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German Pages 113 [120] Year 1941
STUDIEN ZUR VOLKSLIEDFORSCHUNG B E I H E F T E J A H R B U C H
F Ü R
MIT
Z U M
VO LK S L I E D FO R S C H U N
G
UNTERSTÜTZUNG
VON W O L F G A N G S C H M I D T U N D E R I C H S E E M A N N H E R A U S G E G E B E N VON
JOHN MEIER
HEFT
1
M A R G A R E T E Z W I S C H E N
L A N G
M I N N E S A N G
DIE LIEDER
DER
U N D
BERLINER
GERM.
101-
M Ü L L E R D I E
V O L K S L I E D
HANDSCHRIFT
9; 2
B L A T T A U W E I S E N
1
9
4
1
WALTER D E GRUYTER & CO., B E R L I N V ORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUN G • J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG • GEORG REIMER • KARL J. TRÜBNER • VEIT 4 COMP.
ZWISCHEN M I N N E S A N G U N D VOLKSLIED DIE LIEDER DER BERLINER
HANDSCHRIFT
GERM. FOL. g m HERAUSGEGEBEN
VON
MARGARETE LANG
D I E WEISEN B E A R B E I T E T VOiN
MÜLLER-BLATTAU
1
y 4
1
WALTER D E GRUYTER & CO., B E R L I N V O R M A L S G..T. G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D L U N G • J. G U T T E N T A G , V E R L A G S B U C H H A N D L U N G • G E O R G R E I M E R • K A R L J. T R Ü B N E R • V E I T & COMP.
Archiv-Nr. 46 25 41 Druck von C. G. Röder, Leipzig
Inhalt Seite
Die Lieder
i
Anmerkungen
45
Die Weisen
68
Nachwort
78
Liedanfänge
107
Die Lieder i.
50 r. Hoert iaerlijc mere vrische nimere van des meyen heere, wie das here tringhez warlich offenbaer. Des winters velde huer was uph den velde, menigher leyden welde. Ziin ghewelde, das ist nu van henen gaer. Das ziint magheden onde vrouwen, wal ghestalt der lichter heyden. Cristen onde heyden vrowen zijc gaer beyden. Wal hem beyden, die mir lever in rijeher waer. God der ghewaldes loves onde waldes, cleyne ruechte aides, wan ich aides denche, wes mir nu ansteyt, cen creature prisit rechte dure. Trout zelich wijf ghehure, vorbas hure hayn ich vyl an dyr gheleyt. Hertz onde zin mir tso dyr ghewendet ziin. Lijf onde have,
wes ich beydes have, daer van lies ich ave, scuene, ave mir diin hulde weer voorseyt. Werlich, der aerden reyne wijf oph eerden god nie lies ghewerden, alzo werden zalden zam yr scone lijf. Wijf, wes verzonnen. Scijn ghelijch der zonnen hayt diin bilde erwonnen. Zuwe wonnen heyset mannes leyt verdrijf. In miner noet, scuene feye, ich dyr ghenoet. Wijf, wes behende daer bij gueder hende. Zinlich diin verwende hertz wende, das rad ich dyr, zelich wijf. II. 50 r und 50 v. *Ontflijchyn ist an alles heyl Myr des zuezen zomer tsijt. Sal ich van troeste wesen gheyl, wye zeer das an dem winter leyt. Heen hynder zieh gayr lise Geysdes in creefftes wyse,
1 Ni. liest menlye, Ma. wer —. — 5 warlich: r wie n. — 6/7 velde oder beide. — 8 Vor leyden durchstrichener Bchstb. — 10 nv: v verbessert. — 12 Eine Zeile fehlt, Reim auf vrouwen. — 15 vrowen: teilweise in die Unterlängen des darüberstehenden Wortes geschrieben, undeutlich. — 17 mir oder nv: verbessert. — 23 -ure: verlöscht. — 32 lies: langes s. — 35 oder eerden. — 48 oder by. — 51 radich. — 52 * Kehrreimzeichen; Ontflijchyn: y verbessert aus e oder e hineingeschrieben. — 55 wye: y in andern Buchstaben verbessert; andern. — 58 Zeile fehlt, Reim auf — aen. L a n g , Minnesang und Volkslied
I
2
DIE
Miin heyl, als bouwe oph yse (o besteyt, da van ich gryze, — Alzus blive ich troestes aen. Huer doen der mey verganghen wa[s], doen hoefte ich in die gruwemaent hiin. Nu ist verdorret loef onde gra[s], 65 ayn troest ich vuer onde na zus byn. Ich hoefte, das der zomer Zulde wenden minen commer. Nu ist herder vyl dan voer. Ich, och, ich armer dommer, 70 zus werde yelanch stommer, in come dan oph eyn lieflich spoer. (50 v) Das lijt zeer an des winters macht, des mir valle eyn gheluchlich sne onde werde oph troesteß verde gheracht. 75 Zo hijtse ich truwen aen als ee. Noch wil ich vorbas heerden, zint das ze wal chan seeerden miin leyt, wan zeet bedenchen wil. God yr ghelijch oph erden 80 noch nie lies ghewerden, Ghedenchen, dats mir wonnen spil! Onde wil des zelven vruwen mich, chan mich nicht bas van yr ghesch[ern] unde da van voert zint müedes riieh: 85 wil ze, ze mach miin leyt verzeer. III. 50 v. Och, zal min hoffen ende miin langherleyden nicht helfen, zo ist miin heyl verloren.
LIEDER
Miin leyt das ist gezworen by dem eyden, tso zucher noet ich waert gheboren! Das mach eyn wijf wal wenden 90 van yr ghenaden zint. Mit ter liever en künde ich nie wl enden, daer van miin vrude zwint. Och, wolde die hertz lieve zieh erbarmen onde helfen mer tso zinne weder, 95 des weer eyn zelijch stont mich zenden armen, want al miin hoffen leghz neder. Ich neem des al voer güete, was mer die lieve düet. Zi haet mer gheholden in den gloe- 100 de[n], das ich yr dienen moyt. Vuer die lüde haen ich zulch ghebere, of mer nicht leydes wee[re]by, unde leve gaer züüerlich an alle zwere, daer tso van menigher zorghen vry. Mer god weys al miin hertz, wye ich verdruevet byn. Zi hayt mer ghelayzen in der smertz, miin zuetz rosen gaerdeliin.
I05
IV. 50 v und 51 r. Ewin ond ewijch van daer ich heyles waerten, die miner zinnen hayt ghewalt. Müch ich ewich blijven bi der tsayrtzen, voer waer en weer ich nemmer alt, zint zy god oph eerden tsu vruden gaer mich hayt ghegheven. 115
62/64 Schluß-s am Rand abgeschnitten. — 63 indie. — 72 andes. — 73 lies das ; sne übergeschr. — 81 /82 Ghedenchen hat gr. Anfangsbuchst., onde nicht. — 81 dats oder dars. — 83 ghesch ...: Rest des Wortes am Rand abgeschnitten. — 84 da oder dca. — 85 Durchstrich. Bchstb. nach leyt. — 86 ende oder onde; leyden oder beyden. — 88 bydem. — 92 mitter. — 96 lies das. — 100 inden. — 103 wee. . . Rest des Wortes am Rand abgeschnitten. — 108 inder. — 110 Ewin(E unsicher) onde wijch. — 112 bider.
D I E LIEDER
Ich hoffe noch, es mach al besser werden, mucht ich in yr ghenade leüen. (51 r) Die argher nider willent mir verdringhen, mich zennentliichen armen man. ao Was die rijche als goedes mach ghebrenghen, lyef, lo es dich niet in hertzen gan onde lo dich niet verdriesen: Dou lieves mir tso alre stont. Ich hoffe noch, zi lases mir geniesen. "5 Eyn gülden b hayt mir ghewont. V. 5i r. Miin leven zy kortz ofte lanc, die lieve zelighe tsartze moys ziin, aen alre nider danc, der troyst, oph dyen ich w[arte]. 130 Ich haen tso gaer ergheven mich eynen wive minnentliic[h], das ich mijns zelves lüene. Van zorghen moys ich werden alt, oph ich mijns zelves han ghewalt. 133 Y r doghz onde yr scüene haet zo bezessen mir dem moyt, ghedanch, hertz onde zinne, das ich ben yr vrieyghen goyt, zi miin ghebeyterinne. 140 Zint ich niet zolde bliven miin, zo wil ich v y l tse vroer ziin, das zalde mir das gonde, das ich mir haen ergheven daer, da laster onde scanden scaer 145 zint vremde tso alre stonde. Weer ich noch miin, ich gheve mir yr tsu erve aer weder kiven,
3
zo lieflich lieft zi eyne myr vüer ander allen wiven. Wiste ich yet, das yr wille weer, 150 zo moys mir vrude werden leer, of ich mich des wolde maysen aen eyn, die us ghesceyden zy: wolde zi, das ich weer eyne vry, das worde by mir ghelaysen. us Z y ist mir lief; ben ich yr leit, dats aen minen sculden. Want in weys niet, oph minen eyt, das ich kuer voer yr hulden. VI. 51 r und 51 v. So wie das ane loene dienet, 160 des mach ich gheloeven wal. Die scone hayt yr das vereynicht, das ze mir vederven zal. Daer van zwijcht mer lijf onde moyt, das ich zy ie tsu vruende koes, 165 die mir zo diche leyde doet. Dem zin en künde ich nye ghegryfen, das ich van yr keerde hin. Doer van moys al miin vreude swijchen, zint ich alzus dr[oevic] bin. 170 Och, reyne wijf, bedenke das: zal ich in dinen dienste sterven, ruch van myr diin boezen has. Ich hoffe noch, dye werde reyne, (51 das ze zieh ontvermen wil, 175 der ich in gansen truwen meyne: ze ist miin lief onde lievet vyl. Och, zal ich ummer vrolijch ziin, zo lesche das vüer us miner hertzen, zuetze rozen gardelin. 180
118 verdringhen: ¿in Abstrich fehlt, es könnte verdinghen gelesen werden. — 125 b könnte auch C sein; ghewont oder ghewout; letzteres reimt nicht. — 129 warte, verwischt, kann nach Reim und durchscheinenden Stellen kaum anders lauten. — 130 tso: o erscheint wie v (=u). — 138 vrieyghen: v — undeutlich. — 139 ghebeyterinne: 4- statt 6 wäre möglich. — 147 aer verschrieben für aen. — 155 oder werde. — 162 oder vercynicht. — 170 droevic: nur dr . . . deutlich zu erkennen, vielleicht droevich oder droevelich, da möglicherweise einige Buchstaben am Rand abgeschnitten. — 171 des.
D I E LIEDER
4 VII.
51
V.
Ich stont in groser varen, doen ich anzach drye bijlde fiin, die minnentlijche waren. Daer van verbrande mich yr sciin 185 zam eyn vür us heyser glam. Idoch zach ich yr wenghelijn, wie wal mir das tsem hertzen quam. God die was güeten rijche, doe he ghescief die reyne wijf, 190 zo tsaert zo minnentlijche: des wal gecyret ziin yr lijf. Och, künde ich ym ghedienen bas, den eren riichen vrouwen, werliich, des dede ich ane has! 195 Eyn trysoer, wal ghecyeret zo reynlijch mit driin vrouwen (reyn) goet, dem zach ich staen ghewyret: daer van erhevet mir mijn moyt, das ich vergas münzende (moyt) leyt. 200 Zy dreghet eyn fyoel krense, der jo miin dienst zal zijn bereyt. VIII. 51 v und 52 r. In yrme dienst bin ich bereyt und wil yr dienen al miin daghe mit eynen, die ich by mer draghe. 205 Das ist der gueden wille miin. Voer was verwaet die tsartz guet, das yr das dinch van mer wol duet
und ich bin yr ghevanghen man und ze das niet bekennen wil? Miin cleynes doen, ich dedes dan vyl, -10 unde ich yr mines gruesen gan. Zy zal oech mer ghelonen das, das ich by allen vrouwen gheyn zo gherne (un) were und leghe alleyn aen yren hertzen. ane has. m Of nu die tsartze tswyfel haet, das mer niet wol ieghen yr en staet ja steder moet und truwe gaer, das zal zy ane zorghe ziin: ich holde zi vast, come ich yr da in, 220 jo in yr hulde, das neemt zi waer! Dan zal zi mich/niet gheren me: (52 r) ich wil by yr bliven stede. Das dinch ich yr v y l gherne dete, io was zi wolde, al deedt das wee. 225 In weys niet, wiet mer ieghensyr leyt, ich vruch, zi have eyn gaert zo wijt, jo, hertz, da in zi menighen hayt. Oech weys ich nicht wol yr ghevoech, of zi mit mer yet have ghen[oech], 230 io goet, das mer miin vader laet. Y r erve ist breyder v y l da[n]tmijn. Drie stuch ich van miin vader haen, wil zi, ich setz yr oben daer aen: dast ist lijf, hertz unde zin gaer. 235 IX. 52 r. Orlof have, zorghe, mit alle dyre have! Nym der tsartz miin dich abe! Mit ten zueren vaer tsu grave
182 doen oder daen: o wahrscheinlicher. — 186 Vor wenghelijn durchstr. gh. — 189 diereyne. — 191 u. 195 ghecy[e]ret oder ghety[e]ret. — 192 ghedie nen. — 196/99 die beiden Zeilenschlußworte ohne Klammer. — 202 Ni. Zu yrme . . .: Lesart liegt nahe, doch zeigt die Hs. kein Z; In: n Großbchstb. — 212 oder gheloven. — 214 vn nicht eingeklammert; vor were steht legh durchstrichen, es ist anzunehmen, daß auch vn gestrichen werden sollte. — 217 en: Hs. vn mit sehr hochgezogener Schleife am Anfang; und, wie sonst zu lesen, ist hier ohne Bedeutung. — 220 da in ohne Punkt, sehr undeutlich. — 230 ghen . . ., weitere Striche verwischt, Schluß des Wortes abgeschnitten; der Reim führt auf diese Lesung. — 231 vermutlich io, 0 verkleckst. — 232 erve: v über u geschrieben; dan: ein Strich nach a zu sehen. — 235 ist: eher zu lesen tsu. — 236/37 Ni. liest mit Recht so, die ersten Worte sind sehr unklar in der Hs. — 238/40 oder ave : gave. — 239 mitten.
D I E LIEDER
5
240 vluchtich vuer des meyen gäbe, der zieh mit vruden bewiset. Wye ee waren ryefen, nemt der bloemen waer, die da smerent offenbaer 24s us dem clusen wol ghevaer, die des Heven meyen scaer vrolich dem angher bewiset. Hier mede ich die lieve tsijt grves ende oech die vrouwe miin. -'50 Tswaer, zi ist daer al miin vreúde (al) aen lijt zam des meyen zanck der cleynder voghelijn.
loen, dem zy behalden hat, daer miin hofen al an stat und al mir zalden ghelinghe. Eyn wijf zo goyt küer ich vuer al der gryeken goet, 275 swaer das riet mer ye miin moyt, hertz und zin an yr gheboyt. Zulche meysterscaf zi doet. Pruef, stolter man, ionghelinghe, of mer dan das reyne wijf 280 ich van sculden lief zol ziin. Zwaer, zi ist mer zam miin zelves lijf und moys ummer erven in der ziel[en] miin.
Heyden unde walt, wie vyl der bloemen hayt ghewalt, manigher vruden dusentüalt 255 hayt dye lieve an yr ghestalt, bylde en waert nye bas ghemalt. Prijs haue zo fiin creature. Ane leyt ist wensches vlijs an yr gheleyt. 260 Wem zi holdes hertzen dreyt, der moys billich ziin ghemeyt wollencliicher zelicheyt. Zorghen ze macht ym dure. Was eyn wijf tser werelt z[ol] 265 tsemelijeher dinghen haen, zwaer, des ist yr lijf tso vollen wol, des blive ich yr diensteliiche underdaen.
X.
Alle miin raet ist noch, das mer gheluches rat 270 diensteliichen brengh[en] dat
52 v. *Künd ich yr ghedienen bas, daer al miin troest an leyt, in gansen trouwen dede ich das: ich nye vergas yr stedelijcheyt.
285
Weyr ich der liever vrouwen miin alzo lief, al zi mir ist in eren, daer vuer wolde ich gheyn keyser 290 ziin — och was zolde mir arman vreüden meere ? Yr ghestalt ist minnentliich, in vergas der tsartzen nye. Zi ist an tswifel zecherlijch miin hemelrijch oph erden hie. ws Miin leven commerliichen staet: lief vermyden deyt mir zeer krenken.
240 vlucht ich. — 242 f. Wye ee oder ce; war — en ist ein Wort in der Hs. — 248 dielieve = ein Wort, undeutliche Schrift. — 250 Das zweite al ohne Klammer in der Hs. — 251 voghelijn: o über a verbessert oder umgekehrt. — 257 oder ze. — 259 Vor an durchstr. al. — 262 wollencliicher: lies vollencliicher oder vollentliicher. — 264 zol: nur z zu sehen; Rest am Rand abgeschnitten. — 270 diensteliichen: ie verwischt, keine i-Punkte; 267 ohne n am Ende; brengh... Rest am Rand abgeschnitten. — 273 mer oder mir: dicht hinter r abgeschnitten. — 275 alder. — 277 gheboyt: Hs. gheleyt, völlig übereinstimmend mit dem Reimwort von 259, doch wird die Verwechselbarkeit von l und b, e und o, besonders bei flüchtig geschriebenen Stellen wie der vorliegenden, den scheinbaren Fehler erklären. — 279 ionghelinghe: verlöschte Stelle, besonders am Anfang. — 281 ziin verlöschtes Wort, keine Punkte. — 283 erven oder erben, sehr hochgezogene Schleife; inder ziel. . .: nach l Rand abgeschnitten. — 284 Kündich. — 285 daer: er verbessert.
6
DIE LIEDER
Och god, nu gyft der tsartzen raet, das zi minen commer bas bedenche 300 und grosen noet, dem ich han gheleden her vyl manighen tsijt. Wil zi mir das vüer lieve verstaen, — mich armar man das hertze lijt! Och venus vrouwe, zieh daer tsu, 305 het gheyt mir ues dem seimphe und scaüe! Und raet mir zelve, wie ich doe, das ich der hertzen lieven basbeüalle. Aen zi zo ne mach ich leven nicht, dye myme hertzen iammer doet 310 van lieven liephliich zúúerzicht. Mir wee ghescycht in miinen moet. XI. 52 v und 53 r. Der hemlen loof, des meyen loof verdelwet hoof. 315 Des steyt miin hoof an eyn enghelijch vroudeliin. Wie zolde dorren der winter dorren minen tsoren, 320 tso minen tsoren, die nu blúwet int hertz miin! Werlijchen, zi lievet mir voer golt, steyn onde myr, die mich machet vro 325 aüonts unde morghens vro. Des zinghe ich hoe, bys si springhet hoe, dan múes ich ghehüerzam ziin. Ach der lude, 330 die claffent lude! Dat ziin onerüde,
die god oncrude uut ziinre hoher veste! Ich siechte dem hert die bliende herd, bys het besser wert. Wijf, mins hertzen wert, doe dinen gaste raste. Nu ben ich muede unde mat, um dat miin denchen over mat der zorghen rijs. Aventuren, nu oph rijs in zulcher wijs, myr tsu doen miin beste. Der eren staet wonnenclijchen by yr staet in yren raet. Wal hen, nu raet, wye is zy, dye ich meyne: zy haet oph ghenoet der eren ghenoet, des dreecht zi moet, alst wesen moet, alle eere ist yr tse cleyne. Wijf, nu geft mir heyl, das al miin zuneden werden heyl, miin zon, miin maen — want ichs in yren node maen, dou bist mire zalden vae(n). Zal men myr vaen, das weer diin scult allene.
335
340
345 (53 r)
350
355
360
XII. 53 r. Och, wolde eyn reyne wijf ghemeyt, die yr deß lasters hayt verzeyt, gaer vri vuer allen scanden breyt, 365 eyn reyne wijflieh bilde! Gief hee oph erden bessere icht?
304 venus: besondere Kürzung für us. — 305 ues oder mes, vielleicht konsonant. u mit e. — 308 zone. — 3 1 1 miinen: ein Abstrich fehlt, doch sind zwei Punkte da. — 323 Durchstr. Bchstb. vor myr. — 327 Hs. vielleicht hoo. — 333 vut oder vnt zu lesen. — 336 bys: s unsicher. — 338 r verbessert. — 343 Nach dem Schema der andern Strophen fehlt hier eine Zeile. — 3 5 1 / 5 2 oph oder hoph; nicht genau erkennbar, ob h. durchstr. ist. — 358 miin: jedesmal fehlt ein Abstrich, doch sind zwei Punkte da. — 360 vaen: n unleserlich. — 361 zalmen.
DIE
Oph miin trouwe, meyn es nicht: van vrouwen lieflich anghe [zieht] 370 maeeht manne truwen wilde. Yr lachen onde yr zachte groes ca[n] ze zo vruentliich machen, das zieh eyn man vruwen moys. Ze deyt oech menighen zweren boes 375 mit minnentliichen Sachen. Eyn man mach wol vroliieh ziin, wan ym eyn reyne wijf gayr fiin vrolich oph sliust yr minnen scriin unde liicht en in yr hertz, 380 das er daer in hayt ghewalt. Wie mach er yummer werd[en] alt ? Zo vrüentlijch ist der minne ghestalt, ze ist aire doghz eyn hertz. Wan er in tsween armen blanch 385 gaer vruentlich zieh mach wenden, zo wyrt ym der tsijt nicht lanch: van yre tswey[er] ombeüanc yr leyt moet gaer verzwenden. Mich wondert, wye eyn zelder man 390 zinen zin ghehalden kan, wan ym eyn reyne wijf zwt an mit lijchten oghen bliiehe. Des veert yr yummerme tse bas. Eyn goet wijf besser vyl dan seas. 395 Y r lof nie man tsu vollen mas, her ne levede in y[r]me stryche. Wan ze druch eyns mannes mont gaer vruentliich an yr kinne, das ist ym eyn zelighe stont 400 unde zinre hoyster eren vont: vyl wonders machet minne. XIII. 53 v. Miin enghen doyteryn, wer toyt dat zwaer adyr list,
LIEDER
7
miin tsertzen morderin, das du zo gaer weldich bist! 405 Was sprychen chan, das lovet dich, und ich dich alder hoeste meyne; ontghelde ich das aHeyne, was wonder ist das, vruwe, sprycht ? Zal diin toghent unde diin scone 410 ziin menghes wünne onde nicht miin, das dyr god van hemel loene! Was ziin tsu mir die dede diin? Yst dyr da van nicht gheseeen, das ich dich zo stede minne, 415 zo lonet bas van tonnen zinne eyn grimmich dyer, das moys ich geen. Wo mach in so tsartzen live groes onghenade berghen zych? Trout lief vüer alle wyüen, 430 dem grimmen tzorn van dyr rieh! Zint mir u minne hayt untzünt onde diin tsartze wiiflich bylde, nu doe de zorghe van myr wylde; dou hayt hertz unde zyn ghewont. 425 Yst dyr aber zo zu müete, das dou wem ja doden wilt, vicht, da du vindes huete. Dou vindes an mir zwert nocht scyltz. Of doten ja diin eyn moet ist, 430 dote ioden, dote heyden: mich mach nie man van dyr sceyden. Doets tu mich, das hayt dou plicht. Zo spricht al de werelt ghemeyne: „Zieh, waer die morderyn gheyt!" 435 Denche, tsaertz vrouwe reyne, erbarme dich düer dijn wijflicheyt.
368 meynes. — 369 anghe . . .: alles Weitere am R a n d abgeschnitten. — 3 7 2 can: sehr undeutlich. — 3 7 9 liichten. — 3 8 1 werd . . .: Rest am R a n d abgeschnitten; macher. — 387 tswey . . .: R a n d nach y abgeschnitten. — 3 9 1 zwt vergl. 7 5 1 . — 396 y . . . me: R a n d nach y abgeschnitten; leuede: Strich nach l, vielleicht lievede zu lesen. — 400 vont oder hont, s. 485/86 und 1902. — 402 doyteryn (vgl. M . S . F r . 1 4 7 , 4): Hs. zeigt eher: doyleryn oder . . . ey . . . — 403 toyt: Anfangs-* unsicher, vielleicht r; zwaer: gestr. t vor z. — 4 1 6 tonnen oder connen. — 4 3 3 vor doets durchstr. Wort. — 4 3 4 aide; vor werelt durchstrichenes W o r t . — 436 vrouwereyne — ein W o r t in der Hs.
8
D I E LIEDER
Mijns hofen troest an dyr leyt. Beyde leven onde sterven, 440 zol ich ghenese odyr vederüen, das lijt, vrouwe, an dyr die raet. XIV. 53 v und 54 r. Eyn wijf, dye hertz unde zinne mit truwen hayt ghekeert an eynes mannes minne, 445 zo das ziin leyt zi das yr bezweert, of he mit valscherlistyrerekrenchet, zo ist yr prijs bedorüen, yr minner, dasbedenchet. Weer eyn wijf mit besceyde dorch minne in tzarzen zetzet, 450 yr ere, by mime eyde, zol billich van ym bliven ongheletzet. (54 r) Want ere yst ziereyt und crone groten vrouwen. Weer ziin lief das berouet, was wünnen mach heme dan an yr scouwen! 455
Eyn wijf, dyr zieh chan vrüden eyn man mit lieven dinghen, die merche ich yr orconden: wye ziis vernymt, wil he valche ringhen, gheert he an yr, des ze mach haven scande, — zi hüete zieh, of zi wille, he druchet zi: des steyt miin eyt tsú pande. XV.
54 r. 460 *Iych lide tsoren, ich han verloren:
miin vroude hayt ongheluch ercoren, en chan daer us ghewenden niet. Ich come tsü spade of minne stade. Noch zo han ich cleyn ghenade: aldus blive ich int verdriet. Ich leve nu voert recht ane wel: des ich waende haven spei, haet zieh ghekeert in züchten snel, das moys ich mir vermeyen. Een hoghe wijf wal ghestalt, die mer haet in yre ghewalt, die maecht mer arm in vruden kalt mit yre züezer leyen. Aen kiuen moys ich bliven. Truren, das wil bij mer bliven, zus zo berghet zieh miin moet. Jdoch ich meyne: al ben ich cleyne, eyn lieflich lief, eyn zuetze reyne, ze ist boven alles goet. Wal mer der vyl zeligher stont, wal mer des wel züezen vont, wal mer des wel züezen bont! God lazen mer behüeden, dien zi mit yren henden trocht! Wie zach ie zo reynen vrücht? Ich iaghe na der züezer tocht van verren ane müezen. Mer ist verwaert der vruden vaert, lief van lieve ist mer tsu haert, zi zent mer cleyne min. Y r oghen luchten chan zi scichen, vervan mich in iren strichen,
440 ghenese: Strich für n über e ist wohl vergessen. — 452 zie reyt. — 4 5 3 wünnen: u geschrieben wie a. — 459 zi: kein Punkt auf Abstrich nach z: ziwille. — 462 ongheluch (Unglück) oder ongheliich (ungleich), vgl. 614. — 465 auch rnine scade, da der Strich über n (bei mine) undeutlich, vielleicht zufällig. — 466 Vor han durchstr. c. — 467 aldus: Kürzung für -us wie bei venus. — 468 anewel. — 474 V o r arm durchstr. Stelle; bei kalt erster Bchstb. verbessert; halt, das auch gelesen werden könnte, fügt sich inhaltlich nicht ein. — 476 kiuen: Wortanfang schwer kenntlich, doch liest J . M. gleichfalls so. — 485/86 vont, vgl. 400. — 488 trocht: A n f a n g des Wortes könnte k sein, statt tr, vgl. 476. — 490 tocht: Anfangsbchstb. schwer deutbar; könnte l sein. — 496 oder stichen. — 497 ver van.
DIE
zo moezen bliven mine zin. Ich wensche yr dousent goeder iaer: 500 der leven feyer drecht das ciaer yr anschiin unde yr roeder mont, daer na ich langhe han gheboghen. Die tsartz quam mer vuer miin oghen ghezwonghen in mins hertz gro(nt). 505 Daer ist ze gaer gheweldich in, zi haet dertsü hertz onde zin gheweldych alleyne. Ghenade, züeze reyne! XVI. 54 v. Tsu myr sprach tzwifel: „dou zalt van der goten laen, 510 daer dou haest ye ghezonghen, want yr has yst werende stete." Das hoffen sprach: „du ne zalt noch niet ave staen, du hettes dan tsu vyl verloren, unt hes were oech nu tsu spade." Der tswifel sprach: „ze toet zo wee ont nemmer wol, welich hertz mücht de dan vertraghen?" 515 Des hoffen sprach: „du zalt ghewee yr yummer ziin unt stetentlichen nach yren hulden iaghen." Die tswifel sprach: „zist onghenedich vyl zu vyl." Der hoffen sprach: „wie weys, wie zi das enden wil." Des tswifel sprach: „ich vrucht, etz zi der toyt." 320 Der hoffen sprach: „neyn, volghe bas, du kümes noch us zender noet."
LIEDER
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XVII. 54 v. Was wive [das] yr ere hüeden wil, die wil ich raden, of ich chan, das zi die büeze scuwen wyl unde kiesen us mannen eynen man und gheve dem lijf, zin, hertz unde 525 moet. Zy en chan y r nicht bas bewaren. Wil ze mit willen tsu ym varen, yr liever ere ist wal behüet. F y waer, eyn reyne bederf wyf haet lieflich eynen man ercoren 530 onde hayt ym lief als zam yr lijf. Daer ist ghewonnen, nicht verloren, keyn scade mach daer an ghescien, waer die doghent minnet zieht. Das mach ich sprichen zecherlijch 535 und müzen oech die wise gheen. Eyn bederft man alle wanke, dar krenchet wybes ere nicht. Wyert hem eyn grues en habedanche, das maecht al ziin truren licht 540 unde toyt alle goyt dinck des tsu bas. Ich bidden dich, vyl lieves wijf, zo mach diin lof nicht werden las. XVIII. 54 v und 55 r. Tsu eyme nyen jaer gheüe ich mir mit willen dyr, ghehure, zelighe ciaer. Wes des aen vaer, des du wankes icht an myr
502 gheboghen, auch ghevoghen zu lesen. — 504 gro . . . R e s t am Rand abgeschnitten. — 509 tzwifel: z über geschrieben; 1'ander. — 520 V o r der drei durchstr. Worte aus der darüberst. Zeile. — 520 Nach bas ist eingeschoben: der tswifel sprach; noch steht doppelt da; kümes: m am Anfang verkleckst, ein Strich zu viel. — 5 2 3 büeze oder vüeze (verschr. vuege ?). — 529 Fy waer: Zeichen über y. — 5 3 7 vor bederft durchstr. wijf. — 539 gruesen ha bedanche. — 5 4 3 Eine Zeile fehlt; Reim auf wijf. — 5 4 5 jaer: e aus anderm Bchstb. verbessert.
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DIE LIEDER
530 groes vindes tsü eyme haer. Ich un was men nement mijn — nicht zonders icht us sceyde — das ist eyghentlijchen diin: des zeldu ziin 555 gaer zicher, by mime eyde.
dorch eyn cleyn vrudeliin. 580 God gheve yr dousent goedemorghen unt menich zelich vruden iaer! Yr tsucht ist onghemessen, yr liif ist alles wandels baer. Zi haet mir hertz onde moetbezessen. 585
(55 r ) Vrouwe, us al der werelt ghemeyne han ich dyr tsu lieve erkore[n]. Vyl minnentliiche reyne, gheweldich bystu eyne 560 mijns gheleistens, tzwaer, des tzorn das acht ich cleyne. Dijn bin ich unde niemens me. Och das bedenche, goyte, unde wes mer nicht gheüe. 565 Miin wol, miin wee haystü in diin hoyte.
Ich wensch yr ymmer heyles vyl unde gueden nacht der minnentliich[en] reynen. Zi mach mir gönnen, wes zi wil, miin hertz zal zi stetenliiche m[eynen], Met trouwen gaer an arghe list 590 bin ich yr holt by zonder. Gheyn wi[jf] mir vrolich liever ist: ontghelde ich das, des hayt mir Ummer wonder.
Vrouwe, mijnder zalden gaerte, holt van minen worden nicht: daer werke miin dou warte, 570 verzuchte mich gaer harte. Vindes du dan wankes icht an mir — - — - —, — — zo laes mir verterbin . . aen alre leye erbarmen. 575 Bin ich aüer untrüwen baer, des neme oech waer unde troeste mir vyl armen.
In zach by mine daghen ny eyn wijf zo rechte gherne zam zi eyne. 595 Tsuch[t], ere, scheme yr wanet by, kus ist yr moyt, danck habe zi, die zuüe[ze] reyne, das zi zus doghentliichen doet: das moys ich ziin yr eyghen. Zist eyn wijf vüer truren güet, 600 Miin bloyende walt macht mir wal troest daer tseghen.
XIX. 55 r. Zwaer, ich wil vroes müde ziin oph goeden waen unde layzen al miinzorghen
55 r und 55 v. *Mijn wal ghedenchen nach der minnentliichen, das machet mir zo diche gheyl.
550 vindes i. Bchstb. verkleckst. — 555 eyde: Hs. ende. — 557 erhöre . . . Rest am Rand abgeschnitten, ein Abstrich nach e angedeutet. — 560 tzorn hat statt n ein ij, sichtlich verschrieben. — 561 achtich Hs. — 562 niemens oder niemans: undeutliche Schrift. — 572 f. Man erwartet das Reimschema der vorigen Strophe, also eine Zeile auf — arte; die nächste auf — aer; die Auslassung kann nur nach an mir erfolgt sein. — 578 Zw: beide Anfangsbuchstb. sind vergrößerte Kleinbuchstaben. — 581 goede: nach e Rand abgeschnitten. — 584 baer: r aus durchstr. Bchstb. verbessert. — 587 minnentliich . . . : nach h Rand abgeschnitten, Rundung des e angedeutet. — 588 Nach wil durchstr. Bchstb. — 589 meynen: bis auf die ersten Striche des m am Rand abgeschnitten. — 590 arghelist: scheint ein Wort zu sein. — 592 wijf: Hs. wi ...; Rest am Rand abgeschnitten. — 593 ontghelde: Abstrich zwischen l und d. — 596 tsuch . . . ; Rest am Rand abgeschnitten; yr: Haken am r; wanet = wonet, vergl. Wörterbücher. — 597 habe oder have (konsonantisches Zeichen, wie 238/40, zwischen Vokalen); Hs. zuüe ... Rest am Rand abgeschnitten. — 601 miin: etwas verkleckst, nur ein i-Punkt; vielleicht min; troest oder troost. — 603 zo oder ze: nur Rundung nach z zu sehen; Randl
DIE
LIEDER
Wye mücht ich van der tsartzen dan ghewijchen, 605 ist al miinder vreuden heyl. Zwaer nemmer wil ich van yr laen, das han ich mich erweghen. AI miin goet ich van yr haen. künde ich yr dienstes pleghen, 610 des weer ic[h] werlich plichtich yr tsu doene unde dede das gherne zonder has. En ghere nicht, das ze mich verschonen, künde ich yr icht ghedien[en] [bas], Tzwaer, yr gheliiche ist nynder mee, 615 bij minen hoesten truwen! Hy[e] unde doert yr heyl gheschee: die wünsch mach mir nicht roüwe[n], (55 v ) want ze ist alre tzüchten über gulde, warliichen alles wandels vry. 620 Zo weys ich, das ze mich nemt in yr hulde. Daer han ich gheyn tswijfel by. Das ich übe mere vüer ober meer dan dousent mile — ze weer in mijns hertzen düer 625 beslozen alle die wile: van yre güete bin ich zus ontzünden, god maeche zi mit vreuden alt. Y r güete, yr schone nye man kan volgrunden: des danche ich dyr, miin bloyende walt.
II
XXI. 55 v. *Vrou, zieh und wes mir holt: «3° zyst aen miin scolt, of ich doch ye in gheenre wijs ghedede, das dich erkonnen mach. Miin hoystertach, das ist mir leyt, miin paradijs. 635 Diner ghenade bederf ich wol und wil dich bidden yummermee. Zint diin hertz ist dogheden vol, zo lays mir wezen dyr tso vle. Dü machs mir halden, wie dü weit, s4o myr nicht ghevelt, wan du mir wils ghebeyden. Das doen ich nach diins hertzen gheer. Ghelobes mer, dyr holde wil ich mich neyden. «45 Diin ghevanghen wil ich ziin ymmerme bes an miin toyt. Helf mir, vrou, us deser piin unt wende minen zenden noyt, zint ich erschoven vüer dich bin: lijf, moyt, hertz min, dey nem dü hoghevolder hört unt sprich eyn woert, das mir diin trüwe erseiin. Met vüerten wil ich ewentliich minen dienst an dich ernuwen unt wil doch ummer bidden dich, das dü des nemes minen truwen.
604 wye: ye in te hineingeschrieben oder umgekehrt; vander. — 608 mim : zwei Punkte, aber ein Abstrich für 11. — 609 pleghen: über p ein Bchstb. geschrieben, b oder l ähnlich; vielleicht sollte h nach p eingefügt werden. — 6 1 0 ich: h zur Hälfte am Rand abgeschnitten. — 6 1 3 ghedie . . .: von dem folgenden Bchstb. nur ein Strich zu sehen, Rest der Zeile am Rand abgeschnitten, bas: nicht in der Hs.; Rand. — 6 1 4 gheliiche: keine i-Punkte, vgl. 462. — 6 1 6 hye: nur ein Strich des e zu sehen. — 6 1 7 rouwe . . . Endungs-» undeutlich, schimmert durch: Feuchtigkeitsfleck. — 623 mile über ein durchstr. Wort geschrieben. — 626 ont zünden. — 634 hoyster tach : J . M . liest dafür Oester dach gemäß 1 4 7 5 . — 635 mim: es fehlen zwei Abstriche, und die i-Punkte sind so gesetzt, daß man lim lesen müßte (Ni. liest so); mir scheint miin näher zu liegen. — 643 doen oder daen; vgl. 182. — 649 zenden: zo . . . — 651 f. So eng verbunden die vorhandenen Zeilen scheinbar sind, es fehlt doch nach dem sonstigen Strophenbau eine Zeile nach 6 5 1 ; infolge des durchgehenden Reimes — in ist dies nicht auffallend; es müßte der Reim — in wiederkehren. — 653 du: übergeschr. o unsicher, könnte Haken der darüberstehenden Unterlänge sein. — 657 Durchstr. Wort vor an, vielleicht doppeltes an.
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D I E LIEDER
660 Laes abe, wes mer nu brenghen mach leyt al den dach; das wende, du reyne tsartze, zint ich uf erden nicht lievers han. Aen abelan 665 uf diin ghenade ich warte. XXII. 56 r. Ghedenche, minnentlijche reyne züeze, das ich bin diin, zo mir god helfen moese, unt gheyns mans me, wes ane swyfel gaer! Nach dinen hulden wil ych gherne ringhen, 670 du lieves wijf, daer na laes mir ghelinghen. Ich truwe dyr bas dan al der werelt zwaer, des laes mir, vrou, gheniezen und wes ghenedich myr. Du machs mir eyne wel us zorghen sliesen: 675 miin wol, miin we, das lyt tse male an dyr.
0
Mucht ich des keyzerijches alles walden, zo wold ich, zwaer, in dyme dyenste alden, das zaltu zarte goete secher ziin. Vüer duzent lant küer ich zwaer diin hulde. Drijf van myr leyt unde lays mir abe sculde,
zint liif unde goet ist alles eyghen diin. Wan ich aen zi ghedenchen, der wile zo byn ich vro. Min bloyende wait vynt guetlijch yr ghelenghe unt schicke mir us allen zorghen dro. «5 XXIII. 56 r. Doü haes, winter kalt, weyde unde wait gaer vyentlijch ontbloemet. Verdüemet zi das dine selde! Wyr zynt dyre cünste wijs. Doü gheberes vyl tsu grijs. Haghel, ys unt sne zint me wan bloemen of dem velde. Heya, wye bereyt nu steyt uf erden diin gh[ewelde]! Man hüert nich arclinghen der züezer voghel zinghen: zo gaer kan diin bedwanch iar lanch yr lieffliich done erdomen. Hets ys al trurich, das was rürich in züezen meye: valeye no berch zy diins belonen. Dou maches ghehüer unt zuer dey locht und wol konen.
664 abelan könnte auch -on gelesen werden. — 665 ghenade: a hat stark vergrößerten Anfangsbogen oder ist aus d verbessert; ähnlich 734, 1090, 1092. — 666 Hinter minnentlijche ein schlecht leserliches, am Ende gestrichenes Wort, etwa minnent, davon nt- gestrichen. — 671 Hinter ich durchstr. i; alder. — 674 sliesen: hinter i ein unbestimmbarer Abstrich, vielleicht flüchtiges e oder ein zweites i ohne Punkt; kein Punkt auf dem ersten i. — 676 Kein neuer Zeilenbeginn Hs.; key zerijches. — 678 das — des. — 679 küer doppelt, das zweite Mal ohne übergeschr. 0. — 684 vynt oder bynt oder byut. — 690 selde: s unsicher, Verbindungsstrich zum e wie bei f . — 691 cünste: erster Bchstb. des Wortes könnte auch l sein; nach e, das auch 0 gelesen werden könnte, Rand abgeschnitten. — 692 vyl: Haken zwischen v und y. — 698 gh . . .: Rest des Wortes am Rand abgeschnitten. — 700 vaghel oder voghel. — 708 belonen oder beloven. — 711 und wol konen oder wol koven (auch das k nicht sicher, etwa b); nach wol ist unmittelbar der Rand abgeschnitten.
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n
a Franck, § 46); mhd. Reim nicht möglich. — 1875 J . M . deutet: han . . . gestalt (nachgestellt, mich um sie bemüht); vielleicht auch ghestalt A d j . zu stellen (Sch.-L. 2, 84 1.); Neen vrome man schal ghestalt syn . . . (also: darauf bedacht sein); ben wäre im letzteren Fall richtig. — 1877 alles = immer (J. M.). — 1878 ich fehlt, vgl. 70; bij no vry: beides zu behalten (Rechtssprache). — 1879 tzoren: wenn die eigentliche Bedeutung, so kann nur darin liegen: Ungehaltenheit über das Unfreisein; sie muß zurückgehalten werden, da selbstgewählt; tsoren 319, auch von fraglicher Bedeutung, hat hier kein Gegenstück, doch vielleicht 2412. — 1880 doerlich: lies durlich = tiurlich — vornehm (J. M.). — 1882 doerlich ist hier als torlich = töricht zu lesen (J.M.); hoephen: Reimwort fehlt: noch 1884 bringt doch nahe; aber die Silbenzahl müßte verringert oder mit stärkerer Umstellung gelesen werden. Wal hen moys doerlich hoephen noch; fehlendes ich vgl. 70. — 1883 das Rad von Aventuren ist ein gebräuchliches Bild, daher lese ich so; s. Antw. Ldb. 140 X C I I I , 2; 189 C X X V , 1; 207 C X X X I X , 2; auch Reinaert (Martin 1874), 6169; gleichbedeutend in dieser Hs. 269 des gheluches rat. — 1885 wenn Endbchstb. c, so heißt es moys yc; wenn r, so wird moys zy gemeint sein, r fälschlich angefügt; dann ist die Zeile ein Wunsch, unabhängig vom folgenden; t (für et) ist dem Sinne nach kaum annehmbar. LXIV 1889 f. das unregelmäßige Versmaß fällt auf, doch sehe ich nicht; wie die im Ausdruck gleichlaufende Zeile der folgenden angeglichen werden könnte. Auch die Melodien am Schluß der Hs. zeigen, wie Hebungsnotierung mit Silbennotierung wechselt; J . M . schlägt nachträglich vor: seit mich arm. — 1890 Sinnespause nach waer. — 1892 besserer Rhythmus bei Umstellung: is besser wel. — 1894 und 1898 hertz lies hertzen — Rhythmus. — 1897 och = of, vgl. 1995 und 1353. — 1902 vruden vont, wörtlich gleich Pfaff 788, 22 froiden fvnt, Ulrich v. Lichtenst., ähnlich in dieser Hs. 400, 486. — 1909 oph rechte vaert : aert wäre hier leichter einzufügen (üf rehte art mhd.). — i 9 l o f . der Inhalt des Fehlenden war eine Bemerkung über huote oder merkaere oder, nach J . M . s Ansicht, gegen die Untreuen; für anlachen muß anlachet gelesen werden, für des wohl das. LXV 1920 zinder: das eingeschobene d ist häufiger, vgl. 605. — 1923ff. Der Wechsel zwischen dyr und yr wird am besten beseitigt und stets yr gelesen (auch 1926). — 1930 han zyr denchen = kans erdenchen (J. M.); kan'z yr denchen (kan absolut gesetzt ähnlich wie moys 1841) ließe den Gedanken an den feienden Blick der Frau hervortreten, der auch bei Tannhäuser (Siebert 3, 92) vorkommt. — 1934 lies kans: s für Akk.-Obj. LXVI 1935 corteliin = corteliken: ich hoffe, sie in Kürze zu sehen, vgl. Zs. 2, 340, Z. 1177 (Osterspiel). — 1936 als Reimwort auf guete kommt in Frage moyte, das J. M. als mote = Begegnung deutet: ich hoffe, sie in Kürze zu sehen, die edle Frau, die gute gar, bei der Begegnung; moyte, selten f., = muot wäre hier nur in verwickelter appositioneller Satzkonstruktion verwendbar. — 1938 der eren guete: Güte der Ehre ? — sonst nicht belegt; ob es huete heißen sollte? Das wäre eher anzunehmen. — 1939
ANMERKUNGEN
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überladene Zeile wie 1936. — 1940/41 R e i m mhd. unmöglich. — 1942 hertz m. ? — I n der Hs. durchweg n., viermal f. (179, 1773, 1894, 1966), vgl. M.-W. 3, 387, einige A u s d r ü c k e f.; zender durch zendes ersetzen. — 1950 willent: Pluralform nach das erscheint als Versehen; gewiß willet, da wil davor durchstr.; auch die nächste V e r b f o r m (dunchet) ungenau; behaen = behagen. — 1951 dunchet lies dunchen. — 1953 lies des. — 1958 entweder: allen lies aller; oder, nach J. M.'s V o r s c h l a g : so truren alle bösen . . . — E i n übereinstimmender Strophenbau besteht nicht; 1950 und 1957 s i n < i W a i s e n ; leichartiges Gedicht. LXVII E i n e zweite Fassung des Liedes Brüsseler Hs. II, 1 1 4 P a p . B l . 78 r., gedruckt Z s f D P h . 38 (1906), 460, beschrieben v o n R o b e r t Priebsch, L o n d o n ; drei gleichlautende Anfangszeilen H a a g e r Lhs. 120 E 2, fol. 55 v . ; zwei gleichlautende Anfangszeilen Manesse Hs. 9 5 b , Winterstetten, herausgegeben Minor, Ulrich v . W . , S. 67, L i e d X L ; über die sangesgeschichtliche B e d e u t u n g der beiden Überlieferungen s. N a c h w o r t S. 102. — 1964 verswindet (?) oder (J. M.) verswint (von verswinen), beides gleichbedeutend m i t vergeit Br. — 1967 nach = nacht, vgl. F r a n c k , § 115, 9. — 1974 J. M. zieht eine Umstellung onde wert ich vro in B e t r a c h t . — 1975 I n h a l t : das d a u e r t allzu lange; lanchem: lancsam (J. M.), bestätigt durch die Brüsseler Hs. lantzem\ dies W o r t aus dem Mhd. übernommen, und z w a r ziemlich spät (Tsch. 28, 275f.). — 1977 heener: eine andere D e u t u n g als eener = jemand finde ich nicht; dann m ü ß t e vruwen 1978 in vruwet v e r w a n d e l t w e r d e n ; die Br. Hs. bringt die schwierige Stelle nicht. — 1980t. f ü r ee m u ß eer gelesen werden, — R e i m w o r t ; es steht doppelt im Lied, denn die nächste Zeile beginnt a u c h m i t er; 1981 könnte verbessert werden ich gaer sterue . . .; in der B r . H s . eine unverständliche Zeile; Priebsch erschließt das Reimw o r t richtig. LXVIII 1989 vermutlich ond treffeliich; die Zeile ist überladen: is könnte fehlen und das e v o n ane. — 1991 gueden = mhd. giuden. — 1992 vergan: nicht gönnen, nicht zutrauen (J. M.) = mhd. vergunnen; vgl. 2222. — 1995 och = of = ob, vgl. 1897; es liegt nahe, s t a t t benaden verdorrten einzusetzen, als R e i m w o r t auf vromen, vgl. tho schaden oft tzo vromen, Zs. 11, 376. — 1999 onvervaert = unerschrocken (J. M.); vgl. A n t w . L d b . S. 304 C X C V I I , Str. 11 veruaert. — 2001 beides möglich: 1) in Versuchung führen, 2) betören; bekore Zs. 2, 347, Z. 1411 (Osterspiel). — 2006 entweder die rechte vueghe end staete keghens mir en hayt oder die rechte vuoge stete ( A d v . ) . . . — 2009f. huften: gehört zu H i f t , H ü f t (J. M.); V e r b hiften (Grimm 4, 2; 1321) = H i f t h o r n blasen; huften (durch R e i m gesichert) ndd. Bildung; für H ü f t h o r n nur sehr späte B e l e g e ; d a ß ein Jagdhornruf als klagend dem fröhlichen T o n des Sängers entgegengesetzt wird, erstaunt immerhin; vielleicht verschrieben für suften. — 2011 das R e i m w o r t guften = l a u t rufen (Lex. 1, 1 1 1 2 , dort gleiche Zsst. m i t schalle: V d H g . 3, 1 0 7 b , R e i m auf lüften, und H e r b o r t v o n Fr., liet von Troye, 5357 hier schalle als R e i m w o r t ) . — 20x2 Deutungsvorschläge: 1) 2010 wert he gheluckes an — 2012 S c h l u ß ervet er mir an (J. M.); 2) 2010 bleibt, 2012 ervet er mir arm (Inklination für armem)', erm für arm belegt Sch.-L. 1, 724 1., auch wäre Schreibversehen nicht unmöglich. Hs. 30 c das gleiche W o r t , deutlich als erin zu verstehen, doch hier nicht unterzubringen; es m ü ß t e besceeret gelesen werden. — 2011 und lies unde (J.M.). LXIX 2015 m a n erwartet Singular: zaechtet. — 2019 voesen p a ß t besser zu dem ezel; smiset = smeichet: der R e i m b e z e u g t die F o r m ; mnrh. streket: smeket; ch auch 2023 ich smeyche. — 2023 bolghe — zürne ( J . M . ) ; droyghe: bedrieghet (2021); R e i m nicht in O r d n u n g ; das t v o n bedrieghet k a n n fallen: K o n j . ; R e i m bedrege: drege gleicher W o r t s t a m m ; J. M. entscheidet: mhd. bedriege : driege. — 2024 vloet: F l u t , S t r ö m u n g ; ironisch könnte das W o r t hier gebraucht sein; vgl. Schlag ins Wasser, — ergänzt J . M . ; sonst m ü ß t e m a n doet d a f ü r einsetzen. — 2026 groet und mer müssen hier groeter vertreten. — 2031 sayzen = säten refl. = seinen Sinn und T ä t i g k e i t worauf setzen (Sch.-L. 4, 31 1., B e d . 6; vgl. mhd. säzen); s. K a l l a 96, 35 und 128, 14. — 2033f. Spervogel Mfr. 23, 21 (dazu A n m . S. 289, vgl. auch Mfr. 27, 13), h a t in dem hier verwendeten V e r s laden = einladen; hier vielleicht anschließen (mit J . M . ) den wolf zem zuezen spil. — 2035 vrucht der: ich lese: f ü r c h t er (Metathesis des r und Hörfehler); Inhalt der Zeile: der H e r d e fürchte er Schaden. — 2037 weer = Gegenwehr, vgl. M.-W. 9, 2201 ff. were, wäre. — 2038 Deutungsversuche: 1) end cranc er moeder waer (Wehr), J. M. Ich halte es auch für möglich, d a ß hier waer =
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ANMERKUNGEN
hoede, acht gemeint ist (M.-W. 9, 1541 Nr. 3), damit wäre ein Unterschied zwischen diesem und weer 2037; 2) Übers, des T e x t e s : Der L ä m m e r W e h r ist gering, (eine) schwache Mutter (ist) ihrer Ehren W e h r (H.N.); oder Hut, wie o. — Die Schlußzeile des Stollens und die des Abgesangs beginnt in jeder Strophe mit 70; ähnlich die letzten Strophen v o n Lied V I I I . LXX 2045 ghebieden: eher Intens, von bieden als: befehlen, da des heyls als Ergänzung dazu gehört; der R h y t h m u s ist glatt, wenn wilstatt wilde angenommen wird oder die Silbe ghe wegfällt; A u f t a k t fehlt hier wie öfter, vgl. 2049, 2053. — 2050ff. bezieht sich möglicherweise auf die Farbe, ebenso 2056 ff. — 2051 zarn al lies alzam (J.M.). — 2055 erstes al gegensätzliche K o n j u n k t i o n . — 2058 mich (oder mir) lievet dorch das iaer. — 2060 vaer = färben könnte mit der Farbensymbolik des Liedes zusammenhängen; J . M . deutet weydeliche vaer als weit var = v o n bläulicher F a r b e . — 2063 zwerts = swart. — 2064 des = das. — 2068 ontzen: entsen (Sch.-L. 1, 691 1.) — fürchten (vereri, metuere, timere); Lasch-Borchling, 5. L f g . , 568, Bed. 4: refl. = erschrecken, dazu Morungen Msfr. 126, 8, auch Zs. 34, 49 und Oudvlaemsche L . S. 56 unten (im Reim) ontsien. — 2071 witz innerhalb der Farbensymbolik des Liedes; vgl. gelb braun kan sie mir machen Bergreihen 47, 18/19; spirantischer R e i m wie 167/169. — 2072 ghedanch = D a n k (Lex. 1, 767f.); d i e Z e i l e schließt sich inhaltlich eher an 2069 f. als an 2071. — 2073 die überzählig. — 2074 erloughen von logen = lügen, oder unmittelbar mhd. lougenen = leugnen, verneinen. — 2075 das = des; mede: vermutlich meden für miden = meiden Sch.-L. 3, 55 1 (meden = mieten); sede m. = Sitte (Sch.-L. 4, 162 r.); R e i m mhd. miden, miten auf site (hier noch m.), en: e reimen öfters, niede: J. M. vermutet des wil ich mich seiden ( = selten) nieden. — D a s Lied ist unvollständig (J.M.). LXXI 2079 ghelaysen: vermutlich v o n laten = leben lassen, versehen mit. — 2080 die m., Rel.-Pron., vgl. 1866. — 2083 crans: da hrant nicht besteht, m u ß das Reimwort zu land so hingenommen werden; es beweist, wie t- und s-Laute {crans) auch unberechtigterweise ausgeglichen wurden. — 2091 ff. R e i m iaren: Warden: harden; A n m . v . Sch.-L. 5, 600 r. unter Warden = warten: vermischt sich zuweilen mit waren; also wäre hier reiner R e i m möglich; bei harden für herden = harren mhd. ist Ähnliches nicht vermerkt. — 2099 den für Nom. eingesetzt; eine Hebung fehlt. — 2103 E s fehlt eine Verneinung: doch selbst en- v o r kan überlastet die Zeile, wenn man nicht e t w a k ü r z t : tsucht noch er. — 2io5ff. Der Inhalt widerspricht sich oder ist ironisch gemeint: zuerst lehnt sie ab zu vergelten, was ihr widerfährt, dann spricht sie von doppeltem Vergelten! Vielleicht sollte eine Verneinung in 2105 stehen; das müßte fallen, dafür en lays. — 2108 tsweye: e am Schluß streichen (Reim). — 2109 eine Hebung fehlt, e t w a dan nicht. — 2110 heya hey: häufig bei Tannhäuser. — 2114 1 T a k t fehlt; huse: e überflüssig (Reim). — 2115 E s fehlt haet oder dreit nach des; z u m Ausgleich -e v o n onde streichen, — 2116 hoeh = Winkel, Ecke. — 2117/19 R e i m doer:alzo. — 2120 zi lies in { — ihn). — 2121 für oech könnte zal eingesetzt werden, oder die Verbform ist zu ändern. — 2127/28 sind um 1 T a k t kürzer als die entsprechenden Zeilen. 2128 wijf im R e i m auf leyt. Man könnte vermuten, Zeile 2126 müßte auf lijf geendet haben: her dede mir mer to lijf . . allerdings liep! (vgl. 958), das in der gleichen Zeile als lief steht. LXXII 2135 nit = nicht, R e i m auf spricht. — 2142 nur scheinbar kürzer als die entsprechenden Zeilen, vgl. Weise 1. — 2153 es könnte auch kotelin sein für mhd. kutte, kotze; das o wäre dann flüchtig wie e geschrieben. — 2154 is = das geistliche Leben. LXXIII 2155 Scheinbar v o m R h y t h m u s abweichende T a k t e werden durch die Weise erklärt (vgl. S. 71), dürfen nicht ohne weiteres durch Auslassen der Schluß-« beseitigt werden. — E s ergibt sich nur bei der Lesart sint ein Sinn; hoffen ist personifiziert. — 2156 quiten = frei machen, lösen. — zwischen dir und haet keine Senkung, vielleicht Fehler. — 2157 blick hier für Glanz, Strahl; die gleiche Zusammensetzung mir nicht bekannt, vielleicht die beiden Wörter trennen. — 2158 proven = proffen (Reim auf gesloffen, hoffen) = pfropfen, pflanzen (J. M.). — 2160 liplych wont: ähnliche Zusammensetzung wie zelden leyt 1100, zorghenzelijch 777. — 2161 Die Anrede bezieht sich gewiß hier wie im ganzen Lied auf das eigne Herz; gesloffen v o n sliefen = schlüpfen: W ä r s t du (Herz) nicht so eifrig (zu der Geliebten) geschlüpft; mir pleonast. gesetzt. — W e n n mir gestrichen würde, wäre das Versmaß glatt. —
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2162 buen: vgl. M.-W. 1, 1402, B e d . 4: ghenoechte bouwen. altzijt nach buen lijt würde den R e i m leit:zit beseitigen ( J . M . ) . Bergreihen 112, 32/33 (16. Jh.) findet sich der R e i m , zeyt: leyd. — 2163 prüve f ü r brauwe einsetzen (pruwe ich vroude der) oder lesen nu prüve ich, frauwe, de seligen stont (J. M.); oder, m i t geringer T e x t ä n d e r u n g : vrauwe mich fraude . . . = vgl. Zs. 10, 43, Zeile 29 (nrh. T e x t e , E n d e 12. Jh.) die urowede urowedede dich; ähnlich K a l l a 128, 12/13 oben. — 2164 h e b t sich in der W e i s e v o n dem übrigen Lied ab. D i e reimlose F o r m wird also beabsichtigt sein. Vielleicht fehlt die 4. Zeile der 1. Str. als E n t s p r e c h u n g dieser Schlußzeile. Die F o r m des Liedes wäre dann wie die v o n Lied L X X V , doch vgl. S. 71 u. 98. LXXIV 2166 A u f t a k t fehlt; wilt m u ß 3. Pers. Sing. Pr. sein, beide S u b j e k t e als einen Begriff zusammenfassend; vgl. hat 2191. — 2168 ich l ä ß t sich im Z u s a m m e n h a n g nicht unterbringen, und d a die Zeile überladen, so wird das W o r t w o h l zu streichen sein; foirt = führst; ich lese aus dem A n f a n g : obgleich ich v o n dir gehen möchte, ziehst du mich wieder in deine B a h n — of din gewin, d. h. dir z u m Vorteil. — 2169 f. Gegensatz z u m vorigen: ich habe endgültig d a m i t abgeschlossen (verjehen); R e i m geschiet: vergeit. . . nit beweist ndl. H e r k u n f t (Franck § 168 ghien schw.). — 2 i 7 i f . by wenden = a b w e n d e n ; B i t t e an die D a m e , ihn nicht im E n t s c h l u ß w a n k e n d zu machen. — 217$ du streichen; sollte nicht hier a m P l a t z e sein ? folgen nach = (Folge geben); doch auf deinem Willen beharren; die Zeile h a t in der sonst übereinstimmenden S t r o p h e 3 keine Entsprechung, ist aber gedanklich nicht zu entbehren. Zwischen 2191 und 2192 scheint eine Zeile zu fehlen, auch die Weise bestätigt dies. — 2177 ouerlast v o n overlasten, vgl. M.-W. 5, 2202; hier (kontr. Form) 3. Pers. Sing. Pr., das 2. P r ä d i k a t twinget; bildlicher A u s d r u c k : der A s t des Zweifels überlastet und z w i n g t dich. — 2183 I n h a l t der hier endenden Strophe: w e n n du j e t z t schwankst wegen deiner Ansichten über Minne, Treue — , so bedenke, daß ich diesem Schwanken länger schon verfallen bin. — 2186f. der R e i m verlangt die H i n ü b e r n a h m e v o n si in die nächste Zeile oder U m s e t z u n g v o r diin; letzteres für den R h y t h m u s besser. — 2187 dir tzwifelt k a n n nur Entstellung sein v o n der tzwifel; eigentlich im alten Sinn: zu eigen. — 2192f. do: vermutlich da j e t z t ; Sinn der beiden Zeilen: w e n n dir j e t z t (deiner Begierde = deinem Wunsch), dies z u m Zweifel gereichte; I n h a l t der hier endenden Strophe: W i e k o m m t es, daß du nicht zeigst, daß a u c h der Zweifel sich deiner b e m ä c h t i g t h a t ? — Ich folge d e m Herzen, so schmerzhaft dies ist; deine M a c h t , aber auch dein Spielen m i t meinem Gefühl h a t mich zu allem gezwungen; (ich k a n n meinen E n t s c h l u ß nicht ändern), wenn dich nun auch der Zweifel überk o m m t . — 2193 lies wer; stumpfer A b s c h l u ß auf alle Fälle, vgl. Weise. LXXV keine A n m e r k u n g . LXXVI 2203 nemmer, als niemals aufgefaßt, v e r l a n g t komstu s t a t t kamstu 2205. J. M. schlägt diese L e s a r t vor. — 2206 wenn vint, so wäre wortgleicher R e i m ; die Präsensform (bint) schließt sich ungezwungen an komstu. dar zu: ist hertzen Beziehungsw o r t ? E h e r wohl vrauwe. — 2207 haert f ü r aert oder, wahrscheinlicher, hoert (J.M.). 2208 nit gnaden rieh (J.M.); auch die Weise verlangt E i n s c h u b einer Silbe, vgl. M.-Bl. S. 74. — 2209f. D a nicht Widerspruch z u m vorigen anzunehmen, so m u ß hier a n den W u n s c h gedacht werden: sei v o n nun ab immer so gütig. — 2214 als wandels sin: lies aen wandels sin. •. LXXVII 2218 rede hoe: eine andere D e u t u n g als die wörtliche: hohe, d. h. vornehme R e d e — finde ich nicht; ähnliche B i l d u n g : moetes hoe 2341; L e x . 2, 364f. grSze rede. — 2220ff. beachte die Weise. — 2221 der bezeichnet den E h e m a n n , sijn das Minnen. — 2222 virgan = gönnt, Praes. 3. P . Sing., zu. virgonnen dagegen 1992; M . - W . 8, 1776, Einltg. vergönnen, B e d . 1 mißgönnen, nicht gönnen. — 2224 musser: r scheint Schreibfehler zu sein; müsse — mndl. moete, Praes. K o n j . 3. Pers. Singular. — 2227 ähnlich s6 jaech ic opter wedervaert, Joh. v. B r a b a n t . Bartsch-Golther 326, 79. In die F l u c h t schlagen = *J{ der wider vart jagen (vgl. B r u d e r Hermanns Jolande zu 1974), erklärt J . M . ; s y n o n y m zu omme driben (2226); Wechsel zwischen Sing, und Plur., — in und en, dagegen si — ist zu bemerken. — 2231 I n h a l t der Zeile: ich setze alles auf eine K a r t e (das G l ü c k : vielleicht k o m m t meine günstige Stunde). — 2234 f. schließt sich folgerichtig an. D o c h l ä ß t sich schwer entscheiden, ob niemans a m P l a t z ist, also ein Nebenbuhler v o r allzu s t a r k e m Vertrauen auf sein G l ü c k gew a r n t werden soll, oder o b ie man oder man ie verbessert werden sollte; letzteres L a n g , Minnesang und Volkslied
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s c h e i n t m i r richtiger. — 2239 zu hier E r s a t z f ü r G e n i t i v : d i e W ä c h t e r der F r a u e n . — 2240 laessz: laess zi (oder ze). — 2241 maessen nie a u c h H s . 4 o d . — 2242 geschiet lies geschiecht, R e i m nicht. — 2243 gutzen (von guckezen intens, v o n gucken = n e u g i e r i g s c h a u e n , L e x . 1, 1 1 1 0 , v g l . G r i m m W b c h . 4, 1 ; 6 ; 1 4 9 2 I gutzen); J . M . liest w ö r t l i c h : auf i h r e m G a t t e r s p ä h e n drei. LXXVIII 2246 v o n h i e r a b h ä u f i g d o p p e l t e S e n k u n g , a u c h zweisilbiger A u f t a k t ; A u s l a s s e n d e r E n d s i l b e n -e k ö n n t e ausgleichen, d o c h s p r i c h t die W e i s e , w i e MüllerB l a t t a u z e i g t , f ü r U r s p r ü n g l i c h k e i t dieser F o r m e n . — 2255 ein hier i n d e r B e d e u t u n g nur, allein. — 2257 das saltu (J. M.). — 2259 Ü b e r s . Soll ich d a n i c h t s z u r ü c k b e k o m m e n (J. M.); o d e r m i t geringer Ä n d e r u n g : d a s ( = Herz) n i c h t . — 2260 leiten: leide A d j . — 2265 ich lies dich oder, n a c h J . M . s V o r s c h l a g , d e n V e r s b e g i n n : dan allein . . . — 2268 D e r R h y t h m u s v e r l a n g t S t r e i c h e n des e v o n mochte u n d der V o r s i l b e v o n gehelffen. — 2269 si = die W e l t ; sture ( = m h d . stiure m n l . stier) doen: U n t e r s t ü t z u n g , H i l f e g e b e n , v g l . stiur gegeben F r l . 355, 3; sture a u c h 1673. — doet lies deet — R e i m auf stet 2265; want — w e n n n i c h t . — 2270 J . M . e r w ä g t d i e B e s s e r u n g : din genade lieplich gestalt (lieplich A d v . , gestalt P a r t . P . ) ; t a t s ä c h l i c h i s t 2436 eine ähnliche B i l d u n g . — 2274 I c h lese: nit anders werst (= wirst). — 2280 F ü r vreuden melden lies sunder melde ( J . M . ) — 2284 mach lies nach ( w o n a c h ) . — 2285 liebe s t a t t liebes (zu froude). — 2286 g e w i ß des N a c h d r u c k s h a l b e r u m z w e i H e b u n gen vermehrt. LXXIX 2288 d. V e r s m a ß h a t gleiche E i g e n t ü m l i c h k e i t w i e b e i m v o r i g e n L i e d , bes o n d e r s 2299, 2302, 2306; h i e r k e i n e W e i s e z u r E r k l ä r u n g ; gedenke = m h d . gedenken n . — 2289 mit = d a m i t (mit d e m G e d e n k e n , d a ein S e h e n n i c h t m ö g l i c h ) ; niet 2291 R e i m w o r t auf mit. — 2293 ye k ö n n t e fehlen ( R h y t h m u s ) ; lebet = m h d . liebet. — 2295 geet lies gee: R e i m u n d I n h a l t v e r l a n g e n es. — 2294 siede i s t z u t i l g e n ( J . M . ) — 2298 weren: G e g e n s a t z d a z u 2306: wider weren = Z u r ü c k n a h m e der G e w ä h r . — 2304 me m u ß z u meren e r g ä n z t w e r d e n : R e i m w o r t weren. — 2305 bewaret lies bewart, R e i m tzairt. — 2307 wil ich geloeve = das wil ich geloeven (das k a n n w i e 2299 s t e h e n ) ; v o n mijn a b A n r e d e . — 2308f. in ließe sich als en = u n d lesen (J. M.), d a n n doet . . . u n d hilft o d e r a u c h doch (= tu) u n d hilffe. — 2310 y wairten bin: H s . 42 a ein ä h n l i c h geschriebenes y, d a s ye b e d e u t e t (kein so h a r t e s H e r z l e b t is minne y etzwas); 2310 m ü ß t e d a n n wartend a n g e n o m m e n w e r d e n . — 2311 mijn lies diin. — 2314 der = d i e ; bit nach . . . = f r a g e n a c h . . ., F o r t s e t z u n g des S a t z e s 2 3 1 5 . J. M . s c h l ä g t v o r , p a r a l l e l z u 2 3 1 2 z u lesen: und ist, der ich ( = w i e ich) in truwen bit, nach diner beger. L X X X 2322 schermer = F e c h t e r . — 2323 vach, d a g e g e n 2338, 2341. — 2339 froemmet S c h . - L . 5, 538 r., vreemde F r a n c k 294 1. — 2341 e s t a t t ye (J. M.). — 2342 dro S u b s t . D r o h u n g w i e 685; v g l . ^ V a l t h e r v . d. V . L . 77, 27 u n d 85, 5. LXXXI 2345 das ich moes scheiden mich w ä r e r h y t h m i s c h v o r z u z i e h e n . — 2348 ist: d e r I n h a l t v e r l a n g t : bist. — 2349 bedicht v o n bedichten = erdichten, e r f i n d e n (Sch.-L. 1, 1 7 4 r.). F a s t w ö r t l i c h B e r g r e i h e n 19, 18/19 Scheiden, wer hat dich erdacht ? du krenckest mir mein Herz. A u c h S. 110, 1 3 / 1 4 B e r g r e i h e n . V g l . a u c h W a l t e r de G r u y t e r , D a s d e u t s c h e T a g e l i e d (Diss. L e i p z i g 1887, S. 73, A m b r a s e r L i e d e r b u c h 62 N r . L X I V u n d D a u r , D a s alte d e u t s c h e V o l k s l i e d n a c h seinen f e s t e n A u s d r u c k s f o r m e n b e t r a c h t e t , S. I 3 2 f . ( J . M . ) . — 2350 geraempt: ramen sw. v . m i t G e n . z u räm = z u erreichen suchen, d a n a c h t r a c h t e n ; (Sch.-L. 3, 418 1.), also: d e r h a t n i c h t n a c h der E r f ü l l u n g m e i n e s W i l l e n s g e t r a c h t e t . — 2352 lamen, lernen (Sch.-L. 2, 6 1 5 r.). — 2353 en k ö n n t e fehlen. — 2354 v i e l l e i c h t a u c h v e r s c h r i e b e n wie o d e r ein A n f a n g v o n bist, d e r n i c h t g e s t r i c h e n w u r d e ; das W o r t k ö n n t e fehlen. — 2355 letz (mnl., v g l . F r a n c k , § 1 1 5 , 9: lest) B e d e u t u n g : z u m A b s c h i e d ( J . M . ) , unreiner R e i m auf 2 3 5 7 : b. — 2356 R e i m w o r t k ö n n t e mijn sein; haef truwe dyer und dienst mijn. — 2357 D i e p r ä d i k a t l o s e Zeile m u ß sich u n m i t t e l b a r d e r v o r i g e n a n s c h l i e ß e n ; w e i ß , g r ü n u n d b r a u n sollen w o h l d i e F a r b e n des D i e n s t e s sein; d i e Zeile i s t ü b e r l a d e n : van mir k ö n n t e f e h l e n ; v i e l l e i c h t ist d i e Zeile a u c h v e r d e r b t : wijs groest van mir mijn hoegeste; liefsdes w ä r e ü b e r z ä h l i g o d e r h e r v o r h e b e n d e D o p p e l u n g . — 2359 schoen u n d lief lieh sind A t t r i b u t e z u truyt (Subst.). — 2360 S e n k u n g n a c h scheit f e h l t . — 2364 ü b e r l a d e n e Zeile, k a u m a b z u ä n d e r n . — 2365 1 T a k t f e h l t . — 2366 L e s e m ö g l i c h k e i t e n : 1) R e i m w o r t an (J. M . ) : weirt dijn nommer an] 2) enweirt dich nommer lan; R e i m län: loen v g l . 2484. — R h y t h m u s d e r Zeile n i c h t in O r d n u n g . — 2367 gedenck k ö n n t e f ü r gedenckt, a n s c h l i e ß e n d a n weirt 2366, stehen. — 2370 v g l . F u ß n o t e n ; R e i m w o r t -ont
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ANMERKUNGEN
auf mont: stont nicht d e m R e i m b a u des Liedes g e m ä ß (Schreibirrtum): der R e i m -uyt (uit) schließt die sonstigen Strophen. — 2372/74 R e i m niet: gemeit fällt auf. — 2378 der I n h a l t l ä ß t k a u m eine andere Lesart zu als vresch. — 2379 met ir lies met dir ( J . M . ) ; glans A d j . — 2380 elende ewende = w e n d e meine A b w e s e n h e i t (ewende f ü r gewende), liest J. M. — A u c h A n r e d e elende, wende nicht unmöglich, wie Seelmann, Reimbüchlein, 69, 2040ff. Ach, Elende, berichte mich . . . Elende wende, Wen Godt will, so ende . . .; elende: wende im R e i m s. K a l l a 128, 1/2, 122, 17/18 und 121, 57/58. LXXXII 2388 gescicket sinngemäßer. — 2389 ich fehlt, v g l . 70. — 2390 S e n k u n g n a c h mach fehlt. — 2391 die m u ß dem bedeuten: N o m . f ü r D a t . ; hers = hert für hart (Herz). — 2393 irs lies ir (J.M.); vgl. 2401. — 2394 tzair i m R e i m auf jair: sonstigen B e l e g v o n tzairt ohne t finde ich nicht, auch F r a n c k § 115, 9 e r w ä h n t es nicht; Gegensatz d a z u 2407 (Schluß des Liedes), gereimt auf vairt; allerdings ist d o r t das t bei vairt k a u m zu erkennen, aber das v o n tzairt; tzwair s t a t t dessen ist vorzuziehen ( J . M . ) . — 2395 lies bräwen für trauwen, onderschoissen = dazwischenschießen, v o m W e b e n g e b r a u c h t : die A u g e n b r a u e n schließen die A u g e n ein (J. M.). — 2401 mijns lies mijn ( J . M . ) ; v g l . 2393. LXXXIII 2410 das V e r s m a ß ist durchgehend gewahrt, nur m a n c h m a l v o n überzähligen E n d - e durchbrochen, die aber durch die W e i s e erklärt werden, vgl. S. 72 ; tovoren komen = hervortreten, v o r A u g e n k o m m e n , begegnen (Sch.-L. 4, 601 r.). — 2412 tzoeren kann sich nur beziehen auf 2427ff., besonders 2431 f.; beides erinnert an den seneden zorn bei R e i n m a r Mfr. 158, 3. — 2420 zoe = so (J. M . ) ; daer tocht lies dat docht; übers.: wie mich das dünkte. — 2422 sinstu = sint du; göm nemen up . . . seine Sorge, sein Streben auf e t w a s richten (Sch.-L. 2, 132 r., v g l . M . - W . 2, 2056), hier also auf die Minnedame; op v o r mir würde die fehlende Silbe ersetzen; F o r t s e t z u n g der direkten R e d e 2423. — 2423 soe könnte fehlen, u m den A u f t a k t einsilbig zu machen. — 2424 das pleonastisch wie i m N d l . üblich ( J . M . ) . LXXXIV 2434 gewaut: R e i m auf gestalt 2436. — 2434f.: D i e Sicherheit des Besitzes der Frauenhuld wird v o n 2445 a b in Zweifel gesetzt. — 2436 guetliich A d v . ( J . M . ) ; gestalt P a r t . Perf. — 2241 waer lies waert = warte. — 2443 wahrscheinlich das bei Sch.-L. 5, 686 r. belegte warlit, L e x . 3, 782 werlit; ursprünglich weit, wie der R e i m auf gelt, geveilt zeigt. — 2446 vgl. C a r t o n S. 127 Want mi des nie verveilde — 2449 entweder ist zu dir Wiederholung v o n dir 2448, oder es m u ß (nach J. M.) verschrieben sein: zu mir nae dinem willen gair. — 2459 möglicherweise est = ez ist (J. M.), also mijn troist Anrede. — 2461 das auffallende helflich könnte helfe sein ( J . M . ) . LXXXV 2467 zu dir: u m zu dir zu gehen; ein = einzige ( J . M . ) , v g l . 2498, also hogeste zu lesen. — 2469 dyr s t a t t dijnre: R h y t h m u s . — 2473 T a k t fehlt. — 2475 gewillet: Sch.-L. 2, 105 1. u n d M . - W . 2, 1909 gewille = W i l l e ; L . - B . 6. L f g . , 107, v e r w e i s t v o n gewille auf wille; I n h a l t : f ü r mein H e r z h a b e ich nur die eine Bestimm u n g — zu dir hin. LXXXVI 2477 ff. D e n R h y t h m u s erklärt Müller-Blattau durch die Weise. A u ß e r labilen e (2496, R e i m 2497/2499 u. a.) zu b e m e r k e n : 2478 dich haltst, 2480 vgl. M.-Bl. S. 72, 2486 inne, 2492 dijr s t a t t dijnr, 2493 al s t a t t alre, 2499 fehlt eine Silbe n a c h daz, 2502 togtlich. — 2477 tzairlicher: M . - W . 7, 43 als N e b e n f o r m saerlike, vgl. 2394 tzair. — 2482 der kann dar sein (J.M.) oder der fremde = als Fremder. — 2483 vermutlich om für um.be (M.-W. 5, 87 unter omme); I n h a l t : w a s ich u m deiner G ü t e willen auch je verließ . . . — 2484 R e i m staen:loen; B e l e g f ü r län:stän, L e x . 1, 1953 — 2489 trachten = betrachten. — 2491 f. geschiecht: vgl. 1425; L e x . 1, 902; ich deute die beiden Zeilen: (laß mich nicht büßen) für das, w a s ich u m deines W o h l t u n s willen dir ( = deinem Frauentum) zu eigen e r k a n n t habe. — 2498 ein = allein. — 2501 weirtlich: L e x . 3, 796 gibt B e l e g : wertlicher Up (Ableitung v o n wert). — 2502/04 wie ich, d a n n m u ß mir zu dir und dijn zu mijn werden, u n d es v e r w u n d e r t der Hinweis auf die eigene T u g e n d ; oder wie ich ist entstellt, e t w a aus rieht im mhd. Sinn: richten, w e n d e n ; R e i m w o r t hertz p a ß t nicht zu swer (2504); m a n m ü ß t e smertz für swer einsetzen, oder hertz m ü ß t e zu ger werden; J . M. w ä h l t L e s a r t : wie ich dich togentliche ger.
5*
Die Weisen Sie sind vom Schreiber der Hs. auf vierzeiligem Liniensystem mit genauer Schlüsselsetzung (c-Schlüssel und f-Schlüssel, also für mittlere Männerstimme) notiert. Die Melodiezeilen sind durch Striche, der Abgesang durch einen Doppelstrich abgetrennt. — Das Einheitszeichen ist der geschwärzte Rhombus, vom Schreiber mit einem Federdruck deutlich auf und zwischen die Linien gesetzt. Wir übertragen ihn als Viertelnote, ohne daß er jedoch für jene Zeit diesen genau gemessenen Wert verträte. Denn die Notation unserer Handschrift hat noch keine ausgebildete Mensur, sondern steht zwischen mensurloser Notenschrift (die den Rhythmus einzig aus dem Text erhält) und durchgeführter Mensur in der Mitte. Die Doppelung des Rhombus deutet also ganz allgemein auf eine Länge, besonders am Schluß der Zeilen. Ist der Rhombus aber verdreifacht, so ist wirklich — wie meist in den instrumentalen Vor- und Nachspielen — der dreifache Wert gemeint; ein vierschlägiger Takt ist keimhaft zu spüren, doch nirgends völlig durchgeführt. Innerhalb der Zeilen deutet die Doppelung oft bloß die Hebungen an; in Weise Nr. 8 wird durch diese Doppelung die verschiedene Hebigkeit der gleichen Melodielinie genau bezeichnet. Wo einzig das Gerüst der Melodie notiert wird, da stehen bald einfache, bald gedoppelte Rhomben. Das besagt zugleich, daß die Weise meist nicht genau silbisch notiert wird; nicht nur die Rhythmik, sondern auch die silbische Aufteilung muß bei der Übertragung nachgeholt werden. Das erfordert lange Beschäftigung mit den Weisen und genaue Kenntnis des deutschen mittelalterlichen Liedes. Obwohl der Übertrager beides für sich in Anspruch nehmen kann, vermag er dennoch nicht überall für die Endgültigkeit der Lesung zu bürgen. Die Weisen werden darum zu Beginn in der Originalnotation und dann erst in Übertragung gegeben. Daß die Melodie wichtige Aufschlüsse über Bau und Rhythmik der Texte gibt, wird sich bei den einzelnen Liedern zeigen. Es müssen gerade beim deutschen mittelalterlichen Lied Wort und Weise stets zusammen betrachtet werden. 1. fk\
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Zur Übertragung 1 ) 1. Gleich hier zeigen sich entscheidende Unterschiede der Aufzeichnung. Die 1. Zeile ist wirklich silbisch; die 2. und 6. Zeile sind nur in den Hebungen notiert. D a s letztere läßt für Zeile 4 zwei Möglichkeiten offen. Der A u f t a k t zu Zeile 7 ist aus dem Schlußton der vorigen Zeile herausgezogen. Die 8. (instrumentale) Zeile zeigt klare, die Hebigkeit ausprägende Mensur. 2. Die 3. Zeile ist in der Hs. wohl versehentlich in zwei Kurzzeilen geteilt. Die 4. und 5. Zeile notieren wiederum nur die Hebungen und in ihnen das melodische Gerüst. Die Wiederholung der Weise des 2. Stollens für den Abgesang (zugleich Refrain) scheint durch die Abtrennung der 4. Zeile des Abgesangs gefordert. Doch ist auch die Annahme gleicher Melodie für 1. und 2. Stollen nicht ganz ausgeschlossen. 3. Diese Weise hat durch die Kurzzeilen in Erfindung und Aufzeichnung ihre besondere Eigenart erhalten. Sie entspricht genau der elfzeiligen Textstrophe und achtzeiligem Refrain. Bei der nun folgenden Strophe (zur ersten Melodie) fehlt ersichtlich eine Zeile, wohl die drittletzte. Dann schließt wiederum der Refrain an. A u s der Weise ist also die Gesamtform des Gedichts eindeutig zu erschließen. 4. Der dreifache Rhombus erscheint hier zum erstenmal. Die einleitende Instrumentalzeile ist klar durchmensuriert. Die anderen Zeilen sind nur im Zusammenhang mit dem Text recht zu deuten. Gerade die Zusammenziehung zweier Noten auf einer Silbe zeigt die nur andeutende Mensur der Schreibung. Denn in Zeile 3 müßten beide als Achtel, in Zeile 5 als Viertel geschrieben werden. Der Beginn des Refrains ist an dem großen Abstand der neu einsetzenden Melodiezeile klar zu erkennen. 5. Die Weise hat ein langes instrumentales Vorspiel nach dem Muster des Tischsegens des Mönchs von Salzburg. Die erste textierte Zeile ist .versehentlich in zwei getrennt, die Textierung ist jedoch ganz klar. In der 2. Strophe wird die letzte Zeile nur instrumental wiederzugeben und der Anschluß zum Vorspiel, wie von uns bezeichnet, zu suchen sein. Dann folgt Strophe 1 als Refrain. 6. Diese Weise ist besonders gut deutbar. Sie gehört nicht so stark wie die andern dem Gesellschaftslied zu, sondern nähert sich in ihrer Einfachheit den Volksweisen. Der durch Refrainzeichen gekennzeichnete vierzeilige Kehrreim „Unheil" ist zum zweiten Teil der Weise zu singen. 7. Dies Lied, im Grundstoff der Weise mit „Mir ist min pferd vernegelt g a r " im L . L . und R.L. verwandt, zeigt bald silbische Notierung (Zeile 1 — 4), bald nur Gerüst-
mern.
Alles vom Übertrager in Weise und T e x t Hinzugefügte steht in runden Klam-
72
DIE
WEISEN
notierung (drittletzte Zeile). W i r haben die letztere beibehalten, da die Füllung der Senkungen leicht zu ergänzen ist. Der durch Refrainzeichen gekennzeichnete fünfzeilige Kehrreim „ M i j n begerlich h e r t z " ist zum 2. Teil der Melodie zu singen. 8. Die erste Note ist nicht ganz deutlich lesbar; vertauscht man die vierte (a) mit f, so wird der Gang der Melodie ganz leicht verständlich. Zeile 2 und 3 zeigen — bei gleichem Gang der Weise — wie durch die andeutende Mensur die verschiedene Ausprägung der Hebigkeit klargestellt wird. In Zeile 4 bringt die andeutende Mensur ein ruhiges Ausschwingen der Melodie zustande, ähnlich in Zeile 6. Hier sind wir ganz nah a n wirklicher Mensur. Der vierschlägige T a k t ist außer Zweifel. Die Auft a k t e sind nach dem Brauch jener Zeit (vgl. das R.L.) bald aus der Schlußnote der vorhergehenden, bald aus der Anfangsnote der gleichen Zeile gezogen. Hier ist eine endgültige Entscheidung meist sehr schwer. 9. Eine sehr künstliche Weise, in einer wenig volkstümlichen Tonart (e, phrygisch). E s ist kein Zweifel, daß die Schlußzeilen von Stollen und Abgesang gleich sind. In der Handschrift hat ein Hochziehen der Notenzeilen aus e e (Nb.) ein d d gemacht, das wir ohne weiteres verbessern. Die rhythmische Verschiedenheit der Pänultima ist bezeichnend. D a s erste instrumentale Zwischenspiel (Z. 3) zeigt das wohlbekannte Zeilengerüst. Der A n f a n g von Zeile 4 ist im Vergleich zu Zeile 1 etwas zweifelhaft; sollte er nicht auch f a heißen? 10. Die Weise ist deutlich aus metrischen Doppeltakten aufgebaut; danach mußte bei N B . das Fehlen eines T a k t e s angenommen und derselbe entsprechend ergänzt werden. N u n ist die Gesamtform klar: der neunzeiligen ( 2 + 2 + 5 ) Strophe folgt der fünfzeilige Refrain, der die gleiche Melodie wie der Strophenabgesang hat. 11. Der schönen und klar deutbaren Weise scheint die letzte Melodiezeile zu fehlen. Ich habe sie (Nb.) nach Analogie des (formelhaften) Stollenschlusses als Quintfall in den Grundton ergänzt. 12. Zeile 4 und Zeile 6 zeigen hier eine unterschiedliche A r t der Gerüstnotierung; es ergibt sich daraus noch einmal klar, daß die Mensur noch nicht einheitlich durchgeführt ist. Die Substanz der Weise vergleiche man mit Nr. 7.
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und warten gantz der vreu-den tzijt, want du bist da von lip - lych wont, so moest ich altzijt bu - en lijt. Nu brauwe ich fraude der seli - ger stont, mstr.
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74 Melodie 4 Bl. 131 v
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tru-wen zwaer, noch wachend nem-mer si - cher-lich, vrau - we mijn - nec - lieh, son- der - baer, du bist gein mir (nit) gna-den rieh. Be - den - cke dich.
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so moch-te ich vro - li-chen scer - tzen. Ich dar nit sa - gen, was ich meine, dan dich, das bren-get mir smer-tzen. IJMijnbegerlichhertz, s a l - t u ver-staen, instr.
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Ich mochte nie han ein wortelin Sal ich da nit hien wi - der
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so rech - te myn - nec - lieh, das ich irs niet v i r - g e s - s e n en - kan.
Melodie 8 BI. 133 v
76
Melodie g Bl. 133 v und 134
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77 Mel, i Bl. 134
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Mel. 12 Bl. 134
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Das ich doch hain vir-scul-det nie und moes gen dir der vremde staen! Was ich om goet 5» Als ich nu bin gescheit van dir, sol ich dair in bliven so, dan wer alle vreude
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ich hain siin we - der danck noch loen (danck noch loen). und mocht auch nommer w e r - d e n vro (wer - den vro).
Nachwort Die Lieder der Berliner Handschrift germ. fol. 922 sollen hier nicht sprachwissenschaftlich ausgewertet werden. Ihre Veröffentlichung will ein Beitrag sein zur Erforschung der Übergangsformen vom deutschen Minnesang zum deutschen Volkslied. Sprachliche und metrische Erscheinungen werden nur gestreift, soweit sie zur Sicherstellung und zum Verständnis der Texte dienen. Nicht fertige Forschungsergebnisse, sondern möglichst überlieferungsgetreue, der Bearbeitung zugängliche Stoffe sollen bereitgestellt werden. Allerdings bedeutet oft schon die Wahl der Lesart eine Auslegung und das Einsetzen der Zeichen ein Festlegen des Sinnes. Die ausführlichen Fußnoten, die Anmerkungen und der Bericht über die Textwiedergabe geben Rechenschaft darüber. Von den 86 Liedern bleiben 83, trotz eingehenden Suchens, auch in noch unveröffentlichten Handschriften, ohne Gegenstück. Nur drei sind in weiteren Handschriften belegbar: X X I V , L I V , L X V I I . Die Lieder bilden vier Gruppen zwischen längeren Gedichten: 1. Gruppe Bl. 5 o r — 5 7 r , besondere Lage (quaternio), 2. Gruppe Bl. 58r und v, Einzelblatt, 3. Gruppe Bl. 59r—70V, besondere Lage (sexternio), 4. Gruppe Bl. 131 r—134 v, besondere Lage (binio). Die 1. und 3. Liedgruppe sind von gleicher Hand geschrieben. Gruppe 2 und 4, nicht schriftgleich, stimmen überein in der Wiedergabe des Anfangs-s und der Vokallänge: i (y) statt e, der seltenen Verwendung von gh, dem Fehlen der Strophenzeichen, der Art der Kehrreimangabe. Nur Liedgruppe 4 hat Weisen. Alle Liederseiten sind einspaltig beschrieben, die übrigen Teile der Handschrift zweispaltig. Umfang der Hs.: 134 Bl., Foliogröße. 24 Bl. enthalten Liedertexte. Schrift: Kursive des 1 5 . Jh.; 3 0 — 3 7 Zeilen. Genaueres über Anordnung und Gestaltung der Urschrift wird am Schlüsse dieses Berichtes gegeben. Die längeren Gedichte, die von Ernst Martin Zs. 13, 348 ff. beschrieben sind, werden hier nur herangezogen, soweit sie zu den Liedern in Beziehung stehen. Eine hauptsächliche Übereinstimmung verbindet die Lieder mit den erzählenden und schildernden Langdichtungen: um Minne handelt es sich hier wie dort oder um das, was von der Minne aus an lebendigen Trieben in die Zeit hineingewachsen war. Sei es die Erzählung von Pyramus und Thisbe oder die einem Ritterkreis vorgelegte Streitfrage, ob geselleschaft oder minne höheren Preis verdiene; sei es ein Bericht der Minne selbst über ihre Zöglinge, die rheinischen Ritter, und über das ihnen einzuprägende Minnealphabet; oder eine Fürstenklage, eingekleidet in Worte der in Bergeinsamkeit trauernden Tugenden; seien es Verkörperungen der Tugenden in Farben oder sogar die Darstellung von Weltschöpfung und allem großen geschichtlichen Geschehen unter dem Antrieb der minne — , jeder Teil der
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Handschrift hilft, ganz wie die Lieder, ein B u c h von Ritter- und Minnedienst zu vollenden. Nicht an den Stand ist diese Weltanschauung gebunden. Sie ist anzustrebende Haltung eines größeren Lebenskreises. Außer dieser gleichen Grundstimmung, die die Lieder als einen untrennbaren Teil der Handschrift erscheinen läßt, besteht ein besonderer, für Verfasser- und Sammlertum wichtiger Zusammenhang zwischen Lied L X X I I , einem der mynnen born benannten Gedicht (Bl. 125 a bis 130c) und einer Minnelehre in Gesprächsform, ein Kloster der Minne darstellend (Bl. 21 d bis 25 d). Der Minne Born ist von einem mynre brueder verfaßt, wie der Nachsatz zeigt (Bl. 130 c) und eine Auseinandersetzung mit Frau Minne über den in solchem abijt Minnenden bestätigt (Bl. 126 c). Auf die letztere, dem Schreiber wichtige Stelle weist eine Hand am Rande. In der Minnelehre gesteht der Sänger, daß er sein getzijde lesen und in gebete wesen sollte, — oder ist das Gleichnis des Gedichts auch hier durchgeführt ? — D a ß in dem Lied der Sänger von seiner Flucht vor unerfüllter Minne in ein Kloster spricht, legt die Vermutung nahe, der Minorit habe das Lied und möglicherweise auch die Minnelehre verfaßt. Ob sich das Verfassertum des Minoriten auf weitere Lieder ausdehnen läßt, kann ich nicht feststellen. Ausdrucksgemeinschaft und Formübereinstimmungen, die vorkommen, lassen sich auch auf andere Gründe zurückführen. Von gleicher Schrift, auch in der Kürzungsanwendung übereinstimmend, wohl nach geichem Grundsatz gesammelt, sind Bl. 123 r bis 134 v : eine Frauenklage, ein Minnegespräch, der Minne Born und die letzte Liedergruppe. Besonderen Nachdruck erhalten die hier vereinten Langdichtungen — das muß wohl erwähnt werden — durch ihre Verdoppelung in der Hs.: Bl. 26 r bis 29 v zeigen die drei gleichen Gedichte (Frauenklage, Minnegespräch und Minne Born, letzteres unvollständig). Und diesen geht, in der Schrift übereinstimmend, die Minnelehre voraus. So besteht auch eine äußere Verkettung dieses „Klosters der Minne" mit dem „Minnen-Born" und Lied L X X I I . Aber auch zwei ausgesprochene Ritterdichtungen (Bl. 37 r bis 49 v) tragen allem Anschein nach die gleichen Schriftzüge wie der letzte Teil der Hs. In einem dieser Ritterpreisgedichte nennt der Sänger den Pfalzgrafen Rupprecht seinen Herrn (ich meinen den heren mijn Ein palantz greue bie den rijn, Bl. 45 c). Spricht hier der spätere Minorit, und schauen wir in ein Sängerschicksal, dessen Wendepunkt Lied L X X I I bezeichnet ? Wenn außer diesem weitere Lieder von dem gleichen Verfasser herrühren, so wird man vor allem an seine ritterliche Hofdichterzeit dabei denken müssen. Auch Winterstetten, an dessen Leben man erinnert wird, traf in Minnesangs Spätzeit einen volkstümlichen Ton. Vorläufig läßt sich nur aus der Schriftübereinstimmung die gemeinsame Niederschrift der Ritterdichtungen und der Liedergruppe mit Sicherheit erkennen. Und eins geht daraus hervor: da die Rittergedichte etwa ein Jahrhundert vor der Verfertigung der Hs. bestanden haben müssen (Näheres S. 8 4 ! ) , so kann der schriftgleiche Teil der Hs. nicht die in der Klostermuße geschriebene Sammlung eigener und ihr verwandter Dichtungen des Minoriten selbst sein. — Martins Bezeichnung „weltliche Klosterpoesie" läßt sich auch als Sammelgrundsatz von der Gesamtheit der Lieder aus nicht bestätigen.
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Nach Niewöhners Urteil (Handschriftenarchiv der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin) sind die ersten 25 Lieder auf Papier mit dem gleichen Wasserzeichen geschrieben, das bei der eben erwähnten Gedicht- und Liedergruppe durchscheint. Die Schriftzüge stimmen nicht überein, und gleiche Verfasserschaft der Lieder ist, bis auf einzelne untereinander ähnliche, völlig ausgeschlossen. Nur die Auswahl der Lieder ist auf den Inhalt der Hs. abgestimmt. Zugehörigkeit zu gemeinsamem Verfasser läßt sich vielleicht vermuten bei einigen Liedern der ersten Gruppe, die übereinstimmend dieselbe Anrede für eine besungene Frau führen: Lieder III und VI (rozen gardeliin), auch L X V I und L X I X , vielleicht auch Lied VII (200) (vyoel crensel), ebenso X I X , X X , X X I I (bloyende walt). Ausdruck und Form der erstgenannten und der zuletzt erwähnten sprechen eher für als gegen gleiche Verfasserschaft, bei L X V I und L X I X geht man nicht so sicher. Von den Liedern mit der Anrede bloyende walt führt eine Linie zu Dichtungen der Haager Lhs., die Zs. 3, 2i8ff. von E. Sommer als ein Leich dargestellt sind. Diese Zierlieddichtung kann eine andere Kunstform des gleichen Verfassers bezeugen, — Vielgestaltigkeit ist ein Kennzeichen der späthöfischen Zeit. Rozengaerd, Carton S. 172 u. ä. S. 107, ist nicht Anrede. Lied L X I X stimmt mit Lied VIII in dem zu Anfang bestimmter Zeilen wiederholten Stilmittel jo überein. Auch die realistische Bildersprache beider Lieder (VIII: Vatererbe: L X I X : Spervogelartiges) ist vergleichbar. Die Querverbindung zu Lied L X V I durch die Anrede besteht nicht. — Hinweisen möchte ich auch auf die Entsprechung von Ausdruck und Reim in Lied X X X X V I I und IL (1393: 1395; 1426 : 1433) und die der Schlußzeile von VII und der Anfangszeile von VIII. — Die Anrede Rosengardelin in Seelmanns Reimbüchlein 78 beweist die Langlebigkeit des Ausdrucks. Der Spruch verspottet die Zusicherung, daß der Minnesänger nicht ohne Gewähr der Minne weiterleben kann. — Beachtlicherweise kehrt auch ein Spruch, der Bl. 7 r (Zs. 13, 359) in der Berliner Hs. vorkommt, in dem Reimbüchlein wieder, verlängert und etwas verändert, S. 74, 2162/2167. Der Dichter von Lied LIV ist bekannt, der von X X I V umstritten. Über die E n t s t e h u n g s z e i t der L i e d e r läßt sich einiges sagen: Lied X X I V und LIV, die beide in der Manesse-Hs. überliefert sind, können nicht nach der Schaffung dieser reichlich hundert Jahre älteren Hs. verfaßt sein. Lied LIV, das unbestritten Tannhäuser zuzuschreiben ist, muß vor 1260 bestanden haben. Wenn die Echtheit von Lied X X I V — über die Frage siehe Anmerkungen — zugegeben wird, so müßte dieses Lied über 200 Jahre älter geschätzt werden als die Überlieferung in der Berliner Hs. Lied L X V I I hat nur den Anfang gemein mit einem Lied Winterstettens. Der gleiche Anfang in einem Lied der Haager Lhs. weist eher auf eine Wanderstrophe als auf Gesamtüberlieferung. Die Lesart des ganzen Liedes in einer Brüsseler Handschrift, über 100 Jahre später niedergeschrieben, gibt für die Abstammung keinen Anhaltspunkt. Es gelang, L i e d X X V I nach dem im Reim festgelegten Doppelnamen van der Dame — van der Zicken einem Minnesängerleben einzugliedern und damit einer bestimmten Zeit zuzuweisen. — Nach vergeblichem Suchen in niederrheinischer, niederländischer und flandrischer Geschlechterkunde fand
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ich den auffallend übereinstimmenden Namen von der Dahme und von Zieckow, in märkisch-niederlausitzischem Geschlecht nach 1640 überliefert. Herr Professor John Meier machte mich auf Hermann den Damen aufmerksam, gab Hinweise für Schrifttum und ermutigte durch Ratschläge und stetig mitwirkende Teilnahme zum Erforschen eines früheren Zusammenhangs zwischen zwei gesondert nachgewiesenen Familien. — Die Herren v o n d e r D a h m e (Dhame, Dame, Dham u. ä.) hatten ihren Stammsitz in der Stadt Dahme an dem gleichnamigen Flüßchen, standen zuerst im Lehensverhältnis zu dem Erzstift Magdeburg (J. G. Worbs, Archiv für die Geschichte Schlesiens, der Lausitz . . Sorau 1798, S. 63) und sind seit 1233 urkundlich nachweisbar (Riedel, Codex dipl. Brandenburgensis I 10, 198, als Zeugen; ebenso 1282 Riedel II 1, 1 5 7 I ; E. Theuner, Urkundenbuch zur Geschichte des Markgraftums Niederlausitz, Dresden 1897ff., Bd. 1, 1, S. 10, Nr. 12: Aug. 1300 ein Henricus de Dame als Zeuge; nach W . Reinhold, Chronik der Stadt Dahme, Dahme 1845, S. 12, besteht ein Lehnbrief von 1300, Belehnung des Hans de Dhamis mit einem Nachbardorf; wie Reinhold [S. 11] beziehen sich alle älteren Bearbeiter auf Gauhe, Johann Friedrich, Adels-Lexikon, Leipzig 1740, Spalte 298 ff.). Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Geschlecht als erstes seit der Wiederbesiedlung des Südostens (sie begann in der zweiten Hälfte des 10. Jh., vgl. Niederlausitzer Heimatblätter, 2. Jg., S. 55) in Dahme ansässig. Posse (Die Siegel des Adels der Wettiner Länder . . ., Dresden 1908, I I I 2) bezeugt die Erwähnung eines Wappens von 1231. Bei dem großen Brand von Dahme 1441 (Reinhold, a. O. S. 28) mag manche Urkunde vernichtet worden sein. Die ursprüngliche Linie derer von der Dahme starb 1405 aus (Mehlsdorfisches Kirchenbuch, S. i b und 2, nach Reinhold, a. O. S. 13). Ihr Wappen zeigt Siebmacher, 6. Bd., 5. Abt., S. 19 und Tafel 10: Dahme I. Näheres gibt Posse, Bd. III, S. 2, 4—8. Der Hinweis auf ein Familienarchiv zu Bornsdorf (Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, 5. Teil, 1, S. 574) kann sich nur auf die nach 1640 auftretende Linie derer von der Dahme beziehen (Dahme II bei Siebmacher und Posse). Meine Nachfrage bei dem jetzigen Besitzer von Bornsdorf, Herrn Kammerherrn von Arnim, und bei den letzten Nachkommen des Geschlechts von Thermo brachte keinen Nachweis eines unveröffentlichten Urkundenbesitzes, der über die Zeit vor 1300 Aufschluß geben könnte. — Das Geschlecht v o n Z i e c k o w (Cyko, Tziko, Czickaw, Zicke u. a. bei Lippert, Bd. 4, 3, Verzeichnis und Riedel, Namenweiser) führte seinen Namen von dem Dahme benachbarten Ort Zieckau (Lippert, Urkundenbuch, Bd. 4, 3, S. 352). Frühester urkundlicher Nachweis 1333 (Riedels Codex dipl. Brand., Namenweiser und Wohlbrück, Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus . . ., Berlin 1829, S. 614). Das Wappen verzeichnet nur Posse, 2. Bd. (1906), 120 und Tafel 56, A b b . 16. V o n 1526 ab besaßen verschiedene andere Familien Zieckau, bis nach 1640 wieder ein Herr von der Dahme — nicht von der alten Linie — den Besitz erwarb (Kunstdenkmäler der Prov. Brand. 5, 1, S. 573L, ebenso Dr. E . Mucke, Bausteine zur Heimatkunde des Kreises Luckau, Luckau 1918, S. 126 ff.; auch Register des Landesarchivs in Lübben). D a nach 1300 neue Siedlungen in der Gegend nicht mehr gegründet wurden (Kunstdenkmäler 5, 1, S. I X f . ) , so müssen die Zieckaus wie die Dahmes vor der urkundlich Lang,
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nachweisbaren Zeit den Sitz, der namengebend für sie wurde, eingenommen haben. Da ferner die Wappen beider Geschlechter in dem Wappenzeichen der heraldischen Lilie übereinstimmen, so ist eine Blutsverwandtschaft möglich (Herr Dr. Kretzschmar, Direktor des Sächsischen Hauptarchivs, macht mich auf diese Zusammenhänge aufmerksam). — Wichtig für die Frage ist, daß zur Zeit der deutschen Wiederdurchdringung des Südostens die Ritter bei Neubelehnungen den Namen des neuen Besitzes annahmen, ohne die Bezeichnung des bisherigen oder des väterlichen weiterzuführen» Herr Major a. D. Joachim von Goertzke, Berlin, weiß mir diesen Brauch an den aus gemeinsamem Urgeschlecht stammenden Familien Krosigk, Aus dem Winckel und von Köler zu belegen. Doppelnamen waren in den östlichen Gebieten nicht Sitte, sogar im 17. Jh. noch Ausnahmen. Hingegen wurden sie in Westfalen und am Niederrhein früh gebraucht. Der Aufsatz in dem Deutschen Herold, Bd. 41 (1910), Nr. 7, S. 151 von Dr. Franz Schacht über „dictus" in Familiennamen erklärt die Häufigkeit (Herr von Goertzke gibt mir auch diesen Hinweis). — Ein Nachkömmling, der am Niederrhein sein Leben beschloß, mag dem dortigen Brauch gemäß die überlieferte Doppelheit seiner Abstammung betont haben. So schließt sich die Kette mancher einander stützender Erscheinungen um das besonders feste Glied des Doppelnamens in Lied X X V I . — Über besondere kulturelle Beziehungen zwischen der Kölner Gegend und Doberlug, unmittelbar bei Dahme und Zieckau, wird berichtet in T e i l V i , 50 f. der Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg. V o n dem Nachweis der Zugehörigkeit des in Lied X X V I besungenen Herren zu dem nun näher bekannten Zweig von der Dahme und von Zieckow führt die Spur weiter. Ohne Zweifel war der Held der Totenklage M i n n e s ä n g e r . Wenn die erste Strophe es nur andeutet, so spricht die dritte es klar aus: rechte kunst, doppelt angeführt, zanghes vrunt, der allen nidern hon bezonghen hat, Andeutung eines Reigenschlusses. Da wohl nicht zwei deutsche Minnesänger gleichen Namens in Minnesangs Spätzeit gelebt haben werden, so müssen wir hier die T o t e n k l a g e f ü r H e r m a n n d e n D a m e n vor uns haben. Ohne Bedenken kann dem Sänger der von dem befreundeten Sangesgenossen angeführte Reigenschluß zugeschrieben werden, da wir nur einen Teil seines Werkes kennen. Auch ein Lied, dessen Anfang in dem alten Verzeichnis der ehemals in der Schloßkapelle zu Wittenberg aufbewahrten Handschriften steht, ist uns nicht bekannt (Bartsch, Germania 24, 18, Nr. 3 und 4, dazu Serapeum 21 [1860], 299ff.). In dieser unauffindbaren Handschrift hieß der Dichter Hermann von der Dhame, was Bartsch veranlaßt, von der Hagen (Ms. IV, 742ff.) insofern beizupflichten, als er den Namen Hermanns nun auch von dem Flusse ableitet. Helena Onnes (De gedichten van Herman der Damen, Diss. Groningen 1913) beweist Hermanns Stammeszugehörigkeit zu Mitteldeutschland. Der obersächsischen Grundsprache seiner Dichtungen seien nur niederdeutsche Einzelheiten eingestreut, die den Gedanken an norddeutschen Ursprung des Dichters nicht zuließen. Also, folgert die Verfasserin, ist das Städtchen Dahme in Brandenburg wohl sein Herkunftsort (S. 1 5 — 2 2 ; im Gegensatz zu Paul Schlupkoten—Herman Damen, Diss. Marburg 1 9 1 3 — , der Hermann einer bürgerlichen Familie in Rostock zuweist). Lied X X V I bestätigt die Forschungsergebnisse von H. Onnes. — Ihr Ver-
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merk, daß der Name von der Dame selbst niederdeutsch klänge, erinnert an Berichte über den flämischen Anteil der Wiederbesiedlung der Lausitz und der jetzigen Mark Brandenburg (Gallus und Neumann, Beiträge zur Geschichts- und Altertumskunde der Niederlausitz, Lübben 1835, S. 121). — Wir können die Feststellungen von H. Onnes vervollständigen und Hermann endgültig dem uralten märkisch-niederlausitzischen Geschlecht zuerkennen (Bedenken macht die Tatsache, daß der Vorname „ H e r m a n n " in älteren Urkunden nicht belegt ist, während er in der Rostocker Familie auftaucht, aber im Namenweiser zu Riedels Cod. dipl. Br. ist auch ein — späterer — „Hermann" verzeichnet), und kommen damit auf von der Hagens frühe Vermutung zurück. Die auf bürgerlichen Ursprung deutenden Liedstellen — handwerkliche Gleichnisse, Onnes, S. 1 1 1 , 3 u n d i 2 f f . , die Selbstbezeichnung gernder, S. 113, 12, Besingen der Handwerker und ihrer Ehre S. 114, i f f . — müssen wir als Zeichen des Daseinskampfes eines abgesplitterten Sprößlings des alten Geschlechtes ansehen (hat er doch durch sein Leben als „Swendeler" sein Gut vergeudet und ist so in bezug auf seine Lebensführung gesunken ? [J. M.]) und das Verständnis des ritterlichen Künstlers für bürgerliches Handwerker- und Kaufmannstum, das neben herrenmäßigen Zügen steht, dem gemeinsamen Ringen um Wiedergewinnung des Ostens zuschreiben; die Zeitrichtung, die realistische Gleichnisse begünstigte, trieb zur künstlerischen Verwendung des Erlebnisses. Seine Herkunft kann Hermann nicht verleugnet haben — die Totenklage widerspricht dem. Was er selbst unter meistersanc (S. 89, 13) versteht, geht aus der Aufzählung der Sangesmeister in Lied IV (S. 89) hervor und warnt uns, ihn als Meistersänger im späten Sinn zu bezeichnen. Als einziger Minnesänger unter den Rittern der Südostmark und Niederlausitz steht der von der Damen und von Zieckau neben dem Brandenburger Markgrafen Otto mit dem Pfeil. Der Lebensgeschichte Hermanns, bei der wir umlernen müssen, können wir außer dem Anfang auch den Schluß anfügen: er verbrachte seine letzten Lebensjahre am Niederrhein und wurde dort sehr geehrt. Bei der Annahme, daß in Lied X X V I Hermann der Damen beklagt wird, muß dieses Lied in der Zeit vor 1300 angesetzt werden, frühestens 1287. Also wäre diese Dichtung weit über 100 Jahre vor der Niederschrift entstanden. Die Entstehungszeit des Liedes L X X I I und möglicherweise mehrerer Lieder der letzten Gruppe ließe sich, wenn man sie dem Verfasser der schriftgleichen Langdichtungen zuschreiben könnte, ziemlich genau erschließen. Z u der Bestimmung müßte neben den beiden Rittergedichten eine von anderer Hand geschriebene Klage um Wilhelm von Holland (Bl. 1 4 b bis 17 d) herangezogen werden. — Dabei könnte vielleicht untersucht werden, ob auch dieses Gedicht von dem gleichen, später geistlich gewordenen Verfasser ') Ohne alle durchgesehenen genealogischen und heraldischen Werke aufzuzählen, möchte ich außer dem Preußischen Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem die N a m e n der bisher nicht genannten Forscher angeben, die mir durch Hinweise und Beantwortung von Fragen halfen: Herr A. Kulke, Kasel-Golzig; Herr Pfarrer Miething, Luckau. früher Pfarrer von Zieckau; Herr P. Pohl, Geschäftsführer des Heimatvereins des Kreises Luckau; Herr Rudolf Scharnweber, Berlin; Herr Archivrat Stahn, Landesarchiv Lübben; Herr M . W a l d , Leiter des Heimatmuseums Dahme (Mark). 6*
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stammen kann (eine Gebirgsschilderung in der Klage Hs. 14 b und die Waldbeschreibung in der Minnen Born stehen einander nicht allzu fern). Doch auch bei verschiedener Verfasserschaft dient die Fürstenklage der Zeitbestimmung. Wilhelm v. Holland ist in einer der beiden anderen Ritterdichtungen als lebend erwähnt. Ernst Martin untersuchte die Lebenszeit der 24 Ritter des einen Gedichts und der 13 — vielfach übereinstimmenden — Ritter des anderen. Er kam zu der Annahme, die meine eigene Arbeit, bei teilweise anderem Material'), bestätigte, daß eines der Lieder in der Zeit zwischen 1331 und 1340 entstanden sein muß, das andere etwa 10 Jahre früher. D a Wilhelm IV. von Holland 1345 starb (Wilhelm V., von 1351 an geisteskrank, kommt nicht in Frage), wäre das dritte Lied in diesem Jahr anzusetzen. Lied L X X I I und etwaige andere der letzten Gruppe müßten vor der Mitte des 14. Jh. entstanden sein. Zum Nachprüfen der Datierung gebe ich die in den beiden Gedichten erwähnten Namen wieder: 12 ältere Ritter van hollant greue wilhelm, van sairbrucken, virne greue van monfoirt — willem man en nennet — , greue van nidahe, greue johan ban spoenheim, her Heinrich van fleckenstein, her coinrait van lossenich, van landescroene geirhairt, conrat van ezsche, geirhairt van aldinhouen — her geirhairt met dem bairte —, van biegin myn her geirhairt, van vrisseche her otte (Bl. 43 v bis 44 v). — 12 jüngere Ritter: palantz greue bie den rijn vnd hertzoge zu beierlant ruepprecht, greue adolf vander marcke (der eine Fahrt oeuer mer gemacht hat und menche gude wer zu neder lant also gedaen), van katzenelenboge greue johan (sehr jung), van westerborch her reinhart (wird ein wenich zu wilde genannt), her beizel, van wachenheim her johan, van bassinheim her rudiger, johan van dem steine, her orte van wingarten, gijlbrich lewe van steinvoirt, van cramporg her heinrich, her herbort ring [der gude genannt) (45 v bis 47 v). — 13 Ritter aus dem vorangehenden Lied: koning van behem, greue van spoenhem (s. oben), van winsberg her conrad (s. oben), heinrich van fleckensteine (s. oben), her symon van gontheim, van stromberch her euerhairt, geirhairt van biegen (s. oben) der goede, van wachinheim her geirhairt (oben johan), her coinraet van lossenich (s. oben), her gerhairt van landes crone (s. oben), her geirhart van schafisberch, van prisich her otte (oben vrisseche), van hoenloch her gotze (40 v, der letzte 41 r). Zu Martins Erklärungen möchte ich hinzufügen: her beizel stammt gewiß aus dem Geschlecht der Beissel von Gymnich, von denen Robens I 326 eine Sage berichtet als Erklärung des Beinamens. Kneschke 1, 282 ff. hält die Erzählung für unglaubwürdig, da schon vor 1359 e i n Walramus Beissel von G. als Vasall der Gebrüder Johann und Diderich von Limpurg und Styrum vorkommt. Wilhelm, den Robens für den ersten Träger des Beinamens hält, habe schon als Knappe den Namenszusatz geführt. Die Zeit des Walramus paßt zu den sonstigen Feststellungen Martins. Sollte her otte van vrisseche, im andern Lied prisich, nicht in das Geschlecht des Minnesängers Walther von Breisach gehören ? Nach von der Hagen I V 455 A 1 Erwähnenswert: die Chroniken der deutschen Städte, z. B. Bd. 14 (Leipzig 1877), Cöln 3, S. 54, 27 winsberg, und August Gerlach, Chronik von Stromberg, Stromberg 1927, S. 19: „Am 25. Juli 1342 ist in einer Entscheidung . . . genannt Her Ebirhart von Stromberg." (Die Quelle konnte ich nicht nachprüfen.)
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versetzte Ludwig der Bayer 1331 Breisach an die österreichischen Herzöge Otto und Albrecht. — Eine ähnliche Dichtung, die Walther Ribbeck Zs. 36, 204a. schildert, trägt, soviel ich sehe, nichts Neues zu der Lösung bei, bestätigt aber das Erkannte. Der Dichtername unter Lied X X X I X , hince ian te borghe, führte mich zu keiner Spur. Die E n t s t e h u n g s z e i t der Hs. erweist sich als ziemlich einheitlich: Die letzte Liedergruppe ist, wie erwähnt, gleichzeitig mit einigen der längeren Gedichte niedergeschrieben, wie die Schriftzüge erkennen lassen, und auch nicht lange getrennt von den ersten 25 Liedern, was die Gemeinsamkeit des Wasserzeichens bezeugt. Auch die sonstigen Teile der Handschrift — einschließlich des Einzelblattes und der mittleren 42 Lieder — sind in nahem zeitlichem Umkreis entstanden. Die Wasserzeichen der Blätterbündel können alle — wie Niewöhner feststellt — zwischen 1410 und 1430 nachgewiesen werden. Hier treffen sich ungefähr die Berliner Handschrift und die Haager Lhs., deren Besitzer, Graf Johann v. Nassau, 1475 starb (nach Zacher Zs. 1, 227I). Auch die Gruythuysesche Hs. (Oudvlaemsche Liederen) gehört in diesen Zeitraum (Nelly Geerts, Die altflämischen Lieder . . ., S. 3). D i e G e s c h i c h t e der Hs. konnte ich bisher nicht weiter verfolgen, als sie aus einem beigehefteten Brief hervorgeht: 1819 wurde die Hs. aus einer Klosterbibliothek in Wimpfen erworben und 1836 von dem Sohn des Besitzers, Dr. K. Wagner, Darmstadt — dem Verfasser des Briefes — an Jacob Grimm als Geschenk gesandt. Aus dessen Besitz ging sie in den der Berliner Universitäts-, dann der Staatsbibliothek über. Der Einband mag kaum älter sein als der zweite Besitzwechsel: es ist ein Halbfranzband — brauner Lederrücken und -rand, marmorierte Pappe. Wenn sich auch bisher nichts über den engeren E n t s t e h u n g s o r t der Hs. angeben läßt, so besteht kein Zweifel, daß der r h e i n i s c h e R a u m die Heimat der Sammlung ist. — Das Wort al hie die besten ritter sijn die man vinden mach om den rijn (Bl. 40 c) leitet, wie die obige Aufzählung zeigt, eine Kette von Edlen ein, die vom Oberrhein bis zu den Niederlanden reicht. Enger begrenzt den Raum die Verbindung einzelner Lieder mit dem vorerwähnten Leich der Haager Lhs. Dort wird der Ozenych (Kalla 88, 24 liest rösen zwtc dafür) als Gleichnis erwähnt. Osning aber ist, wie ich aus dem Jb. d. Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande 1 (1842), 26 f. entnehme, die Bezeichnung eines Gebirgszuges, der mit den Ardennen beginnt, am Drachenfels über den Rhein geht und rechtsrheinisch weiterzieht. Für die Lieder X I X , X X , X X I I läßt sich also ein unbenannter niederrheinischer Dichter vermuten, einer, der so heimatverbunden ist, daß er nichts Höheres von seiner Geliebten sagen kann als Der Ozenych zwaer in keyner wys Mir nicht so wal beuellet (Ozenych als das — wenn auch ungewöhnliche — Gleichnis: bloyender walt). Die Sprache der Hs. stimmt mit diesem niederrheinischen Herkunftszeichen überein und ist der untrüglichste Beweis für die Heimatgegend, wohl verstanden, in einer besonderen Zeitspanne. Mit der Bezeichnung der Sprache als niederrheinisch treffe ich — dessen bin ich mir bewußt —, eine Mischsprache, wie sie ähnlich in der Haager Lhs. herrscht, doch in der Berliner
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Hs. stärker zum Rheinischen verlagert ist. Erik Rooth (Ein neuentdeckter ndl. Minnesänger, S. 6) nennt diese Sprache „ein unerfreuliches Gemengsei v o n Hochdeutsch und Niederländisch". Das Urteil ist verständlich für den, der von einer der ausgeprägten Sprachen an diese Lieder herantritt. Doch müßte man die Erscheinung, um ihr gerecht zu werden, von sich aus betrachten, und könnte damit beginnen, da jetzt durch eine weitere, sprachlich vergleichbare Hs. neue Gesichtspunkte gegeben sind. Besonders einzelne übereinstimmende Gedichte müßten benutzt werden. — Franck macht in der Besprechung des Werkes von Kalla (Zs. 53 A 35, 2i4ff.) auf die vielfältige Zusammensetzung der Mischsprache aufmerksam und ist der Ansicht, man müsse alle Dialekte beherrschen, um dieses Gemisch zu entwirren. Borchling (Mnd. Hss. I 263) erklärt die Ungleichartigkeit der Mischsprache in der Haager Lhs. aus der verschiedenen Provenienz der Vorlagen. Kalla schreibt die Mischsprache hauptsächlich dem Einfluß der bayrischen Hofhaltung in den Niederlanden im 14. Jh. zu (S. 12). Rooth ist gleicher Meinung. Wie beachtenswert der Einfluß war — wenn er auch nicht alles erklären dürfte — , bestätigt die vermutliche Zugehörigkeit des vorerwähnten, im Alter geistlichen Sängers zum Hofe des Pfalzgrafen. — Kalff (256 ff.) hält die Haager Lhs. für das Repertoire eines deutschen sprekers, der mit dem bayrischen Grafen in das Land gekommen sei und seinen niederländischen Hörern habe verständlicher werden wollen. Allgemein sei das Streben, die beiden Sprachformen durch die Färbung jedem nahe zu bringen. Der hochdeutsche Einfluß wiege vor. — Frings bringt das Sprachgemisch in den großen Kulturzusammenhang der Lande am Niederrhein. Man liest Zs. 62 A 44 (1925), 65 (Bericht über Stammlers Gesch. der ndd. Lit.): nicht allein literarische, sondern sprachliche und allgemein kulturelle Bindungen und Strömungen seien aufzudecken, — im Kölner und Klever Land hätten sich im ausgehenden Mittelalter die Fäden sehr eng verschlungen, bald in Köln, bald in Holland, bald im WestfälischNiederdeutschen seien sie angesponnen. Der Beitrag von Frings zu dem Werk Aubin-Frings-Müller, Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden (175 ff.), gibt die Richtung an, in der auch Sprachstudien an der vorliegenden Liedersammlung laufen müßten. — Trotzdem der Überblick über das Sprachliche, da nicht Hauptzweck der Ausgabe, keinerlei Vollständigkeit anstrebt, sei eine Beobachtung hinzugefügt: In beiden Fällen handelt es sich um höfisches Mittelhochdeutsch, das in manchen Liedern die Stammessprache durchdrungen hat, in andern von ihr durchdrungen ist. So sind Lieder verschiedenen Ursprungs einander angeglichen und höchstens an nicht übertragbaren Reimen kenntlich. Für einzelne liegt die Herkunft durch frühere Überlieferung fest. Ob aber jedes Lied eine reinsprachliche Urfassung hatte, ist durchaus nicht sicher. Folgendes muß man betrachtend danebenstellen. Kalff (254L) bezweifelt, ob Johann von Brabant flämisch dichtete, — denn wer sollte die Lieder für die Manesse-Hs. ins Mhd. übertragen haben? Braune stellt dar (ZsfDPh. 4, 257), daß auch Veldeke in einer Mischsprache dichtete. Darüber hinaus lehrt die Berliner Hs.: Rückübertragung in die Ursprache, wie Kalla sie für einige Lieder der Haager Lhs. versucht, kann fehlgehen, wie sich bei den Liedern X X I V und L I V der Berliner Hs. nachprüfen ließe. Niewöhners Erklärung, ein Schreiber
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mit niederländischen Schreibgewohnheiten habe die rheinisch-hochdeutschen Texte der Berliner Hs. geschrieben, versagt bei einzelnen niederländischen Liedern und den unzweifelhaft rheinisch-niederdeutschen X I X , X X , X X I I , die gleichfalls in der Mischsprache wiedergegeben sind. Da mehrere Hss. die Spracheigentümlichkeit zeigen, so kann es sich nicht um willkürliche Schreibertätigkeit handeln. Die Lieder scheinen in der Mischsprache bekannt gewesen zu sein, auch die ursprünglich reinsprachigen. Es liegt der Gedanke nahe, zur Zeit des bedeutenden Aufschwungs der Niederlande (Te Winkel: „De i5de eeuw een bloeitijd der kunsten." Bd.II, Kap. II) habe — vielleicht unbewußt — ein Streben bestanden, aus einer Verbindung der Stammessprache mit der damals gemeindeutschen — der mhd. — Schriftsprache eine überstammliche Sprache gebend und nehmend zu gestalten. Daß bei solchen Versuchen manche Sprachgesetze, die in der mhd. Schriftsprache zum Stehen gekommen waren, falsch angewandt würden (Verschiebung der Dentale), ist verständlich. Durch die neuere Forschung, ganz besonders durch die Arbeit von Frings, sind wir weiter als zu der Zeit, da Kalla feststellte, daß „das ganze einschlägige Gebiet noch brach liegt" (S. 13). Doch ist es gewiß nicht überflüssig, wenn die vorliegende Ausgabe einen auch sprachlich beachtenswerten Stoff hinzufügt. — Über das Sprachliche hinaus führt der Vergleich der drei fast gleichzeitigen Hss., der Haager, der Gruythuyseschen, der Berliner. Die Berührungspunkte zwischen der Haager und der Berliner Hs. können erst erschöpfend betrachtet werden, wenn auch die Lieder der Haager Hs. alle veröffentlicht sind. Bisher läßt sich ersehen, daß die Zusammensetzung ähnlich ist, wenn auch die Berliner Sammlung weit mehr auf das Sangbare ausgerichtet erscheint. Mit der Gruythuyseschen Hs. verbindet die Berliner die Beigabe von Melodien, allerdings hier nur zwölf, doch gleichen sie in der Niederschrift denen der „Oudvlaemsche Liederen". Mir liegt ein Bericht über den musikwissenschaftlichen Kongreß in Basel 1924 vor, auf dem die Melodien der flämischen Hs. besprochen wurden (Prof. MüllerBlattau stimmt nachträglich bei und gibt die Veröffentlichung an: Basler Kongreßbericht, Leipzig 1925, S. 376$.). Eine Bemerkung sei als wichtig erwähnt: „Das Liederrepertoire scheint zu andern Sammlungen der Zeit vorläufig kaum Beziehungen zu zeigen." In der Berliner Hs. könnten die vermißten Gegenstücke, wenn auch in geringer Anzahl — zwölf Melodien — gefunden sein. Ob man die Melodie 128 aus den Carmina Burana, die Plenio, Beiträge 42, 488 A 4, erwähnt, dazu bringen darf, kann ich nicht beurteilen. Auch die sonst unbekannte Kurzform einiger später Lieder der Berliner Hs. tritt in der flämischen auf. Ausdruck und Gedankenführung weiterer Lieder beider Hss. gleichen einander, ohne völlig übereinzustimmen, vgl. Oudvlaemsche Liederen, Nr. 24, 63, 73, 82,126 und vor allem 104 mit L X X V . Der Gedanke an eine weitgehende K u l t u r e i n h e i t des d a m a l i g e n w e s t n i e d e r d e u t s c h e n R a u m e s drängt sich dem Betrachter der drei Hss. auf und erweckt die Hoffnung, daß diese Veröffentlichung auch ein Beitrag sein wird zur Erforschung von Volkstum und Sang dieses Gebietes innerhalb der Zeit, wie auch wohl eine Bereicherung der Geschichte
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mittelniederrheinischer und mittelniederländischer Dichtung davon ausgehen mag. Von einer anderen Sicht aus läßt sich die Berliner Liedersammlung einschalten in das H i n - u n d H e r f l u t e n von Minnesang zwischen d e m m i t t e l h o c h d e u t sehen und dem w e s t n i e d e r d e u t s c h e n R a u m , in den Strom, der bei Veldeke beginnt und, wie die Hs. zeigt, auf Umwegen, wenigstens in breiter Abzweigung, zu dem Ursprungsland zurückkehrt. Die frühere Ansicht, es habe inzwischen kein deutscher Minnesang in dem Gebiet bestanden, muß fallen, da Rooth einen bodenständigen mndl. Minnesang im 13. Jh. nachgewiesen hat. Rein französisch war also die Minnedichtung des niederländisch-flämischen Raumes nicht, wie Kalla glaubt, — rein deutsch gewiß die des niederrheinischen Stammesraums, der nicht so stark Grenzgebiet war. — Auch kommen in der Berliner Hs. (aus dem folgenden Jahrhundert) kaum Fremdwörter vor: selbst aus den Tannhäuserliedern ist keines der fremdwortreichen gewählt. Das Spiel wechselseitiger Beeinflussung wird sich erst später erkennen lassen. Vorläufig findet man in der Berliner Hs. Beweise, wie das in Pflege genommene Lied nach der S t a m m e s e i g e n a r t ausgewählt, weiter entwickelt, dem großdeutschen Raum zurückgegeben wurde. Der stammestümlichen — vor allem der flämischen und niederrheinischen — Miniaturkunst ist diese Liedkunst vergleichbar: lebhafte Farbigkeit, ausdrucksvolle Kleinmalerei, bildartiger Bericht hier wie dort. Lied VII zeigt es so recht: der Anblick eines fein ausgearbeiteten Schreines, auf dem drei Frauengestalten (vgl. Kalla S. 87 Nr. 75—77 drei Blumen) gebildet sind — gemalt, vielleicht auch geschnitzt —, läßt alle Verehrung des Sängers für minnigliche Frauen und die seine insbesondere heiß aufflammen. Wie leuchten die zarten Farbtöne in den Worten auf, und die spätgotischen Verzierungen sind Klang geworden! Beispielhaft ist auch die herbe, klare Bildlichkeit von Lied II: ähnlich den Jahreszeitminiaturen der flämischen Stundenbücher reihen sich die Strophen. — Eine in Lied X X X X I I I eingestreute, zum Erzählton übergehende Strophe hat die warmhellen Farben und die frischen Bewegungen der Menschengestalten niederländischer Kleinbildkunst eingefangen. — Auf das zur Überspitzung strebende späthöfische Lied wirkt die Stammesart mäßigend. — Trotz unerledigter, teilweise vielleicht unbeantwortbarer Fragen fügen sich die hier veröffentlichten Lieder unverkennbar in ein wenig durchforschtes Zwischenreich der d e u t s c h e n S a n g e s g e s c h i c h t e : sie stehen zwischen Minnesang und Volkslied. Zum Weitereindringen in dieses Gebiet brauchen wir Einblicke in möglichst viele der uns erhaltenen Liedersammlungen, und die Herausgabe der Berliner Hs. wird unter diesem Gesichtspunkt zur Notwendigkeit. Solange uns die Einsicht in die Volksliedwerdung des Kunstsanges fehlte, mußten die Lieder des 14. und 15. Jh. für wertlose Nachklänge der höfischen Zeit gelten. Nur so ist Ernst Martins Urteil über die Lieder der Berliner Hs. zu erklären: „Unbedeutende und geschmacklose Minnelieder in ganz schlechten Texten" (Zs. 13, 373). Heute werten wir den späten Minnesang als Träger dichterischer Lebensdeutung, wie sie aus
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dem Sange des volkstumverbundenen, bodenständigen deutschen Rittertums entwuchs, und verfolgen darin — neben einzelnen zur Überreife gelangenden Formen — die Jahrhunderte umschließende Spannkraft volksnaher dichterischer Gleichnisse. Denn das Volk übernahm aus der höfischen Dichtung, was ihm gemäß war. Genug bleibt zu erforschen an dieser Wandlung, die oft eine Erfüllung im tiefsten Sinn ward. Nicht an dem Einzellied der Berliner Hs. läßt sich der Umbruch in seinen Entwicklungsstufen aufweisen. In der Gesamtheit aber ergänzen sich ähnlichgerichtete Züge, und Lied für Lied trägt zu einem Umriß bei. Als Beispiel diene Lied X X V I : Dies Preislied auf einen verstorbenen Herrn, einen Minnesänger — also einer vorzugsweise in der Spätzeit entwickelten Gattung zugehörig — enthält in seinen späthöfisch-gedehnten, kunstreichen Strophen zu Beginn das Bild von dem werden inghezinde — der edlen Gefolgschaft — des crist: dorthin soll der Tote aufgenommen werden, dorthin streben alle, die uff die ban kommen. Vorstellungen wie die von König Artus Hof, aber auch solche aus dem Heliand kommen für uns herauf. In der folgenden Strophe wird der Minnedienst des Verstorbenen gepriesen — die zweite — rein mittelalterliche — Lebensebene des Ritters: guot ghebere besang er, gegenwärtig ist er allen nur im Kreise der sconen vrouwen; solcher vrouwen Ehre stand lebenlang unter seinem Schutz, leichtfertige waren ihm stets verhaßt. Und in der Schlußstrophe läßt man die Sangeskunst, die dritte Ritterpflicht, ihm in das jenseitige Leben nachklingen — ein heya, zuetz scone feye, an dyr lijt miin hoyste geer — wahrscheinlich Lied-
schluß eines Tanzliedes des Verstorbenen. An ein Totentanzgemälde erinnert der schroffe Gegensatz zwischen Freude und Trauer, besonders an den höfisch tanzenden Tod in der Berliner Marienkirche. — Dies Lied ist — wenn auch an einigen Stellen verderbt — in der verwickelten Reimweise über 100 Jahre nach seiner Entstehung niedergeschrieben (vgl. S. 83). Wie hier überkommene Weltanschauung, verflochten mit der spätmittelalterlichen, in späthöfische Form gekleidet ist, so tritt ähnlich in Lied I ein heldisches Gleichnis des Frühlings neben das von tanzenden Frauen und ein Lob Gottes neben das der scuenen feye, und dies alles fügt sich in ein Zierlied, das in wortgleichen, sinnverschiedenen Reimen schillert. Daneben zeigen z w e i v o l l s t ä n d i g e L i e d e r aus d e m 13., eines vielleicht schon aus dem 12. Jh., was in der ursprünglichen Form weitergesungen wurde. Das R e i n m a r l i e d (Nr. X X I V ) könnte aus dem gleichen Grunde lebendig geblieben sein, der manche Forscher in den letzten Jahrzehnten an der völligen oder teilweisen Echtheit des Liedes zweifeln ließ. Reinmars Versuch, in realistischeren Bildern als sonst seine alte Klage zu singen, seine Dame sogar vor dem Reizloswerden zu warnen, war ihm nicht gemäß, hatte schon Walther zu einer Gegendichtung veranlaßt. Aber nicht Walthers kräftigere, eindeutige Umdichtung blieb in späten Handschriften erhalten, auch nicht die Reinmarfassung in der Kleinen Heidelberger Lhs., der die schärfste Stelle fehlt, sondern, außer einer Strophe, die in den Carmina Burana überliefert ist, diese Lesart der Berliner Hs. Letztere verbindet die Vollständigkeit des Liedes in der Manesse-Hs. mit der oft sinnvolleren Wiedergabe der Hs. A und erweckt dadurch den Eindruck, die ursprüng-
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lichste der Fassungen zu sein. Und dies nach einer Zeitspanne von etwa 200 Jahren zwischen Entstehung und Aufzeichnung! (Näheres zu den Lesarten und der Frage der Echtheit in den Anmerkungen zu X X I V . ) Von demselben Minneproblem, dem ungelohnten Dienst, handelt das zweite nicht ganz so alte Lied, dem niemand die Echtheit abspricht — d a s T a n n h ä u s e r l i e d (Nr. LIV): in dem Reinmarlied immer noch mehr Minneklage, in dem Lied Tannhäusers eine Darstellung unerfüllbarer Dienstforderungen. Es ist das gleiche Lied, das auch eine stark verlängerte Nachdichtung (Kolmarer Hs.) hervorgerufen hat. Wie bekannt es war, kann aus der Andeutung Jodute hervorgehen, die, wenn das Wort Jodute nicht selbst Kehrreim war, genügt haben muß, um an den vollen Text zu erinnern. Immerhin 150 Jahre nach der Entstehung! Es verwundert, daß der Name Tannhäusers nicht genannt ist, in einer Zeit, da die Ballade von ihm schon bestanden haben muß. (Näheres zu Nr. L I V in den Anmerkungen.) Es zeigt sich, daß der Gedanke der beiden Lieder namhafter Minnesänger bezeichnend ist für den größten Teil des Inhalts der Sammlung, — also beruht die Auswahl, die sich in der gesamten Hs. bestätigt, nicht auf Zufall. Um das M i n n e d i e n s t p r o b l e m kreisen die meisten Lieder: unbefriedigtes Minnesehnen, jede Form der Zuordnung zur Minnedame — oft noch vrouwe im höfischen Sinn — ist der Grundton, der sich allmählich wandelt. Noch Minnelieder, beginnen sie schon Volkslieder ihrer Zeit und des Stammesraumes zu sein. Was von frühhöfischen Tönen erhalten ist, weist hauptsächlich auf R e i n m a r hin. Da klingt in dem Liede, das dem Reinmarlied folgt (Nr. X X V ) , eine volle Zeile Reinmars auf: So wol dir, wtp, wie reine ein nam (Mfr. 165, 28, von Walther v. d. Vogelweide aufgegriffen (L. 82, 35). Die Lesart wol dich der Berl. Hs. war neben wol dir gebräuchlich, fügt J. M. hinzu unter Hinweis auf die Wörterbücher. — Das Lied umkreist die minnigliche zorghe in klassisch-höfischer Art. Dabei erinnert die — unter Vorbehalt erschlossene — Wortprägung zorghenzelijche an Tannhäusers arbeitsaelic (zuerst von Gottfried v. Str. [Tristan] gebraucht); J. M. vergleicht mit jämersendez klagen, Kalla S. 52, 80. Auch das Schlußbild hat zu kräftige Farben für Reinmar. — In Lied V der Berl. Hs. kehrt Reinmars: Weste ich, waz ir wille waere (Mfr. 202, 7) wörtlich wieder. Aber andere Stellen des gleichen Liedes, z. B. vrieyghen goyt und eyne vry verraten späte Form. Auch Reinmars Klage über den Nebenbuhler (Mfr. 201, 12 ff.) wirkt nach (Lied X X X V ) zwischen Prägungen anderer Art. Seine Reue über seinen der geliebten Frau nicht erwünschten Aufenthalt an ihrem Wohnort (Mfr. 159, 10 ff.) findet eine Entsprechung (Lied LVI), ohne daß der Vergleich: ich drysche gayr ydel stro an der Entstehungszeit einen Zweifel ließe. — Bei einem Vergleich der Minneklagen in der Berl. Hs. mit den Reinmarliedern möchte man an eine Reinmarschule am Niederrhein glauben: Lied VI, VII, X X X X I I , X X X X V I I I fallen außer den erwähnten auf; die A n r e d e n trout zelich wijf, reyne zueze, reyne weldich wiip v e r r a t e n d e n
Einfluß des von Hagenau. Weiter zurück als die vielfältige Beziehung zu Reinmar reichen einzelne Anklänge an frühere, sogar v o r h ö f i s c h e Dichtung. Eine Falkenstrophe (die letzte von Lied X X X V I I I ) übernimmt unverkennbar eine K ü r e n b e r g -
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p r ä g u n g : wie wäre sonst das Zusammenstellen mit der Zeile zolde ich daer omme rumen tlant (Mir. 8, 6 und 9, 30) im gleichen Lied erklärbar ? Auf die altbekannten Töne beruft sich der Sänger, wie er sein Schicksal besingt. Umgedeutet sind die Sinnbilder, und die Anfangsbuchstaben des Namens der Geliebten verweisen auf Spätdichtung; der Kehrreim (in der zweiten Strophe der Hs. zerstört) en conde mich van haer keren noch ghewenden wirkt volksliedhaft, — aber in solcher Umhüllung lebt das Kürenbergmotiv weiter. Auch des hertzen schrijn und das Bild vom slüzzelin wirken aus Minnesangs Vorzeit herüber (Lied I L den slussel van mijns hertzen scriin draecht die minnentlijche fiin). Auch der Ausdruck V. 379 wird im Bereich dieses alten Bildes liegen. E s fehlt nicht das frühgeprägte Gleichnis vom Kaiser, dem Reich, der Krone (Lied X X I I , X X V , X X X X , X X X X V , L X ) , von gesmide onde golt zo roet (Lied L), von golt end duer ghesteyne (Lied LV), — H o h e n s t a u f e n d i c h t u n g hallt wieder. Ein Bild des verschmähten Ritters gleicht dem der verlassenen Frau aus der Frühzeit ( K ü r e n b e r g , Frauenstrophen): Ich stände her alleyne, en mach niemmer vreude haen, noch te blide zyn — eyn ander man hayt zijn ghenuechte van der vrouwen mijn (Lied X X X V ) . Ähnlich stark klingt die Klage in Lied L I X — Sprache der Früh- und Spätzeit begegnen sich — den dornen bant draghic doer yr allene . . . ich sta rechte als eyn groene walt ghehouwen ... Von den namhaften Minnesängern lebt M o r u n g e n neben Reinmar in Motiven und Formulierungen der Berl. Hs. fort. Morungens Auffassung von der gefahrbringenden Minne taucht öfters auf: der morderin ist ein ganzes Lied gewidmet (XIII), halb scherzhaft gemeint, ohne daß der innige Ton des Vorbilds getroffen wird (Mfr. 147, 4ff.). Abgeschwächt kehrt auch sein Bild vom Feuerbrand der Minne (Mfr. 126, 2 4 ! ) wieder: daer van verbrande mich yr sciin zam eyn vur us heyser glam (Lied VII) und an anderer Stelle (Lied X X X ) Dijn eigen stat, dijns selves lant haistu vol na zu mael virbrant mit dinem mynnentlichen vuer, och lessche doch den mynnenbrant. .. — mitten in eine Reihe von Neujahrsliedern ist das Gleichnis eingefügt. — Aus Morungens Wortschatz (Mfr. 126, 8) stammt wohl auch ontzeen (Lied L X X , Z. 2068), obgleich die dämonische Bedeutung bei dem späten Sänger fehlt. - Drei Traumlieder der Berl. Hs. (Lied L X X V I , L X X X I I , L X X X I I I ) spiegeln gewiß Morungens Kunst (mehr als Husens Mfr. 48, 26). Sie mögen wohl auch der Morungen-Miniatur in der Manesse-Hs. verpflichtet sein. Oder sollte man aus den Traumliedern und der Miniatur schließen, daß besonders dies Gleichnis Morungens volkstümlich war ? Eins der Lieder ( L X X X I I I ) stellt das Glück der Traumliebe seiner Enttäuschung durch die Wirklichkeit entgegen; ein anderes ( L X X V I ) bringt ein anschauliches Bild der Geliebten, die dem Sänger im Schlaf aus dem Herzen k o m m t ; das dritte ( L X X X I I ) schildert ausführlich die Traumerscheinung. Unter den jüngsten Liedern der Hs., sprachlich stark niederrheinisch gefärbt, stehen diese Traumlieder. — Denkt man fernerhin nicht an Morungen, wenn vom Eindringen der Minnedame durch die Augen in das Herz gesprochen wird (Lied X V Schlußstrophe) ? Doch auch bei Reinmar kommt das Motiv vor (Mfr. 194, 22f.). — Kalla gibt 3 Traumlieder (S. 82 Nr. 56,
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S. 122, Nr. 65, S. 32 Nr. 56 (Erwähnung); Carton hat eins: C X V I . — Venus, die in derHs. öfter angerufen wird (304, 907, 985,1199,1427,1463; 2401; als minne 1534; Amor 1199, 1969), sogar anklagend in Lied X X X I I , ist wohl eine zu allgemeine Gestalt geworden, um nur an Morungen zu erinnern. W o bleibt W a l t h e r s Einfluß? Im späten Minnesang und dem nachhöfischen Lied ist sonst sein Wirken am nachhaltigsten. Auch in der Berl. Hs. fehlt der Einschlag nicht, tritt aber hinter dem eines Reinmar und Morungen zurück. — Vielleicht half, wie erwähnt, die Doppelform, die er zu Lied X X I V schuf, zu dem langen Nachklingen des Liedes. — Das haltunggebietende Lied L V I I I , an den jonc man gerichtet, trägt etwas von Walthers Ton (Lied 22, 33; 91, 17) in sich, und das kräftige Bild vom Steuern unter dem frühen Antrieb der Minnedame fügt sich gut hinein. Weitere Minnelehren in Liedform (Lied X I V , X V I I ) weisen mehr auf nachwalthersche Spruchdichter hin als auf ihn selbst, den Schöpfer des höfischen Spruchliedes. — Das vrudeliin (Lied X I X ) erinnert an Walthers fröidelin (Lied 52, 22) und troestelin (Lied 66, 2); im gleichen Lied ist ein Gutenmorgen- und ein Gutenachtwunsch für die Besungene, und wir denken an den guoten tac, den Walther seiner Geliebten wünscht (Lied 119, 17). — Mittelbar knüpfen die Lieder vom unbegüterten Sänger (Lied IV, X X X V I , X X X X I ) an Walther an, der das Motiv in den Sang einführte (Lied 20, 31; 31, 23; 28, 1); die späten Sänger klagen, daß ihnen aus Armut keine Minne zuteil wird. — Das Einbeziehen des Winters, neben dem Sommer, in Minnefreuden (Lied L H ) hat einen weniger ironischen Vorgänger in Walthers Sang 117, 29. — Schließlich geschieht in Lied L V I I I auch Erwähnung der religiösen Bezogenheit der Minne (von einigen großen Sängern, nicht nur Walther, war sie ursprünglich besungen): Want goedes hulde wye die haet, hem niet bas staet dan gonst eyns reynes wives. A b weichend im Stil, schließt sich daran die Aufforderung an das vrouweliin, den amijs zu ehren. Und V e l d e k e ? Man sucht nach seinem Einfluß in den aus seiner weiteren Heimat zusammengetragenen Liedern. Unmittelbar ist er nicht zu erkennen. Aber man könnte einen Kreislauf aufzeigen: vom Niederzum Oberrhein (Reinmar) und zurück zum alten Raum, doch selten geradehin, meist auf Umwegen: über Neifen, Winterstetten. Die Verminniglichung der Natur im deutschen Sang ging von Veldeke aus, und die Naturlieder der Berl. Hs., so sehr sie der Spätzeit angehören, sind denen des stammesverwandten Meisters der Frühzeit wieder nah. Doppelgestaltig wirken viele Liedarten der Hs. Spürt man nicht den Einfluß der K r e u z z u g s l i e d e r in dem Abschiedslied des Hince Jan te Borghe ( X X X I X ) ? Eine kerchvaert hat er gelobt — der ungelohnte Dienst trieb ihn dazu (Sceyden heyt mijn hertz vercoren, langher dienst weer gaer verloren . . .). Jedoch ist das adeu, god gheleyde dich, der Kehrreim, die einzige Beziehung auf Religiöses. Wie anders Hartmanns Abschieds- und Absagekreuzlied (Mfr. 210, 35)! Ein anderes Abschiedslied ( L X X X I ) , in der Form recht nachhöfisch, im T e x t stellenweise volksliedhaft, ein ungewollter Abschied von der Dame, ohne Erwähnung des Reisezwecks, läßt W a l t h e r s Verse aus dem Kreuzlied L. 14, 38 — abgewandelt — aufklingen: alre eirst werde ich vresch und geil. Dann wieder gemahnt es uns an J o -
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h a n n s d o r f (Mir. 89, 21), so volksliedmäßig es klingt: ich vare daehen, got geve mir heil, got geve dat ich zi vinde gemeit. U n d solche alten Klänge münden in den T a n n h ä u s e r s t i l : soe wolde ich met ir in dem dantzsf ringen vresch met vreuden hoe . . . Ein weiteres, besonders ausdrucksvolles Abschiedslied ( X X X V ) wurde schon wegen seiner Anklänge an frühen Sang erwähnt. Es wendet sich an einen jüngeren, glücklicheren Gefährten, der in der Nähe der hertz vrou Reigen tanzen darf. Wir empfinden überall rückschauend Verzahnungen, die damals wahrscheinlich weder dem Sänger noch den Zuhörern bewußt wurden. Nicht anders berühren uns die der niederländischen Malerei so ähnlichen, in der Berl. Hs. aber seltenen r e a l i s t i s c h e n Stellen. Ein Motiv (Lied L X I X ) geht sichtlich auf S p e r v o g e l zurück: das v o m Wolf unter den Schafen — Wolf auch im späten Lied zur Bezeichnung des Nebenbuhlers. Die Strophe scheint zersungen zu sein: der ursprüngliche Reim laden: schaden läßt sich nicht mehr herstellen, ohne daß man die ganze Stelle abändert (Mfr. 23, 21, dazu Anmerkungen S. 289: auch Freidank erwähnt das Gleichnis). Der späte Dichter der Berl. Hs. bringt Esel und Fuchs stilgerecht in das gleiche Lied und findet in der folgenden Strophe ein ebenso derbes Bild vom übergroßen Unglück, das er auf den Rücken nehmen und in den Bach werfen will. So weist die starke Verwurzelung der Lieder dieser Handschrift in dem Minnesang der frühen und hohen Zeit hauptsächlich auf Reinmar, in bezeichnenden Motiven auch auf Morungen, außerdem sind Walther und Spervogel zu erkennen. Auch ein vorhöfischer Einschlag läßt sich nachweisen. Im Sinne des deutschen Rittersangs zieht sich durch die größte Anzahl der Lieder, was als Leitwort in Lied X X X I einsetzt: Vrouwen gheven hogen moyt, — in der letzten Liedergruppe ist auch einmal der froe moet erwähnt ( L X X I I ) . Doch dieser hohe Mut wird meist, wie im Sang des 13. Jh., nicht leicht erworben: Van nyen zender arbeyt moyz ich leyder trurich ziin (Lied X X X X V I I I ) und So wie das ane loene dienet (Lied VI) bezeichnen schlagwortartig das Ringen. In seltenen Fällen ergeht sich der Sänger in einer das trüren ablehnenden, nicht nur überwindenden Haltung: in den Frühlingsreigen (Lied I, X X X X V , X X X X V I ) , in Lied I X , dem Sang von Minnefreude; in Lied X I I , dem Sang vom Rausch der Minne; in Lied X X X X I I : Ich wil iaermeer wezen vro, miin ghemuete das steyt ho. In allen Liedern aber ist Altes und Neues ineinandergewirkt, so daß der Zusammenklang oft gewaltsam zerrissen wird, wenn man sondert. Sogar die älteren Lieder, das Reinmar- und das Tannhäuserlied, tragen — wie erwähnt — Einzelzüge, die über ihre Entstehungszeit hinausragen. Die andere Seite dieser Doppelgestalt, die s p ä t h ö f i s c h e , liegt mehr oder weniger klar zutage. N a t u r l i e d e r — treffender so genannt als Lieder mit Natureingängen — nehmen in der Berl. Hs. einen bedeutenden Platz ein. Außer in dem eigenartigen Lied I I (s. oben) lebt die verminniglichte Natur hauptsächlich in vielreimigen Z i e r l i e d e r n . Acht solcher spätgotischen Gebilde enthält die Hs. (Nr. 1, 9, 11, 23, 45, 46, 52 und 62). Von diesen bringt I ein K a m p f oder Turniergleichnis mit ritterlich-heldischen Zügen (s. oben); I X eine Kampfansage — angesichts aller Hilfe der Maifreuden — an die zorghe;
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X I einen Vergleich zwischen den vergänglichen Jahreszeiten und den immerwährenden Minnefreuden; X X I I I eine Winterschilderung: viel Kleinkunst bei aller Verwünschung des Winters; X X X X V Maischilderung, auch Kleinmalerei, Freude an der heyde im Vergleich zur Minnefreude; X X X X V I gleich I X eine Kampfansage an den Winter: er soll vom angher abziehen, weil dort der Tanz beginnt; L X I I eine Gegenüberstellung von Frühling und F r a u ; L H ein Winter- und Trutzlied, eine übermütige Beichte: Sommer und Winter geben beide dem Dichter hohen Mut, er muß im Winter in der Liebesglut brennen. Es kümmert ihn nicht, ob jemand ihn betrauert. Er verfolgt seinen weiten Weg trotz der Hindernisse. Besonders erstaunt der in anschaulichen Bildern durchgeführte, launige Sinn in einem der Ziergefüge, darin sonst leicht der überreiche Reim in eine inhaltsarme Sprache treibt. — Wir sind von Veldeke weit entfernt, N e i f e n s und W i n t e r s t e t t e n s Kunst näher. Lied X I hat sogar das gleiche Reimschema wie ein Lied von Neifen (Haupt [1851] 17, 17), bis auf eine kleine Abweichung im Abgesang. Doch weisen die Reime von Lied X I auf niederländischen Ursprung. Fast alle obenerwähnten Zierlieder sind gleichzeitig T a n z l i e d e r in Winterstettens oder Tannhäusers Leichart. Auch die Lieder X X X I V , L V , L X X X I rufen zum Frühlingsreigen auf, Lied X X V I schließt mit Tanzreimzeilen, Lied X X X X V I endet in einer kurzen Beschreibung des Tanzes. Besonders sprühend wirkt die Kehrreimstelle in X X X I V : alzo alzo alzo mit haer in vreuden ho . . . E r z ä h l e n d e L i e d e r sind in der Hs. nicht häufig, aber die vorhandenen einzigartig: ein Turnierlied ( L X X X ) , klassisch in der Haltung, als Motiv an Lichtenstein erinnernd; ein Abschiednehmen von unerfüllbarer Minne und Ritterleben, Eintritt ins Kloster (Lied L X X I I ) : wahrscheinlich wird eine Tatsache berichtet, wie schon ausgeführt wurde; nicht das ganze Lied ist erzählend; dann die obenerwähnte epische Strophe (Lied X X X X I I I ) ; schließlich ein Minneabenteuer in Neifens Art (Lied L X X V I I ) — doch hat es nicht den typischen Ausgang, sondern endet in einer Verwünschung der hoeder. Die Anzahl ist gering gegenüber dem Reichtum an erzählenden Kurzliedern in andern Handschriften, z. B. der Oudvlaemsche Liederen und der Antwerpener Hs. (die allerdings etwa 100 Jahre später entstanden ist). Alle Erzähllieder und -Strophen der Berl. Hs. tragen die Ichform, häufig ein Zeichen der Zwischenstufe vom Minnesang zur objektiven Ballade. Auf das eigenartige P r e i s l i e d beim Tode eines Minnesängers wurde schon hingewiesen. — N e u j a h r s l i e d e r , die in mittelhochdeutscher Dichtung zuerst bei Oswald von Wolkenstein nachweisbar sind, finden sich in der Berl. Hs. als X X V I I , X X V I I I , X I X , X X X . Hier liegt verhältnismäßig späte Dichtung vor. Farbensymbolik, Spiel mit den Anfangsbuchstaben des Frauennamens, auffallend bürgerliche Anreden (geselleken, meisterynne, doichterlijn) bezeugen dies. Sie vereinen sich mit volksliedmäßigen Naturvergleichen und einzelnen überkommenen höfischen Ausdrucksprägungen von Morungen (s. oben), zu denen sich eine Art Tannhäuserweise gesellt: Mocht ich mit dir noch werden alt, soe lebede ich vrolich al mijn jaer. Carton gibt 5 Neujahrslieder: L I X , L X , L X X V , C X X X V I I und C X L I , bei K a l l a und Nijland finden sich keine.
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S p ä t h ö f i s c h e R e a l i s t i k drängt sich häufig vor in sonst abwägend betrachtender Sprache. Sängerklagen, über wirtschaftliche Not, wie sie im nachwaltherschen Sang sich mehren (s. oben), treten zwar in der Berl.Hs. fast nur als Klage um den durch Besitzlosigkeit gestörten Minnedienst auf: vor dem reichen Nebenbuhler warnt ein Sänger (IV) seine Dame; ein anderer klagt enttäuscht Armans dienst ist dycke onwert ( X X X X I ) ; stark verbittert entsagt ein dritter der Minne ( X X X V I ) , da er nicht länger der gompelman sein will. — Eine Sängerklage ohne materielle Not, nur über die als demütigend empfundene Gewalt der Frau, von der der Dichter aber doch nicht lassen möchte, ist Lied L X . Doch welche Realistik in dem Wort: eyn pifer ist eyns mannes spil, der alle weghe dansen pliet! — Realistische Vergleiche fallen in Lied L X V I I I auf: „unerschrocken gleich einer auf festem Grund errichteten Mauer" ist die Gesinnung des Sängers, seiner zalden strate erwähnt er; im gleichen Lied trifft man auf ein Gleichnis vom Jäger; in Lied L I X klagt er wie ein grüner Wald, der geschlagen wurde und nun wund ist; mistroest wird als nächster maech bezeichnet (LVI); Herz, Leib und Sinn als die drei Stücke des väterlichen Erbes dem großen gaert der Frau entgegengestellt (Lied V I I I s„ oben); in Lied L X eine Entrüstung, daß die Frau sein Haus als Eigentum behandelt. Vergleiche aus der Tier- und Pflanzensage (in der Art des Physiologus) hat nur Lied X X X X . Viel häufiger sind sie bei dem Marner und bei Frauenlob. Dagegen könnte auf den eigenwilligen Wirklichkeitssinn eines Hohenvels hingewiesen werden. (Prof. Hans Naumann regt mich zu dem Vergleich an). Ein S c h w a n k e n z w i s c h e n z w e i W e l t a n s c h a u u n g e n scheint mir besonders fühlbar zu sein in dem Minnelied LI, das mit einer Wendung zum Mystisch-Religiösen schließt. Eine Beziehung zu F r a u e n l o b fällt auf, hier wie bei dem Vergleich vom laufenden Brunnen (Lied X X X X I I I , vgl. Frl. Ettmüller 349, 9 din übervlüzzic brunne). Doch ist in mittelhochdeutschen Liedern stets Maria oder Gott mit diesem Vergleich bezeichnet. Auch Lied L H hat einen wörtlichen Anklang an Frauenlob: ich brinne sam in der gluot ein sinder (Frl. Ettmüller 416, 6/7). Die beiden Lieder können sonst inhaltlich nicht verglichen werden. — In das Grübeln beginnender Mystik gehört wohl auch das Lied vom tzwijfel ( L X X I V ) . Wieder denkt man an Frauenlob, aber auch Wolfram baut die Einleitung zum Parzival aus ähnlichen Gedankenreihen auf — die Totenklage (Berl. Hs. 14 b) gleichfalls, unter Bezugnahme auf Wolfram — ; allerdings sind Wolframs Gedankengänge ausgereifter und weltumspannend. In dem späten Lied L X X I V herrscht eine romantische Unabgeschlossenheit, Unausgeglichenheit. S p r u c h l i e d h a f t e s begegnet sehr selten in der Sammlung. Außer den erwähnten Minnelehren in des jungen Walther v. d. V. und seiner Schüler Art (LVIII, X V I I , X I V ) ist ein Zwiegespräch zwischen Hoffen und Zweifel aufgenommen worden (XVI). Wenn es nicht das Minneproblem — im engeren Sinne sogar das Reinmarproblem der ungelohnten, stets weiter erhofften Minne — behandelte, so fiele es noch stärker aus dem Rahmen des Ganzen. — Abseitiger noch steht ein Rundgespräch von sechs Frauen über ihre Männer (Lied L X X I ) . Nur Ehefrauen können gemeint sein, auch die Minneausdrücke sind auf eheliche Verhältnisse übertragen. Immerhin
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schließt sich durch die vereinzelten, an höfische Zeit erinnernden Worte auch hier die Kette: verleihen in dem huse; her dede mir nie gheyn leyt; lief voer alle wijf; ich wensch hem heyles; und den Tannhäuserruf: heya hey! — Sollte das Gedicht, das als letztes der mittleren Gruppe eingefügt ist, eher zur Gruppe erzählender Langdichtungen, zum folgenden Teil der Hs., w zählen sein? Da eine neue Seite nicht beginnt, nehme ich es unter die Lieder auf. Ähnliche Rundgespräche druckt vdHg. 3, 441 äff. als namenlose Gedichte : ein im Ring der Männer geführtes, Frauen betreffend, hat wörtlich die gleiche Anfangszeile; ein zweites, unter Frauen stattfindendes, hat nur anerkennende Worte für die Männer. E i n g e s t r e u t e s p ä t h ö f i s c h e Z ü g e erscheinen uns zeitbedingt oder gar rokokohaft-spielerisch: besonders schon erwähnte Verstecknamen für die Geliebte oder Anfangsbuchstaben ihres Namens (125, 1112, 2303, 2357), Farbensymbolik (vgl. A 911), überspitzte Anreden: miin zukeren truit (Lied X X X X I I I ) ; scuene feye (öfter, z. B. Lied X X X X V ) ; Wijf, zoukyr zuesyr bloemen bloyt yst dyr lijf (Lied X X X V I I ) ; nicht mehr höfische Anreden: meisterynne, doichterliin, vroichen (Lied X X V I I bis X X X ) ; übersteigerte Formen des Treugelöbnisses: ir vrieyghen goyt (Lied V); ich un was men nemet mijn . . . das ist eyghentlijchen diin (Lied XVIII); Diin ghevanghen wil ich ziin (Lied XXI). Daneben entwickelt sich die höfische Treuzusicherung zum volkhaften Ausdruck anderer Stände (Lied VIII): das ganze Vatererbe, Leib, Herz und Sinn, will der Sänger der Geliebten unterstellen {wil zi, ich setz yr oben daer aen), wenn sie auch ein viel größeres Erbe hat, einen gaert zo wijt, jo hertz, da in zi menighen hayt (vgl. oben); ein Zweifel ängstigt den Sänger, daß sie an ihm nicht genug habe. Nichts Neidhartmäßiges liegt in dem durchgeführten, realistischen Bild. Hier spürt man besonders häufig die Verbindung der Berliner niederrh. Hs. mit der Haager Lhs. und der Gruyth, Hs. (Kürzungen B. = Berl. Hs., K. = Kalla, N. = Nijland, Gr. = Gruyth. Hs.). Außer dem in den Anmerkungen Erwähnten vergleiche man völlig oder teilweise übereinstimmende Ausdrücke: Gr. S. 215 engel tzaert mit B. 316, 943, 2379; Gr. S. 129, S. 150, S. 151, S. 228 mijns leits verdrijf, auch mannes leitvertrip K. S. 78, 16, S. 83, 15, S. 97, 7, S. 100, 48, S. 95, 35 mit B. 44, 954, 2363; hierhin gehört gewiß auch N. 210, 32 Heistes names leytverdrijft (= hey st des mannes); Gr. S. 129 coninginne mit B. 1463; Gr. S. 110, S. 128, S. 142, S. 153 keyserin, mijns hertzen keiserinne, auch K. S. 71, 1, S. 82, 7, S. 80, 14, N. S. 152, 1 mit B. 905; Gr. S. 60, S. 130, S. 149, S. 215, S. 216, S. 221 Mijn hemelrijch, mijns hertzen h. mit B. 295, 1237; Gr. S. 64, S. 66, S. 107, S. 135, S. 147 eyghin vry, eyghin (S. 130), eyghin dienare (S. 86), auch K . S. 105, 3, S. 124, 82 (vyr für vry), S. 28 Nr. 38 und S. 80, 31 mit B. 138, 154, 966, 1755; — J. M. fügt hinzu Antw. Ldbch. Nr. 100, 1, Mone, Übersicht der ndl. Volksliteratur 198 Nr. 272; 200 und 397 Nr. 280; — K. S. 36 Nr. 74 Myns herten hoyste paradys, auch N. S. 165, 297 mit B. 635, 1449; K. S. 128, 28 meesterynnen mit B. 851; Gr. S. 64, S. 117, S. 165, S. 92, S. 134, S. 150, S. 191, S. 222, ebenso oder ähnlich K. S. 83, 11, S. 88, 18; N. S. 184, 385 op minen heit mit B. 88, 158, 450, 555, 1470, 1954; K. S. 84, 47 und S. 87, 9 die reine frucht, auch N. S. 206, 1 (Nr. 16) mit B. 489, 1439, 1664, 1729;
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K. S. 125, 16 onderdanich mit B. 841, 865, 2183, 2463, 2468, 2498; Gr. S. 60, S. 193 onderdaen mit B. 267, 841, 865; Gr. S. 196 dir ghewald, N. S. 155, 84 und S. 155, 87 geweldich mit B. 505, 507, 559, 1045, 1269, 1727, 1737, 2210, 2500; K. S. 74, 81 f. vrouwe, swer gewaltec were, der sol doch genSdec sin (J. M.), auch N. S. 155, 84f. mit 6 . 2 2 0 9 ! ; K . S. 35 Nr. 65 charmen mit B. 1009; Gr. S. 59, S. 153, S. 205, S. 213, auch K . S. 129, 28, S. 105, 6, S. 100, 42 ws ercoren mit B. 934, 1103, 1178, 2407, (989?); K . S. 128 (Nr. 85), 14 Das ich mer ziinre konde gemasyn mit B. 152; K . S. 96, 35 zuo irem dienst mich säzen mit B. 2031; K . S. 85, 27f. hilf, fröulin zart, ... du hetests anders sünde mit B. 1 7 1 5 ! ; K. S. 123, 58 Mit mey gheblüemyt stont mit B. 1 9 0 3 ! ; K. S. 131, 23 (Nr. 112) In cans ontlopen noch ontriden mit B. 1481; K. S. 105, 8 Min dienst blyft zu mal verloren mit B. 2065; N. S. 194, 8 ich dien ir sicher aen zil mit B. 830; Gr. S. 194 bliven int verdriet, auch S. 75, S. 148 verdriet: ghesciet mit B. 467 und (Reim) 1790; Gr. S. 60, S. 127, S. 131, S. 214 Daer vuer sone corich gheen gewin u. ä. mit B. 1059; Gr. S. 215 Ich weinsche huer heyl end goeden dach u. ä. S. 79 mit B. 581; Gr. S. 66, S. 149, S. 165 Met trauwen ich das meine mit B. 1426; Gr. S. 69 Ic ne dars haer niet ghewaghen mit B. 1209; Gr. S. 218 So wordich al mijns zinnes quijt mit B. 1 2 1 1 ; Gr. S. 68, S. 78, S. 89, S. 107, S. 121, S. 220 wijflic scijin (anscijn) mit B. 893, 913; Gr. S. 60, S. 150, S. 193, S. 194 ghevanghen, dijn ghevaen u. ä. mit B. 208, 646, 880, 965; Gr. S. 60, S. 63, S. 152, S. 197 Want zi mich haet in haer bedwanc u. ä. mit B. 701 (übertragener Sinn), 2429; Gr. S. 150 wijflic beilde mit B. 2410 und 2489; Gr. S. 129 die ic vor aide werelt minne mit B. 2455. — Solche Beispiele könnten sehr vermehrt werden. Von verschiedenen Seiten betrachtet, schließen sich die drei westniederdeutschen Liedersammlungen zu einem — selbstverständlich stammesgemäß verschiedenteiligen — Ring, in den sich die von Kalla S. 16 erwähnte nur als Fragment erhaltene Hs., soweit sie Lieder enthält, nach ihrer Veröffentlichung gewiß eingliedern wird. A n s p ä t h ö f i s c h e n M o t i v e n f e h l e n in der Berl. Hs.: politisches Lied, Streitlied, Fürstenpreis (außer einer Ritterklage), Zeitklage, insbesondere Klage um niedergehende Sangeskunst, Neidhartmäßiges, Pastourellenhaftes, Rätselspruch, Sinnspruch (Sprichwörtliches als Strophenabschluß in Lied L X ) , Religiöses. Der Grundsatz des Liedhaften im engeren Sinn erklärt vieles, nicht alles. Kaum wird man aber ein Lied der Berl. Hs. finden, das nicht durch Sprache, Motiv oder Form zum deutschen Minnesang in Beziehung steht. Man hat den Eindruck, daß — eher dem Zeitgeschmack folgend als bewußt — Lieder aufgenommen wurden, die einen Kern alten Sanges trugen. So bedeutend ist oft der Anteil an nachweisbarem höfischem Ausdrucks- und Motivgut, daß man deutliche Beweise findet, wie ganze Teile älterer Lieder in die Spätzeit hinübergesungen wurden, .sogar auch zwei vollständige Lieder. Ein Überblick über die F o r m der Lieder bestätigt und erweitert das von Inhalt und Ausdruck aus Erkannte. Die überwiegende Anzahl der Lieder mit strophischem Kehrreim, der einleitet oder nach der ersten Strophe unterbricht, stellt die Sammlung unmittelbar neben die der Gruythuyseschen und der Haager Hs.: 49 Lieder der Berl. Hs. tragen einen Kehrreimvermerk, bei 3 Liedern mindestens scheint er vergessen zu sein Lang,
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(V, VIII, L X X V ) ; unter den Oudvl. Lied, stelle ich beim Durchblättern einen mindestens gleich großen Anteil am Ganzen fest; über den Umfang der Erscheinung in der Haager Lhs. wird man erst nach vollständiger Veröffentlichung urteilen können (vgl. Kalla S. 14). — Unter den Liedern mit strophischem Anfangskehrreim tritt eine Gruppe hervor, bei der die Reime der Refrainzeilen in allen Strophen vokalgetreu wiederkehren. In der Berl. Hs. handelt es sich um 4 Lieder: X X X X I V und L X X V (gleichgebaut 3 : 2 : 3 ) ; L X X V I ( 5 : 4 : 5 ) und L X X X V ( 4 : 3 : 4 ) , also kurzstrophige Lieder. Die Gruyth. Hs. enthält etwa 58 zum Teil recht langstrophige, doch in der Reimweise übereinstimmende Lieder. Die beiden gleichgebauten Lieder der Berl. Hs. haben etwa 12 Gegenstücke in der Gruyth. Hs., Lied L X X X V hat eines, Lied L X X V I keins. Allen diesen Liedern ist außer der .Reimweise gemeinsam, daß auf einen Drei-, Vier- oder Fünfzeiler eine um eine Zeile kürzere Strophe folgt und darauf eine dem Anfangszeiler gleichgebaute. Bei Lied X X X X I V schaltet sich nach der hs. Bezeichnung die Anfangsstrophe oder ein Teil von ihr ein nach der mittleren Kurzstrophe, ebenso nach der Schlußstrophe. Bei L X X V fehlt, wie erwähnt, der Kehrreimvermerk. Lied L X X X V trägt die Angabe an der kurzen Mittelstrophe. Genaueres über Einsatz und Zeilenlänge der Wiederholung könnte aus den entsprechenden Liedern der Gruyth. Hs. erkennbar sein, da dort an vielen Stellen die Wiederholung ausgeschrieben ist. Soweit dies zutrifft, sind meist nach der Mittelstrophe die beiden Anfangszeilen der ersten Strophe völlig wiederholt und am Liedschluß ist der Anfang der gleichen Kehrreimstrophe erwähnt (Oudvl. L. IX, XLII, L X I X , CXXIII). Einmal (O. L. L X X I V ) ist die Wiederholung der Anfangsstrophe nach der Mittelstrophe nur vermerkt, erst nach der letzten Strophe findet sich die völlige Wiederholung. In einem andern Fall (0. L. L X X X V I I ) wurde die Anfangsstrophe nach jeder weiteren voll ausgeschrieben. Bei einzelnen Liedern (0. L. X V und CXXVI) ist, wie in L X X X V der Berl. Hs., nur nach der Mittelstrophe die Wiederholung gezeigt. Bei einem weiteren (O. L. XXV) ist die Wiederholungsstrophe nach der Mittelstrophe ganz ausgeschrieben und am Liedschluß nur angedeutet. Ein ganz einheitliches Bild läßt sich somit nicht herstellen. Vielleicht bestand kein festliegendes Schema. Am häufigsten erscheint die Anfangsstrophe als Wiederholung, und zwar nach der Mittelstrophe zweizeilig, nach der letzten Strophe ebenso oder ganz. Ähnliches ergibt sich aus der Betrachtung der mehrzeiligen, als ausgeschriebener Kehrreim verwendeten Refrainliedstrophen (O. L. L X X X 1 X , XCIII, XCVIII, CHI, CVI). Ein Lied der Berl. Hs. (LXXIII), das gleichreimig ist, hat das Kehrreimzeichen vor der letzten um eine Zeile verlängerten und hierdurch vom Reimschema abweichenden Strophe. So erscheint das Ganze als eine einzige stolliggebaute Strophe mit vierzeiligem Abgesang, der als Kehrreim dient. Diese Ausnahme macht die Frage für die Berl. Hs. noch verwickelter. — Neben dieser Gruppe von 5 durchreimenden Kehrreimliedern besteht in der Berl. Hs. eine weitere von 17 Liedern, die einen Vierzeiler einem meist dreistrophigen und darin mehrzeiligen Aufbau vorausschickt, darunter 10 Lieder aus achtzeiligen Strophen gebildet (X, X X , X X X I , X X X I V , X X X V I I I , X X X X , LVIII, LX, LXV, LXIX), 4 Lieder aus zehnzeiligen (II, V, VIII, X X X I I I ) , 1 Lied aus neunzeiligen (LXI), 2 Lieder aus un-
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gleichgebauten: 9 : 8 : 7 = zeilig, bzw. 12 : 10 = zeilig ( X X X V und LXIV). Zu diesen Liedformen kann ich keine durchaus gleichgebauten der Gruyth. Hs. stellen. Aus der Haager Lhs. bringt Nijland (S. 200) ein Gegenstück der 8 zeiligen Strophenform mit vorausgeschicktem 4zeiligem Kehrreim, Kalla ein gleiches S. 118, bei dem jedoch der Kehrreim an einer Stelle nicht vermerkt ist; außerdem erwähnt Kalla vier gleichartige (Nr. 48 S. 30, Nr. 49 S. 31, Nr. 80 und 81 S. 38 — letzteres iozeilige Str.); in Zs. I 244, 48 und 245, 49 ist je ein Lied des Aufbaus 4 : 8 : 8 : 8 beschrieben. — 1 Lied der Berl. Hs., aus 2zeiligem Kehrreim mit folgenden 7zeiligen Strophen gebaut (XXXII), 4 Lieder, die 3zeiligen Kehrreim bei 7zeiligen Strophen ( X X X V I , X X X X I , IL, LXIII) zeigen, 2 Lieder, die nach 5 zeiligem Kehrreim 7zeilige (XXXVII) oder 8zeilige (LVI) Strophen folgen lassen, und 2 Lieder, die zu 6zeiligem Kehrreim iozeilige (XXI) oder 13zeilige Strophen fügen (LII) bleiben ganz ohne übereinstimmendes Gegenbeispiel. Die ausgeschriebenen Wiederholungsstrophen ähnlichgebauter Lieder der Gruyth. Hs. verraten hier eine gleiche Mannigfaltigkeit der Behandlung, wie sie an dem Beispiel der gleichreimigen, kurzstrophigen Lieder gezeigt wurde, ja es bieten sich noch mehr Möglichkeiten: die Anfangsstrophe oder ein verschieden langer Teil von ihr wird nach jeder der Mittelstrophen und in gleicher Verschiedenheit am Schluß des Liedes wiederholt; in der Regel die Verkürzung nach jeder der Mittelstrophen, die ganze Anfangsstrophe als Abschluß. — Die Anfangsstrophe kann auch kehrreimbildend sein, ohne eine kürzere Form als die übrigen zu haben, so Berl. Hs. X X X X I I I (vgl. O. L. XC); sie kann auch länger sein, wie Berl. Hs. L I X zeigt. Bei X V scheinen die Stollen der Anfangsstrophe Kehrreim zu sein. Das gleichstrophische Lied X X X X V I I hat am Schluß einen unverständlichen Vermerk (AI were etc.). — Eine weitere Form der Lieder mit strophischem Kehrreim ist die, bei welcher die Wiederholungsstrophe nach der Anfangsstrophe auftritt: die 4 Lieder der zweiten Gruppe (XXVII, X X V I I I , X I X , X X X ) , Lied L V aus der dritten Liedgruppe und alle Lieder der letzten Liedgruppe ( L X X I I bis L X X X V I ) mit Ausnahme von L X X I I I , L X X V I und vielleicht L X X V . Bei diesen 17 Liedern ist die Kehrreimstrophe stets kürzer als die übrigen: 4zeilig in den Liedern der zweiten Liedgruppe, 3 zeilig in Lied LV bei gzeiligen Strophen (vgl. Kalla S. 39 Nr. 47, doch Anfangsreim), in der letzten Liedgruppe meist 4zeilig; drei 3zeilige (LXXII, L X X X I I I , L X X X V ) , drei 5 zeilige (LXXXI, L X X X I V , L X X V I I I ) und eine 8 zeilige (LXXIV). Teilweise vereinen sich lange Strophen — bis zu 13 Zeilen — mit diesem Mittelstrophenkehrreim. Nur wenige Beispiele dieser Art kann ich in der Gruyth. Hs. finden: X X I X , X X X V I I , L X X X I , X C I X und C X X mit der 4. Str. als Kehrreim; auch bei Kalla nur S. 81 Nr. 47 (mit ausgeschriebenem Dreizeilenrefrain), dazu Zs. I 229, 2. — Für die Häufigkeit und Zeilenzahl der Wiederholungen innerhalb eines Liedes ergibt sich nichts aus der Berl. Hs., da bei den MittelstrophenkehrreimLiedern, außer bei LV, nur ein Refrainzeichen am Rand vor der betreffenden Strophe steht und L V nur eine Kurzangabe am Schluß hat. Auch aus den 0. L. geht hier nichts Wesentliches hervor. Die besondere Erscheinung des doppelten Kehrreims — der mittleren Kurzstrophe und der Anfangsstrophe (wie O. L. CVIII) — ist in der Berl. Hs. nirgend angedeutet. — Für Be7*
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arbeitungszwecke füge ich eine Übersicht über die wörtlichen, die Anfangszeile oder -worte des Kehrreims anführenden Vermerke bei: nach allen Strophen in den Liedern II, X V (hier nach Stollen und Abgesang), X X , XXXI, XXXII, XXXIII, XXXIV, XXXV, XXXVI, XXXVII, XXXVIII, X X X X , X X X X I , X X X X I I I , X X X X I V , IL, LH, LVI, L X I X ; nur am Liedschluß bei X , X X X X V I I (falscher Vermerk), LV, LVIII, L I X , L X I I I , L X I V , L X V ; nur nach den beiden letzten Strophen bei X X I , L X , L X I und nach der ersten und letzten Str. bei L I V ; dazu kommt ein Doppelvermerk nach der Mittelstrophe bei Lied L X X V I , das auch ein Refrainzeichen am Rand hat. Alle übrigen im Text angegebenen Zeichen sind in der Hs. neben dem Kehrreim selbst am Rand eingefügt. — Bei einem Gesamtvergleich der Kehrreimlieder beider ganz vorliegenden Sammlungen tritt die Vielgestaltigkeit dieser Form in der Gruyth. Hs. gegenüber der Berl. Hs. hervor. Der Rhythmus, den der Wechsel zwischen Beharren und Fortschreiten erzeugt, macht sich stärker fühlbar. Die Gleichreimigkeit von Kehrreim und Strophen, in der Gruyth. Hs. sehr häufig durchgeführt, beschränkt sich in der Berl. Hs. außer bei den 5 Kurzliedern auf die letzte Zeile von Kehrreim und Strophen. Diese Verbindung besteht bei 12 Liedern. Ein vielreimiges Zierlied (LII) mit Kehrreim läßt sich den O. L. besonders vergleichen. Die auffallende Erscheinung des strophischen Anfangs-, seltener MittelKehrreims konnte ich in der sonstigen deutschsprachigen Liedkunst nicht vollständig verfolgen, nur die Seltenheit der Form feststellen. Daß das westniederdeutsche Sprachgebiet solche Lieder in weitem Maße hervorbrachte und begünstigte, geht aus einem Überschauen der Gr. Hs. und der Berl. Hs. hervor. Ein Vergleich mit den altfranzösischen kehrreimreichen Liedformen erscheint geboten (vgl. Te Winkel I, 85). Auch diesen konnte ich nur in allgemeinen Zügen vornehmen. Es erstaunt, daß Gennrich in seinem Grundriß einer Formenlehre des mittelalterlichen Liedes (Halle 1932) nicht neben den mittelhochdeutschen Liedern die der Gruyth. Hs. mit den französischen Liedern in Verbindung bringt. Den afr. Liedern, Rondeaux und Virelais, nähert sich die Form der Kurzlieder der Berl. Hs., wenn man sie auf eine bestimmte Wiederholungsweise festlegt: X X X X I V und L X X V könnten in die Formen des 13 zeiligen Rondels S. 64 eingefügt werden A B C | ab | A B | ab c | A B C; gleichfalls Lied L X X X V in das Schema des 18 zeiligen Rondels, während L X X V I ein von Gennrich nicht gezeigtes 23zeiliges Rondel voraussetzen müßte. Der Verfasser gibt zu (S. 66f.), daß die Rondelform im Mhd. kaum Eingang gefunden habe. Seine Erklärung, daß Reimschwierigkeiten sich der Übernahme entgegenstellten, will mir angesichts der niederdeutschen Hss. nicht einleuchten. — Es gab in der Vor- und Frühzeit des höfischen Sanges auch auf deutschem Gebiet Ansätze zu Gleichklang- und Wiederholungsformen, wie das allbekannte Liedchen Ich bin dtn zeigt. Die verschiedene Entwicklungslinie scheint volkstumgebunden zu sein. Das Auftreten der Kehrreimlieder im benachbarten nordostfranzösischen und westniederdeutschen Sang beruht in den Grundzügen wohl auf einem gleichen Formensinn, der diesen Raum umfaßte (ähnlich Gennrich S. 251) und sich auch auf andern Gebieten, wie der Baukunst, äußerte. Die Linie, die Gennrich vom Rondeau zu den übrigen frz.
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Kehrreimliedern aufzeigt, könnte dem Wandel vom romanischen zum gotischen Stil entsprechen. Für die Art des Volkstums bezeichnend wären die wesentlichen Abweichungen bei Liedformen romanischer und deutscher Sprache. Die Selbständigkeit und Eigenart der deutschen strophischen Kehrreimlieder innerhalb einer im Zeitstil ähnlichen westeuropäischen Form müßte untersucht werden. — Während hier eine Kette von Liedformen auf den näheren Entstehungsraum der Handschrift als den vieler Lieder hinweist, stehen andere Formenreihen und Einzelzüge innerhalb der besprochenen Gestaltungsart der mittelhochdeutschen Sangeskunst nahe. Zu den Liedern mit Strophenschlußrefrain, wie X X X V I I I , X X X I X , X X X X I X , L X I , L X I V — hier nachschlagende Kurzzeilen an verschiedenen Stellen —, zu solchen mit Wiederholungen innerhalb einer Zeile ( X X X I V , X X X V , X X X V I ) , zu anderen mit homonymen Reimen (I, XI) oder gleichmäßig wiederkehrendem Zeilenbeginn (LXIX) findet man leicht mittelhochdeutsche Gegenstücke, und das mhd. Endkehrreimlied Tannhäusers fällt formmäßig in der niederdeutschen Umgebung nicht auf. Neben dem einfachen Bau des Reinmarliedes (XXIV) und einzelner übereinstimmend gestalteter Lieder (so X X V , X I V , X X X X V I I I ) stehen weitere, bei denen Teile der stolliggebauten Strophen aufgebauscht oder in lange Linien ausgezogen sind (XI, X V I I I , X X I , X X V I ) . Auf die letztere Erscheinung macht, wie ich nachträglich sehe, Gennrich (S. 193) aufmerksam, schreibt sie besonders der späteren mhd. Sangeskunst zu und erklärt sie als „vielleicht dem Charakter der deutschen Sprache entsprechend". Bei den Zierliedern verwischt sich durch solche Ausweitung die sonst durchweg erkennbare Einteilung in Stollen und Abgesang (LXII). Andere, auch recht kunstvoll gebaute Strophen lassen die alte Einteilung deutlich fühlbar werden: die Reime von Lied L X X V I I I z. B. greifen über drei Zeilen hinweg, verbinden aber die Stollen und trennen sie deutlich vom Abgesang. Einer Reihe von gleichmäßig geformten, langstrophigen Liedern tritt eine Anzahl aus ungleichzeiligen Strophen zusammengesetzter Bildungen gegenüber (LIX, L X I V , X X X V ) , die vielleicht lückenhaft überliefert sind. Doch eine derartige Dichtung (LXVI) muß wohl als Leich betrachtet werden. — An strophisch-gebauten Liedern umfaßt die Berl. Hs. außer 67 dreistrophigen (die 5 Kurzlieder und das strittige L X X I I I eingerechnet), 1 einstrophiges (XVI), 11 zweistrophige (IV, X X X I V , X X X V I , X X X X I I , X X X X V I I , LI, LVII, L I X , L X I V , L X V , L X X I V ) , 4 fünfstrophige (XIII, X X I V , LVIII, L X X , letzteres mit verkürzter oder verstümmelter Schlußstrophe), 1 sechsstrophiges (LXXI) und ein unvollständiges (XXXVII). Unter den dreistrophigen sind 43 Strophenkehrreimlieder (das Tannhäuserlied einbezogen), unter den zweistrophigen 7, unter den fünfstrophigen eins, und das unvollständige Lied gehört auch hierher. Übergangslieder, wie die der vorliegenden Handschrift, vermischen die Gesetzlichkeiten früheren Stils mit den vielgestaltigen ihrer selten zur Einheit gelangenden Zeit. Die Keime zur neuen Vereinheitlichung liegen jedoch schon in solcher Kunst. — Daß diese Lieder des 14. Jh. keine Verfallerscheinung bilden, beweist die Kraft, mit der sie A n s ä t z e z u m d e u t s c h e n V o l k s l i e d entwickeln.
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Von der Volksliedwerdung zeugen Wanderverse, -versteile und -motive, die aus dem frühen Minnesang bis zu diesen Liedern den Weg fanden, um weitergeleitet zu werden: Ich erinnere an das Bild vom verschlossenen Herzensschrein und die Kürenbergstellen. Der Vorgang unterscheidet sich nicht von dem in John Meiers Werken beschriebenen. Beispielhaft tritt er in Lied L X V I I hervor. Die Überlieferung des Liedes in der Brüsseler Hs. II, 144 Pap., Bl. 78 r (nach Robert Priebsch, London, ZsfDPh. 38 [1906], 460) ist über 100 Jahre jünger (zweite Hälfte des 16. Jh.), von einer späteren Zeit in Besitz genommen und nach deren Bedürfnissen verändert: die zehnzeilige Strophe hat der Sangesbrauch in eine übersichtliche sechszeilige verwandelt und mit einzeiligem Kehrreim verziert, der in zwei Strophen aus der ersten Zeile des Abgesangs gebildet ist. Die erste Strophe hat sich am getreuesten erhalten, die letzte am stärksten verändert. Ähnlich wie bei der Manesse-Fassung von X X I V und der Berliner Fassung von L I V wurde ein Teil des Abgesangs zur Hauptstrophe gemacht. Ausgemerzt sind Ausdrücke wie der minne vrucht für Amor, auch die fragliche Stelle Z. 1977.f. Den weitersingenden späteren Geschlechtern genügt fernerhin oft ein Anklang an den Reim, sie bestehen auch nicht auf unbedingtem Gleichmaß. Priebschs Wiederherstellungsversuche zeigen, wie unmöglich es ist, bei volkstümlichen Vereinfachungen die ursprüngliche Form zu treffen. — Schloß sich der Dichter bewußt an Winterstettens gleichlautenden Beginn an (Minor 67, 11/12)? Eher liegt wohl ein Beweis der Volkstümlichkeit Winterstettens vor, die der Dichter an anderer Stelle (Minor 21, 5) selbst verspottet. Denn auch die Haager Lhs. hat ein (noch ungedrucktes, mir durch Photokopie zugängliches) gleichartig beginnendes Lied, das sonst nur im Grundgedanken übereinstimmt. — Nichts weiter als ein noch schärferes Aussondern der unverlierbaren Motive und Formulierungen kann es sein, wenn das im strengsten Sinne Volksliedhafte jetzt herausgegriffen werden soll. Wir schalten uns an einer Stelle in den dauernden Ablauf der Volksliedwerdung ein und suchen die Züge, die wir aus späterer Liedkunst kennen, in dem für kurze Zeit Festgelegten zu finden. Es besteht die vorerwähnte kleine Anzahl kurzer, klargebauter, wahrhaft klassisch anmutender Kunstwerke. Ihre schlichte, innige Sprache wirkt volksliedmäßig, so minniglich sie bei näherer Betrachtung auch ist. Ihr A u f b a u ist schlicht, erinnert an Vorhöfisches. Ihre kunstvolle Reimweise kennzeichnet sie aber als Zwischenformen ( X X X X I V , L X X V , L X X V I , L X X X V ) . Darf man sie Vorformen des abgerundeten Volksliedes nennen oder Volkslieder selbst, da die ritterbürtigen Sänger volkhaft empfanden? — Man möchte annehmen, daß auch in den Melodien, die verschiedenen dieser Lieder zugegeben sind, etwas Volksliedhaftes zum Ausdruck kommen müßte. Meist weisen E i n z e l s t e l l e n der Lieder zum Volkslied hinüber. Mitten in späthöfisch verschnörkelten, ausgedehnten Liedern treten sie hervor, und mit althöfischen Formen sind sie verwachsen. Das A b s c h i e d n e h m e n bringt einen ausgeprägt volksliedmäßigen Ton herauf: Lied L X X X I , recht spätnachhöfisch anmutend in seiner durch einförmige Wiederholung langer Ketten wirkenden Gestalt, hat Volkslied-
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nahe Stellen: Scheiden, scheiden, du bist ein bitter kruit... got segen dich, lief, zu der letz ... Is sij mir lief, is sij mir leit, doch kan ich des joe gebesseren niet. Ich vare daehen, got geve mir heil. . . Der Anfang dieses Liedes findet sich fast wörtlich in Volksliedern (vgl. A. 2349). Besonders das ich vaer dahin, das einen jahrhunderteweiten Bogen schlägt, kehrt öfters wieder: gedenck mijns, vrauwe, ich vaer dae hin (Lied X X X ) ; anderorts: Ich moys varen end sy bliift. . . (Lied X X X I I I ) ; abschiednehmend verwendet Hince Jan te Borghe volkhaft schlichte Weise zu späthöfischem Zierstil: zo hayt yr minne ganz mijn zinne . . . oder ich vayr openbaer — adeu, god gheleyde dich ( X X X I X ) . Auch die L i e b e s k l a g e — wer entscheidet, wo noch rein Minnenot? — bereitet Volksliedweise vor, und es überrascht uns nicht, wie besonders hier das keimhaft Neue aus dem Gleichnisschatz von Minnesangs Frühzeit herauswächst: ich stände her alleyne ( X X X V ) — das Kürenbergmotiv mit vertauschten Rollen (s. oben) — klingt wie endgültig geformtes Volksgut. — In schlichter Minnesprache klagt ein früher Volkstonsänger mit überlegen-humorvoller Schlußwendung: ich draghe in der hertz miin vyl zorghen unde zure piin, want miin trut, miin vrouweliin, acht of mir nicht eyn stro (LXI). Und im letzten Kehrreim verspricht er, trotz der Unnahbarkeit der vrouwe seine Treue, — ganz reinmarmäßig, wenn nicht die uns aus dem 16. Jh. so wohlbekannte Sangesart hindurchklänge: dou blijfs mijn vrouwe jo, dou bliifs miin vrouwe. — Ohne Umschreibung, mit rechter Schärfe, doch nicht unkünstlerisch-nüchtern, wird eine Liebesklage gesungen — Spervogel-Volksliedton — : daer ich miin arbeyt umme dreyf, des hayt eyn ander vromen. och das ich nich tser heyme en bleyf onde weer daer nicht ghecomen (LVI). Besonders auch beim L i e b e s g r u ß — wieder unbestimmbar, wie weit noch Minne — begegnen sich oft Vor- oder Frühzeit des Minnesangs im frühen Volksliedton: die Falkenstrophe ( X X X V I I I ) , jetzt auf die Geliebte übertragen, die der Sänger auf ausgestreckter Hand wie den Falken tragen möchte und — vielleicht noch ausgesprochener — das Gleichnis von des Herzens verschlossenem Schrein. Aus dem Sang vom Falken mag sich ein volksliedhaft anmutendes Bild entwickelt haben: vom Herzen, das wie ein cleyne wiltz vogheliin ... in der luchte ziin vreude drivet (L). Man erinnert sich, daß Reinmarsang: Ich bin als ein wilder valke erzogen (Mfr. 180, 10) und vergleicht die fast zerbrechlich feinen Linien der Strophe von L mit den kunstvollen Minneszenen in frühen deutschen Drucken. Ein vorweggenommener volkstümlicher Klang eint sich mit frühestem Minneliedgut im ziervollen Stil der Zeit. Schon kleidet sich manches zeitlose, auch im Minnesang zu findende Bild in traulich-klare, für ihre Zeit endgültige Volksliedform: zy is miin venster onde miin sciin, miin morghen vroe, miin sterre onde miin zonne (XXXXIII). Nicht mehr sternenkühl wie in Reinmars Sprache wirkt der Liebesgruß aus der Ferne: Ich meyne das beste vrouwelijn, daer van ich liden smertze. ich gruet dyr minnentlichen anscijn uys ynnentliker hertzen ( X X X V I I I ) . Der Ton wird vertrauter, die vrouwe — nur einmal maghet genannt (1013) — ist immer mehr die druyt liebeste ( L X X V ) , zu der das Herz gants truwe hat ;
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minnentlich begegnet sich mit ynnentlich, — allerdings in der Verbindung mit dem umschreibenden anscijn (s. oben). Die zum volksnahen Ausdruck vereinfachten Wendungen stehen in der späthöfischen Form, selbst so volksliedhaft wirkende Kurzlieder wie XXXXIV oder LXXV sind nicht frei davon. Hier bleibt die Form hinter der Stilentwicklung zurück, während sie an vielen anderen Stellen die althergebrachten Prägungen ins Späthöfische biegt. — Die Forschung mag das Sprachliche voll herausstellen, mag die Zusammenhänge zu früherer, gleichzeitiger und späterer Lieddichtung eingehend beleuchten, mag dem Ineinanderfluten von Stammesdichtung und großdeutschem Sang des Mittelalters nachspüren, — wertvoll sind für unsere deutsche Liederforschung schon unmittelbar die lebendigen Beziehungen zwischen Minnesang und Volkslied, wie sie in der Berliner Hs. besonders deutlich sichtbar werden. Beweisen sie nicht, daß echt Volkstümliches in dem standesgebundenen, aber im Volksganzen verwurzelten Rittersang lebte ? Das Volk erkannte — wie das Fortleben von Liedern, Motiven und Ausdrucksprägungen zeigt — vieles aus dem tapfern und dabei zart-innerlichen Minnelied als sein eigen an. Man möchte weitergehend folgern: wo deutsches Rittertum den übernommenen Minnedienst auf deutsche Art ausrichtete, im Leben und dessen Widerspiel, dem Sang — auch wenn es zuweilen nur in Teilen der Minnelieder offenbar wurde —, da baute der wesensverwandte spätere Sänger andern Standes weiter, einer, der den Hohen Mut zum frohen Gemüte abwandelte, die vrouwe zur truyt liebesten. Und rückschauend möchte man die besonders volksmäßigen Züge des Minnesangs und die besonders volksverbundenen ritterlichen Minnesänger aus solchen Übergangsliedern erkennen. Eigenwert gewinnen die zwischenzeitlichen Lieder dort, wo die mannigfaltigen, oft einander entgegenwirkenden Kräfte sich günstig die Waage halten: VII, XXXV, XXXXIV, LXI, LXXV, LXXVI, LXXX, LXXXV zeigen eine besondere Vollendung. Solche Lieder und einzelne Strophen anderer reihen sich ohne weiteres in die Kette schöner deutscher Dichtungen ein. Die stärker zeitgebundenen, oft unausgeglichenen, bieten nicht minder dem Kenner und Forscher ein erweitertes Arbeitsgebiet. Vorläufig müssen wir uns gestehen: die äußersten Gipfel, Minnelied und Volkslied, können wir leicht einander entgegensetzen. Das Zwischenreich stellt den forschenden Betrachter noch vor manche Aufgabe. — Ein Wort über den sehr schlichten I n i t i a l e n s c h m u c k der Lieder: rote Längsstriche, manchmal sonstige rote Verzierungen heben die Verschnörkelung der vergrößerten Anfangsbuchstaben der Lieder, seltener der Strophen, hervor. Karikaturenhafte Profilköpfe mit vorspringender Nase und vorgebautem Kinn, zweimal sogar mit ausgestreckter Zunge, manchmal mit rot geränderten Augen, sind wie Masken an den Anfangsstrich des ersten Buchstabens gesetzt (bei den Liedern III, V, VII, VIII, XV, XXII, XXXVIII, XXXIX, XXXX, XXXXII, XXXXIII, XXXXIV, xxxxv, XXXXVII, LI, LVI, LXIV, LXVI). Man denkt an Wasserspeier und fratzenhafte Trägerköpfe, besonders wenn der Inhalt wie in Lied LI religiöse Minnevergleiche zeigt. In Lied XXVI ist ein Männerantlitz in eine strahlenverzierte Sonnenscheibe eingezeichnet.
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Wie manche der Profilköpfe tierähnlich sind, so kommen auch Tierköpfe vor: Hundekopf (IX), nicht bestimmbare Tierköpfe (LIX, LXIII), Pferdekopf L X X I . Ein Fisch hängt an dem A von Lied LII wie an einer Angel, eine Schlange oder ein Band durchschlingt das S von LIII. Lied X X X I I I beginnt mit einem 0, das einen torähnlichen Bogen mit Querverzierungen und einem Stamm mit Hauptzweig — inmitten — darstellt. Hier auch einmal blaue Verzierung. Das A von X X X X I ist rundgebogen, zur Seite geneigt und wie ein Löwenzahnblatt mit Mittelader gebildet. Vielleicht sind die flotten Bogen im Anfangsbuchstaben von L V I I I Segel. An dem D von LV hängt ein Eichblatt an langem Ast. — Nach einigen Liedern der beiden ersten Gruppen wird der rote Schmuck seltener, und allmählich fällt er fort (nach Lied X I I in Gruppe 1; nach Lied LVIII in Gruppe 3). Gruppe 2 und 4 haben keine roten Verzierungen, keine Zeichnungen, nur etwas verschnörkelte und vergrößerte Anfangsbuchstaben. Die Notenleiste ersetzt bei Gruppe 4 den Schmuck. — Die Ausgabe der Handschrift ist sehr verpflichtet Herrn Prof. Dr. H a n s N a u m a n n , Bonn, für viele Hinweise, deren Einzelangabe zu weit führen würde, für Anregungen, Ermutigungen, für Empfehlung an die N i e d e r l ä n d i s c h e A b t e i l u n g des Germ. Seminars Bonn. Diesem Seminar verdanke ich mancherlei Hilfe: bei den ersten Arbeiten half mir Frl. M a r i e R a m o n d t , Lektorin. — Herrn Geheimrat Prof. Dr. Rudolf M e i ß n e r s Rat nahm ich öfter in Anspruch. — Den Abschluß und die endgültige Gestalt verdankt die Ausgabe Herrn Prof. Dr. J o h n M e i e r , Freiburg. Er sah die erste Niederschrift durch und stellte mit unermüdlicher Bereitwilligkeit sein Wissen zur Verfügung, vor allem bei der Durchdringung schwerverständlicher Stellen. Soweit wie möglich bezeichne ich die Einzelheiten durch J. M., doch lassen sich mündliche Vorschläge und gemeinsames Besprechen nicht restlos erfassen. Der S t a a t s b i b l i o t h e k Berlin bin ich größten Dank schuldig für lange Bereitstellung der Handschrift, für Beschaffung sonstiger Handschriften und wichtiger Werke. Herrn Direktor Prof. Dr. C h r i s t muß ich besonders danken für den Hinweis auf die beiden Beschreibungen der Hs. im H a n d s c h r i f t e n a r c h i v der Deutschen Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Die Leitung dieser Kommission gestattete mir die Benutzung der betreffenden Schriftstücke. Herr Dr. B o e c k l e r half bei der Überprüfung der Blattlagen. Die U n i v e r s i t ä t s b i b l i o t h e k Bonn entlieh zeitweilig zu meiner Benutzung die Handschrift aus Berlin. Herr Prof. Dr. v o n K r a u s , München wies mich auf Besprechungen des Reinmarliedes hin. Mein Dank sei allen Förderern meiner Arbeit hiermit ausgesprochen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat meine Arbeit durch einen Druckzuschuß unterstützt, wofür ich ihr besonderen Dank schuldig bin. Ich widme meine Arbeit meiner rheinischen Heimat. Berlin, April 1939.
Dr. M a r g a r e t e L a n g .
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Die Textwiedergabe Ein möglichst getreuer Abdruck der Lieder ist angestrebt. Abweichende und vorläufige Darstellung war stellenweise notwendig. Der Übersichtlichkeit halber sind, auf Prof. John Meiers Rat, die Satzzeichen eingefügt und am Satzbeginn Großbuchstaben gesetzt. Die R e i h e n f o l g e der Lieder ist eingehalten, doch — abweichend von derHs. — d u r c h f o r t l a u f e n d e N u m m e r n b e z e i c h n e t . Dadurch heben sich die L i e d g r u p p e n der Hs. im Druck nicht ebenso stark heraus: Lied I bis X X V I ; Liedgruppe X X V I I bis X X X , einzeln auf besonderem Blatt angefügt ; Lied X X X I bis L X X I unmittelbar angeschlossen, doch deutlich abgegrenzt durch einführendes Assii Deus auf neuer Seite und durch andersartigen Initialenschmuck; besonders stark abgehoben, durch 60 Blätter, längerer Dichtungen getrennt, ganz am Ende der Hs., eine Gruppe von 15 Liedern ( L X X I I bis L X X X V I ) , die nicht nur durch ihren Melodiestreifen als vorausgeschickter Querverzierung (nur auf Blatt 132 v und 133 r fehlt er) sondern auch durch ihre Sprache und Form von den früheren Gruppen abweichen. Hauptsächlich im V e r s z e i l e n a u f b a u unterscheidet sich das gedruckte Liedbild im einzelnen von dem der Urschrift, die allerdings auch in Liedgruppe 2 bei X X X X V I bis L, und in Liedgruppe 4 bei L X X I I , L X X I I I , L X X X I I bis L X X X V I (in letzterer Gruppe wohl der Melodie wegen und nur nach je zwei Zeilen) das späte, im Reim gebrochene Strophenbild bietet. Die hs. Darstellung konnte auch hier nicht immer beibehalten werden, da der Schreiber die Versteilung öfter verkannte. Eine Art Verszeileneinteilung bietet noch eine weitere Anzahl der Lieder: Abschlußstriche, oft sogar doppelte, hinter jedem Reimwort (Lied II bis V, X I I bis X V I , X X V I I bis X X X und die ganze letzte Gruppe L X X I I bis L X X X V I ) ; oder Punkte statt dessen (Lied X X X X I I und X X X X I I I , L I V bis LX). Gelegentliche Versehen des Schreibers kommen vor. Jede weitere Interpunktion fehlt. In diesem Abdruck ist von der Wiedergabe solcher Zeichen hinter dem Reimwort abgesehen. Der S t r o p h e n b a u der Lieder ist in der Hs. durchweg gekennzeichnet: Zeilenwechsel und größere, vielfach verschnörkelte, öfter durch rote Schmucklinien verzierte Anfangsbuchstaben, Abschlußstriche am Strophenende iii der Zeile selbst, auch Zeichen am Rand, stellen ihn dar. Irrtümer sind gelegentlich unterlaufen. Die Zeichen am Beginn neuer Strophen sind nicht regelmäßig gesetzt bei II (auch vor 61), I X (auch vor 242), X I I (vor 366), X V und L V (vor Stollen und Abgesang), L X V I (vor 1940, 1946, 1952), L X X (fehlen vor 3. und 4. Str.), L V (vor 1614 statt vor 1617). Die Strophenzeichen fehlen bei X X I I , X X V I I bis X X X (zweite Liedgruppe), X X X I bis X X X X V I 1 I (einschl.), L X X I I bis L X X X V I (letzte Liedgruppe). X V I ist einstrophig. — Die Wortkürzung ,,versus" am Rande steht bei X X X I (vor 952), X X X I I I (vor 1003), X X X V (vor 1052, 1065), X X X V I I I (vor 1114), X X X X V I (vor 2. und 3. Str.), L I X (vor 1728), L X I X (vor der 1. Str.). — Liedbeginnzeichen am Rande fehlen in der 1. und 3. Liedgruppe bei X X I V , X X V I , X X X I , X X X X , X X X X I I , X X X X I I I , X X X X I V , X X X X V I I , LI, LII, LIII, L I X , L X I ; die 2. Liedgruppe hat überall Be-
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ginnzeichen; in der letzten Liedgruppe fehlen sie außer bei L X X I X bis L X X X I I I (einschl.). — Bei 29 Liedern ist ein Strophenbeginn wörtlich als Kehrreim angegeben (Aufzählung S. 100) und in Art einer Verzierung rot durchstrichen; das Tannhäuserlied (LIV) erwähnt Jodute, nach X X X X V I I steht AI were etc.; auch L X X V I in Liedgr. 4 hat wörtlichen Vermerk. Die 2. und 4. Liedgruppe (letztere mit Ausnahme von L X X V ) tragen das Zeichen R am Rande bei Beginn des Kehrreims. Alle K e h r f e i m z e i c h e n und - v e r m e r k e werden in dieser Ausgabe durch einen S t e r n a m R a n d e (x) angedeutet. Kleine Anfangsbuchstaben oder vergrößerte Kleinbuchstaben werden nicht bezeichnet. Strophen- und Liedbeginnzeichen werden nicht wiedergegeben. Auch die Umrahmung der einzelnen Lieder : I n i t i a l e — r o t verzierte (Lied I bis X I I und X X X I bis L V I I I ) und nur schwarzverschnörkelte — . A b s c h l u ß z e i c h n u n g e n oder - S c h n ö r k e l , ist bei dem Abdruck nicht bezeichnet. Hin und wieder ist ein Anfangsbuchstabe mitten in der Zeile, besonders in der ersten Reihe, schnörkelhaft in die Höhe gezogen. Dies blieb hier unbeachtet. Gleichfalls der rote Zierstrich durch die Anfangsbuchstaben aller Zeilen bei Lied II bis V, X I I , X X X X V I bis L I I I . Die S c h r e i b w e i s e der Hs. ist ohne jeden Versuch der Vereinheitlichung beibehalten. Doch die beiden Arten s, die fast regelmäßig (Ausnahmen in den Fußnoten) in der Hs. verwendet sind — soweit nichts im Anlaut steht —, werden im Abdruck nicht unterschieden; der Leserlichkeit halber sind u und v nach dem vokalischen oder konsonantischen Gebrauch gesetzt, u jedoch und auffallende Schreibweisen, die das Verständnis nicht zu erschweren schienen, sind beibehalten. Übersicht über den hs. Gebrauch: 1) konsonantisches v geben die Schreiber intervokalisch als u wieder (leuen, tswyueliich, pertzeual 1585), Ausnahmen: ever 1317, over 1808, overmat 340 — bei diesen Ausnahmen hätte der Druck auch b zeigen können; u auch nach Vorsilben zunersicht 1150, ts . . . 1424, beuellet 1222, 1277, gheuanghen 646, 1257 (doch -v- 208, 880 und ghevoech 229), beuonden 2129; u stets nach l: zeluen, auch ziluer (1093); u in der Regel nach r: verderuet 2030 und in gleicher Stellung 1981, 163, 439, 440, 447, 172, 1639, 1001, 1428, 1430, 1641, 1754, doch ervet 2012; u manchmal im Anlaut bei Wortzusammensetzungen kerchuaert 1140, dousentuaer 1807, dousentualt 1962 — dagegen -v- 2387 und rosen vaer 1831, onueruaert 1999, dagegen hoghevolder 653 und anenvanc 2048; auch bei diesen Ausnahmen ist Lesart b möglich. Für kons, v am Wortbeginn steht hs. stets v; u einmal im Silbenauslaut: aulaen 1782. 2) für vok. u erscheint in der Hs. am Wortbeginn v: vnmere 745, 810, vntzücht 812, vntzünt 422, vngenad 2503, vntruwen 575, vber gulde 618, durchweg vnd (Ausnahme und 2323), vf, vm, vch, das Wort v; dagegen allgemein ws, Ausnahme vs 2459, vys 1129, 1740, uiz 1204, Vis 2382 und Zusammensetzungen wysercoren 1103, wsuercoren 1178, visherwelten 2407, visserwelte 934, vysgesant 2316; für vok. u im Inlaut steht u, ausgenommen bei kws 597, dwcht 1163, crwt 1331, gvnne 764, grves 249, ovwyn 1525, regelmäßig yvmmer, vmmer; für vok. u steht im Auslaut v bei nv (doch nu 64), u bei tsu, zu, tzu (doch tsv 304, 345, 692), u bei du, tu, dou. — Weitere Ausnahmen des hs. Gebrauchs von u und v sind im Drucktext oder in den Fußnoten gekennzeichnet.
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Wortverbindung oder -trennung erfolgt nur an mißverständlichen Stellen. E r g ä n z t e S t e l l e n sind im Druck durch Klammern kenntlich gemacht. Am Rande abgeschnittene Wortteile, durchfeuchtete und stockfleckige Stellen, Verwischtes oder durch Verbesserungen von Schreiberhand Unkenntlichgemachtes geboten solche Ergänzungsversuche. A u f g e l ö s t e K ü r z u n g e n erscheinen im Druck unterpungiert. Die Schreiber kürzen 1. bei D o p p e l k o n s o n a n z durch waagerechten Strich, der meist von dem vorhergehenden Vokal aus bogenförmig nach links gezogen ist; 2. -n, m- oder -en, vor allem als Endung, oft aber auch in der Mitte des Wortes durch den gleichen Kürzungsstrich; 3. -d(e) am Ende von und, ond oder end durch Anfügen des vorerwähnten Striches an das -n-\ 4. -er oder -r als Endung oder auch in der Mitte des Wortes durch ein ähnliches, bogenförmig links gewendetes Zeichen, das aber in einen s-förmigen Haken ausläuft; 5. -us in dem Wort Venus hat ein besonderes Kürzungszeichen; das gleiche Zeichen einmal bei aldus 467, stets bei versus. 6. die erste Silbe von paradys (par-) ist durch ein auffallend großes p angedeutet und einmal in creature das -r- durch Hochstellung des e. Alle Kürzungszeichen sind in der Hs. nicht durchgängig angewandt. Die Ähnlichkeit der Zeichen für -en und -er läßt bei flüchtig geschriebenen Stellen beide Deutungen zu. Die Kürzung -er ist auch in Worten, die -ar oder -or verlangen, benutzt. m m i t K ü r z u n g s z e i c h e n f ü r -er ist von mir durchweg als mir aufgelöst, wenn nicht in dem Lied selbst das Pronomen mer ausgeschrieben vorkommt oder das Adverb mehr zweifellos gemeint ist. Wie das Pronomen beliebig mer und mir geschrieben werden kann, beweisen mehrere Lieder, z. B. L I X 1717 und 1728. Große Schwierigkeit beim Lesen macht die völlige Übereinstimmung oder große Ähnlichkeit mancher B u c h s t a b e n f o r m e n . Die Initiale S oder Z ist schwer bestimmbar. In der letzten Liedgruppe erwartet man S, da nur 2383 z im Anlaut steht, doch läßt die Form eher Z erkennen. In der 2. Liedgruppe steht die gleiche Initiale (850), gleichfalls fraglich. In Liedgruppe 3 dagegen, bei sonst häufigem Anlaut z, entspricht die Initiale mehr S. Die Form 1148 (S von Sceyden) gleicht dem Z 1180. A n den unbedingt Z fordernden, nur in Liedgr. 3 auftretenden Stellen setzt der Schreiber Ts und 578 einen Kleinbuchstaben. Ich gebe die vollrunde Form mit eingeschlungenem Querband (Liedgr. 3) als S wieder und entscheide für Z (Liedgr. 2 und 4) bei der Form mit flachem Kopf und einem geraden, von oben rechts nach unten links verlaufenden Schrägstrich außer einer starken Linksrechtsteilung vor einer breiteren unteren Rundung. iunm und z w i s c h e n v o k a l i s c h e s u = v sind in der Hs. durch völlig gleiche Abstriche bezeichnet, nur i durch den Punkt kenntlich, — falls er vorhanden ist. So könnte manchmal eine andere Deutung möglich sein. Um ihr Raum zu lassen, gebe ich an wichtigen Stellen die fehlenden Punkte
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in den Fußnoten wieder. — ¿-Striche und -Punkte wechseln: Bl. 50 herrschen Punkte vor, Bl. 51 bis 57 Striche; Einzelblatt 58 nur Punkte; Bl. 59 bis 70 mehr Striche; Bl. 131 bis 134 mehr Punkte. Uber vok. und kons, u findet sich öfters ein 0, hin und wieder auch über dem intervokalischen u — v, sogar gelegentlich über w, das dann als Doppel-w geschrieben ist. Durch solche Bezeichnung ist der Zweifel unmöglich. i und e sind in der Form meist gut unterscheidbar, auch wenn das i keinen Punkt hat. Welches Dehnungszeichen benutzt wird, läßt sich also bestimmen. e und c haben etwa die gleiche Form. Auch hier sind Verwechslungen möglich. Mehr noch aber zwischen e und 0. e kann durch eine von unten her gezogene Verbindung zum nächsten Buchstaben dem 0 gleichen. 0 und a fließen ineinander über, je nachdem der obere Haken stärker nach unten gebogen ist. Eine zweibauchige «-Form ist vielleicht verwendet 1090, 1092, 1585. a mit offenem Anfangsbogen 665, 734, 1118, 1167, 2048. ij und y lassen sich im allgemeinen nach einer verschiedenen Form der Unterlänge und den beiden Punkten bestimmen. Es kommt aber auch y mit einem oder gar zwei Punkten vor. Besonders im letzteren Fall gab ich die zweifelhafte Stelle an. D o p p e l - i verwenden die Schreiber sichtlich statt ij ohne bestimmte Regel, öfter im gleichen Lied bei demselben Wort. Das mhd. iu kommt in der Hs. kaum vor. ü kann an den betreffenden Stellen gleichfalls nicht gemeint sein. v v o r u n d n a c h K o n s o n a n t u n d a m W o r t a n f a n g , b und /,. letzteres besonders vor e, haben eine große Ähnlichkeit, da der erste Abstrich des v mit einer hochgezogenen Schleife geschrieben ist. Der Größenunterschied verwischt sich oft völlig. w, das meist als Doppel-u (in Form des vorkonsonantischen) erscheint, entspricht aus dem gleichen Grunde oft der Verbindung Ib. Einige Male ist das Zeichen für w (Doppel-w) als u benutzt (crwt, 1331 z. B.). r ist oft so flüchtig angedeutet, daß auch i ohne Punkt gelesen werden kann. Ein senkrechter Strich durch den Schlußbogen ist oft kennzeichnend. Auch c und t lassen sich meist nur aus dem Zusammenhang erschließen. t ist gewöhnlich nicht höher als c, und der Querstrich, von dem aus die Verbindung zum nächsten Buchstaben gezogen wird, geht oft dicht an der Spitze des senkrechten Abstriches entlang. Anderseits ist der Haken des c öfter unterhalb der Spitze angesetzt. Die beiden untereinanderstehenden Wörter rechten und wanc 1390, 1391 z. B. müßten, von dem Einzelwort gesehen, mit vertauschtem t oder c gelesen werden. Ob minnenclijch oder minnentlijch usw. zu lesen ist, läßt sich aus der Schreibweise nicht feststellen; auch nicht, ob tz oder cz, letzteres besonders fraglich in der letzten Liedgruppe. Verschiedene Schreibung des gleichen Wortes kommt in demselben Lied und sogar in derselben Zeile vor: zijt und zeet 1215 für si ez. Die Schwierigkeiten des Textes sind außergewöhnlich. Ich hoffe, daß noch manche unklare Stelle durch glückliche Kombination beseitigt wird, wie ich dies in letzter Zeit an Prof. John Meiers Deutungen erleben durfte.
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B e n u t z t e Werke und g e g e b e n e n f a l l s Abkürzungen. D a Vollständigkeit ausgeschlossen ist, werden vor allem die gekürzt angeführten Werke verzeichnet. Erik R o o t h , Ein neuentdeckter niederländischer Minnesänger aus dem 13. Jahrhundert. Lund 1928. Anton K a l l a , Über die Haager Liederhandschrift Nr. 721, Prager Studien 14. 1909. J . A . N i j l a n d , Gedichten uit het Haagsche Liederhandschrift. Leiden 1896. C. C a r t o n , Oudvlaemsche Liederen en andere Gedichten der 14c en 15c eeuwen. Maetschappy der Vlaemsche Bibliophilen II, 9. Gent 1849, dazu Nelly G e e r t s , Die altflämischen Lieder der Handschrift Rhetorijcke ende GhebedenBouck van Mher Loys van den Gruythuyse. Diss. Zürich/Halle 1909. H o f f m a n n v o n F a l l e r s l e b e n , Antwerpener Liederbuch vom Jahre 1544. Horae Belgicae 11. Hannover 1855. Desgleichen, Niederländische Glossare des 14. und 15. Jahrhunderts. Horae Belgicae 7. Leipzig 1845. E . V e r w i j s , Van Vrouwen ende van Minne. Middelnederlandsche Gedichten. Groningen 1871. Bibl. van Middelnederl. Letterkunde 4/5. Gekürzt V e r w i j s . F r a n c k - V e r d a m , Jakob van Maerlants strophische Gedichten. Bibl. van Middelnederl. Letterkunde 56/60. Groningen 1898. Gekürzt M a e r l a n t . Fl. v a n D u y s e , Oude nederlandsche Liederen. Gent 1889. Adolphe L o o t e n s , Chants populaires flamands, Bruges 1878. Friedrich V o g t , Des Minnesangs Frühling. Leipzig 1923. Gekürzt M i r . L a c h m a n n - v o n K r a u s , Die Gedichte Walthers von der Vogelweide. Berlin 1923. Gekürzt L. Friedrich Heinrich v o n d e r H a g e n , Minnesinger. Leipzig 1838. Gekürzt v d H g . Friedrich P f a f f , Die große Heidelberger Liederhandschrift. Heidelberg 1909. Dr. J. M i n o r , Die Leiche und Lieder des Schenken Ulrich von Winterstetten. Wien 1882. Ludwig E t t m ü l l e r , Heinrichs von Meißen Leiche, Sprüche, Streitgedichte und Lieder. Quedlinburg 1843. Gekürzt F r l . Moriz H a u p t , Die Lieder Gottfrieds von Neifen. Leipzig 1851. Friedrich L a u c h e r t , Geschichte des Physiologus. Straßburg 1889. Konrad v o n M e g e n b e r g , Buch der Natur. Herausgegeben von Pfeiffer, Stuttgart 1861. Conrad B o r c h l i n g , Mittelniederdeutsche Handschriften in Norddeutschland und den Niederlanden. Göttingen 1898 ff. (Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.) J. H. S c h e i t e i n a , Nederlandsche Liederen uit vroegeren Tijd. Leiden 1885. Dr. D. F. S c h e u r l e e r , Nederlandsche Liedboeken. 's Gravenhage 1912. John M e i e r , Bergreihen. Ein Liederbuch des X V I . Jahrhunderts. Halle a. S. 1892. W . S e e l m a n n , Niederdeutsches Reimbüchlein. Eine Spruchsammlung des 16. Jahrhunderts. Leipzig 1885. F . A . S n e l l a e r t , Oude en nieuwe liedjes. Gent 1852. J. F. W i l l e m s , Oude vlaemsche liederen. Gent 1846. Die Faksimile- und Druckausgaben der M a n n e s s i s c h e n und der K l e i n e n H e i d e l b e r g e r L i e d e r h a n d s c h r i f t ; die C a r m i n a B u r a n a , in den Ausgaben von Schmeller und — soweit erschienen — von Hilka-Schumann; die H a n d s c h r i f t e n fol. 70a, Rep. II, Leipzig; die in D e g e r i n g s Verzeichnis erwähnten unveröffentlichten hier in Frage kommenden Liederhandschriften und -Sammlungen in Berlin; die in der Handschriftenabteilung zu Berlin befindlichen Berichte über niederländische, belgische, luxemburgische Hss. Die Ausgaben der späten L i e d e r h a n d s c h r i f t e n ; die in dtsch. und ndl.-germ. Zeitschriften erschienenen L i e d t e x t e ; die mir zugänglichen V o l k s l i e d e r a u s g a b e n ; insbesondere die unter John M e i e r s Leitung entstehende, vom V o l k s l i e d a r c h i v herausgegebene; Einzelheiten aus der Berliner Hs. 922 von d. Verfasserin: Beiträge 59, 4 5 3 I und Naumann-Weydt, Herbst des Minnesangs. Berlin 1936.
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Von Literaturgeschichten sind hauptsächlich benutzt: Dr. J. t e W i n k e l , De ontwikkelingsgang der nederlandsche letterkunde, Haarlem 1922. W . J. A. J o n c k b l o e t s Geschichte der niederländischen Literatur, übersetzt von Wilhelm Berg, Leipzig 1870. G. K a l f f , Het Lied in de Middeleeuwen. Leiden 1884.
Sonstiges. A u b i n - F r i n g s - M ü l l e r , Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden. (Veröffentlichung des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Bonn.) Bonn 1926. Arnold R o b e n s , Der Ritterbürtige Landständische Adel des Großherzogtums Niederrhein. Aachen 1818. Prof. Dr. Ernst Heinrich K n e s c h k e , Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon. Leipzig 1859.
Z e i t s c h r i f t e n , auf die hier Bezug genommen wird: Zeitschrift für Deutsches Altertum. Gekürzt Zs. Zeitschrift für Deutsche Philologie. Gekürzt Z f D P h . Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkünde. Gekürzt T s c h . Korrespondenzblatt für niederdeutsche Sprachforschung. Gekürzt K b l . Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Gekürzt N d d . J b . Weitere Werke sind bei einmaliger Verwendung ungekürzt angeführt.
Nachschlagewerke. Dr. Johannes F r a n c k , Mittelniederländische Grammatik. Leipzig 1910 und 1883: wenn letztere Ausgabe, so ist sie bezeichnet. S c h i l l e r - L ü b b e n , Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Bremen 1875/1881. Gekürzt Sch.-L. A. L a s c h und C. B o r c h l i n g , Mittelniederdeutsches Handwörterbuch, herausgegeben vom Verein für Niederdeutsche Sprachforschung; bis zum Abschluß der Arbeit in 7 Lieferungen erschienen, Gekürzt L.-B. M. L e x e r , Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Leipzig 1872/1878. Gekürzt L e x . Desgleichen: Mhd. Taschenwörterbuch. Berlin 1930. Gekürzt L e x . T w . V e r w i j s - V e r d a m , Middelnederlandsch Woordenboek. VoortzettingdoorF. A . Stoett. 's Gravenhage 1885/1930. Gekürzt M.-W. A. L ü b b e n und Ch. W a l t h e r , Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Norden und Leipzig 1880. Gekürzt L . - W a l t h e r . E . G a m i l l s c h e g , Etymologisches Wörterbuch der französischen Sprache. Heidelberg 1926/1928. Dr. F . A . S t o e t t , Middelnederlandsche Spraakkunst. Syntaxis. 's Gravenhage 1923. Kürzung Ni.
= Niewöhner (Handschriftenarchiv der Dtsch. Kommission der Preuß, Akademie der Wissenschaften). Ma. = Matthäi (desgleichen). J.M. = John Meier (Vorschläge Prof. John Meiers).
Liedanfänge Al in dem slaef met truwen zwaer AI yst der winter nidich Armans dienst is dycke onwert Das ist user masen lanch Der hemlen loof Die lucht h a y t zieh ghezyeryt wol Doirch vechten wairt ich uysgesant Dou haes winter kalt Eein wijplich bilde quam mir zu voeren E w i n ond ewijch E y n lieflich wijf vol stedicheyt E y n wijf dye hertz unde zinne Gaer weldich ist in minen huys Ghedenche minnentlijehe reyne zúeze Ghelucke heyl onde alles goet Ghelucke u n d heil zu nöwen jaer H o e r t iaerlijc mere Ich hain gegeben voer den tzeil Ich hain m e t myner synne gewaut Ich hoef zi corteliin zien Ich q u a m aldaer mit tsuchten zaysen Ich q u a m zu ir doe was ich vroe Ich s t o n t in groser varen Ich vrouwe mir das ich zal aen zien Ich weyz eyn wiif . . , Ich wen et zij zo men mer zayt Ich wil iaermeer wezen vro (vgl. auch „Iych") Ich wonssche dir vroude und alles heil I n lieb gedencke ner ich mich I n y r m e dienst bin ich bereyt I s t enich m a n vrys Iych lide tsoren K ü n d ich y r ghedienen bas Lo zijn lo zijn lo zijn Menigher seit ich ben arm van gfiede Mer es tser hertzen werden wee Meyn tsijt Mich wondert das ich ummermee mach lazen Mich wondert wye yr triiren mach Miin enghen doyteryn Miin leven zy kortz ofte lanc Mijn hertz smeltzit mir zam der sne Mijn hertze hait gescheiden sich Miin troest yst in tswijfel ghevallen Mijn wal ghedenchen nach der minnentliichen Myr d o y t wel der rijche wan Myr woent eyn guetlich wijf Mistroest ist miin naeste maech Nu daer nu daer nu daer
LXXVI LII XXXXI LXVII XI LV LXXX XXIII LXXXIII IV LXV XIV LX XXII LXX XXVIII I XXVII LXXXIV LXVI LXXI LXXVII VII XXXXVII XXXXIV XXXX XXXXII XIX LXXIX VIII LI XV X XXXIV LXIV IL XXXXV XXXXIII LXIII XIII V XXXVIII LXXXV XXXIX XX LIV LIX LVI XXXVI
LIEDANFÄNGE
Nu frauwe dich hertze Och here god wie zere mer erlenghet Och in gansen truwen Och wolde eyn reyne wiji ghemeyt Och zal min hoffen Ontflijchyn ist an alles heyl Orlof have zorghe Se yst is ane tsyl So der meye zieh lat scouwen So vro steynt bloemen an der vesten So wie das ane loene dienet Sulde aber ich mit zorghen leven (vgl. „Z") Trout zelich wijf Tsairlicher aert wes tziestu mich Tsu eyme nyen jaer Tsu myr sprach tzwifel Tsijt van den angher Uis irme monde ein lieplich groes Van nyen zender arbeyt Virlangen mir kein rowe laet Vrou zieh und wes mir holt Vrouwen gheven hogen moyt Wael hem die na ziinre lost Wal hen dorch wives guede Waphen waphen truweloes Waer ist nu hijn der vaghehjn zanch Waer wert ye hogher sture Was wive das yr ere húeden wil We bloyende balsmengaerte Wie mach das got gefugen so Wie moet und sin Wie mucht ich haven guet ghedolt Wie woil ich van dir mois syn Wist ich van dir gantz gar gerecht Wijf zoukyr zuesyr bloemen bloyt Zint das mijn dinck sint soe gestalt Zwaer ich wil vroes müde ziin
L a n g , Minnesang und Volkslied
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LXXIII L XXXIII XII III II IX LXVIII LIII LXII VI XXIV LVII LXXXVI XVIII XVI XXXXVI LXXXII XXXXVIII LXXV XXI XXXI XXXII LXIX XXXV XXV LVIII XVII XXVI LXXII LXXIV LXI XXX LXXVIII XXXVII LXXXI XIX
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StuÖien zur Volheliefcforfchung Beihefte
zum
Jahrbuch
für
Volhelieöf orfchung
mit Unterstützung von Wolfgang Schmidt und Erich Seemann Herausgegeben von J O H N
M E I E R
Eine neue, für die deutsche und außerdeutsche Volksliedforschung wichtige wissenschaftliche Reihe beginnt zu erscheinen. Sie soll wertvolle, in sich geschlossene Arbeiten bringen, die ihrer Art und ihrem Umfang nach in dem Jahrbuch für Volksliedforschung keinen Platz finden können. Die folgenden
vier Hefte
liegen
bereits
vor:
Heft l : Margarete Lang, Zrotfchen Minnefang unö Volhslleö Umfang 108 Seiten. Ladenpreis RM 12.—, für Abonnenten des Jahrbuchs für Volksliedforschung RM 10.— Heft 2: LuifeTufchhe, Fair Janet unö KongValöemarogHaneScrfter Umfang 94 Seiten. Ladenpreis RM 6.—, für Abonnenten des Jahrbuchs für Volksliedforschung RM 4.80 Heft 3 : Martin Hageöorn, Dae Percy=Folio=Manufhript Umfang 65 Seiten. Ladenpreis RM 4.—, für Abonnenten des Jahrbuchs für Volksliedforschung RM 3.20 Heft 4 : Marta P o h l , Gemeinfame Themen engUfch = fchottlfchcr unö franzöfifcher Volheballaöen Umfang 95 Seiten. Ladenpreis RM 6.—, für Abonnenten des Jahrbuchs für Volksliedforschung RM 4.80 Etwaige Anfragen wegen der Aufnahme von Arbeiten in die erwähnte Reihe sind an Prof. Dr. John Meier, Freiburg i. Br., Silberbachstr. 13 zu richten.
Verlag Walter De Gruyter & Co. • Berlin W 35