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German Pages 600 [601] Year 1983
WORTERBUCH AEGYPTISCHEN SPRACHE IM AUFTRAGE DER DEUTSCHEN AKADEMIEN H E R A U S G E G E B E N VON
ADOLF ERMAN UND HERMANN GRAPOW
ERSTER BAND
AKADEMIE-VERLAG - BERLIN 1982
Lizenzausgabe für K u n s t u n d Wissen Erich Bieber G m b H Dufourstraße 51, CH-8008 Zürich K u n s t und Wissen Erich Bieber o H G Wilhelmstraße 4, D-7000 Stuttgart 1
4. Auflage Erschienen im Akademie-Verlag, DDR-1086 Berlin, Leipziger Straße 3—4, © Akademie-Verlag Berlin 1981 L i z e n z n u m m e r : 202 • 100/138/82 G e s a m t h e r s t e l l u n g : V E B K o n g r e ß - u n d Werbedruck, 9273 Oberlungwitz B e s t e l l n u m m e r : 751969 4 (3002/kompl.) • LSV 0877
VORWORT Lieber, nu es verdeutscht ist, kanns ein jeder lesen und meistern, läuft einer jet^t mit den Aigen durch drei, vier Blätter und stößt nicht einmal an, wird aber nicht gewahr, welche Klötze dagelegen sind — da wir haben müssen schwitzen und uns ängstigen, ehe wir solche aus dem Wege räumten. Luther an Spalatin.
Das Wörterbuch der ägyptischen Sprache, dessen erster Band hier erscheint, ist im Jahre 1897 von der Preußischen Akademie der Wissenschaften ins Leben gerufen worden. Ihr Plan fand bei dem damaligen Referenten im Kultusministerium, Herrn Staatsminister Schmidt-Ott, verständnisvolle Förderung. Auf seinen Rat wurde die Ausfuhrung einer Kommission der deutschen Akademien übertragen, in der Göttingen durch Herrn Pietschmann, München durch Herrn Ebers und Leipzig durch Herrn Steindorff vertreten war; Berlin vertrat Herr Erman, der auch die Geschäfte der Kommission führte. In späteren Jahren haben die Vertreter der Akademien zum Teil gewechselt; die Herren Kuhn, v. Bissing und Spiegelberg sind nacheinander für München eingetreten und Herr Sethe für Göttingen. Außerdem sind noch die Herren Junker in Wien und Schäfer und Grapow in Berlin in die Kommission gewählt worden. Die Kosten des Unternehmens wurden huldreichst durch Seine Majestät den Kaiser gedeckt, der in den Jahren 1897 und 1905 aus seinem Dispositionsfonds beim Reich zwei Beträge von zusammen 120000 Mark bewilligte. Auch die Berliner Akademie gewährte uns seit 1903 jährliche Zuschüsse, die im Laufe der Zeit die Höhe von insgesamt fast 40000 Mark erreichten, während die Akademien von Göttingen und München uns in den schlimmen Jahren 1919—1922 unterstützten. So haben wir denn unter der Obhut der Akademien und unter der Fürsorge des Preußischen Kultusministeriums unsere
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Arbeit all die Jahre hindurch fuhren können, und selbst der Krieg hat sie nie ganz unterbrochen. Und als die schwere Bedrängnis der Nachkriegszeit ihr doch ein Ende zu bringen drohte, da wurde uns unerwartet und unerbeten Hilfe zuteil von Freunden und früheren Mitarbeitern im Inlande, in Schweden, der Schweiz, England und Amerika, von Mrs. Caroline Ransom Williams und von den Herren v. Bissing, Spiegelberg, Heß, Carlsson, Pehr Lugn, Gardiner, Blackman, Bull, Allen, Wülfing und Breasted. Der Fürsprache des Letztgenannten verdanken wir es auch, daß Herr John D. Rockefeller jun. uns hochherzig die Mittel gewährt hat, um das Wörterbuch in seiner vorliegenden Gestalt erscheinen zu lassen. Ihm und all den Anderen, die uns in den neunundzwanzig Jahren unserer Arbeit mit Rat und Tat beigestanden haben, sei auch an dieser Stelle gedankt. Unser Wörterbuch will kein sogenannter Thesaurus sein, der das gesamte Gut einer Sprache vereinigt; ein solches Werk mag man in einer fertigen Wissenschaft versuchen, nicht aber in einer, die wie die unsrige noch im Werden ist. Wir kämpfen ja heute noch um das Einfachste, um das volle Verständnis der Sprache, und jede Inschrift und jeder Papyrus, der neu zutage tritt, pflegt uns noch neue Rätsel zu bringen. Unser Wörterbuch ist daher nichts als ein Glied in der langen Kette wissenschaftlicher Arbeit, die seit Champollions Entzifferung an das alte Ägypten gesetzt worden ist, an die Enträtselung seiner verlorenen Sprache und an die Erschließung seiner verschollenen Gedankenwelt. Es setzt da an, wo einst vor 46 Jahren Heinrich Brugsch seine lexikalische Forschung abgeschlossen hat. Ähnlich wie dessen Wörterbuch beruht auch das unsere auf der Durcharbeitung des gesamten i^ns zugänglichen Stoffes, und diese Durcharbeitung haben wir in systematischer Weise vorgenommen. Die erste Aufgabe, an die wir gehen mußten, war die Gewinnung der Texte. Vieles davon war noch unveröffentlicht, und anderes, das veröffentlicht war, lag nur in alten fehlerhaften Publikationen vor und konnte so nicht für das Wörterbuch benutzt werden. Es war daher nötig, die meisten Texte neu aufzunehmen oder sie doch zu vergleichen.
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Eröffnet wurden diese Arbeiten durch ein Unternehmen der Herren Wilhelm Heintze und Ludwig Borchardt; sie gewannen 1898 unserem Werk seine wichtigste Grundlage, die Pyramidentexte. In den Jahren 1900 und 1901 hat dann Herr Breasted die Bestände der europäischen Museen aufgenommen. Einen Nachtrag, die Inschriften der Wiener Sammlung, lieferte Herr Wreszinski (1905). Die Papyrus der Museen von Leiden und Turin und einzelne aus englischen Sammlungen kopierte Herr Gardiner (1905); die wichtigsten Papyrus des British Museum verglichen die Herren Erman, Sethe und Steindorff (1901). Im Museum von Kairo arbeiteten die Herren Erman (1899), Schäfer (1900) und Sethe (1905). In den Gräbern Ägyptens waren tätig die Herren Erman (1899), Borchardt und Steindorff (Amarna 1899), und vor allem Herr Sethe, der uns 1905 in Theben viele der wichtigen Privatgräber des Neuen Reiches gewann. Die Inschriften der Tempel verglichen und kopierten die Herren Borchardt (Abydos 1900), Sethe (Theben, alles was 1905 freilag), Breasted (Abusimbel 1908), Rusch (Assuan 1909). Die Tempel der griechischen Zeit, die gerade auch für das Wörterbuch so Wichtiges ergeben haben, gewann ihm Herr Junker, zunächst aus Abklatschen (1905 ff.), dann (seit 1909) an Ort und Stelle. Dabei rettete er auch im Verein mit Herrn Schäfer die Inschriften der Tempel von Philä und Unternubien, bevor diese dem modernen Barbarentum zum Opfer fielen. Diese Arbeit wurde uns durch eine größere Bewilligung der Preußischen Regierung ermöglicht. Für die Mitteilung einzelner Texte sind wir außer den schon Genannten noch den Herren Abel, Carter, Cerny, Dyroff, H. O. Lange, Lefebure, Mahler, Naville, Newberry, Reinhardt, Sgulmero, Spiegelberg und anderen sowie Frl. Macdonald zu Dank verpflichtet. Vor allem auch den Herren Graf Arco und Freiherr v. d. Bussche, die uns 1901 die ägyptischen Stelen aus dem Museum von Rio de Janeiro zugänglich machten. Mit besonderem Dank gedenken wir auch der Güte des Herrn Golenischeff, der uns 1905 die unschätzbaren Papyrus seiner Sammlung zur Benutzung für das Wörterbuch überbrachte.
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An die hier aufgeführten Arbeiten schlössen sich dann die unserer zweiten Aufgabe: die Texte mußten bearbeitet, übersetzt und in Autographie auf Zettel gebracht werden. An dieser verantwortungsvollen Arbeit haben im Laufe der Zeit 34 Herren teilgenommen, die einen selbständig, andere als Gehilfen. Manche von ihnen haben trotz aller eigenen Arbeiten Jahre hindurch dabei mitgewirkt; wir denken insbesondere an die Herren Gardiner, Junker, Lange und Sethe. In den Hauptzügen verteilte sich die Arbeit so: Pyramidentexte: Sethe. Totenbuch: Möller, Grapow, Roeder. Königsgräber: Graf Schack-Schackenburg, Erman, Abel, Vogelsang. Inschriften des Alten Reichs: Erman, Roeder. Inschriften des Mittleren Reichs: Breasted, Lange, Madsen, Schäfer, Burchardt, Hoffmann. Papyrus des Mittleren Reichs: Erman, Vogelsang, Lange, Walker, Ranke. Medizinische Schriften: Lange, Grapow, Wreszinski. Mathematische Texte: Graf Schack. Inschriften des Neuen Reichs: Gardiner, Sethe, Erman, Möller, Ranke, Roeder, Gauthier, Burchardt und andere. Neuägyptische Papyrus: Erman, Gardiner, Wreszinski. Hymnen und Rituale des Neuen Reichs: Möller, Roeder. Späte religiöse Bücher: Lange, Rusch, Burchardt. Äthiopische Inschriften: Schäfer, Burchardt, Grapow. Inschriften der griechischen Zeit: Junker, Boylan, Sethe, Rusch. Verschiedene größere und kleinere Beiträge lieferten auch die Herren v. Bissing, Bollacher, Cihlar, Devaud, Sjöberg, Scharff, Steindorff, Steller, Till und Zunke sowie die Damen v. Halle und Ransom-Williams. Die alphabetische Ordnung der so gewonnenen fast anderthalb Millionen Zettel lag in den Händen von Frl. Elisabeth Morgenstern, die diese nicht leichte Aufgabe all die Jahre hindurch mit gleicher Treue und Hingebung erfüllt hat. Die mancherlei Neben- und Hilfsarbeiten wurden von den Herren Anthes, Burchardt,. Bollacher, Devaud, Grapow, Hoff-
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mann, Kropp, v. Lichtenberg, Niggemann, Roeder, Rusch, ScharfF, Steller, Stolk, Wiesmann, Zippert, Zunke und den Damen v. Halle, Behnk und Lomax besorgt. Auch die Teilnehmer am Unterrichtskursus des Pelizäusmuseums haben uns in den schweren Jahren 1917—1919 beigestanden. Die ersten Versuche, das sich ansammelnde Material lexikalisch zu verarbeiten, fanden in den Jahren 1904 und 1905 statt; eine größere Probe, an der die Herren Burchardt, Erman, Gardiner, Junker, Roeder und Sethe mitwirkten, führten wir 1906—1908 aus. Aber die eigentliche Verarbeitung, auf der unser jetziges Werk beruht, begann erst 1909. Sie lag in den Händen der Herren Erman und Grapow, denen bis 1911 Herr Burchardt und später (seit 1924) Herr Anthes zur Seite trat. Bei dieser Verarbeitung wurden die Zettel jedes einzelnen Wortes bis ins kleinste genau nach Schreibung und Gebrauch geordnet und in Rubriken eingeteilt. Diejenigen Zettel, welche die besten Belege gaben, wurden bei jeder Rubrik ausgesondert. Damit war dem Anscheine nach alle wesentliche Arbeit getan; wenn wir die Überschriften der einzelnen Rubriken zusammstellten und ihnen die ausgesonderten Stellen als Belege einfugten, so war das Wörterbuch scheinbar fertiggestellt. Aber Druckproben, die wir mit einzelnen Abschnitten anstellten, überzeugten uns, daß dieser Weg so doch nicht gangbar war. Auch wenn man, wie wir dies bei einem Versuch von 1916 taten, nur den Text in Typendruck gab und die Belegstellen in Autographie beifugte, ergab sich noch immer ein Werk von übermäßigem Umfang. Seine Kosten würden bei den heutigen Verhältnissen des Buchdrucks so hoch gestiegen sein, daß das Wörterbuch nur ein Besitztum großer Bibliotheken geworden wäre, während es doch gerade ein Hilfsmittel für viele sein soll. So haben wir uns denn zu der Form entschlossen, die hier vorliegt. Bei ihr enthält das Wörterbuch zwar nicht alle und jede gleichgültige Einzelheit der Schreibung und des Gebrauchs, aber es bietet doch alles das, was für das Verständnis der ägyptischen Texte von Wichtigkeit sein kann und es erfüllt weiter die Forderung, die man ah jedes Wörterbuch stellen muß: es
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ist übersichtlich. Die Belegstellen werden zunächst nur als Zitate in einem Nebenbande gegeben; später soll der Wortlaut der wesentlichen Stellen in besonderen Ergänzungsbänden veröffentlicht werden. Diese Ergänzungsbände, an deren Ausarbeitung erst nach Vollendung des Wörterbuches gegangen werden kann, sollen auch Einzelheiten des Gebrauchs und der Schreibung enthalten, die hier fortbleiben mußten. Wir werden dabei besonders auch solche Dinge zusammenstellen, die für eingehendere Untersuchungen von Wichtigkeit sind, so, um nur eines anzuführen, die unzähligen Einzelheiten in den Ämtern und Titeln, Ausdrücke, die das Material für eine Verwaltungsgeschichte Ägyptens enthalten. Auf diese Weise hoffen wir den gewaltigen Stoff, den wir gesammelt haben, der Wissenschaft zugänglich zu machen, ohne daß der eigentliche Zweck des Wörterbuches, ein Nachschlagebuch zu sein, dabei gefährdet wird. Nach diesem Plane hat Herr Grapow seit 1924 das Wörterbuch umgestaltet. Seinen Entwurf haben wir noch einmal zusammen mit Herrn Sethe in allen Einzelheiten durchgesprochen. Daß das Wörterbuch so noch bis zuletzt von Herrn Sethes Scharfsinn und reicher Erfahrung Nutzen gezogen hat, sehen wir als ein besonderes Glück an; es werden nicht viele Artikel darin sein, denen seine Mitarbeit nicht zugute gekommen wäre. Die Niederschrift des endgültig redigierten Manuskriptes für den Druck hat unser dänischer Fachgenosse Herr Erichsen ausgeführt. So wie hier dargelegt ist, haben alle die genannten Herren in gemeinsamer Arbeit unser Werk geschaffen. Für die großen Opfer an Zeit und Kräften, die viele von ihnen selbstlos gebracht haben, muß sie das Bewußtsein belohnen, daß unsere Wissenschaft dadurch vorwärts gekommen ist, noch mehr sogar, als das auf den Seiten des Wörterbuches kenntlich ist. Denn eine Reihe von großen Arbeiten bleibender Bedeutung sind ja aus den Vorarbeiten zum Wörterbuche erwachsen: Sethes Ausgabe der „Pyramidentexte" und seine Bände der „Urkunden"; Gardiners „Hieratic Texts" und seine „Admonitions"; die Ar-
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bciten Junkers über die Inschriften der griechischen Tempel; Vogelsangs „Klagen des Bauern" u. a. m Daß ein großes Wörterbuch nicht ohne Lücken und nicht ohne Fehler sein kann, versteht sich von selbst, und so erwarten auch wir, daß jeder Benutzer unserer Arbeit etwas daran aussetzen wird. Zunächst, daß das Wörterbuch „nicht vollständig" ist, und in der Tat ist es das nicht. Denn wir haben wirklich nicht alle Texte, die bis heute bekannt sind, dafür verarbeitet. Einige haben wir mit Absicht fortgelassen, weil ähnliche schon zur Genüge in unserem Material vertreten waren und weil das Anhäufen unwesentlicher Zettel unsere Arbeit nur erschwert hätte. Aber auch die Texte, die sicher ertragreich geworden wären, konnten wir nicht alle in unsere Sammlung aufnehmen. Denn nach dem Kriege mußten wir die Verzettelung abbrechen, und nur Einzelnes, das besonders wichtig war, haben wir seitdem noch nachtragen können. Gern hätten wir diese Lücken nachträglich noch ausgefüllt, aber das hätte bei dem heutigen Mangel an Hilfskräften den Abschluß unserer Arbeit noch um Jahre verzögert, und dazu hielten wir uns nicht für berechtigt. Überdies hätte ja auch eine solche Verzögerung nicht zum Ziele gefuhrt, denn inzwischen werden ja schon wieder neue große Veröffentlichungen vorbereitet, deren Erscheinen einem künftigen Jahrzehnt neuen Stoff für das Wörterbuch bringen wird. So haben wir denn gehandelt, wie man bei jeder derartigen Arbeit handeln muß: wir haben ihr ein Ende gemacht, unbekümmert um das, was noch zu tun bleibt. Ein anderer Vorwurf, den man uns machen wiijd, wird sich gegen die Anordnung der Wörter richten. Unser Grundsatz, sie nach der Gestalt zu ordnen, die sie in den alten Texten haben, war nicht immer sicher durchzufuhren. Zunächst nicht bei den Wörtern, die uns nur in jüngeren Schreibungen vorliegen und bei denen also nicht zu sagen ist, welcher x-Laut, ¿-Laut, t-Laut usw. als der ursprüngliche anzusetzen ist. Hier haben wir uns bei den x-Lauten dahin entschieden, daß wir, wo ein nicht als alt zu erweisen ist, immer das p als den wahrscheinlicheren Laut angenommen haben. In anderen Fällen ließen wir uns auch
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durch die größere Häufigkeit der einen oder der anderen Schreibung leiten. Übrigens kann dadurch kein Schaden entstehen, da wir bei ernstlichen Zweifeln an den betreffenden Stellen Verweise eingefugt haben. Eine andere Schwierigkeit für die Anordnung ergab sich bei den schwachen Konsonanten, die ja auch in guten Texten sehr ungleich behandelt werden. Sind z. B. Worte wie dp.U dfiw.t^ dfijJ nur als willkürliche Schreibungen eines und desselben Wortes anzusehen oder sind es gleichbedeutende, aber doch verschiedene Formen desselben Stammes ? In solchen Fällen läßt sich nur zu oft gar nichts Sicheres sagen und es wäre ein vergebliches Bemühen, die Derivate eines Stammes äußerlich nur nach solchen Endungen sondern zu wollen. Diese und so manche ähnliche Schwierigkeiten liegen nun einmal in der mangelhaften Schrift der Ägypter begründet, und sie machen sich für uns um so mehr fühlbar, als wir ja die Formen und die Schreibungen eines Schrifttums zu behandeln haben, das sich zum mindesten über drei Jahrtausende erstreckt. Bei der Angabe der Bedeutungen haben wir uns bemüht, sie nicht schärfer zu fassen, als sie sich aus den uns vorliegenden Stellen ergaben. Es erschien uns nicht richtig, dem Benutzer des Wörterbuches eine bequeme feste Übersetzung zu bieten, wo sich mit gutem Gewissen doch nur sagen läßt, das Wort bedeute dieses oder ähnliches oder es komme in diesem oder jenem Zusammenhange vor. Was uns zur Ermittelung der Bedeutungen gedient hat, ist aus den Zitaten zu ersehen. Ohne Zweifel wird man manche gewohnte Übersetzung vermissen, insbesondere auch bei den Namen der Pflanzen und Tiere. Wir haben das, was uns nicht bewiesen schien, ohne weiteres fortgelassen, und nur in einigen Fällen haben wir bei den Zitaten auf die Erörterungen verwiesen, die in der neueren Literatur über ein Wort geführt worden sind. Auch Wörter, die sich uns als falsche Lesungen ergaben, haben wir meist unterdrückt, und nur ausnahmsweise haben wir einmal einem zweifelhaften Wesen einen Platz gegönnt, weil es in einem besonders wichtigen Texte vorkommt.
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Gern hätten wir den einzelnen Wörtern auch ihre demotischen Formen beigefugt. Aber um ein richtiges Bild eines demotischen Wortes zu geben, muß man nur zu oft mehrere Schreibungen desselben anfuhren und damit wären uns bei der Anlage unseres Werkes äußerliche Schwierigkeiten erwachsen, denen denn doch der innere Gewinn nicht entsprochen hätte. Zudem steht ja zu hoffen, daß uns bald von anderer Seite ein demotisches Wörterbuch gegeben werden wird. Die koptischen Derivate der alten Wörter haben wir durchweg angeführt, soweit uns die aufgestellten Vergleichungen unbedenklich schienen; daß dies nicht immer der Fall war und daß wir aus lautlichen Bedenken manche herkömmliche Vergleichung unterdrückt haben, wird dem Benutzer nicht entgehen. Und erst recht haben wir bei den Vergleichungen semitischer Wörter Vorsicht geübt. Von diesen haben wir außer den bekannten Lehnwörtern des Neuen Reiches nur die wenigen aufgenommen, gegen die nichts Ernstliches einzuwenden ist. Ein Verzeichnis der deutschen Wörter wird dem Nebenbande beigegeben werden.
Berlin, im Juli 1926. DIE HERAUSGEBER.
BEMERKUNGEN TÜR DEN BENUTZER
I. Die
linke
hieroglyphische
Kolumne
enthält
die
gewöhnliche Orthographie
Wortes, die zumeist auch die lautlich richtige sein und die alte F o r m wiedergeben wird.
des Ganz
ausnahmsweise haben w i r auch w o h l einmal eine Schreibung zurechtgemacht, w i e z. B. bei psj
„kochen", w o
belegt ist.
die dem koptischen n i c e
entsprechende Schreibung •
zufällig nicht
Ein kleiner Stern kennzeichnet solche Schreibungen.
II. Die rechte hieroglyphische Kolumne gibt wichtige abweichende Schreibungen, ohne daß aber bei ihnen etwa alle möglichen oder vorkommenden Zeichenkombinationen sichtigt wären.
berück-
D i e A u s w a h l ist vielfach so getroffen, daß die Schreibungen der verschie-
denen Wörter desselben Stammes sich gegenseitig ergänzen.
D i e den einzelnen Formen bei-
gesetzten Zeitangaben geben das früheste V o r k o m m e n der betreffenden Schreibung an, falls nicht ein „ n u r " oder „ a u c h " diese Zeitbestimmungen näher begrenzt. I m einzelnen bedeutet: a SP
altes Reich.
m
mittleres Reich.
n
neues Reich.
späte Schreibungen, etwa seit Dynastie 22.
s r Schreibungen der griechischen T e m p e l ; die vielfach eigentümlichen örtlichen Unterschiede
in der Orthographie konnten aus Raummangel nicht
näher angegeben
werden. Di8 } D I 9 j D i9/20; D22 bezeichnen die betreffenden Dynastien. * m , * n , *d 19/20 U s w . bedeutet: Papyrus des mittleren (des neuen) Reiches, der D y n . 19 und 20 (also die eigentlich neuägyptischen Handschriften) usw.
III. In der mittleren Kolumne, die V o r k o m m e n , Bedeutungen usw. jedes Wortes enthält ist für die Gruppierung dieser A n g a b e n durch A B C . . . ,
I. II. III. . . . , a b c . . . , a ß y . .
durch Ein- und Ausrücken usw. getan, was möglich war, u m die Ubersicht und das bequeme A u f f i n d e n zu erleichtern.
W i r möchten aber ausdrücklich bemerken, daß die F o l g e
A B C
oder I. II. III. usw. über die wortgeschichtliche Entwicklung der Bedeutungen keine A n g a b e n machen soll. Das schließt nicht aus, daß unsere nach praktischen Gesichtspunkten erfolgte G r u p pierung vielfach doch mit der richtigen wortgeschichtlichen O r d n u n g zusammenfallen kann. Im übrigen haben wir, u m Platz zu sparen, eine größere Anzahl v o n Zeichen und A b kürzungen verwenden müssen:
XIV 1. Bei den Verben sind in der Regel nur die schwachen und geminierenden Stämme sowie dieKausativa ausdrücklich als solche gekennzeichnet worden: III. inf., II. gem., Kaus. 3 rad. usw. 2. K o p t. bezeichnet die koptischen Vergleichungen, bei denen s b a f die Dialekte des Sahidischen, Boheirischen, Achmimischen, Fayumischen kenntlich macht, und a 1 1 k., a 1 1 k o p t. Formen des sog. Altkoptischen bezeichnet. Bei den Vergleichungen mit Wörtern aus anderen Sprachen erklären sich die Abkürzungen von selbst. 3. Die wichtigen Angaben über das zeitliche Vorkommen jedes Wortes oder einer Redensart oder einer bestimmten Bedeutung, die wir so genau wie möglich nach dem uns vorliegenden Material gegeben haben, sind durch untergesetzte Wellenlinien gekennzeichnet. Wir haben dafür folgende Abkürzungen gewählt: A R = Altes Reich (in der Regel mit Ausschluß der besonders bezeichneten Pyramidentexte). alt = altes Wort, Wort der alten Sprache (das auch- noch später vorkommen mag oder auch nur in späteren Niederschriften vorliegt), alte relig. Lit. = Wort aus der alten religiösen Literatur (etwa der alten Rituale, der Mundöffnung usw., deren Niederschriften jung sein können). Amarna = bei Wörtern, die auf die Amarnainschriften und ihre Zeit beschränkt sind. Äth. = Wörter der älteren Äthiopischen Inschriften (Pianchi und seine Zeit). D 1 8 , D 1 9 , D 2 0 , D 22 = die entsprechenden Dynastien; dabei werden Wörter aus D 20 zumeist aus dem Tempel Ramses' III. in Medinet Habu stammen, der sprachlich und orthographisch eine Sonderstellung einnimmt. D 22 bezeichnet die inhaltlich so merkwürdigen Inschriften aus Dyn. 22 und Folgezeit. D 1 8 (Zaub.) — Zaubertexte aus Handschriften der Dyn. 18, deren Text älter sein kann. Gr. = Inschriften der griechisch-römischen Zeit, vor allem der großen Ptolemäertempel von Dendera, Edfu, Philae, Esne, Ombos u. a., aber auch sonstiger Texte dieses Zeitraums. Das vielfach auf einen bestimmten Tempel ganz oder überwiegend beschränkte Vorkommen eines Wortes ließ sich nicht kurz angeben. Der Zitatenband wird das nachholen. Königsgr. = die religiöse Literatur des Amduat, des Pfortenbuches, der Sonnenlitanei und ähnliches aus den thebanischen Königsgräbern. Lit. M R = die Literatur des Mittleren Reiches, auch die nur in jüngeren Niederschriften erhaltene (wie z. B. Admonitions, Lehre des Duauf usw.). Lit. N R = die Literatur des Neuen Reiches, soweit sie nicht rein neuägyptisch ist. Lit. Sp = die späte und späteste, zumeist religiöse Literatur (also Apophisbuch, Festgesänge der Isis und Nephthys und anderes). Math. == die mathematischen Papyrus (mathem. Handbuch, die Berliner Bruchstücke u. ä.). M R = Inschriften des Mittleren Reiches. Med. = die medizinische Literatur. Nur bei dem Papyrus Berlin 3038 ist zumeist noch ein ( D 1 9 ) zugefügt, um ihn von den alten und guten Texten wie Ebers, Edwin Smith, Kahun u. a. zu sondern. N R = Inschriften des Neuen Reiches, und zwar a) zusammenfassend bei einem Wort usw., das von D 1 8 — D 20 belegt ist; b) allgemein bei Texten, deren genauere zeitliche Bestimmung uns nicht möglich war. Nä = die Texte (Papyrus und Inschriften) neuägyptischen Sprachcharakters, bis hinab zum Anii, Amenemope u. ä. Pyr. = die Pyramidentexte. Sait. = Texte aus der 26. Dynastie.
XV Sargt. = die religiösen und ähnlichen Texte auf den Särgen des Mittleren Reiches (einschließlich der Listen der Sargbeigaben auf den Gerätefriesen dieser Särge). Sp = die sog. Spätzeit, bei der Metternichstele und ähnlichen Texten. Weiter alles, was sich nach dem Ausgang des Neuen Reiches nicht als D 22 ff., Äth., Gr. usw. zeitlich genauer bestimmen läßt. Spätäth. = im Gegensatz zum Äth. der Pianchizeit die Inschriften des Nastesen, des Harsijotef und dergleichen. Totb. = das Totenbuch, in der Regel das des Neuen Reiches und der Folgezeit; aber auch allgemein für Texte, die schon in alten Niederschriften (wie z. B. Spruch 17) vorliegen. Weste., Westcar = Papyrus Westcar, der aus sprachlichen Gründen besonders gekennzeichnet ist. Zaub. — Zaubertexte; zumeist mit einem Zusatz: D 1 8 ; N R u. ähnl. 4. Die vorstehenden Zeitangaben sind in verschiedener Weise verwendet: S e i t N R oder: b e l e g t s e i t N R bezeichnet ein Wort (eine Bedeutung u. ähnl.) als belegt von D 18 an bis Gr. N R — S p besagt, daß das betreffende Wort nur innerhalb dieser Grenzen vorkommt, also noch nicht vor dem Neuen Reich und nicht mehr griechisch. N R ; G r heißt: nur im Neuen Reich belegt und griechisch. Fehlt eine dieser Zeitbestimmungen, so soll das bedeuten, daß ein Wort (und ebenso ein bestimmter Gebrauch u. ähnl.) seit den ältesten Texten bis in die griechischen Tempelinschriften hinein belegt ist. Zuweilen haben wir gleichwohl „belegt seit Pyr." angegeben, in Fällen, wo man ein solches Alter nicht erwarten würde oder aus ähnlichen Gründen. 5. Die Transkriptionen der ägyptischen Wörter (und ebenso der seltenen babylonischassyrischen) sind im Text der Mittelkolumne unterstrichen. Ebenso eine arabische Ziffer, wenn diese die Umschreibung einer hieroglyphischen Zahl darstellt oder im Text eines Beispiels sonst vorkommt. Alle nicht unterstrichenen arabischen Ziffern beziehen sich auf die Zitate des Nebenbandes; auch die gelegentlich in der Kolumne der Schreibungen angeführten Ziffern (vgl. z. B. S. 402). 6. „ " Anführungsstriche im Text bezeichnen einmal vereinzelte zitierte Worte, die als solche hervorgehoben werden sollen. Weiter aber auch Wiedergaben hieroglyphisch mitgeteilter Redensarten oder Beispiele, die wir nicht als wörtliche Ubersetzungen, sondern nur als Umschreibungen des Sinnes gelten lassen können. Schließlich haben wir auch eine Reihe von herkömmlichen zurechtgemachten Namen wie „Aton", „Imhotep", „Soker", „Cheriheb", „Sobek" und andere auf diese Weise als willkürlich und wohl unrichtig gekennzeichnet. 7. Außer den vorstehend erklärten Zeichen und Abkürzungen haben wir im deutschen Text der Mittelkolumne noch eine größere Zahl von Kürzungen verwendet, die sich zwar für den Benutzer großenteils von selbst verstehen, deren einige aber doch im folgenden kurz erläutert werden mögen: ä., ä h n l . = ähnliches, ähnlich. A b k. = Abkürzung, b e s. = besonders. Bez. = Bezeichnung, d g 1. = desgleichen, dergleichen, e i g 1 1 . = eigentlich, f f. = folgende, f o l g . = folgende, folgendes. G e g s. = Gegensatz. G r. § = Erman, Äg. Grammatik8 § j e m., j e m d . = jemand. K g . = König. K g n. = Königin. N., N.N. = Name, o. = oder. o. ä. = oder ähnlich, s o g e n . = sogenannter, u. ä. = und ähnlich, u. a. = und anderes, u. a. m. = und anderes mehr, u r s p r. = ursprünglich, u s w. = und so weiter, v a r. = Variante, v i e 11. = vielleicht, v e r s c h. = verschiedene, v g 1. = vergleiche. z u s. = zusammen.
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IV. Das Wörterbuch ist nicht nach Wurzeln, sondern nach Wörtern geordnet. Infolgedessen sind die /»-Bildungen bei m und die Kausativa mit s bei i aufgenommen. Stämme, deren r sich in j gewandelt hat, sind fast immer mit r aufgenommen: also ptr bei ptr und nicht etwa bei p t j . Aber mj „gleichwie" steht unter mj\ und nicht seiner alten Form mr wegen unter m r. Die zusammengesetzten Wörter sind im allgemeinen bei dem Bestandteil aufgenommen und ausführlich behandelt, bei d6m man sie unbefangen suchen wird oder bei dem sie am schnellsten gefunden werden. Also stehen die zusammengesetzten Präpositionen wie m si, hr tp usw. beim zweiten wesentlichen Bestandteil, und wiederum die häufigen Verbindungen mit den Adjektiven auf - j (wie imjirjusw.) beim ersten Teil, wo man zugleich einen Uberblick über die wichtigsten Bildungen derselben Art erhält. Aber streng durchgeführt ist diese Behandlungsweise der zusammengesetzten Ausdrücke nicht: manche werden doppelt aufgenommen sein, alle wesentlichen hoffentlich einmal. Nichts ist schwerer, als in diesen Dingen streng schematisch zu verfahren.
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