Alterssicherung in der Europäischen Union IV: Alterssicherung in Portugal. Eine institutionelle und empirische Analyse. Hrsg. von Diether Döring / Richard Hauser [1 ed.] 9783428491568, 9783428091560

Die Autorin untersucht die für die Alterssicherung relevanten (para)staatlichen, tarifvertraglichen und sonstigen Regelu

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Alterssicherung in der Europäischen Union IV: Alterssicherung in Portugal. Eine institutionelle und empirische Analyse. Hrsg. von Diether Döring / Richard Hauser [1 ed.]
 9783428491568, 9783428091560

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ULRlKE AHRENS

Alterssicherung in Portugal

Sozialpolitische Schriften Heft 70/IV

Alterssicherung in der Europäischen Union IV Herausgegeben von Prof. Dr. Diether Döring Prof. Dr. Richard Hauser

Alterssicherung in der Europäischen Union IV Alterssicherung in Portugal Eine institutionelle und empirische Analyse

Von Ulrike Ahrens

Duncker & Humblot · Berlin

Diese Arbeit entstand mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Alterssicherung in der Europäischen Union. - Berlin : Duncker und Humblot (Sozialpolitische Schriften; ... ) 4. Ahrens, Ulrike: Alterssicherung in Portugal. - 1998 Ahrens, Ulrike: Alterssicherung in Portugal : eine institutionelle und empirische Analyse / von Ulrike Ahrens. - Berlin : Duncker und Humblot, 1998 (Alters sicherung in der Europäischen Union; 4) (Sozialpolitische Schriften ; H. 70) Zugl.: Frankfurt (Main), Univ., Diss., 1996 ISBN 3-428-09156-6

D30 Alle Rechte vorbehalten

© 1998 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Wemer Hildebrand, Berlin Printed in Germany ISSN 0584-5998 ISBN 3-428-09156-6 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706@

Geleitwort der Herausgeber Die vorliegende Studie ist Bestandteil eines großen vergleichenden Forschungsprojekts, das von der Volkswagen-Stiftung, der Hans-Böckter-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung von 1991 - 1995 gefördert wurde. Aufgabe des Forschungsprojekts ist die vergleichende Analyse der Alterssicherungssysteme der Länder der Europäischen Union in institutioneller und empirischer Hinsicht. Es wurde ein funktionaler Ansatz gewählt, um ebenso die Kernsysteme wie auch zusätzliche Sicherungsregelungen erfassen zu können. Bei der Analyse der Systemwirkungen stehen die Ziele der Lebensstandardsicherung und Armutsvermeidung sowie die Frage einer gleichberechtigten sozialen Sicherung von Frauen im Vordergrund. Weitere Schwerpunkte der Arbeit des Projekts bilden die Analyse der Umverteilungswirkungen, die empirische Darstellung der Einkommenslage der Altenbevölkerung, der Versuch einer typologischen Einordnung der verschiedenen nationalen Systeme sowie die Betrachtung künftiger Entwicklungspfade der Alterssicherung in der Europäischen Union. Die wissenschaftliche Leitung des Projekts liegt bei Prof. Dr. Richard Hauser und Prof. Dr. Diether Döring. Es wird in Kooperation zwischen dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Johann Wolfgang GoetheUniversität und der Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main durchgeführt. Mit der Arbeit von Ulrike Ahrens wird ein weiterer Band einer Reihe von nationalen Analysen vorgelegt. In absehbarer Zeit werden weitere Landesstudien sowie ein vergleichender Band folgen. Den Herausgebern ist bewußt, daß vergleichende Projekte häufig durch die Förderungsraster der in Frage kommenden Institutionen fallen. Umso mehr gebührt unser Dank den drei genannten Stiftungen dafür, daß sie gemeinsam die Förderung unseres Vorhabens übernommen haben. Wir danken für die vorzügliche Zusammenarbei t. Frankfurt am Main, im September 1998 Prof Dr. Richard Hauser Johann Wolfgang Goethe-Universität

Prof Dr. Diether Döring Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main

Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Projektes 'Alterssicherung in der EG' (ASEG-Projekt) an der Professur rur Sozialpolitik der Johann Wolfgang Goethe-Universität sowie an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. Das Projekt und damit diese Arbeit wurden von der Hans BöcklerStiftung unterstützt, bei der ich mich fiir die finanzielle und ideelle Hilfe bedanken möchte. Die Projektleitung lag bei Herrn Prof. Dr. Richard Hauser und Herrn Prof. Dr. Diether Döring, bei denen ich mich rur ihre Gesprächsbereitschaft und die zahlreichen Anregungen bedanken möchte. Für die Diskussionen in der Projektgruppe, zu der neben den beiden Leitern Frau Susanne Rechmann, Frau Dr. Gabriele Rolf, Frau Lydia Hubert, Frau Ute Klammer sowie die Herren Sotirios Nitis, Kay Pöhler, Heinz Stapf und Frank Tibitanzl gehörten, möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Nicht missen möchte ich auch die interessanten und weiterfiihrenden Gespräche an der Professur, vor allem mit Frau Dr. Notburga Ott, Herrn Dr. Jürgen Faik und Herrn Klaus Müller. In Portugal erfuhr ich dankenswerter Weise Unterstützung, insbesondere von Frau Professor Dr. Manuela Arcanjo, Frau Dr. Sara Cardoso, Frau Dr. Albertina Correira Duarte sowie Herrn Dr. Alfons Amorim. Jederzeit waren sie bereit, durch ihre mündlichen und schriftlichen Ergänzungen die oft 'schmale Literaturbasis' zu verbreitern. Ohne den aufbereiteten Datensatz schließlich, den mir freundlicherweise Herr Carlos Rodrigues zur Verfiigung stellte, hätte der empirische Teil der Arbeit sehr eingebüßt. Den vielen Anregungen und der Unterstützung von Frau Almut Serries sowie von Seiten der Wirtschaftswissenschaftlerinnengruppe der Universität Frankfurt, insbesondere Frau Karin Moder, Frau Marion Kneesch und Frau Karin Rinne gilt mein besonderer Dank. Nicht zu vergessen ist die Hilfe, die ich von Herrn Christoph Serries und von Herrn Thomas Weyrauch erfahren habe. Ulrike Ahrens

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ........................................................... ............................... ... ...... ...

33

2. Grundbegriffe und Ziele................................................................................. 2.1. Verteilung der Einkommen ................................................ .. .. .... ...... ..... 2.2. Funktionsfiihigkeit des Alterssicherungssystems.................................... 2.3. Auswirkungen des Alterssicherungssystems auf gesamtwirtschaftliche Ziele..................................................................................................... 2.4. Allgemeine soziale Gesichtspunkte des Alterssicherungssystems ........... 2.5. Vereinbarkeit der Ziele untereinander ...................................................

39 45 49

3. Rahmenbedingungen...................................................................................... 3.1. Entwicklung der Ausgaben fi1r die portugiesische Alterssicherung ...... ... 3.2. Ursachen der Ausgabenentwicklung ............. ................................. ........ 3.2.1. Struktur der Rentenausgaben.............................................. 3.2.2. Herleitung der fi1r die Entwicklung der Rentenausgaben maßgeblichen Faktoren...................................................... 3.3. Demographische Rahmenbedingungen .................................................. 3.3.1. Altersstruktur ..................................................................... 3.3.2. Einflußgrößen fi1r die portugiesische Bevölkerungsentwicklung ................................................................................... 3.3.3. Geburtenentwicklung ........................................ ................. 3.3.4. Entwicklung der Lebenserwartung.................. .. .................. 3.3.5. Wanderung. .............. ....... ........ ..... .... ...................... ......... ... 3.3.6. Heirat und Scheidung......................................................... 3.4. Ökonomische Rahmenbedingungen ....................................................... 3.4.1. Arbeitsmarkt ...................................................................... 3.4.2. Wirtschaftsstruktur............................................................. 3.4.3. Einkommens- und Preisniveauentwicklung......................... 3.5. Gesellschaftliche Wertvorstellungen...................................................... 3.5.1. Rolle der Frau in der portugiesischen Gesellschaft im Spiegelbild der Gesetzgebung ................................................... 3.5.2. Familienzusammenhang .................. ...................................

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4. Historische Entwicklung des Systems der Alterssicherung als Bestandteil der sozialen Sicherung......................................................................................... 97 4.1. Anfangsphase (bis Anfang des 19. Jahrhunderts) ................................... 97 4.2. Berufsständische Sicherung (Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1896) ..... 98 4.3. Schaffung der gesetzlichen Grundlagen der Alterssicherung (18961933).................................................................................................... 99 4.4. Alterssicherung während der Diktatur (1933-1974) ............................... 100

10

Inhaltsverzeichnis 4.4.1.

Ausgestalhmg der Alterssicherung nach der Verfassungsrefonn von 1933 ................................................................... . Vorsorgekassen (Caixas de Previdencia) der I. Kategorie .. . 4.4.1.1. 4.4.1.2. Vorsorgekassen der 2. Kategorie ....................................... . 4.4.1.3. Vereine auf Gegenseitigkeit (3. Kategorie) ........................ . 4.4.1.4. Vorsorgekassen der 4. Kategorie ....................................... . 4.4.1.5. Unterwerfung der Ziele unter die korporatistische Diktatur 4.4.2. Ende des korporativen Konzepts im Jahre 1962 ................. . 4.4.3. Entwicklung einiger Ziele während der Diktatur (19331974) ................................................................................ . 4.5. Refonnen nach der Revolution (1974-1994) ......................................... . 4.5.1. Engagement des Staates bezüglich der sozialen Sicherung und Definition der Sicherungsziele .................................... . 4.5.2. Schrittweise Umsetzung der Ziele ..................................... . 4.6. Die Rentenrefonn von 1994 ................................................................. . 4.7. Zusammenfassung ................................................................................ . 4.7.1. Zusammenfassung der Entwicklung der institutionellen Regelungen ........................................................................... . 4.7.2. Zusammenfassung der Entwicklung der Untersuchungsziele 4.7.3. Zusammenfassender historischer Abriß ............................ .. 5. Institutionelle Regelungen des Alterssicherungssystems ................................. 5.1. Bedeutlmg der einzelnen Systeme und Einordnung in das Gesamtgefüge der Alterssicherung ............................................. .................................. 5.2. Organisation der Sozialen Sicherheit..................................................... 5.3. 'Allgemeines System' (Regime Geral) ................................................... 5.3.1. Abgrenzung der Leistungsberechtigten ............................... 5.3.2. Leistungen im Alter............................................................ 5.3.2.1. Anspruchsvoraussetzungen ...... .... ........... ..... ..... .................. 5.3.2.2. Leistungserstfestsetzung..................................................... 5.3.3. Leistlmgen bei Invalidität................................................... 5.3.3.1. Anspruchsvoraussetzungen .. .. ............ .. ... . ...... .... ... .... .......... 5.3.3.2. Leistungserstfestsetzung.............................. .. ..................... 5.3.4. Leistungen an Hinterbliebene............................................. 5.3.4.1. Anspruchsvoraussetzung seitens des Versicherten ...... ........ 5.3.4.2. Ehegattenrenten: Anspruchsvoraussetzungen und Leistlmgserstfestsetzung.............. ............................................ 5.3.4.3. Elternrenten: Anspruchsvoraussetzungen und Leistlmgserstfestsetzung. ................ .................................. ............ ..... 5.3.4.4. Waisenrenten: Anspruchsvoraussetzungen und Leistungserstfestsetzung. ...... ............ ............... ........ ........ .. .......... ...... 5.3.4.5. Pflegezuschlag fllr Hinterbliebenenrentner ......................... 5.3.4.6. Unterstützung beim Tod des Versicherten: Anspruchsvoraussetzung und Leistungsbemessung .................................. 5.3.5. Niveauanpassungen im Zeitablauf...................................... 5.3.6. Finanzierung der Leistungen ..............................................

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Inhaltsverzeichnis

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5.3.7.

Beitrag der verschiedenen Leistungen des Regime Geral (Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenemente) zur Alterssicherung ............................................................................. . 5.3.8. Freiwillige Versicherung und freiwillige Beitragsnachentrichtung in der gesetzlichen Sozialversicherung .... .. 5.3.8.1. Anspruchsberechtigter Personenkreis ................................ . Leistungsspektrum ............................................................ . 5.3.8.2. Anspruchsvoraussetzungen ................................................ . 5.3.8.3. Leistungserstfestsetzung und Anpassung der Bestandslei5.3.8.4. stung ................................................................................. . 5.3.8.5. Finanzierung ..................................................................... . Ausgestaltung des Regime Geral nach der Sozialrefonn 5.3.9. 1993 .................................................................................. . 5.3.9.1. Anspruchsvoraussetzungen ................................................ . 5.3.9.2. Leistungsbemessung .......................................................... . 5.3.9.3. Finanzierung ..................................................................... . 5.4. AIterssicherungssystem der Angestellten des öffentlichen Dienstes in Portugal (Regimes de aposentaf{Jo dos juncionarios e agentes da Administraf{Jo Publica) ................................................. ........................... . 5.4.l. Organisation der AIterssicherung der Angestellten des öffentlichen Dienstes ............................................................ . 5.4.2. Abgrenzung der Leistungsberechtigten .............................. . 5.4.3. Leistungen im Alter und bei Invalidität.. ............................ . 5.4.3.1. Anspruchsvoraussetzungen ................................................ . 5.4.3.2. Leistungserstfestsetzung .................................................... . 5.4.4. Leistungen an Hinterbliebene ............................................ . Anspruchsvoraussetzungen ................................................ . 5.4.4 .1. 5.4.4.2. Leistungserstfestsetzung .................................................... . 5.4.5. Niveauanpassung im Zeitablauf... ..................................... .. 5.4.6. Finanzierung .................................................................... .. 5.4.7. Zusammenfassende Bemerkungen ..................................... . 5.5. Sicherungssystern der Bankangestellten in Portugal .............................. . 5.5.1. Organisation der Alterssicherung der Bankangestellten .... .. 5.5.2. Abgrenzung der Leistungsberechtigten .............................. . 5.5.3. Anspruchsvoraussetzungen fitr die Invalidemente .............. . 5.5.4. Leistungserstfestsetzung .................................................... . 5.5.5. Leistungen an Hinterbliebene ............................................ . 5.5.6. Niveauanpassungen im Zeitablauf.. .................................. .. 5.5.7. Finanzierung .................................................................... .. 5.6. 'Beitragsunabhängiges System' (Regime n{Jo contributivo) .................. .. 5.6.1. Erfaßter Personenkreis ...................................................... . 5.6.2. Allgemeine Anspruchsvoraussetzungen ............................ .. 5.6.2.l. Alterssozialrente (Pensäo social veIhice): Leistungsspezifische Anspruchsvoraussetzungen und Leistungserstfestsetzung .................................................................................. . 5.6.2.2. Invalidensozialrente (Pensäo social invalidez): Leistungsspezifische Anspruchsvoraussetzungen und Leistungserstfestsetzung ................................................................... .

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205

Inhaltsverzeiclmis

12 5.6.2.3.

5.7.

5.8. 5.9.

5.10.

Ehegattensozialrente (Pensäo de viuvez): Leistungsspezifische Anspruchsvoraussetzungen und Leistungserstfestsetzung ................................................................................... 5.6.3. Niveauanpassung im Zeitablauf.......... ................................ 5.6.4. Finanzierung ................................. .............................. ....... Zusatzsysteme....................................................................................... 5.7.1. Solidarversicherung I Vereine auf Gegenseitigkeit (Associa~öes de socorros mutuos) ............................................... 5.7.1.1. Leistungen ......................................................................... 5.7.1.2. Finanzierung und Vermögensanlage................................... 5.7.2. Die Pensionskassen (Fundos de Pensöes) ........................... 5.7.2.1. Allgemeines ....................................................................... 5.7.2.2. Träger ................................................................................ 5.7.2.3. Erfaßter Personenkreis .. ....................................... .. ............ 5.7.2.4. Leistungsvoraussetzungen .................................................. 5.7.2.5. Leistungen ......................................................................... 5.7.2.6. Niveauanpassung im Zeitablauf sowie Finanzierung und Vermögensanlage................................ ....... .... .......... .......... 5.7.3. Vorsorgekassen (Caixas de previdencia)............................. 5.7.3.1. Erfaßter Personenkreis ............................... ,.. ............. ........ 5.7.3.2. Leistungen ......................................................................... 5.7.3.3. Finanzierung ...................................................................... 5.7.4. Abfindungen ...................................................................... 5.7.5. Sicherung der Anwartschaften und Rentenzahlungen seitens des Versicherten ......................................................... 5.7.6. Sicherung der Anwartschaften und Rentenzahlungen bei Insolvenz des Arbeitgebers oder der Versicherungsorganisation .................................................................................... 5.7.7. Zusammenfassung.............................................................. Zusammenfassender Überblick über die portugiesischen Systeme der Alterssicherung .................................. ................................... .... ........... . Gesundheitsversorgung im Alter............................................ .. .............. 5.9. 1. Nationaler Gesundheitsdienst.... ........ .. .. .. .... ................ ....... 5.9.2. Gesundheitssicherung der Bankangestellten sowie der Angestellten des öffentlichen Dienstes im Ruhestand.............. 5.9.3. Betriebliche Gesundheitssicherung ...................... .. ............. Kumulierbarkeit von Leistungen und Leistungsansprüchen.................... 5.10.1. Theoretische Kumulationsmöglichkeiten ............................ 5.10.2. Gesetzliche Kumulationsregelungen ................................... 5.10.2.1. Kumulation von Renteneinkommen des gleichen Sicherungssystems...................................................................... 5.10.2.2. Kumulation von Rentenleistungen verschiedener Sicherungssysteme einer Stufe.................................................... 5.10.2.3. Kumulation von Rentenleistungen verschiedener Sicherungssysteme verschiedener Stufen..................................... 5.10.2.4. Kumulation von Rentenleistungen und anderen Leistungen des gleichen Sicherungssystems..........................................

206 207 208 209 211 211 212 213 213 214 214 215 216 217 217 217 218 219 220 220 221 223 224 227 227 228 229 230 230 232 232 233 236 238

Inhaltsverzeichnis 5.10.2.5. 5.10.2.6. 5.10.3.

13

Kumulation von Rentenleistungen eines Sicherungssystems und anderen Leistungen eines weiteren Systems................. 239 Kumulation von Rentenleistungen und Erwerbseinkommen sowie sonstigen Einkünften................................................ 239 Zusammenfassung.............................................................. 240

6. Besteuerung von Beitragsleistungen und Alterstransfereinkommen. ................ 6.1. Direkte Steuern..................................................................................... 6.1.1. Einkommensteuer............................................................... 6.1.2.1. Steuerbares Einkommen..................................................... 6.1.2.2. Ermittlung der Einkommensteuerschuld ............................. 6.1.3. Körperschaftsteuer ............................................................. 6.2. Schlußfolgerung....................................................................................

242 242 243 243 244 247 247

7. Analyse der Alterssicherungssysteme unter ausgewählten Aspekten ............... 7.1. Fragestellung und deren Operationalisierung......................................... 7.1.1. Methodenwahl ......... .... .................... ... ............................... 7.1.2. Vorgehensweise ................................................................. 7.1.3. Konstruktion der ModellflUle ............................................. 7.1.3.1. Institutioneller Rahmen ...................................................... 7.1.3.2. Standardmikroszenario ....................................................... 7.1.3.3. Standardmakroszenario .................... .... .. ..................... ....... 7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus...................................... 7.2.1. Fragestellung und deren Operationalisierung ................. ..... 7.2.2. Überprüfte Einflußgrößen.. ..................... ...................... ...... 7.2.3. Betrachtung der Rentensysteme.......................................... 7.2.3.1. Relatives Bruttorentenniveau als zentraler Indikator........... 7.2.3.2. Verwendete Einkommensgrößen ........................................ 7.2.3.3. Untersuchung des Zeitfaktors ............................................. 7.2.3.3.1. Darstellung der systemabhängigen Definition der rentenrechtlich relevanten Zeit... .......... ... ....... ............ .................. 7.2.3.3.2. Wartezeit .. ................ ................. ....... .......... ..... .................. 7.2.3.3.3. Fiktive Versicherungszeiten ............................................... 7.2.3.3.4. Zeitliche Leistungsbemessungsgrenzen sowie leistungserhöhende rentenrechtlich relevante Zeit............................... 7.2.3.3.5. Zeitfaktor und Mindestrentenregelung................................ 7.2.3.3.6. Modellhafte Betrachtung des Zeitfaktors ............................ 7.2.3.3.7. Beitragszeiten und fiktive Versicherungszeiten...... .. ........... 7.2.3.4. Untersuchung des Einkommensfaktors ............................... 7.2.3.4.1. Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Erwerbseinkommen ............................................................... 7.2.3.4.1.1. Untersuchung der betrachteten Systeme.............................. 7.2.3.4.1.2. Modellhafte Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Erwerbseinkommen und relativem Bruttorentenniveau ....... 7.2.3.4.2. Welcher Teil des Lebenseinkommens wird als Leistungsbemessungsgrundlage herangezogen? ................................. 7.2.3.4.2.1. Betrachtung der erwerbsorientierten Systeme der zweiten Stufe..................................................................................

248 248 248 249 250 250 251 252 252 252 253 258 258 260 261 262 263 264 265 266 266 270 271 272 272 273 276 276

14

Inhaltsverzeichnis 7.2.3.4.2.2. Modellhafte UntersuchlUlg der LeistlUlgsbemesslUlgsgrundlage.................................................................................... 7.2.3.4.3. LeistlUlgszuschläge............................................................. 7.2.3.4.4. BerücksichtiglUlg des Haushaltszusammenhangs im Rentensystem........................................................................... 7.2.3.4.4.1. BetrachtlUlg der Systeme der ersten lUld zweiten Stufe ....... 7.2.3.4.4.2. Modellhafte UntersuchlUlg des Haushaltszusammenhangs .. 7.2.3.4.5. BerücksichtiglUlg des Haushaltszusammenhangs bei Tod eines Ehegatten.................................................................. 7.2.3.4.6. Modellhafte UntersuchlUlg des Haushaltszusammenhangs bei Tod eines Ehegatten ..................................................... 7.2.3.4.7. Einfluß der AnpaSSlUlg der LeistlUlgsbemesslUlgsgrundlage auf das relative Bruttorentenniveau bei Erstfestsetzung ...... 7.2.3.4.7.1. AnpasslUlg der LeistlUlgsbemesslUlgsgrundlage bei den betrachteten Systemen ........................................................... 7.2.3.4.7.2. Modellhafte BetrachtlUlg der AnpasslUlg der LeistlUlgsbemesslUlgsgrundlage ............................................................ 7.2.3.4.8. AnpasslUlg der Bestandsrenten ........................................... 7.2.3.4.8.1. AnpasslUlg der Bestandsrenten der betrachteten Systeme.... 7.2.3.4.8.2. Modellhafte BetrachtlUlg der AnpasslUlg der Bestandsrenten ..................................................................................... 7.2.3.4. 9. Vergleich der relativen Bruttorentenniveaus der verschiedenen Systeme bei vollständiger VersicheflUlgskarriere (Nationalpfad).................................................................... 7.2.3.5. ZusammenfasslUlg.............................................................. 7.2.4. UntersuchlUlg des Zusammenspiels von Renten- lUld Abgabensystem ........... ............................... ....... .............. .. ......... 7.2.4.1. Verwendeter Indikator............. ............. ....... .......... ..... ........ 7.2.4.2. ErmittllUlg der Nettoeinkommen........ .... ..... .... ............. ....... 7.2.4.3. Wirkung des Zeitfaktors auf das Nettorentenniveau ....... ..... 7.2.4.4. Vergleich des relativen Brutto- lUld Nettorentenniveaus in Abhängigkeit vom Erwerbseinkommen. .............................. 7.2.4.5. Das Nettorentenniveau in Abhängigkeit vom Haushaltszusammenhang ...................................................................... 7.2.4.6. Relatives Nettorentenniveau bei Tod eines Ehegatten...... ... 7.2.4.7. Relative Wohlstandsposition .............................................. 7.2.4.8. Abhängigkeit des Nettorentenniveaus vom Makroszenario.. 7.2.4.9. Zusammenfassung der Ergebnisse ...................................... 7.2.5. Vergleich der Ergebnisse mit denjenigen von Eurostat ....... 7.3. ArmutsvermeidlUlg................................................................................ 7.3.1. FragestelllUlg lUld deren OperationalisieflUlg...................... 7.3.2. MindestsicheflUlg im Rahmen des Regime nilo contributivo 7.3.3. MindestsicheflUlg im Rahmen der obligatorischen Systeme 7.3.4. Verhältnis von MindestieistlUlg lUld Armutsgrenze ............. 7.3.4.1. ErmittllUlg der fUr ausreichende LeistlUlgen erforderlichen Einkommens-Zeit-Kombination................................ .......... 7.3.4.2. ErmittllUlg des ausreichenden Erwerbseinkommens bei lUlterschiedlicher Haushaltsgröße .......... ........ ............... ..........

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Inhaltsverzeiclmis

15

7.3.4.3.

Zusammenhang zwischen Brutto101mentwicklung, Inflationsrate und Annutsgrenze .................................................. 339 7.3.4.4. Kurnulationsmöglichkeiten zum Erreichen der Annutsgrenze ................................................................................ 340 7.3.5. Zusanunenfassende Bemerkungen ...................................... 342 7.4. Soziale Sicherung der Frau im Alter ........................................ .......... .... 343 7.4. \. Fragestellung und deren Operationalisierung...................... 343 7.4.2. Sicherung der nichterwerbstätigen Frauen im Alter ............ 344 7.4.2.1. Sicherung der Ledigen im Alter.................................... ...... 345 7.4.2.2. Sicherung der Verheirateten im Alter ................................. 345 7.4.2.3. Sicherung der Hinterbliebenen im Alter ............................. 346 7.4.2.4. Sicherung der Geschiedenen im Alter................................. 347 7.4.3. Sicherung der erwerbstätigen Frauen im Alter .................... 348 7.4.3.1. Sicherung der erwerbstätigen Ledigen im Alter. ................. 348 7.4.3.2. Sicherung der erwerbstätigen Verheirateten im Alter.......... 348 7.4.3.3. Sicherung der erwerbstätigen Hinterbliebenen im Alter ...... 349 7.4.3.4. Frauenspezifische Probleme bei der Erwerbstätigkeit; Auswirkungen verschiedener Lebensentwürfe von Frauen auf das Sicherungsniveau ................................................... 350 8. Empirische Analyse ....................................................................................... 8.1. Vorgehensweise.................................................................................... 8.2. Empirische Analyse anband der Rentenstatistiken ................................. 8.2.1. Verwendetes DatenmateriaL................. ...................... ...... 8.2.2. Sicherungsniveau (1991).... ............................ .................... 8.2.3. Verhältnis von Renten- zu Erwerbseinkommen................... 8.2.4. Entwicklung des Anteils der Rentenfälle in Höhe der Mindestrente und der Annutsgrenze im Zeitablauf... ................. 8.3. Empirische Analyse anhand der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1989/1990 ................ ........................................ ..... ........... ... .... .... 8.3.1. Fragestellung und Operationalisierung .......... ............. ........ 8.3.2. Genutztes Datenmaterial.................................................... 8.3.3. Auswertung der Befragung .................. ............... ...... ...... .... 8.3.3. \. Beschreibung des Untersuchungsgegenstands ............. .. ...... 8.3.3.2. Verhinderung von Altersarmut ........................................... 8.3.3.2.1. Beitrag der Renteneinkommen zur Verhinderung von AItersarmut........ ......................... ....................... ........ ......... ... 8.3.3.2.2. Zusammensetzung des Gesamtnettoeinkommens der untersuchten Haushaltstypen ...................................................... 8.3.3.2.3. Verhindert das Gesamteinkommen Altersarmut? ................ 8.3.3.2.3. \. Annut bei Personen in Rentnerhaushalten ...... ...... .............. 8.3.3.2.3.2. Annut bei Personen in Nichtrentnerhaushalten ................... 8.3.3.3. Verteilung der Personen in Rentner- und Nichtrentnerhaushalten auf verschiedene Wohlstandspositionsklassen .... .. .... 8.3.3.3.1. Wohlstandsposition von Rentnerhaushalten ................ ........ 8.3.3.3.2. Wohlstandsposition von Nichtrentnerhaushalten................. 8.3.3.4. Sicherung des Einkommens im Alter ..................................

357 358 358 358 359 363 364 368 368 369 371 371 376 376 383 390 392 393 394 396 397 398

16

Inhaltsverzeiclmis 8.3.3.4.l. 8.3.3.4.2. 8.3.4.

Geschlechtsspezifische Sichenmg des Einkommens im Alter ...................................................................................... 401 Geschlechts- und familienstandsspezifische Sichenmg des Einkommens im Alter........................................................ 403 Zusammenfassung................... ................................. ..... ..... 405

9. Umverteilung................................................................ ............ ...... ............... 9.1. Definition und Vorgehensweise ............................................................. 9.2. Qualitative Untersuchung des Regime Geral auf verteilungsrelevante Regelungen................... .... ... ............ .................................... ........... ...... 9.3. Quantitative Untersuchung der Umverteilung anhand von ModellflHlen. 9.3.1. Überprüfte Einflußgrößen................................................... 9.3.2. Indikator ......................................................... ................... 9.3.3. Annahmen.......................................................................... 9.3.4. Ergebnisse ......................................................................... 9.3.4.l. Zusammenhang zwischen Erwerbseinkommen und internem Zinsfuß ftlr altes und reformiertes Regime Geral......... 9.3.4.2. Einfluß der Lebenserwartung auf den internen Zinsfuß....... 9.3.4.3. Einfluß von reduzierter Erwerbsdauer und Kindererziehung 9.3.4.4. Einfluß der Aufteilung der Erwirtschaftung des Lebenserwerbseinkommens des Haushalts auf die Ehegatten bei gemeinsamem Erleben des Ruhestandes und bei Tod eines Partners ................................................ '" ........... ................ 9.3.4.5. Einfluß des Bruttololmwachstums und der Inflation............ 9.3.5. Schlußfolgenmg ................................................................. 9.4. Die intergenerationale Umverteilung.....................................................

408 408 409 419 419 422 422 425 425 426 428

431 434 435 439

10. Zusammenfassung und Ausblick .................................................................... 440 Literaturverzeiclmis ............... .............................................................................. 450 Schlagwortverzeiclmis......................... ................. ............ ................ ... ... ........ ...... 459

Tabellenverzeichnis Tab. 3.1: Tab. 3.2: Tab. 3.3: Tab. 3.4: Tab. 3.5: Tab. 3.6: Tab. 5.1: Tab. 5.2: Tab. 5.3: Tab. 5.4: Tab. 5.5: Tab. 5.6: Tab. 5.7: Tab. 5.8: Tab. 5.9: Tab. 5.10: Tab. 5.11: Tab. 5.12:

2 Ahrens

Ursachen ftlr das Wachstum der Ausgabenquote ftlr Altersrenten..... Durchschnittliche jährliche Veränderung der Rentenausgaben pro Rentner (1960 - 1984 und 1985 - 1991)........................................... Erwerbsquoten nach Geschlecht und Familienstand (EUR 12, Portugal1993)...................................................................................... Erwerbstätige nach Geschlecht und Teilzeittätigkeit differenziert (EUR 12, Portugal 1993)................................................................. Beschäftigte nach Sektoren (EUR 12 und Portugal 1991 )................. Entwicklung des nominalen BIP, der Inflationsrate, des APW, der Mindestlöhne, des Kaufkraftstandards (Portugal 1982 - 1992)......... Absolute Zahl und Anteil der versicherten Personen an den Erwerbspersonen, Deckungsgrad I (31.12.1990)............ ...................... Absolute Zahl und Anteil der in den Zusatzsystemen versicherten Personen an den Erwerbspersonen, Deckungsgrad I (31.12.1990) .... Absolute Zahl und Anteil der Altersrentner der verschiedenen Systeme an den über 64jährigen in Portugal, Deckungsgrad TI (31.12.1990) ................................................................................... Entwicklung des Deckungsgrades I des Regime Geral (1983 - 1991) Aufteilung der Versicherten auf einzelne Berufsgruppen (31.12. 1992).............................................................................................. Voraussetzungen ftlr die Erftlllung eines vorgezogenen Ruhestandes Deckungsgrad TI der durch eine Altersrente des Regime Geral gesicherten Personen (1983 - 1991)................................................. Anteil der beitragsleistenden Personen des Regime Geral über 65 Jahre an allen Portugiesen, die älter als 65 Jahre sind (1987 - 1991) Anteil der portugiesischen Bevölkerung zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr, der eine Invalidenrente des Regime Geral bezieht (1987 -1992)............................................................................................ Entwicklung der über 54jährigen Empfänger einer Ehegattenhinterbliebenenrente des Regime Geral an den Portugiesen der gleichen Altersgruppe (1985 - 1991) ............................................................. Entwicklung des Anteils der über 59jährigen Bezieher einer Elternrente des Regime Geral an der gleichaltrigen Gruppe der Gesamtbevölkerung (1985 - 1991 ).................................................................. Gegenüberstellung der Rentenanpassung, Steigerung des Verbraucherpreisindexes, des Bruttolohnes (1984 - 1991 )............................

64 65 82 83 88 90 128 130 131 141 143 146 147 152 155 159 161 165

18 Tab. 5.13: Tab. 5.14: Tab. 5.15: Tab. 5.16: Tab. 5.17: Tab. 5.18: Tab. 5.19: Tab. 5.20: Tab.5.21: Tab. 5.22: Tab. 5.23: Tab. 5.24: Tab. 5.25: Tab. 5.26: Tab. 5.27: Tab. 5.28: Tab. 5.29: Tab. 5.30:

Tabellenverzeichnis Beitragssätze und -bemessungsgnmdlagen filr ausgewählte Arbeitnehrner(1.1.1992) ........................................................................... Beitragssätze und -bemessungsgnmdlagen fllr ausgewählte Selbständige (1.1.1992) ......................................................................... Gegenüberstellung der Beiträge und Ausgaben des Regime Gerat (1983 -1991).................................................................................. Entwicklung des Verhältnisses der Beitragszahler zu den Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenrentnern des Regime Gerat (1983 1991) .............................................................................................. Entwicklung des Verhältnisses der Gesamtausgaben zu den Ausgaben filr einzelne Rentenarten (1983 - 1991)..................................... Entwicklung der Zahl und des Anteils der freiwillig Versicherten an den Versicherten des Regime Gerat und der erwerbsfllhigen Bevölkerung ............................................................................................ Untergliederung des Gesamtbeitragssatzes filr das Regime Gerat auf Leistungsbereiche und Verwendungen............................................. Deckungsgrad I der Versicherten des Regimes de aposentafäo dos !uncioruirios e agentes da Administrafäo Publica (1982 - 1992)...... Zahl und Deckungsgrad II der Alters- und Invalidenrentner des FP (1982 -1992).................................................................................. Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben der Alters- und Invalidenrentenkasse des öffentliches Dienstes (Caixa Gerat de Aposentafoes) (1987 - 1991) ...................................................................... Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben der Hinterbliebenenrentenkasse des öffentliches Dienstes (Montepio dos Servidores do Estado)(1987-1991) ..................................................................... Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentnern des FP (1983 - 1992)... Tarifvertraglich abgesicherte Personen im Bankgewerbe des Verwaltungsgebietes Süd (1989 - 1992)................................................ Monatliche Bruttolöhne und Bruttorenten aufgnmd 'vermuteter' Invalidität nach Dienstgrad (1990)........ ......... ..................................... Entwicklung des Deckungsgrades II der Empfiinger der Alterssozialrente (1988 - 1991)................................................................. Entwicklung des Deckungsgrades II der Invalidensozialrentner im Alter von 55 - 65 Jahren (1988 - 1991) ............................................ Gegenüberstellung der Sozialrentenanpassung, Steigerung des Verbraucherpreisindexes und des Bruttolohns (1984 - 1991)................. Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben des 'Nichtbeitragsbezogenen Systems' (1987 - 1991) .........................................................

167 169 171 172 173 175 183 186 189 194 193 195 197 199 204 206 207 209

Tab. 6.1:

Grenz- und Durchschnittsteuersatz 1992 ..... ............................. ........ 246

Tab. 7.1:

Einfluß der Rentenreform auf das relative Bruttorentenniveau im Zusammenhang mit der Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens 280

Tabellenverzeichnis Tab. 7.2: Tab. 7.3: Tab. 7.4: Tab. 7.5: Tab. 7.6: Tab. 7.7: Tab. 7.8: Tab. 7.9: Tab. 7.10: Tab. 7.11: Tab. 7.12: Tab. 7.13: Tab. 7.14: Tab. 7.15: Tab. 7.16: Tab. 7.17: Tab. 7.18: Tab. 7.19:

Relative Bruttorentenniveaus in % fiIr verschiedene Haushaltstypen (Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept, altes Regime Geral, beim Mindestlohn, 1, 2 und 3 APW) ..................................... .......... Relative Bruttorentenniveaus bei verschiedenen Haushaltstypen bei Tod eines Ehegatten (ausgewählte Einkommensgrößen, Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept)............................................... Makroszenarien................................................................... ......... ... Relative Bruttorentenniveaus fiIr verschiedene Makroszenarien vor und nach der Rentenreform (Standardperson, bei 1,2 und 3 APW).. Benötigtes Erwerbseinkommen in APW-Vielfachen fiIr eine Rente oberhalb der Mindestrente (Standardperson) ................................... Relatives Bruttorentenniveau und Mindesterwerbseinkommen der ledigen Bestandsrentner für eine Rente oberhalb der Mindestrente bei unterschiedlichen Makroszenarien ......... .............. ............... ....... Relative Nettorentenniveaus für verschiedene rentenrechtlich relevante Zeiten bei ausgewählten Einkommensgrößen (Standardpfad, altes Regime Gera/)......................................................................... Zusammenhang zwischen relativem Nettorentenniveau und Erwerbseinkommen bei verschiedenen Haushaltstypen (Standardpfad, altes Regime Geral)............................................... .... .... ............. ..... Relative Nettorentenniveaus bei verschiedenen Haushaltstypen bei Tod eines Ehegatten (ausgewählte Einkommensgrößen, Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept)............................................... Haushaltseinkommen in APW-Vielfachen, ab dem Brutto- und Nettorentenniveau divergieren........ ...................................................... Relative Wohlstandsposition verschiedener Haushaltstypen bei Tod eines Ehegatten (ausgewählte Einkommensgrößen, Standardpfad)... Relatives Nettorentenniveau bei verschiedenen Makroszenarien (ausgewählte Einkommensgrößen, Standardperson, altes Regime Geral)................................................ ............................................. Mindestleistungen als Prozentsatz der Armutsgrenze....................... Systemnotwendige rentenrechtlich relevante Zeit in Jahren für ausreichende Altersrenten fiIr einen Ledigen im Jahre 1992 (Nationalpfad)............................................................................................... Systemnotwendige rentenrechtlich relevante Zeit in Jahren seitens des Versicherten für ausreichende Hinterbliebenenrenten (der Nichtverdiener ist Hinterbliebener, Nationalpfad) ... ........................ APW-Vielfache zum Erreichen der Armutsgrenze in Abhängigkeit vom Haushaltstyp (rentenrechtlich relevante Zeit: 40 Jahre, Nationalpfad) .............. .............. .................... .............. ....... ..... ................ Benötigtes Erwerbseinkommen in APW-Einheiten für eine Rente oberhalb der Mindestrente (Standardperson, 40 rentenrechtlich relevante Jahre).................................................................................. Sicherungsniveau als Prozentsatz der Armutsgrenze ........ ... ......... ....

19

287 289 293 296 297 301 314

317 320 321 325 328 334 337 337 339 340 342

20 Tab. 7.20: Tab. 7.21: Tab. 7.22:

Tab. 8.1: Tab. 8.2:

Tab. 8.3: Tab. 8.4:

Tab. 8.5: Tab. 8.6: Tab. 8.7:

Tab. 8.8:

Tab. 8.9:

Tab. 8.10:

Tab. 8.11: Tab. 8.12:

Tab. 9.1: Tab. 9.2:

Tabellenverzeichnis Wohlstandspositionen von Frauen bei verschiedenen Haushaltstypen (altes Regime Geral, 40 rentenrechtlich relevante Jahre, Standardpfad) ........................................................................................ 347 Relative Wohlstandspositionen verschiedener Haushaltstypen bei Tod eines Ehegatten (Standardpfad, altes Regime Geral) ................. 350 Grenze der rentenrechtlich relevanten Zeit in Jahren, ab der Kindererziehungszeiten rentensteigernd auf die Altersrente wirken (Regime Geral)................................................. .................................... 351 Aritlunetisches Mittel der Alters- und Invalidenrenten sowie dessen Verhältnis zwnAPW (brutto, altes Regime Geral, 1985 -1991) ...... Anteil der Altersrentenfälle in Höhe höchstens der Mindestrente beziehungsweise der 50% Annutsgrenze (Regime Geral, 1983 1992) .............................................................................................. Anteil der Invalidenrentenfälle in Höhe höchstens der Mindestrente beziehungsweise der 50% Annutsgrenze (Regime Geral, 1983 1992) .............................................................................................. Anteil der Alters- und Invalidenrentenfälle in Höhe höchstens der Mindestrente beziehungsweise der 50% Annutsgrenze(FP, 1985 1992) .............................................................................................. Zahl und Anteil der Personen in Haushalten nach Alter des Haushaltsvorstands, Haushaltstyp und Geschlecht................................... Gegenüberstellung der verschiedenen Annutsgrenzen...................... Ausmaß von Annut unter Personen in Rentnerhaushalten nach Geschlecht und Alter des Haushaltsvorstandes differenziert, bei ausschließlicher Betrachtung des Renteneinkommens........................... Anteil der Haushalte (in %), die die entsprechende Einkommensart beziehen, differenziert nach Einkommensarten, Alter und Haushaltstyp ........................................................................................... Ausmaß von Annut unter Personen in Rentnerhaushalten und Personen in Haushalten im erwerbsflihigen Alter nach Geschlecht und Alter des Haushaltsvorstandes differenziert, bei Betrachtung des Gesamteinkommens ........................................................................ Relative Wohlstandspositionen von Personen in Rentnerhaushalten im Vergleich zu Personen in Nichtrentnerhaushalten, differenziert nach Familienstand und Geschlecht................................................. Relative Wohlstandspositionen von Frauen im Vergleich zu Männern, differenziert nach Altersgruppen............................................. Relative Wohlstandspositionen von alleinstehenden Frauen und Männern im Vergleich zu Personen in Paaren, differenziert nach Altersgruppen ................................................................................. .... Interner Zinsfuß in Abhängigkeit von der Rentenbezugsdauer.......... Einfluß von reduzierter Erwerbsdauer auf den internen Zinsfuß (20 rentenrechtlich relevante Jahre, Standardpfad, altes Regime Geral) .

363

365 366

367 373 378

379 386

391

399 401

404 427 429

Tabellenverzeichnis Tab. 9.3:

Tab. 9.4:

Tab. 9.5:

21

Einfluß von reduzierter Erwerbsdauer und Kindererziehung auf den internen Zinsfuß (24 rentenrechtlich relevante Jahre, Standardpfad, altes Regime Geral)................................................ ......................... 430 Einfluß der Aufteilung der Erwirtschaftung des Lebenserwerbseinkommens des Haushalts auf die Ehegatten bei gemeinsamem Erleben des Ruhestandes und bei Tod eines Partners (Standardpfad) ..... 432 Einfluß des Bruttolohnwachstums und der Inflation auf den internen Zinsfuß beim Standardledigen......................................................... 435

Übersichtsverzeichnis Übersicht 2.1: Untersuchte Ziele und Zielbereiche der sozialen Sicherung im Alter................................................................................................

44

Übersicht 4.1: Historischer Abriß........................................................................

121

Übersicht 5.1: Verwaltungsstruktur der durch das IGFSS verwalteten Systeme (1992).......................................................................................... 134 Übersicht 5.2: Überblick über die portugiesischen Systeme der Sicherung im Alter ............................................................................................ 225 Übersicht 5.3: Kumulationsmöglichkeiten ...... .......... ....... .... ................. .......... ..... 231 Übersicht 7.1: Zuordnung der Einflüsse und Variablen zu den Abbildungen........ Übersicht 7.2: Numerierung und Kurzbezeichnung der in den Abbildungen verwendeten Modellfillle................................................................... Übersicht 7.3: Fallspezifische (Zusatz-)Annahmen der Modellfillle ..................... Übersicht 7.4: Zusammenfassender Überblick über die portugiesischen Systeme der Alterssicherung unter Berücksichtigung des Zeit- und des Einkommensfaktors ........ ................ ............... ............................ .... .... Übersicht 7.5: Zuordnung der Einflüsse und Variablen zu den Abbildungen........ Übersicht 7.0: Besteuerung der fiktiven Arbeitnehmer- und Rentnerhaushalte .....

254 255 257 307 309 312

Übersicht 8.1: Beschreibung der Datenbasis........................................................ 370 Übersicht 8.2: Verwendete Begriffe und Definitionen .... ................................. .... 372 Übersicht 8.3: Erläuterung der verwendeten Einkunftsarten ................................ 384 Übersicht 9.1: Verteilungsrelevante Regelungen des Regime Geral..................... 410 Übersicht 9.2: Zuordnung der überprüften Einflüsse zu den Variablen................. 420 Übersicht 9.3: Numerierung und Kurzbezeichnung der Modellfälle ..................... 421

Abbildungsveneichnis Abb. 3.1: Abb.3.2: Abb. 3.3: Abb. 3.4: Abb. 3.5: Abb. 3.6: Abb. 3.7: Abb.3.8: Abb.3.9: Abb. 3.10: Abb. 3.11: Abb. 3.12: Abb. 3.13: Abb. 3.14: Abb. 3.15: Abb.5.1: Abb.5.2: Abb. 7.1 a:

Entwicklung der Anteile der Renten- und Sozialausgaben am BIP (1969 -1992).................................................................................. Entwicklung der Verteilung der Gesamtrentenausgaben auf die einzelnen Leistungsbereiche (1960 - 1990)........................................... Bevölkerungspyramiden (Portugal, EUR 12, im Jahr 1989) ...... ....... Bevölkerungspyramiden (Portugal, EUR 12, im Jahr 2020) ...... ....... Entwicklung der Altersgruppen Kinder, Erwerbsflihige und Alte in Portugal (1975 - 1991) und EUR 12 (1975 -1989) .......................... Entwicklung der portugiesischen Bevölkerung und deren Ursachen (1960 -1990).................................................................................. Entwicklung der Nettoreproduktionsrate und der zusamrnengefaßten Geburtenziffer (EUR 12, Portugal, 1960 - 1990)...................... ........ Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung männlicher und weiblicher Neugeborener (EUR 12 1960 - 1988, Portugal 1960 -2020)............................................................................................ Wanderungssaldo filr Portugal und EUR 12 (1960 -1989)............... Entwicklung der Heirats- und Scheidungsziffer (Portugal und EUR 12, 1960 - 1990)......... ............. ...... ................. ........................... ...... Entwicklung des Anteils der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung (1974 - 1990, Erwerbstätige in % der jeweiligen Bevölkerungsgruppe ) ...................................................... .. ... ... ... .. .... ....... ..... Erwerbsquoten nach Alter und Geschlecht(EUR 12, Portugal 1991) Arbeitslosenquoten in Portugal (1974 - 1991).................................. Anteil der verschiedenen Wirtschaftssektoren am BIP (Portugal 1977, 1990)..................................................................................... Entwicklung des nominalen BIP, des Preisindexes filr Lebenshaltung, des APW, der Mindestlöhne (Portugal 1981 - 1992) ...............

57 60 67 68 69 71 72 74 76 77 79 81 84 86 89

Portugiesische Systeme der Sicherung im Alter (1990) .................... 126 Entwicklung der Renten, der Zuschläge und der Verbraucherpreise (1983 -1991).................................................................................. 164

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der rentenrechtlich relevanten Zeit (Standardpfad, altes Regime Geral)........... 267 Abb. 7.1 b: Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der rentenrechtlich relevanten Zeit (Standardpfad, reformiertes Regime Geral) 268

24

Abbildungsverzeichnis

Abb.7.2:

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von Beitrags- und fiktiven Versicherungszeiten (Standardpfad, 20 bzw. 24 rentenrechtlich relevante Jahre, altes Regime Geral) ........... ........... ........... Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom ErwerbseinAbb.7.3: kommen beim alten und beim reformierten Regime Geral (Standardperson, Standardpfad). ...................................................... Abb. 7.4 a: Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens (Standardpfad, 20 bzw. 40 rentenrechtlich relevante Jahre, altes Regime Geral) ................................. Abb. 7.4 b: Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens (Standardpfad, 20 bzw. 40 rentenrechtlich relevante Jahre, reformiertes Regime Geral)...................... Abb.7.5: Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung des Erwerbseinkommens des Haushalts auf die Haushaltsmitglieder (Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept, altes Regime Geral) . Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung Abb.7.6: des Erwerbseinkommens des Haushalts auf die Haushaltsmitglieder bei Tod eines Ehegatten (Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept, altes Regime Geral)................................................ ........... Abb.7.7: Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Makroszenario (Standardperson, altes Regime Geral)............................. ........... ...... Abb.7.8: Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Makroszenario (Standardperson, reformiertes Regime Geral) ...... ......................... ... Abb. 7.9: Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus der Bestandsrentner vom Makroszenario (altes Regime Geral, Standardperson)............... Abb.7.1O: Abhängigkeit des relativen Nettorentenniveaus von der rentenrechtlich relevanten Zeit (Standardlediger, Standardpfad, altes Regime Geral)................................................ ..................................... Abb. 7.11: Abhängigkeit des relativen Brutto- und Nettorentenniveaus vom Erwerbseinkommen (Standardperson, Standardpfad, altes Regime Geral) ................................................................................................. Abb. 7.12: Abhängigkeit des relativen Nettorentenniveaus von der Auftei1ung des Erwerbseinkommens des Haushalts auf die Haushaltsmitglieder (Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept, altes Regime Geral) . Abb. 7.13: Abhängigkeit des relativen Nettorentenniveaus von der Aufteilung des Erwerbseinkommens des Haushalts auf die Haushaltsmitglieder bei Tod eines Ehegatten (Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept, altes Regime Geral) ................... .................................. ...... Abb. 7.14: Relative Wohlstandsposition in Abhängigkeit von der Aufteilung des Erwerbseinkommens des Haushalts auf die Haushaltsmitglieder bei Tod eines Ehegatten (Standardpfad, altes Regime Geral) ....... .... Abb.7.15: Abhängigkeit des relativen Nettorentenniveaus vom Makroszenario (Standardperson, altes Regime Geral)..............................................

270 273 278 279 285

290 294 295 300 313 315 316

319 325 327

Abbildungsverzeichnis

25

Abb. 7.16:

Entwicklung des Etwerbseinkommensniveaus nach einer Einschränkung der Etwerbstätigkeit ............................................................... 353 Abb. 7. 17a: Abhängigkeit des relativen Nettorentenniveaus von der Aufteilung des Lebensetwerbseinkommens (Standardpfad, altes Regime Gerat) 354 Abb. 7.l7b: Abhängigkeit des relativen Nettorentenniveaus von der Aufteilung des Lebensetwerbseinkommens (Standardpfad, refonniertes Regime Gerat)................................................ ............................................. 355 Abb.8.1:

Abb.8.2: Abb.8.3: Abb.8.4:

Abb.9.1:

Abb.9.2: Abb.9.3: Abb.9.4:

Abb.9.5: Abb.9.6: Abb.9.7: Abb.9.8: Abb.9.9:

Verteilung der Alters- sowie Invalidenrentenfälle des alten Regime Gerat und der Alters- und Invalidenrentenflille des Systems fllr die Angestellten des öffentlichen Dienstes (1991)................................. Verteilung der Ehegatten- und Elternhinterbliebenenrentenfalle des alten Regime Gerat (31.12.1990)..................................................... Anteil verschiedener Einkommenskategorien am gesamten durchschnittlichen Nettohaushaltseinkommen der Rentnerhaushalte nach Haushaltstyp, differenziert nach Altersgruppen................ ........... ..... Vereilungsunterschiede zwischen Personen in Rentner und Nichtrentnerhaushalten (gemessen am durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen)............. .... ..... ................................. ... ................ .... ........... Zusammenhang zwischen Etwerbseinkommen und internem Zinsfuß fllr altes und reformiertes Regime Gerat (Standardperson, Standardpfad) .......... .................... ....... ... ........ .... .......................... ..... ..... Einfluß der Lebensetwartung auf den internen Zinsfuß (Standardpfad, altes Regime Gerat) .......................... .... ...................... ............ Einfluß von reduzierter Etwerbsdauer und Kindererziehung auf den internen Zinsfuß (24 rentenrechtlich relevante Jahre, Standardpfad, altes Regime Gerat)...... .... ........... .... ........................................ .... .... Einfluß der Aufteilung der Erwirtschaftung des Lebensetwerbseinkommens des Haushalts auf die Ehegatten bei gemeinsamem Erleben des Ruhestandes und bei Tod eines Partners (Standardpfad) ..... Einfluß des Bruttolohnwachstums und der Inflation auf den internen Zinsfuß beim Standardledigen......................................................... Ausmaß der Umverteilung durch die Variation mikroökonomischer Variablen (altes Regime Gerat, Standardpfad)................................. Vertikale Umverteilung (Differenz der internen ZinsfUße gegenüber dem Durchschnittsverdienerhaushalt, Ledigenfälle)......................... Vertikale Umverteilung (Differenz der internen ZinsfUße gegenüber dem Durchschnittsverdienerhaushalt, Ehepaarfalle)......................... Ausmaß der Umverteilung durch die Variation mikroökonomischer Variablen (neues Regime Gerat, Standardpfad) ................... ............

361 362 385 395

426 427

430 432 434 436 437 438 439

Abkürzungsverzeichnis (Bei den ÜbertraglUlgen portugiesischer Namen von Institutionen ins Deutsche handelt es sich zum Teil um freie Übersetzungen der Verfasserin.) Abb.

AbbildlUlg

ADSE

Krankenversicherung der Angestellten des öffentlichen Dienstes

AG

Arbeitgeber

AN

Arbeitnehmer

APW

Average Production Worker (Einkommen eines durchschnittlichen Industriearbeiters)

Art.

Artikel

ASEG

Projekt 'Alterssicherung in der EG'

Aufl.

Auflage

Bd.

Band

BIP

Bruttoinlandsprodukt

ders.

derselbe

ed(s).

editor(s)

EG

Europäische Gemeinschaft

etc.

et cetera

EU

Europäische Union

EUR 12

Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaft am 1.1.1992 (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Spanien)

EWS

Europäisches Währungssystem

f

folgende

ff

fortfolgende

FP

Regimes dos funcionanos pilblicos (Alterssicherungssystem der Angestellten des öffentlichen Dienstes) Haushaltsvorstand

i\b~gsverzeichIris

27

i.d.R.

in der Regel

i.e.S.

im engeren Sinne

IGFSS

Instituto de Gestao fmanceira da Seguran~a Social (Finanzverwaltung der portugiesischen Sozialversicherung)

ILO

International Labour Organistion (Internationale i\rbeitsorganisation)

inkl.

inklusive

INE

Instituto Nacional de Estatistica (Nationales Statistikamt)

IRC

Imposto sobre steuer)

0

Rendimento das Pessoas colectivas (Körperschaft-

IRS

Imposto sobre steuer)

0

Rendimento das Pessoas singulares (Einkommen-

Jhdt.

Jahrhundert

IVSS

Internationale Vereinigung filr Soziale Sicherheit

Idw.

landwirtschaftlich

It.

laut

Mio.

Millionen

ML

Mindestlohn

NRHH

Nichtrentnerhaushalt munero (Nummer)

n.v.

nicht verfilgbar

OECD

Organisation for Economic Cooperation and Development (Organisation filr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)

OISS

Organizacion lberoamericana de Seguridad Social (Lateinamerikanische Organisation filr Soziale Sicherheit)

o.J.

ohne Jahr

o.V.

ohne Verfasser

PU

Pensäo unificada, zusammengefaßte Rente

RESSAA

Regime Especial de Seguran~a Social das i\ctividades i\gricolas (ehemaliges Landwirtschaftsystem )

RHH

Rentnerhaushalt

RG

Regime Geral (i\llgemeines System)

Rnc

Regime nao contributivo (Nichtbeitragsbezogenes System)

28

Abkürzungsverzeiclmis

RTR

Regimes transit6rios dos rurais (Nichtbeitragsbezogene Systeme für die Landbevölkerung)

S.

Seite

sog.

sogenannt

Tab.

Tabelle

u.a.

unter anderem

vgl.

vergleiche

VGR

Volkswirtschaftliche Gesamtreclmung

$00

Escudo

Glossar portugiesischer Begriffe Associafi'Jes Mutualistas

Vereine auf Gegenseitigkeit

Caixas de pensi'Jes de reforma

'Rentenkassen'

Caixas de Previdencia

'Vorsorgekassen'

Caixas de Reforma

Vorsorgekassen der 2.Kategorie

Casa de Pescadores

Fischerhaus

CasadePovo

Volkshaus

Constituifiio da Republica Portuguesa

portugiesische Verfassung

Decreto

Dekret

Decreto-Lei

Gesetzesdekret

Decreto Regulamentar

Verordnung

Despacho Normativo

Erlaß

EstadoNovo

'Neuer Staat' (Zeit der portugiesischen Diktatur, 1933-1974)

Estatuto do Trabalho Nacional

Nationales Arbeitsstatut

Fundo Especial dos Empregados das Bancas e dos Casinos

Sonderfonds der Kasino-I Spielhallenangestellten

Fundo Especial dos Trabalhadores da Companhia Carris de Ferro de Lisboa

Sonderfonds der Beschäftigten der Eisenbahngesellschaft von Lissabon

Imposto sobre 0 Rendimento das Pessoas Colectivas

Körperschaftsteuer

Imposto sobre 0 Rendimento das Pessoas Singulares

Einkommensteuer

Instituto de Gestiio Financeira da Seguranfa Social

Finanzverwaltung der portugiesischen Sozial versicherung

Instituto Nacional de Trabalho e da Previdencia

Nationales Arbeits- und Sozialversicherungsinstitut

Irmandade de Miseric6rdia

Bruderschaft der Bannherzigkeit'

Lei

Gesetz

Mercearias

Herbergen für Frauen

Movimento das Forfas Armadas

Bewegung der Streitkräfte

30

Glossar portugiesischer Begriffe

Pensdo social

Sozialrente

Pensdo social velhice

Sozialrente fiIr Alte

Pensdo unificada

zusammengefaßte Rente

Portaria

Novelle

Regime contributivo

Beitragsbezogenes System

Regime Especial de Seguranfa Social das Actividades Agricolas

ehemaliges System der Sozialversicherung fUr die Landwirtschaft

Regime Geral

Allgemeines System

Regime Geral das Caixas Sindicais de Previdencia

Allgemeines System der gewerkschaftlichen Vorsorgekassen

Regime ndo contributivo

Nichtbeitragsbezogenes System

Regimes dos junciomirios publicos

Alterssicherungssystem der Angestellten des öffentlichen Dienstes

Regimes Especiais

Besondere Systeme

Regimes Transitorios dos Rurais

Nichtbeitragsbezogenes System fiIr die Landbevölkerung

Symbolverzeichnis a:

alt (gültig bis zum 1.1.1994)

AR: b: B:

Altersrente Beitragsswrune filr ein Jahr

BEN:

beneficiaries

brutto

BEN°:

formal korrekt die Zahl der Altersrenten (Altersrentenbezieher)

Ble:

Bruttolohnentwicklung

c:

Steuern

d:

besten fiInf [zehn] der letzten zehn [fünfzehn] Jahre

E:

Ehegattenzuschlag

ER:

Ersatzrate

g:

Gewichtungsfaktor

h:

Beitragsjahre

HR:

Hinterbliebenenrente Untersuchungshaushalt

j:

Vergleichshaushalt

k:

Zahl der Jahre des Leistungsbezugs

L:

Rentenleistungen eines Jahres

(j:

gewogene Personenzahl im Vergleichshaushaltj

If

Personenanzahl im Vergleichshaushalt j

MA:

monatliche Altersrente Personenanzahl im Untersuchungshaushalt i gewogene Personenzahl im Untersuchungshaushalt i netto

n:

Zahl der rentenrechtlich relevanten Jahre

NI:

National Income (Volkseinkommen)

o.

old age (Alte)

0}':

durchschnittliche Beitragsbemessungsgrundlage der besten fllnf [zehn] der letzten zehn [fllnfzehn] rentenrechtlich relevanten Jahre

p:

Sozialabgaben

32

Symbolverzeichnis

P:

Pflegezuschlag

PE:

Pensions expenditures (Rentenausgaben)

pd:

Invalidenrentenausgaben

Peo:

Altersrentenausgaben

Pe'

Hinterbliebenenrentenausgaben

Pne:

Preisniveauentwicklung

POP 15-64:

Personen zwischen 15 und 64 Jahren = erwerbsilihige Bevölkerung

POP65+:

Personen, die 65 und älter sind

r:

Ertragsrate (interner Zinsfuß)

R:

Rente

RN:

Relatives Rentenniveau

s:

Person im Vergleichshaushalt j

t:

KalendeIjahr

V:

Arbeitseinkommen

WP:

relative Wohlstandsposition

Y:

Einkommen

Ye:

Bruttoeinkommen des Ehegatten.

YN:

relati ves Einkommensniveau

z:

Person im Untersuchungshaushalt i Summe der Beitragsbemessungsgrundlagen der besten fllnf der letzten zehn rentenrechtlich relevanten Jahre vor Rentenbeginn

1. Einleitung Dem Thema Alterssicherung kommt von jeher innerhalb der Sozialpolitik eine besondere Bedeutung zu. Ein Grund hierfür ist, daß für weite Teile der Bevölkerung eine verläßliche materielle Absicherung im Alter von existentieller Wichtigkeit ist. Entsprechende Reformvorhaben werden daher in der Öffentlichkeit mit einer weitaus größeren Sensibilität beobachtet, als dies bei vergleichbaren Maßnahmen in anderen Bereichen der Fall wäre. Ein zweiter Grund für die besondere Bedeutung des Themas Alterssicherung ist in den speziellen Problemen zu suchen, die sich bei der wissenschaftlichen und politischen Behandlung dieses Themas ergeben. Untersuchungen zu Fragen der Alterssicherung und entsprechende politische Entscheidungen müssen einen vergleichsweise langen Zeitraum einbeziehen. Faktoren der Vergangenheit, wie etwa die von den Versicherten erworbenen Anwartschaften oder bestimmte demographische Entwicklungen, wirken sich noch lange aus. Ebenso gilt, daß sich heutige Entscheidungen über die Form und die Höhe der Absicherung im Alter noch Jahrzehnte später bemerkbar machen. Schließlich ist zu berücksichtigen, daß Prognosen bezüglich der relevanten zukünftigen Entwicklungen (z.B. in den Bereichen Demographie, Erwerbsverhalten oder Beschäftigungsstand) mit einem hohem Unsicherheitsfaktor behaftet sind. Innerhalb der Länder der Europäischen Union ergeben sich im Bereich der Sozialpolitik im allgemeinen und der Alterssicherung im speziellen seit einigen Jahren zusätzliche neue Fragestellungen. Im Rahmen der fortschreitenden wirtschaftlichen und politischen Integration der beteiligten Länder gewinnt auch die soziale Dimension an zunehmender Bedeutung, sei es als integraler Bestandteil eines sich vereinigenden Europas, sei es als defensiver Abwehrmechanismus gegen allzu starke Migrationsströme oder zu hohe Transferverpflichtungen innerhalb der Europäischen Union. Kontrovers wird die Frage diskutiert, wie auf die z.T. erheblichen Abweichungen der sozialpolitischen Regime adäquat reagiert werden sollte. Eine Grundvoraussetzung ist jedoch in jedem Fall, daß genaue Informationen über den Ist-Zustand vorliegen. Informationen dieser Art in systematischer Form zusammenzutragen, hat sich das Projekt zum Ziel gesetzt, das von 1991 bis 1995 unter der Leitung von Prof. Richard Hauser und Prof. Diether Döring an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main durchgeführt wurde. Innerhalb dieses Projekts mit dem Namen "Alterssicherung in der EG" 3 Ahrens

34

I. Einleitung

(ASEG) wurden die Alterssicherungssysteme der zwölf Länder untersucht, die zum Zeitpunkt des Projektbeginns zur Europäischen Gemeinschaft zählten. Innerhalb des ASEG-Projektes sollten mit weitgehend vereinheitlichten Methoden für die einzelnen Länder vor allem die nachstehenden vier Themenkomplexe behandelt werden. Zunächst ging es um eine Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der Alterssicherungssysteme des jeweiligen Landes und der Ziele, die heute im Bereich der Alterssicherung verfolgt werden. Weiterhin sollte in einem zweiten Schritt im Rahmen einer Bestandsaufnahme eine umfassende Beschreibung aller institutionellen Regelungen im Bereich der Alterssicherung vorgenommen werden. Drittens sollte mit Hilfe von fiktiven Modellpersonen ermittelt werden, wie sich bestimmte erwerbsbiographische Determinanten auf die spätere Situation der Alten auswirken. Schließlich stand viertens eine empirische Überprüfung an, um zu klären, wie sich die tatsächliche Situation der Alten im jeweiligen Land darstellt. Die im Rahmen des ASEG-Projekts durchgeführte Untersuchung dient der Überprüfung der folgenden drei Ziele: Sicherung der Einkommensposition von Rentnern Vermeidung von Altersarmut Soziale Sicherung von Frauen im Alter Die Systemwirkungen werden also sowohl im Hinblick auf generelle als auch auf gruppenspezifische Sicherungsziele erfragt. 1 Die vorliegende Arbeit hat die Alterssicherung in Portugal, dem Land im äußersten Südwesten Europas, zum Gegenstand. Die Wahl gerade dieses Landes ergab sich natürlich zunächst aus dem Zusammenhang des ASEG-Projekts, das, wie erwähnt, fiir die EG (bzw. EU) eine flächendeckende Behandlung anstrebte. Portugal weist aber darüber hinaus einige Besonderheiten auf, die die genaue Untersuchung der Alterssicherung lohnenswert und reizvoll erscheinen ließen. Die jüngere portugiesische Geschichte kann durchaus als 'bewegt' bezeichnet werden: Nach fast 50 Jahren faschistischer Regierung kam es im April 1974 durch die sog. 'Nelkenrevolution' zu einer fast völligen Kehrtwendung. Die folgenden Jahre waren durch sozialistisch orientierte Regierungen und politische Instabilität gekennzeichnet. Erst seit Ende der 80er Jahre kann das Land als eine relativ stabile Demokratie betrachtet werden. Portugal trat erst 1986 der damaligen EG bei. Als ein vergleichsweise stark agrarisch strukturiertes Land ist es eines der ärmsten EU-Mitgliedsländer und weist bis heute in einigen Bereichen in qualitativer und quantitativer Hinsicht

Die einzelnen Sicherungsziele werden in Kapitel 2. näher erläutert.

1. Einleitung

35

Merkmale eines Entwicklungslandes auf. 2 Gleichzeitig ist jedoch in den letzten Jahren ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, das über dem Wachstum der anderen EG- bzw. EU-Länder liegt.3 Die genannten drei Faktoren zusammen ruhrten zu einern erheblichen Reformdruck, auch und gerade im Bereich der Sozialpolitik. Zum Thema Alterssicherung in Portugal wurden bislang keine umfassenden Untersuchungen durchgeführt. Die bestehenden Veröffentlichungen sind entweder veraltet, 4 geben lediglich einen groben Überblick über die Thematik 5 oder sind nur in Tabellenform6 zugänglich. Selbst portugiesische Veröffentlichungen beschränken sich weitgehend darauf, die vorhandenen Gesetzestexte zusammenzustellen, wobei man nähere Erläuterungen oft vergeblich sucht. 7 Auch Datensätze, die ein genaueres Bild der sozialen Situation in Portugal geben könnten, sind bislang nur in sehr beschränktem Maße verfügbar. 8 Die Gründe rur dieses Inforrnationsdefizit sind leicht zu benennen. Für ausländische Wissenschaftler war es offensichtlich nie besonders reizvoll, sich mit der sozialen Sicherung eines so kleinen und unter ökonomischem Aspekt wenig bedeutsamen Landes zu befassen. Von seiten der portugiesischen Wissenschaftler wurde es vorgezogen, die knappen Ressourcen rur die Erforschung ausländischer Sicherungssysteme zu verwenden, um so Impulse rur Reformen im eigenen Land zu gewinnen. Die vorliegende Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, das bisherige Inforrnationsdefizit, das in bezug auf die portugiesische Alterssicherung besteht, zu schließen. Das System der portugiesischen Alterssicherung und dessen Entwicklung ist nämlich durchaus ein lohnenswertes Studienobjekt. Seine Analyse ermöglicht Einblicke in die Alterssicherung eines Landes, des-

2 Folgende ausgewählte Indikatoren wurden herangezogen, um Portugal als Entwicklungsland zu charakterisieren: Portugal stand im Hinblick auf das BIP je Einwohner nach Griechenland an zweitletzter Stelle. Vgl. Eurostat (l994a), S. 42. Zwischen 1988 und 1992 lag der Energieverbrauch je Einwohner in Portugal unterhalb der Hälfte des Durchschnitts der Europäischen Union (~ EUR 12). Vgl. Eurostat (l994a), S. 212. Die Lebenserwartung der Portugiesen wird erst im Jahre 2020 diejenige des EUR-12-Durchschnitts im Jahre 1988 erreichen. Siehe hierzu ausfiihrlicher Abschnitt 3.3.4.

3 Während zwischen 1988 und 1992 die durchschnittliche jährliche Zuwachsrate des realen BIP je Einwohner bei EUR 12 bei 1,7% lag, betrug die portugiesische Zuwachsrate des realen BIP je Einwohner 3,6%. Vgl. Eurostat (I 994a), S. 212. 4 Vgl. Weber/Leienbach (1991), S. 137-145. Auch wenn die Arbeit von Dürkop neueren Da-

tums ist, beziehen sich dessen Quellen zur Beschreibung der obligatorischen Alterssicherung auf die veralteten Informationen von Weber I Leienbach. Vgl. Dürkop (1993). 5 6 7

Vgl. Reinhardt (1991), The Wyatt Company (1992). Vgl. Europäische Kommission (1995).

Vgl. hierzu verschiedene Werke von Concei~äo. Mit der sozialen Sicherung selbst beschäftigen sich Arcanjo (1991) und Maia (1984 sowie 1988). Dagegen setzen sich Rodrigues (1993) und Bruto da Costa (1992) mehr mit Verteilungsfragen auseinander. 8 Vgl. hierzu die Arbeiten von Rodrigues (1993) und Tsazoglu (1992).

36

1. Einleitung

sen soziale Sicherung aufgrund des geringen wirtschaftlichen Potentials generell als vergleichsweise niedrig gilt und daher als positiver Standortfaktor angesehen wird. Außerdem wurden in Portugal erstmalig in Europa Ansätze zu einer gruppenspezifischen Form der Alterssicherung entwickelt, nämlich im Hinblick auf die Sicherung der Frau. 9 Im folgenden soll nun ein Überblick über den Gang der Untersuchung sowie eine methodische Einordnung der Arbeit gegeben werden. Das zweite Kapitel schafft die Grundlage fiir die weitere Untersuchung: Eingangs werden Kernbegriffe erläutert bzw. zueinander in Beziehung gesetzt. Daran schließt sich ein Überblick über die international akzeptierten Ziele von Alterssicherungssystemen an, aus denen die relevanten untersuchungsleitenden Fragestellungen abgeleitet werden. Das dritte Kapitel stellt die Rahmenbedingungen der Alterssicherung dar. Diese Bestandsaufnahme soll das demographische, wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Umfeld skizzieren, in das das portugiesische Alterssicherungssystem eingebettet ist. Es folgt ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Alterssicherung in Portugal. Dieser Abriß soll auch aufzeigen, inwiefern die den jeweiligen Sicherungssystemen zugrundeliegenden Ziele von historisch bedingten politischen Veränderungen beeinflußt waren. Dabei muß unterschieden werden zwischen den grundlegenden international akzeptierten Zielen der Alterssicherung, deren Darstellung in Kapitel 2 erfolgt, und den eigenständigen nationalen Zielen. Der Einfluß dieser nationalen Ziele wird dadurch deutlich gemacht, daß der Untersuchungszeitraum in einzelne Systemphasen unterteilt wird. Damit stecken die ersten vier Kapitel den Rahmen des heutigen Alterssicherungssystems ab. Auf dieser Grundlage wird die Alterssicherung im nächsten großen Abschnitt in ihren einzelnen Systembestandteilen dargestellt. Das Vorgehen beinhaltet jeweils die Abgrenzung des erfaßten Personenkreises und die Ermittlung der Deckungsgrade. Gefragt wird also nach dem zahlenmäßigen Verhältnis von Rentnern bzw. Versicherten zu einer Bevölkerungsgrundgesamtheit, also etwa den Personen des jeweils gleichen Alters. Zudem werden die Leistungsvoraussetzungen fiir den Bezug von Alters- und Hinterbliebenenrenten und deren Berechnung sowie Finanzierung vorgestellt. Daran anschließend werden auch Kumulationsmöglichkeiten aufgezeigt. Die abschließende Darstellung des Steuersystems im sechsten Kapitel dient dem Verständnis der allgemeinen verteilungspolitischen Rahmenbedingungen.

9 Im 15. und 16. Jahrhundert bestand fiir Portugal als Seefahrernation eine besondere Notwendigkeit, sich um Witwen zu kümmern. Diese erfuhren in den Mercerarias Unterstützung. Siehe hierzu auch Unterkapitel 4.1.

1. Einleitung

37

Aufbauend auf den institutionellen Beschreibungen in Kapitel 5 und Kapitel 6, wird das Alterssicherungssystem anhand der vier wichtigsten Untersuchungskriterien 'Stetigkeit des Einkommens', 'Vermeidung von Armut', 'Soziale Sicherung der Frau' und 'Leistungsgerechtigkeit' analysiert. Anhand von Modellpersonen mit fiktiven Versicherungsverläufen wird in Kapitel 7 untersucht, inwieweit die ersten drei Ziele realisiert sind. Auf diese modelltheoretischen Überlegungen folgt in Kapitel 8 die empirische Untersuchung, ob diese drei Sicherungsziele auch erreicht werden. Der letzte Teil der Untersuchung widmet sich dem Ziel der Leistungsgerechtigkeit (Kapitel 9). Im Schlußteil der Arbeit wird zum einen ein Fazit gezogen in bezug auf die Verwirklichung der allgemeinen und nationalen Ziele im System der portugiesischen Alterssicherung. Zum anderen soll ein Ausblick gegeben werden auf mögliche Problernkonstellationen, mit denen die portugiesische Alterssicherung in Zukunft konfrontiert werden dürfte. Nach diesen Vorüberlegungen zum Gang der Untersuchung soll eine Einführung in die methodische Vorgehensweise der Arbeit gegeben werden. Grundsätzlich können dabei der institutionelle, der funktionale, der gruppenorientierte und der problemorientierte Ansatz unterschieden werden. 10 In der vorliegenden Arbeit wird vor allem eine institutionellen Analyse vorgenommen, die um funktionale und gruppenorientierte Elemente erweitert wird. Innerhalb des institutionellen Ansatzes geht es, wie der Name andeutet, u.a. um die Fragen, welche institutionellen Regelungen das portugiesische Alterssicherungssystem aufweist, wie sich diese im Zeitablauf entwickelt haben, nach welchen Leitbildern sich diese Entwicklungen vollzogen haben und in welchem Verhältnis die Systeme der Alterssicherung zu anderen Elementen des Sozial- und Wirtschaftssystems stehen. Weiterhin werden die Teilsysteme der Alterssicherung, ihre Vor- und Nachteile und ihr Verhältnis zueinander detailliert betrachtet. Die Beschreibungen aller Systeme, die Alterssicherungsfunktion übernehmen, erfolgen - sofern nicht anders gesagt - zum Stichtag 1.1.1992. Der funktionale Ansatz verfolgt eine ähnliche Perspektive, fragt aber weniger nach d~n Institutionen, die definitionsgemäß bestimmte Aufgaben, in diesem Falle die der Alterssicherung, zu erfüllen haben, sondern untersucht all die Einrichtungen, die de facta solche Leistungen erbringen. In diesem Falle werden also nicht nur die Rentenversicherungssysteme untersucht, sondern nahezu alle Einrichtungen des sozialen Sicherungssystems, die bei Erreichung eines bestimmten Alters Leistungen gewähren. 11 Die Leistungsgewährung

10

Vgl. Hauser (1991), S. 197-218.

11 Lediglich auf die Untersuchung der Sicherung durch die Berufsgenossenschaft wird im folgenden verzichtet, weil diese Form der Sozialen Sicherung in Portugal lediglich 3% der Personen 55 Jahre und älter betrifft.

38

1. Einleitung

kann grundsätzlich in monetärer Form oder in Form von Sachleistungen erfolgen. Auf die Berücksichtigung der Sachleistungskomponente wird im folgenden aber verzichtet, um die Stringenz und Transparenz der Analyse nicht durch zu umfangreiche Detailschilderungen zu verwässern. Im Rahmen der empirischen Untersuchungen wird schließlich ein weiterer methodischer Ansatz angewendet: Der gruppenorientierte Ansatz wählt als Ausgangspunkt die jeweilige Zielgruppe und deren sozioökonomische Situation. Durch die Auswertung eines geeigneten Datensatzes wird die tatsächliche Einkommenslage der Alten abgebildet, die sich aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Sicherungssysteme ergibt. Zum Anschluß noch zwei Bemerkungen zu den in dieser Arbeit gewählten Sprachregelungen. In bezug auf geschlechtsspezifische Formulierungen wird grundsätzlich immer die männliche Form für Personenbezeichnungen verwendet, auch dann, wenn weibliche und männliche Personen gleichermaßen gemeint sind. Diese allgemein übliche Verkürzung wird beibehalten, um die Lesbarkeit der Arbeit nicht zu erschweren. Die Abkürzungen sind, soweit nicht anders angegeben, dudenkonform.

2. Grundbegriffe und Ziele Das folgende Kapitel dient der Vorbereitung auf die eigentliche Analyse des portugiesischen Alterssicherungssystems: Nach der Abgrenzung von Begriffen werden die Kriterien zur Beschreibung und Analyse des Systems präsentiert. Eine grundlegende, in der relevanten Literatur aber bislang nicht einheitlich beantwortete Frage ist die, ab welchem Lebensalter eine Person im Bereich der Sozialpolitik als 'alt' zu bezeichnen ist. Da jeder Staat selbständig die entsprechenden Altersabgrenzungen vornehmen kann, kann es zu Schwierigkeiten beim Vergleich internationaler Statistiken kommen. Die Internationale Arbeitsorgamsation (ILO) hat lediglich die Erreichung des 65. Lebensjahres als Höchstgrenze dafür festgesetzt, daß eine Person zur Gruppe der 'elderly persons' zu zählen ist. 12 Im Rahmen dieser Arbeit wird die entsprechende Altersgrenze mit dem Erreichen des 55. Lebensjahres festgelegt. Diese Grenze wurde für die im Rahmen des ASEG-Projekts durchgefiihrten Untersuchungen einheitlich festgelegt, um eine länderiibergreifende Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Der Grund für diese vergleichsweise niedrige Altersgrenze besteht darin, daß in einigen Staaten, beispielsweise in Italien, bereits für Personen dieses Alters Leistungen gewährt werden, die dem Bereich der Alterssicherung zuzurechnen sind. Kernbegriffe dieser Arbeit sind ferner 'soziale Sicherung' und 'Alterssicherung'. Sie klar voneinander abzugrenzen ist unerläßlich für den weiteren Fortgang und das Verständnis der vorliegenden Analyse. Der Begriff der 'sozialen Sicherung' ist in den allgemein ökonomischen, aber auch den sozialpolitischen Nachschlagewerken vielfach nicht in operationaler Form belegt.13 Hilfreich erscheint dagegen die Definition von Lampert, da sie vergleichsweise ausführlich das Spektrum von Sicherungstatbeständen aufzeigt: "Unter dem System der sozialen Sicherung i.e.S. versteht man die Summe aller Einrichtungen und Maßnahmen, die das Ziel haben, die Bürger gegen die Risiken zu schützen, die verbunden sind" - "mit dem vorübergehenden oder dauernden durch Krankheit, Unfall, Alter oder Arbeitslosigkeit bedingten Verlust von Arbeitseinkommen",

12 13

Vgl. ILO-Konvention Nr.

102, abgedruckt in: Zacher (1976), S. 158 ff 603, Petersen (1989), S. 28 f

Vgl. Brück (1976), Lampert (1988), S.

40

2. Grundbegriffe und Ziele

- "mit dem Tod des Ernährers (Ehepartner oder Elternteile)", - "mit unplanmäßigen Ausgaben im Falle von Krankheit, Unfall oder Tod." 14 Überträgt man diese Definition von 'Sozialer Sicherung' auf den portugiesischen Kontext, legen sich zwei Modifikationen nahe, um den landesspezifi schen Verhältnissen besser Rechnung tragen zu können: -

Zweckmäßigerweise sollte von 'Reduktion' anstelle von 'Verlust' des Arbeitseinkommens gesprochen werden, da die portugiesische Verfassung im Zusiunmenhang mit der sozialen Sicherung eine Einschränkung oder einen Verlust der Ressourcenbasis anspricht. Ausfiihrlich wird dies im Unterkapitel 3.4. behandelt. - Aufgrund des engen Familienzusammenhangs in Portugal kommen auch erwachsene Kinder fiir ihre Eltern auf. Sterben diese Ernährer, ergibt sich gemäß der portugiesischen Sozialgesetzgebung neben dem Tod des Ehepartners oder eines Elternteils ein weiterer Schutztatbestand. Außerdem nennt Lampert einzelne Schutztatbestände, die i.d.R. durch die Systeme der sozialen Sicherung abgedeckt werden, wobei der konkrete institutionelle Rahmen von Land zu Land unterschiedlich sein kann: 15 -

Berufs- und Erwerbsunfllhigkeit, Alter, - Tod des Unterhaltsleistenden - Unfall, - Krankheit, Arbeitslosigkeit. Diese Definition zeigt deutlich, daß die Sicherung im Alter einen unter mehreren Bestandteilen der sozialen Sicherung darstellt. Es muß aber betont werden, daß Systeme der Alterssicherung in der Praxis - dies gilt insbesondere fiir Portugal - nicht klar von anderen Systemen der sozialen Sicherung abgegrenzt werden können. Deshalb ist es zweckmäßig, eine Arbeitsdefinition von 'Alterssicherung' vorzunehmen, bevor die Grundprinzipien und Grundkonzepte der sozialen Sicherung dargestellt werden. Denn sie ergeben ein Gerüst fiir die praktische Ausgestaltung von Alterssicherung. Unter 'Alterssicherung' i.e.S. ist die Summe aller Einrichtungen und Maßnahmen zu verstehen, durch die Bürger gegen das Risiko einer altersbedingten Arbeitseinschränkung und des damit verbundenen Verlustes oder der Reduktion des Erwerbseinkommens geschützt werden.

14 15

Lampert (1985), S. 143. Vgl. Lampert (1985), S. 143.

2. Grundbegriffe und Ziele

41

Das Verhältnis von Beitragszahlungen und Leistungen läßt sich anhand der folgenden drei Prinzipien der sozialen Sicherung und der Sozialversicherung näher kennzeichnen: Versicherungs-, Versorgungs- und Fürsorgeprinzip: Beim Versicherungsprinzip wird ein Risiko- und Schadensausgleich derjenigen Personen, die durch gleichartige Gefahren bedroht sind, über Prämien (private Versicherung) oder Beiträge (gesetzliche Versicherung) finanziert. Art, Umfang und Höhe der bewilligten Leistungen richtet sich nach der Höhe der Prämien bzw. Beiträge. Dem Versicherungsprinzip liegt somit eine intertemporale Einkommensumverteilung mit einem Risikoausgleich zugrunde. 16 Dagegen werden beim Versorgungsprinzip die Leistungsansprüche entweder aufgrund von Vorleistungen erworben (z.B. Dienstleistungen als Beamter) oder aus dem Gedanken heraus gewährt, daß jedem Wohnsitzbürger ein gewisser Grundbedarf zusteht. Die Finanzierung erfolgt dabei aus allgemeinen Haushaltsmitteln und nicht, wie beim Versicherungsprinzip, aus Beiträgen. 17 Auch beim Fürsorgeprinzip werden die Leistungen gewährt, ohne daß die Empfänger zuvor Beiträge erbracht hätten. Im Gegensatz zum Versorgungsprinzip werden die Leistungen nach dem Kriterium der Bedürftigkeit gewährt. Ein Rechtsanspruch auf Leistungen, die nach dem Fürsorgeprinzip gewährt werden, existiert nur dem Grunde nach, während Art und Höhe der Leistung rechtlich nicht fixiert sind. 18 Betrachtet man die konkrete Ausgestaltung von Systemen der sozialen Sicherung, läßt sich feststellen, daß in der Regel Mischformen vorliegen, denen zwei oder drei der genannten Prinzipien zugundeliegen. Das Gewicht, das dabei den einzelnen Prinzipien zukommt, hängt von den angestrebten sozialpolitischen Zielen ab. 19 Die drei Prinzipien spiegeln sich auch in den beiden Grundkonzepten der sozialen Sicherung ('Beveridge' - und 'Bismarck-System') wider. Letztere bestimmen, in welchem Verhältnis die Alterssicherung zur sozialen Sicherung steht. Das 'Beveridge-System' gewährt eine universale Sicherung, d.h. für alle Wohnsitzbürger. Der Einheitsbeitrag für die soziale Sicherung, den diese an den Sicherungsträger zahlen, deckt alle Risiken gleichermaßen ab. Es handelt sich also um ein System, bei dem die Alterssicherung lediglich einen Teil darstellt. Die stark vereinheitlichten Leistungen orientieren sich stärker am

16 17 18 19

Vgl. Lampert (1985), S. 144 [ Vgl. Lampert (1985), S. 145. Vgl. Lampert(1985), S. 145 [ Vgl. Lampert (1985), S. 144 sowie Brück (1981), S. 53.

42

2. Gnmdbegriffe und Ziele

Bedarf als an den Beiträgen. Neben den Beiträgen finanziert sich das 'Beveridge-System' durch Staatszuschüsse. 20 In deutlichem Gegensatz zum 'Beveridge-System' steht das stark am Versicherungsprinzip orientierte 'Bismarck-System'. Da sich der von diesem System erfaßte Personenkreis historisch gesehen auf abhängige Beschäftigte beschränkt, stellt es sich nicht nur in dieser Hinsicht als kategoriales System dar. Im Gegensatz zum 'Beveridge-System' sind auch die einzelnen Sozialversicherungszweige voneinander abgegrenzt. Leistungen werden nur gewährt, wenn bestimmte Anspruchsvoraussetzungen (in bezug auf Alter oder Mindestzugehörigkeitszeit) erfüllt sind. Als Versicherungssystem wird es aus Beiträgen und zwar aus Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträgen finanziert. Nach diesen begrifflichen Abgrenzungen können nun die Kriterien zur Beschreibung und Analyse des portugiesischen Alterssicherungssystems aufgezeigt werden. Als Untersuchungskriterien bieten sich dabei solche Ziele an, die mit Alterssicherungssystemen typischerweise verfolgt werden. Die Betrachtung eines Alterssicherungssystems vor dem Hintergrund ausgewählter Zielsetzungen kann dazu beitragen, ein bisher unbekanntes System zu beschreiben, zu beurteilen21 und anschließend in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Eine solche Betrachtung hätte eine größere analytische Schärfe, wäre es möglich, die einzelnen Ziele eindeutig zu gewichten oder gar in eine hierarchische oder lexikographische Ordnung zu bringen. In der Realität sind jedoch starke Interdependenzen zwischen den Zielen festzustellen. So muß die entsprechende Analyse weitgehend Aussagen zu einzelnen Zielen bzw. ihrer Erreichung ohne Gewichtung nebeneinanderstellen. Für eine analytische Untersuchung des portugiesischen Alterssicherungssystems muß eine Zielauswahl getroffen werden. Schwierigkeiten bei der Auswahl resultieren aus dem Umstand, daß Ziele herangezogen werden sollten, die nicht nur aus internationaler, sondern auch aus portugiesischer Sicht angestrebt werden. Nach Kirschen bereitet gerade die Frage nach Zielen, die fur verschiedene Länder konsensfähig sind, große Schwierigkeiten, da eine Zielanalyse in einem gewissen Grade immer willkürlich ist. Aus diesem Grunde werden fur die nachfolgende Untersuchung Ziele, über die ein allgemeiner Konsens besteht (beispielsweise die ILO Konvention Nr. 102 oder die sozialen Menschenrechte), zugrunde gelegt und zur Untersuchung des portugiesischen Systems herangezogen. 22 Ob in Portugal bestimmte Ziele verfolgt werden,

20 21

Vgl.

Concei~äo

(1989),

s. 29 sowie Döring (1992).

Vgl. Sclunähl (1988), S. 647.

22 Vgl. zur Vorgehensweise bei der Auswahl und Darstellung wirtschaftspolitischer Ziele, die filr unterschiedliche Länder typisch sind, Kirschen (1967), S. 5.

2. Grundbegriffe Wld Ziele

43

wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf zweierlei Weisen untersucht. Zum einen stellt sich die Frage, ob sich die entsprechenden Ziele in der portugiesischen Verfassung oder entsprechenden Gesetzen wiederfinden. Zum anderen läßt sich die Verfolgung bestimmter Ziele aus der Durchführung entsprechender Maßnahmen indirekt ableiten. Einfacher stellt sich die Situation bei der Untersuchung der nationalen Ziele dar. Diese sind in der Regel in der Verfassung oder der Sozialgesetzgebung verankert und brauchen nur noch hinsichtlich ihrer Umsetzung in die Praxis überprüft zu werden. Je präziser die Ziele formuliert werden, desto eindeutiger kann die bestehende Situation beurteilt werden. Da jedoch die Erreichung von präzise formulierten Zielen relativ leicht überprüft werden kann und für Politiker damit eine größere Verbindlichkeit besteht, sind solche Ziele in den entsprechenden Dokumenten selten zu finden. Statt dessen finden sich meist vage, kaum operationalisierbare Präambeln und Absichtserklärungen, was die Überprufungsmöglichkeit der Zielerreichung stark einschränkt. Die folgende Übersicht stellt eine subjektive Auswahl einer Vielzahl allgemeiner Ziele heraus, von denen die wichtigsten im Anschluß erläutert werden. 23 Die Darstellung der nationalen Ziele, die sich aus der portugiesischen Gesetzgebung ableiten lassen, erfolgt in Kapitel 3. Bezogen auf die dort dargestellte historische Entwicklung wird man feststellen, daß sich im Zeitablauf die Zielpräferenzen geändert haben, je nachdem, welches Ziel im betrachteten Zeitabschnitt dringlicher erschien. Aus diesem Grund spiegelt die in der Übersicht angeführte Reihenfolge nicht die Priorität der Ziele wider.

23 Eine ausfiihrliehe Diskussion der Ziele von Alterssicherungssystemen findet sich bei Casmir (1989), S. 31 ff. sowie bei Wagner (1984), S. 25 ff.

44

2. Gnmdbegriffe lll1d Ziele Übersicht 2.1

Untersuchte Ziele und Ziel bereiche der sozialen Sicherung im Alter

Verteilung der Einkommen

Sicherheit und Stetigkeit der Einkommen Bedarfsgerechtigkeit der Einkommensumverteilung (Vermeidung von Armut) Leistungsgerechtigkeit der Einkommensverteilung Funktionsfähigkeit des Alterssicherungssystems Finanzielles Gleichgewicht des Alterssicherungssystems Niveau und Struktur der finanziellen Belastungen durch das Alterssicherungssystem Auswirkungen aufgesamtwirtschaftliche Ziele Vollbeschäftigung Geldwert- und Konjunkturstabilität Wirtschaftswachstum stetige Entwicklung der Bevölkerung Allgemeine soziale Gesichtspunkte von Alterssicherungssystemen Soziale Sicherung der Frau Integration der älteren Menschen in das familiäre und gesellschaftliche Leben Versorgung mit sozialen Diensten (Krankenversicherung, Pflege, sonstige soziale Dienste) Stabilität der Familie Transparenz der Rentenregelungen Leistungsfähigkeit der Sozialverwaltung Stabilität des Rentenversicherungssystems auch bei starken Änderungen der demographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen Reformfähigkeit des Systems Harmonisierung der Alterssicherungssysteme Universalität Vertrauen in die Stabilität und Leistungsfähigkeit der Rentenversicherung Beitrag zur Legitimation des politischen Systems Quelle:

in Anlelmung an Helberger (1982), S. 96.

2.1. Verteilung der Einkommen

45

2.1. Verteilung der Einkommen Die Sicherheit des Einkommens steht rur die Frage nach der Gewißheit, ob das Risiko einer altersbedingten Arbeitseinschränkung und des damit verbundenen Verlustes oder der Reduktion des Erwerbseinkommens abgedeckt ist. Dies gilt nicht nur rur den Renteneintritt sondern auch rur den weiteren Verlauf (das Älterwerden). Diese Aussage wirft einerseits die Frage nach einem Rechtsanspruch auf die Leistungen auf: Kann sich die versicherte Person darauf verlassen, daß die vorher aufgebauten Rentenansprüche zuverlässig zu einem bestimmten Zeitpunkt (Rentenbeginn) und bis zum Tod eingelöst werden. 24 Andererseits interessiert der Personenkreis, rur den dieser Rechtsanspruch gilt: Handelt es sich um die Sicherung der individuellen Position im Zeitablauf (Längsschnittbetrachtung) oder um die Sicherung der Position einer Person/Gruppe im Einkommensgeruge (Querschnittbetrachtung)? Betrachtet man den Einkommensverlauf eines Individuums im Längsschnitt im Hinblick auf die Frage, ob beim Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand die zu definierende Einkommenssituation gesichert ist, handelt es sich um eine Betrachtung der Einkommensstetigkeit. Hierbei wird danach gefragt, ob der während des Erwerbslebens erzielte Lebensstandard beim Übergang in den Ruhestand aufrechterhalten wird. Bei einer Querschniusanalyse wird eine Änderung der Einkommensposition der untersuchten Person(en) im Vergleich zu Person(en) einer anderen Generation (den Erwerbstätigen) oder der gleichen Generation (anderen Rentenempfängern) untersucht: Wie geht es den betrachteten Rentnern im Vergleich zur erwerbstätigen Bevölkerung oder anderen Rentnern?25 Bei dem Begriff der Stetigkeit des Einkommens handelt es sich um die Präzisierung des erstgenannten Zielbereichs: Inwieweit sichert das Alterssicherungssystem ein - noch zu definierendes - Einkommen, das während der Erwerbsfähigkeitsphase (aus eigener Kraft erwirtschaftet oder durch einen Unterhaltsverband) empfangen wurde. Dabei stellt sich die Frage, ob - das Durchschnittseinkommen der gesamten Erwerbstätigkeit, - eine Phase höchster Arbeitsentgelte, - das letzte Arbeitsentgelt oder - eine Kombination der verschiedenen Formen als das vergleichbare Einkommen während der Erwerbsfähigkeitsphase herangezogen wird.

24 25

vgl. Helberger (1982), S.

104.

Vgl. Schmähl (1988), S. 648.

46

2. Grundbegriffe und Ziele

Als Indikatoren dienen die Ersatzrate und das relative Rentenniveau, mit dessen Hilfe auch die Rentenanpassung an die wirtschaftliche Entwicklung überprüft wird. 26 Weiterhin kann gefragt werden: Handelt es sich um ein System, in dem Altersrenten unabhängig von der früheren Einkommenssituation des Empfangers gezahlt werden, oder besteht irgendeine Form der Einkommensbezogenheit der Renten? Welche Form der Einkommensabhängigkeit der Altersrenten stellt das System her? Wird der Familienzusammenhang in Form von Ehegattenzuschlägen, anrechenbarem Einkommen oder durch die Gewährung von Hinterbliebenenversorgung berücksichtigt? Gibt es eine Honorierung von gesellschaftlich anerkannten Leistungen, wie Kindererziehung, Militärdienst? Bei der Untersuchung des Ziels 'Sicherung der Einkommensposition' müssen folgende Fragen vorab geklärt werden: Die Sicherung der Einkommensposition sagt noch nichts darüber aus, ob das Alterssicherungssystem Armut vermeidet. Sofern die betrachteten Personen vor dem Übergang in den Ruhestand arm gewesen sind, müßten sie, wenn das Ziel 'Sicherung der Einkommensposition' Priorität besitzt, arm bleiben. Hier zeigt sich ein Zielkonflikt mit dem im folgenden erläuterten Ziel der Armutsvermeidung im Alter. Für das Ziel 'Vermeidung von Armut' scheint, betrachtet man die einschlägige Literatur, ein hohes Maß an gesellschaftlichem Konsens zu existieren. Die Beseitigung von Armut wird in der Öffentlichkeit aus verschiedenen Gründen positiv bewertet. Zu nennen wären humanitäre Überzeugungen, aber auch das Bedürfnis, vor den 'negativen externen Effekten' der Armut und den daraus resultierenden Gefühlen wie Abscheu und Schuld geschützt zu werden. Schließlich findet sich nicht selten implizit oder explizit ein 'Versicherungsmotiv', demzufolge eine wirksame Bekämpfung der Armut die Gefahr unkontrollierter Übergriffe der Armen auf die Nicht-Armen reduziert. Innerhalb der wissenschaftlichen Diskussion in Bezug auf die Wirtschaftsund Sozialpolitik sind bezüglich des Zieles der Armutsbekämpfung schon differenziertere Positionen zu beobachten. Einige eher liberal ausgerichtete Theoretiker etwa vertreten tendenziell die Ansicht, daß das Anrecht auf einen bestimmten Lebensunterhalt auf den eigenen Bemühungen und Fähigkeiten des Individuums beruhe. Deswegen sei das Ausmaß staatlicher Eingriffe und damit der Grad der Umverteilung von Einkommen relativ gering zu halten. Ein zu komfortabel ausgestattetes soziales Sicherungssystem wirke sich negativ auf die Motivation des einzelnen aus, selbst zur Verbesserung der eigenen 26

Siehe hierzu ausruhrlicher Unterkapitel 7.2.

2.1. Verteilung der Einkommen

47

Situation beizutragen. Allenfalls akzeptabel seien solche Maßnahmen, die den Mitgliedern einer Gesellschaft das physische Überleben sichern, oder anders ausgedrückt, absolute Annut venneiden helfen. 27 Auch die Befunvorter der Sozialen Marktwirtschaft gestehen jedem einzelnen das Recht auf einen elementaren Lebensstandard zu, definieren diesen jedoch erheblich weiter, da sie einen interpersonellen Nutzenvergleich zulassen. Mikroökonomisch lasse sich Umverteilung von den Nicht-Armen zu den Annen dadurch rechtfertigen, daß der Grenznutzen des Einkommens mit steigendem Einkommen sinke. Im Gegensatz zu den Liberalen wird von dieser Seite eine relative Armutsgrenze herangezogen. 28 Menschen haben nach dieser Auffassung unabhängig von ihrer Leistungsfahigkeit einen zu definierenden sozio-kulturellen Grundbedarf, der abhängig ist von den Lebensumständen, die in der jeweiligen Gesellschaft vorherrschen. Eine Person mit einer gegebenen Ressourcenausstattung wird also in einer wohlhabenden Gesellschaft eher als arm zu bezeichnen sein als in einer ärmeren Gesellschaft. Arm sind folglich ,,[ ... ] Personen, Einzelpersonen, Familien und Personengruppen, die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale Mittel) (sie/) verfogen, daß sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist. '

[

~

~

'"

r I r

~

VI

60

60

Hinterbliebenenrente in % der Versichertenrente

Anmerkungen:

d)

c)

b)

a)

der Be-

Finanzierung

standsrente

~passung

nein Einkonunen unterhalb einer Einkonunensgrenze

nein

Rncc)

unbekannt, vermutlich ja

Bank

Arbeitgeber und Arbeitneluner

Bruttolohn oder Preisindex Steuern

Bruttolohn

Arbeitgeber

Bruttolohn

Arbeitgeber und Arbeitneluner, Staatszuschuß

entilillt

ja

60

entilillt

nein

40

siehe 5.7

ja

Zusatzsysteme

siehe 5.7.

siehe 5.7.

siehe 5.7.

unbekannt

unbekannt

Trend: Die Mindestrente wird nach der Bruttolohn- und die anderen Renten nach der Preisindexentwicklung angepaßt.

50

ja

3 Jahre substitutiv

RG = Regime Geral FP = Regimes dos [uncionarios publicos Rnc = Regime näo contributivo

Arbeitgeber und Arbeitneluner

Bruttolohn oder Preisindex

ja

ja

- Mindestrente

diskretionär Bruttolohn oder Preisindexd )

2 Jahre substitutiv

2 Jahre substitutiv

- Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten

nein

ja

Fpb)

erwerbsorientiert erwerbsorientiert erwerbsorientiert erwerbsorientiert bedarfsorientiert erwerbsorientiert

nein

nein

- weitere Voraussetzungen

Leistungsbemessung

ja

RGneu

ja

Roa) alt

- Kündigung nötig

setzungen

~spruchsvoraus-

(Fortsetzung Übersicht 5.2) i

I

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I

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IV IV

5.9. Geslllldheitsversorgllllg im Alter

227

5.9. Gesundheitsversorgung im Alter Nachdem bislang die eigentliche Alterssicherung dargestellt wurde, folgt in diesem Unterkapitel die Darstellung der Gesundheitssicherung im Alter. Dabei lehnt sich der Aufbau an die Reihenfolge der vorher behandelten Unterkapitel an: Zuerst werden die Leistungen des allgemeinen nationalen Gesundheitsdienstes präsentiert. Anschließend folgt ein Überblick über die besondere Gesundheitssicherung der Bankangestellten und diejenige der Angestellten des öffentlichen Dienstes. Den Abschluß bildet die betriebliche Gesundheitssicherung.

5.9.1. Nationaler Gesundheitsdienst In Portugal gibt es einen nationalen Gesundheitsdienst, zu dem alle diejenigen Wohnsitzbürger, Heimatlose und Vertriebene Zugang haben, die durch kein gesondertes Gesundheitssystem abgesichert sind. Dieser garantierte Zugang kann laut Gesetz lediglich eingeschränkt werden aufgrund von "begrenzt verfügbarer Arbeitskraft, finanzieller oder technischer Mittel". 573 Diese Rechtsbestimmung eröffnet dem Staat also die Möglichkeit, das Niveau der Gesundheitsversorgung den aktuellen Bedingungen anzupassen. Dies ist ein möglicher Erklärungsgrund für die in der Literatur beklagte schlechte Qualität des Gesundheitssystems. 574 Die Kosten für die folgenden Leistungen werden vorn nationalen Gesundheitsdienst in voller Höhe übemommen: 575 - Untersuchungen in Einrichtungen des nationalen Gesundheitsdienstes; - Medikamente, die vorn Gesundheitsministerium als unbedingt notwendig eingestuft worden sind; - Behandlung im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung 576 ; - radiologische Behandlungen und Gewebsuntersuchungen; - Krankenhausaufenthalte in Einrichtungen des nationalen Gesundheitsdienstes.

573

Decreto-Lei n.o 57/86 vom 20. März, Präambel.

574 Vgl. Guibentief (1991), S. 50. Die OECD ordnet die portugiesischen Gesundheitsausgaben/K.opfetwas vor Griechenland ein, das das Schlußlicht in der EU bildet. Vgl. OECD (1993), S. 15. 575 16 ff 576

Vgl. Departamento de Rela~öes Internationais e ConvenljX\es de Seguran~a Social (1991), S. Gesundheitsversorgung, die gesetzlich als notwendig erachtet wird.

228

5. Institutionelle Regelungen des Alterssicherungssystems

Dagegen sind bei anderen medizinischen Leistungen als den oben genannten Zuzahlungen erforderlich. Bei einigen Medikamenten werden die Patienten zur Mitfinanzierung mit herangezogen: - Bei Medikamenten, die vom Gesetzgeber zur Behandlung schwerer chronischer Krankheiten als notwendig erachtet werden, sind 20% des Preises zu übernehmen. Welche Krankheiten unter diese Kategorie fallen, wird ebenfalls vom Gesundheitsministerium festgelegt. - Bei allen anderen Medikamenten sind 50% des Preises zuzuzahlen. Für die Gesundheitsversorgung alter Menschen ist von Bedeutung, daß Rentner - im Gegensatz zu Erwerbstätigen - von der Zuzahlung bei folgenden Leistungen befreit sind: -

Laboruntersuchungen, physikalischen Behandlungen, Röntgenuntersuchungen, Ultraschall, EKG, EEG oder andere körperliche Funktionstests und Kernspintomographie. Bei Zahnprothesen und Brillen hingegen ist auch eine Eigenbeteiligung der Patienten - auch der Rentner - vorgesehen. Sie beträgt für diejenigen Zahnprothesen, die in der staatlich festgesetzten Gebührenverordnung aufgeführt sind, 25%. In den übrigen Fällen übernimmt der nationale Gesundheitsdienst 80% der Kosten, jedoch höchstens 2.600$00. Bei Brillen übernimmt der nationale Gesundheitsdienst 150$00 für das Gestell und 75% der Kosten der verordneten Gläser. Es liegt auf der Hand, daß - trotz des vergleichsweise niedrigen portugiesischen Preisniveaus - hierdurch vor allem ältere Patienten erheblich finanziell belastet werden, wenn sie nicht völlig auf diese Leistungen verzichten müssen. 577

5.9.2. Gesundheitssicherung der Bankangestellten sowie der Angestellten des öffentlichen Dienstes im Ruhestand Wie auch im Falle der Alterssicherung sind die (ehemaligen) Bankangestellten und ihre Familienangehörigen (Ehegatten und minderjährige Kinder) durch einen gesonderten Gesundheitsdienst erfaßt. Dieser ist unabhängig vom nationalen Gesundheitsdienst und wird organisatorisch von der Bankgewerk-

577

Auf die damit einhergehende soziale Diskriminierung kann hier nur hingewiesen werden.

5.9. Ges\ll1dheitsversorg\ll1g im Alter

229

schaft getragen. Trotzdem werden dessen Leistungen unabhängig von der Gewerkschaftszugehörigkeit gewährt. 578 Die Finanzierung der Gesundheitsversorgung von Bankangestellten, Rentnern und deren Familien erfolgt durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Erstere zahlen 6% der jeweiligen Lohnsumme an die Gewerkschaft, während letztere 1,25% ihres Bruttolohns abfiihren. 579 Auch die (ehemaligen) Angestellten des öffentlichen Dienstes sind, unabhängig vom nationalen Gesundheitsdienst, durch eine eigene Krankenversicherung (ADSE) geschützt, die die Leistungen bei Krankheit übernimmt. 5.9.3. Betriebliche Gesundheitssicherung

Aufgrund der - oben angesprochenen - Unzulänglichkeiten des nationalen Gesundheitswesens bieten besonders multinationale Unternehmen ihren (ehemaligen) Arbeitnehmern eine betriebliche Gesundheitsvorsorge an. 580 Nur wenige Großunternehmen unterhalten eigene, auf die Belegschaft beschränkte Gesundheitssysteme. Diese bieten entweder über Vertragsärzte und -krankenhäuser die medizinischen Leistungen direkt an, oder sie stellen lediglich die Finanzierung der Maßnahmen sicher und gleichen somit einer privaten Krankenversicherung. Da eine solche innerbetriebliche Abwicklung jedoch mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden ist, übertragen die meisten Unternehmen die Durchfiihrung der betrieblichen Gesundheitsversorgung unmittelbar - vom Betrieb unabhängigen - privaten Krankenversicherungen. Diese übernehmen fiir die abgesicherten Arbeitnehmer die Krankenhauskosten sowie - je nach auftraggebendem Unternehmen - auch die Kosten fiir ambulante Behandlungen. Die Finanzierung der betrieblichen Gesundheitsvorsorge übernimmt in der Regel ausschließlich der Arbeitgeber. Werden jedoch die Leistungen auf die Angehörigen des (ehemaligen) Arbeitnehmers ausgedehnt, hat der betreffende Arbeitnehmer sich an der Finanzierung zu beteiligen. 581

578 Vgl. Sindicato dos Bancanos do Sul e lIhas, (1990), Cläusula 144.',5. 579 vgl. Sindicato dos Bancanos do Su1 e lIhas, (1990), C1äusula 144.',4. 580 Vgl. Victoria (1992), S. 7. 581 Vgl. The Wyatt Company (1992), S. 189.

230

5. Institutionelle Regelungen des Alterssicherungssystems

5.10. Kumulierbarkeit von Leistungen und Leistungsansprüchen In den vorherigen Unterkapiteln wurden die institutionellen Regelungen der verschiedenen Alterssicherungssysteme (Regime nflo contributivo, Regime Geral einschließlich der Regimes Especiais, der Regimes dos juncionarios pitblicos (FP) und des Systems der Bankangestellten) vorgestellt. Dieses Unterkapitel klärt, ob die Leistungen der einzelnen Systeme gleichzeitig bezogen werden dürfen oder ob - und in welchem Ausmaß - Kumulationsbeschränkungen existieren. Für die Einkommenssituation im Alter ist nicht die Rentenhöhe eines Systems ausschlaggebend, sondern die bezogene kumulierte Gesamtleistung. Zuerst werden alle theoretisch denkbaren Kumulationsmöglichkeiten systematisiert, um dann die tatsächlich existierenden Möglichkeiten in einer Übersicht auszuweisen. Abschließend werden die in der Übersicht aufgeführten Kumulationsbeschränkungen anhand der erstellten Systematik im einzelnen behandelt. Die folgenden Ausführungen richten ihr Hauptaugenmerk auf die Systeme der ersten und zweiten Stufe, da die Literatur über die Leistungen der Zusatzsysteme, der Systeme der dritten Stufe, keine diesbezüglichen Aussagen macht. Da die Leistungen der Zusatzsysteme in der Regel auf den Leistungen des Regime Geral aufbauen, ist allerdings zu vermuten, daß sich die Kumulationsregelungen der Zusatzsysteme an die des Regime Geral anlehnen. 5.10.1. Theoretische Kumulationsmöglichkeiten Der portugiesische Gesetzgeber hat die Kumulation folgender Alterssicherungsleistungen gesetzlich geregelt:

1. Rentenleistungen des gleichen Sicherungssystems (z.B. Alters- und Hinterbliebenenrenten),

2. Rentenleistungen verschiedener Sicherungssysteme einer Stufe (z.B. Altersrenten des Regime Geral und des Regime dos juncionarios pitblicos), 3. Rentenleistungen verschiedener Sicherungssysteme verschiedener Stufen (z.B. Altersrenten des Regime Geral und des Regime nflo contributivo), 5. Rentenleistungen und Nichtrentenleistungen des gleichen Sicherungssystems (z.B. Altersrente und Krankengeld des Regime Geral), 5. Rentenleistungen eines Sicherungssystems und Nichtrentenleistungen eines anderen Systems (z.B. Altersrente des Regime dos juncionarios pitblicos und Krankengeld des Regime Geral), 6. Rentenleistungen und Erwerbseinkommen sowie 7. Renteneinkommen und andere Einkommen (Vermögen, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung u.a.).

5.10. Kwnulierbarkeit von Leistungen und Leistungsanspruchen

231

Die nachfolgende Übersicht 5.3 zeigt das Spektrum der Kumulationsmöglichkeiten. Die erste Spalte führt durchnumeriert die Leistungen der verschiedenen Systeme auf. Diese Numerierung findet sich in der 1. Zeile als Platzhalter für die in der 1. Spalte genannten Leistungen wieder. Übersicht 5.3 Kumulationsmöglichkeiten 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3b 3a 2 1

~eistungen

1

Altersrente RGa)

x x n b b b b x b b b b b b x n -

~ Invaliden- (Berufs- und

bIll x n b b b b x b b b b b b x -

Invalidenrente) RG

ßa Hinterbliebenenrente RG

x x x x b b b x x x b b b b

ßb Elternrente RG

b b b b b b b b b b b b b -

~ Altersrente ppb)

n x n b b b b x b b x n -

5

n x n b b b b x b b x -

Invalidenrente FP

~ Hinterbliebenenrente FP

r

Altersrente Bankangestellte

x x x x n b b b x x n x n b b b b x

- -

~ Invalidenrente Bankangestellte

n x n b b b b x -

~ Hinterbliebenenrente

x x x x b b b -

10 Alterssozialrente

b b b b b b

11 Invalidensozialrente

b b b b b -

12 Witwensozialrente

b b b b

13 Rente der Berufsgenossenschaft

x x b

14 Erwerbseinkommensersatz

x x

15 Unterstützungen

x

Bankangestellte

-

-

-

-

-

-

16 sonstige Einkünfte, Erwerbsein kommen

(Anmerkungen zu Übersicht 5.3 siehe folgende Seite)

232

5. Institutionelle Regelungen des Alterssichenmgssystems

Anmerkungen zu Übersicht 5.3: RG: Regime Geral FP: System der Angestellten des öffentlichen Dienstes x: uneingeschränkte Kumulation möglich b: beschränkte Kumulationsmöglichkeiten -: Kumulation aus technischen Gründen unmöglich (Z.B. kann die Altersrente eines Systems nicht mit sich selbst kumuliert werden.) n: Kumulation nicht gestattet

a)

b)

Quellen:

Decreto-Lei n.o 498/72 vom 9. Dezember; Art. 4.5.°,6.5.°,67.° und 82.°; Decreto-Lei n.o 143/88 vom 22. Mai; Decreto-Lei n.o 141191 vom 10. April; Concei~lIo (1992), S. 106, 116, 166.

5.10.2. Gesetzliche Kumulationsregelungen 5. J0.2. J. Kumulation von Renteneinkommen des gleichen Sicherungssystems

Es bestehen drei Möglichkeiten der Kumulation verschiedener Renteneinkommen des gleichen Sicherungssystems, nämlich die Kumulation von Alters- und Invalidenrente, Alters- und Hinterbliebenenrente und die von Invaliden- und Hinterbliebenenrente. Bei allen portugiesischen Sicherungssystemen schließt sich faktisch der gleichzeitige Bezug von Alters- und Invalidenrente aus: Im Regime Geral und Regime näo contributivo werden die Invalidenrenten mit Erreichen der Regelaltersgrenze582 in eine Altersrente umgewandelt. 583 Angestellte des öffentlichen Dienstes dagegen müssen sich fiir eine der beiden Leistungen entscheiden. 584 Beim System der Bankangestellten existiert formal keine Altersrente, sondern statt Altersrenten werden Leistungen bei vermuteter Invalidität gewährt ..585 Schon aus diesen Regelungen wird deutlich, daß es sich de facto bei der Alters- und der Invalidenrente um eine ähnliche Leistung handelt, die in verschiedenen Altersabschnitten gewährt wird. 586 Aus diesen Gründen beziehen sich die nachfolgenden über die Altersrente getroffenen Aussagen, sofern

582

Siehe Unterabschnitte 5.3.3.2. und 5.6.2.1.

583

Vgl. Concei~lIo (1992), S. 105, 106.

584

Decreto-Lei n.o 498172 vom 9. Dezember, Art. 45.°.

585

Siehe Abschnitt 5.5.1.

586 Vgl. Decreto-Lei n.o 141191 vom 10. April, Art. 5.°. So können beide Leistungen nebeneinander ohne Einschränkungen bezogen werden, wenn sie jeweils die Mindestrente übersteigen. Liegt dagegen eine Leistung rechnerisch unterhalb der Mindestrente, wird lediglich diese gewAhrt. Auf diese Weise wird dafilr gesorgt, daß die Versichertengemeinschaft entweder diejenigen Leistungen trägt, denen auch Gegenleistungen in Form von Beiträgen gegenüberstehen, oder die systeminterne Mindestsicherung, die i.d.R. (siehe hierzu Unterkapitel 5.3.2.1.) nicht auf ausreichenden Beiträgen beruht.

5.10. Kwnulierbarkeit von Leistungen und Leistungsanspruchen

233

nichts anderes erwähnt wird, auch auf die Invalidenrente des jeweiligen Systems. Für die Kumulation von Alters- oder Invalidenrenten mit Hinterbliebenenrenten gilt, daß innerhalb der Systeme der zweiten und dritten Stufe zu den eigenen Renten auch unbeschränkt die abgeleitete Rente fur Ehegatten bezogen werden darf. Dagegen ist die Kumulation von eigenen Alters- und abgeleiteten Elternrenten nicht möglich. 587 Diese Beschränkung ergibt sich auch aus der Einkommensprüfung, die bei der Gewährung der Eltemrenten vorgesehen ist. 588 Auf der einen Seite wird durch diese Form der Hinterbliebenenrente dem Familienzusammenhang, der im portugiesischen System der Sozialen Sicherung noch eine große Rolle spielt, Rechnung getragen; auf der anderen Seite begrenzt die Kumulationsbeschränkung die Belastung der Versichertengemeinschaft auf die Fälle, in denen keine eigene Rente bezogen wird. Im Regime niio contributivo sind die Hinterbliebenenrenten bis zur Höhe der Mindestrente des Regime Geral mit eigenen Alters- oder Invalidenrenten aufstockbar. 589 Es ist anzunehmen, daß der Gesetzgeber die Hinterbliebenenrenten (122.640$OO/Jahr) so niedrig einstuft, daß eine Erhöhung des Einkommens durch andere Leistung erlaubt ist.

5.10.2.2. Kumulation von Rentenleistungen verschiedener Sicherungssysteme einer Stufe Lediglich auf der zweiten oder dritten Stufe der Alterssicherung existieren mehrere verschiedene Systeme: Auf der zweiten Stufe sind die obligatorischen Systeme (Regime Geral, System fur Angestellte des öffentlichen Dienstes, System fur Bankangestellte, System fur Berufskrankheiten und Arbeitsunfalle) und auf der dritten Stufe die verschiedenen Zusatzsysteme zu nennen. In diesem Unterabschnitt müßte folglich der gleichzeitige Bezug von Rentenleistungen der verschiedenen obligatorischen Systeme oder der Zusatzsysteme behandelt werden. Weil die Gesetzgebung fur die Zusatzsysteme weder Kumulationsregelungen noch -beschränkungen erwähnt, reduzieren sich die nachfolgenden Ausfuhrungen auf die Leistungen der Systeme der zweiten Stufe. 590 Hat der Versicherte Alters- oder InvalidenrentenanspTÜche in verschiedenen portugiesischen Sicherungssystemen der zweiten Stufe oder in einem ausländi-

587

Vgl. Decreto-Lei n.o 141/91 vom 10. April, Art. 6.°.

588

Siehe Unterabschnitt 5.3.4.2.

589

Vgl. Decreto-Lei n.o 141191 vom 10. April, Art. 7.°.

590

Vgl. Decreto-Lei n.o 141/91 vom 10. April.

234

5. Institutionelle Regelungen des AIterssicherungssystems

sehen Sicherungssystem 591 erworben, wird die Rentenleistung von jedem Träger einzeln auf der Basis der bei ihm erfüllten rentenrechtlich relevanten Zeit berechnet. Liegt jede einzelne Rente der verschiedenen Träger über der systeminternen Mindestrente, können die Leistungen unbegrenzt kumuliert werden. Für Versicherte, bei denen eine der kalkulatorischen Leistungen592 unterhalb der systeminternen Mindestrente liegt, gelten besondere Regeln: Wenn die rur die Leistungsgewährung erforderliche Wartezeit durch die Versicherung in verschiedenen Sicherungssystemen erreicht wird, muß die Leistung jedes einzelnen portugiesischen Sozialversicherungsträgers mindestens der halben Sozial rente (102.200$OO/Jahr) entsprechen. 593 Wird die Wartezeit hingegen in einem der beteiligten Systeme erfüllt, erhöht sich die vorgeschriebene Mindestleistung rur dieses System auf die volle Sozialrente (204.400$OO/Jahr). Die Gesamtleistung, also die aus den verschiedenen Teilbeträgen zusammengesetzte Rente, muß mindestens der Mindestrente des Regime Geral (319.200$OO/Jahr) entsprechen. 594 Auf diese Weise wird wie bei der Versicherung in einem System auch bei der Kumulation eine Altersoder Invalidenrente in Höhe der Mindestrente gewährt. 595 Während bei der Versicherung in einem System dessen Versichertengemeinschaft den Teil der Mindestrente, der nicht auf eigener Beitragszahlung des Versicherten beruht (Differenz zwischen Mindestrente und statutarischer Rente 596 ), alleine trägt, wird bei der Kumulation dieser Teile von den verschiedenen beteiligten Versichertengemeinschaften anteil mäßig gezahlt. Mit anderen Worten, diese Regelung verteilt diesen Teil der Mindestrente auf die beteiligten Versichertengemeinschaften. 597 Die Ermittlung der Hinterbliebenenrenten der obligatorischen Systeme beruht auf der Grundlage der realen oder fIktiven Rentenansprüche des Versicherten. Beim Bezug mehrerer Hinterbliebenenrenten aus den verschiedenen Systemen ist aus diesem Grund davon auszugehen, daß die Gesamthinterbliebenenrente nach den gleichen Regelungen wie bei den (fIktiven) Altersrenten ermittelt wird.

591 Bei den Kumulationsregelungen werden die ausländischen Renten genauso wie die inländischen behandelt, es sei denn die Regelungen der internationalen Abkommen sprechen dagegen. Zu den Kumulationsregelungen filr Wanderarbeiterneluner vgl. Ahrens (1992), S. 43. 592

Siehe Unterabsclmitt 5.3.2.2.

593 Werden portugiesische Renten mit ausländischen kumuliert, muß der portugiesische Teil immer mindestens der halben Sozialrente entsprechen. Vgl. Decreto-Lei n.· 141191 vom 10. April, Art. 2.°. 594 vgl. Concei~io (1992), S. 116. 595

Vgl. Concei~io (1992), S. 110 f, 116.

596

Siehe auch Unterabsclmitt 5.3.2.2.

597 Nach der Rentenreform wird die Differenz zwischen Mindestrente und statutarischer Rente vom Regime näo contributivo getragen.

5.10. Kumulierbarkeit von Leistungen und Leistungsansprüchen

235

Die hinterbliebenen Ehegatten dürfen ihre Hinterbliebenenrenten unbegrenzt mit anderen Leistungen kumulieren, also auch mit Rentenleistungen anderer Systeme. Dagegen sind die Eltemrenten nicht mit eigenen Rentenansprüchen vereinbar. S98 Neben den oben angeführten allgemeinen Regelungen für die Kumulation von Rentenleistungen verschiedener Systeme gelten für die Kumulation von Alters- oder Invalidenrenten des Regime Geral mit entsprechenden Renten der Regimes dos !uncionarios publicos besondere Regelungen. Einen Anspruch auf eine zusammengefaßte Rente (Pensiio unificada, abgekürzt PU) haben Personen, die gleichzeitig, die folgenden vier Kriterien erfüllen: zum Zeitpunkt ihrer Rentenantragsstellung sozialversichert und noch nicht in den Ruhestand getreten sind, zudem keine sich überschneidende Beitragszeiten aufweisen und mindestens fünf Jabre in der Caixa Geral de Aposentaroes versichert waren. S99 Bei der Berechnung der zusammengefaßten Rente wird die Gesamtversicherungszeit aus beiden Alterssicherungssystemen berücksichtigt. Der letzte Versicherungsträger berechnet die Rente so, als ob der Versicherte über die gesamte Versicherungsdauer bei ihm versichert gewesen wäre. Diese zusammengefaßte Rente darf im Prinzip nicht unter dem Wert der Summe der beiden Teilrenten liegen, die jeder Versicherungsträger auf der Basis der bei ihm erfüllten rentenrechtlich relevanten Zeit für sich ermitteln würde. Ist die Summe der beiden Teilrenten allerdings höher als die zusammengefaßte Rente, muß die Differenz zwischen zusammengefaßter Rente und Teilrentensumme vom ersten Versicherungsträger und dem Versicherten getragen werden. Die Aufbürdung einer Teillast auf den Versicherungsnehmer kommt einer Leistungskürzung gleich. Beispiel: Ein Arbeiter wechselt nach sechs Jahren Versicherung beim Regime Geral zur Caixa Geral de Aposentaroes, bei der er 30 Jahre Beiträge entrichtet. Sein letztes Monatsgehalt beträgt 120.000$00. Die zusammengefaßte Rente berechnet sich nach den Regeln des letzten Versicherungsträgers, hier der Caixa Geral de Aposentaroes: PU (fiktiv)

= 120.000$00 x 36 + 36 = 120.000$00

Die einzelnen Teilrenten berechnen sich nach den Regeln der jeweiligen Versicherungsträger: S98 599

vgl. Decreto-Lei 0.° 141191 vom 10. April, Art. 6.°. Siehe obeo. Vgl. Decreto-Lei 0.° 143/88 vom 22. Mai.

236

5. Institutionelle Regelungen des Alterssichenmgssystems

- fiir die Caixa Geral de 100.000$00 - fiir das Regime (14.600$00).600

Aposenta~oes:

Geral erhält der

P

= 120.000$00 x 30

Arbeitnehmer

die

+ 36

=

Sozial rente

Die Differenz von 5.400$00 zwischen der zusammengefaßten Rente (120.000$00) und der Summe der Teilrenten (114.600$00) wird je zur Hälfte vom ersten Versicherungsträger, dem Regime Geral, und von dem Versicherten getragen, so daß von der Gesamtrente des Versicherten in Höhe von

117.300$00

die Caixa Geral de Aposenta~oes

100.000$00

und das Regime Geral

17.300$00

bezahlen. Die Leistungskürzung beträgt demzufolge

2.700$00.

5. JO. 2. 3. Kumulation von Rentenleistungen verschiedener Sicherungssysteme verschiedener Stufen Dieser Unterabschnitt behandelt den gleichzeitigen Bezug von Leistungen eines Systems der ersten Stufe (hier des Regime niio contributivo) und Leistungen der obligatorischen Systeme der zweiten Stufe (Regime Geral, Regimes dos funcionarios publicos und das der Bankangestellten). Weiterhin wird die Kumulation von Leistungen der zweiten und dritten Stufe untersucht. Unter die Fragestellung dieses Unterabschnitts fällt auch der gleichzeitige Bezug von Leistungen des Systems der ersten und der dritten Stufe. Da in den meisten Fällen die Leistungen der Zusatzsysteme auf denen des Regime Geral aufbauen, wird deutlich, daß die angesprochene Möglichkeit in der Realität häufig anzutreffen ist. Die Sozial rente des Regime niio contributivo ersetzt de jure Alters- und Invalidenrenten der zweiten Stufe, die unterhalb dieser Leistung liegen,601 so daß eine Kumulation gleichartiger Leistungen der verschiedenen Systeme ausgeschlossen ist. Auf diese Weise wird immer eine Leistung in Höhe der Sozialrente gewährt. Da alle bekannten portugiesischen Systeme der zweiten

600 Der Versicherte hat die Wartezeit filr das Regime Geral erfiIllt. Diese betrug vor dem 1.10.1981 rur eine Altersrente 60 Beitragsmonate. Die Erfiillung der Wartezeit ist bei kumulierten

Renten die Voraussetzung, um mindestens die volle Sozialrente als eine Teilrente zu erhalten (siehe oben). Nach den Ergebnissen der Modellfälle in Unterabschnitt 7.2.3.4.2.2. kann aufgrund der mangelnden Anpassung der Leistungsbemessungsgrundlage realistischerweise davon ausgegangen werden, daß die Beispielsperson nur diesen Anspruch aus dem Regime Geral mitbringt.

601

Vgl. Conceiyilo (1992), S.

166.

5.10. Kumulierbarkeit von Leistungen und Leistungsansprüchen

237

Stufe eine systeminterne Mindestrente gewähren, die oberhalb der Sozialrente liegt, sei diese Regelung nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Diejenigen Ehegattenhinterbliebenenrenten der Systeme der zweiten Stufe, die unterhalb der Einkommensgrenze für die Sozialrente liegen, können mit Leistungen des Regime niio contributivo bis in Höhe der Mindestrente des jeweiligen Systems der zweiten Stufe aufgestockt werden. 602 Die Mindesthinterbliebenenrente des Systems für Angestellte des öffentlichen Dienstes (50% von 50% des Mindestlohns = 25% des Mindestlohns) liegt definitionsgemäß unter der Einkommensgrenze rur die Sozialrente (30% des Mindestlohns).603 Diese Hinterbliebenenrenten können folglich mit einer Rentenleistung des Regime niio contributivo (Alters-, Invaliden- oder Hinterbliebenenrente) maximal bis auf die Mindestrente ihres Systems ergänzt werden. Beim hinterbliebenen Ehegatten eines Versicherten des Regime Geral, der ebenfalls eine (fiktive) Mindestrente bezog, hängt die Kumulationsmöglichkeit dagegen von der Höhe des im Rentenbezugsjahr geltenden Mindestlohns und der Mindestrente ab. Der gleichzeitige Bezug von Hinterbliebenenrente des Regime Geral und Sozialrente ist bei den Hinterbliebenenrentenempfangern des Regime Geral lediglich möglich, wenn die Mindestrente im Bezugsjahr höchstens dem halben Mindestlohn entspricht. Nur in diesem Fall erfüllt die Mindesthinterbliebenenrente (60% des halben Mindestlohns) die Einkommensbedingung rur das Regime niio contributivo. 604 Diese Konstellation war bis einschließlich 1991 immer gegeben. Im Jahr 1992 beträgt die Mindestrente 51 % des Mindestlohns, so daß die Mindesthinterbliebenenrente in Höhe von 30,6% des Mindestlohns (= 60% von 51% des Mindestlohns) die Einkommensgrenze rur die Sozialrente von 30% des Mindestlohns knapp überschreitet und die Kumulationsmöglichkeit folglich ausgeschlossen ist. Hinsichtlich der Kumulation von Leistungen der Zusatzsysteme (Systeme der dritten Stufe) mit Leistungen der Systeme der zweiten Stufe ist lediglich bekannt, daß i. d. R. die Leistungen der Zusatzsysteme rur Versicherte oder ehemalige Versicherte des Regime Geral (System der zweiten Stufe) gesetzlich vorgesehen sind. 60 .5 Hinzu kommt, daß die meisten Zusatzsysteme in Verbindung mit der Leistung des Regime Geral eine Gesamtleistung zwischen 80%

602 Vgl. Decreto-Lei n.o 14\191 vom 10. April, Art. 8.°. 603 Die Hinterbliebenenrente bei Versicherten, die eine Mindestrente bezogen, kann höchstens 25% des Mindestlohns betragen. Die Mindestrente beläuft sich auf 50% des Mindestlohns und die Hinterbliebenenrente auf .50% der (fiktiven) A1ters- oder Invalidenrente. Die Einkommensgrenze filr eine Leistung des Regime näo contributivo beträgt dagegen filr eine alleinstehende Person 30% des Mindestlohns. 604 Beträgt die Mindestrente .50% des Mindestlohns, entsprechen 60% dieser Leistung 30% des Mindestlohns, der Einkommensobergrenze, um eine Sozialrente zu erhalten. Diese Aussage gilt nur unter der Annahme, daß die Witwe nicht über andere Einkommen verftlgt. 60.5 Siehe Unterkapitcl.5.7.

238

5. Institutionelle Regelungen des Alterssicherungssystems

und 100% des letzten Bruttolohnes des Versicherten vorsehen. 606 Zudem ist für einige Zusatzsysteme, z.B. der Vorsorgekassen, der Leistungsbezug aus dem Regime Geral Voraussetzung für eine Zusatzleistung. 5.10.2.4. Kumulation von Rentenleistungen und anderen Leistungen des gleichen Sicherungssystems Die Kumulation von Rentenleistungen und anderen Leistungen des gleichen Sicherungssystems ist offensichtlich nur bei denjenigen Systemen möglich, die neben den Rentenleistungen weitere Leistungen gewähren. Dazu gehören das Regime Geral, das System für die Bankangestellten und das Regime niio contributivo; denn im Gegensatz zu den anderen drei genannten Systemen bewilligt das Regime dos !uncionarios publicos lediglich Alters- und Invalidenrenten und das Versicherungssystem für die Hinterbliebenenrenten der Angestellten des öffentlichen Dienstes (Montepio dos Servidores do Estado) sogar nur Hinterbliebenenrenten. Die anderen Leistungen des Regime Geral können in Erwerbseinkommensersatzleistungen während der Erwerbsfahigkeitsphase (Arbeitslosen-, Kranken- und Mutterschaftsgeld) und Unterstützungen anderer Art (Heirats-, Kinder- sowie Begräbnisgeld) unterschieden werden. Die Kumulation von Erwerbseinkommensersatzleistungen und Altersrenten ist während der Erwerbsfähigkeitsphase verboten. 607 Dieses Verbot ist sicherlich darauf zurückzuführen, daß es sich bei den angesprochenen Erwerbseinkommensersatzleistungen und den Altersrenten um gleichartige Leistungen handelt, die für unterschiedliche Phasen gedacht sind: Erstere sind für die Erwerbsfähigkeitsphase gedacht, während die Altersrenten in der Ruhestandsphase gewährt werden. Dagegen sind Rentenleistungen mit Unterstützungen, die keine Erwerbseinkommensersatzleistungen darstellen, ohne Einschränkungen kumulierbar. 608 Beim System der Bankangestellten entsprechen sich Krankengeld und Altersrente, so daß eine Kumulation beider Leistungen aus diesem Grund ausgeschlossen ist. Die Leistungen mit Alterssicherungsfunktion des Regime niio contributivo dürfen in Verbindung mit Unterstützungen des gleichen Systems unter der Voraussetzung bezogen werden, daß die Einkommensgrenze für keine der Leistungen dieses Systems überschritten wird. 609

606

Siehe UnterkapiteI5.7.

607

Vgl. Concei~io (1992), S. 116.

608

Vgl. Concei~äo (1992), S. 116.

609

Vgl. Concei~äo (1992), S. 116.

5.10. Kwnulierbarkeit von Leistungen und Leistungsansprilchen

239

5.10.2.5. Kumulation von Rentenleistungen eines Sicherungssystems und anderen Leistungen eines weiteren Systems

Da - wie oben erwähnt - sich lediglich die Regimes dos funcionarios pub Iicos auf die Gewährung von Rentenieistungen beschränken, ist nur dort die Kumulationsmöglichkeit von Rentenleistungen eines Sicherungssystems mit Nichtrentenleistungen eines weiteren Systems gegeben. Der gleichzeitige Bezug von Altersrenten und anderen Nichtrentenleistungen beschränkt sich allerdings auf Unterstützungen, denn die Kumulation von Altersrente und Erwerbseinkommensersatzleistungen ist - wie schon angesprochen - verboten. 610 Es ist davon auszugehen, daß die Kumulation von Hinterbliebenenrenten und Nichtrentenleistungen erlaubt ist, da diese gesetzlich nicht näher geregelt wird. Aus der Logik der bisher dargestellten Regelungen kann gefolgert werden, daß bei den Alterssicherungsleistungen der Regimes dos funcionarios publicos das Bedarfsdeckungsprinzip angewendet wird: Sie sollen im Gegensatz zu den Hinterbliebenenrenten so bemessen sein, daß zusätzliche Einkommen nicht benötigt werden. 5.10.2.6. Kumulation von Rentenleistungen und Erwerbseinkommen sowie sonstigen Einkünften

Das Regime Geral erlaubt die uneingeschränkte Kumulation von Altersrente und Erwerbseinkommen. 61l Das gleiche gilt auch für sonstige Einkünfte. Wie die Statistik in Kapitel 8 zeigt, liegen 80% der Alters-, Invaliden-, und Hinterbliebenenrenten unterhalb der in Kapitel 2 definierten Armutsgrenze. Mit Hilfe eines zusätzlichen Einkommens kann sich die Einkommenssituation der Rentner entspannen. 612 Lediglich bei den Kumulationsvorschriften für die Invalidenrente des Regime Geral und Erwerbseinkommen wird nach Art der Invalidität (Erwerbsoder Berufsunfähigkeit) unterschieden. Während Erwerbsunfähige neben der Rentenleistung kein Erwerbseinkommen beziehen dürfen, ist dies fiir Berufsunfähige erlaubt. Das bezogene Erwerbseinkommen darf in diesem Fall den höheren der beiden folgenden Werte nicht überschreiten: das 2,5fache der Leistungsbemessungsgrundlage oder das 2,5fache des nationalen Mindestlohns. 613 In bezug auf sonstige Einkünfte sind keine Beschränkungen bekannt. 614

611

vgl. Decreto-Lei n° 498/72 vom 9. Dezember, Art. 67.°. Vgl. Concei~äo (1992), S. 116.

612

Vgl. Concei~äo (1992), S. 118.

613

Vgl. Concei~äo (1992), S. 11 J.

614

Vgl. Concei~äo (1992), S. 118.

610

240

5. Institutionelle Regelungen des Alterssichenmgssystems

Der gleichzeitige Bezug von Alters- oder Invalidenrente und Erwerbseinkommen ist aufgrund des unterstellten Bedarfsdeckungsprinzips rur Rentner der Caixa Gerat de Aposenta~öes verboten. 615 Dieses Prinzip kann auch rur das System der Bankangestellten unterstellt werden, da auch hier die Kumulation von Renten- und Erwerbseinkommen nicht vorgesehen ist. 616 Den gleichzeitigen Bezug von Rentenleistungen und sonstigen Einkünften betrachtet der Gesetzgeber bzw. der Tarifvertrag nicht, so daß eine Kumulation nicht rechtswidrig erscheint. 617 Beim Regime näo contributivo ist die Kumulation von Renten- und Erwerbseinkommen ebenso erlaubt wie mit sonstigen Einkünften, sofern die Einkommensgrenze nicht überschritten wird. 5.10.3. Zusammenfassung Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die Altersrenten des Regime Gerat zusammen mit allen anderen Leistungen bezogen werden können, die keine Erwerbsersatzeinkommen darstellen. Für den gleichzeitigen Bezug von Altersrenten des Regime Gerat mit den Altersrenten anderer Systeme gilt, daß immer mindestens die systeminterne Mindestrente des Regime Gerat bezogen wird. Zusätzlich gelten bei der Kumulation von Altersrenten des Regime Gerat und derjenigen der Regimes dos !uncionarios publicos (pensäo unificada) besondere Vorschriften. Für Invalidenrenten des Regime Gerat sind die Regeln bis auf eine Ausnahme identisch: Erwerbsunfahigkeitsrenten dürfen nicht und Berufsunfahigkeitsrenten lediglich bis zu einer bestimmten Höhe mit Erwerbseinkommen kumuliert werden. Mit Ausnahme der zusammengefaßten Rente des Regime Gerat und des Regimes dos !uncionarios publicos sind Kumulationen von Alters- bzw. Invalidenrenten der Regimes dos !uncionarios publicos und des Systems der Bankangestellten mit gleichen Leistungen oder Erwerbseinkommensersatzleistungen anderer Systeme nicht vorgesehen. Diese Aussage läßt sich noch auf Erwerbseinkommen erweitern. Dagegen ist der gleichzeitige Bezug von Alters- oder Invaliditätsrenten und Unterstützungen sowie sonstigen Einkünften nicht verboten. Dagegen sind die Hinterbliebenenrenten der drei genannten Systeme nahezu unbegrenzt kumulierbar. Eine Ausnahme bildet der gleichzeitige Bezug von Hinterbliebenenrenten und Leistungen des Regime näo contributivo. Unter der 615

Vgl. Decreto-Lei n.o 498/72 vom 9. Dezember, Art. 65.°.

616

Vgl. Sindicato dos Bancärios do Sul e lIhas, (1990), Clausula 137.',4.

617 Vgl. Decreto-Lei n.o 498/72 vom 9. Dezember, Art. 65.°, Sindicato dos Bancärios do Sul e lIhas, (1990), Clausula 137.'.

5.10. Kwnulierbarkeit von LeistWlgen Wld Leistungsansprüchen

241

Voraussetzung, daß die Hinterbliebenenrente des überlebenden Ehegatten 50% des Mindestlohnes nicht überschreitet, dürfen zusätzlich Rentenleistungen des Regime näo contributivo bezogen werden, bis die Gesamtleistung die Mindestrente des Regime Gerat erreicht. Definitionsgemäß ist dies fiir die Hinterbliebenen von Angestellten des öffentlichen Dienstes immer, dagegen fiir die von Bankangestellten nie gegeben; die Hinterbliebenenrenten des Regime Gerat überschreiten erst seit 1992 die Einkommensgrenze. Die Leistungen des Regime näo contributivo sind unter der Berücksichtigung der Einkommensgrenze unbeschränkt kumulierbar.

16 Ahrens

6. Besteuerung von Beitragsleistungen und Alterstransfereinkommen Das folgende Unterkapitel beschreibt die Besteuerung der Beitragsleistungen und der Renteneinkommen in Portugal. Die Ergebnisse bezüglich der Einkommensteuer bilden die Grundlage, um die Besteuerung der Beitragsleistungen und der Renteneinkommen hinsichtlich des Korrespondenzprinzips zu überprüfen. Zuerst werden die für die Einkommensbesteuerung relevanten Einkommen aufgeführt. Anschließend erfolgt die Darstellung der Ermittlung der Steuerschuld. Neben der Einkommensteuer wird die Körperschaftsteuer auf die Besteuerung von Arbeitgeberbeiträgen insbesondere zu Zusatzsystemen untersucht.

6.1. Direkte Steuern Nach der Steuerreform Ende 1988 wird auch in Portugal zwischen Einkommensteuer, Imposto sobre 0 Rendimento das Pessoas singulares (lRS), und Körperschaftsteuer, Imposto sobre 0 Rendimento das Pessoas colectivas (IRe), unterschieden. Von der Einkommensteuer sind alle Einkünfte der Wohnsitzbürger Portugals erfaßt, einschließlich der Einkommen, die im Ausland erzielt werden. Dagegen sind bei Nichtwohnsitzbürgern lediglich die Einkünfte steuerpflichtig, die auf portugiesischem Territorium erzielt werden. 618 Entsprechend werden diejenigen Personen zur Einkommensteuer veranlagt, die Wohnsitzbürger Portugals sind oder dort Einkommen erzielt haben. Die Einkommensteuer wird auf der Grundlage des Haushaltseinkommens erhoben. Das bedeutet, daß bei Mehrpersonenhaushalten die Einkommen der Haushaltsmitglieder zusammen veranlagt werden. Mehrpersonenhaushalte im steuerlichen Sinne stellen verheiratete Ehegatten und getrennt lebende619 oder alleinerziehende Personen mit ihren unterhaltsberechtigten Kindern dar. Zu den unterhaltsberechtigten Kindern gehören Kinder bis zur Vollendung ihres 25. Lebensjahres, die aufgrund eines Schuloder Universitätsbesuches, des Zivil- oder Militärdienstes weniger als den

618

Vgl. C6digo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 15.°.

619 'Trennung der Ehegatten' bedeutet hier die Trennung aufgrund von Scheidung, Annullierung oder Auflösung der Ehe. Vgl. C6digo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 14.°.

6.1. Direkte Steuern

243

jährlichen nationalen Mindestlohn verdienen. Auch behinderte Kinder, die weniger als den Mindestlohn verdienen, werden altersunabhängig zum Haushalt gezählt. 620 Zur Körperschaftsteuer werden alle juristischen Personen sowie Personenund Kapitalgesellschaften, die in Portugal ansässig sind oder von Portugal aus geleitet werden, veranlagt, desweiteren alle Gesellschaften und juristischen Personen, die in Portugal Einkommen im Sinne des portugiesischen Steuergesetzes (C6digo de J.R.S.) oder Gewinne erzielen. 621

6.1.1. Einkommensteuer

6. J. 2. J. Steuerbares Einkommen Für natürliche Personen werden neun Einkommensarten unterschieden: Einkünfte aus unselbständiger Arbeit (Kategorie A), Einkünfte aus selbständiger Arbeit (Kategorie B), Einkünfte aus Gewerbebetrieb (Kategorie C), Einkünfte aus Viehzucht, Land- und Forstwirtschaft (Kategorie D), Einkünfte aus Kapitalvermögen (Kategorie E), Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung von Gebäuden (Kategorie F), Einkünfte aus Veräußerung geistigen Eigentums, Beteiligungen und Rechten, einschließlich Veräußerungsgewinnen (Kategorie G), - Renteneinkünfte (Kategorie H) und - sonstige Einkünfte, z.B. aus Glücksspielen und Lotterien (Kategorie 1).622 Die Summe dieser Einkünfte ergibt das steuerbare Einkommen. Die Abgrenzung der Einkunftsarten in Portugal entspricht überwiegend dem Konzept der Quellentheorie Fuistings, da sie auf die Einkommen aus regelmäßig fließenden Quellen abhebt. Der Einfluß der Reinvermögenszugangstheorie von Schanz findet sich in der Besteuerung der gelegentlichen Einnahmen wie Veräußerungsgewinne, Einkünfte aus Glücksspielen und Lotterien. 623 -

Die Sozialversicherungsbeiträge werden auf der Grundlage von Erwerbseinkommen entrichtet. So interessieren bei der Darstellung der Besteuerung der Beitragsleistungen und der Renteneinkommen lediglich die ersten vier Ein-

620

Vgl. COdigo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 14.°.

621

VgI. COdigo de I.R.C., Lei n.O 2/92, Art. 2.°,3.°.

622

Vgl. COdigo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 2.°_10.°; Ir.

623

In AnIelmung an Andel (1992), S. 290 (

244

6. Besteuerung von Beitragsleistungen und Alterseinkommen

kommensarten A - D, da diese die Bemessungsgrundlage für die Sozialversicherungsbeiträge bilden, und die Renteneinkommen. Letztere umfassen sowohl alle Rentenarten (Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenrenten) als auch die Renten aller Systeme; also neben den Leistungen des Regime niio contributivo, die der gesetzlichen und tarifvertraglich geregelten Systeme wie auch der Zusatzsysteme. 624 6.1.2.2. Ermittlung der Einkommensteuerschuld

Die Ermittlung der Einkommensteuerschuld kann folgendermaßen zusammengefaßt werden625 : Nach Abzug der Freibeträge von der Steuerbemessungsgrundlage wird bei Ehepaaren das Splitting angewendet. Danach erfolgt die Ermittlung der vorläufigen Steuerschuld durch Anwenden des Steuertarifs. Die endgültige Steuerschuld ergibt sich, wenn für jedes Haushaltsmitglied ein Abzug von der vorläufigen Steuerschuld vorgenommen wird. Neben den Freibeträgen, die für alle Einkommensarten gültig sind, existieren zusätzliche für Lohn- und Renteneinkommen. Für Lohneinkommen gilt: -

Für die Sozialversicherungsbeiträge werden 65% des Lohneinkommens bis zu einem Freibetrag von 378.000$00 im Jahr abgezogen. - Liegen die gesetzlichen Sozialversicherungsbeiträge darüber, kann der tatsächliche Betrag geltend gemacht werden. - Bei Behinderten mit einem Invaliditätsgrad von mindestens 60% erhöht sich der Freibetrag um 50%.626 Für Renten gelten folgende Abzüge von der Steuerbemessungsgrundlage: - Jeder Rentner verfügt über einen Steuerfreibetrag von 605.000$00 im Jahr. - Das Renteneinkommen, das diesen Betrag übersteigt, wird bis zu einem maximalen Freibetrag von 1.512.000$00 zur Hälfte von der Steuerbemessungsgrundlage abgezogen. 627 (Bei einem Renteneinkommen von 2.600.000$00 z.B. werden zuerst 605.000$00 subtrahiert. Von der Differenz von 1.995.000$00 werden weitere 907.000$00 abgezogen. Es verbleibt ein zu versteuerndes Renteneinkommen von 1.088.000$00.) - Bei befristeten oder lebenslangen Rentenzahlungen, die auf Anlagekonten beruhen (Renten- oder Immobilienfonds etc.), werden lediglich der Wertzuwachs und die Verzinsung besteuert. Sind Wertzuwachs und Verzinsung 624

Eine steuerliche Definition der Renten fmdet sich in COdigo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 11.°.

625 Eine Schernatisierung der Besteuerung der Lohn- und Renteneinkommen findet sich in Übersicht 7.6. 626

Vgl. COdigo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 25.°.

627

Vgl. COdigo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 51.°.

6.1. Direkte Steuern

245

nicht quantifizierbar, beträgt die Steuerbemessungsgrundlage dieser Einkommensart 35% des Bruttobetrages der jährlichen Rentenzahlung. - Die vorstehenden Ausruhrungen gelten nicht bei Rentenzahlungen, die aus Pensionskassen von Versicherungsunternehmen gezahlt werden. 628 Das heißt, bei diesen muß die Rentenzahlung als Ganzes versteuert werden. Neben den besonderen Freibeträgen für Lohn- und Renteneinkommen können alle Steuerpflichtigen folgende rur die Betrachtung der Alterssicherung relevanten Beträge von der Steuerbemessungsgrundlage abziehen: Ausgaben rur die Gesundheitsversorgung des Steuerpflichtigen, seiner Familienangehörigen und Verwandten bis zum 3. Grad, die im gleichen Haushalt leben und behindert sind oder nicht über höhere Einkünfte als den Mindestlohn verfügen; - Ausgaben rur Verwandte bis zum 3. Grad, die im gleichen Haushalt gelebt haben und behindert sind oder nicht über höhere Einkünfte als den Mindestlohn verfügen und in Altenheimen oder anderen Einrichtungen für Alte untergebracht sind; Gewerkschaftsbeiträge, die einen Beitragssatz von 20% des Bruttolohns übersteigen; - Ausgaben rur private sowie gesetzliche Vorsorgeaufwendungen: z.B. Beiträge rur freiwillige Zusatzsicherung des Steuerpflichtigen und seiner Unterhaltsberechtigten (z.B. in Form von Lebensversicherungen und privater Kranken- und Unfallversicherungen), sofern die Aufwendungen nicht bei anderen Posten bereits berücksichtigt wurden; - Aufwendungen rur die Bildung des Steuerpflichtigen und seiner Unterhaltsberechtigten. 629 Die Vorsorgeaufwendungen, Ausgaben für die Unterstützung betagter Familienangehöriger und rur Bildung sind pauschal rur Verheiratete bis zu 130.000$00 und bis zu 65.000$00 rur Ledige abzugsfähig. Werden die Aufwendungen nachgewiesen, können sie bis zum Doppelten des oben erwähnten Betrages abgesetzt werden. Die genannten Freibeträge erhöhen sich auf 304.000$00 bzw. 152.000$00, sofern die getätigten privaten und gesetzlichen Vorsorgeaufwendungen den vorgegebenen Rahmen übersteigen. 63o Nach der Subtraktion der obengenannten Abzüge von der Steuerbemessungsgrundlage ergibt sich das zu versteuernde Einkommen. In Portugal wird bei Ehepaaren das Splitting angewendet, in dem das zu versteuernde Haus628

Vgl. COdigo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 52.°.

629 Im Gegensatz zu Gewerkschaftsbeiträgen, die bei den Bankangestellten u. a. die Gesundheitsversorgung finanzieren, gehören die AufWendungen filr Bildung nicht zu Vor.;orgeaufWendungen. Sie werden hier trotzdem aufgefilhrt, da sie in dem Freibetrag filr Vor.;orgeaufWendungen mit berücksichtigt werden. 630

Vgl. COdigo de I.R.S., Lei n.O 2/92, Art. 55.°.

246

6. Besteuerung von Beitragsleistungen und Alterseinkommen

haltseinkommen631 Ld.R. durch zwei geteilt wird. Verdient allerdings ein Ehegatte mindestens 95% des Haushaltseinkommens, wird das zu versteuernde Einkommen durch 1,9 dividiert. Auf das zu versteuernde Einkommen wird ein Stufensatztarifmit Teilmengenstaffelung angewendet (Tabelle 5.31): Tabelle 6.1

Grenz- und Durchschnittsteuersatz 1992

Zu versteuerndes Einkommen in Escudos von

Grenzsteuersatz

Durchschnittssteuersatz

in%

in%

810.000

15

15

810.000

l.890.000

25

15 - 20,7

l.898.000

4.860.000

35

20,7 - 29,4

über

4.860.000

40

29,4 -

Quellen:

bis

COdigo de I.R.S., Lei n.o 2/92, Art. 71.°.

Nach Anwendung des Steuertarifes ergibt sich die vorläufige Steuerschuld. Von dieser können folgende Beträge abgezogen werden: 27.000$00 ror Ledige, 20.500$00 ror jeden Ehegatten, 15.100$00 ror vom Steuerpflichtigen unterhaltsberechtigte Personen632 , die nicht zur Einkommensteuer veranlagt werden. Die ermittelte Steuerschuld wird bei beiden Varianten des Ehegattensplittings mit zwei multipliziert. Nach Berücksichtigung der Steuerfreibeträge und Abzüge von der Steuerschuld ergibt sich, daß Lohneinkommen bis zur Höhe des Mindestlohnes steuerfrei sind. Die Sicherung des Existenzminimums ror abhängig Beschäftigte durch die Einkommensteuer wird also durch eine Kombination aus Freibeträgen und Abzügen von der Steuerschuld gewährt.

631

Zur steuerlichen Definition des Haushalts siehe Abschnitt 6.1.1.

632 Nach dem portugiesischen Steuerrecht handelt es sich dabei um leibliche und adoptierte Kinder, vgl. Lemos/Cardoso, (1992), S. 72.

6.2 Schlußfolgerung

247

6.1.3. Körperschaftsteuer Bei den Arbeitgebern mindern die gesetzlichen Sozialversicherungsbeiträge den Gewinn. Für betriebliche Zusatzsysteme können Aufwendungen des Arbeitgebers bis zu 15% der Lohnsumme geltend gemacht werden, wenn das Unternehmen die Leistungen der Zusatzsysteme nicht selbst bereitstellt, sondern z.B. einem Versicherungsunternehmen überträgt. 633

6.2. Schlußfolgerung Die vorstehenden Ausfuhrungen haben gezeigt, daß in Portugal fur Rentner wesentlich höhere Einkommensfreibeträge existieren als fur Erwerbstätige. Da wenige Rentner über den Mindestlohn übersteigende Renten verfugen, der weit unter dem Freibetrag fur Renten liegt, profitieren nur einige wenige634 von den großzügigen Regelungen. Das Korrenzpondenzprinzip wäre bei der Besteuerung erfüllt, wenn die Einkommensteile, die fur die Alterssicherung intertemporal übertragen werden, einmal besteuert würden: Entweder unterliegen die Beiträge fur die Alterssicherung der Besteuerung und die Rentenleistungen sind steuerbefreit oder umgekehrt - lediglich die Rentenleistungen werden besteuert. 635 Da in Portugal lediglich die Rentenleistungen zu versteuern sind, ist das Korrespondenzprinzip de jure zwar erfüllt, de facto aber werden aufgrund der zur Zeit erzielten relativ niedrigen Renten auch diese nicht besteuert. Die Folge ist, daß wesentliche Teile des Lebenseinkommens unbesteuert bleiben. Hinzu kommt, daß aufgrund der höheren Abzugsbeträge beim Renteneinkommen als beim Erwerbseinkommen das Verhältnis vom Nettorentenzugangs- zu letztem Nettoerwerbseinkommen mit steigendem Erwerbs- und damit auch steigendem Renteneinkommen ansteigt.

633

Vgl. COdigo de I.R.C., Lei n.O 2/92 Art. 38.°.

634

Siehe Tabelle 8.7.

635

Vgl. Petersen (1989), S. 135.

7. Analyse der Alterssicherungssysteme unter ausgewählten Aspekten 7.1. Fragestellung und deren Operationalisierung In den vorangegangenen Abschnitten wurden das portugiesische Alterssicherungssystem in bezug auf die institutionelle Ausgestaltung der Leistungen und ihrer Finanzierung vorgestellt: Die Betrachtung ergab, daß das Regime niio contributivo eine universale Grundsicherung bietet, die obligatorischen Systeme der zweiten Stufe eine erwerbsorientierte Regelsicherung mit Mindestsicherungselementen leisten und daß die der dritten Stufe eine Aufbausicherung rur einen ausgewählten Personenkreis gewähren. Im folgenden Kapitel wird untersucht, ob und inwieweit die folgenden drei Ziele, die im Kapitel 1 näher erläutert wurden, in den einzelnen Systemen erreicht werden: -

Einkommens- und Wohlstandssicherung von Rentnern und Rentnerinnen Venneidung von Altersannut Soziale Sicherung von Frauen im Alter Die Systemwirkungen werden also sowohl im Hinblick auf generelle als auch auf gruppenspezifische relative und absolute Sicherungsziele erfragt. 7.1.1. Methodenwahl Um die Zielerreichung zu überprüfen, bieten sich verschiedene Methoden an: -

empirische Analysen,

-

Modellrechnungen. Bei einer empirischen Analyse werden die Auswirkungen der Sozialen Sicherungssysteme einschließlich ihrer historischen Entwicklung als ganzes betrachtet. Demzufolge können Interdependenzen zwischen Auswirkungen der einzelnen Regelungen bzw. den Systemen und ihrer Umwelt, z.B. dem wirtschaftlichen Rahmen, nur unzureichend untersucht werden. 636 Modellfälle bieten in einem ersten Schritt die Möglichkeit, die Auswirkungen der isolier-

636

Vgl. Fischer (1992), S. 100.

7.1. Fragestellung und deren Operationalisienmg

249

ten Variation verschiedener mikro- und makroökonomischer Variablen zu überprüfen, indem unter sonst gleichen Bedingungen (ceteris paribus) nur ein möglicher Einflußfaktor verändert wird. Sie erlauben dadurch, mögliche kompensierend oder verzerrend wirkende Faktoren, wie z.B. das Anpassungsverhalten der betroffenen Individuen, auszuschalten. Auch sind Modellfälle in der Lage, Interdependenzen zwischen einzelnen Faktoren aufzuzeigen, weil sie die systematische Untersuchung der Kombination mehrerer Einflußfaktoren ermöglichen. Außerdem können sie losgelöst von der geschichtlichen Entwicklung der betrachteten Systeme und der im Zeitablauf erfolgten Systemänderungen den Einfluß der verschiedenen Variablen auf das derzeitig gültige System aufzeigen. So ermöglichen Modellfälle, die Systemlogik der betrachteten Systeme abzubilden. Allerdings können die Modellrechnungen mit zunehmend detaillierten Annahmen lediglich die Systemlogiken wiedergeben, während die empirische Relevanz der Modellfälle negativ mit ihrer Detailliertheit korreliert ist. 637 Weiterhin bieten Modellfälle eine Möglichkeit, künftige Problembereiche der untersuchten Systeme (ceteris paribus) zu prognostizieren. Zudem können sie empirisch zu untersuchende Hypothesen fundieren. Aus den genannten Gründen beruht die nachfolgende Analyse auf Modellrechnungen. 638 7.1.2. Vorgehensweise Die folgenden Ausführungen sind auf einen internationalen Vergleich der für die nationalen Kernsysteme berechneten Sicherungsergebnisse angelegt, die im Rahmen gewählter Szenarien für ebenfalls ausgewählte (fiktive) Teilpopulationen theoretisch ermittelt wurden. Die so gewählten Modellfälle stellen einen im ASEG-Projekt gewachsenen Komprorniß dar, der versucht, die fortschreitenden Erkenntnisse zu den nationalen Systemen zu berücksichtigen. Sie charakterisieren die jeweiligen 'Systemlogiken' auf der Grundlage einer Status-Quo-Prognose und bilden diese ab. Die systematische Untersuchung der Sicherungsergebnisse bildet im Rahmen des ASEG-Projekts die Basis für den Ländervergleich. Da dieses Kapitel auch die Grundlage für die Hypothesen der empirischen Analyse darstellt, wird hier in Erweiterung der Fragestellung des ASEG-Projekts neben dem Regime Gerat auch das Regime niio contributivo, die Regimes dos !uncionarios publicos (FP) und das System der Bankangestellten auf die oben genannte Fragestellung hin untersucht. 637 Vgl. Fischer (1992), S. 161. Zu methodischen Kritikpunlcten von Modellrechnungen vgl. auch ebenda, S. 182. 638 Die nachfolgenden Ausfilhrungen zu Annahmen und Indikatoren der Modellfälle beruhen auf dem Diskussionspapier AhrenslHubert (1994), das weiterentwickelt und auf Portugal übertragen wurde.

250

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

7.1.3. Konstruktion der Modellfälle Bei der Konzeption der Modellfälle wird zwischen den institutionellen Regelungen sowie mikro- und makroökonomischem Bereich unterschieden. Der sogenannte ' Standardfall' beinhaltet eine Standardisierung bei den Mikround Makroannahmen. 7.1.3.1. Institutioneller Rahmen

Da sich die meisten Modellrechnungen auf den Standardfall beziehen, werden nachfolgend dessen zentrale Annahmen skizziert. Auf Zusatzannahmen bei den sonstigen Modellfällen wird in Übersicht 7.3 hingewiesen. Wie bereits in Kapitel 5 festgestellt wurde, hat das Regime Geral mit ca. 80% der erwerbstätigen Personen den größten Deckungsgrad. Dagegen weisen die übrigen Systeme (das der Angestellten des öffentlichen Dienstes sowie das der Bankangestellten) einen wesentlich geringeren Anteil an versicherten erwerbstätigen Personen auf. Die Versicherten des Regime Geral wiederum gehören verschiedenen Untersystemen an, wobei die abhängig Beschäftigten (ohne Landwirtschaft und Hauspersonal) mit einem Anteil von 66,53% die größte Gruppe darstellen. 639 Die Regelungen für die Untersysteme unterscheiden sich überwiegend hinsichtlich des Rentenzugangsalters und der Beitragsbemessung, die an dieser Stelle nicht untersucht werden. 640 Die Systeme der Angestellten des öffentlichen Dienstes und das der Bankangestellten beruhen, wie die nachfolgenden Ausfiihrungen zeigen werden, nahezu auf den gleichen Mechanismen wie das Regime Geral. Aus diesem Grund behandelt die nachfolgende Analyse exemplarisch ein Untersystem des Regime Geral, und zwar das der abhängig Beschäftigten, relativ ausfiihrlieh und veranschaulicht die Ergebnisse anhand graphischer Darstellungen, während die Untersuchung der anderen Systeme ausschließlich verbal erfolgt. Die folgenden graphischen Darstellungen beziehen sich folglich nur auf das Rentenrecht fiir diejenigen Arbeitnehmer, die im Allgemeinen System versichert sind und weder der Landwirtschaft noch dem Hauspersonal angehören. Leitende Angestellte finden dabei keine Berücksichtigung, da sie bis zum 31.12.1993 dem System der Selbständigen zugeordnet wurden. 641 Um die Auswirkungen der Rentenreform von 1993 zu verdeutlichen, werden an den relevanten Stellen auch die Regelungen des reformierten Regime Geral in bezug auf die ausgewählte Gruppe graphisch dargestellt.

639

Vgl. IGFSS (l99Ia), S. 79, 84, siehe auch Tabelle 5.1.

640 641

Siehe hierzu ausfilhrlicher Unterabschnitt 5.3.2.1. und Abschnitt 5.3.6. Siehe Abschnitt 5.3.9.

7.1. Fragestellung und deren Operationalisierung

251

Als Referenz zur Berechnung der Altersrenteneinkommen dient in der Regel der rentenrechtliche Regelungsstand des Jahres 1992; fiir das reformierte Regime Geral gilt der vom 1.1.1994. Im gesamten Berechnungszeitraum wird Strukturkonstanz des Rentenrechts angenommen, Übergangsregelungen für das reformierte Regime Geral werden also nicht berücksichtigt. Beim Sozialabgaben- und Steuerrecht gilt aus Gründen der Vergleichbarkeit von altem und reformiertem System jeweils der 1.1.1992, der Referenzzeitpunkt des alten Regime Geral. 642 Es werden keine Leistungen und Abgaben bei den Berechnungen berücksichtigt, die lediglich fiir einzelne Personengruppen in Betracht kommen, wie z.B. Zuschläge aufgrund Pflegebedürftigkeit. Berechnungszeitraum: Der Berechnungszeitraum beträgt im Standardfall 40 Jahre. Für die Berechnung der Sicherungsergebnisse des Jahres 1992 geht als letztes zu berücksichtigendes Jahr 1991 ein. Es handelt sich also um eine retrospektive Betrachtung. 643 7. J. 3. 2. Standardmikroszenario Der 'Standardfall ' im Sinne eines Referenzfalls für die übrigen Modellfalle Modellfall Nr. 3 - beruht auf folgenden für die Erwerbstätigkeits- und Ruhestandsphase modellierten Annahmen einer 'Standardbiographie', und zwar auf Personen-, Familien- und HaushaItsebene. Die männliche oder weibliche Modellperson ist ledig und kinderlos. Während des hier relevanten Zeitraums (Erwerbstätigkeits- und Ruhestandsphase) lebt sie in einem Einpersonenhaushalt. Ihre (fiktive) relative Einkommensposition verändert sich während der gesamten Erwerbsphase von 40 Jahren nicht. Der Rentenanspruch wird ausschließlich im betrachteten sozialen Sicherungssystem erworben. Regionale und berufliche Mobilität sind folglich ausgeschlossen. Die Modellpersonen treten direkt nach Abschluß der Erwerbsphase in den Ruhestand. Der Eintritt in den Ruhestand erfolgt mit Erreichen der jeweiligen systemspezifischen Altersgrenze644 zum Beginn des Referenzjahres. 642 Diese Annahme ist trotz der Änderung der Finanzierung des Regime Geral durch die Refonn haltbar, da dadurch lediglich die Struktur der Ausgaben, aber für den untersuchten Personenkreis (die Arbeitnehmer) nicht deren Höhe modifIZiert wurde. 643

Siehe dazu das Beispiel in Unterabschnitt 7.2.3.2.

252

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Es wird die Altersrente im Rentenzugangsjahr 1992 berechnet. Die Modellperson bezieht in der Ruhestandsphase keine Einkünfte außer Altersrenteneinkommen. Während der Erwerbsphase verfügt sie lediglich über Erwerbseinkommen. 7.1.3.3. Standardmakroszenario

Als zentrale makroökonomische Variablen werden rur die vergleichende Modellf'alle nur die Inflationsrate und die Wachstumsrate der Bruttolöhne berücksichtigt. Für die nachfolgende Untersuchung werden vier Pfade unterschieden, die sich hinsichtlich der Inflationsrate und der Wachstumsrate der Bruttolöhne unterscheiden. 64S Im sogenannten "Standardpfad" beträgt die Inflationsrate 4%, die Bruttolohnwachstumsrate 6%. Beide Raten bleiben über den gesamten Berechnungszeitraum konstant. 646 Die Ausgestaltung des Standardpfades wurde unter der Annahme gewählt, daß diese Werte in der Währungsunion in etwa erreicht werden.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus 7.2.1. Fragestellung und deren Operationalisierung

Die nachfolgende Analyse des relativen Sicherungsniveaus findet in mehreren Schritten statt: Zuerst werden die Einflußfaktoren der Rentensysteme isoliert betrachtet. Bei erwerbsorientierten Systemen wie denen der zweiten Stufe in Portugal (altes und reformiertes Regime Gerat, das System der Angestellten des öffentlichen Dienstes und das der Bankangestellten) sind der Zeitund der Einkommensfaktor bedeutsam: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der rentenrechtlich relevanten Zeit sowie dem früheren Erwerbseinkommen und der Rentenhöhe, d.h., inwieweit werden die Leistungen zeitund/oder einkommensproportional gewährt? Diese Fragestellung wird nachgegangen, indem zuerst die rur die einzelnen Rentensysteme relevanten Bestimmungsgründe rur die Abweichung von der Proportionalität aufgezeigt werden. Dann wird der Einfluß jedes einzelnen Faktors auf die Leistungshöhe isoliert betrachtet. Die Kombination der beiden Faktoren ist rur die Höhe des absoluten und relativen Sicherungsniveaus verantwortlich. Nachdem durch

644 Aufgrund realiter unterschiedlicher gesetzlicher Altersgrenzen in den einzelnen betrachteten Sicherungssysternen wurde auf die Festlegung einer fiktiven Altersgrenze verzichtet. 645

Die Ausgestaltung der einzelnen Makroszenarien findet sich unter Unterabschnitt 7.2.3.4.7.

646 Inwiefern der sogenannte Standardpfad der Realität entspricht, zeigt Unterabschnitt 7.2.3.4.7.2.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

253

diesen ersten Schritt die Systemlogik der Rentensysteme und deren Einfluß auf das Sicherungsniveau beschrieben wurde, erfolgt in einem nächsten Schritt die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Steuersystem und Sicherungsniveau. Vor der Analyse von Renten-, Steuer- und Abgabensystem wird jeweils der verwendete Indikator präsentiert. 7.2.2. Überprüfte Einflußgrößen

Die in diesem Kapitel durchzufuhrenden Untersuchungen werden in den Übersichten 7.1 und 7.2 vorgestellt. Die konkret überprüften und später auch graphisch veranschaulichten Einflußgrößen sind in Übersicht 7.1 aufgeführt und den Abbildungen in den entsprechenden Unterabschnitten dieses Kapitels zugeordnet. Da die zur Überprüfung herangezogenen Variablen je nach institutioneller Ausgestaltung der betrachteten Systeme nicht unabhängig voneinander sind, bedingt die explizite Variation einzelner zum Teil implizit die (Mit-) Variation weiterer Variablen. Übersicht 7.1 nennt lediglich die jeweils explizit überprüften Variablen. Übersicht 7.2 beinhaltet die hierauf bezogene Kurzbezeichnung der Abbildungen. Zur besseren Verständlichkeit werden lediglich die Abweichungen gegenüber dem Standardfall aufgezeigt und die für die Überprüfung des jeweiligen Einflusses veränderten Größen genannt. In Übersicht 7.3 werden die Zusatzannahmen für die Modellfälle aufgeführt, die vom Standardfall abweichen. In diesem Kapitel werden einige der Ergebnisse der vorangegangenen Untersuchung nochmals systematisiert.

254

7. Analyse der Alterssicherungssysteme Übersicht 7.1 Zuordnung der Einflüsse und Variablen zu den Abbildungen

überprüfter Einfluß (Wirkung der institu- relevante

Variable(n) bei

isolierter Abbildung!

tionellen Regelungen)

Betrachtung

Modellfall

Zeitfaktor

rentenrechtlich relevante Zeit

I

Erwerbsunterbrechung und Elternschaft

reduzierte

rentenrechtlich

relevante 2

Zeit; Kinder

3

Leistungsbemessungsgrenzen

lahreseinkommensniveaus

Leistungsbemessungsgrundlage

lahreseinkommensniveau als Anteil des 4 Lebenserwerbseinkommens

Auswirkung haushaltsbezogener Merk- Haushaltsgröße; Familienstand; Auftei- 5 male; bei gemeinsamem Erleben des lung der Erwirtschaftung des LebenserRuhestands der Ehepartner

werbseinkommens zwischen den Haushaltsmitgliedern

Auswirkung haushaltsbezogener Merk- Haushaltsgröße; Familienstand; Auftei- 6 male; Tod eines Ehepartners

lung der Erwirtschaftung des Lebenserwerhseinkommens zwischen den Haushaltsmitgliedern

gesamtwirtschaftliche Lohn- und Preis- Bruttolohnwachstum; Inflationsrate

7

entwicklung bei Zugangsrentnern gesamtwirtschaftliche Lohn- und Preis- Bruttolohnwachstum; Inflationsrate entwicklung bei Bestandsrentnerna)

Anmerkung:

a) Bei Bestandsrentnerhaushalten im 20. Rentenbezugsjahr.

8

255

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus Übersicht 7.2 Numerierung und Kurzbezeichnung der in den Abbildungen verwendeten Modellrälle Abbildung! Kurzbezeichnung des Modellfalls Modellfall 3 1

Standardfall: Standardperson; Standardpfad (altes und refonniertesRegime GeraT) Standardperson mit alternativer rentenrechtlich relevanter Zeit (0-50 Jahre); Standardpfad (altes und reformiertes Regime GeraT)

2.1

Standardperson mit reduzierter,

diskontinuierlicher

Erwerbsdauer

(10

Jahre

erwerbstätig, 20 Jahre Erwerbspause, 10 Jahre erwerbstätig); Standardpfad 2.2

Standardperson mit reduzierter, diskontinuierlicher Erwerbsdauer wie oben mit je einem Kind im Jahre I und 4 der Erwerbspause; Standardpfad

4.1

Standardperson, Aufteilung des Erwerbseinkommens auf erste und letzte 20 Erwerbsjahre 1:2; Standardpfad (altes und refonniertes Regime GeraT)

4.2

Standardperson, Aufteilung des Erwerbseinkommens auf erste und letzte 20 Erwerbsjahre 2: 1; Standardpfad (altes und reformiertes Regime GeraT)

4.3

Standardperson mit reduzierter Erwerbsdauer (20 Jahre Erwerbspause, 20 Jahre Erwerbstätigkeit); Standardpfad (altes und reformiertes Regime GeraT)

4.4

Standardperson mit reduzierter Erwerbsdauer (20 Jahre Erwerbstätigkeit, 20 Jahre Erwerbspause); Standardpfad (altes und reformiertes Regime GeraT)

5.1

Alleinverdienerpaar (I. Partner = Standardperson, I Partner nicht erwerbstätig = Nichtverdiener); Standardpfad

5.2

Vollverdienerpaar (jeder Partner = Standardperson); Standardpfad

5.3

Zuverdienerpaar (1. Partner = Standardperson = Hauptverdiener, Zuverdiener = Partner mit 20jähriger Erwerbsdauer und 50% des Einkommens der Standardperson); Standardpfad

6.1

Hinterbliebener aus Alleinverdienerpaar (Alleinverdiener stirbt); Standardpfad

6.2

Hinterbliebener aus Alleinverdienerpaar (Nichtverdiener stirbt); Standardpfad

6.3

Hinterbliebener aus Vollverdienerpaar; Standardpfad

6.4

Hinterbliebener aus Zuverdienerpaar (Hauptverdiener stirbt); Standardpfad

6.5

Hinterbliebener aus Zuverdienerpaar (Zuverdiener stirbt); Standardpfad

(Fortsetzung nächste Seite)

256

7. Analyse der Alterssichenmgssysteme

(Fortsetzung Übersicht 7.2) 7.1

Standardperson, Minimalpfad (altes Regime Geral, weder Inflation noch Bruttolohnwachstum)

7.2

Standardperson; Maximalpfad (altes Regime Geral) (Inflationsrate 10%, Bruttolohnwachstum 13%)

7.3

Standardperson; Nationalpfad (altes Regime Geral) (Inflationsrate und Bruttolohnwachstum, empirisch)

8.1

Standardperson, Minimalpfad (reformiertes Regime Geral, weder Inflation noch Bruttolohnwachstum)

8.2

Standardperson; Maximalpfad D(reformiertes Regime Geral) (Inflationsrate 10%, Bruttolohnwachstum 13%)

8.3

Standardperson; Nationalpfad (reformiertes Regime Geral) (Inflationsrate und Bruttolohnwachstum, empirisch)

9.1

Bestandsrentner; Minimalpfad (s.o.)

9.2

Bestandsrentner; Standardpfad (s.o.)

9.3

Bestandsrentner, Maximalpfad (s.o.)

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

257

Übersicht 7.3 Fallspezifische (Zusatz-)Annahmen der Modellrälle

Abbildung! Modellfall

Zusatzannahrnen

3

keine Zusatzannahmen, da Standardfall

1

Die Erwerbsfähigkeitsphase beträgt 50 Jahre.

2

Die Erwerbstätigkeit wird um 20 Jahre unterbrochen.

2

Die Geburt der beiden Kinder erfolgt (während der Erwerbsunterbrechung) im 11. und 16. Jahr der 40jährigen Erwerbsfähigkeitsphase. Sie verlassen zum Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit das Elternhaus, so daß der Einfluß etwaiger Kinderzuschläge bei der Einkommens-(Arbeits- oder Renten-)Betrachtung vernachlässigt werden kann. Etwaige Kompensationsregelungen für die erziehungsbedingte Nichterwerbstätigkeit werden modelliert.

4

Aufgrund der Beschränkung der Rentenberechnung auf die drei Lebenseinkommensniveaus 20, 40 und 80 APW-Vielfache bezieht sich die Berechnung der relativen Sicherungsergebnisse auf die Jahreseinkommensniveaus Mindestlohn = 0,58, 1 und 2 APW-Vielfache als vergleichbares Arbeitseinkommen. Bei den Unterfällen 4.1 und 4.2 werden aufgrund der reduzierten 20jährigen Erwerbstätigkeit 1, 2 und 4 APW-Vielfache berechneP)

5

Zwecks Berücksichtigung etwai~er, während der Erwerbstätigkeitsghase anfallender und ggf. fllr die Rentenansprüche relevanter Hausaltszuschläge erfolgen Heirat und Beginn der Erwerbstätigkeitsphase zum gleichen Zeitpunktb)

6

Bei den Hinterbliebenenfällen tritt das Ableben eines Ehepartners in Form eines natürlichen Todes beim Übergang von der Ern:erbs- in die Ruhestandsphase ein. Ab diesem Zeitpunkt erhält der/die Überlebende eine Hinterbliebenenrente. c)

7,8,9

keine Zusatzannahmen

Anmerkungen:

a)

b)

c)

17 Ahren,

Dies begründet sich daraus, daß hier nicht Periodeneinkommen, sondern (zwischen zwei Modellpersonen identische) Lebenseinkommen bei je unterschiedlichen Erwerbsverläufen gegenübergestellt werden. In Verbindung mit der Modellierung der nationalen gesetzlichen Altersgrenzen sowie der einer identischen Erwerbsflihigkeitsdauer der Ehepartner ergibt sich in bestimmten Systemen (mit nach Geschlecht differierenden Altersgrenzen) ein entsprechender Altersunterschied filr die Eheleute. Diese vereinfachende Annahme erfolgt, um sowohl die Alters- als auch die Hinterbliebenenrente filr das Erstbezugsjahr berechnen und miteinander vergleichen zu können.

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

258

7.2.3. Betrachtung der Rentensysteme 7.2.3.1. Relatives Bruttorentenniveau als zentraler Indikator Im Rahmen des ASEG-Projekts wird das relative Rentenniveau (RN) als Lageindikator zur Ermittlung des relativen Sicherungsniveaus verwendet. 647 Diese Größe bezeichnet das Verhältnis aus Renteneinkommen eines Untersuchungshaushalts i und Einkommen eines Vergleichshaushalts j jeweils zum Zeitpunkt t. Ein ebenfalls fiir diese Fragestellung verwendeter Indikator, die Ersatzrate648 zum Zeitpunkt t (E~ i)' stellt das pers6nliche Renteneinkommen (R;) einer fiktiven oder wirklichen Person im Jahre t ihrem Erwerbseinkommen (Yi ) vor Rentenzugang (t-I) gegenüber. ER

R Y.

I · .=_._1 1.1

1-1,i

Beide Indikatoren berücksichtigen die Haushaltsgröße nicht. Die Ersatzrate ist nicht besonders geeignet, die hier auch zu erörternde Frage des relativen Sicherungsniveaus von Personen mit mehrjährigen Erwerbspausen direkt vor dem Rentenzugang zufriedenstellend zu beantworten (Modellfall 4.4), da sie im Gegensatz zum relativen Rentenniveau die wirtschaftliche Entwicklung ausgedrückt in Änderung des Bruttolohnes und der Inflationsrate - nicht mit einbeziehen kann. Außerdem hat das relative Rentenniveau gegenüber der Ersatzrate den Vorteil, daß bei der Untersuchung der Nettogrößen fiir Untersuchungs- und Vergleichshaushalt das Steuerrecht eines Jahres herangezogen wird. 649 So wird der Einfluß unterschiedlicher Besteuerungszeitpunkte oder Zusatzannahmen bezüglich des Steuerrechts - die diesen Einfluß verhindern sollen - vermieden. Aus diesem Grund wird fiir die Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus ein fiir alle Fragestellungen einheitlicher Indikator, und zwar das 'relative Rentenniveau " herangezogen. 65o Diese Größe wird im folgenden erläutert.

647 Die Indikatoren 'relatives Einkommensniveau' und 'relatives Rentenniveau' werden in der deutschen Literatur, die sich in den meisten Fällen auf das bundesdeutsche System der Gesetzlichen Rentenversicherung bezieht, unterschiedlich definiert; vgl. statt anderer Helberger/Wagner (1981), S. 268 - 270, Petersen (1989), S. 133, 137 sowie Schmähl (1988), S. 647 - 649. 648 Vgl. Eurostat (1993), S. 16. 649

Siehe Abschnitt 7.2.4.

650 In den sogenannten Hinterbliebenenfallen (Modellfall 6) sind die rechnerischen Ergebnisse des relativen Bruttorentenniveaus und der Ersatzrate identisch. Ansonsten differieren sie beim alten

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

Formel (1) zeigt das relative Bruttorentenniveau halts: 651 RN b

(1)

1,1,)

=

RJI

259

eines Modellhaus-

~) yb I,)

R tb . . = ,I,)

R =AR +HR y

= {R "i/ i,}, wenn i,} Rentnerhaushalt V"i/ f,

wenn} Arbeitnehmerhaushalt

mit: RN: R: Y: AR: HR.: V: b: t:

i: j: z: s: m:

1:

relatives Rentenniveau Renteneinkommen Einkommen Altersrente Hinterbliebenenrente Erwerbseinkommen brutto Kalenderjahr Untersuchungshaushalt Vergleichshaushalt Person in i Person inj Zahl der Personen in i Zahl der Personen in j

Regime Geral um den Bruttolohnzuwachs zwischen den Jahren t-l und t. Nach der Refonn beträgt die Differenz lediglich das Verhältnis aus Inflations- und Bruttlohnzuwachsrate. Eine Ausnahme bildet Modellfall 4.5, bei dem zwischen letztem Jahr der Erwerbstätigkeit und Rentenzugang 20 Jahre liegen. 651 Dies impliziert beim Vergleich der Einkommen von Ein- und Zweipersonenhaushalten eine Äquivalenzgewichtung von 1; O. Siehe hierzu ausführlicher Unterabschnitt 7.2.4.7.

260

7. Analyse der Alterssichenmgssysteme

Bei allen Modellfallen stellen Rentnerhaushalte (Empfänger von Altersund/oder Hinterbliebenenrenten) in t652 die Untersuchungshaushalte (i) dar. Demgegenüber variieren die Vergleichshaushalte (j): Bei der Berechnung des relativen Bruttorentenniveaus von Altersrentnerhaushalten (Modellfalle 1-5; 7-9) werden Erwerbstätigenhaushalte als Vergleichshaushalte modelliert. Demgegenüber bezieht sich das relative Bruttorentenniveau von Hinterbliebenenrentnerhaushalten auf den Vergleich mit Altersrentnerhaushalten (Modellfall 6). Die Erwerbs-, Lebens-, Einkommens- und Haushaltsbiographien von (i) und (j) sind hierbei bis einschließlich t-l identisch. 653 7.2.3.2. Verwendete Einkommensgrößen

Das relative Bruttorentenniveau ermittelt sich aus dem Verhältnis von Bruttorente zum Bruttovergleichseinkommen, das entweder ausschließlich aus Bruttorenten- oder ausschließlich aus Bruttoarbeitseinkommen bestehen kann. Das Bruttorenteneinkommen setzt sich wie oben angesprochen je nach Fragestellung aus der Summe von Alters- und/oder Hinterbliebenenrenten654 zusammen. Die Bruttoaltersrenten und/oder Bruttohinterbliebenenrenten der Untersuchungs- (= Rentner-)haushalte (i) werden entsprechend den im Referenzjahr geltenden Regelungen des Alterssicherungssystems ermittelt. Bei den erwerbsorientierten Systemen der zweiten Stufe bilden Bruttoarbeitseinkommen die Grundlage rur die Berechnung. Zur Bestimmung des relativen Rentenniveaus wird sowohl rur die Rentenberechnung als auch als Referenzeinkommen der Vergleichshaushalte das Einkommen des portugiesischen durchschnittlichen Industriearbeiters APW herangezogen. 65 5 Um die Systemlogik des Rentensystems rur ein breites Einkommensspektrum zu erfassen, werden in der Regel 12 Einkommensniveaus in Form von APW-Einkommensvielfachen (in 0,25er Schritten vom 0,25- bis zum 3fachen des Brutto-APW) rur das Kalenderjahr 1992 berechnet. 656 Abweichungen

652

Im Modellfall 9 werden die Einkommen in t+20 berechnet.

653 Modellfall 4 bildet hierzu die einzige Ausnahme: Es werden nicht Periodeneinkommen, sondern (zwischen i und j identische) Lebenseinkommen bei je unterschiedlichen Erwerbsverläufen gegenübergestellt. 654 Lediglich bei den Hinterbliebenenfallen (Nr. 6) werden Hinterbliebenenrenten betrachtet. 655

Zur Definition des APW siehe Abschnitt 3.4.3.

656 Die Größen, die in Abhängigkeit vom APW ausgewiesen werden, können mit Hilfe der in Abschnitt 3.4.3. vorgestellten Werte in andere Einkommensgrößen wie z.B. den Mindestlohn umgerechnet werden.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

261

werden bei den Modellfcillen 2 und 3 vorgenommen. Hier werden lediglich das Einkommensniveau Mindestlohn = 0,58 APW,6S7 1 und 2 APW betrachtet. Für die portugiesische Betrachtung wird im Gegensatz zu den anderen EULändern statt 0,5 APW der Mindestlohn betrachtet, da dieser bei Aufnahme einer Tätigkeit mindestens verdient werden muß. Außerdem dient er in der portugiesischen Sozialpolitik immer als Referenz in bezug auf Beitragsbemessungsgrenzen, Beitragsbemessungsgrundlage und auch Leistungsbemessung. Für die Berechnung der Altersrente des alten Regime Geral gehen die Bruttojahreseinkommen der besten fiinf der letzten zehn rentenrechtlich relevanten Jahre in die Leistungsbemessungsgrundlage ein. Aufgrund der Annahme, daß sich die relative Einkommensposition der AItersrentnerhaushaIte während ihres Erwerbslebens nicht änderte, basiert die Leistungsbemessungsgrundlage auf den Bruttoarbeitseinkommen der letzten fiinf Erwerbsjahre. Für den Standardpfad bedeutet dies, daß der Bruttolohn des APW 1992 jeweils mit der angenommenen Bruttolohnentwicklung von 6% zUTÜckgerechnet wird. 658 Die Formeln zur Ermittlung der fiir die Modellrechnungen verwendeten BruttoaItersrenten sind denjenigen Kapiteln zu entnehmen, die sich der Leistungsberechnung widmen. 659 7.2.3.3. Untersuchung des Zeitfaktors Beim Zeitfaktor (Dauer der Systemzugehörigkeit) wird die Frage nach einem Zusammenhang zwischen rentenrechtlich relevanten Zeiten und Rentenhöhe gestellt. Zwei Extremfalle können dabei unterschieden werden: Entweder wird die Rente in direkter Abhängigkeit zur rentenrechtlich relevanten Zeit bemessen, oder es existiert keine Beziehung zwischen diesen Größen. Sind die beiden betrachteten Größen korreliert, steigt das Rentenniveau mit der rentenrechtlich relevanten Zeit an. Bewirkt dagegen ein zusätzliches rentenrechtlich relevantes Jahr keine Leistungserhöhung, etwa wegen vorhandener zeitlicher Leistungsbemessungsgrenzen, bleibt das Rentenniveau kon-

657 Auch wenn der Mindestlohn das geringste monatliche Erwerbseinkommen darstellt, werden zum besseren Verständnis der Systemlogik auch die APW·Vieifachen 0,25 und 0,5 bei den übrigen Modellfallen mit herangezogen. Zudem sind diese Jahreserwerbseinkommen durchaus plausibel, da sie in den Fällen erzielt werden, welUl lediglich einige Monate im Jahr gearbeitet worden sind, was auf· grund der befristeten Arbeitsverträge immer stärker an Bedeutung gewinnt. Vgl. hierzu OECD (1993), S.64. 658 1,06 5 .

Daraus folgt Bruttolohn 1992

=

APW 1992 und fur Bruttolohn 1987 = Brutto101m 1992 /

659 Siehe hierzu ausfuhrlicher folgende Unterabsclmitte 5.3.2.2. und 5.4.3.2., Absclmitt 5.5.4 sowie Unterabschnitt 5.6.2.1. Beim Regime Geral wird die allgemeine Formel verwendet, wobei keine Pflegezuschläge berücksichtigt werden.

262

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

stant. Der leistungserhöhende Teil der rentenrechtiich relevanten Zeiten hängt u.a. von der zu erfüllenden Wartezeit, einer möglichen unteren Leistungsbemessungsgrenze, ab. Bei deren Erfüllung ist die Unterscheidung von Beitragszeit und fiktiven Versicherungszeiten zu beachten; letztere werden, obwohl in ihnen keine Beiträge gezahlt wurden, den Beitragszeiten gleichgestellt. Die gleiche Unterscheidung gilt auch für die in die Leistungsberechnung eingehenden rentenrechtlich relevanten Zeiten. Den zeitabhängigen Leistungsbereich können neben der erwähnten Wartezeit weitere untere oder obere zeitliche Leistungsbemessungsgrenzen beschränken. Auf den Einfluß des Zeitfaktors werden lediglich die obligatorischen Systeme der zweiten Stufe untersucht, da das Regime niio contributivo ab Erreichen des 65. Lebensjahres universelle, einheitliche, von der rentenrechtiich relevanten Zeit unabhängige Leistungen gewährt. Auch die Zusatzsysteme werden hier nicht behandelt, da der betrachtete Faktor je nach System unterschiedliche Ausprägungen aufweist und jedes einzelne System eine relativ geringe Bedeutung hat. 660 Nach der Darstellung des Begriffs 'rentenrechtlich relevante Zeit' wird kurz auf die system- und rentenartabhängige Ausgestaltung der Wartezeit eingegangen. Danach werden die fiktiven Versicherungszeiten dargestellt. Anschließend werden weitere zeitliche Leistungsbemessungsgrenzen angesprochen, die die nachfolgend dargestellte leistungsabhängige rentenrechtlich relevante Zeit nach unten oder oben beschränken. Um die Frage nach dem Einfluß des Zeitfaktors isoliert zu analysieren, wird das zugrunde gelegte Einkommen zuerst vernachlässigt. Schließlich wird der Einfluß der Mindestsicherung auf den Zeitfaktor untersucht und dabei das Einkommen mit berücksichtigt. Am Ende dieses Abschnitts werden die vorherigen Ausführungen am Beispiel des alten und des reformierten Systems graphisch untermauert. 7.2.3.3.1. Darstellung der systemabhängigen Definition der rentenrechtlich relevanten Zeit Die Regelungen der verschiedenen Sozialversicherungsträger bezüglich der rentenrechtlich relevanten Zeit variieren erheblich. Im reformierten Regime Gerat sind für die Anerkennung als rentenrechtlich relevantes Jahr im Hinblick auf die Erfüllung der Wartezeit und die Berechnung der Leistung mindestens 120 Beitragstage in einem KalendeIjahr erforderlich. Hat ein Versicherter in einem Kalenderjahr weniger als 120 Tage Bei-

660

Siehe hierzu Unterkapitel 5.7.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

263

träge gezahlt, können Beitragstage anderer Kalenderjahre die Wartezeit komplettieren. Dabei wird die Beitragszeit, die über 120 Tage pro Kalenderjahr hinausgeht, nicht berücksichtigt. Das heißt, daß jedes Kalenderjahr nur einmal als Beitragsjahr anerkannt wird. Fiktive Versicherungszeiten sind lediglich für die Gewährung einer Invalidenrente vorgesehen. Dagegen unterscheidet das alte Regime Geral zwischen rentenrechtlich relevantem Monat zur Erfüllung der Wartezeit und rentenrechtlich relevantem Jahr zur Leistungsbemessung. Ein rentenrechtlich relevanter Monat wird wie das entsprechende Jahr durch mindestens einen Sozialversicherungsbeitrag für eine Stunde Erwerbstätigkeit oder durch fiktive Versicherungszeiten im jeweiligen Zeitraum erfüllt. Das Alterssicherungssystem des öffentlichen Dienstes und das der Bankangestellten messen die rentenrechtlich relevante Zeit in Jahren, wobei beide Systeme auch fiktive Versicherungszeiten kennen. Im Gegensatz zum Regime Geral wird von beiden anderen Systemen Teilzeitbeschäftigung bei der Ermittlung der rentenrechtlich relevanten Zeit berücksichtigt, indem die seitens des Versicherungsnehmers erfüllte rentenrechtlich relevante Zeit entsprechend der Teilzeit proportional gekürzt wird. So braucht eine Person, die lediglich halbtags arbeitet, eine doppelt so hohe Beitragszeit wie eine Vollzeitkraft, um die gleiche rentenrechtlich relevante Zeit zu erreichen. Durch diesen Berechnungsmodus reduzieren sich die für die Leistungsermittlung angerechneten rentenrechtlich relevanten Jahre bei den Teilzeitkräften. 7.2.3.3.2. Wartezeit

Im Gegensatz zu dem tarifvertraglich geregelten Alterssicherungssystem der Bankangestellten weisen die gesetzlich geregelten Systeme eine Wartezeit auf. Die Länge der erforderlichen Wartezeit ist leistungs- und systemabhängig. Die Wartezeiten des reformierten Regime Geral sind am schwierigsten zu erfüllen. So ist die längste Wartezeit für eine Altersrente mit 15 Beitragsjahren bei diesem System zu finden. Dagegen beträgt die Wartezeit beim alten Regime Geral lediglich 120 rentenrechtlich relevante Monate. Zusätzlich wurde bei der Erfüllung der Wartezeit vor der Rentenreform zwischen abhängig Beschäftigten und Selbständigen unterschieden. Im Gegensatz zu den Selbständigen, die 12 Sozialversicherungsbeiträge im Jahr zahlen, entrichten die Arbeitnehmer ihre Beiträge entsprechend den 14 Monatsentgelten im Kalenderjahr und verfügen somit über 14 rentenrechtlich relevante Monate im Jahr. Das bedeutet, daß die Wartezeit für Selbständige (10 Kalenderjahre) länger als für abhängig Beschäftigte (acht Kalenderjahre und acht Kalendermonate bei kontinuierlicher Erwerbstätigkeit) ist.

264

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Das Alterssicherungssystem der Angestellten des öffentlichen Dienstes sieht für Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenrenten eine Wartezeit von fünf rentenrechtlich relevanten Jahren vor, wofür Beitragsjahre oder fiktive Versicherungszeiten anerkannt werden. Ebenfalls eine Wartezeit von fünf rentenrechtlich relevanten Jahren sieht das reformierte Regime Gerat für die Gewährung einer Invalidenrente vor, während beim alten Regime Gerat die Wartezeit für diese Leistung 60 rentenrechtlich relevante Monate betrug, d.h. bei 14 Monatsleistungen vier Jahre und vier Monate. Die Wartezeit, die der Versicherte erfüllen muß, damit sein Ehegatte eine Hinterbliebenenrente erhält, beträgt sowohl vor als auch nach der Rentenreform 36 rentenrechtlich relevante Monate. 7.2.3.3.3. Fiktive Versicherungszeiten

Bei den fiktiven Versicherungszeiten wird lediglich kurz auf die wesentlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Systemen hingewiesen, da sie ausführlich in Kapitel 5 dargestellt wurden. Während im Regime Gerat zwischen fiktiven Versicherungszeiten zur Erfüllung der Wartezeit661 und fiktiven Versicherungszeiten zur Rentenberechnung662 unterschieden wird, kennen weder das FP663 noch das System der Bankangestellten664 diese Differenzierung. Beim Regime Gerat beruhen die fiktiven Versicherungszeiten im wesentlichen auf denjenigen Zeiten, in denen Erwerbseinkommensersatzleistungen bezogen werden. Diese Zeiten werden zwar auch beim FP berücksichtigt, werden aber zusätzlich um Zeiten der Freistellung ergänzt. Ein weiterer großer Unterschied besteht bei der Anrechnung der Kindererziehungszeiten. Im Gegensatz zum FP, wo diese sowohl zur Erfüllung der Wartezeit als auch zur Leistungsermittlung herangezogen werden, berücksichtigt das Regime Gerat sie lediglich bei der Leistungsberechnung. Dagegen geht beim System der Bankangestellten neben der Beitragszeit lediglich die Zeitspanne, in der der Vater bei seinem neugeborenen Kind bleibt, wenn die Mutter bei der Geburt verstorben ist, in die Leistungsermittlung ein. 665

661 662 663

Siehe hierzu ausfiihrlicher Unterabschnitt 5.3.2.1.

664 665

Siehe hierzu ausfiihrlicher Abschnitt 5.5.3.

Siehe hierzu ausfiihrlicher Unterabschnitt

5.3.2.2.

Siehe hierzu ausfiihrlicher Unterabschnitt 5.4.3.2.

Siehe hierzu Abschnitt 5.5.3.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

265

7.2.3.3.4. Zeitliche Leistungsbemessungsgrenzen sowie leistungserhöhende rentenrechtlich relevante Zeit Neben der Wartezeit kennen lediglich das reformierte und das alte Regime Geral eine weitere untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze, bei der das absolute und relative Sicherungsniveau konstant bleiben. Diese zweite untere Leistungsbemessungsgrenze für eine Alters- oder Invalidenrente des alten Regime Geralliegt bei 14 und beim reformierten System bei 15 rentenrechtlich relevanten Jahren. Als eine persönliche Mindestleistung sind für den Versicherten 30% der Leistungsbemessungsgrundlage vorgesehen. Bei einem Steigerungsfaktor von 2,2% pro rentenrechtlich relevantem Jahr wird diese Mindestleistung erst nach 14 Jahren überschritten. Durch die Rentenreform wurde der Steigerungsfaktor auf 2% gesenkt und damit automatisch die untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze auf 15 rentenrechtlich relevante Jahre angehoben. Somit fallen für eine Altersrente des reformierten Regime Geral Wartezeit und untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze zusammen. Lediglich bei der Gewährung einer Invalidenrente des reformierten Regime Gerat, bei der die Wartezeit nur fünf rentenrechtlich relevante Jahre beträgt, wirkt neben der Wartezeit eine weitere untere zeitliche Bemessungsgrenze. Im Gegensatz zur unteren zeitlichen Bemessungsgrenze sehen alle Systeme der zweiten Stufe eine obere zeitliche Bemessungsgrenze vor: Wie die zweite untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze des Regime Gerat wird auch die obere durch eine persönliche Höchstrentenleistung hervorgerufen. Diese beträgt 80% der Leistungsbemessungsgrundlage. Bei einem Steigerungsfaktor von 2,2% beim alten System werden 80% der persönlichen Leistungsbemessungsgrundlage nach 37 rentenrechtlich relevanten Jahren erreicht. Der durch die Rentenreform auf 2% gesenkte Steigerungsfaktor bewirkt, daß 80% der persönlichen Leistungsbemessungsgrundlage erst nach 40 rentenrechtlich relevanten Jahren greifen. Auch die beiden anderen Systeme der zweiten Stufe beschränken ihre rentenrechtlich relevante Zeit nach oben: Beim FP gehen 36 und bei den Bankangestellten lediglich 35 rentenrechtlich relevante Jahre in die Leistungsbemessung ein. Generell ist bei allen obligatorischen Systemen die rentenrechtlich relevante Zeit mit der Rentenhöhe in dem Bereich zwischen der unteren zeitlichen - in der Regel entspricht diese der Wartezeit - und der oberen Leistungsbemessungsgrenze positiv korreliert. Bei den gesetzlich reglementierten Systemen steigt zwischen unterer und oberer Leistungsbemessungsgrenze die Rentenhöhe streng proportional. Der Proportionalitätsfaktor beträgt beim alten Regime Geral und beim FP ein Sechsunddreißigstel, während er sich nach der Reform auf ein Vierzigstel beläuft. Dagegen gehen beim System der BankangesteIlten die rentenrechtlich relevanten Jahre mit einem Gewicht zwischen 0,3 und 0,4 pro Jahr in die Leistungsermittlung ein. 666

266

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

7.2.3.3.5. Zeitfaktor und Mindestrentenregelung Bis zu dieser Stelle wurde das Einkommen bei der Betrachtung des Zeitfaktors vernachlässigt. Aber aufgrund der Mindestrentenregelung gibt es für alle untersuchten Systeme neben den vorher explizit aufgeführten unteren und oberen Leistungsbemessungsgrenzen einen weiteren Bereich, bei dem eine Steigerung der rentenrechtlich relevanten Zeit keine Leistungserhöhung bewirkt. Für alle Systeme bis auf das System der Bankangestellten667 interessiert das Einkommen (in APW-Einheiten gemessen), bei dem die rentenrechtlich relevante Zeit für die Gewährung der jeweiligen Mindestrente mit der unteren zeitlichen Leistungsbemessungsgrenze zusammenfällt. Wie hoch muß also das Einkommen sein, mit dem ein Versicherter nach Überschreiten der expliziten unteren zeitlichen Leistungsbemessungsgrenze eine versicherungszeitabhängige Leistung erhält? Beim FP hängt das erforderliche Einkommen (y) bei einer Wartezeit von lediglich fünf Kalenderjahren von der Höhe der systeminternen Mindestrente ab: Mindestrente = 5y /36 Y= 7,2 Mindestrenten Dies entspricht im Jahr 1992 2,1 APw. Für das alte Regime Gerat wird das gesuchte Einkommen, ab dem sich ein weiteres rentenrechtlich relevantes Jahr nach Erfüllen der unteren zeitlichen Leistungsbemessungsgrenze von 14 Kalenderjahren in einer Erhöhung der Leistungshöhe ausdrückt, annäherungsweise auch im ersten Modellfall ermittelt: Mindestrente = 0,3 x 0y Hier beträgt das erforderliche Erwerbseinkommen 0,9 APW. 7.2.3.3.6. Modellhafte Betrachtung des Zeitfaktors Zur graphischen Betrachtung des Zeitfaktors dient der Modellfall (Abbildung 7.1). Dieser stellt die Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der rentenrechtlich relevanten Zeit für das alte und das reformierte Regime Gerat dar. 668 Dabei werden die Einkommensgrößen Mindestlohn

666

Siehe hierzu Übersicht 7.4 am Ende dieses Unterabschnitts.

667 Das System der Bankangestellten kennt keine untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze, so daß diese Fragestellung entflillt. 668

Die genaue Ausgestaltung der Modellfalle ist Übersicht 7.2 zu entnehmen.

267

7.2. Untersuchoog des relativen SicheT\ßlgsniveaus

(0,58 APW), 1 APW und 2 APW fiir die Variation der rentenrechtlich relevanten Zeit zwischen 0 und 50 Jahren untersucht. Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der rentenrechtlich relevanten Zeit (Standardpfad, altes Regime Geral) relatives BruttorentelUliveau in %

140 , ........................................................................... 120 100

1- ...................................................

80 60

40 20

o

r---~,

........

~~LL~~~~~~~~~~~LLLL~~~~~~~~~~

o

5

10

20 25 30 35 15 rentenrechtlich relevante Zeit in Jahren

1-.- Mindestlohn Quelle:

Eigene Bereclmungen.

-- I APW *- 2 APW

40

45

50

1

Abbildung 7.1 a

Den Abbildungen ist zu entnehmen, daß sowohl beim alten wie auch beim reformierten Regime Geral das Rentenniveau außerhalb der Leistungsbemessungsgrenzen proportional ist: Zwischen diesen Grenzen steigen die Kurven linear an. Bis zur Erfiillung der Wartezeit, beim alten Regime Geral der untersten zeitlichen Leistungsbemessungsgrenze, verlaufen die Kurven horizontal. Dabei zeigen die Kurven des alten sowie des reformierten Systems fiir die einzelnen APW-Vielfachen jeweils das gleiche relative Bruttorentenniveau. Wird die Wartezeit nicht erfiillt, haben die Modellpersonen reformunabhängig Anspruch auf eine systemexterne Sozialrente des Regime niio contributivo in Höhe von 204.400$00/Jahr. Aufgrund dieser absolut fixierten Leistung liegt das relative Bruttorentenniveau sowohl im alten wie auch im reformierten System mit steigendem Einkommen fiir einen Mindestlohnbezieher bei 33%, fiir den Bezieher von 1 APW bei ca. 20% und fiir den Bezieher von 2 APW bei 10%.

268

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der rentenrechtlich relevanten Zeit (Standardpfad, reformiertes Regime Geral)

140

relatives Bruttorentenniveau in %

120 100

80 60

40 20 f-e----./

o

LLLLLLLLLLLULULU~~~~~~~~~~~~~~~~~

o

5

10

15

20

I.... Mindestlohn Quelle:

25

30

35

40

45

50

rentenrechtlich relevante Zeit in Jahren

Eigene Berechnungen.

.... 1 APW

-+ 2 APW

Abbildung 7.1 b

Eine weitere explizite untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze, die sich als Horizontale zwischen dem 9. und 13. rentenrechtlich relevanten Jahr darstellt, ist beim alten Regime Geral zu sehen. Denn bis einschließlich zum 13. rentenrechtlich relevanten Jahr beträgt die gewährte Leistung entweder 30% der Leistungsbemessungsgrundlage oder sie entspricht der Mindestrente, wenn diese darüber liegt. Aus diesem Grund liegen beim alten Regime Geral die Bruttorentenniveaus rur den betrachteten Kurvenabschnitt bei Werten zwischen 51% (Mindestlohn) und 29% (2 APW); denn beim Mindestlohn und bei 1 APW wird die Mindestrente gewährt, während bei 2 APW der individuelle Betrag ermittelt wird. Wird die Entwicklung der Bruttorentenniveaus beim Mindestlohn betrachtet, fallt auf, daß diese beim alten Regime Geral bis zum 23. und nach der Reform gar bis zum 28. rentenrechtlich relevanten Jahr konstant bleiben. Beim reformierten System ist selbst bei einem Einkommen von 1 APW noch die Leistung bis zum 16. rentenrechtlich relevanten Jahr konstant. Die Ursache dafiir liegt in der Mindestrentenregelung: Die Altersrente muß im alten sowie im reformierten System mindestens der Mindestrente entsprechen. Die Abbildung verdeutlicht, daß die Mindestrentenregelung wie eine einkommensabhängige untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze wirkt. Beim alten Regime Geral liegt die gewährte Leistung rur einen Durchschnittsverdiener (1 APW) nach 14 rentenrechtlich relevanten Jahren knapp über der Min-

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

269

destrente. Das bedeutet, daß erst etwas unterhalb von 1 APW das relative Bruttorentenniveau mit steigender rentenrechtlich relevanter Zeit zunimmt. Nach Überschreiten der unteren zeitlichen Leistungsbemessungsgrenzen werden die Leistungen bis Erreichen der oberen Leistungsbemessungsgrenze von 80% der Leistungsbemessungsgrundlage zeitproportional gewährt. Letztere verhindert beim alten System nach dem 37. rentenrechtlich relevanten Jahr und beim reformierten System nach dem 40. Jahr bei weiterer Versicherung eine Leistungssteigerung. Auch wenn die Angabe '80% der Leistungsbemessungsgrundlage' vermuten läßt, daß das relative Bruttorentenniveau 80% erreichen würde, zeigen die Abbildungen eine deutliche Differenz (1,4 Prozentpunkte). Diese ist auf zwei Ursachen zurückzuführen. Zum einen differieren Leistungsbemessungsgrundlage um die Bruttolohnsteigerung zwischen den Jahren t-l und t, im Standardpfad also um 6%. Zum anderen weichen Leistungsbemessungsgrundlage und letztes Erwerbseinkommen der Modellperson beim alten System um die Summe der Bruttolohnsteigerungen der letzten funf Jahre ab. Beim neuen System resultiert die Abweichung aus der realen Bruttolohnsteigerung der letzten zehn Jahre. 669 Zusammenfassend läßt sich festhalten: Bei dieser isolierten Betrachtung der Rentensysteme ist festzustellen, daß, wenn die Wartezeit erfullt ist, fur Niedrigeinkommensbezieher wegen der hohen zeitlichen unteren Leistungsbemessungsgrenze - besonders nach der Rentenreform - kein großer Anreiz besteht, Sozialversicherungsbeiträge zu leisten, sofern nicht diese Grenze überschritten wird. Auch nach Überschreiten der oberen zeitlichen Bemessungsgrenze nach 37 [40]670 rentenrechtlich relevanten Jahren entfällt fur den Versicherungsnehmer im Hinblick auf die Alterssicherung der Anreiz, noch weiterhin Beiträge zu entrichten. 671 Bei diesen Betrachtungen darf allerdings nicht vernachlässigt werden, daß das Regime Geral aus den Beiträgen neben den Leistungen im Alter, bei Invalidität und im Hinterbliebenenfall noch bei anderen Schutztatbeständen, wie z.B. Krankheit oder Invalidität, Geldleistungen gewährt. Letztere würden durch eine Unterbrechung der Versicherung beim Eintreten des Schutztatbestandes entfallen oder entsprechend gering sein.

669 Siehe hierzu ausfuhrlicher die Ausfuhrungen zur Berechnung der Leistungsbemessungsgrundlage in Unterabschnitt 7.2.3.4.2.2.

670

Die Zahlen in Klammer []geben die Werte fur das reformierte Regime Geral wieder.

671

Siehe hierzu auch die Ausfuhrungen in Unterabschnitt 7.2.3.4.2.2.

270

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

7.2.3.3.7. Beitragszeiten und fiktive Versicherungszeiten Die Abbildung 7.2 stellt fiir das alte Regime Geral Beitragszeiten und fiktive Versicherungszeiten gegenüber. Sie vergleicht Personen mit 20 Beitragsjahren mit solchen, die genauso viele Beitragsjahre aufweisen, aber denen zusätzlich aufgrund von zwei Kindern noch vier fiktive Versicherungsjahre bei der Leistungsberechnung anerkannt werden. Der untersuchte Einkommensbereich liegt zwischen 0,25 und 3 APW. Unter dem Gesichtspunkt 'Zeitfaktor' werden lediglich die Niveauunterschiede zwischen den beiden Kurven, nicht aber deren Verlauf betrachtet. Dies erfolgt bei der Untersuchung des Einkommensfaktors. Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von Beitrags- und fiktiven Versicherungszeiten (Standardpfad, 20 bzw. 24 renten rechtlich relevante Jahre, altes Regime Geral) 140

relatives Bruttorentenniveau in %

120 100

80 60

40 20

o ~--.----r---.---,----.---.----r---r---,----.---.---~ o

0,25

0,5

0,75

1,25

1,5

1,75

2

2,25

2,5

APW-Vielfache

I... Erwerbstätige mit 2 Kindern Quelle:

Eigene Berechnungen.

.... Erwerbstätige ohne Kinder

2,75

3

I

Abbildung 7.2

Es zeigt sich, daß zwischen 0,25 und 0,5 APW beide Kurven wegen der Mindestrentenregelung einen identischen Verlauf aufweisen, da diese, wie oben festgestellt, wie eine untere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze wirken kann. Ab 0,5 APW divergieren die beiden Kurven bis 0,75 APW und verlaufen danach parallel. Dabei entsprechen sich das relative Bruttorentenniveau bei 24 Beitragsjahren in Abbildung 7.1 und das relative Bruttorentenniveau der kindererziehenden Personen mit 20 Beitrags- und vier fiktiven Versicherungsjahren. Dies zeigt, daß bei der Leistungsberechnung Beitrags- und fiktive Versicherungsjahre gleichgestellt werden. 672

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

271

7.2.3.4. Untersuchung des Einkommensfaktors Bei der Betrachtung des Einkommensfaktors wird primär die Frage nach einem Zusammenhang zwischen Einkommen - bei obligatorischen Systemen wie den portugiesischen Alterssicherungssystemen der zweiten Stufe das Erwerbseinkommen oder die Erwerbseinkommensersatzleistungen673 - und Rentenhöhe gestellt. Wie beim Zeitfaktor können auch beim Einkommensfaktor zwei Extrema unterschieden werden: Bei einkommensäquivalenten Leistungen, d.h. einer proportionalen Steigerung der Rente mit steigendem Erwerbseinkommen, bleibt das relative Bruttorentenniveau konstant. Das bedeutet, daß sich die relative Einkommensposition, die während des Erwerbslebens bei vollständiger rentenrechtlich relevanten Zeit erreicht wurde, im Alter nicht verändert. Besteht keinerlei Beziehung zwischen den untersuchten Größen, d.h., die Leistungen werden unabhängig vom früheren Erwerbseinkommen gewährt, drückt sich dies graphisch durch einen hyperbelförmigen Verlauf des Bruttorentenniveaus aus. Abweichungen von der einkommensäquivalenten Gewährung der Leistungen stellen untere und obere einkommensabhängige Leistungsbemessungsgrenzen dar. Neben diesen Leistungsbemessungsgrenzen interessiert, welches Einkommen die Rentenhöhe bestimmt: Das Durchschnittseinkommen der gesamten Erwerbszeit, der Durchschnitt höchster Arbeitsentgelte oder das letzte Erwerbseinkommen. Des weiteren stellt sich die Frage, ob die Leistungsbemessungsgrundlage auf dem Individual- oder dem Haushaltseinkommen beruht. Abschließend werden die Anpassungsmechanismen für die Erwerbseinkommen, die zur Berechnung der Leistungsbemessungsgrundlage zugrunde gelegt werden, und die Indexierung für die Bestandsrenten untersucht. Im folgenden Unterabschnitt werden wie bei der Untersuchung des Zeitfaktors lediglich die obligatorischen Systeme der zweiten Stufe untersucht, da das Regime niio contributivo ab Erreichen des 65. Lebensjahres universelle, einheitliche, vom früheren Erwerbseinkommen unabhängige, absolut fixierte Leistungen gewährt. Auch die Zusatzsysteme werden wegen ihrer sehr unterschiedlichen Merkmalsausprägung und geringen Relevanz vernachlässigt.

672 Bei dieser Fragestellung etiibrigt sich eine Betrachtung des reformierten Regime Geral, da sie zu der gleichen Schlußfolgerung fuhren würde. 673 Für die Leistungsermittlung kölmen auch Erwerbseinkommensersatzleistungen herangezogen werden, die aber an dieser Stelle nicht weiter betiicksichtigt werden, da sie fur die Leistungsermittlung wie Erwerbseinkommen behandelt werden.

272

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

7.2.3.4.1. Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Erwerbseinkommen Leistungsbemessungsgrenzen weichen von der Einkommensäquivalenz ab. Dabei lassen sich zwei Arten von Leistungsbemessungsgrenzen unterscheiden. Einerseits werden die Leistungen nach unten oder oben durch Mindest- oder Höchstrenten eingeschränkt. Andererseits begrenzen untere oder obere Beitragsbemessungsgrenzen die Leistungen. Bei erwerbsorientierten Systemen, wie den portugiesischen der zweiten Stufe, stellen die auf dem Erwerbseinkommen beruhenden Beiträge das Bindeglied zwischen Erwerbseinkommen und Leistungen dar. Die den Beiträgen zugrundeliegenden Einkommen werden unter- oder oberhalb von Beitragsbemessungsgrenzen fiir die Leistungsermittlung nicht herangezogen. Infolgedessen beschränken Beitragsbemessungsgrenzen wie Mindest- oder Höchstrenten den einkommensproportionalen Leistungsbereich. 7.2.3.4.1.1. Untersuchung der betrachteten Systeme

In Portugal gewähren alle obligatorischen Systeme bei Erreichen der vollen rentenrechtlich relevanten Zeit weitestgehend einkommensproportionale Rentenleistungen. Lediglich eine untere Leistungsbemessungsgrenze in Form einer systeminternen Mindestrente durchbricht die Einkommensäquivalenz bei allen betrachteten Systemen. Zusätzlich ist fiir abhängig Beschäftigte aufgrund des gesetzlich verankerten monatlichen oder stündlichen Mindestlohns außerhalb des Alterssicherungssystems eine untere Beitragsbemessungsgrenze eingebaut, da de jure kein Arbeitnehmer unterhalb der gesetzlich festgelegten Grenze verdienen darf. Eine Ausnahme bilden die in das Regime Geral eingegliederten Untersysterne (das fiir Hausangestellte oder das fiir Selbständige zum Beispiel). Dort begrenzen untere und obere Beitragsbemessungsgrenzen das der Leistungsbemessung zugrunde gelegte Einkommen nach unten und oben. 674

674

Siehe Unterabschnitt 5.3.6.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

273

7.2.3.4.1.2. Model/hafte Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Erwerbseinkommen und relativem Bruttorentenniveau Abbildung 7.3 zeigt sowohl rur das alte als auch rur das reformierte Regime Geral die Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Erwerbseinkommen - um den Zeitfaktor konstant zu halten - bei 40 rentenrechtlich relevanten Jahren rur den Standardpfad. 675 Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Erwerbseinkommen beim alten und beim reformierten Regime Geral (Standard pe non, Standardpfad) relatives Bruttorentenniveau in %

140 120 100

80 60 40

............................................................

20

o

L -_ _L -_ _L -__L -__L -__L -__L -__L -__L -__L -__L -__L-~

o

0,25

0,5

0,75

1,25 1,5 1,75 APW-Vielfache

I*" Standardpfad altes RG Eigene Berechnungen.

Quelle:

2

2,25

2,5

-+- Standardpfad neues RG

2,75

3

I

Abbildung 7.3

Zuerst zeigen beide Kurven aufgrund der Mindestrentenregelung einen hyperbolischen Teil, der fiir den unteren Einkommensbereich bei 0,25 APW mit einem relativen Bruttorentenniveau von 119% beginnt und beim alten Regime Geral bis zu einem Erwerbseinkommen von 0,37 APW und beim reformierten - aufgrund der verringerten Leistungsbemessungsgrundlage - bis zu einem Einkommen von 0,41 APW reicht. 676 Danach verlaufen beide Kurven parallel zur Abszisse. Mit Ausnahme der Mindestrentenregelung werden die Leistungen also einkommensäquivalent gewährt.

675

Siehe Übersicht 7.2.

676

Eine detailgetreue Wiedergabe bei 0,41 APW ist in der Graphik nicht möglich.

18 Ahren,

274

7. Analyse der Alterssichenmgssysteme

Das relative Bruttorentenniveau errechnet sich aus dem Verhältnis der Bruttojahresrente im Rentenzugangsjahr und dem Jahreserwerbseinkommen einer vergleichbaren Person oder eines vergleichbaren Haushalts677 im Jahr des Rentenbeginns. 678 Die Bruttojahresrente ergibt sich für das alte Regime Gerat im Standardfall bei 40 rentenrechtlich relevanten Jahren:

b _ JRRG-

1 1 1 1 1) XxAPW ( --+--+--+--+-1,061

1,06 2

D

60

1,063

1,064

1,065

08 14

x,x

dabei gilt JR~G ~ 0,298APW D

wobei b

JR RGa

:

Bruttojahresaltersrente

X:

Einkommensvielfaches

APW:

Average Production Worker

1,06:

Bruttolohnwachstum

0,8:

Steigerungsfaktor, für n > 37

14:

Zahl der Monatsrenten

0,298 APW:

Mindestrente

n:

Höhe der rentenrechtlichen Zeit in Jahren

1 1 1 1) . der Klammer (1 Der Ausdruck tn - - 1 + - - 2 + - - 3 + - - 4 + - - 5 = 4,21 1,06 1,06 1,06 1,06 1,06 gibt den Kehrwert der angenommen Bruttolohnentwicklung (Ble) der letzten fünf Jahre wieder. Wird der Klammerausdruck durch

:t (+ d=l

1 ) ersetzt, 1 Bled

ergibt sich folgende Formel für die Bruttojahresrente

677 Vergleichbar bedeutet, daß die Vergleichsperson(en) die gleiche Erwerbskarriere im Hinblick auf Erwerbseinkommen und rentenrechtlich relevante Zeit wie die Untersuchungsperson( en) aufWeisen. 678 Hier werden die Bmttojahresrente und das Bruttojahreserwerbseinkommen in Vielfachen des APW (= X x APW) ausgedrückt.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus 5

L

JRb

Ra.

XxAPW xO,8x14

(I

_ I +_ Ble.) = .!!.n_---'--_ _ _ _ __

60

275

Xx APW 0,186 x ( ) =0,786xXxAPW' =1 1+ Ble.

5

L

n

Für den Mindestrentenbereich, der hier zwischen 0,25 und 0,38 APWabgebildet ist, ergibt sich das relative Bruttorentenniveau aus dem Verhältnis von Mindestrente und APW-Vielfachen. Folglich beträgt das relative Bruttorentenniveau rur das alte Regime Geral: b

RNRG = a

0'298APW { XxAPW

fi1r

0,786 fi1r

x ~ 0,38

x< 0,38

Dieses Ergebnis untermauert die im Bereich der Mindestrentenregelung (X < 0,38)679 eingangs postulierte Hyperbel. Diese tritt auf, weil die absolut fixierte Mindestrente bis zu diesem APW-Einkommensvielfachen unabhängig vom Erwerbseinkommen gezahlt wird. Oberhalb der Mindestrentenregelung, also in dem Bereich, wo das Einkommensvielfache mindestens 0,38 APW beträgt, hängt das relative Bruttorentenniveau neben dem gesetzlich fixierten Steigerungsfaktor 0, J8 6 lediglich umgekehrt proportional von der Bruttolohnentwicklung der letzten runf rentenrechtlich relevanten Jahre ab. 680 Weil der Proportionalitätsfaktor in diesem Bereich 78,67% beträgt, verläuft das relative Bruttorentenniveau in dieser Höhe parallel zur Abszisse. Für das reformierte Regime Geral beträgt die Bruttojahresrente bei einer rentenrechtlich relevanten Zeit von 40 Jahren:

JR b

RGr

=

XxAPWx

Pne I-_d xO,8x 14 10

Bled 140

d-I

°'722 x X x APW .

=

679

Die Erläuterung des Wertes findet sich in Unterabschnitt 7.2.3.4.7.2.

680

Der Übergang zwischen Hyperbel und Parallele befindet sich also bei 0,38 APW.

276

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Das relative Bruttorentenniveau ergibt sich entsprechend:

b RN RG

r

=

0'298 APW { Xx APW 0.722

for

fi'ur

x< 041 .

x;::: 0.41

Die Formel bestätigt, daß sich der Kurvenverlauf durch die Rentenreform kaum verändert hat. Bis zum Auslaufen der Mindestrentenregelung bei 0,41 APW verläuft das relative Bruttorentenniveau hyperbelformig. Ab 0,41 bildet es aufgrund des geringeren Steigerungsfaktors bei 72,2% eine Parallele zur Abszisse. Im Gegensatz zum alten Regime Geral ist hier das Bruttorentenniveau umgekehrt proportional zum Realwachstum. 7.2.3.4.2. Welcher Teil des Lebenseinkommens wird als Leistungsbemessungsgrundlage herangezogen? Der folgende Unterabschnitt untersucht, welcher Teil des Lebenserwerbseinkommens als Leistungsbemessungsgrundlage herangezogen wird und wie sich dies auf die Einkommensposition auswirkt. 7.2.3.4.2.1. Betrachtung der erwerbsorientierten Systeme der zweiten Stufe

Bei keinem der betrachteten Systeme wird das gesamte Lebenserwerbseinkommen zur Leistungsermittlung herangezogen, sondern lediglich das Erwerbseinkommen der letzten Erwerbsjahre. Während das Alterssicherungssystem der Angestellten des öffentlichen Dienstes das letzte Bruttomonatsentgelt der Leistungsbemessung zugrunde legt, zieht das System der BankangesteIlten das letzte Nettomonatsentgelt heran. Dagegen gehen sowohl beim alten wie auch beim reformierten Regime Geral die höchsten Jahreseinkommen der letzten rentenrechtlich relevanten Jahre in die Leistungsbemessung ein. Unter den Modellannahmen entsprechen diese auch den letzten Erwerbsjahren. Die besten runf Jahreseinkommen der letzten 10 rentenrechtlich relevanten Jahre, die das alte Regime Geral berücksichtigte, wurden im reformierten System auf die besten zehn Jahreseinkommen der letzten runfzehn rentenrechtlich relevanten Jahre ausgedehnt.

7.2. UntersuchWlg des relativen SichefWlgsniveaus

277

7.2.3.4.2.2. Modellhafte Untersuchung der Leistungsbemessungsgrundlage

Wie sich die zeitliche Gestaltung der Erwerbsbiographie auf die Rentenhöhe auswirkt, untersucht Modellfall 4. Dieser Fall zeigt den Zusammenhang zwischen relativem Bruttorentenniveau und der Verteilung der Erwirtschaftung des konstanten Lebenserwerbseinkommens auf verschiedene Perioden der Erwerbsfllhigkeitsphase von 40 Jahren. Die untersuchten Lebenseinkommensniveaus beschränken sich auf 40fachen Mindestlohn, 40 und 80 APW. Folgende Verteilungen des Lebenserwerbseinkommens auf die erste und zweite Hälfte der Erwerbsphase werden im Standardpfad untersucht: Unterfall 0: 1: 1: Standardfall = Referenzfall: Das Erwerbseinkommen wurde gleichmäßig während der ganzen Erwerbsphase von 40 Jahren erzielt, das letzte Jahreserwerbseinkommen vor Rentenzugang beträgt also Mindestlohn, 1 APW oder 2 APW. Unterfall J: 1:2: In der ersten Hälfte des Erwerbslebens verdiente die versicherte Person 1/3 und in der zweiten Hälfte 2/3 des Lebenserwerbseinkommens, das letzte Jahreseinkommen vor Rentenzugang beträgt folglich 4/3 Mindestlohn, 4/3 APW und 8/3 APW. Unterfall 2: 2: 1: vice versa, so daß das letzte Jahreserwerbseinkommen vor Rentenzugang nur die Hälfte desjenigen des im vorher betrachteten Szenario ausmacht, also 2/3 Mindestlohn, 2/3 APW und 4/3 APw. Unterfall 3: O:X: Das Lebenserwerbseinkommen wurde in den 20 Jahren vor Versicherungsbeginn verdient, so daß das letzte Jahreserwerbseinkommen der betrachteten Person vor Rentenzugang bei dem doppelten Mindestlohn, 2 APW und 4 APW, liegt. Unterfall4: X:O: Das Lebenserwerbseinkommen wurde in den ersten 20 rentenrechtlich relevanten Jahren erzielt. Vor dem Rentenzugang liegt eine 20jährige Erwerbspause, so daß das letzte Jahreserwerbseinkommen doppelter Mindestlohn, 2 APW und 4 APW, mit jeweils dem Faktor (1,06>-20 abgezinst wurde. 681

681

Die genaue Ausgestaltung der Modellflille ist in Übersicht 7.2 zu entnehmen.

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

278

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens (Standardpfad, 20 bzw. 40 rentenrechtlich relevante Jahre, altes Regime Geral) relatives Bruttorentenniveau in %

o Mindestlohn

120

01APW

100

80

60 40

20 1:01

2:1

1:2

O:X

X:O

Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens Quelle:

Eigene Berechnungen.

Abbildung 7.4 a

Die Leistungsbemessungsgrundlage des alten [neuen] Regime Geral ermittelt sich lediglich aus den Erwerbseinkommen der letzten rentenrechtlich relevanten Jahre. 682 Diese stehen in den drei ersten betrachteten Unterfällen 1, 2 und 3 in einem Verhältnis von 3:4:2. Weil lediglich die letzten Erwerbsjahre bei der Leistungsermittlung berücksichtigt werden, stehen die absoluten und relativen Sicherungsniveaus ebenfalls in diesem Verhältnis. Das bedeutet, daß Erwerbseinkommen, das nicht in den letzten fünf [zehn] rentenrechtlich relevanten Jahren vor Rentenbeginn erzielt wurde, keinen Einfluß auf die Rentenhöhe besitzt.

682

Siehe die Annahmen zum Standardfall.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

279

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens (Standardpfad, 20 bzw. 40 rentenrechtlich relevante Jahre, reformiertes Regime GeraI)

o Mindestlohn relatives Bruttorentenniveau in % . . - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - i O I APW 1112 APW

120 100

1:01 Quelle:

1:2 2:1 O:X Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens

Eigene Berechnungen.

X:O

Abbildung 7.4 b

Würde bei einem rein zeit- und einkommensproportionalen System das gleiche Lebensenverbseinkommen auf weniger Arbeitsjahre verteilt, dürften sich weder die Leistungshöhe noch das relative Sicherungsniveau ändern. Die Unterfalle 0, 3 und 4 zeigen deutlich, daß dies beim alten Regime Geral nicht zutrifft. Dafür gibt es zwei Gründe: Mit den betrachteten 40 bzw. 20 rentenrechtlich relevanten Jahren wird beim alten System der zeitproportionale Bereich zwischen 14 und 37 rentenrechtlich relevanten Jahren verlassen. 683 Die bei dem Unterfall 3 angenommene rentenrechtlich relevante Zeit von 20 Jahren, die oberhalb der Hälfte der maximalleistungssteigemden Zeit von 37 rentenrechtlich relevanten Jahren liegt, bedingt ein höheres Rentenniveau als beim Referenzfall O. Diese Tatsache läßt sich am reformierten System, ebenfalls Unterfall 3, verdeutlichen. Das reformierte System weist einen zeitproportionalen Bereich zwischen 15 und 40 rentenrechtIich relevanten Jahren auf, so daß sich hier - unabhängig davon, ob das Lebensenverbseinkommen in 20 oder in 40 rentenrechtIich relevanten Jahren direkt vor Rentenzugang envirtschaftet wurde - das gleiche Bruttorentenniveau ergibt.

683

Siehe die Ausfi1hrungen in Unterabschnitt 7.2.3.3.6.

280

7. Analyse der Alterssichenmgssysteme

Beim letzten Fall 20:0 wird neben dem Einfluß der rentenrechtlich relevanten Zeit auch die Berücksichtigung der Bruttolohnentwicklung bei der Leistungsermittlung auf das Sicherungsergebnis abgeprüft. Ist eine Indexierung der Erwerbseinkommen, die die Leistungsbemessungsgrundlage bilden, entsprechend der Bruttolohnentwicklung vorgesehen, verändert sich das Bruttorentenniveau im Vergleich zum vorherigen Fall nicht. Das Regime Geral vor der Rentenreform kannte keine Anpassung der Erwerbseinkommen, die der Leistungsbemessungsgrundlage zugrunde liegen. 684 Aufgrund dessen wurde auch bei Erreichen einer mittleren Lebenserwerbseinkommensposition von 1 APW mit einer versicherungsfreien Zeit von 20 Jahren vor Rentenbezug lediglich eine Rente in Höhe der Mindestrente erreicht. Dagegen hatte die Mindestrentenregelung eine entgegengesetzte Wirkung. Da mindestens eine Mindestrente gewährt wurde, veränderte sich das relative Bruttorentenniveau im Mindestrentenbereich auch durch versicherungsfreie Zeiten nicht. Weil beim reformierten System die Leistungsbemessungsgrundlage mit dem Preisniveau indexiert wird, verändert sich rur die Modellperson das relative Bruttorentenniveau - außer im Mindestrentenbereich, der durch die Rentenreform in bezug auf diese Fragestellung keine Änderungen erfahrt - nach oben. Diese Anpassung stellt ein Mittelding zwischen keiner und vollständiger Anpassung (mit einem relativen Bruttorentenniveau von 72,2%) dar. Folglich liegt das erreichte Bruttorentenniveau zwischen dem des alten Regime Geral und der vollständigen Anpassung. Auch hier bleibt die während der Erwerbsphase erzielte Lebenserwerbseinkommensposition im Rentenalter nicht erhalten, verändert sich aber wesentlich geringer als vor der Reform. Verdeutlicht wird das an der folgenden Tabelle 7.1: Tabelle 7.1

Einfluß der Rentenreform auf das relative Bruttorentenniveau im Zusammenhang mit der Aufteilung des Lebenserwerbseinkommens

Aufteilung des Lebens- Mindestlohn erwerbseinkommens

lAPW

2APW

X:O altes RG

51,43

29,83

26,97

X:O neues RG

51,43

49,29

49,29

Quelle:

684

Eigene Bereclmungen.

Siehe hierzu ausfiihrlicher in Unterabsclmitt 7.2.3.4.7.2.

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

281

Dieser Modellfall zeigt, daß Versicherungslücken, die innerhalb der letzten fünf [zehn] Versicherungsjahre vor Rentenbeginn auftreten oder direkt vor Rentenbeginn liegen, das Bruttorentenniveau verringern. Dabei wirken Versicherungslücken im alten System durch die fehlende Anpassung der die Leistungsbemessungsgrundlage bildenden Erwerbseinkommen stärker als im reformierten System. Wenn lediglich die letzten Erwerbseinkommen oder Erwerbseinkommensersatzleistungen bei der Leistungsbemessung berücksichtigt werden, bieten sich fiir die Versicherungsnehmer Beitragsreduktionsstrategien an: Es ist günstiger, in den ersten Erwerbsjahren relativ wenig und in den letzten Erwerbsjahren ein relativ hohes versicherungspflichtiges Einkommen zu erzielen. Für Arbeitnehmer, die kontinuierlich bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind, ist es sicherlich schwerer, die Regelungen des Alterssicherungssystems entsprechend fiir sich auszunutzen als fiir Selbständige. Vor der Rentenreform bestand die Gefahr, daß beim unvorhergesehenen Eintritt anderer Schutztatbestände wie Krankheit, Invalidität oder Tod, die ebenfalls vom Sicherungssystem abgedeckt werden, Leistungen auf entsprechend niedrigem Niveau gewährt werden. Durch die Rentenreform erschwerte der Gesetzgeber fiir Selbständige den Wechsel zwischen verschiedenen Beitragsklassen, um die Beitragsreduktionsstrategien einzuschränken. Des weiteren bestimmte er, daß diese Versichertengruppe die Beitragsklasse zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr - also zehn Jahre vor Rentenzugang - beizubehalten hat. Dieser Modellfall zeigt, wie sich besonders das alte Regime Geral vor Beitragsausfall bei denjenigen Personen geschützt hat, die bereits die maximale leistungserhöhende rentenrechtlich relevante Zeit erfullt haben und aufgrund weiterer Beiträge auf den ersten Blick keine höheren Leistungen erreichen können. Diese Personen konnten sich nur durch weitere Beitragszahlung den Erhalt ihrer während des Erwerbslebens erzielten Einkommensposition sichern. 7.2.3.4.3. Leistungszuschläge

Auch über die Regelleistung - hier die Altersrente - hinaus gewährte Zuschläge bewirken ein Abweichen von der Einkommensäquivalenz. Werden diese Zuschläge einkommensunabhängig als ein festgelegter Prozentsatz von der Rente gewährt, verschieben sie lediglich das Rentenniveau nach oben. Absolut fixe Zuschläge verstärken die Krümmung des Graphen, der den Zusammenhang zwischen Rentenniveau und Erwerbseinkommen abbildet. Mit steigendem Verhältnis von Zuschlag und Rentenhöhe nimmt die Krümmung zu und umgekehrt. Zum Beispiel verwandeln absolut fixierte Zuschläge eine Gerade in eine Hyperbel. Werden die Zuschläge lediglich ausgewählten Personen gewährt, bleibt die Einkommensposition derjenigen Personen, die diesen Zuschlag (z.B. Pflege- oder Ehegattenzuschlag68S) bekommen, untereinander

282

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

erhalten. Dagegen verschiebt sich das Rentenniveau - je nach Höhe des Zuschlags - zwischen den Beziehern des Zuschlags und den Nichtbegünstigten. Hängen dagegen die Zuschläge so vom Einkommen des Versicherten ab, daß alle Personen, die eine bestimmte Leistungshöhe unterschreiten, auf einen festgelegten Betrag - beispielsweise die Mindestrente - angehoben werden, wie Z.B. durch den bei der Rentenreform vorgesehenen Sozialzuschlag, 686 entspricht der Zuschlag einer unteren einkommensabhängigen Leistungsbemessungsgrenze und wirkt wie diese. 687 7.2.3.4.4. Berücksichtigung des Haushaltszusammenhangs im Rentensystem Renten- und steuerpolitische Maßnahmen knüpfen als mikroökonomisch ausgerichtete Instrumente grundsätzlich bei personen-, haushalts- oder familienbezogenen Merkmalen688 an, wobei ihre Verteilungs- und Allokationswirkungen primär von den Merkmalen der jeweiligen Wirtschaftseinheit abhängen. 689 Bei unterschiedlicher Anwendung von Individual- und Haushaltsprinzip auf Beitrags- und/oder Leistungsbemessungsgrundlage sind die Wirkungen des Steuer- und Transfersystems eines Landes realiter u.U. gegenläufig690 . Vor diesem Hintergrund stellt sich die folgende Frage: Sind individuelle, familien- und/oder haushaltsbezogene Merkmale rentenbzw. steuerrechtlich relevante Tatbestände mit Auswirkungen auf die Höhe der Sicherungsergebnisse? In diesem Abschnitt wird lediglich untersucht, inwieweit das Rentensystem den Familienzusammenhang bei der Leistungsermittlung miteinbezieht. Die Untersuchung der Berücksichtigung des Familienzusammenhangs durch das Steuersystem erfolgt in Abschnitt 7.3.3.

685 hangs'.

686

Siehe hierzu auch den Unterabschnitt 7.2.3.4.4. 'Berücksichtigung des HaushaltszusanunenSiehe hierzu ausfilhrlicher Abschnitt 5.3.9.

687 Zu den Wirkungen der zeitlichen Leistungsbemessungsgrenzen siehe Unterabschnitt 7.2.3.3.2. sowie 7.2.3.3.4., und zu denen der einkommensmäßigen Leistungsbemessungsgrenzen siehe Unterabschnitt 7.2.3.4.1. 688 Spahn et al. «(1992), S. 41), nennen außerdem die hier nicht relevanten unternehmensbezogenen Merkmale. 689

Vgl. Spahn et al. (1992), S. 41.

690 Beispielsweise verursacht in den gegenwärtigen bundesdeutschen Steuer- und Sozialsystemen die Wahl unterschiedlicher 8emessungsgrundlagen filr Transfers und Steuern ,,zum Teil perverse Verteilungswirkungen, was eben daran liegt, daß die personelle Umverteilung einerseits an der EinzeIperson, andererseits am Haushalt anknüpft." (Petersen (1989), S. 66).

7.2. UntersuchlUlg des relativen SicherlUlgsniveaus

283

7.2.3.4.4.1. Betrachtung der Systeme der ersten und zweiten Stufe Der Familienzusammenhang kann einerseits direkt durch das Rentensystem z.B. durch Ehegattenzuschläge691 berücksichtigt werden. Andererseits besteht die Möglichkeit, daß der bereits während der Erwerbsphase berücksichtigte Familienzusammenhang bei der Entlohnung in der Ruhestandsphase festgeschrieben wird. Im Gegensatz zu den Zuschlägen bleibt im letzten Fall die während der Erwerbsphase erzielte Einkommensposition nach dem Rentenzugang erhalten. Zum Beispiel sieht das portugiesische Steuersystem je nach Familienstand und Verteilung der Einkommenserzielung auf die Ehegatten verschiedene Formen des Ehegattensplittings vor. 692 So erhalten Ehepaare mit einem Einkommensbezieher einen geringeren Nettolohn oder eine geringere Nettorente als Ehepaare oder Ledige mit identischem Bruttolohn oder Bruttorente. 693 Die Rentenleistung kann anhand des Haushaltseinkommens während der Erwerbs- oder der Rentenphase ermittelt werden. Eine weitere Möglichkeit, dem Familienzusammenhang bei der Leistungsausgestaltung Rechnung zu tragen, stellen die in Unterabschnitt 7.2.3.3.7 vorgestellten Kindererziehungszeiten sowie Leistungen an Hinterbliebene des Versicherten dar. Diese werden im übernächsten Unterabschnitt behandelt. Einen Ehegattenzuschlag gewährte lediglich das alte Regime Geral. VerfUgte der Ehegatte des Versicherten über eigenes (Erwerbs- Renten-, Kapitaletc.) Einkommen, erhielt er lediglich die positive Differenz zwischen Zuschlag und betreffendem Einkommen. Dieser Zuschlag, der vom Einkommen des Ehegatten des Rentenbeziehers abhing, wurde durch die Rentenreform von 1994 abgeschafft. Eine Festschreibung des während der Erwerbsphase berücksichtigten Familienzusammenhangs erfolgt beim System fUr Bankangestellte. Dieses System bemißt die Bruttorente entsprechend des letzten Nettolohnes, bei dessen Ermittlung bereits der Familienstand berücksichtigt wird. Bei den Angestellten des öffentlichen Dienstes hängt die Bruttorente direkt vom letzten Bruttolohn ab,694 der im Gegensatz zum System der Bankangestellten unabhängig vom Familienstand und der Haushaltsgröße gezahlt wird. Dementsprechend wird, wie bei der Entlohnung, der Haushaltszusammenhang zwar bei der Rentengewährung, allerdings nicht bei der Besteuerung ignoriert.

691 Zu den Auswirkungen von Zuschlägen auf die 7.2.3.4.3. 692 Siehe hierzu genauer Unterabschnitt 6.1.1.2. 693 Siehe hierzu Tabelle 5.26. 694 Siehe hierzu Unterabschnitt 5.3.2.1.

Einkonunensposition der Versicherten siehe

284

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Das Regime näo contributivo, das lediglich einkommensgeprüfte Leistungen gewährt, bemißt diese anhand des Haushaltseinkommens. Je nachdem, ob das Haushaltseinkommen die Einkommensgrenze übersteigt oder ob es darunter liegt, wird die Leistung gezahlt oder ausgesetzt. 695 7.2.3.4.4.2. Model/hafte Untersuchung des Hausha/tszusammenhangs Abbildung 7.5 zeigt exemplarisch rur das alte Regime Gera/ das relative Bruttorentenniveau in Abhängigkeit des Bruttohaushaltserwerbseinkommens. Im Gegensatz zu den bisher behandelten Fällen werden neben dem Standardledigen auch Ehepaare mit unterschiedlicher Aufteilung des Bruttohaushaltserwerbseinkommens auf die Ehegatten betrachtet. Dabei werden drei Extremfalle unterschieden: Außer der ledigen Person werden ein Einverdienerpaar und ein Zweiverdienerpaar abgebildet, bei dem die erwerbstätigen Partner den gleichen Erwerbs- und Einkommensverlauf wie der Ledige aufweisen (Alleinund Vollverdienerpaar).696 Neben diesen drei Extremfällen wird das relative Bruttorentenniveau eines Paares (Zuverdienerpaar) untersucht, bei dem ein Partner den Erwerbs- und Einkommensverlauf der Standardperson (sogenannter Hauptverdiener)697 aufweist und der andere eine Person mit halbierten Erwerbseinkommen und 20 Erwerbsjahren (Zuverdiener) darstellt. Alle verschiedenen Haushaltstypen beziehen sich auf die gleiche Spanne des Haushaltserwerbseinkommens von 0,25 bis 3 APW als Vergleichsgröße. Das bedeutet, daß unabhängig von der Personenzahl im Haushalt die gleiche Referenzgröße verwendet wird.

695 Einen Überblick über die Berücksichtigung des Haushaltszusammenhangs der einzelnen Systeme findet sich am Ende dieses Unterkapitels in Übersicht 7.4. 696 697

Zu einer detaillierten Beschreibung der angenommenen Haushaltstypen siehe Übersicht 7.2.

Diese Bezeichnung wurde gewählt, um diese Modellperson gegenüber der Standardperson und dem Vollverdiener, die beide die gleiche Versicherungsbiographie wie der Hauptverdiener auIWeisen, abzuheben.

7.2. Untersuchoog des relativen SichefWlgsniveaus

285

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung des Erwerbseinkommens des Haushalts auf die Haushaltsmitglieder (Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept, altes Regime Geral) 140

relatives Bruttorentenniveau

120 100

80

60 40 20

o

L-L-L-~~i-~~~-L-L-L-L-L-L-L-L~~~~~L-L-~

o

0,25

0,5

1'* Zuverdienerpaar Quelle:

0,75

1,25

1,5

1,75

2

2,25

2,5

2,75

3

APW-Äquivalenzeinkommensvielfache -.- Vollverdienerpaar

Eigene Berechnungen.

+ Standardlediger

... Alleinverdienerpaar

I

Abbildung 7.5

Der Graph, der die Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Erwerbseinkommen für eine ledige Person zeigt, ist aus der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Erwerbs- und Renteneinkommen bekannt. Bis zum Auslaufen der Mindestrentenregelung bei 0,38 APW stellt das relative Bruttorentenniveau eine Hyperbel dar, die an dieser Stelle in eine Parallele zur Abszisse übergeht. Beim Vollverdienerpaar reicht der Mindestrentenbereich bis 0,76 APW, da jeder einzelne Ehegatte das Bruttoerwerbseinkommen des Standardledigen (= 0,38 APW) braucht, um eine Rente oberhalb der Mindestrente zu erhalten. Das entsprechende Haushaltseinkommen liegt also beim Doppelten des Standardledigen. Ab Auslaufen der Mindestrentenregelung bei 0,76 APW entspricht der Verlauf und die Höhe des relativen Bruttorentenniveaus des Vollverdienerpaares demjenigen des Ledigen von 78,67% wegen der individuell gewährten Renten. Beim Zuverdienerpaar dagegen dehnt sich der hyperbolische Mindestrentenbereich bis zum Haushaltseinkommen von 2,07 APWaus. Die Ursache dafür ist die Kombination von reduzierter rentenrechtlich relevanter Zeit und verringertem Erwerbseinkommen bei dem zuverdienenden Partner, welches ein Drittel des Gesamtbruttohaushaltseinkommens beträgt.698 Ab 2, 07 APW geht auch bei diesem Haushaltstyp das relative 698 Für das Voll- und das Zuverdienerpaar wurde filr 0,25 APW das relative Bruttorentenniveau 238,62% nicht ausgewiesen, da dann die Abbildung aufgrund des dadurch veränderten Maßstabs

von

286

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Bruttorentenniveau in eine Horizontale über. Zusätzlich zu dem extrem ausgedehnten Mindestrentenbereich beläuft sich das relative Bruttorentenniveau im horizontalen Bereich lediglich auf 66,85%. Für die Kombination von reduzierter rentenrechtlich relevanter Zeit (n) und verringertem Bruttoerwerbseinkommen (Xl3) sieht beim Zuverdiener die Rentenberechnung nach Überschreiten des Mindestrentenbereichs wie folgt aus: ''Rb J,

X _" 3 - ~ ( ) d-l 1+ Bled 5

RG

Q

-xAPW X

0,022 x n x 14 60

Bei n = 20 und dem Standardpfad ergibt sich für das Drittel des Haushaltseinkommens, das dem Zuverdiener zuzuordnen ist, ein relatives Bruttorentenniveau 14,4%. Weitere zwei Drittel des Haushaltseinkommens und damit zwei Drittel des relativen Bruttorentenniveaus des Standardledigen steuert der Hauptverdiener mit 52,45% bei, so daß sich das relative Bruttorentenniveau für diesen Haushaltstyp im horizontalen Bereich lediglich auf 66,85% beläuft. Wie beim Vollverdienerpaar wird ebenfalls kein Ehegattenzuschlag gewährt, denn faktisch wird dieser nur dann bei der Leistungsbemessung berücksichtigt, wenn ein Partner kein Einkommen erzielt. 699 Im Gegensatz zu allen bisherigen Kurven feHlt das relative Bruttorentenniveau für das Alleinverdienerpaar kontinuierlich von 86,75% bei einem Haushaltseinkommen von 0,25 APW auf 80,2% bei einem Haushaltseinkommen von 3 APW. An dieser Stelle erreicht es fast das Niveau des Ledigen bzw. das des Vollverdienerpaares. Dieser Kurvenverlauf wird durch den absolut fixierten Haushaltszuschlags in Höhe von 0,047 APW für den nicht erwerbstätigen Ehegatten hervorgerufen. Dem entspricht die folgende Formel:

b

RN RGa =

0,345 APW { XxAPW

for

x< 0,38

°,786 + X 0,047 I:;~ x APW JUI

038 x~ ,

Die nachfolgende Tabelle 7.2 faßt die Werte für den Mindestlohn, 1 APW, 2 APW und 3 APW zusammen.

nicht mehr mit den übrigen vergleichbar gewesen wäre. Zudem hat die Berechnung fiir diesen extremen Wert, der unterhalb eines Viertels des Mindestlohns liegt, keinen Realitätsbezug mehr. 699

Nähere Ausfiihrungen zum Haushaltszuschlag siehe Unterabschnitt 5.3.2.2.

287

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus Tabelle 7.2

Relative Bruttorentenniveaus in % für verschiedene HaushaItstypen (Standardpfad, HaushaItseinkommenskonzept, altes Regime Geral, beim Mindestlohn, 1, 2 und 3 APW)

Haushaltsein-

Relative Bruttorentenniveaus in % beim

~ommenin

~W-VielfaI'hen

Quelle:

!Ledigen

Vollverdienerpaar

~lleinverdie-

nerpaar

Zuverdienerpaar

0,58

78,67

102,85

86,75

116,68

1,00

78,67

78,67

83,34

86,71

2,00

78,67

78,67

80,99

67,33

3,00

78,67

78,67

80,20

66,85

Eigene Berechnungen.

Die bisherigen Ausführungen zeigen, daß, wenn beide Ehegatten eine eigenständige Altersrente beziehen, das Bruttorentenniveau bis zum Auslaufen der Mindestrentenregelung einen hyperbolischen Verlauf aufweist, wobei die Kriimmungsstärke mit der Zahl derjenigen Personen steigt, die eine Mindestrente beziehen. Nach dem Auslaufen der Mindestrentenregelung geht die Kurve außer beim Alleinverdienerpaar in eine Parallele zur Abzisse über. Das Bruttorentenniveau dieses Bereichs ergibt sich aus dem Summe der einzelnen relativen Bruttorentenniveaus der beiden Partner, die sich u.a. 700 nach ihrem jeweiligen Anteil am Haushaltseinkommen bemessen. Durch die Rentenreform von 1994 ändert sich die Berechnung des relativen Bruttorentenniveaus lediglich für das Alleinverdienerpaar, da der Ehegattenzuschlag wegfällt. Folglich unterscheidet sich das relative Bruttorentenniveau für dieses Paar nicht mehr von demjenigen des Standardledigen, das heißt konkret, daß auch hier das relative Bruttorentenniveau nach Auslaufen der Mindestrentenregelung in eine Parallele zur Abzisse übergeht.

700 Eine andere Einflußgröße rur die Höhe des relativen Bruttorentenniveaus ist die Höhe des vormaligen Bruttoerwerbseinkommens. Das Bruttorentenniveau divergiert, je nachdem, ob das Bruttoerwerbseinkommen ausreicht, um eine Rente oberhalb der Mindestrente zu erhalten.

288

7. Analyse der Alterssicherungssysteme 7.2.3.4.5. Berücksichtigung des Haushaltszusammenhangs bei Tod eines Ehegatten

In Portugal wird der Haushaltszusammenhang über den Tod eines Partners hinaus durch eine Hinterbliebenenrente an den überlebenden Partner berücksichtigt; das heißt, der überlebende Partner hat Anspruch auf eine abgeleitete Leistung, die sich je nach System zwischen 40% und 60% des Renteneinkommens des Partners bemißt. 701 Da bei den Hinterbliebenenrenten der Systeme der zweiten und dritten Stufe keine Kumulationsbeschränkungen bestehen, erhält der überlebende Partner zu seiner eigenständigen Altersrente sofern vorhanden - eine Hinterbliebenenrente aus den Anwartschaften des Partners. 7.2.3.4.6. Modellhafte Untersuchung des Haushaltszusammenhangs bei Tod eines Ehegatten Abbildung 7.6 zeigt exemplarisch rur das alte Regime Gerat das relative Bruttorentenniveau rur die im Unterabschnitt 7.2.3.4.4 untersuchten Ehepaarhaushalte (Allein-, Voll- und Zuverdienerpaar), beim Tod eines Ehegatten. Dabei wird auch hier die Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Haushaltserwerbseinkommen näher betrachtet, wobei wieder eine unterschiedliche Aufteilung dieses Einkommens auf die Ehepartner untersucht wird. Als Referenz dient in diesem Fall das entsprechende Paar, bei dem die beiden Partner den Ruhestand erleben. Exemplarisch gibt Tabelle 7.3 die Werte des relativen Bruttorentenniveaus rur die Größen Mindestlohn, 1 APW, 2 APW und 3 APW wieder.

701 Siehe hierzu ausfilhrlicher die folgenden Unterabschnitte zur Leistungsbemessung der Hinterbliebenenleistung .5.3.4.2 . .5.4.4.2. und .5.6.2.3. sowie den Abschnitt .5 ..5 ..5.

80,0

80,0

80,0

78,6

78,6

78,6

1,00 APW

2,00 APW

3,00 APW

Eigene Berechnungen.

Quelle:

80,20

80,99

83,34

86,75

98,04

97,09

94,35

90,64

58,83

58,26

56,61

54,38

66,84

67,33

86,71

116,68

relatives Bruttorentenniveau in % beima) AlleinverAlleinverNichtverZuverdienerpaar diener dienerpaar diener

Der Untersuchungshaushalt wird nach dem überlebenden Partner typisiert.

a)

Anmerkungen:

-------

80,0

102,85

0,58 APW

-

Vollverdiener

Vollverdienerpaar

APWÄquivalenz einkommens vielfache

91,37

91,37

85,49

80,00

Hauptverdiener

Relative Bruttorentenniveaus bei verschiedenen Haushaltstypen bei Tod eines Ehegatten (ausgewählte EinkommensgröOen, Standardpfad, HaushaItseinkommenskonzept)

Tabelle 7.3

68,63

68,86

74,51

80,00

Zuverdiener

N 00 'Ci

I' ~

r.J'j

j

g

~

fr on

iil

I

-..I

!v

290

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus von der Aufteilung des Erwerbseinkommens des Haushalts auf die Haushaltsmitglieder bei Tod eines Ehegatten (Standardpfad, Haushaltseinkommenskonzept, altes Regime Ge,al) relatives Bruttorentenniveau in %

140 120 100

:~

~ ~

80 60

~o

0

0

0

0

1,25

1,5

~ ~ ~ ~ ~ ~ 0

0

0

0

0

0

1,75

2

2,25

2,5

2,75

3

40 20 0

0,25

0

0,5

0,75

APW-Äquivalenzeinkommensvielfache -+- Alleinverdiener

-+ Zu verdiener

Quelle:

Eigene Berechnungen.

* Vollverdiener

-.- Hauptverdiener

-B- Nichtverdiener

Abbildung 7.6

Die Formel fiir das relative Bruttorentenniveau bei Tod eines Ehegatten ergibt sich aus der Formel bei gemeinsamen Erleben des Ruhestands. Der Summand fiir die Berechnung der eigenen Rente (Rl) bleibt erhalten, während der Summand fiir die Berechnung der abgeleiteten Rente aus den Ansprüchen des Partners (R2) mit 60% multipliziert wird. b

RN RG =

RJ + 0,6 x R2 RJ +R2

(allgemein)

Verfugen beide Partner über eine eigene Altersrente, erhält der überlebende Ehegatte zu seiner eigenen Rente den systemabhängigen Prozentsatz der Altersrente (60%) seines Partners als Hinterbliebenenrente dazu. Bei identischer Altersrente der beiden Partner (Vollverdienerpaar) ist die Summe aus eigener und abgeleiteter Rente fiir beide Partner gleich, unabhängig davon, welcher Partner stirbt. Das bedeutet, daß der Überlebende seine eigene Rente (R) und 60% der Rente des Partners, also das 1,6fache der eigenen Rente erhält. Als relatives Bruttorentenniveau ergibt sich immer 80%, weil das Haushaltsrenteneinkommen der zwei Rentenbezieher die Bezugsgröße ist. b

RN RG

= R1 +0,6x R2 =80%, flr R1 = R1 +R2

R2 (hinterbliebener Vollverdiener)

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

291

Der gleiche Wert ist auch bei den Hinterbliebenen des Zuverdienerpaares bei einern Haushaltseinkommen von 0,25 APW festzustellen. Beide Partner des Vergleichshaushaltes erhalten bei diesem Einkommensniveau eine identische Rente in Höhe der Mindestrente, so daß dem Überlebenden der beiden Partner im Untersuchungshaushalt wiederum seine eigene Mindestrente und 60% der Mindestrente seines Partners als Hinterbliebenenleistung zusteht. Bis zum Auslaufen der Mindestrentenregelung beim Haushaltseinkommen von I APW steigt beim Hauptverdiener dieses Haushaltstyps das relative Bruttorentenniveau, während es bei seinem Partner, also wenn der Zuverdiener überlebt, flillt. Nach Ausklingen der Mindestrentenregelung verharrt das Bruttorentenniveau bei beiden Überlebensfallen auf einern konstanten Niveau. Dieses Niveau liegt beim überlebenden Zuverdiener bei 69% bzw. beim überlebenden Hauptverdiener bei 91%. Folglich unterscheidet sich das relative Bruttorentenniveau der beiden untersuchten Hinterbliebenenrentnerhaushalte ab Auslaufen der Mindestrentenregelung nicht betragsmäßig, sondern lediglich durch das Vorzeichen von der 80o/o-Marke, dem relativen Bruttorentenniveau, das beide Partner bei einern identischen Erwerbsverlauf im Hinterbliebenenfall erreicht hätten (siehe den Fall des Hinterbliebenen des Vollverdienerpaares). Das relative Bruttorentenniveau des höher verdienenden Partners weicht in dem Maße von der 80o/o-Marke nach oben hin ab, in dem das des geringer verdienenden Partners nach unten differiert. Mit anderen Worten, bei einer unterschiedlich hohen eigenen Rente zweier Ehegatten verbessert sich die Einkornrnensposition desjenigen Partners mit der höheren eigenen Altersrente in dem Maße, wie sich die Einkommensposition seines Partners bei dessen Überleben verschlechtert. Nach der Rentenreforrn, durch die der während der Ehe gewährte Ehegattenzuschlag abgeschafft wurde, erhält der Hinterbliebene eines Alleinverdieners 60% der Rente des Verstorbenen; dies entspricht einern Bruttorentenniveau von ebenfalls 60%. b

RN RG

"

=

R] +O,6x R2 R] + R2

= 60%, for R]

=

0

(hinterbliebener Nichtverdiener)

Der Versicherte selbst bekommt beim Tod des Partners weiterhin seine Rente ausgezahlt; also bleiben ihm 100%. b

RN RG

"

= 0,6 x R2 + R] =100%, for R2 = R] + R2

0 (hinterbliebener Alleinverdiener)

Vor der Rentenreforrn von 1994 wurde der Ehegattenzuschlag (E) gewährt. Durch dessen Berücksichtigung beim Einverdienerpaar wandelte sich das Bruttorentenniveau von einer Geraden in zwei Kurven, die sich für den Alleinverdiener von 88% (bei 0,25 APW) an 100%

292

7. Analyse der Alterssichenmgssysteme b

RN RG

Q

= RJ + E + 0,6 X R2 R J +E+R2

.

< 100%, [ur R2 = 0

.. .. (hinterbhebener A1letnverdlener)

und fiir den Nichtbeschäftigten Ehegatten von 53% (bei ebenfalls 0,25 APW) an 60% annähern. Auch hier erhält der höher verdienende Ehegatte (Alleinverdiener) eine höhere Rente als sein Partner.

b

RN RG "

R J + E + 0,6 X R2 RJ + E+ R2

< 60%, for RJ

=

0

(hinterbliebener Nichtverdiener)

7.2.3.4.7. Einfluß der Anpassung der Leistungsbemessungsgrundlage auf das relative Bruttorentenniveau bei Erstfestsetzung In der Regel weichen Inflationsrate und nominales Bruttolohnwachstum voneinander sowie von Null ab. Wird die Leistungsbemessungsgrundlage fiir alle Erwerbs- und Renteneinkommenshöhen gleichennaßen mit der Bruttolohnentwicklung indexiert, hängt das relative Bruttorentenniveau bei unvollständigem oder vollständigem Versicherungsverlauf lediglich von der Versicherungszeit ab. Differieren dagegen die Indexierung der Leistungsbemessungsgrundlage und die Bruttolohnentwicklung, weisen - bei konstanter Bruttolohnentwicklung - diejenigen Leistungsbezieher, die in ihrer Versicherungskarriere Lücken aufweisen, ein geringeres relatives Bruttorentenniveau auf als diejenigen Personen, die einen kontinuierlichen Versicherungsverlauf vorzuweisen haben. Hierbei wirken sich einerseits diejenigen Lücken aus, die innerhalb der Jahre auftreten, die zur Bildung der Leistungsbemessungsgrundlage herangezogen werden, oder andererseits diejenigen Lücken, die direkt vor dem Rentenzugang liegen. Dies zeigt Abbildung 7.4 Unterfa1l4 sehr deutlich. Bis hierhin wurde angenommen, daß alle Einkommensniveaus bei den Zugangsrentnern mit demselben Faktor angepaßt werden. Bei einer unterschiedlichen Anpassung bestimmter Einkommensniveaus - zu denken ist hierbei an eine stärkere Anpassung der unteren Einkommensniveaus, z.B. im Mindestlohnbereich - verfugt die betroffene Gruppe über ein höheres relatives Bruttorentenniveau als diejenigen Personen, die von dieser höheren Anpassung nicht erfaßt sind.

293

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

7.2.3.4.7. J. Anpassung der Leistungsbemessungsgrundlage bei den betrachteten Systemen

Bis auf das reformierte Regime Gerat, das die Leistungsbemessungsgrundlage entsprechend der Entwicklung des Preisniveaus indexiert, paßt kein anderes System der zweiten Stufe seine Leistungsbemessungsgrundlage an. Für die Leistungsermittlung wird bei allen drei anderen Systemen das nominale Einkommen herangezogen. Das alte Regime Gerat und das FP berücksichtigen das Bruttoeinkommen, während das System der Bankangestellten das letzte Nettoeinkommen rur die Leistungsberechnung heranzieht. 7.2.3.4.7.2. Model/hafte Betrachtung der Anpassung der Leistungsbemessungsgrundlage

In Abbildung 7.7 werden die Makroszenarien bei konstanten:t Mikroszenario rur den Zugangsrentner variiert. Sie beschreibt die Abhängigkeit des Bruttorentenniveaus beim alten Regime Gerat von der wirtschaftlichen Entwicklung in Form von Preisniveausteigerung und Bruttolohnwachstum. Tabelle 7.4 zeigt die Variation der rur diese Fragestellung unterstellten Makroszenarien. Tabelle 7.4

Makroszenarien

Variablen

Makroszenarien Minimalpfad Standardpfad Maximalpfad Nationalpfad

Lohnwachstumsate in % nflationsrate in o/i Anmerkung:

O

6

13

empirischa)

0

4

10

empirischa)

a) Siehe Tabelle 3.6, die die Werte zwischen 1984 und 1991 ausweist.

Der Minimal- und der Maximalpfad sollten extreme, definierte Makroszenarien rur den Ländervergleich im ASEG-Projekt darstellen. Die empirischen Werte der portugiesischen Inflationsrate und des Bruttolohnwachstums sind indes höher als der Maximalpfad, so daß hier der Nationalpfad die Aufgabe des extremen Makroszenarios übernimmt. 702 Der Standardpfad steht rur eine mittlere Entwicklung.

702

Siehe ausfilhrlicher zur Entwicklung des Bruttolohns Tabelle 3.6 sowie Abbildung 3.15.

294

7. Analyse der Alterssicherungssysteme

Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Makroszenario (Standardperson, altes Regime GeraI) 140

relatives Bruttorentenniveau in %

120 100

80

60 40 20

o

L -_ _~_ _~_ _- L_ _~_ _ _ _L -_ _~_ _~_ _- L_ _~_ _ _ _L -_ _~_ _~

o

0,25

0,5

0,75

1-- Minimalpfad Quelle:

Eigene Berechnungen.

1,25 1,5 1,75 APW-Vielfache

2

2,25

2,5

2,75

-+- Standardpfad ...- Maximalpfad .. Nationalpfad

3

1

Abbildung 7.7

Alle Kurven ähneln dem Referenz-, also dem Standardfall, denn es handelt sich lediglich um Niveauverschiebungen nach unten oder oben: Nach Auslaufen der Mindestrentenregelung weist der Minimalpfad das höchste relative Bruttorentenniveau von 93% auf; das niedrigste Niveau von 63% ist im Nationalpfad mit einem durchschnittlichen Bruttolohnwachstum von ca. 14o/alJahr zu finden. Die Differenz zwischen diesen beiden Pfaden beträgt folglich 30 Prozentpunkte. Es kann demnach festgehalten werden, daß eine Steigerung des Bruttolohnwachstums eine Verringerung des relativen Bruttorentenniveaus bewirkt. Das Bruttorentenniveau des alten Regime Geral nach Auslaufen der Mindestrentenregelung läßt sich mit Hilfe der in Unterabschnitt 7.2.3.4.l.2 verwendeten Formel in Abhängigkeit vom Bruttolohnwachstum ermitteln. RN b

RG

D

5 _" - ~ d=l

-

0,186

(I + Bled )

Die Formel zeigt, daß sich das relative Bruttorentenniveau umgekehrt proportional zum Bruttolohnwachstum verhält. Mit zunehmendem Bruttolohnwachsturn verringert sich folglich das Sicherungsniveau der Zugangsrentner im Vergleich zu den entsprechenden Erwerbstätigen. Dieser Effekt wirkt sich auch auf die Rentenausgaben aus. Beim alten Regime Geral bedeutete starkes Bruttolohnwachstum als Folge hoher Inflation und/oder hohen wirtschaftlichen Wachstums im Gegensatz zu geringem Bruttolohnwachstum eine starke finanzielle Entlastung des Systems. Der Renten-

7.2. Untersuchung des relativen Sicherungsniveaus

295

versicherungsträger kann demzufolge lediglich hoffen, daß die Inflationsrate nicht sinkt, denn eine Inflationsbekämpfung seitens der Regierung mit einhergehender Senkung des Bruttolohnniveaus geht zu Lasten des Trägers. Die portugiesische Regierung versucht, ihre im EU-Vergleich relativ hohe Inflationsrate, die bis zu 23% im Jahre 1984 beträgt,703 zu bekämpfen, um dem EWS 704 beitreten zu können. Bei sinkender Inflationsrate rallt auch das Bruttolohnwachstum geringer aus, wodurch sich damit ceteris paribus das Absicherungsniveau und folglich die Rentenausgaben erhöhen. Um einer Ausgabensteigerung zu begegnen, wurde 1993 eine Rentenreform durchgeftihrt. Neben der Verminderung des Steigerungsfaktors und der Leistungsbemessungsgrundlage wurde die Leistungsbemessungsgrundlage mit dem Preisniveau indexiert. Abbildung 7.8 zeigt ftir das reformierte Regime Geral die Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus ftir die in Tabelle 7.4 aufgeftihrten Makroszenarien. Abhängigkeit des relativen Bruttorentenniveaus vom Makroszenario (Standardperson. reformiertes Regime Geral) 140

relatives Bruttorentenniveau in %

r·······················································

:~ • • • •~~:-. -i-----~------_-----4~-------------j j j j j ! j mmj j .......•.

40

20

o

L -_ _L -_ _~_ _~_ _- L_ _- L_ _- L_ _~_ _~_ _~____L -_ _~~

o

0,25

0,5

0,75

1-- Minimalpfad Quelle:

1,25

1,5

1,75

2

2,25

2,5

2,75

APW-Vielfache -+- Standardpfad -.- Maximalpfad ---Nationalpfad

Eigene Berechnungen.

703 v gl. Eurostat (1993), Datafile. 704 Vgl. OECD (1993), S. 16 f[

Abbildung 7.8

I

3

296

7. Analyse der Alterssichenmgssysteme

Weil die Leistungsbemessungsgrundlage nach der Rentenreform mit dem Preisniveau angepaßt wird, weichen die relativen Bruttorentenniveaus des reformierten Systems bei den verschiedenen Wirtschaftsentwicklungen lediglich um acht Prozentpunkte voneinander ab. Vom Maximalpfad abgesehen, sinkt das relative Bruttorentenniveau nach der Reform. Die nachfolgende Formel aus Unterabschnitt 7.2.3.4.1.2. zeigt das relative Bruttorentenniveau nach Auslaufen der Mindestregelung:

~ (I+Pne d )

b

RN RG = 0,08 x L. d;)

r

(I + Bled )

Generell kann festgehalten werden, daß im Gegensatz zum alten Regime Geral, bei dem das relative Bruttorentenniveau umgekehrt proportional zum nominellen Bruttolohnwachstum ist, nach der Rentenreform von 1994 das relative Bruttorentenniveau umgekehrt proportional zum Realwachstum der Löhne ist. Tabelle 7.5 vergleicht die relativen Bruttorentenniveaus der verschiedenen Makroszenarien vor und nach der Rentenreform.

Tabelle 7.5 Relative Bruttorentenniveaus für verschiedene Makroszenarien vor und nach der Rentenreform (Standardperson, bei I, 2 und 3 APW)

System

Relative Bruttorentenniveaus in % fiir Minimalpfad Standardpfad Maximalpfad Nationalpfad

altes Raa)

93,3

78,67

65,7

63,4

reformiertes Raa)

80,0

72,2

69,2

62,6

Anmerkung: Quelle:

.)

RG ; Regime Geral.

Eigene Berechnungen.

Durch die Rentenreform wurde offensichtlich das relative Bruttorentenniveau gesenkt, so daß bis auf den Maximalpfad das Ziel der Ausgabensenkung erreicht wurde. Der Vergleich der beiden vorherigen Abbildungen zeigt, daß der Anpassungsmodus der Leistungsbemessungsgrundlage nicht nur auf das relative Bruttorentenniveau, sondern auch auf die Mindestrentenregelung wirkt. Deswegen stellt die folgende Tabelle 7.6 das benötigte Erwerbseinkommen dar, das die Modellperson braucht, um eine Rente oberhalb der Mindestrente zu erhalten.

297

7.2. UntersuchWlg des relativen Sicherungsniveaus Tabelle 7.6

Benötigtes Erwerbseinkommen in APW-Vielfachen für eine Rente oberhalb der Mindestrente (Standard person)

Systeme

Benötigtes Erwerbseinkommen in APW-Vielfachen im Minimalpfad

Maximalpfad

Standardpfad

Nationalpfad

altes RG8 )

0,32

0,38

0,45

0,47

reformiertes RGa )

0,37

0,41

0,43

0,48

Anmerkung: Quelle:

.) RG

= Regime Geral.

Eigene Berechnungen.

Während durch die Rentenreform in der Regel die relativen Bruttorentenniveaus gesunken sind, steigt das benötigte Erwerbseinkommen in APW-Vielfachen, um eine Rente oberhalb der Mindestrente zu erreichen. Die nachfolgenden Formeln zeigen die Berechnungsmodi für die Ermittlung des Erwerbseinkommens X für das die Mindestrentenregelung gilt. Die erste Formel ist auf das alte, die zweite auf das reformierte System anzuwenden:

X

a

X a


74 Jahre Alleinstehende Frauen RHH, zw. 55-64 Jahre Alleinstehende Frauen RHH, zw. 65-74 Jahre Alleinstehende Frauen RHH >74 Jahre PaareRHH, zw. 55-64 Jahre PaareRHH, zw. 65-74 Jahre Paare RHH > 74 Jahre AndereRHH zw. 55-64 Jahre AndereRHH zw. 65-74 Jahre Andere RHH >74 Jahre Alleinstehende Männer NRHH < 55 Jahre Alleinstehende Männer NRHH > 54 Jahre Alleinstehende Frauen NRHH < 55 Jahre Alleinstehende Frauen NRHH > 54 Jahre Paare NRHH < 54 Paare NRHH > 55 Andere NRHH < 54 Andere NRHH > 55

Anmerkungen:

Arbeitseinkommen «15,79»

Sozvers.rente (100,00)

Zusatzrente

Transfers

Naturalien

«0,00»

«0,00»

(78,95)

(84,21

«26,32»

39,24

100,00

«1,27»

«0,00»

88,61

88,61

27,85

«8,97»

100,00

«0,00»

«1 ,28»

96,15

96,15

(21,79)

22,05

100,00

«0,00» «0,79»

91,34

93,70

(12,60)

10,03

100,00

«0,00»

«2,68»

89,63

90,64

15,05

8,10

100,00

«0,00»

«0,81»

87,85

90,69

12,96

53,49

100,00

«0,00»

«2,33»

89,92

91,47

24,29

32,68

100,00

«0,00»

(1,95)

87,76

89,43

26,15

17,74 87,72

100,00 100,00

«0,00» «0,44»

(1 ,34) 25,00

90,32 88,16

90,86 89,47

27,42 20,76

67,83

100,00

«0,22»

17,94

91,25

93,44

17,07

59,05 80,85

100,00 8,51

(2,16) «0,00»

19,40 14,89

85,78 87,23

87,50 87,23

21,98 6,38

84,85

«0,00»

«3,03»

«9,09»

90,91

93,94

45,45

73,97

24,66

«0,00»

«9,59»

95,89

95,89

10,96

74,51

«0,00»

«2,94»

«5,88»

86,27

93,14

19,61

92,99 94,94 97,39 97,33

12,95 «0,00» «0,00» «0,32» 16,65 0,16 «0,00)) (0,95)

8,70 9,81 67,55 37,33

89,17 91,46 89,46 89,14

90,45 93,04 91,65 90,67

18,47 30,06 12,17 21,52

Vennögen

RHH ~ Rentnerhaushalt (Haushalt mit einem HHV 55 Jahre und älter und mit Bezug von staatlichen Rentenleistungen und äImlichen Leistungen des sozialen Sicherungssysterns ). NRHH ~ Nichtrentnerhaushalt. Fallzahl kleiner als 20, keine gesicherte Aussage möglich. «(» Fallzahl kleiner als 10, keine gesicherte Aussage möglich.

o Quelle:

Sonstiges

Eigene Berechnungen auf der Basis der IOF 1989/1990.

8.3. Analyse anband der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

387

Werden Rentner- und Nichtrentnerhaushalte dahingehend untersucht, welchen Anteil die einzelnen Einkommensarten am Gesamtnettoeinkommen ausmachen, sind deutliche Abweichungen lediglich beim Renten- und beim Erwerbseinkommen festzustellen. Auffällig ist, daß bei den 'anderen Rentnerhaushalten' das Erwerbseinkommen ein größeres Gewicht als das Renteneinkommen erhält. Dieses Ergebnis läßt sich durch den hohen Anteil an Beziehern von Erwerbseinkommen bei den Haushaltsmitgliedern (zwischen 88% und 59% des Gesamtnettoeinkommens) erklären. Es ist anzunehmen, daß der überwiegende Teil der 'anderen Rentnerhaushalte' mehrere Generationen urnfaßt, wobei eine Erwerbsquote von 60% darauf schließen läßt, daß die meisten deIjenigen Haushaltsmitglieder, die sich im erwerbsfähigen Alter befinden, auch einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Was die Höhe des Bruttoerwerbseinkommens angeht, liegt dieses mit Ausnahme der Angestellten des öffentlichen Dienstes oberhalb der Bruttorenteneinkommen. 820 Werden die Einkommensbezieher nach dem Haushaltstyp und der Altersgruppe differenziert (Abbildung 8.3), stellt man fest, daß der vorher für das Aggregat der Rentner festgestellte Trend bezüglich Erwerbs- und Renteneinkommen bis auf eine Ausnahme bestätigt wird. Diese Ausnahmestellung nehmen die jungen männlichen Rentner ein, da sie kaum Erwerbs- oder Naturaleinkommen beziehen. Der vergleichsweise hohe Renten- und der geringe Erwerbseinkommensanteil am Gesamtnettoeinkommen sprechen dafür, daß es sich bei der betrachteten Gruppe zum großen Teil um Invalidenrentner handelt, denn der gleichzeitige Bezug von Renten- und Erwerbseinkommen ist verboten 821 und bei starker Invalidität auch nicht möglich. 822 Zwar kann festgestellt werden, daß der Anteil der Bezieher von Erwerbseinkommen mit steigendem Anteil sinkt. Dennoch ist dieser bei den mittelalten Rentnerpaaren und männlichen Rentnern mit über 30% relativ hoch, berücksichtigt man, daß in der Regel alle Personen, die das 65. Lebensjahr erreicht haben, über einen gesetzlichen Altersrentenanspruch verfügen. 823 Auch mit steigendem Alter sinkt der betrachtete Wert lediglich auf 8% bei den ganz alten Rentnern und Rentnerinnen und auf 18% bei den ganz alten Rentnerpaaren. Diese Zahlen entsprechen denen der OECD-Statistik, nach der Portugal

820

Siehe hierzu ausfiihrlicher Unterabschnitt 7.2.3.4.9.

821

Siehe Unterkapitel 5.10.

822 Zu beachten ist, daß die Fallzahl der betrachteten Gruppe von 19 Personen relativ klein ist, so daß die Aussagen statistisch gesehen nicht gesichert sind. 823 Eine Ausnahme bildet das FP. Dort beträgt das Rentenzugangsalter 70 Jahre, wenn bis zu diesem Zeitpunkt die maximale Versicherungszeit von 36 Versicherungsjahren nicht erfiillt wurde. Siehe hierzu ausfiihrlicher Unterabschnitt 5.4.3.1.

388

8. Empirische Analyse

als das Land mit dem höchsten Anteil alter Arbeitnehmer in der EUR 12 verzeichnet ist. 824 Obgleich bei den ganz alten Rentnerinnen und Rentnern ein annähernd gleich hoher Anteil von Erwerbstätigen (Beziehern von Erwerbseinkommen) festzustellen ist, trägt das Erwerbseinkommen der Rentnerinnen weit weniger als bei den Rentnern zum Gesamtnettoeinkommen bei. Einem Anteil von 0,7% bei den ganz alten Rentnerinnen entspricht ein Wert von 5% des esamtnettoeinkommens für die ganz alten Rentner. 825 Dieser Zusammenhang kann sowohl auf eine geringere Arbeitszeit als auch eine geringere Entlohnung der Frauen zurückzuführen sein. 826 Als weitere große Posten am Gesamtnettoeinkommen sind mit ca. 18% die sonstigen Einkommen und mit ca. 14% das Naturaleinkommen zu nennen. Wie deren Einkommensanteil am Gesamtnettoeinkommen bleibt der Anteil der Personen, die diese Einkommensarten beziehen, mit ca. 90% über alle Haushaltstypen und Altersgruppen nahezu konstant. Zu bemerken ist, daß der Anteil an Naturaleinkommen827 und den sonstigen Einkommen am Gesamtnettoeinkommen bei den Rentnerinnen- und Nichtrentnerinnenhaushalten stärker als bei den anderen beiden Haushaltstypen ausgeprägt ist. Als mögliche Ursache kann angeführt werden, daß Frauen stärker für die Haushaltsproduktion verantwortlich sind als Männer. Als Beleg hierfür mag Tabelle 5.5 dienen, die zeigt, daß wesentlich mehr Frauen in der Land- und Hauswirtschaft tätig sind als Männer. Lediglich bei den ganz alten Nichtrentnerinnen liegt der Anteil des Naturaleinkommens beim Durchschnitt aller Rentner. Dagegen sind diese beiden Einkunftsarten bei den Mehrpersonenhaushalten unabhängig vom Rentnerstatus vergleichsweise schwächer im Gesamtnettoeinkommen vertreten. Dieses Phänomen kann darin begründet sein, daß andere Einkommensarten bei diesem Haushaltstyp ein relativ höheres Gewicht als bei anderen Haushaltstypen haben; zu denken ist dabei beispielsweise an das Transfereinkommen. 828

824 vgJ. OECD (1988), S. 144. Die Zahlen der OECD sind aus dem Jahr 1986 und weisen den Anteil an alten Arbeitnehmern aus (23% der Manner und 8,2% der Frauen über 64 Jahren), während die oben aufgefilhrten Zahlen alle Erwerbstätige erfassen. Der von der OECD ausgewiesene geringere Anteil an alten Arbeitnehmern ist vielleicht außerdem auf die Erhebungsbehörde (Arbeits- und Sozialministerium) zunlckzufilhren, die auch filr die aus der Erwerbstätigkeit resultierenden Beitragserhebung der Sozialversicherung zuständig ist. 825 Siehe auch Abbildung 3.12. 826

Vgl. hierzu QuacklMaier (1994), S. 141 ff.

827 Das Naturaleinkommen enthält auch den Wert der eigengenutzten Wohnung, siehe hierzu Übersicht 8.3. 828

Siehe hierzu ausfuhrlicher weiter unten.

8.3. Analyse anband der Einkornrnens- ood Verbrauchsstichprobe

389

Der Anteil der Bezieher von Vermögenseinkommen bleibt bei den Rentnerhaushalten ebenfalls mit steigendem Alter nahezu konstant. Dagegen steigt der Anteil des Vermögenseinkommens am Gesamtnettoeinkommen als eine Form der Zusatzsicherung bei den Rentnerhaushalten mit Ausnahme der Rentnerinnen relativ deutlich von 2% auf 7%. Bei den Rentnerinnen liegt der Anteil der Vermögenseinkornmensbezieherinnen mit ca. 13% ungefähr halb so hoch wie bei den entsprechenden Rentnern und Rentnerpaaren, während der Anteil der Vermögenseinkornmensbezieher bei den Mehrpersonenhaushalten zwischen 17% und 22% schwankt. Das geringere Erwerbseinkommen der Frauen im Vergleich zu dem der Männer und die damit verbundene eingeschränkte Möglichkeit zur Ersparnisbildung lassen sich als Ursache rur den geringeren Anteil an Vermögenseinkommensbezieherinnen vermuten. Weiterhin müßte untersucht werden, ob in Portugal überwiegend an Männer vererbt wird. Auffallend hoch ist der Anteil der Vermögenseinkommensbezieher von 45% bei den männlichen Nichtrentnern bei fast konstantem Vermögenseinkommensanteil. Sonstige Transfers (Kinder-, Arbeitslosen- und/oder Kranken- oder Sterbegeld) erhält lediglich ein kleiner Anteil (maximal 3%) der alleinstehenden Rentner, Rentnerinnen und Rentnerpaare. Dabei liegt der Einkommensanteil am Gesamtnettoeinkommen unter I %. Lediglich rur Nichtrentner- und Mehrpersonenhaushalte ist diese Einkommensart mit einem Empfängeranteil von bis zu 68% bei den anderen Nichtrentnerhaushalten ein ernstzunehmender Posten.8 29 Auch hier fällt der Einkommensanteil mit maximal 2,5% bei den ganz alten männlichen Nichtrentnern im Vergleich zu den anderen Einkommensarten relativ gering aus. Aufgrund der erfaßten Einkommensarten ist der Bezug von Transfereinkommen fast ausschließlich auf die Nichtrentnerhaushalte und von diesen auf die 'anderen Haushalte' beschränkt: Lediglich in diesen sind Familien mit Kindern vertreten, so daß nur dieser Haushaltstyp rur den Bezug von Kindergeld in Frage kommt. Eine weitere Ursache ist das Kumulationsverbot von Arbeitslosen- oder Krankengeld mit gesetzlicher Alters- oder Invalidenrente. 830 Somit können ausschließlich Nichtrentnerhaushalte, Zwei- oder Mehrpersonenhaushalte, d.h. Haushalte mit mehreren potentiellen Einkommensbeziehern, Erwerbseinkommensersatzleistungen beziehen. Die Zusatzsicherung nimmt wie der Anteil des Vermögenseinkommens am Gesamtnettoeinkommen mit steigendem Alter zu (von 0,0 1% bis auf 0,09%),831 hat aber im Vergleich zu den übrigen Einkommensarten eine verhältnismäßig geringe Bedeutung. Mit Ausnahme der Rentnerinnen, die keine

829 Der relativ hohe Anteil von Transferbeziehern geht aber, was den Anteil am Gesamteinkommen betriffi, mit einer relativ geringen Bedeutung einher.

830 Siehe hierzu ausfilhrlicher Unterkapitel S.10. 831 Dieses Ergebnis ist aber aufgrund der geringen Fallzahlen statistisch nicht gesichert.

8. Empirische Analyse

390

Zusatzrenten beziehen, verfügen die Personen in mittelalten Rentnerhaushalten und die älteren Nichtrentner über diese Rentenart. Immerhin beziehen 3% der alleinstehenden Nichtrentnerinnen und Nichtrentner über 54 Jahre Zusatzleistungen. Deren geringer Anteil am Gesamtnettoeinkommen, besonders bei den ganz alten Rentnerhaushalten - eine Ausnahme bilden hier die Mehrpersonenhaushalte -, ist u.a. darauf zurückzuführen, daß die Zusatzsysteme erst 1987 verstärkt steuerlich gefördert und somit von den Unternehmen verstärkt installiert wurden. 832 8.3.3.2.3. Verhindert das Gesamteinkommen Altersarmut?

Die Zusammensetzung des Gesamtnettoeinkommens und der hohe Anteil von Beziehern an Nichtrenteneinkommen unter den ganz alten Rentnern bestätigt die oben aufgestellte Vermutung, daß das Renteneinkommen durch Nichtrenteneinkommen entscheidend ergänzt wird. 833 Da das Renteneinkommen lediglich bis zu 53% des Gesamtnettoeinkommens beträgt,834 ist anzunehmen, daß sich die Wohlstandsposition der Rentner bei Berücksichtigung aller Einkommen verbessert. Anders ausgedrückt: Findet wie bei der Untersuchung des Renteneinkommens eine Einordnung anhand des Gesamtnettoeinkommens - umgerechnet in Nettoäquivalenzeinkommen - in die gleichen Armutsklassen statt (Tabelle 8.9), müßte sich der jeweilige Anteil an Armen verringern. Dabei wird die Veränderung hinsichtlich des Anteils der Armen um so geringer sein, je höher der Rentenanteil am Gesamteinkommen ausfallt. Folglich müßten die männlichen jungen Rentner mit 70% Renteneinkommen am Gesamtnettoeinkommen den größten und die Personen in anderen Rentnerhaushalten den geringsten Anteil an Armen unter den Rentnern aufweisen. In einem zweiten Teil wird das Gesamtnettoeinkommen - umgerechnet in Nettoäquivalenzeinkommen - der Personen in Nichtrentnerhaushalten auf Armut hin überprüft. Im Vergleich zu den Personen in Rentnerhaushalten wird der Anteil an Armen bei den Personen in Nichtrentnerhaushalten wesentlich geringer sein, wobei die Personen in jungen Nichtrentnerhaushalten aufgrund ihres Alters und der damit verbundenen Möglichkeit, Erwerbseinkommen zu beziehen, den geringsten Armenanteil aufweisen werden.

832

Siehe hierzu Unterkapitel 5.7.

833

Siehe dazu Abbildung 8.3.

834

Eine Ausnahme bilden die männlichen Frührentner mit 70%.

8.3. Analyse anhand der Einkorrunens- und Verbrauchsstichprobe

391

Tabelle 8.9

Ausmaß von Armut unter Personen in Rentnerhaushalten und Personen in Haushalten im erwerbsrlihigen Alter nach Geschlecht und Alter des Haushaltsvorstandes differenziert, bei Betrachtung des Gesamteinkommens

Haushaltstyp und Altersgruppe

Alleinstehende Männer RHH, zw. 55-64 Jahre Alleinstehende Männer RHH, zw. 65-74 Jahre Alleinstehende Männer RHH >74 Jahre Alleinstehende Frauen RHH, zw. 55-64 Jahre Alleinstehende Frauen RHH, zw. 65-74 Jahre Alleinstehende Frauen RHH >74 Jahre Paare RHH, zw. 55-64 Jahre Paare RHH, zw. 65-74 Jahre Paare RHH > 74 Jahre Andere RHH ZW. 55-64 Jahre Andere RHH zw. 65-74 Jahre Andere RHH >74 Jahre Alleinstehende Männer NRHH < 55 Jahre Alleinstehende Männer NRHH> 54 Jahre Alleinstehende Frauen NRHH < 55 Jahre Alleinstehende Frauen NRHH> 54 Jahre Paare NRHH < 54 Jahre Paare NRHH > 55 Jahre Andere NRHH < 54 Jahre Andere NRHH > 55 Jahre Anmerkungen:

Wohistandsp?sitiQpen") von ... bis ... des durchschnitthchen Aquivalenzeinkommens 0%-40% «47,37»

0%-50% (63,16)

0%-60% (73,68)

(13,92)

29,11

39,24

29,49

38,46

57,69

20,47

35,43

50,39

19,06

32,44

48,83

35,63

55,87

66,40

9,30 11,96 22,85 8,68 13,68 1808 «8,51»

21,19 29,90 49,73 18,19 23,90 31 71 «(10,64»

31,52 44,65 61,56 29,88 33,80 4224 «(14,89»

«3,03»

«6,06»

«21,21»

«5,48»

«8,22»

(13,70)

(9,80)

16,67

23,53

(2,12) (2,22) 5,94 407

5,10 6,01 12,65 10 12

9,34 10,13 22,34 18,78

Anteil der Personen in Haushalten eines Haushaltstyps mit einem Äquivalenzeinkommens von ... % bis ... % des Durchschnittseinkommens (aller Haushalte). RHH = Rentnerhaushalt (Haushalt mit einem HHV 55 Jahre und älter mit Bezug von staatlichen Rentenleistungen und ahnIichen Leistungen des sozialen Sicherungssysterns ). NRHH = Nichtrentnerhaushalt. Fallzahl kleiner als 20, keine gesicherte Aussage möglich. «()) Fallzahl kleiner als 10, keine gesicherte Aussage möglich.

a)

o Quelle:

Eigene Berechnungen auf der Basis der IOF 1989/1990.

392

8. Empirische Analyse

8.3.3.2.3. J. Armut bei Personen in Rentnerhaushalten

Wie vermutet, verringert sich bei Betrachtung des Gesamtnettoeinkommens fiir jeden Haushaltstyp der Anteil derjenigen Personen, die als arm zu bezeichnen sind. Bei ausschließlicher Betrachtung des Renteneinkommens verzeichnete jeder Haushaltstyp einen Armenanteil über 55% in der ersten Armutsklasse, während bei der Untersuchung des Gesamteinkommens der Armenanteil in der Regel unter 30% liegt. Mit 47% bilden die männlichen Frührentner und mit 36% die ganz alten Rentnerinnen Ausnahmen. Der Anteil der Armen wird, wie erwartet, durch den Anteil des Renteneinkommens am Gesamteinkommen bestimmt: Folglich weisen die männlichen Frührentner - diese verfugen über den höchsten Rentenanteil am Gesamteinkommen - den größten und die Personen in den jungen anderen Rentnerhaushalten - mit dem geringsten Rentenanteil am Gesamteinkommen - den kleinsten Armenanteil unter den Rentnern auf. Bei einem Vergleich der verschiedenen Haushaltstypen einer Altersgruppe verzeichnen die Personen in Mehrpersonenhaushalten unabhängig von der Armutsklasse jeweils den geringsten Anteil an Armen. Dieses Ergebnis ist aufgrund des relativ geringen Anteils an Renteneinkommen und eines relativ hohen Anteils an Erwerbseinkommen am Gesamtnettoeinkommen nachvollziehbar. Die Rentnerinnen stellen unabhängig von der Armutsklasse immer den höchsten Anteil an Armen der jeweiligen Altersgruppe. Der Anteil der Paare und alleinstehenden Männer liegt dazwischen. Auch hier bilden die Frührentner eine Ausnahme und stellen den höchsten Armenanteil. Die hier aufgestellte Rangfolge entspricht in etwa derjenigen, die nach dem Anteil des Erwerbseinkommens am Gesamtnettoeinkommen gebildet werden kann. Weiterhin entspricht sie der umgekehrten Rangfolge, die sich nach dem Anteil des Renteneinkommens am Gesamtnettoeinkommen ergibt. Auch bei der Betrachtung des Gesamtnettoeinkommens bleibt festzuhalten, daß die Personen in Rentnerhaushalten mit zunehmendem Alter einen höheren Armutsanteil aufweisen. Ausnahme bilden wiederum zuvor die männlichen und weiblichen Frührentner. Wie bei der Auswertung der übrigen Tabellen wiederholt ausgefiihrt, ist dieses Ergebnis nicht zuletzt auf die Altersabgrenzung der Rentnerhaushalte zurückzufiihren. Entsprechend der Untersuchung der verschiedenen Haushaltstypen ist bei der Analyse der unterschiedlichen Altersgruppen festzustellen, daß der Anteil der Armen stark positiv mit dem Anteil des Erwerbseinkommens am Gesamtnettoeinkommen sowie negativ mit dem Anteil des Renteneinkommens am Gesamtnettoeinkommen korreliert. Mit anderen Worten, in Portugal bestimmen lediglich zwei Faktoren den Anteil der Armen in Rentnerhaushalten: die Anteile von Erwerbs- und Renteneinkommen am Gesamtnettoeinkommen. Dieses hat zur Folge, daß besonders diejenigen Personen, deren Erwerbsfahigkeit aufgrund ihres Alters und/oder ihrer körperlichen Gebrechen erheblich

8.3. Analyse anhand der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

393

eingeschränkt ist, von Armut betroffen sind. Als Beleg für dieses Ergebnis kann der Teil der Frührentner herangezogen werden, der wegen Erwerbsunfahigkeit nicht in der Lage ist, Erwerbseinkommen zu erwirtschaften, und deswegen den höchsten Anteil an Armen verzeichnet. Zusammenfassend dargestellt, sorgen alle diejenigen Merkmale, die einen geringen Anteil an Erwerbseinkommen verursachen, für eine hohe Wahrscheinlichkeit, arm zu sein: hohes Alter, weibliches Geschlecht sowie Invalidität. 835 8.3.3.2.3.2. Armut bei Personen in Nichtrentnerhaushalten

Die Personen in Nichtrentnerhaushalten verzeichnen mit einem maximalen Anteil von 10% in der ersten Armutsklasse einen geringeren Anteil an Armen, wobei sich die sozioökonomische Lage der Ehepaare grundsätzlich am besten darstellt, während die ganz alten Nichtrentnerinnen den größten Anteil an Armen verzeichnen. In diesem Fall läßt sich die Einkommenssituation weniger auf den Anteil des Erwerbseinkommens am Gesamtnettoeinkommen zurückfuhren, da die meisten Nichtrentnerhaushalte Erwerbseinkommen beziehen und dessen Anteil am Gesamteinkommen lediglich zwischen 53% (alleinstehende Nichtrentnerinnen) und 61% (andere Nichtrentnerhaushalte) schwankt. Hier hängt der Anteil der Armen von der Höhe der Erwerbseinkommen als wichtigster Einkommensquelle ab. Aufgrund der Lohndiskriminierung der Frauen in Portugal die selbst Eurostat im Jahre 1987 beklagt, ist es nicht verwunderlich, daß diese über ein geringeres Gesamtnettoeinkommen verfügen als andere Haushaltstypen. Als Gruppe, die nach den ganz alten Nichtrentnerinnen am zweitstärksten von Armut betroffen ist (der Anteil in den drei Armutsklassen beträgt 6%, 13%, 22%), sind die jungen Mehrpersonenhaushalte zu nennen. Bei diesen ist die Einkommenssituation durch den Unterhalt von Kindern und alten Personen belastet. Auf die Einkommenssituation von Personen in Nichtrentnerhaushalten soll im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden.

835

Vgl. Costa (1993), S. 102 ff.

394

8. Empirische Analyse

8.3.3.3. Verteilung der Personen in Rentner- und Nichtren tnerhaushalten auf verschiedene Wohlstandspositionsklassen

Der Anteil der Annen bei einern bestimmtem Haushaltstyp gibt einen Teil der Einkommensverteilung wieder. Zur Analyse der Verteilung des Gesamteinkommens werden die Gesamteinkommen der verschiedenen Haushalte funf Wohlstandspositionsklassen zugeordnet. Diese werden durch Vielfache des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens aller Haushalte abgegrenzt. Unter systematischem Gesichtspunkt müßte auch bei der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe die Verteilung der Gesamtrenteneinkommen auf verschiedene Einkommensklassen untersucht werden. Darauf wurde verzichtet, da mindestens 55% der Personen in Rentnerhaushalten über ein Renteneinkommen unter 50% bzw. 82% unter 60% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens verfugen. Dieses Ergebnis hat zur Folge, daß höhere Wohlstandspositionsklassen mit sehr geringen Fallzahlen besetzt sind, was bezüglich der Einkommensverteilung zu dem Schluß fuhrt, daß alle Wohlstandspositionsklassen, die Renteneinkommen oberhalb von 60% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens erfassen, höchstens mit 18% besetzt sein können. Die erste Wohlstandspositionsklasse erfaßt Personen in Haushalten mit einern Einkommen unterhalb 50% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens (272.426$15/Jahr)836 und somit alle als arm zu bezeichnenden Personen. Zur zweiten Wohlstandspositionsklasse gehören Personen in Haushalten mit einern Einkommen zwischen 50% und unter 75% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens (408.639$23). In der dritten Klasse befinden sich diejenigen Personen in Haushalten, deren durchschnittliches Äquivalenzeinkommen zwischen 75% und unter 100% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens (544.852$30) beträgt. Die nächste Klasse reicht von 100% bis 150% (817.278$45), die funfte Klasse erfaßt alle Personen in Haushalten mit einern durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen über 150%. Die verschiedenen Haushaltstypen werden nach dem Rentnerstatus des Haushaltsvorstandes zusammengefaßt und in einer Abbildung (8.4) dargestellt.

836

Im Erhebungsjahr

1989/1990.

8.3. Analyse anhand der Einkonunens- und Verbrauchsstichprobe

395

Verteilungsunterschiede zwischen Personen in Rentner- und Nichtrentnerhaushalten (gemessen am durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen)

Rentnerhaushalte 70 -

Häufigkeit in %

Wohlstandspositionsklassen .0% - unter 50%

60 -

_50% - unter 75% _75% - unter 100%

50

DI00%-unter 150% 111i11150% -

40 30 20 10

~

Ir

o

SS-64" 6S-74

1Ilmitellende

>74

MInncr

j SS-64

~

I ~ 6S-74

6S-74 oläll,74

I SS-64

6S-74 And ....

>74

Nichtrentnerhaushalte 70 -

Häufigkeit in %

60

WohlstandspositionskJassen .0% - unter SO%

so

.SO% - unter 7S% .7S% - unter 100% 0100% - unter IS0%

40

1IIII!I1S0% -

30 20 10 0

~

S4

oJJmstdlcnde

Quelle:

oJJmstdlcnde Fnuen

MImcr

Anmerkung:

S4

~

~

S4

IUu5llaltstyp und ..utencruppe

Fallzahl kleiner als 20, keine gesicherte Aussage möglich.

Eigene Berechnungen auf der Basis der IOF 1989/1990.

Abbildung 8.4

S4

396

8. Empirische Analyse

Es zeigt sich, daß alle Rentnerhaushalte tendenziell relativ mehr Personen in den unteren beiden als in den oberen beiden Wohlstandspositionsklassen aufweisen, daß also den Personen in Rentnerhaushalten eher ein Gesamteinkommen unterhalb 75% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens zur Verfügung steht. Dagegen verfügen die Personen in Nichtrentnerhaushalten häufiger über ein Gesamteinkommen oberhalb des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens. Von ihnen sind maximal 17% der Personen eines Haushaltstyps in der untersten Wohlstandspositionsklasse vertreten, ein Wert, der von den Personen in Rentnerhaushalten immer deutlich überschritten wird. 8.3.3.3.1. Wohlstandsposition von Rentnerhaushalten Die festgestellte Verteilung spiegelt das obige Ergebnis wider, daß überwiegend Personen in Rentnerhaushalten in der untersten Wohlstandspositionsklasse vertreten, d.h. von Armut betroffen sind. Auch fallt auf, daß, wie schon bei der Armutsuntersuchung festgestellt wurde, alleinstehende Rentnerinnen in der überwiegenden Anzahl der Fälle eine Ausnahme bilden die männlichen Frührentner - den höchsten Anteil in der untersten Wohlstandspositionsklasse aufweisen. Folglich haben sie den geringsten Anteil in der obersten Wohlstandspositionsklasse. Dagegen sind Mitglieder der Mehrpersonenrentnerhaushalte seltener in der untersten Wohlstandspositionsklasse vertreten. Als Ursache rur dieses Ergebnis ist - wie schon bei der Diskussion der Armut von Personen in Rentnerhaushalten - der Anteil des Erwerbs- bzw. des Renteneinkommens am Gesamteinkommen zu nennen, da dessen Anteil am Gesamteinkommen auch ein Indikator rur dessen Höhe darstellt. Zudem ist zu beobachten, daß die Personen in ganz alten Rentnerhaushalten einen deutlich höheren Anteil in der untersten Wohlstandspositionsklasse verzeichnen als diejenigen in jungen oder mittelalten Haushalten. Auch hier ist - mit Ausnahme bei den Männern - der Anteil an anderen Einkommensarten - speziell der des Erwerbseinkommens am Gesamteinkommen - ein wichtiger Faktor in bezug auf Armut. Besonders alte Rentnerinnen sind i.d.R. in der untersten Wohlstandspositionsklasse (mit einem Anteil von 55%) und nur vereinzelt in der obersten Wohlstandspositionsklasse (2%) zu finden. Sie sind besonders von Armut betroffen, auf sie treffen alle drei Faktoren zu, die ein geringes Gesamteinkommen verursachen: weiblich, alt, Rentner. Wie die Abbildung 8.4 zeigt, sind bei den Alleinstehenden die Frührentner und -rentnerinnen stärker in der ersten Wohlstandspositionsklasse vertreten und damit häufiger von Armut betroffen als die mittelalten. Bei den alleinstehenden männlichen Rentnern ist auf die Aussagen zu Tabelle 8.8 zu verweisen. Bei dieser Gruppe wird es sich zum überwiegenden Teil um Invalidenrentner handeln. Diese Gruppe wird aufgrund der relativ kurzen rentenrechtlich relevanten Zeit kaum über ein ausreichendes Renteneinkommen verfügen.

8.3. Analyse anhand der Einkommens- Wld Verbrauchsstichprobe

397

Außerdem ist es ihnen wegen der Invalidität i.d.R. nicht möglich, das Renteneinkommen durch andere Einkommensarten zu ergänzen. Obwohl relativ viele Personen in Rentnerhaushalten von Armut betroffen sind, fällt auf, daß deren Anteil in der vorletzten Wohlstandspositionsklasse noch zwischen 10% und 20% beträgt. Dies weist auf eine sehr ungleiche Einkommensverteilung hin. Schon der Vergleich der Rentenfallstatistiken der Versicherten des Regime Gerat mit den Angestellten des öffentlichen Dienstes zeigte, daß letztere i.d.R. viel höhere Renten beziehen als die Versicherten des Regime Gerat. Auch die Rentenformel der Bankangestellten, die besagt, daß die Hinterbliebenenrente mindestens dem Mindestlohn entspricht, fuhrt zum Ergebnis, daß diese Personengruppe über relativ hohe Renteneinkommen verfugt. Folglich werden entweder Versicherte des Regime Gerat, die neben ihrer Rente noch Erwerbseinkommen beziehen, oder Bezieher von Renten der beiden genannten obligatorischen Systeme in den oberen Wohlstandspositionsklassen vertreten sein. 8.3.3.3.2. Wohlstandsposition von Nichtrentnerhaushalten

Während bei den Rentnerhaushalten der größte Anteil der Personen unterhalb der Armutsgrenze zu finden sind, verfugen bei den Nichtrentnerhaushalten die meisten Personen über ein Einkommen, das sie die obersten beiden Wohlstandspositionsklassen erreichen läßt. Hervorzuheben sind hierbei die alleinstehenden jungen Männer, bei denen über 70% über ein überdurchschnittliches Nettoeinkommen verfügen. Dagegen weisen die anderen Haushalte einen relativ hohen Anteil an Personen auf, die über 75% bis 150% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens verfugen. Hier sind wiederum als Ursache der Unterhalt der Kinder zu nennen. Auch Alte mit einem geringen Einkommen werden in diesem Haushaltstyp aufgefangen und vor einer geringeren Wohlstandsposition bewahrt. Dies hat zur Folge, daß bei diesem Haushaltstyp die Verteilung auf die einzelnen Wohlstandspositionsklassen relativ gleichmäßig ist. 837

837 Lorenzkurven würden etwas aussagekräftigere Verteilungsdarstellungen liefern, würden sich aber in Anbetracht der vielen verschiedenen Haushaltstypen überschneiden und damit eine Interpretation schwierig gestalten.

398

8. Empirische Analyse 8.3.3.4. Sicherung des Einkommens im Alter

Der Vergleich des Renten- und Erwerbseinkommens im ersten Teil des Kapitels zeigt, daß aufgrund unvollständiger Versicherungskarrieren das Verhältnis der beiden Einkommensarten deutlich unterhalb demjenigen liegt, welches aufgrund der Ergebnisse der Modellfiille zunächst erwartet wurde. Da in diesem Zusammenhang überwiegend das Regime Geral untersucht wurde und zudem das Renteneinkommen lediglich einen Teil des Gesamteinkommens bildet, wird an dieser Stelle das Sicherungsniveau der Personen in Rentnerhaushalten demjenigen der Personen in Nichtrentnerhaushalten gegenübergestellt: Inwieweit verfügen die Personen in Rentnerhaushalten über ein Gesamtnettoeinkommen, das demjenigen der Personen in Nichtrentnerhaushalten entspricht? Dazu wird das durchschnittliche Äquivalenzeinkommen der Personen der verschiedenen Rentnerhaushaltstypen, die zudem nach der Altersgruppe differenziert sind, dem durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen der Personen in allen Nichtrentnerhaushalten gegenübergestellt (relative Wohlstandsposition). 838 Erreicht das Sicherungsniveau der betrachteten Rentnerhaushalte dasjenige der Nichtrentnerhaushalte, so ergibt sich im Durchschnitt eine relative Wohlstandsposition von 100%. Der höhere Anteil an Armen unter den Personen in Rentnerhaushalten läßt erwarten, daß diese über eine geringere Wohlstandsposition verfügen werden als die Personen in Nichtrentnerhaushalten. Den gleichen Schluß legt die oben betrachtete Einkommensverteilung nahe, die eine relativ starke Besetzung der oberen Wohlstandspositionsklassen durch die Personen in Nichtrentnerhaushalten zeigte. Anhand der Ergebnisse kann daraufhin für die nach dem Alter differenzierten Rentnerhaushaltstypen eine Rangfolge hinsichtlich ihrer relativen Wohlstandsposition aufgestellt werden. Die Basis dafür bildet Tabelle 8.10.

838 Wie schon bei den ModellflUlen ausfilhrlich hergeleitet, ennittelt sich die Wohlstandsposition eines Haushalts aus seinem mit Äquivalenzziffern gewichteten Nettohaushaltseinkommen. Siehe hierzu ausfilhrlicher Unterabschnitt 7.2.4.7.

8.3. Analyse anhand der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

399

Tabelle 8.10

Relative Wohlstandspositionen o) von Personen in Rentnerhaushalten im Vergleich zu Personen in Nichtrentnerhaushalten, differenziert nach Familienstand und Geschlecht

Haushaltstyp/ Nichtrentnerhaushalte

Paare (ohne Kinder)

Andere

Gesamt

58,60

72,38

78,66

72,23

HHV 55-64 Jahre/ (69,07) Nichtrentnerhaushalte

64,51

82,99

84,49

81,69

HHV 65-74 Jahre/ Nichtrentnerhaushalte

83,40

63,14

72,00

75,84

72,00

HHV > 74 Jahre / Nichtrentnerhaushalte

63,34

50,06

62,09

67,05

60,24

Alle RentnerhaushalteINichtrentnerhaushalte

Anmerkungen:

Alleinstehende Männer Frauen 72,96

a) Netto-Äquivalenzeinkonunen der Haushalte mit folgender Skala: Erster Erwachsener im Haushalt 1,0; jede weitere Person 14 Jahre und älter 0,7; jedes Kind unter 14 Jahren 0,5. HHV = Haushaltsvorstand Fallzahl kleiner als 20, keine gesicherte Aussage möglich.

o Quelle:

Eigene Berechnungen aufder Basis der 10F 198911990.

Beim Betrachten der Tabelle fallt auf, daß das durchschnittliche Äquivalenzeinkommen der Rentner immer unter demjenigen der Nichtrentner liegt, da die relative Wohlstandsposition sich immer unter 100% befindet. Deutlich wird, wie vorher festgestellt, daß die relative Wohlstandsposition der ganz alten Rentner unterhalb derjenigen der jungen und mittelalten Rentner liegt bzw. daß die relative Wohlstandsposition mit zunehmendem Alter innerhalb eines Haushaltstyps tendenziell sinkt. Als Ursache kann wiederum der abnehmende Anteil von Arbeits- und der zunehmende Anteil von Renteneinkommen genannt werden. Die männlichen alleinstehenden Frührentner, die eine wesentlich geringere Wohlstandsposition als ihre nächstälteren Geschlechtsgenossen, die mittelalten alleinstehenden Rentner, aufweisen, weichen von der aufgezeigten Tendenz ab. Dieses Ergebnis spiegelt die Einkommensverteilung der angesprochenen Haushaltstypen wider und ist auf die oben angeschnittene Altersabgrenzung der Rentnerhaushalte zurückzuführen. Die gewählte Abgrenzung bewirkt, daß relativ wenige Personen diesem Haushaltstyp

400

8. Empirische Analyse

zuzuordnen sind (19), so daß diese Zahl nicht sicher zu interpretieren ist. Wie unter 8.3.3.1. ausgeruhrt, liegt das gesetzliche Rentenzugangsalter des größten Alterssicherungssystems ftir Männer bei 65 und rur Frauen bei 62 Jahren. Es ist anzunehmen, daß gerade bei den jungen Rentnern viele eine Invalidenrente erhalten. Auch bei den jungen Rentenrinnen sind sicherlich einige Invalidenrentnerinnen und viele Witwen, die sicherlich über geringes Einkommen verfugen. Wird ein Ranking bezüglich der relativen Wohlstandsposition aufgestellt, weisen die jungen anderen Rentnerhaushalte mit 84% die vergleichsweise höchste relative Wohlstandsposition auf, dicht gefolgt von den jungen Rentnerpaaren und den mittelalten männlichen alleinstehenden Rentnern (jeweils 83%). Aufgrund des geringen Anteils an Personen der genannten Haushaltstypen in der ersten Wohlstandspositionsklasse auf der einen Seite und des vergleichsweise hohen Anteils in den beiden höchsten Wohlstandspositionsklassen auf der anderen Seite839 überrascht dieses Ergebnis nicht. Wie schon angesprochen, ist die festgestellte Einkommensverteilung und die damit verbundene relative Wohlstandsposition auf den hohen Erwerbs- und damit entsprechend niedrigen Renteneinkommensanteil am Gesamteinkommen zurückzufiihren. Zwischen den alleinstehenden Frauen und den anderen Haushaltstypen ist ein eindeutiges Gefälle zu beobachten: Die geringste relative Wohlstandsposition mit 50% bekleiden die ganz alten alleinstehenden Rentnerinnen. Mit 13 Prozentpunkten Abstand folgen die mittelalten alleinstehenden Rentnerinnen (63%), die in ihrer Altersgruppe mit mindestens neun Prozentpunkten Abstand die niedrigste relative Wohlstandsposition aufweisen. Dieses Ergebnis läßt sich auch aus der vorangegangenen Zuordnung zu den einzelnen Armutsklassen ableiten, denn diese beiden Haushaltstypen wiesen einen relativ hohen Armenanteil auf. Zudem waren relativ wenige Mitglieder in den oberen beiden Wohlstandspositionsklassen zu finden (siehe vorangegangene Abbildung). Aufgrund des höchsten Armenanteils bei den männlichen Frührentnern wäre bei diesen auch die geringste relative Wohlstandsposition zu erwarten gewesen. Aber ein Anteil von 27% männlicher Frührentner in den oberen beiden Wohlstandspositionsklassen sorgt rur eine relative Wohlstandsposition von 73%. Ein annähernd hoher Anteil an Vermögensbeziehern (26%, siehe hierzu Tabelle 8.8) erklärt, warum diese in den oberen beiden Wohlstandspositionsklassen zu finden sind.

839

Siehe hierzu ausfilhrlicher die Abbildung 8.4.

8.3. Analyse anhand der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

401

Als Ergebnis kann festgehalten werden, daß die relative Wohlstandsposition die in Abbildung 8.4 dargestellte Einkommensverteilung auf eine Zahl reduziert, aber keine Auskunft über die Verteilung selbst geben kann (ob die Werte alle um den Mittelwert schwanken oder sich an den Rändern häufen). 8.3.3.4.l. Geschlechtsspezifische Sicherung des Einkommens im Alter Als Erweiterung zu Tabelle 8.10 stellt Tabelle 8.11 geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich des Sicherungsniveaus heraus. Für diese Fragestellung ermittelt sich die relative Wohlstandsposition aus dem Verhältnis des durchschnittlichen Nettoeinkommens der alleinstehenden Frauen und demjenigen der alleinstehenden Männer der gleichen Altersgruppe. 840 Tabelle 8.11

Relative Wohlstandspositionen von Frauen im Vergleich zu Männern, differenziert nach Altersgruppen

Relative Wohlstandspositionen in %

IlliV IlliV Gesamt IfrIV

unter über 55 54 Jahre Jahre

NRHH INRHH NRHH

alleinstehende Frauen alleinstehende Männer Anmerkungen:

o Quelle:

73,13 92,41

IfrIV IfrIV 55-64 65-74 75 und älter RIfrI

Gesamt

RIfrI RIfrI

RIfrI

76,86 (93,39) 75,72 79,04

80,32

HHV = Haushaltsvorstand. RHH = Rentnerhaushalt (Haushalt mit einem HHV 55 Jahre oder älter mit Bezug von staatlichen Rentenleistungen und ähnlichen Leistungen des sozialen Sicherungssystems). NRHH = Nichtrentnerhaushalt. Fallzahl kleiner als 20, keine gesicherte Aussage möglich.

Eigene Berechnungen aufder Basis der IOF 1989/1990.

840 Hier werden Einpersonenhaushalte identischer Altersgruppen mit einander verglichen. In diesem Fall entspricht das durchschnittliche Nettoeinkommen dem durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen, da in bezug auf die Haushaltsgröße homogene Gruppen miteinander verglichen werden. Konkret errechnet sich der jeweilige Wert fur die Rentner in Tabelle 8.11 aus der Division der entsprechenden Wohlstandsposition der alleinstehenden Frauen und deJjenigen der alleinstehenden Männer der entsprechenden Altersgruppe aus Tabelle 8.10. 26 Ahrens

402

8. Empirische Analyse

Bei einem Vergleich aller alleinstehenden Frauen und Männer ergibt sich eine relative Wohlstandsposition von 72%. Dieses Ergebnis bedeutet, daß Frauen in der Regel nur über etwa drei Viertel des Einkommens der Männer verfugen. Unabhängig vom Rentnerstatus liegt die Wohlstandsposition der Frauen unterhalb deIjenigen der Männer, wobei die relative Wohlstandsposition der Rentnerinnen mit 80% diejenige der Nichtrentnerinnen um drei Prozentpunkte übersteigt. Die relative Wohlstandsposition differiert vor und nach dem Rentenzugang nicht stark. Da aber bei den Rentnerinnen relativ mehr Witwen sind, die - gerade wenn sie jünger als 75 Jahre sind - gleichzeitig eine eigenständige und abgeleitete Rente beziehen, liegt die Wohlstandsposition der Rentnerinnen schwach über deIjenigen der Nichtrentnerinnen. 841 So korrigiert die relativ hohe Wohlstandsposition der Frührentnerinnen diejenige der Rentnerinnen insgesamt nach oben. Bei einer Differenzierung der Haushaltstypen nach Altersgruppen stellt sich heraus, daß die Wohlstandsposition der Frauen zwischen 73% und 79% von deIjenigen der Männer beträgt. Ausnahmen bildet die statistisch nicht gesicherte Wohlstandsposition der Frührentnerinnen mit 93% und die nahezu identische der alten Nichtrentnerinnen mit 92%. Die erste Ausnahme, die relativ hohe Wohlstandsposition der Frührentnerinnen, ist durch das vergleichsweise geringe Nettoeinkommen der Frührentner bedingt. Dies ist, wie schon mehrfach angesprochen, auf die vorgenommene Abgrenzung des Rentenalters zurückzufiihren. Die relativ hohe Wohlstandsposition der ganz alten Nichtrentnerinnen fuhrt zu dem Schluß, daß Personen im allgemeinen kurz vor Rentenbeginn fur das Alter vorsorgen, und zwar unabhängig vom Geschlecht. Aus dem Ergebnis kann geschlossen werden, wenn also, wie bei den alten Nichtrentnern private Vorsorge getroffen werden muß, nähert sich die Wohlstandsposition von Männem und Frauen ebenso an, wie bei der Angewiesenheit auf Renteneinkommen. Eine mögliche Erklärung fur die konstante Wohlstandsposition der anderen drei Haushaltstypen (junge Nichtrentner, mittelalte und ganz alte Rentner) bietet die Wohlstandsposition vor Rentenbeginn, die relativ stark vom Erwerbseinkommen, dem größten Einkommensanteil, abhängt und sich im Alter durch das Renteneinkommen widergespiegelt. In der Altersgruppe unter 55 Jahren stehen 81% der Männer und 74% der Frauen im Erwerbsleben. 842 Eine Nebenrechnung ergab, daß die erwerbstätigen Frauen im Durchschnitt lediglich 60% des Erwerbseinkommens der

841 Siehe hierzu ausführlicher die Ausfilhrungen zu Tabelle 8.9 sowie die Unterabschnitte 8.3.3.2.3.1. f. Die nach dem Familienstand differierenden Wohlstandspositionen behandelt UnterkapiteI7.4. 842 Siehe hierzu Tabelle 3.3 sowie Abbildung 3.12.

8.3. Analyse anband der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

403

gleichaltrigen Männer beziehen. Da das Erwerbseinkommen vor Erreichen des 65. Lebensjahres i.d.R. die Grundlage der Leistungsberechnung darstellt, bestimmt es die Rentenhöhe. 843 So läßt sich die geringe relative Wohlstandsposition der Rentnerinnen nach dem Rentenzugang auf die Wohlstandsposition vor dem Rentenzugang zurückfUhren, zumal bei den alleinstehenden Rentnern und Rentnerinnen das Renteneinkommen den größten Einkommensanteil bildet. Die Höhe des Renten- und Erwerbseinkommen bestimmt auch die Höhe der anderen Einkommensarten, da bei Haushalten mit geringem Einkommensniveau der Konsum dem Sparen vorgezogen wird. Das ermittelte Wohlstandsgefalle unter den Geschlechtern vor dem Rentenzugang fuhrt zu der Prognose, daß sich dieses auch in Zukunft in der Ruhestandsphase fortsetzen wird. 8.3.3.4.2. Geschlechts- und familienstandsspezifische

Sicherung des Einkommens im Alter

Als weitere Erweiterung zu Tabelle 8.10 stellt Tabelle 8.12 geschlechts- und familienstandsspezifische Unterschiede bezüglich des Sicherungsniveaus heraus. Diesmal wird die Wohlstandsposition der Alleinstehenden beiderlei Geschlechts mit Personen in Paaren verglichen. Für diese Fragestellung ermittelt sich die relative Wohlstandsposition aus dem Verhältnis des durchschnittlichen Netto(äquivalenz)einkommens844 der alleinstehenden Frauen bzw. Männer und des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens der Personen in Paaren der gleichen Altersgruppe. 845

843

Siehe hierzu ausfilhrlicher Kapitel 5.

844

Bei den Alleinstehenden sind Nettoeinkommen und Äquivalenzeinkommen identisch.

845 Konkret bedeutet dies, daß sich der jeweilige Wert in Tabelle 8.12 aus der Division der entsprechenden Wohlstandsposition der Frauen bzw. Männer und deJjenigen der Personen in Paaren der entsprechenden Altersgruppe aus Tabelle 8.10 ergibt.

404

8. Empirische Analyse Tabelle 8.12

Relative Wohlstandspositionen von alleinstehenden Frauen und Männern im Vergleich zu Personen in Paaren, differenziert nach Altersgruppen Relative Wohlstandspositionen in %

HHV HHV

Ge-

HHV

HHV

unter

über

samt

55-64

65-74 75 und

55

54

HHV

Ge-

Alle

samt

Alter

Jahre Jahre NRHH NRH

NRHH

alleinstehende Frauen Personen in Paaren

101,55 97,1

96,73

alleinstehende Männer Personen in Paaren

138,86 105,1

Anmerkungen:

o Quelle:

RHH

RHH

RHH

RHH

77,73

87,70

80,63

80,96

I"79,0~

r-125,85 (83,23) 115,83 102,02 100,80

109,5

HHV = Haushaltsvorstand. RHH = Rentnerhaushalt (Haushalt mit einem HHV 55 Jahre oder älter mit Bezug von staatlichen Rentenleistungen und ähnlichen Leistungen des sozialen Sicherungssysterns). NRHH = Nichtrentnerhaushalt. Fallzahl kleiner als 20, keine gesicherte Aussage möglich.

Eigene Berechnungen auf der Basis der IOF 1989/1990.

Die schwache Wohlstandsposition der alleinstehenden Rentnerinnen im Vergleich zu den alleinstehenden Rentnern zeigt sich auch im Vergleich mit den Rentnerpaaren: Die Rentnerinnen weisen immer eine geringere relative Wohlstandsposition als die Personen in Paaren auf. Dieses Ergebnis ist einerseits auf die geringere Wohlstandsposition der alleinstehenden alten Nichtrentnerinnen, die kurz vor Rentenbeginn stehen, zurückzufiihren, denn das dort erzielte Erwerbseinkommen bildet die Grundlage des Renteneinkommens. Andererseits verzeichnen die Rentnerpaare einen höheren Anteil von Erwerbseinkommen am Gesamteinkommen, wovon sich ein höheres Renteneinkommen ableiten läßt. Das höhere Erwerbseinkommen bei den Paaren ist u.a. auf ein unterschiedliches Rentenzugangsalter der beiden Partner zurückzufuhren. Auch wenn einer der beiden Partner Renteneinkommen bezieht und der Haushaltsvorstand, der nicht eindeutig bestimmbar ist, das 55. Lebensjahr erreicht hat, bedeutet dies nicht, daß beide Partner die Erwerbstätigkeit aufgegeben haben. Statistisch gesehen wird die Altersdifferenz der Ehepartner allerdings bei den geschlechtsspezifischen Rentenzugangsalter berücksichtigt. Da die Erwerbsquote der alleinstehenden Rentner größer ist als diejenige der alleinstehenden Rentnerinnen, liegt die Schlußfolgerung nahe, daß bei den Rentnerpaaren ebenfalls die Ehemänner erwerbstätig sind. Als Fazit kann festgehalten werden, daß diese Faktoren dazu fUhren, daß verheiratete Frauen im Alter vergleichsweise besser gesichert sind als alleinstehende.

8.3. Analyse anhand der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

405

Im Gegensatz zu den Rentnerinnen entspricht das durchschnittliche Äquivalenzeinkommen der Nichtrentnerinnen mit Werten über 96% nahezu dem durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen der Personen in Paaren. Während der erwerbsfähigen Phase differiert das Äquivalenzeinkommen also kaum. Aus dieser Feststellung kann geschlossen werden, daß die portugiesischen Frauen während der Erwerbsphase entweder nahezu unabhängig vom Familienstand einer Erwerbstätigkeit nachgehen, was auch die portugiesische familienstandsbezogene Erwerbsquote belegt,846 oder daß die Ehemänner soviel verdienen, daß sich das durchschnittliche Äquivalenzeinkommen der alleinstehenden und verheirateten Frauen nahezu entspricht. Was den Wohlstand anbetrifft, befinden sich die Nichtrentnerinnen auf einem ähnlichen Niveau wie die Nichtrentnerpaare, wobei sich die Situation der jungen Nichtrentnerinnen mit einer Wohlstandsposition von 102% besser darstellt als die der älteren (97%). Dies kann darauf zurückzufiihren sein, daß alleinstehende Frauen eher Karriere machen und damit ein höheres Einkommen erzielen als verheiratete. 847 Die männlichen Rentner sind, da ihre Wohlstandsposition im Vergleich zu den übrigen Haushalten (mit Ausnahme der Frührentner) - wie oben ausgeführt - immer über 100% liegt, am besten gestellt, wobei die Gruppe der erwerbsfähigen Männer mit einem Niveau von 139% über die höchste Position verfügt. Durch eine Ehe verringert sich folglich die relative Wohlstandsposition der Männer, während sich diejenige der Rentnerinnen verbessert! 8.3.4. Zusammenfassung Vermeidung von Armut im Alter Die Rentenfallstatistiken zeigten, daß ein großer Teil der Rentenleistungen des Regime Geral nicht ausreichen, Armut zu vermeiden. In den letzten sechs Jahren bezogen mindestens 42% der Alters- und Invalidenrentner dieses Systems eine systeminterne Mindestrente, die deutlich unterhalb der herangezogenen Armutsgrenze (50% der durchschnittlichen äquivalenzgewichteten) liegt. Wegen dieser geringen Rentenhöhen lagen 80% der betrachteten Rentner unterhalb dieser Armutsgrenze. Da die Hinterbliebenenrenten maximal 60% der Alters- oder Invalidenrenten betragen, erhalten 80% der hinterbliebenen Ehegatten und nahezu alle Aszendenten eine Hinterbliebenenrente

846 847

Siehe hierzu Tabelle 3.3. Vgl. hierzu filr die Bundesrepublik Deutschland Bischoff(1990).

406

8. Empirische Analyse

unterhalb der Mindestrente; folglich ist der Prozentsatz, der eine Rente oberhalb der Armutsgrenze bezieht, verschwindend gering. Anders sieht das Bild beim FP aus. Dort erhalten lediglich 9% der Alters- und Invalidenrentner eine Rente in Höhe der systemimmanenten Mindestrente, und 33% der Rentner sind nach der obigen Definition als arm zu bezeichnen. Auch wenn das Gesamtrenteneinkommen mit Hilfe der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe betrachtet wird, verfügen mindestens 69% der Personen über ein durchschnittliches Äquivalenzrenteneinkommen von weniger als 50% des empirisch ermittelten durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens der Personen aller Haushalte, das im Jahr 1989 7% unterhalb der obigen Armutsgrenze liegt. Als Haushaltstyp mit dem größten Anteil an armen Personen sind die anderen Rentnerhaushalte zu nennen. Als Ursache kann das ungünstige Verhältnis von Rentenbeziehern und Haushaltsmitgliedern angefuhrt werden, was u.a. durch die Kinder, die diesem Haushaltstyp zuzurechnen sind, erklärt werden kann. Das geringe Renteneinkommen wird durch den Umstand bedingt, daß nahezu 80% der über 65jährigen durch ein System (Regime Geral) gesichert sind, das wegen der kurzen möglichen rentenrechtlich relevanten Zeiten als noch nicht ausgereift betrachtet werden kann. Zudem fuhrt die Preisniveauindexierung der Bestandsrenten, die keine Mindestrenten sind, dazu, daß die Bestandsrenten mit zunehmender Rentenbezugsdauer im Vergleich zum Erwerbseinkommen sinken, weil das Preisniveau weniger stieg als die Bruttolöhne. Aufgrund der Kumulationsmöglichkeit von eigenständigen Renten der unter 75jährigen Frauen, sei es eine Sozialrente oder eine Versichertenrente, mit einer aus den Ansprüchen des Partners abgeleiteten Leistung sind alleinstehende Rentnerinnen weniger stark in der 50o/o-Armutsklasse vertreten als gleichaltrige alleinstehende Rentner. Allerdings trägt das Renteneinkommen nur zu einem Teil zum Gesamteinkommen der Rentnerhaushalte bei. Als weitere wichtige Einkommensarten sind sonstige Einkommen, Naturaleinkommen und auch Erwerbseinkommen zu nennen, wobei letzteres nahezu in dem Maße mit steigendem Alter abnimmt, wie das Renteneinkommen zunimmt. Trotz des eingeschränkten Erklärungswertes des Renteneinkommens in bezug auf die Armutsfrage wurde gezeigt, daß bei der Betrachtung des Gesamteinkommens der Anteil der von Armut betroffenen Personen eines Haushaltstyps mit dem Anteil des Renteneinkommens am Gesamteinkommen positiv korreliert. Aufgrund des hohen Anteils an Renteneinkommen sind besonders häufig männliche Frührentner und Rentnerinnen von Armut betroffen. Als Ursachen fur Armut wurde eingeschränkte Erwerbsfahigkeit (durch Invalidität und/oder Alter) und die mangelnde Gleichstellung der Geschlechter genannt. Folglich ist der Anteil an armen, ganz alten Rentnerinnen am höchsten und derjenige von Personen in Nichtrentnerhaushalten am geringsten.

8.3. Analyse anhand der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

407

Verteilung der Einkommen Die Ausführungen zur Frage nach Altersarmut warfen schon ein deutliches Licht auf die Einkommensverteilung bei den Personen in Rentnerhaushalten. Viele von ihnen sind arm, verfugen über ein relativ geringes Gesamteinkommen. Dagegen verfugen bis auf die Rentnerinnen 20% - 30% dieser Personen über ein überdurchschnittliches Äquivalenzeinkommen, was durch relativ hohe Renten (Angestellte des öffentlichen Dienstes oder Bankangestellte) oder durch den gleichzeitigen Bezug verschiedener Einkunftsarten bedingt ist. Dagegen sind von den Personen in Nichtrentnerhaushalten relativ wenige von Armut betroffen. Ein Großteil von ihnen zeichnet sich durch überdurchschnittliches Gesamteinkommen aus. Dies hat zur Folge, daß die relative Wohlstandsposition der Personen in Rentnerhaushalten deutlich unter derjenigen der Personen in Nichtrentnerhaushalten liegt. Soziale Sicherung der Frau Bei der ausschließlichen Betrachtung der Renteneinkommen sind durch die Kumulation verschiedener Renten in den unteren beiden Armutsklassen (unter 40% bzw. unter 50% des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens) deutlich weniger Rentnerinnen von Armut betroffen als Rentner. Da bei ersteren das Renteneinkommen einen höheren Anteil am Gesamtnettoeinkommen ausmacht, ist ihr Anteil an Armen - bezogen auf das Gesamteinkommen - jedoch wesentlich größer als bei den Rentnern. Folglich liegt die Wohlstandsposition der Rentnerinnen deutlich unter derjenigen der Rentner. Eine Ausnahme, die sich durch die ganze Untersuchung belegen läßt, stellen die männlichen Frührentner dar. Dagegen verzeichnen die Frührentnerinnen eine ähnlich hohe Wohlstandsposition wie die Altersrentnerinnen. Die Wohlstandsposition von alleinstehenden und verheirateten Nichtrentnerinnen ohne Kinder ist ähnlich, wobei diejenige der alleinstehenden etwas unter derjenigen von verheirateten Frauen liegt. Dagegen ist die Wohlstandsposition von alleinstehenden Rentnerinnen deutlich unterhalb derjenigen von verheirateten. Im Gegensatz zu den Männern, die durch eine Ehe an Wohlstandsposition verlieren, sind die Frauen es, die gewinnen.

9. Umverteilung 9.1. Definition und Vorgehensweise Bis zu dieser Stelle wurden lediglich drei der vier untersuchungsleitenden Teilfragen aus Kapitel 1. (Sicherung des Einkommensniveaus, Vermeidung von Armut und soziale Sicherung der Frau) dargestellt, analysiert und empirisch überprüft. Dieses Kapitel widmet sich dem vierten Themenbereich, der Frage der Umverteilung innerhalb des portugiesischen Alterssicherungssystems. Gefragt wird zum einen, ob und inwieweit Umverteilung stattfindet und zum anderen, ob diese Umverteilung zu gesellschaftlich erwünschten Zielen fuhrt. Im dritten Kapitel dieser Arbeit wurde Umverteilung im Zusammenhang mit der Frage nach der Belastung der portugiesischen Volkswirtschaft durch die Alterssicherung angesprochen. Hierbei wurden zwei ähnliche Indikatoren verwendet: das Verhältnis der Summe der Alterstransfers in bezug auf das Volkseinkommen und die 'Transferrate' (Rentenausgaben pro Rentner im Vergleich zum Volkseinkommen pro Erwerbstätigen). Die verwendeten Indikatoren entsprechen der Logik von Steuer-Transfersystemen, weil lediglich die in einer Periode vorgenommenen Umverteilungsmaßnahmen betrachtet werden. Nach dem Satz von Mackenroth, daß "aller Sozialaufwand immer aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode gedeckt werden"848 muß, gelten die Indikatoren jedoch auch fur Versicherungssysteme. Dem entspricht, daß der Erwartungswert der Einnahmen einer Versicherung mit demjenigen der Ausgaben übereinstimmen muß (Globaläquivalenz). 849 Die Äquivalenz von Einnahmen und Ausgaben wird auch fur die Erwartungswerte der Beiträge und Leistungen fur jedes Individuum bzw. fur jeden Versicherungskontrakt gefordert (technische Äquivalenz). Beim portugiesischen Regime Geral kann festgestellt werden, daß auf der einen Seite unterschiedliche Beitragssätze fur einzelne Untersysteme weitgehend einheitlichen Leistungen gegenüberstehen und auf der anderen Seite einem weitgehend einheitlichen Beitragssatz eine unterschiedliche Leistungsbemessung zugeordnet wird. 850

848

Mackenroth (1952), S. 267. Siehe Rechmann (1994), S. 3.

849

Vgl. Wagner (1985), S. 143.

9.2. Qualitative UntersuchlUlg des Regime Geral

409

Der folgende Unterabschnitt untersucht exemplarisch das alte (bzw. reformierte)851 Regime Geral auf Elemente der Umverteilung. Aufgrund der ähnlichen Leistungsausgestaltung von Regime Geral und FP können die für das Regime Gerat gewonnenen Erkenntnisse auch auf das FP übertragen werden. Die Analyse der verteilungsrelevanten Regelungen des Regime Gerat erfolgt zuerst qualitativ. Danach werden exemplarisch einige dieser Regelungen quantitativerfaßt.

9.2. Qualitative Untersuchung des Regime Gerat auf verteilungs relevante Regelungen In der folgenden Übersicht werden die verteilungsrelevanten Regelungen des Regime GeraJ in bezug auf die Alterssicherung genannt. Anschließend werden die einzelnen Regelungen auf intergenerationale oder -personelle Umverteilung geprüft. Diejenigen Regelungen, die interpersonell umverteilen, sollen gegen den Risikoausgleich und die erwünschte Umverteilung abgegrenzt werden. Sie werden also darauf hin untersucht, inwieweit der Eintritt eines bestimmten Risikos systematisch vorhersehbar ist und dies mit vertretbarem Aufwand festgestellt werden kann. Wenn dies nicht der Fall ist, gehört die entsprechende Leistung zum Risikoausgleich. Diejenigen Regelungen, die zu gesellschaftlich erwünschten Nebeneffekten führen, werden der erwünschten Umverteilung zugeor.dnet. 852

850 851 852

Siehe Unterkapitel

5.3.

In Klanunem werden die Besonderheiten des refonnierten Regime Geral ergänzt. Vgl. Wagner (1984), S.

53.

410

9. UmverteilWlg

Übersicht 9.1 Verteilungs relevante Regelungen des Regime Geral (Stand: 1992)

1. Historisch abgeschlossene Regelung - Fremdrentenzeiten in den Kolonien 2. Persönliche Rentenansprüche und Beitragszahlung a) Rentenrechtlich relevante Zeit - Beitragsfreie Zeiten wie Zeiten der Arbeitslosigkeit, Militärdienst, Invalidität, Kindererziehung, Mutterschaft und Pflege von kranken Kindern Anrechnung unvollständiger Erwerbsjahre - Wartezeitregelung - Differenzierung der Wartezeit nach abhängig Beschäftigten und Selbständigen - untere und obere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze = persönliche Mindest- bzw. Höchstrente b) Persönliche Bemessungsgrundlage - unterschiedlicher Beitragssatz für bestimmte Berufsgruppen, z.B. für landwirtschaftliche Arbeitnehmer, Hausangestellte, Selbständigea) - Beitrags- und Leistungsbemessungsgrenzen, z.B. Mindestrente - unterschiedliche Steigerungssätze für bestimmte Berufsgruppen, z.B. für Bergleute, Fischerb) c) -

Lage der Einkommen, die in die Leistungsbemessungsgrundlage eingehen, im Versicherungsverlauf Pflegezuschlag Indexierung der Bestandsrenten Begünstigung der Pflichtmitgliedschaft aufgrund von Erwerbstätigkeit Kürzere Wartezeit Mindestrentenregelung Anrechnung von beitragsfreien Jahren

3. Gruppenspezifische Differenzen beim Bezug von Leistungen a) Rentenarten normale und vorzeitige Altersrenten, z.B. bei Bergleuten und Fischernc) b) Rentenspezifische Wartezeitregelungen - Rentenspezifische Steigerungssätze - geschlechtsspezifische Rentenzugangsalter

9.2. Qualitative Untersuchung des Regime Geral

411

c) Familienstandsbezogene Leistungen Ehegauenzuschlag Hinterbliebenensicherung -- Witwen-lWitwerrente Gruppenspezifische Unterschiede des Altersabstandes von Ehepartnern Geschiedenenwitwen-/witwerrente Elternrente Waisenrente d) Rentenbezugsdauer Gruppenspezifische Unterschiede in der Lebenserwartung 4. Umverteilungsrelevante Regelungen fiir die Gesamteinkommensverteilung Gruppenspezifische Zwangsmitgliedschaft Beitragssatz Arbeitgeberanteil des Beitrags Rentenniveau und Rentenanpassung nachrichtlich: rentenrelevante steuerliche Regelungen Anmerkungen:

Quelle:

a) Siehe hierzu ausfilhrlicher Tabelle 5.14. b) Beim FP gilt dies filr Mediziner. c) Beim FP gilt dies filr Lehrer.

Erweiterte Zusanunenstellung nach Wagner (1984), S. 51.

Die vorangehende Übersicht weist eine Vielzahl von verteilungsrelevanten Aspekten auf, die zum größten Teil schon insofern in Unterkapitel 5.2 untersucht wurden, als sie das relative Sicherungsniveau beeinflussen. I. Historisch abgeschlossene Regelungen Die Fremdrentenzeiten in den Kolonien sind wie entsprechende Invalidenund Hinterbliebenenrenten853 als Folgen der Kolonialkriege zu betrachten und werden somit als 'Tatbestand in der Vergangenheit' in dieser Arbeit nicht näher betrachtet.

853 Invaliden- und Hinterbliebenenrenten als Kriegsfolge werden in Portugal durch das Rentenrecht rur den öffentlichen Dienst geregelt und werden deswegen bei der Untersuchung des Regime Geral nicht behandelt.

412

9. Umverteihmg

2. Persönliche Rentenansprüche und Beitragszahlung Die gesamte Versicherungsbiograhie des Versicherten und damit die Beitragsbezogenheit der Rente kommt in der Rentenformel in rentenrechtlich relevanter Zeit (n) und durchschnittlicher Einkommensposition der besten fünf der letzten 10 rentenrechtlich relevanten Jahre (0)') zum Ausdruck. 854 Neben den unterschiedlichen Steigerungssätzen und Zugangsregelungen der einzelnen Rentenarten wird durch die individuelle Variation von Beitragssatz, n und 0)' eine interpersonelle Umverteilung herbeigeführt. 2a) Rentenrechtlich relevante Zeit - Die rentenrechtlich relevante Zeit bestimmt, in welchem Ausmaß die Versicherungsdauer und die Beitragszahlungen des Versicherten die Rentenhöhe beeinflussen. Weil die rentenrechtlich relevante Zeit folglich auch die Höhe des durchschnittlichen Rentenniveaus bedingt, stellt sie einen Parameter für das Ausmaß der intergenerationalen Verteilung dar. - Die rentenrechtlich relevante Zeit setzt sich aus den Beitragsjahren und der beitragsfreien Zeit zusammen. So gibt es beitragsfreie Zeiten für Mutterschaft, Kindererziehung, Militärdienst, Zeiten des Bezuges von Arbeitslosengeld. 855 Mit beitragsfreien Zeiten sollen unter dem Gesichtspunkt der Stetigkeit und Bedarfsgerechtigkeit des Einkommens Lücken in der Versicherungsbiographie geschlossen werden. - Für Personen, die weniger als 365 Tage im Jahr (= "unvollständiges Jahr") versichert waren, müssen zwei Fälle unterschieden werden: (1) Personen, bei denen das "unvollständige Jahr" als unvollständiges Jahr in die Leistungsberechnung eingeht. (2) Personen, bei denen das "unvollständige Jahr" als vollständiges Jahr in die Leistungsberechnung eingeht. Für die erste Gruppe kann unterstellt werden, daß sie ein geringeres Jahreseinkommen erzielen als diejenigen Personen, die die gleiche Tätigkeit ein ganzes Jahr ausüben. Bei diesem Personenkreis verringert sich die Leistung entsprechend dem geringeren Jahreseinkommen, es findet keine Umverteilung statt. Die zweite Gruppe stellt Umverteilungsgewinner dar, da sie für weniger als 365 Tage im Jahr Beiträge gezahlt hat. Zum Beispiel geht ein Jahr mit einer Stunde versicherungspflichtiger Erwerbstätigkeit genauso als rentenrechtlich relevantes Jahr in die Leistungsberechnung ein wie ein Jahr, in dem eine Person voll erwerbstätig war. (Durch die Rentenreform wurde,

854

855

Siehe hierzu eingehender zur Rentenformel Unterabschnitt 5.3.2.2. Siehe zu der Anrechnung von beitragsfreien Zeiten Unterabschnitt 5.3.2.1.

9.2. Qualitative Untersuchung des Regime Geral

413

um diesem Mißstand etwas abzuhelfen, die Mindestversicherungsdauer pro Jahr auf 120 Tage erhöht.) Analog dazu ist die Wartezeitregelung zu sehen, denn eine Stunde versicherungspflichtige Erwerbstätigkeit im Monat genügt, damit dieser Monat für die Wartezeit angerechnet wird. Auch hier unterscheiden sich die zwei Fälle danach, ob die Einkommen, die aufgrund der zeitlich reduzierten Erwerbstätigkeit erzielt wurden, für die Leistungsermittlung herangezogen werden oder nicht. Wie zu erwarten, findet eine Umverteilung zugunsten derjenigen Personen statt, bei denen die Leistung nicht aufgrund der zeitlich reduzierten Erwerbstätigkeit berechnet wird. Da die Wartezeit bis zum 1.1.1994 120 Beitragsmonate beträgt, werden Arbeitnehmer gegenüber Selbständigen begünstigt. Arbeitnehmer verfügen aufgrund ihrer 14 Monatslöhne pro Jahr über 14 Beitragsmonate/Jahr. Im Gegensatz dazu können Selbständige lediglich 12 Beitragsmonate erzielen. Von der unteren zeitlichen Leistungsbemessungsgrenze profitieren diejenigen Personen, die weniger als 14 [15]856 rentenrechtlich relevante Jahre aufweisen, denn bei diesen wird die Rente auf eine persönliche Mindestrente von 30% der Leistungsbemessungsgrundlage angehoben. 857 Die obere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze benachteiligt diejenigen Personen, die für mehr als 37 [40] rentenrechtlich relevante Jahre Beiträge gezahlt haben, denn bei diesen wird die Rente bei 80% der Leistungsbemessungsgrundlage abgeschnitten. 858 Mit anderen Worten, es erfolgt für die darüber hinaus eingezahlten Beiträge keine Gegenleistung. Aufgrund der geringen Reife des Systems und der wenigen festen Arbeitsplätze haben 37 rentenrechtlich relevante Jahre jedoch noch keine empirische Relevanz. 859 2b) Persönliche Bemessungsgrundlage Beim (alten) Regime Gerat orientieren sich die Leistungen scheinbar - so läßt der erste Eindruck vermuten - an der durchschnittlichen Einkommensposition der besten fünf der letzten zehn Jahre und nicht an den Beiträgen.8 60 Bei einem einheitlichen Beitragssatz wäre dies eine Begünstigung der Personen mit stark schwankenden Jahreseinkommen im Vergleich zu jenen mit gleichmäßigem Einkommensverlauf. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich ein zweiter Effekt: Abweichungen vorn Regel-

856 Dazu gehören insbesondere die Invalidenrentner, die lediglich eine Wartezeit von höchstens filnf rentenrechtlich relevanten Jahren autweisen müssen. 857 858 859 860

Siehe hierzu ausfilhrlicher Unterabschnitt 7.2.3.3.6. einschließlich Abbildung 7.1. Siehe hierzu ausfilhrlicher Unterabschnitt 7.2.3.3.6. einschließlich Abbildung 7.1. Vgl. Kommission der EG (1994), S.

5.

Siehe hierzu die Rentenfonnel in Unterabschnitt 5.3.2.2.

414

-

9. Umverteilung

beitragssatz. So zahlen verschiedene gering bezahlte Berufsgruppen sowohl unter den Arbeitnehmern als auch unter den Selbständigen einen reduzierten Beitragstarif. 861 Diese Begünstigung kann auf der einen Seite darin begründet sein, der Bedarfsgerechtigkeit zu Zeiten der Erwerbstätigkeit Rechnung zu tragen und Niedrigverdienern ein Erwerbseinkommen in Höhe etwa des Mindestlohnes zukommen zu lassen. Auf der anderen Seite versucht diese Regelung, eine Abwanderung der betroffenen Versicherten in die Schattenwirtschaft zu verhindern und damit deren Beiträge und eventuell Steuern zu sichern. Beitrags- und damit einhergehende Leistungsbemessungsgrenzen sind zunächst einmal umverteilungsneutral, weil für den betroffenen Einkommensbereich weder Beiträge entrichtet noch Leistungen bezogen werden. Da aber dieser Einkommensbereich anderweitig mit anderer Rendite abgesichert werden muß, erreichen die betroffenen Personen eine andere Verteilungsposition als die nicht betroffenen. Eine bewußte Abweichung von der Beitragsäquivalenz stellt die Mindestrente dar. Besonders im Mindestrentenbereich stehen der Leistung keine ausreichenden Beiträge gegenüber. Auch wenn die Mindestrente relative Armut nicht verhindern kann, steht sicherlich ein pauschal veranschlagter Bedarf zur Verringerung des absoluten Armutsrisikos bei dieser Leistung im Vordergrund. Für diejenigen Erwerbstätigen, die aufgrund schwerer körperlicher Belastung den Rentenzugang vorziehen können (z.B. Fischer und Bergleute, die unter Tage arbeiten)862, ist ein höherer Steigerungssatz für die Berechnung der Invaliden- oder Altersrenten und damit auch für die Hinterbliebenenrenten vorgesehen. Einerseits handelt es sich bei dieser Regelung um eine Umverteilung zugunsten der Betroffenen. Andererseits ist davon auszugehen, daß bei Einführung dieser Regelung im Jahr 1968 die betroffenen Leistungsempfanger aufgrund der ungesunden Arbeitsbedingungen in der Regel nicht so lange lebten wie die übrigen Versicherten. Insofern kann diese Regelung auch zum Risikoausgleich gezählt werden. Inwieweit sich in diesem Fall geringere Lebenserwartung und höhere Rentenleistung zu identischen Lebensrentensummen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen führen, müßte anband von Sterbewahrscheinlichkeiten der entsprechenden Berufsgruppen genauer untersucht werden. Die Analyse des (alten) Regime Geral hat gezeigt, inwiefern die Lage der versicherungspflichtigen Erwerbstätigkeit während der Erwerbstätigkeitsphase die Höhe des Renteneinkommens beeinflußt. Bei gleichem Lebens-

861 Ausfilhrlicher zur Beitragssatzgestaltung siehe Tabelle 5.14 und anschließenden Text. 862 Siehe hierzu ausfiihrlicher Unterabschnitt 5.3.2.2.

9.2. Qualitative UntersuchWlg des Regime Gerat

415

einkommen ist die Leistung um so höher, je höher das Erwerbseinkommen ist, das in die Leistungsbemessung eingeht. Es erfolgt also eine Begünstigung derjenigen Personen, deren Erwerbseinkommen im Laufe ihrer Versicherungskarriere kontinuierlich steigt, im Vergleich zu denjenigen Personen, deren Einkommensposition konstant bleibt. Im Gegensatz dazu werden diejenigen Personen benachteiligt, deren Erwerbseinkommen im Laufe ihrer Versicherungskarriere sinkt oder deren Erwerbseinkommen aufgrund zeitweilig eingeschränkter Erwerbstätigkeit unterhalb demjenigen liegt, welches bei kontinuierlicher Erwerbsbiographie zu erreichen ist. Zu dem betroffenen Personenkreis gehören insbesondere Frauen, die aufgrund von Kindererziehung ihre Arbeitszeit verringert haben 863 , und/oder Personen mit Zeiten der Arbeitslosigkeit in der Erwerbsphase. Der Pflegezuschlag ist zunächst einmal dem Risikoausgleich zuzuordnen, da alle Versicherten gleichermaßen vom Risiko der Pflegebedürftigkeit betroffen werden können. Auf der anderen Seite sind diejenigen Personen, die einen ungesunden oder körperlich schweren Beruf ausüben, von diesem Risiko eher bedroht als andere. Allerdings ist die Leistungshöhe so gering, daß der Aufwand, die Beiträge nach der Wahrscheinlichkeit des Risikoeintritts zu differenzieren, in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag steht. Im Gegensatz zu den Mindestrenten, die in etwa der nominellen Bruttolohnentwicklung angepaßt werden, erfolgt die Indexierung der übrigen Bestandsrenten in Anlehnung an die Inflationsrate, so daß bei einer kontinuierlichen Erhöhung der Reallöhne eine Begünstigung der Bezieher von Mindestrenten erfolgt. Zu fragen bleibt, inwiefern die Lebenserwartung an den Bezug oder Nichtbezug einer Mindestrente - als Indikator rur geringes Bildungsniveau und Armut - gekoppelt ist und die höhere Anpassung die geringere Lebenserwartung finanziell kompensieren soll. 2c) Begünstigung der Pflichtmitgliedschaft aufgrund Erwerbstätigkeit Die Pflichtmitgliedschaft zeichnet sich gegenüber der freiwilligen oder nachträglichen Versicherung durch eine geringere Wartezeit aus. Für Personen, die sich lediglich freiwillig oder nachträglich im Regime Geral versichert haben, beträgt die Wartezeit für alle Leistungen 180 Monate, während sie sich ansonsten maximal auf 120 Monate beläuft. Das hat zur Folge, daß die Pflichtmitglieder und ihre Angehörigen insofern begünstigt werden, als sie mit einer größeren Wahrscheinlichkeit die Wartezeit von 120 rentenrechtlich relevanten Monaten erfüllen und eine Rente erhalten

863 Galler hat dieses Phänomen filr Deutschland untersucht und festgestellt, daß Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit aufgrund von Kindererziehung einschränkten, am Ende ihrer Erwerbsbiographie grundsätzlich eine geringere Einkonunensposition innehatten als ihre Geschlechtsgenossinnen mit kontinuierlicher Erwerbskarriere. Vg1. Galler (1991), S. 136.

416

9. Umverteilung

(s. nächster Punkt). Auch entfällt bei den Personen, die nicht pflichtversichert sind, die Mindestrentenregelung. Hinzu kommt, daß im Gegensatz zu den Pflichtversicherten keine beitragsfreien Zeiten angerechnet werden. Sie werden also von der bewußten Umverteilung ausgeschlossen, die nach Bedarfsgerechtigkeitskriterien (Mindestrentenregelung) und unter dem Gesichtspunkt der Stetigkeit des Einkommens (beitragsfreie Zeiten) erfolgt. 3. Gruppenspezifische Differenzen beim Bezug von Leistungen 3a) Rentenarten - Bei gleicher Lebensdauer der Rentner werden diejenigen Personen begünstigt, die vorzeitige Altersrenten beziehen können. 864 - Das geringere Rentenzugangsalter für Frauen in Kombination mit ihrer höheren Lebenserwartung hat zur Folge, daß Frauen Ld.R. höhere Lebensrentensummen erreichen als Männer und so begünstigt werden. Wie Ehegattenzuschlag und Hinterbliebenenrenten sollte diese Regelung einen Ausgleich für die familienbezogenen Aufgaben der erwerbstätigen Frauen leisten. Im Zuge der Rentenreform läuft diese Regelung aufgrund der stärkeren Beachtung der Leistungsgerechtigkeit aus. 3b) Rentenspezifische Wartezeitregelungen - Die Wartezeit benachteiligt Kurzversicherte (i.d.R. Frauen), weil Rentenanwartschaften aufgrund dieser Regelung verfallen können. Jedoch verhindert sie, daß jede Person, die lediglich einen Beitrag entrichtet hat, in den Genuß der Mindestrente kommt - eine bewußte Abweichung vom Prinzip der Leistungsgerechtigkeit. Für die einzelnen Rentenarten vor allem Alters- und Invalidenrenten sind verschieden lange Wartezeiten vorgesehen. 865 Das bedeutet, daß die individuelle und die allgemeine Mindestrentenregelung bei einer Altersrente erst nach 120, bei einer Invalidenrente schon nach 60 Beitragsmonaten greift. Somit begünstigt die bereits nach dieser Zeit gewährte Mindestrente Kurzversicherte. Hingegen kann bei Invaliden möglicherweise von einer geringeren Lebensdauer ausgegangen werden. Inwieweit diese Regelung aufgrund unterschiedlicher Lebenserwartungen der verschiedenen Rentenempfänger umverteilungsneutral ist oder nicht, müßte man anhand von Sterbehäufigkeiten ermitteln. - Der rentenspezifische Steigerungssatz bestimmt, in welchem Ausmaß die Versicherungsdauer und die Beitragszahlungen des Versicherten die Rentenhöhe beeinflussen. Weil der Steigerungssatz folglich das durch-

864 865

Siehe hierzu ausfilhrlicher S. 414. Ausfiihrlicher zu den Wartezeiten siehe Unterabschnitt 7.2.3.3.2.

9.2. Qualitative Untersuchung des Regime Geral

417

schnittliche Rentenniveau beeinflußt, stellt er auch einen Parameter fur das Ausmaß der intergenerationalen Umverteilung dar. 3c) Familienstandsbezogene Leistungen Der Ehegauenzuschlag stellt rein rechnerisch Alleinverdienerpaare besser, weil allein diese den Zuschlag erhalten. Das bedeutet, daß alle anderen Haushaltstypen den Ehegattenzuschlag mitfinanzieren. Jedoch kann diese Leistungsdifferenzierung auch als Risikoausgleich zugunsten von Familiengründungen und ausschließlicher Sorge um die Kinder angesehen werden, weil Familien bei entsprechendem Fertilitätsverhalten positiv auf die Stabilität der Finanzierung des Alterssicherungssystems einwirken. Nach dem veralteten Leitbild des Regime Geral, 866 bei dem die Ehefrauen nicht erwerbstätig sind, sondern sich ausschließlich der Kindererziehung widmen,867 gehörte die Kinderlosigkeit zum Risikoausgleich; diese Regelung stellte insofern keine Umverteilung dar. Heutzutage fuhrt sie zu einer Begünstigung derjenigen Ehepaare, die über soviel Einkommen verfugen, daß die Ehefrau "es sich leisten kann", sich ohne zusätzliche Erwerbstätigkeit lediglich um Haushalt und Familie zu kümmern. Im Zuge der Rentenreform wurde diese Regelung im Hinblick auf mehr Leistungsgerechtigkeil und verstärkte Individualisierung der Lebensentwürfe abgeschafft. Wie der EhegaUenzuschlag stellen Hinterbliebenenrenten (auch fur geschiedene Personen) rein rechnerisch Ledige schlechter, weil sie diese Rentenart nicht begründen können. Das bedeutet, daß dieser Personenkreis die Hinterbliebenenrenten der Ehepaare finanzieren. 868 Auch die abgeleiteten Renten können als Risikoausgleich zugunsten von Familiengründungen gesehen werden. Heutzutage kann es bei Doppelverdienerehen im Hinterbliebenenfall aufgrund von Kumulation der Versicherten- und Hinterbliebenenrenten zu gut versorgten Ehegatten kommen. Unter dem Gesichtspunkt der Stetigkeit des Einkommens mag das sinnvoll sein, aber bei der relativ hohen Abgabenlast durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge mag es effizient sein, das durch die staatliche Zwangsversicherung abgedeckte Sicherungsvolumen zu vermindern. In diesem Fall ist zumindest immer die Armutsgrenze überschritten, so daß die Kumulationsregelung bzw. die Hinterbliebenenrente der Bedarfsgerechtigkeit folgt und das Einkommen des Partners ersetzt. 869

866 Siehe hierzu ausruhrlicher UnterkapiteI2.4. in Verbindung mit Abschnitt 4.4.3. 867 Dieses Leitbild wurde aus der Existenz des Ehegattenzuschlags rur den nicht erwerbstätigen Ehegatten, in der Regel die Frau, abgeleitet. 868 Elternrenten können zum Risikoausgleich gezählt werden, da jeder der Versicherten Eltern hat oder hatte. 869 Siehe hierzu Unterabschnitt 7.3.4.4. 27 Ahrens

9. Umverteihmg

418

Der Altersabstand bei Paaren führt eindeutig zu einer Umverteilung zugunsten von sehr viel jüngeren Ehefrauen. Allerdings entspricht wahrscheinlich in Portugal ebenso wie in Deutschland ein unterschiedliches Alter der Ehepartnern der sozialen Norm;870 deswegen wird diese Tatsache zum Risikoausgleich gezählt. 871 3d) Rentenbezugsdauer Die individuellen Lebensrentensummen im Regime Geral hängen stark vom realisierten Lebensalter ab. Tendenziell steigt die Lebenserwartung mit Einkommen und Ausbildung, somit findet eine Begünstigung der Personen aus den oberen Einkommensklassen bzw. der besser Ausgebildeten statt. 4. Umverteilungsrelevante Regelungen für die Gesamteinkommensverteilung Die in Block 4 aufgeführten Regelungen verdeutlichen, daß nicht nur innerhalb des Regime Geral Umverteilungen stattfinden können, sondern daß auch eine Umverteilung gegenüber Dritten möglich ist. Die Umverteilung von Versicherten des Regime Geral zu den Versicherten anderer Systeme bzw. Nichtversicherten (und umgekehrt) erfolgt, weil nicht alle Portugiesen Zwangsmitglied im Regime Geral sind. Zum Beispiel wird einerseits durch unterschiedliche Finanzierungssysteme, Altersgrenzen, Wartezeiten, Rentenberechnung sowie Kumulationsmöglichkeiten die Verteilungsposition der Rentner der verschiedenen Systeme beeinflußt. 872 Durch die spezifische Rentenbesteuerung aufgrund der relativ hohen Rentenfreibeträge werden andererseits die Rentner im Gegensatz zu den Nichtrentnern begünstigt. 873 Die unterschiedlichen Regelungen sowie die in Kapitel 2 aufgeführte Zieldarstellung zeigen, daß die Vielzahl der Zieldimensionen, die bei der Gestaltung des Regime Geral explizit und implizit berücksichtigt wurden, zu einem recht unübersichtlichen Geflecht von Beitrags- und Leistungsstrukturen geführt hat. Die Frage ist jedoch, ob angesichts der Tatsache, daß sich der größte Teil der heute gewährten Leistungen im Mindestrentenbereich befindet, eine umverteilungsneutrale Beitragsgestaltung angemessen erscheint. Zuerst müßten in diesem Fall allerdings - politische - Zielvorgaben gemacht werden, welche der zahlreichen Beitrags- und Leistungsstrukturen als gesellschaftspolitisch unerwünschte Umverteilung und welche als erwünschte Umverteilung aufgefaßt werden.

870 vgl. Eurostat (1994), S. 107. 871 Dennoch fuhrt ein großer Altersabstand

kommt allerdings selten vor.

zwischen den Partnern zur Umverteilung; dieser

872 Wie diesbezüglich die Regelungen der verschiedenen Systeme differieren und so die Position der Rentner beeinflussen, ist in den Übersichten S.3 und 7.4 zu sehen. 873

Ausfuhrlicher zur Rentenbesteuerung siehe Kapitel 6.

9.3. Quantitative UntersuchWlg der UmverteilWlg

419

9.3. Quantitative Untersuchung der Umverteilung anhand von Modellfillen Die folgende Untersuchung hat das Ziel, Belastungen oder Begünstigungen verschiedener Gruppen von Versicherten durch einige der oben aufgeftihrten Regelungen des Regime Geral aufzuzeigen. 874 Auf der einen Seite soll die vertikale Umverteilung, d.h. die Umverteilung zwischen verschiedenen Einkommensniveaus, auf der anderen Seite die horizontale Umverteilung, diejenige zwischen verschiedenen Haushaltstypen, ermittelt werden. Wie schon bei den Modellfällen in Kapitel 7 werden hier einige der verschiedenen Regelungen unter standardisierten Bedingungen untersucht, um die einzelnen Einflüsse separat zu erfassen. Somit können sie zwar nicht die Vielf.iltigkeit der Realität wiedergeben, aber immerhin Relationen aufzeigen, welche der untersuchten Regelungen stärker umverteilend wirken. 9.3.1. Überprüfte Einflußgrößen Die nachfolgenden Übersichten 9.2 und 9.3 stellen die in diesem Unterkapitel zu analysierenden Einflußgrößen vor. Dabei fuhrt Übersicht 9.2 die konkret überprüften und graphisch veranschaulichten Einflußgrößen auf und ordnet sie den jeweiligen Abbildungen zu, während Übersicht 9.3 die Kurzbezeichnung des jeweiligen Modellfalls benennt. Diese geht auf die von der Standardperson (Abbildung 9.1) abweichende Variablenausprägung zurück, denn auch hier dient die sogenannte Standardperson als Referenzfall. 875

874

Zum modelltheoretischen Hintergrund vgl. Rechmann (1994).

875

Die ausfllhrliche Beschreibung der Standardperson fmdet sich unter Unterabschnitt 7.1.3.2.

420

9. Umverteihmg Übersicht 9.2

Zuordnung der überprüften Einflüsse zu den Variablen

Abbildung/ Modellfall

Überprüfte Einflußgröße

relevante Variable

Rentenreform

Rentenformel

I

Lebenserwartung

Rentenbezugsdauer

2

Erwerbsunterbrechung

reduzierte rentenrechtlich relevante Zeit

3

Erwerbsunterbrechung und Elternschaft

reduzierte rentenrechtlich relevante Zeit; Kinder

3

Auswirkung haushaltsbe- Haushaltsgröße; Familienstand; Aufteilung der Erwirtschaftung des zogener Merkmale Lebenseinkornrnens zwischen den Haushaltsmitgliedern

4

gesamtwirtschaftliche Lohn- und Preisentwicklung

5

Inflationsrate und Lohnwachstum

9.3. Quantitative Untersuchung der Umverteilung

421

Übersicht 9.3

Numerierung und Kurzbezeichnung der Modellfälle Abbil-

Kurzbezeiclmung des Modellfalls

dung I

Standard(fall) m 75: Standardperson, männlicll, Tod mit 75; Standardpfad (altes und refonniertes Regime Geral)

2

Standardperson w 75: Standardperson, weiblich, Tod mit 75 Jahren; Standardpfad

2

Standardperson m 80: Standardperson, männlich, Tod mit 80 Jahren; Standardpfad

2

Standardperson w 80: Standardperson, weiblich, Tod mit 80 Jahren; Standardpfad

3

Standardperson mit reduzierter, diskontinuierlicher Erwerbsdauer (l0 Jahre erwerbstätig, 20 Jahre Erwerbspause, 10 Jahre erwerbstätig), männlich, Tod mit 75; Standardpfad

3

Standardperson mit reduzierter, diskontinuierlicher Erwerbsdauer (l0 Jahre erwerbstätig, 20 Jahre Erwerbspause, 10 Jahre erwerbstätig), weiblich, Tod mit 75; Standardpfad

3

Standardperson mit reduzierter, diskontinuierlicher Erwerbsdauer (10 Jahre erwerbstätig,

3

Standardperson mit reduzierter, diskontinuierlicher Erwerbsdauer, wie oben mit je einem

20 Jahre Erwerbspause, 10 Jahre erwerbstätig), weiblich, Tod mit 80; Standardpfad Kind im Jahre 1 und 4 der Erwerbspause; männlich, Tod mit 75; Standardpfad

3

Standardperson mit reduzierter, diskontinuierlicher Erwerbsdauer, weiblich wie oben mit je einem Kind im Jahre 1 und 4 der Erwerbspause; weiblich, Tod mit 75; Standardpfad

3

Standardperson mit reduzierter, diskontinuierlicher Erwerbsdauer, weiblich wie oben mit je einem Kind im Jahre I und 4 der Erwerbspause; weiblich, Tod mit 80; Standardpfad

4

Alleinverdienerehepaar (1 Partner = Standardperson, I Partner nicht erwerbstätig = Nichtverdiener), beider Tod mit 75; Standardpfad

4

Alleinverdienerehepaar (1 Partner = Standardperson, I Partner nicht erwerbstätig = Nichtverdiener), Alleinverdiener Tod mit 75, Nichtverdiener Tod mit 80; Standardpfad

4

Alleinverdienerehepaar (I Partner = Standardperson, I Partner nicht erwerbstätig = Nichtverdiener), Alleinverdiener Tod mit 80, Nichtverdiener Tod mit 75; Standardpfad

4 4

Vollverdienerehepaar (jeder Partner = Standardperson), beider Tod mit 75; Standardpfad Vollverdienerehepaar (jeder Partner = Standardperson), ein Partner Tod mit 75, ein Partner Tod mit 80; Standardpfad

5

Standardperson; Minimalpfad

5

Standardperson; Maximalpfad

9. Umverteilung

422

9.3.2. Indikator Um die Begünstigungen oder Belastungen der Modellpersonen durch die Variation mikro- oder makroökonomischer Variablen zu messen, wird der interne Zinsfuß, ein Indikator aus der Investitionslehre, auf das Alterssicherungssystem angewendet. Analog zu einer privaten Investition ermittelt er die Bruttoertragsraten der Beitragszahlungen von Modellpersonen.

B

L

L (1 + hh=L kk,wobei r) (1 + r) n

h=\

T

k=n+\

B = Beitragssumme für ein Jahr n = Zahl der Beitragsjahre h = Beitragsjahre L = Rentenleistungen eines Jahres k = Zahl der Jahre des Leistungsbezugs r = Ertragsrate (interner Zinsfuß) Der interne Zinsfuß drückt das Verhältnis von gezahlten Beiträgen und erhaltenen Leistungen für den Fall aus, daß sowohl Beiträge als auch erhaltene Leistungen am Kapitalmarkt angelegt wurden. Wie die Formel verdeutlicht, hängt der interne Zinsfuß sowohl von Beiträgen als auch von Leistungen ab. Diese wiederum werden von der Entwicklung der Beitragszahier und Leistungsempfänger beeinflußt. 876 Der ermittelte interne Zinsfuß wird in dieser Arbeit als reine Maßzahl für ein Ranking der untersuchten ModellflHle verwendet. Um ihn mit Marktzinssätzen vergleichen zu können, müßten Annahmen über die Entwicklung der Beitragszahler und Leistungsempfänger bzw. die Bevölkerungsentwicklung und die Reife des Systems getroffen werden. 877 9.3.3. Annahmen Die Annahmen in Kapitel 7. betrafen lediglich den institutionellen Rahmen878 sowie das Mikro_879 und Makroszenario880 zur Analyse des relativen

876

Siehe ausfilhrlicher hierzu Abschnitt 3.2.2.

877

Vgl. hierzu Rechmann (1994).

878 Institutioneller Rahmen: Regime Geral. Untersystem der Arbeitnehmer Sozialabgaben- und Leistungsrecht: Stand: 1.1992 (altes Regime Geral), 1.1.1994 (reformiertes Regime Geral, als voll ausgereiftes System). 879 Standardperson: Ledige, kinderlose Modellperson im Einpersonenhaushalt. Rentenbeginn: 1.1. des Referenzjahres.

9.3. Quantitative Untersuchung der Umverteilung

423

Sicherungsniveaus, der Armutsvermeidung und der sozialen Sicherung der Frau. 881 Zur Untersuchung der Umverteilung sind weitere Annahmen in bezug auf die Beitragszahlungen und Leistungen sowie die Bevölkerungsstruktur nötig, um unterstellen zu können, daß beim umlagefinanzierten Regime Geral Globaläquivalenz gilt. Bev61kerung

- Da der zu zahlende Beitragssatz von der Entwicklung des Verhältnisses Leistungsempfänger zu Beitragszahlern sowie dem relativen Sicherungsniveau abhängt, werden aus methodischen Gründen diese Faktoren konstant gehalten. Es wird eine stationäre Bevölkerung auf der Basis des Jahres 1990 angenommen. 882 Weiterhin werden sowohl der Altersaufbau (Anteil der Alten an der Gesarntbevölkerung) als auch die Erwerbsquoten und damit auch das Verhältnis aus Beitragszahlern und Erwerbsfahigen konstant gehalten. Da das Regime Geral noch nicht ausgereift ist, nähert sich das Verhältnis der Leistungsempfänger zu den Alten bei einer stationären Bevölkerung über den gesamten Betrachtungszeitraum dem eines ausgereiften Systems lediglich an. Dieser Faktor wird bei den weiteren Betrachtungen ignoriert. 883 Leistungen

- Es werden ausschließlich Alters- und Hinterbliebenenrenten betrachtet. Die entsprechenden Zugangs- und Bestandsrenten werden wie bei den Modellfallen in Kapitel 7 auf der Basis des rur das Jahr 1992 geltenden Rentenrechts berechnet. 884 Als Grundlage der Leistungsberechnung dienen - ungeachtet der Haushaltsgröße - die APW-Vielfachen von 0,25 bis 3 mit einer Schrittweite von 0,25. Das bedeutet, daß Einpersonen- und Zweipersonenhaushalte über ein identisches Haushaltseinkommen verfUgen. - Die Rentenbezugsdauer der Standardperson beträgt 10 Jahre. Wird diese Bezugsdauer einer fiktiven Person zugeordnet, wäre entsprechend der geschlechtsspezifischen Altersgrenzen im alten Regime Geral ein Rentner oder eine Rentnerin vorzustellen, die 75 bzw. 72 Jahre alt werden.

880

Standardpfad: 4% Inflationsrate, 6% Lohnwachstum.

881 Zu den Annahmen siehe ausfiihrlicher den Abschnitt 7.1.3. Zur Ermittlung des Beitragssatzes bei stationärer Bevölkerung vgl. Rechrnann (im Erscheinen). 882 Steigt das Leistungsniveau im Zeitablauf, müßte, damit die Globaläquivalenz aufrecht erhalten werden kann, c.p. gleichzeitig der Beitragssatz steigen. Wird dagegen der Kreis der Beitragszahier ausgedehnt, kann entweder der Beitragssatz sinken oder das Sicherungsniveau steigen. Zur Konstruktion von stationären Bevölkerungen vgl. Feichtinger (1977), S. 66 ff. 883

Siehe ausfiihrlicher hierzu die Ausfilhrungen über die Annahmen zur Beitragssatzgestaltung.

884

Zur Berechnung der Zugangsrenten siehe Unterabschnitt 7.2.3.2.

424

9. Umverteilung

Annahmegemäß sind bei den Ehepaarfällen beide Partner gleich alt. Aufgrund der oben angesprochenen geschlechtsspezifischen Altersgrenzen bezieht die Frau bereits mit Erreichen des 62. Lebensjahres Rente, während ihr Partner drei Jahre weiterhin Beiträge entrichtet, bis er seinerseits das Rentenalter von 65 Jahren erreicht hat. In dieser Zeit werden die Beitragszahlungen von den Leistungen subtrahiert. - Zur Ermittlung der Bestandsrenten werden die rur das Jahr 1992 berechneten Zugangsrenten (Nichtmindestrenten) mit der Inflationsrate (im Standardpfad von 4%) angepaßt. Dagegen werden die Mindestrenten mit dem Lohnwachstum (im Standardpfad von 6%) indexiert. Beiträge

- Die Beitragszahlungen des alten Regime Geral, auf deren Grundlage der interne Zinsfuß ermittelt wird, beruhen auf den Beitragssätzen des Jahres 1992. Da der Rentenversicherungsträger des Regime Geral im Stichjahr einen Globalbeitragssatz von 35,5 % rur alle Schutztatbestände erhoben hat, wird der Beitragssatz rur die betrachteten Leistungsarten (Alter und Tod des Versicherten) anhand der entsprechenden Ausgabenteile ermittelt. 885 Zudem wird ein Beitragssatz verwendet, der bei einer stationären Bevölkerung ceteris paribus Globaläquivalenz der Einnahmen und Ausgaben bewirken würde. 886 Dieser ermittelte Beitragssatz wird auf das fiktive Erwerbseinkommen der Modellperson rur das Jahr 1992 angewendet. Es wird angenommen, daß das Erwerbseinkommen als Leistungs- und Beitragsbemessungsgrundlage jährlich mit der Lohnzuwachsrate gestiegen ist. Folglich steigen die Beiträge der Modellpersonen ebenfalls mit der Lohnzuwachsrate. Analog zur Ermittlung der Leistungsbemessungsgrundlage in Kapitel 7887 wird die Beitragszahlung rur jedes Erwerbsjahr der Modellperson durch die entsprechende Diskontierung des Beitrages rur das Jahr 1992 berechnet. Der Diskontierungsfaktor entspricht dem Lohnwachstum (im Standardpfad 6%). Dabei werden folgende Annahmen bezüglich der formalen Inzidenz der Beiträge getroffen: 888 - Arbeitnehmerbeiträge zur Alterssicherung werden voll von den Arbeitnehmern getragen.

885

Siehe hierzu ausfiihrlicher Tabelle 5. 17.

886 Zur Methode der ennittelten Beitragssätze vgl. Rechmarut (1994) auf der Basis von Feichtinger (1977), S. 66 f 887

Siehe hierzu ausfiihrlicher Unterabschnitt 7.2.3.2.

888 Wie Tabelle 5.15 gezeigt hat, leistet der portugiesische Staat keine Zuschüsse zum Regime Geral, so daß im Gegensatz zum hier nicht behandelten FP kein Staatszuschuß berücksichtigt werden muß.

9.3. Quantitative Untersuchung der Umverteilung

425

- Die entsprechenden Arbeitgeberbeiträge werden voll auf die Arbeitnehmereinkommen zuTÜckgewälzt. Die erste Annahme beruht auf den Ergebnissen der Partialanalyse im neoklassischen Modell, wonach direkte Steuern - als solche werden die Beiträge behandelt - nicht überwälzt werden. Ökonometrische Untersuchungen weisen fiir die Überwälzung von Unternehmenssteuern, denen hier die Arbeitgeberbeiträge entsprechen, keine eindeutigen Ergebnisse auf, so daß fiir die unterschiedlichen Überwälzungen der Arbeitgeberbeiträge Sensitivitätstest mit anderen Annahmen gemacht werden müßten. 889

9.3.4. Ergebnisse Analog zur obigen Definition von Beitragsäquivalenz liegt diese vor, wenn sich bei allen betrachteten Modellfiillen (unabhängig vom Einkommen) ein Zinsfuß ergibt, der eine Parallele zur x-Achse bildet (siehe Abbildung 9.1). 9.3.4.1. Zusammenhang zwischen Erwerbseinkommen und internem Zinsfuß /Ur altes und reformiertes Regime Geral

Zuerst wird der Zusammenhang zwischen Erwerbseinkommen, Leistungsbemessungsgrundlage und internem Zinsfuß ermittelt. Um diesen Zusammenhang vor und nach der Rentenreform aufzuzeigen, wird die Ertragsrate der Beiträge bei steigendem Erwerbseinkommen der Standardperson fiir beide Systeme ermittelt (Abbildung 9.1). Da die Beiträge bis auf einige hier nicht behandelte Ausnahmen 890 auf der Basis des Erwerbseinkommens erhoben werden, entspricht dieses sowohl der Leistungs- als auch der Beitragsbemessungsgrundlage. Dementsprechend ist eine Kurve zu erwarten, die derjenigen des relativen Bruttorentenniveaus ähnelt. Die Abbildungen in Kapitel 7 haben gezeigt, daß die Leistungen mit Ausnahme der Mindestrentenregelung proportional zum Erwerbseinkommen sind. Folglich ist auch - mit Ausnahme der Mindestrentenregelung - eine Proportionalität von Beiträgen und Leistungen wahrscheinlich. Wie beim relativen Bruttorentenniveau steht im Mindestrentenbereich wachsendem Erwerbseinkommen und damit wachsenden Beiträgen eine einheitliche Leistung gegenüber, so daß dieser Bereich eine hyperbeIförmige Gestalt aufweisen wird.

889 Vgl. Reclunann (1994), S. 6. Da sich im Laufe der Untersuchung ergibt, daß eine Änderung des Beitragssatzes lediglich eine Niveauverschiebung, aber keine Strukturveränderung bewirkt, wird auf die Sensitivitätsanalyse verzichtet. 890

Zu den Ausnalunen siehe ausfiihrlicher Tabelle 5.13.

426

9. Umverteilung

Zusammenhang zwischen Erwerbseinkommen und internem Zinsfuß für altes und reformiertes Regime Geral (Standardpenon, Standardpfad) 15

10

.. Standardlediger altes RG ... Standardlediger neues RG

5

.......

~

0,25

: : : : : : : : : :

...•...•

0,5

0,75

1,25

1,5

1,75

2

2,25

2,5

2,75

3

APW-Einkommensvielfache Quelle:

Eigene Berechnung.

Abbildung 9.1

Wie envartet, ergibt sich im alten und im reformierten Regime Geral eine dem relativen Bruttorentenniveau ähnliche Kurve. Anders ausgedrückt, nahezu alle Einkommensklassen erhalten entsprechend der oben geäußerten Hypothese eine gleiche Verzinsung der Beiträge. Eine Ausnahme bilden envartungsgemäß die Bezieher einer Mindestrente. Auch war abzusehen, daß sich der interne Zinsfuß durch die Rentenreform verringert hat, da beim reformierten Regime Geral einem fast identischen Beitragssatz ein deutlich geringeres Rentenniveau gegenüber gestanden hat. 891 9.3.4.2. Einfluß der Lebenserwartung aufden internen Zinsfuß

Der Einfluß der Lebensenvartung oder, anders ausgedrückt, der Rentenbezugsdauer auf den internen Zinsfuß wird mittels der Variation Rentenbezugsdauer von 10, 13, 15 sowie 18 Jahren untersucht. Es ist damit zu rechnen, daß sich der interne Zinsfuß bei einer längeren Lebenserwartung erhöht. Die nachfolgende Tabelle 9.1 sowie die Abbildung 9.2 zeigen den internen Zinsfuß in Abhängigkeit von der Rentenbezugsdauer.

891

Vor der Rentenreform beträgt der Modellbeitragssatz 28% und nach der Reform 27%.

427

9.3. Quantitative UntersuchlUlg der UmverteillUlg Einfluß der Lebenserwartung auf den internen Zinsfuß (Standard pfad, altes Regime Geral) 15

~

.9

:E

10

'"c

.,.. .

N c

.~

5

~ I.~

~ ~ ~ ~

Slandardlediger rn. 75 • Slandardlediger rn. 80

0,25

0,5

0,75

1,25

! ! !

~

!

2,75

3

... Slandardledi&e w. 75 *Slandardlec!i&e w. 80

1,5

1,75

2

2,25

2,5

APW-Einkommensvielfache Quelle:

Eigene Berechnungen.

Abbildung 9.2 Tabelle 9.1

Interner Zinsfuß in Abhängigkeit von der Rentenbezugsdauer

Rentenbezugsdauer 10 Jahre (männl. 75 Jahre) 13 Jahre (weibt. 75 Jahre) 15 Jahre (männl. 80 Jahre) 18 Jahre (weibt. 80 Jahre) Quelle:

0,25 APW 6,30 7,30 7,79 8,34

Zinssatz in % bei 0,5APW 4,09 5,20 5,72 6,33

APW 4,09 5,20 5,72 6,31

~0,75

Eigene Berechnungen.

Eine Variation der Rentenbezugsdauer verändert die Gestalt der Kurve kaum. Lediglich der Mindestrentenbereich weitet sich geringfiigig aus. Je länger eine Person Rente bezieht, desto höher ist der interne Zinsfuß und damit der Ertrag der Beiträge. Dabei nimmt der Zuwachs der Ertragsrate mit der Rentenbezugsdauer ab. Des weiteren wirkt die Rentenbezugsdauer auf die Beziehung von Mindestrente und anderen Renten. Sowohl die Differenz der heiden als auch deren Quotient sinken. Beide Phänomene sind auf die Natur des geometrischen Charakters des internen Zinsfußes zurückzuführen: In fernerer Zukunft liegende Leistungen werden geringer gewichtet als diejenigen in naher Zukunft.

428

9. Umverteihmg

Unter der Annahme, daß die Versicherung implizit vor dem Zeitpunkt der Geburt des Kindes abgeschlossen wird, also das Geschlecht und die Lebenserwartung unbekannt sind, kann eine unterschiedliche Lebenserwartung unter den Begriff Risikoausgleich gefaßt werden. Wagner stellte allerdings fest, daß tendenziell die Lebenserwartung und folglich auch die Rentenbezugsdauer mit dem Einkommen und der Ausbildung steigen, so daß eine Umverteilung hin zu den Besserverdienenden erfolgt.892 Dagegen erhalten die Personen mit einem geringen Erwerbseinkommen (im Standardpfad unter 0,38 APW)893 in Portugal eine Mindestrente, die höher als die anderen Renten indexiert wird. Hinzu kommt, daß sich der Personenkreis, der für eine Mindestrente in Betracht kommt, durch die höhere Anhebung der Mindestrenten im Laufe der Zeit immer weiter ausdehnt, weil alle Alters- bzw. Invalidenrenten mindestens so angehoben werden, daß die Anspruchsberechtigten eine Mindestrente erhalten. Bei den Betroffenen wirkt sich dieses Verfahren - sofern sie denn ausreichend lange leben, um in dessen Genuß zu kommen - geringfügig positiv auf die Höhe der Ertragsrate aus. 9.3.4.3. Einfluß von reduzierter Erwerbsdauer und Kindererziehung Den Einfluß reduzierter Erwerbsdauer (d.h. 20 rentenrechtlich relevante Jahre) und der Erziehung zweier Kinder untersucht der nächste Modellfall. 894 Zuerst wird lediglich die Auswirkung der reduzierten Erwerbsdauer bei unterschiedlich langer Rentenbezugsdauer betrachtet.

892 Vgl. Wagner(1984),S.175und254. 893 Siehe hierzu ausfilhrlicher Unterabschnitt 7.2.3.4.1.2. 894 Eine ausfilhrlichere Beschreibung des Modellfalls fmdet sich in Übersicht 9.3.

9.3. Quantitative Untersuchung der Umverteilung

429

Tabelle 9.2

Einfluß von reduzierter Erwerbsdauer auf den internen Zinsfuß (20 rentenrechtlich relevante Jahre, Standardpfad, altes Regime Geral)

APW-

Rentenbezugsdauer in Jahren (person)

Einkommensvielfache

~

Quelle:

10 (männl. 75 Jahre)

13 (weibl. 75 Jahre)

18 (weibl. 80 Jahre)

0,25

15,88

17,03

17,99

0,5

10,17

11,77

13,21

0,75

6,95

8,83

10,58

1,00

6,75

8,5

10,09

Eigene Berechnungen.

Wie eine Verlängerung der Rentenbezugsdauer fuhrt auch eine Reduktion der rentenrechtlich relevanten Zeit zu keiner nennenswerten Veränderung der Kurvengestalt. Für den Fall von 20 Beitragsjahren beträgt die Leistung mehr als die Hälfte der Rente der Standardperson, da im alten Regime Geral der zeitproportionale Beitragsbereich lediglich zwischen 14 und 37 Jahren gelegen. Demzufolge ergibt sich fur diesen Fall auch ein höherer interner Zinsfuß als bei der Standardperson. Es läßt sich also eine Umverteilung zu Lasten derjenigen Personen beobachten, die mehr als 37 Jahre Beiträge gezahlt haben. 895 Aufgrund der kürzeren rentenrechtlich relevanten Zeit macht sich die Mindestrentenregelung hier wesentlich stärker als beim Standardledigen bemerkbar. Es findet eine bewußte Umverteilung hin zu den Mindestrentnern statt, wobei das Ausmaß der Umverteilung um so größer ist, je geringer die rentenrechtlich relevante Zeit ist. Bei der Untersuchung der Auswirkungen von Kindererziehungszeiten (Abbildung 9.3 sowie Tabelle 9.3) werden ähnliche Haushaltstypen wie bei der reduzierten rentenrechtlich relevanten Zeit verwendet. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, daß hier nach der 10jährigen Erwerbsphase zuerst ein Kind geboren wird, während das nächste drei Jahre später folgt. 896

895

Siehe hierzu auch die Ausfi1hrungen in Unterabschnitt 7.2.3.3.7.

896

Eine ausfilhrlichere Beschreibung des Modellfalls findet sich in Übersicht 9.3.

430

9. Umverteilung Einfluß von reduzierter Erwerbsdauer und Kindererziehung auf den internen Zinsfuß (24 rentenrechtlich relevante Jahre, Standardpfad, altes Regime Gerat)

15

~

.5

10

~.9

N

iil

.,8

~

.s

.. Stanclardlediger m, 7S

~m,

7S, 20 Bi, 2 Kinder .w, 7S, 20 Bi, 2 Kinder ---w, SO, 20 Bi, 2 Kindor

+ rn, 7S, 20 Bi, kein Kind .w, 75, 20 Bi, kein Kind -w, SO, 20 Bi, kein Kind 0,25

0,5

0,75

1,25

1,5

1,75

2,25

2,5

2,75

APW-Einkommensvielfache Quelle:

Eigene Berechnungen.

Abbildung 9.3

Tabelle 9.3

Einfluß von reduzierter Erwerbsdauer und Kindererziehung auf den internen Zinsfuß (24 rentenrechtlich relevante Jahre, Standardpfad, altes Regime Gerat)

APWEinkommensvielfache 0,25' 0,5 ~0,75

Anmerkung: Quelle:

Rentenbezugsdauer in Jahren (person) 10 13 18 (männl. 75 Jahre) (weibl. 75 Jahre) (weibl. 80 Jahre) 17,03 15,88 17,99 11,77 13,2 10,17 8,32 9,92 11,36

Bj = Beitragsjahr.

Eigene Bereclmungcn.

Im Mindestrentenbereich werden Kindererziehungszeiten nur in dem Maße honoriert, in dem sie dazu beitragen, mit geringerer rentenrechtlich relevanter Zeit den zeitproportionalen Bereich zu erreichen. Außerhalb der Mindestrentenregelung bewirken sie eine proportionale Erhöhung der Leistungen für alle Erwerbseinkommensniveaus. 897 Das letzte Ergebnis kann auf zwei Arten

9.3. Quantitative Untersuchung der Urnverteilung

431

interpretiert werden: Der "Wert" der Kindererziehung steigt mit dem Einkommen, oder das fiir die Rentenberechnung angesetzte Einkommen fiir die Kindererziehung entspricht deren Opportunitätskosten und wird dementsprechend verzinst. 9.3.4.4. Einfluß der Aufteilung der Erwirtschaftung des Lebenserwerbseinkommens des Haushalts auf die Ehegatten bei gemeinsamem Erleben des Ruhestandes und bei Tod eines Partners

Den Einfluß der Aufteilung der Erwirtschaftung des Lebenserwerbseinkommens des Haushalts auf die Ertragsrate überprüft der nächste Modellfall (Abbildung 9.4). Dabei werden - im Gegensatz zu den Modellfällen in Kapitel 7 - lediglich das Alleinverdiener- und das Vollverdienerpaar sowie als Referenzgröße der Standardledige untersucht. Weiterhin erfolgt die Ermittlung des internen Zinsfußes, der sich ergibt, wenn - was der Realität eher entspricht die Partner unterschiedlich lange leben. Beim Allein- sowie beim VoIlverdienerpaar erreichen beide Partner das 75. Lebensjahr, d.h. sie beziehen gemeinsam 10 Jahre Rente. Danach lebt je ein Partner noch bis zum 80. Lebensjahr. 898 Tabelle 9.4 ordnet die Modellfalle nach der Höhe des internen Zinsfußes im Mindestrentenbereich.

897 Tabelle 7.22 weist bei verschiedenen Einkommensniveaus das rentenrechtlich relevante Jahr aus, ab dem die Kindererziehungszeiten eine Leistungssteigerung bewirken. 898

Eine ausfilhrlichere Beschreibung des Modellfalls findet sich in Übersicht 9.3.

432

9. Umverteihmg

Einfluß der Aufteilung der Erwirtschaftung des Lebenserwerbseinkommens des Haushalts auf die Ehegatten bei gemeinsamem Erleben des Ruhestandes und bei Tod eines Partnen (Standardpfad) -+ Einvcrdicncrpaar, er 75, sie 80

x Zweiverdicncrpaar, er 75, sie 80 ... Standardlcdiger = Voll = Einverdiencrpaar +m, w 80 =Einverdiencrpaar, er 80, sie 75 ... 75, 20 Bj, 2 Kinder 80, 20 Bj, 2 Kinder + 75, 20 Bj, kein Kind - 80, 20 Bj, kein Kind

15

~

.50

""~ c: N

10

.. u

E .50 B

5

o 4----r--~---,----r---~--,----r--~---,----r_~ 0,25

0,5

0,75

1,25

1,5

1,75

2

2,25

2,5

2,75

3

APW-Einkommensvielfache

Quelle:

Eigene Berechnungen.

Abbildung 9.4 Tabelle 9.4

Einfluß der Aufteilung der Erwirtschaftung des Lebenserwerbseinkommens des Haushalts auf die Ehegatten bei gemeinsamem Erleben des Ruhestandes und bei Tod eines Partnen (Standardpfad)

APWEinkom-

fv 80, 18

~tandard- ~inverdie- w75, ediger rerpaar, \3 Jahre

'" 80, 15 Jahre

rerpaar, er rerpaar; er ahre

~enten-

~5, sie 80 ~O, sie 75 ~enten-

mcos-

~iderTod

Renten-

vielfache

~t75

he2JJ8

~inverdie- ~inverdie-

~2JJ8

~2JJ8

~weiver.

r,.erdiener- dienerpaar,

paar, heider

r 75, sie 8

~odmit 75

0,25

6,30

6,86

7,30

7,79

8,08

8,14

0,50

4,09

4,09

5,20

5,72

5,65

5,72

6,33

6,46

7,57

0,75

4,09

4,09

5,20

5,72

5,65

5,72

6,31

4,74

5,97

;:, 1,00

4,09

4,09

5,20

5,72

5,65

5,72

6,31

4,25

5,26

Quelle:

8,34

!zwei-

9,17

10,03

Eigene Berechnungen.

Die Rangfolge im Mindestrentenbereich entspricht nicht derjenigen im proportionalen Bereich. Dieses Ergebnis ist beim Einverdienerpaar auf den absolut fixierten Ehegattenzuschlag zurückzufuhren und beim Zweiverdienerpaar auf die Leistungsbemessungsgrundlage. Da der Leistungsberechnung bei

9.3. Quantitative Untersuchung der Umverteilung

433

allen Haushaltstypen das gleiche Haushaltseinkommen zugrunde gelegt wird, annahmegemäß unabhängig von der Personenzahl, beziehen im Zweiverdienerfall beide Personen zusammen das gleiche Einkommen wie im Ledigenfall eine Person. Weil die Leistungsbemessung auf dem individuellen Erwerbseinkommen beruht, reicht der Mindestrentenbereich beim Zweiverdienerehepaar bis zu einem höheren Einkommen als bei einer ledigen Person. Hinsichtlich der Zinssätze im einzelnen ergäbe sich fiir das Vollverdienerpaar im proportionalen Bereich der gleiche Zinssatz wie fiir den Standardledigen, 899 wenn alle betrachteten Modellpersonen zum gleichen Zeitpunkt in den Ruhestand gingen und eine gleich lange Beitrags- und Rentenbezugsdauer und damit Lebensrentensumme aufwiesen. Dieses Ergebnis war aufgrund der institutionellen Regelungen zu erwarten, denn bei der Analyse des Systems in Abbildung 9.5 ergaben sich ebenfalls im proportionalen Bereich fiir den Standardledigen und das Vollverdienerpaar ein gleiches relatives Bruttorentenniveau. 900 Unter der Bedingung, daß beide Partner gleich alt sind, entsprechend der geschlechtsspezifischen Regelaltersgrenze in Ruhestand gehen und gleichzeitig mit 75 Jahren sterben, erhöht sich der interne Zinsfuß aufgrund der längeren Rentenbezugsdauer von 13 Jahren und der damit entsprechend höheren Lebensrentensumme der Frau minimal auf 4,25%. Dagegen fällt - bei einer gleichen Alterskonstellation des Alleinverdienerpaares und des Standardledigen - der Ehegattenzuschlag so gering aus, daß er sich lediglich im Mindestrentenbereich auswirkt. Ansonsten weist der interne Zinsfuß bei beiden Haushaltstypen das gleiche Niveau auf. Stirbt der Nichtverdiener mit Erreichen des 75. Lebensjahres (= 13 Jahre Rentenbezug), während der Alleinverdiener weitere fiinf Jahre Rente bezieht, ändert sich das Niveau des internen Zinsfußes im proportionalen Bereich im Vergleich zum Standardledigen mit dreizehnjähriger Rentenbezugsdauer ebenfalls nicht. Wenn die Nichtverdienerin ihren Partner, der mit Erreichen des 75. Lebensjahres stirbt, um fiinf Jahre überlebt, ist der Zinssatz aufgrund der abgeleiteten Leistung geringer als beim Standardledigen. Beim Vollverdienerpaar übertrifft der interne Zinsfuß denjenigen des Standardledigen, obwohl alle Modellpersonen das gleiche Alter von 75 Jahren aufweisen. Im Gegensatz zum Ledigen und zum Ehemann bezieht die Ehefrau im Vollverdienerpaar 13 Jahre Rente, was zu diesem höheren Zinssatz fiihrt.

899 Der Altersabstand der Partner des Vollverdienerpaares beträgt drei Jahre, so daß beide nach einer 40jährigen Erwerbstätigkeit am 1.1.1992 in Ruhestand gehen können, d.h. die Frau vollendet das 62. und der Mann das 65. Lebensjahr. 900

Siehe hierzu ausfilhrlicher Abbildung 7.5 sowie Tabelle 7.2.

28 Ahrens

434

9. UmverteilWlg

Überlebt die Ehefrau ihren Partner um fünf Jahre, bewirkt dies wiederum einen Anstieg des Zinssatzes. Allerdings liegt dieser unterhalb desjenigen, den die gleichaltrige Witwe des Alleinverdiener erzielt. Dies ist darauf zurückzufUhren, daß letztere im Gegensatz zu der Vollverdienerin keine eigenen Beiträge entrichtet hat.

9.3.4.5. Einfluß des Bruttolohnwachstums und der Inflation Den Einfluß des Bruttolohnwachstums und der Inflation beim Standardledigen zeigen die Abbildung 9.5 und die Tabelle 9.5. Einfluß des Bruttolohnwachstums und der Inflation auf den internen Zinsfuß beim Standardledigen 15 ,------------------------------------------------, ~

.5

:e'"

10

c::

...

N 4.)

8

.9

5

.5 0,25

0,5

0,75

1,25 1,5 1,75 2 APW-Einkommensvielfache

I~ Minimal- -- StandardQuelle:

Eigene Berechnungen.

Abbildung 9.5

2,25

-*- Maximal-I

2,5

2,75

3

435

9.3. Quantitative Untersuchlll1g der Umverteillll1g

Tabelle 9.5 Einfluß des Bruttolohnwachstums und der Inflation auf den internen Zinsfuß beim Standardledigen

APWEinkommensvielfache

Maximalpfad

0,25

12,78

2,01

6,30

0,50

10,79

0,46

4,09

0,75

10,79

0,46

4,09

~

Quelle:

interner Zinsfuß in % im Minimalpfad Standardpfad

Eigene Berechnungen.

Wie schon bei den anderen Modellfallen und aufgrund der relativen Bruttorentenniveaus zu vermuten, verändert auch die Variation dieser Variablen Bruttolohnwachsturn und Inflation - die Form des Graphen kaum. Dagegen zeigen sich enorme Niveauunterschiede beim internen Zinsfuß, die mit den unterschiedlichen relativen Bruttorentenniveaus korrespondieren. 9.3.5. Schlußfolgerung

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß sich alle Faktoren, die hinsichtlich Zeit- und Einkommensfaktor von der Leistungsproportionalität abweichen, sich in einer Differenz des internen Zinsfußes im Vergleich zu jenem der Referenzperson, des Standardledigen, niederschlagen. Wird in einer Rangfolge anhand der bereits präsentierten Abbildungen aufgestellt, welche Faktoren arn stärksten rur eine Umverteilung sorgen, steht, wie erwartet, die Mindestrentenregelung an der Spitze. Ihr folgen die Kindererziehungszeiten und die obere zeitliche Leistungsbemessungsgrenze. Zudem ist eine deutliche Abhängigkeit des Zinsfußes von der Dauer der Lebenserwartung zu erkennen.

436

9. Umverteilung

Ausmaß der Umverteilung durch die Variation mikroökonomischer Variablen (altes Regime Geral, Standardpfad) .Standardledipr .m80 )0( Einverdiener. boider Tod mit n *Einvmliener.... 7~. oie 80 XZweiverdi_.... 7~. oie 80 7~. 20 Bi. 2 Kinder "'m. 7~. 20 Bi. kein Kind -wo 80. 20 Bi. kein Kind

"W.

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.5

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..•...••........................................................................................................__ ............ __ .__ .................•

10

c

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o 1---~----r----r---,----~---r---,r---,---~----r---, 0.2~

O.~

0.7~

1.2~

I.~

1.15

2.2~

2.~

2.15

APW-Einkommensvielfache Anmerkung: Quelle:

Bj = Beitragsjahr.

Eigene Berechnungen.

Abbildung 9.6

Um den Kurvenverlauf der internen Zinsfüße ftir die einzelnen Haushaltstypen noch einmal zu verdeutlichen, untersucht die Abbildung 9.7, ob Personen bzw. Hauhalte, die sich lediglich in bezug auf ihre Einkommenshöhe unterscheiden, eine unterschiedliche Verzinsung ihrer Beiträge aufweisen (vertikale Umverteilung). Dabei wird die Differenz der internen Zinsfüße zum Durchschnittsarbeitnehmerhaushalt von 1 APW gebildet.

437

9.3. Quantitative Untersuchilllg der Umverteililllg

Vertikale Umverteilung (Differenz der internen Zinsfüße gegenüber dem DurchschnittsverdienerhaushaIt, Ledigenrälle)

.w

.m

"Standardlediger, 75 75 80 -&w80 ""m, 75, 20 Bi, 2 Kinder *w, 75, 20 Bi, 2 Kinder .w, 80, 20 Bi, 2 Kinder -#m, 75, 20 Bi, kein Kind "w, 75, 20 Bi, kein Kind9w80, 20, Bi, kein Kind

8

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