korybanten verlassen hatte. Wann machte er das? Als Zeus zur Zeit des Deukalion die Erde überflutete und alle Menschen auf den Wassern trieben... (Vgl. Schol. Lyc. 74 = Nr. 70.)
74 73 (Tz.): Nach dem Geschwätz der Leute ereignete sich die Flut wegen des Pelopsmahles, zu der Zeit, da Nyktimos die Königsherrschaft übernahm. Nach meinen Kenntnissen aber gehört Pelops der fünften Generation nach Dardanos an. Man erzählt, daß des Pelops wegen die Flut gekommen sei oder wegen Azan, dem Sohne des Lykaon, und der Freveltat der Söhne des Lykaon, weil er (Lykaon? Azan?) den Nyktimos getötet und dem Zeus geopfert habe. Nach andern Historikern geschah die Flut folgendermaßen: Bei den (am Nordrand der Peloponnes gelegenen) Städten Helike und Bura bildete sich infolge entgegengesetzter Winde eine große Wolke, viel Regen strömte nieder, und so kam es zur Flut. (Vgl. Apollod.3,99 = Nr. 29. Lyc. 481 mit Schol. Plin. nat. 2,206 = Nr. 156. Paus. 7,24,13 = Nr. 158. Schol. Pi. O. 9,78a.)
Scholien zu Homeros
75 Τ II. 20,219: Dardanos wohnte auf Samothrake. Als die Flut kam, verfertigte er sich einen Schlauch, schlüpfte in ihn hinein und wurde von den Wassern fortgetragen. Nachdem er am Ida gelandet war, gründete er Dardania. (Vgl. Schol. AB Ii. 20,215.)
76 Od. 5,125: (Iasion ist,) wie Hellanikos sagt, ein Sohn von Elektra und Zeus ... Allein bei ihm, heißt es, fand sich nach der Flut noch Saatgut. 40
Piaton 77 Lg. 677a/b: Scheinen euch die alten Erzählungen eine gewisse Wahrheit zu enthalten? - Welche denn? - Daß durch Fluten, Krankheiten und manches andere unter den Menschen viele Vernichtungen stattgefunden haben, bei denen jeweilen nur ein kleiner Rest vom Menschengeschlecht übrig blieb. - Vollständig einverstanden. - Also denn, stellen wir uns eine der vielen Katastrophen vor, nämlich die, welche einst durch die Flut geschehen ist. - Was müssen wir dabei bedenken? - (b) Daß diejenigen, die damals der Katastrophe entkamen, wohl Hirten in den Bergen waren, kleine Keime des Menschengeschlechts, die sich auf den Gipfeln erhalten konnten. Lg. 682b: Ilion, sagen wir, wurde fern von den Höhen in einer großen und schönen Ebene gegründet, auf einem niedrigen Hügel, der von vielen Flüssen umgeben war, die vom Ida herunter strömten. - So sagt man. - Glauben wir nun nicht, daß das lange Zeit nach der Flut geschehen ist? - Gewiß, lange Zeit danach. Lg. 702a: Wir haben die Abhänge des Dardanos und die spätere Gründung (Troias) am Meer betrachtet, und auch die ersten Menschen dort, Überlebende der Katastrophe. (Vgl. Aristocl. bei Phlp. zu Nicom. Ar. 1,1 = Nr. 81. Str. 7 Frg. 49; 13,1,25.]
Diodoros 78 5,47,2-5 (FGrHist 548): Autochthone Menschen bewohnten sie (die Insel Samothrake): deshalb kennt man bei ihnen auch keine Erzählung über die ersten Menschen und A n f ü h r e r . . . (3) Die Autochthonen hatten einen altererbten eigenen Dialekt, von dem sich in den Opferliturgien bis heute vieles erhalten hat. Die Samothraker erzählen, daß noch vor den Überflutungen, welche die Gebiete außerhalb ihrer Insel heimsuchten, sich auch bei ihnen eine große Flut ereignet habe, als zuerst die Durchfahrt zwischen den Schwarzen Inseln (Bosporus) und dann der Hellespont aufbrach. (4) Das Schwarze Meer hatte nämlich die Beschaffenheit eines Sees und wurde so weit durch die einströmenden Flüsse gefüllt, bis die Wassermassen überliefen und ein reißender Strom in den Hellespont eindrang und nicht nur einen großen Teil von dem am Meer gelegenen Asien überflutete, sondern auch einen nicht geringen Teil des flachen Landes auf Samothrake zu 41
Meer machte. Deshalb zogen noch in späteren Zeiten manche der Fischer mit ihren Netzen steinerne Säulenkapitelle an Land, denn es waren auch Städte überflutet worden. (5) Die Überlebenden waren nach den höher gelegenen Orten der Insel gelaufen. Als das Meer immer weiter stieg, beteten die Einheimischen zu den Göttern. Nach ihrer Rettung markierten sie rund u m die ganze Insel das rettende Niveau und errichteten Altäre, auf welchen sie bis heute opfern, so daß es klar ist, daß sie Samothrake schon vor der Flut bewohnten. (Vgl. Istros FGrHist 334 F 68 = Nr. 116.)
5,48,1-3 (FGrHist 548): Hernach wurde unter den Inselbewohnern Saon geboren, ein Sohn des Zeus und einer Nymphe, wie manche sagen; nach andern ist er ein Sohn des Hermes und der Rhene. Er sammelte die Leute, die noch verstreut lebten, stellte Gesetze auf und wurde nach dem Namen der Insel Saon genannt. Er teilte die Volksmasse in fünf Phylen ein und benannte sie nach seinen Söhnen. (2) Als auf diese Weise ihre Polis gegründet worden war, wurden bei ihnen, sagen sie, Kinder des Zeus und der Elektra, einer der Atlantiden, geboren, nämlich Dardanos, Iasion und Harmonia. (3) Von diesen hatte Dardanos Großes im Sinn, und so setzte er als erster auf einem Floß nach Asien über. Dann gründete er zuerst die Stadt Dardanos, erstellte weiter einen Königspalast in der Gegend des späteren Troia und nannte das Volk nach sich Dardanier. Dionysios von Halikarnaß 79 1,61,1-3: Atlas war der erste König im heutigen Arkadien. Er wohnte am sogenannten kaukonischen Gebirge. Er hatte sieben Töchter, die, jetzt Plejaden genannt, als Sterne am Himmel sein sollen. Von diesen heiratete Zeus die eine, Elektra, und zeugte mit ihr die Söhne Iasos und Dardanos. (2) Iasos blieb Junggeselle, Dardanos aber nahm sich Chryse, die Tochter des Pallas, zur Frau, von der er die Söhne Idaios und Deimas hatte. Diese übernahmen in Arkadien die Herrschaft des Atlas und waren eine Zeitlang Könige. Dann trat in Arkadien die große Flut ein, die Ebenen wurden zu Seen und konnten für lange Zeit nicht bebaut werden, die Menschen aber (sie wohnten nämlich im Gebirge und verschafften sich mühsam ihre Nahrung) teilten sich in zwei Haufen. Denn sie überlegten sich, daß das übriggebliebene Land für die Ernährung aller nicht ausreichend war. Die einen von ihnen blieben in Arkadien und setzten Deimas, den Sohn des Dardanos, als König ein, die übrigen aber zogen in Scharen von der Peloponnes weg. (3) Der Küste Europas folgend gelangten sie auf 42
dem Seeweg zum sogenannten Golf von Saros. Zufällig gingen sie dort vor einer Insel Thrakiens vor Anker, von der ich nicht zu sagen vermag, ob sie schon von früher her besiedelt oder noch unbewohnt war. Dieser Insel gaben sie den Namen Samothrake, gebildet aus dem Namen eines Mannes und eines Ortes: Das Eiland gehört zu Thrakien, der Gründer aber war Samon, ein Sohn des Hermes und der kyllenischen Nymphe Rhene. (Vgl. D.H. 1,68,3.)
Scholion zu Euripides 80 Or. 1646: Der Argiver Pelasgos, dessen Vater Arestor, der Sohn des Iasos, war, kam nach Arkadien, brachte den dortigen Menschen, die bis anhin wie Tiere gelebt hatten, die menschliche Kultur und gründete eine Stadt, die er Parrhasia nannte. Zur Frau nahm er Kyllene, die aus Arkadien selbst stammte und dem bekannten Berg den Namen gegeben hat. Er bekam einen Sohn, Lykaon, der in Parrhasia das Heiligtum des Zeus Lykaios gründete und später die Herrschaft an seinen Sohn Nyktimos abtrat, den Orthosia ihm geboren hatte; zu dessen Zeit kam die Flut. (Vgl. Schol. Lyc. 73 [Tz.] = Nr. 74.)
Kombination der Fluterzählungen von Deukalion und Dardanos Aristokles 81 bei Phlp. zu Nicom. Ar. 1,1 bei Asel, zu Nicom. Ar. 1,1 [p. 24 Taran]) = Arist. Peri philosophias Frg. 8 Walzer/Ross: Eine solche Flut soll die zur Zeit Deukalions gewesen sein, eine große zwar, aber nicht alles umfassend. Die Hirten nämlich und diej enigen, die in den Bergen oder an Abhängen lebten, konnten sich retten,· die Ebenen aber und ihre Bewohner wurden überflutet. So sagt man, daß auch Dardanos sich zur Zeit der Flut gerettet habe, indem er von Samothrake nach dem späteren Troia geschwommen sei. Aus Angst aber hätten die aus dem Wasser Geretteten an Abhängen gewohnt, was auch Homer (11.20,215-8) bezeugt. (Vgl. PI. Lg. 677a-702a = Nr. 77. Schol. Lyc. 72/3 [Tz.] = Nr. 73/4.)
43
III. Systematisierte Fluterzählungen 1. Ogygos - Deukalion Kastor von Rhodos 82 FGrHist250Flp. 1132,3-11 (=Eus.Arm. Chron.p.26,13-20Karst): „Belos war", sagt er, „König der Assyrer. Und unter ihm waren die Kyklopen mit Blitzen und feuerflammenden Strahlen dem Aramazd, dem mit den Titanen kämpfenden, im Streite behilflich. Und Könige der Titanen wurden gekannt zu jener Zeit; deren einer war Ogygos der König." Hierauf fährt er wenige Worte darnach hinzufügend fort: „Die Riesen stürzten sich auf die Götter und wurden zerschmettert, da hilfreiche Bundesgenossen den Göttern geworden waren Herakles und Dionos, welche von den Titanen waren." 83 FGrHist 250 F 9 (= Aug. civ. 21,8): Am Himmel, sagt er (Varro, in: De gente populi Romani) ist einmal ein merkwürdiges Vorzeichen erschienen; denn an dem allbekannten Venusstern, den Plautus Vesperugo, Homer Hesperos und den schönsten der Sterne nennt, ist, wie Kastor schreibt, ein so bedeutendes Vorzeichen erschienen, daß er seine Farbe, Größe, Gestalt und auch seine Bahn änderte. Etwas Derartiges hat sich weder früher einmal noch später je wieder ereignet. Adrast aus Kyzikos und Dion aus Neapel, beides namhafte Astrologen, erklärten, daß dies unter dem König Ogygos geschehen sei. 84 FGrHist 250 F 4p. 1140,12-9 (=Eus. Arm. Chron. p. 86,20-2 Karst): Kekrops, Regierungsbeginn 1556/5 v. Chr.: unter welchem auch zu Deukalions tagen die Sintflut gekommen sei, sagen sie, nach Thessalia, sowie unter Phaeton der wütende feuerbrand nach dem Ethoperlande.
Thallos 85 FGrHist 256 F 2 (= Theophil. Ant. Autol. 3,29): An Belos, den König der Assyrer, und den Titanenkönig Kronos erinnert Thallos, indem er schreibt, daß Belos zusammen mit den Titanen gegen Zeus und seine Bundesgenossen, die sogenannten Götter, gekämpft habe; darauf schreibt er: „Und nach seiner Niederlage floh Ogygos nach Tartessos, wobei jene Landschaft, die damals unter die Herrschaft von Ogygos kam,
44
zu dieser Zeit noch Akte genannt wurde, jetzt aber den Namen Attika trägt." Varro 86 rust. 3,1,2/3: Denn während in Griechenland nach der Überlieferung das böotische Theben, das schon König Ogygos erbaut hat, als älteste Stadt gilt, ist dies auf römischem Gebiet Rom, das Romulus gegründet hat. (3) Theben, das vor der Flut des Ogygos gegründet worden sein soll, ist ungefähr 2100 Jahre alt. 87 HRR II 10/1 Frg. 3 (= Censor. 21,1): Nun aber will ich diejenige Epoche behandeln, welche Varro die ,historische' nennt. Er überliefert nämlich, daß es drei Epochen gebe, einmal die erste vom Ursprung der Menschen bis zur ersten Flut, die man aus mangelndem Wissen heraus die,unklare' nennt, dann die zweite von der ersten Flut bis zur ersten Olympiade, die, weil von ihr viel Wunderbares berichtet wird, die ,mythische' geheißen wird, endlich die dritte von der ersten Olympiade bis zu uns, welche als die /historische' bezeichnet wird, weil die Geschehnisse, die sich in ihr abgespielt haben, in wahren Berichten festgehalten sind. Von der ersten Epoche - ob sie nun einen Anfang gehabt hat oder schon immer gewesen ist - kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, wieviel Jahre sie umfaßt. Die zweite kann zwar nicht genau erfaßt werden, aber dennoch darf man glauben, daß es ungefähr 1600 Jahre sind. Von der ersten Flut nämlich, die man auch die Flut des Ogygius nennt, zum Königtum des Inachos sind es ungefähr 400 Jahre. ' " V o n hier zur ersten Olympiade sind es wenig mehr als 400 Jahre. 88 HRR II 11/2 Frg. 5a (= Aug. civ. 18,8): [Dennoch steht unter den Historikern nicht fest, wann Ogygos gelebt hat, zu dessen Zeiten sich auch eine große Flut ereignete, zwar nicht jene größte, in der keine Menschen entkamen außer denen, die in der Arche überleben konnten, wovon bei den Heiden weder die griechische noch die lateinische Geschichtsschreibung etwas weiß, aber doch eine größere als diejenige, die nachher zur Zeit Deukalions geschah.] Denn Varro begann da sein Buch, das ich oben erwähnt habe (De gente populi Romani), und vermag in seinem Werke keinen älteren Anknüpfungspunkt für die römische Geschichte anzugeben als die Flut des Ogygos, d.h. die Flut, die zu des Ogygos Zeiten geschehen ist. [Die unsern aber, die Chroniken geschrieben haben, zuerst Eusebios und nachher Hieronymus, die bei ihren Behauptungen durchaus einigen früheren Historikern gefolgt 45
sind, berichten, daß die Flut des Ogygos mehr als dreihundert Jahre später gewesen sei, nämlich zur Zeit, da schon der zweite König der Argiver, Phoroneus, die Herrschaft innegehabt habe.] (Vgl. Filastr. 122 [94] 1 - 3 = Nr. 63.)
89 HRR II 12 Frg. 5b (= Schol. Stat. Theb. 1,173): Ogyges war, wie Varro in den Büchern über das römische Volk lehrt, König der Thebaner, unter dem die erste Flut kam lange vor jener, welche zur Zeit Deukalions geschehen sein soll. 90 HRR II 14 Frg. 9 (= Arnob. nat. 5,8): Varro, jener Römer, der in verschiedenen Disziplinen hervorstach und sich auch der Erforschung des Altertums widmete, lehrt im ersten seiner vier Bücher, die er unter dem Titel „Über das römische Volk" hinterlassen hat, auf Grund sorgfältiger Berechnungen, daß zwischen der Zeit der Sintflut, die wir oben erwähnt haben, und dem Konsulat des Hirtius und Pansa weniger als zweitausend Jahre liegen. 91 HRR II 14/5 Frg. 10 (= Aug. civ. 18,10): Zu dieser Zeit, als - wie Varro schreibt - Kranaos, der Nachfolger von Kekrops, über die Athener König war [nach unserm Eusebios und Hieronymus aber noch zu Lebzeiten von Kekrops], ereignete sich eine Flut, die deswegen nach Deukalion benannt ist, weil gerade er in jenen Teilen der Erde König war, wo sie sich am meisten auswirkte. Dagegen betraf diese FlutÄgypten und die angrenzenden Gebiete überhaupt nicht. Tatianos
92 Or. ad Graec. 38/9 (59a-60d): Dieser (Ptolemaios von Mendes, FGrHist 611 F la) sagt in seiner Darstellung der Taten der Pharaonen, daß der Auszug der Israeliten aus Ägypten zur Zeit des Pharaos Amosis stattgefunden habe... Er schreibt folgendermaßen: „Amosis war ein Zeitgenosse von Inachos"... „Amosis, der in die Zeit des Argivers Inachos gehört, zerstörte die Stadt Avaris", wie Ptolemaios von Mendes (FGrHist 611 F la) in seinen Annalen geschrieben hat. Die Zeit zwischen Inachos und der Eroberung von Troia füllt 20 Generationen aus . . . (39)... Wenn Moses Zeitgenosse von Inachos ist, lebte er folglich 400 Jahre vor dem troianischen Krieg... Zur Zeit des Phoroneus, der nach Inachos regierte, wird bei den Athenern nämlich Ogygos erwähnt, zu dessen Lebzeiten sich die erste Sintflut ereignete. Zeitgenosse von Phorbas war Aktaios, nach dem Attika auch Aktaia genannt wird. In die Zeit von Triopas 46
gehören Prometheus, Epimetheus, Atlas, der doppelgestaltige Kekrops und Io. Zur Zeit des Krotopas fanden der von Phaethon verursachte Weltbrand und die Sintflut des Deukalion statt. Klemens von
Alexandrien
93 Strom. 1,21,102,3-103,2: Von Inachos bis zum troianischen Krieg werden etwas mehr als 20 Generationen, das heißt mehr als 400 Jahre, gezählt... In Griechenland war zur Zeit des Phoroneus, des Nachfolgers von Inachos, die Flut des Ogygos ... Akusilaos (FGrHist 2 F 23) sagt, daß Phoroneus der erste Mensch gewesen sei. Deshalb sagt auch der Dichter der Phoronis, daß er „der Vater der sterblichen Menschen" sei. Daher schreibt Piaton im Timaios (22a = Nr. 121), indem er Akusilaos (FGrHist 2 F 23) folgt: „Er (Solon) wollte sie (die ägyptischen Priester) auf ein Gespräch über die ferne Vergangenheit hinlenken, und so unternahm er es, das Allerälteste, das hier bekannt ist, zu erzählen, von Phoroneus, der der erste Mensch genannt wird, und von Niobe, und dann von den Dingen nach der Flut." Zeitgenosse von Phorbas war Aktaios, nach dem Attika Aktaia genannt wird. In die Zeit von Triopas gehören Prometheus, Atlas, Epimetheus, der doppelgestaltige Kekrops und Io. Zur Zeit des Krotopos fanden der von Phaethon verursachte Weltbrand und die Sintflut des Deukalion statt. (Vgl. Strom. 1,21,102,3; 1,21,136,4 = [Thrasyllos) FGrHist 253 F 1. PI. Ti. 22a = Nr. 121.|
Iulius
Africanus
94 bei Eus. PE 10,10,7;9 Mras: (7) Die attische Überlieferung zählt die Jahre vor der Olympiadenrechnung bis zur ersten Olympiade, von wo an nach Meinung der Griechen die Zeitangaben genau sind, auf folgende Weise, nämlich von Ogygos an, den sie für autochthon halten und zu dessen Zeit die große und erste Flut Attika heimsuchte, eben zu der Zeit, als Phoroneus in Argos König war, wie Akusilaos berichtet. So kommen 1020 Jahre zusammen... (9)... wir behaupten, daß Ogygos, nach dem die erste Flut benannt ist, in der viele umkamen, er aber gerettet wurde, dem Boden entsprossen ist, als das israelitische Volk unter Moses aus Ägypten auszog. (Vgl. Afric. bei Eus. PE 10,10,10/1 Mras und Georg. Synk. p. 118,4-21 Dindorf.)
95 bei Eus. PE 10,10,14 Mras: Wegen der großen Verwüstung, die die Flut angerichtet hatte, war das heutige Attika in den 189 Jahren zwischen Ogygos und Kekrops ohne König. (Vgl. Malalas PG XCVII 140 [~ Joh. Ant. FHG IV 547 Frg. 13,1]; 149.)
47
96 bei Eus. ΡΕ 10,10,21/2 Mras: Folglich fanden im ersten der 1020 Jahre, die die erste Olympiade von den beiden zentralen Figuren Moses und Ogygos trennen, das Passah-Mahl, der Auszug der Israeliten aus Ägypten und in Attika die Flut des Ogygos statt. Dieses Zusammentreffen ist verständlich. (22) Es war nämlich folgerichtig, daß auch einige andere Gebiete der Erde Gleiches erlitten, als Gott im Zorn die Ägypter mit Hagel und Unwetter peinigte, weil nämlich den Athenern, die ja, wie neben anderen auch Theopomp in seinem Trikaranos berichtet, Abkömmlinge der Ägypter sein sollen, genau das gleiche wiederfahren mußte. (Vgl. Pompeius Trogus bei lust. 2,6,7 = Nr. 33. Joh. Ant. FHGIV 538 Frg. 1,1. Malalas PG X C V I I 1 4 9 [~ Joh. Ant. FHG IV 547 Frg. 13,5].)
97 bei Eus. PE 10,10,19 Mras: Man muß festhalten, daß all das, was bei den Griechen für außerordentlich alt gilt, nach Moses war: Sintfluten und Weltbrände, Prometheus, Io, Europa... (Vgl. Georg. Synk. p. 119, 14/5 Dindorf.)
98 bei Georg. Synk. p. 297,7-10 Dindorf: Zur Zeit dieses Kranaos in Thessalien die deukalionische Flut und in Äthiopien die Feuersbrunst wegen Phaethon. Noch viele andere lokale Katastrophen ereigneten sich zu dieser Zeit bei den Griechen, wie Piaton im Timaios sagt.
Eusebios 99 Arm. Chron. p. 34,27-35,4 Karst: Sind doch auch die Sintflutberichte, die von jenen (den Chaldäern) erwähnt werden, von der Griechen Fabelei sehr fern abweichend, die sie über die unter Deukalion stattgehabte Flut vorbringen, und gar weit früher als die Zeiten des Ogyges und als die große Wasserflut unter Ogyges, die von den Griechen angeführt wird; vollends denn gar liegt fern ab von diesen Zeiten der griechischen Sintfluten die Sintflut, die von den Hebräern erzählt wird, nämlich um nahezu tausend und zweihundert Jahre früher als des Ogyges Zeiten, die früher als die unter Deukalion gewesene Flut fallen, derselben um 250 Jahre vorangehend. 100 Arm. Chron. p. 85,6-17 Karst: Als erster wird von den Athenern erwähnt Ogigos, als unter welchem stattfindend von den Ioniern die große und alte Sintflut berichtet wird. Als dessen Zeitgenossen zählen sie den Phoroneus, den Sohn des Inachos, König der Argiver... Es stellt sich aber Ogigos 48
unter Messapon, den neunten König der Sikonier, und unter Beloch, den achten König der Assyrer. Und nach Ogigos sei von wegen der großen Verwüstung durch die Sintflut ohne Königtum, sagen sie, gewesen das jetzt Attika genannte bis zu Kekrops, 190 Jahre lang. 101 Chron. II ρ. 17o Schöne: Im 260. Jahre Abrahams, 32. Jahre des Assyrers Beloch, 100. Jahre Jakobs, 7. Jahre des Sikyoniers Messapos, 50. Jahre des Argivers Phoroneus, 70. Jahre der 17. Dynastie in Ägypten: Die Flut, die zur Zeit des Ogygos geschah. (Vgl. Eus. Chron. I p. 1 7 9 - 8 2 Schöne. Eus. Hier. p. 31b [g] Helm. Eus. PE 10,9,20 Mras.|
102 Chron. II p. 26f Schöne: Im 477. Jahre Abrahams, 116. Jahre der Knechtschaft in Ägypten, 19. Jahre des Assyrers Sparethos, 17. Jahre des Sikyoniers Marathonios, 14. Jahre des Argivers Triopas, 17. Jahre des Atheners Kekrops, 9. Jahre des Ägypters Achencheres: Jene Flut zur Zeit des Deukalion in Thessalien, der Brand zur Zeit des Phaethon in Äthiopien und viele weitere Katastrophen geschahen an verschiedenen Orten, wie Piaton erzählt. (Vgl. PI. Ti. 2 2 a - c = Nr. 121. Eus. PE 10,9,9; 21 Mras. Malalas PG XCVII149.)
103 Chron. II ρ. 27o Schöne: Im 495. Jahre Abrahams, 38. Jahre des Assyrers Sparaithos, 134. Jahre der Knechtschaft in Ägypten, 8. Jahre des Sikyoniers Marathos, 31. Jahre des Argivers Triopas, 35. Jahre des Atheners Kekrops, 6. Jahre des Ägypters Chenchres: Die Flut, die sich zur Zeit Deukalions in Thessalien ereignete, und der Brand, der zur Zeit des Phaethon geschah. (Vgl. zu Nr. 102/3 Eus. Chron. I p. 1 8 3 / 4 Schöne. Eus. Hier. p. 12, 17/8; 42b [o] Helm. Chron. Alex, chron. I p. 116,10 ; 16 ; 235. PI. Ti. 2 2 a - c = Nr. 121.)
Isidorus 104 orig. 13,22,2-4: Die erste Flut geschah zur Zeit von Noah, als es nur mehr eine einzige Himmels- und Meeresfläche gab, weil der Allmächtige, über die Untaten der Menschen erbost, den ganzen Erdkreis überdeckt und alles zerstört hatte. Ein sichtbarer Beweis für diese Flut sind heute noch Steine, die wir auf abgelegenen Bergen zu betrachten pflegen und welche aus Muscheln und Schnecken bestehen, häufig auch vom Wasser ausgewaschen sind. (3) Die zweite Flut geschah in Achaia zu den Zeiten des Patriarchen Jakob und von Ogygos, welcher Gründer und König von Eleusis war und dem Ort und der
49
Epoche den Namen gab. (4) Die dritte Flut geschah in Thessalien zu den Zeiten von Moses und auch von Amphiktyon, der der dritte König nach Kekrops war. Zu dessen Zeiten verschlang eine Wasserflut den größeren Teil der Völker Thessaliens, wobei nur jene wenigen verschont blieben, die auf den Bergen, vor allem auf dem Parnaß, Zuflucht gefunden hatten. In dessen Umkreis erlangte Deukalion damals die Königsherrschaft, und er beschützte und nährte in der Gegend der beiden Parnaßhöhen die Menschen, die auf Flößen zu ihm geflüchtet und von ihm aufgenommen worden waren. Die Sagen der Griechen kennen wegen der dem menschlichen Herzen angeborenen Härte die Überlieferung, daß das Menschengeschlecht von Deukalion aus Steinen wieder neu geschaffen wurde. (Vgl. Apul. apol. 41. Pompeius Trogus bei lust. 2,6,10/1 =Nr. 33. Oros. hist. 1,9,1/2. Tert. pall. 2. Xenoph. VS 21 A 33, 5/6 = Nr. 119.)
Solinus 105 9,11: Aber Macedo, mütterlicherseits ein Enkel von Deukalion, der allein mit der Familie seines Hauses im allgemeinen Sterben übriggeblieben w a r . . . 106 11,18:
An dieser Stelle ist es schicklich, sich daran zu erinnern, daß nach der ersten, für die Zeit des Ogygos überlieferten Flut, als für mehr als neun Monate ständige Nacht den Tag verdunkelt hatte, Delos (Δήλος) vor allen andern Ländern wieder von den Strahlen der Sonne beleuchtet wurde und daß die Insel ihren Namen deswegen erhalten hat, weil sie als erste wieder ,sichtbar' (δήλος) wurde. Zwischen Ogygos und Deukalion wird eine mittlere Zeitspanne von 600 Jahren errechnet. (Vgl. Hyg. fab. 140,2-4 Rose = Nr. 135. Lucianus DMar. 10.)
Servius 107 *auct.*ecl. 6,41: 'Weil Iuppiter einen großen Haß auf das Geschlecht der Menschen hatte wegen der Wildheit der Giganten - es war nämlich ihr Blut, aus dem die Menschen entstanden waren -, überflutete er die Länder und tötete alle Menschen mit Ausnahme von Pyrrha und Deukalion, die auf dem Berge Athos Rettung fanden. Doch erneuerten diese auf Grund des Orakels der Themis mit Steinen, die sie hinter sich warfen, das Menschengeschlecht, und zwar erneuerte Pyrrha die Frauen und Deukalion die Männer. Andere sagen, Iuppiter habe, 50
weil Lykaon ihm seinen Sohn zum Mahle vorgesetzt hatte, diesen selbst mit dem Blitz getötet, über die Menschen aber eine Sintflut hereinbrechen lassen, durch die sie umkamen mit Ausnahme von Pyrrha, der Tochter des Epimetheus, und Deukalion, dem Sohne des Prometheus, die auf der Höhe des Parnaß vor der Flut Schutz fanden und das Geschlecht der Menschen, wie oben gesagt wurde, erneuerten. Es gibt auch welche, die sagen, daß die Menschen nicht aus jenen Steinen gemacht, sondern durch sie geweckt worden seien, weil sie bedeckt von Gesträuch und Dornbüschen dagelegen hätten.* Dadurch, daß er (Vergil) „regna Saturnia" sagt, kehrt er aber die Reihenfolge der Erzählungen um: Denn zu der Zeit, in der Saturn König war, gab es auf der Erde keine Flut, sondern erst unter Ogygos, dem König der Thebaner. Die zweite Sintflut fand unter Deukalion und Pyrrha statt. Man muß natürlich wissen, daß sowohl durch die Sintflut als auch durch den Weltbrand der Wechsel der Zeiten bezeichnet wird. 'Andere beziehen „Saturnia regna" auf die Zeit der Königsherrschaft Iuppiters, unter dessen Regierung sie die Flut ansetzen wollen, zur Zeit von Deukalion und Pyrrha, und nicht im Goldenen Zeitalter, in dem Saturn König war.* (Vgl. Mythogr. 1,189.)
2. Ogygos - Deukalion - Dardanos -
Tempedurchbruch
Nonnos 108 D. 3,200-19: . . . Und als der Knabe (Dardanos) zum Jüngling Blühend erwachsen, verließ er nach Zeus' nietrügendem Spruche Den Palast Elektras, als sich die Wogen der dritten Türmenden Flut ergossen und überschwemmten das Weltall. Denn als damals die erste Sintflut rauschte, versuchte Ogygos durchs hohe Wasser den Aether zu kreuzen. War doch die ganze Erde von oben beflutet, die Spitzen Des thessalischen Berges verborgen, der pythische, steile Felsen ward wolkennah von schneeigen Strömen bewässert. Das war die zweite Flut, als das schneeige Wasser mit wildem, Wütendem Schwalle begrub die Wölbung der kreisenden Erde, Als Deukalion einsam mit Pyrrha, seiner Gefährtin, Während der Menschenvernichtung in hohlem Kasten den ringsum Wirbelnden Guß der grenzenlosen Sintflut durchfurchte Und als Seemann durchkreuzte die wasserbeladenen Lüfte. Als die dritte Flut des Zeus die Lande besprühte Und die Warten bedeckte, daß selbst Sithonias trockner 51
200
205
210
215
Rücken und der des Athos sich in den Wassern versteckte; Da durchspaltete Dardanos der wachsenden Sintflut Wogenschwall und stieg auf den alten, benachbarten Ida. 109 D. 6,206-11; 226-30; 279-81; 367-83: Aber als Vater Zeus des frühern Dionysos Schlachtung 206 Merkte, das schattige Bild des listigen Spiegels gewahrte, Trieb der Titanen Mutter er fort mit rächenden Bränden, Sperrte dann hinter das Tartarostor gefangen die Mörder Des gehörnten Zagreus. Da brannten die Bäume, und flammend Wurde verzehrt das heiße Gelock der bekümmerten Erde ... Zeus aber zähmte den Groll, und als er die blitzeverzehrte 226 Erde gewahrte, erbarmte er sich und wollte mit Wasser Kühlen die Aschenbesudlung und brandigen Wunden des Ackers. Damals überschwemmte der Regenbringer Kronion Rings die ganze Erde und barg den Himmel in Wolken... Damals wurden die Menschen, von feuchtem Verderben geschwollen, In den Wassern begraben, und zahlreich trieben die Toten, Hier der eine, der andere dort, auf wogender Strömung... Als Deukalion damals die hohen Gewässer durchkreuzte, 367 War er auf irrender Luftfahrt ein unerreichbarer Schiffer; Und die selberfahrende Arche, die selber die Pfade Steuer- und hafenlos fand, durchfurchte das schneeige Wasser. Ungefügt wäre nun worden der Welt Gefüge, die Menschheit Samenlos aufgelöst vom allernährenden Aion. Aber auf Zeus' hochheilige Weisung sprengte Poseidon Die thessalischen Berge, durchstach sie mitten mit seinem Erderschütternden Dreizack; da wich das flimmernde Wasser 375 Rückwärts durch die Mitte der wildzerrissenen Gipfel. Von sich stieß die Erde die hohe Strömung der Sintflut, Tauchte wieder empor,· und als die Fluten in tiefe Schlünde getrieben, erschienen entwässert aufs neue die Berge. Und die feuchte Stirn der Erde trocknete dörrend 380 Helios' heller Glanz, und als die Fluten gerannen Durch noch heißere Strahlen, da wurde wieder wie vorher Fest der Schlamm. 110 D. 12,55-63: ... und diese (Tafel) erzählte, Wie das Menschengeschlecht aus der Fichte entbunden und plötzlich Fruchtbar dieser Baum sich in Entbindung entfaltet Und einen Sohn gebar, der samenlos selber vollendet; Wie da alle Städte der regnende Zeus überschwemmte Und aus den tiefsten Tiefen das Wasser steigend emporhob; 52
Wie der Süd und der Nord, der geißelnde Ost und der Westwind Nah zum Monde hoben Deukalions irrende Arche, Luftdurchstreichend und ohne den Platz zum Ankern zu finden. (Übersetzung von Th. v. Scheffer)
Scholion zu Piaton 111 Ti. 22a: Sie erzählen, daß es drei Fluten gegeben habe, die erste zur Zeit des Ogygos, der König von Attika war ; die zweite zur Zeit Deukalions, als auch die Berge in Thessalien auseinanderbarsten und alles außerhalb des Isthmos und der Peloponnes überflutet wurde; die dritte zur Zeit des Dardanos, des Sohnes der Atlastochter Elektra und des Zeus. Dieser Dardanos war nach der Flut König über das Land gegenüber Samothrake, nachdem er von einem Floße dorthin getragen worden war. [Vgl. Apollod. 1,47 = Nr. 28.)
3. Andere Systeme Diodoros 112 5,55,1-7 (Zenon von Rhodos FGrHist 523 F 1): Die Insel mit dem Namen Rhodos bewohnten zuerst die sogenannten Teichinen... (2) Sie waren - so erzählt man - die Entdecker von Fertigkeiten aller Art und führten unter den Menschen manch anderes fürs Leben Nützliche ein. Und sie stellten - so glaubt man - die ersten Götterbilder h e r . . . (3) Sie waren auch Zauberer und bewirkten, wenn sie wollten, Wolken, Regengüsse und Hagelschlag und veranlaßten ebenso Schneefall... Sie veränderten auch etwa ihre eigene Gestalt und waren bei der Weitergabe von technischen Fertigkeiten aus Neid zurückhaltend. (4) Poseidon, zum Manne geworden - geht die Erzählung weiter -, verliebte sich in Halia, eine Schwester der Teichinen, wohnte ihr bei und zeugte mit ihr sechs Knaben und die Tochter Rhodos, die der Insel den Namen gegeben hat. [(5) Im Osten der Insel waren zu dieser Zeit die sogenannten Giganten; als Zeus die Titanen niedergeworfen hatte, entbrannte er in Liebe zu Himalia, einer der Nymphen, und zeugte mit ihr drei Söhne: Spartaios, Kronios und Kytos.] (6) Zu dieser Zeit wollte Aphrodite während der Reise von Kythera nach Kypros auf der Insel an Land gehen, wurde aber von den hochmütigen und frevelhaften Söhnen des Poseidon daran gehindert. Die Göttin schlug sie deshalb mit Wahnsinn; sie vergewaltigten darauf ihre Mutter und taten den Einheimi53
sehen viel Schlimmes. (7) Als Poseidon des Vorgefallenen inne ward, verbarg er seine Söhne wegen der geschehenen Schande unter der Erde; sie wurden darauf ,östliche Dämonen' genannt. Halia stürzte sich ins Meer, wurde dann Leukothea genannt und erlangte bei den Einheimischen göttliche Ehren. 5,56,1-6 (Zenon von Rhodos FGrHist 523 F 1): Später - sagt man - sahen die Teichinen die bevorstehende Flut voraus, verließen die Insel und zerstreuten sich... (2) Als die Flut eintrat, wurden die andern vernichtet; von der Insel wurden die flachen Teile zum See, weil wegen der Regenfälle das Wasser die Oberhand gewann. Einige wenige konnten auf die Anhöhen der Insel fliehen und sich so retten; unter ihnen waren des Zeus Söhne. (3) Helios soll sich nun nach dem Mythos in Rhodos verliebt und die Insel nach ihr Rhodos genannt haben; auch das überbordende Wasser soll er zum Verschwinden gebracht haben. Der wahre Sachverhalt ist aber der: Während die Insel in ihrem anfänglichen Zustand morastig und weich war, trocknete Helios die übermäßige Feuchtigkeit aus und erzeugte Lebewesen. Und es entstanden die nach ihm benannten Heliaden, sieben an der Zahl, und das gleichermaßen autochthone Menschenvolk. (4) Dementsprechend gilt die Insel dem Helios als heilig; und die seitdem geborenen Rhodier haben Helios als Stammvater ihres Geschlechts immer mehr verehrt als die andern Götter. (5)... Den zu Männern herangewachsenen Heliaden sagte Helios, daß die, welche zuerst der Athene opferten, die Göttin für sich hätten; das gleiche soll auch den Bewohnern Attikas eröffnet worden sein. (6) Deshalb - so sagen sie - vergaßen die Heliaden vor Eile, zuerst Feuer zu bringen, und hätten die Opfergaben einfach auf den Altar gelegt. Auf dem Feuer aber opferte später Kekrops, der damals König der Athener war. (Vgl. Pi. O. 7,39-76.)
5,57,1-5; 8 (Zenon von Rhodos FGrHist 523 F 1): Alle andern übertreffend zeichneten sich die Heliaden durch wissenschaftliche Kenntnisse aus, und zwar am meisten in der Sternkunde. Aber auch bei der Seefahrt führten sie vieles ein, und es gelang ihnen, in den durch die Natur bestimmten Zeitabschnitten eine Ordnung zu erkennen. (2) Tenages war am begabtesten, wurde jedoch von seinen Brüdern aus Neid ermordet. Als der Anschlag entdeckt wurde, ergriffen alle, die sich am Mord beteiligt hatten, die Flucht. Von diesen kam Makar nach Lesbos und Kandalos nach Kos. Aktis aber machte sich nach Ägypten auf und gründete die sogenannte Stadt des Helios (Heliopolis), ein Name, den er ihr nach seinem Vater gab. Die Ägypter lernten von ihm die Wissenschaft der 54
Sternkunde. (3) Als bei den Griechen später eine Flut eintrat und wegen der Regengüsse die meisten Menschen zugrunde gingen, geschah es, daß ebenso wie diese auch die schriftlichen Aufzeichnungen vernichtet wurden. (4) Aus diesem Grund konnten die Ägypter, indem sie die günstige Gelegenheit wahrnahmen, die Sternkunde für sich beanspruchen, und weil sich die Griechen aus Unkenntnis nicht mehr um die Wissenschaften bemühten, gewann die Ansicht die Oberhand, daß die Ägypter selbst sich als erste Wissen über die Sterne verschafft hätten. (5) Ebenso verfielen die Athener, die in Ägypten die Stadt Sai's gegründet hatten, wegen der Flut in die gleiche Unwissenheit. Aus diesen Gründen kam man zu der Meinung, daß viele Generationen später Kadmos, der Sohn des Agenor, als erster die Schrift von Phönizien nach Griechenland gebracht habe... (8) Nach seinem (des Heliaden Kerkaphos) Ableben übernahmen seine drei Söhne die Herrschaft, Lindos, Ialysos und Kameiros. Zu ihrer Zeit ereignete sich eine große Überschwemmung, und infolge dieser Flut wurde Kyrbe zu einem verlassenen Ort. Sie teilten nun das Land unter sich auf, und jeder gründete eine nach ihm benannte Stadt. (Vgl. D.S. 3,62,10; 19,53,4. PI. Ti. 22a-c = Nr. 121.)
113 5,60,4: Nicht viel später habe Inachos, der König der Argiver, weil seine Tochter Io verschwunden war, Kyrnos, einen seiner Offiziere, mit einer beachtlichen Flotte ausgeschickt und ihm aufgetragen, allerorten nach Io zu forschen. 114 5,61,1: Hernach sei Triopas, einer der Söhne des Helios und der Rhodos, des Mordes an seinem Bruder Tenages angeklagt, nach der Chersones gekommen. Dort sei er von König Melisseus vom Morde gereinigt worden, danach zur Waffenbrüderschaft mit den Söhnen des Deukalion nach Thessalien gesegelt und habe bei der Vertreibung der Pelasger aus Thessalien mitgeholfen. Darauf hätten sie unter sich die sogenannte dorische Ebene aufgeteilt. 115 5,81,1-3: Diese Insel (Lesbos) bewohnten früher mehrere Stämme, weil es dort unter den Bewohnern viele Wechsel gegeben hatte. Als sie noch verlassen war, hatten als erste die Pelasger von ihr Besitz ergriffen, und zwar spielte sich das etwa folgendermaßen ab: (2) Nachdem Xanthos, der Sohn des Triopas und Herrscher der Pelasger aus Argos, von einem Teile Lykiens Besitz ergriffen hatte, ließ er sich zuerst dort nieder und herrschte über die Pelasger, die ihm gefolgt waren. Später 55
setzte er nach dem noch nicht besiedelten Lesbos über und verteilte das Land unter seine Leute. Die Insel selbst, die vorher Issa hieß, nannte er nach ihren Bewohnern Pelasgia. (3) Als sich sieben Generationen später die deukalionische Flut ereignete und viele Menschen umkamen, da geschah es, daß auch Lesbos durch die Überflutung menschenleer wurde. Hernach kam Makareus hierher, und weil er sich der Schönheit der Landschaft bewußt wurde, besiedelte er die Insel. (Vgl. Ephor. FGrHist 70 F 11 = Nr. 52.)
Istios 116 FGrHist 334 F 68 (= Schol. Eust. D.P. 513): Ein gewisser Istros soll erzählen, daß vier große Fluten stattgefunden haben. Bei einer dieser Fluten sei der Hellespont auseinandergebrochen und habe Europa von Asien getrennt. Scholion zu Pindaros 117 O. 9,75: Er (Pindar) meint nämlich die erste Wasserflut, diejenige des Deukalion. (Vgl. Lycus FGrHist 380 F 2 [= Schol. Pi. I. 8,37c].)
Ovidius 118 met. 7,357; 363-7: Sie (Medea) ließ das äolische Pitane links liegen,... 357 die Stadt des Eurypylus, wo die Frauen von Cos Hörner trugen, als 363 die Schar des Hercules abzog, Rhodos, das dem Phoebus heilig ist, und die ialysischen Teichinen, deren Augen allein durch ihren Blick alles vergifteten, so daß Iuppiter sie haßte und in den Wellen seines Bruders versenkte. (Übersetzung von M. von Albrecht) (Vgl. Ps. Lact. Plac. fab. Ov. 7,10-2.)
4. Das Sintflutmotiv in der Philosophie Xenophanes 119 VS 21 A 33,5/6 (= Hippol. Haer. 1,14): Xenophanes glaubt, daß es eine Vermischung zwischen Erde und Meer gebe und daß jene mit der Zeit vom Feuchten aufgelöst werde. 56
Er sagt, als Beweis diene ihm die Tatsache, daß man mitten auf dem Festland und in den Bergen Muscheln finden könne. In Syrakus seien nämlich, sagt er, in den Steinbrüchen Abdrücke eines Fisches und von Seehunden gefunden worden, auf Paros tief im Gestein Abdrücke von Lorbeer und auf Malta Flossenreste von verschiedensten Meerestieren. (6) Er sagt, das sei geschehen, als einst alles von Schlamm bedeckt wurde und die Abdrücke von Pflanzen und Tieren hernach im Schlamm eintrockneten. Es würden jeweils alle Menschen getötet, wenn die Erde, im Meer versunken, zu Schlamm werde; darauf beginne es dann wieder mit der Schöpfung. Ein solcher Umschwung beende jede Weltordnung. (Vgl. Isid. orig. 13,22,2 = Nr. 104.)
Philolaos
120 VS44A 18 (=Aet. 2,5,3): Der Kosmos könne auf zwei Arten zugrunde gehen, sagt Philolaos, nämlich durch Feuer, das vom Himmel fließt, und durch Wasser vom Mond, wenn durch einen Umschwung die die Himmelskörper umgebende Luft wegfließt. Die Ausdünstungen dieser zwei Elemente seien die Nahrung des Kosmos.
Piaton
121 Ti. 22a-c: Er (Solon) wollte sie (die ägyptischen Priester) auf ein Gespräch über die ferne Vergangenheit hinlenken, und so unternahm er es, das Allerälteste, das hier bekannt ist, zu erzählen, von Phoroneus, der der erste Mensch genannt wird, und von Niobe, und dann nach der FlutvonDeukalionundPyrrha. (b)... (Einer der ägyptischen Priester sagte darauf:) „Ihr Athener habt in euren Seelen keinen auf weit zurückliegender Tradition gründenden uralten Glauben und kein durch sein Alter ehrwürdiges Wissen. Der Grund dafür ist folgender: (c) Viele Vernichtungen von Menschen haben vielerorts stattgefunden und werden wieder stattfinden; die größten aber sind die durch Feuer und Wasser..." (Vgl. Chalc. transl. p. 22 Waszink. D.S. 5,57,3-5 = Nr. 112. Eus. Chron. II 26f ; 27o Schöne = Nr. 102/3. Procl. in Ti. zu 22a/b = I p. 100,20-101,24; ferner Arist. Mete. 352a = Nr. 122; Ph. 222a ; Pr. 910a ; Peri philosophias Frg. 13 Walzer/Ross [= Philon Legum allegor. 3,32,99]. PI. Criti. l l l a / b . Sen. nat. 3. SVF II 186 Frg. 608 |= Comment. Lucan. 7,813]; II 337 Frg. 1174 [= Origenes Cels. 4,64], Philon De aeternitate mundi 146-50.)
57
Aristoteles 122 (=37) Mete. 352a: In schicksalsbestimmten Zeitabständen kommt, wie im Lauf der Jahreszeiten der Winter, so innerhalb einer bestimmten großen Periode ein großer Winter und ein Übermaß von Regengüssen. (Übersetzung von H. Strohm) (Vgl. Manil. 4,818-33.)
Frg. 53 Rose = Protreptikos Frg. 8 Walzer/Ross = C 55.2 Düring (= Iamb. Comm. Math. p. 83,7): Nach Verheerung und Sintflut wurden sie (die Menschen) nämlich jeweils gezwungen, sich zuerst um die Nahrung und ihr Überleben zu bemühen. Frg. 13 Rose = Peri philosophias Frg. 8 Walzer/Ross (= Synes. Calv. 22):
Aristoteles sagt (von den Sprichwörtern), daß sie wegen ihrer Kürze und Klugheit erhalten gebliebene Überreste jener alten Philosophie seien, die während der größten Verheerungen unter den Menschen verloren gegangen ist. (Vgl. Aristocl. bei Phlp. und Asel, zu Nicom. Ar. 1,1 = Nr. 81.)
5. Sintflut und Astrologie Meton 123 bei Tz. H. 10,527-31: Der Astrologe Meton, der Sohn des Pausanias, sagt mir, daß er (der Kosmos) sowohl ein Gewordener als auch ein Vergänglicher sei. Er sagt, daß dann die Vernichtung des Kosmos stattfinde, wenn die sieben Planeten gleichzeitig ins Sternbild des Wassermanns eintreten... (Vgl. Meton bei Tz. H. 12,213-9; 280-3.)
Hegesianax 124 bei Hyg. astr. 2,29: (=31) Hegesianax sagt, daß der Wassermann Deukalion sei, weil zu jener Zeit, als er König war, sich eine solche Menge von Wasser aus dem Himmel ergossen hätte, daß es zu einer Sintflut gekommen sein soll. (Vgl. Germ. 561/2. Hipparchos bei Lyd. Mens. p. 79 Wünsch. Nigid. Frg. 99 Swoboda = Nr. 32. Lucan. 1,653. Comment. Lucan. 1,653. Anth. 625,6.)
58
Berossos 125 FGrHist 680 F 21 (= Sen. nat. 3,29,1): Berossos, der Dolmetscher des Bel, sagt, daß dies (ein Ausbruch der unterirdischen Wasser) durch den Lauf der Sterne bewirkt wird; er behauptet sogar, daß der Sternenlauf die Zeit einer Feuerkatastrophe und einer Überflutung bestimmt. Ein Brand nämlich wird auf der Erde wüten, wenn alle Sterne, die jetzt in verschiedenen Bahnen wandern, im Krebs zusammenkommen, d.h. wenn sie unter derselben Stelle stehen, so daß eine gerade Linie durch alle ihre Örter hindurchgehen kann; eine Überflutung aber steht bevor, wenn die Schar derselben Sterne im Steinbock zusammenkommt. Ersteres bewirkt die Sommerwende, letzteres die Winterwende. Die größte Macht haben diese Zeichen, wenn im Verlauf der Umwandlung des Kosmos auch die Wendepunkte des Jahres stattfinden. (Übersetzung nach B. L. van der Waerden) (Vgl. Zeno 1,6,4 p. 315B.)
Censorinus 126
18,11:
Es gibt ferner das Jahr, das Aristoteles nicht großes, sondern größtes nennt: das die Bahnen der Sonne, des Mondes und der 5 Planeten zusammenbringt, so daß sie in demselben Zeichen, in dem sie einmal gleichzeitig waren, wieder zusammenkommen. Der Höhepunkt des Winters dieses Jahres ist ein Cataclysmus, eine Überschwemmung, und der Sommer ist eine Ecpyrosis, d.h. ein Weltbrand. Zu diesen Zeiten soll nämlich die Welt abwechselnd ausgebrannt und überflutet werden. Aristarchus meint, dieses Jahr habe 2484 Jahre, Aretes von Dyrrhachium 5552, Heraclitus und Linus 10800, Dion 10884, Orpheus 120000, Cassandrus 3600000. (Übersetzung nach B. L. van der Waerden) (Vgl. Aetios 2,32 |= DG p. 363]. Olymp, in Mete. 352a 28 [CAG XII 2 p. 121, 1/2].]
Rhetoiios 127 Quaest. astrol. ex Antiochi Thesauris excerptae, in: CCAG 1163: 51. Über die größten Jahre und die vollkommenen Wiederkehren der 7 Sterne: Saturn vollbringt die größte Wiederkehr in 265 Jahren, Jupiter in 427 Jahren, Mars in 284 Jahren, Helios in 1461 Jahren, Venus in 1151 Jahren, Merkur in 480 Jahren, der Mond in 25 Jahren. Die kosmische Wiederkehr geschieht in 1753005 Jahren; dann kommen alle Sterne im 30. Grade des Krebses oder im 1. Grade des Löwen zusammen, 59
und es findet eine volle Erfüllung statt; aber in dem Krebse geschieht eine Überschwemmung in einem Teile des Weltalls. (Übersetzung von B. L. van der Waerden)
IV. Vereinzelte Fluterzählungen Homeros 128 Ii. 16,384-93: Und wie unter einem Sturmwind beschwert ist die ganze schwarze Erde An einem herbstlichen Tag, wenn das reißendste Wasser 385 herabschüttet Zeus, wenn er mit Männern in seinem Grolle hart verfährt, Die mit Gewalt auf dem Markt schiefe Rechtsweisungen geben Und das Recht austreiben und sich nicht kümmern um der Götter Vergeltung; Deren Flüsse füllen sich alle, die strömenden, Und es schneiden dann viele Hänge ab die Sturzbäche, 390 Und gewaltig stöhnend strömen sie in die purpurne Salzflut Jäh herab von den Bergen, und es schwinden hin die Werke der Menschen: So stöhnten gewaltig die Pferde der Troer, während sie liefen. (Übersetzung von W. Schadewaldt) (Vgl. Kypria HO 118 Frg. 1 [= Schol. Horn. AD Ii. 1,5].)
Scholion zu Homeros 129 AB (Ab Erbse) Ii. 1,250: (Die Menschen werden μέροπες genannt) nach Merops, dem Sohne des Hyas, der nach der Flut als erster die Menschen zusammenführte. Scholion zu Pindaros 130 N. 5,17: Auf Aigina wird Zeus Hellenios bei dem Vorgebirge, das Hellenion heißt, verehrt. Als einst eine Dürre - nach manchen eine Flut Griechenland heimsuchte, seien, so sagt man, die Griechen zusammengekommen und hätten den Aiakos angefleht, er solle, da er ja ein Sohn des Zeus sei, um Erlösung von der herrschenden Bedrängnis beten. Dieser habe gebetet und das Furchtbare abgewendet. Wegen 60
der Rettung von Hellas werde bei den Aigineten Zeus Hellenios verehrt.
Leandr(i)os 131 FGrHist 492 F 13 (= EM 426,8-10): Wie Leandros sagt, (habe die Stadt Elis [dor. τΑλις] ihren Namen davon,) daß die Überlebenden der Sintflut sich in ihr ,gesammelt' hätten (άλισθήναι).
Plutarchos 132 Mor. 303a/b (= quaest. Gr. 51): Weswegen nennen sich die Kinder der Argiver bei einem Fest zum Scherz,Birnenwerfer' (βαλλαχράδες)? Etwa deswegen, weil die ersten, die Inachos von den Höhen in die Ebenen hinuntergeführt hatte, sich von Birnen (άχράδες) ernährt haben sollen? Die Birnen sollen den Griechen zuerst auf der Peloponnes bekannt geworden sein, als jene Gegend noch den Beinamen ,Birnenland' (Άπία) trug; deswegen werden άχράδες auch άπιοι genannt.
Scholion zu Euripides 133 Or. 932: Als die Argiver nach der Flut auf den Bergen wohnten, führte sie Inachos als erster zur Gemeinschaft zusammen, reinigte die versumpfte Ebene längs dem Inachos-Flusse und ließ aus einer Quelle einen Fluß entspringen, den er nach sich ,Inachos' nannte, und Argos nannte er ,Inachion'.
Lucretius 134 5,392-8; 411-5: So sehr schnauben sie Krieg in unentschiedenem Kampfe, 392 eifern im Streit unter sich, um gewaltige Dinge zu fechten, wobei das Feuer einmal unterdessen die Oberhand hatte und einmal nach der Sage die Nässe beherrschte die Fluren. Hatte doch Feuer den Sieg und leckend verbrannte es vieles, als ohne Bahn den Phaethon dahinriß des Sonnengespannes reißende Macht überall durch den Aether und sämtliche Länder... Ebenso siegte zu Anfang das Wasser, das einst sich gesammelt, 411 wie man erzählt, als vieler Menschen Städte begrub es; als drauf irgendwie die Gewalt vertrieben zurückwich, 61
die aus unendlichem Raum wie immer vereinigt sich hatte, machten die Regen Halt und schwächten die Flüsse die Strömung. (Übersetzung von K. Büchner)
Hyginus
135 fab. 140,2-4: Als (der Drache) Python merkte, daß Latona von Iuppiter schwanger war, begann er sie zu verfolgen, um sie zu töten. (3) Auf Geheiß Iuppiters jedoch hob der Windgott Aquilo Latona empor und brachte sie zu Neptun. Dieser schützte sie; um aber nicht die Verfügung von Iuno zu umgehen (daß Latona an einem Ort gebären solle, wo die Sonne nicht hinkommt), schaffte er sie auf die Insel Ortygia, die er mit seinen Fluten zudeckte. Weil er Latona inzwischen nicht gefunden hatte, kehrte Python auf den Parnaß zurück. (4) Neptun hingegen brachte die Insel Ortygia, die man später Delos nannte, wieder ans Tageslicht zurück. Dort gebar Latona, einen Ölbaum umklammernd, Apollo und Diana ... (Vgl. Sol. 11,18 = Nr. 106. Lucianus DMar. 10.]
Apollodoms
136 2,43/4: Von da kam Perseus nach Äthiopien, das Kepheus beherrschte, und fand dessen Tochter Andromeda einem Meeresungeheuer zum Fraß vorgeworfen. Kassiepeia, des Kepheus Weib, hatte mit den Nereiden um ihre Schönheit gestritten und sich gerühmt, schöner zu sein als sie alle. Darum zürnten sie und mit ihnen Poseidon, der eine Überschwemmung über das Land schickte und ein Meeresungeheuer. Da Ammon die Befreiung von dem Unheil ansagte, wenn die Tochter der Kassiepeia Andromeda dem Ungeheuer zum Fraß ausgesetzt werde, wurde Kepheus von den Äthiopen dazu gezwungen und band seine Tochter an einen Felsen. Als Perseus sie sah, wurde er von Liebe zu ihr ergriffen und versprach Kepheus, das Ungeheuer zu erlegen, wenn er ihm die gerettete Tochter zum Weibe geben wolle. So wurde es beschworen, und Perseus unternahm das Wagnis, er erschlug das Meeresungeheuer und befreite Andromeda. (Übersetzung von L. Mader)
62
V. Götterstreitmythen Vano 137 HRR II 13 Frg. 7a (= Aug. civ. 18,9): Als dort (in Athen) plötzlich ein Ölbaum gewachsen und an einem andern Ort Wasser hervorgebrochen war, bewegten diese Ereignisse den König, und er ließ beim delphischen Orakel anfragen, wie das zu verstehen und was zu machen sei. Ihm antwortete das Orakel, daß der Ölbaum für Minerva stehe, das Wasser aber für Neptun und daß es an den Bürgern sei zu entscheiden, nach welcher der beiden Gottheiten, deren Zeichen erschienen seien, die Bürgerschaft benannt werden solle. Kekrops vernahm dieses Orakel und rief alle Bürger beiderlei Geschlechts zur Abstimmung zusammen. (Damals war es in dieser Stadt nämlich Brauch, daß auch die Frauen an öffentlichen Beratungen teilnahmen.) Als nun die Menge befragt wurde, stimmten die Männer für Neptun, die Frauen aber für Minerva, und weil sich herausstellte, daß eine Frauenstimme mehr war, siegte Minerva. Da wurde Neptun zornig und verwüstete mit hoch aufschäumenden Wellen das Land der Athener. Damit nun sein Zorn besänftigt werde, wurde den Frauen von den Athenern eine dreifache Strafe auferlegt: Keine durfte hinfort mehr stimmen, keines der Neugeborenen den Namen der Mutter tragen und niemand sie ,Athenerinnen' nennen.
Apollodoros 138 3,179: Als es zwischen den beiden (Athene und Poseidon) zum Streit um den Besitz des Landes kam, vermittelte Zeus zwischen Athene und Poseidon und bestimmte die Richter, nicht, wie manche behaupten, Kekrops und Kranaos und auch nicht Erysichthon, sondern die Zwölf-Götter. Durch ihren Richtspruch wurde das Land der Athene zugesprochen, weil Kekrops bezeugte, daß sie als erste einen Ölbaum gepflanzt habe. Athene nun nannte die Stadt nach sich Athen, Poseidon aber, im Herzen ergrimmt, überflutete die thriasische Ebene und setzte Attika unter Wasser.
Pausanias 139 2,22,4: Hier (in Argos) steht auch ein Heiligtum des Poseidon Prosklystios (des ,Überfluters'); man sagt nämlich, daß Poseidon einen Großteil des Landes überschwemmt habe, als Inachos und seine Mitrichter 63
entschieden, daß das Land der Hera und nicht dem Poseidon gehören solle. Hera erreichte dann von Poseidon, daß das Meer zurückging. Die Argiver aber errichteten dem Poseidon Prosklystios ein Heiligtum an der Stelle, wo die Flut zurückzuweichen begann. Plutarchos 140 Frg. 157,7 Sandbach (= Eus. PE 3,1,7 Mras): Uneinigkeit und Streitereien zwischen Zeus und Hera stehen für nichts anderes als für schlechte Mischung und Verwirrung der Elemente, wenn sie nicht mehr ordnungsgemäß miteinander harmonieren, sondern, weil ihr Gleichmaß gestört ist, in verderblichem Kampfe gegeneinander die Gemeinschaft auflösen und so die Vernichtung des Ganzen bewirken. Wenn nun Zeus, das heißt die warme und feurige Kraft, den Zwist verursacht, erfaßt Trockenheit die Erde. Wenn hingegen Hera, das heißt die feuchte und dampfförmige Naturkraft, maßlos überbordet, brechen Ströme von Wasser hervor, die alles überschwemmen und überfluten. Zu jener (oben erwähnten) Zeit geschah auch etwas Derartiges, wobei Böotien am tiefsten in der Flut versank. Sobald nun die Ebenen wieder auftauchten und die Überschwemmung zu Ende war, wurde die Ordnung in der Atmosphäre, die der Beruhigung der Naturgewalten folgte, als Zeichen der Einigkeit und Versöhnung unter den Göttern erklärt. Als erste sproß von den Pflanzen die Eiche aus der Erde hervor. Und die Menschen hießen sie willkommen, weil sie die lebensnotwendige Nahrung und somit das Überleben für die Zukunft sicherte. Natürlich nicht nur für die Frommen, wie Hesiod sagt, sondern auch für die Überlebenden dieser Katastrophe „bringt ihr Wipfel Eicheln, ihr Stamm aber Honig hervor (Op. 233)".
VI. Exkurs: Naturaitiologien 1. Der
Tempeduichbruch
Herodotos 141 7,129,1; 3/4: Es gibt eine Erzählung, daß Thessalien einst ein See war, weil es auf allen Seiten von übermächtigen Gebirgen eingeschlossen ist. Gegen Osten schließen das Gebiet der Pelion und die Ossa ab mit ihren Abhängen, die vollständig ineinander übergehen. Der Olymp grenzt 64
es gegen Norden ab, der Pindos gegen Westen und die Othrys gegen Süden. Mitten zwischen den eben aufgezählten Gebirgen liegt das Becken von Thessalien... (3) . . . Es wird gesagt, daß die Flüsse Thessaliens einst, als noch keine Schlucht für ihren Abfluß existierte, . . . nicht weniger Wasser als jetzt geführt, vielmehr mit ihren Fluten ganz Thessalien zu einem Meer gemacht hätten. (4) Die Thessalier selbst sagen, daß Poseidon die Schlucht geschaffen habe, durch die der Peneios fließt. (Vgl. Str. 9,5,2·)
Baton von Sinope 142 FGrHist 268 F 5 (= Ath. 639d-640a): Als einmal ein Opfer, an dem alle Pelasger teilnahmen, gefeiert wurde, überbrachte ein Mann mit Namen Peloros dem Pelasgos die Meldung, daß nach großen Erderschütterungen in Thessalien das Tempe genannte Gebirge geborsten sei und daß durch den Durchbruch das Wasser des Sees mit Druck in den Peneios-Fluß einströme. Das früher vom See überdeckte Land sei nun als ganzes frei, und nachdem die Wasser sich verlaufen hätten, seien Ebenen sichtbar geworden, wunderbar sowohl an Größe als auch an Pracht. Als Pelasgos das hörte, stellte er dem Peloros seinen für ihn selbst reichlich gedeckten Tisch hin, und jeder von den andern brachte mit liebenswürdiger Aufmerksamkeit jeweilen das Beste, das er bei sich hatte, und legte es dem Boten auf den Tisch. Pelasgos selbst bot bereitwillig seine Dienste an, und auch von den übrigen halfen die Vornehmen mit, wie gerade einem jeden die Gelegenheit sich bot. Deshalb, sagen sie, nachdem sie das Land in Besitz genommen hatten, eine Nachahmung des damals gefeierten Festes und stellen darum beim Opfer an Zeus Pelor prachtvoll geschmückte Tische auf und begehen das Fest so menschenfreundlich, daß sie auch alle Fremdlinge zum Mahl einladen, die Gefangenen befreien, die Diener zu Tische laden und sie unter zügellosen Reden speisen lassen, wobei ihre Herren sie bedienen. Kurz, die Thessalier nennen noch jetzt ihr größtes Fest, das sie begehen, Peloria. Diodoios 143 4,18,6: Etwas Ähnliches machte er (Herakles) früher in Griechenland. Als nämlich in der Gegend des sogenannten Tempetales das ebene Land auf weite Strecken ein See war, hob er einen Kanal aus, der aus diesem abgeschlossenen Gebiet hinausführte, und ließ durch ihn alles Wasser aus dem See abfließen, so daß die thessalische Ebene am Peneios-Fluß sichtbar wurde. 65
Apollodoros 144 1,47: (= 28) (Zeit der deukalionischen Flut:) Damals traten auch die Gebirge Thessaliens auseinander, und die Gebiete außerhalb des Isthmos und der Peloponnes wurden alle überschwemmt. Philostiatos 145 Im. 2,14,1: Die Ägypter nämlich verdanken ihr Land dem Nil, den Thessaliern aber erlaubte der Peneios einstmals nicht, Land zu haben, weil um die Ebenen Gebirge lagen und der Strom sie überflutete, weil er noch keinen Abfluß fand. Poseidon wird also mit dem Dreizack die Berge spalten und dem Strom Tore öffnen. (Übersetzung von O. Schönberger) (Vgl. Schol. zu Philostr. Im. 2,14,17.)
Stephanos von Byzanz 146 s.v. Λυταί: Ein Ort Thessaliens, dessen Name davon kommt, daß Poseidon das Tempetal freigemacht (λύειν) und das Wasser, das von der Überflutung her stammte, vertrieben hat. Scholion zu Pindaros 147 P. 4,246a: Poseidon Petraios (Πετραΐος) wird bei den Thessaliern verehrt, weil er das thessalische Gebirge (πέτρα: Fels), d.h. das Tempe-Gebirge, teilte und damit bewirkte, daß der Fluß, der früher mitten durch < die Ebene> flöß und am Land viel Schaden anrichtete, seinen Lauf nun durch das Gebirge nahm.
2. Die Flutkatastrophe von Keos Pindaros 148 Pae. 4,40-5: Ich (Euxantios von Keos) fürchte mich vor dem Zwist mit Zeus und dem laut donnernden Poseidon; einst stießen sie mit Blitz und Dreizack Land (Keos) und Leute in den tiefen Tartaros hinab. Übrig ließen sie nur meine Mutter und unser Gehöft. (Vgl. Plin. nat. 2,205/6 = Nr. 156.)
66
Xenomedes 149 FGrHist 442 F 1,64-9 (= Call. Frg. 75 Pf.): Die Hybris der Teichinen, dieser Zauberer, und ihren Tod durch den Blitz und auch den verrückten Demonax, der sich nicht um die Götter kümmerte, all das hat unser Greis (Xenomedes) auf seinen Tafeln verzeichnet, ebenfalls das alte Weib Makello, die Mutter der Dexithea, die die Götter als einzige unversehrt übrig ließen, als sie, um einen Frevel zu rächen, die Insel vernichteten. (Vgl. Nonn. D. 18,35-8 = Nr. 157.)
3. Sonstiges Strabon 150 1,3,18-20: Vom Kopa'is-See wurden Arne und Mideia verschluckt, die Homer im Schiffskatalog (Ii. 2,507) erwähnt..., und vom Bistonis- und vom Aphnitis-See scheinen einige thrakische Städte überflutet worden zu sein . . . (19)... Einige sind überzeugt, daß Lesbos vom Ida-Gebirge losgebrochen ist, wie die Inseln Prochyte und Pithekussa vom Kap Misenum, Kapreai vom Kap Athenaion, Sizilien von Rhegion, das Ossa-Gebirge vom Olymp... Im Satyrspiel „Omphale" sagt Ion (TrGF I 101 Frg. 18) über Euboia: Die geringe Brandung des Euripos hat Euboia von Böotien getrennt, die vorspringende Küste trennte er mit einem Sund a b . . . (20) . . . Man erzählt, daß mitten durch die Insel Atalante, die nahe bei Euboia liegt, eine Durchfahrt entstanden sei, nachdem sich in der Erde ein Spalt aufgetan hatte; von den Feldern seien manche bis 20 Stadien hoch überflutet worden... (Vgl. Plin. nat. 2,203. Sen. nat. 6,24,6. Eust. zu D.P. 476 [GGM II 307].)
Pausanias 151 9,24,2: Die Böoter erzählen, daß einst auch noch andere Städte am See (dem Kopa'is-See) bewohnt waren, Athen und Eleusis nämlich, und daß der See sie in einem Winter überflutet und verschlungen habe. (Vgl. D.S. 4,18,7. Str. 9,2,18.)
152 4,20,4: Es gab nämlich einen geheimen Gegenstand bei den Messeniern; sollte er verloren gehen, war er dazu bestimmt, Messenien für alle 67
Ewigkeit im Wasser versinken zu lassen... Diesen holte Aristomenes . . . und vergrub ihn am Berg I t h o m e . . . (Übersetzung nach E. Meyer)
4,26,7/8: Epiteles . . . stieß beim Graben auf ein Bronzegefäß und brachte es sogleich zu Epaminondas... (8) Dieser... öffnete das Gefäß und fand aufs dünnste ausgewalztes Zinn, das wie die Buchrollen gerollt war. Darauf war das Fest der Großen Göttin aufgeschrieben, und das war das Vermächtnis des Aristomenes . . . (Übersetzung nach E. Meyer)
153 9,30,9-11: In Larisa hörte ich auch eine andere Geschichte, daß nämlich an der Seite des Olymp, die nach Makedonien hin schaut, die Stadt Libethra liege . . . und daß nicht weit von der Stadt entfernt das Grab von Orpheus sei. Den Einwohnern von Libethra sei nun aus Thrakien von Dionysos das Orakel zugekommen, daß ihre Stadt von einem Eber vernichtet werde, wenn die Sonne die Gebeine des Orpheus s e h e . . . (10) Da es dem Gott gut schien, ereignete sich bei ihnen folgendes. Als ein Hirt genau um die Mittagszeit sich an das Grab von Orpheus lehnte, schlief er dabei ein. Im Schlaf aber überkam es ihn, Dichtungen von Orpheus mit lauter und wohltönender Stimme zu singen. Alle Hirten und Ackerbauern, die gerade in der Nähe waren, ließen ihre Arbeit liegen und versammelten sich, um den Gesang des schlafenden Hirten zu hören. Wie sie sich gegenseitig stoßen und darum streiten, am nächsten beim Hirten zu stehen, stürzen sie den Pfeiler um, und die zu Boden fallende Urne zerbricht. Und so sah die Sonne, was von den Gebeinen des Orpheus noch übrig war. (11) Sofort ließ der Gott in der folgenden Nacht viel Wasser aus dem Himmel stürzen, und der Eber-Fluß - unter den Wildbächen am Olymp ist auch der ,Eber' einer - dieser Fluß nun zerstörte die Mauern von Libethra, vernichtete Heiligtümer und Häuser der Menschen, ertränkte Menschen und alles Vieh in der Stadt gleichermaßen . . . Diodoios
154 4,85,2-5: Die alten Mythographen schreiben, daß Sizilien vor Zeiten noch eine Halbinsel gewesen und erst später zur Insel geworden sei, und zwar aus folgenden Gründen: (3) Weil sie an zwei Seiten vom Meer bespült wurde, sei die verbindende Landbrücke an der schmälsten Stelle auseinandergebrochen. Deshalb habe man diesen Ort Rhegion (ρηγνύναι: brechen) genannt, und die viele Jahre später dort 68
gegründete Stadt hätte den gleichen Namen erhalten. (4) Manche sagen, die Landenge sei auseinandergebrochen, nachdem sich zahlreiche Erdbeben ereignet hätten, und so sei dort eine Meerenge entstanden, weil ja nun Wasser das Festland von der Insel trennte. (5) Der Dichter Hesiod (Frg. 149 M.-W.) sagt das Gegenteil; als nämlich das Meer dort noch breit war, hätte Orion das Vorgebirge bei Kap Peloris aufgeschüttet und den heiligen Bezirk des Poseidon angelegt, der von den Einheimischen besonders verehrt wird. (Vgl. Eust. zu D.P. 476 [GGM II 307].)
(= 78) 5,47,3 (FGrHist 548): Die Samothraker erzählen, daß noch vor den Überflutungen, welche die Gebiete außerhalb ihrer Insel heimsuchten, sich auch bei ihnen eine große Flut ereignet habe, als zuerst die Durchfahrt zwischen den Schwarzen Inseln (Bosporus) und dann der Hellespont aufbrach. Dionysios
Peiiegeta
155 473-6 (GGM II 132): Die Route zu dem nach Norden schauenden Kap (von Sizilien) ist für die Seefahrer entsetzlich, schmal, tückisch und nicht zu bezwingen, wo das Meer reißend die hohen Klippen umtost, im Graben, den Poseidons gezackter Stahl hinterlassen hat. (Vgl. Prise. 486/7 [GGM II 194], Paraphrasis zu 468-76 [GGM II 415]. Schol. zu D.P. 476 [GGM II 449]. Eust. zu D.P. 476 [GGM II 307].)
Plinius
156 nat. 2,205/6: Die Natur hat verschiedene Länder auch gänzlich weggerafft, vor allem einmal, wenn wir Piaton glauben, in dem ungeheuren Gebiet, wo das atlantische Meer sich befindet, dann in unserm eigenen Gebiet, wo wir heute Akarnanien vom Golf von Ambrakien, Achaia von demjenigen von Korinth, Europa und Asien von der Propontis und vom Schwarzen Meer überflutet sehen. Dazu durchstieß das Meer noch Leukas, Antirrhium, den Hellespont und die beiden Bosporoi... (206) Pyrrha und Antissa, das am Mäotischen See gelegen ist, raffte das Schwarze Meer hinweg, Helike und Bura, von denen in der Tiefe noch Spuren sichtbar sind, der korinthische Golf. Von der Insel Keos verschlang das Meer zusammen mit dem Großteil der Bewohner ein Stück von mehr als 30000 Schritten Ausdehnung, auf Sizilien die Hälfte der Stadt Tyndaris und die Landbrücke nach Italien, ferner auf ähnliche Weise Eleusis in Böotien. (Vgl. PI. Ti. 24e/25a. Arist. Mete. 352a. D.S. 5,47,3/4 = Nr. 78. Schol. Lyc. 73 [Tz.] = Nr. 74. Vgl. auch Nr. 148/9 [Keos].)
69
Nonnos 157 D. 18,35-8: Zeus und Apollon zugleich hat einst Makello bewirtet... Und als der Erderschüttrer dann mit dem Dreizack die ganze Insel (?) abriß und tief ins Meer alle Phlegyer senkte, Schonte er beide Frauen und stürzte sie nicht mit dem Dreizack. (Übersetzung von Th. v. Scheffer) (Vgl.Euph.CA50Frg. 115 [=Serv. Aen.6,618).Nie.Frg. 116Scholfield[= Schol.Ov.Ib. 473], Vgl. auch Nr. 148/9 [Keos].)
Pausamas 158 7,24,13: Solch ein (wie dasjenige von Helike), in der Art anderes, Unglück ließ am Sipylos eine Stadt in einen Schlund verschwinden. Wo sie vom Berg verschlungen wurde, drang Wasser hervor, und der Schlund wurde zu dem ,Saloe' genannten See, und Reste einer Stadt waren in dem See deutlich, bis das Wasser des Wildbachs sie verdeckte. Auch die Reste von Helike sind noch erkennbar, aber nicht mehr ebensogut, da sie vom Salzwasser entstellt sind. (Übersetzung von E. Meyer) (Vgl. Plin. nat. 2,206 = Nr. 156. Schol. Lyc. 73 [Tz.] = Nr. 74.)
Ovidius 159 met. 8,624-32; 689-93: Nicht weit von dort liegt ein See, früher bewohnbares Land, j etzt ein 624 Gewässer, bevölkert von Tauchervögeln und Wasserhühnern, wie sie im Sumpf heimisch sind. Dorthin kam Iuppiter in Menschengestalt; den Vater begleitete der Atlasenkel Mercur mit seinem Stab, aber ohne die Flügelsohlen. An tausend Türen pochten sie und baten um Unterkunft und Nachtlager; tausend Türen blieben verriegelt. Ein Haus nahm sie dennoch auf. Es war zwar nur klein und mit Stroh 630 und Sumpfrohr gedeckt. Aber die fromme Greisin Baucis und der gleichaltrige Philemon hatten sich, als sie noch ganz jung waren, in dieser Hütte vermählt... ,Götter sind wir, und eure gottlose Nachbarschaft wird die verdiente 689 Strafe empfangen. Ihr aber sollt von diesem Unheil verschont bleiben. Verlaßt nur euer Haus und begleitet uns hinauf auf die Bergeshöhe.' (Übersetzung von M. von Albrecht)
70
VII. Sintflut als Topos Kyklos Kypria HO 118 Frg. 1 (= Schol. Horn. AD IL 1,5) Pindaros Pae. 9,20 Lucili us 251 Vergilius ecl. 6,41/2 georg. 1,60-3 Seneca Tro. 1038-41 Piopertius 2,32,49-56 Lucanus 1,653 Statius Theb. 8,303-6 luvenalis 1,81-6 Apuleius apol. 41 (Vgl. Isid. orig. 13,22,2 = Nr. 104.) Aristeides Or. I p. 836 Dindorf Quintus von Smyrna 14,602-4 Symphosius 235 71
Anthologia Graeca AP 11,19; 71; 131; 214 Anthologia Latino. 625,6 Scholion zu Lucanus Adnot. Lucan. 5,623
72
Zweiter Teil: Quellenanalyse
I. Deukalion Unter den vielen griechischen Fluterzählungen hat nur eine einzige wirklich Anerkennung gefunden: die Deukalionsage ; sprichwörtlich wurde weder Dardanos noch Ogygos, sondern Deukalion1.
1. Allgemeingriechische
oder lokale
Fluttradition!
Unserer eigenen Vorstellung von Sintflut, die durch den Genesisbericht geprägt ist, entspricht am ehesten die Tradition von einer weltweiten Flut zur Zeit Deukalions, wie sie uns vor allem aus Ovids Metamorphosen (1,291/2 = Nr. 3) bekannt ist. Die meisten Vertreter dieser Tradition haben lateinisch geschrieben; eine Ausnahme machen nur Lukian und Nonnos, wenn man die jüdisch-christlichen Autoren nicht mitzählt1. Deukalion ist in diesen Zeugnissen bloß ein Name. Abgesehen von wenigen Texten, die Thessalien nennen, wird keine Herkunft des Flutheros angegeben2. Aus zwei für die griechische Tradition repräsentativen Quellen ergibt sich jedoch, daß die Vorstellung von einer weltweiten und alles bedekkenden Flut der Mythologie der Griechen fremd gewesen zu sein scheint. Das kaiserzeitliche Handbuch, das unter dem Namen des Apollodor bekannt ist, berichtet (1,47 = Nr. 28), nur die Gebiete außerhalb des Isthmos und der Peloponnes seien überschwemmt worden, und nach dem Marmor Parium (FGrHist 239 A 4 = Nr. 42) wurde zumindest Athen
' Vgl. AP 11, 67; 71; Tümpel (1905) 274/5. 1
Luc. Syr. D. 12 = Nr. 64; Tim. 3 = Nr. 12. Nonn. D. 3, 209-14; 6, 226-30; 12, 59-63 = Nr. 108-10. Hyg. fab. 153, l - 3 = N r . 14.Nigid. Frg. 99 = Nr. 32. Serv. auct. ecl. 6,41 = Nr. 107. Schol. Hör. carm. 1,2,9 = Nr. 2. Schol. Stet. Theb. 3, 560 = Nr. 7. Schol. Verg. Bern. ecl. 6,41 = Nr. 35. Weltweite deukalionische Flut in jüdisch-christlichen Quellen: lust. Mart. Αρ. II 7,2 = Nr. 54. Lact. inst. 2,10,23 = Nr. 56. Rufin. Clement. 8,50 = Nr. 57. Vgl. Ph. De praemiis etpoenis (4) 23 = Nr. 53. 1 Nigid. Frg. 99 = Nr. 32, Schol. Verg. Bern. ecl. 6, 41 = Nr. 35.
73
von der deukalionischen Sintflut nicht betroffen3. Unter den lateinischen Quellen kennt immerhin ein Vergilscholion (Bern, georg. 1,62 = Nr. 36) eine auf Thessalien begrenzte Flut, und vom Thessalier Deukalion liest man in Iustins Epitome aus Pompeius Trogus (2,6,7-11 = Nr. 33), daß er das Menschengeschlecht neu begründete nach einer Flut, die „den größeren Teil der Völker Griechenlands" heimsuchte. Die Darstellung Apollodors wird unterstützt durch polemische Äußerungen in der christlichen Literatur, die sich gegen die Verschmelzung von biblischer und griechischer Sintfluttradition wenden. Als erster hat sich um 180 der Bischof Theophilos von Antiochien (Autol. 3,18/9 = Nr. 62) gegen solche Tendenzen ausgesprochen, die für uns im 1. Jh. n. Chr. mit Philon (De praemiis et poenis [4] 23 = Nr. 53) beginnen und über Iustinos Martys (Αρ. II 7,2 = Nr. 54) bis hin zu Laktanz (inst. 2,10,9; 23 = Nr. 56) zu belegen sind. Ebenso nahm Origenes (Cels. 1,19; 4,41 = Nr. 59/60) um die Mitte des folgenden Jahrhunderts sehr dezidiert gegen die Behauptung des Platonikers Kelsos Stellung, daß die aus der Genesis bekannte Sintflut nur eine Nachbildung der griechischen Deukalionsage sei4. Mit detaillierter Argumentation hat sich dann im vierten Jahrhundert der Bischof Filastrius (122 [94] 1-3 = Nr. 63) in diese Diskussion eingeschaltet und die Gleichsetzung von deukalionischer und biblischer Sintflut als Ketzerei bezeichnet. Für diesen Christen ist es ein typisches Merkmal der heidnischen Flutsage, daß sie auf Thessalien beschränkt ist. Ob es wohl dem Einfluß der von Filastrius vertretenen christlichen Doktrin zuzuschreiben ist, daß Isidor (orig. 13,22,4 = Nr. 104) und seine Quelle Orosius (hist. 1,9,1/2), welcher an der zur Diskussion stehenden Stelle Pompeius Trogus (lust. 2,6,7-11 = Nr. 33) benutzt hat, von letzterem abweichen und die Flut nicht „maiorem partem populorum Graeciae", sondern „maiorem partem populorum Thessaliae" hinwegraffen lassen? Die Änderung hat Spuren hinterlassen, denn die geographischen Vorstellungen bei Isidor sind merkwürdig: der Parnaß scheint in nächster Nähe von Thessalien lokalisiert zu sein5. Vor Pompeius Trogus hat vermutlich bereits Varro (HRR II 14/5 Frg. 10 = Nr. 91) darauf hingewiesen, daß es keine allgemeingriechische Fluttradition gab6. ! Vgl.auchArist.Mete.352a/b = Nr.37;Aristocl.beiPhlp.undAsel.zuNicom.Ar. 1,1 = Nr. 81. Die Formulierung bei Pi. O. 9, 49-51 = Nr. 18 als der ältesten Quelle, die mit Deukalion eine Flutgeschichte verknüpft, läßt leider keine genauere Lokalisierung zu. 4 Eine Gleichsetzung von biblischer und griechischer Sintfluttradition wird weiter vertreten bei Rufin. Clement. 8, 50 = Nr. 57 und in der Apokalypse Adams 70,15-20 = Nr. 58, letztlich aber auch Schol. Pi. rec. 0 . 9 , 7 0 p. 217 = Nr. 61, wo der Vorwurf erhoben wird, die Deukalionsage verdanke ihre Existenz einem Plagiat. s Erinnerung an Hellanic. FGrHist 4 F117 = Nr. 26, bei dem Deukalion an der Othrys landet, kann wohl ausgeschlossen werden. 6 Nach Aug., der Varro (HRR II 11/2 Frg. 5a [aus Aug. civ. 18,8] = Nr. 88) benutzt hat, steht die deukalionische Flut an Ausdehnung hinter der biblischen und auch der ogygischen.
74
Deukalion, Thessalien und die Flut, diese Trias, die Filastrius für die heidnische Überlieferung fordert, findet sich seit Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 4 = Nr. 84) in der später von Christen gepflegten antiken Chronographie7. Zwar berücksichtigen die Chronographen für den Anfang der griechischen Geschichte im Prinzip nur die Traditionen von Sikyon, Argos und Athen, doch in der Zeit des athenischen Königs Kekrops vermerken sie zusätzlich die Flut des Deukalion, die sie als ein auf das ferne Thessalien begrenztes Ereignis darstellen. Wir müssen daraus schließen, daß die maßgebenden drei Lokaltraditionen im Gegensatz zur thessalischen kein Flutmotiv kannten, diese Überlieferung jedoch trotz ihrer Lokalisierung im abgelegenen Thessalien als zu bedeutend erschien, als daß man sie hätte unterschlagen dürfen. Die Situation, wie sie sich uns nach den antiken Quellen zeigt, spiegelt die gegensätzlichen Einflüsse, welche auf die Deukalionsage eingewirkt haben. Der Vorstellung nur schon einer überregionalen Überflutung stand die Existenz zahlreicher Lokalüberlieferungen entgegen, denen ein Flutmotiv offenbar unbekannt war, während andererseits der Umstand, daß Hesiod den Deukalionsohn Hellen zum Stammvater der Hellenen gemacht hat, der Vergrößerung des Geltungsbereichs der Sage förderlich war8. Die überragende Bedeutung der Deukalionerzählung gegenüber anderen Fluttraditionen hat sogar dazu geführt, daß einzelne Autoren sowohl griechische9 als auch lateinische10 - die deukalionische Flut einfach mit,Sintflut bei den Griechen' bezeichnen. Nicht übersehen darf man auch den Einfluß der Philosophie, die seitXenophanes (VS 21A 33, 5/6 = Nr. 119) lehrte, daß periodisch wiederkehrende Flutkatastrophen die Erde jeweils in den Urzustand zurückversetzen"; auch die in römischer Zeit besonders einflußreiche Stoa kannte eine solche Katastrophentheorie' 2. Im orientalischen Mythos von einer alles umfassenden Sintflut, dessen Überlieferung dem Westen mindestens seit dem 3. Jh. v. Chr. durch Berossos (FGrHist 680 F 4) bekannt war, konnte die ovidische Form der Sage natürlich ebenfalls eine Stütze finden13. Das Problem kompliziert sich weiter dadurch, daß das alte Motiv vom
' Eus. Chron. II p. 26f/27o = Nr. 102/3, Iul. Afric. bei Georg. Synk. p. 297, 7-10 = Nr. 98. Diese Tradition findet sich eigentlich schon bei Arist. Mete. 352a/b = Nr. 37; die Verlegung der Flut nach Epirus rührt einfach davon her, daß Arist. nicht der gängigen Lokalisierung des alten Hellas in Thessalien folgt: - S. 102-7. • - s. 84-7; 120/1. ' D.S. 5, 57, 3 = Nr. 112, Paus. 5,8, 1. 10 Prob. Verg. georg. 1, 60-3 = Nr. 6. 11 - S. 142-53; vgl. Filastr. 122 (94) 3 = Nr. 63. 11 Vgl. SVF II 186 Frg. 608 (= Comment. Lucan. 7, 813), II 337 Frg. 1174 (= Origenes Cels. 4, 64); vgl. Origenes Cels. 1, 19 = Nr. 59. 13 - S. 122-5.
75
Parnaß als einzigem Berg, den das Wasser nicht zu überspülen vermag und der so zum Ausgangspunkt des neuen Lebens wird, seinen Ursprung zwar auch in einer Lokaltradition hat - nämlich in dem südlicher und damit zentraler als Thessalien gelegenen Gebiet von Lokris -, nichtsdestoweniger aber eigentlich die orientalische Vorstellung der Sintflut voraussetzt14. Überraschen können derartige Widersprüche allerdings nicht, denn es wird wohl niemand erwarten, daß die Mythen der einzelnen griechischen Stämme gegenseitig aufeinander abgestimmt im Hinblick auf spätere synoptische Darstellungen konzipiert worden sind.
2. Deukalion und die Lokrer a) Der Parnaß: Zentrum der deukalionischen Flutsage Die Deukalionsage war im östlichen Mittelmeerraum außerordentlich populär; von Dodona im Nordwesten Griechenlands bis hinüber ins südliche Kleinasien, wo seit dem Hellenismus Griechisches und Orientalisches ineinander übergehen, wird die Stiftung von Heiligtümern und die Errichtung von Kulten dem Flutheros Deukalion zugeschrieben. Eine Untersuchung der die Deukalionsage betreffenden Testimonia ist deshalb untrennbar mit der Aufgabe verbunden, die vielfältigen Verästelungen der Lokalvarianten auf ihre Originalität hin zu prüfen. Einen Hinweis darauf, wo die,Urheimat' dieses Mythos zu suchen ist, kann aber bereits eine oberflächliche Musterung der Texte geben, denn sie führt unweigerlich zur Feststellung, daß Deukalion sehr häufig mit dem Parnaß in Verbindung gebracht wird - eine Beobachtung, die sich auch statistisch untermauern läßt1. Erstmals steigt der Flutheros bei Pindar (0.9,41-56 = Nr. 18) vom Parnaß herab; diese neunte olympische Ode stellt zugleich " - S. 79; 201; 221-4. 1 Pi. 0 . 9 , 4 1 - 5 6 = Nr. 18, Andron FGrHist 10 F 8 = Nr. 21, Apollod. 1,48 = Nr. 28, Schol. Pi. 0.9,64c, Ov. met. 1,316-20 = Nr. 3, Isid. orig. 13,22,4 = Nr. 104, Prob. Verg. georg. 1,60-3 = Nr. 6, Serv. auct. ecl. 6,41 = Nr. 107, Schol. Verg. Bern. ecl. 6,41 = Nr. 35, Schol. Hör. carm. 1,2, 9 = Nr. 2, Mythogr. 1,189, Schol. Stat. Theb. 3, 560 = Nr. 7 (Delphi anstelle des Parnaß), Luc. Tim. 3 = Nr. 12, Schol. Pi. rec. O. 9, 70 p. 217 = Nr. 61 (in den beiden letzten Zeugnissen der Lykoreus anstelle des Parnaß, - Anm. 5], Phantastisch Hyg. fab. 153,1 = Nr. 14 (Landung auf dem Ätna ; danach ein Teil der Überlieferung bei Nigid. Frg. 99, vgl. den Apparat von Swoboda zu Zeile 11] und Serv. auct. ecl. 6, 41 = Nr. 107 (Landung auf dem Athos ; Verschrieb für Othrys? Vgl. Mayer [1885] 137 Anm.). Auf welche Belege sich Gruppe ([1906) 94/5) für die Tradition von einem Erdspalt in Delphi (dazuBurkert[1972[ 139) stützt, durch den das Wasser der Sintflut sich verlaufen haben soll, ist mir nicht klar geworden. Für die Verbindung Deukalions mit Delphi vgl. auch noch Burkert (1972) 137/8. Deukalion König in der Gegend des Parnaß: D.H. 1, 17, 3. Eus. Chron. II p. 26e ; p. 27h. Isid. orig. 13, 22, 4 = Nr. 104. Jacoby ([1904] 31) erwägt, ob MP FGrHist 239 A 2 = Nr. 42 diese Überlieferung aus Philoch. hat; bei D.H. vermutet er (Komm, zu FGrHist 4 F 117) Hellanic. als Quelle.
76
den ersten Beleg für das Vorkommen der Flutthematik innerhalb des Deukalionmythos dar. Neben der Verbindung Deukalions mit dem Parnaß und der Flut enthält Pindars Darstellung noch ein drittes Motiv: Der Flutheros begründet die lokrische Königsdynastie. Damit beansprucht Pindar wie bereits Hesiod (Frg. 234 = Nr. 16)2 Deukalion für die Lokrer, während nach anderen Quellen er und mit ihm das Sintflutmotiv auf der gegenüberliegenden Seite des Parnaß, nämlich in Delphi, verwurzelt ist. Unter diesen Zeugnissen findet sich allerdings keines aus der Zeit Hesiods oder auch Pindars. Einer von Pausanias (10,6,2 = Nr. 22) aufgezeichneten Sage zufolge wurde Lykoreia3, das als Mutterstadt der Delpher galt4, am Parnaß von Überlebenden der deukalionischen Flut gegründet; der Name leite sich vom Heulen der Wölfe (λύκοι) her, die den Menschen den rettenden Weg auf den Berg wiesen5. Dies ist nicht die einzige auf einer Flutgeschichte basierende Etymologie eines geographischen Namens bei Pausanias; den Kranichberg in der Megaris etymologisiert der Perieget (1,40,1 = Nr. 50) analog. Weil auch Kallimachos (Frg. 509 = Nr. 39) ein Beispiel für eine derartige aitiologische Fluterzählung bietet, liegt natürlich der Verdacht nahe, Pausanias' Quelle sei nicht eine alte Lokaltradition, sondern gelehrte alexandrinische Erfindung6. Usener1 hingegen vertritt die Meinung, daß von Pausanias aus auf eine delphische Erzählung zu schließen sei, in der Deukalion nach seiner Flucht auf den Parnaß dort die Stadt Lykoreia gründete. Nicht ausgeschlossen werden kann aber auch die Möglichkeit einer späteren Erweiterung einer alten Gründungslegende von Lykoreia durch das Flutmotiv, zumal da nach dem Marmor Parium (FGrHist 239 A 2 = Nr. 42) Lykoreia bereits vor der Flut bestanden hat. Was nämlich eindeutig feststeht, ist die Tatsache, daß der Wolf für die Delpher eine besondere Bedeutung hatte, Objekt ihrer Verehrung war8 genau wie er es für das samnitische Bergvolk der Hirpini war, die von einem Wolf zu ihren Wohnstätten geführt worden sein sollen9. Diese 2
- S. 97/8. Zur Lage vgl. Bölte, RE 13 (192,6) 2383/4; Cook (1924) 901 Anm. 2, Fontenrose (1959) 412/3. 4 Str. 9,3,3. Schol. A.R. 4,1490; 2,711 (Die Delpher nennen sich Λυκωρεΐς nach einem Heros Λυκωρεΰς). s Lykoreus als Landungsort von Deukalion: Luc. Tim. 3 = Nr. 12; Schol. Pi. O. 9, 70 p. 217 = Nr. 61. Z u m Verhältnis Lykoreus - Parnaß vgl. Bölte, RE 13 (1926) 2382-4; Ganszyiniec, RE 13 (1926) 2384/5; ferner Fontenrose (1959) 414. Lykoreia galt als Asylort: Serv. Aen. 2, 761 ; vgl. Ganszyiniec a.a.O. 6 Vgl. Bölte, RE 13 (1926) 2382. - S. 105; 116/7. ' (1899) 76/7. Usener hält Lykoreia fälschlicherweise für eine Bezeichnung der Parnaßspitze. Im Neugriechischen heißt der höchste Gipfel des Parnaß Liakura oder Lykeri: E. Meyer, KP 4 (1972) 520. Vgl. Fontenrose (1959) 421/2. « Ael. NA 12, 40; Paus. 10, 14, 7; vgl. Plu. Per. 21, 3; EM 497, 705/6. Burkert (1972) 137. ' Str. 5, 4, 12; Paul. Fest. p. 106; dieses Motiv typisch für Gründungslegenden: Vian (1963) 78. !
77
Überlieferung entspricht prinzipiell dem, was die Delpher von Lykoreia erzählten, nur daß die Verknüpfung mit einer Sintflut fehlt. Nicht unbestritten gewesen zu sein scheint auch jene genealogische Tradition, die das delphische Priestergeschlecht der Hosioi auf Deukalion zurückführt 10 ; denn die im homerischen Apollonhymnus (388-96) enthaltene delphische Kultlegende berichtet, wie Apollon persönlich seine zukünftigen delphischen Priester aus Kreta herbeigeführt hat11. Es bleibt somit auch hier nur die Folgerung übrig, daß die Anknüpfung an Deukalion sekundär ist, es sei denn, ,Deukalion' meint nicht den Flutheros, sondern den kretischen Deukalion, Sohn des Minos und Vater des Idomeneus12. Den Eindruck einer späten Konstruktion erweckt die Genealogie, die Delphos, den delphischen Heros Eponymos, an die Deukaliontochter Melantheia/Melantho 13 anschließt; ob Thyia14 - ebenfalls eine Tochter des Flutheros - überhaupt nach Delphi gehört, ist fraglich. Nachdem zwei Hauptzeugnisse für eine autochthone delphische Fluttradition einer kritischen Nachprüfung nicht standgehalten haben, wird man sich begreiflicherweise mit um so mehr Skepsis einem Kult-Aition zuwenden: Alljährlich sei nämlich zur Erinnerung an die Sintflut das Aigle-Opfer nach Delphi gebracht worden15. Diese Skepsis wird weiter genährt durch den Umstand, daß Aitien dieses Typs - zur Erinnerung an die große Flut wird eine rituelle Handlung durchgeführt - nicht eben selten an Orten erzählt werden, wo die Sintflutüberlieferung ganz eindeutig jung ist16. Ein gleichermaßen problematisches Zeugnis für die Verwurzelung Deukalions in Delphi stellt der Orakelspruch dar, den Deukalion und Pyrrha nach ihrer Rettung bei Ovid (met. 1,383 = Nr. 3) von Themis, der
10 Plu. Mor. 292d; 365a ; 438b. Über allfälligen orphischen Einfluß im Namen "Οσιοι vgl. Nilsson (1906| 285. Zur Abstammung von Deukalion vgl. Halliday (1928) 56-62. '1 Kretische Elemente im Apollon-Kult von Delphi: W. Fauth, KP 1 (1964) 444/5. 11 Idomeneus kann seinen Stammbaum über den Vater Deukalion auf Minos zurückführen: Horn. Ii. 13,451-3. Idomeneus wird als Δευκαλίδης bezeichnet: Horn. Ii. 12, 117; 13,307; 17,608. Gleiche Tradition: Pherecyd. FGrHist 3 F 85; Aristipp. FGrHist 317 F1, Apollod. 3, 7, 17, Epit. 1, 17; 3, 13. Vgl. v. Sybel (1884-90) 997, Tümpel (1905) 261/2. - 1.8. Anm. 9. Ein Troianer gleichen Namens: Horn. Ii. 20,478-80. 1J Hes. Frg. 4 erwähnt eine Deukaliontochter Melantheia, die sonst nur noch Schol. E. Or. 1094, eingefügt in die Genealogie von Delphos, belegt ist. Die Form Melantho bei Ov. met. 6, 120 und Schol. A. Eu. 2 (= Schol. Lyc. 207). 14 Nach Hes. Frg. 7 zeugt Zeus mit ihr den Magnes und den Makedon. In Elis war ή Θυία das Mitglied eines zu einem Dionysosfest gehörenden Kultkollegiums,· der Plural Thyiaden wird gleichbedeutend mit Bakchen und Mänaden gebraucht; vgl. K. Preisendanz, RE 6A (1936) 680-4. In Delphi sind die Thyiaden der weibliche Gegenpol zu den Hosioi, die sich auf Deukalion zurückführen: Nilsson (1906) 285, vgl. Paus. 10, 4, 3. 15 AB I p. 354 = Nr. 24. " - S. 110-4; 188.
78
alten Herrin des Heiligtums17, erhalten: „Werft hinter euren Rücken die Gebeine der großen Mutter!" Es wäre merkwürdig, wenn sich ein solches Orakel bei der Masse der Zeugnisse für die Deukalionsage nur gerade und ausgerechnet bei Ovid im Wortlaut erhalten hätte, so daß man in diesem Motiv eher eine spätere Ausschmückung der Sage mit delphischem Kolorit zu sehen haben wird; die Ausdrucksweise der Aufforderung, Steine hinter sich zu werfen, erinnert ja sehr an die „hölzerne Mauer" des anläßlich des Feldzuges von Xerxes an die Athener ergangenen Orakels18. Nach Parke" sind nicht nur Deukalions Beziehungen zu Delphi, sondern auch jene zum Parnaß bloß sekundärer Natur. Soweit wird man aber trotz der etwas prekären Quellenlage doch wohl nicht gehen dürfen. Für eine alte Verwurzelung Deukalions am Parnaß spricht nicht nur die Menge der Texte, die das behaupten, sondern vor allem die Tatsache, daß auch an Orten mit einer späten Deukaliontradition wie Athen20 an diesem Motiv nicht gerüttelt wird. Die Ursprünglichkeit der Verknüpfung wird auch nicht dadurch in Frage gestellt, daß das Sintflutmotiv an sich erst um ca. 590 nach Delphi gekommen sein könnte, und zwar im Zusammenhang mit der Verlegung des Tagungsortes der Amphiktyonie von Anthela, denn in der durch Pindar gut und alt bezeugten lokrischen Flutsage steht ebenfalls der Parnaß im Zentrum 21 . Weiter lehrt vor allem die Betrachtung orientalischer Sagen, daß die Sintflutmythen häufig als wesentliches Element einen Ort kennen, wo die Kommunikation mit den Göttern leicht möglich ist, nämlich die Spitze des nicht überfluteten Berges am Nabel der Welt22. Durch seine Lage am Fuß des Parnaß bietet sich Delphi, wo ja ein derartiger ομφαλός gezeigt wurde, somit geradezu an, mit diesem Motiv vom sog. Kosmischen Berg in Verbindung gebracht zu werden. Wenn die Deukalion-Tradition von Delphi wirklich an diesem Motiv hängt, dann gehörte der Flutheros aber bereits im 9. Jh. zu diesem Heiligtum, als der Apollon-Kult hier noch nicht eingeführt und der Ort noch Themis-Gaia geweiht war, die wohl vorgriechische Traditionen fortsetzte23; Ovid oder seine Quelle hätte sich dann zumindest " A. Eu. 1-4, Pr. 209/10; E. IT 1245-61; Plu. Mor. 402d ; vgl. Glotz (1904] 63/4, Börner (1969) 127. Gleiche Tradition bei Arnob. nat. 5, 5 = Nr. 67; Prob. Verg. georg. 1, 60-3 = Nr. 6; Serv. auct. ecl. 6,41 = Nr. 107; Schol. Stat. Theb. 3, 560 = Nr. 7 ; Schol. Verg. Bern. ecl. 6,41 = Nr. 35. Apollon nennt Schol. Hör. carm. 1, 2, 9 = Nr. 2. Zeus/Iuppiter persönlich hilft nach Hes. Frg. 234 = Nr. 16, Apollod. 1,48 = Nr. 28, Schol. Pi. rec. 0 . 9 , 70 p. 217 = Nr. 61, Nigid. Frg. 99 = Nr. 32, Hyg. fab. 153, 2 = Nr. 14, Schol. Verg. Bern. ecl. 6, 41 = Nr. 35. " Hdt. 7,141, 3; 142, 1/2. Diese Metapher für Steine erstmals bei Choeril. Trag. TrGF 168 Frg. 2, vgl. Waern (1951) 95/6. " (1967| 41; 255. 20 - S. 110-3. 21 Parke-Wormell (1956) I 100-12. - S. 108. 22 Vgl. Roscher (1918) 14; 52; Eliade (1951) 255-8. - S. 201; 222/3; I.ll.c. Anm. 9. " W. Fauth, KP 4 (1972) 300.
79
durch eine alte Überlieferung inspirieren lassen. Gestützt wird diese Theorie zum einen durch die Tatsache, daß neben Deukalions Namen auch seine Verbindung zu den Lelegern auf Vorgriechisches hinweist24, zum andern aber dadurch, daß in Syrien und Phrygien die deukalionische Flutsage ebenfalls im Zusammenhang mit Heiligtümern erzählt wurde, die einer Gaia wesensähnlichen weiblichen Gottheit, zu deren Symbolen der Omphalos gehörte, geweiht waren25. Die eben diskutierten und hinsichtlich ihres Alters angezweifelten Zeugnisse verdanken wir wohl einer verstärkten Inanspruchnahme des Flutheros durch die Orakelstätte in der Zeit ihres Aufstiegs zum gemeingriechischen Heiligtum seit dem 8. Jahrhundert, der aufs engste mit der Übernahme von Delphi durch die pylaiische Amphiktyonie zusammenhängt26; um diesen Anspruch zu stützen, mochte der Stammesheros aller Griechen gute Dienste leisten27. b) Deukalion und Lokris bei Pindar In der bereits im vorhergehenden Kapitel herangezogenen neunten olympischen Ode (41-56 = Nr. 18) erzählt Pindar, wie Deukalion und Pyrrha nach der Flut vom Parnaß gestiegen seien und im άστυ Πρωτογενείας, der nach der Deukaliontochter Protogeneia benannten Stadt1, womit Opus in Ost-Lokris gemeint ist, das „steinerne Geschlecht" begründet hätten. Dieses frühe Zeugnis kann allerdings nicht unbesehen verwertet werden, denn es wirft ein Problem auf: Zwischen die eben paraphrasierten Verse und die Fortsetzung (es sei Zeus gewesen, der die Flut habe zurückgehen lassen, und von ihm stammten letztlich die Könige von Opus ab) ist nämlich folgende Bemerkung (V. 48/9) eingeschoben: „Den Wein mußt du loben, wenn er alt ist, nicht weniger als den Glanz von Gesängen, welche noch recht neu sind." Man nimmt allgemein an, dieser Satz spiele auf den Inhalt der Ode an, sei ein Signal dafür, daß Pindar von den ihm vorgegebenen Überlieferungen abweiche. Doch was für Änderungen sind damit gemeint? Wie im Epos vor bedeutungsvollen Stellen nicht selten die Musen " " " "
- S. 96/7; 130. - S. 125-9. Bengtson (1977) 84, vgl. Burkert (1977) 188. - Anm. 21. - S. 84-7; 120/1.
' Eine Protogeneia als Tochter von Deukalion und Pyrrha kennen ferner Pherecyd. FGrHist 3 F 23 und einige Pindarscholien: Schol. Pi. O. 9, 62b ; d ; 79c/d ; 81; 86c. Bei Hes. Frg. 4 kann nicht entschieden werden, ob Protogeneia von Pyrrha oder Pandora abstammt. Als Vater gibt Schol. Pi. O. 9, 64c auch Prometheus an. Daß Protogeneia in Kynos aufgewachsen sei, beruht auf einer Konjektur von Boeckh im Schol. Pi. O. 9, 62b und stammt nicht von Hellanic. und Apollod., wie es noch V. Gebhard (RE 23 [1957] 979/80) annimmt. - I.5.a. Anm. 1.
80
erneut angerufen werden, so nimmt der Dichter hier mit dem die eben zitierte Sentenz einleitenden Vers 47 („Lasse für sie [die Lokrer] die helltönende Weise eines Liedes erklingen!") die Imperative! wieder auf, mit denen er sich zu Beginn der Ode antreibt, den Olympiensieger Epharmostos aus dem lokrischen Opus zu feiern. Das Neue ist demnach in der Fortsetzung zu erwarten, j edenfalls nicht in den vorangegangenen Versen über Deukalion und Pyrrha zu suchen. Die unmittelbar anschließenden Zeilen mit der Erwähnung der Flut sind durch die Einleitung λέγοντι (man erzählt) aber noch als Sagengut gesichert, und das Motiv von der Abstammung der lokrischen Könige von den Töchtern aus dem Geschlecht des Iapetos und von den Kroniden (V. 53-6) wird es wohl auch nicht sein, denn da von diesen dichterischen Pluralen der erste eindeutig auf Protogeneia führt, die Tochter des Iapetos-Enkels Deukalion, der zweite aber auf einen olympischen Gott, vermutlich Zeus, behauptet Pindar prinzipiell nichts anderes als Hellanikos und Ephoros, die den lokrischen Stammbaum ebenfalls an Deukalion anschließen, allerdings über Amphiktyon 3 . Diesen Eponymos der pylaiischen Amphiktyonie, deren zentrales Heiligtum in Anthela im Westen von Ost-Lokris lag, hat wahrscheinlich schon Hesiod4 zum Sohne Deukalions gemacht; er ist ein beliebtes Zwischenglied in den Genealogien der westlichen, der sog. Ozolischen Lokrer5. Eine gewagte Genealogie eröffnet hingegen das folgende StrophenTripel. Oldfather6 bezieht denn auch den fraglichen Hinweis auf den Teil der Ode, in dem Pindar (V. 57-66) berichtet, daß Opus, der Heros Eponymos der Heimatstadt des Athleten, dem die Ode gewidmet ist, der Sohn einer Tochter des Königs von Elis auf der Peloponnes, der ebenfalls Opus hieß, und des Zeus gewesen sei; diesem eingewanderten Opus habe Lokros, der kinderlos geblieben war, seine Stadt und sein Volk übergeben: Die Verschmelzung des lokrischen Sagenkreises mit dem eleischen sei nun die Neuerung Pindars. Im wesentlichen gleicher Meinung ist auch Wilamowitz7. V . 5 - 8 ; 11-4. ' Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 13. 4 Vgl. Frg. 4 in der Ausgabe von Merkelbach-West. s Vgl. Wilamowitz (1922] 3 5 7 / 8 . ' RE 10 (1917| 1454/5. ' (1922| 3 5 3 - 6 0 . Der Name der Mutter des Nachfolgers von Lokros, der Stammutter der opuntischen Lokrer also, bleibt bei Pi. ungenannt. Arist. Frg. 561 Rose bietet den Namen Kambyse und Plu. Mor. 294e Kabye. Pindars Scholiasten (zu 6 2 b - d ; 64c ; 79d ; 87a) und Schol. A.R. 4, 1 7 7 6 - 8 1 e behaupten jedoch, daß ihr Name ebenfalls Protogeneia gelautet habe und daß nach ihr die Stadt benannt sei. Die Scholiasten sehen sich jedenfalls verschiedenen Traditionen um Protogeneia gegenübergestellt, die sie zu vereinigen suchen. Typisch ist z.B. Schol. Pi. 0 . 9 , 7 9 d , das annimmt, Deukalion sei auch Opus genannt worden. Oldfather (RE 10 [1917] 1454/5] erklärt die Entstehung der Verwirrungen folgendermaßen: „Im opuntischen Lokris war Opus Sohn der Protogeneia von Zeus oder Lokros. In Elis aber gab es einen Opus, Eponymos des Flusses und der Stadt (Ein Opus in Elis bezeugen D.S. 14,17, 8 und Str. 9,4,2.), 2
81
Gildersleeve8 sieht die Umgestaltung der vorgegebenen Tradition darin, daß Pindar zwischen dem leiblichen Kind von Deukalion und Pyrrha und den steingeborenen λαοί unterscheidet: Aus den Steinen entstand nur das gemeine Volk'; die Könige verstehen sich als Nachkommen von Göttern 10 . Dieses Aition für die Existenz verschiedener sozialer Klassen in Lokris mag auf den ersten Blick überraschen. Den Athenern war eine solche Geringschätzung der Autochthonie völlig fremd", und auch die kaiserzeitliche Vulgata der Deukalionsage denkt sich die neuen Menschen nach der Flut insgesamt aus Steinen entstanden' 2 . Doch findet sich Entsprechendes auch in der thebanischen Lokalüberlieferung, die des Kadmos leibliche Nachkommen von den aus den Drachenzähnen entstandenen Menschen trennt 13 . Vergleichbar sind die Verhältnisse im alten Rom: Die Plebejer werden im Gegensatz zu den Patriziern als terrae filii', als der Erde entsprossene Masse, bezeichnet 14 ; ihnen fehlt der Anteil am göttlichen Blut. Eine Ehe zwischen einem Plebejer und einem Patrizier würde das Blut des letzteren verunreinigen 15 ; ja, sie wäre nichts anderes als ein tierhaftes Zusammenleben 16 . Man wird Gildersleeve somit nicht folgen und annehmen dürfen, daß Pindar in diesem Punkt einer Lokalüberlieferung folgte. der Kambyse oder Kabye zur Tochter hatte. Diese Gestalten haben ursprünglich mit dem lokrischen Sagenkreise gar nichts zu tun." Eine Verknüpfung der Deukaliontochter Protogeneia mit Elis ist der griechischen Mythologie allerdings auch sonst nicht unbekannt, gilt diese doch als Mutter des Aethlios, des ersten Königs von Elis: Apollod. 1, 49, Hyg. fab. 155, 3, Konon FGrHist 26 F 1XIV, Paus. 5 , 1 , 3 . Neben der Existenz einer Stadt Opus sowohl in Lokris wie auch in Elis war natürlich die sprachliche Verwandtschaft ebenfalls ein Anknüpfungspunkt; vgl. Buck (1955) 157-60, Schmitt (1977) 64. ' (1890) 207. 9 So schon Weizsäcker, RML 3 (1897-1909) 3 3 5 2 / 3 . Pi. O. 9, 5 3 - 6 . Nach Gildersleeve ([1890] 201/2) steht in dieser Genealogie die weibliche Linie auffällig im Vordergrund; die zentrale Rolle von Protogeneia ist nur eines der Beispiele. Zusammen mit Polybios' ( 1 2 , 5 , 6 - 9 ) Bericht über die wichtige Stellung der Frau im unteritalischen Lokroi wird diese Pindarode darum auch in der Diskussion um ein eventuelles Matriarchat bei den Lokrern herangezogen: Oldfather, RE 13 (1926) 1 2 5 5 - 9 und Walbank (1967) II 333. Genealogien vom Typ, daß ein Gott mit einer Tochter Deukalions einen lokalen Stammesheros zeugt, sind aber nicht auffällig; auch im Zusammenhang mit Deukalions Pendant Phoroneus ist Entsprechendes belegt; Hyg. fab. 145, 1: Phoroneus - Niobe + Zeus = Argos. Man hat das Genealogisieren von der weiblichen Seite her als so typisch für Lokris betrachtet, daß Hesiod, der Verfasser der Frauenkataloge, als Lokrer bezeichnet wurde,· vgl. Oldfather, RE 13 (1926) 1257/8. " Vgl. PI. Mx. 245d. 12 Ov. met. 1 , 4 1 1 - 3 = Nr. 3, - Dritter Teil: IV. 1. Anm. 5. 11 Zu,Sparten' wie,Kadmos und Harmonia' H. v. Geisau, KP 2 (1967) 941; 3 (1969) 40/1. ·' Vgl. Liv. 1 , 8 , 5 mit Cie. epist. 7 , 9 , 3 und Quint, inst. 3 , 7 , 2 6 . Vgl. auch Werner (1973) 2 3 0 / 1 Anm. 57. Römische Geringschätzung des Autochthonentums: Haffter (1964) 241. Wilamowitz (1919) 587 Anm. 1. In Epidauros war ,Staubfüßler' der Spitzname für die gemeine Bevölkerung: Bengtson (1977) 105. " Liv. 4, 2, 5 - 7 . " Liv. 4, 2, 6.
82
Pindar arbeitet mit echt lokrischem Sagengut. Nicht nur die Bezeichnung άστυ Πρωτογενείας (V. 41/2) ,Stadt der Erstgeborenen'17 weist auf einen in Opus erzählten Mythos vom Ursprung des Menschengeschlechts hin, sondern es wäre vor allem eine derart kühne Formulierung wie die schon zitierte Bezeichnung der Namens-Patronin der Stadt als Tochter aus dem Geschlecht des Iapetos - was die Verknüpfung mit Deukalion voraussetzt - völlig ausgeschlossen gewesen, hätte Pindar bei seinen Zuhörern nicht mit einem Vorwissen rechnen können,· und mit diesem Ursprungsmythos wird wohl auch das Flutmotiv verknüpft gewesen sein. Es ist somit nicht ratsam, mit Tümpel18 das Flutmotiv von Thessalien herzuleiten, da dort weder Deukalion noch eine Sintflut fest verankert sind; die Stadt Libethra - außerhalb Thessaliens am Olymp gelegen - hat nicht eine Sintflut, sondern ein über die Ufer getretener Fluß zerstört". Der deukalionische Sintflutmythos gehört den Lokrern, wie es schon Wilamowitz erkannt hat20. Daß die Sage den Parnaß und die Landschaft Lokris miteinander verbindet, stellt nichts Außergewöhnliches dar, ist doch der Parnaß nicht nur nach Delphi, sondern mit seiner nordöstlichen Flanke auch nach Lokris hin orientiert. Zudem spielt in den Sintfluterzählungen - wie schon bemerkt - ein mächtiger Berg jeweils eine zentrale Rolle, und das ist in dieser Gegend nun eben der Parnaß. In den Gebieten um dieses Massiv häufen sich die Hinweise auf Flutsagen auffällig. Wilamowitz21 hat darauf hingewiesen, daß auch die Sage von Merops, dem Sohne des Hyas, und der Flut (Schol. Horn. Ii. 1,250 = Nr. 129) hierhergehört. Hyas steht mit Hyampolis in Verbindung, das ca. 15 km südwestlich von Opus, also ebenfalls im Raum Parnaß-Lokris liegt. Im östlich angrenzenden Böotien war die Erinnerung an den deukalionischen Sintflutmythos ebenfalls lebendig: Für Plataiai bezeugt dies Kallimachos (Frg. 42 = Nr. 51), und nach einem Vergilscholion (Schol. Verg. Bern, georg. 3,268) wurde die der Demeter und Kore geweihte Stadt Potniai als ,civitas Deucalionis' bezeichnet; ferner werden einige wenige, nicht mit einem Heros verbundene Flutgeschichten hier lokalisiert22.
'' Die Betonung des Uranfänglichen auch in V. 5 5: άρχδθεν ,νοη Anfang an'. Problematisch Pausamas' (2,19, 8) Nachricht, daß das Grab von Prometheus in Opus gezeigt wurde, - S. 88. Prometheus gilt als Vater von Deukalion: Hes. Frg. 2 ; 4 = Nr. 15; Hellanic. FGrHist 4 F 6 = Nr. 25; Apollod. 1,46 = Nr. 28; A.R. 3,1086/7; Iamb. VP 242; Mythogr. 1,189; Ον. met. 1,363/4 ; 390; Prob. Verg. georg. 1, 60-3 = Nr. 6 ; Schol. Pi. O. 9, 79c. " (1905) 265-7. - Dritter Teil: IV. 1. Anm. 4. " Paus. 9, 30, 9-11 = Nr. 153. " (1883) 430/1 Anm. 2 und (1931) 54 Anm. 1; vgl. Parke (1967) 41 ; 255. Theoc. 15, 141: Δευκαλίωνες = Λοκροί. 11 (1883) 430/1 Anm. 2. " - S. 116/7; 178-80; 187; 190/1.
83
3. Deukalion im Stammland der Hellenen Vermutlich schon in den Katalogen Hesiods ist eine Landschaft in die Deukalionsage hineingezogen worden, von der bei Pindar überhaupt nicht die Rede war und die trotzdem noch Filastrius (122 [94] 1-3 = Nr. 63) als Schauplatz des heidnischen Sintflutmythos galt: Thessalien. Nach Apollodors mythologischem Handbuch (1,46 = Nr. 28), das Hesiod sehr viel verdankt, herrscht Deukalion vor der Flut als König über Phthia'. Herodot (1,56,3) lokalisiert Deukalion in der Phthiotis, was dasselbe ist2, und Strabon (9,5,6) erzählt, Deukalion habe über die Phthiotis und Thessalien überhaupt geherrscht3. In diesen Rahmen paßt, daß nach Rhianos (CA 13 Frg. 25), der in seinen Thessalika wohl auf Lokalüberlieferung zurückgreift, Thessalien auch Pyrrhaia genannt wurde - ein Name, den wir mit Pyrrha, der Gemahlin des Deukalion, assoziieren4. Strabon (8,7,1), dessen Angaben via Apollodor auf Andron5 fußen, gibt eine genaue Lokalisierung des Herrschaftsbereiches von Deukalion: Er begrenzt Phthia durch den Peneios, der das thessalische Tempetal durchströmt, und den Asopos, der Herakleia Trachis durchfließend ca. 7 km nordöstlich der Stadt in den Spercheios mündet 6 . Offensichtlich hat Strabon hier die thessalische Tetrade Phthiotis um Pharsalos und die sog. Achaia Phthiotis zusammengelegt, so daß sich das oben umschriebene Gebiet ergab, dessen südlicher Teil vom übrigen Thessalien durch das Othrys-Massiv abgetrennt, dafür aber nach Lokris hin offen ist7, in bezug auf den Dialekt und die Stammeszugehörigkeit kein einheitliches Ge-
' Es ist eine alte Frage, ob Phthia eine Stadt oder eine Landschaft ist und wo genau man es zu lokalisieren hat; vgl. E. Bernert, RE 20 11941) 949-51. Auf Grund von Apollodors Formulierung βασιλεύων των περί την Φθίαν τόπων läßt sich nicht entscheiden, ob damit eine Stadt oder eine Landschaft gemeint ist. Würde man aus dem Kontext eher erwarten, daß von der Königsstadt und ihrer Umgebung die Rede ist, so zeigt Polybios' Wendung έν τοις περί Φωκίδα τόποις (5, 24, 12], daß die Ortsangabe auch eine Landschaft bezeichnen kann. 2 Ebenso Konon FGrHist 26 F 1XXVII = Nr. 30, Str. 9,5,6, Th. 1,3,2 (auf die Nachkommen Deukalions bezogen]. Sowohl Konon wie auch Str. liegt Andron zugrunde, vgl. Tümpel (1905) 267. Dikaiarch (SA 114 Frg. 7 = Cie. Tusc. 1,21) erwähnt einen Pherekrates aus der Phthiotis, der sich auf Deukalion zurückführt. Zur Lokalisierung der Phthiotis E. Meyer, KP 4 (1972) 832. J Vgl. Str. 9, 5, 23; zur Lokalisierung Deukalions in Thessalien vgl. die Texte Nr. 25-36. Nicht im Zusammenhang mit einer Flutgeschichte kennt ein Theokritscholion (zu 15, 141) Deukalion als König der Thessalier. Unter dem Eindruck der Stellen, die Deukalion bald in Phthia, bald in Thessalien lokalisieren - mindestens von Hellanic. FGrHist 4 F 6; 117 = Nr. 25/6 an -, ist schon die Frage aufgeworfen worden, ob Phthia etwa der ursprüngliche Name für Thessalien sei: E. Bernert, RE 20 (1941) 955. 4 Danach Str. 9, 5,23; Chr. 9,26 GGM II 588; Hsch. s.v. Πυρραία; Schol. A.R. 3,1090. Wohl weil Thetis zu Thessalien gehört, ist für sie der Beiname Πυρραίη bezeugt (Hsch. s.v. Πυρραίη). - I.5.a. Anm. 1. 5 Vgl. Tümpel (1905) 267. ' Detaillierte Karte bei F. Stählin, RE 5A (1934) 2399/400. ' Vgl. E. Bernert, RE 20 (1941) 951. - Anm. 2.
84
biet, sondern vom dorisierten Spercheiostal (Nordwest-Griechisch) in den Bereich des Thessalischen (Äolisch) hinübergreifend 8 . Eine Einheit bildet dieser Raum nur im Epos: Er ist die Heimat Achills, die Homer (Ii. 2,683; 9,395. Od. 11,496) auch 'Ελλάς nennt; seine Einwohner sind die "Ελληνες (Ii. 2,684). Bereits bei Hesiod (Frg. 130) hat aber eine Bedeutungserweiterung stattgefunden, denn von nun an bezeichnet das Ethnikon "Ελληνες alle Griechen; eine Übergangsstufe Πανέλληνες ist mehrfach bezeugt 9 . Den ersten Beleg für 'Ελλάς in der Bedeutung Griechenland' liefert ebenfalls Hesiod (Op. 653). Warum gerade der Name dieser kleinen Landschaft auf ganz Griechenland übertragen wurde, ist unbekannt 10 . Heros Eponymos der Hellenen ist Hellen, dessen Nachkommenschaft seit Hesiod (Frg. 9) feststeht. Die drei Söhne Aiolos, Doros und Xuthos (über Ion), die Ahnen der drei großen griechischen Stämme, weisen ihn als Stammesheros aller Griechen a u s " . Eduard Meyer 12 datiert die Tendenz, nach Art der Adelsgenealogien auch für ganze Stämme einen Eponymos zu kreieren, erst in nachhomerische Zeit; Bengtson 13 setzt die Herausbildung eines gesamthellenischen Zusammengehörigkeitsgefühls - Voraussetzung für die Entstehung einer derartigen Stammesgenealogie - ins Zeitalter der griechischen Kolonisation. Hellen scheint es nun gewesen zu sein, der Deukalion nach Thessalien hineinzog, denn die Sage macht den Heros Eponymos aller Hellenen gewöhnlich zum Sohn Deukalions 1 4 ; es lag natürlich nahe, den ersten Griechen mit derjenigen mythologischen Figur zu verknüpfen, die in jeder Hinsicht den Anfang menschlicher Kultur verkörperte. Zu dieser Entwicklung beigetragen haben mag die Zweideutigkeit des mit den Urhellenen verbundenen Landschaftsnamens Phthiotis, der nicht nur das von Lokris aus gesehen gleich an der gegenüberliegenden Küste des Golfes von Malia beginnende Gebiet um die Othrys bezeichnet, sondern auch den daran anschließenden Südteil des eigentlichen Thessalien 15 . Der sekundäre Charakter dieses Anschlusses und die Stärke der Beeinflussung der Deukalion-Sage durch diejenige von Hellen verrät sich dadurch, daß die Überlieferung anders als beim Flutheros, der vom Lokrer immer mehr zum Thessalier wurde, im Falle von Hellen nie den geringsten Zweifel an seiner Herkunft aufkommen läßt: Für die Nach' Schmitt (1977)27/8; 73/4. ' Horn. IL 2, 530, Hes. Op. 528, Archil. IEG 140 Frg. 102. 10 Bengtson (1977) 84; vgl. Th. 1, 3, 2. Böotier leiten sich von Thessalien her: Wilamowitz (1931] 65 Anm. 2. " Apollod. 1,49; vgl. Th. 1,3, 2. 12 (1937] 493; Δάρδανος/Δάρδανοι und Τρώς/Τρώες allerdings schon in der Ilias. I! (1977)84. 14 Apollod. 1,49. Zusammenstellung der Genealogien Hellens bei Jacoby (1904] 36. Deukalion ist Sohn des Hellen in Schol. Verg. Bern. ecl. 6 , 4 1 = Nr. 35. I! Vgl. E. Meyer, KP 4 (1972) 831/2.
85
kommen Deukalions geben bereits Hesiod (Frg. 6) und Hekataios (FGrHist 1 F 14) Thessalien als Herrschaftsgebiet an16, und Hellen selbst wird von Herodot (1,56,3), Thukydides (1,3,2) und vom Chronisten des Marmor Parium (FGrHist 239 A 6) mit seltener Einmütigkeit in Thessalien lokalisiert. Ferner ist vor Hellen ganz offensichtlich eine Bruchstelle in seinem Stammbaum auszumachen,· eine genealogische Konstruktion bleibt im Lauf der Zeit eben nie völlig unwidersprochen. Nach dem uns überlieferten Wortlaut des hesiodeischen Katalogfragments 2 ist Hellen nämlich der Sohn des Prometheus und der Pyrrha; eine Stütze erhält diese Genealogie nur durch ein Pindarscholion (zu O. 9,68b) 17 . Tümpel 18 scheint dieses Katalogfragment verderbt zu sein, zumal Prometheus hintereinander sowohl als Vater von Deukalion als auch von Hellen bezeichnet wird. Er befürwortet deshalb eine ältere Konjektur, die im Falle von Hellen Prometheus durch Deukalion ersetzt. Gestützt wird sie durch das Katalogfragment 6, das Nachkommen von Deukalion in Thessalien erwähnt - und das sind doch wohl gemäß Fragment 9 Hellen und seine Söhne. Es ist fraglich, ob solch eine feste Entscheidung zugunsten von Prometheus oder Deukalion überhaupt erlaubt ist. Eine Handschrift des Apollonios-Rhodios-Scholions (zu 3,1086), aus dem das Hesiodfragment 2 gezogen ist, sagt, daß der Vater von Hellen entweder Prometheus oder Deukalion sei. Und der Titel einer Epicharmkomödie (CGF 1112/3 Frg. 114; 118) nennt wie Hesiod Pyrrha und Prometheus nebeneinander; ja, als Titel ist auch bald Deukalion und bald Prometheus allein bezeugt. Schwartz" neigt dazu, Epicharms Angaben auf eine pseudohesiodeische Genealogie zurückzuführen, d.h. er schreibt diesen Stammbaum zumindest nicht einer Textverderbnis zu. Ferner ist darauf zu verweisen, daß auch bei den Söhnen von Asia/Hesione und Klymene Deukalion und Prometheus gegeneinander ausgetauscht werden können 20 . Die genealogische Verknüpfung von Hellen mit Deukalion ist offensichtlich nicht ganz fest. Abgesehen davon, daß Hekataios (FGrHist 1 F
Thessalien ist auch bei Paus. 7, 1, 2 den Nachkommen Hellens zugeteilt. " Vgl. PR 186 Anm. 2. Bei der Ableitung aller Heiden (pagani) von einem mythischen König Paganus, Sohn Deukalions, beruft sich Filastr. 1 1 1 , 4 auf Hes. (=Frg. 3); es dürfte sich hierum eine lateinische Entsprechung zur Benennung der Έλληνες (= Heiden) nach Hellen handeln. Bei den Christen gelten Deukalion und Pyrrha nämlich als Stammeltern der Heiden: Prud. apoth. 292, perist. 10,410. Die Kombination von Hes. Frg. 3 mit Frg. 4 würde somit gegen das unklare Frg. 2 die Abstammung Hellens von Deukalion auch für Hes. bezeugen; es muß aber wohl mit mehreren Redaktionen gerechnet werden. - S. 94. " (1905)262. " (I960) 571. Asia als Mutter von Prometheus: Lyc. 1283 mit Schol. Lyc. 1412. Klymene als Mutter von Prometheus: Hes. Th. 508. - S. 118-20. 16
86
13) noch Pronoos21 dazwischen einsetzt, wird Hellen auch als Sohn des Zeus bezeichnet22: Eustathios (zu Hes. Frg. 4) sagt, daß Hellen γόνω Διός, aber λόγω Δευκαλίωνος gewesen sei. Als Vater von Hellen trägt Zeus nach Klemens von Alexandrien (Strom. 6,25,130,3) den Beinamen ,Deukalion'. In Hellens Genealogie liegen die Verhältnisse genau umgekehrt als in derjenigen von Deukalion23. Für Hellen nennen nämlich alle Quellen übereinstimmend Pyrrha als Mutter, sei der Vater nun Prometheus24, Deukalion25 oder Zeus26. Pyrrha ist ein Landschaftsname2',· daß ein Gott mit der personifizierten Landesnatur den Heros Eponymos der Gegend zeugt, entspricht einem gängigen Denkschema28. Es kommt wohl nicht von ungefähr, daß Hellens Grab in der thessalischen Stadt Pyrrha gezeigt wurde29. Allerdings ist solchen Traditionen gegenüber eine gewisse Skepsis angebracht; Deukalions Grab in Athen beweist zur Genüge, wie die Griechen an vielen Orten Heroengräber zeigten und verehrten, die ihr Dasein lediglich dichterischer bzw. antiquarischer Phantasie verdankten30.
4. Deukalion, Lokris und Thessalien bei Hellanikos In der vulgaten Fassung der Deukalionsage ist die durch den Anschluß an Hellen gewonnene gemeingriechische Komponente derart dominant geworden, daß nicht bloß die lateinischen Zeugnisse, sondern sogar die apollodorische Bibliothek (1,46-8 = Nr. 28) Lokris mit keinem Wort erwähnen. Eine Erinnerung an die ursprünglichen Verhältnisse haben noch die Chronographen bewahrt, die den Beginn der Königsherrschaft Deukalions im Gebiet um den Parnaß gegen die deukalionische Flut in Thessalien absetzen1 - sowie der,echte' Apollodor (FGrHist 244 F 183 = Nr. 23) und seine Quelle Hellanikos. Bei diesem ist Deukalion König von 11 Apollod. 1,49, E. Frg. 14, Eust. zu Hes. Frg. 4, Hellanic. FGrHist 4 F 125, Konon FGrHist 26 F 1 XXVII, Schol. A.R. 1, 118-21c. 22 Hellanic. FGrHist 4 F 125. Vgl. Schol. Pi. 0 . 9 , 82e: Opus ist der leibliche Sohn von Zeus, θέσει aber derjenige von Lokros. 21 - S. 118-20. " Hes. Frg. 2. 2i Apollod. 1, 49. " Hellanic. FGrHist 4 F 125. 2 ' - S. 84. 21 Vgl. z.B. Apollod. 1,57: Phthia + Apollon = Doros ; Serv. auct. Aen. 1,242: Phthia + Zeus = Achaios. 29 Str. 9, 5,6. " Vgl. Rohde (1898) I 164. - S. 111.
' MP FGrHist 239 A 2/4 = Nr. 42. Eus. Chron. II p. 26e/f (keine zeitliche Staffelung in der versio Armenia!); p. 27h (a. Abr. 482) / ο (a. Abr. 495) = Nr. 102/3.
87
Thessalien (FGrHist 4 F 6a = Nr. 25), hat aber zugleich noch Beziehungen zu Lokris - allerdings nicht zu Opus wie bei Pindar (0.9,41-56 = Nr. 18), sondern zu Kynos (FGrHist 4 F 117 = Nr. 26)2.Beide Orte liegen ca. 10km voneinander entfernt in der Lokris Opuntia. Kynos galt dem Schiffskatalog3 neben Opus als eine der Hauptstädte der Lokrer, wurde dann aber seit dem 5. Jh. immer mehr von Opus überflügelt, bis es praktisch nur mehr seine Hafenstadt war4. Hellanikos, den Apollodor in seinem Kommentar zum Schiffskatalog als Autorität heranzieht, könnte in diesem Punkt somit einen altertümlichen Zug bewahrt haben. Für die Ursprünglichkeit der Deukalionsage in Opus würde an sich die Notiz bei Pausanias (2,19,8) sprechen, daß das Grab von Deukalions Vater Prometheus dort gezeigt werde; indessen haben die alten Griechen ihre Argumentationen so häufig allein mit dem Hinweis auf ein Heroengrab gestützt, daß man ihr nicht eben großes Gewicht beimessen kann 5 . Sehr wahrscheinlich haben wir es bei der Deukalionsage einfach mit einer nicht an eine einzige Polis gebundenen Stammessage der Lokrer zu tun, und Pindar könnte sein Lied auch bewußt auf Opus konzentriert haben, die Vaterstadt des Besungenen, denn in dem unter Beiziehung von Ephoros für Hellanikos erschlossenen Stammbaum der Lokrer steht Deukalion nicht nur über den Eponymen von Opus und Kynos, sondern auch über demjenigen des westlokrischen Physkos6. Indem Hellanikos die Lokrer über den ursprünglich ihnen allein vorbehaltenen Amphiktyon7 auf Deukalion zurückführt und nicht über Hellen, den allen übrigen griechischen Stämmen gemeinsamen Sohn Deukalions, koppelt er sie vom allgemeingriechischen Stemma ab, das ihm (FGrHist 4 F 125) natürlich ebenfalls bekannt war, und erweist damit die lokale Überlieferung als etwas Eigenständiges. Auf Hellanikos (FGrHist 4 F 117 = Nr. 26) geht ferner die singuläre Nachricht zurück, daß Deukalion in seiner Larnax nicht auf dem Parnaß, sondern an der Othrys, einem Berg im Süden Thessaliens, gelandet sei. Oldfather8 und Parke9 glauben zwar, daß Hellanikos die ältere, epichorische Überlieferung bewahrt habe, doch Jacoby10 faßt die Landung an der Othrys als eine bewußte, sekundäre Zentralisierung der Sage auf, wobei die bereits vulgate Landung am Parnaß aufgegeben worden sei. Die Vor1 Danach Apollod. FGrHist 244 F 183 = Nr. 23 und Str. 9, 4, 2. Gleiche Tradition Schol. Theoc. 15, 141. J Horn. Ii. 2, 531. 4 Oldfather, RE 12 (1925| 30. 5 - S. 87. Grab von Deukalions Frau Pyrrha in Kynos: Str. 9, 4, 2. ' Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 13. ' Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 13. - S. 107-10. * RE 12 (1925| 30. ' (1967)41. 10 Komm, zu FGrHist 4 F 117.
88
teile dieser Sagenvariante sind nicht zu übersehen, obwohl die Othrys im Gegensatz zum Parnaß nie als heiliger Berg galt: Hellanikos hält damit die Deukalion-Traditionen überschaubar, denn die verschiedenen Motive sind nun gewissermaßen auf einen einzigen Brennpunkt konzentriert. Der rettende Berg liegt im Zentrum der Phthiotis, des Herrschaftsgebiets von Deukalion11. Weiter ist Hellens Frau nach Hellanikos (FGrHist 4 F 125) eine Nymphe von der Othrys. An diesem Berg liegt aber auch die Stadt, wo das Grab Hellens gezeigt wird: Melitaia, früher Pyrrha genannt12. Bezieht sich etwa hierauf die Bemerkung des Scholiasten zu Pindar, daß Pyrrha nicht in Opus gewohnt habe"? So wie das Nebeneinander der beiden in bezug auf die Anzahl der Generationen bis hin zum troianischen Krieg aufeinander abgestimmten Genealogien14 die Verbindung Deukalions sowohl mit Thessalien als auch mit Lokris spiegelt, schafft Hellanikos auch durch das OthrysMotiv einen Ausgleich zwischen den sich gegenseitig konkurrenzierenden Traditionen und begegnet so zugleich einer Schwierigkeit, die sich in der Deukalionsage durch die Lokalisierung der Flut in Thessalien ergeben hatte15. Diese Übertragung, wofür mutatis mutandis Aristoteles (Mete. 352a/b = Nr. 37) den ältesten eindeutigen Beleg liefert", lag einerseits zwar nahe, da Deukalion als Vater von Hellen ja vom lokrischen zum thessalischen König geworden war, und die dort öfters auftretenden Überschwemmungen der Talsohle durch den Peneios und seine Nebenflüsse mögen sie - wie gewisse Quellentexte vermuten lassen - noch erleichtert haben17, andererseits vertrug sich die Vorstellung einer Überflutung des abgelegenen Thessalien jedoch außerordentlich schlecht mit dem überlieferten Motiv von der Rettung Deukalions am jetzt weit entfernten Parnaß, vor allem natürlich in Texten, welche außer dem Parnaß noch weitere nicht überflutete Berge kennen 18 . Hellanikos hat nun durch die Einführung der mit der Hellen-Tradition vielfach verknüpften Othrys als Landungsort Deukalions dieses Problem elegant gelöst, eleganter jedenfalls als Isidor (orig. 13,22,4 = Nr. 104), der den Parnaß in die unmittelbare Nachbarschaft Thessaliens versetzt zu haben scheint. Der uns überlieferte Text der Bibliothek Apollodors (1,46/7 = Nr. 28) zeigt eine weitere Lösungsvariante des Problems durch die Einbeziehung der Sage von der Entstehung des Tempetales: Deukalion herrscht zwar über Phthia, " - S. 8 4 / 5 . u Str. 9, 5, 6. " FGrHist 2 4 4 F 183 = Nr. 23. " Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 4 ; 125. ,s - S. 7 4 / 5 ; 85. " - S. 102-7. " Schol. Verg. Bern, georg. 1 , 6 2 = Nr. 36, Filastr. 122 (94) 1 - 3 = Nr. 63; vgl. E. Meyer, KP 5 (1975] 756. " - S. 211/2.
89
aber eindeutig nur über den südlichen Teil, denn das eigentliche Thessalien ist in der Zeit vor der Flut noch ein See19. Es bleibt nun natürlich noch zu fragen, in welche Zeit denn die Verknüpfung Deukalions mit dem lokrischen Kynos fällt. Die einzige bis jetzt noch nicht besprochene Nachricht Hellanikos' (FGrHist 4 F 6 = Nr. 25) zu Deukalion, daß der Flutheros nämlich auch einen Altar für die Zwölf-Götter errichtet habe, gibt darüber leider keinen Aufschluß. Jacoby20 nimmt mit Usener21 an, daß Deukalion sowohl vor als auch nach der Flut König von Thessalien gewesen sei; laut Jacoby hat Deukalion nur das Lebensende in Lokris verbracht22. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang eine Stelle bei Dionysios von Halikarnaß (1,17,3), für die bereits Jacoby Abhängigkeit von Hellanikos vermutet hat23. Deukalion sei, so heißt es hier, zunächst König in der Nähe des Parnaß gewesen, bevor er als Führer der Kureten und Leleger die Pelasger aus Thessalien vertrieben habe24. Eine Flutgeschichte wird nicht erwähnt, am ehesten fände sie in dieser Darstellung noch als ein Intermezzo in Thessalien Platz, als ein ganz und gar nicht epochales Ereignis, etwa so wie es ein Vergilscholion (Bern, georg. 1,62 = Nr. 36) beschreibt. Trifft diese Annahme aber zu, wird Hellanikos zum Begründer der chronographischen Tradition, die der Flut in Thessalien die Königsherrschaft Deukalions in der Gegend des Parnaß vorangehen läßt2S. Die Formulierung der Ortsangabe für Deukalions Volk bei Dionysios (των περί τον Παρνασσόν οίκούντων) entspricht jedenfalls in auffälliger Weise derjenigen bei Hieronymus (qui circa Parnassum demorabantur), der auf Eusebios (Chron. II p. 26e ; 27h) zurückgeht. Da nun einerseits diese vagen Formulierungen Lokris durchaus mit einschließen können und uns andererseits von Hellanikos (FGrHist 4 F 117 = Nr. 26) und nach ihm vom,echten' Apollodor (FGrHist 244 F 183 = Nr. 23) die merkwürdige Notiz überliefert ist, daß Deukalion im lokrischen Kynos „gewohnt habe", möchten wir daraus bereits für Hellanikos auf eine Tradition schließen, die Deukalion vor der Flut als König in den " Vgl. Str. 9, 5, 23. Komm, zu FGrHist 4 F 117. (1899)34. " A.R. 3, 1 0 8 6 - 9 0 bezeichnet Deukalion als Kulturheros von Thessalien, gegen Pi. O. 9, 4 1 - 5 6 = Nr. 18, der Opus nennt. Nach Usener ([1913] 386) Einfluß von Hellanic. auf A.R. A.R. 4, 2 6 5 / 6 stimmt mit Hes. Frg. 6 und Hecat. FGrHist 1 F 14 überein. " Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 117. 24 Die verschiedenen Überlieferungen von der Vertreibung der Pelasger widersprechen einander: Nach D.H. 1 , 1 8 , 1 flüchten sie auch auf die Insel Lesbos, wo sie sich mit den Leuten des Makar vermischen. Bei D.S. 5 , 6 1 , 1 = N r . 114 werden sie erst von den Söhnen Deukalions aus Thessalien verdrängt, während eine andere Stelle (5, 8 1 , 3 = Nr. 115) die Anwesenheit der Pelasger auf Lesbos bereits vor der deukalionischen Flut voraussetzt; die Neubesiedlung unter Makareus folgt nach der Katastrophe. Delphi - Lokris - Thessalien hat auch ein Prozessionsweg verbunden: Ael. VH 3, 1, vgl. Nilsson (1906) 153; 157. 25 - Anm. 1. 20
90
Gebieten nördlich des Parnaß kannte, ihn aber am äußersten Rand seines Herrschaftsbereiches residieren ließ. Es ist wohl diese auffällig dezentrale Lage, die zur Formulierung, Deukalion habe dort „gewohnt", geführt hat. Möglicherweise findet sich eine Reaktion auf dieses Problem beim Scholiasten zu Pindar (Ο. 9,62a/b = Nr. 23; 26), der die Version Pindars Hellanikos' Spezialtradition von Deukalions Landung an der Othrys gegenüberstellt und entgegen der geographischen Realität behauptet, Opus liege nahe beim Parnaß. Die Rückführung der in der Chronographie belegten Deukaliontradition auf den ersten Atthidographen, Hellanikos, erscheint nur schon darum plausibel, weil die Versetzung von Deukalions Aufenthalt im Gebiet um den Parnaß in die Zeit vor der Flut erst nach einer Motiwerdoppelung, d.h. der Einführung eines neuen Landungsortes wie der Othrys denkbar ist. Wohl nicht zufällig wird Deukalion auch von derjenigen atthidographischen Quelle, die das Marmor Parium (FGrHist 239 A 2; 4 = Nr. 42) benutzt hat26, noch vor der Flut als König am Parnaß lokalisiert. Diese Umformung der Sage bot sich zudem als geeigneten Ausgangspunkt für all diejenigen Überlieferungen an, die wie die athenische Deukalion auf der Flucht vor der Flut in die verschiedensten Gegenden Griechenlands gelangen lassen: Obwohl an der für die Deukalionsage typischen Verknüpfung mit dem Parnaß nicht gerüttelt wird, bleibt dennoch Raum für den Anschluß sekundärer Traditionen nach der Flut. Die ursprüngliche Konzeption des Mythos haben diese Änderungen empfindlich gestört, denn das Motiv vom Königtum Deukalions noch vor der großen Flut ist unvereinbar mit Pindar und denjenigen Zeugnissen, die Deukalion zu einem Kulturheros machen, indem sie ihn als ersten König und ersten Opferer bezeichnen, was sich natürlich, da das erste Opfer überhaupt von Deukalions Vater Prometheus den Göttern dargebracht wurde, nur auf die Zeit nach der Sintflut beziehen kann 27 . Bei Autoren, die Mythen wie Historie behandelten, mußte das aber zwangsläufig so herauskommen: Sollte Deukalion nicht einfach durch eine Flut zum König gemacht werden, bedingte dies natürlich auch ein Vorher, das aber aus Gründen der Abstimmung mit den anderen Lokaltraditionen28 nicht wie in der das mythische Element betonenden Bibliothek Apollodors (1,46/7 = Nr. 28) noch die Wirkungszeit des Titanen Prometheus sein kann, der mit seinen Listen den noch unselbständigen Menschen das Überleben sichert. Ein König muß ein Volk haben, und deshalb kann es nicht überraschen, wenn bei Dionysios von Halikarnaß zusammen mit dem Parnaß auch die in diesem Gebiet heimischen, ur-
" Nach Jacoby ([1904] 31| Philoch. " - S. 2 1 7 - 3 2 . 2 ! - S. 153-6.
91
sprünglich aber erst nach der Flut aus Steinen entstandenen Leleger2' bereits von allem Anfang an mit Deukalion als ihrem Anführer verbunden sind. Damit wird die Deukalionsage typologisch an diejenigen Sagen über den Ursprung menschlicher Kultur angeglichen, die vor dem Auftreten des Urkönigs keine Sintflut kennen und für den griechischen Bereich in der Mehrzahl sind30.
5. Die Deukalionsage
bei Hesiod
Wohl noch vor Pindar (Ο. 9 , 4 1 - 5 6 = Nr. 18), mit dem die Belege für eine deukalionische Flutsage einsetzen, war ,Sintflut' als Begriff bereits den Kyprien (HO 118 Frg. 1) bekannt 1 , und der Name des Flutheros hat schon in den Katalogen Hesiods gestanden, aber leider ist der Text des entscheidenden Fragments unsicher und steckt voller Probleme. Strabon (7,7,2 = Hes. Frg. 234 = Nr. 16) überliefert folgendes: ήτοι γάρ Λοκρδς Λελέγων ήγήσατο λαών, τους ρά ποτε Κρονίδης Ζευς αφθιτα μήδεα είδώς λεκτούς έκ γαίης t άλέους t πόρε Δευκαλίωνι. a) Deukalion oder Leukarion? Bereits die Überlieferung des Namens Δευκαλίων1 wirft ein Problem auf2, denn eine Glosse im Etymologicum Gudianum, die die letzten zwei " - S. 9 8 - 1 0 0 ; 2 2 5 - 8 . J0 - S. 232. 1 Lesky ([1971] 104 Anm. 1) lehnt die Frühdatierung der Kyprien vor die Uias ab und rechnet mit dem 7. Jh. als Entstehungszeit der kyklischen Epen. 1 Als Gemahlin Deukalions nennen die Quellen praktisch einmütig Pyrrha: Acus. FGrHist 2 F 35 = Nr. 17. Apollod. 1 , 4 6 = Nr. 28. Hellanic. FGrHist 4 F 117 = Nr. 26 ; F 125 (= FGrHist 323a F 23). Hes. Frg. 4. Iamb. VP 242. Mythogr. 1,189. Nigid. Frg. 99 = Nr. 32. Ov. met. 1,318/9 = Nr. 3. Pherecyd. FGrHist 3 F 23. Plu. Pyrrh. 1 = Nr. 40. Prob. Verg. georg. 1 , 6 0 - 3 = Nr. 6. Schol. Hör. carm. 1 , 2 , 9 = Nr. 2. Schol. Pi. 0 . 9 , 6 8 b ; 80/1; in einem Teil der Hss. auch 79c. Schol. Stat. Theb. 3 , 5 6 0 = Nr. 7. Schol. Verg. Bern. ecl. 6,41; georg. 1,62 = Nr. 35/6. Umstritten Hes. Frg. 2 ; - S. 86. Sie gilt als soror von Deukalion: Mythogr. 1,189. Ov. met. 1,351. Prob. Verg. georg. 1, 6 0 - 3 = Nr. 6. Schol. Stat. Theb. 3, 560 = Nr. 7. Weil Epimetheus, der Bruder von Deukalions Vater Prometheus (Hes.Th. 510/1), als Vater der Pyrrha genannt wird (Apollod. 1 , 4 6 = Nr. 28. Hes. Frg. 4. Iamb. VP 242. Ov. met. 1,390. Prob. Verg. georg. 1 , 6 0 - 3 = Nr. 6. Schol. Pi. 0 . 9 , 6 8 b ; 80/1; in einem Teil der Hss. von 79c), ist es klar, daß soror hier in der Bedeutung von,Cousine' gebraucht ist: Deutlich Prob. (Verg. georg. 1, 6 0 - 3 = Nr. 6), der Pyrrha als soror patruelis von Deukalion bezeichnet. Eine Mutter nennen nur Apollod. 1 , 4 6 = Nr. 28 und Schol. PI. Ti. 22a: Pandora. Durch Konj ektur hat man Pyrrha auch in Hes. Frg. 4 zur Tochter von Epimetheus und Pandora gemacht. Singular ist Hes. Frg. 4, das neben Pyrrha auch Pandora als Gattin von Deukalion nennt. Literatur: Delcourt (1965) 9 6 - 1 1 8 . Ramnoux (1970). Pyrrha ist auch ein Name Thessaliens (Rhianos CA 13 Frg. 25) und die alte Bezeichnung für die Stadt Melitaia an
92
Verse dieses Hesiodfragments zitiert3, enthält in den meisten und besten Handschriften die Form Λευκανίωνι4. Diese Namensform ist völlig singular, also wohl verderbt. Andernorts belegt ist der Name Λευκαρίων: Das Etymologicum Genuinum (s.v. Λευκαρίων [Nr. 74]) zitiert Πύρρα ή Λευκαρίων®. Reitzenstein6 vermutete als Quelle für das Etymologicum Genuinum Herodian. Schneider glaubte, ein Kallimachosfragment zu fassen7. Bergk8 hielt Πύρρα ή Λευκαρίων für den Titel einer Komödie Epicharms, und Kaibel folgte ihm (CGF1122 und 112/3 Frg. 117). Daß Epicharm die Mythen um die ersten Menschen in seinen Komödien benutzt hat, beweisen Titel, die klar für ihn bezeugt sind: „Pyrrha und Prometheus" (CGF I 112/3 Frg. 114; 118), „Pyrrha" (CGF I 113 Frg. 121) oder „Prometheus" (CGF 1112/3 Frg. 116; 119) und auch „Deukalion" (CGF 1113 Frg. 120). Dieses Nebeneinander verschiedener Titel ähnlichen Inhalts führte Kaibel auf zwei Editionen ein und derselben Komödie zurück. Ihre Verbindung mit der fraglichen Notiz ist gerechtfertigt, weil ein Fragment (CGF I 112/3 Frg. 117) belegt, daß die Lexikographen sich mit dieser Komödie beschäftigt haben. Das letztgenannte Fragment ist das einzige, das den Namen Deukalion in einem Verszitat bringt, allerdings in einem syntaktisch unklaren Zusammenhang'. Obwohl eindeutig Δευκαλίωνα überliefert ist, hat Kaibel auf Grund des Etymologicum Genuinum den Namen in Λευκαρίωνα abgeändert. Auch für den Titel gibt er neben dem erwähnten Δευκαλίων als weitere Möglichkeit Λευκαρίων an. Kaibel hat also der Form Λευκαρίων großes Vertrauen entgegengebracht, das aber nicht unbegründet war, wie neuere Papyrusfunde zeigen, die Λευκαρίων als Titel für eine Komödie von einem gewissen Deinolochos bezeugen (CGFPap Nr. 78,4). Für die der Othrys, wo das Grab Hellens, der als Sohn Deukalions galt, gezeigt wurde (Str. 9,5,6). Die Deuter sind sich im allgemeinen einig über den Zusammenhang des Namens mit dem Adjektiv πυρρός. Nach PR 185 Anm. ist Pyrrha eine Personifikation von weizentragenden (vgl. πυρός] Fluren. Gruppe ([1906] 94/5] bringt den Namen mit der Stiftung eines Fackeltanzes, einer πυρρίχη in Delphi, zusammen, deren Einrichtung gewöhnlich Pyrrhos zugeschrieben wird (Plin. nat. 7, 204, Hsch s.v. πυρριχίζειν). Ihrem Wesen nach sieht Gruppe in Pyrrha eine Demeter, wogegen sich Geisau (RE 24 [1963] 77/8) wendet. Geisau deutet den Namen als ,die Rotblonde' oder ,die rote Erde', was nach Burkert ([1966] 437 Anm. 4) eine passende Bezeichnung für die erste Frau wäre, die von Prometheus geschaffen wurde. ! Zur Frage der Namensform vgl. Crusius (1895), Reitzenstein (1896), Usener (1913) 383-5, ferner die Apparate zu Hes. Frg. 115 Rz. = Frg. 234 M.-W., Frisk (1970) 109, Chantraine (1974) 633 s.v. λευκός. 1 Reitzenstein (1897) 164/5 Nr. 61 s.v. λαοί. * Vgl. die Zusammenstellung der Lesarten bei Reitzenstein (1896) 194 Anm. 1 und Usener (1913) 384/5. 1 Vgl. EM 561, 54/5 und Suid. s.v. Λευκαρίωνος. ' (1896| 195. 7 II 735/6 Frg. 130; dagegen Pfeiffer I (Conspectus III) für Zuweisung an Epicharm. ' (1882) 739 Anm. 9 Vgl. Apparat z. St.
93
erwähnte Komödie Epicharms belegen die Papyri neu den Namen Λεύκαρος (CGFPap Nr. 85,249), wobei erwogen wird, ob Prometheus als Partner (Vater?) von Λευκαρίων in diesem Stück vielleicht Λευκαρος genannt wurde10. Die Komödie zeigt im übrigen Berührungspunkte mit der Erzählung Apollodors11. Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß die Form Λευκαρίων für die von Sizilien ausgehende Komödientradition gesichert ist und von hier ihren Weg ins Etymologicum Genuinum gefunden hat. Schwieriger gestaltet sich die Beurteilung der Hesiod zitierenden Seleukosglosse im Etymologicum Gudianum (Λευκανίωνι). Der Grammatiker Seleukos, der in der Zeit des Kaisers Tiberius angesetzt wird, ist bekannt für seine Beschäftigung mit Homer und Hesiod12. Usener13, der die Schreibung Δευκαλίωνι verficht, nimmt eine Verschreibung von AI zu NI an, obwohl es sich bei der direkten Vorlage um eine Minuskelhandschrift gehandelt haben muß14, und weist auf die immer leicht mögliche Verwechslung von Δ/Λ hin. Bei einer Verschreibung von Λευκαρίωνι zu Λευκανίωνι hingegen hätte man bloß bei einem einzigen Buchstaben einen Fehler anzunehmen, eine Verwechslung von ν und p, die nach Reitzenstein15 im fraglichen Lexikon gar nicht selten ist. Was also Seleukos betrifft, gebrauchte er möglicherweise ebenfalls die Form Λευκαρίωνι. Wenn Seleukos vielleicht wirklich Λευκαρίωνι hatte, wie steht es dann damit bei Hesiod? Zunächst einmal darf nicht übersehen werden, daß Hesiod andernorts (Frg. 5) die einwandfrei überlieferte Form Δευκαλίωνος bietet. Dieses Fragment wird nun von Niese16 mit dem Hinweis darauf, daß die darin erwähnten Graiker erst bei Gelehrten des vierten Jahrhunderts auftauchen, Hesiod abgesprochen. Dazu kommt der Verdacht, daß im nicht erhaltenen Kontext Graikos und Latinos als Brüder dargestellt waren, was ebenfalls nicht für ein hohes Alter dieser genealogischen Konstruktion spricht. Niese wird in seiner Ansicht von Wilamowitz" und Schwartz18 unterstützt. Später rechnete Wilamowitz" aber ausgleichend mit mehreren Redaktionen. Allerdings wäre es nun höchst merkwürdig, hätte Hesiod wirklich einen Λευκαρίων gekannt, daß trotz des Gewichts der Kataloge diese Variante nur mehr an entlegenen Stellen faßbar sein sollte. Die Herausgeber drucken denn auch mit Recht den Namen so ab, wie ihn Strabon 10 Vgl. Apparat z. St. " Vgl. CGFPap Nr. 85 Frg. 1 mit Apollod. 1, 47 = Nr. 28: Ratschläge von Prometheus an Deukalion. 12 Zur Datierung von Seleukos vgl. Β. A. Müller, RE 2A (1921) 1252. 11 (1913)385. " Reitzenstein (1896) 195. 15 (1896) 195. " (1877)415-7. " (1886) 113. " (1960)333. " (1899)609-11.
94
überliefert hat20. Hinzuweisen ist auch auf die in Hesiods Tradition stehenden Darstellungen von Akusilaos (FGrHist 2 F 35 = Nr. 17) und Hellanikos (FGrHist 4 F 6; 117 = Nr. 2 5 / 6 ) , die in ihren kanonisch gewordenen Stammbäumen nur die Form Δευκαλίων kennen. Wie bei der Etymologisierung der Leleger21 so vertritt Seleukos auch hier eine Tradition, die gelehrten Ursprungs zu sein scheint. Der Name Δευκαλίων ist selten22 und undurchsichtig, im Gegensatz zu Λευκαρίων23. Zum einen ist letzterer ein sprechender Name, zum anderen läßt er sich an Λεύκαρος anknüpfen, wofür Usener 24 einen literarischen und verschiedene inschriftliche Belege verzeichnet, die nun durch die oben erwähnten Komödienpapyri noch um einen vermehrt worden sind; ein Nebeneinander von auf -ος und -ιων ausgehenden Eigennamen läßt sich auch sonst nachweisen 25 . Obwohl Λευκαρίων somit in der griechischen Sprache besser verankert ist als Δευκαλίων, steht man aber - wie oft in der Mythologie! - vor der Tatsache, daß sich derjenige Name durchgesetzt hat, der nirgends angeschlossen werden kann. Prinzipiell muß damit gerechnet werden, daß ein sprechender Name wie Λευκαρίων sekundär ist; nach Wilamowitz 26 handelt es sich in unserem Fall um eine bewußte Bildung Epicharms. Der Πύρρα, der ,Roten', wird Λευκαρίων, der /Weißling', gegenübergestellt. Dabei kann auf Plutarch (Rom. 2) verwiesen werden, wo eine Λευκαρία als Gattin des Italos auftritt27; diese Λευκαρία ist zweifelsfrei vom Orte Alba abgeleitet28. Λευκαρίων verhält sich zu Λεύκαρος wie Πυρραλίων zu Πύρραλος2', die beide zu ! 0 Vgl. Meuli, RE 12 (1925) 2212. Von den Befürwortern der Konjektur gehen Birt ([1877] 4 3 0 - 2 ) und Tümpel (RML 2 [1890-7] 1984/5] im Gegensatz zu Reitzenstein ([1896], [1897] 164/5 Nr. 611 und Tümpel ([1905] 266 ] noch von der Zuschreibung der Glosse an Kallimachos aus. Usener ([1913] 385) warnte davor, „den Geltungsbereich des Λευκαρίων über Epicharm auszudehnen". " - S. 9 8 - 1 0 0 . ! ! GE s.v. Δευκαλίων. Der Stein in Thessalien, der bei Str. 9, 5, 16 Δευκαλλία heißt, verdankt seinen Namen wohl einem Schreibfehler; Verschreibung von Δοκιμία? Vgl. die Ausgaben z.St. und Tümpel (1905) 265. i J - Anm. 31. 24 Usener (1913) 385. Vgl. Masson (1966) 2 5 4 - 7 . " (1929) 18/9. " CGF 1112; vgl. (1931) 65 Anm. 3. " Durch Konjektur hat Kießling diesen Namen auch bei D.H. 1, 7 2 , 6 wiederhergestellt. !« Vgl. Meuli, RE 12 (1925) 2211/2. Arist. Frg. 475 Rose kennt einen Λεύκαρος in Akarnanien, wo der leukadische Felsen lokalisiert wird, von dem Deukalion sich aus Liebe zu Pyrrha hinabgestürzt haben soll. Man hat diese Erzählung - wir kennen sie aus dem sog. Sapphobrief (Epist. Sapph. 165-70), der unter den Heroidenbriefen Ovids überliefert ist - schon lange alexandrinischer Erfindungskunst zugeschrieben, die sich an Wortspielen, wie sie im Et. Gen. anzutreffen sind (Δευκαλίων - Λευκαδίων - Λευκαρίων), inspirierte; vgl. Tümpel (1905) 271/2, Börner (1958) 330. Gerade in der Verfassung der Leukadier kennt Arist. Frg. 546 Rose überdies einen autochthonen Lelex, Eponymos der Leleger, die bei Hesiod mit Deukalion verbunden sind. Leukarion ist alter „heros du plongeon": Delcourt (1944) 6 2 - 4 . - S. 117; 266. " Schulze (1933) 115 Anm. 3. Belege für Πΰρραλος/Πυρραλίων bei Bcchtel (1898) 42 Anm. 1.
95
πυρρός (rot) gehören. Λεύκαρος ist demnach dissimiliertes Άεύκαλος30. Diese Verbindung mit λευκός wird heute allgemein akzeptiert31. Rätselhaft ist Δευκαλίων32. Da Δευκαλίων den gleichen Heros bezeichnet wie Λευκαρίων, hat man auf eine gemeinsame Ausgangsform geschlossen, 'Δευκαλίων, deren zwei λ auf verschiedene Arten dissimiliert wurden33, analog zum Namen Πολυδεύκης, wo das δ möglicherweise ein λ verdrängt hat34. Frisk und Chantraine35 schließen die These von der verschieden verlaufenen Dissimilation zwar nicht aus, versehen sie allerdings mit einem Fragezeichen. Als weitere Möglichkeit muß noch in Erwägung gezogen werden, daß die Form Λευκαρίων aus einer volkstümlichen Tradition stammen könnte. Weil sich Spuren ihrer Verbreitung bei Epicharm, also im italischen Bereich, gehalten haben, darf die Frage aufgeworfen werden, ob hier ein ähnlicher Fall wie bei 'Οδυσσεύς vorliegt, der in der Form Όλυττεύς im Griechischen nur außerliterarisch belegt ist, sich aber im Lateinischen als Ulixes durchgesetzt hat36. Der Gelehrsamkeit des Seleukos und seinem großen Interesse an Raritäten wäre es durchaus zuzutrauen, daß er Hesiod einer seltenen Nebenüberlieferung anglich. Es liegt nun nahe, die Namensvarianten von Odysseus und Deukalion mit andern griechischen Wörtern zusammen zu sehen, in denen ebenfalls ein Wechsel zwischen d und 1 möglich ist, eine Erscheinung, die dort dem Einfluß vorgriechischen Substrats zugeschrieben wird37. Wenn der Name Deukalion/Leukarion aber wirklich vorgriechisch ist, dann allerdings gründet die Verbindung mit dem gut im Indogermanischen verwurzelten λευκός38 nur auf einem zufälligen Gleichklang. Deukalion gehört bei Hesiod zu den Lelegern, die - wie noch genauer ausgeführt
Solmsen (1909) 151 Anm. 1 und Leumann (1959) 249 Anm. 1. " Vgl. Frisk (1970) 109 und Chantraine (1974) 633 s.v. λευκός. Ältere Etymologie ("Λευκόκαρος) referiert bei Solmsen (1909) 151 Anm. 1. 32 Die Vielzahl der vorgeschlagenen Deutungsversuche zeigt die geringe Wahrscheinlichkeit, die jede Deutung für sich hat; vgl. Weizsäcker, RML 1 (1884-90) 996/7; Tümpel, RML 2 (1890-7) 1984/5; (1905) 275/6; Usener (1899) 65/6 ; Carnoy (1958-62). Borgeaud ([19471212) sieht Verbindungen zum Illyrischen; vgl. Masson (1966) 254-7. Phantastisch Theophil. Ant. Autol. 3, 19 = Nr. 62. " Schulze (1933) 115 Anm. 3. "Λευκαλίων als Ausgangsform postulierte schon Lewy (1893) 446; das Element - α λ - verband er aber mit άλς, sah also keinen Zusammenhang mit λευκός. Vgl. Usener (1913) 383-5, Tümpel (1905) 271/2. " Vgl. Lewy (1893) 446 und Chantraine (1974) 633 s.v. λευκός. " - Anm. 31. » Vgl. E. Wüst, RE 17 (1936) 1907-13; Burkert (1972) 149/50; Heubeck (1961) 24-7. " Furnee ([1972] 387/8) nennt ein halbes Dutzend Beispiele, unter denen Deukalion jedoch nicht aufgeführt ist, weil er (322) ihn mit dem aus dem Hethitischen bekannten Königsnamen Tuthalia verbindet. " - Anm. 31.
96
werden soll3' - von den ältesten Autoren als kleinasiatisches Volk bezeichnet werden, und bei Homer tragen ein Kreter und ein Troianer diesen seltenen Namen40. All das würde sehr gut zu einem vorgriechischen Ursprung von Deukalion/Leukarion passen; doch absolute Sicherheit ist hier nicht zu gewinnen. b) Deukalion und die Leleger Auf Vorgriechisches weisen nicht nur die beiden Namensformen des Flutheros, denn die Leleger, mit denen Hesiod (Frg. 234 = Nr. 16) Deukalion verbindet und die - seinen knappen Worten nach zu schließen - von den Lokrern beherrscht wurden, gelten im allgemeinen als nichthellenisches Volk1; Aristoteles (Frg. 473 Rose) allerdings behauptet,,Leleger' sei einfach ein früherer Name für die Lokrer gewesen. Ähnliches steht bei Dionysios von Halikarnaß (1,17,3), der vielleicht Hellanikos wiedergibt2: Die Kureten und Leleger, nun Ätoler und Lokrer genannt, hätten unter der Herrschaft von Deukalion ihren Wohnsitz in der Gegend des Parnaß gehabt, bevor sie die Pelasger aus Thessalien vertrieben. Wenn die beiden Ethnika,Leleger' und,Lokrer' grundsätzlich gegeneinander austauschbar sind, dann kennen die betreffenden Autoren aber keine Überlieferung, wie sie Wilamowitz3 annahm, daß nämlich die lokrischen Leleger durch die deukalionische Sintflut vertrieben worden seien, worauf die Lokrer deren Gebiete eingenommen hätten. Das Denkschema von der durch die Sintflut verdrängten Urbevölkerung war dem Altertum durchaus vertraut4, doch im Falle der Leleger und Lokrer wird die Kontinuität betont, allerdings mit Ausnahme von Strabon (7,7,2). Dies wird bestätigt durch den lokrischen Stammbaum des Ephoros (bei Ps. Scymn. 588-91 = GGM 1219/20), in dem sich die Notiz findet, daß Lokros die Leleger nach sich ,Lokrer' genannt habe5,· eine gewisse Nähe zu Hesiod ist dabei nicht zu übersehen. Da die Zugehörigkeit der Leleger zu einer vorgriechischen Bevölkerungsgruppe heute sprachwissenschaftlich abgesichert scheint6, dürfen wir mit gutem Grund vermuten, daß die Theorien von Aristoteles und Dionysios von Halikarnaß (Hellanikos?) auf nichts anderes abzielen, als " - S. 130. - 1.2.a. Anm. 12.
,0
' Vgl. G. Neumann, KP 3 (1969) 551/2. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 117. 3 (1931) 54 Anm. 1. 4 - S. 232-6. s Ebenso St. Byz. s.v. Φΰσκος; vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 13. Späte Tradition: Wilamowitz (1922) 358. Theorien über Leleger - Lokrer bei Oldfather, RE 13 (1926) 1181/2. 6 - S. 130. 2
97
die Leleger zu Griechen zu machen. Ausgangspunkt für diese Entwicklung könnte der ,Aufstieg' von Deukalion zum Vater des griechischen Stammesheros Hellen gewesen sein7, wofür ein Angehöriger eines Stammes, den Herodot (1,171) mit den Karern gleichsetzt, denkbar schlecht geeignet war: Indem die Leleger zu Lokrern werden, wird Deukalion zum Griechen. Wenn Herodot (1,56,3) den Flutheros zum Dorer macht, verläßt er das mythische Denkschema, nach dem die Gliederung der Griechen in die drei Stämme der Dorer, Äoler und Ionier nicht als etwas allmählich Gewordenes, sondern als etwas von allem Anfang an Bestehendes hingestellt wird, und deutet das Übergreifen der Deukalionsage auf die Phthiotis historisch als die Dorisierung des Spercheios-Tales8. c) Volksetymologie und Steinwurfsage Wenn tatsächlich zwei Traditionen, eine populäre von Leukarion und eine epische - mit der Schreibung,Deukalion' -, nebeneinander existierten1, wäre das natürlich ein deutliches Indiz dafür, daß man viel über diese Gestalt zu erzählen wußte. Doch leider ist die in dem von Strabon überlieferten Hesiodfragment (Frg. 234 = Nr. 16)2 enthaltene Information mager und erst noch mit einem weiteren textkritischen Problem verbunden. Um das korrupte άλέους verständlich zu machen, hat man άλέας (von άλής ,vereinigt') vorgeschlagen3, was also heißen würde, daß Zeus den Deukalion die Leleger von der Erde aufheben und sammeln ließ. Es sieht zunächst so aus, als ob Hesiod den ersten Vers des Fragments im dritten in der Weise etymologisiert hätte, daß er die Λέλεγες λαοί als λεκτοι άλεΐς erklärt hat. Gestützt zu werden scheint diese These durch eine Stelle in den Anecdota Oxoniensia (An. Ox. 1,264,27/8), auf die Reitzenstein4 hingewiesen hat: Ησίοδος δέ παρά το ,άλές' το σημαίνον το άθροΰν, άλαός, λαός, άφαιρέσει τοϋ α. Die Glosse besagt, daß Hesiod „von άλές, was ,vereinigt' bedeutet", das Wort λαός herleitet, und zwar über άλαός, wobei für den Abfall des α auf das Nebeneinander von άσφόδελος und σφοδελός verwiesen wird, άλαός heißt eigentlich ,blind' und ist hier wohl einfach eine theoretische Zwischenform wie Λευκαδίων in der Ableitung von Λευκα-
' - S. 85-7. « - 1.3. Anm. 8. ' - S. 96. Für den griechischen Text - S. 92. Vgl. Apparat zu Hes. Frg. 115 Rz. ' (1896) 194. 1 s
98
ρίων aus Δευκαλίων5; es in den Hesiodtext zu setzen ist deshalb bedenklich6. Merkwürdig ist nun aber der Umstand, daß die um den ersten Vers verkürzte Fassung dieser Hesiodstelle im Etymologicum Gudianum, die vom selben Seleukos stammt, der auch als Verfasser der eben zitierten Glosse in den Anecdota Oxoniensia in Frage kommt 7 , am betreffenden Ort λαούς bietet8. Diese eindeutige Überlieferung unter dem Lemma λαοί ist nach Reitzenstein9 für Hesiod aber nicht beweiskräftig, sondern bloß die logische Folge davon, daß in dieser Fassung der erste Vers fehlt. Wenn άλέας stünde, wären die beiden Verse für sich allein nur schwer verständlich. Reitzenstein behauptet, daß der Verfasser des Lexikons die zu erklärende Ableitung (λαός im Sinne von ,vereinigt') einfach anstelle des Grundwortes (άλής) in den Text gesetzt habe. Der unverfälschte Wortlaut Hesiods kann in der Schreibung λαούς mit accentus gravis auf der letzten Silbe jedenfalls nicht vorliegen, denn die zweimalige Verwendung des gleichen Wortes im ersten wie im dritten Vers des Fragments wäre unschön und würde überhaupt nichts zu der an dieser Stelle erwarteten Ausdeutung von Λέλεγες λαοί beitragen. Die neueren Herausgeber der Kataloge halten sich dennoch für die Textgestaltung an das Etymologicum Gudianum, drucken aber unter Verschiebung des Akzents λάους (Rzach) oder das unbestimmte ΛΑΟΥΣ (Merkelbach-West), womit sich ebenfalls eine sinnvolle auf ähnlich klingenden Wörtern beruhende Etymologie ergibt: Zeus verschaffte Deukalion Menschen, Λέλεγες λαούς, d.h. aus der Erde zusammengelesene (λεκτούς) Steine (λάους)10. Dieses textkritische Problem ist also mit der Frage verbunden, welches an λαός anknüpfende Wortspiel bei Hesiod gestanden haben könnte. Derartige Etymologien sind in großer Zahl seit Homer zu belegen", und gerade eine Volksetymologie, die λαός ,Volk' mit λαος/λαας,Stein' zusammenbringt, muß schon für die Ilias (24,611) vorausgesetzt werden. Die Ableitung von λαός aus άλής macht im Gegensatz dazu für Hesiod doch wohl einen zu gelehrten Eindruck, ganz abgesehen davon, daß es sich bei άλής um ein im epischen Stil ungeläufiges Wort handelt, das man aber Hesiod gerne unterzuschieben versuchte, kommt es doch bei ihm als varia lectio an einer Stelle seiner Erga (493) vor. Strabon könnte eine ,gelehrte' Redaktion des Hesiodtextes, die für uns durch Seleukos noch in s
Et. Gen. s.v. Λευκαρίων (Nr. 74). Vgl. Apparat zu Hes. Frg. 115 Rz. ' - S. 92-4. ' Reitzenstein (1897] 164/5 Nr. 61 s.v. λαοί. ' (1896) 195. 10 Zu λάους als Akk. von λδας,Stein' vgl. Apparate zu Hes. Frg. 115 Rz. = Frg. 234 M.-W., LSJ s.v., Schwyzer (1968) 578. " Pfeiffer (1970) 19/20. Keine Volksetymologie bei Hes.: Jacoby, Komm, zu FGrHist 300 Anm. 10. 6
99
Spuren faßbar ist, bewußt aufgegriffen haben, um seine Theorie, daß das Lelegervolk keine ethnische Einheit gewesen sei, sondern aus den verschiedensten Stämmen bestanden habe, die zu einem Volk zusammengefaßt wurden, mit der Autorität Hesiods zu stützen12. Hesiod etymologisiere den Namen der Leleger in Übereinstimmung mit den historischen Verhältnissen, lobt Strabon. Das Motiv des λίθινος γόνος, der Entstehung von Menschen aus Stein im Zusammenhang mit Deukalion, läßt sich somit über Pindar (Ο. 9,45 = Nr. 18) hinaus bis auf Hesiod zurückführen. Im Hintergrund wird wohl bei beiden die später so populär gewordene Steinwurf sage stehen, obwohl sie in dieser Form erst seit Akusilaos (FGrHist2 F 35 = Nr. 17) zu belegen ist. Doch darf man sich diesen hesiodeischen Deukalion mit einer Flutsage verbunden denken? d) Prometheus und die Sintflut Nach Tümpel1, der in dem betreffenden Fragment (234 = Nr. 16) aus den unter Hesiods Namen überlieferten Katalogen2 Λευκαρίων liest, ist die deukalionische Fluterzählung, wie sie uns seit Pindar (Ο. 9,41-56 = Nr. 18) vorliegt, erst durch eine Verschmelzung des thessalischen Deukalion mit dem lokrischen Leukarion, der nicht mit einer Flutsage, sondern mit der Steinwurfsage verbunden war, entstanden. Obwohl das Motiv von der Entstehung des Menschen aus Stein nicht notwendigerweise mit einer Fluterzählung verknüpft sein muß 3 , darf diese Motivkombination aber doch wohl bereits für Hesiod angenommen werden. Wenn Zeus Deukalion Menschen verschafft, so müssen die früher existierenden Menschen durch eine Katastrophe vernichtet worden sein, denn mit den allerersten Menschen istbei Hesiod (Th. 521-37) Prometheus verbunden, und nicht sein Sohn Deukalion4. Dafür, daß der Kontext, auf den die fraglichen Verse Bezug nehmen, ein Flutmotiv enthalten hat, sprechen auch Argumente, die sich aus Apollodor (1,46-8 = Nr. 28) gewinnen lassen, denn in dessen Darstellung der Sage geht eine Formulierung eindeutig auf eine hexametrische Vorlage zurück, die nur die Kataloge sein können, auch sonst eine seiner Hauptquellen s . Wenn in der Biblioxfj γαρ ετυμολογία το συλλέκτους γεγονέναι τινάς έκ παλαιοϋ και μιγάδας αίνίττεσθαί μοι δοκεϊ (Str. 7, 7, 2). ' 11905)265-7. Zur Echtheitsfrage allgemein: Frankel (1962) 120/1, Lesky (1971) 128, Meier (1976) 2 0 6 / 7 . Frg. 234 enthält eine Abweichung v o n der epischen Tradition: Meier a.a.O. 170. > - Dritter Teil: IV. 1. A n m . 4. 4 Was Hes. Frg. 205 von Aiakos und seinen Myrmidonen erzählt, spielt sich auf der Insel Aigina ab, d.h. in einem Randgebiet ohne A n s c h l u ß an den von Deukalion ausgehenden Heroenstammbaum. ! Andron (vgl. FGrHist 10 F 8 = Nr. 21) als Quelle Apollodors: T ü m p e l (1905) 267. - S. 131. 2
100
thek weiter erzählt wird, daß es das Bronzene Geschlecht war, das Zeus in der Flut ertränken wollte, so ist dies ein Motiv, das nur innerhalb des hesiodeischen Corpus aufgekommen sein kann: Zu offensichtlich bezieht es sich auf die Struktur des Weltaltermythos (Op. 156-73), wo das Bronzene durch das Geschlecht der in die Zeit nach Deukalion gehörenden Heroen abgelöst wird6. Eine nicht unwesentliche Rolle als Berater Deukalions spielt in Apollodors (1,47 = Nr. 28) Fassung der Flutsage jener Prometheus, von dem Hesiod in Theogonie (521-616) und Erga (42-105) so viel zu erzählen weiß, daß man eigentlich an diesen Stellen einen entsprechenden Hinweis erwarten würde. Das diesbezügliche Schweigen des,echten' Hesiod muß nun aber nicht notwendigerweise seine Unkenntnis des deukalionischen Flutmythos bezeugen, sondern könnte seinen Grund vielleicht einfach darin haben, daß das Motiv von der Unterstützung Deukalions durch Prometheus zum Scheitern der von Zeus beabsichtigten Vernichtung des Menschengeschlechts führt, Hesiod jedoch Traditionen, welche die Allmacht des obersten Gottes in Frage stellen, nach Möglichkeit abänderte - nur ließ sich die Sintflutsage nicht derart leicht manipulieren wie das an Prometheus anknüpfende Opferaition7: Es mag ja noch angehen, Zeus wissend denjenigen Haufen wählen zu lassen, der bloß die ungenießbaren Teile enthält; ein Gott aber, der die Flut auslöst im vollen Bewußtsein, daß sein Plan, die Menschheit zu vernichten, vereitelt wird, würde sich vollends der Lächerlichkeit preisgeben. In einer Analyse derjenigen Partien von Hesiods Werk, die sich mit Prometheus befassen, hat Heitsch8 gezeigt, wie in der Theogonie zwischen Vers 534 und 613 ein Rhapsodenlied über den Opferbetrug, den Feuerraub und die Erschaffung der Frau eingearbeitet ist, denn die Verse 613-6 resümieren einen Stand der Erzählung, der schon in Vers 534 erreicht war, aber nicht über die Erwähnung des Faktums hinausging, daß Prometheus gebunden und gepfählt wurde (V. 521/2), weil er sich den Plänen von Zeus widersetzt hatte. Obwohl diese interpolation' eigentlich wider Erwarten die Bestrafung von Prometheus nicht näher begründet, sondern vielmehr mit der Bestrafung seiner Geschöpfe endet, ist ihre Funktion sinngemäß doch die, konkrete Beispiele für Prometheus' Hybris gegenüber Zeus zu geben und damit sein eingangs erwähntes Schicksal als verdient erscheinen zu lassen. In Aischylos' Prometheus ' Abhängigkeit von Arat wird erwogen vonBömer(1969)101. Vgl. v. Fritz bei Heitsch (1966) 373 Anm. 16. Wenn Apollod. in der Tradition Arats stünde, der als letztes Zeitalter das Bronzene mit der Jetztzeit zusammenfallen läßt, wäre ein Hinweis auf das zu vernichtende Geschlecht eigentlich überflüssig; notwendig wird dieser aber, wenn Zeitalter- und Sintflutmythos nicht wie bei Ovid (met. 1,89-150 und met. 1,163-415 = Nr. 3| selbständig nebeneinander stehen, sondern miteinander kombiniert erscheinen. - S. 208/9. ' Vgl. Wehrli bei Heitsch (1966) 412/3. • Bei Heitsch (1966) 421-6; vgl. dazu Burkert (1982) 70/1.
101
(226-41 = Nr. 27), für den die mit Apollodor gemeinsamen Motive - Zeus will den Untergang der Menschheit / Prometheus als Helfer Deukalions - prinzipiell eine Abhängigkeit von derselben Tradition, d.h. den hesiodeischen Katalogen, wahrscheinlich machen9, stellt nun demgegenüber etwas anderes die entscheidende, zur Bestrafung des Titanen führende Unbotmäßigkeit dar: Prometheus soll nämlich die Menschen vor einer von Zeus beschlossenen Vernichtung bewahrt haben. Dieser Umstand kann wohl nur damit erklärt werden, daß mehrere Erzählvarianten nebeneinander existierten, welche die Fesselung des Prometheus begründeten, und Hesiod in der Theogonie diejenige wählte und an Vers 534 anschloß, die besser mit seinem Zeusbild übereinstimmte,· in den mehr auf das Genealogische und auf Vollständigkeit ausgerichteten Katalogen mochte die Geschichte von einer nicht zu widerlegenden Überlistung des Zeus weniger stören. Ein nicht systematisiertes Nebeneinander verschiedener Prometheusabenteuer ist allein schon aus der apollodorischen Bibliothek zu erschließen, denn die Flutsage und den darauffolgenden Stammbaum Deukalions erwähnt Apollodor ja erst, nachdem er (1,45) schon davon berichtet hat, daß der Titan - der Theogonie nachempfunden - des Feuerraubs wegen an den Kaukasus geschmiedet worden war. 6. Deukalion
und Dodona
Es macht zunächst den Anschein, als ob mit Aristoteles (Mete. 352a/b = Nr. 37), der die deukalionische Flut in Westgriechenland in der Gegend des fernen Dodona lokalisiert, eine eigenständige Tradition faßbar würde. Da das gleiche Testimonium dieses Gebiet als Urheimat der Hellenen bezeichnet, dürfte es aber wohl klar sein, daß es auch hier wie bei Thessalien Deukalions zunehmend engere Bindung an Hellen gewesen ist, die ihn in einen weiteren ihm eigentlich fremden Raum hineinzog1. Allerdings hat der Anschluß an Hellen diese Übertragung nur insofern beeinflußt, als er Deukalions Verknüpfung mit der Landschaft Hellas begründet hatte, über deren Lage es nun bereits im alten Epos noch eine zweite Auffassung gab. Wenn Phoinix in der Ilias (9,447) erzählt, daß er seine Heimat Hellas verlassen habe und δι' 'Ελλάδος εύρυχόροιο (9,478) nach Phthia geflohen sei, scheint hier in der Tat nicht die an anderer Stelle bei Homer (Ii. 2,683) geläufige Identifizierung von Hellas mit Phthia und seine Lokalisierung ' Da das Helfermotiv zweifelsohne aus dem altorientalischen Sintflutmythos übernommen worden ist (- S. 131/2], darf diese Aischylos-Stelle trotz der Skepsis von Griffith ([1983] 130) mit der Deukalionsage verknüpft werden. Zur Echtheitsfrage des Prometheus, die in diesem Zusammenhang aber nicht entscheidend ist: Lesky (1972) 141/2. Griffith (1977]. ' - S. 84-7.
102
im Süden Thessaliens vorausgesetzt zu sein; deshalb erschloß Fick2 für Phoinix den Nordwesten von Epirus als Heimat. Die vermittelnde Annahme, Hellas sei hier einfach ein von Phthia getrennt gedachtes Gebiet Thessaliens3, stellt sich in der Neoptolemos-Tradition eindeutig als unbrauchbar heraus, denn Wilamowitz 4 hat darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß der Zusammenfassung der Nosten durch Proklos (HO 108/9) Neoptolemos - als Sohn des Achill eigentlich aus dem thessalischen Phthia=Hellas stammend - von Troia aus zu den Molossern nach Epirus zieht und dort seinen Großvater Peleus trifft: Neoptolemos kehrt heim nach Hellas, nur daß es die Nosten im Gegensatz zum Schiffskatalog (Ii. 2,683) nach Epirus verlegen5. Die Lokalisierung von Hellas in Epirus hängt mit der Überlieferung um Dodona zusammen, das Herodot (2,52,2) als das älteste Heiligtum Griechenlands bezeichnet; schon in der Ilias (16,233-5) ruft Achill den pelasgischen Zeus in Dodona an. Seine Bewohner heißen Έλλοί oder Σελλοί - je nachdem, welche Lesung des Homertextes bevorzugt wird" - , und beide Ethnika werden mit "Ελληνες assoziiert7, das eine sekundäre Ableitung davon sein könnte8. Dazu gehört die Landschaft 'Ελλοπία, die Hesiod (Frg. 240) in der Gegend von Dodona kennt9, und έλλα, nach einer Hesychglosse (s.v. έλλα) eine Bezeichnung für das Zeusheiligtum in Dodona. ,Selloi' steht nach Aristarch in den Handschriften der Ilias; die Form ,Helloi' haben die Scholien bewahrt, und sie ist für Pindar (Frg. 59) bezeugt, was durch einen Papyrus bestätigt wird10. Eduard Meyer11 verteidigt die Lesung Έλλοί in der Ilias: Er faßt das vorangehende Sigma als apostrophiertes Personalpronomen auf. Auf alle Fälle handelt es sich seiner Meinung nach nicht um eine ältere und eine jüngere Form; diese Auffassung wird von Jacoby12 geteilt, während Frisk13 einen Schwund des ; I
(1914] 114. Str. 9, 5, 6. Busolt ([1893] 197) sah in der Thessaliotis das homerische Hellas.
(1886) 114 A n m . 1. Paus. 1, 11, 1 gleicht die verschiedenen Überlieferungen einander an und bezeichnet deshalb die Episode in Epirus als Intermezzo, das vor die Rückkehr des Neoptolemos in seine Heimat Thessalien eingeschaltet ist. PR III 1454 haben auch aus der unklaren Fortsetzung der proklischen Chrestomathie das gleiche herauslesen wollen. E. Tr. 1123-8: Neoptolemos geht von Troia aus unmittelbar in die Phthiotis. 4 Zur Schreibweise vgl. Lesky (1928) 53/4, Lochner-Hüttenbach (1960| 147-51, Parke (1967) 7/8. 4
5
' Vgl.Wilamowitz(1886) 114und(1895) 1/2,Lesky(1928) 115/6,Leumann(1950)40,Frisk (1960) 499. Nach Lesky ([1928] 119) ist der Hellenenname um Dodona und nicht in Thessalien ursprünglich. * Leukart (1980) 245. ' Gleiche Tradition bei Philoch. FGrHist 328 F 225, Apollod. FGrHist 244 F 198, St. Byz. s.v. 'Ελλοπία. In diesen Zeugnissen ist Hellopia auch eine Bezeichnung für Euboia. 10 Die Lesungen sind bei Allen (1931) im Apparat z.St. zusammengestellt. " II 11
(1882) 41/2, so auch Leumann (1950) 40. Komm, zu FGrHist 328 F 225 A n m . 12. (1960)499.
103
Sigma infolge der griechischen Lautentwicklung in Betracht zieht. ,Helloi' und ,Selloi' könnten allerdings auch einfach zwei alte Varianten ein und desselben Namens sein, wie ύς und σϋς. Auf die Hellen-Tradition haben die Helloi/Selloi von Dodona merkwürdigerweise nicht den geringsten Einfluß ausgeübt, wobei natürlich nicht gesagt werden kann, inwieweit die durch die Autorität Hesiods gestützte und auf Thessalien beschränkte Hellenen-Theorie andere Überlieferungen in den Hintergrund drängte oder dominierte: Jedenfalls hat Helios, der Eponym der Helloi, einen Thessalos oder den in die Lokalsage gehörenden ,Holzhauer' zum Vater14; eine Verknüpfung mit dem von Hellen ausgehenden Stammbaum fehlt. Das Schwanken zwischen Epirus und Thessalien bei der Lokalisierung von Hellas hat nun dazu geführt, daß man einerseits als Gegenstück zum wirklichen Dodona ein solches in Thessalien erfand15 und andererseits die Deukalionsage auf Epirus übertragen wurde. So ersetzt denn Aristoteles (Mete. 352a/b = Nr. 37) Thessalien durch Westgriechenland16 und lehrt, daß die deukalionische Flut besonders das Griechenland der Urzeit, das Land um Dodona und den Acheloos, betroffen habe17. Die Leute dort seien aber noch nicht Hellenes - die Aristoteles von den Selloi unterscheidet -, sondern Graikoi18 genannt worden. Die Graikoi werden auch im Marmor Parium (FGrHist 239 A 6)19 den Hellenen gleichgesetzt - allerdings in Thessalien lokalisiert. Da die Chronographie also grundsätzlich die gleiche Tradition kennt, muß Aristoteles nach Jacoby20 diese Gleichung schon vorgefunden haben, als er die Hellenen resp. Graikoi und mit ihnen Deukalion - nach Epirus verpflanzt hat. Ausgehend von der Theorie, diejenigen Traditionen seien älter, die das eigentliche Hellas in Epirus lokalisieren, behaupten v. Sybel21 und Heibig22, daß Dodona die ursprüngliche Heimat von Deukalion sei und daß man die Sage erst sekundär nach Mittelgriechenland verpflanzt habe. Demgegenüber liefert das Schweigen Herodots (2,52-7) Köhler23 den
14 Schol. Horn. II. 16,234: Thessalos (Τ), δρυτόμος (Α). Zu letzterem und Helios Lesky (1928) 54-7; 114/5. Vgl. auch Parke (1967) 7. 15 St. Byz. s.v. Δωδώνη; vgl. Unger (1863), Parke (1967) 38-40. 16 Gleiche Tradition bei Akestodoros = Thrasybulos FHG II 464 = Nr. 38, Call. Frg. 509 = Nr. 39 und Plu. Pyrrh. 1 = Nr. 40, die alle Deukalion in Dodona lokalisieren. Zur Verknüpfung Deukalions mit Akarnanien - I.5.a. Anm, 28. " Strohm (1970) 165/6 weist darauf hin, daß der Acheloos als der Fluß Griechenlands schlechthin betrachtet werden darf. " Zum wahrscheinlich geringen Alter des Stammbaumes von Graikos - S. 94. " Ebenso Alex. Polyh. FGrHist 273 F 100. 20 (1904) 36. 21 (1884-90) 995, - Anm. 7. " (1876)273. " (1879)81.
104
terminus post quem für das Auftreten des Mythos von Deukalion in Dodona. Auf Aristoteles, der den ältesten Beleg bietet, folgen - aus der gleichen Quelle schöpfend - Akestodoros und Thrasybulos (FHG II 464 = Nr. 38). Diese Historiker hat man wahrscheinlich im 3. Jh. v. Chr. anzusetzen24; es sind Zeitgenossen von Kallimachos, dem (Frg. 509 = Nr. 39) ein Aition bekannt gewesen sein muß25, das an die Sage von Megaros und dem Gerania-Berg26 wie auch an diejenige von der Gründung Lykoreias27 erinnert: Die epirotische Stadt Βούχετα hat ihren Namen von der Kuh (βοϋς), die während der deukalionischen Sintflut die Göttin Themis herantrug - ein Motiv, das nicht nur das Bild der Europa auf dem Stier in Erinnerung ruft, sondern ganz allgemein typisch ist für Gründungslegenden, von denen die thebanische wohl die berühmteste darstellt: Eine Kuh führt Kadmos an die Stelle des nachmaligen Theben28. Diese im 4./3. Jh. v. Chr. belegten Traditionen sind nachher nur mehr bei Plutarch (Pyrrh. 1 = Nr. 40)2' faßbar und klingen vielleicht noch in den Dionysiaka von Nonnos (15,298/9) nach. Sicher eine späte Erfindung ist jenes Aition (Schol. Horn. Τ Ii. 16,235 = Nr. 41), welches das Beiwort der Priester von Dodona, άνιπτόποδες (ungewaschene Füße habend), auf die Zeit der deukalionischen Sintflut zurückführt, als diese mangels Schuhen barfuß gehen mußten30. Nach Parke31 wollte die Priesterschaft von Dodona wie diejenige von Delphi durch die Berufung auf den Urmenschen Deukalion - man wußte sogar von einer Heirat mit der Nymphe Dodona32 - das hohe Alter des Orakels herausstreichen, obwohl der Flutheros ursprünglich zu keinem der beiden Orte Beziehungen gehabt habe33. Die Bedeutung Delphis für die Deukalionsage wird dabei sicher unterschätzt, und was Dodona betrifft, hat die ältere Forschung bereits differenziertere Thesen aufge-
Schwartz, RE 1 (1894) 1166. Vgl. die Ausgabe von Pfeiffer zur Stelle. " Paus. 1, 40, 1 = Nr. 50. - S. 116. 17 Paus. 10, 6, 2 = Nr. 22. - S. 77/8. 11 Die Stellen bei Vian (1963) 88 ; zum Motiv allgemein 76-81; 89. " Nach Köhler ([1879] 80) ist Plu. von Akestodoros abhängig. 10 Vgl. Parke (1967) 42. Eine weitere Flutsage sieht Usener ([1899] 125) in der bei einem Alexandriner erhaltenen Erzählung, daß Dionysos, als er nach Dodona kommen wollte, einen infolge von Regenfällen angeschwollenen See auf einem Esel überqueren mußte. Auf einem Esel wurde das Bild der Dea Syria im Kult mitgeführt; vgl. Breiich (1949) Anm. 219. Wiesner (1969). J1 (1967) 41; 255. " Schol. Horn. Τ II. 16, 233, St. Byz. s.v. Δωδώνη. " Die Lokalsage vertritt Schol. Horn. A Ii. 16, 234: Eine Taube habe als erste dem Heilos, einem Sohn des ,Holzhauers', das Orakel gezeigt. Zum Motiv,Taube als Führerin': Vian (1963) 78. - Anm. 14. !i
105
stellt, die auch die politischen Verhältnisse mit berücksichtigen, deren Einfluß auf Kult und Mythos recht bedeutend sein kann 34 . Die Lokalisierung Deukalions in Dodona ist für Köhler35 eng mit der politischen Rolle der epirotischen Dynastie der Pyrrhiden verbunden, die ihr Geschlecht auf Neoptolemos zurückführten, den Sohn des Achill, den die Nosten (HO 108/9) nach dem Ende des troianischen Krieges ja nach Epirus ziehen lassen. Pindar (Ν. 7,38) kennt Nachkommen von Neoptolemos als Herrscher über die Molosser 36 , und bereits im 5. Jh. hatte sich eine Genealogie durchgesetzt, die das epirotische Königshaus auf Molossos, den Sohn des Neoptolemos und der Andromache, zurückführte, wobei die Verknüpfung mit letzterer auch schon im Kyklos37 vorgebildet war38. Ebenfalls im Kyklos, nämlich in den Kyprien (bei Paus. 10,26,4), stand der gewiß aus einer Lokaltradition stammende undurchsichtige zweite Name des Neoptolemos, Pyrrhos39, auf den sich speziell die Pyrrhiden beriefen, so daß er vom 4. Jh. an gleichberechtigt neben Neoptolemos, den ,jungen Krieger', trat40. Die Funktion von PyrrhosNeoptolemos in der epirotischen Genealogie ist offenkundig: Als Sohn Achills sichert er der im Hellas der Nosten herrschenden PyrrhidenDynastie den Anschluß an die gemeingriechische Tradition. In diesen Zusammenhang politisch motivierter Mythenkontaminationen gehört auch die Verpflanzung Deukalions nach Dodona; über Deukalion läßt sich natürlich besonders gut an das panhellenische Stemma anknüpfen. Köhler setzt die Verbindung Deukalions mit Dodona in den Anfang des vierten Jahrhunderts. Die Molosserkönige als Angehörige der Pyrrhiden-Dynastie waren nämlich - so interpretiert er Strabon (7,7,11) im fünften Jahrhundert noch nicht im Besitze von Dodona. Schon Niese41 hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Übertragung des Deukalionmythos auf Dodona die Zugehörigkeit der Orakelstätte zum molossischen Reich voraussetzt, weil nach den ένιοι bei Plutarch, zu denen wohl auch Akestodoros und Thrasybulos gehören, das von Deukalion gegründete Heiligtum im Molosserland lag. Die Errichtung eines molossischen Reiches, die um die Wende zum vierten Jahrhundert abgeschlossen war, verdankt sich dem politischen Interesse Athens, was das Aufkommen 14 Vgl. die Übertragung des Kultes für den Argiver Adrastos auf dessen Gegner Melanippos in Sikyon, nachdem Argos zum Erzfeind geworden war: Hdt. 5, 67. Burkert (1965). " (1879) 83/4. Köhler (81) führt die Zeugnisse von Aristoteles, Akestodoros und Thrasybulos auf eine einzige Quelle zurück; wegen Herodot darf sie nicht älter sein als das ausgehende fünfte Jahrhundert. " Zu Pindars Beziehungen zu den Molossern vgl. Parke (1967) 58. Franke (1955). " Ilias mikra: HO 135, XIX 6. " Möglicherweise ist Euripides' Andromache für den molossischen Königshof bestimmt gewesen; vgl. Lesky (1972) 338 Anm. 90. 39 Vgl. Burkert (1966) 437. 40 Vgl. Köhler (1879) 8 1 - 3 ; K. Ziegler, KP 4 (1972) 57. 41 ( 1 8 7 7 ) 4 1 2 / 3 Anm. 1.
106
genealogischer Konstruktionen, die Epirus mit dem übrigen Griechenland verbinden, nur begünstigt haben kann42. Athen selbst hatte ja seine Lokalgeschichte auf gleiche Weise an das panhellenische Stemma angeschlossen43. Archäologisch ist für das vierte Jahrhundert eine große Bautätigkeit an der Orakelstätte festzustellen. Die bis anhin übliche Götterverehrung unter freiem Himmel wird nach 400 durch das erste Kultgebäude abgelöst44. So sind für das dritte Viertel des vierten Jahrhunderts die Ummauerung des Temenos45 und die Umorientierung des Peribolos46 festzustellen. Steht die Beanspruchung von Deukalion durch die Molosser im Zeichen einer Renaissance dieses alten Heiligtums? Nach Akestodoros und Thrasybulos hat der Flutheros das erste Orakel aus der Eiche erhalten. Eine der im vierten Jahrhundert durchgeführten Änderungen scheint nun darin bestanden zu haben, daß die Orakel nicht mehr nach dem Klang von Bronzebecken gegeben wurden, sondern die Eiche wieder ins Zentrum der Orakelverkündung rückte47. Neben der Lokalisierung der Urhellenen in Epirus könnte als weiterer Faktor48 die seit Piatons Timaios (22c=Nr. 121) faßbare Gleichwertigkeit von Flut- und Feuerkatastrophen diese Mythenübertragung begünstigt haben; denn der Heros des Weltbrandes, Phaethon, scheint in Epirus beheimatet zu sein49.
7. Deukalion in Athen und Aigos a) Amphiktyon, Marathonios, Xuthos und Athen Das Marmor Parium (FGrHist 239 A 5) erwähnt einen athenischen König Amphiktyon, der seinen Vorgänger Kranaos vertreibt1. Nach Apollodor 41
Vgl. Dakaris (1963] 35. " - S. 107-13. 44 Dakaris (1963} 35. Vgl. Treadwell (1970). 4i Dakaris (1963) 47. 46 Dakaris (1963) 37. " Dakaris (1963) 39. Vgl. Franke (1956) 60-5. 41 Zu erwägen bleibt nicht zuletzt eine Konstruktion vom ,fließenden' Zeus, Zeus Naios, aus, der in Dodona verehrt wurde; zu Zeus Naios vgl. Rächet (1962) 90, Pötscher (1966), Nilsson (1967) 423-7. Die Assoziation von "Ελλοι mit έλος,Sumpf' als Grund für die Verpflanzung des deukalionischen Flutmythos nach Dodona bei Bapp (1896) 39. 49 Vgl. Tümpel (1905) 270/1. In der Chronographie fallen Phaethons Feuerkatastrophe in Äthiopien und Deukalions Flut in Thessalien seit Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 4 = Nr. 84) zusammen. Bei Hyg. fab. 152 A 2 = Nr. 13 und Nonn. D. 6,206-30 = Nr. 109 löscht die deukalionische Flut den Weltbrand. Die Kombination von Sintflut und Weltbrand ist bereits für den Alten Orient bezeugt: van Dijk (1983) 31/2. 1
Apollod. 3, 187; Paus. 1, 2, 6.
107
ist dieser König ein Sohn Deukalions (1,49) oder - wie andere sagen - ein Autochthoner (3,187). Im ersten Fall wird also ein athenischer König an das panhellenische Stemma und damit an Deukalion angeschlossen, während die andere Überlieferung Amphiktyon den Autochthonen Kekrops und Kranaos gleichstellt. Die attische Königsliste kennzeichnet Amphiktyon eindeutig als Usurpator: Durch Gewalt an die Macht gelangt, wird er von Erichthonios mit Gewalt wieder vertrieben2. Als Heros Eponymos der Mitglieder der pylaiischen Amphiktyonie3, der in Anthela einen eigenen Tempel hat, tritt Amphiktyon bei Herodot (7,200,2) auf. Den Namen des Vaters verschweigt Herodot, aber schon Hesiod (Frg. 4) macht Amphiktyon zu einem Sohn Deukalions und Bruder des Hellen. Anthela, wo sich ursprünglich auch das der Demeter geweihte zentrale Heiligtum dieses Staatenbundes befand, liegt in der Nähe von Lokris, einer Gegend, in der die Deukaliontradition ja gut bezeugt ist4} man hat Amphiktyon sogar zum König der Lokrer gemacht5. Amphiktyon wurde nach dem übereinstimmenden Urteil von Wilamowitz6 und Jacoby7 auf Athen übertragen, um die Verbindung zwischen der Amphiktyonie, deren Zentrum nach dem ersten Heiligen Krieg (um 590) Delphi geworden war, und Athen zu stärken. Wilamowitz setzt diese Konstruktion in die erste Hälfte des fünften Jahrhunderts. Jacoby weist aber darauf hin, daß Amphiktyon in Athen mit der Einführung des Dionysoskultes verbunden ist8, was eher auf die Zeit der Peisistratiden deutet. Vermutlich hat dann Hellanikos Amphiktyon in die attische Königsliste eingereiht und auch seine Verknüpfung mit Deukalion übernommen, noch ohne aber den Flutheros selbst in Athen zu lokalisieren9. Damit wird Athen zum Ausgangspunkt der einflußreichen pylaiischdelphischen Amphiktyonie und hat gleichzeitig einen Anschluß an den Flutheros, an den ihre Stammbäume anzuknüpfen die griechischen Genealogen so sehr bemüht waren10. Diese Konstruktion wurde nun nicht durchwegs übernommen; Theopomp und Ephoros verwarfen die Ansprüche Athens auf Amphiktyon. 1
Stoll, RML 1 (1884-90| 304/5; hierauch das Belegmaterial. Vgl. auch Jacoby (1904] 33-5. Nach Jacoby ([1904] 34 und Komm, zu FGrHist 324 F 58) ist die Schreibung Άμφικτίονες sekundär gegenüber Άμφικτΰονες. Ein Schwanken zwischen ν und υ ist aber nichts Außergewöhnliches; vgl. Buck (1955) 26. Frisk und Chantraine leiten denn auch beide Bezeichnungen von κτίζω ab. Anders Szemerenyi ([1975] 322, [1977] 1/2), der υ vom Iranischen her begründet: Άμφικτΰονες sind jene, die ringsherum Besitz haben. Flaceliere (1953]. 4 - S. 81. s Ev. nach Ephor., vgl. Jacoby (1904) 35. ' (1893) II 126. 7 (1904)35. ' Amphiktyon soll nämlich Dionysos aufgenommen und bewirtet haben: Paus. 1, 2, 5. Weihung eines Altars an Dionysos: Philoch. FGrHist 328 F 5. ' Jacoby (1904) 35 und Komm, zu FGrHist 324 F 58. 10 - S. 85-7; 120/1. 1
108
Die Wirkung dieser Diskussionen ist noch an der parischen Marmortafel abzulesen11: Diese Chronik unterscheidet nämlich genau zwischen dem Deukalionsohn Amphiktyon, der im Gebiet der Thermopylen, also in der Nähe von Anthela, herrscht, und dem autochthonen athenischen König Amphiktyon. Der Chronist - oder seine Quelle - hat zwei Homonyme eingeführt, weil einerseits der Anspruch Athens auf Amphiktyon durch dessen Aufnahme in die Königslisten sanktioniert worden war, andererseits aber die Verknüpfung des Heros mit Anthela weiterbestand. Spuren der alten atthidographischen Tradition, die den athenischen König Amphiktyon an Deukalion anschloß, sind nach Jacoby12 allerdings auch in der parischen Marmorchronik noch sichtbar. Die Regierungszeit desjenigen Amphiktyon, der im Gebiete der Thermopylen herrscht, des Deukalionsohnes also, beginnt nämlich ein Jahr früher als diejenige von Hellen13. Dieser Unterschied ist als Mittel naiver Chronologie, durch gestaffelte Regierungsantritte die Rangfolge zu bezeichnen, auf die Atthidographen zurückzuführen, die natürlich,ihren' Deukalionsohn vor Hellen stellten. Der gängigen Tradition widerspricht das, die Hellen als ältesten Sohn von Deukalion bezeichnet14. Was die bereits erwähnte Begründung des athenischen Dionysoskultes durch Amphiktyon betrifft, so spiegelt dieses Motiv auf alle Fälle eine sekundäre Überlieferung, denn als wirklich alt galt nur die Aufnahme von Dionysos durch Ikarios15. Das gleiche erzählte man sich aber auch noch von Semachos16, auf den der Name eines Demos zurückgeführt wurde17, und über diesen Semachos berichtet Euseb (Chron. II p. 31c) weiter, daß er nicht den Sohn der Semele bei sich aufgenommen habe, sondern einen Dionysos, der ein Sohn Deukalions sei18. Gehört die rätselhafte Hesychglosse (s.v. Δευκαλίδαι), daß die Satyrn auch Deukalidai, Söhne des Deukalion, genannt wurden, ebenfalls in diesen Zusammenhang? Eine kurzlebige genealogische Verbindung zwischen der attischen Te" Vgl. Theopomp. Hist. FGrHist 115 F 63 und Jacoby, Komm, zu FGrHist 324 F 58, besonders Anm. 4. 12 (1904] 35. 15 FGrHist 239 A 5/6. 14 Apollod. 1,49. Hellen Vater von Amphiktyon: D.H. 4,25,3. Die Einsetzung des Deukalionsohnes Amphiktyon als athenischer König ist von der gleichen Künstlichkeit wie die Genealogie von Hellanic. FGrHist 4 F125, die Kodros nach zwölf Generationen auf Deukalion zurückführt. 15 Burkert (1972) 247 Anm. 37. " Philoch. FGrHist 328 F 206. " St. Byz. s.v. Σημαχίδαι. " Spezielle Verehrung der Athener für den,andern' Dionysos, nämlich den Sohn von Zeus und Persephone, den sog. Chthonischen Dionysos, bezeugt Arr. An. 2, 16, 3. D.S. 3, 62, 10: Dionysos stirbt in der deukalionischen Flut und aufersteht danach wieder; ähnlich Nonn. D. 6, 206-368 = Nr. 109; vgl. Fontenrose (1959) 420.
109
trapolis und Deukalion mit Hilfe des Eponymos von Marathon, dem Hauptort dieses Kultverbandes, stellte Hekataios (FGrHist 1F13) her, der Pronoos, Orestheus und Marathonios als Söhne Deukalions nennt, von denen der letzte nach Jacoby" Attika vertritt. Aus der Tatsache, daß der eponyme Heros von Marathon solch wichtige genealogische Funktionen versieht, ergibt sich die Schlacht von Marathon möglicherweise als terminus post quem für die Entstehung dieses Stammbaums 2 0 . Indem der lokale Heros noch vor den gemeingriechischen zu stehen kommt - Hellen ist bei Hekataios Sohn des Pronoos -, soll wohl das Alter der eigenen Traditionen herausgestrichen werden. Im Stammbaum Konons (FGrHist 26 F 1XXVII3) ist der dritte Sohn Hellens neben Aiolos und Doros nicht genannt; er soll nach Athen gezogen sein und die attische Tetrapolis begründet haben. Jacoby 21 vermutet deshalb, daß hier Marathonios gemeint sei. Da er bei Konon die Erechtheus-Tochter Kreusa heiratet und so zum Vater des Ion wird, könnte dieser dritte Sohn wie bei Strabon (8,7,1) aber auch Xuthos sein. Die spezielle Verbindung mit Athen bleibt so ebenfalls gewahrt, denn Euripides (Ion 57-73) läßt Xuthos - hier allerdings ein Sohn des Aiolos 22 ! - in Athen wohnen und macht ihn dort zum Stiefvater von Ion, während der wirkliche Vater Apollon heißt. Dadurch, daß Xuthos seit Hesiod (Frg. 9) normalerweise zwischen den Stammesheros der Ionier und Hellen eingeschoben wird, ist dieser Stamm, zu dem auch die Athener gehören, im Mythos offenkundig nicht so eng mit Hellen verbunden wie derjenige der Äoler oder Dorer. Die bei Euripides (Ion 1589-92) faßbare Genealogie, die auch Doros und Achaios zu Söhnen von Xuthos macht, verbessert somit die Stellung Athens zumindest diesen beiden Stämmen gegenüber 23 . b) Die jüngeren Deukaliontraditionen von Athen und Argos Athen In der auf dem Marmor Parium (FGrHist 239 A 4 = Nr. 42) aufgezeichneten athenischen Lokalüberlieferung ersetzt Athen den Parnaß als Zufluchtsort: Deukalion flieht aus Lykoreia bei Delphi, wo er vor der Flut " Komm, zu FGrHist 1 F 13. Sonst heißt der vom Ortsnamen Marathon abgeleitete Heros Μαραθών, z.B. Paus. 1,15,3; 32, 4. ! l Komm, zu FGrHist 1 F 13. Sonst ist Xuthos der dritte Sohn neben Aiolos und Doros: Apollod. 1,49. " Euripides' Formulierung (Ion 63; 292), daß Xuthos Αιόλου τοϋ Διός abstamme, macht Aiolos wohl nicht eindeutig zum Sohn des Zeus; eventuell könnte auch diejenige Tradition dahinterstehen, die Aiolos' Vater Hellen als Nachkommen von Zeus kennt. - S. 87. 23 Zu den Schwierigkeiten wegen des Anschlusses der athenischen Autochthonensage an das panhellenische Stemma vgl. Jacoby (1949) 220; 393 Anm. 21. Zur Problematik der Verbindung von Xuthos - Ion mit Athen vgl. H. v. Geisau, RE 9A (1967) 2158/9. !0
110
König war, nach dem offenbar nicht überfluteten Athen. Von Usener wird diese Variante der Sage als eine ungeschickte Kontaminierung einer delphischen Fluterzählung mit einer athenischen Tradition, die Deukalion nach Athen kommen ließ, gedeutet1. Hier hat der Flutheros nämlich nach verschiedenen Quellen den Tempel für den Olympischen Zeus2 gestiftet, und hier befindet sich auch sein Grab3; nach Lydos (Mens. p. 179/80) hat er zudem das Feuer im Heiligtum der Athene Polias geweiht ein weiteres Motiv, das Athen und Delphi zusammenrücken läßt, woher eine Festgesandtschaft zu bestimmten Zeiten neues Feuer in die Stadt brachte4. Die Sintflutsage wird in Athen aber auch mit Ritualen zusammengebracht: Von zahlreichen Riten, die im Monat Anthesterion zur Erinnerung an die Flut durchgeführt werden, spricht Plutarch (Sull. 14,10 = Nr. 47)5. Theopomp (FGrHist 115 F 347 = Nr. 45) leitet die Panspermie, die am Chytrentag des Anthesterienfestes6 gekocht wurde, vom ersten, primitiven Mahl nach der Sintflut ab; Flutheros nennt er keinen. Pausanias (1,18,7/8 = Nr. 44) weiß von einem Erdspalt im Temenos der Olympischen Ge, in dessen Tiefe sich die Wasser der deukalionischen Flut verlaufen haben sollen und in den die Athener jährlich ein Gemenge von Mehl und Honig hinabwerfen7. Zwar begründet er diesen Ritus nicht ausdrücklich mit der Flutsage, doch aus dem Kontext heraus darf man wohl auf ein ähnliches Aition wie bei Theopomp schließen. Die von Apollonios (FGrHist 365 F 4=Nr. 46) erwähnten Hydrophoria, welche in Athen an die in der Flut Umgekommenen erinnerten, hat man ebenfalls mit den Chytren in Verbindung gebracht8 und vermutet, daß dieses Ritual an das aus Pausanias bekannte Heiligtum der Olympischen Ge anzuknüpfen sei9. 1
(1899) 76/7; Nilsson (1967) 595, Jacoby, Komm, zu FGrHist 365 F 4. - S. 77/9,·, 91. Paus. 1, 18, 8 = Nr. 44; MP FGrHist 239 A 4 = Nr. 42. J Paus. 1,18,8 = Nr. 44, Str. 9 , 4 , 2 ; die Quellen sind unbekannt: Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 84 Anm. 18. Wenn eine Stadt einen Heros für sich beansprucht, weil sein Grab auf ihrem Gebiet liegt, so folgt sie einem geläufigen Muster. Schon Rohde ([1898) I 164) hat darauf hingewiesen, daß man an vielen Orten Heroengräber zeigte und verehrte, die ihr Dasein lediglich dichterischer Phantasie verdankten. 4 Vgl. Nilsson (1906) 157, Burkert (1972) 139 und (1977) 109. - S. 108. 5 Vgl. Eitrem (1915) 113/4. Die Sintflutsage in Athen nur ein spät übernommenes Aition: Boyance (1937) 71. ' Zu den Chytren vgl. Burkert (1972) 263-6; zur Panspermie Meuli (1975) II 922/3. Das Kochen nach der Flut setzt die Bewahrung des Feuers voraus - wie das Opfer Deukalions. Epich. scheint den Verlust des Feuers während der Flut vorauszusetzen,· vgl. CGFPap Nr. 85 Frg. 27. Die bei Philoch. FGrHist 328 F 57 erwähnten ΧΟτρινοι αγώνες waren normale αγώνες γυμνικοί και μουσικοί. ' Zur Quellenfrage - Anm. 3. Zur Zusammensetzung des Gemenges Burkert (1972) 264. Für das Hinablassen von Spenden in den Erdboden vgl. Mommsen (1898) 242-4. Bei Nonn. D. 6, 378/9 = Nr. 109 verschwinden die Fluten in nicht lokalisierten Erdschlünden. - S. 126/7. ' Vgl. Deubner (1932) 113. Hydrophoria als Wettkampf auf Aigina: Nilsson (1906) 172/3. ' Mommsen (1898) 424/5, Rohde (1898) I 238/9; danach Usener (1899) 67. !
111
Diesem Heiligtum benachbart ist dasjenige des Zeus Meilichios, einer anderen ,chthonischen' Gottheit; die dort gefeierten Diasia (Διάσια), ein Sühnefest, dessen Namen Apollonios (FGrHist 365 F 5) damit erklärt, daß die Menschen an diesem Tag durch Gebete Kummer und Sorgen (τάς ασας) entfliehen (δια-φυγεϊν), stützen sich nach Burkert10 auf ein aus der Sintflutsage abgeleitetes, demjenigen des Chytrenfestes ähnliches Aition. Da nur eine einzige Quelle, Pausanias, Deukalion nennt, läßt Jacoby11 offen, ob das von Theopomp überlieferte Chytrenaition sich eventuell auf die ogygische Flut bezieht, die der Sage nach der deukalionischen voranging und in unseren Texten seit Varro (Nr. 86-9) zu belegen ist. Eine speziell auf Athen ausgerichtete Variante dieses Mythos tritt in der Chronographie mit Iulius Africanus (Nr. 94-6) erstmals auf: noch vor Kekrops soll eine Sintflut ganz Attika verwüstet haben. Doch es ist wohl nicht empfehlenswert, eine Gruppe von Ritualen, die bereits Plutarch als zusammengehörig ansah, aufzuspalten und mit zwei verschiedenen Fluttraditionen zu verbinden. Dazu kommt, daß die ogygische Flutsage aller Wahrscheinlichkeit nach jünger ist als Theopomp12. Wann man den Deukalionmythos zum erstenmal mit Athen verknüpfte, kann nur vermutet werden. Jacoby13 glaubt nicht, daß die Gründungssage vom Tempel des Zeus Olympios, den Thukydides (2,15,4), ohne Deukalion zu erwähnen, zu den frühesten Heiligtümern Athens rechnet, älter als der Bau des Peisistratos ist. Später14 hat er sich genauer festgelegt und die Begründung des athenischen Anspruchs auf Deukalion Phanodemos zugeschrieben, einem Zeitgenossen von Theopomp. In der Atthidographie dieses Jahrhunderts, nämlich bei Philochoros (FGrHist 328 F 95) findet sich auch eine Adaption der Steinwurf sage von Deukalion: die Bezeichnung λαός für ,Volk' sei dadurch entstanden, daß bei der ersten Volkszählung durch Kekrops jeder einen Stein (λαας) nehmen und ihn an einen bestimmten Ort legen mußte,· der so entstandene Steinhaufen wurde dann gezählt15. Im übrigen war man bestrebt, die Lokalüberlieferung zu verteidigen. Gerade im Marmor Parium zeigt sich diese Tendenz deutlich, geht doch Deukalion, der längst schon zum Stammesheros aller Griechen geworden war16, noch der einheimische König Kekrops voran17. Die spätere Chronographie hat diesen Ansatz 10 (1972) 268Anm. 16 ; Mommsen (1898)425/6.Vgl. Charles-Picard (1943) und (194-3)' 118. Zur Lage des Heiligtums Graf (1974) 144, anders Kirsten-Kraiker (1967) I 118. '' Komm, zu FGrHist 328 F 84 Anm. 18. 12 - S. 168; 174-6. " (1904) 32. Inwieweit der Glaube, auch Athen sei ein ομφαλός γης, der nicht überflutet werden könne, bei der Übernahme der Sage mitgespielt hat, kann nicht gesagt werden, vgl. Roscher (1918) 14; 52/3 ; 61-78. - S. 79; 222/3 ; I.ll.c. Anm. 9. 14 Komm, zu FGrHist 328 F 95. 15 - S. 78/9; 98-100; 225-8. " - S. 85-7; 120/1. " Vgl. Jacoby (1949) 393 Anm. 21.
112
aufgegeben: Seit Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 4 = Nr. 84) fällt die deukalionische Flut in die Regierungszeit von Kekrops. Gemäß der parischen Marmorchronik liegt Athen außerhalb der überfluteten Zone ; die Athener fühlen sich aber am Chytrentag in der Tradition von Menschen, die der Flut eben knapp entronnen sind, was dafür spricht, daß dieses Aition eine Überschwemmung Attikas voraussetzt, genau wie Pausanias' Sage vom Ablaufen der Wasser in einen Erdspalt. Diese Aufspaltung der Traditionen ist bemerkenswert, spiegelt sich doch darin der Widerstreit zwischen athenischer Lokalüberlieferung, die keine Flutsage kennt, zugehörige Heroen (Amphiktyon, Deukalion) allenfalls gerade noch duldet, und einer im ganzen griechischen Raum seit etwa dem 4. Jh. festzustellende Tendenz, dem deukalionischen Flutmythos allgemeine Geltung zu verschaffen. Die an Deukalion anschließenden genealogischen Konstruktionen können nicht alleinige Ursache dieser Entwicklung sein, denn sie setzen nicht unbedingt auch die Übernahme des Flutmotivs voraus. Der Einfluß der seit Piaton aufkommenden philosophischen Theorien von periodisch wiederkehrenden und ganze Kulturen vernichtenden Flutkatastrophen, der Einfluß auch der in Griechenland immer besser bekannt werdenden großen orientalischen Flutsagen sind ebenfalls in Rechnung zu stellen18. Die Tatsache, daß sich Deukalion in Athen außerordentlich gut hat halten können, zwar nicht in der auf dem Marmor Parium aufgezeichneten ausgleichenden Fassung, sondern in der viel kompromißloseren, dafür mit dem lebendigen Volksbrauch verknüpften Form der Sage, wie sie Pausanias noch im 2. Jh. n. Chr. erzählen hörte1', weist aber auch dem Kult und den zugehörigen Aitien eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung der deukalionischen Flutsage zu ; die jungen Deukaliontraditionen von Athen, Dodona und Argos stützen sich allesamt auf einen Kult ab. Wir wissen leider nicht, ob die Lokalhistoriker (Phanodemos?), die Deukalion erstmals für Athen beanspruchten, sich bei ihrer Neuerung ebenso auf Anthesterienrituale berufen haben. In der Atthidographie hat sich Deukalion auf die Dauer jedenfalls nicht behaupten können: Die von den Atthidographen abhängigen Weltchroniken lösen seine Verbindungen zu Athen und beschränken die deukalionische Flut wieder auf Thessalien20. Argos An einen Höhenkult knüpft die argivische Fassung der Deukalionsage an, die uns Arrianos (FGrHist 156 F 16 = Nr. 48) erhalten hat: Deukalion begründet nach seiner Rettung auf einem Berg in Argos den Kult für Zeus Aphesios. Jacoby setzt diese argivische Variante in eine Reihe mit der " - S. 107-10; 122-5; 142-53. " Auch Plu. Sull. 14, 10 = Nr. 47 bezieht sich auf die Rituale. 10 - S. 74/5; 153-6.
113
athenischen und der molossischen, weil alle drei in der Gründung eines Zeusheiligtums durch den geretteten Deukalion gipfeln; er betrachtet sie als späte Erfindungen21. Im Unterschied zu den beiden ersten Traditionen setzt Arrian aber mindestens eine überregionale Flut voraus, andernfalls wäre das Motiv von der Rettung am Berg funktionslos. Schon Usener22 hat den Berg, auf dem Deukalion einen Altar für Zeus Aphesios errichtet haben soll, mit dem Άπέσας-Berg in Nemea23 identifiziert, dessen Namen Stephanos Byzantios (s.v. Άπέσας) von einem Heros Άφέσας ableitet; andere antike Etymologien stellen Άπέσας/Άφέσας und άφιέναι zusammen24. Usener selbst will Άπέσας mit dem Aorist-Partizip έσ(σ)ας verbinden, das denjenigen bezeichnet, der (die Truhe) absetzt oder zum Stehen bringt. Kallimachos (Frg. 56; 223) kennt auf dem Apesas einen Kult des Zeus Apesas, und Pausanias (2,15,3) erzählt, daß dort Perseus zum erstenmal Zeus Apesantios geopfert habe2S, der wohl mit Zeus Aphesios identisch ist. Da ein und dasselbe Ritual ohne weiteres durch mehrere Aitien begründet werden kann, überrascht die Auswechselbarkeit von Perseus und Deukalion, die beide in einer Larnax überlebt haben26, nicht; bei der Übertragung von Mythen erweist sich der Kult auch sonst als idealer Anknüpfungspunkt 27. 8. Arkadien und die
Deukalionsage
In der kaiserzeitlichen Vulgata nimmt Arkadien eine besondere Stellung ein: Der Frevel des Arkaderkönigs Lykaon - dem ihn besuchenden Zeus soll er Menschenfleisch aufgetragen haben - löst das göttliche Strafgericht der deukalionischen Sintflut aus1. Die Lykaonsage stand zwar bereits in den Katalogen Hesiods (Frg. 163); doch daß sie dort noch nicht mit dem Sintflutmotiv verbunden war, zeigt Apollodor, dessen Darstellung der Deukalionsage wohl das meiste den Katalogen verdankt2: Nicht nur ist die Peloponnes von der Überflutung überhaupt ausgeschlossen und Ursache allein der Wille des Zeus, das Erzene Geschlecht zu vernichten
11
(1904) 31/2, vgl. Plu. Pyrrh. 1 = Nr. 40. - S. 102-7. " (1899)230-3. " Call. Frg. 56; 223. Paus. 2, 15, 3. Pi. Frg. 295. St. Byz. s.v. Άπέσας. " Die Stellen bei Usener (1899) 230/1 Anm. 2 und 1. Die gleiche Etymologie bei Cook (1924) 179. " Die Überlieferungen um diesen Berg zusammen mit dem archäologischen Befund bei Cook (1924) 892. " - S. 259-62. " - S. 188. ' - S. 207/8. Lykaon Zeitgenosse von Kekrops: Paus. 8, 2, 2. - S. 100/1; 131.
2
114
(1,47 = Nr. 28); an anderer Stelle (3,99 = Nr. 29) bezeichnet er die Begründung der deukalionischen Flut durch den Lykaonfrevel sogar ausdrücklich als Nebentradition. Schon Usener3 hat behauptet, daß die Erzählung vom Frevel des Lykaon eine selbständige Sagengattung mit dem Motiv ,Götterbewirtung durch Menschen' vertrete und erst sekundär mit dem Mythos von Deukalion verknüpft worden sei4. Eine Flut in Arkadien kennt auch Dionysios von Halikarnaß (1,61,1-3 = Nr. 79): Sie vertreibt Dardanos mit seinem Volk nach Samothrake. Dionysios gibt als seine Quellen den wenig älteren Kallistratos5 und den nicht genau zu datierenden Satyros6 an. Im Zusammenhang mit Dardanos erwähnen einige Zeugnisse eine Flut unter Nyktimos7, einem der Söhne Lykaons, die Apollodor (3,99 = Nr. 29) mit derjenigen unter Deukalion gleichsetzt, die ihrerseits oft mit der dardanischen Flut synchronisiert wird8. Bei der Behandlung der Dardanossage ist darauf zurückzukommen'. Frazer10 wollte die arkadischen Fluttraditionen von den historisch verbürgten und geologisch erklärbaren Überschwemmungen in Pheneos ableiten.
9. Lokalheroen und die deukalionische Flut a) Kerambos (Thessalien) Die Quelle für Ovids (met. 7,351-6 = Nr. 49) Fassung der Geschichte von Kerambos, der sich in der Gegend der Othrys auf Flügeln der deukalionischen Flut entzog, ist nicht bekannt. Antoninus (Ant. Lib. 22) erzählt nach Nikander die Sage vom Hirten Kerambos, der sich weigerte, die Othrys zu 1
(1899)246-8. Einen ursprünglichen Zusammenhang zwischen dem am Lykaion-Gebirge praktizierten Regenzauber [Paus. 8, 38, 3-4) und dem Sintflutmotiv sieht Piccaluga (1968). 5 FGrHist433 F 10; zur Datierung vgl. Jacobys Komm. z.St. S. 265/6. ' FGrHist 20 F 1; zur Datierung vgl. Jacobys Komm. z.St. ' Schol. E. Or. 1646 = Nr. 80; Schol. Lyc. 73 = Nr. 74. ' Aristocl. bei Phlp. zu Nicom. Ar. 1, 1 = Nr. 81; Schol. Lyc. 72 = Nr. 73. ' - S. 137; 139/40. Aristipp. FGrHist 317 F 2 aus dem 2. Jh. v. Chr. soll in seinen Arkadika einen Deukalion gekannt haben, der ein Sohn des Abas war, ein Name, der nach Argos oder Euboia weist; vgl. Tümpel (1905) 272. Der Scholiast, der dies referiert, weist darauf hin, daß dieser Deukalion Aristipps vom Prometheussohne zu scheiden sei. Jacoby (Komm, zu FGrHist 317 F 2) hält es für zweifelhaft, ob dieser Deukalion etwas mit der Flut unter Nyktimos zu tun hat; „aber wer will ermessen was arkadischer lokalpatriotismus erfand?" - I.2.a. Anm. 12. 10 11919) 163-7. Thphr. CP 5,14,9, HP 3,1,2. Eratosth. Frg. III Β 105. D.S. 15,49,5. Paus. 8, 14,1. Plin. nat. 4,21; 31,54. Ov. met. 15,332. Ael. NA 4,5. Vgl. F. Bölte, RE19 (1937) 1968/9; es bestehen Schwierigkeiten, auffallende Geländemarken mit real möglichen Überschwemmungen in Einklang zu bringen: 1966/7. Zum See von Stymphalos: Paus. 8,22,8/9. Vgl. Filastr. 122 (94) 3 = Nr. 63. 4
115
verlassen und mit dem Vieh in die Ebene hinabzusteigen - dies hatte Pan ihm geraten, um ihn vor dem bevorstehenden harten Winter zu bewahren -, und der die ihm wohlgesinnten Nymphen schmähte. Doch bald wurde es eiskalt, und Schnee deckte alles zu. Die Nymphen aber verwandelten den Frevler in einen holzfressenden Käfer, einen Κεράμβυξ. Der alles Leben erstickende Schnee ist bei Ovid durch das äquivalente Motiv der Sintflut ersetzt. Ein Zusammenhang mit der bei Hellanikos (FGrHist 4 F 117 = Nr. 26) bezeugten Landung Deukalions auf der Othrys ist nicht ersichtlich. b) Megaros (Megaris) und Polybos (Böotien) Bei Pausanias (1,40,1 = Nr. 50) liest man, daß dem Stammesheros der Megarer das Geschrei von Kranichen den Weg auf den aus dem Wasser der deukalionischen Flut ragenden rettenden Gerania-Berg (γερανός = Kranich) gewiesen habe. Am Ostende dieses Gebirges, das die Landenge westlich von Megara vom Korinthischen bis zum Saronischen Golf durchzieht und hier steil zum Meer abfällt, befinden sich die Skironischen Klippen und unter ihnen der sog. Moluris-Felsen1, auf dem nach Pausanias (1,44,9) ein Heiligtum des Zeus Aphesios gestanden hat2, desjenigen Zeus also, dem Deukalions Dankopfer in Argos galt3. Der megarische Zeus Aphesios hat nach der Überlieferung allerdings nichts mit der Rettung des Megaros zu tun, obwohl ihn Pausanias mit dem äginetischen Zeus Panhellenios gleichsetzt, der die Menschen auf das Gebet des Königs Aiakos hin von einer katastrophalen Dürre - einer Flut nach einem Pindarscholion (zu N. 5,17 = Nr. 130) - befreite. In der Sage von Megaros scheint der Perieget, der (1,18,7/8 = Nr. 44) ja auch eine Überflutung Athens bezeugt, in bezug auf die Ausdehnung der deukalionischen Sintflut die gleiche Tradition wie Apollodor (1,47 = Nr. 28) zu vertreten, gemäß der „alle Gebiete außerhalb des Isthmos - womit wohl nur gerade die Landenge von Korinth gemeint ist - und der Peloponnes" in den Fluten versanken. Was die Gründungslegende von Lykoreia betrifft, hat es sich oben gezeigt, daß das Motiv von den hilfreichen Wölfen auch selbständig zu belegen ist und darum nicht notwendigerweise mit einer Fluterzählung verbunden sein muß 4 . Da nun die vorliegende megarische Sage die gleiche Struktur wie die delphische aufweist, darf man sie ebenfalls als sekundäre Konstruktion betrachten. Gewöhnlich weist das betreffende Tier ja nicht den vor der Sintflut rettenden Weg in die Höhe, sondern ' Geyer, RE 3A (1927) 546/7 ; E. Meyer, RE 16 (1935) 29-40. Der archäologische Befund zur Lage des Heiligtums bei Cook (1924) 895-7, wo auch die korrupte Passage vom Gebet des Aiakos behandelt ist. 3 Arr. FGrHist 156 F 16 = Nr. 48. 4 - S. 77/8. 2
116
einem Heros den Platz für den Bau einer Polis zu5; Kühe versehen dabei diese Rolle häufiger als Wölfe und können ebenso in eine Fluttradition hineingezogen werden, wie die Erklärung des Namens der epirotischen Stadt Bucheta beweist6. In einer entsprechenden, auf Kallimachos (Frg. 42 = Nr. 51)7 zurückgehenden Etymologie sind die beiden verschiedenen Elemente aber fein säuberlich voneinander getrennt: Erst nach der deukalionischen Flut, als es an die Neugründung von Plataiai in Böotien ging, soll eine Kuh dem Polybos von Argos die richtige Stelle gezeigt haben8. c) Makar (Chios) und Makareus (Lesbos) Obwohl Naturanschauung den Bewohnern der griechischen Inselwelt eine große Zahl eigenständiger aitiologischer Sagen von der zerstörerischen Gewalt des Meeres eingegeben hat', wurden dennoch auch Bezüge zum Deukalionmythos geschaffen, und zwar indem in der Urgeschichte einzelner Inseln die Flut die Funktion einer markanten Epochengrenze übernahm. Ephoros (FGrHist 70 F 11 = Nr. 52) setzt die Neubesiedlung der Insel Chios unter Makar - ein Kurzname von Makareus2 - in die Zeit nach der Flut des Deukalion. Das gleiche Schema findet sich bei Diodor (5,81,3 = Nr. 115) in der Besiedlungsgeschichte von Lesbos: Hier ist es ebenfalls der ursprünglich auf Rhodos beheimatete Heliossohn Makareus3, der nach der deukalionischen Flut eine neue Epoche der Inselgeschichte eingeleitet haben soll4. Diese letzte Fluttradition verknüpft Tümpel5 mit einem Opferbrauch auf Lesbos, bei dem eine Jungfrau von einer Klippe ins Meer gestürzt wurde6, und postuliert einen Zusammenhang mit den anderen großen Inseln, für die eine Flutsage bezeugt ist, auch wenn es sich dabei nicht um die deukalionische handelt, nämlich mit Rhodos und Samothrake. Zwar wird auf dieser letzteren Insel anders als auf Rhodos kein dem lesbischen Ritual entsprechender Mythos wie der vom Wassersprung der HaliaLeukothea erzählt7, dafür kennt man dort das Motiv von dem vor dem Ertrinken rettenden Schleier der Leukothea8. 5
Vian (1963) 76-80. - S. 105. ' Vgl. die Ausgabe von Pfeiffer z.St. • Vgl. Vian 11963) 89. Ebenso sekundär ist Kadmos' Anschluß an die deukalionische Sintflut bei D.S. 19, 53,4. 1
1
Plin. nat. 2, 205/6 = Nr. 156. Maass (1888) 617; zur Wortbildung vgl. Bosshardt (1942) 101. 3 D.S. 5, 57, 2 = Nr. 112. ' Vgl. Vian (1963) 80/1. - 1.4. Anm. 24. ! RML II 1 (1890-94) 937 ; vgl. Bapp (1896) 43. 6 Myrsil. FGrHist 477 F 14 mit Jacobys Komm. z.St., Plu. Mor. 163a-d. - I.5.a. Anm. 28. 7 D.S. 5, 55, 7 (= Zenon von Rhodos FGrHist 523 F 1) = Nr. 112. - I.5.a. Anm. 28. ' Schol. A.R. 1, 917. 2
117
10. Rein genealogische
Verknüpfungen
a) Ätolien Hekataios (FGrHist 1 F 15) leitet die Ätoler über Orestheus von Deukalion ab1; nach Aristoteles (Frg. 560 Rose) hingegen soll Aitolos ein Sohn des Deukalioniden Amphiktyon gewesen sein. Hekataios und Pausanias (10,38,1) erzählen, wie einst ein Hund dem Orestheus ein Reis gebar, aus welchem die Rebe entstand2. Dieser Zusammenhang des Deukalionsohnes Orestheus mit der Entstehung der Weinrebe und die Tatsache, daß Hekataios zudem Oineus, der den Wein im Namen führt und den manche deshalb als den ursprünglichen Weingott der Griechen ansehen3, zum Enkel dieses Orestheus macht, erinnern an die Verbindungen des Flutheros zu Dionysischem in Delphi und Athen4. b) Ionische Kolonien In der Erklärung zur Redewendung ευγενέστερος Κόδρου findet sich bei den Paroemiographi Graeci (1,246,84) die Angabe, daß Kodros von Deukalion abstamme, eine Genealogie, die schon bei Hellanikos (FGrHist 4 F 125) steht. Scherling1 sieht im athenischen König Kodros einen Heros Eponymos, den man erfand, um den ionischen Kodriden den Anschluß an Athen zu sichern, das damit zur Mutterstadt der ionischen Kolonien wurde. Durch die Einordnung von Kodros unter die Nachkommen Deukalions wird zusätzlich die Verknüpfung mit dem panhellenischen Stemma gesichert2. c) Asien Als Vater von Deukalion geben die Quellen einheitlich Prometheus an1,· nur ein Vergilscholion (Bern, zu ecl. 6,41 = Nr. 35) macht eine Ausnahme und nennt - wohl infolge eines Irrtums - Deukalion einen Sohn des 1
Auch bei Paus. 10, 38, 1 ist Orestheus Sohn Deukalions. Arist. Frg. 561 Rose: Lokros solle dort eine Stadt gründen, wo er von einem hölzernen Hund gebissen werde,· vgl. Halliday (1928) 84. Im Hintergrund steht eine Volksetymologie; nach Hellanic. FGrHist 4 F 117 = Nr. 26 soll Deukalion in der lokrischen ,Hundsstadt' Kynos gewohnt haben; vgl. Tümpel (1905) 267. 1 R. Hanslik, RE 17 (1936) 2194. 4 - I.2.a. Anm. 14; S. 108/9. !
' RE 11 (1921) 993/4. - S. 85-7; 120/1.
1
1
- I.2.b. Anm. 17.
118
Hellen. Im Gegensatz dazu ist die Überlieferung um Deukalions Mutter schon bei Hesiod (Frg. 2 und Frg. 4 = Nr. 15) heillos verderbt. Insgesamt werden fünf Namen angeführt: Pandora, Pronoe, Klymene 2 und Asia/Hesione. Der letzte Name, seit Akusilaos (FGrHist 2 F 34) und Herodot (4,45,3) als ,Hesione' resp. ,Asia' 3 zu belegen, ist der einzige, der eine bewußte geographische Anknüpfung beinhaltet. Der Zusammenhang zwischen Asia und Hesione muß bis ins siebte Jahrhundert zurückgehen: Kallinos (IEG II 49 Frg. 5b) erwähnte Ήσιονήας als Ethnikon für die vom Einfall der Kimmerier in Sardes Betroffenen 4 .
2 Pandora: Hes. Frg. 2, Str. 9,5,23. Pronoe: Hes. Frg. 4 = Nr. 15. Klymene: Schol. Horn. Od. 10, 2; weiter D.H. 1,17,3, Schol. Pi. 0 . 9 , 8 1 (in einigen Hss. auch in 68a), Schol. PI. Ti. 22a. Jacoby (Komm, zu FGrHist 4 F 6) beansprucht Klymene auch für Hellanikos' Deukalioneia, weil er für D.H. Benutzung von Hellanic. annimmt; Widerspruch bei Wm. A. Oldfather, RE 18, 2 (1949] 530. Da dieser Name in der griechischen Mythologie sehr weit verbreitet ist (Latte, RE 11 [1921] 878-80],hielt Wilamowitz ([1914] 137 Anm. 1) Klymene für einen leeren Füllnamen. Was Hesiod betrifft, setzen Merkelbach-West bei Frg. 2 eine Crux vor Pandora. Tümpel ([1905) 262, ablehnend Jacoby, Komm, zu FGrHist 2 F 34/5] hat Pandora als Verschreibung für Hesione (Acus. FGrHist 2 F 34) erklären wollen. Weil Str. 9,5,23 aber ebenfalls Pandora nennt, wird ernsthaft erwogen, ob dieser Name nicht doch Hes. Frg. 2 seine Berechtigung habe: Wm. A. Oldfather, RE 18, 2 (1949) 530 ; L. Eckhart, RE 23 (1957) 691. Gerade bei Pandora, die bei Hes. als Frau des Epimetheus (Th. 513), Prometheus (Frg. 2] und auch des Deukalion (Frg. 4| auftritt, muß wahrscheinlich mit mehreren Katalogredaktionen gerechnet werden; vgl. Wilamowitz (1899) 610/1, Schwanz (I960] 331-3. Für das Hes. Frg. 4 = Nr. 15 überlieferte Pryneie/Prynoe hat Dindorf die Verbesserung Pronoe vorgeschlagen, die dann von Rzach in den Text aufgenommen worden ist; weitere Konjekturen bei H. v. Geisau, RE 23 (1957] 745. Wilamowitz ([1914[ 137 Anm. 1) meint, daß die,Vorauserkennende' (zur Bedeutung Welcker [1824] 20 Anm. 19; H. v. Geisau, RE 23 [1957] 744) von Prometheus, dem,Vorbedachten' (L. Eckhart, RE 23 [1957] 689/90), abgeleitet sei. Eine Pronoe kommt Hes. Th. 261 als Nereide vor ; inwieweit die Tradition von einem Deukalionsohn Pronoos hier mitspielt, bleibt im dunkeln; Hecat. FGrHist 1 F 13. ' Eine Asia - diese Lesart ist wohl vorzuziehen: L. Eckhart, RE 23 (1957) 691 - ist die Gemahlin des Prometheus und damit wohl auch Mutter Deukalions. Zwischen Asia/Hesione und Klymene besteht eine Verwandtschaft hinsichtlich ihrer genealogischen Funktion: Sie treten beide als Mutter sowohl von Prometheus (Asia: Apollod. 1, 8; Klymene: Hes. Th. 508) wie auch von Deukalion auf. 4 Vgl. auch Hsch. s.v. Ήσιονεΐς, St. Byz. s.v. Ήσιονία. Was das Nebeneinander von Asia und Hesione betrifft, kann die Frage der Aspirierung - für Ionien sowieso - außer acht gelassen werden, denn sie ist vor Ov. met. 11, 217 nicht gesichert und wurde vielleicht erst sekundär nach dem Vorbild von 'Ησίοδος eingeführt: Wackernagel (1916) 86/7 Anm. 2. Für den Zusammenhang zwischen Άσιος, 'Ασία und Ήσιόνη hat Jacobsohn ([1929] 89 Anm. 1] auf das Nebeneinander von Ίλιονεΰς (Horn. Ii. 14, 489), Ilione (Verg. Aen. 1, 653) und dem Adjektiv "Ιλιος (Ε. Hec. 1008] hingewiesen,· er nimmt Erweiterung um ein on-Suffix an ; zum Ethnikon Άσιανός vgl. Kretschmer (1921) 277/8 Anm. 1. Merkwürdig ist das Η am Wortanfang, aber vergleichbar dem Wechsel der Quantitäten bei Ασία (ä) und "Ασχος, Άσίς (ä), der darauf zurückzuführen ist, daß die Dichtersprache im Gegensatz zur Umgangssprache die ursprünglich von einem Digamma gebildete Positionslänge konserviert hat: Dyer (1965), Georgacas (1969), Neumann (1970), Heubeck (1971); vgl. Wackernagel (1916] 86, besonders Anm. 2. In einem Gedicht der Anthologie (6, 247] steht der Name Αίσιόνη. Das Verhältnis von Αίσιόνη zu
119
Im Prometheus des Aischylos (560) heißt die Gemahlin des Prometheus Hesione und ist ein Okeanide5. Merkwürdigerweise verbindet aber Hesiod (Th. 359) die Okeanide Asia, die auf Grund von Herodot (4,45,3) mit Hesione identifiziert werden darf, nicht mit Prometheus. Wilamowitz6 war der Meinung, daß Hesiod sehr wohl um die Beziehungen der Gattin des Prometheus zu Asien wußte, den Namen aber nicht nannte, weil er die Herleitung der Hellenen aus dem Orient mißbilligte, während der Prometheus des Aischylos möglicherweise gerade auf einer derartigen Genealogie aufbaut 1 , zumal in den Persern (185-7) Hellas und Asien der persischen Königin Atossa im Traum als Schwestern erscheinen. d) Lykien Stephanos von Byzanz (s.v. Κάνδυβα) sagt, daß dielykische Stadt Kandyba nach Kandybos, dem Sohne Deukalions, benannt sei. e) Hauptprinzipien in den Deukalion-Genealogien Allein schon das populäre Stemma Apollodors (1,49) zeigt deutlich, daß neben der Tendenz, die eponymen Heroen der drei großen griechischen Stämme der Äoler, Dorer und Ionier alle auf einen einzigen, panhellenischen Heros, den Deukalionsohn Hellen, zurückzuführen 1 , eine andere steht, welche die Lokalüberlieferungen über eine eigene genealogische Linie an den Flutheros anschließt. Diese Situation konnte natürlich erst entstehen, nachdem die ursprüngliche Funktion Hellens als phthiotischer Lokalheros vollständig in den Hintergrund getreten war. So nennt denn Apollodor - wohl nach Hesiod2 - neben Hellen als Kinder Deuka-
Ήσιόνη erinnert an dasjenige von Αίσίοδος zu 'Ησίοδος; vgl. Schwyzer (1968) I 185; 274. Nach Solmsen [|1909l 71-3) hätte aber die Form Αίσιόνη nichts mit Ήσιόνη zu tun, sondern würde in eine Namensfamilie gehören, die von αίσα abgeleitet ist und auch Αϊσων, Αισίων, Αίσιος umf aßt; für das Nebeneinander von Αίσίων-Αίσιόνη kann man z.B. auf Μολίων-Μολιόνη verweisen; vgl. Wilamowitz (1893) II 181 Anm. 29. 5 Da Hesione als Mutter von Deukalion - und damit praktisch als Gattin des Prometheus auch bei Acus. FGrHist 2 F 34 belegt ist, hält es Wilamowitz ([1914] 137) für möglich, daß Aischylos Akusilaos benutzt hat. Zum Echtheitsproblem, das hier nicht berücksichtigt werden muß, - I.5.d. Anm. 9. Nach Gruppe ([1906] 97) soll Hesione ein Kultname der Stadtgöttin des lokrischen Opus sein, wo nach Paus. 2,19, 8 das Grab des Prometheus gezeigt wurde. 6 (1914) 137. ' Asia ist nach Apollod. 1,8 Gattin deslapetos, des Vaters von Prometheus. Welcker ([1857] 754/5) war der Meinung, daß Iapetos mit Japhet, dem Sohne Noahs, identisch sei, und Weizsäcker (RML 2 [1890-7] 56) sieht in der Tatsache, daß Asia Iapetos' Frau ist, ein weiteres Indiz für orientalischen Einfluß. Vgl. Bapp (1896) 40, West (1966) 202/3. 1 2
- S. 85-7. Vgl. Hes. Frg. 4 bei Merkelbach-West.
120
lions noch die von Opus beanspruchte Protogeneia und Amphiktyon, der - obwohl eigentlich dem lokrischen Sagenkreis zugehörig - den Anschluß Athens an Deukalion sichern soll3, während Hekataios (FGrHist 1 F 13) diese Funktion dem Marathonios zuteilt4. Gerade seine Darstellung ist im übrigen ausgesprochen auf Lokalüberlieferungen ausgerichtet, weil sie Athener und Äoler direkt mit Deukalion verbindet, vor Hellen jedoch den konstruiert wirkenden Pronoos einschiebt. Analog zu Apollodor steht bei Hellanikos neben dem von Amphiktyon ausgehenden lokrischen Stammbaum derjenige von Hellen, die beide aufeinander abgestimmt bis zum troianischen Krieg genau gleich viele Generationen zählen5. Am regsten knüpfen die Lokrer (seit Pindar), Atoler und die etwas weiter entfernten Eleer direkt an Deukalion an ; dazu paßt, daß der Parnaß das Zentrum der deukalionischen Flutsage ist6. Je nach Darstellung kann auch eine andere Lokalüberlieferung vorherrschen; Hekataios (FGrHist 1 F 16)7 zum Beispiel vertritt eine Genealogie, in welcher der ätolische Einfluß dominiert. In den Gebieten um den Parnaß gibt es also ursprünglich drei Hauptgenealogien, von denen die erste dann bereits früh Geltung für Griechenland allgemein erlangte: Deukalion
Deukalion
Deukalion
Hellen (Phthiotis = Hellas)
Protogeneia (Opus)
Amphiktyon (Anthela) Lokris
Gemeinsam ist allen dreien, daß dem ersten ,normalen' Menschen jeweils Deukalion vorangeht.
11. Orientalischer
Ursprung der
Deukalionsagel
a) Deukalion in Griechenland: Zusammenfassung Die voraufgehende Untersuchung hat den Ursprungsort der deukalionischen Flutsage eingegrenzt. Ein solches Vorgehen ist notwendig, kann doch bei einem Volk wie dem der alten Griechen mit seiner Vielfalt an 1 - S. 80/1; 107-9. ' - S. 109/10. s Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 125. 6 Die verschiedenen Stammbäume behandelt Halliday |1928] 87-90. - S. 76-83; 87-92; 118; 188. 7 Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 1 F 13.
121
lokalen Traditionen - ein Abbild seiner Stammesgliederung und der politischen Organisation, die von der Existenz zahlreicher Stadtstaaten bestimmt war und nicht nach der Bildung eines Nationalstaates strebte von vornherein nicht erwartet werden, in Deukalion gewissermaßen einem griechischen Universalheros zu begegnen. Es hat sich ergeben, daß Deukalion alt und gut im Raum Parnaß-Lokris sowie - sekundär - in Thessalien bezeugt ist. Das Bild, das Hesiod (Frg. 234 = Nr. 16) von Deukalion entwirft, rückt ihn in die Nähe von Urkönigen, die wie Inachos, Phoroneus und Kekrops je mit einem eng umgrenzten Gebiet verbunden sind - Argos resp. Athen - und deren erste Tat es war, sich ein Volk zu verschaffen und es zu organisieren1. Während die genannten Heroen am Anfang von fortlaufenden Königslisten stehen und so - zusammen mit denjenigen von Sikyon - das Rückgrat in der Frühgeschichte der griechischen Chronographie bilden2, fehlen uns für Lokris zwar derart lückenlose Namenlisten. Aber dennoch bleibt Pindar (Ο. 9,53-6 = Nr. 18), auch sonst eine gute Quelle für Lokaltraditionen, indem er von einer lokrischen Königsdynastie erzählt, die sich auf den vom heiligen Berg Parnaß kommenden Deukalion zurückführte3, ein viel wertvollerer Zeuge als Texte, die einfach davon berichten, daß der Flutheros in Lokris „gewohnt" habe4. Den lokrischen Ursprung dieser Flutsage macht dann ferner der Umstand vollends gewiß, daß Deukalions Beziehungen zu Thessalien - wie die Übertragung nach Dodona zeigt - bloß eine Funktion der Hellenentheorie sind5. Obwohl mit Deukalion höchstwahrscheinlich schon Hesiod einen Flutmythos verbunden hat - dafür sprechen gewisse Motive in Apollodors Fassung und die allgemeine Anerkennung, die der Sage sonst nicht in so reichem Maße zuteil geworden wäre6 - , bleibt trotzdem eines der Hauptprobleme die Beurteilung der Originalität des Flutmotivs, d.h. die Frage nach einer eventuellen Beeinflussung vom Orient her. b) Die orientalischen Flutsagen in Griechenland Die orientalische Sintfluttradition kennen wir heute, außer aus dem Alten Testament, in drei Versionen: 1. der leider nur sehr unvollständig erhaltenen sumerischen Flutsage, von welcher die Unterteilung der sumerischen Königsliste in,Könige vor der Flut' und ,Könige nach der Flut' abhängt1,· 1 - S. 153-6. ' - S. 2 2 9 - 3 2 . Hellanic. FGrHist 4 F 117 = Nr. 26. - S. 9 0 / 1 . 5 - S. 8 5 - 7 ; 102-7. 6 - S. 100-2.
J
- S. 76-83.
4
1 ANET 4 2 - 4 ; 2 6 5 / 6 . Lambert-Millard (1969) 138-45, vgl. 15-21; zur Datierung in die 1. Hälfte des 2. Jt.: 16/7. Beyerlin (1975) 113-5.
122
2. dem akkadischen Atrahasis-Epos 2 ; 3. dem akkadischen Gilgames-Epos3. In den beiden zuletzt genannten Epen steht an den betreffenden Stellen ausschließlich die Schilderung der Sintflut und des Schicksals der Menschheit im Mittelpunkt, weswegen vor allem die Gilgames -Version zu der für den altorientalischen Flutmythos gewissermaßen repräsentativen Darstellung geworden ist. Daneben gibt es noch wenigstens vier Epen, die an sich ein anderes Geschehen zum Inhalt haben, es aber ebenfalls mit dem Sintflutmotiv verknüpfen, so daß sie für dessen Interpretation nicht minder interessant sind4. Über den Zeitpunkt, zu dem diese Traditionen erstmals nach Griechenland hinübergelangten, wissen wir nichts Genaues. Da bereits Hesiod gewisse orientalische Sagen sehr genau kannte 5 , haben vielleicht auch Flutmythen die Griechen in dieser Frühzeit erreicht. Auf literarischem Weg konnten sie jedenfalls eine orientalische Fluterzählung erst kennenlernen, als um 300 v. Chr. der babylonische Priester Berossos (FGrHist 680 F 4) seine Babyloniaka veröffentlichte, die später von Alexander Polyhistor benutzt wurden, was ihnen eine weite Verbreitung sicherte 6 . Nach den von Berossos als Quelle herangezogenen sumerischen Königslisten heißt der Flutheros Xisuthros, was dem Namen des sumerischen Fluthelden Ziusudra entspricht7. Dieser Xisuthros, der letzte König vor der Flut, durch Kronos im Traum gewarnt, vergräbt in der Sonnenstadt Sipara alle heiligen Schriften, zimmert eine Arche, die er mit seinen Angehörigen und allerlei Tieren besteigt. Die Fahrt, so hatte ihm Kronos
' ANET 104-6. Lambert-Millard (1969) 4 2 - 1 3 3 . Labat (1970) 3 4 - 6 . Beyerlin (1975) 115-8. 1 ANET 9 3 - 5 . Labat (1970) 2 1 2 - 2 2 . Beyerlin (1975) 118-22. Übersicht über die verschiedenen Rezensionen bei Jirku (1923) 31. Zur Frage der Abhängigkeit der einzelnen orientalischen Flutmythen voneinander und ihrer Datierung: Lambert-Millard (19691 14/5; 2 3 / 4 . Vergleich der drei Hauptversionen: Simoons-Vermeer (1974) 2 3 - 3 0 . 4 In Übereinstimmung mit der sumerischen und akkadischen Sage wird im babylonischen Erra-Mythos die Flut ebenfalls vom höchsten Gott (Marduk an Stelle von Enlil) ausgelöst: Labat (1970) 114-37, vgl. besonders 121/2; 131 ; Cagni (1977), vgl. besonders 32; 52. Nach dem Lugal-Epos ist es hingegen Ninurta - aus dem Gilgames-Epos (11, 102) als Helfer Enlils bekannt-, der die Katastrophe verursacht: van Dijk (1983), vgl. besonders 8 / 9 ; 2 3 - 7 ; 3 1 - 4 . Im Besitz der Sintflut-Waffe ist Ninurta auch im Anzu-Mythos (ANET Suppl. 515; 517; Labat [1970] 88) und in einem an ihn gerichteten Hymnus (Labat [1970] 93). Das Lugalbanda-Epos verbindet die Flut mit der Göttin Inanna: Wilcke (1969), vgl. besonders 72. Die Bezeichnung einer wirklich eingetretenen Wasserkatastrophe mit,Sintflut' findet sich auf der Stele des Naram-Sin: Labat (1970) 3 1 2 / 3 . Historische Bezüge ev. auch im Lugal-Epos: van Dijk (1983) 9/10. - S. 131. Usener (1899) 13; auch der Kurzbericht des Abyd. FGrHist 685 F 3 beruht auf Beros.: Usener (1899) 14. Vgl. Lambert-Millard (1969) 134-7. 7 Vgl. R. Borger, RE 9A (1967) 2137. - S. 125/6. 5 6
123
im Traum gesagt, führe ihn zu den Göttern, damit er von ihnen für die Menschheit Gutes erflehe. Wie Noah in der Genesis sendet Xisuthros, als die Flut zurückgeht, Vögel aus, die beim dritten Mal nicht mehr wiederkommen. Der Flutheros verläßt dann das Schiff, das an einem Berge in Armenien aufgelaufen ist, opfert und wird - im Gegensatz zu Deukalion und Noah - mit Frau, Tochter und Steuermann zu den Göttern entrückt. Aus der Luft habe man seine Stimme vernommen: er verdanke es seiner Frömmigkeit, daß er von nun an bei den Göttern wohnen dürfe. Die anderen Familienangehörigen gehen dann nach Babylon, graben die heiligen Schriften aus und bauen die Stadt wieder auf8. Obwohl man Deukalion in Kleinasien des öfteren mit Lokalsagen verbunden hat, scheint er nie in die,großen' altorientalischen Flutsagen hineingezogen worden zu sein. Eine Ausnahme macht nur die alttestamentliche Flutüberlieferung, wofür die Nummern 53-58 unserer Quellensammlung Zeugnis ablegen. Die Gleichung Deukalion = Noah wurde im Hellenismus von jüdischen Synkretisten wie Philon von Alexandrien aufgebracht, der (z.B. De praemiis et poenis [4] 23 = Nr. 53) die ersten Belege dafür liefert9. In der Folge haben die Gnostiker diese Gleichsetzung übernommen 10 . Hier ist auch Plutarch (Mor. 968f = Nr. 55) einzuordnen, sind doch Beziehungen zu gnostischem Denken für ihn gut bezeugt11. Neben den vermittelnden synkretistischen Bemühungen stehen die heftigen Zweifel der Christen an der Ursprünglichkeit der Deukalionsage. Sie suchten dabei Unterstützung in der wissenschaftlichen Chronologie, die längst festgestellt hatte, daß die morgenländischen Überlieferungen diejenigen der Griechen an Alter weit übertrafen. Tatian (Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92) und Iulius Africanus (bei Eus. PE 10,10,19 Mras = Nr. 97) begründeten diese Argumentationsweise, indem sie Ogygos, die älteste mythische Figur der Griechen, mit Moses synchronisierten12. Umgekehrt mußte Origenes (Cels. 4,41 = Nr. 60) sich gegen den Vorwurf des heidnischen Philosophen Kelsos wehren, die biblische Sintflutsage sei nur eine Kopie der deukalionischen. Das Gegenteil wurde mit umso mehr Nachdruck behauptet13. Wie bei der Rezeption der antiken Bildung lassen sich unter den Chri' - S. 156/7. ' Heinemann (1932). Lewis 11968). Ebach (1979). - S. 129. 10 Apokalypse Adams 67,15-71,10 = Nr. 58. 11 H. Chadwick, OCD 470. 12 Vgl. Eus. Arm. Chron. p. 34,27-35,4 = Nr. 99. - S. 143/4. Ist ihre Verwendbarkeit zur Apologetik die Ursache dafür, daß die Chronographie immer mehr eine spezifisch christliche Wissenschaft wurde, die mit Euseb ihre Krönung erfuhr? Daß das Christentum mit seiner heilsgeschichtlichen Erwartung für historisches Denken sehr aufgeschlossen war, darf natürlich nicht vernachlässigt werden. 11 Schol. Pi. rec. O. 9,70 p. 217 = Nr. 61.
124
sten zwei Tendenzen erkennen14: Identifizierung von Deukalion mit Noah15 und schroffe Distanzierung von jeglichem heidnischen Sagengut16. Kann aber bei der Bildungsrezeption eine scharfe Trennungslinie zwischen dem Osten, welcher der überkommenen Bildung vorbehaltlos positiv gegenübersteht, und dem nur in kritischer Billigung, wenn nicht gar vehementer Ablehnung jeglicher heidnischer Tradition verharrenden Westen gezogen werden, verlaufen die Fronten beim vorliegenden Problem nicht so geradlinig. Auch die seit dem Hellenismus weit verbreitete Tendenz christlicher Interpreten, heidnische Mythen allegorisch zu verstehen, hat ganz offensichtlich nicht verhindert, daß sich nicht nur der Westen17, vom vorsichtig vermittelnden Laktanz (inst. 2,10,9 = Nr. 56) einmal abgesehen, sondern mehrheitlich sogar der Osten18 von der Deukalionsage distanzierte. Eine Ausnahme machen nur der griechischer Philosophie besonders nahestehende lustin (Apologie II 7,2 = Nr. 54) und die bei Rufin (Clement. 8,50 = Nr. 57) überlieferten Pseudo-Klementinen. c) Deukalion und Hierapolis (Bambyke) in Syrien Lukian (Syr. D. 12 = Nr. 64) verbindet in seinem Bericht über die Syria Dea den griechischen Flutheros Deukalion mit deren Heiligtum in Hierapolis und gibt ihm den Beinamen Sisutheus. Daß diese Darstellung von der semitischen Sage - durch hurritisch-hethitische Vermittlung' - beeinflußt ist, hat schon Buttmann2 gezeigt, indem er das überlieferte Δευκαλίωνα τον Σκυθέα in Σισυθέα änderte, so daß der Schritt zum orientalischen Flutheros Ξίσουθρος des Berossos (FGrHist 680 F 4) oder Σίσουθρος des Abydenos (FGrHist 685 F 3) nicht mehr groß ist3. Alle im Griechischen bekannten Schreibungen (Ξίσουθρος, Σίσουθρος, Σείσιθρος, Σίσιθρος) gehen auf den Namen des sumerischen Flutheros Ziusudra zurück4, den orientalische Texte mit Utnapistim, dem Helden der akkadischen Sintflutgeschichte, gleichsetzen5. Die Zugehörigkeit beider mythologischen Figu14 Vgl. Maier (1968) 164-8; W. Jaeger, R. Scholl, P. Stockmeier, G. Downey bei Johann (1976) 487-572, Bibliographie 588-90. " Nr. 53/4; 57/8. 16 Nr. 59-63. " Aug. civ. 18,8 = Nr. 88; Filastr. 122 (94) 1-3 = Nr. 63. " Orig. Cels. 1,19 = Nr. 59; 4,41 = Nr. 60, Theophil. Ant. Autol. 3,18/9 = Nr. 62, Schol. Pi. rec. 0.9,70 p. 217 = Nr. 61.
' Vgl. Heubeck bei Heitsch (1966) 557. ' (1828) 192. Vgl. Clemen (1938] 36/7. Eine syrische Flutsage aus persischer Überlieferung erwähnt die Albtrüni-Chronik: Sachau (1879) 27/8. ' Daß mit diesem Namen der Vater von Deukalion gemeint sei, glaubt Usener (1899) 48 Anm. 1. ' R. Borger, RE 9A (1967) 2136. 5 R. Borger, RE 9A (1967) 2136.
125
ren zur selben Tradition zeigt sich im übrigen nur schon darin, daß ,Ziusudra' ,Leben-ferner-Tage' bedeutet6 und somit dem entspricht, was das Gilgames-Epos (11,193-6) von Utnapistim berichtet: Nach überstandener Flut erlangt er nämlich die Unsterblichkeit. Deukalion indes gewinnt trotz der Gleichsetzung mit Xisuthros das ewige Leben nur insofern, als er wie der biblische Noah in der durch ihn geretteten Menschheit weiterlebt7. Den orientalischen Einfluß auf Lukian verrät weiter das Motiv, daß in der Arche neben dem Flutheros auch die Tierwelt überlebt, denn es ist im griechischen Bereich sonst nirgends nachzuweisen. Darüber hinaus führt die Erwähnung von paarweise geretteten Tieren auf das Alte Testament als eine der Quellen, welche Lukians Darstellung der hierapolitanischen Traditionen mitgeprägt haben, was mit der für die Kaiserzeit bezeugten guten Verwurzelung der jüdischen Noah-Sage in Kleinasien zusammenhängen mag8. Bei den Ausgrabungen in dem von Lukian beschriebenen Heiligtum der ,Syrischen Göttin" hat sich im Boden auch eine Öffnung gefunden, die das im Kult zur Erinnerung an die Sintflut ausgeschüttete Wasser hätte aufnehmen können10. Dieses Wasser kam nach Lukian (Syr. D. 13; 48 = Nr. 64) nicht aus dem heiligen Teich11, sondern aus dem Meer, das mehr als 150 km von Hierapolis entfernt ist. Die große Distanz hat zur Vermutung geführt, es sei in diesem Ritual Wasser aus dem nahen Euphrat geschöpft worden12. Da nun aber im phönikischen Tyros bis ins 19. Jh. hinein ein Ritual ausgeübt wurde, bei dem man Meerwasser in einen Brunnenschacht schüttete13, darf auch für Hierapolis nicht außer acht gelassen werden, daß es im Orient anscheinend Rituale gegeben hat, in denen Salzwasser im Zentrum der heiligen Handlung stand14. ' R. Borger, RE 9A (1967) 2136, vgl. Beyerlin (1975) 111. Zu Atrahasis, ,dem Weisen' S. 268, Simoons-Vermeer (1974) 23, Beyerlin (1975) 116. Unklar ist die Etymologie von Atrahasis und Utnapistim nach R. Borger, RE 9A (1967) 2136/7. Ist der im Elysium lebende griechische Totenrichter Rhadamanthys eine Verballhornung von Atrahasis? ' - S. 224. ' Gilgames-Epos 11, 83 (Ausgaben - I.ll.b. Anm. 3); AT 1. Mose 7,13-6. Dazu Clemen (1938) 36. - S. 129. ' Plan und Beschreibung bei Cumont (1917) 35-8. Goossens (1943).Morin (1960). ZurDea Syria gehört auch das Omphalossymbol (W. Fauth, KP 1 [1964] 1402), das an die Vorstellung erinnert, daß die Neubegründung des Menschengeschlechts am nicht überfluteten Erdnabel erfolgt. - S. 79; 201; 223; 1.1 l.d. Anm. 8. 10 Cumont (1917) 38. Parallelüberlieferung zu Syr. D. 47/8 = Nr. 64 ohne Sintflut-Aition: Pseudo-Meliton Corp. Apol. Chr. IX 426/7 (= Honigmann, RE Suppl. 4 [1924] 735), Mabug = Hierapolis/Bambyke; vgl. Levy (1901) 193, 195. - S. 111. " Die Nachrichten darüber bei Burkert (1972] 228 Anm. 9. Clemen (1938) 47. Smith (1899) 175; Honigmann, RE Suppl. 4 (1924) 735. ,J Smith (1899) 175 Anm. 358, Levy (1901) 195/6. Zu dem in Botna bei Hebron praktizierten entsprechenden Ritual hat Levy (a.a.O. 200) eine Sintflutsage postuliert. 14 So auch Clemen (1938) 51. - S. 249/50; 254.
126
Das bei Lukian erwähnte χάσμα verbindet Burkert mit der θάλασσα auf der Akropolis in Athen und der Integrierung eines Stückchens von ,Apsu' ; dem Ur-Ozean, in den Tempelbezirk bei den Babyloniern 15 . Obwohl nach Keil' 6 im Gebiete von Ephesos mehrere Tempel bekannt sind, die um einen Erdspalt gebaut waren, der bis zum Grundwasserspiegel reichte, ist dies keine spezifisch kleinasiatische Eigentümlichkeit: So gibt es in Griechenland den Erdschlund im Heiligtum der athenischen Gaia wie auch das Chasma hinter dem Demeter-Chthonia-Tempel von Hermione in der Argolis 17 . Den Ritus des Wasserausschüttens führt der Autor des Textes über die Syrische Göttin eindeutig auf die Flut zurück. Daneben erwähnt er (Syr. D. 28 = Nr. 64) noch den Brauch der Phallenbesteigung, für den einige seiner Gewährsmänner ebenfalls ein Sintflutaition zu erzählen wissen 18 . Meuli" nennt als Parallele ein aus der Prosymnos-Geschichte erschlossenes Ritual an den argivischen Lernäen, an denen das Sitzen auf Phalloi eine mystische Kulthandlung gewesen zu sein scheint. d) Deukalion und Phrygien Wie in Syrien so sind auch im näher bei Griechenland gelegenen Phrygien Flutsagen zu belegen, die aber, verglichen mit derjenigen aus Hierapolis, von den literarischen Traditionen des Orients unabhängiger zu sein scheinen. Nonnos (D. 13,520-44 = Nr. 68) erzählt die Geschichte von Priasos, dem Sohn des Brombios, der vor einer Flut aus Phrygien nach Böotien flüchtet und, nachdem das Wasser zurückgegangen ist, sich wieder nach Kleinasien begibt. Während er selbst in Griechenland vor der Flut sicher war, rettete Zeus den Vater Brombios wegen seiner Frömmigkeit. Die Sage setzt wie diejenige von Hierapolis einen Ort voraus, an dem die Wasser der Sintflut abfließen konnten: Mit einem Stoß seines Dreizacks wies Poseidon den Fluten einen Weg ins unterirdische Meer 1 . Zeigte man auch in Phrygien den zur Sage gehörenden Erdschlund? Gemäß Nonnos (D. 13,531 = Nr. 68) stammt Priasos aus der Gegend des ins Schwarze Meer mündenden Sangarios. Dieser N a m e ist wohlbe" (1972] 177 Anm. 102, vgl. Hölscher bei Gadamer (1968) 141/2. Die θάλασσα auf der Akropolis ist allerdings mit dem Meergott Poseidon verbunden, während ,Apsu' den Namen des unterirdischen Süßwasserozeans darstellt. - S. 203. A T 2. Chron. 4,2: Ein „gegossenes Meer" im Tempel zu Jerusalem. " (1964)64. " Paus. 2, 35, 10. 1 ' Nach der Albiruni-Chronik haben die Menschen sich durch den Bau von Pyramiden vor der syrischen Sintflut gerettet: Sachau (1879) 28. " RE 12 (1925) 2091, vgl. Burkert (1972) 82 Anm. 51. Clemen (1938) 44-6. ' Nonn. D. 13, 536/7 = Nr. 68, - S. 111.
127
kannt aus der Agdistis-Geschichte, nach der des Sangarios Tochter von Agdistis geschwängert wurde2 und die ihrerseits mit Deukalion und Pyrrha verbunden ist. Eine vereinzelte Nachricht bei Arnobius (nat. 5,5 = Nr. 67) aus guter Quelle - stützt er sich doch auf einen gewissen Timotheos3, der über den Kult des nahe am Sangarios liegenden Pessinus schrieb - verlegt den Steinwurf von Deukalion und Pyrrha nämlich nach Phrygien, und zwar hätten sie die Steine vom gleichen Berg Agdus genommen, auf den später des Zeus Same gefallen sei, wodurch das Zwitterwesen Agdistis gezeugt wurde. Obwohl wir mit der Agdistis-Erzählung in ältestes Sagengut hineinkommen, da diese Geschichte sicher irgendwie auf das von der Entstehung der Welt handelnde hethitische UllikummiLied zurückgeht, in dem ein Berg mit dem Samen des Gottes Anu geschwängert wird4, darf dennoch nicht einfach auf einen in diesem Lied enthaltenen hethitischen Sintflutmythos geschlossen werden. Die Existenz einer zufällig im gleichen Gebiet wie Agdistis beheimateten Flutsage vorausgesetzt, lag es natürlich nahe, Deukalion und Pyrrha Steine vom selben Felsen nehmen zu lassen, aus dem bereits nach einer anderen Sage Leben entstanden war. Als Zentrum einer solchen phrygischen Flutsage wäre wohl Pessinus anzunehmen, dessen Kult ja das Hauptinteresse von Arnobius' Gewährsmann Timotheos galt. Nach Pessinus führt neben dem von Arnobius im Zusammenhang mit Deukalion und Pyrrha erwähnten Agdistis5 aber auch die in einer Handschrift sekundär eingeschobene, aus unbekannter Quelle stammende Notiz in Hermogenes' Bericht (FGrHist 795 F 2 = Nr. 65)6 über Nannakos, eine weitere Gestalt, die mit einer Flut in Phrygien in Verbindung gebracht wird. Leider ist diese Sage, für die man auch schon sumerischen Ursprung vermutet hat7, nur mehr in Spuren faßbar: Im Mittelpunkt der Zeugnisse steht ein phrygischer König, dessen Tod zeitlich mit der deukalionischen Flut korrespondiert. Stephanos von Byzanz (s.v. Ίκόνιον = Nr. 66) allerdings lokalisiert die Überlieferung um Nannakos im lykaonischen Ikonion, gute 200 km südlich von Pessinus. Abgesehen von Ikonion und Pessinus, das für orientalisches Sagengut eine wichtige Durchgangsstation auf dem Weg nach Griechenland gewe-
!
Vgl. Knaack, RE 1 (1894) 767/8. Weinreich, RE 6A 11936) 1341/2; Zwischenquelle ist Alex. Polyh.: Knaack, RE 1 (1894) 767. 4 Heubeck bei Heitsch (1966) 555/6, Lesky bei Heitsch( 1966) 590-2, vgl. Güterbock (1946), ferner van Dijk (1983) 40-3. ! Knaack, RE 1 (1894) 767. In Pessinus war ein berühmtes Heiligtum der Kybele; nach Nonn. D. 37, 624 war Priasos Κυβεληίδος άστός άροΰρης. 6 Weiter Anonymos FGrHist 800 F 3 = Nr. 66. ' Dossin (1963). Meyer (1913) 734: Es läßt sich nicht entscheiden, ob diese Sage babylonischen Ursprungs oder wirklich einheimisch ist. 3
128
sen zu sein scheint8, läßt sich eine Fluttradition noch für das ungefähr 200 km westlich von Ikonion gelegene Apameia vermuten: Dieser Ort trägt nicht nur den Beinamen Κιβωτός (Arche), sondern hat auch Münzen geprägt, die neben einer offenen Larnax mit zwei Personen darin die Aufschrift ΝΩΕ zeigen9. Ferner hat Iulius Africanus Apameia wohl vor allem deswegen besucht, weil hier die Überreste der Arche gezeigt wurden10. Buttmann deutete die auch bei Africanus erwähnte Tradition der Sibyllinen (1,261-7), die den Ararat, wo Noah gelandet sein soll, nach Phrygien verlegt, als Auswirkung einer Lokalsage". Usener hingegen sieht in den Überlieferungen von Apameia das Resultat einer Übertragung der biblischen Sintflutsage auf Kleinasien, bewirkt durch die große Zahl der dort in den ersten Jahrhunderten des römischen Kaiserreiches ansässigen Juden12. Zwar passen die Belege in diesen zeitlichen Rahmen: Bereits in augusteischer Zeit kommt der Beiname ,Kibotos' auf13; die Münzen setzen unter der Regierung der Severer ein und reichen bis gegen die Mitte des 3. Jh. Die Konzentration biblischer Motive an einem einzigen Ort bleibt allerdings derart auffällig, daß sie nur in der Möglichkeit, hier an eine lokale nicht auf bestimmte Namen fixierte Sage anzuknüpfen, ihre Erklärung finden kann. e) Schlußfolgerungen Bei allen Verschiedenheiten, welche die griechische Deukalionsage von den orientalischen Mythen abheben, bleibt dennoch als frappante Übereinstimmung die Rettung des Flutheros im Holzkasten, ein Motiv, das sonst nicht mehr zu belegen ist im Rahmen einer Fluterzählung1. Ein bestimmtes orientalisches Vorbild, dem die Deukalionsage nachgebildet
1 Zum Kybele-Kult Burkert (1977) 277/8. Aus Pessinus auch der Magna-Mater-Kult in Rom: W. Fauth, KP 3 (1969) 388. Die Verknüpfung der Flutsagen mit Orten, die einer weiblichen Gottheit geweiht sind (Gaia und Delphi S. 79; Dea Syria und Hierapolis - S. 126) rührt wohl davon her, daß die Vorstellung vom Erdnabel in diesen Erzählungen eine wichtige Rolle spielt (- S. 201; 223; Dritter Teil: V. Anm. 80), dessen Symbol aber als Opfer-Mal der Erdgöttin interpretiert werden kann: W. Fauth, KP 4 (1972) 300. 9 Usener 11899) 48-50, Head (1911) 666. Vgl. die Darstellung der Arche auf einer Grabplatte aus der Priscilla-Katakombe: Antike Welt 9 (1978) Sondernummer „Die römischen Katakomben" S. 27. 10 Vgl. Chadwick (1972) 327. " (1828) 194. Afric. bei Georg. Synk. p. 38, 18-39, 1 unterscheidet zwei Traditionen: Landung der Arche Noah auf dem Ararat in Phrygien oder auf dem Ararat in Armenien. 12 (1899) 50 Anm. 2; vgl. Nie. Dam. FGrHist 90 F 81. " Str. 12, 6, 4; 8,13, Plin. nat. 5, 106, Ptol. Geog. 5, 2, 25.
' Vgl. Winternitz (1901) 320. Die von Wintemitz zusätzlich verzeichneten Sagen sind alle von der durch die christliche Mission verbreiteten biblischen Sintflutgeschichte beeinflußt: 326.
129
wäre, läßt sich aber nicht aufzeigen2. Daß Deukalion in kleinasiatische Lokalüberlieferungen einbezogen wurde, kann das Werk hellenistischer Synkretisten sein und ist darum für die Quellenfrage wenig aussagekräftig3. Neben dem Larnax-Motiv weist noch etwas weiteres in den Orient: Deukalion ist bei Hesiod (Fg. 234 = Nr. 16) fest mit den später von Lokros beherrschten Lelegern verbunden, die bei Homer (Ii. 10,429; 21,86) Bundesgenossen der Troianer, also ein kleinasiatisches Volk sind. Nach Herodot (1,171,2) ist ,Leleger' ein früherer Name für ,Karer', und andere Schriftsteller haben die Leleger als Ureinwohner der verschiedensten Gebiete Griechenlands und Kleinasiens betrachtet4. Hesiod am nächsten kommen Dionys von Halikarnaß (1,17,3) - ev. auf Hellanikos zurückgehend - und Aristoteles (Frg. 473), welche die Leleger den Lokrern gleichsetzen und sie in den Gebieten um den Parnaß lokalisieren5. Auf Gemeinsamkeiten zwischen Lokris und der Troas, wo die Leleger nach einer der beiden Iliasstellen (21,86) wohnen, weisen auch Beziehungen im Kult hin: Die Lokrer mußten zur Sühne des von Aias Oiliades an Kassandra im Tempel der Athene begangenen Verbrechens jährlich Mädchen nach Troia senden. Man nimmt heute zwar an, das Ritual sei erst im 6. Jh. in dieser Form aufgekommen; die Berücksichtigung der Leleger-Problematik führt aber notgedrungen zu der Frage, ob gewisse Wurzeln des Brauches nicht doch in ältere Zeiten hinabreichen6. Nicht zuletzt weist ein linguistisches Indiz die Leleger dem Orient, und speziell den Protohattiern zu: Die Form Λέλεγες könnte ein hattischer Plural zum Singular *Λέξ sein7. Für diesen Sagenstoff hat ja auch schon die Diskussion der beiden Namensformen Deukalion/Leukarion vorgriechischen Ursprung als möglich erscheinen lassen8. Direkt vom Zweistromland her ist eine Flutsage kaum nach Griechenland gelangt9. Sicher zu belegen ist die Adaption hethitischer Mythen im Griechischen in der Zeit zwischen der dorischen Wanderung und dem 8. Jh.10, so daß die Übernahme einer orientalischen Flutsage am wahr' Ausführliche Vergleiche der Deukalionsage mit den orientalischen Traditionen haben eine Abhängigkeit von der sumerischen Fluterzählung ergeben: Kraeling (194-7), v. Soden (1962) 50, vgl. Westermann (1974) 536; 540. 1 - S. 124. 4 Vgl. die Übersichten bei How-Wells (1928) I 130/1 und G. Neumann, KP 3 (1969) 551. Noch Ov. met. 9,645 lokalisiert die Leleger im Gebiet zwischen den Karern und Lykiern. s - S. 97/8. ' Vgl. E. Meyer, RE Suppl. 14 (1974) 814/5. ' Vgl. W. Brandenstein, RE Suppl. 6 (1935) 169/70. Skeptisch aus geographischen Gründen Kammenhuber (1969) 441. Zum Pluralpräfix ,le' Kammenhuber 11969) 463-7. ' - S. 79; 96/7. Deukalionsage vorgriechisch: Wilamowitz (1919) 588 Anm. 1. Knight (1936) 11; 135; vgl. Seel (1938| 262. ' Heubeck bei Heitsch (1966) 563. Zum ganzen Problemkreis vgl. Elements (1960). "> Heubeck bei Heitsch (1966) 563; 565.
130
scheinlichsten wäre, wenn sie den gleichen Weg genommen hätte. Zwar ist in Pessinus Deukalion mit einer Erzählung verbunden, die eine frappante Parallele zu dem in Hesiods Typhon-Mythos weiterlebenden hethitischen - im Ursprung hurritischen - Mythos von Ullikummi bietet. Da diese Verbindung aber aus den oben genannten Gründen sekundär sein kann, läßt sich damit eine Übernahme der Deukalionsage aus hethitischer Mythologie nicht beweisen". Zudem ist nicht bekannt, ob die Agdistis-Geschichte von Pessinus vielleicht bloß eine lokale Variante der im Ullikummi-Lied erzählten darstellt. Es bleibt daher nur das Argument der Wahrscheinlichkeit, daß das Vorkommen von Flutsagen im selben Gebiet, in dem parallele Traditionen zu den nach Griechenland übertragenen hethitischen Mythen zu belegen sind, mit den anderen Indizien zusammen auf orientalischen Einfluß in der Deukalionsage hinweist. Bei der Ausbreitung des Magna-Mater-Kultes nach Griechenland jedenfalls scheint Pessinus - zumindest Phrygien - einer der Ausgangspunkte gewesen zu sein12. Die bekannten Adaptionen orientalischer Mythen durch Hesiod können nicht auf mündlichen Traditionen basieren, die noch in mykenische Zeit zurückreichen; zu genau schließen sie sich in den Details an ihre Vorbilder an13. Hesiod muß deshalb in seiner eigenen Zeit direkt mit orientalischen Traditionen Kontakt gehabt haben14. Leider ist uns eine hesiodeische Fassung der deukalionischen Flutsage nicht erhalten, doch wird es statthaft sein, den Bericht Apollodors (1,46-8 = Nr. 28) als im wesentlichen von Hesiod stammend zu betrachten, zumal er als einzige Quelle einen Epismus enthält: Neun Tage irrte Deukalions Larnax auf den Wassern umher, am zehnten Tage aber.. ,15 Obwohl die orientalischen Flutsagen literarisch erst mit Berossos sicher in Griechenland bekannt geworden sind, besteht nun in einem Detail eine interessante Übereinstimmung zwischen Apollodor und den Flutmythen des Orients, eine Übereinstimmung, die auch durch Epicharm (CGFPap Nr. 85,1-9) und Aischylos (Pr. 231-6 = Nr. 27) gestützt wird, die das gleiche Detail bieten: Deukalion überlebt nur dank den Ratschlägen, die er von Prometheus, dem Widersacher des die Flut auslösenden Gottes Zeus, erhalten hat. In den drei großen altorientalischen Flutsagen ergeht es dem Flutheros gleich; er wird von Ea/Enki gegen Enlil unterstützt16. Auch Berossos " Heubeck bei Heitsch (1966] 557. - S. 128. - I.ll.d. Anm. 8. " Heubeck bei Heitsch |1966| 558/9. u Heubeck bei Heitsch (1966) 563. ,! - S. 100-2. " Sumerische Flutsage: ANET 44, Lambert-Millard (1969) 143, Beyerlin (1975) 115. Atrahasis-Epos: ANET 105, Lambert-Millard (1969) 89, Labat (1970) 34/5, Beyerlin (1975) 116. Gilgames-Epos 11, 15-31; vgl. 170-9 (Ausgaben - I.ll.b. Anm. 3]. Ea/Enki ist Prometheus wesensähnlich, vgl. den sumerischen Mythos „Enki und die Weltordnung": Beyerlin (1975) 104-6.
131
(FGrHist 680 F 4 p. 378/9) muß hier genannt werden, wird doch Xisuthros im Traum von Kronos vor der Flut gewarnt. Diese Sagenformen heben sich deutlich von der biblischen und persischen Tradition ab, wo der Flutverursacher selbst den Helden warnt17. Auf den gravierendsten Unterschied sei ebenfalls aufmerksam gemacht: Deukalion wird wie Noah nicht entrückt, sondern zum Stammvater des neuen Menschengeschlechts". Die Abhängigkeit der Deukalionsage von orientalischen Traditionen steht wohl außer Zweifel. Die Verhältnisse sind hier aber vielschichtiger als beim Typhon-" und beim Sukzessionsmythos20. Handelt es sich bei letzterem um eine Erzählung, die von jeglichem Ortsbezug frei ist, und lokalisiert Hesiod (Th. 304) den Typhon-Mythos in Kilikien21, so hätte man bei der Deukaliongeschichte eine orientalische Sage, die zur griechischen Lokaltradition wurde, und das wäre eine äußerst unglaubliche Entwicklung, wenn nicht schon gewisse Ansätze in der einheimischen Überlieferung vorgelegen hätten. Nun ist Deukalion ja mit den,ungriechischen' Lelegern von Lokris verbunden, mit denen eine orientalische Fluttradition aber sehr wohl noch vor der dorischen Wanderung nach Griechenland gekommen sein könnte. Eine lelegische Stammessage mit einem Motiv, das Hesiod als Ausgangspunkt für seine Etymologisierung des Lelegernamens diente22, wäre im 7. Jh. unter dem Zufluß orientalischer Traditionen zur Deukalionsage, wie sie für uns faßbar ist, ausgebaut worden. Da griechische Flutmythen sich überhaupt im Gebiet östlich des Parnaß häufen, sollten auch die besonderen Beziehungen nicht vergessen werden, die Hesiods Heimat Böotien zu den Phönikern als möglichen Vermittlern orientalischer Traditionen hatte23. Auffällig ist jedenfalls, daß der phrygische Flutheros Priasos nach Böotien flieht24. Inwiefern die in frühhelladischer Zeit vom böotischen Kopa'is-See verursachten großen Überschwemmungen25 die Übernahme eines Sintflutmythos gefördert haben, darüber kann vollends nur mehr spekuliert werden. Sicherheit läßt sich in diesen Fragen nicht gewinnen.
" Vgl. Usener (1899) 209-12. " - S. 125/6; 224. " Hes. Th. 820-68. !0 Hes. Th. 173-95; 453-506. 11 Vgl. Heubeck bei Heitsch (1966) 551. " - S. 98-100. " Lesky bei Heitsch (1966) 601. - S. 83; 178-80. " Nonn. D. 13, 520-44 = Nr. 68. " E. Meyer, KP 3 (1969) 296.
132
II. Dardanos 1. Dardanos und Samothrake Homer (Ii. 20,215) macht Dardanos, den Sohn des Zeus, zum Stammvater des troianischen Königshauses; die Mutter bleibt anonym, sie ist einfach eine unter den vielen sterblichen Frauen des Zeus'. Es ist aber denkbar, daß die Tradition schon damals einen Namen kannte, den der Iliasdichter verschweigt: Elektra2; möglicherweise bleibt diese für uns erstmals bei Hesiod (Frg. 177,5) erwähnte Atlastochter nur deshalb ungenannt, weil eine Genealogie, die den Begründer der feindlichen Dynastie von einer griechischen Heroine ableitet, unbequem erscheinen mochte 3 . Abstammung von Zeus und einer sterblichen Frau ist ebenso typisch für griechische Kulturheroen wie die Zurückverfolgung der Genealogie bis auf einen ersten mythischen Urkönig für griechische Königshäuser, was uns Pindar (0.9,53-6 = Nr. 18) am Beispiel der lokrischen Dynastie lehrt, die eine ununterbrochene Folge von Königen bis zurück zur deukalionischen Sintflut kennt. Wenn - wie vermutet werden darf - der Iliasdichter den Dardanos-Stammbaum nur aus Gefälligkeit in die Ilias eingefügt hat, weil er besondere Beziehungen zum zeitgenössischen troischen Herrschergeschlecht der Äneaden hatte, das sich von Dardanos herleitete", wäre dem betreffenden König Reverenz erwiesen worden, indem der Dichter dessen mit einem Urmenschen beginnende Genealogie besingt. Hesiod (Frg. 177,8) nennt ferner als Bruder des Dardanos Eetion. Das Fragment wird allgemein so ergänzt, daß Zeus diesen Eetion wegen seiner Liebe zu Demeter mit dem Blitz erschlagen habe. Das überliefert auch Hellanikos (FGrHist 4 F 23), der als andern Namen für Eetion noch Iasion angibt5. Einen Geliebten der Demeter namens Iasion kennt schon Hesiod (Th. 969-71), und zwar auf Kreta. Homer (Od. 5,125-8) weiß zusätzlich, daß Iasion - wie Eetion bei Hesiod - zur Strafe für sein Beilager mit Demeter von Zeus mit dem Blitz erschlagen wurde. Die beiden gemeinsame Todesart und die Ähnlichkeit der Namen bilden die einzige Brücke zur Identifizierung von Eetion mit Iasion, die Hellanikos (FGrHist 4 F 23) als erster bezeugt6; denn in Arkadien, wohin Eetions Zugehörigkeit zum Geschlecht der Atlantiden führt, ist Iasion überhaupt nicht verwurzelt7. 1
Horn. Ii. 20,304/5. Thraemer, RE 4 (1900) 2165. J Später hat man die Troianer sogar an Athen angeschlossen: Phanod. FGrHist 325 F13. Zu den verschiedenen Anknüpfungen Thraemer, RE 4 11900) 2168-77. 4 Vgl. Jachmann (1958) 260/1; H. v. Geisau, KP 1 (1964) 1388. ! Zu Eetion-Iasion vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 23 S. 442/3. ' Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 135: „Nicht als erster" habe Hellanic. den Eetion mit Iasion identifiziert. ' Kein älterer Beleg als D.H. 1,61,1/2 = Nr. 79; vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 23 S. 442. !
133
Da diese Gleichsetzung Hesiod noch unbekannt ist, kann zunächst einmal die Theorie ausgeschieden werden, der Eponym der Dardaner gehöre in erster Linie zu Iasion und somit in die kretische Sage8. Man wird weiter die Verbindung seiner Mutter Elektra mit Arkadien nicht überbewerten dürfen9, zumal ihr Vater Atlas von Iapetos und Asia abstammt10; seit Hellanikos (FGrHist 4 F 23) jedenfalls ist sie mit ihren beiden Söhnen Dardanos und Eetion/Iasion fest in den samothrakischen Sagenkreis integriert. Was Elektra allein betrifft, muß sie sogar schon früher in die Überlieferungen dieser Insel hineingezogen worden sein, denn im Kyklos war, obwohl dieser Name in Theben überhaupt nicht heimisch ist, eines der sieben Tore nach ihr benannt", eine Namengebung, die den Ursprung nur in den an den Kabirenkult anknüpfenden Spekulationen um Beziehungen zwischen Theben und Samothrake haben kann12. Überhaupt ist das Hesiodfragment 177 derart verstümmelt, daß bereits hier im wesentlichen das gestanden haben könnte, was uns Apollodor (3,138/9) überliefert: Dardanos sei nach dem Tode seines Bruders von Samothrake nach Asien hinübergezogen. Zumindest das Ende Eetions durch den Blitz des Zeus scheint sich schon bei Hesiod mit hinlänglicher Sicherheit konjizieren zu lassen, und an welchem andern Ort wenn nicht eben in Samothrake sollte das geschehen sein, da es ja keine Nebentraditionen dazu gibt? Aus den Katalogen (Frg. 180,3) selbst ist darüber hinaus leider nur mehr Dardanos' Lokalisierung in Asien zu belegen. Es zeichnet sich damit eine gewisse Parallele zum Arkader Telephos ab, den ebenfalls bereits Hesiod (Frg. 165,8) als König der kleinasiatischen Myser kennt13. Grundsätzlich sind Dardanos' Beziehungen zu Samothrake sekundärer Natur, gleichwohl relativ alt, denn sie lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon von Hesiod an belegen. Die Verpflanzung des Namens ,Elektra' nach Theben zeigt im übrigen ebenfalls, wie früh Spekulationen an Samothrake anknüpften. Der Ansatzpunkt für die Entstehung der Dardanos-Sage könnte darin gesehen werden, daß auf Samothrake noch in historischer Zeit eine nichtgriechische Sprache gesprochen wurde14 und die Inselbewohner mithin wie die Troianer als Nichtgriechen galten, was sich leicht in ein Abhängigkeitsverhältnis -
' Vgl. Thraemer, RE 4 (1900) 2170/1. Serv. Verg. Aen. 3,167, Dardanos sei ein Kreter, ist ein sekundärer Rückschluß aus Homer und der Tatsache, daß Dardanos als Bruder Iasions galt. ' Hes. Frg. 169-204; vgl. Apollod. 3,110, D.H. 1,61,1 = Nr. 79; Wernicke, RE 2 (1896) 2127. 10 Apollod. 1, 8. " Schol.A.R. 1,916. 11 Vgl. Thraemer, RE 4 (1900) 2172/3; Kerenyi (1958) 41/2. " Hes. Frg. 165, 8. Vgl. Thraemer, RE 4 (1900) 2169; ferner Hdt. 6, 54. 14 D.S. 5, 47, 3 (FGrHist 548) = Nr. 78.
134
und dies nicht nur beim Kult15 - umdeuten ließ, das natürlich durch einen Heros begründet werden mußte. Problematischer sieht es hingegen mit der Bezeugung einer eigenständigen dardanischen Flutsage aus.
2. Die Fluttradition von Samothrake Die Frage, wie es einst um die Anfänge des Staates bestellt gewesen sei, leitet zu Beginn des dritten Buches von Piatons Gesetzen zur Betrachtung alter Sagen (παλαιοί λόγοι, 677a) über. Immer wieder sollen Katastrophen (Überschwemmungen, Seuchen oder andere Verheerungen) die meisten Menschen und mit ihnen staatliche Organisation und Zivilisation vernichtet haben. Im Fortgang des Gesprächs beschränkt man sich auf die Betrachtung der Auswirkungen einer Flutkatastrophe (677a-702a = Nr. 77). Die Überlegung, daß sich Überlebende nur auf Bergen haben halten können und daß deshalb ein Neubeginn notwendigerweise von Gemeinschaften ausgehen muß, die sich auf Anhöhen konstituiert haben, führt zum konkreten Beispiel Troias hin ; Anknüpfungspunkt sind drei Iliasverse (20,216-8): Und er (Dardanos) gründete Dardanie, als noch nicht die heilige Ilios In der Ebene erbaut war als Stadt von sterblichen Menschen, Sondern noch bewohnten sie das untere Bergland des quellenreichen Ida (Übersetzung von W. Schadewaldt) Diese Homerverse sind ein gewichtiger Beleg für Piatons Theorie, daß beim Neubeginn nach einer Flutkatastrophe den Siedlungen in der Ebene (hier Ilion) diejenigen auf den Anhöhen (hier Dardania) vorangehen 1 . Die argivischen Mythen kennen diesen Gedanken auch; nach der Flut führt Inachos sein Volk von den Bergen in die Ebene hinunter 2 . Da Piaton an anderer Stelle (Ti. 22a = Nr. 121) in der griechischen Mythenwelt nur eine einzige Flutsage kennt, nämlich die von Deukalion und Pyrrha, hat er offensichtlich die dardanische mit der deukalionischen Flut synchronisiert - wie der in der Tradition der Philosophenschulen von Athen stehende Aristokles (bei Phlp. und Asel, zu Nicom. Ar. 1,1 = Nr. 81), der sowohl das festländische Griechenland als auch das kleinasiatische Troia an dieselbe Flutsage anschließt; trotzdem soll die Flut 15
Zu Str. 7 Frg. 49 Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 23; die verschiedenen Ansichten über den troischen Kult zusammengestellt bei Thraemer, RE 4 (1900] 2,171; 2173/4. Damit stimmt überein, daß Dardanos nur im Hinblick auf die Einführung der samothrakischen Mysterien in der Troas die Funktion eines Kulturheros hat; - S. 230. ' Vgl. Nonn. D. 3, 219 = Nr. 108. Plu. Mor. 303a/b = Nr. 132 kombiniert mit Schol. E. Or. 932 = Nr. 133.
2
135
typisch griechisch - doch nicht die ganze Welt erfaßt haben. Weil diese Aristoklesstelle sich mit Gedanken berührt, deren aristotelische Herkunft praktisch feststeht 3 , erscheint sie zwar in den Sammlungen von Walzer und Ross in Anlehnung an Bywater4 als das Fragment 8 aus Aristoteles' Peri philosophias, Cherniss 5 und Tarän 6 haben dieser Zuordnung jedoch mit guten Gründen widersprochen. Ganz offensichtlich ist der Bezug auf die „Gesetze" - das zeigt ein Textvergleich -, und so ist Aristokles' Zeugnis ein eindeutiger Hinweis darauf, daß Piaton keine selbständige dardanische Flutsage gekannt hat. Auch der späte Lukian (Tim. 3 = Nr. 12) scheint in diese Richtung zu weisen. Die Bezeichnung von Deukalions Larnax als ζώπυρον des menschlichen Geschlechts nimmt nämlich einen Ausdruck Piatons (Lg. 677b = Nr. 77) auf, der dieses seltene Wort auf die Überlebenden der Flut zur Zeit des Dardanos anwendet, indem er die potentiellen Neubegründer des Menschengeschlechts mit der Glut in der Asche vergleicht, die zu einem neuen Feuer angefacht werden kann. Die Tzetzes-Scholien zu Lykophron lassen ebenfalls die dardanische mit der deukalionischen Flut zusammenfallen 7 , was an die Sagen von den Stammesheroen Makar, Megaros und Polybos erinnert, die alle nur sekundär mit dem Deukalionmythos verbunden sind 8 . Von Piaton hängt im übrigen auch Strabon (7 Frg. 49) ab, der die Gründung von Dardania zeitlich unmittelbar auf Dardanos' Wegzug von Samothrake folgen läßt, und zwar im Zusammenhang mit einer Sintflut, wie aus einer anderen Stelle (13,1,25) hervorgeht, an der die Theorien Piatons über das Aufkommen menschlicher Zivilisation in der Troas dargelegt werden. Eine detaillierte Fassung der dardanischen Flutsage ist erst knapp 100 oder 200 Jahre nach Piaton - je nach Datierung der Alexandra 9 - bei Lykophron (69-85 = Nr. 69) und den von ihm abhängigen Scholiasten (Nr. 70-75) zu fassen. Es muß im dunkeln bleiben, ob Lykophron wirk' Arist. Protreptikos und Peri philosophias Frg. 8 Walzer/Ross = Nr. 122. Diese Stellen klingen aber nicht so sehr an Piatons Gesetze als vielmehr an seinen Kritias (109d—110a) an: Die Überlebenden der Sintflut sind zunächst vollauf damit beschäftigt, den allernotwendigsten Lebensbedürfnissen nachzukommen; anders PI. Lg. 678c-679b: Nach der Flut sind die Menschen nicht besonders bedürftig. ' Vgl. Cherniss (1959) 38 Anm. 4. 5 (1959) 38, auch Haase (1965] 332-40. ' (1966)467/8. ' Schol. Lyc. 72/3 = Nr. 73/4. Der Grundstock der Lykophronscholien geht zwar auf einen im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt verfaßten Kommentar Theons zurück; ob dies aber auch für die Angaben über eine dardanische Sintflut gilt, muß offenbleiben ; K. Ziegler, KP 3 (1969) 816. ' - S. 116/7. Dardanos ungefährer Zeitgenosse der deukalionischen Flut auch bei D.S.: vgl. 19, 53,4 mit 5,48, 5 ; 49, 2. ' St. Josifovic, RE Suppl. 11 (1968) 925-9; vgl. Lesky (1971) 834/5. Frühdatierung durch Hurst (1976).
136
lieh eine spezielle dardanische Flut beschreibt oder ob diese Schilderung nicht auch den oben besprochenen Traditionen anzuschließen ist. Da Troia das zentrale Thema von Kassandras Rede darstellt, wäre für Lykophron eine Beschränkung des Flutberichts auf Dardanos selbstverständlich gerechtfertigt; in erster Linie deutet jedoch das sonst in den griechischen Flutsagen nicht zu belegende Motiv von der Rettung des Helden in einem zugeschnürten Ledersack10 auf eine eigenständige, epichorische Tradition, zumal dieses Motiv orientalischen Sagen wohlbekannt ist. Stutzig macht allerdings die Tatsache, daß Apollodors Bibliothek (3,138) im Gegensatz zu Lykophron mit Dardanos' Übersiedlung von Samothrake nach Kleinasien keine Flut verbindet, gleich wie Diodor (5,47,2-48,3 = Nr. 78) und Dionys von Halikarnaß (1,61,1-3 = Nr. 79), obwohl beide gerade an diesen Stellen auch eine Sintflutsage erzählen: eine noch vor Dardanos zu datierende samothrakische Lokalüberlieferung Diodor, die Vertreibung von Dardanos aus Arkadien durch eine Flut Dionys. Der an Deukalion anschließenden Sagenvariante ist allgemeine Anerkennung ebenfalls versagt geblieben: Indem die antike Chronologie Dardanos ein bis zwei Generationen später ansetzte", wurde der alten Überlieferung, in der dardanische und deukalionische Flut zusammenfallen, der Boden entzogen. Da nun aber die Chronographen neben Dardanos keine Flut erwähnen, lassen auch sie die Existenz einer von Deukalion unabhängigen, allein mit Dardanos verknüpften Fluttradition als zweifelhafterscheinen. Nur Nonnos (D. 3,200-19=Nr. 108)12 und ein Platonscholion (zu Ti. 22a = Nr. 111) haben in der Folge eine separate dardanische Flut bewahrt, die sie als dritte nach der ogygischen und der deukalionischen einreihen, sowie eventuell Istros (FGrHist 334 F 68 = Nr. 116). Noch nicht zur Sprache gekommen ist bis jetzt Konons (FGrHist 26F 1 XXI) Fassung der Dardanossage, von der Jacoby13 meint, daß sie vielleicht auf Hellanikos zurückgehe. Erschüttert über das Schicksal seines Bruders, soll Dardanos auf einem Floß nach Kleinasien zu König Teukros gekommen sein. Konon berichtet weiter, Dardanos habe an dem Ort, an welchem er von seinem Floß gestiegen sei, die Stadt Dardania gegründet14. Die Überfahrt auf einem Floß wird damit erklärt, daß man damals noch keine Schiffe gekannt habe. Wenn Konon sich verpflichtet fühlte, auf dieses Detail näher einzugehen, muß es sich dabei offenbar um ein 10
- S. 262-4. " Während die deukalionische Flut entweder mit dem argivischen König Triopas oder Krotopas synchronisiert wird (- III.5.a. Anm. 48], wird Dardania erst in der Zeit von Sthenelos gegründet: Eus. Hier. p. 45b(g); Chron. II p. 32a/33b (a. Abr. 538); - 1.4. Anm. 1. 12 Ebenso Schol. PI. Ti. 22a = Nr. 111. " Komm, zu FGrHist 4 F 23 S. 442. 14 Weiter Scymn. GGM1223, 681-9; Str. 7 Frg. 49.
137
fest in der Sage verankertes Motiv handeln' 5 , das er nicht übergehen konnte, obwohl es ihm merkwürdig erschien. Die Erwähnung eines Floßes in der Gründungslegende von Dardania, das ja nach griechischer Tradition über der Küstenebene von Ilion am Abhang des Ida liegt, könnte an sich den Schluß nahelegen, in Konons Exzerpt seien Details einer alten Tradition eingearbeitet, welche die Einwanderung von Dardanos mit einer Flut verbindet. Doch es scheint geratener, Thraemer 16 zu folgen und eine Verwechslung zwischen Dardania und dem am Hellespont liegenden Orte Dardanos anzunehmen, der seit dem Hellenismus sehr oft an die Stelle von Dardania tritt. Den Beweis dafür, daß man aus Konon nicht auf eine dardanische Flutsage bei Hellanikos schließen darf, liefert ein auf Hellanikos (FGrHist 4 F 25a) basierendes Lykophronscholion (zu 29): Dardanos soll den Platz des späteren Troia nicht besiedelt haben, weil ihm dieser Ort als unglückbringend galt, sei doch die Göttin Ate hier vom Himmel gefallen; eine Flutsage hätte derartige gelehrte Begründungen 17 überflüssig gemacht. Dieses Fragment ist noch in einer weiteren Beziehung lehrreich: Es zeigt, daß man es als Problem betrachtete, die von der Ilias bezeugte Priorität von Dardania gegenüber Troia sinnvoll zu erklären. Eine andere Überlegung erbringt dasselbe Resultat. Bei Hellanikos (FGrHist 4 F 24), dem Jacoby 18 eine ausgezeichnete Kenntnis der samothrakischen Verhältnisse attestiert, heiratet Dardanos nach dem Verlassen Samothrakes mit Bateia, der Tochter des einheimischen Königs Teukros, in ein bestehendes Königshaus ein". Die Teukrer, deren Eponym Teukros ist, erwähnt zum erstenmal Kallinos (IEG II 49/50 Frg. 7), und dann Herodot (7,20,2)20. Er berichtet, daß sie schon vor der Zeit des troianischen Krieges zusammen mit den Mysiern von Kleinasien nach Europa hinübergezogen seien 21 . Die Tatsache, daß die Ilias in Kleinasien weder Teukrer noch Mysier kennt 22 , wurde nämlich auf zwei Arten mit der anderweitigen Bezeugung der Teukrer in Übereinstimmung gebracht: Zur Zeit des troianischen Krieges war dieses Volk bereits nicht mehr - so Herodot - oder noch nicht in der Troas,- die letztere Theorie, auf die Mysier beschränkt, wird durch Strabon (7,3,2 und 12,4,8) vertreten. Mit , s Motiv der Floßfahrt nach Schol. PI. Ti. 22a = Nr. 111; Schol. Lyc. 73 ist nicht ganz klar. Floßfahrt auch bei D.S. 5,48,3 = Nr. 78. Dardanos' Überfahrt ist Spiegelung einer Völkerwanderung: Hemberg (1950] 125. - Dritter Teil: VII. Anm. 19. " RE 4 (1900] 2165/6. " Im Anschluß an Horn. Ii. 19, 131. 11 Komm, zu FGrHist. 4 F 23-31 S. 442. " Vgl. Thraemer, RE 4 (1900) 2165. Dieser Sagenzug ist es, der Jacoby veranlaßt hat, Hellanic. als Quelle für Konon anzusetzen, übernimmt ja doch Dardanos bei letzterem die Nachfolge von Teukros. 20 Vgl. 5, 13, 2 ; 122, 2, 7, 75, 2. 11 Vgl. dazu How-Wells (1928) II 133/4; Vürtheim (1913). 22 Nur Ii. 2, 858 und 10, 430 vielleicht doch auf Asien zu beziehen.
138
dem gestaffelten Übergang der Regierungsgewalt von Teukros auf Dardanos folgt Hellanikos den Vorstellungen Herodots 23 ; er setzt damit eine kontinuierliche Entwicklung voraus, was eine Flutkatastrophe natürlich ausschließt. Piaton bleibt also der älteste Zeuge für die dardanische Flut, was zu der Frage führt, ob er Homer zu Recht heranzieht oder ob er das in der Ilias bezeugte Nebeneinander von Dardania und Ilion etwa einfach seiner allgemeinen Fluttheorie als willkommenes ,historisches' Beispiel eingefügt und damit künstlich einen nachhaltig wirkenden Mythos geschaffen hat. Umgekehrt sieht Jacoby 24 in den Fluttraditionen um Dardanos bloß Aitien für die Lage von Dardania; dieser Deutung widersprechen allerdings die Verse Lykophrons (besonders 72 = Nr. 69), der Kassandra Dardanos' Grab mit ihrer Vaterstadt verbinden läßt und somit wohl auch die von diesem gegründete Stadt in der Ebene von Troia lokalisiert 25 . Die Inkohärenz der Zeugnisse legt als weitere Möglichkeit den Gedanken nahe, es könnte das Flutmotiv in den ganzen Sagenkomplex überhaupt nur deswegen eingefügt worden sein, um Dardanos' Auswanderung zu begründen 26 . Bemühungen um einen triftigen Grund stecken vermutlich hinter der Notiz bei Servius (Verg. Aen. 3,167) 27 - Dardanos habe Iasion getötet -, die wohl der Überlegung entsprungen ist, ein Mörder flüchte eher aus dem Land als - so die Vulgata - ein um seinen Bruder Trauernder 28 . Nach Dionys von Halikarnaß (1,61,1-3 = Nr. 79), der auf Kallistratos und Satyros zurückgeht, fliehen Dardanos und Iasos (!) vor einer Flut aus Arkadien nach Samothrake. Sollte etwa Arkadien der Ausgangspunkt der dardanischen Flutsage sein - man denke an die arkadischen Frevel, die für diese Flut als Ursache genannt werden 29 - , und stellt die Verbindung mit Samothrake nur ein Einschiebsel auf Dardanos' Weg nach Troia dar, wie es Thraemer 30 behauptet? Nach Strabon (8,3,19) zeigte man in Triphylien, ganz im Westen von Arkadien, die Höhle, in der er zur Welt gekommen sein soll, und Servius (Verg. Aen. 2,325) läßt Dardanos direkt aus Arkadien nach Asien ziehen. Doch Samothrake als der Ort, wo Dardanos seinen Bruder verliert, ist - wohl seit Hesiod - viel zu fest mit der Dardanos-Sage verknüpft, als daß die Annahme von Thraemer zu11 Thraemer (RE 5 [1900] 2167] nimmt an, daß Teukros seine Existenz dem Vakuum verdankt, das dadurch entstanden war, daß der landeseigene Urkönig Dardanos sekundär von seinem Lande losgelöst wurde. 14 Komm, zu FGrHist 4 F 23 S. 442. " Vgl. Thraemer, RE 4 (1900) 2166. " Vgl. Usener (1899) 45/6, Vian (1963) 80/1. " Ebenso Mythogr. 1, 135. " Apollod. 3,138, Konon FGrHist 26 F 1 XXI. " Schol. Lyc. 73 = Nr. 74. 10 RE 4 (1900) 2168-70; 2171; vgl. Hemberg (1950) 46.
139
treffen könnte. Die Fassung des Dionys von Halikarnaß und die Höhle bei Strabon sind eher Zeugnisse dafür, daß man die von Hesiod überlieferte Genealogie konsequent zu Ende dachte. Seit Jacoby betrachtet man denn auch das Zurücktreten Samothrakes zugunsten von Arkadien als junge Entwicklung31. Die Notwendigkeit, den Wegzug von Dardanos zu motivieren, mag in Analogie zu Samothrake zur Erfindung der Flut in Arkadien geführt haben, die einerseits durch das Übergreifen der Deukalionsage auf die Peloponnes gestützt wurde und sich andererseits an Piaton und seine Schüler anlehnen konnte, welche die Gründung der Dardanos-Stadt Dardania mit der deukalionischen Flut verknüpft hatten. Geht die zentrale Stellung von Arkadien in der kaiserzeitlichen Deukalionsage letztlich etwa auf den arkadischen Dardanosmythos zurück32? Obwohl die bisher behandelten Belege so beschaffen sind, daß sie eine altverwurzelte Flutsage mit Dardanos im Zentrum nicht sichern können, kannte man auf Samothrake wahrscheinlich dennoch eine eigene Fluttradition, weil Diodor (5,47,2-48,3 = Nr. 78) - Polemik gegen dardanische Flutmythen? - noch vor Dardanos' Einwanderung in die Troas eine Flut ansetzt, die Bosporus und Dardanellen entstehen läßt und zu deren Erinnerung die Insulaner jährlich ein Ritual durchführen. Die von Diodor benutzte Quelle ist zwar kaum älter als das 2. Jh. v. Chr.33, und nach Jacoby34 basiert diese Naturaitiologie überhaupt erst auf Straton (SA V 31 Frg. 91) und Eratosthenes (ebenfalls bei Str. 1,3,4), also Wissenschaftlern des 3. Jh. v. Chr., doch wie vor allem die schon aus Herodot bekannte Erzählung über den Tempedurchbruch und zahllose volkstümliche Parallelen zeigen, muß das bei Diodor erhaltene Aition nicht zwangsläufig jungen Urspungs sein35. Diese deutlich als Lokalüberlieferung gekennzeichnete samothrakische Flutsage36 könnte ein Anknüpfungspunkt für Piaton und Lykophron gewesen sein37, von denen uns der letztere ja auch das singuläre und damit auf epichorische Tradition weisende Motiv des zugeschnürten Ledersacks bewahrt hat. Gestützt wird diese Theorie durch ein Odysseescholion (zu 5,125 = Nr. 76), das ganz ungewohnt Dardanos' Bruder Iasion mit einer Sintflut verbindet: Nach der Flut habe sich allein bei Iasion, dem Sohn der Elektra und des Zeus, noch Getreidesamen gefunden. Der mit Samothrake verbundene Mythos von der Vergewaltigung Demeters, der ,Erdmutter', durch Iasion erscheint hier allegorisch
" " " " " " zen. "
Komm, zu FGrHist 4 F 2 3 - 3 1 S. 442 ; vgl. H. v. Geisau, KP 1 (1964) 1389. - S. 133/4. - S. 114/5. Jacoby, Komm, zu FGrHist 548 F 1 S. 471. Komm, zu FGrHist 548 F 1 Anm. 11. - S. 193-9. Auch Schol. Lyc. 73 = Nr. 74 scheint geneigt, die dardanische Flut vor Deukalion anzusetVgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 548 F 1 S. 471. Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 548 Anm. 35.
140
ausgedeutet im Bild des Saatgutes, das in die Erde kommt38. Wir können damit eine Fluttradition fassen, die fest mit Samothrake verbunden ist, nicht aber mit der uns geläufigen Form der Dardanos-Sage, in der Iasion noch vor Dardanos' Auswanderung aus Samothrake - und das bedeutet vor der Flut - zur Strafe vom Blitz erschlagen wird; mehr läßt sich darüber leider nicht sagen, vor allem nicht zum Problem der chronologischen Abstimmung mit Diodor, der (5,47,3;48,2 = Nr. 78) die samothrakische Flut ja noch der Zeit vor Dardanos und Iasion zuweist. Allerdings kann auch nicht ausgeschlossen werden, daß eine mit dem von Diodor (5,48,1 = Nr. 78) nach der Flut erwähnten Kulturheros Saon verbundene Tradition das fragliche Odysseescholion beeinflußt hat39. Für die Existenz einer für uns lediglich in Ansätzen erkennbaren eigenständigen samothrakischen Flutüberlieferung spricht im übrigen nicht nur die lockere Verknüpfung von Dardanos mit dem Flutmotiv, sondern auch noch eine weitere Merkwürdigkeit: Obwohl nämlich der Frevel, den Eetion-Iasion auf Samothrake an Demeter begangen haben soll40, sich als Begründung für die dardanische Flut geradezu anbietet, existiert dafür überraschenderweise kein einziges sicheres Zeugnis. Die Möglichkeit, ein TzetzesScholion (zu Lyc. 29 = Nr. 72) in dieser Weise zu interpretieren, entfällt, weil die andern Scholien (zu 72/3 = Nr. 73/4)41 die dardanische Flut ganz klar mit der deukalionischen synchronisieren und als Ursache die gleichen arkadischen Ereignisse anführen, die für die Flut Deukalions genannt werden42. Kein Zeugnis läßt eine Verbindung zwischen Flutmotiv und dem im Mysterienheiligtum praktizierten samothrakischen Ritual erkennen43. Die Mysterienweihen sollen Schutz vor dem Ertrinken gewährt haben: Odysseus sei während seiner σχεδία-Fahrt zu den Phäaken darum nicht ertrunken, weil er in die samothrakischen Mysterien eingeweiht war44. Als Zerstörer von Troia in gewissem Sinne das Gegenstück zum Gründer von Dardania, ist er jedoch nur aus einem ganz gewöhnlichen Seesturm und nicht einer Sintflut durch den Schleier der Ino Leukothea gerettet
" Jacoby (Komm, zu FGrHist 4 F 135) schließt Hellanic. als Quelle aus. Nach Frazer ([1921] II 35 Anm. 2) ist diese Überlieferung, die strukturell einem Dema-Mythos entspricht, eine Rationalisierung der Sage, daß Plutos |,Überfluß') die Frucht der Beziehung Iasion-Demeter gewesen sei. Als Heros des Ackerbaus erscheint Iasion bei D.S. 5, 49, 1. " PR I 855 identifizieren Saon mit Dardanos. Vgl. D.S. 5,48, 1 = Nr. 78 mit 19, 53, 4. " Apollod. 3,138. Hemberg ([1950] 104/5, vgl. 89; 98) erwägt einen eventuellen Zusammenhang mit einem kultischen Hieros Gamos auf Samothrake. ·' Vgl. Schol. E. Or. 1646 = Nr. 80. " - S. 207/8. " Fließendes Wasser spielte im Kabirenkult auf Imbros eine Rolle: Hemberg (1950) 42. 44 Die Götter von Samothrake bewahren ihre Mysten vor dem Ertrinken: Schol. A.R. 1,917; vgl. Hemberg (1950) 100, Burkert (1972) 149/50. Einen Zusammenhang mit den rhodischen Traditionen sieht Tümpel, RML II 1 (1890-94) 937; - S. 117; 272.
141
worden. Im Kabirenheiligtum von Theben, das man gern mit den samothrakischen Überlieferungen in Zusammenhang brachte, weist allerdings der Fund einer Vase, die Pratolaos, den,ersten Menschen', zeigt, auf einen entsprechenden Urmenschenmythos 45 ; diese Thematik stellt zwar in den Sintflutmythen ein zentrales Motiv dar, doch ob auf Samothrake Ähnliches eine Rolle spielte, vielleicht sogar verbunden mit einer Flutsage, darüber kann nur spekuliert werden. Leider ist aus der Andeutung des Hippolytos (Haer. 5,8,9/10) über eine Darstellung eines άρχάνθρωπος, eines Urmenschen, im Allerheiligsten von Samothrake nichts Sicheres zu entnehmen.
III. Flutsysteme 1. Flutsysteme in der Philosophie Die Flutsysteme der Philosophie unterscheiden sich wesentlich von denjenigen der Historiker, die im 2. Jh. v. Chr. mit Zenon von Rhodos einsetzen. Wenn hier mythische Flutheroen einfach zu festen Reihen geordnet werden, ist dort das Sintflutmotiv immer gleich auch mit der Vorstellung der periodischen Wiederkehr derartiger Katastrophen verbunden. Die erste Äußerung in dieser Richtung findet sich schon bei Anaximander (VS 12 A 27), der gelehrt haben soll, das Leben auf der Erde liege zwischen einer Periode totaler Überschwemmung und einer der völligen Austrocknung1, eine Theorie, die Theophrast (Phys. opin. Frg. 23 = DG 494) auch für Diogenes von Apollonia bezeugt. Weiter glaubte Anaximander (A 11,1), daß der Kosmos nach seiner Vernichtung zu bestimmten Zeiten regelmäßig wieder neu aus dem unbegrenzten Weltgrund heraus erstehe. Da die Entwicklung vom Feuchten zum Trockenen geht, ist eine periodische Flut unabdingbare Voraussetzung für den Aufbau neuen Lebens. In der Tradition von Anaximander steht Xenophanes (VS 2 1 A 33,5/6 = Nr. 119). „Erde und Wasser ist alles, was da wird und wächst." Diese beiden Elemente bauen nach Xenophanes (VS 21 Β 29) das in der Welt Sichtbare auf2; sie stehen allerdings nicht in einem stabilen Verhältnis Burkert (1977| 421; vgl. Hemberg (1950) 44. Die Götter von Samothrake verschmolzen mit den Kabiren: Hemberg (1950) 2 2 - 3 2 . - S. 134. 1 Vgl. Cornford (1952) 182-5. Auf das menschliche Individuum übertragen erscheint diese Theorie bei Hippon VS 38 A 11. 1 Vgl. Β 33. In diesem Punkt steht Xenoph. in älterer Tradition. Die Urfrau Pandora wird bei Hes. Op. 61 aus Erde und Wasser geformt; Op. 70 und Th. 571 ist allerdings nur von Erde die
142
zueinander. Die Ausdeutung der Realität - Funde von versteinerten Meerlebewesen auf festem Land - hat ihn3 vielmehr zu der Ansicht gebracht, daß in der Erde-Wasser-Mischung das Wasser periodisch die Oberhand gewinnt, alles auflöst und so die Welt mit ihren Lebewesen zugrunde richtet. Der Auflösung folgt eine neue Schöpfung, wenn das Mischungsverhältnis der beiden Urelemente sich wieder zugunsten der Erde verschiebt4. Philolaos (VS44A 18 = Nr. 120) kennt neben der Vernichtung der Welt durch Wasser, das vom Mond kommt, auch einen Weltuntergang im Feuer. Seine Weltkatastrophenlehre bleibt aber, was die genauen Vorstellungen anbelangt, für uns dunkel5. Eine für Philolaos bezeugte 59-Jahr-Periode hat sicher nichts mit seiner Flutkatastrophenlehre zu tun6. Piaton erwähnt in seinem Kritias (11 la/b ; l 12a) zusätzlich zur deukalionischen noch zahlreiche weitere, der griechischen Mythologie unbekannte, große Flutkatastrophen, welche die Funktion von Epochengrenzen haben7. Die erste von ihnen und zugleich größte von allen soll den Urfeind Athens, das sagenhafte Atlantis, vernichtet8 und die dritte vor Deukalion das Landschaftsbild Attikas geprägt haben9. Zwischen der Zeit vor jener und Solon, der nach Piaton (Ti. 21e) all dies während eines Aufenthalts in Ägypten von den Priestern in Sa'is erfährt10, sollen 9000 Jahre liegen11. Ein in festen Perioden geordnetes Flutsystem gibt es bei Piaton nicht explizit; unbestimmt spricht er (Ti. 22c = Nr. 121) von „vielen Vernichtungen von Menschen" „durch Feuer und Wasser". Solons eigenes historisches Bewußtsein endet bei Phoroneus und Niobe12, weil die erwähnten großen vordeukalionischen Flutkatastrophen13 in Griechenland die Kontinuität der Tradition immer wieder unterbrochen haben14, während Ägypten davon verschont geblieben ist. Rede. Bewußt stellt erstmals Semonides von Amorgos |IEG II 100/1 Frg. 7,21-42) Erde und Wasser als zwei Elemente verschiedenen Charakters dar. Dabei ist Erde das träge und Wasser Semon. sagt θάλασσα - das aktive Element. Vgl. Frankel (1962] 236; 238/9, Guthrie (1963) 26/7. J VS 21 A 33, 5/6 = Nr. 119. ' Vgl. Frankel (1962) 381. ! Vgl. Burkert (1972)' 234; 315 Anm. 86. Plu. Mor. 939f/940a: Vom Mond kommen keine Einflüsse trockener Art zu uns, sondern nur solche feuchter Art, was sich an den Gezeiten des Ozeans und dem Hochwasser in Meerengen zeigt; vgl. dazu den Kommentar von ChernissHelmbold (1957) 174/5. ' Vgl. van der Waerden (1952) 135, Guthrie (1962) 282. 7 Vgl. Serv. ecl. 6,41 = Nr. 107, Filastr. 122 (94) 3 = Nr. 63. « Ti. 23c; 25b-d. ' Criti. 110d/e; 112a. Keine Vernichtung des Kosmos; vgl. Hackforth (1959). 10 Vgl. Plu. Sol. 26; 31. Markellos FGrHist 671 F 1/2. " Ti. 23e; Criti. 108e, l i l a , vgl. Gegenschatz (1943) 17; 40. " Ti. 22a-c = Nr. 121. Criti. 112a. 14 Ti. 22e-23b.
143
Daß auch die letzte dieser Sintfluten der Vergessenheit anheimgefallen ist und die Erinnerung der Griechen erst mit Phoroneus beginnt, erklärt Piaton (Criti. 109d-110a) folgendermaßen: Die Überlebenden einer solchen Katastrophe sind so sehr damit beschäftigt, dem Mangel am Allernotwendigsten beizukommen, daß sich zunächst noch kein Geschichtsbewußtsein entwickelt 15 . Die deukalionische Flut hat offenbar deswegen in die Mythen der Griechen Eingang gefunden, weil sie auch Griechenland selbst nicht vollständig verwüstete. Das Motiv, daß die ägyptischen Überlieferungen viel weiter zurückreichen, erinnert an Herodot (2,142) und sein Vorbild Hekataios (FGrHist 1 F 1) und wird durch Piaton noch um die These von einer Urverwandtschaft zwischen den Athenern und den Bewohnern von Sa'fs erweitert16,· beide Städte hätten ja eine gemeinsame Schutzgöttin: Ne'ith-Athene. Obwohl, oder vielleicht weil Piaton nicht mehr sagt, ist diese Timaiosstelle (21e) zum Ausgangspunkt üppig wuchernder Spekulationen um die Beziehungen Athens zu Ägypten und das hier bewahrte Wissen geworden; schon seit den Zeiten Homers verkörpert Ägypten für die Griechen ja das Geheimnisvolle und Wunderbare 17 . So hat nach Proklos (in Ti. 24a = I p. 75,30-76,2) bereits Krantor als der erste Kommentator des Timaios in den von Piaton den ägyptischen Priestern in den Mund gelegten Worten vom Untergang der mächtigen Insel Atlantis nicht einen der Deutung bedürfenden Mythos gesehen, sondern sie als Schilderung eines historischen Ereignisses verstanden. Sogar noch etwas früher, d.h. bereits nach der Mitte des 4. Jh., behauptete Anaximenes von Lampsakos (FGrHist 72 F 20) in einer Schrift, die er unter dem Namen Theopomps veröffentlicht hatte, um diesen Historiker in ganz Griechenland unbeliebt zu machen, die Athener seien Abkömmlinge der Einwohner von Sa'is18; er soll dabei die Überlieferungen von Athen, Sparta und Theben verdreht haben. Eine Theorie, welche die Athener von Ägypten herleitet, war natürlich besonders geeignet, die auf ihr Autochthonentum stolze Bevölkerung in Zorn zu bringen, zumal sie sich ausdrücklich von den Nachkommen des Pelops, des Kadmos und des Danaos distanzierte, deren Genealogien allesamt an Orientalisches anknüpfen". Die gleiche Tendenz wie bei
Vgl. Ti. 23c, Arist l'rotreptikos und Peri philosophias Frg. 8 Walzer/Ross = Nr. 122. " Spekulationen um Beziehungen zwischen Barbaren und Athen sind alt; sie beginnen schon mit Hecat. FGrHist 1 F 119: Der Name Kekrops sei möglicherweise barbarischen Ursprungs (- II. 1. Anm. 3 ; S. 184/5). Die Identifizierung der Stadtgöttin von Sa'is mit der griechischen Athene findet sich bereits bei Hdt. 2, 59, 2 ; 169,4 ; 170, 1. 17 Jacoby, Komm, zu FGrHist 325 F 25 und Komm, zu FGrHist 328 F 93-8 Anm. 10. 1 ' Anaximenes von Lampsakos FGrHist 72 Τ 6. Die christliche Chronographie ist sehr stark von diesem Trikaranos beeinflußt: Afric. bei Eus. PE 10,10,22 = Nr. 96. Die bei Eus. Chron. II p. 27b und Joh. Ant. F H G I V 547 Frg. 13,5 erhaltene Tradition, daß Kekrops ein Ägypter sei, stammt wohl auch aus dieser Quelle. " PI. Mx. 245d. 15
144
Anaximenes findet sich etwas später auch bei Hekataios von Abdera (FGrHist 264 F 25 p. 28,20-29,1), der den ägyptischen Ursprung einiger athenischer Könige und eleusinischer Familien aufzeigt. Die entgegengesetzte Position, daß nämlich die Ägypter in Sa'is von den Athenern abstammten, vertritt Phanodemos (FGrHist 325 F 25), vielleicht als Reaktion auf Anaximenes 2 0 . Piatons Schüler Aristoteles legt in der Meteorologie (352a/b = Nr. 37)21 eine Sintfluttheorie dar, die insofern konventionell ist, als in ihr wie bei Piaton die mythische Figur Deukalion Platz findet. Die Einleitung hingegen bietet etwas Neues: „In schicksalsbestimmten Zeitabständen kommt, wie im Lauf der Jahreszeiten der Winter, so innerhalb einer bestimmten großen Periode ein großer Winter und ein Übermaß von Regengüssen." Censorin (18,11 = Nr. 126) geht über das in der Meteorologie Belegte hinaus und bezeugt für Aristoteles ein sog. Großes Jahr, dessen Sommer der Weltbrand, die Sintflut aber der Winter ist. Die Einfügung des Weltbrandes als,Sommer' des,Weltjahres' findet sich dann im 6. Jh. ebenfalls bei Aristoteles' Kommentator Olympiodor (CAG XII 2,121,1), und ein Nebeneinander beider Katastrophen als Ursachen für die zukünftige Auflösung des Kosmos, mit denen gleichermaßen zu rechnen ist, kennt Lukrez (5,98 ; 392-405 = Nr. 134). Ob das Motiv des Weltbrandes auf Aristoteles und seine Schrift Peri philosophias zurückgeführt werden darf, ist ein Problem ihrer stark umstrittenen Rekonstruktion; die Kombination von Sintflut und Weltbrand scheint zwar bereits für den Alten Orient belegt zu sein, nicht aber ihre zeitliche Staffelung, so wie sie bei Censorin und Olympiodor vorliegt 22 . Beides, Weltbrand und Sintflut, erwähnt - wie bereits Philolaos - dann auch Berossos (FGrHist 680 F 21 = Nr. 125): Treffen alle sieben Planeten im Tierkreiszeichen des Krebses auf derselben Geraden zusammen, so bricht der Weltbrand aus ; das gleiche astronomische Ereignis im Zeichen des Steinbocks zieht die Sintflut nach sich 23 . Obwohl im BerossosFragment keine Jahreszeiten genannt sind, muß die Vorstellung die gleiche sein wie bei Censorin und - auf die Sintflut beschränkt - Aristoteles: Der Krebs ist das Tierkreiszeichen des Sommers, wie der Steinbock dasjenige des Winters ist24. Die Fluten, die jeweils im Großen Winter kommen, bringen nach Von Phanod. vielleicht Kleisthenes FGrHist 124 F 51 abhängig; vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 325 F 25. Vgl. Ph. 222a ; Pr. 910a. " Van Dijk (1983) 31/2. - 1.6. Anm. 49 ; S. 136. " Nach Jacoby Pseudo-Berossos von Kos. Rhetor. 51 = Nr. 127: Die Sintflut folgt auf das Zusammentreffen aller Sterne im Tierkreiszeichen des Krebses. " Gundel,KP5 (1975] 1541/2: Erst nach 400 v. Chr. ist die Zwölfteilung des Tierkreises im Orient zu belegen, vgl. aber van derWaerden ([1952] 151) - in Babylon gebräuchlich seit etwa 500 v. Chr. - und Burkert (1972)1 333.
145
Aristoteles (Mete. 352b) dem betroffenen Gebiet einen Feuchtigkeitsvorrat, der seine wirtschaftliche Entwicklung bestimmt und im Laufe der Zeit abgebaut wird. Infolge dieses Prozesses können Landstriche, die äußerst fruchtbar waren, nach und nach verkümmern 35 , bis die nächste Flut wieder einen Umschwung bringt. Da gemäß Theophrast (Phys. opin. Frg. 2 3 = D G 494) noch Diogenes von Apollonia die Lehre Anaximanders vertreten hat, können die Theorien des letzteren nie ganz in Vergessenheit geraten sein, so daß die unbestreitbare Nähe der angeführten Aristoteles-Stellen zu Vorsokratischem nichts Außergewöhnliches darstellt26. Für Anaximander und Xenophanes ist die Entwicklung vom Feuchten zum Trockenen ein einmaliger Vorgang innerhalb ein und desselben Kosmos, der zu dessen Ende führt27. Aristoteles hingegen glaubt an die Ewigkeit des Kosmos und kennt darum die periodische Auffüllung der Wasserreserven durch die Winterflut des Großen Jahres28. Zwar weist Aristoteles zum Vergleich auf die Deukalionsage hin; daß er aber die deukalionische nicht für eine der großen periodischen Fluten selbst hält, wird Piatons Einfluß zuzuschreiben sein, der ja die Überschwemmung unter Deukalion auch nicht zu den epochalen Katastrophen zählt29. 2. Spekulationen um das Große Jahr Die Idee des,Großen Jahres' findet sich zum erstenmal im Timaios (39d) unter dem Begriff,Vollkommenes Jahr': Zugrunde liegt die Vorstellung, daß alle Planeten in bestimmten Zeitabständen wieder an den Ausgangspunkt ihrer für den menschlichen Betrachter merkwürdig verschlungenen Bahnen zurückkehren, die aus den ungleichen Umlaufzeiten um die Sonne resultieren und für jeden Tag eine neue und andere Planetenkonstellation bringen. Dieses Große Jahr ist nach Censorin (18,11 = Nr. 126) um, wenn die Sonne, der Mond und die andern fünf Planeten wieder in genau dem gleichen Sternzeichen stehen, in dem sie schon einmal (eben zu Beginn des Großen Jahres) vereint waren. Bei Berossos (FGrHist 680 F 21 = Nr. 125) grenzt das Zusammentreffen aller sieben Planeten auf derselben Geraden im Krebs und im Steinbock, im Tierkreiszeichen des " Mete. 352a. " Vgl. Strohm (1970] 165; 168/9. 21 Das im Griechischen noch in Resten faßbare Mythologem von der Urflut steht dieser vorsokratischen Lehre nahe; vgl. Rudhardt (1971) 114/5. - S. 203. " Mit Überlebenden nach der Flut rechnen auch Arist. Protreptikos und Peri philosophias Frg. 8 Walzer/Ross = Nr. 122. Vgl. ferner Strohm (1970] 165; - Anm. 9. In Ägypten wurde der Beginn der Nilschwelle, von der die Fruchtbarkeit des Landes abhing, mit einem Ritual gefeiert: Merkelbach (1962) 134/5. " Vgl. Strohm (1970) 165.
146
Sommers und des Winters also, die Weltepochen ab1. Dabei fällt sowohl bei Censorin als auch bei Berossos in den Sommer dieses Großen Jahres der Weltbrand und in seinen Winter die Sintflut. Wenn nun aber das Sintflutmotiv die Funktion erhält, Weltzeitalter gegeneinander abzugrenzen, verändert sich damit dessen Bedeutung grundlegend, hat es doch seinen Ursprung in einer andern Denkweise, die keine Zyklik kennt: Die Jetztzeit wird durch eine die mythische Vorzeit abschließende Katastrophe begründet, auf die somit nicht die Wiederkehr des gleichen, sondern sein Gegenpol folgt, gemäß der Vorstellung, daß einst alles anders war2. Da der Glaube, das menschliche Schicksal sei durch die Sterne bestimmt, für Babylon typisch ist, müßte es eigentlich erstaunen, wenn dort nicht versucht worden wäre, ein so ungewöhnliches Ereignis wie die Sintflut aus der Gestirnskonstellation abzuleiten3. Allein die Quellenlage stellt sich leider so dar, daß abgesehen von Tabellen mit astronomischen Erkenntnissen über die Umlaufzeiten der Planeten das Zweistromland zu diesem Problemkreis keine weiteren Texte beisteuert4. Reinhardt5 hat die Berechnung der Großen Jahre als eine griechische Wissenschaftsdisziplin betrachtet, die ursprünglich außerhalb der Astronomie nichts zu suchen hatte; d.h. er hat diese Art der Periodenrechnung strikte von Sintflut- und Weltbrandspekulationen getrennt, die aus Babylon nach Griechenland gekommen sein sollen, vermittelt durch Werke wie die Babyloniaka des Berossos. In die Philosophie hätten derartige Lehren erst durch den Stoiker Diogenes von Babylon Eingang gefunden, der auch Censorins Quelle gewesen sei6. Ein starkes Argument für diese Ansicht ist natürlich die Timaiosstelle, weil hier, obwohl es ja eigentlich naheläge, das Große Jahr in überhaupt keine Beziehung mit den weiter vorn genannten periodisch wiederkehrenden Fluten gesetzt ist. Demgegenüber vertritt van der Waerden' den Standpunkt, daß das Rechnen in Großen Jahren babylonischen Ursprungs und von allem Anfang an untrennbar mit astrologischen Katastrophenspekulationen verknüpft ist. Die in einem Fragment des Berossos (FGrHist 680 F 3 p. 377) als Regierungszeit für die zehn Könige vor der großen Flut genannten 4 3 2 0 0 0 Jahre führt van der Waerden 8 deshalb auf das Große Jahr der babylonischen Astrologen zurück, ausgehend von indischen Texten zur Weltalterlehre', denen gemäß die Längen der vier Weltalter sich wie 4:3:2:1 ' Zur babylonischen Herkunft dieser Vorstellung van der Waerden (1952) 1 4 0 / 1 . - S. 145. ' - S. 2 3 6 - 9 ; 274. ' Van der Waerden (1952) 146. - S. 1 5 9 / 6 0 . 4 Vgl. van der Waerden (1952) 138-40. Zu Meton (bei Tz. H. 10,527-31 = Nr. 123) - S. 150. s (1916) 1 8 3 / 4 ; 187-91. ' Zweifel äußert van der Waerden (1952) 136. ' (1952) 1 3 2 / 3 . • (1952) 1 5 0 / 1 . Vgl. Lambert-Millard (1969) 15-21. ' Vgl. van der Waerden (1952) 150.
147
verhalten. Diese Proportion gründet auf dem Glauben, daß die auf das erste Zeitalter folgenden Perioden sich je um ein Viertel von der Vollkommenheit (4/4) entfernen10. Während das Verhältnis fest ist, schwankt die Zahl der Jahre, die für die letzte und kürzeste Periode angegeben werden, zwischen 100 und 432000", so daß alle vier Weltalter zusammen im Maximum 4320000 Jahre zählen können. Sowohl das babylonische wie das indische Große Jahr hätten nun aus Vielfachen von 432000 Jahren bestanden - Vielfachen, denn die bei Berossos erwähnten 432000 Jahre vor der Flut umfassen nach van der Waerden12 bloß die Hälfte des Großen Jahres; der Weltbrand beschließt die andere Hälfte. Die von Berossos genannten Urkönige, von denen fast jeder mehr als 30000 Jahre regierte, gehören nun aber in eine mythische Vorzeit, an die keine historischen Maßstäbe angelegt werden können, so daß sie nicht mit der Endzeit des letzten indischen Weltalters zusammengebracht werden sollten. Ferner darf der indische Zyklus von 4320000 Jahren nicht als Großes Jahr bezeichnet werden; erst nach Ablauf von 1000 derartigen Zyklen wird der Kosmos aufgelöst, um dann von neuem wieder aufgebaut zu werden' 3 . Dazu gesellen sich weitere Bedenken gegen die Erklärung der babylonischen Theorie vom Großen Jahr durch die indische Weltalterlehre. Es ist nämlich auffällig, daß, wenn man nicht von der letzten Teilperiode, sondern der Dauer aller vier Zeitalter zusammen (4320000) ausgeht, diese Zahl das 360fache der in älteren Texten genannten 12000 Jahre für die vier Weltalter14 ausmacht, die sich wiederum aus einer noch älteren 1000-Jahr-Periode ableiten lassen, einer Zahl, die überhaupt nicht ins babylonische Sexagesimalsystem paßt15. Zum Schluß folgt noch der gewichtigste Einwand: Während Berossos die 432000 Jahre und das Große Jahr in engste Verbindung mit dem Flutmotiv bringt, passen nach indischer Lehre die Vielfachen von 432000 nicht mit den Sintflutzyklen zusammen, denn eine Sintflut findet jeweils nach 71,4 χ 4320000 Jahren statt16. Die fehlende Kongruenz zwischen der Sintflutlehre und derjenigen von den vier Weltaltern zeigt sich im griechischen Bereich darin, daß
10
Die Namen für die einzelnen Zeitalter sind dem Würfelspiel entnommen: Roth bei Heitsch (1966) 465, Zimmer (1972) 18-21. " Roth bei Heitsch (1966) 467/8. 12 (1952| 142. " Zimmer (1972) 21. 14 Eine gleiche Periode bezeugt Plu. Mor. 370b für das iranische Schrifttum; er wird sie in seiner Hauptquelle Theopomp (vgl. FGrHist 115 F 65) vorgefunden haben: van der Waerden (1952) 146. 15 Roth bei Heitsch (1966) 467/8. Da darüber hinaus der Faktor 360 auch unabhängig von babylonischem Einfluß zu belegen ist (- S. 151), sind die Vielfachen davon ebenfalls nicht an einen bestimmten Kulturraum gebunden. " Zimmer (1972) 21/2 und Anm. 5.
148
Hesiod (Erga 109-201) im Zusammenhang mit dem letzten Zeitalter nichts von einer Flut weiß". Im indischen und persischen Weltaltermythos wird die Auflösung der abschließenden Epoche begleitet vom Verschwinden des Guten, von Verödung und Unfruchtbarkeit des Landes, Kurzlebigkeit der Menschen und Einbruch der Barbarenvölker18. Nach dem berühmten Traum Nebukadnezars in dem die vier Weltalter in eine Abfolge von vier Reichen umgedeutet sind, ist es der Krieg gegen das ewige Reich, welcher der Herrschaft der Menschen ein Ende setzt20. Wenn aber Sintfluten und Weltalter nach verschiedenen Systemen aufeinanderfolgen, läßt sich nicht über ein Intervall, das allein zur indischen Weltalterlehre gehört, beweisen, daß die von Berossos (FGrHist 680 F 3 p. 377) im Zusammenhang mit dem orientalischen Flutmythos überlieferte Zahl 432000 eine Grundeinheit des babylonischen Großen Jahres gewesen sei21. Zudem findet das einzige Motiv, das bei Berossos (FGrHist 680 F 21 = Nr. 125) eindeutig als Zeugnis für den Glauben an eine regelmäßige Wiederkehr der Sintflut und damit für die Vorstellung vom Großen Jahr interpretiert werden könnte, merkwürdigerweise in den babylonischen Quellen keine Parallele, wohl aber in den griechischen, nämlich in Aristoteles' Meteorologie (352a = Nr. 122), die ja innerhalb einer,Großen Periode' den mit einer Flutkatastrophe verknüpften ,Großen Winter' kennt und somit das Weltj ahr ebenfalls in Jahreszeiten aufteilt22. Da Berossos neben der Flut auch noch den auf iranische Vorstellungen zurückgehenden Weltbrand erwähnt23, muß nicht unbedingt der ganze Inhalt seines Berichts babylonischen Ursprungs sein. Wir werden also wieder in den griechischen Bereich zurückverwiesen, stellen aber fest, daß entgegen der oben erwähnten Annahme Reinhardts Spekulationen um das Große Jahr im Zusammenhang mit Katastrophen " Apollod. 1,47=Nr. 28, der sehr wahrscheinlich Hes. wiedergibt, setzt die Sintflut bezeichnenderweise nach dem Bronzenen Zeitalter an. - S. 100/1; 209. " Reitzenstein bei Heitsch (1966) 528, vgl. 537. " A T Daniel 2,31-45; vgl. 7,1-27. 10 Nach einem auf Hecat. FGrHist 1F 1 zurückgehenden Bericht bei Hdt. 2,143 umfaßt das Geschichtsbewußtsein der Ägypter 345 Generationen. Muß die Tatsache, daß nur mehr 15 Generationen bis zu der in Zahlenspekulationen besonders beliebten Zahl 360 fehlen, so gewertet werden, daß hier auf eine Weltuntergangsspekulation angespielt wird, entsprechend der im sog. Töpferorakel aus dem 2. Jh. v. Chr. enthaltenen, die von persischen Vorstellungen geprägt ist? Vgl. Reitzenstein bei Heitsch (1966) 525/6. 21 Das indische Beispiel lehrt, daß reine Spekulation von einem im mythischen Denken verwurzelten Schema aus Resultate erbringen kann, die etwa im gleichen Maße voneinander abweichen wie diejenigen, die von den Astronomen durch Auswertung der Planetenbeobachtungen erzielt wurden; vgl. Cens. 18,11 = Nr. 126 mit Rhetor. 51 = Nr. 127; astronomische Erläuterungen bei van der Waerden (1952) 136-8. !I Vgl. Bouche-Leclercq (1899) 146. Die Wiederkehr gleicher Witterungsbedingungen erfolgt nach babylonischer Lehre in Neunzehnjahreszyklen: Meton in Schol. Arat. p. 478,5-13. Vgl. auch Schnabel (1923) 182-4. " Vgl. van der Waerden (1952) 143-5.
149
schon ca. 200 Jahre vor Diogenes in der griechischen Philosophie bekannt gewesen sein müssen. Die Berossos-Texte sind zu jung, um als Quelle für Aristoteles in Betracht zu kommen24. Von einer orientalischen Theorie, daß die Sintflut durch die Stellung der Gestirne verursacht werde, konnten aber sogar die Griechen der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts schon Kenntnis haben. Lange vor Berossos lehrte nämlich der Astronom Meton, der mit babylonischer Astronomie irgendwie vertraut war25, uns aber diesbezüglich nur über eine eher trübe Quelle (bei Tz.H. 10,527-31 = Nr. 123) erhalten geblieben ist, der Weltuntergang sei zu erwarten, wenn die sieben Planeten gleichzeitig ins Sternbild des Wassermanns eintreten26. Aus den seit dem Hellenismus zu belegenden Gleichsetzungen von Deukalion mit dem Wassermann27 ergibt sich, daß hinter dieser Prophezeiung die Vorstellung von der Sintflut steht; gleichzeitig folgt daraus aber auch die Eigenständigkeit von Aristoteles, denn Meton setzt die Zerstörung des Kosmos, die nach Aristoteles überhaupt unmöglich ist - ebenfalls ein gravierender Unterschied zu den Lehren der Astrologen aus dem Orient -, gerade nicht im Zeichen des Winters, im Steinbock, sondern in dem des Wassermanns an. Gesichert für Babylon scheint also nur die Ableitung der Flutkatastrophe von bestimmten Gestirnsstellungen, während uns klare Angaben zum Problem ihrer Periodizität offensichtlich fehlen. Da sich insbesondere das Motiv von den,Großen Jahreszeiten' in den babylonischen Quellen nicht belegen läßt, soll nun nach in Griechenland selbst gegebenen Voraussetzungen gefragt werden, auf die Aristoteles hätte zurückgreifen können, wobei orientalischer Einfluß auch hier allerdings viel früher - in Betracht gezogen werden muß. Die Wiederkehr des gleichen nach einer περίοδος μεγάλη kennt eigentlich bereits die Weltalterlehre Hesiods28, die wie die indische auf semitischen Überlieferungen basiert29. Wichtiger ist indes die Tatsache, daß die Philosophie schon früh die Vorstellung zahlenmäßig erfaßbarer Perioden entwickelt hat; vor Aristoteles soll Heraklit (VS 22 A 13) ein Großes Jahr gekannt haben: „Heraklit (sagt, daß das Große Jahr bestehe) aus 10800 Sonnenjahren." Daß die 10800 Jahre in die beiden Faktoren 360 und 30 zu zerlegen sind, hat Reinhardt30 glaubhaft gemacht. Dreißig Jahre entsprechen einem " Antiochos I., dem Beros. (Jacoby: Pseudo-Berossos von Kos) seine Babyloniaka gewidmet hatte, war 322 v. Chr. bei Aristoteles' Tod erst 2 Jahre alt. " Vgl. Burkert (1972)' 314/5. !6 Vgl. Burkert (1972]' 315. - III.l. Anm. 24. " Hegesianax bei Hyg. astr. 2,29 = Nr. 124, weitere Stellen dort; vgl. Boucl^-Leclercq (1899) 146. " Roth bei Heitsch (1966) 459/60; 469/70, Reitzenstein bei Heitsch (1966) 529/30. " Reitzenstein bei Heitsch (1966) 527, Heubeck bei Heitsch (1966) 547-9. " (1916) 185-90, bei Gadamer (1968) 184-8. Vgl. Guthrie (1962) 458/9 und Burkert (1972)1 315 Anm. 86.
150
Menschenalter, nach Heraklit diejenige Zeit, in der ein Mann frühestens Großvater werden kann,· mit dem Enkel, in der dritten Generation also, beginnt dann etwas Neues31. Parallelen lassen sich nicht nur aus dem Volksglauben beibringen; ,drei Generationen' sind auch im Recht ein fester Begriff: Eine Forderung wird rechtsgültig, wenn sie in der dritten Generation besteht. Attischer Bürger durfte nur einer werden, dessen Großvater bereits in Athen lebte32. Reinhardt33 meint, Heraklit habe folgende Proportion aufgestellt: 1 Tag : 1 Jahr = 1 γενεά : 1 Großes Jahr oder, mit Vertauschung der Innenglieder, 1 Tag : 1 γενεά = 1 Jahr : 1 Großes Jahr. Sehr wahrscheinlich hat nämlich Heraklit die Abfolge verschiedener Stadien innerhalb eines Menschenlebens (Wachsen, Reifen, Altern, Sterben) mit den vier Jahreszeiten verglichen, ein Menschenleben also in Relation zu einem Kreislauf in der Natur gesetzt34. Wenn nun das Verhältnis zwischen der kleinsten Einheit (Tag) und der größten (Jahr) im Kreislauf der Natur auf den menschlichen Lebenskreislauf übertragen wird, so ist das Große Jahr als größte Einheit gewissermaßen das χ zu der γενεά als kleinster Einheit. Das Große Jahr Heraklits umfaßt in erster Linie nicht 30 χ 360 Jahre, sondern 360 γενεαί35. Nicht sicher gelöst werden kann das Problem, warum das Jahr zu 360 Tagen gerechnet ist. 360 Tage hat das ägyptische Verwaltungsjahr: An den 5 Tagen, die das Verwaltungsjahr zum Sonnenjahr ergänzen, wurde nicht gearbeitet, denn diese Tage waren Göttern geweiht36. Van der Waerden postuliert für die 10800 Jahre babylonischen Ursprung, weil es sich um eine durch 60 teilbare Zahl handle und nur die Babylonier sexagesimal gerechnet hätten; eine Faktorzerlegung diskutiert er nicht 37 . Obwohl eine sichere Herleitung der 10800 Jahre aus orientalischer Tradition also fehlt, muß das nicht heißen, daß Heraklit völlig selbständig gewesen ist; daß die Naturphilosophen vom Orient her beeinflußt wurden, bestreitet ja niemand38. Erste Angaben von Planetenumlaufzeiten - die Voraussetzung für Spekulationen um das Große Jahr - setzen im Orient denn auch bereits mit dem 17. Jh. v. Chr. ein, und obwohl ein detailliertes System, um die genaue Position von Planeten zu berechnen, erst aus hellenisti31 Reinhardt (1916) 191/2, bei Gadamer (1968) 184-6; Hdt. 2, 142, 2 rechnet mit 33 l/i Jahren,· vgl. West (1971) 154/5. " Arist. Ath. 55,3, Poll. 8,85; vgl. Zuntz (1972) 92 mit weiterem Material. " Bei Gadamer (1968) 188; vgl. West (1971) 155-8. 34 Reinhardt bei Gadamer (1968) 181-4; zum Vergleich Mikrokosmos - Makrokosmos: (1916) 196-9. Skeptisch Kirk (1954) 3 0 0 - 5 ; 3 5 9 - 6 1 . " Reinhardt (1916) 189. 36 Kaletsch (1970) 6 0 / 1 . 31 (1952) 136. 31 Hölscher bei Gadamer (1968) 9 5 - 1 7 6 . West (1971).
151
scher Zeit bekannt ist, wurde vielleicht dennoch schon im 11. Jh. über die Stellungen der Planeten spekuliert 39 . Die Idee, das Große Jahr durch eine Proportion mit den Teilen Tag, Jahr und Menschenalter zu bestimmen, würde man aber Heraklit nur ungern absprechen, ist doch die Herleitung verallgemeinernder Theorien aus der täglichen Erfahrung des Menschen für die Vorsokratiker typisch. So steht hinter dem dunklen Satz des Anaximander (VS 12 Β 1), der Werden und Vergehen der Dinge mit Unrecht und seiner Bestrafung vergleicht 40 , wahrscheinlich der Wechsel zwischen Tag und Nacht: Was der,werdende' Tag der Nacht im Sommer wegnimmt, muß er ihr im Winter wieder zurückzahlen; wenn die Rechnung ausgeglichen ist, beginnt dieser jährliche Kreislauf von neuem, eingebettet in den periodischen Wandel des Kosmos vom Feuchten zum Trockenen und wieder zurück zum Feuchen 41 . In Reinhardts Interpretation wird der Vergleich der Gliederung eines Menschenlebens mit der Unterteilung des natürlichen Jahreskreislaufes in die vier Jahreszeiten nur benützt, u m zu beweisen, daß Heraklit menschliches Leben in Beziehung zu Naturvorgängen gesetzt habe; merkwürdig, daß das Bild von den Jahreszeiten in der Proportion dann keinen Platz mehr findet. Vielleicht hat aber Heraklit nicht nur die zwei-, sondern eine dreigliedrige Relation gekannt und als drittes Glied die Jahreszeit resp. die Große Jahreszeit eingeschoben. Bei Aristoteles sind die wirtschaftlichen Verhältnisse eines Landstrichs von der Menge der Wasservorräte abhängig, die nach der jeweils letzten Flut vom Boden zurückbehalten wurden und dessen Fruchtbarkeit bestimmen. Dieser Wandel vom Feuchten zum Trockenen wiederholt sich, doch nicht in festen Perioden. Zwar tritt im Kosmos regelmäßig ein Großer Winter ein ; da aber nicht alle Gebiete in gleichem Maße davon betroffen werden, gibt es, vom einzelnen Ort aus betrachtet, keine Periodizität der Sintflut und, den aristotelischen Anschauungen entsprechend, keine Vernichtung des Kosmos. Aristoteles' Theorie klingt an einen Rhythmus an, den jeder griechische Bauer aus dem Jahresablauf bestens kannte: Im Winter bringt der Regen - im einen Jahr ausgiebig, spärlich im andern - der Erde die Feuchtigkeit, von der ihre Fruchtbarkeit abhängt 42 . Obwohl Aristoteles also nichts anderes als Heraklit gemacht hat, nämlich den durch menschliche Erfahrung faßbaren Jahresrhythmus aufs Kosmische übertragen, muß trotzdem nichtunbedingt Abhängigkeit vorliegen. Das Große Jahr und sein Winter wachsen bei ihm so organisch aus dem Zusammenhang heraus, aus seinen rationalen Erklärungen für die " Van der Waerden (1952) 138-43. « Vgl. Frankel (1962) 304/5. 41 Gigon (1954) 137. 4! Vgl. Kirsten-Kraiker (1967) I 15.
152
im Lauf der Zeit auftretenden Veränderungen in der Fruchtbarkeit des Bodens, daß man sogar an ein von Aristoteles spontan für diese Stelle entworfenes Bild denken könnte. Da die Idee des Großen Jahres mit dem kosmischen Winter vorsokratische Gedankengänge derart logisch fortsetzt, da ferner schon Anaximander und Xenophanes43 periodische Überflutungen der Erde kannten, andererseits Anspielungen auf gewisse Stellungen der Gestirne in der „Meteorologie" fehlen - erwähnt werden „schicksalsbestimmte Zeitabstände" -, erscheint es jedenfalls unnötig anzunehmen, Aristoteles sei einzig von babylonischen Theorien abhängig, die erst Leute wie Meton in Griechenland verbreiteten. Eindeutig unter dem Einfluß des Orients stehen dann die hellenistischen Synkretisten Berossos und Diogenes, die als erste neben der durch bestimmte Gestirnsstellungen verursachten Sintflut nach dem aristotelischen Schema von den Weltjahreszeiten auch den Weltbrand als Großen Sommer ins kosmische Jahr einfügten44. Erleichtert haben könnte die Adaption dieser iranischen Lehre vom Feuerurteil am Ende einer Weltepoche45 Aristoteles' Heraklit-Interpretation, verstand er (Metaph. 984a = VS 22 A 5) den Ephesier doch so, wie wenn dieser die zukünftige Auflösung des Kosmos im Feuer gelehrt hätte46. Indem zur Sintflut nun noch der Weltbrand hinzutrat und das kosmische Jahr unterteilte, ging dessen Idee in ihrer ursprünglichen Form aber eigentlich verloren.
3. Die Flutsysteme der Chroniken Die Chronographen haben in den Darstellungen, welche die verschiedenen Lokalüberlieferungen von den Anfängen menschlicher Kultur - mit 'Αργολικά, 'Αρκαδικά etc. betitelt - systematisierten, die einander entsprechenden mythischen Gestalten nicht miteinander synchronisiert, sondern chronologisch gestaffelt. Das zeigt gut die Bemerkung des Klemens von Alexandrien (Strom. 1,21,102,1-3), der sich auf die Lehren der griechischen Chronographie bezieht und die Φθιωτικά, d.h. die Lokalhistorie,
" - S. 142/3; 146. 44 Weil schon die alte Stoa babylonische Astrologie übernommen hat - vgl. Capelle (1971) II 113 -, könnten bereits Stoiker vor Diogenes (und Berossos?) den ihrer Lehre nahestehenden Weltbrand mit von ihnen so bereitwillig aufgenommenen orientalischen Traditionen vermengt haben; vgl. Capelle (1971] II 102. - S. 145. Zu ,Stoa und Sintflut' vgl. ferner SVF II 186 Frg. 608; 337 Frg. 1174. Philon v. Alexandrien, De aeternitate mundi 146-50; De vita Mosis 2,53. Lact. inst. 2,10,23 = Nr. 56. 45 Vgl. van der Waerden (1952) 143-5, Guthrie (1962) 458, Kirk (1954) 300-5; 359-61. " Vgl. Reinhardt (1916) 168/9. Gerade diese Interpretation lieferte der im Hellenismus so mächtigen Stoa einen wichtigen Baustein ihrer Lehre, daß sich mit dem Weltbrand alles ins Urfeuer auflöst, das es aber alsbald wieder aufs neue hervorbringt, ganz in derselben Weise. Capelle (1971) II 114/5; vgl. Bouche-Leclercq (1899) 33 Anm. 3.
153
die mit Deukalion beginnt, im Vergleich mit 'Αργολικά, 'Αρκαδικά und 'Αττικά als jüngste einstuft. Ein total anderes System kennt merkwürdigerweise Lydos (Mens. p. 37), der Arkader und Sikyonier erst in der Zeit nach Deukalion ansetzt, während Zenon von Rhodos (FGrHist 523 F15,57,3 = Nr. 112) ganz einfach die Existenz vordeukalionischer Überlieferungen bei „den Griechen" bestreitet. Das höhere Alter der Sagen von Phoroneus gegenüber denen von Deukalion bezeugt aber auch schon Piaton (Ti. 22a = Nr. 121). Klemens behauptet, daß Piaton hier Akusilaos wiedergebe, was gut möglich ist, hat er doch an anderer Stelle (Smp. 178a/b = FGrHist 2 F 6) diesen argivischen Historiker ausdrücklich erwähnt, der (FGrHist 2 F 23) - wohl nicht ohne einen Anflug von Chauvinismus - den einheimischen Heros Phoroneus als Vater der Menschheit bezeichnet1; Akusilaos' Quelle war die Phoronis2, in der die Erzählung von Phoroneus ihre dichterische Ausgestaltung gefunden hatte. Phoroneus spielt in der argivischen Sage die Rolle von Prometheus,· Pausanias (2,19,5) schreibt nämlich: „Die Argiver geben nicht zu, daß Prometheus derf Menschen das Feuer gegeben hat, sondern möchten die Erfindung des Feuers dem Phoroneus zuschreiben3." Einzelne Charakteristika eines Kulturheros verbinden Phoroneus hingegen mit Deukalion4; die Prometheus-Deukalion-Sage spaltet also auf zwei Personen auf, was Phoroneus in sich allein vereinigt. Die oben erwähnte chronologische Ordnung bedingt nun, daß im Mythenkomplex um Prometheus-Deukalion, von dem Akusilaos (FGrHist 2 F 35=Nr. 17) ebenfalls gehandelt hat, die Zeit vor der Flut mit den Nachfolgern von Phoroneus parallel läuft. Es fällt also eine Phase, in der die Welt noch nicht ihre feste Ordnung gefunden hat, mit einer Epoche zusammen, die sie schon voraussetzt5; eine solche Differenzierung kann kein genealogisches Schema und keine chronologische Tafel wiedergeben: Die Chroniken lösen Strukturen zugunsten der einzelnen Begebenheit auf. In der Folge verliert die Flut den Charakter der einmaligen Urkatastrophe und wird zum wiederholbaren Ereignis; damit ist die Voraussetzung geschaffen, mehrere Flutsagen chronologisch gegeneinander abzusetzen. Die Wertungen der verschiedenen Epochen werden verwischt, und die Akzente in der Charakterisierung von Deukalion verschieben sich. Die beiden ältesten Quellen für die Deukalionsage - Hesiod (Frg. 234 = ' Diese Altersabstufung zwischen der argivischen Königsliste und Deukalion steht wohl in der Tradition von Hellanic. (Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 4 ; 6-18) und ist seit Kastor von Rhodos |FGrHist 250 F 3/4) fest in der antiken Chronographie verankert. ! Vgl. EGFI 210 Frg. 1. ! Zur Entsprechung Phoroneus - Prometheus vgl. PR II 1, 279; J. Schmidt, RE 20 (1941) 645/6. Es wird erwogen, ob Phoroneus ein erweitertes Hypokoristikon von πυρφόρος ist: PR a.a.O. Anm. 2. • - S. 231/2. ! - S. 91/2; 236-9; 274.
154
Nr. 16) und Pindar (Ο. 9, 41-53 = Nr. 18) - betonen, wie der Flutheros nach seiner Rettung ein Volk um sich sammelt und das erste Haus baut. Eine andere Auffassung prägt die vom Marmor Parium (FGrHist 239 A 2 = Nr. 42) an in der Chronographie vertretene Tradition, die vielleicht auf Hellanikos zurückgeht6: Hier wird deutlich das Jahr markiert, in dem Deukalion am Parnaß König wurde, auch das Jahr, in dem die Flut kam. Die Kontinuität der menschlichen Kultur scheint von der Flut nicht berührt zu sein, die zum einfachen historischen Faktum geworden ist. Von dieser chronographisch ausgerichteten Form der Deukalionsage unterscheiden sich die ältesten Zeugnisse also ganz wesentlich, in denen Deukalion mit den Attributen des Kulturheros bedacht wird und am Anfang der festen Weltordnung steht. Das bei Hesiod und Pindar vorliegende Motiv, daß sich die menschliche Kultur in ihrer neubegründeten Form praktisch aus dem Nichts heraus entwickelt habe, wird allerdings schon durch die den antiken Flutsagen eigene Tendenz, Deukalion nicht als einzigen Überlebenden zu bezeichnen, abgeschwächt7. Als typisch für die griechische Mythologie gilt eine Folge von drei Fluten: ogygische, deukalionische und dardanische. Diese Anordnung ist aber spät und nur in einem Platonscholion (zu Ti. 22a = Nr. 111) und bei Nonnos (D. 3,200-19 = Nr. 108) belegt, zugleich mit der Sage vom Tempedurchbruch kombiniert, was auf eine gemeinsame Quelle oder gegenseitige Abhängigkeit weist. Besser bezeugt ist ein Zweiflutensystem, das die Sintflut des Ogygos vor die des Deukalion setzt und wahrscheinlich auf Kastor von Rhodos zurückgeht, mindestens aber seit Varro belegt ist8. Schon früher hat Zenon von Rhodos die deukalionische Flut zeitlich nach einer rhodischen eingeordnet9, und in der christlichen Literatur geht der Flut des Ogygos natürlich Noah voraus10; es muß aber noch andere Systematisierungen gegeben haben. Istros (FGrHist 334 F 68 = Nr. 116)'1 kennt vier Fluten, ohne allerdings Namen zu nennen; sicher ist nur, daß er die samothrakische Flutüberlieferung12 mitzählte. Es könnten natürlich auch historische Ereignisse wie die Überflutung von Helike
' - S. 90/1. ' - S. 211/2. Nahe stehen die kyklischen Katastrophentheorien der Philosophen, bei denen die Flut im Prinzip völlig gleichgeartete Perioden menschlicher Entwicklung voneinander trennt, die mit primitiven Anfängen begonnen haben und an deren Ende eine Katastrophe zur nächsten Periode überleitet, welche die gleiche Entwicklung vor sich hat; - S. 142-6. « - S. 159-66. ' - S. 156-9. 10 Eus. Arm. Chron.p. 34,27-35,4 = Nr. 99, Aug. civ. 18,8 = Nr. 88,Isid. orig. 13,22,2-4 = Nr. 104. 11 Wenn der echte Istros aus dem Ende des 3. Jh. v. Chr. gemeint ist, stellt diese Notiz einen überraschend frühen Beleg für ein System mit mehr als zwei Fluten dar,· vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 334 S. 619 und zu F 68. 11 - S. 135-42.
155
(373 ν. Chr.), die auf die Zeitgenossen so großen Eindruck gemacht hat, mit berücksichtigt sein13. Bei Augustin (civ. 18,8 = Nr. 88) ist die biblische Sintflut die größte und die deukalionische die kleinste und jüngste zugleich. Diese Gliederung scheint nicht zufällig zu sein. Die Flut des Deukalion wird zu einer Zeit angesetzt, welche die verschiedenen Lokalchroniken schon anders ausgefüllt haben, so daß nur die Lokalisierung im fernen Thessalien übrigbleibt14. Mit zunehmendem Alter hingegen fallen die Fluten in Epochen, in denen die historischen Daten nicht mehr so dicht liegen und es deshalb möglich wird, die gigantischen Flutkatastrophen der Vorzeit anzusetzen.
4. Zenon von Rhodos Im Timaios (22c = Nr. 121) sind die Fluten vor Deukalion bloße Fakten. Ein Flutsystem, eingebettet in mythologische Vorstellungen, bietet im frühen 2. Jh. v. Chr. der von Diodor verwendete Geschichtsabriß des Zenon von Rhodos (FGrHist 523 Fl), wobei wie bei Piaton der Traditionsraum des festländischen Griechenland verlassen wird. Nach der Vertreibung der Teichinen durch eine Überflutung der Insel und der anschließenden Einrichtung des Helioskultes auf Rhodos, nach dem eigentlichen Kulturbeginn also, behandelt Diodor die Ereignisse im übrigen Griechenland. In diesem Zusammenhang erwähnt er (5,57,3 = Nr. 112) die deukalionische Flut1. Sie vernichtet alle schriftlichen Aufzeichnungen und beraubt so die Athener ihrer Erinnerung an die Stadt Sai's, obwohl sie sie einst selbst gegründet hätten2. Diese Theorie steht unter dem Einfluß von Phanodemos und letztlich Piaton3. Ganz singulär ist die Auffassung, die Sintflut zur Zeit Deukalions habe den griechischen Raum so schwer heimgesucht, daß nicht nur den Athenern, sondern den Griechen insgesamt keine Erinnerungen an die Zeit vor Deukalion geblieben seien: Es ist ausdrücklich von „den Griechen" die Rede4 1 ' Schol. Lyc. 73 = Nr. 74 identifiziert die Überschwemmung von Helike (und Bura!) mit der dardanischen Flut; vgl. Bölte, RE 7 (1912] 2855-8. - S. 197. " - S. 73-6. 1 Zur Frage der Identifizierung mit der deukalionischen Flut vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 523 F 1 S. 438. 2 D.S. 5,57,3-5 = Nr. 112. Interessant, daß in der orientalischen Sage Xisuthros nach der Flut die zuvor vergrabenen und somit geschützten Schriften wieder hervorholt: Beros. FGrHist 680 F 4 p. 379; 381. Das gleiche Motiv bezeugt die Albirüni-Chronik (Sachau [1879] 28) für die syrische Flutsage. Dazu Usener (1899) 13. 1 Daß Kekrops dabei (D.S. 5,56,6 = Nr. 112) der Zeit vor der Überschwemmung angehört, die sich der Beziehungen zu Ägypten noch bewußt war, hängt gewiß mit der seit Hecat. Abd. FGrHist 264 F 25 behaupteten barbarischen Abstammung von Krekrops zusammen,· - S. 144. 4 D.S. 5,57,4 = Nr. 112.
156
und Sai's nur ein einzelnes Beispiel für den allgemeinen Traditionsverlust in der griechischen Welt5, der dann bei Varro (HRR II 10/1 Frg. 3=Nr. 87) nicht der deukalionischen, sondern der ogygischen Flut zugeschrieben wird. Daß Rhodos davon verschont geblieben ist, paßt gut zum Chauvinismus, den Polybios (16,14) Zenon von Rhodos attestiert. Die Insel Rhodos hat also die gleiche Funktion wie Ägypten im AtlantisMythos; es wäre aber verfehlt zu versuchen, das Zweiflutensystem Zenons mit dem platonischen Mehrflutensystem zur Deckung zu bringen. Man kann nur feststellen, daß das Motiv von den Beziehungen Athens zu Ägypten, die infolge von Flutkatastrophen vergessen worden sind, nach Piaton wieder bei Zenon auftaucht. Beide benutzen dabei Material, das über Festlandgriechenland hinausführt, also außerhalb der traditionellen Mythologie liegt. Es erweckt den Anschein, als sei das Prinzip, Geschichte mit einem Flutsystem zu gliedern, durch die Autorität Piatons legitimiert worden. Um 300 v. Chr., am Ende jenes Jahrhunderts, in dem in der griechischen Literatur die Mythologie mit berücksichtigende Flutsysteme erscheinen, wurde mit dem Berossos-Bericht (FGrHist 680 F 4) aber auch die orientalische Flutsage für die Griechen schriftlich greifbar, d.h. man wurde sich spätestens jetzt der Existenz mehrerer Fluterzählungen bewußt, die zeitlich zu staffeln waren, denn niemand bestritt das höhere Alter der orientalischen Überlieferung. Der Hellenismus ist überhaupt die Zeit, in der sich die Historiker bemühen, einerseits die Stellung all der vielen griechischen Lokaltraditionen gegeneinander festzulegen und andererseits auch feste Relationen zur orientalischen Geschichte herzustellen. Am Ende dieser Entwicklung steht dann Kastor von Rhodos6. Das bei Zenon vorliegende Denkmodell, daß die deukalionische Flut einen einheitlichen Neubeginn für ganz Griechenland bedeutet, steht im Widerspruch zur festländischen Chronologie, die diese Vorstellung bereits seit Akusilaos aufgegeben hatte. Und trotzdem ist Zenon eigentlich nicht anders verfahren als Akusilaos, haben doch beide die Geschichte ihrer Heimat - Rhodos' resp. Argos'7 - allen übrigen Traditionen vorangestellt. Daß in Zenons Darstellung der griechischen Geschichte Athen übermäßig im Vordergrund steht, ist weiter nicht verwunderlich, denn bis ins ferne Rhodos hat wohl nur eine Stadt vom Range Athens auszustrahlen vermocht8. In etwas allerdings unterscheidet sich Zenon grundlegend von der Technik altersmäßig gestaffelter Lokalchroniken, wie sie in ausgebildeter Form dann Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 2-4) bietet, der die Königslisten von Sikyon, Argos wie auch von Athen je mit einem Urkönig beginnen läßt, einem Kulturheros wie Inachos/Phoros
D.S. 5,57,5 = Nr. 112. Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 381-3. 7 - S. 154. • Heutige,Geschichte Griechenlands' ist auch zur Hauptsache ,Geschichte Athens'. 6
157
neus oder Kekrops, dem, was vorher liegt, jedoch keine Beachtung schenkt9. Von dieser punktuellen Vorstellung hebt sich das Modell Zenons ab, weil auf Rhodos dem Beginn der menschlichen Kultur noch die telchinenvertreibende Flut vorausgeht10. Ein solches Kulturentstehungsschema hat zur Folge, daß eine synoptische Darstellung nicht nur um diejenige Epoche nach oben verlängert wird, als die entsprechende Kultur älter ist, sondern auch noch um die Zeit vor der Flut; es kommen somit zwei Epochen hinzu11. Rhodos, die Teichinen und die Flut Neben Zenon bezeugt Ovid (met. 7,357-67 = Nr. 118), als dessen Quelle sich Nikander vermuten läßt12, eine rhodische Fluttradition: Weil der Blick ihrer Augen alles vergiftete, habe Zeus die Teichinen von Rhodos im Meer ertränkt. Diese von Zenon offenbar verschwiegene Fähigkeit der Teichinen erwähnt auch die Suda (s.v. θέλγει), nach andern Quellen sollen sie Rhodos sogar durch Besprengen mit Styxwasser, dem Schwefel beigemischt sein kann, unfruchtbar gemacht haben13. Bei Nonnos (D. 14,45-8) und Strabon (14,2,7) verüben die Teichinen diesen Frevel, bevor sie den einwandernden Heliaden weichen müssen14; von ihrer Vernichtung erfahren wir aber nichts15. Nach Jacoby handelt es sich bei der die Teichinen vertreibenden Katastrophe um „ein spezifisch rhodisches ereignis", das nichts mit der später erwähnten deukalionischen Flut zu tun hat; die Entstehung der Sage soll den häufigen Überschwemmungen auf Rhodos zu verdanken sein16. Eine historisch faßbare Überflutung, diejenige von 316/5, wird von Diodor (19,45,1) in der Tat als τρίτος κατακλυσμός bezeichnet; ob man aber die Flut, welche die Teichinen von der Insel treibt, so ohne weiteres mit einer 9
Vgl. PI. Ti. 22a = Nr. 121. Anders in der bei Pi. O. 7,54-63 erhaltenen Sage von der Zuteilung der aus dem Meer auftauchenden Insel an Helios. " Den eigentlichen Charakter einer Sintflutsage hat nur der landeseigene Telchinenmythos bewahrt; die deukalionische Flut ist reine Epochengrenze. - S. 232-9. 12 Darstellung der Quellenfrage bei Rohde (1914) 539/40 Anm. 2. Weitere Literatur dazu bei Herter, RE 5A (1934) 214; Jacoby, Komm, zu FGrHist442 F 1 Anm. 19. 13 Styxwasser: Nonn. D. 14,45-8. Styxwasser und Schwefel: Str. 14,2,7 nach Apollod.; vgl. Niese (1877)' 296/7 und auch Herter, RE 5A (1934) 197. Weiteres Belegmaterial: Herter a.a.O. 207. " Gemäß Zenon von Rhodos (D.S. 5,56,3=Nr. 112) ließ Helios nach der Flut die autochthonen Heliaden entstehen. " In einem Fragment eines griechisch geschriebenen Traktates von Sueton werden die rhodischen Teichinen vom Blitz des Zeus erschlagen; Text: Blinkenberg (1915) 278; Funaioli, RE 4A (1932) 629/30; Herter, RE 5A (1934) 214/5. Eine ähnliche Sage auf Keos: - S. 196/7. " Komm, zu FGrHist 523 F 1 S. 438, vgl. S. 436. Nach Gaitanides-Worm ([1983] 94) Erinnerung an eine urgeschichtliche Überflutung, deren Spuren Geologen auf der Insel gefunden haben. 10
158
Überschwemmung wie der des rhodischen Städtchens Kyrbe" gleichsetzen darf, ist höchst fraglich. Da auf Samothrake ebenfalls ein vordeukalionischer Flutmythos18 erzählt wird, kann die Fluttradition auf Rhodos durchaus der Lokalsage entstammen und muß nicht bloß ein fakultatives durch die Natur suggeriertes Motiv zur Gliederung der vorgegebenen Abfolge Teichinen - Heliaden sein, auf das Strabon und Nonnos verzichtet hätten19. 5. Die ogygische Flut a) Bezeugung Kastor von Rhodos Kastor von Rhodos hat als erster einen Geschichtsabriß verfaßt, der die verschiedenen griechischen Lokalüberlieferungen, Mythologisches mit eingeschlossen, in feste chronologische Relationen zu den Traditionen des Orients brachte1. Als erster läßt er auch die griechische Geschichte mit den Königen von Sikyon beginnen, worauf dann die argivischen und athenischen folgen2; bei Akusilaos stand der Urkönig der Sikyonier, Aigialeus, genealogisch noch unter Phoroneus3. Kastor unterscheidet sich ferner dadurch von seinen Vorgängern, daß er in der Königsliste von Argos Phoroneus hinter Inachos den zweiten Platz zuweist4. In den Jahren, die den sikyonischen Königen (ab 2123/2) unmittelbar vorausgehen, erwähnt Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 1 = Nr. 82) einen Titanenkönig Ogygos und berichtet an anderer Stelle (FGrHist 250 F 9 = Nr. 83), daß sich zur Zeit dieses Ogygos beim Abendstern eine wundersame Himmelserscheinung gezeigt habe. Jacoby5 erwägt deshalb ernsthaft, diesen Passus einer Flutschilderung zuzuweisen. Außergewöhnliche Vorgänge am Himmel wurden zu allen Zeiten als Vorzeichen von Katastrophen gedeutet. Ein gutes Beispiel gibt die sog. Leu-WaserChronik, die berichtet, daß im Frühjahr 1618 nach dem Auftauchen seltsamer, nie gesehener Vögel „Entzweiung, Überschwemmung und der 17 D.S. 5,57,8 = Nr. 112. " Tümpel (RML II 1 [1890-94] 937) erschließt eine den Inseln Lesbos, Rhodos und Samothrake gemeinsame Flutüberlieferung, die mit dem Motiv vom Wassersprung einer Jungfrau verbunden ist; - 1.5.a. Anm. 28. " Vgl. Herter, RE 5A (1934) 2 0 7 / 8 ; Vian (1963) 80/1.
1 2 1 4 5
Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 2 5 0 S. 8 1 5 / 6 und Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 382/3. Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 383. Schol. E. Or. 932; 1246. Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 2 F 24. Zum Verhältnis Inachos - Phoroneus bei Acus.: Jacoby, Komm, zu FGrHist 2 F 23. Komm, zu FGrHist 250 F 9, vgl. Bouche-Leclercq (1899) 128 Anm. 4.
159
große Komet und der Untergang von Plurs (1618) erfolgt" seien6. Im Bereich der Antike ist auf Pindar (Pae. 9,1-20) hinzuweisen, der eine Sonnenfinsternis als mögliches Vorzeichen für eine Flut betrachtete. Ein weiteres Argument dafür, daß Kastor mit Ogygos eine Flut verbunden hat, läßt sich der Wirkungsgeschichte entnehmen: Varro (rust. 3,1,2/3 = Nr. 86), bei dem eine ogygische Flut in den Jahren des Titanenkönigs eindeutig bezeugt ist7, fußt mindestens zum Teil auf Kastor8. Kastor - wie auch Thallos (FGrHist 256 F 2 = Nr. 85) - verbindet Ogygos ferner mit einem Titanenaufstand gegen Zeus9. Wohl derselben Tradition folgte später Servius (ecl. 6,41 = Nr. 107), der als Quelle möglicherweise Varro benutzt hat, denn er scheint den thebanischen König Ogygos zeitlich nahe bei der Machtergreifung des Zeus anzusetzen. Da Kastor (FGrHist 250 F 4 p. 1140 = Nr. 84) zusätzlich noch die deukalionische Flut erwähnt, ist für ihn somit ein Zweiflutensystem anzunehmen. Wenn Varro (HRR II 11/2 Frg. 5a = Nr. 88) die Intentionen Kastors wiedergibt, stellt die ogygische Flut das älteste Ereignis im griechischrömischen Geschichtsbewußtsein dar. Diese Vorstellung widerspricht sowohl den Theorien Piatons - die letzte vernichtende Flut gerät in Vergessenheit - als auch dem rhodischen Telchinenmythos, wo die Sintflut als Reaktion auf die vorhergehende Zeit verstanden werden muß. Was vor der ogygischen Flut liegt - von Varro (HRR II 10/1 Frg. 3 = Nr. 87) αδηλον genannt - bleibt im dunkeln; die Zeit vor der Sintflut steht naturgemäß als etwas Unwirkliches in einem gewissen Kontrast zur etablierten Ordnung danach - möglich, daß Kastor darum, auf exakte Historie bedacht, diesen Zeitraum nicht behandelte. Jedenfalls hat er sich mit der Problematik der sicheren Festsetzung von Epochen beschäftigt10. Im Gegensatz zur Flut unter Ogygos hat bei Kastor diejenige zur Zeit Deukalions gar keine Funktion,· sie ist als eine thessalische Begebenheit
' Abgedruckt im Bündner Jahrbuch 16 (1974) 72. Bereits für den 11. Februar 1524 hatten etliche Astrologen anläßlich der Konjunktion von Iuppiter und Saturn im Sternbild der Fische eine Sintflut vorausgesagt. ' - S. 161-6. • Jacoby, Komm, zu FGrHist 250 S. 816; vgl. auch Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 49. ' Kastor und Thallos setzen offensichtlich Ogygos mit El/Kronos gleich: Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 44,256 F 2 / 3 und Konj ekturen im Apparat zu FHG III 517/8 Frg. 2. Ist diese Identifizierung Voraussetzung für die Polemik bei Serv. ecl. 6,41 = Nr. 107 und Mythogr. 1,189? Umstritten ist, ob Schol. Hes. Th. 806 Ogygos βασιλεύς θεών (Hss.) in βασιλεύς Θηβών zu ändern ist, vgl. Wörner, RML 3 (1897-1909) 690. Nach Ktesias (FGrHist 688 F Ii) hat Semiramis, die Kastor (FGrHist 250 F 1) nach dem assyrischen König Ninos, dem Nachfolger von Ogygos' Zeitgenossen Belos, einordnet, Erdhügel aufwerfen lassen unter dem Vorwand, sich gegen die Sintflut zu schützen, den Bau von Pyramiden zu demselben Zweck erwähnt die Albirüm-Chronik (Sachau [1879] 2.8) im Rahmen der syrischen Fluttradition. Es kann nicht gesagt werden, ob Ktesias' Nachricht mit irgendwelchen Sintflutspekulationen für die Zeit des Titanen Ogygos zusammenhängt. - S. 179/80. 10 Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 250 S. 816.
160
ein bloßes Anhängsel der athenischen Königsliste und gliedert die Geschichte so wenig wie bei Piaton (Ti. 22a = Nr. 121), ein Zeichen dafür, daß dieser Mythos nie sinnvoll in die später führenden Lokalchroniken integriert werden konnte 1 '. Zenon hat der deukalionischen Flut nur durch eine willkürliche Verallgemeinerung der athenischen Ägypten-Theorien eine epochenscheidende Funktion zu geben vermocht12. Ein solches Vorgehen kann bei Kastor, dessen Ziel die objektive Berücksichtigung aller wichtigen Lokaltraditionen ist, natürlich nicht erwartet werden. Varro Jacoby13 glaubt, daß Varro, abhängig von Alexander Polyhistor (FGrHist 273 F 79)14, mit ,cataclysmus prior' (HRR II 10/1 Frg. 3 = Nr. 87)15 die orientalische Fluttradition meint. Er16 läßt dabei offen, ob die Zählung der Fluten und die Verbindung der ersten mit Ogygos erst Alexander Polyhistor zuzuschreiben sei oder schon dessen Vorgängern, jüdischen Historikern, deren Werke aber nicht mehr erhalten sind. Ein Zusammenfallen von griechischer und orientalischer Sage läuft indes der sonst allgemein zu beobachtenden Tendenz des jüdischen Kulturkreises entgegen, die eigene Geschichte von derjenigen der Griechen abzuheben und sie als älter zu erweisen'7. Es fällt ferner auf, daß die griechischen Flutmythen auch in synoptischen Darstellungen, die den Orient mit einbeziehen, separat numeriert werden. So bezeichnet Iulius Africanus (bei Eus. PE 10,10,7 Mras = Nr. 94) die Flut des Ogygos als den πρώτος κατακλυσμός, obwohl seine Chronik auch von der vorangehenden biblischen Sintflut erzählt18. Varro könnte mit,cataclysmus prior' durchaus die erste Sintflut im griechischen System bezeichnen und dennoch durch Alexander Polyhistor Kenntnis von der orientalischen Sage haben. Gegen eine Identifizierung der ogygischen Flut Varros mit der Flutkatastrophe des Orients spricht auch der Umstand, daß Berossos (FGrHist 680 F 5 p. 384) obwohl bei ihm (FGrHist 680 F 4) der Flutheros Xisuthros als Zeitgenosse der Titanengeneration unter den Göttern erscheint - und danach Alexander Polyhistor (FGrHist 273 F 79 p. 111/2) von der Sintflut des Xisuthros bis zu Semiramis, die Kastor (FGrHist 250 F ld) zeitlich in der Nähe des Titanen Ogygos fixiert, erhebliche Zeit verstreichen lassen. Wenn hinter " - S. 75. 13 - S. 156-9. 11 Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 387. 14 Abhängig von Beros. FGrHist 6 8 0 F 4. Zur Benutzung von Beros. durch Alex. Polyh. vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 273 F 8 1 - 3 S. 289. ,s Weiter rust. 3,1,2/3; HRR II 11/2 Frg. 5a, 12 Frg. 5b, 14 Frg. 9 = Nr. 8 6 - 9 0 . " Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 387 und Anm. 50. " Vgl. Eus. Arm. Chron. p. 34,27-35,4 = Nr. 99; - S. 124/5; 181. " Nur Isid. orig. 1 3 , 2 2 , 2 / 3 = Nr. 104 zählt die ogygische Flut als zweite nach der biblischen.
161
Varros ogygischer Flut aber trotzdem die orientalische Überlieferung stehen sollte, müßte er letztlich als Quelle eine von denjenigen jüdischen Chronographien benutzt haben, die für die Zeit zwischen der biblischen Sintflut und Alexander mit dem extrem kurzen Intervall von 1792 Jahren rechneten - die christliche Chronographie, abhängig von ebenfalls jüdischen Bearbeitungen der Aigyptiaka Manethons, nennt Zahlen um 3000 -, womit man in die Nähe der für die varronische Flut zu erschließenden Daten käme". Varro (HRR II 10/1 Frg. 3=Nr. 87) beschreibt die ogygische Flut als das älteste Ereignis der griechisch-römischen Geschichte, über dessen Datierung die benutzten Quellen gleicher Meinung sind20. Was vorher liegt, kann zeitlich nicht mehr ,genau' festgelegt werden, ist αδηλον21. Eine ähnliche Geschichtsauffassung findet sich bei Kastor von Rhodos (FGrHist 250 Fl), der den gleich auf die Zeit des Titanen Ogygos folgenden Ninos als die erste sicher zu datierende Person der assyrischen Königsliste bezeichnet. In Kastor sah Jacoby22 deshalb das Vorbild für die varronische Dreiteilung der Geschichte in αδηλον, μυθικόν und das mit der ersten Olympiade beginnende ιστορικόν. Die Chronologie der von Varro (HRR II 10/1 Frg. 3 = Nr. 87) angegebenen Epochen hat Schwierigkeiten bereitet23. Was die Dauer der ersten Epoche betrifft, die bis zur Flut des Ogygos reicht, führt Varro keine Zahlen an. Hingegen erwähnt er, daß die ogygische Flut ungefähr 1600 Jahre vor der ersten Olympiade stattgefunden habe; damit wird sie nach unserer Zeitrechnung auf 2376 v. Chr. datiert. Die mythische Epoche, die mit der Flut des Ogygos beginnt, umfaßt demnach den Zeitraum von 2376-776 v. Chr. Bei der weiteren Unterteilung dieser Zeitspanne werden zunächst einmal zwischen Ogygos und Inachos ca. 400 Jahre gezählt, was im Prinzip schon auf Kastor zurückgehen könnte. Die folgende Lücke hat man so ausgefüllt, wie wenn Varro von Inachos bis zum Fall Troias 800 Jahre gerechnet hätte, ein Fixpunkt, der sich aus der Fortsetzung des Fragments ergibt24. Mit den weiter genannten 400 Jahren sind die geforderten 1600 Jahre dann beisammen.
" 1792 resp. 2938 Jahre in der Albirüni-Chronik: Sachau 118791 27; 2899 Jahre nach der unter Manethons Namen überlieferten „Alten Chronik" (M 232 = Georg. Synk. p. 98), vgl. W. Helck, KP 3 (1969) 952. Diese Annahme bleibt aber unwahrscheinlich, weil Tatian (Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92) anscheinend die gleiche Tradition wie Varro benutzt hat, um zu beweisen, daß die ogygische Flut bedeutend jünger als die biblische ist. -* S. 181; Anm. 9. Vgl. H. Dahlmann, RE Suppl. 6 (1935) 1237-41. ! ' Die,wahre' Geschichte beginnt mit der ersten Olympiade; vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 382. " Komm, zu FGrHist 250 S. 816. " Vgl. Peter (1902); H. Dahlmann, RE Suppl. 6 (1935) 1239/40. " Ob die Zeitspanne zwischen Inachos und dem Fall Troias noch weiter unterteilt war, läßt sich nicht endgültig entscheiden,· vgl. Peter (1902) 232 ; 239/40.
162
Mit seinem Ansatz der Eroberung Troias auf das Jahr 1176 v. Chr. hält sich Varro im Rahmen der in der Antike bekannten Datierungen, die Censorin (20,3) in diesem Zusammenhang zum Vergleich anführt. Das von Censorin für die ogygische Flut überlieferte Datum von 2376 v. Chr. hingegen ist singular und wird durch kein weiteres Zeugnis gestützt; Parallelen führen auf einen Ansatz um 2100": Augustin (civ. 18,8 = Nr. 88) bemerkt, daß Varro in „De gente populi Romani" - aus dieser Schrift zitiert auch Censorin - die ogygische Flut um mehr als 300 Jahre früher als Eusebios und Hieronymus angesetzt habe, was ein Datum von spätestens 2056/5 v. Chr. ergibt26. Der aus Augustin erschlossene Ansatz wird durch ein anderes Werk von Varro bestätigt: In „De re rustica" (3,1,2/3 = Nr. 86) bezeichnet Varro Theben als die älteste griechische Stadt, setzt ihre Erbauung durch König Ogygos noch vor der ogygischen Flut an und schätzt ihr Alter auf ca. 2100 Jahre. Es ergibt sich damit für die Flut ein terminus post quem von ca. 2154 oder 2137 v. Chr., je nachdem, ob man das fiktive Jahr des Gesprächs oder die Abfassungszeit des Werkes als Ausgangspunkt nimmt27. Merkwürdigerweise hätte nun Varro nach einem bei Arnobius erhaltenen Zitat auch noch die deukalionische Flut in diese Zeit datiert, denn er (HRR II 14 Frg. 9 = Nr. 90) soll von der Sintflut des Deukalion28 bis zum Konsulat des Hirtius und Pansa, d.h. bis 43 v. Chr.29, nicht ganz 2000 Jahre gerechnet haben. Alle Schwierigkeiten sind behoben, wenn für Arnobius (oder dessen Quelle) eine Verwechslung zwischen ogygischer und deukalionischer Flut in Betracht gezogen wird - eine berechtigte Annahme30, da ja seine Fassung der Deukalionsage auch sonst erheblich von der Vulgata abweicht31. Der aus Arnobius gewonnene Ansatz (später als 2043 v. Chr.) wäre dann eine weitere Stütze für die vom Censorin-Text unabhängigen Datierungen der ogygischen Flut um 2100 oder etwas danach. Probleme bestehen auch bei der Datierung von Inachos. Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 3 p. 1137), auf dem alle Chronographen bis hin zu Euseb aufbauen, setzt den Regierungsbeginn des Inachos ins Jahr 1856/5 " Vgl. Peter (1902) 232/3; 239. " Die christlichen Traditionen, die eine ogygische Flut in Attika kennen und für uns mit Tatian zum erstenmal greifbar sind, synchronisieren diese Flut mit Phoroneus, dem Nachfolger von Inachos, und setzen sie - auf unsere Zeitrechnung übertragen - ins Jahr 1796/5 v. Chr.: Schwartz (1894) 22; 38; Jacoby, Komm, zu FGrHist 250 F 7. Die Datierung nach Euseb (Chron. II p. 17o = Nr. 101) ins 260. Jahr Abrahams ergibt 1756/5 v. Chr., vgl. Schwartz a.a.O. 44. " Vgl. H. Dahlmann, RESuppl. 6 (1935) 1185; 1187. Die Zahlen 2056/5 (von Aug. aus) und 2154 oder 2137 (von rust, aus) setzen sich deudich gegen 2376 (Cens.) ab; vgl. Peter (1902) 232/3. 21 Vgl. Arnob. nat. 5,5 = Nr. 67; Peter (1902) 232 Anm. 1. " Vgl. Samuel (1972) 266. " Peter (1902) 239/40 Anm. 3. " - S. 128.
163
ν. Chr.32, während nach Censorin Varro die Jahre um 1976 genannt hätte. Das aus Censorin zu erschließende Jahr liegt auch hier zu hoch; eine auf Varro (HRR II 16 Frg. 12) basierende Bemerkung Augustins (civ. 18,40) weist hingegen tiefer, sogar über Kastor hinaus, ins 16. Jh.: Die Ägypter hätten „vor nicht viel mehr als 2000 Jahren" die Schrift von Inachos' Tochter Isis gelernt; da Augustin den „Gottesstaat" 426 vollendet hat, führt das auf die Jahre vor 1574 v. Chr.33. Obwohl dieser Ansatz noch mehr als der censorinische von dem kanonisch gewordenen Kastors abweicht, läßt er sich rechtfertigen: Tatian (Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92) und nach ihm Klemens von Alexandrien (Strom. 1,21,102,3 = Nr. 93) zählen zwischen Inachos und der Zerstörung Troias 20 γενεαί. Rechnet man auf die übliche Art eine γενεά zu 33 Jahren, ergibt das eine Zeitspanne von ungefähr 650 Jahren, die hinzugezählt zu 1183 - Kastors Ansatz für den Fall Troias34, worüber einigermaßen Einigkeit bestand genau auf die Jahre führt, die Kastor (FGrHist 250 F 3 p. 1137) für Inachos bezeugt: 1856/5-1806/5. Tatian3 5 selbst hingegen hat ganz offensichtlich mit sog. kurzen Generationen zu 23 Jahren36 gearbeitet und beziffert die Epoche von Moses und dem Pharao Amosis I., die er beide mit Inachos synchronisiert, bis zum troianischen Krieg darum nur auf ungefähr 400 Jahre, was im Vergleich mit Kastor, Africanus und Euseb ein für Inachos völlig ungewöhnliches, aber mit Varro einigermaßen übereinstimmendes Datum um 1600 ergibt. Tatian nennt einen Ägypter, Ptolemaios von Mendes (FGrHist 611 F la), als Zeugen für den erwähnten Synchronismus37. Wenn nun dieser von Inachos-Moses-Amosis bis zur Zerstörung Troias ca. 400 Jahre rechnete, so liegt dem ägyptische Chronologie zugrunde, die auf genauen Pharaonenlisten aufbauen konnte: Als Regierungszeit von Amosis I. werden denn auch heute noch die Jahre von ca. 1570 bis etwa 1545 angegeben. Varro hat offenbar ebenfalls eine Quelle benutzt, die ägyptische Traditionen mit berücksichtigte, denn in ein und demselben Werk behandelte er neben der griechischen Frühgeschichte auch die Einführung der Schrift bei den Ägyptern38. Peter3' hat die Spätdatierung von Inachos auf eine - pythagoreische? Lehre von der Wiedergeburt des Menschen zurückgeführt, deren Erwäh" Im System Varros steht eine ganze Epoche unter dem Namen von Inachos; das paßt z.B. zu Hör. carm. 2,3,21; 3,19,1, wo Inachos Symbol für die ältesten Zeiten ist. Bei Kastor gehen den argivischen noch die sikyonischen Könige voraus. - S. 159. " Vgl. Peter (1902) 240. » Schwartz (1894] 13; 16. " Ebenso Klemens. " Vgl. Samuel (1972] 242/3, H. Kaletsch, KP 5 (1975] 1475/6. " Die Ansetzung von Moses in der Zeit des Pharaos Amosis I. auch in Manethons Aigyptiaka (M 110 = Georg. Synk. p. 115]. " HRR II 16 Frg. 12 = Aug. civ. 18,40, nach: De gente populi Romani. " (1902) 235-9; Kritik bei H. Dahlmann, RE Suppl. 6 (1935) 1240.
164
nung in Varros „De gente populi Romani" Augustin (civ. 22,28) bezeugt und nach der jeweils alle 440 Jahre wieder der gleiche Körper mit der gleichen Seele zusammenkommen soll. Da die 440-Jahr-Perioden letztlich aber wieder auf den Generationenrechnungen der griechischen Chronographen basieren40, wäre es merkwürdig, wenn Varro mit ihrer Hilfe die traditionelle Chronologie völlig verändert hätte; er wollte wohl eher mit dieser Periodenrechnung die überlieferte Abgrenzung historischer Epochen gewissermaßen geschichtsphilosophisch begründen. Genaue Jahreszahlen lassen sich für Varros chronologisches Schema kaum geben. Gesichert scheint aber ein Frühansatz der ogygischen Flut in den Jahren um 2100-2000 zu sein, was grundsätzlich zu Kastor paßt, nur daß letzterer den Titanen Ogygos noch etwas älter macht41. Die Unterschiede zwischen Kastor und Varro rühren offenbar von einer andern Berechnungsweise für den Zeitraum zwischen der Zerstörung Troias und Inachos her, da der Rhodier die seit Hellanikos dafür feststehenden 20 Generationen42 zu 33 Jahren rechnet, während Varro eine Quelle benutzt haben muß, welche die griechische Geschichte in Bezug zur ägyptischen gesetzt und dabei infolge der Anwendung von sog. Kurzgenerationen zusammengedrängt hat. Mit Peter43 wäre der Censorin-Text zu ändern; jedenfalls hat Varro nicht 800 Jahre vom Fall Troias bis zu Inachos gezählt. Die Zahlen Censorins sind eine Kompromißlösung, um die bei Kastor und Varro divergierenden Daten - durch Verdoppelung eines 400-Jahr-Intervalls? - einander anzunähern. Was den Ansatz der deukalionischen Flut betrifft, glaubt Peter44, Varro habe den ersten Abschnitt des mythischen Zeitalters durch ogygische und deukalionische Flut abgegrenzt, die letztere somit in der Zeit des Inachos angesetzt. Zwar wird Inachos in einem Euripides-Scholion (zu Or. 932 = Nr. 133) mit einer Flut verbunden, doch bietet dieses Scholion überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür, daß damit die Sintflut zur Zeit des Deukalion gemeint ist45. Zugrunde liegt ein lokales Aition für den argivischen Brauch des ,Birnenwerfens'46. Um seine These halten zu können, war Peter47 zudem zu einer unwahrscheinlichen Annahme gezwungen: Weil von Augustin bezeugt ist, daß Varro (HRR II 14/5 Frg. 10 = Nr. 91) wie die parische Marmorchronik (FGrHist 239 A 4 = Nr. 42) und die Christen vor Euseb48 - Deukalion in die Zeit von Kekrops' Nachfolger 40
Peter (1902] 238. " Vgl. Peter (1902) 235. - S. 159/60. Jacoby, Komm, zu FGrHist 4 F 4 ; 6-18. 43 (1902] 239/40 Anm. 3. 44 (1902) 239/40. 45 Vgl. Peter (1902) 232; 239; H. Dahlmann, RE Suppl. 6 (1935) 1239/40. 46 Plu. Mor. 303a/b = Nr. 132. " (1902)239/40. 41 Varro steht Tatian nicht nur in bezug auf das 400-Jahr-Intervall zwischen Inachos und Troia nahe, sondern auch darin, daß beide - in Abweichung von Kastor (FGrHist 250 F 4 = Nr.
165
Kranaos datiert hat, müssen auch Kekrops und Kranaos Zeitgenossen von Inachos sein. Ein solcher Synchronismus wäre aber singular. Es gibt einen Hinweis darauf, daß Varro die deukalionische Flut ungefähr 200 Jahre nach Inachos ansetzte: Möglicherweise hat nämlich Solinus (11,18 = Nr. 106), der zwischen Ogygos und Deukalion einen Zeitraum von 600 Jahren einschiebt, aus Varro geschöpft; denn die beträchtliche Ausdehnung, die er der ogygischen Flut zuschreibt, paßt eher zu Augustins (civ. 18,8 = Nr. 88) Bemerkungen als zur Chronographentradition von einer lokalen Flut in Attika. Christliche Autoren Die Sage von einer Überschwemmung Attikas zur Zeit des athenischen Königs Ogygos ist zuerst bei Tatian (Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92) am Ende des 2. Jh. n. Chr. bezeugt. Allerdings könnte man meinen, diese Sintfluttradition sei schon bei Akusilaos (FGrHist 2 F 23) oder sogar in der von ihm benutzten Phoronis49 belegt. Klemens von Alexandrien (Strom. 1,21,102,5-103,1 = Nr. 93), der (Strom. 1,21,101,2 ; 102,2) sich auf Tatian beruft, schreibt nämlich: „In Griechenland war zur Zeit des Phoroneus, des Nachfolgers von Inachos, die Flut des Ogygos . . . Akusilaos (FGrHist 2 F 23) sagt, daß Phoroneus der erste Mensch gewesen s e i . . . Daher schreibt Piaton im Timaios (22a = Nr. 121), indem er Akusilaos folgt: ,Er (Solon) wollte sie (die ägyptischen Priester) auf ein Gespräch über die ferne Vergangenheit hinlenken, und so unternahm er es, das Allerälteste, das hier bekannt ist, zu erzählen, von Phoroneus, der der erste Mensch genannt wird, und von Niobe und dann von den Dingen nach der Flut.'" Diese Passage entstellt den originalen Piaton50. Das Piatonzitat lautet richtig: „Er wollte... es unternehmen, das Allerälteste, das in seiner Stadt bekannt war, zu erzählen, von Phoroneus, mit dem unsere Erzählungen beginnen, und von Niobe und dann nach der Flut von Deukalion und Pyrrha." Durch den vorzeitigen Abbruch des Zitates und den Einschub eines τά wird verschleiert, daß sich Piaton auf die deukalionische Flut bezieht51. 84] - die deukalionische Flut unter Kranaos ansetzen: Nach Tatian (Or. ad Graec. 3 9 = Nr. 92) - und somit auch nach Klemens (Strom. 1,21,103,2 = Nr. 93) - fällt sie nämlich erst in die Zeit des Argivers Krotopas, der auf Triopas, den Zeitgenossen von Kekrops, folgt. Diese Tradition vertreten auch MP FGrHist 239 A 4 = Nr. 42 und Afric. bei Georg. Synk. p. 2 9 7 , 7 - 1 0 = Nr. 98; vgl. Iust. 2 , 6 , 7 - 1 0 = Nr. 33. Eus. Nr. 102/3 hat sie abgelehnt und Kastors Synchronismus (Deukalion - Kekrops, Mitte 16. Jh. v. Chr.) übernommen. " - S. 153/4. so Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 2 F 23. Gleiche Tradition: Eus. PE 10,10,7. 51 Nach Jacoby (Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 386) muß Klemens irgendeine argivische Königsliste verwendet haben, die Phoroneus auf Inachos folgen läßt und unter ersterem die ogygische Flut erwähnt. Klemens, außerordentlich zitierfreudig, hat sicher neben Kastor noch andere Quellen benutzt.
166
Mit Iulius Africanus (Nr. 94-6) fand die ogygische Flut Eingang in die von Christen verfaßten Weltchroniken52: Sie führt in Attika zu einem Interregnum von ca. 190 Jahren", das von Ogygos bis Kekrops dauert, und wird von Africanus (bei Eus. PE 10,10,21/2 = Nr. 96) mit Phoroneus und den Plagen, die Jahwe vor dem Auszug der Israeliten über Ägypten hereinbrechen ließ, synchronisiert54. Mit Tatians (Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92) Synchronismus Inachos-Moses ist dieser Ansatz ohne weiteres zu vereinbaren, weil Moses viel länger lebte (120 Jahre nach Euseb), als Inachos König war (50 Jahre nach Kastor), und somit noch in Phoroneus' Zeit hineinreichen kann55. Was die Daten betrifft, hält sich Africanus im Rahmen der Langgenerationen-Rechnung Kastors und verschlechtert dadurch im Synchronismus Moses-Amosis I.56 die realistische Datierung des letzteren bei Tatian; Um 1020 Jahre nämlich soll die ogygische Flut früher anzusetzen sein als die erste Olympiade - und das führt auf 1796/5 v. Chr.57 Der Synchronismus Moses-Ogygos, ein Angelpunkt im System von Africanus58, hält sich in der Zeit danach nur bei Georgios Synkellos und Johannes aus Antiochien; der viel bekanntere Euseb (Chron. II p,17o = Nr. 101) hat ihn nicht übernommen: Er ordnet Moses zwischen dem 425. und 545. Jahr Abrahams ein und bestätigt so Tatians (Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92) Intervall von 400 Jahren zwischen Moses und dem Fall Troias (835. Jahr Abrahams)59. Den ägyptischen Pharao Amosis I. (Regierungsantritt im 294. Jahr Abrahams) wie auch Phoroneus und Ogygos (260. Jahr Abrahams) hingegen beließ er ungefähr in den Jahren, die ihnen Africanus zugewiesen hatte, und machte damit letztere zu Zeitgenossen Jakobs; Moses korrespondiert erst mit der deukalionischen Flut60. Diese Kombination verschiedener Methoden der Generationenberech-
" Eus. Arm. Chron. p. 85,6-17, Chron. II p. 17o = Nr. 100/1. " 190Jahre:Eus. Arm. Chron. p. 85,6-17 = Nr. 100.189 Jahre: Eus. PE 10,10,8 = FGrHist 328 F 92. Zum Problem der Berechnung dieser Zahl vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 250 F 4 S. 824 und zu FGrHist 328 F 92 S. 385-7. S4 In dieser Tradition stehen Georg. Synk.p. 118,4-21undJoh.Ant.FHGIV538Frg. 1,1; 547 Frg. 13,5, der neben einer sittlichen Begründung (Promiskuität der Bevölkerung Attikas vor der Kulturbegründung durch Kekrops) auch die Ableitung der ogygischen Sintflut von den ägyptischen Plagen kennt. Vgl. Polem. Hist. FHG III 119 Frg. 13. " Eus. Chron. II p. 22e/23h (a. Abr. 425), 32c/33e |a. Abr. 545). Kastor FGrHist 250 F 3 p. 1137. " Μ 110 = Georg. Synk.p. 115. " Vgl. Schwartz (1894) 22; 38. Phoroneus nach Kastor FGrHist 250 F 2 p. 1138: 1806/5-1746/5. Zur Datierung von Amosis I. - S. 164. ! « Schwartz (1894) 22. " Moses' Geburterstunter dem sechsten Nachfolger von Amosis I.; - Anm. 55. Auszug der Israeliten aus Ägypten im 80. Lebensjahr von Moses (vgl. AT 2. Mose 7,7), d.h. im 505. Jahre Abrahams: Eus. Chron. II p. 28/9. Untergang von Troia: Eus. Chron. II p. 52/3. 10 Eus. Chron. II p. 18; 27o = Nr. 103; Isid. orig. 13,22,3 = Nr. 104; vgl. Manethon (M 112 = Georg. Synk. p. 130).
167
nung" rückt die Frühgeschichte Griechenlands näher an den Beginn der biblischen Geschichte heran, was wohl Tatian wie Africanus eigentlich hatten verhindern wollen. Zwar war die Chronologie beider nicht so sehr durch Wissenschaftlichkeit denn durch apologetische Erfordernisse bestimmt", doch scheint sich Tatian immerhin eines überlieferten Systems bedient zu haben, um den Zeitraum der griechischen Geschichte einengen zu können, während Africanus, der die Rechnung mit den Kurzgenerationen aufgegeben hatte, gleichzeitig aber an den Synchronismus Moses-Inachos anknüpfen wollte, die Epoche zwischen dem Fall Troias und Moses willkürlich ausdehnte, obwohl sie die orientalische Tradition selbst schon auf 400 Jahre festgelegt hatte63. Negative Bezeugung In hellenistischer Zeit64 ordnet Lykos (FGrHist 380 F 2) den Thebaner Ogygos - bei Varro Eponym der allerersten Flut - erst der Zeit nach Deukalion zu65. Die aus dem Hellenismus stammenden Scholien zu Pindar, denen diese Notiz entnommen ist, kennen überhaupt keine weitere Sintflut vor derjenigen des Deukalion, die sie als die älteste bezeichnen (zu 0.9,75 = Nr. 117)66. Dazu paßt eine aus Korinna (PMG 340 Frg. 671) bekannte Genealogie, die zwar nicht sicher zu datieren, jedenfalls aber älter als Varro ist und Ogygos zum Sohn des Boiotos macht, dessen Mutter Melanippe Deukalions Enkel Aiolos zum Vater hat67. Dieser böotische Ogygos kann demnach nur spät mit dem Flutmotiv verbunden worden sein, wie überhaupt alle Traditionen um diese Sintflut - auch diejenige Kastors vom gleichnamigen Titanen - relativ jung sein müssen: Mit Piaton (Ti. 23b), der die deukalionische Flut als die älteste der griechischen Mythologie bezeichnet, ist ein terminus post quem für die Entstehung der ogygischen Flutsage gegeben.
61
Der zeitliche Abstand, den Euseb (Chron. Up. 22e/23h ; 15) zwischen das Geburtsjahr von Moses (425. Jahr Abrahams) und den Regierungsantritt von Phoroneus' Vorgänger Inachos (160. Jahr Abrahams) - bei Tat Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92 mit Moses synchronisiert einschiebt, entspricht der Differenz zwischen Langgenerationenrechnung (666 Jahre) und Jahresangabe (400 Jahre ~ 20 Kurzgenerationen) bei Tatian. " Vgl. Schwartz (1894) 31/2, 53. " - S. 164. " Jacoby, Komm, zu FGrHist 380 S. 163. " Gleiche chronologische Staffelung bei St. Byz. s.v. Βοιωτία. Vgl. Vian (1963) 161. " Es ist nicht klar, ob dieses Scholion ein anderes Flutsystem kennt oder ob πρώτος κατακλυσμός so etwas wie ,Urflut' bedeutet; - III. 1. Anm. 27. " Zu den Aiolos-Genealogien: H. v. Geisau, KP 1 (1964) 184.
168
b) ώγύγιος - "Ωγυγος Die Belege für das Adjektiv ώγΰγιος übertreffen an Alter diejenigen für das Substantiv "Ωγυγος1. Nach Frisk2 ist "Ωγυγος wohl sekundär von ώγύγιος abgeleitet; Wilamowitz3 hat in diesem Zusammenhang auf die Bildung des athenischen Königsnamens Κράναος vom Adjektiv κραναός aus hingewiesen, ώγύγιος bleibt ohne Etymologie4, das Altertum scheint allerdings eine Verwandtschaft von "Ωγυγος m i t ' Ωκεανός herausgehört zu haben5: Die Genealogie des Pausanias (1,38,7), die den Eleusin entweder von einer Okeanide oder von "Ωγυγος ableitet, deutet nach Jacoby4 die Identifikation von "Ωγυγος mit ' Ωκεανός an. Auf Verbindungen zum Weltmodell des Pherekydes (VS 7 Β 2), das einen ' Ωγηνός als Gegenpol zur Γη erwähnt, macht Rudhardt7 aufmerksam. Die Belege für ώγΰγιος setzen ein mit Homers Odyssee (1,85 )8; in der die Insel der Kalypso ' Ωγυγίη heißt. Wilamowitz' hat ausgeführt, daß eigentlich ώγυγίη zu lesen sei; dieses Epitheton konnte aber jederzeit ohne Schwierigkeiten als Eigenname verstanden werden10. Bei den frühen Belegen ist weiter Hesiod (Th. 806) zu nennen, der dem Styxwasser die Eigenschaft ώγύγιον zuordnet11. Bereits auf das alte Epos geht mit aller Wahrscheinlichkeit auch die Benennung der thebanischen Tore als ,ogygische' zurück12. Eine alte - wohl auf einer Verschreibung beruhende Nebenform ist ώγύλιος,· ein Scholion zu einem Odysseevers (zu 1,85) erwähnt, daß der von Piaton so bewunderte Antimachos (Frg. 142) hier ' Ωγυλίην statt' Ωγυγίην gelesen habe, eine Form, die ebenfalls für Hesiods Kataloge (Frg. 204,60) bezeugt ist: Als Idomeneus, der Sohn des Kreters Deukalion, um Helena freite, mußte er, um nach Sparta zu gelangen, das Ogylische Meer durchfahren13. Nach den antiken Erklärern bedeutet ώγύγιος ,alt'; möglicherweise gehört Hesychs Umschreibung von γυγαί mit πάπποι (Großväter) in diesen
1 Für die Nebenformen vgl. Wörner, RML 3 (1897-1909) 684 und J. Miller, RE 17 (1936) 2076. 1 (1970) 1143. I (1893| II 126. 4 Frisk (1970) 1143. Vgl. Güntert (1919) 167-9, der eine kritische Zusammenstellung von Etymologien bietet, ferner Wörner, RML3 (1897-1909) 690-4 und J. Miller, RE 17 (1936)2076. ! PR 131, 865, Usener (1899) 44, Fontenrose (1959) 236-8, Vian (1963) 98 ; 230. ' Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 43. ' (1971) 114/5. Vgl. St. Byz. s.v. 'Ωγενος. - III.l. Anm. 27. ' Weiter Od. 6,172; 7,244 ; 254; 23,333. ' (1884) 16/7. ,c Vgl. Risch (1974) 119. '1 Vgl. St. Byz. s.v. "Ωγενος. II - S. 171/2. " St. Byz. s.v. "Ωγυλος: νήσος μεταξϋ Πελοποννήσου και Κρήτης (Antikythera?). τό έθνικον ' Ωγΰλιος.
169
Zusammenhang 14 . Die Suda (s.v. ώγύγιον)15 kennt weiter die Bedeutung ,sehr groß', wohl auf Grund der Tatsache, daß Ogygos auch als Titan galt16. Sprichwörtlich ist die Verbindung ώγύγια κακά17, was,lästige Dinge' bezeichnet. Gemäß Eustathios (1393,31/2) heißt das Adjektiv deswegen nicht nur ,alt', sondern auch noch so etwas wie ,übel', wofür in der Suda folgendes Aition herangezogen wird: Kadmos, der Sohn des Ogygos, soll wegen seiner Töchter ins Unglück gekommen sein, eine Konstruktion, die Ogygos als König von Theben voraussetzt18. Die neueren Erklärer haben erwogen, die ,ogygischen Übel' direkt von der gleichnamigen Sintflut herzuleiten" oder von der Seuche, welche nach Pausanias (9,5,1) die von Ogygos regierten Ektener dahingerafft hatte und die man als Folge der Überflutung verstand20. Das Adjektiv ώγύγιος scheint jedoch nicht so sehr selbst etwas Übles auszudrücken, sondern vielmehr eine Qualifikation der κακά zu geben: ώγύγια κακά sind riesenhaft urweltliche Übel. Von dieser Grundbedeutung aus lassen sich auch die beiden angegebenen Verwendungsweisen der Redensart verstehen: Sie kann etwas als besonders übel bezeichnen oder - mehr dem temporalen Sinngehalt des Adjektivs folgend - sein schon beachtliches Alter betonen. So wie mit ώγύγια κακά Übel gemeint sind, die menschliche Maßstäbe übersteigen, liegt das von Theopomp (FGrHist 115 F 75d) erwähnte όρος ώγύιον, das in όρος ώγύγιον verbessert wurde, als sagenhaftes Nordgebirge wie die ogygische Insel der Kalypso außerhalb des menschlichen Erfahrungsbereichs21. Den Menschen verschlossen bleibt nach Kallimachos (Iov. 14) das ώγύγιον Λεχώιον, die Stelle, wo Rhea Zeus gebar. Unserem Zeitgefühl entrückt werden ferner Urmenschen samt ihrem Land ,ogygisch' genannt: Kallimachos (Del. 160/1) bezeichnet Kos, die Insel des Urkönigs Μέροψ, des Stammesheros der μέροπες, als ώγυγίη23, und der späte Dionysios Periegetes (GGM II 129,417) verbindet Ladon mit diesem Adjektiv, der - so erklärt Eustathios (GGM II 293,416) in seinem Kommentar zur Stelle - seiner Urtümlichkeit wegen ώγύγιος heiße; zusammen mit Gaia habe er die erste Frau, Daphne, gezeugt.
M
EM 820,37-40; Eust. p. 1393,31/2; Hsch. s.v. ώγυγίου; Phot, und Suid. s.v. ώγύγιον. Auch Phot. s.v. ώγύγιον und Hld. 10,25. " - S. 159/60. " Phot, und Suid. s.v. ώγύγια κακά. Paroemiogr. Gr. I 466,9 (Bodl. 954). '* Anspielung auf die Mythen von Agaue, Autonoe, Ino, Semele. - S. 171/2. " Ehrlich (1908) 636, Wörner, RML 3 (1897-1909) 686. !0 Wörner, RML 3 (1897-1909) 686. 2 ' Merkwürdig ist die Bezeichnung Μακάρων νήσος (Armenidas FGrHist 378 F 5, vgl. Jacobys Komm. z.St.) für die Burg von Theben, das oft ,ogygisch' genannt wird; - S. 171. Eine ,Insel der Seligen' ist ebenfalls etwas der Realität Entrücktes; vgl. Usener (1899] 199 Anm. 3. " Vgl. Wörner, RML 3 (1897-1909) 693/4. ,s
170
c) Ogygos und Theben Seit Aischylos, in dessen „Sieben" (321) der Chor das böotische Theben eine πόλιν ώδ' ώγυγίαν nennt, erscheint ;ogygisch' als beliebtes Epitheton dieser Stadt; nach Strabon (9,2,18) wird es auch auf ganze Böotien ' Ωγυγία - angewandt1. Einen Ogygos, Sohn des Boiotos und somit Enkel des im böotischen Kult vielfach verwurzelten Poseidon2, erwähnt Korinna (PMG 340 Frg. 671); zwar steht die Datierung dieser einheimischen Dichterin nicht mit Sicherheit fest, doch scheint auch im Falle Thebens das Adjektiv vor dem Substantiv belegt zu sein3. Bei Euripides (Ph. 1113) und Apollodor (3,68) wird weiter eines der sieben Tore Thebens ogygisch genannt4,· dieses Tor steht auch in allen andern Torverzeichnissen außer bei Aischylos und muß zum Teil sogar als Haupttor gegolten haben5. Die Siebenzahl ist fiktiv und aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vom Dichter der Thebais als Kompositionshilfe zur Gestaltung der einzelnen Kampfesschilderungen eingeführt worden6. Mit der Realität in Theben brauchte die Dichtung nicht übereinzustimmen, da ja nach der Sage die siebentorige Stadt von den Epigonen zerstört worden war ; das ogygische findet sich denn auch nicht unter denjenigen Toren, die wirklich existiert haben7. Weiterbildungen der Sage8 haben dann dazu geführt, daß die Zahl der in der Antike genannten Namen sieben bei weitem übersteigt'; der Katalog der Thebais selbst ist unbekannt. Offenbar wurde nun sekundär zum altüberlieferten Tornamen ein Eponym erfunden, der natürlich nur der Gründer Thebens sein konnte, genau so wie es Varro (rust. 3,1,2=Nr. 86) überliefert10. Der Polemik eines 1
Ebenso St. Byz. s.v. ' Ωγυγία. Vgl. Wörner, RML 3 (1897-1909) 684 und Nilsson (1909) 64. Tz. Schol. Lyc. 1206 verkürzt diese Genealogie: Ogygos sei ein Sohn des Poseidon und der Alistra, was Wilamowitz |[1891] 216 Anm. 1) in Mestra ändert. Die genealogische Abhängigkeit dieses Ogygos von der dritten Göttergeneration verunmöglicht eine Identifikation mit dem Titanen Ogygos, der noch an Kämpfen gegen die Götter teilgenommen haben soll, - S. 159/60. Nach St. Byz. s.v.' Ωγυγία ist Ogygos ein Sohn der Termera. (Die Stelle ist nicht vollständig erhalten; vgl. Wörner, RML 3 [1897-1909] 688.) Der Name Termera gehört zu einer Gruppe von Personen- und Ortsnamen, die sowohl in Böotien als auch bei den Lykiern = Termilen zu belegen sind; vgl. Höfer, RML 3 (1897-1909) 2925/6; W. Rüge, RE 5A (1934) 409-15; - S. 178. ' Seit Page neigt man dazu, Corinn. nicht mehr in die Zeit Pindars zu datieren, sondern sie etwa um 200 v. Chr. anzusetzen; vgl. Lesky (1971) 212/3. * Das Material bei Wörner, RML 3 (1897-1909) 684/5; hier auch die Diskussion um die Lokalisierung dieses Tores. Vian (1963) 230/1. s Wilamowitz (1891) 216/7. 4 Wilamowitz (1891) 226-9. ' Wilamowitz (1891) 222-4; vgl. L. Ziehen, RE 5A (1934) 1428-30; 1432. « Wilamowitz (1891) 229/30. ' Katalog bei Wilamowitz (1891) 210-8. ·' So auch Schol. A.R. 3,1177-87a ; Schol. Lyc. 1206. In Schol. Lyc. 1209 ist Ogygos der zweite König nach Kalydnos. 1
171
Euripidesscholions (zu Ph. 1113) kann entnommen werden, daß erzählt wurde, Ogygos seihst habe das nach ihm benannte Tor erbaut. Da der Mauerbau Thebens aber sonst fest mit den Zwillingen Amphion und Zethos verbunden ist, erklärt Aristodemos von Theben (FGrHist 383 F 4), wohl ein Schüler Aristarchs", die Benennung des Tores nach Ogygos folgendermaßen: Als unter Amphion und Zethos die Stadtmauern errichtet wnrden, sei dieses Tor neben das Grab des alten thebanischen Königs Ogygos zu liegen gekommen12. Seine Theorie stützt Aristodemos damit, daß er (FGrHist 383 F 3) gegen Traditionen polemisiert, die von Niobidengräbern in Theben wissen; es gab nämlich auch eine Überlieferung, die den Namen des ogygischen Tores nicht von Ogygos, sondern von einer Tochter des Amphion und der Niobe namens Ogygia ableitete. Diese Tradition vertritt Hygin (fab. 69,7); sie ist aber sicher älter, denn bereits Hellanikos (FGrHist 4 F 21) erwähnt eine Niobide Ogygia. Für die Entstehung dieser Aitiologie läßt sich ein terminus post quem angeben, denn Pherekydes' (FGrHist 3 F 126) Niobidenliste enthält noch keine Ogygia13. Ogygos und Böotien verbindet ferner die Überlieferung von den Praxidiken. Ihr Heiligtum stand nach Dionysios von Chalkis (FHGIV 394 Frg. 3) und Pausanias (9,33,3) südwestlich vom Kopa'is-See im böotischen Haliartos. Die Namen der drei Praxidiken hat Dionys mit Aulis, Thelxinoe und Alalkomenia angegeben und sie als Ogygos-Töchter bezeichnet14. Es macht den Anschein, besonders bei Aulis, als wäre der Anschluß an Ogygos nicht besonders alt15. Höfer16 hat erwogen, ob aus dem ώγύγιον ϋδωρ des Hesiod (Th. 806)17, bei dem die Götter ihren Eid ablegen, spekulativ der Vater für die drei Schwurgöttinnen herauskonstruiert wurde. Da νυμφαι ώγυγιαι schon bei Panyassis als Bezeichnung für die Praxidiken belegt ist, liegt es indessen näher, auch hier in diesem traditionellen Epitheton den Ausgangspunkt für die sekundäre Ableitung eines Ogygos zu sehen18. So überrascht es denn nicht, wenn Ogygos in den thebanischen Sagen eine merkwürdig isolierte Stellung einnimmt: Pausanias (9,5,1) macht ihn ja zum autochthonen König über eine an einer Seuche zugrunde " Jacoby, Komm, zu FGrHist 383 S. 173. 12 Nach Wilamowitz ([1891] 216/7) wie Schol. A.R. 3,1177-87a (worausEM 820,37/8) von Corinn. PMG 340 Frg. 671 abhängig. Ogygos' Grab eine Erfindung: Ehrlich (1908) 637 Anm. 2, vgl. dagegen Radermacher (1915) 28. - I.7.b. Anm. 3. 11 Vgl. Wilamowitz (1891) 218-20. 14 Aulis und Alalkomenia bezeichnet auch Paus. 9,19,6; 33,5 als Töchter des Ogygos. 15 Höfer, RML 3 (1897-1909) 2922. Nach Dionysios von Chalkis sind die Individualnamen älter als die Kollektivbezeichnung; Zweifel bei Türk, RML 3 (1897-1909) 2912. " RML 3 (1897-1909) 2918/9. " Vgl. Pocock (1962). " - S. 169; 174; 177/8.
172
gegangene Urbevölkerung, die Ektener19. Nicht weniger läßt aber auch die Tatsache, daß sich eine über Ogygos hinaus weiterführende Genealogie nur mehr im Zusammenhang mit den Theorien über die Beziehungen des böotischen Theben zu Ägypten findet, an der Ursprünglichkeit einer mythologischen Figur ,Ogygos' zweifeln. Wenn die Suda in der Erläuterung zu den ώγυγια κακά20 Kadmos als Sohn des Ogygos21 bezeichnet, ist dies lediglich die Folge davon, daß die Ogygos-Tradition gewaltig gewuchert hat. In einem Lykophronscholion (zu 1206) taucht die von der Suda verzeichnete Etymologie nämlich bezeichnenderweise mit Ägypten verknüpft auf: „Und Ogygos war König über das ägyptische Theben, woher Kadmos stammte, der heranzog und in Griechenland das siebentorige Theben gründete und auch dem ogygischen Tor den Namen gab, weil er alles nach dem Muster des ägyptischen Theben benannte22." Crusius23 führt den Inhalt dieses Scholions auf Pherekydes von Athen zurück. Andererseits läuft unter dem Namen des Pherekydes (FGrHist3 F 178) und eines gewissen Antiochos (FGrHist333 F 3) die Erzählung, daß Ogygos und seine Frau Thebe, attische Autochthonen, zu den Ägyptern gezogen seien. Nach der Gründung des dortigen Theben durch Ogygos hätten die beiden auch die Isismysterien eingeführt. Der echte Pherekydes aus dem 5. Jh. kommt nicht in Frage24; Jacoby25 vermutet, daß die Texte, die vorgeben, von AntiochosPherekydes zu stammen, ins 1. Jh. n. Chr. gehören. Wie diese Ägypten-Spekulationen um sich griffen, zeigt der Vergleich des eben erwähnten Lykophronscholions (zu 1206) mit einem solchen zu Pindar (zu I. 8,37c), das ebenfalls eine Ogygos-Genealogie enthält. In beiden wird als Gewährsmann Lykos (FGrHist 380 F 2), ein hellenistischer Gelehrter, zitiert26, doch im Scholion aus guter Zeit findet sich überhaupt keine Verbindung mit Ägypten. Der entsprechende Text im Lykophronscholion bleibt im einzelnen leider unklar und hat zu Kon-
" Paus. 9,5,1: Ogygos ist König der Ektener, deren Wohnsitze nach ihrem Aussterben zum Teil die Hyanten einnahmen. Man hat diese Ektener auch schon durch die Termilen (= Lykier - S. 177] ersetzt, weil Str. 7,7,1; 9,2,3 neben den bei Paus, genannten Äonen und Hyanten auch noch Temmiker nennt; bei Lyc. 644 heißen allerdings die Böotier selbst Temmiker. Vgl. Wörner, RML 3 (1897-1909] 689; ferner Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 94 S. 396/7. !C Ebenso Phot. s.v. ώγυγια κακά. ' 1 Die Verbindung der Kadmos-Sage mit Ogygos bezeugt erstmals Lyc. 1206: Das Volk von Theben ist' Ωγΰγου σπαρτός λεώς. " Derartige Spekulationen um einen Zusammenhang zwischen dem ägyptischen und dem griechischen Theben können schon an Aischylos anknüpfen, der in den Persern (37) das ägyptische Theben ,ogygisch' nennt. Dazu Vian (1963) 32/3. " RML 2 (1890-7) 843. 14 Jacoby, Komm, zu FGrHist 3 F 178. " Komm, zu FGrHist 333 S. 613. " Jacoby, Komm, zu FGrHist 380 S. 163.
173
jekturen Anlaß gegeben,· immerhin wird deutlich, daß man offensichtlich versuchte, Ägypten in die Genealogie hineinzuziehen27. Da nach Korinna (PMG 340 Frg. 671) und Lykos (FGrHist 380 F 2) der echt böotische Ogygos erst in die Zeit nach Deukalion gehört, könnte Ogygos am ehesten noch im Zusammenhang mit den fantastischen Spekulationen über den ägyptischen Ursprung Thebens älter und zum Eponym der allerersten Flut gemacht worden sein28; jung indessen sind die ihn betreffenden Bezeugungen allemal, hat sich doch überall sekundäre Herleitung aus dem Adjektiv als wahrscheinlich erwiesen. d) Ogygos und Attika Nicht nur die beiden Theben, sondern auch Athen hat bei Aischylos (Pers. 975) das Epitheton ,ogygisch'; ' Ωγυγία als Beiname für Attika bezeugt Charax (FGrHist 103 F 30) im 2. Jh. n. Chr.1. Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 1 = Nr. 82) und auch Thallos (FGrHist 256 F 2 = Nr. 85) kennen einen - wohl mit einer Flut verbundenen - Ogygos unter den Titanen, die Zeus' Herrschaft in Frage stellen und ihm einen Kampf liefern, dann aber unterliegen2. Thallos berichtet darüber hinaus, daß der besiegte Ogygos nach dem im Westen gelegenen Tartessos floh, wobei dann Attika irgendwie unter seine Herrschaft geriet3. Ob ein Zusammenhang mit Philochoros (FGrHist 328 F 74) besteht, der aller Wahrscheinlichkeit nach behauptet hat, vor Kekrops seien Titanen in Attika gewesen, kann nicht entschieden werden4. Daß eine derartige Beziehung durchaus denkbar ist, lehrt das Beispiel Porphyrions, der vom König der Giganten zu demjenigen Athens aufrückte und ebenfalls Kekrops, ja sogar Aktaios noch vorausging5. Seit Tatian (Or. ad Graec. 38/9 = Nr. 92) wird dann ein athenischer " Dasselbe Scholion bietet noch ein weiteres Zeugnis für derartige Theorien: Nach einem sonst nicht bekannten Historiker gebiert Thebe Zeus den Aigyptos. " - S. 168. Immerhin tönt auch Aristodemos von Theben (FGrHist 383 F 4| Traditionen an, welche Kadmos, dem von der kanonisch gewordenen Chronologie nach Deukalion angesetzten Gründer Thebens, noch vorangehen,· vgl. Bapp (1896] 29. Die Sparten als Überlebende der deukalionischen Flut bei D.S. 19,53,4, vgl. 5,48,1 = Nr. 78; dazu Vian (1963) 161. - Anm. 22; III.5.f. Anm. 9. ' Jacoby, Addenda und Corrigenda in III Β S. 741,25-9. - S. 159/60. J Zu dieser wohl verderbten Textstelle Wörner, RML 3 (1897-1909) 689 und Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 44. 4 Vgl. Jacobys Komm. z.St. Vertreibung der Titanen durch die ogygische Flut? 5 Pi. P. 8,12/3; Ar. Av. 1251; Apollod. 1,34; Paus. 1,14,7; Hör. carm. 3,4,54. Platnauer (1938) IX erwägt, ob Porphyrion, der Purpur-Mann, als Phönizier zu interpretieren sei und eine entsprechende Theorie über die Frühgeschichte Attikas spiegle. Der Titan Ogygos jedenfalls wird von Kastor (FGrHist 250 F 1 = Nr. 82) und Thallos (FGrHist 256 F 2 = Nr. 85) mit semitischen Traditionen verbunden, - S. 179/80. !
174
König Ogygos mit einer Flut verbunden, die noch in die Zeit vor dem gewöhnlich als Urkönig geltenden Kekrops fällt. Jacob/ nahm einmal an, Hellanikos habe die Königsliste von Athen über Kekrops hinaus nach oben verlängert und dabei auch Ogygos genannt, hat diese Ansicht aber später widerrufen7 und überzeugend nachgewiesen, daß die ältere Atthidographie keinen König dieses Namens gekannt hat8. Später allerdings ließ dann nach Jacoby9 der Universalhistoriker Charax seine athenische Königsliste nicht mit Kekrops, sondern schon mit Ogygos beginnen. Da die Tradition von einer ogygischen Flut das Motiv der königlosen Zeit vor Kekrops enthält, hebt sie sich aber scharf von den Königslisten ab, in denen Ogygos als der erste einer ununterbrochenen Folge vorkekropischer Könige steht10. Die Tradition, die einen Ogygos als Gründer von Eleusis nennt, wird ebenfalls schon von Kastor (FGrHist 250 F 3 p. 1138) bezeugt, und zwar in seiner argivischen Königsliste11. Ein Zusammenhang mit dem Titanen Ogygos ließe sich höchstens unter Beiziehung von Thallos konstruieren: Die Gründung von Eleusis würde dann unter Ogygos' Herrschaft über Attika fallen; allerdings liegen zwischen den beiden Erwähnungen bei Kastor gut 300 Jahre. In einer von Pausanias (1,38,7) gegebenen Genealogie erscheint Ogygos als Vater des Eleusin. Der Perieget kennt aber auch eine Tradition, die Ogygos durch Hermes ersetzt, und fügt deshalb bei, daß es in vielen Fällen keine festen Heroenstammbäume gebe, weil sie oft durch reine Konstruktionen verfälscht worden seien. Jacoby12 glaubt, daß dieser Ogygos eine relativ junge Erfindung sei, um das höhere Alter des Demeterkultes von Eleusis gegenüber Argos zu behaupten. Die Gründung von Eleusis ist so synchron mit dem ersten argivischen Menschen Phoroneus13, während die Einführung des Demeterkultes in Argos gewöhnlich erst dem Sohn des Phoroneus, Klymenos, zugeschrieben wird14. Ogygos' Stellenwert in dieser Konstruktion ist der des,Uralten', der noch vor dem ersten athenischen König Kekrops lebte. Gleich wie in die Überlieferung vom Thebaner Ogygos, so spielt Ägyp' ' • ' ·' ''
Komm, zu FGrHist 4 F 47. Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 42. Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 386/7; vgl. Jacoby (1949) 127. (1904] 28. Namen bei Jacoby (1904) 28/9. - S. 167. Weiteres Material bei Wörner, RML 3 (1897-1909] 687 und J. Miller, RE17 (1936) 2077/8. 12 Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 43; vgl. Komm, zu FGrHist 328 F 94 S. 394/5. " Kastor (FGrHist 250 F 3 p. 1137) setzte Inachos vor Phoroneus: terminus ante quem für die Entstehung des Synchronismus Ogygos in Eleusis - Phoroneus? Vgl. Clem. Al. Protr. 2,20,2: In Eleusis wohnten damals die Erdgeborenen mit den Namen Baubo, Dysaules und Triptolemos, ferner Eumolpos und Eubuleus. Die Entstehung dieses orphischen Demetermythos wird von Graf ([1974] 179) ins 5. Jh. datiert. Wurde Ogygos vielleicht deswegen zum Gründer von Eleusis, weil er als Titan ein Sohn der Gaia und damit ebenfalls ,erdgeboren' war? " Paus. 2,35,4.
175
ten auch in die attische Ogygossage hinein: In dem schon erwähnten Zeugnis, das unter den Namen Antiochos-Pherekydes (FGrHist 333 F 3) läuft und wahrscheinlich aus dem 1. Jh. n. Chr. stammt, ziehen die attischen Autochthonen Ogygos und Thebe nach Ägypten15. Jacoby16 weist darauf hin, daß die dem Ogygos beigegebene Thebe die behauptete attische Autochthonie nicht sehr glaubwürdig macht. Auf dem Motiv der von alters her bestehenden Beziehungen zwischen Griechenland und Ägypten - durch Piatons Timaios in die Literatur eingeführt - baut auch die ogygische Flutsage der christlichen Chronographen auf; Voraussetzung ist der Synchronismus Moses-Ogygos: Wie die Ägypter unter den dem Auszug der Israeliten vorhergehenden Plagen zu leiden haben, trifft die Griechen als Abkömmlinge der Ägypter die Flut17. e) Ogygos und Lykien Die Überlegungen zu einem in Lykien heimischen Ogygos haben von der bei Panyassis (EGF 262 Frg. 18)1 für eine Praxidike überlieferten Genealogie2 auszugehen. Dieser Epiker, ein Verwandter Herodots, schreibt von Tremiles, dem Stammvater der Lykier, folgendes: ένθα δ' έναιε μέγας Τρεμίλης και έγημε θύγατρα νυμφην Ω Γ Υ Γ Ι Η Ν , ήν Πραξιδίκην καλέουσιν.
„Da wohnte der große Tremiles und heiratete die jugendliche Tochter des Ogygos, die sie Praxidike nennen." So etwa lautet eine Übersetzung im Sinne Radermachers3, der νυμφην als attributiven Einschub zu θΰγατρα erklärt und ΩΓΥΓΙΗΝ als Patronymikon auffaßt, obwohl dieser Gebrauch von ΩΓΥΓΙΟΣ bei Personen sonst nirgends belegt ist; Patronymika bei Frauen sind überhaupt selten4. Wird νΰμφην nämlich als ein zusätzliches Attribut zur Verbindung θύγατρα ΩΓΥΓΙΗΝ aufgefaßt, ist eine Interpretationsschwierigkeit dieser Verse beseitigt: Denn wenn man ΩΓΥΓΙΗΝ als ein einfaches Adjektiv mit νυμφην verbindet - im Sinne von ,die ogygische Jungfrau' oder ,die Jungfrau Ogygia' - und das Ganze als Apposition zu θΰγατρα betrachtet, fehlt die unentbehrlich scheinende Vatersangabe zu θΰγατρα; deshalb hat man θΰγατρα auch schon mittels
15
- S. 173. " Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 44. " Afric. bei Eus. PE 10,10,21/2 = Nr. 96. - S. 144/5; 167. 1 Neue Ausgabe mit Kommentar: Matthews (1974] 100-7; dazu Alex. Polyh. FGrHist 273 F 58. ! Vgl. Wörner, RML 3 (1897-1909) 688/9. ' (1915]29. 4 Schwyzer (1968) I 634/5.
176
Konjektur durch δάμαρτα oder γυναίκα ersetzt5. Es ist freilich zu beachten, daß der Kontext, in dem diese Verse gestanden haben, verloren ist. ένθα nimmt auf etwas Vorausgehendes Bezug, sei es in demonstrativem oder relativem Sinne, und dort kann auch der Vater genannt gewesen sein. Eine solche von Radermacher abweichende Auffassung schließt die Möglichkeit einer Heirat der eigenen Tochter nicht aus 6 : Die Annahme eines Inzestmythos wäre sogar überhaupt die eleganteste Lösung. Die Interpretation von ΩΓΥΓΙΗΝ als Eigenname vermag ebenfalls nicht zu überzeugen, weil Stephanos von Byzanz (s. ν. Ώγυγία) - in Übereinstimmung mit den Prinzipien griechischer Wortbildung - zur Ableitung der Bezeichnung Ώγύγιοι für die Lykier keine Heroine Ogygia, sondern nur einen Ogygos kennt7. Auch hier ist dieser Name sekundär vom Adjektiv aus gebildet worden und steht nun außerhalb jeder weiterführenden Genealogie, wie der thebanische und der attische Ogygos8. Angeknüpft hat ihn Stephanos an eine Termera - prinzipiell der gleiche Name wie derjenige des lykischen Stammesheros Termiles 9 . Am einleuchtendsten bleibt also die adjektivische Wiedergabe von ΩΓΥΓΙΗΝ. Schon Ehrlich10 hat behauptet, daß ώγύγιαι νυμφαι als Bezeichnung für die Praxidiken älter sei als Ώγύγου θΰγατρες, wie es für die böotischen Praxidiken belegt ist. Gestützt wird diese Annahme durch die Stellung, die Praxidike nach dem oben angeführten Panyassis-Fragment in der Genealogie Lykiens einnimmt: Ihre vier Söhne Tloos, Xanthos, Pinaros und Kragos - alles Eponyme lykischer Örtlichkeiten - machen sie nämlich zur Stammutter der Lykier", als deren Epitheton ώγύγιος durchaus zu rechtfertigen wäre. Mit einem Urmenschen verbunden, ist Vgl. Höfer, RML 3 (1897-1909) 2924. Vgl. Höfer, RML 3 (1897-19091 2928. ' Dieser Ogygos ist kaum der Vater der Praxidike,· wenn dem so wäre, würden die Lykier (Τερμίλαι, - Anm. 11) - wenig sinnvoll - sich nach dem Schwiegervater ihres Stammesheros Τρεμίλης nennen. ' - S. 172/3; 175/6. ' Vgl. Höfer, RML 3 (1897-1909) 2925/6; Matthews (1974) 101. 10 (1908) 638. '1 Drei von den Söhnen, nämlich Tloos, Kragos und Pinalos, sind auch auf der Inschrift von Sidyma genannt: Polycharm. FGrHist 770 F 5, 14-7. Man hat es für treffend angesehen, daß Panyassis den Lykiem eine Rachegöttin, die δίκας πράττεται, d.h. die gerechte Strafe eintreibt, als Stammutter zugeteilt hat; vgl. Höfer, RML 3 (1897-1909) 2929. In den antiken Quellen wird den Lykiern nämlich ein hochentwickelter Rechtssinn, eine gute Rechtspflege und ein erstaunliches Festhalten an geschworenen Eiden attestiert. So ist es eigentlich passend, wenn diese Praxidike das gleiche Epitheton bekommt wie das Styxwasser (Hes. Th. 806), bei dem die Unsterblichen ihre Eide leisten. Die Stammvater-Funktion von Tremiles ist zwar noch ausgeprägter,· nach Hdt. 1,173,3 werden die Lykier von ihren Nachbarn Τερμίλαι genannt, was gewiß mit dem bei St. Byz. s.v. Τρεμίλη (= Hecat. FGrHist 1 F 10) genannten Τρεμίλης zusammenhängt, nach dem Lykien Tremile genannt werde. Neuere Funde haben jedoch gezeigt, daß ,Termilen' die Selbstbezeichnung der Lykier in ihrer eigenen Sprache ist; Trilingue von Xanthos: Metzger-Laroche-Dupont-Mayrhofer (19791 60. !
4
177
das Adjektiv ώγύγιος sonst zwar erst seit Dionysios Periegetes (GGM II 129, 417) belegt, doch mag das Zufall sein12. Da die bei Stephanos von Byzanz (s. ν. Ώγυγία) überlieferten Nachrichten, die von einem lykischen Ogygos handeln, letzten Endes alle von Panyassis abhängig sind13, scheint - die späte Datierung von Korinna vorausgesetzt14 - der erste literarische Beleg für die Herausbildung eines Ώγυγος aus ώγύγιος also aus Kleinasien zu stammen. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß diese Informationen etliche Zwischenstationen hinter sich haben und somit nicht zwangsläufig reiner Panyassis vorliegen muß. Zahlreich sind zwar die Übereinstimmungen zwischen Lykien und Böotien im Bereich der Eigen- und Ortsnamen 1 s} konstruiert wirkt indessen der Parallelismus in bezug auf Ogygos und Termeros, der als Heros Eponymos der lykischen Stadt Termera16 mit dem Urkönig Ogygos verglichen werden kann. So erklärt Photios (s. ν. Τερμέρια) Τερμέρια mit τά μεγάλα, was an die Umschreibung von ώγύγιον mit υπερμέγεθες in der Suda (s.v. ώγύγιον) und an den Wortgebrauch bei Heliodor (10,25) erinnert. Analog zu den ώγύγια κακά bezeugt der gleiche Lexikograph auch Τερμέρια κακά17. Die ähnlichen oder gleichen Orts- und Eigennamen konnten natürlich auch die Übernahme einer böotischen Praxidike stützen. Jedenfalls darf vermutet werden, Panyassis als hellenisierter Kleinasiate habe lykische Traditionen bewußt an Griechisches angelehnt; somit ist der lykische Ogygos letztlich wohl trotz seiner früheren Bezeugung als Ableger des böotischen zu betrachten18. f) Zum Ursprung der ogygischen Flutsage Ältere Hypothesen Grundsätzlich stellen sich zwei Probleme: Es ist nicht nur zu untersuchen, wie das Flutmotiv in die Ogygos-Traditionen eingedrungen ist, sondern auch nach den Ursachen zu fragen, die zu einer Aufspaltung in eine Früh- und eine Spätdatierung der betreffenden Flut geführt haben.
" 170. Der gleiche Dionys (GGM II 135,523) bezeichnet die Insel Thasos als ogygisch; diese Nachbarinsel von Samothrake hat ihren Namen von einem Heros Thasos, der auch etwa neben Kadmos, dem Gründer des böotischen Theben, genannt wird: Apollod. 3, 3/4. u Vgl. Höfer, RML3 (1897-1909] 2924. " - S. 171. 15 Vgl. Höfer, RML 3 (1897-1909] 2925-7. " St. Byz. s.v. Τέρμερα; vgl. die Genealogie s.v. ' Ωγυγία. " Vgl. Matthews (1974) 106/7. - S. 170. " Wie in Lykien an griechische Traditionen angeknüpft wurde, zeigt auch das Beispiel der Stadt Kandyba, die laut St. Byz. s.v. Κάνδυβα nach Kandybos, dem Sohn Deukalions, benannt ist.
178
Weil Ogygos vor allem als König des böotischen Theben bekannt und bei Varro (rust. 3,1,2/3 = Nr. 86) in dieser Funktion im Zusammenhang mit einer Flut erwähnt ist, suchte man den Anknüpfungspunkt natürlich in jener Gegend. So führte nach einer alten Theorie die eigentümliche Natur des Kopa'is-Sees, dessen Uferregionen der starken Schwankungen des Wasserspiegels wegen oft überschwemmt wurden und der nach Strabon (1,3,18 = Nr. 150) und Pausanias (9,24,2 = Nr. 151) sogar ganze Stadtchen verschlungen hat, zur Entstehung der ogygischen Flutsage'. In den mykenischen Ruinen auf einem Inselchen im heute verlandeten Kopai's-See, das Goulas oder Gla genannt wird, sieht Frazer2 die Stadt, in der Ogygos vor der Flut und vor der Gründung des auf sichererem Boden liegenden Theben residiert haben soll. Welcker, der die ogygische Flut als böotische Lokaltradition betrachtete, erwog, diese Flutsage auf in Böotien eingewanderte Karer zurückzuführen, die Ogygos mit dem im Norden ihrer Heimat in Lydien gelegenen Γυγαία-See assoziiert hätten3. Da Plutarch (Frg. 157,7 = Nr. 140), der eine durch einen Zwist zwischen Hera und Zeus verursachte Flut in Böotien erwähnt, keinen Flutheros nennt, ist leider nicht mehr festzustellen, auf was für eine Tradition er sich eigentlich bezieht. Die athenische Form der Ogygos-Sage hat man von einer bei Apollodor (3,179 = Nr. 138) im Zusammenhang mit dem Streit zwischen Athene und Poseidon erwähnten Fluttradition abzuleiten versucht4; zugrunde liegt eine haltlose Identifikation von Ogygos mit Okeanos und Poseidon5. Da dieser Streit aber erst in die Zeit des Kekrops gehört, während die Flut des Ogygos Attika bereits ca. 200 Jahre zuvor verwüstet haben soll, billigt Jacoby diesem Mythos allenfalls den Wert eines Anknüpfungspunktes für Synkretisten zu6. Überhaupt hat nach Apollodor Poseidon allein die thriasische Ebene, d.h. nur gerade die Umgebung von Eleusis überflutet. Versuche, das Flutmotiv aus den Sagen vom Titanen Ogygos7 herzuleiten, fehlen ebenfalls nicht. Der aus dem Alten Testament (5. Mose 3,11) bekannte König Og von Basan, der als letzter der Riesen galt und dessen Basaltsarg in der Ammoniterstadt Rabba gezeigt wurde, gab nämlich Anlaß zur Vermutung, der Name Ogygos sei phönizischen Ursprungs und bei Kastor (FGrHist 250 F 1 = Nr. 82) und Thallos (FGrHist 256 F 2 = Nr. 85) liege eine phönizische Götterkampf sage vor8. Schon bei Hesiod (Th. 839-49) wird ja die Erde durch das infolge einer Auseinanderset' Ausführliche Darstellung dieser Theorie bei Frazer (1919) 160-3. (1919) 161-3. 1 (1857) 7 7 5 / 6 ; vgl. Wömer, RML 3 (1897-1909) 6 9 1 / 2 . 4 PR 131. s - S. 169. ' Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 43. - S. 167. ' - S. 159/60. ' Vgl. Wömer, RML 3 (1897-1909) 6 8 9 / 9 0 . !
179
zung unter den Göttern aufbrausende Meer in Mitleidenschaft gezogen, und zwar in dem aus orientalischen Quellen stammenden Typhoeusmythos, mit dem die Titanenkämpfe zu Ende gehen 9 . Ein Nebeneinander der Motive ; Meer' und ,Kampf gegen den höchsten Gott' findet sich allerdings auch in einer ugaritischen Erzählung, in welcher der Meergott Jam gegen Baal aufbegehrt 10 . Gegen die Ansetzung einer selbständigen festländischen Fluterzählung sprechen zwei Dinge: Erstens einmal ist die Sintflut des Ogygos auffallenderweise nur in Verbindung mit der deukalionischen Flut belegt, in Flutsystemen also, und führt damit kein Eigenleben. Fragwürdig erscheint es aber auch trotz der zahlreichen immer wieder auf den thebanischen Ogygos zurückverweisenden Überlieferungen, Böotien zum Zentrum einer separaten Flutsage zu machen, da es ja an das Kerngebiet der deukalionischen grenzt, die böotische Stadt Potniai sogar als Stadt des Deukalion bezeichnet wird' 1 . Die ogygische Flut - eine Konstruktion der Chronographen? Obwohl Varro 12 und Iulius Africanus, der erste Verfasser einer christlichen Weltchronik 13 , in der Datierung der ogygischen Flut erheblich voneinander abweichen, sind sie sich dennoch in einem Punkt einig: Der N a m e Ogygos markiert gewissermaßen die Schwelle, hinter der die wirkliche, chronologisch abgesicherte' Historie beginnt. Dadurch, daß es Ogygos ist, der den ältesten Fixpunkt in Africanus' chronologischem ' Zum Verhältnis zwischen Typhoeusmythos und Titanomachie bei Hes. vgl. Robert bei Heitsch (1966) 170-3, Schwabl bei Heitsch (1966) 206-12. In diesen Mythos wird nun gerade auch der thebanische Kadmos mit einbezogen,· er soll Zeus die Sehnen zurückgebracht haben, die ihm der Drache Typhoeus gestohlen hatte: Nonn. D. 1,362-2,29. Die Urtümlichkeit des Kadmos kommt nicht nur darin zum Ausdruck, daß er mit den der Etablierung von Zeus' Herrschaft vorangehenden Kämpfen verbunden ist, sondern auch in seiner Hochzeit mit Harmonia, die den Stellenwert einer,ersten Hochzeit' hat; vgl. D.S. 5,49,1, Apollod. 3,25. Als Begründer des thebanischen Königshauses ist Kadmos so etwas wie ein Urmensch - man denke auch an die Spartensage ; die Verknüpfung mit Ogygos, dem ,Uralten', erscheint also sinnvoll; - S. 173; III. 5.c. Anm. 28. Es widerspricht der Funktion dieses Heros, daß die parische Marmorchronik (FGrHist 239 A 7), Kastor von Rhodos (FGrHist 250 F 4 p. 1140) und Euseb (Chron. II p. 34g ; p. 35k) Kadmos mehr als 500 Jahre nach dem Beginn der griechischen Frühgeschichte ansetzen. Der Frühansatz von Kadmos stimmt die thebanische Überlieferung mit derjenigen von Samothrake ab, denn Kadmos' Frau Harmonia (D.S. 5,48,5) ist eine Schwester von Iasion und Dardanos, und die mit letzterem verknüpften samothrakischen Traditionen wurden anscheinend nach der dortigen Sintflut ungefähr zur Zeit Deukalions angesetzt; vgl. D.S. 5,47,3 mit 5,48,2/3 = Nr. 78, 5,49,2 und 19,53,4. 10 ANET 129-31, Labat (1970) 380-90, Beyerlin (1975) 222-4 ; vgl. Hillmann (1965) 31-5. '' Schol. Verg. Bern, georg. 3,268; - S. 83. Sparten als Überlebende der deukalionischen Flut: D.S. 19,53,4; Vian (1963) 161. 12 HRR II 10/1 Frg. 3, 11/2 Frg. 5a = Nr. 87/8. n Afric. bei Eus. PE 10,10,7 = Nr. 94; PE 10,10,21/2 = Nr. 96, vgl. bei Georg. Synk. p. 119,14.
180
Schema der griechischen Geschichte abgibt, und nicht sein mit ihm erwähnter Zeitgenosse, der wegen Piaton (Ti. 22a = Nr. 121) so viel bekanntere Phoroneus, wird dessen epochenabgrenzende Bedeutung noch ganz besonders unterstrichen. Diesen Stellenwert mag Ogygos seit Kastor haben, der (FGrHist 250 F 1/2) genaue Zahlen erstmals mit Ninos (Orient) und Aigialeus (Griechenland) angibt und für die unmittelbar voraufgegangene Zeit die beiden Namen Belos und Ogygos nennt, wobei der letztere mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit einer Flut erwähnt war. Auch wenn Kastor erst von Aigialeus an, also nach dem Titanen Ogygos, eine genaue Zählung von Jahren kennt, so steht er Varro prinzipiell dennoch nahe: Gemäß Censorin (21,1 = Nr. 87) rechnete Varro erst nach der ogygischen Flut in zahlenmäßig erfaßbaren Epochen - das kann aber bereits die Zeit nach Ogygos sein. Tatian, der als erster den Spätansatz der ogygischen Flut vertritt, führt (Or. ad Graec. 39 = Nr. 92) aus, daß sich alle bekannten mythischen Ereignisse nach Inachos ereignet hätten. Denn, so fährt er weiter, erst zur Zeit von Phoroneus, dem Nachfolger des Inachos, werde bei den Athenern ein Ogygos erwähnt; unter diesem sei die erste Flut eingetreten. Eine solche Argumentation sieht nun aber sehr nach einer Rechtfertigung für Tatians Theorie aus, alles Heidnische sei jünger als Moses - und Inachos14. Man gewinnt sogar den Eindruck, daß Tatian seinen Ansatz der ogygischen Flut hier nur deswegen so nachdrücklich begründet, weil er sich eines Verstoßes gegen die traditionelle Chronologie bewußt war. Indem Tatian dieses Problem einer eingehenden Erörterung für wert hielt, erweist er die ogygische Flut jedenfalls erst recht als dasjenige Ereignis, von dessen Datierung letztlich alles abhängt. Daß zuvor noch Inachos genannt wird, darf nicht verwirren. Obwohl Varro, dem Tatian nur schon durch das 400-Jahr-Intervall zwischen Troia und Inachos nahesteht15, die Inachos vorangehenden sikyonischen Könige kennt, erklärter (HRRII15 Frg. l l = A u g . civ. 18,3) dennoch, daß erst mit Inachos' Sohn Phoroneus in Griechenland die Geschichte wirklich beginne, und zwar mit der Einrichtung der Rechtsprechung16. Der Vergleich mit Varro
14
Or. ad Graec. 40,• vgl. Afric. bei Eus. PE 10,10,19 = Nr. 97. - S. 164. " Varro hat also beide Neuerungen Kastors übernommen: Die sikyonischen Könige stehen an der Spitze der griechischen Geschichte, und Phoroneus geht noch Inachos voran; - S. 159. Weil die Phoronis als ersten König der Argiver Phoroneus kannte (-> S. 154], muß Inachos in älterer Zeit noch so etwas wie eine Gottheit gewesen sein. Als dann Inachos zum menschlichen König noch vor Phoroneus, dem alten Kulturheros, wurde, war es unvermeidlich, daß gewisse Züge des letzteren auf ihn übergingen und er zu einer Art Parallelfigur von Phoroneus wurde; vgl. Plu. Mor. 303a/b = Nr. 132, Schol. E. Or. 932 = Nr. 133; Jacoby, Komm, zu FGrHist 2 F 23. Offensichtlich als Reaktion auf diese Entwicklung grenzte nun Varro die beiden Heroen genauer gegeneinander ab. Varro (HRR II 18/9 Frg. 14 = Aug. civ. 18,13) soll im übrigen die mythische Epoche (Ogygos - 1. Olympiade) auch nach dem Charakter der in ihr 15
181
zur Interpretation von Tatian ist statthaft wegen der Übereinstimmung in einer ganzen Reihe von Punkten: Nicht nur kommen beide bei der Nennung von Phoroneus auch auf den kulturellen Stand dieser Zeit zu sprechen17, sondern es weisen noch weitere Parallelen (Nennung von Aktaios, deukalionische Flut unter Kranaos) ebenfalls darauf hin, daß im Marmor Parium, bei Apollodor, Varro, Tatian und Klemens eine chronologische Tradition vorliegt, die gegenüber Kastor selbständige Züge bewahrt hat18. Da die christlichen Chronographen die Theorien ihrer jüdischen Vorgänger aus Alexander Polyhistor kennen, der Universalquelle für die römische Geschichtswissenschaft, sind Zusammenhänge durchaus denkbar". Ein System wie das von Varro benutzte, welches im Gegensatz zu Kastor (FGrHist 250 F 2) die Geschichte Griechenlands erst mit den argivischen Königen richtig beginnen ließ, mußte Tatians apologetischen Absichten, alles Außerorientalische nach Moses-Inachos anzusetzen, begreiflicherweise sehr entgegenkommen, wobei er zu diesem Zweck im Vergleich zu Varro noch zwei Änderungen vornahm: Zum einen verschwieg er die sikyonische Königsliste überhaupt20, und zum anderen datierte er die Sintflut des Ogygos erst in die Zeit des Phoroneus, wohl auf Grund des seit Kastor (FGrHist 250 F 3) überlieferten Synchronismus zwischen Phoroneus und einem Ogygos, indem er es unterließ, zwischen dem älteren Titanen und dem jüngeren Gründer von Eleusis zu unterscheiden21. Tatian vorgearbeitet hat möglicherweise Thallos (FGrHist 256 F 2 = Nr. 85), denn dieser von den christlichen Apologeten häufig benutzte jüdische Historiker erwähnt den Titanen Ogygos am Ende des 16. Jh., obschon ihn Kastor (FGrHist 250 F 1=Nr. 82) als Zeitgenossen des Belos bezeichnet und demzufolge wohl bereits um 2100 v. Chr. ansetzt22. Bezeichnenderweise ist die von Tatian aufgestellte Behauptung, es sei die athenische Königsliste, die in der Zeit von Phoroneus einen Ogygos kenne, falsch: Kastor führt diesen Synchronismus in Verbindung mit der Liste von Argos an. Zudem steht der athenische Ogygos am Anfang einer spielenden Erzählungen unterteilt haben: Auf eine Zeit von reiner Phantasie entsprungenen Sagen folgt ein Abschnitt - nach Inachos? -, dessen Mythen sich an das geschichtlich Mögliche halten; vgl. Peter (1902] 238. " Varro HRR II 15 Frg. 11 = Aug. civ. 18,3, Tat. Or. ad Graec. 39. 11 - S. 165/6. Gegen eine einseitige Abhängigkeit Varros von Kastor schon Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 Anm. 49. " Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 387. 20 Clem. Al. Strom. 1,21,102,5 erwähnt sie nur kurz. !1 Es wäre natürlich verlockend, von dieser Änderung auf eine Fluttradition zu schließen, die mit der von Paus. 1,38,6 im Zusammenhang mit Eleusis erwähnten ersten Aussaat von Getreide auf dem rarischen Feld zusammenhinge; vgl. Jacoby (1904) 64/5. Zum Motiv des ,depart a zero' in den Gründungslegenden: Vian (1963) 80/1. 12 Jacoby, Komm, zu FGrHist 256 F 2/3. Jacoby (Komm, zu FGrHist 250 F 7) bezweifelt überhaupt die Existenz eines absoluten Datums für Ogygos bei Kastor. - S. 159/60; 175.
182
fortlaufenden Reihe von Königen, kann also ursprünglich gar nicht mit einer Fluterzählung verbunden gewesen sein, zumal die ogygische Flut Attika derart verwüstet haben soll, daß es bis Kekrops keine Könige mehr gab23. Dieses von Africanus (bei Eus. PE 10,10,14 = Nr. 95) an belegte Motiv traf sich nun aber zum Teil mit der Behauptung der alten Atthidographen, in Athen sei Kekrops der erste König gewesen und die Verlängerung der athenischen Königsliste über Kekrops hinaus unstatthaft, was eine gewisse Stütze für die neue ogygische Fluttradition abgeben mochte. Die christlichen Chronographen werden jedenfalls nicht müde, in dieser Frage ihre Übereinstimmung mit Prestige verschaffenden Namen wie Philochoros zu bekunden24; Tatian (Or. ad Graec. 39 = Nr. 92) und Klemens (Strom. 1,21,103,2) kennen allerdings wie das Marmor Parium (FGrHist 239 A 1) vor Kekrops - als einzigen - noch den König Aktaios2 5. Die Beschränkung der Flut auf Attika26 ist die logische Folge des Spätansatzes nach Inachos, da diese Zeit einzig von der attischen Lokalüberlieferung noch nicht belegt war, doch widerspricht dies klar der älteren varronischen Tradition von einer um vieles größeren Flut27. Der von den christlichen Chronographen begründete Spätansatz der ogygischen Sintflut hat sich also als etwas Sekundäres herausgestellt; was den Ursprung dieser Sage betrifft, fällt zunächst einmal auf, daß mit Ogygos zusammen immer wieder Ägypten genannt wird, sowohl bei heidnischen als auch christlichen Autoren. Iulius Africanus (bei Eus. PE 10,10,21/2 = Nr. 96) begründet den Synchronismus zwischen der ogygischen Flut und dem Exodus der Israeliten damit, daß die von Gott gesandten Plagen nicht nur die Ägypter, sondern - in Form einer Flut - auch deren Abkömmlinge, die Athener, trafen. Er erwähnt ausdrücklich den Trikaranos, jene Schrift des Anaximenes von Lampsakos (FGrHist 72 F 20), die, unter dem Namen Theopomps veröffentlicht, die ägyptische Herkunft der Athener ,nachwies'28. Ein Zusammenhang zwischen der ogygischen Flut und den Plagen in Ägypten wird bei Africanus zum erstenmal behauptet; grundsätzlich darf man ihn aber wohl für alle Chronisten voraussetzen, die den Synchronismus Moses-Inachos kennen,· Africanus ist auf alle Fälle nicht eigenständig2'. Den jüdischchristlichen Apologeten, die den attischen Ogygos mit einer Flutgeschichte verknüpften, mußte es ferner gelegen kommen, daß Ogygos bereits in der älteren Sage mit derjenigen Stadt verbunden war, die neben 21
Vgl. Jacoby, Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 386; - S. 174/5. Vgl. FGrHist 328 F 92 mit Jacobys Komm. z.St. S. 387/8. " Vgl. Jacoby (1904) 28/9, Komm, zu FGrHist 328 F 92 S. 388/9. " Theopomp (FGrHist 115 F347a/b = Nr. 45) meint wohl kaum die ogygische Flut;- S. 112. " Bei Nonn. D. 3,206-8 = Nr. 108 ist die ogygische Sintflut weltweit. - S. 75; 156. 11 - S. 144/5. Daß sich diese Theorie bis in Africanus' Zeit gehalten hat, beweist auch Charax FGrHist 103 F 39; vgl. Jacobys Komm. z.St. " Schwartz (1894) 54. !
- S. " Vgl. " - S. » Vgl. J! - S.
224. 237-9. 213. Heidel (1949) 2 5 8 / 9 . Gleiches gilt für das Lugal-Epos: van Dijk (1983) 3 4 / 5 . 142-6. Lüthi (1974) 41, Burkert (1982) 70/1. 272.
279
angelastet werden, wie es Feuerraub und Opferbetrug darstellen36. Indem er der Sintflut entkommt, vereitelt er zwar auch eine Absicht von Zeus, aber nicht in offener Konfrontation wie Prometheus, sondern dies geschieht infolge eines Wissens, das ihm zuteil geworden ist und das richtige Verhalten ermöglicht. Durch passive Reaktion rettet der Flutheros das Bestehende vor dem Untergang, während das aktive und offensive Agieren des Tricksters Prometheus dazu diente, dem Menschen neue Bereiche zu erschließen. In den orientalischen Sagen steht der Flutheros ebenfalls in einem speziellen Verhältnis zu einer kulturbringenden Gottheit: Ea/Enki37, der zudem in seinem Verhalten nicht wenig an einen Trickster erinnert, denn die Methode, den Flutheros dadurch zu warnen, daß er den Beschluß der Götter einer Wand erzählt, ist nichts anderes als ein Trick, den der Warner anwendet, um sein Wort nicht brechen zu müssen38. Trickster-Typen und ihr Handlungsmuster sind relativ altertümliche Produkte mythischen Denkens39; die von Hesiod an der Urfassung der Prometheus-Sage vorgenommenen Korrekturen zeigen, daß man diese Art, über Göttliches zu reden, mit der Zeit als untragbar empfand40. Die Flutsagen haben diese Entwicklung insoweit mitgemacht, als bei ihnen sekundär das Motiv der Theodizee hinzugekommen ist41. Wie ein klares Schuld-Sühne-Denken anscheinend immer mächtiger um sich griff, zeigt im übrigen die direkt volkstümlich zu nennende weite Verbreitung der Sagen vom Philemon-und-Baucis-Typ42. Da ein Mythos auch eine Art Standortbestimmung des Menschen darstellt, darf von diesem in den griechischen Mythen erkennbaren Trend auf ein gewandeltes menschliches Selbstverständnis geschlossen werden. Eine neue Zeit mit einer entwickelteren Gottesvorstellung lehnte es offensichtlich ab, sich von einer ungerechten und grausamen Gottheit bedroht zu sehen. Diese Änderung der Gottesvorstellung macht nun aber das trickreiche Wirken von rebellischen Göttern und ihrer Günstlinge zum Wohle der Menschheit überflüssig, und die entsprechenden Traditionen werden fragwürdig: Die Überlegenheit des Flutheros auf Grund seiner besonderen Beziehungen zu einer die Interessen der Menschen wahrenden Gottheit weicht einer Haltung, die im Geretteten nicht mehr den Partner des Tricksters,
" - S. 101/2. " - S. 131. " Ziusudra: ANET 44, Lambert-Millard (1969) 143, Beyerlin (1975) 115. Atrahasis: ANET 105, Lambert-Millard (1969) 89, Labat (1970) 34, Beyerlin (1975) 117. Utnapistim: GilgamesEpos 11, 17-31. " Vgl. Lüthi (1974) 40/1. 40 - S. 101/2. 41 - S. 205-16. 41 - S. 195.
280
sondern ein Musterbeispiel für eine dem obersten Gott selbst wohlgefällige Lebensführung sieht. Ein ,Trend zur Würde' hat nicht nur Hesiod zu Retuschen am Prometheus-Mythos veranlaßt, sondern auch auf die HeraklesÜberlieferung eingewirkt und aus einer burlesken Figur den der Erlösung durch die Unsterblichkeit entgegensehenden Dulder gemacht43. Gleich verlaufen ist die Entwicklung bei Odysseus, wie der Flutheros ursprünglich ebenfalls ein von gewissen Göttern grundlos Getriebener, den göttliche Gönner wie Athene und Ino Leukothea vor dem Schlimmsten bewahren44. Der Tendenz folgend, dem Walten der Götter einen Sinn abzugewinnen, wurde in die Odyssee sekundär ein Theodizee-Motiv eingefügt: Indem sie die Rinder des Helios schlachten, machen sich die Helden schuldig45; analog zu den Fluttraditionen überlebt Odysseus, den persönlich keine Schuld am geschehenen Frevel trifft, als einziger. Mit ihren verschiedenen Varianten dokumentieren auch die Flutsagen ein Stück weit diese Entwicklung religiösen Denkens.
" Vgl. zu diesem Problem W. Pötscher, KP 2 (1967) 1050/1. Horn. Od. 5, 333-50. 45 Horn. Od. 1, 7-9. Vgl. Hoffmann (1956) 163/4. Weitere Literatur zu diesem Problem bei Heubeck (1974) 111. 44
281
Abkürzungen AA AC AE AGPh AJPh ANET
Archäologischer Anzeiger L'Antiquite Classique Αρχαιολογική Έφημερίς
Archiv für Geschichte der Philosophie American Journal of Philology Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament, ed. J. B. Pritchard. Princeton 2 1955 ANET Suppl. The Ancient Near East. Supplementary Texts and Pictures Relating to the Old Testament, ed. J. B. Pritchard. Princeton 1969 ARW Archiv für Religionswissenschaft AT Altes Testament AUMLA Journal of the Australasian Universities, Language and Literature Association. New Zealand Antike Welt AW BAB Bulletin de la Classe des Lettres de l'Academie Royale de Belgique BAGB Bulletin de l'Association G. Budέ BSEAA Boletin del Seminario de Estudios de Arte y Arqueologia CA Collectanea Alexandrina, ed. U. Powell. Oxford 1925 CAF Comicorum Atticorum fragmenta, ed. Th. Kock. I-III. Leipzig 1880-88 CAG Commentaria in Aristotelem Graeca Catalogue codicum astrologorum Graecorum CCAG Comicorum Graecorum fragmenta, ed. G. Kaibel. I. Berlin 1899 CGF Comicorum Graecorum fragmenta in papyris reperta, ed. C. Austin. BerlinCGFPap New York 1973 CGL Corpus glossariorum Latinorum, ed. G. Goetz. I-VII. Leipzig 1888-1923 Corp. Apol. Chr. Corpus apologetarum christianorum, ed. J. C. Th. de Otto. I-IX. Jena 1851-80 The Classical Quarterly CQ Comptes rendus de l'Academie des Inscriptions et Belles-Lettres CRAI H. Diels, Doxographi Graeci. Berlin 1879 DG EGF Epicorum Graecorum fragmenta, ed. G. Kinkel. I. Leipzig 1877 FGrHist Die Fragmente der griechischen Historiker, ed. F. Jacoby. Berlin-Leiden 1923-58 Fragmenta historicorum Graecorum, ed. K. Müller. I-IV. Paris 1841-70 FHG Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte GCS Wörterbuch der griechischen Eigennamen, ed. W. Pape. I. II. Braunschweig GE 3 1862 GGM Geographi Graeci minores, ed. K. Müller. I. II. Paris 1882 GIF Giornale Italiano di Filologia Greek, Roman and Byzantine Studies GRBS Hispania antiqua HAnt HO Homeri opera, ed. Th. W. Allen. V: Hymnos, cyclum, fragmenta, Margiten, batrachomyomachiam, vitas continens. Oxford 1912 History of Religions HR Historicorum Romanorum reliquiae, ed. Η. Peter. I. II. Leipzig 1883.1906; HRR 2 I. 1914 (Nachdruck 1967); II. Nachdruck 1967
282
IEG IF IH JAOS KP KZ LSJ Μ MDAI(A) ΜΗ NClio NT OCD Oejh PAA PG PMG PP PR RE REG RETh RhM RHR RLA RML SA SMSR SVF TAPhA ThiL TrGF VS WdF ZPE
Iambi et elegi Graeci ante Alexandrum cantati, ed. M. L. West. I. II. Oxford 1971. 1972 Indogermanische Forschungen L'Information Historique Journal of the American Oriental Society Der Kleine Pauly Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen H. G. Liddell - R. Scott - H. St. Jones, A Greek-English Lexicon. Oxford Ί 9 4 0 (with a Supplement 1968) W. G. Waddell, Manetho. London-Cambridge (Mass.) 1940 Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts (Athen. Abt.) Museum Helveticum La Nouvelle Clio Neues Testament The Oxford Classical Dictionary. Oxford ! 1970 Österreichische Jahreshefte Πρακτικά της Ακαδημίας Αθηνών Patrologia Graeca, ed. J. P. Migne. Paris 1857-66 Poetae melici Graeci, ed. D. L. Page. Oxford 1962 La Parola del Passato L. Preller, Griechische Mythologie, 4. Auflage bearbeitet von C. Robert. I—III. Berlin 1894-1926; 3I: 3. Auflage bearbeitet von E. Plew. Berlin 1872 Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft Revue des Etudes Grecques Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche Rheinisches Museum Revue de l'Histoire des Religions Reallexikon der Assyriologie Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, ed. W. H. Roscher F. Wehrli, Die Schule des Aristoteles. I-X. Basel 1 1967-69 Studi e Materiali di Storia delle Religioni Stoicorum veterum fragmenta, ed. H. v. Arnim. I-IV. Leipzig 1921-24 Transactions and Proceedings of the American Philological Association Thesaurus linguae Latinae, Leipzig 1900ff. Tragicorum Graecorum fragmenta, ed. B. Snell. I. Göttingen 1971 Die Fragmente der Vorsokratiker, ed. H. Diels,· 6. Auflage von W. Kranz. Berlin 1951 (="1971| Wege der Forschung Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik
283
Zur Zitierweise antiker Texte Im allgemeinen wurde nach Liddell-Scott-Jones und Thesaurus linguae Latinae zitiert. Abweichungen von diesem Grundsatz ergaben sich bei Textsammlungen, deren Abkürzungen in einem eigenen Verzeichnis (S. 282/3) aufgeführt sind, sowie bei folgenden Autoren und Werken: Aisopos Antimachos Apokalypse Adams Aristeides Aristoteles
Asklepios Chalcidius Eratosthenes Etymologicum Genuinum
Euripides Eusebios
Georgios Synkellos Hesiodos
284
Corpus fabularum Aesopicarum, ed. A. Hausrath. 1/1.1/2. Leipzig 2 1965. 1959 Antimachi Colophonii Reliquiae, ed. B. Wyss. Berlin 1936 W. Foerster (ed.). Die Gnosis. II. Zürich-Stuttgart 1971 Aristides, ed. G. Dindorf. I—III. Leipzig 1829 Aristotelis qui ferebantur librorum fragmenta, ed. V. Rose. Leipzig 1886 Aristotelis dialogorum fragmenta, ed. R. Walzer. Florenz 1934 (Nachdruck 1963) Aristotelis fragmenta selecta, ed. W. D. Ross. Oxford 1955 J. Düring, Aristotle's Protrepticus. An attempt at reconstruction. Göteborg 1961 L. Tarän, Asclepius of Tralles. Commentary to Nicomachus' Introduction to Arithmetic. TAPhA 59 (1969} Plato Latinus IV. Timaeus a Calcidio translatus commentarioque instructus, ed. J. H. Waszink. London 1962 Die geographischen Fragmente des Eratosthenes neu gesammelt, geordnet und besprochen von H. Berger. Leipzig 1880 (Nachdruck Amsterdam 1964) Bericht über Stand und Methode der Ausgabe des Etymologicum Genuinum (Mit einer Ausgabe des Buchstaben Λ), ed. K. Alpers. Kopenhagen 1969 Euripidis tragoediae, ed. A. Nauck. III: Perditarum tragoediarum fragmenta. Leipzig 1912 Eusebi chronicorum canonum, ed. A. Schöne I. II. Berlin 1866. 1875 (zitiert unter ,Chron.' mit Band, Seite und Abschnitt) Eusebius Werke. V: Die Chronik, aus dem Armenischen übersetzt mit textkritischem Kommentar von J. Karst. GCS. Leipzig 1911 (zitiert unter ,Arm. Chron.' mit Seite und Zeile) Eusebius Werke. VII: Die Chronik des Hieronymus (Hieronymi chronicon), ed. R. Helm. GCS. Berlin J 1956 (zitiert unter ,Hier.' mit Seite, Zeile und Abschnitt) Eusebius Werke. Die Praeparatio Evangelica, ed. K. Mras. I. II. GCS. Berlin 1954. 1956 Chronographia, ed. W. Dindorf. Corpus scriptorum historiae Byzantinae. I. Bonn 1829 Fragmenta Hesiodea, ed. R. Merkelbach und M. L. West. Oxford 1967 gelegentlich herangezogen wurde auch: Hesiodi carmina, rec. A. Rzach. Leipzig 1 1913 (Nachdruck Stuttgart 1958)
Hygini fabulae, ed. Η. I. Rose. Leiden ! 1963 Callimachus, ed. R. Pfeiffer. I: Fragmenta. Oxford 1949 gelegentlich herangezogen wurde auch: Callimachea, ed. O. Schneider. I. II. Leipzig 1870. 1873 Lydos Liber de mensibus, ed. R. Wünsch. Leipzig 1898 P. Nigidii Figuli operum reliquiae, ed. A. Swoboda. Wien-Prag Nigidius Figulus 1889 (Nachdruck Amsterdam 1964) The poems and poetical fragments, ed. with a translation & Nikandros notes by A. S. F. Gow and A. F. Scholfield. Cambridge 1953 Pindari carmina cum fragmentis, ed. B. Snell. ! I (B. Snell und Η. Pindaros Mähler]. Leipzig 1971. ΊΙ. Leipzig 1964 Scholia vetera in Pindari carmina, ed. A. B. Drachmann. I—III. Scholien zu Pindaros vetera Leipzig 1903-27 Pindari opera quae supersunt, ed. A. Boeckh. II 1. Leipzig 1819 recentiora (zitiert mit Seite] Plutarch's Moralia in sixteen volumes. XV: Fragments, ed. and Plutarchos transl. by F. H. Sandbach. London-Cambridge (Mass.) 1969 Prodi diadochi in Piatonis Timaeum commentaria, ed. E. Diehl. Proklos I-III. Leipzig 1903-06 Μ. E. Miller, Melanges de litterature grecque. Paris 1868 (NachZenobios Ath. druck Amsterdam 1965] Hyginus Kallimachos
285
Literaturverzeichnis Alföldi (1974) = Α. Alföldi, Die Struktur des voretruskischen Römerstaates. Heidelberg 1974. Allen (1931) = Homeri Ilias, ed. Th. W. Allen. I—III. Oxford 1931. Andree (1891) = R. Andree, Die Flutsagen, ethnographisch betrachtet. Braunschweig 1891. Angel (1979) = J. L. Angel, People of Lerna. Analysis of a prehistoric Aegean population. Washington 1979. Bapp (1896) = K. Bapp, Prometheus. Ein Beitrag zur griechischen Mythologie. Programm des großherzoglichen Gymnasiums zu Oldenburg. Oldenburg 1896. Bauchhenß-Thüriedl (1971) = Ch. Bauchhenß-Thüriedl, Der Mythos von Telephos in der antiken Bildkunst. Würzburg 1971. Bechtel (1898) = F. Bechtel, Die einstämmigen männlichen Personennamen des Griechischen, die aus Spitznamen hervorgegangen sind. Berlin 1898. Bengtson (1977) = H. Bengtson, Griechische Geschichte von den Anfängen bis in die römische Kaiserzeit. Handbuch der Altertumswissenschaft. München ! 1977. Bergk (1882) = Th. Bergk, Poetaelyrici Graeci. "III. Leipzig 1882. Beyerlin (1975) = W. Beyerlin (ed.), Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament. Göttingen 1975. Bidez-Cumont (1938) = J. Bidez - F. Cumont, Les mages hellenises. Zoroastre, Ostanes et Hystaspe d'apres la tradition grecque. I: Introduction. II: Les textes. Paris 1938. Binder (1964) = G. Binder, Die Aussetzung des Königskindes. Kyros und Romulus. Meisenheim 1964. Birt (1877) = Th. Birt, Animadversiones ad Ovidi heroidum epistulas. RhM32 (1877) 386-432. Blinkenberg (1915) = Chr. Blinkenberg, Rhodische Urvölker. Hermes 50 (1915) 271-303. Böklen (1903) = E. Böklen, Die Sintflutsage. Versuch einer neuen Erklärung. ARW 6 (1903) 1-61; 97-150. Bölte (19291 = F. Bölte, Zu lakonischen Festen. RhM 78 (1929) 124-43. Börner (1958) = P. Ovidius Naso. Die Fasten, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von F. Börner. II: Kommentar. Heidelberg 1958. Börner (1969) = P. Ovidius Naso. Metamorphosen. Kommentar von F. Börner. I: Buch I—III. Heidelberg 1969. Borgeaud (1947) = W. Borgeaud, Le Deluge, Delphes, et les Anthesteries. MH 4 (1947) 205-50. Bosshardt (1942) = E. Bosshardt, Die Nomina auf -ευς. Ein Beitrag zur Wortbildung der griechischen Sprache. Diss. Zürich 1942. Bouche-Leclercq (1899) = A. Bouclw-Leclercq, L'astrologie grecque. Paris 1899. Bourboulis (1964) = Ph. P. Bourboulis, Ancient festivals of,Saturnalia' type. Hellenika, Parartema 16. Thessaloniki 1964. Boyance (1937) = P. Boyance, Le culte des muses chez les philosophes grecs. Etudes d'histoire et de Psychologie religieuses. Paris 1937. Brelich (1949) = A. Brelich, Vesta. Zürich 1949. Brommer (1973) = F. Brommer, Vasenlisten zur griechischen Heldensage. Marburg 3 1973. Buck (1955) = C. D. Buck, The Greek Dialects. Grammar, Selected Inscriptions, Glossary. Chicago-London ! 1955 (Nachdruck 1965). Buckland (1823| = W. Buckland, Reliquiae diluvianae. London 1823. Burkert (1955) = W. Burkert, Zum altgriechischen Mitleidsbegriff. Diss. Erlangen 1955. Burkert (1965) = W. Burkert, Demaratos, Astrabakos und Herakles. Königsmythos und Politik zur Zeit der Perserkriege (Herodot 6,67-69). MH 22 (1965) 166-77.
286
Burkert (1966) = W. Burkert, Rez.: M. Delcourt, Pyrrhos etPyrrha. Gnomon 38 (1966) 436-40. Burkert (1968) = W. Burkert, Orpheus und die Vorsokratiker. Bemerkungen zum DerveniPapyrus und zur pythagoreischen Zahlenlehre. Antike und Abendland 14 (1968) 93-114. Burkert (1969) = W. Burkert, Das Proömium des Parmenides und die Katabasis des Pythagoras. Phronesis 14 (1969) 1-30. Burkert (1969)' = W. Burkert, Rez.: Th. Cole, Democritus and the sources of Greek anthropology. AGPh 51 (1969) 291-8. Burkert (1970) = W. Burkert, Jason, Hypsipyle, and New Fire at Lemnos. A Study in Myth and Ritual. CQ 20(1970) 1-16. Burkert (1970)' = W. Burkert, Buzyge und Palladion: Gewalt und Gericht in altgriechischem Ritual. Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 22 (1970) 356-68. Burkert (1972) = W. Burkert, Homo Necans. Interpretationen altgriechischer Opferriten und Mythen. Berlin-New York 1972. Burkert (1972)' = W. Burkert, Lore and Science in Ancient Pythagoreanism. Cambridge (Massachusetts) 1972. Burkert (1976) = W. Burkert, Opfertypen und antike Gesellschaftsstruktur, in: Der Religionswandel unserer Zeit im Spiegel der Religionswissenschaft. Darmstadt 1976. Burkert (1977) = W. Burkert, Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. Stuttgart 1977. Burkert (1979) = W. Burkert, History in Greek Mythology and Ritual. Berkeley-Los AngelesLondon 1979. Burkert (1982) = W. Burkert, Literarische Texte und funktionaler Mythos. Istar und Atrahasis, in: Funktionen und Leistungen des Mythos. Göttingen 1982. S. 63-82. Busolt (1893) = G. Busolt, Griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Chaeroneia. I: Bis zur Begründung des peloponnesischen Bundes. Gotha 1893. Buttmann (1828) = Ph. Buttmann, Mythologus. I. Berlin 1828. Cagni (1977) = L. Cagni, The poem of Erra. Sources from the ancient near east 13. Malibu 1977. Caminada (1970) = C. Caminada, Die verzauberten Täler. Die urgeschichtlichen Kulte und Bräuche im alten Rätien. Olten-Freiburg i.Br. ! 1970. Capelle (1971) = W. Capelle, Die griechische Philosophie. I. II. Berlin '1971. Carnoy (1958-62) = A. Carnoy, A propos de Deucalion: l'importance du thraco-pelasgique dans l'interpretation des hieronymes. Zusammenfassung in: NClio 10-2 (1958-62) 275/6. Casalis (1976) = M. Casalis, The Dry and the Wet: A Semiological Analysis of Creation and Flood Myths. Semiotica 17 (1976) 35-67. Casson (1971) = L. Casson, Ships and Seamanship in the Ancient World. Princeton 1971. Chadwick (1972) = Η. Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt. Berlin-New York 1972. Chantraine (1968/1970/1974) = P. Chantraine, Dictionnaire etymologique de la langue grecque. Histoire des mots. I. II. III. Paris 1968. 1970. 1974. Charles-Picard (1943) = G. Charles-Picard, Sur les Diasia d'Athenes. CRAI 1943. S. 158-75. Charles-Picard (1943)' = G. Charles-Picard, Sanctuaires et symboles de Zeus Meilichios. RHR 126 (1943) 97-127. Cherniss-Helmbold (1957) = H . Chemiss - W. C. Helmbold, Plutarch's Moralia. XII. LondonCambridge (Mass.) 1957. Cherniss (1959) = H. Cherniss, Rez.: H. D. Saffrey, Le Περί φιλοσοφίας d'Aristote et la theorie platonicienne des idees et des nombres. Gnomon 31 (1959) 36-51. Clemen (1938) = C. Clemen, Lukians Schrift über die Syrische Göttin. Der Alte Orient Bd. 37, Heft 3/4. Leipzig 1938. Clifford (1972) = R. J. Clifford, The cosmic mountain in Canaan and in the Old Testament. Cambridge 1972. Contenau (1941) = G. Contenau, Le deluge babylonien. (Suivi de) Ishtar aux enfers (et de) La tour de Babel. Paris 1941. Cook (1914/1924/1940) = A. B. Cook, Zeus. I. II. III. Cambridge 1914. 1924. 1940.
287
Cordan (1962) = Popol Vuh. Das Buch des Rates. Mythos und Geschichte der Maya, aus dem Quiche übertragen und erläutert von W. Cordan. Düsseldorf-Köln 1962 (= Zürich 1976). Cornford (1952) = F. M. Cornford, Principium Sapientiae. The origins of Greek philosophical thought. Cambridge 1952. Crusius (1895) = O. Crusius, Λευκαρίων - Δευκαλίων. Philologus 54 (1895) 395. Cumont (1917) = F. Cumont, Etudes syriennes. Paris 1917. Dähnhardt (1907) = Ο. Dähnhardt, Natursagen. I. Leipzig-Berlin 1907. Dakaris (1963) = S. I. Dakaris, Das Taubenorakel von Dodona und das Totenorakel bei Ephyra. Neue Ausgrabungen in Griechenland. Erstes Beiheft zur Halb jahresschrift „Antike Kunst". Ölten 1963. S. 35-55. Delcourt (1944) = M. Delcourt, Oedipe ou la legende du conquerant. Bibliotheque de la Faculte de Philosophie et Lettres de l'Universite de Liege. Fascicule 104. Liege 1944. Delcourt (1965) = M. Delcourt, Pyrrhos et Pyrrha. Recherches sur les valeurs du feu dans les legendes helleniques. Paris 1965. Deubner (1932) = L. Deubner, Attische Feste. Berlin 1932. Dexinger (1966) = F. Dexinger, Sturz der Göttersöhne oder Engel vor der Sintflut? Wien 1966. Dhorme (1949) = E. Dhorme, Les religions de Babylonie et d'Assyrie. Paris 1949. Diels (1910) = H. Diels, Altorientalische Fabeln in griechischem Gewände. Internationale Wochenschrift für Kunst und Wissenschaft 4 (1910) 993-1002. Dietrich (1974) = B. C. Dietrich, The Origins of Greek Religion. Berlin-New York 1974. Dihle (1946) = A. Dihle, λαός, έθνος, δήμος. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Volksbegriffs im frühgriechischen Denken. Diss. Göttingen 1946. van Dijk (1983) = J. van Dijk, LUGAL UD ME-LÄM-bi NIR-GÄL. Le recit epique et didactique des Travaux de Ninurta, du Deluge et de la Nouvelle Creation. I. Leiden 1983. Dossin (1963) = G. Dossin, La legende phrygienne de Nannakos. BAB 49 (1963) 336. Duchemin (1974) = J. Duchemin, Promethee. Histoire du mythe, de ses origines orientales a ses incarnations modernes. Paris 1974. Dussaud (1931) = R. Dussaud, La Mythologie Phenicienne d'apres les Tablettes de Ras Shamra. RHR 104 (1931) 353-408. Dyer (1965) = R. R. Dyer, ASIA/*ASWLA and Archilochus Fr. 23. PP 20 (1965) 115-32. Ebach (1979) = J. Ebach, Weltentstehung und Kulturentwicklung bei Philo von Byblos. Ein Beispiel zur Überlieferung der biblischen Urgeschichte im Rahmen des altorientalischen und antiken Schöpfungsglaubens. Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, Heft 108 (= Folge 6, Heft 8). Stuttgart 1979. Ehrlich (1908) = H. Ehrlich, König Ogygos. RhM 63 (1908) 636-9. Eisner (1972) = R. Eisner, The Temple of Ayia Irini. Mythology and Archaeology. GRBS 13 (1972) 123-33. Eitrem (1915) = S. Eitrem, Opferritus und Voropfer der Griechen und Römer. Kristiania 1915. Elements (1960) = Elements orientaux dans la religion grecque ancienne. Paris 1960. Eliade (1951) = M. Eliade, Le chamanisme et les techniques archai'ques del'extase. Paris 1951. Zitiert nach der deutschen Ausgabe Frankfurt a.M. 1980. Eliade (1976) = M. Eliade, Mythen und Mythologien, in: Mythen der Welt, ed. A. Eliot und Ε. M. Bührer. Luzern 1976. S. 12-29. Fehling (1971) = D. Fehling, Die Quellenangaben bei Herodot. Studien zur Erzählkunst Herodots. Berlin-New York 1971. Fehling (1974) = D. Fehling, Ethologische Überlegungen auf dem Gebiet der Altertumskunde. München 1974. Fick (1914) = A. Fick, Alteste griechische Stammverbände. KZ 46 (1914) 67-127. Fischer (1924) = H. Fischer, Weltwenden. Die großen Fluten in Sage und Wirklichkeit. Leipzig 1924.
288
Flaceliere (1948) = R. Flaceliere, Sur quelques passages des vies de Plutarque. REG 61 (194-8) 67-103. Flaceliere (1953) = R. Flaceliere, Un organisme international dans la Grece antique, l'amphictyonie pylaeo-delphique. IH 1953. S. 127-33. Fontenrose (1959) = J. Fontenrose, Python. A study of Delphic myth and its origins. BerkeleyLos Angeles 1959. Frankel (1962) = Η. Frankel, Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums. Eine Geschichte der griechischen Epik, Lyrik und Prosa bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts. München' 1962. Franke (1955) = P. R. Franke, Altepirus und das Königtum der Molosser. Diss. Erlangen 1955. Franke (1956) = P. R. Franke, Das Taubenorakel zu Dodona und die Eiche als der heilige Baum des Zeus Naios. MDAI(A) 71 (1956) 60-5. Frazer (1911) = J. G. Frazer, The Magic Art. I. II. London-New York J1911. Frazer (1911)' = J. G. Frazer, Taboo. London-New York >1911. Frazer (1913) = J. G. Frazer, The scapegoat. London-New York 1 1913. Frazer (1913)' = J. G. Frazer, Balder the Beautiful. II. London-New York 1913. Frazer (1919) = J. G. Frazer, Folklore in the Old Testament. Studies in comparative religion, legend and law. I. London 1919. Frazer (1921) = Apollodorus. The Library with an English translation by J. G. Frazer. I. II. London-New York 1921. Frisk (1960/1970/1972) = H. Frisk, Griechisches etymologisches Wörterbuch. I. II. III. Heidelberg 1960. 1970.1972. ν. Fritz bei Heitsch (1966) = K. v. Fritz, Pandora, Prometheus und der Mythos von den Weltaltern, übersetzt aus: The Review of Religion 11 (1947) 227-60 = Heitsch (1966) 367-410. Frobenius (1904) = L. Frobenius, Das Zeitalter des Sonnengottes. I. Berlin 1904. Furnee (1972) = E. J. Furnee, Die wichtigsten konsonantischen Erscheinungen des Vorgriechischen. Den Haag-Paris 1972. Gadamer (1968) = H.-G. Gadamer (ed.), Um die Begriffswelt der Vorsokratiker. WdF. Darmstadt 1968. Gaitanides (1980) = J. Gaitanides, Griechenland ohne Säulen. Frankfurt a.M. 1980. Gaitanides-Worm (1983) = J. Gaitanides - S. J. Worm, Kreta, Rhodos, Zypern. Ägäisches Trio. Frankfurt a.M. 1983. Galanopoulos (1960) = A. G. Galanopoulos, Έπϊ τοϋ μεγέθους και της γεωγραφικής θέσεως της Ατλαντίδος. ΡΑΑ 35 (1960) 401-18. Galanopoulos (1961) = Α. G. Galanopoulos, On the origin of the deluge of Deukalion and the myth of Atlantis. AE 1953/4, 3 (1961) 226-31. Galanopoulos (1963) = A. G. Galanopoulos, Die deukalionische Flut aus geologischer Sicht. Altertum 9 (1963) 3-7. Gallini (1963) = C. Gallini, Katapontismos. SMSR 34 (1963) 61-90. Garcia Iglesias (1974) = L. Garcia Iglesias, Deshispanizando un mito. La autoctonia de los atenienses y el relato platonico de la Atlantida. HAnt 4 (1974) 7-24. Gatz (1967) = B. Gatz, Weltalter, goldene Zeit und sinnverwandte Vorstellungen. Hildesheim 1967. Gegenschatz (1943) = E. Gegenschatz, Piatons Atlantis. Diss. Zürich 1943. Georgacas (1969) = D. J. Georgacas, The name ,Asia' for the continent, its history and origin. Names 17,1 (19691 1-106. Gigon (1954) = O. Gigon, Die Theologie der Vorsokratiker, in: La notion du divin. Entretiens Fondations Hardt I. Genf 1954. S. 127-55. Gildersleeve (1890) = Pindar. The Olympian and Pythian Odes with an introductory essay, notes, and indexes by B. L. Gildersleeve. New York 1890 (Nachdruck Amsterdam 1965).
289
Gladigow (1977) = Β. Gladigow, Macht und Religion. Formen der Herrschaftslegitimierung in den antiken Religionen. Humanistische Bildung 1 (1977) 1-31. Glotz (1904) = G. Glotz, L'ordalie dans la Grece primitive. Etude de droit et de mythologie. These Paris 1904. Goossens (1943) = G. Goossens, Hierapolis de Syrie. Essai de monographie historique. Louvain 1943. Graf (1974) = F. Graf, Eleusis und die orphische Dichtung Athens in vorhellenistischer Zeit. Berlin-New York 1974. Graf |1974|' = F. Graf, Zum Opferkalender des Nikomachos. ZPE 14 (1974) 139-44. Griffith (1977) = M. Griffith, The authenticity of Prometheus Bound. Cambridge 1977. Griffith (1983) = Aeschylus, Prometheus Bound; ed. M. Griffith. Cambridge 1983. Gruppe (1906) = O. Gruppe, Griechische Mythologie und Religionsgeschichte. Handbuch der Altertumswissenschaft. München 1906. Güntert (1919) = H. Güntert, Kalypso. Bedeutungsgeschichtliche Untersuchungen auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen. Halle a.S. 1919. Güterbock (1946) = H. G. Güterbock, Kumarbi, Mythen vom churritischen Kronos. Zürich 1946. Guntern (1963) = J. Guntern (ed.), Walliser Sagen. Olten-Freiburg i.Br. 1963. Guthrie (1957) = W. K. C. Guthrie, In the Beginning. Some Greek views on the origins of life and the early state of man. Ithaka (New York) 1957. Guthrie (1962) = W. K. C. Guthrie, A History of Greek Philosophy. I: The earlier Presocratics and the Pythagoreans. Cambridge 1962. Guthrie (1963) = W. K. C. Guthrie, Die griechischen Philosophen von Thaies bis Aristoteles. Göttingen 1 1963 (~ London 1950). Haase (1965) = W. Haase, Ein vermeintliches Aristoteles-Fragment bei Johannes Philoponos, in: Synusia (Festschrift W. Schadewaldt). Pfullingen 1965. S. 323-54. Hackforth (1959) = R. Hackforth, Plato's cosmogony (Timaeus 27Dff.). CQ 9 (1959) 17-22. Haffter (1964) = H. Haffter, Rom und römische Ideologie bei Livius. Gymnasium 71 (1964) 236-50. Halliday (1928) = W . R. Halliday, The Greek Questions of Plutarch with a new translation and a commentary. Oxford 1928. v. Hassler (1981) = G. v. Hassler, Wenn die Erde kippt. Bern-München-Wien 1981. Head (1911) = Β. V. Head, Historia Numorum. Oxford '1911. Heidel (1949) = A. Heidel, The Gilgamesh Epic and Old Testament Parallels. Chicago-London 21949. Heinemann (1932) = J. Heinemann, Philons griechische und jüdische Bildung. Kulturvergleichende Untersuchungen zu Philons Darstellung der jüdischen Gesetze. Breslau 1932. Heitsch (1966) = E. Heitsch (ed.), Hesiod. WdF. Darmstadt 1966. Heitsch bei Heitsch (1966) = E. Heitsch, Das Prometheus-Gedicht bei Hesiod. RhM 106 (1963) 1-15 = Heitsch (1966) 419-35. Heibig (1876) = W. Heibig, Studien über die älteste italische Geschichte. Hermes 11 (1876) 257-90. Hemberg (1950) = B. Hemberg, Die Kabiren. Uppsala 1950. Hertel (1953) = J. Hertel (ed.), Indische Märchen. Düsseldorf-Köln 1953. Herter (1944) = H. Herter, Altes und Neues zu Piatons Kritias. RhM 92 (1944) 236-65. Herter (1969) = H. Herter, Urathen der Idealstaat, in: Gedenkschrift R. Stark. Wiesbaden 1969. S. 108-34. Heubeck (1961) = A. Heubeck, Praegraeca. Sprachliche Untersuchungen zum vorgriechischindogermanischen Substrat. Erlangen 1961. Heubeck bei Heitsch (1966) = A. Heubeck, Mythologische Vorstellungen des Alten Orients im archaischen Griechentum. Gymnasium 62 (1955) 508-25 = Heitsch (1966) 545-70.
290
Heubeck (1971| = Α. Heubeck, Rez.: D. J. Georgacas, The name ,Asia' for the continent, its history and origin. Bibliotheca Orientalis 28 (1971] 313-5. Heubeck (1974) = A. Heubeck, Die homerische Frage. Darmstadt 1974. Hillmann (1965] = R. Hillmann, Wasser und Berg. Kosmische Verbindungslinien zwischen dem kanaanäischen Wettergott und Jahwe. Diss. Halle a.S. 1965. Hölscher bei Gadamer (1968) = U. Hölscher, Anaximander und die Anfänge der Philosophie. Hermes 81 (1953] 257-77; 385-418 = Gadamer (1968) 95-176. Hoffmann (1956) = W. Hoffmann, Die Polis bei Homer, in: Festschrift für Bruno Snell. München 1956. S. 153-65. Holzinger (1895) = Lykophron's Alexandra. Griechisch und deutsch mit erklärenden Anmerkungen von C. v. Holzinger. Leipzig 1895. How-Wells (1928) = A Commentary on Herodotus with Introduction and Appendixes by W. W. How and J. Wells. I. II. Oxford 1928. Howald = E. Howald, Der Mythos als Dichtung. Zürich-Leipzig o.J. Howorth (1887] = Η. H. Howorth, The Mammoth and the Flood. London 1887. Hurst (1976) = A. Hurst, Sur la date de Lycophron, in: Melanges P. Collart. Lausanne-Paris 1976. S. 231-5. Huxley (1911] = T . H. Huxley, Hasiadra's Adventure. Collected Essays IV. London 1911. Jachmann (1958) = G. Jachmann, Der homerische Schiffskatalog und die Ilias. Köln-Opladen 1958. Jacobsohn (1929) = H. Jacobsohn, Zu den griechischen Ethnika. KZ 57 (1929] 76-117. Jacoby (1904) = F. Jacoby, Das Marmor Partum. Berlin 1904. Jacoby (1949) = F. Jacoby, Atthis. The Local Chronicles of Ancient Athens. Oxford 1949. Janssens (1961) = Ε. Janssens, Leucade et le pays des morts. AC 30 (1961) 381-94. Jecklin (1874) = D. Jecklin, Volksthümliches aus Graubünden. Zürich 1874 (Nachdruck Zürich 1980). Jecklin (1878) = D. Jecklin, Volksthümliches aus Graubünden. Chur 1878 (Nachdruck Zürich 1980). Jegerlehner (1913) = J. Jegerlehner (ed.), Sagen und Märchen aus dem Oberwallis. Basel 1913. Jensen bei Kerenyi (1967) = Α. E. Jensen, Echte und ätiologische (explanatorische) Mythen, bei: Kerenyi (1967) 262-70. Jirku (1923) = A. Jirku, Altorientalischer Kommentar zum Alten Testament. Leipzig-Erlangen 1923 (Nachdruck Hildesheim 1972). Johann (1976) = H.-Th. Johann (ed.], Erziehung und Bildung in der heidnischen und christlichen Antike. WdF. Darmstadt 1976. Kakridis (1975) = J. Th. Kakridis, Φορωνεϋς πατήρ θνητών ανθρώπων. Studies presented to S. G. Kapsomenos. Thessalonike 1975. S. 53-60. Kaletsch (1970) = H. Kaletsch, Tag und Jahr. Die Geschichte unseres Kalenders. ZürichStuttgart 1970. Kammenhuber (1969) = A. Kammenhuber, Das Hattische. Handbuch der Orientalistik I 2, 1/2, 2. Leiden 1969. Keil (1964) = J. Keil, Ephesos. Ein Führer durch die Ruinenstätte und ihre Geschichte. Wien 1964. Kerenyi (1949] = K. Kerenyi, Niobe. Neue Studien über antike Religion und Humanität. Zürich 1949. Kerenyi (1951) = K. Kerenyi, Die Götter- und Menschheitsgeschichten. Zürich 1951. Kerenyi (1958) = K. Kerenyi, Die Heroen der Griechen. Zürich 1958. Kerenyi (1967) = K. Kerenyi (ed.), Die Eröffnung des Zugangs zum Mythos. Ein Lesebuch. WdF. Darmstadt 1967. Kerenyi (1976) = K. Kerenyi, Dionysos. Urbild des unzerstörten Lebens. München-Wien 1976.
291
Kießling (1960) = Q. Horatius Flaccus. Oden und Epoden, erklärt von A. Kießling und R. Heinze. Dublin-Zürich 101960. Kirk (1954) = Heraclitus. The cosmic fragments edited with an introduction and commentary by G. S. Kirk. Cambridge 1954. Kirk (1970) = G. S. Kirk, Myth, its meaning and functions in ancient and other cultures. Cambridge 1970. Kirk (1974) = G. S. Kirk, The Nature of Greek Myths. Harmondsworth 1974 1976). Kirsten-Kraiker (1967) = E. Kirsten - W. Kraiker, Griechenlandkunde. Ein Führer zu klassischen Stätten. 1. Halbband: Athen und die Landschaften um den Saronischen und den Korinthischen Golf. Heidelberg s1967. Klee (1843) = F. Klee, Der Urzustand der Erde und die Hypothese von einer stattgehabten Änderung der Pole erklärt durch Übereinstimmung mit Sagen und Nachrichten aus ältester Zeit. Eine geologisch-historische Untersuchung über die sogenannte Sündfluthkatastrophe. Stuttgart 1843. Kleingünther (1933) = A. Kleingünther, ΠΡΩΤΟΣ ΕΥΡΕΤΗΣ. Untersuchungen zur Geschichte einer Fragestellung. Diss. Leipzig 1933. Knaack (1881) = G. Knaack, Studien zu Hygin. Hermes 16 (1881) 585-601. Knight (1936) = W. F. J. Knight, Cumaean Gates. Oxford 1936. Köhler (1879) = U. Köhler, De antiquissimis nominis Hellenici sedibus. Saturam philologam Hermanno Sauppio obtulit amicorum conlegarum decas. Berlin 1879. S. 79-84. Koller (1968) = H. Koller, Πόλις μερόπων ανθρώπων. Glotta 46 (1968) 18-26. Kraeling (1947) = Ε. G. Kraeling, Xisouthros, Deucalion and the Flood Traditions. JAOS 67 (1947) 177-83. Kramer (1956) = S. Ν. Kramer, From the Tablets of Sumer. Indian Hills (Colorado) 1956. Kramer (1961) = S. N. Kramer, Sumerian Mythology. New York 1 1961. Kretschmer (1921) = P. Kretschmer, Pelasger und Etrusker. Glotta 11 (1921) 276-85. Kroll (1963) = J. Kroll, Das Gottesbild aus dem Wasser: Märchen, Mythos, Dichtung. Festschriftfür F. von der Leyens. München 1963. S. 251-68. Kühner-Gerth (1898) = R. Kühner - B. Gerth, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache. Zweiter Teil: Satzlehre. I. Hannover-Leipzig ! 1898 (Nachdruck Darmstadt 1966). Labat (1970) = Les religions du Proche-Orient asiatique. Textes babyloniens, ougaritiques, hittites, presentes et traduits par R. Labat, A. Caquot, M. Sznycer, M. Vieyra. Paris 1970. Lagrange (1905) = M.-J. Lagrange, Etudes sur les religions semitiques. Paris ! 1905. Lambert-Millard (1969) = W. G. Lambert - A. R. Millard, Atra-hasis. The Babylonian story of the flood, with the Sumerian flood story, by M. Civil. Oxford 1969. Largement (1957) = R. Largement, Le theme de l'arche dans les traditions sumero-semitiques. Melanges Robert. Paris 1957. S. 60-5. Latte (1960| = Κ. Latte, Römische Religionsgeschichte. München 1960. van Leeuwen (1920) = N. D. van Leeuwen, Het bijbelsch-akkadisch-schumerisch zondvloedverhaal. Diss. Amsterdam 1920. Lenormant (1880) = F. Lenormant, Les Origines de l'Histoire d'apres la Bible, de la Creation de l'Homme au Deluge. Paris 1880. Lesky (1926/7; 1928) = A. Lesky, Helios - Hellotis. Wiener Studien 45 (1926/7) 152-73; 46 (1928) 48-67 ; 107-29. Lesky bei Heitsch (1966) = A. Lesky, Griechischer Mythos und Vorderer Orient. Saeculum 6 (1955) 35-52 = Heitsch (1966) 571-601. Lesky (1971) = A. Lesky, Geschichte der griechischen Literatur. Bern-München Ί971. Lesky (1972) = A. Lesky, Die tragische Dichtung der Hellenen. Göttingen 3 1972. Leukart (1980) = A. Leukart, νεανίας und das urgriechische Suffix -άν-, in: Lautgeschichte und Etymologie. Akten der VI. Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft. Wiesbaden 1980. S. 238-47. Leumann (1950) = M. Leumann, Homerische Wörter. Basel 1950.
292
Leumann (1959) = Μ. Leumann, Kleine Schriften. Zürich-Stuttgart 1959. Levy (1901) = J. Levy, Cultes et rites syriens dans le Talmud. Rev. des Et. juives 43 (1901) 183-205. Lewis (1968) = J. P. Lewis, Α Study of the Interpretation of Noah and the Flood in Jewish and Christian Literature. Leiden 1968. Lewy (1893) = H. Lewy, Griechische Etymologien. IF 2 (1893) 445/6. Littleton (1973) = C. Scott Littleton, Poseidon as a Reflex of the Indo-European ,Source of Waters' God. The Journal of Indo-European Studies 1 (1973) 423-40. Lochner-Hüttenbach (1960) = F. Lochner-Hüttenbach, Die Pelasger. Wien 1960. Loisy (1892) = A. Loisy, Les mythes chaldeens de la creation et du deluge. Amiens 1892. Luce (1969) = J. V. Luce, Atlantis. Legende und Wirklichkeit. Bergisch Gladbach 1969. Luce (1971) = J. V. Luce, Neues Licht auf Atlantis. AW 2 (1971, 2) 13-21. Lüthi(1968) = M. Lüthi, Das europäische Volksmärchen. Form und Wesen. Bern-München J 1968. Lüthi (1974) = M. Lüthi, Märchen. Stuttgart 5 1974. Maass (1888) = E. Maass, Mythische Kurznamen. Hermes 23 (1888) 613-21. Maier (1968) = F. G. Maier, Die Verwandlung der Mittelmeerwelt. Frankfurt a.M. 1968. Manganaro (1959) = G. Manganaro, II mito dell' Atlantide e la logografia ionica (la visione geopolitica di Piatone). GIF 12 (1959) 309-13. Mannhardt (1875/1877) = W. Mannhardt, Wald- und Feldkulte. I: Der Baumkultus der Germanen und ihrer Nachbarstämme. Mythologische Untersuchungen. II: Antike Waldund Feldkulte aus nordeuropäischer Überlieferung erläutert. Berlin 1875. 1877. Mannhardt (1884) = W. Mannhardt, Mythologische Forschungen. Straßburg 1884. Marinatos (1950) = Sp. Marinatos, Περί τόν θρϋλον της Ατλαντίδος. Cretica Chronica 4 (1950) 195-213 = Some Words about the legend of Atlantis. Athen 1971. Marinatos (1972) = Sp. Marinatos, The myths of the creation. PAA 47 (1972) 172-80. Maringer (1973) = J. Maringer, Das Wasser in Kult und Glauben der vorgeschichtlichen Menschen. Anthropos 68 (1973) 705-76. Masson (1966) = O. Masson, Quelques noms grecs rares. Philologus 110 (1966) 246-57. Matthews (1974) = Panyassis of Halikarnassos. Text and Commentary by V. J. Matthews. Leiden 1974. Mavor (1970) = J. W. Mavor, Reise nach Adantis. AW 1 (1970, 4) 33-45. Mayer (1885) = M . Mayer, Der Protesilaos des Euripides. Hermes 20 (1885) 101-43. Meier (1976) =W. D. Meier, Die epische Formel im pseudohesiodeischen Frauenkatalog. Eine Untersuchung zum nachhomerischen Formelgebrauch. Diss. Zürich 1976. Merkelbach (1962) = R. Merkelbach, Roman und Mysterium in der Antike. München-Berlin 1962. Metzger-Laroche-Dupont-Mayrhofer (1979) = H. Metzger - E. Laroche - A. Dupont-Sommer M. Mayrhofer, La stele trilingue du Letöon. Fouilles de Xanthos. VI. Paris 1979. Meuli (1975) = K. Meuli, Gesammelte Schriften. I. II. Basel 1975. Meyer (1892) = E. Meyer, Forschungen zur alten Geschichte. I. Halle 1892. Meyer (1913) = E. Meyer, Geschichte des Altertums. 12. Stuttgart-Berlin ! 1913. Meyer (1937] = E. Meyer, Geschichte des Altertums. III. Stuttgart 1 1937. Meyer (1968) = E. Meyer, Einführung in die antike Staatskunde. Darmstadt 1968. Mommsen (1898) = A. Mommsen, Feste der Stadt Athen, geordnet nach attischem Kalender. Leipzig 1898. Morin (1960) = P. J. Morin, The cult of the Dea Syria in the Greek world. Diss. Ohio 1960. Müller (1930) = W. Müller, Die ältesten amerikanischen Sintfluterzählungen. Diss. Bonn 1930. Neumann (1970) = G. Neumann, Rez.: D. J. Georgacas, The name ,Asia' for the continent, its history and origin. Beiträge zur Namenforschung. Neue Folge 5 (1970) 323-6.
293
Niese (1877] = Β. Niese, Über den Volksstamm der Gräker. Hermes 12 (1877] 409-20. Niese (1877)' = B. Niese, Apollodors Commentar zum Schiffskatalog als Quelle Strabo's. RhM 32 (1877) 267-307. Nilsson (1906) = Μ. P. Nilsson, Griechische Feste von religiöser Bedeutung mit Ausschluß der attischen. Leipzig 1906 (Nachdruck Darmstadt 1957]. Nilsson (1967] = Μ. P. Nilsson, Geschichte der griechischen Religion. I: Die Religion Griechenlands bis auf die griechische Weltherrschaft. Handbuch der Altertumswissenschaft. München Ί 9 6 7 . Ninck (1921] = M. Ninck, Die Bedeutung des Wassers im Kult und Leben der Alten. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung. Leipzig 1921 (Nachdruck Darmstadt 1960). Nöldeke (1872) = Th. Nöldeke, Der Mythos von der Sündfluth. Im neuen Reich 1872, 7. S. 247-59. Ochsenschlager (1970) = E. L. Ochsenschlager, The cosmic significance of the plemochoe. HR 9 (1970) 316-36. Ohnefalsch-Richter (1913) = Μ. Η. Ohnefalsch-Richter, Griechische Sitten und Gebräuche auf Cypern. Mit Berücksichtigung von Naturkunde und Volkswirtschaft sowie der Fortschritte unter englischer Herrschaft. Berlin 1913. Page (1970) = D. L. Page, The Santorini Volcano and the Desolation of Minoan Crete. London 1970. Parke (1967) = H. W. Parke, The oracles of Zeus. Dodona, Olympia, Ammon. Oxford 1967. Parke-Wormell (1956) = H. W. Parke - D. E. W. Wormell, The Delphic Oracle. Oxford 1956. Perry (1965) = Babrius and Phaedrus, newly edited and translated into English, together with an historical introduction and a comprehensive survey of Greek and Latin fables in the Aesopic tradition by Β. E. Perry. London-Cambridge 1965. Peter (1902) = H. Peter, Die Epochen in Varros Werk De gente populi Romani. RhM 57 (1902) 231-51. Pettinato (1968) = G. Pettinato, Die Bestrafung des Menschengeschlechts durch die Sintflut. Orientalia N.S. 37 (1968) 165-200. Pfeiffer (1970) = R. Pfeiffer, Geschichte der klassischen Philologie. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus. Hamburg 1970 (~ Oxford 1968). Phillips (1968) = E. D. Phillips, Historical elements in the myth of Atlantis. Euphrosyne N.S. 2 (1968) 3-38. Picard (1958] = Ch. Picard, Remarques sur l'ordalie dans l'antiquite grecque. CRAI 1958. S. 392/3. Piccaluga (1968) = G. Piccaluga, Lykaon. Un tema mitico. Rom 1968. Pirenne (1959) = J. Pirenne, La religion de Hierapolis de Syrie au debut de notre ere a la lumiere des documents recemment exhumes a Hatra, in: Sacra Pagina I. Gembloux 1959. S. 288-99. Platnauer (1938) = Euripides, Iphigenia in Tauris ; edited with introduction and commentary by M. Platnauer. Oxford 1938. Pocock (1962) = L. J. Pocock, The water of Styx. AUMLA 18 (1962] 221-8. Pötscher (1966] = W. Pötscher, Zeus Naios und Dione in Dodona. Mnemosyne 19 (1966) 113-47. Preller (1837) = L. Preller, Demeter und Persephone. Ein Cyclus mythologischer Untersuchungen. Hamburg 1837. Puech (1970] = H.-Ch. Puech (ed.), Histoire des religions. I: Les religions antiques. Paris 1970. Rächet (1962) = G. Rächet, Le sanctuaire de Dodone, origine et moyens de divination. BAGB 1962. S. 86-99. Radermacher (1915) = L. Radermacher, Die Erzählungen der Odyssee. Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse. 178. Band, 1. Abhandlung. Wien 1915.
294
Radennacher (1943) = L. Radermacher, Mythos und Sage bei den Griechen. Wien 1 1943. Ramnoux (1970) = C. Ramnoux, La rousse et le roux. Coli. Latomus 114 (Bruxelles 1970) 879-86. Ray (1693) = J. Ray, Three physico-theological discourses concerning: I. the primitive chaos, II. the general deluge, its causes and effects, III. the dissolution of the world and future conflagration. London 1693. Regnaud (1897) = P. Regnaud, Comment naissent les mythes. Paris 1897. Reinhardt |1916) = K. Reinhardt, Parmenides und die Geschichte der griechischen Philosophie. Bonn 1916. Reinhardt (1921) = K. Reinhardt, Poseidonios. München 1921. Reinhardt bei Gadamer (1968) = K. Reinhardt, Heraclitea. Hermes 77 (1942) 225-48 = Gadamer (1968) 177-208. Reitzenstein (1896) = R. Reitzenstein, Leukarion bei Hesiod. Philologus 55 (1896) 193-6. Reitzenstein (1897) = R. Reitzenstein, Geschichte der griechischen Etymologika. Ein Beitrag zur Geschichte der Philologie in Alexandria und Byzanz. Leipzig 1897. Reitzenstein bei Heitsch (1966) = R. Reitzenstein, Altgriechische Theologie und ihre Quellen. Vorträge der Bibliothek Warburg 4 (Leipzig 1924/5) 1-19 = Heitsch (1966) 523-44. Renan (1868) = Μ. E. Renan, Memoire sur l'origine et le caractere veritable de l'Histoire phenicienne qui porte le nom de Sanchoniathon. Memoires de l'Institut imperial de France (Academie des Inscriptions et Belles-Lettres) 23 (1868) deuxieme partie S. 241-334. Richardson (1974) = The Homeric Hymn to Demeter edited by Ν. J. Richardson. Oxford 1974. Richter (1966) = G. M. A. Richter, The Furniture of the Greeks, Etruscans, and Romans. London 1966. Riem (1925) = J. Riem, Die Sintflut in Sage und Wissenschaft. Hamburg 1925. Risch (1974) = E. Risch, Wortbildung der homerischen Sprache. Berlin-New York 1 1974. Robert bei Heitsch (1966) = C. Robert, Zu Hesiods Theogonie. Melanges Nicole. Genf 1905. S. 461-87 = Heitsch (1966) 153-74. Röhrich (1964) = L. Röhrich, Märchen und Wirklichkeit. Wiesbaden 2 1964. Rohde (1898) = E. Rohde, Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg =1898 = M01929 (Nachdruck Darmstadt 1961). Rohde (1914) = E. Rohde, Der griechische Roman und seine Vorläufer. Leipzig Ί 9 1 4 (zitiert nach Nachdruck Darmstadt 1960). Roscher (1918) = W. H. Roscher, Der Omphalosgedanke bei verschiedenen Völkern, besonders den semitischen. Ein Beitrag zur vergleichenden Religionswissenschaft, Volkskunde und Archäologie. Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, Phil.-hist. Klasse. 70. Band (Leipzig 1918) 2. Heft. Roth bei Heitsch (1966) = R. Roth, Der Mythus von den fünf Menschengeschlechtern und die indische Lehre von den vier Weltaltern. Tübinger Universitätsschriften aus dem Jahre 1860, Fase. 2. S. 9 - 3 3 = Heitsch (1966) 450-70. Rousseaux (1970) = M. Rousseaux, Une Atlantide en Mediterranee occidentale? BAGB 1970. S. 337-58. Rudhardt (1970) = J. Rudhardt, Les mythes grecs relatifs a l'instauration du sacrifice: les roles correlatifs de Promethee et de son fils Deucalion. ΜΗ 27 (1970) 1-15. Rudhardt (1971) = J. Rudhardt, Le theme de l'eau primordiale dans la mythologie grecque. Bern 1971. Sachau (1879) = The chronology of ancient nations. An English version of the Arabic text of the Athär-Ul-Bäkiya of Albirun! or ,Vestiges of the Past', translated and edited by C. E. Sachau. London 1879. Samuel (1972) = A. E. Samuel, Greek and Roman chronology. Calendars and Years in Classical Antiquity. Handbuch der Altertumswissenschaft. München 1972. Schachermeyr (1950) = F. Schachermeyr, Poseidon und die Entstehung des griechischen Götterglaubens. Bern 1950.
295
Schadewaldt (1968] = Η. Schadewaldt, Der Medizinmann bei den Naturvölkern. Stuttgart 1968. Schadewaldt (1978) = W. Schadewaldt, Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen. Die Vorsokratiker und ihre Voraussetzungen. Tübinger Vorlesungen I. Frankfurt a.M. 1978. Scheuchzer (1726] = J. J. Scheuchzer, Homo diluvii testis. Zürich 1726. Schiering (1976] = W. Schiering, Rez.: J. V. Luce, Atlantis. Gnomon 48 (1976) 215/6. Schmidt (1974) = H. Schmidt, Lexikon der Philosophie, Stuttgart "1974. Schmitt (1977] = R. Schmitt, Einführung in die griechischen Dialekte. Darmstadt 1977. Schnabel (1923] = P. Schnabel, Berossos und die babylonisch-hellenistische Literatur. LeipzigBerlin 1923. Schoder (1975) = R. V. Schoder, Das antike Griechenland aus der Luft. Bergisch Gladbach 1975. Schulten (1939) = A. Schulten, Atlantis. RhM 88 (1939) 326-46. Schulze (1933) = W. Schulze, Kleine Schriften. Göttingen 1933. Schwabl bei Heitsch (1966) = H. Schwabl, Beispiele zur poetischen Technik des Hesiod. Heitsch (1966) 175-219. Schwartz (1894) = Ε. Schwartz, Die Königslisten des Eratosthenes und Kastor mit Excursen über die Interpolationen bei Africanus und Eusebios. Göttingen 1894. Schwartz (1960) = J. Schwartz, Pseudo-Hesiodeia. Recherches surla composition, la diffusion et la disparition ancienne d'oeuvres attribuees a Hesiode. Leiden 1960. Schweitzer (1952) = B. Schweitzer, Rez.: F. Schachermeyr, Poseidon und die Entstehung des griechischen Götterglaubens. Gnomon 24 (1952] 385-95. Schwyzer (1968/1966/19681 = E. Schwyzer, Griechische Grammatik. Handbuch der Altertumswissenschaft. "I. 'II. 3 III. München 1968. 1966. 1968. Seel (1938) = O. Seel, Rez.: W. F. J. Knight, Cumaean Gates. Gnomon 14 (1938) 259-64. Seifert (1954) = L. Seifert, Sinndeutung des Mythos. Die Trinität in den Mythen der Urvölker. Wien-München 1954. Seyrig (1960) = H. Seyrig, Antiquites syriennes: 78. Les dieux de Hierapolis. Syria 37 (1960) 233-52. Simoons-Vermeer (1974) = R. E. Simoons-Vermeer, The Mesopotamian floodstories: A comparison and interpretation. Numen 21 (1974) 17-34. Smith (1899) = R. Smith, Die Religion der Semiten. Tübingen 1899 (Nachdruck Darmstadt 1967). Soden (1962) = W. ν. Soden, Sintflut, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 3 VI. Tübingen 1962. Sp. 50/1. Solmsen (1909) = F. Solmsen, Beiträge zur griechischen Wortforschung. I. Straßburg 1909. Stiglitz (1959) = R. Stiglitz, Herakles auf dem Amphorenfloß. Oejh 44 (1959) 112-41. Storm (1974) = Ε. Storm, Ein Heiligtum auf dem Gipfel des Zendan-i-Suleiman in Nordwestiran. Antike Welt 5 (1974, 2) 35-42. Streck (1916) = M. Streck, Assurbanipal und die letzten assyrischen Könige bis zum Untergange Niniveh's. II. Teil: Texte. Leipzig 1916. Strohm (1970) = Aristoteles. Meteorologie. Über die Welt. Übersetzt von H. Strohm. Darmstadt 1970. v. Sybel (1884-90) = v. Sybel, Deukalion. RML 1 (1884-90] 994-8. Szemerenyi (1975) = O. Szemerenyi, Iranica V, in: Monumentum H. S. Nyberg. II. Leiden 1975. S. 313-94. Szemerenyi (1977] = O. Szemerenyi, Rez.: P. Chantraine, Dictionnaire etymologique de la langue grecque. Histoire des mots. III. Gnomon 49 (1977) 1-10. Taran (1966) = L. Taran, Rez.: Aristotele. Deila Filosofia, ed. M. Untersteiner. AJPh 87 (1966) 464-72. Thomas (1976) = E. Thomas, Mythos und Geschichte. Untersuchungen zum historischen Gehalt griechischer Mythendarstellungen. Köln 1976.
296
Thompson (1955-58) = St. Thompson, Motif-Index of Folk-Literature. I-VI. Kopenhagen 1955-58. Treadwell (1970) = L. Treadwell, Dodona, an oracle of Zeus. Diss. Western Michigan 1970. Tümpel (1905) = Tümpel, Deukalion. RE 5 (1905) 261-76. Ulf (1982) = Ch. Ulf, Das römische Luperealienfest. Darmstadt 1982. Unger (1863) = G. F. Unger, Über die Annahme eines thessalischen Dodona. Philologus 20 (1863) 577-86. Usener (1899) = H. Usener, Die Sintfluthsagen. Bonn 1899. Usener (1913) = H. Usener, Zu den Sintfluthsagen. RhM 56 (1901) 481-96 = Kleine Schriften IV. Leipzig-Berlin 1913. S. 382-96. Usener (1929) = H. Usener, Götternamen. Versuch einer Lehre von der religiösen Begriffsbildung. Bonn 1 1929. Vernant (1965) = J. P. Vernant, Mythe et pensee chez les Grecs. I. II. Paris 1965. Versnel (1977) = H. S. Versnel, Polycrates and his ring. Two neglected aspects. Studi StoricoReligiosi 1 (1977) 17-46. Vian (1963) = F. Vian, Les origines de Thebes. Cadmos et les Spartes. Paris 1963. Vian (1968) = F. Vian, La fonetion guerriere dans la mythologie grecque, in: Problemes de la guerre en Grece ancienne. Paris 1968. S. 53-68. Vidal-Naquet (1964) = P. Vidal-Naquet, Athenes et l'Atlantide. Stucture et signification d'un mythe platonicien. REG 77 (1964) 420-44. Von der Mühll (1930) = P. Von der Mühll, Der Große Aias. Rektoratsprogramm Basel 1930. Vürtheim (1913) = J. J. G. Vürtheim, Teukros und die Teukrer. Rotterdam 1913. Wackernagel (1916) = J. Wackernagel, Sprachliche Untersuchungen zu Homer. Göttingen 1916. van der Waerden (1952) = B. L. van der Waerden, Das große Jahr und die ewige Wiederkehr. Hermes 80(1952) 129-55. Waern (1951) = I. Waem, ΓΗΣ ΟΣΤΕΑ. Uppsala 1951. Walbank (1967) = A Historical Commentary on Polybius by F. W. Walbank. II. Oxford 1967. Wattenberg (1966) = F. Wattenberg, Saltes, la isla de la Atläntida y Tartessos. BSEAA 32 (1966) 125-205. Wehrli bei Heitsch (1966) = F. Wehrli, Hesiods Prometheus (Theogonie V. 507-616), in: Navicula Chiloniensis (Festschrift für F. Jacoby). Leiden 1956. S. 3 0 - 6 = Heitsch (1966) 411-8. Weinreich (1931) = Ο. Weinreich, Fabel, Aretalogie, Novelle. Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius. Heidelberg 1931. Welcker (1824) = F. G. Welcker, Die AeschylischeTrilogiePrometheusund dieKabirenweihe zu Lemnos nebst Winken über die Trilogie des Aeschylus überhaupt. Darmstadt 1824. Welcker (1857/1860/1863) = F. G. Welcker, Griechische Götterlehre. I. II. III. Göttingen 1857. 1860. 1863. Wemer (1973) = R. Werner, Vom Stadtstaat zum Weltreich. Gymnasium 80 (1973) 209-35. West (1966) = Hesiod, Theogony; edited with Prolegomena and Commentary by M. L. West. Oxford 1966. West (1971) = M. L. West, Early Greek Philosophy and the Orient. Oxford 1971. Westermann (1974) = C. Westermann, Genesis. 11: Genesis 1-11. Neukirchen-Vluyn 1974. Wiesner (1969) = J. Wiesner, Der Gott auf dem Esel. AA 1969. S. 531-45. Wilamowitz (1883) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Phaethon. Hermes 18 (1883) 396-434. Wilamowitz (1884) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Homerische Untersuchungen. Berlin 1884. Wilamowitz (1886) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Oropos und die Graer. Hermes 21 (1886) 91-115.
297
Wilamowitz (1891) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Die sieben Thore Thebens. Hermes 26 11891) 191-242. Wilamowitz (1893) = U . v. Wilamowitz-Moellendorff, Aristoteles und Athen. I. II. Berlin 1893. Wilamowitz (1895) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Euripides. Herakles. I. Berlin 1 1895 (zitiert nach Bd. II des Nachdrucks Darmstadt 1969). Wilamowitz (1899) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Lesefrüchte. Hermes 34 (1899) 203-30; 601-39. Wilamowitz (1914) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Aischylos. Interpretationen. Berlin 1914. Wilamowitz (1919) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Piaton. I. Berlin 1919. Wilamowitz (1922) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Pindaros. Berlin 1922. Wilamowitz (1931/1932) = U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Der Glaube der Hellenen. I. II. Berlin 1931. 1932. Wilcke (1969) = C. Wilcke, Das Lugalbandaepos. Wiesbaden 1969. Winternitz (1901) = M. Wintemitz, Die Flutsagen des Alterthums und der Naturvölker. Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien 31 = Dritte Folge 1 (1901) 305-33. Woods (1911) = F. H. Woods, Deluge. Encyclopaedia of Religion and Ethics, ed. J. Hastings. IV. Edinburgh-New York 1911. S. 545-57. Woolley (1930) = C. L. Woolley, Ur und die Sintflut. Sieben Jahre Ausgrabungen in Chaldäa, der Heimat Abrahams. Leipzig 1930. Wunderer (1897) = C. Wunderer, Der Streit um das Sprichwort Λοκροϊ τας συνθήκας (Zu Polybius XII 12·|. Philologus 56 (1897) 172-7. Zahrnt (1966) = H. Zähmt, Die Sache mit Gott. Die protestantische Theologie im 20. Jahrhundert. München 1966. Zimmer (1972) = H. Zimmer, Indische Mythen und Symbole. Düsseldorf-Köln 1972. Zimmerman (1970) = P. A. Zimmerman (ed.), Rock Strata and the Bible Record. Saint Louis (Missouri)-London 1970. Zöckler (1870) = Ο. Zöckler, Sintflutsagen des Altertums. Jahrbücher für deutsche Theologie 15 (1870) 319-43. Zuntz (1971) = G. Zuntz, Persephone. Three Essays on Religion and Thought in Magna Graecia. Oxford 1971. Zuntz (1972) = G. Zuntz, Opuscula Selecta. Manchester 1972.
298
Namen- und Sachregister Abas 115,9 Abydenos 123,6; 125 Achaios 110 Acheloos 104 Adapa 268/9; 271 Adonis 250,72, 260; 266,20 Ägypten 143-5; 157; 162; 164-7; 173/4; 175/6; 183-5; 269; 275,7; ägyptische Plagen 167; 176; 183 Äoler - Aiolos Äthiopien 191 Ätna 76,1; 260,12 Ätoler - Aitolos Agdistis 128; 131 Ahnenfest 255 Ahriman 253 Aiakos, und Myrmidonen 100,4; 211; 226; Kulturheros 230; Flut/Dürre und Mord 207; 243; 275,7; fromm 211,33; 243,34; Gebet 116; 186; 217; 222; 226,9; 243/4; 257 Aigialeus 181; 231,17 Aigina 243/4; 249/50; - Aiakos Aigle-Opfer 78; 218,12; 240; 249 Aiolos 85; 98; 110 ; 120/1; 168 Aischylos 101/2; 120; 131; 171; 174; 208; 210/1 Aitiologische Sagen, Natursagen 11/2; 14; 89/90; 117; 140; 143; 193-7; 205-7; 210/1; 216; 246-9; 277; Ktisissagen 77; 80; 105; 116/7; 122; 137-9; 171/2; 231; begründen die Jetztzeit 82; 181; 186/7; 216; 218,12; 229-39; 276,16; 277; kultbegründend 13; 78; 92/3,1; 105-7; 111-4; 125-7; 135,15; 140; 156; 165; 175; 187-90; 192; 194; 197; 208; 215-7; 229-31; 236; 239-58; 252,91; 274; 277,19; etymologisierend 77; 82 ; 98-100; 105; 111-4; 115-7; 128,6; 132; 165; 171/2; 187/8; 190,13; 193,1; 194,5; 207/8; 217; 218,12; 225-8; 230/1; 244-6; 247,56; - Kulturentstehungslehren; Flutheros, Kulturheros Aitolos 97; 118; 121 Akarnanien 95,28; 104,16 Akestodoros 105-7; 271 Akkader 123; 125 ; 257; - Babylon Aktaios 174; 182/3
Akusilaos 95; 100; 119; 154; 157; 159; 166; 225; 227; 232/3 Alexandres Polyhistor 123; 161/2; 182 Alter Orient 11; 75; 113; 120; 122-32; 144-53; 157; 159; 161/2; 168; 191/2; 203; 205; 210-5; 219-25; 227; 237-40; 249-59; 262-80
Altes Testament 11/2; 73/4; 122; 124-6; 129; 132; 155/6; 161/2; 167; 179; 191/2; 202/3; 204/5; 207,11 ; 210; 213-5; 221/2; 259; 274; 276; 279; beeinflußt andere Sagen 14; 129,1; 255,109; - Moses; Noah Amerikanische Flutsagen 13,20; 14; 212/ 3,44; 227; 255,109; 272,61 Amosis 164; 167 Amphiktyon 81; 88; 107-9; 113; 118; 121 Amphiktyonie, pylaiisch-delphische 79-81; 108 Anaximandros 142; 146; 152/3 Anaximenes vonLampsakos 144/5; 183; 185 Andania 195; 254/5,106 Andron 84 Anecdota Oxoniensia 98/9 Antaios 254/5,106 Anthela 79; 81; 108/9; 121 Anthesteria 111-3 ; 219; 230; 235; 240-4; 246; 249; 253; 255 Antimachos 169 Antiochos 173; 176 Antoninus Liberalis 115 Anu 128 Anzu 123,4; 257/8 Apameia 129 Apesas 114 Aphrodisia 244; 250 Aphrodite 228; 250/1; 260; von Paphos 250; - Aphrodisia; Atargatis Apollodoros 84 ; 87/8; 90; Bibliothek 73/4; 84; 87; 89; 91; 94; 100-2; 107; 114-6; 120-2; 131; 134; 137; 171; 179; 182; 189-94; 200; 202; 205; 208-11; 217; 222; 224/5; 228 Apollon 78/9; 110 Apollonios 111/2; 241/2 Apollonios Rhodios 217; 229; Scholion 86; 217
299
A p s u 127; 2 0 3 / 4 ; 2 4 9 , 6 8 ; 2 6 5 ; 2 6 9 / 7 0 Ararat 11; 129; 2 2 1 Aratos 101,6; 2 0 9
A u t o c h t h o n i e 82,· 108; 1 1 0 , 2 3 ; 144; 173; 176; 226; 231,17
A r c h e 11, 1 2 3 / 4 ; 129; 2 1 2 ; 2 2 1 ; 2 5 9 ; 2 6 4 / 5 ;
Baal 180; 191; 2 5 7
- A s k o s ; Floß; L a m a x ; Schiff Argolis - Argos Argos 75; 1 1 3 / 4 ; 115,9; 1 1 6 / 7 ; 122; 127; 135; 1 5 3 / 4 ; 1 5 7 ; 1 5 9 ; 165; 175; 1 8 2 ; 1 8 4 / 5 ; 1 8 7 / 8 ; 1 8 9 / 9 0 ; 192; 197; 2 0 0 ; 2 0 5 ; 2 1 4 ; 2 1 6 / 7 ; 219; 2 3 1 / 2 ; 238; 240,7; 2 4 4 - 6 ; 249
Babylon 1 2 3 / 4 ; 127; 1 4 7 - 5 1 ; 1 5 3 , 2 5 3 ; 2 5 6 - 8 ;
Aristarchos 103; 1 7 2 Aristippos 115,9 Aristodemos v o n T h e b e n 172 Aristokles 1 3 5 / 6 Aristophanes 2 2 8 ; 2 5 1 Aristoteles 89; 9 5 , 2 8 ; 97; 102; 1 0 4 / 5 ; 118; 130; 136; 1 4 5 / 6 ; 1 4 9 / 5 0 ; 1 5 2 / 3 ; 1 9 1 A r k a d i e n 1 1 4 / 5 ; 1 3 3 / 4 ; 137; 1 3 9 - 4 1 ; 1 5 3 / 4 ; 197; 2 0 7 / 8 ; 2 3 2 , 2 1 ; 240,7; A r k a d e r als Eichelesser 2 3 0 , 5 A r m e n i e n 124; 2 2 1 ; 2 5 0 / 1 A r n o b i u s 128; 1 6 3 Arrianos113/4; 217 Artemis 2 3 2 , 2 1 ; 2 4 0 , 7 Asakku 212/3,44; 258 Asia 86; 1 1 9 / 2 0 ; 134; - Hesione; Kleinasien A s k o s 137; 140; 2 6 2 - 4 Assyrien - N i n o s Astarte 2 5 0 / 1 Astrologie G r o ß e s Jahr Atargatis 2 5 1 - 3 A t h e n 73; 75; 79; 82; 1 0 6 - 1 4 ; 116; 1 1 8 , 1 2 1 / 2 ; 1 4 3 - 5 ; 154; 1 5 6 / 7 ; 159; 161; 166; 1 7 4 / 5 ; 1 8 1 - 4 ; 1 8 8 - 9 0 ; 192; 198; 2 0 0 ; 2 0 2 ; 2 0 5 ; 214; 216/7; 219; 235; 238; 2 4 0 - 6 ; 248/9; 251; 253; 255; 276 Athenaios 2 4 4 A t h e n e 179; 1 8 8 - 9 0 ; 199; 214) Pallas 2 5 2 , 8 7 ; Polias 111; 2 2 9 ; Ne'ith 144; u n d Erichthonios 2 6 0 ; Helferin 2 8 1 ; Ö l b a u m 1 8 9 A t h o s 76,1; 2 6 0 , 1 2 Atlantis 1 4 3 / 4 ; 157; 190; 1 9 8 / 9 Atlas 1 3 3 / 4 Atrahasis 123; 2 0 6 ; 2 1 2 - 4 ; 2 1 9 ; 2 2 7 ; 2 3 7 ; 2 5 8 ; 2 6 7 - 7 1 ; 2 7 4 ; 2 7 5 , 7 ; 279, f r o m m 2 1 3 , 4 5 ; 277 Atthidographie 91; 109; 1 1 2 / 3 ; 175; 1 8 3 Attika 1 0 9 / 1 0 ; 1 1 2 / 3 ; 143; 1 6 6 / 7 ; 1 7 4 - 7 ; 179; 183; 188; 198; 2 4 1 ; S y n o i k i s m o s 2 6 3 Augustinus 156; 1 6 3 - 6 ; 2 0 1 ; 2 1 2 ; 2 5 7 Aussetzung 2 6 0 - 6 ; 2 7 3 / 4 ; 2 7 6 ; O s i r i s / A d o nis 2 6 6 , 2 0 ; - P h a r m a k o s
300
271; 275 B a m b y k e - Hierapolis Bateia 138 Baton von Sinope 194; 2 4 6 - 8 Belos 160,9; 1 8 1 / 2 Berg, heiliger 8 8 / 9 ; 122; 2 2 3 , 4 2 ; primitives Leben 2 3 0 , 5 ; 2 3 1 ; 2 3 5 / 6 , 2 1 ; rettender Flut, Berge nicht überflutet, Abstieg ins Tal; K o s m i s c h e r Berg; Ätna,· A p e s a s ; Ararat; A r m e n i e n ; A t h o s ; Gerania; Lykoreia; Lykoreus; Moluris; Nissir; Othrys,· Parnaß Berossos 75; 123; 125; 1 3 1 / 2 ; 1 4 5 - 5 0 ; 153; 157; 161; 2 0 3 ; 2 6 5 Birnenwerfer 165; 187; 190,13; 2 3 0 , 5 ; 2 4 5 Böotien 83; 117; 127; 132; 168; 1 7 1 - 3 ; 1 7 7 - 8 0 ; 190; 194; 2 4 0 ; - T h e b e n Bosporus 12,7; 140; 194; 2 4 5 ; 2 4 7 Botna 1 2 6 , 1 3 Brombios 127; 2 1 1 , 3 3 B r u n n e n 126; 1 9 0 , 1 0 ; 2 4 9 / 5 0 ; 2 5 2 / 3 ; - Erdspalt Bucheta 105; 117 Bura 156,13; 197 Censorinus 1 4 5 - 7 ; 1 6 3 - 5 ; 1 8 1 Charax 174/5 Chios 117 Choes - Anthesteria Chroniken - Chronographie C h r o n o g r a p h i e 7 5 ; 8 7 ; 9 0 / 1 ; 104; 107,49; 1 1 2 / 3 ; 122; 124; 137; 142; 144,18; 1 5 3 - 6 8 ; 1 8 0 - 6 ; 2 3 2 ; 2 3 6 ; j ü d i s c h - c h r i s t l i c h e 75; 124; 1 6 1 / 2 ; 1 6 6 - 8 ; - Atthidographie C h t h o n i s c h e Gottheiten 112; 127 Chytroi * Anthesteria Daidala 2 4 0 Daktylen, Idäische 227; 238; Urschmiede 231,20; 2 3 3 / 4 D a n a o s 144; 1 9 0 , 1 0 D a r d a n e l l e n - Hellespont Dardania 1 3 5 - 4 1 Dardanos 73; 115; 1 3 3 - 4 2 ; 2 6 2 - 4 ; Flutsage 1 3 5 - 4 2 ; 155; 180,9; 2 0 0 - 2 ; 2 0 7 / 8 ; Stammvater 1 3 3 / 4 ; 1 8 5 / 6 ; Kulturheros 133; 135,15; 2 3 0 ; König 133; 1 3 8 / 9 ; Liebling des Z e u s 2 1 1 , 3 3 ; G r a b 139; a n t i k e Datierung 137; 155; 180,9; O r t s n a m e 1 3 8
Dea Syria 105,30; 125-7; 249-58 Deinolochos 93 Delos 195/6; 218,12; 227; 240; 262,24 Delphi 76,1; 77-80; 83; 92/3,1; 105; 108; 110/1; 118; 197; 218,12; 223; 240; 244; 249 Delphos 78 Dema-Mythos 141,38 Demeter 83; 108; 133; 140/1; 175; Chthonia 127 Demokritos 235,21 Derketo 217 Deukalidai 109 Deukalion, Namensform 92-7; Etymologie 95/6; 276,15; Name vorgriechisch 96/7; 130; und Prometheus 83,17; 86/7; 94; 101/2; 118; 131; 154; 211; 214/5; 217/8; 228/9; 237-9; 248; 272; 279/80; Opfer 217-24; Flutsage 73-132; 135-7; 141; 143; 145/6; 155-61; 163; 165-8; 180; 182; 185; 187; 191; 193; 196; 200-2; 205-12; 214; 217-24; 236; 238-40; 248; 259/60; 262; 272; 279; und altorientalische Fluttradition 73-5; 124-32; Steinwurfsage 78/9; 82; 98-100; 112; 128; 132; 209; 211; 225-8; 228/9,29,· Stammvater 80/1; 85-8; 98; 106-9; 112; 118-21; 126; 132; 185/6; 209; 224/5; 272; 276; Kulturheros 78; 85; 90/1; 105; 111; 113/4; 122; 154/5; 217; 229-31; 238; 252,91; König 76,1; 77; 82; 84; 87-92; 122; 155; 225/6; 230/1; fromm 211; 217; 222; Grab 87; I I I ; dem Wassermann gleichgesetzt 150; 187,3; 229; sprichwörtlich 73; antike Datierung 107,49; 137; 153-6; 163; 165-8; 180,9; 208/9,23; Sohn des Hellen 85,14; 118/9; Sohn des Abas 115,9; Sohn des Minos 78 Devotio 265 Diasia 112 Diodoros 117; 137; 140/1; 156; 158; 194; 236; 245; 247 Diogenes von Apollonia 142; 146 Diogenes von Babylon 147; 150; 153 Dionysios von Chalkis 172 Dionysios von Halikarnaß 90/1; 97; 115; 130; 137; 139/40 Dionysios Periegetes 170; 178 Dionysos 78,14; 105,30; 108/9; 118; 252,91; 277,19; Zagreus 207,14; 208/9,23; Tod durch deukalionische Flut 109,18 Dodona 76; 102-7; 122; 272 Dorer - Doros Dorische Wanderung 13,12; 98; 130; 132; 138,15; 277,19
Doros 85; 98; 110; 120 Dositheus 229 Ea 131; 203/4; 212; 214/5; 264-8; 271; 273; 277/8; 280 Eetion 133/4; 141 Eiche 107; 272; Eichelnahrung 191,14; 230,5 Ektener 170; 173 El 160,9; 223,42; 250 Elektra 133/4; 140 Eleusin 169; 175 Eleusis 145; 169; 175; 179; 182; 189; 192/3; 241/2; Fluttradition 182,21 Elis 78,14; 81; 121; 188 Enki - Ea Enlil 123,4; 131; 204; 212; 214/5; 220-2; 257/8; 265; 267-9; 273; 278; Menschenschöpfung 226,11; schützt Menschen 214,51; - Marduk Entrückung - Flutheros, unsterblich Enuma Elis 203/4; 250,72; 275 Ephesos 127 Ephoros 81; 88; 97; 108; 117 Epicharmos 86; 93-6; 131; 211; 230 Epikuros 210 Epimetheus 92,1; 119,2; 228/9,29 Epirus 75,7; 102-7; 117 Eratosthenes 140 Erdspalt 76,1; 111; 113; 126/7; 202; 242/3; 249; - Brunnen Erechtheus 110; 189; 192; 248; 276 Erichthonios 108; 260 Erra-Mythos 123,4; 212/3,44; 240; 253; 256-8;269/70 Eskimo-Sage 12,6 Etymologicum Genuinum 93/4 Etymologicum Gudianum 92-4; 99; 228/9,29 Euboia 103,9; 115,9; 194,5; 196 Eumolpos 189; 192; 245 Euphorion 197 Euripides 110; 171; 192; Scholion 165; 172; 187 Eusebios 90; 109; 163-5; 167 Eustathios 87 ; 170; 226,13; 228/9,29 Fabel 191 Feuer 111; 154; 217,5; 218; 229; 231/2; 234/5; 237/8; 240; 262,24 Filastrius 74/5; 84 Floß 137/8; 141; 260; 262 ; 277,19 Flut, Strafe 11; 158; 167; 183; 195-7; 206-10; 212/3; 215; 236/7; 243; 254/5,106; 255; 270,46; 280/1; Willkürakt 206; 208; 212/3;
301
216; und oberster Gott 123,4; 204/5; 210/1; 213; 215; 217/8; 220/1; 257/8; Vorzeichen 159/60; 204; Warnung des Helden 101/2; 131/2; 211; 213/4; 248; 272; 280; durch Regen 195; 200-5; 224; durch Wasser aus der Erde 202/3; durch Meer - Meerflutsagen; durch See - Aitiologische Sagen, Natursagen; durch Fluß 83; 89; 193; 195; 204; 254/5,106; und verkehrtes Leben 201/2; weltweit 73; 75/6; 113/4; 156; 201; 208; 211-3; 220-2; begrenzt 73-6; 89-91; 102; 110/1; 113; 116; 135/6; 143; 156/7; 166; 183; 201; 212; Berge nicht überflutet 89; 135; 211/2; 231, 258-60; - Kosmischer Berg; heilige Städte nicht überflutet 223,40; Abfließen 76,1; 111; 113; 126/7; 202; 242/3; 249; Überlebende 135/6; 144; 146,28; 155; 201; 211/2; 225; 258/9; - Flutheros,· Opfer - Opfer,· Abstieg ins Tal 76; 80; 187; 230,5; 231; 235,21; 246; Neubeginn 13; 90,24; 135/6; 144; 155/6; 180/1; 186; 213-9; 235; 237; 240/1; 244; 246/7; 251; 254/5; 274-9; - Flutheros; Ordnung; und Schöpfung 12/3; 142/3; 203; 208; 227/8; 238/9; 246; 268; 275; und Urbevölkerung - Urvolk; Epochengrenze 97; 117; 143; 146/7; 153; 157-63; 165; 180-6; 213; 216,65; 218,12; 229/30; 235-7; 239/40; 248/9; 274; Systeme 137; 154-63; 167; 180; 185/6; Periodizität 75; 113; 135; 142-53; 155,7; 202; 274; 279; einmaliges Ereignis 154; 279; historisches Ereignis 11/2; 89; 115; 123,4; 132; 144; 155/6; 158/9; 179; 190; 196-8; 200; Traditionsraum 13/4; 75/6; 83/4; 87-92; 100; 102; 108; 110/1; 113-7; 121/2; 125-9; 132; 137; 139-41; 156-9; 167; 182/3; 186-8; und altorientalischer Einfluß 75; 122-32; 157; 179/80; 206; sprichwörtlich 73; Äquivalent zu Dürre 116; 186; 190; 207; 230; 243; - Weltbrand; Äquivalent zu Schnee 116; Äquivalent zu Urkrieg 189; 235/6; 241; 245; 277; Aition - Aitiologische Sagen; Ritual Flutheros 13; 142; 205; 256; 277,19; Rettung 76/7; 88/9; 101/2; 110/1; 113-7; 123/4; 127; 129; 131/2; 137; 187; 201/2; 210-5; 217; 220-4; 258-74; 278-80; fromm 124; 127; 195; 197; 206; 211; 213/4; 217; 222; 267; 269; 273; 277; 280/1; unsterblich 124; 126; 224; 266/7; 273; 276; 279; Urmensch 228,27; Stammvater 80/1; 85-8 ; 98; 106-9; 112; 118-21; 126; 132-4; 185/6; 209; 224/5; 272; 276-9; Kulturheros 78; 85;
302
90/1; 105; 111; 113/4; 122; 135,15; 141; 154/5; 187; 190,13; 217; 229-32; 238; 252,91; 269/70; 278; - Menschenschöpfung; König 76,1; 77; 82; 84; 87-92; 122; 133; 138/9; 155; 163; 166; 170; 225/6; 230/1; 270; Medizinmann 272,61; - Opfer Fossilien 11; 143; 158,16 Fruchtbarkeitskult 115,4; 242,17; 244,39; 249; 251; 252,90; 265; 268-70 Gaia 79/80; 129,8; 169/70; 175,13; 254,103; Olympia 111; 127; 242; 249; - Themis Gandarfi 253 Gefesselte Götter 251 Generationenrechnung 150/1; 164; 167/8 Genesia 243 Georgios Synkellos 167 Gerania 77; 105; 116 Geschichtsschreibung - Chronographie Gezer 250 Giganten 174; 191; 207; 209; 247 Gilgames-Epos 123; 126; 202-4; 212; 215; 220-4; 265-8; 276-9 Gnosis 124 Götterbewirtung 115; 195; 197; 207; 216 Götterstreitmythen 179/80; 188-93; 199; 200; 205; 208; 216; 219; 238; 240; 244/5; 275,9; 277 Goldenes Zeitalter 230,5; 232-4; 237/8 Gottesvorstellung 101/2; 216; 280/1 Graikos 94; 104; 228/9,29 Graubünden 234 Großes Jahr 145-53; 191 Gründungslegenden - Aitiologische Sagen, Ktisissagen Hadad 253 Hadran 253 Halia 117 Halirrhotios 189; 192/3; 245 Hatra 249; 253 Hattier 130 Heilige Hochzeit 141,40; 240; 250 Hekataios 86/7; 110; 118; 121; 144; 184 Hekataios von Abdera 145 Held 260/1; 277,19 Helfer-Motiv 101/2; 131/2; 210-4; 238; 278-80 Heliaden 158/9 Helike 155/6; 197 Heliodoros 178 Helios 117; 156; 158,10 u. 14,· 186,41; 236; 266; 281; - Sonnengott
Heüanikos 81, 8 7 - 9 1 ; 95; 97, 108; 116; 118; 121; 130; 133/4; 1 3 7 - 9 ; 155; 165; 172; 175; 217 Hellas 85; 1 0 2 - 4 ; 106; 120/1 Hellen 75; 8 5 - 9 ; 98; 102; 104; 1 0 8 - 1 0 ; 119-22; Grab 87; 89 Hellenes 75; 85/6; 102-7; 120; 122; 224; 229,2 Hellespont 138; 140 Helloi 103/4 Hellopia 103 Heilos 104; 105,33 Hera 179; 188, 190,• 2 1 4 ; 231; 240; 252; 255,108 Herakleitos 1 5 0 - 3 ; 275 Herakles 277,19 Hermes 175; 232,21 u. 1; 253; 277,19 Hermione 127 Hermogenes 128 Herodianos 93 Herodotos 84 ; 86; 98; 104; 108; 119/20; 130; 138/9; 140; 144; 176; 184; 193/4; 278,27 Hesiodos 75; 77; 81; 8 4 - 7 ; 9 2 - 1 0 4 ; 108; 110; 114; 119/20; 122/3; 1 3 0 - 4 ; 139/40; 149; 154/5; 169; 172; 179/80; 186; 2 0 7 - 9 ; 211; 2 1 6 - 8 ; 225/6; 228; 228/9,29; 230/1; 238; 266;280/1 Hesione 86; 119/20 Hesychos 109; 169 Hethiter 96,37; 125; 128; 131; 201,9; 204; 235; 257; 264,12; - Hattier Hierapolis 1 2 5 - 7 ; 202/3; 217; 242; 2 4 9 - 5 9 Hieronymus 90; 163 Hippolytos 142; 232 Hirpini 77 Historiographie - Chronographie Höhle 263 Homeros 85; 97; 99; 102/3; 130; 133; 135; 138/9; 144; 169; 188; 193; 195; 205/6; 226; 230; 232/3; 266; 269; Scholion 83; 103; 105; 140/1; 169; 187; 230; 247; 262/3; Kyklos 92; 103; 106; 134; 171; 205/6; 208/9,23; 212; Hymnen 78 Hosioi 78 Hurriter 125; 131 Hyakinthia 235/6,21; 248 Hyakinthos 248 Hyampolis 83; 187 Hyas 83; 187 Hydrophoria 111; 241/2; 2 4 9 - 5 5 ; 257 Hyginus 172; 226; 232/3 Iambulos 266 Iapetos 81; 83; 120,7; 134
Iasion 133/4; 139-41; 180,9 Idomeneus 78; 169 Ikarios 109 Ikonion 128 Inachos 122; 135; 1 5 7 - 9 ; 162-8; 181-3; 187; 190; 208; 231 ; Zeitgenosse von Moses 164; 167/8; 1 8 1 - 3 Inanna 123,4; 223,40 Indianische Flutsagen - Amerikanische Flutsagen Indische Flutsagen 14; 228,27; 246 Initiation 261; 276/7; 2 7 9 Ino Leukothea 117; 141,· 281 Ion 85; 98; 110; 120 Ionier - Ion Iranische Flutsagen - Persische Flutsagen Isidorus 74; 89 Isis 164; 173 Israel 223 Istros 137; 155; 187 Iulius Africanus 112; 124; 129; 161; 164; 167/8; 180; 183; 185 Iuppiter 79,17; 202; 207; 211; 221/2; 248; - Zeus Iustinos Martys 74; 125 Iustinus 74 Jahwe 167; 205; 2 1 3 - 5 ; 221; 223,42 Jenseits 185; 223,42; 224,51; 2 6 5 - 7 3 ; 278 Jerusalem 250 Johannes von Antiochien 167 Jonas 264,1; 265,14 Kabiren 134; 141,43; 142; 238; 272; 279 Kadmos 82; 105; 117,8; 144; 170; 173; 174,28; 180,9; 184; 218,12; 227/8 Kallimachos 77; 83; 93; 105; 114; 117; 170; 196 Kallinos 119; 138 Kallistratos 115; 139 Kanathos-Quelle 255,108 Kandybos120 Karer 98; 130; 179; 235; 238; 241 Kassandra 130; 137; 139 Kastor von Rhodos 75; 113; 155,· 157; 159-65; 167/8; 174/5; 179; 181/2; 184; 186 Kekrops 75; 108; 112/3; 122; 144,18; 158; 165-7; 174/5; 179; 183; 189; 208; 226,7; 232,23; 233; 238; 241 Kelsos 74; 124 Keos 196/7; 236 Kerambos 115/6 Keren 233; 235; 238; 241
303
Kilikien 132; 263 Klageritual 257 Kleinasien 76; 97; 124; 125-32; 137-9; 195; 202; 263; 277,19 Klemens von Alexandrien 87; 153/4; 164; 166; 182/3; 185; 187; 230 Klymene 86; 119 Klymenos 175 Kodros 118; 262,24 König 229,3; 235; 261/2; 269/70; 273; 276; 277,18; - Flutheros, König; Urkönig Kolonisation, griechische 85 Konon 110; 137/8 Kontinuität, menschlicher Kultur 97; 123/4; 143/4; 185,35; 224,· 237; 251,80; 269; 275-9 Kopais-See 132; 172 ; 179; 194 Kore 83 Korinna 168; 171; 174; 178 Kos 170; 187 Kosmischer Berg 75/6; 79; 201; 223/4; 260; 271 Kosmos 214; 229; 258; 275; harmonisch 191; 257; 267-70; 275,9; ewig 146; 150; 152; Auflösung und Neubegründung 142/3; 145; 147/8; 150; 152/3; 201-4; 238-40; 256-8; 274; 276; Politisierung 275,7 Kranaos 107/8; 166; 169; 182 Krantor 144 Kreta 78; 97; 133/4; 169 Kronia 246; 248 Kronos 81; 123 ; 132; 160,9; 228; 233; 248 Ktisissagen - Aitiologische Sagen, Ktisissagen Kulturentstehungslehren 14,· 92; 122; 135/6; 139; 153-5; 157/8; 181; 182,21; 191,14; 229,2; 230,5; 232-9; 241; 245,47; 246; 279/80; und Ritual 235/6,21; 239; - Aitiologische Sagen; Flutheros, Kulturheros,· Kosmos, Auflösung und Neubegründung Kurdistan 221 ; 223 Kureten 90; 97 Kybele 128,5 Kyklos - Homeros, Kyklos Kynos 80,1; 88; 90; 118,2 Kypria - Homeros, Kyklos Kyrbe 159 Lactantius 74; 125 Lakedaimon - Sparta Lamaka 250/1 Larnax 88 ; 114; 129/30; 136; 259-64; 266,20; 272; 273,71; 276
304
Latinos 94 Laubhüttenfest 250 Leandr|i|os 188 Ledersack - Askos Leleger 80; 90; 92; 95-100; 130; 132; 225/6; 228; 231 Lemnos 196; 240; 260; 262; 273,71; 276,12 Lemuria 228,26 Lerna 187,7; 190; Mysterien 232,21; 240,7 Lesbos 90,24; 117; 159,18; 194,5; 236; 277,19 Leukadischer Felsen 95,28; 266 Leukarion 92-100; 130 Leukaros 94; 95,28 Leukothea - Ino Leukothea Libation - Wasser, Libation Libethra 83; 195; 254/5,106 Licht, nach der Flut 217,5; 218,12; Lichtgott 13; 277,19 Lokris 13,12; 76/7; 79-85; 87-91; 97/8; 100; 108; 118,2; 120,5; 121/2; 130; 132 Lokros 81; 87,22; 97; 118,2; 130 Lucretius 145 Lugalbanda-Epos 123,4 Lugal-Epos 12,6; 123,4; 212/3,44; 214,51; 225; 258; 279,32 Lukianos 73; 125-7; 136; 202 ; 210; 217; 249; 251-4; 257; 259 Lupercalia 188; 246,53; 257 Lydien 179 Lydos 111; 154; 185 Lykaion 115,4; 276,12 Lykaon 114/5; 195; 207-9; 220; 277,18 Lykaonien 128 Lykien 120; 171,2; 173,19; 176-8 Lykophron 136/7; 139/40; 200-2; 205; 262-4; Scholion 138; 141; 173; 207 Lykoreia 77/8; 105; 110/1; 116 Lykoreus 76,1; 77,5 Lykos 168; 173 Lykos von Rhegion 260 Lykurgos 229,2 Mabug - Hierapolis Märchen 14/5; 208/9,23; 276,16; 278 Magna Mater 79; 129,8 ; 131; 226; 230; 234, 251,80; 260,9 Makar/Makareus 90,24; 117; 136 Makello 197 Mandanen 14; 255,109 Manethon 162 Manilius 201 Manu 246 Marathon 110
Marathonios 110; 121 Marduk 123,4; 203/4; 256-8; 270; - Enlil Marmor Parium 73; 76,1 ; 7 7; 86 ; 91,104; 107; 109-13; 155; 165; 182/3; 202; 217 Maskentreiben 235; 241; 253 Meerflutsagen 14; 158; 191; 196; 205; 236; Götterstreitmythen Megaros 77; 105; 116; 136 Melantheia/Melantho 78 Melitaia 89 Menschenschöpfung 80; 82; 92; 98-100; 126,9; 207; 211; 220/1,25; 224-9; 233; 236 ; 256; - Urfrau; Urmensch Merops 83; 170; 187; 230/1 Messenien 195 Meton 150; 153 Minos 78 Minyer 240,7 Mithras 253 Molosser 103; 106/7; 114 Moluris 116 Monophagoi 244 Moses 124; 164 ; 167/8; 176; 181-3; 264 Myrmidonen 100,4; 211; 226 Myser 134; 138 Mysterien, Andania 195; 254/5,106; Samothrake 135,15; 141/2; 272; Lerna 232,21; 240,7 Mythos 12-5; und Ritual - Ritual Nahrung - Urnahrung Nannakos 128; 257; 272,62 Naram-Sin 123,4; 204; 204/5,37; 214/5; 270,46 Natursagen - Aitiolog. Sagen, Natursagen Naturvölker 14 Neith 144 Nemea 114 Neptunus 205; - Poseidon Neujahrsfest 229,3; 246; 255; 257/8; 275/6 Nigidius Figulus 226; 229 Nikandros 115; 158; 197 Ninos 160,9; 162; 181 Ninurta 123,4; 204; 212/3,44; 214,51; 258; 275,7 Niobe 82,10; 143; 166; 172; 185 Nissir 221; 223 Noah 11; 124-6; 129; 132; 155; 205; 213-5; 221/2; 224; 250; 259; 264; 272 Nonnos 73; 105; 127; 137; 155; 158/9; 185/6; 194; 197; 201/2; 205 Nostoi - Homeros, Kyklos Nyktimos 115
Ogenos 169 Ogygos 73; 168; 171; 173; 177; 200; sekundäre Bildung 169; 171/2; 177/8; 187; Flutsage 112; 137; 155; 157; 159-68; 174-6; 179-86; 191; und altorientalische Fluttraditionen 161/2; 179/80; Zeitgenosse von Moses 124; 167; 176; 181; 183; Zeitgenosse von Phoroneus 166/7; 175; 181/2; antike Datierung der Flut 161-8; 180-3; Titan 159-62; 165; 168; 170; 171,2; 174/5; 179; 181/2; 184,34; König 163,· 166; 170-3; 175; 184/5; kein Stammvater 172/3; 186; Grab 172; ogygische Übel 170; 173; 178 Oidipus 254,106; 261 Oineus 118 Okeanos 169; 179; 205 Olymp 83; 195; 207; 223 Olympiodoros 145 Omphalos 79/80; 112,13; 126,9; 129,8; 223 Opfer, des Flutheros 90/1; 111,6; 114; 116; 217-25; 229/30; 237/8; Auflösung und Neubeginn 218-20; 239-48; 254; 276,17; 277,18/9; - Aigle-Opfer; Initiation,· Pharmakos; Wasser, Libation; Ritual; Prometheus, Opfer Opus 80/1; 83; 87,22; 88/9; 90,22; 91; 120,5; 121 Orakel 78-80; 103; 105-7; 201; 223; 249; 272; - Sibyllina oracula Ordnung, soziale 82; 216,65; 232,23; 239; 244,39; 278; politische 233; nach der Sintflut 186; 218,12; 226,7; 276,16; rituelle Umkehrung 235; 239; 241; 243/4; 246-8; 254; 275; 276,17; - Kosmos Orestheus 110; 118 Orient - Alter Orient Origenes 74; 124 Orosius 74 Orpheus 195; 253; 254/5,106; 272,61 Osiris 266,20 Othrys 74,5; 76,1; 84/5; 88/9; 91; 115/6 Ovidius 73; 78/9; 115/6; 158; 195; 201/2; 205-9; 211; 220-2; 225; 228; 236; 255; 259/60 Paganus 86,17 Palästina 223 Pan 116 Panathenaia 276 Pandora 92,1; 119; 142/3,2; 218; 228/9,29 Panhellenes 85; 243/4 Panspermie 111; 241; 243 Panyassis 172; 176-8
305
Parilia 188; 255 Parnaß 74; 7 6 - 8 0 ; 8 7 - 9 1 ; 97; 110; 121/2; 130; 132; 155; 187; 2 0 1 / 2 ; 2 2 2 / 3 ; 260 Pausanias 77; 88; 1 1 1 - 4 ; 116; 118; 154; 169/70; 172; 175; 179; 190; 1 9 5 - 7 ; 200; 226; 231; 233; 235; 238, 242; 248; 279 Pelasger 90; 97; 236 Pelasgos 231,17; 233; 247 Pelops 144; 276,12; 277,18 Pelor 2 4 7 / 8 Peloria 13; 194,· 2 4 6 - 9 Peneios 84; 89 Perseus 114 Persische Flutsagen 14; 132; 253 Pessinus 128; 131 Phaethon 107; 2 0 8 / 9 , 2 3 Phallos, Besteigung 127; 246,53; 257 Phanodemos 112/3; 145; 156 Pharmakos 261; 2 6 5 / 6 ; 268; 273; 276; 277,24 Pheneos 115; 197; 2 0 0 Pherekrates 226 Pherekydes 169; 173 Pherekydes von Athen 173; 176 Philemon und Baucis 191; 195; 197; 2 0 6 / 7 ; 210; 216; 280 Philochoros 76,1; 112; 174; 183 Philolaos 143; 145; 224,51 Philon von Alexandrien 74; 124 Philosophie, und Sintflut 11/2; 75; 113; 125; 135/6; 139/40; 142-6; 147; 150-3; 191,14; 230,5; 235/6,21; 237; 2 7 4 / 5 ; 279; - Stoa Philostratos 194; 247 Phlegyer 197 Phöniker 126; 132; 174,5; 179; 184,30,223,42; 227,16 Phoroneus 82,10; 122; 143; 154; 1 5 7 - 9 ; 166/7; 175; 181/2; 185; 187; 2 3 0 - 8 ; 241; 246; 272,61 Phoronis - Phoroneus Photios 178 Phrygien 80; 1 2 7 - 9 ; 131/2; 195 Phthia 8 4 / 5 ; 89; 98; 102/3; 120/1; 153 Phthiotis - Phthia Physkos 88; 97,5 Pindaros 76/7; 7 9 - 8 4 ; 88; 9 1 / 2 ; 100; 103; 106; 121/2; 133; 155; 160; 196; 200; 204; 208; 223; 225; 229; Scholion 86; 89; 91; 116; 168; 173; 186; 207; 225 Plataiai 83; 117; 240 Piaton 107; 113; 135/6; 139/40; 1 4 3 - 7 ; 154; 156/7; 160/1; 166; 168; 176; 181; 184/5; 198/9; Scholion 137; 155; 194 Plemochoai 2 4 1 / 2
306
Plinius 196 Plutarchos 95; 105; 111/2; 124; 179; 187; 190; 197; 229; 2 4 0 / 1 ; 245; 263 Plynteria 235/6,21 Pollux 200 Polybios 157 Polybos 116/7; 136 Pompeius Trogus - Iustinus Porphyrion 174 Poseidon 127; 171; 179; 1 8 8 - 9 3 ; 196/7; 199/200; 205; 214; 233; 236; 238; 2 4 5 - 9 ; Prosklystios 192; 245; Dreizackmal 127; 189/90; 248; - Götterstreitmythen Poseidonia 244 Poseidonios 194/5 Potniai 83; 180 Praxidiken 172; 176-8 Priasos 127; 132 Proklos 103; 144 Prometheus 86/7; 9 3 / 4 ; 100-2; 118; 120; 229; 2 3 7 - 9 ; 272; Feuerraub 101; 154; 248; 280; Opfer 91; 101; 2 1 6 - 9 ; 2 3 7 / 8 ; 280; Helfer 101/2; 131; 211; 214; 248; 272; Trickster 2 7 9 - 8 1 ; und Menschenschöpfung 100; 228; Wiedererschaffer 228/9,29; und Semitisches 120,7; 214; 280; Grab 83,17; 88 Pronoe119 Pronoos 87 ; 110; 121 Prosymnos 127 Protogeneia 8 0 / 1 ; 83; 121 Ptolemaios von Mendes 164 Pyrrha 8 0 - 2 ; 84; 8 6 / 7 ; 89; 92/3,1; 93; 9 5 / 6 ; 128; 135; 166; 201; 209; 211; 222; 225; 2 2 7 / 8 ; 228/9,29; 230; 240,7; 248; 259 Pyrrhiche 92/3,1; - Feuer Pyrrhos 106; 240,7 Regen, heiliger 254/5,106; durch Götter zurückgehalten 270; Steinregen 254/5,106; Flut, durch Regen,· Fruchtbarkeitskult Regenbogen 271 Regenzauber - Fruchtbarkeitskult Reinigung, kultische 13; 2 4 2 / 3 ; 2 5 1 / 2 ; 2 5 4 - 7 ; 261 Rhianos 84 Rhodos 117; 155-60; 185/6 ; 1 9 6 , 2 0 5 / 6 ; 227; 235/6 Ritual, und Mythos 12/3; 115,4 ; 117; 208; 2 1 8 / 9 ; 224; 2 2 7 / 8 ; 235; 2 3 9 - 5 8 ; 2 7 4 - 7 ; 270; mit Flutaition - Ahnenfest; AigleOpfer,· Anthesteria; Apesas,· Aphrodisia; Armenien; Athene, Polias; Berg, primitives Leben; Birnenwerfer ; Botna ; Brunnen; Dai-
dala; Diasia; Dodona; Enuma Elis; Fruchtbarkeitskult; Heilige Hochzeit; Hierapolis; Hosioi; Hydrophoria; Klageritual; Lupercalia; Mandanen,· Panspermie ; Parilia; Peloria ; Phallos ; Poseidon, Prosklystios; Reinigung; Rhodos; Samothrake, Opfer ; Sintflut, als Spiel; Totenkult; Wasser; Zeus, Aphesios, Hellenios, Meilichios, Olympios, Pelor, Phyxios; Zwölf-Götter ; ohne Flutaition - Adonis; Andania; Aphrodisia; Athene, Ölbaum ; Brunnen; Bura; Demeter; Devotio; Fruchtbarkeitskult; Gefesselte Götter; Genesia; Gezer ; Hatra,· Heilige Hochzeit; Hyakinthia; Initiation; Kronia; Laubhüttenfest; Lemnos; Lemuria; Lerna, Mysterien; Lesbos,· Maskentreiben,• Monophagoi; Neujahrsfest; Panathenaia ; Pharmakos; Plemochoai; Plynteria; Poseidonia; Pyrrhiche; Reinigung; Schöpfritual; Skira ; Thargelia; Tyros ; Wasser Rufinus 125 Sage, Synonym für Mythos 14/5 Sa'is 143-5; 156/7 Saman 253 Samothrake 12,7; 115; 117; 134; 135-42; 155; 159; 180,9; 194; 197; 207; 217; 244-7; Mysterien 135,15; 141/2; 272; Opfer 15,26; 140; 194; 197; 245 Sangarios 127/8 Santorin - Thera Saon 141 Saturnalia 248; 255; - Kronia Saturnus 248; - Kronos Satyrn 109 Satyros 115; 139 Schamanismus 271-3 Schiff 221/2; 260; 264; 266/7; - Floß Schmiedekunst - Urschmied Schöpf ritual 250 Schöpfung, mißglückte 209/10; 212/3,44; 215; Land aus Wasser 186,41; 193; 195/6; 227; 246; - Flut, und Schöpfung; Menschenschöpfung; Urfrau; Urmensch Seleukos 94-6; 99 Selloi 103/4 Semachos 109 Semiramis 160,9; 161; 252,91 Seneca 202/3 Servius 139; 160; 209 Sibyllina oracula 129 Sikyon 75; 122; 154 ; 157; 159; 181/2; 184; 231,17
Simi(a] 252/3 Sintflut, als Spiel 249/50; 252; 255; - Flut Sipara/Sippar 123; 223,40 Sizilien 94; 96; 194,5; 277,19 Skamander 193 Skira 192; 245; 248 Sokrates von Argos 187 Solinus 166 Solon 143; 166 Sonne, Finsternis 160; 204; wendet Lauf 276,16 Sonnengott 223,40; 224; 236; - Helios Sparta 144; 229,2; 240,7 Spartensage - Kadmos Statius 210; Scholion 230 Steinwurfsage - Deukalion, Steinwurfsage Stephanos von Byzanz 114; 120; 128; 177/8; 194 Stesichoros 233 Stoa 75; 147; 153,44 u. 46; 210,30; 218,12; 240; - Philosophie Strabon 84; 92 ; 94; 97-100; 106; 110; 136; 138-40; 158/9; 171; 179 Straton 140; 194 Suda 158; 170; 173; 178 Sukzessionsmythos 132; 233; 277 Sumerischer Mythos, Könige vor der Flut 122/3; 147/8; heilige Städte nicht überflutet 223,40; und Deukalionsage 130,2; und Nannakos 128; Enki und Eridu 266; Enki und die Weltordnung 214; Menschenschöpfung 226,11; Drachenkampf 275,7; - Ziusudra; Xisuthros Syrien 80; 125-7; 249-58 Syrische Flutsage 125,2; 127,18; 156,2; 160,9 Tartessos 174; 184,34 Tatianos 124; 164; 166-8; 174 ; 181-3; 233 Taygetos 240,7 Teichinen 156; 158/9; 160; 185/6; 196; 205/6; 233/4; 236 Telephos 134; 260,8 Telipinu 204; 257 Tempetal 12,7; 84; 89; 140; 155; 193-5; 205,39; 246-8 Teukros137-9 Thallos 160; 174/5; 179; 182 Thargelia 261 Thebais - Homeros, Kyklos Thebe 173; 176; 218,12 Theben, böotisches 105; 134; 142; 144; 160; 163; 168-75; 177; 179/80; 184/5; ägyptisches 173/4; 184/5
307
Themis 78/9; 105; 211; - Gaia Theodizee 11; 127; 158; 195/6; 205-16; 220; 236/7; 270,46; 280/1; bei Homer 195; 206; 216,64; 281 Theophilos von Antiochien 74 Theophrastos 142; 146 Theopompos 108; 111/2; 144; 170; 183; 242 Theoxenie - Götterbewirtung Thera 190; 196; 198; 227 Thermopylen 109 Theseus 263 Thessalien 73-6; 83-90; 97; 100; 102-4; 113; 122; 156; 160; 193/4; 197; 217; 246-8; 255; Steinidole 225,4 Thessalos 104 Thoas 260-2; 273,71 Thrasybulos 105-7; 271 Thukydides 86; 112 Thyestes 276,16 Thyia 78 Tiamat 203 Tier 123; 126; 221; 258/9; Wiedererschaffung 259; Haut 262/3; Ameise 226; Esel 105,30; Fisch 201/2; 271; Kranich 77; 116; Kuh 105; 117; Taube 105,33; 250; Vogel 124; 271; Widder 259/60; Wild 201; Wolf 77; 116/7; Zikade 226,13 Tierkreis 145 Timotheos 128 Titanen 174; 180; 186; 191; 208/9,23; 228/9,29; 237; - Ogygos, Titan Totenkult 242/3; 248 Totenruhe, gestört 254/5,106 Trapezus 207/8 Trickster 279/80 Troia 97; 121; 130; 133-41; 162-5; 167/8; 181; 206; 208/9,23; 230; 263/4 Typhon/Typhoeus 131/2; 180; 263; 264,12 Tyros 126; 249/50 Tzetzes 141 Ugarit 180; 250 Ullikummi 128; 131 Unschuldskomödie 261; 262,2 Ur 12 Uranos 228; 233 Urbarmachung 187,7; 228 Urberg 227,23; - Kosmischer Berg Urflut 146,27; 168,66; 203 Urfrau 142/3,2; 170; 228/9,29 Urkönig 122; 157/8; 159; 170; 175; 230/1; 233; 235; 241; 248; 277,18
308
Urkrieg 90; 189; 233-6; 238; 241; 245,43; 277 Urmensch 105; 121; 133; 142; 154,166; 170; 175; 177; 180,9; 219; 228,27; 231-3; 244; 272,61 Urnahrung 111; 191,14; 229/30; 235/6,21; 241; 245/6 Urschmied 231; 234/5; 238; 272,61 Urvolk 90; 97; 117; 156; 158/9; 196/7; 233-6; 238; 241 Urzeugung 226,13; 236,25; 259 Utnapistim 125/6; 213; 215; 220-4; 264-71; 276; 278 Varro 74; 112; 155; 157; 160-6; 168; 171; 179-84; 189; 191-3; 212 Vergilius 248; Scholion 74; 83; 90; 118; 227 Versunkene Stadt 194/5; 198 Wallis 194/5 Wasser, Libation 126/7, 241/2; 249-55; 274; Reinigung 13; 242/3; 251/2; 254-7; im Kabirenkult 141,43; Symbol der Zerstörung 249; 274; - Flut Wassermann 150; 187,3; 229 Weltaltermythos 101; 114/5; 147-50; 209 Weltbrand 107; 143; 145; 147-9; 153; 207,14; 208/9,23; 275,7 Wetterzauber - Fruchtbarkeitskult Xenomedes 196/7 Xenophanes 11; 75; 142/3; 146; 153; 196, 19 Xisuthros 123-6; 132; 156,2; 161; 265/6 Xuthos 85; 110 Zenon von Rhodos 142; 154-9; 161; 185 Zeus 79,17; 80/1; 87; 99-103; 114; 127/8; 133; 140; 158; 170; 174; 179; 190; 195/6; 208-10; 215/6; 218; 220; 223; 226; 230; 236; 238; 240; 247/8; 263; 276,15; 277; 280; Apesas/Apesantios/Aphesios 113/4; 116; 217; Hellenios/Panhellenios 116; 243/4; Meilichios 112; Naios 107,48; Olympios 111/2; 217; Pelasgikos 103; Pelor 246/7; Phyxios 217; Götterkönig 186; 204/5; - Iuppiter Ziusudra 123; 125/6; 213; 221/2; 224; 267; 270; 276 Zoroaster 253 Zwölf-Götter 90; 208,22; 217 Zypern 206,7; 250
Albrecht Dihle · Die Vorstellung vom Willen in der Antike 1985. 178 Seiten, Paperback. Sammlung Vandenhoeck
Manfred Hutter Altorientalische Vorstellungen von der Unterwelt Literar- und religionsgeschichtliche Überlegungen zu »Nergal und Ereskigal«. 1985. V I I I , 187 Seiten, Leinen. Orbis Biblicus et Orientalis 63 (Gemeinsam mit Editions Universitaires, Fribourg)
Othmar Keel · Vögel als Boten Studien zu Ps 68, 1 2 - 1 4 ; Gen 8, 6 - 1 2 ; Koh 10, 20 und dem Aussenden von Botenvögeln in Ägypten. Mit einem Beitrag von Urs Winter zu Ps 56, 1 und zur Ikonographie der Göttin mit der Taube. 1977. 164 Seiten, 44 Abbildungen, Leinen. Orbis Biblicus et Orientalis 14 (Gemeinsam mit Editions Universitaires, Fribourg)
Handbuch der Religionsgeschichte Band I—III ι Herausgegeben von Jes P. Asmussen, Jörgen Laess0e in Verbindung mit Carsten Colpe, Leinen Band I : 1971. X V I , 525 Seiten, 92 Abbildungen, 5 Karten-Skizzen Band I I : 1972. X I I , 536 Seiten, 91 Abbildungen, 4 Karten-Skizzen Band I I I : 1975. X I , 550 Seiten, 78 Abbildungen, 3 Karten-Skizzen, Gesamtregister
Thorleif Boman Das hebräische Denken im Vergleich mit dem griechischen 7. Auflage 1983. IV, 240 Seiten, kartoniert
Helmer Ringgren · Die Religionen des Alten Orients 1979. 255 Seiten, kartoniert. Grundrisse zum Alten Testament, Sonderband
Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen/Zürich
Biblisch-historisches Handwörterbuch (BHH) Landeskunde — Geschichte — Religion — Kultur — Literatur Herausgegeben von Bo Reicke und Leonhard Rost 4 Bände. Zus. 1438 Seiten, 4 farbige und 60 schwarz-weiß Tafeln, 24 Karten, 1 Faltkarte, 2 farbige Blätter, Leinen Band IV: Register und Historisch-archäologische Karte Palästinas, zwei vierzehnfarbige Blätter im Maßstab 1:300000, bearbeitet von Ernst Höhne „Für den Unterricht auf allen Stufen, für die Predigtvorbereitung, zur eigenen historischen und theologischen Weiterbildung wird das mit gediegenem Kartenund Bildmaterial versehene Werk ein geschätzter Helfer werden." Kirchenblatt für die reformierte Schweiz „Man kann diesem Wörterbuch der biblischen .Realien' bleibende Aktualität und Unentbehrlichkeit für lange Zeit voraussagen." Evangelische Theologie „This is an important book in the series which has been carefully planned and carried out according to the best scholarly standards. In text, plates, linedrawings and maps high quality has consistently been maintained." Gregorianum „Der Registerband erleichtert nicht nur die Benutzung dieses wertvollen Werkes, sondern es kann in seiner ganzen Fülle ausgeschöpft werden." Theologische Literaturzeitung
Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen und Zürich