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German Pages [408] Year 2009
böhlau
Wien Städtebauliche Strukturen und gesellschaftliche Entwicklungen Herausgegeben von Heinz Fassmann • Gerhard Hätz • Walter Matznetter
Böhlau Verlag Wien Köln Weimar
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Layout: Bettina Waringer ISBN 978-3-205-78323-7 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2009 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co.KG, Wien • Köln • Weimar http://www.boehlau.at http://www.boehlau.de Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Druck: Széchenyi Istvân Druckerei GmbH, 9027 Györ
Inhalt Vorwort
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Überblick Wien-städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme . . . . Heinz Fassmann/Gerhard Hätz
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Stadträume Die historische Altstadt und die moderne City Heinz Fassmann/Cerhard Hätz
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»Wilde Vororte« - Boom und Verfall am Westgürtel Walter Matznetter/Christoph Collner/Peter Görgl
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Das Stadtumland Heinz Fassmann/Peter Görgl
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Prozesse der Stadtentwicklung Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren Gerhard Hatz/Clemens Lippl
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Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen Gerhard Hatz/Stephan Herzog/ Wibke Strahl
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Zuwanderung nach Wien Christiane Hintermann
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Sozialer Wohnbau Walter Matznetter/Karin Vorauer-Mischer
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Inhalt
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Orte des Konsums - Marktplätze, Geschäftsstraßen und Shopping-Malis
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Gerhard Hatz/Roman Schwarzenecker Kulturals Instrument der Stadtplanung
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Gerhard Hätz Die polyzentrische Stadt: Neue urbane Zentren
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Gerhard Hatz/Elmar Weinhold
Anhang Literatur
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Abbildungsverzeichnis
401
Tabellenverzeichnis
409
Haltepunktverzeichnis
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Inhalt
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Vorwort der Herausgeber
Der Exkursionsführer, Wien - Städtebauliche Strukturen und gesellschaftliche Entwicklungen, verschafft einen Überblick über das historische Werden der Stadt, über demographische und soziale Grundstrukturen und über politisch-planerische Probleme. Der Exkursionsführer bindet dabei die textlichen Ausführungen an die konkrete physische Struktur der Stadt und schlägt Routen der Erkundung, der Bestätigung und der exemplarischen Darstellung »vor Ort« vor. Der konzeptuelle Ansatz dieses Exkursionsführers folgt damit einer immanenten stadtgeographischen Sichtweise, nämlich die Verknüpfung von räumlich-physischen Strukturen mit gesellschaftlichen Prozessen. Der vorliegende Exkursionsführer ersetzt klarerweise keinen klassischen oder auch alternativen Reiseführer. Das Zielpublikum sind nicht Touristen, die rasch einen Überblick über die Stadt gewinnen möchten. Der Exkursionsführer berichtet nur kursorisch über die baulichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten der Stadt und er vermeidet gezielt die thematische Reproduktion klassischer Wien-Bilder. Er informiert nicht über Öffnungszeiten, Eintrittsgelder und empfehlenswerte kulinarische Treffpunkte. Der vorliegende Exkursionsführer sieht die Stadt eben mit den Augen der Stadtgeographie und filtert jene Gesichtspunkte aus, an denen Touristen vielleicht besonderes Interesse haben. Der Exkursionsführer selbst ist das Ergebnis einer langen und gemeinsamen Zusammenarbeit der beiden Herausgeber, Gerhard Hätz und Heinz Fassmann. 2002 haben sie für den 28. Deutschen Schulgeographentag einen Exkursionsführer vorgelegt, der ausgesprochen positive Anerkennung fand und weite Verbreitung erfahren hat. Die Erstauflage war bald vergriffen ebenso wie die zweite, veränderte und erweiterte Auflage, erschienen bei Bohmann. Mit »Understanding Vienna. Pathways into the City« wurde dem zunehmenden Bedarf englischsprachiger Interessenten entsprochen. Die Dynamik der Stadtentwicklung Wiens bedingte neue Sichtweisen und neue konzeptuelle Zugänge. Dem entspricht die vorliegende Neufassung durch eine vollständige Überarbeitung von relevanten Kapiteln und die Erweiterung durch neue Fragestellungen. Die Aufnahme neuer Kapitel ermöglicht nun einen umfassenden Einblick in relevante städtebauliche Strukturen und gesellschaftliche Entwicklungen Wiens.
Vorwort
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Der Exkursionsführer selbst ist dreigeteilt. Er beginnt mit einer generellen und historisch ausgerichteten Einleitung. Dieser Beitrag stellt die Entwicklung der Stadt vor und präsentiert darüber hinaus die aus der Sicht der Autoren relevanten politischen Herausforderungen der Stadtentwicklung. Es folgt dann ein Abschnitt über stadträumliche Einheiten, nämlich über die Innenstadt, über die Stadtrandbezirke und über das Stadtumland. Der Beitrag über die Wiener Innenstadt, zugleich auch die Altstadt, stellt neben vielen Details die Entwicklung der Altstadt zur modernen City und die Anpassungen an eine moderne Dienstleistungsgesellschaft in den Mittelpunkt. Nicht nur die Innenstadt, auch Wiener Stadtrandbezirke befinden sich in einem dynamischen Transformationsprozess. Sie sind Wohnbezirke einer traditionellen Arbeiterschicht, sie erleben gleichzeitig bauliche und soziale Aufwertungsprozesse und sie sind Heimstätte der Zuwanderer einer aktuellen und einer zurückliegenden Migration. Schließlich wird als weiterer Beitrag in diesem Abschnitt das Stadtumland vorgestellt, manchmal und salopp auch als der »Speckgürtel« der Stadt bezeichnet, was aber eine oberflächliche Vereinfachung darstellt, weil das Stadtumland gemeinsam mit der Kernstadt längst eine stadträumliche Einheit darstellt. Der dritte Abschnitt des Exkursionsführers stellt ausgewählte Prozesse in den Mittelpunkt. Er ist nicht stadträumlich organisiert, sondern spezifische Fragestellungen strukturieren die Beiträge. Thematisiert wird die sanfte Stadterneuerung (Neues Wohnen in alten Quartieren), die in Wien aufgrund des hohen Anteils an historischer Bausubstanz eine besondere Bedeutung besitzt. Es folgt dann ein Beitrag über das Recycling von innerstädtischen Brachflächen sowie die Konversion von alter Bausubstanz. Die Vor- und Nachteile dieser Prozesse werden exemplarisch an Projekten der Stadtentwicklung aufgezeigt. Der internationalen Zuwanderung nach Wien, ein in Wien politisch besonders aufgeladenes Thema, widmet sich das Kapitel über die Zuwanderung nach Wien. Eine weitere Besonderheit, die in keinem Exkursionsführer, der sich mit der Stadt befasst, fehlen darf, ist der soziale Wohnbau, der nicht nur Tradition besitzt, sondern auch eine soziale Innovation darstellte. Die »Orte des Konsums« werden in dem nachfolgenden Kapitel in den Mittelpunkt gerückt. Marktplätze, Geschäftsstraßen und Shopping-Malis sind vielleicht die sozialen Innovationen der Gegenwart mit einer prägenden Kraft auf die Stadt und deren bauliche und sozioökonomische Entwicklung und mit einer gemischten Bewertung belastet. Die Stadt versteht sich mehr und öfters als unternehmerische Stadt, die sich inszeniert und sich auf dem »Markt urbaner Standorte« verkaufen muss. Der Beitrag über Kultur als Instrument der Stadtplanung stellt diese Entwicklung in den Mittelpunkt. Schließlich befasst sich der ab8
Vorwort
schließende Beitrag mit den neuen Urbanen Zentren am Rande des dicht verbauten Kernes, die letztlich ein städtebauliches Entwicklungskonzept der 1950er- und igöoer-Jahre umsetzten: Wien sollte weniger monozentrisch sein, als es über viele Jahrhunderte war, und eine stärker polyzentrische Orientierung annehmen. Wien folgt hier einem globalen Trend der Stadtentwicklung, der jedoch durch spezifische lokale Rahmenbedingungen modifiziert wurde und wird. Der vorliegende Exkursionsführer ist das Produkt der Zusammenarbeit von vielen Personen. Zunächst sind die Autoren und Autorinnen zu erwähnen, die ihre Beiträge konzeptiv und inhaltlich gestaltet haben. Die Texte selber wurden in weiterer Folge von Angelika Horvath und DDr. Josef Kohlbacher lektoriert. Einige Fotos und Grafiken stammen von den Autoren und Autorinnen, die meisten sind jedoch von Gerhard Hätz und Doris Schönbichler zur Verfügung gestellt worden. Yvonne Franz hat das Manuskript zusammengestellt, vereinheitlicht und redigiert. Das Layout und die Erstellung des Satzes selber lagen in der Verantwortung des Böhlau Verlages. Vonseiten des Verlages wurden wir von Dr. Eva Reinhold-Weisz ausgezeichnet betreut. Allen genannten Personen, die Texte erstellt, fotografiert, gezeichnet und recherchiert haben, die die Texte gelesen, korrigiert und gesetzt haben, gilt der herzliche Dank der Herausgeber. Heinz Fassmann, Gerhard Hätz, Walter Matznetter Wien, im Juli 2009
Vorwort
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Wien städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme Heinz Fassmann und Gerhard Hätz
Die Hauptstadt der Republik Österreich zählt mit fast 1,7 Millionen Einwohnern in der Kernstadt und rund 2,6 Millionen Einwohnern in der erweiterten Agglomeration (Stadtregion der Planungsgemeinschaft Ost) zu den großen Städten Europas. Hinsichtlich der Einwohnerzahl rangiert Wien an 7. Stelle innerhalb der EU - nach London, Paris, Berlin, Madrid, Rom und Hamburg. Wird die Stadt aufgrund ihrer historischen Bedeutung, ihrer baulichen Attraktivität oder aufgrund der für Besucher und Einwohner erlebbaren Lebensqualität beurteilt, dann liegt Wien vor diesen Städten. In der neuesten weltweiten Städterangliste von Mercer nimmt Wien den ersten Platz ein. Das Personalberatungsunternehmen bewertet für ihre Rangliste die Lebensqualität von 215 Städten anhand von politischen, sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien. Unabhängig davon »punktet« die Stadt mit ihrem spezifischen Image. Stehen andere europäische Städte vielleicht für Modernität, Dynamik und neuen Reichtum, so wird Wien vielmehr mit Gemütlichkeit, Kaffeehäusern, Heurigen, Mozart, Kaiser, mit Tradition und dem historischen Flair des 19. Jahrhunderts assoziiert. Auch wenn diese Fremdbilder in ihrer Pauschalität nicht stimmen, so kennzeichnen sie doch Aspekte eines spezifischen Ambientes der Stadt.
1.1 Historische Entwicklung Wien ist mindestens 2000 Jahre alt. Mit der Entstehung des römischen Legionslagers Vindobona wurde der Grundstein für die heutige Stadt Wien gelegt, wobei Vindobona selbst wieder auf älteren Siedlungen aufbaute.1 Einige bauliche Reste (Ausgrabungen auf dem Michaelerplatz und
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Der Name Vindobona selbst bedeutet so viel wie das Gut, das bäuerliche Anwesen des Vindos. Kann aber auch als weißer Platz, weiße Stätte interpretiert werden, was gut zum Standort des Lagers über dem von Wasser weiß gescheuerten Donausteilufer passen würde. 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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dem Hohen Markt) und zahlreiche Straßenzüge in der Inneren Stadt gehen auf diese Zeit zurück (z. B. die Marc-Aurel-Straße oder der Graben). Darüber hinaus findet sich das übergeordnete römische Straßennetz in dem heutigen wieder. Die Währinger Straße, die Herrengasse, der Rennweg oder die Simmeringer Hauptstraße waren bereits zur Zeit des römischen Legionslagers als Limesstraßen wichtige Ausfallstraßen in westöstlicher Richtung. Sie blieben als Siedlungsachsen bis heute erhalten. Im Norden bildete die Donau die Grenze des Lagers und auch des Römischen Reiches.2 Während sich die Lage Vindobonas an der Topographie orientierte, entsprach der Grundriss des Militärlagers selbst dem einer geplanten römischen Stadt. Die Stadt war durch Lagermauern und Gräben (heute: Tiefer Graben und Graben) befestigt und durch vier Stadttore zu betreten. Eine »via principalis« und eine »via decumanis« teilten die Stadt in vier Viertel und bildeten an ihrem Kreuzungspunkt den Marktplatz. Seit dem frühen Mittelalter war die Stadt Handelsplatz und Drehscheibe des europäischen Verkehrs, was durch ihre geographische Lage begünstigt wurde: Wien liegt an der Donau, einer bedeutenden europäischen Wasserstraße, an den östlichen Ausläufern der Alpen und am Übergang zur Pannonischen Tiefebene. Transkontinentale Fernhandelsrouten kreuzten sich in Wien: Auf der einen Seite die Verbindung zwischen dem nördlichen Europa mit der Adria und auf der anderen Seite die Verknüpfung des mitteleuropäischen Raumes mit dem südöstlichen Europa bis hin zum Schwarzen Meer. Alle im Mittelalter und auch in späteren Zeiten bedeutende Güter und Waren wie Salz, Wein, Holz, Getreide, Bernstein, Gewürze und Textilien wurden durch Wien transportiert und auch dort gehandelt. Nicht die wirtschaftliche Funktion allein, sondern auch die zunehmende Bedeutung der Stadt als politisches Zentrum eines expandierenden Großreiches leiteten den Aufstieg Wiens zur Metropole ein. Die Babenberger, ein fränkisches Adelsgeschlecht, welche 976 mit der wiedererrichteten Grenzmark im Osten des Deutschen Reiches belehnt wurden, wählten nach einigen Etappen Wien als Residenzstadt. Heinrich II. Jasomirgott, ab 1156 Herzog von Österreich, verlegte um 1150 seine Residenz nach Wien (Errichtung der Pfalz »Am Hof«) und leitete die endgültige Stadtwerdung ein.3 Ab dem Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Stadt
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Bis zur Donauregulierung 1870-75 folgte der Hauptarm der Donau ungefähr dem heutigen Verlauf des Donaukanals. Eine Gedenktafel auf dem Gebäude Bognergasse/Am Hof erinnert an die erste Residenz. Weitere bauliche Denkmäler aus dieser Zeit sind im Wesentlichen Sakralbauten (Ruprechtskirche, Stephanskirche, Maria am Gestade). Überblick
Abbildung 1-1: Stephansdom Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christanell
fast bis zur heutigen Ringstraße erweitert und mit einer Stadtmauer umgeben. Herzog Leopold VI., dessen Ära als Goldenes Zeitalter für die Stadt gilt, verlieh ihr 1221 das Stadt- und Stapelrecht. Damit wurden fremde Kaufleute gezwungen, in Wien ihre Waren zum Zwischenhandel freizugeben, wodurch die Bedeutung des Handels in der Stadt gestärkt wurde. Mit dem Tod des letzten Babenbergers 1246 wurde die kontinuierliche und prosperierende Entwicklung Wiens für kurze Zeit unterbrochen. Das Interesse der den Babenbergern nachfolgenden Habsburger an der Stadt war wechselhaft, denn diese opponierten gegen die neuen Landesfürsten und Stadtherren und verloren wichtige Privilegien. Erst nach und nach beruhigte sich die Lage und 1296 wurde Wien neuerlich das Stadtrecht verliehen. Die Positionierung Wiens als Reichs- und Residenzstadt war im ausgehenden Mittelalter keineswegs eindeutig. Herrscher, wie Rudolf der Stifter, bauten die Stadt aus (z.B. Gründung der Alma Mater Rudolphina, der Universität, 1365) und erklärten sie zum Zentrum ihrer Macht, während dessen Vorgänger und Nachfolger eine andere Strategie verfolgten. Prag war damals - und ist es in einem gewissen Sinn auch heute wieder - die Konkurrenzstadt zu Wien. Viele der Habsburger wählten Prag als Residenzstadt und setzten dort ihre baulichen Akzente. Am Ende des 15. Jahrhunderts lebten in Wien etwa 20.000-25.000 Menschen. Als Residenz der deutschen Könige und römischen Kaiser (ab 1438, ständig ab dem frühen 17. Jh.) war Wien Sitz der Behörden eines 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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zur Großmacht anwachsenden Reiches. Aber es war eine Stadt, weit im Osten des Deutschen Reiches und bildete - so das Selbstverständnis - ein »Bollwerk« gegenüber den Magyaren und später den Türken. Bedrohungen, militärische Einfälle und auch Eroberungen (1485-1490 beispielsweise durch den Ungarnkönig Matthias Corvinus) behinderten die weitere Entwicklung. Das eigentliche »Take-off« der Stadt setzte erst ein, als die »Gefahr aus dem Osten« gebannt und Wien in das Zentrum eines europäischen Großreiches gerückt war. Die Stadt überstand zwei Türkenbelagerungen. Die erste fand 1529 statt und musste - für die belagernden Türken - erfolglos abgebrochen werden. Die zweite Belagerung folgte 1683 und blieb abermals ohne Erfolg, denn ein internationales Entsatzheer, unter der Führung des polnischen Königs Jan Sobiesky, »befreite« die Stadt. Die Türken wurden weit zurückgedrängt und das nach 1526 (Schlacht bei Mohacs) formell zu Österreich gehörende Ungarn wurde auch de facto in das Habsburgerreich eingegliedert. Ein glanzvoller Aufstieg, vor allem unter Karl VI. und Maria Theresia, setzte ein. Wien konnte von nun an gefahrlos expandieren und von dem Reichtum eines europäischen Großstaates profitieren. Nach 1683 wurden die Befestigungen wiederhergestellt und 1704 ein zweiter Befestigungsring (Linienwall), der heutige Gürtel, errichtet. Waren dabei zunächst militärische Überlegungen im Vordergrund gestanden, so sollte dieser Wall in der Folge vornehmlich als Steuergrenze fungieren. Ab dem frühen 18. Jahrhundert beteiligten sich die weltlichen und geistlichen Grundherrschaften durch die Parzellierungen ihrer Gründe am Aufschwung der Siedlungstätigkeit. Auf Maßnahmen des AugustinerChorherrenstifts Klosterneuburg gehen die Anfänge einer Reihe von Siedlungen in dieser Epoche zurück. Innerhalb des Linienwalls war es vor allem das Schottenkloster, welches das Schottenfeld und das Breitenfeld parzellieren und besiedeln ließ. In der ummauerten Innenstadt wurden im Zuge der Aufhebung von Klöstern unter Joseph II. Gebäude sowie Areale frei und förderten damit die Stadtentwicklung. Zu weiteren Maßnahmen Josephs II. gehörte auch die Verlegung der Friedhöfe aus den dicht verbauten Gebieten. Die Sommerpalais des Hofadels, ringförmig an das Glacis anschließend errichtet und in ihrer zentralen Achse auf den Sitz des Kaisers - die Hofburg - ausgerichtet, kennzeichnen den Expansionswillen des Kaiserhauses und »seiner« Residenzstadt. Herausragend unter diesen Sommerpalais - sowohl in Bezug auf die Größe als auch die Lage - sind das Belvedere sowie das Schloss Schönbrunn. Die prägenden Architekten dieser Zeit waren Johann Bernhard Fischer von Erlach, dessen Sohn Joseph Emanuel und Johann Lukas von Hildebrandt. Aus ihrer Schule stammen nicht nur die neuen Repräsentativbauten außerhalb der Stadtmauern, 16
Überblick
Abbildung 1-2: Gebäude der Nationalbibliothek, Josefsplatz Bild: G. Hätz
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Abbildung 1-3: Schloss Schönbrunn Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christaneil
1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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sondern auch der Um- und Ausbau der Hofburg (Reichskanzleitrakt, Gebäude der Österreichischen Nationalbibliothek) sowie zahlreiche Innenstadtpalais des Hochadels (Palais Daun-Kinsky, Stadtpalais des Prinzen Eugen u.a.). Im Barock wurde großflächig umgebaut, was zum weitgehenden Verschwinden des baulichen Erbes des Mittelalters geführt hat. Wer heute noch etwas vom mittelalterlichen Wien sehen will, der findet Überreste in der Naglergasse oder bei der Ruprechtskirche. Wien ist eine »barocke« Stadt, die ihre Prägung in dieser Zeit erfahren hat und deren Bauten viel zum Image der Stadt beitragen. Wien ist gleichzeitig aber auch eine gründerzeitliche Stadt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Wachstumsphase erlebte. Wien war - seit dem Wiener Kongress von 1815 - die Hauptstadt eines restaurierten europäischen Großreiches, welches das heutige Österreich, Ungarn, Kroatien, Slowenien, die Slowakei, Tschechien sowie Teile Rumäniens, Polens, Italiens und Jugoslawiens umfasste. Kulturelles und finanzielles Kapital des großen Reiches konzentrierten sich in Wien und forcierten den Bau zahlreicher weiterer Baudenkmäler, die heute den einmaligen Charakter der Stadt ausmachen. Gleichzeitig führte das in Wien etwas verspätete und gewerblich transformierte Einsetzen der Industrialisierung zu einem rapiden Bevölkerungswachstum. Zählte die Stadt um 1850 (in ihren damaligen Grenzen) noch ca. 200.000 Einwohner, so waren es 1914 über 2,2 Millionen Menschen.4 Aus allen Teilen der Monarchie wanderten Arbeitskräfte nach Wien und ließen sich in den gründerzeitlichen Stadtvierteln außerhalb des Gürtels nieder. Die Wohnungsfrage wurde zur größten sozialpolitischen und stadtplanerischen Herausforderung. Der Wohnungsneubau lag ausschließlich in den Händen privater Investoren, Immobilienentwicklung und Vermietung war ein gutes Geschäft. Als typisch für diese Epoche gelten Wohnungen, bei denen man vom Hausflur aus direkt in die Küche gelangte, die aber über keinen eigenen, sondern nur über einen im Hausflur befindlichen Wasseranschluss verfügten (sogenannte »Bassena« vom italienischen »Bacino«) und weder Bad noch Toilette kannten. Diese Wohnungs- wie Wohnhaussituation war vor allem für die Wiener Vorstädte kennzeichnend. Die gründerzeitliche Wohnbautätigkeit prägte die Arbeitervorstädte wie Ottakring, Hernais oder Favoriten, die den Großteil des städtischen Wachstums auf sich vereinigten.
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Die Einwohnerzahl Wiens in seiner realen Ausdehnung - inklusive der Vorstädte betrug rund 400.000. Damit lag es hinter London (um 1800: 959.000 Einwohner) und Paris (um 1800:584.000 Einwohner). Überblick
Für die Gründerzeit ist aber nicht nur der Typus des Arbeitermietshauses charakteristisch. Die Stadt erlebte auch den großzügigen Ausbau der Infrastruktur, der anfangs von privaten Unternehmen getragen wurde. Im Rahmen des Munizipalsozialismus erfolgte die Kommunalisierung der Versorgung der Bevölkerung mit Wasser, Gas und später Strom sowie des öffentlichen Verkehrs. Die völlig unzureichende Trinkwasserversorgung der enorm angewachsenen städtischen Bevölkerung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts grundlegend neu gestaltet, indem die 1. Wiener Hochquellenwasserleitung, der dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine zweite folgen sollte, errichtet wurde. Damit wurde aus einer Entfernung von mehr als 100 km, aus dem Voralpengebiet an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark, frisches Quellwasser herangeführt - eine wesentliche Maßnahme im Interesse der Volksgesundheit. Im 19. Jahrhundert entstand als bauliches Abbild des gesellschaftlichen Aufstieges des Bürgertums der Typus des bürgerlichen Wohnpalastes. Diese Wohnpaläste, innenstadtnahe errichtet, enthielten großzügig angelegte Wohnungen und eine klare baulich-soziale Separierung von Herrschaft und Dienstboten. Das finanziell potente Bürgertum imitierte den Adel und schuf jene Repräsentationsbauten, die von dem neuen Reichtum Zeugnis ablegten. Die Gründerzeit brachte der Stadt schließlich eine markante Flächenvergrößerung sowie den Fall der obsolet gewordenen Befestigungsanlagen um die Altstadt.5 Die Stadtmauer fiel 1857, der Linienwall 1893. An der Stelle der Befestigungsanlagen entstanden der Gürtel, als einer der wichtigsten kreisförmigen Verkehrswege, sowie die Ringstraße. Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs wurde die Ringstraße als Gesamtkunstwerk konzipiert und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts realisiert. Die Ringstraße gilt heute als ein gelungenes Beispiel für einen breiten Boulevard mit einem für den Klassizismus typischen Eklektizismus an unterschiedlichen Baustilen. So findet sich die Neugotik ebenso wieder (Rathaus) wie die klassische Antike (Parlament) oder das Barock (Kunst- und Naturhistorisches Museum). An der Ringstraße entstanden Ministerien, Museen, die Hof- bzw. heutige Staatsoper, das Reichsratsgebäude, in dem heute das österreichische Parlament seinen Sitz hat, die neue Universität und vieles andere mehr.
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1890-1892 wurden die Vororte westlich des Linienwalles eingemeindet, 1904 wurde dann auch das nördlich des Stroms gelegene Floridsdorf (21. Bezirk), das im Zusammenhang mit der dort vorhandenen Maschinenindustrie einen großen Aufschwung erfahren hatte, ein Teil Wiens. 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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Die Krise in der Zwischenkriegszeit Der 1. Weltkrieg (1914-1918) stellte für Wien eine markante Zäsur dar. Am Ende des 1. Weltkriegs war Wien nicht mehr die Reichs- und Residenzhauptstadt einer europäischen Großmacht, sondern Hauptstadt eines auf 6 Millionen Einwohner reduzierten Kleinstaates. Nicht mehr die Aristokratie und das Kaiserhaus bestimmten das gesellschaftliche Leben. Neue gesellschaftliche und soziale Eliten entstanden und definierten die kommunalpolitisch wichtigen Fragen: Wohnungsnot und Armutsbekämpfung. Markant war auch der Rückgang der Einwohnerzahl. Zählte Wien 1914 noch über 2,2 Millionen Einwohner, so waren es zu Beginn des 2. Weltkriegs nur mehr 1,7 Millionen. Eine Rückwanderung in die neu geschaffenen Nationalstaaten war dafür ebenso verantwortlich wie ein durch Arbeitslosigkeit und Armut bedingter Geburtenrückgang. 1921 kam es aus politischen Überlegungen zum Beschluss des sogenannten »Trennungsgesetzes«, das die Verbindung Wiens mit dem umliegenden Niederösterreich auflöste und die Stadt in den Rang eines eigenen Bundeslandes erhob. Die politisch motivierte Überlegung war klar: In Wien dominierte ab 1918/19 die Sozialdemokratie. Die hohe Bevölkerungszahl der Stadt hätte dazu geführt, dass die Mehrheit im agrarisch geprägten Niederösterreich ebenfalls sozialdemokratisch dominiert worden wäre. Nach der Trennung von Niederösterreich nahmen die politischen Verhältnisse jedenfalls ausgeprägte Konturen an. Wien selbst wurde in den 1920er- und frühen ig3oer-Jahren zu einem international renommierten Modellfall einer sozialdemokratisch geführten Stadtverwaltung - zum »Roten Wien«. Vor dem Hintergrund der Wohnungsnot und der schlechten Wohnbedingungen in den gründerzeitlichen Wohnvierteln betrieb die von der sozialdemokratischen Arbeiterpartei regierte Stadt eine eigene und akzentuierte Wohnungspolitik. Voraussetzung dafür waren die Einnahmen aus einer dafür eingerichteten Steuer (Wohnbausteuer durch den damaligen Finanzstadtrat Hugo Breitner). Im Zeitraum von 1923 bis 1934 wurden von der Gemeinde insgesamt knapp über 60.000 Wohnungen errichtet. Die dabei realisierten Projekte waren sowohl hinsichtlich ihrer architektonischen Qualität als auch ihrer baulichen Funktionalität außergewöhnlich. Sein jähes Ende fand der kommunale Wohnbau der Zwischenkriegszeit mit dem Ende der 1. Republik und dem Beginn des Austrofaschismus 1934. Erst in der Nachkriegszeit fand der kommunale Wohnbau wieder seine Fortsetzung, ohne jedoch - wie die Architekturkritik meint - die ästhetische und funktionale Qualität der Zwischenkriegszeit wieder erreicht zu haben. Der 2. Weltkrieg stellte abermals eine Zäsur im Entwicklungsprozess der Stadt dar. Es waren nicht die Kriegszerstörungen, die - verglichen mit deutschen Städten - die Stadt nur mäßig veränderten, sondern vielmehr 20
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die Errichtung des Eisernen Vorhanges und die politische Zweiteilung Europas. Wien wurde an den Rand der westlichen Welt gedrängt, eine Europametropole im östlichen Europa mit einem begrenzten Hinterland und ungünstigen Entwicklungsperspektiven. Die Stadt verlor durch die politische Grenzziehung ihr übergeordnetes Hinterland und weiter an Bevölkerung. Obwohl das Stadtgebiet vergrößert wurde (1910: 278 km 2 , seit 1954: 415 km 2 ) nahm die Bevölkerung ab. 6 1951 zählte die Stadt nur mehr 1,62 Millionen Einwohner, um 450.000 weniger als 1910. Die Attraktivität einer in vier Besatzungszonen aufgeteilten Stadt zum Dableiben oder Zuwandern war vor allem in der sowjetischen Besatzungszone nicht allzu groß. Die österreichische Entwicklungsperspektive verschob sich in die westlichen Bundesländer. Was die Nachkriegszeit hinterließ, waren einzelne und insgesamt wenige Versuche, Modernität in die Stadt zu implantieren. Das Ringstraßenhochhaus (aus dem Jahr 1951; Schottenring 28) ist ein vielfach kritisiertes Zeugnis dieser Ambition. Sonst dominierte der schlichte Wohnbau ohne Experimente. Die Beseitigung der Bombenschäden und der Wohnungsnot standen im Vordergrund. Rasch gebaut, vielfach am Stadtrand und später als »seelenlos« diskreditiert, wurden meist kommunale Wohnungen errichtet. Erst mit Beseitigung der unmittelbaren Kriegsschäden und Wohnungsknappheit konnte in den ig7oer-Jahren wieder ein qualitativ hochwertiger Wohnbau realisiert werden. Das Wohnen wurde als mehr als nur ein »Dach über dem Kopf« wiederentdeckt. Es wurden halböffentliche Innenräume als Orte der Begegnung geschaffen und Einrichtungen, die auf die Entwicklung einer freizeitorientierten Gesellschaft Rücksicht nahmen, errichtet sowie experimentelle Wohnformen wiederentdeckt (vgl. Wohnpark Alterlaa, das »Hundertwasserhaus«). Rückkehr zur
Mittelpunktslage
Erst mit dem Fall des Eisernen Vorhanges (1989/90) veränderten sich die geopolitischen Lagebedingungen für Wien tiefgreifend. Wien rückte wieder näher in das Zentrum des europäischen Städtesystems und die
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1938 kam es zu einer umfassenden Gebietserweiterung, wobei man Vorbildern, wie etwa Groß-Hamburg, folgte. 97 niederösterreichische Gemeinden kamen damals zu Wien, die Zahl der städtischen Bezirke (bisher 21) stieg auf 26, das Stadtgebiet hatte sich vervierfacht. 1946 beschloss man das so genannte »Gebietsänderungsgesetz«, das die Stadterweiterung von 1938 weitgehend wieder rückgängig machen sollte. Das Gesetz fand jedoch acht Jahre lang nicht die Zustimmung der Besatzungsmächte, vor allem der sowjetischen, sodass seine endgültige Realisierung erst 1954 möglich war. Seither umfasst das Stadtgebiet 23 Bezirke, wobei gegenüber der Zeit vor 1938 der 22. Bezirk (Donaustadt) nördlich der Donau und der 23. Bezirk (Liesing) im Süden des Stadtgebietes endgültig zu Wien kamen. 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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Abbildung 1-4: Wien - von der Randlage zur Mittelpunktslage Quelle: C. Hätz, eigener Entwurf
traditionell ungünstigen Faktoren für den Wirtschaftsstandort Wien, wie die Lage an der »toten« Grenze und das Fehlen von größeren Absatzmärkten, wurden in positive Entwicklungschancen verwandelt. Mit dem Ende der Zweiteilung Europas hat Wien seine europäische Mittelpunktslage zurückgewonnen und damit die Nachkriegsentwicklung endgültig abgeschlossen. Gleichsam zur Demonstration der neuen Situation, aber auch als Ausdruck der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung sowie des beschleunigten Strukturwandels wurde eine Reihe von städtebaulichen Akzenten gesetzt. Die Errichtung von Hochhäusern im Süden (Wienerbergcity) und Norden der Stadt (Millennium-City) sowie der Bau eines eigenen Stadtteils bei der Wagramer Brücke im Nordosten (Donaucity bzw. Vienna DC) dokumentieren die »Neue Zeit«. Dazu kommen innovative oder planerisch bedeutende Projekte, wie die Errichtung eines universitären Campus in den Gebäuden des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses oder die Revitalisierung alter Industrieobjekte wie die Gasometer in Simmering. Der Erdberger Mais wird ein Teil einer städtebaulichen Entwicklungsachse zwischen City und dem Flughafen WienSchwechat. Die Stadt ist wieder attraktiv für das Dableiben und Zuwandern. Dem Zuzug ist es auch zu verdanken, dass sich die Einwohnerzahl nicht nur 22
Überblick
stabilisiert, sondern auch erhöht hat. 1981 zählte man nur mehr 1,53 Millionen Einwohner, 2001 waren es wieder 1,56 Millionen und 2006 sind es bereits 1,66 Millionen. Gleichzeitig vergrößerte sich durch Suburbanisierung die Stadtregion insgesamt. Tabelle 1-1: Bevölkerungsentwicklung 1869-2006 (in 1000) Jahr
1869
1900
1934
1951
2001
2006
Österreich
4.497
6.003
6.760
6.934
8.032
8.281
Wien
901
1.769
1.936
1.616
1.550
1.661
Bevölkerung
20
29,5
28,7
23,3
19,3
20,1
Wiens in % Quelle: Statistik Austria
1.2 Crundriss-Strukturen Die Innere Stadt Der Crundriss der Stadt ist relativ einfach strukturiert. Wie die meisten europäischen Großstädte ist Wien eine einigermaßen symmetrisch gewachsene Stadt mit einem historischen Stadtkern und konzentrischen Wachstumsringen. Der historische Kern, die Innere Stadt, wird von der Ringstraße umschlossen, die nach dem - in Wien vergleichsweise späten - Abbruch der Stadtbefestigung (Stadtmauer und Glacis) realisiert wurde. Die durch die Ringstraße umschlossene Innere Stadt bildet den Kern des »Central Business District« (CBD) der Stadt. Ein Großteil der Ministerien, das Bundeskanzleramt, die Arbeitsräume des Bundespräsidenten, Verwaltungszentren von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, die Universität, die Akademie der Wissenschaften, das Burgtheater, die Oper, viele Museen, schlicht alles, was Macht und Prestige in der Republik besitzt, ist im CBD vertreten. Die Innere Stadt bildet noch immer trotz der Versuche, eine polyzentrische Stadtstruktur zu erreichen - den herausragenden Mittelpunkt. Dazu trägt auch das gut entwickelte öffentliche Transportsystem bei, welches sternförmig auf den CBD ausgerichtet ist und damit die Erreichbarkeit der Inneren Stadt stark fördert. Die ehemaligen Vorstädte Um die Innere Stadt schließen sich ringförmig die inneren Bezirke 2 bis 9 an, nach außen hin begrenzt durch eine »zweite Ringstraße«, den heutigen Gürtel. Ursprünglich als »Boulevard des Proletariats« konzipiert, mit Baumreihen und einem großzügig bemessenen Straßenraum, zählt der Gürtel heute zu den planerischen Problemgebieten. Eine extrem 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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hohe Verkehrsbelastung, gepaart mit der Abwanderung der sozialen Mittelschicht und der Zuwanderung von ausländischer Wohnbevölkerung haben zu einem Mangel an notwendigen Investitionen in den gründerzeitlichen Baubestand geführt. Der Verfall der baulichen Struktur und ein sozialer Abwertungsprozess waren und sind die Folgen. Gegenwärtig bildet diese Zone einen der Schwerpunkte stadtplanerischer Sanierungsmaßnahmen. Zwischen der Ringstraße und dem Gürtel dominieren Wohnfunktion und gemischte Funktionen (Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel). Diese Bezirke gelten als gute, teilweise sogar als sehr gute Wohnbezirke, wobei jedoch ein zentral-peripher abfallender Gradient auffällig ist: Wer nahe der Ringstraße wohnt, genießt ein höheres Sozialprestige als ein Bewohner der gürtelnahen Bereiche. Die in den vergangenen Jahrzehnten getätigten baulichen Verbesserungen der innenstadtnahen Wohnungen und Gebäude haben den sozialen Aufwertungsprozess beschleunigt. Gentrification - bausoziale Aufwertung - prägt den Charakter der »inner districts«. Vorortbezirke und der städtische Rand Die Bezirke außerhalb des Gürtels sind baulich, funktionell und sozial sehr viel heterogener als die Bezirke innerhalb des Gürtels. In den westlichen äußeren Bezirken dominiert die Wohnfunktion, abermals durchmischt von Gewerbe und Einzelhandel. Die Verbauung stammt größtenteils aus dem 19. Jahrhundert, der Anteil der Bauten aus der Zwischen* oder Nachkriegszeit ist relativ gering. Die Bezirke im Osten und Südosten der Stadt weisen dagegen eine deutlich jüngere Verbauung auf. Der mit öffentlichen Geldern geförderte Wohnbau dominiert. Dazu kommen städtebauliche Prestigeprojekte (z.B. die Donaucity), die nicht nur aufgrund des wachsenden Wohn- und Büroflächenbedarfs notwendig sind, sondern auch Wien als moderne Metropole inszenieren sollen. Bemerkenswert für die äußeren Bezirke ist die Umkehr des Sozialgradienten. Während in den inneren Bezirken der Sozialgradient nach außen hin abfällt, steigt er in den äußeren Bezirken gegen den Stadtrand hin deutlich an. Am Stadtrand wohnen die soziale Mittel- und Oberschicht, während in Richtung Innenstadt der Anteil der städtischen Grundschicht, ethnischen Minderheiten und gesellschaftlichen Randgruppen deutlich zunimmt. Repräsentative Villen an den Abhängen des Wienerwaldes zeigen sehr deutlich die soziale Distanz zu den dicht verbauten, von Verfall bedrohten gründerzeitlichen Wohnvierteln entlang des Gürtels. Um die äußeren Bezirke und damit auch schon außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes schließt sich eine städtische Wachstumszone an. Suburbanisierung stellt einen wichtigen Prozess dar und kennzeichnet die aktuelle Stadtentwicklung Wiens. Sie hat zu einem rapiden Wandel 24
Überblick
der ehemals landwirtschaftlich geprägten Dörfer im Umland von Wien geführt. Shoppingcenters, Wohnhausanlagen und Einfamilienhäuser wurden am Stadtrand errichtet, Industrie- und Dienstleistungsunternehmen auf die ehemals agrarisch genutzten Flächen verlagert. Entlang der leistungsfähigen Verkehrsträger Schiene und Straße entwickelten sich ausgedehnte Siedlungsachsen. Die Stadt wächst über ihre Grenzen hinaus in das Umland. Besonders im Süden der Stadt lässt sich ein ausgeprägtes »ribbon development« entlang des Alpenostrandes von beinahe 100 km Länge feststellen.
1.3 Planerische und politische Herausforderungen Wien gilt heute als sichere, attraktive, wohlhabende Stadt mit Geschichte, Kultur und einer hoch entwickelten Infrastruktur. Aber natürlich ist die Stadt nicht frei von politisch-planerischen Herausforderungen. Je nach Sichtweise und maßstabsbezogener Detailliertheit können unterschiedliche Gesichtspunkte genannt werden. Problemdefinitionen haben immer etwas Relatives an sich. Aus Sicht der Autoren sind fünf Gesichtspunkte als wesentlich anzuführen: Gründerzeitliche Innenstadt cit
rw~]
v
Inner Bezirke Äußere Bezirke Gründerzeitlicher Stadtrand Zwischen-und nachkriegszeitliche Außenstadt [ 7 . . . ] Gürtel Cityerweiterung [ C D C 3 ] Freizeitachse - Donauinsel I
Innere Zone
j H Wachstumsrand
Abbildung 1-5: Stadtmodell Wien Quelle: Lichtenberger 1991
Suburbanisierung Die Suburbanisierung hat in Wien spät eingesetzt, verändert nun aber das Wiener Umland ausgesprochen dynamisch. Die Stadt breitet sich aus, getragen vom Wunsch vieler Haushalte, im eigenen Heim und im Grünen zu leben, aber auch forciert von der Industrie und vom Einzelhandel, die 1. Städtebauliche Entwicklung u n d planerische P r o b l e m e
25
mehr Fläche und eine hohe Erreichbarkeit für Individual- und Schwerverkehr benötigen. Seit den ig7oer-Jahren weist das Stadtumland ein zum Teil deutlich höheres Bevölkerungswachstum auf als die administrative Einheit »Stadt«. Lebten 1971 noch rund 23 % der Bevölkerung der Stadtregion im Umland und 77 % in der Kernstadt, so veränderte sich bis 2001 diese Relation auf 28:72. Verglichen mit anderen europäischen oder nordamerikanischen Städten ist der Anteil der Bevölkerung im Umland ausgesprochen gering und signalisiert eine gewisse »Verspätung«. Dennoch gibt die Dynamik des Prozesses Anlass zur weiteren politischen Beachtung. Tabelle 1-2: Bevölkerungsentwicklung in Wien, im Umland und in der Stadtregion 1971
Veränderung 19611971 in %
1981
Veränderung 19711981 in %
1991
Veränderung 19811991 in %
2001
Veränderung 19912001 in %
Wien
1.619
-0,5
1.539,8
0,6
1.550,1
0,7
480,9
7,2
1.531,3 504,2
-5,5
Umland
4,8
549,2
8,9
599,9
9,2
2.100,8
1,2
2.035,5
-3,1
2.089,0
2,6
2.162,6
3,5
Stadtregion
Quelle: Statistik Austria
Anmerkung: Die Stadtregionsabgrenzung von Statistik Austria unterscheidet sich von jener der Planungsgemeinschaft Ost. Die engere Stadtregionsabgrenzung von Statistik Austria vereinigt rund 600.000 Einwohner, jene der PGO über 900.000. Eine Ursache für die »Verspätung« der Suburbanisierung ist die flächenmäßige Größe der Stadt. Die administrative Stadtgrenze reicht weit über das dicht verbaute Stadtgebiet hinaus. Suburbane Entwicklungen nahmen daher innerhalb der administrativen Stadtgrenzen ihren Ausgang und drangen erst »verspätet« in die Umlandgemeinden vor. Noch sind heute ausreichend Baulandreserven im Stadtgebiet vorhanden, die postmoderne Stadtentwicklung kann innerhalb des administrativen Stadtgebiets stattfinden. Vor allem die »neue Stadt« an der Donau und auf dem Wienerberg ist hinsichtlich ihrer Architektur, Konzeption und Struktur mit den »edge cities« der US-amerikanischen Städte vergleichbar. Suburbanisierung führt im Allgemeinen und auch in der Stadtregion Wien dazu, dass sich die kompakte Stadt mit einem Zentrum und einer Begrenzung zum Stadtumland hin zunehmend auflöst. Die verstädterten Gebiete im suburbanen Raum sind zu einem weitflächigen, unscharf gegliederten »Siedlungssystem« geworden (»urban sprawl«). Die »Stadt« bzw. Urbanität verlagert sich teilweise von innen nach außen, die neuen 26
Überblick
Stadtregionen sind zunehmend dezentral organisiert. Sie zerfällt in spezialisierte Standorte mit fragmentarischem Charakter und in ein Geflecht unterschiedlich bewerteter Standorte. Die schlecht angebundenen Zwischenräume werden zur neuen Peripherie. Verkehrsüberlastungen auf den Autobahnen, überfüllte S- und U-Bahnen sowie Infrastrukturen, die ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben, sind die Folgen der verspäteten Suburbanisierung, der Ausdehnung und Fragmentierung der Funktionsräume. Erschwerend kommt hinzu, dass alle raumordnerischen Maßnahmen auf regionaler Ebene durch die hohe Autonomie der Gemeinden und durch den politischen Gegensatz zwischen dem »roten« Bundesland Wien und dem »schwarzen« Niederösterreich behindert werden.7 Handlungsbedarf im Bereich der regionalen und die Bundeslandgrenzen überschreitenden Raumordnung ist ebenso gegeben wie im Bereich des Verkehrs (Autobahnring Wien). Zuwanderung und Integrationspolitik Als zweiter Bereich der politisch-planerischen Intervention ist die Eingliederung der ausländischen Wohnbevölkerung anzuführen. Die Zuwanderung von Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache wurde in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einem wichtigen politischen Thema. Die Bevölkerung in den Bezirken mit hohem Ausländeranteil erlebt den Wandel ihres früher kulturell homogenen Wohnviertels zu einem multikulturellen und multiethnischen Stadtteil. Viele verstehen diese Entwicklung nicht, sie finden keine Antworten auf die Fragen, wieso es dazu kommt und warum diese Veränderungen nicht unbedingt eine Bedrohung darstellen müssen. Sie stehen Zuwanderern skeptisch gegenüber und sehnen sich nach jener kurzen historischen Phase zurück, als Wien vermeintlich kulturell und ethnisch weitgehend homogen war. Die sogenannte »Ausländerfrage« ist jedoch nicht nur eine gesellschaftliche oder parteipolitische Konstruktion. Tatsächlich hat sich in Wien seit den i98oer-Jahren eine Dynamisierung der Zuwanderung eingestellt. Lebten nach offiziellen Zählungen 1981 rund 110.000 ausländische Staatsbürger in Wien, so waren es im Jahr 2001 bereits 250.000 und 2006 auf 310.000. Der Ausländeranteil erhöhte sich von 7,4 % auf 18,7 %. Wird nicht nach der ausländischen Staatsbürgerschaft differenziert, sondern nach dem Migrationshintergrund (eigener Geburtsort oder Geburts7
Die Mehrheit in der Wiener Landes- und Stadtregierung stellt die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ), die traditionell Rot als Parteifarbe hat. Im Land Niederösterreich hat die Österreichische Volkspartei (ÖVP) die Mehrheit inne, deren Parteifarbe Schwarz ist. 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
27
ort der Eltern im Ausland, unabhängig von der Staatsbürgerschaft), dann erhöht sich die Zahl auf 585.000 Personen mit Migrationshintergrund, was einem Anteil von 35,3 % entspricht. Zuwanderung ist zu einem realen Thema geworden. Charakteristisch für die räumliche Verteilung der Zuwanderer ist die Sukzession: Die durch Suburbanisierung der Wohnbevölkerung frei gewordenen Wohnungen und Stadtteile werden durch die Zuwanderer aus dem Ausland tendenziell »aufgefüllt«. Weil diese Zu- und Abwanderungen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen erfassen, kommt es gleichzeitig zu einer verstärkten sozialen und ethnischen »Entmischung« der Bevölkerung innerhalb der Stadt und über die Stadtgrenzen hinweg. Soziale Segregationsprozesse verstärken sich: Inländische Mittelschichtfamilien ziehen in das Umland, ausländische Arbeiterhaushalte wandern in die Stadt. Tabelle 1-3: Zuwanderung und Ausländeranteil 1971
1981
2001*
2006**
Bevölkerung
1.619.885
1.531.346
1.539.848
1.550.123
1.657.559
Inländer
1991
1.558.316
1.417.929
1.343.196
1.301.859
1.345.196
Ausländer
61.569
113.417
196.652
248.264
312.363
in %
3,8
7,4
12,8
16,0
18,8
Quelle: Statistik Austria, M A 66 *
Quelle: Statistisches T a s c h e n b u c h der Stadt W i e n . A u s g a b e 2003
**
Bevölkerung zur Jahresmitte
Aber auch innerhalb der Stadt ist die Segregation der Ausländer beachtlich hoch. Die ausländische Wohnbevölkerung ist auf jenen Wohnungsteilmarkt beschränkt, der ihr aus rechtlichen Gründen oder aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten offensteht. Für die Masse der zugewanderten Haushalte bleiben frei finanzierte Eigentumswohnungen nahezu unerreichbar. Es bleiben daher Genossenschaftswohnungen, Gemeindewohnungen und - besonders häufig - der private Mietwohnungsmarkt im gründerzeitlichen Baukörper. Dieser ist aufgrund seiner finanziellen Voraussetzungen für die Mehrheit der zugewanderten Haushalte erreichbar, insbesondere auch dann, wenn sie sich mit weniger Raum zufrieden geben. Die Gründerzeitquartiere nehmen in einem überdurchschnittlichen Ausmaß Zuwandererhaushalte auf und die dort lebende Bevölkerung trägt auch die Last, die Eingliederungsprozesse des täglichen Lebens bewerkstelligen zu müssen. Ethnische Segregation ist in Wien Folge der strukturellen Bedingungen des Wiener Wohnungsmarktes.
28
Überblick
Erhalt des baulichen Erbes Der hohe Bestand an gründerzeitlichen Wohnungen (1991 waren rund 38 % aller Wohnungen in Wien vor 1919 errichtet worden), ein Erbe der dynamischen Entwicklung des Stadtausbaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, stellte über Jahre hinweg ein ernstes städtebauliches Problem dar. Die vorwiegend im Privatbesitz befindlichen Mietwohnungen, im Durchschnitt bereits deutlich älter als 120 Jahre, waren durch Substandard (WC und/oder Wasser außerhalb der Wohnung), durch ungünstige und beengende Grundrisse, geringen Grünflächenbesatz, hohe Bebauungsdichte und die Konzentration ausländischer Wohnbevölkerung gekennzeichnet. Wohnungssanierung und Stadterneuerung haben vieles zum Besseren verändert, und der Substandard wurde deutlich zurückgedrängt. 2001 waren nur mehr 2 % (knapp 20.000) der Wohnungen in Wien sogenannte Substandardwohnungen, die weder über einen Wasseranschluss noch über ein WC innerhalb der Wohnung verfügten. 1981 betrug der Anteil noch 19 % (134.292 Wohnungen mit Hauptwohnsitzangabe) und 1971 sogar noch 33 % der bewohnten Wohnungen. Während die Beseitigung des Substandards einmal abgeschlossen sein wird, stellt sich die Erhaltung und Sanierung des gründerzeitlichen Wohnungsbestands - und in einigen Jahren auch des zwischen- und nachkriegszeitlichen Wohnungsbestandes - als eine wichtige und aufgrund des Alterns der Gebäude niemals beendete Aufgabe dar. Die Partnerschaft der öffentlichen und privaten Hand ist auch deshalb notwendig, weil durch den Zuzug der eher finanzschwachen ausländischen Wohnbevölkerung in die gründerzeitlichen Stadtteile und den Wegzug der finanzstarken inländischen Wohnbevölkerung an den Stadtrand von Wien bzw. ins Wiener Umland das soziale Gefälle zunimmt und die Verwertungsbedingungen für sanierte Wohnungen in den Problemgebieten sinken. Sanierungen finden seltener statt, weil sich die ausländische Wohnbevölkerung diese nicht leisten kann und weil sie auch aufgrund ihres unsicheren Aufenthaltsstatus ein geringes Interesse daran besitzt.
1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
29
Tabelle 1-4: Wohnungsstruktur
Wohnungen insgesamt Als Hauptwohnsitz genützt Als Nebenwohnsitz genützt Insgesamt Kat. A und B (Bad und WC) Kat. C (nur WC) Kat. D (kein Bad, WC außen) Insgesamt
1961
1971
1981
1991
2001
675.774
781.518
821.175
853.091
928.479
96,9
91,2
87,4
86,6
86,5
3,1
8,8
12,6
13,4
13,5
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
27,0
47,8
70,5
83,4
91,0
27,6
18,7
10,8
6,5
1,5
45,5
33,5
18,7
10,1
7.5
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
Quelle: Statistik Austria
Die mangelnde Investitionsbereitschaft der privaten Hand wird durch einen weiteren Faktor verstärkt: Ein zunehmender Anteil der Wohnungen wird nicht als Haupt-, sondern als Nebenwohnsitz genutzt. 2001 waren dies rund 125.000 Wohnungen, das sind ca. 13,5 % des gesamten Wohnungsbestandes in Wien. 1961 betrug dieser Anteil lediglich 3 %. Dadurch, dass Wohnungen mehr und mehr zyklisch oder fallweise genutzt oder »gehortet« werden, gehen dem Wohnungsmarkt zahlreiche Wohnungen verloren und neue müssen gebaut werden, um für die zuziehende Bevölkerung Wohnraum zu schaffen. Das wäre auf einem komplett liberalen Wohnungsmarkt kein sonderliches Problem. Wer sich ein Mehr an Wohnraum leisten möchte und auch die entsprechenden finanziellen Ressourcen aufzubringen bereit ist, der soll dies tun. Weil aber der Wiener Wohnungsmarkt von einem liberalen Wohnungsmarkt weit entfernt ist, ergeben sich sehr wohl Probleme, denn Wohnungen werden in der Regel nur mit zahlreichen öffentlichen Förderungen errichtet, damit die Bevölkerung günstigen Wohnraum erhält. Jede Form der Unternutzung (Freizeitwohnsitze, Horten von Wohnraum) stellt damit eine Form der Fehlallokation öffentlicher oder privater Gelder dar, weil nur das Hauptwohnen gefördert werden soll. Die Aufgabe der Politik wird daher auch in Zukunft darin bestehen, das System des Wiener Wohnungsmarktes so zu reglementieren, dass die Ziele der potenziellen Nutzer (leistbarer Wohnraum) mit denen der Investoren (Profitinteresse) in Einklang gebracht werden können. Dabei ist die Bereitschaft der Hausbesitzer, zu investieren, ebenso zu fördern wie die Be30
Überblick
reitschaft der Mieter, sich daran zu beteiligen. Private-Public-Partnerships sind unausweichlich, denn die Kosten des Erhalts und der Sanierung des historischen Bauerbes würden sowohl die öffentliche Hand als auch die private überfordern. Entindustrialisierung und Tertiärisierung - der sektorale Strukturwandel Mit dem Beitritt Österreichs zur EU hat sich der sektorale Strukturwandel insbesondere in der Industrie deutlich beschleunigt. Wien war dabei im Vergleich zu anderen Bundesländern am stärksten betroffen. Nach 1995 verringerte sich die Beschäftigung in der Industrie sehr rasch und beträgt nun nur mehr knapp 100.000 unselbstständig und industriell Beschäftigte von insgesamt 770.000 Arbeitnehmern in der Stadt. Vom Rückgang besonders betroffen war die traditionelle »Hinterhofindustrie« in den gründerzeitlichen Stadtvierteln, die aufgrund gestiegener Standortkosten (Miet- und Bodenpreise, Erreichbarkeit innerstädtischer Standorte) abgesiedelt oder nicht mehr weitergeführt wurde. Des Weiteren kam es zu Verlagerungen und Schließungen größerer Industrieunternehmen, insbesondere im Maschinenbau, in der Metallbearbeitung und in der Nahrungsmittelindustrie. Bekannte Unternehmen wie Simmering-GrazPauker (SGP), Siemens, Grundig, Philips und viele kleinere Industrieunternehmen haben Standorte aufgelassen oder ihre Belegschaft reduziert. Tabelle 1-5: Unselbstständig Beschäftigte im Jahresdurchschnitt (in %)
Primärer Sektor Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor Insgesamt
1974
1981
1991
2001
0,9
0,5
0,5
0,7
2006 0,8
37,3
34,3
28,7
28,7
20,1
61,8
65,2
70,8
68,3
79,1
684.400
665.700
677.200
767.266
760.530
Quellen: Statistik Austrla (bzw. Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 1999)
Bisher konnte der Dienstleistungssektor den Beschäftigungsrückgang in der Industrie nicht nur kompensieren, sondern auch für ein Beschäftigungswachstum insgesamt sorgen. In den iggoer-Jahren stieg die Zahl der Beschäftigten im tertiären Sektor im Schnitt um rund 17.000 Jahr für Jahr an. Auch wenn ein Teil davon auf eine Zunahme der Teilzeitbeschäftigung entfällt, so war doch der tertiäre Sektor in der Lage, die Beschäftigungsprobleme der Stadt gering zu halten. Mit dem exorbitant hohen Wachstum der Beschäftigten im tertiären Sektor war auch die Zunahme an Büroraum verbunden. Das Mehr an Beschäftigten musste irgendwo untergebracht werden. Die traditionellen Büroflächen waren dafür nicht ausreichend vorhanden und aufgrund des 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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Umwidmungsverbotes von Wohn- in Büroraum auch quantitativ limitiert. Der bereits erwähnte Bauboom im Bereich des Büroraumes, insbesondere von Hochhäusern mit Büroflächen, war mit der Beschäftigtenexpansion im tertiären Sektor eng gekoppelt. Nahezu fertig ausgestattete Büroräume - in Größe und Raumaufteilung variabel - entsprechen den Anforderungen der modernen Dienstleistungsökonomie. Geringe Einstiegskosten und bauliche Adaptierungen erleichtern sowohl für Unternehmer als auch für die »Developer« den schnellen Ein- und Ausstieg und die damit verbundene Problematik der Nachnutzung. Ob das Beschäftigungswachstum, insbesondere jenes des tertiären Sektors, sich in Zukunft fortsetzen wird, kann derzeit nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Zwar besitzt Wien eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen West und Ost und damit gute Wachstumsaussichten in der sich nach Osten ausdehnenden Europäischen Union, dennoch sind beschäftigungswirksame Einsparungen im tertiären Sektor nicht zu übersehen. Die technologische Entwicklung im Bereich der Büroautomatisierung erhöht die Produktivität und führt zu einem tendenziellen Abbau von Arbeitsplätzen. Firmenzusammenschlüsse (z.B. Bank Austria und Bayerische Hypo- und Vereinsbank sowie Uni Credit), die damit einhergehenden Synergieeffekte und die Internationalisierung der Märkte verschärfen den Kostendruck und tragen damit ebenfalls zur Reduktion der Arbeitsplätze bei. Schließlich ist die öffentliche Hand anzuführen, die im Zuge der Budgetsanierung auch im Personalbereich Einsparungen zu erzielen versucht. Die Sorge über steigende Arbeitslosigkeit ist daher groß, und abermals wird von einer starken Stadt erwartet, dass sie wirtschaftspolitische oder infrastrukturelle Akzente setzt und ein investitionsfreudiges Klima schafft. Von der Randlage zur Mittelpunktslage Konsequenzen für den Transitverkehr Der Fall des Eisernen Vorhanges und die damit verbundene Rückkehr zu einer europäischen Mittelpunktslage hat einen erheblichen Preis: Die Zunahme des Ost-West-Transitverkehrs ist die unumgängliche Konsequenz dieser Ereignisse. Sie trifft auf die Zunahme des Berufspendelverkehrs als Folge der Suburbanisierung der Wohnbevölkerung und des Schwerverkehrs als Ausdruck einer zunehmenden Arbeitsteilung in der industriellen Produktion. Die Grenzen der Belastbarkeit des städtischen Verkehrssystems werden täglich aufgezeigt. Mit 211.000 Fahrzeugen pro Tag ist die Südosttangente (A23) die meistbefahrene Straße Österreichs. Das Verkehrsaufkommen hat sich auf dieser Stadtautobahn seit dem Ende der 1990er Jahre um 15 % erhöht. Die Wiener Stadtautobahnen bilden die einzige durchgän32
Überblick
gige Autobahnverbindung zwischen den EU-Beitrittsländern im Osten auf der einen Seite und dem westeuropäischen Zentralraum auf der anderen Seite. Dementsprechend zählen auch die Autobahnen in Wien oder am Rande der Stadt zu den meistbefahrenen Straßen der Republik: Der 24-Stunden-Wert für die A23 (Praterbrücke) liegt bei 168.000 Fahrzeugen pro Tag, jener der wichtigsten Nord-Süd-Transversalen (Tauernautobahn und Brennerautobahn) zwischen 31.000 und 35.000. Im Unterschied zur medialen Problemwahrnehmung ist die Verkehrsbelastung auf der Alpentransversale vergleichsweise bescheiden zu dem, was im Osten Österreichs, in und um Wien, täglich zu beobachten ist. Die Verkehrsproblematik ist aber nicht nur eine, die sich aus dem Transitverkehr entwickelt hat. Der Berufs- und Schülerpendelverkehr aus dem Stadtumland bringt täglich mehrere hunderttausend Berufstätige und Schüler in die Stadt. 1981 betrug die Zahl der Einpendler noch 162.000,1991 bereits 188.000, im Jahr 2001 waren es weit über 200.000. Jahr für Jahr kamen über 2.000 Einpendler neu hinzu. Dies stellte eine Erhöhung um mehr als 1 % jährlich dar. Die Folgen dieser rasanten Zunahme sind ernst zu nehmen. Der öffentliche Infrastrukturausbau kann mit dem Wachstum der Pendlerströme in die Kernstadt nur schwer Schritt halten. Überlastete Massenverkehrsmittel und überfüllte Autostraßen sind die Konsequenzen. Die Fahrtzeiten zum Arbeitsplatz und zum Wohnort verlängern sich und beanspruchen viel von dem, was durch Arbeitszeitverkürzung eigentlich der Freizeit zukommen sollte. Aber auch im innerstädtischen Verkehr lässt sich eine Erhöhung der Pendeldistanzen und des Anteils derer, die dazu ein Auto, Motorrad oder Moped benützen, beobachten. Die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs - so hoch sie aufgrund des gut ausgebauten U-Bahn-Netzes auch ist - kann den Zuwachs an Pendelverkehr nicht auffangen. Benützten 1971 nur 34,5 % der Berufspendler das Auto, so waren es 1991 bereits 46,5 % und im Jahr 2001 über 50 X. Die Verkehrsproblematik zählt zu den Phänomenen, die täglich erlebt werden. Verkehrsstaus regen auf. Sie mobilisieren Wählerstimmen, wenn es darum geht, eine wirksame Politik für oder gegen Auto, Straßenbahn, Bus oder U-Bahn durchzusetzen. Die Frage, ob eine Fahrspur zu einer Parkspur umgewidmet werden soll, beherrscht tagelang die wienorientierte Presse. Die Intentionen der Wiener Verkehrspolitik sind daher auf Ausgleich und harmonische Pluralität von Maßnahmen ausgerichtet: Forcierung des öffentlichen Verkehrs, Ausbau des U-Bahn-Netzes, der Parkand-ride-Anlagen, des Flughafen-Express (City Airport Train - CAT) aber auch Ausbau der Stadtautobahn und Weiterführung eines Autobahnaußenringes sowie schließlich Einrichtung und Ausbau von Fußgängerzonen 1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
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und des Radwegenetzes. Darüber hinaus sollen attraktive und funktionell breit ausgestattete Stadtteile die Notwendigkeit, längere Wegstrecken zurückzulegen, hintanhalten. Der Stadtentwicklungsplan 2005 (STEP 05) geht eindeutig in diese Richtung und weist entsprechende Entwicklungsgebiete aus.
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Abbildung 1-6: Umfahrungsring Wien (geplanter Ausbau bis 2014) Modifiziert nach: ASFINAC (www.asfinag.at)
1.4 Fazit Wien zählt zu den attraktivsten Städten des europäischen Kontinents. Die Stadt besitzt Geschichte, Kultur sowie ein wertvolles bauliches Erbe und sie hat ihren Platz in der internationalen Wirtschaft gefunden. Damit diese hohe Attraktivität erhalten bleibt, sind Maßnahmen im Bereich des steigenden und die Umwelt vielfältig belastenden Verkehrs ebenso notwendig wie öffentliche Investitionen in die bauliche Erneuerung der Stadt. Notwendig ist auch eine ausgewogene Sozialpolitik, um soziale Fragmentierungen zu verhindern, und erforderlich ist eine Migrationspolitik mit Augenmaß, die einerseits die Zuwanderung ermöglicht und andererseits dafür sorgt, dass die Aufnahme und Eingliederung der Migranten in die Gesellschaft nicht nur den Zufälligkeiten sozialen Geschehens überlassen bleiben. Die Stadt hat bei all diesen Herausforderungen den großen Vorteil, Stadtgemeinde und Bundesland zugleich zu sein. Sie besitzt viele Immobilien, Unternehmen und einen gesicherten Haushalt, ihr politisches Gewicht ist groß und gegen den dezidierten Widerstand der Stadt lassen sich viele Maßnahmen in der Republik nur schwer realisieren. Wenn es da34
Überblick
rum geht, die Wohnbaupolitik zu bestimmen, die hochrangige Infrastruktur zu planen, eine Verwaltungsreform zu konzipieren oder die Steuereinnahmen der Republik zu verteilen, dann ist die Stadt ein wichtiger Akteur. Das schafft ihr Handlungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume. Optimismus ist daher angesagt, wenn es darum geht, die Zukunftsfähigkeit der Stadt zu beurteilen. Wien hat nicht nur Geschichte aufzuweisen, sondern eben auch Zukunft.
1. Städtebauliche Entwicklung und planerische Probleme
35
2
Die historische Altstadt und die moderne City Heinz Fassmann und Gerhard Hätz
Die Wiener Altstadt - als historischer Kern der Stadt - ist ein Abbild der gesamten Stadtgeschichte, die an baulichen Denkmälern, Grundrissstrukturen des Straßennetzes sowie an tradierten Nutzungsformen abgelesen werden kann.1 Im Vergleich zu vielen anderen Städten im deutschsprachigen Raum hat die Wiener Altstadt weder durch massive Kriegszerstörungen noch durch großflächige bauliche Veränderungen ihren Charakter grundsätzlich verändert, ist aber auch nicht als museale Kulisse verkommen. Das weitgehend geschlossene Ensemble wurde zu Recht von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Dies unterstreicht die besondere historische, architektonische und städtebauliche Bedeutung der Innenstadt. Die Altstadt ist das Zentrum der politischen und wirtschaftlichen Macht der Republik sowie kultureller Mittelpunkt. Durch öffentliche Verkehrsmittel hervorragend erreichbar, ist die Altstadt gleichermaßen für Touristen als auch für die Wiener Wohnbevölkerung eine feste Größe im aktionsräumlichen Verhalten. Die Kärntner Straße oder der Graben sind beliebte und belebte Einkaufsstraßen; Restaurants, Bars und eine Lokalszene füllen die Innenstadt auch abends mit Leben; historische Baudenkmäler wie Stephansdom oder Hofburg sind zentrale Fixpunkte in touristischen Besuchsprogrammen. Täglich kommen Zehntausende Berufstätige zu ihren Arbeitsplätzen in den Büros oder Geschäften der Wiener City. Die Altstadt ist - im Unterschied zu vielen US-amerikanischen und manchen europäischen Städten - noch immer die soziale und funktionelle Mitte der Stadt.
1
Eine umfassende und dokumentarische Analyse über die Wiener Altstadt hat E. Lichtenberger 1977 vorgelegt. Darin wird die bauliche, funktionelle und soziale Entwicklung der Inneren Stadt detailliert und umfassend dargestellt. Die historische Altstadt und die moderne City
39
Abbildung 2-1: »Eingang« zur Altstadt: Historische und aktuelle Situation im Bereich Kärntnertor/Kärntner Straße Bild links: A. Mederitsch; Bild rechts: G. Hätz
2.1 Die Abgrenzung der Altstadt Die Wiener Altstadt wird oft mit dem 1. Wiener Gemeindebezirk, d. h. Innere Stadt, gleichgesetzt. Als Altstadt gilt jedoch nur jener Teil des 1. Bezirks, der von der ehemaligen Stadtmauer umgeben war und heute innerhalb der Ringstraße liegt (Lichtenberger 1977). Deutlich jünger ist die außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigungen liegende und erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbaute Randzone des 1. Bezirks. 1857 erlies Kaiser Franz Joseph den Beschluss zur Auflassung der städtischen Befestigungen. Der breite Ring um die Altstadt (Stadtmauer sowie deren unverbautes Vorfeld - das Glacis) wurde in den folgenden Jahrzehnten verbaut bzw. in Parkanlagen umgewandelt. Diese bauliche Zweiteilung der Innenstadt in eine historische Altstadt und eine gründerzeitliche Verbauung am Rande ist noch heute am Straßenmuster und an den Ensembles der Gebäude deutlich erkennbar.2 Zur City - im Sinne eines Central Business Districts (CBD) - zählen jedoch nicht nur die Altstadt und die angrenzenden Teile der Inneren Stadt, sondern auch die Erweiterungsgebiete der City in den umliegenden Bezirken. Der Kern der City umfasst die Büros des Geld- und Versicherungswesens und das hochpreisige Geschäftszentrum. Im Citymantel sind die Büros der wirtschaftsnahen Dienste, Einrichtungen der öffentlichen
2
Auch wenn die Altstadt nicht mit dem 1. Bezirk - Innere Stadt - gleichzusetzen ist, so werden im Folgenden ausgewählte Kennzeichen für den gesamten Bezirk ausgewiesen und die Begriffe »Altstadt«, »Innere Stadt« und »1. Bezirk« somit synonym verwendet. Dies hat datentechnische Gründe: Nur wenn kleinräumige Statistiken vorliegen, kann das Territorium der ehemaligen Altstadt »reproduziert« werden.
40
Stadträume
Subzentrum Taborstraße • Praterstraße
Universitätsviertel
Financial District
• SV
Freizeit-Nsàk*., • • K c i t y HauptRegierungs- g e s c h ä f t s | city viertel
/Regierungscity / ^
WM
Kulturviertel
N
Subzentrum \ Landstraße
I
0 Erweiterungszonen ^ m H ^
Subzentren
AQ.... Antiquitätenviertel
Subzentrum iMariahilfer Straße
TXT...Textilviertel TU.... Technische Universität WM...Wien-Mitte Abbildung 2-2: Funktionale Gliederung der City Quelle: Hätz, G. (2007)
Verwaltung, Büros des Großhandels und ausgewählter Industrieunternehmen sowie der spezialisierte Einzelhandel für den mittel- und längerfristigen Bedarf als funktionale Ergänzung des Hauptgeschäftsviertels vertreten. Die Cityfunktionen reichen damit über die Grenze des 1. Bezirks hinaus.
2.2 Die Stabilisierung der Bevölkerungszahl Der Citybildungsprozess hat bereits in der Gründerzeit zu einer massiven Verdrängung der Wohnbevölkerung geführt. Wohnungen wurden durch Büros, Einzelhandelsbetriebe und zum Teil auch durch Werkstätten ersetzt. Die Wohnfunktion konnte sich - wenn überhaupt - nur als Restfunktion in den obersten Stockwerken halten (Lichtenberger 1977, S. 281). Die historische Altstadt und die moderne City
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Neben der vertikalen Expansion war auch eine flächige Expansion der tertiären und betrieblichen Nutzung zu beobachten. Die Wohnfunktion wurde auf die randlichen Bereiche der Innenstadt, auf Seitengassen und weniger attraktive Teile zurückgedrängt. Lebten in der Frühgründerzeit - Mitte des 19. Jahrhunderts - noch fast 65.000 Menschen in der Innenstadt, so waren es 2001 nur mehr rund 17.000. DerCitybildungsprozess ist nicht als zeitlich kontinuierlicher Vorgang aufzufassen. Der massive Rückgang der Einwohnerzahl fand im Wesentlichen in zwei Etappen statt: Die erste Etappe deutlicher Bevölkerungsverluste ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts und in den Jahren der 1. Republik festzustellen. Büros und Geschäfte verdrängten die Wohnbevölkerung, die Rückwanderung von Gewerbetreibenden und Einwohnern in die Nachfolgestaaten der Monarchie sorgte für einen zusätzlichen Rückgang. Die zweite Etappe des massiven Bevölkerungsrückgangs fand in den 1960er- und i97oer-Jahren statt und stand nicht nur mit der Abwanderung der Wohnbevölkerung in die neu errichteten Wohnquartiere am Stadtrand, sondern auch mit einem neuerlichen wirtschaftlichen Strukturwandel in Zusammenhang. Die dynamische Entwicklung des tertiären Sektors erhöhte die Nachfrage nach Geschäfts- und Büroflächen und führte zur weiteren Umwandlung von Wohnraum in Büros des tertiären und quartären Sektors. Die Dynamik des Rückganges scheint jedoch seit den i98oer-Jahren gebrochen. Sie wurde von einer Stabilisierung der Einwohnerzahl auf niedrigem Niveau abgelöst und kann als Ergebnis einer allgemeinen Trendänderung, aber auch als Effekt planerischer Maßnahmen interpretiert werden. In der Innenstadt zu wohnen gilt für neue »Lebensstilgruppen« nun wieder als erstrebenswert. Die hohe Dichte städtischer Funktionen und die zentrale Lage werden von diesen als wesentliches Element einer erlebbaren Urbanität empfunden. Maßnahmen der Stadtplanung, wie die Beschränkung der Umwidmung von Wohnungen in Büros und die Ausweisung von »Wohnzonen«, üben eine zusätzliche Signalwirkung aus und zielen darauf ab, die Wiener Altstadt auch als Wohnstandort zu erhalten.
2.3 Die Innenstadt als soziale Mitte Die Innenstadt ist der teuerste Wohnstandort in Wien. Hohe Mieten und Kaufpreise für Eigentumswohnungen stellen einen Filter dar, der nun zunehmend wohlhabende Bevölkerungsgruppen selektiert: Mit dem »Hinaussterben« der alten Bevölkerung, die meist über geschützte Mietverträge verfügte, verstärkte sich die soziale Selektion. Mit knapp 38.000 € lag 2001 der durchschnittliche Bruttobezug der in der Innenstadt wohn42
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1869
1880
1890 1900
1910
1923 1934
1939 1951
1961 1971
1981
1991
2001
Jahr I Wien-insgesamt
1. Bezirk
Abbildung 2-3: Bevölkerungsentwicklung Wiens und der Inneren Stadt 1869-2001 Quelle: Statistik Austria, eigener Entwurf
haften Arbeitnehmer um 45 % über dem Stadtmittel. Im Vergleich zum 15. Wiener Cemeindebezirk, dem Bezirk mit dem niedrigsten Bruttoeinkommen, beträgt das Durchschnittseinkommen im 1. Bezirk das 1,8-Fache. In Kombination mit der Analyse des Bildungsstandes der Wohnbevölkerung wird die sozialräumliche Position des 1. Bezirkes als soziale Mitte der Stadt deutlich: Der Anteil der Universitätsabsolventen ist im Zentrum dreimal so hoch wie in der Cesamtstadt. Die Bedeutung der Innenstadt als soziale Mitte hat sich im Zeitverlauf eher verstärkt als abgeschwächt. Bereits in den igöoer-Jahren galt sie als Wohnstandort für die soziale Mittel- und Oberschicht. In den folgenden Jahrzehnten wurde diese Position durch den Zuzug statushoher Bevölkerungsgruppen noch weiter ausgebaut. Mit dazu beigetragen haben zahlreiche Um- und Ausbaumaßnahmen - insbesondere von Dachgeschossund Penthouse-Wohnungen wodurch neuer, exklusiver und besonders teurer Wohnraum geschaffen wurde.
2.4 »Upgrading« des Wohnungsstandards Die Basis für die hohe Qualität der Wohnungen im Zentrum wurde bereits vor und hauptsächlich im Zuge des gründerzeitlichen Umbaus der Altstadt gelegt. Die damals schon vor allem für die obere soziale Die historische Altstadt und die moderne City
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Stadträume
Abbildung 4-9: »Strip-Development« an der Triester Straße (B17) Bild: P. Görgl
sende böhmische Hilfsarbeiter unter elenden Bedingungen arbeiteten und wohnten. Nach Stilliegung der Ziegeleien lag das Gelände jahrzehntelang brach, ehe es zum größten Teil in eine naturnahe Parklandschaft umgestaltet wurde. Die Triester Straße ist im Folgenden eine wenig attraktive Abfolge von eingestreuten Fachmärkten, kleinen Gewerbebetrieben, Tankstellen, Automärkten und Billigläden jeder Art. Sie zeigen sehr deutlich die städtebaulichen, aber auch die sozioökonomischen Defizite dieses Straßenabschnittes. Die Errichtung von Großwohnanlagen entlang der Entwicklungsachse von Meidling nach Siebenhirten ist eine weitere Antwort der Stadt Wien auf die Abwanderung der Wohnbevölkerung. Zu dieser Achse, erschlossen durch die U-Bahn-Linie 6 und die Altmannsdorfer Straße, zählt neben dem Wohnpark Alterlaa (ä P 6-5) noch die Wohnsiedlung Am Schöpfwerk im 12. Bezirk. P 4-2 Industriegebiet Inzersdorf/Drasche-Gründe Eine der Reaktionen der Stadt Wien auf Kaufkraftverlust, Abwanderung der Industrie und des Gewerbes stellt die Aufschließung der Drasche-Gründe im Süden der Stadt dar. Auf einem Areal von 413 ha siedelt die Gemeinde Wien seit 1962 systematisch Betriebe, Unternehmen und auch Wohnbevölkerung an. Die Drasche-Gründe sind durch die Süd-OstTangente (A23) bzw. durch die Südautobahn (A2) für den motorisierten Individualverkehr gut erschlossen. Tatsächlich gelang es, einen Teil der Unternehmen, die ihre Innenstandorte aufgaben, auf diesem noch zu Das Stadtumland
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Abbildung 4-10: Älterer Trakt der Shopping-City-Süd (SCS) Bild: Shopping-City-Süd
Wien gehörenden, Areal anzusiedeln. Der »Kurier«, eine der größten österreichischen Tageszeitungen, verlagerte beispielsweise die Druckerei und einen Teil der Administration aus dem 7. Bezirk nach Inzersdorf. Es finden sich in diesem Gebiet aber auch zahlreiche Autoimporteure, Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsunternehmen. P 4-3 Vösendorf, Shopping-City-Süd (SCS) Knapp nach der Stadtgrenze Richtung Süden gelangt man von der Triester Straße zu einem der größten Einkaufszentren Europas (ä P 7-6). 1976 in peripherer Lage neben der Triester Straße errichtet, erfolgte 1989 nach einem Zubau die Anbindung an die Südautobahn (A2). Vösendorf selbst wurde dank der SCS, die pro Jahr einen Gesamtumsatz von rund 980 Millionen € erwirtschaftet, binnen kürzester Zeit zu einer der reichsten Gemeinden Österreichs. Die Einwohnerzahl steigt laufend an: Rund 4.900 wurden im Rahmen der Volkszählung 2001 gezählt. Ende 2003 waren es bereits knapp 5.400 Einwohner. Grund dafür ist unter anderem der Seepark Vösendorf, ein rund 100.000 m2 großes Areal auf dem seit 1997/98 fünf Wohnblöcke mit mittlerweile insgesamt 210 Eigentumswohnungen (nur wenige Mietwohnungen sind noch aus den ersten Bauabschnitten vorhanden) und rund 280 Einfamilienhäuser errichtet wurden, umgeben von einem etwa 60.000 m2 großen See. Auch Lager- und Büroflächen sowie Nahversorger sind im Seepark vorhanden. Der alte Ortskern konnte hingegen sein ursprüngliches Bild bewahren. Schönstes »Stück« im Ort ist das renovierte Schloss, in dem das Gemeindeamt, die öffentliche Bücherei, Firmen, ein Café und das Schloss- und Fahrradmuseum untergebracht sind (Gemeinde Vösendorf). 134
Stadträume
EIN WIRTSCHAFTSPARK DER ECO PLUS •Nwoáy ¡i.,.«.
Abbildung 4-11: Industriezentrum-Süd Bild: H. Fassmann
P 4-4 Wiener Neudorf Ein Beispiel für eine Gemeinde, die auf eine längere Tradition als Industriestandort zurückblicken kann. Alte Industrieflächen werden als große Cewerbegebiete nachgenutzt, einerseits um den Einnahmeausfall wegen der Schließung der Industriebetriebe durch die Ansiedlung neuer Firmen zu kompensieren, andererseits um die vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Aus der Sicht der Planung wird die Nachnutzung derartiger Brachflächen meist unterstützt, da sie abseits größerer Wohnsiedlungen liegen und nicht weiter stören. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung und der Freiflächen siedelten sich zahlreiche Transportunternehmen, großflächige Einrichtungshäuser und die Logistik- und Distributionszentralen großer Einzelhandelsketten an. Als konkretes Projekt der landeseigenen Betriebsansiedelungsgesellschaft ECOPLUS ist das Industriezentrum-Süd zu erwähnen. Auf dem Gelände eines ehemaligen NS-Rüstungsbetriebes entstand dieses Industriezentrum mit überregionaler Bedeutung für den gesamten Süden Niederösterreichs und in unmittelbarer Nähe zur Verknüpfung der Triester Straße mit der Südautobahn. Diese Bundesstraße hat schon seinerzeit den Ort geprägt, ihn in zwei Hälften gespalten, aber auch für den nötigen Lebensunterhalt gesorgt. Denn die zahlreichen Reisenden, von Wien kommend oder auf dem Weg dorthin, mussten Maut zahlen, erst dann ließ der Mautner die Schranken nach oben. Aus dem früheren Bauern- und Weinort ist dank der Einnahmen aus Industrieansiedelungen eine moderne Gemeinde geworden. 2001 wies Wiener Neudorf bei einer Wohnbevölkerung von knapp 8.500 rund 10.000 Arbeitsplätze auf (Gemeinde Wiener Neudorf, www.wr-neudorf.at). Das Stadtumland
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P 4-5 Guntramsdorf In dieser Gemeinde mit rund 8.400 Einwohnern (2001) ist noch die größte Werkssiedlung aus der NS-Zeit erhalten. Sie belegt die große strategische Bedeutung des nahe gelegenen Rüstungsbetriebes. Südlich anschließend haben sich Eigenheimsiedlungen in Streulage entwickelt. Dazwischen befinden sich Ziegelteiche, Ackerfluren, Weingärten und Brachflächen. Verkehrstechnische Anschlüsse bestehen zur Badner Bahn (Baden-Wien/Oper), zur Südbahn und zur Aspangbahn. Bloß ca. 20 km trennen den Ort vom Wiener Hafen und vom Flughafen Wien-Schwechat. Die verkehrsgünstige Lage des Ortes an der Südautobahn (A2) mit direkter Anbindung an die Außenringautobahn (A21) und damit an die Westautobahn (A1), aber auch an die Südostautobahn (A3) und eben auch an die Triester Straße (B17) ist ein Pluspunkt. Vor allem entlang der B17 bestehen zahlreiche Beispiele für eine ungeordnete Siedlungsentwicklung mit teilweise mäßiger ästhetischer Qualität. Wie etwa in Guntramsdorf, wo ausreichend Flächen für die gewerbliche Nutzung zur Verfügung stehen, die sich fast ausschließlich in privater Hand befinden. Diese chaotisch anmutende Suburbanisierung, die auf den finanziellen Ressourcen und baulichen Vorstellungen einzelner Bauherren basiert, steht im Gegensatz zur gesamtkonzeptionellen Planung und Errichtung der Südstadt oder der Wohn- und Freizeitanlage Fontana (P11-7). Diese beiden Beispiele bleiben aber die Ausnahme, die Suburbanisierung entlang der Triester Straße die Regel. Professionelle »Developer« großer Eigenheimsiedlungen, welche vor allem die Suburbia der US-amerikanischen und der deutschen Städte prägen, fehlen weitgehend (Gemeinde Guntramsdorf). P 4-6 Gumpoldskirchen Der Weinort, direkt an der Südbahn gelegen, konnte sein ursprüngliches Gesicht dank des regen Tourismus bewahren. Eine Winzerschule wurde errichtet und Gumpoldskirchen entwickelte sich zum bedeutenden Weinbau-, Fremdenverkehrs- und Industrieort. Die Qualität des Weines, die schon der Volksschauspieler Hans Moser in Heimatfilmen der 1940er- und I950er-Jahre besungen hatte, und die Direktvermarktung vor allem der Weißweinsorten Rotgipfler und Zierfandler in den eigenen Buschenschanken (»Heurige«) sicherten die Existenz der Winzer. Nachhaltig gefestigt wurde diese in der Organisation Weinstraße Thermenregion, die 2001 von insgesamt 22 Weinbaugemeinden der Umgebung gegründet wurde. Damit konnte auch der Erhalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen gesichert werden. Ein Großteil der Flächen ist nicht als Bauland gewidmet und wird auch von den Weinbauern nicht »freigegeben«. Die Bevölkerungsentwicklung ist daher wenig dynamisch. 1991 136
Stadträume
Abbildung 4-12: Gumpoldskirchen Bild: P. Cörgl
umfasste die Wohnbevölkerung der Gemeinde Gumpoldskirchen knapp 3.000, im Jahr 2001 waren es mit über 3.200 nur etwas mehr. Eine weitere Barriere der Siedlungsentwicklung stellt im Norden der Gemeinde das Landschaftsschutzgebiet Eichkogel dar. Das gesamte umliegende Gebiet des Eichkogels wurde schon früh als Landschaftsschutzgebiet dem Griff der Suburbanisierung entzogen. Die Richardshof-Terrasse bietet einen guten Überblick über die südlichen Vororte, die in Form einer Bandstadt bereits zusammengewachsen sind (Gemeinde Gumpoldskirchen, www. weinstrassen.at). P 4-7 Oberwaltersdorf, Wohn- und Freizeitanlage
Fontana
20 km südlich von Wien (A2 Abfahrt Baden oder Traiskirchen, Richtung Ebreichsdorf beim Ortsanfang Oberwaltersdorf), am Beginn des Steinfeldes, wurde von einem institutionellen Investor eine großzügige Wohn- und Freizeitanlage geplant und errichtet: Fontana. 1994 erwarb der Austro-Kanadier Frank Stronach das Schloss Oberwaltersdorf samt Gutshof und Brennerei und einem Teil des dazugehörigen Areals. Auf dieser ehemals agrarisch genutzten Fläche wurden die Europazentrale des Magna-Konzerns, ein Badesee, ein 18-Loch-Golfplatz mit Clubrestaurant, eine Tennisanlage und eine Wohnhaus- und Eigenheimsiedlung gebaut. Fontana ist einheitlich konzipiert und folgt einem uniformen Architekturstil. Auch die Einzelhausverbauung, auf den im Eigentum vergebenen Grundstücken, gehorcht einem einheitlichen Konzept: Wer ein Haus erDas Stadtumland
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richten möchte, der wählt aus einer begrenzten Typenpalette eine entsprechende Hausform aus. Die Einheitlichkeit der Siedlung wird damit gewährleistet. Fontana propagiert damit eine für österreichische Verhältnisse neue Wohnphilosophie, die einerseits klare Vorgaben in städtebaulich-ästhetischer Hinsicht macht und andererseits in eine exklusive Freizeitwelt höchster Qualität eingebunden ist, wobei diese Art des Wohnens für US-amerikanische Verhältnisse alles andere als neu ist. Viele »Fontanas« finden sich in den Zonen des »Urban Sprawls« US-amerikanischer Städte und markieren dort die Wohn- und Siedlungsform einer sozial und ethnisch heterogenen Gesellschaft. Fontana ist keine »Gated Community« im strikten Sinne von Zutrittssperren oder -barrieren für Außenstehende, aber es ist eine, die aufgrund der Grundstücks- und Wohnungspreise und der spezifischen Freizeitorientierung (Golf und Tennis) eine bestimmte soziale Gruppe anspricht und damit Exklusivität vermittelt. Darüber hinaus wurde in jüngster Vergangenheit aber auch ein anlageneigener Wachdienst eingerichtet, der rund um die Uhr durch die Siedlung und die Golfanlage patrouilliert. Die Grundstückspreise bewegen sich auf einem Niveau von 200 € pro m2, was in der Gegend ausgesprochen viel ist. Eine gut ausgestattete Wohnung mit rund 110 m 2 kostet rund 300.000 €. Um den gleichen Betrag könnte man in einer guten Wohngegend in Wien eine ebenso große Wohnung erwerben. Es überrascht daher auch nicht, dass Fontana eine ausgesprochen segregierte Siedlung darstellt, deren Bewohner alles andere als ein soziales Abbild der Gesellschaft darstellen und die auch wenig mit der ortsansässigen Bevölkerung der Gemeinde Oberwaltersdorf zu tun haben. Dennoch ist es erstaunlich, dass Fontana auch eine große Anzahl junger Familien beherbergt und nicht nur gut situierte, sportaffine Ältere - und somit eine andere Bevölkerungscharakteristik aufweist als die amerikanischen Vorbilder der Siedlung. Rund 3.000 Menschen lebten 2001 in dieser Gemeinde am Steinfeld. Sehenswert ist neben Fontana das Schloss mit dem Park, die erhaltene Aulandschaft entlang der Triesting und der Europabrunnen auf dem Kirchenplatz, der von der Herrengilde des Ortes 1997 errichtet worden ist (Gemeinde Oberwaltersdorf). Pferdesportpark: 2004 wurde in Ebreichsdorf der Pferdesportpark »Magna Racino« eröffnet. Das moderne Wett- und Entertainment-Center ist einzigartig in Europa. Rund 75 Millionen € hat der Austro-Kanadier Frank Stronach in das 270 ha große Gelände investiert. Die Auswirkungen auf die Trabrennbahnen im nahegelegenen Baden und jene in der Wiener Krieau wurden zunächst von Experten als kritisch eingestuft, doch in den letzten Jahren hatte Racino selbst mit starken Einbußen zu kämpfen und stand kurz vor der Schließung. Organisatorische Umstrukturierungen und neue Entertainmentkonzepte sollen nun zum Erfolg führen - es scheint 138
Stadträume
Abbildung 4-13: Wohn- und Freizeitanlage Fontana, Clubhaus Bild: P. Cörgl
aber nicht ausgeschlossen, dass bei anhaltenden Verlusten auch eine totale Neuausrichtung (Golf, Erlebnispark) der Anlage erfolgt (www.magnaracino.at). P 4-8 Mödling Der Bezirkshauptort der Region Wien-Süd zählte 2001 rund 20.400 Einwohner und besitzt eine sehenswerte Innenstadt, die zur Fußgängerzone umgestaltet worden ist. Ein Großteil der Bausubstanz stammt aus dem 18. und 19. Jh. Die Babenbergerstadt - in Anlehnung an das Herrschergeschlecht, das dem Ort Wohlstand brachte - kann auf eine längere Tradition als »Sommerfrische« und Wohnstandort der statushohen Schicht zurückblicken. Bereits in der Biedermeierzeit ließen sich Wiener Künstler wie Schubert, Grillparzer, Raimund und Waldmüller von der Landschaft rund um den Anninger zu Musik- und Theaterstücken bzw. zu Bildern inspirieren. Eine Rolle bei dieser bevorzugten Lage spielt auch die landschaftliche Qualität des Wienerwaldabhangs, der recht unvermittelt ins Wiener Becken abbricht. 1938 wurde auch Mödling »Groß-Wien« einverleibt und blieb bis 1954 der 24. Wiener Gemeindebezirk. Mittlerweile ist Mödling v.a. zu einem Schulstandort mit überregionaler Bedeutung ausgebaut worden, so zählt die HTL (Höhere Technische Lehranstalt) Mödling zu den größten Schulen Österreichs. Dazu kommen zahlreiche öffentliche Dienstleistungen im Bereich der Verwaltung (Bezirkshauptmannschaft) und der Finanz (Finanzamt) (www.moedling.at). Heute ist Das Stadtumland
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Abbildung 4-14: Markttag in Mödling Bild: P. Cörgl
Mödling Spitzenreiter bei den Bodenpreisen in der Stadtregion Wien, die Stadt an sich bietet neben stark gefragten Baugrundstücken eine äußerst lebendige Einzelhandels- und Castronomielandschaft. P 4-9 Maria
Enzersdorf-Südstadt
Der Weinbau war jahrhundertelang der wichtigste Wirtschaftszweig des Ortes, der nach dem 2. Weltkrieg aber immer mehr an Bedeutung verlor. Maria Enzersdorf ist aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage (Südautobahn, Wiener Außenringautobahn, Brunner Straße, Triester Straße) nahe der Bundeshauptstadt und wegen der schönen Landschaft ein geschätztes Wohngebiet. 2001 zählte man in Maria Enzersdorf ca. 8.200 Einwohner. Ab östlich der Südbahn wird der Ort Südstadt genannt, der als Gartenstadt 1961 errichtet wurde und innerhalb von 10 Jahren zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahlen geführt hat. Die Südstadt stellt eine der wenigen planmäßig angelegten Stadtrandsiedlungen der Wiener Agglomeration und die Realisierung des Konzepts der gegliederten und aufgelockerten Stadt dar. Gleichzeitig wurde aber auf eine ausgewogene Mischung verschiedener Wohntypen Wert gelegt, um ein möglichst breites Angebot für alle Alters- und Sozialschichten bereitzuhalten. Die Wohnverbauung besteht aus zwei zwölfgeschossigen Hochhäusern und weiteren meist viergeschossigen Wohnblöcken. Zweigeschossige Stelzenhäuser und Einfamilienhäuser wurden als ein- bis zweigeschossige Atriumhäuser mit einem Garten von rund 200 m 2 errichtet sowie versetzt und schach140
Stadträume
Abbildung 4-15: Reihenhaussiedlung in Maria Enzersdorf Bild: H. Fassmann
brettartig platziert, um uneinsichtige und intime Hofräume entwickeln zu können. Die Siedlungsmitte wurde funktional angereichert, damit die Bevölkerung in Fußgeherdistanz die wichtigsten Bedürfnisse des täglichen Lebens erfüllen kann. Eine Apotheke, Lebensmittelgeschäfte, ein Cafe, eine Bank und weitere Versorgungseinrichtungen finden sich gegenüber dem zentralen Verwaltungsgebäude der EVN, des niederösterreichischen Energieunternehmens. In der Südstadt lebten 2001 rund 4.000 Einwohner (Gemeinde Maria Enzersdorf). Die Südstadt hätte ursprünglich zu einem Nukleus einer späteren Hauptstadt des Bundeslandes Niederösterreich werden sollen. Im Jahr 1954, nach der Rückführung der 1938 zu einem »Groß-Wien« zusammengefassten Gemeinden in die Selbstständigkeit, wurde die Diskussion um eine eigene Landeshauptstadt für Niederösterreich virulent. Die Südstadt, als neu geplanter Sitz der zentralen und landeseigenen Energiegesellschaften mit einer neu errichteten Wohnsiedlung und umfangreichen Sport- und Freizeiteinrichtungen, war dafür auserkoren. Die Diskussion blieb viele Jahre ohne Ergebnis und wurde erst 1984 wieder aufgenommen. Bei der Standortsuche wurde die Südstadt als mögliche Landeshauptstadt wieder in Erwägung gezogen. Doch letztendlich wurde für St. Pölten entschieden, das mit einem neu errichteten Regierungsviertel nicht ohne Erfolg versucht, sich dem Status würdig zu erweisen.
Das Stadtumland
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Abbildung 4-16: campus 21 in Brunn am Gebirge Bild: P. Cörgl
P 4-10 Brunn am Gebirge, campus 21 Über die Brunner Straße gelangt man in den Ort und zur Autobahnauffahrt der A21, der Außenringautobahn, an der sich unmittelbar der Komplex des Businesszentrums campus 21 erstreckt. Auf dem Gelände einer ehemaligen Glasfabrik ist einer der modernsten Gewerbestandorte an der Wiener Peripherie mit einer Grundstücksfläche von 165.000 m2 errichtet worden. Nach den Prinzipien urbaner Stadtentwicklung entworfen, weist der campus 21 der Wiener Städtischen Versicherung eine multifunktionale Struktur auf, die unterschiedliche Nutzungen vereinigt. Eine klare, sachliche Architektur und ein flexibles Flächenkonzept sollen die Verbindung von Büros, Lager, Werkstätten, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen selbst innerhalb eines Gebäudes ermöglichen. Zu den Besonderheiten des campus 21 gehören »Office Units« mit 15m2 und 30m2 Bürofläche. Die Gebäude sind in weitläufige Parkzonen eingebettet, so dass eine urban orientierte Arbeitsstätte in grüner Umgebung entsteht. Die Nähe zur Wiener Innenstadt (12 km) und zum Flughafen Wien-Schwechat (28 km) zeichnen den campus 21 aus. Die direkte Anbindung an das »Europakreuz« schafft schnelle Verbindung besonders in die osteuropäischen Zentren. Mit Stand Januar 2004 sind 80 Firmen mit über 1.000 Mitarbeitern am campus 21 tätig. Der Masterplan sieht im Endausbau über 4.000 Arbeitsplätze vor, wodurch der campus 21 zu den größten suburbanen Büro- und Gewerbestandorten im Großraum Wien zählen wird (campus 21). Bereits 1991 wurden daher die Wohn- und Betriebsgebiete unter Be142
Stadträume
Abbildung 4-17: Perchtoldsdorf Bild: P. Görgl
rücksichtigung der Grünlandwidmungen in einem neuen Flächen- und Bebauungsplan festgelegt. Die Marktgemeinde Brunn am Gebirge mit rund 9.400 Einwohnern (2001) achtet darauf, dass »trotz des großen Zuzugs das alte bauliche Brunner Kulturgut erhalten und gepflegt bleibt« (www. brunnamgebirge.at). P 4-11 Perchtoldsdorf 1814 lebten hier rund 1.800 Menschen, 1923 waren es rund 7.800 und 2001 rund 14.000. Das anhaltend starke Bevölkerungswachstum in den Griff zu bekommen war wohl eine der wichtigsten kommunalen Aufgaben der letzten vierzig Jahre. Perchtoldsdorf versteht sich als Winzerort und als Wohnort mit hoher Lebensqualität (Gemeinde Perchtoldsdorf). Im Vergleich zur Gemeinde Vösendorf hat Perchtoldsdorf einen anderen Entwicklungspfad gewählt: Es hat auf die großzügige Ausweisung von Betriebsgebieten verzichtet und ist bestrebt, den ursprünglichen Charakter als Weinhauergemeinde zu erhalten. Zwischen Vösendorf und Perchtoldsdorf liegen nur wenige Kilometer und doch trennen diese beiden Gemeinden »Welten«. Die Perchtoldsdorfer Heide, ehemals landwirtschaftlich genutzte Kulturflächen, die nach dem Auftreten der Reblaus 1887 brach fielen und vereinzelt als Bauland genutzt wurden, ist heute ein Landschaftsschutzgebiet und dem Zugriff des Wohnbaus entzogen. Die Bodenpreise in Perchtoldsdorf gehören zu den höchsten im Stadtumland und sie sorgen Das Stadtumland
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für eine Zuwanderung auf niedrigem Niveau bei entsprechender sozialer Selektion. Perchtoldsdorf will nicht wachsen, sondern seinen ursprünglichen Charakter erhalten. Die ehemalige Herzogsburg mit Wehrkirche und Wehrturm aus dem Mittelalter ist kennzeichnend und allgemein als Wahrzeichen bekannt. Dazu kommt der geräumige Marktplatz mit breit zur Straße gestellten, zweigeschossigen Bürgerhäusern. Zahlreiche Bauten stammen aus der Renaissance, einige aus dem 18. Jh. und nur wenige aus der Gründerzeit.
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Stadträume
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Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren Gerhard Hätz und Clemens Lipp!
Stadterneuerung stellt die übergeordnete Bezeichnung für Sanierungsmaßnahmen dar, bei denen die Beseitigung von baulichen Mängeln und die Aufwertung von Stadtvierteln mit Verfallserscheinungen im Vordergrund stehen. Stadterneuerung hat in Wien auf Grund des hohen Anteils an gründerzeitlichen und vorgründerzeitlichen Gebäuden einen hohen Stellenwert. Stadterneuerung in Wien reflektiert dabei zwei Wesenszüge der postmodernen Stadtentwicklung: historische Kontextualisierung und die Produktion von Atmosphären - »gestimmten« Räumen, welche im Gegensatz zu den funktionalen Konzeptionen der Moderne stehen (vgl. BÖHME 2006). Zunehmend werden Objekte der Zwischen- und der frühen Nachkriegszeit vom Sanierungsprozess erfasst. Die Leitthemen einer sozialen und ökologischen nachhaltigen Stadtentwicklung werden dabei fortgeführt und weiterentwickelt. Die »Modernisierung der Moderne«1 hat begonnen. Maßnahmen und Instrumente der Stadterneuerung spiegeln den Paradigmenwandel der Stadtplanung wider. Stadterneuerung bezieht sich dabei jeweils auf die Schwächen früherer Planungsmodelle ebenso wie auf in diesen Planungsmodellen nicht intendierte Entwicklungen. Die Stadtplanung der Moderne bezieht sich auf die Folgewirkungen präindustrieller Stadtstrukturen, welche den Anforderungen der industriellen Stadt nicht entsprechen konnten. Zunehmende Verkehrsbelastung in den Innenstädten, konfluierende Nutzungsmischungen von Wohnen und Gewerbe ebenso wie die Konzentrationen von sozialen Problemlagen in der dicht verbauten Kernstadt führten zum Modell der aufgelockerten Stadt mit einer klaren funktionalen Separierung der städtischen Funktionen. Stadterweiterung ebenso wie Abbruch und Neubau der historischen Stadtzentren entsprachen dem Leitthema der aufgelockerten und funktional gegliederten Stadt der Moderne (vgl. Hebbert & Sonne 2006). Suburbanisierung und Homogenisierung der funktional gegliederten Stadt 1
BECK und BONSS 2001, ASCHMANN 2002, S. 260. Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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Wohnungen Bauperiode vor 1 9 1 9 Wien 2001 Wohnungen (ohne ausschließlichals Arbeitsstätte genutzt), Bauperiode: vor 1919 2001,in %
0,00• i 5,35 ^20,02 M 51,74 -
5,35 20,02 51,74 96,29
unbebaut Kartographie: G. Hätz Geometrische Grundtage: WIGEOGIS Quelle: Statistik Austria
Abbildung 5-1: Wohnungen, erbaut vor 1919,2001 Daten: Statistik Austria
der Moderne und der damit einhergehende Verfall in den Kernstädten ließen neue Visionen von Urbanität entstehen. Diese Visionen basierten auf romantisierten Vorstellungen der präindustriellen Stadt und deren Repräsentationen in der Kunst oder Reflexionen von Kindheitserinnerungen (vgl. ZUKIN 1995, KOHN 2001, ALLEN 2006). Die historische Bausubstanz der Kernstädte wurde »wiederentdeckt«, musste jedoch den neuen Anforderungen an eine Urbane Lebensqualität angepasst werden. Während die historischen Fassaden erhalten und renoviert wurden, erfolgte hinter den Fassaden die komplette Modernisierung des Wohnraumes. Mit der Erhaltung der Fassaden wurde der Repräsentation einer romantisierten Vision der historischen Stadt entsprochen und die Produktion von Ambiente und Atmosphären in den historischen Kernstädten eingeleitet.2 Die Produktion von Ambiente erfasste dabei zunehmend den öffentlichen Raum. Während etwa in der Planung der Moderne die Stadtstruktur der neuen Verkehrstechnologie - dem PKW - entsprechen sollte, wird in der Planung eines historisierten Ambientes der PKW aus dem öffentlichen Raum verdrängt. Verkehrsberuhigung und fußgängerfreundliche Städte der kurzen Wege folgen dem neuen Leitthema. In Wien kann die Produktion des historischen Ambientes an den Entwicklungsphasen der Stadterneuerung nachgezeichnet werden. Individuellen Sanierungen folgte das Konzept der Sockel- und Totalsanierungen, verbunden mit einer durchgreifenden Erneuerung der inneren 2
Unter Sphäre oder »Atmosphäre« wird eine Raumproduktion verstanden, welche auf die emotionale Wahrnehmung eines Raumes zielt (vgl. etwa Zumthor 2006, S. 10 ff.)
148
Prozesse der Stadtentwicklung
Wohnungen Kategorie D (Substandard) in % • = 50.0 [ I i i u n b e b a u t _ Kernstadt Innere Bezirke
Wohnungen Kategorie D (Substandard) in % ggtü < i = 1 0 0 B S 1 0 ° - 2 5 0 SSS 25.0-50 0 g g i l ] u n b e b a u t — — Kernstadt Innere Bezirke
Abbildung 5-2: Räumliche Verteilung der Substandardwohnungen (Kategorie D) in Wien, 1971 und 2001. Daten: Statistik Austria
Bausubstanz historischer Wohngebäude. Blocksanierungen erweiterten das Konzept von der Gebäude- auf die Baublockebene. Wesentlich ist dabei, dass das historische Ambiente gewahrt, die baulichen Strukturen jedoch an moderne Wohnbedürfnisse - etwa in Form von Innenhofentkernung und -durchgrünung - adaptiert werden. Sanierungskonzepte erfassen Erdgeschossnutzungen ebenso wie den öffentlichen Raum und zielen damit auf eine umfassende Reproduktion des Ambientes in den historischen Quartieren der Stadt ab. Das Ambiente einer historischen Kernstadt wird zu einer Urbanen Atmosphäre, einem Thema in der multifokalen Stadt, und anderen Themenkonzeptionen und Sphären in der ebenso multithematischen Stadt der Postmoderne optional gegenübergestellt. Die Anzahl der Substandardwohnungen in der gründerzeitlichen Kernstadt wurde reduziert, der Anteil an gründerzeitlicher Bausubstanz blieb nahezu unverändert. Im Unterschied zu Themenkonzeptionen in neu entwickelten Stadtteilen ist jedoch in historischen Quartieren die Implementierung einer neuen Urbanität mit bereits vorhandenen Strukturen konfrontiert und daher komplexer und sensibler. Die historische Bausubstanz bleibt zur Produktion des Ambientes erhalten, die inneren Strukturen, aber auch das äußere Ambiente der Quartiere müssen an die neuen Urbanen Qualitäten angepasst werden. Mit dem Fortschreiten der Revitalisierung und Neuinszenierung der historischen Kernstädte rückt zunehmend die Planung der Moderne in den Fokus der Stadterneuerung. Was in der Stadtplanung der Moderne als notwendige Erneuerung gegenüber den Erfahrungen der präindustriellen Stadt erschien, wurde aus der retrospektiven Sicht der Postmoderne als Fehlentwicklung der Stadtplanung etikettiert, ebenso wie jene Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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als vernachlässigbar erachteten Faktoren der Stadtentwicklung, die in den Planungskonzeptionen der Moderne keine Berücksichtigung fanden. Auch hier folgten dem Abbruch der Bausubstanz3 Sanierungsmaßnahmen. Diese Sanierungsmaßnahmen entsprechen dem neuen Leitthema der nachhaltigen und ökologischen Stadt. Die Konzeptionen der Stadtplaner der Moderne werden zur thematischen Installation dieser Quartiere recycelt. Am Beispiel der Stadtentwicklung Wiens können die Phasen der postmodernen Stadtentwicklung nachgezeichnet werden. Die Produktion von Urbanen Sphären und eines entsprechenden Ambientes begann mit der Wiederentdeckung des gründerzeitlichen Wohnbaubestandes ab den 1970er Jahren.
5.1 Die Wiederentdeckung der Gründerzeit Das Wiener Stadtbild ist geprägt von einem hohen Anteil an Altbauten. Diese überwiegen nicht nur im historischen Zentrum der Stadt, sondern erstrecken sich teilweise bis an die Stadtgrenzen. Zahlreiche Wohnviertel entstanden während der Gründerzeit ca. ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg. Darüber hinaus haben sich vor allem in den alten Dorfkernen sowie in den Vororten noch zahlreiche Bauten aus älteren Perioden gehalten. Im Jahr 2001 stammten 34 % der Wohnungen aus der Zeit vor 1919. In der Innenstadt liegt der Anteil noch deutlich höher. Aufgrund des schnellen Stadtwachstums der Gründerzeit musste dringend neuer Wohnraum geschaffen werden. Es wurde viel und sehr dicht gebaut - bis zu 85 % der Grundfläche konnten verbaut werden um einen möglichst hohen Ertrag aus der Fläche zu gewinnen (Lichtenberger 1978, S. 38). Die große Zahl an neuen Wohnungen und eine kurze Bauzeit standen dabei im Mittelpunkt, auf Qualität wurde nicht immer Rücksicht genommen. Das Abrissmaterial der Häuser, die auf der Parzelle ursprünglich standen, wurde zum Neubau der Gründerzeitgebäude verwendet. Viele dieser Gründerzeithäuser erwiesen sich später als feucht, schlecht isoliert und waren innerhalb weniger Jahrzehnte sanierungsbedürftig. Besonders die den kleinen Innen- und Lichthöfen zugewandten Wohnungen waren dunkel und wenig attraktiv. Charakteristisch für diese Bauperiode waren die Arbeitermietshäuser entlang des Gürtels in den Bezirken 15 (Rudolfsheim-Fünfhaus), 16 (Ottakring), 17 (Hernais) und Teilen des 18. Bezirks (Währing) sowie große Teile der Bezirke 10 (Favoriten), 12 (Meidling) und 20 (Brigittenau). Dazu 3
Der Abbruch des Haas-Hauses am Stephansplatz (1. Bezirk) ist dafür in Wien ein prominentes Beispiel ebenso wie jener des »Steyr-Daimler-Puch«-Hauses am Schwarzenbergplatz (1., 3. und 4. Bezirk).
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Abbildung 5-3: Crundrissplan eines typischen Arbeitermietshauses aus der Gründerzeit (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christaneil.
Abbildung 5-4: Substandardwohnung mit »Bassena« und Cang-WC Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christanell.
Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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kommen die Bezirke 2 (Leopoldstadt) bis 9 (Aisergrund) innerhalb des Gürtels, wobei dort jedoch ein höherer Anteil an Mietshäusern für den Mittelstand errichtet wurde. Die Arbeitermietshäuser beinhalteten kleine Zimmer-Küche- und Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnungen ohne WC und Bad sowie mit Wasserentnahme auf dem Hausflur (»Bassena«). Raumangebot und Ausstattung dieser Wohnungen genügen den heutigen Anforderungen nur in den seltensten Fällen, ohne Sanierungen können sie als Substandardwohnungen bezeichnet werden. Später oder für besser verdienende Mieter errichtete Zinshäuser sind besser ausgestattet, die Wohnungen können direkt vom Stiegenhaus aus betreten werden, verfügen meist über Fenster und damit Belüftungen nach mehreren Seiten und haben bereits Wasseranschlüsse und WC in der Wohnung. Viele dieser Wohnungen wurden jedoch ohne ein eigenes Badezimmer errichtet, Waschbecken und Dusche oder Badewanne befanden sich hier in der Küche. Daher und aufgrund der ohne Sanierung heutzutage als mangelhaft zu bezeichnenden Installationen sind auch diese Wohnungen oft der Kategorie Substandard zuzuordnen. Der Großteil der in der Gründerzeit erbauten Häuser erlebte nach dem 1. Weltkrieg weder eine Standardanhebung noch eine Sanierung. Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Erneuerungsdefizit leistete das Mietrecht, welches in die privaten Mietverhältnisse sehr stark reglementierend eingriff. Die Erträge aus den Mieteinnahmen wurden 1917 eingefroren, um die Bevölkerung vor Mieterhöhung und Delogierung zu schützen (»Friedenszins«). Ohne nennenswerte Mieterträge war jedoch die Bereitschaft der privaten Hauseigentümer, ihre Mietshäuser zu erhalten und vielleicht auch baulich zu verbessern, gering. Je länger diese Phase der fehlenden Investitionstätigkeit anhielt, desto größer wurde der Sanierungsbedarf und desto geringer wurde die Bereitschaft der Hauseigentümer, Sanierungen durchzuführen, wenn nicht gleichzeitig Kapitalerträge über Mieterhöhungen erzielt werden konnten. Eine Freigabe der Mieten war und ist aber ein politisch sensibles Unterfangen, da eine deutliche Mieterhöhung erforderlich wäre, um ein entsprechend verzinstes Sanierungskapital wieder hereinzubringen. Eine neue Wohnungsfrage - analog zur Wohnungsfrage des 19. Jahrhunderts - konnte sich aber keine mehrheitsfähige Partei leisten. Daher blieb über Jahrzehnte vieles beim Status quo: Begrenzung der Mieten und nur notdürftige Reparatur der größten Schäden. Um aus dieser »Sanierungsfalle« wieder herauszukommen, wurde das Mietrecht ab den ig8oer-Jahren schrittweise liberalisiert und der seit 1917 gültige »Friedenszins« bei Neuvermietung sukzessive abgeschafft. Die Zahl dieser Mietverträge nahm ab, die durchschnittlichen Mieten stie152
Prozesse der Stadtentwicklung
gen an und damit auch die Einnahmen für Hauseigentümer. Tatsächlich konnte damit die Bereitschaft der privaten Hauseigentümer zur Sanierung ihrer Häuser gefördert werden. Dazu kam eine Reihe von finanziellen Hilfestellungen der öffentlichen Hand. Der Anreiz für Sanierungsmaßnahmen von Seiten der privaten Hauseigentümer entstand erst, wenn durch die Sanierung zusätzliche Renditen erwartet werden konnten. »Private Hauseigentümer waren häufig nicht nur durch die attraktiven Förderungen zur Modernisierung ihrer sanierungsbedürftigen Wohnhäuser zu motivieren, sondern vor allem durch die Option zu erwartender künftiger Mieterträge. Durch den Einsatz [...] [von] Fördermitteln konnte dabei eine Sanierung der Wohnhäuser ohne finanzielle Überforderung der Mieter erreicht werden, jedoch werden bei Neuvermietungen marktorientierte Mieten verlangt [...].« (Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds 1992, S. 66). Durch private und öffentliche Kooperationen, in der beide Seiten ihre Interessen einbringen und von den Ergebnissen profitieren konnten, wurde die Stadterneuerung in Wien zu einem Modellfall einer Public-Private-Partnership. Neben den Wohnungen stellen die gründerzeitlichen Viertel auch in ihrer baulichen Gesamtheit heutzutage ein städtebauliches Problem dar. Um die Zinseinnahmen zu maximieren wurde bei der Errichtung dieser Viertel kaum an größere städtische Plätze oder Crünräume gedacht. Auch die Verkehrsführung durch diese dicht verbauten Gebiete erweist sich oft als problematisch. Neben der baulichen ist dabei auch die soziale Dimension zu berücksichtigen. Aufgrund der schlechten Bausubstanz und der wenig prestigeträchtigen Lage werden diese Viertel überwiegend von sozial schwächeren Schichten bewohnt.
5.2 Sanfte Stadterneuerung Ende der igöoer-Jahre wurden die ersten gesetzlichen Schritte in Richtung »sanfter« Stadterneuerung gesetzt. Das Wohnungsverbesserungsgesetz von 1969 verfolgte zunächst das Ziel, die Mieter zu Verbesserungsarbeiten anzuregen. Einen weiteren Schritt stellte in der Folge das 1972 vom Wiener Gemeinderat beschlossene Altstadt-Sanierungsgesetz dar. Um die Erhaltung der historisch und kulturell wichtigen Bausubstanz zu gewährleisten, diente diese rechtliche Grundlage der Schaffung der ersten Schutzzonen, wie beispielsweise die im März 1973 beschlossene Schutzzone Spittelberg. Das 1974 in Kraft getretene Stadterneuerungsgesetz enthielt schließlich die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen für Sanierungsvorhaben unter Beteiligung der Gemeinde Wien. Unter den neu etablierten Institutionen, die sich nun aktiv mit der Stadterneuerung Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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befassten, besitzt der wohnfonds_wien4 eine zentrale Funktion. Zu seinen beiden Hauptaufgabenbereichen gehören die Vorbereitung und Durchführung von Stadterneuerungsmaßnahmen, vor allem die Beratung, Koordination und Kontrolle der geförderten Sanierung, sowie die Verhinderung eines Konkurrenzkampfes zwischen den mit öffentlicher Förderung arbeitenden Bauträgern. Der Gründung des wohnfonds_wien ging das Mietrechtsgesetz von 1982 voraus, das unter anderem aufgrund der Aufhebung der Mietzinsobergrenzen (Novelle 1986) für KategorieA-Wohnungen5 auch einen Anreiz zur Sanierung für private Hauseigentümer bilden sollte. Im Jahre 1985 wurde der »Stadtentwicklungsplan Wien« (STEP) erlassen, der der Stadterneuerung Priorität vor der Stadterweiterung einräumte. 1994 wurde der STEP aufgrund veränderter Rahmenbedingungen - vor allem aufgrund des EU-Beitritts Österreichs 1995 - neu formuliert. Zum einen wurden wieder neue Wohnungen gebaut, zum anderen die Sanierung vor allem in Gründerzeitvierteln angestrebt. Der aktuelle Stadtentwicklungsplan STEP 2005 betont zwar ebenfalls die Notwendigkeit von Stadterneuerung, die Sanierung von Wohnungen ist jedoch dabei von geringerer Relevanz.
5.3 Implementierung neuer Urbanität in historischem Ambiente Für die Implementierung neuer Urbanität im historischen Ambiente der gründerzeitlichen Verbauung setzt die Stadterneuerung in Wien nicht nur auf der Ebene der Wohnung an, sondern wird auf die Ebene des Hauses erweitert, um schließlich auf Ebene des Stadtviertels die Sphäre und das Ambiente einer historisierten Urbanität zu produzieren. Auf der Ebene der Wohnung werden die Mieter durch die Gewährung von günstigen Krediten dazu animiert, Investitionen, wie den Einbau einer Zentralheizung, die Verbesserung des Wohnungsgrundrisses, den Einbau eines Bades oder die thermische Sanierung, selbst durchführen zu lassen und auch zu finanzieren. Auf der Ebene des Hauses werden Erhaltungsarbei-
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Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung, früher: Wiener Bodenbereitstellungsund Stadterneuerungsfonds (WBFS), 1984 vom Wiener Gemeinderat gegründet. Kategorie A: Nutzfläche mindestens 30 m2, Zimmer, Küche (Kochnische), Vorraum, WC, zeitgemäßer Baderaum oder Badenische, gemeinsame Wärmeversorgungsanlage oder Etagenheizung oder gleichwertige stationäre Heizung, Warmwasseraufbereitung. Kategorie B: Zimmer, Küche (Kochnische), Vorraum, WC, zeitgemäßer Baderaum oder Badenische. Kategorie C: Wasserentnahmestelle und WC im Inneren der Wohnung. Kategorie D: keine Wasserentnahmestelle und/oder kein WC im Inneren der Wohnung. Prozesse der Stadtentwicklung
ten, Sockelsanierungen, Totalsanierungen und Einzelverbesserungen gefördert. Als Erhaltungsarbeiten gelten jene Maßnahmen, die der Erhaltung des Hauses dienen, jedoch keine Verbesserung darstellen. Darunter fallen beispielsweise Dachreparaturen oder Fassadeninstandsetzungen, wobei eine Förderung nur dann gewährt wird, wenn Kategorie-D- oder -C-Wohnungen überwiegen.6 Unter Sockelsanierung, der wichtigsten Sanierungsart der »sanften« Stadterneuerung, versteht man die Erhaltung und gleichzeitige Modernisierung von bewohnten oder teilweise bewohnten Wohnhäusern, die durchgreifend oder möglicherweise auch schrittweise erfolgt und bei der die Mietverhältnisse aufrecht bleiben. Der Mehrwert für die Investoren entsteht durch die Neuvermietung von bestandsfreien Wohnungen sowie von neu geschaffenem Wohnraum. Neuer Wohnraum wird üblicherweise durch einen Dachgeschossausbau oder eine Aufstockung des Gebäudes gewonnen. Oftmals handelt es sich dabei um die Schaffung von Wohnungen im oberen Preissegment. Eine vertikale baulich-soziale Überschichtung der gründerzeitlichen Arbeitermietshausquartiere ist die Folge. Im Unterschied zur Sockelsanierung umfasst die Totalsanierung die durchgreifende Sanierung eines zur Gänze leer stehenden Gebäudes bzw. die Umfunktionierung eines zuvor anderweitig genutzten Gebäudes für Wohnungen. Ziel ist dabei die Schaffung von Kategorie-A-Wohnungen. Neben der Förderung durch den wohnfonds_wien stehen Mittel aus dem Altstadterhaltungsfonds und Subventionen aus dem Budget der Denkmalpflege für ausgewählte Objekte zur Verfügung. Im Vergleich mit dem wohnfonds_wien sind die entsprechenden Volumina aber gering. Die seit 1989 auf der Ebene des Stadtviertels durchgeführten Blocksanierungen sollen eine umfassende Verbesserung und Modernisierung ganzer Häuserblöcke ermöglichen. Die Produktion von Sphären historisierter Urbanität erweitert sich auf die Produktion des Ambientes. Dabei
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Die geltenden Förderungsvoraussetzungen unterliegen grundsätzlich keiner gebietsmäßigen Einschränkung. Wesentlich ist, dass es sich bei dem zu sanierenden Gebäude um ein Wohnhaus handelt, welches auch nach der Sanierung mindestens zur Hälfte als solches genutzt wird. Das für eine geförderte Sanierung erforderliche Mindestalter der Häuser ist mit 20 Jahren festgesetzt, wobei der Zeitpunkt des Ansuchens der Baubewilligung ausschlaggebend ist. Als förderbare Wohnungen gelten nur jene, die nicht kleiner als 22 m 2 und nicht größer als 150 m 2 und außerdem überwiegend mangelhaft ausgestattet (Kategorie C oder D) sind. Des Weiteren muss die Wirtschaftlichkeit hinsichtlich der Baukosten und des zu erwartenden Mietzinses gegeben sein. Bei Häusern, welche sich generell in einem besseren Zustand befinden, können auch Einzelverbesserungen wie der Einbau von Aufzügen, Fernwärmeheizungen oder Lärmschutzfenstern gefördert werden. Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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Abbildung 5-5: Sanierte gründerzeitliche Wohngebäude (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) mit ausgebautem Dachboden Bilder: D. Schönbichler (links), C. Lippl (rechts)
werden die physischen Manifestationen der realen Entwicklungsbedingungen eliminiert beziehungsweise an die Anforderungen neuer Urbanität angepasst. Unter Blocksanierung versteht man die liegenschaftsübergreifende gemeinsame Sanierung von mehreren Gebäuden in Verbindung mit städtebaulichen Strukturverbesserungen (wohnfonds-wien.at). Ein Schwerpunkt im Bereich der Blocksanierung liegt in der Wohnumfeldverbesserung, wie Hofbegrünung (es kommt hierbei zu einer »Entkernung« der vorhandenen Bausubstanz), Verkehrsberuhigung oder Sicherung der Nahversorgung. So können beispielsweise durch den Abbruch von Nebengebäuden Neuflächen entstehen, die zu einer verbesserten Belichtung und Belüftung führen oder Schallschutzmaßnahmen, die den Verkehrslärm eindämmen, getroffen werden. Außerdem soll die Konzentration von Sanierungsmaßnahmen ein verstärkter Ansporn für Eigentümer und Investoren sein, sich diesen anzuschließen, da durch die übergeordneten Maßnahmen meist auch die Attraktivität des gesam156
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ten Viertels gesteigert wird. Die ersten Blocksanierungen widmeten sich vorrangig Gebieten mit einem hohen Anteil an Substandardwohnungen. Mittlerweile konnten auf diesem Gebiet Erfolge verzeichnet werden, 2007 betrug der Anteil an Kategorie-C- und D-Wohnungen in Wien nur mehr 6,3 % (STATISTIK.AT). Nachdem die Sanierung des gründerzeitlichen Arbeitermietshausbestandes mehr oder weniger abgeschlossen zu sein scheint, gewinnt nun die Produktion und Verbesserung des Ambientes in den historischen Quartieren an Bedeutung. Seit 2009 ist es auch möglich, für eine Totalsanierung mit überwiegendem Neubauanteil Förderungen zu bekommen, Neue Blocksanierungen widmen sich nun meist Problemen wie mangelnden Freiflächen, mangelnder Durchlässigkeit oder besonderen Themen wie z.B. seniorenfreundlichem oder barrierefreiem Wohnen. Typische Probleme, die im Rahmen einer Blocksanierung angesprochen werden, sind daher neben der Qualität des Wohnraums auch zu dichte Verbauung, fehlende Grün- und Freiräume, Barrieren, verlassene Geschäftszonen oder Spekulationsobjekte, die dem Verfall überlassen werden. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Nutzung der Erdgeschosszone zu. Durch gestiegenen Leerstand der ehemals für Geschäfte oder Betriebe genutzten Erdgeschosslokale verliert das Gebiet an Attraktivität, bei herkömmlichen Sanierungen entstehen hier oft Kleingaragen, um neue Wohnungen inklusive Stellplatz und damit zu einem höheren Preis vermieten zu können. Mittlerweile wird versucht, neben verstärkten Anreizen zur Ansiedelung neuer Geschäfte auch neue Nutzungsmöglichkeiten für die Erdgeschosszone zu finden. Dazu zählen soziale Einrichtungen, semiprivate Nutzungen für die Bewohner der Häuser wie Kinderspiel-, Fahrrad- oder Müllräume oder die Umfunktionierung zu privatem Wohn- oder Büroraum. Bei Letzterem würde sich eine kombinierte Nutzung mit Büro, Atelier oder Ähnlichem im Erdgeschoss und Wohnung im Obergeschoss anbieten. Auf jeden Fall soll die Attraktivität der Erdgeschosszone durch ein Zurückdrängen des Verkehrs mittels breiterer Gehsteige und Grünstreifen gesteigert werden. Einzelne Straßen könnten auch komplett gesperrt und als nach außen verlagerter Hofraum genutzt werden. Neben der Verbesserung des Wohnbaus besteht eine weitere Aufgabe der Stadterneuerung in der Inwertsetzung von öffentlichen Flächen sowie im Bereitstellen von ausreichender städtischer Infrastruktur. Neben Großprojekten existieren auch kleinere Initiativen. Dazu zählen Themen wie die Gestaltung öffentlicher Plätze, die Neuorganisation des öffentlichen und privaten Verkehrs oder die Unterstützung sozialer und kultureller Einrichtungen. Diese Anliegen werden in Wien von 12 Gebietsbetreuungen vertreten, welche meist auch Aufgaben der Koordination Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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und Bürgerbeteiligung bei Blocksanierungen oder anderen größeren Projekten übernehmen.
5.4 Soziale Nachhaltigkeit Stadterneuerung, die ausschließlich von privaten Investoren und ohne steuernden Einfluss der öffentlichen Hand erfolgt, hat erhebliche gesellschaftspolitische Folgen. Wenn private Investoren Wohngebäude sanieren, dann erwarten sie sich eine entsprechende Kapitalrendite, die über erhöhte Mieten hereinkommen muss. Wird die Mieterhöhung reglementiert, dann entschließen sich private Investoren, in andere Bereiche zu investieren oder Erträge aus Desinvestitionen7zu erzielen. Wird dagegen die Miete freigegeben und dem Markt überlassen, dann erfolgt eine Verdrängung jener Bevölkerungsgruppen, die sich eine sanierte Wohnung ökonomisch nicht mehr leisten können. Die Sanierung von Stadtteilen in westdeutschen Metropolen mit einer deutlich liberaleren Mietgesetzgebung im Vergleich zu österreichischen Städten belegt die Folgen einer baulichen Aufwertung und der daran gekoppelten Mieterhöhung. Marktwirtschaftlich orientierte Sanierungsmaßnahmen werden daher häufig von Gentrifizierungsprozessen8 mit einer Auswechslung der Wohnbevölkerung begleitet. Ein sozialer Austauschprozess, der zur Erhöhung der sozialen Segregation9 führt, setzt Historisch gesehen war dies auch in Wien der Fall. Viertel in ehemaligen Randlagen, wie z.B. der »Ratzenstadel« genannte Magdalenengrund in Mariahilf, häufig mit großen sozialen und sanitären Problemen, wurden mit jeweils dem Stand der Zeit entsprechenden, höhere Zinserträge versprechenden Häusern überbaut. Dadurch wurde die ärmere Bevölkerung gezwungen, in neue Elendsquartiere in Randlagen umzusiedeln. Um die Wohnsituation der ärmeren Bevölkerungsschichten zu verbessern, setzte in Wien ab der Zwischenkriegszeit eine rege soziale
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Lukrierung von Renditen durch unterlassene Instandhaltungen (vgl. auch KRÄTKE 1995, S. 182 ff.).
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Der Begriff Gentrifizierung oder Centrification »[...] steht für ein schnelles Ansteigen des Anteils an Bewohnern der (oberen) Mittelschicht in ehemaligen Arbeiterwohngebieten [...]. Begleitet wird dieser qualitative Bevölkerungsaustausch von einer Umgestaltung des Wohnungsbestandes durch Modernisierung, Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und Neubau von Eigentumswohnungen [...]«(BLASIUS und DANCSCHAT1990, S. 11).
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Von sozialer Segregation wird gesprochen, wenn die Bevölkerung nach sozialen Kriterien »entmischt« wird. Soziale Segregation führt dazu, dass die einkommensstärkeren Haushalte in anderen Stadtteilen leben als die einkommensschwächeren.
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Abbildung 5-6: Frei finanzierte »harte Stadterneuerung« mit Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen (3. Bezirk, Mohsgasse) Bild: G. Hätz
Wohnbautätigkeit ein. Die Bewohner von baufälligen Häusern fanden häufig ihre neue Heimat in diesen Bauten. Bis in die ig8oer-Jahre hinein war der Aufkauf durch die Gemeinde und der anschließende Abriss von problematischen Stadtgebieten eine verbreitete Lösung städtebaulicher Probleme. Seit den i97oer-Jahren gilt diese Methode in Wien aufgrund ihrer sozialen Probleme sowie der gestiegenen Wertschätzung für historische Bausubstanz und Viertel jedoch als nicht mehr zeitgemäß - es entstand das Modell der »sanften« Stadterneuerung. Das Leitziel des Wiener Modells der »sanften« Stadterneuerung war und ist es, die ansässigen Bewohner nicht zu verdrängen, sondern zu halten. Es wird versucht, die alte Bausubstanz nach Möglichkeit so zu sanieren und zu verbessern, dass die Wohnungen auch nach Beendigung der Sanierung für die Bewohner leistbar bleiben. Die »sanfte Stadterneuerung« in Wien verfolgt damit eine doppelte Zielsetzung: nicht nur die Gewährleistung der wirtschaftlichen, sondern auch der sozialen Verträglichkeit der Sanierungsmaßnahmen. Mit der Zusicherung von Fördermitteln wurde bei Sockelsanierungen von Wohngebäuden privater Bauträger Kostenneutralität erreicht. Damit sollte das Ziel des »public« Sektors - die Schaffung von »incentives« für die Sanierung und die soziale Verträglichkeit der Sanierungsmaßnahmen und somit die Vermeidung von Verdrängungsprozessen der in den Gebäuden wohnhaften Bevölkerung - erreicht werden. Die Umwälzung der Sanierungskosten in Form von Mietzinserhöhungen fällt, da sie vom »public« Sektor getragen werden, für Altmieter geringer aus als bei frei finanzierten Sanierungen. Die Mieterträge im Falle der Neuvermietung von Wohnungen, die dem »private« Sektor überlassen wurden, lukrieren dagegen Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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die privaten Hauseigentümer. Damit wurde einerseits der finanzielle Anreiz für Sanierungsmaßnahmen von Seiten der privaten Hauseigentümer gesetzt und den Interessen des »private« Sektors entsprochen, andererseits wurden aber auch die Mechanismen des »private« Sektors in die Sanierung eingebracht. Eine soziale Differenzierung in sanierten Gebäuden zwischen Mietern, die bereits vor der Sanierung in den Gebäuden gewohnt haben (»Altmieter«), und Mietern in nach der Sanierung neu vermieteten Wohnungen (»Neumieter«) scheint daher vorprogrammiert. Neumieter in den sockelsanierten Gebäuden unterliegen den Einflüssen des »private« Sektors, Altmieter jenen des »public« Sektors. Um eine Verdrängung von statusniedrigen Schichten zu vermeiden, besteht für die Bewohner keine Verpflichtung zu wohnungsseitigen Sanierungen. Aufgrund der allgemeinen Sanierung des Gebäudes können diese Wohnungen allerdings später, z.B. vor einer Neuvermietung, mit relativ geringem Aufwand aufgewertet werden. Dennoch steigen auch in nicht sanierten Wohnungen die Mieten sowie die Betriebskosten, die Höhe der Steigerung wird von einer Schlichtungsstelle ausgehandelt. Oftmals handelt es sich bei der Erhöhung des Hauptmietzinses nicht um eine generelle Erhöhung, sondern um eine auf einen gewissen Zeitraum (im Durchschnitt ca. 15 Jahre) befristete Rückzahlung der Sanierungskosten. Die Auswirkungen der PPP-Sanierungen auf die Mieterstruktur zeigen, dass das Konzept der »sanften« Stadterneuerung soziale Härtefälle im Rahmen von Erneuerungsprozessen abzuschwächen vermag, langfristig soziale Austauschprozesse in den sanierten Gebäuden aber nicht verhindert werden können. Eine Befragung von ca. 650 Mietern in sockelsanierten Gebäuden aus der Gründerzeit (vgl. Hätz 2004) hat ergeben, dass lediglich 11 % der Mieter in sanierten Häusern Altmieter sind, welche an der Sanierung in Form der Verbesserung der eigenen Wohnung teilgenommen haben. 41 % der Mieter verblieben in ihrer unsanierten Wohnung, 48 % der Mieter sind nach der Sanierung neu zugezogen. Vor allem ältere und ärmere Menschen bleiben in ihrer unsanierten Wohnung, und hier wieder vor allem jene, welche schon vor den Sanierungsmaßnahmen in relativ gut ausgestatteten Wohnungen wohnten. Wer jünger ist und es sich leisten kann, zieht oft aus. Immerhin verbleiben aber 52 % der Bewohner im sanierten Haus. Vergleichsweise gering ist der Anteil jener, die sich entscheiden, im Rahmen der Sanierung auch die eigene Wohnung im Standard anzuheben. Obwohl Altmieter zu relativ günstigen Mieten in sanierten Wohnungen leben können, ist die Tatsache zu berücksichtigen, dass diese Wohnungen zuvor als Kategorie-C- oder -D-Wohnungen zu einem äußerst niedrigen Richtwertzins vermietet wurden. Damit bedeuten auch die 160
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relativ günstigen neuen Mieten oft eine drastische Steigerung, die sich nicht alle Bewohner leisten können. Bei den Wohnungen, welche nicht saniert werden, besteht diese Steigerung aus Zuschlägen für Baukostenanteile, dem Wegfallen von Abschlägen für den schlechten Allgemeinzustand des Hauses sowie in den gestiegenen Betriebskosten (z.B. durch Einbau eines Aufzugs). Auch diese Kosten übersteigen oft die Möglichkeiten der Altmieter. Während der Zuzug von neuen, meist besser verdienenden Mietern und die dadurch erfolgende Aufwertung des Gebietes inklusive sozialer Durchmischung einen erwünschten Effekt der »sanften« Stadterneuerung darstellen, konnte das Ziel, dass dieser nicht auf Kosten der bisherigen Bewohner stattfindet, nicht vollständig erreicht werden. Auf Gebäudeebene treffen daher oft statusniedrige Mieter in vergleichsweise günstigen Wohnungen auf Neumieter, die wesentlich höhere Mieten für kleinere Wohnungen bezahlen. Während die Effekte der Verdrängung kurzfristig gemildert werden und es zu einer sozialräumlichen Mischung kommt, erhöht sich jedoch in einer längerfristigen Perspektive auch das Mietniveau für sanierte Wohnungen von Altmietern bei einer Neuvermietung. Da auch die zuerst unsanierten Wohnungen im Falle einer Neuvermietung wahrscheinlich saniert werden, steigen auch deren Mieten. Längerfristig kommt es daher durchaus zu einer neuen sozialräumlichen Differenzierung: Sanierte Häuser und Gebiete werden teurer, jene Schichten die sich dies nicht leisten können, wie z.B. ärmere Zuwanderer, müssen sich in den verbliebenen unsanierten Gebäuden mit günstigeren Wohnungen niederlassen. Segregationsprozesse verlagern sich von der Ebene des Stadtviertels auf die Ebene des Gebäudes. Trotz oder gerade infolge der Sanierungsmaßnahmen hat die gründerzeitliche Kernstadt in den i98oer-Jahren und in den folgenden Dekaden kontinuierlich Bevölkerung verloren, auch bedingt durch die Reduktion der Zahl der Wohnungen im Zuge von Qualitätsanhebung durch Wohnungszusammenlegungen.
5.5 Quantitative und ökonomische Dimensionen der Stadterneuerung Die Trendwende zur Förderung der Sanierung innenstadtnaher Wohngebiete äußert sich in einem deutlichen Anstieg der Fördermittel seit Mitte der i98oer-Jahre. Seit den iggoer-Jahren liegt die Sanierung bestehender Wohneinheiten in finanzieller Hinsicht nahezu auf dem Förderungsniveau von Neubauten. Im Rahmen der Wiener Wohnbauförderung wurden knapp 7.000 Wohneinheiten neu geschaffen und mit insgesamt 246,6 Millionen € gefördert. Zusätzliche Förderungen im Ausmaß von 4 Millionen € betrafen Passivhäuser und ähnliche energiesparende Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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Maßnahmen. Im Vergleich dazu wurden Förderungszusagen für Sanierungsmaßnahmen in der Höhe von 135,2 Millionen € getätigt. Dazu kommen 27 Millionen € für die Förderung der thermischen Sanierung von Wohnhäusern und 31,3 Millionen € für Einzelverbesserungsmaßnahmen in Wohnungen oder Gebäuden. Insgesamt umfasste die Förderung von Sanierungsmaßnahmen ein Volumen von 193,5 Millionen €, wobei weitere Förderungsdarlehen in der Höhe von insgesamt 53,4 Millionen € noch nicht berücksichtigt sind. 10 In der Periode 2002 bis 2007 wurden im Zuge der Blocksanierung 165 Sanierungsvorhaben bewilligt. Das Investitionsvolumen betrug 220 Millionen €, wovon 141 Millionen € von der Stadt Wien übernommen wurden. 2007 wurden bereits 80 weitere Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von 120 Millionen € und Förderungen von 75 Millionen € bewilligt. 11 Da diese Aufwendungen im Normalfall in Form von Zuschüssen ausgezahlt werden, gelten sie als »seed money«, welches seinerseits einen erheblich größeren Betrag an privatem Kapital mobilisiert. Nach Informationen des wohnfonds_wien lösten Förderungen für Wohnhaussanierungen im Ausmaß von knapp mehr als 4 Milliarden € ein Investitionsvolumen von 5,7 Milliarden € aus (wohnfonds.wien.at 5.6.2009).
5.6 Die Modernisierung der Moderne Im Unterschied zum Erbe der Arbeitermietshäuser der Gründerzeit weisen Wohnbauten der Zwischenkriegs- und vor allem der frühen Nachkriegszeit nicht nur höhere Wohnstandards, sondern auch höhere Qualitäten des nahen Wohnumfeldes wie großzügige Freiflächen und die Durchgrünung des öffentlichen Raumes auf. Die Probleme liegen hier vor allem in der Bausubstanz der in Fertigteilbauweise errichteten Wohnhausanlagen in den Großwohnsiedlungen des kommunalen Wohnbaus am Stadtrand. Ziel war es, einkommensschwächeren Schichten im Vergleich zu den Substandardmilieus der Gründerzeit attraktive Wohnmöglichkeiten zu bieten. Ökologische Nachhaltigkeit war zum Zeitpunkt der Errichtung kein Thema, zur Abschätzung möglicher sozialer Probleme fehlten Erfahrungswerte. Die bauliche Modernisierung der Moderne folgte daher vermehrt den neuen Leitthemen der ökologisch nachhaltigen Stadt. Seit dem Jahr 2000 bildet die Thermisch-energetische Sanierung (THEWOSAN) 12 , die eine komplette Wärmedämmung eines Objek-
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Sämtliche Zahlen: MA 50. Sämtliche Zahlen: Rathauskorrespondenz 2007. THEWOSAN versteht sich als Beitrag zum KLIP (Klimaschutzprogramm der Stadt Wien), dessen Ziel die Reduktion der Luftschadstoffe ist. Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 5-7: Sanierung der Moderne, Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost (erbaut 1966-1977) Bild: D. Schönbichler
tes inklusive des Einbaus zeitgemäßer Wärmeschutzfenster ermöglicht, einen weiteren Schwerpunkt der Stadterneuerung. Diese Sanierungsart wurde speziell für Objekte, die im Zeitraum der 1950er- bis 1970er- und teilweise auch in den ig8oer-Jahren errichtet worden waren, entwickelt und eingesetzt. 13 Damit verbunden sind Fassadenerneuerungen und partiell auch nachträgliche Lifteinbauten. Auch die Gemeinde Wien bezog Förderungen wieder selbst, um die in ihrem Besitz befindlichen Wohnhäuser zu sanieren. Auch in den kommenden Jahren soll weiter in die Sanierung der Stadtrandsiedlungen investiert werden. Die Adaptierung für die zunehmend alternde Bevölkerung in diesen Stadtteilgebieten ebenso wie die Verbesserung des sozialen Klimas sind die Ziele. Die Einrichtungen von Institutionen der Gebietsbetreuung dienen nicht mehr zur Klärung von Problemen im Zusammenhang mit der Sanierung, sondern primär der Lösung der sozialen Anliegen und Probleme der Bewohner. Videoüberwachung und semiprivate Sicherheitsdienste kennzeichnen das Ambiente in den kommunalen Stadtrandsiedlungen.
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Dabei darf allerdings das Gesamtausmaß der förderbaren Sanierungskosten 580 € pro m 2 Wohnnutzfläche nicht übersteigen. Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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5-7 Fazit Seit jeher ist die Stadterneuerung zwischen zwei einander teilweise widersprechenden Kernaufgaben gefangen: Die Sanierung von Stadtvierteln, um diese attraktiver zu machen, steht oft in einem Gegensatz zu den Zielen sozialer Nachhaltigkeit. Die Zielsetzung, auch benachteiligten sozialen Schichten ein Verbleiben in sanierten Gebieten zu ermöglichen und auch in attraktiven Gegenden leistbaren, günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, um Segregation zu vermeiden, muss mit den finanziellen Interessen der Investoren in Einklang gebracht werden. Das Wiener Modell der »sanften« Stadterneuerung versucht dabei, einen Mittelweg zu finden. Mittelfristig zeigen sich dabei durchaus Erfolge, langfristig kann jedoch nicht vermieden werden, dass die durchaus intendierte Aufwertung eines Viertels zu einem Ansteigen der Wohnungskosten führt. Auf der Suche nach Wohnraum werden marginalisierte Schichten auf die verbliebenen unattraktiven Wohnstandorte verwiesen. In Wien wird diese Segregation durch den starken kommunalen Wohnbau einigermaßen abgeschwächt, wobei bestimmte Schichten wie Zuwanderer davon meist ausgeschlossen sind. In schlecht ausgestatteten Wohnquartieren entsteht zusätzlich zur sozialen zunehmend auch eine ethnische Segregation. Eine funktionierende Stadt benötigt auch günstige und leistbare Gebiete, daher muss auch in Zukunft darauf geachtet werden, bei der Stadterneuerung nicht ausschließlich finanzielle Kriterien in den Vordergrund zu stellen. Da die Sanierung der gründerzeitlichen Wohnungssubstanz in Wien schon zu einem Großteil abgeschlossen ist, wird sich der Schwerpunkt der Stadterneuerung weiter in Richtung sozialer Fragen sowie der Gestaltung und Inwertsetzung der öffentlichen und gemeinschaftlichen Räume eines Viertels ausrichten müssen. Nach der Sanierung des Wohnraumes tritt die Sanierung des Wohnumfeldes - des Ambientes, der Atmosphäre des Stadtviertels - in den Vordergrund. Das Wohnen in der gründerzeitlichen Bausubstanz wird zu einem »Thema« der Stadtentwicklung, dem andere Themen der neuen Stadt wie »autofreies Wohnen« oder Wohnen in der »Seestadt Aspern« optional gegenübergestellt werden. Im Unterschied zu geplanten Themen in neu errichteten Stadtteilen kann jedoch die gründerzeitliche Kernstadt auf gewachsene Urbane Strukturen verweisen. Stadterneuerung hat daher auch die Aufgabe, Freiräume für urbane Diversifikation und Kreativität zu gewährleisten. Es stellt sich die Frage, ob die Schaffung von baulich-sozial homogenen Mittelschichtquartieren durch die Sanierung des gründerzeitlichen Baubestandes ebenso wie die Produktion durchgestylter Ambiente in historischen Quartieren diesen Anforderungen entsprechen können. Die soziale Sanierung der kommunalen Großwohnanlagen am Stadtrand, errichtet nach den Planungsprinzipien der Moderne, zeigt die Gren164
Prozesse der Stadtentwicklung
zen der »Planbarkeit« von Urbanität und urbanem Ambiente. »Sanfte« Stadterneuerung in Wien kann trotz der genannten Schwächen als beispielgebendes Modell gesehen werden. Die Planungskonzeptionen wurden laufend adaptiert, um schließlich die soziale Verträglichkeit der Sanierung zu gewährleisten. Soziale Problemfälle konnten zwar nicht gänzlich vermieden, aber im Vergleich zu Sanierungskonzepten in anderen Metropolen abgeschwächt werden. Mit dem Modell der »sanften« Stadtemeuerung haben eine umfassende Reproduktion des historischen Ambientes und damit eine postmoderne Transformation der gründerzeitlichen Bausubstanz der Kernstadt stattgefunden. Dazu bedurfte es jedoch einer starken Planungskompetenz von Seiten der Stadt ebenso wie eines massiven Einsatzes öffentlicher Mittel. Investitionen in neue Sphären des Wohnens in alten Quartieren sind jedoch auch Investitionen in das symbolische Kapital der Stadt.
Exkursion: »Sanfte« Stadterneuerung Inhalt: Stadtverfall und Stadterneuerung stellen ein immanentes Problem von Großstädten dar. Konflikte mit Bewohnern, Bürgerproteste, Verdrängungsprozesse und die Entstehung von Sozialgettos sind dabei die negativen Begleiterscheinungen von Sanierungsmaßnahmen verfallener Stadtquartiere. Mit dem Wiener Modell der »sanften« Stadterneuerung wird dagegen versucht, die Anrainer durch »behutsame« Sanierungsmaßnahmen nicht zu verdrängen, sondern in den Sanierungsprozess zu integrieren. Dies bedeutet neben einer weitestgehenden Erhaltung und Sanierung alter Bausubstanz die Schaffung von leistbaren, aber qualitativ hochwertigen Wohnungsstandards mit dem Ziel, die Attraktivität der innenstadtnahen Wohngebiete zu erhöhen und dabei gleichzeitig eine ausgewogene, soziale Durchmischung zu gewährleisten. Mit der Neuinwertsetzung von historischen Wohnquartieren erfolgt die Reproduktion einer romantisierten Vision von Urbanität als Ausdruck eines Urbanen Lebensstils. Das historische Ambiente der Kernstadt wird als eine urbane Sphäre neben anderen thematisiert. Route: Blutgassenviertel - Spittelberg - Blocksanierung in Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) P 5-1 Blutgassenviertel (1., Blutgasse 5) Dieses Viertel im 1. Bezirk, der Inneren Stadt, liegt nur einen Häuserblock vom Stephansdom entfernt und gehört zu den ältesten Teilen der Stadt. Begrenzt wird es im Süden von der Singerstraße, im Westen von Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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der Blutgasse, im Norden von der Domgasse und im Osten von der Grünangergasse. Seit dem 18. Jh. besteht der Komplex des Viertels aus sieben Altbauten, von denen der »Kleine« und der »Große« Fähnrichhof die bedeutendsten sind. Das Haus Blutgasse 5 bildet den Durchgang zu den Fähnrichhöfen, die in ihrem Baukern auf das 15. und 16. Jahrhundert, in ihren Anlagen auf das 12. Jh. zurückgehen. P 5-2 Fähnrichhöfe (1., Blutgasse 9) Die auf das 17. Jh. zurückgehende Fassade des »Kleinen« Fähnrichhofs (Blutgasse 9 bzw. Singerstraße 9) wurde im 18. Jh. umgestaltet. Auch die Fensterfronten des anschließenden »Großen« Fähnrichhofs (Singerstraße 11 und 11 a-c) aus dem 17. Jh. wurden 1753 und 1801 in ihrer Form verändert. 1956 erwarb die Stadt Wien die Fähnrichhöfe, die knapp vor dem völligen Verfall standen. Nachdem die Bevölkerung zur Gänze ausgesiedelt worden war, erfolgte in Zusammenarbeit mit der Firma EKAZENT (eine gemeindeeigene Firma der Stadt Wien) die Totalsanierung der Häuser Blutgasse 3 - 9 und Singerstraße g - n a »[...] bei der nur das Mauerwerk und damit die Grundrisskonzeption erhalten blieb. Tragdecken, Fenster, Türen usf. wurden ausgewechselt und eine moderne Komfortausstattung installiert« (Lichtenberger 1978, S. 103). Nach dreijähriger Bautätigkeit konnten die Häuser im Jahre 1965 ihrer Bestimmung übergeben werden.»[...] man freute sich, wie schön die alten Häuser wieder aussahen und schimpfte bald, dass nichts anderes als ein Nobelgetto entstanden sei. Die Mieten waren hoch, das Quartier wurde hauptsächlich von Künstlern und Freiberuflern bezogen« (Sterk 1998, S. 15). 166
Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 5-8: Blutgasse (Blickrichtung Domgasse) Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christaneil
Die Wohnungen der Fähnrichhöfe werden heute nur zum Teil von Privaten als Wohnungen im eigentlichen Sinn genutzt. Im Großteil der Räumlichkeiten befinden sich Arztpraxen, Ateliers von Künstlern und Kunsthandwerkern sowie einige Kleinvereine (z. B. die »Thomas-Bernhard-Privatstiftung«, Blutgasse 3). Viele Wohnungen befinden sich in privater Hand und werden an kapitalkräftige Haushalte vermietet. Das Blutgassenviertel wird daher heute Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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als »Prototyp einer denkmalpflegerisch motivierten Sanierung« (Förster 1994, S. 6) angesehen. Es dominiert die bauliche Erhaltung, soziale Austauschprozesse wurden und konnten wohl auch nicht verhindert werden. P 5-3 Spittelberg (7., Burggasse/Breite Gasse) Zwischen Mariahilfer Straße und der Ringstraße liegt die ehemalige Vorstadt Spittelberg im 7. Wiener Gemeindebezirk (Neubau). Begrenzt wird der Spittelberg im Norden von der Burggasse, im Osten von der Breite Gasse, im Süden von der Siebensterngasse und im Westen von der Sigmundsgasse. Der Name Spittelberg stammt vom Wiener Bürgerspital (Spittel = Spital), welches im Jahr 1696 das Hutweidegebiet, auf dem die Vorstadt Spittelberg später entstand, der Ortschaft St. Ulrich abkaufte. Die Vorstadt Spittelberg hatte schon damals eine Sonderstellung unter den 34 Wiener Vorstädten, da es hier bereits um 1700 zu einer echten Bodenspekulation kam. Der Pächter Wolf Kirchberger (Kirchberggasse) parzellierte und verpachtete einen Teil des Viertels. Nach der Türkenbelagerung kam es zu einem raschen Aufbau. Flüchtlinge - Ungarn, Slowenen und Kroaten - wurden angesiedelt, wobei es zur extremen Ausnutzung von kleinen Parzellen kam. Diese Strukturen sind zum Großteil bis heute erhalten geblieben. Ein Bebauungsplan aus dem Jahre 1735 beweist, dass es kaum zu Veränderungen gekommen ist. Die Kleinheit der Parzellen war auch der Grund für die Erhaltung des alten Baubestandes in der Gründerzeit, trotz der Nähe zur Innenstadt. »Nur längs der Kirchberggasse greift ein Streifen gründerzeitlicher Häuser in den ehemaligen Vorstadtbereich ein« (Lichtenberger 1978, S. 146). Der Bezirk Neubau erlebte in den Jahren 1790 bis 1830 aufgrund seiner florierenden Seide-, Gold- und Silberindustrie eine Blütezeit. Der Spittelberg war jedoch für seine Spelunken, Bordelle und Spielhallen bekannt. Sein schlechter Ruf eilte ihm europaweit voraus. Bis in die ig2oer-Jahre blieb der Spittelberg ein Bordellviertel. P 5-4 Amerlingbeis! (7., Stiftgasse 8/Schrankgasse 1) In diesem Lokal wurde die Geschichte der Sanierung des Spittelbergs eingeleitet. Dieses zweigeschossige Gebäude aus dem späten 18. Jh. weist typische Züge eines Wiener Vorstadthauses auf, was auf die einstige »periphere« Lage des Spittelbergs schließen lässt. Typisch sind auch die Pawlatschen14 im Innenhof des Gebäudes, welcher gegenwärtig als Gastgarten genutzt wird. 14
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Pawlatschen = offener Gang an der Hofseite eines (Wiener) Hauses. Der Begriff stammt aus dem Tschechischen und bezeichnet auch ein baufälliges Haus oder eine Bretterbühne in der Vorstadt. Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 5-9: Amerlinghaus Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christaneil
In den i96oer-Jahren hatten der schlechte Bauzustand und die unzureichenden sanitären Verhältnisse den Verfall und den Abbruch einiger Häuser des Spittelbergs zur Folge. Die junge Bevölkerung zog weg, zurück blieben die Alten und, wie schon einmal in der Geschichte des Spittelbergs, es kam zur Ansiedlung ausländischer Bevölkerungsgruppen. Die Gemeinde Wien erkannte die Situation und kaufte einen Teil der Häuser auf. Geplant waren eine durchgreifende Sanierung, der Abriss baufälliger Häuser und ein Ersatz durch neue Gemeindebauten. Eine Gruppe von Architekturstudenten protestierte nachhaltig gegen diese Pläne der Stadt. Sie besetzten das Amerlinghaus, welches der Gemeinde Wien gehört, und riefen zur »Rettung des Spittelbergs« auf, wobei auch ein politisches Statement gesetzt werden sollte. Den Studentenprotesten Ende der ig6oer-Jahre folgend, entwickelten sich Hausbesetzungen als politisches Instrument gegen den spekulativen Abbruch und Neubau von Altstadtquartieren. Damit wurden aber auch eine Trendwende und eine Abkehr von den Prinzipien der Stadtplanung der Moderne eingeleitet. Nicht mehr Stadterweiterung und Abbruch und Neubau, sondern die Erhaltung und Sanierung der historischen Bausubstanz entsprach dem Zeitgeist einer neuen Urbanen Klasse und deren Visionen einer neuen, alten Urbanität. Ähnlich wie später Konzepte des nachhaltigen und ökologischen Städtebaus wurden diese Konzepte sukzessive in den Mainstream der Stadtplanung integriert. Der Spittelberg wurde im Jahr 1973 zur Schutzzone erklärt. Die Erhaltung der Bausubstanz wurde dem Neubau vorgezogen. Einerseits sollte Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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Abbildung 5-10: Spittelberggasse Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christanell
es zu einer Geschichtsbewahrung, andererseits zu einer Gewinnung von Wohnraum kommen. Die Bauführung und Wohnungsvergabe wurde einer Genossenschaft, der Gemeinnützigen Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft (GESIBA), übergeben. Das Sanierungsgebiet umfasste 80 Objekte mit 573 Wohnungen, wobei es vielerorts zu »Entkernungen« kam. Finanziert wurde das Vorhaben mithilfe der Wohnbauförderung und des Altstadterneuerungsfonds (Lichtenberger 1978, S. 146 f.). 170
Prozesse der Stadtentwicklung
Den neu geschaffenen Wohnraum konnte und wollte sich nur ein spezifisches Publikum leisten. Das ehemalige Gebiet der Kleinhandwerker und Tagelöhner ist heute gefüllt mit Naturkostläden, avantgardistischen Designermöbelgeschäften, Kunstgewerbegeschäften, Galerien und Kleinvereinen. Das ehemalige Bordellviertel entwickelte sich zur Gastronomiemeile mit Ess- und Trinklokalen aller Art und aller Preisklassen. Das Amerlingbeisl, als eine »In-Location«, ist ein gutes Beispiel für die Revitalisierung, die gestiegene Attraktivität und Inwertsetzung des Viertels. Das Amerlinghaus beherbergt neben dem Lokal auch die Vereine »Kulturzentrum Spittelberg« und »Aktives Zentrum«, die zahlreiche Veranstaltungen - von Lesungen bis Tanz - anbieten. In der Adventzeit bringt ein Adventmarkt, der als einer der sehenswertesten in der Stadt gilt, zusätzlich Publikum in das Viertel. Der Spittelberg gilt auch als Beispiel einer »konservierenden«, gleichzeitig »revitalisierenden« und damit in gewisser Hinsicht erfolgreichen Stadterneuerung (Lichtenberger 1990, S. 148). Die Bausubstanz des Viertels wurde erhalten, die Zahl der Einwohner konnte stabilisiert werden, auch wenn der soziale Strukturwandel unübersehbar ist. Die ehemals vielfältigen und an den Bewohnern orientierten Betriebe wie kleine Lebensmittelläden (»Greißler«), Fleischhauer oder kleinere Gewerbebetriebe sind nicht mehr vorhanden, die Geschäftszonen werden von Ateliers, Gastronomiebetrieben, Kunsthandwerks- und Esoterikgeschäften dominiert, wobei ein gewisser Hang zum Kitsch unübersehbar ist. Obwohl es zwar insgesamt gelang, »städtisches« Leben auch nach Ende der Büro- und Geschäftszeiten zu installieren, kann der Spittelberg heute als Beispiel einer nahezu vollständigen Gentrifizierung betrachtet werden. P 5-4 »Zum schwarzen Adler« (7., Spittelberggasse 5) Das viergeschossige Gründerzeithaus wurde 1862 erbaut. Es besitzt einen rechteckigen Lichthof, der an sich als Durchgang SpittelberggasseSchrankgasse dient, welcher derzeit aber nur über die Gastronomielokale in beiden Gassen möglich ist. Vor dem Gebäude, auf dem kleinen Platz, der die Spittelberggasse mit der Gutenberggasse verbindet, entwickelte sich in den vergangenen Jahren eine lebendige Gastronomieszene. Davon zeugen die zahlreichen »Schanigärten« (bewirtete Sitzgelegenheiten im Freien). Auffällig ist der Unterschied zwischen den jüngeren Gastronomiebetrieben, welche sich vornehmlich an ein »Yuppie«-Publikum richten, und dem Amerlingbeisl, welches immer noch als eine Art subkultureller Treff mit Kulturangeboten und Vereinsräumlichkeiten fungiert. Erwähnenswert ist auch das Gebäude in der Spittelberggasse 7, welches einst das Gasthaus »Zum schwarzen Ochsen« beherbergte. Dieses schlichte Vorstadthaus aus der Biedermeierzeit wurde bei der Sanierung Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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1976-1977 vollständig rekonstruiert. Im Zuge der Sanierung erfolgten eine Stockwerkserhöhung und ein teilweiser Ausbau des Dachbodens. Der ehemalige Pawlatschengang, der vom kleinen Innenhof gut zu besichtigen ist, wurde verglast. P 5-6 »Zur Kohlkreunze« (7., Spittelberggasse 9) Dieses Haus, dessen Kern wahrscheinlich aus dem 18. Jh. stammt, ist für den Spittelberg ebenfalls typisch - drei Stockwerke und ein kleiner quadratischer Innenhof mit Pawlatschen. Die Fassade ist durch barocke Gestaltung gekennzeichnet. Diesem Gebäude gegenüber befinden sich zwei sanierte Barockhäuser: »Zum schwarzen Bären« (Spittelberggasse 18), erbaut im Jahr 1708, und das Haus Nr. 20, »Zur goldenen Birne«, erbaut im Jahr 1715. P 5-7 »Zum Grünen Kranz« (7., Spittelberggasse 26) Dieses Haus wurde 1923 in relativ niedriger Bauweise errichtet. Im Gegensatz zu den benachbarten Häusern fand hier noch keine durchgreifende Sanierung statt, die Fassade mit Jugendstilelementen verfällt, die Wohnung im ersten Stock zeigt Spuren einer Nachkriegssanierung (Außenkonvektorheizung), das Dachgeschoss wurde ausgebaut. Es verdeutlicht damit den Unterschied zwischen privaten Einzelsanierungen von Wohnungen und Sockel- bzw. Totalsanierungen. P 5-8 »Zu den drei großen Kronen« (7., Kirchberggasse 14 bzw. Breite Gassen) Das Gebäude ist eines der ältesten am Spittelberg. Es stammt aus dem Jahre 1590 und wurde von einer Schleifung während der 2. Türkenbelagerung verschont. Bei der Sanierung kam es zu Kategorieanhebungen, Wohnungszusammenlegungen sowie zur Neuschaffung von sechs Wohnungen durch einen Dachgeschossausbau. Früher umfasste das Objekt 23 Wohnungen mit ca. 2.100 m 2 Nutzfläche, durch den Dachgeschossausbau wird es nach der Sanierung fast 2.700 m 2 Nutzfläche haben. Zusätzlich wurden auch ein öffentlicher Durchgang zum Museumsquartier, Serviceeinrichtungen für den gegenüberliegenden Gutenberg-Park (Toilettenanlage) sowie soziale Nutzungen geplant. Das Haus nebenan, Kirchberggasse 16, ist ein Beispiel dafür, wie im Zuge der Sanierung zusätzliche Wohnfläche und somit zusätzliche Erträge geschaffen wurden. Ganz deutlich ist zu erkennen, wie ein weiteres Stockwerk aufgesetzt und der Dachboden ausgebaut wurde. Ursprünglich hatte das Gebäude nur drei Geschosse - davon zeugt der ursprüngliche Dachsims, der bis heute noch erhalten blieb.
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Abbildung 5-11: Breite Casse Bild: C. Lippl
P 5-9 »Zur heiligen Dreieinigkeit« (7., Breite Gasse 15) Dieses Haus steht seit mehreren Jahren leer und verfällt zusehends. Im 18. Jh. erbaut, vermittelt es einen Eindruck vom Zustand des Spittelbergs vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen.
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P 5-10 Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) Die aktuellen Schwerpunkte der Stadterneuerung befinden sich nicht in den inneren Bezirken der Kernstadt, sondern in den Arbeiterquartieren außerhalb des Gürtels. Der 15. Bezirk zählt zu den ärmeren Bezirken und weist 2007 mit 32,4 % den höchsten Ausländeranteil Wiens auf (ST. AT, Bevölkerungsregister). Mit 12,7 % ist der Anteil an Grünflächen relativ gering (MA 41). Außerdem entfällt ein großer Teil dieser Grünflächen auf die privaten Kleingartenanlagen der Schmelz oder auf semiprivate Sportanlagen. Im Süden des Gebietes gibt es mit Ausnahme des Auer-Welsbach-Parks am äußersten Rand des Bezirks keine größeren Grünflächen. Das Gebiet weist einen hohen Anteil an gründerzeitlichen Gebäuden und Substandardwohnungen auf. 2001 betrug der Anteil an Substandardwohnungen 20,4 % (ST.AT, Gebäude- bzw. Häuser- und Wohnungszählung). Der südliche Teil ist geprägt durch enge und verwinkelte Gassen, vereinzelte, kleinere Häuser aus der Zeit vor der Gründerzeit, hohe und dichte gründerzeitliche Bebauung und das Fehlen von größeren Plätzen oder Parks. Aufgrund des weitgehenden Fehlens denkmalwürdiger Gebäude waren bis in die ig8oer-Jahre hinein großflächige Abrisse und Neubauten vorgesehen bzw. wurden auch durchgeführt. Aufgrund der schlechten baulichen Qualität dieser Gebäude stellen sie mittlerweile ein zusätzliches Problem für die Stadterneuerung dar. Neben den städtebaulichen und sozialen Problemen, die hier oft deutlich sichtbar sind, finden im 15. Bezirk mittlerweile viele kleinere Erneuerungsprojekte, wie Block- und Sockelsanierungen oder die Schaffung von Freiräumen sowie soziale und kulturelle Angebote, statt. P 5-11 Blocksanierung Dingelstedtgasse Die Blocksanierung Dingelstedtgasse unterscheidet sich deutlich von früheren Blocksanierungen, da ihr Ziel nicht die Sanierung eines einzelnen gründerzeitlichen Blocks, sondern die eines ganzen Viertels ist. Das Gebiet umfasst insgesamt 12 Blöcke in einem Dreieck zwischen Mariahilfer Straße, Gürtel und Turnergasse. Die Bebauungsstruktur ist höchst unterschiedlich. Neben geschützten vorgründerzeitlichen Bauten entlang der Mariahilfer Straße finden sich auch zahlreiche Gründerzeit- sowie einige Nachkriegsbauten mit unterschiedlichen Bauhöhen und Fluchtlinien. Neben der Sanierung von ca. 2.000 Wohnungen sollen vor allem im öffentlichen bzw. halböffentlichen Bereich Verbesserungen erzielt werden. Die Maßnahmen umfassen neue Durchgänge und Platzgestaltungen sowie Teilabbrüche, um Freiflächen für die ansässigen Schulen und Kindergärten zu schaffen. Ein zentrales Vorhaben ist die Umgestaltung der Dingelstedtgasse zu einer fußgängerfreundlichen Verbindung zur Mariahilfer Straße und zum geplanten neuen Zentrum um den Westbahnhof. 174
Prozesse der Stadtentwicklung
Mit den Planungen wurde 2002 begonnen, mittlerweile sind zahlreiche Sanierungen abgeschlossen, die Verbesserungen des öffentlichen Raumes konnten jedoch erst teilweise umgesetzt werden. P 5-12 Sechsh auser Straße Die Sechshauser Straße gehört zu den niederrangigen Wiener Einkaufsstraßen und hat seit mehreren Jahren mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Unattraktiver Straßenraum, starker Verkehr und zahlreiche Leerstände prägen das Bild der Straße. Die Geschäfte werden von Rotlichtlokalen und ethnischen Ökonomien dominiert. Hier bemüht sich vor allem die Cebietsbetreuung um Verbesserungen. Bereits durchgeführt wurden kleine Verbesserungen wie ein Fußgängerübergang, ein Durchgang zur Ulimannstraße oder bescheidene Begrünungsprojekte. Im März 2009 starteten schließlich die Bauarbeiten für eine Sanierung des Straßenraums. Im Unterschied zu den Vorschlägen der lokalen Agenda 15 wie Einbahnregelungen oder weitreichende Gehsteigverbreiterungen wird es dabei jedoch nur zu kleineren Maßnahmen wie Fahrbahnaufdoppelungen kommen. Das Gebäude Sechshauser Straße 18 vermittelt einen Eindruck vom früheren vorstädtischen Charakter des Viertels. Ein paar Häuser weiter, in der Fünfhausgasse 5, befindet sich mit dem »Brick 5« ein Beispiel für die Neunutzung von Hinterhofindustriegebäuden. Neben Ateliers und Studios beherbergt das Gebäude ein kleines Theater sowie Räumlichkeiten für Veranstaltungen oder Ausstellungen, welche z.B. auch für Bürgerbeteiligungstreffen oder Projektpräsentationen genutzt werden und daher einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben des Viertels liefern. Zwischen Geibelgasse und Arnsteingasse befinden sich einige Neubauten der Nachkriegszeit, welche jedoch die dichte Blockrandverbauung der Gründerzeit in noch extremeren Ausmaßen fortsetzen. P 5-13 Kauerhof Der Kauerhof befindet sich zwischen der Ulimannstraße und der Diefenbachgasse. Beim Kauerhof handelt es sich um einen Straßenzug aus der Gründerzeit, wobei ein langes Grundstück nicht durch eine Aneinanderreihung von Hinterhöfen, sondern durch eine mittig liegende Straße mit beidseitigen Häuserreihen erschlossen wurde. Der Kauerhof stand lange Zeit exemplarisch für ein verfallendes Spekulationsobjekt. Der Besitzer war jahrzehntelang nicht bereit, Investitionen durchzuführen, in die unsanierten Wohnungen zogen hauptsächlich Migranten. In den Ecklokalen siedelten sich ein türkischer Lebensmittelhändler mit angeschlossenem Vereinslokal sowie ein Kindergarten an, in einer Souterrainwohnung entstand ein islamischer Gebetsraum. Der Eindruck des Verfalls wurde dadurch verstärkt, dass es sich dabei nicht um ein einzelnes Haus, Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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sondern um einen ganzen Straßenzug mit 134 Wohnungen handelt, wobei hinzukommt, dass auch die Straße zum Grundstück gehört und daher ebenso vernachlässigt wurde. Die mit einem Schranken abgesperrte Straße wurde weder im Sommer noch im Winter gereinigt oder ausgebessert. 2003 wurde der Kauerhof von der GPA Wohnbauvereinigung gekauft und mit der Sanierung begonnen. Dabei wurden die allgemeinen Einrichtungen saniert, 10 neue Aufzüge eingebaut und 21 neue Dachgeschosswohnungen errichtet. Leer stehende Wohnungen wurden auf den Stand der Kategorie A angehoben, bestehende Mieter konnten sich aussuchen, ob sie an der Sanierung teilnehmen wollten oder nicht. Da mehr als ein Gebäude sowie öffentlicher Raum betroffen waren, ist der Kauerhof auch ein Beispiel für eine kleinere Blocksanierung. Im Unterschied zu anderen Blocksanierungen befindet sich jedoch der Komplex im Eigentum eines Bauträgers. Probleme von Blocksanierungen, die sich durch zersplitterte Eigentumsverhältnisse ergeben, bestanden hier nicht. Für Mieter, die in ihren unsanierten Wohnungen verblieben, ergeben sich dennoch für mehr als 15 Jahre zusätzliche Belastungen von monatlich 3,98 € pro m2, die sich durch Rückzahlungen der Baukosten ergeben. Bei der Sanierung der Wohnung zur Kategorie A kommen zusätzlich und auf Dauer 1,52 € pro m2 zur Miete hinzu. Neue Wohnungen werden um 8,25 € und 9,35 € pro m2 für Dachgeschosswohnungen vermietet (sämtliche Zahlen: WBV - GPA). Sämtliche Mieten verstehen sich inklusive Betriebskosten und Steuern. Zwar erscheint die Mietpreiserhöhung auf den ersten Blick dramatisch und übersteigt wohl auch die Möglichkeiten einiger Mieter, auf der anderen Seite betrug der Mietzins davor wenig mehr als 1 € pro m2, d.h., Altmieter, welche an der Sanierung teilnahmen, zahlen nun abzüglich des Baukostenanteils ca. € 2,50 pro m2 für eine sanierte Wohnung in einem sanierten Haus, also einen relativ günstigen Preis. Die Straße wurde teilweise begrünt, teilweise gepflastert und soll als Hof dienen. Geht man durch den Kauerhof, so wird klar, dass viele frühere Bewohner in den Gebäuden verblieben. Die bereits vor der Sanierung hier wohnenden Migranten konnten ihre Einrichtungen erhalten, hinzu kommen neue, meist junge Bewohner. Die Sanierung des Kauerhofes verweist auf die Problematik der Installation einer neuen Urbanität und der Produktion von »gestimmten« Räumen oder Atmosphären. Die Privatstraße wurde mit einem Fahr- und Parkverbot für PKWs versehen. Ebenso sind Ballspiele und das Aufstellen von Sitzgelegenheiten nicht gestattet. Der öffentliche Raum im Bereich des Kauerhofes wird durch Videokameras überwacht. Sanfte Stadterneuerung impliziert am Beispiel des Kauerhofes eine Form des »soft gatings« von öffentlichen Räumen durch subtile Formen von Regulation und Kontrolle (vgl. Hätz, 2009). 176
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Abbildung 5-12: Kauerhof Bild: C. Lippl
P 5-14 Block
Stiegergasse/Diefenbachgasse
Dieser Block verdeutlicht die alten Methoden der Stadterneuerung. Abgesehen von drei gründerzeitlichen Häusern entlang der Stiegergasse und einer Schule in der Diefenbachgasse standen hier bis in die 1980erJahre kleine, vorgründerzeitliche Wohn- und Wirtschaftsbauten, welche komplett abgerissen wurden. Das Haus Diefenbachgasse 7 im Nachbarblock vermittelt einen Eindruck von dieser Bebauung. In alten Flächenwidmungsplänen waren sogar der Abriss der Gründerzeithäuser und eine Verbreiterung der Stiegergasse beabsichtigt, aktuell ist die nordwestliche Ecke des Blocks für eine Schulerweiterung, der südliche Teil ist für Büronutzungen, wie im westlich angrenzenden Block ersichtlich, vorgesehen, liegt jedoch bereits seit mehreren Jahren brach. Stadterneuerung: Neues Wohnen in alten Quartieren
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P 5-15 Storchengasse 15-21 Diese Seite der Storchengasse, welche sich in einer Schutzzone befindet, zeigt deutlich unterschiedliche Stadien der Sanierung von vergleichbaren Gebäuden. Nummer 15 ist unsaniert und steht teilweise leer, vor allem der Hof mit Pawlatschengängen befindet sich in einem schlechten Zustand. Nummer 17 ist in besserem Zustand, wurde aber nicht durchgreifend saniert. Im Vergleich dazu wurde Haus Nr. 19 im Jahr 2008 sockelsaniert. Neben neuen Wohnungen im Erd- und Dachgeschoss wurden zahlreiche bestehende Wohnungen saniert, durch die Schutzvorgaben konnte dies auch ohne eine generelle Aufstockung des Gebäudes erreicht werden. Beim benachbarten Haus Nr. 21 wird dies leider nicht der Fall sein. Hierbei handelt es sich um den ehemaligen Storchentempel, einen der wenigen, zumindest teilweise erhaltenen jüdischen Sakralbauten Wiens. Nach tiefgreifenden Umbauten in der Kriegs- und Nachkriegszeit stand das Gebäude lange leer und verfiel zusehends. Seit April 2009 wird es vom Immobilienträger at-home umgebaut, wodurch es zu einem Abriss des Wohntrakts und einer Aufstockung kommt. Lediglich die Fassade und der Kern des Gebetshauses sollen saniert und wenn möglich einer kulturellen Nutzung durch den Verein Herklotzgasse 21 zugeführt werden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein Beispiel für einen Nachkriegswohnbau mit zurückversetzter Fassade.
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Abbildung 5-13: Storchengasse Bild: C. Lipp!
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Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen Gerhard Hätz, Stephan Herzog und Wibke Strahl
Innerstädtische Brachen sind jene Urbanen Flächen und Objekte, die vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr oder nur noch sehr extensiv genutzt werden und mehr oder weniger dem Verfall unterliegen. Städtische Brachflächen stellen einen Indikator für den ökonomischen Wandel, neue Verkehrstechnologien oder veränderte Ansprüche an Wohnraum dar. Es kann sich um aufgegebene Industrieanlagen genauso handeln wie um ehemalige Objekte und Flächen der Verkehrsinfrastruktur, militärische Anlagen oder Wohngebäude. Die Deindustrialisierung ist dabei ein wesentlicher Wirkungsfaktor. Vormals gewerblich oder industriell bzw. verkehrsmäßig genutzte Flächen werden infolge der Verlagerung der Betriebe in die städtische Peripherie bzw. ins Ausland stillgelegt. Auch durch die Verkleinerung bzw. Umstrukturierung von verbleibenden Produktionen sind innerstädtische Flächenpotenziale entstanden. Der industrielle Strukturwandel und die Internationalisierung der Wirtschaft haben auch in Wien deutliche Spuren hinterlassen. So hat die Zahl der Arbeitsplätze in Wiens Sachgüterproduktion (Bergbau, Sachgütererzeugung und Bauwesen) von noch 300.277 im Jahr 1970 auf 118.017 Beschäftigte im Jahr 2006 - und damit um mehr als 60 Prozent - abgenommen (vgl. Mayerhofer 2007). Brachflächen ebenso wie die Frage ihrer Neuinwertsetzung stehen jedoch auch im Zusammenhang mit stadtplanerischen Konzeptionen. Brachflächen und -Objekte kennzeichnen den Übergang von der industriellen Stadt und Planungskonzepten der Moderne zu einer »Urban Renaissance« der Postmoderne. Das Leitthema Urbanität durch Dichte richtet sich dabei auf die innere Stadtentwicklung. Im Kontext der inneren Stadtentwicklung bieten Brachflächen und -Objekte ein wesentliches städtebauliches Potenzial für die Installation neuer urbaner Sphären des Wohnens, Arbeitens und der Freizeit mit hohem Identifikations- und Vermarktungspotenzial. Neuinstallationen in innerstädtischen Brachflächen folgen dabei der Logik einer postmodernen Stadtentwicklung: »Alles ist Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Abbildung 6-1: Flächenmäßig größte Brachflächen in Wien, Stand 2009 Bilder: C. Hätz, Flugfeld Aspern: Google Earth
schon da, nichts muss entsorgt werden, nichts ersetzt.«15 Konzeptionen der Neuinwertsetzung richten sich gegen die strikte Zoneneinteilung in Städten und zielen auf die Planung von autonomen, multifunktionalen Urbanen Einheiten, welche durch hochleistungsfähige Verkehrs- und Kommunikationstechnologie miteinander verbunden sind, aber nicht mehr funktional in Beziehung zueinander oder zur Gesamtstadt stehen oder gesetzt werden. In Wien wurde diese multifokale Konzeption der Stadtentwicklung im Stadtentwicklungsplan 2005 durch die Ausweisung von 13 Zielgebieten der Stadtentwicklung festgeschrieben. Diesen 13 Zielgebieten sind spezifische Themen, Herausforderungen und Chancen zugeordnet. Die größten innerstädtischen Brachflächenareale sind solche Zielgebiete der inneren Stadtentwicklung. Trotz der genannten Vorteile erweist sich das Recycling von innerstädtischen Brachen in der Praxis als ein schwieriger und oft langwieriger Prozess. Im Unterschied zu 15
Jean Nouvel, zitiert in: Profil (2009), S. 94. Jean Nouvel, Architekt, war unter anderem an der Neuinwertsetzung der Gasometer City in Wien beteiligt.
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Prozesse der Stadtentwicklung
Neuaufschließungen am Stadtrand ist die Installation von neuen Nutzungen innerstädtischer Brachflächen mit bereits vorhandenen Strukturen früherer Nutzungen konfrontiert. Die Neuinstallationen innerstädtischer Brachflächen beziehen thematische und/oder architektonische Zitate der früheren Nutzungen als identitätsstiftende Komponenten in die Konstruktion neuer urbaner Sphären ein. Diese Zitate werden Teil des Themas der Installation und diese zum Differenzierungsmerkmal einer homogenisierten Durchdringung von Sphären des Wohnens, Arbeitens und der Freizeit. Die Installation des Themas wird zum leitenden Prinzip einer Urbanen Sphäre als Rauminstallation.
6.1 Von der industriellen zur postindustriellen Stadt Die Neuinwertsetzung innerstädtischer Brachflächen und brach gefallener Objekte entspricht den neuen Leitthemen der postmodernen Stadtentwicklung. Nachhaltigkeit oder »sustainability« ist eines jener übergeordneten Leitthemen, welche im Konkreten mit Themen der kompakten Stadt, gekennzeichnet durch hohe Dichte und kurze Wege, die Stadtentwicklung der Zukunft und so auch jene Wiens definieren. Nachhaltige Stadtentwicklung mit dem Ziel von Kompaktheit und Durchmischung reduziert die Flächenansprüche am Stadtrand. Für die Nutzung der Brachflächen und -Objekte sprechen neben der günstigen Lage die bereits vorhandene öffentliche sowie die technische Infrastruktur wie z. B. Kanal- und Wasseranschlüsse. Die Wiederverwendung der ehemaligen Brache bedingt die Beseitigung von Altlasten und die von ihnen ausgehende Gefährdung der Umwelt und folgt damit dem Leitthema einer ökologisch nachhaltigen Stadtentwicklung. Die Einbeziehung alter, erhaltenswerter und denkmalgeschützter Bausubstanz im Zuge des Recyclings urbaner Brachflächen entspricht den Zielsetzungen im Sinne einer postmodernen Stadterneuerung: Die historische Architektur wird saniert und als Zitat zur Identifikation des Standortes imagebildend neu in Wert gesetzt, jedoch mit neuen Funktionen der Nutzungsdurchmischung versehen und mit innovativen architektonischen Konzepten erweitert und ergänzt. Die Neuinwertsetzung von Brachflächen und -Objekten entspricht einer postmodernen Perspektive der Stadtplanung, stellt jedoch auch neue Anforderungen und Probleme, die sich im Wesentlichen aus der Auseinandersetzung mit bereits vorhandenen Strukturen ergeben. Unsicherheit, Eigentumsverhältnisse und die Einbeziehung der historischen Bausubstanz in neue Nutzungskonzepte sind dabei entscheidende Faktoren, die auch für die Neuinwertsetzung und die Entwicklung von Brachflächen und -Objekten in Wien bestimmend sind. Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Abbildung 6-2: Neuinwertsetzung durch Nutzungsmischung in der ehemaligen Tabakfabrik Ottakring (16. Bezirk) Bild: C. Hätz
Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in einer Region oder Stadt ist einer der wesentlichen Faktoren für das Ausbleiben von Investitionen in Brachflächen oder -Objekte. Wenn Investoren nicht sicher sind, dass auf und mit einem Standort Gewinne zu machen sind, dann werden Ausbau und Neunutzung unterlassen. Die Neunutzung funktionslos gewordener Areale der Stadt ist damit den übergeordneten Zyklen der Stadtentwicklung unterworfen. Ökonomische oder Produktzyklen führen nicht nur zum Funktionsverlust innerstädtischer Flächen und Objekte, sondern bedingen auch Dauer und Art ihrer Neuinstallationen. Dient die Neuinwertsetzung innerstädtischer Brachflächen der Rekonzentration von zersplitterten Unternehmensstandorten in einer Stadt, so folgt der Neuinwertsetzung einer Brachfläche das Brachfallen anderer Standorte im Stadtraum. Bleibt die Nachfrage von Unternehmen nach Standorten in neu in Wert gesetzten Brachflächen und -Objekten aus, so ist die Neubesetzung durch öffentliche Institutionen eine der Strategien der Stadtplanung. Auch hier stellt sich die Frage der Nachnutzung der von den öffentlichen Institutionen aufgegebenen Standorte. Ebenso trägt die Unsicherheit über die Planungs-, Errichtungs- und Sanierungskosten zum Unterbleiben der Nachnutzung bei. Diese Unsicherheit ist im Zusammenhang mit einer möglichen Kontamination des Bodens von Bedeutung. Die Entfernung von eventuell vorhandenen 184
Prozesse der Stadtentwicklung
Restnutzungen auf dem Grundstück, die Altlastenproblematik und die Abbruchkosten zählen zu den Nachteilen bei der Bebauung von städtischen Brachflächen. Stehen Objekte unter Denkmalschutz16, kann dies ein weiterer Grund für fehlende Investitionsbereitschaft sein: Auflagen des Denkmalschutzes verzögern und/oder verteuern und verhindern im Extremfall die Reaktivierung von städtischen Brachflächen. Der Denkmalschutz macht es auch funktionierenden Industriebetrieben schwer, in einer denkmalgeschützten Bausubstanz, in welcher kaum Adaptionen vorgenommen werden dürfen, eine moderne Produktionsstätte zu führen, wie die Beispiele der Ankerbrot-Fabrik im 10. Bezirk oder der Süßwarenfabrik »Männer« im 16. Bezirk zeigen. Damit wird ein Aspekt einer postmodernen Stadtentwicklung sichtbar: Die visuelle Repräsentation eines mit »Atmosphäre« ausgestatteten Ambientes gewinnt an Bedeutung, die Frage der(Nach-)Nutzungen wird nachgereiht. Im Falle der Ankerbrot-Fabrik wurde der Pachtvertrag mit der Stadt Wien Ende 2008 gekündigt. Der Verbleib der Produktion bzw. eine Verlängerung der Pacht war Anfang 2009 noch ungewiss (»Die Presse«, 14.02.2009), ebenso wie die Frage potenzieller Nachnutzer. Der Bau von »Lofts« für Kreative entwickelt sich dabei als standardisiertes Lösungskonzept für die Neunutzung denkmalgeschützter, historischer Bausubstanz in Industriearealen. Die Produktion des Ambientes dient der Produktion von kreativen Urbanen Milieus. Unsicherheit berührt auch die Frage der Eigentumsverhältnisse. Sind Eigentümer nicht darauf angewiesen, ihre Liegenschaften zu veräußern, blockieren diese die mögliche Nachnutzung. Auch spekulative Erwartungen können Nachnutzungen verhindern. Zersplitterte Eigentumsverhältnisse erschweren zusätzlich die Umsetzung eines umfassenden Nutzungskonzeptes.17 Die Umnutzung von Brachflächen erfordert daher planerische, finanzielle und organisatorische Hilfestellungen seitens der Gemeinde oder der Stadt. Die Kommunen sollten möglichst früh Vorstellungen über geeig16
Jede Zerstörung beziehungsweise jede Veränderung eines unter Denkmalschutz stehenden Objektes oder Ensembles, die den Bestand (Substanz), die überlieferte Erscheinung oder die künstlerische Wirkung beeinflussen könnten, sind vom Bundesdenkmalamt zu bewilligen (vgl. Denkmalschutzgesetz § 4 Abs. 1).
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Als Folge ungeklärter bzw. institutioneller Eigentumsverhältnisse wurde etwa die Entwicklung der innenstadtnahen Brachfläche der Aspanggründe (3. Bezirk), für die seit 1999 ein Masterplan von Norman Foster vorliegt, erschwert und jene der am Stadtrand liegenden Brachfläche »Flugfeld Aspern« (22. Bezirk) vorgezogen. Dazu kommt, dass der Verlauf der Verlängerung der U-Bahn-Linie 2 zum Flugfeld Aspern bereits geplant, jener zu den Aspanggründen bis zum Jahr 2009 noch ungeklärt war. Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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nete Nachnutzungen entwickeln, infolgedessen planerische Entscheidungen treffen und dadurch die Unsicherheiten (Planung und Investitionen) durch die Aufstellung von Bebauungsplänen entschärfen. Meinungsverschiedenheiten, Interessengegensätze (z. B. Abriss oder Erhalt eines Gebäudes) und fehlende Erfahrungen bzw. Instrumente verhindern aber ein schnelles Vorgehen. Planerische Unklarheiten, was mit einem Objekt oder einer Fläche passieren soll oder wie viel dessen Sanierung kostet, können im Extremfall selbst zur Verursachung des Brachfallens führen (Planungsbrache), genauso wie die falsche Einschätzung vorhandener Potenziale oder die Befürchtung permanenter planerischer und politischer Konflikte einer Neunutzung im Wege stehen können. Ungeklärte Eigentumsfragen, baurechtliche Nutzungsunsicherheit bzw. Nutzungseinschränkungen können ebenso Nachnutzungen verhindern bzw. verzögern. Die Einflussnahme der Stadtplanung ist jedoch begrenzt. Das Brachfallen von Flächen oder Objekten unterliegt den ökonomischen oder technologischen Veränderungen und führt zu einer fragmentarischen Struktur von aufgegebenen Standorten im Stadtraum, ebenso wie deren Neuinwertsetzung nur schwer in ein gesamtstädtisches Planungskonzept einbezogen werden kann. Zeitpunkt, Lage und Funktion des Brachfallens eines Areals sind nicht planbar ebenso wie der Zeitpunkt der Neunutzung von zahlreichen nicht planbaren Faktoren wie Eigentumsverhältnissen oder ökonomischen Rahmenbedingungen bestimmt ist. Die für die postindustrielle Stadt charakteristische fragmentarische Entwicklung von Standorten und neuen Stadtteilen ist damit auch eine Folge der industriellen Stadt.
6.2 Konzepte des Brachflächenrecyclings in Wien Wie viele Brachflächen und -Objekte in Wien vorhanden sind, in welcher Zahl und wo, kann nicht so ohne Weiteres beantwortet werden. Es existiert kein zentrales Register, welches relevante Informationen speichert. Erst die systematische Analyse von Tageszeitungen (Bereiche: Wohnen, Architektur und Städtebau) seit Beginn der iggoer-Jahre sowie mehrerer Jahrgänge von Fachzeitschriften der Fachrichtungen Architektur und Stadtplanung18 lieferte Hinweise auf das Ausmaß und die Verteilung der Projekte. Das Ergebnis einer Recherche im Jahr 2002 und einer neuerlichen Recherche im Jahr 200919 (Zeitungsdatenbank Österreichische Nationalbib18 19
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»Detail«, »Architektur Aktuell«, »Wettbewerbe«, »Perspektiven«. Zeitungsdatenbank »wiso praxis presse«; Suchbegriffe: »Fabrik 81 Wohnen«, Zeitraum 2002-2009. Prozesse der Stadtentwicklung
liothek) ist eine Liste von 49 Projekten auf Industrie-, Gewerbe-, Verkehrsund Infrastrukturbrachen in Wien, die seit 1990 bebaut wurden, gerade in Baudurchführung stehen bzw. in Planung sind. Den weitaus größten Teil stellen dabei Industrie- und Gewerbebrachen (36), dazu kommen insgesamt 13 Infrastrukturbrachen. Darunter befinden sich Projekte wie die »Gasometer City« im 11. Bezirk, die Neuadaption des »Kabelwerks«, einer ehemaligen industriellen Produktionsstätte der Kabel- und Drahtwerks AG im 12. Bezirk, oder der »Heller-Fabrik«, einer ehemaligen Süßwarenfabrik im 10. Bezirk, die zu einer Wohnhausanlage mit angeschlossenem Geriatriezentrum sowie Büroflächen umgebaut wird. Als flächenmäßig größte Infrastrukturbrachen sind an erster Stelle das ehemalige Flugfeld Aspern (»Seestadt Aspern«) im 22. Bezirk, das »Nordbahnhofgelände« im 2. Bezirk und die »Aspanggründe« im 3. Bezirk zu nennen. Der größte Teil der städtischen Brachflächen liegt dabei im Randbereich der dicht verbauten Kernstadt und in den Achsenbereichen, nur wenige befinden sich in den Außenbereichen. Konzepte zur Neuinwertsetzung innerstädtischer Brachflächen zeichnen auf mehreren Ebenen den Übergang der industriellen Stadt zur Stadt der Postmoderne nach. Monofunktional genutzte Areale und Objekte werden durch nutzungsdurchmischte und funktional autonome Stadtteile ersetzt, wobei zumindest in Wien auch soziale Durchmischung angestrebt wird. In sozialer Hinsicht stehen damit die neuen Stadtteile im Gegensatz zu den monofunktionalen Stadtrandsiedlungen des kommunalen Wohnbaus. Der Übergang von Stadtplanungskonzeptionen der Moderne zur postmodernen Installation neuer Urbanität in einer multifokalen Stadt kann in Wien seit den iggoer-Jahren festgestellt werden. In den Konzepten der Wiederverwertung innerstädtischer Brachen als mit Atmosphäre ausgestatteter Stadtteile sind dabei mehrere Phasen zu beobachten: In einer ersten Phase stand der Rückbezug auf das historische Zitat im Vordergrund. Die historische Bausubstanz wurde im Wesentlichen erhalten und zunächst monofunktional neu genutzt. Die Neuinwertsetzung der ehemaligen Hofstallungen, später Messepalast, als »Museumsquartier« oder die Installation des Universitätscampus in der Bausubstanz des Alten Allgemeinen Krankenhauses sind Beispiele dafür. Auch in größeren Brachflächenarealen war der Erhalt der historischen Bausubstanz das Leitthema von neu installierten nutzungsdurchmischten Stadtteilkonzeptionen vor allem in ehemaligen Industriearealen und -Objekten. Bei der Neuinwertsetzung der Tabakfabrik Ottakring (16. Bezirk) oder der »Gasometer City« (3. und 11. Bezirk) blieb die Fassade der historischen Bausubstanz nahezu vollständig erhalten - als dematerialisierte Manifestation eines Atmosphäre bildenden Themas. Orte der industriellen ProNeue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Abbildung 6-3: Remise - Wohnpark Nordbahnhofareal (2. Bezirk): Crossover-Nutzung der Remise für Kultur und Events Bild: C. Hätz
duktion wurden zu Orten immaterieller Produktion der kulturellen und symbolischen Ökonomien, fortgeführt in der Produktion von Urbanen Atmosphären. Diese Transformation wird symbolisch durch kulturelle Zwischennutzungen brach gefallener Flächen und Objekte vor deren realer Neuinwertsetzung eingeleitet. Seit Beginn des neuen Millenniums wird die Reproduktion von historisiertem Ambiente durch ökologisch ausgerichtete Leitthemen ergänzt und partiell abgelöst. Der Ausschluss des motorisierten Individualverkehrs wird zu einem Leitthema neuer Urbanität. Architektonische Konzeptionen der Moderne werden wieder aufgegriffen, jedoch mit Themen und ökologisch ausgerichteten Planungsprinzipien ausgestattet. Das Konzept der polythematischen Stadt wird auf der Ebene des nutzungsdurchmischten, autonomen Stadtteils fortgeführt. Die Einbeziehung historischer Bausubstanz in aktuelle Nutzungskonzepte tritt zurück, worauf Neuinstallationen von Brachflächen in der Dekade 2000-2010 hinwiesen. Das Projekt Seestadt Aspern auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern wird mit dem Thema der »Wohlfühlstadt« Wien und der benachbarten »Genussregion Marchfeld« assoziiert und ebenso mit dem historischen Background des Areals vermarktet. Geplant ist ein nahezu autonomer Stadtteil mit gemischter Nutzungsstruktur. Nach einer ersten »Pionierbebauung« soll im zweiten Planungsabschnitt das Thema - der See - in188
Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 6-4: Neuinwertsetzung einer alten Busgarage als Einkaufsmarkt (2. Bezirk, Nordbahnhofareal) Bild: G. Hätz
stalliert werden. Die gemischte Nutzungsstruktur soll hier nicht mehr in ausgewiesenen Büro- oder Wohnarealen, sondern auf der Ebene der einzelnen Gebäude, etwa in Form der Errichtung eines Wohnhauses neben einem Bürogebäude, realisiert werden, folgend der Konzeption einer nutzungsdurchmischten Innenstadt. Neue Nutzungskonzeptionen im Stadtentwicklungsgebiet Erdberger Mais-St. Marx, wie das Bio-Center und T-mobile-Gebäude, wurden um eine renovierte Viehmarkthalle installiert, während die Art der Neunutzung der Viehmarkthalle selbst ungewiss blieb. Um das unter Denkmalschutz stehende Objekt der »Alten Busgarage« - neu installiert als Einkaufsmarkt - wurden im Stadtentwicklungsgebiet des ehemaligen Nordbahnhofareals Themen wie »Junges und kostengünstiges Wohnen« oder »Bike City« implementiert, deren Konzeption ein besonderes Augenmerk auf die speziellen Interessen und Notwendigkeiten von Radfahrern legt. Den 161 Wohneinheiten stehen etwa nur 49 Garagenplätze für PKWs zur Verfügung. Intentionen bei der Errichtung einer zweiten »Bike City« zielen auf einen expliziten Ausschluss von PKWs aus dem geplanten Areal. Für die Installation des Themas »Wohnen am Park« wurde zunächst das Thema - der Park - installiert. Flexible Grundrisse, »versunkene« und »schwebende« Gärten sind Kennzeichen der Projekte für die WohnbeNeue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Abbildung 6-5: »Wohnen am Park« (2. Bezirk, Nordbahnhofareal) Bild: C. Hätz
bauung, die junge Bevölkerungsgruppen ansprechen soll, günstige Kosten gewährleisten Förderungen der Stadt einerseits und ökonomische Bauweisen andererseits. Die architektonischen Realisierungen greifen dabei wieder Konzeptionen der Moderne auf. Funktionale Baustile in durchgrünten Arealen, ergänzt durch ökologische Themen und Bauweisen. Dabei wird ein Zusammenhang mit dem Leitthema der sozialen Nachhaltigkeit sichtbar. Um Fördermittel in Anspruch nehmen zu können, sind Kostenvorgaben von Seiten der Stadt Wien zu erfüllen. Diese Kostenvorgaben sollen die Wohnungskosten für die Bewohner reduzieren, schränken aber gleichzeitig die architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten ein. Der Mehrwert wird durch die Installation eines Themas erreicht.20 Ökologische Nachhaltigkeit durch die Errichtung von Niedrigenergiehäusern dient auch der ökonomischen Nachhaltigkeit in Form der Reduktion der Wohnungskosten für die Bewohner und damit auch der sozialen Nachhaltigkeit.
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Dazu gehören etwa auch als »Kommunikationsräume« etikettierte Gemeinschaftseinrichtungen (vgl. Der Standard, Wohnen, Juni 2009, S. W4).
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Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 6-6: »Bike City« (2. Bezirk, Nordbahnhofareal) Bilder: G. Hätz
6.3 Mittel und Instrumente zur Stimulierung der Nachnutzung von Brachen Im Unterschied zu den dynamischen ökonomischen Wachstumspolen der Stadt in den neuen Urbanen Zentren erfordert das Recycling der innerstädtischen Brachen den massiven Einsatz planerischer Instrumente und Fördermittel. Seit dem Beitritt Österreichs zur EU 1995 können Mittel aus den Förderungsinstrumenten der EU eingesetzt werden. Mit den begleitenden Finanzierungsmaßnahmen auf Bundesebene und der Gemeinde Wien wurde in der Periode von 1996 bis 2000 ein Fördervolumen von insgesamt etwa 85 Millionen € erreicht. Knapp ein Drittel (27 Millionen €) der gesamten Fördermittel wurde dabei in Projekte der inneren Stadtentwicklung investiert. Im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN etablierte die Stadt eine der prägnantesten innerstädtischen Problemzonen - die Zone im Bereich des Wiener Westgürtels als Förderprojekt. 12 Millionen € an EU-Geldern und 35,5 Millionen € an Fördermitteln insgesamt wurden eingesetzt, um durch architektonische Um- und Neugestaltungen (Stadtbahnbögen, Membranüberdachung Urban-Loritz-Platz) sowie durch die Ansiedelung öffentlicher Einrichtungen (Hauptbibliothek) und flankierende strukturelle Maßnahmen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich (etwa Gebietsbetreuung, Unternehmensförderungen) einen Aufwertungsprozess im Problembereich des Westgürtels in Gang zu setzen (vgl. Hätz 2002). Die Strategie der »subventionierten«, inneren Stadtentwicklung und der Nachnutzung von Brachflächen wurde in der Planungsperiode 20002006 fortgesetzt. Die Entwicklung der knapp 160 Hektar umfassenden Problemzone »Erdberger Mais«, in deren Kernbereich sich die Industriebrache des Schlachthofes St. Marx befindet, erfolgte im Rahmen des URBAN-Il-Projektes. Knapp 16 Millionen €, davon 4,2 Millionen € aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), wurden für die Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Aufwertung bereitgestellt. Die Intentionen der Stadtplanung, Wien zu einem führenden Standort im Bereich der Biotechnologie zu entwickeln, werden durch die bereits fortgeschrittene Umwandlung des etwa 23.000 Einwohner umfassenden Gebietes am südöstlichen Rand des dicht verbauten Stadtgebietes in ein Zentrum für diese Technologie sichtbar. Im rund 440 Hektar umfassenden Bereich der innenstadtnahen Bezirke 2 und 20 wurde mit dem Wiener Nordbahnhof eine weitere Infrastrukturbrache mit mehr als 60.000 Einwohnern als Ziel-2-Cebiet21 ausgewiesen. Rund 47,5 Millionen €, davon 18 Millionen € aus den EU-Strukturfonds, waren an Investitionen projektiert. In der EU-Programmperiode 2007-2013 wurde die Gemeinschaftsinitiative URBAN nicht weiter fortgesetzt. Förderunterstützungen für den städtischen Raum erfolgen im Rahmen von EFRE innerhalb des EU-Ziels »Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung«. Der Stadt Wien stehen innerhalb dieser Programmperiode ca. 25 Millionen € EU-Mittel aus dem EFRE, gemeinsam mit den Landesmitteln also 50 Millionen €, für Investitionsprogramme zur Verfügung. Ca. 19,1 Millionen € sind dabei für Vorhaben zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit projektiert, 29,2 Millionen € für eine integrative Stadtentwicklung, die zur Umsetzung von drei ausgewählten Zielgebieten der Stadtentwicklungsplanung unterstützend wirken sollen. Zu diesen zählen neben dem schon in den vorigen Programmperioden als Zielgebiet definierten Bereich des Westgürtels die beiden größten innerstädtischen Brachareale, nämlich der Erdberger Mais, die Neuentwicklung des Bahnhofsareals Wien-Europa-Mitte inkludierend, und das Zielgebiet U2 Donaustadt-Flugfeld Aspern. Die Entwicklungsmodelle der innerstädtischen Brachen folgen dabei dem Prinzip der »good urban governance« in Form von Public-Private-Partnerships, dem kooperativen Zusammenwirken von privaten Unternehmen und staatlichen bzw. kommunalen Institutionen. Dazu kommt eine indirekte Förderung der Neuentwicklung von Brachflächen durch den Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur. Bereits in Wert gesetzte Brachflächen ebenso wie jene, die sich bereits im Umbau befinden, sind oder werden durch Ausbaumaßnahmen an das U-Bahn-Netz angebunden. Unsicherheiten über den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur behindern hingegen
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Als Ziel-2-Gebiete sind von der EU jene Gebiete definiert, die sich in einer wirtschaftlichen und sozialen Umstellung befinden und daher strukturelle Schwierigkeiten haben. Neben Industrie- und Agrargebieten gehören dazu auch städtische Gebiete. In Wien sind Teile des 2. und 20. Bezirks als Ziel-2-Gebiete eingestuft und werden entsprechend gefördert: Augarten, Nord- und Nordwestbahnhof, Prater, Stuwer- und Volkertviertel, Wallensteinstraße und Zwischenbrücken (Information: Magistratsabteilung 27 - EU-Förderungen). Prozesse der Stadtentwicklung
die Neuinwertsetzung von Brachflächen wie in Wien jene der Aspanggründe.
6.4 Ausblick Innerstädtische Brachflächen und deren Neuinwertsetzung kennzeichnen den Übergang von der industriellen Stadt und Stadtplanungskonzeptionen der Moderne zur »Urban Renaissance« in der multifokalenpolyzentralen Stadt der Postmoderne. In aufgegebene monofunktionale Areale und Objekte werden neue urbane Sphären installiert - mehr oder weniger autonome Stadtteile mit einer Durchdringung von Funktionen des Wohnens, Arbeitens, der Freizeit und Erholung. Die Revitalisierung von Brachen bietet dafür die Voraussetzungen und Entwicklungspotenziale. Aufgrund ihrer Größe und Fläche eignen sich Brachflächen im dicht verbauten Gebiet zur Bildung von neuen, autonomen Stadtteilen und entsprechen damit den Leitthemen der nachhaltigen, polyzentrischen Stadt der Postmoderne. Auch wenn die Nutzung innenstadtnaher Brachflächen und die Sanierung brach gefallener Objekte mit Kosten, einem höheren Planungsaufwand und höherem Risiko verbunden sind, so sind derart sanierte Objekte häufig gut zu vermarkten. Die alte Gebäudesubstanz kann durch ihre Atmosphäre, ihr Identifikationspotenzial und ihre speziellen Eigenschaften (Raumhöhe, Trakttiefe etc.) auf dem Immobilienmarkt durchaus bestehen. So sind zu Wohnungen oder Arbeitsplätzen umfunktionierte ehemalige Lager- oder Industrieräume als »Lofts« eine begehrte Wohnbzw. Arbeitsraumalternative: ausgefallene Raumhöhen, großzügige Fensterfronten und das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu entsprechen den Anforderungen einer kreativen Klasse an ein urbanes Ambiente. Ein weiterer Vorteil der alten Gebäudesubstanz liegt darin, dass eine große Bandbreite von Nutzungen (von Büros über Wohnungen bis zu Freizeiteinrichtungen) unterzubringen ist. Im Konkreten zeigen die geplanten und bereits realisierten Projekte den strukturellen Wandel der Stadtentwicklung. Mit der Produktion von neuen Urbanen Sphären erfolgt die Implementierung von Themen in ein Entwicklungsgebiet der Stadt und die Schaffung eines spezifischen Ambientes oder einer Atmosphäre, welche sowohl den privaten als auch den öffentlichen Bereich des Quartiers dominieren. Neuinstallationen in innerstädtischen Brachflächen zeigen den Übergang postmoderner Planungskonzeptionen mit einer Dominanz des historischen Zitats zur Planung bestimmter Stadträume. Der Stadtraum, in dem sich die Benutzer befinden, wird mit Themen und Narrativen ausgestattet und zum Bezugspunkt der Planungskonzeptionen. Das historische Zitat und der öffentliNeue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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che Raum rücken in den Mittelpunkt, um den mit Themen und Lifestylefunktionen ausgestattete Objekte gruppiert werden. In ökonomisch funktionaler Bauweise ausgeführt, stellen die Themen und Lifestylefunktionen den Mehrwert der neuen Urbanen Sphären dar. Die Unterschiede zwischen Neuinstallationen innerstädtischer Brachen und der Planung von und in neuen Urbanen Zentren lösen sich auf. Die Planungspraxis zeigt jedoch auch die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Konzeptionen der Neuinwertsetzung innerstädtischer Brachflächen sind jedoch kein wienspezifisches Phänomen. Mit dem Recycling brach gefallener Objekte und Areale wird die Stadtentwicklung Wiens globalisiert, mit der Referenz auf das lokale historische Zitat der Bezug zur »glocalization« hergestellt. Das historische Zitat ist die »Hallmark«Architektur einer neuen Urbanität in innerstädtischen Bracharealen. Die Frage der Entwicklung der Nichtentwicklung von Bracharealen definiert eine neue Funktion der Stadtentwicklung als Planung von Optionen, die in Anspruch genommen werden oder auch nicht. Brachareale werden mit Masterplänen ausgestattet, »Hallmark«-Architektur wird von »Hallmark«-Architekten konzeptualisiert. Die tatsächliche Umsetzung der Projekte zeigt jedoch zunehmend die Eigenschaften einer gewissen »Beliebigkeit« oder »Zufallssteuerung«. Konzepte der »Stararchitekten« werden modifiziert, etwa am Beispiel der Aspanggründe oder der Überbauung der Stadtbahnbögen im Bereich Westgürtel-Spittelau nach einem Entwurf von Zaha Hadid, wobei es unwesentlich erscheint, ob sich die Architekten mit den realisierten Konzepten noch identifizieren. Unklar ist ebenso, ob die geplante »Hallmark«-Architektur überhaupt gebaut wird. Spekulative Überlegungen der Grundstückseigentümer und Unsicherheiten bezüglich der ökonomischen Entwicklung verschieben den Zeitpunkt der Inwertsetzung und Verlagern den Schwerpunkt auf andere Brachflächen, die ihrerseits mit Masterplänen ausgestattet werden.
Exkursion: »Recycling the City« Die Neuinwertsetzung alter Flächen Inhalt: Die Neuinwertsetzung - das Recycling - funktionslos gewordener, urbaner Areale ist ein wichtiges Thema der Stadtentwicklung geworden. Alte Flächen und Standorte, die früher militärisch, industriell oder anders genutzt wurden, haben ihre ursprünglichen Funktionen verloren, gelten aber als wichtige Entwicklungszonen innerhalb des Stadtgebietes, denn sie sind meistens gut erreichbar und groß genug, um städtebauliche Akzente setzen zu können. Sie werden daher recycelt und für neue Funktionen adaptiert. 194
Prozesse der Stadtentwicklung
Route: Campus Universität Wien - Westgürtel - Gasometer - Erdberger Mais-St. Marx - Kabelwerk
P 6-1 Campus Universität Wien (9., Spitalgasse 2-4/Aiser Straße 4/Carnisongasse 13) Die Neuinwertsetzung des Alten Allgemeinen Krankenhauses (AAKH) als Universitätscampus Wien stellt eines der ersten Beispiele eines großflächigen Recyclings einer innerstädtischen Brachfläche dar. Die ursprünglich monofunktionale Nutzung wurde durch eine neue, jedoch verwandte monofunktionale Nutzung ersetzt. Die historische Bausubstanz wurde nahezu zur Gänze erhalten, die Neuadaptierung des Komplexes ausschließlich von der öffentlichen Hand getragen. Mit dem Bau des »Großarmenhauses« wurde bereits nach der 2. Türkenbelagerung begonnen. Ab 1726 erfolgte nach dem Vorbild des Pariser Spitals Hotel Dieu und Plänen des Hofbaumeisters Josef Gerl die Errichtung des 1. Hofes, ab 1752 die Erweiterung durch den Bau des 2., 4. und 7. Hofes. 1783 wurde eine Irrenanstalt mit 139 Zellen errichtet - im Volksmund auch »Toll-Turm«, »Kaiser Josephs Gugelhupf« oder »Narrenturm« genannt, wobei letztere Bezeichnung bis heute erhalten blieb. Ein Jahr später wurde nach Abschluss der Adaptierungsarbeiten das Allgemeine Krankenhaus samt Gebär- und Findelhaus seiner Bestimmung übergeben. Ab 1830 erfolgte der Anbau des 8. und 9. Hofes. International anerkannte Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Größen der Wiener Medizinischen Schule wie Ignaz Semmelweis, Theodor Billroth und Karl Landsteiner waren in diesem Spital tätig. In den folgenden Jahrzehnten kam es immer wieder zu kleineren Umbauten und Veränderungen, vor allem wurden bis ins Jahr 1934 weitere Einbauten in den Höfen hinzugefügt. Erste Ansätze, einen Neubau zu errichten, gab es bereits nach dem 2. Weltkrieg, aber aufgrund technischer, organisatorischer und politischer Probleme konnte erst Mitte 1994 der Neubau des neuen Allgemeinen Krankenhauses in Michelbeuern (Stadtteil des 9. Bezirkes) abgeschlossen werden. Schon mit der Entwicklung der Idee eines solchen Neubaus entstanden erste Überlegungen zur Weiterverwendung des Areals des Alten AKHs. Sogar der Abriss des Komplexes stand zur Debatte. 1988 schenkte die Stadt Wien das gesamte Areal der Universität. 1998 wurden die Umbauarbeiten beendet und der Universitätscampus eröffnet. Das Gelände ist für eine solche Nutzung hervorragend geeignet. Es zeichnet sich nicht nur durch die Nähe zum Hauptgebäude der Universität Wien (Dr.-Karl-Lueger-Ring 1) aus, sondern weist mit ca. 10 ha auch die entsprechende Größe auf. Die Parkanlage mit ungefähr 500 Bäumen erzeugt ein Ambiente, welches an angelsächsische Universitäten erinnert. Wohnnutzungen (v. a. Studentenwohnungen) fehlen jedoch. Hof 1: Neben Dienstleistungsbetrieben und gastronomischen Einrichtungen befindet sich hier als einziges Universitätsinstitut das Institut für Zeitgeschichte. An der Stelle der ehemals freistehenden Unfallchirurgie wurde ein Supermarkt errichtet. Die ebenfalls im Hof befindliche Ambulanz samt Operationsbunker aus dem Jahr 1943 wurde in einen Gastronomiebetrieb (»Alte Ambulanz«) umgebaut, und das ehemalige Direktoriumsgebäude ist mit unterschiedlichen Nutzungen wie Dienstleistungsunternehmen und Büros belegt. Zudem sind im 1. Hof keine Zubauten, etwa in Form von Vorgelegen, erlaubt, und ebenso wie im 4. Hof war ein Abbruch der Hofeinbauten nur beschränkt möglich. Grundsätzlich sind alle Hofeinbauten, die in den vergangenen 100 Jahren entstanden sind, entfernt worden, um die alte Struktur wieder erlebbar zu machen. Hof 2: Im Anschlussan Hof 1 stellt er das Zentrum des eigentlichen Universitätsbereiches dar, in dem drei Hörsäle zu finden sind. Hof 8 und 9: Die beiden Höfe gehören zu jenem Teil des AAKH, der erst unter der Regentschaft von Kaiser Franz I. (ab 1830) errichtet worden ist. Sie sind gekennzeichnet durch eine 3-geschossige Bebauung, im Gegensatz zur primär 2-geschossigen Bebauung in den anderen Höfen, und durch den grauen Anstrich. Im Leitprogramm wurden diese beiden Höfe als weniger »erhaltenswert« eingestuft und erhielten darum auch nicht, wie die Höfe 1-7, den dem historischen Vorbild entsprechenden Anstrich in einem blassen Ockerton. In den Höfen 8 und 9 wurden die alten 196
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Abbildung 6-7: Campus im AAKH Bilder: Magistratsabteilung 18, R. Christaneli
Hofeinbauten entfernt, die Vorgelege sind am deutlichsten ausgeprägt. Moderne Zu- und Einbauten mit Sichtbeton, Metall und Glas ließen ein Nebeneinander von alten und neuen Elementen entstehen. P 6-2 Westgürtel ('7., Neubaugürtel) Bei der Aufwertung des Westgürtels stand die Neuinstallation in den Bögen der ehemaligen Stadtbahn, die heute als U-Bahn-Linie 6 geführt wird, im Zentrum eines umfassenderen Sanierungskonzeptes. Die brachNeue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Abbildung 6-8: Stadtbahnbögen im Bereich Westgürtel zwischen Brache und Inwertsetzung Bilder: I. Kucera, C. Hätz
liegenden Bögen sollten nicht nur neu in Wert gesetzt werden, sondern einen baulich-sozialen Aufwertungsprozess der Nahbereiche des Westgürtels in Form von »Spill-over«-Effekten einleiten. Der Wiener Gürtel stellt einen ca. 13,5 km langen, radial verlaufenden Straßenzug dar, welcher einst die Innenstadt und die Vorstädte umschloss und jahrzehntelang einen Grenzraum zwischen Wien und den in Niederösterreich gelegenen Vororten bildete. Schon Anfang des 18. Jahrhunderts bildete der Gürtel eine Zäsur zwischen einem »Innen« und einem »Außen« der Stadt. Diese Abgrenzung wurde städtebaulich und sozial niemals entschärft. 1704 wurde - trotz erfolgreicher Abwehr der Türkenbelagerung - ein 13,4 km langer Erdwall, der Linienwall, zum Schutz der Stadt errichtet. 1829 wurde an dieser Grenze eine »Verzehrungssteuer« eingeführt, die zu unterschiedlich hohen Lebenshaltungskosten inner- und außerhalb des Gürtels und zum Wegzug ärmerer Bevölkerungsgruppen aus den inneren Vorstädten führte. Zwischen 1865 und 1873 wurde entlang des Linienwalls die ca. 80 m breite Gürtelstraße gebaut. 1890 wurde schließlich der Linienwall abgetragen (letzte Teile der Mauer sind im Bereich der Schnellbahntrasse, im Schweizergarten im 3. Bezirk, zu sehen) und die Vororte auf Beschluss des niederösterreichischen Landtages mit Wien politisch und administrativ vereint. 1892 erfolgte der Beschluss zum Bau der Stadtbahn unter der Leitung von Otto Wagner. Erste Teilstücke wurden sieben Jahre später eröffnet. 100 Jahre danach wurde die Anlage modernisiert und zu einer U-Bahn ausgebaut (1989 erfolgte die Inbetriebnahme der U6). Der Gürtel war immer eine Grenze und eine Verkehrsachse zugleich. Die tägliche Anzahl an Fahrzeugen auf dem Westgürtel erhöhte sich von 35.000 im Jahr 1960 auf durchschnittlich rund 84.000 und einen Spitzenwert von gut 96.000 Fahrzeugen pro Tag (Messstelle Westbahnhof) im Jahr 2004 (www.vcoe.at). Der Gürtel ist aber nicht nur eine stark frequen198
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Abbildung 6-9: Membranüberdachung Urban-Loritz-Platz Bild: Magistratsabteilung 18, R. Christanell
tierte Verkehrsachse. Im Jahr 2003 lebten rund 95.000 Menschen in ca. 55.000 Wohnungen entlang des Straßenzuges - das sind knapp 6 % der Wiener Bevölkerung. Auch zahlreiche Unternehmen sind hier angesiedelt: Rund 50.000 Beschäftigte sind auf ca. 5.000 Arbeitsstätten verteilt. Zur Verdichtung der Wohnfunktion entlang des Westgürtels führte besonders die Zuwanderung von Immigranten aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei, die sich in schlecht ausgestatteten gründerzeitlichen Bauten außerhalb des Gürtels niederließen und in der Folge zur Abwanderung inländischer Wohnbevölkerung und der sozialen Aufsteiger beitrugen. Neben der Tendenz zur ethnischen Segregation der Gürtelbevölkerung ist die demographische Struktur der inländischen Bewohner von Überalterung geprägt. Die schwache Ausstattung mit sozialer Infrastruktur (Mangel an Spielplätzen, Jugendzentren und Kindergartenplätzen) verstärkte die problematische Struktur des Gürtels. Geschäfte sperrten zu oder siedelten ab und das Rotlichtmilieu breitete sich aus. In den iggoer-Jahren ergab sich daher ein akuter Handlungsbedarf für die Stadtplanung (vgl. Mattl und Öttl 2000, S. 28 f.). Mittels Fördermitteln der EU aus der Gemeinschaftsinitiative URBAN und der Kofinanzierung durch Bund und Gemeinde Wien wurden in Form von Public-Private-Partnerships Initiativen zur Aufwertung der Problemzone im Bereich des Westgürtels gesetzt. Den Kern von »URBAN Wien-Gürtel plus« bildete dabei das Projekt URBION (Urban Intervention Gürtel-West). Die bestehenden Qualitäten wie Grünkulisse und Stadtbahnbögen sollten erhalten und aufgewertet werden, vorhandene Neue Urbanität in Innerstädtischen Brachen
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funktionale Defizite abgebaut und die Bevölkerung zur Mitarbeit aktiviert werden. Neben sozialen Begleitmaßnahmen sollten architektonische Akzente einen eigendynamischen Aufwertungsprozess in Gang setzen: Über mehrere Jahre lief das EU-Programm »URBAN Wien - Gürtel Plus«, das zur Sanierung und Neuvermietung von rund 30 Stadtbahnbögen führte. Lokale und Geschäfte zogen ein und eine Kultur- und Szenemeile entstand. Daneben sorgen zusätzliche Spielplätze für Kinder, Bepflanzung und Parks für eine erhöhte Lebensqualität. Urban-Loritz-Platz:
Im Mittelpunkt der Neugestaltung des Urban-
Loritz-Platzes standen die membranähnliche Überdachung der Platzanlage und die Neuorganisation durch Entflechtung der Verkehrswege, die täglich von rund 70.000 Menschen genutzt werden. Das Dach aus Membran, Stahl und Glas ist 130 m lang, 8 - 3 0 m breit und hat eine Fläche von 2.000 m 2 . Es bietet einen wettergeschützten Aufenthaltsraum für Fahrgäste, stellt eine Verbindung der durch Verkehrsträger getrennten Platzteile dar und ist Trägerstruktur für die Beleuchtung. Mittlerweile besitzt es mit seiner Funktion als »landmark« eine Signaiwirkung für die Aufwertung des Gürtels und soll damit zur Entwicklung einer neuen »Identität« dieser URBAN-Zone beitragen. Eine grundlegende Intention des URBAN-Projekts bestand darin, Anreize für einen eigendynamischen, sich selbst verstärkenden Entwicklungsprozess der Gürtelregion zu schaffen. Durch die Aufwertung des Gebietes sollten private Investoren angezogen bzw. gewonnen werden. Der erste Investor war dann schließlich die Stadt selbst mit dem Neubau der Wiener Hauptbücherei im direkten Anschluss an den Urban-LoritzPlatz und der U-Bahn-Station »Burggasse«, gebaut nach einem Entwurf von Ernst Mayer. Das Gebäude ist ca. 150 m lang, 26,5 m breit, etwa 22 m hoch, besteht aus 3 Geschossen und bietet mehr als 6.000 m 2 Nutzfläche. Dazu kommen noch 2.000 m 2 Dachterrasse, die von der größten Freitreppe Wiens her zugänglich ist. Die Terrasse bietet einen guten Ausblick über die Stadt, zum Kahlen- und Leopoldsberg bzw. nach Süden bis zum Wienerberg und zu den Twin Towers. In die Errichtung der Hauptbücherei wurden rund 28 Millionen € investiert, ca. 6 Millionen € zusätzlich wurden für Möblierung, Einrichtung und technische Ausstattung aufgewendet, die Eröffnung erfolgte im Jahr 2003. Die Bücherei beinhaltet ein umfangreiches Multimedia-Angebot und ein modernes, computerunterstütztes Entlehnsystem. Sie soll ein Ort der Begegnung und Kommunikation für die gesamte Bevölkerung sein. Rund 3.500 Benutzer halten sich täglich in der Hauptbücherei auf, jährlich werden rund 1,6 Millionen Entlehnungen abgewickelt. Nach mehr als einer Dekade seit dem offiziellen »Launch« des Projektes fällt die Beurteilung der Ergebnisse ambivalent aus. Die erwarteten 200
Prozesse der Stadtentwicklung
»Spill-over«-Effekte auf die angrenzenden Gürtelgebiete, die nicht Teil des URBION-Projektes waren, blieben großteils aus. Investoren fanden sich vor allem für jene Stadtbahnbögen, die durch das Projekt subventioniert wurden. Vielleicht ist die Zeitspanne für eine Beurteilung zu kurz, zeigt aber die Probleme, die sich ergeben, wenn individuelle Interessen in ein Gesamtkonzept integriert werden müssen, auf. Das »Rotlichtmilieu« mit seinen »Go-go-Bars« und ähnlichen Etablissements dominiert nach wie vor das Erscheinungsbild des Westgürtels, genauso wie kleine ethnische Unternehmen und leer stehende Geschäfte. Die Neuinwertsetzung der Stadtbahnbögen und die Membranüberdachung des Urban-Loritz-Platzes ist kein Wiener Spezifikum. In Berlin und Paris wurden die Arkaden von Hochbahnen auf die gleiche Weise recycelt und über dem Parkplatz des Pariser Bahnhofes »Gare de Lyon« erstreckt sich eine kleinere Variante eines Membrandachs, ähnlich jenem in Wien. Eine Globalisierung der Neuinszenierung innerstädtischer Problem- und Entwicklungsgebiete ist also feststellbar. In den meisten umgestalteten Stadtbahnbögen am Gürtel befinden sich Bars und Restaurants. Auch einzelne Geschäfte sind in den Arkaden der ehemaligen Stadtbahn untergebracht, vor allem in den Sparten Kunst und Design. Diese Nutzungen ziehen eine junge Klientel an, die vor allem am Abend und in der Nacht diesen Bereich frequentiert. Diese ist klar abzugrenzen von den Anwohnern des Gürtels, die zu einem Großteil Immigranten sind und nicht zur Zielgruppe der neu etablierten Einrichtungen zählen. P 6-3 Gasometer C/ty (3. und 11., Uj-Station Gasometer) Die Gasometer City ist die erste großflächig neu in Wert gesetzte innerstädtische Brachfläche, in der das Konzept eines nutzungsdurchmischten, autonom funktionierenden Stadtteiles umgesetzt wurde. Der Erhalt und die Neuinwertsetzung der denkmalgeschützten historischen Bausubstanz standen dabei im Vordergrund. Die Installation der Gasometer City in ein Gewerbe- und Industriegebiet zeigt die Entwicklungsproblematik von baulich-physiognomisch autonomen Stadtteilen. Die Erschließung durch eine U-Bahn-Linie ermöglicht zwar die direkte Verbindung zur Kernstadt oder zu anderen Stadtteilen, funktional bleibt die Gasometer City jedoch isoliert. Ebenso zeigen die Installationen neuer Nutzungen in der historischen Bausubstanz die Grenzen der Implementierung einer neuen Urbanität in innerstädtischen Bracharealen. Die Gasometer City liegt an der Grenze zwischen dem 3. und 11. Bezirk im südlichen Teil des 250 ha großen Stadtentwicklungsgebietes »Erdberger Mais«. Das ca. 45.000 m2 umfassende Areal wird im Norden von der Guglgasse und im Süden von der Eyzinggasse begrenzt. Die Gasometer City ist mit der U-Bahn-Linie U3 und den Buslinien 79A und 80A erreichbar. Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Die Pläne zum Bau des 1. Wiener Gaswerkes wurden von Seiten der Stadt Wien ausgearbeitet, nachdem sich für die Stadt die Caslieferungen der damals verantwortlichen privaten, englischen Gesellschaft »Imperial Continental Gas Association (I.C.G.A.)« als zunehmend problematisch erwiesen hatten. Im Jahr 1899 beschloss die Stadtregierung vor dem Auslaufen der Verträge im Jahre 1892 den Bau eines Gaswerkes.22 Die vier aus Sichtziegelmauerwerk gebauten zylindrischen Gasbehälter, die bei einem Umfang von knapp 65 Metern eine Gesamthöhe von 72 Metern aufweisen, wurden nach vier Jahren Bauzeit 1899 fertig gestellt und in Betrieb genommen. Die Gasometer wurden bereits 1981 gemäß § 1 des DMSG aufgrund ihrer geschichtlichen und kulturellen Bedeutung ex lege unter Denkmalschutz gestellt. Im Mai des Jahres 1986 erfolgte nach der Umstellung der Gasversorgung auf das billigere Erdgas die Stilliegung und im Jahr 1991 ging das Grundstück in den Besitz des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF) über. In den folgenden Jahren (ab 1993) wurden die Gasometer regelmäßig für Rave- und Technoclubbings oder für Studentenfeste genutzt. Gleichzeitig wurde über verschiedene Konzepte der Nachnutzung (u. a. museale oder Freizeitnutzung) in Form von Gutachten, Machbarkeitsstudien und Wettbewerben diskutiert, jedoch wurden diese Vorschläge mangels wirtschaftlicher Umsetzbarkeit nicht weiterverfolgt. Im Jahr 1999 wurde schließlich mit den Umbauarbeiten der Gasometer zu einem Wohn-, Geschäfts-, Unterhaltungs- und Bürokomplex begonnen, die nach Eröffnung der U-Bahn-Linie 3 (Station Gasometer im Dezember 2000) im Herbst des Jahres 2001 ihren Abschluss fanden. In das Recycling der Gasometer wurden von Seiten der Stadt Wien 22,5 Millionen € aus Mitteln der Wohnbauförderung investiert. Der Anteil der Fördergelder am gesamten Investitionsvolumen von ca. 174 Millionen € betrug damit knapp 13 %. Die Gasometer sollten sich zu einem Stadtteilzentrum im Osten der Stadt entwickeln und als Impulsgeber für die weitere Entwicklung des »Erdberger Mais« dienen. Der Umbau der vier Gasometer wurde von vier verschiedenen Architekten geplant, die unterschiedliche Konzepte umgesetzt haben. Gasometer A wurde nach den Plänen von Jean Nouvel bebaut. Der Wohn- und Bürobereich ist dabei in neun einzelne turmartige Segmente unterteilt, welche sich ringförmig entlang der Innenfas-
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Die damit erfolgte Übernahme der Gasversorgung durch die Stadt Wien stellt nur eine der zahlreichen Maßnahmen des »Munizipalsozialismus« in der Ära des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger dar. Die Politik des »Munizipalsozialismus« bedeutet die sukzessive Überführung städtischer Infrastruktureinrichtungen (etwa auch des öffentlichen Verkehrs) von privaten Unternehmen in die Verwaltungskompetenz der Stadt Wien.
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Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 6-10: Gasometer City Bild: C. Hätz
sade aneinanderreihen und durch Laubengänge miteinander verbunden sind. Das Architekturbüro Coop-Himmelb(l)au wurde mit der Gestaltung von Gasometer B beauftragt, welcher sich durch seinen schildartigen Zubau deutlich von den anderen Gasometern abhebt. Neben Wohnungen, welche in Ringform innerhalb des Zylinders angeordnet bzw. im »Schild« untergebracht sind, befindet sich eine Veranstaltungshalle im Gasometer B. Der Umbau von Gasometer C wurde von Manfred Wehdorn durchgeführt und zeichnet sich durch seine traditionelle Bauweise und die vergleichsweise geringe Zahl an Wohnungen (ca. 90 Wohneinheiten) aus. Diese sind ringförmig entlang der Fassade gereiht, wobei die Kreisform durch Einschnitte in Segmente unterteilt ist, welche zum Teil als Stiegenhäuser oder als begrünter Hof dienen. Die Stockwerke sind treppenhaft angeordnet, so dass der Hof hell durchleuchtet wird. Mit der Gestaltung von Gasometer D wurde schließlich Wilhelm Holzbauer beauftragt. Er realisierte einen sternförmigen Einbau, welcher vom Zentrum des Zylinders durch drei nach außen ragende Baukörper gebildet wird. Vertikal ergeben sich zwei Abschnitte, wobei im oberen Wohnungen untergebracht sind und im darunter liegenden unter anderem das Wiener Stadt- und Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Landesarchiv. Alle vier Gasometer sind im unteren Bereich durch eine Shopping-Mall miteinander verbunden. Das Gesamtkonzept der Gasometer bildet die Schnittstelle zwischen den aktuellen Entwicklungstrends der neuen Urbanen Zentren und den Neuinstallationen innerstädtischer Brachen. Ein funktional-autonomer, nutzungsdurchmischter Stadtteil wurde im Zuge des Recyclings in und um die denkmalgeschützten Hüllen der Gasometer implementiert: Den Büro- und Wohnkomplexen sowie Einkaufsbereichen ist ein »Urban Entertainment Center« mit Kino angeschlossen. Das nahe gelegene Freizeitund Erholungsgebiet des Wiener Praters wurde durch einen neu errichteten Fußgänger- und Radfahrersteg über den Donaukanal erschlossen. Die Wohnnutzfläche der Gasometer beträgt 47 % der Gesamtnutzfläche. Mit einer Büronutzfläche von fast 30.000 m2 zählt die Gasometer City zu den größten Büroflächenanbietern der im Zuge des Recyclings von innerstädtischen Brachen entwickelten Projekte. Durch das im Gasometer integrierte Shopping-Center stehen 19.000 m2 Geschäftsflächen zur Verfügung. Die Gasometer waren zum Zeitpunkt ihrer Neuinwertsetzung ein Prestigeprojekt der Stadt Wien und ihr Umbau fand auch international viel Beachtung. Die besondere Architektur, der Anschluss an das Wiener UBahn-Netz und die »Entertainment-Funktion« des Shopping-Centers, der Veranstaltungshalle und des angrenzenden Multiplex-Kinocenters sollten als Impulsgeber für die Gasometer und die Entwicklung ihres weiteren Umfelds dienen. Die Entertainment-Einrichtungen der Gasometer City konnten allerdings den hohen Erwartungen nicht entsprechen. In der Shopping-Mall mussten Geschäfte schließen, internationale Einzelhandelsketten wie H&M oder Esprit zogen aus. Diese Entwicklung ist zu einem Teil der isolierten Lage der Gasometer City zuzuschreiben: Sie befindet sich inmitten eines großen Industriegebietes und zieht nur wenige Kunden aus anderen Bezirken mit gleichwertigen Einkaufsmöglichkeiten an. Das Unterhaltungsangebot, etwa in Form des Entertainment-Centers, erhöht zwar die Zahl der Besucher, dies jedoch mehrheitlich in den Abendstunden nach Geschäftsschluss. Der Bedeutungsverlust der Shopping-Mall soll durch die Etablierung eines kulturellen Angebots ausgeglichen werden. Die Dezentralisierung öffentlicher Institutionen wie des Wiener Stadtund Landesarchivs oder der Statistik Austria aus dem Bereich der Altstadt erhöht die »Zentralität« der Gasometer City und wertet den Standort auf. Durch die Unterbringung bzw. Errichtung öffentlicher Infrastruktur wird auf diesem Weg die Neuinwertsetzung von Brachflächen bzw. -Objekten unterstützt, jedoch keine neue Nachfrage generiert. Die Umschichtung von Unternehmensstandorten ebenso wie von Standorten öffentlicher 204
Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 6-11: Ambiente der Gasometer City im Industriegebiet Simmering, Ökopark »Ville Verdi« Bild: C. Hätz
Institutionen führt zu Fragen der Neuinwertsetzung an den aufgegebenen Standorten. Die Fertigstellung des Ökoparks »Ville Verdi« zeigt die Ergänzung postmoderner Inszenierungen historischer Zitate durch ökologisch orientierte Themenkonzepte. Der Wohnpark wurde 2009 fertig gestellt. Die Schrägstellung der Fassaden soll die Sonnenbeleuchtung der mit Terrassen ausgestatteten Fassadenseite optimieren. In den fünf Objekten befinden sich geförderte Mietwohnungen; »Ville Verdi« steht auch für die in Grün gehaltene Fassadengestaltung. Das Objekt wird auch mit der Aussicht von den Terrassen beworben, welche jedoch durch das Industriegebiet Simmering dominiert wird. P 6-4 URBAN II Wien Erdberg - St. Marx, »TownTown« Der Umbau bzw. die Neuinwertsetzung der Gasometer standen am Beginn der Sanierung und Entwicklung eines viel größeren Gebietes, welches sich vom Südbahnhof entlang der Wiener Südosttangente (A 23) bis zum Donaukanal im Norden erstreckt und aus vier Planungsgebieten besteht. In der Endphase sollen hier bis zum Jahr 2025 Wohnungen für rund 40.000 Menschen und rund 80.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Umbau des größten dieser Planungs- und Entwicklungsgebiete, dem URBAN-Il-Gebiet Wien Erdberg, ist bereits in Teilen realisiert. Insgesamt wurden für die Dauer des URBAN-Il-Programms von 2001 bis 2006 Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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15,9 Millionen € aufgewendet - 4,2 Millionen € der Fördermittel wurden von der EU finanziert, die übrigen 11,7 Millionen € kamen aus nationalen Mitteln (www.urban.wien.at). Viele Projekte im URBAN-Il-Gebiet Erdberg wurden auch von privater Seite, in Form von Public-Private-Partnerships, mitfinanziert. Das Gebiet umfasst unter anderem das Umfeld der Gasometer, auch wenn diese selbst nicht Teil des Förderprogramms waren, St. Marx und »TownTown«. St. Marx St. Marx liegt im dritten Bezirk und ist ebenso wie die Gasometer City Teil des Stadtentwicklungsgebietes »Neu Erdberg-Simmering« (Mais Wien). Der Stadtteil hat eine lange Tradition als Betriebs- und Industriegebiet, welche auch struktur- und imagebildend war. So war St. Marx lange Zeit für die Fleischindustrie von Bedeutung. 1846 wurde der Bau eines Schlachthofes in Angriff genommen, der wenige Jahre später in Betrieb ging und 1884 wurde schließlich der Zentralviehmarkt eröffnet. Dieser war zu jener Zeit einer der größten des Kontinents und dennoch musste er zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die doppelte Größe erweitert werden. Nach 1918 wurde der Viehmarkt dann aufgrund der politischen Umwälzungen und der wirtschaftlichen Lage in der Zwischenkriegszeit viel zu groß für den Wiener Raum. Im 2. Weltkrieg kam es zu zahlreichen Zerstörungen (Schweine- und Kälberverkaufshalle, Schafhalle). Nach dem Krieg verlor der Zentralviehmarkt dann gänzlich an Bedeutung. In den 1960er Jahren wurden im Wiener Umland neue Schlachthöfe errichtet, wodurch nur noch wenig Lebendvieh nach Wien gebracht wurde. Die Stadt Wien versuchte dieser Entwicklung mit dem Neubau eines damals zeitgemäßen Schlachthofes zu begegnen, der 1972 eröffnet wurde. Zusammen mit dem Fleischgroßmarkt bildete der Schlachthof das »Fleischzentrum St. Marx«. Viele Gebäude des alten Schlachthofes wurden damals zum Abriss freigegeben. Erst in den iggoer-Jahren wurden die Viehmarkthalle, das Verwaltungs- und das Bankgebäude unter Denkmalschutz gestellt. Der Schlachthof musste schließlich 1998 geschlossen werden, weil er sich wirtschaftlich nicht mehr rechnete, und der Fleischgroßmarkt übersiedelte Ende 2007 nach Inzersdorf in den 23. Bezirk. St. Marx ist gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen (UBahn, S-Bahn, Straßenbahn, Autobus) und soll zu einem modernen Technologie- und Forschungszentrum ausgebaut werden, was durch die Errichtung des »Vienna Biocenters« bereits in die Wege geleitet wurde. Die zentrumsnahe Lage, die Nähe zum Wiener Flughafen und das hohe verfügbare Flächenpotenzial sowie der Charme der bestehenden histori206
Prozesse der Stadtentwicklung
Abbildung 6-12: St. Marx: Rinderhalle, T-Mobile-Center Bild: C. Hätz
sehen Bausubstanz verleihen diesem - bis vor kurzer Zeit großteils brachliegenden - Stadtteil gute Chancen, die dynamische Entwicklung, die seit einigen Jahren zu beobachten ist, fortzusetzen und die noch ungenutzten Flächen bzw. Objekte zu »recyceln«. T-Mobile-Center Das T-Mobile-Center ist Unternehmenssitz von T-Mobile Austria und wurde 2004 fertig gestellt. Durch seine innovative und auffallende Architektur, welche auf die Nachbarschaft der denkmalgeschützten Rinderhallen Rücksicht nimmt, erfüllt es eine »Landmarkfunktion« und soll auf den Stadtteil aufmerksam machen. Es kann als ein wichtiges Impulsprojekt für die Entwicklung des Stadtteiles gesehen werden. Dass das Gebäude wie ein »horizontales Hochhaus« anmutet, ist mit den Vorgaben des Auftraggebers sowie durch baurechtliche Einschränkungen zu erklären: So durfte die Miete im neuen T-Mobile-Center jene am vorherigen Standort nicht übersteigen. Daher wurde zunächst über den Bau eines Hochhauses nachgedacht, das allerdings auf seiner Fläche ca. 3.000 Mitarbeiter unterbringen musste und daher rund 400 Meter hoch gezogen hätte werden müssen. Ein Hochhausbau dieses Ausmaßes war aber an dieser Stelle aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Die Lösung war ein 60 Meter hohes »liegendes Hochhaus« mit einer Längenerstreckung von 255 Metern. Mit 550.000 Kubikmeter hat das realisierte Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Gebäude nun dasselbe Volumen, wie in den ursprünglichen Plänen für das Hochhaus vorgesehen war (vgl. dazu www.architektur-online.com). Campus Vienna Biocenter Es besteht aus einem Universitätscampus mit Instituten der Universität Wien und der medizinischen Universität, dem Institut für molekulare Biotechnologie der österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie zahlreichen auf Biotechnologie spezialisierten Unternehmen und einem renommierten Grundlagenforschungsinstitut. Den Hintergrund dieser Konzentration an universitärer und betrieblicher Forschung bzw. Entwicklung bildet das Konzept der »Kreativen Milieus«. Durch die räumliche Nähe der Akteure sowie ähnliche Wert- und Zielvorstellungen sollen sich Synergieeffekte einstellen, die durch intensiven Informations- und Wissensaustausch angeregt werden. Das Vienna Biocenter kann als Leitprojekt für die Positionierung der Stadt Wien im internationalen Städtewettbewerb als Technologie- bzw. Biotechnologiestandort verstanden werden. Media Quarter Marx Im denkmalgeschützten ehemaligen Verwaltungsgebäude des Schlachthofes sind seit 2004 ein Medienzentrum sowie ein Restaurantbetrieb untergebracht. Das Projekt wurde als Public-Private-PartnershipModell umgesetzt. Das Medienzentrum besteht aus mehreren Studios für Film- und Fernsehproduktionen und der dafür erforderlichen technischen Infrastruktur. Zahlreiche Kreativunternehmen haben sich in den vergangenen Jahren bereits in dem Multimediagebäude angesiedelt und durch die dynamische Entwicklung der Medien- und Kreativszene in Wien herrscht ungebrochene Nachfrage nach Flächen für diese Bereiche. Aus diesem Grund wird seit 2008 im Anschluss an das bestehende denkmalgeschützte Objekt ein Neubau errichtet, der sich harmonisch in das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu einfügen soll. Auch dieses Projekt wird als Public-Private-Partnership-Modell umgesetzt. Potenzielle Mieter sind Kreative aller Sparten. Zukünftige Planungsintentionen zeigen nicht nur eine Konkurrenzsituation der neu entwickelten Stadtteile, sondern auch eine Verschiebung von Problemlagen innerhalb des Stadtgebietes. Eine andiskutierte Verlagerung der Produktionsstätten des Österreichischen Rundfunks in das neue Media Quarter Marx bedeutet einerseits positive Synergieeffekte für den Standort, führt jedoch zum Brachfallen des bisherigen Standortes »Am Rosenhügel« im 14. Bezirk.
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Abbildung 6-13: Campus Vienna Biocenter, Bürogebäude der Fa. Intercell AG Bild: C. Hätz
Rinderhalle Die Rinderhalle bildet das »historische Zentrum« des Entwicklungsgebietes St. Marx und ist das letzte erhaltene monumentale Objekt auf dem Areal des ehemaligen Schlachthofes. Sie wurde in den Jahren 1878 bis 1898 errichtet und ist die erste Wiener Schmiedeeisenkonstruktion und eine der größten ihrer Art in Europa. Neben der architektonischen Gestaltung ist vor allem ihr geringes Gewicht bemerkenswert. Das Gebäude besteht aus zwei nebeneinanderliegenden jeweils dreischiffigen Hallen. Im Zuge der Errichtung der Südosttangente (A23) wurde die Halle von ursprünglich über 200 Meter auf 175 Meter Länge verkürzt. Die Breite der Halle beträgt 114 Meter, die maximale Gebäudehöhe 17 Meter, die Grundfläche umfasst rund 20.000 m 2 . In den iggoer-Jahren wurde die Rinderhalle unter Denkmalschutz gestellt und in den vergangenen Jahren der Bestand durch Sanierung gesichert. Seit der Stilliegung versucht die Stadt Wien eine Nutzung für das Objekt zu finden, bislang allerdings ohne Erfolg. Zahlreiche Projekte wurden bereits diskutiert, darunter etwa ein automobiles Entertainment-Center für die Oldtimer-Szene oder eine gemischte Nutzung für den Kunst- und Kulturbereich mit Gastronomie und Shoppingmöglichkeiten. Auch eine Nutzung im Bereich der Biotechnologie mit Forschungseinrichtungen wurde angedacht. Die Verzögerung und die Unsicherheit über die zukünftige Nutzung zeigen einmal mehr die Schwierigkeiten bei der Neuinwertsetzung innerstädtischer Brachflächen Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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bzw. -Objekte. Der Denkmalschutz und die damit verbundenen baulichen Einschränkungen erschweren jedenfalls die Nutzung durch private Mieter. Dem gegenüber steht die Entwicklungsdynamik des gesamten Stadtteiles, welche den Rinderhallen neben ihrem »historischen Charme« gute Chancen für eine Neuinwertsetzung verleihen sollte. Die reale Nutzung wird der ¡magestiftenden Funktion nachgereiht. TownTown Auf der Überplattung der U-Bahn-Remise Erdberg entsteht seit einigen Jahren ein Bürokomplex und eines der größten Public-PrivatePartnership-Projekte Österreichs. Das Projekt TownTown ist Teil des Entwicklungsgebietes Erdberger Mais-St. Marx. Im Gegensatz zur Rinderhalle oder der Gasometer City beinhaltet das »TownTown«-Projekt keine Neuinwertsetzung von bestehenden historischen Gebäuden, dient jedoch der Standortaufwertung des Entwicklungsgebietes. Die postmoderne Neuinwertsetzung der Gasometer wurde mit dem Projekt TownTown durch eine Planungskonzeption der Moderne ergänzt. Bei der Umsetzung der Company Buildings durch die Architekten Baumschlager & Eberle stand der »Form follows function«-Gedanke im Mittelpunkt. Der Standort ist gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. Die U3-Stationen Schlachthausgasse und Erdberg befinden sich in unmittelbarer Nähe ebenso wie die Südosttangente und die A4. Somit ist eine Anbindung an die City in 7 U-Bahn-Minuten gegeben, wohingegen man den Flughafen Wien-Schwechat in 15 Autominuten erreicht. Im geplanten Endausbau, ursprünglich für das Jahr 2010 angestrebt, sollen insgesamt 21 Bürogebäude für ca. 5.000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Das Projekt TownTown zeigt die Abhängigkeit der Stadtentwicklung von ökonomischen Rahmenbedingungen, welche die Installation neuer urbaner Sphären nicht nur auf Brachflächen, sondern auch auf neu entwickelten Standorten betrifft. Wurde im Kabelwerk zunächst die Wohnbebauung realisiert, so wurde die Errichtung eines geplanten Bürogebäudes bis zum Jahr 2009 nicht in Angriff genommen. Die Errichtung des als »Hallmark« gedachten Office Towers der Architekten Coop Himmelb(l)au im Areal TownTown war bis zum Jahr 2009 ebenfalls ungewiss, die Fertigstellung wurde auf das Jahr 2012 verschoben. Bis Anfang 2009 waren 19 Mieter in die Bürostadt eingezogen, darunter vor allem städtische Institutionen. Der ursprünglichen Euphorie nach der Ostöffnung in den i99oer-Jahren folgte die Anpassung des Projekts an die realen Entwicklungsbedingungen nach dem Jahr 2000. Dem gesamtstädtischen Trend folgend (vgl. Hätz 2008, S. 7), verlagerte sich die Nachfrage nach Büroflächen auf öffentliche Institutionen. Neben den von den Developern, u.a. der Soravia Gruppe und der Schweizer Swiss Town Consult, 210
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genutzten Büroflächen dominieren Einrichtungen der Stadt Wien, die vor allem im Segment des Sozial- und Gesundheitswesens operieren, wie z.B. der Krankenanstaltenverbund (KAV), die MA 10 (Wiener Kindergärten) und die MA 15 (Gesundheit und Soziales). Das Company Building 10 war bereits vor der Fertigstellung zu 100 % an Wien IT, vorwiegend im Segment ITK-Entwicklungen und Support für Institutionen der Stadt Wien operierend, vermietet. P 6-5 Aspanggründe, Eurogate (3., Landstraßer Gürtel/Landstraßer Hauptstraße/Adolf-Blamauer-Gasse/Aspangstraße) Eines der wichtigsten Stadtentwicklungsgebiete sind die Aspanggründe auf dem Gelände des ehemaligen Aspang-Bahnhofs. Der Bau der Flughafenschnellbahn S7 (2000-2002) mit der Tieferlegung der Bahntrasse eröffnete neue Entwicklungsmöglichkeiten für die zuvor weitgehend ungenutzte Brachfläche. Das Besondere am Eurogate-Projekt ist, dass die Planung sehr zeitund kostenintensiv ist. Die ersten Pläne zum Projekt, entworfen vom Londoner Architekten Norman Forster, lagen bereits 1999 vor. Von seinem ursprünglichen Masterplan-Entwurf ist nach den Um- und Überformungen der Wiener Stadtplaner im 2002 vom Gemeinderat beschlossenen Strukturplan nicht mehr viel erhalten geblieben. So wurde das Herzstück des einstigen Plans, die große Wasserfläche inmitten der zentralen Parkanlage, aufgrund des Niveauunterschieds der Arsenal-Terrasse eliminiert. Was blieb, ist die Parkfläche selbst, die ca. 20 % des Gesamtareals umfassen und unter dem Leitbild »Kunst im öffentlichen Raum« gestaltet werden soll. Weiters folgte aus dem genehmigten Strukturplan ein städtebaulicher Ideenwettbewerb, aus dem der Architekt Albert Wimmer als Sieger hervorging, sowie in weiterer Folge ein öffentlicher Bauträgerwettbewerb. Auf dem Areal, dessen Gesamtfläche ca. 22 ha umfasst, soll der neue Stadtteil »Eurogate« mit rund 1.700 Wohnungen, Büros, Geschäften, Erholungsflächen sowie der notwendigen sozialen Infrastruktur entstehen. Der ursprünglich geplante Entwicklungshorizont des Eurogate-Projekts wurde mehrfach verschoben, mit Stand 2009 auf das Jahr 2019, 20 Jahre nach der Fertigstellung des ersten Masterplans. Von den ursprünglich geplanten 8.000 Arbeitsplätzen sollen nun nur mehr 7.000 umgesetzt werden. Der geplante Wohnraum mit 1.700 Wohnungen für 4.000 bis 5.000 Bewohner wurde hingegen beibehalten und soll mit 70 % den Hauptteil des Areals ausmachen, dem Leitthema der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit folgend. Geplant ist die größte Passivhaussiedlung Europas. Auf einer Fläche von 3,8 ha sind 740 Wohnungen mit besonders niedrigem HeizwärmeNeue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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bedarf vorgesehen. Die Cesamtkosten belaufen sich dafür auf 103,2 Millionen €, wobei die Stadt Wien das Projekt mit 36,3 Millionen € aus der Wohnbauförderung sowie mit 3,8 Millionen € aus der Passivhausförderung unterstützt (vgl. Archivmeldung der Rathauskorrespondenz, 29.10.2007, www.wien.gv.at). P 6-6 Kabelwerk (12., Oswaldgasse 33-51/Graff/t/straße 1-5/Hoffingergasse 35-37/Thorvaldsengasse 34-44) Die ehemalige Kabel- und Drahtwerke AG (KDAG) wurde zwischen 1903 und 1905 errichtet und im Dezember 1997 vom damaligen Besitzer, der Siemens AG, geschlossen (vgl. Kabelwerk 2004, S. 25 ff.). Das Kabelwerk war nicht nur einer der bedeutendsten Betriebe und wichtigster Arbeitgeber des 12. Wiener Gemeindebezirks, sondern zugleich ein Bezugsfaktor für die Arbeitnehmer, aber auch die angrenzend lebenden Bewohner. Aufgrund der durch die Schließung des Werkes für die Bevölkerung entstandenen Identifikationslücke wurde hinsichtlich der Nachnutzung der Brachfläche seitens der Wiener Stadtplanung von einer Top-down-Planung abgesehen. Vielmehr versuchte man von Anfang an, alle Interessengruppen (Bauträger, Anrainer, Architekten, Planer etc.) in Form eines kooperativen Planungsverfahrens einzubinden. Im Januar 1998 wurde das Gelände von einer Eigentümergemeinschaft aus acht Bauträgern aufgekauft, die sich 2002 zur Kabelwerk Bauträger GmbH zusammenschlössen. Die Siemens AG als Alteigentümer verpflichtete sich vor dem Kauf, für die Entsorgungskosten bei auftretendem kontaminiertem Erdmaterial aufzukommen. Im Zuge der Altlastensanierung stellte sich aber heraus, dass der Boden nur gering und bloß innerhalb der oberen Bodenschichten kontaminiert war (vgl. Kabelwerk 2004, S. 25 ff.). Nach dem Verkauf des Geländes startete die Stadt Wien, basierend auf dem Gedanken eines kooperativen Planungsprozesses, ein Bürgerbeteiligungsverfahren sowie einen städtebaulichen Ideenwettbewerb, um über die zukünftige Nutzung und Bebauung des Areals zu entscheiden. Um die Zeit zwischen Ideensuche und -findung bei allen beteiligten Akteuren zu überbrücken und um den aufgetretenen Vandalismus innerhalb der Kabelwerkörtlichkeiten einzudämmen, entschied man sich, das Gelände einer fünfjährigen kulturellen Zwischennutzung mit dem Namen »Kunst vor Bau« zuzuführen. Die kulturellen Aktivitäten reichten dabei von Theaterproduktionen über Musikhappenings bis zur Bildung einer Graffiti-Akademie. Aufgrund dieser Herangehensweise bildete sich eine neue Art des Standortmarketings heraus. So kam es zu einer Belebung des Areals durch insgesamt 500.000 Besucher diverser Veranstaltungen (vgl. Kabelwerk 2004, S. 78 ff.). 212
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Abbildung 6-14: Kabelwerk: Wohnblock »Loft' Bild: W. Strahl
Basierend auf einem partizipativen Planungsverfahren und anhand der Diskussions- und Kommunikationsbeiträge aller beteiligten Akteure kristallisierte sich klar heraus, dass die Nachnutzung der Brachfläche den Grundsatz der Durchmischung der Daseinsgrundfunktionen verfolgen sollte. So entstanden im Zeitraum von 2004 bis 2008 auf der ca. 7 ha großen Fläche nicht nur 13 individuelle Wohnblöcke mit 964 geförderten Wohnungen für ca. 3000 Menschen, sondern auch Einrichtungen der sozialen Infrastruktur wie Kindergarten, Ärzte oder Apotheke, aber auch Bürogebäude, ein Hotel und Geschäfte des täglichen Bedarfs (Bank, Drogerie, Lebensmittelmarkt etc.) sowie zahlreiche Freizeiteinrichtungen (Spielplätze, Parks, Gemeinschaftsschwimmbad etc.) (vgl. www.kabelwerk.at). Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
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Das Kabelwerk ist öffentlich durch die U6-Station Tscherttegasse gut angebunden. Auch die S-Bahnen S1 und S2 sowie die Regionalbahn R11 und die Badner Bahn befinden sich in unmittelbarer Nähe. Die Anbindung an den MIV gestaltet sich durch das Einbahnstraßensystem hingegen ein wenig schwierig, obwohl sich die Breitenfurter und die Altmannsdorfer Straße sowie die A23 ebenfalls in näherer Umgebung befinden. Die Wohnblöcke der Kabelwerkanlage mit unterschiedlichen Namen wie »Gartenhof«, »Kabelwerkkarree« oder »Siedlung am Park« besitzen ein facettenreiches Wohnungsangebot von Garten- und Dachterrassenwohnungen über Maisonetten und Home-Offices bis hin zu Atrium-Häusern. Zudem sind die Wohnungen mit unterschiedlichen Freibereichen wie Loggien, Baikonen, Terrassen oder Eigengärten ausgestattet. Besonders hervorzuheben ist hierbei der Wohnblock »Fabrik«, bei dem bewusst die Außenmauern des ehemaligen Fabrikgebäudes stehen gelassen wurden. Zum einen als Wiedererkennungswert der ehemaligen Kabel- und Drahtwerke AG, zum anderen aber auch zum Zwecke der Identitätsstiftung für die ehemalige Arbeiterschaft, die angrenzend lebende Wohnbevölkerung sowie die neuen Bewohner der Anlage. Das Fabrikgebäude beherbergt heute 52 geförderte Mietwohnungen mit ein bis vier Zimmern. So findet man Maisonetten, Dachgeschosswohnungen mit Terrassen, Loggien sowie Erdgeschosswohnungen mit Eigengärten oder Terrassen vor (vgl. www.kabelwerk.at). Das Besondere an der Kabelwerkarchitektur ist ein sogenannter »Wrap-around«-Ansatz. Dem öffentlichen Raum wurde das erste Mal in der neueren Planungsgeschichte der Stadt die gestalterische Trägerfunktion zuerkannt, so dass sich die Architektur quasi um die öffentlichen Freiräume »wickelt« und nicht umgekehrt die Freiräume die Rest- und Zwischenflächen zwischen den städtebaulich fixierten Baukörpern darstellen (vgl. Kabelwerk 2004, S. 90). Die Gesamtkosten der Revitalisierung belaufen sich in etwa auf 150 Millionen €, wovon die Stadt Wien 40 Millionen € übernommen hat. Zudem bestand bei der Planung die Intention, heterogene Strukturen des umgebenden Stadtraums (Schrebergärten, zweigeschossige Reihenhäuser, Einfamilienhäuser, Megagemeindebau »Am Schöpfwerk«) mit dem neu geschaffenen Stadtraum zu verknüpfen. Die Anlage ist autofrei und durch eine vielfache Durchwegung gekennzeichnet, wobei zahlreiche Plätze als Orte der Begegnung (Piazzas, Promenaden) geschaffen wurden, wie etwa der Otto-Bondy-Platz. Als identitätsstiftend stellt die Bezeichnung von Straßen- bzw. Ortsnamen bewusst den Bezug zur ehemaligen Funktion des Areals her. Ehemalige Bezugspunkte wie die Fassade der alten Fabrikshalle blieben, eingefügt in die neue Bausubstanz, erhalten, um auf der früheren Identitätswirkung der Anlage aufzubauen 214
Prozesse der Stadtentwicklung
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"LUX-GEBAUDE"
Abbildung 6-15: Kabelwerk-Modellbezeichnungen Quelle: www.kabelwerk.at
und den Wünschen der Anrainer gerecht zu werden. Die Trinität, bestehend aus »Arbeiten, Wohnen und Freizeit«, sollte dabei als identitätsstiftender Hintergrund des neuen Stadtteils dienen und stellt einen Versuch dar, die vorhandene Identitätslücke von damals zu schließen. Nicht nur die historische Bausubstanz, sondern auch die neu errichteten Wohnkomplexe wurden baulich und inhaltlich mit spezifischen Themen ausgestattet. Das Konzept der polythematischen Stadt wurde innerhalb des Stadtteils »Kabelwerk« auf der Ebene der einzelnen Wohnblöcke fortgeführt. Die Themen richten sich neben baulichen Besonderheiten, zu denen auch individuell gestaltbare Wohnungsgrundrisse gehören, vor allem auf atmosphärische Gestaltungen wie Belichtungskonzepte, Kommunikationsräume oder die Harmonie von Alt und Neu. Dem Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit wird durch das Konzept des geförderten Wohnbaus entsprochen. Neben geförderten Eigentumswohnungen dominieren vor allem geförderte Mietwohnungen. Tabelle 6-1: Kabelwerk: Modellbezeichnungen und Projektbesonderheiten Modellbezeich nung
Wohnungen
Rechtsform *)
Projektbesonderhelten
Gartenhof (Wohnhaus + Hotel)
46
CE
Im östlichen Teil des Areals befindet sich ein Wohngebäude, in der Eingangszone findet sich ein Hotel mit Geschäftsgeschoss und einem Veranstaltungssaal.
Lux
58
CE
Dieses Projekt bietet ein besonderes Belichtungskonzept für die jeweiligen Wohnungen, aber auch für die Erschlleßungs- und Gangbereiche. Zentrale, verglaste Lichthöfe ermöglichen auch eine natürliche Belichtung jener Räume, die nicht zur Außenfassade hin orientiert sind. Ein natürlich belichtetes Badezimmer bleibt so kein Luxus. Auch die Gangbereiche profitieren mit zusätzlicher natürlicher Helligkeit und dadurch mit angenehmer Atmosphäre.
Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
215
Modellbezeichnung
Wohnungen
Recbtsform *)
Projektbesonderheiten
Siedlung am Park
70
GE
Genießen Sie das südliche Flair dieser Wohnhausanlage mit erlebnisreichen Grundrissen, intimen Atriumhöfen und einladender Terrassenlandschaft.
Terrassenhaus & Brückenhaus
83
GM
Diese zentral gelegene Wohnhausanlage besteht aus zwei Gebäudeteilen - dem Brückenhaus, einem geschwungenen, brückenartigen Gebäude - dem Terrassenhaus, mit abgestufter Terrassierung helle, verglaste Erschließungsflächen als Begegnungsund Kommunikationsflächen barrierefrei erreichbares Sockelgeschoss mit div. Abstellräumen und groß dimensionierten Einlagerungsräumen
Rundes Eck
65
GM
Anspruchsvolle Architektur gemeinsam mit hochwertiger Innenausstattung. Als zusätzliches Service wird eine besondere Sonderwunschbetreuung für Wohnungsinteressenten angeboten.
Pool-Haus und Solitär
251
GM
Auf dem Areal befinden sich drei Gebäude. Ein Wohnhaus ist frei stehend (Solitär), das zweite befindet sich angrenzend an ein Wohnheim für temporäres Wohnen, auf dessen Dach sich ein für alle nutzbares Schwimmbad befindet.
Karree
80
GM
Organisierte Sonderwunschbetreuung: Als Service und zum ökonomischen Vorteil für die Nutzer wird die Organisation der Sonderwunschausführung vom Bauträger übernommen. Dies ermöglicht umfassende Selbstbestimmung in den individuellen Bereichen, bei Grundrisslösungen und Endausstattungen. Großzügige Eingangshalle mit weitläufigen, lichtdurchfluteten Erschließungsflächen als Begegnungs- und Kommunikationsraum
Griessergarten
73
GM
achtgeschossiges Laubenganghaus mit Hochgarage im unteren Bereich, dreigeschossiges Laubenganghaus mit Maisonetten und kleineren Wohnungen, fünfgeschossiger Teil, in dessen Untergeschossen sich Hochgarage und gewerbliche Flächen befinden. Durch die Lage der Gebäude am höchsten Punkt des Südhanges des Kabelwerk-Areals verfügen die Wohnungen über beste Aussicht.
Treppenhaus
127
GM
Das »Treppenhaus« verfügt über eine großzügige Eingangshalle mit übersichtlichen Erschließungsbereichen und Zugängen zum großen witterungsgeschützten Kinderspielplatz. Als am Südhang des Kabelwerkes gelegenes Wohnhaus verfügen die Wohnungen über einen Fernblick über das Gesamtareal bis hin zum Schneeberg.
Lofts
32
GM
Das Gebäude verbindet moderne Ausstattungsqualität mit dem Loft-Flair eines früheren Fabrikgebäudes. Besondere Raumhöhen und Grundrissangebote stellen den Reiz dieses Bauteils dar.
Fabrik
52
GM
Das bestehende Fabrikgebäude wird erhalten und hofseitig erweitert und mit zwei Dachgeschossen ergänzt. Ein angeschlossenes Kindertagesheim ist von der Hofseite erreichbar. Der transparente Eingangsbereich des Gebäudes und die natürlich belichteten Stiegenhäuser schaffen eine architektonische Harmonie von Alt und Neu. Der hauseigene Kinderspielplatz kann vom Großteil aller Wohnungen eingesehen werden.
*) GE = geförderte Eigentumswohnungen, CM = geförderte Mietwohnungen Quelle: kabelwerk.at 216
Prozesse der Stadtentwicklung
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Abbildung 6-16: Kabelwerk: Themenbau »Pool-Haus« Bild: W. Strahl
Bewohnerbefragungen scheinen die Planungskonzeptionen zu bestätigen23: Die Wohnanlage wird vom Großteil der Bevölkerung durchwegs positiv angenommen und mit positiven Konnotationen wie »jung«, »freundlich«, »sicher« oder »sauber« besetzt und auch von Bewohnern aus der angrenzenden Nachbarschaft genutzt. Der öffentliche Raum des zentralen Platzes wird als einer der liebsten Aufenthaltsorte innerhalb der Wohnanlage genannt. Schon nach einer kurzen Wohndauer von nur 1 bis 2 Jahren bezeichnen sich die meisten Bewohner selbst als Kabelwerker, was bereits auf ein Gemeinschaftsund Identitätsgefühl mit der Kabelwerkwohnanlage schließen lässt. Mit zunehmender Wohndauer wächst die Identifikation mit und die Verbundenheit zum Objekt. »Mental Map«-Untersuchungen stellten fest, dass ca. 90 % von 108 Probanden bereits nach einer kurzen Wohndauer in der Lage waren, die räumliche Dimension der Wohnanlage richtig abzugrenzen, was darauf hinweist, dass sie das Kabelwerk und das angrenzende Wohnumfeld bewusst als ihr (neues) »Zuhause« wahrnehmen.
23
Die Erhebungen wurden im Rahmen des Lehrbetriebes am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien von Studierenden der Lehrveranstaltung »Übungen zur Stadtgeographie«, Leitung: W. Strahl, im Sommersemester 2008 durchgeführt. Neue Urbanität in innerstädtischen Brachen
217
7
Zuwanderung nach Wien Christiane Hintermann
Städte brauchen Einwanderung. Auch wenn viele Bewohner und manche politische Parteien dies nicht wahrhaben wollen, die demographischen Trends sprechen eine eindeutige Sprache. Die Stabilisierung der Bevölkerungszahl - so diese als anzustrebendes Ziel betrachtet wird - ist ohne Zuwanderung unrealistisch. Das gilt für Wien genauso wie für viele andere europäische Städte. Die Geburtenzahlen reichen schon seit Längerem nicht mehr aus, die Zahl der Gestorbenen auszugleichen, und sie sind auch weit davon entfernt, die Elterngeneration zu ersetzen. Dazu kommt als weiterer Faktor die Abwanderung städtischer Bevölkerung ins Stadtumland. Der Wunsch nach dem Eigenheim im Grünen und einem selbst gestaltbaren Wohn- und Lebensraum sind einige der Ursachen für den kontinuierlichen Wegzug aus der Kernstadt in das Stadtumland. Dass die Bevölkerungszahl der meisten Städte der sogenannten Industriestaaten dennoch nicht abnimmt, und in vielen Fällen - wie das Beispiel Wien zeigt - sogar zunimmt, verdanken sie internationalen Wanderungsbewegungen. Die Zuwanderung aus dem Ausland ist die einzige demographische Komponente, die für eine Stabilisierung der Bevölkerungszahl sorgt. Sie gleicht die Abwanderung der Wiener Bevölkerung ins Umland aus und sorgt dafür, dass die Zahl potenzieller zukünftiger Mütter und Väter zunimmt.
7.1 Einwanderung während der Gründerzeit Wien war schon einmal eine multikulturelle Stadt. Die Residenzstadt der Habsburger war ein Anziehungspunkt für Menschen aus vielen Teilen der Monarchie, die in der Hoffnung auf Arbeit, Ausbildung oder Karriere ihre Heimatregionen verließen. Vor allem die Einwanderung von Arbeitskräften im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte Wien zu einer Metropole, die durch ethnische und kulturelle Vielfalt geprägt war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl Wiens außergewöhnlich stark an. Um 1790 hatte die Stadt samt ihren Vorstädten noch 200.000 Einwohner. Diese Zahl erhöhte sich auf knapp 500.000 Einwohner im Jahr 1860. Und nur vierzig Jahre später lebten mehr als zwei Millionen Menschen in Wien; eine Einwohnerzahl, die seither nie wieder Zuwanderung nach Wien
219
erreicht wurde. In manchen Jahren gewann die Stadt rund 30.000 Bürger hinzu, die durchschnittliche Zahl der Neueinbürgerungen lag zwischen 1850 und 1940 bei rund 15.000 pro Jahr (Fassmann/Münz 1995,17). Keine andere Stadt der österreichischen Reichshälfte der k. u. k. Monarchie war als Migrationsziel so attraktiv wie Wien. In dieser Zeit war Wien die zweitgrößte »tschechische« und auch die zweitgrößte »jüdische« Stadt Europas. Immigration war auch die Voraussetzung für die wirtschaftliche Aufschwungphase des Fin de Siècle. Die kundenorientierte Produktion wurde durch die Marktproduktion ersetzt, die Industrialisierung verdrängte die Manufakturarbeit und führte zur Herausbildung einer Arbeiterklasse. »Die Bauindustrie lebte von den >Ziegelböhm wd E
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Prozesse der Stadtentwicklung
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Abbildung 11-26: Hängende Gärten Bild: D. Schönbichler
Abbildung 11-27: Wohnen am Golfplatz Bild: D. Schönbichler
Abbildung 11-28: City Lofts Bild: E. Weinhold Die polyzentrische Stadt: Neue urbane Zentren
383
Verkehrsanbindung Durch die nahegelegenen Autobahnen ist die Wienerberg City für den Individualverkehr gut erschlossen: Über die direkt an die Wienerberg City angrenzende Triester Straße B17 sind sowohl die Wiener Außenring Schnellstraße S1, als auch die oft ausgelasteten Verbindungen Südautobahn A2 und Südosttangente A23 (zum Flughafen) erreichbar. Für einen Standort dieser Größenordnung ist allerdings die öffentliche Erreichbarkeit suboptimal. Die Wienerberg City ist nicht direkt an das hochrangige öffentliche Verkehrsnetz, die U-Bahn bzw. S-Bahn angeschlossen, was von Kritikern als großes Manko angesehen wird. 86 Prinzipiell hatte die Wienerberg City Probleme mit der Erfüllung der Kriterien des Verkehrskonzepts (das für Hochhausprojekte zum Tragen kommt), die Investoreninteressen konnten sich hier aber behaupten (siehe Seiß 2007, S. 96).
86
Zwischen der nächstgelegenen U6-Station Philadelphiabrücke und dem Business Park Vienna liegt etwa ein Kilometer. Zur Überbrückung dieser Distanz verkehrt zwischen der U-Bahn-Station und der Wienerberg City der Shuttlebus 7B. Es verkehren mehrere Buslinien in und durch das Entwicklungsgebiet. Über eine nachträgliche Anbindung an das U-Bahn-Netz wird teilweise spekuliert.
384
Prozesse der Stadtentwicklung
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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1-1: Stephansdom Abbildung 1-2: Gebäude der Nationalbibliothek, Josefsplatz Abbildung 1-3: Schloss Schönbrunn Abbildung 1-4: Wien-von der Randlage zur Mittelpunktslage. . . . Abbildung 1-5: Stadtmodell Wien Abbildung 1-6: Umfahrungsring Wien (geplanter Ausbau bis 2014) . Abbildung 2-1: »Eingang« zur Altstadt: Historische und aktuelle Situation im Bereich Kärntnertor/Kärntner Straße Abbildung 2-2: Funktionale Gliederung der City Abbildung 2-3: Bevölkerungsentwicklung Wiens und der Inneren Stadt 1869-2001 Abbildung 2-4: Durchschnittlicher Quadratmeterpreis Eigentumswohnungen 2009 (in €) Abbildung 2-5: Anteil der Inneren Stadt an den Beschäftigten in Wien insgesamt 1991 und 2001 nach ÖNACE-Abschnitten. (Wirtschaftsabteilungen mit überdurchschnittlichen Beschäftigungsanteilen im 1. Bezirk.) Abbildung 2-6: Baualter der Wohnungen 1991 Abbildung 2-7: Graben mit barocker Pestsäule Abbildung 2-8: Ergänzungsgebiet des Hauptgeschäftsviertels: Antiquitätenviertel - Michaeierdurchgang Abbildung 2-9: Jugendstilportal der Engel-Apotheke - Bognergasse Abbildung 2-10: Zentrum des Regierungsviertels: Bundeskanzleramt (links) und Leopoldinischer Trakt der Hofburg (rechts) Abbildung 2-11: Regierungsviertel: Parlament (links, Vordergrund) und Rathaus (rechts, Hintergrund) Abbildung 2-12: Kulturviertel: Secession Abbildung 2-13: Naturhistorisches Museum Abbildung 2-14: City-Tower, Subzentrum Wien-Mitte Abbildung 2-15: Ruprechtskirche Abbildung 2-16: Haas-Haus Abbildung 2-17: Kaufhaus Steffi Abbildung 2-18: Traditionsbetriebe und Filialketten auf der Kärntner Straße Abbildung 2-19: Ringstraßengalerien Abbildung 2-20: Michaelerplatz Abbildungsverzeichnis
15 17 17 22 25 34 40 41 43 44
46 47 49 50 50 52 53 55 56 59 63 66 67 69 71 72 401
Abbildung 2-21: Kohlmarkt
73
Abbildung 2-22: Naglergasse
75
Abbildung 2-23: A m Hof
77
Abbildung 2-24: Reichskanzleitrakt der Hofburg
80
Abbildung 2-25: Übersichtsplan der Wiener Hofburg
81
Abbildung 2-26: Hofburg - Neue Burg
83
Abbildung 2-27: Mölkerbastei (vorne rechts) - Universität Wien (Hintergrund)
85
Abbildung 2-28: »Skyline« des Finanz- und Regierungsviertels a m Donaukanal
87
Abbildung 3-1: Stadthalle Wien
93
Abbildung 3-2: Rasterviertel im 16. Bezirk, Hasnerstraße
95
Abbildung 3-3: Nächtlicher Blick v o n der Hauptbibliothek auf den Urban-Loritz Platz
99
Abbildung 3-4: In der Reindorfgasse
102
Abbildung 3-5: Blick in den Kauerhof
105
Abbildung 3-6: Neubau Studentenwohnheim/geriatrisches Zentrum
105
Abbildung 3-7: Äußere Mariahilfer Straße / Ecke Kranzgasse: Beispiel für jüngeren Dachausbau
107
Abbildung 3-8: »Alt« neben »Neu« in der Oesterleingasse
107
Abbildung 3-9: Traditionsbetrieb im Rasterviertel, Café Weingartner in der Löhrgasse Abbildung 3-10: Stadthalle-alter Teil und neue Erweiterung
108 ....
109
Abbildung 3-11: Lebendiges Treiben a m Brunnenmarkt und neuer Wohnbau
111
Abbildung 3-12: Yppenplatz mit S t a m m h a u s v o n »Staud's«
112
Abbildung 3-13: Yppenheim
113
Abbildung 3-14: Lugner-City
114
Abbildung 3-15: Gastronomie in den S t a d t b a h n b ö g e n
115
Abbildung 4-1: Bevölkerungsentwicklung 2001-2006
118
Abbildung 4-2: Anteil der Gebäude aus der Bauperiode nach 1990 an allen Gebäuden 2001
120
Abbildung 4-3: Wanderungsfälle innerhalb Wiens, Vergleich 2002 und 2007
121
Abbildung 4-4: Wanderungsfälle innerhalb der Stadtregion Ost ( S R O ) ohne Wien, Vergleich 2002 und 2007
122
Abbildung 4-5: Wanderungsfälle aus Wien in die SRO-Umlandgemeinden, Vergleich 2002 und 2007
123
Abbildung 4-6: Wanderungsfälle aus den SRO-Umlandgemeinden nach Wien, Vergleich 2002 und 2007
124
Abbildung 4-7: Wanderungsfälle v o n außerhalb der Stadtregion nach Wien, Vergleich 2002 und 2007 402
Anhang
125
Abbildung 4-8: Bodenpreis für einfamilienhaustaugliche Grundstücke in €, 2005/06
128
Abbildung 4-9: »Strip-Development« an der Triester Straße (B17) . . 133 Abbildung 4-10: Älterer Trakt der Shopping-City-Süd (SCS)
134
Abbildung 4-11: Industriezentrum-Süd
135
Abbildung 4-12: Gumpoldskirchen
137
Abbildung 4-13: Wohn- und Freizeitanlage Fontana, Clubhaus . . . . 139 Abbildung 4-14: Markttag in Mödling
140
Abbildung 4-15: Reihenhaussiedlung in Maria Enzersdorf
141
Abbildung 4-16: campus 21 in Brunn am Gebirge
142
Abbildung 4-17: Perchtoldsdorf
143
Abbildung 5-1: Wohnungen, erbaut vor 1919, 2001
148
Abbildung 5-2: Räumliche Verteilung der Substandardwohnungen (Kategorie D) in Wien, 1971 und 2001
149
Abbildung 5-3: Grundrissplan eines typischen Arbeitermietshauses aus der Gründerzeit (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts)
151
Abbildung 5-4: Substandardwohnung mit »Bassena« und Gang-WC . 151 Abbildung 5-5: Sanierte gründerzeitliche Wohngebäude (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) mit ausgebautem Dachboden . . .
156
Abbildung 5-6: Frei finanzierte »harte Stadterneuerung« mit Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen (3. Bezirk, M o h s g a s s e )
159
Abbildung 5-7: Sanierung der Moderne, Per-Albin-HanssonSiedlung Ost (erbaut 1966-1977)
163
Abbildung 5-8: Blutgasse (Blickrichtung Domgasse)
167
Abbildung 5-9: Amerlinghaus
169
Abbildung 5-10: Spittelberggasse
170
Abbildung 5-11: Breite Gasse
173
Abbildung 5-12: Kauerhof
177
Abbildung 5-13: Storchengasse
179
Abbildung 6-1: Flächenmäßig größte Brachflächen in Wien, Stand 2009
182
Abbildung 6-2: Neuinwertsetzung durch Nutzungsmischung in der ehemaligen Tabakfabrik Ottakring (16. Bezirk)
184
Abbildung 6-3: Remise - Wohnpark Nordbahnhofareal (2. Bezirk): Crossover-Nutzung der Remise für Kultur und Events
188
Abbildung 6-4: Neuinwertsetzung einer alten Busgarage als Einkaufsmarkt (2. Bezirk, Nordbahnhofareal)
189
Abbildung6-5: »Wohnen am Park« (2. Bezirk, Nordbahnhofareal). . 190 Abbildung 6-6: »Bike City« (2. Bezirk, Nordbahnhofareal)
191
Abbildung 6-7: Campus im A A K H
197
Abbildungsverzeichnis
403
Abbildung 6-8: S t a d t b a h n b ö g e n im Bereich Westgürtel zwischen Brache und Inwertsetzung
198
Abbildung 6-9: M e m b r a n ü b e r d a c h u n g Urban-Loritz-Platz
199
Abbildung 6-10: Gasometer City
203
Abbildung 6-11 : Ambiente der Gasometer City im Industriegebiet Simmering, Ökopark »Ville Verdi«
205
Abbildung 6-12: St. Marx: Rinderhalle, T-Mobile-Center
207
Abbildung 6-13: Campus Vienna Biocenter, Bürogebäude der Fa. Intercell A G
209
Abbildung 6-14: Kabelwerk: W o h n b l o c k »Loft«
213
Abbildung 6-15: Kabelwerk-Modellbezeichnungen
215
Abbildung 6-16: Kabelwerk: Themenbau »Poolhaus«
217
Abbildung 7-1: Ethnische Segregation
227
Abbildung 7-2: Judenplatz: Holocaust-Mahnmal
232
Abbildung 7-3: Griechenbeisel
234
Abbildung 7-4: Polnische Geschäfte im Bereich Garde Kirche (3. Bezirk)
236
Abbildung 7-5: Händler a m Mexikoplatz
237
Abbildung 7-6: M o s c h e e
238
Abbildung 7-7: Brunnenmarkt - ethnische Ö k o n o m i e n
240
Abbildung 7-8: Yppenplatz
241
Abbildung 7-9: Sargfabrik
243
Abbildung 7-10: Islamischer Friedhof
244
Abbildung 8-1: Kennzeichnung v o n Gemeindebauten
249
Abbildung 8-2: Karl-Marx-Hof, 19., Heiligenstädter Straße 8 2 - 9 2
. . 251
Abbildung 8-3: W o h n u n g s z u - und -abgänge sowie Anteil der Gemeindewohnungen 1885-2001
255
Abbildung 8-4: R e u m a n n h o f
258
Abbildung 8-5: Margaretengürtel - »Die Ringstraße des Proletariats«
259
Abbildung 8-6: George-Washington-Hof
260
Abbildung 8-7: Per-Albin-Hansson-Siedlung W e s t
261
Abbildung 8-8: Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost
263
Abbildung 8-9: W o h n p a r k Alteriaa
263
Abbildung 8-10: Hundertwasserhaus
265
Abbildung 8-11 : W o h n p a r k Donaucity: W o h n a n l a g e DeluganMeissl und Delugan
267
Abbildung 8-12: Freihofsiedlung Kagran
268
Abbildung 8-13: Frauen-Werk-Stadt
269
Abbildung 9-1: Shopping-Culture: Shopping-Mall »RingstraßenGalerien«
404
272
Anhang
Abbildung 9-2: Hierarchische und räumliche Struktur der Geschäftsstraßen in Wien 2004
273
Abbildung 9-3: Repräsentation des historischen Ambientes in der Fassade des Flagship-Stores der Schuhmodenkette »Humanic« (Mariahilfer Straße, 6. Bezirk)
277
Abbildung 9-4: Entwicklung des Einzelhandelsindex in der Mariahilfer Straße (6. und 7. Bezirk) 1985-2006
279
Abbildung 9-5: Geschäftsschließungen in der äußeren Mariahilfer Straße (15. Bezirk): Situation 2002 (links) und 2006 (rechts)
281
Abbildung 9-6: Donauzentrum (22. Bezirk, Wagramer Straße). . . . 284 Abbildung 9-7: Flagship-Store (6. Bezirk, Mariahilfer Straße)
286
Abbildung 9-8: »Urban-Entertainment-Center«, Gasometer-City . . . 287 Abbildung 9-9: Verkaufsstände auf dem Naschmarkt
289
Abbildung 9-10: Traditionelles Geschäftsstraßenambiente, Mariahilfer Straße (6. Bezirk)
291
Abbildung 9-11: Eurocenter (Kaufhaus Stafa)
292
Abbildung 9-12: Geschäftsstruktur in der »äußeren« Mariahilfer Straße
293
Abbildung 9-13: Lugner City
294
Abbildung 9-14: Shopping City Süd
297
Abbildung 10-1: Wien, v o m Belvedere aus gesehen, 1758/61 (Bernardo Bellotto, gen. Canaletto)
300
Abbildung 10-2: Wien, v o m Belvedere ausgesehen, ca. 2002
....
300
Abbildung 10-3: Postmoderne Produktion des baulich-kulturellen E r b e s - S c h u t z z o n e n der Altstadt
301
Abbildung 10-4: Sichtachsen und Sichtbeziehungen als Planungsinstrumente der Inszenierung des baulich-kulturellen Erbes
303
Abbildung 10-5: Inszenierung des Rathausplatzes (links) und Inszenierung des Entrees zum Wiener Wurstelprater (rechts). . . . 304 Abbildung 10-6: »Recreational Shopping« im Hauptgeschäftsviertel
307
Abbildung 10-7: Filiale von »H &. M«, denkmalgeschützte Fassade der Fa. E.Braun & Co
308
Abbildung 10-8: Vermarktung des Produktes »Mozart« im Hauptgeschäftsviertel
309
10-9: Funktionswandel in der Altstadt (Auswahl)
311
Abbildung 10-10: »Privatisierung« des Rathausplatzes durch Festivalisierung
313
Abbildung 10-11: Kultur und Kommerz - MuseumsQuartier Wien . . 315 Abbildung 10-12: Eröffnung des Opernballs
316
Abbildung 10-13: Café Museum, Replika der von Adolf Loos gestalteten Innenausstattung
319
Abbildungsverzeichnis
405
Abbildung 10-14: Die Inszenierung des Wiener Rathausplatzes im Jahresablauf (Auswahl)
322/323
Abbildung 10-15: M u s e u m s Q u a r t i e r
324
Abbildung 10-16: M u s e u m s Q u a r t i e r - Ü b e r s i c h t s p l a n
324
Abbildung 10-17: »Kunstplatz Karlsplatz«: Künstlerhaus, Musikvereinssaal, Stadtbahnstation v o n Otto W a g n e r (von links nach rechts)
327
Abbildung 10-18: Schwarzenbergplatz
329
Abbildung 10-19: B o g n e r g a s s e 2, im Jahr 2002 (oben) und 2006 (unten); Ü b e r n a h m e des »Buch- und Kunstantiquariats Gilhofer« durch eine Filiale der Firma Stiefelkönig
333
Abbildung 10-20: Hochholzerhof
334
Abbildung 10-21: Café Griensteidl
335
Abbildung 10-22: Inszenierung der Kaffeehauskultur im Café Central, Figur des »Kaffeehaus-Literaten« Peter Altenberg
336
Abbildung 11-1: Neues urbanes Zentrum: Donau-City
338
Abbildung 11-2: Die polyzentrische Stadtstruktur Wiens: räumliche Verteilung neuer urbaner Zentren, entwickelt seit 1990
339
Abbildung 11-3: Neubautätigkeit und Nachfrage in W i e n 1994-2008 bzw. erwarteter Wert 2009
341
Abbildung 11-4: Gesamtbürofläche und Leerstandsrate 2001-2008 bzw. erwartete Werte für 2009 und 2010
342
Abbildung 11-5: Hochhausentwicklung in Wien
345
Abbildung 11-6: Hallmark-Architektur: Vienna D C Vienna-DC-Towers
346
Abbildung 11-7: Raum-Zeit-Distanzen neuer urbaner Zentren v o m Stadtzentrum (Stephansplatz)
347
Abbildung 11-8: Bürohochhaus »Saturn Tower« - Vienna-DC
349
Abbildung 11-9: W o h n p a r k Donau-City - Mischek-Tower (Bildmitte)
351
Abbildung 11-10: U N O - C i t y - V i e n n a International Center (VIC) . . .
355
Abbildung 11-11: Andromeda-Tower
357
Abbildung 11-12: Strabag-Haus (links), Ares-Tower (rechts)
358
Abbildung 11-13: Copa Cagrana
359
Abbildung 11-14: Tech Gate Tower
361
Abbildung 11-15: W o h n p a r k Alte Donau
362
Abbildung 11-16: W o h n p a r k Neue Donau
363
Abbildung 11-17: Vienna DC - Übersichtsplan
366
Abbildung 11-18: Millennium City und -Tower
367
Abbildung 11-19: Lageplan des »Viertel Zwei« (© beyer.co.at) . . . . 371 Abbildung 11-20: Hoch Zwei im Viertel Zwei, rechts: Messehalle D des Wiener M e s s e g e l ä n d e s
372
Abbildung 11-21: Business-Park-Tower
376
406
Anhang
Abbildung 11-22: Twin Tower 378 Abbildung 11-23: Delugan-Mischek-Tower, Monte Verde, Twin Tower (von links nach rechts) 379 Abbildung 11-24: COOP-Mischek-Tower (Vordergrund) - Sky-Loop SEG-Complex (Hintergrund) 380 Abbildung 11-25: Lageplan Wienerberg City 381 Abbildung 11-26: Hängende Gärten 383 Abbildung 11-27: Wohnen am Golfplatz 383 Abbildung 11-28: City Lofts 383
Abbildungsverzeichnis
407
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1-1: Bevölkerungsentwicklung 1869-2006 (in 1000) 23 Tabelle 1-2: Bevölkerungsentwicklung in Wien, im Umland und in der Stadtregion 26 Tabelle 1-3: Zuwanderung und Ausländeranteil 28 Tabelle 1-4: Wohnungsstruktur 30 Tabelle 1-5: Unselbstständig Beschäftigte im Jahresdurchschnitt (in%) 31 Tabelle 6-1: Kabelwerk: Modellbezeichnungen und Projektbesonderheiten 215/216 Tabelle 7-1: Ausländische Wohnbevölkerung nach der Staatsbürgerschaft 2007 223/224 Tabelle 7-2: Anteil der unselbstständig beschäftigten ausländischen Staatsangehörigen an allen Beschäftigten in ausgewählten Wirtschaftsklassen 2006 225 Tabelle 7-3: Bezirke mit dem höchsten Anteil ausländischer Staatsangehöriger (2007) 226 Tabelle 11-1: Gebäude in bzw. nahe der Vienna DC 364/365 Tabelle 11-2: Bauten des Viertel Zwei 373 Tabelle 11-3: Wohnbauten im Wohnpark Wienerberg City 382
Tabellenverzeichnis
409
Haltepunkteverzeichnis Akademie und Museum für angewandte Kunst (1., Stubenring 5) Amerlingbeisl (7., Stiftgasse 8/Schrankgasse 1) Am Hof Aspanggründe, Eurogate (3., Landstraßer Gürtel/Landstraßer Hauptstraße/ Adolf-Blamauer-Gasse/Aspangstraße) Augustinerkirche (1., Augustinerstraße 3) »Äußere« Mariahilfer Straße Block Stiegergasse/Diefenbachgasse Blocksanierung Dingelstedtgasse Blutgassenviertel (1., Blutgasse 5) Börse (1Schottenring 16) Brunn am Gebirge, campus 21 Brunnenmarkt (16., Brunnengasse) Burggasse Burgtheater (1., Dr.-Karl-Lueger-Ring 2) Café Central (1., Herrengasse 14) Café Griensteidl (1., Michaelerplatz 2) Café Herrenhof (1., Herrengasse 10, Fahnengasse 1) Café im Schottenstift (1., Schottengasse 2) Campus Universität Wien (9., Spitalgasse 2-4/ Aiser Straße 4/Garnisongasse 13) Ehemaliges Amtsgebäude Finanzamt (1., Kärntner Straße 27-33) Ehemaliges Patentamt (1., Kohlmarkt 8-10) Einkaufszentrum Lugner City Fa. E. Braun 81 Co. (1., Am Graben 8) Fa. Stiefelkönig (1., Bognergasse 2) Fähnrichhöfe (1., Blutgasse 9) Figaro-Haus (Mozart-Haus-Vienna) (1., Domgasse 5) Franz-Josefs-Kai, Schwedenplatz Frauen-Werk-Stadt Carminweg (21., Carminweg/ Donaufelder Straße) Freihofsiedlung Kagran (22., Steigenteschgasse) Freyung (Platz vor der Schottenkirche) Garde Kirche (3., Rennweg 5)
P 2-2-38 P 5-4 P 2-1-17
P 6-5 P 2-1-10 P 9-3 P 5-14 P 5-11 P 5-1 P 2-2-32 P 4-10 P 3-11 und P 7-11 P 9-5 P 2-2-28 P10-16 P10-14 P10-15 P10-17 P 6-1 P10-9 P10-13 P 3-18 P10-10 P10-11 P 5-2 P10-7 P 2-2-34 P 8-9 P 8-8 P 2-1-18 P 7-7
Haltepunktverzeichnis
411
Gasometer City (3. und 11., U3-Station Gasometer) George-Washington-Hof (10.,/i2.,Triester Straße/ Wienerbergstraße) Graben Griechenbeisel (1., Fleischmarkt 15) Griechengasse Griechische Kirche (1., Fleischmarkt 13) Gumpoldskirchen Guntramsdorf Haas-Haus, Stephansplatz Hauptbücherei Wien (Urban-Loritz-Platz 2a) Hauptgebäude der Creditanstalt-Bankverein (1., Schottengasse 6-8) Hochholzerhof (1., Tuchlauben 5) Hofburg (1., Michaelerplatz/Ballhausplatz) Hoher Markt Hotel Imperial (1., Kärntner Ring 16) Hundertwasserhaus (3., Löwengasse/Kegelgasse) Industriegebiet Inzersdorf/Drasche-Gründe »Innere« Mariahilfer Straße (Abschnitt Museumsplatz/ Getreidemarkt bis Westbahnhof) IPTwo Business Center (Lerchenfelder Gürtel 43) Islamischer Friedhof Josefsplatz (1., Josefsplatz) Judenplatz Kabelwerk 12., Oswaldgasse 33-51/GrafTitistraße 1-5/ Hoffingergasse 35-37/Thorvaldsengasse 34-44) Karlsplatz Kärntner Straße Kauerhof Kirchstetterngasse Kohlmarkt Kunsthistorisches Museum, Naturhistorisches Museum (1., Burgring 5-7) Löhrgasse Lückenbebauung Oesterleingasse Lugner City (15. Bezirk, Gablenzgasse 5-13) Mahnmal Gestapo-Hauptquartier (1., Morzinplatz) Maria Enzersdorf-Südstadt Mariahilfer Straße Mexikoplatz 412
Anhang
P 6-3 P 8-2 P 2-1-14 P 7-5 P 7-4 P 7-6 P4-6 P 4-5 P 2-1-7 und P10-8 P 3-19 P 2-1-20 P10-12 P 2-2-23 P 2-1-2 P 2-2-39 P 8-6 P 4-2 P 9-2 P 3-17 P 7-15 P 2-1-11 P7-3 P 6-6 P10-4 P2-18 P 3-1 und P 5-13 P 3-9 P 2-1-13 P 2-2-24 P 3-7 P 3-5 P 9-4 P 7-1 P 4-9 P 3-4 P 7-8
Michaelerplatz, Michaeierkirche (1., Michaelerplatz) Millennium City und Millennium Tower (20., Handelskai 94-96) »Miss Sargfabrik« (14., Missindorfstraße 10/4) Mödling Mölkerbastei Moschee (21., Am Hubertusdamm 17-19) MuseumsQuartier (7., Museumsplatz 1) Naglergasse Naschmarkt (4., Areal zwischen Getreidemarkt - Linke und Rechte Wienzeile - Kettenbrückengasse) Neubau Studentenwohnheim und Geriatrisches Zentrum an der Sechshauser Straße Neubaugürtel/Yppenheim (Lerchenfelder Gürtel 57) Oberwaltersdorf, Wohn- und Freizeitanlage Fontana Oper(i., Opernring 2) Palais Theophil Hansen (1., Schottenring 20-24) Parlament (1., Dr.-Karl-Renner-Ring 3) Per-Albin-Hansson-Siedlung-Ost (10., Laaer-Berg-Straße/Alaudagasse/Favoritenstraße/ Franz-Koci-Straße) Per-Albin-Hansson-Siedlung-West (10., Favoritenstraße/Selma-Lagerlöf-Gasse/ Pichelmayergasse) Perchtoldsdorf Postsparkasse (1., Georg-Coch-Platz 2) Ragnarhof (Grundsteingasse 11) Rathaus (1., Rathausplatz) Rathausplatz Reindorfgasse Restaurant Kent (Brunnengasse 61-63) Regierungsgebäude (ehemaliges Kriegsministerium) (1., Stubenring 1) Reumannhof (5., Margaretengürtel/Brandmayergasse) Ringstraßengalerien Ringturm (1., Schottenring 30) Rotenturmstraße Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) Ruprechtskirche (1., Ruprechtsplatz) Sargfabrik (14., Goldschlagstraße 169) Schottengasse
P 2-1-12 P11-2 P 7-14 P4-8 P 2-2-29 P 7-9 P10-2 P 2-1-16
P 9-1 P 3-2 P 3-16 P 4-7 P 2-2-22 P10-18 P 2-2-26
P 8-4
P 8-3 P 4-11 P 2-2-37 P 3-15 P 2-2-27 P10-1 P 3-3 P 3-12 P 2-2-36 P 8-1 P 2-1-9 P 2-2-33 P 2-1-3 P 5-10 P 2-1-1 P 7-13 P 2-1-19
Haltepunktverzeichnis
413
Schwarzenbergplatz P10-5 Schweglerbrücke (Blick zum Westbahnhof) P 3-6 Sechshauser Straße P 5-12 Shopping City Süd (SCS) P 9-6 Spittelberg (7., Burggasse/Breite Gasse) P 5-3 Stadtbahnbögen zwischen Thaliastraße und Aiser Straße P 3-21 Stadthalle P3-8 Stadttempel (1., Seitenstettengasse 4) P 7-2 Staud's (Hubergasse 3) P3-14 Stephansdom P 2-1-5 Stephansplatz P 2-1-6 Storchengasse 15-21 P 5-15 Thaliastraße P3-10 Theater an der Wien (Linke Wienzeile 5) P10-3 Triester Straße (Bi7)/Wienerbergstraße P 4-1 Tuchlauben P 2-1-15 Universität (1., Dr.-Karl-Lueger-Ring 1) P 2-2-30 Urania (1., Uraniastraße 1) P 2-2-35 URBAN II Wien Erdberg - St. Marx, »TownTown« P 6-4 Urban-Loritz-Platz P 3-20 Vienna-DC (Donau-City) (22. Bez.) P11-1 »Viertel Zwei« (2., Vorgartenstraße/Trabrennstraße) P11-3 Volkstheater (7., Neustiftgasse 1) P 2-2-25 Vösendorf, Shopping-City-Süd (SCS) P 4-3 Votivkirche (9., Rooseveltplatz) P 2-2-31 Westgürtel P 6-2 und P 7-10 Wiener Neudorf P4-4 Wiener Ringstraße P 2-2-21 Wienerberg-City-Business-Park (10., Wienerbergstraße) P11-4 Wien-Mitte P10-6 Wohnpark Alterlaa (23., Anton-Baumgartner-Straße) P 8-5 Wohnpark Donaucity und Mischek-Tower (22., LeonardBernstein-Straße 4-8) P 8-7 Wollzeile P 2-1-4 Yppenmarkt/Yppenplatz P 3-13 und P7-12 »Zu den drei großen Kronen« (7., Kirchberggasse 14 bzw. Breite Gasse 11) P 5-8 »Zum Grünen Kranz« (7., Spittelberggasse 26) P 5-7 »Zum schwarzen Adler« (7., Spittelberggasse 5) P 5-5 »Zur heiligen Dreieinigkeit« (7., Breite Gasse 15) P 5-9 »Zur Kohlkreunze« (7., Spittelberggasse 9) P 5-6 414
Anhang
3
JO
£ !0 12
CHRISTINE
EMBLETON-HAMANN,
M A R G R E T H KEILER
UND
I S A B E L L A T E U F L (HG.)
WIEN -
UMWELTSTADTFÜHRER
E I N B L I C K E IN D I E N A T U R
EINER
GROSSSTADT
„Wien - Umweltstadtfuhrer" ist ein Naturfuhrer der besonderen Art. Im Zentrum steht das Gesamtsystem des Wiener Naturraumes, also Stadtlandschaft, Gewässernetz, Klima, Vegetation, Geologie sowie die gestaltende Einflussnahme der Stadtbewohner. Leicht, handlich und mit einem praktischen „Exkursionsteil" ausgestattet mit Vorschlägen für kürzere Spaziergänge, längere Wanderungen und Fahrradtouren im Stadtgebiet, ist der Band der ideale Begleiter zur Erkundung der Wiener Umwelt. Genaue Beschreibungen sowie zahlreiche Abbildungen, Fotos und Karten lassen die Stadtlandschaft Wiens aus einem neuen, naturkundlich-ökologischen Blickwinkel entdecken und erleben.
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BÖHLAU VERLAG, W I E S I N G E R S T R A S S E I , I O I O WIEN. T I + 4 3 ( 0 ) 1 3 3 0 2 4
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