198 100 7MB
German Pages 84 [85] Year 1988
HERAUSGEBER HUBERT FEGER C . F. G R A U M A N N K L A U S HOLZKAMP GEROLD MIKULA AMÉLIE MUMMENDEY
BAND
18 1987 H E F T 1
VERLAG HANS HUBER BERN STUTTGART TORONTO
Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987, Band 18, Heft 1 INHALT Zu diesem Heft
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Theorie und Methoden CHARLTON, M.: Möglichkeiten eines sozialwissenschaftlichen Handlungsbegriffs für die psychologische Forschung DIEPGEN, P.: Dropje voor dropje. Oder: Sequentialstatistik, die ignorierte Alternative BORG, I.: Arbeitszufriedenheit, Arbeitswerte und Jobauswahl. Ein hierarchischer, individuenzentrierter Ansatz
2 19 28
Empirie DANN, H.-D. & HUMPERT, W.: Eine empirische Analyse der Handlungswirksamkeit subjektiver Theorien von Lehrern in aggressionshaltigen Unterrichtssituationen
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RHEINBERG, F., SCHWARZ, N . & SINGER, G . M . : S y m b o l i s c h e S e l b s t e r g ä n z u n g u n d L e i s t u n g s -
motivation
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Diskussion GADENNE, V. & MOSER, K.: Vorurteile und Wirklichkeit. Zur Analyse der traditionellen Vorurteilsforschung Nachzutragendes
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Literatur Neuerscheinungen
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Titel und Abstracta
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Nachrichten und Mitteilungen
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Autoren
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Copyright 1987 Verlag Hans Huber Bern Stuttgart Toronto Herstellung: Satzatelier Paul Stegmann, Bern Printed in Switzerland Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Library of Congress Catalog Card Number 78-126626 Die Zeitschrift für Sozialpsychologie wird in Social Sciences Citation Index (SSCI) und Current Contents / Social and Behavioral Sciences erfaßt.
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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987
Zu diesem Heft Mit Wirkung vom 1. Januar 1987 ist M A R T I N IRLE als Herausgeber der Zeitschrift für Sozialpsychologie zurückgetreten. Sein Nachfolger ist, wie schon bekannt gegeben, G E R O L D M I K U L A . Die Gründungsherausgeber der Zeitschrift danken ihrem Mannheimer Kollegen für das mittlerweile 18jährige Engagement für die Gründung und die Herausgabe dieser Zeitschrift.
Zugleich begrüßen sie den Eintritt per 1. Januar 1 9 8 7 von A M E L I E M U M M E N D E Y (Münster) und G E R O L D M I K U L A (Graz) in das Herausgebergremium. Die Gründungsherausgeber HUBERT FEGER CARL FRIEDRICH GRAUMANN KLAUS H O L Z K A M P
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Charlton: Möglichkeiten eines sozialwissenschaftlichen Handlungsbegriffs für die psychologische Forschung
Theorie und Methoden Möglichkeiten eines sozialwissenschaftlichen Handlungsbegriffs für die psychologische Forschung1 M I C H A E L CHARLTON Universität Freiburg
Nach LENK ist die «Handlung» im Gegensatz zum «Verhalten» weder ein Ding noch ein Ereignis. Handlungen sind vielmehr semantische Konstrukte. Ein kontrastiver Vergleich zwischen dem auf die Sprachfähigkeit und Sozialität des Menschen gerichteten Blickwinkel von LENK und dem in der Forschung vorherrschenden kognitionspsychologischen Zugang führt zu bedeutsamen Fragen nach dem Status von Kognitionen im Handlungsablauf und nach den sozialpsychologischen Grundlagen der Handlungs- bzw. Verhaltensbeobachtung. Auch im Hinblick auf die Methodologie hat LENKS Konzeption schwerwiegende Auswirkungen. Kausal-nomologische Aussagen über Interpretationskonstrukte sind nicht möglich, jedoch lassen sich mit rekonstruktiven Verfahrensweisen Handlungen objektiv erklären und Hypothesen zur Struktur von Handlungen empirisch überprüfen.
According to LENK in contrast to is neither an object nor an event. Actions are namely semantic constructs. A comparison between LENK'S view - which denotes man as sozialized and able to speak - and the cognitive approach prevailing in psychological research leads to important questions. These questions concern the status of cognitions in the process of action, as well as the social-psychological basis of observation of behavior (or action). Also as regards the methodology LENK'S conception has far-reaching implications. Causal-nomological descriptions of interpretatative constructs are not possible. However, actions can be explained objectively through reconstructive procedures, and hypotheses about the structure of actions can be empirically examined.
1.
Schäften» (BECKERMANN, 1 9 7 7 ) gekennzeichnet werden. Weil Handlungen als zielgerichtet und zweckbestimmt verstanden werden, wird zumeist auch die Absicht oder Intention des Aktors als ein notwendiges Bestimmungsmerkmal f ü r das Vorliegen einer Handlung angesehen. Auch in den nicht ausdrücklich als Handlungstheorien bezeichneten kognitivistischen Emotions- und Kognitionstheorien wird das menschliche Informationsverarbeitungssystem in seiner Beziehung zu Umwelt und Verhalten der Person untersucht. Daher kann ein großer Teil der in den letzten Jahren in der Psychologie erarbeiteten Theorien als Handlungstheorie i.w.S. bezeichnet werden. Die Wortwahl der betreffenden Autoren bestätigt diese Einschätzung (z.B. bei H E C K H A U S E N , 1 9 8 0 ;
Zur Unterscheidung von Verhalten und Handeln
Seit einigen Jahren wird von einem Teil der deutschsprachigen Psychologen der Begriff Handlung dem Verhaltensbegriff vorgezogen ( v g l . VON CRANACH e t a l . , 1 9 8 0 ; KAMINSKI, 1 9 8 1 ; H A C K E R , 1 9 8 2 ; VOLPERT, 1 9 7 8 ; W E R B I K , 1 9 7 8 ) .
Diese Begriffswahl kommt offensichtlich dem Bedürfnis entgegen, das menschliche Verhalten mit kognitiven und motivationalen Aspekten (Repräsentation der Realität, Zielsetzung, Ergebniserwartungen, Erfolgsbewertungen), die die motorische Reaktion begleiten, in einen Zusammenhang zu bringen. Neben physischen Eigenschaften sollen in psychologischen Handlungstheorien auch die «funktionalen Eigen1 Die vorliegende Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Schwerpunktprogramms «Publizistische Medienwirkungen» (Projekt: Medienrezeption) gefördert.
DÖRNER, 1985). GRAUMANN ( 1 9 8 0 ) verfolgt die jüngere Geschichte der Unterscheidung zwischen Handlung und Verhalten zurück bis ins Jahr 1913, als J . B . W A T S O N auf der einen, M A X W E B E R auf der anderen Seite zwei grundsätzlich unterschiedliche
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Richtungen sozialwissenschaftlicher Betrachtungsweise eröffneten. Der Terminus Handlung ist also keineswegs eine modische Begriffsvariante zum Verhalten, sondern jeder der beiden Begriffe hat eine lange Tradition in den Sozialwissenschaften. Allerdings stand nach GRAUMANN eine theoretische und konzeptionelle Auseinandersetzung zwischen Handlungs- und Verhaltenstheorie allzu lange aus. Inzwischen ist durch das Erscheinen der von LENK seit 1977 herausgegebenen Aufsatzsammlung zur Handlungstheorie in der Philosophie und ihren Nachbarwissenschaften ein Anfang in dieser Richtung gemacht worden. Insbesondere die von LENK (1978) selbst verfaßte Konstituenten- und beschreibungstheoretische Analyse des Handlungsbegriffs hat in der psychologischen Forschung eine Reihe von theoretischen und empirischen Arbeiten beeinflußt (z.B. HERRMANN, 1980; BRANDTSTÄDTER, 1984,1984a, im Druck). (1978) untersucht, in welcher Bedeutung und in welchen Zusammenhängen im Alltag von Handlung gesprochen wird. Dieser Problemzugang ermöglicht es, die wissenschaftliche Handlungstheorie (z.B. in der Psychologie) an dem umgangssprachlichen, unsere gewohnten Interaktionsformen durchdringenden Handlungsbegriff zu präzisieren. In der Alltagssprache wird der Begriff Handlung wie eine Zuschreibung oder Deutung behandelt. In der Regel sind es menschliche Akteure, denen hier etwas zugeschrieben wird. Grundsätzlich gehört zur Handlungszuschreibung auch die Annahme, der Aktor habe die Wahl zwischen verschiedenen Handlungsalternativen gehabt (LENK, 1978, pp.314ff.). Der Alltagsbegriff von Handlung unterstellt damit die Willensfreiheit des Aktors und seine Verantwortlichkeit beim Handeln. Als wichtigstes Ergebnis seiner Begriffsanalyse stellt LENK heraus, daß nicht faktische Intentionalität i.S. von mentalen Willensakten, sondern potentielle Intentionalität i.S. der Möglichkeit einer Zuschreibung von (u.U. sogar dem Handelnden selbst nicht bewußten) Intentionen das Handeln ausmacht. Diese Unterscheidung hat weitreichende Folgen: «Handeln ist intentional nur unter einer Beschreibung, einer Deutung. Intentionalität ist (besteht nur in der) Interpretation.» (LENK, 1978, p.295). «Handlungen sind (...) Interpretationskonstrukte von semantischem Charakter» (LENK, 1978a, p. 201). LENK
Aus dieser Eigenheit des alltäglichen Handlungsbegriffs folgt ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Verhaltens- und Handlungstheorien. Handeln ist weder identisch mit Verhalten noch ist es eine qualifizierte Unterklasse davon (z.B. «zielgerichtetes, zweckhaftes und bewußtes Verhalten» nach DÖRNER, 1985, p.74). Diese letztgenannten Positionen herrschen in der psychologischen Theorienbildung vor (vgl. Six & HÖCKE-PÖRZGEN, 1983). Der Unterschied zwischen Verhalten und Handeln beruht nach LENK auf der kategorialen Unterscheidung zwischen Ding und Bezeichnung, körperlicher Bewegung und sprachlicher Bedeutung. Handlungstheorien müssen demzufolge alle objektsprachlichen Termini vermeiden, es darf niemals der Eindruck erweckt werden, als sollten Aussagen über materielle Dinge und Ereignisse gemacht werden (LENK, 1978, p . 2 9 5 ) .
Mit dieser Forderung begibt sich LENK in eine deutliche Gegenposition zu kognitivistischen Theorien über die Beziehung zwischen Verhalten, Kognition und Umwelt. Im Kognitivismus wurde aufgrund seines behavioristischen Erbes der Versuch gemacht, zwischen den materiellen Situations- oder Reizzuständen und den physischen Organismusreaktionen das kognitive System als ebenfalls dinglich beschreibbare Instanz zu lokalisieren. Damit wurde das behavioristische (S-R-)Schema zum kognitivistischen (Situation Kognition - Verhalten)-Schema erweitert. Wahrnehmung wird als «Reizsituation plus Kognition» beschrieben, Handeln als «Kognition plus Verhalten». Die Sprechweise ist objektsprachlich, und auch die Forschungsmethoden sind am kausalnomologischen Erklärungsmodell der Naturwissenschaften orientiert. In den nachfolgenden Abschnitten sollen einige Fragen behandelt werden, die sich aus dem Unterschied zwischen alltagssprachlichem und (kognitions-)psychologischem Handlungsbegriff unmittelbar ergeben. a) Wie bedeutsam ist LENKS Entwurf einer interpretationstheoretischen Handlungstheorie für die Psychologie? Lassen sich in kognitivistischen Theorien Widersprüche nachweisen, die daher rühren, daß - entgegen LENKS Forderung - objektsprachliche Termini Verwendung gefunden haben? b) Lassen sich Handlungen als Interpretations-
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Charlton: Möglichkeiten eines sozialwissenschaftlichen Handlungsbegriffs für die psychologische Forschung
konstrukte - die also weder Objekte noch Ereignisse im physikalischen Sinne darstellen objektiv beschreiben? c) Lassen sich Handlungen als Interpretationskonstrukte im kausalen Erklärungszusammenhang verwenden? d) Lassen sich über den Einzelfall hinausgehend Aussagen zur Struktur von Handlungen machen? Die erste Frage betrifft also die psychologische Theorienbildung, die weiteren Fragen zielen auf die Wissenschaftstheorie und Methodologie einer Erforschung menschlichen Handelns ab.
2.
Kognition und Handeln in der kognitiven Psychologie
Anhand einiger ausgewählter Arbeiten soll im folgenden der implizite Handlungsbegriff in kognitivistischen Theorien zur Wahrnehmung und zur Handlungsregulation mit dem interpretationstheoretischen Handlungsbegriff von L E N K verglichen werden.
2.1 Der Handlungsbegriff in der Wahrnehmungspsychologie In den Theorien zur menschlichen Wahrnehmung wurde früher als in vielen anderen psychologischen Forschungsbereichen die Wahlfreiheit der Person bei der Informationsverarbeitung betont. So wurden schon in den fünfziger Jahren u.a. durch BRUNER & POSTMAN ( 1 9 4 9 , 1 9 5 1 ; vgl. auch LILLI, 1 9 7 8 ) Selektion, Organisation, Akzentuierung und Fixierung als aktive Leistungen des Wahrnehmenden untersucht. Der Wahrnehmungsprozeß wird nur zu einem ganz geringen Teil als unwillkürlich, reflexhaft beschrieben (präattentive Prozesse; NEISSER, 1979,pp.80ff.). Wesentlicher ist der aktive Konstruktionsprozeß, der größtenteils der bewußten Kontrolle unterliegt und in welchem der Informationsgehalt des Reizes zusammen mit gespeichertem Wissen zu einer Deutung der Situation verarbeitet wird. Als Beispiel für die neuere Entwicklung in der Wahrnehmungsforschung kann die Arbeit von P R I N Z ( 1 9 8 3 ) gelten, in der der Wahrnehmungsakt selbst als eine spezifische Handlung im Kon-
text weiterer Handlungen der betreffenden Person dargestellt wird. P R I N Z (1983) versucht eine theoretische Systematisierung der Befunde der kognitiven Wahrnehmungspsychologie in der Sprache der Informationstheorie. Drei seiner zentralen Postulate sind: (1) Beziehung zwischen Reiz und Bedeutung: «Die Bedeutung kommt nicht aus dem Reiz. Sie ist eine Zutat des Beobachters zum Reiz. Er entnimmt sie gespeicherten Wissensbeständen» (p.38); (2) Beziehung zwischen Bedeutung und Handlung: Der Wahrnehmende «interpretiert die gelernte Signalkonfiguration als Indikation für eine (Klasse von) zweckmäßigen Handlung(en)» (p.41); (3) Beziehung zwischen Wahrnehmung und (freiem) Willen: Die Konstruktion der Bedeutung «ist eine bewußt gesteuerte Tätigkeit» (p.86). «Die willentliche Steuerbarkeit eines Prozesses kann - unter Umgehung vieler Definitionsprobleme - operational definiert werden als seine Beeinflußbarkeit durch Instruktion» (p.87). Im Licht des interpretationstheoretischen Handlungsbegriffs läßt sich der Ansatz von P R I N Z zweifelsfrei als Theorie des Wahrnehmungshandelns ansehen: menschliche Akteure bestimmen und kontrollieren ihre Reizverarbeitung selbst. Gleichzeitig enthalten aber alle drei Postulate von P R I N Z objektsprachliche Elemente (Reiz, Signalkonfiguration, Wissensbestände, operationale Definition von Willensfreiheit), die nach L E N K unbedingt vermieden werden sollten. Faktisch meinen jedoch die meisten Forscher, die psychische und physikalische Prozesse in einem Ansatz beschreiben wollen, daß sie auf objektsprachliche Termini in ihrer Theorienbildung nicht verzichten könnten. Die Probleme, die mit diesem Vorgehen verbunden sind, lassen sich am Beispiel der Handlungstheorie der Wahrnehmung besonders gut verdeutlichen.
Zur Beziehung zwischen Reiz und Bedeutung entwickelt ein systemisches Modell der Wahrnehmung (p.120), in welchem physikalische Ereignisse (Verhalten; Reiz und Reaktion) mit psychischen Phänomenen (Gesehenes und Erlebtes) durch hypothetische Zwischenglieder (z.B. Reizrepräsentation, Objektrepräsentation, Bewegungsprogramm) in eine funktionale Beziehung gebracht werden sollen. Gegen derartige PRINZ
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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 8 7 , 1 8 , 2 - 1 8
(cartesianische) Modellvorstellungen, in denen psychische und materielle Strukturen in einer Gleichung umfaßt werden, wendet sich der britische Philosoph GILBERT R Y L E ( 1 9 6 9 ) : «Ich behaupte, daß der Ausdruck nicht dieselbe Art von Behauptung aufstellt wie -
Situationsanalyse Rationale Rekonstruktion der Handlung mit Hilfe von Strukturtheorien und Kontextwissen (nach Intention und latenter Bedeutung der Handlung*)
I
Analyse von durchgängigen Interaktionsfiguren mehreren Situationen**
Entkräftung/Bestätigung der singulären Hypothese(n): Regelkonformität im Handeln von Fall 1
in
Historische Handlungsdarstellung dient als Mustebeispiel für das Alltagshandeln.
Replikationen
1
FALL 2 ... n
Situationsanalyse
i
l
Entkräftung/Bestätigung der singulären Hypothese(n): Regelkonformität im Handeln von Fall n
Durchgängige
1
Interaktionsfiguren
Musterbeispiel
I
Entkräftung/Bestätigung der universellen Hypothesen zur Handlungsstruktur, aus der die singulären Hypothesen abgeleitet worden sind. * Vgl. Ebene (2) und (3) im Analysesystem der «objektiven Hermeneutik» von OEVERMANN et al., 1979. ** Vgl. Ebene (6) im Analysesystem der «objektiven Hermeneutik» von OEVERMANN et al., 1979. Abb. 1: Universelle Aspekte in Handlungserklärungen. Die Beziehung zwischen allgemeiner Strukturtheorie und individueller Handlungsdarstellung im Forschungsprozeß.
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als auch ökonomisch vertretbar, weil durch die unterschiedlichen Kontextbedingungen jede einzelne Handlungssequenz (und nicht nur jede einzelne Person) zur Überprüfung der Angemessenheit der unterstellten Struktur herangezogen werden kann. Noch eine weitere Tatsache vergrößert die Teststärke der vorgeschlagenen Klein-N-Forschung: Unter der Null-Hypothese «Es existiert keine verbindliche Handlungsstruktur bzw. Verfahrensregel» wäre die potentielle Handlungsvielfalt sehr hoch - oder anders formuliert: Regelkonformität ist unter H 0 ein äußerst seltenes Ereignis. In einem letzten Schritt kann über die Einzelfälle hinweg die Gültigkeit der universellen Strukturhypothese beurteilt werden. Nach W E S T MEYER (1979) handelt es sich bei diesem Vorgehen um keine «Verallgemeinerung i.S. einer induktiven Generalisierung», jedoch kann die Bestätigung/Entkräftung einer singulären Hypothese zugleich als Bestätigung/Entkräftung der universellen Hypothese, aus der die singulare Hypothese abgeleitet worden ist, relativ zum Hintergrundwissen gedeutet werden (p.26). Handlungen als Interpretationskonstrukte können also mit Anspruch auf Objektivität beschrieben und empirisch überprüft werden. Die interpretative Methodologie der Handlungserklärung verlangt nicht den Verzicht auf die in den letzten Jahrzehnten erarbeiteten Standards psychologischer Forschung. Inwieweit strukturanalytisch angelegte empirische Arbeiten die genannten Standards auch einlösen können, läßt sich z.Z. noch nicht entscheiden, da erst wenige publizierte Projektberichte vorliegen (vgl. die Aufzählung bei SCHNEIDER, 1985). Auch fehlen noch weitgehend Sekundäranalysen durch andere Forschungsteams, die z.B. den Anspruch auf Objektivität der hermeneutischen Interpretation belegen könnten. Ein Hauptproblem für die Erfüllung der Objektivitätsforderung wird sicherlich in der Wahl des relevanten Kontexts liegen, aus dem heraus die Handlung rational rekonstruiert werden soll. Man darf vermuten, daß die Bedeutung einer Handlung ebenso «überdeterminiert» ist, wie dies F R E U D für die Bedeutung von Traumelementen nachgewiesen hat (FREUD, 1944). Je nach gewähltem Bezugssystem (Kontext) können ein und derselben Handlung ganz unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben werden. Insofern ist es
fraglich, ob die Forderung nach einer sequentiellen Interpretationsstrategie, wie sie von O E V E R MANN erhoben wird, den hermeneutischen Zirkel zwischen Kontext- und Interakt-Interpretation aufheben kann.
6.
Was kann der sozialwissenschaftliche Handlungsbegriff leisten?
Wenn Handlungen und Handlungsgründe als Interpretationskonstrukte aufgefaßt würden, hätte dies für die psychologische Theorienbildung weitreichende Folgen. Wohl am bedeutsamsten: das einheitswissenschaftliche, kausalnomologische Forschungsprogramm, dem sich die Psychologie weitgehend verpflichtet fühlt (vgl. H E R R M A N N , 1 9 7 9 ) , würde um eine damit konkurrierende sozialwissenschaftliche Problemsicht erweitert. Ein solcher Schritt sollte nicht ohne gute Gründe gewagt werden. Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile eines interpretationstheoretischen Handlungsbegriffs entsteht auf den ersten Blick der Eindruck, daß der u.a. für die Allgemeine Psychologie, die Psychophysiologie und die Psychosomatik bedeutsame «Übergang» von biologischen zu psychischen Prozessen verdunkelt werden könnte. Jedoch ist das Modell einer emergenten psychischen Struktur, das neben anderen zur Beschreibung dieses «Übergangs» herangezogen werden könnte, bereits ausführlich mit seinen Auswirkungen für die psychophysiologische Forschung diskutiert worden (BUNGE, 1 9 8 4 ; P O P P E R & ECCLES, 1 9 8 2 ) . Der wohl größte Vorzug des sozialwissenschaftlichen Handlungsbegriffs dürfte darin liegen, daß die Frage der gesellschaftlichen Definition von Handlungen und die Frage der Selbstgenese im Rahmen gesellschaftlich vermittelter Deutungsmuster neu und erfolgversprechend behandelt werden kann. Auf diesen Punkt hat H A R R E ( 1 9 7 9 , 1 9 8 4 ; H A R R E , CLARKE & D E C A R L O , 1 9 8 5 ) bei seinem Plädoyer für eine Psychologie der Handlung besonders hingewiesen. Gerade für die sozialpsychologischen Implikationen menschlichen Handelns könnte sich die Analyse von L E N K als fruchtbar erweisen. Die vom Autor gewählte Methode des kontrastiven Vergleichs zwischen objektsprachlichen und interpretationstheoretischen Konstrukten bei der Untersuchung des Handlungsverlaufs
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Charlton: Möglichkeiten eines sozialwissenschaftlichen Handlungsbegriffs für die psychologische Forschung
sollte nicht mißverstanden werden. Natürlich konnte sie im gegebenen Argumentationszusammenhang nur sehr einseitig, vielleicht sogar an der Grenze zur Polemik, geführt werden. Daraus ein Urteil über die Berechtigung biologisch-naturwissenschaftlicher Forschungsansätze in der Psychologie abzuleiten, wäre j edoch verfehlt und nicht im Sinne des Autors.
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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987,18,19-27
Dropje voor dropje. Oder: Sequentialstatistik, die ignorierte Alternative RAPHAEL DIEPGEN Ruhr-Universität Bochum
Es wird die Mißachtung der von ABRAHAM WALD entwickelten Sequentialstatistik in der methodenkritischen Grundlagendiskussion der Psychologie kritisiert. Die Sequentialstatistik bringt nämlich neben einer erheblichen Reduzierung der Stichprobengrößen, also einem ökonomischen Vorteil, auch eine praktikable Lösung für das in der Diskussion um den Signifikanztest zentrale Problem der ß-Fehler-Kontrolle und der «praktischen Bedeutsamkeit». Es wird daher für einen Paradigmenwechsel in der psychologischen Methodenlehre von der klassischen NEYMAN-PEARSON-Statistik hin zur Sequentialstatistik plädiert. Der für die Sequentialstatistik fundamentale sequentielle Quotiententest wird ausführlich dargestellt.
The author critizises the neglect of WALD'S sequential analysis in the discussion of psychological methodology in Germany. Sequential analysis reduces sampling - an economic advantage. A more important advantage: Sequential analysis also solves the fundamental problems of controlling P and «practical significance». Therefore, the author recommends sequential analysis instead of classical NEYMAN-PEARSON statistics - thus a new paradigma of statistics in psychology. WALD'S sequential probability ratio test is discussed.
1. Vorbemerkung
nity steht, sondern letztlich ein bestimmtes Interesse, also Politik, wie LEISER (1982) mit verständlicher Verbitterung beklagt. Zur Politik will ich mich hier nicht äußern, schon gar nicht zur Politik in Berlin. Wie dem auch sei, mir scheint nun ihrerseits die methodenkritische Grundlagendiskussion in der deutschen Psychologie, insbesondere die alte - und in der Zeitschrift für Sozialpsychologie wieder neu anklingende - Signifikanztestdebatte, nicht unbedingt sonderlich hilfreich für eine Verbesserung der Lage: Allzu häufig verliert sie sich in wissenschafts- oder erkenntnistheoretischen Spitzfindigkeiten - immer ein guter Ansatz zur Verlängerung von Publikationslisten - , zu wenig bemüht sie sich um praktikable und für den Nichtmethodiker ausreichend verständlich gemachte Aiternativvorschläge. Besonders ärgerlich, geradezu schon mysteriös, erscheint mir dabei die weitgehende Ignoranz der deutschen Psychologie gegenüber der von ABRAHAM WALD entwickelten Sequentialstatistik, obwohl diese Statistik zentrale Probleme des herkömmlichen Signifikanztestes löst, nämlich die Problematik der ß-FehlerKontrolle und der praktischen Bedeutsamkeit, und dies auch noch mit dem ökonomischen Vor-
«Die fortschrittshemmenden Friktionen zwischen statistischem Grundlagenwissen und praktizierter Methodik scheinen nach unserer Auffassung aber ganz woanders zu liegen als LEISER vermutet: In der geringen Fähigkeit unserer scientific Community, methodenkritische Ergebnisse und Fortschritte bei der Lösung methodologischer Grundlagenprobleme in die institutionalisierte Forschung zu implantieren... Ein konkretes Beispiel: Die praktizierte und in der Veröffentlichungspraxis konkretisierte Anwendung des inferenzstatistischen Signifikanztestmodells hinkt anderthalb Dekaden hinter dem Stand der diesbezüglichen Grundlagendiskussion zurück» (BROCKE et al., 1983, p.191). Fürwahr: die Bestandsaufnahme von H A G E R & WESTERMANN (1982) etwa zeigt deutlich, wie wenig es auch in der Zeitschrift für Sozialpsychologie gelungen ist, die ursprünglich von der Herausgeberseite (BREDENKAMP & FEGER, 1970) intendierte Sorgfalt im Umgang mit dem Signifikanztest durchzusetzen. Und so scheint eben doch manches dafür zu sprechen, daß hinter dieser Problematik nicht nur eine Unfähigkeit der scientific Commu-
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Diepgen: Dropje voor dropje. Oder: Sequentialstatistik, die ignorierte Alternative
teil wesentlich kleinerer Stichproben. Davon hat die Psychologie, jedenfalls in Deutschland, seltsamerweise kaum angemessen Notiz genommen; und die Grundlagendiskussion sieht - so scheint mir - vor lauter Bäumen den W A L D nicht mehr.
2. Zur Vernachlässigung der Sequentialstatistik In der deutschsprachigen psychologischen Literatur finden sich nur wenige Hinweise zur Sequentialstatistik; und diese wenigen Hinweise leiden dann zumeist noch an gravierenden Unzulänglichkeiten. KLEITER (1969) schenkt in seinem frühen Übersichtsartikel zur Signifikanztestproblematik der Sequentialstatistik zwar einige Zeilen, ohne allerdings ihre Stärke hinreichend deutlich zu machen; und völlig unverständlicherweise endet er in der unzutreffenden Behauptung, sequentielle Verfahren führten wie konventionelle Signifikanztests «über kurz oder lang immer zu einer Verwerfung der Nullhypothese» (p.159) genau dies tun sie eben nicht. In BREDENKAMPS (1972) Habilitationsschrift findet sich kein einziger Hinweis auf die Sequentialstatistik, obwohl diese das dort so zentrale Problem der praktisch bedeutsamen Mindesteffekte zumindest ebenso elegant - nein, eleganter, weil ökonomischer und gleichsam automatisch - löst wie B R E D E N K A M P S «modifizierter Signifikanztest» (p. 80ff.). K N O P F & P E T E R M A N N (1976) präsentieren und diskutieren die Sequentialstatistik recht ausführlich, aber leider nur im Hinblick auf die klinische Forschung, so daß lediglich die sequentialstatistischen Vorteile in Form der Stichprobenökonomie, der Praktikabilität im klinischen Alltag und der Freiheit von Verteilungsannahmen deutlich werden, nicht aber die ganz allgemeinen Vorzüge der Sequentialstatistik als Alternative zum konventionellen Signifikanztest schlechthin. W I T T E (1977) erwähnt in seiner grundlagenorientierten Diskussion auch kurz die sequentialstatistische Testtheorie und gesteht sogar zu: «An sequentiellen Verfahren kann man die Probleme der klassischen Tests ablesen» (p.299). Letztlich bleibt nach dieser Feststellung etwas unklar, warum W I T T E dann nicht deutlich diese Sequentialstatistik als Alternative favorisiert, sondern stattdessen seine sicherlich diskussionswürdige, nichtsdestoweniger in der Forschungspraxis offensichtlich kaum durchsetzbare vierstufige Testtheorie,
in deren Rahmen der zentrale Likelihood-Quotienten-Test eine Psychologie voraussetzt, die zur Formulierung von wissenschaftlichen Hypothesen in Form einfacher oder punktförmiger (Alternativ-)Hypothesen in der Lage wäre. Auch in W I T T E S (1980) ausführlichen Erörterungen zur Testtheorie bleiben die durchaus zugestandenen Vorteile der Sequentialstatistik gegenüber der klassischen NEYMAN-PEARSON-Testtheorie blaß, weil W I T T E sich auf eine generelle Kritik am Testen gegen eine einfache Nullhypothese ohne spezifizierte Alternativhypothese konzentriert; und in dieser Hinsicht unterscheiden sich klassische und sequentielle Testtheorie nur in Nuancen. Nur: Diese Kritik dürfte für die Forschungspraxis so lange folgenlos bleiben, wie die Psychologie nicht die theoretische Reife hat, um spezifizierte Alternativhypothesen formulieren zu können. Und dazu dürfte die Psychologie noch sehr, sehr lange unfähig sein - jedenfalls ihre meisten Teildisziplinen, etwa die Sozialpsychologie. Aber selbst für das zur Zeit kaum relevante Entscheidungsproblem mit einfacher, spezifizierter Alternativhypothese ist die Sequentialstatistik optimal, und eben nicht nur - wie W I T T E (1982, p.254) irreführend andeutet - für die «Fragestellung des Minimaleffektes», also bei zusammengesetzter Alternativhypothese. (Insbesondere ist hier das sequentielle Testen auch der von W I T T E vorgeschlagenen Strategie überlegen, und zwar einerseits in der Stichprobenökonomie, andererseits in der Wahrscheinlichkeit, «wahre» Hypothesen zu entdecken, in erster Linie also in der Teststärke.) KRAUSE & M E T Z L E R (1978) skizzieren zwar die allgemeinen Vorteile der Sequentialstatistik gegenüber der herkömmlichen NeymanPearson-Statistik, erwecken aber den - zu W I T T E gleichsam gegenteiligen - falschen Eindruck, als sei sequentielles Testen nur bei einfachen Alternativhypothesen möglich. Denselben falschen Eindruck erweckt die Darstellung der Sequentialstatistik in der «Enzyklopädie der Psychologie» von W E N D T (1983, p.494-500); diese Darstellung leidet überdies an einer logisch unstimmigen Ableitung der kritischen Größen in der Sequentialstatistik. Die Überlegungen von BORTZ et al. (1979) zu im Hinblick auf praktische Bedeutsamkeit optimalen Stichprobenlängen beim Binomialtest schließlich lassen jeden expliziten Hinweis auf die Vorteile der Sequentialstatistik vermissen, obwohl sich ein solcher Hinweis hier
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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987,18,19-27
geradezu aufzwingt: Denn verglichen mit den sequentialstatistisch zu erwartenden Stichprobenlängen sind die von BORTZ et al. präsentierten Stichprobenlängen alles andere als optimal. Ähnliche Vernachlässigung der Sequentialstatistik begleitet auch die jüngere Diskussion in der Zeitschrift für Sozialpsychologie. Die Beiträge v o n WESTERMANN & HAGER ( 1 9 8 2 , 1 9 8 3 )
und
STRACK & REHM ( 1 9 8 4 ) k n ü p f e n a n die alte D i s -
kussion um Mindesteffekte und ß-Fehler-Kontrolle an. (Und die j üngsten Beiträge von ERDFELDER, 1984, 1985, sowie KOELE, 1985, beziehen diese sattsam bekannte Diskussion nun einfach auf den Spezialfall der Testung log-linearer Modelle.) Aber nirgendwo wird Sequentialstatistik erwähnt. Lediglich in der Diskussionsanmerkung von WITTE (1982) findet sich ein ganz kurzer Hinweis darauf, daß er für das Problem der Minimaleffekte die Sequentialstatistik für optimal halte, ein Hinweis aber, der in der weiteren Diskussion überhaupt nicht aufgenommen wurde. Kurzum: Die deutsche Psychologie scheint - selbst in ihrer Grundlagendiskussion - kaum angemessen von den Stärken der Sequentialstatistik Notiz genommen zu haben, von einer Implantierung in ihren Methodenkanon natürlich ganz zu schweigen.
3. Sequentialstatistik: Allgemeines Dabei wurde die Sequentialstatistik bereits gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von ABRAHAM WALD entwickelt, und zwar vorrangig mit dem Ziel, Stichprobengrößen bei der Qualitätskontrolle in der Rüstungsproduktion zu minimieren. Die sequentialstatistischen Grundideen galten daher zunächst als Militärgeheimnis und wurden erst mit Verzögerung von WALD (1945) veröffentlicht. Eine ausdrücklich für den mathematischen Laien geschriebene Darstellung dieser Grundideen stammt von WALD (1966) selbst. Für den Mathematiker interessant ist vor allem WALDS (1950) entscheidungstheoretische Interpretation der Statistik, auch der Sequentialstatistik. Moderne Darstellungen der inzwischen weit expandierten Sequentialstatistik finden sich etwa bei GHOSH ( 1 9 7 0 ) , WETHERILL ( 1 9 7 5 ) u n d GOVINDA-
RAJULU ( 1 9 7 5 ) . Gut lesbar für d e n empirisch ar-
beitenden Psychologen dürfte der eigentlich für die medizinische Forschung geschriebene, recht praxisnahe Leitfaden von ARMITAGE (1975) sein.
Deutschsprachige Darstellungen einiger sequentialstatistischer Ideen und Verfahren finden sich bei WEBER (1967, p.395-482), SACHS (1968, p.217-223), BÜNING & TRENKLER (1976, p.301310), Fisz (1976, p. 676-708) und HÄRTUNG (1984, p.251-267), Darstellungen indessen, die meines Erachtens häufig nicht die didaktische Klarheit von WALDS (1966) eigenen - freilich englischsprachigen - Ausführungen erreichen. Einige Veröffentlichungen zu den mathematischen Grundlagen der sequentiellen Statistik kommen aus der D D R , etwa v o n HECKENDORF (1982) u n d EGER
(1985). In üblichen Statistiklehrbüchern für Psychologen finden sich kaum Hinweise oder gar ausführlichere und verständliche Darstellungen zur Sequentialstatistik. Es erscheint mir deshalb sinnvoll, das Rationale wenigstens des sequentiellen Quotiententestes ausführlich darzustellen, jenes von WALD entworfenen Verfahrens, auf dem die ganze Tradition der Sequentialstatistik beruht, um dann die Vorteile gegenüber der herkömmlichen Signifikanzstatistik herausstellen zu können. Verblüffend ist nämlich, daß die Grundidee der Sequentialstatistik einerseits mathematisch wirklich so einfach ist, daß sie ohne besondere mathematische Vorkenntnisse verstanden werden kann, und dabei andererseits in ihrer argumentativen Brillianz sogar einen gewissen ästhetischen Reiz hat. (Dieser sei der Psychologie nicht vorenthalten.) Zum Namen «Sequentialstatistik» übrigens: Er bezieht sich auf den sequentiellen Charakter des Entscheidungsverfahrens; es werden sukzessive Daten erhoben dropje voor dropje - , und nach jedem erhobenen Datum wird erneut entschieden zwischen der Nullhypothese, der Alternativhypothese und der Fortsetzung des Versuchs durch Erhebung eines weiteren Datums.
4. Der sequentielle Quotiententest Wir wollen zwischen zwei einfachen Hypothesen über die Wahrscheinlichkeit p eines Merkmals entscheiden, nämlich zwischen H 0 : p = p 0 und H j: p = p wobei wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit p 0 < pj voraussetzen wollen. (Die Erweiterung der Argumentation für zusammengesetzte Hypothesen der Form H t : p ^ pj folgt im anschließenden Beispiel.) Gesucht ist ein Entscheidungsverfahren, bei dem wir im Unterschied
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Diepgen: Dropje voor dropje. Oder: Sequentialstatistik, die ignorierte Alternative
zur klassischen Statistik sukzessive zufällige Daten erheben und nach jeder Datenerhebung drei Möglichkeiten haben, nämlich 1. Annahme von H 0 (symbolisch «H 0 »), 2. Annahme von (symbolisch «Hj»), 3. Erhebung eines weiteren Datums und dann erneute Entscheidung. Dieses sequentielle Entscheidungsverfahren soll nun folgende Eigenschaften haben: (1) Es soll mit Sicherheit irgendwann einmal zu einem Ende kommen, d.h. es soll mit Wahrscheinlichkeit 1 zu einer Entscheidung für H 0 oder H j führen. (Den exakten Beweis für diese plausible Eigenschaft unseres unten entwickelten Entscheidungsverfahrens übergehe ich, da er Methoden der Infinitesimalrechnung benötigt.) (2) Die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler erster Art, also einer fälschlichen Entscheidung für H 1 ( beträgt a. Formal P(«H 1 »/p=p 0 ) = a . Dabei kann a beliebig gewählt werden, in der Regel aufgrund von Erwägungen über die Folgen einer solchen Fehlentscheidung natürlich klein. (3) Auch die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers zweiter Art, also einer fälschlichen Entscheidung für H 0 , ist begrenzt durch ein - wieder frei wählbares - ß. Formal P(«H 0 »/p=p 1 ) = ß. Aus (2) und (3) ergibt sich in Verbindung mit (1) P(«H 0 »/p=Po) = l - a u n d P(«H 1 »/p=p 1 ) = 1 - ß . Es erscheint nun sinnvoll, das Entscheidungsverfahren auf die Häufigkeit des Auftretens des Merkmals zu beziehen. Wenn in n unabhängigen Versuchsdurchgängen m mal das Merkmal auftritt - und damit genau n - m mal nicht - , so geschieht dies, wenn H 0 stimmt, mit der Wahrscheinlichkeit («Likelihood») p 0 m • (l-p 0 ) n _ m , dagegen wenn H j stimmt, mit der Wahrscheinlichkeit p,"1 • (1—Pj)n~m. Nennen wir diese offensichtlich leicht aus den Daten zu berechnenden Likelihoods 10 bzw. lj. Ist nun der Quotient 1/Iq klein, so spricht dies für die Annahme von H 0 : Denn die Wahrscheinlichkeit 10 unseres beobachteten Ergebnisses unter H 0 ist dann weitaus größer als die Wahrscheinlichkeit lj unseres Ergebnisses unter H x . (Und natürlich ist es vernünftig, sich für die Hypothese zu entscheiden, die dem beobachteten Geschehen höhere Wahrscheinlichkeit zuspricht.) Umgekehrt: Ist der Likelihood-Quotient I/Iq groß, so spricht dies für die Annahme von H r Bewegt sich der Likelihood-
Quotient schließlich im mittleren Bereich, so favorisiert dies keine der beiden fraglichen Hypothesen; es erscheint somit sinnvoll, weitere Daten zu erheben. «Groß» und «klein» bedürfen noch der Konkretisierung, aber wir können mit noch näher zu bestimmenden Grenzen A und B (selbstverständlich mit B< 1 < A) die Form des Entscheidungsverfahrens festlegen: 1. Falls ^ / I q ^ B , nimm H 0 an. 2. Falls 1 / I q ^ A , nimm H j an. 3. Falls B < 1 1 /1 0 < A, setze das Experiment fort, d.h. erhebe eine weitere Beobachtung und entscheide danach erneut. Jetzt gilt es nur noch, A und B numerisch so zu bestimmen, daß die geforderten Eigenschaften gewährleistet sind. Dazu zwei Überlegungen: a) Sei E 0 die Menge aller möglichen Experimente, die nach unserer Entscheidungsregel zur Annahme von H 0 führen. Für jedes dieser Experimente muß dann offensichtlich gelten V I q ^ B, d. h. 1 1 0 B. Summieren wir nun die Likelihoods aller Experimente aus E 0 , so erhalten wir insgesamt natürlich die Wahrscheinlichkeit, H 0 anzunehmen. Diese Wahrscheinlichkeit ist aber mit 1 - a bzw. ß vorgewählt. Also: P(«H 0 »/p=p 0 ) = l - a = £ l 0 und E0 P ( « H 0 » / P = P l ) = ß = £ 1, E0 Insgesamt erhalten wir ß= £ I 0oB) = ( 5 ; l 0 )B = ( l - a ) B E0 E0 E0 und damit (i) ß / ( l - a ) < B. b) Analog: Sei E t die Menge aller Experimente, die zur Annahme von H x führen. Für jedes dieser Experimente gilt demnach Ij/Iq ^ A, d.h. l j ^ IqA. Summieren wir hier die Likelihoods aller Experimente aus Ej, so erhalten wir insgesamt die Wahrscheinlichkeit, H j anzunehmen. Diese Wahrscheinlichkeit ist mit a bzw. 1 - ß vorgewählt. Also: P(«H 1 »/p=p 1 ) = 1 - ß = £ lj sowie Ej P(«H 1 »/p=p 0 ) = a = £ loEi
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Und damit: l - ß = I l 1 ^ E l 0 A = aA Ex E! Schließlich: (ii) ( l - ß ) / a ^ A . Leider ergeben die aus den geforderten Eigenschaften abgeleiteten Ungleichungen (i) und (ii) noch keine numerischen Werte für A und B, sondern lediglich Höchst- bzw. Tiefstwerte für ihre Wahl. Und nun kommt ein schöner Trick von W A L D : Wir wählen einfach einmal willkürlich A = ( l - ß ) / a und B = ß / ( l - a ) . Wir erhalten so ein konkretes Entscheidungsverfahren, denn A und B sind jetzt feste Zahlen, aber wir wissen der willkürlichen Setzung wegen leider nicht, ob dieses Entscheidungsverfahren die geforderten Fehlerwahrscheinlichkeiten a bzw. ß hat. Nennen wir daher die tatsächlichen und uns unbekannten Fehlerwahrscheinlichkeiten dieses willkürlich festgelegten Entscheidungsverfahrens a ' und ß ' . Die obige Argumentation gilt jetzt also für diese neuen, tatsächlichen Fehlerwahrscheinlichkeiten, und damit ergibt sich
23 die Grenzen A=0,9/0,05=18 und B = 0 , l / 0 , 9 5 = 0,105. Tritt in n unabhängigen Versuchen das Merkmal m mal auf, so gilt für die Likelihoods l 0 =0,5 m • 0,5m~n und l^O.ö" 1 • 0,4 m - n . Zur einfachen Formulierung der Entscheidungsregel helfen äquivalente Umformungen der entsprechenden Ungleichungen (durch beiderseitiges Logarithmieren): lL/\0 ^ 0,105 ist äquivalent zu m ^ 0,54n-5,49, und 1/IQ ^ 18 entspricht m ^ 0,54n+6,95. Wir erhalten also das äußerst simple Entscheidungsverfahren: Falls wir in den ersten n Versuchsdurchgängen höchstens 0,54n-5,49mal das Merkmal beobachten, nehmen wir H 0 an. Falls wir dagegen in den ersten Versuchsdurchgängen mindestens 0,54n+6,49 mal das Merkmal beobachten, nehmen wir H j an. Andernfalls erheben wir im n + 1 -ten Versuchsdurchgang ein weiteres Datum. Dieses simple Entscheidungsverfahren läßt sich schließlich graphisch in Form eines «Entscheidungsspazierganges» organisieren (Abb. 1), der mit dem Bleistift auf dem Papier ohne irgendwelche Berechnung zur Entscheidung führt.
gemäß (i) ß ' / ( l - a ' B, also ß ' / ( l - a ' ß/(l-a), gemäß (ii) (l-ß')/a'>A, also (l-ß')/a'>(l-ß)/a. Insgesamt ergibt sich daraus ß' < ( ß / ( l - a ) ) • ( l - a ' ) < ß / ( l - a ) = ß, sofern a klein, und a'^(l-ß')/((l-ß)/a) = ((l-ß')a)/(l-ß)sS a / ( l - ß ) « a, sofern ß klein. Fazit: In der Praxis, in der a und ß natürlich klein gewählt werden, führt die zunächst willkürlich anmutende Setzung von A und B zu einem Entscheidungsverfahren, dessen tatsächlichen Fehlerwahrscheinlichkeiten a ' und ß' die vorgewählten Grenzen a und ß allenfalls unwesentlich überschreiten. Wir haben also das gesuchte Entscheidungsverfahren - bis auf praktisch unbedeutende Ungenauigkeiten - gefunden: Die Fehlerwahrscheinlichkeiten sind vermutlich kleiner, allenfalls unwesentlich größer als gefordert.
5. Beispiel Wir entscheiden zwischen H 0 : p=0,5 und Hj: p=0,6 zu a=0,05 und ß = 0 , l . Wir erhalten also
Abb. 1: Plan für einen sequentiellen «Entscheidungsspaziergang» entsprechend dem Beispiel im Text. Jedes erhaltene Datum wird eingetragen. Gerät man dabei in das Gebiet oberhalb der durch m = 0,54n + 6,95 definierten Geraden, so beende man die Datenerhebung und entscheide für Hj. Gerät man in das Gebiet unterhalb der durch m = 0,54n - 5,49 definierten Geraden, so beende man die Datenerhebung und entscheide für H 0 . Eingetragen ist als Beispiel ein Experimentalverlauf, der nach 24 Durchgängen, in denen das Merkmal 20mal auftrat, mit der Entscheidung für H t endet.
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Diepgen: Dropje voor dropje. Oder: Sequentialstatistik, die ignorierte Alternative
P(«H0»)-.
Testverfahren für die unterschiedlichsten Fragestellungen; insbesondere gibt es etwa auch ein sequentialstatistisches Analogon zum F-Test - und damit die Möglichkeit zum sequentiellen Testen im Rahmen des allgemeinen linearen Modells. Häufig lassen sich Sequentialtests in Form von graphischen «Entscheidungsspaziergängen» organisieren und sind dann kinderleicht zu handhaben. Welche wichtigen Vorteile bringt nun das sequentialstatistische Vorgehen außer dieser leichten Handhabung?
1.0._
0.1 .
10.1 Abb. 2: Verlauf der Wahrscheinlichkeit einer Entscheidung für die Nullhypothese in Abhängigkeit vom « w a h r e n » Parameter (OC-Funktion) beim sequentiellen Quotiententest des Beispiels im Text.
Nun macht man sich schnell klar, daß dieses Entscheidungsverfahren natürlich auch einen Test von H 0 gegen die zusammengesetzte AlternativhypotheseHj: p ^ 0,6 darstellt. Denn je größer das « w a h r e » p, desto weniger wahrscheinlich ist es, daß das Merkmal so selten auftritt, daß wir für H 0 entscheiden. Das vorgewählte ß ist hier demnach die «maximale» Wahrscheinlichkeit einer fälschlichen Entscheidung für H 0 (vgl. auch unten Abb. 2). Anders ausgedrückt: Wir haben hier einen einseitigen Test der Nullhypothese H 0 : p = 0 , 5 mit einer «Mindesteffektgröße» oder «Indifferenzz o n e » oder «praktischen Signifikanzgröße» 5=0,1: Wir halten nämlich eine fälschliche Entscheidung für die Nullhypothese nur dann für problematisch, wenn der wahre Parameter um mindestens 8 über dem nullhypothetischen Wert liegt. Und genau die Wahrscheinlichkeit einer solchen «relevanten» Fehlentscheidung ist durch unser vorgewähltes ß begrenzt.
6. Vorteile Dieser WALDsche Wahrscheinlichkeitsverhältnistest ist natürlich ein sequentielles Analogon zum bekannten Vorzeichen- oder Binomialtest aus der NEYMAN-PEARSON-Statistik. Inzwischen gibt es eine unübersehbare Fülle sequentialstatistischer
1. Es gibt einen erheblichen ökonomischen Vorteil, und dieser hat der Sequentialstatistik überall dort einen festen Platz verschafft, wo das Experimentieren von einem kostenbewußten Finanzier - und nicht etwa nur von der anonymen öffentlichen Hand - bezahlt wird, etwa in der industriellen Qualitätskontrolle (vgl. Uhlmann, 1966): Die Sequentialstatistik benötigt im Schnitt deutlich kleinere Stichproben. Der Erwartungswert für die Stichprobengröße - diese ist hier eine Zufallsvariable - hängt natürlich von der Fragestellung, von a, ß, 8 und schließlich dem «wahren» Parameter ab; aber er ist in der Regel erheblich, z.T. über 50% geringer als die entsprechenden notwendigen Stichprobengrößen bei konventionellen Signifikanztests. Woher kommt das? Nun, die Sequentialstatistik reagiert schneller auf Erfahrung, Empirie. Der traditionelle Psychologe, der ein Experiment durchführt und auf der Basis eines konventionellen Testes entscheidet, stellt sich nämlich bis zum im vorhinein festgelegten Ende der Datenerhebung dumm. Oder spitzer: Während des Experimentierens denkt ein Psychologe nicht. (Und Experimentieren ist ja bekanntlich seine Hauptbeschäftigung.) Die Sequentialstatistik, ähnlich wie die BAYES-Statistik, erst macht es möglich, auch während des Experimentierens klug zu sein, schon dabei zu denken, d.h. aus den jeweils bisher gemachten Erfahrungen für die Entscheidungsfindung zu lernen. Dieser ökonomische Vorteil der Sequentialstatistik dürfte vielen dienen: Etwa den Psychologiekarrieristen mit der Maxime «möglichst schnell möglichst viele Veröffentlichungen», etwa den ernsthaft Psychologieinteressierten, die mehr Zeit zum Nachdenken gewinnen, etwa den Versuchspersonen, die ein wenig geschont werden; nicht zuletzt natürlich auch der Gesellschaft, die das ganze bezahlt. 2. Es gibt einen grundlegenden forschungs-
Zeitschrift für S o z i a l p s y c h o l o g i e l 9 8 7 , 1 8 , 1 9 - 2 7
methodischen Vorteil, und zwar genau wie bei dem von B R E D E N K A M P - und manch anderem - in der Signifikanztestdebatte favorisierten «modifizierten Signifikanztest»: Der ß-Fehler ist kontrolliert, und Entscheidungen zugunsten der Alternativhypothese bei tatsächlich geringen und praktisch wie theoretisch irrelevanten Unterschieden zur Nullhypothese sind - natürlich abhängig von 8 - unwahrscheinlich. Denn bei Sequentialtests steigt - gleichsam konstruktionsbedingt - die Operationscharakteristik, also die Wahrscheinlichkeit einer Entscheidung zugunsten der Nullhypothese in Abhängigkeit vom wahren Parameter, sehr schnell an, wenn man sich von der durch 8 definierten Grenze des Indifferenzbereiches dem nullhypothetischen Parameterwert nähert (vgl. Abb.2). Nur, und dies ist der bedeutende Unterschied zum in der Praxis offensichtlich kaum durchsetzbaren Konzept des «modifizierten Signifikanztestes»: Wer einen Sequentialtest anwenden will, der kann nicht nur, sondern der muß sich vorher nicht nur über das Signifikanzniveau a Gedanken machen, sondern auch über die Fehlerwahrscheinlichkeit zweiter Art ß und die Mindestgröße relevanter Effekte 8; und er ist überdies gezwungen, diese Gedanken explizit zu machen, wenn er veröffentlichen will. Und wer hier einwendet, insbesondere die Wahl einer Mindesteffektgröße 8 sei rational nicht zu begründen, zumindest nicht im Kontext der Grundlagenforschung, der verdrängt. Denn mit der Wahl eines bestimmten Signifikanzniveaus und einer bestimmten Stichprobengröße trifft auch der herkömmlich testende Forscher faktisch genau diese Wahl, nur eben implizit, und damit der Reflexion und Kritik enthoben. Und: Sequentialstatistik setzt der weitverbreiteten Verlogenheit beim Hypothesentesten ein Ende, jener Verlogenheit, die von Signifikanzen spricht, auch wenn diese erst mithilfe von nach der Dateninspektion festgelegten Tests «erzielt» wurden. Denn Sequentialstatistik funktioniert konstruktionsbedingt eben nur als ein vor der Datenerhebung festgelegtes Entscheidungsverfahren, und dies nicht nur - ebenso wie die klassischen Tests ihrer Logik nach, sondern auch in der Praxis. Sequentialstatistik zwingt also zur Ehrlichkeit sich selbst und der scientific Community gegenüber. Ehrlichkeit gegen sich selbst, dies ist Attributionstheorie hin, Attributionstheorie her - seit alters ein (Psycho-)Therapeutikum, dessen
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Wirkung häufig die befreiende Erkenntnis ist, daß man das, was man immer unbedingt zu brauchen vermeinte, im Grunde sehr gut entbehren kann. Und so könnte die Psychologie vielleicht an der Sequentialstatistik endlich lernen, daß sie statistischen Hypothesentestens nicht annähernd so häufig und dringend bedarf, wie sie es sich lange Zeit - von interessierter Seite (?) - hat vormachen lassen. Das Testen würde dann vielleicht endlich seinen Charakter als unverstandenes Ritual verlieren, dem zu unterwerfen sich der eigenen Karriere wegen gleichwohl dringend empfiehlt. Wer nämlich sequentiell testet, dem bleibt die Logik des Hypothesentestens als eines im Vorhinein definierten Entscheidungsverfahrens mit bestimmten Fehlerrisiken nicht verborgen; insbesondere hat er nicht mehr die Möglichkeit, im Grunde deskriptivstatistische Aussagen in inferenzstatistischer Verkleidung zu präsentieren. Kurzum: Ein «Paradigmenwechsel» vom konventionellen Signifikanztest hin zur Sequentialstatistik erscheint mir als das konsequenteste Mittel, der jahrelangen grundlagenkritischen Diskussion endlich eine Verbesserung praktizierter Methodik folgen zu lassen. Selbst da übrigens, wo aus erhebungstechnischen Gründen eine sequentielle Datenerhebung unmöglich ist, also bei fest vorgegebener Stichprobengröße, ist sequentielles Testen möglich und sinnvoll, indem man nämlich der bereits erhobenen Stichprobe sequentiell nach Zufall entnommene Daten dem Sequentialtest unterzieht. Hier ist es dann allerdings notwendig, den Sequentialtest durch eine Stoppregel in seiner Länge zu begrenzen, was aber, wie etwa schon W A L D ( 1 9 6 6 ) darstellt, keine besonderen Probleme aufwirft. Eine solche Anwendung der Sequentialstatistik auf feste Stichproben büßt natürlich ihren ökonomischen Vorteil ein, wahrt aber den allgemein-methodischen Vorteil im Hinblick auf die ß-Fehlerkontrolle und Mindesteffektstärke. Sequentialstatistik empfiehlt sich damit als Standardmethode ganz allgemein, also auch da, wo ihre ökonomischen Vorteile nicht zum Tragen kommen können. Was also an der Sequentialstatistik wichtig ist, das ist eben nicht nur der ökonomische Vorteil, so schön er auch ist, sondern vielmehr die ganz grundlegende methodische Überlegenheit.
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Diepgen: D r o p j e voor d r o p j e . Oder: Sequentialstatistik, die ignorierte Alternative
7. Ausblick Es gibt gute Argumente dafür, in der Psychologie auf populationsbezogene statistische Kennwerte weitgehend zu verzichten und sich stattdessen der Suche nach weniger mathematisch-statistisch, sondern eher «aussagenlogisch» formulierten Gesetzen zu widmen, aus denen sich eindeutige Prognosen ableiten lassen (siehe etwa HARNATT, 1 9 7 5 ; WOTTAWA, 1 9 8 1 ; PLAUM, 1 9 8 4 ) . Solange aber in der Psychologie die Ableitung von Prognosen mit 100%iger Trefferquote ein Traum bleibt, solange verbleibt als inferenzstatistisches Problem der Schluß von einer an einer Stichprobe gewonnenen Trefferquote einer Prognose auf die entsprechende Trefferwahrscheinlichkeit in der Population. Und hier eröffnet sich die Vision einer weitgehend mathematikfreien - man mag auch sagen: mathematikbefreiten - psychologischen Methodenlehre, deren Kern neben anderem enthält: Erstens Verfahren zur Generierung und Optimierung von aussagenlogisch formulierten Prognosen - vergleiche etwa die computerunterstützte Hypothesenagglutination von WOTTAWA ( 1 9 8 3 ) oder die Prädiktionsanalyse von HILDEBRAND et al. ( 1 9 7 7 ) , in der Übersicht bei VON E Y E & BRANDTSTÄDTER ( 1 9 8 5 ) - , zweitens einen sequentialstatistischen Test zur Kreuzvalidierung, d.h. zur Frage, ob die Trefferwahrscheinlichkeit der Prognose in der Population merklich von der Trefferquote in der Analysestichprobe abweicht. Und genau das Rationale dieses Tests ist oben in seiner ganzen Logik bereits dargestellt.
8. Schlußbemerkung Wie die Weißheit in den Kaffee, so kommt die Weisheit auch zur Psychologie: am besten tröpfchenweise. Sie gleich mit Löffeln zu fressen, diesen Versuch sollte die Psychologie lieber lassen. Darum sollte auch für das Hypothesentesten in der Psychologie gelten: Dropje voor dropje, dat is kwaliteit!
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Borg: Arbeitszufriedenheit, Arbeitswerte und Jobauswahl
Arbeitszufriedenheit, Arbeitswerte und Jobauswahl: Ein hierarchischer, individuenzentrierter Ansatz I N G W E R BORG Universität Gießen
Ein individuen-zentrierter Ansatz zur Skalierung der Komponenten der Einstellung Arbeitszufriedenheit (AZ) wird eingeführt und mit den Daten einer Vp illustriert. A Z wird hierbei in Beziehung gesetzt zu einer hierarchischen Wert- und Erwartungsstruktur, in der z. B. die verschiedenen Wertekategorien der korrelativ-aggregativen AZ-Forschung angesiedelt sein können. Über Paarvergleiche wird bestimmt, mit welchem Anteil x und y ein übergeordnetes Element E bestimmen. Die Konsistenz dieser Urteile ist p r ü f b a r . Ist sie hinreichend gut, ist es sinnvoll zu berechnen, mit welchen Prozentanteilen die Elemente einer Menge das Element E bestimmen (Determinationsgewichte). Man kann den Einfluß eines gegebenen Elements x auf ein hierarchisch mehrere Ebenen darüberliegendes Element E durch Verrechnung sämtlicher Determinationsgewichte für P f a d e , die von x zu E führen, bestimmen. Durch eine Bewertung der Eingangswerte des Systems hinsichtlich konkreter Handlungsalternativen (z.B. alternative Jobangebote) kann man Vorhersagen über Entscheidungen treffen.
An individualized approach to scale the attitude components of j o b satisfaction (JS) is introduced and illustrated with the help of data from one subject. J S is related to a hierarchical value and expectancy structure, where the various value categories of aggregative-correlative research may prove useful. Using pair comparisons it is determined with what proportion a hierarchically higher element E depends on x and y. The consistency of such judgments is testable. If it is satisfactory, it is meaningful to compute the percentages with which the elements of a set determine E (determination weights). The influence of some given element x on a hierarchically much higher element E can be assessed by considering the determination weights of all paths that lead f r o m x to E. By evaluating the bottom values of the system with respect to concrete action alternatives (such as j o b offers), choices can be predicted and explained.
1. Einleitung
sich A Z messen läßt. Bei der Vielzahl von Arbeiten zu diesem Thema (BARRETT, 1972, bzw. LOCKE, 1976, schätzen diese auf mindestens 4000, was sehr vorsichtig erscheint) sollte man eigentlich meinen, auf beide Fragen sehr genaue Antworten geben zu können. Dies ist nicht so. FISCHER (1985) konstatiert, daß «eine gewisse Ratlosigkeit unverkennbar (ist), da angesichts der überwältigenden Fülle von Untersuchungen ein kumulativer Fortschritt in der Entfaltung dieses Konzepts kaum sichtbar wird» (p. 13). NEUBERGER (1985a) geht noch weiter und stellt fest, daß «die AZ-Forschung bislang mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hat» (1985a, p. 184). Und was die AZ-Messung anbelangt, stellt NEUBERGER, der selbst ein Verfahren zur Messung der AZ
Das Thema (AZ) ist ein zentrales Anliegen der angewandten Psychologie, insbesondere deshalb, weil die verschiedensten Auswirkungen der AZ möglich erscheinen. SEASHORE & TABER (1975) klassifizieren diese in solche, die sich am Individuum selbst manifestieren (Arbeitsleistung, Rückzug, Aggression, Krankheit, Wahrnehmungsveränderungen usw. ), solche, die vor allem die Organisation treffen (Fehlzeiten, Produktivität, Sabotage, Betriebsklima usw.), und solche, die sich auf die Gesamtgesellschaft auswirken (Bruttosozialprodukt, politische Stabilität usw.). Es gibt zahlreiche meist korrelative - Studien, die solche Zusammenhänge untersuchen. Dabei zeigen sich uneinheitliche Resultate, die man bestenfalls als mager bezeichnen kann. Es ist offensichtlich, daß die Qualität solcher Untersuchungen kritisch davon abhängt, wie gut man das Konzept A Z selbst versteht und wie gut
entwickelt hat (NEUBERGER & ALLERBECK, 1978),
nunmehr in Frage, daß man AZ überhaupt mit standardisierten Verfahren messen kann. Die Probleme, die die AZ-Forschung hat, lassen sich z.T. unmittelbar aus den bisherigen Forschungsansätzen ersehen. Sie sind fast aus-
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Zeitschrift für Sozialpsychologiel987,18,28-39
nahmslos aggregativer Natur; d.h. studiert werden nicht einzelne Personen, sondern Durchschnittspersonen wie Metall-Arbeiter, Sparkassen-Angestellte, Bewerber beim Gaswerk usw. HERZBERG et al. (1957) baten z.B. 200 Ingenieure und Buchhalter, Situationen zu beschreiben, in denen sie besonders gut oder schlecht über ihre Arbeit dachten. Aus den Schilderungen leiteten HERZBERG et al. ab, daß die guten Situationen gekennzeichnet waren durch Faktoren wie Leistung, Anerkennung und Verantwortung, die schlechten dagegen durch unfaire Vorgesetzte, schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung. Diese beiden Gruppen von Aspekten, zusammenfassend als bzw. bezeichnet, wurden als Verursacher der AZ interpretiert. Wie zufrieden eine Person p nun ist, bleibt allerdings unklar, wie GEBERT & VON ROSENSTIEL (1981) bemerken, da offen ist, ob und mit welchem Gewicht diese Gesichtspunkte in die Gesamt-AZ eingehen. Zudem kann man fragen, ob sich die Zufrieden- / Unzufriedenmacher - Dichotomie empirisch auch anderweitig bestätigen läßt. Die vielfältigen Faktorenanalysen von Zufriedenheitsitems (siehe Übersicht bei NEUBERGER, 1974, p.163) zeigen, daß die HERZBERG-Unterscheidungen bestenfalls als Faktoren höherer Ordnung erscheinen. Auf niedrigerer Analyseebene zeigt sich ein recht unübersichtliches Bild mit vielfältigen Faktorensystemen. Trotz mannigfaltiger Unterschiede im Detail tauchen allerdings viele Faktoren wiederholt auf. Sieht man einmal vom Problem der Stichprobenvergleichbarkeit ab, so liegt es nahe zu vermuten, daß die Faktorenanalyse aufgrund ihrer inhaltsleeren, «extrinsischen» Restriktionen (BORG, 1986a) tatsächlich vorhandene Grundstrukturen nicht deutlich machen konnte. Hierfür spricht, daß sich für Repräsentativstichproben in den geometrischen (Multidimensionale Skalierung, MDS) Repräsentationen der Interkorrelationen Organisationsmuster zeigen, die sowohl H E R Z BERGS Unterscheidungen als auch die Motivationstheorien von ROSENBERG (1956), MASLOW (1954) u.a. bestätigen ( R O N E N , 1979; R O N E N et a l . , 1 9 7 9 ; ELIZUR, 1 9 8 4 ; BORG & GALINAT,
im
Druck). Daneben zeigen sich Facetten wie die Unterscheidung in system- und leistungsabhängige Arbeitswerte (KATZ & K A H N , 1966) in den Daten wieder. Da diese konzeptuellen Unter-
scheidungen keineswegs aus methodischen oder logischen Gründen empirisch durchschlagen müssen und somit empirisch falsifizierbar sind, ist es grundsätzlich nicht richtig, daß derartige «Motivklassifikationen ... im wesentlichen willkürliche Einteilungen» (GEBERT & VON ROSENSTIEL, 1981, p.37) sind. Diese für die Gesamtpopulation reliablen Strukturen bestätigen sich jedoch oft für speziell ausgewählte Stichproben (z.B. Studenten oder Automobilarbeiter) nicht mehr fehlerfrei (BORG & GALINAT, im Druck, in Vorber.). Die Abweichungen liegen in den Vorzeichen der Interkorrelationen oder in der Partitionierbarkeit der MDSRepräsentationen. Aufgrund der Varianz in den faktorenanalytischen Ergebnissen kommen solche Befunde der Heterogenität allerdings nicht überraschend. Zu fragen bleibt aber damit, inwieweit sich dann solche im wesentlichen nur für Repräsentativstichproben reliablen Strukturen dazu eignen, auf ihnen eine individuen-zentrierte AZ-Messung aufzubauen. Bislang erfolgte eine solche Messung ja stets so, daß entweder direkt nach der AZ gefragt wird (z.B. über eine Beurteilungsskala von , , usw. Diese Bewertungen, einmal in das System eingegeben, durchlaufen die Wertstruktur auf komplizierten Pfaden und führen schließlich zu einem gemeinsam determinierten Output, der Einstellung AZ. Das Wertsystem in Abbildung 1 wurde zusammengestellt unter Bezugnahme auf die Wertunterscheidungen, die sich in den oben geschilderten aggregativen Ansätzen als empirisch nützlich erwiesen haben. Wie man leicht erkennt, finden sich in der mittleren Ebene Werte, die an MASLOWS ( 1 9 5 4 ) Motivkategorien erinnern, und in der unteren Ebene solche, die den Items von JURGENSEN ( 1 9 7 8 ) , ELIZUR ( 1 9 8 4 ) u n d BORG & GALI-
NAT (im Druck) entsprechen. Verschiedene Erweiterungen dieses Systems bieten sich natürlich sofort an. Zum Beispiel könnte man oberhalb der trichotomen Ebene, unmittelbar unter AZ selbst, noch HERZBERGS Zufriedenmacher-Unzufriedenmacher und unterhalb der konkrete Werte einbauen, wie dies schon im Kasten durch die Adjektive und angedeutet ist. In der Wertstruktur sieht man verschiedene Pfade, die die Werte benachbarter Ebenen verbinden . Diese kommen durch die Urteile einer Vp (hier und im folgenden: der Autor dieses Artikels) zustande, die angab, von welchen Unterwerten ein gegebener Oberwert jeweils abhängt. Man sieht z.B., daß die Vp kognitiv-intellektuelle Werte nur als abhängig von (Selbstverwirklichung) und (Interesse an der Tätigkeit), aber nicht von (Respekt/Status), (persönlicher Wert-
schätzung) usw. sah. Dagegen hängt (Selbstverwirklichung) von allen in der darunter liegenden Ebene vorfindbaren Werten ab. Zu fragen bleibt hier offensichtlich: In welchem Umfang? Die Existenz oder Nichtexistenz von Abhängigkeiten ist ja nur ein Grenzfall einer quantitativ variierenden Abhängigkeitsbeziehung. Der Bestimmung dieser Determinationsgewichte wenden wir uns jetzt zu.
3. Determinationsgewichte und ihre Bestimmung Die Determinationsgewichte müssen als relative Prozentwerte interpretierbar sein. Haben wir den Oberwert X und die Unterwerte i und j, dann sollen die Gewichte s(i) = 0.60 und s(j) = 0.40 besagen, daß i den Wert X zu 60% und j ihn zu 40% determiniert. Dabei sind die Gewichte zu verstehen als Verhältnisskalenwerte. Sie sind relativ zur Menge der Unterziele, d.h. verändern sich möglicherweise in ihrer absoluten Höhe, nicht aber ihren Proportionen, wenn weitere Unterziele (außer i und j) in Betracht gezogen werden. Es ist natürlich im allgemeinen wenig sinnvoll, eine Vp zu bitten, derartige Determinationsgewichte direkt zu nennen; die Vp wäre überfordert, wenn sie die Determinationsgewichte der Werte (sinnvolle Arbeit), (Einsatzmöglichkeiten von Talenten und Skills), . . . , (Arbeitsbedingungen) in bezug auf den Oberwert (Selbstverwirklichung) reliabel und valide in Prozentwerten angeben sollte. Eine Aufgabe, die die Vp dagegen bewältigen können sollte, ist es, die Proportion der Gewichte s(i) und s(j) zu nennen. Wir fragen also zunächst, welcher der beiden Unterwerte, i oder j, stärker zu X beiträgt, und dann, um wie viel mehr. Konkret etwa könnte die Vp für X = (Selbstverwirklichung), i = (sinnvolle Arbeit) und j = (Eigenverantwortung> urteilen, daß die Proportion des Beitrags von i relativ zu dem von j wie 3 : 7 sei. Stellt man eine Paarvergleichsmatrix aller der n Werte auf, die nach Meinung der Vp zu X beitragen, dann soll die Vp also Verhältnisurteile abgeben darüber, wie stark i und j «dominiert», für alle i, j. Dabei kann man z.B. so verfahren, daß man die Werte, die für diese Angaben ausgewählt werden dürfen, auf die Skala 1, 2, . . . , 9 beschränkt und verlangt, daß sich die beiden Domi-
Borg: Arbeitszufriedenheit, Arbeitswerte und Jobauswahl
32
nanzgewichte auf 10 auf summieren. Eine Vp kann dann z. B. 7 :3 oder 6 : 4 urteilen für die Dominanz von i über j bezüglich X; entsprechend sollte sie j über i als 3 : 7 bzw. 4 : 6 einstufen. (Erhebt man diese per Implikation schon festliegenden Werte empirisch, ergibt sich eine Möglichkeit zur Reliabilitätsprüfung der Vp.) Natürlich ist die Summierungsbeschränkung nicht unbedingt erforderlich. Man könnte die Vp auch ganz frei irgendwelche Proportionen nennen lassen. Ausschließen muß man jedoch, daß siez. B. 10:0oder 1000:0 sagt, da dann das Determinationsverhältnis von i über j, x^, Undefiniert ist. Ein derartiges Urteil sollte auch deshalb nicht auftreten, weil die Vp schon vorab alle die Unterwerte ausgeschlossen hat, die keinen Einfluß auf X haben. Setzt man für den Vergleich eines Unterwertes i mit sich selbst bezüglich X (i über i relativ zu X) das Gewichtsverhältnis 5 : 5 , dann ist die empirische nxn-Matrix der Gewichtsschätzungen, G, vollständig bestimmt. Wie in SAATY (1977) und BORG (1986b) gezeigt, gilt dann, wenn die Gewichtsschätzungen vollständig konsistent sind, daß Gs = ns, wobei s der nxl-Vektor der wahren Gewichte ist. Im inkonsistenten, empirisch typischen Fall passen die Schätzungen nicht zusammen . Dieses Zusammenpassen (Konsistenz) beinhaltet z.B. die übliche Transitivität. Gilt also für das Determinationsverhältnis von i über j bezüglich X.Xjj, daß Xjj > 1, und weiter, für einen anderen Unterwert k, daß x jk > 1, dann sollte die Vp auch (erst recht!) xik > 1 urteilen. Diese Bedingung ist allerdings nur eine relativ schwache notwendige Voraussetzung für die Existenz einer Verhältnisskala von Determinationsgewichten. Darüberhinaus muß auch alles quantitativ zusammenpassen; d.h. es muß gelten, daß x y x jk = x ik , wie man sieht, wenn man dafür ausführlicher (s (i)/s (j)) (s (j )/s (k))=s (i)/s (k) schreibt. Sagt also eine Vp z. B., daß i über j bezüglich X wie 9 : 1 dominiert und j über k wie 7 : 3 , dann muß sie eigentlich, um konsistent zu sein, urteilen, daß i über k wie 63 :3 = 2 1 : 1 dominiert. (Man erkennt hier einen potentiellen Nachteil einer beschränkten Response-Skala, die ein solches Urteil gar nicht zuläßt !) Gilt dies für alle Tripel i, j, k, dann existiert eine widerspruchsfreie Skala von Gewichten. Ansonsten muß man den Daten eine bestmögliche Skala anpassen und dann testen, wie gut diese Anpassung gelungen ist. Die Approximation einer Skala kann nach
verschiedenen Kriterien geschehen
(SAATY, 1 9 7 7 ;
JENSEN, 1 9 8 4 ; SAATY & VARGAS, 1 9 8 4 ) . D i e e i n -
fachste und numerisch robusteste Methode ist dabei, das Eigenwertproblem Gs = es zu lösen für den Eigenwert e und den Eigenvektor s. Im Falle perfekter Konsistenz ist e = n; ansonsten gilt e > n. Die errechnete Skala s kann dann beliebig normiert werden. Für unsere Zwecke eignet sich am besten eine Normierung derart, daß sich alle Werte in s auf den Wert 1.00 summieren.
4. Ein empirisches Beispiel Wie die Determinationsgewichte empirisch abgeleitet werden, macht man sich am einfachsten an einem Beispiel klar. Betrachten wir einmal in Abbildung 1 die Bestimmungswerte des materiellinstrumentellen Wertebereichs. Der materiellinstrumentelle Bereich stellt die Variable X aus der oberen Notation dar; y und z sind Elemente des darunter liegenden hierarchischen Niveaus. Wir fragen nun zunächst eine Vp, welche der Werte von bis (Sicherheit) zu X nichts beitragen. Die Vp antwortet: und . Zu beurteilen bleibt somit lediglich ein Paarvergleichssystem, bestehend aus vier Werten. Tabelle 1 zeigt die von der Vp abgegebenen Urteile auf die Frage, wie stark der jeweilige Zeilenwert den jeweiligen Spalten wert dominiert bezüglich seines Beitrags zu X. Da die Vp urteilte, daß über (persönliche Wertschätzung) (in bezug auf X) wie 6 : 4 dominiert, ist das Dominanzverhältnis von (Respekt/Status) über (persönliche Wertschätzung) 1.500, wie Tabelle 2 zeigt. Für das Verhältnis von (persönliche Wertschätzung) zu (Respekt/Status) wurde angenommen, daß es entsprechend 4 : 6 oder 0.667 ist. Für das Verhältnis von (Wohlstand/Geld) über (persönliche Wertschätzung) (in bezug auf X) findet man 9 : 1 oder 9.000. Die Matrix in Tabelle 2 entspricht der oben als G bezeichneten Matrix. Die Lösung der Eigenwertaufgabe Gs = es ergibt e = 4.0412, also einen nur wenig über n = 4 liegenden Wert, den man bei perfekter Konsistenz gefunden hätte. Der normierte Eigenvektor s, also die geschätzte Skala der Determinationsgewichte, ist (0.072, 0.048, 0.528,0.352). Das heißt, daß (Wohlstand/Geld> nach Meinung der Vp den Oberwert X zu 52.8%
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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987,18,28-39 Tab. 1: Matrix der empirischen Dominanzgewichte der Zeilenwerte über die jeweiligen Spaltenwerte bezüglich des Oberwertes und fragen nach seiner Auswirkung auf AZ. Aus Abbildung 1 sehen wir, daß S z.B. in eingeht (mit 15.3%, wie Tabelle 3 zeigt), dann u.a. in den kognitiv-intellektuellen Bereich (mit 50%) und dieser dann in AZ (mit 47.8%). Demnach ist der Beitrag von S zu AZ auf diesem Pfad 15.3% von 50% von 47.8%, also insgesamt 3.66%.
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Borg: Arbeitszufriedenheit, Arbeitswerte und Jobauswahl
Tab. 3: Gewichte für verschiedene Arbeitswerte; Matrizen von oben nach unten: S, T, U und V; V ist ein 3 x 1 Vektor; Matrixprodukt STU V ergibt Wert der Jobalternativen; Matrixprodukt TUV die Arbeitszufriedenheits-Beiträge der Werte 1 , . . . , 9; Matrixprodukt UV die AZ-Beiträge der Werte A F.
1 Gi HH USA Industrie r = K =
2
4
3
5
7
6
8
9
.275 .275 .374 .076
.391 .285 .187 .137
.434 .354 .169 .043
.524 .191 .151 .135
.172 .172 .260 .397
.240 .240 .363 .158
.202 .131 .228 .440
.218 .141 .162 .479
.319 .319 .124 .237
9989 0471
9894 1454
9990 0443
9945 1050
1000 0000
1000 0000
9982 0597
9979 0654
9967 0811
A
B
C
D
E
F
1 = sinnvolle Arbeit 2 = Skills/Talente 3 = Eigenverantwortung 4 = persönlicher Einfluß 5 = Anerkennung für gute Arbeit 6 = Kollegen 7 = Aufstiegschancen 8 = Geld/Benefits 9 = Arbeitsbedingungen r= K=
.153 .215 .320 .064 .040 .038 .045 .022 .102
.188 .341 .175 .087 .037 .023 .039 .027 .084
.181 .000 .299 .299 .000 .000 .000 .222 .000
.312 .126 .190 .224 .000 .000 .000 .148 .000
.000 .067 .076 .076 .000 .000 .054 .640 .087
.000 .000 .104 .207 .191 .000 .242 .255 .000
9719 2355
9783 2070
9938 1112
9968 0796
9870 1608
9852 1716
kog
äff
mat
A = Selbstverwirklichung B = Interesse an Tätigkeit C = Respekt/Status D = persönliche Wertschätzung E = materieller Wohlstand F = Sicherheit r= K=
.500 .500 .000 .000 .000 .000
.100 .024 .257 .454 .164 .000
.000 .000 .072 .048 .528 .352
1000 0000
9860 1670
9996 0286
Wert 33.8 24.4 20.3 21.4
AZ-Beitrag 13.3% 16.6% 19.6% 12.3% 4.1% 1.5% 5.9% 20.2% 6.4%
AZ-Beitrag 26.0% 24.4% 7.6% 10.9% 20.0% 11.1%
AZ-Beitrag kog äff mat
_ = =
.478 .207 .315
kognitiv-intellektuell affektiv-sozial materiell-instrumentell r= K=
Nun führen von S aber noch weitere Pfade zu AZ, die man alle in derselben Weise verfolgen kann. Numerisch kompakt ergibt sich dasselbe Ergebnis durch entsprechende Multiplikation der Matrizen in Tabelle 3. Die für die zweite Matrix von oben angegebenen AZ-Beiträge errechnen sich beispielsweise einfach dadurch, daß man diese Matrix mit der darunter aufgeführten multipliziert und dieses Produkt dann mit dem Vek-
47.8% 20.7% 31.5%
9894 1454
tor ganz unten in der Tabelle. Die Ordnung dieses Matrixproduktes lautet dann (9x 6) (6 x 3) (3 x 1)= 9 x 1. In analoger Weise berechnet sich der Einfluß-Vektor z.B. des Item-Niveaus auf weiter oben liegende Wertebereiche. Will man nun wissen, mit welcher AZ ein bestimmter Job assoziiert wird, muß man einen entsprechenden Input in das Wertesystem geben, nämlich Zufriedenheitsbeurteilungen des Jobs
35
Zeitschrift für Sozialpsychologiel987,18,28-39
bezüglich der Arbeitswerte des hierarchisch niedrigsten Niveaus, d. h. hier: Bewertungen der ItemWerte. Unsere Vp gab für diese Items und den von ihr ausgeübten Job (beschrieben unten in Paragraph 6) auf einer 12-Punkte-Skala von - 6 = außerordentlich unzufrieden) bis +6 = a u ß e r ordentlich zufrieden> die Scores +3, +4, +5,-1-1, - 2 , - 1 , - 4 , - 2 , +4 ab für die direkte Beurteilung von setzen und als Inputs in die Wertstruktur eine Reihe von Autos nehmen, dann ergibt sich, bei entsprechender inhaltlicher Ausfüllung der Werte durch Elemente wie Wirtschaftlichkeit, Kofferraumgröße, Kaufpreis, Auto als Transportmittel, Auto als Ferienreisemittel usw. (hier offenbar alles Elemente aus verschiedenen hierarchischen Niveaus einer Wertestruktur!) ein Prognosemodell für den Kaufentscheid. Zu fragen bleibt dabei in jedem Fall - angeregt durch FEGER - , ob das Modell lediglich Vorhersagen errechnen soll oder ob es tatsächlich in irgendeiner Weise den Anspruch auf die Modellierung einer psychologischen Realität erhebt. Ich meine, es ist nützlich, letzteren Anspruch zu stellen, weil damit viele interessante Fragen aufge-
36 worfen werden, wie wir noch sehen werden. Unmittelbar spricht aber auch schon einiges für ein hierarchisches Modell dieser Art, wie DOHMEN (persönliche Mitteilung) bemerkt. Im Rahmen von Untersuchungen zu FEGERS Komponentenmodell der Einstellungen wurden die Einstellungsobjekte und Präferenzen von 11 Psychologiestudenten gegenüber 11 beruflichen Tätigkeitsbereichen von Psychologen untersucht (FEGER & DOHMEN, 1 9 8 4 ; D O H M E N , DOLL & FE-
GER, im Druck). Die Komponenten wurden von den Vpn selbstgeneriert und - bis auf redundante Nennungen - alle in die Komponentenliste aufgenommen. Insgesamt ergaben sich 68 Komponenten, die von jeder der 11 Vpn bezüglich jeden Berufsbereichs bewertet wurden. Trotz der großen Itemzahl waren die Bewertungen hoch reliabel und unabhängig von den jeweils betrachteten Berufsalternativen. Auch in den weiteren Untersuchungen (z.B. DOHMEN & FEGER, 1984; DOHMEN & DOLL, 1984) erwiesen sich die Bewertungen als hoch reliabel und stabil. Es liegt daher nahe, ein Wertesystem anzunehmen, das in konsistenter Weise auch sehr differenzierte Bewertungen zuläßt. Da es wenig plausibel erscheint, daß z.B. die Bewertungen von 68 Komponenten alle einzeln im Gedächtnis repräsentiert sind, nehmen wir ein hierarchisch strukturiertes Wertesystem an, aus dem die konkreten Merkmalsbewertungen abgeleitet werden können. Statt deskriptiv oder prognostisch-erklärend kann man das hierarchische Wertemodell auch in normativer oder therapeutischer Weise verwenden. Denkbar wäre hier etwa die Situation, daß eine Person, die sich über ihre eigene Wertestruktur im unklaren ist und z.B. Rat sucht in der Frage, welchen Beruf sie ergreifen soll, zunächst versucht - mit Unterstützung des Psychologen eine qualitative Wertestruktur aufzustellen, und dann überprüft, ob sie diese quantitativ konsistent bewerten kann. Inkonsistenzen lassen sich über den Vergleich von eingegebenen und rückgerechneten Verhältnisschätzungen leicht im Detail aufdecken und möglicherweise durch weiteres Nachdenken der Person reduzieren. Wie sich die Aufstellung einer qualitativen Struktur systematisieren läßt, haben vor allem ASCHENBRENNER et al. (1980) und ASCHENBRENNER (1983) gezeigt. In jedem Fall würde es sich lohnen, über eine Verbesserung der Datenerhebungskomponente des Ansatzes nachzudenken. Besonders interes-
Borg: Arbeitszufriedenheit, Arbeitswerte und Jobauswahl
sant erscheint es, die Dominanzverhältnisse über den Bildschirm eines Mikrorechners graphisch zu veranschaulichen. Die Vp bringt dann statt einer numerischen Angabe wie 9 : 1 oder 7 : 3 z. B. eine Balkenwaage in die entsprechende Position, so daß die Gewichtsverhältnisse durch die Neigung der Waagschalen zum einen oder anderen Wert die subjektiven Verhältnisse ausdrücken. Denkbar wäre auch die Errichtung von zwei Säulen entsprechender Höhe oder die Teilung einer festen Strecke im entsprechenden Verhältnis. Es ist möglich, daß durch eine derartige, natürlichere Fragestellung das Verfahren einerseits breiter anwendbar wird, andererseits zu größerer Konsistenz führt. Wenn man schon mit dem Mikrorechner arbeitet, wäre es denkbar (insbesondere im normativen und therapeutischen Einsatz), nach vollständiger Beurteilung einer Paarvergleichsmatrix die Konsistenz der Person rechnerisch zu bestimmen und aufzuzeigen, an welchen Positionen Rückrechnungsfehler auftreten. Es ist z.B. wahrscheinlich, daß diese meist bei den extremen Proportionen liegen, wo die Verhältniswerte durch geringe Veränderungen der Zähler- und Nennerterme stark beeinflußt werden können. Über mehrere Korrekturzyklen könnte sich die Vp dann auf eine optimal mögliche Konsistenz einpendeln. In einigen Voruntersuchungen zeigte sich überdies, daß den Vpn z.B. die Verhältnisse 8 : 2 und 9 : 1 relativ ähnlich erschienen, obwohl im ersteren Fall ein Objekt über das andere vierfach, im letzteren dagegen neunfach dominiert. Hier bleibt empirisch zu untersuchen, ob die Datenerhebung mittels Proportionalurteilen wirklich optimal ist oder ob nicht vielleicht ein anderes Verfahren reliablere und/oder konsistentere Werte liefert. Denkbar wäre z.B., die Vp zu bitten, zuerst zu sagen, welches Objekt in jedem Paar bezüglich des Kriteriums dominiert, und dann direkt anzugeben, um welchen Faktor (z.B. 2fach, 6fach, 1.5fach oder ähnliches). SAATY (1977) geht in dieser Weise vor, wobei er die Skala auf Zahlen von 1 , 2 , . . . , 9 begrenzt und diese z.T. noch mit Bezeichnungen wie 1 = (gleiche Wichtigkeit) oder 9 = (absolute Dominanz) belegt. Verwendet man Mikrorechner zur Datenerhebung und Rückmeldung der Konsistenz der Antworten, so wird man wohl feststellen müssen, daß diese in der Regel für eine vollständige Lö-
Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 8 7 , 1 8 , 2 8 - 3 9
sung des Eigenproblem Gs = es überfordert sind, da die Matrix G nicht, wie meist in sozialwissenschaftlichen Problemen, symmetrisch und positiv-semidefinit ist. B O R G (1986b) hat aber ein Approximationsverfahren vorgestellt, das darauf basiert, daß im Falle perfekter Konsistenz die Spalten von G alle proportional zueinander sind. Normiert man sie also alle in gleicher Weise, dann sollte das Mittel der Spalten von G eine gute Approximation von s sein; bei perfekter Konsistenz ist diese Approximation fehlerfrei. Alternativ dazu ist auch denkbar, mittels eines der üblichen Verfahren nur den dominierenden Eigenwert und seinen Eigenvektor aus G herauszuziehen. Eine mehr inhaltlich orientierte Frage, die im Rahmen des Wertstrukturansatzes beantwortbar erscheint, ist verknüpft mit dem von N E U B E R G E R (1985b) vorgeschlagenen Erhebungsgitter zur «Zufriedenheit als Wertverwirklichung» (p.201). In diesem Gitter soll eine Zahl von «Auslösern» oder «Ursachen» bezüglich einer Liste von «Werten / Zielen / Themen / Bedürfnissen» beurteilt werden. Es bleibt aber offen, wie die Vp ausdrücken soll, in welchem Umfang z.B. der Vorgesetzte zur Verwirklichung des Wertes beiträgt. Wenig sinnvoll erscheint es, die Vp direkt nach Prozentangaben zu fragen, oder einfach unabhängige Ratings durchführen zu lassen. Dagegen bietet sich an, diese Determinationsgewichte dadurch zu erheben, daß die verschiedenen Auslöser/Ursachen in einem Paarvergleichssystem (z.B. bezüglich der hierarchisch niedrigsten Werte) beurteilt werden, ganz so wie die Job-Alternativen in Abbildung 1. Eine ähnliche Rolle wie N E U B E R G E R S Ursachen-Facette spielt hier die Performanz-System-KontingenzFacette von K A T Z & K A H N (1966), so daß man auch mit ihr (z.B. anhand der Unterscheidungen «Wertverwirklichung hängt von mir selbst ab» und «Wertverwirklichung hängt vom System ab») eine interessante Fragestellung formulieren könnte. Neben solchen mehr methodischen Fragen bieten sich auch rein inhaltliche Probleme an. Es ist z.B. denkbar, daß die Wertestruktur in Abbildung 1 für Akademiker recht typisch ist in ihrer Komplexität und in der Verteilung der Determinationsgewichte. Man könnte sich denken, daß andere Berufe ganz andere, möglicherweise viel einfachere Strukturen, mit mehr Gewicht im materiell-instrumentellen Bereich, haben.
37 Zu fragen ist auch, ob es eine Typologie der Strukturen für verschiedene Altersgruppen gibt. Und weiter: Wie stabil sind die Systeme für einzelne Personen über die Zeit? Wie konsistent sind die Verhältnisschätzungen für verschiedene Personen? Welche Konsequenzen sind verbunden mit inkonsistenten Wertbeurteilungen? Läßt sich die Konsistenz der Wertbeurteilungen durch kognitive Interventionen erhöhen? Lassen sich AZTypen, wie die von B R U G G E M A N N (1974) beschriebenen, durch spezifische Wert- und Erwartungssysteme voneinander unterscheiden? Findet man zudem Persönlichkeitsmerkmale wie z.B. «Hoffnung auf Erfolg» oder «Angst vor Mißerfolg» in der erwarteten Weise in der Struktur wieder? Hier besteht offenbar ein großer Bedarf an empirischer Forschung, der durch diese Arbeit angeregt werden soll. Schließlich ist noch - einer Anregung L A N T E R M A N N S folgend - zu fragen, unter welchen Randbedingungen oder unter welchem «Szenarium» die Vp ihre Urteile abgab. Z.B. sollte die Vp im Szenarium besonders beeindruckend. Nicht nur, daß der Autor sich die Mühe machte, vor einem deutschsprachigen Publikum Deutsch zu sprechen. Vor allem war auch der Inhalt seines Vortrags weiterführend, da er Hinweise enthielt, die die Schlußfolgerungen in der bekannten Arbeit von MISCHEL & P E A K E über eine geringe transsituationale Konsistenz des Verhaltens in Frage stellen. Offensichtlich ist hier
eine wesentliche Veränderung dieser Schlußfolgerungen angezeigt. Dieser Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie war der erste, bei dem ein fertiger Band mit einer Zusammenfassung aller Beiträge an die Teilnehmer bei ihrer Anmeldung verteilt werden konnte. Dieses Verfahren hat sicher große Vorteile und erleichtert insbesondere schon während der Tagung die Orientierung für die Teilnehmer. Bei dieser Gelegenheit sei aber auch auf zwei Probleme hingewiesen, die mir bei der Durchsicht des Bandes aufgefallen sind. Zum einen besteht ein gewisses Problem darin, daß durch den Band Beiträge als Kongreßbeiträge ausgewiesen werden, die überhaupt nicht stattgefunden haben. So wird z.B. in dem Band ein Beitrag von W E R N E R SCHMIDT und G E R D K . J O H A N N über (Befunde zur differentiellen Psychologie der physischen Attraktivität) ausgewiesen, der meines Wissens nicht stattgefunden hat. Ein anderes Problem besteht darin, daß einige Kurzfassungen nicht so informativ sind, wie sie sein könnten. Das trifft insbesondere für solche Zusammenfassungen zu, die die zur Verfügung stehende Seite nicht ausnutzen und die keine Hinweise auf die gefundenen Ergebnisse der beschriebenen Untersuchungen enthalten. Während das erstgenannte Problem vermutlich bei dieser frühen Publikationsweise nicht zu vermeiden ist, scheint das zweite durch entsprechende Vorgaben eher lösbar zu sein. Insgesamt meine ich aber, daß sich eine schnelle Veröffentlichung als ((Arbeitsunterlage» während des Kongresses als eine mögliche Alternative zu der bisherigen Form der Publikation der Kongreßbeiträge bewährt hat. H A N S W E R N E R BIERHOFF
Erste Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie Die erste Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie wird vom 2. bis 4. Juli 1987 in Münster stattfinden. Anmeldungen und Informationen bei: Prof. Dr. A . M U M M E N D E Y , Psychologisches Institut IV, Schlaunstr.2, 4400 Münster. Auf dieser Tagung wird die konstituierende Sitzung der Fachgruppe stattfinden. Teilnehmer dieser Sitzung müssen Mitglieder der Fachgruppe sein. Die Mitgliedschaft wird durch schriftliche
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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987,18,67-70
Mitteilung gegenüber dem Schatzmeister der Deutschen Gesellschaft für Psychologie erworben: P r o f . D r . R . F E R S T L , Institut für Psychologie, Olshausenstr.40-60, 2300 Kiel. Der Fachgruppenzuschlag beträgt DM 24.-. Er ist an die D G f P s zusätzlich zum Jahresbeitrag zu überweisen. Anfragen und Anregungen zur Fachgruppe können auch an die Mitglieder der vorläufigen Sprechergruppe gerichtet werden: STEFAN HORMUTH (Heidelberg), BERND SIX (Landau) und WOLFGANG STROEBE (Tübingen).
(Gießen), T . I N D O W (Irvine), H . I R T E L (Regensburg), B. JULESZ (Murray Hill), R . D . L U C E (Harvard), J . L U K A S (Regensburg), D . I . A . M A C L E O D (San Diego), L . N A R E N S (Irvine), E . P Ö P P E L (München), T.POGGIO (MIT), W . P R I N Z (Bielefeld), R . N . S H E P A R D (Stanford), L.SPILLMANN (Freiburg), D. VORBERG (Marburg), B . W A N D E L L (Stanford), J.YELLOTT (Irvine). Informationen:
D r . R.MAUSFELD u n d P r o f .
Dr.G.RUDINGER, Psychologisches Institut, Abteilung Methodenlehre, Universität Bonn, Römerstraße 164, D-5300 Bonn 1 (Tel.: 0228/550354/-352/-311; E A R N : UPS128 at DBNRHRZ1).
International Conference in Honour of Gustav Theodor Fechner vom 24.-27. Juli 1987 in Bonn Am Psychologischen Institut der Universität Bonn findet vom 24.-27. Juni 1987 anläßlich des 100.Todestages von G . T H . FECHNER eine Tagung unter dem Titel «International Conference in Honour of Gustav Theodor Fechner - Developments in Psychophysical Theory» statt (Organisation
und Leitung:
D r . RAINER MAUSFELD u n d
P r o f . Dr. GEORG RUDINGER). Unterstützt wird die Planung dieser Konferenz durch einen wissenschaftlichen Beirat, dem die Professoren BREDENKAMP (Bonn), DRÖSLER (Regensburg), FEGER (Hamburg), HERRMANN (Mannheim), TACK (Saarbrücken), THOMAE (Bonn) und TRAXEL (Passau) angehören. Die Vorträge der eingeladenen in- und ausländischen Wissenschaftler sind folgenden vier Themenbereichen zuzuordnen: 1. Psychologische Studien von Wahrnehmungsphänomenen: von der Phänomenologie zur Konstruktion quantitativer Modelle; 2. Psychophysik zwischen Phänomenologie, Neurophysiologie und formalen Theorien neuraler Informationsverarbeitung; 3. Abstrakte Meßtheorie und psychophysikalische Skalierung; 4. GUSTAV THEODOR FECHNER als «Gelehrtenpersönlichkeit». Zu den Vortragenden gehören: M.AKITA (Kyoto), D . A L B E R T (Heidelberg), R . B O Y N T O N (San Diego), H . C O L O N I U S (Oldenburg), J . D R Ö S LER (Regensburg), J . C L . FALMAGNE (New York), H . G . G E I S S L E R (Leipzig), R . L . G R E G O R Y (Bristol), R . A . M . G R E G S O N (Armidale), A . H A J O S
The 40th Annual Summer Institute in Survey Research Techniques The Survey Research Center of the Institute for Social Research, The University of Michigan, will hold its 40th annual Summer Institute in Survey Research Techniques at ISR during the summer of 1987. Two four-week sessions, beginning June 29th and ending August 21st, will be offered. The program emphasis is on the sample survey as a basic measuring instrument for the social sciences. Teaching faculty in the Summer Institute are drawn primarily from the research faculty of the Departments of Sociology and Psychology of the University. Participants in the program gain familiarity with the application of survey research methods, including research design, sampling, measurement, questionnaire design, field methods, data management, and the statistical analysis of data. In addition to the several graduate-level courses, the 1987 Summer Institute will also offer five-day short courses on the use, analysis, and interpretation of survey data. For a detailed brochure contact: DR. D U A N E F. ALWIN, Director of the Summer Institute, Survey Research Center, The Institute for Social Research, The University of Michigan, P . O . Box 1248, Ann Arbor, MI 48106-1248 (Telephone: (313) 764-6595).
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Bibliographien zur Geschichte der Psychologie Im September 1986 hat die Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) aus ihrer Literaturdatenbank PSYNDEX zwei Bibliographien zur Geschichte der Psychologie zusammengestellt. Die sehr umfangreichen Bibliographien sind nach Inhaltsschwerpunkten unterteilt in: Teil I (= Bibliographie Nr.26): Gesamtdarstellungen, psychologiegeschichtliche Perioden, Materialien, und Teil II (= Bibliographie Nr.27): Teilgebiete der Psycho-
logie, biographische Darstellungen. Wie alle Bibliographien, die bislang in der von der ZPID herausgegebenen Reihe «Bibliographien zur Psychologie - Literatur aus den deutschsprachigen Ländern» erschienen sind, sind auch die in diesen Bibliographien zur Psychologiegeschichte aufgelisteten Literaturnachweise in informativen Kurzreferaten beschrieben. Die beiden Bibliographien, die direkt bei der ZPID, Universität Trier, Postfach 3825, 5500 Trier, bestellt werden können, kosten je DM 20.-.
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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987,18,71-73
Autoren INGWER BORG
HANNS-DIETRICH D A N N
Promotion 1974 (München) Habilitation 1981 (Aachen) Professor am FB Psychologie der Universität Gießen
Dipl.-Psych. 1965 (Berlin) Dr.rer.soc. 1970 (Konstanz) Habilitation 1975 (Konstanz) Professor für Psychologie an der Universität Konstanz
Wichtige Veröffentlichungen Anwendungsorientierte Multidimensionale Skalierung (1981) Multidimensional Similarity Structure Analysis (im Druck, mit LINGOES & AUBREY)
Derzeitige Forschungsarbeiten Formale Untersuchungen zur Skalierung Facettentheoretische Arbeiten zur Emotionspsychologie Psychophysische Studien zur Wahrnehmung einfacher geometrischer Reize Skalierung von Wertstrukturen Arbeitswerte und -Zufriedenheiten Adresse: Prof. Dr. Ingwer Borg FB 06 Psychologie Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10 D-6300 Gießen MICHAEL CHARLTON
Dipl.-Psych. (1969) Dr.phil. (1972) Professor für Psychologie an der Universität Freiburg
Veröffentlichungen Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie (1969, 1970a, b; 1979) Psychologie in Erziehung und Unterricht (1974a, b;1975) Zeitschrift für Sozialpsychologie (1975) Mehrere Beiträge in Sammelwerken (u.a. bei Irle, 1978; Eckensberger & Silbereisen, 1980)
Derzeitige Forschungsarbeiten Medienwirkungsforschung Entwicklungspsychologie Adresse: Prof.Dr. M.Charlton Psychologisches Institut Belfortstraße 18 D-7800 Freiburg i.Br.
Wichtige Veröffentlichungen Aggression und Leistung ( 1 9 7 4 , 3. Aufl.) Ein neuer methodologischer Ansatz zur experimentellen Erforschung von Intergruppen-Beziehungen ( 1 9 7 4 , mit DOISE) Umweltbedingungen innovativer Kompetenz ( 1 9 7 8 , m i t CLOETTA, MÜLLER-FOHRBRODT
&
HELMREICH)
Analyse und Modifikation Subjektiver Theorien von Lehrern ( 1 9 8 4 , 3.Aufl., mit HUMPERT, KRAUSE & TENNSTÄDT)
Derzeitige Forschungsarbeiten Subjektive Theorien und Soziales Handeln Aggression in der Schule Adresse: Prof.Dr. Hanns-Dietrich Dann Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Universitätsstraße 10 Postfach 5560 D-7750 Konstanz 1 RAPHAEL DIEPGEN
Staatsexamina für das Lehramt an Gymnasien in Mathematik, Philosophie und Sozialwissenschaften 1 9 8 0 / 1 9 8 1 (Bochum) Dipl.-Psych. 1981 (Bochum) Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum
Veröffentlichungen Zur Mathematikdidaktik
Derzeitige Forschungsarbeiten Psychologie in der Politikberatung Adresse: Dipl.-Psych. R.Diepgen Fakultät für Psychologie Ruhr-Universität Bochum Postfach 102148 D-4630 Bochum 1
72 VOLKER G A D E N N E
Dipl.-Psych. 1975 (Mannheim) Promotion 1978 (Mannheim) Privatdozent an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim Wichtige Veröffentlichungen Die Gültigkeit psychologischer Untersuchungen (1976) Theorie und Erfahrung in der psychologischen Forschung (1984) Derzeitige Forschungsarbeiten Strategien und Fehler menschlicher Informationsverarbeitung Die Bedeutung des Erlebnisaspekts psychischer Zustände für die psychologische Forschung Adresse: Priv.Doz.Dr. V.Gadenne Lehrstuhl für Soziologie und Wissenschaftslehre Universität Mannheim A5 D-6800 Mannheim W I N F R I E D HUMPERT
Dipl.-Psych. 1973 (Marburg) Dr.rer.nat. 1978 (Marburg) Wissenschaftlicher Angestellter an der Universität Konstanz Wichtige Veröffentlichungen Zum Einfluß eines Orientierungskontextes auf das Freie Reproduzieren und Wiedererkennen ( 1 9 8 0 , m i t SCHWARZE)
Zur empirischen Erfaßbarkeit subjektiver Aggressionsdefinitionen ( 1 9 8 3 , mit D A N N & TENNSTÄDT) Adresse: Dr. Winfried Humpert Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Universitätsstraße 10 Postfach 5560 D-7750 Konstanz
Derzeitige Forschungsarbeiten Entwicklung eines Personalauswahlsystems in industrieller Forschung und Entwicklung Entwicklung einer Machtmotivskala Methodologische Probleme der Konzeption von Persönlichkeitsmerkmalen Adresse: Dipl.-Psych. K.Moser Lehrstuhl für Psychologie an der Universität Hohenheim Institut 430, Schloß D-7000 Stuttgart 70 (Hohenheim) FALKO RHEINBERG
Dipl.-Psych. 1972 (Bochum) Dr.phil. 1977 (Bochum) Habilitation 1983 (Bochum) Professor für Pädagogische Psychologie und Interventionsmethoden in Heidelberg Wichtige Veröffentlichungen Leistungsbewertung und Lernmotivation (1980) Lernmotivation im Unterricht, erneut betrachtet (1986, mit H E C K H A U S E N ) Psychologie des Erziehers (1986, mit B . M I N S E L ) Derzeitige Forschungsarbeiten Motivationsanalysen in pädagogischen und anderen Anwendungsfeldern Adresse: Prof.Dr. F.Rheinberg Psychologisches Institut Universität Heidelberg Hauptstraße 47-51 D-6900 Heidelberg 1 GERDA M.SINGER
Dipl.-Psych. 1985 (Heidelberg) Adresse: Dipl.-Psych. G.M.Singer p.A. Psychologisches Institut Universität Heidelberg Hauptstraße 47-51 D-6900 Heidelberg
KLAUS MOSER
Dipl.-Psych. 1986 (Mannheim) Wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Psychologie an der Universität Hohenheim Wichtige Veröffentlichungen Repräsentativität als Kriterium psychologischer Forschung (1986) Inhaltsvalidität als Kriterium psychologischer Tests (im Druck) Artefaktforschung: Aspekte einer methodologischen Systematisierung (1986)
NORBERT SCHWARZ
Dipl.-Soz. 1977 (Mannheim) Dr.phil. 1980 (Mannheim) Habilitation für Psychologie 1986 (Heidelberg) Priv.-Doz. an der Universität Heidelberg; z.Z. G.A.Miller-Visiting Professor und Feodor Lynen Research Fellow an der University of Illinois at Urbana-Champaign Wichtige Veröffentlichungen Stimmung als Information: Untersuchung zum Einfluß von Stimmungen auf die Bewertung des eigenen Lebens (im Druck)
73
Zeitschrift für Sozialpsychologie 1987,18,71-73
Social Information Processing and Survey Methodology (in Vorher., mit H.J.HIPPLER & S.SUDMAN, E d s . )
Derzeitige Forschungsarbeiten Stimmungseinflüsse auf die Informationsverarbeitung Kognitive Aspekte der Methodologie der Umfrageforschung
Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts Adresse: Dr. Norbert Schwarz Dept. of Psychology University of Illinois at Urbana-Champaign 603 East Daniel Street Champain IL 61 820 (USA)
Der 36-Stunden-Tag Die Pflege des verwirrten älteren Menschen, speziell des Alzheimer-Kranken. Von Nancy L. Mace und Peter V. Rabins. Übersetzung und A n h a n g von Michael Martin. 1986, 244 Seiten, kartoniert Fr. 38.— / DM 44.— Manche ältere Menschen erleben hilflos, wie ihnen allmählich ihre vertraute Umgebung entgleitet: Sie vergessen immer häufiger, was sie eben noch gewusst hatten: Sie werden «senil»; vielleicht leiden sie sogar an der «Alzheimer-Krankheit».
Mutterliebe auf den ersten Blick? Genese und Wachstum einer menschlichen Beziehung. Von Wladislaw Sluckin, Martin Herbert und Alice Sluckin. Aus dem Englischen übersetzt von Agnes von Cranach. 1986, 117 Seiten, kartoniert Fr. 21.— / D M 24.— Ein Kind wird geboren: Wie k o m m t es, dass sich bestimmte Menschen - seine Eltern - für dieses Kind verantwortlich fühlen? Verlieben sie sich spontan in ihr Kind? Gibt es entscheidende Augenblicke während des Geburtsgeschehens oder kurz danach, die man nicht «verpassen» d a r f ?
Spezielle Arbeitsund Ingenieurpsychologie in Einzeldarstellungen Herausgeber: W.Hacker Band 4 J. Neubert, R.Tomczyk
Gruppenverfahren der Arbeitsanalyse und Arbeitsgestaltung 1986. 37 Abbildungen, 37 Tabellen. 257 Seiten. Gebunden DM 54,-. ISBN 3-540-16664-5 Eine der neueren Methoden innerhalb der Arbeitspsychologie ist, Betriebsangehörige direkt in die Arbeitsanalyse und Arbeitsgestaltung einzubeziehen. In diesem Band werden der grundsätzliche Weg sowie die praktische Vorgehensweise aufgezeigt. Laborexperimente stützen das theoretische Konzept. Feldexperimente zur Ermittlung und Vermittlung verbesserter Arbeitsverfahren demonstrieren abschließend die Effizienz dieses Konzeptes. Band 3 B. Malern
Psychologische Arbeitsanalyse 1984. 66 Abbildungen, 21 Tabellen. 195 Seiten. Gebunden DM 48,-. ISBN 3-540-12525-6 Band 2 W.Hacker, P.Richter
Psychische Fehlbeanspruchung Psychische Ermüdung, Monotonie, Sättigung und Streß 2.,veränderte und ergänzte Auflage. 1984. 88 Abbildungen, 31 Tabellen. 242 Seiten. Gebunden DM 46,-. ISBN 3-540-12524-8 Band 1 W.Hacker
Psychologische Bewertung von Arbeitsgestaltungsmaßnahmen Ziele und Bewertungsmaßstäbe Unter Mitarbeit von P. Richter
Die Psychologie der Magersucht Erklärung und Behandlung von Anorexia nervosa. Von Ulrike Karren. 1986, 144 Seiten, 17 Abbildungen, kartoniert Fr. 21.— / D M 24.—
2., veränderte und ergänzte Auflage. 1984. 30 Abbildungen, 13 Tabellen. 121 Seiten. Gebunden D M 26,50. ISBN 3-540-12523-X Vertriebsrechte für die sozialistischen Länder: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin Preisanderungen vorbehalten
; Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo H e i d e l b e r g e r Platz 3, D-1000 Berlin 33 175 Fifth Ave., N e w York, N Y 10010, U S A 28. L u r k e Street. Bedford M K 4 0 3 H U , E n g l a n d • 26, n j e d e s C a n n e s , F-75005 Paris 37-3, H o n g o 3 - c h o m e , B u n k y o - k u , T o k y o 113, J a p a n
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Arbeitszufriedenheit - Werte - Einstellung - Skalierung BORO: Arbeitszufriedenheit, Arbeitswerte und J o b a u s w a h l . Ein hierarchischer, individuenzentrierter Ansatz. Zeitschrift f ü r Sozialpsychologie, 1987, 1, 28-39. Ein individuen-zentrierter Ansatz zur Skalierung der K o m p o n e n t e n der Einstellung Arbeitszufriedenheit (AZ) wird eingeführt und mit den Daten einer Vp illustriert. A Z wird hierbei in Beziehung gesetzt zu einer hierarchischen Wert- und E r w a r t u n g s s t r u k t u r , in der z . B . die verschiedenen Wertekategorien der korrelativaggregativen AZ-Forschung angesiedelt sein k ö n n e n . Über Paarvergleiche wird bestimmt, mit welchem Anteil x und y ein übergeordnetes Element E bestimmen. Die Konsistenz dieser Urteile ist p r ü f b a r . Ist sie hinreichend gut, ist es sinnvoll zu berechnen, mit welchen Prozentanteilen die Elemente einer Menge das Element E bestimmen (Determinationsgewichte). Man kann den E i n f l u ß eines gegebenen Elements x auf ein hierarchisch mehrere Ebenen darüberliegendes Element E durch Verrechnung sämtlicher Determinationsgewichte f ü r P f a d e , die von x zu E f ü h r e n , bestimmen. Durch eine Bewertung der Eingangswerte des Systems hinsichtlich konkreter Handlungsalternativen (z.B. alternative J o b a n g e b o t e ) kann m a n Vorhersagen über Entscheidungen t r e f f e n .
Wissenschaftstheorie - Handlungstheorie - H a n d l u n g s w a h r n e h m u n g - Qualitative Forschungsmethoden Einzelfallmethodologie CHARLTON: Möglichkeiten eines sozialwissenschaftlichen H a n d l u n g s b e g r i f f s . Zeitschrift f ü r Sozialpsychologie, 1987, 1, 2 - 1 8 . Nach Lenk ist die « H a n d l u n g » im Gegensatz zum «Verhalten» weder ein Ding noch ein Ereignis. H a n d l u n g e n sind vielmehr semantische Konstrukte. Ein kontrastiver Vergleich zwischen dem auf die Sprachfähigkeit und Sozialität des Menschen gerichteten Blickwinkel von Lenk und dem in der Forschung vorherrschenden kognitionspsychologischen Zugang f ü h r t zu bedeutsamen Fragen nach dem Status von Kognitionen im H a n d l u n g s ablauf und nach den sozialpsychologischen G r u n d l a g e n der H a n d l u n g s - bzw. Verhaltensbeobachtung. Auch im Hinblick auf die Methodologie hat Lenks Konzeption schwerwiegende Auswirkungen. Kausal-nomologische Aussagen über Interpretationskonstrukte sind nicht möglich, jedoch lassen sich mit rekonstruktiven Verfahrensweisen Handlungen objektiv erklären und Hypothesen zur Struktur von H a n d l u n g e n empirisch überprüfen.
Aggression - s u b j e k t i v e T h e o r i e n - L e h r e r h a n d e l n - s y s t e m a t i s c h e B e o b a c h t u n g - H a n d l u n g s z i e l e DANN & HUMPERT: E i n e e m p i r i s c h e A n a l y s e der H a n d l u n g s w i r k s a m k e i t s u b j e k t i v e r T h e o r i e n v o n L e h r e r n in aggressionshaltigen U n t e r r i c h t s s i t u a t i o n e n . Z e i t s c h r i f t f ü r Sozialpsychologie, 1987, 1, 4 0 - 4 9 . Z u r Ü b e r p r ü f u n g der F r a g e , o b s u b j e k t i v e T h e o r i e n z u r H a n d l u n g s s t e u e r u n g h e r a n g e z o g e n w e r d e n , w u r d e zielspezifisches Herstellungswissen von L e h r e r n (i.S. v o n H a n d l u n g s - E r g e b n i s - E r w a r t u n g e n ) a n h a n d von aggressionshaltigen S i t u a t i o n s s c h i l d e r u n g e n a u s d e m U n t e r r i c h t e r f a ß t . Als K r i t e r i u m d i e n t e s o w o h l selbstberichtetes H a n d e l n in diesen S i t u a t i o n e n als a u c h systematisch b e o b a c h t e t e s H a n d e l n im r e a l e n U n t e r r i c h t . Es k a n n gezeigt w e r d e n , d a ß - bei ä q u i v a l e n t e r Zielsetzung - r e g e l h a f t e Z u s a m m e n h ä n g e zwischen d e m s u b j e k t i v - t h e o r e t i s c h e n Herstellungswissen einerseits u n d d e m selbstberichteten wie a u c h d e m systematisch b e o b a c h t e t e n H a n d e l n a n d e r e r s e i t s b e s t e h e n . Die E r g e b n i s s e w e r d e n z u m einen u n t e r i n h a l t l i c h e n Gesichtsp u n k t e n der Z i e l p r o b l e m a t i k v o n L e h r e r h a n d l u n g e n a n g e s i c h t s von S c h ü l e r a g g r e s s i o n e n d i s k u t i e r t ; z u m a n d e r n w e r d e n m e t h o d o l o g i s c h e A s p e k t e der E r f a s s u n g s u b j e k t i v e r T h e o r i e n u n d der Ü b e r p r ü f u n g ihrer H a n d lungswirksamkeit erörtert.
Statistisches H y p o t h e s e n t e s t e n - ß - F e h l e r - K o n t r o l l e - M i n d e s t e f f e k t g r ö ß e n - S e q u e n t i a l s t a t i s t i k DIEPGEN: D r o p j e v o o r d r o p j e . O d e r : S e q u e n t i a l s t a t i s t i k , die ignorierte A l t e r n a t i v e . Z e i t s c h r i f t f ü r Sozialpsychologie, 1987, 1, 1 9 - 2 7 . Es wird die M i ß a c h t u n g der von ABRAHAM WALD entwickelten Sequentialstatistik in der m e t h o d e n k r i t i s c h e n G r u n d l a g e n d i s k u s s i o n der Psychologie kritisiert. Die Sequentialstatistik bringt n ä m l i c h n e b e n einer erheblic h e n R e d u z i e r u n g der S t i c h p r o b e n g r ö ß e n , also e i n e m ö k o n o m i s c h e n Vorteil, a u c h eine p r a k t i k a b l e L ö s u n g f ü r d a s in der D i s k u s s i o n u m den S i g n i f i k a n z t e s t zentrale P r o b l e m d e r ß - F e h l e r - K o n t r o l l e u n d der « p r a k t i schen B e d e u t s a m k e i t » . Es wird d a h e r f ü r einen P a r a d i g m e n w e c h s e l in der p s y c h o l o g i s c h e n M e t h o d e n l e h r e v o n der klassischen NEYMAN-PEARSON-Statistik h i n zur Sequentialstatistik p l ä d i e r t . D e r f ü r die Sequentialstatistik f u n d a m e n t a l e sequentielle Q u o t i e n t e n t e s t wird a u s f ü h r l i c h dargestellt.
Vorurteil - Stereotyp - Definition von Vorurteil und Stereotyp - methodische P r o b l e m e der Vorurteilsforschung - Erkennbarkeit sozialer Realität GADENNE & MOSER: Vorurteile und Wirklichkeit. Zur Analyse der traditionellen Vorurteilsforschung. Zeitschrift f ü r Sozialpsychologie, 1987, 1, 59-61. A u f g r u n d einer Analyse der traditionellen Vorurteilsforschung gelangt REHM ZU dem Ergebnis, d a ß diese Forschung an ihren eigenen Kriterien scheitern m u ß t e . Es ist jedoch fraglich, ob die G r ü n d e , die er hierfür angibt, die H a u p t p r o b l e m e der Vorurteilsforschung berühren. Insbesondere das von ihm hervorgehobene M e r k m a l von Vorurteilen, u n z u t r e f f e n d zu sein, d ü r f t e k a u m so bedeutsam gewesen sein, wie er vermutet. Weiterhin erscheinen die von ihm gezogenen Schlußfolgerungen über die Möglichkeit, soziale Realität z u t r e f f e n d zu erfassen, nicht als gerechtfertigt.
Symbolische Selbstergänzung - Leistungsmotivation - Selbstdefinition RHEINBERG, SCHWARZ & SINGER: Symbolische Selbstergänzung und Leistungsmotivation. Zeitschrift f ü r Sozialpsychologie, 1987, 1, 50-58. Nach der Theorie der symbolischen Selbstergänzung sollten Personen, die durch ein Mißerfolgserlebnis eine Bedrohung ihrer Selbstdefinition erfahren h a b e n , d a n a c h streben, ihre Selbstdefinition d u r c h die Präsentation geeigneter Symbole zu stabilisieren. Es wurde untersucht, inwieweit Möglichkeiten zur realen Kompetenzsteigerung den Möglichkeiten zur symbolischen Selbstergänzung vorgezogen werden oder diese ergänzen. In einem 2 x 2-faktoriellen Experiment hatten 91 Medizinstudenten mit h o h e m vs. niedrigem Leistungsmotiv, deren Selbstdefinition bedroht vs. nicht bedroht wurde, die Gelegenheit, sich symbolisch zu ergänzen u n d / o d e r sich konkret zu verbessern. Nach der Bedrohung der Selbstdefinition w u r d e die Möglichkeit zur symbolischen Selbstergänzung unabhängig vom Leistungsmotiv von den meisten Vpn gewählt; die Möglichkeit zu realer Kompetenzsteigerung wurde nur von hoch Leistungsmotivierten w a h r g e n o m m e n . Die theoretischen Implikationen und mögliche Alltagsfolgen werden diskutiert.
Zeitschrift für Sozialpsychologie Geschäftsführender Herausgeber:
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Die Zeitschrift für Sozialpsychologie ist für den deutschen Sprachraum das erste Organ, welches Forschungsarbeiten aus den Gebieten der Sozialpsychologie sowie der Sprachpsychologie und der Politischen Psychologie an einem Ort vereinigt und das der wissenschaftlichen Kontroverse zwischen verschiedenen theoretischen Standpunkten das ihr gemäße Forum s c h a f f t . Dieses F o r u m ist ebenso o f f e n f ü r die Methodologie der empirischen Sozialforschung, f ü r Beiträge sozialpsychologischer Forschung zu jeglichen Anwendungsfeldern wie für Beiträge zu interdisziplinären Positionen der Sozialpychologie in Sozial-(Wirtschafts-, Politik- und Rechts-)Wissenschaften und Bio-Wissenschaften. Eine weitere Aufgabe sehen die Herausgeber in der D o k u m e n t a t i o n von Neuerscheinungen, von Artikeln aus anderen deutschsprachigen Zeitschriften, von Dissertationen und Diplomarbeiten und von Nachrichten über den Status der Sozialpsychologie, repräsentiert durch - auch interdisziplinäre - wissenschaftliche Veranstaltungen. Die Autoren werden gebeten, ihre Manuskripte in 7facher Ausfertigung beim geschäftsführenden Herausgeber einzureichen. Für die Manuskriptgestaltung sind die von der Deutschen Gesellschaft für Psychologie herausgegebenen Richtlinien maßgebend. Der U m f a n g der eingesandten Arbeiten darf 20 Schreibmaschinenseiten (1 Vi Zeilenabstand, 32 Zeilen á 60 Anschläge) nicht übersteigen. Arbeiten, die unter der Rubrik «KurzeForschungsberichte» (vgl. zu den inhaltlichen Kriterien das Editorial 1/85) erscheinen sollen, dürfen einen U m f a n g von 4 Schreibmaschinenseiten nicht überschreiten. - Den Arbeiten sind Abstracta in deutscher und englischer (einschließlich des Titels der Arbeit) Sprache voranzustellen, f ü r die die einschlägigen Richtlinien des G / / 3 maßgebend sind. Diese werden auf A n f r a g e vom geschäftsführenden Herausgeber zugesandt. - Beizufügen ist der Hinweis, daß der Beitrag nicht bereits an anderer Stelle publiziert wurde. - Die Autoren werden um maximal 5 Stichwörter zur Kennzeichnung ihrer Arbeit und schließlich um biographische Daten gebeten: Jahr und Ort akademischer P r ü f u n g e n , das jetzige Arbeitsverhältnis, die wichtigsten Veröffentlichungen (Titel, Jahr) sowie derzeitige Forschungsarbeiten. Über die A n n a h m e von Manuskripten entscheidet das Kollegium der Herausgeber. Bezüglich der A n f o r d e r u n gen, die an empirische Arbeiten gestellt werden, informiert der Artikel von Bredenkamp/Feger «Kriterien zur Entscheidung über die A u f n a h m e empirischer Arbeiten in die Zeitschrift für Sozialpsychologie» in Bd. 1, 43-47, dieser Zeitschrift. Mit der A n n a h m e des Manuskripts zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber im Namen des Verlages das volle und exklusive Copyright f ü r alle Länder und alle Sprachen (im Rahmen gesetzlicher Schutzfristen für Zeitschriftenaufsätze). A u t o r k o r r e k t u r e n , die 10% der Satzkosten überschreiten, werden den Urhebern in Rechnung gestellt. 20 Sonderdrucke erhält der Autor (oder erhalten die Autoren zusammen) f ü r jeden Artikel kostenlos. Weitere können gegen Rechnung angefordert werden, spätestens wenn die Korrekturabzüge zurückgeschickt werden. Die Zusendung von Besprechungsexemplaren veranlaßt die Herausgeber lediglich zur D o k u m e n t a t i o n , nicht aber zur Rezension.
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Psychologists' understanding of the psychology of learning is growing and changing. These lectures point out the impact of these changes on instruction, behavior change, social psychology, and the further study of human learning. The Psychology of Learning Enters It* Second Centuiy Gregory A. Kimble... discusses why the organism, now recognized as an active agent in the learning process, is no longer considered a passive tool of the environment. Application! of Learning Theory in the Environment Leonard Krasner... focuses on concepts and issues with environmental impact— .reinforcement, consequences of behavior, social learning.
Behavioral Analytic A Radical Perspective Jack L. Michael... reviews current characteristics of the behavioral approach that closely relate to the work of B.F. Skinner. Cognition and Instruction: Recent Theories of Human Competence Lauren B. Resnick... outlines some of the most important theories of how people acquire and use complex cognitive capabilities and considers their implications for the theory and practice of instruction. The Evolution of Learning Mechanisms John Garcia and Rodrigo Garcia y Robertson ... presents learning mechanisms as a series of adaptive subsystems, each characterized by particular input, output, and parameters of association, and designed by evolution to carry out specific strategies in the face of ecological challenges. Edited by Barbara L. Hammonds
No. of Master Lecture Series Order Form copies Volume 2410052 Psychotherapy Research & Behavior Change: ML Vol. 1 2410058 Psychology & the Law: ML Vol. 2 2410070 Psychology & Health: ML Vol. 3 2410063 Psychology & Learning: ML Vol. 4 2410065 Psychology & Work: ML Vol. 5 2410060C Set Price: Vol. 1, 2, 3,4, & 5
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