Wörterbücher in der Diskussion IV: Vorträge aus dem Heidelberger Lexikographischen Kolloquium [Reprint 2011 ed.] 9783110959918, 9783484391000

The present collection is the fourth and last volume in a series titled »Dictionaries Under Discussion« (cf. Lexicograph

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German Pages 378 [380] Year 2000

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Table of contents :
Vorwort
Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit, am Beispiel der „Magia Naturalis“ von Giovan Battista Deila Porta
Lexikographie und Begriffsgeschichte. Probleme, Paradigmen, Perspektiven
Digitale Dialektik: Chancen und Probleme mittelhochdeutscher Wörterbücher in elektronischer Form
Toward the Formulation of a Metalexicographic Founded Model For National Lexicography Units in South Africa
Propagandainstrument Wörterbuch. Zur lexikografischen Methodik im Nationalsozialismus
„Tironische Noten sortiren ...“. Zur Lexikographie der lateinischen Stenographie
Dichtung und Wahrheit in der Geschichtsschreibung. Lexikographie im Dienste historischer Erkenntnisfindung, dargestellt am Beispiel Luthers
Zur Hypertextualisierung von zweisprachigen Wörterbüchern. Einige Vorschläge am Beispiel des Sprachenpaares Deutsch-Polnisch
Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern. Ein Beitrag zur Theorie der Wörterbuchform
Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse
Nachwort
Anhang: Abstracts und Résumés
Namenregister
Sachregister
Recommend Papers

Wörterbücher in der Diskussion IV: Vorträge aus dem Heidelberger Lexikographischen Kolloquium [Reprint 2011 ed.]
 9783110959918, 9783484391000

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W m G E A P m C A

Ma!oSr

LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Supplements ä la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie

Edited by Sture Allen, Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Ulrich Heid, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta 100

Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX)

Wörterbücher in der Diskussion IV Vorträge aus dem Heidelberger Lexikographischen Kolloquium Herausgegeben von Herbert Ernst Wiegand

Max Niemeyer Verlag Tübingen 2000

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme f Lexicographica / Series maior] Lexicographica: supplementary volumes to the International annual for lexicography / publ. in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX). Series maior. - Tübingen : Niemeyer. Früher Schriftenreihe Reihe Series maior zu: Lexicographica 100. Wörterbücher in der Diskussion IV. - 2000 Wörterbücher in der Diskussion IV: Vorträge aus dem Heidelberger Lexikographischen Kolloquium / hrsg. von Herbert Ernst Wiegand. - Tübingen : Niemeyer, 2000 (Lexicographica : Series maior; 100) ISBN 3-484-39100-6

ISSN 0175-9264

© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2000 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druckvorlage: Matthias Kammerer, Karlsruhe Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Industriebuchbinderei Nädele, Nehren

Inhalt

Herbert Ernst Wiegand Vorwort

1

Laura Balbiani Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit, am Beispiel der „Magia Naturalis" von Giovan Battista Deila Porta

3

Jochen A. Bär Lexikographie und Begriffsgeschichte. Probleme, Paradigmen, Perspektiven

29

Johannes Fournier Digitale Dialektik: Chancen und Probleme mittelhochdeutscher Wörterbücher in elektronischer Form

85

Rufus H. Gouws Toward the Formulation of a Metalexicographic Founded Model For National Lexicography Units in South Africa

109

Ulrike Haß-Zumkehr Propagandainstrument Wörterbuch. Zur lexikografischen Methodik im Nationalsozialismus

135

Martin Hellmann „Tironische Noten sortiren ..." Zur Lexikographie der lateinischen Stenographie

155

Anja Lobenstein-Reichmann Dichtung und Wahrheit in der Geschichtsschreibung. Lexikographie im Dienste historischer Erkenntnisfindung, dargestellt am Beispiel Luthers

175

Krzysztof Petelenz Zur Hypertextualisierung von zweisprachigen Wörterbüchern. Einige Vorschläge am Beispiel des Sprachenpaares Deutsch-Polnisch

203

Herbert Ernst Wiegand Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern. Ein Beitrag zur Theorie der Wörterbuchform

233

Werner Wolski Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

303

VI

Inhalt

Herbert Ernst Wiegand

Nachwort

349

Anhang: Abstracts und Resumes

355

Namenregister Sachregister

365 369

Herbert Ernst Wiegand Vorwort

Schneller als erwartet kann hier der vierte und letzte Band mit zehn Vorträgen aus dem Heidelberger Lexikographischen Kolloquium vorgelegt werden. Damit ist eine Serie von Bänden mit dem Titel „Wörterbücher in der Diskussion" (vgl. Lexicographica. Series Maior 27, 70, 84) abgeschlossen, in der sich die Autorinnen und Autoren sowie der Herausgeber bemüht haben, der Wörterbuchforschung neue Impulse in allen ihren Forschungsgebieten zu geben. Insbesondere die beiden letzten Bände sind auch Wegeskizzen für Wege der Forschung ins nächste Jahrtausend. In diesem Band sind Vorträge veröffentlicht, die während des Wintersemesters 1997/98 und während des Sommersemesters 1998 gehalten wurden. Ich danke Laura Balbiani, Jochen A. Bär, Johannes Fournier, Rufus H. Gouws, Ulrike Haß-Zumkehr, Martin Hellmann, Anja Lobenstein-Reichmann, Krzysztof Petelenz und Werner Wolski, den Autorinnen und Autoren dieses Bandes, für ihre Mitarbeit im Kolloquium und weiterhin dafür, daß sie ihre Vorträge in die gewünschte schriftliche Form gebracht haben. Mein Dank gilt weiterhin Matthias Kammerer, der die Druckvorlage für diesen Band hergestellt und das Namen- und Sachregister erarbeitet hat. Oberurff, im September 1999

Η. E. W.

Laura Balbiani Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit, am Beispiel der „Magia Naturalis" von Giovan Battista Deila Porta

1 2 3 4 5 6

Voraussetzung: Zwei desiderata der historischen Fachsprachenforschung Die „Magia Naturalis": ein europäischer Fachtext Lexikographische Datenerhebung und -darstellung Wege und Ziele der Datenerschließung Die Europäismenthese Schlußbemerkungen

7 7.1 7.2 7.3 8 8.1 8.2 8.3

Literatur Wörterbücher Quellen Sonstige Literatur Anhang Verzeichnis der lateinischen Lemmata Verzeichnis der deutschen Fachtermini Verzeichnis der italienischen Fachtermini

1 Voraussetzung: Zwei desiderata der historischen Fachsprachenforschung

Das 16. und 17. Jahrhundert sind für die Fachsprachengeschichte von besonderer Bedeutung: Da leben Alchemie und Chemie, Astrologie und Astronomie, Glauben an die Auctoritates und Drang nach empirischem Beweis nebeneinander fort, manchmal sogar in ein und demselben Text. Es ist eine Zeit der Umwandlung und des Umbruchs, die Zeit vieler neuer Entdeckungen und der sich emanzipierenden Wissenschaften, die auch sprachlich neue Anforderungen stellten. Eine facettierte und höchst interessante Epoche, gekennzeichnet durch eine kaum überschaubare Fülle von Texten aller Art, die aber wenig Beachtung in der Fachsprachenforschung gefunden hat. Nur eine geringe Anzahl von Texten aus dieser Zeit ist untersucht worden, und in den Studien, die auch einen historischen Überblick anbieten, werden diese Jahrhunderte immer nur flüchtig behandelt. Mit einem Verweis auf Dürer und Kepler wird die frühe Neuzeit meistens erledigt; manchmal wird auch Paracelsus erwähnt, oder die reiche Übersetzungsliteratur des Barock, aber kaum mehr. Diese erste Feststellung, die Wahrnehmung dieser Lücke, hat mich dazu veranlaßt, gerade einen Text aus dieser Zeit zu analysieren. In den neueren sprachhistorischen Arbeiten ist die Verknüpfung zwischen „Sprachgeschichte und Kulturgeschichte" immer deutlicher erhoben worden. So lautete z.B. auch der Titel eines internationalen Symposiums, das 1997 hier in Heidelberg stattfand (9.-11. Oktober 1997). Diese Position ist in der neuen „Deutschen Sprachgeschichte" von Peter von Polenz (1994) vertreten, oder in der „Sprachgeschichte des Neuhochdeutschen" von Andreas Gardt, Klaus Mattheier und Oskar Reichmann (1995). Hier läßt sich auch die von Hugo Steger (1988, 86) durchgeführte Verknüpfung von Wort- und Begriffsgeschichte einreihen, die eine sehr ausgeprägte europäische Komponente aufweist, da er von „europäischen Begriffen und Wörtern" redet. Die gewünschte Europäisierung der Sprachgeschichte ist für

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Laura Balbiani

die frühe Neuzeit von wesentlicher Bedeutung: Kultur hatte tatsächlich im 16. und 17. Jahrhundert eine europäische Dimension. Das Wissen - und die Wissenschaft - gehörte einer Gelehrtengemeinschaft, die die nationalen Grenzen weit überstieg. Bildungsreisen waren für diese Gelehrten üblich, auch für die Italiener, die nach Deutschland, Spanien und Frankreich wanderten, während Ausländer selbstverständlich nach Italien kamen. Die Briefwechsel wurden immer größer und umfassender; der Buchdruck ermöglichte eine erstaunlich schnelle Verbreitung der Texte, die oft ausländischen Verlegern direkt anvertraut wurden. Ausländer spielten zum Beispiel eine große Rolle bei der römischen Accademia dei Lincei und in der Verbreitung paracelsischer Themen in Italien;1 das Prag Rudolfs II. und der Kreis um Christina von Schweden ein paar Jahrzehnte später in Rom übten eine große Anziehungskraft aus (Evans 1980; Troncarelli 1985); Mathematiker, Astronomen, Alchemiker und Ärzte wanderten von einem Hof zum nächsten, auf der Suche nach reichen Gönnern oder auf der Flucht vor der Inquisition.2 Der Edelmann und Alchemiker Francesco Maria Santinelli läßt seine Werke in Lyon drucken; 3 Gregorio Letis „Von dem Leben und Wandel Frauen Olimpiae Maldachini", das Klatschgeschichten vom päpstlichen Hof enthielt, erschien innerhalb eines Jahres, 1666, auf Italienisch, Französisch, Deutsch, Niederländisch und Englisch (dazu Barcia 1981); alchemische Handschriften, die dann später in Berlin auftauchen, werden von dem Schwaben Lorenz Natter in Florenz gesammelt und nach Petersburg gebracht.4 Und das sind nur einige Beispiele dieser Internationalität. Auch die deutsche Sprachgeschichtsforschung hat diese Verflechtungen wahrgenommen und zeigt an den wechselseitigen Beziehungen zu anderen europäischen Sprachen Interesse. Gewünscht wird „eine Ausweitung des Gegenstandsbereiches sprachhistorischer Betrachtung, eine Europäisierung bzw. Internationalisierung der Sprachgeschichte", so Mattheier (1995, 7); weitere Ansätze sind bei Schmitt (1995), Panzer (1993) und Braun/Schäder/ Volmert (1990) zu finden. Insbesondere liegen die Folgen für die historische Fachsprachenforschung auf der Hand: Fachsprachen kann man nicht mehr als eine rein nationale Angelegenheit betrachten. Fachbezogenes Wissen war das Anliegen einer mindestens zweisprachigen - gelehrten europäischen koine, die sich immer in regem Austausch befand. Die ausgeprägte Internationalität des Wissens, zusammen mit der gemeinsamen Grundlage des Lateins als Gelehrten- und Wissenschaftssprache läßt u.a. auch semantische Vernetzungen vermuten, gemeinsame Eigenschaften und parallele Verfahren im Umgang mit termini technici und in der Erweiterung und Spezialisierung des fachbezogenen Wortschatzes der westeuropäischen Einzelsprachen. Diese Verflechtung zum Vorschein zu bringen wird die Aufgabe einer vergleichenden Fachsprachenforschung sein. Zur Rolle der ausländischen Mitglieder der Accademia dei Lincei vgl. Gabrieli (1989), Clericuzio/De Renzi (1995) und Ricci (1994). Mit der Verbreitung des Paracelsismus in Italien beschäftigten sich u.a. Ferrari (1982) und Galluzzi (1982). So ergeht unter anderen Otto Tackenius (bevor er seßhaft in Venedig wird), Francesco Giuseppe Borri, Johann Baptista van Helmont, Johann Eck, Athanasius Kircher (ihm wohl aus anderen Gründen), Angelo Sala, Leonhard Thurneysser. Seine alchemischen Gedichte „Delle poesie. Divisa in Sonetti Heroici, Amorosi, Morali, Scientifici e Sacri" und der „Androgenes Hermeticus" erscheinen 1680 in Lyon bei Johannes de Trevis, sowie auch andere seiner späteren Werke. Zum Beispiel die Federicus Gualdus zugeschriebene Handschrift „Philosophia hermetica". Beschreibung und Geschichte der Handschrift liefern Runkel (1931, I, 297-299 und 330-350) und Frick (1973, 244-246 und 275-285).

Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit

5

Untersuchungen für das 17. Jahrhundert und eine europäische Perspektive der Fachsprachenforschung sind also die beiden Forschungslücken. Wie sie unter lexikographischem Blickwinkel ausgefüllt werden könnten, möchte ich jetzt anhand meiner Untersuchung zu Giovan Battista Deila Portas „Magia Naturalis" kurz demonstrieren.

2 Die „ M a g i a Naturalis": ein europäischer Fachtext

Der Neapolitaner Giovan Battista Deila Porta (1535-1615) 5 stand jahrzehntelang im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Europas: Er unterhielt Beziehungen zu zahlreichen Gelehrten aus verschiedenen Ländern und war als Universalwissenschaftler, und vor allem als Astrologe und Alchemiker sehr berühmt. Er wurde Mitglied der Accademia dei Lincei, bekam von Rudolf II. eine Einladung nach Prag, die er aber sehr diplomatisch ablehnte (angeblich aus gesundheitlichen Gründen, vermutlich weil er genau wußte, daß er das, was der Kaiser von ihm verlangte, nicht herstellen konnte, d.h. den lapis philosophorum). Der französische Jesuit Jean Bodin (1580, 233) machte die Inquisition auf ihn aufmerksam; Kepler (1616), Horky (1610, 135-136; 158-159), Sitio (1611, 221-223; 238-240) und Lagalla (1612, 329) sahen ihn, und nicht Galileo Galilei, als den eigentlichen Erfinder des Fernrohres an; seine Experimente mit dem Magneten wurden von William Gilbert (1600) aufgegriffen und fortgeführt, worüber Deila Porta sich sehr empörte, nicht nur weil Gilbert gegen ihn heftig polemisierte, sondern auch weil er vieles von ihm abgeschrieben hatte ohne ihn als Quelle anzugeben. Deila Porta rächte sich, indem er das Plagiat in der italienischen Ausgabe von 1611 seiner „Magia Naturalis" anzeigte und ihn als „barbaro Inglese" beschimpfte. Deila Portas Werke hatten großen Erfolg und erlebten eine erstaunlich schnelle und kapillare Verbreitung in den europäischen Ländern. Sie wurden überall gelesen, zitiert und abgeschrieben, und das kann man vor allem von seinem ersten Werk behaupten, der „Magia Naturalis" in vier Büchern, das im Mittelpunkt meiner Analyse steht. Sie erschien 1558 lateinisch in Neapel und erlebte innerhalb eines Jahrhunderts 58 Drucke (so viele konnte ich wenigstens ausfindig machen) in fünf verschiedenen Sprachen: Im Jahr 1560 wurde sie nämlich ins Italienische übersetzt (zwölf Drucke zwischen 1560 und 1628), 1565 ins Französische (etwa sechzehn Drucke zwischen 1565 und 1631), 1566 ins Niederländische (zwei Drucke), erst 1612 ins Deutsche. Eine zweite, zu zwanzig Büchern erweiterte Ausgabe wurde erst 1589 gedruckt, auch ins Englische übersetzt - also eine neue Zielsprache - und 35 Mal wieder gedruckt. Insgesamt haben wir fast hundert Drucke in hundert Jahren. Der Text, der eine Art populärwissenschaftlicher Bestseller wurde, betrifft verschiedene Bereiche des damaligen Wissens: Ackerbau, Medizin, Alchemie, geometrische Optik - dies

5

Für weitere biographische Angaben über Deila Porta sei nur auf die reiche Bibliographie verwiesen, die Gabrieli (1989), das DBI oder die letzten Studien über ihn anbieten, u.a. Clubb (1965) und Muraro (1978). Bemerkenswert ist, daß jetzt sogar eine Deila Porta-Homepage in Internet zu finden ist. Diese Web-Seiten „John Baptist Porta, Natural Magick" beruhen auf dem Engagement des Amerikaner Scott Davis, haben jedoch keinen wissenschaftlichen Anspruch. Gemessen daran, ist das Interesse an diesen Seiten allerdings erstaunlich, wie die hohe Anzahl von Links zeigt.

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Laura Balbiani

ist der modernste und bahnbrechendste Teil - bis hin zur Kochkunst und Körperpflege. Der junge Deila Porta (er war erst dreiundzwanzig als er das Werk zum ersten Mal in Druck gab) sammelte darin die Früchte seiner Ausbildungszeit und seiner Beschäftigung mit der damaligen Philosophie der Natur. Im Mittelpunkt seines Interesses stehen die „Wunderwercke natürlicher Dinge", d.h. alle Phänomene, die Wunder und Erstaunen in den Zuschauern bzw. Lesern erregen und die durch die „Kunst" des „Magus" (im Sinne von Weisen und Philosophen) reproduzierbar sind. Nach einer theoretischen Einleitung (erstes Buch), in der er die grundlegenden Begriffe der Naturwelt erläutert (Elemente, Signaturenlehre, geheime Tugenden usw.), widmet er sich der Alchemie (drittes Buch), der Spiegelkunst (viertes Buch), dem Ackerbau und vielen anderen Bereichen des Alltags im buntgemischten zweiten Buch. Vorherrschend ist die traditionelle und leicht rezipierbare Form der Rezeptsammlung. Das Buch lasen Adlige und Bürger, Wissenschaftler und Gelehrte, so Galileo Galilei, Johann Kepler, Isaac Newton, Francis Bacon, Knorr von Rosenroth (der die erweiterte Fassung ins Deutsche übersetzte), de Peiresc, Athanasius Kircher, Grimmelshausen, später Goethe bis hin zu Michel Foucault und Umberto Eco in unseren Tagen. 6 Dichter und Schriftsteller wie Harsdörffer, Spee und Lohenstein rezipierten es ebenso wie die Verfasser der zahlreichen Wunder- und „Hausväter"-Bücher wie Wolfgang Hildebrand, Johann Coler, Michael Bapst von Rochlitz und Johann Wecker. Deutliche Spuren der Rezeption Deila Portas habe ich nicht nur in Italien und Deutschland, sondern auch in Frankreich und England sehr gut verfolgen können. Man kann ruhig behaupten, daß Deila Portas „Magia Naturalis" ein hervorragendes Beispiel europäischer Fachliteratur aus dem 16./17. Jahrhundert darstellt. Dieser Text hat dazu noch den Vorteil, daß er nicht zu umfänglich ist (die lateinische Erstfassung beträgt etwa zweihundert Seiten), so daß eine Gesamtwürdigung des Textes möglich war: Mir ging es um einen Text als geschlossene, kommunikative Einheit, und nicht um eine Analyse von Bruchstücken oder von mehr oder weniger willkürlich ausgewählten Textteilen. Das lateinische Original wurde in verschiedene europäische Sprachen übersetzt: Den fachsprachlichen Wortschatz der deutschen Übersetzung der „Magia Naturalis" zu untersuchen und ihn mit dem italienischen Text vergleichend zu beschreiben wurde das Ziel einer größeren Untersuchung. 7 Zu diesem Zweck wurden die deutsche und die italienische Fassung der ersten Ausgabe der „Magia Naturalis" maschinenlesbar gemacht und vollständig exzerpiert. Die Eingabe über optische Leseverfahren (OCR) erwies sich als unmöglich: Die deutsche Fraktur war zu unregelmäßig und die italienische Kursivschrift zu dünn und un6

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Eine systematische Untersuchung der Rezeption Deila Portas fehlt. Die einzige Ausnahme bildeten einige Aufsätze, die während der Tagung „Giovan Battista Deila Porta" vorgetragen wurden („Giovan Battista Deila Porta nell'Europa del suo tempo" 1990). Sie skizzierten die Rezeption in Deutschland, Frankreich und bei einigen Autoren, werden der Weite des Themas jedoch nicht annähernd gerecht. Weiteres und Umfassenderes jetzt in Balbiani (1999). Titel der Untersuchung: „Die deutsche Übersetzung der ,Magia Naturalis' (1558) von Giovan Battista Deila Porta. Sprache, Wissenschaft und Kultur in der frühen Neuzeit". Sie wurde von Oskar Reichmann (Heidelberg) und von Barbara Stein Molinelli (Mailand) betreut. Die Arbeit, die auf der vergleichenden Analyse der deutschen und der italienischen Übersetzung basiert, untersucht Deila Portas Werk als dynamische Verflechtung von textintemen und textextemen Elementen. Die Anwendung verschiedener Analyseansätze läßt viele Faktoren abwechselnd in den Vordergrund treten, unter anderem den geschichtlichen und kulturellen Kommunikationsrahmen, Quellen und Rezeption des Textes, die Strategien zur Wissensvermittlung, die sehr modern erscheinen, bedeutende semantische und lexikalische Verschiebungen der Fachlexik usw.

Methoden und Ziele der lexikographischen

Erschließung

von Fachtexten der frühen

Neuzeit

7

scharf, so wurde der Text manuell eingegeben und von verschiedenen Korrektoren gelesen. Mit Hilfe eines besonderen Software-Programms wurden dann, in einer zweiten Phase, alle termini technici in dem jeweiligen Kontext erfaßt und nach Fachgebieten registriert. Das Programm (TACT Database 1.2, Copyright 1990 by John Bradley and Livio Presutti), erwarb ich per Internet von der University of Toronto. Es handelt sich um eine kleine und einfache, ausschließlich in DOS zu benutzende Software, die man in ein paar Stunden erlernen und dementsprechend schnell anwenden kann. Selbstverständlich mußte sie an die deutsche und lateinische Schrift angepaßt werden, d.h. dem alphabetischen Zeichenverzeichnis des Programms mußten die Schriftzeichen hinzugefügt werden, die für das Deutsche und Lateinische üblich sind (Vokale mit Umlauten, scharfes S, Ligaturen), sowie auch die Symbole, die ich zur Auszeichnung der Fachtermini benutzen wollte. Hinterher war es möglich, ein alphabetisches Verzeichnis aller im Text enthaltenen Wörter (mit Vorkommenshäufigkeit) und getrennte Listen der Fachwörter (zuerst nach Fachbereich, dann alphabetisch geordnet) zu bekommen; ich konnte einzelne Wörter aussuchen und sie mit einem beliebig langen Kontext exzerpieren sowie auch statistische Daten über die Häufigkeit ihres Vorkommens, wiederkehrende Verbindungen, Verteilung im Text usw. schnell erlangen. Auf eine automatische Lemmatisierung habe ich verzichtet: Dazu hätte ich weit größere und kompliziertere Programme gebraucht, deren Erlernung und Adaptation an das Altitalienische, Frühneuhochdeutsche und Latein viel zu lange gedauert hätte. Da die Bearbeitung des Textes nur eine Vorstufe der eigentlichen Untersuchung darstellte, durfte man nicht zu viel Zeit damit verlieren. Als aber die Verarbeitung des deutschen Textes zu Ende ging, wurde auch deutlich, daß es nur in Rückgriff auf die lateinische Quelle möglich war, die Beziehungen der Texte untereinander richtig zu verstehen und die übersetzerische Leistung einschätzen zu können. Die lateinische Erstausgabe mußte daher als tertium comparationis dienen: Sie wurde als Grundlage gesetzt, obwohl das eine wesentliche Transformation von Methoden und Analyseverfahren nötig machte, und auch vollständig exzerpiert. Dieser Text war in einer sehr deutlichen und großen antiqua gedruckt, so habe ich es wieder mit dem Scanner versucht, aber vergebens: Nach den ersten Versuchen mußte ich feststellen, daß es viel länger dauerte, den eingescannten Text zu verbessern, als ihn selber einzutippen. Ergebnis der Exzerption und Ausgangspunkt der lexikographischen Verarbeitung waren etwa 1700 lateinische Fachwörter mit durchschnittlich zehn Belegen pro Wort, also 17.000 Belegstellen im lateinischen Text, plus zweimal so viele äquivalente Belegstellen in den Übersetzungstexten.

3 Lexikographische Datenerhebung und -darstellung

Das erste und nächste Problem war, diese Datenmenge so zu organisieren, um sie überhaupt zugänglich und leicht überschaubar zu machen. Da es unmöglich - und auch überflüssig war, im Rahmen meiner Untersuchung alle 1700 Fachwörter zu analysieren, entschied ich mich dafür, nur einen Prozentsatz davon einer genaueren Untersuchung zu unterziehen, so daß ein vernünftiges Verhältnis von Informationsqualität und Quantität der untersuchten

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Laura Balbiani

Lemmata gewahrt blieb. Die lateinischen Lemmata bilden so die sprachliche Basis, worauf die Quellenbelege und die betreffenden, in den Übersetzungen vorkommenden Heteronyme zurückgeführt werden. So wurde ein text- und fachwortschatzbezogenes, dreisprachiges, semasiologisches Wörterbuch geplant. Verschiedene historische Wörterbücher, textbezogene Glossare sowie auch mehrsprachige Nachschlagewerke wurden zu Rate gezogen, um eine optimale Mikrostruktur für die Wörterbuchartikel herauszuarbeiten. Die größte Anregung fand ich im „Frühneuhochdeutschen Wörterbuch", dessen Mikrostruktur eine sehr feine Untergliederung aufweist, die, meiner Meinung nach, den richtigen Mittelweg einschlägt zwischen einer nur sehr allgemeinen und zusammenfassenden Darstellung des lexikalischen Materials und einer Ausführlichkeit, die zu einer kaum noch überschaubaren Zersplitterung der Lemmabeschreibung führt: Beispiele in beiden Richtungen sind uns wohl bekannt, z.B. das „Mittelhochdeutsche Wörterbuch" von Lexer und das von Benecke/Müller/Zarncke auf der einen Seite, das „Leipziger Althochdeutsche Wörterbuch" von Frings oder das DWB auf der anderen, wo man manchmal gezwungen ist, Dutzende von Spalten ganz durchzulesen, bevor man die gewünschte Angabe findet. Mein Ziel war es also, eine lexikographische Struktur zu schaffen, die trotz ihrer Komplexität flexibel und lesbar bleiben sollte. Ein Problem war auch die graphische Gestaltung, da ich es mit drei Sprachen zu tun hatte, die miteinander verglichen werden mußten. Das Ergebnis war die in Abbildung 1 dargestellte Artikelstruktur. MIKROSTRUKTUR DER ARTIKEL LEMMA (LATEINISCH) - Angaben zur Morphologie - Wortart - Häufigkeitsangabe (in runde Klammern gesetzt) - diatechnischer Symptomwert (Artikelkopf rechts) 1. Bedeutung - Bedeutungserläuterung 1. Spalte

2. Spalte

3. Spalte

alle Textstellenangaben des lateinischen Textes, event, mit Belegen (wo interessant oder nötig)

entsprechende Heteronyme im deutschen Text mit Textstellenangabe

entsprechende Heteronyme im italienischen Text mit Textstellenangaben

- typische Syntagmen (der drei Sprachen) - onomasiologische Vernetzungen des Lemmas 2. Bedeutung wie oben n. Bedeutung wie oben - EVENTUELLE WORTBILDUNGEN UND ABLEITUNGEN (SUBLEMMA) - Häufigkeitsangabe - Bedeutungserläuterung

Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit

1. Spalte

2. Spalte

3. Spalte

alle Textstellenangaben des lateinischen Textes, event, mit Belegen (wo interessant oder nötig)

entsprechende Heteronyme im deutschen Text mit Textstellenangabe

entsprechende Heteronyme im italienischen Text mit Textstellenangaben

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- typische Syntagmen (der drei Sprachen) - onomasiologische Vernetzungen des Sublemmas Abb. 1 Jeder Artikel bietet allgemeine Angaben zum Lemma an und listet die verschiedenen Bedeutungen auf, die dem Lemma zugeschrieben werden können. Ein dreisprachiger Belegblock bildet den Schwerpunkt. Hier werden für jede Bedeutung eines Terminus die entsprechenden Belegstellen der Quelle, zusammen mit den Äquivalenten der anderen zwei Sprachen angegeben. Auf die im Text belegten syntagmatischen und paradigmatischen Vernetzungen, deren Wichtigkeit auch für die mehrsprachige Lexikographie unbestritten ist, wurde nicht verzichtet. Alles sei aber besser an einem Beispiel veranschaulicht (Artikel insitio, Abb. 2). t.t. bot.

insitio, onis f. (18) >Pfropfung< >innesto< insitio (1,9, 14,40) (1, 15,23,7) (2, 1,35,4) insitio, quam emphyllismon vocant (2, 1, 36, 1) (2, 2, 38, 19) (2, 2, 38, 23) (2, 2, 38, 25) (2, 2, 39, 8) (2, 2, 39, 34) (2, 2, 40, 25) nouo insitionis modo (2,3,42, 8) (2,3,42,16) (2,3,41,39) insitiones reiterando (2, 4, 45, 8) (2, 6, 48, 34) (2, 6,48, 36) (2, 6,49, 6) (2, 6,50, 19)

das andere ingeleibet werden (1,61) im pßantzen (1, 93) v. insitio oder Impffung (2, 8) die Impffung so man insitionem oder emphytismon nennet (2, 11) insition oder Impffung (2, 21) insitionen oder impffungen (2, 22) insitionen (2,22) insition oder Impffung (2, 24) Impffung (2, 27) Impffung (2, 31) auffein ander weis (2, 36) Pfropffgewächs (2, 37) Pfropffung (2, 35) impffs zum offtermal (2,48) impffen (2, 61) insition oder Impfung (2, 61) insition oder Ineinung (2, 62) vom pfropffen (2, 67)

n. übszt (14v) nell'innestare (22T) innestamento (32v) l'inesto, il qual chiamano Emphyllismo (33v) innesto (36r) innesti (36r) innesti (36r) innesto (36v) innesto (37r) innesto (38r) nuouomodo d'innestare (39v) quiui (39v) innesto (39r) innesto (42v) innesti (45v) innesto (45v) innesto (46r) innesto (47r)

Syn.: adulterium, coitus3, mixtura4 Abb. 2 Da ich vom Latein ausging, bereitete die Lemmatisierung der lateinischen Termini nur geringe Schwierigkeiten und hatte hinzu noch den Vorteil, daß das Verarbeiten komplexer lautlicher und graphematischer Lemmatisierungsverfahren unterbleiben konnte, die in ande-

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Laura Balbiatii

ren historischen Wörterbüchern eine bedeutende Rolle spielen (zu Lemma und Lemmatisierungsproblemen vgl. Reichmann 1986, 64-74; Wiegand 1983; Wolski 1989). Das Lemma, die erste Position des lexikographischen Artikels, erscheint in der der lateinischen Lexikographie geläufigen Form, d.h. versehen mit den entsprechenden flexionsmorphologischen Angaben: Nom. und Gen. Sing, für Substantive, die zwei bzw. drei Endungen des Singulars für Adjektive, die gewöhnlichen Formen des Paradigmas für die Verben; Adverbien bleiben unflektiert. Neben der Wortartzugehörigkeit (erste Position nach dem Lemma) steht in runden Klammern die Angabe der absoluten Häufigkeit des lateinischen Lemmas, die maschinell berechnet wird. Die nächste Angabe (selbe Zeile, rechts) betrifft den fachsprachlichen Bereich, dem das Lemma zuzuschreiben ist (Symptomwert). Sie ist angegeben mit der Abkürzung t.t., terminus technicus, und dem Fachbereich (auch in abgekürzter Form). Diese Positionen befinden sich alle auf einer einzigen Zeile, bilden den Artikelkopf und beziehen sich immer auf das Lemma als Ganzes. Ist das nicht der Fall, bleiben hier die Positionen leer und die Angaben werden je Bedeutungserläuterung angesetzt: Bei Symptomwertangaben kommt das z.B. besonders häufig vor. Die nächste Position ist die Erläuterung der Bedeutung, wie sie aus dem Text heraus festzustellen ist. Sie erfolgt in zwei Sprachen, im heutigen Deutsch und Italienisch, so daß Benutzer beider Sprachgemeinschaften im Wörterbuch nachschlagen können. Auch bei der Auswahl der Abkürzungen wurde darauf geachtet, daß sie für alle verständlich sind, meistens in Anlehnung an das Latein. Bei monosemen Wörtern kommt nur eine einzige Position vor, bei polysemen Einheiten werden mehrere Erläuterungspositionen angesetzt, je nach Anzahl der aus dem Text gewonnenen Bedeutungsansätze. Schwierig gestaltete sich vor allem die Unterscheidung der verschiedenen Sememe eines Terminus und ihre Abgrenzung. Der Gebrauch einiger Termini war im 16./17. Jahrhundert noch schwankend, besonders im Bereich der geometrischen Optik, die sich gerade in der Zeit als selbständige Disziplin entwickelte, und es war manchmal nicht einfach zu verstehen, was Deila Porta mit einem Wort eigentlich gemeint hat. In dieser Hinsicht waren Syntagmen und onomasiologische Vernetzungen von primärer Bedeutung, sowie auch die metalexikographischen Kommentare des Autors. Interferenzen mit dem heutigen Wissen wurden dabei möglichst vermieden und durch historische Kenntnisse über die damalige Wissenschaft und Vergleiche mit ähnlichen Texten ersetzt. Die verschiedenen im Text belegten Bedeutungen werden dann untereinander aufgelistet und numeriert. Die Anordnung erfolgt nach einem Fachsprachlichkeitskriterium: Die fachsprachliche Bedeutung steht vor der allgemeineren, die eigentliche Bedeutung steht vor der abgeleiteten oder der in übertragenem Sinne. Der Bedeutungserläuterung werden manchmal semantische Kommentare hinzugefügt, die dazu beitragen, die internen Bezüge zwischen den angesetzten Bedeutungen besser darzustellen, und die dem Benutzer Hinweise über die Lemmaanwendung anbieten (es handelt sich meistens um die gewöhnlichen lexikographischen Abkürzungen wie: allgemein, extensional usw. oder um Hinweise auf übertragene Bedeutungen, Phraseme und Kollokationen). Die Erläuterung bietet so oft wie möglich ein syntaktisch substituierbares Äquivalent des Lemmas, d.h. es werden endozentrische Erläuterungen bevorzugt. Wenn das ungenügend oder nicht möglich ist, besteht die Erläuterung aus einer Reihe partieller Synonyme oder aus einer nicht endozentrischen phrastischen Beschreibung. Unter der Erläuterungsposition befindet sich der Belegblock, der wichtigste Teil des Artikels. Die Darstellung in drei Spalten ermöglicht es, die Belege der drei verschiedenen

Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit

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Texte leicht überschaubar aufzulisten und sie miteinander zu vergleichen. 8 In der ersten Spalte links werden alle Textstellen der Quelle untereinander aufgelistet, d.h. alle Belege des Lemmas im lat. Text, die der vorangehenden Bedeutung zuzuschreiben sind; in der mittleren Spalte die in der deutschen Übersetzung vorkommenden Heteronyme; in der Spalte rechts die Heteronyme der italienischen Übersetzung (immer mit Textstellenangaben). Der Belegblock bildet den Hauptteil des Artikels: Er kann sich von einer einzigen Zeile (Lemma mit einem einzigen Beleg - Beispiele in Abb. 3 und 4) bis auf mehrere Seiten ausdehnen (sehr häufig vorkommende Termini). Ein Vorteil dieser Darstellung besteht darin, daß der Belegblock in zwei verschiedene Richtungen gelesen werden kann: einmal vertikal (einzelsprachig), einmal horizontal (mehrsprachig). Jede Spalte listet alle in einem Text vorkommenden Heteronyme des lateinischen Lemmas auf, gewährt also einen Blick auf die von jedem Sprachsystem angebotenen Äquivalente des Lemma-Terminus. Intralinguale Synonyme, Nicht-Übersetzung eines Fachwortes, Zugriff zu Fremdwörtern, Wortbildungen usw. sind auf einen Blick erkennbar. Horizontal dagegen bietet jede Zeile einen Ansatz zur vergleichenden Untersuchung an: Die interlingualen Äquivalente stehen nebeneinander, so daß Abweichungen, Fehlübersetzungen, parallele Übersetzungsverfahren unmittelbar zum Vorschein kommen. Dabei werden Unterschiede und Ähnlichkeiten im fachsprachlichen Wortschatz, in der Auswahl der Heteronyme und in der Behandlung der termini technici hervorgehoben. Folgende Positionen, die den lingualen Apparat des Lemmas beschreiben, vervollständigen den Belegblock. Viel Gewicht wird auf die syntagmatischen Verbindungen des Lemmas gelegt (typische Syntagmen, Genitivfügungen). Onomasiologische Vernetzungen (Synonyme, Antonyme, bedeutungsverwandte Wörter) liefern ebenfalls einen wesentlichen Beitrag für die Unterscheidung der Bedeutungen und deren Anwendungsbereich; auch bieten sie Verweise auf andere, an das Wortfeld des Lemmas angrenzende Einheiten. Weitere Einzelheiten, die das Layout der Artikel und die graphische Hervorhebung der einzelnen Positionen betreffen, sind den hier angeführten Beispielen direkt zu entnehmen. Das Wörterbuch wurde durch ein Verzeichnis der untersuchten Lemmata ergänzt, wo neben dem Lemma die Wortartzugehörigkeit, die Vorkommenshäufigkeit, den Polysemiegrad (d.h. die Anzahl der Bedeutungen des Lemmas) und die Symptomwerte angegeben werden, und durch zwei Register der Fachtermini beider Ausgangssprachen: Sie listen die italienischen und deutschen Fachwörter alphabetisch geordnet auf und verweisen auf den lateinischen Lemma-Terminus bzw. die lateinischen Lemma-Termini des Wörterbuchs (s. Anhang). Das ermöglicht den Zugang auch für Benutzer, die nur vom italienischen oder vom deutschen Text ausgehen, ohne die lateinische Quelle zu berücksichtigen. Diese vergleichende Analyseperspektive, die von der Gelehrtensprache ausgeht und dann verschiedene Nationalsprachen miteinbezieht, überschreitet die Grenzen der Nationalphilologien und geht entschieden in die Richtung einer Europäisierung der Fachsprachenforschung. Hinzu kommt, daß die hier verwendete Artikelstruktur als Matrix benutzt werden kann: Was hier nur auf zwei Sprachen beschränkt ist, könnte man beispielsweise auch auf andere „Magia Naturalis"-Übersetzungen ausdehnen. Der Artikelkopf bis zu der Bedeutungserläuterung und den onomasiologischen Vernetzungen könnten beibehalten werFür eine kontrastive interlinguale Analyse des Belegmaterials plädierten schon Hartmann (1980; 1985) und Marello (1989, 78).

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Laura Balbiani

den. Man müßte nur Spalten des Belegblocks ersetzen, wenn man andere Zielsprachen vergleichen möchte, oder eine neue Spalte hinzufügen, um das Sprachenspektrum zu erweitern. Aus solchen Vergleichen sind Unterschiede und Abweichungen zwischen den Zielsprachen, also etwa das Auseinanderdriften der verschiedenen Nationalfachsprachen, viel leichter wahrzunehmen.

4 Wege und Ziele der Datenerschließung

Mein besonderes Anliegen war, die Lemmata nicht aus ihrem Kontext heraus zu lösen und sie abstrakt zu analysieren, sondern sie als Teil einer sprachlichen und außersprachlichen Umgebung zu beschreiben. Daher kam die Entscheidung, den Text als Ganzheit und als kommunikative Einheit zu untersuchen, und er wurde einer integrativen Analyse unterzogen, die dann den Rahmen der Gesamtuntersuchung prägte. Es wurden textexterne Merkmale wie Textentstehung und Quellen untersucht, die Intention des Autors, die für die Textsorte bestimmend ist, die Kommunikationsform usw., sowie auch textinterne Elemente: Makro- und Mikrostruktur des Textes, Illokutionsebene und andere textlinguistische Faktoren. So kamen die Beziehungen zwischen Lexikographie, Textlinguistik, Soziolinguistik und Fachsprachenforschung immer deutlicher zum Ausdruck. Aus dem so verarbeiteten Material war klar ersichtlich, daß Lexikographie das Ziel einer Analyse darstellen kann, aber gleichzeitig auch ein sehr geeigneter Ausgangspunkt ist, um den Gesamttext terminologisch fundiert zu analysieren. Dabei habe ich mich immer an das lexikographische Material gehalten, d.h. jeder einzelne Abschnitt meiner Untersuchung stützt sich ständig auf Textbelege und auf das eben beschriebene Wörterbuch. Es wurde allmählich deutlich, welche Möglichkeiten zur Erschließung von Fachtexten der lexikographische Analyseansatz anbieten kann. Traditionelle Bereiche der Sprachgeschichte finden darin selbstverständlich reiches Belegmaterial, z.B. Studien über Fremdwörter, Präfigierung und Suffigierung, Morphologie im allgemeinen, oder stilistische Studien, die Metaphern, zwei- oder mehrgliedrige Formeln und Prosatextsorten als Analysegegenstand haben. Oder auch statistische Untersuchungen der Fachlexik, z.B. der Vorkommenshäufigkeit verschiedener Wortarten, die z.B. eine wichtige Komponente in der Fachsprachenforschung der ehemaligen DDR darstellten. Der Vergleich der verschiedenen übersetzerischen Leistungen ist dagegen für die Übersetzungstheorie von Bedeutung. Abgesehen von diesen traditionellen Bereichen der historischen Sprachwissenschaft, bietet das lexikographische Material zahlreiche Belege für die Wissenschaftsgeschichte und gewährt uns einen Einblick in die Sprach- und Wissenschaftsauffassung des Autors. Sehr auffällig in einer Mikrostruktur wie der hier entwickelten sind Lemmata, die in den Zielsprachen in der gleichen bzw. auf ganz andere Weise wiedergegeben wurden, die also bedeutende Konvergenzen und Divergenzen in der Heteronymenauswahl hervorheben (kontrastive Fachsprachenforschung). Besonders interessant fand ich die Feststellung überraschender - wenn auch zum Teil schon vermuteter - Übereinstimmungen in vielen Artikeln, die mich dazu veranlaßt haben, die Fachsprachen der Wissenschaft als europäisch zu bezeichnen und die sogenannte Europäismenthese wiederaufzunehmen. Diese These finden

Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit

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wir u.a. in Reichmann 1991 und 1993 schon formuliert, und zwar in dem Aufsatz „Europäismen im Wortschatz von Einzelsprachen".

5 Die

Europäismenthese

Anhand einiger Wörterbuchartikel möchte ich jetzt auf die Europäismenthese etwas näher eingehen, und das tue ich am Beispiel der Lemmata: ellipsis, hiperbole und parabola. hiperbole, es f. (1)

t.t. geom.

>Hyperbel, unendliche, ebene Kurve des Kegelschnitts< >iperbole, curva aperta ottenuta dall'intersezione di un cono con un piano parallelo all'asse< hiperbole (4, 15, 151, 23) hyperbolen oder die Ubermaß (4, 417) hiperbole (137r)

Abb. 3 Zusammen mit der Hyperbel und der Ellipse ist die Parabel der dritte traditionelle Kegelschnitt. Alle drei Kurven entstehen durch den Schnitt eines geraden Kreiskegels mit einer Ebene. Die drei Benennungen gehen auf das Griechische zurück, und bedeuten wörtlich >ÜberschußMangel, das Auslassen< und >das Nebeneinanderhalten, -werfenEllipse, geschlossene Kurve des Kegelschnitts< >ellisse, curva piana chiusa ottenuta da una sezione conica< ellipsis (4, 15, 151, 24)

die ellipsin oder den Abgang (4, 417) elipsimi (137r)

Abb. 4 Hiperbole ist nur einmal in der „Magia Naturalis" belegt (Abb. 3): In der Übersetzung wird zuerst das gelehrte Fremdwort übernommen, und dann, nach dem Verbindungswort „oder", ein deutsches Heteronym hinzugesetzt. So waren alle Übersetzer und Fachleute bislang vorgegangen, außer Dürer, der die erwähnte Verdeutschung vorgeschlagen hatte. Für ellipsis (auch nur einmal belegt, s. Abb. 4) hatte es dagegen einige Vorschläge gegeben, 12 die neben dem lateinischen Wort überliefert wurden. Es ist deshalb interessant, die hier hinzugefügten Heteronyme zu untersuchen: „Ubermaß" zu hiperbole und „Abgang" zu ellipsis. Einerseits bleiben sie dem Etymon sehr nahe: Der Übersetzer versucht, die ursprüngliche Bedeutung mit Wörtern aus der Gemeinsprache wiederzugeben. Auffällig ist aber, andererseits, daß die Wahl der Heteronyme auch dem Einfluß einer anderen Fachsprache unterliegt, eben der der Rhetorik, die dem Übersetzer wahrscheinlich vertrauter war als die Geometrie: „Ubermaß" ist ein Synonym zu Hyperbel als dichterischer Übertreibung, während „Abgang", das auch »Verlust, Schwund< bedeutete, 13 an den Auslassungssatz erinnert. Diese Anlehnung an die Redekunst verwundert uns nicht, da diese Polysemie in den lateinischen Lemmata bereits enthalten war, auch wenn das zweite Semem in unserem Text nicht belegt ist. parabola, ae f. (7) 1. >Parabel, unendliche, ebene Kurve des Kegelschnitts< >parabola, curva piana ottenuta dall'intersezione di un cono con un piano parallelo a una sola delle sue generatrici< t.t. geom. Parabolen (4, 15, 151,24) parabolen (4,417) parabola (137r) 2. >Parabolspiegel< >specchio paraboloidico< Parabola (4, 15, 151, 18) p. das ist ein gleichung oder Nebenhaltung (4, 416) (4, 15, 151, 29) parabola (4, 417) (4, 15,151, 34) parabola (4,418) Parabolce segmento (4, 15, 151,9) segmento Parabolas (4,415) parabola sectio (4, 19, 155, 22)

parabolam sectionem (4, 431)

3. >belehrende Erzählung, Parabel< >racconto allegorico, esempio< Enigmatum, parabolis et verborum (1,0, 2, 20) Retzeln und parabolen (1,7)

t.t. geom. n. übszt (137r) parabola (137r) parabola (137r) pezzo di specchio rettangolare (136v) parabola (140v) t.t. rhet. Vorrede n. übszt

Abb. 5 12

13

Schirmer (1912) bucht, unter anderem, „ablanger Cirkel", „ermangelnde Kegellinie", „Langrundung". DWB, ÜBERMASZ [...] 4. excess, übertreibung. ABGANG [...] B.l.b verlust, Schwund; [...] C.l das fehlen, der mangel. Vgl. auch FWB, Abgang [...] 8. >Schwund, Minderung, Nachlassen und 10. >Verlust, Abzug, Wertminderung^

Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit

15

Auch für parabola ist ein ähnliches Verfahren festzustellen (Abb. 5). Das Lemma ist siebenmal im Text belegt, und nur bei seinem ersten Vorkommen wird eine Übersetzung angeboten, und zwar in einer dreigliedrigen Formel („parabola, das ist ein gleichung oder Nebenhaltung"), in den anderen Fällen wird das lateinische Fremdwort einfach übernommen und als Benennung des Parabolspiegels fast wie ein Eponym behandelt. Dreigliedrigkeit ist im Text sehr selten vertreten: Daß sie gerade in diesem Fall vorkommt, ist ein weiterer Hinweis auf die Unschlüssigkeit des Übersetzers, dessen Wortschatz wahrscheinlich kein vollwertiges fachsprachliches Äquivalent enthielt. Das erste Heteronym findet gleichzeitig im Bereich der Rhetorik Verwendung (die Parabel der Evangelientexte, die als Gleichnis zu verstehen ist), wie auch im Bereich der Mathematik, wo die Gleichung das >Nebeneinandersetzen< von zwei Größen in Gleichheitsrelation ist - die erste Möglichkeit scheint aber wahrscheinlicher, auch weil der deutsche Übersetzer im Bereich der Geometrie und Mathematik offensichtlich nicht sehr bewandert war, wie an verschiedenen Textstellen deutlich zu merken ist. Das zweite Heteronym ist eher etymologisch und geht auf den Parallelverlauf der Linie beim Kegelschnitt zurück. Daß der Übersetzer von seinem Verdeutschungsversuch offenbar nicht begeistert war, beweist die Tatsache, daß er danach nicht mehr vorkommt und das Fremdwort unbestritten die Stellung hält. Dies bestätigt auch das Adjektiv paraboleus/licus (Abb. 6), auf dessen Verdeutschung er gänzlich verzichtet. paraboleus/licus, a, um adj. zu parabola 1 (2)

t.t. geom.

>parabolisch, parabelförmig< >parabolico, a forma di parabola< Parabolea Sectio (4, 15, 151, 16) parabolea sectio (4,416) portio parabolica (4, 15, 151,22) parabolica sectio (4,416)

questa parte (136v) rett 'angola ouer

parabolica (137r) Abb. 6 Im Italienischen werden alle Fachwörter mit der lateinischen Graphie („hiperbole") und Flexion („elipsimi") übernommen, was auch auf eine noch nicht vollzogene Einbürgerung schließen läßt.14 Die sehr enge lexikalische Verwandschft der italienischen Sprache mit dem Latein ermöglicht es dem Verfasser, alle Termini mühelos aufzunehmen, und die drei Einheiten sind immer noch im Wortschatz der Geometrie und der Stilistik vorhanden. Auffällig ist das Fortbestehen der lateinischen Bezeichnungen in beiden Sprachen, vor allem aber im Deutschen, wo es zahlreiche Übersetzungsversuche gegeben hatte, insbesondere für ellipsis: Wenn sich eine der Verdeutschungen durchgesetzt hätte, wäre das betroffene Zeichen eindeutig geworden, wie es oft bei fachlichen Einheiten der Fall ist. Die lateinischen termini haben sich aber überall durchgesetzt, und das Fremdwort wird nicht nur übernommen und assimiliert, sondern auch das semasiologische Feld der Ausgangssprache bleibt auch im Deutschen - sowie im Italienischen, im Französischen und im Englischen identisch,15 so daß die deutsche Sprache sich mit anderen europäischen Sprachen in der Ausdrucks- und in der Inhaltsseite parallel entwickelt hat.16

14 15

Battaglia und Cortelazzo/Zolli buchen tatsächlich die Erstbelege für iperbole bei Barbaro (1556) und Galilei (1612), und für ellisse bei Baldi (vor 1617) und Galilei (1623). Vgl. Duden und Treccani: unter jedem der drei Lemmata sind immer nur diese zwei Bedeutungen angegeben, wobei für ellipsis im heutigen Italienisch meistens zwei Lemmata angesetzt werden,

16

Laura Balbiani

Das Lemma epilepsia liefert ein anderes aufschlußreiches Beispiel für einen Europäismus (Abb. 7-ausnahmsweise sind hier, nach dem eigentlichen Artikel, auch die Belegstellen der Synonyme angeführt). epilepsia, ae f. (2)

t.t. med.

>Fallsucht, Epilepsie< >epilessia< epilepsia (1,14, 20, 36) epilepsia (4, 20, 157)

fallende Sucht (1, 84) fallende sucht (4, 438)

Syn.: passio lunatica, morbus comitialis, caducus, passio

mal caduco (20r)

epilepsia (143r) caducorum

III cui caducus hcereat (2, 1, 37, 14) comitialis morbus

den fallenden siech tag haben (2, 17) die fallend sucht (4,437)

nicht übszt (35r)

sollen den Fallsüchtigen gut seyn (4, 437) fallendt sucht (4, 450)

giouano a mali comitiali (142v) passioni lunatiche

(142v)

(4,20, 157, 19) comitialibus

prosunt

(4,20, 157, 23) passio lunatica (4, 22, 161, 6)

mal comitiale

caducorum passio (4, 22, 160, 10) fallende kranckheit (4,447)

(146r) mal caduco (145r)

Abb. 7 Das Wort epilepsia war dem klassischen Latein nicht so geläufig, es wurde nur als Glosse für den griechischen Terminus in Übersetzungen benutzt und kam erst in spätlateinischen Texten in Gebrauch. 17 Im Latein waren andere Bezeichnungen üblich: „morbus comitialis" und „(morbus) caducus", zum Beispiel, die als halbfachliche Einheiten weiterexistierten und dem französischen mal comitial und dem italienischen mal caduco (beide gemeinsprachlich) zugrunde liegen. Die gelehrte Form epilepsia wird dann allmählich in alle westeuropäischen Sprachen als gelehrtes Fachwort aufgenommen: it. epilessia, frz. epilepsie, dt. Epilepsie, engl, epilepsy. Daneben sind aber zahlreiche halbfachliche oder gemeinsprachliche Bezeichnungen belegt. In der deutschen Übersetzung wird epilepsia, sowie auch die Gesamtheit der intralingualen Synonyme, immer mit demselben deutschen Heteronym wiedergegeben: „fallende Sucht". Die italienische Übersetzung ist dem Lateinischen sehr nahe und weist fast immer die entsprechenden Ausdrücke auf („passiones lunaticae" > „passioni lunatiche", „morbus comitialis" > „mal comitiale", usw.). Bei den zwei eigentlichen Belegen für epilepsia ist aber eine Abweichung festzustellen: Einmal wird epilepsia in noch nicht assimilierter Form gebraucht, sonst finden wir „mal caduco", was der deutschen „fallenden Sucht" entspricht, denn im Italienischen kommt das Adjektiv „caduco" vom Verb „cadere", >fallen Phantasie). b),Semem' heißt hier die beschreibungssprachliche Fassung aller auf einen gemeinsamen semantischen Nenner zu bringenden (d.h.: übereinstimmende Seme aufweisenden) Belegbedeutungen. (Als ,Seme' oder auch .semantische Aspekte' werden hier

Lexikographie

und Begriffsgeschichte.

Probleme, Paradigmen,

Perspektiven

33

sememkonstitutive Ausdrücke oder syntagmatische Ausdrucksverbindungen der Beschreibungssprache verstanden.) Definition 4:

a) .Signifikant' heißt hier die Reduktion aller Signeme auf einen gemeinsamen ausdrucksseitigen Nenner (wobei das Resultat dieser Reduktion hinsichtlich seiner Zeichengestalt in der Regel identisch ist mit der Zeichengestalt der einzelnen Signeme 3 ). b) .Signifikat' heißt hier die Gesamtheit aller Sememe.

D i e das Signifikat konstituierenden S e m e m e können in Relation zueinander gesetzt und zur Kennzeichnung dieser Relation indiziert werden. Gemeint ist damit die in vielen Wörterbüchern gängige Praxis, das Signifikat (alpha)numerisch zu gliedern. Im folgenden gilt (wenn nicht auf konkrete Artikel in Wörterbüchern, die anders gliedern, B e z u g g e n o m m e n wird) eine lineare Gliederung, die durch tiefgestellte arabische Indexzahlen z u m Ausdruck gebracht werden kann: Das Signifikat >a< ist eine Gesamtheit von S e m e m e n >a[< bis >anai_nai< bis >an< gehörenden Signeme können entsprechend als αϊ bis a n ausgedrückt werden. Zeichengestalt und Bedeutung gehören untrennbar zusammen. Eine Belegbedeutung ist daher nicht unabhängig von einer Belegzeichengestalt, ein S e m e m nicht unabhängig von einem Signem, ein Signifikat nicht unabhängig von einem Signifikanten zu konstatieren. Denn wenn die Bedeutung die Beschreibung der Zeichengestaltverwendung ist, s o kann bei ihrer Formulierung nicht davon abgesehen werden, daß jede Zeichengestalt in spezifischen Kotextrelationen steht, die bei unterschiedlichen Zeichengestalten zwar vergleichbar sein können, aber nie identisch sind. Das bedeutet: Unterschiedliche Ausdrücke können unter keinen Umständen dieselbe

Bedeutung haben, sondern nur übereinstimmende

Bedeutungen;

es gilt Definition 5:

3

4

a) ,Synonymie' bzw. .partielle Synonymie' heißt hier die Tatsache, daß zwei unterschiedliche Signeme a% und by semantisch ganz bzw. teilweise übereinstimmen (will sagen: daß die beschreibungssprachlichen Fassungen ihrer Verwendungsregeln ganz bzw. teilweise identisch lauten ). b) Die solchermaßen übereinstimmenden Sememe werden hier .Homosememe' genannt; ihr Unterschied besteht selbst bei völliger Übereinstimmung (Identität der beschreibungssprachlichen Fassung) zumindest darin, daß sie verschiedenen Signemen zugehören. c) Homosememe sind als Sememe zerlegbar in unterschiedliche semantische Aspekte (vgl. dazu Def. 3b), die hier als ,Homoseme' bezeichnet werden. d) Weisen zwei Signifikate >a< und >b< lediglich je ein Homosemem auf, so heißen die Wörter α und b hier ,Monosynonyme' (sie werden ,monosynonym' oder ,einfach-

Dem Signifikanten entspricht im Wörterbuch die Lemmazeichengestaltangabe für einen gesamten Wortartikel, dem Signem die (in der Regel unterbleibende) Lemmazeichengestaltangabe für eine bestimmte Bedeutungsposition. Berücksichtigt man diese Tatsache, so wird deutlich, daß es Fälle geben kann, in denen ein Signem sich vom Signifikanten unterscheidet. So beim Artikel arten im Frühneuhochdeutschen Wörterbuch: Während unter arten 1 - 3 nur Bedeutungsangaben gemacht werden, erfolgt unter arten 4 zuerst eine modifizierte Lemmazeichengestaltangabe mit vorangestelltem lexikographischem Kommentar: „als Partizip II: geartet beschaffen, geartet, angelegt" (FWB 2, 189). Damit wird angezeigt, daß das Wort arten in einer bestimmten, hier als Nr. 4 angegebenen Einzelbedeutung (einem Semem) nur in der ausdrucksseitigen Form geartet vorkommt. (Vgl. auch FWB 2, 119 s. v. arm 16 sowie ebd. 1607 s. v. bäbstlich 4 und 5.) ,,[D]ie Formulierungsparallelen [in den beschreibungssprachlichen Fassungen der Einzelbedeutungen] machen eine interpretative Zusammenfassung der [...] Bedeutungsansätze möglich" (Lobenstein-Reichmann 1998, 26).

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Jochen Α. Bär synonym' verwendet); weisen ihre Signifikate mehr als je ein Homosemem auf, so ist hier die Rede von ,Polysynonymen' (die Wörter werden .polysynonym' oder ,mehrfachsynonym' - und zwar entsprechend der Anzahl der Homosememe: .zweifach-', .dreifach-' ... ,n-fachsynonym' - verwendet).

Durch den Terminus Homosemem wird der Tatsache Rechnung getragen, daß eine bestimmte Wortbedeutung (ein Semem) nie unabhängig von den übrigen Bedeutungen (Sememen) desselben Wortes ist, anders gesagt: daß die Tatsache der Verwendung eines Wortes in einem Kotext stets mitbeeinflußt ist vom gesamten Signifikat des Wortes. Es ist nicht gleichgültig, welches von zwei oder mehreren synonymen Wörtern in einem bestimmten Zusammenhang verwendet wird: Selbst wenn vom Denotat her kein Unterschied zu konstatieren ist, so spielen doch Konnotationen, stilistische Färbungen usw. eine Rolle, und zumindest konnotativ verbunden ist mit der konkreten Verwendung eines Wortes immer auch die Gesamtheit seiner Verwendungsregeln. An einem Beispiel: In anderem Zusammenhang (Bär 1999) angestellte Untersuchungen haben ergeben, daß in der deutschen Frühromantik die Wörter Nation und Volk synonym verwendet werden. Beide können unter anderem bedeuten: >Gruppe von Menschen, die durch kollektives Zusammenwirken eine einheitliche, geschlossene, kohärente Kultur hervorbringen oder bereits hervorgebracht haben< {NationxIVolk\, vgl. Bär 1999, 413 und 507). Dabei handelt es sich jedoch nicht um dasselbe Semem, sondern um zwei Homosememe >Nation]< und >Volk!), - die Angabe typischer Syntagmen (im Artikel eingeleitet durch die Sigle Synt.), zu denen als Sonderfall die Prädikationen (Präd.) - also Zuschreibungen der Form χ istlmußlsoll usw. - gehören,

7

8

Vgl. die Arbeiten von Reichmann (1989), Lobenstein-Reichmann (1998) und Bär (1997; 1998; 1999, 343ff.) zu diesem Thema. Gemeint sind solche Wörter, die mit dem zu belegenden Wort kollokativ, indessen nicht unmittelbar syntagmatisch verbunden sind, und die das zu belegende Wort auch nicht kotextuell ersetzen könnten (also nicht bedeutungsverwandt mit ihm sind). Sie können damit prinzipiell zu anderen Wortarten als das zu belegende Wort gehören.

Jochen Α. Bär

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- die Angabe kotextcharakteristischer Wörter (im Artikel eingeleitet durch die Sigle Ktx.) und kotextcharakteristischer Syntagmen (im Artikel eingeleitet durch die Sigle Ktx. Synt.) sowie - die Angabe typischer Wortbildungen (im Artikel eingeleitet durch die Sigle Wbg.). Darüber hinaus werden für jede angesetzte Bedeutung entsprechende Belege zitiert, weitere durch Nennung der Belegstelle angegeben. Zur Anlage und Ausführung solcher Artikel vgl. Bär (1998, 180ff. und 1999, 365ff.) sowie im vorliegenden Beitrag das Beispiel Phantasie unter Punkt 5. Im einzelnen erfordert die Erstellung eines solchen Artikels sechs Arbeitsgänge, die am Beispiel des Basislexems erläutert werden, aber entsprechend auch für die Untersuchung der bedeutungsverwandten Wörter gelten. 2.2.1.1 Das Basislexem (hier: Phantasie) wird nach der vorstehend beschriebenen Methode semantisch analysiert: 2.2.1.1.1 Alle vorhandenen Belege werden der Reihe nach 9 in den Computer in eine Arbeitsdatei eingegeben 10 , wobei sie zugleich erstmals komplett gesichtet werden. 2.2.1.1.2 Sie werden daraufhin am Bildschirm - wo auch alle anderen nachfolgend beschriebenen Schritte erfolgen - erneut komplett durchgelesen und nach verschiedenen semantischen Aspekten vorsortiert, die zur Orientierung und Arbeitserleichterung bereits vorläufig beschreibungssprachlich gefaßt werden können. Beispiel 2:

>Vorstellungskraft< Der Dichter (...] braucht nicht die ganze Figur hinzustellen; er kann nur den Theil zeichnen, und indem er die Schilderung desselben der Empfindung seines Lesers wichtig macht, diesen nöthigen, das Fehlende selbst auszumahlen. Sobald es ihm nun gelingt, ζ• Β. in der Schilderung einer weiblichen Gestalt durch einen einzelnen Zug das Herz desselben zu gewinnen, so vollendet alsdann seine Phantasie von selbst nach demselben Maassstab und in demselben Charakter auch die ganze übrige Figur und kommt also dem Dichter dadurch auf halbem Wege entgegen. HUMBOLDT: HD 1799, 152 f. (153, L). [...] Laputa ist nirgends oder überall, liebe Freundin; es kommt nur auf einen Akt unsrer Willkühr und unsrer Fantasie an, so sind wir mitten darin. F. SCHLEGEL: GP 1800,117/332. 11

10

11

Das Belegmaterial, das der gegenwärtigen Beispieluntersuchung des Lexems Phantasie zugrundeliegt, besteht in der Hauptsache aus exzerpierten Belegzetteln, die einen bestimmten Textausschnitt präsentieren (vgl. Bär 1998, 167ff.; 1999, 533ff.). Diese sind in erster Ordnung alphabetisch sortiert (wodurch sämtliche vorhandenen Phantasie-Bdege an einer Stelle im Zettelkasten versammelt sind), in zweiter Ordnung nach Einzelquellen, in dritter Ordnung textsukzessiv (nach Seitenzahlen). Auf diese Weise ist beim Durcharbeiten des Materials pro Einzelquelle eine gewisse textuelle Kohärenz gewährleistet; wo größere Argumentationsgänge für die Semantik eines Einzelwortes entscheidend sind, wurden Textausschnitte in der Regel einfach fortlaufend verzettelt, so daß im Nach Vollzug keine Informationslücken entstehen. - In Ergänzung des bei Bär (1998) und (1999) beschriebenen Korpus liegen inzwischen einige Quellen in maschinenlesbarer Form, nämlich auf den CD-ROMs Die deutsche Literatur von Lessing bis Kafka (Digitale Bibliothek 1) und Die europäische Philosophie von Piaton bis Nietzsche (Digitale Bibliothek 2) vor, wodurch eine Volltextrecherche möglich wird. Die Hauptmasse der Belege in Zettelform wird nach altbewährter Methode von Hand abgeschrieben (sie zu scannen lohnt sich aufgrund der Vielfalt der anfallenden Drucktypen - darunter verschiedene Originalfrakturschriften des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts - nur sehr bedingt), die bereits maschinenlesbaren Texte werden gewissermaßen pro Einzelwort nachexzerpiert, d.h. am Bildschirm werden Textausschnitte gewählt und in die Arbeitsdatei kopiert. Aus drucktechnischen Gründen wird hier und im folgenden bei Belegzitaten auf die Wiedergabe des überschriebenen e zur Umlautkennzeichnung sowie des langen s oder Schaft-s verzichtet.

Lexikographie

und Begriffsgeschichte.

Probleme,

Paradigmen,

Perspektiven

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[...] >Vorstellung, Traumbild< Der Jüngling verlohr sich allmählich in süßen Fantasien und entschlummerte. NOVALIS: HvO r * 1799-1800; 18021, 196. [...] [W]er kann sie alle zählen und nennen, die luftigen Phantasieen, die die Töne wie wechselnde Schatten durch unsre Einbildung jagen? WACKENRODER: PhK/16 1799, 221. [··.]

>Person< (Metonymie) [E]in Felsen bog sich über das Wasser und eine kühne Phantasie hatte auf dem schroffen Abhänge einen Sitz befestigt. MEREAU: EkG 1801,7.

Oft sind die Unterschiede augenfällig (es bedarf keiner Erläuterung, daß die Bedeutung des Wortes in Fügungen wie die Phantasie anregen, Erzeugnis der bildenden Phantasie, die hohe Zauberin Phantasie und sich in süßen Phantasien verlieren jeweils anders zu fassen ist), ebensooft gibt nur eine eingehende, den größeren, manchmal sogar den Gesamtkontext berücksichtigende Textstelleninterpretation Aufschluß, und manchmal ist ein Beleg selbst dann nicht eindeutig bestimmbar und muß zwei oder auch mehreren verschiedenen semantischen Einheiten zugeordnet werden. In der Regel ergibt sich durch den ersten Sortiergang bereits in groben Zügen das später beschreibungssprachlich zu fassende semantische Feld. Dessen Feingliederung (die definitive Entscheidung, wieviele und welche Bedeutungen anzusetzen sind) sowie die Reihenfolge der Bedeutungspositionen im Wortartikel stehen allerdings meist erst zu einem späteren Zeitpunkt fest. 2.2.1.1.3 Nach dem ersten Sortiergang werden pro Einzelbeleg die kotextrelationalen Einheiten herausgearbeitet. Dafür stehen die oben erwähnten Kategorien Bdv. (>bedeutungsverwandtes WortParaphrasePrädikationSyntagmakotextcharakteristisches Wortkotextcharakteristisches SyntagmaWortbildung modern; -> Beobachtung. - Ktx. Synt.: für alle Zeiten als vollendeter Typus dastehen (von d e n Götterbildern der griechischen Skulptur gesagt), Olymp der reinen Poesie, rein künstlerische Schöpfung, ~> Prosa einer bestimmten Wirklichkeit, -> persönliches individuelles Bildnis. Sobald man vom Olymp der reinen Poesie auf den Erdboden herabsteigt, das heißt sobald man den idealischen Erdichtungen der Phantasie die Prosa einer bestimmten Wirklichkeit beimischt, SQ entscheidet nicht mehr der Geist und Kunstsinn allein über das Gelingen der Hervorbringungen, sondern die mehr oder weniger begünstigenden Umstände. Die Götterbilder der griechischen Sculptur stehen für alle Zeit als vollendete Typen da. Das erhabne Geschäft, die menschliche Gestalt bis da hinauf zu läutern, hat die Phantasie einmal vorgenommen; sie könnte es, auch bei gleicher Begeisterung, höchstens nur wiederholen. Im persönlichen individuellen Bildniß aber ist der moderne Bildhauer Nebenbuhler des antiken; dieß ist keine rein künstlerische Schöpfung; die Beobachtung muß hier eintreten, und jeder ist, bei aller Wissenschaft, Gründlichkeit und Anmuth in der Ausführung, an das gebunden, was er eben wirklich vor Augen hat. A. W. SCHLEGEL: DKL/1 r '1808; 1 8 0 9 - 1 1 1 , 2 4 9 .

Beispiel 4:

B d v . : Einbildungskraft, Imagination. - Synt.: rege Ph. - Ktx.: exaltiert, Schwärmerei, -ι Vernunft, -> Verstand, -> Ideal, ~> Idee, -> Wirklichkeit. - Ktx. Synt.: sich Freiheiten

40

Jochen Α. Bär gegen die wirkliche Natur nehmen, ohne Gesetz sein\ zügellose Willkür, überspannte Empfindungsweise, -> hohe innere Notwendigkeit. - Wbg.: Phantasterei. Dasselbe gilt auch von der moralischen und religiösen Schwärmerey, und von der exaltirten Freyheits- und Vaterlandsliebe. Da die Gegenstände dieser Empfindungen immer Ideen sind und in der äussern Erfahrung nicht erscheinen, [...] so hat die selbstthätige Einbildungskraft eine gefährliche Freyheit und kann nicht, wie in andern Fällen, durch die sinnliche Gegenwart ihres Objekts in ihre Grenzen zurückgewiesen werden. Aber weder der Mensch überhaupt noch der Dichter insbesondre darf sich der Gesetzgebung der Natur anders entziehen, als um sich unter die entgegengesetzte der Vernunft zu begeben; nur fiir das Ideal darf er die Wirklichkeit verlassen, denn an einem von diesen beyden Ankern muß die Freyheit befestiget seyn. Aber der Weg von der Erfahrung zum Ideale ist so weit, und dazwischen liegt die Phantasie mit ihrer zügellosen Willkühr. Es ist daher unvermeidlich, daß der Mensch überhaupt wie der Dichter insbesondere, wenn er sich durch die Freyheit seines Verstandes aus der Herrschaft der Geflihle begiebt, ohne durch die Gesetze der Vernunft dazu getrieben zu werden, d. h. wenn er die Natur aus bloßer Freyheit verläßt, solang ohne Gesetz ist, mithin der Phantasterey zum Raube dahingegeben wird. (...) Weil der ächte sentimentalische Dichtungstrieb, um sich zum idealen zu erheben, über die Grenzen wirklicher Natur hinausgehen muß, so geht der unächte über jede Grenze überhaupt hinaus, und überredet sich, als wenn schon das wilde Spiel der Imagination die poetische Begeisterung ausmache. Dem wahren Dichtergenie, welches die Wirklichkeit nur um der Idee willen verlässet, kann dieses nie oder doch nur in Momenten begegnen, wo es sich selbst verloren hat; da es hingegen durch seine Natur selbst zu einer überspannten Empfindungsweise verfuhrt werden kann. Es kann aber durch sein Beyspiel andre zur Phantasterey verführen, weil Leser von reger Phantasie und schwachem Verstand ihm nur die Freyheiten absehen, die es sich gegen die wirkliche Natur nimmt, ohne ihm bis zu seiner hohen innern Notwendigkeit folgen zu können. SCHILLER: NsD 1795-96, 484 f. (485, 10,32).

Durch diesen Arbeitsschritt erfolgt einerseits zum drittenmal eine komplette Lektüre und damit weitere hermeneutische Durchdringung des gesamten Materials12, andererseits werden spezifische Verwendungsweisen durch die Dokumentation der Kotextrelationen leichter augenfällig, faßbar und vergleichbar. 2.2.1.1.4 Einzelne belegspezifische Verwendungsweisen können, wo dies sinnvoll und erforderlich scheint, in einem eigenen Arbeitsgang beschreibungssprachlich gefaßt werden. In der Regel kann man jedoch unmittelbar zur beschreibungssprachlichen Zusammenfassung verschiedener semantisch auf einen Nenner zu bringender Belege, mithin zur Formulierung der Einzelbedeutungen (Sememe) übergehen. Dies schließt eine Zusammenführung sämtlicher einzelbelegkommentierender Angaben kotextrelationaler Einheiten mit ein; sie sind im Rahmen der hier zugrundegelegten lexikalisch-semantischen Beschreibungsmethode integrativer Bestandteil der Bedeutungserläuterung und werden pro angesetzter Einzelbedeutung im unmittelbaren Anschluß an die beschreibungssprachliche Fassung der Wortverwendungsweise genannt (vgl. Bär 1998, 180f.). Belege, die aufgrund der nunmehr vorgenommenen Bedeutungsformulierungen zu einer bestimmten, semantisch zusammengehörigen Beleggruppe nicht mehr oder nur noch bedingt passen, können umgruppiert werden: Entweder kann man sie zu anderen, bereits formulierten Bedeutungen stellen, oder sie können Anlaß zum Ansatz neuer Bedeutungen sein.

12

Die Belege, da sie ja unter 2.2.1.1.2 umsortiert wurden, erscheinen nunmehr in anderer Reihenfolge und damit in anderen Textnachbarschaften, wodurch sich unter Umständen andere Wahrnehmungsweisen und neue Aspekte der Interpretation ergeben können.

Lexikographie und Begriffsgeschichte.

Probleme, Paradigmen,

Perspektiven

41

Belege, die aufgrund der nunmehr vorgenommenen Bedeutungsformulierungen einer bestimmten, semantisch zusammengehörigen Beleggruppe nicht eindeutig zuzuordnen sind, werden vorläufig gekennzeichnet, kopiert und zu mehreren Bedeutungen gestellt. 2.2.1.1.5 Die verschiedenen angesetzten Bedeutungen werden in eine sinnvolle Reihenfolge und Relation zueinander gebracht. In der Regel gibt es dabei mehrere Möglichkeiten; über Entscheidungskriterien, sofern sie mit der vorgenommenen Großgliederung des semantischen Feldes zusammenhängen und damit einen Wert für den interpretativen Nachvollzug haben, kann im allgemeinen Teil des Wortartikels (vgl. dazu Bär 1998, 172ff., insbes. 175) Auskunft gegeben werden. 2.2.1.1.6 Pro erarbeiteter Einzelbedeutung (Semem) werden die sprechendsten Belege in 11 einem sinnvollen Umfang zitiert , was gegebenenfalls die eine oder andere Form des Belegkommentars14 miteinschließt. Beispiel 5:

a) Ursprünglicher Beleg: Ich war auf einige Sekunden wirklich wahnsinnig. Jetzt kam eine verlorne Idee zurück, ich stürzte vorüber, den Zügel wiederzufassen, der Wagen stand, um Gotteswillen! ich werde rasend! rief ich u. sank halbohnmächtig nieder, Alles gewann nach einem kleinen Kampfe seine natürlichen Umrisse wieder, ich fand mich selbst wieder. Ich war äusserst ermattet. Alle meine Pulse klopften hörbar. Meine Phantasie arbeitete aber immer noch, wie ich mich nur von wenigen Stunden erinnern kann, der Anblick des weissen war mir besonders schrecklich, Schmohl muste sich daher seinen Ueberrock anziehn, er war mir noch immer etwas fremd, ich entsezte mich noch jedesmahl, so oft ich ihn ansahe. Höchst ermattet legte ich mich endlich aufs Bette, aber alles erschreckte mich, die Thür der Kammer stand auf und unser Zimmer war mir wie das Reich des Todes, man muste die Thür zumachen, über eine Stunde brachte ich in einem Zustande zu, der einer Ohnmacht des Körpers nahe war, indeß alle Kräfte der Phantasie krampfhaft arbeiteten. TLECK: an Wackenroder r12. 6. 17921, VL49. b) Reduzierter Beleg in der Form, wie er im Artikel erscheint: [U]m Gotteswillen! ich werde rasend! rief ich u.[nd] sank halbohnmächtig nieder, Alles gewann nach einem kleinen Kampfe seine natürlichen Umrisse wieder, ich fand mich selbst wieder. [...] Meine Phantasie arbeitete aber immer noch [...]. Höchst ermattet legte ich mich endlich aufs Bette, aber alles erschreckte mich, [...] über eine Stunde brachte ich in einem Zustande zu, der einer Ohnmacht des Körpers nahe war, indeß alle Kräfte der Phantasie krampfhaft arbeiteten. TIECK: an Wackenroder r 12. 6. 17921, VL 49.

Die Texte der übrigen Belege werden aus der Arbeitsdatei gelöscht; diese werden nur noch durch Angabe der Belegstelle angeführt (zur Form der Belegstellenangabe vgl. Bär 1998, 183ff., zur Aufschlüsselung vgl. das Quellenverzeichnis unter Punkt 6.1 des vorliegenden Beitrags). Beispiel 6:

A. W. SCHLEGEL: B P S S 1795-96, 122.

Diejenigen Belege, die unter 2.2.1.1.4 als nicht eindeutig einer bestimmten Bedeutung zuzuordnen gekennzeichnet wurden, werden mit einem „Minimalkommentar zur Belegbedeutung" (Bär 1998, 189) versehen, d.h. mit einer recte (im Gegensatz zum kursiven Belegtext), in eckige Klammern und tief gesetzten numerischen Angabe derjenigen Bedeutungsposition(en), zu denen der Beleg gestellt werden kann.

13 14

Zur Frage eines optimalen Belegschnitts vgl. Wiegand (1993 [1994], 248) und Bär (1998, 182f.). Zu den verschiedenen Formen des Belegkommentars vgl. Bär (1998, 190ff.).

42 Beispiel 7:

Jochen Α. Bär Der Süden von Europa, mit lebendigerer Fantasie[2/4] begabt und von einer reicheren Natur umgeben, ist dem mythologisch und äußerlich gewordnen Gottesdienst treu geblieben; der strengere Norden, wo der kalte prüfende Verstand herrscht, bekannte sich zu dem aufs neue ganz unsinnlich gebildeten Christenthum. A . W . SCHLEGEL: V E W ! 1803-04, 263 (40) f.

Solche Belege werden nur unter einer einzigen Bedeutung zitiert; unter allen anderen, denen sie zugeordnet werden können, erfolgt nur die Angabe der Belegstelle mit einem entsprechenden Verweis. Dabei werden drei mögliche Verweisarten unterschieden: Ein einfacher Pfeil (-•) gibt an, daß das zu belegende Wort in einem Textausschnitt mehrfach, jedoch in verschiedener Bedeutung vorkommt; der Beleg ist also eindeutig, der Textausschnitt wird aber aus bestimmten Gründen unter einer anderen Bedeutung (Beispiel 8) oder in einem anderen Wortartikel unter einer bestimmten Bedeutung (Beispiel 9; Verweise beziehen sich hier immer auf die Artikelstrecke bei Bär 1999, 365ff.) zitiert, weil er auch für diese einen Beleg enthält. Beispiel 8:

a) Beleg (unter Phantasien): Ach! daß eben seine hohe Ρ h an ta s i e^ es seyn mußte, die ihn aufrieb? [...] Sind diejenigen vielleicht glücklicher gebildet, in denen die Kunst still und heimlich wie ein verhüllter Genius arbeitet, und sie in ihrem Handeln auf Erden nicht stört? Und muß der Immerbegeisterte seine hohen Phantasiee/i(i7] doch auch vielleicht als einen festen Einschlag kühn und stark in dieses irdische Leben einweben, wenn er ein ächter Künstler seyn will? - Ja, ist diese unbegreifliche Schöpfungskraft nicht etwa überhaupt ganz etwas anderes, [...] noch Wundervolleres, noch Göttlicheres, als die Kraft der Phantasiem? WACKENRODER: H K K / 1 8 1 7 9 7 [ 1 7 9 6 ] , 144,34.

b) Belegstellenangabe (unter PhantasieI): WACKENRODER: H K K / 1 8 1 7 9 7 [ 1 7 9 6 ] , 144, 29,39 ( - » 1 7 ) .

Beispiel 9:

a) Beleg (unter Poesie{): [E]s läßt sich leicht zeigen, daß gegen die gemeine Meynung die Fantasie[\nm (nur einer andern Richtung) eben so viel Antheil an der philosophischen Speculation habe, als an der Poesie; und auf der andern Seite, daß ächte selbstständige Poesie eine ebenso energische Thätigkeit der Vernunft voraussetzt, als die sich in der Philosophie hervorthut. A . W. SCHLEGEL: VEW ' 1 8 0 3 - 0 4 , 11. b) Belegstellenangaben (unter Phantasie 1/7/8 ): A . W. SCHLEGEL: VEW ' 1 8 0 3 - 0 4 , 1 1 , 17 (-+ Poesie i).

Ein Doppelpfeil (=>) gibt an, daß ein und dasselbe zu belegende Wort an der genannten Stelle als doppel- oder mehrdeutig interpretierbar ist und daß das Textstellenzitat unter der (einer der) jeweils anderen Bedeutung(en) gefunden werden kann. Beispiel 10:

a) Beleg (unter Phantasie2): Mich dünkt der Traum eine Schutzwehr gegen die Regelmäßigkeit und Gewöhnlichkeit des Lebens, eine freye Erholung der gebundenen Fantasie^ i/2], wo sie alle Bilder des Lebens durcheinanderwirft, und die beständige Ernsthaftigkeit des erwachsenen Menschen durch ein fröhliches Kinderspiel unterbricht. NOVALIS: H v O r * 1799-1800; 1802 1 ,199.

b) Belegstellenangabe (unter Phantasiex)\ NOVALIS: H V O Γ * 1 7 9 9 - 1 8 0 0 ; 1802 1 , 1 9 9

(=>2). Ein bidirektionaler Doppelpfeil ( o ) gibt an, daß ein und dasselbe zu belegende Wort an der genannten Stelle als doppel- oder mehrdeutig interpretierbar ist, daß aber auf ein Zitat der Textstelle aus bestimmten Gründen verzichtet wurde und sich auch unter der (den) jeweils anderen Bedeutung(en) nur die Belegstellenangabe mit einem entsprechenden Verweis auf die Mehrdeutigkeit des Beleges findet.

Lexikographie

und Begriffsgeschichte.

Beispiel 11:

a) Belegstellenangabe (unter Phantasie0: ( »

Probleme, Paradigmen,

43

Perspektiven

F. SCHLEGEL: Athfr 1798, 212/187, Nr. 138

8).

b) Belegstellenangabe (unter PhantasieG): F. SCHLEGEL: Athfr 1798, 212/187, Nr. 138

(«D. 2.2.1.1.7 Durch die vorstehend geschilderten sechs Interpretations- und Beschreibungsschritte wird das Basislexem in der Gesamtheit seiner im zugrundeliegenden Textkorpus belegten Verwendungsweisen erfaßt und unter dem Aspekt jeder einzelnen Verwendungsweise sowohl eingehend als auch prägnant dargestellt. 2.2.1.2 Die gleiche Aufgabe besteht nun auch hinsichtlich derjenigen Wörter, die zum Basislexem in mindestens einer seiner Bedeutungen als synonym angesetzt werden können: Jedes Wort, das zum Wortfeld des Basislexems (der Gesamtheit seiner bedeutungsverwandten Einheiten) gehört, wird nach der vorstehend beschriebenen Methode semantisch analysiert. 2.2.1.2.1 Einige dieser wortfeldzugehörigen Einheiten sind in Schritt 2.2.1.1.4 für jede Einzelbedeutung des Basislexems unter der Informationsposition Bdv. (>bedeutungsverwandte Wörter5.6

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(Teil)wortfeld

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Lexikographie und Begriffsgeschichte. Probleme, Paradigmen,

Abb. 1:

(Teil)wortfeld

PHANTASIE

(Fortsetzung)

Perspektiven

46

Jochen Α. Bär

Eine weitere Möglichkeit, Bedeutungsanalogien anzusetzen, besteht darin, die Bedeutungsfelder solcher Wörter auf semantische Gemeinsamkeiten mit dem Bedeutungsfeld des Basislexems hin abzusuchen, die zufällig in anderem Zusammenhang bereits lexikalisch analysiert wurden. Wo solche Gemeinsamkeiten entdeckt werden, wird Bedeutungsanalogie ebenfalls ohne empirisches Belegmaterial postuliert: als Folgerung aus dem Vergleich zweier voneinander völlig unabhängiger Ergebnisse semantischer Interpretation. Um dieser Tatsache gerecht zu werden, werden die so erschlossenen bedeutungsanalogen Wörter im Wortartikel beschreibungssprachlich besonders gekennzeichnet: Ihre Angabe erfolgt im Anschluß an die Angabe bedeutungsverwandter (als synonym belegter) Wörter, wird von letzterer durch ein Semikolon abgesetzt und durch die Sigle vgl. eingeleitet. Beispiel 12:

Bdv.: deutlich, klar, besonnen, gedankenvoll, vernünftig, verständig, mild, gelassen, kalt, leidenschaftslos, gefaßt, ruhig, sanft, still, einfach, frei, unberührt, verworren; vgl. klassisch3/4. (Bär 1999, 384, s. v. heiter3).

2.2.1.3 Durch die vorstehend skizzierten Arbeitsschritte ergibt sich sukzessive ein Wortfeldwörterbuch zum Basislexem, das idealiter sämtliche wortfeldkonstitutiven Einzelwörter erfaßt und semantisch beschreibt. (Je nach Zuschnitt und beabsichtigter Ausführlichkeit der Untersuchung kann eine Auswahl insofern getroffen werden, als die im Korpus selten belegten und daher für eine semantische Untersuchung erwartungsgemäß weniger ergiebigen Lexeme ausgeklammert werden können.) Die konzeptographische Auswertung der in den einzelnen Wortartikeln enthaltenen Informationen, d.h. die Nutzung des erstellten Wörterbuchs als Instrument der Begriffsgeschichtsschreibung, ist Aufgabe des zweiten Untersuchungsteils.

2.2.2 Konzeptographische Analyse Ziel der konzeptographischen Auswertung ist es, die im lexikalisch-semantischen Analyseteil beschriebenen Einzelwörter unter semantischem Aspekt miteinander zu vergleichen und in Beziehung zu setzen. Auf diese Weise sollen inhaltliche Schwerpunkte und Verdichtungen, gleichsam semantische .Knotenpunkte' herausgearbeitet werden, die in der disparaten Fülle der Einzelwortuntersuchungen immer wieder erkennbar, aber nicht in ihrer gesamten Bedeutung und Reichweite greifbar werden: eben Begriffe. Am Beispiel des Wortfeldes PHANTASIE soll die Vorgehens weise erläutert werden. Anzumerken ist, daß hier lediglich ein Teilwortfeld präsentiert werden kann: Da für den vorliegenden Beitrag aus Zeit- und Raumgründen außer dem Basislexem-Beispiel Phantasie nur zwei zu diesem Wort mehrfachsynonyme Wörter, nämlich Einbildung und Imagination in der unter 2.2.1 beschriebenen Weise lexikographisch bearbeitet werden konnten15, lag es nahe, zusätzlich auf eine Reihe von Artikeln16 zurückzugreifen, die bereits in anderem Zu15

Beide Wörter sind zu Phantasie mehrfachsynonym, sind aber seltener belegt und dadurch vergleichsweise zügig zu bearbeiten. Die Ergebnisse der Wortuntersuchungen werden in die folgenden Ausführungen beispielhaft miteinbezogen, die Präsentation der Wortartikel bleibt hingegen einem künftigen Anlaß vorbehalten.

16

Es handelt sich um Untersuchungen der Wörter Buchstabe, Dialekt, Mundart, heiter, Heiterkeit, Ironie, klassisch, Metapher, Nation, Organ, organisch, organisieren, Organismus, Organisation, Poesie, progressiv, romantisch und Volk nach dem unter Punkt 5 vorgestellten Muster.

Lexikographie und Begriffsgeschichte.

Probleme, Paradigmen,

47

Perspektiven

sammenhang (vgl. Bär 1999, 365-513) vorgelegt wurden. Von den dort bearbeiteten Wörtern können sechs (Heiterkeit, Ironie, Organ, Organisation, Organismus, Phantasie, Poesie) als teilweise bedeutungsanalog zu Phantasie gelten. Das exemplarische (Teil)wortfeld PHANTASIE umfaßt demnach folgendes Signifikantenfeld: Einbildung, Heiterkeit, Imagination, Ironie, Organ, Organisation, Organismus, Phantasie und Poesie; eine Parallelübersicht der einzelnen semantischen Felder (Abb. 1) zeigt das Signifikatfeld. Die auf den ersten Blick eher inhomogen wirkende Übersicht wird durchschaubarer, sobald die verschiedenen Sememe nicht mehr in der durch die Einzelwortsemantik bestimmten Reihenfolge der Wortartikel stehen, sondern nach dem Kriterium semantischer Gemeinsamkeit geordnet werden. Dabei wird zugleich eine beschreibungssprachliche Fassung der jeweils gemeinsamen semantischen Aspekte möglich: die Begriffsangabe, die hinsichtlich jeder einzelnen Bedeutungsangabe eine abstrahierende Reduktion darstellt (vgl. Def. 8-10). In Abb. 2 erscheinen die Begriffsangaben in der linken Spalte. In den folgenden Spalten finden sich jeweils die entsprechenden Bedeutungen der einzelnen Lexeme in verkürzter Form (die erweiterte Fassung kann in Abb. 1 verglichen werden). Ausschlaggebend für die Anordnung der Begriffe ist die Anordnung der Bedeutungen des Basislexems, weil das Begriffsfeld in erster Linie mit dessen Bedeutungsfeld verglichen werden soll. Das Basislexem wird daher aus Gründen der Übersichtlichkeit aus dem ansonsten alphabetisch geordneten Wortfeld ausgegliedert und steht in der zweiten Spalte. Ebenfalls aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diejenigen Sememe, die keine Homosememe sind und daher nicht zur Konstitution eines (Einzel)begriffs beitragen, im Schaubild weggelassen. Dasselbe gilt für diejenigen Sememe, die zwar Homosememe sind, aber keine Entsprechung in einem Semem des Basislexems haben und daher nicht zu dessen Begriffsfeld gehören (vgl. Def. 10). Auf diese Weise kann nun ein erster Eindruck des frühromantischen Phantasiebegriffs in seiner Gesamtheit sowie in seinen einzelnen konzeptuellen Ausprägungen gewonnen werden.17 %mmm

Phantasie Einbildung Heiterkeit Imagination Ironie

1. Sinn für eine bunte Vielfalt von Eindrücken^ »Empfänglichkeit fUr

3. Produkt der Vorstellungskraft: Vorstellung, Gedankenbild, Traum
poetifältigkeit, scher Zug Abwechs- eines Textes< lungsreichtum, Detailfreude, Lebendigkeit, Phantasie einer poetischen Darstellung
Lebendigkeit, Reichtum der Darstellung
Neues, Ungewöhnliches, Geheimnisvolles, wunderbare Qualität einer Sache
Produkt oder Manifestation der sprachlichen Fassung einer idealistischen Weitsicht«

Abb. 2: (Teil)begriffsfeld Obgleich hier, wie gesagt, längst nicht alle zu Phantasie synonymen Wörter berücksichtigt sind und das Bild daher unvollständig ist, reicht es hin, um beispielhaft die Vorgehensweise bei der konzeptographischen Auswertung zu erläutern. Abstrahierend zusammengefaßt wurden diejenigen Einzelbedeutungen des Basislexems Phantasie, die in einer Einzelbedeutung mindestens eines anderen Lexems eine (weitgehende) Entsprechung haben, und jeweils diese anderen Einzelbedeutungen. Dadurch wur-

Lexikographie und Begriffsgeschichte.

Probleme, Paradigmen,

51

Perspektiven

den mehrere unterschiedliche semantische Aspekte erarbeitet und beschreibungssprachlich gefaßt, die in ihrer Gesamtheit das - hier noch vorläufige - Begriffsfeld des frühromantischen Konzepts ausmachen. Dieses Begriffsfeld gliedert sich in vorerst 15 Einzelbegriffe, die sich zu vier Begriffskomplexen zusammenfassen lassen: dem der innerlichsubjektiven Phantasie (1-3), dem der äußernd-erzeugenden Phantasie (4-10), dem der resultathaft-gegenständlichen Phantasie (11-13) und dem der qualitäthaft-inhärenten Phantasie (14-15). Diese vier Begriffskomplexe lassen sich wiederum unter zwei Großkomplexe subsumieren: den der aktiven Phantasie (1-10) und den der manifestierten Phantasie ( I I IS). Man findet hier gewissermaßen eine Quintessenz der frühromantischen Weltsicht: Der sich durch intellektuelle Vermögen wie Geist, Vernunft, Phantasie usw. auszeichnende Mensch ist nicht von prinzipiell anderer, sondern von prinzipiell gleicher Qualität wie die ihn umgebende Welt, die Gesamtheit der Gegenstände seiner Erkenntnis. Zwischen Innen und Außen, Subjekt und Objekt bestehen Übereinstimmungen, Wesensverwandtschaften, was hier eben darin zum Ausdruck kommt, daß lexikalische Einheiten des Wortfeldes PHANTASIE systematisch nicht nur auf rezeptive wie produktive Vermögen und Tätigkeiten des Menschen, sondern auch auf Gegenstände und Manifestationen derselben angewendet werden. Da eine Darstellung wie in Abb. 2 sehr viel Raum beansprucht, stellt sich die Frage, ob es nicht platzsparende Alternativen geben könnte. Zu denken wäre etwa daran, pro Einzelbedeutung lediglich durch ein bestimmtes Zeichen (etwa ein Kreuz oder einen Haken) anzugeben, daß das betreffende Semem ein Homosemem und Konstituent eines (Einzel)begriffes ist. Wörter a

Begriffe

S





b —

• •

c —





d • —



Abb. 3: Vereinfachte Darstellung eines Begriffsfeldes Eine solche Art der Darstellung könnte allerdings leicht einen Primat des Begriffs vor der Bedeutung suggerieren: Die einzelnen Wörter könnten als ausdrucksseitige Realisationen von Begriffen erscheinen, und ihre Bedeutungen (Sememe) wären als .Teilhabe' an solchen - dann einzelwortübergreifend gedachten - semantischen Größen deutbar. Primär sind aber umgekehrt die einzelnen Belegbedeutungen; ihre Vielfalt kann interpretativ auf gemeinsame Nenner (Sememe) gebracht werden, und erst durch nochmalige Reduktion verschiedener Homosememe wiederum je auf einen gemeinsamen Nenner sind Begriffe zu bilden. Die zugrundeliegende Begriffsauffassung (vgl. oben die Definitionen 8-10) ist die einer semantischen Meta-Abstraktion. Damit diese erkennbar bleibt, muß eine Darstellungsmethode gewählt werden, die nicht nur die behaupteten semantischen Gemeinsamkeiten zwischen bestimmten Einzelbedeutungen verschiedener Wörter erkennen läßt, sondern jederzeit auch die spezifischen Unterschiede dieser Einzelbedeutungen. Daher bleibt es bei Tabellen wie der in Abb. 2 nötig, pro Einzelfeld ein eigenes Semem anzugeben; vereinfachte Darstellungen wie die in Abb. 3 sind unzulänglich.

52

Jochen Α. Bär

2.2.3 Mögliche Ausweitungen der Untersuchung Über die Semantik eines Wortes geben nicht nur bedeutungsverwandte Wörter Auskunft, sondern auch andere kotextrelationale Einheiten, also solche der im weiteren Sinne paradigmatischen Relation, also kotextcharakteristische Wörter im Sinne von Anm. 8 (2.2.3.1), solche der syntagmatischen Relation (2.2.3.2), auch zur Wortfamilie (dem Wortbildungsfeld) des Ausgangswortes gehörende Wörter (2.2.3.3) sowie - ex negativo - Einheiten des Gegensatzbereichs (2.2.3.4). Je nach Umfang und angestrebter Ausführlichkeit einer konzeptographischen Analyse kann also über das eigentliche Wortfeld hinaus ein erweitertes Wortfeld (Kotextfeld) Gegenstand der Untersuchung sein. In die Betrachtung einbezogen werden dann neben Begriffen im Sinne von Def. 8 auch konzeptuelle Aspekte im Sinne von Def. 9b. 2.2.3.1 Jedes Wort, das zum erweiterten Wortfeld (Kotextfeld) des Basislexems gehört, kann nach der unter 2.2.1.1 erläuterten Methode semantisch analysiert und beschrieben werden. Diese kotextfeldverwandten Einheiten sind in Schritt 2.2.1.1.4 für jede Einzelbedeutung des Basislexems unter der Informationsposition Ktx. („Kotextcharakteristische Wörter") zusammengestellt worden; weitere finden sich unter Ktx. Synt. („Kotextcharakteristische Syntagmen"). Für das Beispiel Phantasie handelt es sich um folgende unter Punkt 5 pro Einzelbedeutung nachschlagbaren, hier hingegen in alphabetischer Synopse präsentierten Lexeme: Beispiel 13:

a) Verben: auffassen, beseelen, bezaubern, darstellen, dichten, empfinden, erinnern, erzeugen, hervorbringen, idealisieren, läutern, reizen, scherzen, träumen, träumen, veredeln, vermischen, verschmelzen, verstehen, vorstellen (refl.), wahrnehmen. b) Adjektive: abenteuerlich, analogisch, anschaulich, antik, besonder, bestimmt, bildlich, bizarr, bunt, charakteristisch, dichterisch, edel, erhaben, ersonnen, exaltiert, exzentrisch, farbig, frappant, fröhlich, groß, harmonisch, heilig, heiter, idealisch, inner, klar, komisch, künstlerisch, leicht, lyrisch, neu, pittoresk, poetisch, rasend, reich, romantisch, ruhig, schön, sentimentalisch, sinnbildlich, sinnlich, subjektiv, überfließend, überspannt, unbegrenzt, unendlich, vollendet, wahnsinnig, willkürlich, wunderlich, zufällig. c) Substantive: Abenteuer, Abwechslung, Affekt, Ähnlichkeit, Allegorie, Analogie, Anschaulichkeit, Anschauung, Arabeske, Auge, Außenwelt, Begeisterung, Bestimmung, Bild, Bilderfülle, Bildlichkeit, Chaos, Darstellung, Dichter, Dichtkunst, Dichtung, Dichtungstrieb, Einbildung, Eindruck, Einheit, Empfindung, Erfindung, Erinnerung, Erkenntnis, Erscheinung, Exzentrizität, Fabelhaftes, Farbe, Feuer, Form, Freiheit, Fülle, Ganzes, Gaukelspiel, Gedächtnis, Gefühl, Gegenstand, Geist, Gemüt, Genie, Geschichte, Harmonie, Heiterkeit, Hervorbringung, Hirngespinst, Humor, Ideal, Idealität, Idee, Individualität, Individuum, Karikatur, Keckheit, Kontrast, Kunst, Künstler, Kunstsinn, Kunstwerk, Leben, Leichtsinn, Lied, Lüge, Mannigfaltigkeit, Märchen, Metapher, Möglichkeit, Mythologie, Mythos, Olymp, Poesie, Poiesis, Produkt, Realität, Reichtum, Reim, Reiz, Roman, Romanze, Ruhe, Schematismus, Scherz, Schöpfung, Schwärmerei, Schwung, Seele, Seelenkraft, Sinn, Sinnenwelt, Sinnlichkeit, Sonett, Spiel, Stoff, Subjekt, Symbolik, Synthese, Täuschung, Teil, Traum, Träumerei, Überfluß, Vergleichung, Vermögen, Vernunft, Vielfachheit, Vorstellung, Wahnsinn, Wesen, Willkür, Wirkung, Witz, Wortspiel, Wunderbares, Zug, Zuschauer.

Es zeigt sich, daß gerade die kotextcharakteristischen Wörter für die Herausarbeitung begrifflicher Nuancen von größter Bedeutung sind, und daß sie ihrerseits eigene, dem Begriffsfeld für das Basislexem verwandte Begriffsfelder erschließen, durch deren Untersu-

Lexikographie und Begriffsgeschichte.

Probleme, Paradigmen,

Perspektiven

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chung jenes überhaupt erst in seiner gesamten Komplexität faßbar und detailliert nachvollziehbar wird. Freilich empfiehlt sich bei einer Fülle der kotextfeldzugehörigen Einheiten wie in Beispiel 13 sinnvollerweise eine Auswahl. Nach welchen Kriterien sie erfolgen soll, muß pro Einzelfall entschieden werden; mögliche Kriterien sind: - besonderes Interesse an semantischen Aspekten, die mit bestimmten Wörtern verbunden sind, - die Häufigkeit, mit der bestimmte Wörter im Korpus belegt sind, da die Behandlung selten belegter Wörter in eigenen Wortartikeln unter semantischem Aspekt tendenziell wenig ergiebig sein wird. 2.2.3.2 Auch Syntagmenangaben können nach kotextcharakteristischen Wörtern abgesucht werden. Es ist unmittelbar einsichtig, daß etwa aus den Syntagmen von Anschauungen in der Phantasie ein Bild entwerfen, Bilder in der Phantasie hervorrufen, empfangende Phantasie, ergänzende Phantasie und Phantasie des Lesers die kotextcharakteristischen Wörter Anschauung, Bild, empfangen, ergänzen und Leser isoliert werden können; solche Einheiten können gegebenenfalls behandelt werden wie unter 2.2.3.1 beschrieben. Abgesehen von dieser Auswertbarkeit der Syntagmenangaben besteht prinzipiell die Möglichkeit, die verschiedenen Formen syntagmatischer Verflechtung des Basislexems (z.B. Kollokation mit Verben, Adjektiven, Substantiven, Präpositionen, bestimmtem oder unbestimmtem Artikel, Vorkommen im Singular oder im Plural usw.) semantisch zu interpretieren. Eine solche Interpretation hat in der historischen Semantik erstmals Anja Lobenstein-Reichmann konzipiert, sprachwissenschaftlich begründet und anhand der Freiheitsausdrücke bei Martin Luther überzeugend vorgeführt; es genügt hier, auf die entsprechenden Passagen ihrer Untersuchung zu verweisen (Lobenstein-Reichmann 1998, 38-46, SSTS, 164-177, 367-379). 2.2.3.3 Jedes Wort, das zur Wortfamilie des Basislexems (der Gesamtheit seiner wortbildungsverwandten Einheiten) gehört, kann nach der unter 2.2.1.1 erläuterten Methode semantisch analysiert und beschrieben werden. Diese wortbildungsverwandten Einheiten sind in Schritt 2.2.1.1.4 für jede Einzelbedeutung (jedes Semem) des Basislexems unter der Informationsposition Wbg. („Wortbildungen") zusammengestellt worden; eine Synopse findet sich standardmäßig zu Beginn des jeweiligen Artikels (vgl. Bär 1998, 174). Für das Beispiel Phantasie handelt es sich um folgende Lexeme: Beispiel 14:

phantasieren, phantasielos, phantastisch, unphantastisch, Phantasieanschauung, Phantasiebegriff, Phantasiebild, Phantasie-Einheit, Phantasiegedicht, Phantasiegestalt, Phantasiekraft, Phantasielosigkeit, Phantasiepoesie, Phantasieregel, Phantasiesystem, Phantasiewelt, Phantasma, Phantasmus, Phantast, Phantasterei, Phantastik.

Wiederum stellt sich die Frage der Auswahl. Mögliche Kriterien wurden unter 2.2.3.1 genannt: Je nach Zuschnitt einer konzeptographischen Untersuchung wird man nur diejenigen Einheiten bearbeiten, die semantisch aufschlußreich erscheinen und die Interpretation des Basislexems auf möglichst breitem Raum stützen können. Welche Einheiten das sind, merkt man in der Regel schon bei der Untersuchung des Basislexems selbst, da sie in dessen Belegkotexten erscheinen. Als äußeres Kriterium für die Untersuchung eines zur Wortfamilie des Basislexems gehörenden Wortes in einem eigenen Artikel könnte die Tatsache dienen, daß es unter mehreren Bedeutungspositionen des Basislexemartikels als wortfamilienzugehörig aufgeführt wird und damit seinerseits als polysem gelten kann.

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Jochen Α. Bär

2.2.3.4 Ebenfalls Auskunft über die Semantik des Basislexems können Einheiten des Gegensatzbereichs geben. Dazu zählen im engeren Sinne die antonymen oder partiell antonymen Wörter, im weiteren Sinne auch kotextrelationale Wörter, die semantisch in einem Gegensatz zum Basislexem stehen. Jede dieser Einheiten kann nach der unter 2.2.1.1 erläuterten Methode semantisch analysiert und beschrieben werden. Sie sind in Schritt 2.2.1.1.4 für jede Einzelbedeutung (jedes Semem) des Basislexems unter den Informationspositionen Bdv. bzw. Ktx. und Ktx. Synt. zusammengestellt worden; als Einheiten des Gegensatzbereichs sind sie jeweils durch das vorangestellte Angabesymbol erkennbar. Für das Beispiel Phantasie handelt es sich um folgende unter Punkt 5 pro Einzelbedeutung nachschlagbaren, hier hingegen in alphabetischer Synopse präsentierten Antonyme bzw. partiellen Antonyme (Beispiel 15) und Einheiten des weiteren Gegensatzbereichs (Beispiel 16): Beispiel 15:

Begreifen, Beobachtungsgeist,

Denkkraft, Sinne, Spekulation, Vernunft, Verstand.

Beispiel 16:

a) Verben: entkörpern, räsonnieren. b) Adjektive: abstrakt, bedingt, eigennützig, empirisch, ernst, gemein, gewöhnlich, ideal, individuell, kalt, modern, persönlich, prosaisch, schwunglos, streng, trüb, unsinnlich, verstandesmäßig, verwirrt, wirklich. c) Substantive: Abstraktion, Allgemeines, Anstrengung, Armut, Begriff, Beobachtung, Ernst, Ganzes, Geschäft, Gewöhnlichkeit, Gleichnis, Ideal, Idee, Mangel, Nachahmung, Notwendigkeit, Nüchternheit, Pedanterei, Prosa, Regel, Regelmäßigkeit, Sinnenwelt, Trockenheit, Vernunft, Verstand, Verstandesbegriff, Verstandesgebrauch, Wirklichkeit.

Die Tatsache, daß hier zum Teil Einheiten erscheinen, die auch unter den bedeutungsverwandten oder kotextcharakteristischen Wörtern zu finden waren, läßt sich dadurch erklären, daß diese Einheiten ebenso wie das Basislexem polysem sind. Wenn Vernunfti zu Phantasiex synonym ist, kann Vernunftb zu Phantasiey sehr wohl antonym sein. Dadurch wird zugleich deutlich, daß eine Analyse des Gegensatzbereichs keineswegs belanglos für eine konzeptographische Untersuchung ist, weil vermeintlich einfache Synonymie-/Antonymieverhältnisse bei genauerer Betrachtung sich als komplexe semantische Gefüge erweisen können, deren Nachvollzug Aufschluß über begriffliche Verflechtungen und damit zugleich über charakteristische Eigenarten der zu beschreibenden Konzepte geben kann.

3 Anwendungsmöglichkeiten

3.1

Mögliche Darstellungs weisen

Die Frage, wie eine konzeptographische Analyse methodisch durchzuführen sei, ist eng verbunden mit der Frage nach der Präsentation ihrer Ergebnisse: Es muß entschieden werden, ob die erstellten Wörterbuchartikel als solche vorgestellt werden sollen, und auch, in welcher Weise der Aspekt der Einzelwortuntersuchung mit dem der Wortfeld- und Begriffsuntersuchung darstellerisch verbunden werden soll. Dafür lassen sich prinzipiell verschiedene Möglichkeiten denken; drei davon sollen im folgenden exemplarisch diskutiert werden.

Lexikographie und Begriffsgeschichte. Probleme, Paradigmen,

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Perspektiven

3.1.1 Wortfelderbuch Ein Wortfelderbuch wäre ein Wörterbuch, das nicht die Semantik von Einzelwörtern, sondern von Wortfeldern beschreibt. Konkret ist dabei an die Ausarbeitung von Mehrwortartikeln gedacht, wie sie an anderer Stelle zur Diskussion gestellt wurde18: Mehrfachsynonyme Wörter werden in einem und demselben Artikel abgehandelt und unter gemeinsamen semantischen Aspekten beschrieben. 3.1.1.1 Das Verfahren kann anhand dreier semantischer Erläuterungspositionen aus dem Doppelartikel Dialekt!Mundart (Bär 1999, 372-379) demonstriert werden: Beide Wörter sind in der Verwendungsweise 1, jeweils nur eines ist in den Verwendungsweisen 5 (Mundart) und 6 (Dialekt) belegt. Die Bedeutungen >Dialekti< und >Mundarti< sind mithin Homosememe, die Bedeutungen >Mundarts< und »Dialekt^ sind es nicht. 1. , meist im Unterschied zu deren Leitvarietät und auf diese kontrastierend bezogen, insbesondere regionale Varietät>, die bisweilen ausschließlich unter räumlichem (geographischem) Aspekt gesehen, oft aber auch von Soziolekten, Funktiolekten, Historiolekten und sogar Idiolekten im heutigen Sinne nicht klar unterschieden wird; unter dem Aspekt der möglichen Entwicklung von Dialekten einer Sprache zu eigenständigen Einzelsprachen offen zu 2. Dialekt!Mundart wird meist als Varietät der gesprochenen Sprache verstanden, über die im Fall älterer Sprachstufen schriftliche Zeugnisse Auskunft geben können; die methodische Problematik eines Rückschlusses von der Schriftlichkeit auf die Mündlichkeit wird nicht reflektiert. Dialekt: Bdv.: (Provinzial-)Patois, Sprache, Stammsprache, -> Büchersprache. - Prph.: unvollkommene Abart der allgemeinen Sprache, Abart einer vollkommeneren Hauptsprache, örtliche Sprachart, -> poetische Sprache. - Synt.: einen D. zur Hauptsprache erheben-, äolischer / attischer / dorischer / ionischer / lakonischer ! megarensischer! languedoc'scher! thüringischer D., griechischer ! italienischer ! provenzalischer ! ungarischer D., poetischer D., antiquarischer und aus der Mode gekommener D., korrumpierter D. des gemeinen Volkes, Sonderung der D. (PI.), Einteilung der Sprache in D. (PL). - Ktx.: Provinz, Stände. Ktx. Synt.: Eigentümlichkeit in der Sprache, Aussprache einer Provinz. - Wbg.: dialektmäßig; Dialektverschiedenheit, 18

Mundart: Bdv.: Sprache, -> Schriftsprache. - Prph.: unvollkommene Sprechart einzelner Orte und Stimmen, Sprache des Umgangs / des gemeinen Lebens. - Synt.: meißnische! sächsische ! schweizerische Μ., M. einer Gegend, ausgeartete M. - Ktx.: Aussprache, Hoch-!Nieder-!Ober-!Plattdeutsch, Provinz, Provinzialismus. - Ktx. Synt.: der angewohnten [Schreib-] Weise seines Geburtsortes treu bleiben-, unregelmäßige aber unendlich reizende Mannigfaltigkeit in der Sprache, Unterschiede in der Gefälligkeit des Vortrags und Ausdrucks-, schweizerisches Deutsch. Das Plattdeutsche ist eine durch Ausschließung

von

der Schriftsprache

des

Hochdeutschen

und durch Einmischung

ausgeartete

niederdeutsche

art, die, wie diese sämmtlich,

Vieles

Mund-

grammatisch

unbestimmt läßt, weswegen die dann Erzogenen nur

Zur theoretischen Begründung des Mehrwortartikels vgl. Bär (1999, 360ff.; = modifizierte Wiederholung von Bär 1998, 195ff.), zu exemplarischen Ausführungen Bär (1999, 372-379 und 442452).

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Jochen Α. Bär

Hauptdialekt, Lokaldialekt, Dialektologie >(spekulative) Wissenschaft von den Varietäten, insbesondere den regionalen einer Sprache< (Bernhardi). Je mehr eine bestimmte Eigentümlichkeit in einer Sprache vorwaltet, desto eingeschränkter wird ihr Gebrauch. Die Drolligkeit findet vorzüglich in eignen Dialekten und unter besonderen Ständen (so die Fischhändlerinnen in Paris) statt. A. W. SCHLEGEL: VphK

1

1798-99, 16. [Die romanischen Sprachen]

waren zuerst corrumpirte Dialekte des gemeinen Volkes. Durch die frisch aufblühende Poesie erhielten sie Form. Dieß erschien nun als ein unschätzbares Gut, welches man zu erhalten suchte; so wurden früher oder später gewisse Autoren als unübertreffliche Muster der Reinigkeit anerkannt, und die nachherigen sollten nun nicht mehr gleiche Rechte der Sprachschöpfung genießen, sondern wurden eingeengt. In Italien wurde hiemit, so wie mit dem ausschließenden Vorzugsrechte des Florentinischen Dialektes, schon im löten Jahrhundert große Pedanterey getrieben. A. W. SCHLEGEL: VEW '1803-04, 340.

mit großer Mühe die hochdeutschen Biegungen richtig gebrauchen lernen. Auch ist ihre Aussprache weichlich. Eine Stufe höher stehen die ursprünglich von slavischen Völkerschaften bewohnten, von Deutschen nur kolonisierten Länder, weil das Slavische sich nicht unvermerkt dem Deutschen einmengen konnte. Dahin gehört das ganze östliche Deutschland, und selbst ein Theil der sächsischen Kurlande. I Die oberste Stelle nehmen endlich diejenigen Länder ein, wo das Geblüt rein geblieben, und das Hoch- oder Oberdeutsche, wie man es nennen möge, von jeher einheimisch war. Luft und Boden, fremde Nachbarschaft, Anbau oder Vemachläßigung der redenden Künste, können in der Gefälligkeit des Vortrages und Ausdrucks noch bedeutende Unterschiede begründen: aber immer wird die Mundart dieser Gegenden dem Sprachforscher als Quelle und dem Dichter für sein Bedürfhiß der Bereicherung besonders wichtig sein. A. W. SCHLEGEL: DM 1808, 163, n f.. 25 f. Von den Altvordern der Nation^] lernte er [Dante] das eigenste und sonderbarste, das heiligste und das süßeste der neuen gemeinen Mundart{\rr>\ zu classischerm Würde und Kraft zusammenzudrängen, und so die provenzalische Kunst der Reime zu veredeln [...]. F. SCHLEGEL: GP 1800, 77/297.

[·.·] 5. von Jahrhundert zu Jahrhundert] dermaßen, daß es am Ende unmöglich wird, hierin nicht unendlich fein zu seyn, sobald man nicht weiß, was man sagt. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 287. Alles, was der Dichter uns durch die Phantasie nicht reicht, das gehört nicht seiner Kunst, sondern, sobald man es durch das Auge auf der Bühne bekommt, einer fremden an. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 413. Vor der Phantasie stehen nie bleibende, nur werdende Gestalten; sie schauet ein ewiges Entstehen, folglich ein ewiges Vergehen an. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 467. Am schwersten wird der Phantasie die Vor- und Nachbildung einer menschlichen Schönheit aus Worten [.,.]. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 468. Wie wird nun die fremde Phantasie zur plastischen Schöpfung gezwungen? Nie durch den bloßen Anstoß und Zuwink [...]. I Eben jedes schöne Glied [...] soll mir der Dichter erstlich vorschaffen (denn das bloße Wort giebt mir so wenig eine Anschauung als das Wort Himmel dessen Genuß); dann aber soll er eben alle Glieder, welche die Phantasie nicht festhalten kann, durch ein organisches Feuer zu einer warmen Gestalt verschmelzen. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 470 (13) f. (471, 12). Unsere Phantasie malt nichts leichter nach als eine zweite [Phantasie]. [..,] Um also unserm Geiste eine schöne Gestalt zu zeigen; — zeigt ihm nur einen, der sie sieht [...]. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 476. [I]hre Phantasie war gespannt, [...] und sie fand in seinem (...] Briefe [...] vieles, was sie in ihrem Wahn bestärkte, weil sie es hineinlegte. MEREAU: EkG 1801, 23 (22) f. [I]hr [sc.: der sentimentalischen Dichter] eigentlicher und herrschender Charakter ist es nicht, mit ruhigem, einfältigem und leichtem Sinn zu empfangen und das Empfangene eben so wieder darzustellen. Unwillkührlich drängt sich die Phantasien«] der Anschauung, die Denkkraft der Empfindung zuvor, und man verschließt Auge und Ohr, um betrachtend in sich selbst zu versinken. Das Gemüth kann keinen Eindruck erleiden, ohne sogleich seinem eigenen Spiel zuzusehen, und was es in sich hat, durch Reflexion sich gegenüber und aus sich herauszustellen. SCHILLER: NsD 1795-96, 452. Mancher betrachtet Gemähide am liebsten mit verschloßnen Augen, damit die Fantasie nicht gestört werde. A. W. SCHLEGEL: Athfr 1798, 221/193, Nr. 175. [Es] kommt [...] einem bey dem gelungenen Umriß wie eine wahre Zauberey vor, daß in so wenigen und zarten Strichen so viel Seele wohnen kann. Zwar muß man seine Fantasie schon malerisch geübt und vollständige Kunstwerke viel gesehen haben, um diese Sprache geläufig lesen zu können. Daher ist auch die Liebhaberey für bloße Kontourzeichnungen ungleich seltner. Vielen ist die Licht- und Schattentinte des Kupferstichs schon eine zu starke Abstrakzion: sie möchten ihn, wie Kinder, illuminirt haben, weil sie sich einen blauen oder grünen Rock nicht anders vorstellen können, als wenn sie ihn vor Augen sehen. A. W. SCHLEGEL: ZG 1799, 205. [Wjirsind [...] in beständiger Gefahr, die Worte der griechischen Dichter, wenn wir sie grammatisch noch so genau verstehn, etwas ganz andres gelten zu lassen, als sie ihnen und ihren Hörern galten. Das einzige Mittel dagegen ist, unsre Fantasie auf den Flügeln der alten bildenden Kunst zu ihnen emporzuheben [...]. A. W. SCHLEGEL: ZG 1799, 230. [D]ie bildende Kunst [wirkt], je mehr sie bey den ersten leichten Andeutungen stehen bleibt, auf eine der Poesie desto analogere Weise [...]. Ihre Zeichen werden fast Hieroglyphen, wie die des Dichters; die Phantasie wird aufgefodert zu ergänzen, und nach der empfangenen Anregung selbständig fortzubilden [...]. A. W. SCHLEGEL: ZG 1799, 205. Laputa ist nirgends oder überall, liebe Freundin; es kommt nur auf einen Akt unsrer Willkühr und unsrer Fantasie an, so sind wir mitten darin. F. SCHLEGEL: GP 1800, 117/332. [U]m Gotteswillen.' ich werde rasend! rief ich u.[nd] sank halbohnmächtig nieder, Alles gewann

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Jochen Α. Bär

nach einem kleinen Kampfe seine natürlichen Umrisse wieder, ich fand mich selbst wieder. [...] Meine Phantasie arbeitete aber immer noch [...]. Höchst ermattet legte ich mich endlich aufs Bette, aber alles erschreckte mich, [...] über eine Stunde brachte ich in einem Zustande zu, der einer Ohnmacht des Körpers nahe war, indeß alle Kräfte der Phantasie krampfhaft arbeiteten. TlECK: an Wackenroder r 12. 6. 17921, VL 49. Die großen Felsparthien im Walde, das große und wilde, das dadurch in der Phantasie hervorgebracht wird, [...] ist äußerst schön, - aber dadurch hat der Garten auch sehr viel Einseitiges, es ist kalt drin, man findet nichts als Wald und Felsen [...]. TlECK: an A. F. Bernhardi r Ende Juli/Anf. Aug. 17931, VL 257 f. (258, l). [F]ür die Phantasie hat das Mittelalter sehr viel anziehendes [...]. TlECK: an A. F. Bernhardi r Ende Juli/Anf. Aug. 17931, VL 255 (39) f. [W]ir entsetzen uns vor einem trüben Bilde unsrer eignen Phantasie [...]. TlECK: PhK/10 1799,194. Ein Buch, was alle Phantasie aufs äußerste umherjagt, über die Gränzen der Besinnung herumjagt! WACKENRODER: an L. Tieck r15. 6. 17921, VL 59; [D]ie Phantasie wälzt mancherley Bilder, zerstückt wie im Fiebertraum, durcheinander [...]. WAKKENRODER: PhK/16 1799,222. - BERNHARDI: Spl/l 1801,47; 94; 222; BERNHARDI: Spl/2 1803, 34,4 ( 3); 124; 125; 230; BRENTANO: Godwi 1801, 201 (=> 8); 433; HÖLDERLIN: U D A *1800, 270,23; HUMBOLDT: StA *1793, 2 7 4 ; HUMBOLDT: H D 1 7 9 9 , 1 2 6 ; 1 2 7 ( - • 8); 1 3 2 ( - 8); 1 3 3 (=> 8); 1 3 9 ; 1 4 3 ; 1 5 1 ; 1 5 9 ; 1 6 9 , Ι; 1 7 2 ( O 8); 1 8 6 ;

196; 218; 230; 264; 292; 309; HUMBOLDT: LH *'1806,169; JEAN PAUL: VSÄ 1 8 0 4 , 4 3 , 4 ( « 8); 81 ( O 8); 136, ι ( - • 1 9 ) ; r 1 4 4 , 2 , 8 , 1 4 1 ; 2 3 2 , N ; 3 5 4 , Ι; 4 4 8 ; 4 5 8 , ΙΒ; 4 5 9 ; 4 6 9 ; 4 7 0 , Ι, 7; 4 7 1 , 16; 4 7 2 ; 7 2 0 , 19, 20; NOVALIS: H V O r

*1799-1800; 1802\ 199 (=> 2); 256; SCHILLER: N S D 1795-96, 456; 485,32 (-> 8); A. W. SCHLEGEL: BPSS 1795-

9 6 , 1 2 2 ; 1 5 2 ; A . W . SCHLEGEL: D G 1 7 9 9 , 1 0 3 f. ( 1 0 4 , 5 ) / 6 2 ; A . W . SCHLEGEL: Z G 1 7 9 9 , 2 0 6 ; 2 3 1 ;

A.W.

VLK/1 '1801-02, 217; 244, 2 {=> 7); 356 ( 8); 361, 4; 388 (=> 8); 407, 39; 441, 4, r i6 ( 8)1; 442, 3; A. W. SCHLEGEL: VLK/2 1802-03, 521; 527, 10 ( « • 8); 709; 719, 4; 746; 765; A. W. SCHLEGEL: VEW 1803-04, 11, 17 (-Fähigkeit der Vorstellung eines vollkommenen, in sich geschlossenen, schönen Ganzen Sinne. - Prph.: -i äußerer Sinn. - Synt.: die Ph. rein / hoch stimmen (von Landschaftseindrücken gesagt), Ph. (Subj.) ihre kosmetische Kraft üben / ihre bloß idealische Natur beibehalten / etw. ergänzen / etw. ahnen / die Teile zu einem abgeschlossenen heiteren^ Ganzen zusammendrängen / alles Heterogene absondern, unmittelbar zur Ph. sprechen (vom Einheit und Formalität im Werk des Dichters gesagt); idealische Leichtigkeit der Ph., idealischer Gang der Ph., von Ph. entblößte Beobachtung. Ktx.: empfinden·, edel, groß, heilig, heiter3, idealisch, klar, romantisch8, ruhig, schön, -ι verwirrt', Seele (Hyperonym), Harmonie, Ideal, Ruhe, Poesie10, Kunst, Kunstwerk, Einheit, Ganzes, Traum, Sinnenwelt, Wirklichkeit. - Ktx. Synt.: allgemeiner Kunstsinn, hohe! idealische I reine Form, unteilbares/ unzertrennliches Ganzes, idealische Welt, -> wirkliche Welt, ~> eigennützige Beziehung auf wirklichen Besitz, mangelhaftes individuelles Bild. - Wbg.: Phantasiewelt. In der Wirklichkeit schliesst immer eine Bestimmung jede andere aus; was sie also dem Gegenstande durch ihre Beschaffenheit giebt, das nimmt sie ihm wieder durch ihr abschliessendes Daseyn; vor der Phantasie hingegen fällt diese Beschränkung, die nur aus der Natur der Wirklichkeit herfliesst, von selbst hinweg, da die Seele, von der Phantasie begeistert, sich über die Wirklichkeit erhebt. HUMBOLDT: HD 1799, 126. Schon im Leben übet die Phantasie ihre kosmetische Kraft; sie wirft ihr Licht in die fernstehende nachregnende Vergangenheit und umschließet sie mit dem glänzenden Farben- und Friedenbogen, den wir nie erreichen; sie ist die Göttin der Liebe; sie ist die Göttin der Jugend. JEAN PAUL: VSA 1804, 35, II. Giebt man der Phantasie die Ursache, so nöthigt man sie, die Wirkung dazu zu schaffen; giebt man ihr Theile eines untheilbaren Ganzen, so muß sie den Rest ergänzen. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 474. [D]urch die Sinnenwelt blickt nur wie durch Worte der Sinn, nur wie durch halbdurchsichtigen Nebel das Land der Phantasie^n^ nach dem wir trachten. Jedes herrliche Gemälde entsteht dadurch gleichsam, daß die unsichtbare Scheidewand aufgehoben wird, welche die wirkliche und idealische Welt trennt, und ist nur die Öffnung, durch welche jene Gestalten und Gegenden der Phantasiewelt, welche durch die wirkliche nur unvollkommen hindurchschimmert, völlig hervortreten. SCHELLING: StI 1800, 628. Ein Mann der das innere Verlangen seiner Geliebten nicht ganz füllen und befriedigen kann, versteht es gar nicht zu sein, was er doch ist und sein soll. Er ist eigentlich unvermögend, und kann keine gültige Ehe schließen. Zwar verschwindet auch die höchste endliche Größe vor dem Unendlichen, und durch bloße Kraft läßt sich also das Problem auch bei dem besten Willen nicht auflösen. Aber wer Fantasie[\nn\ hat, kann auch Fantasieren] mitteilen, und wo die ist, entbehren die Liebenden gern, um zu verschwenden; ihr Weg geht nach Innen, ihr Ziel ist intensive Unendlichkeit,

68

Jochen Α. Bär

Unzertrennlichkeit ohne Zahl und Maß; und eigentlich brauchen sie nie zu entbehren, weil jener Zauber alles zu ersetzen vermag. F. SCHLEGEL: Lucinde 1799, 21. In der Erinnerung sondert die Phantasie alles heterogene von selber ab, scheidet alles stillschweigend aus, was nicht in den Hauptcharakter des Bildes gehört, u[nd] giebt uns fiir das immer noch mangelhafte individuelle Bild, ein Ideal. WACKENRODER: an L. Tieck r29. 11.17921, VL 92. BERNHARDI: Spl/2 1803, 34, 4 ( 1); HUMBOLDT: H D 1799, 130; 131; 151 f.; 161; 229 ( 4); JEAN PAUL: V S Ä

1804, 36, 7; 44, 20; A. W. SCHLEGEL: VphK Ί798-99, 61, l, 7; F. SCHLEGEL: Lucinde 1799, 78 (35) f.; TLECK: an Wackenroder r12. 6. 17921, VL 51 (=>2); r28. 12. 17921, VL 104; TIECK: AML 1803, 188 (-»Poesie w y, WACKENRODER: an L. Tieck r ll.\14. 1.17931, VL 119.

4. >Sinn (Wahrnehmungsvermögen ebenso wie Wertschätzung, Verständnis) für Einzelaspekte, für das Individuelle, Besondere, Charakteristische einer Sache, überhaupt für das Bestimmte, Konkrete im Gegensatz zum Allgemeinen, Abstraktem. Bdv.: -»Begreifen. - Synt.: Ph. (Subj.) lebendige Gestalten begehren, der Ph. etw. in bestimmter Gestalt einprägen·, lebendige Sinnlichkeit der Ph., Freiheit der Ph., Reiz für die Ph., bestimmter Umriß und Gruppierung für die Ph., von Ph. entblößte Beobachtung·, lebendige Ph. - Ktx.: -ι prosaisch, unsinnlich·, Wahrheit, Realität, Anschauung, Gefühl, Individuum, Teil, Zug, Bild, Form, -i Begriff, -> Vernunft, -> Verstandesgebrauch, -> Ganzes. Ktx. Synt.: um seiner selbst willen sein (vom einzelnen Naturwesen im Gegensatz zu der in ihm ausgedrückten allgemeinen Idee gesagt), etw. anschaulich machen, ~> Begriff (Subj.) das ganze Wesen einer Sache erschöpfen-, bestimmter Eindruck, durchgängige Wechselstimmung des Ganzen und der Teile, Eindruck allbelebender Naturkräfte, -< prosaisches Detail·, -i Trockenheit der intellektuellen Ansicht. Ariost [...] zeigt uns immer absichtlich Zug fiir Zug; [...] auch den Theil, auch die einzelnen Züge des Gemähides hat der Dichter so behandelt, dass sie für sich die Phantasie gewinnen und sie von dem Ganzen abziehen. HUMBOLDT: HD 1799, 164. Selbst an den Naturwesen, ζ. B. der Pflanze ist die Allegorie nicht zu verkennen, sie ist gleichsam die anticipirte sittliche Schönheit, sie würde aber keinen Reiz fiir die Phantasie, keine Befriedigung fiir die Anschauung enthalten, wenn sie um dieser Bedeutung willen und nicht zuerst um ihrer selbst willen wäre. SCHELLING: PhK '1803-04, 412. Unser allgemeiner Begriff von einer organischen Gattung und ihrer Vollkommenheit schränkt unser Gefühl für die Schönheit eines Individuums durchaus nicht ein. Es ist etwas anders, wo der Begriff das ganze Wesen der Sache erschöpft, da findet keine Freyheit der Phantasie, also überhaupt keine Schönheit statt. A. W . SCHLEGEL: V L K / 1 Ί 8 0 1 - 0 2 , 236. - HUMBOLDT: H D 1799, 2 2 9 ( « 3); JEAN PAUL: V S Ä 1804, 266, 7; 2 7 7 ; SCHELLING: V b K N

Γ

Ί 8 0 7 ; 1809 1 , 3 0 6 ( = > 1 1 ) ; A . W . SCHLEGEL: V p h K Ί 7 9 8 - 9 9 , 84;

A.W.

SCHLEGEL: Z G 1799, 201; A. W . SCHLEGEL: V L K / 1 Ί 8 0 1 - 0 2 , 354, Π; A. W. SCHLEGEL: V E W 1 8 0 3 - 0 4 , 263, Ω (=> 2); 2 9 2 ( » 1); F. SCHLEGEL: G P 1 8 0 0 , 1 1 5 / 3 3 0 .

5. >Vermögen, Beziehungen und Analogieverhältnisse zwischen einzelnen Gegenständen der Anschauung oder der Reflexion wahrzunehmen^ Synt.: Reiz für die Ph., der Ph. bemerkbare Beziehung. - Ktx.: Reim, Witz. - Ktx. Synt.: an unähnlichen Dingen Ähnlichkeit wahrnehmen; sinnliche Ähnlichkeit, inneres Auge. Die beständig wiederholte Paarung sinnlicher Ähnlichkeiten macht den Reim zu einem starken Reizjur die Phantasie. [...] Man hat das Vergnügen am Reime sonst unrecht kindisch genannt. Denn da sich die Seele freut, an unähnlichen Dingen Ähnlichkeit wahrzunehmen, so ist dies auch im Reime. A. W. SCHLEGEL: VphK 11798-99, 46. Witz ist die Erscheinung, der äußre Blitz der Fantasie. F. SCHLEGEL: Ideen 1800, 8/258, Nr. 26. - JEAN PAUL: VSÄ 1804,276; A. W. SCHLEGEL: VphK' 1798-99,26.

6. >Vermögen, Beziehungen zwischen dem Unendlichen, Ideellen, Geistigen, Allgemeinen und dem Endlichen, Realen, Materiellen, Individuellen zu erfassen, auch ersteres in letzteres kognitiv hineinzutragen, Eigenschaften des ersteren dem letzteren analogisch beizulegen^

Lexikographie

und Begriffsgeschichte.

Probleme,

Paradigmen,

Perspektiven

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Bdv.: Einbildungskraft, -> Verstand. - Prph.: -i sinnliche Anschauung. - Synt.: Ph. (Subj.) das störende Medium der Wirklichkeit hinwegräumen / jn. in das Universum versenken / ^das Universum als ein Zauberreich ewiger Verwandlungen, worin nichts isoliert besteht, sondern alles aus allem durch die wunderbarste Schöpfung wird, in uns sich bewegen lassen*', denkende Ph. - Ktx.: Poesie·], Allegorie, Vernunft, Ganzes, Wesen. - Ktx. Synt.: sittliche Begriffe auf Tiere anwenden, leblosen Dingen Charaktere beilegen·, Form des Absoluten, bildliche Einkleidung eines Begriffs. Die Phantasiert] macht alle Theile zu Ganzen [...] und alle Welttheile zu Welten, sie totalisieret alles [...]. Sie führt gleichsam das Absolute und das Unendliche der Vernunft näher und anschaulicher vor den sterblichen Menschen. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 32 (15) f. Wenn wir die Natur der Menschen ausschließen, behalten wir die leblose Welt und die niedrige Organisation(2) übrig; der Mensch nimmt in ihr die Spuren eines unendlichen Verstandes wahr, der bloß der Wiederschein seines eigenen, der ihn zum Objekt macht, ist; insofern kann er die leblose Natur über sich setzen, er selbst denkt sich die Einrichtung der Natur wie einen Verstand. Vermittelst dieser denkenden Phantasie legt er einzelne Gegenstände der Natur-Menschheit hinein, wendet die sittlichen Begriffe auf die Tiere an, legt leblosen Dingen Charaktere bei, den Pflanzen, Blumen usw. Wenn wir den Menschen aus der Natur hinwegdenken, so wird die Natur ohne Zusammenhang und ohne Bedeutung sein; wir denken uns aber immer mit hinzu; denn mit Ausschließung des Menschen ist die Natur, die erst Leben erhält, wenn sie ein menschlicher Verstand anschaut, leblos und unbedeutend. A. W. SCHLEGEL: VphK 11798-99, 127 f. (128, 3). - HUMBOLDT: HD 1799, 131; JEAN PAUL: VSÄ 1804,156,6; SCHELLING: PhK Ί 8 0 3 - 0 4 , 394, L; A. W. SCHLEGEL: VLK/1 Ί 8 0 1 - 0 2 , 2 5 1 , 8

(-»Poesie^.

7. >Vermögen, Beziehungen zwischen dem Endlichen, Realen, Materiellen, Individuellen und dem Unendlichen, Ideellen, Geistigen, Allgemeinen zu erfassen, auch ersteres metaphorisch oder symbolisch für letzteres zu setzen, Eigenschaften des ersteren dem letzteren analogisch beizulegen^ bei A. W. Schlegel als >Organ für das Unendliche (unter dem Aspekt .Vielheit in der Einheit')< zusammen mit der Vernunft die „gemeinschaftliche Grundkraft" (VLK/2 ! 1802-03, 505) des menschlichen Wesens; offen zu 1, 2, 4. Bdv.: Einbildungskraft, -> Vernunft. - Prph: selbständiges und unbeschränktes Vermögen in der Sinnlichkeit des Menschen. - Synt.: Ph. (Subj.) eine absolute Welt real anschauen / in der sinnlichen Beziehung der Dinge Anspielungen auf ihr inneres Wesen finden / das störende Medium der Wirklichkeit hinwegräumen / jn. in das Universum versenken / ^das Universum als ein Zauberreich ewiger Verwandlungen, worin nichts isoliert besteht, sondern alles aus allem durch die wunderbarste Schöpfung wird, in uns sich bewegen lassen\ die Gewähr des Unendlichen in der Ph. haben. - Ktx.: Analogie, Vernunft (Komplenym), Poesie γ. - Ktx. Synt.: sinnliche Eindrücke (Subj.) analogische Begriffe und Vorstellungen in jm. erregen, ^manches sehen und hören, was andere nicht hören und sehen\ intensive Unendlichkeit, Aussicht in die Räume der Möglichkeit, im Schönen liegende Beziehung aufs Unendliche, harmonisches Bewußtsein unserer gesamten Natur, -> gemeine Wirklichkeit. Wbg.: Phantasiebild. Die äußere Form des Wortes setzt unsere Phantasie in Bewegung, die Nebenbestimmungen, die dann laut Analogie in uns hervorgerufen werden, hinzuzusetzen. A. W. SCHLEGEL: VphK !1798-99, 16. [S]o untrennbar wie in einem ächten Kunstwerke das, was man das poetische, und was man das künstliche nennen kann, sind, so untrennbar ist auch der wahre Geschmack vom wahren Genie. Dieses ist eben die innigste Vereinigung der bewußtlosen und der selbstbewußten Thätigkeit im menschlichen Geiste, des Instinktes und der Absicht, der Freyheit und der Notwendigkeit. Deswegen, weil in ihm die ursprüngliche Entzweyung sich aufhebt, worin der Mensch als ein endliches Wesen sich endlos befangen sieht, erscheint es uns auch als etwas übermenschliches, als eine göttliche Kraft, und seine Mittheilungen als wahre Offenbarungen. Darum ist auch zum Genie große Eminenz der auf Erkenntniß gerichteten Geisteskräfte, Einbildungskraft und Verstand, die Kant als seine Bestandtheile angiebt, nicht hinreichend, sondern es umfaßt den ganzen innern Menschen, und kann in nichts geringerem bestehen, als in der

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Jochen

Α. Bär

Energie und innigsten Eintracht dessen was sowohl in der Sinnlichkeit als in der Geistigkeit des Menschen das selbständige und unbeschränkte Vermögen ist, also der Fantasie μ^-η (die man in diesem Sinne noch von der Einbildungskraft unterscheiden kann) und der Vernunft. A. W. SCHLEGEL: VLK/1 Ί801-02, 243 f. (244, 2). Einige Dichter haben den gestirnten Himmel so vorgestellt, als ob die Sonne nach Endigung ihrer Laufbahn in alle jene unzähligen leuchtenden Funken zerstöbe: dieß ist ein vortreffliches Bild fur das Verhältniß der Vernunft und Fantasie p/2].· in den verlorensten Ahndungen dieser ist noch Vernunft; beyde sind gleich schaffend und allmächtig, und ob sie sich wohl unendlich entgegengesetzt scheinen, indem die Vernunft unbedingt auf Einheit drängt, die Fantasies in gränzenloser Mannigfaltigkeit ihr Spiel treibt, sind sie doch die gemeinsame Grundkraft unsers Wesens. Wa$ schon in den alten Kosmogonieen gelehrt ward, daß die Nacht die Mutter aller Dinge sey, dieß erneuert sich in dem Leben eines jeden Menschen: aus dem ursprünglichen Chaos gestaltet sich ihm durch Liebe und Hqß, durch Sympathie und Antipathie die Welt. A. W. SCHLEGEL: VLK/2 '1802-03, 524 f. (525, 8, 11). NOVALIS: LS *1798, 100 (=>8); SCHELLING: PhK Ί803-04, 399; A . W . SCHLEGEL: VphK '1798-99, 20; 44, ANM.; A. W. SCHLEGEL: VLK/1 '1801-02, 231; 249; 251,8 ( - Poesie·,). A. W. SCHLEGEL: V L K / 2 '1802-03, 505; A . W . SCHLEGEL: V E W '1803-04, 11, π (->Poesie x )\ F.SCHLEGEL: Lucinde 1799, 21 (=>3). - Vgl. A . W . SCHLEGEL: VphK '1798-99,50.

8. >Fähigkeit der Darstellung innerer bildlicher Anschauungen, wie sie von der Phantasie χ - in der Regel ohne direkt (vielmehr nur mittelbar, nämlich in der Erinnerung) gegebenes Objekt - hervorgebracht werdend; überhaupt >ästhetisch-kreatives Vermögen (insbesondere des schöpferischen Umgangs mit Sprache) prosaisch·, Poesie5, Poesiei5, Poesie21, Roman, Bild, Traum, Wunderbares, Schwärmerei, Reiz, Sinnlichkeit, Abwechslung, Kontrast, Chaos, Fülle, Mannigfaltigkeit, Überfluß, Keckheit, Humor, Heiterkeit4, Spiel, Arabeske, Karikatur, -> Ideal, -> Idee, -i Wirklichkeit, Vernunft, -» Verstand, -> Geschäft, -> Nüchternheit, -> Mangel, -> Pedanterei. - Ktx. Synt.: etw. mit romantischems Sinn auffassen und herrlich darstellen, sich Freiheiten gegen die wirkliche Natur nehmen (Schiller), ohne Gesetz sein (Schiller); fröhlicher Witz, scherzender Leichtsinn, romantisches5 Element, charakteristische Exzentrizität, reiches Schauspiel, überfließende Darstellung, buntes Aggregat von Teilen eines Ganzen, buntes Gewimmel, romantische5nß Verwirrung, zügellose Willkür, überspannte Empfindungsweise (Schiller), -1 ernste Anstrengung, -> trüber schwungloser Ernst', Schwung der Begeisterung, Leben in der Darstellung, Chaos von innerem Leben, ~> hohe innere Notwendigkeit (Schiller), -ι Regelmäßigkeit des Lebens, -> Armut des Geistes. - Wbg.: phantasielos, phantastisch', Phantasielosigkeit, Phantasterei. Da es ohne Sinnlichkeit überhaupt kein Komisches giebt: so kann sie bei dem Humor als ein Exponent der angewandten Endlichkeit nie zu farbig werden. Die überfließende Darstellung, sowohl durch die Bilder und Kontraste des Witzes als der Phantasie^u], [...] soll mit der Sinnlichkeit die Seele fiillen und mit jenem Dithyrambus sie entflammen [...], der die [...] Sinnenwelt gegen die Idee aufrichtet und sie ihr entgegenhält. JEAN PAUL: VSÄ 1804, 202 (8) f. So ist auch die Sage von einer zügellosen Fantasie^] aufgekommen, die, wo man sie mit einigem Scheine zu finden glaubte, nichts weiter ist als ein ungeordnetes Gedächtniß; den gänzlich Fantasielosen ist freylich alle Fantasiepn] excentrisch und zügellos. A. W. SCHLEGEL: VLK/2 Ί 802-03, 536,15,17 f.; Die Blüten aller Dinge jeglicher Art flicht PoesieM in einen leichten Kranz und so nennt und reimt auch Wilhelmine Gegenden, Zeiten, Begebenheiten, Personen, Spielwerke und Speisen, alles durcheinander in romantische r^nm Verwirrung, so viel Worte so viel Bilder; und das ohne alle Nebenbestimmungen und künstlichen Übergänge, die am Ende doch nur dem Verstände frommen und jeden kühneren Schwung der Fantasie^m] hemmen. Für die ihrige ist alles in der Natur belebt und beseelt [...]. F. SCHLEGEL: Lucinde 1799, 14. [E]r fand sich [...] am wenigsten allein, wenn niemand bei ihm war. Dann berauschte er sich in Bildern der Hoffnung und Erinnerung und ließ sich absichtlich von seiner eignen Fantasie[8/91 verführen. [...] Alle seine Gedanken nahmen sichtbare Gestalt und Bewegung an und wirkten in ihm und wider einander mit der sinnlichsten Klarheit und Gewalt. Sein Geist strebte nicht die Zügel der Selbstherrschaft fest zu halten, sondern warf sie freiwillig weg, um sich mit Lust und mit Übermut in dies Chaos von innerm Leben zu stürzen. F. SCHLEGEL: Lucinde 1799, 36 (39) f. [D]as ist der Anfang aller Poesie, den Gang und die Gesetze der

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Jochen Α. Bär

vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Fantasie, in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur zu versetzen, für das ich kein schöneres Symbol bis jetzt kenne, als das bunte Gewimmel der alten Götter. F. SCHLEGEL: GP 1800, 103/319. [Die spanische Poesie] eignete sich von allen Seiten her ausländische Formen und Reize an, die verschiedensten romantischenpsj Elemente treffen hier zusammen, um endlich die vollkommenste undfarbige Blüthe der Phantasie hervorzubringen und zum höchsten Glanz zu vollenden.

F. SCHLEGEL: B G m P 1 8 0 3 , 5 5 / 2 2 . - HUMBOLDT: S t A » 1 7 9 3 , 2 6 1 ; HUMBOLDT: H D 1 7 9 9 , 2 2 3 ( 11);

2 6 5 ; 3 0 7 ; NOVALIS: H V O R* 1 7 9 9 - 1 8 0 0 ; 1802 1 , 1 9 9 (=> 7); SCHELLING: P h K 1 8 0 3 - 0 4 , 6 7 1 ( - Ironie ύ. SCHILLER: N s D 1 7 9 5 - 9 6 , 4 1 5 ; 4 8 5 , 10 ( = > 8 ) ; A . W . SCHLEGEL: V L K / 1 1 8 0 1 - 0 2 , 3 6 5 (8); 4 1 1 (-+ Metapher^·, SCHLEGEL: V L K / 2

1

1 8 0 2 - 0 3 , 5 2 7 , 30 ( - Poesie2&,

A . W . SCHLEGEL: V L K / 3

!

129; 186, l; 199 (->· Ironie2)\

7 1 3 ; 7 7 7 ( 8); A . W . SCHLEGEL: V E W

1 8 0 3 - 0 4 , 4 8 ; 4 9 ( - romantischs)·,

!

5 6 ; 6 2 ; A . W . SCHLEGEL: D K L / 2

A.W.

1 8 0 3 - 0 4 , 2 3 2 , 26; Γ!

1808; 1809-11 1 ,

300; F. SCHLEGEL: A t h f r 1798, 303/243, Nr. 4 1 4 ; F. SCHLEGEL: G P 1800, 116 (24) f.

( 1 1 7 , 5 ) / 3 3 1 ; 1 2 5 / 3 3 7 ; 1 2 2 / 3 3 5 (=> 8 ) ; TIECK: A M L 1 8 0 3 , 1 9 4 .

10. idealisierendes Vermögen: Fähigkeit, verborgene Schönheit, innere Zusammenhänge und/oder das .wahre Wesen' einer Sache darstellend hervortreten zu lassem; überhaupt >Fähigkeit der (künstlerischen) Hervorbringung eines vollkommenen, in sich geschlossenen, schönen Ganzen Beobachtung, -i Prosa, Wirklichkeit. - Ktx. Synt.: jn. über die gewöhnliche Wirklichkeit erheben, für alle Zeiten als vollendeter Typus dastehen (von den Götterbildern der griechischen Skulptur gesagt), ι jede Erscheinung (Subj.) einzeln und für sich dastehen·, gut und rein gestimmt·, durchgängiger innerer Zusammenhang, rein künstlerische Schöpfung, -i persönliches individuelles Bildnis, gewöhnliche Sprache; Wesen der Kunst, Olymp der reinen Poesie4, Gebiet des Möglichen, Reich der Wirklichkeit, -> Prosa einer bestimmten Wirklichkeit. - Wbg.: Phantasieeinheit. Das Reich der Phantasie ist dem Reiche der Wirklichkeit durchaus entgegengesetzt; und eben so entgegengesetzt ist daher auch der Charakter dessen, was dem einen oder dem andern dieser beiden Gebiete angehört. Mit dem Begriff des Wirklichen unzertrennbar verbunden ist es, dass jede Erscheinung einzeln und für sich da steht, dass keine als Grund oder Folge von der anderen abhängt. [...] Sobald man hingegen in das Gebiet des Möglichen übergeht, so besteht nichts mehr, als durch seine Abhängigkeit von etwas andrem; und alles, was nicht anders, als unter der Bedingung eines durchgängigen inneren Zusammenhanges gedacht werden kann, ist daher im strengsten und einfachsten Sinne des Worts idealisch. [...] I Auf diese Weise idealisirt muss [...] alles werden, was die Hand der Kunst in das reine Gebiet der Einbildungskraft hinüberfuhrt. HUMBOLDT: HD 1799, 128. [AJlles ist idealisch, was die Phantasie[mo] in ihrer reinen Selbstthätigkeit erzeugt, was daher vollkommne Phantasie-Einheit besitzt. Diese [...] ist immereine geschlossene Grösse [...]. HUMBOLDT: HD 1799, 133. Sobald man vom Olymp der reinen Poesie^] auf den Erdboden herabsteigt, das heißt sobald man den idealischen Erdichtungen der Phantasie die Prosa einer bestimmten Wirklichkeit beimischt, so entscheidet nicht mehr der Geist und Kunstsinn allein über das Gelingen der Hervorbringungen, sondern die mehr oder weniger begünstigenden Umstände. Die Götterbilder der griechischen Sculptur stehen für alle Zeit als vollendete Typen da. Das erhabne Geschäft, die menschliche Gestalt bis da hinauf zu läutern, hat die Phantasie einmal vorgenommen; sie könnte es, auch bei gleicher Begeisterung, höchstens nur wiederholen. Im persönlichen individuellen Bildniß aber ist der moderne Bildhauer Nebenbuhler des antiken; dieß ist keine rein künstlerische Schöpfung; die Beobachtung muß hier eintreten, und jeder ist, bei aller Wissenschaft, Gründlichkeit und Anmuth in der Ausführung, an das gebunden, was er eben wirklich vor Augen

hat.

A.W.

SCHLEGEL: D K L / 1

Γ!

1808;

1809-11 1 , 2 4 9 . -

HÖLDERLIN: H y p f r 1 7 9 3

[1794],

167

HUMBOLDT: H D 1 7 9 9 , 1 3 1 ; 3 1 0 ; 3 1 1 ; 3 1 4 ( « • 8); SCHELLING: S t I 1 8 0 0 , 6 2 8 (=> 3); SCHELLING: V B K N 1 8 0 9 1 , 3 2 0 (=> 2 1 ) ; A . W . SCHLEGEL: V L K / 1 Ί 8 0 1 - 0 2 , 3 8 7 ( -

(=>8); Γ!

1807;

Poesie?).

11. >Fähigkeit, einen Gegenstand in seiner Konkretion, auch seiner Individualität, Besonderheit, charakteristischen Eigenart darzustellen^

Lexikographie

und Begriffsgeschichte.

Probleme,

Paradigmen,

Perspektiven

75

Synt.: Ph. (Subj.) ein Plus von Realität in die Bezeichnung zu bringen suchen; rege Ph. - Ktx.: -ι abstrakt; Anschauung, Empfindung, Individualität, Allgemeines, -> Abstraktion, -ι Begriff. - Ktx. Synt.: der Wahrheit getreu bleiben (von der hellenischen Kunst gesagt), aus der Reife eines erfahrungsreichen Lebens hervorgehen, die höchste Realität geistig erzeugen·, nähere Bestimmung, besondere Beziehung, beschäftigtes Gemüt, -i kalter Verstand·, Leben in der Darstellung. Nur mächtige Bewegungen des Geßihls, nur tiefe Erschütterung der Phantasie^u] durch den Eindruck allbelebender, allwaltender Naturkräfte konnten der [Hellenischen] Kunst die unbezwingliche Kraft einprägen, mit der sie von dem starren verschlossenen Ernst der Bildungen früher Zeiten bis zu den Werken überfließender sinnlicher Anmuth stets der Wahrheit getreu blieb, und die höchste Realität geistig erzeugte, welche Sterblichen zu schauen vergönnt ist. SCHELLING: VbKN Γ Ί807; 18091, 306. So wie die Fantasie immer ein Plus von Realität in die Bezeichnung zu bringen sucht, so der ausschließend wirkende Verstand ein Minus; da die Zahlen die abstractesten unter allen Zeichen sind, die am wenigsten sinnliches an sich haben, so bedient sich die Wissenschaft der Wörter möglichst

wie der Zahlen.

A . W . SCHLEGEL: VEW Ί 8 0 3 - 0 4 , 306. - BERNHARDl: Spl/1 1801, 347 ( 8);

HUMBOLDT: H D 1799, 124 ( O 8); 2 2 3 ( O 9); A. W . SCHLEGEL: S p r 1 7 9 8 , 3 8 / 2 2 9 .

12. >Vermögen, Analogieverhältnisse zur Darstellung zu bringen, etwas für etwas anderes symbolisch oder metaphorisch zu setzenAbstraktes bildlich-konkret darstellen< (von der Poesie% gesagt), Un dem Wechsel der bestimmten Gestalten eine ausfinden, welche mit ihrer Bestimmtheit einen Geist und die seinige ausspricht\ die Sinnenwelt gegen die Idee aufrichten und ihr entgegenhalten, Leib und Geist in ein Leben verschmelzen, aus der schweren Materie das leichte Feuer des Geistes / aus dem Laut den Gedanken / aus Teilen und Zügen des Gesichts Kräfte und Bewegungen eines Geistes entbinden, vermittelst durchgängiger Begrenzung des Stoffs eine unbegrenzte und unendliche Wirkung hervorbringen, durch ein Individuum einer Idee Genüge leisten, von einem Punkt aus eine ganze Welt von Erscheinungen eröffnen, -1 das Leben entkörpern >Konkretes auf Begriffe bringen< (vom Witz gesagt); angewandte Endlichkeit, bildlicher Witz, das Symbolische in unserer Erkenntnis. [DJurch einzelne Bilder der Phantasie den Geist auf einen hohen und weitumschauenden Standpunkt zu führen, ist die schöne Bestimmung des Dichters, vermittelst durchgängiger Begründung seines Stoffs eine unbegränzte und unendliche Wirkung hervorzubringen, durch ein Individuum einer Idee Genüge zu leisten und von Einem Punkt aus eine ganze Welt von Erscheinungen zu eröfhen. HUMBOLDT: HD 1799, 125. Tiefer ist der menschliche Geist in der orientalischen Philosophie nicht herabgesunken, als bis zum Pantheismus, welcher der Moral eben so verderblich als der Materialismus, und zugleich auch für die Phantasieren*] zerstörend ist. F. SCHLEGEL: SWI 1808, 2 5 3 . - JEAN PAUL: V S Ä 1 8 0 4 , 3 2 , 15 (=> 6); 2 0 2 , 8 (=> 9); 2 8 8 , is; 2 9 7 (=> 13); 3 0 0 , 4 ; A . W . SCHLEGEL: V L K / 1 F

1 8 0 1 - 0 2 , 2 5 1 , 1 7 ( O 8); A . W . SCHLEGEL: V E W

1

1 8 0 3 - 0 4 , 4 8 ( « 8); A. W . SCHLEGEL: V L K / 3 Ί 8 0 3 - 0 4 , 1 7 7 .

15. >jemand, der mit Phantasie8 begabt ist, der sich durch kreative, außergewöhnliche Einfalle sowie deren Umsetzung auszeichnet^ metonymische Verwendung von 8. [EJin Felsen bog sich Uber das Wasser und eine kühne Phantasie hafte auf dem schroffen Abhänge einen Sitz befestigt. MEREAU: EKG 1 8 0 1 , 7 .

16. bei F. Schlegel allegorische Figur; inhaltlich vor allem an 8 anzuschließen, wobei sich jedoch Anklänge an 9 und 13 feststellen lassen. Synt.: die hohe Zauberin Ph. Die allmächtige Fantasie hat diese wesenlosen Schatten mit ihrem Zauberstabe berührt, damit sie ihr Inneres offenbaren. F. SCHLEGEL: Lucinde 1799,18. - F. SCHLEGEL: Lucinde 1799,16; 20,3.24.

Lexikographie

und Begriffsgeschichte.

Probleme,

Paradigmen,

Perspektiven

77

17. >Produkt der Vorstellungskraft: Vorstellung, Gedankenbild, Traumbild Heiterkeit*); A.W. SCHLEGEL: VLK/l '1801-02, 338; F.SCHLEGEL: Lucinde 1799, 8; 79; TIECK: an A. F. Bernhardi r Ende Juli/Anf. Aug. 17931, VL 273 ( 1); WACKENRODER: HKK/7 1797 [1796], 81; WACKENRODER: HKK/18 1797 [1796], 134.

18. >Produkt des idealischen Vorstellungsvermögens im Sinne von 3Produkt des schöpferischen Vermögens im Sinne von 8 und tendenziell 9, ζ. B. ein (formal frei gestaltetes, nicht äußerlichen Kunstregeln, sondern nur inneren Gesetzmäßigkeiten gehorchendes) musikalisches oder sprachliches Werk/,>< >/l 7 I >ls I !«tf+| I AA • 8 I * Neu im Lexer aufgenommen: ' 9 1 I ! ttf+

phose



gürteltasche, beutel Neidh. [. . .]

— nach ctitel type= n sigle n xbibl>Wack. umd. ll. 27 aus punga (von pungere, mit clang rend="ahdn n="impl">phosön übersetzt wird, nach ctitle type= n sigle"xbiblxauthor>Weihn . d. fr. 451 sind puggs, lang rend="ahd">phunc u. pungr u. clang rend="altn" n=nimpl">püssc/lang>) wahrscheinlich clang rend="slav">c/lang> ursprungs. cetym> c/entry> Abb. 2: Wortformen müssen durch n=impl markiert werden, wenn sich die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprache nur aus dem Kontext ergibt

104

Johannes

Fournier

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der gotheit M v i t 2 . 1 8 1 . 3 , In den rivir ib. 16. vll m«nich rtvir diei Ckahe 1878. d i t r i v i r ^ . 1882. i r t v e l r , rlvdr, ton-em FtoMM 2,450*. riviere

IVj, rivier ι fist/, * ( • u . 7 5 5 b )

*****

raban-f tain stm

T u n Mi (die rillere, die vfl Hebten ouweatf. 1,153·). ir

raben -getane S
gerechtfertigt< als ausschließlich auf Christus zurückzuführende Eigenschaft des Gerechtfertigtseins des Christenmenschen, id est: Unabhängigkeit und Loslösung von Sünde und von der dem Menschen ursprünglichen Sündhaftigkeit. Bdv.: rechtfertig, gerecht 1-3, warhaftig, befriedet, frum 1-4, selig, heilig 1, lauterlich 1, ungefangen, ledig, rein; vgl. christlich 1/2. - Paraph.: ein warhajftig kind gottes sein; (seele) mit Christus voreynigt (sein)\ die seel dem gottlichen wort gleych wirt aller gnaden voll; alle (...) sund vorgeben (sein); alle (...) vorterben uberwunden (seyn); alle gebott erfüllet (seyn); aller gnaden voll (sein); begabt (sein) mit der ewigen gerechtickeyt; entledigt (sein) von allem ubell; sund vorschlundenn und erseujft (sein). - Ggb.: verdamt (Ant.); sünde, verderben, böse, bosheit, gefengnis. - Ktx.: (e) inwendig, geistlich, seele; (0) leiblich, eußerlich. - Präd. und Synt. (in Auswahl): 5

Die tiefgestellten Zahlen in Klammern weisen auf Bedeutungen hin, die neben der Genannten zusätzlich zu ihr mitgemeint sind, Tiefgestellte Zahlen ohne Klammern geben eine weitere gleichwertige Bedeutung oder die im jeweiligen Zitierbeleg nicht genutzte Bedeutung eines Beleges an.

Dichtung und Wahrheit in der

Geschichtsschreibung

jd. (inwendige geistliche mensch) etw. (frum, frei Christenmensch) sein und heyssen; etw. (kein eußerlich ding) jn. (inwendigen geistlichen menschen) etw. (frey noch frum) machen; etw. (seele) von etw. (gottis wort) etw. (frey) werden; jd. (christenmensch) in etw. (yn allen dingen) etw. (frey) seyn; jd. (christenmensch) von etw. (allen dingen) etw. (frey) sein; etw. etw. (hertz) frey machen von etw. (sunden, gesetzen und geboten)·, durch etw. (durch ein gutt werck) etw. (frum, frey, selig oder christen) zu werden meynen. WA 7,21,19,20 Czum dritten, So nhemen wir fur uns den ynwendigen geystlichen menschen, zusehen was datzu gehöre, das er eyn frum, frey μ6> Christen mensch sey und heysse. So ists offenbar, das keyn eußerlich ding mag yhn frey noch frum machen, wie es mag ymmmer genennet werden, denn seyn frumkeyt und freyheyt, widerumb seyn boßheyt und gefenckniß, seyn nit leyplich noch eußerlich.WA 7,24,23,27 Czum zehenden, Nu seyhn diße und alle gottis wort heylig, warhajftig, gerecht, fridsam, freyl und aller gutte voll, darrumb wer yhn mit eynem rechten glauben anhangt, des seele wirt mit yhm voreynigt, ßo gantz und gar, das alle tugent des wort auch eygen werden der seelen, Und alßo durch den glauben die seele von dem gottis wort heylig, gerecht, warhafftig, fridsam, frey 3,^4-6), und aller gutte voll, eyn warhafftig kind gottis wirt, wie die ynn seynem namen glauben'. WA 7,25,27 Czum zwolfften, Nit allein gibt der glaub ßoviel, das die seel dem gottlichen wort gleych wirt aller gnaden voll, freyund selig, sondernn voreynigt auch die seele mit Christo, als eyne brawt mit yhrem breudgam. Auß wilcher ehe folget, wie S. Paulus sagt, das Christus und die seel eyn leyb werden, ßo werden auch beyder gutter fall, unfall und alle ding gemeyn, das was Christus hatt, das ist eygen der glaubigen seele, was die seele hatt, wirt eygen Christi. So hatt Christus alle gutter und Seligkeit, die seyn der seele eygen. So hatt die seel alle untugent und sund auff yhr, die werden Christi eygen. Hie hebt sich nun der froliche wechßel und streytt. WA 7,26,3 Die weyl Christus ist gott und mensch, wilcher noch nie gesundigt hatt, und seyne frumkeyt unüberwindlich, ewig und almechtig ist, ßo er denn der glaubigen seelen sund durch yhren braudtring, das ist der glaub,

185 ym selbs eygen macht und nit anders thut, denn als hett er sie gethan, ßo müssen die sund ynn yhm vorschlundenn und erseujft werden, Denn sein unubirwindlich gerechtigkeyt ist allenn sunden zustarck, also wirt die seele von allen yhren sunden, lauterlich durch yhren malschatzts, das ist des glaubens halben, ledig und freygut und gerechte - Bdv.: from 1, selig, heilig 1, warhaftig, gerecht 1/2, friedsam 2. - Paraph.: aller gutte voll (sein); ein warhafftig kind gottis sein. Ggb.: böse, bosheit, gefengnis. - Ktx.: (0) mußig gahn, (0) ubell thun; (0) äußerlich ding; leiblich, äußerlich. - P r ä d . u n d Synt. (in Auswahl): jd. etw. (ein freier christenmensch) sein; etw. (kein eußerlich ding) jn. (Christenmensch) etw. (frey) machen; etw. (seele) von etw. (gottis wort) etw. (frey) werden. WA 7,21,20 So nhemen wir fur uns den ynwendigen geystlichen menschen, zusehen was datzu gehöre, das er eyn frum, frey2 Christen mensch sey und heysse. So ists offenbar, das keyn eußerlich ding mag yhn frey^y, noch frum machen, wie es mag ymmmer genennet werden, denn seyn frumkeyt und freyheyt, widerumb seyn boßheyt und gefenckniß, seyn nit leyplich noch eußerlich. WA 7,23,28 Hie ist fleyßig zu mercken und yhe mit ernst zubehalten, das allein der glaub on alle werck frum, frey^ und selig machet, wie wir 6

Aus Raumgründen werden hier nicht alle Belege gesondert aufgeführt, sondern nur die ausdruchsvollsten. Andere Belege, in denen frei mit der jeweiligen Bedeutung erscheint, werden hier nur aufgelistet.

186

Anja

hernach mehr hören werden, Und ist zu wissen, das die gantze heylige schrifft wirt yn zweyerley wort geteyllet, wilche seyn Gebot oder gesetz gottis und vorheyschen oder zusagunge. Die gebott leren und schreyben uns fur mancherley gutte werck, aber damit seyn sie noch nit geschehen. Sie weyßen wol, sie helffen aber nit, leren was man thun soll, geben aber keyn sterck dartzec. Darumb seyn sie nur datzu geordnet, das der mensch drynnen sehe sein unvormugen zu dem gutten und lerne an yhm selbs vortzweyffeln. Weitere Belege: WA 7,21,192i4{5,6). 4. > innerlich unabhängig von äußerlichen, weltlichen Dingen, d.h. von Gesetz, Egoismus, Sünde und Angstrechtfertigend< als versöhnende und erlösende Eigenschaft und Fähigkeit Gottes bzw. Jesu, die absolute Gerechtigkeit und Gnade beinhaltet

7

Vgl. WA 23,709,34ff.

188

Anja

Lobenstein-Reichmann

und sich durch das Wort als Rechtfertigung in den Christen eingießt. Der Christenmensch ist danach ebenfalls 2. >gerechtfertigt< als ausschließlich auf Christus zurückzuführende Eigenschaft des Menschen, id est: unabhängig und losgelöst von Sünde und der dem Menschen ursprünglichen Sündhaftigkeit; daraus folgt: 3. die aus dem Gerechtfertigtsein resultierende innere Eigenschaft des Christenmenschen. Gott macht diesen durch seinen Sohn >gut und gerechte Der Christ wird in der Rechtfertigung wie Christus, nimmt teil an dessen Eigenschaften und dessen Vollkommenheit. Basierend auf dieser Teilhabe ist der geistliche Mensch 4. »innerlich unabhängig von weltlichen Dingen, d.h. von Gesetz, Egoismus, Sünde und Angstgerechtfertigt< gleichgesetzt. Erscheint das Adjektiv christlich als Attribut zu freiheit, so kann dies geradezu tautologisch verstanden werden, denn sowohl christlich als auch freiheit zielen auf ein und denselben begrifflichen Inhalt. Das Adjektiv dient dabei nicht nur einer Spezifizierung und Betonung einer Aussage, die dahingehend gemeint ist, daß es sich um die von ihm bereits wortbildungsmorphologisch zum Ausdruck gebrachte, theologisch orientierte, eben christliche Freiheit handelt, sondern weist ergänzend darauf hin, daß diese im Sinne der Lehre Christi und damit rechtmäßig ist. Christlich ist demnach ein Wort, das für Luther legitimierenden Charakter besitzt. Diese Nuance unterscheidet es von frei und macht dieses gleichsam im Vorübergehen als geistliche Größe für jedermann unantastbar. Erscheint freiheit ohne das Adjektiv christlich, ist dieses dennoch immer mitzudenken, es sei denn, Luther spricht explizit von der anderen freyheit (WA 7,38,14), was ebenfalls das von ihm unter der Hand vorgenommene Ineinanderwirken beider Inhalte von christlich und frei ex negativo offensichtlich macht.

Dichtung und Wahrheit in der Geschichtsschreibung

2.2

191

Das Wortfeld

Die semasiologische Analyse von (-)frei(-) und seinen Synonymen muß aus Gründen eines konsequent induktiven Vorgehens jeweils wortbezogen erfolgen. Alle Erläuterungen kennzeichnen dementsprechend den Interpretationsstand aus den Belegen des jeweiligen Einzelwortes. Es dürfen nachträglich keine wechselseitigen Angleichungen vorgenommen werden. Unter dem Aspekt des Vergleichs der einzelnen Freiheitsausdrücke stellt sich das Problem der wechselseitigen Projizierbarkeit der angesetzten Bedeutungen aufeinander. Aus der Partialität der Synonyme ergibt sich, daß niemals eine volle inhaltliche Deckungsgleichheit besteht. Es gibt immer nur ein Mehr oder Weniger. Dennoch müssen Setzungen von größerer bzw, geringerer Ähnlichkeit vorgenommen werden. Diese können selbstverständlich nicht im einzelnen diskutiert, sollen aber an einem Beispiel vorgeführt werden. Die Bed. 3 von frei >gut und gerecht< ist deutlich synonym zu Bed. 1 von from >gerecht, gut< und Bed. 1 von gerecht >justus, gut, fromm, rechtschaffen, gottesfürchtigmächtig< nicht mit from 1. Dieses Mehr oder Weniger wurde in Form einer Tabelle dargestellt, die hier nur auszugsweise wiedergegeben werden kann. Legende: * Die angesetzten Bedeutungen stimmen weitestgehend überein. + Die angesetzten Bedeutungen sind miteinander verwandt. - Zwischen den angesetzten Bedeutungen ist höchstens eine entfernte Übereinstimmung vorhanden christlich

from

gerecht

12

1234

123

frei

1 2

+

-

-

+

-

+

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Tab. 1 friedsam

1

Tab. 2

lauterlich

heilig

12

1234

12

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+

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-

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*

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12

-

-

-

-

-

-

* * *

-

+

Anja

192 frölich

entbunden

lustig

umsonst

Lobenstein-Reichmann

willig

123

frei

1

-

-

-

-

-

-

-

2

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-

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-

-

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-

5 6 Tab. 3

In dieser Tabelle werden in der Vertikalen (links) die Bedeutungen von freiheit mittels Zahlen indiziert. In der Waagrechten sind die bedeutungsverwandten Wörter (Synonyme) zu frei (genau: Einzelbedeutungen von diesen Wörtern) abgetragen. Da der Seitenspiegel begrenzt ist, wurde die Tabelle in mehrere untereinander gestellte Abschnitte zerschnitten. Die dadurch entstehende Ordnung von oben nach unten ist also als Folge von links nach rechts zu lesen. Und zwar wie folgt (am Beispiel der Zeile 3): frei 3 ist mit christlich 2, from 1, 3 und 4, gerecht 1, warhaftig, heilig 2, selig, gut 2 usw. synonym. Dieselbe Bedeutung von frei ist hingegen zu christlich \,from 2, gerecht 2, friedsam 2, lauterlich 1, heilig 1, gut 1 usw. bedeutungsverwandt, z.B. zu gerecht 3, befriedet oder friedsam 1 dagegen in keinem synonymen Bedeutungsverhältnis stehend. Es ergeben sich von links nach rechts gelesen folgende Wortfelder. - frei 1 rechtfertigende christlich 1, from 3, gerecht 3, warhaftig 1, friedsam 1, heilig 1/2, almächtig, dienstbar 2, rechtfertig. - frei 2 »gerechtfertigte christlich 1/2, from 1-4, gerecht 1-3, warhaftig, befriedet, friedsam 1/2, lauterlich 1, heilig 1/2, selig, gut 2, rein, ledig, entbunden, frölich 2/3, lustig, umsonst, willig, mächtig, dienstbar 2, rechtfertig. - frei 3 >gut und gerechte christlich \!2,from 1-4, gerecht 1/2, warhaftig, friedsam 2, lauterlich 1, heilig 1/2, selig, gut 1/2, rein, ledig, entbunden, frölich 3, lustig, umsonst, willig, dienstbar 2, recht 1/2, rechtfertig. - frei 4 »unabhängigefrom 4, gerecht 1/2, warhaftig, befriedet, friedsam 2, lauterlich 1, heilig 1/2, selig, rein, ledig, entbunden, frölich 1/2, lustig, umsonst, willig, mächtig, dienstbar 2, recht 1/2, rechtfertig. - frei 5 »freiwillige warhaftig, heilig 1/2, ledig, frölich 3, lustig, umsonst, willig, dienstbar 2, rechtfertig. - frei6 »mächtige warhaftig, heilig 1/2, mächtig, dienstbar 2, rechtfertig.

Hervorstechend sind die Überlappungen der angesetzten Wortfelder, die nur durch geringe Nuancierungen in den Zusammenstellungen voneinander unterschieden werden können. Es entsteht der Eindruck eines in sich geschlossenen, oft kontinuierlichen Bedeutungsgefüges. Dies muß eine bestimmte gemeinsame Grundlage haben. Diese gemeinsame Grundlage wird von mir als Begriff bezeichnet.

2.3

Das Begriffsfeld

Frei umfaßt im Freiheitstraktat insgesamt 6 Einzelbedeutungen. Im Verlauf der Untersuchung wurde jede Einzelbedeutung jedes Einzelwortes mit jeder Einzelbedeutung jedes an-

Dichtung und Wahrheit in der

Geschichtsschreibung

193

deren Einzelwortes verglichen. Die Vergleichsergebnisse ermöglichten zum einen die Zusammenstellung von Wortfeldern, welche alle zu einer Einzelbedeutung bedeutungsverwandten Ausdrücke aufzeigen; sie lassen zum anderen die Zusammenstellung von Begriffsfeldern zu. Der Schritt von der Größe .Bedeutung' zu der Größe »Begriff' vollzieht sich wie folgt: Innerhalb eines Einzellexems wird immer von Bedeutungen gesprochen (ein Wort hat, wie bereits normalsprachlich gesagt wird, Bedeutung)·, die auf den Punkt gebrachte inhaltliche Gemeinsamkeit zweier oder mehrerer Einzelbedeutungen unterschiedlicher Lexeme wird hier als Begriff bezeichnet. Begriffe sind mithin Zusammenfassungen des Analysierenden und somit interpretativ gewonnene kognitive Größen. Von ihnen wird allerdings angenommen, daß sie ein Analogon beim historischen Sprecher, in diesem Fall bei Martin Luther, haben. Dazu ein Beispiel: Nehmen wir die Bedeutung 2 von freiheit: >Güte, Gerechtigkeit und Unabhängigkeit vom Bösem. Vergleicht man diese Bedeutung mit der Bedeutung 1 von fromkeit, nämlich: >Güte und Gerechtigkeit als Qualität des gerechtfertigten Menschern, dann zeigt sich eine deutliche inhaltliche Verwandtschaft. Dennoch sind fromkeit 1 und freiheit 2 nicht dasselbe. Auch kann angenommen werden, ohne daß an dieser Stelle auf die Gründe eingegangen wird, daß es nicht nur stilistische Motive waren, die Luther dazu veranlaßten, einmal das eine und ein anderes Mal das andere Wort zu benutzen, greift doch ein Inhalt oft über einen anderen hinaus oder umgekehrt. Nimmt man noch ein weiteres partiell synonymes Wort hinzu, wie zum Beispiel gerechtigkeit in der Bedeutung 3 >Gutheit, Rechtschaffenheit, Frömmigkeit und Unabhängigkeit von Sünde und allem Bösen»iter Ansch" j}«t» Communicator kite Hoificoco« iurh^n -;σ«οι:ί / ß»*w|l··.- Λ'"»lijciU.«'Jkv»«>".«>

Prosz? wpisac slowo, zwrot idiomatyczny lub kolokacj?: czarn·yl

i. niemieckiego

^ Pomoc gramatyana

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Uwaga: Przy wptsywanht mozna litery polskie zastapic nicnucckirui (bcz znaköw diakrvtvc/rvchi:

iez kresek i o g o n k ö w

it

aJS" Z-

Abb. 5 An dieser Stelle, d.h. beim Auswählen der Ausgangssprache, wird die grundlegende Entscheidung getroffen, die nicht nur die Metasprache beeinflußt, sondern auch zum „Umhängen" bzw. Ausmaskieren bestimmter Link- und Knotentypen im Wörterbuchschema führt. Das hat zur Folge, daß die Informationsauswahl aus der Datenbasis für den deutsch- bzw. polnischsprachigen Benutzer optimiert wird. Auf diese Seite soll der Benutzer ein Lesezeichen setzen (diesen Ratschlag findet er in den Benutzerhinweisen). Die Navigationszentrale beinhaltet folgende Elemente: - einen Link zur Startseite - einen Link zu einem Hypertext, der Auskünfte zum Aufbau des Wörterbuchsystems gibt und Hinweise bietet, wie man durch die Informationsräume effektiv navigieren kann. Dort sind auch Erklärungen zu den lexikographischen Konventionen und zur Behebung technischer Probleme zu finden18 - einen Link zu einem einsprachigen Onlinewörterbuch der Zielsprache19 18

19

Hier sind fur die deutschen Benutzer z.B. Instruktionen notwendig, wie sie sich aus dem WWW polnische Fonts - die in der Regel auf ihrem Rechner nicht verfügbar sind - „herunterladen" und installieren können, bzw. welche Manipulationen sie an ihrem Betriebsystem vornehmen müssen, um die eventuell vom Hersteller mitgelieferten Schriften für osteuropäische Sprachen zu benutzen. Bislang gibt es im WWW weder polnische noch deutsche einsprachige Wörterbücher. Es gibt allerdings Aktivitäten, die - zumindest für das Deutsche - die Erstellung solcher Werke zum Ziel haben: Das Projekt Deutscher Wortschatz http://wortschatz.informatik.uni-leipzig.de/wort/inhalt. htm (25.3.1999) und das Wörterbuch-Projekt http://Free-Dict.bzs.tu-graz.ac.at/de/ (25.3.1999).

220 -

-

Krzysztof

Petelenz

einen kontextsensitiven Link zur Grammatikhilfe. Die Grammatikhilfe stellt ebenfalls einen Hypertext mit Informationen zur ZS dar, in dem man über Index und Inhaltsverzeichnis recherchieren kann und auf dessen einzelne Seiten aus den Wörterbuchartikeln kontextsensitiv verwiesen werden kann. Stößt der Benutzer auf eine grammatische Angabe, deren Bedeutung er nicht versteht, beispielsweise, daß die polnische Konjugation poniewaz einen untergeordneten Kausalsatz einleitet, kann er in der Navigationszentrale auf den Link Grammatikhilfe klicken und bekommt sogleich die Seite des Grammatikhandbuchs angezeigt, die einerseits den Begriff „eingeleiteter Kausalsatz" erläutert und andererseits über alle andere Arten von eingeleiteten Nebensätzen im Polnischen informiert. Die Grammatikhilfe funktioniert also nach einem ähnlichen Prinzip wie die Onlinehilfe in einem beliebigen Windows-Programm. einen mailto-LmV. zum Verfassen und Abschicken einer Email an die Wörterbuchredaktion.

4.2.1 Die datenbankgesteuerte Stichwortsuche Bei kleineren Hypertextprojekten reicht oft die thematische Suche über Inhaltsverzeichnis und Index aus. Bei einem Wörterbuch wird natürlich eine leistungsfähige Suchmaschine benötigt, die den Datenbestand systematisch anhand von Suchkriterien durchforstet und die Suchergebnisse dynamisch aufbereitet. Zum punktuellen Nachschlagen dient der Nachschlagemodus (Abbildung 4 und 5), in dem der Benutzer ausdrücklich zur Eingabe einer aus mehreren Wörtern zusammengesetzten Suchanfrage aufgefordert wird. Da die Phrasemlemmata im Wörterbuchschema eine eigene Kategorie bilden, ist eine direkte Suche in den Phrasemlemmata-Knoten möglich. Ist der Benutzer nicht imstande, die zusammenhängende Wortgruppe im Text zu erkennen, kann er auch ein einzelnes Wort eintippen und mit dem Button „Suche" den Nachschlagevorgang starten. Mit der Option „Suchkriterien verfeinern" lassen sich in die Suche die Funktionen der Boolesch'en Algebra mit einbeziehen: Wild Cards erlauben z.B. den Verbenbestand nach Wortbildungsparadigmen zu erforschen20, indem man etwa nach einem bestimmten Präfix+Stamm (ver*) oder einem Stamm+Präfix (*machen) sucht. Der Stern, auch Asterisk genannt, ersetzt dabei mehrere beliebig viele Zeichen bis zu einem blank. Die unscharfe Suche (Fuzzy Search) macht es möglich, nach Wörtern zu suchen, deren genaue Orthographie dem Benutzer nicht bekannt ist. Fuzzy Search ermöglicht es auch - bei der einfachen und der verfeinerten Suche - auf die Eingabe polnischer Diakritika zu verzichten21. Um inhaltlich nach Wörtern und Wendungen zu suchen, die semantisch über die Beziehungen der Synonymie, Hyponymie und Hyperonymie miteinander verknüpft sind, wäre der Aufbau von Knowledge-Trees förderlich. Ein Knowledge-Tree ermöglicht die inhaltliche Informationserschließung der lexikographischen Daten in hierarchischer Form. Man kann aus der obersten Ebene Stufe um Stufe in die weiter detaillierten Bereiche absteigen, bis man auf das gesuchte Lexem stößt. Dann kann man wieder eine Stufe höher gehen und sich alle Synonyme dieses Lexems anzeigen lassen, weiter aufsteigen, um anschließend an der anderen Stelle erneut - diesmal ins andere Detail - absteigen zu können. Diese Art der

20

21

Die Suche mit logischen Operatoren wie „*" und „?" führt meistens nur eingeschränkt zum Ziel, da das Verhältnis zwischen precision und recall nur selten stimmt. Wenn wir z.B. nach dt. Verben mit dem Präfix „ver-,, mittels Asterisk suchen, so bekommen wir als Suchergebnis natürlich nicht nur Verben, sondern alle Wörter, die mit dem Morphem „ver" beginnen, zurück. Wenn auch diese Behelfslösung viele Probleme mit sich bringt, die hier nicht diskutiert werden können.

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von zweisprachigen

Wörterbüchern

221

Navigation durch die Hypertextbasis wird als Fish-Eye-View bezeichnet; eine dafür notwendige Thesaurusmodellierung, die auf eine Art semantisches Netz hinausläuft - kann (und soll) nachträglich erfolgen, wenn die Wörterbuchbasis mit den Daten im ausreichenden Maße „gefüllt" wurde. Ferner wäre für das neue Wörterbuch ein Mechanismus wünschenswert, der dem Benutzer bei der Suche die Eingabe von flektierten Formen eines Lexems ermöglicht und den Lemmatisierungsprozeß dem System überläßt. Ebenfalls wäre es ein enormer Vorteil, wenn das Wörterbuch automatisch etwa Konjugations- und Deklinationsparadigmen für das nachgeschlagene Wort „auf Knopfdruck" erzeugen und Komposita auf zusammengesetzte Bestandteile analysieren könnte. Dafür sind jedoch leistungsfähige Morphologiesysteme erforderlich. Heute, insbesondere für das Polnische, funktionieren diese nur eingeschränkt. Erhebliche Probleme bereitet auch die Suche nach Phrasemen, die nur dann mit Erfolg gekrönt ist, wenn die morphosyntaktische Form des jeweiligen Phrasems so im System kodiert wurde, daß die Eingabe auf die gespeicherte Grundform zurückgeführt werden kann. Entweder greift man auf komplexe Formalismen wie z.B. die IDAREX-Grammatik 22 zurück, oder man versucht eigene Indexdateien für die Suche im Phraseologiemodul zu konstruieren. Dabei muß eine entsprechende, auf ein Minimum reduzierte kanonische Form des Phraseologismus ermittelt werden, also diejenigen Buchstabenketten, die in allen (oder beinahe allen) morphosyntaktischen Verwendungsvarianten des jeweiligen Phrasems vorkommen. Die Indizierung der Phraseme für Einträge in eine Indexdatei stellt ein ernsthaftes Problem dar, zu dem noch wenige empirische Untersuchungen und praktische Lösungsansätze vorliegen.

4.2.2 Die Strukturierung der Ein-Wort-Lemmata Angenommen, daß der deutsche Benutzer sich nicht gleich zur Eingabe einer idiomatischen Redewendung, z.B. ins Schwarze treffen, oder einer Kollokation, etwa schwarzfahren, entschlossen hat (vgl. Beispiel in Abbildung 4). Andernfalls hätte er die exakte polnische Übersetzung, oder - falls im Polnischen kein Volläquivalent vorhanden ist - eine Liste möglicher Übersetzungsvorschläge mit hypertextuellen Verweisen auf bedeutungsdifferenzierende Kommentare, grammatische Konstruktionshinweise, pragmatische Restriktionen, etc. zum jeweiligen Vorschlag erhalten. Er möchte sich vielleicht allgemein über die Bedeutungsstruktur des deutschen Wortes schwarz „auf der polnischen Seite" informieren. Nachdem er im Suchfeld der Abbildung 4 schwarz eingetippt und den Button „Suche" betätigt hat, bekommt er anschließend im Such- und Informationsbereich die Bedeutungsstruktur von schwarz, wie sie in Abbildung 6 dargestellt wurde. Wichtig ist dabei, daß diese Bedeutungsstruktur der semantischen Strukturierung eines deutschen einsprachigen Wörterbuchs entspricht; der deutschsprachige Benutzer sieht das Polnische zunächst „durch die Brille" der eigenen Muttersprache. In der Navigationszentrale kommt jetzt ein neuer Link hinzu, er erscheint auf allen Seiten im Browsingmodus (siehe Kap. 4.3) und verweist auf die Startseite, wo sich die Aufforderung zur Eingabe des gesuchten Lemmas befindet.

22

Vgl. Bauer et al. (1995) und Breidt et al. (1996).

222

Krzysztof

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Im kontextsensitiven Steuerungsbereich erscheinen Verweise zu den Phrasemen, mit denen das Lexem schwarz verknüpft wurde. Klickt der Benutzer den Button „Kollokationen" an, gelangt er auf die Seite, wo im Such- und Informationsbereich die deutschen Kollokationen mit schwarz aufgelistet sind. 2. dunkel schwarze Augen schwarzer Kaffee schwarze Nacht schwarzer Tee schwarze Wolken

1. Farbe schwarzer Anzug schwarze Haare schwarze Katze schwarz gekleidet schwarz geräuchert schwarz gestreift Tab. 3

7. böse schwarze Gedanken schwarze Magie schwarzer Plan

8. ungünstig schwarz malen schwarz sehen schwarzer Tag

Sie sind in Bedeutungsgruppen aufgeteilt, und innerhalb der einzelnen Gruppen initialalphabetisch sortiert (s. Tabelle 3). Jede Kollokation stellt den Anker eines Hyperlinks dar, was an der Unterstreichung zu erkennen ist. Klickt man eine Kollokation an, so wird die referenzierte Seite mit den weiterführenden Angaben zu dieser Kollokation eingeblendet. Das gleiche gilt mutatis mutandis für Idiome und Sprichwörter. Datei

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Schwarz

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Einsprachiges Worterbuch Polnisch»

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1. 2. 3. 4. 5. 6.

Farbe dunkel kontrastierend dunkelhaarig dunkel hautig dreckig, schmutzig

7. böse 8. ungünstig 9. düster, depressiv 10. illegal, unerlaubt 11. klerikal

Grammatik•

m

andere Bedeutungen $ -

Nachschlagen

ws

Idiome

Kolkotionen

Sprichwörter I

sf Das wort hat mehrere Bedeutungen - wählen Sie die passende aus!

m

j t "schwarz"

•Ά • im ύν>

Abb. 6 Der Benutzer bekommt verschiedene Bedeutungen von schwarz zur Auswahl: 1. Farbe. Klickt er hierauf, so gelangt er an Kollokationen wie schwarzes Haar, schwarzer Anzug etc. (analog bei 2. dunkel: schwarze Wolken, schwarzer Wald, schwarze Nacht, usw.). Problematisch wird es bei Kollokationen wie schwarzer Tag oder schwarzes Schaf, die sich nicht ganz eindeutig einer bestimmtem Bedeutung zuordnen lassen und mit den idiomatischen Ausdrücken schwarzes Brett, schwarzer Tod oder der Schwarze Kontinent

Zur Hypertextualisierung

von zweisprachigen

Wörterbüchern

223

nur in die „unelegante" Restkategorie andere Bedeutungen hineinpassen. Die Zuordnung der Phraseme zu den einzelnen Bedeutungen eines Ein-Wort-Lemmas gehört zu den Grundproblemen der zweisprachigen Lexikographie, wie Hausmann 1988 aufgezeigt hat (s. auch Kap. 1.2). Jede Lösung ist unbefriedigend: Bei der Anordnung nach der Wortart des im Phrasem vorkommenden Lemmapartners wird dem Benutzer linguistisches Metawissen abverlangt und davon ausgegangen, daß der Benutzer die relevanten Partner erkennen kann - was wohl nicht immer der Fall ist. Die alphabetische Ordnung macht nur auf der zweiten Ebene Sinn, ist aber auch nur bedingt praktikabel (vgl. Hausmann 1988, 145). Die Verwendung der semasiologischen Bedeutungsstruktur führt dazu, daß der Lexikograph ein Semem aus der jeweiligen kontextuellen Bedeutung des Lexems „herausdestilliert" und mit einer bedeutungsdifferenzierenden Paraphrase (Glosse) etikettiert, z.B. schwarzer Terror => Glosse: klerikal. Die Einteilung in Unterbedeutungen beruht auf der arbiträren Entscheidung des Lexikographen. „Wieviele Bedeutungen hat ein Wort?" ist mehr eine lexikologische denn eine lexikographische Fragestellung. Dieses semantische Verfahren würde etwa bei der Einarbeitung der Kollokation schwarz werden (beim Skatspielen) = kein Geld mehr haben => schwarz = Glosse: ohne Geld ad absurdum geführt. Einige Bedeutungen fallen unter den Tisch, z.B. schwarz wählen = konservativ. Das rührt daher, daß die Anzahl möglicher Kontexte, und damit möglicher Bedeutungen, potentiell unendlich ist. Man kann konservativ mit klerikal assoziieren, mancher Benutzer wird aber bestimmt die explizite Glosse vermissen. „Semasiologische Interpretationen sind notwendig subjektiv. Sie sind nachvollziehbar, aber nicht vorhersagbar" (Hausmann 1988, 142). Leider fällt in der Praxis vieles in die Kategorie andere Bedeutung hinein, noch mehr findet überhaupt keinen Eingang ins Wörterbuch. Die Kombination der semantischen Bedeutungsstrukturierung und der grammatisch-orthographischen Ordnung, insbesondere innerhalb einzelner Unterbedeutungen, kann dem Benutzer sehr effizient helfen. Die Methode muß immer umsichtig und undogmatisch gehandhabt werden. Die Kollokation schwarze Gedanken kann je nach Kontext zwei Bedeutungen haben, und zwar düster und böse. In einem Printwörterbuch wird sie jedoch aus Platzgründen in der Regel nur unter einer der Bedeutungen abgehandelt, d.h. entweder unter düster oder unter böse. Im elektronischen Wörterbuch wird sie dagegen unter beiden Bedeutungen zu finden sein, mit einem entsprechenden Beispiel, das die gegebene Bedeutung illustriert. Ein weiterer Vorteil des Hypertext-Wörterbuchs ist, daß der Benutzer sofort und zwangsläufig zur Reflexion über die Sprache angeregt wird. Im Printwörterbuch sucht oft das Auge - besonders dasjenige des ungeübten Benutzers - beim „Überfliegen" des Textes die gerade interessierende Einheit als visuelles Muster, z.B. schwarz auf weiß. Wird das Lexem nicht gefunden, so ruft der erfolglose Nachschlagevorgang ein Frustrationsgefühl hervor: der Benutzer legt enttäuscht das Wörterbuch zur Seite und ordnet es für sich womöglich als wenig nützlich ein. In unserem Fall muß der Benutzer die Semantik der jeweiligen Wortverwendung aus dem Kontext abstrahieren, was zugegebenermaßen nicht immer einfach ist. Deshalb wäre es zu erwägen, ob den Glossen eine für die gegebene Bedeutung typische Kollokation beigefügt werden sollte (in der Abbildung 6), z.B. 1. Farbe [z.B. schwarzes Haar] 2. dunkel [z.B. schwarze Wolken] 3. kontrastierend [z.B. schwarzer Wald] usw. (Vgl. dazu auch 23

Natürlich sind Restkategorien immer „unelegant", aber bei natürlichen Kategorisierungen unvermeidbar.

224

Krzysztof

Petelenz

Hausmann 1997 in Bezug auf die einsprachige Lexikographie. Diese Beispiele zeigen außerdem, wie willkürlich die Zuordnung einer Kollokation zu einer bestimmten Bedeutung ist, vor allem dann, wenn es sich um Nuancen handelt.). Die Abstraktion der Bedeutung ist zudem, als ein Interaktionsakt seitens der Benutzer, aus kognitionspsychologischer Sicht dem Lernen zuträglich. „Da die Wahrnehmung ein konstruktiver, stets mit dem vorhandenen Vorwissen gekoppelter Prozeß ist, soll die visuelle Präsentation möglichst so angelegt werden, daß sie den Lernenden Spielraum zum Nachdenken und mentalen Ergänzen der präsentierten Information läßt. Die Information muß nicht immer in aller Ausführlichkeit dargestellt werden, denn die Lernenden möchten die Zusammenhänge oft selbst entdecken, was mehr motiviert und aktiviert, als wenn alle „Geheimnisse" gleich offengelegt werden." (Strzebkowski 1995, 300). Mißglückt die Abstraktion, kann der Benutzer systematisch unter jeder angeführten Bedeutung nachschlagen, bis er die gesuchte Einheit gefunden hat. Denkbar wäre auch - wenn der vielleicht schon verzweifelte Benutzer es wünscht - eine lineare übersichtsartige Auflistung aller Bedeutungen auf einer Seite, die er dank des Scrollbars von Anfang bis Ende am Bildschirm durchlesen kann. Das käme der Darstellung eines herkömmlichen Wörterbuchs nahe. Die Eigenschaft des Printmediums, wo man mehrere Spalten in einem Zug mit dem Auge überfliegen kann, läßt sich leider am Computer z.Z. praktisch nicht nachbilden24.

4.3

Der Browsermodus

4.3.1 Organisationsstruktur der Hypertextbasis Die Aufteilung der Informationen mittels Knoten und die Semantik der Verknüpfungen zwischen den Knoten bestimmt die Organisation der Hypertextbasis. Sie bildet dann die Grundlage für den Aufbau des Navigationssystems. In einfachen Hypertexten lassen sich lineare, parallele und baumhierarchische Organisationsmodelle unterscheiden, komplexere Hypertexte verfügen hingegen über Netz - bzw. Matrix-Strukturen. Informationen in der Hypertextbasis können auf mehrere Schichten verteilt sein und über die Detailvertiefung (Fish-Eye-View) zugänglich sein. Für ein so kompliziertes Informationsgebilde wie ein zweisprachiges Wörterbuch scheint als Grundstruktur das Netz-bzw. Matrixmodell angebracht zu sein, das in den Teilbereichen - wo es sinnvoll ist - durch andere, einfachere Modelle ergänzt wird. Eine gemischte Organisationsstruktur erlaubt es außerdem, einerseits den Benutzern Informationen systemgesteuert zu vermitteln und ihnen andererseits Möglichkeit zur freien Exploration der Hypertextbasis zu eröffnen. Schnittstellen zwischen einzelnen Bereichen, die sich über eine Navigationszentrale erreichen lassen, müssen klar definiert werden. Das Wörterbuchschema teilt die Lemmata in zwei Gruppen von Knotentypen: das Phraseologiemodul und das Wortmodul. Das Phrasologiemodul stellt einen Informationspool dar, in dem Informationen zu Mehr-Wort-Lexemen gespeichert sind. Es setzt sich aus vier Oberknotentypen zusammen: ,Idiom', .Kollokation', .Sprichwort' und .semantische Wortzusammensetzung', von denen jeder mehrere Unterknotentypen aufweist. Die Ein-Wort24

Die neuen LCD-Monitore gewährleisten jedoch immer bessere Kontrastwerte und höhere Auflösung für die Darstellung wenige Pixel großer Zeichen.

Zur Hypertextualisierung

von zweisprachigen

Wörterbüchern

225

Lemmata des Wortmoduls sind durchgehend mit den Mehr-Wort-Lemmata (Phrasemen) verlinkt, und zwar mit allen, in denen das Lemma als ein relevanter Bestandteil des Phrasems auftritt. Im Wortmodul befinden sich ebenfalls vier Knotentypen: ,Verb\ ,Nomen', .Adjektiv/Adverb' und .Andere'. Auch sie sind jeweils mit einem Satz von Unterknotentypen verlinkt. Die Unterknotentypen sehen einen Platz für mikrostrukturelle Textelemente vor, die während der Analyse isoliert und den 3 Klassen von Wörterbuchbenutzungssituationen (s. Kap 3.4.2) zugeordnet wurden. Die Linktypen verdeutlichen die Semantik der jeweiligen Relation zwischen zwei Knotentypen. Zum einem legt ein Linktyp fest, für welche Benutzergruppe das jeweilige Textelement vorgesehen wurde und ggf. welcher Wörterbuchbenutzungssituation es besonders förderlich ist. Zum anderen bestimmt er, ob ein Unterknotentyp als obligatorischer Lemmabestandteil integriert oder als eine fakultative Angabe hinter dem entsprechenden Button „versteckt" wird.

4.3.2 Navigationssystem in der Hypertextbasis Schlägt der Benutzer auf der in Abbildung 6 dargestellten Seite die Bedeutung 8. ungünstig nach, so bekommt er zuerst drei Kollokationen zur Auswahl (s. Abbildung 7), jeweils mit einer polnischen Übersetzung. Möchte er mehr über eine der Kollokationen erfahren, so klickt er sie einfach mit der Maus an. Angenommen, der Benutzer wählte schwarz sehen aus, dann kann er sich, wenn er auf den entsprechenden Button drückt, ein Beispiel für die Verwendung des polnischen Äquivalentes im Satz samt der deutschen Übersetzung einblenden lassen, und z.B. das Antonym zu der jeweiligen Bedeutung von schwarz anzeigen lassen. (Hätte der Benutzer die Kollokation schwarz malen und anschließend den Button „Beispiel" angeklickt, dann hätte er kontextsensitiv ein Beispiel für die Verwendung des polnischen Äquivalentes angezeigt bekommen: „Musisz wszystko przedstawiaö w czarnych kolorach? Mußt du alles schwarz malen?"). Der Benutzer bekommt im kontextsensitiven Steuerungsbereich eine Auswahl von Angaben zu der gegebenen Lemmabedeutung; beim Knotentyp ,Adverb/Adjektiv' sind dies etwa die Unterknotentypen ,Beispiel', .Sinnverwandtes', .Antonyme', .Grammatik' und ,Wortfamilie'. Für schwarz sehen wäre eine Beispielangabe, eine Antonymangabe und eine Angabe der Wortfamilie verfügbar; der Knoten .Grammatik', der grundsätzlich Informationen über Steigerungsformen liefert, würde sich in diesem Fall nicht in der Buttonleiste befinden, da czarno sich in dieser konkreten Bedeutung nicht steigern läßt. Die Angaben in den gepunkteten Rahmen sind also keineswegs so zu verstehen, daß sie alle in dieser Form, wie in Abbildung 6 zu sehen, auf dem Bildschirm erscheinen. In den Rahmen sind potentielle, kontextabhängig verfügbare Angaben zur ausgewählten Lemmabedeutung sichtbar. Sie können, nachdem der Benutzer den entsprechenden Button mit der Maus betätigt hat, im Such- und Steuerungsbereich eingeblendet oder in einem neuen Fenster dargestellt werden. Insbesondere bei Knotentypen wie .Sinnverwandtes', die sich in weitere Unterknotentypen verzweigen, scheint die zweite Lösung methodisch angebracht zu sein.

226

Krzysztof

Petelenz

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Einsprachigeif Wörterbuch Polnisch Grammat'K-

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W tej sytuacji czarno to widz?. In diesem Fall sehe ich schwarz. rözowo

Synonyme sinnverwandte i Wörter HvponvmeCyJ

^Wörter mit untergeordneter Bedeutung!

Nachschlügen >

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Hvperonvme

i-.

czarny czern (o)czemic/ (o)czerniac czarno-... z.B.: czarnoksieznik czarnoskörv usw.

'

Abb. 7 Das Informationsdesign für zweisprachige Hypertextwörterbücher läßt sich noch als terra incognita bezeichnen. Die heutigen PC-Wörterbücher sind nur im geringen Umfang Hypertextwörterbücher. Es gibt kaum Ansätze und Erfahrungen, auf die man zurückgreifen könnte. Der Hypertext bereitet noch vielen - vor allem im Umgang mit Computern ungeübten - Benutzern erhebliche Schwierigkeiten, er ist aber in immer mehr Informationsbereichen präsent. Die Akzeptanz für das neue Kommunikationsmittel wächst nicht nur deswegen, weil das WWW gleichsam über Nacht den Status eines Massenmediums erlangte, sondern auch, weil mittlerweile immer mehr große, gut strukturierte Hypertexte verfügbar sind. Sobald viele Leser über die sog. computer literacy verfügen, müssen Hypertexte nicht länger gedruckte Bücher nachahmen. Folgende Probleme gilt es bei der Gestaltung eines leserfreundlichen Wörterbuch-Hypertextes zu verhindern25: -

Desorientierung kognitive Überlast unlogische Navigation schlechtes Layout

Der Benutzer muß seine aktuelle Position im System kennen und eindeutige Orientierungspunkte zum zielorientierten Explorieren haben. Der Einsatz von Navigationsleisten und seitengliedernden Frames hilft das „lost in hyperspace"-Syndrom zu überwinden, Leseprotokolle und -zeichen nehmen den Benutzern die überflüssige Gedächtnisarbeit ab, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Text und Graphik sowie die Berücksichtigung der möglichen Performanzprobleme beim Einbinden zeitabhängiger Medien soll eine harmonische Kombination verschiedener Elemente gewährleisten. 25

Vgl. Petelenz (1999).

Zur Hypertextualisierung

von zweisprachigen

Wörterbüchern

227

Die meisten elektronischen Wörterbücher für Menschen 26 basieren heute auf der Buchmetapher, die unter psychologischen und didaktischen Gesichtspunkten für ein Computerwörterbuch nicht optimal geeignet ist. Die Buchmetapher knüpft an die OberflächenMetaphern der Büroanwendungen an (Schreibtisch, Blatt, Notizblock, Ordner, Papierkorb etc.), die heute immer noch auf linear organisierte Textproduktions- und rezeptionsabläufe ausgerichtet sind. Erst seit kurzem werden - noch relativ unvollkommene - Produkte eingesetzt, die eine Arbeitsumgebung unter einer hypertextbasierten Browseroberfläche mit einer Anbindung an Kommunikationsnetze vereinen (z.B. MS Outlook). Der Trend, auch im Büro, geht eindeutig zur Hypertextualisierung und virtueller ortsunabhängiger Telepräsenz (vgl. Sandkuhl; Kindt 1996). Da sich bis jetzt noch keine einheitliche Metapher für Navigation im mehrdimensionalen Raum als zufriedenstellend erwiesen hat, gilt es zu versuchen, die einzelnen Navigationsmittel wie Leisten, Buttons, Pull-down-Menüs, Backtracking, Linkmarkierung, Pop-upElemente, Frames etc. optimal zu einer logischen Einheit zu verbinden. Diese Elemente haben keine direkten Entsprechungen in der realen Welt und beruhen auf den sich erst langsam herauskristallisierenden Konventionen der Hypertexte und Hypermedien. Die Verbreitung von WWW-Browsern trägt zum Erlernen und zur Akzeptanz solcher logischen Mittel bei, die jedoch oft auf fragwürdigen Symbolmetaphern beruhen. Deshalb wird bei der Gestaltung der Wörterbuchoberfläche weitgehend auf abstrakte Icons, deren Bedeutung die Benutzer erst entschlüsseln müßten, verzichtet. Alle Buttons sind verbal etikettiert und dadurch unmißverständlich.

5

Ausblick

Anschließend möchte ich noch kurz die implementierungstechnische Seite meines Projektes besprechen, auf die im vorliegenden Beitrag aus Platzgründen nicht im Detail eingegangen werden kann. Das System baut auf einer offenen Klient-Server-Architektur auf. Die Daten liegen an einem zentralen Ort persistent gespeichert vor, in einer Datenbank auf einem leistungsfähigen Serverrechner. Über HTTP-Protokoll kommunizieren die Web-Klienten mit dem Server. Die Klienten stellen hierbei die Instanzen der vom Benutzer aufgerufenen Wörterbuchapplikation dar. Die Oberfläche ist im erweiterten HTML „programmiert", die einzelnen Seiten werden mit speziellen Programmen aus der Datenbasis automatisch mittels eines Kodekonverters gebildet, der als integraler Teil der Modellierungssoftware im Scheme implementiert wurde. Das Interface ist als sog. Website konzipiert und beruht im wesentlichen auf den im WWW gängigen Konventionen und Metaphern. Zur Modellierung der Hypertextstruktur wird die kommerzielle Software SchemaText benutzt, die Suchmachine wird voraussichtlich als eine CGI-Skript-Anwendung mit Perl auf dem HTTP-Server implementiert.

26

In Opposition zu den elektronischen Wörterbüchern für Menschen stehen die elektronischen Wörterbücher für Maschinen.

228

Krzysztof Petelenz

Die für den Prototyp notwendigen Wörterbuchdaten (exemplarische Auswahl) stammen aus verschiedenen dt.-poln. und poln.-dt. Wörterbüchern. Sie wurden mit dem OCRProgramm Recognita in Textdateien überführt und anschließend mit regulären Ausdrucken, Makros, Perl-Skripten und vor allem „per Hand" nachbearbeitet. Viele Probleme sind noch ungelöst, u.a. die zuverlässige Behandlung der polnischen Buchstaben und anderer Sonderzeichen (die auf manchen Schnittstellen von Softwarekomponenten nur allzuoft in bizarre unleserliche Zeichen umgewandelt werden), die effiziente Konvertierung der linear abgefaßten Wörterbuchdaten in Hypertextknoten und die automatische, schemagesteuerte Linktypisierung, die sich durchgehend auf in den Knoten benutzerabhängig angebotene Links auswirken soll. Das Morphologiemodul kann erst in Zukunft hinzukommen. Die zweisprachigen Hypertext-Wörterbuchsysteme stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung. Von den neuen, innovativ gemachten Wörterbüchern im W W W sind folgende Vorteile zu erwarten: a) Mehrdimensionalität und Personalisierung: Verschiedene Wörterbuchtypen können kombiniert werden. Typenübergreifende Informationsintegration eröffnet dem Benutzer die Möglichkeit, sich aus einer Quelle über verschiedene Aspekte der Lexik - die in der Printlexikographie in Spezialwörterbüchern beleuchtet werden - gezielt zu informieren; die direkte Unterstützung von Mediostrukturen27 erlaubt es, paradigmatische und syntagmatische Informationen zu einzelnen Homonymen anzugeben. Eine wissensbasierte Unterstützung der Benutzerprofile seitens des Systems soll gewährleisten, daß der Benutzer nicht mit für ihn redundanten Informationen überversorgt wird und die ihn interessierenden Angaben, der Benutzungssituation entsprechend, schnell und bequem finden kann. Dabei ist der Benutzer nicht mehr mit Textverdichtungsverfahren der herkömmlichen Lexikographie konfrontiert, was das Verständnis der Inhalte mit Sicherheit erhöht. b) Multimedialität und Immersion: Text, Bild und Ton ergänzen einander. Multimedialität macht nicht nur die Aufmachung des Wörterbuchs attraktiver, sondern unterstützt auch das Lernen. Gleichzeitiges Ansprechen unterschiedlicher Sinnesorgane und demzufolge kognitiver Informationserfassungsstrukturen im Gehirn, steigert die Rezeptionsfähigkeit des Benutzers; das Verfolgen von selbstgewählten Informationspfaden beim Browsing fördert die Konzentration und löst bei dem Benutzer das positive Gefühl aus, in ein virtuelles System eingetaucht zu sein, in dem er „sein Tun als ein einheitliches Gleiten von einem Augenblick zum nächsten erlebt, darin völlig aufgeht, ohne eine Trennung zwischen sich und der Umwelt, zwischen Stimulus und Response zu verspüren" (Alsdorf, Bannwart 1995, 40). Dieses Gefühl wird wohl jedem begeisterten Websurfer bekannt sein. c) Interaktivität und Individualisierung: Der aktive Wissenserwerb ermöglicht es dem Lerner, kohärente mentale Repräsentationen aufzubauen: aktive Linktraversierung entlang paradigmatischer Achsen fördert Lernfähigkeit von Äquivalenz-, Äquipolenz-, Abstraktions- und Assoziationsrelationen innerhalb der fremdsprachlichen Lexik. Die gezielte Suche nach kontextabhängigen Bedeutungen und morphosyntaktisehen Eigenschaften der Lexeme unterstützt die kommunikative Fähigkeit zur korrekten Bildung von fremdsprachlichen Syntagmen. Hypertext als Medium animiert den Benutzer zur Auseinandersetzung mit dem Inhalt und zum Mitdenken, das in der Entscheidung, einen bestimmten Link zu traversieren, resultiert. Der Benutzer kann selbständig kontextabhängig und flexibel entscheiden, welche Informationsknoten für ihn interessant sind. d) Komfortable Suchmöglichkeiten: Datenbankbasierte Wörterbuch-Websites machen es möglich, nicht nur nach einzelnen Wörtern, sondern auch nach Redewendungen, Kollokationen und Satzphrasemen gezielt zu suchen. Zusätzliche Suchmodalitäten (siehe Kap. 4.2.1) erhöhen die Effizienz des Wörterbuchsystems. 27

Zur Definition von Mediostruktur vgl. Wiegand (1989) (Mediostrukturen sind im allgemeinen Verweisstrukturen im Wörterbuch).

Zur Hypertextualisierung

von zweisprachigen

Wörterbüchern

229

e) Telepräsenz, Aktualität und Erweiterbarkeit: Das Kommunikationssystem WWW wird voraussichtlich in den nächsten Jahren für jeden Studenten und Übersetzer auch zu Hause zugänglich und erschwinglich sein. Alle von den Benutzern im Wörterbuchsystem entdeckten Fehler und Lücken können per Email sofort der Redaktion des Wörterbuchprojektes gemeldet und vom Lexikographen umgehend ausgebessert werden. Auf diese Weise ist es möglich, die Qualität und Quantität der Daten ständig zu steigern. Auch die sog. Trendwörter, besonders die Neologismen aus Presse und Technik, können aufgenommen und erläutert werden. Da ihre Wörterbuchwürdigkeit oft für den Lexikographen fraglich ist, finden sie - wahrscheinlich mit Recht - selten Einzug in die herkömmlichen Printwörterbücher, die höchstens alle zehn Jahre in einer revidierten Neuauflage erscheinen. Online-Lexika lassen sich dagegen jederzeit prüfen und abändern. Es ist also möglich, Wörter wie Ostalgie, Newsgroup, outen, gegenfinanzieren, Browser, Homepage, Eurozone, Pflegeversicherung, Funsportart, Ökosteuer, Server u.ä. aufzunehmen, sie in der Datenbank als Trendwörter zu kennzeichnen, eventuell mit einem „Verfallsdatum" zu versehen und, z.B. ein Jahr nach Aufnahme diejenigen zu entfernen, die sich doch als „Eintagsfliegen" erwiesen haben. f) Monitoring des Benutzerverhaltens: Auf dem WWW-Server lassen sich die Suchanfragen der Benutzer anonym registrieren und ihre Navigationswege zwischen den Informationsknoten im Hypertext nachverfolgen und nachträglich analysieren. Das hilft die Benutzerbedürfnisse besser zu antizipieren. Möglich ist auch, alle erfolglosen Suchanfragen der Benutzer an das Wörterbuchsystem zu registrieren, die entweder deshalb fehlschlugen, weil das Gesuchte in der Datenbasis nicht vorhanden war oder weil die Anfrage „falsch" gestellt wurde. Die Fehler der zweiten Art deuten auf die möglichen Schwächen der Benutzeroberfläche und der Suchmaschine oder auf falsche Datenstrukturierung hin. Die kontinuierliche Erweiterung des Datenbestandes mindert die Gefahr, daß eine formal korrekte Suche an lexikographischen Lücken scheitert. g) Kooperative Erstellung der Wörterbuchinhalte: Die Autoren können über weite Entfernungen voneinander getrennt sein und dennoch schnell Informationen austauschen, auch über Staatsgrenzen hinweg. Man darf vermuten, daß die Lexikographen des nächsten Jahrhunderts über Einrichtungen wie Email, Mailinglist, Fax und neue Kommunikationstechniken, die wir noch nicht kennen, schnell untereinander und mit der Wörterbuchredaktion Daten austauschen können. Als Groupware bezeichnete Werkzeuge zur Telekooperation bringen jedoch auch Probleme mit sich: durch Störungen der Zugriffskoordination auf gemeinsame Ressourcen läuft man Gefahr, daß Schäden angerichtet werden, eventuelle Konflikte unter den Kooperationspartnern lassen sich nicht offen austragen, die Aktivitäten der einzelnen Partner müssen akribisch protokolliert werden, man benötigt komplizierte Termin- und Abgabemanagementsysteme, Mechanismen zur Mißbrauchsvorbeugung etc. (vgl. Sandkuhl, Kindt 1996, 243). Ein anderer Aspekt der Kooperation ist die Einbeziehung der Benutzer. „Häufig werden die Benutzer von WWW-Wörterbüchern explizit zur Kommentierung und zur Anzeige von inhaltlichen oder orthographischen Fehlern aufgefordert. [...] In anderen WWW-Wörterbüchern bitten die Autoren die Benutzer, sie über fehlende Einträge zu benachrichtigen bzw. sich durch eigene Vorschläge an der Schließung von Lemmalücken zu beteiligen". (Storrer 1998, 124, 125) Sie nennt auch konkrete Beispiele von lexikographischen WWW-Projekten, die derartige Hilfe seitens der Benutzer in Anspruch nehmen. h) Korpusrecherche und Synergieeffekte mit anderen Web-Projekten: Eine Korpusschnittstelle könnte den Benutzer zu weiteren Kontexten führen; Links auf externe Ressourcen wie einsprachige Wörterbücher und Enzyklopädien, Grammatikhandbücher, Online-Sprachkurse (die es z.T., d.h für Dt./Poln., noch nicht gibt) kämen der Idee des Webs als einer heterogenen Wissensquelle unter einer gemeinsamen Oberfläche entgegen. Voraussetzung dafür ist, daß sich die Internetgemeinschaft für die Online-Wörterbücher begeistern läßt und daß sich immer mehr Menschen, auch Lexikographen, an dem Ausbau der anspruchsvolleren Angebote im weltweiten Netz beteiligen.

Krzysztof Petelenz

230

6 Literatur

6.1

Wörterbücher

Ehegötz, E.; Duda, W.; Frenzel, M.; Gehrmann, M.; Skorupka, S.: Phraseologisches Wörterbuch Polnisch. Enzyklopödie. Leipzig 1990. Ippoldt, J.; Piprek, J.: Großwörterbuch Deutsch-Polnisch Polnisch-Deutsch. Wiedza Powszechna & Enzyklopädie Leipzig. Warszawa 1969/1971. 4 Bd. Walewski, S. Langenscheidts Taschenwörterbuch Polnisch. München 1979.

6.2

Sonstige Literatur

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Zur Hypertextualisierung von zweisprachigen

Wörterbüchern

231

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Erlangen

Herbert Ernst

Wiegand

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern Ein Beitrag zur Theorie der Wörterbuchform

Das Fragen ist die Frömmigkeit kens (Martin Heidegger)

1 2 3 4

Ausgangslage und Problemstellung Exemplarische Hinftihrung I: Artikelkonstituentenstrukturen und Mikrostrukturen Exemplarische Hinftihrung II: Mikroarchitekturen Wörterbuchartikel als textuelle Suchbereiche

5 6 6.1 6.2 7

des Den-

Schlußbemerkung Literatur Wörterbücher Sonstige Literatur Alphabetisches Verzeichnis der Abkürzungen für funktionale Textsegmente

1 Ausgangslage und Problemstellung Im Rahmen der Systematischen Wörterbuchforschung (i.S.v. Wiegand 1998, 7 f.) geht es um die Erarbeitung einer Theorie des lexikographischen Prozesses, die aus drei Teiltheorien besteht. Eine davon ist eine Theorie der lexikographischen Textträger (oder: Textsortenträger), die ihrerseits aus zwei Teiltheorien besteht: einer Theorie der Wörterbuchform und einer Theorie des Wörterbuchgegenstandes (vgl. Wiegand 1999a). In der Theorie der Wörterbuchform geht es vor allen Dingen um die Strukturen der lexikographischen Texte und Teiltexte unterschiedlicher Sorten, die zu einem lexikographischen Textträger, dem Printwörterbuch, zusammengeordnet sind, das als Großtext organisiert ist. Grundkenntnisse der Theorie der Wörterbuchform, soweit sie bisher publiziert ist, müssen nachfolgend vorausgesetzt werden; dennoch werden zunächst einige textuelle Strukturen - wenn auch nur in elementarer Weise und in stark geraffter Form - informell eingeführt, weil deren Kenntnis als Voraussetzung zum Verständnis der Problemstellung erforderlich ist (vgl. 2 u. 3). Die Teile des Textträgers, die nachfolgend fast ausschließlich Berücksichtigung finden eine Ausnahme sind die Wörterbuchartikel wa27-wa33 in Abb. 48 aus dem sachlich geordneten ITW/13 - , sind die wichtigsten lexikographischen Teiltexte mit einem Leitelement1

Vgl. Wiegand (1988a, 1989, 1989a, 1989b, 1990, 1991, 1993[1994], 1995, 1995a, 1996, 1996a, 1996b, 1996c, 1997, 1999a); Konerding/Wiegand (1995); Pan Zaiping/Wiegand (1995); Kammerer/Wiegand (1998); Meyer/Wiegand (1999); vgl. auch: http://www.uni-heidelberg.de/institute/ fak9/gs/sprache2/hew_publ.htm.

234

Herbert Ernst Wiegand

träger, nämlich Wörterbuchartikel initialalphabetischer Wörterbücher (kurz: Artikel), die zu verschiedenen Wörterbuchtypen gehören. Relativ zu dieser lexikographischen Textsorte kann die hier relevante Ausgangslage, vor deren Hintergrund die Problemstellung klare Konturen gewinnen kann, wie folgt kurz skizziert werden: Wörterbuchartikel werden durch Anwendung der funktional-positionalen Segmentationsmethode (sensu Wiegand 1990, 20ff.) so strukturiert, daß reine Textkonstituentenstrukturen erhältlich sind, und zwar konkrete hierarchische Artikelkonstituentenstrukturen (kurz: Artikelstrukturen) und als Substrukturen dieser konkrete hierarchische Mikrostrukturen. Die Anwendung der Segmentationsmethode ist - falls Wörterbuchartikel aus Sprachwörterbüchern strukturiert werden sollen - durchgehend determiniert von vorgängigen sprachtheoretischen Kategorien, die sich besonders auf die Etablierung und terminologische Benennung der Klassen von Angaben mit gleichem allgemeinen genuinen Zweck auswirken. Bei der Strukturierung von Wörterbuchartikeln aus fachlichen Sachwörterbüchern und fachlichen Allbüchern (i.S.v. Wiegand 1988, 761 f.) kommen zu den sprachtheoretischen einige fachliche Sachkategorien hinzu. Bei der Anwendung der funktional-positionalen Segmentationsmethode wird die visuell wahrnehmbare, interne Gliederung der zweidimensionalen textuellen Gestalt eines gedruckten Wörterbuchartikels in Text-Teilgestalten, die durch unterschiedliche zeilengebundene und zeilenungebundene textsemiotische Mittel geprägt sein kann, ausdrücklich nicht berücksichtigt, sondern segmentiert werden die zeilengebundenen schriftkonstituierten sprachlichen Ketten. Dies führt dazu, daß η Artikel (mit η > 1), deren reine Textkonstituentenstrukturen isomorph sind, die sich aber in ihrer zweidimensionalen textuellen Gestalt z.T. erheblich unterscheiden, in einem bestimmten Sinne als strukturgleich gelten, so daß sie auch die gleiche Strukturdarstellung erhalten. Angesichts der Einsicht, daß schriftkonstituierte Texte stets zweidimensional in Erscheinung treten (was in der Textlinguistik m.E. zu wenig berücksichtigt wird), erschien es mir angebracht, auch Eigenschaften, welche die Zweidimensionalität der Artikeltexte betreffen, bei der Strukturierung von Wörterbuchartikeln zu berücksichtigen (zum ersten Mal probeweise in Wiegand 1993[1994]), und zwar zunächst in eingeschränkter Weise als konstitutiver Teil des Konzeptes der Mikroarchitekturen. Mikroarchitekturen sind - grob charakterisiert - texttopologische Strukturen, zu denen Trägermengen gehören, deren Elemente mikrostrukturelle Textkonstituenten sind (vgl. 2. u. 3). Bei der bis jetzt skizzierten Strukturierungskonzeption für Wörterbuchartikel wird also der Artikeltext zunächst nach sprachtheoretischen Kategorien und daran anschließend nach texttopologischen Eigenschaften strukturiert. Dies ist eine systematische Strukturierung in zwei Schritten aus der Sicht des Wörterbuchforschers und damit aus extrakommunikativer Perspektive. Soweit die Ausgangslage. Die Hinwendung zu einer neuen Problemstellung ergab sich wie folgt: Bei der Auswertung von Wörterbuchbenutzungsprotokollen im Rahmen des Heidelberger Projektes „Empirische Wörterbuchbenutzungsforschung" war mir aufgefallen, daß öfter Protokolleinträge den Schluß zuließen, daß Benutzer-in-actu sich beim suchenden Lesen, das von einer Suchfrage gesteuert wird, - insbesondere in längeren Wörterbuchartikeln - an texttopologischen Eigenschaften von Textsegmenten orientieren und damit an der intern gegliederten zweidimensionalen Textgestalt der Artikel. Der Versuch herauszufinden, wie aus der Sicht des Bei dieser Feststellung ist zu beachten, daß die Ausführungen über Suchbereichsstrukturen in Bergenholtz/Tarp/Wiegand (1999) sowie die in Wiegand (1999) auf das Mitte 1998 fertiggestellte Typoskript für diesen Beitrag zurückgehen.

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in

Printwörterbüchern

235

Benutzers-in-actu und damit aus intrakommunikativer Perspektive Wörterbuchartikel strukturiert sind, mußte (wegen des zu großen empirischen Aufwandes) zunächst aufgegeben werden, obwohl das Untersuchungsdesign bereits fertiggestellt war. Es entstand aber die systematische Frage, wie Strukturen von Wörterbuchartikeln sich gestalten, wenn man im ersten (und nicht erst im zweiten Schritt) die visuell wahrnehmbare, „augenfällige" zweidimensionale interne Gliederung von Wörterbuchartikeln bei der Segmentation berücksichtigt. Um diese Frage und um die sich ergebenden Anschlußfragen wird es nachfolgend in erster Linie gehen, so daß ein Beitrag zu einem besonderen Ausschnitt aus einer Theorie der Wörterbuchform vorgelegt wird. Ich gehe dabei so vor, daß ich zunächst in zwei vorbereitenden Abschnitten (2. und 3.) reine Textkonstituentenstrukturen von stark verdichteten und standardisierten Wörterbuchartikeln und daraufhin Mikroarchitekturen einführe, um dann zu den neuartigen Strukturen von Wörterbuchartikeln, den Suchbereichsstrukturen und ihren Teilstrukturen übergehen zu können.

2 Exemplarische Hinführung I: Artikelkonstituentenstrukturen und Mikrostrukturen

In diesem Abschnitt geht es nur darum, anhand einiger Artikel aus Sprachwörterbüchern exemplarisch zu erläutern, was unter Artikelkonstituentenstrukturen und Mikrostrukturen zu verstehen ist und wie sie systematisch erhältlich sind sowie weiterhin darum zu verdeutlichen, daß die Strukturierung der Wörterbuchartikel - wie unter 1. festgestellt wurde - von sprachtheoretischen Kategorien determiniert wird. Gegeben sei der HWDG-Kurzartikel waj (vgl. Abb. 1). Granulftt, das; -(e)s, -e durch Granulieren gekörnte Substanz: dieses Düngemittel kommt als G. in den Handel Abb. 1: Wörterbuchartikel wa, aus dem HWDG Im folgenden wenden wir die Variante V der Segmentationsmethode für Wörterbuchartikel (sensu Wiegand 1990, 22) auf wai an, also die Methode der exhaustiven funktional positionalen Segmentation. Bei ihrer Anwendung werden der Wörterbuchartikel, alle artikelinternen Angaben, alle artikelinternen nichttypographischen Mikrostrukturanzeiger sowie die Reihenfolge aller artikelinternen funktionalen Textsegmente berücksichtigt. Eine der möglichen Darstellungen des Ergebnisses der Anwendung der Methodenvariante V auf wai findet sich in Abb. 2.

236

Herbert Ernst Wiegand Granulat, das; -(e)s, -e durch Granulieren gekörnte Substanz'· dieses Düngemittel kommt als G. in den

Abb. 2: Kommentierter Strukturgraph zur konkreten hierarchischen Artikelkonstituentenstruktur von W3] ; Erläuterung: „x y" bedeutet (von unten nach oben gelesen) soviel wie ist ein funktionaler Teil von\ „=" bedeutet hier soviel wie hat als Individuenname Die Kommentierung des Baumgraphen in Abb. 2 besteht darin, daß allen durch die Segmentation gegebenen funktionalen Textsegmenten von wai in runden Klammern ein Individuenname zugeordnet ist, der sie eindeutig identifiziert; es gilt: alle funktionalen Textsegmente, die Angaben sind, haben als Individuenname einen Kleinbuchstaben aus dem lateinischen Alphabet, und alle funktionalen Textsegmente, die nichttypographische Mikrostrukturanzeiger sind, haben als Individuennamen einen Kleinbuchstaben aus dem griechischen Alphabet. Daß die in Abb. 2 dokumentierte Segmentation sprachtheoretisch determiniert ist, kann - ohne auf Exhaustivität Wert zu legen - kurz wie folgt erläutert werden: Sprachliche Zeichen (hier: Granulat) haben eine Form und eine Bedeutung. In wai werden mit a zunächst explizite lexikographische Aussagen zur Form von Granulat gemacht und anschließend mit b solche zur Bedeutung. Daher wird die erste Segmentationsfuge zwischen a und b gelegt; a ist demnach eine nichtelementare (weil noch weiter ohne nichtfunktionale Textreste in Angaben funktional-positional segmentierbare) Angabe zur Form. Diese erhält als erste unmittelbare Textkonstituente des gesamten Artikeltextes den Klassennamen Formkommentar, zu dem die Abkürzung FK gehört, die als Klassensymbol verwendet werden darf, so daß man schreiben kann: a e FK; b erhält den Klassennamen semantischer Kommentar (SK), so daß gilt: b e SK. Alle funktionalen Textsegmente eines Artikels, die unmittelbare Textkonstituenten des Artikeltextes sind, heißen - falls sie nicht nur aus einem nichttypographischen Strukturanzeiger bestehen - Kommentar (z.B. Präkommentar, Postkommentar, mittlerer Zwischenkommentar, Kommentar zur Form und Semantik, vgl. z.B. Wiegand 1989a u. 1989b). Kommentare von Wörterbuchartikeln sind also Angaben, die in einer bestimmten strukturellen Position auftreten. Im nächsten Segmentationsschritt wird dann a e FK in c, α und d segmentiert. Die Begründung für diese Segmentation lautet: c vereinigt alle lexikographischen Aussagen zum Formati ν des Lemmazeichens; α das Komma als Trennzeichen (TZ), ist ein nichttypographischer Strukturanzeiger, der zwei Angaben mit verschiedener genuiner Funktion voneinander trennt; aus d sind nur lexikographische Aussagen zur Morphologie des Lemmazeichenparadigmas erschließbar. Das funktionale Textsegment c ist eine elementare (weil nicht weiter in Angaben funktional-positional segmentierbare) polyfunktionale Angabe.

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in

Printwörterbüchern

237

„Granulat" ist eine Lemmazeichengestaltangabe (LZGA) für die schriftliche Realisierung (sR) des Lemmazeichens (LZGA.sR); diese ist unten erweitert („]]") durch einen Unterstrich, der erstens die Wortakzentstelle und zweitens zugleich („|") die Vokalquantität kennzeichnet (und zwar als lang), so daß der Unterstrich also als Wortakzent- und zugleich Vokalquantitätskennzeichnung für Länge (L) (WAk|VQK.L) firmiert. Weiterhin ist die LZGA zugleich eine Wortformenangabe (WFA) für den Nominativ Singular (WFA.NSg) und schließlich wird mit c die Rechtschreibung angegeben, so daß man mithin von einer Lemmazeichengestaltangabe für die orthographische Realisierung (LZGA.oR) oder aber von einer LZGA, die zugleich eine Rechtschreibangabe (RA) ist (LZGA|RA) sprechen kann, c = „Granulat" gehört also zu folgender Angabeklasse: Lemmazeichengestaltangabe, unten erweitert um eine Wortakzent- und zugleich Vokalquantitätskennzeichnung für Länge, zugleich Wortformenangabe für den Nominativ Singular und zugleich Rechtschreibangabe (c e LZGAJ[WAk|VQK.L|WFA.NSg|RA). Die nichtelementare Angabe d = „das; -(e)s, -e" erhält den Klassennamen Morphologieangabe bei Substantiven (MorA.S); d wird im nächsten Segmentationsschritt in g, γ und h segmentiert. Das erste Segment g = „das" ist dann eine Artikelangabe, aus der das Genus (G) und die Wortart (WAr) erschließbar („H") ist (ArtAHG|WAr). γ, das Semikolon, ist als Trennzeichen ein nichttypographischer Strukturanzeiger; g = ,,-(e)s, -e" ist die nichtelementare Deklinationsklassenangabe (DekKA), deren genuiner Zweck darin besteht, die Deklinationsklasse erschließbar zu machen, denn nach einer bestimmten flexionsmorphologischen Tradition ist die Deklinationsklasse, zu der ein Substantiv gehört, dann festgelegt, wenn man die Endung(en) für den Genitiv Singular (hier -s und -ei) sowie die Endung für die Nominativ Plural (hier -e) kennt. In einem weiteren Segmentationsschritt wird die Deklinationsklassenangabe in die funktionalen Textsegmente i, δ und j zerlegt, i = ,,-(e)s" und j = ,,-e" gelten hier als elementare Angaben, was in einer speziellen Segmentationskonvention festgelegt ist; i ist die verdichtete Singularbildungsangabe, aus der zwei Endungen für den Genitiv Singular erschließbar sind (v.Sgb 2 A), so daß also gilt: -(e)s e v.Sgb 2 A; j ist die verdichtete Pluralbildungsangabe (v.PlbA); es gilt mithin: -e e v.PlbA. Daß hier von Singularbildungs- und Pluralbildungsangaben die Rede ist, geht auf die traditionelle Ansicht zurück, daß alle Singularformen gebildet werden können, wenn die Endung für den Genitiv Singular bekannt ist, und daß das Gleiche für alle Pluralformen gilt, wenn die Endung für den Nominativ Plural gegeben ist. Auch b, die zweite unmittelbare Textkonstituente von wai, kann weiter segmentiert werden, und zwar in die Segmente e, β und f; e gehört zur Klasse der Bedeutungsparaphrasenangaben (BPA); ß, der Doppelpunkt, ist ein Trennzeichen in der textsortenspezifischen Funktion des nichttypographischen Mikrostrukturanzeigers, und f ist eine verdichtete Kompetenzbeispielangabe (v.KBeiA). Auch für die Berücksichtigung der nichttypographischen Mikrostrukturanzeiger gibt es Segmentationskonventionen (vgl. Wiegand 1999a). Bei der Segmentation von wa[ wurde z.B. folgende Konvention K sl eingehalten. Ksl = Blanks auf der Ebene der Wörterbuchform sind bei der Segmentation nicht zu berücksichtigen. Hält man sich an die folgende Konvention: 3

Diese kann auch anders lauten, so daß i und j weiter segmentiert werden können; beispielsweise j in -||e (mit „||" für die Segmentationsfuge); vgl. Wiegand (1996b, 229f.).

238

Herbert Ernst Wiegand

Ks2 = Alle Blanks auf der Ebene der Wörterbuchform sind bei der Segmentation zu berücksichtigen,

ergibt sich ein Segmentationsergebnis von größerer Granularität. Denn nun müssen alle Blanks, die gemäß den üblichen Verschriftungskonventionen auf deutsche Interpunktionszeichen (wie z.B. Komma, Semikolon und Punkt) unmittelbar folgen, sowie alle Blanks, die zwischen zwei Angaben stehen - wie in wai der Blank zwischen a und b berücksichtigt werden. Als nichttypographischer Mikrostrukturanzeiger gilt dann nicht mehr z.B. α, das Komma, sondern das Komma zusammen mit dem unmittelbar folgenden Blank (B) (, 1) besteht, so daß für FK auch geschrieben werden kann: A:FAn - Angabe, die aus η klassenverschiedenen Formangaben (FAn) besteht (mit η > 1). Durch diese alternative Notation nach Wiegand (1999a), die allerdings nicht in der Darstellung innerhalb von Baumgraphen Verwendung findet, aber weitgehende Vereinheitlichungen bei der Notierung der Symbole für Angabeklassen erlaubt, wird z.B. klar, daß A:BeiAn, die Angabe, die aus η klassenverschiedenen Beispielangaben (BeiAn) (mit η > 1) besteht (vgl. erster SSK von wa*), und A:semAn, die Angaben, die aus η klassenverschiedenen semantischen Angaben (mit η > 1) besteht, wie A:FAn zur Klasse der heterosegmentären Angaben gehören. Auch für eine homosegmentäre Angabe findet sich in wa* ein Beispiel, nämlich KBei3A2, die Angabe, die aus zwei verdichteten Kompetenzbeispielangaben mit je drei Kompetenzbeispielen besteht. Die Notation für die Klassensymbole der homosegmentären Angaben ist so geregelt, daß Α im Klassensymbol einen oberen Index η erhält (also An; hier A2), der anzeigt, wieviel Angaben der gleichen Angabeklasse Teilangaben sind. Der obere Index 3 in KBei3A2, der kein oberer Index zu Α ist, zeigt dagegen an, wieviel Kompetenzbeispiele aus der verdichteten Kompetenzbeispielangabe erschließbar sind (hier 3). Diese Notationsregelung gilt durchgängig für alle Angaben. Homosegmentäre Angaben treten relativ oft auf, und zwar nicht nur bei den Beispielangaben. Um dies wenigstens anzudeuten, werfen wir einen kurzen Blick auf den HWDGArtikel wa5 in Abb. 15 und den dazugehörigen Strukturgraphen in Abb. 16. Bub, der; -en, -on süddt. öeterr. sohweiz. Knabe, Jungt·, ein kleiner, wilder B.; ein B. von fünf Jahren Abb. 15: Wörterbuchartikel wa5 aus dem HWDG

Über Suchbereiche,

Suchzonen

und ihre textuellen

WA

Strukturen

in

Printwörterbüchern

249

A.H. RECHTE KERNSTRUKTUR

A.H.

LINKE KERNSTRUKTUR

KBeiA"2

PragsemA SynA 2

Α .rBG

A.rBG

A.rBG

A.rBG

[jABj] süddt. österr. S c h w e i z .

v.KBeiA

SynA

SynA

Knabe

Junge

v.KBeiA

ein kleiner, ein B. von wilder B. fünf Jahren

Abb. 16: Einfach kommentierter Strukturgraph zur (abstrakten und zur konkreten) hierarchischen rechten Kemstruktur, die zum semantischen Kommentar von wa5 gehören; Abkürzungen: A3.rBG = Angabe, die aus drei Angaben der regionalen Beschränkung des Gebrauchs besteht; SynA2 = Angabe, die aus zwei Synonymangaben (SynA) besteht; KBeiA2 = Angabe, die aus zwei Kompetenzbeispielangaben besteht Im semantischen Subkommentar von wa5 finden sich - was sich an den Hochzahlen bei A in den drei Klassensymbolen A3.rBG, SynA2, KBeiA2 sogleich leicht erkennen läßt, drei homosegmentäre Angaben. Vergleicht man die Angabe: zäher, grünlicher, eitriger A. e v.KBeiA aus wa4 mit der Angabe: ein kleiner, wilder B. e v.KBeiA aus wa5, dann ergibt sich folgende Frage: Warum wurde die letztgenannte Angabe nicht als eine verdichtete Angabe interpretiert, aus der zwei lexikographische Beispiele, nämlich kleiner Bub und wilder Bub erschließbar sind, so daß gilt: kleiner, wilder B. e v.KBei2A? Und genau so kann man fragen: Warum wurde die erstgenannte Angabe nicht als eine verdichtete Angabe interpretiert, aus der nur ein Beispiel erschließbar ist, nämlich zäher grünlicher eitriger Auswurf,, so daß gilt: zäher, grünlicher, eitriger A. e v.KBeiA? Die Antwort heißt: Dies wurde hier aus Demonstrationsgründen so entschieden, denn es gibt dafür in den beiden Fällen keine Gründe, die im Wörterbuchgegenstandsbereich liegen und auch keine, die man im Metatext finden könnte. Während bei der Angabe der Tbc-Kranke hat (geringen, viel) A. G v.KBeiA durch die Klammerung der Artikeltext das Entscheidungskriterium für die Zuordnung zu einer Angabeklasse liefert, ist dies in den beiden anderen Fällen nicht der Fall, insbesondere auch deswegen, weil es Fälle gibt, in denen das Komma unverträgliche Attribuierungen oder Prädikationen trennt, so daß nicht nur ein Beispiel erschlossen werden kann, z.B. findet sich im HWDG s.v. Brgsel die Angabe „die B. zusammenfegen, vom Tischtuch schütteln". Hier gilt, daß zwei Kompetenzbeispiele erschlossen werden müssen, also handelt es sich um eine v.KBei2A. Es folgt noch ein Beispiel s.v. brummen: „die Fliege, der Bär brummt"; auch diese Angabe gehört in die letztgenannte Angabeklasse (vgl. weiterhin wag). Wenn man relativ zu solchen Fällen die Wörterbuchartikel eines Wörterbuches einheitlich segmentieren will, muß man zusätzliche Segmentationsrichtlinien festlegen, was ein indirektes Anzeichen für Benutzerunfreundlichkeit ist, da keine eindeutigen Kondensierungsanzeiger Verwendung finden. Im folgenden betrachten wir die drei WDG-Artikel wa^-wag in Abb. 17.

Herbert Ernst Wiegand

250 Autopsie, die; ·, Johne Pl.j (grieeh.) L Buohw. Prüfung durch eigenes Ansehen: die Aufnahme der Titel in der Biblio· graphic beruht auf A.; er beurteilt die Handschriften aus A. 2. Med. das Sichtbarmachen der Todesursache durch Sezieren, Obduktion: die Todesursache konnte erst durch A. ermittelt werden Banalltit, die; -en (franz.) 1. föhnt Pl.1 Oeistiosigkeit, Plattheit: Kein Hauch von Banalität war an ihm W a s s x b k . Wahnschaft 1,265 2. leert Rederei·, sie konnte die Banalitäten nicht mehr mit anhören; eine B. sagen Chansonette, die; -n [schfi . . ] {franz.) 1. Sängerin (am Kabarett), die Chaneons vorträgt: eine berühmte C.; als C. auftreten 2. kleines, witziges (frivoles) Lied: eine französische C. singen Abb. 17: Wörterbuchartikel wag, wa7 und wag aus dem WDG

BINNENERWEITERTE BASISSTRUKTUR

LINKE MITTLERE KERNINTERSTRUK- STRUKTUR TUR

(erstes)

(zweites)

INTE-

INTE-

GRAT

GRAT

1 RECHTE KERNSTRUKTUR

ι INTEGRIERTE MIKROSTRUKTUR MIT BINNENERWEITERTER BASISSTRUKTUR

Abb. 17a: Allgemeines Mikrostrukturbild für integrierte Mikrostrukturen mit binnenerweiterter Basisstruktur von Wörterbuchartikeln zu zweifach polysemen Lemmazeichen, wie z.B. wa$wa8 In Abb. 17a findet sich ein allgemeines Mikrostrukturbild, das auf alle drei Artikel in Abb. 17 paßt. Man erkennt in Abb. 17a sofort, daß wa^-wag keine Artikel mit einfachen Mikrostrukturen sind, da es nicht zwei, sondern drei unmittelbare Textkonstituenten gibt. Zwischen dem Form- und dem semantischen Kommentar steht ein Kommentar, der mittlerer Zwischenkommentar heißt; das Benennungsmotiv für dessen Name, hat die Vorstellung geliefert, daß er zwischen die beiden Grundkommentare in Wörterbuchartikeln von allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern, den FK und den SK, eingeschoben ist und daher in der Mitte steht. Dadurch wird die Basisstruktur zur binnenerweiterten Basisstruktur, so daß

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in

Printwörterbüchern

251

damit eine der zahlreichen Arten der erweiterten integrierten Mikrostrukturen gegeben ist (vgl. Wiegand 1999b, 490ff.). Der mittlere Zwischenkommentar (mZwK) ist in wa^-wag jeweils eine Angabe der Herkunftssprache (A.HerkSp) und damit haben wir hier den relativ seltenen Fall, daß ein Kommentar elementar ist; für wa$ gilt: griech. e A.HerkSp und für wa7 und wa8 gilt: franz. e A.Herk.Sp. An diesen Beispielen läßt sich nun ein weiteres Mal sehr plastisch erläutern, warum Mikrostrukturen sprachtheoretisch determiniert sind. Denn es gilt: Anhand einer an die Lemmazeichengestaltangabe linksadressierten Angabe der Herkunftssprache erfährt man weder ausschließlich etwas über die Form, noch nur etwas über die Bedeutung des Lemmazeichens, sondern - je nach Auffassung - etwas über die Etymologie und/oder die Geschichte des Lemmazeichens und damit etwas über die Form und über die Bedeutung. Das bedeutet mithin, daß eine Angabe zur Herkunftssprache weder als Teilangabe des Formkommentars noch als Teilangabe des semantischen Kommentars gelten kann. Der Grund, daß ein mittlerer Zwischenkommentar angesetzt wird, ist also sprachtheoretischer Provenienz. Im folgenden betrachten wir die Mikrostruktur von wa7; der Strukturgraph zu dieser findet sich in Abb. 18. Der WDG-Artikel wa7 ist der erste der bisher behandelten Wörterbuchartikel, in dem eine skopusbeschränkende Angabe auftritt; es handelt sich um die erste Angabe im ersten semantischen Subkommentar von wa7, also um „ohne PI.", die Singularetantumangabe (SgtA). Sie beschränkt den textuellen Skopus der Pluralbildungsangabe ,,-en" im Formkommentar von wa7. Anders ausgedrückt heißt das: Die im Formkommentar gemachte lexikographische Aussage zum Plural von Banalität wird für den Geltungsbereich der Bedeutung, die im ersten semantischen Subkommentar lexikographisch bearbeitet wird und damit für den gesamten Text des ersten semantischen Subkommentars revidiert. - Allgemein gilt für Wörterbuchartikel mit integrierten Mikrostrukturen: Jede Angabe im Formkommentar eröffnet einen direkten textuellen Skopus im semantischen Kommentar, so daß für jede Angabe in den semantischen Subkommentaren, in denen das Lemmazeichen erwähnt oder verdichtet erwähnt ist, das gilt, was im Formkommentar zur Form des Lemmazeichens in lexikographisch verdichteter Form festgestellt wurde. Beispielsweise gilt für die verdichtete Kompetenzbeispielangabe im zweiten semantischen Subkommentar „eine B. sagen", daß in dem aus ihr erschließbaren Beispiel eine Banalität sagen der Umlaut ä lang ist, so wie es im Formkommentar mit der Vokalquantitätskennzeichnung festgestellt wurde. Dagegen gilt das, was im Formkommentar mit -en e v.PlbA festgestellt wurde für die Belegtextangabe im ersten semantischen Subkommentar nicht. Denn der Satz: Kein Hauch von Banalitäten war an ihm ist ungrammatisch. Damit die Bildung solcher Sätze als ungrammatisch markiert wird, steht die skopusbeschränkende Singularetantumangabe. Fehlt diese, liegt ein folgenreicher lexikographischer Fehler vor. Dies ist in wa9 der Fall, der sich in Abb. 19 findet.

252

Herbert Ernst Wiegand

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ΐι ω Ε Ο C C ' S Χ )

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cη (Λ Μ (Λ
2), und tritt die gleiche Angabe in jedem Subkommentar auf (z.B. dreimal „veralt."), dann werden bei der Ausführung der Verdichtungsoperation alle gleichen Angaben getilgt bis auf eine; letztere wird dann nach links kommentarintern so ausgelagert, daß sie unmittelbar vor der ersten Polysemieangabe zu stehen kommt (vgl. wa 10 ). Dadurch entsteht als zusätzliche unmittelbare Textkonstituente des semantischen Kommentars ein linksausgelagerter semantischer Subkommentar erster Stufe (laSSK), der als Teilstruktur der Mikrostruktur ein Präintegrat aufweist. Der textuelle Skopus von laSSK erstreckt sich über alle semantischen Subkommentare. Ähnlich wie für die Anwendung einer der Varianten der funktional-positionalen Segmentation, so gibt es auch für die Anwendung des Textverdichtungsmodells bei der Analyse von Wörterbuchartikeln bestimmte Konventionen, die entweder in Geltung gesetzt wer-

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern

255

den können oder nicht (vgl. dazu Wiegand 1999a). Dies sei im folgenden an dem WDGArtikel wa 8 (vgl. Abb. 17) exemplifiziert. Es gelte zunächst die Auslagerungskonvention: K al :

Nullangaben (also solche, die durch einen Angabeblank realisiert sind) dürfen nicht nach links ausgelagert werden.

Diese Konvention wirkt sich so aus, daß in wag in jedem der beiden semantischen Subkommentare eine Angabe zur pragmatischen Nullmarkierung (A-PragNM) angesetzt werden muß, da Chansonette in beiden angesetzten Bedeutungen als unmarkiert interpretiert ist. Es ergibt sich daher die Strukturdarstellung in Abb. 22. RECHTSERWEITERTE TEILINTEGRIERTE MIKROSTRUKTUR MIT PRÄINTEGRAT

Abb. 21: Erweitertes allgemeines Mikrostrukturbild für rechtserweiterte teilintegrierte Mikrostrukturen mit Präintegrat von Wörterbuchartikeln zu dreifach polysemen Lemmazeichen; Abkürzungen: PostK = Postkommentar EINFACHE INTEGRIERTE MIKROSTRUKTUR MIT BINNENERWEITERTER BASISSTRUKTUR

Abb. 22: Nicht vollständig ausgeßhrter einfach kommentierter Strukturgraph zur (abstrakten und zur isomorphen konkreten) hierarchischen Mikrostruktur, die wa8 aufweist; Erläuterung: Es gilt Kai

256

Herbert

Ernst

Wiegand

In beiden semantischen Subkommentaren in Abb. 22 tritt eine pragmatisch-semantische Angabe (PragsemA) auf, deren erste Teilangabe eine Angabe zur pragmatischen Nullmarkierung (A-pragNM) ist. Der Benutzer kann also die Nullmarkierung für jede Bedeutung einzeln erschießen. Wir wählen nun bei der Strukturanalyse von wag folgende Auslagerungskonvention: Ka2:

Tritt in allen semantischen Subkommentaren eine Nullangabe aus der gleichen Klasse auf, wird sie - wie alle anderen Angaben, die zu einer Klasse gehören und in allen semantischen Subkommentaren auftreten - nach links ausgelagert.

Wird K a2 bei der Strukturanalyse von wag berücksichtigt, ergibt sich die Strukturdarstellung in Abb. 23, die sich deutlich von der in Abb. 22 unterscheidet. EINFACHE TEILINTEGRIERTE MIKROSTRUKTUR MIT BINNENERWEITERTER BASISSTRUKTUR

[...] vorträgt

rühmte C.

auftreten

[,..]Lied

sches C. singen

Abb. 23:Nicht vollständig ausgeführter, einfach kommentierter Strukturgraph zur (abstrakten und zur isomorphen konkreten) hierarchischen Mikrostruktur, die wag aufweist; Erläuterung: es gilt Ka2

Die Abb. 23 zeigt, daß die Ausführung der Linksauslagerung bei Geltung von Ka2 dazu führt, daß aus der integrierten eine teilintegrierte Mikrostruktur wird. Die nichtelementare pragmatisch-semantische Angabe wird getilgt und die Angabe zur pragmatischen Nullmarkierung erscheint als linksausgelagerter semantischer Subkommentar (laSSK). Es ist klar, daß man bei der Analyse der Artikel eines Wörterbuchs entweder Kai oder Ka2 in Geltung setzt. Erzwingt der Metatext nicht die Geltung einer der beiden Auslagerungskonventionen, kann das Entscheidungskriterium sinnvollerweise nur vom Analysezweck bestimmt werden. Abschließend betrachten wir noch ein Beispiel für die zweite Art der teilintegrierten Mikrostrukturen, und zwar anhand von wa! [ in Abb. 24.

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern

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Afpnt, der; -en. -en (lot.) 1. Spion, Spitzel: ein politischer, gefährlicher, • gewissenloser A.; Agenten (in ein Gebiet) einschleusen; Agenten verhaften, unBch&dlicb machen 2. v e r a l t e n d Geschäftsvermittler, Vertreter: zahlreiche Agenten warben für die neue Zeitschrift tu 1 Celietm·, Pnlixeiagont tu 2 Handel*-, Veniioherungsagent

Abb. 24: Wörterbuchartikel wan aus WDG Das erweiterte allgemeine Mikrostrukturbild zu wan findet sich in Abb. 25, der erweitert kommentierte Strukturgraph in Abb. 26. ANNEXIERTE MIKROSTRUKTUR MIT BINNENERWEITERTER BASISSTRUKTUR

Abb. 25: Erweitertes allgemeines Mikrostrukturbild für annexierte Mikrostrukturen mit binnenerweiterter Basisstruktur von Wörterbuchartikeln zu zweifach polysemen Lemmazeichen mit zwei Annexen Während bei den teilintegrierten Mikrostrukturen mit Präintegrat eine kommentarinterne Linksauslagerung von Angaben vorliegt, die immer mit einer Textverdichtung verbunden ist, ist bei der zweiten Art von teilintegrierten Mikrostrukturen, den teilintegrierten Mikrostrukturen mit Postintegrat, mit der Rechtsauslagerung immer eine Textauflockerung verbunden. Die rechtsausgelagerten semantischen Subkommentare (raSSK) heißen auch Annexe, und mit Bezug auf diese heißen die teilintegrierten Mikrostrukturen mit Postintegrat auch annexierte Mikrostrukturen. Diese haben zahlreiche Untertypen, je nachdem, ob die Anzahl der Annexe gleich, kleiner oder größer ist als die Zahl der semantischen Subkommentare im gleichen semantischen Kommentar (vgl. Wiegand 1996, 9ff.). Annexierte Mikrostrukturen mit polythematischen Annexen eignen sich gut für zweisprachige Wörterbücher mit reichhaltigem Mikrostrukturenprogramm (vgl. Wiegand 1996b). Es gibt zahlreiche einsprachige Wörterbücher, in denen die WORTBILDUNGSPOSITION ZUR KOMPOSITION nicht, wie im WDG, nach rechts ausgelagert ist. Die Kompositaangaben sind dann meistens Elemente der Trägermenge des Hinterintegrats als einer Teilstruktur des Integrats und stehen meistens im Anschluß an die Beispielangaben, wie beispielsweise im LGWDaF 1997. Ein Beispiel ist wa12 in Abb. 27.

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Herbert Ernst Wiegand

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in

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Dfckal (k-k) der; -s, 1 der oberste Teil e-s Behälters (ζ. B. e-r Dose, e-s Topfes od. e-r Kiste), mit dem man ihn schließen kann: den D. des Glases abschrauben; den D. der Truhe zufallen lassen, schließen || -K: Kottor-; Topf·; Schraub- 2 der vordere

od. hintere Teil des Einbandes e-s Buches aABpa A-rAusStBpA

Abb. 42: Einfach kommentierter Strukturgraph zur (abstrakten und zur isomorphen konkreten) hierarchischen Formzonenstruktur, die die Formzone von wa4 aufweist; Abkürzungen: vZOZ = vorderes Zusammenordnungszeichen; hZOZ = hinteres Zusammenordnungszeichen; StB = Strukturanzeigerblank Die in Abb. 42 berücksichtigten nichttypographischen Suchzielanzeiger sind: >e

LZGA^ArtA

; e AnA^Zv.Sgb A

PibAStBA_rAus e vZOZ A rAusStBpA G hZOZ.

Wenn Nullangaben, wie A-rAus, berücksichtigt werden, müssen entsprechend auch die zugehörigen Zusammenordnungszeichen (ZOZ) berücksichtigt werden, die stehen, wenn eine Angabe der regelmäßigen Aussprache (wie z.B. in wag in Abb. 17) auf die Morphologieangabe bei Substantiven folgt. In der konkreten Struktur wird dann ein Strukturanzeigerblank (StB) angesetzt. Im folgenden werfen wir noch einen Blick auf die erste Bedeutungszone von wa4. Die Darstellung der Bedeutungszonenstruktur findet sich in Abb. 43. Es gilt die Segmentationskonvention Ks2; so daß die Blanks auf der Ebene der Wörterbuchform Berücksichtigung finden. Vergleicht man das erste abstrakte hierarchische Integrat als Teilstruktur der abstrakten hierarchischen Mikrostruktur von wa4 in Abb. 14 mit der ersten abstrakten hierarchischen Bedeutungszonenstruktur in Abb. 43, dann erkennt man, daß die Tiefe der hierarchischen Strukturen gleich ist, wenn man z.B. den Kantenzug SSK A:BeiAn Bel A BStA QuA AutA aus Abb. 14 mit dem entsprechenden Kantenzug BZ] A:BeiAn BelA BStA QuA AutA aus Abb. 43 vergleicht: beide Kantenzüge weisen außer dem Wurzelknoten 5 weitere Knoten auf. Durch die Berücksichtigung der nichttypographischen Suchzielanzeiger als Textkonstituenten verzweigen die infrage kommenden Knoten der hierarchischen Suchbereichsstrukturen stärker als die der hierarchischen Mikrostrukturen. Sie ähneln in dieser Hinsicht den hierarchischen Artikelkonstituentenstrukturen, wenn diese bei Geltung von K s2 dargestellt werden. -

276

Herbert Ernst Wiegand (erste) A.H. BEDEUTUNGSZONENSTRUKTUR

:

1.

ι

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AulA'^v.TitA t

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a b - ΡΠ,,Α^ΒΡΑ Menschen ,+ Ab- :+ der A. der ;+ Wer [...] BKXIA^AUIA LÖ- AUIA^VTILA Alles VTIIA^BTSIA 296 wertend [...] Haltung schäum Menschheit Auswurf SCHER Getrennte

Abb. 43: Einfach kommentierter Strukturgraph zur (abstrakten und isomorphen konkreten) ersten hierarchischen Bedeutungszonenstruktur, die die erste Bedeutungszone von wa4 aufweist; Abkürzungen: TZ? = Trennungszeichen als Nullangabe; vgl. Abb. 14; Erläuterungen: „,+", „:+", „;+" sind zu lesen wie Komma und unmittelbar folgender Blank (als Suchzielanzeiger) usw.

Wir hatten unter 3. gesehen, daß die drei WDG-Artikel wa^-wag in Abb. 17, die alle integrierte Mikrostrukturen mit binnenerweiterten Basisstrukturen aufweisen (vgl. Abb. 17a u. 18), lediglich deswegen nur eine vertikale Teilarchitektur aufweisen, weil der erste Textblock kein mikrostruktureller Textblock ist, da er aus zwei mikrostrukturellen Textkonstituenten, nämlich dem Formkommentar und dem mittleren Zwischenkommentar besteht. Bei der Strukturierungsstrategie, die verfolgt wird, wenn Suchbereichsstrukturen ermittelt werden, wird - wie erläutert - im ersten Strukturierungsschritt die wahrnehmbare innere Gliederung der zweidimensionalen Textgestalt in Text-Teilgestalten berücksichtigt. Unter diesem Aspekt unterscheiden sich der jeweils erste Textblock in den Artikeln wa^-was und wa4 nicht. Dies bedeutet, daß wa^-wag genauso wie wa4 eine vertikale Suchbereichsarchitektur und damit eine vertikalarchitektonisch ausgebaute Suchbereichsstruktur aufweisen. Der Unterschied von wa^-wag einerseits und wa4 andererseits besteht nur darin, daß erstere Artikel als erste Suchzone je eine Form- und Etymologiezone (FZ/EtyZ) aufweisen, während letzterer Artikel als erste Suchzone eine Formzone (FZ) hat. Entsprechend hat das allgemeine Suchbereichsstruktur- und Suchbereichsarchitekturbild von wa 1). Illustrationen sind nun allerdings keine zeilengebundenen funktionalen Textsegmente, so daß man also auf der Menge der drei Suchzonen von wa 26 keine Präzedenzrelation definieren kann. Die Illustration in wa26 geht mithin nicht der rechten Äquivalentzone im Sinne einer Präzedenzrelation voraus, und die linke Äquivalentzone geht ebenfalls nicht der Abbildung voraus, während man - wenn man die für das Deutsche geltenden Gepflogenheiten im Schriftsystem berücksichtigt - durchaus sagen kann, daß die linke Äquivalentzone der rechten vorausgeht, weil ein zweispaltiger Text (im Unterschied zu einer Tabelle mit zwei Spalten) - wenn keine Sonderanweisungen für ihn gelten - so angeordnet ist, daß das, was in der linken Spalte steht, vor dem kommt, was in der rechten Spalte steht. Der Artikel wa26 weist demnach eine durch eine Illustrationszone zweigeteilte zweistufige Suchbereichsstruktur auf, die horizontalarchitektonisch und partiell vertikalarchitektonisch ausgebaut ist. Das expandierte allgemeine Suchbereichsstruktur- und Suchbereichsarchitekturbild für wa26-wa33 und alle anderen Artikel aus dem ITW/13 finden sich in Abb. 50. WA|SB

STRUKTUR DER 2 ÄZ FÜR DT. Ä.

STRUKTUR DER 2ÄZ FÜR ENGL. Ä.

1

STRUKTUR DER 2ÄZ FÜR FRANZ. Ä.

STRUKTUR DER 2 ÄZ FÜR RUSS. Ä.

STRUKTUR DER UNKEN ÄQUIVALENTZONE

STRUKTUR DER 2 ÄZFÜR ΓΓ. Ä.

1

STRUKTUR DER 2 ÄZ FÜR SPAN. Ä.

STRUKTUR DER RECHTEN ÄQUIVALENTZONE

ι HORIZONTALARCHITEKTONISCH AUSGEBAUTE UND VERTIKALARCHITEKTONISCH PARTIELL AUSGEBAUTE (DURCH EINE ILLUSTRATIONSZONE) ZWEIGETEILTE ZWEISTUFIGE SUCHBEREICHSSTRUKTUR

Abb. 50:Expandiertes allgemeines Suchbereichsstrukturwa 33 ; Abkürzungen: vgl. Abb. 49

und Suchbereichsarchitekturbild

zu wa 2 6-

Daß auch einer Illustrationszone eine Struktur zugewiesen werden kann, ist nicht fraglich. Weiterhin ist wohl auch kaum fraglich, daß eine solche Struktur von gänzlich anderer Art ist als die anderen Teilstrukturen der Suchbereichsstruktur von wa26-wa33 (was durch den Index „I" in „STRUKTUR DER IZ" angedeutet werden soll). Eine Illustrationsanalyse kann jedoch hier nicht en passant gegeben werden. Im folgenden wird wa34, ein Artikel aus Schneider 1991, analysiert (vgl. Abb. 51).

Herbert Ernst Wiegand

284 Datenverarbeitungsanlage Teilgebiet: Rechnerorganisation computer; data processing machine; data processor Synonym: Rechenanlage Abkürzungen: DV-Anlage; DVA Siehe auch: von-Neumann-Rechner Die Gesamtheit der Baueinheiten, aus denen ein Datenverarbeitungssystem aufgebaut ist. Somit wird als Datenverarbeitungsanlage der materielle (physische) Anteil eines Datenverarbeitungssystems bezeichnet. Man unterscheidet digitale und analoge Datenverarbeitungsanlagen, je nach der Art der Signale, die verarbeitet werden. Schulz; Wojtkowiuk Abb. 51: Wörterbuchartikel wa34 aus Schneider (1991)

In Übereinstimmung mit dem Abschnitt „Aufbau eines Lexikoneintrages" (Schneider 1991, IX) in den Hinweisen für die Benutzung kann dem Artikel \ v a 3 4 eine vertikalarchitektonisch ausgebaute einstufige Suchbereichsstruktur zugewiesen werden (vgl. auch Bergenholtz/Tarp/Wiegand 1999, 179f.). Das erweiterte allgemeine Suchbereichsstruktur- und Suchbereichsarchitekturbild zu wa 34 findet sich in Abb. 52. VERTIKALARCHITEKTONISCH AUSGEBAUTE EINSTUFIGE SUCHBEREICHSSTRUKTUR

T ~ ! 1 FORMZONEN-! TEILGEBIETSSTRUKTUR I ZONENSTRUKTUR Datenver- • arbeitungsanlage

••Teilgebiet

! Γ i ÄQUIVALENT-1 SYNONYMEN- ! ABKÜRZUNGS- \ VERWEISUNGSj ZONENj ZONEN] ZONEN{ ZONENj STRUKTUR I STRUKTUR ! STRUKTUR \ STRUKTUR

[iABj]

Synonym

Abkürzungen

Siehe auch

! DEFINITIONSj ZONENI STRUKTUR

[ABj]

GLATTE INNERE SCHNELLZUGRIFFSSTRUKTUR

Abb. 52:Erweitertes allgemeines Suchbereichsstruktur- und Suchbereichsarchitekturbild zu wa34; Abkürzungen: LZGA = Lemmazeichengestaltangabe mit Suchbereichsanzeiger; TGZ = Teilgebietszone; S IA.TGZ = Identifizierungsangabe für die Teilgebietszone mit Suchzonenanzeiger; ÄZ = Äquivalentzone; SÄZIA = Äquivalentzonenidentifizierungsangabe (als Nullangabe) mit Suchzonenanzeiger; SynZ = Synonymenzone; s SynZIA = Synonymenzonenidentifizierungsangabe mit Suchzonenanzeiger; AbkZ = Abkürzungszone; s IA.AbkZ = Identifizierungsangabe für die Abkürzungszone mit Suchzonenanzeiger; VerwZ = Verweisungszone; s VerwBA|IA.VerwZ = Verweisbeziehungsangabe, zugleich Identifizierungsangabe für die Verweiszone mit Suchzonenanzeiger; DfZ[AutNA2] = um zwei Autorennamenangaben rechtserweiterte Definitionszone; s DfZIA° = Definitionszonenidentifizierungsangabe (als Nullangabe) mit Suchzonenanzeiger Der Artikel wa 34 und auch alle anderen Artikel in Schneider 1991 mit Ausnahme der Verweisartikel (wie z.B. wa 35 : Abfallzeit —• Schaltzeit) geben Anlaß auf Problemaspekte hin-

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern

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zuweisen, die mit der Analysestrategie, die zu Suchbereichsstrukturen führt, zwangsläufig verbunden sind. Die Abb. 52 wurde bei Geltung der Segmentationskonvention K s4 erarbeitet. Dennoch wurden die beiden größeren horizontalen Zwischenräume (die größeren Durchschüsse), nämlich pzTZ.hZWT6z, der Zwischenraum zwischen der Formzone (FZ) und der Teilgebietszone (TGZ), und Ver zTZ.hZW D( z, der Zwischenraum zwischen der Verweisungszone (VerwZ) und der Definitionszone (DfZ), in der Stukturdarstellung nicht berücksichtigt. Dies kann wie folgt begründet werden: Im Metatext findet sich kein Hinweis darauf, daß die Artikel in Schneider 1991 als dreigeteilt konzipiert sind; vielmehr werden die einzelnen Suchzonen so behandelt als seien sie gleichwertig aufeinanderfolgende Artikelteile. Die gliedernde Wirkung der beiden größeren horizontalen Zwischenräume ist nicht so deutlich, daß die zwischen ihnen stehenden fünf Suchzonen (nämlich TGZ, ÄZ, SynZ, AbkZ und VerwZ) eindeutig und sofort wahrnehmbar zu einem Textblock zusammengeordnet werden, d.h. sie wurden bei der Artikelanalyse nicht als Zwischenräume interpretiert, die als Trennzeichen für Suchzonen fungieren (vgl. K s4 ). Zu der letzten Feststellung ist allerdings dies zu ergänzen. Die Wahrnehmung von Gegenständen, die zur gleichen Klasse gehören, verändert sich, um so genauer man die Gegenstände kennenlernt. Für das geschulte Auge des Wörterbuchforschers kann sich daher auch in der Wahrnehmung von Text-Teilgestalten eine feinere Textgestaltgliederung ergeben als in der Textgestaltwahrnehmung von Laien, so daß dann die beiden fraglichen größeren horizontalen Zwischenräume, pzTZ.hZWjGz und WeTZTZ.hZWDefz> die in K s4 genannte Bedingung erfüllen und bei geschulter Wahrnehmung als Trennzeichen für Suchzonen fungieren. Der Artikel wa34 weist dann eine partiell zweistufige Suchbereichsstruktur auf, zu der das in Abb. 53 wiedergegebene expandierte allgemeine Suchbereichsstruktur- und Suchbereichsarchitekturbild gehört. VERTIKALARCHITEKTONISCH AUSGEBAUTE PARTIELL ZWEISTUFIGE SUCHBEREICHSSTRUKTUR WA|SB

STRUKTUR DER SUCHZONE 1

Δ

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22

2J

Ί1 11 11 STRUKTUR STRUKTUR STRUKTUR DER SUBDER SUBDER SUBSUCHZONE SUCHZONE SUCHZONE

2.1

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II STRUKTUR DER SUBSUCHZONE

1Γ— STRUKTUR DERSUBSUCHZONE

2A

2J_

STRUKTUR DER SUCHZONE 3

STRUKTUR DER SUCHZONE 2

Abb. 53: Expandiertes allgemeines Suchbereichsstruktur- und Suchbereichsarchitekturbild zur wa34; Abkürzungen: SZ = Suchzone; 2 SZ = Suchzone zweiter Stufe (= Subsuchzone)

In Abb. 53 wurden die Suchzonen durchnumeriert (oder: mit numerischen Namen versehen). Der Grund hierfür ist, daß die Suchzone 2 (SZ-2) fünf Subsuchzonen aufweist, die thematisch weder nach sprach- noch nach sachtheoretischen Gesichtspunkten auf einen einheitlichen Nenner zu bringen sind, so daß kein sprechender Zonenname gebildet werden

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Herbert Ernst

Wiegand

kann, der nicht falsche Akzente setzt. Denn es gelten ja folgende Entsprechungen („~„ bedeutet soviel wie entspricht): -

die Teilgebietszone (TGZ) » 2SZ-2.1 die Äquivalentzone (ÄZ)» 2SZ-2.2 die Synonymzone (SynZ) « 2SZ-2.3 die Abkürzungszone (AbkZ)« 2SZ-2.4 die Verweisungszone (VerwZ) «2SZ-2.5

Für Suchzonen mit so unterschiedlich genuinen Zwecken läßt sich wohl kaum ein charakteristischer Gattungsname bilden, der einen einheitlichen übergeordneten genuinen Zweck nennt. Es entsteht nach diesen Darlegungen nun zwangsläufig die Frage: Welchen der beiden Analysen ist der Vorzug zu geben? Dies ist nicht ohne Rekurs auf den Zweck der Artikelanalyse begründet zu beantworten. Eine andere Frage ist, ob man die Analyse von vornherein vereinheitlichen möchte. Dann muß man die Segmentationskonvention Ks4 verändern. Will man die elaboriertere Analyse, die Abb. 53 zugrunde liegt, präferieren (und damit die Gestaltwahmehmung des Kenners), muß die Segmentationskonvention wie folgt formuliert werden: Kss:

Alle größeren horizontalen Zwischenräume gelten als Suchzonenanzeiger und sind entsprechend als suchbereichsstrukturelle Textkonstituenten zu berücksichtigen. Im folgenden betrachten wir kurz die Suchbereichsstruktur von wa34 und legen für die Analyse K sl und Ks5 zugrunde: Den einfach kommentierten Struktur- und Architekturgraphen für die hierarchischen vertikalarchitektonisch ausgebauten Suchbereichsstrukturen findet man in Abb. 54. Anhand von wa 34 und der Strukturdarstellung in Abb. 54 seien nun einige strukturelle und terminologische Besonderheiten sowie einige ausgewählte Problemaspekte diskutiert. Zunächst muß erwähnt werden, daß (aus Gründen der Übersichtlichkeit) nur bei den beiden Trennzeichen, a.\TZ.hZWsz.2 und ^.{TZ.hZW^, die unmittelbare Textkonstituenten von WA|SB, dem Suchbereich, sind, die beiden Positionsvariable belegt wurden; in allen anderen Fällen steht „\TZ{\ Die beiden größeren horizontalen Zwischenräume, die man in wa34 wahrnimmt, müssen in der Darstellung der terminalen Konstituenten der konkreten hierarchischen Suchbereichsstruktur durch ein besonderes Zeichen repräsentiert werden. Ich habe dafür das Zeichen „ o " gewählt (sozusagen ein Zwischenraum mit Umrandungszeichen). Es gelten also die beiden folgenden Aussagen: I=I e sz.\TZ.hZWsz.2, •

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2 8 7

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< -2 β II g s> < ο . rt ' S M M C II c < 11 11 - s l - S . 2 ii a a 1) Angabe zur Antonymie um eine Genuskennzeichnung rechtserweiterte Wortäquivalentangabe (od. Äquivalentangabe mit Wort) Angabe, die aus η klassenverschiedenen Beispielangaben besteht (mit η > 1) Abkürzungsangabe, die aus zwei Abkürzungsangaben besteht Abkürzungszone Angabe, die aus η klassenverschiedenen Formangaben (FAn) besteht (mit η > 1) um eine Genuskennzeichnung binnenerweiterte Äquivalentangabe mit Syntagma Angabe der Herkunftsspräche Antonymangabe Angabe zur pragmatischen Nullmarkierung Angabe zur regelmäßigen Aussprache Angabe, die aus drei Angaben der regionalen Beschränkung des Gebrauchs besteht Angabe der regionalen Beschränkung des Gebrauchs Artikelangabe, aus der das Genus (G) und die Wortart (WAr) erschließbar (,.-T) ist Angabe, die aus η klassenverschiedenen semantischen Angaben besteht (mit η >1) Angabe der semantischen Zugehörigkeit Angabe des (oder: eines) terminologischen Äquivalents Autorennamenzone Äquivalentzone Äquivalentzone für das Dänische Äquivalentzone zweiter Stufe (oder: Äquivalentsubzone) für deutsche Äquivalente Bandangabe Belegangabe Belegdokumentationszone Bedeutungsparaphrasenangabe Bedeutungsspezifizierungsangabe Belegstellenangabe Belegtextangabe Bedeutungszone Bedeutungszonenanzeiger als Klasse von Nullangaben

Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern BZ/BelDZ DefsA Def T A Def- u. VerwZ DekKA DfZ[AutNA 2 ] Diach.A FGA FK FK TZ.hZW B zi FZ FZ/EtyZ FZ TZ.hZW BZ i

hZOZ jABj

IZ KBei3A2 KBeiA2 laSSK 1ÄZ LitA LitZ LZ LZGA LZGA.oR LZGA|RA LZGAj|WAk| VQK.L| WFA.NSg|RA MonA MorA.S mZwK PA PostK PostK PostK.Phras pragA.eE PragsemA QuA raSSK raSSK rÄZ s AntIA

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Bedeutungszone, kombiniert mit ( , / ' ) einer Belegdokumentationszone (kurz: Bedeutungs- und Belegdokumentationszone) Definiensangabe Definitionsangabe als Teiltext Definitions- und Verweiszone Deklinationsklassenangabe um zwei Autorennamenangaben rechtserweiterte Definitionszone diachronische Angabe Fachgebietsangaben Formkommentar horizontaler Zwischenraum zwischen dem Formkommentar (FK) und der ersten Bedeutungszone (BZi) usw. Formzone Formzone, kombiniert mit ( , / ' ) der Etymologiezone (kurz: Form- u. Etymologiezone) horizontaler Zwischenraum zwischen Formzone (FZ) und erster Bedeutungszone (BZ]) hinteres Zusammenordnungszeichen Angabeblank, dessen strukturelle Position über die Belegung der Vorgängervariable „i" und die der Nachfolgervariable , j " mit den entsprechenden Klassensymbolen der beiden Nachbarn festgelegt wird Illustrationszone Angabe, die aus zwei verdichteten Kompetenzbeispielangaben besteht mit je drei Kompetenzbeispielen Angabe, die aus zwei Kompetenzbeispielangaben besteht linksausgelagerter semantischer Subkommentar erster Stufe linke Äquivalentzone Literaturangabe Literaturzone Lemmazone Lemmazeichengestaltangabe Lemmazeichengestaltangabe für die orthographische Realisierung Lemmazeichengestaltangabe, die zugleich eine Rechtschreibangabe (RA) ist Lemmazeichengestaltangabe, unten erweitert um eine Wortakzent- und zugleich Vokalquantitätskennzeichnung für Länge, zugleich Wortformenangabe für den Nominativ Singular und zugleich Rechtschreibangabe Monosemieangabe Morphologieangabe beim Substantiv mittlerer Zwischenkommentar Polysemieangabe Postkommentar Postkommentar Postkommentar zur Phraseologie pragmatische Angabe zur evaluativen Einstellung pragmatisch-semantischen Angabe Quellenangabe rechts ausgelagerter semantischer Subkommentar rechtsausgelagerter semantischer Subkommentar rechte Äquivalentzone Antonymenidentifizierungsangabe mit Suchzonenanzeiger

300 S

ÄZIA

SB SB LZGA SB TermGA s DfZIA° S

EIA SeitA SgtA s IA.AbkZ S IA.TGZ SK s LitA S PA SSK s SpIA s SynZIA SSZ s SZTA StB s verwA: FE s VerwBA| IA.VerwZ SynA SynA2 SynZ SZ 2 SZ SZAnz 0 SZ-Arb SZ-Beh SZIA SZ-Neu SZ-Ope SZ-Pha SZ-Son SZ T A T A.FE TermGA TGZ TN|VerwZ TStA TZ TZ° TZ.hZw v.AutA VerwA VerwAdA

Herbert Ernst

Wiegand

Äquivalentzonenidentifizierungsangabe (als Nullangabe) mit Suchzonenanzeiger Suchbereich Lemmazeichengestaltangabe mit Suchbereichsanzeiger Terminusgestaltangabe mit Suchbereichsanzeiger (SB) Definitionszonenidentifizierungsangabe (als Nullangabe) mit Suchzonenanzeiger Erklärungsidentifizierungsangabe mit Suchzonenanzeiger Seitenangabe Singularetantumangabe Identifizierungsangabe für die Abkürzungszone mit Suchzonenanzeiger Identifizierungsangabe für die Teilgebietszone mit Suchzonenanzeiger semantischer Kommentar Literaturidentifizieungsangabe mit Suchzonenanzeiger Polysemieangabe mit Suchzonenanzeiger semantischer Subkommentar Sprachenidentifizierungsangabe mit Suchzonenanzeiger Synonymenzonenidentifizierungsangabe mit Suchzonenanzeiger Subsuchzone Suchzonentitelangabe mit Suchzonenanzeiger Strukturanzeigerblank auf die fachliche Erklärung (FE) verweisende Angabe Verweisbeziehungsangabe, zugleich Identifizierungsangabe für die Verweiszone mit Suchzonenanzeiger Synonymangabe Angabe, die aus zwei Synonymangaben (SynA) besteht Synonymenzone Suchzone Suchzone zweiter Stufe (= Subsuchzone) Suchzonenanzeiger als Klasse von Nullangaben Suchzone für Arbeitsunfähigkeit Suchzone für Behandlungsindikation Suchzonenidentifizierungsangabe Suchzone für Neuentwicklungen Suchzone für Operative Therapie Suchzone für Pharmakotherapie Suchzone für Sonstige Maßnahmen Suchzonenangabe als Teiltext Angabe der fachlichen Erklärung als Teiltext Terminusgestaltangabe Teilgebietszone Terminologienetz- und Verweiszone Textstellenangabe Trennzeichen Trennungszeichen als Nullangabe Trennzeichen als horizontaler Zwischenraum verdichtete Autorenangabe Verweisangabe Verweisadressenangabe

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Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern VerwAdA 2 verwA:FE verwA:SK VerwBZ VerwZ v.FGA v.KBei3A v.KBeiA v.Komp 2 A v.PlbA v.Sgb2A v.TitA vZOZ WA WAk|VQK.L WAr WA|SB ZFE ZFWE

(nichtelementare) Verweisadressenangabe, die aus zwei Verweisadressenangaben besteht auf die fachliche Einleitung (FE) verweisende Angabe auf die systematische Klassifizierung (SK) verweisende Angabe Verweisbeziehungsangabe Verweisungszone verdichtete Fachgebietsangabe verdichtete Kompetenzbeispielangabe, aus der drei Kompetenzbeispiele erschließbar sind (oder kürzer: mit drei Kompetenzbeispielen) verdichtete Kompetenzbeispielangabe verdichtete Kompositaangabe, aus der zwei Komposita erschließbar sind (oder kürzer: mit zwei Komposita) verdichtete Pluralbildungsangabe verdichtete Singularbildungsangabe, aus der zwei Endungen für den Genitiv Singular erschließbar sind verdichtete Titelangabe vorderes Zusammenordnungszeichen Wörterbuchartikel Wortakzent- und zugleich Vokalquantitätskennzeichnung für Länge (L) Wortart Wörterbuchartikel, zugleich als Suchbereich Zone der fachlichen Erklärung Zone für die Fachwissenseinordnung

Herbert Ernst Wiegand, Universität Heidelberg, Germanistisches Seminar, Hauptstr. 69117 Heidelberg

207-209,

Werner Wolski Neuere Wörterbücher für die Grundschule Eine exemplarische Analyse

HORIZONTALE UND VERTIKALE LEMMAREIHE ku-ri-os (eigenartig): die Kurve, die Kurven, kurvig, kurz, kürzlich, Kurzschluß kuscheln, das Kuscheltier Kusine (auch: Cousine) küssen: der Kuss, die Küsse Küste, die Küsten Kutsche, die Kutschen. Kuvert, die Kuverts. W. W.

1 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5

1

Einleitung Exemplarische Untersuchung neuerer Wörterbücher Vorbemerkung Zur Eingrenzung der Menge der untersuchten Wörterbücher Einige metalexikographische Aspekte zu Textteilen von Wörterbüchern Zu einigen Wörterbüchern, die nicht primär Gegenstand der Untersuchung sind Wörterbücher zu unterschiedlichen Jahrgangsstufen

2.5.1 2.5.2

Wörterverzeichnisse für das 1. Schuljahr Wörterbücher mit einem einzigen Wörterverzeichnis ab dem 2. Schuljahr 2.5.3 Wörterbücher mit einem kleinen Wörterverzeichnis (ab 2. Schulj.) und einem großen Wörterverzeichnis (3./4. Schulj.) 2.5.3.1 Kleines Wörterverzeichnis 2.5.3.2 Großes Wörterverzeichnis 3 Schlußbemerkungen 4 Literatur 4.1 Wörterbücher 4.2 Sonstige Literatur

Einleitung

Im WS 1997/98 habe ich an der Universität GHS Paderborn eine Lehrveranstaltung durchgeführt, in der vor allem neuere (und gerade erschienene) Wörterbücher für die Grundschule untersucht wurden. Bei allem Engagement, das insbesondere Studierende des Lehramts Primarstufe im Hinblick auf ihre spätere Berufspraxis erkennen lassen, war nicht zu erwarten, daß diese Thematik auf besonderes Interesse stoßen würde. Die auf die Begutachtung der Wörterbücher gerichteten Stellungnahmen der Studierenden sind anfangs allerdings im wesentlichen darauf beschränkt gewesen, Qualitäten von Illustrationen zu be-

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Werner

Wolski

trachten, sowie einzelne Beispielsätze (zu Lemmazeichen unterschiedlicher Wortartenzugehörigkeit), die eine oder andere Übung (aus dem Wörterbuchnachspann), unterschiedliches Anredeverhalten an die „lieben Schüler und Schülerinnen" und auch sich anschließende Nachschlageaufgaben (aus dem Wörterbuchvorspann) zu kritisieren. Die sodann zu Zwecken einer vertiefteren und sachgemäßeren Auseinandersetzung mit den Formulierungsresultaten solcher Sprachinstruktionstexte - im Anschluß an ausgewählte Ergebnisse der neueren Wörterbuchforschung - entwickelten Details wurden zunehmend als fruchtbar betrachtet, soweit damit Einsichten in vorher nicht in Augenschein genommene Gegebenheiten solcher Wörterbücher geleistet werden konnten (einschließlich der damit gewonnenen Möglichkeiten einer geeigneten sprachlichen Bezugnahme auf deren Textsegmente und strukturelle Eigenschaften). Anschließend an die im Seminar vorgeführten Musteranalysen (zu ausgewählten Wörterbüchern diesen Typs) sind die ersten Überlegungen zu einer genaueren Sichtung dieser Wörterbücher entstanden. Der vorliegende Beitrag entspricht inhaltlich im wesentlichen dem Vortrag, der im Rahmen des lexikographischen Kolloquiums am 09.07.98 in Heidelberg gehalten wurde. Allerdings können an dieser Stelle nur in bescheidenem Umfang Wörterbuchausschnitte präsentiert werden; es wird daher nicht möglich sein, in geeigneter Weise Besonderheiten der behandelten Wörterbüchern anschaulich zu machen und Unterschiede in der Behandlung der zu berücksichtigenden Details so aufzuzeigen, wie es eigentlich nötig wäre. Im Vergleich zur Vortragsfassung sind einerseits mehrere (zwischenzeitlich erschienene) Wörterbücher eingearbeitet, andererseits muß auf die Darstellung einiger Details verzichtet werden. An der Ausrichtung des Beitrags hat es aber keine Veränderungen gegeben: Es geht im wesentlichen darum, die neueren Wörterbücher anhand ausgewählter (sich besonders heraushebender) Aspekte vorzustellen, nicht um die Exemplifizierung des terminologischen Apparat der neueren Wörterbuchforschung am Beispiel solcher Wörterbücher. Eine vergleichende Untersuchung der hier im Zentrum der Aufmerksamkeit stehenden Wörterbücher (vgl. zur Auswahl 2.1) ist bisher nicht bekannt geworden. Anhaltspunkte dazu lassen sich auch den Beiträgen des thematischen Teils von Lexicographica 14/1998 (erschienen 1999) nicht entnehmen: „Schulwörterbücher und Wörterbücher in der Schule". In verschiedenen der dort versammelten Beiträge werden durchaus interessante und in Einzelheiten weiterführende Details zur Einordnung von Wörterbüchern dieses Typs vermittelt, wozu am ausführlichsten auf einige kritische Stellungnahmen Peter Kühns Bezug genommen wird (insbes. Kühn 1994). Auch für vorliegende Untersuchungen bietet es sich an, Bemerkungen Peter Kühns zur Rolle der Schulwörterbücher voranzustellen, um anschließend über eingespielte Stellungnahmen (der Art: Sie sind unabdingbar zur Einübung in die kulturelle Praxis der Wörterbuchbenutzung; die meisten dieser Wörterbücher weisen erhebliche Defizite auf; es mangelt an einer Wörterbuchdidaktik) hinauszugehen und auf einige übergreifende Gesichtspunkte aufmerksam zu machen: Schulwörterbücher sind, wie Peter Kühn in einer Broschüre zu seinem Wörterbuch feststellt, „eine merkwürdige Spezies von Büchern". Ihre „Brauchbarkeit und Nützlichkeit" wird einerseits nicht nur von Verlagen, sondern auch von Lehrern und Pädagogen „angepriesen"; andererseits ist doch bekannt, daß sie das Schicksal von Wörterbüchern auch anderen Typs teilen, nämlich zwar gekauft, aber kaum benutzt zu werden. Schüler schleppen ihre Schulwörterbücher, wie Kühn sich ausdrückt, als „lexikographische Leichen" mit sich

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herum. Im Deutschunterricht, so Kühn weiter, werde nicht genügend Gebrauch von ihnen gemacht; auch den Lehrern seien sie „egal" (vgl. Kühn 1994, 5). Ob das tatsächlich zutrifft oder nicht, kann ich selbst durch keine Untersuchungen belegen. Ich habe aber aufgrund verschiedener Äußerungen von Studierenden, die in Schulen praktiziert haben und/oder denen die eigene Schulzeit noch gut in Erinnerung ist, sowie aufgrund von nicht repräsentativen Umfragen, die von Studierenden im Rahmen meiner Lehrveranstaltungen durchgeführt worden sind, den Eindruck gewonnen, daß eine Schwarzmalerei, was den Einsatz von Wörterbüchern im Unterricht angeht, nicht angesagt ist. Es scheint diesbezüglich insgesamt recht individualistisch verfahren zu werden: Man verwendet sehr unterschiedliche Wörterbücher (darunter gern solche neueren Datums); und die Spannweite ihrer Benutzung reicht von seltenem bis häufigem Einsatz im Unterricht. Zwar mangelt es an wirklich aussagekräftigen Untersuchungen zur Benutzung von Wörterbüchern im Unterricht, aber es gibt immerhin eine geradezu überwältigende (hier nicht zu dokumentierende) Fülle an Arbeitsmaterialien und Vorschlägen zur Arbeit mit dem Wörterbuch; hingewiesen sei z.B. auf die Beiträge aus den Zeitschriften „Die Grundschule" und „Die Grundschulzeitschrift". Die Ergebnisse einer neueren Untersuchung von Gerhard Sennlaub (Sennlaub 1996; Lehrerheft zu dem Wörterbuch Von Α bis Zett), die hier im Original nicht berücksichtigt werden können (weil das Heft nicht mehr über den Buchhandel beziehbar ist), hat Burkhard Schaeder in einer „Bestandsaufnahme" des Beitrags von Sennlaub folgendermaßen zusammengefaßt: „[...] Alle Kinder haben ein Minimum an Fertigkeiten und Fähigkeiten erworben, im Wörterbuch nachzuschlagen. [·••] Die meisten Kinder benutzen ihr Wörterbuch, jedoch bei weitem nicht in dem möglichen und auch nötigen Ausmaß. [...] Kinder mit geringen Rechtschreibfähigkeiten schlagen am wenigsten nach, manche überhaupt nicht. [...] Gründe für die seltene Benutzung des Wörterbuchs: Abneigung gegen den (als permanentes Misserfolgserlebnis erfahrenen) Rechtschreibunterricht, die Abneigung gegen umständliches und zeitaufwendiges Suchen und die Unfähigkeit, schwierig zu schreibende Wörter als solche zu erkennen." (Schaeder 1998,49). Als „Konsequenz" wird empfohlen: „Es ist dringend erforderlich, ab dem zweiten Schuljahr die Benutzung des Wörterbuchs spielerisch einzuüben." (ebd. 49). An einem solchen Vorschlag dürfte heute sicherlich niemand (nicht die Didaktiker, sowieso nicht die Wörterbuchforscher) grundsätzlich etwas auszusetzen haben. Zu bedenken ist aber, daß erst die konkrete Präsentation diesbezüglicher Daten (in Textteilen des Wörterbuchs und/oder in zusätzlichen Übungsheften) und die Durchführung entsprechender „Einübungen" über deren Effektivität Aufschluß geben kann. Schließlich könnte die Einübung in die Benutzung, würde sie überstrapaziert, ihrerseits selbst schnell zu jener unerwünschten „Ablehnung" der Wörterbucharbeit führen, der man entgegenwirken will. Auch scheint man die beklagte mangelnde Nutzung von Wörterbüchern überhaupt, nicht nur die von Schulwörterbüchern, im Kontext eines generellen Rückgangs von Lesetätigkeiten und der Nutzung von Büchern durch Kinder und Jugendliche (vielleicht sogar auch ihrer Lehrer?) sehen zu müssen, wie dies im Rahmen von Untersuchungen zur Medienerziehung und Mediennutzung immer wieder hervorgehoben wird und hier nicht eigens belegt werden braucht. Von daher betrachtet, handelt es sich zunächst um kein Wörterbuch-spezifisches Problem, sondern um eines der Heranführung an die Nutzung von Printmedien generell. Aber ergibt sich eine spezifische Problemlage nicht doch dadurch, daß die existierenden Schulwörterbücher, wie Kühn dies im Rahmen seiner Ausführungen in eine Frage faßt, „allen autoriellen und verlegerischen Beteuerungen zum Trotz, in Wortschatzauswahl, -an-

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Ordnung und -erklärung [...] nicht den Anforderungen einer sinnvollen, brauchbaren und kontinuierlichen Wörterbucharbeit" (5) genügen? Sind die Schulwörterbücher mithin so schlecht gemacht, daß es durchaus verständlich ist, daß man sie nicht benutzt, weil sie für Nutzungssituationen, welche über die Bewältigung von Rechtschreibfertigkeiten hinaus für berücksichtigenswert gehalten werden, garnicht in Frage kommen und man sie sowieso nicht guten Gewissens empfehlen kann? Bedarf es vielleicht gar - eine Frage, die hier Peter Kühn gewiß nicht unterstellt werden kann und soll - eines metalexikographischen Nachhilfeunterrichts für Verlagsredaktionen und ihrer Autoren bzw. Autorinnen, um erkannte Defizite auszumerzen? Wäre mithin ein metalexikographisch versierter Wörterbuchmacher in der Lage, unter Beachtung entsprechender Forschungsergebnisse sozusagen alle Wunden zu heilen und die Lernenden wie die Lehrenden für die Benutzung von Schulwörterbüchern zu begeistern? Dies zu vermuten bzw. zu erwarten hieße, die durchaus nicht unzutreffend immer wieder hervorgekehrten Defizite von Grundschul-Wörterbüchern (bezogen auf die vor 1996 erschienenen Wörterbücher; die danach entstandenen sind schließlich noch nicht untersucht worden) in ganz verkürzter Sichtweise zu erfassen: als bloß technisches Problem der Machbarkeit im Lichte von Errungenschaften d e r oder e i n e r neueren Metalexikographie bzw. Wörterbuchforschung. Thesenartig läßt sich die hier vertretende Auffassung folgendermaßen fassen: Der Rückgriff auf Errungenschaften der neueren Wörterbuchforschung bietet per se noch längst keine Gewähr dafür, über die beklagten Defizite bestehender Wörterbücher hinausgelangen zu können. Es gibt kein Heilmittel von der Theorie her allein, keinen direkten Weg von einer noch so perfektioniert sich an Errungenschaften neuerer Wörterbuchforschung ausrichtenden Ergebnisdarstellung in Form eines Schulwörterbuchs, zu dessen erhoffter Akzeptanz bei den Benutzergruppen; vielmehr ist es gleichzeitig - und in gleichgewichtigem Maße nötig, in die Gegebenheiten der Benutzergruppen, auf die man zielt, involviert, mithin in ein Spiel (hier: das Schulspiel) eingespielt zu sein. Leider kann dieses Eingespieltsein, worauf anschließend noch hingewiesen wird, auch als Alibi dazu benutzt werden, sich Ergebnissen der neueren Wörterbuchforschung zu verschließen. Eine zweite These läßt sich folgendermaßen fassen: Der Beitrag, den die neuere Wörterbuchforschung im Bereich der Erstellung von Schulwörterbüchern zu leisten vermag, kann - entgegen anders lautender Ansprüche - nur relativ bescheiden sein und braucht auch nur relativ bescheiden zu sein. Viel wäre schon gewonnen, wenn man bewußter die Prinzipien, denen man folgt, reflektieren würde und (vor allem) könnte. Damit ließen sich auch die im Gebrauch befindlichen Wörterbücher (abgesehen von einigen erbärmlichen Elaboraten, für die sich der Aufwand wirklich nicht lohnt) recht schnell optimieren. Hieran sei die dritte These angeschlossen: Auch das einfachste Wörterbuch, das einen geringen Kommentierungsaufwand betreibt (minimalistische Lösung), kann durchaus seinen Dienst tun, wenn es auf einer didaktisch durchdachten Konzeption beruht. Wie diese sich aber der Diskussion stellen müßte, so wären - im Hinblick auf Wörterverzeichnis(e) und Umtexte gleichermaßen - auch methodische Fragen zu erläutern: Wie ist z.B. eine Kommentierung des Typs „das Hobby, die Hobbys" (Findefix) zu rechtfertigen, wie die etwas erweiterte (kindgemäßere?) Kommentierung „das Hobby, die Hobbys [Verweisungspfeil mit Seitenangabe (in blauer Farbe) auf eine „Sachtafel"] Welches Hobby hast du?" (Wortspiel).

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Umgekehrt kann das Streben nach einer maximalistischen Lösung - im Sinne einer möglichst großen Reichhaltigkeit der Kommentierung - gegebenenfalls gerade an den Bedürfnissen des schulischen Kommunikationsbereichs mit seinen kindlichen Benutzergruppen vorbeigehen, auch wenn ein entsprechendes Wörterbuch aus metalexikographischer Beobachterperspektive als durchaus passabel gelten mag. Je mehr Kommentierungsaufwand aber betrieben wird, desto mehr kaum zu rechtfertigende Formulierungsresultate (für Textsegmente unterschiedlicher Art) bieten eine Angriffsfläche für Kritik. Diesem Dilemma kann kein Schulwörterbuch entkommen: Es gibt keine Gewähr für Akzeptanz im Kommunikationsbereich Schule, schon weil erfolgreiche Aktivitäten in diesem Bereich nicht nur von einer als geeignet angesehenen metalexikographischen Orientierung abhängig sind. In dem Zusammenhang ist des weiteren auf folgendes hinzuweisen: Das Schulwörterbuch (hier das für die Primarstufe) ist gewöhnlich immer auch m e h r als ein Wörterbuch. Die nach Jahrgangsstufen ausgewählten Wörterverzeichnisse sind mit Übungsmaterialien ganz unterschiedlichen Typs mehr oder weniger vernetzt. Von daher erhält es den Charakter eines Sprachspielbuchs, welcher in unterschiedlichen Ausprägungsformen hervortritt: Die Palette reicht vom ansprechend gestalteten farbenprächtigen Bildband mit eingestreuten Wörterlisten, welcher in der Nähe zum Bilderbuch steht, bis hin zu solchen Wörterbüchern, in denen die Wortschatzübungen sich kaum von einem Sprachbuch unterscheiden und schlimmstenfalls mit Instruktionen des Typs versehen sind: „Jetzt sollst du das machen", „Übe zuerst dies und jenes", „Merke dir dies und das". Auch unter diesem Aspekt geht es im Verein mit Aspekten des Layouts, des Einsatzes von Bebilderungen und der sprachlichen Abfassung von Textsegmenten aus allen Teilen des Wörterbuchs -, wenn man die Zielgruppe wirklich erreichen will, in erster Linie um Ansprechbarkeit, und viel weniger um Erlangung einer Perfektion, welche ausschließlich auf die Wörterverzeichnisse fixiert ist (und wobei man gelegentlich in erster Linie auf die Akzeptanz zu schielen scheint, welche entsprechenden Bemühungen von Seiten metalexikographischer Fachkompetenzen zuteil werden könnte). Diese kritischen Bemerkungen werden hier nicht von ungefähr gemacht, sondern aufgrund einer ausfuhrlichen Sichtung der zugänglichen neueren Wörterbücher im Lichte der neueren Metalexikographie, sowie langjähriger Beschäftigung mit didaktischen Fragestellungen im Primarstufenbereich: Die vorliegende Einschätzung der Sachlage läuft insgesamt darauf hinaus, daß es zu kurz greifen würde, die Erstellung von Wörterbüchern dieses Zuständigkeitsbereichs ausschließlich aus dem Blickwinkel einer Metalexikographie zu betrachten, die vor allem am Beispiel gemeinsprachlicher und fachlicher Wörterbücher entwickelt worden ist. Außer Frage steht, daß die im Rahmen der neueren Metalexikographie resp. Wörterbuchforschung zur Verfügung gestellten Aspekte nutzbringend auch zur Beurteilung der in Schulwörterbüchern behandelten Typs erzielten Ergebnisdarstellungen herangezogenen werden können, ja damit überhaupt erst eine geeignete Redeweise zur Verfügung steht, die auch in sprachwissenschaftlicher Hinsicht (wie die in den Schriften Η. E. Wiegands entwickelte Terminologie) als anschlußfähig angesehen werden kann; im wesentlichen ist damit allerdings nur ein Bezug auf Spezifika der Auswahl und des Arrangements von Lemmazeichen und (sonstigen) Textsegmenten entsprechender Wörterverzeichnisse gegeben. Wie bereits angesprochen, ist keine Untersuchung der neueren Wörterbücher für die Grundschule bekannt - jedenfalls nicht derjenigen Wörterbücher, die hier berücksichtigt

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werden. Dies liegt im wesentlichen daran, daß eine solche Untersuchung sehr aufwendig ist, wenn man über die Präsentation einiger Auffälligkeiten hinausgelangen will, und dafür sehr viel Druckraum benötigt würde. Solange eine solche Untersuchung nicht einigermaßen vollständig durchgeführt ist, können Wörterbuchmacher und Verlage in Ruhe nach dem Motto weiterarbeiten: „Das macht doch nichts, das merkt doch keiner". Und wer etwas „merkt", wird dann nicht genügend „merken", wenn er oder sie selbst Autor eines Schulwörterbuchs ist; auch dürfte, bei kritischer Sichtung des einen oder anderen Wörterbuchs, von anderer Seite schnell der Vorwurf der Befangenheit vorgetragen werden. Solche Voraussetzungen sind in vorliegendem Beitrag zwar nicht gegeben; allerdings können die berücksichtigten Wörterbücher nur in einem Umfang behandelt werden, der ganz und gar unbefriedigend ist. Im Vorgriff auf die sich anschließende Sichtung der Wörterbücher, die im Zuge der Rechtschreibreform zustande gekommen sind, läßt sich allerdings feststellen, daß die von Peter Kühn noch 1994 als desolat dargestellte Situation als weitgehend überwunden angesehen werden kann: Als „Voraussetzung für eine sinnvolle, über die Rechtschreibung hinausgehende Wörterbucharbeit" gilt Kühn die „Wörterbuchdidaktik"; gemeint ist eine sich an die neuere Wörterbuchforschung („stärkere Favorisierung wissenschaftlexikographischer Fragestellungen") anlehnende, „semantisch orientierte[n]" Perspektive, zu der vermerkt wird: „Sprachgermanistik wie Deutschunterricht dämmern aber nach wie vor im wörterbuchdidaktischen Dornröschenschlaf." (Kühn 1994,7). Heute aber kann man sogar insgesamt - unter Berücksichtigung der Wörterbuchproduktionen seit 1996 - sagen: „Dornröschen ist aufgewacht, Dornröschen hat nachgedacht". Selbstverständlich läßt sich nach wie vor darauf hinweisen, daß - um im Bilde zu bleiben ihr (Dornröschens) Aufwachen öfters leider auch in recht unbeholfener Weise durch ein Küssen erfolgt ist, wie sie es sich nicht vorgestellt haben mag (und was man für sehr bedauerlich halten kann). Bei gerechter Einschätzung der Sachlage muß aber in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen werden, daß in den letzten Jahren gleich mehrere Wörterbücher entstanden sind, die durch individualistischen Einsatz von Gestaltungsmitteln (auf verschiedenen Ebenen) und deren methodischer Behandlung ein eigenständiges Profil erlangt haben. Dies gilt (in der Menge der berücksichtigten Wörterbücher) durchweg für die 1988 und 1999 erschienenen Wörterbücher. Abgesehen von einigen Ausnahmen (Wörterbücher, die überkommenen Kommentierungsmustern verpflichtet sind) zeichnet sich eine solche Entwicklung bereits bei den 1996 und 1997 erschienenen Wörterbüchern ab. Mit einigem Recht lassen sich unterscheiden und folgendermaßen benennen: - eine Konsolidierungsphase (Wörterbücher, die 1996 und 1997 erschienen sind) und - eine Individualisierungsphase (Wörterbücher, die 1988 und 1999 erschienen sind). - Für Wörterbücher, die zeitlich vor den Bemühungen entstanden sind, im Rahmen von Wörterbüchern der Rechtschreibreform gerecht zu werden, erscheint es nicht als angebracht (weil kaum zu begründen), sie unter einer einheitlichen Benennung zusammenzufassen, schon weil einige von ihnen im Zeitraum ab 1996 lediglich (geringfügig modifiziert) neu aufgelegt wurden. Am ehesten ließe sich diese Phase als die einer kaum reflektierten Ausrichtung an überkommenen Kommentierungsmustern bezeichnen. Eine genauere Untersuchung, die hier nicht geleistet werden kann (und die offenbar bisher nicht geleistet worden ist), hätte zu zeigen, welche Muster wann von wem unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen (unter Einschluß vorherrschender didaktischer Konzepte und lexikographischer Überlegungen) zuerst ausgebildet wurden, und wie entsprechende

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Analyse

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Orientierungen über Jahrzehnte hinweg weiterverfolgt und ggf. modifiziert worden sind. Solange aussagekräftige Untersuchungen zu diesem Komplex nicht vorliegen, kann auf diese Phase der Wörterbuchproduktion und den dieser Phase entsprechenden didaktischen Argumentationshorizont pauschal auch mit dem Ausdruck Kuhns vom „Dornröschenschlaf Bezug genommen werden. Wörterbücher, die in diese Phase einer überkommenen Kommentierungspraxis fallen, werden in vorliegendem Beitrag nicht untersucht; dazu werden lediglich unter 2.4. einige Beispiele zur Illustration angeführt. Insgesamt läßt sich also festhalten: Der von Peter Kühn (1994, 5f.) als „Dornröschenschlaf angesprochene Zustand ist überwunden. Und es ist sogar anzunehmen, daß der Bereicherung, welche der deutschen Wörterbuchlandschaft in diesem Sektor lexikographischer Produkte zuteil wurde, möglicherweise nichts Gleichartiges im internationalen Vergleich entspricht. Dazu wurde allerdings im Rahmen vorliegenden Beitrags nicht recherchiert, sodaß Beiträge, die über ausländische lexikographische Ergebnisdarstellungen in dem hier zur Debatte stehenden Sektor der Schulwörterbücher Aufschluß geben könnten, nicht einbezogen sind. Jedenfalls scheint es (nach Sichtung auch der Beiträge aus Lexicographica 14/1998) nicht der Fall zu sein, daß andernorts in den letzten Jahren eine ähnliche Anhäufung von neu erschienenen Wörterbüchern für die Primarstufe zu verzeichnen ist, wie hierzulande. Bevor die Vorgehensweise erläutert wird, sei in dem Zusammenhang noch auf einige Aspekte hingewiesen, welche die Wörterbuchkritik im Bereich der Schulwörterbücher so problematisch gestalten: Ein erster Aspekt ist in Problemen der Altersspezifik zu sehen, nämlich darin, daß Erwachsene für Schulanfänger Texte oder Textteile produzieren; aufgrund der damit gegebenen Distanz gestaltet es sich als schwierig, sich in die Erlebniswelt der Zielgruppe hineinversetzen zu können - mit der Folge, deren Erkenntnishorizont entweder zu unterschätzen, oder zu überschätzen, aber möglicherweise nicht treffend einschätzen zu können. Das gilt ja nicht nur für die Orientierung an den verschiedenen (landeseigenen) Grundwortschätzen, womit nur eine unzulängliche Orientierung bei der Lemmaauswahl gegeben ist. D e n Grundwortschatz gibt es nur in Werbeprospekten, nicht aber von der Sache her (vgl. Kühn 1994, 12 und die dort angeführte Literatur); im übrigen scheinen Debatten darum längst ausgestanden zu sein (vgl. dazu Grundmann 1999, 164). Das gilt in besonderem Maße auch für die Bebilderung, das Layout insgesamt, die Aufgabenstellung im angefügten Übungsteil samt ausgewählter Erfahrungsbereiche, an welche für die Übungen angeschlossen wird usw. Aber es tritt unter dem altersspezifischen Aspekt gerade in diesem Kommunikationsbereich mit seinen Akteuren, nämlich Textproduzenten (Wörterbuchmachern) und Textrezipienten (Schülern, Lehrern, Eltern) eine besondere Kommunikationshaltung der Textproduzenten bzw. Wörterbuchmacher(innen) hervor, die als mehrfachadressiert zu bezeichnen ist: Sie gestalten ihre Wörterbücher zwar verbal für die lieben Schülerinnen und Schüler; viele von ihnen schielen aber im wesentlichen auf die Akzeptanz durch die lieben Kolleginnen und Kollegenen, spielen also ein Schulwörterbuch-Spiel für letztere. Das kann im Rahmen der präsentierten Beispielsätze zum Ausdruck kommen, in der Auswahl von Übungsmaterialien u.a.m. Die eigentliche Adressatengruppe m u ß dabei nicht, kann aber aus dem Blick geraten. Ein weiterer Aspekt, welcher für die Sachlage im Bereich der Wörterbücher für die Grundschule kennzeichnend zu sein scheint, ist derjenige unterschiedlicher Voraussetzungen auf Seiten der Wörterbuchmacher- und macherinnen. Das heikle Problem der Motivation zur Erstellung eines Wörterbuchs bleibe hier unerörtert. (Auch, wenn es sicherlich nicht

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immer um die lieben Schülerinnen und Schüler geht, sondern um finanzielle Interessen der Textproduzenten, schließt das ja nicht aus, daß ganz passable Produkte zustande kommen). Was an dieser Stelle angesprochen sein soll, ist etwas anderes: Die hier infrage stehenden sprachlichen Gebrauchsgegenstände stehen im Kontext eines sich selbst regulierenden, nach außen hin - d.h. hinsichtlich anderer gesellschaftlicher Tätigkeitsfelder diesen Typs abgeschlossenen Kommunikationsbereichs mit eigenen Immunisierungsstrategien; diese haben (nirgends explizit angesprochen, mithin in der Rolle einer „unsichtbaren Hand") die Funktion, den Kommunikationsbereich gegen Kritik von außen weitgehend unangreifbar, ihn nicht „perturbierbar" zu machen. Diesbezüglich könnte man philosophisch durchaus, was hier nicht ausgelotet werden soll, im Sinne des erkenntnistheoretischen Konstruktivismus argumentieren. Und eben auch darin unterscheiden sich die Verhältnisse in diesem Kommunikationsbereich ganz wesentlich von den Gegebenheiten, durch welche sich sonstige WörterbuchAktivitäten in der Gesellschaft auszeichnen: Bei vorgebrachter Kritik kann von Seiten jeweiliger Wörterbuchmacher(innen) zum einen auf Sachzwänge verwiesen werden, welchen sie durch die Verlagsredaktion ausgesetzt gewesen seien. Zum anderen aber tritt vor allem bei solchen Wörterbuchproduzenten, die als Sprachdidaktiker oder auch Schulpraktiker gelten können, die Neigung hervor, bei vorgebrachter Kritik auf vermeintliche Theorie- und Praxis-Unterschiede zu verweisen. Einer Kritik, die darauf ausgerichtet ist, z.B. auf die uneinheitliche und aus metalexikographischer Sicht unmotiviert erscheinende Lemmatisierung sowie uneinheitliche Kommentierungspraxis für Lemmazeichen zu verweisen, dürfte - wie vorauszusagen ist - immer mit dem Argument begegnet werden, dafür seien didaktische Erwägungen und Erfahrungen aus der Praxis ausschlaggebend gewesen. Als Beispiel für Lemmatisierungsprobleme läßt sich die wörterbuchintern ganz unmotiviert erscheinende Lemmatisierung von Verbformen wie „ich bin", „du bist, „ich kann", „du kannst" u.a.m. anführen, überhaupt die Auswahl von flektierten Verbformen (vgl. dazu die Ausführungen unter 2.5.). Als Beispiel für die Kommentierung ist des weiteren ζ. B. an die Hinzufügung von Synonymen oder Bedeutungserläuterungen zu denken. Der Eindruck, daß gerade didaktische Überlegungen nicht wesentlich für jeweilige Lemmatisierungs- und Kommentierungspraxis ausschlaggebend sein können, sondern daß es sich bei dem Verweis darauf um eine Immunisierungsstrategie für Gedankenlosigkeit im Umgang mit lexikographischen Fragen handelt, stellt sich schnell ein, wenn aus wörterbuchvergleichender Perspektive aufgezeigt werden kann, daß gleiche Probleme - bei aller wörterbuchinternen Inkonsequenz, die gewöhnlich auch noch hinzukommt! - ganz unterschiedlich bewältigt worden sind. Offenbar spielen Erwägungen, sich in der eigenen Kommentierungspraxis von jeweils anderen (konkurrierenden) Wörterbüchern zu unterscheiden, eine viel wichtigere Rolle als didaktische Erwägungen. Von einer solchen Immunisierungsstrategie her dürften Ergebnisse der neueren Wörterbuchforschung, wenn diese auch nur in rudimentärer Form (meist beschränken sich solche Bezugnahmen wahrscheinlich auf das Hörensagen) überhaupt zur Kenntnis gelangen, als rein theoretische und abgehobene Überlegungen betrachtet werden, denen wahrscheinlich entgegengehalten wird, in der schulischen Praxis sei „alles ganz anders". Es ist zu vermuten, daß im Hinblick auf die Rezeption der neueren Metalexikographie resp. Wörterbuchforschung frühere Diskrepanzen zwischen vermeintlich reinen Theoretikern und (ihrer Selbsteinschätzung nach) Bloß-Praktikern ihre unfruchtbare Fortsetzung finden.

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische

Analyse

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Daß Überlegungen derart heiklen Charakters durchaus auch von anderer Seite (wenngleich nicht im Hinblick auf die Metalexikographie) vorgetragen werden, zeigen die Ausführungen in dem Band „Norm, Moral und Didaktik. Die Linguistik und ihre Schmuddelkinder. Eine Aufforderung zur Diskussion" (Preyer/Portmann Hrsg. 1996). Dort wird der Versuch unternommen, „bewußt vergröbernd, ,Grundannahmen' von Linguistlnnen und Praktikerinnen einander gegenüberzustellen". In einer Tabelle werden - idealtypisch - potentielle Äußerungen nach den Gesichtspunkten „Linguistinnen sagen:" und „Praktikerinnen sagen:" gegenübergestellt, worauf hier nur ausschnittweise Bezug genommen werden soll: „[Linguistinnen sagen:] Wenn wir euch über Neuigkeiten informieren und ihr gut zuhört, sind Änderungen in der Praxis kein Problem mehr. Das bisschen konkrete Umsetzung ergibt sich von selbst - seid nicht so träge und misstrauisch. [Praktikerinnen sagen:] Wir erwarten, dass ihr uns nicht nur inhaltlich informiert, sondern uns auch Hinweise für die Umsetzung von neuem Wissen gebt. Ihr als Fachleute für das Wissen seid auch für Vereinfachungen und stufengerechte Aufbereitung etc. mit verantwortlich. Tut nicht so abgehoben." (Preyer et al. 1996, 45).

Die unterschiedlichen, im Spannungsfeld (vermeintlicher) Theorie-und-Praxis-Kluften gefaßten Ansprüche an die jeweilige Gegenseite können an dieser Stelle nicht vertieft werden. Es geht hier nur um den - zugegeben vagen - Hinweis darauf, daß von Vorwürfen des Typs „Tut nicht so abgehoben" vermutlich auch metalexikographische Differenzierungen betroffen sind, zumal diese bekanntlich in engem Argumentationszusammenhang zur Linguistik stehen. Eine solche Einschätzung dürfte, obwohl darauf nur aus eigener Anschauung hingewiesen werden kann und keine Untersuchungen dazu vorzuliegen scheinen, sicherlich von denen bestätigt werden können, die mit dem Bereich von Schulpraktika und Referendarausbildung besonders ausführlich vertraut sind. Die im Zuge der Linguistikrezeption gemachten negativen Erfahrungen früherer Jahre (nämlich die angesichts einer Linguistisierung der Sprachdidaktik, einer Bombardierung mit immer neuen unglaubwürdigen Kommunikationsmodellen und Theoriefragmenten erlebten Enttäuschungen) fallen offenbar nun auch zu ungunsten einer Berücksichtigung der neueren Wörterbuchforschung aus. Je aufdringlicher diese im Bereich von Schulwörterbuch-Aktivitäten auftritt, um so weniger günstig dürfte deren Akzeptanz ausfallen.

2 Exemplarische Untersuchung neuerer Wörterbücher

2.1

Vorbemerkung

Im vorangehenden Abschnitt ist bereits (im Vorgriff auf die Ausführungen unter 2.5) darauf hingewiesen worden, daß für einen Großteil der im Zuge der Rechtschreibreform entstandenen Wörterbücher eine pauschale Negativeinschätzung korrigiert werden muß. Für den vorausgehenden Zeitraum ist die Einschätzung Peter Kühns insgesamt zutreffend: „Bisherige Schulwörterbücher sind lexikographische Langweil-Bestseller. Sie bestehen vor allem aus einer alphabetisierten Wortliste und enthalten lediglich formalsprachliche Informationen (z.B. Artikel., Genitiv- oder Pluralangaben. Solche Informationen sind den Schülern in der Regel be-

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kannt. Da Schulwörterbücher den Schülern beim Recht- und Richtigschreiben helfen sollen, ist es nicht verwunderlich, daß Schulwörterbücher in Konzeption und Aufbau am Typus des Rechtschreibwörterbuchs orientiert sind. Das bisherige Schulwörterbuch ist folglich kein allgemeinsprachliches Bedeutungswörterbuch, sondern ein quantitativ reduziertes Rechtschreibwörterbuch [...]." (Kühn 1994,7/8).

Nicht mehr uneingeschränkt zutreffend ist heute, was Peter Kühn auch noch in der Einleitung zu dem thematischen Teil aus Lexicographica 14/1998 feststellt. Dort zählt er zu den Gründen, weshalb „die Vielfalt der Wörterbuchtypen und damit auch die Mannigfaltigkeit der Nutzungs- und Konsultationsmöglichkeiten" in der Wörterbuchdidaktik „und vor allem auch in der Unterrichtspraxis" bisher „keine Rolle" spielt: „Schulwörterbücher des Deutschen sind im Bereich der Primär- und Sekundarstufen entweder reine alphabetische Wortlisten oder rudimentäre Rechtschreibwörterbücher. Sie enthalten folglich höchstens formalgrammatische Angaben; gelegentlich aufgelistete semantische Informationen (zur Wortbildung, zu Wortfeldern, zu Wortfamilien usw.) werden in Wörterbuchanhänge verbannt. Dies bedeutet, dass diese Schulwörterbücher lediglich zur Beseitigung ausgewählter 'orthographischer und grammatikbezogener Korrektheitszweifel' [...] konsultiert werden können; Konsultationshandlungen zu textrezeptiven und textproduktiven Zwecken bleiben somit ausgeschlossen." (Kühn 1999, 5).

Die nachstehenden Ausführungen laufen nicht darauf hinaus, verschiedene Einseitigkeiten zu beklagen, die auch in den hier untersuchten neueren und neuesten Wörterbüchern durchaus hervortreten; sie laufen schon garnicht darauf hinaus, die gesichteten Wörterbücher nach Qualitätsmerkmalen zu ordnen und Empfehlungen für das eine oder andere Wörterbuch auszusprechen; dies wäre schon aufgrund des geringen Umfangs, in dem Untersuchungsergebnisse hier vorgestellt werden können, nicht angebracht. Gleichwohl werden in Kurzcharakterisierungen verschiedene Defizite, aber auch Vorzüge der untersuchten Wörterbücher aufgezeigt. Vor allem soll verdeutlicht werden, wie reichhaltig sich gegenwärtig die deutsche Wörterbuchlandschaft in dem untersuchten Sektor insgesamt gestaltet und wie vielfältig - insbesondere im Hinblick auf die Wörterverzeichnisse - die Kommentierungsmethoden sind.

2.2

Zur Eingrenzung der Menge der untersuchten Wörterbücher

Um die Vergleichbarkeit der Wörterverzeichnisse für die berücksichtigten Jahrgangsstufen herzustellen, wird hier zunächst eine Eingrenzung des Untersuchungs-Gegenstandsbereichs vorgenommen. Diese ist anhand der Skizze nachvollziehbar, in der auch die Untergliederung eingetragen ist und die Wörterbuchnamen in der hier verwendeten Abkürzung verzeichnet sind. Die ausführlichen Titel der berücksichtigten Wörterbücher können dem Literaturverzeichnis entnommen werden. Ausgangsmenge ist die Menge der im Literaturverzeichnis angeführten Wörterbücher. Da es nicht möglich ist, eine Liste sämtlicher seit 1996 erschienener Wörterbücher zu erhalten, mag man das eine oder andere Wörterbuch vermissen. Aus dieser Menge werden diejenigen Wörterbücher in den Vergleich einbezogen, welche die neue Rechtschreibung berücksichtigen. Von ihnen wiederum kommen nur diejenigen in Betracht, die ausschließlich für die Primarstufe gedacht sind. Schließlich werden Wörterbücher verglichen, die folgenden Mengen angehören:

Neuere Wörterbücher fur die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

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- (2.5.1): Wörterbücher mit Wörterverzeichnis für die erste Jahrgangsstufe; hinzugezogen wird auch ein Wörterbuch, das für das 1. und 2. Schuljahr gedacht ist; aus der Menge der Wörterbücher mit mehreren Wörterverzeichnissen (WVZ) werden hier die WVZ für diese Jahrgangsstufe erfaßt. - (2.5.2): Wörterbücher mit einem einzigen Wörterverzeichnis ab der zweiten Jahrgangsstufe. - (2.5.3 mit 2.5.3.1 und 2.5.3.2): Wörterbücher mit einem „kleinen" und einem „großen" Wörterverzeichnis, d. h. mit einem Wörterverzeichnis (nachfolgend immer abgekürzt als „WVZ) für die zweite (2.5.3.1), und einem WVZ für die 3. und 4. Jahrgangsstufe (2.5.3.2).

Abracadabra -

Fidibus

-

Wörter-Detektiv für 2., und für 1., 2., Wörterbuch für die 374. Schuij. 374. Schuij. Grundschule - Von Α bis Zett Simsalabim - Schlag auf, nicht synoptisch Der Kinder-Duden schau nach synoptisch Frag mich Findefix 1. + 2. 3.+4. Kinder-Bertelsmann ABC-Detektiv Schuij. Schuij. Grundwortschatz Wortspiel - Mein Wörterbuch Mein erstes Lollipop 1/2 Schulwörterbuch Mein Wörterbuch 3/4 - Mein Wörterbuch (weitere Version)

Abb. 1: Anmerkung: Pfeile verweisen auf die Gliederungspunkte, unter denen die Wörterbücher behandelt werden

2.3

Einige metalexikographische Aspekte zu Textteilen von Wörterbüchern

In diesem Zusammenhang kann nur auf einige ausgewählte Aspekte der neueren text- und handlungstheoretisch ausgerichteten Wörterbuchforschung hingewiesen werden. Zu unterscheiden sind zunächst grob folgende Texte/Textteile, die als Bauteile funktionale Komponenten von Printwörterbüchern sind: Vorwort, Benutzungshinweise, Wörterbuchartikel,

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Übungen u.a.m. Relativ zu einem Wörterverzeichnis (nachfolgend abgekürzt als „WVZ") bzw. zu einer Wörterverzeichnisreihe (Abfolge von mindestens zwei WVZen) gehören alle anderen Textteile den Außentexten an, die auch als Umtexte oder Rahmentexte bezeichnet werden. Außentexte stehen im so bezeichneten Wörterbuch-Vorspann (kurz: Vorspann), oder im Nachspann. In Wörterbüchern des hier behandelten Typs zählt es zur gängigen Praxis, daß sie einen Nachspann (mit unterschiedlichen sprachspielerischen Übungen als Textteile) aufweisen. Die in einem Wörterbuch zusammengeordneten Textteile bilden inhaltlich-funktional und formal-strukturell einen so bezeichneten Textverbund (einen Großtext). Die dadurch gegebene „Intertextualität" bzw. „Intratextualität" der Textteile wird insbesondere hergestellt durch die lexikographische Verweisstruktur, die auch als Mediostruktur bezeichnet wird; vgl. dazu Bergenholtz/Tarp/Wiegand (1999, 1763f.) und Kammerer/Wiegand (1999, 224). Wörterbücher mit Vorspann und Nachspann können als „lexikographische Textsortenträger" angesprochen werden, die über einen „textuellen Rahmen" verfügen (das WVZ und ggf. die WVZ-Reihe ist eingerahmt) bzw. über „intertextuelle Textarchitekturen" mit rechts-links- und/oder oben-unten-Relationen; die zweidimensionale Gestalt entsprechender Texte und Textteile läßt sich zu Zwecken der Analyse explizit als Textverbundstruktur darstellen; vgl. dazu KammererAViegand (1999, 225). Zum Zwecke der vereinfachten Erfassung können diese Aspekte des globalen „Aufbaus" (Wörterverzeichnis und Umtexte) auch - in Anlehnung an den unklar gefaßten Term aus der älteren Textlinguistik - als Hyperstruktur angesprochen werden; vgl. die Wahl dieser Bezeichnung in Schaeder (1998, 28). Unter die „Datendistributionsstrukturen" fällt vor allem derjenige Teil des Makrostrukturenprogramms, in dem es um die Anordnung der Leitelementträger geht. Auf die Makrostruktur bezogene Fragen betreffen (abgesehen von der Lemmaanordnung) insbesondere: die Lemmaselektion (äußere Selektion) in quantitativer und qualitativer Hinsicht, Verteilung der Lemmata auf äußere makrostrukturelle Zugriffsstrukturen, Auswahl der Sublemmata. Das Datensortiment in Wörterbüchern hier behandelten Typs ist in der Regel relativ klein, so daß in den Artikeln wenige Angaben auftreten, die zu unterschiedlichen Angabeklassen (verschiedenen Datentypen) gehören: Artikelangabe, aus der Genus und Wortart erschließbar ist, Ausspracheangaben u.a.m. Gerade für Schulwörterbücher muß sorgfältig bedacht werden, welche und damit wieviele Eigenschaften bei welchen Lemmazeichen (i.e. die im Wörterbuch kommentierten Einheiten) bearbeitet werden sollen, und wie eine möglichst optimale textuelle Präsentation der lexikographischen Daten für die Benutzer zu gewährleisten ist. Dazu gehören auch: Wahl der Schrift und gezielter Einsatz ihrer Eigenschaften, Wahl geeigneter Mittel zur Ermöglichung einer raschen Wahrnehmung der textuellen Gestalt von Wörterbuchartikeln, u.a.m. Im Anschluß an einige neuere Arbeiten (vgl. Wiegand 1999) lassen sich Wörterbuchartikel als nach außen hin abgegrenzte Suchbereiche auffassen: Die Angaben sind, aus dieser Perspektive betrachtet, potentielle „Suchziele" zu entsprechenden Themen; die semiotisch ausgezeichneten, geordneten Mengen von Angaben bilden „Suchzonen" (vgl. ebd. 9). Die Abgrenzung der textuellen Suchbereiche erfolgt durch Lemmata, die in ihrer Funktion als Suchbereichsanzeiger gewöhnlich hervorgehoben werden (meist halbfett). Besonderheiten der makrostrukturellen Anordnungsform (so insbes. die glattalphabetische) unterstützen die „Abgrenzungsfunktion des Suchbereichsanzeigers", wodurch die Übersichtlichkeit in den

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische

Analyse

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Wörterverzeichnissen erhöht wird (vgl. Wiegand 1999, 9). Daneben sind Träger von „Suchzonenanzeigern" z.B. Angabesymbole und flächige Suprasegmente (vgl. ebd. 9). Im Hinblick auf Lernerwörterbücher des Typs Langenscheidt Lernerwörterbuch Deutsch als Fremdsprache werden in Wiegand (1999, 13ff.) drei Klassen von Suchzonen unterschieden: „Rezeptionszone" („Lemmazone" mit Angaben zur Lemmazeichengestalt sowie „Bedeutungszone" mit Bedeutungsparaphrasenangaben, Synonymie- und Antonymieangaben u.a.m.), „Produktionszone" (Angaben im Zusammenhang mit der Formulierung von Texten: zur Flexion, Konjugation und Konstruktion) und eine als „Studierzone" bezeichnete Lernkomponente (mit Angaben zur Phraseologie, zu Wortfeldern, Komposita und ggf. zur Etymologie). Die dort gemachten Vorschläge, nach denen die Subsuchzonen alle einen eigenen Textblock bilden und Subsuchzonen durch Zeilenabstände voneinander abgegrenzt sind, ließen sich ebenso auf Wörterbücher des hier behandelten Typs beziehen. Eine Untersuchung der Grundschul-Wörterbücher unter dem Aspekt, ob und ggf. in welcher Weise in welchen Wörterbüchern - zumindest tendentiell - entsprechende textuelle Strukturierungen verwirklicht sind, kann an dieser Stelle nicht geleistet werden.

2.4

Zu einigen Wörterbüchern, die nicht primär Gegenstand der Untersuchung sind

An dieser Stelle kann ebenfalls nur in aller Kürze auf einige Besonderheiten solcher Wörterbücher eingegangen werden, die im vorliegendem Beitrag nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Aus der Menge der Wörterbücher „ohne neue Rechtschreibung" (vgl. die Übersicht) sind es die im Gebrauch befindlichen Wörterbücher (1) Kade und (2) Kriegelstein. Zur Darstellung der Ausschnitte aus den behandelten Wörterbüchern ist auf folgendes hinzuweisen: -

Wie in den sich anschließenden Abschnitten werden Lemmata durchweg (außer, wenn sie im Original nicht hervorgehoben sind) halbfett ausgezeichnet, auch wenn sie im Original farbig hervorgehoben sind.

Zu (1): Kade Es handelt sich um ein Wörterbuch für das 3. u. 4. Schulj (vorliegende Aufl.: 1987); unberücksichtigt bleibt hier die Ausgabe für das 1. u. 2. Schulj. mit dem Titel „Mein erstes ABC". -

Das Wörterbuch hebt sich durch seine trockene Aufmachung hervor; Bebilderungen enthält es nicht. In dem Wörterbuchvorspann finden sich unter der Überschrift „Zur Einführung" die Textteile „Hinweise für das Kind", „Hinweise für Eltern und Lehrer", sodann „Arbeitsanweisungen („Ich übe das Nachschlagen", „Ich schreibe richtig" u.a.m.). Die „Hinweise für das Kind" lesen sich so (vgl. S. 4): „1. Wenn ich die Arbeitsanweisungen 1 bis 16 fehlerfrei erledigt habe, kann ich mich leicht in meinem Wörterbuch zurechtfinden. 2. Fehlerfreies Schreiben lerne ich vor allem durch richtiges Abschreiben. Ich schreibe täglich drei kurze Sätze ab. [...]."

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- Zum Wörterverzeichnis: Die Lemmata werden nicht (auch nicht halbfett) hervorgehoben; unterbrochen ist die Lemmareihe - gemäß auch sonst üblicher Gepflogenheiten solcher Wörterbücher durch eingeschobene halbfett gesetzte Buchstabenkombinationen von „Aa" bis „Zy". In Ausrichtung an gemeinsprachliche Wörterbücher wird die Artikelangabe dem substantivischen Lemma nachgestellt. Das Datenangebot ist spärlich; die Artikel sind zweispaltig gesetzt. Bemerkenswert ist aber, daß die artikelinternen Daten auf zwei parallele Textblöcke verteilt sind: Alle über die Lemmazeichengestaltangabe (Lemma) hinausgehenden Daten (Pluralbildungsangabe etc.) stehen in einer gesonderten Suchzone; vgl.: „am

Das ist am schönsten." „Amboß, der des Ambosses die Ambosse Ameise, die der Ameise die Ameisen".

Zu (2): Kriegelstein Dieses Wörterbuch (8., unveränd. Nachdruck 1995 der 4. Aufl. von 1985) ist ebenso wenig ansprechend wie das zuvor genannte. - In dem „Wegweiser" aus dem Vorspann wird erläutert, daß rot gedruckte Stichwörter zum „Grundwortschatz gehören". Wert wird darauf gelegt, den Benutzern die Buchstabenkombinationen („Aa" bis „Zw") nahezubringen, die sämtlich mit zugeordneten Seitenzahlen aufgeführt werden. Des weiteren finden sich Hinweise auf die Silbentrennung (senkrechter Strich) und die Zerlegung „zusammengesetzter" Wörter. Ausführlich erläutert wird der Einsatz der Textverdichtung in den Beispielsätzen und Kollokationsbeispielen des Typs „Wasser/Öl/Benzin fließt", nämlich daß daraus 3 Sätze gebildet werden können. - Das WVZ zeichnet sich durch eine monotone Reihung von Textblocken (Artikeltexte) ab. Als Besonderheit hebt sich hervor: Es folgen auf das Lemma - jeweils durch einen Mittelpunkt voneinander getrennt - Verbformen, Phraseme, zusammengesetzte Wörter, Wörter gleicher Wortfamilie etc. Gelegentlich (in eckigen Klammern) sind Bedeutungsangaben hinzugefügt; vgl.: „der Amboß [eiserner Block, auf den Eisen geschmiedet wird] · die Ambosse · ein Schlag auf den Amboß · der Amboß hat ein großes Gewicht". - Zu präfigierten Verben (aber auch zu Substantiven mit Vorsilben) wird am Ende des Artikelblocks per Verweisungspfeil auf unzusammengesetzte Verben, aber auch auf Antonyme verwiesen (wenn sie dem „Grundwortschatz" angehören, sind die Ausdrücke in roter Farbe markiert); vgl.: Verweis von das Andenken auf denken, von angenehm auf unangenehm, von angeben auf geben. - Der Wörterbuchnachspann umfaßt zwei Verzeichnisse: „Der Grundwortschatz für die Jahrgangsstufen 1 bis 4" und „Der Grundwortschatz im ABC" (Lemmaliste der dem Grundwortschatz zugerechneten Lemmata, mit Ziffern der Jahrgangsstufe). Bereits aufgrund des allgemeinen Erscheinungsbildes (aber auch unter Berücksichtigung sämtlicher relevanter metalexikographisch-texttheoretischer Aspekte) wird man diese beiden Wörterbücher nicht mehr guten Gewissens empfehlen können. Insbesondere die Kritik an (noch) älteren Wörterbüchern ist leicht zu haben; dazu genügt bereits ein oberflächlicher Blick auf die Umtexte. So wird z.B. in dem Wörterbuch mit dem bezeichnenden Titel „Suche selber" (von Karl Höfner; Klett Verlag 1954) der Textteil „Die Benutzung des Wörterbüchleins" folgendermaßen eröffnet: „Wer braucht das Büchlein? Jeder Schüler, der keinen Fehler machen will. Nur gleichgültige Schüler sind zu bequem, im Wörterbüchlein nachzuschlagen; sie schreiben lieber etwas Falsches" (S. 3).

Neuere Wörterbücher fiir die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

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- Der Wörterbuchvorspann enthält bescheidene Hinweise zur Aphabetisierung und zur Fettauszeichnung. - Die Artikeltexte sind dreispaltig gesetzt, die zweite und nachfolgende Zeilen des Textblocks sind eingezogen; die Artikelangabe ist den substantivischen Lemmata nachgestellt; daran schließen weitere Textsegmente an; vgl.: „Amt, das, die Ämter; amtlich; der Beamte, ein Beamter". - Der so bezeichnete „Anhang" umfaßt Rechtschreibregeln, Hinweise auf fehlerträchtige und nach ihrer Bedeutung zu unterscheidende Wörter (z.B.: „die Suppe erkaltet; ich bin erkältet"), sowie auf Antonyme und Wortfelder. Vieles davon wird man - besser aufgemacht und unter Einsatz von Farbe und Illustrationen - in neueren/neuesten Wörterbüchern wiederfinden. Wenn man schließlich zeitlich noch weiter zurückgeht, und zwar in die finsteren Zeiten des Nationalsozialismus, trifft man auf ein Wörterbuch wie „Das erste Wörterbuch des Volksschülers" (von Ernst Kähler; 5. u. 6. Aufl. Berlin. Leipzig: Julius Beltz 1940). - Nach kurzen Hinweisen zur Alphabetisierung findet man im Vorspann „Zwölf Hauptmerksätze zum Richtigschreiben", von denen der erste lautet (Fettauszeichnung wie im Original): „Du mußt den festen Willen haben, immer richtig zu schreiben! Dann wirst du es bald lernen. Was du fest willst, das kannst du auch. Auch beim Schreiben strammen Dienst tun." (S. 5). Der Vorspann schließt mit dem Satz, der umrahmt ist: „Der gedankenlose Fehlermacher zeigt, daß er keinen festen Willen hat. Darum kann er auch nichts lernen und leisten." (ebd. S. 8). - Wie darüber, so scheint es auch nicht lohnend Bemerkungen über gewisse Inhalte einiger Beispielsätze oder sonstiger Kommentare anzuschließen. - Unabhängig davon ist hervorzuheben, daß die Kommentartypen sehr variabel gehalten sind und daß sehr viele Vornamen lemmatisiert sind (nicht nur „Adolf'); vgl.: „Eva - fremder Vorname", „Fer di nand - deutscher Vomame: der kühne Schützer". - Hieraus wird sogleich ersichtlich, daß es zu der (übrigens sonst in keinen späteren Wörterbuch nochmals verwirklichten) Eigenart gehört, daß die Lemmazeichengestaltangaben mit Spatiierung zur Kennzeichnung der Trennung präsentiert werden; vgl. (zugleich mit einem der typischen Kommentare; 2. Zeile jeweils eingerückt): „Aben teu er, das (Ja nicht mitb!) Aber glau be, der aber gläu bisch". - Der Nachspann umfaßt Textteile mit folgenden Bezeichnungen: „Unsere altdeutschen Monatsnamen", „Das Deutsche Jungvolk = D J.", „Jungmädel = J.M.", „Die Kernstücke der Sprachlehre auf einer Seite - zum Können" (S. 55-56). Damit sei der kurze Ausflug in die finsterste Vergangenheit und der Rückblick auf einige Wörterbücher der späteren Jahrzehnte abgeschlossen. Abgesehen von allen anderen Aspekten, zeigen sich hier immerhin im Hinblick auf die Artikeltextgestaltung nicht immer uninteressante Details. Die größte Distanz - bereits zu den genannten Wörterbüchern der 80er Jahre - markiert aus der Menge der nun anschließend kurz anzusprechenden Wörterbücher aus den späten 90er Jahren das erste: (1) Mein Schulwörterbuch. Außerdem wird kurz ein Blick auf (2) Wortprofi und (3) Unser Wörterbuch geworfen:

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318 Zu(1):

Mein Schulwörterbuch

Peter Kühn ist mit seinem Wörterbuch (3. Aufl. 1997) neue originelle Wege gegangen. H. E. Wiegand hat einer Untersuchung zum Lernerwörterbuch (die auf dieses Wörterbuch allerdings nicht bezogen ist) folgende Feststellung angeschlossen: „Farbe, Abwechslung, graphische Gestalt, semiotische Kreativität und der Mut zum Experiment ist für die Lemerwörterbücher des 21. Jhs. gefordert. Das jungfräuliche Weiß des freien Druckraums muß anders erlebt werden. [...] Lieber viel mehr Übersicht in etwas weniger Daten!" (Wiegand 1999, 20). Einiges davon kann in diesem Wörterbuch als verwirklicht angesehen werden. Es richtet sich an Schüler „von der dritten bis zur neunten Klasse". Zudem soll es „als Lernwörterbuch für den Unterricht 'Deutsch als Fremdsprache' und 'Deutsch als Zweitsprache' benutzt werden" können (vgl. V). Es enthält keinen Wörterbuchnachspann; Übungen sind in ein gesondert zu beziehendes Arbeitsheft ausgelagert. Hier können nur einige Besonderheiten des Wörterbuch, das im Hinblick auf die Reichhaltigkeit der Kommentierung prototypischen gemeinsprachlichen Wörterbücher in nichts nachsteht, sich aber erheblich im Kommentierungsstil von diesen unterscheidet, hervorgehoben werden. - Der Vorspann enthält kurze, aber klar gefaßte Hinweise zur Benutzung, zum Aufbau und zur Kommentierung. - Lemmata sind, wie die zahlreich eingestreuten Illustrationen (in Form von Zeichnungen), durchweg in blauer Farbe gehalten. - Den Substantivlemmata sind Singular- und Pluralbildungsangaben sowie Trennungsangaben in der Form nachgestellt: „Garten (der Gar-ten, die Gär-ten)", den Verben die Verbformen etc. Daran schließen sich - in vollständigen Sätzen - Textsegmente unterschiedlichen Typs an, die alle in einem Textblock stehen: Zusammensetzungen, Synonyme, Sachinformationen („Es gibt kleine und große, gepflegte und verwilderte Gärten, Nutz- oder Ziergärten [...]") u.a.m. Die Beispielsätze beinhalten öfter sehr lehrreiche Ausführungen; vgl.: „Durst (der Durst; keine Mehrzahl) [mit Zeichnung an dieser Stelle] Wenn man großen Durst hat, dann kann man mit Getränken seinen Durst löschen oder stillen. Tee oder Mineralwasser sind übrigens durstlöschende Getränke, [hier Zeilenumbruch] Auch Pflanzen oder Tiere können durstig sein." - Vor- und Nachsilben werden in umrandete Kästen, samt Kommentierung, ausgelagert. Unter dem Aspekt der Datenpräsentation nach Suchzonen (und der textuellen Architektur) könnten diese Textteile im Anschluß an Wiegand (1999, 13) als Studierzonen bezeichnet werden. - Die hervorstechendste Besonderheit ist (vgl. Vorspann VII): „Von häufigsten Fehlschrebungen ('Fehlerhits') wird auf die richtige Schreibung verwiesen". Methodisch wird so verfahren: Lemmatisierung des „Fehlerhits" und dessen Durchstreichung per Rechtspfeil, womit zugleich auf das richtig geschriebene Wort (das natürlich ebenfalls lemmatisiert ist) verwiesen wird: „Knubeu > Cowboy". Eine solche Praxis dürfte nicht immer unkritisiert bleiben; vgl. die an Lehrmaterialien hervorgehobenen Aspekte aus Valtin/Naegele (1994, dort insbes. S. 118).

Zu (2): Wortprofi Das Wörterbuch ist offenbar (Angaben dazu werden nicht gemacht) für ältere Schüler gedacht, liegt also im Hinblick auf die Benutzergruppe in einem Überschneidungsbereich mit Kühn's Wörterbuch. Ansonsten ist es mit diesem überhaupt nicht zu vergleichen, da sich die Kommentierungspraxis im WVZ kaum von der anderer Einbänder aus dem Bereich der

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

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gemeinsprachlichen Lexikographie unterscheidet. Der Vorspann enthält lediglich (der Gestaltung nach durchaus übersichtliche) „Hinweise für den Benutzer" (S. 4-9). Einen Nachspann enthält das Wörterbuch nicht; vgl. z.B. (im Original sind zweite und nachfolgende Zeilen eingerückt): „Durst, der: -(e)s; seinen Durst löschen - Durst (ein heftiges Verlangen) nach Freiheit haben; dursten (Durst haben); dürsten: ich dürste - mich dürstet; durstig; durstlöschend; durststillend; die Durststrecke (Zeit voller Entbehrungen)"

Zu (3): Unser Wortschatz Auch dies ist ein Schulwörterbuch für eine nicht bezeichnete Altersstufe, offenbar für altere Schüler (ab 5. Schulj.) - Im Vorspann wird darauf hingewiesen: „Ein Wörterbuch hilft dir vor allem bei der Rechtschreibung" (S. 2). Neben weiteren Hinweisen, die zur Auflockerung mit Zeichnungen versehen sind, finden sich dort Übersichten zu den Textsegmenten der Artikeltexte. - Der Wörterbuchnachspann ist umfangreich wie in keinem der hier behandelten Wörterbücher (S. 330-463). Er enthält Ausführungen zu den Rechtschreibregeln, zur Wortkunde (Wortarten, Wortbildung, Wortfamilien, Wortfelder), zur Geschichte des Wortschatzes und zum Bedeutungswandel, eine Liste von Vornamen (mit kurzer Erklärung) sowie Hinweise auf „Arbeitstechniken" („Arbeit mit Wörterlisten", „Wortbausteine erkennen" u.a.m.). Am Ende steht ein „Verzeichnis grammatischer Fachausdrücke". - Das WVZ unterscheidet sich nach Datensortiment und Kommentierungsstil nicht von bekannten gemeinsprachlichen Wörterbüchern; es entspricht etwa dem des Wortprofi, enthält aber weniger Bedeutungsangaben zu Sublemmata; vgl.: „Durst, der: des Durst(e)s; die Durststrecke; dust|ig, durstlöschend, durststillend; dursten, dürsten: er dürstet; verdursten".

2.5

Wörterbücher zu unterschiedlichen Jahrgangsstufen

In nachfolgenden Abschnitten werden stichwortartig einige Eigenschaften insbesondere der Wörterverzeichnisse aufgezeigt. Darüber hinaus wird allerdings auch kurz auf Besonderheiten der Umtexte aufmerksam gemacht. Diese werden aber erst unter 2.5.2 und 2.5.3 berücksichtigt. Für die schematische Präsentation von Ausschnitten der Artikeltexte wird so verfahren wie unter 2.4; Originalausschnitte werden nur gelegentlich präsentiert und sind auf ein Minimum beschränkt.

2.5.1

Wörterverzeichnisse für das 1. Schulj ahr

Zur Kandidatenliste (vgl. die Übersicht) zählen die WVZe folgender Wörterbücher: (1) Von AbisZett (2) Abracadabra (3) Schlag auf, schau nach. Vergleichend hinzugenommen werden Wörterbucher für das 1. und 2. Schulj., und zwar (4) Fidibus

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Werner

Wolski

(5) Mein Wörterbuch 1/2.

Zu (1): Von Α bis Zett Dieses Wörterbuch dürfte eines der am häufigsten verwendeten sein; nach den Ergebnissen einer Fragebogenaktion an Paderborner Schulen (durchgeführt von Studierenden) liegt es in großem Abstand vor Findefix und Schlag auf, schau nach. Grund dafür könnte sein, daß es übereinstimmend mit der CVK-Rechtschreibkartei konzipiert ist. - Das erste WVZ des Wörterbuchs folgt unmittelbar auf das Inhaltsverzeichnis. (Unter dem Gesichtspunkt der hierarchischen Ordnung der Textteile ist das Inhaltsverzeichnis als einziger Vorspann allen nachfolgenden Textteilen übergeordnet). - Eine Präsentation des WVZ ist hier nicht möglich, weil dazu mehrere Originalseiten abgedruckt werden müßten! Das WVZ ist überschrieben mit „In der Klasse 1" und besteht in der Zusammenstellung von Wörtern, die - und zwar nicht-alphabetisch - teils thematisch arrangiert sind: Auf der jeweils linken Seite werden entsprechende Wörter zeilenweise in drei Schreibschriften angeführt (lateinische Ausgangsschrift, dann vereinfachte Ausgangsschrift, dann „Schulschrift", die in früheren DDR gelehrt wurde, eine Mischform zwischen beiden ersteren). Auf der jeweils rechten Seite finden sich, einmal linksbündig, einmal zwischen Bildern verteilt, weitere „Wörter" (ebenfalls nicht alphabetisch; in Druckschrift) dargeboten; vgl. z.B. „das Mädchen", „der Junge" etc. unter „Namen in der Familie". Unschön ist vielleicht, daß sich die Versionen in Schreibschriften hierzu (wie in anderen Fällen) erst auf der nächsten Seite befinden, also zu deren Mitvollzug umgeblättert werden muß. - Ab und zu finden sich einfache (jeweils durch Bilddarstellungen unterbrochene), teils fragmentarische Sätze: „Kinder können spielen, lachen, dürfen auch weinen, müssen sich waschen. [Bild] will nicht". - Auswahlkriterien der „Wörter" sind nicht bekannt; aufgenommen sind zwar „ich kann", „sie ist" und „sie sind", nicht aber „bin" und „bist".

Zu (2): Abracadabra Wenn man die Unterteilung aus Kühn (1987, 38f.) zugrundelegt, läßt sich dies Wörterbuch (aus der Menge der hier behandelten Wörterbücher) als Eingangswörterbuch bezeichnen. Uwe Sandfuchs charakterisiert es zutreffend so: „Einen neuen Typus Eingangswörterbuch repräsentiert Abracadabra [...]. Es ist vor allem im ersten Schuljahr einzusetzen, kann fibelunabhängig mit dem Erstlese- und Erstschreiblehrgang verbunden werden und ist nicht nur ein Wörterbuch, sondern enthält zugleich eine Vielzahl unterrichtspraktischer Anregungen zum Schreiben, Sprechen, Gestalten, Spielen und Üben. Das Buch besticht durch seine durchdachte didaktische Konzeption mit einer Anlauttabelle in der Mitte, stets vollständig sichtbarem farbigem Abc-Register, dem klaren Aufbau der Doppelseiten zu jedem Buchstaben und vielem anderen mehr sowie die ansprechende graphische Gestaltung." (Sandfuchs 1999, 142). - Auch dieses Wörterbuch kann (schon wegen der Farbgebung, z.B. wechselnde Farben bei Buchstaben) hier nicht einmal ausschnittweise präsentiert werden. - Auf der rechten Seite sind die Lemmata (nach Wortarten getrennt) dreispaltig und ohne Auszeichnung gesetzt (z.B.: „der Abend", „anfangen" und „ab"). Auf dem unteren Teil der jeweils rechten Seite finden sich verschiedene spielerische Übungen. - Berücksichigt sind Verbformen wie „ich kann", „ich bin", „du bist"; gelegentlich wird die 2. und 3. Pers. Sg. angegeben: „du läufst", „er liest", „er gibt".

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- Bemerkenswert ist, daß etliche Fremdwörter angegeben werden, so unter „C" sogar ausschließlich, teils mit Ausspracheangabe; vgl. z.B.: „Cello (sprich: Tschello)". Darauf folgen zwei vollständige Sätze: „Das Cello ist viel größer als die Geige. Der Cellospieler stellt es vor sich und spielt es mit einem Bogen." Eine Zeichung am unteren Seitenrand unterstützt den Kommentar; ebenso finden sich Zeichnungen zu den anderen Lemmata. - Hingewiesen sei an dieser Stelle auf das (auch die anderen Wörterbücher betreffende) Problem der Belegung des Alphabets mit entsprechenden Lemmazeichen (mit einem/dem Grundwortschatz könnte diesbezüglich kaum argumentiert werden). Es läßt sich so fassen: Wer Α sagt, muß auch Β sagen; aber muß man auch X und Y sagen?? - Hier wird die Lemmareihe X bis Y auf einer Seite zusammengefaßt: X-Beine, Xylophon, Yoga, Ypsilon. Rechts daneben stehen jeweils Kommentare des Typs (vgl. zu X-Beine): „Die Beine mancher Menschen sind nicht gerade. Sie haben XBeine. Die Knie treffen sich. Die Füße kommen nicht zusammen." - Als letzte Besonderheit ist hervorzuheben, daß „Au au" bis „Ü ü" und „Eu eu" nach dem „Z" eingeordnet sind, wofür sicher gute didaktische Gründe geltend gemacht werden können.

Zu (3): Schlag auf, schau nach Das erste WVZ dieses Wörterbuchs bietet eine wieder andere Lösung: - Dem WVZ ist hier ein Vorspann vorangestellt: „Hinweise zum ersten Teil des Wörterbuches". Es handelt sich bei den 9 Hinweisen um Hinweise zur Anordnung („Alle Wörter auf einer Seite beginnen mit dem gleichen Buchstaben") und überwiegend um einfache Suchaufgaben (z.B.: „Auf welchen Seiten findest du Namen für Tiere?"). - Auf jeder Seite sind ausschließlich (3 bis 10) Substantive mit Artikel verteilt, denen immer eine farbige Zeichnung zugeordnet ist. Am jeweils äußeren oberen Seitenrand stehen meist (in einem Kasten) 3 bis 8 Wörter anderer Wortartenzugehörigkeit untereinander. Unter „X" und „Y" findet sich auf der (ansonsten leer bleibenden Druckseite) zentriert unter entsprechender Abbildung (Zeichnung) angeführt: „das Xylophon" und „die Yacht".

Zu (4): Fidibus Unter den hier behandelten Wörterbüchern hebt sich dies aufgrund seiner einfallslosen und simplen Aufmachung hervor. - Der Wörterbuchvorspann umfaßt eine Liste der Buchstaben „A" bis „Z" mit Seitenangabe (also ein Inhaltsverzeichnis). Daran schließen sich (in Form eines unübersichtlichen durchgängigen Textes; 1 Seite, ohne Anrede) Hinweise zur alphabetischen Anordnung und zur Auswahl der „Wörter" an (die „wichtigsten Namenwörter", „Verwandtschaftsbezeichnungen" etc.). Eröffnet wird die Textpassage mit: „Wer liest, hat die Wörter meist richtig geschrieben vor sich. Doch wer schreibt, muss selber für die richtige Schreibung sorgen." Abschließend wird festgehalten (in 2 Zeilen abgehoben): „Wer fleißig nachschlägt, weiß zum Schluss fast alles, was er wissen muss." Der Text ist am ehesten vergleichbar mit dem bereits angesprochenen Wörterbuch des Titels Suche selber (1954) aus gleichem Verlag (Klett-Verlag). Die 3. Seite des Vorspanns („Wie kommt die Maus zum Käse?") beinhaltet ein ganzseitiges Buchstabenlabyrinth; allerdings dürfte es auch dem gutwilligsten Schüler nicht gelingen, der Maus den Weg durch das schlecht angeordnete Buchstabengewirr zu zeigen. - Das WVZ besteht in der zweispaltigen Anreihung der Lemmata. Substantiven ist der Artikel (in kleinerem Schriftgrad) vorangestellt, Verben stehen in der Infinitivform, Adjektive nur in der Grundform. Darüber hinausgehende Kommentierung ist beschränkt auf einige Fälle der Rechtschreibung: „der Circus oder Zirkus", „die Creme oder Krem, Kreme", ein Mai oder einmal", einmal oder ein Mal"; vgl. auch „das, der Joghurt oder Jogurt" sowie darunter „das, der Jogurt oder Joghurt" und „das Xylophon oder Xylophon" sowie „das Xylophon oder Xylofon". Außer-

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dem ist je einem Ausdruck der Lemmareihe A-Z eine ganzseitige Zeichnung (stets auf der linken Seite) zugeordnet; diese Zeichnungen sind vollkommen veraltet und dürften heute nicht einmal ein Vorschulkind ansprechen.

Zu (5): Mein Wörterbuch 1/2 Das Wörterbuch wird an dieser Stelle eingeordnet, wie hier auch kurz Mein Wörterbuch 3/4 vorgestellt sei. Die Kommentierungspraxis dieses Wörterbuchs unterscheidet sich (mit der synoptischen Verteilung der Lemmata auf drei Spalten) erheblich von der anderer Wörterbücher diesen Typs. Aus metalexikographischer und didaktischer Perspektive wäre eine genauere Untersuchung wünschenswert. - Der Vorspann umfaßt Hinweise zur Anführung der Lemmata in drei Spalten und zur Kommentierung, sowie ein (an Anlauttabellen erinnerndes) ABC mit nachgestellten Zeichnungen. - Das WVZ ist dreispaltig: links steht lediglich (unkommentiert) der „Grundwortschatz (Lernwörter) der 1. Jahrgangsstufe in Druckschrift", in der mittleren Spalte „der Grundwortschatz der 1. und 2. Jahrgangsstufe in Schreibschrift" (mit Linien). In der dritten (rechten) Spalte werden entsprechende Lemmazeichen - und verschiedene hinzukommende - reichhaltig kommentiert (Komposita, Verbformen u.a.m.), u.z. meist in vollständigen Sätzen, in die das halbfett hervorgehobene Lemma eingebunden ist; z.B.: „Wir lesen ein Buch, ich lese, du liest, er liest das Lesebuch". - Der Nachspann umfaßt verschiedene Übungen zum Alphabet. Am Ende sind „Grundformen und Bewegungsabläufe der Druckschrift" (sowie der Ziffern) dargestellt, sowie auch „Die Lateinische Ausgangsschrift". In Mein Wörterbuch 3/4 werden in der ersten Spalte „LernWörter" der 3. Jahrgangsstufe in Schreibschrift und in Farbe angegeben; die - zur Wiederholung - angeführten Lernwörter der 1. u. 2. Jahrgangsstufe sind nicht farbig unterlegt. - In der zweiten Spalte stehen Lernwörter der 4. Jahrgangsstufe in Schreibschrift und in Farbe; hier sind nicht farbig unterlegt: die wiederholten Lernwörter der 1., 2. und 3. Jahrgangsstufe. - Auf der rechten Spalte sind - relativ zu „1/2" jetzt allerdings meist nur eingebettet in einen kurzen Kotext - entsprechende Lemmata halbfett gesetzt; auch ist die Lemmaliste hier geringfügig um weitere Lemmata erweitert. Im Vergleich zu „1/2" werden jetzt zu Adjektiven (auch zu klein) die Steigerungsformen angegeben; auch verteilen sich jetzt verschiedene Sublemmata anders auf die Kompositanester; vgl.: „die Eiche, die Eichen die Eichhörnchen der Eichhömchenkobel" (3/4) „das Ei, die Eier das Eichhörnchen die Eichhörnchen" (1/2) Daran sind sogleich (hier nicht weiter zu betrachtende) Besonderheiten der Kommentierung und Lemmaauswahl ersichtlich; vgl. auch (zeilenweise so): „auf den Verkehr achten wir achteten, wir haben geachtet die Achtung, in Acht nehmen außer Acht lassen". (3/4)

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Mit seltsamen Zusammenordnungen ist zu rechnen; vgl.: „Das ist mir recht, rechteckig, rechtzeitig, rechtlich [neue Zeile] das Recht, die Rechtschreibung". - Nicht verzeichnet sind z.B. Delfin, kam, Känguru, Schimmel, schon u.a.m., dafür aber anderes: „der Pastor, die Pastoren", der Pfarrer, die Pfarrer, die Pfarrei". Gelegentlich werden Homonyme differenziert; vgl. „die Messe (Gottesdienst) die Messen" und „die Messe (Ausstellung von Waren)", mit anderer Kommentierung auch „die Kapelle (kleine Kirche) die Kapellen, die Musikkapelle", aber nur „die Miene, die Mienen, keine Miene verziehen". Fremdwörter werden nicht erklärt („die Hygiene, hygienisch"; vgl. ebenso auch Inserat und Instinkt), aber z.B. „die Hacke (Arbeitsgerät) die Hacken, den Boden hacken [neue Zeile] der Hackbraten". Bei Verben werden neben dem Infinitiv meist angegeben: 1. Pers. PI. Prät. und 1. Pers. PI. Perf. (vgl. „wir liebten, wir haben geliebt"); Funktionswörter sind in kurze Kotexte eingebunden; vgl. „wir gehen nun, von nun an". - Im Nachspann finden sich ähnliche (recht einfallslose und bieder gestaltete) Übungen zum Nachschlagen wie in Mein Wörterbuch 1/2. Abgedruckt sind am Ende die gleichen Schriften; hinzu kommt lediglich die Übersicht „Vereinfachte Ausgangsschrift". Auf eine weitere Version dieser Reihe, ebenfalls für das 3. und 4. Schuljahr, aber ohne eine solche Bezeichnung und mit nur geringfügigen Veränderungen im W V Z (Mein Wörterbuch), kann hier nicht eingegangen werden.

2.5.2 Wörterbücher mit einem einzigen Wörterverzeichnis ab dem 2. Schuljahr Für diese Wörterbücher war ursprünglich geplant, in der am Schluß stehenden Zusammenfassung (am Beispiel ausgewählter Lemmazeichen) die Kommentierungspraxis in schematisierter Form aufzuzeigen. Aus Umfangsgründen ist diese Darstellungsform nicht möglich. Es werden zur Veranschaulichung (neben Kurzbemerkungen) lediglich einige Originalausschnitte eingefügt; ein entsprechender Hinweis auf das Vorhandensein von Abbildungen wird bereits im Titel der Unterabschnitte zu den behandelten Wörterbüchern gegeben. Berücksichtigte Kandidaten sind: (1) Wörter-Detektiv (sh. Ausschnitt) (2) Wörterbuch für die Grundschule (3) Simsalabim (sh. Ausschnitt) (4) Der Kinder-Duden (5) Frag mich (sh. Ausschnitt) (6) Grundwortschatz (sh. Ausschnitt) (7) Kinder-Bertelsmann (sh. Ausschnitt) (8) Mein erstes Schulwörterbuch (sh. Ausschnitt)

Zu (1): Wörter-Detektiv (a) Der Vorspann umfaßt: „Hinweise für die Benutzung des Wörterbuches" mit Erklärung der Kommentarsymbole, der Alphabetisierung und der Kommentierung. Die „Übungen zum Nachschlagen" bestehen aus Aufforderungen des Typs „Ordne nach dem ABC", „Schreibe die Wörter vollständig" u.a.m. (sieben Übungen auf einer Seite). Daran schließen sich an: „Übungen zu den Bildseiten 76-93" (eine Seite; „Diktiert euch die Wörter gegenseitig" u.a.m.). (b) Das WVZ: Bei Substantiven wird der Artikel beim Plural (Artikel beim Singular und Pluralangabe in kleinerem Schriftgrad) nicht vorangestellt („die Anschrift Anschriften"); von zusammengesetzten Verben wird per Verweisungspfeil auf das Grundverb verwiesen; ansonsten finden sich Verbformen stets folgendermaßen angeführt: „laufen, du läufst, er lief, sie ist gelaufen". Nur bei

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Adjektiven mit Änderungen im Wortstamm werden Komparationsformen angeführt („kalt kälter am kältesten"). Des weiteren ist hervorzuheben, daß etliche Fremdwörter verzeichnet sind; vgl.: Installateur, Instinkt, intelligent, intensiv u.a.m. - Alternative Schreibweisen werden dem Lemma in eckigen Klammern hinzugefügt: „der Klub [Club], Klubs". In einigen wenigen Fällen sind Kollokationsbeispiele hinzugefügt; vgl. „immer, immer noch, immer wieder". - Eine Homonymendifferenzierung findet sich in einigen Fällen (vgl. „die Bank, Bänke (Sitzgelegenheit)" und „die Bank, Banken (Sparkasse), aber nicht z.B. für Schloss. - Änderungen der Schreibweise durch die Rechtschreibreform werden durch ein Sternchen hinter dem jeweiligen Wort aufgezeigt. - Zu den Besonderheiten des Wörterbuchs gehört, daß die Seiten durch Einfügung von durchschnittlich 2 Kästen aufgelockert sind. Diese Kästen umrahmen Ausdrücke gleicher Wortfamilie (räumlich unterschiedlich arrangiert, meist farbig unterlegt, stets mit einer Zeichnung zu entsprechenden Sachen versehen); sie stehen, mit dem Eingangslemma voran, an entsprechender Stelle der Lemmareihe; so finden sich zu „der Kamm, Kämme" verzeichnet: kämmen, der Gebirgskamm, ungekämmt, durchkämmen. (c) Der Wörterbuchnachspann umfaßt zunächst durchaus vorteilhaft gestaltete neun große Farbtafeln („Auf dem Schulweg" bis „Ein Europa-Tag") mit darauf verzeichneten Ziffern, auf die sich rechts und links stehende Wörter (nach Wortarten unterschiedlich umrandet) beziehen. Daran schließen sich (auf drei Seiten) kurze Hinweise zu Rechtschreibregeln an (mit Anführung alternativer Wortartenbezeichnungen).

Zu (2): Wörterbuch für die Grundschule Dieses Wörterbuch ist insgesamt wenig ansprechend; das W V Z zeichnet sich durch triste Anreihung der Artikelblöcke mit halbfett gesetzten Lemmata aus (in zwei Spalten, mit Mittellinie). (a) Der Vorspann umfaßt (Typ „Haus der Tiere") die zweiseitige farbige Präsentation der Groß- und Kleinbuchstaben des Alphabets mit zugeordneten Tierabbildungen (außer bei „Xx"). Die sich anschließenden vier Fragen („Kennt ihr alle diese Tiere?" bis „Findet ihr diese Tiernamen im Wörterverzeichnis?") sind von zweifelhaftem Wert. Auf einer weiteren Seite sind die verwendeten „Zeichen" erläutert: Verweisungspfeil (vom zusammengesetzten Verb zur Grundform), eckige Klammer für Zusätze bzgl. einer alternativen Schreibweise („der Albtraum [Alptraum]") sowie Erklärung für „schwierige Wörter" in runden Klammern, z.B. „der Aal (Fisch)". (b) Damit sind zugleich die wesentlichen Aspekte der Kommentierungspraxis benannt. Zur (hier wenig vorteilhaften, da nicht aufgelockerten) Textblockbildung ist festzuhalten: Die jeweils zweiten und folgenden Zeilen der Artikeltexte stehen (mit immer gleichem Zeilenabstand und nicht variiertem Schriftgrad) linksbündig unter den Eingangslemmata in einer Spalte, denen die Artikelangaben auf einer linken Spalte voranstehen. - Den Eingangslemmata sind oft Ausdrücke gleicher Wortfamilienzugehörigkeit nachgestellt („das Gelenk, die Gelenke; gelenkig"), manchmal auch Beispielsätze (teils statt eines Ausdrucks aus gleicher Wortfamilie); vgl. zugleich zur üblichen Kommentierung bei Verben: „gefallen, es gefällt, es gefiel, es hat gefallen; tust du mir einen Gefallen?". - Weitere Besonderheiten: Die angegebenen Synonyme finden sich nicht stets ihrerseits im Wörterverzeichnis; vgl. „der Terrorist (Gewalttäter)" und Gewalt sowie Tat. Homonymendifferenzierung findet sich z.B. für Bank und Band, aber nicht für Schloss. (c) Der Wörterbuchnachspann umfaßt verschiedene „Übungen zum Nachschlagen", beginnend mit einem (auch in fast allen anderen Wörterbüchern vorkommenden) Abc-Reim und verschiedenen Spielen, die (im Kontrast zu dem tristen WVZ) durchaus gelungen arrangiert und bebildert sind. - Hervorgehoben sei hier lediglich die Übung zu den sog. „Teekesselwörtern". Welche „Wörter" das sein könnten, wird nicht klar und scheint auch den Wörterbuchmachern (das gilt aber nicht nur für dieses Wörterbuch!) nicht klar zu sein. Gewöhnlich ist dies die kindgemäße bzw. po-

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puläre Bezeichnung für Homonyme; darunter scheint hier wie in den meisten dieser Wörterbücher aber auch die Polysemie zu fallen. Unter „Teekessel" finden sich zunächst Zeichnungen für die den Ausdrücken Schloß, Flügel, Kerze, Fliege und Hahn zuzuordnenden Bedeutungen. Daran schließt sich die Frage an: „Kannst du diese Teekesselwörter richtig schreiben? Kontrolliere mit dem Wörterverzeichnis." Diese Aufgabe ist nachvollziebar, die nächste aber überhaupt nicht: „Im Wörterverzeichnis findest du zwei Teekesselwörter, die mit De (No, Ki, Ri, Na, Fu) anfangen. Wie heißen sie?". Danach werden angeführt (mit Stiftsymbol für das Schreiben): „die Decke, die Decken: die Zimmerdecke" und „die Decke, die Decken: die warme Decke". Im WVZ übrigens findet sich nur: „die Decke, die Decken", aber auch z.B. nur (vgl. die Zeichnungen dazu) „das Schloss, die Schlösser", „der Flügel, die Flügel" etc. Als Homonyme werden offenbar nur Lemmazeichen lemmatisiert, bei denen die Pluralbildung unterschiedlich ist, so vgl.: „die Bank (Sitzgelegenheit), die Bänke" und „die Bank (Sparkasse), die Banken; das Bankkonto", was sich vertreten läßt (schließlich geht es vor allem um die Rechtschreibung); gleichwohl bleibt die Aufgabenstellung wirr.

Zu (3): Simsalabim Bei dem Wörterbuch handelt es sich um die (nicht minder farbenfroh gestaltete) Entsprechung zu Abracadabra. Wie dieses ist es nicht gebunden; die Seiten dürften sich schnell aus den Ringen lösen. Der großzügigen Aufmachung entspricht, daß ganzseitige Bilder (verschiedenfarbig gehaltene, batikartige Strukturen) die Seiten des W V Z schmücken (vor den Lemmareihen A, F, G, Η, I, L, N, O, Qu, R, T, W, X und Z); hinzu kommt pro Seite ein kleines Bildchen. (a) Vorspann: Zunächst hebt sich der erhebliche Aufwand hervor, der mit dem „Lesezeichen" betrieben wird: Auf einer Seite des Vorspanns befinden sich gleich zwei herausnehmbare Lesezeichen (ein größeres und und kleineres; vgl. dort: „Mit welchem Lesezeichen kommst du besser zurecht?"), versehen mit den Anleitungen: „Führe das Lesezeichnen seitlich an den Farbstreifen [gemeint ist das farbige Daumenregister] entlang" und „Lege das Lesezeichen so auf, dass die Farbstreifen in der Mitte entlanglaufen". Dem entsprechen mehrzellige senkrechte Farbstreifen links von den jeweils zweispaltig gesetzten Artikeln des Wörterverzeichnisses. Darüber, ob ein derartiges Verschiebespiel effektiv und überhaupt praktikabel ist, soll hier nicht ausführlich befunden werden. Festgestellt sei nur, daß es bei ausschließlicher Fixierung auf eine solche Methode (und mechanischer Verwendung des Lesezeichens) fraglich erscheint, Nachschlagefertigkeiten bei der Auffindung der Lemmata in den Lemmareihen erlangen zu können, die auch auf andere Wörterbücher anwendbar sind. Übrigens wurde von Studierenden, die im Rahmen des Schulpraktikums das Wörterbuch erfolgreich eingesetzt haben, mehrfach betont, daß man die Lesezeichen nie benutzt hat! - Auf der vorderen herausklappbaren Umschlagseite finden sich „Tipps für das Nachschlagen": zur Zerlegung zusammengesetzter Wörter, zu Suchalternativen (in Tabellenform: wenn nicht unter „Äu" vorhanden, suche unter „Eu") und zu den verwendeten „Zeichen" (sh. dazu unter b). - Des weiteren finden sich Hinweise (mit farbiger Abbildung) auf die Farbstreifen, die jeweils links von den Artikeln stehen („Die Farbstreifen führen dich zum Wort"). (b) Zu Besonderheiten des WVZ zählt vor allem die Einfügung von Kästchen zur Veranschaulichung häufiger Wortbestandteile (an jeweiliger alphabetischer Stelle). - Das WVZ ist striktalphabetisch, ohne Nestbildung. Per Bindestrich (statt Pfeil) wird von zusammengesetzten Verben auf Grundformen verwiesen. - Kommentare zur Bedeutungserklärung stehen in runden Klammern, aber auch Ausspracheangaben zu Fremdwörtern, in der Art: „das Play-back (sprich: plebäk)". Des weiteren sind gelegentlich Kollokationen in runden Klammern hinzugefügt: „der Kaffee (Kaffee trinken)". - Homonymendifferenzierung findet sich bei Lemmazeichen mit unterschiedlicher Pluralbildung, so zu Band und Bank; vgl.: „die Bank, die Bänke (auf der Bank sitzen)" und „die

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Bank, die Banken (bei der Bank Geld holen)", nicht aber zu Ausdrücken, die darüber hinaus aus linguistischer Perspektive als Kandidaten gelten können (Schloss u.a.m.). - Schreibvarianten sind mit auch eingeleitet; Steigerungsformen der Adjektive finden sich nur bei Vokalwechsel (im Vorspann nicht erläutert), (c) Der Nachspann umfaßt (einschließlich der ausklappbaren Umschlagseite) drei Seiten. Davon entfallen auf „Wörter aus anderen Sprachen" (mit Ausspracheangabe aufgezeigten Typs) zwei Seiten. Es schließen sich die Textteile an: „So trennst du Wörter" (mit einigen Beispielen; mit auch bildlich vorgeführtem Hinweis, durch langsames Sprechen die Silben erkennen zu können) sowie „So setzt du die Zeichen für die wörtliche Rede" (je ein Beispiel für vorangestellten, nachgestellten und eingeschobenen Begleitsatz).

Zu (4): Kinder-Duden Die Einfallslosigkeit der Konzeption früherer Ausgaben findet in dem Band seine Fortsetzung. (a) Erster Textteil des Vorspanns ist das (unübersichtliche) Inhaltsverzeichnis. Darauf folgt der Teil „Schlag doch nach" (zwei Seiten; fortlaufender Text); angeschlossen wird folgendermaßen: „... wenn du ein Wort nicht schreiben kannst.' Das ist leichter gesagt als getan, denkst du vielleicht. Denn beim Nachschlagen sitzt du dann vor langen Listen von schwarz, eng und klein gedruckten Wörtern." (S. 4). Zwar ist dies eine treffende Selbstcharakterisierung (sh. unter b: WVZ); daß ein WVZ nicht so sein muß, führen aber zahlreiche andere Wörterbücher vor. - Die Seiten 7-65 sind folgendermaßen einheitlich gestaltet: Auf der rechten Seite finden sich unter einer Zeichnung - Geschichten zu unterschiedlichen Themen; auf der linken Seite sind jeweils alphabetisch Wörter zugeordnet, unterbrochen durch kleine Zeichnungen; vgl.: „Heute Abend muss die Arbeit fertig sein" (rechte Seite; umfaßt etwas mehr als die Hälfte der Seite) und Wörterlisten (linke Seite; unter „Arbeit und Beruf'), von „Angestellte, der" bis „Werkstatt, die" und „zufrieden". Auf eine inhaltliche Kritik der teils wenig ansprechenden Texte und Zeichnungen muß hier verzichtet werden. - Der letzte Textteil des Vorspanns umfaßt (aufgrund des glatten Textes unübersichtliche) Hinweise auf Lemmatisierung und Kommentierung. (b) In dem WVZ sind die Lemmata glattalphabetisch (in drei farbig umrahmten Spalten) angeordnet. Lemmata sind im Druckbild nicht vollständig hervorgehoben, nur die ersten beiden Buchstaben sind halbfett ausgezeichnet; zugeordnete Ziffern verweisen auf die Seitenzahlen des Vorspanns (dortige Wortlisten). Von präfigierten Verbformen wird auf die Grundformen per Verweisungspfeil verwiesen. Am oberen Seitenrand finden sich (pro Lemmareihe gleiche) farbige Zeichnungen; sie sollen offenbar die Funktion eines Daumenregisters erfüllen. - Eine Besonderheit ist, daß Pluralbildungsangaben und konjugierte Verbformen zeilenweise untereinander stehen, also gesondert lemmatisiert sind! Dadurch wird - wegen der gewählten traditionellen Abfolge konjugierter Verbformen - die alphabetische Ordnung durchbrochen; vgl.: „das die die

du er sie

Geheimnis Geheimnisse Geheimniskrämerei geheimnisvoll gehen 50 gehst ging ist gegangen".

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Die Kommentierung ist ausschließlich auf die Rechtschreibung abgestellt; Homonyme werden (auch bei unterschiedlicher Pluralbildung) nicht differenziert; die einzigen weiteren Textsegmente sind vom Typ: „der Keks (das)", „das Yoga (der)". - Der Wörterbuchnachspann besteht ausschließlich aus vier linierten Leerseiten, die überschrieben sind: „Verflixt schwierige Wörter, die ich richtig schreiben kann".

Zu (5): Frag mich Das Wörterbuch hebt sich von allen anderen optisch durch die rote Farbe im W V Z hervor: für Lemmata, für die den Lemmareihen vorangestellten Großbuchstaben, sowie für die Buchstaben-Zweierkombinationen („Ad" bis „Zw"), welche die Lemmareihen zur besseren Auffindbarkeit untergliedern. (a) Textteile des Vorspanns sind „Wegweiser für Wörterbuch-Detektive" (= Inhaltsverzeichnis) und kurze Hinweise, die sich auf das WVZ (Vorhandensein von Artikel- und Pluralbildungsangabe u.a.m.; vgl. dazu nachfolgend unter b) und die Umtexte gleichermaßen beziehen. Zu letzteren wird vorweggenommen: „In diesem Wörterbuch findest du viele Aufgaben, die dir besonderen Spaß machen werden." (b) Das WVZ weist folgende Besonderheiten auf: Die Lemmazeichengestaltangabe umfaßt Formkommentare zur Vokalkürze (Unterpunkt),· zur Vokallänge (Unterstrich) und zur Silbentrennung (senkrechter Strich). Im Vorspann allerdings wird weder der Unterpunkt, noch der Unterstrich erklärt (vgl.:"Es sagt dir, wie du ein Wort beim Sprechen richtig betonen kannst"); gleiches gilt für die Trennungsangabe (vgl.: „Es hilft dir, wenn du Wörter tren-nen musst"). - Die artikelinterne Orientierung wird sehr erschwert durch das Zusammentreten der beiden Gestaltungsmittel: durchgängige rote Farbgebung der Lemmata und (genannte) obligatorische Formkommentare. Zusätzlich wirkt sich dabei die kaum unterbrochene Abfolge der vertikalen Lemmareihen negativ aus; vgl. z.B. präfigierte Verben und substantivische Zusammensetzungen mit „ver" und „Vier". - Bei Substantiven ist entweder bloß die Pluralbildungsangabe nachgestellt („der Ab|satz, die Absätze"), oder es finden sich mehrere Ausdrücke einer Wortfamilie - meist nicht-alphabetisch - angereiht. Sehr penibel wird darauf geachtet, weibliche Formen (samt Pluralbildungsangabe) zu berücksichtigen; vgl. z.B.: „das Dach, die Dächer, der Dachdecker, die Dachdeckerin, die Dachrinne, der Dachziegel". - Die Kommentierung der Verben ist uneinheitlich; vgl. z.B.: ,,bgu|en, baufällig", „ben|gen", „ge|hen, du gehst, er/sie ging, wir sind gegangen, der Gang, der Gehsteig"; vgl. auch (mit Angabe geradezu veralteter! Varianten): „ba|cken, du bäckst (auch: backst), er/sie backte (auch: buk), wir haben gebacken, der Bäcker, die Bäckerin, die Bäckerei". - Außerdem werden sehr viele präfigierte Verben angeführt (meist mit konjugierten Formen); von ihnen wird nicht auf Grundformen verwiesen. - Bei der Kommentierung der Adjektive ist ein Prinzip nicht rekonstruierbar; vgl.: „groß, größer, am größten, großartig, die Größe, die Großeltern [...]" und andererseits „gut das Gute" sowie „bes|ser, sich bessern, die Besserung" und „bes|te, am besten, zum Besten geben, der Beste, die Beste". - Weiterhin hebt sich als unvorteilhaft hervor: Verschiedenen Lemmata ist in Klammern eine Angabe zur Bedeutung (Synonymenangabe, verkürzte Bedeutungsparaphrasenangabe, Hyperonymenangabe) nachgestellt, vor der sich ein Symbol in Form einer Blumenblüte findet; vgl. „Hochschule" (s.v. Universität) „enganliegendes Kleidungsstück" (s.v. Trikot), „Blasinstrument" (s.v. Saxophon). Dieses Symbol ist im Vorspann nicht erklärt, obwohl Bücher gewöhnlich von vorn nach hinten gelesen werden; vielmehr findet sich in einem der unübersichtlichen Textteile des Nachspanns, nämlich „Schwierige Wörter finden und erklären", die kurze Bemerkung (S. 110): „Dieses Zeichen [...] hilft dir dabei. Schreibe nun so: applaudieren

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- Beifall klatschen, Biologie = ...". Des weiteren wird uneinheitlich verfahren: Viele Fremdwörter sind nicht entsprechend kommentiert (vgl. z.B. s.v. existieren). Auch dürften die Benutzer mit verschiedenen dieser Kommentare nichts anfangen können (vgl. „Hochschule" s.v. Universität). - Die Homonymendifferenzierung erfolgt ohne erschließbare Prinzipien; auch wird uneinheitlich kommentiert: zu Bank werden zwei Lemmata angesetzt, nicht aber zu Schloss (obwohl in beiden Fällen Homonyme differenziert werden); des weiteren findet sich z.B. nur „das Band, die Bänder", nicht aber Band i.S. von 'Musikgruppe', obwohl doch zahlreiche Fremdwörter verzeichnet sind. Die Ankündigung aus dem Vorspann ist mithin zumindest völlig übertrieben: „Es erklärt dir die Bedeutungen eines Wortes". (c) Der Nachspann enthält Übungen, von denen zahlreiche unter didaktischen Gesichtspunkten problematisch sind (was hier aber kaum aufgezeigt werden kann). - „Wortfelder" und „Wortfamilien" werden aufgelistet (S. 116-117); was darunter zu verstehen ist, wird aber erst unter „Kleine Wortkunde" (S. 124) erklärt. - Die Aufgabenstellungen gehen teils ineinander über; es ist oft unklar, wo sie beginnen und aufhören. Auch sind die Aufgabenstellungen teils chaotisch. Des weiteren sind viele Details nicht bedacht: Wenn z.B. verlangt wird, selbst eine „kleine Geschichte" zu erfinden, könnten darin Wörter vorkommen, die das WVZ nicht enthält; die Aufforderung „Benutze zur Kontrolle das Wörterbuch" (vgl. S. 111) ist dann natürlich verfehlt. - Von einer kindgerechten Formulierung der Aufgaben kann insgesamt keine Rede sein; zu den häufigsten Aufforderungen zählt „Schreibe so". Weder inhaltlich, noch der trockenen Vermittlung nach (abgesehen von unvorteilhafter Raumgestaltung und Schriftbild) unterscheiden sich die Textteile des Nachspanns von Wörterbüchern, die sehr viel älter sind. Ob die kindlichen Benutzer „Viel Erfolg und viel Spaß!" (vgl. letzte Zeile des Vorspanns) mit Frag mich haben werden, erscheint fraglich.

Zu (6): Grundwortschatz Das kleinformatige Wörterbuch (11 χ 16 cm.) ist das erste hier vorzustellende aus der oben so bezeichneten individualistischen Phase neuerer Wörterbuchproduktionen dieses Typs. Es wird hier dieser M e n g e von Wörterbüchern zugeordnet, obwohl nicht angegeben ist, von welchem Schuljahr an sein Einsatz vorgesehen ist. Die Titelgebung (Bezugnahme auf den „Grundwortschatz") scheint auch heute offenbar noch erfolgversprechend. Auf Aspekte der in allen Textteilen hervortretenden Experimentierfreude kann hier nur sehr verkürzt eingegangen werden. (a) Das Wörterbuch unterscheidet sich von den anderen der hier behandelten dadurch, daß Textteile unkonventionell auf die Umtexte verteilt sind: Die Umtexte sind einheitlich gelb unterlegt (das WVZ grün); mehrere Textteile (Übungen) des Vorspanns könnten ebenso gut im Nachspann stehen. - Der Vorspann enthält ein generelles Inhaltsverzeichnis, das die lebenden Kolumnen enthält: „Mini-Wörterbuch mit Tiernamen", „Die Hauptsache: GRUNDWORTSCHATZ" und „Keine Nebensache: Wissenswertes". - Als besondere Methode hebt sich hervor, im Vorspann mittels eines ,,Wörterbuch[s] im Wörterbuch" die Alphabetisierung kennenzulemen: „Dieser gelbe Teil ist ein Vor-Teil in diesem Wörterbuch. Er soll dir helfen, dich im Alphabet zurechtzufinden. [Lücke] Das ist der Grund für dieses Mini-Wörterbuch mit Tiernamen." (S. 5). Lemmatisiert (zweispaltig; jeweils mit kleinem nachgestellten Schwarz-Weiß-Foto) sind ausschließlich Tiernamen, denen Sublemmata zugeordnet sind; vgl.: „die Eule die Schleiereule die Waldohreule".

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

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- Gelegentlich sind den Eingangslemmata Symbole (z.B. eine Teekanne) und Ziffern nachgestellt; deren Funktion ist nicht in einer Übersicht erklärt, sondern kann nur auf dem Wege der Zurkenntnisnahme der verschiedenen Übungen erschlossen werden, die dem „MiniWörterbuch" vorausgehen. In einer der Übungen werden z.B. „Teekessel-Wörter" angeführt. Die Erklärung ist zwar sachlich falsch: „Ein Wort - zwei Bedeutungen" bzw. „Wörter mit zwei Bedeutungen heißen Teekessel-Wörter" (denn dann gäbe es nur „Teekessel-Wörter"), für die Zielgruppe aber vielleicht ausreichend. - Die dem „Mini-Wörterbuch" nachgeordneten Textteile sind bereits der Vorspann zu dem zentralen WVZ. Sie heißen z.B. „Dies ist ein besonderes Wörterbuch" und „Dies ist ein Wortfamilien-Wörterbuch". Im Rahmen der Übungen, die im wesentlichen in spielerischer Form in die Benutzung einführen sollen, wird dort nochmals auf „Teekessel-Wörter" eingegangen. Jetzt sind sie „Doppeldeuter"; S. 34 enthält Aufkleber („Sticker"), die auf entsprechende Seiten des WVZ - ausgehend von Abbildungen dazu; S. 35-37 - hinter entsprechende „Wörter" geklebt werden sollen; für das Wort Käfer wird dies allerdings nicht gelingen, weil es im WVZ fehlt. (b) Das Wörterbuch versteht sich als Wortfamilien-Wörterbuch. Auffallend ist die reichhaltige Symbolik am rechten Rand der zweispaltig gesetzten Artikel; die Bedeutung einiger der ungewöhnlichen Symbole ist innen auf den Umschlagseiten erklärt: Vokalkürze- und Länge, Unterschiede der Lautung und Schreibung, Vokalwechsel in Wortfamilien, Wortstämme und Endungen, Markierung von Fremdwörtern, Teekesselchen. Die Bedeutung des gelegentlich vorkommenden Tiersymbols wird möglicherweise (die Suche danach blieb erfolglos) erst in einer der Übungen des Nachspanns erklärt. - Aufgrund des geringen Umfangs der Artikel (und der Fettauszeichnung nur der relevanten Teile von Eingangs- und Sublemmata) fällt es unter Benutzungsaspekten nicht ins Gewicht, daß die Sublemmata artikelintern nicht alphabetisch angeführt sind und als Eingangslemmata Einheiten unterschiedlicher Wortartenzugehörigkeit gewählt werden. - Das WVZ enthält Kommentierungen in Klammern, die heterogenen Charakters sind; neben gelegentlichen Angaben zur Silbentrennung des Typs „(Tep-pich)" vgl. auch: „das Adjektiv (Eigenschaftswort, siehe S. 247)", „der Teenager (engl.: die „Zehneraltrigen", Jugendliche) [...]", „senden (= schicken)"; , „die Sympathie (die Zuneigung; Gegensatz: die Antipathie), sympathisch (Sym-pa-thie)", „weiblich, das Weib (früher für Frau), das Weibchen", aber „der Mann, die Männer, die Mannschaft, männlich" u.a.m. - Gelegentlich sind die Kurzkommentierungen merkwürdig (sh. einige der voranstehenden Beispiele), manchmal nichtssagend; vgl. „das Vitamin (Wirkstoff)" oder „Video (lat.: ich sehe)" und „die Marmelade (die Konfitüre) [...]"; manchmal sind sie einseitig: „die Plastik, die Plastiken; das Plastik (ein Kunststoff) (Plas-tik)". Zu den Merkwürdigkeiten der Lemmaauswahl zählt, daß z.B. „Made in England (eng.: in England gemacht)" aufgenommen ist, nicht aber Made (i.S. 'Wurm'). Leib ist nicht verzeichnet, aber „der Laib, die Laibe, der Brotlaib". Vgl. auch eine der wenigen Bedeutungsparaphrasenangaben: „die Pyramide (ein geometrischer Körper aus Dreiecken, Königsgrabmal der Ägypter) die Pyramiden". Hier hätte ersatzweise eine Zeichnung funktionell eingesetzt werden können; schließlich finden sich im WVZ mehrere Strichzeichnungen, teils recht witzige mit Spruchblasen. - Gelegentlich sind lange Vokale unterstrichen (vgl. das „i" unter Prinzip); manchmal hat die Unterstreichung aber eine (nicht erklärte) andere Funktion; vgl. prinzipiell). Auch fehlen ausgerechnet bei Fremdwörtern Unterstriche und Unterpunkte. - Eine einheitliche Behandlung sog. „Teekessel-Wörter" ist nicht erkennbar, auch nicht im Hinblick auf die Reihenfolge der Synonymenangaben; vgl.: das Steuer (das Lenkrad), die Steuer [...]" und „die Steuer, die Steuern (Abgabe) [...]" sowie „der Schimmel (weißes Pferd; Pilz) [...]" oder s.v. Quartett; vgl. auch (ohne Symbol) „die Miene, eine ernste Miene aufsetzen". - Eine merkwürdige Praxis ist, gelegentlich von einem Lemmazeichen mittels eines Sternchen auf einen Kommentar folgenden Typs (am unteren Seitenrand) zu verweisen; vgl. z.B. (zu verteidigen und „der Verwandte"):

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„Teidigst du Wandtet Manche Wortstämme sind schon sehr alt. Sie haben ohne die Vorsilbe 'ver' keinen Sinn mehr. Ihre Bedeutung ist ganz eng mit der Vorsilbe verbunden. Mach doch mal die 'Sinnprobe' mit den 'ver-Wörtern, die du hier findest" (S. 222). Vgl. auch: „Letzt dich das Lieren?" (zu verletzen und verlieren), mit gleichem Anschlußkommentar; vgl. auch: „Was heißt gess? Schau auf S. 221 nach" (zu: vergessen). Dort (auf S. 221) findet sich der zuvor genannte Spruch samt Kommentar, (c) Die Nachtexte sind sehr reichhaltig; sie umfassen: „Die wichtigsten Abkürzungen", „Die wichtigsten Fachwörter der Rechtschreibung", Ausführungen zu Wortschatz und Wörterbuch, sprachgeschichtliche Ausführungen, Tipps zur Rechtschreibung (auch bei sog. „Kniffel-Wörtern"), sowie Leerseiten zur Eintragung von Wörtern („Meine verzwickten Wörter").

Zu (7): Kinder-Bertelsmann Im Impressum wird angemerkt: „Die Stichwortauswähl dieses Buches basiert auf einer umfassenden Auswertung authentischer kindlicher Texte sowie der Lieblingslektüre von Grundschulkindern aus dem Jahre 1997." Es handelt sich um ein „Einstiegswörterbuch für Kinder im Grundschulalter" (sh. Umschlagseite). (a) Der Wörterbuchvorspann („Einleitung") umfaßt verschiedene Hinweise und Übungen zum Umgang mit dem Alphabet und zu der herausstechenden Eigenschaft des Wörterbuchs: Lemmata und auch Sublemmata tragen je nach Wortartenzugehörigkeit entsprechender Lemmazeichen unterschiedliche Farben: Substantive schwarz, Verben rot, Adjektive blau; hellblau sind „Wörter", die „aus anderen Wortarten erst zu Adjektiven geworden" sind (z.B. strahlend und gelehrt)·, Wörter anderer Wortartenzugehörigkeit sind grau ausgezeichnet. Außerdem wird hingewiesen auf Angaben zur Trennung (in „Längsstrichen") u.a.m. (b) Durch die differenzierte Farbgebung (zudem sind auch konjugierte Verbformen farbig markiert) entsteht im WVZ teils ein unruhiges Bild, was der Auffindung von Lemmazeichen nicht immer förderlich ist. Dazu trägt auch die Textblockbildung bei: Abgesehen von der links versetzten Artikelangabe stehen die anderen Angaben (einschließlich der Pronomina „du", „ihr" etc.) in einem Block zusammen. Zur Häufung gleichfarbig ausgezeichneter Lemmata kommt es besonders dort, wo mehrere präfigierte Verben mit (darunter gesetzten) Verbformen untereinander angeführt sind (vgl. s.v. Abkürzung, mit Sublemmata abmachen, abmelden, abnehmen sowie „du machst ab" etc.). - Eingangslemmata sind substantivische Lemmata; ihnen ist der Plural samt Artikel nachgestellt, dann zusammengesetzte Verben (ggf. auch Adjektive) als Sublemmata. Komposita werden grundsätzlich gesondert lemmatisiert (vgl. aber: „der Kie|fer, Oberkiefer, Unterkiefer"); das gilt auch für weibliche Formen, die unmotiviert einmal mit, einmal ohne Pluralangabe verzeichnet sind (vgl. „die Bäu|e|rin, die Bäuerinnen", aber „die Dok|to|rin", „die Che|fin" u.a.m.). Auch die Auswahl ist nicht einsichtig; vgl. „die In|stal|la|teu|rin", aber nur „der Fern|fah|rer". - Gelegentlich schieben sich bei dieser Textblockbildung zwischen männliche und weibliche Formen andere Lemmata; vgl.: „der Kun|de, die Kunden", dann „kün|di|gen" und die Kun|din". Das kann bei bedeutungsmäßig nicht verwandten Lemmazeichen ggf. Verwirrung stifen; vgl. die Abfolge: „die Fa|vo|ri|tin fa|xen, du faxt Fa|xen machen das Fax|ge|rät". - Von präfigierten Verben, denen die 2. Pers. Sg. Präs. (manchmal auch die 3. Pers. Sg. oder andere Formen) hinzugesetzt ist, wird per Verweisungspfeil auf Grundverben verwiesen. Bei Grundverben finden sich unterschiedliche Verbformen; vgl. „be|trü|gen, du betrügst, er betrog, er hat betrogen", „beu|gen", „stejhen, du stehst, er stand".

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- Steigerungsformen von Adjektiva werden offenbar nur bei Wechsel des Wortstamms angegeben: „groß, größer, am größten" versus „klein"; vgl. aber „doof, doofer, am doofsten". - Schreibvarianten werden nach auch angeführt: „fan|tas|tisch, auch: phantastisch". - Gelegentlich finden sich Kommentare zur Bedeutung in Klammern hinzugefügt: „der Du|sel (unverdientes Glück)", der Dus|sel (Dummkopf)", „sich kab|beln {zanken)"·, vgl. auch „das Kfz (= Kraftfahrzeug)", aber nur „der ICE, die ICEs". In ggf. fehlerträchtigen Fällen finden sich keine Kommentare zur Bedeutungsdifferenzierung; vgl. z.B.: „das Mo|del, die Models" und „das Mo|delI, die Modelle". - Zur Lemmaauswahl ist festzustellen: Es finden sich sehr viele unerläuterte Fremdwörter lemmatisiert (Menstruation, Nylon, Nymphe, Ozonloch, Sperma, Tattoo, Taverne, Tiebreak, Vagina u.a.m.), sowie Ländernamen samt zugehöriger Adjektive (Finnland, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern u.a.m.). - Zu weiteren Besonderheiten zählt: In insgesamt 24 grau unterlegten Kästen werden an alphabetischer Stelle (intern alphabetisch) verschiedene Ausdrücke angeführt, so zu geil die Ausdrücke ätzend, cool, easy, happy, heavy, sowie in, out, dann megaout und super. Dies ließe sich mit einer Orientierung am Sprachgebrauch der Kinder rechtfertigen; die Frage ist nur, wie mit dem vorgeführten Sprachgebrauch im Rahmen schriftlicher Textproduktionen im Unterricht umgegangen wird. Wird die Verwendung solcher Ausdrücke dann doch wieder moniert? Mehrere dieser Zusammenstellungen in Kästchen, insbesondere nach Sachgruppen, enthalten Ausdrucke, die unbekannt sein dürften, aber nicht erläutert werden (vgl. s.v. Pferd: Voltigieren und Widerrist); auch ist die Auswahl der den Eingangslemmata zugeordneten Ausdrücke (wie schon der Tafeln selbst) manchmal problematisch (unter tur|nen findet sich z.B. „die Keule", nicht aber das Reck). Eine Schlüsselrolle nimmt der Kasten zu acht (mit „achtmal" bis „achtzig, 80") ein; denn von ihm wird von anderen lemmatisierten Zahlausdrücken per Verweisungspfeil verwiesen. - Schließlich ist auf folgende Eigenschaft der grau unterlegten Buchstabenkombinationen („aa" bis „zy") hinzuweisen: Ihre Funktion, die Lemmareihen zu gliedern, können sie erstens wegen der sonstigen Farbenvielfalt nicht erfüllen; zweitens gibt es keinen Abstand zwischen vorausgehenden und nachfolgenden Lemmata; drittens werden sie auch dann strikt von „a" bis ggf. „z" angeführt, wenn nur ein einziges Lemma zugeordnet wird/werden kann. (c) Der Wörterbuchnachspann enthält zunächst - modernistisch, im Anschluß an neuere Konzepte schulischer Textproduktion, so gefaßte - „Hilfen zum freien Schreiben" (S.162-166). Es handelt sich dabei allerdings lediglich um alphabetisch aufgelistete Ausdrücke, die zu den 15 vorangestellten Titelausdrücken (von FAHREN bis WIND) teils im Verhältnis der Teilsynonymität stehen, öfters nur in einem lockeren Sachzusammenhang; vgl. z.B. unter FRISUR: Dauerwellen, Glatze, Kahlkopf, Iroteskenschnitt (eine Bedeutungserklärung gibt es dazu nicht), Platte, Stoppeln u.a.m. Derartige Zusammenstellungen werden in anderen Wörterbüchern (mindestens seit den 50er Jahren) als „Wortfelder" angeführt (immerhin wird das hier unterlassen, da es sich i.e.S. ohnehin nicht um solche handelt). - Der Textteil „Lernen, Spielen, Üben" umfaßt (entsprechend traditioneller Praktiken) einen ABC-Vers, dann Übungen zur Abfolge von Buchstaben. Ein Spiel, nämlich das mit dem Titel „Hundeschau" (das hier nicht dargestellt werden kann), ist unverständlich abgefaßt. Auch in der Menge der hier untersuchten Wörterbücher heben sich die Instruktionen zu einem weiteren dieser Spiele als derart unverständlich hervor, daß ein Nachvollzug der Aufgabenstellung (trotz am Schluß gegebener Auflösung!) eigentlich nicht gelingen kann: „Kreuze in jeder Reihe das Wort an, das zuerst kommt" (vgl. S. 171). Unklar sind auch die Instruktionen zu den „Wörterschlangen" (S. 175).

Zu (8): Mein erstes Schulwörterbuch Dieses Wörterbuch, das während der Abschlußarbeiten an vorliegendem Manuskript noch zur Kenntnis genommen werden konnte, zeichnet sich zunächst dadurch aus, daß der Lemmabestand wesentlich umfangsärmer ist als in den zuvor behandelten Wörterbüchern.

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Es ist ein „Einstiegswörterbuch" und „enthält den Grundwortschatz, den Schüler vom 2. Schuljahr an lesen, schreiben und gebrauchen und der zur Erfahrungswelt der Kinder gehört" (vgl. Umschlagseite). (a) Abgesehen vom Impressum (mit Inhaltsverzeichnis) umfaßt der Wörterbuchvorspann eine Wörterbucheinleitung, in welcher der Inhalt des Wörterbuchs mit Anrede an die Benutzer („Liebe Schülerin, lieber Schüler") vorgestellt wird; auch wird erläutert, wie mit den Textteilen des Wörterbuchs umzugehen ist, einschließlich einer Erklärung der im WVZ verwendeten „Zeichen". - Der Wörterbuchvorspann umfaßt ein „Abc-Training" mit Abc-Gedicht und anderen Übungen zur alphabetischen Ordnung. Die Übungen sind großzügig gestaltet (Platz zur Eintragung der Lösungen von Aufgaben); die Aufgabenstellung ist klar gefaßt. (b) Verwendete Kommentarsymbole sind: Verweisungspfeil (Verweis auf andere Lemmata, insbes. Grundform von Verben), geschlängeltes Gleichheitszeichen (vor Lemmazeichen mit gleicher/ähnlicher Bedeutung), beidseitiger Doppelpfeil zur Darstellung der Antonymiebeziehung, sowie rechtsgerichteter Doppelpfeil (Verweis auf Bildtafeln im Nachspann). - Wenn eine Kommentierung im Hinblick auf Antonymie und Synonymie erfolgt, stehen entsprechende Angaben am Ende der Artikel (ggf. untereinander). - Zunächst hebt sich hervor, daß Lemmata, Zeichnungen, lebende Kolumnen und rechte Buchstabenleiste (wie schon Partien des Vorspanns) durchgängig und ausschließlich in hellblauer Farbe gehalten sind; dies scheint die Hausfarbe des Dümmlerverlags zu sein, denn ebenso ist auch die farbliche Gestaltung in Mein Schulwörterbuch (1997). - Die Lemmareihen zu den einzelnen Buchstaben werden stets mit einem Spruch eröffnet: „A wie der Aal - der ist recht schmal", oder „X - da gibt es nix". Allerdings gibt es auch hier (wie in den beiden zuvor behandelten Wörterbüchern) die wohl unvermeidlichen Lemmata XBei|ne und das Xy|Io|phon (offenbar gehören sie wie Yak und Ypsilon dem Grundwortschatz an!?). - Den Charakter des Wörterbuchs machen vor allem die zahlreichen witzigen Kommentare, die Fragen und Antworten (welche, auf den Kopf gestellt, sogleich in kleinerem Schriftgrad präsentiert werden), und die verschiedenen, in das WVZ eingestreuten, Übungen und Rätsel aus. Die Artikel sind zweispaltig in vorteilhaftem Schriftgrad gesetzt; die Zeichnungen sind zwischen den Artikeln so verteilt, daß die Seiten durchaus nicht überladen wirken. - Zur Lemmazeichengestaltangabe der Eingangslemmata (blaue Farbe) zählt in dem Wörterbuch stets die Silbentrennungsangabe (senkrechter Strich). Die Eingangslemmata stehen allein auf einer Zeile; die Pluralbildungsangabe ist entsprechenden Eingangslemma stets in Klammern nachgestellt; „der Ei|mer (die Eimer)", „der Au|gust (keine Mehrzahl)". - Zu den Besonderheiten der Kommentierung zählt, daß nicht einfach Komposita, Verbformen etc. in Artikeltexten als Sublemmata aufgeführt und ggf. per Hinzufügung von Synonymen u.a.m. kommentiert werden, sondern daß deren Gebrauch in vollständigen Sätzen vorgeführt wird. - Von den Komposita, Verbformen etc., die dem Eingangslemma zugeordnet sind, erhalten lediglich diejenigen Segmente der schriftlichen Verwendungsinstanzen eine Fettauszeichnung, welche ihre Zugehörigkeit zur gleichen Wortfamilie ausmachen. In Sätze eingebunden sind oft zunächst die Ausdrücke, die das Lemma bilden, dann auch - in sehr unterschiedlicher Weise bei Substantiva öfters der Plural, das eine oder andere Kompositum und ggf. ein Ausdruck anderer Wortartenzugehörigkeit. Auch bei Verben unterscheidet sich die Auswahl der auf diese Weise kommentierten Formen von Artikel zu Artikel; zudem werden sehr viele Verbformen (überwiegend Vergangenheitsformen) lemmatisiert (z.B.: las, lass, lief, ließ, liest), sodaß sich für entsprechende Verben eine Verteilung der Kommentierung auf verschiedene Artikel ergibt. Unter le|sen ist per Beispielsatz der Gebrauch von „lesen", „liest" und „gelesen" vorgeführt, unter lau|fen und ler|nen nur der zum Infinitiv (bei lau|fen mit Verweis auf „läufst" und „lief); unter tren|nen findet sich nur ein Beispielsatz zu „getrennt", unter dan|ken nur (womit der lemmatisierte Ausdruck allerdings nicht kommentiert wird) zu dem zugehörigen Substantiv: „Vielen Dank für das Geschenk". - Insgesamt finden sich (auf Kennzeichnung der Trennungsangabe wird nachfolgend meist verzichtet; Zahlenangaben ohne Gewähr!) bei 52 Verben ausschließlich Beispielsätze zur Infini-

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tivform (vgl. s.v. beginnen, besuchen etc.), in den anderen 13 Fällen auch zu den (im Umfang von 1 bis 3) hinzugefugten Substantiven (vgl. s.v. rollen, schlafen etc.). Außerdem werden kommentiert: Inf. plus 2. Sg. (fallen), Inf. plus 3. Sg. (heulen, fließen, schmecken, stehen, üben), Inf. plus Perf. (fliegen, wachsen, werfen). Nur 3. Sg. ist in 20 Fällen angegeben (bitten, bluten etc.); des weiteren findet sich: nur 1. Sg. Präs. (denken), nur 2. Sg. (machen), 3. Sg. plus Subst. (zeigen), 1. Sg. plus Perf. (fahren), nur Perf. in 12 Fällen (bauen, erlauben etc.), Perf. plus Subst. (rechnen, schenken, verkaufen, verletzen), nur Prät. (retten, schikken, stolpern, toben), 3.Sg. plus 2.Sg. (schneiden). Besonderheiten der Kommentierungsvarianten zu Verben sind: Unter es|sen finden sich Beispielsätze mit „essen", „esse", „isst" und nochmals „isst"; verwiesen wird per Pfeil auf „aß", „isst" und (hier ist offenbar ein Fehler unterlaufen) nochmals auf „essen". Unter le|sen ist der Gebauch dokumentiert für „„lesen", „liest" („Welches Buch liest du gerne?") und „gelesen"; verwiesen wird auf „er las", „er liest" und „Buch"; vgl. unter liest (gleiche Seite): „Welches Buch liest du im Augenblick?" mit Verweis auf lesen. - Keine Form des lemmatisierten Verbs wird kommentiert durch: „Du kannst verschiedene Turnübungen machen: eine Rolle vorwärts oder rückwärts oder einen Bocksprung." (tur|nen). - In einigen Fällen werden für 2 bis 3 Verbformen Bedeutungsstellennummern angesetzt („1.", „2.", „3."): „1. Petra fangt den Ball." und „2. Unsere Katze hat eine Maus gefangen." (fan|gen; vgl. auch s.v.: gehen, halten, hören, legen, raten, schlagen, setzen, treffen, treten, verlieren, verstehen). In anderen Fällen hätte ebenso verfahren können (fallen, ziehen etc.). Zur Unterschiedlichkeit der Kommentierungspraxis vgl. auch: Für das Lemmazeichen sein werden mittels kurzer Sätze sämtliche Verbformen durchkonjugiert: „Ich bin acht Jahre. Du bist nett. Er ist in Ferien. [...]." - Unter halben hingegen finden sich (abgesehen von gesondert lemmatisiertem hat und hatte) nur 2 Beispielsätze für „hat". Da der Lemmabestand auf ein Minimum begrenzt ist, läßt sich rechtfertigen, daß keine Steigerungsformen der Adjektive verzeichnet sind, sondern nur deren Antonyme (zu nah ist verzeichnet: „entfernt"; dies gehört aber, wie auch das mögliche Antonym fern, nicht zum Lemmabestand). Peter Kühn braucht nicht darüber belehrt zu werden, was es mit dem „Grundwortschatz" auf sich hat; aber wenn schon „das Eich|hörn|chen", „das Xy|lo|phon" und „der Yak" verzeichnet sind, hätten (neben angeführten Partikeln, die zweifellos sichere Kandidaten sind) auch berücksichtigt werden können; doch, bloß, eben, ganz, nur, wohl. Weitere Besonderheiten sind: Hervorgehoben worden ist bereits, daß in das WVZ verschiedene Übungen integriert sind; hingewiesen sei nur auf eine: Unter Bo|den wird die Frage gestellt: „Wo ist der Hosenboden?" Darunter findet sich die Lösung: „Popo", mit doppeltem Pfeil. Der Pfeil soll auf eine Bildtafel verweisen; erstens fehlt die Seitenangabe, zweitens gibt es sowieso keine Tafel mit „Popo"; unter entsprechendem Lemma ist nur verzeichnet: „Für Popo kannst du auch kurz Po sagen." Nicht nur zu Verb-Lemmata, sondern auch zu denen der anderen Wortarten (einschließlich Funktionswörter) finden sich Angaben, die auf Bedeutungsstellennummern verteilt sind. Darunter fallen teils Lemmazeichen, die sonst als Homonyme gelten (Schimmel, Schloss etc.); allerdings werden auch solche Lemmazeichen so behandelt, deren Bedeutungen zueinander im Verhältnis der inhaltlichen Überschneidung stehen (Birne, Brot, da, gut, leicht, Tasche u.a.m.), was sich aus didaktischer Perspektive rechtfertigen läßt. Vgl. dazu auch im Nachspann zu den „Teekessel"-Wörtern: „Ein Teekessel-Wort ist ein Wort mit zwei oder mehreren Bedeutungen" (S. 117). Abgesehen von eingestreuten Übungen und Dialogen (Räsel finden sich recht selten) zählt zu den charakteristischen Eigenschaften der Kommentierung, daß die auswahlweise erfaßten Wortformen in vollständigen Sätzen präsentiert werden. Zu den unfreiwilligen/unerwarteten Folgen einer solchen Praxis kann gehören, daß Texte des Typs entstehen: „Auf unserer Welt leben fast 6 Milliarden Menschen. Eine Milliarde ist eine 1 mit neun Nullen." (Welt). Zur Mehrfachverwendung eines einschlägigen Spruchs, der ausschließlich der Kommentierung dient, vgl. „Alles hat ein Ende. Nur die Wurst hat zwei." (Wurst) und „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei." (En|de). Entsprechende Sätze bzw. Satzäußerungen sollen hier nicht unter inhaltlichem Aspekt betrachtet werden; einiges ist allerdings - schon - auffällig: Was

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soll ein Kind, dessen Mutter auf die Gewohnheiten des Vaters anders als mit dem Ausdruck trinken Bezug nimmt, von dem Kommentar halten: „Tiere trinken nicht, sie saufen" (trin|ken)? Auch stellt sich die Frage, welche Funktion die (als Retourkutsche empfindbaren) fragenden Anreden der Form „Rate einmal: was bin ich?" (unter bin) oder „Kennst du diesen Zungenbrecher: ,Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwitschern zwei Schwalben.'" (unter zwischen; ohne Trennungsangabe) haben können. - Auch der Umstand, daß in den Beispielsätzen ggf. tiefsinnige Welteinsichten (meist eingeleitet mit „Es gibt" dies und das) vermittelt werden, wird schnell auffällig: „Jeder Tag ist anders: Es gibt Schultage und Ferientage. Sommertage und Wintertage, [übrigens: die Interpunktion sollte stimmen!] Urlaubs- und Arbeitstage. Der Tag kommt und der Tag geht vorbei." (unter Tag); vgl. auch: „Ein Liebespaar sind zwei Menschen, die sich lieben. [...]" (unter Paar), „Rothaarige Kinder haben meist Sommersprossen. Wenn die Ampel auf Rot steht, musst du halten" (unter rot), und z.B. die Kommentierung unter Mensch. - Daß - im engeren Sinne - als phraseologisch ansprechbare Formulierungsresultate berücksichtigt werden, ist zu begrüßen; man mag aber bezweifeln, ob die diesbezüglich vorgeschlagene Kommentierungspraxis als geeignet anzusehen ist: „Wenn jemand sein Geld zum Fenster hinauswirft, dann gibt er unnötig viel Geld [...] aus" (Geld). Auch zur Synonymendifferenzierung wird so kommentiert; vgl.: „Wenn Jungen oder Mädchen heulen, dann weinen sie" (heu|len); „Wenn die Schüler gut sind, sind sie fleißig" und „Wenn der Vorschlag gut ist, ist er nützlich" (gut); „Wenn du Geld in deine Spardose tust, wirfst du es in die Dose" und „Wenn du etwas für die Schule tust, dann arbeitest du für die Schule" (tun); „Wenn das Baby süß ist, ist es niedlich" (s.v. süß). (c) Der Nachspann enthält zunächst ein „Wörterbuch-Training" („Stichwörter suchen", Schreibung von Tiernamen, Nennung der „Begleiter" und der Mehrzahl, „Teekessel-Spiel", „Gegensätze suchen" etc.). Am Ende stehen Bildtafeln; 7 umfassen zwei Seiten, 2 nur eine Seite („Mein Fahrrad" bis „Am Teich"). Ausführungen zu Auswahl und Gestaltung können hier nicht gemacht werden, auch nicht zur Vernetzung der (per Ziffern) den Tafeln jeweils zugeordneten Ausdrücke; vgl. aber die kleine Unstimmigkeit, nämlich daß auf den unter „Zu Hause" abgebildeten Kleiderschrank mit „1 das Möbel" Bezug genommen wird, wo doch im WVZ steht: „die Mö|bel (nur Mehrzahl)". I m A n s c h l u ß an diesen D u r c h g a n g durch die berücksichtigten W ö r t e r b ü c h e r sei lediglich kurz auf folgende A s p e k t e hingewiesen: (1) Hervorhebung des Lemmas: - in roter Farbe (Frag mich); - in blauer Farbe und größerem Schriftgrad (Mein erstes Schulwörterbuch); - fett hervorgehoben (Wörterbuch für die Grundschule, Simsalabim); - fett nur die ersten beiden Buchstaben (Kinder-Duden); - fett nur das Wortfamiliensegment der Lemmazeichengestaltangabe (Grundwortschatz); - farbig nach Wortartenzugehörigkeit (Kinder-Bertelsmann). (2) Behandlung der von der neuen Rechtschreibung betroffenen Ausdrücke: Im Wörter-Detektiv wird systematisch vermieden, entsprechende Ausdrücke zu lemmatisieren (Lemmalücken bei: Delphin/Delfin, Joghurt/Jogurt, Känguruh/Känguru\ Ausdrücke mit nur neuer Rechtschreibung sind mit einem Sternchen versehen; wo angegeben, steht die neue Rechtschreibung in eckigen Klammern). Ansonsten verfahren die Wörterbücher in unterschiedlicher Weise umständlich; nachfolgend seien, unter Einschluß von Joghurt/Jogurt, Originalausschnitte aus einigen der bekanntesten Wörterbücher präsentiert:

Neuere Wörterbücher fur die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

der

das der

das der

das

Jod jodeln, du jodelst d a s Joga, a u c h : der J o g a , auch: Y o g a joggen

joggen johlen Journalist, Journalisten jubeln Jubiläum, Jubiläen juchzen Jude, Juden Judo Juli

(sprich: dschoggen), d u joggst der Joghurt, auch: das Joghurt, auch: Jogurt I johlen, d u johlst I d a s Jo-Jo, a u c h : d a s Yo-Yo

j u n g , jünger, am jüngsten

der Junge der Jüngling verjüngen die Jugend jungenhaft

der

Joker (sprich: dschoker), die J o k e r jonglieren (sprich: schongliiren), d u jonglierst der Journalist (sprich: schurnalist) die Journalistin (sprich: schurnalistin)

I

der Juni der Juwelier, Juweliere (1) Wörter-Detektiv Jo

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(2) Simsalabim F

jo|deln, der Jodler das Jog|ging (φ Freizeitlaufen), der Jogger, die Joggerin, joggen der Jo|ghurt (auch: Jogurt) (das Joghurt), die Joghurt (auch: die Joghurts) ]gh|len ( S. 134

J° der Job, die Jobs jobjben das Jod jojdeln das Jojga, auch: Yoga joglgen der Jo|gurt, auch: das Jogurt, auch: Joghurt johjlen dos Jo-Jo, auch: Yo-Yo (7) Kinder-Bertelsmann

der Julli (keine Mehrzahl) Der Juli ist der siebte Monat des Jahres. Im Juli wird das Heu geerntet jung Philipp ist noch zu jung, um alleine mit dem Bus zu fahren. Sebastian (8) Mein erstes Schulwörterbuch

2.5.3 Wörterbücher mit einem kleinen Wörterverzeichnis (ab 2. Schulj.) und einem großen Wörterverzeichnis (3./4. Schulj.) Vorbemerkung: Aus Gründen des Umfangs vorliegenden Beitrags ist es an dieser Stelle bedauerlicherweise nicht möglich, Besonderheiten nachfolgender Wörterbücher in angemessener Weise vorzustellen; es erfolgt lediglich eine stichpunktartige Auflistung ausgewählter Aspekte. Eine ausführliche Fassung wird evtl. an anderer Stelle publiziert. Auch ist vorgesehen, die hier ausgelassenen Partien über meine Homepage allen daran Interessierten zugänglich zu machen: http ://oipheus.uni-paderbom.de/w_wolski/homepage_l. html

Die hier zu berücksichtigenden Wörterbuch-Kandidaten (Ausschnitte nach 2.5.3.2.) sind: (1) (2) (3) (4) (5) (6)

Von AbisZett Schlag auf, schau nach Findefix ABC-Detektiv Wortspiel Lollipop

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

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2.5.3.1 Kleines Wörterverzeichnis Zu (1): Von Α bis Zett - Dem rosa unterlegten WVZ sind (schulmäßig) von 1 bis 55 durchnumerierte Nachschlageaufgaben vorausgeschickt. Offenbar soll (laut Lehrerheft) im gesamten 2. Schuljahr nur mit diesem 1. WVZ gearbeitet werden. - Das WVZ (zweispaltig; Lemmata in größerem Schriftgrad als vorangestellte Artikel und Pronomina; striktalphabetisch auch bei Pluralangaben) enthält auch abgeleitete Verbformen, wie „er kam" und „du kannst; gelegentlich sind die Lemmata (zur Verdeutlichung ihrer Verwendung) in minimale Kotexte eingebunden; vgl. „sie las ein Buch", „lass das!" „der nächste Tag", „sie sang schön", „sie sank unter", „lass offen!" u.a.m. Hervorhebenswert ist hier: Die Buchstaben „X" und „Y" werden nicht belegt!

Zu (2): Schlag auf, schau nach - Die „Hinweise zum zweiten Teil des Wörterbuchs" sind als „Hinweise" zur Kommentierung im WVZ völlig unvollständig; im wesentlichen handelt es sich um Suchaufgaben; voraus geht ein ABC-Gedicht und eine Buchstaben-Suchaufgabe. - Das WVZ besteht aus 2 vertikalen Lemmareihen; Lemmata sind nicht hervorgehoben und striktalphabetisch angeordnet; vgl. (untereinander stehend): „der König" - „die Könige - „die Königin" - „die Königinnen". Nur manchmal sind die Lemmata in kurze Kotexte eingebettet: „tot (umfallen)". Bei ärmlicher Kommentierung wird aber konsequent das Prinzip verfolgt, weibliche Formen anzuführen; vgl.: „der Christ", „die Christen", „die Christin"; zu Pluralangaben vgl. „der Papa" „die Papas" („die Pizza" hat aber keinen Plural). Bei Verben wechseln die Pronomina; vgl.: „er kriecht" und „sie küsst". Zahlenmäßig genau verteilt sind: „sie" (arbeitet, badet, bat, bäckt, bekam) und „er" (baut, beginnt, biss, boxt, brummt). Wahrscheinlich ist wegen der angestrebten Geschlechtergleichstellung verzeichnet: „er zieht" und nicht etwa es ziehtW (Übrigens: „dienen" steht nur im Infinitiv, nicht „sie dient" oder „er dient"; dies bestimmt nicht aus didaktischen Gründen! - warum wohl?). Statt Klarheit über Prinzipien der Auswahl von Lemmazeichen und deren Kommentierung zu gewinnen, wird hier das sachunangemessene Prinzip verfolgt, lexikographisch der Gleichstellung von Geschlechtern gerecht zu werden!

Zu (3): Findefix - Der Vorspann enthält ein Inhaltsverzeichnis, Hinweise zur Arbeit mit dem Wörterbuch; es schließen sich 17 Nachschlage-Übungen in Druckschrift an, zu denen die Lösung in Schreibschrift erwartet wird. Ob diese Übertragung möglicherweise als zu schwierig anzusehen ist, kann hier nicht diskutiert werden. - Das WVZ enthält sehr wenige lemmatisierte Einheiten; mit seiner farbigen blauen Umrandung ist es gut gestaltet: Links stehen auf jeder Seite die Lemmata in Druckschrift (Sg.- und Pl.-Angaben auf einer Zeile), daneben rechts (mit zusätzlicher Einbettung in kleinen Kotext) in Schreibschrift; Typ: „der Apfel, die Äpfel" und (in Schreibschrift) „einen Apfel essen". Lemmatisiert sind auch ist, bist etc.; unter „X" wird mit Xaver Originalität versucht, unter „Y" steht das Ypsilon, unter „C" allein „das Christkind" und „auf das Christkind warten" (auf der sonst leeren Seite).

Zu (4): ABC-Detektiv - Der Vorspann umfaßt: Inhaltsverzeichnis und Hinweise zur alphabetischen Reihenfolge der Lemmata.

Werner Wolski

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- Das WVZ ist sehr übersichtlich (gut gewählter Schriftgrad, halbfette Lemmata; Auflockerung durch Zeichnungen in blasser Farbe); bei Verben ist angegeben: 1. Sg. und 3. Pers. Sg. Präs., 3. Pers. Prät. und 3. Pers. Perf.; oft finden sich vollständige Sätze („nicht, er konnte nicht kommen"); bei Subst. sind teils mehrere Komposita angeführt.

Zu (5): Wortspiel - Der Vorspann umfaßt (von 1 bis 18) Hinweise und Übungen zur alphabetischen Ordnung sowie eine zweiseitige Übersicht über die Kommentierung (nach Wortarten), die im Hinblick auf das WVZ als sehr aufwendig erscheint, da nur angegeben sind: Substantive mit Artikel (ohne Plural), Verben nur im Infinitiv (und Formen von sein und haben), Adjektive ohne Zusätze. - Das WVZ enthält (bei großzügiger Gestaltung) im unteren Bereich jeder Seite einen gelb unterlegten Kasten mit Übungen (Such- und Ordnungsaufgaben) samt Lösung; Probleme der Aufgabenstellungen können hier nicht angesprochen werden.

Zu (6): Lollipop Eigenart dieses Wörterbuchs (wie Von Α bis Zett von Gerhard Sennlaub) ist die exhaustive Berücksichtigung von Vornamen im großen WVZ. Es umfaßt im Vorspann: (neben Impressum) ein Inhaltsverzeichnis, einen - vorangestellten - Hinweis auf die Vornamen im großen W V Z mit Anrede an die lieben Kinder, dann Nachschlageaufgaben mit dem Hinweis: „Die ersten 31 Aufgaben sind für die Klasse 2". - Das kleine WVZ unterscheidet sich kaum von dem aus Von Α bis Zett; allerdings sind die Lemmata zu Hauptwortarten unterschiedlich farbig ausgezeichnet; kleine Farbbilder schmücken den oberen Rand. Weggefallen sind da, Dach, daran, darauf, dazu, hinzugekommen ist zeichnen; des weiteren: Voranstellung von „hat" und „ist" bei entsprechenden Verbformen; z.B. „hat gegessen" und „ist gegangen" (Von Α bis Zett nur „gegessen" und „gegangen").

2.5.3.2 Großes Wörterverzeichnis Zu(l):

Von A b i s Zett

- Die Kommentierungspraxis im großen WVZ (Hinweise zur Kommentierung sind vorangestellt) ist sehr reichhaltig: Auffallig sind vor allem die zahlreichen „Sacherklärungen" und etymologischen Kommentare (in kleinerem Schriftgrad zwischen dem eintönigen Schwarz-Weiß-Einerlei der linksbündig in Textblöcken angereihten Artikel). Gelegentlich werden Synonymenangaben gemacht; die Nestartikel umfassen Komposita, bei Verben meist 3. Pers. Sg., und ggf. ein Adjektiv. Zum Lemmabestand zählen zahlreiche Regionalismen (mit Sternchen und nachgestellter Synonymenangabe in Klammern versehen). - Der Nachspann umfaßt Lösungen zu den Aufgaben des Vorspanns, „Wörtersammlung zu sachkundlichen Themen", „Wortfelder" (mit vollständigen Beispielsätzen), Wortfamilien, eine Auswahl von Regionalismen, ein Vornamenverzeichnis mit Erklärung der Namen, ein „Kleines Lexikon der Wortarten" u.a.m.

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Zu (2): Schlag auf, schau nach - Die „Hinweise zum dritten Teil des Wörterbuches" (Vorspann zum großen WVZ) umfassen Nachschlageübungen samt unvollständigen Hinweisen zur Kommentierung. - Das WVZ ist der Kommentierung ähnlich reichhaltig wie im zuvor genannten (gleichsam eine verkürzte Fassung der aus gemeinsprachlichen Wörterbüchern bekannten Kommentierungspraxis); gelegentlich werden auch hier Bedeutungen differenziert (Synonymenangabe); vgl. z.B. „der Yak, auch: Jak, die Yaks (Grunzochse oder Hausrind aus Asien)". Grundmuster bei der Kommentierung von Verben ist: 3. Sg. fem., 3. Sg. Prät., Perf., plus Subst.; ansonsten sind in den Nestern sehr unterschiedliche Einheiten zusammengestellt. Die angestrebte absurde Geschlechterdifferenzierung durch Auswahl der Personalformen „sie" und „er" kann auch hier verfolgt werden. Nachgestellte Ziffern verweisen auf (nicht leicht auffindbare) Ziffementsprechungen auf Seiten des Nachspanns. - Den Textteilen des Nachspanns sind gleichfalls „Hinweise" vorangestellt: Wortfamlien, Wortfelder, „Wörter zu sachkundlichen Themen" (Wortanreihungen; mit Schwarz-Weiß-Abbildungen), Rechtschreibregeln (mit Übungen), nützliche Übersichten zur Druckschrift und zu Schreibschriften, u.a.m.

Zu (3): Findefix Der Vorspann enthält „Tipps" und Übungen für das Nachschlagen. Die Seiten wirken (bei vorteilhafter farbiger Umrahmung) überladen insbes. durch: zahlreiche Verweisungspfeile auf Ziffern, die sich auf Übungsteile beziehen, eckige Klammern (für alternative Artikelbildungsangaben, für Ausspracheangaben) und Striche (z.B. zwischen Substantivlemma und zugeordnetem Verb). Statt der den Lemmata nachgestellten Ziffern hätten besser gleich die Seitenzahlen eingetragen werden sollen, denn man findet entsprechende Übungen (schon wegen Mehrfachnumerierung der Textteile von 1 - n ) meist sowieso nicht im Findefix. Zudem verweisen nachgestellte rote Sterne auf den einzeiligen Kasten, der auf jeder Seite steht; die Kästen werden aufgefüllt mit Hinweisen der Art „Dieses Wort wird anders geschrieben als gesprochen" (Es fragt sich aber: wie?). Bei substantivischen Lemmata ist die Pluralangabe nachgestellt, zu Verben findet sich meist die 2. Pers. Sg. Präs. und auch die 3. Pers. Sg. Prät. angegeben; Fremdwörter werden nicht erklärt, Homonyme werden (außer zu Bank und Band) nicht differenziert. - In den Übungen (zunächst Such- und Schreibübungen) des Nachspanns wird auch die Schreibschrift berücksichtigt; außerdem enthält der Nachspann: Hinweise zur Trennung und zur Diktatverbesserung sowie „Aufsatzhilfen" (Wortfelder, Liste der Vergangenheitsformen, Ausführungen zu den Kasus u.a.m.). Am Ende stehen: eine „Bisher- und Jetzt-Wörterliste" sowie Merkhilfen zur neuen Schreibung.

Zu (4): ABC-Detektiv Der Vorspann enthält Hinweise zur Alphabetisierung und Übungen. Die Gestaltung ist (abgesehen vom größeren Schriftgrad) ebenso bieder wie die im ersten WVZ; der Verweisungspfeil kommt nur in 5 Fällen vor (Verweis auf Grundform: nach mag, raus u.a.m.). Kurzkommentare (Synonymenangaben; in runden Klammern und ohne Kursivauszeichnung) sind recht häufig, aber nicht immer gelungen; vgl. „der Kakerlak (Küchenschabe), die Kakerlaken". Verbformen werden meist in der Art aufgezählt: „kämmen, du kämmst,

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er kämmte, gekämmt". Aufgenommen sind zahlreiche Anglizismen. Zur Besonderheit zählt die Lemmatisierung gängiger Vorsilben (mit Kommentar; durch blauen senkrechten Strich links herausgehoben). - Der Nachspann (samt Anrede „Liebe Lehrerinnen und Lehrer; liebe Eltern") ist sehr wenig ansprechend gestaltet; im Anschluß an - nachträgliche - Hinweise zur Kommentierungspraxis im WVZ finden sich (abgesehen von einer ganz mißlungenen Zuordnungsaufgabe) nur noch drei Seiten umfassende Hinweise zur Worttrennung.

Zu (5): Wortspiel Auch dem großen W V Z sind vielfältige Hinweise und Nachschlageübungen vorangestellt (zudem u.a. ein Suchpfad zur Auffindung von Wörtern und eine zweiseitige Übersicht zu den Angabetypen). - Das WVZ enthält in der linken Spalte (in striktalphabetischer Anordnung, ohne Nestbildung) die Lemmata (bei Subst. mit Pluralangaben, bei Verben mit ausgewählten Verbformen, bei Adj. Steigerungsformen bei Vokalwechsel). Sämtliche anderen Angaben (Synonymenangaben, Angaben zu Wortfamilien, Ausspracheangaben etc.) finden sich in variabler Fassung - und in vollständige Sätze eingebunden - in der rechten Spalte. Gelegentlich ist die Kommentierung lakonisch (vgl. zu „niemals": „Sag niemals niemals"); inhaltliche Eigenarten der Beispielsätze können hier nicht angesprochen werden. Per Verweisungspfeil (in blauer Farbe) wird auf Wörter verwiesen, die zu den zahlreichen Farbtafeln („Sprache und Grammatik"; karnevalartiger „Kindergeburtstag", zu dem auch „der Karneval" angeführt ist, u.a.m.). Auch sonst sind die Seiten ansprechend gestaltet; sie wirken trotz zahlreicher unkonventioneller farbiger Zeichnungen, Sprechblasen etc. nicht überladen. Hervorzuheben ist des weiteren: Die Buchstaben „X" und „Y" sind ausgelassen, Wortbausteine werden ausführlich behandelt, „Teekessel-Wörtern" sind mit einem vorangestellten „T" gekennzeichnet. - Textteile des Nachspanns schließen sich sofort an: Übungen zum Nachschlagen, weitere Farbtafeln, Wortfelder, zahlreiche „TeekesselWörter" (auf 12 eng beschriebenen Seiten), sowie ein alphabetisches Verzeichnis von Wörtern mit neuer Schreibung (in dem aber auch zahlreiche unverändert gebliebene Wörter enthalten sind).

Zu (6): Lollipop Das Wörterbuch ist, bei guter und übersichtlicher Verteilung der Textsegmente auf das WVZ, recht komplex aufgebaut, weshalb eine ausführlichere Darstellung eigentlich lohnend erschiene. Der Vorspann besteht aus dem Verzeichnis der 11 berücksichtigten Sprachen (Tschechisch bis Serbokroatisch) und der Zusatzzeichen für die Aussprache. Bereits auf der 1. Umschlagseite des Wörterbuchs wird auf Beratung für die Begegnungssprachen hingewiesen, auf Quellen für Vornamen und die etymologischen Texte. - Außergewöhnlich ist an diesem Wörterbuch, daß internationale Vornamen (blau hervorgehoben) einen ganz erheblichen Teil des Lemmabestands ausmachen; hinzu kommen zahlreiche Ländernamen, Anglizismen, sowie traditionell als Fremdwörter ansprechbare Ausdrücke („die Ho|mö|o|pa|thie"). - Bei besonderen Häufungen der Vornamen werden diese nicht in die Lemmareihe gestellt (vgl. z.B. unter „J"); nur Vornamen erhalten meist einen Kommentar zur Wortherkunft; oft werden Schreibvarianten in anderen Sprachen samt Ausspracheangabe angeführt; öfters sind in Kästchen Besonderheiten der Rechtschreibung (an entsprechender alphabetischer Stelle; vgl. z.B. zu „Abend") zusammengefaßt. Des weiteren finden sich am unteren Seitenrand meist Kästchen mit sprachvergleichender Kurzdarstellung (z.B. „So ruft der Esel in Europa") zu

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interessanten Sprachdetails. Mit einem Sternchen, das Lemmata nachgestellt ist, wird auf die im Nachspann angegebenen Übersetzungen (in engl, und franz. Sprache) verwiesen. Weitere Besonderheiten sind: gelegentliche Lemmatisierung falscher Formen (vgl. „beesch gibt es nicht", mit Verweisungspfeil auf „beige") und Ausspracheangaben bei Anglizismen und Fremdwörtern; vgl. „das Ni|veau (sprich: niwoh), die Niveaus". Bedeutungserläuterungen zu Fremdwörtern finden sich nicht, aber Homonyme werden differenziert; vgl. „der Schim|mel, die Schimmel (1. weißes Pferd, 2. Pilz)". Auffallend sind auch verschiedene eingestreute Kommentare; vgl.: „Du kannst dir das nicht merken? Nicht schlimm! Die meisten Erwachsenen können es auch nicht!" - Der Nachspann enthält lediglich: „Tipps" zur Schreibung und Trennung, den schon genannten Textteil, die Übersetzung einiger Phrasen (Begrüßungsformeln u.a.m.) in die 11 Sprachen (Tschechisch bis Türkisch; stets in Originalschrift). Übrigens wird erläutert: „der Lol|li (Süßigkeit am Stil)", aber nicht Lollipop (Titel auf der vorderen Umschlagseite). Die Kritik an diesem Wörterbuch dürfte (falls sie gewagt wird) wohl vor allem ansetzen bei dessen Ausrichtung an der MultiKulti-Welle, der exhaustiven Erfassung von Vornamen (um die Aufmerksamkeit der Benutzergruppe auf sich zu ziehen), sowie der vergleichsweise geringen Kommentierungsvielfalt bei Ausdrücken des sog. „Grundwortschatzes" (auf den viele anderen Wörterbuchmacher setzen). An den Durchgang der Wörterbücher diesen Typs lassen sich in aller Kürze folgende Bemerkungen anschließen: Wörterbücher mit mehreren Wörterverzeichnissen können für Ausdrücke jeder Wortartenzugehörigkeit eine Steigerung des Kommentierungsgrades auf einfache Weise bewerkstelligen, was - relativ zu den ersten Wörterverzeichnissen - gleich ins Auge fällt: -

Umwandlung einer vertikalen Lemmareihe in eine horizontale; bei Substantiva Hinzunahme mehrerer Komposita in Nester oder auch Nischen; zunehmende Ausweitung von Verbformen; zunehmende Berücksichtigung von Steigerungsformen bei Adjektiven, ggf. mit Hinzustellung zugehöriger Substantive und Zusatzangaben bei den Nebenwortarten; - Erhöhung des Komplexitätsgrades durch Verweise auf Übungen im Nachspann, - ggf. aber auch quantitative und qualitative Rücknahme der Ausstattung hinsichtlich Farbgebung und Bebilderungen; - insgesamt Veränderungen im Layout und damit Angleichung an die aus gemeinsprachlichen Wörterbüchern bekannte Kommentierungspraxis: zunehmende Bedeutungsdifferenzierung, auch Angaben zur Wortherkunft, Sachkommentare u.a.m.

All das ermöglicht es, sich hinsichtlich zahlreicher Details in hohem Maße von konkurrierenden Unternehmungen abheben zu können. Statt einer Zusammenfassung und einer vergleichenden Übersicht über die Unterschiede der Wörterbücher (insbesondere auch im Hinblick auf die im Verhältnis von kleinem und großem W V Z hervortretende Kommentierungspraxis) können an dieser Stelle nur einige Wörterbuchausschnitte präsentiert werden. Ausgewählt werden Ausschnitte aus den jeweiligen großen Wörterverzeichnissen mit dem Lemmazeichen Joghurt bzw. Jogurt (wie unter 2.5.2).

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Werner

J

Je—lu

Jener jenseits der Jesus Jetzt jeweils der Job, die Jobs, jobben Jodeln, er jodelte der/ das Joghurt/Jogurt |ohlen, er johlte der Journalist, die Journalisten das Jubiläum, die Jubiläen Jubilieren, sie jubilierte, jubeln (18), der Jubel 'Jubilars' (lateinisch) hieß: jauchzen.

Jucken, er juckte der Jude, die Juden, jüdisch das Judo die Jugend, der Jugendliche, jugendlich, die Jugendweihe der Juli Die Römer nannten diesen Monat nach Ihrem Kaiser Julius Caesar, der als Feldherr auch einen Teil unseres Landes eroberte.

Jung, der Jüngling der Junge, die Jungen (34) ( 1 ) V o n A b i s Zett

der Jodler - jodeln die Jodlerin der [das] J o g a [ Y o g a ] joggen, d u joggst der [das] Joghurt [Jogurt], die Joghurts die Johannisbeere 5,16 Johlen, du johlst — 13 der Joker, die J o k e r ^ t jonglieren, du jonglierst — 1 4 φ

Ju der Jubel jubeln, du jubelst d a s Jubiläum, die Jubiläen Jucken, e s juckt — 1 der Jude, die J u d e n die Jüdin, die Jüdinnen jüdisch das J u d o die J u g e n d die Jugendherberge jugendlich der Juli jung - jünger der Junge, die J u n g e n der Junggeselle, die Junggesellen — 3 die Junggesellin, die Junggesellinnen — 3 (3) Findefix

J

Je Jo Ju

-

der der das

das die

der

Κ

jemals jemand, jemandem, jemanden jener, jene, jenes jenseits Jesus Christus Jet (Flugzeug), die Jets Jetzt jeweils Job (Arbeltsplatz), die Jobs Jod Jodeln, er jodelte, der Jodler joggen, du joggst, der Jogger, die Joggerin Joghurt, die Joghurts, auch: Jogurt Johannisbeere, die Johannisbeeren Johlen, er johlte jonglieren, du jonglierst Journalist, die Journalisten, die Journalistin jubeln, er jubelte, der Jubel, der Jubilar, das Jubiläum jubilieren jucken, es juckte mich

(2) S c h l a g auf, schau nach

die Jeans jede, jeder jedenfalls jedoch (aber) der Jeep (Geländewagen), die Jeeps jemals jemand, jemand anders jenseits, jenseits des Flusses Jesus (Jesus Christus) der Jet (Düsenflugzeug), die Jets jetzt jeweils, jeweils nur ein Blatt

jo der Job, die Jobs jobben, du jobbst, er jobbte, gejobbt das Jod joggen, du joggst, er joggte der Joghurt oder: das Joghurt, die Joghurts, auch: der Jogurt oder, das Jogurt (4) A B C - D e t e k t i v

Wolski

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische der Januar, Im Januar 0 1 8 8 Je

die Jeans 0117

der

der der der der

jedenfalls Jede, jeder, jedes jedoch Jeep, die Jeeps jemand jene, jener, jenes jetzt Job, die Jobs Jogurt, die Jogurts 0101 Joker, die Joker Jubel jubeln, du jubelst jucken, es juckt mich

Analyse

In Süddeutschland heißt der Januar auch Jänner. Je eher du anfängst, desto früher bist du fertig. Wir haben je Schüler eine Mark Eintritt bezahlt. die Jeansjacke, der Jeansrock, das Jeanshemd, die Bluejeans,... Ich habe jedenfalls nichts davon gewusst. Für jedoch kannst du auch aber sagen. Jeeps sind Geländewagen mit Vierradantrieb. Es klopft jemand an die Tür.

Mein Bruder jobbt in den Ferien. Ich mag am liebslen Jogurt mit Erdbeeren. Der Joker kann jede Karte ersetzen. Der Jubel über unseren Sieg war riesig. Den Samen der Hagebutte kann man auch als Juckpulver verwenden.

(5) Wortspiel

F G Η 1 Μ

El κ L Μ Ν 0 Ο r 0 R s Τ υ ν w

der Ja|gu|ar, die Jaguare jäh, der Jähzorn das Jahr, die Jahre, jährlich, das einjährige Kind der Jahr|gang, die Jahrgänge der Jahrmarkt, die Jahrmärkte der Jam|mer, jammern, jämmerlich der Ja|nu|ar* Jajpan, die Japaner, japanisch jap|sen, er japste jä|ten, er jätete die Jau|che jauch |zen, sie jauchzte }au|len, er jaulte ja|wohl der Jazz,jazzen je je|den|fall8 je|der, jede, jedes Mal jejdoch

der Job, die Jobs, jobben jo|deln, sie jodelte ""VdnJolghurt/Jolgurt Joh|len, er johlte der Jour|na|list, die Journalistin, die Journalisten jujbeln, der Jubel das Ju|bi|lä|um, die Jubiläen ju|bi|lie|ren, sie jubilierte jujcken, sie juckte der Ju|de, die Juden das Ju|do die Ju|gend t die Jugendlichen, jugendlich die Ju|gend[wei|he der Jujll* jung, der Junge, der Jüng ling, der Junggeselle der Ju|nl* der Ju|rist, die Juristen das Ju|wel, die Juwelen, der Juwelier der Jux

Als die Römer England besetzt hatten, lernten die Eingeborenen das Wort iocus (Spaß). Jetzt heißt das englische Wort joke und Spaßmacher nennt man joker. So heißt auch eine besondere Spielkarte: Es macht Spaß, wenn man sie hat.

(6) Lollipop

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Werner Wolski

3 Schlußbemerkungen

Geurteilt über die Menge der berücksichtigten Wörterbücher sind - gerade auch im Hinblick auf die neuesten Wörterbücher - sehr viele kreative Ansätze erkennbar. Es wäre den Versuch wert, unter lexikographischen und didaktischen Erwägungen die vorteilhaften Eigenschaften jeweiliger Wörterbücher in einem einzigen Wörterbuchprojekt zusammenzubringen. Dazu wären neuere didaktische Ansätze einzubeziehen: Erfahrungen mit verschiedenen Unterrichtskonzepten des offenen Unterrichts, Diskussionen um Alternativen zur Fibel usw., aber auch neue Herausforderungen im Schulalltag, die mit dem hohen Anteil ausländischer Kinder und Spätaussieder-Kinder gegeben sind. Im Dornröschenschlaf - um an die Einleitung anzuschließen - befinden sich die Wörterbuchproduktionen in diesem Segment der deutsche Wörterbuchlandschaft durchaus nicht mehr. Dornröschen ist längst durch die verschiedenen Küßchen derer, die sie wachküssen wollten, aufgewacht - vielleicht auch nur durch den vielen Lärm. Auf den Prinzen, der sie so wachküßt, wie sie es mag, muß sie möglicherweise ewig warten. Wörterbücher sind, wie andere Gebrauchsgegenstände, vornehmlich auch Waren. Eine Untersuchung, welche Warenangebote an welchen Schulen in welchem Umfang ihre Abnehmer und Abnehmerinnen aus welchen Gründen finden, gibt es nicht und wird es für die behandelten Wörterbücher in absehbarer Zukunft nicht geben; auch wäre eine solche Untersuchung angesichts von Neuerscheinungen oder der Überarbeitung vorhandener Wörterbücher schnell überholt. Anstelle einer generellen Zusammenfassung sei an den Schluß vorliegenden Beitrags ein Wörterbuchausschnitt aus „WAS BEDEUTET...?" (Bd. II: 1997) gestellt. Das Wörterbuch, das kaum bekannt sein dürfte und das offenbar nicht käuflich zu erwerben ist, hat mir Herr Wolrad Scheffer zugänglich gemacht, der Sonderschullehrer ist. Es beinhaltet in zwei Bänden die Beiträge der Zeitschrift „Das bunte Blatt. Monatsschrift in einfacher Sprache" und ist „gefördert von der Aktion Sorgenkind" (sh. Impressum). Lemmata haben in dem Wörterbuch die Form: „r Luxus", „s Mineral" sowie „i Minerale [...]". Große Teile des sich an das Lemma anschließenden Artikeltextes sind hier ausgelassen; die letzte Passage des Artikeltextes lautet: W A S

B E D E U T E T :

„(sich) aufdrängen" „ist aufdringlich - unaufdringlich" ,,i Aufdringlichkeit"? [.·•]

Aufdringlichkeit ist unangenehm. Hast du schon einmal aufdringliche Menschen erlebt? Händler, Verkäufer können aufdringlich sein. Sie drängen ihre Waren auf. Sie wollen unbedingt verkaufen. Bekannte können aufdringlich sein. Sie machen zu oft und zu lange Besuche. Sie machen zu viele und zu teure Geschenke, um mehr Kontakt zu bekommen. Sie überlegen nicht: 'Will der/die andere a u c h mehr Kontakt haben, oder möchte er/sie mehr Abstand halten?"'. Schließlich sei eine Art Resümee angefügt, das nach der Lemmareihe eines der hier behandelten Wörterbücher geformt ist:

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

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NIE WIEDER die Wiege - die Wiegen die Wiese - die Wiesen wie viel? wild! Sie will - du willst; der Wind die Winde winken. Sie wirft wirklich! Du wirst wissen. W. W.

4 Literatur

4.1

Wörterbücher

ABC-Detektiv. Wörterbuch für die Grundschule. Von Stefan Nagel, Edmund Wendelmuth und Ruth Wolt. 1. Aufl. Berlin: Volk und Wissen; Düsseldorf: Kamp Schulbuchverlag 1997. Abracadabra. Von Johann Fackelmann und Karl Söll. 1. Aufl. Braunschweig: Westermann Schulbuchverlag 1996. Das erste Wörterbuch des Volksschülers (3. bis 6. Schuljahr). Von Ernst Kahler. 5. u. 6. Aufl. Langensalza. Berlin. Leipzig: Julius Beltz Verlag 1940. Der Kinder-Duden. Sprechen, Schreiben, Lesen. Neuausgabe in neuer Rechtschreibung. Mit Geschichten von Achim Bröger und Bildern von Doris Rübel. Pädagogische Beratung, Vorwort und Wörterverzeichnis: Ulrike Holzwarth-Raether. 4., völlig neu bearb. Aufl. Leipzig, [etc.]: Dudenverlag 1994 u. 1997. Fidibus. Das erste Wörterbuch. Zum Lesen und Schreiben im ersten und zweiten Schuljahr. Leipzig. Stuttgart. Düsseldorf: Klett 1997. Findefix. Wörterbuch für die Grundschule. 2., erw. Aufl. mit neuer Rechtschreibung. Von Johann Fackelmann, Robert Müller, Klaus Patho und Susanne Patho. 2., erw. Aufl. München: Oldenbourg 1996. [1. Aufl. 1991]. Frag mich. Wörterbuch ab Klasse 2. Von Karl-Heinz Klaas und Kerstin Renatus. 1. Aufl. Leipzig: Emst Klett Grundschulverlag 1997. Grundwortschatz. Das Wörterbuch für die Grundschule. Von Heiko Balhorn, Jan P. Schniebel und Walter Uihlein. Hamburg: verlag für pädagogische medien 1998. Kade. Mein zweites ABC. Ein Wörterbuch für die Grundschule. Mit Arbeitsanweisungen für die innere Differenzierung und Individualisierung. Von Franz Kade. 11. Aufl. Bonn: Ferd. Dümmlers Verlag 1987. Kinder-Bertelsmann. Grundschulwörterbuch mit Übungen und Lernspielen. Von Hertha BeuschelMenze. o. O.: Bertelsmann Lexikon Verlag 1998. Kriegelstein, Alfred: Wörterbuch für den Deutschunterricht in der Grundschule. Rechtschreiben, Sprachbetrachtung, Sprachgebrauch. 8., unveränd. Nachdruck der 4. Aufl. 1985. München: Ehren wirth Verlag 1995. Lollipop. Wörterbuch für Kinder der Grundschule. Von Gerhard Sennlaub. 1. Aufl. Berlin: Comelsen Verlag 1998. Mein erstes Schulwörterbuch. Von Peter Kühn. Köln: Dümmler Verlag der Stam GmbH 1999.

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Mein Schulwörterbuch. Von Peter Kühn. Zur neuen Rechtschreibung, Sprachbetrachtung, Sprachbildung, Sprachgestaltung. 3. Aufl. Bonn: Ferd. Dümmlers Verlag 1997. Mein Wörterbuch 1/2. Mit dem Grundwortschatz für die 1. und 2. Jahrgangsstufe der Grundschule. Von Irene Harnischfeger und Karin Kleinbauer. 1. Aufl. Regensburg: Wolf Verlag 1996. Mein Wörterbuch 3/4. Mit dem Grundwortschatz für die 3. und 4. Jahrgangsstufe der Grundschule. Von Irene Harnischfeger und Karin Kleinbauer. 1. Auf. Regensburg: Wolf Verlag 1996. [erschienen auch eine geringfügig andere Version]. Schlag auf, schau nach. Wörterbuch für die Grundschule in 4 Teilen. Von Edmund Wetter. 4. Aufl. Offenburg: Mildenberger Verlag 1997. Simsalabim. 1. Aufl. Braunschweig: Westermann Schulbuchverlag 1996. Suche selber. Wörterbüchlein für jüngere Schüler. Mit einem Anhang für Rechtschreiben und Sprachkunde. Zusammengestellt von Karl Häfner. Stuttgart: Ernst Klett Verlag 1954. Unser Wortschatz. Von Wolfgang Menzel und Günter Rudolph. Braunschweig: Westermann Schulbuchverlag GmbH 1998. Von Α bis Zett. Wörterbuch für Grundschulkinder. Von Gerhard Sennlaub. 1. Aufl. Berlin: Cornelsen Verlag 1996. Was bedeutet...? Worterklärungen in einfacher Sprache. Von Cäcilie Segschneider. Sonderdruck „Das bunte Blatt". Gefördert von der Aktion Sorgenkind. 3. Aufl. Bd. I, hrsg, vom Bund Deutscher Taubstummenlehrer. o.O. 1992; Bd. II, hrsg. vom Berufsverband Deutscher Hörgeschädigtenpädagogen. 1. Aufl. o.O. 1997. Wörterbuch für die Grundschule. Mit Übungen zum Nachschlagen. Hrsg. von Erwin Schwartz und Gisela Winter. Braunschweig: Westermann 1996. Wörterdetektiv. Diesterwegs Grundschulwörterbuch. Von Brigitta Dittrich, Heide Marie Kaffke und Erika Reichert-Maja. Frankfurt/M.: Moritz Diesterweg 1996. [Mit Einlegeblatt „Die neue Rechtschreibung"]. Wortprofi. Schulwörterbuch Deutsch. Ausgabe B. Von Josef Greil. 1., die Rechtschreibreform berücksichtigende Aufl. München: Oldenbourg Verlag 1997. Wortspiel. Wörterbuch für Grundschulkinder. Hrsg. von Burkhard Schaeder, unter Mitarbeit von Ingeborg Jürgensen, Erich Krueger, Elfriede Meyer u.a. Hannover: Schroedel Verlag 1996.

4.2

Sonstige Literatur

Bergenholtz/Tarp/Wiegand 1999 = Henning Bergenholtz/Sven Tarp/Herbert Ernst Wiegand: Datendistributionsstrukturen, Makro- und Mikrostrukturen in neueren Fachwörterbüchern. In: Fachsprachen. Ein Internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. Hrsg. von Lothar Hoffmann, Hartwig Kalverkämper und Herbert Ernst Wiegand. 2. Teilband. Berlin. New York 1999, 1762-1832 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 14.2). Grundmann, Hilmar 1999: Zur Didaktik und zum Gebrauch von Schulwörterbüchern im berufsschulischen Unterricht. In: Lexicographica 14/1998. Tübingen 1999, 163-169. Kammerer, Matthias/Herbert Ernst Wiegand 1999: Über die textuelle Rahmenstruktur von Printwörterbüchern. Präzisierungen und weiterführende Überlegungen. In: Lexicographica 14/1998. Tübingen 1999,224-238. Kühn, Peter 1994: Mein Schulwörterbuch. Kleine Didaktik und Methodik der Wörterbucharbeit. Bonn 1994. — 1999: Positionen und Perspektiven der Wörterbuchdidaktik und Wörterbucharbeit im Deutschen. In: Lexicographica 14/1998. Tübingen 1999, 1-13. Preyer, A./P. R. Portmann 1996: Norm - Moral - Didaktik. In: Norm, Moral und Didaktik. Die Linguistik und ihre Schmuddelkinder. Eine Aufforderung zur Diskussion. Hrsg. von A. Preyer und P. R. Portmann. Tübingen 1996, 37-46. Sandfuchs, Uwe 1999: Wörterbücher, Wörterbuchdidaktik und Wörterbuchgebrauch in der Primarstufe und Sekundarstufe. In: Lexicographica 14/1998. Tübingen 1999, 138-147.

Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse

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Schaeder, Burkhard 1998: Wörterbücher im Unterricht der Grundschule. 1. Aufl. Siegen 1998 (SISIB-Schriftenreihe: Schulwörterbücher 3). Sennlaub, Gerhard 1996: Von Α bis Zett. Wörterbuch für Grundschulkinder. Lehrerheft. Berlin 1996. Valtin, Renate/Ingrid M. Naegele 1994: Nicht nachahmenswert. Negative Beispiele aus Rechtschreibmaterialien. In: Rechtschreibunterricht in den Klassen 1-6. Grundlagen - Erfahrungen Materialien. Hrsg. von Ingrid Naegele und Renate Valtin. 3., vollst, neu bearb. Aufl. Frankfurt/M.: Arbeitskreis Grundschule - der Grundschulverband e.V. 1994, 117-126 (Beiträge zuer Reform der Grundschule; Bd. 56/57). Wiegand, Herbert Emst 1999: Artikel einsprachiger Lemerwörterbücher, Textgestaltwahrnehmung und Suchbereichsstrukturen. Erscheint in: Festschrift für Gerhard Heibig. Ms. 21. S. 1999.

Werner Wolski, Universität GHS Paderborn, FB3: Sprach- und Literaturwissenschaften, Warburger Str. 100, 33098 Paderborn

Herbert Ernst

Wiegand

Nachwort

Die Anfänge des Heidelberger Lexikographischen Kolloquiums liegen im Sommersemester 1980. Seit diesem Semester fand sich - zunächst in unregelmäßigen Abständen - ein kleiner Diskussionskreis zur Lexikographie zusammen. Ab dem Sommersemester 1983 wurde aus dem Diskussionskreis eine offizielle Veranstaltung, zu der fortgeschrittene Studierende, Kolleginnen und Kollegen aus Heidelberg, Mannheim und Darmstadt, Lexikographen und andere Gäste aus dem In- und Ausland eingeladen wurden. Insgesamt wurden in rund 20 Jahren über 100 Vorträge gehalten. 41 davon sind in den vier Bänden mit dem Titel „Wörterbücher in der Diskussion" erschienen. Alphabetisch geordnet nach den Namen der Verfasserinnen und Verfasser sind sie am Ende dieses Nachwortes zusammengestellt. Allen, die mitdiskutiert haben und insbesondere den unten genannten Autorinnen und Autoren danke ich und hoffe, daß für viele die Diskussionen im Kolloquium Anregungen gebracht haben. Für mich waren die Gespräche stets gewinnbringend und ein Stück des heiteren Heidelberg. Also sage ich nicht Hallo, sondern heiHei, zu lesen wie high-high, wobei high bitte so zu verstehen ist wie in high spirits.

Wörterbücher in der Diskussion. Bd. I-IV. Übersicht über die publizierten Vorträge des Heidelberger Lexikographischen Kolloquiums

Gerhard Äugst Rechtschreibfähigkeit, Rechtschreibwissen und Rechtschreibwörterbuch

Bd. I. 1989,1-38

Laura Balbiani Methoden und Ziele der lexikographischen Erschließung von Fachtexten der frühen Neuzeit, am Beispiel der „Magia Naturalis" von Giovan Battista Deila Porta

Bd. IV. 2000, 3-27

Jochen A. Bär Vorschläge zu einer lexikographischen Beschreibung des frühromantischen Diskurses

Bd. III. 1998, 156-211

350

Jochen A. Bär Lexikographie und Begriffsgeschichte. Probleme, Paradigmen, Perspektiven Elisabeth Breidt Neuartige Wörterbücher für Mensch und Maschine: Wörterbuchdatenbanken in COMPASS

Herbert Ernst Wiegand

Bd. IV. 2000, 29-84

Bd. III. 1998, 1-26

Johannes Fournier Digitale Dialektik: Chancen und Probleme mittelhochdeutscher Wörterbücher in elektronischer Form

Bd. IV. 2000, 85-108

Rufus H. Gouws Toward the Formulation of a Metalexicographic Founded Model For National Lexicography Units in South Africa

Bd. IV. 2000, 109-133

Ulrike Haß-Zumkehr Propagandainstrument Wörterbuch. Zur lexikografischen Methodik im Nationalsozialismus

Bd. IV. 2000, 135-153

Franz Josef Hausmann Kleine Weltgeschichte der Metalexikographie Martin Hellmann „Tironische Noten sortieren ...". Zur Lexikographie der lateinischen Stenographie Fritz Hermanns Emotion im Wörterbuch. Zur Lexikographie von affektiver Lexik Fritz Hermanns Kausative Adjektive. Bericht über eine lexikologischlexikographische Recherche

Bd. I. 1989,75-109

Bd. IV. 2000, 155-173

Bd. Π. 1996,256-278

Bd. ΠΙ. 1998, 285-318

Matthias Kammerer / Andrea Lehr Potentielle Verweise und die Wahrscheinlichkeit ihrer Konstituierung

Bd. Π. 1996,311-354

Peter Kühn Schulwörterbücher sind lexikographische Langweil-Bestseller oder warum eine Wörterbuchkultur in Deutschland nicht in Gang kommt

Bd. I. 1989, 111-132

Peter Kühn Phraseologie und Lexikographie: Zur semantischen Kommentierung phraseologischer Einheiten im Wörterbuch

Bd. I. 1989, 133-154

Nachwort

Ingrid Lemberg Die Belegexzerption zu historischen Wörterbüchern am Beispiel des „Frühneuhochdeutschen Wörterbuches" und des „Deutschen Rechtswörterbuches"

351

Bd. II. 1996, 83-102

Ingrid Lemberg Lexikographische Erläuterungen im Deutschen Rechts Wörterbuch: Gestaltungsmuster in einem Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache

Bd. ΠΙ. 1998, 133-154

Ingrid Lemberg / Sybille Petzold / Heino Speer Der Weg des Deutschen Rechtswörterbuchs in das Internet

Bd. III. 1998, 262-284

Wolf-Andreas Liebert Hypertextdesign in der kognitiven Lexikographie. Das Hypermedia-Metaphernlexikon „Lascaux" Elisabeth Link Was ist eigentlich ein Lemma? oder: Gehört z.B. das „-" bzw. „..." in „meta-, Meta-" bzw. „meta..., Meta...," zum Lemma oder nicht? Anmerkungen zu einem Beitrag Η. E. Wiegands zur Theorie der lexikographischen Sprachbeschreibung

Bd. II. 1996, 103-139

Bd. I. 1989, 155-190

Anja Lobenstein-Reichmann Dichtung und Wahrheit in der Geschichtsschreibung. Lexikographie im Dienste historischer Erkenntnisfindung, dargestellt am Beispiel Luthers

Bd. IV. 2000, 175-202

Klaus Mudersbach Ein Vorschlag zur Beschreibung von Phrasemen auf der Basis eines universalen pragmatischen Modells

Bd. III. 1998, 319-347

Wolfgang Müller Antonymien, Gegenwortfeld-Wörterbücher und das GegenwortWörterbuch. Begründung und Konzeption

Bd. II. 1996, 279-310

Wolfgang Müller Wörterbücher der Zukunft - oder: Terra incognitae Baidur Panzer Handbuch des serbokroatischen Verbs I: Derivation Krzysztof Petelenz Zur Hypertextualisierung von zweisprachigen Wörterbüchern. Einige Vorschläge am Beispiel des Sprachenpaares DeutschPolnisch

Bd. III. 1998, 212-261

Bd. I. 1989, 191-206

Bd. IV. 2000, 203-231

352

Herbert Emst Wiegand

Oskar Reichmann Neueste Autorenlexikographie: Problemerörterung am Beispiel des Wörterbuches zur Göttinger Frauenlob-Ausgabe

Bd. II. 1996, 204-238

Martha Ripfel Bedeutungserläuterungen im allgemeinen einsprachigen und im Textwörterbuch am Beispiel des Redensartenwörterbuchs zur Fakkel

Bd. III. 1998, 42-54

Ian F. Roe Collins Cobuild Valency Dictionary: The Patterns of English Verbs, Adjectives and Nouns: Zum Verfassen eines Lernerwörterbuches

Bd. III. 1998, 2 7 ^ 1

Stefan J. Schierholz Grammatische Informationen zu Substantiven in einsprachigen deutschen Wörterbüchern

Bd. II. 1996, 140-203

Stefan J. Schierholz Zur Semantik der Präposition „auf' in komplexen Nominalphrasen sowie notwendigen und möglichen Darstellungen im Wörterbuch

Bd. III. 1998, 55-105

Wilfried Seibicke Ein „Historisches Deutsches Vornamenwörterbuch". Skizze eines Projektes

Bd. I. 1989, 207-225

Angelika Storrer Metalexikographische Methoden in der Computerlexikographie

Bd. II. 1996, 239-255

Angelika Storrer Hypermedia-Wörterbücher: Perspektiven für eine neue Generation elektronischer Wörterbücher

Bd. III. 1998, 106-131

Herbert Ernst Wiegand Wörterbuchstile: Das Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm und seine Neubearbeitung im Vergleich

Bd. I. 1989, 227-278

Herbert Ernst Wiegand Das Konzept der semiintegrierten Mikrostrukturen. Ein Beitrag zur Theorie zweisprachiger Printwörterbücher Herbert Ernst Wiegand Altes und Neues zur Makrostruktur alphabetischer Printwörterbücher

Bd. II. 1996, 1-82

Bd. ΠΙ. 1998, 348-372

Nachwort

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Herbert Ernst Wiegand Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörterbüchern. Ein Beitrag zur Theorie der Wörterbuchform .... Bd. IV. 2000, 233-301 Werner Wolski Partikeln im Wörterbuch: Verständlichkeit von Artikeltexten und Verständigung über Partikelbedeutungen Werner Wolski Neuere Wörterbücher für die Grundschule. Eine exemplarische Analyse Dou Xuefu Neologismus und Neologismenwörterbuch

Oberurff, im September 1999

Bd. I. 1989, 279-293

Bd. IV. 2000, 303-347

Bd. I. 1989, 39 - 7 3

Η. E. W.

Anhang Abstracts und Resumes

Laura

Balbiani

Abstract: T h e lexicographical analysis of scientific texts of the 16th and 17 th century, its methods and purpose. T h e example of G. B. Deila P o r t a ' s " M a g i a Naturalis" The lexicographical analysis of G. B. Delia Porta's "Magia Naturalis" is of great interest to language scholars: it collects an abundance of lexical material from the 16th and 17th century, providing a source for special language-research, and fosters concepts of "Europeanisation" of historical linguistics. The specialized lexicon of the original Latin text (1558) has been compared with its Italian (1560) and German translation (1612): this article deals with the phases of lexicographical work that resulted in a specialized, semasiological and trilingual dictionary, where Latin plays the role of a tertiutn comparationis. The article then discusses, in detail, methods and problems relating to the use of computer, data collection and presentation, i.e. macro and microstructural problems. The lexicographical study of sources offers a great amount of data for the more traditional research fields of historical linguistic sciences, but it also points out the close relation between lexicography and other disciplines like history of culture or sociolinguistics. This comes clearly out of the analysis: some examples underline the deep influence exerted by the cultural context and text external elements on communication strategies, on texts and their organization; some lemmata (the so-called "Europeanisms") present important semantic and lexical correspondences in all three languages, some others give hints about Delia Porta's theory of language and science. The author's use of the lexicographical metalanguage shows clearly the informational characteristics and the degree of language specialization of the text. An integrative analysis, that aims at examining texts from different viewpoints, proves to be extremely profitable as new research dimension and methodology for a number of current linguistic and communication science investigations. R e s u m e : M e t h o d e s et objectivs pour l ' e x a m e n lexicographique des textes scientifiques du XVI C et X V I I e siecle, ä l'exemple de la «Magia Naturalis» de G. Β. Deila Porta L'examen lexicographique de la «Magia Naturalis» de G. B. Deila Porta rassemble des documents lexicaux tr£s interessante datfs du XVF et XVII e sifecle: cette ceuvre repr£sente une source riche pour Γ etude des langues de spdcialitö et eile donne une impulsion significative ä Γ «europeanisation» des sciences linguistiques historiques. Le lexique technique du texte latin original (1558) a 6te compare avec sa traduction en allemand (1612) et en italien (1560): dans cet article j'ai dicrit toutes les phases du travail lexicographique sur ce texte. Le rdsultat a 6t6 un dictionnaire specialise, s^masiologique et trilingue, oil le latin a servi de tertium comparationis. Les methodes ainsi que les problömes de l'61aboration ölectronique, la collecte des materiaux et leur presentation sont t r a i l s en detail. Le travail lexicographique sur les sources a fourni un materiel riche pour les domaines traditionnelles de la philologie historique, mais surtout il a souligne l'interd^pendance entre la lexicographie et d'autres disciplines comme l'histoire de la civilisation et la sociolinguistique. Quelques exemples montrent la grande influence exercöe par des facteurs externes au texte et par le contexte culturel sur le texte et sa structuration. Quelques termes - qu'on appelle europdismes - presentent d'importantes convergences sdmantiques et lexicales dans les trois langues, d'autres nous renseignent sur la conception de la langue et de la science qu'avait l'auteur. Au le niveau metalexicographique, on sent le caractfere de vulgarisation du texte et le degr6 de specialisation de sa langue. Cette mdthode integrale, qui examine les textes de differents points de vue, rend accessible un ensemble de donndes qui pourrait etre trfes profitable ä plusieurs disciplines linguistiques.

356

Anhang

Jochen Α. Bär

Abstract: L e x i c o g r a p h y

and History of Concepts. P r o b l e m s , P a r a d i g m s , Perspectives

In this contribution, the history of ideas or concepts (Begriffsgeschichte) is understood as a form of historical semantics (and thus as a discipline of historical linguistics). From a linguistic point of view, most of the traditional concepts of .concept' prove problematic, though. They do not consider the linguistic distinction between expression plane and content plane: in non-linguistic use, the German word Begriff can mean >word, expression, term< as well as >concept, idea, notions and this ambiguity affects the philosophical and historical use either. Besides, .concepts' are traditionally understood as semantic entities regardless of their lingual form; usually they are thought to be expressable with different words of one language (synonyms), even with different words of different languages (heteronyms). Such .concepts', however, can not be described by means and methods of historical semantics, for this discipline can only investigate lingual, not extra-lingual objects. For this reason, another concept of .concept' is brought to discussion. .Concepts' are introduced as products of linguistic construction: the fact that different synonymous words correspond semantically. As a consequence, .concepts' are not (like .meanings') understood as semantic units of lexemes (single words), but of lexical fields. By example of the concept () in early German romanticism, the author demonstrates, how the linguistic construction of a concept could be done. Based on the idea that semantic analyses of different, synonymous words throw light upon the content plane of a lexical field, the procedure consists of a lexiko-semantic part that uses lexicographical methods of interpretation and description, and of a so called conceptographic part that summarizes and classifies what different words have in common regarding to their contents. Lexicography therefore is used as an instrument of a linguistic history of concepts. The contribution is concluded with comments on the presentation of conceptographic analyses as well as on possible subjects. As a product of describing the use of Phantasie in texts of early German romanticism, the appendix presents a dictionary article Phantasie that exposes 21 different meanings of this word.

Resume:

L e x i c o g r a p h i e et histoire des concepts. P r o b l e m e s , p a r a d i g m e s , perspectives

L'6tude con9oit l'histoire des concepts (Begriffsgeschichte) comme discipline de la semantique historique et par consequent de la linguistique historique. Or, d'un point de vue linguistique, Ies notions de .concept' convenues entre historiens des concepts s'averent problematiques: Elles ne distinguent pas entre signifiant et signifie. Dans le langage courant, le mot allemand Begriff peut avoir le sens »expression, mot< mais aussi >idee, concept, notion< et cette ambiguity se ripercute sur la terminologie de l'histoire des concepts. Pour ajouter ä la confusion, cette discipline entend souvent par .concept' une unite sömantique sans prendre en compte sa forme lexicale. Ces unites peuvent etre exprimöes par des mots diffirents d'une meme langue (synonymes), voire par des mots difförents de langues differentes (hdtironymes). Ainsi, elles se soustraient ä la semantique historique qui ne peut avoir pour objet des phinomfcnes extralinguistiques. Dans le cadre de Γ etude prdsente, .concept' est ddfini comme 6tant le r6sultat d'une construction linguistique. .Concept' designe les fragments semantiques que plusieurs mots partagent. .Concept' ne designe done pas — ä la difference de ,signifie' - des unites s6mantiques de mots isol6s, mais des unites semantiques de champs lexicaux. A partir du concept .imagination' () tel qu'il est utilise dans les textes du premier romantisme allemand, 1'auteur va montrer, comment, selon les criteres linguistiques, un concept se construit: Des analyses semantiques eclaircissent le contenu d'un champ lexical. Le precede consiste en deux etapes: La premiere partie lexico-sdmantique applique des mithodes lexicographiques d'interpretation et de description. La seconde partie dite conceptographique saisit et d6crit les similitudes semantiques des differents mots. De cette manure, la lexicographie se met au service d'une histoire des concepts fondee sur des methodes linguistiques.

Abstracts und Resumes

357

Pour clore, l'auteur presente des suggestions pour la presentation d'analyses conceptographiques et de leurs rdsultats ainsi que des propositions d'analyses conceptographiques ä mener. Un article lexicographique montrant 1'usage du mot Phantasie dans les textes du premier romantisme allemand figure en annexe; 21 significations diff6rentes s'y laissent degager.

Johannes Fournier Abstract: Digital Dialectics: Prospects and Problems of Middle High German Dictionaries in Electronic Form At the University of Trier the three most important dictionaries of Middle High German are currently being digitalized in order to be published on CD-ROM as well as in the Internet in the near future. Hyperlinks will provide the potential user with instant access to all articles by reference to a single headword that covers all three dictionaries. An essentially new research feature will be the option of searching for lexicographical information via database, which offers greater flexibility than a simple headword search would do. Achieving this objective requires the specific encoding of all lexicographically relevant elements within every single entry. In some cases, this process asks for elaborate manual mark-up because certain types of information are implicitly understood by human beings alone, but not by computers. Only then can queries put to a database produce reliable and exhaustive answers. In anticipation of potential users' more complex needs, the electronic dictionary will provide a sophisticated classification of all citation-sources according to geographical provenance, chronology and genre. These advanced query-options will provide essentially new insights for those involved in vocabulary studies, metalexicography, and the composition of a new Middle High German dictionary. Resume: Dialectique digitale: chances et problemes des dictionnaires electroniques du moyen haut allemand L'Universiti de Treves realise actuellement un projet de digitalisation des trois dictionnaires les plus importants du moyen haut allemand afin de les publier trös prochainement sur CD-ROM et sur Internet. L'objectif du projet est de permettre l'acces immidiat ä tous les articles se referant ä un motsouche dans les dictionnaires relics par le systfcme de liaison Hyperlinks. Un ascpect nouveau et essentiel du projet est la possibiliti de rechercher une information lexicographique ä partir d'une banque de donnis sans avoir ä entrer un mot-souche. Pour atteindre cet objectif, il est nicessaire d'avoir une description prdcise de tous les iliments lexicographiques se rapportant ä chaque entrie. Ce processus de recherche demande parfois des indications manuelles £labor£es 6tant άοηηέ que certains types d'information sont implicitement compris par les humains mais pas par les ordinateurs. C'est alors seulement que les recherches faites ä partir d'une banque de donnies pourront donner des rdsultats complets et fiables. En vue des futurs utilisateurs et des besoins plus complexes le dictionnaire electronique offrira une classification sophistiquee de toutes les sources de citation selon la provenance geographique, la Chronologie et le genre. Ces options de recherche avancees permettront une nouvelle approche pour les personnes specialisees dans l'dtude du vocabulaire, la metalexicographie et pour la composition d'un nouveau dictionnaire du moyen haut allemand.

Rufus H. Gouws Abstract: Zur Formulierung eines metalexikographisch basierten Modells der nationalen lexikographischen Institute in Südafrika Seit 1994 hat Südafrika elf offizielle Sprachen. Einem Regierungsentschluß gemäß soll ein nationales lexikographisches Institut für jede Sprache etabliert werden, das die Aufgabe hat, die Sprache zu

Anhang

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pflegen, zu erhalten und zu dokumentieren. Der Hauptzweck des Instituts wird die Erstellung eines Wörterbuches der jeweiligen Sprache sein. Dieser Beitrag behandelt bestimmte Aspekte des lexikographischen Prozesses, der in Südafrika an den Instituten durchgeführt werden soll. Nach einer kurzen Beschreibung der lingualen und lexikographischen Situation im vielsprachigen und multikulturellen Südafrika folgt eine Darstellung ausgewählter Probleme, mit denen der Pan South African Language Board (der Ausschuß, der von der Regierung mit dem Auftrag betraut wurde, die Institute mit ihren Wörterbuchprojekten zu etablieren) konfrontiert werden wird. Es wird dargelegt, daß der Mangel an ausgebildeten Lexikographen und das Fehlen einer Wörterbuchkultur den lexikographischen Prozeß stark behindern werden. Es wird darauf hingewiesen, daß bei der Konzeption der Wörterbücher sowohl die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten der anvisierten Benutzer als auch die Spezifika der jeweils zu kodifizierenden Sprache zur berücksichtigen sind. Diese Situation hat nicht nur Auswirkungen auf die Struktur und den Inhalt der geplanten Wörterbücher, sondern auch auf die Organisation der lexikographischen Institute. Das Instruktionsbuch, das in den Instituten zur Erstellung der Wörterbücher benutzt werden soll, soll sich auf die Ergebnisse der jüngsten metalexikographischen Forschungen stützen und neue Strategien beim Verfassen von benutzerorientierten Wörterbüchern verfolgen. Schließlich werden Beispiele aus Sepedi wiedergegeben, einige makround mikrostrukturelle Probleme diskutiert und auf das Fehlen eines polyfunktionalen Wörterbuches hingewiesen.

Resume: Essai d'une formulation d'un modele metalexicographiquement fonde pour des unites lexicographiques nationales en Afrique du Sud Depuis 1994 l'Afrique du Sud compte onze langues officielles. D'aprfcs une decision gouvemementale une unite lexicographique nationale doit etre fondde pour chacune de ces langues officielles afin de les servir, conserver, preserver et documenter. La fonction principale de chaque unitd sera de confectionner des dictionnaires de la langue de cette unit£. Cet article traite un certain nombre d'aspects du processus lexicographique qui devra etre ddveloppd en Afrique du Sud afin d'arriver ä Γ Etablissement d'unitds lexicographiques reussies. Une courte description de la situation linguistique et lexicographique d'une Afrique du Sud multilingue et multiculturelle est suivie d'un aper^u de certains problemes auxquels le Pan South African Language Board - l'organe charge par le gouvemement de la creation des unites lexicographiques nationales - devra faire face pendant l'accomplissement de sa täche. II est ddmontrE que le manque de lexicographies entraines et l'absence d'une tradition de dictionnaires imposent de reduire la vitesse du processus lexicographique. Ayant ä l'oeil les divers besoins de Γ ensemble des diffdrentes communautes linguistiques et en outre les divers besoins ä l'interieur de chaque communautö linguistique, cet article insiste sur le fait qu'une analyse approfondie des exigences et des aptitudes ä consulter des dictionnaires par le groupe-cible doit Stre consid£r6e comme un iliment essentiel du processus lexicographique. Ce processus devrait aussi inclure le projet et la realisation d'un modele th6oriquement motivE pour Γ organisation des unitis lexicographiques, pour les döcisions concemant une hiirarchie typologique et pour la structure et le contenu des dictionnaires ä confectionner. Le plan de bataille ä utiliser dans les unit6s devra tenir compte des τέsultats de la recherche metalexicographique et devra employer des stratigies novatrices afin d'assurer la compilation de sources de rdförence fonctionnelles. Des exemples du Sepedi sont utilises pour illustrer quelques problümes potentiels au niveau macrostructurel et microstructurel, et pour souligner la necessite d'un dictionnaire polyfonctionnel qui deploie une varidte de procedures lexicographiques assurant la performance de la quete d'information.

Ulrike

Haß-Zumkehr

Abstract: Dictionaries as an instrument of propaganda It is well known that dictionaries were used as propaganda during the National Socialist regime. This paper concerns itself not with moral aspects, however, but rather with the consequences to be drawn for lexicographic methodology. What makes a dictionary suitable as an instrument of propaganda? How should dictionaries be written in order to avoid ideological abuse? What possibilities for critical

Abstracts und Resumes

359

reception do dictionary users have at their disposal? The function of dictionaries as propaganda should be differentiated from their general property of „mirroring" or documenting their surrounding environment. This article aims to show which lexicographical methods and methodological decisions are particularly susceptible to ideological abuse. It is shown that dictionaries are susceptible not only through their examples, but also through the selection of the headwords, the arrangement of the polysemic meaning complexes and the way meanings are described. In particular, the „narrative" explanations in Trübner's work could be used for ideological purposes because of the lack of differentiation between usage information and denotative information, between language and world. Resume: Dictionnaires comme instruments de propagande C'est malheureusement un fait que les dictionnaires furent utilises par les nazis comme instruments de propagande. Mais ce n'est pas l'aspect moral qui constitue le thfeme de cet exposi mais les cons6quences que cette fonction de propagande a eues au niveau de la mithode lexicographique. Les questions qui nous intdressent sont: Qu'est-ce qui permet ä un dictionnaire de devenir un instrument de propagande? Comment faut-il ridiger un dictionnaire, afin qu'il ne puisse pas etre utilisi ä cet effet? Quelles sont les possibilitis de rdception critique dont dispose le lecteur? - II est nicessaire de distinguer la fonction de propagande de la fonction qu'ont les dictionnaires en g£n£ral de refl6ter, de documenter leur environnement culturel. II nous faudra dicouvrir quels sont les choix au niveau de la mdthode lexicographique qui facilitent le mauvais usage des dictionnaires dans un but de propagande. Nous montrerons que ces choix ne concement pas seulement les exemples mais encore la selection des entries, Γ ordre dans lequel sont pr6sent6es les significations et la mantere de les expliquer. C'est surtout grace ä la technique narrative que le dictionnaire de Trübner a pu servir une id£ologie sp6cifique, car cette technique permet de lever la difference entre l'explication d'un mot et l'explication de l'entiti denotöe, entre la langue et le monde.

Martin

Hellmann

Abstract: On the lexicography of latin shorthand The shorthand system of Tironian notes was in use for more than a thousand years. The writing system is mainly based on the morphology of the latin language. To have command of it means to know about 13000 graphemes. Deciphering the numerous shorthand documents from the early Middle Ages requires a lexical access to the Tironian world of signs. Modern lexicography is based on the large tradition of the late antique collection of Tironian notes called Commentarii Notarum Tironianarum. This shorthand textbook or manual was printed for the first time by Jan Gruter in 1603 and in a critical edition again by Wilhelm Schmitz in 1893. The only existing dictionary which is accessible via symbol is the Lexicon Tironianum, published by Ulrich Friedrich Kopp in 1817. This lexicographical masterwork was the modern break-through in Tironian studies. The macrostructure of this dictionary is based on a graphematic construction below the morphological level. The so-called organic structure was outlined by the French Benedictines Toustain and Tassin in the middle of the XVIIIth century and carried out completely by Kopp. This article analyses several consulting situations in Kopp's Lexicon Tironianum. It discusses possibilities to improve Tironian lexicography, taking into consideration graphetic approaches in a Xth century manuscript (Paris, Bibliothfeque Nationale, Lat. 1597 A), by Ludwig Christian Lichtenberg (about 1770), Jules Tardif (1854) and Costamagna/Baroni/Zagni (1983). Resume: Sur la lexicographic de la Stenographie latine Le systfeme de Stenographie des notes tironiennes a έΐέ utilise pendant plus de mille ans. Ce systfcme d'denture est base sur la morphologie de la langue latine. Pour le maitriser, il faut connaitre environ 13000 graphemes. La disposition lexicale des graphemes est la condition pour le dichiffrement des nombreux documents tachygraphiques mediivaux. La lexicographie moderne peut recourir en particulier ä la collection ancienne trfes bien transmise des notes tironiennes, les Commentarii Notarum Ti-

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Anhang

ronianarum. II y a deux Editions imprimees de ce manuel tironien par Jan Gruter (1603) et Wilhelm Schmitz (1893). Le seul dictionnaire existant qu'est accessible par les signes est le Lexicon Tironianum par Ulrich Friedrich Kopp imprimi en 1817. Ce chef-d'oeuvre de lexicographie contribud essentiellement du progrüs majeur dans le domaine des dtudes tironiennes. La macrostructure du dictionnaire est bas6 sur une construction graphömatique en dessous du niveau morphologique. Cette structure organique a ete confue par les b6n£dictins Toustain et Tassin du milieu du XVIII4™ sifccle et d6crite complement dans l'oeuvre de Kopp. J'analyse plusieurs situations de consultation du Lexicon Tironianum. En prenant en consideration d'autres approches graphitiques dans un manuscrit du Xc siecle (Paris, Bibliothfeque Nationale, Lat. 1597 A), par Ludwig Christian Lichtenberg (vers 1770), Jules Tardif (1854) et Costamagna/Baroni/Zagni (1983), je discute la possibility de Γ amelioration de la lexicographie tironienne.

Anja

Lobenstein-Reichmann

Abstract: Fiction and truth in historiography. Lexicography at the service of historical epistemology, exemplified by the Works of M. Luther Historical knowledge—particularly knowledge about abstract objects—may be gained almost exclusively through contemporary corpora of texts, i.e. through linguistic data. The methods of historical research must therefore be based upon linguistic methods. The article on hand uses the object of knowledge 'Freedom in the works of Martin Luther' to demonstrate an analytic method comprising the following steps: defining a corpus of texts; analyzing the corpus by means of structural lexicography, historical syntax and text linguistics, while concentrating on a description of the meaning of words and of semantic fields, using a type of lexicographic article especially designed for that purpose; gaining concepts from meanings, developing conceptual fields from single concepts. The implied hermeneutic problems—such as the problem of objectivity—are dealt with by adhering strictly to the defined method to guarantee a maximum of objectivity and by imbedding the results into current research. Resume: Fiction et verite dans l'historiographie. La lexicographie au service de la recherche historique, ä l'exemple de Luther Pour acquerir la connaissance historique et plus particulierement la connaissance d'objets abstraits tels que 1 histoire des concepts ou l'histoire du droit, nous ne disposons pratiquement pas d'autre fondement methodique que de corpus de textes et, par consequent, que de donnöes linguistiques. Les methodes de la recherche historique doivent done s'appuyer sur les mdthodes linguistiques. Le present article elabore un proced6 methodique et l'applique ä l'objet d'itude: «La liberty dans l'oeuvre de Martin Luther». Ce proc£d6 se compose des demarches suivantes: delimitation d'un corpus de textes et analyse de ce corpus par les moyens de la lexicographie structurale, de la syntaxe historique et de la linguistique textuelle. Dans l'analyse nous attribuons la plus grande importance ä la description du sens des mots et des champs semantiques. Nous nous servons d'un type d'article lexicographique qui a 6te sp6cialement 6tabli pour ce genre d'6tudes. A partir du sens des mots nous d6finissons des concepts et nous les regroupons dans des champs onomasiologiques. Nous tenons systdmatiquement compte des problemes hermdneutiques comme celui de l'objectivitd. Afin d'assurer un maximum d'objectivite, nous avons vise la plus grande rigueur mdthodique. Les rdsultats de notre dtude sont replaces dans le contexte des recherches les plus Meentes.

Abstracts und Resumes

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Krzysztof Petelenz Abstract: On creating hypertext of bilingual dictionaries: S o m e suggestions based on the language-pair German-Polish Traditional bilingual dictionaries cannot adequately take into account different, often mutually exclusive, user needs. The treatment of phraseologies in the microstructure of a bilingual dictionary also poses problems for the user: it is not straightforward to match a phraseologism to a headword and too little usage information is usually provided. In addition, all the desirable information cannot fit into a general bilingual dictionary and therefore tends to be separated off in special syntagmatic and paradigmatic bilingual dictionaries. Innovative electronic hypertext dictionaries can help solve some of the problems of traditional bilingual dictionaries. An approach is described here in which a type-inclusive bi-directional and bifunctional online-dictionary can be created. Based on an analysis of various print dictionaries for German/Polish, a detailed structure is defined and illustrated in examples. During the analysis of the articles from the print-dictionaries a large amount of different information types (node types) and relation between them (link types) were defined. According to the data structure, a hypertext scheme is modelled which forms the basis of the new electronic dictionary. This model supports the concept of the user profile, that is, it should make it possible to generate tailor-made articles „on demand" from a centrally stored database according to the mother-tongue of the user (direction) and the relevant usage situation (function). Also discussed are the navigation mechanisms for browsing and requests to the search engine of the planned dictionary. Some pointers to the technical implementation and as yet unresolved problems follow. The „outlook" summarises the pedagogical advantages which can be expected from the new hypertext-based bilingual dictionaries of the future. R e s u m e : Notes sur l'hypertextualisation des dictionnaires bilingues Les dictionnaires bilingues imprimis traditionnels ne permettent pas de respecter suffisamment les besoins souvent contradictoires de leurs utilisateurs. Le traitement des phrasiologismes dans la microstructure d'un dictionnaire bilingue constitue igalement un problime pour les utilisateurs : il est difficile d'assigner un phrasiologisme ä une en trie donnie; en geniral, les informations fournies quant ä l'utilisation d'un phrasime ne sont pas süffisantes. En outre, un dictionnaire bilingue ne peut pas contenir toutes les informations souhaities; celles-ci sont alors reporties dans des dictionnaires spicialises bilingues syntagmatiques et paradigmatiques. Les dictionnaires innovateurs ilectroniques ä hypertexte peuvent remidier aux problfemes des dictionnaires bilingues. L'approche prisentee est basee sur Γ idee de crier un dictionnaire on-line bidirectionnel et bifonctionnel. Apris avoir analyse plusieurs dictionnaires imprimis allemand-polonais, une vaste structure de donnies est definie et expliquie ä Γ aide de quelques exemples. Pendant Γ analyse des articles trouvis dans les dictionnaires bilingues, une multitude de types d'informations (node types) et de liens entre eux ont ite definis. Selon la structure des donnies, un schima hypertexte constituant la base du nouveau dictionnaire electronique est crie. Ce module doit soutenir le concept basi sur les profils des utilisateurs, c'est-ä-dire qu'il devrait permettre de ginirer - selon la langue maternelle de l'utilisateur (direction) et la situation spicifique (fonction) - des articles „sur demande" faits sur mesure ä partir d'une base de donnies centrale. II est igalement question des micanismes de navigation pour le browsing et des exigences auxquelles doit satisfaire le moteur de recherche du nouveau systime de dictionnaires. Par la suite se trouvent des conseils concernant l'implimentation technique et les problimes qui n'ont pas encore i t i risolus. La conclusion prisentera un risumi des avantages didactiques offerts par les nouveaux dictionnaires bilingues ä hypertexte de l'avenir.

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Anhang

Herbert Ernst Wiegand Abstract: On look-up areas, look-up zones, and their textual structures in printed dictionaries. A contribution to the theory of dictionary form. Aprioristic language-theoretical categories are of special importance for the structuring of articles of language dictionaries by the application of the functional-positional segmentation which results in text constituent structures. Concerning articles of encyclopaedic dictionaries for special purposes something corresponding holds true for fact-theoretical categories. The two-dimensional textual gestalt of a printed dictionary article is determined by different row-bound and row-unbound textsemiotic means. Using the functional-positional segmentation method its visible internal subdivision into partial gestalts of text will explicitly not be considered. Only the row-bound linguistic chains based on the writing will be segmented instead. As a result various dictionary articles with isomorphic text constituent structures (e.g. microstructures) but partially very different two-dimensional textual gestalts obtain the same structure representation.—The evaluation of records of dictionary using showed that the users—if they are guided by look-up questions while looking up for something in the dictionary—strongly orientate themselves by the two-dimensional article-internal subdivision of text. This observation gave rise to supplement another conception to that conception of structuring which leads to microstructures and microarchitectures. The older conception does not give special attention to the visible two-dimensional textual gestalt before the second step of structuring which allows to define above/below-relations and/or left/right-relations for microstructural text constituents. The supplementary conception considers the visible two-dimensional textual gestalt already in the first step of structuring. In order to turn such a conception of structuring into a applicable segmentation method new categories, a revised set of analytical tools, and a terminology motivated in a different way are necessary.—After a recapitulation of how to get—based on methodical principles—hierarchical microstructures and vertical and horizontal microarchitectures, in chapter 4 the new terminology will be introduced step by step and with the aid of many examples. In this context I understand dictionary articles as two-dimensional textual look-up areas with clearly defined outer limits, which are situated in a look-up field, i.e. the word list. They can be regarded as a ordered set of potential look-up destinations for a set of look-up questions concerning a particular subject. Their immediate text constituents are look-up zones which possibly show look-up subzones. The functional text segments which do not serve as nontypographic structure indicators are considered to be indicators of look-up areas, look-up zones, look-up subzones, and look-up destinations. Typographic structure indicators have to be regarded accordingly. Hierarchical structures of look-up areas have less levels as the hierarchical microstructures of the same dictionary article.—I suppose the approach to dictionary articles developed in the present contribution is closer to the point of view of the user-in-actu and for that reason more suitable for the explanation of the organisation of dictionary articles in the user's guide. Resume: Notes sur les domaines de reperage et les zones de reperage ainsi que sur leurs structures textuelles dans les dictionnaires-papier. Une contribution ä la theorie de la forme dictionnairique Les categories de la thdorie linguistique jouent un role dicisif dans la structuration des articles des dictionnaires de langue, dans la mesure oil celle-ci se fait par l'application de la segmentation fonctionnelle-positionnelle et qu'elle genöre des structures de constituants textuels immddiats. II en va d'ailleurs de fafon analogue pour les articles des dictionnaires de choses qui sont basis sur les categories de la thdorie de ces choses. En appliquant la methode de la segmentation fonctionnellepositionnelle on renonce d£lib6r6ment ä prendre en compte la structure interne visible d'un article imprime, avec sa forme textuelle bi-dimensionnelle, compos6e de formes partielles et qui peut etre marquee par differents moyens sömiotique Iiis aux lignes ou non - pour segmenter uniquement la chaine linguistique graphique liie ä la ligne. II en r6sulte que plusieurs articles dictionnairiques dont les structures de constitution textuelle (comme par ex. les microstructures) sont isomorphes - tout en differant considerablement dans leur forme textuelle bi-dimensionnelle - refoivent la meme description strukturelle. - Le depouillement de protocoles d'utilisation de dictionnaires a τένέΐέ que les utilisateurs, lorsqu'ils cherchent ä reperer dans un article de quelque longueur un ildment de röponse ä

Abstracts und Resumes

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leur question, prennent fortement appui sur la structure textuelle interne bi-dimensionnelle de Γ article. Ce r6sultat nous a conduit ä computer par une autre conception de structuration celle qui mfene ä des microstructures et ä des microarchitectures. Alors que cette dernifcre ne tient compte de la forme textuelle bi-dimensionnelle visible qu'au second niveau de structuration, de sorte qu'on aboutit ä des microarchitectures en döfinissant des relations au-dessus/au-dessous et/ou des relation ä droitel ä gauche sur des Constituante textuels microstructures, l'autre conception de structuration tient compte de la forme textuelle bi-dimensionnelle visible au premier niveau de structuration. Pour rendre - grace ä une möthode de segmentation maniable - une telle conception de structuration opdrationnelle, il faut dövelopper des categories nouvelles, des instruments d'analyse diff6rents et une terminologie diffdremment motiv^e. - Aprfes avoir r£sumd comment et avec quelles m6thodes on peut gfndrer des microstructures hierarchiques, ainsi que des microarchitectures verticales et horizontales et aprfcs avoir expliqu6 les mdthodes de description d'articles dictionnairiques, le chapitre 4 introduit successivement et explique ä l'aide de nombreux exemples les nouveaux concepts. Les articles dictionnairiques sont consideres comme des domaines de repörage textuel bi-dimensionnels qui, clairement ddlimitis vers l'extirieur, se trouvent dans un champ de repirage, la nomenclature. Iis forment un ensemble ordonni de rdponses potentielles (ou buts de repirage) ä un ensemble de questions (ou döparts de repdrages) dans le cadre d'un sujet donni. Leurs constituants textuels immddiats sont les zones de repirage, dventuellement constitu6es de sous-zones. Tous les segments textuels fonctionnels ne fonctionnant pas comme des indicateurs structurels non-typographiques sont consid£r£s comme des indicateurs de domaines de repirage, de zones de repirage, de sous-zones de repirage ou de buts de repirage (rdponses). II en va d meme pour les indicateurs structurels typographiques. Les structures hidrarchiques des domaines de repdrage sont plus plates que les microstructures hiörarchiques des mSmes articles dictionnairiques. - La perspective sur les articles dictionnairiques teile qu'elle est d6velopp6e dans l'dtude es probablement plus conforme au champ de vision de l'utilisateur in actu. Elle semble particuli£rement apte ä figurer dans les instructions d'utilisation des dictionnaires et ä y rendre la structure des articles plus transparente.

Werner

Wolski

Abstract: N e w e r dictionaries for the elementary school. An exemplary analysis In the contribution, at first some lexicographical and didactic unusual features which are connected to dictionaries of the treated type are mentioned. Gets following gone into select metalexicographical aspects. The dictionaries for the 1. and 4. school year published in Germany since 1997 which take the new spelling into account are in the center of the attention primarily. The word lists are primarily compared for respective year steps (1., 2. and 3./4. school years). Included in the examination however, the other text parts of the dictionaries also are. R e s u m e : D e s dictionnaires pour l'ecole primaire publies recemment, une analyse exemplaire Dans cet article l'auteur prisente d'abord quelques particularity lexicographiques et didactiques typiques de cette sorte de dictionnaires. Ensuite il parle de quelques aspects metalexicographiques qu'il a choisis pour l'analyse prisentde dans laquelle les dictionnaires pour l'enseignement primaire, publiis en Allemagne depuis 1997, forment le centre d'intdret. Ces dictionnaires suivent sans exception les regies de la nouvelle Orthographie. L'auteur compare surtout le vocabulaire pour les diffdrentes annies de l'enseignement primaire. (l i r e , 2®, 3 e et 4 e ann£e). Mais l'analyse ne se concentre pas seulement sur le vocabulaire, l'auteur präsente en meme temps les textes d'6tudes qui font aussi partie de ces dictionnaires.

Namenregister

Namen in Wörterbuchmarken, wie z.B. „Wahrig-DW", wurden nicht in das Namenregister aufgenommen. Abramson, H. 208f., 230 Alsdorf, C. 228,230 Altieri Biagi, M. L. 19,23 Anderson, R. R. 22, 83, 100, 201, 295f. Anstett, J.-J. 82 Atkins, Β. Τ. S. 117,208,212, 230 Äugst, G. 172 Augustijn, C. 201 Bachofer, W. 99 Bacon, F. 6 Balbiani, L. 1,6,23 Balhorn, H. 345 Bannwart, E. 228,230 Bapst von Rochlitz, M. 6 Bär, J. A. 1,34-38,40-42, 46f., 53, 55,58-60, 62, 79, 82f. Barcia, F. 4, 23 Baroni, M. F. 169f„ 172 Barta, P. I. 297 Bartha, M. 24 Basler, O. 152 Bathe, W. 131 Battaglia, S. 21 Bauer, D. 221,230 Beaujot, J.-P. 152 Behler, E. 80-82 Behrens, J. 79 Beissner, F. 79 Bellmann, W. 79 Benecke, G. F. 8 , 2 1 , 8 6 , 9 9 Bentzinger, R. 202 Bergenholtz, H. 96, 100, 234, 284,291,296,314, 346 Bergmann, R. 95, lOOf. Bernhardi, A. F. 79 Besch, W. 152,202 Betten, A. 152 Beuschel-Menze, H. 345 Bhalla, S. 230 Bischoff, B. 156, 168f., 172 Blickle, P. 195, 200f. Block, M. 152 Blumenthal, L. 80

Böcking, E. 81 Bodin, J. 5,22 Boehlich, W. 145, 152 Boge, H. 157,172 Bradley, J. 7 Brady, Th. 200 Branford, W. 131 Braun, P. 4,23 Brecht, M. 200 Breidt, E. 221,230 Brentano, C. 79 Briedt.E. 231 Broek, M. A. van den 202 Bröger, A. 345 Broszinski, H. 159,172 Bruckwalter, St. E. 200 Brunner, O. 30, 83, 201 Bui, Κ. P. 209, 230 Burch, Th. 86,99f. Burger, H. 83 Burkhardt, A. 30f., 83 Burnard, L. 207,231 Busane, M. 125,132 Busch, W. 13,23 Bush, V. 208,230 Busse, D. 30,83,201 Bußmann, H. 30,83 Buszello, H. 201 Carpentier, P. 159 Cawdrey, R. 131 Chambers, D. S. 23 Chatelain, E. 156, 158, 172 Christiansen, K. 230 Chur, J. 141,153 Clericuzio, A. 4, 23 Clubb, G. L. 5,23 Coler, J. 6 Comenius, A. 131 Comtell, I. 296 Conrady, K.O. 153 Conze, W. 30,83,201 Cortelazzo, M. 21 Costamagna, G. 157, 169f., 172 Coulmas, F. 172 Dawson, Ch. Α. 157,172

de Peiresc 6 De Renzi, S. 4, 23 Deila Porta, G. B. 3, 5f„ 10, 18-22

DeVries, S. G. 168, 172 Dewischeit, C. 168, 172 Dittrich, B. 346 Docherty, V. J. 295 Dorai, G. 295 Dörner, A. 231 Dornseiff, F. 138,152 Drescher, H. W. 153 Drosdowski, G. 295 DuCange, D. 21 Duda, W. 230 Dürer, A. 3,13f., 22 Dutz, K. D. 83 Ebeling, G. 201 Eco,U. 6 Ehegötz, E. 230 Ehlich, K. 172 Ehwald, R. 168,172 Eichner, H. 82 Eike von Repgow 195 Endres, R. 201 Evans, R. J.W. 4,23 Fackelmann, J. 345 Feldweg, H. 230,231 Ferrari, M. 4, 23 Figuier, L. 19,23 Fjeld, R. V. 296 Fodor, J. A. 201 Forcellini, E. 21 Foucault, M. 6 Fournier, J. 1,86,100 Franz, G. 200 Frenzel, M. 230 Frick, K. 4, 23 Friederich, W. 295 Frings, Th. 8,22 Gabelsberger, F. X. 155 Gabler, U. 201 Gabrieli, G. 4f„ 23 Gadamer, H.-G. 176,201 Galilei, G. 5f., 15, 19,22 Galinski, Chr. 296

366 Gallardo, Α. 118,132 Galluzzi, P. 4 , 2 3 Ganz, D. 157,172 Ganz, P. 172 Gardt, A. 3, 23f„ 60f„ 83, 153, 202 Gärtner, K. 86,99f. Gatterer, J. Chr. 160 Geertz, C. 135, 152 Gehrmann, M. 230 Georges, Κ. E. 22 Gerhardt, Chr. 99f. Gilbert, W. 5,22 Glück, H. 83 Gödel.K. 172 Goebel, U. 22, 83, 85, 95, 97, 100, 201, 295-297 Goethe, J. W. von 6, 143f., 160, 172 Goodwin, J. 230 Götz, D. 295 Götze, A. 152 Gouws, R. Η. 1, 111, 119f„ 125 f., 129f„ 132 Greil, J. 346 Greimas, A. J. 201 Grimm, J. 60,83, 152 Grimm, W. 152 Grimmelshausen, H. J. Chr. von 6 Grundmann, H. 346 Gruter, J. 159,168,172 Gundersen, D. 296 Haas, Α. M. 83 Haas, W. 172 Haberkamp de Anton, G. 296 Haeger, F. 157, 172 Haensch, G. 295,296 Häfner, K. 346 Hahn, W. von 99 Handermann, M. 295 Hanks, P. 118,132 Hanrieder, G. 100 Hansen,Κ. P. 135,152 Haraldsson, H. 296 Hardenberg, F. von 79f. Hamischfeger, I. 346 Harras, G. 153,297 Harriehausen, B. 231 Harsdörffer, G. Ph. 6 Hartmann, R. R. K. 11,23, 118, 132, 133 Haß, U. 143,152 Haß-Zumkehr, U. 1,136-138, 147, 153

Namenregister Hattenhauer, H. 175,201 Hauser, R. 230 Hausmann, F. J. 24,101, 118, 125, 130, 132f., 152, 204, 206, 212, 223f., 230, 296 Havet, J. 158 Hayer, G. 24 Haymes, E. 97,100 Heckel, R. von 168 Heidegger, M. 233 Heibig, G. 297,347 Hellmann, Μ. 1 Henß, R. 146 Hermanns, F. 135,153,201 Heyn, M. 86, 88, 99f. Hildebrand, W. 6 Hildebrandt, R. 101,202,296 Hinrichs, E. W. 230 Hinz, E. 295 Hjorth, E. 230 Hock,H.H. 297 Hoelter, M. 95, 101 Hoffmann, L. 20, 23, 296, 346 Hoffmann, P. F. L. 152 Hölderlin, F. 79 Holly, W. 137,153 Holzwarth-Raether, U. 345 Horky, M. 5,22 Hötker, W. 101 Householder, F. 230 Huguet, E. 22 Hüllen, W. 296 Humboldt, W. von 79 Hyldgaard, J. K. 230 Iannucci, J. 204,230 Ilgenfritz, P. 230 Ippoldt, J. 230 Issing, L. 230,231 Jacobsen, J. R. 230 Jaehrling, J. 100 Jannidis, F. 88,100 Jaspers, G. J. 202 Jean Paul 79 Jehle, G. 295 Jochems, H. 155, 172 Johnen, Chr. 168, 172 Jolles, F. 80 Jönsson, J. H. 296 Jucker, Α. H. 85,100 Jürgensen, I. 346 Jusselin, M. 158 Kade, F. 345 Kaffke, Η. M. 346 Kähler, E. 317,345 Kalverkämper, H. 296, 346

Kammerer, M. 1,233,296, 314, 346 Karg-Gasterstädt, E. 22 Katz, J. J. 201 Kempcke, G. 295 Kepler, J. 3, 5f., 13,22 Kiedaisch, P. 83 Killy, W. 153 Kindt, A. 227,229,231 Kircher, A. 6 Kirkness, A. 101,152 Klaas, K.-H. 345 Klappenbach, R. 296 Kleinbauer, K. 346 Klien, H. 152 Klisma, P. 230f. Kluckhohn, P. 80 Kluge, F. 22 Knoop, U. 101,202 Kochs,Th. 145f., 153 Kohlmayer, R. 136, 150, 153 Koller, E. 99 Konerding, K.-P. 132, 230, 233 Koopmann, H. 80 Kopp 19,23 Kopp, U. F. 155-165, 167170, 172 Körner, J. 80f. Koselleck, R. 30,83,201 Krämer, H. 295 Kriegelstein, A. 345 Kromann, H.-P. 118,132,204, 212, 231 Krueger, E. 346 Kühn, P. 101,152,304-306, 308f.,311f„ 318, 320,333, 345f. Künßberg, E. Frhr. von 100 Lagalla, G. C. 5,22 Lämmert, E. 153 Laube, A. 177,200 Laufer, Chr. 200 Lee, A. van der 202 Legendre, P. 168, 172 Lehr, A. 132,230 Leitzmann, A. 79 Lemberg, I. 60, 83, 85,93,95, 97,100, 201,231 Lenschen, W. 153 Lewandowski, Th. 30, 83 Lexer, Μ. 8, 22, 86, 100 Lichtenberg, L. Chr. 160, 168 Littlejohns, R. 83

Namenregister Lobenstein-Reichmann, Α. 1, 32f., 36f., 53, 60, 83 Lohenstein, D. C. von 6 Lohner, E. 80,82 Lohse, B. 201 Looß, S. 200 Louw, P. W. 130,132 Lüdeke, H. 80,82 Ludewig, P. 101 Luther, M. 175-183,188-190, 193-198, 200-202 Lutz, H. D. 97, 100 Lutzeier, P. R. 201 Maas, U. 153 Madsen, Β. N. 230 Marello, C. 11,23 Martin, W. 122 Matt, P. von 83 Mattheier, K. J. 3f.,23f.,61, 83,153, 202 Maurer, W. 201 McArthur, T. 13lf. Meder, G. 231 Mentz, A. 155,172 Menzel, W. 346 Mereau, S. 79 Meyer, E. 346 Meyer, M. 233,246,296 Michaelis, F. 94f., 100 Mikkelsen, Η. K. 296 Milne, H. J. M. 157,172 Mitzka, W. 150 Moeller, B. 200 Möhn, D. 99 Mokgokong, P. C. 132 Mugdan.J. 204,231 Mühlner, W. 152 Müller, G. 201 Müller, R. 345 Müller, S. 137f., 140f„ 146148,153 Müller, W. 8, 21, 86, 99, 296 Munske, Η. H. 296 Muraro, L. 5, 23 Muzerelle, D. 158,172 Naegele, I. M. 318,347 Nagel, St. 345 Neilmann, E. 98-100, 108 Neth, H. 95, 100 Neubauer, F. 94, 101 Neumann, H. 145,153 Newton, I. 6 Niederehe, H.-J. 83 Norling-Christensen, O. 230 Novalis 79f.

367 Olschki, L. 13, 18f., 23 Ooi,V.B.Y. 207,231 Pan Zaiping 233, 296 Panzer, B. 4,23f., 84 Patho, K. 345 Patho, S. 345 Peddersen, V. H. 132 Pedersen, V. H. 231,297 Pekrun, R. 152 Pesch, Ο. H. 201 Petelenz, K. 1,207,226,231 Petzold, S. 93, 100 Piprek, J. 230 Plate, R. 96f., 99-101 Polenz, P. von 3, 23, 140, 153, 201, 296 Ponelis, F. A. 111,132 Popp, H. 297 Pörksen, U. 19,23 Portmann, P. R. 311,346 Presutti, L. 7 Preyer, A. 311,346 Prinsloo, D. J. 113,126,129, 132f. Pusch, L. F. 145, 153 Püschel, U. 137,153,210,231 Quiviger, F. 23 Rada, R. 209,231 Rapp, A. 99 Recker, U. 96f., 101 Reichert-Maja, E. 346 Reichmann, O. 3, 6,10, 13,17, 22-24, 37, 60f., 83, 85, 94f., 97, 100f„ 152f.,201f., 230, 278, 295-297 Renatus, K. 345 Ricci, S. 4,24 Riiber, Th. 212,231 Ripfel, M. 137,153 Ritter, H. 80 Robert, P. 22 Roby, W. 209,231 Roelcke, Th. 60, 83, 153 Röll.W. 100 Rosbach, P. 212,231 Rosenroth, K. von 6 Rössler, G. 202 Rubel, D. 345 Rudolph, G. 346 Ruess, F. 156,172 Runkel, F. 4, 24 Ruus, H. 230 Samuel, R. 80 Sandfuchs, U. 320,346 Sandkuhl, K. 227,229,231

Saporta, S. 230 Sarraille, J. 230 Sauer, W.W. 153 Savage, J. J. 158, 172 Söerba, L. V. 203f.,231 Schäder, B. 4,23 Schaeder, B. 305,314,346, 347 Schalkwyk, D. J. Van 132 Scheffer, W. 344 Schelling, F. W. J. 80 Schelling, K. F. A. 80 Schiller, F. 80 Schirmer, A. 13,22 Schlaefer, M. 98, 101 Schlegel, A. W. 80f. Schlegel, F. 81 f. Schleiermacher, F. D. E. 82 Schmidt, F. 88, 101 Schmidt, H. 202 Schmidt, P. 79 Schmitt, Chr. 4,24 Schmitt, L. 230 Schmitt, L. E. 296 Schmitz, W. 156,158, 160, 168, 172 Schneider, H.-J. 296 Schniebel, J. P. 345 Schröder, B. 231 Schröder, R. 100 Schulz, G. 80 Schummel, J. G. 160 Schwartz, Ε. 346 Schwarz, Μ. 141,153 Seebaß, G. 201 Seebold, E. 22 Segond, F. 230 Segschneider, C. 346 Seiffert, H. W. 200 Sennlaub, G. 305, 338, 345347 Silva, P. 131 Sitio, F. 5,22 Sitta, H. 295 Sivula, J. 296 Skorupka, S. 230 Söll.K. 345 Sonderegger, St. 152, 202 Sonntag, H.-G. 295 Spee, F. 6 Speer, H. 93, 100 Sperberg-McQueen, C. M. 207, 231 Steger, H. 3,18,21,24 Stein, P. K. 24

Namenregister

368 Steinitz, W. 296 Sternberger, D. 152 Stolt, B. 202 Storrer, A. 90f„ 94, 101, 212, 214, 229-231 Storz, G. 152 Stötzel, G. 153 Struc-Oppenberg, U. 82 Strzebkowski, R. 224,231 Süskind, W. E. 152 Svensin,B. 296 Swanson, H. 95, 100 Szabö, R. B. 24 Tangl, M. 158 Tao, J. 97,99,101 Tardif, J. 167, 170f., 173 Tarp, S. 204,231,234,284, 291,296,314, 346 Tassin, R. P. 158, 160 Teitler, H. C. 157,173 Teubert, W. 201 Thalmann, M. 82 Thielen, C. 231 Tieck, L. 82 Timm, E. 100 Todesco, R. 212,231

Toustain, Ch.-F. 158,160 Trier, J. 202 Tripp, S. D. 209,231 Troncarelli, F. 4, 24 Tutin, A. 216,231 Uihlein, W. 345 Valetto, G. 230 Valtin, R. 318,347 Veronis, J. 216,231 Vietta, S. 83 Vogel, M. 200 Volmert, J. 4,23 Wackenroder, W. H. 82f. Wahrig, G. 295 Walewski, S. 230 Webb, V. 110,133 Wecker, J. 6 Wegmann, F. 95, 101 Wegstein, W. 99 Weiss, A. 24 Wellman, H. 295 Wendelmuth, E. 345 Werner, R. O. 130, 132 Wetter, E. 346 Wiegand, Η. E. 10,24,41,61, 83, 84f., 91, 100f„ 114f„

117f., 120f., 125f„ 129f., 132f., 137, 150, 152f„ 211, 214f., 228, 230f„ 233-238, 241, 244-246, 248, 251, 254f., 257, 259, 261 f., 264, 269f., 278, 280, 284, 288, 291,295-297, 307,314f., 318, 346f. Wieneke, E. 80f. Wiese, B. von 80,146 Wilkens, R. 95, 101 Winter, G. 346 Wolf, N. R. 99,202 Wolski, W. 1,10,24,90,101 Wolt, R. 345 Worbs, E. 205,231 Zaenen, A. 230 Zagni, L. 169f„ 172 Zarncke, F. 8 , 2 1 , 8 6 , 9 9 Zettersten, A. 132f., 230f., 297 Zgusta, L. 101,132,152,230, 296f. Ziervogel, D. 132 Zimmermann, H. 295 Zolli, P. 21

Sachregister

abstrakte partitive Mikrostruktur 263 Abstraktion 224 active-passive principle 126 African Association for Lexicography 112 — languages 109 AFRILEX 112 Aktiv-Passiv-Diskussion 212 allgemeines Mikroarchitekturbild 261 — Mikrostrukturbild 245 Analyse, integrative 12 analytische Angabe 161 Angabe, analytische 161 —, heterosegmentäre 248 —, homosegmentäre 248 —, skopusbeschränkende 251 —, skopuseröffnende 253 Annex 258 —.polythematischer 257 annexierte Mikrostruktur mit binnenerweiterter Basisstruktur 257 Artikelkonstituentenstruktur 235, 238f. Artikelstruktur 8 , 1 1 Auflösungsangabe 163 ausgebaute einstufige Suchbereichsstruktur, vertikalarchitektonisch 277 — Mikrostruktur, einfache integrierte vertikalarchitektonisch 264 — Mikrostruktur, horizontalarchitektonisch 261 — Mikrostruktur, vertikalarchitektonisch 261 — partiell zweistufige Suchbereichsstruktur, vertikalarchitektonisch 280 Auslagerungskonvention 256 Außentext 314 äußere Selektion 140 back matter 125 Bantu languages 109 Basislexem 35, 3 8 , 4 3 , 4 6 Basisstruktur 242 —.binnenerweiterte 250 Bauernkrieg 177, 194

Baumgraph 238 —, einfache Kommentierung von 242 —, erweiterte Kommentierung von 242 Baumgraphenkommentierung 236 Bedeutung 3 0 , 3 3 , 5 1 , 5 7 , 2 2 3 bedeutungsanalog 43 Bedeutungsangabe 47 Bedeutungserläuterung 10 bedeutungsverwandt 43 Bedeutungszonenstruktur 276 Begriff 29-32, 3 5 - 3 7 , 5 1 , 5 7 , 61 Begriffsangabe 47 Begriffsbuch 59 Begriffsfeld 51, 192 Begriffsgeschichte 29,61 Begriffskomplex 51 Begriffstyp 36 Beleg 3 8 , 4 0 - 4 2 Belegbedeutung 32 Belegbeispiel 145 Belegblock 11 Belegstelle 9 Belegzeichengestalt 32 Benutzerprofil 228 Benutzungssituation 204 Beschreibung, graphische 168 Bidirektionalisierung 215 binnenerweiterte Basisstruktur 250 Blank 237 Bureau of WAT 112 Cluster, nested 127 —.niched 127 Computerwörterbuch 209 condensation, textual 129 corpus 113 Datenanalyse 214 Datenbank 9If. datenbankgesteuerte Stichwortsuche 220 Datendistributionsstruktur 314 Datensortiment 314 Definitionsangabe als Teiltext 288 deskriptive Lexikografie 145 dictionary concept 115,117

— culture 118 — plan 115 — use 121 direkter textueller Skopus 253f. Direktion 203 einfache integrierte Mikrostruktur 246f. — integrierte Mikrostruktur mit binnenerweiterter Basisstruktur 255 — integrierte vertikalarchitektonisch ausgebaute Mikrostruktur 264 — Kommentierung von Baumgraphen 242 Eingangswörterbuch 320 einstufige Suchbereichsstruktur 271 — Suchbereichsstruktur, vertikalarchitektonisch ausgebaute 277 Einzelbegriff 3 5 , 5 1 elektronisches Korpus 207 Endungsnote 158 Endungsposition 158 Entscheidung, methodische 149 equivalent discrimination 130 Erkenntnisfindung 175 Erläuterung 21 erweiterte Kommentierung von Baumgraphen 242 europäische Fachliteratur 6 Europäisierung 3 Europäismus 13, 16f. exhaustiv funktional-positionale Segmentation 235 explorieren 226 Exzerption 7 Exzerptionsgang 180 Fachlexik 21 Fachliteratur, europäische 6 Fachsprache 4, 14, 17, 19 Fachsprachenforschung 3 fachsprachlicher Wortschatz 6 Fachtext 12 Fachwort 7, 16, 20 Fehler, lexikographischer 251 Feld, semasiologisches 147

Sachregister

370 Fish-Eye-View 221 Formzonenstruktur 275 Freiheit 179 Fremdwort 15 front matter 125 Funktion 203 —.sprachliche 137 funktional-positionale Segmentation, exhaustiv 235 Funktionsbereich 216 Gegensatzbereich 54 gegenstandstheoretisch 176 Gesamtbegriff 35f. Geschichtsschreibung 197 glatte innere Schnellzugriffsstruktur 291 Glosse 157,223 Graphetik 167 graphische Beschreibung 168 Grundschulwörterbuch, konzeptuelle Probleme 303 Grundschulwörterbuch, Phaseneinteilung 308 Grundwortschatz 309 Heteronym 11, 14, 16 heterosegmentäre Angabe 248 hierarchy, typological 120 Homonym 325 homosegmentäre Angabe 248 Homosem 33 Homosemem 33, 57 horizontalarchitektonisch ausgebaute Mikrostruktur 261 horizontale Mikroarchitektur 266 hub and spoke model 122 Hypermedium 210 Hyperstruktur 314 Hypertext 226 hypertextbasiertes Wörterbuch 208 Hypertextbasis 209,224 Hypertextualisierung 227 IDAREX-Grammatik 221 Ideologie 135f. Image-Digitalisierung 94 indirekter textueller Skopus 254 Individualisierung 228 Information, versteckte lexikographische 85,94 Inhaltsdefinition 20 innere Schnellzugriffsstruktur, glatte 291 inserted inner text 123,130

Integrat 246 integrative Analyse 12 integrierte Mikrostruktur 245 — Mikrostruktur mit binnenerweiterter Basisstruktur 250, 252 — Mikrostruktur mit binnenerweiterter Basisstruktur, einfache 255 — Mikrostruktur, einfache 246f. — vertikalarchitektonisch ausgebaute Mikrostruktur, einfache 264 Interaktivität 228 Internet 207 Interstruktur, mittlere 252 Kernstruktur, linke 242 —.rechte 242 Klassenhierarchie 216 Knoten 225 Knotentyp 219 Knowledge-Tree 220 Kollokation 205,222 Kommentar 248 —, metalexikographischer 10 kommentarinterne Linksauslagerung 257 Kommentierung von Baumgraphen, einfache 242 — von Baumgraphen, erweiterte 242 Kompetenzbeispiel 145 Kondensierungsanzeiger 249 Konstituiertheit 176 Konzept 35 Konzeptograph 59 Konzeptographie 36,46, 60f. Korpus 36,206 —.elektronisches 207 Kotextfeld 52 Kotextposition 243 Kotextrelation 33, 37, 57 Kultur 135f. kulturhistorisch 18 Kurzschrift 155 languages, African 109 — Bantu 109 Layout 89 Leitelementträger 163 Leitvarietät 139f., 146 Lemma 10,205 Lemmaposition 243 lemmata, nested 127 —, niched 127

lemmaticbias 130 lemmatisation 126 — process 125,129 lemmatise 126 Lemmatisierung 9, 97 lexical lemma sign 125 lexical-based approach 125 lexicographic practice 126 — process 114 lexicographical training 118 lexikalische Parallelismen 17 Lexikalisierungsgrad 151 Lexikalisierungskriterium 141 Lexikografie, deskriptive 145 lexikographisch 179 lexikographische Information, versteckte 85,94 lexikographischer Fehler 251 — Textträger 233 Ligatur 167 linguistisches Metawissen 223 linke Kernstruktur 242 Linksauslagerung, kommentarinterne 257 Linktyp 219 Makrostruktur 160,212 Makrostrukturenprogramm 314 mediostructure 126 Mediostruktur 314 Mehrwortartikel 55,57,59 Mehr-Wort-Lexem 224 Mentalität 136 metalexicographic model 116 metalexikographischer Kommentar 10 Metasprache 19, 21 Metatext 243 Metawissen, linguistisches 223 Methodenreflexion 150 methodische Entscheidung 149 Mikroarchitektur 163,259 —.horizontale 266 —.vertikale 261 Mikroarchitekturbild, allgemeines 261 Mikrostruktur 8, 235, 238 Mikrostruktur, abstrakte partitive 263 —, einfache integrierte 246f. —, einfache integrierte vertikalarchitektonisch ausgebaute 264 —, horizontalarchitektonisch ausgebaute 261

371

Sachregister —.integrierte 245 — mit binnenerweiterter Basisstruktur, annexierte 257 — mit binnenerweiterter Basisstruktur, einfache integrierte 255 — mit binnenerweiterter Basisstruktur, integrierte 250, 252 — mit Präintegrat, rechtserweiterte teilintegrierte 255 —.teilintegrierte 245 —, vertikalarchitektonisch ausgebaute 261 Mikrostrukturanzeiger, nichttypographischer 235 Mikrostrukturbild, allgemeines 245 mikrostruktureller Textblock 264 Minimalkommentar zur Belegbedeutung 41 mittlere Interstruktur 252 mittlerer Zwischenkommentar 250 Morphologieposition 243 multilexical lemma sign 125 Nachschlagemodus 218 narrativ 144, 147, 151 Narrativität 142 national lexicography unit 111 Navigationsmechanismus 216 Navigationszentrale 219 Neologismus 229 Nest 211 nest entry article 127 nested cluster 127 — lemmata 127 niched cluster 127 — lemmata 127 nichtkommentierter Strukturgraph 239 nichttypographischer Mikrostrukturanzeiger 235 Nische 211 non-lemmatic addressing 130 Noten, tironische 155 Notengestalt 166 Notengestaltanalyse 161 Notengestaltangabe 161 Noteninstanz 166 Notenkörper 159 Notensammlung 159

Noten Verzeichnis 160 Nullangabe 255f.,288 objektsprachlich 143 OCR-Verfahren 214 official language 111 onomasiologische Vernetzung 11 Ordnungsstruktur 238 Organ 164 Organik 160 organisation plan 115 organisational theory 114 organische Zerlegung 164 PANSALB 111 Parallelismen, lexikalische 17 partiell zweistufige Suchbereichsstruktur, vertikalarchitektonisch ausgebaute 280 partitive Mikrostruktur, abstrakte 263 — präzedentive Relation 240 Phantasie 62-78 Phonetikposition 245 Phrasem 204 polyfunctional 130 Polysemie 151 polythematischer Annex 257 populärwissenschaftlich 5 pragmatisch-semantische Position 243 pragmatisieren 176 präzedentive Relation, partitive 240 Produktionszone 315 Pup-up-Fenster 210 Rahmen text 314 Randstruktur, rechte 255 rechte Kernstruktur 242 — Randstruktur 255 Rechtsauslagerung 257 rechtserweiterte teilintegrierte Mikrostruktur mit Präintegrat 255 reference skill 119,129 Register zum Wörterbuch 85 Reihenartikel 91 Relation, partitive präzedentive 240 —, texttopologische 260 Retrieval 91 reversibility principle 123 Rezeptionszone 315 Schema 213

Schnellzugriffsstruktur, glatte innere 291 Segmentation, exhaustiv funktional-positionale 235 Segmentationskonvention 237 Selektion, äußere 140 semantische Vernetzung 4 semantisieren 176 semasiologisches Feld 147 Semem 32,41 SGML 88f„ 213 Signem 32f. Signifikant 32f. Signifikantenfeld 35 Signifikat 32f. Signifikatfeld 35 Skopus 204 —, direkter textueller 253f. —, indirekter textueller 254 skopusbeschränkende Angabe 251 skopuseröffnende Angabe 253 Sortierungsvorschrift 162 Speziallexikon 206 sprachliche Funktion 137 Sprachtheorie 139 Sprecher 149 Stammnote 158 Standard Generalized Markup Language 88 standardisation process 110 Standardvarietät 139 Stenographie 155 Steuerungsbereich 217 Stichwortsuche, datenbankgesteuerte 220 Strukturanzeiger 214 Strukturbeschreibung 213 Strukturgraph, nichtkommentierter 239 Studierzone 315 Sublemmahäufung 141 sublexical lemma sign 125 Substruktur 238 Subsuchzonenanzeiger 269 Suchbereich 233,314 Suchbereich, textueller 269 Suchbereichsanzeiger 269,314 Suchbereichsstruktur 271 —.einstufige 271 —, vertikalarchitektonisch ausgebaute einstufige 277 —, vertikalarchitektonisch ausgebaute partiell zweistufige 280

372 Suchziel 314 Suchzielanzeiger 269 Suchzone 233,270,314 Suchzonenanzeiger 269,315 —, zeilengebundener 270 —, zeilenungebundener 270 Suchzonenidentifizierungsangabe 288 Suchzonentitelangabe 288 surrogate equivalent 123 Symptomwert 97f. Synergieeffekt 229 Synonymie 33 Syntagma 1 0 , 3 9 , 5 3 systematische Wörterbuchforschung 233 target user 118 — user group 115 Taxonomie 216 teilintegrierte Mikrostruktur 245 — Mikrostruktur mit Präintegrat, rechtserweiterte 255 Telekooperation 229 Telepräsenz 227 Terminologie 31 tertium comparationis 7 Textauflockerung 257 Textblock 259,264 —, mikrostruktureller 264 Textblockbildung 277 Textgestaltwahrnehmung 259 Textkondensation 90 Textkonstituentenklasse 240 Textsorte 19 texttopologische Relation 260 Textträger, lexikographischer 233 textual condensation 129 textueller Skopus, direkter 253f. — Skopus, indirekter 254

Sachregister — Suchbereich 269 Textverbundstruktur 314 Textverdichtungskonvention 210 Theorie der Wörterbuchform 235 Thesaurus 95 tironische Noten 155 training of lexicographers 117 translation equivalent 123,130 TUSTEP 87 typenübergreifendes Wörterbuch 208 typological hierarchy 120 Übersetzungswörterbuch 212 Umfangsdefinition 20 Umkehrwörterbuch 97 Umrandungskante 262 Umtext 314 UNICODE 88 user perspective 118 user-driven approach 119 Verdeutschung 13-15 Vernetzung, onomasiologische

11 —, semantische 4 versteckte lexikographische Information 85, 94 vertikalarchitektonisch ausgebaute einstufige Suchbereichsstruktur 277 — ausgebaute Mikrostruktur 261 — ausgebaute Mikrostruktur, einfache integrierte 264 — ausgebaute partiell zweistufige Suchbereichsstruktur 280 vertikale Mikroarchitektur 261 Verweis 42,221 Volltextsuche 87 Wahrheit 175,178

Werkzeug 207 W i l d c a r d 220 Wissenschaftsgeschichte 12, 18 Wort 32 Wortbildung 53 Wortbildungsposition zur Komposition 258 Wörterbuch 59f. —, hypertextbasiertes 208 —, typenübergreifendes 208 Wörterbuchartikel 234, 269 Wörterbuchbenutzungsprotokoll 234 Wörterbuchbenutzungssituation 215 Wörterbuchdatenbank 88 Wörterbuchform, Theorie der 235 Wörterbuchforschung, systematische 233 Wörterbuchkritik 98f. Wörterbuchtyp 206 Wörterbuchverbund 8 6 , 9 0 , 9 4 Wörterbuchvorspann 314 Wortfeld 35,43, 52, 59f., 191 Wortfelderbuch 55 Wortfeldwörterbuch 46 Wortschatz, fachsprachlicher 6 zeilengebundener Suchzonenanzeiger 270 zeilenungebundener Suchzonenanzeiger 270 Zerlegung, organische 164 zero equivalence 123 Zugriffsweg 166 zweistufige Suchbereichsstruktur, vertikalarchitektonisch ausgebaute partiell 280 Zwischenkommentar, mittlerer 250