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German Pages 92 [99] Year 1970
DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK DEUTSCHE AKADEMIE DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
ZEITSCHRIFT FÜR
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145
Contents SCHMIDT, H . ; K L A F S , G . ; JESCHKE,
KOBER, W . ; HOFFMANN,
JOACHIM,
L.
C o n t r i b u t i o n s of l a n d s c a p e r e s e a r c h t o l a n d consolidation
83
K.
P r o b l e m s a n d experience w i t h r e g a r d t o l a n d consolidation i n connection w i t h t h e establ i s h m e n t of complex soil a m e l i o r a t i o n a n d cropping systems 101
H.-F.
T a s k s of f o r e s t r y i n t h e t h e scope of l a n d consolidation w i t h special r e f e r e n c e t o i m p o r t a n c e a n d possibilities of t i m b e r growing outside forests 125 ROSENTRAEGER,
H.
S t u d i e s on t h e n e e d of w i n d p r o t e c t i o n w i t h i n t h e N e u h o l l a n d i n t e r - f a r m co-operative . . . . 137 SCHWARZ, K . ; KORIATH, H . ; R O T H ,
W A Y D B R I N K , W . V. D .
N e w delimination of g r a s s l a n d a r e a s f r o m field a n d f o r e s t sites in t h e course of t h e transition to industry-like production in agriculture 113
D.
Performance, behaviour and quality characteristics of v a r i o u s grasses sown o n a s a n d y site i r r i g a t e d w i t h sewage e f f l u e n t , t a k i n g i n t o special a c c o u n t t h e influence of utilization 145
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 8 3 - 9 9 • Berlin
Aus dem Institut für Landesforschung und Naturschutz Halle der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
H A K R Y SCHMIDT, GEBHARD KLAFS, LEBEECHT
JESCHKE
Beiträge zur Flurneugestaltung und Landschaftspflege im Kreis Röbel* Eingegangen: 16. 1.196S
Eine Mitarbeit der Zweigstelle Greifswald des. Instituts für Landesforschung und Naturschutz Halle der DAL an den Maßnahmen zur weiteren Entwicklung der Landwirtschaft im Kreis Röbel erfolgte zunächst in Form von einzelnen Stellungnahmen und Gutachten entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen für Projektierungsbetriebe und staatliche Institutionen. Der Umfang der mit der Komplexmelioration und dem Strukturwandel der sozialistischen Landwirtschaft in diesem Gebiet einhergehenden Veränderungen ließen jedoch die Notwendigkeit sichtbar werden, die Frage nach dem zukünftigen Bild und der Funktion der agraren Kulturlandschaft grundsätzlich zu stellen. Daraus erwuchs der Auftrag, eine „Konzeption über die Eingliederung der Maßnahmen zur meliorativen Flurerschließung in das Landschaftsbild des Kreises Röbel" zu erarbeiten. Die Aufgabe erwies sich als schwierig, da eine Vielzahl landschaftsbestimmender Elemente und landschaftsverändernder Faktoren beachtet werden mußten, die mit dem Bestehen der gegenwärtigen und der Gestaltung einer neuen sozialistischen Kulturlandschaft mitwirken.' Diese Konzeption konnte nicht losgelöst von den im vollen Fluß befindlichen Vorstellungen der Landwirtschaft und auch anderer Bereiche erstellt werden. Weiterhin war es notwendig, auf die Probleme, welche sich aus der Notwendigkeit einer sinnvollen Mehrfachnutzung des Territoriums, besonders in den Randbereichen des Kreises Röbel ergeben, sowie auf die daraus resultierenden Folgerungen für die Landschaftsplanung hinzuweisen. In der B e s t a n d s a u f n a h m e ergab sich aus der Analyse der wichtigsten Elemente des Landschaftsbildes und -gefüges (Morphologie, Hydrographie, Klima, aktuelle Vegetation und Siedlungen) eine Gliederung des Kreises in vier unterschiedliche, noch weiter gekammerte Teillandschaften. Überlagert wird dieser physisch-geographische Komplex durch historisch-geographische Tatbestände (Ergebnisse der Arbeit des Menschen im Verlauf der historischen Entwicklung der Produktionsverhältnisse), deren Realität durch zeitlich-territoriale Querschnitte (etwa 1768, 1868 und Gegenwart) zu erfassen versucht wurde. * Auszugsweise als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. 6»
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 8 3 - 9 9 • Berlin
Aus dem Institut für Landesforschung und Naturschutz Halle der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
H A K R Y SCHMIDT, GEBHARD KLAFS, LEBEECHT
JESCHKE
Beiträge zur Flurneugestaltung und Landschaftspflege im Kreis Röbel* Eingegangen: 16. 1.196S
Eine Mitarbeit der Zweigstelle Greifswald des. Instituts für Landesforschung und Naturschutz Halle der DAL an den Maßnahmen zur weiteren Entwicklung der Landwirtschaft im Kreis Röbel erfolgte zunächst in Form von einzelnen Stellungnahmen und Gutachten entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen für Projektierungsbetriebe und staatliche Institutionen. Der Umfang der mit der Komplexmelioration und dem Strukturwandel der sozialistischen Landwirtschaft in diesem Gebiet einhergehenden Veränderungen ließen jedoch die Notwendigkeit sichtbar werden, die Frage nach dem zukünftigen Bild und der Funktion der agraren Kulturlandschaft grundsätzlich zu stellen. Daraus erwuchs der Auftrag, eine „Konzeption über die Eingliederung der Maßnahmen zur meliorativen Flurerschließung in das Landschaftsbild des Kreises Röbel" zu erarbeiten. Die Aufgabe erwies sich als schwierig, da eine Vielzahl landschaftsbestimmender Elemente und landschaftsverändernder Faktoren beachtet werden mußten, die mit dem Bestehen der gegenwärtigen und der Gestaltung einer neuen sozialistischen Kulturlandschaft mitwirken.' Diese Konzeption konnte nicht losgelöst von den im vollen Fluß befindlichen Vorstellungen der Landwirtschaft und auch anderer Bereiche erstellt werden. Weiterhin war es notwendig, auf die Probleme, welche sich aus der Notwendigkeit einer sinnvollen Mehrfachnutzung des Territoriums, besonders in den Randbereichen des Kreises Röbel ergeben, sowie auf die daraus resultierenden Folgerungen für die Landschaftsplanung hinzuweisen. In der B e s t a n d s a u f n a h m e ergab sich aus der Analyse der wichtigsten Elemente des Landschaftsbildes und -gefüges (Morphologie, Hydrographie, Klima, aktuelle Vegetation und Siedlungen) eine Gliederung des Kreises in vier unterschiedliche, noch weiter gekammerte Teillandschaften. Überlagert wird dieser physisch-geographische Komplex durch historisch-geographische Tatbestände (Ergebnisse der Arbeit des Menschen im Verlauf der historischen Entwicklung der Produktionsverhältnisse), deren Realität durch zeitlich-territoriale Querschnitte (etwa 1768, 1868 und Gegenwart) zu erfassen versucht wurde. * Auszugsweise als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. 6»
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1.
SCHMIDT; K L A F S ; J E S C H K E : B e i t r ä g e zur F l u r n e u g e s t a l t u n g
Das Landschaftsbild vor etwa 200 Jahren
Ein Vergleich der Wiebekingschen Karten (1786), die auf die Direktorialvermessungskarten von 1756—63 zurückgehen, mit der gegenwärtigen landschaftlichen Situation ergab folgende Veränderungen: 1. Das A c k e r l a n d nahm, besonders im Westen des Kreises, wesentlich größere Flächen ein. 2. H e i d e n und H u t u n g e n mit lockerem Baumbestand nahmen große Flächen ein, besonders in den ausgesprochenen Sandgebieten des Kreises. 3. A c k e r h o h l f o r m e n kamen nur im N E des Kreises (echte Solle!) häufiger vor. 4. Es existierte ein völlig anderes W e g e n e t z . Erste Kunststraßen mit Alleen wurden auf den Gütern im westlichen Teil des Kreises gebaut. 5. Das n a t ü r l i c h e G r ü n l a n d nahm einen geringen Umfang ein und befand sich in den vernäßten Tälern und Becken am Rande ausgedehnter Flach moore mit Bruchwäldern und Sümpfen. 6. I m Südwesten wiesen stein- und gebüschbedeckte, schmale Ackerraine darauf hin, daß die Dreifelderwirtschaft mit Ausnahme einiger Güter noch vorherrschte. Auf armen Böden sind z. T. die durch den Dreißigjährigen Krieg an den Wald übergegangenen Flächen noch nicht wieder gerodet worden. 7. Die Großseen drangen durch höheren Wasserstand mittels ihrer Buchten tiefer ins Land ein. Es gab außerdem 40—50% (Fläche) stehende Gewässer mehr im Kreis als gegenwärtig, sieht man von den Großseen ab (Abb. 1). 2.
Das Landschaftsbild vor etwa 100 Jahren
Nach 100 Jahren hat sich durch die Einführung moderner Produktionsmethoden in der Land- und Forstwirtschaft sowie die gesellschaftliche Entwicklung (Belebung von Handel und Verkehr, Anfänge der Nahrungsgüterindustrie, Anstieg des Getreidepreises im Ausland usw.) das Landschaftsbild stark verändert. Mit Hilfe des Dampfpfluges wurden von den vorherrschenden Gutsbetrieben schwere und steinige Böden ehemaliger Hutungen und Laubwaldbestände (z.B. Mohrholz bei Stuer, Priesterholz und Zehnruten nördlich Röbel sowie die Heiden bei Kogel, Zislow und Rogeez) kultiviert. Einzelbäume und Baumgruppen (Eichen, Buchen) wurden dabei vielfach auf den Schlägen belassen. Sie sind heute zum Teil als Naturdenkmäler geschützt. Gleichzeitig begann durch den Aufbau einer geregelten Forstwirtschaft, die, beschleunigt durch die Einführung der mineralischen Dünger, vor allem geringwertige und ungünstig gelegene Ackerböden mit Kiefern aufforstete, eine Entwicklung, die bis in die Jahre nach dem 2. Weltkrieg anhielt. Sie führte zu einer starken Zunahme der Waldflächen (in erster Linie Kiefernforsten), die das heutige Landschaftsbild im Westen und im Süden .des Kreises bestimmen, wo Dörfer und Fluren teilweise von Wald umschlossen werden.
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
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Unsystematische Aufforstungen isolierter, meist auf Kuppen gelegener Flurstücke begannen ebenfalls um diese Zeit. Nicht minder einschneidend wirkte sich die aus wirtschaftlichen Gründen (billiger Wasserweg für landwirtschaftliche Produkte über die Elde/Elbe nach Hamburg) vorgenommene Absenkung des Wasserspiegels der Groß-Seen um mehrere Meter zwischen 1792 und 1838 aus. Als Folge entstanden breite Terrassen-
A b b . 1: Historische Veränderungen der Seen-Fläche im Kreis Röbel
säume an den Ufern der großen Seen, um deren Nutzung als Weide jahrelange Prozesse geführt wurden. Durch den günstigen Getreidepreis um 1850/60 (Krimkrieg) erweiterten die Gutsbesitzer die Getreideanbaufläche auf Kosten des Grünlandes. Als Ersatz versuchte man Grünland durch Ablassen von Seen und Mühlenstauteichen zu gewinnen. Die größten landschaftsverändernden Objekte dieser Art waren der Stuersche- und Rogeetzer'-See (150 ha), der Schauk- und Möwen-See nördlich von Röbel und der Mühlenteich bei Gr. Kelle. Andere Seen wurden teilweise abgesenkt, um an den Ufern Grünlandstreifen zu gewinnen. Weiterhin wurde das Bild' der Ackerschläge bis zur allgemeinen Verbreitung der mineralischen Düngung (Eisenbahnlinie Ganzlin—Röbel erst 1899 eröffnet!) im
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SCHMIDT; K L A I S ; J E S C H K E : B e i t r ä g e z u r F l u r n e u g e s t a l t u n g
19. Jahrhundert durch die Anlage von insgesamt ca. 200 M e r g e l g r u b e n besonders im Westen des Kreises verändert. Ausgehend von den Vorbildern des französischen Chausseebaues entstand aus militärischen und wirtschaftlichen Erwägungen zwischen 1800 und 1850 neben den Gutsalleen ein ausgebautes S t r a ß e n n e t z zur direkten Verbindung der Städte und größeren Ortschaften, das mit Linden, Kastanien oder anderen Laubbäumen in gleichem Abstand bepflanzt wurde. Weitere Ansätze einer bewußten Landschaftsgestaltung, die heute noch das Landschaftsbild prägen, finden sich u. a. bei Wildkuhl, Dambeck, Bütow und Finken. Es handelt sich um E i c h e n r e i h e n an der AckerGrünlandgrenze, an Wegen und Mergelgruben. Eine typische Heckenlandschaft wie in Westmecklenburg gab es im Kreise Röbel nicht. Allerdings sind Gemarkungsgrenzhecken mit Überhältern ein oft anzutreffendes Landschaftselement. Von wenigen Bauerndörfern im Süden des Kreises abgesehen, wird das Siedlungsbild von den Schlössern und Katen des Großgrundbesitzes beherrscht, wobei die Familie v. Flotow zeitweilig den halben Kreis besaß. Die Siedlungsleere um Röbel ist durch den 2800 ha großen Grundbesitz der Stadt zu erklären, der von den Bürgern („Ackerbürger") der Stadt bearbeitet wurde. 3.
Das gegenwärtige Landschaftsbild
Die Krisen und Kriege des Zeitabschnittes von 1914 — 1945, aber auch die gesellschaftlichen Veränderungen unserer Zeit haben im Landschaftsbild des Kreises Röbel Spuren hinterlassen, die in folgenden Erscheinungen ihren Ausdruck finden: 1. Auflockerung der S i e d l u n g s s t r u k t u r durch Güteraufsiedlung, Bodenreform, neue Wirtschaftsbauten, Wohnungsneubau sowie durch private und betriebliche Einrichtungen des Erholungswesens im Bereich der Ufer der Großseen. . 2. Abrundung der Forstflächen, Entstehung isolierter kleiner A c k e r a u f f o r s t u n g e n unterschiedlicher Größe. 3. Gehölzbewuchs der ehemaligen Großseensteilufer (und der Mergelgruben). 4. Starke Vergrößerung der L e s e s t e i n h a u f e n und -reihen auf und an den Äckern im Westen des Kreises. 5. Verfall alter Seenablässe und Moorentwässerung führte zu teilweiser R ü c k b i l d u n g von s t e h e n d e n G e w ä s s e r n und Naßflächen. 6. Anlage von O b s t b a u m p f l a n z u n g e n an Chausseen und Feldwegen, meist im Zuge der Gutsaufsiedlun£. 7. I m Gegensatz zu den Nachbargebieten (z. B. Kreis Neustrelitz) haben die Bestrebungen der meliorativen Landschaftsgestaltung und des F l u r h o l z a n b a u s im Kreis Röbel so gut wie keine Spuren hinterlassen, obwohl diesbezügliche Ausarbeitungen vorlagen ( E H L E R S , F L E G E L , S C H M I D T , F E S T E E S E N ) . So weisen einige zentrale Teile des Kreises starke Gehölzentblößung auf.
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Das Ergebnis der landschaftlichen Veränderungen aus verschiedensten Motiven kann dahingehend zusammengefaßt werden, daß das gegenwärtige Landschaftsbild des Kreises Röbel, das in ähnlicher Art im Südteil des Kreises Waren und im Ostteil des Kreises Lübz anzutreffen ist, in bezug auf seine ästhetische, erholungswirksame und landeskulturelle Wirkung als befriedigend (zentrale und südliche Teile) bis sehr gut (östliche und westliche Randgebiete) zu beurteilen ist. Die o. g. natürlichen und vom Menschen bewußt oder unbewußt in den letzten zwei Jahrhunderten gestalteten Landschaftselemente verbinden sich zu einem harmonischen Gesamteindruck, der im positiven Gegensatz zu den ausgeräumten flachen Agrarlandschaften NO- und Ostmecklenburgs (und anderer Teile der DDR) steht. Dieses günstige Gesamtbild ist selbstverständlich in hohem Maße der natürlichen Ausstattung — der langen Seerandzone und dem Relief — zu verdanken. 4.
Maßnahmen zur meliorativen Flurerschließung
Die nachfolgenden Betrachtungen fußen auf den Karten 1:20000 der Kooperationsbereiche des Kreises, in die zukünftige Schlaggestaltung, Schlaggrößen, Dauergrünland (Grasland) und Wegenetz nach den Unterlagen der Forschungsgemeinschaft Röbel—Waren der DAL eingetragen wurden. Da diese Unterlagen laufend weiter präzisiert und z. T. verändert wurden, sind Verschiebungen in den Hektarangaben unvermeidlich. Die im Text genannten Zahlen sind deshalb nur als Näherungswerte zu betrachten. 4.1.
Veränderung der Verteilung von Grünland, Acker und Waid
Das G r ü n l a n d hat sich in seiner Lage der großzügigen Schlageinteilung des Ackerlandes und den natürlichen Bedingungen besser angepaßt. So sind außer dem großen Jungviehaufzuchtgebiet im Raum der oberen Eide, in dem etwa 40% des Grünlandes liegen, vernäßte, kaltluftgefährdete, hängige und mit Sollen durchsetzte Ackerstandorte minderer Güte mit in die neu abgegrenzten Grünlandstreifen im Osten und Norden des Kreises einbezogen worden. Auf das Landschaftsbild wird sich diese neue Grünlandverteilung sicher positiv auswirken, zumal der Anblick der Grünlandflächen im bisherigen Zustand vielfach nicht erfreulich war (ungepflegt, vernachlässigte Koppelanlagen). Der A b t r i e b von W a l d p a r z e l l e n inmitten der Ackerflur im Zuge der Arrondierung von Ackerflächen ist nicht als Verlust zu werten, da es sich in der Regel um junge Aufforstungen handelt, deren agrarmeteorologische Wirkung häufig ungünstig war (Winddüsenwirkung). Die geplante S c h l a g e i n t e i l u n g des Ackerlandes greift nun allerdings stärker in das Landschaftsbild ein, da sie ohne Rücksicht auf bestehende Grenzen möglichst geometrische Flächen von 50—200 ha Größe auch in stärker bewegtem Gelände schaffen wird. Dabei wird auch das alte Feldwegenetz in starkem Maße umgestaltet, wodurch leider auch die vielfach an diesen Wegen bestehenden Baumreihen verschwinden werden (Koop.-Bereiche Priborn, Dambeck, Wredenhagen).
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Schmidt; Klafs; Jeschke: Beiträge
zur Flurneugestaltung
I m Einzelnen ist festzustellen, daß Schlagform und Schlaggröße sehr unterschiedlich ausgefallen sind; während in den Koop.-Bereichen Wredenhagen und z. T. Dambeck, durch die engverzahnte Acker-Griinlandstruktur bedingt, die Schlagkonfiguration kompliziert und z. T. die Schläge sehr groß (150—250 ha) sind, sind in den übrigen Koop.-Bereichen oft einfache geometrische Formen ausgeschieden worden. Dadurch wird, zumindest im Frühjahr, der Wind- und Wassererosion auf einigen Schlägen noch stärker Vorschub geleistet als bisher. Die Fruchtfolgesysteme müssen dieser Tatsache Rechnung tragen, um Ertragsausfälle, Nährstoffverluste und permanente Schädigungen der Bodenkrume zu verhüten. Die Theorie und Praxis der Windschutzpflanzungen aus den letzten beiden Jahrzehnten sind durch die Entwicklung der industriemäßigen Produktion in
A b b . 2: E i n e s t a r k v o n H o h l f o r m e n d u r c h s e t z t e Fläche (Teilansicht) m i t einzelnen m o n u m e n t a l e n Eichen bei Melz (Koop.-Bereich Priborn) w u r d e bei der F l u r n e u g e s t a l t u n g als D a u e r g r ü n l a n d ausgewiesen
der Landwirtschaft und die daraus resultierenden Größenordnungen der Nutzungseinheiten teilweise überholt und bedürfen dringend einer neuen wissenschaftlichen Bearbeitung. Zu diesem Zeitpunkt konnten daher keine detaillierten Vorschläge für Neupflanzungen gemacht werden. Unsere Empfehlungen gingen jedoch dahin, einige (kartographisch fixierte) stark versteinte, d. h. nur mit großem Aufwand zu beseitigende ehemalige Gemarkungs- oder Schlaggrenzen, die rechtwinklig zur Hauptwindrichtung und zu den neuen Schlaggrenzen verlaufen, zu belassen und zu neuen flurschützenden Gehölzzeilen auszubauen, besonders dann, wenn der darauf stockende Baumholzbestand bereits Ansatzpunkte dafür bietet. E n t w ä s s e r u n g s m a ß n a h m e n in großem Umfang werden auf den Grünlandstandorten im zentralen und südlichen Teil des Kreises durchgeführt. Der Gehölzbestand in diesen Gebieten erleidet, wie bereits sichtbar wird, starke Veränderungen. Es handelt sich bei den Abgängen zum großen Teil um Aufwuchs aus den letzten zwei Jahrzehnten, teilweise allerdings auch um landschaftlich wertvollen alten Baumholzbestand (z. B. Melz). Die Möglichkeiten, die
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offenen Vorfluter und Einstaugräben für einen die maschinelle Pflege ermöglichenden, d. h. einseitigen Flurholzanbau zu nutzen, sind noch nicht genügend in Betracht gezogen worden Etwa 3 0 % des gesamten Ackerlandes des Kreises Röbel sind zur B e r e g n u n g vorgesehen. Das wird sich im zukünftigen Landschaftsbild stark bemerkbar machen. Durch die von sämtlichen Hindernissen befreiten Großschläge (mit vorherrschend rechtwinkligen Formen), durch Pumpstationen, Trafos und Freileitungen an den Ufern der großen Seen werden optisch neue Elemente geschaffen. Die Heranführung von Beregnungswasser aus dem Plauer See für den Westteil des Kreises macht die Anlage von Zwischenbehältern erforderlich. Die Benutzung natürlicher Seen als Zwischenspeicher für Beregnungswasser (bisher nur Kogeler See) bringt Veränderungen der Wasserqualität und durch starke Spiegelschwankungen Auswirkungen auf den Baumbestand der Uferzone mit sich. Auch a k u s t i s c h e und o l f a k t o r i s c h e M o m e n t e als direkte bzw. indirekte Folgen der Bewässerung sind Bestandteile der zukünftigen Landschaft, deren Bedeutung nicht unterschätzt werden darf. So wird durch die Futterwirtschaft auf den beregneten Flächen, auf den wenigen neuen Feldwegen und kommunalen Straßen, eine steigende Verkehrsdichte landwirtschaftlicher Fahrzeuge zu verzeichnen sein. Etwa 4 % der Ackerfläche des Kreises sind für die Gülle Verregnung vorgesehen. Die gegenwärtig in der Hauptsache angewandte Technologie der halbstationären oder „rollenden" Beregnung erfordert weitestgehend die Beseitigung von Ackerhindernissen, wie Ackerhohlformen, Steinhaufen und versteinte Ackerraine, Einzelbäume sowie Gebüsch- und Baumbestand an liquidierten Feldwegen oder kombinierte Objekte dieser Art. Auf nicht beregneten Flächen besteht diese Notwendigkeit der Beseitigung nicht unbedingt, jedoch wird seitens der Landwirtschaft im Interesse der Ökonomie (Zeit- und Materialeinsatz) berechtigterweise danach getrachtet, diese Hindernisse, die gerade in Mecklenburg zum Teil eine erhebliche Flächendichte aufweisen, zu beseitigen oder doch mindestens zu reduzieren. Über die Frage, welche Flurelemente zu beseitigen sind und welche aus Gründen zu hohen ökonomischen Aufwandes oder anderweitigen Gesichtspunkten zu belassen sind, gibt es bisher unterschiedliche, oftmals subjektive Auffassungen. Eine Aufnahme derartiger Flurelemente im Kreis Röbel durch Studenten des Instituts für Meliorationswesen Rostock und der Fachrichtungen Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung der Humboldt-Universität Berlin erfolgte lediglich unter dem Gesichtspunkt der Beseitigung. Eine Wertung nach landschaftsökologischen Funktionen, ästhetischen oder anderen Gesichtspunkten des Naturschutzes war in den Anleitungen nicht vorgesehen. Von uns wurde eine auf etwa 7 0 % des Kreises durchgeführte Kartierung von „Ackerhindernissen" unter differenzierender Wertung für die Vorarbeiten zur Flurneugliederung zur Verfügung gestellt. Sie enthält 52 Einzelbäume und Baumreihen einschl. Alleen im Range von Naturdenkmälern (gm. § 3 des Naturschutz-
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SCHMIDT; IVLAFS: JESCHKK: B e i t r ä g e z u r
Flurneugestaltunf?
A b b . 3: D e r E i n z e l b a u m als l a n d s c h a f t l i c h e s E l e m e n t
gesetzes der DDR), die als unbedingt erhaltungswürdig bezeichnet wurden. Es läßt sich heute noch nicht mit Sicherheit sagen, ob es möglich sein wird, diese in hervorragendem Maße landschaftsgestaltenden Elemente in vollem Umfange zu erhalten. Es wurden weiterhin 322 Einzelbäume und Baumreihen (einschl. Alleen und Baumgruppen) erfaßt, deren landschaftlicher Wert so eingeschätzt wurde, daß sie zur Kategorie der nach Möglichkeit zu erhaltenden Landschaftselemente gezählt wurden. Von diesen dürften etwa 1 / 3 so stark als Hindernisse in Erscheinung treten, daß ihrer Beseitigung zugestimmt werden muß. Das trifft insbesondere für die Objekte zu, die auf geplanten Beregnungsflächen stehen. Der größte Teil jedoch könnte nach unserer Auffassung ohne größere Schwierigkeiten in die neue Kulturlandschaft einbezogen werden. Bezüglich der A c k e r h o h l f o r m e n , deren Gesamtzahl in Mecklenburg nach neueren Ermittlungen (4) bei 80000, im Kreis Röbel bei 850 auf den Ackerflächen liegt, ergeben sich keine wesentlichen Widersprüche zwischen Landwirtschaft und Naturschutz; zumal etwa die Hälfte davon anthropogener bzw. pseudonatürlicher Entstehung ist. Unsere Messungen und Berechnungen an Hohlformen im Gelände (verschiedene Gebiete der Bezirke Neubrandenburg und Rostock) ergaben eine durchschnittliche Flächengröße von 0,06 ha. Die Ackerhohlformen nehmen im Kreis Röbel insgesamt etwa 51 ha, das sind etwa 0,2% der Ackerfläche ein. Der reine Flächengewinn, der durch die Beseitigung von Acker hohlformen zu erreichen ist, hält sich also in recht bescheidenen Grenzen. Hinzu kommt, daß die Stellen beseitigter Hohlformen — besonders bei echten Sollen — weiterhin ertragsunsichere Flächen bleiben werden (Vernässung und Schwierigkeiten der Bearbeitung). Indessen machen die betriebswirtschaftlichen Vorteile es durchaus in vielen Gemarkungen lohnend, Ackerhohlformen zu beseitigen. Die Verteilung der Ackerkleinhohlformen im Kreis Röbel spiegelt im Wesentlichen die Verteilung des kalkreichen Mergels unter Sand sowie die Verteilung der einzelnen Endmoränen im Kreis wider. Letzteres betrifft vor allem die Umgebung von Hinrichsberg sowie Walow, Roez und Penkow. Auf der Feldmark Penkow wurde die höchste Konzentration von 14 Kleinhohlformen/1 km 2 verzeichnet.
Zeitschrift f ü r Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
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Weitere Dichtezentren (10—13 Stück/1 km 2 ) liegen im Raum der KOG Kogel — Rogeez und bei Altenhof und Dambeck. Hierbei handelt es sich vorwiegend um + trockene Mergel- und Kiesgruben (Abb. 5). Von den echten Sollen im Kreise Röbel wird jedoch durch ihre Größe und Beschaffenheit ein Teil der Beseitigung entgehen, da der ökonomische Aufwand f ü r die Kultivierung zu hoch ist. Weitere Untersuchungen zur Struktur und hydrologischen Funktion der wassererfüllten Ackerhohlformen mittels geologischer und historisch-geographischer Methoden sind bei uns in Auftrag. Mehr als das Verschwinden von Hohlformen ist stellenweise die damit verbundene Beseitigung wertvoller Baumgruppen zu bedauern. Insgesamt bedeutet die Beseitigung von Ackerhindernissen einen spürbaren Verlust an landschaftlicher Substanz. Daraus resultiert die Forderung, diesen Verlust durch ein System zielgerichteter landschaftsgestaltender Maßnahmen auszugleichen und darüber hinaus die Grundlagen für eine allen Anforderungen gerecht werdende sozialistische Kulturlandschaft zu schaffen. Umfangreiche Veränderungen im Landschaftsbild wird neben der neuen Schlageinteilung mit ihren Konsequenzen vor allem der in den nächsten 10—20 Jahren erfolgende Wandlungsprozeß der Siedlungen und Bauten hervorrufen: Die Konzentration der Landbevölkerung in wenigen Siedlungsschwerpunkten mit etwa 2000—5000 Einwohnern und mehrstöckigen Wohnblöcken in Plattenbauweise schafft neue landschaftliche Elemente, die gestalterisch durch Großgrün mit der Landschaft und der alten Bausubstanz zu einer Einheit verschmolzen werden müssen. Nach dem Prinzip der Trennung von Wohn- und Produktionsanlagen werden (z. T. weit außerhalb der Ortslagen) Großstallanlagen von mehreren Hektar
Abb. 4: Hohlformen als Ackerhindernisse. Der „Soll" im Vordergrund ist vor kurzer Zeit verfüllt worden; die Steine sind noch n i c h t geräumt, Flur Kogel/Kreis Röbel
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SCHMIDT; K L A F S ; J E S C H K E :
Beiträge zur Flurneugestaltuxig
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Abb. 5: Verteilung der Ackerkleinhohlformen im Kreis Röbel
Abb. 6: Von einigen Einzelbäumen u n d Gehölzgruppen belebte, weiträumige Ackerhochfläche westlich von Bollewick/Krs. Röbel
K06
-
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Fläche mit weithin sichtbaren Grünfuttersilos, Lagerhallen usw. entstehen, deren Eingliederung in das Landschaftsbild zusammen mit der Projektierung gelöst werden muß. Durch die Vorgänge der Siedlungskonzentration wird die Frage nach der Nutzung der funktionslosen Altbaustandorte aufgeworfen. Soweit die Kultivierung dieser Flächen nicht möglich oder zu teuer ist, sollten sie als Ansatzpunkte einer neuen Landschaftsgestaltung ausgenutzt werden. Dabei kann dem Flurholzanbau mit autochthonen Holzarten hier besondere Beachtung geschenkt werden. Da die Altbausubstanz der geschlossenen Ortslagen im Kreis wenig landschaftlich attraktive Elemente aufweist, ist der Wandel im Siedlungsbild nicht zu bedauern; bei Neugründungen sollten jedoch auch Bemühungen um eine landschaftsgerechte Standort- und Typenwahl einsetzen. 5.
Landwirtschaft, Landschaftsschutzgebiet und Erholungswesen
Etwa 30% der Fläche des Kreises gehören zum Landschaftsschutzgebiet ,,Müritz-Seen-Park", einem der größten zusammenhängenden und im Prognosezeitraum weiter zu entwickelnden Erholungsgebiet von gesamtstaatlicher Bedeutung der DDR (7). Die Seeränder werden derzeit bereits durch verschiedenste Formen des Erholungsbetriebes genutzt (prognostisch ist die im Vergleich zur Küste längere jahreszeitliche Nutzungsdauer von Bedeutung). Die rasche Entwicklung des landwirtschaftlichen Bereiches im Zuge der Komplexmeliorationsmaßnahmen einerseits und das bisherige Fehlen eines „Wirtschaftszweiges Erholungswesen" als Vertretung der Forderungen prognostischer Erholungsplanung gegenüber den anderen Wirtschaftszweigen, insbesondere der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, andererseits, läßt für die Zukunft wachsende Probleme der territorialen Mehrfachnutzung in den Einflußbereichen der Erholungsstandorte erwarten. Es gelang zwar, in Zusammenarbeit mit anderen staatlichen Stellen — insbesondere dem Entwurfsbüro für Territorialplanung Neubrandenburg, dem Bezirkshygieneinstitut etc. durch Standortveränderungen und Auflagen Disproportionen zu begegnen (Gülle-Beregnungsflächen KOG, Priborn), jedoch erscheinen die Gesamtergebnisse noch nicht ausreichend. Beispielsweise sind große Gülleberegnungsflächen im westlichen Hinterland der Erholungsstandorte am Müritzufer geplant. Die Autobahntrasse Berlin—Rostock wird während ihres Verlaufs durch den Kreis Röbel von Gülleverregnungsflächen flankiert. Die Auswirkungen sind mangels Untersuchungen bzw. Erfahrungswerten schwer einzuschätzen. Die gesetzlichen Bestimmungen (TGL) über Schutzpflanzungen an Gülleberegnungsflächen sind für Verkehrswege und Siedlungen, nicht jedoch für Erholungsgebiete ausreichend. Durch Konzentration und Melioration der Grünlandflächen wird den Landwirtschaftsbetrieben der teilweise Verzicht auf intensive Nutzung der schmalen Grünlandstreifen auf der Müritzterrasse, den die prognostische Erholungsentwicklung mit sich bringen wird, erleichtert werden. Damit wird jedoch das Pro-
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SCHMIDT; K L A P S ; J E S C H K E : B e i t r ä g e z u r
Flurneugestaltung
blem spezieller Pflege- und Nutzungsformen für diese Flächen aufgeworfen. Ein Auflassen von Kulturland liegt nicht im Interesse der Erholungsplanung; auf der anderen Seite schließen eine Nutzung mit dem Ziel höchster Erträge und die Beanspruchung als Wander- und Campingzone einander aus. Das gilt auch f ü r die landschaftlich äußerst reizvollen, bisher verhältnismäßig extensiv als Jungvieh- und Schafweiden genutzten sandigen Randhöhen am Ostufer des Plauer Sees. Weiterhin muß noch eine Koordinierung des landwirtschaftlichen Wegebaues mit den Erfordernissen der Erholungsplanung (Zufahrten zu Campingplätzen, Fußwander- und Rad Wanderwege) erfolgen. Das weist wiederum auf die Notwendigkeit einer festen Organisationsform des Erholungswesens im LSG ,,Müritz-Seen-Park", die als Vertragspartner gegenüber anderen Volkswirtschaftszweigen auftreten kann, hin. 6.
Landwirtschaft, Naturschutzgebiete, Naturdenkmäler
I m Kreis Röbel liegen die Naturschutzgebiete: M ö n c h s e e , ein eutropher Flachsee mit ausgeprägtem Verlandungsgürtel, dessen wissenschaftliche Aufgabenstellung vor allem darin besteht, daß er ein wichtiges Glied des Reservatsystems für Brutvögel, ziehende Wasservögel und ein Gebiet populationsdynamischer, ökologischer und pflanzensoziologischer Arbeiten darstellt. Durch laufende operative Einflußnahme der Naturschutzorgane konnten schädigende und den See in seiner weiteren Existenz bedrohende Folgewirkungen der Meliorationsmaßnahmen im Gebiet Zepkower Eide auf ein Mindestmaß reduziert und der Wert des Naturschutzgebietes für die Zukunft voraussichtlich gesichert werden. Das betrifft vor allem die Wasserhaltung durch Bau eines Staues am Auslauf und die Durchsetzung des Baues eines SedimentAuffangbeckens vor der Einmündung der Eide. G r o ß e r S c h w e r i n , eine Halbinsel in der Müritz, die durch extensive Nutzungsform als Jungviehweide zu einem ornithologischen Schutzgebiet ersten Ranges geworden ist (Limikolen- und Entenbrut- und Rastgebiet), in dem auch pflanzensoziologisch und floristisch wertvolle Teilflächen existieren. Zahlreiche Literaturzitate und besonders einige neue zusammenfassende Arbeiten dokumentieren die Bedeutung des Gebietes. Über die Forschungsgemeinschaft der DAL wurde abgesichert, daß bei der landwirtschaftlichen Nutzung des NSG der Status quo im Wesentlichen erhalten bleibt, und die seinerzeit mit dem Rechtsträger festgelegten Nutzungsformen weiterhin sinngemäß gelten. Eine Ausarbeitung detaillierter Behandlungsrichtlinien und deren Realisierung in direktem Kontakt mit dem Rechtsträger ist eine dringende Aufgabe. Natur denkmäler Die Zahl der Naturdenkmäler — in erster Linie starke Feldeichen und -buchen von mehr als 500 Jahre Alter — im Kreis Röbel (und Waren) ist im Vergleich zu anderen Kreisen überdurchschnittlich hoch. Diese aus der historisch-geo-
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, H e f t 2
95
A b b . 7: Blick v o m H o c h f l ä c h e n r a n d in die N i e d e r u n g d e r Z e p k o w e r E i d e . N i e d e r m o o r f l ä c h e n m i t s t a r k e m G e h ö l z a u f w u c h s , d e r teilweise z u r R o d u n g v o r g e s e h e n ist. I m V o r d e r g r u n d t y p i s c h e r Ackersoll m i t t l e r e r G r ö ß e n o r d n u n g in einer g r o ß e n f l a c h e n D e p r e s s i o n : die „ S c h a p w a s c h " (ehem. S c h a f w ä s c h e ) bei K a m b s , K r . R ö b e l
A b b . 8: S t ä r k s t e F e l d e i c h e des Kreises R ö b e l — a n der S t r a ß e n a c h W r e d e n h a g e n ( U m f a n g m e h r als 6 m)
96
Schmidt; Klafs; Jesohke:
Beiträge zur Flurneugestaltung
graphischen Entwicklung erklärbare Besonderheit ist in der Naturschutzliteratur und in interessierten Kreisen der Öffentlichkeit seit langem bekannt. Das werbewirksame Bild der Gebiete um die Müritz und den Plauer See als Erholungslandschaft wird nicht zuletzt dadurch geprägt. Mit anderen Landschaftselementen zusammen tragen sie zum erholungspsychologisch und -physiologisch wertvollen (vorerst nicht quantifizierbaren) landschaftlichen Potential des Gesamtgebietes bei. Durch ihren Aussagewert über ehemalige Nutzungsformen des Landes haben sie einen hohen Wert für die wissenschaftliche Heimatkunde, Agrar- und Forstgeschichte. Aus diesen Gründen wurde versucht, die Verluste an solchen Objekten auf ein notwendiges Mindestmaß zu beschränken. 7.
Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung
Bewußte Landschaftspflege mit dem Ziel der Schaffung einer sozialistischen Kulturlandschaft setzt sich zusammen aus Maßnahmen der Pflege wertvoller, überkommener Landschaftselemente mit einer bestimmten aktuellen Funktion sowie der planmäßigen Gestaltung neuer Landnutzungssysteme auf der Grundlage einer komplexen Bewertung ökonomischer, ökologischer und kultureller Belange. Ein harmonisches Landschaftsgefüge, das den modernen betriebswirtschaftlichen Erfordernissen Rechnung trägt, agrarökologisch stabil ist und auch ästhetisch befriedigt, ist nur durch den Einsatz vielfältiger landschaftsgestaltender Mittel zu erreichen. Dabei ist auch den wachsenden Ansprüchen sozialistischer Arbeits- und Lebensbedingungen der Bewohner des Gebietes als auch der anreisenden Erholungssuchenden gerecht zu werden. Es ist festzustellen, daß durch die Maßnahmen der Flurneugestaltung die Konturen der einzelnen Teillandschaften und der landschaftlichen Einheiten niederen Ranges im Kreis Röbel stärker hervortreten werden. Das wird durch Veränderungen (Konzentrationen) der Verteilung von Ackerland, Grasland, Waldfläche sowie durch die Beseitigung von Flurgehölzen bewirkt werden. Der Schwund von Flurgehölzen, deren Wirkung außer in landschaftsästhetischer Hinsicht bekanntlich in agrarmeteorologischer und -biologischer Hinsicht Bedeutung hat, muß durch eine sinnvolle Planung und Neuanlage von Gehölzstreifen ausgeglichen werden, zumal hier die Schirmfunktionen (Geruch, Lärm, Staub) gegenüber den Erholungsstandorten besondere Bedeutung erhalten. Nachdem die Flurneuordnung in der Planung zu einem gewissen Abschluß gekommen ist, muß nunmehr eine detaillierte Planung landschaftsgestalterischer Maßnahmen erarbeitet werden, wobei vordringlich auch die Fragen der Zuständigkeit und Finanzierung zu klären sind. Nach unseren bisherigen Vorstellungen sollten sich Flurholzpflanzungen insbesondere orientieren auf: — die zukünftigen Grenzen Acker-Grasland (Anknüpfung an bewährte örtliche Traditionen); — schlauchartige Tälchen von Bächen und Gräben, die von höheren Ackerrainen eingefaßt werden und weiterhin als Schlaggrenzen bestehen bleiben;
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
97
—' vorwiegend nordsüd verlaufende Schlaggrenzen und neue Wirtschaftswege; — weiterhin bestehende ( + versteinte) Gemarkungs- und Schlaggrenzen mit übergehaltenen Bäumen, an denen das Buschwerk zu Gunsten feldschützenden Baumholzes gerodet werden kann (Rekonstruktion von Gehölzzeilen); — die Ränder (Steilrand bzw. Vernässungszone) bestehenbleibender Weiher und Solle; — „tote Winkel", verbleibende oder neu entstehende, industriemäßig nicht nutzbare Restflächen (Residualflächen) zwischen neuen Schlageinheiten. Auf grundwassernahen Standorten wird die Schwarzpappel in Kombinationen mit Schwarzerle und Baumweide (Bienenfutter) empfohlen. Auf den übrigen Standorten, die zur Aufforstung gelangen, sollten neben den in der Forstwirtschaft üblichen (standortgerechten) Holzarten aus Gründen der Landschaftsästhetik und Tradition auch Eichen, Linden und Birken zur Anpflanzung kommen. I m Interesse der N i e d e r w i l d h e g e , deren Perspektive auf den modernen Wirtschaftsflächen ungünstig geworden ist, sollten Restflächen nicht um jeden Preis aufgeforstet werden, da sie nach neuesten Ergebnissen der Wildforschung eine entscheidende Bedeutung für die Regeneration des Niederwildbestandes haben. Der zentrale Teil des ehemaligen Stuerschen (und Rogeezer) Sees mit kaum kultivierbaren Muddestandorten könnte überstaut und als F i s c h g e w ä s s e r und Wildenten-Hegegebiet eingerichtet werden. Die letzten beiden Beispiele, die sich weiter vermehren ließen, mögen andeuten, daß es bei einer großzügigen und durchgreifenden Intensivierung der Nutzung der Wirtschaftsflächen für schwer kultivierbare Restflächen mit zweifelhaften Ertragsaussichten optimale Nutzungsformen gibt, die nicht landwirtschaftlicher Art im engeren Sinne sind. Der Schwerpunkt landschaftsgestalterischer Maßnahmen i m K r e i s R ö b e l m u ß d a r i n b e s t e h e n , die E r h o l u n g s s t a n d o r t e u n d -zonen e n t l a n g des W e s t u f e r s der Müritz d u r c h einen G r ü n g ü r t e l , der allen sozialhygienischen und landschaftlichen Erfordernissen bzw. B e d i n g u n g e n e n t s p r i c h t , g e g e n d i e i n t e n s i v g e n u t z t e A g r a r l a n d s c h a f t des H i n t e r l a n d e s a b z u s c h i r m e n . Als Hemmnis in der Durchsetzung der notwendigen Maßnahmen einer umfassenden Landschaftspflege erweist sich, daß die PlanungsVorstellungen über die Perspektive und Prognose des Erholungswesens von den staatlichen Organen bisher ungenügend gegenüber dem Bereich der Landwirtschaft vertreten werden, so daß sich die Koordinierung auf wenige Details (Feinstandortfestlegungen von landwirtschaftlichen Objekten) beschränkt. Diese Aufgaben sind wesentlich verstärkt von den Plankommissionen des Bezirkes und des Kreises wahrzunehmen. Über die Frage der Beeinträchtigung der sozialhygienischen Bedingungen durch Gülleverregnung sind Untersuchungen im Kreis Röbel notwendig. Die Möglichkeiten, einen breiten Bevölkerungskreis an den Vorgängen in der Landwirtschaft des Kreises Röbel zu interessieren und zur Mitarbeit zu be7
Zeitschr. f. Landeskultur, Bd. 10, H. 2
98
SCHMIDT; KIAFS; JESCHKE: Beiträge zur riurneugestaltung
wegen, vor allem durch die Presse und andere Kommunikationsmittel, sind vielfältig. Sie sollten auch auf die Fragen der sozialistischen Landeskultur und des Naturschutzes ausgedehnt werden. Die Initiativen, die in der Übernahme von Jugendobjekten der Melioration zum Ausdruck kommen, können auch auf die Gestaltung der sozialistischen Kulturlandschaft in umfassendem Sinne ausgedehnt werden. Zusammenfassung Als ein Beitrag des Instituts für Landesforschung und Naturschutz Halle der D A L zur Flurneugestaltung im Kreis Röbel wird der Inhalt einer „Konzeption über die Eingliederung der Maßnahmen zur meliorativen Flurerschließung in das Landschaftsbild des Kreises" erörtert. Neben einer Analyse der physischgeographischen Elemente und der historisch überkommenen Landschaftsbestandteile werden die voraussichtlichen Veränderungen des gegenwärtigen Landschaftsbildes im Zuge des Strukturwandels der sozialistischen Landwirtschaft dargelegt. Die Probleme einer sinnvollen Mehrfachnutzung des Territoriums sowie die Grundforderungen der Landschaftspflege und des Naturschutzes werden diskutiert und Vorschläge zur Realisierung dieser Forderungen im Rahmen der Flurmelioration zur industriemäßigen Produktion in der Landwirtschaft unterbreitet. Pe3K>Me HaäBaHne
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Summary Title of the paper: Contributions of landscape research to land consolidation The contents of a "Concept on the integration of measures of ameliorative field exploration into the landscape of the district", a contribution of the Institute of Landscape Research and Preservation of Nature, Halle, of the German Academy of Agricultural Sciences on land consolidation in the district of Röbel is discussed. Apart from an analysis of the physicogeographical elements and conventional parts of the landscape, an outline is given of the foreseeable changes
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
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of t h e p r e s e n t - d a y l a n d s c p a e t o occur along w i t h t h e s t r u c t u r a l t r a n s f o r m a t i o n of socialist a g r i c u l t u r e . T h e p r o b l e m s of a r a t i o n a l m u l t i - p u r p o s e use of t h e t e r r i t o r y as well as f u n d a m e n t a l r e q u i r e m e n t s of l a n d s c a p e c u l t i v a t i o n a n d p r e s e r v a t i o n of n a t u r e a r e discussed a n d p r o p o s a l s f o r t h e i r a c c o m p l i s h m e n t submitted, Literatur R . : Die Verbreitung der Bodenerosion in der Deutschen Demokratischen Republik. Leipzig, 1958 K a r t e 1:50000 des Kreises Röbel „Territoriale Konzeption zur Sicherung u n d E n t wicklung von Tjrlaubsgebieten auf der Grundlage natürlicher P o t e n z e n " (Büro f. Territorialplanung N e u b r a n d e n b u r g . Bearbeiter: O. FESTEB,SE3ST) KLAFS, G.: Aktuelle F r a g e n der Landschaftspflege beim Strukturwandel der sozialistischen Landwirtschaft. N a t u r s c h u t z a r b e i t in Mecklenburg 1 (1968), S. 6— 16 K L A F S , G.; SCHMIDT, H . : Fragen der Reliefmelioration durch Beseitigung von Ackerhohlformen in Mecklenburg. Heimatkundliches J a h r b u c h des Bezirkes N e u b r a n d e n b u r g I I (1967), S. 1 4 5 - 1 5 4 P r o g r a m m zur Entwicklung des Erholungswesens im Bezirk N e u b r a n d e n b u r g . Beschluß Nr. 21/68 der 5. Sitzung des Bezirkstages, 15 S., N e u b r a n d e n b u r g 1968 SCHMIDT, H . : Die Entwicklung des Landschaftsschutzgebietes „Müritz-Seen-Park" im Bezirk N e u b r a n d e n b u r g . Landschaft, Erholung u n d Naturschutz (Referate det Landschaftstages des Deutschen K u l t u r b u n d e s v. 2 2 . - 2 5 . 9. 1966 in Neubrandenburg) S. 8 2 - 9 0 SCHTJLTZE, H . - U . : B e d e u t u n g u n d H a u p t a u f g a b e n des Erholungsgebietes „MüritzSeen-Park" im R a h m e n der volkswirtschaftlichen Entwicklung der Deutschen Demokratischen Republik. I n s t i t u t f ü r S t ä d t e b a u u n d Architektur der Deutschen Bauakademie, Masch. Ms., Berlin 1968
FLEGEL,
Anschrift des Verfassers: D r . H . SCHMIDT, D r . G . K L A F S , D r . L . J E S C H K E
I n s t i t u t f ü r Landesforschung u n d N a t u r s c h u t z Halle der DAL, Zweigstelle Greifswald Greifswald, Am St. Georgsfeld 12
7'
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H 2 • S. 1 0 1 - 1 1 1 • Berlin
Aus dem Institut für Acker- und Pflanzenbau Müncheberg der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
WOLFGANG K O B E R u n d K U R T HOFFMANN
Probleme und Erfahrungen bei der Flurneugestaltung im Zusammenhang mit der Schaffung komplexer Meliorations- und Ackerbausysteme* Eingegangen: 2 7 . 1 . 1 9 6 8
1.
Aufgabenstellung der Flurneugestaltung
Im Beschluß des X. Deutschen Bauernkongresses werden moderne Ackerbauund Meliorationssysteme mit hohem und stabilem Ertragsniveau gefordert. Vor den Delegierten des X. Deutschen Bauernkongresses betonte der Vorsitzende des Rates für Landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft, der DDR, Minister EWALD, daß die Hebung der Bodenfruchtbarkeit der wichtigste strukturbestimmende Komplex bleibt. Hieraus leiten sich Aufgaben ab, die im Perspektivplanzeitraum bis 1970 und Prognosezeitraum bis 1980 in enger kooperativer Zusammenarbeit zwischen Genossenschaftsbauern, Wissenschaftlern, Ingenieuren und Arbeitern gelöst werden müssen. An erster Stelle müssen die Gesichtspunkte des komplexen Einsatzes hochleistungsfähiger Maschinen innerhalb großflächiger Ackerbau- und Meliorationssysteme stehen. Als Voraussetzung dient hierfür die Flurneugestaltung mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen und Folgerungen. Wir streben zwar dabei eine größtmögliche Einheitlichkeit eines A c k e r s c h l a g e s an, lehnen aber ebenso entschieden eine Gleichförmigkeit der L a n d s c h a f t ab. Die Agrarlandschaft soll in ihrem biologischen Potential nicht geschwächt, sondern gestärkt werden. Die darüber vorhandenen Vorstellungen gilt es weiter zu entwickeln. B A U E R und W E I N I T S C H K E ( 1 9 6 7 ) sehen folgende Aufgaben bei der Neugestaltung der Fluren: — Schaffung möglichst großer Flächeneinheiten, um den rationellen Einsatz moderner Technik zu ermöglichen. — Neue Festlegung der Nutzungsformen entsprechend den standörtlichen und ökonomischen Bedingungen. — Veränderung der Wegeführung aus Gründen der Ökonomie und der Landschaftspflege. — Landschaftspflegerische Maßnahmen zur Beseitigung und Verhinderung von Landschaftsschäden. * Auszugsweise als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin.
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H 2 • S. 1 0 1 - 1 1 1 • Berlin
Aus dem Institut für Acker- und Pflanzenbau Müncheberg der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
WOLFGANG K O B E R u n d K U R T HOFFMANN
Probleme und Erfahrungen bei der Flurneugestaltung im Zusammenhang mit der Schaffung komplexer Meliorations- und Ackerbausysteme* Eingegangen: 2 7 . 1 . 1 9 6 8
1.
Aufgabenstellung der Flurneugestaltung
Im Beschluß des X. Deutschen Bauernkongresses werden moderne Ackerbauund Meliorationssysteme mit hohem und stabilem Ertragsniveau gefordert. Vor den Delegierten des X. Deutschen Bauernkongresses betonte der Vorsitzende des Rates für Landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft, der DDR, Minister EWALD, daß die Hebung der Bodenfruchtbarkeit der wichtigste strukturbestimmende Komplex bleibt. Hieraus leiten sich Aufgaben ab, die im Perspektivplanzeitraum bis 1970 und Prognosezeitraum bis 1980 in enger kooperativer Zusammenarbeit zwischen Genossenschaftsbauern, Wissenschaftlern, Ingenieuren und Arbeitern gelöst werden müssen. An erster Stelle müssen die Gesichtspunkte des komplexen Einsatzes hochleistungsfähiger Maschinen innerhalb großflächiger Ackerbau- und Meliorationssysteme stehen. Als Voraussetzung dient hierfür die Flurneugestaltung mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen und Folgerungen. Wir streben zwar dabei eine größtmögliche Einheitlichkeit eines A c k e r s c h l a g e s an, lehnen aber ebenso entschieden eine Gleichförmigkeit der L a n d s c h a f t ab. Die Agrarlandschaft soll in ihrem biologischen Potential nicht geschwächt, sondern gestärkt werden. Die darüber vorhandenen Vorstellungen gilt es weiter zu entwickeln. B A U E R und W E I N I T S C H K E ( 1 9 6 7 ) sehen folgende Aufgaben bei der Neugestaltung der Fluren: — Schaffung möglichst großer Flächeneinheiten, um den rationellen Einsatz moderner Technik zu ermöglichen. — Neue Festlegung der Nutzungsformen entsprechend den standörtlichen und ökonomischen Bedingungen. — Veränderung der Wegeführung aus Gründen der Ökonomie und der Landschaftspflege. — Landschaftspflegerische Maßnahmen zur Beseitigung und Verhinderung von Landschaftsschäden. * Auszugsweise als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin.
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Kober; Hoffmanh: Probleme
bei der Flurneugestaltmifr
Diese Aufgabenstellung stimmt mit den Forderungen der Landwirtschaft überein. Die Größe der Flächeneinheiten werden maßgeblich von der Beschaffenheit des Reliefs bestimmt. Sicher wird es in Zukunft besonders in den Vorgebirgs- und Gebirgslagen auch Ackerschläge von 10—100 ha geben, was jedoch bereits eine Verzehnfachung der bisherigen Schlaggröße bedeutet. Unter Einsatz spezieller Hangbearbeitungsmaschinen wird die Ackernutzung auch unter diesen Bedingungen ohne Gefahr für die Bedienungskräfte möglich sein. In den mittleren und nördlichen Bezirken gibt es heute bereits in fortgeschrittenen Kooperationsgemeinschaften, die eine gemeinsame Feldwirtschaft betreiben, Flächeneinheiten von 170—250 ha. Wir können annehmen, daß sich mit zunehmender Mechanisierung und dem Übergang zur Teil- und Vollautomatisierung eine weitere Vergrößerung der Ackerschläge als notwendig erweisen wird. Es könnte sich um Schlaggrößen bis zu 400 ha handeln. Als Schlagform ist nach den derzeitigen Vorstellungen die Rechteckform wegen seiner günstigen Bearbeitungsmöglichkeiten anzustreben. Sowohl auf Grund der Reliefbeschaffenheit, als auch wegen der unterschiedlichen Böden werden Veränderungen der Nutzungsformen notwendig. Dabei ist jedoch grundsätzlich zu beachten, daß insgesamt das Ackerland keine Verringerung erfährt. Eine Reduzierung der Ackerfläche führt meist zur Verringerung der Nahrungsgüterproduktion und würde vorwiegend auf Kosten des Getreideanbaues erfolgen. Das ist gegenwärtig und auch in den nächsten Jahren nicht vertretbar. I m Interesse hoher Erträge sollte bei Veränderungen der Nutzungsformen, der jeweils beste Boden vorrangig der Ackernutzung dienen. Das Wirtschaftswegenetz der Landwirtschaft ist zum überwiegenden Teil veraltet. Es entspricht bereits gegenwärtig schon nicht mehr dem Stand der entwickelten Landtechnik und würde, wollten wir es in dieser Form belassen, in Zukunft den rationellen Einsatz der Großtechnik in Frage stellen. Deshalb ist in den meisten Fällen ein neues, befestigtes Wirtschaftswegenetz erforderlich. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben bereits mit der Veränderung des Wegenetzes begonnen. Nicht in jedem Fall wurden die Gesichtspunkte der Flurneugestaltung und der Landschaftsgestaltung beachtet. Ebenso müssen Vorstellungen zur Einordnung der Produktions- und Wohngebäude ins Landschaftsbild entwickelt und in den Kooperationsgemeinschaften zur Diskussion gestellt werden. 2.
Beseitigung von Hindernissen zur Schaffung großer Flächeneinheiten
2.1.
Schlagräumung
Für die Schaffung von Schlägen für einen rationellen Einsatz der landwirtschaftlichen Produktionsmittel müssen aus agrotechnischen Gründen vor allem Ackerhindernisse beseitigt werden. Die in Zukunft einzusetzenden vollmechanisierten und teilautomatisierten Bearbeitungsgeräte und Bestellaggregate dulden keine
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
103
Hindernisse und verlangen ausreichend große, möglichst homogene Schläge. Einzelbäume, Büsche, Hecken und anthropogene Hindernisse setzen die Produktivität nicht nur herab, sondern schränken eine zukünftige moderne Bewirtschaftung stark ein. Bedauerlicherweise zählen auch vereinzelte Naturdenkmäler zu solchen Ackerhindernissen ( S C H M I D T , 1968). Überall dort, wo sich die Möglichkeit bietet, Naturdenkmäler durch eine Schlaggrenze oder in Anlehnung an einen Wirtschaftsweg zu erhalten, sollte und muß das geschehen. 2.1.1.
Einzelbäume
Einzelbäume inmitten eines Schlages haben weder für die Erhaltung der Luftruhe noch für die Verhinderung der Erosion eine Bedeutung. Da ihre Standräume in der Vergangenheit gleichzeitig als Steindepots benutzt wurden, sind teilweise beträchtliche Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen worden. Diese Flächen sind in die landwirtschaftliche Nutzfläche zurückzuführen. In den meisten Fällen dürfte es sich bei den Einzelbäumen nicht um Naturdenkmäler handeln, auch wenn sie als solche ausgehalten sind. Im Naturschutzgesetz heißt es im §3: (1) Einzelne Gebilde der Natur, deren Erhaltung wegen ihrer nationalen, heimatkundlichen oder wissenschaftlichen Bedeutung im gesellschaftlichen Interesse liegt, können zu Naturdenkmälern erklärt werden. Für die überwiegende Zahl der Einzelbäume trifft das nicht zu. Allein die Tatsache, daß es sich um einen alten Baum handelt, sollte nicht dazu führen, ihn als Naturdenkmal auszuweisen. 2.1.2.
Büsche
Büsche können ohne Beeinträchtigung der Landeskultur und des Naturschutzes auf den Ackerflächen entfernt werden. Durch eine Benutzung ihres Standraumes als Steindepot werden auch hier erhebliche Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Selbst, für den Erosionsschutz, ist ihre Bedeutung gering. 2.1.3.
Hecken
Heckenreste auf der Ackerfläche, an überflüssigen Feldrainen und an Wirtschaftswegen, die nicht mehr benötigt und deshalb beseitigt werden, sind zu roden. Gleichzeitig sind die dort lagernden Steine zu räumen. Der Verlust an Heckenareal für den Bodenschutz, für das Landschaftsbild und für den Lebensraum der Tierwelt soll durch Neuanpflanzungen an neuen Wirtschaftswegen, Schlag-, Acker- und Grünlandgrenzen sowie an offenen Vorflutern, Einstaugräben, Sollen und Teichen weitgehend ausgeglichen werden. Weiter sollten sowohl neue Produktionsstätten als auch Gülleberegnungsflächen mit Schutzpflanzungen umgeben werden. Die Pflanzungen erfolgen unter möglichst starker
104
K O B E R ; HOFFMANN: P r o b l e m e b e i d e r F l u r n e u g e s t a l t u n g
Berücksichtigung des Anbaues von Flurholz und hier insbesondere von geeigneten Pappel- und Weidensorten für die Nutzholzgewinnung. Die Maßnahmen sind jedoch so zu planen und auszuführen, daß Anlage und Pflege der Streifen und Pflanzungen maschinell möglich ist. 2.1.4.
Anthropogene Hindernisse
Ältere Einzelobjekte wie Burgwälle, Burghügel, Hünengräber und überregional bedeutsame Findlinge sollten bei der Schlagflächenplanung grundsätzlich berücksichtigt werden. Ihre Erhaltung, sofern es vom Naturschutz und Denkmalsschutz für erforderlich gehalten wird, ist zu sichern, gegebenenfalls durch Verlagerung. Bei der Neuanlage von Starkstromleitungen müssen in Zukunft stärker die landwirtschaftlichen Belange, die sich im Zusammenhang mit der Flurneugestaltung ergeben, Berücksichtigung finden. Absprachen über neu zu planende Leitungen sollten grundsätzlich sowohl mit der Landwirtschaft als auch mit dem Naturschutz und der Forst- und Wasserwirtschaft erfolgen. Die in naher Zukunft zu realisierende Aufgabe, anstelle von Altbausiedlungen neue stadtähnliche Siedlungen auf dem Lande zu schaffen, sollte im Rahmen der Landschaftsgestaltung aber auch bei der Festlegung neuer Bewirtschaftungseinheiten und dem Aufbau eines neuen Wegenetzes berücksichtigt werden. Die Bewässerungsanlagen, insbesondere die hierzu notwendigen Energiezuführungen, Pumphäuser und Zwischenspeicher, sind sinnvoll bei der Schlagflächenfestlegung in das Landschaftsbild einzubeziehen. 2.1.5.
Acker-, Grünland-, Waldausgleich
Bei der Festlegung der neuen Flurgrenzen sind die erforderlichen Arrondierungen mit der Forstwirtschaft und mit dem Grünland zugunsten der landwirtschaftlichen Ackerflächen vorzunehmen, da die Erträge bei der ackerbaulichen Nutzung pro Flächeneinheit höher liegen als bei forstlicher bzw. Grünlandnutzung. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eine Vergrößerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche ohnehin wünschenswert. 2.2.
Reliefmelioration
Die Arbeiten zur Reliefmelioration werden im Zusammenhang mit der Schaffung größerer Ackerschläge an Bedeutung gewinnen. 2.2.1.
Ackerhohlformen
Die besonders im Norden der DDR in großer Zahl vorkommenden Ackerhohlformen behindern die Arbeitsprozesse der Landwirtschaft. Deshalb wird ihre Beseitigung in vielen Fällen notwendig. So weit diese Ackerhohlformen nicht ständig wasserführend sind, dürfte es bei ihrer Beseitigung keine Schwierigkeiten geben. Wichtig erscheint dabei die völlige Planierung dieser Vertiefungen, damit sich in späteren Jahren keine stauende Nässe ausbilden kann. Die ebenfalls in großer Anzahl vorhandenen, meist wasserführenden Solle, müssen, soweit sie nicht an den Schlaggrenzen liegen, ebenfalls beseitigt werden.
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
105
Beseitigt werden allerdings in der Regel nur Solle kleineren Ausmaßes, während größere Solle in geeigneter Lage für den Ausbau zu natürlichen Wasserspeichern vorzusehen sind. 2.2.2.
Kuppen und Senken
Auch die Abtragung von Kuppen und die Verfüllung von Senken wird in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Diese Arbeiten sind mit hohen Kosten verbunden. Viele Kuppen können schon heute nicht mehr ausreichend in die Bearbeitung einbezogen werden und bringen demzufolge niedrige Erträge. Mit der neuen Technik sind sie wegen ihres z. T. erheblichen Neigungsgrades nicht zu bearbeiten. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ist es nicht möglich, eine spezielle Hangtechnik für die einzelnen Kuppen zu entwickeln und einzusetzen. Nicht wenige Senken haben sich inzwischen zu vernäßten Flächen ausgebildet. Die Ertrags Verluste, besonders in feuchten Jahren, sind hoch. Gleichzeitig sind es gefahrvolle Geländehindernisse für Traktoristen und Combinefahrer geworden. Da vielfach Kuppen und Senken nebeneinander liegen, kann ihre Beseitigung in einigen Fällen ohne allzu großen Aufwand durch Planieren vorgenommen werden. 3.
Erforderliche Schutzmaßnahmen für die neugestalteten Fluren
3.1.
Erosionsgefährdung
Bei der Neugestaltung der Fluren muß der Bodenerosion genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Untersuchungen von F L E G E L (1958) und anderer Autoren haben die Bodenerosion auch in unseren Gebieten und hier vor allem die schleichende Erosion als einen starken Schädigungsfaktor unserer Landwirtschaft erkennen lassen. Auf den bestimmten Böden erhöht sich die Gefahr von Bodenerosionen mit der Anlage von großen Schlägen. Bei der Flurneugestaltung ist daher die Erosionsanfälligkeit der Böden zu berücksichtigen und durch Bewirtschaftungsmaßnahmen, Wahl der zweckmäßigen Nutzung und den Anbau von Schutzstreifen möglichst einzuschränken. Besonderes Augenmerk verdienen in diesem Zusammenhang Bodenverbesserungsmittel, die eine wasser- und winderosionsverhindernde Wirkung haben. 3.2.
Bodenschutzmaßnahmen
Für die weitere Steigerung der Bodenfruchtbarkeit gewinnt damit der Bodenschutz zunehmend an Bedeutung. Das gilt einmal für die Erhaltung der Bodensubstanz, d. h. für einen Schutz gegen Abtrag und Verlust und zum anderen darüber hinaus für die Verbesserung der Struktur und des Humusgehaltes. Durch Beeinflussung des örtlichen Klimas lassen sich Ertragssteigerungen mit Bodenschutzmaßnahmen verbinden. Nach F L E G E L (1958) sind in der DDE, 5029 km 2 gegen Bodenerosion stark schutzbedürftig, während 28800 km 2 anfällig und schutzbedürftig sind. Ein
106
Kobek; Hofmann: Probleme
bei der Flurneugestaltung
Bodenabtrag ist im allgemeinen bei einer Hangneigung auf Feldern in Abhängigkeit von der Bodenart ab 2—5 Grad zu erwarten. Bei der gegenwärtigen und mehr noch bei der zukünftigen Bewirtschaftung großer Schläge muß für die Bekämpfung der Wassererosion nach neuen Möglichkeiten gesucht werden. Es dürfte sich einmal um die mit mechanischen Mitteln durchzuführende Planierung von Kuppen und Hängen und zum anderen um den Einsatz von Bodenverbesserungsmitteln handeln. Darüber hinaus müssen auch die bisher erarbeiteten traditionellen Verfahren soweit möglich berücksichtigt werden. Als Schutzmaßnahmen gegen Winderosion werden vorwiegend Hecken- und Flurholzstreifen und nach weiteren Erkenntnissen möglicherweise auch künstliche Windschirme einzusetzen sein. In besonders gefährdeten Gebieten ist das Netz von Schutzstreifen engmaschiger als in weniger gefährdeten zu projektieren. Um die Forderung zu erfüllen, möglichst großflächige Schläge zu schaffen sind in windgefährdeten Gebieten den Verhältnissen angepaßte WindschutzRiegelsysteme zu entwickeln. Für die Anlage von Schutzstreifen sollten einige Gesichtspunkte besondere Beachtung finden. Ihr Aufbau könnte nach ersten Vorstellungen in Form einer gedeckten Baumreihe, bzw. von zwei Busch- und zwei Baumreihen erfolgen. Als Baumarten kommen u. a. Pappel- und Weidensorten infrage, die gleichzeitig eine Flurholzerzeugung ermöglichen. Allerdings dürfen sie weder Krankheitsträger noch Zwischenwirte für Schädlinge landwirtschaftlicher Pflanzen darstellen. Das gleiche gilt für alle anderen in Feldgehölzen angebauten Baumund Straucharten. Ferner sind nur solche Sorten anzubauen, deren Wurzelsysteme sich vorwiegend vertikal und weniger horizontal entwickeln, um so die schädlichen RandWirkungen auf landwirtschaftliche Nutzpflanzen einzuschränken. Gleichzeitig ist der sortenspezifische Wasserverbrauch bei der Wahl der Sorte zu berücksichtigen, um den Wasserhaushalt in den Randstreifen der Schutzgehölze nicht unnötig zu beanspruchen. Wahrscheinlich sind daher im Züchtungsprogramm der Pappelforschung auch Zuchtziele für einen Flurholzanbau aus der Sicht der landwirtschaftlichen Produktion aufzunehmen. Alle Pflanz- und Bodenbearbeitungsverfahren müssen maschinell durchführbar sein. Das gleiche gilt für die sich auf mehrere Jahre erstreckende Pflege der Pflanzungen. Ferner ist darauf zu achten, daß durch die Bepflanzung der Schutzstreifen mit Pappeln kein monotones Landschaftsbild entsteht. Die Schutzstreifen sind so zu gestalten, daß sie nicht nur den Boden schützen und der Volkswirtschaft eine bestimmte Menge Holz liefern, sondern auch als Lebensraum für viele Tiere unserer Landschaft geeignet sind. Bei der Verwirklichung dieser Vorstellungen ergeben sich vielfältige Probleme. Allein die Frage der Finanzierung und Durchführung der Arbeiten in Kooperationsgemeinschaften zur Begründung neuer Schutzstreifen ist nicht geklärt. Nach früheren Vorschlägen der Forstwirtschaft (FREY 1962, JOACHIM 1962, BREITHAUPT 1960 u. a.) sind diese Arbeiten in voller Regie der Forstwirtschaft und in einem späteren Zeitraum in Kooperation zwischen Forst- und Landwirtschaft durchzuführen. Auf jeden Fall sollten die StFB federführend die genannten Aufgaben bei der Anlage von Schutzstreifen auf
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, H e f t 2
107
Grund ihres Maschinenparks, der zur Verfügung stehenden Organisation und nicht zuletzt ihres Fachpersonals betreuen. Bei den Arbeiten zur Flurneugestaltung sind also nicht nur die agrotechnischen Belange einer hoch mechanisierten Landwirtschaft, die große, homogenisierte Schläge erfordert zu sehen, sondern auch in umfassendem Sinne die Probleme und Anliegen einer sozialistischen Landeskultur. Wir möchten nicht wie RITTER (1955) es für eine kapitalistische Agrarwirtschaft feststellte, „daß aus dem kurzfristigen Vorteil der Gegenwart ein langfristiger Nachteil für die Zukunft erwachsen" wird! Daher sollen bei der Flurneugestaltung auch die historisch-geographische Entwicklung einer Landschaft und ihre prognostische Entwicklung berücksichtigt werden, da die Produktionsstätten der Landwirtschaft auch gleichzeitig als Lebensraum dieser und künftiger Generationen anzusehen sind. In den weiteren Ausführungen sollen die bisherigen Erfahrungen bei der Flurneugestaltung in der Kooperationsgemeinschaft Priborn mitgeteilt werden. 4.
Erfahrungen bei der Flurneugestaltung am Beispiel der Kooperationsgemeinschaft Priborn (nach GROTH und KOBER 1 9 6 8 )
I n sozialistischer Gemeinschaftsarbeit zwischen Bauern und Wissenschaftlern wird im Kreis Röbel ein komplexes Meliorationssystem entwickelt. I m Rahmen dieses Programms haben flurmeliorative Arbeiten für die Flurgestaltung eine große Bedeutung. Als Voraussetzung für die Durchführung dieses großflächigen komplexen Meliorationsvorhabens, aber auch für die Flurneugestaltung, wurden Voruntersuchungen insbesondere über den Zustand der Flächen erforderlich. Die bisher durchgeführten Arbeiten in Priborn liefen in zwei Etappen ab. 1. Sichtung der vorhandenen Unterlagen 2. Ergänzende Erhebungen auf den Flächen. Folgendes Kartenmaterial wurde verwendet: Topographische Karten 1:10000 (Ausgabe für die Volkswirtschaft) oder Wirtschaftskarten 1:10000, Bodengliederungskarten, Steinkarten, Hangneigungskarten mit den Erläuterungen. (Die Karten wurden von den Bezirksstellen für Bodenschätzung im Maßstab 1:10000 erarbeitet). I m Zusammenhang mit den ergänzenden Erhebungen im Gelände ließ sich folgende Gliederung vornehmen: 1. Flächen (Ödland-, Wald- und Buschflächen); 2. Trassen (Wege, Dämme, Wälle, Raine, Hecken, Böschungen, Baumreihen, Gräben); 3. Hohlförmen (Feldsölle und anthropogene Hohlformen); 4. Steinvorkommen (Steinanhäufungen, Stein wälle, Steindepots). Wichtig war die Erfassung der auch in Zukunft verbleibenden Flurelemente wie Straßen, nicht verrohrbare Vorfluter, hohe Böschungen, Ortslagen, begradigte Waldgrenzen, Wiesenniederungen, Gewässer, Bahnkörper und Kanäle. Danach
108
KOBER; HOFFMANN: P r o b l e m e bei der T-'lurneug estai t u n g
wurden Forst- u n d Wiesenflächen u n d Gewässer auf der K a r t e farblich gekennzeichnet, u m eine spätere Flächenzusammenlegung innerhalb der verbleibenden landwirtschaftlichen Nutzflächen übersichtlicher beurteilen zu können. Unregelmäßige Flurgrenzen, bedingt durch in Nutzflächen hineinragende Forstareale oder unregelmäßige Trassenführung alter Wirtschaftswege, wurden f ü r eine Begradigung vorgemerkt. Durch einen Acker—Waldausgleich u n d durch neue Wegeführung sind die Flurgrenzen neu festzulegen. D u r c h die Maßnahmen werden im Kooperationsbereich Priborn der Forstwirtschaft 16 ha angeboten u n d an die Forstwirtschaft Forderungen auf 25,5 ha erhoben. U n t e r Berücksichtigung der verbleibenden Trassen u n d der Ausgrenzung von Grasland, Wald u n d Gewässer u n d nach dem Grundsatz möglichst Schläge zu erhalten, die vom Boden u n d von der Bearbeitung her gleiche E r t r ä g e erwarten lassen u n d den Einsatz moderner Geräte erlauben, konnten f ü r die Flurneugestaltung 90 Nutzflächeneinheiten festgelegt werden. Diese Einheiten sind nach den Kriterien Bodenart, Relief u n d Steinigkeit ausgeschieden. Weitere Zuordriungsmerkmale waren die Kennzeichnung von Nutzflächentypen u n d die Festlegung von Nutzungsmöglichkeiten f ü r eine spätere Nutzungsart. Eine Nutzflächeneinheit soll eine rechteckige Form aufweisen u n d zwischen 80 bis 150 h a groß sein. I n verschiedenen Fällen konnte diese Größe nicht erreicht werden. Als Folge dieser Schlageinteilung müssen im Kooperationsbereich, der ca. 6200 h a landwirtschaftliche Nutzfläche u m f a ß t , 182 störende, vorwiegend n a t ü r liche Ackerhohlformen beseitigt werden. Von diesen sind 161 wasserführend u n d n u r 21 trocken. Die letzteren können ohne große Aufwendungen von der Kooperation selbst beseitigt werden. I m Zuge der Entwässerungsarbeiten m u ß jedoch versucht werden, die 161 wasserführenden Feldsölle an Dränsysteme mit anzuschließen, u m sie so f ü r eine Verfüllung vorzubereiten. An störenden Feldhecken — Althecken u n d Heckenreste ohne ökonomische B e d e u t u n g — sind 21 k m mit einer durchschnittlichen Breite von 3,5 m ausgewiesen worden, die zu roden sind. Desgleichen sind 3,9 k m erhöhte Feldraine (Höhe 0,5— 0,7 m) zu planieren (3000—5000 m 3 Erdbewegung). 69 k m Wegetrassen werden nicht mehr ben ö t i g t ; Diese Wege sind zu beseitigen. Bei einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 6200 h a in der Kooperationsgemeinschaft unterliegen 137 ha der Wind- u n d 143 h a der Wassererosion. Schutzmaßnahmen werden als erforderlich angesehen. Von den vorgesehenen Meliorationsarbeiten, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Flurneugestaltung stehen, können durch die Kooperationsgemeinschaft folgende Arbeiten selbst durchgeführt werden: Planierung von 21 trockenen Hohlformen, Rodung von 21 k m Feldhecken, Planierung von 3,9 k m Feldrainen, Mitarbeit bei der Beseitigung überflüssiger Wegetrassen, die Einflußnahme auf die Wasser- u n d Winderosion durch ackerbaulich-technische Maßnahmen. Andere Arbeiten wie Trockenlegung der wasserführenden Feldsölle, Beseitigung der nicht mehr erforderlichen Wirtschaftswege,
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, H e f t 2
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Verrohrung offener Gräben und spezielle Planierungsarbeiten sind von der Meliorationsgemeinschaft und dem VEB Meliorationsbau durchzuführen. In weiten Teilen des Nordens der DDR dürften ähnliche Probleme bei der Flurneugestaltung anstehen wie in der Kooperationsgemeinschaft Priborn. Die Arbeiten in dieser Kooperation können als Diskussionsgrundlage für weitere Maßnahmen dienen. 5.
Schlußfolgerungen
Bei der Neugestaltung der Fluren wird eine größtmögliche Einheitlichkeit der Ackerschläge angestrebt, ebenso entschieden aber eine Uniformität der Landschaft abgelehnt. Wir "verfolgen das Ziel, eine sozialistische Landeskultur zu entwickeln, deren Kernstück die Erhaltung eines stabilen biologischen Potentials sein muß. Nur in einer solchen Landschaft werden auf die Dauer die vielseitigen Bemühungen der Landwirtschaft um Erhaltung und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit einen Erfolg zeitigen. Die Flurneugestaltung greift in erheblichem Maße in den Landschaftshaushalt ein. Wir sollten daher ohne Überstürzung und mit der gebotenen Sorgfalt die Maßnahmen zur Flurneugestaltung beraten und durchführen. Da die vor uns stehenden Aufgaben über unser Jahrhundert hinaus bestimmend sein werden, wird vorgeschlagen, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Landesforschung und Naturschutz der DAL, dem Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED und anderen an dieser Problematik beteiligten Institutionen eine Prognose für die Agrarlandschaft oder besser für eine sozialistische Landeskultur für das J a h r 2000 zu erarbeiten; Fehler bei der Planung und Durchführung müssen vermieden werden; nur wissenschaftlich begründete Maßnahmen versprechen einen nachhaltigen Erfolg. 6.
Zusammenfassung
Ausgehend von den Beschlüssen des X. Deutschen Bauernkongresses, moderne Ackerbau- und Meliorationssysteme mit einem hohen und stabilen Ertragsniveau zu schaffen, werden die Aufgaben für die Flurneugestaltung abgeleitet. Danach wird zwar eine größtmögliche Einheitlichkeit eines Ackerschlages in der zukünftigen Landwirtschaft angestrebt aber ebenso entschieden eine Gleichförmigkeit der Landschaft abgelehnt, um das biologische Potential der Agrarlandschaft nicht zu schädigen, sondern möglichst zu stärken. I n Abhängigkeit vom Relief werden die Ackerschläge voraussichtlich in Vorgebirgs- und Gebirgslagen zwischen 10 — 100 ha und im Flachland in Zukunft 100—400 ha betragen. Hierzu werden Maßnahmen für die Beseitigung von Ackerhindernissen, den Acker-, Grünland- und Waldausgleich, die Beseitigung von Ackerhohlformen und von Kuppen und Senken erforderlich. Die neugestalteten Ackerschläge sind vor Erosionen durch entsprechende Bodenschutzmaßnahmen zu sichern. Ferner werden Erfahrungen bei der Flurneugestaltung am Beispiel der Kooperationsgemeinschaft Priborn mitgeteilt.
110
KOBEK; HOFFMANN: P r o b l e m e bei d e r F l u r n e u g e s t a l t u n g
Abschließend wird empfohlen, in Zusammenarbeit aller interessierter Institutionen eine Prognose für die Agrarlandschaft des Jahres 2000 zu erarbeiten. Pe3K»Me H A 3 B A H H E paöoTLi: „IIpoßjieMbi H O I I B I T H O B O R O 3eMJieycTpolicTBa AaHHeM KOMiraeKCHLix cncTeivi MejiHopauHH H 3eMJieftejiHH" HCXOHH
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Ha 2000
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Summary Title of the paper: Problems and experience with regard to land consolidation in connection with the establishment of complex soil amelioration and cropping systems Starting from the decisions of the 10th German Farmers' Congress on creating up-to-date cropping and soil amelioration systems of high and stable yield levels, tasks of land consolidation are set forth. Accordingly, plots of the greatest possible uniformity are intended for future farming, though monotony of landscape is equally rejected with the idea of not affecting the biological potential of the agricultural landscape, but of improving it. Depending on the respective relief, future plot sizes will cover 10 to 50 hectares in mountainous regions, and 100 to 140 hectares in the plains. Certain measures will have to be taken for doing away with obstacles hindering field operations, for exchanging fields, grassland, and woodland, and eliminating gorges, knolls, and hollows in the fields. By means of adequate measures these new plots must be protected from wind erosions. I n addition, experience gained in land consolidation is reported and illustrated by the example of the Priborn inter-farm co-operative. Finally, the author suggests that all interested institutions should join efforts for establishing a prognosis of the agricultural landscape of the year 2000.
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
111
Literatur L . ; W E I N I T S C H K E , H . : Landschaftspflege u n d N a t u r s c h u t z . Y E B G. Fischer Verlag, J e n a 1967, 2. Aufl. B R E I T H A U P T , G.: Sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft u n d Flur holza n b a u . F o r s t u n d J a g d , Sonderheft „Flurholzanbau in der D D R " (1960), S. 2 - 6 E W A L D , G . : R e f e r a t vor den Delegierten des X . Deutschen Bauernkongresses 1 9 6 8 F L E G E L , R . : Die Verbreitung der Bodenerosion in der Deutschen Demokratischen Republik. Bodenkunde u n d Bodenkultur 6, V E B Bibliographisches I n s t i t u t Leipzig 1958 FREY, S.: Aktuelle Probleme des Pappelanbaues. Sozialistische F o r s t w i r t s c h a f t 12. J a h r g . (1962), S. 7 - 8 G R O T H , H . ; K O B E R , W . : M a ß n a h m e n der Flurmelioration in den Kreisen Röbel/ W a r e n — dargestellt a m Beispiel der Kooperationsgemeinschaft Priborn. Feldwirtschaft 9 (1968), S. 5 3 8 - 5 4 0 . J O A C H I M , H . F R . : Zur Ü b e r n a h m e des Pappelanbaues im R a h m e n des Flurholzanbaues durch die Forstwirtschaft. 12 (1962), S. 9—11 K O B E R , W . : Vorschlag von verschiedenen Technologien der Flurmelioration f ü r die Kooperationsgemeinschaften des Kreises Röbel. Unveröff. Manuskript 1968 BAUER,
Anschrift der Verfasser: Dipl.-Agrarök. W . K O B E R u n d Dr. K . H O F F M A N N I n s t i t u t f ü r Acker- u n d P f l a n z e n b a u Müncheberg der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin 1278 Müncheberg, Wilh.-Pieck-Str.
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Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 113-123 • Berlin
j
Aus dem Institut für Grünland- und Moorforschung Paulinenaue der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
W A L T E R V. D.
WAYDBRINK
Neuabgrenzung der als Grünland zu nutzenden Standorte v o n den Acker- und Waldstandorten im Zuge des Ubergangs zur industriemäßigen Produktion in der Landwirtschaft Eingegangen: 31. 1.1969
1.
Kennzeichen industriemäßig zu nutzenden Grünlandes
Die Prognose für die Futterproduktion sieht für die Zeitspanne bis 1980 eine Steigerung des Nährstoffaufkommens vom Grünland und Ackerfutterbau um 30% bei gleichzeitiger Verringerung des Ackerfutter-Flächenanteils vor. Die Grünlandflächen werden im Prognosezeitraum nur geringfügig abnehmen, aber es werden größere Veränderungen der Flächenanteile sowohl gebietsweise als auch lokal als Voraussetzung einer industriemäßigen Produktion in der Landwirtschaft unumgänglich sein. Wie die Ausgangssituation für den Übergang zur industriemäßigen Futterproduktion auf dem Grünland bezüglich der Manigfaltigkeit der Standorte, der heutigen Pflanzenbestände, der unterschiedlichen Bewirtschaftungs- und Nutzungsintensität sowie Verschiedenartigkeit der Flächengrößen und -formen aussieht, und welche dem Ziel gerecht werdenden Maßnahmen in welchem Umfang durchgeführt werden können, ist in einigen Beispielslandschaften untersucht worden und soll nachstehend veranschaulicht werden. Den Ausführungen stellen wir eine Definition der im Titel genannten Begriffe „Standort" und „industriemäßige Produktion" im allgemeinen und für das Grünland im besonderen voran. Den Begriff „Standort" definieren wir nicht nur im ökologischen Sinne, sondern vom Standpunkt der Pflanzenbauwissenschaft aus als Wirkungssystem von Klima—Boden—Pflanze und Bewirtschaftung. Grünlandstandorte, genauer gesagt absolute Grünlandstandorte, wären einer Definition von W O J A H N — K R E I L ( 1 9 6 5 / 1 9 6 8 ) folgend, „landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf denen die dominierenden Bestandsbildner ausdauernde Gräser sind, die mindestens mehrjährig, meist jedoch langjährig oder dauernd, ununterbrochen allein der Futterproduktion dienen, bei dieser Form der Bodennutzung den höchsten Ertrag bringen und deren Standortsbedingungen eine andauernde ackerbauliche Nutzung völlig ausschließen oder doch wenigstens stark einschränken." * Auszugsweise als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. 8 Zeitschr. f. Landeskultur, Bd. 10, H. 2
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Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 113-123 • Berlin
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Aus dem Institut für Grünland- und Moorforschung Paulinenaue der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
W A L T E R V. D.
WAYDBRINK
Neuabgrenzung der als Grünland zu nutzenden Standorte v o n den Acker- und Waldstandorten im Zuge des Ubergangs zur industriemäßigen Produktion in der Landwirtschaft Eingegangen: 31. 1.1969
1.
Kennzeichen industriemäßig zu nutzenden Grünlandes
Die Prognose für die Futterproduktion sieht für die Zeitspanne bis 1980 eine Steigerung des Nährstoffaufkommens vom Grünland und Ackerfutterbau um 30% bei gleichzeitiger Verringerung des Ackerfutter-Flächenanteils vor. Die Grünlandflächen werden im Prognosezeitraum nur geringfügig abnehmen, aber es werden größere Veränderungen der Flächenanteile sowohl gebietsweise als auch lokal als Voraussetzung einer industriemäßigen Produktion in der Landwirtschaft unumgänglich sein. Wie die Ausgangssituation für den Übergang zur industriemäßigen Futterproduktion auf dem Grünland bezüglich der Manigfaltigkeit der Standorte, der heutigen Pflanzenbestände, der unterschiedlichen Bewirtschaftungs- und Nutzungsintensität sowie Verschiedenartigkeit der Flächengrößen und -formen aussieht, und welche dem Ziel gerecht werdenden Maßnahmen in welchem Umfang durchgeführt werden können, ist in einigen Beispielslandschaften untersucht worden und soll nachstehend veranschaulicht werden. Den Ausführungen stellen wir eine Definition der im Titel genannten Begriffe „Standort" und „industriemäßige Produktion" im allgemeinen und für das Grünland im besonderen voran. Den Begriff „Standort" definieren wir nicht nur im ökologischen Sinne, sondern vom Standpunkt der Pflanzenbauwissenschaft aus als Wirkungssystem von Klima—Boden—Pflanze und Bewirtschaftung. Grünlandstandorte, genauer gesagt absolute Grünlandstandorte, wären einer Definition von W O J A H N — K R E I L ( 1 9 6 5 / 1 9 6 8 ) folgend, „landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf denen die dominierenden Bestandsbildner ausdauernde Gräser sind, die mindestens mehrjährig, meist jedoch langjährig oder dauernd, ununterbrochen allein der Futterproduktion dienen, bei dieser Form der Bodennutzung den höchsten Ertrag bringen und deren Standortsbedingungen eine andauernde ackerbauliche Nutzung völlig ausschließen oder doch wenigstens stark einschränken." * Auszugsweise als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. 8 Zeitschr. f. Landeskultur, Bd. 10, H. 2
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WAYDBRINK : Neuabgrenzung der als Grünland zu nutzenden Standorte
Grünland auf Flächen, die sowohl eine ackerbauliche als auch Grünlandnutzung gestatten, ist fakultatives Grünland, der Standort jedoch ein Ackerstandort. Den Begriff „Industriemäßige Produktion" charakterisierte W. U L B R I C H T ( 1 9 6 4 ) mit „Großproduktion einzelner Erzeugnisse mit höchster Arbeitsproduktivität, mit spezialisierten Fachkräften und vollkommenen Maschinensystemen in mehr oder minder selbständig abrechnenden Betriebseinheiten." Hieraus hat W O J A H N ( 1 9 6 8 ) für die industriemäßige Futterproduktion auf dem Grünland die folgenden zwei bestimmenden Faktoren abgeleitet: — Einsatz hochleistungsfähiger Maschinen — Hoher Konzentrationsgrad der Viehbestände. Auf den Mähflächen ist das Kernstück der industriemäßigen Futterproduktion die neue hochleistungsfähige Erntetechnologie mit dem selbstfahrenden Schwadmäher (Arbeitsbreite von ~ 4 , 2 0 m) und dem selbstfahrenden Häcksler in Verbindung mit großvolumigen Transportfahrzeugen. Mit diesem Maschinensystem können stündlich 15—20 t Frischgut bzw. 1,0 ha Futterfläche abgeerntet werden. Auf Weideflächen werden für eine industriemäßige Produktion Herdengrößen von 200—250 Kühen und > 6 0 0 Stück Jungvieh angestrebt. Bei einer Konzentration von mehr als 400 Kühen in einer Stallanlage ist evtl. die Grenze für eine Weidehaltung erreicht und eine ganzjährige Stallhaltung notwendig. Bei Jungrindern ist dagegen die Weidehaltung besonders in großen Spezialbetrieben vorteilhaft. Aus den beiden genannten wichtigsten Kriterien einer industriemäßigen Futterproduktion auf dem Grünland ergeben sich nachstehende Anforderungen an die als Grünland zu nutzenden Standorte: (1) Hohe Erträge, etwa 400 dt Grünmasse bzw. 80 dt Tr.M./ha. Das bedeutet bei Mähnutzung, Abkehr von der begrenzt leistungsfähigen Dauerwiese und Neuorientierung auf einen systematischen, mehr feldmäßig betriebenen Graslandbau und für die Weidenutzung die Etablierung neuer und leistungsfähiger Pflanzenbestände mit hohem Stickstofftransformationsvermögen ( K R E I L , 1 9 6 8 ) . (2) Hohe und gleichbleibende Qualität des Erntegutes, was in erster Linie durch Vermehrung der Nutzungshäufigkeit von bisher zwei auf drei oder vier Schnitte zu erreichen sein wird. (3) Kontinuierlicher Futteranfall zur bedarfsgerechten Versorgung der Tierbestände und hohe Auslastung des Grundfonds. Dies ist durch zahlreiche pflanzenbauliche Maßnahmen, besonders durch eine zweckentsprechende Düngung und die Ansaat gestaffelt nutzungsreif werdender Zuchtsorten sowohl auf Mäh- als auch auf Weideflächen zu erreichen ( W A C K E R , 1 9 6 8 ) . (4) Hochwüchsigkeit der Bestände auf Mähflächen, d. h. obergrasbetonte Ansaaten entspr. Zuchtsorten. (5) Ausreichende Maschinengängigkeit. Diese wird im Flachland und besonders auf Moorstandorten durch die Tragfähigkeit des Bodens und im Gebirge durch die Hangneigung und allgemein durch das Kleinrelief bestimmt. Weidestand-
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
115
orte müssen eine ausreichende Trittfestigkeit bei den infrage kommenden Besatzdichteri aufweisen. (6) Schaffung ausreichend großer Nutzflächeneinheiten, d. h. Flächen gleichen Pflanzenbestandes und gleicher optimaler Nutzungsreife. Für die Mähnutzung sind auf der Grundlage der Leistung des obengenannten Maschinensystems 200—220 ha anzustreben. F ü r Weidenutzung sind bei Kühen etwa 100 ha = 250 Kühe, bei Jungvieh mehr als 150 ha = > 6 0 0 Stück optimal. Als unterste Grenze, was aber schon bedingt industriemäßige Produktion bedeutet, können 40 ha = 100 Kühe und 20 ha = 80 Jungrinder zugrundegelegt werden. Auf Weideflächen müssen Anteile davon im ersten Aufwuchs mähfähig sein. (7) Maschinengerechte Flächenformen. Eine volle Ausnutzung der Leistungskapazität der Maschinen in Abhängigkeit von der Form der zu bearbeitenden Fläche ist in vollem Umfang bei rechteckig geformten Stücken gegeben, wobei das Verhältnis von Breite zur Länge bis 1:10 betragen kann. Wesentlich ist auf alle Fälle eine möglichst gradlinige zumindestens aber parallel verlaufende Abgrenzung der Längsseiten einer Fläche. Die o. g. Nutzungsflächeneinheit darf durch Gräben und Wege unterteilt sein, wenn ausreichend Überfahrten das Überwechseln der Maschinen von Teil- zu Teilfläche ohne Umrüstung und Zeitverlust möglich machen. 2.
Ausgangssituation und Anpassung der Grünlandstandorte an industriemäßige Produktionsmethoden
2.1.
Untersuchungen im Eldequellgebiet Kreis Röbel
Das Eldequellgebiet umfaßt im geographischen Sinne die Fluren von 14 Gemeinden mit rund 11000 ha LN. Der Grünlandanteii beträgt ~ 3 3 % = 3737 ha; Das Grünland liegt zu 90% auf Niedermoorstandorten, nur 305 ha liegen auf Mineralböden. Die Moorgebiete bestehen aus zahlreichen mehr oder minder großen Einzelflächen, die aber durch die Eideflüsse und Vorflutgräben bis auf einige Ausnahmen miteinander hydrologisch in Verbindung stehen. Die großen zusammenhängenden Flächen liegen um die Seen. 448 ha Moorstandorte nimmt der Wald ein. Die Moorstandorte sind typische Niedermoore. Der stratigraphische Aufbau wechselt zum Teil sehr stark, und es sind zahlreiche unterschiedlich große Mineralbodeninseln in den Flächen vorhanden. Die Moorträchtigkeit schwankt zwischen 2 und über 100 dm. Auf die Bodenform Nto I a und b mit Torfmächtigkeiten > 1 2 und 12—8 dm entfallen 80% der Gesamtfläche. Es sind also vornehmlich tiefgründige Moore. Als Torfarten kommen hauptsächlich Seggen-, Schilf- und Mischtorfe, in den flacheren Partien auch Erlenbruchwaldtorfe vor. Auf 80 ha sind Sanddeckkulturen vorhanden. Ca. 50% der Fläche sind von Mudden verschiedener Art unterlagert, der mineralische Untergrund besteht aus Sand verschiedener Korngrößen. 8*
116
W A y d b b i n k : Neuabgrenzung der als Grünland zu nutzenden Standorte
Der Übergang zum Mineralboden ist schroff, zum Teil als Böschung ausgebildet. Anmoore fehlen nahezu ganz. Die gegenwärtigen Wasserverhältnisse sind für optimale Wuchsbedingungen und eine industriemäßige Nutzung zureichend.
völlig
un-
N u r 95 ha, das sind 3 % der Fläche, weisen die Wasserstufe 2 + ,
also optimale Verhältnisse auf. 63% weisen die Stufe 3 + auf, sind also noch zu naß, der Rest hat Streuwiesencharakter. Der durchschnittliche Grünmasseertrag der letzten drei Jahre lag bei 187 dt/ha und war v o n schlechter Qualität.
A u f großen Flächenanteilen waren Rasen-
schmiele (Deschampsia caespitosa), Großseggen (Carex spec.), Flatterbinse
(Jun-
cus effusus) und Kohldistel (Cirsium oleraceum) vorherrschend. 9 3 % der Flächen müssen umgebrochen und neu angesät werden. Die bisherige Nutzung erfolgte je zur H ä l f t e als Wiese und W e i d e . Durch die in A n g r i f f genommenen Hydromeliorationen werden optimale, den Erfordernissen industriemäßiger Produktion auf dem Grünlande entsprechende Wasserverhältnisse geschaffen. Die Maßnahmen sind für Niedermoorstandorte, wie sie im Eldequellgebiet vorliegen, zwar aufwendig, von der Sache her bestehen aber keine großen Probleme und unüberwindlichen
Schwierigkeiten.
Problematischer und schwieriger ist es jedoch, die unter. Punkt 6 und 7
an-
geführten Bedingungen zu erfüllen, also ausreichend große Nutzungs-Flächeneinheiten und maschinengerechte Schlagformen zu schaffen.
Die Schwierig-
keiten ergeben sich, weil die Niedermoore als prädestinierte Grünlandstandorte mit ihren erwähnten schroffen Übergängen zum Mineralboden wenig Spielraum für Verschiebungen und Begradigungen der Abgrenzungen übrig lassen.
Den-
noch waren beachtliche Verbesserungen in dieser Beziehung möglich. Bei den fünf möglichen Umwandlungsvarianten: aus Grünland in Acker oder W a l d einerseits und aus Acker, W a l d und Ödland in Grünland andererseits, haben wir folgende Grundsätze verfolgt : (1)
Grünland in Acker
Alles ackerfähige oder ackerfähig zu machende Grünland ist der Ackernutzung zuzuführen, wenn die Ackerfläche ausreichend groß, parallel begrenzt, oder aber an benachbarte Ackerschläge angegliedert werden kann. Soweit Kleinstflächen und Kleinflächen bis 2,5 ha, z. T . auch bis 5,0 ha inmitten großer Ackerschläge liegen, sind sie, auch wenn sie nur bedingt ackerfähig sind, dem Acker zuzuschlagen.
Für die meisten dieser in Acker umzu-
wandelnden Kleinflächen ist eine mehr oder minder intensive
Melioration,
mindestens eine Bedarfsdränung erforderlich und vorzuschlagen.
Handelt es
sich hierbei um Moorflächen, dann ist eine Grundwassersenkung auf mindestens 90 cm u. F l . zu fordern. Eine Einplanierung, d. h. Überschüttung mit Mineralboden ist weder erforderlich noch vorteilhaft, es sei denn, Uferböschungen sollen auf diese Weise beseitigt werden. Schmale, von Vorflutern durchzogene Schienken sind dem Ackerland zuzuschlagen, wenn infolge der Vertiefung des Vorfluters und Verteilung der dabei anfallenden Aushubmassen diese so hoch über den Grundwasserspiegel angehoben werden, daß sie für die Grünlandnutzung zu trocken werden.
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, H e f t 2
(2)
117
Grünland in Wald
Zur Waldnutzung sind Grünlandstandorte dann vorzuschlagen, wenn sie nur mit nicht mehr vertretbarem Kostenaufwand meliorierbar sind, oder wenn es sich um entlegene, schmale Schienken in geschlossenen Waldgebieten handelt. Dem Wald sind ferner viele schmale Ufersäume der Seen zuzuschlagen. Das ist vor allem deshalb zweckmäßig, weil die Seen ihren jetzigen Wasserspiegel behalten sollen und die Ufersäume vom Profilaufbau — extreme Mudden — und Zersetzungsgrad her, keine guten Grünlandstandorte abgeben würden. In ähnlicher Weise ist mit Schienken und schmalen Säumen um größere geschlossene Waldgebiete zu verfahren. (3) Acker in Grünland Die Änderung ist nur für bedingte Ackerböden und auch nur dann vorzuschlagen, wenn es sich um entlegene kleinere und unregelmäßig begrenzte, für eine industriemäßige Produktion ungeeignete Ackerfläche handelt, wenn also sowohl f ü r die Acker- als auch Grünlandschläge Begradigungen erreicht werden können. Mineralbodeninseln und auch größere, bis 15 ha große aber unregelmäßig begrenzte Mineralbodenflächen inmitten größerer Moorkomplexe sind dem Grünland zu belassen oder zuzuschlagen, sie können evtl. Standorte für die Stallkombinate und Weidezentralen und bei Ansaat mit Knaulgras frühzeitige Weidefläche abgeben, auf die auch bei anhaltend nasser Witterung ausgewichen werden kann. (4) Wald in Grünland Wald ist nur zur dringend erforderlichen Abrundung von Grünlandkomplexen, und wenn er zugleich auf guten Grünlandstandorten stockt, zur Umwandlung vorzuschlagen. Vor allem aber dann, wenn es sich um auf verwildertem Grünland aufgekommene Anflüge ohne Pflege handelt. Für die Umwandlung kleinerer Erlen-Waldpartien inmitten gut meliorierten Grünlandes spricht auch die Tatsache, daß eine Grundwasserabsenkung sich außerordentlich nachteilig auf den Holzzuwachs auswirkt, ja den völligen Abgang des Bestandes innerhalb 5—10 Jahren nach sich zieht ( G Ü N T H E R 1967). (5) Ödland und Streuwiesen in Grünland Ödland sind meistens ehemalige Torfabbauflächen, kleinere Altwasserläufe und Senken, sie sind mit dem anfallenden Grabenaushub zu verfüllen, die Streuwiesen sind lediglich ausreichend zu entwässern. I n der Tab. 1 haben wir die in den einzelnen Gemeinden vorgeschlagenen Flächenveränderungen zusammengestellt. Für das gesamte Eldequellgebiet verringert sich danach die Grünlandfläche von 3737,5 um nur 4 % auf 3570 ha. Aber es werden aus dem Grünland an Acker 338 ha = 9,0% und an Wald 109 ha = 3,0% zusammen 447 ha = 12,0% abgegeben.
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1
Standorte
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Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
Zum Grünland werden hinzukommen vom Acker vom Wald aus Ödland zusammen
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Es werden also 12% der bisherigen Grünlandfläche in andere Nutzungsarten übergehen und 8% der künftigen Gesamtgrünlandfläche werden auf neuen, bisher nicht als Grünland genutzten Standorten liegen. Nach dieser Neuabgrenzung sind für eine industriemäßige Mähnutzung trotzdem nur etwa 65% voll geeignet, für eine industriemäßige Jungviehaufzucht hingegen 90% und die restlichen 10% noch bedingt geeignet. Das läßt sich übrigens mit der Nutzung der vorhandenen Altstallbauten sehr gut vereinbaren. 2.2.
Ergebnisse aus anderen Landschaften
Es erhebt sich die Frage, ob diese Veränderung in der Bodennutzung annähernd repräsentativ auch für andere Gebiete ist. ( K R E I L 1968) hat zuvor schon eine ähnliche Untersuchung im K O G Bereich Staven—Schwanbeck durchgeführt und ein ähnliches Verhältnis gefunden. Hier waren bisher 2327 ha für eine industriemäßige Produktion geeignet und 338 ha = 12% gar nicht nutzbar. Der vorgeschlagene Flächenaustausch ergab 2234 ha für industriemäßige Produktion geeignet, 253 ha Überführung in Ackernutzung und 178 ha für Flurholzanbau. Eine Standortsanalyse der Flächen von 16 Gemeinden, die im Bereich des künftigen Siedlungszentrums Friesack liegen, ergab, daß die hier vorhandene Grünlandfläche von 8708 ha um 1440 ha ackerfähigen Landes verringert werden kann. Aus Acker in Grünlandnutzung müssen 90 ha übergehen. Danach erniedrigt sich die Grünlandfläche um 17% und der Grünlandanteil von 45 auf 33%. Auf Grund der zusammenhängenden sehr großen Grünlandflächen wird hier nach der noch durchzuführenden Hydro- und Reliefmelioration fast das gesamte Areal sowohl bei Mäh- als auch Weidenutzung für eine industriemäßige Produktion geeignet sein. Nur etwa 1,5% der Fläche, bestehend aus Dünen, größeren Altwasserläufen, tieferen Senken u. a. werden für Maßnahmen des Flurholzanbaues und sonstige landschaftsgestalterische Vorhaben zur Verfügung stehen. 200 ha, die Jahnberge und das Lindholz, sind ohnedies bereits Natur- bzw. Landschaftsschutzgebiete. Problematischer stellt sich die Situation in grünlandarmen Gebieten. K A B I S (1968) untersuchte den prozentualen Anteil der Schlaggrößengruppen des Grünlandes von 14 mitteldeutschen Ackerbaukreisen und stellte fest, daß ~ 2 0 % des Grünlandes auf Schlaggrößen unter 10 ha entfällt, unter 25 ha sind es 36% und über 100 ha nur 36,6% und rechnet aus, daß in der Perspektive zur Einrichtung ausreichend großer Weidekomplexe für konzentrierte Rinderbestände nur 31% des untersuchten intensivierungswürdigen Grünlandes in Frage kommen. Die für das Eldequellgebiet, Staven—Schwanbeck und das Gebiet Friesack gefundene Situation dürfte wohl repräsentativ für die Niederungsgebiete mit dem
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WAYDBKINK: Neuabgrenzung der als Grünland zu nutzenden Standorte
vornehmlich auf Niedermoor und grundwassernahen Talsanden liegenden Grünland, also für die Hälfte des DDR-Grünlandes sein. Wie die Situation auf dem Auengrünland, das 1 / 5 des DDR-Grünlandes ausmacht, sich darstellt, ist noch zu wenig erkundet. Hier wird vermutlich ein großer Anteil in Ackernutzung übergehen können. Die dritte Kategorie unseres Grünlandes, ebenfalls rund 1 / 5 der Gesamtfläche, entfällt auf das Mittelgebirgsgrünland. Wie sich die Anteile der Acker- und Grünlandnutzung, getrennt nach Wiese und Weide in den letzten Jahren in den Mittelgebirgslagen verändert haben und künftig noch verändern können, haben KREIL und LEISTNEE (1968) anhand einer Untersuchung in 2 0 Gemeinden des Kreises Marienberg im Erzgebirge dargestellt. Sie fanden, daß sich das 1952 vorliegende Grünland: Ackerverhältnis von 19:81 auf 33:67 im Jahre 1965 verschoben hat. Eine weitere Verschiebung auf 4 4 : 5 6 ist denkbar. Der Zugang an Grünland war Zugang an Weide, der Anteil stieg von 3 auf 31 % der LN, also um das Zehnfache. Ursache für die Ausweitung der Weiden waren und sind die Schwierigkeiten, z. T. auch die Unmöglichkeit des Einsatzes von Großmaschinen für die Feldwirtschaft an den Hängen. Andererseits könnte, wenn auch mit Vorbehalt, die ackerbauliche Nutzung auf Flächen bis zu 18% Hangneigung ausgedehnt werden. In diesem Falle würden nur 5,2% der LN für eine Weidenutzung verbleiben, die aber ihrer Kleinflächig keit, Streulage und Hangneigung wegen für eine intensive Bewirtschaftung und industriemäßige Nutzung nicht mehr zugänglich und deshalb in eine forstliche Nutzung zu überführen-wären. Aber auch bei der o.g. großzügigen Neuabgrenzung mit hohem Weideanteil ist es nicht möglich, allenthalben die für eine optimale industriemäßige Produktion erforderlichen Flächeneinheiten zu schaffen. Den im Untersuchungsgebiet vorhandenen 3547 ha müßten 60 Weidekombinate mit Durchschnittsgrößen zwischen 25 und 109 ha zugeordnet werden, wobei die kleinsten nur 6, das größte 160 ha umfassen würde. Den eingangs genannten Größenordnungen nach wäre in den meisten Fällen nur eine bedingt industriemäßige Produktion möglich. Bei den auftretenden Schwierigkeiten der Flächenkonzentration und der Mechanisierbarkeit in den Hanglagen, der klimatischen Ungunst sowie der teilweise unbefriedigenden Ertragsleistung drängt sich die grundsätzliche Frage auf, ob das Grünland und damit die landwirtschaftliche Nutzung, besonders in den höheren Lagen der Mittelgebirge, im Zeitalter einer industriemäßigen Produktion überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat. Die Entscheidung darüber ist jedoch nur aus volkswirtschaftlichen und agrarpolitischen Überlegungen heraus zu treffen, die hier nicht zur Diskussion stehen. 3.
Ausmaß der zu erwartenden Veränderungen des Grünlandanteiles
Abschließend läßt sich vorläufig und vorsichtig schlußfolgern. Beim Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden werden vom jetzt vorhandenen Grünland: 15% in eine Ackernutzung überführt werden können und 5% als
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
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weder für industriemäßige Grünland- noch Ackernutzung geeignet, anderen Nutzungsformen, vornehmlich dem Flurholzanbau also der forstwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden müssen, andererseits werden im Interesse von Arrondierungen und Begradigungen 5 % Flächenzuwachs aus Ackernutzung und 2 % Flächenzuwachs aus Waldnutzung sich ergeben. Daraus resultiert insgesamt eine Verringerung der bisherigen Grünlandfläche um ca. 12%. Diese Verschiebung des Nutzungsartenverhältnisses liegt nicht nur im Interesse einer Rationalisierung der Produktionsverfahren, sondern entspricht auch volkswirtschaftlichen Interessen. Eine Inanspruchnahme forstlicher Flächen für eine Grünlandnutzung, über das hinaus, was bei der Arrondierung anfällt, dürfte nicht notwendig sein. Die Veränderung der Nutzungsformen wird gebietsweise unterschiedlich sein. In den Moorgebieten und den grundwassernahen Niederungsgebieten sind den Änderungen relativ enge Grenzen gesetzt. Auf den Auenstandorten, so z. B. in der Altm. Wische, wird eine stärkere Umwandlung in Ackernutzung möglich sein; in den Mittelgebirgen sind größere Verschiebungen zwischen Grünland und Ackerland denkbar, mit gewissen Korrekturen der Grenzen zum Walde kann gerechnet werden. Als Voraussetzung zur Verwirklichung dieser Nutzungsänderungen sind in vielen Fällen größere und in fast allen Fällen kleinere Meliorationsmaßnahmen nötig. Eine große Rolle spielt neben der Hydro- die Reliefmelioration, speziell die Kleinreliefmelioration, d. h. die Einebnung vor allem der Mähflächen. Auf den Grundwasserstandorten ist dies nicht nur für die Maschinengängigkeit, sondern auch für eine ganzflächig optimale Grundwasserstandshaltung sehr wichtig. Der Wissenschaft obliegt es, schnell und umfassend die Grundlagen für eine richtige und zweckmäßige Flurneugestaltung zu erarbeiten und entsprechende Richtlinien und Empfehlungen zu geben, wobei alle an der Landschaft interessierten Disziplinen sich zusammenfinden müssen. Die Naturschutzstellen müssen Vorsorge dafür treffen, daß nicht aus Unkenntnis oder Geringschätzung Naturschutzobjekte zerstört werden. Die für eine industriemäßige Produktion nicht geeigneten Flächen, die allenthalben anfallen, eröffnen Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine großzügige und sinnvolle Landschaftsgestaltung, so daß die neugeordneten Fluren nicht nur leistungsfähiger, sondern auch vom landschaftsästhetischen Standpunkt aus reizvoller werden können. Zusammenfassung Kennzeichen industriemäßig zu nutzenden Grünlandes sind hoher Ertrag, hohe Qualität des Erntegutes, kontinuierlicher Futteranfall, ausreichende Maschinengängigkeit der Flächen, angemessen große Nutzungsflächeneinheiten und maschinengerechte Flächenformen. Nach diesen Kriterien in verschiedenen Landschaften durchgeführte Untersuchungen haben ergeben, daß sich die Grünlandfläche der DDR beim Übergang zur industriemäßigen Produktion um
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WAYDBRINK : Neuabgrenzung der als Grünland zu nutzenden Standorte
ca. 12% verringern wird. Diese Summe ergibt sich aus dem Abgang von 15% zum Ackerland und 5 % zum Flurholzanbau einerseits und andererseits aus dem Zugang von 5 % aus derzeitigem Ackerland und 2 % aus Forstflächen. Zur Durchführung der Nutzungsarten Veränderungen sind in der Regel Meliorationen erforderlich. Zukünftig wird die Kleinreliefmelioration eine wichtige Rolle spielen. Pe3K)Me Ha3BaHHe paßOTbi: „Hoßoe paarpaHHieHHe ceHOKOCHO-nacTÖHiuHbix yroHHii OT H j i e c H b i x 3eMejib npn nepexoae K n p o M b i u i J i e H H H M MeTO«aM c e j i b C K O -
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Summary Title of the paper: New delimitation of grassland areas from field and forest sites in the course of the transition to industry-like production in agriculture. High yields, high-quality crops, continuous forage supply, sufficient suitability of the fields for machine operations, adequate plot sizes, and machine-adapted plot shape are important features of grassland farming under industry-like conditions. I n conformity with these criteria, studies conducted in different landscapes revealed that, along with the transition to industry-like production, the grassland area will be reduced by 12 per cent. This percentage is made up by a loss of 15 per cent becoming fields and 5 per cent for timber grown outside forests, and an addition of 5 per cent from present-day fields and 2 per cent from forest areas. Generally, soil improvement measures must be taken to accomplish these changes in land use. In future, micro-relief amelioration will play an important part.
Literatur GÜNTHER, K . H . :
Auswirkungen von
Grundwasserabsenkungen
auf das
Baum-
wachstum. Mtlg. d. Dt. Bodenk. Gesellsch. 7 (1967) K A B I S , E . : Stand der Perspektiven der Grünlandwirtschaft in Gebieten mit geringem Grünlandanteil in der DDR. Habil. Schrift: 1968 Bernburg
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
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W . ; K A L T O F E N , H . ; G Ü N T H E R , C H . : Zusammenfassende B e t r a c h t u n g lOjähriger Versuchsergebnisse über die Stickstoffdüngung einer Talsandweide. Z. Landeskultur 9 (1968), S. 2 0 9 - 2 2 6 K R E I L , W . : Prognose f ü r die Grünlandbewirtschaftung u n d N u t z u n g im J a h r e 1980 in der K O G Staven-Schwanbeck (19j68) unveröffentlicht K R E I L , W . ; L E I S T N E R , J . : Untersuchungen über den standortbedingten Anteil der Weiden u n d Wiesen a n der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Gemeinden des Erzgebirges. Z. Landeskultur (im Druck) U L B R I C H T , W . : Die Anwendung des neuen ökonomischen Systems der P l a n u n g u n d Leitung der Volkswirtschaft in unserer sozialistischen Landwirtschaft in den J a h r e n 1964/65. Protokoll V I I I Deutscher Bauernkongreß, V E B Deutscher Landwirtschaftsverlag (1964), S. 50 W A C K E R , G.: Standorts- u n d nutzungsgerechte'Grünlandsaatmischungen. Z. Saatu. Pflanzgut 9 (1968), S. 3 5 - 3 6 W O J A H N , E . ; K R E I L , W . : E m p f e h l u n g e n u n d Grundsätze zur planvollen Intensivierung der Grünlandwirtschaft in der D D R . D t . L a n d w i r t s c h a f t 16 (1965), S. 1 7 9 - 1 8 4 W O J A H N , E . ; B E R G , F . ; N I S C H W I T Z , J . : Grundlinien kooperativer F u t t e r p r o d u k t i o n als Voraussetzung für die Konzentration der Rinderbestände. D t . Landwirtschaft 9 (1968), S. 2 1 1 - 2 1 3 KREIL,
Anschrift des Verfassers: D r . W A L T E R VON D E R
WAYDBRINK
I n s t i t u t f ü r Grünland- u n d Moorforschung 1551 Paulinenaue
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 125-136 • Berlin
Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Institut für Forstwissenschaften Eberswalde, Bereich Forstpflanzenzüchtung Graupa
HANS-FEIBDEICH
JOACHIM
Die Aufgaben der Forstwirtschaft im Rahmen der Flurneugestaltung — insbesondere die B e d e u t u n g und Möglichkeiten des Flurholzanbaues* Eingegangen: 15. 1. 1969
Die Konzentration und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion und die damit verbundene Großflächenwirtschaft haben auch das Augenmerk der Forstwirtschaft auf diese aktuellen Aufgaben gelenkt. Vielfältige Probleme der Gestaltung und Pflege der Landschaft sind zu lösen, denen sich die Forstwirtschaft im Rahmen ihrer Mitverantwortung für landeskulturelle Probleme von nun an verstärkt zuwenden muß. Die zahlreichen Möglichkeiten der Mitarbeit bei der Flurneugestaltung seien hier besonders hervorgehoben und im Einzelnen dargelegt**. Sie berühren insgesamt Teilaufgaben der L a n d s c h a f t s p f l e g e ( B A U E R und W E I N I T S C H K E 1 9 6 4 , B A U E R und B O H N S T E D T 1 9 6 5 ) , die mit der Zustandserfassung, der Planung und Durchführung von Gehölzräumungen sowie Neuanpflanzungen wie auch Gehölzpflege und -bewirtschaftung im Rahmen des Flurholzanbaues kurz zu umreißen sind. Unter F l u r h o l z a n b a u soll hier, im erweiterten Sinne, die Vorbereitung, (Planung und Projektierung), Durchführung und Bewirtschaftung von Baum- und Gehölzpflanzungen in der offenen Landschaft verstanden werden, darin einbezogen sind Schutz- und Flächenpflanzungen sowie Anlagen, die ausschließlich der Holzproduktion dienen. Die heute anzutreffende W a l d — FeldVerteilung hat sich im Verlauf der Jahrhunderte herausgebildet und wurde vor allem durch Waldrodungen der letzten 300 Jahre in Verbindung mit der Veränderung der Produktionsverhältnisse und der Produktionsmittel in ihrer heutigen Form bestimmt. Die unterschiedlichen Besitz Verhältnisse, die Bewirtschaft'ungs- und Nutzungsformen prägten letztendlich das heutige Landschaftsbild. Durch die F l u r n e u g e s t a l t u n g zeichnet sich hierbei eine neue Stufe der Entwicklung sowohl durch die Großflächenwirtschaft und den notwendig werdenden *
Auszugsweise als Referat vor der Sektion Landeskultur und Grünland und, der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin gehalten 4. 10 1968. ** Der Autor führte mit Herrn Dr. habil. KEUMMSDORF, Leipzig, eingehende Aussprachen über die Gesamtproblematik.
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 125-136 • Berlin
Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Institut für Forstwissenschaften Eberswalde, Bereich Forstpflanzenzüchtung Graupa
HANS-FEIBDEICH
JOACHIM
Die Aufgaben der Forstwirtschaft im Rahmen der Flurneugestaltung — insbesondere die B e d e u t u n g und Möglichkeiten des Flurholzanbaues* Eingegangen: 15. 1. 1969
Die Konzentration und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion und die damit verbundene Großflächenwirtschaft haben auch das Augenmerk der Forstwirtschaft auf diese aktuellen Aufgaben gelenkt. Vielfältige Probleme der Gestaltung und Pflege der Landschaft sind zu lösen, denen sich die Forstwirtschaft im Rahmen ihrer Mitverantwortung für landeskulturelle Probleme von nun an verstärkt zuwenden muß. Die zahlreichen Möglichkeiten der Mitarbeit bei der Flurneugestaltung seien hier besonders hervorgehoben und im Einzelnen dargelegt**. Sie berühren insgesamt Teilaufgaben der L a n d s c h a f t s p f l e g e ( B A U E R und W E I N I T S C H K E 1 9 6 4 , B A U E R und B O H N S T E D T 1 9 6 5 ) , die mit der Zustandserfassung, der Planung und Durchführung von Gehölzräumungen sowie Neuanpflanzungen wie auch Gehölzpflege und -bewirtschaftung im Rahmen des Flurholzanbaues kurz zu umreißen sind. Unter F l u r h o l z a n b a u soll hier, im erweiterten Sinne, die Vorbereitung, (Planung und Projektierung), Durchführung und Bewirtschaftung von Baum- und Gehölzpflanzungen in der offenen Landschaft verstanden werden, darin einbezogen sind Schutz- und Flächenpflanzungen sowie Anlagen, die ausschließlich der Holzproduktion dienen. Die heute anzutreffende W a l d — FeldVerteilung hat sich im Verlauf der Jahrhunderte herausgebildet und wurde vor allem durch Waldrodungen der letzten 300 Jahre in Verbindung mit der Veränderung der Produktionsverhältnisse und der Produktionsmittel in ihrer heutigen Form bestimmt. Die unterschiedlichen Besitz Verhältnisse, die Bewirtschaft'ungs- und Nutzungsformen prägten letztendlich das heutige Landschaftsbild. Durch die F l u r n e u g e s t a l t u n g zeichnet sich hierbei eine neue Stufe der Entwicklung sowohl durch die Großflächenwirtschaft und den notwendig werdenden *
Auszugsweise als Referat vor der Sektion Landeskultur und Grünland und, der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin gehalten 4. 10 1968. ** Der Autor führte mit Herrn Dr. habil. KEUMMSDORF, Leipzig, eingehende Aussprachen über die Gesamtproblematik.
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JOACHIM: Aufgaben der Forstwirtschaft im E a h m e n der Flurneugestaltung
Austausch von Wald und Feld als auch hinsichtlich der anderweitigen Nutzung der in Zukunft nicht mit modernen Großgeräten zu bewirtschaftenden Flächen ab. Ein Austausch von Wald und Feld kann aus standörtlichen und räumlichen Gründen notwendig sein1. Acker- und Grünlandflächen schlechter Bodenqualität werden, wenn es die Lage gestattet, der Forstwirtschaft übergeben, während diese nach Möglichkeit dafür landwirtschaftlich gut geeignetes Terrain anbietet. Im Rahmen der Konzentration der landwirtschaftlichen und forstlichen Produktion gilt es, die Wald—Feldgrenzen zu begradigen, Splitterflächen zu beseitigen wie auch Winkel und Randlagen an Großflächen u. ä., die für eine rentable, moderne Landwirtschaft insgesamt ausscheiden, anderweitig zu nutzen. Das gleiche trifft zu für Flächen, die hinsichtlich ihrer Oberflächengestaltung — wie starke Kupiertheit, unterschiedliche Wasserstufen, Hängigkeit und Bachtälchen — in diese Kategorie einzustufen und bei denen Reliefmeliorationen nicht möglich bzw. unrentabel sind. In diesem Zusammenhang wird sich die einmalige Chance ergeben, eine Arrondierung des landwirtschaftlichen und forstlichen Territoriums vorzunehmen. Auch können Landschaftsschäden aus früherer Zeit mit beseitigt werden. Diese Aufgaben müssen so rechtzeitig und umfassend wie möglich gesehen, geplant und gelöst werden. Dafür ist eine kartenmäßige Vorplanung, eine Beurteilung des Standortes und des Erholungswertes der Flächen sowie der eintretende Ertragsverlust bei ihrer frühzeitigen Rodung festzustellen und die künftige Nutzungsplanung vorzunehmen. Die im Laufe der Zeit landwirtschaftlich nicht mehr bewirtschafteten Flächen werden sich dann durch die Begründung forstlicher Kulturen nicht zu Brach- und Ödländereien entwickeln. Hier ist daran zu erinnern, daß L E N N E bereits Mitte vergangenen Jahrhunderts in dieser Weise wirksam war und im Raum Potsdam die dortigen humusarmen Sandböden mit Schutzpflanzungen überstellte und ausgehagerte, trockene Kuppen aufforsten ließ ( W I E P K I N G 1 9 6 6 ) . Diese Probleme zeichnen sich im größeren Umfange für das Acker- und Grünland in den Mittelgebirgen und im Hügelland ab. Entsprechend der Konzentration und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion wird hier die weitere Nutzung umfangreicher Flächen, bedingt durch ihre Lage und Form, aber auch stark beeinflußt durch die klimatischen Bedingungen, zur Diskussion stehen. Letztendlich wird dies die Wald-, Wiesen- und Feldlandschaft in diesen Gebieten verändern. Daß aber eine einseitige bzw. alleinige Aufforstung hier jedoch nicht vertretbar ist, soll nur am Beispiel der Wiesentäler, die die Landschaft gliedern, dem Bergland einen ganz besonderen Charakter und damit auch landschaftlichen und Erholungswert verleihen, hervorgehoben werden. In diesem Zusammenhang gilt es auch, die vielseitigen Wintersportmöglichkeiten im Berg- und Hügelland zu erhalten. Dort, wo aufgeforstet wird, werden Holzartenwahl und Form des Anbaues das dann veränderte Landschaftsbild entscheidend beeinflussen. Zu beachten ist hierbei auch, daß großflächige Reliefmeliorationen z. Z. häufig noch unrentabel sind und ihre Effektivität hinsichtlich Entwicklung und Pro1
Dr. habil. PASSAP.GE, Eberswalde, teilte dem Autor hierzu seine Erfahrungen aus dem Gebiet Röbel —Waren mit.
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, H e f t 2
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duktionskraft des Bodens im allgemeinen noch nicht abgesehen werden kann. I n Anbetracht der in Zukunft zu erwartenden Erkenntnisse zur Reliefmelioration und bei entsprechendem Bedarf ist nicht ausgeschlossen, daß diese im Rahmen der Flurneugestaltung aufzuforstenden Flächen später z. T. wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Damit kommt der Holzartenwahl vor allem bei einer solchen zwischenzeitlichen Aufforstung vorrangige Bedeutung zu. Die Baumarten Pappel und Baumweide fügen sich mit ihren kurzen Umtriebszeiten zwischen 20 und 35 Jahren gut in diese Problematik ein. Fassen wir die angeführten landwirtschaftlich auf die Dauer unrentabel werdenden Flächen als Grenzertragsböden zusammen, so muß gesagt werden, daß ihre Aufforstung auch die Forstwirtschaft vor große Probleme stellen wird. Ist es doch auch für sie zwingende Notwendigkeit, mehr und mehr industriemäßig zu produzieren. Damit stehen zwar die hier angeschnittenen Aufgaben im Widerspruch, aber ihre landeskulturelle Bedeutung verlangt in diesem Falle sowohl ein dezentralisiertes Vorgehen als auch Maßnahmen auf der Kleinfläche. Zusätzliche Aufwände materieller und personeller Art sind daher unabdingbar. Während so einerseits Waldstücke und Feldgehölze geräumt werden und neue entstehen, werden andererseits große Bereiche der Flur von Baum und Strauch stark entblößt. Um hier neue Begrenzungslinien aufzubauen, eine Winderosion und sonstige Schäden zu verhindern und die Potenzen der Holzproduktion in der offenen Landschaft mit zu nutzen, sind Neupflanzungen bzw., wenn die Neugestaltung der Fluren dadurch nicht behindert wird, auch die Eingliederung bestehender Gehölz vorkommen erforderlich. Die für Neuanlagen geeigneten Pflanzformen sind Baumreihen, Baumhecken und mehrreihige Schutzpflanzungen. Anbaumöglichkeiten hierfür finden sich an Straßen, befestigten Wirtschaftswegen, an Schlaggrenzen einschließlich der Grenzlinien zwischen Ackerund Grünland, zur Unterteilung sehr großer, besonders windgefährdeter Schläge und an Wasserläufen. Vorrangig müssen die landwirtschaftlichen Produktionsanlagen durch Baum- und Strauchpflanzungen sinnvoll in das Landschaftsbild eingefügt werden. — Auch dem Übergang von der Flur zum Dorf, der Dorfrandzone und der Durchgrünung des Dorfes selbst muß ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hier müssen im Gegensatz zur Feldflur die gestalterischen Gesichtspunkte im Vordergrund stehen. Die großflächige Ausräumung ganzer Landschaftsteile kann zu einer biologisch verarmten, sogar verödeten Landschaft führen und ihren Erholungswert wesentlich einschränken, wenn nicht sogar vernichten (BUCHWALD 1963). Das erneute Einfügen von Bäumen und Gehölzen in geeigneter Form muß dafür als einzig möglicher Ausgleich gesehen werden. Hier setzen sich die vielseitigen Aufgaben der Landschaftspflege mit den pflegenden und heilenden Maßnahmen im Sinne BUCHWALD'S (1963) fort. In diesem Zusammenhang kommt dem F e l d g e h ö l z , wenn es auch in sehr zufälliger Form, Größe und Anordnung vorhanden sein wird, erhöhte Bedeutung zu. Dies geht u. a. auch aus den Feststellungen TISCHLEB'S (1961) hervor, nach denen „viele kleine Feldgehölze oder ein Netz von Hecken für die Bereicherung einer verarmten Kulturlandschaft auf jeden
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JOACHIM : Aufgaben der Forstwirtschaft im Rahmen der Flurneugestaltung
Fall günstiger sind als wenige größere Wälder gleicher Flächengröße". — Auch die Funktion des W a l d r a n d e s , der Übergangszone von der Flur zum Wald, gilt es von nun an in einem anderen Licht zu sehen. An der Wald—Feldgrenze sollte ein geschlossener Waldmantel aus Sträuchern und Einzelbäumen als natürlicher Waldrand aufgebaut werden (LÖHRMANN 1961, SEIFERT 1966). Die Pflanzungen von Schutzstreifen und Baumreihen tragen zwar zur Lösung der vorstehend genannten Aufgaben indirekt bei, sie dienen aber vorrangig anderen Zielen. Ganz allgemein gliedern sie die Agrarlandschaft und schützen insbesondere Sand-, Löss- aber auch Moorböden von der Bodenerosion durch Wind, der erhebliche ökonomische Bedeutung zukommt (FLEGEL 1958). Die hohe Erosionsgefährdung der Sandböden beschränkt sich bemerkenswerterweise nicht nur auf die nördlichen Teile unseres Landes (BAUER 1962), sondern ist z. B. auch in der Mark Brandenburg anzutreffen (ILLNER 1964, ROSENTRÄGER 1967).
Bestehenbleibende alte Flurgehölze werden in diesen Gebieten durch neue Pflanzungen — hier sind auch alle Feldgehölze u. ä. einzubeziehen — in ihrer Wirksamkeit ergänzt bzw. verstärkt. Aber auch auf anderen Standorten wird sich dies positiv auswirken. Ein voller, durch Baumpflanzungen bedingter Windschutz für die gesamte Schlagfläche ist bei der Größe der jetzt entstehenden Schläge nicht mehr möglich. Auch agrotechnische Maßnahmen allein führen hier nicht zum Erfolg. Daher kann die notwendige Sicherung und Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge nur durch ein Ineinandergreifen von agrotechnischen Arbeiten u n d Gehölzpflanzungen erzielt werden. Während Schutzstreifen zur Vermeidung von Winderosion im allgemeinen positiv beurteilt werden, bestehen zum Problem ihres Einflusses auf mikroklimatische Faktoren und damit auch auf die Höhe der landwirtschaftlichen Erträge noch unterschiedliche Auffassungen. Verfolgen wir die Ertragsmessungen in geschützten Kulturen in atlantisch beeinflußten Gebieten Westeuropas, so z. B. in Holland, in Nordwest- und Süddeutschland, oder in kontinental getönten Bezirken Österreichs, Ungarns, der Tschechoslowakei und Polens, so kann insgesamt ein, jedoch von Jahr zu Jahr und örtlich schwankender, positiver Einfluß festgestellt werden. Für diesen wurde z. B. in Österreich eine 7%ige Kapitalverzinsung (MAZEK FIALLA 1967), in Nordwestdeutschland für sieben Jahre im Durchschnitt aller Ernten der Grünland versuche ein Mehrertrag von 9,4 dz/ha Trockenmasse, bei Getreide von 6,6 dz/ha und bei Hackfrüchten noch höhere Mehrerträge ermittelt (BÄTJER, NESS, V. LÜCKEN 1967). Wenn nach ILLNER (1964) Schutzpflanzungen in unserem Klimagebiet in ihrer Einwirkung auf die landwirtschaftlichen Erträge noch nicht positiv oder negativ beurteilt werden können, dann wird dies vorrangig auf die wenigen, nicht über eine längere Zeit laufende Versuche zurückzuführen sein. Neuere, zwar auch noch kurzfristige Untersuchungen, deren positive Ergebnisse auch von der methodischen Seite her als aussagefähig gelten müssen, liegen in der DDR aus dem Raum Leipzig von KRUMMSDORF (1964) und aus der Umgebung von Halle von Koss (1963) vor. Das von den Autoren gesammelte Material weist ebenfalls die vorgenannten Schwankungen von Jahr zu Jahr, von Ort zu Ort und von Feldfrucht zu Feld-
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frucht auf. Aus den bereits genannten Gründen ist aber auch von diesen Ergebnissen eine Allgemeingültigkeit noch nicht abzuleiten. Eingefügt in die Ergebnisse anderer Länder müssen wir im Sinne I L L N E R ' S daher schlußfolgern, daß die Zusammenhänge zwischen Windschutz und Ertrag unter unseren standörtlichen Bedingungen nach wie vor ein Problem darstellen, das erst durch über Jahre laufende Versuche geklärt werden kann. Überall dort in der Flur, wo Gehölzpflanzungen erfolgen sollen, gilt es zu prüfen, ob die skizzierten Aufgaben des Flurholzanbaues in Verbindung mit der Erzeugung von Nutzholz wahrzunehmen sind. Umfangreiche Beispiele in der DDR und in anderen klimatisch vergleichbaren Ländern weisen aus, daß in der offenen Landschaft durch Pflanzung von Baumreihen, von kombinierten Baumhecken und durch Aufforstung landwirtschaftlich nicht nutzbarer Flächen wertvolles N u t z h o l z produziert werden kann. Sowohl für die umfangreichen Holzimporte als auch für das in Kürze ca. 50% der inländischen Holzverarbeitung ausmachende Chemie- und Plattenholz wird hier eine wirtschaftlich bedeutsame Entlastung gesehen. Bei Ausnutzung a l l e r Anbaumöglichkeiten, vor allem für die schnellproduzierenden Baumarten Pappel und Baum weide, u n d bei voller Beachtung der erforderlichen Pflege und Bewirtschaftung, könnte die Holzproduktion um das Jahr 2000 jährlich bis rd. 400 Tfm gesteigert werden. Eine weitere Erhöhung bis auf 800 Tfm erscheint in den nachfolgenden Jahrzehnten möglich. Bereits in den zurückliegenden 20 Jahren haben sich die Siedlungs- und Deckungsmöglichkeiten für das N i e d e r w i l d in der Feldmark durch Veränderungen in der Landwirtschaft mehr und mehr verringert. Durch die jetzt beginnenden Räumungen von Hecken u. ä. werden die Lebensbedingungen weiter, z. T. sogar wesentlich verschlechtert. In gleicher Weise werden die Lebensmöglichkeiten für alle Tiere, vor allem Vögel, die zur b i o l o g i s c h e n S c h ä d l i n g s b e k ä m p f u n g beitragen, eingeschränkt oder sogar, verstärkt noch durch das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln und Herbiziden, beseitigt. Durch die verschiedenen Formen des Flurholzanbaues kann hierfür ein gewisser Ausgleich geschaffen werden. Durch die in immer größerem Umfange auftretenden Probleme der N a h e r h o l u n g s g e b i e t e für unsere werktätige Bevölkerung erhalten diese Überlegungen zur Flurneugestaltung verstärktes Gewicht. Die Gestaltung der Landschaft einschließlich der Dörfer, der Übergangszone vom Dorf und von den landwirtschaftlichen Produktionsanlagen hinein in die Flur wird in Hinsicht auf die erhöhten Erholungsbedürfnisse der ländlichen Bevölkerung sowie der Gesamtbevölkerung ein immer größeres gesellschaftliches Interesse beanspruchen. Unser Überblick über die Bedeutung des Flurholzanbaues wäre nicht vollständig, wenn ein hierdurch zwar nur berührter Problemkreis „Möglichkeiten der Abwasserverwertung" nicht Erwähnung finden würde. Die bereits genannten verschiedenartigen Flächenpflanzungen können genauso wie die an landwirtschaftliche Schläge angrenzenden von der Baumart und vom Boden her geeigneten Wälder zur ganzjährigen Verrieselung von Gülle und Abwässer 9
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JOACHIM: A u f g a b e n der F o r s t w i r t s c h a f t im R a h m e n der F l u r n e u g e s t a l t u u g
A b b . 1: B a u m g r u p p e n , -reihen u n d H e c k e n gliedern die W i e s e n l a n d s c h a f t in viele kleine T e i l f l ä c h e n . E r s t die R ä u m u n g e r m ö g l i c h t g r o ß f l ä c h i g e s W i r t s c h a f t e n . N e u p f l a n z u n g e n erfolgen d a n n a n den G r e n z e n d e r n e u e n Wirtschaftseinheiten
A b b . 2 : S c h u t z p f l a n z u n g e n a n d e n S c h l a g g r e n z e n oder a n a n d e r e n , f ü r eine solche P f l a n z u n g geeigneten b e g r e n z e n d e n Linien w e r d e n d a s Bild mancher Landschaft mit prägen
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Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, H e f t 2
A b b . 3: Baumreihen — hier 17jährige Pappeln grünung der Landschaft lind zur Holzproduktion
— dienen zur
Durch-
als Entlastungsflächen genutzt werden. Damit ließen sich die landwirtschaftlichen Abwasserverwertungsanlagen bei gleichzeitiger Steigerung der Holzp r o d u k t i o n o p t i m a l auslasten
(WIEBZBICKI 1960, SCHWARZ u n d
PATSCHEKE
1963).
Diese nach Standort, Anbauform und Zielstellung unterschiedlichen Typen des Flurholzanbaues erfordern auch eine differenzierte H o l z a r t e n w a h l (JOACHIM u. a. 1961). Im Laufe des letzten Jahrzehntes hat sich — was die Anzahl der
A b b . 4: Ein geschlossener, vielseitig aufgebauter W a l d r a n d biologischen Verarmung der Landschaft entgegenwirken
wird einer
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JOACHIM: Aufgaben der Forstwirtschaft im Rahmen der Flurneugestaltung
Gehölze speziell innerhalb eines Schutzstreifens betrifft — auch international eine Vereinfachung angebahnt. Mit dem Ziele eines geschlossenen Aufwuchses und einer wirtschaftlich vertretbaren und realisierbaren Pflege werden neuerdings nur wenige Gehölzarten zum Anbau in einer Anlage vorgeschlagen ( K R O L L 1 9 6 5 , A L B E N S K I 1 9 6 5 , M A Z E K - F I A L L A 1 9 6 7 ) . Die besten Voraussetzungen sowohl für ein zeitiges Wirksamwerden der Pflanzungen als auch in Hinsicht auf eine Nutzholzproduktion lassen sich, wenn es der Standort erlaubt, durch schnellwachsende Baumarten erzielen. Für die Schutzstreifen, Baumreihen und gedeckten Baumreihen stehen hierfür Pappel- und Baumweidensorten zur Verfügung. Diese werden, je nach Standort und Zweck der Anlage, vor allem durch Birke, Eiche und Erle ergänzt. Möglichkeiten standortsbedingter verschiedener Gehölzkombinationen sollten dabei stets genutzt werden. Für die Flächenpflanzungen sind Kiefer, Fichte, Pappel und Baumweide als wichtigste Baumarten hervorzuheben. Bei der Gestaltung der Waldmäntel empfiehlt es sich, die natürliche Holzartenkombination weitgehend zu beachten. Die Ökonomie des Flurholzanbaues und speziell des Pappelanbaues kann negativ sein und insgesamt mit Recht bezweifelt werden, wenn die völlig ungenügenden Formen des Anbaues, der Pflege und der Bewirtschaftung nach wie vor beibehalten und die für unser Klimagebiet bereits bewährten Methoden nicht umfassend angewendet werden. Die vorbildlichen Arbeiten in der Sowjetunion, in Holland, Ungarn und Österreich müssen hierfür als beste Beweise einer möglichen erfolgreichen Arbeit angesehen werden. Für die genannten Aufgaben werden Planung, Projektierung, Pflanzungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen im gleichen Gebiet z. Z. noch von verschiedenen Wirtschaftszweigen und Betrieben u. a. nebeneinander durchgeführt oder wegen der vorhandenen Zersplitterung bzw. unbekannter Zuständigkeit nicht berücksichtigt. Diese Situation verlangt gesamtvolkswirtschaftlich eine Veränderung in Form einer wirkungsvollen Koordinierung, Spezialisierung und Konzentration der verfügbaren Kräfte. In diesem Sinne hat die Produktionsleitung des Rates für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft in ihrer Sitzung am 9. 9. 1968 im Grundsatz entschieden, daß die Forstwirtschaft mit den Aufgaben eines umfassenden Flurholzanbaues betraut wird. Diese vielfältige Zielstellung erfordert neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Landwirtschaftsbetrieben, Meliorationsbaubetrieben, den Büros für Territorialplanung und der Forstwirtschaft. Voraussetzung dafür ist eine eindeutige Regelung der Zuständigkeiten sowie die dringende Notwendigkeit aufeinander abgestimmter Maßnahmen. Diese müssen sich auf die großräumigen Arbeiten der Territorialplanung hinsichtlich der im Rahmenplan der Landschaftsentwicklung ( O L S C H O W Y 1 9 6 2 , B A U C H 1 9 6 4 ) erfaßten landschaftlichen und baulichen Veränderungen gründen. Dabei sollte die Zustandsermittlung der Landschaft — hierfür bietet das Luftbild beste Voraussetzungen —, die Planung und die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen stets im engen Zusammenhang gesehen werden. Nur so dürften die Aufgaben einer zukünftigen Mehrfachnutzung unserer Landschaft hinsichtlich Erreichung und Erhaltung einer hohen Bodenfruchtbarkeit und ihrer optimalen
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umfassenden Nutzung unter gleichzeitiger Beachtung der zukünftigen Arbeits-, Lebens- und Erholungsbedürfnisse der Bevölkerung gelöst werden können. Sporadische Arbeiten und begrenzte bzw. kurzfristige Aufgabenstellungen werden der Größe und Nachhaltigkeit des Problems nicht gerecht. Wir müssen uns auch vor Augen führen, daß die Erhaltung und Pflege der Landschaft und die Bewirtschaftung der Flurgehölze nur durch den auf dem Lande und im Walde tätigen, zahlenmäßig kleinen Bevölkerungsteil erfolgen kann. B U C H W A L D (1963) schätzt diese Situation für Westdeutschland so ein, daß 3 / 4 der gesamten Landesfläche von nur 1 / 10 der Bevölkerung zu pflegen ist. Auch aus diesen Gründen kommt den Worten G R I M M ' S (1962) und im ähnlichen Zusammenhang auch B A U E R S undBoHNSTEDT's (1966) hohe Aktualität zu, wenn sie fordern, daß die Bevölkerung selbst an der Erhaltung der Landschaft mitwirken muß, da Gesetze und administrative Maßnahmen allein hierfür nicht mehr ausreichen. — Eingefügt sei hier auch, daß allgemeinverbindliche Grundsätze zur Vorbereitung, Planung und Durchführung der Flurneugestaltung einschließlich der Festlegung der Zuständigkeiten und landschaftspflegerischer Maßnahmen zwar dringend erforderlich sind, aber z. Z. noch fehlen. Stellen wir uns abschließend, in Anbetracht der dargelegten Gesamtsituation, die Frage, wie sich uns die Agrarlandschaft nach Abschluß der Flurneugestaltung darbieten wird ? Wird sie, wie es S E I F E R T (1966) empfiehlt, eine Art englische Heckenlandschaft werden oder wird das Zukunftsbild durch Ausnutzung der zahlreichen Pflanzmöglichkeiten und -formen doch mannigfaltiger \ E s ergäbe sich dann das Bild einer Landschaft, die einerseits durch mehr oder weniger geschlossene Waldkomplexe, andererseits straff gegliedert durch große, geometrisch gestaltete Schlagflächen und durch Straßen, Wege und Wasserläufe begleitende Baumhecken, Baumreihen, aber auch durch ungleichmäßig verteilte und geformte Feldgehölze gekennzeichnet ist. Um diese noch mögliche Vielfalt erreichen zu können, müssen die einzelnen Maßnahmen der Flurgestaltung aufeinander abgestimmt sein und in enger Verbindung der Erhaltung und Erhöhung der Leistungspotenz unserer Landschaft wie auch gleichzeitig und gleichwertig im vollen Umfange der Landwirtschaft dienen. Ziel der Flurneugestaltung einschließlich des Flurholzanbaues muß eine Agrarlandschaft sein, die ein Höchstmaß an landwirtschaftlicher Produktionskraft wie auch landschaftlicher Harmonie mit der Ausnutzung der Möglichkeiten für eine Holzproduktion in sich vereinigt. Zusammenfassung 1. Die Mitverantwortung der Forstwirtschaft bei der Lösung landeskultureller Aufgaben und die vielseitigen Möglichkeiten des Flurholzanbaues im Rahmen der Flurneugestaltung werden hervorgehoben. 2. Durch die Einführung industriemäßiger Produktionsmethoden in der Landwirtschaft und die damit verbundene Schaffung großer Schläge wird ein Aus-
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JOACHIM: Aufgaben der Forstwirtschaft im Rahmen der Flurneugestaltung
tausch von Wald und Feld zur Arrondierung des landwirtschaftlichen und forstlichen Territoriums erforderlich. 3. Werden bei der neuen Wirtschaftsweise der Landwirtschaft Flächen, die sog. „Grenzertragsböden" unrentabel, gilt es diese aufzuforsten, auch wenn die Forstwirtschaft dadurch derzeitig vor große Probleme gestellt wird. 4. Auf die biologische Bedeutung von Feldgehölzen wird eingegangen und die Aufgaben von Schutzpflanzungen zur Verhinderung der Winderosion werden hervorgehoben. Bei der Größe der jetzt entstehenden Schläge kann die notwendige Sicherung der landwirtschaftlichen Erträge nur durch ein Ineinandergreifen von agrotechnischen Maßnahmen und Gehölzpflanzüngen erzielt werden. Auf die bestehende Problematik Windschutz und Ertrag in unserem Klimagebiet wird hingewiesen. 5. Dadurch, daß viele Aufgaben des Flurholzanbaues gleichzeitig mit der Produktion von Nutzholz verbunden werden können, lassen sich im Rahmen der Flurneugestaltung in einer Mehrfachnutzung wirtschaftlich ins Gewicht fallende Holzmassen produzieren. 6. Probleme des Niederwildes und der biologischen Schädlingsbekämpfung sowie der Abwasserverwertung werden berührt. 7. Eine nach Standort, Anbauform und Zielstellung der Pflanzungen differenzierte Holzartenwahl ist erforderlich. Desgleichen garantiert nur ein sachgemäßer Anbau, eine richtige Pflege und Bewirtschaftung der Pflanzungen einen Erfolg. 8. Grundsätze zur Vorbereitung, Planung und Durchführung der Flurneugestaltung, einschließlich der Festlegung der Zuständigkeiten für landschaftspflegerische Maßnahmen sind dringend erforderlich. Pe3K>Me
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Zeitschrift f ü r Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
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Summary Title of the paper : Tasks of forestry in the scope of land consolidation with special reference to importance and possibilities of timber growing outside forests The responsibility shared by forestry in the solution of landscape cultivation tasks and the multiple possibilities of timber growing outside forests in the framework of land consolidation are underlined. The introduction of industry like production methods into agriculture and the consequent large-sized plots call for an exchange of forestry areas and cropland for the purpose of consolidating agricultural and silvicultural lands. Those cropping areas which become unprofitable under the conditions of the new way of agricultural production, the so-called „soils of marginal yield level", must be afforested, even if this, at present, will involve great problems for forestry. Reference is made to the biological importance of field woodlands, with the tasks of shelter-belts for preventing wind erosion being emphasized. With the size of the fields to be expected, the necessary erosion protection can only be achieved if agrotechnical measures and the establishment of woodlands are adequately co-ordinated. Problems regarding wind protection and yield in our climatic area are pointed out. Principles of preparation, planning, and execution of land consolidation measures, including responsibilities for landscape cultivation steps must be urgently set up. Literatur A l b e n s k i , A. W. : Ergebnisse und Perspektive der theoretischen und praktischen Entwicklung des Schutzwaldes in der UdSSR. In: Flurholzanbau — Bodenfruchtbarkeit — Landschaftspflege. Materialien der I. Internat. Wissensch. Flurholzanbau-Konferenz. 13. Landwirtschaftsausstellung der DDR. LeipzigMarkkleeberg (1965), S. 1 7 - 2 6 Bauch, W. : Landschaftsplanung und Landschaftspflege als Aufgabe. Zeitschr. f. Landeskultur 5 (1964), S. 3 1 7 - 3 2 5 B a u e r , A. F.: Untersuchungen zur landwirtschaftlichen Windschaden- und Feldheckenproblematik im Rahmen aktueller Aufgabenstellungen der praktischen Windschutzplanung in norddeutschen Schwerpunktbereichen der Deutschen Demokratischen Republik unter spezieller Berücksichtigung der Flugsand-
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JOACHIM : Aufgaben der Forstwirtschaft im Rahmen der Flurneugestaltung
schaden u n d Reliktheckenvorkommen in der mecklenburgischen Agrarpraxis. Habil.-Schrift Rostock 1962 B A U E R , L . ; B O H N S T E D T , H . : Definitionen gebräuchlicher landeskultureller Begriffe. Arch. f. Natursch. u. Landschaftsforschung 5 (1965), S. 177—179 B A T J E E , L . ; B O H N S T E D T , H . : Landschaftspflege u n d N a t u r s c h u t z . „Neues Deutschl a n d " v. 15. 5. 1966 B A U E R , L . ; W E I N I T S C H K E , H . : Landschaftspflege u n d Naturschutz. Jena 1964, V E B G. Fischer-Verlag B U C H W A L D , K . : Die Industriegesellschaft u n d die L a n d s c h a f t . I n : Beiträge zur Landespflege 1 — Festschrift f ü r H . F . W I E P K I N G . S t u t t g a r t 1963, S. 2 3 - 4 1 F L E G E L , R . : Die Verbreitung der Bodenerosion in der D D R . Leipzig 1958 G R I M M , H . : Der erzieherische Weg zum Naturschutz über die Gesundheitslehre. Sitz. Ber. Dtsch. A k a d . Landwirtschaftswissensch. Berlin, Bd. 11 (1962), H . 8 I L L N E R , K . : Zur Planung von Windschutzpflanzungen. Zeitschr. f. Landeskultur 5 (1964), S. 2 1 7 - 2 2 0 J O A C H I M , H . F . ; K R U M M S D O R F , A . ; G Ö R I T Z , H . : Flurholzanbau — Schutzpflanzungen. Berlin 1961 Koss, U . : P r ü f u n g des Einflusses der Windgeschwindigkeit auf den E r t r a g landwirtschaftlicher Kulturen. Unveröff. Abschlußbericht Dtsch. Akad. Landwirtschaftswissensch. Berlin 1963 K R O L L , M.: Zur Gehölzwahl bei Windschutzpflanzungen. Zeitschr. f. Landeskultur 6 (1965), S. 2 1 9 - 2 2 9 K R U M M S D O R F , A . : Windschutz-Ertragsprüfungen im R ä u m e Leipzig-Nordost (Ergebnisse 1 9 5 8 - 1 9 6 2 ) . Zeitschr. f. Landeskultur 5 (1964) L O H R M A N N , R . : Wie k a n n m a n Aufforstungen anständig in das Landschaftsbild einfügen? N a t u r u. Landsch. 3 6 ( 1 9 6 1 ) S . 2 0 9 - 2 1 0 M A Z E K - F I A L L A , K . : 1 0 J a h r e Bodenschutz in Niederösterreich. Wien 1 9 6 7 O L S C H O W Y , G.: Über Gliederung u n d Gestaltung der bäuerlichen Kulturlandschaften. N a t u r u. H e i m a t 3 7 ( 1 9 6 2 ) , S . 4 9 - 5 4 R O S E N T R Ä G E R , H . : Die Feststellung u n d Einschätzung äolischer Erosion auf Ackerflächen. Veröffentlichungen aus dem I n s t i t u t f. Landschaftspflege d. H u m b o l d t Univ. zu Berlin 1 9 6 7 , S . 1 0 1 - 1 1 1 S C H W A R Z , K . ; P A T S C H E K E , G.: E i n f l u ß ganzjährig verabfolgter Abwassergaben auf die Ertragsentwicklung sowie den Zellulose- u n d Aschegehalt zweier Pappelsorten u n t e r den Bedingungen einer podsoligen Braunerde im R a u m Neustrelitz. Zeitschr. f. Landeskultur 4 ( 1 9 6 3 ) , S . 3 5 - 3 7 S E I F E R T , A.: Die kommende deutsche K u l t u r l a n d s c h a f t . Garten- u. L a n d s c h a f t 7 6 (1966), S.
115-118
W . : Gedanken über Agrarökologie u n d Landschaftsschutz. N a t u r u n d L a n d s c h a f t 36 (1961), S. 7 9 - 8 1 W I E P K I N G , H . F . : Geordnete Umwelt, fruchtbares Land, menschliche W o h l f a h r t . Schriftenreihe Dtsch. Gartenbaugesellschaft H . 18, H i l t r u p 1966 W I E R Z B I C K I , J . : Möglichkeiten der ganzjährigen Abwasserunterbringung. Tagungsberichte Nr. 25 Dtsch. Akad. Landwirtschaftswissensch. Berlin 1960, S. 69 — 84 TISCHLER,
Anschrift des Verfassers: Dr. habil. H . - F . J O A C H I M I n s t i t u t f ü r Forstwissenschaften Eberswalde der D A L Bereich Forstpflanzenzüchtung Graupa 8304 Graupa
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 1 3 7 - 1 4 3 • Berlin
Aus dem Institut für Landschaftspflege der Humboldt-Universität zu Berlin
HEBBERT ROSENTRAEGEB
Untersuchungen zur Windschutzbedürftigkeit in der Kooperationsgemeinschaft Neuholland* Eingegangen 14. 1. 1969
Die Steigerung der Erträge ist ein Hauptanliegen der Landwirtschaft. Neben diesen Bemühungen müssen wir bestrebt sein, die schädigenden Einwirkungen zu unterbinden. Unter anderem werden die landwirtschaftlichen Erträge durch äolische Bodenerosion gemindert. Deshalb können Erträge auch indirekt durch die Bekämpfung der äolischen Bodenerosion gesteigert werden. Die Schäden durch äolische Erosion sind allgemein größer als angenommen wird. Untersuchungen von B A U E R im Küstenraum und vom Institut für Landschaftspflege der Humboldt-Universität im Kreis Beeskow (1966) haben das bestätigt. I m Rahmen der Flurneuordnung in der Kooperationsgemeinschaft Neuholland wurden deshalb Untersuchungen zur Windschutzbedürftigkeit durchgeführt. Die Kooperationsgemeinschaft Neuholland liegt im Bereich des Haveltales zwischen Oranienburg und Krewelin des Bezirkes Potsdam und erstreckt sich in Nord—Süd-Richtung etwa von Freienhagen bis Höpen und in West—OstRichtung von Liebenberg bei Hammer. Naturräumlich gehört dieses Gebiet zum Luchland (1955). Maßnahmen der Flurneuordnung zur besseren Ausnutzung des natürlichen Potentials und konsequenten Einführung industriemäßiger Produktionsweise haben hier zu einer Vergrößerung der Ackerfluren und zur Ausräumung bestimmter Gebietsteile von Baum und Strauch geführt. Um im Rahmen der Flurneuordnung den Gefahren der äolischen Bodenerosionen erfolgreich begegnen und die Anlage der Flurgehölze zweckmäßig vornehmen zu können, wurden Untersuchungen mit dem Ziel vorgenommen, ein allgemeines Urteil über die äolischen Erosionsverhältnisse des Kooperationsbereiches abzugeben, die Schwerpunkte des Erosionsgeschehens regional auszuweisen und — soweit es die Untersuchungszeit gestattete — den Erosionsgrad für das Untersuchungsgebiet generell einzuschätzen. Die Arbeiten wurden im Frühjahr 1968 aufgenommen und im Sommer desselben Jahres abgeschlossen. Die Untersuchungen erfolgten auf der Grundlage einer im Institut für Landschaftspflege entwickelten Komplexmethode (1966). Nach dieser Methode wird im Prinzip wie folgt vorgegangen: * Als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 1 3 7 - 1 4 3 • Berlin
Aus dem Institut für Landschaftspflege der Humboldt-Universität zu Berlin
HEBBERT ROSENTRAEGEB
Untersuchungen zur Windschutzbedürftigkeit in der Kooperationsgemeinschaft Neuholland* Eingegangen 14. 1. 1969
Die Steigerung der Erträge ist ein Hauptanliegen der Landwirtschaft. Neben diesen Bemühungen müssen wir bestrebt sein, die schädigenden Einwirkungen zu unterbinden. Unter anderem werden die landwirtschaftlichen Erträge durch äolische Bodenerosion gemindert. Deshalb können Erträge auch indirekt durch die Bekämpfung der äolischen Bodenerosion gesteigert werden. Die Schäden durch äolische Erosion sind allgemein größer als angenommen wird. Untersuchungen von B A U E R im Küstenraum und vom Institut für Landschaftspflege der Humboldt-Universität im Kreis Beeskow (1966) haben das bestätigt. I m Rahmen der Flurneuordnung in der Kooperationsgemeinschaft Neuholland wurden deshalb Untersuchungen zur Windschutzbedürftigkeit durchgeführt. Die Kooperationsgemeinschaft Neuholland liegt im Bereich des Haveltales zwischen Oranienburg und Krewelin des Bezirkes Potsdam und erstreckt sich in Nord—Süd-Richtung etwa von Freienhagen bis Höpen und in West—OstRichtung von Liebenberg bei Hammer. Naturräumlich gehört dieses Gebiet zum Luchland (1955). Maßnahmen der Flurneuordnung zur besseren Ausnutzung des natürlichen Potentials und konsequenten Einführung industriemäßiger Produktionsweise haben hier zu einer Vergrößerung der Ackerfluren und zur Ausräumung bestimmter Gebietsteile von Baum und Strauch geführt. Um im Rahmen der Flurneuordnung den Gefahren der äolischen Bodenerosionen erfolgreich begegnen und die Anlage der Flurgehölze zweckmäßig vornehmen zu können, wurden Untersuchungen mit dem Ziel vorgenommen, ein allgemeines Urteil über die äolischen Erosionsverhältnisse des Kooperationsbereiches abzugeben, die Schwerpunkte des Erosionsgeschehens regional auszuweisen und — soweit es die Untersuchungszeit gestattete — den Erosionsgrad für das Untersuchungsgebiet generell einzuschätzen. Die Arbeiten wurden im Frühjahr 1968 aufgenommen und im Sommer desselben Jahres abgeschlossen. Die Untersuchungen erfolgten auf der Grundlage einer im Institut für Landschaftspflege entwickelten Komplexmethode (1966). Nach dieser Methode wird im Prinzip wie folgt vorgegangen: * Als Referat gehalten vor der Sektion Landeskultur und Grünland und der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
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ROSKNTRAEGER: Untersuchungen zur Windschutzbedürftigkeit
1. Ausgrenzung der vermutlich erosionsgefährdeten Bereiche nach bodenkundlichen, klimatologischen und geomorphologischen Unterlagen, Ergänzung durch Befragungen; 2. Beobachtung der Vegetation auf Merkmale der Ein wehung, Auswehung und Schädigung; 3. Einschätzung des Bodenmaterials in Hinblick auf seine Verwehbarkeit; 4. Untersuchung des Bodenprofils auf äolisch bedingte Auswirkungen; 5. Untersuchung des Mikroreliefs. Bei der Ausgrenzung der vermutlich erosionsgefährdeten Bereiche auf Grund von Boden, Klima und Geomorphologie erwiesen sich in diesem Gebiet besonders die geomorphologischen Verhältnisse als ausschlaggebend; denn die Bodenverhältnisse auf den Ackerflächen werden insgesamt vom Sand bestimmt. Entsprechend wurde auch die Begehungsroute angelegt, von der aus die Beobachtungen und Untersuchungen vorgenommen wurden. Die Vegetation wurde während der Übersichtsbegehungen beobachtet. Schäden durch äolische Bodenerosion waren bei Getreide und Lupinen festzustellen. An vielen Stellen des Untersuchungsgebietes waren Schäden durch Aus- und Einwehung zu verzeichnen. Auf den betroffenen Fluren waren die Schadstellen in der Regel mosaikartig verteilt oder weitläufig in die Eeldflächen eingestreut. Völlig vernichtet war die Vegetation nur in den seltensten Fällen. Zumeist war der Bestand auf diesen Stellen ausgedünnt oder in seiner Entwicklung zurückgeblieben. Von großer Bedeutung für die Einschätzung der Erosionsverhältnisse ist die Kenntnis der Erodierbarkeit des Bodenmaterials. Da bei gleicher Windstärke sowohl ein großes aber leichtes als auch ein kleines aber schweres Bodenteilchen zusammen verweht werden können, ist für die Erosionsanfälligkeit eines Gebietes die charakteristische Substanz seines Bodens maßgebend (1960). Für praktische Belange läßt sich die Erodierbarkeit eines Bodens hinreichend genau nach der Bodenart und deren Korngrößenzusammensetzung einschätzen.
A b b . 1: F e h l s t e l l e infolge F l u g s a n d ü b e r l a g e r u n g
Zeitschrift f ü r Landeskultur, Baml 10, 1969, Heft 2
139
Abb. 2: Durch äolische Bodenerosion. vernichteter Bestand
Das oberflächennahe Bodenmaterial des Untersuchungsgebietes besteht vorwiegend aus Talsand, Anmoor, Niedermoor, Decksand und Geschiebesand. Die Talsande nehmen große Flächen der Niederung ein, während die Decksande und Geschiebesande in den höheren Bereichen zu finden sind. Die Talsande sind fein- bis mittelkörnig ausgebildet, weisen einen hohen Quarzgehalt auf, sind steinfrei und flächenhaft recht gleichkörnig abgelagert. Die Deck- und Geschiebesande enthalten Kiese, Gerölle und Geschiebe. Wo grobkörniges Material locker verteilt dem Boden aufliegt, kann die Verwehung des Materials begünstigt werden (1954). Die Moorböden werden in der Regel nur dann von der äolischen Erosion betroffen, wenn sie von der Vegetationsdecke entblößt und puffig (trocken) sind. Das trifft nur für die ackerbaulich genutzten Flächen zu. Insgesamt herrschen ihrer Verbreitung nach die Sande vor. Nach unseren Feststellungen müssen Sande, die zu 80% und mehr aus Fraktionen von 0,1—0,5 mm 0 und zu 40% und mehr aus Fraktionen von 0,125 bis 0,315 mm 0 bestehen als leicht äolisch erodierbar angesehen werden. Die Korngrößenuntersuchungen auf den von äolischer Erosion betroffenen Flächen wiesen einen besonders hohen Anteil der Fraktionen von 0,125 bis 0,315 mm 0 auf. In Übereinstimmung mit Untersuchungsergebnissen aus anderen Gebieten (1966) ist bei Quarzsanden gerade dieser Fraktionsbereich für die äolische Erodierbarkeit von großer Bedeutung. Mit Hilfe der Untersuchungen am Bodenprofil, die hier wegen der ausgedehnten Flächen nur zur Ergänzung der Kenntnisse oder zur Klärung spezieller Fragen durchgeführt wurden, konnte nachgewiesen werden, daß bereits vor der Flurneuordnung im Untersuchungsgebiet stärkere Bodenverlagerungen durch Wind stattgefunden haben. So wurden ausgedehnte Ablagerungen in den Gemarkungen von Hertefeld und Neuholland mit Mächtigkeiten von 0,50 und mehr festgestellt. Hauptsächlich wurden im Untersuchungsgebiet jedoch die erosionsgefährdeten Flächen nach den windursächlichen Veränderungen am Mikrorelief festgestellt.
140
ROSENTRAEGKK: U n t e r s u c h u n g e n zur W i n d s c h u t z b e d ü r f t i g k e i t
Abb. 3: Bereits vor der F l u r n e u o r d n u n g h a b e n im Untersuchungsgebiet stärkere Bodenverlagerungen stattgefunden
Am Mikrorelief wurden im Prinzip folgende Beobachtungen g e m a c h t : 1. Einebnung von Pflug- u n d Drillspuren in unterschiedlich starker Ausprägung. — Dieses Merkmal t r a t auf allen erosionsgefährdeten Flächen auf. Zum Beispiel wurden im leewärtigen Grenzbereich einer Erosionsfläche in der Gemarkung H a m m e r wenige Millimeter mächtige Umlagerungen inmitten eines Getreidefeldes festgestellt, während die Ablagerungen im luvwärtigen Akkumulationsbereich bis zu 11 cm betrugen. 2. Rippelbildungen verschiedener Größe. — Dieses Merkmal t r a t auf allen stärker von Erosion betroffenen Flächen auf. Es wurden Differenzen zwischen „Talung u n d Gipfel" der Rippelungen bis zu 2 cm festgestellt u n d E n t f e r n u n g e n von K a m m zu K a m m bis zu 15 cm. 3. Hellfärbung der Bodenoberfläche infolge Auswehung der dunkleren humosen Bestandteile des Bodens. — Dieses Merkmal war besonders in den Gemarkungen von Freienhagen, Neuholland, Liebenwalde u n d Höpen gut ausgeprägt festzustellen. 4. Anwehungsbänke u n d Sandzungen. — I m Bereich von Beruhigungszonen des Windes wurden Mächtigkeiten dieser Bildungen bis zu 35 cm gemessen (z. B. in Neuholland). Äolische Ablagerungen dieser Art an Büschen, Feldrainen u n d in tiefergelegenen Vernässungsstellen von Mächtigkeiten zwischen 10 bis 15 cm waren häufig anzutreffen. Nach diesen Merkmalen wurde nach der folgenden 4-Stufen-Skala der Erosionsgrad bestimmt (1967): Stufe 0: Am Mikrorelief treten keine erosiven Veränderungen auf. Stufe 1: An exponierten Stellen des Mikroreliefs t r e t e n Veränderungen auf. I h r Ausmaß k a n n maximal bis zu 2 mm betragen. Direkte Vegetationsschäden sind nicht festzustellen. Stufe 2: Das Mikrorelief weist Einebnungen, Windrippeln, Ab- und Aufwehungen bis maximal 10 cm auf. Die Vegetation k a n n je nach Alter u n d K u l t u r a r t
Zeitschrift f ü r Landeskultur, Band 10, 1969, l i e f t 2
141
Verletzungen bis Totalausfälle aufweisen. J u n g e Pflanzen mit noch weicher Blattspreite werden in der Regel schwer geschädigt bzw. vernichtet. Stufe 3: E s entstehen Abwehungen, Anwehungsbänke u n d Aekerdünen von über 10 cm Tiefe bzw. Mächtigkeit. Auf oder in naher Lage zwischen diesen Formen können auch Merkmale der Stufe 1 oder/und 2 a u f t r e t e n . Die Vegetation wird zumeist vernichtet. I n Grenzfällen empfiehlt sich die Vergabe von Zwischenstufen, z. B. Stufe 1—2 oder 2—3. Da eine Erosionserscheinung ein geringes, durchschnittliches oder maximales Ausmaß haben kann, ist es notwendig, eine ganze Reihe von Erscheinungen zu erfassen, u m eine fundierte Beurteilung des Untersuchungsgebietes abgeben zu können. Da Unterlagen in diesem U m f a n g infolge des kurzen Untersuchungszeitraumes nicht zu erfassen waren, wurden die Einschätzungen nach dem Mikrorelief u n t e r Berücksichtigung der Windverhältnisse u n d der örtlichen Gegebenheiten vorgenommen. Insgesamt haben die Untersuchungen ergeben, daß über die H ä l f t e der derzeitigen Ackerflächen (1968) der Kooperationsgemeinschaft Neuholland windschutzbedürftig ist. Auf etwa 4 0 % der Ackerfläche m u ß mit äolischer Erosion der Stufe 2 bis 3 gerechnet werden. Landwirtschaftliche K u l t u r e n können auf diesen Flächen je nach Art u n d Alter schwere Schäden erleiden bzw. vernichtet werden. Auf etwa 20 Prozent der Ackerfläche sind noch schwere Schäden an den landwirtschaftlichen K u l t u r e n zu erwarten. Die Schwerpunkte des Erosionsgeschehens liegen in den Gemarkungen Freienhagen, Neuholland, Liebenwalde, H a m m e r und Höpen. W e n n Höchsterträge erzielt werden sollen, d a n n sind Schutzmaßnahmen erforderlich. Auf alle Fälle sollten diese auf den stärker erosionsgefährdeten Flächen (Stufe 2 bis 3) durchgeführt werden. Vordringlich wären die weiträumigen Gemarkungen von Freienhagen, Neuholland, Liebenwalde, Höpen Und die windexponierten Flächen um H a m m e r zu schützen.
A b b . 4 : S a n d z u n g e n v o n e t w a 35 c m Mächtigkeit.
142
UOSENTRAEGER : U n t e r s u c h u n g e n zur
Windschutzbedürftigkeit
Die Maßnahmen gegen die äolische Bodenerosion wären auf zwei Effekte auszurichten, auf die Herabsetzung der Windgeschwindigkeit und auf den direkten Schutz des Bodens gegen Windeinwirkung. Die Windgeschwindigkeit ließe sich unter den gegebenen Bedingungen am zweckmäßigsten mit Hilfe von sachgerecht angelegten Schutzpflanzungen beeinflussen. Der direkte Schutz des Bodens wäre durch agrotechnische Maßnahmen anzustreben. Abschließend kann festgestellt werden: Obwohl für die Untersuchungen in der Kooperationsgemeinschaft Neuholland nur eine verhältnismäßig kurze Zeit zur Verfügung stand und die Untersuchung gen deshalb teilweise nur überschlägig durchgeführt werden konnten, weisen die Ergebnisse dennoch eine starke Disponiertheit des Gebietes für das Auftreten äolischer Bodenerosion aus. Unter Berücksichtigung weiterer eigener und anderer diesbezüglicher Untersuchungsergebnisse wird die Auffassung vertreten, daß bei einer Flurneuordnung in Sandgebieten auch Voruntersuchungen in Hinblick auf das Auftreten äolischer Bodenerosion zu den standörtlichen Voruntersuchungen gehören. Zusammenfassung Vom Institut für Landschaftspflege wurden nach einer dort entwickelten Methode zur Feststellung und Einschätzung der äolischen Bodenerosion auf Sandflächen Untersuchungen zur Windschutzbedürftigkeit in der Kooperationsgemeinschaft Neuholland durchgeführt. Ausschlaggebendes Kriterium für die Beurteilung waren die windursächlichen Veränderungen am Mikrorelief. Nach diesen Untersuchungen sind über 50% der Ackerfläche dieses Gebietes als erosionsgefährdet anzusehen. Es wird abschließend empfohlen, bei den standortskundlichen Erhebungen im Rahmen von Flurneuordnungen auch Voruntersuchungen in Hinblick auf das Auftreten von äolischer Bodenerosion durchzuführen. Pe3K»Me Ha3BaHHe paßoThi: „ H c c j i e n o B a m i e n o T p e S H o c r a pauHOHHOM oS'iieAHiicHMM HeürojiJiaH;i"
B
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Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
143
Summary Title of the paper: Studies on the need of wind protection within the Neuholland inter-farm co-operative Following a m e t h o d developed b y the Institute of Landscape Cultivation for determining and assessing wind erosion on sandy areas, studies on the need of wind protection were conducted in the Neuholland inter-farm co-operative. Wind-induced changes in the micro-relief served as decisive criterion of assessment. According t o these studies, more t h a n 50 per cent of the farmland of t h a t region has to be considered as endangered by erosion. Finally, preliminary investigations with regard to the occurrence of wind erosion are recommended when determining site conditions in the scope of land consolidation. Literatur A. F . : Untersuchungen zur landwirtschaftlichen Windschaden- u n d Feldheckenproblematik im R a h m e n aktueller Aufgabenstellungen der praktischen Windschutzplanung in norddeutschen Schwerpunktbereichen der Deutschen Demokratischen Republik u n t e r spezieller Berücksichtigung der Flugsandschäden u n d Reliktheckenvorkommen in der mecklenburgischen Agrarpraxis Habil.-Schrift landw. F a k . , Rostock (1962) BAGNOLD, R . A.: The physics of blown sand a n d desert dünes. London 1954 KTJHLMANN, H . : Den potentielle jordfygning pä danske marker. Geogr. Tidsskr. 59 (1960), S. 2 4 1 - 2 6 1 R o S E K T E AEG E R , H . : Ein Beitrag zur methodischen Feststellung äolischer Erosion auf Sandböden. Diss. Berlin 1966 R O S E J T T R A E G E R , H . : Die Feststellung u n d Einschätzung äolischer Erosion auf Ackerflächen. Veröff. aus dem I n s t . f. Landschaftspflege Humboldt-Universität zu Berlin 1967 R O S E N T R A E G E R , H . : Zur Eignung des Bodenprofils f ü r die Beurteilung der äolischen Bodenerosion. Wiss. Ztschr. der H u m b o l d t - U n i v e r s i t ä t zu Berlin, Math.-Nat. BAUER,
R. XVII
(1968), S. 2
Die n a t u r b e d i n g t e n L a n d s c h a f t e n der Deutschen Demokratischen Republik. Gotha 1955 o. Verf.: Konzeption der Gestaltung der Anbauverhältnisse in der kooperativen Pflanzenproduktion der Kooperationsgemeinschaft Neuholland. Müncheberg 26. 2. 1968 o. Verf.: Erläuterungen zu den standortkundlichen Ergänzungen der Bodenschätzung im Kooperationsbereich Neuholland. D A L zu Berlin, I n s t . f. B o d e n k u n d e Eberswalde, Abteilung S t a n d o r t k a r t i e r u n g Berlin
SCHTJLTZE, J . H . :
Anschrift des Verfassers: Dr. agr. H .
ROSENTRAEGER
I n s t i t u t f ü r Landschaftspflege der Humboldt-Universität zu Berlin 1162 Berlin, Josef-Nawrocki-Str. 7
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 1 4 5 - 1 6 5 • Berlin
Aus dem Institut für Meliorationswesen und Grünland der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem Institut für Mineraldüngung Leipzig — Zweigstelle Potsdam der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
K L A U S SCHWARZ, H E I N R I C H KORIATH, D I E T E R
ROTH
Verhalten, Leistung und Qualitätsmerkmale verschiedener Gräseransaaten auf einem AbwasserSandbodenstandort unter besonderer Beachtung des Einflusses der Nutzungsform Eingegangen: 15. 9. 1968
1.
Aufgabenstellung
Unter den Bedingungen der zunehmenden Kooperation und Spezialisierung der Pflanzenproduktion kommt den Gebieten, in denen eine landwirtschaftliche Abwasserverwertung zur nachhaltigen Verbesserung der Wachstumsbedingungen durchgeführt wird bzw. vorgesehen ist, vorrangig die Aufgabe der Futtererzeugung zu. Die in zahlreichen Versuchen nachgewiesene hohe Ausnutzung der beiden Hauptwirkungsfaktoren Wasser und Stickstoff bei Pflanzenarten mit Nutzung der vegetativen Organe bedingt dies ebenso, wie die Vorteile mehrjähriger Futterpflanzen, insbesondere verschiedener Gräser im Hinblick auf die Lösung der ganzjährig produktiven Abwasserabnahme bei einem technologisch rationellen Beregnungsbetrieb ( S C H W A R Z 1 9 6 4 , S C H W A R Z 1 9 6 8 ) . Die durch das Meliorationsmittel Abwasser entstehenden Aufwendungen und Kosten führen erst dann zu einem höchstmöglichen ökonomischen Ergebnis, wenn durch die verschiedensten Folgemaßnahmen innerhalb optimaler Meliorations- und Ackerbausysteme die Leistungsreserven voll ausgeschöpft werden. Für den hochproduktiven Fut'terbau in Abwassergebieten bedeutet dies die Erfassung der Kombinationswirkung zwischen optimalen Abwassergaben und der mineralischen Nährstoffzufuhr, die Auswahl der leistungsstärksten Arten und -gemische sowie bei den im Vordergrunde stehenden mehrjährigen Gräsern nicht zuletzt ihre zweckmäßigste Nutzungsform und -dauer. Durch die Arbeiten von K O R I A T H und S C H W A R Z ( 1 9 6 3 ) wurden für die verbreiteten Sand-Rosterden bereits einige dieser Teilfragen geklärt. Sie erstreckten sich auf die Erfassung des Leistungspotentials von 9 Gras- und 3 Kleearten im Reinsaatvergleich, die Ermittlung der ergiebigsten Bewässerungsvarianten im Rahmen eines fünfjährigen Bewässerungssteigerungsversuches sowie die Kennzeichnung der Wechselwirkungen zwischen Abwasser- und Nährstoffzufuhr an Hand eines kombinierten Bewässerungs- und DüngungsVersuches. Die beiden letzten Versuchsreihen wurden an je einem Aussaatgemisch überprüft. Das spezifische Verhalten der einzelnen Futterpflanzen und der hiermit im Zusam10
Zeiischr. f. Landeskultur, Bd. 10, H. 2
Z. Landeskultur • Bd. 10 • 1969 • H. 2 • S. 1 4 5 - 1 6 5 • Berlin
Aus dem Institut für Meliorationswesen und Grünland der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem Institut für Mineraldüngung Leipzig — Zweigstelle Potsdam der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin
K L A U S SCHWARZ, H E I N R I C H KORIATH, D I E T E R
ROTH
Verhalten, Leistung und Qualitätsmerkmale verschiedener Gräseransaaten auf einem AbwasserSandbodenstandort unter besonderer Beachtung des Einflusses der Nutzungsform Eingegangen: 15. 9. 1968
1.
Aufgabenstellung
Unter den Bedingungen der zunehmenden Kooperation und Spezialisierung der Pflanzenproduktion kommt den Gebieten, in denen eine landwirtschaftliche Abwasserverwertung zur nachhaltigen Verbesserung der Wachstumsbedingungen durchgeführt wird bzw. vorgesehen ist, vorrangig die Aufgabe der Futtererzeugung zu. Die in zahlreichen Versuchen nachgewiesene hohe Ausnutzung der beiden Hauptwirkungsfaktoren Wasser und Stickstoff bei Pflanzenarten mit Nutzung der vegetativen Organe bedingt dies ebenso, wie die Vorteile mehrjähriger Futterpflanzen, insbesondere verschiedener Gräser im Hinblick auf die Lösung der ganzjährig produktiven Abwasserabnahme bei einem technologisch rationellen Beregnungsbetrieb ( S C H W A R Z 1 9 6 4 , S C H W A R Z 1 9 6 8 ) . Die durch das Meliorationsmittel Abwasser entstehenden Aufwendungen und Kosten führen erst dann zu einem höchstmöglichen ökonomischen Ergebnis, wenn durch die verschiedensten Folgemaßnahmen innerhalb optimaler Meliorations- und Ackerbausysteme die Leistungsreserven voll ausgeschöpft werden. Für den hochproduktiven Fut'terbau in Abwassergebieten bedeutet dies die Erfassung der Kombinationswirkung zwischen optimalen Abwassergaben und der mineralischen Nährstoffzufuhr, die Auswahl der leistungsstärksten Arten und -gemische sowie bei den im Vordergrunde stehenden mehrjährigen Gräsern nicht zuletzt ihre zweckmäßigste Nutzungsform und -dauer. Durch die Arbeiten von K O R I A T H und S C H W A R Z ( 1 9 6 3 ) wurden für die verbreiteten Sand-Rosterden bereits einige dieser Teilfragen geklärt. Sie erstreckten sich auf die Erfassung des Leistungspotentials von 9 Gras- und 3 Kleearten im Reinsaatvergleich, die Ermittlung der ergiebigsten Bewässerungsvarianten im Rahmen eines fünfjährigen Bewässerungssteigerungsversuches sowie die Kennzeichnung der Wechselwirkungen zwischen Abwasser- und Nährstoffzufuhr an Hand eines kombinierten Bewässerungs- und DüngungsVersuches. Die beiden letzten Versuchsreihen wurden an je einem Aussaatgemisch überprüft. Das spezifische Verhalten der einzelnen Futterpflanzen und der hiermit im Zusam10
Zeiischr. f. Landeskultur, Bd. 10, H. 2
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SCHWARZ; KORIATH; R O T H : G r ä s e r a n s a a t e n a u f e i n e m
Abwasser-Sandbodenstandort
menhang stehende Ertragsverlauf gaben Veranlassung, der Aussaatauswahl im Hinblick auf die mehrjährige Ertragsentwicklung verstärkte Aufmerksamkeit zu schenken. Ferner erwies es sich in Anbetracht des starken Einflusses der Nutzungsform als erforderlich, die bisher nur bei Schnittnutzung erzielten Ergebnisse auf die Weidenutzung auszudehnen. Schließlich erschien es bedeutsam, bei der erweiterten Versuchsanstellung auf die Erfassung der Ertragsqualit ä t verstärkten Wert zu legen. 2.
Versuchsdurchführung
In Auswertung der bisherigen Ergebnisse wurde entsprechend den obigen Angaben auf dem Abwasserversuchsfeld Neustrelitz im Jahre 1960 ein Komplexversuch angelegt, der folgende Hauptfragestellungen umfaßte: a) Die Abhängigkeit des Ertrages und der Futterqualität des SandbodenAbwassergrünlandes von der Auswahl und dem Anteil der Aussaatpartner. b) Der Einfluß verschiedener Nutzungsformen (Normalschnitt, Vielschnitt und Mähweide) auf die Ertragsentwicklung und Futterqualität. c) Die Erfassung der Kombinationswirkungen von Ansaat, Nutzung und Bewässerung auf die Entwicklung der Futterbestände. Die Versuchsanlage erfolgt nach der Standard-Methode unter Berücksichtigung der verregnungstechnischen Besonderheiten. Bei der Auswahl der A n s a a t p a r t n e r wurden das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne), die Wiesenrispe (Poa pratensis) und das Knaulgras (Dactylis glomerata) als sogenannte Leitgräser zugrundegelegt und in ihrem Ansaatenanteil jeweils vierfach variiert. Die Überprüfung der 12 Varianten erfolgte nach folgendem Schema: Varianten Aussaatanteile • in v. H .
Leitgrasgruppen I Lolium perenne Festuca pratensis Poa pratensis Festuca rubra Trifolium repens
III
1
2
3
4
Dactylis glomerata Festuca pratensis Lolium perenne Poa pratensis Festuca rubra
10 15 25 25 25
20 20 20 20 20
40 15 15 15 15
60 10 10 10 10
II Poa pratensis Festuca pratensis Lolium pernene Festuca rubra Trifolium repens
Die Ansaatmischungen wurden auf der Grundlage folgender Reinsaatmengen pro Hektar zusammengestellt: Lolium perenne Festuca pratensis Dactylis glomerata
30 kg 75 kg 20 kg
Poa pratensis Festuca rubra Trifolium repens
25 kg 40 kg 20 kg
147
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, Heft 2
Die N u t z u n g s f o r m e n , die jeweils die Hauptteilstücke umfaßten, erstreckten sich neben dem Normalschnitt ( = 3 Nutzungen) und der Weidenutzung (5 Umtriebe) auf zwei Vielschnittvarianten (4—5 Nutzungen). Sie unterscheiden sich durch die Schnitthöhe mit der Differenzierung Kurzschnitt (3—4 cm) und Langschnitt (8 — 10 cm). Die Überprüfung beschränkte sich bei ihnen auf die Aussaatvariante 2 der drei Leitgrasgruppen. Auf die A b w a s s e r v e r r e g n u n g , die mit Vierwegedüsen durchgeführt wurde, entfielen im Interesse der ganzjährigen Abwasserunterbringung die Varianten Vegetationsbewässerung sowie Vegetationsbewässerung mit zusätzlicher düngender Vorratsbewässerung während der Wintermonate. Die durchschnittliche Jahresmenge betrug im ersten Falle 360 mm, verabfolgt jeweils in Einzelgaben von 40 mm. Für die düngende Vorratsbewässerung wurden zwei Gaben von jeweils 100 mm, also insgesamt 200 mm, gegeben. Ihre Ausbringung erfolgte im Dezember bzw. Februar. Der Verzicht auf unbewässerte Teilstücke ergab sich aus den Erfahrungen vorangegangener Versuche infolge alljährlicher Ausbrennungserscheinungen während trockener Vegetationsabschnitte. Zusammengefaßt ergibt sich folgende Versuchsübersicht: A u s s a a t p a r t n e r u n d -anteile Leitgras I mit 4 Varianten Leitgras I I mit 4 Varianten Leitgras I I I mit 4 Varianten Leitgras I, II, I I I mit Variante 2
Nutzungsformen
Bewässerung
a) N o r m a l s c h n i t t b) W e i d e n u t z u n g
a) V e g e t a t i o n s b e w ä s s e r g . b) V e g e t a t i o n s b e w ä s s e r g . + düngende Bewässrg.
Vielschnitt a) k u r z b) l a n g
Vegetationsbewässerung
Die G r u n d d ü n g u n g betrug nach einer Meliorationskalkung zu Beginn des Versuches 36 kg P/ha und 100 K/ha. Die mineralische Stickstoffdüngung belief sich auf 60—80 kg/ha. Durch die Vegetationsbewässerung gelangten bei einem Nährstoffgehalt des Abwassers von 55 mg N, 28 mg K und 4 mg P pro Liter etwa 200 kg N/ha Abwasserstickstoff, durch die düngende Vorratsbewässerung 110 kg N/ha mit einem Ausnutzungswert von etwa 60 bzw. 30 v. H. auf die Fläche ( S C H W A R Z 1968). An Kalium hat die Vegetationsbewässerung rd. 100 kg K/ha und die düngende Vorratsbewässerung rd. 55 kg K/ha zugeführt. Für Phosphor betragen diese Werte 15 bzw. 8 kg P/ha. Der N e u s t r e l i t z e r S t a n d o r t ist bodenmäßig nach L I E B E R O T H und E H W A L D (1966) als eine Sand-Rosterde mit einem Anteil von nur 2 v. H. abschlämmbaren Teilen und einen Humusgehalt von 1,10 v. H. in der Krume gekennzeichnet. Die Sorptionskapazität beträgt 5,8—7,4 mval bei einem Basensättigungsgrad von 19 v. H. Es handelt sich um einen geringwertigen D,-Standort mit einer Ackerzahl von 14 — 18. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt im Mittel 654 mm und die Jahrestemperatur 8° C. Ausführliche Standortangaben sind bei K O R I A T H und S C H W A R Z (1963) zu entnehmen. Die Dynamik des Witterungsverlaufes in den Versuchsjahren geht aus der Abb. 1 hervor. 10«
148
SCHWARZ; KORIATH; R O T H : G r ä s e r a n s a a t e n a u f e i n e m
Abwasser-Sandbodenstandort
70
60 SO W 30 70 10 0
6* 2
0 2 -i -6
70
60 SO W 30 20 10 0
6* 2
0 -2 -6
[ZU Niederschlag
30jährige Monatsmi/tetwerte
«—»Abweichung von der Temperaturnorm
Abb. 1 3.
Ergebnisse
3.1.
Die Pflanzenbestandsentwicklung in Abhängigkeit von der Ansaat, Nutzungsform und Bewässerung
Die Ergebnisse, die nach der Methode der Ertragsanteilschätzung jährlich bei der ersten und letzten Nutzung ermittelt wurden, sind für die drei Leitgrasgruppen in je einer zusammengefaßten Übersicht (Abb. 2—4) dargestellt. Die Abb. 2 mit der Leitgrasgruppe Lolium perenne zeigt bei den vollständigen Reihen der Schnitt- und Weidenutzung sowie den Bewässerungsvarianten, die lediglich bei den Ansaat-Eck-Varianten 1 und 4 aufgeführt wurden, daß sich die im Ansaatjahr noch abzeichnenden Aussaatmischungsunterschiede (10 bis 60 v. H.) im ersten Hauptnutzungsjahr bereits weitgehend ausgleichen und in der Folgezeit
149
Zeitschrift für Landeskultur, Band 10, 1969, H e f t 2
A. Schnittnufzung 1-V
3-V
A
Ii ni ni ni 1960S!
62
r
S3
4 -V
(, - V+D
i l /lo/sctuvmget EZ1 WeißMee •D W/esenr/spe E23 Wiesensctnvinget ES) Deutsches Weide/gras
B. f 100-
Vielschnittnutzung Longsctin/tt Kurzsctinttf f 2-V A 2-V 100-]
C. Weidenutzung
E i -V+O 1001 = frtrogsantei/e = Aussaatm/sct>ung /- düngende Bewässerung = Frühjahrsbon/tur I = Herbstbonrfur I
£ A
A b b . 2: Pflanzenbestandsentwicklung der Leitgrasvarianten 1960 — 64 (Deutsches Weidelgras)
Schwarz; Koriath; Roth: Gräseransaaten auf einem Abwasser-Sandbodenstandort
150
A.
Schnittnutzung
I II J C J I I II EI Bin IS 196061 62 63 6¥
l l Rotschwinget IUI WeißMee W-'A Deutsches Weide/gras ES3 Wiesenschwingel UHJill Wiesenrispe 8.
Vialschnitfnufzung Kurzschnitt Langschnitt £ 2 -V 2-V A 100->
| C. S
Weidenutzung 1-V
A
£ = Ertragsanteile A = Aussaatmischung 1- £ = Aussaatvarianten V = Vegetationsbewässerung V*D = Vegetationsbew. / düngende I = Frühjahrsbonitur J = Herbs/bon/tur
Bewässerung
A b b . 3 : P f l a n z e n b e s t a n d s e n t w i c k l u n g der L e i t g r a s v a r i a n t e n Wiesenrispe)
1 9 6 0 - 64
151
Zeitschrift für Landeskultur, B a n d 10, 1969, H e f t 1
E
3-V
„
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©ooo o oO0OOo OOOOO »o«t* 'oo O O P 9 OI ii i n n l i m 1960 61 62 63 61
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I I Ro/schmngel I I I Wiesenrispe Deutsches Weide/gras E3 Wiesenschm'nge! kfi£al Knau/gras
I 8. E 100
C. E 100 60
Vie/schnittnufzung Kurzschni/t
2-V
E
Langschnitt 2—V A
100-
Weidenutzung 1-V A