Allgemeine Volkswirtschaftslehre: Band 2 Haushalte, Unternehmungen, Marktformen [3., neubearb. Aufl. Reprint 2019] 9783111375274, 9783111017396


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German Pages 166 [192] Year 1960

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Kap. I. Die Wirtschalt des Verbraucherhaushalts
Kap. II. Verbrauchsfunktion und Sparfunktion
Kap. III. Theorie der Nachtrage
Kap. IV. Unternehmungen und ihre Wirtschaftsplane
Kap. V. Ertragsgesetz und Produktionskosten
Kap. VI. Angebotsmenge und Preisbildung
Kap. VII. Marktformen und monopolistischer Wettbewerb
Literaturhinweise
Namenregister
Sachregister
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Allgemeine Volkswirtschaftslehre: Band 2 Haushalte, Unternehmungen, Marktformen [3., neubearb. Aufl. Reprint 2019]
 9783111375274, 9783111017396

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SAMMLUNG

GÖSCHEN

BAND

1170

ALLGEMEINE VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE n HAUSHALTE, U N T E R N E H M U N G E N , MARKTFORMEN von

DR.

ANDREAS

PAULSEN

o. Professor an der Freien Universität Berlin

3., neu bearbeitete Auflage

WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G J . Göschen'scbe Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . T r ü b n e r • Veit & Comp.

BERLIN

1960

Die Gesamtdarstellung umfaßt folgende Bände: Band Band

I : Grundlegung, Wirtschaftskreislauf (Sammlung Göschen Band 1169) I I : Haushalte, Unternehmungen, Marktformen (Sammlung Göschen B a n d 1170)

Band I I I : Produktionsfaktoren (Sammlung Göschen Band 1171) Band I V : Gesamtbeschäftigung, Konjunkturen, Wachstum (Sammlung Göschen Band 1172)

©

Copyright 1950 by W a l t e r de Gruyter & Co., Berlin W 35. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten. — Archiv-Nr. 11 11 70. — Satz und Druck: Paul Funk, Berlin W 35. — Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis Kap. I. Die Wirtschaft des Verbraucherhaushalts §

1.

§ 2.

Seite

Stellung des Verbrauchs i m S y s t e m 1. Begriffe — 2. Verbrauch im Wirtsdiaftskreislauf — 3. Zur Lehrgeschichte des Verbrauchs

6

D e r W i r t s c h a f t s p l a n des H a u s h a l t s 1. Inhalt des Wirtschaftsplans — 2. Ziel der Planung

8

Kap. II. Verbraudisfunktion und Sparfunktion 1.

Darstellung der Funktionen 1. Allgemeines — 2. Verbraudisfunktion und Verbrauchsneigung — 3. Form der Verbraudisfunktion, marginale V e r brauchsquote — 4. Geometrische Darstellung

12

§ 2.

Verbrauchsausgaben u n d H ö h e des V o l k s e i n k o m m e n s 1. Produktionslenkung durch Nachfrage — 2. Gleichgewichtseinkommen

18

§

Kap. III. Theorie der Nachfrage §

1.

Die Nachfragefunktionen 1. Thema — 2. Entwicklung der Nachfragefunktion — 3. Darstellung der Funktion

22

§ 2.

Elastizität der N a c h f r a g e 1. Übersicht — 2. Die direkte Preiselastizität der Nachfrage — 3. Bestimmung der Elastizität der Nachfrage — 4. Ausgaben und Grenzausgaben für ein Gut — 5. Die Kreuz-Preiselastizität — 6. Elastizität der Nachfrage in bezug auf Einkommen

27

§ 3.

Indifferenzkurven-Analyse 1. Methode — 2. Indifferenzkurve, Grenzrate der Substitution — 3. Indifferenzkurvenschar — 4. Bilanzgerade und Bestimmung des Optimums — 5. Veränderung der Ausgabensumme und der Preisrelation — 6. Ableitung der Nachfragekurve

38

Kap. IV. Unternehmungen und ihre Wirtschaftspläne §

1.

Unternehmungen 1. Begriffe — 2. Rechtliche und ökonomische Einteilungen

47

Inhaltsverzeichnis

4

§ 2.

Produktion und Märkte 1. Ziel der Unternehmung — 2. Unternehmungen und Märkte — 3. Produktionsfaktoren und ihre Kombination

§ 3.

D e r Wirtsciiaftsplan der U n t e r n e h m u n g 1. Die unternehmerischen Entscheidungen — 2. Die Voraussetzungen der Gewinnmaximierung — 3. Kostenplanung und Faktorkombination — 4. Umsatzplanung — 5. Gleichgewicht der Unternehmung

Seite 49

52

Kap. V. Ertragsgesetz und Produktionskosten §

1.

P r o d u k t i o n als F a k t o r k o m b i n a t i o n

60

1. Ubersicht, Produktionsfunktion — 2. Grenzertrag, Grenzerlös und Grenzkosten eines Produktionsfaktors — 3. Isoquante und Substitutionsrate — 4. Isokostenlinie und kostengünstigste Kombination § 2.

Das

Ertragsgesetz

65

1. Voraussetzungen — 2. Darstellung des Ertragsgesetzes— 3. Ertrag und Kosten § 3.

D i e N a c h f r a g e nach P r o d u k t i o n s f a k t o r e n 1. Nachfraqefunktion — 2. Veränderung der Faktorpreise und Ausgabensumme — 3. Ableitung der Nadifragekurve nach einem Faktor — 4. Individuelle und gesamte Nachfrage nach Faktorleistungen

69

§ 4.

Produktionskosten 1. Gesamtkosten, Stückkosten, Grenzkosten — 2. Die Kostenbeziehungen — 3, Die Ertragskurven — 4. Die Grenzkosten

75

§ 5.

Langfristige

85

Kosten

1. Langfristige Planung und Ertragsgesetz — 2. Langfristige Kostenkurven

Kap. VI. Angebotsmenge und Preisbildung § 1.

Kosten, Erlös

und Angebotsoptimum

88

1. Erlös und Grenzerlös — 2. Grenzkosten, Grenzerlös und Angebotsoptimum — 3. Grenzkosten und individuelle Angebotskurve § 2.

D a s Gesamtangebot an einem homogenen G u t . . . . I. Entwicklung der Gesamtangebotskurve — 2. Preiselastizität des Angebots

93

§ 3.

Preisbildung und Gleidigewiditspreis 1. Preisbildung — 2. Verzögerte Angebotsanpassung, Spinnwebtheorem — 3. Lagerbildung und Preiserwartungen — 4. Elastizität der Preiserwartungen

97

Inhaltsverzeichnis

§ 4.

5

Seite D a s 'Gleichgewicht der U n t e r n e h m u n g u n d d e r Industrie 103 1. Gleichgewicht der Unternehmung — 2. Gleichgewicht der Industrie — 3. Gleichgewiditspreis — 4. Ergebnisse in Übersicht — 5. Zur Lehrgeschichte der Preistheorie

Kap. VII. Marktformen und monopolistischer Wettbewerb § 1.

Marktformen und Verhaltensweisen 110 1. Bestimmung der Marktform — 2. Produktdifferenzierung — 3. Marktformen und Verhaltensweisen der Anbieter — 4. Markt- und Wettbewerbsformen in Übersicht — 5. Lehrgesdiichtlicher Überblick

§ 2.

P r e i s u n d A b s a t z b e i m o n o p o l i s t i s c h e n M a r k t f o r m e n 121 1. Die Preis-Absatz-Funktion — 2. Durchschnitts- und Grenz' erlös — 3. Bestimmung des Angebotsoptimums, C o u r n o f sdier Punkt — 4. Markttrennung und Preisdifferenzierung — 5. Marktformen der Nachfrage

§ 3.

M o n o p o l b i l d u n g e n u n d -Sicherungen 134 1. Tendenz zur Monopolisierung — 2. Marktbeherrschung und Marktsicherung — 3. Der monopolistische Wettbewerb — 4. Großbetriebe und Monopol — 5. Marktvereinbarungen, Kartelle

§ 4.

Gesamtwirtschaftliche A u s w i r k u n g e n der M o n o p o l e 143 1. Das Problem der Wirtschaftsordnung — 2. Bildung und Steuerungsfunktion der Preise — 3. Faktoreinsatz und Beschäftigungsmenge — 4. Technische und wirtschaftliche Entwicklung

Literaturhinweise

151

Namenregister

158

Sachregister

159

Kap. I. Die Wirtschalt des Verbraucherhaushalts § 1. Stellung des Verbrauchs im System 1. B e g r i f f e „Verbrauch" ist Beschaffung v o n Sachgütern und Dienstleistungen durch „Haushalte", d. h. zur Verwendung für Unterhalts-, nicht für Erwerbszwecke (Produktion, Verkauf). a) „Produktion" erfolgt in „Unternehmungen"; sind „Unternehmung" und „Haushalt" vereinigt (z. B. Bauernwirtschaften), so muß Einkommenserzielung von der Einkomm ensverwendung getrennt, z. B. der Marktwert des „Eigenverbrauchs" dem durch Absatz von Produkten erzielten Einkommen zugerechnet werden. Leistungen innerhalb des Haushalts (Zubereitung der Speisen, Pflege der Kleidung usw.) rechnen nicht zur „Produktion". b) Güter gelten am Zeitpunkt ihres Übergangs an Haushalte als „verbraucht", auch wenn sie dauerhaft („Gebrauchsgüter") sind. Güterbestände in Haushalten zählen daher nicht zum „Realkapital" der Volkswirtschaft; Haushalte halten ihr Vermögen nicht in Gütern, sondern in Forderungsrechten einschließlich Eigentumsrechten an Unternehmungen (Ausnahme: Eigenheime). c) Im Verbrauch durch Haushalte kommt der Wirtschaftsprozeß zum Abschluß, und der ökonomisdie Wert der Güter erlischt, während bei Verwendung von Diensten und Gütern in Unternehmungen der verzehrte Wert den erzeugten Produkten als „Kostenwert" angerechnet wird. Wirtschaftsfreiheit der Haushalte als Wirtschaftssubjekte bedeutet Freiheit in der Verfügung über Eigentum und Leistungen zum Verbrauch oder zur Einkommenserzielung, namentlich durch Verwerten auf Märkten. (Vgl. Bd. I, Kap. II, § 2, Ziff. 2.) 2. V e r b r a u c h

im

Wirtschaftskreislauf

In der Verkehrswirtschaft werden Arten und Mengen der Produktion nicht autoritativ dem Verbrauchsbedarf (oder umgekehrt) angepaßt, sondern die Nachfrage der Haushalte beeinflußt über die Preisbildung die Verkaufserlöse der Unternehmungen und damit ihr Güterangebot. Diese

Stellung des Verbrauchs im System

7

Nachfrage drückt nicht unmittelbar die Dringlichkeit des Bedarfs aus, sondern den Einsatz der zur Verfügung stehenden Kaufkraft. So hängt der Versorgungsstand des einzelnen Haushalts von seinem Einkommen ab, die Aufteilung der Gesamtproduktion auf Güterarten und -mengen von der Einkommensverteilung auf die Haushalte. — Die Haushalte erzielen ihr Einkommen als Erlöse für Leistungen, besonders an Unternehmungen. Im Kreislauf der Wirtschaft zwischen den Polen „Haushalte" und „Unternehmungen" läßt sich daher kein erstes Glied bestimmen. Denn die Unternehmungen registrieren nicht passiv die Nachfrage der Haushalte und setzen sie in Produktion um, sondern greifen ihr vor und suchen sie zu beeinflussen; namentlich schaffen sie durch ihre Produktion die Einkommen, welche Quelle der Kaufkraft und damit der Nachfrage der Haushalte sind. (Vgl. die Behandlung des Kreislaufs, Bd. I, Kap. IV.) Der Einfluß der Verwendung eines gegebenen Gesamteinkommens der Haushalte auf die Produktion wird in den beiden folgenden Kapiteln methodisch getrennt: 1. Aufteilung des. Haushaltseinkommens in Verbrauchsabgaben und Vermögensbildung („Sparen") und ihr Einfluß auf die Aufteilung der Produktion in Verbrauchsgüter und Vermögensgüter („Investierungen"): „Verbrauchsfunktion". 2. Verteilung der Verbrauchsabgaben der Haushalte auf die einzelnen Verbrauchsgüter in ihrem Einfluß auf die Preisbildung und dadurch Produktionsrichtung: „Nachfragefunktionen*.

3. Z u r L e h r g e s c h i c h t e

des

Verbrauchs

Hebung und Sicherung des Verbrauchs breitester Schichten wurde im Einklang mit weltanschaulichen und gesellschaftlichen Wandlungen immer entschiedener zum Maß und Ziel alles Wirtschaftens erhoben. a) Der ältere und neuzeitliche Staatsabsolutismus (Merkantilismus, Kollektivismus) setzen statt der Verbraucherwohlfahrt die Staatsmacht als oberstes Wirtschaftsziel. b) Einer unbegrenzten Steigerung der Versorgung setzte das Mittelalter (mit Nachklängen bis in die Gegenwart hinein) die

8

Die Wirtschaft des Verbraucherhaushalts

Begrenzung durch traditionale, standesgemäße und andere Maßstäbe entgegen. Armut, die heute wesentlich als soziale Fehlleistung aufgefaßt wird, galt als Fügung oder persönliches Versagen. Der standesmäßigen Gliederung der Gesellschaft entsprach ungleiche Einkommens- (und Vermögens-)verteilung. c) Die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft wurde eher an der Zahl der ausreichend versorgten Menschen als an der Höhe des Versorgungsstandes des einzelnen gemessen. Im durch die Klassik entwickelten theoretischen System wurde der Verbrauch als „the sole end and purpose of all production" (Adam Smith) anerkannt, in der Förderungswürdigkeit aber dem Sparen nachgeordnet, da dessen Ausmaß die Kapitalbildung und damit den Fortschritt der Wirtschaft bestimme. Die rückhaltlose Dringlichkeit, mit der Sparen als Gebot ökonomischer Klugheit und Moral empfohlen wurde, ist theoretisch bedingt durch die Überzeugung, daß das System durch freie Preisbildung stets auf „Vollbeschäftigung" tendiert, das Sparen also nicht nur verminderte Nachfrage nach Verbrauchsgütern, sondern erhöhte nach „Vermögensgütern" ist, daher keinen Nachfrageausfall bewirkt, sondern lediglich eine Nachfrageverschiebung. Die volle Eingliederung des Verbrauchs in das theoretische System konnte erst geschehen, seitdem die subjektivistische Werttheorie alle ökonomischen Wertbildungen von der Grundlage des Verbraudisnutzens abzuleiten wußte. (Vgl. Bd. I, Kap. VI, § 3, Ziff. 2.) Probleme der Meß- und Vergleichbarkeit der Nutzengrößen werden in der heutigen Theorie im Rahmen der Analyse der Nachfrage ausgiebig behandelt; sie liegen auch den Versuchen objektiver Bemessung des Einflusses wirtschaftlicher Veränderungen auf den Stand tler ökonomischen Wohlfahrt zugrunde. („Wohlfahrtsökonomie", „Economics of Weifare".)

§ 2. Der Wirtschaftsplan des Haushalts 1. I n h a l t

des W i r t s c h a £t s p 1 a n s

Der Haushalt wird zur wirtschaftlichen Einheit durch die Ausrichtung der wirtschaftlichen Handlungen auf ein

Der Wirtsdiaftsplan des Haushalts

9

selbstbestimmtes Ziel, welches den „Wirtsdiaftsplan" des Haushalts bestimmt. a) Haushalt kann daher ein einzelner Mensch oder (meistens) eine Gruppe von Menschen sein (Familienhaushalt, Anstaltshaushalt). b) Auch wenn der „Wirtschaftsplan" nicht bewußt und rational durchgestaltet ist, wird der Ausdruck für den Zusammenhang der zweckgerichteten Verhaltensweisen des Haushalts verwendet. Als Teile des Gesamtplanes betreifen der Erwerbswirtschaftsplan die Beschaffung, der Verbrauchswirtsdiaftsplan die Verwendung des Haushaltseinkommens. Durch das Geldeinkommen sind diese Teile weitgehend unverbunden: die Höhe des Geldeinkommens bemißt den erreichbaren Versorgungsstand im allgemeinen, ohne daß der Aufwand zur Einkommensbeschaffung mit dem konkreten Nutzen bestimmter Verbrauchsgüter verglichen wird. Erstrebt wird möglichst hohes Geldeinkommen durch bestmögliche Verwertung der verfügbaren Leistungen, möglichst hoher Verbrauchsnutzen durch bestmögliche Verwendung des beschafften Geldeinkommens. Einkommenserwerb erfolgt durch Erbringen marktbewerteter Leistungen (persönliche Dienste, Sachleistungen) an andere Haushalte, an Unternehmungen und an den Staat. Hinzu kommen nicht durch „Leistungen" erzielte „Transfereinkommen" (Renten, Zinsen von Staatsanleihen). (Vgl. Bd. I, Kap. III, § 1, Ziff. 2.) Alles Einkommen fließt hiernach den Haushalten „von außen" zu (Modell des „Haushalts der reinen Verkehrswirtschaft", Eucken). Das gilt wegen der Trennung von Haushalten und Unternehmungen auch für die „Residualeinkommen" (Unternehmungsgewinne) der Unternehmerhaushalte. Einkommensverwendung erfolgt durch Kauf von Gütern („Verbrauchsgüter") einerseits, Bildung von Vermögen („Sparen") andererseits. Dazu tritt die Bewirtschaftung des Vermögens einschließ] ich Aufnahme und Rückzahlung von Schulden.

10

Die Wirtschaft des Verbraucherhaushalts

In Übersicht umfaßt der Wirtschaftsplan des Haushalts: a) Beschaffung v o n Einkommen durch 1. Arbeits- und Dienstleistungen, 2. Leistungen aus Vermögen; b) Verwendung des Einkommens für 1. Beschaffung v o n Verbrauchsgütern, 2. Vermögensbildung (Sparen); c) Verwendung des Vermögens durch 1. Wahl und Veränderung der Anlageform, 2. Verbrauch (Entsparen).

Die Planungsperioden sind individuell, aber auch f ü r die Teile des Gesamtplanes verschieden, und sie überschneiden sich. Durch Abschluß langfristiger Kontrakte können große Teile der Einkommensbeschaffung und -Verwendung nicht kurzfristig variiert werden, so daß „Planrevisionen" zur Anpassung an Änderungen der „Verbrauchsstruktur" und der Marktdaten mehr oder weniger verzögert erfolgen. 2. Z i e l d e r

Planung

Als Ziel des Wirtschaftens jedes Haushalts wird die Maximierung des „Verbrauchernutzens" (als Ausdruck der allgemeinen Versorgungslage) angenommen. Dieser N u t z e n ist eine individuelle Intensitätsgröße, die nicht quantitativ bemessen und verglichen werden kann, namentlich auch nicht im Sinne eines Kosten-Ertrags-Vergleichs mit den Geldaufwendungen zur Beschaffung der Güter. Ebenso kann der Verbraudi nicht als „Kostenaufwand" zur Erhaltung und Erhöhung der Leistungsfähigkeit betrachtet und begrenzt werden (wie bei Sklaven). Verbrauch ist nicht ökonomisches Mittel („Kraft durch Freude"), sondern Zweck alles Wirtschaftens.

Die „Rationalität" der Haushaltswirtsdiaft bezieht sich daher nicht auf die Zielsetzung, etwa die gewählte Rangordnung der Bedürfnisse, sondern auf die Wirtschaftlichkeit der Verwendung der Mittel zum Erreichen der Ziele. Es wird also unterstellt, daß der Haushalt seine Bedürfnis-

D e r Wirtschaftsplan des H a u s h a l t s

11

struktur (auch in der zeitlichen Erstreckung der Bedürfnisse) und die Eignung der Mittel zu ihrer Befriedigung kennt. Hiernach wird theoretisch das Ziel des Wirtschaftsplanes des Haushalts (wie das der Unternehmung) als Lösung eines Maximum-Problems behandelt: bei gegebenen Zielen und gegebenem Bestand an Mitteln eine solche Zuteilung der Mittel auf die einzelnen Zwecke vorzunehmen, daß durch keine anderweitige Verteilung der Mittel der Gesamterfolg erhöht werden kann. D a s gilt i m Erwerbswirtschaflsplan für den Einsatz der verfügbaren M i t t e l zur E i n k o m m e n s e r z i e l u n g , i m Verbrauchswirtschaftsplan für die V e r t e i l u n g des E i n k o m m e n s auf Ausgaben für die einzelnen Verbrauchsgüter u n d für V e r m ö g e n s b i l d u n g .

Der Gesamterfolg kann erhöht werden, wenn die durch Veränderung des Mitteleinsatzes bewirkte Einbuße an Nutzen an einer Stelle durch den zusätzlichen Nutzen der Verwendung an anderer Stelle mehr als ausgeglichen wird. Er hat daher sein Maximum, wenn die letzte Einheit jedes Mittels in jeder Verwendung den gleichen Nutzen („Grenznutzen") stiftet. (Vgl. Bd. 1, Kap. VI, § '4, § 5.) Der in Kenntnis der „Plandaten" (Verbrauchsstruktur, Preise und sonstige Marktgrößen etc.) aufgestellte Wirtschaftsplan erreicht dieses (durchaus individuell bestimmte) Nutzenmaximum, wenn die zugrundeliegenden Daten während seiner Durchführung sich nicht ändern bzw. sich in den erwarteten Größen realisieren. Dann bedarf es keiner Änderung des Wirtschaftsplanes; die Wirtschaft des Haushalts befindet sich im „Gleichgewicht". Mit einer Änderung des Wirtschaftsplanes erfolgt eine Veränderung der v o m H a u s h a l t auf den M ä i k t e n a n g e b o t e n e n u n d nachgefragten M e n g e n der G ü t e r u n d Leistungen, daher audi der M a r k t d a t e n (Preise) u n d des Marktgleichgewichts. U n t e r den Einflüssen der sich an den M a r k t d a t e n orientierenden Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte (Haushalte u n d U n t e r n e h m u n g e n ) u n d der durch dieses Verhalten ihrerseits w i e d e r b e s t i m m t e n M a r k t d a t e n v o l l z i e h t sich das wirtschaftliche G e schehen und seine Steuerung. (Vgl. Bd. I, K a p . V, § 2, Ziff. 1.)

12

Verbrauchsfunktion und Sparfunktion

Kap. II. Verbrauchsfunktion und Sparfunktion § 1. Darstellung der Funktionen 1. A l l g e m e i n e s Die gesamten Verbrauchsausgaben eines Haushalts in einer Periode ergeben sich durch Addition der Ausgaben dieses Haushalts für die gekauften einzelnen Güter einschließlich der Dienstleistungen, sie sind also gleich der Summe der mit ihren jeweiligen Preisen multiplizierten bezogenen Gütermengen. Wir nennen diesen Betrag die Konsumsumme des Haushalts c. Seine H ö h e ist von einer ganzen Reihe von subjektiven und objektiven Bestimmungsgründen abhängig, welche individuell sehr verschieden und raschem Wechsel unterworfen sein können. Der wichtigste unter diesen verbrauchsbestimmenden Faktoren ist auch in mikroökonomischer Sicht die H ö h e des individuellen Einkommens y. Isolieren wir diesen Faktor, das heißt, nehmen wir alle übrigen Bestimmungsgründe als konstant an, so ergibt sich eine spezielle Verbrauchsfunktion mikroökonomischen Charakters: c = c (y). Durch Addition der Verbrauchsausgaben aller Haushalte in einer Periode erhalten wir den Gesamtverbrauch, die makroökonomische Größe C. Der Abhängigkeit des Gesamtverbrauchs vom Gesamteinkommen Y, d. h. der makroökonomischen speziellen Verbrauchsfunktionen C = C(Y) kommt große Bedeutung zu, sie soll im folgenden ausführlicher behandelt werden. Die verwendeten Begriffe und formalen Beziehungen gelten jedoch ebenso f ü r die mikroökonomische Verbrauchsfunktion. Die H ö h e der gesamten Nachfrage bestimmt die H ö h e der gesamten Produktion in jeder Periode. Wenn Haushalte ihr im Wert der Produktion erzieltes Einkommen zur Nachfrage nach Verbrauchsgütern verwenden, so ruft das neue Produktion hervor; der so verwendete Teil des Gesamteinkommens „reproduziert" sich. Aber die Nachfrage nach Investitionsgütern geht nidit von Haushalten, sondern von Unternehmungen aus. Der von den Haushalten

Darstellung der Funktionen

13

gesparte Teil des empfangenen Einkommens ist also weder Nachfrage nach Verbrauchsgütern, noch unmittelbar nach Investitionsgütern, und es ist eine zunächst offene Frage, ob Unternehmungen jeweils in dem Wert Investitionsgüter nachfragen und produzieren, in dem die Haushalte sparen, damit also nicht Verbrauchsgüter nachfragen und Produktion veranlassen. An das Verhältnis zwischen Sparen und Investieren knüpfen sich daher wichtige Fragen der Höhe und Veränderung der Gesamtproduktion und des Gesamteinkommens. (Vgl. § 2, Ziff. 1.) Zu ihrer Behandlung bedarf es eines Ausdrucks für die Verteilung des Gesamteinkommens der Haushalte auf Nachfrage nach Verbrauchsgütern und auf Sparen; dazu vor allem dient die Aufstellung der makroökonomischen Verbrauchs- und Sparfunktion. Seit ihrer Aufstellung durch J . M. Keynes („The General Theory of Employment, Interest and Money", 1936) finden diese Funktionen in der Theorie wie in der empirischen Wirtschaftsforschung vielseitige Anwendung.

2. V e r b r a u c h s f u n k t i o n und V e r b r a u c h s n e i g u n g Die Verbrauchsfunktion behandelt mikro- und makroökonomisch die Höhe des Verbrauchs einer Periode als abhängig von der Höhe des Einkommens, so daß der verschiedenen Höhe des Einkommens eine bestimmte Höhe des Verbrauchs entspricht. D a die Differenz zwischen Höhe des Einkommens und Höhe des Verbrauchs als Sparen definiert ist, ist durch die Verbrauchsfunktion die Sparfunktion als Beziehung zwischen der Höhe des Sparens und Höhe des Einkommens mitbestimmt; umgekehrt durch die Sparfunktion die Verbrauchsfunktion. Es kann also mit der einen oder mit der anderen Funktion gearbeitet werden. Da der weitaus größte Teil des Einkommens auf Verbrauch entfällt, sind kleine prozentuale Veränderungen der Verbrauchshöhe (z. B. von 92 % auf 91, 08 °/o des Einkommens, also von

14

Verbraudisfunktion und Sparfunktion

1 %>) gleichbedeutend mit großer prozentualer Veränderung der Höhe des Sparens (im Beispiel von 8°/o auf 8,92 %> des Einkommens, also um etwa 11,5 °/o).

Die Funktionen sind — wenn nicht anders ausdrücklich vermerkt — statisch, beziehen also die Höhe des Verbrauchs und Sparens auf unterschiedliche Höhen des gegenwärtigen Einkommens, nicht auf eine Veränderung des Einkommens im zeitlichen Ablauf. Zur Isolierung der Beziehung zwischen Höhe des Verbrauchs und Höhe des Einkommens müssen alle anderen Einflüsse auf die Verbrauchshöhe als gegeben betrachtet werden; sie werden als Verbrauchsneigung („Hang zum Verbrauch", „propensity to consume") bzw. Sparneigung zusammengefaßt. Die „Verbraudisfunktion" („Sparfunktion") gilt also bei gegebener „Verbrauchsneigung" („Sparneigung"). In der folgenden geometrischen Darstellung wäre eine Veränderung der Verbrauchs- bzw. Sparneigung durch veränderte Lage und Form der Kurve der Verbrauchs- bzw. Sparfunktion auszudrücken.

Eine Verbrauchsfunktion, welche in langfristiger Betrachtung Anwendung findet, wird daher eine voraussehbare Veränderung der Verbrauchsneigung berücksichtigen müssen und wird in ihrer Lage und Form von der kurzfristigen Funktion abweichen können.

Namentlich bei der Behandlung der Wachstumsvorgänge der Wirtschaft muß nach empirischen Feststellungen eine Anpassung der Verbrauchsneigung an gestiegenes Einkommen besonders berücksichtigt werden: während kurzfristig mit höherem Einkommen die Höhe des Verbrauchs zwar absolut steigt, aber die Rate des Verbrauchs aus Einkommen kleiner wird (und demgemäß die Rate des Sparens größer wird), ist langfristig die Rate des Verbrauchs und Sparen aus Einkommen eher unverändert. (Vgl. Bd. IV, Kap. VI, § 2.)

Die individuellen Verbrauchsneigungen werden sehr unterschiedlich sein: je nach der Struktur des Haushalts und den individuellen Nutzenvorstellungen werden Haushalte mit gleichem Einkommen nicht die gleiche Höhe des Verbrauchs und Sparens aufweisen.

Darstellung der Funktionen

15

Empirische Untersuchungen verweisen z. B. auf die „demonstrative" Bedeutung der Höhe und Zusammensetzung des Verbrauchs als Ausweis der Zugehörigkeit zu der sozialen Gruppe, zu der man gerechnet werden will, ferner des bisher bezogenen Höchsteinkommens, an das sich die Lebenshaltung angepaßt hat, der Höhe des bereits vorhandenen Vermögens, der verfügbaren liquiden Mittel u. ä. Audi die Entwicklung der Abzahlungsgeschäfte lockert die Verbindung der Verbrauchshöhe mit der des Einkommens der Beschaffungsperiode und knüpft den Verbrauch stärker an die Höhe des künftig erwarteten Einkommens.

Die makroökonomische Verbrauchsfunktion als Aussage über die Höhe des Gesamtverbrauchs in Abhängigkeit von der Höhe des Gesamteinkommens hängt in ihrer Form von weiteren Einflüssen ab, von denen namentlich die Verteilung des Gesamteinkommens zu nennen ist: ein Gesamteinkommen von gegebener Höhe wird bei gleichmäßigerer Verteilung höheren Verbrauch bzw. geringeres Sparen aufweisen als bei ungleicher Verteilung. Audi hier spielt die Veränderung der individuellen Verbrauchsneigungen eine Rolle: erreicht ein Haushalt einen sozialen Aufstieg durch Obergang in eine höhere Einkommensgruppe, so wird das die Verbrauchs- und Sparneigung anders beeinflussen, als wenn in allen Gruppen die Einkommen etwa gleichmäßig steigen.

Für die Sparfunktion ist zu erwähnen, daß der Einfluß des Zinses auf die Höhe des Sparens (damit auch auf die des Verbrauchs) bei gegebenem Einkommen makroökonomisch nicht bestimmbar ist und hinter dem Einfluß der Einkommenshöhe auf die Höhe des Verbrauchs und Sparens entschieden zurücktritt. (Vgl. Bd. III, Kap. VI, § 1.) 3. F o r m d e r V e r b r a u c h s f u n k t i o n , marginale V er b r au ch squ ot e Die Verbrauchsfunktion bzw. Sparfunktion ist C = C (Y), bzw. S = S (Y). Die Form wird genauer bestimmt durch die Annahme, daß Verbrauch und Sparen sich gleichsinnig mit einer Einkommensänderung verändern, aber nicht um den vollen Betrag der Einkommensänderung.

16

Verbraudisfunktion und Sparfunktion

Keynes (General Theory etc. S. 96): „Das fundamentale psychologische Gesetz, auf das wir uns mit berechtigtem großen Vertrauen sowohl a priori nach unserer Kenntnis der menschlichen Natur wie nach ausgiebigen praktischen Erfahrungen verlassen können, ist, daß die Menschen in der Regel und im Durchschnitt geneigt sind, ihren Verbrauch zu erhöhen, wenn sich ihr Einkommen erhöht, aber nicht um so viel, als der Zuwachs ihres Einkommens beträgt." I m kurzen A u s d r u c k : die „ m a r g i n a l e V e r b r a u c h s q u o t e " ist positiv und kleiner als eins. a) Die durchschnittliche Verbrauchsquote ist das Verhältnis

c

von Höhe des Verbrauchs zu Höhe des Einkommens: - y . Die marginale Verbrauchsquote (auch als „Grenzhang zum Verbrauch" bezeichnet) ist die Veränderung des Verbrauchs im Verhältnis zu einer „unendlich kleinen" (sich der Größe null nähernden) Veränderung des Einkommens: -jy- (Differentialquotierit). b) Der Wert des Ausdrucks -frz ist positiv, wenn beide Grödi ßen dasselbe Vorzeichen (plus bei zunehmendem, minus bei abnehmendem Einkommen) haben. — Er ist kleiner als eins, wenn d C kleiner ist als dY. c) Die marginale Sparquote dS ist hiernach ebenfalls positiv dY und kleiner als eins, weil d Y = d C + dS, daher dS = dC dY ~~ dY d) Von der marginalen Verbrauchsquote zu unterscheiden ist die „Elastizität des Verbrauchs in bezug auf das Einkommen", ausgedrückt durch dC dY _ d C C C : Y ~ dY : Y ' (Verhältnis zwischen marginaler und durchschnittlicher Verbrauchsquote.) e) Zusätzlich kann angenommen werden, daß mit zunehmendem Einkommen die marginale Verbrauchsquote kleiner, die marginale Sparquote daher größer wird, d. h. daß der relative Anteil des Sparens bei höherem Einkommen wächst, bei tieferem abnimmt. (In der geometrischen Darstellung wäre die Kurve der Verbraudisfunktion nach oben gewölbt.)

Darstellung der Funktionen 4. G e o m e t r i s c h e

Darstellung

Angenommene Werte: C = C(Y) = J- Y + 10 S = Y—C = y Y — 10

dC dY

d (

5Y + dY

10

>

3

dS dY

d(

5Y dY

10)

2

S X(Y)

Abb. 1 Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre II

18

Verbrauchsfunktion und Sparfunktion

Die Skala der Abszisse verzeichnet die H ö h e des Einkommens, die der Ordinate die des Verbrauchs bzw. des (positiven oder negativen) Sparens. C ( Y ) ist die Verbrauchsfunktion, S(Y) die Sparfunktion. (Z. B. bei Y = O A ist AB die Höhe des Verbrauchs C , A D die H ö h e des Sparens S). Die „Führungslinie" O F halbiert den rechten Winkel bei O, daher ist jedes L o t von O F auf die Abszisse gleich dem Einkommen, das durch den Fußpunkt des Lotes bezeichnet ist. (Z. B. A E = O A = 60). Durch den Abstand der Führungslinie von der Verbrauchsfunktion C ( Y ) ist so die jeweilige Höhe des Sparens ausgedrückt, da S = Y — C. (Z. B. A E = Y , A B = C , daher B E = S = AD.) C Die durchschnittliche Verbrauchsquote — ist durdi die Größe des Winkels bezeichnet, den ein Fahrstrahl aus O mit dem betreffenden Punkt auf der Verbrauchsfunktion C (Y) bildet. AR

(Z.B. ^

-

«-).

dC Die marginale Verbrauchsquote j y ist ausgedrückt durch die Neigung der Kurve C f Y ) an jedem Punkt. D a im Beispiel die K u r v e linear ist, wird die Steigung unverändert ausgedrückt durch tg ß ( = 3 : 5 ) . Bei nicht linearer Kurve ist die marginale Verbrauchsquote ausgedrückt durch die Neigung der an den betreffenden Punkt der K u r v e angelegten Tangente. Entsprechend sind die durchschnittliche und die marginale Sparquote durch die Sparfunktion S(Y) dargestellt. Eine Veränderung der „Verbrauchsneigung" würde zu veränderter Lage und F o r m der Verbrauchsfunktion (und Sparfunktion) führen. Erhöhte Verbrauchsneigung würde z. B. bedeuten, daß bei jeder Einkommenshöhe mehr verbraucht wird als bisher; die Verbrauchsfunktion würde sich nach oben (die Sparfunktion nach unten) verlagern.

§ 2. V e r b r a u c h s a u s g a b e n und Höhe, d e s Volkseinkommens 1. P r o d u k t i o n s l e n k u n g d u r c h

Nachfrage

Oben (Kap. I, § 1, Ziff. 2) war-auf die Bestimmung der Produktionsrichtung einerseits, der Produktionshöhe ande-

Verbrauchsausgaben und Höhe des Volkseinkommens

19

rerseits durch die Nachfrage hingewiesen worden. Daß die Verteilung der Verbrauchsausgaben der Haushalte auf die verschiedenen nachgefragten Güter deren relative Preise und damit ihre Produktion mitbestimmt, ist in der Theorie unbestritten. Strittig dagegen ist, ob auch die Verteilung des Gesamteinkommens der Haushalte auf Verbrauchsausgaben und Sparen die Produktion in dem Sinne lenkt, daß dem Ausmaß des Sparens der Haushalte die Produktion von Kapitalgütern, d. h. Investition durch Unternehmungen entspricht. Die auf der Klassik aufbauende Richtung behandelt das Sparen nicht als Nachfrageausfall, sondern als Nachfrageverschiebung: die durch Sparen ausfallende Nachfrage der Haushalte nach Verbrauchsgütern wird durch Übertragung dieses Teiles des Einkommens in Nachfrage der Unternehmungen umgewandelt. Denn die Unternehmer verwenden dieses ihnen als Kredit überlassene Geld zur Beschäftigung von Produktionsfaktoren, die ihr empfangenes Einkommen nachfragend verausgaben. Sie produzieren nicht Verbrauchs-, sondern Investitionsgüter, d. h. solche, von deren Mitwirkung an künftiger Produktion ein Ertrag erwartet wird. Der erwartete Ertrag wird mit den Kosten des Kredits verglichen, d. h. mit dem Zins. J e stärker das Kreditangebot bzw. die Nachfrage nach Forderungsrechten durch erhöhtes Sparen ist, um so tiefer fällt der Zins, was um so mehr ertragverheißende Investitionen ermöglicht. So hat der Zins die Aufgabe, Angebot von erspartem Kapital mit der Nachfrage für Investitionszwecke ins Gleichgewicht zu bringen, und alles Sparen wird durch Investitionen ausgenutzt. Nach dieser Betrachtung ist demnach die Lenkung der Produktion durch die Richtung der Nachfrage und die dadurch bestimmte Preisbildung lückenlos: nicht nur die Produktion der verschiedenen Verbrauchsgüter wird durch die Verteilung der Ausgabensummen der Haushalte gelenkt, sondern auch die Produktionsverteilung auf Verbrauchs2-

20

Verbrauchsfunktion und Sparfunktion

guter und Kapitalgüter durch das Ausmaß des Sparens der Haushalte. Volle Beweglichkeit der Preis- und Zinsbildung wird dabei vorausgesetzt. Besteht sie aber, so soll nach dieser Auffassung eine Freisetzung („Arbeitslosigkeit") von verfügbaren Produktionsfaktoren als Dauererscheinung unmöglich sein, denn wenn Preise und Zins ausreichend unter dem Druck des Überangebots (z. B. an Verbrauchsgütern durch erhöhtes Sparen) fallen, wird es nicht an lohnenden Möglichkeiten für ihren Einsatz fehlen. Das Ausmaß der Gesamtproduktion und gesamten Einkommensbildung ist (bei gegebenem Stand der Technik) nur durch das Gesamtangebot an produktiven Mitteln begrenzt, tendiert daher auf „Vollbeschäftigung". 2.

Gleichgewichtseinkommen

Im Unterschied zu dieser sieht eine von Keynes (The General Theory of Employment, Interest and Money. 1936) beeinflußte theoretische Lehrmeinung den Systemzusammenhang in einem entscheidenden Punkt anders. Daß die Nachfrage der Haushalte nach den verschiedenen Verbrauchsgütern deren Preisbildung und damit Produktion bestimmt, wird nicht bezweifelt. Ebenso liegt kein Gegensatz vor in der Auffassung, daß die Summe der Nachfrage der Haushalte (nach Verbrauchsgütern) und der Unternehmungen (nach Investitionsgütern) als Gesamtnachfrage die Höhe der Gesamtproduktion und damit des Volkseinkommens bestimmt (vom Außenhandel und den Einnahmen und Ausgaben des Staates wird zunächst noch abgesehen). Form und Lage einer Verbrauchsfunktion zeigen, welcher Teil des den Haushalten zugeflossenen Volkseinkommens durch deren Sparen als Nachfrage nach Verbrauchsgütern ausfällt, wie groß demnach die „Nachfragelücke" ist, die durch Nachfrage der Unternehmungen nach Investitionsgütern „ausgefüllt" werden muß, wenn nicht das Einkommen fallen soll. (Z. B. bei einem Einkommen OA (Abb. 1) müßte die Nachfrage nach Investitionsgütern die „Sparlücke" BE [ = AD] ausfüllen.) Bestritten wird, daß eine (durch veränderte „Sparneigung" oder veränderte Höhe des Einkommens bewirkte) veränderte Höhe des Sparens durch die automatische Preisund Zinssteuerung des Systems zuverlässig eine Abweichung

Verbrauchsabgaben und Höhe des Volkseinkommens

21

des Volkseinkommens v o m durch „Vollbeschäftigung" gekennzeichneten Stand verhindere. Sparen und Investieren würden nicht durch veränderten Zins bei unverändertem Einkommen ausgeglichen, sondern durch Veränderung der H ö h e des Gesamteinkommens. An dieser Stelle nur Hinweise als Vorwegnahme späterer Behandlung (besonders Bd. IV, Kap. II). a) Die Höhe des Einkommens Y ist bestimmt durch die Nachfrage nach Verbrauchsgütern C und die Nachfrage nach Investitionsgütern I. ( Y = C + I). Bei einer veränderten Höhe von I verändert sich nicht C entgegengesetzt so, daß Y unverändert bleibt. Sondern Y verändert sich zu der Höhe, daß das von der Einkommenshöhe abhängige Sparen den Wert der Investition erreicht („Multiplikatorwirkung"). — Waren z. B. bei einem Einkommen 80 Sparen und Investieren mit je 10 gleich, so wird eine Erhöhung der Investition auf 20 das Einkommen nicht auf 90 steigen lassen, sondern auf 100, wenn das Sparen bei Einkommen 90 nur die Höhe von 15 und erst bei Einkommen 100 die dem Investieren gleiche Höhe von 20 erreicht. Das Entsprechende bei Verminderung der Investition in umgekehrter Richtung. b) Diese Ausgleichsbewegung führt Gleichheit der „geplanten" Größen von Investieren und Sparen herbei, denn durch das Auftreten „ungeplanten" Investierens und Sparens sind die Gesamtgrößen des Sparens und Investierens bei jedem Einkommen gleich (I = S). c) Zwar bedeutet zusätzliches Sparen der Haushalte grundsätzlich zusätzliche Nachfrage nach Forderungsrechten und kann als solche den Zins zum Fallen bringen. Ebenso kann die Höhe des Zinses Einfluß auf die der Investitionen der Unternehmungen haben. Indessen ist der Einfluß des Sparens auf die Höhe des Zinses und der des Zinses auf die Höhe der Investitionen zu gering bzw. zu ungewiß, als daß der Ausgleich von Sparen und Investieren durch den Zins herbeigeführt werden könnte. Hieraus wird gefolgert, daß das „Gleichgewichtseinkommen", bei dem die H ö h e der gesamten Nachfrage mit der des gesamten Angebots übereinstimmt, nicht notwendig „Vollbeschäftigungseinkommen" sei. Die Bedeutung des Verhaltens der Verbraucherhaushalte für die Bildung des Gesamteinkommens ist zusam-

22

Theorie der Nachfrage

menzufassen dahin, daß in Höhe der Verbrauchsausgaben Nachfrage nach Produkten und Leistungen erfolgt, die einkommensbildend ist, während in H ö h e des Sparens aus der Produktion empfangenes Einkommen nicht zu einkommensbildender Nachfrage wird, insoweit also ein „Ausfall" an Nachfrage vorliegt, welcher das Gesamteinkommen vermindern muß, soweit nicht von den Unternehmungen ausgehende Nachfrage nach Investitionsgütern einen Ausgleich herbeiführt. Die Verbrauchsfunktion und die Sparfunktion bezeichnen also für jede Höhe des Einkommens den Teil des Einkommens, der durch Nachfrage nach Verbrauchsgütern „reproduziert" wird, und den Teil, der von den Haushalten nicht einkommensbildend verwendet wird. Mittelbar ist allerdings das Sparen Nachfrage nach Vermögenswerten, und es wird zu prüfen sein, wieweit dieser Nachfrage durch die Produktion von Vermögensgütern, d. h. solchen, die nicht für den Verbrauch bestimmt sind („Kapitalgüter"), seitens der Unternehmungen (oder durch Verschuldung des Staates) entsprochen wird. (Vgl. Bd. III, Kap. VI.)

Kap. III. Theorie der Nachtrage § 1. Die Nadifragefunktionen 1. T h e m a Während die Verbrauchsfunktion die Abhängigkeit der H ö h e der gesamten Verbrauchsausgaben von der des Einkommens behandelt, beziehen sich die Nadifragefunktionen auf die H ö h e der Nachfrage nach den einzelnen Gütern, die in erster Linie als abhängig von der H ö h e des Preises der Güter angenommen wird. a) Da die Theorie der Preisbildung (vgl.Bd. I,Kap. V, § 3) den Preis aus dem Verhältnis zwischen nachgefragten und angebotenen Mengen ableitet, muß f ü r seine Erklärung zurückgegriffen werden auf die im folgenden behandelten Beziehungen zwischen Nachfragemengen und Preis einerseits, zwischen angebotenen Mengen und Preis andererseits, was anschließend durch Analyse der Wirtschaftspläne der Unternehmungen gezeigt wird.

Die Nachfragefunktionen

23

b) Zugrunde gelegt wird die Nachfrage der Haushalte nach Verbrauchsgütern, doch gelten die entwickelten Beziehungen entsprechend f ü r die Nachfrage der Unternehmungen nach Produktionsmitteln und für jede sonstige Nachfrage auf Märkten.

2. E n t w i c k l u n g d e r N a c h f r a g e f u n k t i o n Die auf einem zeitlich und örtlich bestimmten Markt eines Gutes in einer bestimmten Periode insgesamt nachgefragte Menge ist die Summe der Einzelnachfragen. Die Erklärung der Gesamtnachfrage muß daher auf den Bestimmungsgründen für die individuelle Nachfrage fußen. "Wenn angenommen wird, daß die als „Bedarfsstruktur" bezeichneten psychologischen (bei Nachfrage der Unternehmungen auch technischen) Faktoren für die Nachfrage gegeben sind, wird die Nachfragemenge im wesentlichen abhängen von folgenden Variablen: 1. dem Preis des nachgefragten Gutes a 2. den Preisen der sonstigen Güter, die des Nachfragenden fallen (p b , p c , . ..), 3. der H ö h e des Einkommens (e) bzw. gabensumme des Nachfragenden, 4. den Erwartungen über die künftige Größen (zusammengefaßt als k).

(bezeichnet mit p a ), in den Begehrskreis der gesamten AusEntwicklung dieser

Diese Abhängigkeit der nachgefragten Menge q a des Gutes a von den bezeichneten Größen wird ausgedrückt durch die Funktion: q a = f(Pa, Pb. pc, . . . , e, k). Um die Beziehung zwischen der Nachfragemenge und nur einer der Variablen untersuchen zu können, werden alle übrigen als vorübergehend unveränderlich („parametrische Konstante") angenommen. Von besonderer Bedeutung ist die Beziehung zwischen Nachfragemenge nach dem Gut a und Preis von a. Durch die Fiktion der Konstanz der übrigen Variablen gelangt man zur Nachfragefunktion: qa = f (Pa).

Zugrunde liegt die implizite Funktion F (q a , p „ ) = 0 .

können die beiden expliziten Funktionen q a =

Aus ihr

f(p a ) und

24

Theorie der Nachfrage

p a = g (q a ) entwickelt werden. Das heißt: man kann den Preis, aber auch die Menge als abhängige und demnach die Menge oder den Preis als unabhängige Variable wählen.

Als Marktform wird für die Nachfrageseite zunächst der freie und vollkommene Markt angenommen. Das heißt: jedermann hat freien Zutritt zum Markt, die Nachfrage ist also nicht durch Bezugsscheine, Sperren und ähnliches beschränkt, und die Zahl der Nachfragenden ist so groß, bzw. die von jedem einzelnen Nachfragenden bezogene Menge so gering, daß das Verhalten des einzelnen Nachfragenden keinen spürbaren Einfluß auf den Marktpreis hat. Die Bedeutung dieser Festsetzung muß genau beachtet werden: die H ö h e der Gesamtnachfrage ist für den Marktpreis zweifellos mitbestimmend, aber innerhalb der Gesamtnachfrage ist die jedes einzelnen so klein, daß ihre Veränderung den Preis nicht bemerkbar beeinflußt. „Preise sind parametrische Konstante; konstant bei der Untersuchung der Entscheidung einer einzelnen Unternehmung (bzw. hier: eines einzelnen Haushalts als Nachfrager, Anm. d. Verf.), Parameter, wenn wir die gesonderten Entscheidungen einer ganzen Gruppe von Unternehmern (hier: Haushalten) vereinigen." (R. G. D. Allen, Mathematik für Volksund Betriebswirte. Deutsch, Berlin 1956. S. 46.)

Bei dieser Marktform kann demnach der einzelne Nachfrager nur entscheiden, ob und welche Mengen des Gutes er zu kaufen gedenkt, er verhält sich als „Mengenanpasser" („quantity adjuster", R. Frisch). — Die Verhaltensweisen bei anderen Marktformen, wo der Nachfrager auch den Preis beeinflussen kann, werden später erörtert. (Vgl. Kap. VII, § 2, Ziff. 5.) 3. D a r s t e l l u n g d e r F u n k t i o n Die Nachfrage nach einem Gut kann durch eine Tabelle ausgedrückt werden, in der jedem Preis für die Einheit des Gutes die zu diesem Preis nachgefragte Zahl der Einheiten zugeordnet wird. Die geometrische Darstellung dieser Tabelle ergibt die „Nachfragekurve". a) Eine Nachfragekurve ist charakterisiert durch ihre „Lage" (horizontale Entfernung von der Preisachse) als Ausdruck der bei jedem Preis nachgefragten Menge, und durch ihre „Form"

25

Die Nachfragefunktionen

(Neigung) als Ausdrude der Änderung der Menge bei einer Änderung des Preises. — Die Lage der K u r v e verändert sich, wenn die in der Nachfragefunktion als konstant ausgeschiedenen Größen sich ändern, z. B. die Geschmacksrichtung, die H ö h e des Einkommens. So würde „Erhöhung der Nachfrage" bei erhöhtem Einkommen als Verschiebung der Kurve nach rechts darzustellen sein, denn zu jedem Preis wird eine größere Menge als bisher nachgefragt. b) Die K u r v e ist „statisch": auf dem gegebenen, augenblicklichen Markt würden bei den verschiedenen Preisen die angegebenen Mengen nachgefragt werden. Unmittelbar beobachtet werden kann nur der auf dem Markt vorliegende Preis, insoweit haben alle anderen Punkte der K u r v e hypothetischen Charakter. c) Die Kontinuierlichkeit der Kurve fingiert Teilbarkeit des Gutes und des Preises in kleinste Größen. Tatsächlich werden sich Preis- und Mengenänderungen in „Sprüngen" vollziehen. Ebenso ist die angenommene lineare F o r m der Kurve irreal, sie setzt voraus, daß Preisänderungen um je eine Einheit konstante Mengenänderungen der Nachfrage bewirken, im Beispiel ebenfalls u m je eine Einheit. Angenommene Werte: Nachfragemenge 3 4 5

Preis je Einheit 9 8

7

etc.

N

N

Menge

O Abb. 2

26

Theorie der Nachfrage

Wichtig kt zunächst, Menge sich umgekehrt höher der Preis, um so her fällt die typische rechts.

daß im Regelfall die nachgefragte zur Höhe des Preises verhält: je geringer die Nachfragemenge. DaNachfragekurve von links nach

Für Verbrauchsgüter liegt dieser Annahme das Prinzip des abnehmenden Grenznutzens zugrunde (vgl. Bd. I, Kap. VI, § 4, Ziff. 2), dem ein abnehmender Preis entsprechen muß, wenn größere Mengen abgesetzt werden sollen. D a die Nachfrage nach Produktionsmitteln aus der nach deren Endprodukten abgeleitet wird, folgt sie in der Regel dem gleichen Prinzip.

Die Kurve kann aufgestellt werden für die Nachfrage eines einzelnen Marktteilnehmers (mikroökonomisch) oder für die Gesamtnachfrage aller Marktteilnehmer (makroökonomisch). D a der individuelle Bedarf an einem Gut mit zunehmender Menge mehr und mehr gesättigt wird, nimmt die individuelle Nachfrage in der Regel unterhalb eines bestimmten Preises nicht mehr wesentlich zu; eine individuelle Nachfragekurve wird oft nach oben gewölbt sein. — Dagegen wird eine makroökonomische Nachfragekurve nach unten gewölbt sein, wenn bei tieferen Preisen zu den Nachfragemengen der bisherigen Käufer neue Käuferschichten hinzutreten.

Die exakte Ableitung der individuellen (mikroökonomischen) Nachfragekurve eines Haushalts nach einem Verbrauchsgut erfolgt aus dem Indifferenzkurvensystem des Haushalts (vgl. § 3 dieses Kap.), die makroökonomische Nachfragekurve für das betreffende Gut ergibt sich durch Addition der den jeweiligen Preisen entsprechenden Mengen aller individuellen' Nachfragekurven der beteiligten Haushalte. Da die Nachfrage des Haushalts nach einem Gut außer von den Preisen auch vom Einkommen abhängt, wie in der Nachfragefunktion ausgedrückt ist, hängt offenbar die Gesamtnachfrage auch von der Verteilung des Gesamteinkommens auf die einzelnen Haushalte ab, würde also bei unveränderten Preisen, aber anderer Einkommensverteilung in ihrer Höhe anders sein.

Elastizität der Nachfrage

27

§ 2. Elastizität der Nachfrage 1.

Übersicht

„Elastizität" ist der Ausdruck für die Größenänderung einer abhängigen Variablen im Verhältnis zur Größenänderung der unabhängigen Variablen, mit der sie funktional verbunden ist. Werden die Größenänderungen von x und y mit Ax und Ay bezeichnet, so ist die Elastizität die prozentuale Veränderung von x im Verhältnis zur prozentualen Veränderung von y, also: _

Ax • 100 Ay • 100 x ' y

Ax Ay x ' y

Der Ausdruck kann jeden numerischen W e r t haben. Je mehr er sich null nähert, um so kleiner, je mehr er sidi unendlich nähert, um so größer ist die Elastizität.

Im besonderen für die Nachfrage nach einem Gut a, bezeichnet mit q a , sind folgende Elastizitätsbeziehungen wichtig: a) Die direkte Preiselastizität der Nachfrage in bezug auf den Preis des Gutes a:

1a • Pa



H

'

1a

A

Pa

'

Pa

b) Die Kreuzpreis-Elastizität der Nachfrage in bezug auf den Preis eines anderen Gutes b: c

q • pu =

Ac

U

%

:

A

Pb Pb



c) Die Einkommens-Elastizität der Nachfrage bezogen auf das Einkommen (bzw. die gesamte Ausgabensumme) des Nachfragenden:

,

Aqa

Ae

Die drei Ausdrücke sind aus der Nachfragefunktion q a = f(pa)pb>e) entwickelt, indem jeweils zwei der unabhängigen Variablen als konstant behandelt werden, und

Theorie der Nachfrage

28

die relative Änderung von q a auf die relative Änderung der dritten Variablen bezogen wird. (Zum Elastizitätsausdruck für erwartete Preise vgl. Kap. VI, § 3, Ziff. 4.) Immer gilt, daß der Wert des Ausdrucks nicht verändert wird, wenn man die Einheiten ändert, in denen die Variablen ausgedrückt sind. Wird z. B. der Preis in Pfennig statt in Mark ausgedrückt, so sind Zähler wie Nenner mit 100 zu multiplizieren, bleiben also nach Kürzung unverändert. 2.

Die

direkte Preiselastizität der N a c h f r a g e

Einen einfachen Ausdruck für die direkte Preiselastizität der Nachfrage gewinnt man bei Annahme einer Preisveränderung um 1 % ; je nachdem, ob die Mengenänderung der Nachfrage kleiner, gleich oder größer als 1 °/o ist, ist die Elastizität der Nachfrage gering, gleich eins oder groß. Grenzfälle sind: Elastizität von null (vollkommen unelastisch) und unendlich. a) Da im Regelfall Preis- und Mengenänderungen ungleichsinnig verlaufen, wäre der algebraische Ausdruck des Koeffizienten negativ; doch wird oft dem Quotienten Aq : q ein Minuszeichen vorausgesetzt, um einen positiven Wert des Elastizitätsausdrucks zu erhalten. b) Ausnahmefälle gleichsinniger Veränderungen von Preis und Nachfragemengen, bei denen also das Vorzeichen des Elastizitätsausdrucks minus,ist, treten auf: 1. Wenn ein Gut sozialer Auszeichnung und Hervorhebung dient („Prestige-Wert" hat), kann die individuelle Nachfrage bei fallendem Preis geringer werden („Snob-Effekt", Kundenabwanderung bei Preissenkung eines Geschäfts für „vornehme" Kundschaft), die Gesamtnachfrage kann auch in solchen Fällen steigen. 2. Bei geringem Einkommen kann die Nachfrage nach einem lebenswichtigen Gut, z. B. Brot, mit steigendem Preis steigen und fallendem Preis fallen, weil die notwendige Einschränkung bzw. mögliche Erhöhung der Lebenshaltung auf andere Güter umgelegt wird (sog. „Giffen-Fall").

Elastizität der Nachfrage

29

3. Nicht einzubeziehen wäre hier dagegen das Vorliegen bestimmter Preiserwartungen; wird etwa eine Preiserhöhung als Anzeichen einer sich fortsetzenden Preissteigerung gewertet, so löst die Preiserhöhung zwar steigende Nachfrage aus, es liegt jedoch keine stabile Nachfragesituation vor, sondern eine Nachfrageänderung durch veränderte Erwartungen, auszudrücken als Kurvenverlagerung. Zur (im Einzelfall nur empirisch festzustellenden) Größe der direkten Preiselastizität läßt sich allgemein sagen, daß sie in der Regel a) gering sein wird bei Gütern dringenden Bedarfs mit geringer Substitutionsmöglichkeit, geringen Preises, stark mit anderen Gütern verbundener Verwendung („komplementäre" Güter), b) groß sein wird bei Gütern nicht lebensnotwendigen Bedarfs („Luxusgüter"), im Verhältnis zum Einkommen hohen Preises (langfristige Gebrauchsgüter), Ersatzmöglichkeit durch und f ü r andere Güter („substitutive" Güter). Für die Elastizität der Gesamtnadifrage (makroökonomisch) kommt hinzu, ob eine hohe Korrelation des Besitzes des Gutes mit der H ö h e des Einkommens besteht, d. h. ob bei Preisveränderungen ganze Käuferschichten hinzutreten oder abwandern. Die Preiselastizität der abgeleiteten Nachfrage nach Produktionsmitteln wird in der Regel geringer sein als die nach Endprodukten, da sie vom Anteil des einzelnen Produktionsmittels an den Gesamtkosten des Produkts und von seiner Substitionsbeziehung zu anderen Produktionsmitteln abhängt. Regelmäßig wird die Elastizität langfristig größer sein als kurzfristig, da die Anpassung an veränderte Preise (in der Verbrauchsgewohnheit wie in der technischen Verwendung des Gutes) Zeit erfordert. 3. B e s t i m m u n g d e r E l a s t i z i t ä t der N a c h f r a g e Die Neigung der Nachfragekurve läßt nur die absoluten Mengen- und Preisänderungen ersichtlich werden, nicht die

30

Theorie der Nachfrage

relativen, d. h. die Elastizität der Nachfrage. Diese ist für jeden Punkt der Kurve (bzw. sehr kleine Strecken) zu bestimmen.

Definitionsgemäß ist die Elastizität der Nachfrage in bezug auf den Preis die relative Veränderung auf der Abszisse ( Aq : q) dividiert durch die relative Veränderung auf der Ordinate (Ap : p), wenn die Veränderungsgrößen sehr klein sind. AB ist eine Nachfragekurve; zu bestimmen ist die Elastizität auf der als sehr klein angenommenen Strecke PW. g =

Aq . Ap q ' p £

Wegen

~

QU UP

=

p q QW PQ

PQW — AUP,

Aq Ap'

31

Elastizität der Nachfrage QW _ PQ ~

besteht daher

£

QU UP UP ' A U

UP AU' TTT

=

DT (Strahlensatz). PA

Ist P Q W unendlich klein, so fallen die Punkte P und W zusammen, in diesem Falle wird die Elastizität sich auf die Differentialgrößen dp und dq am Punkt P beziehen.

Als allgemeine Regel ergibt sich: die Elastizität an einem Punkt P einer linearen Kurve AB ist dargestellt durch das Verhältnis PB : PA. Ist z. B. PB doppelt so groß wie PA, so würde ein Preisfall um 1 % eine Erhöhung der nachgefragten Menge um 2°/o hervorrufen, die Elastizität der Nachfrage am Punkt P wäre also 2. Ist (wie in der Regel) die Nachfragekurve nicht linear, so gilt Entsprechendes für die Abschnitte der an den Punkt P angelegten Tangente.

4. A u s g a b e n u n d G r e n z a u s g a b e n f ü r ein Gut Nachgefragte Menge und Preis eines Gutes verändern sich im Regelfall entgegengesetzt, daher hängt es von der Elastizität der Nachfrage ab, ob die Ausgabensumme als Produkt aus Menge und Preis zu- oder abnimmt. Es gelten folgende Beziehungen: Preisänderun g :

steigend fallend

A u sgaben su m m e bei Elastizität der Nachfrage: größer als 1 gleich 1 kleiner als 1 fallend unverändert steigend steigend unverändert fallend.

Anders ausgedrückt: Die Elastizität ist größer (kleiner) als eins, wenn die Gesamtausgaben bei tieferem (höherem) Preis größer sind. Die Erklärung ergibt sich aus der folgenden Darstellung:

32

Theorie der Nachfrage Elastizität der Nachtrage größer als 1

kleiner als 1

gleich 1 Preis

Preis

Preis

^B

O

A'

A

Menge

O A B O O A ' B ' C '

O

A'A

Menge

OABC = OA'B'C'

O

A'A

Menge

OABC also zuerst in wachsender, dann aber in abnehmender absoluter Zuwachsrate. Die Veränderung der Produktmenge bei sukzessiver Hinzufügung physischer Einheiten eines Faktors zu einer unveränderten Menge eines anderen oder einer Gruppe anderer Faktoren durchläuft drei Phasen: 1. Zunächst wächst die Produktmenge erst zunehmend, dann abnehmend mit einem Prozentsatz, der größer ist als die prozentuale Zuwachsrate des veränderten Faktors, bis beide Wachstumsraten gleidi sind; 2. dann wächst die Produktmenge weiter, aber mit kleinerem Prozentsatz als die Veränderung des variablen Faktors; 3. schließlich nimmt die Produktmenge absolut ab und entwickelt sich nach null hin. Am Ende der ersten Phase ist der Durchschnittsertrag im Maximum, am Ende der zweiten Phase wird der Grenzertrag null. (Vgl. Kap. V, § 4, Ziff. 3.) Bei Annahme unveränderter Preise f ü r die Einheiten des Faktors a wie für Einheiten des Produkts wird die K u r v e unverändert zu einer Ertragskurve in bezug auf veränderte A u f wendungen von „Kosten". — Fällt der Preis der Produkteinheit bei erhöhter Produktmenge, so dreht sidi die Ertragskurve nach rechts unten.

Das Ertragsgesetz zeigt, daß es eine „optimale" Mengenkombination der Faktoren gibt, weil der Faktor a zuerst im „Unterschuß", dann aber im „Überschuß" gegenüber den anderen Faktoren ist. Dazwischen liegt die Mengenkombination der Faktoren, bei der ihr Durchschnittsertrag am größten ist. Ist ein Faktor in der Kombination im „Unterschuß", so sind notwendig die anderen Faktoren im „Uberschuß", so daß, wenn man diese als variabel behandelt, durch ihre verringerte Einsatzmenge der Durchschnittsertrag erhöht würde. Die optimale Kombination kann daher erreicht werden durch Erhöhung 5*

68

Ertragsgesetz und Produktionskosten

des im Unterschuß bzw. Verringerung des im Überschuß an der Kombination beteiligten Faktors.

Diese Erscheinung wurde zuerst für die landwirtschaftliche Produktion erkannt und als „Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag" (gemeint: abnehmenden Ertrag des variablen Faktors Arbeit bei konstantem Faktor Boden) formuliert. Ihm wurde gelegentlich ein Gesetz vom zunehmenden Ertrag in der industriellen Produktion (Senior) entgegengestellt. Indessen sind zu- und abnehmender Ertragszuwachs Erscheinungen des gleichen Sachverhalts, der überall auftritt, wenn innerhalb einer Faktorkombination eine Veränderung der proportionalen Zusammensetzung der Kombination geschieht.

3. E r t r a g und K o s t e n Die Aussage, daß von einer bestimmten Einsatzmenge an zusätzliche Einheiten eines Faktors abnehmende Zuwachsraten des Produkts erbringen, d. h. daß der „Ertrag" je Einheit des Faktors fällt, kann völlig gleichbedeutend dahin formuliert werden, daß zusätzliche Einheiten des Produkts von einer bestimmten Produktmenge an zunehmende Einsatzraten des Faktors erfordern, d. h. daß die „Kosten" je Produkteinheit steigen. In dieser Fassung wird das „Ertragsgesetz" zum „Kostengesetz" und erklärt die Gesamtkostenkurve (vgl. Abb. 19). Die Gleichheit ist erkennbar, wenn man (Abb. 14) auf der Ordinate Einheiten des Produkts abzeichnet und auf der Abszisse bemißt, welche Mengenänderungen des Faktors (bzw. Kostenaufwände) erforderlich sind, u m das Produkt (bzw. den Ertrag) um eine Einheit zu erhöhen. — Die Ertragskurve wird zur Kostenkurve, w e n n man die Darstellung u m eine Winkelhalbierende Achse durch 0 um 180° dreht, so daß der Ertrag als Produktmenge auf der Abszisse, die Faktormengen als variable Kosten auf der Ordinate erscheinen.

Da die Kurve der gesamten variablen Kosten der „Ertragskurve" invers ist, kann aus ihr allein nicht die geplante Produktmenge abgeleitet werden, welche den höchsten Reinertrag gewährt. Dazu bedarf es der „Umsatzkurve", d. h. des Erlöses für die abgesetzten Produktmengen.

Die Nachfrage nach Produktionsfaktoren

69

§ 3. Die Nachfrage nach Produktionsfaktoren 1. N a c h f r a g e f u n k t i o n Die Nachfrage einer Unternehmung nach Faktorleistungen hängt ab von der Höhe der geplanten Produktion einerseits, den Preisen der einzelnen Faktoren und ihrer gegenseitigen Substituierbarkeit andererseits. Unter der Annahme, daß die Produktionstechnik die Substitutionsmöglichkeiten bestimmt und daß der Erlös für die Einheit des Produkts gegeben ist, ist daher die Nachfrage nach dem Faktor a abhängig von den Preisen der Faktoren a, b, c , . . , n und der geplanten Produktmenge q: n a = f (p a , Pb, Pc. • • •> pn, q)Sowohl aus dem Ertragsgesetz unmittelbar (§ 2), wie auch mit Hilfe der auf dem Ertragsgesetz beruhenden Isoquantenanalyse (§ 1) kann abgeleitet werden, wie eine Veränderung der Preisrelation zwischen den Faktoren einerseits, der geplanten Produktmenge und damit der Gesamtausgaben andererseits die Nachfrage nach jedem Faktor bestimmt. 2. V e r ä n d e r u n g d e r F a k t o r p r e i s e u n d Ausgabensumme Isoquanten können für jede Produktmenge aufgestellt werden, d. h. es kann eine „Isoquantenschar" mit aufsteigendem Index, welcher die Produktmenge angibt, gezeichnet werden.

Die Isoquanten Is, I10 etc. (Abb. 15) bezeichnen die Kombinationen der Faktoren x und y, die je die Erstellung einer P r o duktmenge 5, 10 etc. ermöglichen. Jede Produktmenge wird mit den kostengünstigsten Faktorkombinationen erstellt, die, wie oben gezeigt, durch den Berührungspunkt der Isoquante mit einer Isokostenlinie bestimmt ist. K i , K2 etc. bezeichnen daher die Mindestausgabensummen, zu denen die Produktmengen 5, 10 etc. erstellt werden können, wenn die Preise der beiden Faktoren gegeben sind. Die „Skala-Linie" verbindet diese Berührungspunkte. Sie läßt erkennen, wie bei einer erhöhten Ausgabensumme und Produktmenge die Ausgaben auf die beiden Faktoren verteilt werden. Z. B. werden von x bei den angegebenen

70

Ertragsgesetz und Produktionskosten y

Steigerungen der Produktion jeweils die Mengen OA, OB, O C und O D nachgefragt. Aus der Skala-Linie kann somit eine Gesamtkostenkurve entwickelt werden. Weiter ist zu untersuchen, wie eine Veränderung der Preisrelation der beiden Faktoren sich auf die Nachfrage nach jedem Faktor auswirkt. Angenommen sei, daß bei unverändertem Preis von y der Preis für die Einheit v o n x fällt. Der Unternehmer kann 1. bei unveränderter Ausgabensumme mehr an Einheiten eines oder beider Faktoren einsetzen und dadurch die Produktmenge erhöhen, d. h. auf eine höhere Isoquante gelangen, 2. bei verminderter Ausgabensumme auf derselben Isoquante verbleiben. D i e Auswirkung auf die Nachfrage nach jedem der beiden Faktoren kann als Wirkung von Expansions- und Substitutionseffekt dargestellt werden.

Die Nachfrage nach Produktionsfaktoren

71

y

A b b . 16

Die Ausgangslage (Abb. 16) sei durch die Isokostenlinie MN und die Isoquante Is, welche die optimale Kombination durch den Punkt P mit der Nachfragemenge OA von x und O D von y ergeben, bestimmt. N u n falle der Preis von x, so daß bei unveränderter Ausgabensumme (bei Nachfrage null von y) von x die Menge O N ' gekauft werden könnte. Da der Preis von y unverändert ist, ist M N ' die neue Isokostenlinie. Soll die Produktmenge unverändert bleiben, d. h. will der Unternehmer auf der alten Isoquante I5 bleiben, so kann er das mit einer verringerten Ausgabensumme, darzustellen durch eine Parallelverschiebung von M N ' nach M ] N j . Die Wirkung des Preisfalls von x im Verhältnis zu y ist ein Substitutionseffekt: der absolut und relativ billiger gewordene Faktor x wird um AB stärker, der relativ teurer gewordene y um DE geringer eingesetzt. Die neue optimale Kombination ist durch den Punkt Q bestimmt. Wird dagegen die Gesamtausgabensumme unverändert gehalten, so kann infolge des Preisfalls von x die höhere Isoquante Ig im Punkt R erreicht werden. Z u m Substitutionseffekt tritt damit ein Expansionseffekt hinzu, welcher im dargestellten Fall bewirkt, daß sowohl von x wie auch von y mehr als vorher nachgefragt wird.

72

Ertragsgesetz und Produktionskosten

Sollte Ig mit unveränderter Preisrelation von x zu y, also durch eine erhöhte Ausgabensumme erreicht werden, so würde der Substitutionseffekt fehlen. Den neuen Punkt der optimalen Kombination findet man durch Parallelverschiebung v o n M N bis zum Berührungspunkt mit Is (nicht eingezeichnet). Ersichtlich läge dieser Punkt höher als R .

3. A b l e i t u n g d e r Nachfragekurve nach einem Faktor Aus dieser Analyse läßt sich die Nachfrage einer Unternehmung nach Mengen eines Faktors als abhängig vom Preis dieses Faktors in der früher dargestellten (vgl. Kap. III, § 1) Form der Nachfragekurve ableiten. y

Bei konstantem Preis des Faktors y werden abnehmende Preise p x i , pX2> • • • , Pxr, des Faktors x angenommen. Diesen Preisen entsprechen die Isokostenlinien M N , , M N 2 , . . . , M N 6 . Die Berührungspunkte mit den Isoquanten I,, I 2 , . . . , I 5 ergeben die Nachfragemengen nach dem Faktor x in Höhe von OA, OB, . . . , OE.

Die Nachfrage nach Produktionsfaktoren

73

Als Verhaltensweise des U n t e r n e h m e r s wird hierbei vorausgesetzt, daß er seine Gesamtausgabensumme k o n s t a n t hält, demnach bei tieferem Preis von x seine P r o d u k t m e n g e erhöht. Wie vorher gezeigt, läßt sich die Nachfragemenge auch ableiten, wenn er die Ausgabensumme vermindert. (Vgl. Abb. 16.) Die bekannte Darstellung der Nachfragekurve ergibt sich, wenn die Preise p x i , p X 2 etc. auf der Ordinate, die entsprechenden Mengen O A , O B etc. auf der Abszisse abgezeichnet werden. Verbindet man die Punkte, so ergibt sich die nach rechts abfallende Nachfragekurve nach Mengen des Faktors x als Funktion des fallenden Preises. Auch die Elastizität der Nachfrage nach x in bezug auf den Preis von x ergibt sich aus der Isoquantenschar, y

A b b . 18

Ein tieferer Preis v o n x bei u n v e r ä n d e r t e m Preis von y verändere die Isokostenlinie v o n M N i nach MN2. Wäre I2 die neue Isoquante, daher P der neue Berührungspunkt, so verändert sich offenbar die Nachfragemenge nach y nicht, daher, weil der Preis von y u n v e r ä n d e r t ist, auch die Ausgabensumme f ü r y nicht. Da die Gesamtausgabensumme u n v e r ä n d e r t geblieben ist, m u ß auch die Ausgabensumme f ü r x u n v e r ä n d e r t geblieben sein, d. h. die Elastizität der Nachfrage nach x in bezug auf den Preis von x ist 1. (Vgl. Kap. I I I , § 2, Ziff. 4.)

74

Ertragsgesetz und Produktionskosten

Entsprechend wäre bei der Isoquante I2' und Berührungspunkt P' die Elastizität der Nachfrage nach x kleiner als 1, bei Isoquante I2" und Berührungspunkt P " größer als 1.

4. I n d i v i d u e l l e u n d g e s a m t e Nachfrage nach Faktorleistungen Bei der Ableitung der individuellen Nachfrage nach Faktorleistungen wurde angenommen, daß die Unternehmung durch Veränderungen ihrer Nachfragemenge den Preis der Faktoreinheit nicht beeinflußt. Diese Annahme kann offenbar nidit beibehalten werden, wenn die Gesamtnachfrage einer „Industrie" bzw. aller Unternehmungen nach einem bestimmten Faktor betrachtet wird. Die Höhe der Gesamtnachfrage im Zusammenwirken mit der des gesamten Angebots von Faktorleistungen muß vielmehr den Preis der Faktorleistung auf ihrem jeweiligen Markt bestimmen. Wenn alle Einheiten des Faktors homogen sind, so kann es auf dem Markt nur einen einheitlichen Preis der'Einheit geben („law of indifference"). Zu diesem Preis werden alle Unternehmungen die Menge nachfragen, bei der für sie die Grenzkosten dem Grenzerlös gleich sind. Jene Unternehmungen, bei denen der Grenzerlös über den Grenzkosten bei gegebenem Faktorpreis liegt, werden durch erhöhtes Preisangebot Faktoren aus den Unternehmungen mit geringerem Grenzerlös abziehen, gegebenenfalls werden solche ungünstig produzierenden Unternehmungen durch Verluste, die sich aus den steigenden Faktorpreisen ergeben, zur Einschränkung und Einstellung der Produktion gezwungen. Ist umgekehrt der Preis der Faktoreinheit zu hoch, so daß zu diesem Preis ein Überschuß an Faktorangebot vorliegt, so werden die Faktoren sich in ihrer Preisforderung unterbieten; der fallende Preis für die Faktoreinheit senkt die Grenzkosten und macht deren Einsatz mit geringeren Grenzerlösen möglich. Der einheitliche Marktpreis für homogene Faktorleistungen wird daher bestimmt durch das Grenzprodukt (Grenzerlös) des Faktors im Grenzeinsatz, d. h. in der Verwen-

Produktionskosten

75

dungsweise mit dem geringsten Grenzprodukt, die zur Aufnahme des Gesamtangebots an Faktorleistungen nodi erforderlich ist. Im einzelnen wird die nachgefragte Menge und der Preis für die Faktorleistungen abhängig sein: 1. vom (erwarteten} Preis des mit Hilfe des Faktors erstellten Produktes und der Elastizität der Nachfrage nach diesem Produkt in bezug auf dessen Preis, 2. vom Grad der Substitutionsmöglichkeit des Faktors für andere Faktoren und deren Preisen, 3. von der Menge des Faktorangebots und der Einsatzmenge der übrigen Faktoren, 4. von der Möglichkeit und Schnelligkeit der Anpassung der Unternehmungen an neue Marktlagen, 5. von der technisch-produktiven Leistung („Ergiebigkeit") des Faktors, damit auch von technischen Neuerungen.

§ 4. Produktionskosten 1. G e s a m t k o s t e n , S t ü c k k o s t e n , G r e n z kosten Die eingehende Behandlung der Produktionskosten ist Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre; hier beschränkt sich die Darstellung auf die Beziehungen, welche zur Bestimmung der individuellen und gesamten Angebotsmenge von Produkten auf den Märkten nötig sind. — Die Ableitung der Gesamtkostenkurve kann mit der Methodik der Isoquanten geschehen, überwiegend wird aber unmittelbar an aas Ertragsgesetz angeknüpft. Diese Darstellungsform wird hier gewählt. Die Kosten einer bestimmten Produktmenge sind mehr oder weniger dispositionsbestimmt, d. h. ihr Ansatz und ihre Verrechnung auf die Produktmenge unterliegen unternehmerischer Entscheidung. Das gilt vor allem für jenen Teil der Gesamtkosten, der als von der Ausstoßmenge der betreffenden Planungsperiode unabhängig, d. h. als „fixe Kosten" behandelt wird, dem die von der Ausstoßmenge abhängigen „variablen Kosten" gegenüber-

76

Ertragsgesetz und Produktion, kosten

gestellt werden. Dispositionsbestimmt ist audi der Ansatz einer vom eigentlichen „Gewinn" zu unterscheidenden „normalen" Entschädigung für die Unternehmerleistung, die als Teil der rechenmäßigen Kosten behandelt wird. Die vom Unternehmer selbst getätigten Leistungen werden mit denselben Kosten angesetzt, wie wenn sie als fremde Leistungen auf dem Markt gekauft wären. Bezeichnet man die Gesamtkosten mit K, die fixen Kosten mit FK, die variablen Kosten mit V K , die Durchschnitts- (Stück-) Kosten mit D K , die fixen Kosten pro Stück mit D F K , die variablen Kosten je Stück mit D V K , die Ausstoßmenge mit Q , so gelten zunächst die allgemeinen Gleichungen: K = FK + V K = F K + f (Q), DK = ^ = ^

+

Die fixen Kosten werden bei vergrößertem Ausstoß auf immer mehr Produkteinheiten umgelegt, d. h. die fixen Kosten p r o Stück fallen fortgesetzt. "Würden auch die variablen Stückkosten fortgesetzt fallen, oder würden sie konstant bleiben, so müßten die gesamten Stückkosten ebenfalls fortgesetzt fallen; es gäbe kein Minimum der Stückkosten. Das „Ertragsgesetz" erklärt, w a r u m von einer gewissen Menge an der Einfluß der fallenden fixen Kosten p r o Stück durch den der steigenden variablen ausgeglichen und überboten wird, so daß die gesamten Stückkosten steigen. Das Minimum der Stückkosten ist das „Betriebsoptimum", das der variablen Kosten pro Stück wird als „Betriebsminimum" bezeichnet. „Grenzkosten" sind die Veränderung der Gesamtkosten im Verhältnis zur Veränderung der Ausstoßmenge um eine infinitesimale Einheit, auszudrücken durch den Differentialquotienten Da sich die fixen Kosten mit der Ausstoßmenge nicht ändern, sind die Grenzkosten nur abhängig von den variablen Kosten.

Produktionskosten 2. D i e

77

Kostenbeziehungen

Die Frage, warum ein Unternehmen seine Produktionsund Absatzmenge begrenzt, kann nicht durch den Hinweis auf fehlende Nachfrage für größere Mengen beantwortet werden, da j a die Nachfrage vom Preis abhängt und bei Preissenkung ausgedehnt werden könnte. Das führt daher zu der oben schon gestellten Frage, warum bei Ausdehnung der Produktion die Kosten je Einheit des Produkts nicht gleichbleiben oder sogar fallen, sondern (bei gegebener Produktionstechnik) von einer bestimmten Menge an steigen. Die Antwort, daß sich bei solcher Ausdehnung die Knappheit der Produktionsverfahren in einer Preissteigerung für diese und damit in einer Kostenerhöhung bemerkbar machen wird, ist richtig, wird aber ausgeschlossen bei der Betrachtung eines einzelnen Unternehmens, dessen Gesamtnachfrage nach Faktorleistungen nicht groß genug ist, als daß ihre Veränderung den Marktpreis dieser Leistungen fühlbar beeinflussen könnte. Somit konzentriert sich die Erklärung steigender Stüdkkosten bei Ausdehnung der Produktion zunächst auf die Wirksamkeit des oben abgeleiteten „Ertragsgesetzes", also die verringerte technische Ergiebigkeit des Einsatzes von Faktoren bei veränderter Proportion der Einsatzmengen. Zur tabellarischen und graphischen Ableitung der Kostenbeziehungen wird im folgenden Beispiel eine Entwicklung der Gesamtkosten im Verhältnis zur Ausstoßmenge angenommen, in welcher das Ertragsgesetz durch nicht proportionalen Kostenzuwachs wirksam ist. Die geometrischen Darstellungen (Abb. 19) ergeben übereinstimmend mit den Tabellenwerten folgende Beziehungen: a) Für jede Ausstoßmenge sind die Gesamtkosten (K) die Summe der fixen Kosten (FK) und der variablen Kosten, die in der Darstellung durch den senkrechten Abstand jedes Punktes der K - K u r v e von der FK-Linie ausgedrückt sind. Veränderte H ö h e der fixen Kosten verändert nur die Lage, nicht die F o r m der K - K u r v e .

Ertragsgesetz und Produktionskosten

78 Ausstoß

Gesamtkosten

Durchschnittl. variable Kosten

Stückkosten

Grenzkosten

CQ)

(K)

(DVK)

(DK)

(GK)

0

10



oo

1

21

11

21

2

28

9

14

3

10,6

32

7,3

4

34

6

8,5

5

35

5

7

6

36

4,3

6

7

38

4

5,43

8

42

4

5,25

9

49

4,3

5,4

60

5

6

10

11 7 4 2 1 1 2 4 7 11 50

( + fixe Kosten =

Gesamtkosten

10 60)

b) Die Stüdekosten (Durchschnittskosten, D K ) sind die variablen Kosten pro Stück plus fixe Kosten pro Stück. Die Kurve der fixen Kosten pro Stück (DFK) ist eine gleichseitige, rechtwinklige Hyperbel; sie sind ferner erkennbar als senkrechter Abstand zwischen der DK-Kurve und der DVK-Kurve. c) Aus der Gesamtkostenkurve (K) ist die jeweilige Höhe der Stückkosten abzuleiten als Quotient von Gesamtkosten durch Stückzahl: K : Q. Er ist bestimmt durch den Tangens des Fahrstrahls aus O an den betreffenden Punkt der Gesamtkostenkurve (tga). Wo dieser Fahrstrahl die Gesamtkostenkurve tangential berührt, ist tga am kleinsten, d. h. es ist die Menge, bei der die Stückkosten im Minimum sind („Betriebsoptimum"). Dem entspricht in der DK-Kurve deren tiefster Punkt. Nach den Tabellenwerten und den beiden Darstellungen (Punkt P) wird dieses Minimum bei der Ausstoßmenge 8 erreicht. d) Entsprechend ergeben sich die jeweilige Höhe und das Minimum der variablen Kosten pro Stück (DVK) durch den Tangens des Winkels ß . Das Minimum („Betriebsminimum") liegt bei einem Ausstoß zwischen 7 und 8 (Punkt S).

Produktionskosten K

79 K(Q)

e) Die Grenzkosten haben ihr Minimum bei einem Ausstoß von 5. Sie sind für jede Ausstoßmenge in der Darstellung der Gesamtkosten abzulesen durch die Steigung dieser Kurve an jedem Punkt, der Tiefpunkt daher dort, wo die Neigung am

Ertragsgesetz und Produktionskosten

80

geringsten ist („Wendepunkt"). Die Steigung wird gemessen durch den Tangens des Winkels, den die Tangente mit der Horizontalen bildet, der Tiefpunkt ist daher bestimmt durdi den kleinsten Tangens des Winkels y (Punkt T). f) Für den Punkt S der K-Kurve ist Winkel y = Winkel ß, für den Punkt P Winkel y = Winkel a. Das heißt: im Minimum der durchschnittlichen variablen Kosten sind diese, im Minimum der Stüdekosten diese gleich den Grenzkosten. Daher durchstößt die Grenzkostenkurve (GK) die Kurve der variablen Stückkosten (DVK) und die Kurve der Stückkosten (DK) je in ihrem Minimum. Wenn die Grenzkosten tiefer sind als die Stückkosten, fallen die Stückkosten mit wachsendem Ausstoß, wenn sie höher sind, steigen sie; entsprechend für die variablen Kosten je Stück. g) Das Minimum der Grenzkosten liegt bei einer kleineren Ausstoßmenge als das Minimum der durchschnittlichen variablen Kosten, deren Minimum vor dem der Stückkosten. 3. D i e

Ertragskurven

Der Darstellung wird folgende Tabelle zugrundegelegt: Durchschn. Ertrag je ,

Einheiten var. Faktoren (Kosten) (VK) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

(E)

0 6 16,5 30 45 60 73,5 84 90 90 82,5

(DE) 6 8,25 10 11,25 12 12,25 12 11,25 10 8,25

Grenzertrag (GE) 6 10,5 13,5 15 15 13,5 10,5 6 0 — 7,5 82,5

Produktionskosten

81

E

Da die Kurve der gesamten variablen Kosten und die Gesamtertragskurve invers sind, können den variablen Stück- und den Grenzkostenkurven entsprechende Stückund Grenzertragskurven in bezug auf die Menge der eingesetzten Faktoren bzw. ihre Kosten aufgestellt werden. Dem Steigen der Stückkostenkurve muß von einem ent6

Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre II

82

Ertragsgesetz und Produktionskosten

sprechenden Punkt an ein Fallen des Durchschnittsertrages je Einheit der eingesetzten variablen Faktorleistungen entsprechen, gleiches gilt für den Grenzertrag, d. h. die Veränderung der Produktmenge bezogen auf eine (marginale) Änderung der eingesetzten variablen Faktoren. Aus den Tabellenwerten und den geometrischen Darstellungen (Abb. 20) ergeben sich folgende Beziehungen, welche den vorher abgeleiteten Kostenbeziehungen entsprechen: a) Der Durchschnittsertrag jeder Einsatzmenge von Faktoren bzw. variabler Kosten ist bestimmt durch den Tangens des Winkels, den der Fahrstrahl aus dem Ursprung mit dem betreffenden Punkt der Ertragskurve E bildet. Wo der Fahrstrahl die Kurve tangential berührt, ist der Tangens des Winkels am größten (Winkel a, Punkt R). Das bestimmt das Maximum des Durchschnittsertrages. b) Am Punkt R fällt der Fahrstrahl aus 0 mit der Tangente an diesem Punkt zusammen; Durchschnitts- und Grenzertrag sind hier gleich. Die Grenzertragskurve durchstößt die Durchschnittsertragskurve von oben. c) Der Grenzertrag ist dargestellt durch die Neigung der Ertragskurve an jedem Punkt. Solange die Grenzertragskurve oberhalb der Durchschnittsertragskurve verläuft, steigt der Durchschnittsertrag mit wachsendem Einsatz von Faktoren, wenn unterhalb, umgekehrt. (Schneidet die Tangente zuerst die Abszisse, so ist DE < GE, zuerst die Ordinate, so DE > GE.) d) Im Maximum der Ertragskurve ist der Grenzertrag null, daher durchstößt an diesem Punkt die Grenzertragskurve die Abszisse (Punkt S). e) Der Höchstwert des Grenzertrags liegt vor dem des Durchschnittsertrags, und zwar am Wendepunkt der Ertragskurve (Punkt T). Wiederholt muß darauf hingewiesen werden, daß es sich bei diesen Ertragskurven nicht um den Erlös von Produktmengen auf dem Markt („Umsatz") handelt, sondern um den Ertrag als Funktion der eingesetzten variablen Faktoren. 4. D i e G r e n z k o s t e n Von den entwickelten Kostenbeziehungen haben die Grenzkosten besondere Bedeutung, da sie die Veränderungen der Gesamtkosten ausdrücken, die zum Erreichen

Produktionskosten

83

des Gewinnmaximums mit denen des Umsatzes verglichen werden. Bedeutsam ist zunächst, daß die H ö h e der fixen Kosten keinen Einfluß auf die Grenzkosten hat. Erhöht man in der Tabelle S. 78 die fixen Kosten, so verändern sich die Stückkosten, aber weder die durchschnittlichen variablen Kosten noch die Grenzkosten. In der geometrischen Darstellung würde die nach oben verschobene Kurve der Stückkosten wieder in ihrem Minimum von der unveränderten Grenzkostenkurve durchstoßen werden. Die Grenzkostenkurve kann demnach aus der K u r v e der variablen Stückkosten ( D V K ) abgeleitet werden. Gesucht sei die Höhe der Grenzkosten bei dem Ausstoß OE, dem der Punkt D (bzw. D') auf der Kurve der durchschnittlichen variablen Kosten entspricht (Abb. 21). Die gesuchte Größe ist EF, d. h. F ist ein Punkt auf der Grenzkostenkurve. DVK GK

DVK GK-

Die Konstruktion ergibt sich aus folgender Erwägung: Legt man an den Punkt D die Tangente AD, so sind die Grenzkosten bezüglich des Punktes D offenbar ebenso groß, als wenn AD eine (lineare) DVK-Kurve wäre. Für diese würde gelten, daß die gesamten variablen Kosten bei einem Ausstoß OE gleich sind: a) den variablen Kosten pro Stück mal Stückzahl (OEDB), 6'

84

Ertragsgesetz und Produktionskosten

b) der Summe der Grenzkosten bis zu diesem Ausstoß (OEFA). Weil OEFA = OEDB, sind die Dreiecke ABC und CDF flächengleich. Wie unmittelbar ersichtlich, sind auch ihre Winkel gleich, die genannten Dreiecke also kongruent. Daraus folgt: BC = CD. Zur Ermittlung der Grenzkosten von OE fälle man daher von D die Lote DB und DE, halbiere DB in C und verlängere AC bis zum Schnittpunkt F mit DE. F ist der gesuchte Punkt, EF die Höhe der Grenzkosten bei Ausstoß OE. Der Punkt F ist auch zu finden, wenn man durch B die Parallele zu AD zieht, sie schneidet DE in F. (Vgl. Kap. III, § 2, Ziff. 4.) Im u-förmigen Verlauf der Grenzkostenkurve kommt zum Ausdruck, daß zusätzliche Mengen von Produkteinheiten zunächst mit fallenden Kosten für zusätzliche variable Faktoren zu erzielen sind, v o n einem Minimum ab aber mit steigenden. Die Kurve wird um so flacher verlaufen, je weniger die Anlagen als feste Faktoren in der Kombination eine Rolle spielen. Wenn z. B. zu jeder Maschine ein Arbeiter gehört, wird die Grenzkostenkurve für die Kombination von Arbeitsmengen mit dieser Maschine eine kräftige Biegung aufweisen. Wenn dagegen, wie etwa in Straßenbaubetrieben, die Maschinen in erheblichem Umfang mit variablen Arbeitsmengen verbunden werden können, wird die Grenzkostenkurve flach und vielleicht über eine Strecke hinweg horizontal verlaufen. Besonders bedeutsam ist der Grad der Teilbarkeit der Gesamtanlage, namentlich die Möglichkeit, Teile des Betriebes stillzulegen und die weiter produzierenden Teile voll auszunutzen. Ein Unternehmen mit stetiger Nachfrage wird sich eine Ausstattung verschaffen, die für eine bestimmte Ausstoßmenge optimal ist. Verändert sich die Nachfragemenge, so wird eine Ausstattung vorteilhaft, die zu einer Durchschnittskostenkurve führt, die an beiden Seiten des erwarteten Durchschnittsausstoßes relativ flach verläuft, selbst wenn eine solche Kurve ein höheres Kostenminimum hat als eine Ausstattung, die für diesen Durchschnitt optimal ist. Wie noch gezeigt werden wird, ist die Grenzkostenkurve vom Minimum der durchschnittlichen variablen Kosten ab die „Angebotskurve" der Unternehmung in bezug auf den durch den Marktpreis für das Produkt bestimmten Grenzumsatz.

Langfristige Kosten

85

§ 5. Langfristige Kosten 1. L a n g f r i s t i g e P l a n u n g u n d E r t r a g s gesetz Ist eine Betriebsanlage gegeben, so erfolgt die Faktoranpassung an den geplanten Ausstoß partiell: die Einsatzmenge der mit den Anlagen zusammenwirkenden variablen Faktoren wird verändert. Langfristig wird auch die Größe der Anlagen variabel, und die Planung ist total. Damit werden auch die mit den Anlagen verbundenen Kosten variabel, d. h. fixe Kosten fallen in langfristiger Planung fort. Für die kurzfristige Planung spielt zunächst nur die Deckung der variablen Kosten eine Rolle, da die fixen Kosten v o m Ausstoß unabhängig sind. Ein nach Deckung der variablen Kosten verbleibender Erlösüberschuß, der auf die Kosten der Anlagen verrechnet werden kann, hat den Charakter einer Rente (Marshall: „Quasirente". Vgl. Bd. III, Kap. IV, § 3 ) . In langfristiger Planung dagegen wird die volle Kostendeckung zugrunde gelegt.

Die Frage, ob das Gesetz vom nicht proportionalen Ertragszuwachs auch langfristig gültig ist, würde zu verneinen sein, wenn die totale Planung langfristig die Beibehaltung einer optimalen Faktorkombination ermöglicht, so daß jede Ausstoßmenge zu unveränderten Stückkosten möglich wäre. Erfahrungsgemäß gibt es eine für die einzelnen Industrien und ihre Märkte zwar sehr unterschiedliche, aber doch deutliche optimale Betriebs- und Unternehmungsgröße, nach deren Überschreiten Unwirtsdiaftlichkeiten die Vorteile der Großproduktion ausgleichen und aufheben, so daß die Stückkosten steigen. Gemäß den technischen Produktionsbedingungen und Absatzverhältnissen werden in den meisten Industrien bei Vergrößerung der Betriebe reale Einsparungen in der Produktion wie Verteilung durch spezialisiertere Arbeit und Maschinen sowie Ausnutzungen leistungsfähigerer Methoden möglich sein. Zu ihnen können preisliche Vorteile hinzukommen. Dieser Bereich fallender Stückkosten bei zunehmendem Produktionsumfang führt aber zu einem kritischen Punkt, v o n dem an überproportionale Kostenzuwächse eintreten. Namentlich wird

86

Ertragsgesetz und Produktionskosten

verwiesen auf die wachsenden Kosten der Organisation und Kontrolle durch die größer werdende Unübersichtlichkeit, die geringer werdende Eignung weiter eingesetzter Arbeit, welche Umschulungs- und Anlernungskosten verursacht, wobei abermals preisliche Nachteile etwa bei Marktausdehnung durch erhöhte Transportkosten und steigende Preise für Faktorleistungen hinzukommen können. T r i t t dieser kritische Punkt überhaupt nicht auf, so müßte sich ein Monopol im Produktangebot herausbilden, weil die kostenmäßig überlegene Firma ihr Angebot unbegrenzt ausweiten könnte. Je nach Produktionstedinik und Marktverhältnissen entscheidet sidi, ob die besonderen Bedingungen der jeweiligen Industrie zu wenigen großen, vielen kleinen U n t e r nehmungen oder sonstigen Strukturen führen. (Vgl. Kap. VII, S 3, Ziff. 4.)

2. L a n g f r i s t i g e K o s t e n k u r v e n Jeder Punkt auf einer langfristigen Stückkostenkurve setzt die volle Anpassung aller Faktoren an die geplante Produktmenge voraus, d. h. sowohl der Anlagen wie ihres Ausnutzungsgrades. Fixe Kosten fehlen, daher handelt es sidi nur um Stück- und Grenzkosten. Hätte das Ertragsgesetz langfristig keine Gültigkeit, so verliefe die langfristige Stückkostenkurve horizontal, das bedeutete, daß die Kosten im Minimum der kurzfristigen Stückkosten lägen. Verbindet man dann nämlich die Minima der kurzfristigen Stückkostenkurven, die sich je auf eine bestimmte Ausstattung mit Anlagen beziehen, so erhält man die langfristige Stückkostenkurve, bei der die Anlagen jeder Ausstoßmenge vollständig angepaßt sind. Gleichbleibende Preise je Einheit der Faktoren sind hierbei vorausgesetzt. Als Regelfall ist aber anzusehen, daß 1. die langfristige Stückkostenkurve selbst ein Minimum hat, 2. nicht jeder Punkt auf der langfristigen Kostenkurve (als Plankurve) tatsächlich zu erreichen ist.

Es gelten auch langfristig die Voraussetzungen des Ertragsgesetzes, daß eine optimale Faktorkombination nicht bei jeder Ausstoßmenge beizubehalten ist. Der Grund ist, daß nicht alle mitwirkenden Faktoren in kleinste Einheiten

Langfristige Kosten

87

DKk DKi

O

A

A,

B

C

O

Abb. 22

teilbar sind, sondern mandie in bestimmter tedinisdier Größe eingesetzt werden müssen. Als umfassendste unteilbare Einheit hat hierbei die „Firma" selbst zu gelten, d. h. die Einheit ihrer Planung und obersten Leitung; sie erklärt — abgesehen von sonstigen Gründen — den u-förmigen Verlauf der langfristigen Stückkostenkurve. Daß auf dieser Kurve nicht jeder Punkt durch Anpassung der Anlagen erreichbar ist, erklärt sich durch kleinere „unteilbare Einheiten" wie Maschinenaggregate, Batterien, Fließbänder etc., die jeweils nur in größeren Kapazitäten zu verändern sind. Unteilbare Einheiten produktiver Leistungen haben ein Minimum ihrer Kosten pro Einheit des Ausstoßes bei einer bestimmten Ausstoßmenge. In der Darstellung (Abb. 22) zeigen die mit DK^ bezeichneten Kurven den Verlauf der Stückkosten bei einer veränderten Ausstoßmenge mit je einer gegebenen festen Betriebsanlage, die Kurve DK] zeigt, wie die Stückkosten sich verändern, wenn in längerer Periode sowohl Anlage wie Ausnutzung der Anlage angepaßt sind. Die Minima der kurzfristigen Stüdkkosten beziehen sich im Bilde auf drei verschiedene Anlagen, wobei die Anlage bei einem Ausstoß OB die optimale Größe hat. Die DKj-Kurve ist kontinuierlich gezeichnet, wenn aber die Anlage nicht in kleinste Einheiten teilbar ist, wird bei Ausdehnung der Produktion über OA hinaus zunächst die Oberausnutzung

88

Angebotsmenge und Preisbildung

der Kapazität vorteilhafter sein, von dem mit A, bezeichneten Punkt an wird die größere Anlage erstellt und zunächst unter ihrer Kapazität, bei B mit optimaler Ausnutzung verwendet werden.

Kap. VI. Angebotsmenge und Preisbildung § 1. Kosten, Erlös und Angebotsoptimum 1. E r l ö s u n d G r e n z e r l ö s Für ein Unternehmen, welches ein homogenes Produkt auf einem atomistischen Angebotsmarkt absetzt, ist der Erlös pro Stück durch den von seiner Angebotsmenge unabhängigen Marktpreis bestimmt. Ebenso sind bei gegebener Produktionstechnik, Ausstattung des Betriebes und Faktorpreisen die Kosten bestimmt, zu denen die einzelnen Mengen produziert und geliefert werden können. „Aktionsparameter" der Unternehmung, das heißt der eigenen Entscheidung überlassen, sind bei diesen Voraussetzungen nur die Produkt- und Angebotsmenge; die Unternehmung verhält sich als „Mengenanpasser". Ist Planziel der höchste Reinerlös (bzw. geringste Verlust), so ist die Angebotsmenge zu wählen, bei der die Differenz zwischen Gesamterlös und Gesamtkosten die größte (bzw. die geringste) ist. Nachdem vorstehend der von der Produktionsmenge abhängige Verlauf der Kosten gezeigt wurde, ist jetzt der Verlauf des Erlöses und hieraus die Differenz zwischen Erlösen und Kosten zu entwickeln. Der Gesamterlös (Gesamtumsatz, E) ist das Produkt aus Absatzmenge und gleichbleibendem Preis je Einheit des Produkts (Stückerlös, Durchschnittserlös, D E ) ; er ist daher direkt proportional zur Absatzmenge [Kurve E ( Q ) ] . Der Stückerlös als Quotient von Gesamterlös und Stückzahl ( Q ) ist bei jeder Menge unverändert (tga); die Stückerlöskurve (DE) verläuft in Höhe des Preises parallel zur Mengenachse (Abb. 23). Der Anbieter eines homogenen Produkts auf einem atomistischen M a r k t kann zum gegebenen Marktpreis jede Menge absetzen, hat also keine Veranlassung zur Preissenkung und zum

Kosten, Erlös und Angebotsoptimum

89

Aufwand v o n Werbekosten; er kann aber auch den Preis nicht über den Marktpreis erhöhen, da sein Absatz dann null wäre. Die Nachfragekurve nach seinem Angebot (Kurve des Erlöses je Stück, DE) ist also zum gegebenen Preis unendlich elastisch. E, D E

Preis j e Einheit

A b b . 23

dE.

Der Grenzerlös (Grenzumsatz, ^Q) bleibt bei jeder E

AE

Menge unverändert und ist gleich Q bzw. ^ Q = tg a als Neigung der Gesamterlöskurve an allen ihren Punkten. Als Kurve dargestellt fällt der Grenzerlös mit dem Stückerlös zusammen, also mit der DE-Kurve. 2. G r e n z k o s t e n , G r e n z e r l ö s u n d A n g e b o t s Optimum Aus den getroffenen Voraussetzungen folgt deduktiv, daß die optimale, d. h. die den Höchsterlös bzw. geringstmöglichen Verlust gewährende Absatzmenge jene ist, bei der die Grenzkosten gleich dem Grenzerlös sind, wobei der Grenzerlös gleich dem Preis ist, der Grenzgewinn also null ist. Unmittelbar vor dieser Absatzmenge sind die Grenzkosten tiefer als der Grenzerlös, der „Grenzgewinn" ist also positiv, unmittelbar nach ihr umgekehrt.

Angebotsmenge und Preisbildung ONNOMiTNffvOOMOt N CS N N rH 1H 1-HT-H I I I I I I I I I I I I oM o(So H o ^H- O O-H N1-1 » 1H m o ^ o o o T

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Kosten, Erlös und Angebotsoptimum

Abb. 24

91

92

Angebotsmenge und Preisbildung

Der Tabelle ist unter a) ein Stüdepreis von 6,— DM zugrundegelegt. Der Höchstgewinn wird erzielt bei einer Ausstoßmenge zwischen 9 und 10, bei der die Grenzkosten gleich dem Stückpreis 6 sind. Bei einem unter b) angenommenen Stückpreis von 4,— DM bestimmt die Höhe der Grenzkosten 4 den Punkt des gegeringsten Verlustes bei einem Ausstoß zwischen 8 und 9 Stück. Da fixe Kosten in Höhe von 20,— DM angenommen sind, ist die Produktion dieser Menge vorteilhafter als die Stillegung des Betriebes. Den Kostenkurven, deren Bedeutung und Beziehungen in Kap. V, § 4, Ziff. 2 behandelt worden sind, sind in Abb. 24 alternativ für die Stückpreise 6,— DM und 4,— DM die Gesamterlöskurven E a und E b , die Reinerlös- (Gewinn-)kurven G a und G b und die Stückerlöskurven P a und Pj, gegenübergestellt. Bei einem Stückerlös von 6,— DM haben an den Punkten A und B die Gesamterlöskurve E„ und die Gesamtkostenkurve K die gleiche Neigung, daher Grenzkosten hier gleich Grenzerlös. Die Differenz zwischen Gesamterlös DA und Gesamtkosten DB stellt den Gesamtgewinn BA dar, er ist gleich DC. Dem dadurch bestimmten Ausstoß entspricht der Punkt R als Schnittpunkt der Grenzkostenkurve GK mit der Stückerlöskurve P a . Der Stückgewinn als Differenz zwischen Stückerlös und Stückkosten ist FR, daher ist der Gesamtgewinn als Produkt von Stüdezahl und Gewinn pro Stück FRHI. Entsprechend kann der Mindestverlust bei einem Preis (Stückerlös) von 4,— DM als LM ( = NQ) und als durch den Schnittpunkt S bestimmt abgeleitet werden. 3. G r e n z k o s t e n u n d i n d i v i d u e l l e A n gebotskurve D i e Kosten sind vom Erlös unabhängig, dagegen verändert sich der Erlös mit dem Preis des Produkts. D a der auf den jeweiligen Produktpreis bezügliche Schnittpunkt der Grenzkostenkurve mit der Kurve des Stückerlöses die günstigste Absatzmenge bestimmt, ist die Grenzkostenkurve als Angebotskurve der betrachteten Unternehmung aufzufassen: sie zeigt die zu jedem Marktpreis des Produkts angebotene Menge.

Das Gesamtangebot an einem homogenen Gut

93

a) Es ist zu beachten, daß die Verhaltensweise eines Mengenanpassers analysiert wird, für den der Marktpreis gegeben ist und den von der Ausstoßmenge unabhängigen Stückerlös darstellt. b) Da die Grenzkosten nur von den variablen Kosten beeinflußt werden, wird die vorteilhafteste Angebotsmenge kurzfristig durch die Höhe der fixen Kosten nicht mitbestimmt. c) Dagegen sind die Stückkosten durch die Höhe der fixen Kosten mitbestimmt. Die Differenz zwischen Stückkosten und Stückerlös ( = Preis) macht die günstigste Angebotsmenge zu der, welche den Höchstgewinn oder den geringsten Verlust gewährt. d) Wenn der Gesamterlös nicht die gesamten variablen Kosten deckt, ist es vorteilhafter, keine Produktion durchzuführen, da sonst die fixen Kosten durch die nicht gedeckten variablen Kosten erhöht werden. Das Angebot beginnt daher erst im Minimum der variablen Kosten je Stück („Produktionsschwelle"), d. h. wenn der Preis eine positive „Quasirente" entstehen läßt. Je flacher die Grenzkostenkurve verläuft, um so stärker wird bei einer Preisänderung die Angebotsmenge sich ändern. Daraus erklärt sich die unten abzuleitende Preiselastizität des Angebots.

§ 2. Das Gesamtangebot an einem homogenen Gut 1. E n t w i c k l u n g d e r G e s a m t a n g e b o t s k u r v e Wenn von mehreren Anbietern, die sich als Mengenanpasser verhalten, ein homogenes Gut auf einem gemeinsamen Markt angeboten wird, ist der Marktpreis f ü r alle derselbe. Jeder Anbieter wählt als günstigste Angebotsmenge diejenige, die durch den Schnittpunkt seiner individuellen Grenzkostenkurve mit der f ü r alle gleichen Kurve des Stückerlöses (Marktpreises) bestimmt ist. Zur Darstellung des Prinzips (Abb. 25) wird angenommen, daß drei Anbieter I, II und III vorhanden sind. Bei einem Mindestpreis von Pi bietet das kostengünstigste Unternehmen I die Menge OA an; bei steigendem Preis bis P2 bleibt es allein auf dem Markt und erhöht das Angebot um AB. Vom Preis P2 an tritt das Unternehmen II als Mitanbieter auf und fügt die Menge OC = BC der Gesamtangebotsmenge hinzu. Bei weiterer Preiserhöhung (auf P3) bieten I und II die weiteren Mengen BD +

94

Angebotsmenge und Preisbildung

O

A b b . 25

Das Gesamtangebot an einem homogenen Gut

95

CE = C F an. Bei Preis P3 tritt außerdem der Anbieter I I I mit der Angebotsmenge OG = FG hinzu etc. Insgesamt hängt die Reaktion der Angebotsmenge auf Preisänderungen ab 1. vom flachen oder steilen Verlauf der einzelnen Grenzkostenkurven; 2. von der größeren oder kleineren Zahl der bei Preisänderungen hinzukommenden oder ausscheidenden Unternehmungen; je dichter sie aufeinander folgen, um so mehr verschwindet die treppenförmige Gestalt der Gesamtangebotskurve; 3. vom Grad, in dem freier Eintritt neuer Anbieter auf dem Markt bzw. zur Produktion möglich ist. Trotz des u-förmigen Verlaufs der individuellen langfristigen Kostenkurve braucht die kollektive Angebotskurve bei Ausdehnung der Nachfrage keinen steigenden Verlauf aufzuweisen, wenn sämtliche für die Produktion benötigten Faktoren von den alten und von neuen Unternehmungen auf dem Markt in jeder Menge zu konstanten Preisen beschafft werden können. Dann läßt sich zum Minimum der Stückkosten jede beliebige Menge produzieren. Faktisch wird aber bei Ausdehnung der Produktion der Preis mindestens für einen oder einige Produktionsfaktoren zu steigen beginnen. 2.

Preiselastizität

des

Angebots

Die Preiselastizität des Angebots ist das Verhältnis der relativen Änderung der Angebotsmenge zur relativen Ver: änderung des Preises je Einheit des Produkts: -jr q p a) Das Vorzeichen wird in der Regel positiv sein, da sich die angebotene Menge gleichsinnig mit einer Preisänderung zu verändern pflegt. b) Ist der Wert des Ausdrucks 1, so verändern sich Angebotsmenge und Preis um den gleichen Prozentsatz. Hieraus ergeben sich die Bedeutungen der Elastizitätsgrößen größer als 1, kleiner als 1, null etc.

Zur geometrischen Bestimmung der Größe der Angebotselastizität legt man an den entsprechenden Punkt der Angebotskurve die Tangente. Schneidet diese zuerst die Preisachse (Ordinate), so ist die Elastizität größer als 1, schnei-

96

Angebotsmenge und Preisbildung Preis

Menge

Abb. 26

det sie die Mengenachse (Abszisse) zuerst, so kleiner als 1, geht sie durch den Ursprung, so gleich 1. Gesucht wird die Elastizität des Angebots für die als linear angenommene Strecke PP', d. h. PK' KT = PK/ NP H K : N P ~ K'P' ' H K ' Wegen der Ähnlichkeit der Dreiecke H K P und P K ' P ' ist: PIC HK K'P' — K P " Das eingesetzt ergibt: HK NP = NP 8 " KP ' H K KP ' Man erkennt, wie sich bei einer Bewegung von H nach O und darüber hinaus der Wert von N P : K P von größer als 1 über 1 nach kleiner als 1 entwickelt.

Die Angebotselastizität bemißt den Grad der Reaktion der Angebotsmenge auf Preisänderungen. J e leichter und rascher die Angebotsmenge variiert werden kann, um so geringer -werden die Preisausschläge sein. Der flachere oder steilere Verlauf der Grenzkostenkurve als individuelle Angebotskurve ergibt diesen Maßstab.

Preisbildung und Gleichgewichtspreis

97

Die Elastizität des Angebots ist langfristig größer als kurzfristig, weil die Anpassung zeitbeanspruchend ist. Namentlich wird in langfristiger Anpassung durch Erweiterung oder Einschränkung der Anlagen die in der Analyse der langfristigen Kostenkurven gezeigte Tendenz wirksam. Da neu geschaffene Produktionsanlagen bei fallenden Produktpreisen nicht sofort stillgelegt werden (Einfluß der fixen Kosten!), ist die Elastizität nach beiden Richtungen nicht gleich. Preis

N'

Q'

Menge Abb. 27

Von P als bisherigem Gleichgewichtspreis aus steige die Nachfrage auf N ' N ' . Durch Erweiterung der Anlagen ergibt sich der neue Preis P'. Fällt die Nachfrage auf N N zurück, so wird nidit der alte Preis P realisiert, sondern die erhöhte Kapazität führt zum Preis P " .

§ 3. Preisbildung und Gleidigewiditspreis 1. P r e i s b i l d u n g Seit Alfred Marshall unterscheidet m a n : 1. Marktpreis: Preis eines Gutes für eine Periode, in der die Menge des Angebots durch die gegebene Produktion der Periode und Lagergröße bestimmt ist; 7

Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre

II

98

Angebotsmenge und Preisbildung

2. kurzfristiger Preis: Preis eines Gutes während einer Periode, in der die Produktionsrate variabel, aber der Produktionsapparat bestimmt ist; 3. langfristiger Preis: Preis eines Gutes für eine Periode, in der Produktionsapparat und Rate der Produktion variabel sind. In jeder dieser Perioden gibt es einen besonderen Gleichgewichtspreis, aber es besteht die Tendenz zu ihrem Ausgleich, der erreicht würde, wenn sich die langfristige Anpassung ungestört vollziehen könnte. Das wird dargestellt durch Paretos „courbes de poursuite": der Zielpunkt der Preisbewegung ist der langfristige Gleichgewichtspreis, aber dieser verändert sich ständig unter dem Auftreten verschiedener Einflüsse, so daß sich die auf diesen Zielpunkt gerichtete Preisbewegung ständig ändert. Der Gleichgewichtspreis, verstanden als einheitlicher Preis eines homogenen Gutes auf einem einheitlichen Markt, ist auf realen Märkten weder der durchschnittlich erzielte noch der letzte zustande gekommene Preis. Gemeint ist vielmehr der Preis, der sich bilden müßte, wenn alle Marktteilnehmer die Marktverhältnisse vollkommen irrtumsfrei durchschauen („Markttransparenz") und zu keinen ungünstigeren als den besterreichbaren Bedingungen abschließen. Auf den realen Märkten ist aber die Preisbildung abhängig von dem „Pfad", d. h. davon, welche einzelnen Umsätze zu jeweiligen Preisen zustande kommen, wieviel an Angebot und Nachfrage damit ausscheidet, und wie sich die verbleibenden Marktteilnehmer an diesen bisherigen Preisen ausrichten. Zur theoretischen Behandlung dieses Problems fingiert Walras, daß die Preisbildung mit einem „prix crié par hasard" beginnt, zu dem die Käufer und Verkäufer die Mengen angeben, welche sie verkaufen und kaufen würden. Ergibt sich zu diesem „Zufallspreis" eine Differenz zwischen den gesamten angebotenen und gesamten nachgefragten Mengen, so wird ein neuer Preis ausgerufen, bis sich endlich „par tätonnement" der Gleichgewichtspreis findet, zu dem die Angebots- und Nachfragemengen gleich sind. — Entsprechend die „Rekontrakte" Edgeworth's: alle Käufe und Verkäufe werden mit dem Vorbehalt des Rücktritts abgeschlossen, und dieser wird von Käufern

Preisbildung und Gleidigewiditspreis

99

und Verkäufern ausgesprochen, solange sie noch günstigere Abschlußmöglichkeiten auf diesem Markt finden. Erst wenn niemand mehr in der Lage ist, günstiger zu kontrahieren, ist der Gleichgewiditspreis gefunden.

So wird ein „Augenblicksmarkt" mit einem vorläufigen Gleichgewicht aufgelöst in einen Dauermarkt mit langfristigem Gleichgewicht, d. h. der Gleichgewichtspreis ist jener, der im Zeitablauf (cet. par.) unverändert bleibt. 2. V e r z ö g e r t e A n g e b o t s a n p a s s u n g , Spinnwebtheorem Durchweg folgt der Absatz der Produktion mit einem zeitlichen Abstand; der der Produktionsentscheidung zugrunde liegende Absatzpreis ist demnach ein erwarteter. W i r d dieser erwartete Preis dem gegenwärtigen gleichgesetzt, so können verzögerte Anpassungsvorgänge der Angebotsmengen zu einem „Pfad" der Preisbildung führen, welcher den Gleidigewichtspreis vorübergehend oder auch dauernd verfehlt. Das Spinnwebtheorem (cobweb) zeigt diese Erscheinung unter der Annahme, daß der durch die „heutige" Nachfrage bestimmte Marktpreis eines Gutes der heute beginnenden Produktion als erwarteter Erlöspreis zugrunde liegt, während die produzierte Menge erst im Abstand von einer Periode auf dem Markt erscheint; die Angebotsmenge ist demnach eine Funktion des Marktpreises der vorhergehenden Periode [at — f ( p t - i ) ] . Die Nachfragekurve N N ist die Darstellung der Reaktion des Preises auf die angebotene Menge; umgekehrt die Kurve AA die der in der nächsten Periode angebotenen Menge auf den Preis. Die Marktpreisbildung beginne mit einer Angebotsmenge OB, die zum Preise pi von der Nachfrage aufgenommen wird. Diesen Preis legen die Produzenten ihrer Produktion zugrunde, so daß in der nächste Periode die Menge O C angeboten wird, die aber von der Nachfrage nur zum Preis p2 aufgenommen wird. Die Produzenten reagieren durch Produktionseinschränkung, so daß in der folgenden Periode die Menge O D auf dem Markt erscheint, welcher der Nachfragepreis P3 entspricht, was

v

100

Angebotsmenge und Preisbildung

Preis

Preis

N

o

A

B D

C

Menge

®

i

t •1

t+2

t •3

t+4

Perioden

Abb. 28

abermals zu einer Erhöhung der Produktion führt etc. — Von dem Verhältnis der Neigungen der Kurven zueinander hängt es ab, ob die Bewegung zum Gleichgewichtspreis führt oder nicht (Abb. 28). Ist die Nachfragekurve steiler als die Angebotskurve, so führt die Bewegung vom Gleichgewichtspreis weg. Bei Kurven gleicher Steigung nähert sich der Preis weder dem Gleichgewicht noch entfernt er sich von ihm. R e a l e Preisbildungserscheinungen, die eine dem Spinnw e b t h e o r e m entsprechende T e n d e n z erkennen lassen, sind bei gewissen dauerhaften industriellen G ü t e r n (Schiffe, G e b ä u d e ) , namentlich aber in der landwirtschaftlichen P r o d u k t i o n nachgewiesen w o r d e n . S o der „ Schweinezyklus " : unter der B e d i n g u n g relativ freier M ä r k t e erwies sich f ü r Deutschland ( 1 8 9 6 — 1 9 1 4 , 1 9 2 4 — 1 9 3 2 ) u n d a n d e r e L ä n der, daß in einem A b s t a n d v o n \ V i bis 2 J a h r e n hohes A n g e b o t a n Schweinen mit niedrigem Preis u n d geringes A n g e b o t mit h o h e m Preis a u f e i n a n d e r f o l g t e n . „Der Schweinezyklus erhält seinen Antrieb von den Gewinnerwartungen der Produzenten von Ferkeln und Schlachtschweinen. Bei günstiger Rentabilität der Schweinehaltung wird eine Ausdehnung der Schweineproduktion in die Wege geleitet, bei mangelnder Rentabilität wird sie eingeschränkt. Indikator der Rentabilität ist die Schweine-Futter-Preisrelation . . . Wesentlich

Preisbildung und Angebotspreis

101

für das Verständnis dieses Expansions- und Kontraktionsmedianismus ist, daß sich die Dispositionen der Schweinehalter nicht unmittelbar, sondern erst nach längerer Zeit am Markt der Schlachtschweine auswirken." (Hanau, Sdiweinezyklus. In: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften.)

3.

Lagerbildung und Preiserwartungen Veränderung der Angebotsmenge ist nicht nur durch Veränderung der Produktionsmenge möglich; zwischen Produktion und Absatz schiebt sich durchweg eine Lagerbildung. Sie ist teilweise technisch bedingt, so wenn die Produktion gleichmäßig, der Absatz stoßweise erfolgt, oder umgekehrt. Sie hängt außerdem von Erwägungen über Preisentwicklungen ab und ist spekulativ. Lagerbildung ist vorteilhafter als unmittelbarer Verkauf des Produkts, sofern die künftig erwarteten Preise um mehr als die Kosten der Lagerhaltung, Schwund und Risiko höher sind als die gegenwärtigen. Hinzu kommt als wesentliches Moment, daß Zurückhaltung eines Teils der Produktion (namentlich bei landwirtschaftlichen Ernten) bei geringer Elastizität der Nachfrage den Absatz zu so viel höheren Preisen ermöglicht, daß u. U. sogar die Verniditung statt der Lagerung des zurückgehaltenen Teiles den Reinertrag erhöhen kann.

In der Analyse der Preisbildung läßt sich die Lagerhaltung erfassen durch den Begriff der „Eigennachfrage" des Anbieters: zu jedem Marktpreis gehört bei gegebener verfügbarer Gesamtmenge eine Entscheidung darüber, ob und um welche Menge zu diesem Preis das Lager auf- oder abgebaut werden soll. 4. E l a s t i z i t ä t d e r P r e i s e r w a r t u n g e n Für die unternehmerischen Entscheidungen sind nicht die heutigen Absatzpreise, sondern die heutigen Erwartungen künftiger Absatzpreise bestimmend. Das gilt auch dann, wenn angenommen wird, daß die heutigen Preise unverändert bleiben. Im allgemeinen wird die Orientierung der Preiserwartungen an den heutigen Preisen erfolgen, aber die Erwartungen sind starken psychologischen Einflüssen

102

Angebotsmenge und Preisbildung

ausgesetzt, die meistens durch irgendwelche Anstöße und das Gewicht der allgemeinen Meinung gleichsinnig verlaufen und daher von erheblichem Einfluß auf die Produktions- und Absatzentscheidungen, damit auch auf den Grad der Beschäftigung sein können. Bei Vergleich heutiger und für künftig erwarteter Preise eines lagerfähigen Gutes wird namentlich durch Lagerauf- und -abbau des Handels ein überproportionaler Einfluß auf die Bestellungen des Handels bei der Produktion zu erwarten sein (vgl. Bd. III, Akzelerationsprinzip), der in Verbindung mit einer vermuteten Zinselastizität der Lagerhaltung mit zur Erklärung des Konjunkturablaufs verwendet worden ist. Für die Produktionsentscheidungen wird wesentlich das Verhältnis heutiger Faktorpreise zu heute erwarteten künftigen Produktpreisen sein, denn der Unternehmer ist Nachfrager heutiger Güter und Dienste und Anbieter künftiger Güter. Analytisches Instrument zur Behandlung dieser Beziehungen ist die Elastizität der Preiserwartungen (Hicks). Sie drückt das Verhältnis aus zwischen der prozentualen (relativen) Änderung eines erwarteten Preises und der prozentualen (relativen) Änderung des gegenwärtigen Preises, zunächst desselben Gutes, kann aber auch als „KreuzElastizität der Preiserwartungen" für die Beziehungen zwischen verschiedenen Gütern, namentlich Produktionsmitteln und Produkten, ausgebaut werden. Wenn der gegenwärtige Preis eines Gutes mit p n , der für den Zeitpunkt t erwartete Preis des Gutes mit p t bezeichnet wird, ist p t = f (p n ). Demgemäß ist dp t dp o _ d P t p0 der Ausdruck für die Größe der Elastizität der Preiserwartung. Beispiel: der gegenwärtige Preis eines Gutes steige von 10 auf 11, der erwartete von 12 auf 13,5. Die Erwartungselastizität ist 15 10 T • 15 = L 2 5 " Ist die Elastizität der Preiserwartungen kleiner als 1, so wirkt das bei gegenwärtigen Preisveränderungen stabilisierend, denn

Das Gleichgewicht der Unternehmung und der Industrie 103 beispielsweise bei einer Preiserhöhung wird, weil der erwartete künftige Preis nicht in gleicher Proportion gestiegen ist, Angebot in die Gegenwart, Nadifrage in die Zukunft verlegt. Umgekehrt wirkt eine Elastizität größer als 1 destabilisierend, namentlich ist die kumulative Preisentwicklung in der Expansion und Kontraktion des Konjunkturablaufs durch eine solche Elastizität gekennzeichnet.

§ 4. Das Gleichgewicht der Unternehmung und der Industrie 1. G l e i c h g e w i c h t

der

Unternehmung

Eine U n t e r n e h m u n g befindet sich im Gleichgewicht, w e n n sie keine Möglichkeit m e h r h a t , durch eine V e r ä n d e r u n g ihres Wirtschaftsplanes ihren G e w i n n z u erhöhen b z w . ihren V e r l u s t zu v e r m i n d e r n . D i e A n a l y s e e r k l ä r t e die Gleichgewichtsbedingung durch die B e h a n d l u n g der v o n der A u s s t o ß - b z w . A b s a t z m e n g e abhängigen Gesamterlöse einerseits, der G e s a m t k o s t e n andererseits, deren D i f f e r e n z den Reinerlös (bzw. Verlust) ergibt. An die Voraussetzungen wird noch einmal erinnert: Stand der Technik, Bedarfsstruktur der Abnehmer und sonstige exogene Daten werden als gegeben angenommen; außerdem wird in der kurzfristigen Betrachtung die Ausstattung der Unternehmung mit Anlagen als gegeben angesehen; schließlich wird angenommen, daß die Unternehmung als Nachfrager nach Faktorleistungen wie als Anbieter des Produkts „Mengenanpasser" ist, d. h. gegebenen und durch ihr Verhalten nicht beeinflußbaren Marktpreisen gegenübersteht. V o n den Gleichgewichtsbedingungen w u r d e n b e h a n d e l t : a) Für die Erstellung jeder Produktmenge wird die kostengünstigste Faktorkombination realisiert. Sie ist f ü r die Faktoren x und y erreicht, wenn sich die Substitutionsrate von y durch x verhält wie der Preis von x zum Preis von y. (Vgl. Kap. V, § 1.) b) Der höchstmögliche Reinerlös bzw. geringstmögliche Verlust ist bestimmt durch diejenige Produktions- bzw. Absatzmenge, bei der f ü r jeden Faktor die Grenzkosten gleich dem Produktpreis sind. Dieser Punkt befindet sich im Bereich steigender Grenzko9ten. (Vgl. Kap. VI, § 1.)

104

Angebotsmenge und Preisbildung

Damit sind die Gleichgewichtsbedingungen nicht erschöpft, selbst wenn die getroffenen Voraussetzungen unverändert bleiben. Namentlich bedürfen die Fälle einer ergänzenden Behandlung, in denen zwischen der Produktion und dem Absatz zweier oder mehrerer verschiedener Produkte zu entscheiden ist oder der Zeitpunkt des Absatzes eines Produktes variiert werden kann. Das Prinzip der Behandlung bleibt unverändert: der Vergleich zwischen Grenzkosten bzw. Grenzrate der Substitution oder Transformation und Grenzerlösen.

2. G l e i c h g e w i c h t d e r I n d u s t r i e Eine Industrie, hier verstanden als Gruppe von Anbietern eines homogenen Gutes auf gemeinsamem Markt, ist im Gleichgewicht, wenn keine Tendenz zur Veränderung der von ihr insgesamt angebotenen Gütermenge besteht. Der kurzfristige Gleichgewichtspreis ist gleich den Grenzkosten jedes Verkäufers für seine Absatzmenge; er kann dabei für den einzelnen Anbieter gleich seinen Stüdekosten sein, aber auch größer oder kleiner, d. h. er schließt individuelle Gewinne und Verluste nidit aus. In längerfristiger Betrachtung aber muß der Grenzbetrieb normalen Gewinn aufweisen, und es darf nicht bei einzelnen Anbietern ein unternormaler Gewinn vorliegen, denn das würde zum Ausscheiden der Grenzbetriebe führen, der andere Fall würde neue Anbieter auf den betreffenden Markt ziehen. Kurzfristig erzielen die Anbieter mit geringeren Kosten als denen des Grenzbetriebes Differentialgewinne. Deren Ursache können sein: 1. Natürliche Unterschiede der Produktionskosten, wie bessere Böden etc. 2. Geringere Transportkosten bzw. bessere Lage zum Absatzmarkt, 3. bessere Leitung und Organisation, 4. Vorteile der Betriebsgröße.

Langfristig wird diese kostenmäßige Überlegenheit mehr und mehr in Frage gestellt, wenn sidi andere Unternehmungen die gleichen Kostenvorteile verschaffen können, namentlich durch Anpassung der Anlagen. Der langfristige

Das Gleichgewicht der Unternehmung und der Industrie 105

Gleichgewichtspreis muß mindestens dem Minimum der durchschnittlichen Kosten der operierenden Firmen gleich sein; keine Firma darf sich noch im Bereich fallender Stückkosten befinden, andererseits auch keine den optimalen Punkt überschritten haben, sofern freder Eintritt in die Industrie ohne steigende Faktorkosten möglich ist. 3. G l e i c h g e w i c h t s p r e i s Da die auf dem Markt eines homogenen Gutes angebotenen und nachgefragten Mengen als Funktionen des Preises behandelt werden, ist Gleichgewichtspreis jener, bei dem die geplante Angebotsmenge der geplanten Nachfragemenge gleich ist, so daß sich die Wirtschaftspläne der Anbieter und Nachfrager erwartungsgemäß realisieren lassen. Zu dieser allgemeinen Bedingung kommt im behandelten Fall vollkommener Konkurrenz hinzu, daß die zu diesem Preis von den Nachfragern geplante Menge gleidi sein muß derjenigen, bei deren Angebot die Grenzkosten gleich dem Preis sind. Diese Bedingung wird realisiert, wenn die Anbieter sich als Mengenanpasser verhalten. Im noch zu behandelnden Fall monopolistischen Angebots dagegen wird die Angebotsmenge durch Gleichheit der Grenzkosten mit dem Grenzerlös bestimmt, der nicht dem Preis gleich ist. (Vgl. Kap. VII, § 2.)

Freie, das heißt nur durch die Marktverhältnisse bestimmte Preisbildung wird hierbei vorausgesetzt. Setzt der Staat einen Höchstpreis, so werden zwar die Anbieter die diesem Preis entsprechende Menge anbieten, aber die Nachfrager werden mehr als diese Menge nachfragen. U m g e kehrt werden bei einem staatlich fixierten Mindestpreis die Nachfrager weniger zu kaufen wünschen, als die Anbieter verkaufen wollen.

Immer wird die Bedingung des Preisgleichgewichts, die Übereinstimmung in den entsprechenden Plangrößen der Anbieter und Nachfrager, zu unterscheiden sein von der Tendenz zum Erreichen des Gleichgewichtspreises, die davon abhängt, ob die bei Ungleichgewicht erfolgenden Planrevisionen der Anbieter und Nachfrager zum Gleichgewicht hinführen oder nicht.

106

Angebotsmenge und Preisbildung

Preisgleichgewicht auf allen Märkten kennzeichnet den „klassischen" Zustand des stationären Gleichgewichts mit im Zeitablauf unveränderten Wirtschaftsgrößen. Ein ökonomisches System ist vollständig anpassungsfähig, wenn 1. technische Fortschritte und Veränderungen in der Art und Menge der produktiven Mittel zu einem neuen Gleichgewicht führen, bei dem alle Mittel und Verfahren so genutzt sind, daß die Nachfrage der Verbraucher (bei gegebener Einkommensverteilung) am vollständigsten gedeckt wird, 2. Veränderungen in der Verbrauchernachfrage das System zu einem neuen Gleichgewicht führen, bei dem wiederum die bestmögliche Deckung der Verbrauchernachfrage erreicht ist. 4. E r g e b n i s s e i n Ü b e r s i c h t Die mit der Voraussetzung atomistisdhen Angebots eines homogenen Gutes abgeleiteten Ergebnisse zur Bestimmung der Angebotsmenge des einzelnen Unternehmens und der gesamten Angebotsmenge werden in der folgenden Übersicht zusammengefaßt: a) Vorausgesetzt wurde, daß die von der einzelnen Unternehmung als Produzent nadigefragten Faktoren und die von ihr als Anbieter auf den Markt gebrachten Produkte auch von anderen Produzenten und Anbietern in so großer Menge nachgefragt und angeboten werden, daß die Unternehmung durch Änderungen ihrer eigenen Nachfrage- und Angebotsmengen die Preise der Faktoren und des Produkts nicht bemerkbar beeinflußt. b) Bei gegebenen technischen Produktionsbedingungen und (kurzfristig) gegebener Ausstattung des Betriebes mit Anlagen sind die Kostenkurven, welche die kostengünstigste Ausbringung jeder Produktmenge bezeichnen, bestimmt. c) Da die Unternehmung die Marktpreise nicht beeinflussen kann, strebt sie das Ziel der Gewinnmaximierung nur durch Bestimmung der Ausstoß- und Angebotsmenge an; sie wählt die Angebotsmenge, bei der die Differenz zwischen Gesamterlös und gesamten Kosten die größte (bzw. bei Verlust die kleinste) ist.

Das Gleichgewicht der Unternehmung und der Industrie 107 d) Weil durch den Einfluß des Gesetzes vom nicht proportionalen Ertragszuwachs von einer bestimmten Ausstoßmenge an die Grenzkosten steigen, ist die optimale Ausstoß- bzw. Angebotsmenge jene, bei der die Grenzkosten gleich dem Produktpreis (Marktpreis) sind. Für die Gesamtangebotsmenge und die Bildung des Marktpreises gilt: a) Für den Markt eines homogenen Gutes oder Dienstes kann es nur einen einheitlichen Preis geben, der durch das Gesamtangebot im Verhältnis zur Gesamtnachfrage bestimmt wird. b) Dieser Marktpreis tendiert bei gegebener Nachfragefunktion zum Minimum der Stückkosten des Grenzproduzenten. (Die Preisbildung für Produktionsfaktoren wird in Bd. III behandelt.) c) In längerfristiger Betrachtung wird der Preis durch Ausdehnung der mit Gewinn produzierenden Unternehmungen bzw. durch Zutritt neuer Anbieter gesenkt, durdi Verminderung der Produktionsmenge der Verlustbetriebe bzw. durch deren Ausscheiden erhöht. Der Preis tendiert daher langfristig zum Minimum der Stückkosten aller Anbieter. d) Jeder Kostenvorteil ist langfristig allen Anbietern zugänglich und wird von ihnen ausgenutzt; er wird daher zu einer Senkung des Angebotspreises und Marktpreises führen. Individuelle Kostenerhöhungen dagegen bleiben für den Marktpreis wirkungslos, solange an irgendwelchen Stellen kostengünstigere Produktion möglich ist. Zu beachten ist, daß diese Voraussetzungen und Ableitungen Modellcharakter haben: sie geben die Realität nicht wieder, sollen aber zu ihrer Erklärung verhelfen. Das zugrunde gelegte Marktmodell ist im nächsten Kapitel durch andere Marktformen und die Darstellung der Preisbildung unter anderen Voraussetzungen zu ergänzen. 5.

Zur

Lehrgeschichte

der

Preistheorie

Das System der Wirtschaftswissenschaft ist wesentlich durch die Einsicht entwickelt worden, daß freie Preisbildung zu einem geordneten Zusammenhang alles wirtschaftlichen Geschehens führen werde. Dieser Ansatz zur Systembildung wurde durch Cantillon, Quesnay und Adam Smith entwickelt. Die mathematische

108

Angebotsmenge und Preisbildung

Darstellung der Bedingungen für ein umfassendes Systemgleichgewidit geschah durch Walras.

Als langfristigen Preisbestimmungsgrund sah die Klassik die Produktionskosten an: die Preise der Güter entsprechen in ihren Relationen den durch die Produktionskosten, namentlich durch den Arbeitsaufwand, bestimmten „natürlichen" Preisen, um welche die Marktpreise unter dem Einfluß von Veränderungen in den Angebots- und Nachfrageverhältnissen nur vorübergehend schwanken können. Zum Beispiel J. St. Mill, Principles of Political Economy. (Edit. Ashley, 1909, S. 446 f.): „Es ist daher völlig korrekt, zu sagen, daß der Wert von Dingen, die ihrer Menge nach beliebig vermehrt werden können, nicht von Angebot und Nachfrage abhängen (außer durch Zufall und während der Zeit, die zur Anpassung der Produktion notwendig ist); im Gegenteil, Angebot und Nachfrage hängen von ihm ab. Es gibt eine Nachfrage nach einer gewissen Menge des Gutes zu seinem natürlichen oder Kostenwert, und auf die Dauer tendiert das Angebot dazu, sich ihr anzupassen... Für alle Dinge, die unbegrenzte Vervielfältigung zulassen, bestimmen Angebot und Nachfrage nur die Schwankungen des Wertes während einer Periode, die nicht länger sein kann, als zur Anpassung des Angebots erforderlich ist. Während Angebot und Nachfrage so die Wertschwankungen regulieren, gehorchen sie einer überlegenen Kraft, die den Wert um die Produktionskosten gravitieren läßt."

Ein Gebrauchswert der Güter wurde hierbei vorausgesetzt; er wurde aber nicht als Preisbestimmungsgrund angesehen, sofern die Güter durch Produktion zu bestimmten Kosten vermehrt werden können, zumal erfahrungsgemäß Güter sehr hohen Gebrauchswertes wie Eisen im Verhältnis zu Gütern geringen Gebrauchswertes wie Diamanten einen sehr tiefen Preis haben können („Wertparadox", vgl. Bd. I, Kap. VI, § 3). Erst die Entwicklung der Grenznutzentheorie ermöglicnte die Ableitung des Güterwertes aus dem ihnen beigelegten Gebrauchsnutzen und des Wertes der Produktionsmittel aus dem Wert des durch sie erzeugten Produkts. Die für die Preisbildung gleichbedeutsame Stellung von Angebot und Nachfrage wurde durch Alfred Marshall und

Das Gleichgewicht der Unternehmung und der Industrie

109

die Neo-Klassik entwickelt, und zwar der Tendenz nach so, daß die Nachfrage durch .Nutzenschätzungen bestimmt wird, daß sich aber langfristig die Produktionskosten als preisbestimmend durchsetzen. A. Marshall, Principles of Economics. 8. Aufl. London 1920, repr. 1952, S. 290: „Wir könnten ebensogut darüber diskutieren, ob es die obere oder die untere Klinge einer Schere ist, welche ein Blatt Papier schneidet, wie darüber, ob der Wert durch Nutzen oder durch Produktionskosten bestimmt wird." — Wenn aber die Nutzentheorie den Nachweis führt, daß sowohl Angebot wie Nachfrage durch das Grenznutzenprinzip bestimmt sind, so wird dadurch hervorgehoben, daß „beide Klingen der Schere aus dem gleichen Metall bestehen". (J. Schumpeter, History of Economic Analysis. New York 1954, S. 922.) D i e Entwicklung der neueren Preistheorie ist gekennzeichnet durch 1. Verzicht auf einseitige (monokausale) Preiserklärung entweder von der Angebots- oder der Nachfrageseite, 2. Ersetzen der als tautologisdi erkannten Preiserklärung aus Angebot und Nachfrage durch das Zurückgreifen auf die Bestimmungsgründe f ü r beide Größen, 3. Hinwenden der Analyse auf die Interdependenz der Preise mit Betonung der funktionalen (nicht in einer" Richtung kausalen) Verbindung von Angebotsmengen, Nachfragemengen und Preisen. Nach einem Bilde von Marshall: Wenn viele Kugeln in einer Schale liegen, bestimmt jede Kugel die Lage aller anderen Kugeln, aber es kann nicht kausal die Lage einer bestimmten Kugel als die Ursache der Lage aller anderen Kugeln angesehen werden. — In diesem Bilde hätte das Grenznutzenprinzip vergleichsweise dieselbe Bedeutung, welche das Gravitationsgesetz für die physikalische Lage der Kugeln hat. Die „statische" Preistheorie wird in der Gegenwart erweitert durch Untersuchungen über die Möglichkeiten, ein evolutionäres (expansives oder kontraktives) System als durch Preisbildung gelenkt und zu einem Gleichgewicht gebracht zu behandeln. Dabei hat namentlich auch die Theorie der Preisbildung auf unvollkommenen Märkten erhebliche Bedeutung, von der im folgenden gehandelt wird.

110

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

Kap. VII. Marktformen und monopolistischer Wettbewerb § 1. Marktformen und Verhaltensweisen 1. B e s t i m m u n g d e r M a r k t f o r m Die bisherigen Ableitungen wurden an einem bestimmten Marktmodell entwickelt: dem atomistischen Angebotsmarkt eines homogenen Gutes. Dieses Modell ist jetzt einer Systematik der Marktformen einzugliedern.

a) In der Realität ist der atomistische Markt nicht Regel, sondern Ausnahme. Aber f ü r die Methodik ist er ein Grenzfall, der grundlegende Beziehungen erkennen läßt, deren Abwandlungen in anderen Marktformen zu untersuchen sind. b) Die Struktur eines gegebenen Marktes kann auf der Angebots- und Nachfrageseite durchaus verschieden sein. Die Angebotsseite wird bevorzugt behandelt.

Allgemeinstes Prinzip zur Bestimmung der Marktform ist der Grad der „Marktbeherrschung" durch einen einzelnen Anbieter (bzw. durch eine Gruppe einheitlich operierender Anbieter), d. h. der Isolierung seines Absatzmarktes gegen, Wettbewerber.

Die Nachfrage kann nicht direkt beherrscht werden, da kein Kontrahierungszwang besteht. Der Ausschluß des Wettbewerbes verhindert aber die Nachfrage, unter mehreren Anbietern zu wählen und so Preisforderungen auszuweichen.

Die Isolierung und Beherrschung eines eigenen Absatzmarktes hängt ab von 1. dem Grad der Produktdifferenzierung, d. h. der Vertretbarkeit des angebotenen Gutes durch konkurrierende Angebote substitutiver Güter, 2. dem Grad der Konzentration des Angebots eines homogenen Gutes oder heterogener, aber in dichter Substitutionsbeziehung stehender Güter, bei einem, wenigen oder vielen Anbietern, 3. dem Grad der Offenheit des Marktes für den Zutritt neuer Anbieter. D a ein homogenes Gut begriffsgemäß von den einzelnen Anbietern durchaus unterschiedslos geliefert wird, kann es

Marktformen und Verhaltensweisen

111

für dieses auf einem Markt nur einen Preis geben, unabhängig vom Grad der Konzentration des Angebots. Ist aber das Angebot nicht atomistisch, so beeinflußt der einzelne Anbieter durch seine Angebotsmenge den für alle einheitlichen Marktpreis. Ist das Angebot einer Unternehmung in irgendeiner Hinsicht vom Angebot aller anderen unterschieden, so erfolgt eine eigene Preisbildung für dieses differenzierte Gut. Der Anbieter ist auf seinem Absatzmarkt „allein" und sieht sich einer Nachfragefunktion gegenüber, nach der die Absatzmenge von seinem variablen Angebotspreis abhängig ist. Damit ist er aber nicht gegen Wettbewerb abgeschirmt. Zwar können die Nachfrager dieses spezielle Gut nur von ihm beziehen, aber sie können auf andere Güter ausweichen, und dies um so leichter, je stärker die Substitutionsbeziehungen zu anderen Gütern sind, je mehr sie sich also der Homogenität nähern; — um so höher ist dann die Preiselastizität des eigenen Absatzes und die Bindung der eigenen Preissetzung an andere Preise. Statt auf das Angebot eines einzelnen differenzierten Gutes kann der Begriff „Markt" auch bezogen werden auf eine Gruppe differenzierter (heterogener), aber in besonders dichter Substitutionsbeziehung stehender Güter. Eine solche Anbietergruppe wird zuweilen als „Industrie" zusammengefaßt und für diese untersucht, wie groß der Grad der monopolistischen Beherrschung ihres Gesamtmarktes ist. Aber auch damit wird die durchgehende Interdependenz der Preisbildung mehr oder weniger willkürlich durchschnitten.

a) Ein „ B r o t m a r k t " etwa kann durdi Zusammenfassung von Schwarzbrot, Weißbrot, Graubrot usw. gebildet werden, weil die Preisbildung für diese Brotsorten zweifellos stark interdependent ist. Aber diese Interdependenz greift hinüber auf die Märkte für anderes Gebäck, weiter auch auf Nährmittel, Kartoffeln usw. b) Die Aufstellung einer Gesamtnachfragekurve für eine Gruppe differenzierter Güter ist, wenn überhaupt, so nur bei weitgehend abstrahierenden Annahmen möglich, da Durchschnitte der Preise und Mengen gebildet werden müßten, clie

112

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

nur bei konstanten Substitutionsverhältnissen zwischen den zusammengefaßt betrachteten Gütern denkbar sind.

Güter, die nach Rohstoffen und Produktionsmethoden „produktionsverwandt" sind, müssen deswegen nicht auch im Absatz substitutiv sein und dem gleichen Gesamtmarkt angehören. So sind Männer- und Kinderschuhe produktionsverwandt, aber nicht substitutiv, Lederhandschuhe und Stoffhandschuhe substitutiv, aber nicht produktionsverwandt. Die Stärke einer Monopolstellung in der Produktion, d. h. in der Nachfrage nach bestimmten Produktionsmitteln, braucht nicht der des Absatzes, d. h. im Angebot von Produkten, zu entsprechen. 2. P r o d u k t d i f f e r e n z i e r u n g Ein Produkt kann nach Art, Qualität und Form, aber auch nach Art des Angebots, Kundenbedienung, Zahlungsbedingungen etc. differenziert sein, d. h. in den Augen der Nachfrager von Gütern anderer Anbieter so unterschieden sein, daß sie bei der Wahl ihrer Bezugsquelle „Präferenzen" geltend machen, sich also nidit nur an den Angebotspreisen orientieren. Homogen dagegen sind Güter verschiedener Anbieter, wenn die Nachfrager sich nur nach dem Preis richten, daher kein Anbieter einen höheren Preis erzielen kann als ein anderer. Der „Grenzfall" der Marktform atomistischen Angebots eines homogenen Gutes liegt vor, wenn der Marktanteil des einzelnen Anbieters des homogenen Gutes so geringfügig ist, daß er durch sein Verhalten den Marktpreis nicht beeinflussen kann, und wenn das Gut außerdem in dichten Substitutionsbeziehungen zu anderen Gütern steht. Wenn z. 3. 100 Anbieter zu etwa gleichen Teilen an einem Gesamtabsatz von 10 000 Stück beteiligt sind, würde die Veränderung der Angebotsmenge eines einzelnen bei der Preisbildung nicht ins Gewicht fallen. Der entgegengesetzte Grenzfall eines vollständigen Monopols liegt vor, wenn ein völlig differenziertes Gut, für das es keine Substitutionsgüter anderer Anbieter gibt, vftn einem einzigen Anbieter geliefert wird, der daher in

Marktformen und Verhaltensweisen

113

seinem Marktverhalten nur von den Nachfragern, nicht aber von "Wettbewerbern abhängig ist, und der durch Marktsperre auch gegen neue Wettbewerber geschützt ist. Zwischen diesen beiden Grenzfällen liegen die zahlreichen Marktformen, die sich nach dem Grad der Produktdifferenzierung, der Zahl der Anbieter und der Offenheit des Marktes bilden lassen, und die den Bereich des „monopolistischen Wettbewerbs" darstellen. a) Fälle vollständigen Monopols sind selten. Sie können annähernd erreicht sein bei rechtlichen Monopolen f ü r spezialisierte Leistungen, für die es keine Substitute gibt, wie etwa Telefon, Rundfunk. Aber auch hier ist das Ausweichen auf andere Güter so wenig ausgeschlossen wie etwa vom Angebot des einzigen Gaswerkes in einem Bezirk auf Strom, Kohle usw. b) An einem ökonomischen Anreiz zur Brechung eines Monopols kann es fehlen, wenn die optimale Größe eines Unternehmens so ist, daß dadurch der gesamte Markt überversorgt werden kann, oder wenn — wie im Falle der Leistung von Telefondiensten — die Brauchbarkeit gemindert ist, falls sich mehrere Unternehmen am Angebot beteiligen. c) Homogenes Angebot einiger oder vieler Unternehmer liegt vor in manchen Bereichen der industriellen Produktion, namentlich der Rohstoffe und Halbfabrikate, sowie in der Landwirtschaft; bei dieser auch annähernd atomistisdies Angebot. d) Produktdifferenzierung ist der vorherrschende Fall, namentlich im weiten Bereich industrieller Erzeugung und des Handels, der Transportleistungen, Dienstleistungen usw. — „Wenn jeder von vielen Produzenten, gleich wieviele es sind, in den Äugen der Verbraucher ein wenig verschieden von allen anderen ist — wegen der Qualität des Produkts, dem .Kundendienst', dem Standort oder der Person des Verkäufers —, hat jeder der Produzenten ,Monopolmacht'. Dieses Monopolelement ist unvermeidlich, solange die Heterogenität der Produzenten andauert." (F. Machlup, The Political Economy of Monopoly. Baltimore 1952, S. 53.) Heterogenität ist gleichbedeutend mit Reichhaltigkeit des Angebots und ist somit ein positives Element der „Wohlfahrt". Das damit verbundene Element von Monopolmacht 8

Paulsen, Allg, Volkswirtschaftslehre II

114

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

ist durchaus trivial, wenn nicht gleichzeitig Angebotszusammenfassung erfolgt, d. h. solange viele voneinander unabhängige Anbieter zwar differenzierte, aber substitutive Güter liefern („Polypole", vgl. unten). — D i e Monopolsituation im eigentlichen Sinne liegt erst vor, wenn einem zusammengefaßten Angebot gegenüber Substitutionsgüter völlig fehlen und der Zutritt neuer Anbieter wirksam gehindert (vollkommenes Monopol) oder das Angebot von Substitutionsgütern ebenfalls konzentriert ist („Oligopol", vgl. unten). Zum analytischen Ausdruck dieser Substitutionsbeziehung zwischen den Angeboten der einzelnen Anbieter dient die Kreuz-Preiselastizität (vgl. Kap. III, § 2, Ziff. 5), also die Größe des Ausdrucks d

1.

Pb

d

Pb 1a a) Ist der Wert null, so besteht zwischen den Angebotsgütern a und b kein Substitutionsverhältnis; gilt das in bezug auf a für alle Güter b, c, d, . . . , n, so ist der Anbieter von a vollkommener Monopolist. b) Ist der Wert unendlich, so sind a und b homogen, eine preisliche Differenzierung ist nicht möglich. c) Ist der Wert endlich, so liegt heterogene Konkurrenz vor, d. h. die Angebote sind differenziert, aber die Preise sind mehr oder weniger interdependent. d) „,Pseudo-Monopolisten* — von den altmodischen ,realen Monopolisten' nur unterschieden durch den Umstand, daß die .Kreuzelastizitäten der Nachfrage' für ihr Produkt groß sind — können nicht in einer Gruppe zusammengefaßt werden, sondern werden am besten in eine Reihe eingegliedert. Jedes .Produkt' kann aufgefaßt werden als an einem bestimmten Platz in einer .Skala' stehend, wobei die Skala so gebildet ist, daß die Produkte einander benachbart sind, zwischen denen die Substitutipnselastizität der Abnehmer die größte ist. (Ein .Produkt' selbst kann definiert werden als eine Kollektion von Objekten, zwischen denen die Substitutionselastizität aller relevanten Abnehmer unendlich ist.) Jeder Produzent ist dann auf beiden Seiten mit seinem nächsten Wettbewerber verbun-

Marktformen und Verhaltensweisen

115

den; die Nachfrage nach seinem eigenen Produkt wird am empfindlichsten sein in bezug auf deren Preise, und weniger empfindlich, je weiter man sich von ihm entfernt." (N. Kaldor, Market Imperfection and Express Capacity. Abgedr. in: Readings in Price Theory. Ausg. London 1953, S. 390.)

3.

M a r k t f o r m e n und Verhaltensweisen der A n b i e t e r

Die morphologische Struktur eines Marktes ist das Ergebnis der Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte; sie ändert sich mit verändertem Verhalten. Dabei hat die gegebene Marktform Einfluß darauf, wieweit der einzelne Anbieter 1. durch Änderung seines Angebotspreises menge (und umgekehrt) verändern kann,

seine

Absatz-

2. seine Produktionskosten an einem variablen statt an einem für ihn gegebenen Absatzpreis ausrichten kann, 3. durch Produktdifferenzierung seine Kosten und Absatzverhältnisse verändern kann, 4. aktive Vertriebskosten (Werbung) zur Beeinflussung seines Absatzes aufwenden kann, 5. gegenwärtige Kosten und Preise im Blick auf ihre W i r kung auf künftige Kosten und Preise „strategisch" gestalten kann („Einführungspreise", „Kampfpreise" u. ä.), 6. in einen bestehenden Markt eindringen kann.

Die durch die Nachfragefunktion ausgedrückten Verhaltensweisen der Nachfrager sind für den Anbieter Daten. Die Nachfrager bestimmen die bezogene Menge, wenn der Preis gesetzt ist, umgekehrt den Preis, wenn die Absatzmenge gegeben ist. Der Anbieter eines differenzierten Gutes kann demnach auf der Grundlage einer gegebenen, d. h. als Datum geplanten, Preis-Absatz-Funktion wählen, ob er den Preis setzt und die sich daraus ergebende Absatzmenge hinnimmt („Preisfixierer") oder die Menge setzt und den Preis hinnimmt („Mengenfixierer"). Die fixierte Größe wurde „Aktionsparameter" des Anbieters genannt, die daraufhin jeweils erwarteten Mengen bzw. Preise können als dessen „Erwartungsparameter" bezeichnet werden. 8'

116

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

Als „Optionsfixierer" handelt der Anbieter, wenn er sowohl Preis wie Menge fixiert und abwartet, ob der Nachfrager das Angebot annimmt oder ablehnt. (Beispiel: Einzelanfertigung auf Bestellung.) Der Anbieter eines homogenen Gutes auf einem atomistisdien Markt kann den für ihn gegebenen Preis durch sein Verhalten nicht beeinflussen. Will er seinen Gewinn maximieren, so kann er das nur durch Veränderung der von ihm angebotenen Menge; er verhält sich als „Mengenanpasser". Im Unterschied zum „Mengenfixierer" hat die Änderung seiner Absatzmenge bei ihm keine Rückwirkung auf den Absatzpreis. Bei allen Angebotsformen des monopolistischen W e t t bewerbs muß in der Planung des eigenen Angebots neben dem Verhalten der Abnehmer auch das Verhalten anderer Anbieter homogener oder substitutiver Güter berücksichtigt werden. Der eigene Absatz hängt von den gegebenenen oder geänderten Preisen anderer Anbieter ab, eigene Preisänderungen sind in ihrer Wirkung für den Absatz abhängig von Reaktionen anderer Anbieter. a) Lage und Form der individuellen Preis-Absatz-Funktion werden durch die Substitutionsbeziehungen zu anderen Gütern mitbestimmt. Ändern sich deren Preise, so ändert sich diese Funktion, z. B. wird eine Preissenkung substitutiver Güter die individuelle Absatzkurve nadi links (näher an die Preisachse) verschieben. (Vgl. § 2.) b) Ändert der Anbieter seinen eigenen Preis, so muß er mit Reaktionen anderer Anbieter auf dem gleichen „Gesamtmarkt® redinen, wenn sein Marktanteil nicht unerheblich ist. Legt er dies seinem Verhalten zugrunde, so verhält er sich „oligopolistisdi". Rechnet er dagegen nicht mit einer Reaktion anderer Anbieter auf eigene Preisänderungen, weil sein Anteil am Gesamtmarkt nicht ins Gewicht fällt, so verhält er sich „polypolistisch". (Vgl. § 2.) Bei der Vielzahl der durch objektive Verhältnisse („Marktstruktur") und möglicher Verhaltensweisen gegebenen Marktformen kann die Theorie zu Aussagen über Angebotsmengen und Preisbildung nur gelangen, wenn sie

Marktformen und Verhaltensweisen

117

bestimmte Planziele annimmt, namentlich das der Gewinnmaximierung, und aus einer Konstellation von „Daten", die der Anbieter kennt oder die von ihm erwartet werden, deduktiv ableitet, welche Planentscheidungen sich daraus logisch ergeben. Dadurch werden gewisse Typen von Marktformen und Verhaltensweisen gewonnen, die aber die Vielgestaltigkeit der Realität niemals erschöpfen. 4. M a r k t - u n d W e t t b e w e r b s f o r m e n in U b e r s i c h t In der wissenschaftlichen Behandlung der Markt- und Wettbewerbsformen werden die Begriffe nicht einheitlich verwendet. Die folgende Übersicht beabsichtigt keine Begriffsprägung, sondern will auf einige wesentliche Einteilungsgrundsätze hinweisen. 1. Vollkommener Markt. Die Marktteilnehmer haben volle Kenntnis der Marktlage („Transparenz" des Marktes) und volle Freiheit des Kontraktabschlusses (keine „Diskriminierungen", keine staatlichen Eingriffe). Es bestehen keine „Präferenzen" der Nachfrager, d. h. die Angebote der einzelnen Anbieter sind „homogen", der Marktpreis einheitlich. Kein Anbieter kann durch sein Verhalten den Preis beeinflussen, da sein Marktanteil geringfügig („atomistisch") ist. Die Anbieter verhalten sich daher als „Mengenanpasser". a) Unbeschränkt vollkommener Markt. Beschränkungen für den Zutritt neuer Anbieter zum Markt fehlen (wie Konzessionen, patentrechtlicher Ausschluß, aber auch ökonomische Hemmungen, wie Höhe des erforderlichen Kapitals, unvollkommene Elastizität des Angebots von Faktorleistungen etc.). — Es besteht „reiner" und „vollkommener" („vollständiger") Wettbewerb. Der vollkommene Wettbewerb auf solchem Markt führt zum sog. „Pareto-Optimum" als einem Zustand, in dem der Nutzen eines Marktteilnehmers nicht mehr ohne Beeinträchtigung des Nutzens eines anderen Marktteilnehmers erhöht werden kann.

118

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

b) Beschränkt vollkommener Markt. Der Marktzutritt ist gehemmt. — Es besteht „reiner", aber nicht „vollkommener" Wettbewerb. Die Unterscheidung ist wichtig, weil bei gehemmtem Marktzutritt der Produktpreis kurzfristig über dem Stückkostenminimum des Grenzanbieters liegen kann, audi dieser also einen Gewinn erzielen kann. Bei gehemmtem Zutritt zu den Märkten sind die Preise für gleiche Faktorleistung auf den Märkten nicht gleich. 2. Unvollkommene Märkte. Sie liegen vor, wenn die Voraussetzungen des vollkommenen Marktes nicht erfüllt sind, die Anbieter aber in Wettbewerbsbeziehung stehen („monopolistischer Wettbewerb"). Das bedeutet, daß ihr Angebotspreis nicht nur durch das Verhalten der Nachfrager, sondern auch durch das anderer Unternehmungen beeinflußt wird. Die Anbieter verhalten sich als Preis- oder Mengenfixierer. a) Polypol. Eine große Zahl von Anbietern liefert differenzierte, aber substitutive Güter. Der einzelne Anbieter weiß sich vom Preisstand des Gesamtangebots dieser Gütergruppe abhängig, sein Marktanteil ist aber zu gering, als daß er mit Reaktionen anderer Anbieter auf seine Preissetzungen rechnet. b) Oligopol. D i e Z a h l der Anbieter in der zusammengefaßten Gruppe ist nicht größer, als daß jeder einen beachtlichen Anteil am Gesamtmarkt h a t : sein Marktverhalten beeinflußt also das der übrigen Anbieter, b 1) Bei Angebot eines homogenen Gutes („reines Oligopol") muß der Marktpreis einheitlich sein. Preissenkungen bzw. -erhöhungen eines Anbieters müssen daher von allen mitgemacht werden. b 2) Bei Angebot differenzierter Güter (bzw. Vorliegen von Präferenzen der Nachfrager) kann der Preis des einzelnen Anbieters individuell sein, doch muß er mit Reaktionen anderer Anbieter auf eigene Preisänderungen rechnen.

Marktformen und Verhaltenswelsen

119

b 3) Preisführerschaft besteht, wenn sich eine Gruppe kleinerer Anbieter an die Preissetzungen des oder der Preisführer anpaßt, sich aber sonst polypolistisch verhält. b 4) Duopol liegt vor, wenn zwei Anbieter eines homogenen oder wenig differenzierten Produkts vorhanden sind. Die Preisbildung ist nicht bestimmbar.

3. Vollkommenes (vollständiges) Monopol. Das Angebot eines Gutes, für das es keine Substitutionsgüter gibt, ist in einer Hand zusammengefaßt. Daher fehlen Wettbewerbsbeziehungen, der Anbieter berücksichtigt nur das Verhalten der Nachfrager. Die Nachfrageseite der Märkte kann entsprechend gegliedert werden. (Vgl. § 2, Ziff. 5.) 5. L e h r g e s c h i c h 11 i c h e r

Überblick

Die ältere Theorie unterschied im wesentlichen nur die Fälle des „freien "Wettbewerbs" und des „Monopols", verstanden als völlige Ausschaltung des Wettbewerbs. Zudem wurden die Monopole als durch den Staat geschaffen oder gesichert und insoweit von der natürlichen Wirtschaftsordnung abweichende Erscheinungen beurteilt. Kaum beachtet wurde der bedeutsame Ansatz von Cournot („Untersuchungen über die mathematischen Grundlagen der Theorie des Reichtums", 1838). C o u r n o t gelang die Aufstellung der Nachfragefunktion D = f (p) und da der Gesamterlös als p . D bestimmt wird, die Fassung der Preisbildung als Maximumproblem. Der Nachfragefunktion wird eine Kostenfunktion gegenübergestellt, und damit ist die Differenz zwischen Gesamterlös und Gesamtkosten als gesuchtes Maximum erweisbar. Die Bestimmung der für den Monopolisten vorteilhaftesten Absatzmenge durch C o u r n o t wird anerkannt durch die Bezeichnung des betreffenden Punktes auf der Nachfragekurve als „Cournot'scher P u n k t " .

Erst Walras und Jevons griffen auf Cournot zurück. Marshall ermöglichte durch die Darstellung der Beziehungen zwischen Nachfragemenge und Preis einerseits, Kosten und Mengen andererseits, und durch die Verwendung des

120

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

Elastizitätsbegriffs sowie der marginalen Betrachtung die exakte Analyse, die zunehmend auch bei der Untersuchung des unvollkommenen oder monopolistischen Wettbewerbs Anwendung fand. Die Theorie der Marktformen erhielt entscheidende Anstöße durch die nahezu gleichzeitig erscheinenden Werke von E. H . Chamberlin (The Theory of Monopolistic Competition, 1933); J o a n Robinson (The Economics of Imperfect Competition, 1933); H . v. Stackelberg (Marktform und Gleichgewicht, 1934). Durch diese Arbeiten wurde das weite Feld zwischen den Grenzfällen des freien Wettbewerbs und des vollständigen Monopols der Wissenschaft erschlossen. Schon vorher hatte man die Grenzen der Wettbewerbsannahmen genauer beachtet. Im besonderen erkannte Sraffa (The Laws of Returns under Competitive Conditions. I n : E c o nomic Journal. Bd. 36, 1926), daß der einheitliche Markt durch das Bestehen von Präferenzen in Teilmärkte aufgespaltet wird, auf denen monopolistische Angebotsverhältnisse vorliegen, die nicht als bloße Friktionserscheinungen aufzufassen sind. Die weitere Ergänzung geschah v o r allem durch Aufstellung von Modellen der einzelnen Marktformen sowie durch die Hereinnahme der unternehmerischen Verhaltensweisen neben der Marktstruktur als Bestimmungsgrund für die Wettbewerbsformen. (W. Eucken, R. Frisch, E. Schneider.) Die Elastizitätsverhältnisse der Güter wurden zur Bestimmung der Marktformen eingeführt durch R. Triffin (Monopolistic Competition and General Equilibrium Theory. Cambridge 1949).

Für die neue Theorie ist kennzeichnend, daß der Preis nicht mehr nur als Ergebnis unpersönlicher Marktkräfte betrachtet wird, der für alle Unternehmungen eine objektive Gegebenheit darstellt und in ihrer Planung als Datum zu berücksichtigen ist. Vielmehr haben in den monopolistischen Marktformen die Anbieter eine gewisse Entscheidungsfreiheit über ihren Angebotspreis sowie auch über die Produktdifferenzierung und über die Aufwendung aktiver Vertriebskosten. Daher treten zu den Angebots- und Nachfragekurven der Märkte die Nachfrage-, Kosten- und Absatzstrukturen der einzelnen Unternehmungen hinzu. Die

Preis und Absatz bei monopolistischen Marktformen

121

Reaktionen der Unternehmungen auf die Marktverhältnisse sind nicht mehr medianische Anpassungen, sondern sind verbunden mit Entscheidungen, zumal sie stark bestimmt sind durch die Erwartungen über das Verhalten der Nachfrager einerseits, der "Wettbewerber andererseits. Die Einfachheit der Begriffe und Beziehungen und die Bestimmtheit der theoretischen Lösungen ging bei dieser größeren Realitätsnähe verloren, obwohl auch die Analyse weiterhin mit Modellen zu arbeiten hat, wenn sie zu bestimmten Lösungen der Preisbildung kommen will.

§ 2. Preis und Absatz bei monopolistischen Marktformen 1. D i e P r e i s - A b s a t z - F u n k t i o n Dem Anbieter eines differenzierten Gutes steht die Gesamtnachfrage nach diesem Gut als seine „konjekturale Preis-Absatz-Funktion" gegenüber. Es gelten daher zunächst jene Beziehungen, die bei der Entwicklung der Nachfragefunktion (Kap. III, § 1) dargestellt worden sind, namentlich die Abhängigkeit der Nachfrage und damit des Absatzes von der Gesamtausgabensumme der Nachfrager einerseits, deren „Bedarfsstruktur" andererseits. Zur Bedarfsstruktur ist im besonderen zu rechnen der Grad, in dem sich in der Nachfrage bei Preisänderungen des Gutes Substitutionsvorgänge bezüglich anderer Güter auswirken, sie bestimmt damit die Elastizität als Form der Absatzkurve. Allgemein fällt sie nach rechts ab. Die Kurve ist „konjektural", weil sie Erwartungen des Anbieters über die Absatzänderungen bei Änderungen seines Angebotspreises darstellt. Die Lage der Absatzkurve hängt von den Preisen der Substitutionsgüter ab und verschiebt sich mit jeder Veränderung dieser Preise. Das heißt: bei Preisänderungen bleibt der Anbieter nur dann auf seiner Absatzkurve, wenn die Preise der substitutiven Güter unverändert bleiben. Das läßt sich am Vergleich zum atomistischen Anbieter eines homogenen Gutes verdeutlichen. Obwohl die Gesamtnachfrage

122

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

nach diesem Gut eine Funktion des Preises ist und nach rechts abfällt, ist die individuelle Absatzfunktion, als Kurve dargestellt, eine Parallele zur Mengenachse in Höhe des Preises; für den einzelnen Anbieter ist der Preis nicht Variable, sondern Datum. Ändert sich der Marktpreis, so erfolgt Parallelverschiebung der individuellen Absatzfunktion. Für den Anbieter eines differenzierten Gutes dagegen ist der Preis Variable, denn seine Absatzmenge ändert sich mit seinem Angebotspreis, und zwar um so stärker, je dichter die Substitutionsbeziehungen zu anderen Gütern sind (was ebenso für die Gesamtnachfrage nach einem homogenen Gut gilt). Hierbei können viele Güter geringerer Substitutionsfähigkeit die Elastizität ähnlich beeinflussen wie wenige Güter großer Substitutionsfähigkeit. Ändern Wettbewerber spontan oder als Reaktion auf seine eigene Preisänderung ihren Preis, so ändern sich Lage und Form seiner Absatzfunktion. D a die Preissetzung zu den „Aktionsparametern" des Anbieters eines differenzierten Produkts gehört, hängt für seine Planung viel davon ab, ob er mit „Reaktionen" anderer Anbieter auf eigene Preisänderungen rechnet oder nicht. W i e erwähnt (§ 1, Ziff. 3), spricht man von polypolistischem Verhalten, wenn der Anbieter solche Reaktionen nicht erwartet und sich daher bei eigenen Preisänderungen auf seiner unveränderten konjekturalen Absatzkurve bewegt, von oligopolistischem Verhalten, wenn er mit Preisreaktionen anderer Anbieter und damit Lageveränderung seiner Absatzkurve rechnet. In der Darstellung ist n j n i die Absatzkurve für ein Gut a, wenn pj!, der Preis eines substitutiven Gutes b ist; n2n2 ist die Absatzkurve bei einem Preis p£ . (p{, > pj^). Die Absatzmenge von a ist OA bei Preisen p* und p ^ Wird nun der Preis von a auf pj| gesetzt, so ist der Absatz von a OB, wenn pf, unverändert bleibt, dagegen ist er OC, wenn der Preis von b auf p^ gesetzt wird, weil sich dann nini nach n2ü2 verlagert, n^ni gilt also im Falle „polypolistisdien" Verhaltens des Anbieters von a. Erwartet dieser aber, daß der Anbieter von b auf Senkung des Preises von a laufend

Preis und Absatz bei monopolistischen Marktformen

123

Abb. 29 durdi eigene Preissenkung reagiert, so ergibt sich eine Schar „polypolistischer" Preis-Absatz-Funktionen, auf denen sich der Anbieter auf D n ( bewegt. Verhält sich der Anbieter des Gutes a von D ausgehend bei Preissteigerung polypolistisch, bei Preissenkung hingegen in der geschilderten Weise, so hat seine PreisAbsatz-Funktion n j n j ' einen „Knick" in H ö h e des geltenden Preises (geknickte Preis-Absatz-Funktion, „kinky demandcurve"). Oligopolistisches V e r h a l t e n liegt u m so näher, je größer der Anteil des Anbieters a m G e s a m t m a r k t einerseits, je dichter die Substitutionsbeziehung zu anderen G ü t e r n andererseits ist. Bieten also wenige Anbieter hoch substitutive Güter an, so verschärft sich die oligopolistische Situation. Sind gar die angebotenen Güter völlig homogen, so muß jeder Anbieter der Preisherabsetzung eines anderen folgen. Wenn es sich um wenige Anbieter eines homogenen oder dicht substitutiver Güter handelt, ist der Anreiz zu einer Preisverständigung groß. "Was für den „Preisfixierer" abgeleitet wurde, gilt e n t sprechend für den „ M e n g e n f i x i e r e r " :

124

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

a) Im Falle monopolistischen Verhaltens (vollständiges Monopol) wird angenommen, daß die autonom gesetzte Angebotsmenge anderer den eigenen Absatz nidit beeinflußt und umgekehrt, da keine Substitutionsmöglichkeiten beachtet werden müssen; b) bei polypolistischem Verhalten ist die eigene Absatzmenge zwar durch die Absatzmengen anderer Anbieter mit bestimmt, aber es wird angenommen, daß diese nidit auf eigene Änderungen der Absatzmenge reagieren; c) bei oligopolistisdiem Verhalten dagegen wird erwartet, daß andere Anbieter auf eine Mengenänderung reagieren. 2. D u r c h s c h n i t t s -

und

Grenzerlös

"Während für den Anbieter eines homogenen Gutes auf einem atomistisdien Markt Stück- und Grenzerlös zusammenfallen (vgl. Kap. VI, § 1, Ziff. 1), liegt für den Anbieter eines differenzierten Produkts der Grenzerlös unter dem "Durchschnittseriös (Stückpreis). Er setzt sich bei zunehmendem Absatz zusammen aus dem Preis, zu dem die zusätzliche Einheit verkauft wird abzüglich dem Preisfall für alle früheren Einheiten. Beispiel: Absatzmenge 40 41

Stückpreis 80 79

Gesamterlös 3200 3239

Grenzerlös: 39 Der Grenzerlös ist gleich dem Erlös für das 41. Stück (79) minus dem Mindererlös von je 1 für 40 Stück (40). Je elastischer die Nachfrage ist, um so geringer ist die Differenz zwischen Stück- und Grenzerlös. Diese Beziehung wird durch die „Amoroso - Robinson - Relation" (vgl. Kap. III, § 2, Ziff. 4) ausgedrückt: 1 Grenzerlös = Preis • (1 — Elastizität

Preis und Absatz bei monopolistischen Marktformen

125

Die Elastizität der Nachfrage (Kap. I I I , § 2, Ziff. 3) ist ausgedrückt (Abb. 30) durch OA AN' OA = D P = Preis, A N = CP (nach Konstruktion), CP = DP — D C = Preis — Grenzerlös. £

Daher

Elastizität



=

und Grenzerlös =

Preis Preis —

sowie Preis — Grenzerlös

Preis Elastizität Preis = Elastizität

Stuckerlos

Da e = ist e =

P CP

OA — ,

AIN

ferner O A =

daher CP =

P —. £

DP =

Preis, und A N =

CP,

126

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

„Für einen Anbieter, der einer konjekturalen Preis-Absatzfunktion gegenübersteht, wird also das Gewinnmaximum bei derjenigen Absatzmenge erreicht, bei der die Differenz zwischen Grenzkosten und Preis dem Quotienten aus Preis und Absatzelastizität oder — wenn wir mit H . L. Moore den reziproken Wert der Elastizität des Absatzes in bezug auf den Preis als die Preisflexibilität (Flexibilität des Preises in bezug auf den Absatz) bezeichnen — dem mathematischen Produkt aus Preis und Preisflexibilität gleich ist. Wir bezeichnen dieses Theorem als das Cournotsche Theorem. . .." (E. Schneider, Einführung in die Wirtschaftstheorie. Bd. II, 5. Aufl., Tübingen 1958, S. 134.) Würde in der oben (Ziff. 1) gezeigten Weise die Stückerlöskurve in Höhe von P einen „Knick" aufweisen, so hätte die Grenzerlöskurve hier ein Unstetigkeitsintervall, welches zur Erklärung der Preisstabilität bei oligopolistischen Angebotsformen verwendet werden kann. (Vgl. etwa E. Schneider, Einführung in die Wirtschaftstheorie. Bd. II, 5. Aufl., Tübingen 1958, S. 67, S. 90, S. 137.) 3. B e s t i m m u n g d e s A n g e b o t s o p t i m u m s , Cournot'scher Punkt D i e vorher (Kap. V I , § 1) entwickelte Bestimmung des Angebotsoptimums aus der Differenz zwischen Gesamterlös und Gesamtkosten bleibt gültig, jedoch mit der bedeutsamen Abwandlung, daß bei Angebot auf unvollkommenen Märkten der Gesamterlös nicht mehr der Absatzmenge direkt proportional ist, sondern, da der Stückerlös (Preis) eine abnehmende Funktion der Absatzmenge ist, ein Maximum aufweist. D i e Beziehung zwischen der Gesamterlöskurve (E) und der Kurve des Stückerlöses (DE) — die als linear angenommen wird — ergibt sich aus der Abb. 31, die mit Abb. 23 zu vergleichen ist. Durch Einführen der Gesamtkostenkurve (K) ergibt sich als optimale Ausstoßmenge O A ; sie ist die des höchstmöglichen Reinerlöses (BC) und ist gekennzeichnet durch die Gleichheit von Grenzkosten und Grenzerlös bei dieser Menge, ausgedrückt durch die gleiche Neigung der beiden Kurven an den Punkten B und C. (Die an die Punkte gelegten Tangenten sind parallel.)

Preis und Absatz bei monopolistischen Marktformen E, P

127

K

c

YE

\

\ n

GE

Abb. 31

Würde der Betrieb ohne oder nur mit fixen Kosten arbeiten, so wären die Grenzkosten null, daher die optimale Angebotsmenge die mit Grenzerlös null (OD). Das ist der Punkt des Maximums der Gesamterlöskurve (F), dem auf der Kurve des Stückerlöses der Punkt der Elastizität = 1 entspricht. Da aber regelmäßig der Anbieter Kosten hat, sind die Grenzkosten positiv, daher muß auch im Angebotsoptimum der Grenzerlös positiv sein, d. h. die Elastizität der Nachfrage größer als 1 sein. Die Absatzmenge des maximalen Gewinns ist kleiner als die des maximalen Gesamterlöses. In Abb. 32 ist die optimale Ausstoß- bzw. Absatzmenge, die sich nach den Tabellenwerten bei einer Menge von ca. 32,5 Einheiten bei einem Hödistgewinn von ca. 290 ergibt, im Verlauf der Gesamterlös- und Gesamtkostenkurve einerseits (A), der Grenzerlös- und Grenzkostenkurve andererseits (B) dargestellt.

128

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

a) Es sind nur variable Kosten angenommen. Fixe Kosten würden, wie früher gezeigt, den Punkt des optimalen Ausstoßes nicht ändern. b) Die optimale Angebotsmenge ist diejenige, bei der Grenzkosten und Grenzerlös gleich sind. Diese Gleichheit ist in der Abb. A ausgedrückt durch die gleiche Neigung der E-Kurve und K-Kurve an den Punkten C und D, in der Abb. B durch Punkt H als Schnittpunkt der GK-Kurve und GE-Kurve. Der entsprechende Punkt F auf der DE-Kurve heißt der „Cournot'sche Punkt"; er stellt den vom Preisfixierer gesetzten Preis für die Einheit des Gutes dar. c) Der Netto-Erlös ist die Differenz zwischen Gesamterlös und Gesamtkosten, d. h. in Abb. A die Strecke DC. Dem entspricht in Abb. B der Inhalt des schraffierten Rechtecks als Erlös pro Stück minus Kosten pro Stück (Stückgewinn) mal Absatzmenge. Der Abb. 32 werden folgende Tabellenwerte zugrunde gelegt: Ausstoß (Q) 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55

pr£js (DE)

Ges. Erlös (E)

Ges. Kosten (K)

42 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20

0 200 380 540 680 800 900 980 1040 1080 1100 1100

0 240 340 420 490 550 620 700 800 920 1100 1400

NettoErlös 0 —40 40 120 190 250 280 280 240 160 0 —300

Grenzerlös (GE) 40 36 32 28 24 20 16 12 8 4 0

Grenzkosten (GK) 48 20 16 14 12 14 16 20 24 36 60

Eine Veränderung der F o r m oder Lage der Preis-AbsatzFunktion führt zu einer neuen Grenzerlöskurve und verändert daher die Lage des Cournot'schen Punktes. N u r in

Preis und Absatz bei monopolistischen Marktformen

9

Paulseti, Allg. Volkswirtschaftslehre

II

129

130

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

bezug auf solche Änderungen könnte von einer individuellen Angebotskurve gesprochen werden, also in einem völlig anderen Sinne als beim Mengenanpasser, bei dem eine Reaktion der Angebotsmenge in bezug auf von seiner Setzung unabhängige Preise erfolgt. Ebenso führt eine Veränderung der variablen Kosten zu einer neuen Kurve der Grenzkosten mit entsprechender "Wirkung. Dagegen wird eine veränderte Höhe der fixen Kosten die Kurve der Grenzkosten nicht ändern, darum auch nidit den Cournot'schen Punkt, sie beeinflußt aber die Stückkostenkurve und daher die Höhe des Gewinns. (Vgl. Kap. V, § 4.) Eine gewinn- und verlustlose Situation liegt vor, wenn (Abb. 32, B) die Stückkostenkurve die Preis-Absatz-Funktion tangential berührt. (Entspr. in Abb. A eine Verlagerung der K-Kurve nach oben, so daß sie die E-Kurve nur noch an einem Punkt berührt.) Noch höhere Kosten führen zu Verlustproduktion.

Ein „Gewinn" bedeutet, daß die Unternehmung für die von ihr selbst zur Produktion beigesteuerten Leistungen einen Erlös erzielt (als Differenz zwischen Gesamterlös und Kosten für fremde Leistungen), welcher höher ist als der, den diese Leistungen bei direkter Verwertung auf dem Markt erbringen würden, der also die „normale" (in den Produktionskosten berücksichtigte) Entschädigung für Eigenleistungen übertrifft. a) Soweit bei monopolistischer Angebotssituation dieser Gewinn dauerhaft ist, würde er bei einem Verkauf der Unternehmung im Preis berücksichtigt werden („Firmenwert"). Der neue Erwerber würde daher nur eine „normale" Entschädigung für sein aufgewendetes Kapital erzielen; seine Stückkostenkurve würde sich entsprechend nach oben verlagern. b) Vorliegen von Gewinnen müßte zum Eintritt neuer Anbieter bzw. zur Erhöhung der Angebotsmenge führen. Eben das zu verhindern, ist der Sinn der Gewinnung und Sicherung einer monopolistischen Angebotssituation.

4. M a r k t t r e n n u n g u n d P r e i s d i f f e r e n z i e rung Preisdifferenzierung liegt vor, wenn ein Anbieter Einheiten eines Gutes in der gleichen Planungsperiode einem

Preis und Absatz bei monopolistischen Marktformen

131

Käufer bzw. einer Käufergruppe zu verschiedenen Preisen für Teilmengen des Gutes oder verschiedenen Käufern oder Käufergruppen zu verschiedenen Preisen liefert. Der Anbieter teilt also den Markt in „Teilmärkte" auf und gleicht gemäß dem entwickelten Prinzip auf jedem dieser Märkte Grenzerlös und Grenzkosten aus. Voraussetzung für die Vorteilhaftigkeit dieses Verfahrens ist, daß die Grenzerlöskurve infolge unterschiedlicher Preiselastizität auf den getrennten Märkten verschieden ist (oder daß die Grenzkosten der Belieferung der Märkte verschieden sind). Die Markttrennung kann 1. nadi den gegebenen Umständen bereits vorliegen. So namentlich bei individuellen Dienstleistungen, etwa bei Preisdifferenzierung für die gleiche Leistung je nach dem Einkommen der Leistungsempfänger durch Ärzte. Ebenso bei zeitlich gestaffelten Leistungen, wie Saison und Nachsaison, Tag- und Nachtstrom usw.; 2. durch den Anbieter geschaffen, evtl. auch durch die Gesetzgebung herbeigeführt werden. Ein Hauptfall ist Trennung von Binnen- und Außenmarkt durch Zölle, die zu den ohnehin trennenden Transportkosten hinzukommen. Weitere Fälle sind etwa Porto für Briefe und Drucksachen, Tarife f ü r Licht- und Kraftstrom.

Stets setzt Markttrennung voraus, daß weder der Käufer von dem teureren auf den billigeren Markt ausweichen kann, noch das auf dem billigeren Markt bezogene Gut auf dem teureren wieder abgesetzt werden kann. 5. M a r k t f o r m e n

der

Nachfrage

Die Nachfrageseite der Märkte kann nach den gleichen Prinzipien, die für die Angebotsseite entwickelt wurden, gemäß den Graden der Konkurrenz der Nachfrager untereinander analysiert werden. Hiernach lassen sich die Formen des „Monopsons" (engl, „monopsony", nadi J o a n Robinson) wie Oligopson, Polypson etc. unterscheiden. Einige Hinweise müssen genügen. 9'

132

Marktformen und monopolistischer Wettbewerb

Wer auf einem atomistischen Markt ein homogenes Gut nachfragt, handelt als „Mengenanpasser", seine Nachfragemenge beeinflußt den Marktpreis nicht. Seine „Grenzausgaben" („marginal outlay") sind daher dem unveränderten Stückpreis des nachgefragten Gutes oder Dienstes gleich. Ist aber der Preis durch die eigene Nachfragemenge beeinflußt, so sind Grenzausgaben und Stückpreis unterschieden. Die Grenzausgaben sind die Differenz zwischen den Gesamtausgaben bei der beschafften Menge (n + 1) und der beschafften Menge n, sie setzen sich zusammen aus Ausgaben für die zusätzliche Menge plus verändertem Preis je Einheit der bisher beschafften Mengen. (Vgl. entsprechend oben Ziff. 2.) „Die Grenzausgabe ist die Gesamtwirkung einer Erhöhung der nachgefragten Gutsmenge um eine Mengeneinheit; die ist der Summe aus dem Preise (Mengenwirkung) und dem durch die Elastizität des Angebotes dividierten Preise (Preiswirkung) gleich; bezeichnen wir den Preis des Produktionsmittels mit k und die Elastizität des Angebotes mit rj, so erhalten wir eine der Formel von Amoroso analoge Formel f ü r die Grenzausgabe: G' = k +

v

Die Grenzausgabe ist demnach stets höher als der Preis und unterscheidet sich von ihm desto weniger, je elastischer das Angebot ist." (H. v. Stackelberg, Grundlagen der theoretischen Volkswirtschaftslehre. 2. Aufl. Bern-Tübingen 1951, S. 194.) Einem monopsonistischen Nachfrager mögen die in der folgenden Tabelle ausgedrückten Angebotsverhältnisse gegenüberstehen: Preis (Stück) 8 9 10

Angebot (Stück) 5 6 7

Gesamtausgaben 40 54 70

11

8

88

Grenzausgaben 14 16 18

Unter diesen Umständen wären seine Grenzausgaben bei Ubergang von 6 auf 7 Stück nicht gleich dem Preis von 10 für

Preis und Absatz bei monopolistischen M a r k t f o r m e n