1922 – Ausblick auf eine Architektur 9783035602111, 9783764363543


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Table of contents :
Inhalt
Vorwort 1958
Vorwort 1928
Leitsätze
I. Ingenieur-Ästhetik, Baukunst
II. Drei Mahnungen an die Herren Architekten
Der Baukörper
Die Außenhaut
Der Grundriß
III. Die Maß-Regler
IV. Augen, die nicht sehen
Die Ozeandampfer
Die Flugzeuge
Die Autos
V. Baukunst
Die Lehre Roms
Das Blendwerk der Grundrisse
Reine Schöpfung des Geistes
VI. Häuser im Serienbau
VII. Baukunst oder Revolution 201
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1922 –  Ausblick auf eine Architektur
 9783035602111, 9783764363543

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Bauwelt Fundamente 2

Herausgegeben von Ulrich Conrads und Peter Neitzke Beirat: Gerd Albers Hildegard Barz-Malfatti Elisabeth Blum Eduard Führ Thomas Sieverts Jörn Walter

Le Corbusier 1922 Ausblick auf eine Architektur

Bauverlag Gütersloh Berlin ·

Birkhäuser Basel

Titel der französischen Ausgabe: >>Vers une Architecture>Vers une Architecture>Häuser im Serienbau «.

Le Corbusier 1 920 : STRASSEN MIT GEGEN DIE BAUFLUCHT VERSETZTEN BLÖCKEN. Weite, luftige und sonnige Räume, auf die hinaus sich alle Wohnungen öffnen. Gärten und Spielplätze am Fuß der Häuser. Glatte Fassaden mit riesigen Offnungen. Das Spiel von Licht und Schatten durch rhythmisches Vor- und Zurückspringen im Grundriß. Durch die Großzügig­ keit der Linienführung und durch das Spiel der Vegetation vor dem geometrischen Gefüge der Fassaden ist die Wirkung abwechslungsreich. Es versteht sich von selbst, daß es sich hier, wie bei den Wolkerkratzer-Städten, um Unternehmen auf breitester finanzieller Basis handelt, die den Bau ganzer Viertel umfassen. Ahnliehe Konsortien in kleinerem Ausmaß gab es bereits vor dem Krieg. Ein einziger Architekt wird eine ganze Straße entwerfen : Einheit, Monumentalität, Würde, Sparsamkeit.

�� ��� 1920 :

STRASSEN M IT GEGEN DIE BAUFLUCHT VERSETZTEN BLÖCKEN

Die vorspringenden Trakte würden die langen Straßen punktförmig akzentuieren ; diese versetzten Blöcke würden auch das dem architektonischen Ausdruck so günstige Spiel von Licht und Schatten bewirken. Die Konstruktion aus Eisenbeton hat in der Ästhetik des Bauens eine Revolution ausgelöst. Durch Ausmerzen des Daches und seinen Ersatz durch Terrassen führt der Eisenbeton zu einer neuen, bisher unbekannten Ästhetik des Grundrisses. Die vor- und zurückspringenden Bauteile sind ausführbar und leiten künftig das Spiel der Halbschatten und des Schlagschattens nicht mehr von oben nach unten, sondern seitwärts von links nach rechts. Es handelt sich um eine grundlegende Wandlung in der Ästhetik des Grund59

risses ; noch spürt man nichts von ihr ; es wäre j edoch nützlich, schon j etzt bei den Erweiterungsplänen für die Städte an sie zu denken1 • Wir leben in einem Zeitalter des Bauens und der Anpassung an neue soziale und wirtschaftliche Bedingungen. Wir umschiffen ein Kap, und die neuen Horizonte werden die große Linie der Oberlieferungen nur durch eine Gesamtrevision aller üblichen Mittel, nur durch die Entscheidung für neue, logisch begründete Konstruk­ tionsweisen wiederaufnehmen können. In der Baukunst sind die Grundlagen der alten Konstruktionsverfahren erledigt. Man wird die Wahrheit der Baukunst erst dann wiederfinden, wenn neue Grund­ lagen die logische Stütze j eder architektonischen Äußerung sein werden. Die näch­ sten zwanzig Jahre werden damit ausgefüllt sein, solche neuen Grundlagen zu schaffen. Eine Zeit großer Probleme, Zeit der Analyse, der tastenden Versuche, zu­ gleich eine Zeit großer ästhetischer Umwälzungen, eine Zeit, die eine neue Ästhetik ausarbeiten muß . Der Grundriß ist es, den man studieren muß, er ist der Schlüssel zu dieser Ent­ wicklung.

1 Diese Frage wird in dem Buch »Urbanisme« behandelt (1 925 erschienen).

Le Corbusier und Pierre Jeanneret : Dachgarten

6o

eines Privathauses in Auteuil

PoRTE SAINT-DENIS IN PARIS (Blondel)

D I E MASS-REG LE R

Die naturgegebene Geburt der Baukunst. Die Verpflichtung zur Ordnung. Die Maß-Regler sind Selbstversicherung gegen die Willkür. Sie befriedigen den Geist. Die Maß-Regler sind Hilfsmittel und kein Rezept. Ihre Wahl und ihre Aus­ drucksformen sind integraler Teil der schöpferischen Gestaltung der Architektur.

6z

Der Primitive hat seinen Karren angehalten, er beschließt, daß dies sein Boden sein soll. Er wählt eine Lichtung, schlägt die zu nahe stehenden Bäume um, ebnet das Gebiet der Umgebung ; er bahnt sich den Pfad, der ihn zum Fluß oder zu den soeben verlassenen Stammesgenossen führen mag ; er rammt die Pfähle ein, die sein Zelt stützen sollen. Er umgibt dieses mit einem Zaun, in dem er eine Tür anbringt. Der Weg ist so gradlinig gezogen, wie es ihm seine Werkzeuge, seine Kraft und seine Zeit gestatten. Die Pfähle seines Zeltes beschreiben ein Viereck, ein Sechs- oder ein Achteck. Der Zaun bildet ein Rechteck mit vier gleichen, rechten Winkeln. Die Hüttentür öffnet sich auf der Achsenlinie des Zaunes, und die Zaun­ tür befindet sich gegenüber der Hüttentür. Die Männer des Stammes haben beschlossen, ihrem Gott ein Haus zu bauen. Sie suchen dafür eine sauber hergerichtete Stelle aus ; sie stellen ihn im Schutz einer fest gebauten Hütte auf und rammen die Pfähle der Hütte in einem Viereck, einem Sechs- oder Achteck ein. Sie schützen die Hütte durch einen festen Zaun und schla­ gen Pflöcke ein, um an ihnen die Seile der hohen Einfriedigungspfähle zu befesti­ gen. Sie bestimmen den Raum, der den Priestern vorbehalten sein soll, und stellen den Altar und die Opfergefäße auf. Sie öffnen eine Pforte in der Umzäunung und verlegen sie auf eine Achse mit der Tür des Heiligtums. Man sehe sich im Buch der Archäologie die Zeichnung dieser Hütte, die Zeichnung dieses Heiligtums an : es ist der Grundriß eines Hauses, der Grundriß eines Tempels. Es ist der gleiche Geist, den man im pompej anischen Haus wiederfindet. Es ist der Geist des Tempels von Luksor. Es gibt keinen primitiven Menschen ; es gibt lediglich primitive Werkzeuge. Der schöpferische Gedanke ist konstant, er ist von Anfang an in Kraft. Man beachte bei diesen Grundrissen, daß eine Ur-Mathematik in ihnen herrscht. Es gibt feste Maße. Um richtig zu konstruieren, um die Kräfte richtig zu verteilen, um das ·werk haltbar und zweckmäßig zu machen, sind feste Maße die Voraus­ setzung. Der Erbauer hat als Maßstab genommen, was ihm am leichtesten erreich­ bar war, was gleichbleibend war ; er richtete sich nach demj enigen Hilfsmittel, das er am wenigsten verlieren konnte : nach seinem Schritt, seinem Fuß, seinem Ellen­ bogen, seinem Finger.

A.

Eingang

B. Umgang auf Stützen

C. Vorhalle D. Allerheiligstes E. Kultgegenstände F. Opfergefäß G. Altar

QuEnSCli.XITT PRIMITIVER TEMPEL

Um richtig zu konstruieren, um die Kräfte richtig zu verteilen, um das Werk halt­ bar und zweckmäßig zu machen, griff er zu Maßen, nahm er ein Einheitsmaß zu Hilfe, stellte Regeln auf für seine Arbeit, trug Ordnung in sie hinein. Denn um ihn herum war der Wald in seinem Chaos, mit seinen Schlingpflanzen und Wur­ zeln, die ihn in seinen Anstrengungen hinderten und lähmten. Der Mensch schaffte Ordnung durch das Messen. Um zu messen nahm er seinen Schritt, seinen Ellenbogen oder seinen Finger zu Hilfe. Indem er mit Hilfe seines Fußes oder Armes eine Ordnung setzte, schuf er einen Maßstab, der bestimmend für das ganze Werk wurde, und dieses Werk ist auf ihn zugeschnitten, ihm ange­ messen und richtig. Es ist nach seinem Maß. Es ist nach dem Maß des Menschen geschaffen. Zwischen Werk und Mensch ist Harmonie : dies ist die Hauptsache. Aber indem der Mensch die Form der Einzäunung, die Form der Hütte, die Lage des Altars und seines Zubehörs bestimmte, verwies ihn sein Instinkt auf die rechten Winkel, auf die Achsen, auf das Viereck, den Kreis. Denn etwas anderes, was ihm den Eindruck vermittelte, daß er schöpferisch tätig war, vermochte er nicht zu schaffen. Denn Achsen, Kreise und rechte Winkel sind Wahrheiten der Geome-

PRIMITIVER TEMPEl,

trie, und was sie hervorbringen, sind Wirkungen, die unser Auge mißt und aner­ kennt. Alles andere wäre Zufall, Abweichen vom Normalen, Willkür. Die Geometrie ist die Sprache des Menschen. Während der Mensch die wechselseitigen Abstände zwischen den Dingen festlegte, führte er gleichzeitig Rhythmen ein : dem Auge sinnlich faßbare und in ihren Beziehungen untereinander offenbare Rhythmen. Und diese Rhythmen sind der Ursprung alles menschlichen Handelns. Sie klingen im Menschen an als mit seinem Organismus wesenhaft verbunden. D aher zeichnen Kinder und Greise, Wilde und Gebildete von sich aus den Goldenen Schnitt. Ein Einheitsmaß mißt und bringt alles in eine Einheit ; ein Maß-Regler hilft kon­ struieren und befriedigt. *

Haben nicht die meisten Architekten heutzutage vergessen, daß die große Bau­ kunst schon mit dem Ursprung der Menschheit eingesetzt hat und daß sie unmit­ telbare Äußerung menschlicher Instinkte ist ? Hat man nicht, wenn man sich die kleinen Häuser im Weichbild von Paris, die Villen in den Dünen der Normandie, die modernen Boulevards und die internatio­ nalen Ausstellungen betrachtet, die Gewißheit, daß die Architekten gar keine menschlichen Wesen sind, sondern Wesen, die außerhalb der Ordnung, fern unserem Wesen leben, und die vielleicht für einen anderen Planeten arbeiten ?

Das rührt daher, daß man ihnen ein wunderliches Handwerk beigebracht hat ; es besteht darin, durch die andern - Maurer, Zimmerleute oder Tischler - Wunder an Ausdauer, Sorgfähigkeit und Geschicklichkeit vollbringen zu lassen, um B au­ elemente (Dächer, Mauern, Fenster, Türen usw.) zu errichten, die nicht das min· deste miteinander zu tun haben und die im Endergebnis aber auch zu nichts nütze sind. *

Einstweilen ist man sich darüber allerseits em1g, die wenigen Menschen, welche die Lehre des primitiven Menschen auf seiner Lichtung begriffen haben und be­ haupten, es gäbe so etwas wie Maß-Regler, als gefährliche und prosaische Leute, als Faulpelze, Unfähige, Stumpfsinnige und Vernagelte zu betrachten : » Ihr mit euren Maß-Reglern tötet die Phantasie und setzt das Schema auf den Thron. « »Aber alle früheren Zeiten haben dieses notwendige Hilfsmittel benutzt. « » D as stimmt nicht, das erfindet ihr nur, denn ihr seid verbissene Verstandes­ menschen ! « » Aber die Vergangenheit hat uns Beweise hinterlassen, Bilddokumente, Stelen, Fliesen, beschriftete Steine, Pergamente, Manuskripte, Drucke . . . « *

Die B aukunst ist die erste Manifestation des Menschen, als dieser sich nach dem Vorbild der Natur seine eigene Welt schuf: er erkannte damit die Naturgesetze an, die Gesetze, die unsere Menschennatur regieren, unsere Welt. Die Gesetze der Schwere, der Statik und Dynamik zwingen sich auf durch die unausweichliche Alternative : halten oder einstürzen. Der das Universum beherrschende Determinismus öffnet unser Auge für die Schöpfungen der Natur und gibt uns die Gewißheit von Gleichgewicht, von ver­ nünftig Gemachtem, ins Unendliche Abgewandeltem, von Entwicklungsmöglichkei­ ten, Mannigfaltigkeit und Einheitlichkeit. Die physikalischen Grundgesetze sind einfach und gering an Zahl. Die sittlichen Gesetze sind einfach und gering an Zahl. *

Der Mensch von heute bearbeitet mit semer Hobelmaschine ein Brett innerhalb weniger Sekunden bis zur letzten Vollkommenheit. Der Mensch von gestern be­ arbeitete sein Brett mit einem Hobel immerhin nicht schlecht. Der Mensch der Frühzeit brachte sein Brett mittels eines Kieselsteines oder Messers nur sehr unge­ fähr und schlecht ins Geviert. Aber schon der Mensch der frühen Zeiten gebrauchte ein Einheitsmaß und Maß-Regler, um sich sein Geschäft zu erleichtern. Der Grieche, der Ägypter, Michelangelo oder Blondcl bedienten sich der Maß-Regler, 66

um ihre Werke auszufeilen, um ihrem künstlerischen Sinn und ihrem mathemati­ schen Denken zu genügen. Der Mensch von heute tut nichts dergleichen, der baut den Boulevard Raspail. Dafür verkündet er, er sei ein befreiter Dichter, und seine Instinkte genügten ihm vollauf; diese j edoch drücken sich lediglich in den künst­ lichen Tricks aus, die man in den Schulen lehrt. Als entfesselter Lyriker mit Hals­ eisen, als einer, der einiges weiß, aber nur Dinge, die er weder erfunden noch am Ende nachgeprüft hat, hat er im Laufe des empfangenen Unterrichts j ene naive und hochwichtige Energie des Kindes verloren, das unablässig fragt: » Warum ? « *

Der Maß-Regler ist Versicherung gegen die Willkür : Durch das Nachprüfen er­ fährt j ede im Eifer des Schaffensdranges entstandene Arbeit ihre Billigung ; es lie­ fert den Beweis, den der unerfahrene Schüler braucht, das Quod erat demonstran­ dum des Mathematikers. Der Maß-Regler dient einer Befriedigung geistiger Ordnung, er fördert die Suche nach sinnvollen und harmonischen Beziehungen. Sie verleiht dem Werk Eurhythmie. Der Maß-Regler bringt j ene vernünftige Mathematik ins Spiel, welche Bedingung für den wohltuenden Eindruck von Ordnung ist. Die Wahl des Maß-Reglers be­ stimmt die geometrische Grundlage des Werkes ; sie bestimmt mithin eine der wichtigsten Wirkungen. Die Wahl des Maß-Reglers ist einer der entscheidenden Momente der schöpferischen Inspiration, sie zählt zu den wichtigsten Faktoren in der B aukunst. *

Hier nun einige Maß-Regler, die dazu gedient haben, sehr schöne Dinge zu machen, und die der Grund dafür sind, daß diese Dinge sehr schön sind.

KoPIE EmER MARMORPLATTE voM PmÄus : Fassade des Arsenals im Piräus

Die Fassade des Arsenals im Piräus wird bestimmt durch einige einfache Auf­ teilungen, welche die Basis in ein gesetzmäßiges Verhältnis zur Höhe setzen und außerdem den Ort des Portals und seinen Umfang in Beziehung zu den Propor­ tionen der Fassade bestimmen. *

Aus EINEM BucH VON DIEÜLAFOY : Konstruktionszeichnung achämenidischer Kuppelbauten

Die großen Kuppeln der Achämeniden gehören zu den geistreichsten Lösungen der Geometrie. Ist einmal der schöpferische Einfall der Kuppel auf Grund der lyrischen Bedürfnisse dieser Rasse und Zeit gegeben und sind die statischen Ge­ gebenheiten der augewandten konstruktiven Prinzipien festgelegt, dann wird an Hand des Maß-Reglers gefeilt, verbessert, letzte Genauigkeit geschaffen, um alle Teile zusammenklingen zu lassen im Rahmen des gleichen Einheitsprinzips : des Dreiecks mit den Seitenlängen drei, vier und fünf, das seine Wirkungen vom Portal bis zum Scheitel der Gewölbe entfaltet. *

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Notre-Dame in Paris MASSVERHÄLTNISSE AN NoTRE-DAME IN PARIS :

Die entscheidende Fassadengliederung der Kathedrale b aut sich auf dem Quadrat und dem Kreis auf. *

AuszuG AUS DEN KoMMENTAREN BLONDELS Anfang des Kapitels) :

zu

DER PoRTE SAINT-DENIS (Abbildung zu

Der Hauptbau ist festgelegt, die Öffnung des Portals skizziert. Eine beherrschende Maß-Regel, aufbauend auf dem Modul 3, gliedert das Tor im ganzen, gliedert die einzelnen Teile des Werkes nach Höhe und Breite, gliedert alles nach der Einheit der gleichen Zahl. *

MAssLINIEN

AUF

EINER FoTOGRAFIE DES KAPITOLs :

Der Ort, an dem der rechte Winkel angesetzt ist, betont die Absichten Michel­ angelos, der das gleiche Prinzip, das die großen Unterteilungen der Pavillons und des Haupttrakts festlegt, auch im Detail der Pavillons anwendet, im Steigungsgrad der Treppen, in der Lage der Fenster, der Höhe des Sockelgeschosses. 6g

Das Kapitol in Rom Das ganz für diese Lage entworfene Werk, dessen Silhouette aus dem Baukörper und dem umgebenden Raum entwickelt wird, ballt sich in sich zusammen, kon­ zentriert sich, drückt in seiner Gesamtheit das gleiche Gesetz aus, wird Körper. *

DAS

KLEINE

TRIANON :

Das Kleine Trianon, Versallies

Ort für den Ansatz des rechten Winkels. *

70

Le Corbusier

1 9 16 :

VILLA, Fassade

KoNSTRUKTION EINER VILLA

( r g r 6) :

Der Hauptblock der Vorder- und Rückfassade wird auf dem gleichen Winkel (A) aufgebaut. Dieser legt eine Diagonale fest, deren zahlreiche Parallelen mit ihren Senkrechten die Berichtigungsmaße für die Elemente zweiter Ordnung, wie Türen, Fenster, Füllflächen usw., bis ins kleinste Detail liefern. Diese Villa kleinen Umfangs steht inmitten der ohne Regel aufgeführten Nachbar­ bauten ; sie erscheint um so monumentaler, einer anderen Ordnung zugehörig.

Le Corbusicr

19 1 6 :

VILLA, Rückfassade 71

Le Corbusier und Pierre Jcanneret

1923 :

Haus Ozenfant

Le Corbusier und Pierre Jeanneret

1924 :

Zwei Privathäuser in Auteuil

Ich bitte um Nachsicht dafür, daß ich Beispiele von mir selbst anführe : allein, trotz all meiner Nachforschungen hatte ich noch nicht das Vergnügen, zeitgenössische Architekten kennenzulemen, die sich mit dieser Frage beschäftigt hätten. Ich habe mit diesem Thema lediglich Erstaunen hervorgerufen oder bin gar auf Widerspruch und Skepsis gestoßen. 73

Le Corbusier und Piere Jearu1eret, 1 923, Villa in Vancresson

74

Ozeandampfer FLANDRE, Compagnie Transatlantique

AUG EN, DI E N ICHT S E H EN . . .

I

DI E OZ EAN DAM PFER

75

Ein großes Zeitalter ist angebrochen. Ein neuer Geist ist in der Welt. Es gibt eine Fülle von Werken des neuen Geistes; man begegnet ihnen vor allem in der industriellen Produktion. Die Architektur erstickt am alten Zopf. » Stile « sind Lüge. Der Stil ist eine Wesens-Einheit, die alle Werke einer Epoche durchdringt und aus einer fest umrissenen Geisteshaltung hervorgeht. Unsere Zeit prägt täglich ihren Stil. Leider sind unsere Augen noch nicht fähig, ihn zu erkennen.

Es gibt einen neuen Geist : einen Geist der Konstruktion und Synthese ; er ist geleitet von einer klaren Konzeption. Was immer man davon halten mag, Tatsache ist, daß er heute im größten Teil aller menschlichen Tätigkeit lebendig ist. E I N G R O S S E S Z E I TA LT E R I S T A N G E B R O C H E N

Programm des »Esprit Nouveau«, Nr. 1 , Oktober 1 920 Niemand stellt heute die aus den Erzeugnissen der modernen Industrie hervorgehende Ästhetik in Abrede. Mehr und mehr nehmen die technischen Konstruktionen und Maschinen im Spiel der Körper und Stoffe richtige Proportionen an, so daß viele unter ihnen wirkliche Kunstwerke sind, denn sie basieren auf der Zahl, d. h. auf gesetzmäßiger Ordnung. Aber die Auslesemenschen, die die Welt der Industrie und Geschäfte bilden und die sich infolge­ dessen in j ener männlichen Atmosphäre bewegen, in der unleugbar schöne Werke geschaf­ fen werden, wähnen sich selbst weit entfernt von jeder ästhetischen Tätigkeit. Sie haben unrecht, denn sie gehören zu den aktivsten Schöpfern der zeitgenössischen Asthetik. Weder die Künstler noch die Industriellen legen sich Rechenschaft darüber ab. Der Stil eines Zeit­ alters findet sich in der allgemeinen Produktion und nicht, wie man zu leichtgläubig an­ nimmt, in einigen Erzeugnissen mit omamentalen Absichten ; diese sind nichts weiter als Wucherungen an dem geistigen Prinzip, das allein die Elemente eines Stils hervorbringt. Die Rocaille ist nicht der Stil Ludwigs XV., der Lotos nicht der Ägyptens, usw. Auszug aus dem »Esprit Nouveau« Die » dekorativen Künste « feiern Orgien ! Nach dreißig Jahren verbissener An­ strengung haben sie j etzt den Gipfel erklommen. Begeisterte Kunstkritiker sprechen von einer Wiedergeburt der französischen Kunst! Halten wir anläßlich dieses Aben­ teuers (das ein übles Ende nehmen wird) fest, daß etwas ganz anderes als eine Wiedergeburt des Dekors eingetreten ist : eine neue Epoche löst eine sterbende ab. Die Maschinentechnik, neu in der Geschichte der Menschheit, hat einen neuen Geist erweckt. Jedes Zeitalter erschafft sich seine eigene Baukunst, die reines Abbild ihres Denksystems ist. Während der Wirren der Krisenzeit, die dem Aufstieg unserer neuen Zeit geordneter, heller Gedanken und klaren Willens vorausging, glich die dekorative Kunst j enem Strohhaufen, in dem man vor einem Wolkenbruch Schutz suchen möchte. Ein illusorischer Schutz. Halten wir weiter fest, daß die dekorative Kunst willkommene Gelegenheit war, die Vergangenheit zum Teufel zu j agen und vorsichtig tappend nach dem wahren Geist der B aukunst zu forschen. Der Geist der Baukunst kann nur aus Tatbeständen und aus einer Geisteshaltung kommen. Es scheint aber, daß sich die Ereignisse so rasch überschlagen haben, daß sich das geistige Bewußtsein der Zeit herauskristallisieren und sich ein Geist der Architektur

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bilden kann. Wenn die dekorativen Künste heute auf j enem gefährlichen Gipfel angekommen sind, nach dessen Erreichung nur noch der Sturz in den Abgrund übrigbleibt, so darf man wohl sagen, daß die Geister durch sie aufgerüttelt worden und sich dessen bewußt geworden sind, was sie eigentlich erstrebten. Es ist also anzunehmen, daß die Stunde der Baukunst geschlagen hat. Die Griechen, die Römer, das Große Jahrhundert in Frankreich, Pascal und Des­ cartes, die irrtümlich als Kronzeugen für die dekorativen Künste angerufen worden sind, haben unser Urteil erhärtet, und so befinden wir uns heute mitten in der Architektur, in einer Architektur, die alles andere als dekorativ ist.

PAUL VtRA : Vignette (aus der Zeitschrift »'l;a__Renaissance«) Die Vignetten, Lampen und Girlanden, die köstlichen Ovale, in denen sich zu Dreiecken zusammengefügte Tauben noch und noch schnäbeln, die mit kürbisförmi­ gen Kissen aus Samt, in Gold und Schwarz ausstaffierten Boudoirs, sind nur noch unerträglich gewordene Zeugen eines Geistes, der längst tot ist. Diese Weihestätten, stickig von Kokain oder sonst wovon, diese Albernheiten schwächlichen Bauernstils beleidigen uns. Wir sind auf den Geschmack reiner Luft und vollen Lichts gekommen. •

Anonyme Ingenieure, Mechaniker im Hüttenwerk und an der Schmiede haben j ene furchterregenden Gebilde, die Ozeandampfer, erdacht und konstruiert. Uns Landratten freilich fehlt j ede Möglichkeit wirklicher Wertschätzung, und es wäre heilsam - um uns das Hutabziehen vor den Werken der » Wiedergeburt« beizu­ bringen -, wenn man uns so viele Kilometer marschieren ließe, wie es der Besichti­ gung eines Ozeandampfers entspricht. *

Die Architekten leben in der Enge ihres Schulwissens, in der Unkenntnis neuer Regeln des B auens, und ihre Einfälle bleiben gern bei den sich schnäbelnden Tauben. Aber die Konstrukteure der Ozeandampfer machen kühn und wissend

Der Ozeandampfer AQUITANIA, Cunard Line. Raum für 3600 Personen. Zum Vergleich, von links nach rechts, die Pariser Bauten : Notre-Dame, Tour St. Jacques, Are de Triomphe, Opera Paläste, neben denen die Kathedralen ganz klein werden : und sie werfen sie ins Wasser ! Die Architektur erstickt am alten Zopf. Noch immer verwendet man die dicken Mauern, die früher notwendig waren, während heute die dünnsten Scheidewände aus Glas oder aus Backsteinen für den Abschluß eines von fünfzig Stockwerken überragten Erdgeschosses ausreichen. In einer Stadt wie Prag beispielsweise schreibt eine veraltete B auvorschrift eine Mauerdicke von 45 Zentimetern unter dem Dach vor und einen Zuschlag von j e 15 Zentimetern für j edes Stockwerk abwärts. Auf diese Weise kann die Mauerdicke bis zu 1,50 Metern im Erdgeschoß betragen. Und heute noch führt die Verwen­ dung weichen Steins in großen Blöcken beim Hochziehen der Fassaden zu der p aradoxen Folgerung, daß die Fenster, die eigentlich dazu dienen sollten, das Licht hereinzulassen, in tiefe Nischen gezwängt werden, was ihrem Zweck genau wider­ spricht. Auf dem kostspieligen Grund und Boden der Großstädte sieht man noch immer Grundmauern von Geb äuden in die Höhe wachsen, in Form von gewaltigen Mauer­ werkspfeilern, während einfache Zementstützen den gleichen Dienst leisten würden. Außerdem wütet die Krankheit der D ächer weiter, ganz elende D ächer - ein unent­ schuldbarer 'Widersinn. Die Kellergeschosse bleiben feucht und vollgepfropft, und die Kanalisationen der Städte sind noch immer unter dem Steinpil aster wie tote Organe vergraben, während ein logischer Gedanke, der sofort in die Tat umgesetzt werden könnte, die Lösung bringen würde. Die » Stile « - irgend etwas muß man doch geleistet haben - tauchen als der große Beitrag der Architekten auf. Sie t auchen in der Ausschmückung der Fassaden und der Salons auf ; es sind Entartungen echter Stile, der Abschaum einer vergan­ geneu Zeit. Aber gerade dieses respektvolle und servile » Hütet euch, rühret nicht daran ! « vor der Vergangenheit zeugt von einer beunruhigenden Bescheidenheit. Es ist außerdem eine glatte Lüge, denn in den » großen Zeiten « waren die Fassa­ den glatt, mit durchdachten Durchbrechungen und guten, dem Menschen augep aß­ ten Proportionen. Die Mauern waren so dünn wie möglich. Die Paläste ? Sie waren durchaus geeignet für die Großherzöge von einst. Aber welcher Mensch mit guter 79

Die

AQUITANIA, Cunard Line

Kinderstube wird schon in heutiger Zeit die Großherzöge von einst nachahmen ? Compiegne, Chantilly, Versailles sind schön zum Ansehen, wenn man sie von einem bestimmten Gesichtspunkt aus betrachtet . . . aber darüber ließe sich noch sehr viel mehr sagen. Häuser wie Tabernakel, Tabernakel wie Häuser, Möbel wie Paläste (mit Giebeln, Statuen, gedrechselten und nicht gedrechselten Säulchen) , Wasserkannen wie Haus­ möbel und Schüsseln von Bernard Palissy, in die man keine drei Nüsse legen könnte ! Die » Stile « sind ewig.

*

Das Haus ist eine Maschine zum Wohnen. B äder, Sonne, heißes und kaltes Wasser, Temperatur, die man nach Belieben einstellen kann, Aufbewahrung der Speisen, Hygiene, Schönheit durch gute Proportionen. Ein Sessel ist eine Maschine zum Sitzen usw. : Maple hat den Weg gezeigt. Die Waschbecken sind Maschinen zum Waschen : Twyford hat sie erfunden. Unser modernes Leben, die Welt unseres Tuns, mit Ausnahme der Stunde des Lindenblüten- oder Kamillentees, hat sich seine Dinge geschaffen : die Kleidung, den Füller, die Rasierklinge, die Schreibmaschine, das Telefon, die wundervollen Büro­ möbel, die Spiegelgläser von Saint-Gobain und die » lnnovation«-Koffer, den Gillette­ Rasierapparat und die englische Pfeife, den Melonenhut und die Limousine, den Ozeandampfer und das Flugzeug. 8o

Die LAMORICIERE, Compagnie Transatlantique An die Architekten : Mehr technische Schönheit ! Oh, der B ahnhof am Quai d'Orsay l Diese Ästhetik hier ist näher an den wahren Quellen !

Die AQUITANIA, Cunard Line Die gleiche Ästhetik wie die eurer englischen Pfeife, eurer Büromöbel, eurer Limousine !

Die

LAMORICIERE, Compagnie Transatlantique

An die Architekten : Neue Architekturformen, auf den Menschen zugeschnittene Elemente,

von großzügiger und intimer Wirkung, B efreiung von den Stilen, an denen man erstickt, Gegensatz zwischen vollen und leeren Flächen, zwischen komp akter M asse und anmutigen Elementen.

Die AQUITANIA, Cunard Line An die Architekten : Eine Wand ganz aus Fenstern, ein S aal voller Helligkeit. Welcher Gegensatz zu den Fenstern unserer H äuser, die eine Wand durchlöchern und zu j eder Seite eine Schattenzone schaffen, die den Raum traurig macht und die Helligkeit so hart erscheinen läßt, d aß m an auf Vorhänge nicht verzichten kann, um das Licht zu zähmen und zu dämpfen.

8z

Die AQUITANIA, Cunard Line An die Herren Architekten : Eine Villa auf den Dünen der Norrnandie, welche wie diese Schiffe empfunden w äre, wäre weit besser am Platze als die riesigen >> Normandie-Dächermaritimer Stil> vieille-marquise« oder >> B allets russes«, die ganze trostlose Traurigkeit eines solchen B asars des Westens.

Unsere Zeit bildet j eden Tag ihren Stil. Er ist da, vor unseren Augen. Vor Augen, die nicht sehen. *

Es gilt ein Mißverständnis zu zerstreuen : wir sind verdorben durch Verwechslung von Kunst mit Respekt vor dem Dekor. Verirrung des Kunstgefühls, das sich mit tadelnswertem Leichtsinn allem mitteilt und Theorien und Pressefeldzügen Vor­ schub leistet, die von D ekorateuren geführt werden, welche ihre eigene Zeit nich t kennen. Kunst ist eine bitterernste Angelegenheit. Sie hat ihre heiligen Stunden . Man entweiht sie. Frivol geworden, schneidet die Kunst Grim assen in einer \Velt, die Organisation, Werkzeuge, Mittel braucht, die sich unter Schmerzen um die Festi­ gung einer neuen Ordnung bemüht. Eine Gesellschaft lebt in erster Linie von Bro t, aber auch von Sonne und dem zum menschenwürdigen Dasein Notwendigsten. Noch ist alles zu tun! Eine ungeheure Aufgabe ist zu bewälti gen ! Das ist so wich­ tig, so dringend, daß alles in dieser gebieterischen A ufga be aufgeht. Die Maschinen werden zu einer neuen Ordnung der Arbeit und Muß e f üh re n . Ganze Städte müs­ sen gebaut werden, neu aufgebaut werden unter dern Gesichtspunkt eines lebens­ notwendigen Minimums, dessen noch immer andauernder Man gel das Gleich ge­ wicht der Gesellsdwft in Gefahr bringen könnte . Die he u ti g e Gesellschaft hat den

EMPRESS

OF

AsrA, C anadian Pacific

>> Die B aukunst ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht ver­ sammelten B aukörpcr«.

Boden unter den Füßen verloren, sie zerfällt, nachdem die letzten fünfzig Jahre Fortschritt das Gesicht der Welt mehr als die sechs Jahrhunderte vorher verändert haben. Es ist die Stunde des Aufbaus, nicht des Geschwätzes. Die Kunst unserer Zeit ist am richtigen Platz, wenn sie sich an die Elite wendet. Die Kunst ist keine Angelegenheit des Volkes, noch weniger aber eine » Luxus­ pflanze «. Kunst ist lebensnotwendig einzig und allein für die Menschen der Elite ; diese brauchen Ruhe zur Sammlung, um die Führung übernehmen zu können. Kunst ist ihrem Wesen nach stolz. *

Während der schmerzhaften Geburtswehen dieser im Entstehen begriffenen Zeit wächst das Bedürfnis nach Harmonie. Daß doch die Augen sähen ! Diese Harmonie ist schon da, ist eine Auswirkung der Bemühungen, die unter dem Gesetz der Sp arsamkeit und der physikalischen Ge­ gebenheiten stehen. Diese Harmonie hat ihre Ursachen ; sie ist keineswegs Wirkung des Zufalls, sondern Produkt einer logischen Kons truktion und im Einklang mit der Welt, die uns umgibt. Die Natur ist in der kühnen übertragung ihrer Gesetze auf Werke von Menschenhand gegenwärtig, und dies um so mehr, je schwieriger das Problem zu lösen war. Die Erzeugnisse der Maschinenbautechnik sind Gebilde, die nach Reinheit streben und die den gleichen Entwicklungsgesetzen unterliegen wie

Ozeandampfer FRANCE, gebaut auf d en Werften von S aint-Nazaire Zur Frage der Proportion : Betrachten wir uns dies hier und denken wir an die Hotelpaläste von Vichy, Zermatt oder Biarritz, aber auch an die neuen Straßen von P assy !

die Dinge der Natur, die unsere Bewunderung hervorrufen. In den Arbeiten, die aus Werkstätten und Fabriken hervorgehen, ist Harmonie. D as ist nicht Kunst, ist keine Sixtina und kein Erechtheion ; es sind die alltäglichen Produkte einer Welt, die mit Gewissenhaftigkeit, Klugheit, Präzision, mit Phantasie, Kühnheit und Strenge arbeitet. *

Vergißt man einen Augenblick, daß ein Ozeandampfer ein Transportmittel ist, und betrachtet man ihn mit neuen Augen, dann begreift man ihn als eine bedeu­ tende Offenbarung von Kühnheit, Zucht und Harmonie und von einer Schönheit, die zugleich ruhig, nervig und stark ist. Ein emsthafter Architekt, der als Architekt (Schöpfer von Organismen) einen Ozeandampfer betrachtet, wird in ihm die Befreiung von j ahrhundertelanger, fluch­ beladener Knechtschaft erkennen. Er wird den Respekt vor den Naturkräften dem trägen Respekt vor den Tradi­ tionen vorziehen und die Großartigkeit der Lösungen für ein richtig gestelltes Pro­ blem der Kleinmütigkeit mittelmäßiger Einfälle ; es sind Lösungen, die dieses Jahr­ hundert der großen Anstrengungen mit einem Riesenschritt nach vom gefunden hat. D as Haus der Landratten ist Ausdruck einer veralteten Welt von kleinem Aus­ maß . Der Ozeandampfer ist die erste Etappe auf dem Weg zur Verwirklichung einer Welt, die dem neuen Geist entspricht.

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AUG EN, DI E N IC HT S E H E N . . .

II

D I E FLUGZ EUG E

Das Flugzeug ist ein Ausleseprodukt hoher Qualität. Die Lehre, die uns das Flugzeug erteilt, liegt in der Logik, die Problemstellunf: und Verwirklichung diktierte. Das Problem des Hauses ist noch nicht gestellt worden. Die gegenwärtige Handhabung der Architektur entspricht nicht mehr unserer. Bedürfnissen. Trotzdem gibt es Standardlösungen für die Wohnungs/rage. Die Mechanik trägt in sich den Auslese fördernden Faktor der Sparsamkeit. Das Haus ist eine Wohnmaschine.

88

Es gibt emen neuen Geist : einen Geist der Konstruktion und Synthese, er ist geleitet von einer klaren Konzeption. Was immer man davon h alten mag, Tatsache ist, daß er heute im größten Teil aller menschlid1en Tätigkeit lebendig ist.

E I N G R O S S E S Z E I TA LT E R I S T A N G E B R O C H E N Programm des >>Esprit Nouveau> Villen-Blocks