Antike Synagogenkunst 3766808230, 9783766808233


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Antike Synagogenkunst
 3766808230, 9783766808233

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Hans-Peter Stähli

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Calwer Verlag

THE BILANIUK COLLECTION donated to the

Metropolitan Andrey Sheptytsky Institute of Eastern Christian Studies by the family of the

Rt. Rev. Mitrophoric Archpriest Prof. Petro B.T. Bilaniuk

In memoriam

1932-1998

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Hans-Peter Stahlı

Antike Synagogenkunst

Hans-Peter Stählı

Antıke Synagogenkunst

Calwer Verlag Stuttgart

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Stähli, Hans-Peter:

Antike Synagogenkunst / Hans-Peter Stähli. - Stuttgart : Calwer Verl., 1988 ISBN 3-7668-0823-0

ISBN 3-7668-0823-0

© 1988 by Calwer Verlag Stuttgart Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Umschlag: Otfried Kegel Satz und Druck: Hieronymus Mühlberger, Augsburg Verarbeitung: Großbuchbinderei Monheim

Inhalt

VOLVO

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7.

Bilderverbot und, Synagogenkunst...

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Älteste Synagogen und Synagogentypisierung . . . . ..

18

Synagogen destruhen Iypus.. el Synagogen des Übergangstypus

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Synasopendesspaten Vous... Die Mosaiken der Synagoge von Bet-Alfa 0.2.00

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Die Wandmalereien der Synagoge von Dura-Europos Anmerkungen...

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Für Christine, Adrian und Thomas

Vorwort

Im Wintersemester 1983/84 hielt ich an der Kirchlichen Hochschule Bethel eine Übung, die sich mit dem Thema »Antike Synagogenkunst und rabbinische Exegese« beschäftigte und in deren Zusammenhang ich seitdem einige kleinere und größere Arbeiten publiziert habe (vgl. dazu das Literaturverzeichnis). Als kurze Zusammenfassung der Semesterarbeit verfaßte ich seinerzeit auch ein Manuskript, das bisher — hektographiert — nur in einigen wenigen Exemplaren vorlag. Nachdem ich öfters daraufhin angesprochen worden bin, ob dieses nicht in geeigneter Weise einem größeren interessierten Leserkreis zugänglich gemacht werden könne, habe ich mich schließlich zur Veröffentlichung entschlossen, so daß die Arbeit jetzt, mehrfach überarbeitet und ergänzt, unter dem Titel »Antike Synagogenkunst« erscheint. Es sind mehr als fünfundzwanzig Jahre her, daß unter einem ähnlichen Titel B. Kanaels Büchlein »Die Kunst der antiken Synagoge« sich mit dem gleichen Generalthema befaßte. Doch ist dieses mittlerweile längst vergriffen, und wer heute sich — aus welchen Gründen auch immer — für antike Synagogenkunst interessiert, wird zwar unter verschiedenen Themen eine

Fülle von Spezialliteratur in hebräischer, englischer und auch deutscher Sprache finden, als Nicht-Fachmann allerdings auf dem deutschsprachigen Büchermarkt vergeblich nach geeigneter Information suchen. Diese Lücke möchte das vorliegende Buch schließen helfen. Der Titel »Antike Synagogenkunst« zeigt dabei deutlich an, daß es nicht Absicht des Buches ist, die antike Synagogenkunst in Palästina und in der Diaspora in ihrer Gesamtheit darzustel7

len. Vielmehr sollen — in einem bewußt beschränkt gehaltenen Text- und Bildumfang — einige Grundzüge antiker Synagogenkunst aufgezeigt werden, wobei zugleich der Versuch unternommen wird, exemplarisch anhand ausgewählter Bilder wesentliche Äußerungen jüdischen Glaubens in der Sprache des Bildes zur Darstellung zu bringen. Ob dies dem Autor gelungen ist, mag dem Urteil des Lesers und Betrachters des Buches überlassen sein. Zu danken habe ich allen, die zur Entstehung des Buches beigetragen haben, besonders dem Calwer Verlag, der dessen Veröf-

fentlichung freundlicherweise übernommen, die Drucklegung mitsamt den Bildern ermöglicht und mit viel Engagement betreut hat. Frau Ir&ne Lewitt vom Photographic Service des Israel Museum (Jerusalem) danke ich für dıe Hilfe bei der Beschaffung einer Reihe von Bildern. Schließlich und nicht zuletzt gilt der Dank meiner Frau und meinen beiden Söhnen, die meine ersten aufmerksamen und geduldigen Hörer und Leser waren; ihnen sei denn auch das Buch gewidmet. Bethel-Bielefeld, im Herbst 1987

Hans-Peter Stählı

Bilderverbot und Synagogenkunst

Ein Titel » Antike Synagogenkunst« mag zunächst verwundern, wenn nicht gar irritieren. Konnte denn das Judentum angesichts des alttestamentlichen Bilderverbots von Ex 20,4 ff eine

bildende Kunst überhaupt tolerieren oder gar selber in seiner Mitte, insbesondere in der Synagoge, entwickeln und fördern? Noch zu Beginn unseres Jahrhunderts galt dies als schlechterdings unmöglich und undenkbar, und es wurde ebenso klar und eindeutig die These vertreten: »Die bildende Kunst konnte in Palästina wegen der jüdischen Verwerfung aller Mensch- und Tierbilder natürlich keinen Eingang finden; denn die Herodianer haben sich doch nur in vereinzelten Fällen erlaubt, der

jüdischen Anschauung Trotz zu bieten.«' Mittlerweile stellt sich nun freilich der Sachverhalt anders dar. In den vergangenen Jahrzehnten sind in Palästina und außerhalb Palästinas zahlreiche Synagogen entdeckt, ausgegraben und zum Teil restauriert worden. Dabei hat sich gezeigt, daß der archäologische Befund jener Behauptung voll und ganz widerspricht, haben doch die Ausgrabungen eine reiche, so nicht erwartete, synagogale Kunst zutage gefördert: Steinreliefs dekorativ-symbolischer Art, Fußbodenmosaiken und Wandmalereien mit beeindruckenden Menschendarstellungen sind weitherum bekannt. Wie ist dieser Sachverhalt, den man anfangs dieses Jahrhunderts auch in den kühnsten Träumen nicht anzunehmen gewagt hätte, zu deuten und mit dem Bilderverbot in Einklang zu bringen? Ein paar Frörterungen sind hier vonnöten. Für die Rabbinen, die sich mit jenem Verbot immer wieder beschäftigten und es interpretierten, galt sicher — aufs Ganze gesehen — 9

der Standpunkt, daß es den Juden nicht gestattet sei, für irgendeinen Zweck Bilder, insbesondere menschliche Darstellungen, anzufertigen. Die strengsten Rabbinen hätten wohl auch alle Gegenstände zerstört, die im Verdacht standen, einer Bilder-

verehrung Vorschub zu leisten. Freilich war nun — bei genauerer Betrachtung — dieser Standpunkt nicht ein starres Gesetz; vielmehr handelte man je nach Zeit, Ort, inneren und äußeren religiösen und politischen Verhältnissen strikt oder auch weniger strikt danach. Aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr. ist bekannt, daß ausgerechnet Angehörige des Hauses der Hasmonäer, seinerzeit die religiösen, politischen und militärischen Anführer des Makkabäeraufstandes (168-164 v. Chr.) gegen die gewaltsame Hellenisierung des Judentums, sich offenbar nicht scheuten, Bilder von Men-

schen herstellen zu lassen. So weiß der jüdische Historiker Josephus Flavius (ca. 38— nach 100 n. Chr.) in seinen »Jüdischen Altertümern« zu berichten, Alexandra, die Tochter des Hohen-

priesters Hyrkan II., habe ihre beiden Kinder Aristobul und Mariamne porträtieren lassen und deren Bilder an Marcus Antonius nach Ägypten geschickt.” Derselbe Josephus bemerkt anderwärts, später sei dies eben jener Mariamne, die mit König Herodes dem Großen (37-4 v. Chr.) verheiratet war, von dessen Mutter und dessen Schwester in verleumderischer Absicht vorgeworfen worden.” Von Herodes’ Enkel Agrıppa I. (37-44 n. Chr.) wie auch von dessen Sohn Agrippa II. (50-ca. 94 n. Chr.) wiederum wissen wir, daß sie als einzige jüdische Könige Münzen mit ihrem Portrait prägen ließen. Und Josephus schließlich berichtet von Bildern, die Agrippa I. für seine beiden Töchter hatte herstellen lassen. Diese Bilder seien nach seinem Tod vom randalierenden und in den Palast eindringenden Mob geraubt, in Bordelle gebracht, dort auf den Dächern aufgestellt und in ünsäglicher Weise verspottet worden." Josephus selber vertrat in der Bilderfrage einen strengen Standpunkt und folgte darin dem gesetzestreuen Pharisäismus, dessen Programm er sich angeschlossen hatte. In seiner »Vita« 10

Portrait-Münze Agrippas 1. (43 n. Chr.) Vorderseite: Portrait Agrippas. Aufschrift:

BASILEUS

MEGAS

AGRIPPAS PHILOKAISAR

Rückseite: Darstellung einer »Tyche« mit Palmzweig in der linken Hand

erwähnt er, während des jüdischen Aufstandes gegen Rom (66-73 n. Chr.) habe er als Kommandant von Galiläa den Befehl gegeben, in Tiberias den Palast niederzureißen, den Herodes Antipas (4 v. Chr.-39 n. Chr.), ein Sohn Herodes’ des Großen, erbaut hatte. Als Grund für diesen Befehl gibt er an, der Palast sei mit Tierdarstellungen ausgeschmückt gewesen, obschon die Gesetze doch dergleichen verböten.” Noch deutlicher rechtfertigt Josephus die Zerstörung figürlicher Darstellungen in seinem Bericht über einen Volksaufstand: Unter dem Einfluß zweier Gelehrter, so schreibt er, hatten damals junge Männer, die bereit waren, »für das Gesetz der Väter zu sterben«, zur

Ehre Gottes den großen goldenen Adler heruntergeschlagen, den Herodes der Große über dem größten Tempeltor hatte anbringen lassen. Zur Begründung dieser Tat fügt er kommentierend hinzu: »Nun verbietet aber das Gesetz allen denen, die

nach ihm ihr Leben einrichten wollen, an die Errichtung von Bildwerken auch nur zu denken oder irgendwelche lebende Wesen in Weihgeschenken darzustellen.«° In seiner Schrift »Gegen Apion« macht Josephus seine Stellung — nun auch gerade im Hinblick auf Rom — noch einmal deutlich: »Ferner hat unser Gesetzgeber (sc. Mose) verboten, Bilder herzustellen. a

Nicht als wollte er gleichsam prophetisch darauf hinweisen, daß man die Macht der Römer mißachten solle, sondern weil er

(dies) als eine Sache verachtete, die weder Gott noch den Menschen dienlich sei, und weil sich (die Herstellung von Bildern) infolge fehlender Beseelung jedem Lebewesen, noch mehr aber Gott gegenüber unterlegen erweist.«” Was Josephus hier beschäftigt, dürfte hauptsächlich die jüdische Ablehnung des römischen Kaiserkults sein sowie die Weigerung, Kaiserstatuen und Standarten aufzustellen. Mit anderen Worten: es geht um den religiös-national begründeten Widerstand gegen das Bild des römischen göttlichen Herrschers und die darin offen zutage tretende römische Fremdherrschaft. Dieser Widerstand gegen Rom paarte sich hier in den rabbinisch-pharisäischen Kreisen mit einer kompromißlosen Auslegung des Bilderverbots. Einen Reflex der Auslegung des Bilderverbots zeigt aus nichtjüdischer Sicht der römische Historiker P. Cornelius Tacitus, ein jüngerer Zeitgenosse des Josephus. In seinen »Historien« schreibt er in dem (antijüdischen) Bericht über die Juden unter anderem folgendes: »Die Juden aber haben einen rein geistigen Gottesbegriff und kennen nur ein göttliches Wesen. Als gottlos betrachten sie jeden, der nach menschlichem Gleichnis Götterbilder aus irdischem Stoff gestaltet; das ihnen vorschwebende,

höchste, die Zeiten überdauernde Wesen ist nach ihrer Ansicht nicht darstellbar, auch keinem Untergang verfallen. Daher stellen sie in ihren Städten keine Götterbilder auf, erst recht nicht

in ihren Tempeln. Eine solche Huldigung wird keinem König zuteil, kein Cäsar wird so geehrt.«° Gegenüber einer kompromißlosen Auslegung des Bilderverbots bezogen freilich andere, weniger extreme Kreise dieses nicht allgemein auf jede Art von Schmuck, sondern nur auf die Kultpraxis. So berichtet etwa Rabbi Eleasar ben Zadok: »Allerleı Bilder hat es in Jerusalem gegeben, ausgenommen das Bild eines Menschen.«’” Und von Chananja, dem Sohn des Patriarchen Gamaliel II. (ca. 80-120 n. Chr.), erfahren wir: »Die Angehörigen meines väterlichen Hauses haben mit einem Siegel, auf dem (menschliche) Figuren waren, gesiegelt.«'° 12

Die Äußerung Chananjas ist im Zusammenhang der Diskussıon über das grundsätzliche Problem zu verstehen, ob und — wenn ja — wann mit einem Siegelring überhaupt gesiegelt werden dürfe. Folgendes wurde hier festgehalten: »Mit einem Ring, auf dem ein Siegel ist, darf man siegeln. Rabbi Jehuda (um 150) sagte: Wenn sein Siegel eingraviert ist, darf man nicht siegeln, weil (beim Abdruck) eine Figur entsteht. Mit einem Ring, dessen Siegel eingraviert ist, darf man nicht siegeln, weil etwas Hervorstehendes dadurch entsteht; man darf ihn aber an

seiner Hand tragen. Wenn dagegen ein Siegel hervorstehend ist, dann darf man damit siegeln, weil sein Siegel(abdruck) tiefliegend ist; man darf ihn aber nicht an seiner Hand tragen. Mit eınem Rıng, auf dem eine (menschliche) Figur ist, darf man siegeln (wenn die Figur erhaben ist, so daß beim Abdruck ein konkaves Bild entsteht). «'! Von Gamaliel selbst wird nun sogar berichtet, er habe in der Stadt Akko im Aphroditebad gebadet. Auf die Frage, wie er es denn verantworten könne, in einem mit einer Aphroditestatue geschmückten Bad sich aufzuhalten, habe er geantwortet: »Ich war nicht in ihr Gebiet gekommen, sondern sie in mein Gebiet. Man sagt nıcht, das Bad sei zur Ausschmückung der Aphrodite errichtet, sondern die Aphrodite sei zur Ausschmückung der Badeanstalt aufgestellt worden. Ferner, wenn man dir auch viel Geld geben würde, so würdest du dennoch nicht nackt und pollutionsbehaftet vor deine Gottheit treten und vor ihr urinieren; diese aber steht an der Mündung des Kanals, und jeder-

mann uriniert vor ihr. Es heißt ja [in der Schrift]: sihre Götter