Was wird aus dem Heidelberger Schloß werden? [Reprint 2019 ed.] 9783111457550, 9783111090177

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German Pages 15 [28] Year 1901

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Was Wird Aus Dem Seidelberger Schloss Werden?
Verlag Von Karl J. Trübner In Strassburg
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Was wird aus dem Heidelberger Schloß werden? [Reprint 2019 ed.]
 9783111457550, 9783111090177

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Was wird aus dem werden?

Von

G. Dehio, o. ö. profeffor der Kunstgeschichte an der Universität Straßburg.

Straßburg. Verlag von Rarl I. Lrübuer. 1901.

Es werden für das Heidelberger Schloß umfang­ reiche bauliche Veränderungen geplant. Wer kann die

Nachricht hören ohne Erregung?

bare Ganze,

In dies wunder­

aus Vergänglichkeit und Ewigkeit, aus

Kunst, Natur und Geschichte zu einem Eindruck zu­

sammengewoben,

wie ihn niemals menschlicher Ver­

stand allein, auch nicht des größten Künstlers, hätte

hervorrufen können, will man gewaltsam eingreifen — will es verbessern! Also wieder einmal ist der vandalisme

restaurateur, wie die Franzosen das Ding treffend

nennen, auf dem Kriegspfad, und welch' edelste Beute hat er sich ausgewählt.

Bekämpfen

wir indessen unser in Wallung

ge­

ratendes Blut und suchen in Ruhe uns klar zu machen,

worum es sich handelt.

Von vorneherein versteht es sich von selbst, daß die Heidelberger Schloßruine, wenn man sie sich selbst überläßt, nicht in alle Zeiten unverändert in ihrem

jetzigen Zustande verharren kann: unwiderstehlich, wenn

auch langsam, arbeiten die- Elemente an ihrer Auf­

lösung. Das ist ein Schicksal, dem ein jedes Bauwerk, eigentlich schon vom Momente seiner Vollendung an,

entgegengeht. Die oberste Aufsichtsbehörde, das groß­ herzoglich badische Finanzministerium, hat deshalb seine

2 volle Schuldigkeit gethan, als es sich an die Bauver­ ständigen mit der Frage wendete:

„Was hat zu ge­

schehen, um das Heidelberger Schloß vor weiterem Verfall

zu schützen und vornehmlich seine künstlerisch wertvollen Teile möglichst lange zu erhalten?"

Das erste war, im Jahr 1883, die Einsetzung eines Baubureaus

zur technischen Untersuchung

thatsächlichen Bestandes.

des

Auf Grund der hieraus ge­

wonnenen Einsicht haben zwei

große

Commissionen,

die eine im Jahre 1891, die andere im Jahre 1901,

auf die obige Frage Antwort gegeben.

Die erste —

in ihr waren außer den dem Lande Baden angehören­ den Sachverständigen wie Durm, Lübke ü. s. w. die

urteilsfähigsten Männer Deutschlands vertreten: Essen­ wein aus Nürnberg, Egle aus Stuttgart, Thiersch aus

München, Wagner aus Darmstadt, Raschdorff aus

Berlin — stellte einstimmig einen in sieben Sätzen gegliederten Beschluß auf, dessen Abweisung

jeden

Quintessenz

Gedankens

war:

an Wieder­

herstellung heute nicht mehr vorhandener Teile, allein Erhaltung des Bestehenden.

Dieses Votum wurde allgemein beifällig ausgenommen,

ebenso in dem großen Kreise der Gebildeten, wie in dem engeren der Fachleute. So z. B. verwies auf der Versammlung der deutschen Architekten- und Ingenieur­

vereine des Jahres 1896 Steinbrecht, der hochgeschätzte Restaurator

der Marienburg,

auf das Heidelberger

Schloß als auf ein typisches Beispiel für jene Fälle, in denen eine über die

Erhaltungsarbeiten

hinaus-

3 gehende Restauration nicht statthaft sei. Warum nun ist in diesem Herbst

eine neue Commission

Sind neue Thatsachen bekannt

worden?

welche eine Revision des Votums von

machten?

berufen

geworden,

1891 nötig

Keineswegs — das Neue, das eingetreten

ist, liegt nicht im Kreise der Sachen, sondern in dem

der Personen. Die treibende Kraft der neuen Projekte war der neue, um die Mitte der 90er Jahre als Lehrer

an die

technische

Hochschule

in Karlsruhe

berufene

Architekt, Oberbaurat Schäfer. Derselbe übernahm die Ausbesserung des Friedrichsbaues, des einzigen Gebäudes in der Heidelberger Schloßgruppe, das nicht als Ruine

auf uns gekommen ist. Die Commission, der er selbst angehörte, gab ihm als Richtschnur, den altertümlichen Charakter des

Bauwerks

durchaus

zu

schonen.

In

welchem Maße er seinen Auftrag überschritten hat, ist

bekannt. Wie es dabei geschehen konnte, daß die bisher

verantwortliche Instanz, das ist die badische Oberbau­ behörde von jeder Mitwirkung und Kritik ausgeschlossen

wurde, braucht uns als eine interne Angelegenheit nicht

zu beschäftigen. Inzwischen ist Herrn Schäfer, dessen künstlerische Begabung ebenso allgemein anerkannt wird wie seine Thatkraft, beim Essen der Appetit gewachsen.

Er will den Otto-Heinrichsbau (der bekanntlich in ganz

anderem Sinn und Maß als der Friedrichsbau Ruine ist) so wiederherstellen, wie er, Schäfer, glaubt, daß er gewesen ist.

Sein Projekt zu begutachten,

war der

Anlaß zur Berufung der zweiten großen Commission.

Ihr gehörten von den Mitgliedern der ersten von 1891

4 nur ganz wenige an und ihr Ergebnis war ein Zwie­

spalt.

Die Architekten G. v. Seidl (München)

Oberbaurat Kircher (Karlsruhe),

historiker

Thode (Heidelberg)

und

und

sowie die Kunst­

v.

Oechelhäuser

(Karlsruhe) erneuerten das Votum von 1891;

eine

andere Partei, diese nur aus Architekten bestehend, trat

auf die Seite Schäfers, der, wie behauptet wird, mit Zuversicht darauf rechnet, an höchster Stelle mit seinem

Plane durchzudringen.

An einem Denkmal von der Art und Bedeutung des Heidelberger Schlosses ist, wie man sich wohl aus­

drücken darf, das ganze deutsche Volk ideeller Mit­

besitzer. Es ist nicht anzunehmen, daß die letzte Ent­

scheidung im Widerspruch mit der öffentlichen Meinung erfolgen könnte. Pflicht der öffentlichen Meinung ist es

um so mehr, sich über die geplante Maßregel ein Urteil zu bilden.

Sie kann es.

Denn in allen wichtigen

Punkten kommt es hier nicht auf eine Geheimwissenschaft

an; sie sind allgemein verständlich.

Wie zu erwarten war,

wird nun allerdings das

Recht auf eine Meinung von einem sehr kleinen Kreise für sich allein in Anspruch genommen.

Es sind die

Architekten, wenigstens die um Schäfer gruppirten, die als die einzigen wahren Sachverständigen gelten wollen. Der Gegensatz zwischen Architekten und Kunstgelehrten

pflegt bedauerlicherweise bei ähnlichen Anlässen immer

wieder aufzutauchen. Es ist deshalb keine müßige Ab-

5 schweifung, zu untersuchen,

wie weit er innerlich be­

rechtigt sei. Was ist denn ein Architekt? und in welchem

Verhältnis steht er qua Architekt zu den Denkmälern der Vergangenheit?

Ein Architekt ist teils Techniker,

ein Mann der angewandten Mathematik und Physik, teils Künstler, Organ der schaffenden Phantasie. Zu den

Kunstwerken der Vergangenheit kann er sich aber nur als Forschender, Nachfühlender, nicht als Schaffender verhalten.

Von dem Augenblick, in dem er in dieses

Verhältnis eintritt, wird er — mag er es anerkennen oder

nicht — seiner Aufgabe nach zum Kunstgelehrten,

und was er auf diesem Boden denkt spricht oder thut, kann nur

nach

dem allgemeinen Maße

wissenschaft gemessen werden.

der Kunst­

Der so ost behauptete

Gegensatz ist also theoretisch gar nicht vorhanden. Praktisch tritt er dennoch hervor in dem andern Augenblicke, wo der Architekt berufen wird, an ein historisches Kunst­

denkmal irgendwie die Hand zu legen, um zu erhalten

oder zu ergänzen oder wiederherzustellen.

In

dieser

Lage wird es erfahrungsmäßig sehr vielen Architekten unmöglich, in ihrem Geiste die wissenschaftliche Funktion

und

die

künstlerische

Funktion

auseinanderzuhalten.

Was sie als Künstler im Geiste schauen, wird ihnen

zur historischen Gewißheit; eine psychologisch ganz begreifliche Verwechslung, aber für das Denkmal eine

akute Gefahr. Als im „historischen" 19. Jahrhundert

ein Pietätsverhältnis zu den Resten der Vergangenheit

erwachte, glaubte man, diesen etwas Gutes zu erweisen, wenn man sie auf diejenige Gestalt zurückführte,

die

6 man sich als die ursprüngliche dachte. Der feinere histo­ rische Sinn konnte dabei keine Befriedigung finden. Es

hieß, den historischen Verlauf rückwärts corrigiren und zwar auf fast immer unsicherer Basis. Nach langen Er­ fahrungen und schweren Mißgriffen ist die Denkmalspflege

zu dem Grundsätze' gelangt, den sie nie mehr verkaffen kann: erhalten und nur erhalten! ergänzen erst dann, wenn

die Erhaltung materiell unmöglich geworden ist; Unter­ gegangenes wiederherstellen nur unter ganz bestimmten,

beschränkten Bedingungen.

Ein Architekt, der unter

diesen allein zulässigen Voraussetzungen eine Restau­

ration übernimmt, muß wissen, daß es ein entsagungs­ volles, durchaus unfreies Geschäft ist. Allein archäolo­ gisches und technisches Wissen, nicht künstlerisches Können

kommt dabei in Betracht.

Es gab und giebt immer

Architekten, Gott sei Dank, die diese Selbstbeschränkung geübt und sich damit großen Dank verdient haben; es

giebt aber auch — andere. Ja, leider recht viel andere! scheinen,

als

Es will uns sogar

hätte zur Zeit eine Strömung wieder

Oberwasser gewonnen, die eine beklagenswerte Rückständigkeit der Grundsätze sich zum Verdienst anrechnet.

Statuen ergänzen, Bilder übermalen war in früheren Jahrhunderten

verurteilt.

allgemeiner

Brauch.

Heute

wird

er

Der Venus von Milo ihre Arme wieder­

zugeben, oder Leonardos Abendmahl mit einer frischen

Farbendecke zu überziehen, gilt für eine heute unmög­ lich gewordene Barbarei. Nur gewisse Architekten glauben dergleichen noch täglich verüben zu dürfen.

Was be-

7 rechtigt uns denn, soviel Zeit, Arbeit und Geld dem

Schaffen der Gegenwart zu entziehen,

um

sie

den

Werken der Vergangenheit zuzuwenden? Doch hoffent­ lich nicht das Verlangen, sie einem bequemeren Genuß

mundgerechter zu machen? Nein, das Recht dazu giebt

uns allein die Ehrfurcht vor der Vergangenheit. Zu solcher Ehrfurcht gehört auch, daß wir uns in

unsere Verluste schicken. Trugbilder ersetzen

zu

Den Raub

der Zeit durch

wollen ist das Gegenteil von

historischer Pietät. Wir sollen unsere Ehre darin suchen,

die Schätze der Vergangenheit möglichst unverkürzt der

Zukunft zu überliefern, nicht, ihnen den Stempel irgend einer heutigen, dem Irrtum unterworfenen Deutung aufzudrücken. Wenn archäologisch gerichtete Architekten

ihr Nachdenken auf Restaurationszeichnungen wenden,

so sind wir ihnen dankbar dafür. Ausgeführt bedeuten

sie eine Vergewaltigung, eine Barbarei trübseligster Art: Gelehrsamkeitsbarbarei.

Sehen wir nun zu, was Schäfer mit dem Heidel­ berger Schloß

im Sinne hat.

Er will hier nicht

Denkmalspflege in dem oben definirten Sinne, sondern Denkmalserneuerung betreiben.

Das Objekt, auf das

er hinstrebt, ist der Otto-Heinrichsbau; vielleicht aber

wird es ihm aus taktischen Gründen zweckmäßig er­

scheinen, vorher noch den sogenannten gläsernen Saal­ bau in Angriff zu nehmen,

jenen Frührenaissancebau

in der Ecke zwischen Friedrichsbau und Otto-Heinrichsbau.

8 Es wäre damit das A gesprochen, auf welches das B

folgen müßte. Der Entwurf für den Otto-Heinrichsbau ist noch nicht veröffentlicht.

Von seinen. Grundzügen

kann man sich aber ein vollkommen deutliches Bild

machen nach der Restaurationszeichnung von Koch und

Seitz, der sich Schäfer nach Aussage seines Freundes Seitz

im wesentlichen anschließt. Der Ausbau des Innern, der selbstverständlich eine fast ganz freie Schöpfung Schäfers

werden müßte, braucht uns nicht zu beschäftigen; es wäre eine zwar zwecklose und kostspielige aber sonst unschädliche Stilübung; uns interessirt als seinen Folgen nach Wich­

tigstes die Umgestaltung der Außenansicht. Für sie pro­

jektiert Schäfer einen kolossalen, die ganze Fassade ein­ nehmenden Zwillingsgiebel und dahinter ein entsprechend

kolossales Dach. Dieser Aufbau würde vom Sockel ab die Höhe des Gebäudes beinahe verdoppeln. Also voll­ ständige Verschiebung der Proportionen, eine total veränderte Bedeutung und Wirkung

der ganzen Fassade.

Die Freunde des Schäfer'schen Projekts empfehlen es aus zwei Gründen: 1) es sei das technische beste

Mittel zur Erhaltung des Bestehenden; 2) es sei an und für sich von großartiger „Originalität und Schön­

heit". Lassen wir unsere Verwunderung über das zweite Argument vorläufig bei Seite und wenden uns zum

ersten, das gewiß Anspruch erheben darf, ernstlich ge­ prüft zu werden.

9

Bei mäßigem Nachdenken drängen sich schon dem Laien einige ungläubige Fragen auf.

Wenn die bestehende

Fassadenmauer sich selbst nicht halten kann, wie sollen

die großen schweren Giebel, die Schäfer über ihr aufrichten will,

ihre Standfestigkeit erhöhen?

soll das Dach,

Und wie

das nirgends überhängt, die aus dem

Mauergrunde vortretenden plastischen Gliederungen vor Verwitterung schützen?

Weiter: werden nicht die neu

aufzubauenden Giebel mit dem die sichtlichen Spuren des Alters tragenden Unterbau in einen ästhetisch un­ erträglichen Zwiespalt geraten? Die notwendige Folge

wird dann sein, daß Schäfer, der schon an dem relativ

gut erhaltenen Friedrichsbau ein Drittel aller Steine ausgewechselt hat, in noch viel größerem Umfange hier

am Otto-Heinrichsbau die sichtbare Oberhaut des Bau­ körpers erneuern muß. Das heißt: der Otto-Heinrichsbau, der ist,

wird verschwinden und an seine Stelle

wird teils eine Copie, teils ein Neubau treten. sind Erwägungen, die,

verstande sich

Das

wie gesagt, schon dem Laien­

aufdrängen und von den Verteidigern

des Schäfer'schen Projektes auch nicht widerlegt sind. Hören wir nun die Techniker. Fritz Seitz, der von

1883 ab die Untersuchung geführt hat, resümiert in seinem, auch durch den Druck veröffentlichten Gutachten

von 1891:

„Fundament vorzüglich;

Geschoßmauer­

werk der Ost- und Süd- und Westfassaden, abgesehen von den obersten Teilen, gut; Mauerstärke groß; Hof­

fassade übersteht im Ganzen unbedeutend; Senkungen

nirgends bemerkbar." Durch die große Commission des-

10 selben Jahres wurde sein Urteil bestätigt. Der bei der

damaligen Untersuchung nicht beteiligte, zu der dies­

jährigen Commission hinzugezogene Architekt Gabriel Seidl (Erbauer des neuen Münchener Nationalmuseums) wiederholte es. Ebenso in freiwilligen Äußerungen

Oberbaudirektor Dr. Durm und Oberbaurat Dr. Warth. Der letztere verneint in längerer Auseinandersetzung aufs

Bestimmteste, daß die Ausführung eines Daches Vorteile

für die Erhaltung bringen würde, die sich nicht auch mit anderen technischen Mitteln erreichen ließen. „Bei dem

geplanten Ausbau werden die Verhältnisse nicht günstiger

werden, denn die Fassade des Otto-Heinrichsbaus erhält durch das Dach keinen Schutz gegen die Witterungseinflüsse, sie wird in ihrer Ausdehnung nur vergrößert durch die gewaltigen, die Dachflächen überragenden Doppelgiebel,

die in erhöhtem Maße der Verwitterung und dem Ver­

fall preisgegeben sind. Der einzige Erfolg wird darin bestehen, daß sich die Unterhaltungskosten der neuen

Fassade verdoppeln." Genug, die überwiegende Majorität der Techniker ist überzeugt, daß die Erhaltung der Ruine ohne augenfällige Änderung der äußeren Er­

scheinung auf Jahrhunderte verbürgt werden kann. Und sollte in ferner Zukunft der Augenblick eintreten, wo das nicht mehr möglich wäre, so ist durch genaueste

Zeichnungen und Messungen schon jetzt vorgesorgt, daß ein Ersatzbau, wenn man ihn dann haben will, eintreten kann. Eine Gefahr für den Bestand des Heidel­

berger

Schlosses,

außer

der

durch

Carl

Schäfer ihr drohenden, ist nicht vorhanden.

11

Es erübrigt,

das Schäfer'sche Projekt auf seinen

archäologischen Wert zu prüfen.

Das Gebäude selbst

giebt für die Restauration keine Indizien, man muß

die in ziemlicher Zahl erhaltenen alten Ansichten um

Auskunft fragen (vergl. deren Publikation durch Zange­ meister in den Mitteilungen des Schloßvereins Bd. I).

Dieselben zerfallen in zwei Gruppen:

solche die vor

und solche. die nach dem Brande im dreißigjährigen Kriege ausgenommen sind. Es wird daraus ersichtlich,

daß die nach dieser Katastrophe vorgenommene Restau­

ration der Dachregion eine wesentliche veränderte Gestalt

gegeben hat;

ihr gehören die noch jetzt vorhandenen

Giebelansätze über dem Hauptgesims.

Die Grundlage

für Schäfers Projekt bilden die älteren Zeichnungen.

Leider nur sind sie von ganz kleinem Maßstabe und halten sich in flüchtigen Andeutungen; niehr als das

Allgemeinste,

nämlich,

daß

auf der

Westseite

ein

Zwillingsgiebel, auf der Ostseite zwei getrennte Giebel

und zwischen ihnen rechtwinkelig zur Fassade stehende Dächer vorhanden waren, verraten sie nicht; nach bauen will,

wer da­

muß seiner Phantasie einen großen

Spielraum geben, was dann auch Schäfer reichlichst gethan hat. Das ist aber noch nicht das schwerste Be­

denken.

Es sind nämlich die ältesten der in Frage

stehenden Zeugnisse nicht älter als das Ende des 16. Jahrhunderts; durch nichts wird verbürgt, daß sie die unveränderte erste Bauidee wiedergeben. Der Bau war begonnen 1556, vollendet 1563.

Der Pfalzgraf war

schon vorher gestorben. Die Bauleitung scheint gewechselt

12 zu haben. Vollends für die Epoche von 1563 bis zum

Ende des Jahrhunderts liegt für etwanige Verände­ rungen jede Möglichkeit offen. Mehrere Kritiker glauben gemäß dem mit Alexander Colins geschlossenen Vertrag

vom Jahre 1558 die Absicht auf Fassadengiebel mit

Bestimmtheit verneinen zu sollen.

Zwingend ist ihre

Beweisführung wohl nicht, da das argumentum ex silentio eine zu große Rolle darin spielt.

Gewisse,

aus dem Bauwerk selbst zu entnehmende Argumente führen jedoch, wenigstens mit Wahrscheinlichkeit,

zu

demselben Ergebnis. Wie Oberbaudirektor Durm längst nachgewiesen hat (im Centralblatt der Bauverwaltung

1884), führen die durch Merian u. s. w. überlieferten

Ansichten, sobald man sie auf dem bestehenden Gmndriß nachkonstruirt, zu höchst wunderlicher und unge-

geschickter Gestaltung der Dächer;

es ist schwer zu

glauben, daß ein Architekt, der freie Hand hatte, ein Architekt vollends, der sichtlich aus italienischer Tradition

hervorgegangen war, auf dergleichen soll geraten sein;

anders,

wenn die Giebel

ein später hinzugetretener

Baugedanke waren und wenn mit dem Zwang gegebener Verhältnisse gerechnet werden mußte. Sodann das Ver­

hältnis von Giebel und Fassade?

Niemand kann in

ihr etwas anderes sehen, als eine italienisch inspirierte, in sich völlig abgeschlossene Composition; in ihren

Linien ist nicht die leiseste Andeutung von etwas, das nach weiterer Entwickelung und Lösung verlangte; nicht

die leiseste Andeutung,

daß über dem Hauptgesims

(außer der selbstverständlich vorauszusetzenden Krönung

13

durch Ballustraden, oder dergleichen) noch ein wichtiger

Bauteil folgen müßte oder auch nur könnte. Die hohen Giebel sind unmöglich mit dieser Fassade zugleich er­ dacht. Und gesetzt, sie wären schon unter Otto Heinrich so wäre es doch immer eine von

beschlossen worden,

der ersten Idee abbiegende, nachträgliche Concession an die nordischen Gewohnheiten. In Wahrheit wissen wir

von ihnen nur, daß sie um 1590 vorhanden waren; wann sie entstanden sind, wissen wir nicht.

Archäologisch liegt also der Fall so: das Ver­

sprechen, eingelöst

Otto-Heinrichsbau

den

herzustellen,

wie

werden,

so

wieder­

er gewesen ist,

kann

nicht

weil

auch

nicht

niemand,

Carl Schäfer, mit Sicherheit angeben kann,

wie er ausgesehen hat.

Das relativ Wahr­

scheinlichere ist, daß er anders ausgesehen hat, als auf Schäfers Projekt. Den Rest der Kritik besorgt wirksamst das Lob der

Gesinnungsgenossen. „Originalität"

des

Architekt Fritz Seitz rühmt die

Entwurfes.

Architekt

Ludwig

Dihm protestiert dagegen, daß man darin eine bloße

Copie sehen wolle; nein, „es handelt sich um eine ganz hervorragende selbständige Kunstleistung im Geiste der Alten. Schäfers Wiederaufbau wird eine That ersten Ranges werden."

Das ist so deutlich gesprochen, als

wir Antirestauratoren es nur irgend wünschen können.

Im Namen der Denkmalserhaltung wird Schäfer ans

Werk gerufen, — und das Ende ist, daß das Denk­ mal verschwinden soll, um der „selbständigen That"

14 Schäfers Platz zu machen. Im Übrigen vergesse man

nicht, ein wie bedingter Wert derselben auch im günstigsten Falle nur zukommen kann. Es steht damit nicht anders, als wie wenn ein geschickter Philolog zu einem fragmen­ tierten alten Gedicht das fehlende Stück nach ungefährer

Jnhaltsüberlieferung hinzudichtet.

Es kann dabei ein

amüsantes Virtuosenstück entstehen, niemals echte Kunst.

Die Philologendichtung aber braucht niemand zu lesen und sie alteriert nicht den Eindruck der echten Teile; Schäfers Rekonstruktion — ich muß es wiederholen —

würde den ästhetischen Charakter des Otto-Heinrichsbaus

innerlichst umwandeln.

Wir haben bis dahin das Gebäude für sich allein Nun aber denke man sich, welchen Eindruck

betrachtet.

der funkelnagelneue Schäferfche Ersatz-Otto-Heinrichsbau im Ganzen der Schloßruine machen wird! wird als eine schreiende Dissonanz dastehen.

Er

Er und

die ihn umgebenden Ruinen werden sich wechselseitig

unmöglich machen.

Es wäre dasselbe, wie wenn man

auf der Akropolis von Athen einen einzelnen Tempel wiederaufbauen und alles übrige liegen lassen wollte, wie es ist.

Wer hier höhnisch von „Sentimentalität"

und „Romantik" spricht, beweist nur seinen gänzlichen Mangel

an ästhetischem Takt.

Daß Altes auch alt

erscheinen soll, mit allen Spuren des Erlebten, und

wären es Runzeln, Risse und Wunden, ist ein psycho­

logisch tief begründetes Verlangen. Der ästhetische Wert

15 des Heidelberger Schlosses liegt nicht in erster Linie in dieser oder jener Einzelheit, er liegt in dem un­ vergleichlichen, über alles was man mit blos archi­ tektonischen Mitteln erreichen könnte, weit hinaus­ gehenden Stimmungsakkord des Ganzen. Verlust und Gewinn im Falle fortgesetzter Verschäferung des Schlosses lassen sich deutlich übersehen. Verlieren würden wir das Echte und gewinnen die Imitation; verlieren das historisch Gewordene und gewinnen das zeitlos Willkürliche; verlieren die Ruine, die altersgraue und doch so lebendig zu uns sprechende, und gewinnen ein Ding, das weder alt noch neu ist, eine tote akademische Abstraktion. Zwischen diesen beiden wird man sich zu entscheiden haben.

Wir haben Grund zu hoffen, daß es noch gelingen wird, die Gefahr abzuwenden. Wer dies Blatt in die Hand bekommt, soll sich aber klar machen, daß die Gefahr keine vereinzelte ist. Möchte doch das vertrauens­ volle Publikum es endlich bemerken, daß der Sache nach Ähnliches, mag es auch in kleinerem Maßstabe sein,

fortwährend bei uns geschieht. Das bedrohte Heidelberg liegt überall.

M. DuMont-Schauberg, Straßburg.

Strassburg und seine Bauten unter Mitwirkung von

Landesgeologe Dr. E. Schumacher, Privatdozent Dr.H. Her­ gesell, Dr. E. v. Borries, Professor Dr. G. Dehio, Archiv­ direktor Dr. O. Winckelmann, Stadtbaurath Ott u. A. herausgegeben vom

Architekten- und Ingenieur-Verein für ElsassLothringen. Mit 655 Abbildungen im Text, 11 Tafeln und einem Plan der Stadt Strassburg.

Lex. 80. XII, 686 S. 1894. Preis broschirt M. 20— in Halbfranz geb. M. 23.—

In diesem Werk sind folgende kunsthistorische Bei­ träge enthalten:

DEHIO, G, Das Münster unserer lieben Frau. Mit einem Beitrag von C Meyer. Mit fünf Tafeln und 48 Abbildungen. Polaczek, E., Die Pfarr- und Stiftskirchen des Mittelalters. Mit 26 Abbildungen.

Winckelmann, O., Die Profanbauten des Mittel­ alters und der Renaissance. Mit einem Beitrag von Th. Schmitz. Mit 73 Abbildungen.

Ott (Stadtbaurat), Die Bauthätigkeit vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis 1870. Mit 67 Abbil­ dungen.

2

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

Geschichte der

Griechischen Plastik Maxime Collignon Mitglied des Instituts, Professor an der Universität in Paris. Erster Band: Anfänge. — Früharchaische Kunst. — Reifer Archaismus. — Die grossen Meister des V. Jahrhunderts. Ins Deutsche übertragen und mit Anmerkungen begleitet von Eduard Thraemer, a. o. Professor an der Universität Strassburg. Mit 12 Tafeln in Chromo­ lithographie oder Heliogravüre und 281 Abbild, im Text. Lex. 8°. XV, 592 8. 1897. Broschirt M. 20.—, in eleg. Halbfranzband M. 25.—. Zweiter Band: Der Einfluss der grossen Meister des V. Jahrhunderts. — Das IV. Jahrhundert. — Die hellenistische Zeit. — Die griechische Kunst unter römischer Herrschaft. Ins Deutsche übertragen von Fritz Baumgarten, Professor am Gymnasium zu Freiburg i. B. Mit 12 Tafeln in Chromolithographie oder Heliogravüre und 377 Ab­ bildungen im Text. Lex. 8°. XII, 763 8. 1898. Broschirt M. 24.—, in eleg. Halbfranzband M. 30.—. „Collignon’s Histoire de la sculpture grecque,... hat mit Recht überall eine sehr günstige Auf­ nahme gefunden. Der Vers, steht von vorn herein auf dem Boden, der durch die umwälzenden Ent­ deckungen der letzten Jahrzehnte geschaffen ist, und betrachtet von diesem neu gewonnenen Stand­ punkte aus auch die älteren That­ sachen und Forschungsergebnisse. Er beherrscht die einschlägige Lite­ ratur, in der die deutsche Forschung einen bedeutenden Platz einnimmt, und weiss die Streitfragen oder die Thatsachen in geschmackvoller Form und ohne ermüdende Breite darzustellen. Eine grosse Anzahl gut ausgeführter Textillustrationen, nach zum grössten Teil neu ange­ fertigten Zeichnungen, dient dem Texte zu anschaulicher Belebung und bietet eine vornehme Zierde _enen oft nichtssagenden Umrissen, welchen wir in ähnlichen Büchern so oft begegnen. So war es ein glück­ licher Gedanke, Collignon’s Werk dem deutschen Publikum, nicht blos dem gelehrten, durch eine deutsche Uebersetzung näher zu bringen. Der Uebersetzer, Dr. Ed. Thraemer, hat seine nicht ganz einfache Aufgabe vortrefflich gelöst: die Darstellung liest sich sehr gut, und man wird nicht leicht daran erinnert, dass man eine Uebersetzung vor sich hat. Hier und da ist ein leichtes thatsächliches Versehen stillschweigend berichtigt, anderswo durch einen (als solcher bezeichneten) Zusatz ein Hinweis auf entgegenstehende Auffassungen, auf neuerdings bekannt gewordene That­ sachen, auf neu erschienene Literatur gegeben ... Im Ganzen jedoch handelt es sich um eine Uebersetzung, nicht um eine durchgehende Bearbeitung des Originalwerkes, so dass der Leser überall Collignon’s Auffassungen ohne fremde Aenderungen kennen lernt . . . fs. (Liier. Centralblatt 1899. Nr. 53.)

3 VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

Griechische Geschichte Julius Beloch. I. Band: Bis auf die sophistische Bewegung und den peloponnesischen Krieg, gr. 8°. XII, 637 S. 1893. Broschirt M. 7.50, in Halbfranz gebunden 9.50. II. Band Bis auf Aristoteles und die Eroberung Asiens. Mit Gesamtregister und einer Karte, gr. 8°. XIII, 720 S. 1897. Broschirt M. 9.—, in Halbfranz gebunden M. 11.—. I. u. II. Band complet in 2 Halbfranzbände gebunden M. 20.—.

„ . . . Das Ganze ist fliessend geschrieben, von durchsichtiger Klarheit, gleich abgerundet in Form und Fassung. So tritt das Buch mit dem Anspruch auf, dem deutschen Publikum zu bieten, was es bis jetzt noch nicht besitzt, eine von wirklich historischem Geist getragene und zugleich lesbare Geschichte Griechenlands. Ref. steht nicht an, zu erklären, dass es diesen Anspruch in weitem Umfang erfüllt. Durch einen freien und weiten Blick, durch umfassende historische Kenntnisse, durch gründliche Durch­ arbeitung des Materials war der Vers, für seine Aufgabe vor­ bereitet. Von der Selbständigkeit und der vor keiner Consequenz zurückschreckenden Energie seines historischen Urteils hat er schon früher vielfach Proben abgelegt . . . " Eduard Meyer im Literarischen Centralblatt 1894, Nr. 4. Der eigentliche Vorzug des Werkes liegt auf dem Ge­ biete der Darstellung der wirtschaftlichen und socialen Grundlagen des Lebens, in denen B. die materiellen Grundlagen erkennt, auf denen sich die grossartigen Umwälzungen, auch der geistigen und politischen Entwickelung vollzogen. Da B. gerade in dieser Beziehung das Material be­ herrscht, wie nicht leicht ein anderer Forscher, so durfte man hierin von seiner Darstellung Ausführliches und Vorzügliches erwarten .... Glanzpunkte sind der VII. Abschnitt: Die Um­ wälzung im Wirtschaftsleben (vom 7. zum 6. Jahrh.) und der XII. Der wirtschaftliche Aufschwung nach den Perserkriegen . . . . Ueber die Bevölkerungsverhältnisse, über die Getreide­ einfuhr, über das Aufhören der Natural- und den Beginn der Geldwirtschaft, die Erträgnisse der Industrie und des Handels, über Zinsen, Arbeitslöhne etc. erhalten wir die eingehendsten Aufschlüsse und wundern uns, wie diese wichtigen Dinge bei der Darstellung der griechischen Geschichte bis­ her unberücksichtigt bleiben konnten. . Die Form der Darstellung ist eine ausserordentlich gewandte und fliessende. Bl. f. d. Gyninasialschulwtsen, XXX Jahrg S. 671 u. ff.

4

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

NORDISCHE

ALTERTUMSKUNDE NACH FUNDEN UND DENKMÄLERN AUS DÄNEMARK UND SCHLESWIG GEMEINFASSLICH DARGESTELLT

VON

DR. SOPHUS MÜLLER DIREKTOR AM NATIONALMUSEUM ZU KOPENHAGEN.

DEUTSCHE AUSGABE UNTER MITWIRKUNG DES VERFASSERS BESORGT

VON

DR- OTTO LUITPOLD JIRICZEK PRIVATDOZENTEN DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT BRESLAU.

I. Band: Steinzeit — Bronzezeit. Mit 253 Abbildungen im Text, 2 Tafeln und einer Karte. 8°. XU, 472 S. 1897. Broschirt M. 10.—, in Leinwand gebunden M. II.—. II. Band: Eisenzeit. Mit 189 Abbildungen im Text und 2 Tafeln. 8®. VI, 324 S. 1898. Broschirt M. 7.—, in Leinwand gebunden M. 8.—. Inhalt: I. Steinzeit. I. Wohnplätze der älteren Steinzeit. 2. Alter­ tümer aus der Zeit der Muschelhaufen. 3. Chronologie der älteren Steinzeit. 4. Die Periode zwischen der Zeit der Muschelhaufen und der Steingräber. 5. Die kleineren Steingräber, Rundgräber und Hünenbetten. 6. Die grossen Steingräber oder Riesenstuben. 7. Das Innere der Steingräber, Begräbnisbräuche und Grabbei­ gaben. 8. Die jüngsten Gräber der Steinzeit: Kisten- und Einzel­ gräber. 9. Das Studium der Steingräber, eine historische Ueber­ sicht. 10. Altertümer aus der jüngeren Steinzeit. 11. Kunst und Religion. 12. Das Studium der Steinältertümer, eine historische Uebersicht. 13. Herstellungstechnik der Geräte und Waffen. 14. Wohnplätze, Lebensweise etc.

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG. Nordische Altertumskunde (Fortsetzung).

II. Bronzezeit, i. Aufkommen und Entwickelung des Studiums der Bronzezeit. — Die ältere Bronzezeit 2. Aeltere Formen aus Männergräbern, Waffen und Schmuck, z. Toilette­ gerätschaften. 4. Männer­ und Frauentrachten. Feldund Moorfunde. 5. Die älteste Ornamentik im Norden und ihr Ursprung. 6. Die älteste Bronzezeit in Europa. 7. Beginn der nordischen Bronzezeit und Bedeutung des Bernstein­ WM handels. 8. Grabhügel und 1 'll'l Gräber. 9. Der spätere Ab­ H! schnitt der älteren Bronze­ zeit. 10. Die Leichenver­ I brennung, Ursprung, Ver­ breitung und Bedeutung des Brauches. — Die jüngere Bronzezeit 3 II Einteilung, Zeitbestim­ mung, Funde. 12. Gräber, I. Bd. Abbild, xai. Grabbeigaben. 13. FeldKamm aus der jüngeren Bronzezeit. und Moorfunde etc. 14. In­ nere Zustände, Handwerk, Ackerbau, Kunst, Religion. III. Die Eisenzeit. Die ältere Eisenzeit. I. Beginn der Eisenzeit in Europa. 2. Die vorrömische Eisenzeit. Eine fremde Gruppe. 3. Zwei nordische Gruppen. 4. Die römische Zeit. Altertümer und Industrie. 5. Gräber und Grabfunde aus der römischen Zeit. 6. Die Völkerwanderungszeit. Fremde und nordische Elemente. 7. Die Grabfunde aus der Völkerwande­ rungszeit. 8. Die grossen Moorfunde aus der Völkerwanderungs­ zeit. 9. Die Goldhörner und der Silberkessel. Opferfunde aus der Eisenzeit. — Die jüngere Eisenzeit. 10. Die nachrömische Zeit. ii. Die Tierornamentik im Norden. 12. Die Vikingerzeit. 13. Gräber, Bestattungsarten, Gedenksteine. 14. Handwerk, Kunst und Religion. Schlussbetrachtung • Mittel, Ziel und Methode. Sach- und Autoren-Register. — Orts- und Fundstätten-Register.

Will

« . . . 8. Müllers Altertumskunde ist ebenso wissenschaftlich wie leicht verständlich. Es ist freudig zu begrüssen, dass dieses Werk in deutscher Sprache erscheint, und O. Jiriczek war eine vortrefflich geeignete Kraft, sich dieser Aufgabe der Uebersetzung zu unterziehen . .. Die verschiedenen Anschauungen der Gelehrten über einzelne Erscheinungen werden in objektiver Weise dargelegt, wodurch in das Werk zugleich eine Geschichte der nordischen Archäologie verwebt ist. Dabei hat M. jederzeit seine Blicke auf die Parallelerscheinungen und die Forschung bei anderen Völkern gerichtet und dadurch den Wert seines Werkes über die Grenzen der nordischen Archäologie erweitert. Besondere Anerkennung ver­ dient auch die klare und scharfe Erklärung technischer Aus­ drücke. . . .» Literar. Centralblati z8-?, Nr. 2.

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Deutsche Volkskunde. Bon

Elard -HuAO Meyer, Professor der germanischen Altertumskunde an der Universität Freiburg i. Br. Mit 17 Abbildungen und einer Karte. 8°. VIII, 362 S. 1898. Preis broschirt M. 6 —. in Leinwand gebunden M. 6.:-u. Inhalt * I. Dorf und Flur; II. Das Haus; ni. Körperbeschaffenheit und Tracht; IV Sitte und Brauch; V. Die Volkssprache und die Mundarten; VI. Die Volksdichtung; VII. Sage und Märchen.

Amtliche Empfehlungen: Vom Kaiserl. Oberschulrat für Elsass-Lothringen wurde das Werk gleich bei Erscheinen (am 6. Dezember 1897) den KreisschulInspektoren und Lehrerbildungsanstalten zum Studium empfohlen. Der Grossherzogi. Badische Oberschulrat hat laut Schreiben v. 12. Januar 1898 im Schulverordnungsblatt auf das Werk empfehlend aufmerksam gemacht. Das Königlich Sächsische Ministerium des Kultus und öffent­ lichen Unterrichts hat laut Schreiben v. 22. Februar 1898 die Bezirksschulinspektoren auf das Werk aufmerksam gemacht. Das Grossnerzogi. Hessische Ministerium des Innern, Abtheilung für Schulangelegenheiten, hat durch Erlass vom 28. Januar 1898 das Werk den Grossherzoglichen Direktionen der Gymnasien, Realgymnasien, Realschulen, höheren Mädchenschulen, Schul­ lehrerSeminarien u, Grossherzogi. Kreisschulkommissionen zur Anschaffung für ihre Bibliotheken empfohlen.

Urteil der Presse. «... Was Volkskunde ist, darüber fehlte bisher jede um­ fassendere Aufklärung. Der Inhalt und Umfang des Begriffes ist keineswegs blos Laien fremd. Auch diejenigen, die den auf­ blühenden Studien der Volkskunde näher stehen, wissen nicht immer, was den Inhalt derselben ausmacht . . . So erscheint nun zu guter Stunde ein wirklicher Führer auf dem neuen Boden, ein Leitfaden für jeden, der den Zauber der Volkskunde erfahren hat oder erfahren will, für den Lernbegierigen sowohl wie für jeden Freund des Volkes. Bisher fehlte jede Orien­ tierung, wie sie uns jetzt Prof. Elard Hugo Meyer in einem stattlichen Bändchen bietet. Der Verfasser, von mythologischen Forschungen her seit lange mit Volksüberlieferungen und Volkssitten vertraut — der angesehenste unter unseren Mythologen — hat seit Jahren das Werk vorbereitet, das er uns jetzt als reiche Frucht langjähriger Sammelarbeit vorlegt ... Es ist ein unermesslich grosses Gebiet, durch das uns das Buch führt. Es ist frische grüne Weide, die seltsamerweise dem grossen Schwarm der Germanisten unbe­ merkt geblieben ist. Ein fast ganz intaktes Arbeitsgebiet . . . Das Buch ist nicht bloss eine wissenschaftliche, es ist auch eine nationale That». Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1897 Nr. 286.

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Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert von

Elard -Hugo Meyer, Professor der germanischen Altertumskunde an der Universität Freiburg i. Br.

8°. XII, 628 S. 1900. Preis broschtrt ^12.—, in Leinwand gebunden JC. 13 — Im Anschluß an die „Deutsche Volkskunde" bietet hier der Verfasser ein fein ausgeführtes Einzelbild, das Volksleben im Großherzogtum Baden, auf Grund von jahrelangen sorgfältigen Erhebungen.

Inhalt: Einleitung. I. Kapitel: Geburt, Taufe und Kindheit: Kindlesbrunnen und Hebamme. Storch. Hebamme. Kinds­ bad. Paten. Taufe. Kinderkrankheiten. Wiegen- und Kinderlieber. Kindererziehung. H. Kapitel: Die Jugend: Jugendspiele. Jugend­ feste. Schulleben. Erste Kommunion und Konfirmation. Jugendarbeiten. Hirtenleben. Pfingstfest, m. Kapitel: Liebe und Hochzeit: Liebes­ sprache, -orakel und -zauber. Spinnstube. Volksgesang. Tanz. Fensterlen. Feste der jungen Leute. Bündelistag. Fastnacht. Scheibenschlagen. Ostereierlauf. Maifeste. Johannisfeuer. Kirchweih. Hochzeitfeiern in den verschiedenen Landschaften. Werbung. Beschau. Verspruch. Ver­ kündigung. Einladung. Kränzete und Schäppelhirsche. Brautwagen. Hochzeitstracht. Morgensuppe. Hochzeitszug. Trauung. Tänze. Mahl. Kranzabnahme. Nachfeier. Rückblick. IV Kapitel: Das häusliche Leben: Kleingüter und Hofgüter. Anerbenrecht undLeibgeding. Gesinde. Nahrung. Taglöhner. Handwerker und Hausierer. Bauart. Bücherei. Schutz und Schmuck. Aufrichtung. Garten. Schwangerschaft. Nieder­ kunft und Aussegnung. V. Kapitel: Bei der Arbeit: Stall. Pferde­ zucht. Rinderzucht. Biehpatrone. Hühner. Bienen. Ackerbau. Pflügen. Säen. Flurumgänge. Ernte. Dreschen. Hanf und Flachs. Weinbau. Waldarbeiten. Bergbau. Flößerei. Fischerei. Schwarzwaldindustrie. Hausierhandel. VT. Kapitel: Zur Festzeit: Andreasnacht. Zwischen den Jahren. Christnacht. Johannis d. Ev. Tag. Neujahrsnacht. H. Drei­ könige. Mariä Lichtmeß. Blasius- und Agathetag. Fasching. Ostern. Maitag. Himmelfahrt. Dreifaltigkeit und Fronleichnam. Johannis d. T. Tag. Kirchweih. Martini. Unglückstage. Mond und Angang. Sterne. Milchstraße und Regenbogen. VH. Kapitel: Das Verhältnis der Bauern zu Kirche und Staat: Die Kirche. Duldsamkeit und Glaube. Kirchlichkeit. Lausandachten. Bruderschaften und Jünglings­ vereine. Beten und Fasten. Wallfahrten. Missionen und Orden. Geist­ lichkeit. Sekten. Salpetrer. Bauernmoral. Beamte. Nachbarn. Genossen­ schafts- und Gemeindesinn. vm. Kapitel: Krankheit und Tod: Warzen und Sommersproflen. Bruch. Schrätte. Hexen. Hexenbanner. Wahrsagerei. Sympathiedoktoren. Heilmittel. Bäder. Sympathie. Zauber­ bücher. Kirche. Vorzeichen des Todes. DaS Sterben. Leicheneinkleidung. Leichenwache. Leichenansage. Beerdigung. Leichenmahl. Leichen- oder Totenbrett. Totengedächtnis. IX. Kapitel: Rückschau. Nachträge und Berichtigungen. Register.

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Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache von Friedrich Rlüge, ord. Professor der deutschen Sprache an der Universität Freiburg i. Br. Sechste verbesserte und vermehrte Anflage.

Lex. 8°. XXVI. 510 S. 1899. Broschirt M. 8.-, in Halbfranz geb. M. 10.-

Bor dem Erscheinen der ersten Auflage von Kluges etymologischem Wörterbuch hat es eine lexikalische Bearbeitung der Etymologie unseres modernen Sprachschatzes nicht gegeben. Der Erfolg der seit dem Jahre 1884 erschienenen fünf Auflagen und die Anerkennung, welche dem Buche zu Teil geworden, haben gezeigt, wie richtig der Gedanke war, die Ergebnisse des an­ ziehendsten und wertvollsten Teiles der wissenschaftlichen Wortforschung: den über die Entstehung und Geschichte der einzelnen Wörter unseres Sprach­ schatzes, in knapper lexikalischer Darstellung zusammenzufassen. Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Form und Bedeutung edeS Wortes vis zu seiner Quelle zu verfolgen, die Beziehungen zu den klassischen Sprachen in gleichem Maße betonend wie das Berwandtschaftsverhältnis zu den übrigen germanischen und den romanischen Sprachen; auch die entfernteren orientalischen, sowie die keltischen und slavischen Sprachen sind in allen Fällen herangezogen, ivo die Forschung eine Verwandtschaft fest­ zustellen vermag. Eine allgemeine Einleitung behandelt die Geschichte der deutschen Sprache in ihren Umrissen. Die vorliegende neue Auflage, die auf jeder Seite Besserungen oder Zu­ sätze aufweist, hält an dem früheren Programm des Werkes fest, strebt aber wiederum nach einer Vertiefung und Erweiterung der wortgeschichtlichen Pro­ bleme und ist auch diesmal bemüht, den neuesten Fortschritten der etymolo­ gischen Wortforschung gebührende Rechnung zu tragen; sie unterscheidet sich von den früheren Auflagen besonders durch sprachwissenschaftliche Nachweise und Quellenangaben, sowie durch Aufnahme mancher jüngerer Worte, deren Geschichte in den übrigen Wörterbüchern wenig berücksichtigt ist, und durch umfänglicheres Zuziehen der deutschen Mundarten. Aus den ersten Buchstaben seien nur die folgenden Wörter, zum Teil Neuschüpfungen unseres Jahr­ hunderts, angeführt, die neu ausgenommen worden sind allerdings, Alt­ kanzler, Anfangsgründe, Angelegenheit, Anschaulichkeit, anstatt, anzüglich, Aschenbrödel, Aschermittwoch, ausmergeln, Begeisterung, beherzigen, belästigen, bemitleiden, beseitigen, Beweggrund, bewerkstelligen, bildsam, bisweilen, Bla^ mage, Büttner, Christ, Christbaum, Christkindchen; aus dem Buchstaben K nennen wir- Kabache, Kämpe-, Kammerkätzchen; Kanapee, Kannengießer, Känsterlein, Kanter, Kapers Küpfer, Kartätsche, Katzenjammer u. s. w. Am besten aber veranschaulichen einige Zahlen die Vervollständigung des Werkes seit seinem ersten Erscheinen: die Zahl der Stichworte hat sich von der ersten zur sechsten Auflage vermehrt im Buchstaben A. von 130 auf 280, B: von 387 auf 520, D: von 137 auf 200, E- von 100 auf 160, F. von236 auf 329, G: von 280 auf 330, K von 300 auf 440, P-. von 180 auf 236.

VERLAG VON KARL J TRÜBNER IN STRASSBURG.

DEHIO, G. (o. o. Professor an der Kaiser-WilhelmsUniversität Strassburg), Ein Proportionsgesetz der antiken Baukunst und sein Nachleben im Mittelalter und in der Renaissance. 40. 36 S. Text, 40 S. Tafeln. 1895 M. 10.—. FISCHEL, OSKAR, Raphaels Zeichnungen. Ver­ such einer Kritik der bisher veröffentlichten Blätter. Mit einem Vorwort von G. Dehio. 8«. 15, XLIV, 272 S. 1898. M. 9.— F ORRER, DR. R., DerOdilienberg. Seine vorgeschicht­ lichen Denkmäler und mittelalterlichen Baureste, seine Geschichte und seine Legenden. Mit 30 Abbildungen und einer Karte. 120 VI, 90 S. 1899 M. 1 50 KRAUS, DR. F. X, Die Miniaturen der Manesseschen Liederhandschrift. Im Auftrage des Grossh. Badischen Ministeriums der Justiz, des Kultus und des Unterrichts nach dem Originale der Pariser National­ bibliothek in unverändertem Lichtdruck heraus­ gegeben. 140 Blatt Fol., wovon eines in chromolithogr. Facsimile, die übrigen in Lichtdruck von J. Kraemer in Kehl. (Nur in 100 Exemplaren gedruckt. In Mappe M. 60.— Dieses auf Veranlassung Seiner Königl. Hoheit des Grossherzogs von Baden entstandene Werk enthält die sämtlichen Illustrationen der berühmten Handschrift, das alte Dichterverzeichnis und eine literarhistorische Einleitung.

MICHAELIS, ADOLF, Strassburger Antiken. Fest gäbe für die archäologische Section der XLVI. Ver­ sammlung deutscher Philologen und Schulmänner, dargeboten von dem Kunstarchäologischen Institut der Kaiser-Wilhelms-Universität 40 38 S. mit 45 Abbildungen. 1901. M. 5. — .

VOLL, KARL, Die Werke des Jan van Eyck. Eine kritische Studie. 80. XV, 136 S. 1900 M. 3.—.

WOLTMANN, DR. ALFRED, Geschichte der deut­ schen Kunst im Elsass. Mit 74 Holzschnitten. So IX und 330 S. 1876. (M 10.—) M. 5.—. Zwölf Briefe eines ästhetischen Ketzers. 2. Auflage. 12°. 118 S.

1874.

Der Verfasser ist Karl Hillebrand

M. 2 - geb. M. 3.-.