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German Pages [194] Year 2018
Eva B. Ottillinger (Hg.)
WAG N E R , HOF F M A N N, L O O S U N D DA S MÖBE L DE SIGN DE R W I E N E R MODE R N E Künstler, Auftraggeber, Produzenten
Band 37
böhlau verlag wien . köln . weimar
eine publikationsreihe
M MD
der museen des mobiliendepots
Das Buch erscheint zur gleichnamigen Ausstellung im Hofmobiliendepot – Möbelmuseum Wien, 20. März – 7. Oktober 2018
Gedruckt mit Unterstützung der Bundesmobilienverwaltung, Wien
Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien Andreasgasse 7 A-1070 Wien
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung : Kat.-Nr. 29, 39 und 48
© 2018 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H., Wien Köln Weimar Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat : Alexander Riha, Wien Umschlaggestaltung : Michael Haderer, Wien Satz : Michael Rauscher, Wien
ISBN 978-3-205-20047-5
I N H A LT
7 : Vorwort der Reihenherausgeberin · Ilsebill Barta 9 : Einleitung und Dank der Bandherausgeberin · Eva B. Ottillinger 15 : Möbelgeschichten, ein Katalog · Eva B. Ottillinger 109 : Was sind moderne Möbel ? Antworten von Wagner, Hoffmann und Loos · Eva B. Ottillinger 123 : Die kulturellen Netzwerke der Wiener Moderne. Loos, Hoffmann und ihre Klienten · Elana Shapira 135 : Ausgewählte Firmengeschichten · Ursula Graf · Stefan Üner 157 : Die neuen Geschäftshäuser der Möbelproduzenten. Beiträge zur Wiener Architektur-Moderne · Maria Welzig 169 : Liste der häufig zitierten Literatur 171 : Anmerkungen 185 : Abbildungsnachweis 187 : Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots
inhalt : 5
VO RW O RT D E R REIHENHERAUSGEBERIN … Wie weggefegt sind die letzten Reste der traditionellen Copien und Imitationen und die Werke der Kunst sind wieder das geworden, was sie zu allen Zeiten waren: Neugeschaffenes, aus der Künstlerseele Geborenes. Unserem derzeitigen Empfinden ist Rechnung getragen, und die Kunst zeigt uns im reifen Spiegel endlich unser eigenes Bild … Otto Wagner, Die Kunst im Gewerbe, Ver Sacrum III/1900
Im Jubiläumsjahr 2018 feiert Österreich die Einsetzung der ersten Republik vor hundert Jahren nach dem blutigen Ende des 1. Weltkrieges 1918. Darüber hinaus erinnern uns Veranstaltungen und Ausstellungen an den 100jährigen Todestag des Architekten und Universalgestalters Otto Wagner. Beides markiert einen Wendepunkt in der Aufbruchstimmung der klassischen Wiener Moderne in der Interieurkunst und Architektur der vorangegangenen Jahrhundertwende. Zum Jubiläumsthema »Schönheit und Abgrund« der Wiener Museen präsentiert das Hofmobiliendepot Möbel Museum Wien eine Ausstellung zum Werk jener drei Künstler, die beim Ringen um eine neue Form der Wohnkultur und Architektur eine wichtige Rolle spielten : Neben Otto Wagner die – eine Generation jüngeren – Architekten Josef Hoffmann und Adolf Loos. Die drei Protagonisten einigte dabei nicht ein einheitliches »Stilwollen«, sondern die Absetzung vom Stilpluralismus des Historismus, der ihnen gesichtslos gegenüber dem neuen individualisierten Ausdruck der Kunst und allen Lebensbereichen schien. Für die Ausführung der modernen, der Klarheit und Reduktion verpflichteten Interieurs – vom Gesamtkunstwerk bei Otto Wagner bis zu den auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner zugeschneiderten Entwürfe von Adolf Loos – waren die Möbelproduzenten dieser Jahre beauftragt und
verantwortlich. Sie setzten in der Zusammenarbeit mit den Architekten deren Ansprüche und unterschiedlichen Standpunkte um und ihre Betriebe rücken im Katalog sowie in der Ausstellung in den Fokus der Recherchen ; genauso wie das dichte Netzwerk befreundeter oder miteinander verwandter Auftraggeber, die zum Teil zur intellektuellen und ökonomischen Elite Wiens gehörten. Medial begleitet wird die neue Wohnkultur durch die zum Teil scharfe oder auch wohlwollende Auseinandersetzung der Kritiker in ihren Kommentaren. Dabei werden die Salons von Berta Zuckerkandl und Eugenie Schwarzwald zu wichtigen Drehscheiben der Meinungsbildung und Information potentieller Auftraggeber. Dies alles und mehr wird durch die aufschlussreichen und spannenden Beiträge der AutorInnen herausgearbeitet, denen ich an dieser Stelle herzlich danke. Die Ausstellung beleuchtet die Haltung und die Entwürfe der drei Gestaltungskünstler bei den verschiedenen Aufgaben – seien es Geschäftslokale, private Damen- oder Herrenzimmer, Salons oder Badezimmer. Aber sie kann auch wichtige Werke dieser Zeit zusammenführen und anschaulich machen : Durch die gewissenhaften Recherchen der Kuratorin Eva B. Ottillinger ist es gelungen, etwa aus dem Museé d’Orsay in Paris und aus dem Victoria & Albert Museum in London das Damenzimmer aus der Wohnung Turnowsky von Adolf Loos nach Wien zu bringen und wieder einmal als gesamtes Ensemble auszustellen. Aus Privatsammlungen im In- und Ausland können wir das Damenzimmer von Otto Wagner aus seiner Wohnung in der Köstlergasse, die Speisezimmer von Gustav Pollak und Berta Zuckerkandl – beide entworfen von Josef Hoffmann – sowie ein komplettes Herrenzimmer von Adolf Loos erstmals in einem musealen Rahmen präsentieren. Die Ausstellungsgestaltung haben der Designer Robert Rüf und die Grafikerin Larissa Cerny entwickelt. Beide konnten auf Grund der genauen Kenntnis unseres Hauses ein maßgeschneidertes, durchdachtes und vor allem ein ästhetisch ansprechendes Konzept liefern. Ihnen und der Kuratorin
vorwort der reihenherausgeberin : 7
sei für die interessante Umsetzung der Konzeption gedankt ! Nicht zu vergessen der Dank an die vielen engagierten LeihgeberInnen und Museen und – last but not least – dem Team in unserem Hause, das so manche praktische Hürde zu überwinden half. Markus Laumann und Josefa Haselböck von der Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. begleiteten das Projekt mit großer Aufmerksamkeit und Umsicht für die Organisation, das Marketing und die Finanzierung. Das Hofmobiliendepot Möbel Museum Wien hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten – neben den viel beachteten Ausstellungen zur habsburgischen Wohnkultur – zu einem wichtigen Forschungs- und Präsentationsort für modernes österreichisches Möbeldesign entwickelt. Die Publikationsliste zu den mannigfachen Ausstellungen, Katalogen und Untersuchungen zur Kulturgeschichte und Wohnkultur des 20. Jahrhunderts finden Sie, geehrte Leserin, geneigter Leser, am Schluss dieses Buches. Dr. Ilsebill Barta Wissenschaftliche Leiterin Hofmobiliendepot Möbel Museum Wien Silberkammer Hofburg
8 : Ilsebill Barta
EINLEITUNG UND DANK DER BANDHERAUSGEBERIN Eva B. Ottillinger
Die Anlässe 1998 – vor 20 Jahren – wurde das Bundesmobilien depot nach einer umfassenden Generalsanierung und baulichen Erweiterung als Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien (wieder)eröffnet. Das Muse ums konzept umfasste neben der Geschichte der kaiserlichen Wohnkultur auch einen neuen Sammlungsbereich, der dem modernen österreichischen Möbeldesign gewidmet war. Im Zentrum dieser »Neuen Sammlung« standen zu Beginn zwei Ensembles aus der Zeit der Wiener Moderne um 1900 : Möbel aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, 1907 entworfen von Josef Hoffmann, und die Speisezimmereinrichtung für Eugen Stössler, um 1900 entworfen von Adolf Loos. Die Hoffmann-Möbel sind 1969 auf verwaltungstechnischem Wege im Rahmen einer Sachgüterüber gabe von der Staatsdruckerei an die Bundesmobilienverwaltung übergeben worden, da man das alte Mobiliar nicht mehr gebrauchen konnte. Die LoosMöbel konnten 1995 direkt aus Familienbesitz für die Sammlung angekauft werden. Die beiden Ensembles von Josef Hoffmann und Adolf Loos zeigen die große Gestaltungsvielfalt des Wiener Möbel designs in den Jahren um 1900 und wecken das Interesse an einer näheren Betrachtung. (Abb. 1, 2) 2018 stehen die Wiener Museen unter dem Motto »Schönheit und Abgrund«. Anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt und Egon Schiele, Otto Wagner und Kolo Moser richtet sich der Fokus auf die Wiener Moderne um 1900. Im Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien werden die Möbel und Interieurs dieser Zeit ins Blickfeld gerückt. Die Wiener Moderne um 1900 war im Möbeldesign ein
wahres Laboratorium für Gestaltung, dessen kreative Impulse bis heute ausstrahlen. Die Künstlerarchitekten Wiens gehörten zu den Wegbereitern der modernen Formgebung. Im Unterschied zum französischen Art Nouveau und zum deutschen Jugendstil war die Wiener Moderne jedoch kein einheitlicher »Stil«. Das gemeinsame Ziel der Wiener Architekten und Entwerfer war die Ablösung der Stilkopien der Ringstraßen-Zeit durch moderne, zeitgemäße Lösungen. Otto Wagner formulierte die gemeinsame Zielsetzung in »Die Baukunst unserer Zeit« 1914 resümierend folgendermaßen : »Die Kunst unserer Zeit muss moderne, von uns geschaffene Formen bieten, die unserem Können, unserem Tun und Lassen entsprechen.« Wien hatte sich um 1900 unter dem maßgeblichen Einfluss Otto Wagners zu einer modernen Großstadt entwickelt. Im Wien Museum wird sein architektonisches Werk in aller Breite zu sehen sei. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf das Wohnen und Einrichten, Gestaltungsaufgaben, die zur Zeit der Wiener Moderne eine besondere Bedeutung hatten. Die illustriert auch der Bericht von Adolf Loos über das Schlafzimmer für Wagners neue Wohnung in der Köstlergasse, die 1898 bei der Jubiläums-Ausstellung zu sehen war : »Es übt den ganzen zauber des individuellen und persönlichen aus. Niemand anderer könnte darin wohnen, niemand anderer könnte es so voll und ganz auswohnen, erwohnen wie der besitzer selber, Otto Wagner.«
D i e Au s s t e l lu n g Unsere Ausstellung wird in vier Kapitel gegliedert. Die Besucher_innen betreten die Ausstellung gleichsam von der Wiener Ringstraße aus und werden zunächst mit der ersten Wiener Kunstgewerbereform bekanntgemacht, die eine wichtige Voraussetzung für die Wiener Moderne um 1900 war. In den drei Hauptkapiteln stellen wir dann die führenden Architekten der Zeit – Otto Wagner (1841–1918), Josef Hoffmann (1870–1956) und
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Abb. 1 : Geschäftseinrichtung für die k. k. Hof- und Staatsdruckerei von Josef Hoffmann im Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien (Foto : Lois Lammerhuber/Bundesmobilienverwaltung, Wien)
Adolf Loos (1870–1933) – als Innenarchitekten und Möbeldesigner vor und beleuchten ihre unterschiedlichen Positionen zum Wohnen und Einrichten. Dabei zeigen wir die Möbel von Wagner, Hoffmann und Loos in ihrem Funktionszusammenhang als Speisezimmer-, Schlafzimmer- oder Geschäftseinrichtung. Im Wien der Jahrhundertwende hatte sich eine künstlerische Zusammenarbeit zwischen den Architekten, den Produzenten und ihren Auftraggeber_ innen entwickelt. Architektinnen gab es in Wien um 1900 noch keine. Einen wichtigen Aspekt der Ausstellung bilden daher die Möbelproduzenten. Zu den ausführenden Firmen gehörten um 1900 traditionelle Ausstattungsunternehmen wie Friedrich Otto Schmidt oder Portois & Fix, große Kunsttischlereien wie Bernhard Ludwig und Bothe & Ehrmann, aber auch die
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Bugholzmöbelproduzenten Gebrüder Thonet und J. & J. Kohn sowie Hersteller von Möbelstoffen wie die Firma Backhausen. Ein weiterer Aspekt betrifft die Bewohner_innen und Benutzer_innen. Die Auftraggeber_innen der Möbel und Interieurs waren befreundete Künstler und Intellektuelle, Unternehmer und Kaufleute. Zu ihnen gehörte beispielsweise auch die Salonière und Journalistin Berta Zuckerkandl, die uns als Erzählerin durch die Ausstellung führen wird. In ihren Lebenserinnerungen schrieb sie über ihre eigene, 1916 von Josef Hoffmann eingerichtete Wohnung : »Sie trägt das Zeichen der Moderne und auch das Zeichen meiner selbst.« Neben den Architekten und ihren Entwürfen, den Produzenten und Auftraggeber_innen ist damit das vierte Element der Ausstellung angesprochen. Es sind dies Farbfotos von Walter Zednicek, die uns
Abb. 2 : Speisezimmereinrichtung für Eugen Stössler von Adolf Loos im Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien (Foto : Lois Lammerhuber/Bundesmobilienverwaltung, Wien)
Wiener Bauten der Architekten zeigen und historische schwarz-weiß Fotos der Räume, aus denen die ausgestellten Möbel stammen, sowie Zitate zeitgenössischer Kunstkritiker_innen, deren Berichte und Kommentare unsere Ausstellung wie die Stimmen von Erzähler_innen begleiten sollen.
Dank Die Wiener Moderne ist um 1900 von einem kreativen Team entwickelt worden. Auch die Ausstellung und der Katalog konnten nur durch die gute Zusammenarbeit von zahlreichen Personen und Institutionen realisiert werden. Mein Dank gilt zunächst den Autor_innen Dr. Elana Shapira für ihre aufschlussreiche Analyse der Netzwerke von Josef Hoffmann und Adolf Loos, Dr.
Maria Welzig für ihre architekturhistorische Studie über die Geschäftsbauten der Wiener Möbelprodu zenten, Dr. Stefan Üner für die fundiert recherchierten Firmengeschichten der in der Ausstellung präsentierten Möbelproduzenten und Mag. Ursula Graf für die interessante Geschichte des Möbelstoffproduzenten Backhausen. Die sorgfältige Produktion der Publikation lag in den erfahrenen Händen des Böhlau Verlages. Die Neuaufnahmen für den Katalog wurden von Edgar Knaack in bewährter Weise ins Bild gesetzt. Für Leihgaben danken wir folgenden Museen im Ausland : Musée d’Orsay, Paris (Yves Badetz, Elise Dubreuil), Victoria & Albert Museum, London (Christopher Wilk, Johanna Agerman Ross).
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Folgenden Museen in Österreich : MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst Wien (Dr. Rainald Franz, Dr. Silke Geppert, Dr. Sebastian Hackenschmidt), Theatermuseum, Wien (Dir. Dr. Thomas Trabitsch), Musiksammlung der Wien Bibliothek (Dir. Dr. Sylvia Mattl-Wurm) Folgenden Archiven, Galerien und Sammlungen : BAWAG P.S.K. AG, Wien (Prok. Mag. Christian Hofmann), Backhausen Archiv, Klosterneuburg (Mag. art. Dr. Louise Kiesling, Mag. Ursula Graf), Kunsthandel Bel Etage, Wien (Wolfgang Bauer, Mag. Agnes Mayrhofer), Sammlung Julius Hummel, Wien, Privatsammlung M. J., Wien, Lichterloh – Design, Kunst und Antiquitäten, Wien (Dagmar Moser), Kunsthandel Patrick Kovacs, Wien, Galerie bei der Albertina – Zetter (Mag. Katharina Zetter-Karner), Firma Friedrich Otto Schmidt, Wien (Claus Lorenz), Manz GmbH, Wien (Mag. Susanne Stein-Pressl, Dr. Christopher Dietz), Martin Saidler, Schweiz, Stefan Voglhofer, Schwertberg sowie Personen, die nicht namentlich genannt werden möchten. Für Abbildungsvorlagen, Unterlagen und Hinweise danken wir darüber hinaus folgenden Personen und Institutionen : Albertina, Wien ; Österreichische Galerie Belvedere, Wien ; KHM/Verbund, Wien ; Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien ; MA 37, Plansammlung der Stadt Wien ; Dr. Paul Asenbaum, Wien ; Arch. Mag. arch. Erich Bernard, BWM Architekten ; Julio Vives Chillida, Barcelona ; MMag. Bernadette Decristoforo, Technisches Museum Wien ; Mag. Bernhard Hanreich, Archiv Bernhard Ludwig, Wien ; Bernhard Hanreich und Dipl.-Ing. Georg Hanreich, Pram ; Silvia Herkt,
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MA, Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst, Wien ; AR Kurt Hientz, MA 63, GISA Servicestelle, Gewerberecht, Datenschutz und Personenstand ; Prof. Otto Kapfinger, Wien ; Dr. Markus Kristan, Adolf Loos Archiv Albertina (ALA), Wien ; Mag. Tina Lipsky, Secession, Wien ; Dr. Vanja Brdar Mustapić, Museum für Kunst und Gewerbe, Zagreb ; Mag. Therese Muxeneder, Arnold-Schönberg-Center, Wien ; Dr. Burkhardt Rukschcio, Frankreich ; Brigitte Rupp, Wirtschaftskammer Österreich, Wien ; Dr. Elisabeth Schmuttermeier, MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien ; Manuela Salhat, JP Immobiliengruppe, Wien ; Dr. Rolf Steinberg, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Duisburg ; Maximilian Stony, Bezirksmuseum 23. Liesing, Wien ; Mag. Rita Tezzele, Wirtschaftskammer Österreich, Wien ; Mag. Désirée Vasko-Juhász, Wien ; DSA Irma Wulz, BA, Matrikelamt der Israelitischen Kultusgemeinde Wien ; Mag. Peter Zauner, Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz sowie Personen, die nicht namentlich genannt werden möchten. Die Gestaltung der Ausstellung wurde auf einfühlsame Weise vom Designer Mag. Robert Rüf und von der Grafikerin MMag. Larissa Czerny entwickelt und realisiert. An den Recherchen und Beschriftungstexten hat Dr. Stefan Üner mit großem Engagement mitgearbeitet. Die Restaurierungen der hauseigenen Objekte sowie die aufwendigen Montagen von Leihgaben wurden vom gesamten Team der Bundesmobilienverwaltung mit großem Fachwissen und Einsatz durchgeführt. Für PR und Marketing, Leihverträge und Transporte sorgten Mag. Josefa Haselböck, Mag. Evelyn Larcher und Mag. Markus Laumann von der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. in bewährter Weise. Ihnen allen danke ich herzlich für die gute Zusammenarbeit. Mein abschließender Dank gilt meinen Kolleg_innen im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Dr. Ilsebill Barta, Mag. Andreas Gugler, Dr. Charlotta Scheich, Dr. Kurt Schimak, Sabine Appl, Ingrid Blümel und Sabine Gessl für ihre vielfältige Unterstützung.
Abb. 3 : Das Parlament im Bau, um 1876 (Foto : Hermann Heid, ÖNB/Wien, 111.796C)
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Abb. 4 : Das Parlament im Bau, um 1883 (Foto : Raoul Korty, ÖNB/Wien, KO 2013C)
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MÖBELGESCHICHTEN, E I N K ATA L O G Eva B. Ottillinger
Kat.-Nr. 1: Das Gemälde von Carl Moll zeigt das Parlament mit dem 1902 fertiggestellten Pallas-Athene-Brunnen. Die monumentale Figur der griechischen Göttin Pallas Athene mit der Siegesgöttin Nike in ihrer Hand ist eine Arbeit des Bildhauers Carl Kundmann.
D i e V o rg e s c h i c h t e ; D i e R i n g s t r a s s e 1857 verfasste Kaiser Franz Joseph ein Handschreiben, das die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien nachhaltig verändern sollte. Der Monarch ordnete an, die Basteien abzubrechen und um das alte Stadtzentrum eine breite Prachtstraße zu errichten. Die neue Ringstraße sollte Platz für Fußgänger, Reiter und Kutschen bieten und von öffentlichen Gebäuden gesäumt werden. Bereits 1869 konnte das k. k. Hofoperntheater (heute : Wiener Staatsoper) eröffnet werden. D arüber hinaus entstanden an der Ringstraße zahlreiche private Palais. Besonders hervorzuheben sind die von Architekt Theophil Hansen für die Bankiers Todesco, Epstein und Ephrussi geplanten Bauten. 1879, als Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth ihre Silberhochzeit feierten, führte der vom Maler Hans Makart geleitete Huldigungsfestzug noch an mehreren Baustellen vorbei. Die großen öffentlichen Bauten wurden erst danach fertigstellt : das Rathaus und das Parlament 1883, die Universität 1884, das Burgtheater 1888, das Naturhistorische Museum 1889 und das Kunsthistorische Museum 1891. (Abb. 3, 4) Um 1900 wurde die Neugestaltung des Stubenviertels begonnen und der Bau der Neuen Burg fand erst kurz vor dem Ende der Donau-Monarchie seinen Abschluss. Inzwischen war die Formensprache
Kat.-Nr. 1 Gemälde »Ringstraße mit Blick auf das Parlament«, um 1902 Carl Moll Ölgemälde auf Leinwand Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 48.121
des Historismus unmodern geworden. Die kürzlich vollendeten Prachtbauten der Ringstraßen-Zeit wurden kritisiert. Die Wiener Journalistin Berta Zuckerkandl hielt in ihren Lebenserinnerungen Otto Wagners Kritik an der Ringstraßenarchitektur fest, der 1896 sagte : Aber Kaiser Franz Joseph – ich bin deshalb ein Anhänger der Monarchie – hält sich starr und anständig an die Konstitution. Selbst wenn sie ihm etwa so unsympathisch ist wie der Begriff ›Moderne Kunst‹. Er versteht natürlich nichts davon, hat keine Ahnung. Schließlich wurde unter seiner Herrschaft Wien für ewig verschandelt. Die Ringstraße ist eine Musterkarte von Stilkopien, eine lächerlicher als die andere.1
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D i e K u n s tg ewe r b e re f o r m Die Wiener Moderne um 1900 hat sich nicht voraussetzungslos entwickelt. Eine wesentliche Grundlage war die Kunstgewerbereform in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bei der ersten, 1851 im Londoner Kristallpalast veranstalteten Weltausstellung waren die gestalteri schen und herstellungstechnischen Mängel der europäischen Industrieproduktion klar vor Augen getreten. Es galt das europäische Kunstgewerbe zu reformieren. In London wurde daher auf Initiative von Henry Cole das South Kensington Museum (heute : Victoria & Albert Museum) als Mustersammlung und Lehranstalt ins Leben gerufen. Nach dem englischen Vorbild wurde in 1863/1864 auf Betreiben von Rudolf von Eitelberger und Jacob von Falke das Österreichische Museum für Kunst und Industrie (heute : MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst) als erstes Kunstgewerbemuseum am europäischen Kontinent gegründet. An dieses wurde 1867/1868 die Wiener Kunstgewerbeschule (heute : Universität für angewandte Kunst) als Leitinstitution für die Gewerbeschulen in allen Ländern der Donaumonarchie angeschlossen. Bei der Wiener Weltausstellung 1873 konnten dem internationalen Publikum bereits die ersten Erfolge der Wiener Kunstgewerbereform präsentiert werden. Das Hauptziel der Reform war die Bildung des Geschmacks bei den Architekten und Entwerfern ebenso wie bei den Herstellern und Kunden. Die Entwerfer und Produzenten der kunstgewerblichen Erzeugnisse sollten mustergültige Arbeiten aus vergangenen Zeiten im Österreichischen Museum als Vorbilder studieren und nachahmen. Einrichtungshandbücher wie Jacob von Falkes Band »Die Kunst im Hause« erklärten hingegen der bürgerlichen Hausfrau, wie eine »stilvolle« Wohnung einzurichten sei. Vorbilder für moderne Möbel und Interieurs leitete Falke von den Gestaltungsprinzipien der Renaissance ab, für Teppich- und Stoffmuster galt der Orient als vorbildlich, für Porzellanarbeiten die Er-
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zeugnisse Ostasiens. Aus den Reformideen wurde in der Praxis jedoch rasch ein willkürlicher Stilpluralismus, der zum Ruf nach neuen Reformen führte. Kat.-Nr. 2: Architekt Theophil Hansen hatte im Bereich der Wiener Ringstraße das Parlament, die Börse, die Akademie der bildenden Künste und den Musikverein errichtet. Darüber hinaus plante er große Hotels und Wohnbauen wie den Heinrichshof sowie Palais für Mitglieder der kaiserlichen Familie und von wohlhabenden Bankiers wie Ignaz von Ephrussi, deren Einrichtung er bis ins Detail selbst gestaltete. Kat.-Nr. 3: Die Stühle von Michael Thonet aus gebogenem Holz wurden zunächst in den Palais der Fürsten Liechtenstein und Schwarzenberg als Beistellstühle verwendet. Die leichten und preisgünstigen Serienmodelle wurden bald zur typischen Einrichtung der Wiener Kaffeehäuser und feierten bei Weltausstellungen internationale Erfolge. Von den Vertretern der Wiener Kunstgewerbereform blieben diese technischen Innovationen im Möbelbau hingegen unbeachtet. Kat.-Nr. 4: Architekt Gustav Gugitz (1836–1882) war am Bau des k. k. Hofoperntheaters (heute : Wiener Staatsoper) beteiligt und plante den Kaiserpavillon für die Wiener Weltausstellung 1873. Er gehörte als Architekt, Möbelentwerfer und Lehrer in den Kreis der Wiener Kunstgewerbereform. Die Speisezimmereinrichtung besteht aus einer kleinen Anrichte, einem Esstisch mit Stühlen und Armlehnstühlen sowie einer Standuhr, die die Jahreszahl »1877« trägt. Das Ensemble zeigt die für die Wiener Kunstgewerbereform der 1870er Jahre typische Formenwelt der Neorenaissance.
Kat.-Nr. 2 Tisch aus dem Palais Ephrussi, um 1873 Entwurf : Theophil Hansen Ausführung : David Hollenbach Bronze, Tischplatte : Steineinlagen Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 67.527
Kat.-Nr. 3 Stuhl Modellnummer 1, um 1860 Entwurf und Ausführung : Gebrüder Thonet Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, Sitzfläche : Rohrgeflecht Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 68.329
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Kat.-Nr. 4 Speisezimmereinrichtung, um 1877 Entwurf : Gustav Gugitz Ausführung : Heinrich Irmler Nussbaumholz auf Blindholz furniert und politiert, Zinn- und Messingeinlagen, Stoffbespannung : erneuert Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv-Nr. MD 73.150-73.158
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L’ A rt N o u ve au Paris war im späten 19. Jahrhundert im Bereich der Literatur und der bildenden Kunst stichwortgebend für Europa, während in Wien eine Stagnation herrschte. Berta Zuckerkandl berichtet in ihren Lebenserinnerungen über ein Gespräch mit dem Schriftsteller Hermann Bahr, der 1892 aus Paris nach Wien zurückgekehrt war : »Bahr … Endlich zurück ! Wie konnten Sie sich von Paris losreißen ? Drei Jahre waren Sie fort.« – »Herrlich ist es gewesen. Aber : Wenn man ein Gefäß zu lange unter den sprudelnden Quell hält, so läuft es über. Ich habe großartige Dinge erlebt. Zola, die Impressionisten, Dostojewski, Stendhal (…)« – »(…) Wie finden Sie Wien ?« – »Deshalb rufe ich Sie doch in aller Frühe an. Das ist ein Friedhof … Nein, ein Friedhof ist etwas Ehrfurchtgebietendes ; da war einmal etwas. Aber in Wien spürt man ja nicht einmal mehr das !« – »Ein Dornröschenschlaf …« – »Was ! Sie reden von Schlaf ! (…) Wien schnarcht.«2
Bei der Pariser Weltausstellung 1900 wiesen die Ausstellungsbauten, Interieurs und kunstgewerblichen Gegenständen eine neue Formensprache auf, die als L’Art Nouveau bezeichnet wurde. Der Name leitete sich vom Maison de l’Art Nouveau ab, einer Verkaufsgalerie für modernes Kunstgewerbe, die der deutsche Kunsthändler Siegfried Samuel Bing 1895 in Paris eröffnet hatte. Der neue Einrichtungsstil war durch eine florale und vegetabile Formensprache gekennzeichnet, die sich aus den Rocaille-Formen und Blumenmotiven des in den 1880er aktuellen Neorokoko-Stils heraus entwickelt hatte. Das in Paris und Wien ansässige Ausstattungsunternehmen Portois & Fix bot Möbel im neuen Stil auch den Wiener Kunden an. Das französische Vorbild beeinflusste die Wiener Möbelkunst jedoch nicht nachhaltig. Wiener Architekten und Künstler begannen selbst nach zeitgemäßen Formen zu suchen.
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Kat.-Nr. 5 Sitzgruppe, um 1900 Entwurf und Ausführung : Portois & Fix Mahagoni, massiv, teilweise geschnitzt und auf Blindholz furniert, politiert, Messingbeschläge, Sitzflächen und Rückenlehnen : originale Stoffbespannung Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 73.928–73.933
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Kat.-Nr. 6 Tablett von der Pariser Weltausstellung 1900 Entwurf und Ausführung : Louis Majorelle Platane und Mahagoni, massiv und auf Blindholz furniert, Einlegearbeiten in Ahorn, Buchsbaum, Esche, MakassarEbenholz und Olivenholz, Bronzebeschläge MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst Wien, Inv.-Nr.: H 973
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Kat.-Nr. 7 Briefkasten aus der Villa Bahr, 1899 Entwurf : Joseph Maria Olbrich Ahorn, Kupfer, weiße Glassteine Österreichisches Theatermuseum Wien, Inv.-Nr.: QU_O_1554
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Gustav Klimt und Kolo Moser sowie die Architekten Josef Hoffmann und Joseph Maria Olbrich. Olbrich, ein Mitarbeiter in Wagners Baubüro bei der gerade laufenden Planung der Wiener Stadtbahn, entwarf das neue Ausstellungsgebäude der Secession am Karlsplatz. Hier wurden neben der aktuellen Malerei und Plastik auch moderne Möbelentwürfe gezeigt. Besonders nachhaltig war die Wirkung der VIII. Secessions-Ausstellung, bei der im Herbst 1900 Möbelentwürfe von Otto Wagner, Josef Hoffmann und Kolo Moser neben Arbeiten von Henry van de Velde, Charles Robert Ashbee und Charles Rennie Mackintosh vorgestellt wurden. 1897 übernahm Arthur von Scala, davor Leiter des k. k. Orientalischen Museums (später : Handels museum), die Direktion des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Bei den Winterausstellungen waren im Österreichischen Museum moderne Interieurs und detailgenaue Kopien historischer Räume nebeneinander zu sehen. Direktor Scala betrachtete englische Möbel als wichtige Anregungsquelle für die heimische Möbelindustrie. Darin stimmte er mit dem Architekten Adolf Loos überein, der nach einem dreijährigen USA-Aufenthalt 1896 nach Österreich zurückgekehrt war. 1899 wurde Felician von Myrbach zum Direktor der Wiener Kunstgewerbeschule bestellt und setzte Josef Hoffmann, Kolo Moser und Josef Roller als Professoren ein. Die Schüler von Professor Hoffmann beschäftigten sich intensiv mit Einrichtungsfragen. In Wien um 1900 waren daher drei Entwerfer-Generationen nebeneinander tätig und es entstand eine Aufbruchsstimmung im Möbeldesign.
In den 1890er-Jahren vollzog sich in mehreren Kunstinstitutionen Wiens ein Generationswechsel, der zum Anstoß für einen tiefgreifenden Wandel wurde. 1894 wurde Architekt Otto Wagner zum Professor an der Akademie der bildenden Künste berufen. Als Nachfolger von Carl Hasenauer übernahm er die Leitung der Architekturklasse, der er bis 1912 vorstand. Seine Gedanken zum Bauen fasste er 1895 im Buch »Moderne Architektur« zusammen, das – so Kat.-Nr. 7: der Untertitel – »Seinen Schülern ein Führer auf die- Architekt Joseph Maria Olbrich (1867–1908), Schüsem Kunstgebiete« sein sollte. Nach seiner Emeritie- ler von Carl Hasenauer und Mitarbeiter von Otto rung gab er die vierte Auflage 1914 unter dem Titel Wagner, baute für den Schriftsteller Hermann Bahr »Die Baukunst unserer Zeit, Dem Baukunstjünger 1899 ein Wohnhaus im Wiener Vorort Ober St. Veit, ein Führer auf diesem Kunstgebiete« heraus. das als Gesamtkunstwerk zur Gänze vom Architek1897 trat eine Gruppe junger Künstler aus dem ten gestaltet war. Den hölzernen Briefkasten für das Wiener Künstlerhaus aus und gründete die Seces- Haus Bahr entwarf Olbrich in fantasievollen zoosion als neue Vereinigung der bildenden Künstler morphen Form. Österreichs. Zu den Gründern gehörten die Maler
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Kat.-Nr. 8 Schaukelstuhl, ausgestellt bei der Pariser Weltausstellung 1900 Entwurf : Gustav Siegel Ausführung : J. & J. Kohn Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, originale Stoffbespannung Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. 70.817 Kat.-Nr. 9 Stuhl, um 1902 Entwurf : Kolo Moser Ausführung : Prag Rudniker Korbwaren-Fabrikation Feldulme, massiv, Spagatgeflecht Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 76.413
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Abb. 5 : Die Stadtbahn beim Sechshauser Gürtel, um 1910 (Foto : ÖNB/Wien, 23.131 B)
Kat.-Nr. 8: Gustav Siegel (1880–1970) hatte nach seiner Tischlerausbildung die Wiener Kunstgewerbeschule besucht, wo 1899 auch Josef Hoffmann sein Lehrer war. Die Bugholzmöbelfirma J. & J. Kohn beauftragte den damals 20-jährigen mit der Gestaltung des Kohn-Standes bei der Pariser Weltausstellung 1900. Er entwarf völlig neuartige Bugholzmöbel, die großen Erfolg erzielten. Kat.-Nr. 9: Der Maler und Grafiker Kolo Moser (1868–1918) war Mitglied des »Siebener Clubs« und Gründungsmitglied der Secession. Gemeinsam mit Josef Hoffmann und Fritz Wärndorfer gründete er 1903 die Wiener Werkstätte, für die er auch als Entwerfer
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tätig war. Darüber hinaus gestaltete Kolo Moser Ausstellungen in der Secession und entwarf Möbel für J. & J. Kohn und die Prag-Rudniker KorbwarenFabrikation.
Abb. 6 : Die Kreuzung Kärntner Straße/Oper mit Würfeluhr, um 1926 (Foto : ÖNB/Wien, L 20.949)
D i e G ro s s s ta d t, d a s I n t e r i e u r u n d d i e neuen Medien Auch abseits der Ringstraße fanden in der Stadt Wien nachhaltige Veränderungen statt. Im Vordergrund stand der Aufbau der kommunalen Trinkwasserver- und Schmutzwasserentsorgung durch den Bau der beiden Hochquellwasserleitungen und den Ausbau des Kanalnetzes. Es folgten der Aufbau einer städtischen Gas- und später auch der Stromversorgung. Wesentlich war auch die Regulierung des verzweigten Donaustroms, um die Stadt künftig vor Hochwasser zu schützen. Zudem erlebte die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im späten 19. Jahrhundert ein rasantes Bevölkerungswachstum durch den Zuzug aus allen Teilen der Donaumonarchie. Der Bevölkerungsanstieg wird auf anschauliche Weise durch die Tatsache illustriert, dass »Adolph Lehmann’s allgemeiner
Wohnungs-Anzeiger«, das seit 1857 jährlich herausgegebene Wiener Adressbuch, ab 1893 in zwei Bänden pro Jahr erscheinen musste. Die wachsende Großstadt war für Fußgänger nicht mehr durchquerbar. Nach den Plänen von Otto Wagner entstand ein Stadtbahnnetz, dessen Hauptlinien von Heiligenstadt aus entlang des Donaukanals und über den Gürtel führten, sich im Wiental vereinigten und in Hütteldorf endeten. Darüber hinaus wurde der Westen der Stadt durch die von Heiligenstadt nach Hütteldorf führende Vorortelinie in einem äußeren Bogen verbunden, während über die Ringstraße Straßenbahnen oder »Tramways« fuhren. Das Leben auf den Straßen beschleunigte sich, Pünktlichkeit wurde immer wichtiger. Auf den zentralen Plätzen der Stadt gaben große Würfeluhren die »Normalzeit« an. (Abb. 5, 6) Komplement dieser Beschleunigung im öffentlichen Raum war das Interieur. Für einen entspre-
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edierten Wiener Monatshefte für angewandte Kunst »Das Interieur«. Ausgehend von diesen Quellen werden die Möbelentwürfe von Otto Wagner, Josef Hoffmann und Adolf Loos im Kontext ihres ursprünglichen Gebrauchs vorgestellt.
Kat.-Nr. 10 Würfeluhr »Normalzeit«, 1907 Ausführung : Uhrenfabrik Ing. Emil Schauer, Wien Metall, Glas Lichterloh – Design, Kunst und Antiquitäten, Wien
chend wohlhabenden Kreis von Auftraggeber_innen war es Ort der Sicherheit, Privatheit und Identität. Die Gestaltung von Möbeln und Innenräumen wurde eine wichtige Aufgabe für die Architekten der Zeit. Die Geschichten der Möbel und Räume erfahren wir aus den Kommentaren von Wiener Kunstkritiker_innen. Wichtige Quellen sind die Publikationen von Ludwig Hevesi »Acht Jahre Sezession, März 1897–Juni 1905, Kritik – Polemik – Chronik« (1906) und »Altkunst – Neukunst, Wien 1894–1908« (1909) und Berta Zuckerkandls Buch »Zeitkunst, Wien 1901–1907« (1908) sowie ihre aus Tagebüchern zusammengestellten Lebenserinnerungen. Fotos der Interieurs, in denen die Möbel standen, finden wir in den um 1900 neu herausgegebenen Kunstzeitschriften. Zu nennen sind das ab 1898 erschienene Organ der Vereinigung der bildenden Künstler Österreichs »Ver Sacrum«, die ab 1898 vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie herausgegebene Zeitschrift »Kunst und Kunsthandwerk« und die ab 1900 von Josef August Lux
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Kat.-Nr. 10: Im späten 19. Jahrhundert gab es in Wien zahlreiche Uhren auf Kirchtürmen und öffentlichen Bauten. Diese zeigten jedoch noch keine einheitliche Uhrzeit an. In Arthur Schnitzlers im Dezember 1900 in der »Neuen Freien Presse« veröffentlichen Erzählung »Leutnant Gustl« überlegte der Titelheld bei seinem Weg durch das nächtliche Wien daher : »Halb vier auf der Nordbahnuhr … jetzt ist nur die Frage, ob ich mich um sieben nach Bahnzeit oder nach Wiener Zeit erschieß’ ?« 1907 wurde die erste Würfeluhr auf einem Lichtmast an der Kreuzung von Opernring und Kärntnerstraße angebracht. Das technische »Know-how« stammte von der Ersten Wiener Turmuhren- und elektrische Uhren-Fabrik Emil Schauer. 1910 wurde von der Stadt Wien schließlich die mitteleuropäische Zeit (MEZ) eingeführt, um den gesamten öffentlichen Verkehr pünktlich aufeinander abstimmen zu können.
O T TO WA G N E R (1841–1918)
Ot to Wag n e r au s d e r S i c h t d e r W i e n e r Kunstkritik Er war eine echt österreichische Figur : Epikureer, Opti mist, Revolutionär, Skeptiker, Weltmann, Diplomat, gleichzeitig ein Draufgänger bis zur Grobheit. Und – er war ein Prophet. Otto Wagner verkündete den Baustil des 20. Jahrhunderts. Berta Zuckerkandl, Otto Wagner, der große Städtebauer (1896)3 Die allgemeine Kunsterneuerung, die jetzt in Wien vor sich geht, knüpft sich an wenige Namen. Vor allem an den des k. k. Oberbaurats und Professors an der Akademie der bildenden Künste Otto Wagner. Ludwig Hevesi, Otto Wagner (1900)4
Ot to Wag n e r a l s M ö b e l d e s i g n e r
Abb. 7 : Otto Wagner, um 1915 (Foto : Wenzel Weis, ÖNB/Wien, Pf 109.809 :D)
Otto Wagner, Architekt und Professor für Baukunst, entwarf Möbel für seine Bauten und richtete seine eigenen Villen und Wohnungen ein. Dabei war seine Herangehensweise von der Idee des Gesamtkunstwerks bestimmt. Sein künstlerisches Ziel beschrieb er in »Die Baukunst unserer Zeit« so : »Ohne Zweifel kann und muss es soweit kommen, dass nichts dem Auge Sichtbares entsteht, ohne künstlerische Weihe zu empfangen.«5
diesjährigen Jubiläums-Ausstellung verwies.6 Im Oktober-Heft wurden Schlafzimmer- und Badezimmermöbel von Otto Wagner abgebildet, die bei der Jubiläums-Ausstellung zu sehen waren. (Abb. 8) Adolf Loos, der in der »Neuen Freien Presse« über die anlässlich des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph in der Rotunde im Prater veranstaltete Jubiläums-Ausstellung berichtete, schrieb mit großer Begeisterung über diese Arbeiten der Firma Schenzel :
D i e Wo h n u n g i n d e r Kö s t l e rg a s s e , 1898/1899
Gegenwärtig fängt sie [die Einfachheit] bei uns erst an. Das kann man wohl am besten aus dem umstande entnehmen, daß das meistbewunderte zimmer in der Rotunde auch das einfachste ist. Ein schlafzimmer mit bad ist es. Hoftapezierer Schenzel hat es verfertigt und es für denjenigen bestimmt, der es selbst entworfen hat. Ich glaube, daß dies vielleicht den stärksten reiz auf die staunenden beschauer ausübt. Es übt den ganzen zauber des
1898, im ersten Jahrgang der Secessionszeitschrift »Ver Sacrum«, war im September-Heft ein Inserat des k. u. k. Hof-Tapezierers Franz X. Schenzel & Sohn aus Wien-Alsergrund, Nußdorfer Straße 64 zu finden, wo dieser auf seine Präsentation bei der
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Abb. 8 : Möbel von Otto Wagner ausgestellt bei der Jubiläums-Ausstellung 1898, in : Ver Sacrum I/1898 (Bibliothek des Belvedere, Wien) individuellen und persönlichen aus. Niemand anderer könnte darin wohnen, niemand anderer könnte es so voll und ganz auswohnen, erwohnen wie der besitzer selbst, Otto Wagner.7
Die besondere Herangehensweise des Architekten als Möbeldesigner erklärte Loos folgendermaßen : [Wagner] kann nämlich aus seiner Architektenhaut heraus- und in eine beliebige handwerkerhaut hineinschlüpfen. Er macht ein wasserglas – da denkt er wie ein glasbläser und ein glasschleifer. Er macht ein messingbett – er denkt, er fühlt wie ein messingarbeiter. Alles übrige, sein ganzes großes architektonisches wissen und können hat er in der alten haut gelassen. Nur eines nimmt er überall mit : Seine künstlerschaft.8
1898/1899 plante Otto Wagner drei Mietwohnhäuser an der Linken Wienzeile 38/40 und Köstlergasse 3. Im einfachsten der drei neuen Häuser in der Köstlergasse hatte der Architekt im Mezzanin eine kleine Wohnung für sich eingerichtet, die aus einem Vorzimmer, dem Speisezimmer, dem Schlafzimmer, einem anschließenden Badezimmer, sowie einem Kabinett, der Küche und einer Kammer für das Dienstmädchen bestand.9 In dieser Wohnung sollten die vom Hoftapezierer Schenzel ausgeführten Möbel Verwendung finden. 1900 schrieb Ludwig Hevesi über die kürzlich fertiggestellten Wohnbauten Wagners :
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Sein vorderhand letztes Wort in modernem Privatbau sagte er in den drei Häusern der Wienzeile. (…) Die innere Einrichtung dieser Häuser, in durchaus modernen Formen, wie aus einem Guß, künstlerisch und praktisch zugleich, ist etwas Epochemachendes. Sie wird auch gewiß bald in diesem Sinne gewürdigt werden. Ohnehin hat seine Interieurkunst schon vor einigen Jahren die Feinschmecker alarmiert. Auf der großen Jubiläumsausstellung 1898 sahen sie von ihm ein Schlafzimmer und ein Badezimmer, in denen wirklich alle Appetitlichkeiten beisammen waren, vom politierten Dunkelgrün des Holzwerks bis zur kristallenen Badewanne.10
Im dritten, 1900 erschienenen Jahrgang von »Ver Sacrum« wurde dieses nahe der Akademie gelegene »Absteigequartier« mit mehreren Interieurfotos vorgestellt. Zu sehen waren das Speisezimmer (Abb. 9), das Schlafzimmer (Abb. 10, 11) und das Badezimmer. Im Begleittext hieß es dazu : In der Jubiläumsausstellung war das hier durch zwei Cliches wiedergegebene Schlafzimmer exponiert. Der Wandschmuck aus politiertem, gebeiztem Ahornholz mit in den Füllungen eingelegten Handzeichnungen sowie den applicierten Seidentapeten, bei welchen unsere Mitglieder Alfred Böhm und Rudolf Jettmar mitwirkten, fand damals viel Beifall. Die Farbstimmung in diesem Zimmer ist grün mit mässig angewandtem Roth. = Die folgenden zwei Cliches zeigen das kleine Speisezimmer. Eine gelbe Seidentapete mit braunen Sammtapplicatio-
Abb. 9 : Speisezimmer in der Wohnung von Otto Wagner in der Köstlergasse, 1899 (Foto : ÖNB/Wien, Pk 2539, 757) Abb. 10 : Schlafzimmer in der Wohnung von Otto Wagner in der Köstlergasse, 1899 (Foto : ÖNB/Wien, Pk 2539, 754) Abb. 11 : Wand des Schlafzimmers in der Wohnung von Otto Wagner in der Köstlergasse, 1899 (Foto : ÖNB/ Wien, Pk 2539, 759)
nen, Silber und Perlmutter mit gut abgestimmtem Holzton vereinigen sich darin zu einem Accord. = Die beiden letzten Cliches zeigen das Badezimmer. Es ist Weiss, Violett (rauher Handtuchstoff ) und Silber gestimmt. Diese drei Räume, welche den Haupttheil eines Absteigequartiers bilden, weisen auf den praktischen Sinn hin, den diese ›Moderne‹ in der Architektur jederzeit bekunden soll.11
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Kat.-Nr. 11: Die Einrichtung des Speisezimmers bestand aus einem in der Raummitte stehenden Esstisch mit Armlehnstühlen dazu, einer Anrichte mit Marmorplatte, einem Buffetschrank und einem großen Glasschrank, der sich in der Sammlung des MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst befindet. Kat.-Nr. 12: Die Schlafzimmereinrichtung bestand aus zwei Kleiderschränken, die jeweils seitlich neben den Betten standen, sowie zwei Betten und Beistelltischchen aus Metall. Die beiden Kleiderschränke waren ursprünglich grün gebeizt. Kat.-Nr. 13: Textilien waren für Otto Wagner ein wichtiges Element der Interieurgestaltung. Im Schlafzimmer fanden Seidenstoffe mit einem applizierten Kirschbaummotiv bei den Verkleidungen der Wände, den Vorhängen, dem Bettbaldachin und der Bettdecke Verwendung. Die Bettvorleger wiesen das gleiche
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Kat.-Nr. 11 Armlehnstuhl und Buffetschrank aus dem Speisezimmer in der Wohnung Köstlergasse, 1898/1899 Nussbaumholz, massiv und auf Blindholz furniert und politiert, Perlmutteinlagen, Metallbeschläge, Fensterglas, Sitzfläche : Lederbespannung Victoria & Albert Museum, London, Inv.-Nr.: W.141982 und W.14.1,2-1982
Motiv auf. Durch die reiche textile Ausstattung des Raumes entstand der Eindruck, in einem Garten zu schlafen.
Kat.-Nr. 12 Kleiderschrank aus dem Schlafzimmer in der Wohnung Köstlergasse, 1898/1899 Ausführung : Alexander Albert Ahorn, auf Blindholz furniert, dunkelbraun gebeizt (ehemals grün), Messingbeschläge, Spiegelglas BAWAG P.S.K. AG, Inv.-Nr.: Z 080 Kat.-Nr. 13 Entwurf für die textile Wandgestaltung des Schlafzimmers in der Wohnung Köstlergasse, 1898/1899 J. Backhausen und Söhne Aquarell, Tusche und Deckweiß auf Karton Backhausen Archiv, Dess.-Nr. 3226, Inv.-Nr. BA06415
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D a s At e l i e r i n d e r V i l l a i n d e r H ü t t e l b e rg s t r a s s e , 1 8 9 9 Im dritten Jahrgang von »Ver Sacrum« wurde 1900 auch die Villa von Otto Wagner in Wien-Hütteldorf, Hüttelbergstraße 26 in mehreren Fotos vorgestellt.12 Der Anlass waren die 1899 durchgeführten Adaptierungen in der 1888 fertiggestellten Villa. Die linke Pergola wurde verglast und zu einem Atelier umgebaut.13 (Abb. 12) Die Glasfenster für den neuen Raum waren bereits im Herbst 1899 in der Secession zu sehen gewesen. Ludwig Hevesi berichtete über diese Arbeit von Alfred Böhm : Wenn man im Mittelsaale einen Blick durch den großen Bogen rechts wirft, glaubt man in einen Sonnenuntergang zu schauen. Dort ist ein kolossales Glasfenster eingebaut ; eigentlich eine Glaswand mit fünf hohen viereckigen Öffnungen (…) Es ist eine mächtige Herbstlandschaft aus Glasmosaik, richtiger ein Glasbild aus verbleiten Scherben von buntem ›Opaleszent‹. (…) Die Anregung zu diesem prächtigen Werk hat der große Anreger im neuen Wiener Kunstschaffen, Professor Otto Wagner, gegeben. Oder sagen wir statt Anregung Bestellung. Er hat nämlich sein Landhaus bei Hütteldorf, das er Sommer und Winter bewohnt, um ein neues Atelier erweitert, und darin wird diese Glasschöpfung eine Wand bilden.14
Im Herbst 1900 präsentierte Otto Wagner bei der VIII. Secessions-Ausstellung Möbel aus seinem neuen Atelier. Ludwig Hevesi schrieb im November 1900 über diese Ausstellung, bei der auch Arbeiten von Henry van der Velde, Charles Robert Ashbee und Charles Rennie Mackintosh zu sehen waren : Auch Otto Wagner erscheint unter den Möbelleuten der Ausstellung. (…) In der Sezession stehen jetzt auch einige rechte Prachtstücke für sein neues Studio in Hütteldorf. Man erinnert sich ja noch an Böhmes Meisterwerk vom vorigen Winter, jener musivischen Glaswand mit der farbenglühenden Opaleszenz einer Herbstlandschaft. Auf diese Glut ist auch der große viertürige Zeitschriftenkasten gestimmt, indessen hell moosgrün gebeiztes und poliertes Holz jene purpurnen Herbstfarben reichlich
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hineinspielen. Die Türen sind nämlich facettierte Glastafeln mit untergelegter grüner Seide, von der sich eine üppige Hinterglasmalerei abhebt ; dicht aufschießende dunkelgrüne Lorbeerbüsche und darunter breite Querstreifen von rotem Laub in allen Schattierungen. Auch Gold spielt darein ; es ist eine Fanfare der Pracht. Das Innere ist aber vielleicht noch schöner ; violett gebeizt, mit Zweigen und Rosen in zartfarbiger Intarsia und elegant eingelegten Perlmutterstreifen. In architektonischer Hinsicht ist das Möbel nicht so, man möchte sagen, nihilistisch, wie einige Hoffmannsche Meisterstücke, die fast schon auf die reine Idee des Objekts zurückgeführt sind. Allerdings ist der Schrank so groß, daß er eine Art Basis und Bekrönung verlangt, eine Anspielung auf Gesims und Architrav. Dazu hat Wagner zwei Prachtsessel gestellt, von denen der mit gelb geschnittenen Leder und Perlmuttereinlagen besonders gelungen ist.15
Bei einem der beiden von Hevesi erwähnten »Prachtsessel« dürfte es sich um einen Speisezimmerstuhl aus der Wohnung in der Köstlergasse gehandelt haben, der zweite war wohl ein Armlehnstuhl aus Wagners neuem Atelier in Hütteldorf. Kat.-Nr. 14: Zur Einrichtung des neuen Ateliers von Otto Wagner gehörten ein großer Schrank mit Glastüren, der 1899 in der Secession ausgestellt war, ein großer Zeichentisch, Beistelltische aus Metall und Glas sowie zwei Sitzbänke, mehrere Armlehnstühle und Hocker aus Holz und Metall.
Kat.-Nr. 14 Armlehnstuhl aus dem Atelier in der ersten Villa Wagner in der Hüttelbergstraße, um 1899 Mahagoni, politiert, Messing, Sitzfläche und Rückenlehne : erneuerter Stoffbezog von Backhausen Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 74.750
Abb. 12 : Atelier in der Villa von Otto Wagner in Hütteldorf, um 1900 (Foto : ÖNB/Wien, Pk 2539, 771)
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tierte sich der Architekt an der aktuellen Formentwicklung. Die Gesamtform des Hockers entsprach einem Kohn-Modell, das im Herbst/Winter 1901/1902 in der Winterausstellung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie zu sehen war und die Serienmodellnummer 412 trägt. Beim Armlehnstuhl werden die Vorderbeine sowie die Armlehnen und die Rückenlehne aus einem massivgebogen Kantholzstück gebildet. Dies entspricht jenem Armlehnstuhl, den der Hoffmann-Schüler Gustav Siegel für den Kohn-Stand bei der Pariser Weltausstellung 1900 entwickelt hatte und der die Serienmodellnummer 715 trägt. (Abb. 15) Wagners für »Die Zeit« entworfene Sitzmöbel zeichnen sich jedoch durch raffiniert gestaltete Weißmetallschuhe an den Beinen und Aluminiumbeschläge an den Armlehnen aus. Auch das Geflecht der Sitzflächen war mit feinen Aluminiumbändern verstärkt. Abb. 13: Hocker für das Depeschenbüro „Die Zeit“ von Otto Wagner, 1902 in: Das Interieur IV/1903 (ÖNB/ Wien)
Bu g h o l z m ö b e l f ü r d e n D e pe s c h e n s a a l d e r Ze i t u n g » D i e Ze i t « , 1 9 0 2 1903 wurden im vierten Jahrgang der Zeitschrift »Das Interieur« Möbel vorgestellt, die Otto Wagner für den neuen Depeschensaal der Zeitung »Die Zeit« entworfen hatte. (Abb. 13, 14) Die 1894 von Heinrich Kanner, Isidor Singer und Hermann Bahr gegründete Wochenschrift »Die Zeit« war ab 1902 auch als Tageszeitung erschienen. Im selben Jahr wurde Ecke Kärntner Straße/Annagasse ein neues Redaktionsbüro nach Plänen Otto Wagners eingerichtet, das im Erdgeschoß über einen öffentlich zugänglichen Depeschensaal verfügte.16 Für die Bestuhlung der Räumlichkeiten entwarf Otto Wagner Sitzmöbel aus gebogenem Holz, die von der Firma J. & J. Kohn ausgeführt wurden. Bei der Gestaltung des für ihn neuen Werkstoffes orien-
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Bu g h o l z m ö b e l f ü r d i e P o s ts pa rk a s s e , 1905/1906 Im Februar 1907 führten der Architekt Otto Wagner und der Direktor der Postsparkasse, Sektionschef von Schuster, durch das 1904 bis 1906 errichtete Postsparkassengebäude am Stubenring.17 Auch Berta Zuckerkandl gehörte zur Gruppe der geladenen Personen und schrieb begeistert : Dieser Zweckbau ist aber im hohen Grade auch ein Humanitätsbau. Zweitausend Beamte und Beamtinnen leben in licht- und luftdurchfluteten Räumen, (…). Für sie und das im Haus verkehrende Publikum sind alle Massnahmen der sorgsamsten Hygiene angewendet. Marmor, Glas, Kacheln, Aluminium sind die Materialien, denen der Begriff Reinlichkeit förmlich innewohnt.18
Ludwig Hevesi betonte in seinem ausführlichen Bericht über den »Neubau der Postsparkasse« hingegen die Bedeutung des Gebäudes als Gesamtkunstwerk :
Abb. 14 : Armlehnstuhl für das Depeschenbüro »Die Zeit« von Otto Wagner, 1902 in : Interieur, IV/1903 (ÖNB/ Wien) Abb. 15 : Präsentation der Firma J. & J. Kohn bei der Pariser Weltausstellung 1900 von Gustav Siegel, in : Das Interieur I/1900 (ÖNB/Wien)
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Kat.-Nr. 15 Hocker für den Depeschensaal der Zeitung »Die Zeit«, 1902
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Ausführung : J. & J. Kohn Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, Aluminiumbeschläge, Sitzfläche mit Textilbändern und Aluminiumsteifen nach dem Original rekonstruiert Sammlung Hummel, Wien Kat.-Nr. 16 Armlehnstuhl für den Depeschensaal der Zeitung »Die Zeit«, 1902 Ausführung : J. & J. Kohn Buche, massiv gebogen, politiert, Aluminiumbeschläge, Sitzfläche : originale Textilbänder und Aluminiumsteifen, teilweise konserviert Sammlung Hummel, Wien Das Serienmodell des Hockers mit einer Sitzfläche aus Leder trägt die Kohn-Modelnummer 718. Kat.-Nr. 17 Armlehnstuhl für die Pariser Weltausstellung 1900 Entwurf : Gustav Siegel Ausführung : J. & J. Kohn, Serienmodellnummer 715 Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, Messingschuhe, Sitzfläche und Rückenlehne : originale Lederbespannung Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 68.309
Kat.-Nr. 18 Armlehnstuhl aus dem Büro eines Abteilungsdirektors, 1905/1906 Ausführung : Gebrüder Thonet, Serienmodellnummer 6516 Buche, massiv gebogen, schwarz gebeizt und politiert, Aluminiumbeschläge, Sitzfläche : originaler Samtbezug Dauerleihgabe der BAWAG P.S.K. AG Kat.-Nr. 19 Hocker aus dem Kassensaal, 1905/1906 Ausführung : Gebrüder Thonet als Variante ohne Aluminiumbeschläge : Serienmodellnummer 4746 Buche, massiv gebogen, schwarz gebeizt und politiert, Aluminiumbeschläge, Sitzfläche : Sperrholz Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 73.190
Dieser Bau ist ein Markstein in der Geschichte des Wiener Zweck- und Amtsgebäudes und erbringt den Beweis, daß das Heil auch für solche Bauten nicht bei den Baubüros, sondern bei dem einzelnen leistungsfähigen und nach Bedarf erfinderischen Künstler liegt, dessen Talent das Ganze überlassen bleibt.19
Zur Einrichtung fügte er hinzu : Einer der schönsten Säle ist der Bibliotheks- und Sitzungssaal. Er ist weiß, mit grünlichgrauem Holzwerk, dem auch der Bezug des Tisches entspricht. Der ›grüne Tisch‹ ist hier eben von anderer Farbe. Gute leichte Sessel mit halbkreisförmiger Lehne, mit Aluminiumbeschlägen, allerdings mehr zum Sitzen als zum Schlafen tauglich.20
Otto Wagner wählte für jene Möbeltypen, die im Postsparkassengebäude in größerer Stückzahl benötigten wurden, Möbel aus gebogenem Holz, die von der Firma Gebrüder Thonet ausgeführt wurden. Es handelte sich um Hocker für den Kassensaal, Stühle und Schreibtische für die Buchhaltung, Armlehn-
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Kat.-Nr. 20 Stuhl aus einem Großraumbüro, 1905/1906 Mitarbeit : Marcel Kammerer Ausführung : Gebrüder Thonet Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, Sitzfläche : Sperrholz Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 51.567 Kat.-Nr. 21 Stuhl aus einem Großraumbüro, 1905/1906 Mitarbeit : Marcel Kammerer Ausführung : J. & J. Kohn Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, Sitzfläche : Sperrholz Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 73.197
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stühle und Etageren für die Büros der Abteilungsleiter und für den erwähnten Sitzungssaal. Die von Hevesi angesprochenen Armlehnstühle aus dem Sitzungssaal folgten in ihrer Gesamtform erneut jenem Armlehnstuhlmodell, das Gustav Siegel für die Kohn-Präsentation bei der Pariser Weltausstellung 1900 entwickelt hatte. Darüber hinaus war Wagner-Schüler Marcel Kammerer als Mitarbeiter beteiligt.
Kat.-Nr. 22 Schreibtisch aus einem Großraumbüro, 1905/1906 Mitarbeit : Marcel Kammerer Ausführung : Gebrüder Thonet, Serienmodellnummer 8159 Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, Aluminiumbeschläge Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 73.191 Kat.-Nr. 23 Servante aus dem Büro eines Abteilungsdirektors, 1905/1906 Ausführung : Gebrüder Thonet Buche, massiv und massiv gebogen, gebeizt und politiert, Aluminiumbeschläge Dauerleihgabe der BAWAG P.S.K. AG
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Abb. 16 : Damenzimmer in der Wohnung von Otto Wagner in der Döblergasse, 1912, in : Das Interieur, XIV/1913 (Bel Etage, Wien)
Kat.-Nr. 24 Servante, um 1905 Entwurf : Marcel Kammerer Ausführung : Gebrüder Thonet, Serienmodellnummer 8040 Buche, massiv und massiv gebogen, gebeizt und politiert, Messingbeschläge Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 75.770
D i e Wo h n u n g i n d e r D ö b l e rg a s s e , 1 9 1 2 1913 wurde im XIV. Jahrgang der Zeitschrift »Das Interieur« die neue Wohnung von Otto Wagner in der Döblergasse vorgestellt. Der Architekt hatte 1909/1910 ein Mietwohnhaus Ecke Neustiftgasse 40/Döblergasse 2 errichtet. 1911/1912 folgte der Bau des angrenzenden Mietwohnhauses in der Döblergasse 4, in dem er auch eine Wohnung für sich und seine Frau einrichtete. Die Wohnung umfasste einen Salon, ein Speisezimmer, ein angrenzendes Kabinett sowie das gemeinsame Schlafzimmer, das Badezimmer und Wirtschaftsräume.21 (Abb. 16, 17)
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Das neben dem Speisezimmer gelegene Kabinett diente der Frau des Architekten als privater Wohnraum. Das Damenzimmer war mit einer Sitzgruppe, einem kleinen Schreibtisch und Schränken möbliert. Die Möbel aus Vogelahorn wurden von der Firma Bothe & Ehrmann ausgeführt, mit der Otto Wagner auch bei der Einrichtung des Zubaus zum Postsparkassengebäude zusammenarbeitete. Die textile Ausstattung des Raumes – Teppich, Möbelstoffe und Wandbespannungen – wurde von der Firma J.
Abb. 17 : Salon in der Wohnung von Otto Wagner in der Döblergasse, in : Das Interieur, XIV/1913 (Bel Etage, Wien)
Backhausen und Söhne produziert, die ebenfalls an der Ausstattung der Postsparkasse beteiligt war. Der schmale Raum war mit einer Sitzgruppe mit Beistelltischchen, einem Schreibtisch und Schränken eingerichtet.22 Er diente der Hausfrau als Sitzund Schreibzimmer. Die Fotos der Kinder an der Wand verweisen auf den privaten Charakter des Raumes. Dies erinnert an die gemischte Funktion des biedermeierlichen Damenankleidezimmers, das als intimes Konversationszimmer diente. Auch die einfachen, glatten Möbelformen verweisen auf Anregungen aus der Empire- und Biedermeierzeit. Das Textilmuster mit Streifen und Rosenknospen, das beim Teppich, bei der Wandbespannung und bei der Bespannung der Sitzmöbel Verwendung fand, entspricht dem »Blümchen-Streif«-Motiv, das
um 1900 zu Unrecht als typisch für die Zeit des Biedermeier galt. Kat.-Nr. 30: Der Möbelstoff mit dem Motiv der drei Rosen fand auch bei der Einrichtung des Zubaus der Postsparkasse Verwendung.
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Kat.-Nr. 25 Armlehnstühle, Kanapee und Beistelltisch aus dem Zimmer der Frau in der Wohnung Döblergasse, 1912 Ausführung : Bothe & Ehrmann, Wien Vogelahorn, auf Blindholz furniert und politiert, Metallschuhe, Stoffbespannung nach dem Original erneuert Sammlung M. J., Wien (Courtesy Kunsthandel Bel Etage, Wien)
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Kat.-Nr. 26 Pfleilerschrank aus dem Zimmer der Frau in der Wohnung Döblergasse, 1912 Ausführung : Bothe & Ehrmann, Wien Vogelahorn, auf Blindholz furniert und politiert, Metallbeschläge, Fensterglas Privatbesitz (Courtesy Kunsthandel Bel Etage, Wien) Kat.-Nr. 27 Teppichentwurf für das Zimmer der Frau in der Wohnung Döblergasse, 1911/1912 J. Backhausen und Söhne Aquarell auf Papier Backhausen Archiv, Dess.-Nr. 8530, Inv.-Nr. BA06401
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Kat.-Nr. 28 (o.l.) Stoffentwurf für das Zimmer der Frau in der Wohnung Döblergasse, 1911/1912 J. Backhausen und Söhne Gouache auf Papier und Karton Backhausen Archiv, Dess.-Nr. 8530, Inv.-Nr. BA06401 Kat.-Nr. 29 (o.r.) Armlehnstuhl aus dem Salon in der Wohnung Döblergasse, 1912 Mahagoni, politiert, Messingschuhe Sitzfläche : originaler Stoffbezug von J. Backhausen und Söhne Hofmobiliendepot – Möbel Museum, Wien, Inv.-Nr.: 70.822 Kat.-Nr. 30 Stoffentwurf mit drei Rosen für den Salon der Wohnung Döblergasse, 1911/1912 J. Backhausen und Söhne Gouache auf Papier und Karton Backhausen Archiv, Dess.-Nr. 8430, Inv.-Nr. BA 06393
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JOSEF HOFFMANN (1870–1956)
J o s e f H o f m a n n au s d e r S i c h t d e r Wiener Kunstkritik Prof. Josef Hoffmann (…) ist heute, an der Kunstgewerbeschule, einer der stärksten Erzieher der kunstgewerblichen Jugend. Er will nicht ›Schule‹ machen, nicht seinen Geschmack den anderen antrainieren, sondern andere anleiten, ebenso zu suchen und zu finden, wie er. (…) Er ist nicht englisch und nicht amerikanisch, vielmehr wienerisch, ein Urenkel des Biedermeiers, und doch von einer internationalen Modernität. Ludwig Hevesi, Biedermeier und Komp. (1901)23 Das herbe Wien. Es hat auch seinen eigenen Architekten, Prof. Josef Hoffmann, von dem ich an dieser Stelle schon oft genug gesprochen habe. Neben Otto Wagner unstreitig das eigenartigste und organischeste Talent der Kaiserstadt. Er hat tatsächlich einen neuen Wiener Stil geschaffen, der durch die ganze Bau- und Einrichtungskunst hindurch geht und in der ›Wiener Werkstätte‹ (Neustiftgasse 34) sein Nest hat. Ludwig Hevesi, Haus Wärndorfer (1905)24
Abb. 18 : Porträt von Hoffmann, um 1900 (Foto : ÖNB/ Wien, 95.172-B)
Vo r z i m m e re i n r i c h t u n g e n
Im ersten Jahrgang der Zeitschrift »Das Interieur« wurde im Jahr 1900 neben zahlreichen anderen Raumgestaltungen von Josef Hoffmann auch eine Josef Hoffmann als Möbeldesigner Vorzimmereinrichtung mit weiß lackierten Schränken vorgestellt, die von der Firma Bernhard Ludwig Josef Hoffmann, Schüler von Otto Wagner, Profes- ausgeführt worden war.26 (Abb. 19) sor an der Wiener Kunstgewerbeschule und Gründer Die Architekten der Wiener Moderne um 1900 der Wiener Werkstätte, war ein passionierter Innen- gestalteten nicht nur repräsentative Wohnräume für architekt und Möbeldesigner. Er hat in seiner langen ihre Auftraggeber_innen, sondern entwarfen auch Karriere zahlreiche Stilwandel durchlaufen. Über die Einrichtungen für Vorzimmer und Kinderzimdie Grundlagen seiner Entwurfsarbeit schrieb er in mer, Badezimmer und Küchen. »Einfache Möbel« 1901 : »Ich meine, dass man vor Im Text zur abgebildeten Vorzimmereinrichtung allem den jeweiligen Zweck und das Material be- ist zu lesen, dass dieses Vorzimmer zu derselben rücksichtigen sollte.«25 Wohnung gehöre, wie das auf den voranstehenden Seiten abgebildete Speisezimmer.27 Wer die Bewohner_innen waren und wo sich die Wohnung befand, wissen wir noch nicht.
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Abb. 19 : Vorzimmereinrichtung von Josef Hoffmann, um 1899, in Das Interieur, I/1900 (ÖNB/Wien)
Kat.-Nr. 31 Vorzimmerschrank, vor 1900 Ausführung : Bernhard Ludwig, Wien Kiefer, lackiert, Metallbeschläge, Glas Sammlung Hummel, Wien
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Stilistisch betrachtet orientierte sich Josef Hoffmann bei einigen Details des Vorzimmerschranks an Entwürfen von Joseph Maria Olbrich. Der Architekt der Secession verwendete die runden Öffnun gen beispielsweise im Speisezimmer der Wohnung von Dr. Spitzer, für den Hoffmann 1902/1903 ein Wohnhaus auf der Hohen Warte plante.28 Kat.-Nr. 32: Die Garderobewand stammt aus der Wohnung von Dr. Herrmann Wittgenstein, die Josef Hoffmann 1906 in der Porzellangasse 37 eingerichtet hatte.29 Die Garderobewand wurde in traditioneller Tischlertechnik mit Rahmen und Füllung ausgeführt. Die Füllungen wurden weiß lackiert, die Rahmen wurden mit grauem Lack abgesetzt.
Kat.-Nr. 32 Garderobewand aus der Wohnung von Dr. Herrmann Wittgenstein, 1906 Weichholz, lackiert, Messingbeschläge, Spiegelglas MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Inv.-Nr.: H 2087
E i n r i c h t u n g au s d e m At e l i e r h au s vo n E r n s t S tö h r, u m 1 8 9 8 Ernst Stöhr ließ um 1898 in St. Johann am Wocheiner See in Slowenien, wo die Familie seiner Cousine und Ehefrau »Fritzi« (Friederike) Tirmann ein Hotel besaß, ein einfaches Atelierhaus errichten, um in Ruhe seinen künstlerischen Tätigkeiten nachgehen zu können.30 Der Bewohner : Ernst Stöhr (1860–1917) wurde als Sohn eines Geigenbauers in St. Pölten geboren. Er war als Musiker und Schriftsteller, Maler und
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Kat.-Nr. 33 Schlafzimmermöbel aus dem Atelierhaus von Ernst Stöhr, um 1898 Weichholz, ursprünglich grün gebeizt, Zierelemente in Ahorn und Palisander, Messingbeschläge MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Inv.-Nr.: H 2708–H 2721
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Grafiker vielfach begabt. Stöhr besuchte die Wiener Kunstgewerbeschule und danach die Akademie der bildenden Künste. Er wurde Mitglied des Künstlerhauses und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Secession. Seine Arbeiten wurden in der Zeitschrift »Ver Sacrum« vorgestellt. Durch die Erkrankung und den Tod seiner Eltern und seines Onkels geriet Stöhr nach 1902 jedoch in eine depressive Stimmung, die 1917 schließlich zu seinem Selbstmord führte. 1918 wurde ihm in der Secession eine Gedächtnisausstellung gewidmet.31 Die Einrichtung : Josef Hoffmann, der um 1898 für seine Maler-Freunde Max Kurzweil und Kolo Moser die Ateliereinrichtungen gestaltet hatte, unterstützte auch Ernst Stöhr bei der Einrichtung seines Atelierhauses am Wocheiner See. Die einfachen Weichholzmöbel für das Atelier waren ursprünglich grün gebeizt. Ihre Gestaltung entspricht Josef Hoffmanns Formensprache der Zeit, als er das erste Sekretariat für die Secession einrichtete. Ludwig Hevesi schrieb über diesen Raum : »Das Sekretariat aber ist durch Hoffmann in ein förmliches
Ver Sacrum-Zimmer umgewandelt. Die originellen Möbel, so recht in einem ›Brettlstil‹ gehalten (…)«32 Motive, die Hoffmann 1898 in der Zeitschrift »Ver Sacrum« als Buchschmuck veröffentlicht hatte, finden sich als Dekorelemente an den Türen der Schränke aus dem Atelier von Ernst Stöhr wieder.33 Die gesamte, 21 Möbelstücke umfassende Einrichtung des Atelierhauses kam 1983 als Schenkung in die Sammlung des MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst.
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Abb. 20 : Speisezimmereinrichtung der Firma J. & J. Kohn gezeigt bei der Winterausstellung im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, 1901, in : Katalog der Firma J. & J. Kohn, 1906 (Bundesmobilienverwaltung, Wien)
Abb. 21 : Schlafzimmereinrichtung der Firma J. & J. Kohn gezeigt bei der Winterausstellung im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie 1901, in : Katalog der Firma J. & J. Kohn, 1906 (Bundesmobilienverwaltung, Wien)
Bu g h o l z m ö b e l f ü r d i e F i r m a J . & J . Ko h n , 1 9 0 1 – 1 9 0 7
nun einmal nicht – auf alles angewendet. Die Kaminverkleidung sogar ist durch die Kombination von fünf gebogenen Hölzern hergestellt. Schränke mit beiderseits angefügten Flügeln, Standuhren, das Rahmenwerk ganzer Zimmer, alles wird nach Wunsch ›gebogen‹. Die Formen, die dabei mitunter entstehen, sind neu, dem Prinzip der Schaukelstühle, Wiegen und Schlittenkufen verwandt, sodass die Standfestigkeit durch bronzene Eckkugeln unterstützt wird. Natürlich ist diese ganze Industrie noch im Fliessen begriffen, sie bietet Raum für mancherlei technische Einfälle, aber der Fortschritt ist unverkennbar, er hat auch auf der Pariser Weltausstellung gute Figur gemacht.34
Ludwig Hevesi schrieb in »Kunst und Kunsthandwerk« über die im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in der Winterausstellung 1901/1902 präsentierten Bugholzmöbel der Firma J. & J. Kohn : Als Wiener Specialität sind drei Räume hervorzuheben, welche die Firma Jakob und Joseph Kohn durchaus in gebogenem Holze eingerichtet hat. Dieses Material, für das sich die Hoffmann-Schule interessirt, hat durch die moderne Behandlung wesentlich gewonnen. Die Biegbarkeit des Buchenholzes entspricht so gut der modernen Art, in Curven zu denken, und selbst die structiven Probleme dieser Möbel, namentlich der Sitzmöbel, haben in letzter Zeit neue Lösungen gefunden. (Der vorjährige Sessel aus drei Stücken.) Das gebogene Holz, ursprünglich vor allem Sitzmöbelmaterial, wird jetzt – man kann nicht sagen : zwanglos, denn ohne Zwang biegt es sich
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Bei dieser Winterausstellung waren ein Speisezimmer, ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer zu sehen.35 In der Zeitschrift »Kunst und Kunsthandwerk« wurden die Speisezimmereinrichtung »ausgeführt von Jakob und Josef Kohn«36 sowie ein mit »Professor C. Moser« bezeichneter Salonschrank abgebildet.37 Sowohl der Salonschrank, der 1902 auch
bei der Kohn-Präsentation in Turin zu sehen war, als auch die Kleiderschränke des weiß lackierten Schlafzimmermobiliars aus der Winterausstellung (Abb. 20, 21), weisen die neue, von Ludwig Hevesi beschriebene Konstruktionsweise mit kufen-artigen Bugholzrahmen und Metallkugeln auf. Der von Hevesi angesprochene »vorjährige« Armlehnstuhl war ein Entwurf des Hoffmann-Schülers Gustav Siegel, der den Kohn-Stand bei der Pariser Weltausstellung 1900 gestaltet hatte. Die neuen Bugholzmöbel der Firma Kohn sind 1900/1901 einer kreativen Zusammenarbeit entsprungen, die eine Hände-Scheidung der Entwerfer schwierig macht. Auch in seinem zweiten Bericht über die Winter ausstellung 1901/1902 blieb Ludwig Hevesi in diesem Punkt wage, wenn er im November 1901 schrieb : In den letzten Jahren haben alle Ausstellungen Arbeiten gebracht, die den Weg Hoffmanns zu dem immer klareren Ziele zeigen. (…) Wie vorurteilslos er denkt, hat er seit kurzem an einem so verrufenen Materiale, wie das ›gebogene Holz‹ gezeigt. Die Thonetstühle hatten sich die Welt erobert und waren dann in sich selbst erstarrt. Sie blieben auf Restaurants und Konzertsäle beschränkt. Jetzt hat Hoffmann dem gebogenen Holze eine neue Bedeutung verliehen. Aus seiner Sphäre bezieht die Firma Jakob und Josef Kohn die modernen Anschauungen, von denen ihre Fabrikation geleitet ist. Ihre Ausstellung in Paris, wo die ›Gefühlslinie‹ der Sezession sich so natürlich in gebogenes Holz übersetzte, hat großes Aufsehen erregt. Seitdem sind diese Möbel veredelt, vervollkommnet, sie haben einen neuen Sinn, eine neue Eleganz erhalten. Voriges Jahr war ein musterhafter Lehnstuhl ausgestellt, an dem das Problem gelöst war, mit bloß drei struktiven Bestandteilen auszukommen. In der jetzigen Winterausstellung hat die Firma drei komplette Zimmer ausgestellt, welche diese ganze Industrie auf einer neuen Stufe zeigen. Jetzt hat sie wieder eine Zukunft.38
1906 präsentierte die J. & J. Kohn bei der »Imperial Royal Austrian Exhibition« in London mehrere mit Bugholzmöbeln möblierte Wohnräume, zu denen die Firma einen speziellen Katalog herausgab. Un-
Abb. 22 : Schlafzimmereinrichtung der Firma J. & J. Kohn ausgestellt in London, 1906, in : Katalog der Firma J. & J. Kohn, 1906 (Bundesmobilienverwaltung, Wien)
ter den gezeigten Interieurs befand sich auch eine weiß lackierte Schlafzimmereinrichtung, die in der Zeitschrift »The Studio« als Entwurf von Josef Hoffmann vorgestellt wurde.39 (Abb. 22) Die Zusammenarbeit von Hoffmann und Kohn blieb eng. Bei der Kunstschau richtete er 1908 ein komplettes Musterhaus für die Firma ein.40 Darüber hinaus entwarf der Architekt 1904 zur Einrichtung des Speisesaals im Sanatorium Purkersdorf 41 und 1907 des Cabarets Fledermaus42 spezielle Bugholzstühle, die von J. & J. Kohn ausgeführt wurden. Über die Raumausstattung des von der W iener Werkstätte als Gesamtkunstwerk konzipierten Cabarets Fledermaus (Abb. 23) berichtete Ludwig Hevesi : Das Kabarett Fledermaus aber ist wirklich eine reizende Sache. (…) Der Eingang des Lokals ist von der Johannesgasse. Unter die Erde hinab, zwischen Wänden von Marmor, in breiten senkrechten Streifen von Schwarz und Weiß. Überhaupt alles, was die W. W. anrührt, echt ; Materialschwindel darf nicht einmal in der Beichte vorkommen. Unten sind zwei Haupträume : Bar-Room und Theater. (…) Der Bar-Room ist ein Raum, wie ich
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Kat.-Nr. 34 Bett, Nachtkästchen, Kleiderschrank, Toilettetisch und Armlehnstuhl, 1901/1906 Ausführung : J. & J. Kohn Buche, massiv und massiv gebogen, weiß lackiert, Beschläge aus Weißmetall, Fensterglas Sammlung Hummel, Wien
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überhaupt noch keinen gesehen habe. Seine Ausstattung ist ein origineller Coup der dekorativen Phantasie. Die Tapeziererseele müßte da auf Selbstmordgedanken verfallen. Die Wände sind bis hoch hinauf, wo der weiße Putz beginnt, und ebenso die Bar, mit einer Mosaik bedeckt, wie man noch keine gesehen hat. (…) Auf die bunte Greuelgrotte folgt aber ein blühweißer Theatersaal. Ein vollständiges Theaterchen für dreihundert Zuschauer, intim wie das Palaistheater eines Milliardärs. Doch nein, der Neunnullenmensch würde das in weißem Marmor machen lassen, hier ist bloß weißer Putz verwendet, (…) Es geht auch so und ist reizend ; durch die Verhältnisse, den heiteren Ton, die fröhlich fließenden Linien, die eleganten Beleuchtungskörper, die angenehmen Sessel von neuer Form, durch das ganze geschmackvolle Ensemble. Echter Hoffmann. (…) und im Parkett sind Tische mit leicht halbrunden Lehnstühlen.43
Kat.-Nr. 34: Das Nachtkästchen und der Kleiderschrank wurden von der Firma Kohn bereits bei der Winterausstellung 1901 im Österreichischen Museum für Kunst und In-
dustrie gezeigt. Der Toilette- bzw. Schreibtisch waren auch bei der ersten »Esposizione internationale de’arte decorativa moderna« 1902 in Turin zu sehen. Bei der »Imperial Royal Austrian Exhibition« stellte Kohn die Möbel 1906 in London mit weißer Lackierung aus. Das Katalogfoto des Ensembles wurde in »The Studio« als Entwurf Josef Hoffmanns publiziert. Kat.-Nr. 35: Der Armlehnstuhl »Sitzmaschine« wurde von Josef Hoffmann aus vier Bugholzrahmen entwickelt, die die beiden Trageelemente, die Sitzfläche und die Rückenlehne, bilden. Die verstellbare Rückenlehne ist vom sogenannten »Morris Chair« inspiriert, benannt nach William Morris, dem Wegbereiter der britischen Art and Crafts-Bewegung. Das von Hoffmann für Kohn entworfene Modell wurde auch vom Konkurrenzunternehmen D. G. Fischel nachgebaut Kat.-Nr. 36: Josef Hoffmann entwarf für das Cabaret Fledermaus in der Johannesgasse Bugholzstühle mit halbrunden
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Kat.-Nr. 35 »Sitzmaschine«, Armlehnstuhl Modellnummer 670, 1905 Ausführung: J. & J. Kohn Buche, massiv gebogen und Sperrholz, gebeizt und politiert Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 71.448
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Abb. 23 : Zuschauerraum im Cabaret Fledermaus, in : Deutsche Kunst und Dekoration, XXIV/1909 (Bel Etage, Wien)
Armlehnen, die schwarz und weiß lackiert waren. Kat.-Nr. 37: An den statisch relevanten Verbindungen zwischen Der Umschlag des Katalogs weist Quadrat-Motive Stuhlbeinen und Sitzfläche sowie zwischen Arm- auf, die Kolo Moser 1901 in den Heften Nummer lehne und Rückenlehne wiesen sie runde Holzku- 18 und 19 der Zeitschrift »Ver Sacrum« auch als geln als Verstärkung auf. Die Kugeln dienten auch Buchschmuck verwendete. Um 1902 wandte als Farbakzente : schwarz lackierte Stühle hatten Moser das Motiv schließlich dreidimensional weiße Kugeln, weiß lackierte Stühle hatten schwar- auf die Rückenlehne eines für die Prag-Rudniker zen Kugeln. Korbwaren- Fabrikation entworfenen Stuhls. (Kat.- Der Stuhl für das Cabaret Fledermaus wurde von Nr. 9) Auch Josef Hoffmann verwendete um der Firma Kohn mit der Modellnummer 728 auch 1900/1901 Quadrate als Schmuckmotive auf Möbelals Serienmodell produziert und zusammen mit ei- entwürfen. Anschauliche Beispiele sind die Illustranem runden Tisch und einem Kanapee als Garnitur tionen zum 1901 in »Das Interieur« veröffentlichten angeboten. Beitrag »Einfache Möbel, Entwürfe und begleitende Worte von Prof. Josef Hoffmann«.
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Kat.-Nr. 36 Stuhl für das Cabaret Fledermaus und Serienmodellnummer 728, 1907 Ausführung : J. & J. Kohn Buche, massiv gebogen und Sperrholz, schwarz und weiß lackiert bzw. gebeizt und politiert Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 73.271 und MD 73.194 Kat.-Nr. 37 Faltkatalog der Firma J. & J. Kohn zur Pariser Weltausstellung 1900 Umschlagentwurf und Firmenlogo : Kolo Moser Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: H 1388
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Abb. 24 : Speisezimmereinrichtung von Josef Hoffmann in der Wohnung von Gustav Pollak, um 1901, in : InnenDekoration XII/1902 (Bel Etage, Wien)
S pe i s e z i m m e re i n r i c h t u n g au s d e r Wo h n u n g vo n G u s tav P o l l a k , u m 1 9 0 1
heiratete Gustav Pollak Anna Ehrenzweig (1873– 1941).44 Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Sohn Hans (1897–1941) und Tochter Franziska (1898–1943).45 1902 wurden in der Zeitschrift »Innendekoration« Die Familie wohnte zunächst in Atzgersdorf, im mehrere Interieurs aus dem »Haus des Herrn Pollak, Herrenhaus neben der Fabrik, die 1902 nach PläWien« vorgestellt, deren Einrichtung von Josef Hoff- nen von Architekt Josef Maresch umgebaut und mann entworfen und vom Wiener Ausstattungsun- vergrößert wurde.46 Für das Wohnhaus hatte Josef ternehmen Portois & Fix ausgeführt wurden. Die Hoffmann bereits um 1899 einen großen Eckraum Fotos zeigen Räume aus der Wiener Wohnung des mit Schreibtisch gestaltet, der 1900 in »Das InteLederfabrikanten Gustav Pollak. rieur« vorgestellt worden war.47 (Abb. 51) Ab 1902 Der Bewohner : Gustav Pollak (1861–1933) wurde Gustav Pollak in »Lehmann’s allgemeiner wurde in Neu Bidschow in Böhmen geboren. Er Wohnungs-Anzeiger« mit der Adresse Wien-Wieden, war Inhaber der 1888 gegründeten Lederfabrik in Brahmsplatz 2 verzeichnet. 1918 übersiedelte er in Atzgersdorf bei Wien (heute : Wien-Liesing). 1896
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Abb. 25 : Speisezimmereinrichtung von Josef Hoffmann in der Wohnung von Gustav Pollak, um 1901, in : InnenDekoration XII/1902 (Bel Etage, Wien)
die Prinz-Eugenstraße 60, wo er im »Lehmann« bis zu seinem Tod 1933 angeführt wurde.48 Die Einrichtung : Die 1902 in der Zeitschrift »Innendekoration« vorgestellten Interieurs stammen aus der Wohnung am Brahmsplatz 2.49 Josef Hoffmann gestaltete hier ein geräumiges Vorzimmer, das mit weiß lackierten, zum Teil fix eingebauten Möbeln eingerichtet und dessen Wände mit graublauem Stoff bespannt waren, ein Herrenzimmer, das über halbhohe Wandverkleidungen aus Palisanderholz, mit Einlagen aus hellem Zerigottiholz gerahmt, verfügte und mit Sitzmöbeln eingerichtet war, die dazu passend mit gelbem Leder bezogen waren, sowie ein Speisezimmer.50 Das Speisezimmer
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(Abb. 24, 25) hatte halbhohe Wandverkleidungen aus Pitch-Pine-Holz und war mit einem ausziehbaren Esstisch sowie Armlehnstühlen mit dunkelroter Lederpolsterung möbliert. Die Wände des Raumes waren in Gelbgrau gehalten. Große Teile der Speisezimmereinrichtung sind erhalten geblieben und weisen an den Wandverkleidungen, Stuhllehnen und am Esstisch das für Hoffmann später so typische Quadrat-Motiv auf. Es ist nicht überliefert, ob die teils wandfeste und auf die Raummaße genau abgestimmte HoffmannEinrichtung in der Wohnung am Brahmsplatz verblieb, als die Familie 1918 in die neue Wohnung in der Prinz-Eugen-Straße 60 übersiedelte, wo zumin-
Kat.-Nr. 38 Wandverkleidungen, Esstisch und Armlehnstühle aus dem Speisezimmer der Wohnung Gustav Pollak, um 1901 Ausführung : Portois & Fix, Wien Pitch-Pine-Holz auf Blindholz furniert und politiert, Einlegearbeiten in Mahagoni, Kupfer-Beschläge, Fensterglas und Spiegelglas, Sitzflächen : originale
Lederpolsterung Sammlung Hummel, Wien
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dest einzelne Räume im Empire-Stil eingerichtet waren.51 Die Kastenmöbel des Speisezimmers weisen am Holz jedoch Spuren von zumindest einem Umzug auf. Das weitere Schicksal der Familie Pollak ist traurig. 1926 wurde die Lederfabrik in Atzgersdorf stillgelegt. Gustav Pollak starb 1933 hoch verschuldet. Nach dem »Anschluss« Österreichs 1938 wurde das ehemalige Herrenhaus der Fabrik von seiner Familie unter dem Druck des NS-Regimes verkauft. Stücke aus der Empire-Sammlung von Gustav Pollak wurden auf Betreiben eines bekannten NSDAPMitglieds von den Sammlungen der Stadt Wien als »Pollak-Zimmer, Atzgersdorf« erworben. 1941 begingen Gustav Pollaks Frau Anna, sein Sohn und dessen Frau Marianne Selbstmord, seine Tochter Franziska wurde 1943 in Auschwitz ermordet.52
Kat.-Nr. 38: Josef Hoffmann wählte für die Speisezimmereinrichtung ein traditionell wenig repräsentatives Material, nämlich ein Nadelholz. Die ungewöhnliche Maserung des Holzes setzte er jedoch dekorativ ein, wobei das Quadrat das vorherrschende Dekormotiv bildet. Es findet sich an den Füllungen der Wandverkleidungen ebenso wie an den Tischbeinen und den Rückenlehnen der Stühle. Besonders interessant ist die Verwendung von Quadratbändern aus horizontal und vertikal angebrachten Furnierstücken, die den Effekt von gestürzten gestreiften Blöcken ergeben. Dieses von Hoffmann rein flächig angewandte Schmuckmotiv verwendete Adolf Loos häufig als Relief für den oberen Abschluss von Schränken und Wandverkleidungen. (Abb. 54)
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Abb. 26 : Fassade des Geschäftslokals des Verlags der k. k. Hof- und Staatsdruckerei von Josef Hoffmann, 1907 (Foto : WW-Archiv, MAK/Wien)
G e s c h ä f ts lo k a l d e s V e r l ag s d e r k . k . H o f - u n d S ta ats d ru c k e re i , 1 9 0 7 1907 berichtete Ludwig Hevesi darüber, dass das Geschäftslokal des Verlages der k. k. Hof- und Staatsdruckerei von Josef Hoffmann53 neu eingerichtet worden war : Auf der Seilerstätte z. B. hat diesen Sommer der Staat ein großes Haus gebaut, bei dem überall Hoffmannsche Anregungen maßgebend waren. Und das ganze Erdgeschoß ist ein Kaufladen, die Niederlage der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Dieses Geschäft ist von Hoffmann selbst ausgestattet und eingerichtet. Es gehört heute zu den Sehenswürdigkeiten des Tages und lockt die Leute eigens nach der Seilerstätte und der Staatdruckerei, wo sie sonst rein gar nichts zu suchen haben. Es gibt aber nichts Ähnliches in Wien. Und dabei ist es das einfachste, was man sich denken kann. Das ganze Erdgeschoß, mit abgerundeter Ecke, ist nämlich mit geschliffenem, schwarzem schwedischem Granit verkleidet. In diesen sind Fenster und Türen einfach eingeschnitten und jede Öffnung mit einer gemusterten, dicken Rundleiste aus goldgelbem
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Metall eingefaßt. (…) Das Holzwerk an Türen, Fensterrahmen und Mobiliar ist in schwarzer Eiche, die in der W. W. durch Einreibung mit Weiß, das die Maserung hervorhebt, pikant abgetönt wird ; eine ihrer vielen praktisch-dekorativen Erfindungen. Auch alles übrige Detail spricht den wohlbekannten Dialekt der W. W. So ist dieses einfache Geschäft ein Musterstück moderner Empfindungen und Ausführungen geworden.54
Das neue Geschäft befand sich im Erdgeschoß der 1905/1906 von Moritz Ritter von Decastello errichteten Dicasterialgebäudedirektion, der Generaldirektion des Grundsteuerkatasters. Das Ecke Seilerstätte 24/Johannesgasse 19 gelegene Äravialgebäude verfügt über eine abgerundete Ecke. Hier befand sich der Eingang zu den Verkaufsräumen des Verlages der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, deren Geschäftsfassade von Josef Hoffmann mit schwarzem Granit55 verkleidet worden war. 1909 wurden Räume in der Zeitschrift »Deutsche Kunst und Dekoration« mit zahlreichen Fotos vorgestellt.56 (Abb. 26) Die Einrichtung : Vom Eingang aus betraten die Kund_innen zunächst den Hauptraum zum Verkauf der Drucksorten. Dieser große Raum war
Abb. 27 : Hauptraum des Geschäftslokals des Verlags der k. k. Hof- und Staatsdruckerei von Josef Hoffmann, 1907 (Foto : WW-Archiv, MAK/Wien)
mit einer langen Theke, mit Schränken für die Drucksorten, mehreren Stühlen und kleinen Beistelltischen eingerichtet. (Abb. 27) An diesen schloss ein Raum für den Verkauf der Kunstdrucke, der über einen großen Auflagetisch in der Mitte verfügte. Ein weiterer kleiner Raum diente als Sprechzimmer und war mit einem Schreibtisch und einer Sitzgruppe eingerichtet, die aus einer Sitzbank gerahmt von zwei verglasten Kästchen, einem runden Tisch und Armlehnstühlen bestand. (Abb. 28, 29) Entwurfszeichnungen von Josef Hoffmann und Fotos der ausgeführten Räume befinden sich im Archiv der Wiener Werkstätte im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst. Die Einrichtung wurde aus schwarz gebeiztem Eichenholz ausgeführt, in dessen Oberfläche Weiß eingerieben wurde. Josef Hoffmann verwendete
diese Technik mehrfach, um damit die Maserung des Holzes besser sichtbar zu machen. Die Sitzmöbel und Tische entwickelte Hoffmann aus einfachen kreisrunden oder orthogonalen Formen. Die Rückenlehnen der Armlehnstühle sind aus Sprossen gebildet, die Rückenlehnen der Stühle ein Gitterwerk. Bei den Korpusmöbeln sind Rahmen und Füllung auf Gehrung ausgeführt, wobei die Füllungen Quadrat-Motive bilden, wie dies bereits bei den Wandverkleidungen in der Wohnung Pollak der Fall war. Einige erhaltene Möbelstücke gelangten 1969 im Rahmen einer Sachgüterübergabe in die Sammlungen der Bundesmobilienverwaltung. Es handelt sich um Arbeiten der traditionsreichen Wiener Möbelfirma Bernhard Ludwig. An den Schlössern der Kastenmöbel befindet sich der Firmenname.
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Abb. 28 : Kleiner Raum des Geschäftslokals des Verlags der k. k. Hof- und Staatsdruckerei von Josef Hoffmann, 1907 (Foto : WW-Archiv, MAK/Wien)
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Abb. 29 : Kleiner Raum des Geschäftslokals des Verlags der k. k. Hof- und Staatsdruckerei von Josef Hoffmann, 1907 (Foto : WW-Archiv, MAK/Wien)
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Kat.-Nr. 39 Möbel aus dem Geschäftslokal des Verlags der k. k. Hofund Staatdruckerei, 1907 Ausführung : Bernhard Ludwig für die Wiener Werkstätte Eiche, massiv und auf Blindholz furniert, schwarz gebeizt, weiß eingerieben und politiert, Fensterglas, Metallbeschläge Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 33.327, MD 33.335–336, MD 33.338–340, MD 33.343
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Abb. 30 : Speisezimmereinrichtung von Josef Hoffmann in der Wohnung von Berta Zuckerkandl, 1916 (Foto : Bel Etage, Wien) Abb. 31 : Speisezimmereinrichtung von Josef Hoffmann in der Wohnung von Berta Zuckerkandl, 1916 (Foto : Bel Etage, Wien)
S pe i s e z i m m e re i n r i c h t u n g au s d e r Wo h n u n g vo n B e rta Z u c k e rk a n d l , 1 9 1 6 1931 schrieb Berta Zuckerkandl aus Anlass des Zusammenbruchs der Bodencreditbank über ihre Wohnung im Palais Lieben-Auspitz in der Oppolzergasse 6, die gegenüber der Bank lag : Im Lieben-Auspitz-Palais besaß ich im vierten Stock eine Vierzimmerwohnung. Die Aussicht ging auf die stille Oppolzergasse, doch von meinem Vis-à-vis, der Bodencreditbank war den ganzen Tag ein bienenhaftes Summen zu hören (…). Wenn ich mich vorbeugte, blickte ich auf das Burgtheater, den protzigen, überladenen Bau der eklektischen Kunstepoche aus der franzisco-josephinischen Ära. [Dies] wäre für mich trostlos gewesen, hätte ich nicht in meiner Wohnung das wiedergefunden, was als verloren galt. Sie trägt das Zeichen der Moderne und auch das Zeichen meiner selbst. Neuzeitliches ist mit der Vergangenheit in Einklang gebracht. Die Chinasammlung, der mein Mann soviel Liebe gewidmet hatte, verleiht dem weiß-schwarzen Bibliothekszimmer einen seltenen Zau-
ber. Die Wände des Schlafzimmers zieren Gobelins, die wie Bilder wirken … Rechts und links neben dem diwanartigen Bett sind niedrige Bücherregale angebracht. Ich schreibe stets im Bett liegend, deshalb wollte ich die nötigen Nachschlagewerke immer zur Hand haben. Im Bibliothekszimmer steht ein überdimensionaler Diwan, der leicht zehn Personen Platz bietet. Diese Diwanecke ist der Hauptbestandteil meines geselligen Lebens. (…) Auf meinem Diwan wird Österreich lebendig.57
Die Wohnung war 1916 von Josef Hoffmann neu eingerichtet worden und beherbergte bis 1938 den Salon von Berta Zuckerkandl.58 Die Bewohnerin : Berta Zuckerkandl-Szeps (1864–1945) wurde als Tochter des liberalen Herausgebers des »Neuen Wiener Tagblatts« Moritz Szeps geboren, in dessen Kreis auch Kronprinz Rudolf verkehrt hatte. 1886 heiratete sie den Arzt und Anatomen Prof. Emil Zuckerkandl (1849–1910), der ab 1888 dem Anatomischen Institut in Wien vorstand.
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Abb. 32 : Verkaufsraum der Wiener Werkstätte in der Kärntner Straße, 1916 (Foto : WW-Archiv, MAK/Wien)
Berta Zuckerkandl war als Journalistin und Kunst- nach Paris, wo ihre Schwester lebte. 1940 floh sie kritikerin eine engagierte Vertreterin der Wiener zusammen mit ihrem Sohn Fritz weiter nach Algier. Moderne. Sie schrieb unter anderem für »Ver Sac- Ihr dramatischer Bericht wurde unter dem Titel rum«. Wesentliche Artikel wurden 1908 in der Pu- »Flucht ! Von Bourges nach Algier im Sommer 1940« blikation »Zeitkunst, Wien 1901–1907« zusammen- herausgegeben. 1945 kehrte Berta Zuckerkandl nach gefasst. Paris zurück, wo sie im Oktober verstarb. Darüber hinaus führte sie einen Salon, der WisDie Einrichtung : Die 1916 von Josef Hoffsenschaftlern ebenso offen stand wie Künstlern, Mu- mann gestaltete und von der Wiener Werkstätte aussikern und Literaten. Man traf sich zunächst in der gestattete Wohnung lag im vierten Stock des Palais Villa der Familie Zuckerkandl in der Nußwaldgasse Lieben-Auspitz und umfasste Bertha Zuckerkandls in Wien-Döbling, später in der neuen Wohnung im Schlafzimmer, eine geräumige Bibliothek, in der Palais Lieben-Auspitz über dem Café Landmann. sich auch der Salon traf, und ein Esszimmer. (Abb. Das aus Tagebüchern und Briefen zusammenge- 30, 31) Dieser kleine Raum war an den Wänden mit stellte Buch »Österreich intim, Erinnerungen 1892– jenem Rankenmotiv von Arthur Berger tapeziert, 1942« erzählt von ihrem Salon und ihren vielfältigen das Hoffmann 1916 auch in der neuen Modeabteikulturellen und politischen Aktivitäten. lung der Wiener Werkstätte in der Kärntnerstraße Nach dem »Anschluss« Österreichs war Berta 41 verwendet hatte. Die Möbel waren hingegen Zuckerkandl als Jüdin von Verfolgungen durch schwarz gebeizt. (Abb. 32) Die Einrichtung bestand das NS-Regime bedroht. Sie emigrierte zunächst aus einer Anrichte, einem ausziehbaren Esstisch und
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Bugholzstühlen der Firma J. & J. Kohn. Es handelt sich dabei um ein Modell, das Josef Hoffmann 1914 im Kohn-Raum bei der Werkbundausstellung in Köln präsentiert hatte. Das von Artur Berger entworfene Dekormotiv »Mekka« wurde als Tapeten- und Stoffmuster in mehreren Farbstellungen ausgeführt. Für das Speisezimmer von Berta Zuckerkandl wählte Josef Hoffmann goldfarbene Ranken, die mit den schwarzen Möbeln harmonierten. Im Inneren der Anrichte hat sich ein Tapetenrest erhalten, der Auskunft über die Farbstellung gibt.
Kat.-Nr. 40 Anrichte und Esstisch aus dem Speisezimmer der Wohnung von Berta Zuckerkandl, 1916 Ausführung : Josef Soulek (?) für die Wiener Werkstätte Anrichte : Nussbaumholz auf Blindholz furniert, schwarz gebeizt und politiert, Fensterglas, Messingbeschläge ; Aufsatz nach dem Original ergänzt Esstisch : Feldulme, massiv, Tischplatte : Nussbaumholz auf Blindholz furniert, schwarz gebeizt und politiert Sammlung Martin Saidler, Schweiz
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Kat.-Nr. 41 Stühle aus dem Speisezimmer der Wohnung von Berta Zuckerkandl, 1916 Ausführung : J. & J. Kohn, Serienmodel Nummer T 826 Buche, massiv gebogen, Sitzfläche und Rückenlehne : Sperrholz, schwarz gebeizt und politiert Sammlung Martin Saidler, Schweiz Kat.-Nr. 42 Tapetenmuster »Mekka«, 1911–1913 Entwurf : Artur Berger Ausführung : Max Schmidt, Wien Papier, bedruckt MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Inv.-Nr.: WWTAMB 2–10
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Abb. 33 : Speisezimmereinrichtung von Karl Witzmann gezeigt bei der Ausstellung des Wiener Kunstgewerbe-Vereines, 1905, in : Das Interieur, VI/1905 (Bel Etage, Wien)
HOFFMANN-SCHULE
Der Architekt : Carl Witzmann (1883–1952) wurde als Sohn eines Gastwirts in Wien-Erdberg geboren und hatte nach einer Tischlerlehre 1901 bis 1904 an der Wiener Kunstgewerbeschule bei S pe i s e z i mm e re i n r i c h t u n g vo n C a r l Josef Hoffmann Architektur studiert. 1908 begann Witzmann, 1905 er selbst an der Schule zu unterrichten. 1919 bis 1923 war er Professor für Allgemeine Formenlehre, 1905 wurden in der Zeitschrift »Das Interieur« Teile danach bis 1945 Leiter der Fachklasse für Innenareiner Speisezimmereinrichtung vorgestellt, die bei chitektur und Möbelbau. Carl Witzmann war Mitder diesjährigen Ausstellung des Wiener Kunstge- glied der Wiener Werkstätte, des Deutschen und des werbe-Vereins zu sehen waren. Der Entwerfer war Österreichischen Werkbunds. Neben einem breiten Architekt Carl Witzmann, ein Schüler von Prof. Jo- Oeuvre als Designer und Innenarchitekt plante er sef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. auch mehrere Lokale und zahlreiche Villen, darunDie Möbel wurden bei der Ausstellung vom Kera- ter das Haus von Hugo Kirsch.59 miker Hugo Franz Kirsch erworben. (Abb. 33, 34)
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Abb. 34 : Speisezimmereinrichtung von Karl Witzmann gezeigt bei der Ausstellung des Wiener Kunstgewerbe-Vereines, 1905, in : Das Interieur, VI/1905 (Bel Etage, Wien)
Der Bewohner : Hugo Franz Kirsch (1873–1961) von Architekt Carl Witzmann geplante Einfamilienwurde in Haindorf in Böhmen geboren und be- haus in Wien-Mauer, Rudolf-Waisenhorn-Gasse 90 suchte zunächst die Fachschule für keramische In- und nahm die Speisezimmereinrichtung mit in sein dustrie in Teplitz in Nordböhmen und danach die neues Heim. Kunstgewerbeschule in München. 1898 bis 1901 stuDie Einrichtung : Das gesamte Ensemble bedierte Kirsch an der Wiener Kunstgewerbeschule bei steht aus einer großen Anrichte, einer kleinen AnProf. Josef Breitner.60 1906 gründete der Bildhauer richte sowie einem ausziehbaren Esstisch mit Stühdie Wiener keramische Werkstätte, die er zunächst len. Die Möbel wurden vom Wiener Kunst- und in Wien-Hietzing betrieb. Die Arbeiten der Werk- Möbeltischler Karl Vogel aus Wien-Margareten, stätte reichen von Kleinplastik mit biedermeierlichen Brauhausgasse 6861 in Kirschbaumholz ausgeführt Motiven bis zur dekorativen Gebrauchskeramik wie und weisen zahlreiche raffinierte Details auf. Hugo Vasen und Blumentöpfen. Um 1913 übersiedelte der Franz Kirsch hatte die Möbel bis zu seinem Tod Bildhauer Hugo Franz Kirsch, der auch als beeideter 1961 in seiner Villa in Gebrauch. Die SpeisezimmerSchätzmeister und Sachverständiger tätig war, in das einrichtung konnte 2005 direkt aus Familienbesitz
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Kat.-Nr. 43 Speisezimmereinrichtung, 1905 Entwurf : Carl Witzmann Ausführung : Kunst- und Möbeltischlerei Karl Vogel, Wien Kirschbaumholz, massiv und auf Blindholz furniert, teilweise intarsiert, teilweise weiß lackiert, Marmorplatten, Glas, Beschläge und Säule : Weißmetall, teilweise emailliert ; Sitzflächen : originale Lederbezüge Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 71.315–71.322
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für die Sammlungen des Hofmobiliendepots – Möbel Museum Wien angekauft werden. Kat.-Nr. 44: 1911 wurde in der Zeitschrift »Deutsche Kunst und Dekoration« die Villa Schießl in St. Pölten vorgestellt,62 die von Architekt Hans Ofner (1880–1939), einem Schüler von Prof. Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule, als Gesamtkunstwerk gestaltet wurde. Die Türschnalle entspricht einem Modell, das Hoffmann selbst unter anderem im Wohnhaus seiner Eltern in Pirnitz verwendet hat.63
Kat.-Nr. 44 Türe aus der Villa Schießl in St. Pölten, um 1911 Entwurf : Hans Ofner Holz, weiß lackiert, Türschnalle : Messing bzw. Eisen, vernickelt H : 210, B : 97, T : 4 cm Galerie bei der Albertina – Zetter GmbH, Wien
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ADOLF LOOS (1870–1933)
Ad o l f Lo o s au s d e r S i c h t d e r W i e n e r Kunstkritik Dieser junge Mann, frisch von Amerika her (…) betonte die reine Nützlichkeit, die Schönheit des Nurpraktischen, die Vornehmheit des Gewöhnlichen. (…) Loos schloss seine Augen luftdicht gegen alle Verführungen und pflanzte in dem bunten Gestrüpp des Tagesschaffens eine harte, trotzige Formel von Opposition. Ludwig Hevesi, Adolf Loos (1907)64 Adolf Loos und ich, er wörtlich, ich sprachlich, haben nichts weiter getan als gezeigt, dass zwischen einer Urne und einem Nachttopf ein Unterschied ist und dass in diesem Unterschied erst die Kultur Spielraum hat. Die anderen aber, die Positiven, teilen sich in solche, die die Urne als Nachttopf und die die den Nachttopf als Urne gebrauchen. Karl Kraus, Die Fackel (1913)65
Abb. 35 : Adolf Loos, um 1900 (Foto : Wenzel Weis, ÖNB/Wien, NB 509090-B)
Ad o l f Lo o s a l s M ö b e l d e s i g n e r Café Museum, 1899 Einrichten war das Lebensthema des Architekten und Kulturkritikers Adolf Loos. Ausgehend von Reiseerfahrungen in den USA und in England entwickelte er Vorstellungen vom Einrichten, bei denen die individuellen Bedürfnisse der Bewohner_innen im Zentrum standen. Der Idee, ein Haus oder eine Wohnung vom Architekten als Gesamtkunstwerk gestalten zu lassen, stand er ablehnend gegenüber und erläuterte dies in seinem Ausstellungsbericht über »Die Interieurs in der Rotunde« 1898 folgendermaßen : Ich bin ein gegner jener richtung, die etwas besonders vorzügliches darin erblickt, daß ein gebäude bis zur kohlenschaufel aus der hand eines architekten hervorgehe. Ich bin der meinung, daß das gebäude dadurch ein sehr langweiliges aussehen erhält.«66
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Im Mai 1899 berichtete Ludwig Hevesi über das neu eröffnete Café Museum67, das von Adolf Loos Ecke Operngasse/Friedrichsstraße eingerichtet worden war : Als aufrichtiger Nichtsezessionist gibt sich Adolf Loos in seinem ›Café Museum‹. (…) Von jetzt an ist Loos geboren, denn er hat seine Sache gut gemacht. Etwas nihilistisch zwar, sehr nihilistisch, aber appetitlich, logisch, praktisch. Und ungewohnt, was auch ein Verdienst ist. (…) Bei Loos sind die Billards trotz des grünen Tuchs vorzüglich und sehen, obgleich sie eigentlich Empire sind, recht neu aus, mit ihren metallenen Schuhen usw. Wie weit Loos Künstler ist, ja ob er es überhaupt ist, muß erst die Zukunft erweisen. In diesem Erstlingswerk geht er allem, was Kunst heißt, in weitem Bogen aus dem Wege.
Abb. 36 : Café Museum von Adolf Loos, 1899 (Foto : Albertina, Wien) Er will den reinen Gebrauchsgegenstand machen. Schön ist ihm, was handlich ist ; Stil, wenn das gebogene Holz so gebogen als möglich ist.68
Adolf Loos hatte die Wiener Cafés der Ringstraßenzeit vor Augen, als er 1899 daran ging, das schräg gegenüber der Secession gelegene Café Museum zu gestalten. Alles war da : die traditionelle Sitzkassa gegenüber dem Eingang, die Billardtische, gefertigt vom Hoftischler Richard Seifert, sowie die Stühle und Tische aus gebogenem Holz. Das moderne elektrische Licht wurde mit Gasbeleuchtung kombiniert, da es alleine noch nicht leistungsfähig genug war. (Abb. 36) Die von der Firma J. & J. Kohn aufgeführten Bugholzstühle sind von Loos durch die Optimierung vorhandener Serienmodelle entwickelt worden. Ausgangspunkt der Gestaltung war das bekannte Modelnummer 14 von Thonet mit zwei Bögen an der Rückenlehne. Als unmittelbare Vorbilder dienten die Kohn-Modelle Nummer 30, 55 und 248. Beim Stuhl für das Café Museum ist der Querschnitt der
Holzstäbe allerdings nicht wie üblich rund, sondern elliptisch. Damit gewinnt der Stuhl Leichtigkeit, ohne dabei an Stabilität zu verlieren. Wesentlich für die Wirkung des Stuhles im Raum war jedoch seine Farbigkeit. Das Buchenholz wurde nämlich rot gebeizt und wies damit nicht die sonst übliche Holzfärbung auf. Dieser Rotton war ein wichtiger Akzent in der Farbigkeit des Interieurs. Die Wände waren mit grünen Tapeten versehen, von denen sich der Rotton der Stühle abhob. Zur Gesamtwirkung trugen darüber hinaus der dunkle Mahagoni-Ton der Sitzkassa und der Billardtische sowie das helle Messing der Beleuchtungskörper und Beschläge bei. Kat.-Nr. 47: Adolf Loos richtete das Café Capua in der Wiener Johannesgasse 1913 mit Stühlen und Armlehnstühlen der Firma Thonet ein. Die ausgewählten Serienmodelle orientierten sich an englischen Sitzmöbeltypen mit Sattelsitz und geschwungenen Vorderbeinen.
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Kat.-Nr. 45 Stuhl aus dem Café Museum, 1899 Ausführung, J. & J. Kohn Buche, massiv gebogen, rot gebeizt und politiert, Sitzfläche : Rohrgeflecht Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 52.466 Kat.-Nr. 46 Stuhl, um 1900 Entwurf und Ausführung : J. & J. Kohn, Serienmodellnummer 248 Buche, massiv gebogen, gebeizt und politiert, Sitzfläche : Rohrgeflecht Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 66.009 Kat.-Nr. 47 Armlehnstuhl aus dem Café Capua, um 1913 Entwurf und Ausführung : Gebrüder Thonet, Serienmodellnummer 1519-0 Buche, massiv gebogen, rot gebeizt und politiert, Sitzfläche : Sperrholz
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Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 68.499
Abb.: 37 : Schlafzimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung von Eugen Stössler, 1899, in : Das Interieur, I/1900 (ÖNB/Wien)
S pe i s e z i mm e re i n r i c h t u n g f ü r E u g e n S tö s s l e r, 1 8 9 9 1900 wurde im ersten Jahrgang der Zeitschrift »Das Interieur« eine Speisezimmereinrichtung und eine Schlafzimmereinrichtung vorgestellt, die von Adolf Loos für Eugen Stössler entworfen wurde.69 (Abb. 37, 38) Im Begleittext zu den beiden Abbildungen hieß es : Loos, der auf mehrjährigen Reisen die modernen kunstgewerblichen Bestrebungen verschiedener Nationen, besonders die der Engländer und Amerikaner studirte, hat sich ein ganz eigenes Programm für seine Tätigkeit gebildet und verfolgt dasselbe mit anerkennenswerter Consequenz. Mitten zwischen den Lagern der ›Secession‹ und des österreichischen Museums hat er sich seine persönliche Position geschaffen, hat seine persönliche Note
gefunden und hält sie fest. (…) Jeder Gegenstand muss ›passen‹, muss dem Besitzer angemessen sein. – Gerade darum aber lässt sich durch die Reproduktion schwer der Reiz des Originals wiedergeben. In dem nebenstehend abgebildeten Speisezimmer ist die Wand mit sanftgrüner Tapete bezogen. Die weisse Farbe der Zimmerdecke ist über die Hohlkehle noch circa eineinhalb Meter auf der Wandfläche heruntergeführt und durch eine Metalleiste abgegrenzt. Die Nussholz-Möbel mit den einfachen (nicht Zier-)Beschlägen stehen sehr hübsch im Raum ; besonders das Buffet wirkt reizend. Auch der Silberkasten, der in einer Reproduction nicht den entsprechenden Eindruck macht und ein zwischen Ofen und Bücherschränkchen eingebautes Sofa wirken an dem gemütlichen Gesammteindruck mit, der an gewisse alte Wiener Wohnungen vom Anfang des Jahrhunderts aus der Biedermeierzeit erinnert. Das Schlafzimmer wieder gibt mit seinen lichten Möbeln auf dem Hintergrund einer blau geblümten Tapete einen überaus freundlichen Effect.70
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Abb. 38: Wohnzimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung von Eugen Stössler, 1899, in: Das Interieur, I/1900 (ÖNB/Wien)
Der Bewohner : Eugen Stössler (1876–1943), Sohn des jüdischen Gemischtwarenhändlers Heinrich Stössler und dessen Frau Johanna, war in jungen Jahren mit dem literarischen Kreis »Jung Wien« verbunden und mit Arnold Schönberg befreundet. Hier dürfte er Adolf Loos kennengelernt haben. 1900 heiratete Eugen Stössler Fredericke Hein.71 1903 wurde Sohn Georg geboren, 1905 die Tochter Marie.72 Die Wohnadresse der Familie war zunächst in WienJosefstadt, Tigergasse 14, später in Wien-Währing, Sternwartegasse 49, und schließlich bis 1912 in Wien I, Landesgerichtsstraße 18.73 Eugen Stössler führte die Gemischtwarenhandlung seines Vaters weiter, ab 1908 wurde er Geschäftsführer der Lever & Co. GmbH, der späteren Österreichischen Schicht-Lever Brothers Gesellschaft.74 Das Unternehmen war in der Seifen- und Speisefettbranche tätig und mit dem Unilever-Konzern international vernetzt.75 Eugen Stössler war da-
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her in den Niederlanden tätig, was zur Auflösung der Wiener Wohnung geführt haben dürfte.76 In den 1920er-Jahren war er bei den Hochzeiten seiner Kinder in Wien,77 danach fehlen bislang weiter biographische Informationen. 1942 wurde Eugen Stössler von Prag nach Theresienstadt deportiert und dann weiter nach Auschwitz, wo er 1943 vom NS-Regime ermordet wurde.78 Die Einrichtung : Die von Loos für E ugen Stössler entworfene Speisezimmereinrichtung wurde vom Tischler J. Bohn aus Nussbaumholz mit schweren Messingbeschlägen ausgeführt. Das Ensemble besteht aus einer großen Anrichte, einem Glasschrank, einem ausziehbaren Esstisch mit acht Armlehnstühlen sowie einem halbhohen Bücherschrank, der als Raumteiler neben einem Sofa stand. Alle Möbelstücke tragen als einzige im Werk von Adolf Loos die Entwerfersignatur »AL«.
Kat.-Nr. 48 Speisezimmereinrichtung für Eugen Stössler, 1899 Ausführung : J. Bohn, Wien
Nussbaumholz, massiv bzw. auf Blindholz furniert und politiert, Messingbeschläge, Sitzflächen : Lederbezug Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 51.850–51.861
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Die Speisezimmereinrichtung wurde auf Vermittlung von Genia Schwarzwald, deren Wohnung und Mädchenschule Loos eingerichtet hatte, vor dem Ersten Weltkrieg von Dr. Karl Matter und Freifrau Barbara von Wartenberg, die beide in der Schwarzwaldschule unterrichteten, zu ihrer Hochzeit als »Aussteuer« erworben. Nach Ausbruch des Krieges übersiedelte die Familie in die Schweiz, wo die Möbel von der Familie Matter über mehrere Generationen weiterbenutzt wurden.79 1995 konnte das gesamte Ensemble direkt aus dem Familienbesitz angekauft werden und ist seit 1998 in der ständigen Sammlung des Hofmobiliendepots – Möbel Museum Wien ausgestellt.
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» S tö s s l e r - S t u h l « , 1 8 9 9 , u n d » M a n z Stuhl«, 1912 Für das 1899 eingerichtete Speisezimmer von Eugen Stössler entwarf Adolf Loos einen Armlehnstuhl aus massivem Nussbaumholz mit Messingschuhen und lederbespannter, leicht sattelförmiger Sitzfläche. Das Vorbild bzw. der formale Ausgangspunkt für den Speisezimmerstuhl in der Wohnung Stössler war ein englischer Armlehnstuhl, der 1897 in der von Direktor Arthur von Scala im Österreichischen Museum initiierten Ausstellung über englische Möbel zu sehen war. Es handelt sich dabei um ein Modell der 1870 gegründeten Londoner Möbelfirma Collison & Lock, das von Scala 1892 für das Handelsmuseum ange-
Abb. 39 (l.o.) : Englischer Armlehnstuhl im Fotoalbum der Firma Friedrich Otto Schmidt (Foto : F. O. Schmidt, Wien) Abb. 40 (r.o.) : Stössler-Stuhl im Fotoalbum der Firma Friedrich Otto Schmidt (Foto : F. O. Schmidt, Wien) Abb. 41 (l.) : Manz-Stuhl im Fotoalbum der Firma Friedrich Otto Schmidt (Foto : F. O. Schmidt, Wien)
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Kat.-Nr. 49 Armlehnstuhl, um 1890 Entwurf und Ausführung : Collison & Lock, London Buche, massiv, teilweise gedrechselt, gebeizt und politiert, originale Lederbespannung Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 68.492 Kat.-Nr. 50 Speisezimmerstuhl aus der Wohnung Stössler, 1899 Ausführung : J. Bohn, Wien Nussbaumholz, massiv, politiert, Messingschuhe, Sitzfläche : Lederbezug Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 51.856
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kauft worden war.80 Bei dem englischen Modell, das über eine sattelförmige Sitzfläche aus Holz verfügte, handelt es sich um eine Variante des traditionellen Typs des Windsor-Stuhls. In dieser Form fand der Typ vor allem in Büros, Bibliotheken oder Pubs Verwendung und wurde »smokers bow chair« bezeichnet. Das Modell von Collison & Lock fand in einer nur leicht veränderten Variante Aufnahme in das Angebot des Wiener Ausstattungsunternehmens Friedrich Otto Schmidt, mit dem Loos sehr eng zusammenarbeitete. Das Modell von F. O. Schmidt wurde von Loos als Schreibtischstuhl in den Wohnungen von Dr. Hugo Haberfeld, Arthur und Leonie Friedmann sowie im Büro der Buchhandlung Manz als Schreibtischstuhl verwendet. (Abb. 39) Den 1899 für Eugen Stössler entworfenen Stuhl verwendete Loos auch im 1900 eingerichteten Frauenclub.81 Der Architekt stellte den ursprünglich in Pubs oder Büros gebrauchten Stuhltyp also sowohl
in einen privaten Wohnraum als auch in einen speziell für Damen eingerichteten Clubraum. 1912 gestaltete Adolf Loos das Geschäftslokal der Manz’schen Verlags- und Universitätsbuchhandlung am Wiener Kohlmarkt.82 Neben den Geschäftsräumen im Erdgeschoß richtete Loos darüber auch kleine Büroräumlichkeiten ein. Zur Möblierung verwendete er eine Variante des Stössler-Stuhls, der über zusätzliche Stützen für die Armlehnen verfügte. Beide Varianten des Stuhles waren im Angebot der Firma F. O. Schmidt zu finden. (Abb. 40, 41) Kat.-Nr. 52: Der runde Tisch mit drei kannelierten Beinen, die von einem Marmorsockel getragen werden, wurde von Adolf Loos bereits 1905 in der Wohnung von Dr. Alfred Kraus, dem Bruder von Karl Kraus, verwendet.
Kat.-Nr. 51 Armlehnstuhl aus der Manz’schen Verlags- und Universitätsbuchhandlung, 1912 Ausführung : F. O. Schmidt, Wien Mahagoni, massiv, politiert, Messingschuhe, Sitzfläche : Lederbezug Manz’sche Verlags- und UniversitätsbuchhandlungsGmbH, Wien Kat.-Nr. 52 Tisch aus der Manz’schen Verlags- und Universitätsbuchhandlung, 1912 Ausführung : F. O. Schmidt, Wien Mahagoni, massiv, politiert, Marmor, Messing Manz’sche Verlags- und UniversitätsbuchhandlungsGmbH, Wien
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Abb. 42 : Herrenzimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung Turnowsky, um 1901/1902 (Foto : Albertina, Wien)
D a m e n z i mm e r au s d e r Wo h n u n g T u r n ow s k y, u m 1 9 0 1 / 1 9 0 2
hatte viel altes Silber und Porzellan, daher die vielen Büffets. Kirschholz. Schlafzimmer der Frau in Ahorn.83
1907 unternahm Adolf Loos eine »Wohnungswanderung«, bei der er Besucher durch Wohnungen und Geschäfte führte, die er in den letzten acht Jahren eingerichtet hatte. In der Begleitbroschüre schrieb er zur Wohnung des Herrn T. in Wien-Wieden, Wohllebengasse 19 :
Die Bewohner : Bei der Familie T. handelte es sich um Gustav Turnowsky (1872–1923) und seine Frau Marie (1875–1933), geborene Kraus.84 Gustav und Marie hatten 1901 geheiratet.85 Marie Kraus war die Schwester von Karl Kraus, mit dem Loos befreundet war. Der Architekt richtete nicht nur die Wohnung für die Familie Turnowsky ein, sondern auch die Wohnungen von Maries Brüdern Dr. Alfred Kraus und Rudolf Kraus.86 Gustav und Marie Turnowsky sind ab 1903 in »Lehmann’s allgemeinem Wohnungs-Anzeiger« mit der Adresse Wohllebengasse 19 verzeichnet.87 Ab
Vorzimmer nicht von mir, Herrenzimmer in Mahagoni, mit Verwendung bestehender Möbel, Speisezimmer mit schiefer Feuermauer. Daher die vielen Ecken der Büffets, die die Schiefe der Mauer mit Hilfe optischer Täuschung verschwinden machen. Daher der ovale Tisch. Familie
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Abb. 43 : Damenzimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung Turnowsky gezeigt in der Ausstellung »Moderne Vergangenheit« 1981 im Wiener Künstlerhaus (Foto : Archiv Dr. Paul Asenbaum, Wien)
1912 befand sich ihre Wohnung in der GußhausDie Einrichtung des Damenzimmers entspricht straße 20.88 Die Wohnungen der Familie Turnowsky ihrer Funktion nach einem Schlafzimmer mit Einbefanden sich in Wien-Wieden nur wenige Straßen zelbett, Nachtkästchen, Kleiderschrank und Wäscheentfernt von den Adressen des Hoffmann-Auftrag- kommoden sowie einem Sitz- oder Schreibzimmer gebers Gustav Pollak. In den Straßen rund um die mit Schreibtisch und Sitzgruppe mit Ruhebett. Die Wohllebengasse wohnten auch andere Bauherrnfa- beiden Bereiche sind räumlich durch einen Paravent milien der Wiener Moderne.89 und einen in der Raummitte stehenden Raumteiler Die Einrichtung : Im Adolf-Loos-Archiv in getrennt. Vor dem Bett und vor dem Ruhebett liegt der Albertina sind historische Fotos des Vorzimmers, weißer Webpelz am Boden, in der Art, wie ihn Loos des Speisezimmers, des Herrenzimmers und des Da- 1903 auch im Schlafzimmer seiner Frau Lina großflämenschlafzimmers aus der Wohnung Turnowsky er- chig verwendete.91 halten.90 (Abb. 42, 44) Die Einrichtung des Damenzimmers war 1981 Loos richtete das Zimmer von Marie Turnowsky bei der Ausstellung »Moderne Vergangenheit« im mit Möbeln aus hellem Ahornholz ein. Die Ge- Wiener Künstlerhaus zu sehen. (Abb. 44, 45, 46) staltung der Möbel beruht auf der traditionellen Die Möbel dieses Raumes wurden 1982 vom Musée Tischlertechnik »Rahmen und Füllung«. Die Rah- d’Orsay in Paris erworben, eine Kommode kam 1982 menelemente der Kastenmöbel sind auf Gehrung in den Bestand des Victoria & Albert Museums in verbunden und fein »gerippt«. London. Die Sitzecke aus dem Herrenzimmer von
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Abb. 44 (linke Seite) : Damenzimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung Turnowsky, um 1901/1902 (Foto : Albertina, Wien) Abb. 45 : Nachtkästchen aus dem Damenzimmer der Wohnung Turnowsky von Adolf Loos, um 1901/1902, (Foto : Archiv Dr. Paul Asenbaum, Wien) Abb. 46 : Schreibtisch aus dem Damenzimmer der Wohnung Turnowsky von Adolf Loos, um 1901/1902, (Foto : Archiv Dr. Paul Asenbaum, Wien
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Kat.-Nr. 53 Möbel aus dem Damenzimmer von Marie Turnowsky, um 1901/1902 Ausführung : Friedrich Otto Schmidt, Wien Ahorn, massiv bzw. auf Blindholz furniert und politiert,
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Messingbeschläge, Fensterglas, Stoffbezüge erneuert Einzelmöbel : Schubladenkasten : Victoria & Albert Museum, London, Inv.-Nr.: W 19-1982 Stuhl : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 888
Armlehnstuhl : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 887 Polsterfauteuil (Bergere) : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 886 Chaiselongue : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 885 rundes Tischchen (Gueridon) : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 884 Schreib- bzw. Toilettetisch : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 883 Raumteiler : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr. OAO 882 Paravent : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 881 Nachtkästchen : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 880 Kommode : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 879 Kasten : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 878 Bett : Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr.: OAO 890
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H e r re n z i mm e r au s d e r Wo h n u n g vo n G e o rg Roy, u m 1 9 0 1 / 1 9 0 4 1889 wurde in »Adolph Lehmann’s allgemeinen Wohnungs-Anzeiger« ein Inserat der MaschinenFabrik Georg Roy aus Wien V, Griesgasse 39, abgedruckt, das auf ihre »Specialität : Maschinen für mech. Holzbearbeitung« hinwies.93 Anlass für dieses Inserat war die Übersiedlung der Fabrik an den neuen Standort in der Griesgasse. Es handelte sich um ein einstöckiges Gebäude mit Werkstatt- und Magazinräumlichkeiten im Hinterhof, das 1863 nach Plänen des Baumeisters Johann Zottel für Josef Schöninger errichtet worden war.94 In der Hausherrenwohnung im ersten Stock des Hauses wurden nach 1900 mehrere Räume von der Firma Friedrich Otto Schmidt eingerichtet, deren Möbel und Wandverkleidungen die Handschrift von Adolf Loos tragen. Der Auftr aggeber : Georg Roy (1847(?)–1904) war im »Lehmann« zunächst 1864 bis 1884 in Wien V, Margaretenstraße 61, und danach 1885 bis 1888 in der benachbarten Ziegelofengasse 23 verzeichnet.95 1889 bezog er das Haus mit Werkstatt Kat.-Nr. 54 in der Griesgasse, das er erworben hatte, und nahm Armlehnstuhl, 1898/1899 in der Folge mehrere Umbauten im Werkstatttrakt Entwurf : Joseph Maria Olbrich im Hof vor.96 Ausführung : Josef Niedermoser, Wien Georg Roy stammte offenbar aus einer MechaniAhorn, massiv bzw. auf Blindholz furniert und politiert, ker-Familie. Im »Lehmann« waren auch der Mecha originaler Stoffbezug niker und k. k. priv. Bleirohr-Fabrikant Franz Roy Victoria & Albert Museum, London, Inv.-Nr.: W 15sowie der Mechaniker Josef Roy verzeichnet.97 Letz1982 terer hatte 1856 eine »englische Retirade« für das Appartement von Erzherzogin Sophie in Schloss Gustav Turnowsky gelangte 1981 als Schenkung in Schönbrunn geliefert.98 Auch Georg Roy hatte 1859 die Sammlung des MAK – Österreichisches Mu- ein Privileg zur Verbesserung »geruchloser Zimmerretiraden« eingereicht.99 Erst danach richtete er eine seum für angewandte Kunst.92 Maschinenfabrik ein, die sich ab 1889 an der Adresse Griesgasse 39 befand. Ab 1902 wurde die FirKat.-Nr. 54: Architekt Joseph Maria Olbrich war 1898/1899 menadresse im »Lehmann« mit Margaretenstraße als Möbeldesigner Vorbild für Josef Hoffmann 119 angegeben.100 Dabei handelt es sich allerdings und Adolf Loos. Während Hoffmann sich von der um keinen Umzug, sondern um eine Änderung des Olbrich’schen Ornamentik inspirieren ließ, über- Straßennamens : Die Griesgasse wurde damals ein nahm Loos die Gesamtform des Armlehnstuhls aus Teil der Margaretenstraße.101 1904 verstarb Georg Roy im Alter von 57 Jahren. der Wohnung von Dr. Spitzer für das Zimmer von Seine Firma wurde zunächst von seiner Frau Anna Marie Turnowsky.
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Kat.-Nr. 55 Herrenzimmer aus der Wohnung Georg Roy, um 1901/1904 Ausführung : Friedrich Otto Schmidt, Wien Einzelmöbel : Wandverkleidung : Mahagoni, massiv und auf Blindholz furniert, politiert, Messingbeschläge, Fensterglas Chesterfield-Sitzbank : Mahagoni, massiv, politiert, Rollen : Messing und Horn, originaler Lederbezug, niederer Fauteuil : Mahagoni, massiv und politiert, Messingrollen, originaler Lederbezug Chesterfield-Fauteuil : Buche, massiv, auf Mahagoni gefärbt und politiert, Rollen : Messing und Horn, originaler Lederbezug Fauteuil : Mahagoni, massiv, politiert, Messingrollen, originaler Lederbezug
runder Tisch : Nussbaumholz, massiv, teilweise geschnitzt, auf Mahagoni gefärbt und politiert, Glasplatte Fanback-Stuhl : Mahagoni, massiv, politiert, originaler Lederbezug Ägyptischer Hocker : Mahagoni, massiv, politiert Servierwagen : Mahagoni, massiv und auf Blindholz furniert, Fensterglas, Messingbeschläge und -rollen, verzinkt Lampe : Messing, Glas, originaler Seidenstoff Luster : Messing, Holz, Keramik, originaler Seidenstoff Papierkorb : Bambusgeflecht Teppiche : Wolle, geknüpft Kaminverkleidung : Marmor, Messing Privatbesitz
Roy, in der Folge von seinem Schwiegersohn Franz Klapetz (1875–1954) und seiner Tochter Juliana Klapetz (1889–1956) am alten Standort weitergeführt.102 Die Familie wohnte im Haus, die Enkelin Juliana Klapetz (1911–1997) blieb auch nach der Stilllegung der Produktion hier wohnen. 1995 verkaufte sie die gesamte Liegenschaft an eine Wohnbaugenossen-
schaft. Das alte Haus wurde in der Folge abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen. Die Einrichtung : Bis 1995 war im ersten Stock des Hauses eine komplette Wohnungseinrichtung aus der Zeit um 1900 erhalten geblieben, die aus einer Küche mit weiß lackiertem Mobiliar, einem Speisezimmer mit Möbeln aus Eichenholz, einem
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anschließenden Herrenzimmer in Mahagoni – beide in der Art, wie er in der Wohnung Turnowsky in mit Blick auf den Hof – sowie einem zur Straße hin Gebrauch war. orientierten Schlafzimmer mit Ahornmobiliar beWeitere typische Elemente von Loos-Wohnungen stand. Mehrere Stücke des Ensembles tragen Her- sind der quer zum Kanapee gestellte Raumteiler, der stellerbezeichnungen der Firma F. O. Schmidt.103 bereits in den frühen Wohnungen Stössler und HaDas Herrenzimmer verfügte über eine halbhohe berfeld Verwendung fand und später u. a. bei KhuWandverkleidung, die in der Technik »Rahmen und ner, Weiss, Brummel und Vogl, sowie die zentrale Füllung« gearbeitet ist, und als oberen Abschluss Position des Heizkörpers. Anstelle eines offenen den für Loos typischen Fries aus horizontalen und Kamins, für den es hier keinen Rauchfanganschluss vertikalen »Holzrippen« trägt, der auch in den Ge- gab, wurde ein Heizkörper in die ehemalige Verbinschäftseinrichtungen der Herrenausstatter Knize dungstüre zwischen Schlafzimmer und Herrenzimund Goldmann & Salatsch sowie in den Wohnun- mer eingebaut, der mit Marmor und Messing vergen Alfred Kraus, Bellak und Friedmann zu finden kleidet war und den Eindruck eines Kaminplatzes war. (Abb. 54) vermittelte. In diese Wandverkleidungen sind Druckgrafiken Vor der Fensterwand stand ursprünglich ein von Edward Burne-Jones, Dante Gabriel Rossetti Schreibtisch. In diesem Bereich gab es über eine und Arnold Böcklin eingelassen. Darunter befinden metallene Wendeltreppe eine Verbindung in die im sich Drucke nach den Gemälden »The Golden Stairs« Innenhof des Hauses gelegene Werkhalle der Ma(1876–1880) von Burne-Jones und »Die Toteninsel« schinenfabrik.106 Dies erklärt auch die scheinbar (mehrere Fassungen 1880–1886) von Arnold Böck- ungewöhnliche Ausrichtung des Schlafzimmers zur lin, die Loos bereits in den frühen Wohnungen von Straße hin, während das Herrenzimmer eben zum Eugen Stössler (1899) und Gustav Turnowsky (1900) Hof hin ausgerichtet war. verwendet hatte. Ein im Zuge der Restaurierung Die gesamte Wohnungseinrichtung wurden 1995 entnommenes Blatt von Burne-Jones trägt die Jah- mit Sorgfalt ausgebaut und von Frau Juliana Klapetz reszahl 1901,104 was als »Terminus post« für die Ein- an einen Privatsammler verkauft, der den Einbau in richtung der Wohnung gelten kann. Wenn man da- sein Haus plante. Dieser Plan wurde nicht realisiert. von ausgeht, dass Georg Roy selbst der Auftraggeber Im Zuge der aktuellen Restaurierung des 1912/1913 war, würde sich eine Entstehung zwischen 1901 und errichteten Hauses Scheu in Wien-Hietzing wurde 1904 ergeben. Dafür würde die Auswahl der Druck- die Schlafzimmereinrichtung vom Eigentümer des grafiken sprechen, die auf eine frühe Loos-Wohnung Loos-Hauses angekauft und nach einer umfassenhindeuten könnte.105 den Restaurierung 2015 in seinem Haus eingebaut. Das Herrenzimmer war sehr dicht möbliert. Die Die Einrichtung des Herrenzimmers wurde 2014 verwendeten Möbel sind typisch für die Sitz- oder vom Leihgeber erworben, der für die fachgerechte Herrenzimmereinrichtungen von Loos, die stets Restaurierung sorgte. eine große Vielfalt unterschiedlicher Sitzgelegenheiten enthielten. Zu den Sitzmöbeln gehören ein Kanapee und ein Fauteuil des Typs »Chesterfield«, ein F. O. S c h m i d t, J o s e f V e i l l i c h u n d d i e »Fanback«-Stuhl, wie ihn Loos in der Wohnung von e n g l i s c h e n M ö b e l Grete Hentschl und in den späten Pilsner Wohnungen verwendete, ein dreibeiniger ägyptischer Hocker, 1901 schrieb Ludwig Hevesi über die Winterausstelwie er unter anderem in Loos eigener Wohnung lung im Österreichischen Museum für Kunst und stand, sowie ein runder Teetisch mit geschnitzten Industrie, bei der neben einem »echten Biedermei»Chippendale«-Beinen, wie ihn Loos in der Woh- erzimmer« vor allem moderne Interieurs ausgestellt nung Boskovits verwendete, und ein Servierwagen waren :
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Abb. 47 : »New Shaped Easy Chair« von Hampton & Sons, 1901, in : The Studio, 1901 (Privatbesitz)
väterlichen Werkstatt begründeten seine lebenslange Wertschätzung für die Handwerksarbeit und legten die Basis für die enge Zusammenarbeit des Architekten mit seinem »Sesseltischler« Josef Veillich und mit dem Wiener Ausstattungsunternehmen Friedrich Otto Schmidt. Eine weitere wichtige Erfahrung war eine Reise, die Loos 1893 in die USA führte, um die Weltausstellung in Chicago zu besuchen. Bereits die Schiffspassage über den Atlantik war für den damals 23-jährigen ein prägendes Erlebnis, beherbergten die luxuriösen Hochseeschiffe doch modernste Technik auf engstem Raum. Er blieb bis 1896 in den Vereinigten Staaten und lernte in Chicago und New York Hevesi benannte in seinem Bericht über das von nicht nur früh die Hochhausarchitektur kennen, der Firma F. O. Schmidt ausgestellte Interieur »à la sondern nahm den angelsächsischen Lebensstil umLoos« die Inspirationsquellen des Architekten : Die fassend wahr, der für ihn in Fragen des Kochens und Werkstatt und das Reisen. Essens, des Wohnens und der Bekleidung zeitlebens Adolf Loos, 1870 als Sohn eines Steinmetzmeis- vorbildlich bleiben sollte. Für ihn war daher nicht ters in Brünn geboren, hatte bereits als Kind die na- der Wiener Adel, sondern der englische Gentleman türliche Schönheit der Werkstoffe Stein und Holz die kulturelle Leitfigur.108 für sich entdeckt. Die frühen Erfahrungen in der Gerade auch in der Winterausstellung des Museums hat die Firma Friedrich Otto Schmidt ein modernes Schlafzimmer ausgestellt, das sie ›à la Loos‹ nennt. Mahagoni mit matter Bronzemontierung. Keine Profilierung, alle Kanten abgerundet, die goldfarbenen Beschläge alle in das Holz eingebettet, so daß die Hand glatt darüberfährt. Ein Kasten ebenso handgerecht anzufühlen, wie ein englischer Koffer, ein Bett inoffensiv als eine Zigarettendose. Das ist Stil, der sich sagt : warum soll der Mensch in seinem Heim weniger behaglich sitzen und sich an seinen Möbeln blaue Flecken stoßen, als in einer Koje der Hamburg-Amerika-Linie oder in einem Schlafwagen der Pazifik-Eisenbahn ?107
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Nach seiner Rückkehr aus den USA begann Loos der holzsessel ausgestorben. Würde der sessel gebraucht, zunächst bei Friedrich Otto Schmidt als Berater zu gäbe es würdigen nachwuchs. Die nachfolge des holzarbeiten und blieb dem Unternehmen zeitlebens eng sessels wird der thonetsessel antreten (…). Und dann die verbunden.109 So waren Max und Leo Schmidt 1902 korbsessel.114 seine Trauzeugen bei seiner Hochzeit mit der Schauspielerin Lina Obertimpfler, deren Vater das Kaf- 1907 veranstaltete Adolf Loos eine »Wohnungswanfeehaus »Casa Piccola« auf der Mariahilfer Straße derung«, bei der die in den vergangenen acht Jahführte.110 In der 1903 von Loos herausgegebenen ren von ihm eingerichteten Wohnungen sowie der Zeitschrift »Das Andere, Ein Blatt zur Einführung Schneidersalon von Goldman & Salatsch am Wiener der abendländischen Kultur in Österreich« finden Graben und das Schmuckfederngeschäft Steiner auf sich neben Inseraten des von ihm eingerichteten der Kärntnerstraße an zwei Tagen besichtigt werden Schneidersalons Goldman & Salatsch auch ein Foto konnten. Zu dieser Führung gab Loos auch eine des Präsentationsraums der Firma F. O. Schmidt im Broschüre heraus, in der Loos zur Möblierung seiner Barockpalais Neupauer-Breuner in der Singerstraße Wohnungen erläuterte : nahe dem Stephansdom. (Abb. 67) Der »Sesseltischler« von Loos, der Wiener Tisch- »Sämtliche Speisesessel nach Originalen des Österreichi lermeister Josef Veillich (1853(?)–1929), betrieb seine schen Museums. Sämtliche übrigen Sitzmöbel nach Werkstatt hingegen in der Gegend des Wien-Flus- englischen Originalen von F. O. Schmidt. Der Elefanses.111 1902 inserierte er in der Zeitschrift »Kunst tenrüsseltisch ist aus der Werkstätte F. O. Schmidt nach und Kunsthandwerk« und stellte sich unter der Ad- Angaben des Herrn Max Schmidt (Ausführung und resse Wien VI, Mollardgasse 14, als »Kunsttischler« Detaillierung Werkmeister Berka) hervorgegangen. (…) und Hersteller »moderner Möbel« vor.112 1903 emp- Alle übrigen modernen Möbel und Beleuchtungskörper fahl in Loos in seiner Zeitschrift »Das Andere« un- von mir.«115 ter der neuen Adresse Wien V, Siebenbrunnengasse 19, für die Herstellung von »Englischen Sitzmöbeln Dieser knappe »Bezugsquellennachweis« zeigt, wie im Chippendale- und Sheraton-Stil für Speisezim- wichtig für Loos bei seiner Arbeit als Innenarchitekt mer und Salon«.113 Veillich fertigte für Loos Kopien die Zusammenarbeit mit »seinen« Handwerkern war englischer Speisezimmerstühle nach Originalen, und welchen großen Einfluss englische Möbel sowie die Direktor Artur von Scala im Österreichischen die angelsächsische Wohnkultur auf ihn ausübten, Museum als Vorbilder ausgestellt hatte. Als der alte die der Architekt während seines USA-Aufenthalts Meister Veillich starb, verfasste Loos einen Nachruf und auf der Rückreise nach Europa in London kenauf ihn, der am 21. März 1929 in der »Frankfurter nengelernt hatte. Zeitung« erschien. Er schrieb : Kat.-Nr. 56: Der alte Veillich ist gestorben. Gestern wurde er begra- Der Tee- oder Beistelltisch wurde nach den elefan ben. Wer mich kennt, weiß, wen ich meine. Wer mein tenrüsselartigen Beinen benannt. Er wurde mit kunde war, hat ihn gekannt. (…) Veillich hat alle meine sechs oder acht Beinen ausgeführt. In die Tischplatspeisezimmerstühle gemacht. Durch dreißig jahre war ten wurden unterschiedliche Kacheln oder Steine als er mein treuer mitarbeiter. Bis zum krieg beschäftigte Abstellflächen eingefügt. Der Tisch wurde von Loos er einen gehilfen, dessen mitarbeit er hoch hielt. (…) bereits in seinen frühen Wohnungseinrichtungen Der gehilfe wurde ihm im krieg erschossen. Seither verwendet. Zu nennen sind das Arbeitszimmer von arbeitete er allein. (…) Für mich blieb nur die bange Dr. Hugo Haberfeld (Abb. 55) sowie das Herrenzimkundenfrage : ›Was werden sie anfangen, wenn er nicht mer von Gustav Turnowsky. (Abb. 42) mehr ist ?‹ Da die sesseltischler ausstarben, ist der sessel,
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Kat.-Nr. 56 »Elefantenrüsseltisch«, um 1900 Entwurf : Max Schmidt und Werkmeister Berka Ausführung : Friedrich Otto Schmidt Eiche, massiv, gebeizt und politiert, Keramikkacheln, Messingbeschläge Hofmobiliendepot – Möbel Museum, Wien, Inv.-Nr. MD 33.062 Kat.-Nr. 57 Englisches Vorbild für den »Elefantenrüsseltisch«, um 1900 Ausführung : Friedrich Otto Schmidt Gestell : Mahagoni, massiv, teilweise geschnitzt und politiert, Tischplatte : Ahorn, gebeizt und politiert Friedrich Otto Schmidt, Wien
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Kat.-Nr. 58 Fauteuil »Knieschwimmer«, um 1930 Ausführung : Friedrich Otto Schmidt, Wien bzw. U. P. Werke AG, Brünn Buche, politiert, originaler Samtbezug Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 71.567
F. O. Schmidt aufgenommen, ein Foto ist im Modellbuch der Sitzmöbel zu finden. Loos verwendete das bequeme Sitzmöbel häufig zur Einrichtung von Herrenzimmern und Sitzzimmern. Später wurde das Modell auf Anregung von Loos auch von den U. P.Werken in Brünn hergestellt. Unser »Knieschwimmer« stammt aus dem Haus von Ludmir Kapsa in Prag. Herr Kapsa war Miteigentümer der Baufirma Kapsa & Müller. Für seiKat.-Nr. 58: nen Geschäftspartner Frantisek Müller baute Loos Adolf Loos entwickelte den Fauteuil »Knieschwim- 1928/1930 das Haus Müller in Prag. mer« um 1900 nach dem Vorbild eines »Easy Chairs« der Londoner Firma Hampton & Sons, der in der Zeitschrift »The Studio« abgebildet war. (Abb. 47) Der »Knieschwimmer« wurde in das Angebot von
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Kat.-Nr. 59 Werkzeichnung der Firma F. O. Schmidt zum Fauteuil »Knieschwimmer« Friedrich Otto Schmidt, Wien Kat.-Nr. 60 Modellbuch der Firma F. O. Schmidt für Sitzmöbel mit dem »Knieschwimmer« und dem vierbeinigen ägyptischen Hocker Friedrich Otto Schmidt, Wien
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Kat.-Nr. 61 »Fanback«-Stuhl, um 1930 Ausführung : Friedrich Otto Schmidt Mahagoni, massiv, teilweise gedrechselt, politiert Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 76.411
Kat.-Nr. 61: Loos verwendete den englischen Typ des »Fanback Chairs« als leichten Beistellstuhl neben den schweren gepolsterten Fauteuils, um eine Auswahl an Sitzgelegenheiten anzubieten. Der Möbeltyp waren in der Atelierwohnung von Grete Hentschel und in den Pilsner Wohnungen des Architekten in Gebrauch. Kat.-Nr. 62: Der Speisezimmerstuhl mit dem Griffloch an der Rückenlehne gilt bei der Firma F. O. Schmidt als Entwurf von Loos und findet sich auf einem Präsentationsfoto in einer Speisezimmereinrichtung »á la Loos«. Der Typ des »Dining Room Stuffed Back Chairs« mit Lederpolsterung und Griffloch an der Rückenlehne ist von englischen Herstellern wie Maplel’s in London bekannt. Kat.-Nr. 63: Adolf Loos verwendete ein englisches Modell des gleichen Speisezimmerstuhltyps mit geschnitzten Beinen in der Art von Thomas Chippendale im Speisezimmer der Wohnung von Friedrich Boskovits, der die Einrichtung 1927 in die Bartensteingasse 9 über-
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siedeln ließ. In den Räumlichkeiten der Wohnung Boskovits befindet sich heute die Musiksammlung der Wienbibliothek. Kat.-Nr. 64: Nach dem Vorbild dieses englischen Stuhls in der Art von Thomas Chippendale fertigte Josef Veillich für Adolf Loos die Speisezimmerstühle in den Wohnungen Khuner und Hirsch sowie in den Wohnhäusern Steiner und Mandl an. (Abb. 56)
Kat.-Nr. 62 Speisezimmerstuhl mit Griffloch, um 1900 Entwurf und Ausführung : Friedrich Otto Schmidt Mahagoni, massiv und auf Blindholz furniert und politiert, Messingschuhe, Sitzfläche und Rückenlehne : originaler Lederbezug Sammlung Hummel, Wien
Kat.-Nr. 65: Adolf Loos verwendete dieses Modell eines Speise zimmerstuhls nach einem Vorbild von George Hepplewhite in der Wohnung von Selma Halban und Dr. Josef Kurz und im Haus von Hilde und Karl Strasser. Kat.-Nr. 66: Adolf Loos verwendete dieses Korbstuhlmodell der Prag-Rudniker Korbwaren-Fabrikation im Speisezimmer der Wohnung Hirsch in Pilsen. Bereits 1903 war ein Inserat der Firma in der Zeitschrift »Das Andere« zu finden. Die Geschäftsadresse auf der
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Kat.-Nr. 63 Speisezimmerstuhl aus der Wohnung Friedrich Boskovits, um 1913 Entwurf und Ausführung : Friedrich Otto Schmidt
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Mahagoni, massiv, teilweise geschnitzt und politiert, Sitzfläche und Rückenlehne : Samtbezug Musiksammlung der Wienbibiothek
Mariahilfer Straße 1A lag in Nachbarschaft des Cafés »Casa Piccola«, das der Schwiegervater von Loos führte. Kat.-Nr. 67: Auf historischen Fotos der Villa Müller in Prag sind Korbstühle dieses Modells im Damenankleidezimmer ohne Armlehne und in der große Halle mit Armlehnen zu sehen.116 Der Hersteller dieser Korbstühle ist nicht bekannt, Claire Loos-Beck erwähnt in ihrem 1936 erschienen Buch »Adolf Loos privat« jedoch die Zusammenarbeit des Architekten mit dem in Scharnstein nahe Bad Hall in Oberösterreich ansässigen Korbflechter Herlitz, der die Speisezimmerstühle für die Wohnung Vogl in Pilsen ausgeführt hat.117
Kat.-Nr. 64 Speisezimmerstuhl nach Chippendale, 4. Viertel 19. Jahrhundert Entwurf und Ausführung : John Sollie Henry, London Nussbaumholz, massiv, teilweise geschnitzt und politiert, Sitzfläche : Seidenbezug MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Inv.-Nr.: H 1333 Kat.-Nr. 65 Speisezimmerstuhl nach Hepplewhite, um 1913 Ausführung : Josef Veillich Kirschbaumholz, massiv, teilweise geschnitzt, Sitzfläche : erneuerter Lederbezug Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 68.563
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Kat.-Nr. 66 Korbarmlehnstuhl, um 1929/1930 Ausführung : Prag-Rudniker Korbwaren-Fabrikation Peddigrohrgeflecht, teilweise gefärbt Sammlung Hummel, Wien Kat.-Nr. 67 Korbarmlehnstuhl, um 1928/30 Peddingrohrgeflecht, teilweise bemalt und übermalt, Sitzfläche : originaler Stoffbezug, Rückenlehne : erneuerter Stoffbezug Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr.: MD 75.999
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Kat.-Nr. 68: 1875 hatte Arthur Liberty ein »Eastindia House« in London gegründet, das für seine Stoffe bekannt war. 1883 wurde unter der Leitung von Leonard F. Wyburd ein eigenes »Furniture and Decoration Studio« eingerichtet, das Kleinmöbel produzierte, darunter einen dreibeinigen und einen vierbeinigen ägyptischen Hocker nach Vorbildern aus dem British Museum. Kat.-Nr. 69: Adolf Loos hatte die beiden ägyptischen Hocker bei seiner Rückreise aus den USA in London gesehen. Der vierbeinige Hocher wurde wohl auf Anregung des Architekten von der Firma F. O. Schmidt in gedrungener Form ausgeführt. Ein Foto des Modells ist im Sitzmöbelbuch der Firma zu finden. Loos verwendete den Hocker um 1900 in den Wohnungen von Dr. Otto Stoessl und Dr. Hugo Haberfeld. (Abb. 55)
Kat.-Nr. 68 »Thebes Stool« Entwurf : Leonard F. Wyburd, 1884 Ausführung : Liberty’s, London, 1884–nach 1900 Mahagoni, massiv, teilweise gedrechselt, Sitzfläche : originaler Lederbezug Privatbesitz Kat.-Nr. 69 Vierbeiniger ägyptischer Hocker, um 1900 Ausführung : Friedrich Otto Schmidt, Wien Buche, massiv, teilweise gedrechselt, Sitzfläche : originaler Lederbezug Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 66.008
Kat.-Nr. 70: Architekt Josef Frank setzte sich als Möbeldesigner mit dem dreibeinigen und dem vierbeinigen ägyptischen Hocker auseinander und entwarf eine Variante des vierbeinigen Hockers, der sich unmittelbar an einem altägyptischen Original orientierte. Dieses Modell wurde vom Stockholmer Einrichtungshaus Svenskt Tenn ausgeführt und ist dort noch in Produktion.
Kat.-Nr. 70 Vierbeiniger Ägyptischer Hocker Entwurf : Josef Frank, um 1935/1940 Ausführung : Svenskt Tenn, Stockholm, 2007 Kirschbaumholz, massiv, politiert, Sitzfläche : Lederbezug Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, Inv.-Nr. MD 71.527
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WA S S I N D M O D E R N E M Ö B E L ? A n t wo rt e n vo n Wag n e r, H o f f m a n n u n d Lo o s
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sidenzstadt Wien hatte sich im späten 19. Jahrhundert zu einer modernen Großstadt gewandelt, deren Bevölkerung durch Zuzug stetig anstieg und deren kommunale Infrastruktur bis hin zu den öffentlichen Verkehrssystemen nachhaltig erneuert wurde. Die Gestaltung der Wohn- und Repräsentationsbauten, aber auch die Einrichtungen der Wohnungen waren hingegen um 1900 noch weitgehend von der Nachahmung alter Stile bestimmt. Dieses Auseinandertriften des modernen Großstadtlebens auf den Straßen und der privaten Wohnwelten derer, die sich aufwendige Einrichtungen leisten konnten, war der Anlass für eine kritische Bestandsaufnahme, die maßgeblich von Otto Wagner angestoßen wurde. Dabei sei vorneweg festgehalten, dass die Themen Wohnen und Einrichten in Wien um 1900, im Unterschied zum »Roten Wien« der Zwischenkriegszeit, (noch) keine soziale Ausrichtung hatte. Der Diskurs über Designfragen war zunächst ein Elitenthema.
Wie sollen moderne, wie sollen zeitgemäße Möbel und Gebrauchsgegenstände gestaltet werden ? Diese Frage war in Wien um 1900 keineswegs neu. Bereits im Rahmen der ersten Wiener Kunstgewerbereform, als von Rudolf von Eitelberger und Jacob von Falke die Gründung eines Österreichischen Museums für Kunst und Industrie als Mustersammlung betrieben wurde, gab es theoretische Überlegungen zu dieser Designfrage. Im Sinne des Historismus suchte man die Lösung damals bei Vorbildern aus vergangenen Zeiten und fernen Ländern. Für Möbel galt die Renaissance als vorbildlich.118 Obgleich bei der Wiener Weltausstellung 1873 Ot to Wag n e r u n d d i e M o d e r n e ein neuer »Wiener Stil« in der Formensprache der Neorenaissance präsentiert werden konnte, hatte die 1894 wurde Otto Wagner zum Architekturprofessor Reformidee keine nachhaltige Wirkung, da Herstel- ernannt. Für seine Klasse verfasste er 1895 das Buch ler und Kund_innen weiter einen breiten Stilplura- »Moderne Architektur«, das »Seinen Schülern ein lismus bevorzugten und da die wirklich modernen Führer auf diesem Kunstgebiete« sein sollte, wie es Möbel dieser Zeit von den Reformern übersehen im Untertitel hieß. Die vierte Auflage gab er 1914 wurden. Über die Bugholzmöbel der Gebrüder Tho- unter dem neuen Titel »Die Baukunst unserer Zeit« net schrieb Falke in seinem Einrichtungshandbuch heraus. »Die Kunst im Hause« : Seine Überlegungen über eine zeitgemäße Baukunst begann Wagner mit der kritischen Frage »WoEbenso dürfen unsere gebogenen Sessel, obwohl sie ei- her diese Disharmonie in Mode und Stil ?« und antnige Solidität mit Leichtigkeit vereinen und unter ge- wortet darauf : wissen Verhältnissen, z. B. in Kaffeehäusern, sich mit großem Vortheil verwenden lassen, doch für eine künstlerisch ausgestattete Wohnung nicht zu verwerthen sein, denn sie geben uns nur magere Stäbe, wo das Auge einen bedeutungsvollen, durch Form und Farbe ausgezeichneten Gegenstand verlangt.119
Diese Haltung weist auf einen Widerspruch in der Lebensrealität der Zeit. Die Reichshaupt- und Re-
Die moderne Menschheit hat sicher nicht an Geschmack verloren, sie merkt heute mehr denn je selbst den kleinsten Modefehler, und gewiß ist dies heute schwieriger als ehedem. Unsere Kleidung, unsere Mode wird von der Allgemeinheit diktiert und richtig gefunden und schließt in dieser Beziehung selbst jeden Hinweis auf einen Fehler aus. Darin ist die Disharmonie also nicht zu suchen, somit muß sie naturgemäß in den Werken der heutigen
Was sind moderne Möbel ? : 109
daß nichts dem Auge Sichtbares entsteht, ohne künstlerische Weihe zu empfangen.«125 Neben seinem als »Führer« für seine Architekturschüler verfassten Lehrbuch, stellte er sein Werk in einer anderen Publikationsreihe als beispielhaft für das moderne Bauen vor und bezog dabei seine Arbeit als Innenarchitekt und Möbeldesigner bewusst mit ein. Bereits im ersten 1889 erschienenen Band Aus seinem Blickwinkel als Architekt und Professor seiner Publikation »Einige Skizzen, Projekte und wies Wagner folgenden Weg aus der aktuellen Krise : ausgeführte Bauten von Otto Wagner« sind die Interieurs seiner 1888 errichteten Villa in Hütteldorf Die Aufgabe der Kunst, also auch der modernen, ist es dokumentiert, während im zweiten 1897 erschieneaber dieselbe geblieben, welche sie zu allen Zeiten war. nen Band die Räumlichkeiten seiner 1889/1890 einDie Kunst unserer Zeit muß uns moderne, von uns ge- gerichteten Stadtwohnung am Rennweg zu sehen schaffene Formen bieten, die unserem Können, unserem sind.126 Tun und Lassen entsprechen.121 Wohl wegen der Beschleunigung der Ereignisse in den Jahren kurz vor 1900 wechselte Professor Um eine solche moderne Formensprache entwickeln Wagner 1898 jedoch das Medium. Er wartete mit zu können, forderte Otto Wagner weiter : »Alles mo- der Publikation der neuen Einrichtung für sein »Abdern Geschaffene muß dem neuen Materiale und den steigequartier« in der Köstlergasse von 1898/1899 Anforderungen der Gegenwart entsprechen, wenn es (Kat.-Nr. 11–13) und dem Atelierzubau seiner Villa zur modernen Menschheit passen soll (…).«122 von 1899 (Kat.-Nr. 14) nicht mehr auf den dritten, Unter Bezugnahme auf die gescheiterte Neore- erst 1906 herausgegebenen Band seiner »Skizzen«, naissance der Ringstraßenzeit kündigte Wagner sondern wählte die Jubiläums-Ausstellung von 1898 an, dass die bevorstehende Umwälzung keine »Re- und die Ausstellungen in der Secession als neue naissance der Renaissance«, sondern »eine völlige Präsentationsorte. Seine Arbeiten waren im neuen Neugeburt, eine Naissance« sein werde.123 Er war Rahmen neben jenen seiner Schüler-Generation zu zuversichtlich, dass die Umwälzung bald gelingen sehen und wurden wie deren Werke in der Seceswerde : sionszeitschrift »Ver Sacrum« publiziert127 und von den Kunstkritiker_innen besprochen. In diesem Wir sind nahe dem Ende der Bewegung. (…) Dieser Neu- Rahmen präsentierte er die wenigen um 1900 für stil, die Moderne, wird uns und unsere Zeit repräsentie- sich selbst eingerichteten Interieurs als seinen Beiren, (…) Unser schnell lebendes Jahrhundert hat aber trag zur neuen Wohnkultur der Moderne in Wien. auch hier das Bestreben, dieses Ziel rascher zu erreichen, Die im »Ver Sacrum« vorgestellten Fotos mit ausals es bisher der Fall war ; und darum ist die Welt zur führlichen Erläuterungen geben uns heute einen geeigenen Überraschung schon am Ziele angelangt.124 nauen Einblick in die Möblierung, Materialität und Farbigkeit dieser Räume.128 Im dritten Jahrgang Als Architekt und Städtebauer beschäftigte sich der Zeitschrift, 1900, ergriff Otto Wagner im BeiWagner in seiner Schrift zwar nicht ausdrücklich trag »Die Kunst im Gewerbe« selbst das Wort und mit Möbeln und Interieurs, er forderte jedoch die schrieb : Anwendung der neuen, modernen Formensprache durch die Künstler und Architekten auf alle Gestal- Was vor zwei Jahren, ja noch vor einem Jahre noch tungsaufgaben im Sinne eines Gesamtkunstwerks : Niemand für möglich gehalten hatte, ist zur Thatsache »Ohne Zweifel kann und muß es soweit kommen, geworden. Wie weggefegt sind die letzten Reste der traKunst liegen. Und so ist es auch. Dinge, welche modernen Anschauungen entsprossen sind (…), stimmen vollkommen zu unserer Erscheinung ; nach alten Vorbildern Kopiertes und Imitiertes nie. Ein Mann im modernen Reiseanzug wird beispielsweise sehr gut zur Bahnhofshalle, zum Schlafwagen, zu all unseren modernen Vehikeln stimmen.120
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Abb. 48 : Initiale mit Armlehnstuhl von Otto Wagner, in : Ver Sacrum III/1900, (Bibliothek des Belvedere, Wien)
ditionellen Copien und Imitationen und die Werke der Kunst sind wieder das geworden, was sie zu allen Zeiten waren : Neugeschaffenes, aus der Künstlerseele Geborenes. Unserem derzeitigen Empfinden ist Rechnung getragen, und die Kunst zeigt uns im reifen Spiegel endlich unser eigenes Bild. (…) Dabei war es nur eine kleine Schar von Künstlern, die dies Zustande gebracht hat, aber sie hat eben im richtigen Erfassen ihrer Sendung, unter einer Last von Unbilden und Kränkungen, treu ihrer innersten Überzeugung im Kampfe ausgeharrt, bis der Siegeskranz ihr Banner zierte. Ja dieselbe Künstlerschar kann sich heute ohne Selbstüberhebung gestehen, dass sie ziemlich an der Spitze der modernen Kunstbewegung marschirt.129
Otto Wagner war als Möbeldesigner Teil dieser »kleinen Schar« und setzte den Speisezimmerstuhl aus seinem »Absteigequartier« in der Köstlergasse als Initiale und »Logo« vor seinen Beitrag. (Abb. 48, 49)
Abb. 49 : Speisezimmer in der Wohnung von Otto Wagner in der Köstlergasse, 1899 (Foto : ÖNB/Wien, Pk 2539, 758)
Seine Idee eines modernen baukünstlerischen Gesamtkunstwerks konnte der Architekt dann im besonderen Maße 1904/1906 beim Bau der Postsparkasse realisieren. Bei den Entwürfen für die Möbel aus gebogenem Holz orientierte er sich auch an den aktuellen Lösungsansätzen seiner Schülergeneration. (Kat.-Nr. 18–23) In der vierten, 1914 unter dem neuen Titel »Die Baukunst unserer Zeit« herausgegebenen Auflage seiner »Moderne Architektur« wurden zahlreiche Fotos von Wagners Einrichtungsgegenständen und Innenräumen aus den letzten beiden Jahrzehnten wohlüberlegt nochmals veröffentlicht. Wagners Möbel und Interieurs sind hier als gleichwertiger Teil seines Gesamtwerks neben seine Bauten gestellt und sind sein Beitrag zum Möbeldesign der Wiener Moderne.
Was sind moderne Möbel ? : 111
Josef Hoffmann und der neue Stil Josef Hoffmann, ein Schüler und Mitarbeiter im Baubüro von Otto Wagner, war ein aktiver Mitgestalter eines modernen Wiener Einrichtungsstils. Er war ein gut vernetzter Teamworker und gehörte mit Joseph Maria Olbrich und Kolo Moser zu den Mitgliedern des »Siebener Clubs«. 1897 war er auch Gründungsmitglied der neuen Vereinigung bildender Künstler Österreichs, Secession. Bereits bei der ersten im Frühjahr 1898 noch in der Wiener Gartenbaugesellschaft veranstalteten Secessionsausstellung fand er seine neue Rolle als Ausstellungsarchitekt und Interieurgestalter, wie Ludwig Hevesi im März 1898 berichtete : Die Anordnung der Ausstellung ist, wie im Programm lag, schon an sich ein Kunstwerk im modernen Geschmack. Die beiden talentvollen Architekten Josef Olbrich und Josef Hoffmann, die sich in Ver Sacrum einen Namen gemacht haben, wußten die abgeschmackten ›maurischen‹ Innenräume des Gartenbaus künstlerisch umzugestalten. (…) Das Sekretariat aber ist durch Hoffmann in ein förmliches Ver Sacrum-Zimmer umgewandelt worden. Die originellen Möbel, so recht in einem ›Brettlstil‹ gehalten, blau gefärbt und mit glänzendem Kupfer beschlagen (…) geben hier das Gesamtbild moderner Zimmereinrichtung, das nicht nur Beifall, sondern gewiß auch Käufer und Nachahmer finden wird.130
Im Herbst 1898 wurde das von Joseph Maria Olbrich geplante Gebäude der Secession am Karlsplatz fertiggestellt. Bei der III. Secessionsausstellung verwies Hevesi im Jänner 1899 auf eine neue Einrichtung des Sekretariats im eigenen Haus, die nun fertig geworden und eine Sehenswürdigkeit ist. Die hochmodernen Interieurs in den delikatesten Beiznüancen, die zwischen Grün und Grau möglich sind, verdankt man dem erfinderischen Geschmack Josef Hoffmanns, des trefflichen Olbrich-Kollegen.131
Ausgeführt wurden Hoffmanns Entwürfe übrigens von der Firma Friedrich Otto Schmidt, die eng mit Adolf Loos zusammenarbeitete. (Abb. 50)
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Die Secession war unmittelbar nach ihrer Gründung als neue Vereinigung der bildenden Künstler Österreichs durch die raumkünstlerische Gestaltung ihrer Ausstellung und die grafische Gestaltung ihrer Zeitschrift »Ver Sacrum« zum Diskussionsraum für modernes Design geworden, den Josef Hoffmann, wie sein Lehrer Wagner, für sich zu nutzen wusste. Es überrascht daher nicht, dass Hevesi im März 1899 einen neuen Wiener Möbelstil ankündigen konnte : Angesichts (…) des ganzen Zimmers voll Hoffmannscher und Olbrichscher Möbel und Moserscher Stoffe, welche Backhausen mit bekannter Anstelligkeit ausgeführt hat, darf man getrost sagen : es gibt wieder ein Wiener Kunstgewerbe. Die jungen Kräfte haben den Karren aus dem Sumpfe herausbefördert, er steht wieder auf festem Boden zu sicherer Fahrt. Was diese Jungen machen, ist nicht englisch und nicht belgisch, auch nicht japanisch, es ist Hoffmannisch und Olbrichisch. Und noch wienerisch dazu.132
Während Joseph Maria Olbrich im Herbst 1899 von Wien nach Darmstadt übersiedelte, um sich dort der Planung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe zu widmen, hatten die Präsentationen in der Secession für Josef Hoffmann private Auftraggeber in Wien gebracht. Zu nennen sind der Anwalt Dr. Walter Brix und der Lederwarenfabrikant Gustav Pollak.133 (Abb. 51) Im selben Jahr wurden Josef Hoffmann und Kolo Moser zu Professoren an der Wiener Kunstgewerbeschule berufen und begannen ihre Möbelentwürfe in der Folge auch bei den Winterausstellungen des der Schule benachbarten Österreichischen Museums für Kunst und Industrie zu zeigen. Während bei der Pariser Weltausstellung 1900 noch der von Kurven und Schwüngen bestimmte Wiener Möbelstil präsentiert wurde, bereitete sich in Wien selbst ein Stilwandel vor, der bei der VIII. Secessionsausstellung im Herbst 1900 bereits ausgebildet war,134 als neue Arbeiten von Ashbee, Mackintosh und van de Velde zu sehen waren. Dieser Punkt ist bedeutsam, da der Stilwandel auch als Reaktion auf die Auseinandersetzung mit Mackintosh
Abb. 50 : Sekretariat in der Wiener Secession von Josef Hoffmann, 1899, in : Das Interieur, I/1900 (ÖNB/Wien)
Abb. 51 : Herrenzimmereinrichtung von Josef Hoffmann in der Villa von Gustav Pollak, 1899, in : Das Interieur, I/1900 (ÖNB/Wien)
und den »Glasgow Four« gesehen wurde, deren Auftreten die Umorientierung wohl verstärkt hat. Während die modernen Möbel im »Brettlstil« 1898/1899 aus der Sicht des traditionellen Handwerks eher einfach gearbeitet, jedoch häufig fantasievoll verziert und farbig gebeizt waren, dominierten nun gerade Linie, natürliche Holzfarben und gediegene Handwerksarbeit. Ludwig Hevesi berichtete darüber im November 1900 :
geführt sind. Als hätten unsere Handwerker neue Hände bekommen.135
Die Wiener Kunsttischler haben keine »neuen Hände bekommen«, vielmehr arbeiteten Josef Hoffmann und Kolo Moser, der 1900 das Buffet »Der reiche Fischzug« zeigte, mit der führenden Wiener Ausstattungsfirma Portois & Fix zusammen. Der neue einfache und gediegene Einrichtungsstil wurde von Hoffmanns Auftraggebern rasch aufgegriffen. So Von Hoffmann sind in den Zimmern eine ganze Menge ließ sich der Lederwarenfabrikant Gustav Pollak nur Möbel und Geräte verteilt. (…) In Aufbau, Einteilung zwei Jahre nach der Einrichtung des Arbeitszimmers und Verzierung keine Spur von Gesuchtheit, alles recht- in seiner Villa auch eine neue Wohnung in Wienwinkelig, kein Aufsatz, keine Galerie, keine Nische, keine Wieden von Josef Hoffmann einrichten. (Kat.-Nr. Schnitzerei, die eingelegten Ornamentstreifen auch nur 38) aus eigentümlich viereckigen Figuren zusammengereiht, Hoffmann, der sich ansonsten kaum theoretisch und der Eindruck doch fürstlich vornehm. Das ist mus- äußerte, nahm den Stilwandel zum Anlass, 1901 in tergültig für Materialwirkung. (…) Es ist erstaunlich, mit der Zeitschrift »Das Interieur« seine Studie »Einfawelcher handwerklichen Gediegenheit diese Dinge aus- che Möbel, entworfen und mit begleitenden Worten
Was sind moderne Möbel ? : 113
von Professor Josef Hoffmann« vorzulegen. Er begann den Diskurs wie Otto Wagner mit der Frage nach der Differenz zwischen Kleidermode und Einrichtungsstil : Woher kommt es, dass Leute, die sich bemühen nach dem neuesten Schnitt zu gehen, zu Hause tun, als säßen sie im 15. oder 16. Jahrhundert. Ist das abermals die ekelhafte Sucht des Parvenus, mehr zu scheinen, als man ist, oder ist es ein resigniertes sich Zurückziehen nach tiefer Enttäuschung ?136
Die Frage ist vielschichtig. Zum einen greift Hoffmann die von Wagner angesprochenen Differenzen zwischen dem modernen Leben und dem Einrichtungsstil auf, zum anderen sieht er – in Zeiten rasanter Beschleunigung durchaus berechtigt – die Wohnung als Rückzugsort des vom modernen Leben enttäuschten. Sein Lösungsansatz war ein gestalterischer und lautete : Möglich wäre die Anknüpfung nur dort, wo bei uns das Selbstschöpferische aufgehört hat. Sollten wir diesen Moment versäumt haben ? Hat es bei uns nicht ebenso wie in England dieselben Vorläufer gegeben ? (…) Ich meine, dass man vor allem den jeweiligen Zweck und das Material berücksichtigen sollte. (…) Wir sollten in allem der Prunksucht aus dem Wege gehen und immer nach bestem Material und vollendeter Ausführung trachten, da ja auch das Leben, sofern es ernst zu nehmen ist, durch Einfachheit, Ehrlichkeit und Gediegenheit seine Würde erhält.137
An dieser Stelle folgte Josef Hoffmann in seiner Argumentation, aber auch in seiner neuen Gestaltungsweise den Ideen von Adolf Loos, was zu einem nachhaltigen Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Jahrgangskollegen an der Brünner Gewerbeschule führen sollte, auf den im Folgenden noch eingegangen wird. Hoffmann, der 1905 zusammen mit der »KlimtGruppe« aus der Secession ausgetreten war, hatte für seine raumkünstlerischen Ideen bereits zuvor ein neues Wirkungsfeld gefunden. 1903 gründete er
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zusammen mit Kolo Moser und Fritz Wärndorfer als Finanzier die Wiener Werkstätte.138 Das neue Unternehmen folgte dem Werkstattgedanken der englischen »Arts & Crafts«-Bewegung, der auf der Ideenwelt von John Ruskin und William Morris basierte. Im Arbeitsprogramm der Wiener Werkstätte als »Productionsgenossenschaft von Kunsthandwerkern in Wien« hieß es : Das grenzenlose Unheil, welches die schlechte Massenproduktion einerseits, die gedankenlose Nachahmung alter Stile andererseits auf kunstgewerblichem Gebiete verursacht hat, durchdringt als riesen Strom die ganze Welt. Wir haben den Anschluss an die Kultur unserer Vorfahren verloren und werden von tausenden Wünschen und Erwägungen hin u. her geworfen. An Stelle der Hand ist meist die Maschine, an Stelle d. Handwerkers d. Geschäftsmann getreten. Diesem Strom entgegen zu schwimmen wäre Wahnsinn. Dennoch haben wir unsere Werkstätte gegründet. Sie soll uns auf heimischem Boden, mitten im frohen Lärm des Handwerks einen Ruhepunkt schaffen u. dem willkommen sein, der sich zu Ruskin und Morris bekennt. (…) Wir wollen innigen Kontakt zwischen Publikum, Entwerfer u. Handwerker herstellen u. gutes einfaches Hausgerät schaffen.139
Die Wiener Werkstätte fungierte auch als Ausstattungsunternehmen, das moderne Ambiente als Gesamtes gestaltete. Zu nennen sind das Sanatorium Westend in Purkersdorf, das Cabaret Fledermaus oder das Geschäftslokal der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. (Kat.-Nr. 39) Bei dieser Zusammenarbeit fand Hoffmanns von Orthogonalen und Quadraten bestimmte Formensprache ihre volle Ausprägung : Hoffmanns Formensprache dieser Jahre um 1903/1907 wird auch aus »konstruktiver« Wiener Jugendstil bezeichnet und gilt als der Wiener Beitrag zum Möbeldesign der internationalen Moderne.
D e r Ko n f l i k t z w i s c h e n Lo o s u n d Hoffmann Adolf Loos stand dem »Wiener Weh«,140 wie er die Wiener Werkstätte nannte, kritisch gegenüber. Wie es dazu kam, beschrieb Loos rückblickend 1926 in einem Fragment »Über Josef Hoffmann«, in dem er sich daran erinnerte, wie er Hoffmann – wohl im Winter 1899 oder im Frühjahr 1900 – die gerade fertiggestellte Wohnung von Eugen Stössler gezeigt hatte : Wie gesagt, jetzt lache ich darüber. Aber damals hatte es meinem Kampf gegen das Ornament geschadet. Daß ein Zeichner von sechs Ansichtspostkarten, ›Künstlerpostkarten‹ nannte er sie, auf Grund dieser Leistung Professor der Kunstgewerbeschule werden konnte, daß derselbe auf Grund einer Exkursion in die Wohnung Stössler seine Prinzipien über Bord warf und nun, dank der Möglichkeiten seiner Ausstellungen, die er immer selbst arrangierte und mich, den unangenehmen, ausgeplünderten Konkurrenten, nie dazu einlud, für den ornamentlosen, glatten Propagator des neuen Stils galt (…). Denn in Wirklichkeit war seine damalige und heutige Ornamentlosigkeit (…) nur ein Ornament. (…) Ich wette, daß sich Hoffmann nicht einmal trauen würde, eine Photographie seiner früheren Arbeiten – und nur diese sind seine – auszustellen. Von dieser Exkursion an sind alle Arbeiten von mir beeinflußt. Aber wie ! Ein Clubfauteuil ist eine gepolsterte Kiste, eine Teekanne ein silberner Würfel.141
Loos schilderte den Besuch in der Wohnung Stössler, an dem auch Kolo Moser teilgenommen hatte, 1931 nochmals ausführlicher und legte unter dem sprechenden Titel »Modern angezogen« klar, dass sein damaliger Einfluss auf Hoffmann über das Möbeldesign hinausging : Ich war, wie schon meine Kleidung bewies, kein Künstler. Denn ich hatte mir ein Abonnement bei dem Herrenmodegeschäft Goldman und Salatsch genommen und redete meinen Kollegen zu, doch die Kinkerlitzchen sein zu lassen und dasselbe zu tun. Ich wurde belächelt. Da erhielt ich einen Auftrag für eine Wohnungseinrichtung. Ich
lud Josef Hoffmann und Kolo Moser ein, diese anzusehen. Im Fiaker fuhren wir an einem Mittwoch Nachmittag hin. Wohnung Stößler. Schweigend sahen die beiden die ungewöhnlichen Dinge. Dann trennten wir uns. Zwei Tage später erschien ich bei Goldman und Salatsch. Der alte Herr sagte : ›Ich glaube, Herr Loos, wir haben Ihnen wieder einen Kunden zu verdanken.‹ Ich hatte alle Welt, Kunst und Literatur, zu Goldman geschickt und wußte daher nicht, um wen es sich handelte. ›Wer es ist ?‹ ›Es ist ein Professor an der Kunstgewerbeschule, er heißt Josef Hoffmann.‹ Ich war paff ! ›Ja, seit wann ist denn der Herr Ihr Kunde ?‹ – ›Seit vorgestern Nachmittag.‹ – ›Um wieviel Uhr war er hier ?‹ – ›Sehen Sie doch nach, Johann, im Kundenbuch ! Um wieviel Uhr war Herr Professor Hoffmann hier ?‹ – ›Um halb fünf Uhr Nachmittag.‹ Eine Viertelstunde vorher hatte er mich verlassen. Seit diesem Datum kann durch die Firma Goldman und Salatsch wohl eruiert werden, ist Josef Hoffmann europäisch angezogen.142
Ein historisches Foto der Speisezimmereinrichtung der Wohnung Stössler (Abb. 52) und eine Entwurfszeichnung einer eingebauten Sitzbank, die Hoffmann 1901 in »Das Interieur« publiziert hat (Abb. 53), bestätigen den von Loos vorgebrachten Vorwurf der Nachahmung. Betrachtet man darüber hinaus ein »Büfett in elfenbeinweißem Ahorn mit Kupfermontierungen«143, das Hoffmann im Herbst 1900 bei der VIII. Secessionsausstellung zeigte, gewinnt man darüber hinaus den Eindruck, dass er nicht nur die Wohnung von Eugen Stössler, sondern auch jene von Dr. Otto Stoessl besichtigt haben könnte.144 Auch die Wandverkleidungen der Speisezimmereinrichtung von Gustav Pollak sind vor diesem Hintergrund als Auseinandersetzungen Hoffmanns mit Loos zu deuten, wobei Loos Vorwurf, Hoffmann mache aus der Ornamentlosigkeit ein neues Ornament durch dessen Art, Rahmen und Füllung zu gestalten, ebenfalls nachvollziehbar wird. (Kat.-Nr. 38) Während Josef Hoffmann schwieg, hatte Ludwig Hevesi die Wechselwirkung zwischen den Arbeiten von Loos und Hoffmann durchaus erkannt. Im Mai 1899 hatte er anlässlich der Eröffnung des Café Museum über die Arbeit von Loos festgehalten, Loos gebe sich hier »nicht als Feind der Sezession, aber als
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Abb. 52 : Speisezimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung von Eugen Stössler, 1899, (Foto : Archiv MK, Wien)
etwas anderes, denn modern sind schließlich beide. (…) Nun, in zehn Jahren werden wir wieder darüber reden, bis wir beide älter geworden sind. (…) Ich glaube, Wien wird ihm auf die Länge Chicago austreiben.«145 Acht Jahre später, im November 1907 resümiert Hevesi in seinem Bericht über die »Wohnungswanderung« von Loos : Wie seine Einrichtungskunst heute dasteht, verfließt sie so ziemlich mit dem allgemein gewordenen Einfachheitsstil, der an unsere einstige Mahagoni- und Palisanderzeit anknüpft. Oder vielmehr, der Geschmack der Umwelt hat sich merklich dem seinigen angenähert. Diese allotriose Epoche hat sich selbst überwunden und dieser Außenseiter Loos kann in der geschichtlichen Rückschau
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schon fast als damaliger Schrittmacher zu neuen, vernunftmäßigen Entwicklungen betrachtet werden. Auch die geniale Fruchtbarkeit und alles versuchende Vielseitigkeit Hoffmanns hat die ›groß’ und kleine Welt durchstudiert‹ und alle neuen Möglichkeiten experimentell erschöpft, ehe seine Haupteigenschaft, die Logik, die ihr allein zukommenden Formen zu festen, einleuchtenden Systemen ausbauen konnte. Der Glanz Olbrichs lag damals nicht umsonst in der Luft, er hypnotisierte auch Augen, die ihre eigene scharfe Sehkraft hatten. Loos schloss seine Augen luftdicht gegen alle Verführungen und pflanzte in das bunte Gestrüpp des Tagesschaffens eine harte, trotzige Formel von Opposition. Sie hat sich im Kerne nicht geändert, aber dann doch umgänglichere Formen angenommen. Chicago hat Wien besiegt, aber auch Wien Chicago.146
A d o l f Lo o s u n d d i e » a n d e re « W i e n e r Moderne Adolf Loos hatte nach seiner Rückkehr aus den USA aufbauend auf seinen Reiseerfahrungen eine eigenständige Vorstellung von Wohnen und Einrichten entwickelt, die sich sowohl am Historismus der Vätergeneration als auch an der modernen Formensprache seiner Zeitgenossen rieb. Er entwickelte seine kritische Position beim Schreiben seiner Berichte über die Jubiläums-Ausstellung, die 1898 in der Praterrotunde stattfand. Unter dem Titel »Interieurs, Ein Präludium« setzte er in der »Neuen Freien Presse« an : Rechts und links vom Silberhof haben die tischler ihre erzeugnisse aufgestellt. Es sind Kojen geschaffen worden und in diesen sind musterzimmer eingerichtet worden. So geschieht es seit jahren bei jeder ausstellung. Dem publikum wird auf diese Weise gesagt : So sollst du wohnen ! (…) Die ›stilvolle‹ wohnung, diese errungenschaft unseres jahrhunderts, verlangt ein außerordentliches wissen und können. Das war nicht immer so. Noch bis zu anfang unseres jahrhunderts kannte man diese sorge nicht. Vom tischler kaufte man die möbel, vom tapezierer die tapete, vom bronzegießer die beleuchtungkörper und so fort. Das stimmt aber doch nicht zusammen ? Vielleicht nicht. Aber von diesen erwägungen ließ man sich auch nicht leiten. Damals richtete man sich so ein, wie man sich heute anzieht. Vom schuster nehmen wir die schuhe, vom schneider rock, hose und weste, vom hemdenfabrikanten kragen und manschetten, vom hutmacher den hut, vom drechsler den stock. Keiner kennt den anderen, und doch stimmen alle sachen zusammen. Warum ? Weil alle im stile des jahres 1898 arbeiten. Und so arbeiteten auch die handwerker der wohnungsindustrie in früheren zeiten alle in einem gemeinsamen stile, in dem jeweiligen herrschenden, im modernen.147
Die »stilvollen Zimmer« der Ringstraßen-Zeit beschrieb Loos 1898 mit kritischer Distanz in »Die Interieurs in der Rotunde« folgendermaßen :
Abb. 53 : Entwurf einer Sitzbank von Josef Hoffmann, um 1901, in : Das Interieur, II/1901 (ÖNB/Wien)
Was ist denn dieser stil überhaupt. Er läßt sich schwer definieren. Meiner meinung nach fand jene wackere hausfrau auf die frage, was stilvoll sei, die beste antwort : Wenn auf dem »nachtkastel« ein löwenkopf ist und dieser löwenkopf ist dann auf dem sofa, dem schrank, auf den betten, auf den sesseln, auf dem waschtisch, kurz auf allen gegenständen des zimmers gleichfalls angebracht, so heißt dieses zimmer stilvoll.148
Die Arbeiten seiner eigenen Generation waren nicht mehr von »Löwenköpfen«, sondern von der Idee des Gesamtkunstwerks bestimmt. Junge »Künstlerarchitekten« wie Joseph Maria Olbrich und Josef Hoffmann entwarfen für die von ihnen geplanten Villen und Wohnungseinrichtungen alle Möbel, Beleuchtungskörper und Raumtextilien. Loos war hingegen »ein gegner jener richtung, die etwas besonders vorzügliches darin erblickt, daß ein gebäude bis zur kohlenschaufel aus der hand eines architekten hervorgehe.«149 Nach seiner Ansicht drohte den Bewohner_innen eines solchen Gesamtkunstwerks nicht nur Langeweile, sondern auch die völlige Be-
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vormundung durch ihren Architekten. In der Geschichte »Von einem armen reichen Manne« erzählte er 1900 auf satirische Weise, wie ein Bauherr von seinem Architekten beim korrekten Wohnen in den neuen, völlig durchgeplanten Interieurs kontrolliert wurde, »damit sich keine fehler einschleichen.«150 Der Architekt verbot seinem Auftraggeber sogar, sich etwas Neues zu kaufen oder ein Geschenk anzunehmen, denn dieser sei ja bereits »komplett« : »Da vollzog sich in dem armen reichen manne eine wandlung. Der glückliche fühlte sich plötzlich tief, tief unglücklich.«151 Wohnungseinrichtungen waren um 1900 auch für Adolf Loos das wichtigste Arbeitsfeld. Sein besonderer Erfolg lag in dem von ihm entwickelten Gegenkonzept zur Wohnung des »armen reichen Mannes«. Seine Strategie lag in der Selbstständigkeit seiner Kund_innen. Denn »das gleiche gemeinsame band, das alle möbel im raume miteinander verbindet«, schrieb er 1898 in »Die Interieurs in der Rotunde«, »bestände eben darin, daß sein besitzer die auswahl getroffen hat.«152 Die Einrichtungsstrategie von Adolf Loos lautete : Nicht alles neu entwerfen, sondern das Brauchbare aus dem bereits Vorhandenen auswählen. Diese Idee, brauchbare Vorbilder zu kopieren und weiterzuverwenden, legte Loos ebenfalls im Rahmen seiner in der »Neuen Freien Presse« veröffentlichten Berichte zur Jubiläums-Ausstellung dar. Unter dem Titel »Der neue Stil und die Bronzeindustrie« erklärte er : »Alles, was frühere jahrhunderte geschaffen haben, kann heute, sofern es noch brauchbar ist, kopiert werden. (…) Entweder kopieren oder etwas vollständig neues schaffen.«153 Mit welchen Überlegungen Adolf Loos seine Vorbilder auswählte, zeigen die Sitz- und Speisezimmereinrichtungen in den von ihm gestalteten Wohnungen und Wohnhäusern auf beispielhafte Weise. 1898 stellte er unter dem Titel »Das Sitzmöbel« folgende Überlegungen zum Sitzen an : Gegenwärtig wird von einem sessel nicht nur verlangt, daß man sich auf ihm ausruhen kann, sondern auch, daß man sich schnell ausruhen kann. Time is money. Das
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ausruhen muss daher spezialisiert werden. Nach geistiger arbeit wird man sich in einer anderen stellung ausruhen müssen als nach der bewegung im freien. (…) Die Engländer und Amerikaner, die von einer kleinlichen denkungsart frei sind, sind auch wahre virtuosen des ausruhens. Im laufe dieses jahrhunderts haben sie mehr sesseltypen erfunden als die ganze welt, alle völker mit eingeschlossen, seit ihrem bestande. Dem grundsatz gemäß, daß jede art der ermüdung einen anderen sessel verlangt, zeigt das englische zimmer nie einen durchgängig gleichen sesseltyp. Alle arten von sitzgelegenheiten sind in demselben zimmer vertreten. Jeder kann sich seinen ihm am besten passenden sitz aussuchen.154
Aufgrund dieser Beobachtung richtete Loos die Wohn- oder Sitzzimmer seiner Wohnungen nicht mit den traditionellen Sitzgarnituren ein, die gewöhnlich aus einem Kanapee und zwei bis vier gleichen Armlehnstühlen bestanden, sondern mit mehreren ganz unterschiedlichen Sitzmöbeln, die den Benutzern verschiedene Sitzhaltungen zum Lesen, zum Plaudern, zum gemeinsamen Spielen oder einfach zum Ausruhen ermöglichten. Anregungen für diese Art des Einrichtens fand Loos in englischen Clubs. Die Firma Friedrich Otto Schmidt produzierte für Loos unter anderem einen Fauteuil mit dem firmeninternen Namen »Knieschwimmer«, der auf historischen Fotos erstmals in der 1906/1907 eingerichteten Wohnung Friedmann zu sehen ist. (Abb. 54) (Kat.-Nr. 58) Tee- oder Beistelltische waren neben den bequemen Clubfauteuils ein weiteres wichtiges Element in den von Loos eingerichteten Sitzzimmern. Typisches Beispiel ist der sogenannte »Elefantenrüsseltisch«, den Loos bereits um 1900 in den Wohnungen von Haberfeld und Turnowsky verwendete. (Kat.-Nr. 56) Das historische Foto der Wohnung Haberfeld zeigt auch noch ein weiteres Element der von Loos eingerichteten Sitzzimmer, nämlich ein leichtes Beistellmöbel in Form eines vierbeinigen ägyptischen Hockers, dessen Vorbild Loos im Angebot von Liberty’s in London gefunden hatte und der eben-
Abb. 54 : Herrnzimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung Friedmann, 1906/1907 (Foto : Albertina, Wien)
falls von F. O. Schmidt ausgeführt wurde.155 (Abb. Im Nachruf für seinen »Sesseltischler« erklärte Loos 55) (Kat.-Nr. 68–70) 1929 diese Vorgangsweise so : Während der Architekt den Bewohner_innen in Wohnzimmern oder Herrenzimmern stets unter- Es gibt aber keine entwicklung einmal gelöster dinge. Sie schiedliche Sitzgelegenheiten zur Auswahl anbot, bleiben in der gleichen form durch jahrhunderte, bis eine nannte er in »Das Sitzmöbel« folgende Einschrän- neue erfindung sie außer gebrauch setzt oder eine neue kung : »Eine ausnahme bilden bloß jene räume, die kultur sie gründlich verändert. Das sitzen bei tisch wähnur zeitweise von allen insassen zu demselben zwe- rend des essens, der gebrauch des bestecks usw. hat sich cke benützt werden : der tanzsaal und das speise- seit zwei jahrhunderten nicht verändert. (…) Das entzimmer.«156 Für die Möblierung des Speisezimmers werfen eines neuen speisezimmersessels empfand ich als wählte Loos ebenfalls englische Vorbilder und zwar narretei, eine vollständig überflüssige narretei, verbunKopien von Speisezimmerstühlen aus dem 18. Jahr- den mit zeitverlust und aufwand. Der speisezimmersessel hundert, die von Josef Veillich zumeist nach Origi- aus der zeit um Chippendale herum war vollkommen. Er nalen aus der Sammlung des Österreichischen Mu- war die lösung. Er konnte nicht übertroffen werden. Wie seums für Kunst und Industrie ausgeführt wurden. unsere gabel, wie unser säbel, wie unser schraubenzieher.
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Abb. 55 : Arbeitszimmereinrichtung von Adolf Loos in der Wohnung von Dr. Hugo Haberfeld, um 1900, in : Das Interieur, IV/1903 (ÖNB/Wien)
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Abb. 56 : Speisezimmereinrichtung im Haus Steiner von Adolf Loos, 1910 (Foto : Albertina, Wien) Leute, die keine schrauben einziehen können, leute, die nicht fechten können, haben es leicht, neue schraubenzieher, neue säbel und neue gabeln zu entwerfen. Sie machen es mit hilfe ihrer – wie sie es nennen – künstlerphantasie. (…) Der Chippendale-sessel ist so vollkommen, daß er in jeden raum, der nach Chippendale entstanden ist, also auch in jeden raum von heute hineinpasst.157
die Speisezimmereinrichtung in den Speisezimmern englischer Landhäuser. Aus diesen Mustern hat er in Wien um 1900 eine »andere Moderne« entwickelt, die sich vom Einrichtungsstil Josef Hoffmanns deutlich unterschied, aber – so hatte Ludwig Hevesi bereits 1899 erkannt – »modern sind schließlich beide.«158
Die Speisezimmereinrichtung des 1910 für Lilly und Hugo Steiner geplanten Wohnhauses zeigt, was Loos damit gemeint hat. (Abb. 56) Für Adolf Loos war der englische Gentleman das »Role Model« für guten Geschmack. Das Vorbild für die Wohnzimmer- oder Herrenzimmereinrichtung fand Loos im englischen Club, das Vorbild für
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D I E K U LT U R E L L E N NETZWERKE DER WIENER MODERNE Lo o s , H o f f m a n n u n d i h re K l i e n t e n
Elana Shapira
»In diese Gesellschaft von Zeitungsabonnenten« (Adolf Loos)159
D i e k re at i ve P l at t f o r m u m 1 9 0 0 Die Architekten Adolf Loos und Josef Hoffmann begannen ihre Karrieren als Mitglieder von ineinandergreifenden kulturellen Netzwerken, die sich um die führenden Wiener Kulturkritiker_innen Hermann Bahr, Berta Zuckerkandl, Karl Kraus und die Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald geformt hatten.160 Die drei genannten Kritiker_innen und die beiden Architekten teilten in den späten 1890erJahren dieselben medialen Plattformen, nämlich die zwei konkurrierenden Kulturzeitschriften »Die Zeit« und »Die Wage«. Bald – um 1900 – bildeten sich zwei oppositionelle Lager um die charismatischen Charaktere : die Secessionist_innen Bahr, Zuckerkandl und Hoffmann auf der einen Seite und ihre Widersacher Kraus, Loos sowie dessen Unterstützerin Schwarzwald auf der anderen Seite. Aus dem Spannungsfeld der beiden Antipoden entwickelten sich noch vor dem Ersten Weltkrieg revolutionäre und speziell wienerische, moderne »Designsprachen«. Der überwiegend in Publikationen in der Metropole Wien geführte Avantgarde-Diskurs griff die neuen Ausdrucksformen in Architektur und Design auf, die ihrerseits auf zeitgeistige europäische Strömungen, Kunstwerkstätten und Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften zurückzuführen sind, und entwickelte eine produktive eigenständige Position. Jede der erwähnten Persönlichkeiten übertrug ihr Verständnis der idealen modernen Kul-
tur auf das »neue Design«. Die Konstituierung der Secession als neue Vereinigung bildender Künstler Österreichs im April 1897 mit Gustav Klimt als Präsident stellte einen Erneuerungsimpuls im Wiener Kulturleben dar. Von Anfang an haben die Architekten Joseph Maria Olbrich und Josef Hoffmann als Mitglieder der Vereinigung zur Gestaltung einer neuen ästhetischen Sprache der Wiener Secession beigetragen. Bahr und Zuckerkandl wollten als stolze Österreicher_innen zur Entwicklung eines modernen Nationaldesigns ermutigen,161 das auf einem multikulturellen Diskurs basieren sollte. Kraus war einerseits von der neuen lokalen antisemitischen Welle gegen Ende des 19. Jahrhunderts enttäuscht, nahm aber andererseits gegenüber seinen Rivalen in der Kulturpolitik wie Bahr und Zuckerkandl eine betont kritische Haltung ein, und deklarierte sich als Verfechter der deutschen Sprache und als Gegner der »falschen« Kulturrichtungen.162 Viele unter den Kritiker_innen und Mäzen_innen waren akkulturierte Jüdinnen und Juden. Während beispielsweise der Prozess der jüdischen Akkulturation die Sehnsucht nach Integration in die größeren christlichen Kollektive bedeutete, wurde Design als Mittel zur Begegnung der Gefahr des Aufgehens im Kollektiv begriffen und damit der Wunsch nach Bewahrung der eigenen kulturellen Identität und Zugehörigkeit ausgedrückt. Die Spannungen, die aus diesem Wunsch nach Integration in die Wiener Gesellschaft und in die kulturelle Szene entstanden sind und seine Umsetzung begleitet haben, spiegelten sich auch in der Förderung neuen Designs wider. Folgende Fragen werden diskutiert : Wie hat der anregende Wiener Diskurs Loos’ und Hoffmanns Arbeit über die Fragen : »Was ist modern ?«, »Was ist sozial korrekt ?«, »Was ist individuell ?« beeinflusst ? Wohin gehören die Architekten und ihre Klient_innen – zu Österreich oder Europa ? Des Weiteren wird die Geschlechterfrage behandelt, so zum Beispiel die Frage : Braucht man für Frauen anders gestaltete Räume bzw. andere Einrichtungen als für Männer in ihren Klubs und Wohnungen ?
Die kulturellen Netzwerke der Wiener Moderne : 123
D i e M ä n n e r - C lu b s Im Anfang war das Wort : Loos, Bahr und »Jung Wien«
Die Aufgabe moderner Künstler ist es, den Geschmack der Menge, innerhalb seiner verschiedenen charakteristischen Standesabstufungen, zu heben, indem sie die Bedürfnisse der jeweils geistig vornehmsten erfüllen.165
Durch die Recherche über die Beziehung von Loos Einige Seiten weiter erschien eine Anzeige von Goldzu seinem ersten Privatkunden Eugen Stössler sowie man & Salatsch, die den Distinktionswünschen des der Analyse dessen Esszimmers, wo die Möbel mit österreichischen Publikums durch einen »engliLoos’ Initialen »AL« gezeichnet sind (Kat.-Nr. 48), schen« Zusatz entgegenkam und sich Goldman & können wir sowohl den ersten Kaffeehauszirkel als Salatsch »Tailors and Outfitters« nannte. Der Besitauch die Entwicklung seiner ideologischen Platt- zer Michael Goldman wurde Loos’ zweiter Klient form in Bezug auf die literarische Gruppe »Jung im Bereich Mode. Goldman engagierte Loos für Wien« rekonstruieren. In der Mitte der 1890er-Jahre die Inneneinrichtung seines Geschäfts am Graben/ wurde Bahr der Sprecher von »Jung Wien«, und er Kohlmarkt (1898, 1903) (Abb. 57). Anfang April nutzte seine Rolle als Redakteur des Journals »Die 1898 veröffentlichte Loos einen provokanten ArtiZeit«, um deren Werke zu fördern. Loos ist der kel in dem mit der »Zeit« konkurrierenden Journal Gruppe vermutlich nach dem Austritt von Kraus »Die Wage«, in w elchem er die Zeichnungen von und dessen Veröffentlichung »Die demolierte Litera- Myrbach, ausgestellt in der Artaria & Co. Galerie, tur« (1896/1897) beigetreten. Schon bald entwickelte für deren Akzeptanz der Simplizität von moderner Loos innerhalb dieses Kreises seine eigenen Vorstel- Kleidung – anstatt diese »künstlerisch« aussehen zu lungen von Kultur und Design. lassen – lobte.166 Eine Woche später veröffentlichte Nach der Rückkehr aus den USA 1896 wurde Loos’ Kontrahent Hoffmann einen als Antwort daLoos Kunde der Männer-Modefirma Goldman & rauf verstandenen Artikel unter dem Titel »Das inSalatsch. Er arbeitete als Assistent im Büro des Ar- dividuelle Kleid«, wo er im Eröffnungssatz fragte : chitekten Carl Mayreder sowie als Berater in der er- »Wieso so wenig Leute heute originell aussehen ?« folgreichen Möbelfirma Friedrich Otto Schmidt.163 und fortsetze : »Schneider machen allerdings Leute, Die Berufungen der zwei traditionsgebundenen aber keine Menschen, keine Erscheinungen, welche Fachmänner Arthur von Scala zum Direktor des einen bleibenden Eindruck hervorbringen.«167 Diese Österreichischen Museums für Kunst und Indus beiden Artikel veranschaulichen die unterschiedtrie (1897) und Felician von Myrbach zum Direktor lichen Konzepte von Loos und Hoffmann darüber, der Kunstgewerbeschule (1899) motivierten Loos, wie »Individualität« ihrer Klienten durch Design eine ideologische und praktische Alternative zu den (Mode bzw. Innendekoration) ausgedrückt werden Secessionisten zu entwickeln. Ende 1897 trat Loos soll. mit einer Serie von kritischen Artikeln in verschieIm selben Monat formulierte Bahr seine romandenen Journalen und Zeitungen an die Öffentlich- tische Wahrnehmung moderner Ästhetik als Form keit. Zeitungen und öffentliche Räume dienten ihm einer Erlösung in seinem Artikel über die Secession als Bühne, auf der er sein Verständnis von Mode in der Zeitschrift »Die Zeit« neu.168 Loos hat auch und Architektur argumentieren konnte.164 In Bahrs diese Romantik nicht geteilt. Wie jedoch sein Ar»Die Zeit« besprach er die von Arthur von Scala ge- tikel »Die potemkinsche Stadt« in der Juli-Ausgabe staltete Weihnachtsausstellung im Österreichischen des Secessionisten-Journals »Ver Sacrum« belegt, Museum. Er schloss seine lobenden Worte mit einer spielte Loos im Sommer 1898 nach wie vor mit Aussage über die Aufgaben des Architekten : der Idee, mit den Secessionisten zu kooperieren. In diesem Artikel unterstützte er die Kritik gegen den historistischen Stil und lehnte die Mode des »prä-
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tentiösen« Historismus als falschen Weg ab.169 Mai bis November 1898 veröffentlichte Loos eine Serie von Artikeln in der liberalen Zeitung »Neue Freie Presse«, in welchen er die verschiedenen Ausstellungen der kaiserlichen Jubiläumsfeier rezensierte. Loos’ Präsenz in der Gesellschaft von »Jung Wien« ist in der folgenden Anekdote dokumentiert. Am Samstagabend, dem 3. Dezember 1898, wurde der Dreiakter »Die Lumpen« von Leo Hirschfeld im Carl Theater aufgeführt. Das Stück handelt von einem jungen Schriftsteller, Mitglied eines Kaffeehauszirkels, welcher ein Stück für das Theater schreibt und dabei den Rat bekommt, das Niveau zu senken, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen. Hirschfelds erstes Stück erntete sowohl negative als auch wohlwollende Kritik. Bahr lobte das Stück, da es das Dilemma eines jungen Künstlers beschreibt, ein erfolgreiches Theaterstück zu schreiben und gleichzeitig im idealistischen Zirkel der KaffeehausBohème zu verbleiben.170 Nach der Vorstellung verAbb. 57 : Inserat der Firma Goldman & Salatsch, sammelte sich eine Gruppe von Freunden im Cafè 1903, in : Das Andere, Ein Blatt zur Einführung Glattauer, das sich nun in den Räumlichkeiten des abendländischer Kultur in Österreich : geschrieben von ehemaligen Café Griensteidl befand.171 Um drei Adolf Loos, Nr. 2/1903 (Privatbesitz) Uhr nachts verfasste Hirschfeld einen Brief an eine gewisse »Thilde«, in welchem er in humoristischer Manier über Heinrich Heine schrieb.172 Der Brief wurde von einigen Mitgliedern des »Jungen Wiens« tegrierte den Stuhl außerdem als Schreibtischstuhl unterzeichnet, so etwa von den Autoren Felix Dör- im unten genannten Studierzimmer Haberfelds. mann und Oskar Friedmann sowie den Komponis- (Siehe Abb. 55) Diese Variation erhielt statt der leten Alexander von Zemlinsky und Arnold Schön- derbedeckten Rückenlehne des in Wien ausgestellberg. Auch Loos unterzeichnete und darunter Eugen ten Stückes eine hölzerne, während der Sattelsitz im Stössler, der eventuell zu diesem Zeitpunkt schon Gegensatz zum englischen Modell gepolstert war.175 sein Auftraggeber war oder dies bald darauf wurde. Bezüglich der Relation zwischen Stühlen und GeDer Junggeselle Stössler kam aus einer gut situier- schlechterkonstruktionen ist es wichtig zu beachten, ten jüdischen Familie, er war der Sohn von Heinrich dass Loos diesen Stuhl 1900 für den Frauenclub, und Johanna Stössler.173 Die von Loos entworfenen dessen Einrichtung er entwarf, gewählt hat.176 Loos Möbel (Kat.-Nr. 48) wurden in der Öffentlichkeit verdankt die Verbindung zum Frauenclub möglibekannt, als im Juni 1900 Fotos davon in »Das cherweise Rosa Mayreder, der Frau von Carl MayreInterieur« abgedruckt waren.174 Loos entwickelte der, für den er einige Zeit arbeitete – oder, wie unten Stösslers Esszimmerstuhl (Kat.-Nr. 49) angelehnt erwähnt, seinem Kontakt zu dem Verleger von »Die an einen englischen Armlehnen-Sessel, der in der Wage«, Rudolf Lothar, der wiederum mit der FemiAusstellung »Englische Möbel« von Scala im Jahr nistin Auguste Fickert bekannt war. 1897 ausgestellt wurde. Loos’ Modell war Teil des An Stösslers Speisezimmer zeigt sich ein weiteAngebotes der Möbelfirma F. O. Schmidt, und er in- rer Aspekt des Kaffeehauszirkels, nämlich Loos’
Die kulturellen Netzwerke der Wiener Moderne : 125
Freundschaft mit dem Autor Peter Altenberg : Die während Stoessl die Einrichtung seines Ess- sowie beiden teilten ein Interesse an britischer Kultur und seines Schlafzimmers von Loos designen ließ.182 In Kunst.177 Ein spezifisch chauvinistischer Einschlag Haberfelds Einrichtung finden sich zwei Stücke in Stösslers Einrichtung ist erkennbar, der auf Loos’ in klassischem britischem Design – ein vierbeiniFreundschaft mit Altenberg zurückzuführen ist – ger ägyptischer Hocker im Herrenzimmer und die und zwar handelt es sich um die Idee, einen »männ- Hepplewhites Sesseln im Esszimmer. Für Stoessls lichen Blick« zu stimulieren oder zu befriedigen, der Esszimmer entschied sich Loos für den britischen schöne Frauen als Teil der Wiener Avantgarde-Rhe- »Ladder-back-Stuhl«.183 torik erachtet.178 Loos brachte den männlichen Blick ins Esszimmer, indem er im einfach gestalteten Bü- Ist Hoffmann modern ? Bahr und die Freimauerloge cherregal eine Reproduktion von Burne-Jones’ Ge- »Freundschaft« mälde »The Golden Stairs« (1876–1880), das schöne Frauen beim Hinabsteigen weißer Stufen zeigt, an- Während Loos seine ersten Klienten im Kaffeehaus brachte. In seiner kurzen Erzählung »Der Freund« und durch seine virtuelle »Begegnungen« in liberale in der »Wiener Rundschau« 3 (1898/1899) hat Al- Zeitungen und Zeitschriften generiert hat, hat Hofftenberg dieses oder ein anderes Bild des Malers be- mann sich auf seinen Künstlerkreis gestützt und schrieben : »Die weltentrückten Damen des Burne wurde von Bahr und Zuckerkandl unterstützt. Einer Jones, welche gleichsam bereits auf der Erde bloss seiner ersten Klienten, der Lederfabrikant Gustav mit den Zehenspitzen standen, …«179 Altenberg Pollak, wurde wahrscheinlich durch Bahrs Mediaerzählt über eine österreichische Leserin der engli- tion in der Freimaurerloge »Freundschaft« gewonnen. schen Zeitschrift »The Studio«, die darin Bilder von Hoffmann hatte die Unterstützung von zwei Burne-Jones gesehen hat und so angetan war, dass wichtigen Kunstinstitutionen, 1897, wurde er, wie sie sich selbst als Burne-Jones-Dame kostümieren schon oben erwähnt, Mitglied der Wiener Seceswollte. Altenbergs Bewunderung für Burne-Jones- sion (Abb. 58) und zwei Jahre danach wurde er zum Damen könnte für Loos eine Inspiration gewesen Architekturprofessor an der Kunstgewerbeschule sein. Stösslers Interieur stellte für Loos eine profes- (heute : Universität für angewandte Kunst Wien) ersionelle Visitenkarte dar. Laut Loos war Hoffmann nannt. Um jene Zeit, als Hoffmann Stösslers Wohvon der Stössler-Wohnung so beeindruckt, dass er nung besichtigte, entwarf er 1899 das Schlafzimmer direkt nach der Besichtigung zu Goldman & Sa- seines Kollegen Ernst Stöhr in dessen Atelierhaus latsch ging, um sich dort einzukleiden : (Kat.-Nr. 33). Hoffmanns Formensprache in diesem Schlafzimmer mit kurvigen Linien erinnert an die Seit damals, das Datum kann durch die Firma Goldman Art-Nouveau-Interieurs des belgischen Künstlers & Salatsch leicht eruiert werden, ist Hoffmann europä- Henry van de Velde. Hoffmann hat die Art-Nouisch angezogen. Und die gerade Linie wurde das Merk- veau-Formsprache wie sein Kollege Olbrich, der mal der Secession.180 Architekt des Secessionsgebäudes, adaptiert. Ähnlich wie Bahr hat auch Hoffmann geglaubt, dass es Zwei Autoren, die ebenfalls wie Loos in der »Zeit« seine Aufgabe sei, den Geschmack der Menschen und der »Wage« veröffentlichten, schienen von Loos’ zu heben und ihnen eine kultivierte und individukritischer Perspektive überzeugt gewesen sein und elle Umgebung durch modernes Design anzubieten. wurden um 1900 zu seinen Klienten – der Kunst- Hoffmanns Interieurs zeigen im Gegensatz zu Loos’ historiker Hugo Haberfeld sowie der Literaturwis- modernistische künstlerische Ansprüche. senschaftler Otto Stoessl.181 Haberfeld engagierte Möglicherweise hat Bahr Gustav Pollak den BeLoos 1899 für die Gestaltung seines Esszimmers, sitzer einer Lederfabrik in Atzgersdorf bei Wien, im seines Studierzimmers sowie seines Schlafzimmers, Jahr 1899 gefragt, ob er einen jungen modernen
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Abb. 58 : Gruppe von Secessionisten vor der Eröffnung der XIV. Ausstellung mit Ernst Stöhr in der ersten Reihe in der Mitte, 1902 (Foto : Moritz Nähr, ÖNB/Wien, Pf 31931 D 3)
Architekten engagieren will oder zumindest Hoffmanns Talent ihm gegenüber erwähnt, als Pollak von seinem Plan, sich neu einzurichten, erzählte.184 Bahr könnte Pollak durch ihre gemeinsame Sozia lisierung in der Freimaurerloge »Freundschaft« kennengelernt haben. Durch ihre Mitgliedschaft in Freimauerlogen manifestierten Ende der 1890er Industrielle, Freiberufliche, Autoren und Künstler – unter ihnen Klienten der Secessionisten und später auch Klienten von Loos – ihren Wunsch, die Kluft zwischen Nationen und Konfessionen zu überbrücken.185 Gustav Pollak trat im Februar 1896 der Loge »Freundschaft« bei und einige Jahre später, Mitte Dezember 1899, verließ er diese wieder. Während dieser Zeit gestaltete Hoffmann dessen Herrenzimmer.186 Einer der Mitbegründer dieser Loge war Emrich Engländer, der Onkel von Peter Altenberg. Olbrichs früher Klient David Berl und
der Jugendstil-Architekt Oskar Marmorek waren Mitglieder dieser Loge, ebenso zwei weitere prominente Herausgeber und Autoren, der Redakteur von »Die Wage« Rudolf Lothar und Bahr. Kurz vor seinem Austritt aus der Loge konnte Pollak zusammen mit Berl, Lothar und Bahr einen Vortrag von Johann Auspitzer, Redakteur und Sekretär der Österreichischen Industriellenvereinigung, unter dem Titel »Was ist modern und was ist in der Mode ?« hören.187 Die Frage »Was ist modern ?« war relevant für die Mitglieder der Loge. So zeigte das Foto von Pollaks Herrenzimmer das dekorative Baum-FloraMotiv von Olbrich, welches auch auf der Fassade des Secessionsgebäudes – Inbegriff der Moderne – zu sehen ist. (Siehe Abb. 51) Die Kooperation Otto Wagners, Olbrichs und Hoffmanns im Rahmen der modernen Gestaltung der österreichischen Ausstellungsräume in der Pari-
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ser Weltausstellung im 1900 bestätigte die Änderung in der Kunstrichtung. Die Einführung internationaler Schulen in der VIII. Secessionsausstellung kurz danach (1900) war ein weiterer kritischer Impuls für die Veränderung der modernistischen wienerischen Formsprache : »The Four« aus Glasgow (Charles Rennie Mackintosh, die Schwestern Macdonald und Herbert McNair), Charles Robert Ashbee aus London, Julius Meier-Graefes »Maison Moderne« aus Paris, und Henry van de Velde aus Belgien. Während Hoffmann für seine Designs der Pariser Ausstellung kurvige Linien der belgisch-französischen Art Nouveau anwandte, konnte man ein Jahr später geometrische Formen und gerade Linien sowie neue Raumkonzepte in seinen vier Villen an der HoheWarte-Künstlerkolonie sehen. Diese zeigen nicht nur den wahrscheinlichen Einfluss seines Besuches von Stösslers Wohnung, sondern verstärkt moderne englische Stilrichtungen.188 1901/1902 engagierte Pollak wieder Hoffmann, diesmal für die Gestaltung von drei Interieurs – Vorzimmer, Herrenzimmer und Speisezimmer – in seiner Wohnung am Brahmsplatz 2 in Wien-Wieden. Hoffmann arbeitete zur selben Zeit an der Gestaltung der vier Hohe-Warte-Villen für seine Kollegen, die Künstler Kolo Moser und Carl Moll und die Fotografen Hugo Henneberg und Friedrich Viktor Spitzer. Als Weiterentwicklung von Wagners und Olbrichs moderner Agenda zeigten diese Villen keine stilistische Einheit. Stattdessen setzte Hoffmann primär Formen für Raum und Möbelgestaltung ein, die weiter als Quellen für das zukünftige secessionistische bzw. Hoffmann’sche ästhetische Programm gesehen werden könnten.189 In Pollaks Wohnungsinterieur wandte er ebenfalls gerade Linien als Motto an. In Pollaks Speise zimmer (Kat.-Nr. 38) nutzte er primäre Formen wie etwa das Quadrat. Durch Wandpanele und einige wenige individuelle Möbelstücke, wie den runden Tisch und die passenden Sessel, »verwandelte« er den traditionellen, für das 19. Jahrhundert typischen weitläufigen Saal zu einem modernen Gesamtkunstwerkkonzept. Die Wandverkleidungen und Möbel aus Pinienholz erzielten als Kontrast
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zu den gelbgrauen Wänden einen starken visuellen Effekt.190 Die kubische Einrichtung mit sich wiederholenden dekorativen Motiven, besonders der Einsatz von Karomustern, trug weiter zu dem Eindruck eines geschlossenen Klubsettings bei. Die abwechselnd dunklen und hellen Karomuster an den Wandpanelen und am ausklappbaren Tisch mit runder Platte können als bearbeitete Inspiration aus der Kulturproduktion von »Jung Wien« gesehen werden. Im November 1901 gründete Felix Salten, ein Mitglied von »Jung Wien«, das Kabarett »Theater zum lieben Augustin«. Salten engagierte Kolo Moser, einen Universitätsprofessor wie Hoffmann und Mitglied der Secession, um Theatervorhang und Werbeplakate für sein Kabarett zu gestalten. Mosers Ankündigungsposter zeigte eine Theaterallegorie in einem langen Kleid, auf dessen Vorderseite und am unteren Rand ein kariertes Muster zu sehen war. Der Theatervorhang wurde ebenfalls mit einem schwarz-weiß karierten Muster dekoriert.191 Saltens Kabarett sollte einen Kreativraum für eine neue literarische und künstlerische Generation anbieten und wurde von den Journalisten-Freunden der Secession Zuckerkandl, Bahr und Hevesi gelobt.192 Zuckerkandl wird später auch Hoffmanns kariertes Muster gegen seine Kritiker als einen Ausdruck des neuen österreichischen Designs verteidigen.193 Pollak teilte mit Bahr und Zuckerkandl nicht nur Interesse an modernem Design, sondern auch ihren ausgeprägten österreichischen Patriotismus.194 Der Widersacher Kraus, seine Netzwerke, und sein Mitkämpfer Loos Vermutlich im Mai 1899 hat Loos beschlossen, sich von »Jung Wien« zu distanzieren.195 Es war für ihn ein entscheidender Moment in seiner Karriere, sich auf der Seite des Außenseiters Karl Kraus (Abb. 59) zu positionieren. Möglicherweise wurde Kraus bereits 1898 auf Artikel von Loos in der Zeitung »Neue Freie Presse« aufmerksam, da er diese einige Jahre später trotz seiner kritischen Haltung gegenüber dieser Publikation gelobt hat.196 Es ist außerdem möglich, dass Altenberg Loos Kraus vorgestellt hat.
Kraus half Altenberg nämlich, einen Verlag (S. Fischer) für seine frühen Texte zu finden (Wie ich es sehe, 1896). Vermutlich war Loos von Kraus’ Artikel in »Die Wage« beeindruckt. Die Zeitschrift »Die Wage« wurde von dem progressiven ungarischen jüdischen Feuilletonisten Rudolf Lothar gegründet. Lothars Zeitschrift bot eine intellektuelle Plattform für die Zusammenarbeit der zukünftigen »Bruderschaft« zwischen Kraus, Robert Scheu, Otto Stoessl und Loos. Alle vier publizierten dort im ersten Jahr kritische Artikel. Am Anfang war auch die Beförderung feministischer Agenda Teil dieser ideologischen Plattform. Lothar war auch der Mediator zwischen Kraus und der Feministin Fickert, zu welcher Kraus im ersten Jahr seiner Zeitschrift »Die Fackel« eine professionelle Beziehung pflegte. Später wird der Bruder von Robert Scheu, der Rechtsanwalt Gustav Scheu, ein weiterer Klient und Unterstützer von Loos. Robert, Gustav und seine Frau Helene waren auch Teil des im Folgenden diskutierten Kulturnetzwerkes der Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald. Die Kooperation zwischen Loos und Kraus begann circa Ende 1899/Anfang 1900 und hatte die oppositionellen Positionen der zwei Lager, nämlich der Secessionisten und ihrer Kritiker, geschärft. Das früheste erhaltene Schriftstück – eine nur mit einer gezeichneten »Fackel« adressierte Postkarte – stammt aus dem März 1900 : Darin liefert Loos, wie er das später oft tat, eine in der Presse aufgefundene Information, die er der ›Fackel‹ zur Verfügung stellt. Mit Vorliebe hat Loos über das (schlechte) ›Englisch der Neuen Fr.[eien] Pr.[esse]‹ und andere sprachliche und kulturhistorische Delikte dieser Zeitung informiert.197
Kraus’ Unterstützung für Loos kann man im direkten Bezug zu seiner Kritik an der secessionistischen Ästhetik setzen, genauer gesagt deren Gestaltung von künstlerischem und überdekoriertem Design, das er als Ausdruck »jüdischen Geschmacks« unterstellte.198 Für Kraus war es sowohl ein persönlicher als auch ein Kulturkampf : Die künstlerischen Übertreibungen der Secessionisten gefährdeten seiner
Abb. 59 : Karl Kraus, 1908 (Foto : Atelier Madame d’Ora, ÖNB/Wien, 203.429-D)
Meinung nach den »europäischen« jüdischen Akkulturationsprozess. Loos hat diese kulturelle Emanzipation durch ein nicht auffallendes Design bewusst gefördert.199 Er hat Kraus auch geraten, den Umschlag von »Die Fackel« zu ändern und zwar durch die Wiener Stadtsilhouette und des Weiteren auch die Fackel und die Masken wegzulassen. Der neugestaltete Umschlag ab Oktober 1901 war ornamentlos, mit dem Titel in hochgezogener Antiqua.200 Ende 1901 erklärte Kraus seine Präferenz für Loos-Design folgendermaßen : Von dem Hoffmann-Stil wie vom Olbrich-Stil, deren wienerische Note seinerzeit in den Börsenkreisen in Cours kam, ist heute nichts mehr übrig geblieben, und man begnügt sich, englische und amerikanische Möbel mit jenen Varianten zu adaptieren, die das geistige Eigenthum des Architekten Adolf Loos sind.201
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Kraus unterstützte Loos durch Förderung seiner Architektur in »Die Fackel« und weiter durch Empfehlungen an Personen in seinem Umfeld. Das erste Mitglied seiner Familie, das Loos engagierte, war seine geliebte Schwester Marie Turnowsky. Sein Schulfreund Hugo Steiner wurde bald auch Klient von Loos. Seit 1903 vermied es Loos absichtlich, Fotos seines Interieurs in Zeitschriften zu publizieren, dies sprach sich herum, und so wurden die von ihm bereits gestalteten Wohnungen rege besichtigt. Einige Jahre später gestaltete Loos die Wohnungen von Kraus’ Brüdern – jene des Advokaten Alfreds im Jahr 1905, und die Wohnung des Fabrikbesitzers sowie Vize-Direktors der Firma Julius Meinl Rudolf im Jahr 1907. Durch Alfred Kraus eröffnete sich Loos die Möglichkeit weitere Klienten in Pilsen (Plzeň), Böhmen zu finden. Loos’ erster Klient in Pilsen war auch ein Fabrikbesitzer ; Wilhelm Hirsch, ein Verwandter von Rosa Hirsch, die Alfred Kraus 1900 geheiratet hat.202 Loos hielt mit seiner Innendekoration das bürgerliche patriarchalische Ideal aufrecht. Seine Raumgestaltung und seine Stoffwahl, nämlich das jeweilige Holzsortiment für die Herren- und Frauenzimmer in der Wohnung Turnowsky drückte die traditionellen Genderrollen aus – Gustav als Geschäftsmann und Marie als Hausfrau. Loos’ Forderung, überliefert von dessen Studenten und Kollegen Heinrich Kulka, dass das Zentrum eines Raumes frei gehalten werden soll, wurde bei Gustavs Herrenzimmer, aber nicht bei Maries Frauenzimmer eingehalten.203 Loos hat das Sitzarrangement im Herrenzimmer in Form eines Ecksitzes gestaltet, während dieses im Frauenzimmer in der Mitte zu finden war. Des Weiteren ist Loos’ Entscheidung bei der Wahl des Holzes interessant : dunkles Mahagoni für das Herrenzimmer und helles Ahorn für das Frauenzimmer. Bei seiner Wohnungswanderung (1907) erwähnte Loos : »Familie hatte viel altes Silber und Porzellan. Daher die vielen Büffets, Kirschholz.«204 Loos kam in seinem Interieur den sozialen Bedürfnissen der Turnowskys nach, indem er einerseits ihren Wunsch nach Privatsphäre und andererseits ihren gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht wurde. Es war ihm bewusst, dass
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seine akkulturierten jüdischen Klienten kulturelle westliche Identifikationssymbole wollten, daher war es ihm wichtig, britische und amerikanische Möbel zu verwenden. Sie teilten nämlich seine anglophile Einstellung. Auch Kraus bat Loos um eine Empfehlung für einen Bürotisch – aus praktischen Gründen bevorzugt ein amerikanisches Modell.205 Kraus wählte einen für Loos typischen Schreibtisch, der in fast identischer Ausführung in der Wohnung von Turnowsky (1900) und von Alfred Kraus (1905) stand.206 Um angelsächsisches Ambiente zu verstärken wurde in Kraus’ Studio ein William-Morris-Stoff als Türvorhangstoff angebracht.207
F r au e n - P owe r Schwarzwald und der Salon der Außenseiter Zwei charismatische Frauen, Eugenie Schwarzwald (Abb. 60) und Berta Zuckerkandl, schafften erfolgreich eine Alternative zu den kulturellen Netzwerken der Kaffeehauszirkel, indem sie inspirierende Literatursalons etablierten. 1905 gestaltete Loos die Wohnung des Ehepaars Schwarzwald in der Josefstädter Straße 68 und wurde infolge dessen ein enger Freund der beiden, inklusive regelmäßigem Sonntagsbesuch. Unter den bekannten Gästen in ihren Salons befanden sich etwa der Komponist Arnold Schönberg, der ungarische Philosoph Georg Lukács, die dänische Autorin Karin Michaelis, der Soziologe Paul Lazarsfeld, die deutsche Dichterin Elsa Lasker-Schüler, der Dichter und Autor Rainer Maria Rilke, der Autor Robert Musil und der Autor Elias Canetti. Loos könnte durch Helene Scheu, die Frau des oben genannten Sozialisten Gustav Scheu, Eugenie Schwarzwald kennengelernt haben. Möglicherweise war Schwarzwald, die Vorträge im von Loos gestalteten Frauenklub hielt, so beeindruckt von dessen Talent, dass sie ihn direkt kontaktierte. »Genia« Schwarzwald studierte an der Züricher Universität, die erste, die Frauen ein Studium ermöglichte. Im Juli 1900 wurde Schwarzwald
als Doktorin der Philosophie promoviert und im Dezember desselben Jahres heiratete sie den Juristen Dr. Hermann (Hemme) Schwarzwald. Sie übernahm das Mädchenlyzeum am Franziskanerplatz 5 im Jahr 1901. Die Grundideen ihrer Pädagogik folgten verschiedenen europäischen Modellen, wie dem des Deutschen Hermann Lietze oder der Italienerin Maria Montessori, die die essentielle Förderung der Phantasie und Gestaltungskraft in den Vordergrund stellen. Ab 1911 führte sie die Schule als Mädchengymnasium mit acht Klassen – die erste Schule in Österreich, an der Mädchen maturieren konnten. Im selben Jahr engagierte sie Loos, um Pläne für einen großen Schulkomplex am Semmering zu zeichnen. Zwei Jahre später beauftragte sie ihn für die Innenausstattung ihrer Schule in der neuen Heimstätte in der Herrengasse 10. Sie unterstützte die Moderne des Weiteren durch ihre Einladungen an Schönberg, Loos sowie dessen Protegé Oskar Kokoschka, an ihrer Schule zu lehren. Als Stössler sein Interieur mutmaßlich wegen einer bevorstehenden Übersiedlung nach Amsterdam verkaufen wollte,208 fragte Schwarzwald, vermutlich nach Intervention von Loos, ein Lehrerpaar ihrer Schule, ob sie Interesse daran hätten. Das Käufer-Paar emigrierte später in die Schweiz, mitsamt Stösslers Interieurs, die deren Erbin an das Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien verkaufte. (Kat.-Nr. 48) In Schwarzwalds Salon im achten Bezirk verkehrten teilweise Außenseiter des österreichischen Kulturlebens, im Gegensatz dazu hat sich Zuckerkandl während des Ersten Weltkrieges buchstäblich im Zentrum der österreichischen Kulturproduktion positioniert, nämlich auf der Ringstraße. Zuckerkandl, die Macherin Berta Zuckerkandl (Abb. 61) wollte Österreich als Model der Zivil-Gesellschaft fördern : »Die Vielartigkeit in Oesterreich sollte als kräftigstes Kunstprinzip erhalten und nicht zur Einartigkeit niedergezwungen werden.«209 Ihre Idealdefinition von österreichischer Kunst war der lebendige Kulturaustausch zwischen Wien und den Kronländern sowie
Abb. 60 : Eugenie Schwarzwald, 1923 (Foto : Atelier d’Ora-Benda, ÖNB/Wien, 204.456-D)
mit Frankreich. Für sie war Hoffmanns Design der Anfang österreichischer Nationalkunst : Man erinnert sich der decorativen Anfänge Kolo Mosers und Joseph (sic !) Hoffmanns. Es war ein Ueberquellen von Farbe, von Linien, von Formen. Ein Stemmen gegen Tradition, welche ihrem tiefgefühlten Künstler-Ideal rasche Formung geben wollten. Oberflächliche Beurtheiler belächelten damals gewisse Uebertriebheiten und Exentricitäten. Wahre Kunstempfinder aber sagten : »In diesen Menschen liegt der österreichische Stil. Sie werden an den jäh gerissenen Faden individueller Formung, wie sie bis nach der Congreßzeit österreichischer Kunst zu eigen war, anknüpfen, sie werden die Erwecker sein einer nationalen Kunst.210
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Abb. 61 : Berta Zuckerkandl, 1908 (Foto : Atelier Madame d’Ora, ÖNB/Wien, 203.424-D)
Ludwig Hevesi, der Chronist der Wiener Secession, notierte, dass die Initiative zur Gründung der Secession erstmals in ihrem Salon während eines Gespräches unter einigen modernen Künstlern diskutiert wurde.211 Seit 1888 hat Zuckerkandl in ihrem Salon in der Biedermeier-Villa in der Nußwaldgasse in Döbling einen Ort der Begegnung und der Kulturproduktion geschaffen. Sie stützte sich dabei auf vorbildliche Vorgängerinnen, nämlich ihre eigenen Eltern Moritz und Amalie Szeps in ihrer Wohnung in der Liechtensteinstraße, 212 sowie zwei prominente fast mythische jüdische Salondamen im 19. Jahrhundert, Fanny von Arnstein und Josephine von Wertheimstein. Zuckerkandl war damals 24 Jahre alt und ihr Mann Emil Zuckerkandl war ein prominenter
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Professor der Anatomie an der Universität Wien. Ähnlich wie Arnstein und Wertheimstein benutzte Zuckerkandl die Begegnungen in ihrem Salon, um sich selbst im Zentrum des kulturellen Geschehens in Wien zu positionieren. Anders als die beiden war sie zwar gut situiert, aber nicht sehr reich, und ab ihrem dreißigsten Lebensjahr arbeitete sie als Journalistin und Kunstkritikerin. Von Anfang an förderte sie Hoffmanns Karriere und lobte dessen Arbeiten in mehreren Publikationen.213 Hoffmanns Durchbruch in der Öffentlichkeit gelang mit der Gründung der Wiener Werkstätte 1903. Er gestaltete gemeinsam mit dem Maler, Grafiker und Designer Kolo Moser und dem Textilfabrikanten und Kunstmäzenen Fritz Waerndorfer eine neue wienerische, ästhetische Designsprache.214 Der erste wichtige Auftrag der Wiener Werkstätte wurde durch Zuckerkandl gesichert, nämlich die neue Gestaltung eines Sanatoriums in Purkersdorf in der Nähe von Wien (1904/1905). Der Bauherr war Bertas Schwager Victor Zuckerkandl. Hoffmanns architektonische Pläne und das Gesamtkunstwerk der Interieurs wurden dahingehend gestaltet, dass sie die therapeutischen Ziele des Sanatoriums ausdrückten. Die Leitmotive waren Belüftung, Sonnenlicht, Verbindung zur Natur, Hygiene, Bewegung und moderne Technologie.215 Im Jahr 1905 unterstützten sowohl Zuckerkandl als auch Hevesi die Abspaltung der »Klimt-Gruppe« von der Secession. Nach Berta Zuckerkandl bestand der Konflikt zwischen der Gruppe des Künstlers Josef Engelhart, die als »Stilisten« bezeichnet wurde, und Klimts Gruppe, zu der auch Hoffmann zählte und die »Raumkünstler« genannt wurde, in der unterschiedlichen Einordnung der angewandten Künste : Erstere legte ihren Fokus auf rein bildende Kunst, während letztere die beiden Kunstformen gleichgestellt sehen wollte.216 Design war für Zuckerkandl und Hoffmann eine Lebenseinstellung, nämlich eine stolz-nationale und gleichzeitig eine fantasievoll-individuelle, wie sich in ihren Artikeln über Mode in den Zeitschriften »Die Zeit« und »Die Wage« nachlesen lässt.217 Bertas Schwager Otto Zuckerkandl, Doktor der Medizin, enga-
gierte Hoffmann 1912/1913, um sein Studienzimmer zu gestalten. Hier gab es einen dunkel gehaltenen Spannteppich mit kleinen lichten Quadraten und eingebauten Bücherkästen, die in schwarzer Eiche mit weißen Porenfüllungen verbaut waren.218 Bertas Mann, Emil Zuckerkandl, ist 1911 gestorben. Während des Ersten Weltkrieges zog sie in eine Wohnung in einem historistischen AuspitzLieben-Miet-Palais an der Ringstraße, in der Oppolzergasse 6. Sie stand der Auspitz-Familie, die eine wichtige Rolle in den kulturellen Netzwerken der R ingstraße gespielt hat, sehr nah. 219 Sie brachte auch Hoffmann in dieses Netzwerk.220 1916 gestaltete Hoffmann erstmal Interieurs für sie, und zwar Salon, Esszimmer und Schlafzimmer. Im kleinen Esszimmer (Kat.-Nr. 40–42) verwendete Hoffmann mit ihrer Zustimmung oder Ermutigung dasselbe Ranken-und-Blätter-Muster wie in der Modeabteilung der Wiener Werkstätte (Kärntnerstraße) für Wände, Decke, Fenstervorhänge und Lampenschirmbespannung von Arthur Berger. 221 In der Folge benützte Zuckerkandl ihren Salon als »Werbung« für die Wiener Werkstätte. Laut Sekler wurde mit diesem Muster »eine symbolische ›Gartenlaube‹ angedeutet«222, in der als Kontrast ein schwarz gebeizter, ovaler Tisch mit Bugholzstühlen platziert wurde. Die schwarz gebeizten Möbel könnten auf die Möbel in Klimts Studio und auch auf den Biedermeier-Beistelltisch in Richard BeerHofmanns Musikzimmer referieren. Das Schwarz könnte des Weiteren ein Gefühl von »Tabula Rasa«, einen neuen Anfang in Kunst und Design andeuten.223 Zuckerkandls Salongäste waren prominente Autoren, teilweise vom literarischen Zirkel »Jung Wien«, wie Hugo von Hofmannsthal, Jakob Wassermann und Arthur Schnitzler, weiters Theaterdirektor Max Reinhardt, Autor Franz Werfel und seine Frau Alma Mahler-Werfel. Zuckerkandl schaffte es, Hoffmanns Design als Teil der Wiener Hochkultur zu etablieren. Als Ausdruck ihre Zufriedenheit publizierte Zuckerkandl einen weiteren Artikel über Hoffmann und zwar in der anerkannten deutschen Zeitschrift
»Deutsche Kunst und Dekoration«, um Hoffmanns internationale Reputation zu fördern.224 Die spannenden Begegnungen und ideologischen Debatten innerhalb der Wiener kulturellen Netzwerke vor dem Ersten Weltkrieg spiegeln sich in Hoffmanns und Loos’ modernen Interieurs wider. Hoffmanns und Loos’ Auseinandersetzungen mit Fragen zu »Was ist modern ?«, »Was ist individuell ?« und »Wohin gehören wir ?« – zu Österreich oder Europa ? – sind heute wieder aktuell für unsere Gesellschaft.
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A U S G E W Ä H LT E FIRMENGESCHICHTEN
J o h a n n B ac k h au s e n & S ö h n e Ursula Graf Die Anfänge des Textilunternehmens »Backhausen« liegen in Brühl im Rheinland, wo Jakob Backhausen (3.5.1789 Brühl – 30.4.1894 Wien) als Sohn des Webermeisters Wilhelm Backhausen (14.11.1747 Brühl – 26.4.1806 Brühl) geboren wurde und eine Ausbildung im väterlichen Betrieb absolvierte. Als die französischen Truppen unter Kaiser Napoleon in das Rheinland einmarschierten und Jakob Backhausen der Militärdienst drohte, floh er mit den Papieren seines sehbehinderten Bruders Franz Theodor Backhausen (19.91780 Brühl – 12.5.1812 Brühl) über Köln nach Wien,225 erwarb hier das Meisterrecht226 und produzierte ab 1815 auf 40 Handwebstühlen Damenmantel-Westen- und Roßhaarstoffe.227 Seine Söhne Karl (5.12.1824 Wien – 1.8.1887 Kierling) und Johann (28.9.1818 Wien – 6.7.1886 Wien) übernahmen den Betrieb im Todesjahr des Vaters228 und gründeten 1848 die Firma »Karl und Johann Backhausen & Co«. Nach dem Ausscheiden von Karl wurde die Firma 1853 in »Johann Backhausen k. k. ausschließlich privilegierten Mode- und Chenillewarenfabrik« umbenannt.229 1854 nahm Johann Backhausen an der Industrieausstellung in München teil und erhielt eine Ehrenmedaille für »sehr schöne Cashemirwesten«.230 1857 ließ Johann Backhausen die Erfindung »Stoffe von Gaze, Dünntuch, Tüll ec. mit doppelten beiderseitig rechten Dessins zu verfertigen« patentieren.231 1860 folgte ein in Frankreich und Österreich patentiertes Chenille-Erzeugnis auf Gazegrund in Seide und Baumwolle.232 Offensichtlich verfügte Johann Backhausen zu diesem Zeitpunkt bereits über ein weit verzweigtes Exportnetz, so berichtete die Presse im gleichen Jahr von einem »neuen Chenillen-Gewebe von Backhausen welches besonders im Ausland gro-
ßen Anklang findet«.233 1862 erzielte Backhausen auf der Londoner Weltausstellung für »GrenadinStoffe« eine ehrenvolle Erwähnung.234 Im gleichen Jahr empfahl sich Backhausen in einer Anzeige in der Presse bereits als »Möbel- und Wagenstoff-Fabrik« in der Kaiserstraße 12 in Wien VII, mit einem weit gestreuten Sortiment an »Baumwoll-, Schafwoll-, Seiden- und Halbseiden-Damasten, glattem und gepreßtem Schaf- und Baumwoll-Rips, Sammt, Matelas, Velour d’Utrecht, Goblen, Tisch- und Bettdecken«.235 Johann Backhausen erkannte das marketingtechnische Potenzial des zum Großteil noch unbebauten Prachtboulevards und eröffnete bereits 1864 eine Verkaufsniederlassung im eben erst fertiggestellten Heinrichshof am Opernring 1 in Wien I. Das von Theophil von Hansen errichtete Nobel-Zinshaus stand direkt gegenüber dem etwas später fertiggestellten Opernhaus und beherbergte im Erdgeschoß das berühmte Café Heinrichshof. Die Wahl der neuen Geschäftsniederlassung am Opernring sollte sich als wahre Drehscheibe für das Unternehmen herausstellen. 1869 fertigte die Firma Backhausen Teile der Ausstattung des Opernhauses, es folgten 1883 die Ausstattung des Parlaments, 1888 des Wiener Rathauses und des Burgtheaters sowie1892 der Akademie der bildenden Künste.236 1869 schloss sich Johann Backhausen dem Österreichischen Kunstverein237 sowie dem Verein zur Förderung der Kunstgewerbeschulen an.238 1872 pachtete Johann Backhausen eine aufgelassene Glasfabrik in Hoheneich, im nördlichen Waldviertel, die er 1874 erwarb und laufend in eine moderne Weberei umwandelte. Die neue Verbindung mit der Franz-Josephs-Bahn, Wien–Gmünd–Prag, begünstigte den von Backhausen gewählten Standort. Am 4. November 1873 wurde die Firma »Joh. Backhausen« gelöscht und in die offene Gesellschaft »Joh. Backhausen & Söhne« umgewandelt.239 Als Gesellschafter schienen auf : Johann Backhausen sen., Johann (Jean) Backhausen jun. (1849–1937) und Karl Eduard Backhausen (1851–1918). Als Firmenniederlassungen wurden der Opernring 1 in Wien I und die Kaiserstraße 12 in Wien VII protokolliert. Karl Eduard Backhausen übersiedelte nach
Ausgewählte Firmengeschichten : 135
Abb. 62 : Hofpavillon in der Standbahnstation Hietzing von Otto Wagner mit Textilien der Firma Backhausen, 1899 (Foto : ÖNB/Wien, Pk 2539, 770)
136 : Ursula Graf
Hoheneich, um die neue Fabrik zu leiten. 1883 waren Fritz Wärndorfer, Josef Hoffmann und Kolo Moser in der Fabrik dreihundert Arbeiter beschäftigt, 1892 die Schaffung der »Wiener Werkstätte« beschlossen bereits vierhundert.240 Die Zeit der weit verzweigten haben. Auch der entscheidende Kontakt mit dem Heimindustrie ging ihrem Ende zu. 1880 nahm die belgischen Finanzmann Adolphe Stoclet, für den Firma »Joh. Backhausen & Söhne« an der Nieder- Josef Hoffmann 1905–1911 das berühmte Palais österreichischen Gewerbeausstellung teil und wurde Stoclet in Brüssel errichtete und mit von Backhauvon Jacob von Falke, erster Kustos des k. k. Österrei- sen produzierten Teppichen ausstattete, soll im Café chischen Museums für Kunst und Industrie, in ei- Heinrichshof zustande gekommen sein.249 Backhaunem Atemzug mit Giani und Philipp Haas & Söhne sen war zur ersten Adresse für experimentelles Texfür die Farbenstimmung und Schönheit der Muster, tildesign geworden. Bereits 1898 hatte Otto Wagder Vorhang- und Möbelstoffe genannt.241 Am 28. ner erste Entwürfe mit »Joh. Backhausen & Söhne« Oktober 1888 wurde Johann Backhausen anlässlich entwickelt, ebenso Robert Oerley, gefolgt von Alder Vollendung des neuen k. k. Hofburgtheaters der fred Roller, Koloman Moser und Josef Hoffmann. Hoftitel verliehen.242 Am 2. Oktober 1897 meldete Dies bezeugen auch zahlreiche prestigeträchtige »Joh. Backhausen & Söhne« abermals ein Verfahren Ausstattungsaufgaben, die bis zum Ersten Weltkrieg »zum Weben von Doppelsammt und anderen, insbe- ausgeführt wurden, darunter der Stadtbahnstationsondere gemusterten Flordoppelgeweben« an. Dieses Hofpavillon (1899), das Postsparkassengebäude Privilegium wurde 1899 verlängert.243 (1904–1911), das Sanatorium Westend in PurkersDie Firma Backhausen war zu diesem Zeitpunkt dorf (1904), das Cabaret Fledermaus (1907), die Villa offensichtlich nicht nur webtechnisch gerüstet, Ast (1911), die Villa Skywa-Primavesi (1914), um nur sondern hatte auch die Kapazität, das Verständnis einige zu nennen. Aber auch Großaufträge häuften und den Unternehmergeist, sich einer wahren Pio- sich. Es sind nun vorwiegend Teppiche, die die Leisnierarbeit zu widmen und umfangreich völlig neue tungsfähigkeit des altrenommierten Teppichhauses Flächenmuster für Textilien zunächst der Secessi- »Johann Backhausen & Söhne« unter Beweis stellten. onisten und später der Wiener Werkstätte umzu- 1907 lieferte Backhausen ca. 2.000 m2 Teppiche aller setzen. Bei der Secessionsausstellung 1899 kamen Qualitäten an die neu eröffnete niederösterreichisch erstmalig »Moser’sche Entwürfe für Stoffe, gewebte »Landes Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof«.250 und geknüpfte, welche die Firma Backhausen treff1913 beteiligte sich Hans Backhausen jun. als Auslich ausgeführt hat«244 zum Einsatz. Ludwig He- schussmitglied an der Schaffung eines österreichi vesi stellt anlässlich der Ausstellungseröffnung fest : schen Werkbundes.251 1916 erfolgte ein Generati»Die Stoffe Mosers dürften Furore machen.«245 Dies onswechsel. Die Söhne von Karl Eduard, Heinrich gelang wohl auch der Firma »Joh. Backhausen & (1889–1973) und Paul (1894–1965), sowie die Söhne Söhne«, die mit einem von Kolo Moser gestalteten Hans (Jean), Hans (1876–1950) und Eduard (1878– Firmeninserat für »Ver Sacrum«246 ganz im Zeichen 1945) traten in den Betrieb ein.252 Die Einbrüche in des »Heiligen Frühlings« der Wiener Secession stand. der Produktion durch die beiden Weltkriege sind vor 1899 beteiligte sich Backhausen mit Mosers Designs allem im Firmenarchiv ablesbar. Dennoch bleibt die erstmalig an der bereits seit 1871 gut eingeführten Zusammenarbeit mit richtungsweisenden Künstlern Winterausstellung des österreichischen Museums.247 und Architekten wie etwa Dagobert Peche, Otto Auf der Pariser Weltausstellung 1900 war das von der Prutscher, Josef Frank oder My Ullmann auch in Firma Backhausen gewebte Koloman-Moser-Dessin den 1920er- und 1930er-Jahren aufrecht. Während »Abimelech« (1899, Dess. 3806) in den viel gepriese- des Zweiten Weltkrieges wurden in Hoheneich in nen Ausstellungsräumen der Wiener Secessionisten erster Linie Zeltplanen, Uniformstoffe und Fahnen omnipräsent.248 Einem Wiener Kaffeehausmythos produziert. Knapp vor Kriegsende wurde die Gezufolge sollen im Café Heinrichshof im Mai 1903 schäftszentrale im Heinrichshof völlig zerstört und
Ausgewählte Firmengeschichten : 137
die Fabrikeinrichtung in Hoheneich während der alisierte. 1872 verlagerten sich seine Geschäftsinterrussischen Besatzung verwüstet. Nur das Firmen- essen auf das Kunstgewerbe.255 1889 eröffnete er die archiv überdauerte unbeschadet in der Geschäfts- »Größte Möbelhalle und Polstermöbel Fabrik E. F. niederlassung Kaiserstraße 12 die Kriegswirrnisse. Bothe« mit einem Geschäftslokal und Lager in der Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Firma Ilica 38 und einer Fabrik in der Ilica 45 in Zagreb,256 Backhausen durch zahlreiche repräsentative Auf- in der komplette Möbeleinrichtungen angeboten träge im Zuge des Wiederaufbaus rasch wieder Fuß wurden. Als Vertreter der Volkspartei wurde er 1888 fassen und eröffnet 1951 eine neue Verkaufsnieder- ins kroatische Parlament gewählt.257 1893 machte lassung in der Kärntnerstraße 33 in Wien I. 1970 Bothe seinen Assistenten Salomon Ehrmann zum wurde Backhausen das »Österreichische Staatswap- Geschäftspartner. Dieser entstammte einer jüdischen pen« verliehen. 2003 wurde der Standort Kärntner- Industriellenfamilie, die in der Holzindustrie tätig straße 33 in Wien I für ein Geschäftslokal in der war. Gemeinsam gründeten die beiden im Oktober Schwarzenbergstraße 10 in Wien I aufgegeben. 1895 die Möbelfirma »Bothe & Ehrmann« mit FirNach einem gescheiterten Sanierungsversuch 2013 mensitz in der Savska 25 und einem Lagerhaus in der konnte das Traditionsunternehmen unter neuer Ei- Ilica 23 in Zagreb.258 1898 erhielten sie den Titel des gentümerschaft als Familienunternehmen erhalten »k. k. Hoflieferanten«.259 1910 wurde das kroatische bleiben. Die Neuübernahme durch Dr. Louise Kies- Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewanling (geb. 1957) erfolgte im September 2014. Louise delt.260 1919 übernahmen die beiden Cousins von SaKiesling gibt dem Unternehmen als Geschäftsfüh- lomon Ehrmann, die Brüder Aleksandar (14.9.1879 rerin und Creativ Director neue Perspektiven. Sehr Pidbusch – 13.4.1965 Zagreb) und Oskar Ehrmann sorgsam führt sie das textile Erbe voll Originalität den Betrieb.261 Aleksandar Ehrmann nahm dabei und höchster Handwerkskunst weiter. Das Archiv, eine entscheidende Führungsposition ein und konnte das nun erschlossen und digitalisiert wird, bleibt zahlreiche Erfahrungen in der Holzindustrie sameine wichtige Ressource und Inspirationsquelle für meln u. a. für die »Gebrüder Freundlich« in Münneue Kollektionen. 2016 wurde als Hommage an Jo- chen (1899–1901), die »Engel Brüder« in Wien (1901– sef Hoffmann eine Hoffmann-II-Kollektion lanciert. 1903) und das Familienunternehmen »Slavonija« im Auch die Zusammenarbeit mit Künstler_innen wird kroatischen Slavonski Brod (1916–1934). Seine langfortgeführt. So haben sich Patrick Rampelotto und jährige Erfahrung als Manager und Diplomat trug Laureline Galliot 2015 mit dem »vielgestaltig Viel- dazu bei, dass »Bothe & Ehrmann« auch nach dem gestaltenden«253 Koloman Moser auseinanderge- Zusammenbruch der Kaiserzeit im neu gegründeten setzt, dem Backhausen 2018 eine Jubiläumsedition Jugoslawien erfolgreich tätig war und bis 1934 rund widmet. 500 Mitarbeiter beschäftigte.262 Aufgrund der Weltwirtschaftskrise kam es 1937 zur Geschäftsauflösung des kroatischen Unternehmens.263 B ot h e & E h r m a n n Ab 1898 hatte »Bothe & Ehrmann« eine Niederlassung in Wien, wobei sie mehrmals den Standort Stefan Üner wechselten. Ihr erstes Geschäftslokal eröffneten sie in der Seilerstätte 16 in Wien I. Parallel betrieben sie Die Möbelfirma »Bothe & Ehrmann« ging auf den eine Fabrik in der Mariannengasse 2 in Wien IX.264 Zusammenschluss von Eugen Ferdinand Bothe (1842 1899 erfolgte die Fusion am Kärntnerring 17 in Mailand – 12.10.1922 Wien) und Salomon/Samuel Wien I.265 1900 wechselten sie in die Magdalenen Ehrmann († Februar 1920) am 15. September 1893 straße 24 in Wien VI,266 1901 hatten sie ein Gezurück.254 Bothe war ein kroatischer Unternehmer, schäftslokal am Karlsplatz 2 in Wien I.267 1902 trat der sich 1861 auf den Handel von Gewürzen spezi- Mirko Bothe (6.5.1867 Zagreb – 27.12.1943 Zagreb)
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an die Stelle seines Vaters Eugen Ferdinand Bothe 268 und war bis 1911 neben Salomon Ehrmann als Geschäftsführer tätig.269 1903 wurde die Schlossgasse 10 in Wien V zu ihrem Stammsitz.270 1912/1913 wurde nach Plänen des Architekten Ernst Epstein (4.1.1881 Wien – 21.5.1938 Wien) und des Baumeisters Guido Gröger (20.4.1874 Berging bei Ybbs an der Donau – 23.12.1950 Wien) ein neues Firmengebäude in der Schlossgasse 14 errichtet. Epstein, der sich als Bauleiter unter der Ägide von Adolf Loos beim Haus am Michaelerplatz als einer der herausragenden Architekten der Monarchie etabliert hatte, errichtete den Firmensitz als repräsentativen Bau im Stil des Neoklassizismus. Der Betrieb konzentrierte sich auf die Erzeugung und den Handel von Tischlerwaren, Dekorations- und Tapeziererarbeiten. Als Vorstand fungierten Salomon Ehrmann, Eugen Ferdinand Bothe, Norbert Langer und Siegfried Levisson.271 Das Unternehmen etablierte sich in der Erzeugung von Stilmöbel für die gesamte Monarchie. Am 6. Dezember 1915 wurde unter der Leitung von Salomon Ehrmann und Leopold Pilzer (1871–1959) das Wiener Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Die neue Gesellschaftsform bewirkte ein unabhängiges Handeln vom kroatischen Unternehmen. Als Geschäftsführer fungierten in den folgenden Jahren u. a. Heinrich Dübell (25.1.1875 Wien – Februar 1958 Wien), Paul Schrecker, Max Geiringer, Hans Weill, Ludwig Popper und Gustav Fein. Zu den Gesellschaftern zählten die österreichisch-ungarische Bugholzmöbelfabrik »Mundus«, die Österreichische Creditanstalt für Handel und Gewerbe und Leopold Pilzer. Am 25. Oktober 1927 kam es zur Auflösung der Gesellschaft, die Firma wurde in die Aktiengesellschaft »Bothe & Ehrmann A.G.« umgewandelt. Zum Gremium gehörten Leopold Pilzer, Gottfried von Hohenlohe-Schillingsfürst (8.11.1867 Wien – 7.11.1932 Wien), Ottokar Landwehr von Pragenau (12.2.1868 Wien – 13.3.1944 Wien), Hans Löwenfeld-Russ (29.10.1873 Wien – 18.4.1945 Wien), Ernst Neurath und Hans Weill.272 Am 30. Dezember 1927 kam es zur Fusion mit der »J. W. Müller Gesellschaft«. Ab diesem Zeitpunkt war man als »Kunstmöbelfabri-
Abb. 63 : Firmenschildchen »Bothe & Ehrmann«, um 1901/1903 (Privatbesitz)
ken und Bautischlereien Bothe & Ehrmann – J.W. Müller A.G.« mit Standorten in der Schlossgasse 14 in Wien V (Fabrik), am Einsiedlerplatz 3–4 in Wien V (Fabrik), in der Wienerbergstraße 41 in Wien XII (Fabrik und Holzlager) und am Opernring 19 in Wien I (Geschäftslokal) vertreten.273 Mit der Gründung der Aktiengesellschaft änderte sich auch das visuelle Erscheinungsbild des Unternehmens. Während sich das Firmensignet vorher aus einer kurvenreichen und zentrierten Schreibschrift zusammensetzte, wurde nun auf eine vereinfachte und moderne Serifenschrift im strengen Blocksatz Wert gelegt. Dabei verstand man sich als »Spezialfabrik von Banken und Geschäftseinrichtungen, Stiegen, Hallen, Plafonds, Portalen, Brettelböden, Parketten, Fußböden aller Art.«274 Aus dem Personalregister lässt sich ablesen, dass Mitarbeiter von anderen Wiener Mitbewerbern wie Portois & Fix, Bernhard Ludwig, Friedrich Otto Schmidt oder der Wiener Werkstätte zu Bothe & Ehrmann wechselten. Darüber hinaus ist eine verstärkte Fluktuation des Personals ab den 1920er-Jahren zu beobachten,275 was als Indiz auf die Weltwirtschaftskrise zu deuten ist. Erwähnenswert ist auch die k. k. Hoftischlerei Heinrich Dübell & Söhne, die in der Firmengeschichte von Bothe & Ehrmann eine bedeutende Rolle einnahm, was einerseits mit der gleichen Firmenadresse in der Schlossgasse 10 (ehemals Heinrich Dübell) zusammenhängt,276 anderseits mit der Besetzung der Geschäftsführung im Laufe der Jahrzehnte.277 Am 2. Oktober 2013 gab das Wiener Unternehmen seinen Konkurs bekannt.278
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Bothe & Ehrmann galt als einer der bedeutends- Jahre drei Zündholzfabriken in Wsetin (Vsetín), ten Möbelproduzenten in der österreichisch-unga- Krasno (Krásno) und Troppau (Opava) und gehörrischen Donaumonarchie mit Sitz in Zagreb und ten somit zu den größten Erzeugern in der österreiWien. Ihre Aktivitäten konzentrierten sich auf die chisch-ungarischen Donaumonarchie.293 Nach dem Ausstattung von öffentlichen und privaten Einrich- Tod des Firmengründers Jacob Kohn 1866, traten tungen wie Wohnungen, Büros, Banken, Hotels, Josefs drei älteste Söhne Carl (20.7.1844 Wsetin – Cafés und Restaurants. Zu ihren Arbeiten zählten 6.6.1909 Wien), Julius (6.2.1846 Wsetin – 24.2.1937 u. a. der Residenz Club in Wien (1897),279 die erste Wien) und Felix Kohn (11.4.1849 Wsetin – März kroatische Sparkasse in Zagreb (1899/1900),280 die 1906) als öffentliche Gesellschafter dem UnternehWechselstube der Unionbank in der Mariahilfer- men bei.294 straße 62 in Wien VII (1901),281 das Café Korso Angeregt durch den wirtschaftlichen Erfolg der in Zagreb (1907),282 das Palace Hotel in Zag- Gebrüder Thonet, die sich in den 1860er-Jahren in reb (1908),283 das Südbahnhotel am Semmering der mährischen Region ansiedelten, sahen Jacob & (1909),284 die Otto-Wagner-Wohnung in der Döb- Josef Kohn in der Produktion von Bugholzmöbeln lergasse 4 in Wien VII (1912),285 die Postsparkasse einen weiteren profitablen Markt und gründeten in Wien I (1912/1913)286 und die National- und Uni- am 8. November 1867295 ein Unternehmen für die versitätsbibliothek Zagreb (1912/1918).287 Die Firma Erzeug ung von Möbeln aus gebogenem Holz,296 deexportierte ihre Stilmöbel u. a. nach Rumänien, ren anfängliche Produktion in einem Teil der ZündBulgarien, Griechenland, Italien und Ägypten288 holzfabrik in Wsetin (Vsetín) aufgenommen wurde. und beteiligte sich an internationalen Ausstellungen Um ihre wirtschaftliche Position weiter auszubauen, wie der Weltausstellung in Paris 1878, der Millenni- wurde 1868 zusätzlich in eine Glashütte in Wsetin umausstellung in Budapest 1896,289 der Weltausstel- (Vsetín) investiert.297 Als nächster Schritt galt es, lung in Paris 1900,290 der Winterausstellung im k. k. die Monopolstellung der Thonets im Bereich der Österreichischen Museum für Kunst und Industrie Massivholzbiegung anzufechten. Im Frühjahr 1869 in Wien 1903–1904291 und der Weltausstellung in stellte Josef Kohn bei der Niederösterreichischen Paris 1925.292 Statthalterei einen Antrag auf die Annullierung von Thonets Privilegium vom 10. Juli 1856 »auf die Anfertigung von Sesseln und Tischfüssen aus geboJ aco b & J o s e f Ko h n genem Holze, dessen Biegung durch Einwirkung von Wasserdämpfen oder siedenden Flüssigkeiten Stefan Üner geschieht.« Der Rechtsstreit endete schließlich mit dem Urteil, dass die Thonets ihr Patent aus Mangel Die Anfänge der Möbelfirma Jacob & Josef Kohn an Neuheit aufgeben mussten, wobei dessen Gültigliegen im Jahr 1850, als der jüdische Unternehmer keitsdauer ohnehin am 10. Dezember 1869 verstriJacob Kohn (10.10.1792 Wessely an der March – chen wäre.298 Ab diesem Zeitpunkt konzentrierte 10.2.1866 Wsetin) gemeinsam mit seinem ältesten sich Jacob & Josef Kohn voll und ganz auf das GeSohn Josef Schaje Kohn (4.8.1814 Wsetin – 17.9.1884 schäft mit den Bugholzmöbeln und wurde zu einem Wien) im mährischen Wsetin (Vsetín) einen Betrieb der schärfsten Konkurrenten von Thonet. für die Produktion und den Verkauf von Bauholz In den folgenden Jahrzehnten expandierte Jacob gründete. Der gesteigerte Bedarf an Holz wurde vor & Josef Kohn neben seiner Firmenzentrale in Wsallem durch die aufstrebende Gründerzeit und die etin (Vsetín) in zahlreiche Produktionsstätten in Industrialisierung in weiten Teilen Europas bestärkt. Ober Litsch (Horní Lideč) 1869, in Teschen (CiesNeben dem Holzhandel erweiterten die Kohns ihr zyn) 1871, in Krakau (Kraków) 1872, in Warschau Geschäftsmodell und errichteten bis in die 1860er- (Warszawa) 1873, in Tschenstochau (Częstochowa)
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Abb. 64 : Fabriken der Firma J. & J. Kohn, in : Katalog der Firma J. & J. Kohn, um 1900 (Bundesmobilienverwaltung, Wien)
1878, in Radomsko (Nowo Radomsk) 1884 und in Wien I eingerichtet,302 dessen Standort 1894 um Holleschau (Holešov) 1890.299 Am 25. April 1877 die Hausnummer 24 erweitert wurde.303 Nach dem wurden sie zum spanischen Hoflieferanten (Pro- Tod des zweiten Firmengründers Josef Kohn 1884, veedor de la Real Casa) ernannt.300 Im selben Jahr traten seine Witwe Rosa Kohn, geb. Klein (1822 – eröffnete man ein Geschäftslokal am Burgring 4.12.1912 Wien) und sein jüngster Sohn Johann 3 in Wien I.301 Hinter diesem Gebäudekomplex Kohn (geb. 5.6.1859 Wsetin) in das Unternehmen wurde 1882 ein Büro in der Elisabethstraße 26 in ein. Im gleichen Jahr wurden die Fabriken in Krakau
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(Kraków), Warschau (Warszawa) und Tschensto- nem der erfolgreichsten Möbelproduzenten in der chau (Częstochowa) in Radomsko (Nowo Radomsk) österreichisch-ungarischen Donaumonarchie zu zusammengeführt und dort die »Actiengesellschaft werden. Trotz ihrer ökonomischen Unternehmens der Fabrik Wiener Möbel Jacob & Josef Kohn«304 politik und ihres profitorientierten Denkens war ihgegründet. Am 27. Juli 1901305 beschloss man in ei- nen der eigenständige und kreative Charakter stets ner Generalversammlung, die drei österreichischen ein großes Anliegen. Indem sie die Bugholzmöbel Firmen in Wsetin (Vsetín), Teschen (Cieszyn) und salonfähig machten und mit wichtigen ProtagonisHolleschau (Holešov) zur »Ersten Österreichischen ten der Wiener Moderne wie Otto Wagner, Adolf Actiengesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus Loos, Josef Hoffmann, Koloman Moser und Gustav gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn« zu vereinen. Siegel zusammenarbeiteten, gaben sie der Qualität Während sich der älteste Sohn Karl in den Ruhe- im Möbeldesign eine neue und innovative Note. stand begab, setzte sich die Geschäftsleitung in der Das Unternehmen, das um 1900 rund 6.000 Mitrussisch-polnischen Gesellschaft aus Julius, Johann arbeiter_innen beschäftigte, hatte Verkaufsniederund Felix Kohn zusammen. Für das österreichische lassungen in Antwerpen, Barcelona, Berlin, Brüssel, Unternehmen fungierten Julius und Felix Kohn so- Budapest, Hamburg, Kiew, Köln, London, Madrid, wie Max von Mauthner (22.7.1838 Prag – 28.12.1904 Mailand, Marseille, Moskau, Neapel, New York, Wien).306 Nürnberg, Paris, St. Petersburg, Rostow am Don Neben den beiden marktführenden Unternehmen und Warschau.309 Der Erfolg wurde bestätigt durch der Gebrüder Thonet und Jacob & Josef Kohn, eta- die regelmäßige Teilnahme an internationalen Ausblierte sich mit der vom jüdischen Geschäftsmann stellungen wie der Weltausstellung in Wien 1873,310 Leopold Pilzer (1871–1959) gegründeten Mundus der Weltausstellung in Philadelphia 1876,311 der AG am 15. Juli 1907 ein weiterer Konkurrent, der Weltausstellung in Paris 1878,312 der Weltausstelschon bald eine neue Ära in der Möbelindustrie ein- lung in Antwerpen 1885,313 der Weltausstellung in leiten sollte. Pilzers Ziel war es, mit der Unterstüt- Barcelona 1888,314 der Weltausstellung in Chicago zung der österreichischen Creditanstalt den Zusam- 1893,315 der Weltausstellung in Antwerpen 1894,316 menschluss verschiedener Firmen zu erwirken, um der Weltausstellung in Paris 1900,317 der Winteraus die Produktion und Vermarktung von Bugholzmö- stellung im k. k. Österreichischen Museum für beln in Österreich-Ungarn effizient zu steigern. 1914 Kunst und Industrie in Wien 1901–1902,318 der Ersgelang es schließlich der Holding mit Sitz in Wien ten Internationalen Ausstellung für moderne dekound Ungarn, die Fusion mit Jacob & Josef Kohn rative Kunst in Turin 1902,319 der Imperial-Royal zu erzielen, 1922 folgten die Gebrüder Thonet. Mit Austrian Exhibition in London 1906320 und der dem Austreten von Julius Kohn aus dem Unterneh- Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln 1914.321 men 1932 und schließlich dessen Tod 1937 hörten die Aktivitäten der Familie Kohn in der Bugholzindustrie endgültig auf. Nach der Machtergreifung B e r n h a rd Lu dw i g der Nationalsozialisten ging Pilzer in die USA und betätigte sich auch dort erfolgreich als Unternehmer Stefan Üner in der Möbelindustrie.307 Am 28. Juni 1941 wurde die »Erste Österreichische Actiengesellschaft zur Er- Die Möbeltischlerei »Bernhard Ludwig« ging auf zeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & den gleichnamigen Gründer Bernhard HieronyJosef Kohn« mit Sitz in der Herrengasse 12 in Wien mus Ludwig (2.3.1834 Mülsen St. Jakob – 12.9.1897 I aus dem Handelsregister gelöscht.308 Wien) zurück. Dieser erlernte das Tischlerhandwerk Mit ihrem Firmenmotto »Semper sursum« (Im- von seinem Vater Johann August Ludwig (26.6.1796 mer aufwärts) gelang es Jacob & Josef Kohn, zu ei- Mülsen St. Jakob – 12.6.1875 Mülsen St. Jakob) im
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Abb. 65 : Briefpapier der Firma Bernhard Ludwig, nach 1900 (B. Ludwig-Archiv, Wien)
sächsischen Mülsen. Nach seiner Ausbildung im vä- Theodor Uhl und Andreas Matyasovsky arbeitete. terlichen Betrieb von 1848 bis 1850 ging Ludwig im Daneben besuchte er die seit 1852 bestehende priJuni 1851 als Tischlergeselle für ein Jahr auf Wan- vate Zeichenschule von Gottlob Göhre († 1858/1859 derschaft, die ihn von Leipzig, Halle, Braunschweig Wien) in der Gumpendorfer Straße 117 in Wien und Wolfenbüttel nach Hamburg führte, wo er für VI, wo er durch sein zeichnerisches Talent schnell zwei Jahre blieb und Zeichenunterricht nahm. Nach auffiel. Im Mai 1858 absolvierte er eine Ausbildung seiner Freistellung beim Militär in seiner Heimat zum Bildhauer bei Heinrich Becker († September kam Ludwig 1855 über Prag nach Wien, wo er zu- 1871), der ebenfalls an dieser Adresse arbeitete. Nach nächst als Tischlergehilfe und Werkführer bei Mi- dem Tod von Göhre übernahm Ludwig kurzzeitig chael Winter, Philipp Schmidt, Bernhard Wörmann, dessen Zeichenschule. Im April 1862 wurde ihm die
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österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Am 20. berg – 30.12.1906 Wien), die Firmenzentrale in der November des gleichen Jahres konnte er eine eigene Münzwardeingasse 2 in Wien VI zu einem repräsenZeichenschule für Tischler eröffnen, zu Beginn in tativen Wohn- u. Geschäftshaus auszubauen. 1892 der Windmühle 108, ab 1863 in der Gumpendorfer konnte die Familie schließlich einziehen. Tief- und Straße 117 in Wien VI.322 Diese existierte vermut- Hochparterre sowie der erste Stock wurden für Auslich bis 1864.323 Die Finanzierung erfolgte durch die stellungszwecke genutzt, der Rest diente als privater Einnahmen aus seiner 1860 patentierten hölzernen Wohnraum. Aufgrund des wirtschaftlichen Erfolgs Waschmaschine, die er gewinnbringend in der Mo- und der steigenden Anforderungen entschloss man narchie verkaufte. sich 1895 zum Bau einer zweiten Fabrik mit Säge1867 machte sich Ludwig schließlich selbständig werk und Bautischlerei nahe dem Bahnhof in Lieund gründete seine eigene Tischlerei, ebenfalls in sing in Wien XXIII. Die Planung übernahm sein der Gumpendorfer Straße 117 in Wien VI. Zu sei- gleichnamiger und ältester Sohn, der Architekt nen ersten Mitarbeitern zählte der spätere Kunstmö- Bernhard Ludwig (16.8.1866 Wien – 29.11.1939 belfabrikant August Friedrich Ungethüm (4.11.1834 Wien) und sein Kollege Ferdinand Franz Berehinak Eibenstöck – 30.9.1909 Wien). In dieser Zeit erhielt (6.5.1863 Brünn – 11.7.1927 Wien). Die Fertigsteler zahlreiche Aufträge für Möbel und Innenaus- lung der Fabrik sollte der 63-jährige Bauherr nicht stattungen von Adel und Großbürgertum, u. a. den mehr erleben, Bernhard Ludwig sen. verstarb am 12. Familien Liechtenstein, Karoly, Gyurgy, Volpini, September 1897 in Wien. Hutter und Cilli. Das Jahr 1873 sollte für ihn ein Nach dem Tod des Gründers Bernhard Ludwig Segen und Fluch zugleich sein. Neben seiner erfolg- führten seine Witwe Pauline Ludwig, geb. Janik reichen Teilnahme an der Wiener Weltausstellung (15.1.1842 Reindorf (?) – 22.8.1913 Wien) und sein vernichtete ein verheerender Brand einen Großteil Sohn Bernhard Ludwig das Unternehmen weiter.333 seines Betriebs.324 1874 erhielt er den Titel des »k. k. Dieser erhielt 1898 den Titel des »k. k. HoflieferanHoflieferanten«.325 Im gleichen Jahr übersiedelte er ten«334 und konnte die Firma bis zum Ersten Weltaufgrund von begrenzten Räumlichkeiten kurzei- krieg schrittweise ausbauen. Durch die Bekannttig in die Mariahilfer Straße 73 und Esterházygasse schaft mit dem kunstinteressierten König Carol 24 in Wien VI,326 ehe er sich 1877 in der Münz- I. von Rumänien 1897 erhielt die Firma mehrere wardeingasse 2 in Wien VI niederließ und Zweit- Großaufträge, darunter die Ausstattung der königniederlassungen in Suben in Oberösterreich und in lichen Schlösser Pelișor, Peleș und Foișor in Sinaia Karthaus (Valdice) in Böhmen gründete.327 1878 und Cotroceni in Bukarest.335 1900 wechselte das wurde Ludwig zum »k. u. k. österr. u. königl. rumän. Geschäftslokal an den Großen Platz 14 in Brünn Hof-Kunsttischler« ernannt.328 1883 präsentierte (Brno) in die Basteigasse 18336 und 1907 in die Baser auf der Internationalen Elektrischen Ausstel- teigasse 4.337 1905 eröffnete man eine weitere Filiale lung in Wien seinen selbst erfundenen elektrischen in der Via Stadion 16 in Triest.338 Neben Ludwig als Brandstift,329 den er später durch seine patentierte Geschäftsinhaber fungierte ab 16. Mai 1916 seine Brandtechnik bzw. Pyrotypie ersetzte – ein günsti- Frau Eugenie Ludwig, geb. Vaugoin (30.12.1873 ges Verfahren, das die Ausführung von Flach- und Wien – 5.11.1950 Suben) als Prokuristin.339 Diese Hochreliefs am Holz gestattete und aufwendige In- entstammte der traditionsreichen Silbermanufaktur tarsien ersetzte.330 Seine Erfindung sorgte für welt- »Jarosinski & Vaugoin«. Bis zum Ausbruch des Ersweites Interesse, so vergab er Patente nach Großbri- ten Weltkriegs zählte das Unternehmen 400 bis 500 tannien und die USA.331 1886 wurde ein weiteres Mitarbeiter.340 Die Nachwirkungen des Krieges und Geschäftslokal am Großen Platz 14 in Brünn (Brno) die Weltwirtschaftskrise zwangen die Firma 1929, in Tschechien eröffnet.332 1889 beauftragte man die Fabrik in Liesing in Wien XXIII zu schließen.341 den Architekten Carl Langhammer (1840 Wiesen- Am 15. September 1942 ging der Betrieb an Ludwigs
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Tochter Pauline Hanreich-Ludwig (30.9.1916 Wien – 13.12.1998 Vöcklabruck) über. Am 29. März 1943 wurde die Niederlassung in Triest aufgelöst. Mit 1. Jänner 1970 wurde das Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt, als Gesellschafter fungierten Pauline Hanreich-Ludwig und der Diplomingenieur und Politiker Georg Hanreich (geb. 22.10.1939 Wien).342 1976 ging das Unternehmen in Konkurs.343 Vom Erbe des Familienunternehmens existieren heute noch das von Georg Hanreichs Bruder Bernhard Hanreich (geb. 7.6.1945 Suben) geführte Bernhard-Ludwig-Archiv und die Kreativfabrik B. Ludwig Ges.m.b.H, Ateliers für Kunstschaffende in den ehemaligen Fabriksgebäuden in der Münzwardeingasse in Wien VI. Eine Möbelrestaurierung wird auf Schloss Feldegg in Pram in Oberösterreich von Georg Hanreichs Sohn Bernhard Hanreich (geb. 29.8.1967 Wien) geführt. »Bernhard Ludwig« zählte zu den führenden Möbelfabrikanten in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. Als Möbel- und Innenausstatter mit Niederlassungen in Wien, Brünn, Triest, Bukarest, Kairo und Alexandrien344 erzeugte die Firma Abb. 66 : Inserat der Firma Portois & Fix, 1899, in : neben einfachen Möbeln in Serienproduktion qua- Kunst & Kunsthandwerk II/1899 (MAK/Wien) litativ hochwertige Interieurs und war als Ausstatter von Schlössern und Residenzen, u. a. des rumänischen Königshofs, international tätig. Darüber hi- der Imperial-Royal Austrian Exhibition in London naus war Ludwig als Hofkunsttischler des Historis- 1906352 und der Kunstschau in Wien 1908.353 mus maßgebend am Aufbau der Wiener Ringstraße, u. a. an der Ausstattung des Justizpalastes, dem Parlament und dem Burgtheater beteiligt. Neben sei- P o rto i s & F i x ner Beschäftigung als Möbelausstatter machte sich Ludwig auch einen Namen als ideenreicher Erfinder Stefan Üner diverser Geräte und Techniken wie dem Brandstift, dem Wassermotor und der Furnierschälmaschine.345 1842 gründete Johann Fix eine Tapezierfirma in der Neben seiner umfangreichen Produktion beteiligte Heumühlgasse 20 in Wien IV.354 1859 ist der Betrieb sich das Unternehmen an internationalen Ausstel- in der Bräunerstraße 9 in Wien I. registriert.355 1872 lungen wie der Weltausstellung in Wien 1873,346 übernahm sein Sohn Anton Fix (5.9.1846 Wien – der Internationalen Elektrischen Ausstellung in 13.7.1918 Wien) den väterlichen Betrieb.356 VerWien 1883,347 der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung mutlich während der Pariser Weltausstellung 1873 in Wien 1888,348 der Weltausstellung in Barcelona machte er die Bekanntschaft mit dem französischen 1888,349 der Jubiläumsausstellung in Wien 1898,350 Unternehmer August Portois (1841 Brüssel/New der Winterausstellung im k. k. Österreichischen Mu- York – 19.6.1895 Nizza). Dieser führte gemeinsam seum für Kunst und Industrie in Wien 1903–1904,351 mit Isidor Blum (geb. 1840) die 1868 gegründete
Ausgewählte Firmengeschichten : 145
Einrichtungsfirma »Société Commerciale« mit Sitz am Boulevard Haussmann 39–41 in Paris.357 1874 eröffneten sie, auch bekannt unter dem Namen »Portois & Blum«, ein Geschäftslokal am Kolowratring 7 (heute Schubertring) in Wien I.358 Im gleichen Jahr erhielten sie den Titel des »k. k. Hoflieferanten«,359 gaben diesen aber nach dem Ausscheiden von Isidor Blum 1875 wieder zurück.360 August Portois führte die Firma alleine weiter und eröffnete 1881 eine Fabrik in der Sechsschimmelgasse 16 in Wien IX.361 Durch den Zusammenschluss von Anton Fix und August Portois am 1. Mai 1881 kam es zur Gründung der Handelsgesellschaft Portois & Fix. Als Firmensitz diente bis 1884 der Kolowratring 7 in Wien I,362 wo bereits August Portois sein Geschäftslokal hatte. 1882 übersiedelte die Werkstätte von der Sechsschimmelgasse 16 in Wien IX in die Ungargasse 53 in Wien III,363 die in der Folge zu ihrer Zentrale ausgebaut wurde. Am 2. Jänner 1892 gründete man als zweites Firmenstandbein das Dienstleistungsunternehmen »Garde Meuble« in Stadlau in der Nähe der Reichsbrücke, das sich auf den Transport, die Lagerung und die Reinigung von Möbeln spezialisierte. Als Gesellschafter fungierten Anton Fix, August Portois, Ferdinand Dehm (27.8.1846 Wien – 26.3.1923 Wien), Franz Olbricht (10.3.1842 Frain – 21.7.1907 Wien) und Franz Jaburet in Wien sowie Leon Guillovret in Paris.364 Am 30. November 1894 trat August Portois aus dem Unternehmen aus, Anton Fix wurde zum Alleininhaber.365 1898 wurden weitere Räumlichkeiten in der Ungargasse 51 in Wien III erworben.366 1899 wurde Anton Fix der Titel eines königlich-serbischen Hoflieferanten verliehen.367 In Anlehnung an Otto Wagners moderner Architektur entstand in den Jahren 1899 bis 1901 nach Plänen des Architekten Max Fabiani (29.4.1865 Kobdilj – 18.8.1962 Görz) der neue Gebäudekomplex in der Ungargasse 59–61 in Wien III. N eben Anton Fix als Inhaber fungierten die beiden Prokuristen Adolf Sedlak und Adolf Schmidt.368 1903 stieg Anton Fix’ Sohn Robert Fix (14.8.1877 Wien – 21.11.1945 Wien) in das Unternehmen ein und wurde Prokurist und später Generaldirektor.369 Als
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kreativer Entwerfer setzte er entscheidende Impulse für die Firma. Nach dem Tod seines Vaters 1918 verließ er das Unternehmen und widmete sich einer künstlerischen Laufbahn als Maler.370 Er blieb jedoch bis 1934 im Verwaltungsrat.371 Am 14. August 1907 wurde Portois & Fix in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.372 Der Verwaltungsrat setzte sich aus Anton Fix, Robert Fix, Paul Seybel, Leopold Langer, Philipp Broch und Adolf Gallia (11.7.1852 Bzenec – 14.1.1925 Wien) zusammen.373 Im gleichen Jahr hatte das Unternehmen den Titel eines königlich-serbischen Hoflieferanten und den eines königlich-rumänischen Hoflieferanten erworben.374 Die internationalen Filialen befanden sich in der Rue Chaptal in Paris und in der Teréz körút 46 in Budapest.375 1908 wurden weitere Filialen in der Rue Taibont 80 in Paris, am Place du Théatre National in Bukarest376 sowie in Kattenbug 10–11 in Köln eröffnet.377 1909 hatte man zusätzlich eine Bautischlerei in Fischamend in Niederösterreich errichtet.378 1910 gründete man die »Österreichischtürkische Möbel-Aktiengesellschaft« in Wien.379 1911 entwickelte man das patentierte »System Nikolaus«, ein Schiebefenster, das sich durch eine dichte Verarbeitung und eine einfache Handhabung auszeichnete.380 Am 23. Juni 1913 wurde das Dienstleistungsunternehmen »Garde Meuble« als »Garde Meuble Aktiengesellschaft Josef Lüftschitz & Söhne, Portois, Fix & Co.« mit Sitz in der Enenkelstraße 28–30 in Wien XVI neu errichtet.381 1916 kamen Ausstellungsräume am Kärntnerring 1 in Wien I hinzu. Lager und Fabrik befanden sich nach wie vor in der Ungargasse 59–61, die Filiale in Bukarest zog in die Calea Victoria 60.382 1917 wurde in der Wolfganggasse 42 in Wien XII eine weitere Betriebsstätte angekauft,383 die als Kehlleistenfabrik unter dem Namen »Alfred J. Inzinger« betrieben wurde. 1940 wurde das Grundstück in der Ungargasse 59–61 verkauft, neuer Firmenstandort war die Barichgasse 30 in Wien III.384 Nach dem Kriegsende 1945 wurde der Vorstand gegen eine staatliche Verwaltung ersetzt. Am 16. Dezember 1953 wurde Liselotte Simon (2.8.1919 Zürich –16.11.2002 Wien), die Tochter von Paul und Gisela Frisch († Dezember
1965) zum Vorstandsmitglied ernannt.385 Ihr Vater hatte die Firma rechtmäßig erworben und war unter dem NS-Regime enteignet worden. Nach der Arisierung musste er fliehen und starb kurze Zeit später in Chile. Liselotte Simon konnte nach einem längeren Gerichtsverfahren ihr Erbe antreten und wurde 1955 Geschäftsführerin.386 Am 20. April 1959 wurde beschlossen, die Firma in ein Einzelunternehmen umzuwandeln,387 Liselotte Simon war bis zu ihrem Tod 2002 Inhaberin. Ab 1974 führte ihre Tochter Brigitte Engelhardt (geb. 12.8.1948 Wien) das Unternehmen weiter, das bis heute in ihrem Eigentum ist.388 Portois & Fix zählte zu den bedeutendsten Möbelproduzenten der Wiener Jahrhundertwende, die sich durch Innovation und Fortschritt auszeichnete. Ihre Produktvielfalt reichte von Möbelausstattungen im Stil des Historismus bis zur Moderne u. a. für Wohnhäuser, Hotels und Luxusschiffe. Dabei legte man großen Wert auf die produktive Zusammenarbeit mit namenhaften Architekten und Künstlern wie Otto Wagner, Josef Hoffmann und Koloman Moser. Ihre moderne Auffassung, ihre handwerkliche Raffinesse und ihre strategische Expansion führten dazu, dass das Unternehmen am Höhepunkt seines Erfolges rund 1.000 Mitarbeiter_innen389 beschäftigte und nach London, Berlin, Breslau, Köln, Mailand, Turin, Karlsbad, Paris, Budapest, Bukarest, Bombay, Kairo und Istanbul exportierte.390 Darüber hinaus beteiligte sich die Firma an zahlreichen internationalen Ausstellungen wie der Weltausstellung in Wien 1873,391 der Weltausstellung in Paris 1878,392 der Internationalen Elektrischen Ausstellung in Wien 1883,393 der Weltausstellung in Antwerpen 1885,394 der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung in Wien 1888,395 der Weltausstellung in Antwerpen 1894,396 den Winterausstellungen im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien 1898–1907,397 der Weltausstellung in Paris 1900,398 der Ersten Internationalen Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902399 und der ImperialRoyal Austrian Exhibition in London 1906.400
F r i e d r i c h Ot to S c h m i d t Stefan Üner 1858 fasste der aus einer sächsischen, jedoch seit dem 18. Jahrhundert im preußischen Raum beheimateten Zimmermannsfamilie stammende Carl Friedrich Heinrich Schmidt (29.6.1824 Stralsund – 22.10.1894 Seewalchen) den Entschluss, nach Wien zu gehen. Schmidt, der in Hamburg eine Ausbildung zum Kaufmann absolvierte und 1850 nach Prag kam, um in der Tapetenfabrik »Robert & Bhd. Sieburger« zu arbeiten, deren Budapester Filiale er von 1853 bis 1857 leitete, sah wie so viele Künstler und Handwerker in der kaiserlichen Residenzstadt Wien mit ihrem städtebaulichen Wachstum und der Errichtung der Ringstraße eine gewinnbringende Chance zur beruflichen Selbstverwirklichung.401 Nachdem er zunächst gemeinsam mit dem aus Köln stammenden Gerhard Joseph Hubert Sugg (geb. 27.11.1832 Köln)402 1859 das Tapetengeschäft »F. Schmidt & Sugg« in der Bischofgasse 637 (heute Rotenturmstraße 11) in Wien I gegründet hatte,403 konnte Schmidt die Firma 1872 zur Gänze übernehmen und in »Friedrich Otto Schmidt« umbenennen.404 Seinen kommerziellen Aufschwung erlebte das Unternehmen mit dem Eintritt des ältesten Sohnes Otto Erdmann Schmidt (4.10.1854 Budapest – 16.3.1895 Wien), das nunmehr als »Technisches Atelier für Zimmerdecorationen«405 komplette Einrichtungen bis hin zu Stuckdekorationen und Kamine anbot. Die Firma avancierte nicht nur zu einem der erfolgreichsten Wohnungsausstatter in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sondern beteiligte sich auch aktiv an Arthur von Scalas Reformbewegung im Museum für Kunst und Industrie in Wien, die sich zum deklarierten Ziel setzte, nach englischem Vorbild das Zusammenwirken von Kunst und Kunsthandwerk nachhaltig zu verbessern und die Tradition des Historismus zu brechen. Schon bald verabschiedete sich Schmidt von der historisierenden Nachahmung älterer Formen und konzentrierte sich auf die exakte Kopie alter Vorbilder, angefangen von Einzelmöbeln bis zu
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Abb. 67 : Inserat der Firma F. O. Schmidt, 1903, in : Das Andere, Ein Blatt zur Einführung abendländischer Kultur in Österreich : geschrieben von Adolf Loos, Nr. 2/1903 (Privatbesitz)
ganzen Interieurs.406 Schmidts Leidenschaft für zeitgenössische Strömungen spiegelte sich auch in seinem privaten Umfeld wider. 1874 wurde seine vom Architekten Zinner erbaute Villa Daheim in Seewalchen in Oberösterreich fertiggestellt, in der er freundschaftliche Kontakte zu Künstlern, Literaten und Musikern wie Hans Makart und Friedrich von Amerling pflegte.407 Als Carl Friedrich Heinrich Schmidt 1894 und sein ältester Sohn Otto 1895 verstarben, übernahm
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sein anderer Sohn408 Max Hermann (11.8.1861 Wien – 1.4.1935 Budapest) die Firma. Dieser absolvierte seine Ausbildung in den 1880er-Jahren bei dem Raumgestalter Prignot in Paris und bei der Einrichtungsfirma Pallenberg in Köln.409 1889 trat er in den Familienbetrieb ein und wurde 1894 alleiniger Eigentümer.410 Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Carl Leo (20.2.1867 Wien – 15.5.1942 Wien) und Hugo Wilhelm (2.2.1856 Budapest – 16.2.1932 Wien) konnte er das »Technische Atelier für Wohnungsein-
richtungen«411 bis zur Jahrhundertwende strukturell verändern und ausbauen. 1896 wurde neben dem Geschäftslokal in der Rotenturmstraße 11 in Wien I eine zweite Niederlassung in der Waisenhausgasse 7 (heute Boltzmanngasse) in Wien IX errichtet.412 1897 wurde ein Geschäftslokal in der Lipót körút 32 (heute Szent István körút) in Budapest eröffnet.413 1898 übersiedelte man von der Rotenturmstraße in das barocke Palais Neupauer-Breuner in der Singerstraße 16 in Wien I. In der Waisenhausgasse 7 waren private Wohnung und Lagerräume untergebracht.414 In den Jahren 1900 und 1910 wurden weitere Niederlassungen in der Bachergasse 5 in Wien V415 und in der Eisengasse 5 (heute Wilhelm-Exner-Gasse) in Wien IX eröffnet,416 die allerdings im Laufe der Jahre wieder aufgelassen wurden. Ein besonders produktiver Austausch herrschte mit dem Architekten Adolf Loos, der eng mit Max Hermann Schmidt zusammenarbeitete und ihn beispielsweise zum bekannten Elefantenrüsseltisch (1899) inspirierte,417 der ab 1900 in verschiedenen Varianten für diverse Wohnungseinrichtungen Verwendung fand. Neben Loos arbeitete das Unternehmen auch mit der Wiener Secession zusammen. So richtete man nach Plänen von Josef Hoffmann den Vorraum und das Büro des Sekretärs im Ausstellungsgebäude der Secession ein.418 Seit 1907 dient das Palais Chotek in der Währinger Straße 28 in Wien IX als Firmensitz des Unternehmens.419 Das historistische Gebäude im Renaissancestil konnte er im Zuge eines gemeinsamen Ausbaus mit dem Architekten Lothar Abel (15.2.1841 Wien – 24.6.1896 Wien) zuerst als Atelier mieten und 1904 schließlich erwerben.420 Nach dem Tod von Carl Leo 1942 übernahmen sein Sohn Erich (27.2.1910 Wien – 14.6.1980 Wien) und dessen Frau Irene, geb. Eder (13.7.1910 Wien – 21.6.2001 Wien) die Firma. Ab 1968 war deren Tochter Irene (geb. 31.8.1948 Wien) als Geschäftsführerin tätig, ihr Ehemann Klaus Lorenz (23.5.1943 Scheibbs – 24.12.2016 Wien) fungierte als Prokurist.421 Heute wird das Unternehmen von Irene und ihren beiden Kindern Irene (geb. 15.2.1967 Wien) und Claus Lorenz (geb. 15.3.1966 Wien) geführt. Claus Lorenz betreut heute auch das Archiv Friedrich Otto Schmidt.
Die Firma »Friedrich Otto Schmidt« zählte zu den exklusivsten und bedeutendsten Raumausstattern der Wiener Gründerzeit. Anfänglich noch im Stil des Historismus, der sich an der Imitation älterer Stilformen orientierte, konzentrierte man sich schon bald auf die detailgetreue Wiedergabe alter Vorbilder und schuf so eine unverkennbare Formensprache, deren Stilmöbel bis heute für höchste Qualität stehen. Durch die Mitwirkung an den Reformideen des Museums für Kunst und Industrie und dem Einfluss von Adolf Loos’ modernen Gestaltungskonzepten avancierte die Firma zur Avantgarde des Wiener Kunstgewerbes um 1900. Der Erfolg des Unternehmens wurde bestätigt durch zahlreiche Beteiligungen an internationalen Ausstellungen wie der Weltausstellung in Wien 1873,422 der Millenniumsausstellung in Budapest 1896,423 den Winterausstellungen im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien 1898–1904424 und der Ausstellung von Arbeiten der österreichischen Kunstindustrie 1850–1914 ebenfalls im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien 1914.425
G e b rü d e r T h o n e t Stefan Üner Die Erfolgsgeschichte der Möbelfirma »Thonet« ging auf das Jahr 1819 zurück, als der Tischlermeister Michael Thonet (2.7.1796 Boppard – 3.3.1871 Wien) einen Betrieb zur Möbelherstellung in seiner Heimatstadt Boppard am Rhein eröffnete. 1830 begann Thonet mit neuen Verfahrenstechniken mit dem Biegen von Holz zu experimentieren. Dabei schnitt er die Furnierblätter in die Faserrichtung des Holzes zu Streifen, kochte sie in Leim, presste sie zusammen und bog sie in die gewünschte Form. Heraus kamen leichte und elegante Bugholzmöbel zu verhältnismäßig günstigen Preisen, deren Arbeits- und Materialaufwand geringer war als übliche Verfahren. Thonets Innovation lag weniger im Design, als vielmehr in der Technik, die er mit der finanziellen Un-
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terstützung des Geschäftsmannes Johann Walther van Meerten als Patent bei der Pariser Préfecture de la Seine am 5. Juli 1841 mit 15-jähriger Geltungsdauer patentieren ließ. Trotz innovativer Idee blieb der finanzielle Erfolg aufgrund fehlender Absatzmöglichkeiten in der überschaubaren Region aus.426 Während sein ältester Sohn Franz (21.12.1820 Boppard – 8.1.1898 Wien) den Betrieb mit 20 bis 25 Mitarbeitern427 in Boppard provisorisch weiterführte und vor dem Konkurs zu retten versuchte, folgte Thonet der Anregung des österreichischen Staatskanzlers Clemens Fürst von Metternich, für einen beruflichen Neuanfang im Frühjahr 1842 nach Wien zu gehen. Am 16. Juli 1842 erhielt Michael Thonet das Privilegium, »jede, selbst die sprödeste Gattung Holz auf chemisch-mechanischem Wege in beliebige Formen und Schweifungen zu biegen«.428 Nach anfänglichen Arbeiten für den Möbelfabrikanten Clemens List429 bekam Thonet auf Empfehlung des Architekten Peter Hubert Desvignes (29.4.1804 Konstantinopel – 27.12.1883 Hither Green) die Gelegenheit, gemeinsam mit dem Möbelfabrikanten Carl Leistler (1805 Wien – 25.9.1857 Kalksburg) im Stadtpalais Liechtenstein zu arbeiten.430 Im Mai 1849 machte sich Thonet mit seinen vier Söhnen Franz, Michael (30.10.1924 Boppard – 25.12.1902 Wien), August (28.3.1829 Boppard – 16.3.1910 Wien) und Josef (29.5.1830 Boppard – 22.8.1887 Wien) selbständig und gründete einen Betrieb im zweiten Stock in der Gumpendorfer Hauptstraße 396 (heute Gumpendorfer Straße) in Wien VI.431 Am 28. Juli 1852 reichte Thonet im Namen seiner Söhne das Privilegium »dem Holze durch Zerschneiden und Wiederzusammenleimen jede beliebige Biegung und Form in verschiedener Richtung zu geben« ein, welches bis zum 28. Juli 1864 wirksam war.432 Im Winter 1852 wurde ein Geschäftslokal im Palais Montenuovo in der Strauchgasse 247–248 in Wien I eröffnet.433 Im Sommer 1853 wurde der Betrieb mit 42 Mitarbeitern in die Mollardmühle in der Mollardgasse 173 in Wien VI verlegt.434 Am 1. November 1853 übertrug Thonet sein Unternehmen mit 42 Mitarbeitern seinen fünf Söhnen Franz, Michael, August, Josef und Jakob (30.10.1841
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Boppard – 10.11.1929 Wien), war jedoch bis zu seinem Tod 1871 Geschäftsführer der »Gebrüder Thonet«. Am 17. Juni 1856 erhielten er und seine Söhne die österreichische Staatsbürgerschaft 435 und am 10. Juli 1856 das Privilegium »auf die Anfertigung von Sesseln und Tischfüssen aus gebogenem Holze, dessen Biegung durch Einwirkung von Wasserdämpfen oder siedenden Flüssigkeiten geschieht«, welches bis 1869 in Kraft war.436 1856 entschied man sich aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten und des erhöhten Bedarfs am Rohstoff Holz, die Produktion von der Mollardgasse in Wien ins mährische Koritschan (Koryčany) zu verlegen, wo schließlich ab 1857 produziert wurde und Designklassiker wie der Sessel Nr. 14 (1859) hervorgingen. 1858 wurde der Betrieb in der Mollardgasse und das Geschäftslokal in der Strauchgasse aufgelöst und eine neue Verkaufsniederlassung im Wohnhaus der Thonets in der Jägerzeile 26 (heute Praterstraße) in Wien II eingerichtet.437 Wien fungierte ab diesem Zeitpunkt nur noch als Verkaufszentrum. Im Mai 1861 wurde ein weiteres Geschäftslokal in Leopoldstadt 586 in Wien II eröffnet.438 Mit dem wirtschaftlichen Erfolg expandierte das Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte in weitere Fabriken in Bistritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem) 1861, in Groß- Ugrócz 1865, in Hallenkau (Halenkov) 1868, in Wse tin (Vsetín) 1872, in Radomsko (Nowo Radomsk) 1880 und in Frankenberg 1890.439 Anlässlich des großen Erfolgs auf der Londoner Weltausstellung 1862 wurde ein weiteres Geschäft in Ludgate Hill 16 in London eröffnet.440 Nach dem abgelaufenen Patent von 1856 sahen sich die Gebrüder Thonet ab 1869 mit konkurrierenden Firmen wie Jacob & Josef Kohn konfrontiert.441 Nach Plänen des Architektenduos Fellner & Helmer entstanden in den Jahren 1875/1876 ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus in der Kärntnerstraße 12 in Wien I sowie 1883 ein Warenhaus in der Brandstätte 2 am Stephansplatz in Wien I,442 das 1945 durch Bomben zerstört wurde. Um die Jahrhundertwende ging die Geschäftsleitung auf die nächste Generation der Thonets über. 1922 kam es zur Übernahme durch die vom jüdi-
Abb. 68 : Fabriken der Firma Gebrüder Thonet, in : Katalog der Firma Gebrüder Thonet, 1885 (Gebrüder Thonet Vienna, Foto : Bundesmobilienverwaltung, Wien)
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schen Geschäftsmann Leopold Pilzer (1871–1959) am 15. Juli 1907 gegründete Mundus AG, zu der auch seit 1914 die Firma Jacob & Josef Kohn angehörte. Nach wirtschaftlichen Einbrüchen im Ersten Weltkrieg konnte sich unter Pilzers Leitung die Thonet Mundus AG durch strategische Maßnahmen wie die Reduktion der Produktpalette sowie dem Verkauf neuartiger Stahlrohrmöbel am internationalen Markt neu etablieren. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vereinbarte Pilzer vor seiner Emigration in die USA einen Aktientausch mit der Familie Thonet. Pilzer behielt die Rechte für Amerika, England und Frankreich, die Familie Thonet für Österreich und Deutschland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der einstige Weltkonzern in mehrere Einzelfirmen, darunter Thonet Industries in den USA, Thonet Frères in Frankreich, Thonet Frankenberg in Deutschland und Thonet Wien aufgeteilt. 1996 verkaufte die Familie Thonet die »Gebrüder Thonet Vienna« an das Kölner Unternehmen LAFO. 2001 erfolgte die Übernahme durch den italienischen Möbelhersteller Poltrona Frau.443 Seit 2003 ist »Gebrüder Thonet Vienna« im Eigentum von Moschini, die wiederum seit 2013 vom italienischen Konzern »Production Furniture International« in Turin geführt wird.444 Wie kaum eine andere Möbelfirma in der Donau monarchie verkörperten die Gebrüder Thonet zeitloses Möbeldesign und das ästhetische Zusammenspiel von Form und Funktion. Durch die kongeniale Verbindung der Weiterentwicklung ihrer Holzbiege technik für eine industrielle Serienproduktion, ihre progressiven Geschäftsstrategien und ihre Einbindung von modernen Architekten wie Otto Wagner, Otto Prutscher, Josef Frank, Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier und Marcel Breuer als Entwerfer wurden sie zu einem der innovativsten und modernsten Möbelproduzenten weltweit. Das Unternehmen, das um 1900 rund 6.000 Mitarbeiter_innen beschäftigte, hatte Verkaufsniederlassungen in Amsterdam, Berlin, Brünn, Brüssel, Budapest, Frankfurt, Graz, Hamburg, London, Mailand, Moskau, München, Neapel, New York, Odessa, Paris, Prag, Rom und St. Petersburg.445 Der gute Ruf der Marke
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Thonet wurde bestätigt durch die regelmäßige Teilnahme an internationalen Ausstellungen wie der Weltausstellung in London 1851,446 der Weltausstellung in Paris 1855,447 der Weltausstellung in Paris 1867,448 der Weltausstellung in Wien 1873,449 der Weltausstellung in Philadelphia 1876,450 der Weltausstellung in Paris 1878,451 der Weltausstellung in Antwerpen 1885,452 der Weltausstellung in Barcelona 1888,453 der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung in Wien 1888,454 der Weltausstellung in Chicago 1893,455 der Millenniumsausstellung in Budapest 1896,456 den Winterausstellungen im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien 1899–1900,457 der Weltausstellung in Paris 1900,458 der Imperial-Royal Austrian Exhibition in London 1906459 und der Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln 1914.460
W i e n e r We rk s tät t e Stefan Üner Die »Wiener Werkstätte« (WW) entstand 1903 auf Initiative des Architekten Josef Hoffmann (15.12. 1870 Pirnitz – 7.5.1956 Wien), dem Maler und Desig ner Koloman Moser (30.3.1868 Wien – 18.10.1918 Wien) und dem Textilfabrikanten und Mäzen Fritz Waerndorfer (5.5.1868 Wien – 9.8.1939 Bryn Mawr). Ziel war es nach englischem Vorbild der »Arts & Crafts«-Bewegung, der industriellen Massenproduktion und dem erstarrten Historismus mit zeitgenössischen, kunsthandwerklichen Qualitätsprodukten entgegenzuwirken. Neben der englischen Reformbewegung, die sich ausgehend von John Ruskin und William Morris entwickelte, hatten vor allem die Architekten und Designer Charles Rennie Mackintosh und Charles Robert Ashbee großen Einfluss auf die Wiener Avantgarde. Anregungen kamen auch aus Frankreich vom deutschen Kunsthistoriker Julius Maier-Graefe und seiner Pariser Kunsthandlung »La Maison Moderne«.461 Mit der Wiederbelebung des traditionellen Handwerks wollte die WW im interdisziplinären Kontext
sämtliche Bereiche des Alltags auf ästhetische Weise durchdringen und aufwerten. Diese Idee konnte Hoffmann und Moser bereits in der viel beachteten VIII. Secessionsausstellung 1900 verwirklichen, die einen Überblick über das internationale Kunstgewerbe bot und die Nachfrage nach einer modernen und zweckmäßigen Formensprache steigen ließ. Gleichzeitig wurde mit der Vision des Gesamtkunstwerks in Form einer einheitlichen Raum-, Katalog- und Plakatgestaltung in der Secession, jene Programmatik geschaffen, die auch für die WW von essenzieller Bedeutung sein sollte, nämlich der ästhetische Anspruch auf ein einheitliches Gesamtkonzept in allen Bereichen.462 Mit Fritz Waerndorfer als kunstinteressierten Finanzier an ihrer Seite wurde schließlich der Grundstein für die WW geschaffen, die sich nicht nur für die Revitalisierung des Kunstgewerbes einsetzte, sondern auch für eine moderne und gleichzeitig lokale, wienerische Geschmacksbildung. Rückblickend erinnerte sich Moser :
Abb. 69 : Logo der Wiener Werkstätte, nach 1903 (MAK/ Wien)
umzusetzen. Als erster Firmensitz diente der Produk tionsgemeinschaft eine kleine 3-Zimmerwohnung Die Ausstellung der Sezession im Jahre 1899 [sic !] war in der Heumühlgasse 6 in Wien IV, bestehend aus für das Wiener Kunstgewerbe ausschlaggebend. Zum einer Metallwerkstätte, einer Silberwerkstätte und erstenmal sah man nach einem neuen Wiener Geschmack einem Kabinett für die Direktion.466 Hoffmann eingerichtete moderne Innenräume : Möbel von Olbrich und Moser übernahmen die künstlerische Leitung, und Hoffmann, Möbelstoffe, die ich für ein Wiener Ge- Waerndorfer fungierte als kaufmännischer Direkschäft gemacht hatte, Bearbeitungen von Hölzern und tor. Zu Beginn kamen ausschließlich Entwürfe von Metallen, die man hier gar nicht kannte. Und dabei wa- Hoffmann und Moser zur Ausführung,467 zu deren unsere Arbeiten weder belgisch noch englisch oder nen anfänglich vor allem Metallarbeiten zählten.468 japanisch, sondern wienerisch, was auch der größere Teil Mosers Interesse für Kunsthandwerk wurde schon der Kritik anerkannte.463 früh geweckt, als er als Sohn des Verwalters im Theresianum mit den verschiedenen handwerklichen Diese Frage nach der eigenen künstlerischen Iden- Bereichen in Berührung kam. Die spätere Freundtität hatte schon der Schriftsteller Hermann Bahr schaft mit Hoffmann sollte die beiden zu den zent1898 formuliert : »Eine österreichische Kunst werden ralen Protagonisten in Wien um 1900 machen. Als wir erst haben, wenn sie unter uns allen in unserer kreatives Duo setzten sie entscheidende Impulse im täglichen Existenz lebendig geworden ist.«464 Bereich Kunst, Architektur und Design und verAm 19. Mai 1903 wurde die »Wiener Werkstätte, wandelten die WW zu einem der innovativsten UnProductivgenossenschaft von Kunsthandwerkern in ternehmen weltweit. Wien registrirte Genossenschaft mit unbeschränkter Nach ihrer provisorischen Unterkunft in der HeuHaftung« ins Genossenschaftsregister des Handels- mühlgasse im Frühjahr 1903 übersiedelte die WW gerichts Wien eingetragen.465 Mit der Gründung der im Herbst desselben Jahres in einen adaptierten dreiWW waren Hoffmann und Moser nun in der Lage, stöckigen Gewerbebau in die Neustiftgasse 32–34 in unabhängig von anderen Firmen Aufträge alleine Wien VII und erweiterte ihre räumlichen und perso-
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nellen Kapazitäten, um sich größeren Aufträgen zu lais Stoclet in Brüssel, wo neben Josef Hoffmann als widmen. Der Betrieb verfügte über Werkstätten für Architekt auch Gustav Klimt und andere Künstler Gold- und Silberarbeit, Metallarbeit, Buchbinderei, mitwirkten. Im Dezember 1905 präsentierte sich Lederarbeit, Tischlerei und Lackiererei. Darüber hi- die WW in der Galerie Miethke in Wien erstmals naus gab es Maschinenräume, Büros, Zeichensäle in einer großen Gesamtschau dem heimischen Pubund einen Ausstellungsaal, wobei man größten Wert likum. Unter den Exponaten waren auch Arbeiten auf ein freundliches Arbeitsumfeld mit hellen und des neuen WW-Entwerfers Carl Otto Czeschka,473 gut belüfteten Räumen legte. Die Wände und Holz- den als Maler und Grafiker eine freundschaftliche teile waren in Weiß gestrichen, die Eisenteile blau Beziehung mit Moser und Hoffmann verband. Das oder rot.469 Bei den Werkstätten orientierte man Jahr 1905 markierte auch den Austritt der Klimtsich an einem ausgeklügelten Farbsystem. In der Gruppe aus der Secession, aufgrund von stilistischen Metallwerkstätte dominierte die Farbe Rot, in der Meinungsverschiedenheiten und dem zunehmenden Buchbinderei die Farbe Grau, in der Tischlerei die Konkurrenzkampf mit der Engelhard-Gruppe. Farbe Blau usw. Selbst die Drucksorten wurden in Im Laufe der Zeit wurde die Produktpalette der der gleichen Farbe gehalten wie die betreffende Ab- WW eine immer vielseitigere. Möbel, Schmuck, teilung.470 Die WW hatte sich mit ihrer perfekten Gläser, Keramiken, Metalle, Leder, Textilien, PlaEinheit von Form und Inhalt ihren Status als Marke kate, Bucheinbände, Kartonagen bis hin zu Spielselbst begründet und das Corporate Identity im zeug und Tunkpapiere. Mit der kunsthandwerkliMarkendesign maßgeblich beeinflusst. So spiegelten chen Qualität der Erzeugnisse stieg gleichzeitig auch die registrierte Schutzmarke und das Firmenlogo der Anspruch auf Exklusivität, wobei die Käufer den Grundgedanken des Unternehmens auf ideale vorwiegend aus der Oberschicht kamen. Die GeWeise wider, das sich durch ein strenges und geo- genstände der WW wurden schnell zu ästhetischen metrisch-abstraktes Formenvokabular, vorwiegend Luxusartikeln für einen kleinen und elitären Kreis. in Schwarz-weiß-Objekten manifestierte. Darüber Die Künstler wollten »einen innigen Kontakt zwihinaus wurde mit den von Moser eigens entworfe- schen Publikum, Entwerfer u. Handwerker herstelnen Monogrammen die Arbeit der ausführenden len u. gutes einfaches Hausgerät schaffen«,474 wie Handwerker wertgeschätzt und das sozialpolitische es in ihrem Arbeitsprogramm 1905 hieß. Schärfster Arbeitsklima solidarisch gefördert. Kritiker ihrer Ideen war der Architekt Adolf Loos, Im Oktober 1904 trat die WW erstmals an die der sich vehement gegen die Idee des GesamtkunstÖffentlichkeit, allerdings nicht in Wien, sondern werks aussprach und mit seinen kritischen Aufsätin Deutschland. Anlässlich des 25-jährigen Jubi- zen und Vorträgen wie »Ornament und Verbrechen« läums des Hohenzollern-Kunstgewerbehauses in 1909,475 »Vom armen reichen Mann« 1910476 und Berlin fand eine Sonderausstellung statt.471 Mit der »Das Wiener Weh« 1927 477 als Kritiker der WW Präsentation im Ausland schaffte es die WW sich und seines größten Kontrahenten Hoffmann aufals Marke zu etablieren und wie Moser sich rück- trat. Im Herbst 1907 eröffnete die WW neben ihren blickend erinnerte : »Unsere ersten Erfolge hatten Ausstellungsräumen in der Neustiftgasse ihr erstes wir aber nicht in Wien, sondern im Ausland, na- Geschäftslokal am Graben 15 in Wien I. Der von mentlich in Berlin, wo wir am frühesten durchge- Hoffmann konzipierte Bau stand mit seiner strengen drungen sind.«472 Im selben Jahr begann man auch Architektur im harmonischen Einklang zur geomemit dem Bau und der Ausstattung des Sanatorium trischen Gestaltung der WW. Bei der FassadengePurkersdorf in Niederösterreich, dem ersten Auftrag staltung mit horizontaler und vertikaler Gliederung der WW im Sinne eines Gesamtkunstwerks. Diese zeigte sich Hoffmanns Interesse am kontrastreichen Idee fand 1905 ihren Höhepunkt mit dem von Adol- Zusammenspiel verschiedener Materialien und Forphe Stoclet in Auftrag gegebenen Bau für das Pa- men wie Marmor und geometrischen Elementen.
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Die Ausdehnung des Sortiments und finanzielle Unterstützung erhielt Hoffmann durch den NeuzuStreitigkeiten mit Waerndorfer veranlassten Moser gang von Dagobert Peche im Frühjahr 1915, der beschließlich, die WW 1907 zu verlassen. Am 11. Mai reits seit ca. 1911 aktiv für das Unternehmen Stoffe 1909 wurde er als Vorstandsmitglied aus dem Ge- entwarf 486 und mit seinem originellen und dekoranossenschaftsregister gelöscht,478 arbeitete aber noch tiven Formenschatz einen stilistischen Wandlungsstark eingeschränkt für die Firma in den folgenden prozess innerhalb der WW vorantrieb. 1916 wurde Jahren weiter.479 Mit seinen über 300 Entwürfen für die Verwaltungszentrale in die Tegetthoffstraße 7–9 die WW setzte Moser neue gestalterische Maßstäbe in Wien I verlagert.487 Der Arbeitermangel und und war entscheidend für die Entwicklung des geo- die Materialknappheit in den Kriegsjahren veranmetrisch-abstrakten Erscheinungsbildes der WW lassten die WW, sich vermehrt auf den Textil- und mitverantwortlich. Nach dem Austritt von Moser Modebereich zu konzentrieren. Gleichzeitig wurde und Czeschkas Berufung als Professor nach Ham- das Verkaufsnetz mit Geschäftslokalen erweitert : burg lastete die Verantwortung für die WW auf Richartzstraße 16 in Köln (1914), Kärntnerstraße den Schultern Hoffmanns und Waerndorfers. 1909 41 im Palais Esterházy in Wien I (1916), Maysedergestaltete Hoffmann eine weitere Filiale in einem gasse 4 in Wien I (1916), Kronenstraße 71 in Berlin Ecklokal im Gebäude des Hotels »Auge Gottes« im (1916), Kurhaus Mercur neben dem Kreuzbrunnen mondänen tschechischen Kurort Karlsbad (Karlovy (heute Masarykova 25/3) in Marienbad (Mariánské Vary). Auch bei diesem Bau konzentrierte er sich auf Lázně) (1917) und in der Kärntnerstraße 32 in Wien eine zeitgemäße und repräsentative Architektur, bei I (1918).488 Darüber hinaus gründete die WW am der das neutrale weiß lackierte Holz im Innen- und 20. August 1917 eine Schweizer Tochtergesellschaft Außenbereich in Kontrast zum satten grünen Tep- samt Geschäftslokal in der Bahnhofstraße 1 in pich im Inneren stand.480 1911 wurden weitere Ver- Zürich,489 das von Hoffmann und Peche gestaltet kaufsstellen am Graben 16 in Wien I und im Hotel wurde und Peche bis 1919 leitete.490 »Atlantic Palace« am Goetheplatz 311 in Karlsbad In den 1920er-Jahren kam es zu einer Reorgani(Karlovy Vary) gegründet.481 1913 richtete die WW sation und Umstrukturierung in der WW. Der sich in dem von Otto Wagner 1912 erbauten Miethaus verändernde Markt sorgte für ein zweckmäßiges in der Döblergasse 4 in Wien VII experimentelle Überdenken der künstlerischen Freiheit und des Werkstätten ein, wo Künstler unentgeltlich Raum Qualitätsanspruchs. Die WW strebte aufgrund ihund Material zur Verfügung gestellt wurde.482 Als rer exklusiven und teuren Produktion verstärkt eine das Unternehmen Anfang 1914 vor dem finanziellen kommerzielle Zusammenarbeit mit der Industrie an. Ruin stand,483 wurde Waerndorfer als Gründungs- 1922 wurde eine Verkaufsstelle für die fabriksmäßige direktor dazu gedrängt, das Unternehmen zu ver- Erzeugung von Gürtler-, Bronze-, Chinasilber- und lassen.484 Nach der Liquidation wurde die WW am Metallgalanteriewaren in Velden Nr. 5 angemel27. März 1914 in die »Betriebsgesellschaft m.b.H. det.491 Im Juni 1922 eröffnete man in Kooperation der Wiener Werkstätte Produktivgenossenschaft mit dem emigrierten österreichischen Architekten für Gegenstände des Kunstgewerbes« umgewandelt. und Bühnenbildner Joseph Urban eine Filiale im Neuer Geschäftsführer wurde Adelbert Kurz. Die zweiten Stock in der noblen 581 Fifth Avenue in Gesellschafterliste liest sich wie das »Who is who« New York,492 die allerdings ein Jahr später wegen der Wiener Gesellschaft und viele waren zugleich geringer Umsätze und Differenzen mit Urban liquiKund_innen der WW wie beispielsweise Sophie diert wurde.493 Als sich Otto Primavesi 1925 von (Sonja) Knips-Potier, Moriz Gallia, Paul Wittgen- seiner Frau Eugenie (Mäda) Primavesi, geb. Butstein und die Familie Primavesi, wobei Otto Prima- schek (13.6.1874 Langenzersdorf – 13.6.1963 Wien) vesi (27.2.1868 Olmütz – 8.2.1926 Wien) bereits 1915 trennte, überschrieb er ihr seine Firmenanteile, doch zum Geschäftsführer bestellt wurde.485 Kreative am 10. Mai 1926 wurde das Ausgleichverfahren für
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die WW eröffnet.494 Unter der Beteiligung von Eugenie Primavesis Neffen, Kuno Grohmann (6.7.1897 Würbenthal – 28.5.1940 Wien), wurde in den Jahren 1926 bis 1930 der Versuch unternommen, die WW zu sanieren und in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln.495 1929 wurde eine weitere Filiale in der Friedrich-Ebert-Straße 2–3 (heute Ebertstraße) in Berlin eröffnet.496 Trotz intensiver Versuche, sich den internationalen Marktverhältnissen anzupassen und der Depression der Weltwirtschaftskrise zu entgehen, wurde die WW am 14. Oktober 1932 liquidiert, die Löschung im Handelsregister erfolgte am 3. Februar 1939.497 Die Wiener Werkstätte stand für eine revolutionäre Neuinterpretation des Kunstgewerbes und die Abkehr der industriellen Nachahmung vergangener Stile. In ihrer zeitgenössischen Formensprache mit Hang zu Dekoration und Sinnlichkeit verfolgte die WW auf konsequente Weise die ästhetische Durchdringung in sämtliche Lebensbereiche. Mit Josef Hoffmann, Koloman Moser, Carl Otto Czeschka und Dagobert Peche als kreative Designer wurde die WW mit Verkaufsstellen in Berlin, Karlsbad, Köln, Marienbad, New York, Wien und Zürich zur internationalen Marke mit eigenständigem »wienerischem« Stil, der nicht nur die Überwindung des Historismus, sondern auch die Entwicklung vom floralen Jugendstil hin zu einer geometrisch-abstrakten Gestaltungsform vollzog. Der Erfolg des Unternehmens wurde bestätigt durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Wesentliche Präsentation waren jene im Hohenzollern-Kunstgewerbehaus in Berlin 1904, im Mährischen Gewerbemuseum in Brünn 1905,498 in der Galerie Miethke in Wien 1905,499 in der Imperial-Royal Austrian Exhibition in London 1906,500 in der Kunstschau in Wien 1908,501 im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien 1909–1910,502 in der Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln 1914,503 in der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig 1914,504 in der Österreichischen Kunstausstellung in Stockholm 1914,505 in der Deutschen Gewerbeschau in München 1922,506 in der Exposition Internationale des Arts Décoratifs
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et Industriels Modernes in Paris 1925507 und in der Österreichischen Kunstausstellung in Den Haag, Rotterdam, Amsterdam 1927.508
DIE NEUEN GESCHÄFTSHÄUSER DER MÖBELPRODUZENTEN B e i t r äg e z u r W i e n e r A rc h i t e k t u r Moderne Maria Welzig
Die Firmensitze der großen Möbelproduzenten lagen bis ins späte 19. Jahrhundert in der Vorstadt oder außerhalb der Stadt. Sie hatten keine öffentlich wirksamen eigenen Schauräume und die Erscheinung ihrer Firmengebäude war nicht auf Außenwirkung im Stadtbild angelegt. Im späten 19. Jahrhundert änderte und erweiterte sich jedoch das Berufsfeld : Aus reinen Tischlerbetrieben wurden international tätige Einrichtungshäuser : Der Verkauf im großen Maßstab wurde wichtig. Dies verlangte nach einer entsprechenden Neupositionierung der Firmen-Architekturen. Bauliche Repräsentation und großzügige Ausstellungsmöglichkeit waren dabei zentrale Kriterien. Die neuen Firmensitze sollten aber auch Büros und Wohnungen enthalten. So entstand der neue Typus eines Geschäfts-, Büro- und Wohnhauses. Für die Ausstellungs- und Verkaufszwecke wurden die unteren Geschoße zu einer Geschäftszone zusammengefasst. Diese öffentliche Zone unterschied sich gestalterisch von der privaten Zone der darüber liegenden Wohngeschoße. Um großzügige Schauräume ohne Zwischenmauern zu ermöglichen und um sie zur Straße hin mittels Glasflächen weitgehend zu öffnen, waren neue technologische und gestalterische Herangehensweisen notwendig. Die Typologie des Geschäftshauses spielte damit eine wichtige Rolle in der Entwicklung der modernen Architektur. Noch mehr gilt das für den Typus des Warenhauses, wo sich die Ausstellungs- und Verkaufsfunktion auf das ganze Gebäude ausdehnte ; in den Metropolen Paris, London, Chicago und Berlin entstanden gläserne Paläste mit mehrgeschoßigen Hallen. Wien
dagegen verweigerte sich dem Typus des Warenhauses bis auf wenige späte Beispiele geradezu. Für die Entwicklung des Typus’ Geschäfts- und Wohnhaus dagegen sollten in Wien die Möbelproduzenten und Einrichtungshäuser wesentliche Impulse liefern. Die vier hier besprochenen Geschäftshäuser – Thonet, Bernhard Ludwig, Portois & Fix, Bothe & Ehrmann – entstanden über einen Zeitraum von dreißig Jahren, zwischen 1882 und 1912. So haben sie zum Teil ganz unterschiedliche Entstehungsbedingungen. Das Geschäftshaus der Firma Thonet unterscheidet sich zudem in folgenden Aspekten von den anderen Firmensitzen : Die Zentrale befand sich im 1. Bezirk, während die Geschäftshäuser der anderen Möbelfirma im Kranz der ehemaligen Vorstädte lagen, die sich im Zuge der Metropolwerdung Wiens neu entwickelten.509 Und bei Thonet gab es in der Zentrale, entsprechend der Firmenstrategie, Produktion und Vertrieb zu trennen, während die Geschäftshäuser der Firmen Ludwig, Portois & Fix und Bothe & Ehrmann Teil eines baulichen Komplexes waren, zu dem auch Produktionshallen und Werkstätten gehörten. Allgemein kann man für alle vier Bauten einen starken Miteinfluss der Bauherren, die ja allesamt Experten auf dem Gebiet der Raumgestaltung waren, annehmen.
T h o n e t - Ze n t r a l e Die Thonet-Zentrale am Stephansplatz stellt bereits den dritten Geschäftsbau des Unternehmens innerhalb weniger Jahre im Zentrum Wiens dar. Den Anfang hatte 1876/1877 ein Neubau in der Kärntnerstraße 12 gemacht, das sogenannte »Eiserne Haus«. Ab 1882 folgte ein weiteres Geschäftshaus in der Herrengasse. Und im selben Jahr begann die Planung für die Zentrale am prominentesten Ort der Stadt, dem Stephansplatz. Alle drei Aufträge vertraute die Firma dem Archi tekturbüro Fellner & Helmer an, dessen lange Kar-
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Abb. 70 : Geschäftshaus der Gebrüder Thonet am Stephansplatz/ Rotenturmstraße 1–3, 1882/1883, Architekten : Ferdinand Fellner und Heinrich Helmer, in : Katalog der Firma Gebrüder Thonet, 1885 (Gebrüder Thonet Vienna, Foto : Bundesmobilienverwaltung, Wien)
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riere im Geschäftshausbau sie damit maßgeblich begründete. In der geradezu seriellen Planung seiner zahlreichen Bauten war das Architekturbüro gewissermaßen das Pendant zum durchrationalisierten ThonetUnternehmen. Die Bauten der Firma Thonet zählen zu den frühesten Beispielen in der Typologie des Geschäfts- und Wohnhauses in Wien. Die Zentrale am Stephansplatz ist auch ein Exempel für die durchgreifenden Veränderungen der Stadtentwicklung im späten 19. Jahrhundert. 1882 erwarb Thonet Liegenschaften an der Adresse Rotenturmstraße, Brandstätte und Kramergasse. Die drei ins Mittelalter zurückgehenden Bauten wurden abgetragen, um dem 6-geschoßigen Gebäudekomplex der Thonet-Zentrale Platz zu machen.510 Die Straßenverläufe wurden begradigt.511 Die städtebauliche Situation war ideal für den Zweck, denn die Ecksituation gab die Möglichkeit, sich mit Schaufenstern und Werbeaufschriften nach drei Seiten hin zu präsentieren. Im sieben Jahre zuvor entstandenen Bau in der Kärntnerstraße hatten Fellner & Helmer für Thonet eine weitgehend in Glas und Eisenstützen aufgelöste Geschäftszone geschaffen. »Noch bei keinem Bau in Wien ist die Eisenconstruction in solchem Umfang und in so gelungener Weise zur Anwendung gekommen, wie bei dem Thonet’schen Haus.«512 Die Verwendung von unbekleideten Eisenstützen als konstruktive Teile – daher der Name »Eisernes Haus« – wurde wenig später, im Jahr der Erbauung der Thonet-Zentrale, aus feuerpolizeilichen Gründen stark eingeschränkt.513 Den Bau am Stephansplatz legten Fellner & Helmer traditioneller an. Gegenüber der ruhigen Neorenaissance-Fassade des Eisernen Hauses mit glatt polierten, glänzenden Steinplatten in den Obergeschoßen fällt die viel stärker plastisch-bewegte, dekorative Fassadengestaltung in der Zentrale am Stephansplatz auf : Doppel- und Dreifach-Rundbogenfenster, Lisenen, barockisierende Balkone, Rustizierung rund um die Fenster, unterschiedliche und stark plastisch geformte Fenstergiebel etc. Gestalterisch eher vergleichbar in der Hinsicht ist das von
Fellner & Helmer wenige Jahre zuvor ebenfalls für den Stephansplatz geplante schmale Geschäftshaus Kranner. Die Fassaden der Thonet-Zentrale am Stephansplatz sind aus Sandstein – dasselbe Material, aus dem auch der gegenüberliegende Dom errichtet ist. Die Geschäftszone allerdings, zu der Erdgeschoß und erstes Obergeschoß zusammengefasst wurden, ist eine äußerst moderne Lösung ; sie stellte eine frühe Ausformung eines Curtain Walls dar.514 Ihre Gestaltung unterscheidet sich deutlich von den darüber liegenden Wohngeschoßen, von denen sie ein umlaufender gusseiserner Balkon trennt. Mit der vor die Konstruktion gesetzten Außenwand aus Glas und Eisen konnte eine Maximierung der Schaufensterflächen und eine Vergrößerung der Geschäftsflächen erreicht werden. Die Schaufenster treten flach polygonal vor, die sehr schlanken Stützen der Konstruktion blieben außen fast vollständig unsichtbar. Die Bronzerahmen um die Eingänge sind reich verziert, ebenso dekorativ gefasst sind die ovalen Fenster oberhalb der Eingänge. Grüner schwedischer Granit und polierter istrischer Marmor verstärkten das kostbare Erscheinungsbild des Geschäftsbereichs.515 Der Curtain Wall bildet zur Brandstätte vier Schaufensterschreine aus, zur Rotenturmstraße drei und zur Kramergasse eines. Denn hier endet der Geschäftsbereich und daher setzt sich die Front zur Kramergasse darüber hinaus als herkömmliche Fassade fort. Der Bau verfügt über insgesamt sechs Geschäftseingänge an den Fronten zur Brandstätte und zur Rotenturmstraße sowie an den beiden abgeschrägten Ecken. Vom mittleren Eingang an der Brandstätte betrat man den großen Hauptraum. Neben den eigenen Verkaufsläden waren in der ThonetZentrale aber auch andere Geschäfte eingemietet. Die Wohn- und Bürogeschoße erreichte man über einen Eingang an der Kramergasse ; die Erschließung zu diesen Geschoßen lag an der Gebäuderückwand. Die prominent hervorgehobene Portalachse am Eck gegenüber dem Dom mit dem dreiachsigen Erker und dem Voluten-gerahmten Dachfenster findet
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am Giebel den krönenden Abschluss im Firmennamen, dessen Buchstaben in das Giebelgeländer integriert wurden. Das Eingangsportal an der Ecke gegenüber dem Stephansdom schmückte eine Skulpturengruppe von Rudolf Weyr, einem der gefragtesten Bildhauer der Ringstraße. Hier reichte auch die rustizierte Fassade der Obergeschoße in die Geschäftszone hinein. Möglicherweise ein Bestreben, die Modernität der Geschäftszone gegenüber dem mittelalterlichen Dom etwas abzuschwächen. Auffällig ist das sehr hohe, steile Dach, das sich nur im Bau der Wiener Zentrale findet und bei keiner anderen der zahlreichen Thonet-Filialen. Es ist als Mansardendach ausgebaut und wirkt fast disproportional zum übrigen Gebäude. Die maximale Flächenausnutzung ist hier auf eine Spitze getrieben. Das empfanden auch die zeitgenössischen Architektur-Experten so : »Das letzte Geschoß ist in der äußeren Erscheinung als Mansarde in das hohe Dach einbezogen, um die bedeutende Gebäudehöhe und Geschoßzahl wenigstens scheinbar zu verringern.«516 Die Verbauungsdichte betrug unglaubliche 94%.517 Die Architektur der Geschäftshäuser war für die Firma Thonet ein wichtiges Werbemittel. Auf den Titelblättern der von ihnen produzierten Produktkataloge waren ihre weltweiten Geschäftshäuser abgebildet, im Zentrum, und größer als die anderen Abbildungen, die Wiener Zentrale. 1945 wurde die Thonet-Zentrale durch einen Bombentreffer schwer beschädigt und in der Folge abgetragen.
Magdalenenstraße hin dreigeschoßig. Es handelte sich um ein Haus für gehobenere Ansprüche. Darauf lassen seine Größe, seine saalartigen Räume und seine Fassadengestaltung an der Magdalenenstraße schließen. Dorthin richtet das Haus seine Schauseite aus, während es zur Münzwardeingasse Vor-und Rücksprünge und einen Annex ausbildete, an dem die Münzwardeingasse einen 90°-Knick macht. Ludwig ließ Erdgeschoß und Souterrain für Schauräume, Lagerräume und Werkstätten adaptieren.520 Am Eck der Münzwardeingasse wurde die Familienwohnung eingerichtet. Bemerkenswert ist die Planung eines »Fotografischen Ateliers« als eigene Aufstockung. Kurz darauf, vor 1881, errichtete Ludwig auf dem bisher unverbauten Nachbargrundstück, nach der Biegung der Münzwardeingasse, einen fünfgeschoßigen Fabrikbau, der sich mit der Schauseite zur Münzwardeingasse und mit der Rückseite zur Esterhazygasse orientiert. Der Bau ist durchaus repräsentativ und in der Art seiner Fassadengliederung zur Münzwardeingasse könnte er auch einen Wohnbau darstellen.521 Bereits wenige Jahre später, 1889, folgte die Planung eines repräsentativen Neubaus zur Hofmühlgasse, unmittelbar an den Altbau anschließend und diesen um zwei Geschoße überragend. Der Neubau ersetzte ein zweigeschoßiges Vorstadthaus, das in die Hofmühlgasse hineingeragt hatte. Damit erfolgte also auch eine gründerzeitliche Straßenverbreiterung und -begradigung. Mit diesem Bau machte Bernhard Ludwig den Schritt zu einer neuen Repräsentation seiner Firma in der sich rasant ändernden Gründerzeit-Stadt. Wie F i r m e n ko m p l e x B e r n h a rd Lu dw i g bei der Thonet-Zentrale war das Grundstück ideal für ein Geschäftshaus, da es über drei StraßenfronDer Gründer und Besitzer der »Hof-Kunsttischlerei ten verfügt. und Möbelfabrik«, Bernhard Ludwig der Ältere, erAls Architekt wurde Carl Langhammer beaufwarb 1877 aus einer Konkursmasse die Liegenschaft tragt ; eine Wahl, die der stilistischen Ausrichtung Münzwardeingasse 2, identisch mit der Adresse der Firmenproduktion – Historismus in Reinform – Magdalenenstraße 32.518 Ein langgestreckter, elf- entsprach. achsiger Bau, der vermutlich ins 18. Jahrhundert 1889 entstanden die Pläne, denen 1890 Auswechszurückgeht.519 Aufgrund des abfallenden Niveaus ist lungspläne mit geringfügigen Änderungen folgten. der Bau zur Münzwardeingasse hin zwei- und zur 1891 war der Bau vollendet.
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Im Tief- und Hochparterre lagen die Geschäftsräume. Sie erstreckten sich jeweils ohne Zwischenwände über die gesamte Gebäudebreite. Der erste Stock bot den Kunden komplett eingerichtete Interieurs zur Besichtigung, durchwegs historistische Gesamtkunstwerke. Den zweiten Stock bewohnte die Familie Ludwig. Der Bau ist ein qualitätvoller späthistoristischer Bau. Was ihn von den anderen hier besprochenen Geschäftshäusern unterscheidet, ist, dass er auch in der Geschäftszone konventionell angelegt ist. Es gibt keine Zusammenfassung der unteren Geschoße und kein deutliches Absetzen von den Wohngeschoßen, kein großflächiges Auflösen in Glas. Zur Hofmühlgasse befindet sich mittig im ersten Obergeschoß die große Inschrift : »Möbelfabrik Bernhard Ludwig«. Der Eingang zu den Geschoßen liegt in der Münzwardeingasse. Die Architektur selbst diente der Repräsentation der Firmenproduktion : »Die Innenräume sowie das Treppenhaus sind reich decorirt, namentlich mit Holzarbeiten ; Lambris, Fenster, und Thüren, Parquets und Plafonds zeigen überall die Verwendung von Rotbuchenholz und Brandtechnik, zwei bekannte Spezialitäten des Besitzers.«522 Aber auch die Privatwohnung war weniger auf die Wohnbedürfnisse der Familie als auf geschäftliche Repräsentanz ausgerichtet. Die 22-jährige Tochter Emilie schrieb 1891 in ihr Tagebuch : »Mein gutes Paperl hat mir ein reizendes kleines Zimmerl eingerichtet und das ganze Haus ist wie ein Palast, in dem wir eigentlich die Gäste sind, da Papa die Wohnung nur für die Kunden so schön gemacht hat.«523 Die Ausstellungsräumlichkeiten lagen aber ganz wesentlich auch weiterhin im Altbau, der mittels Durchbrüche mit dem Neubau verbunden wurde. Der Bau bot mit seinen eindrucksvollen Sälen ideale Ausstellungsbedingungen : im Erdgeschoß ein ca. 100m2 großer Saal mit Nischen in den abgeschrägten Ecken und mit Deckenstuckierung ; ein ebenfalls saalartiger Raum, der von beiden Seiten Tageslicht erhält, im Obergeschoß. Nicht realisiert wurde der zeitgleich mit dem Neubau entstandene
Abb. 71 : Geschäftshaus der Firma Bernhard Ludwig in der Münzwardeingasse 2/Magdalenenstraße 30–32/ Hofmühlgasse 14/Esterhazygasse 7, Um- und Neubauten 1877, 1881, 1889, 1912. Architekten : Carl Langhammer, Paul Hoppe und andere (B. Ludwig-Archiv, Wien)
Plan zur Aufstockung und Fassadenumgestaltung des Altbaus. Die Firma expandierte. 1895 bis 1898 entstand eine moderne Fabrikanlage mit Sägewerk in Liesing. Bernhard Ludwig der Jüngere, der an der TU Wien Architektur studiert hatte und seit dem Tod seines Vaters 1895 die Firma leitete, plante sie zusammen mit dem Architekten Ferdinand Berchinak. Die Firma war mit einem eigenen Gleis an die Südbahn angeschlossen. »Bemerkenswert ist noch der große Maschinen- und Arbeitssaal mit einer Spannweite von 26m, einer lichten Höhe von 10m zur Montierung größerer Objecte, wie Portale, Altäre etc. Die Fabrik dient einerseits zur Erzeugung von Bautischlerwaren aller Art, andererseits zur Erzeugung von
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weichen und einfachen Möbeln, welche letztere In dem langgezogenen Haus bestand zudem eine dann im Wiener Etablissement der Firma fertigge- öffentliche Passage zwischen Magdalenenstraße und stellt werden.«524 Münzwardeingasse, die auch die Gaststätten nach Auch in der Firmenzentrale gab es ständig Bau- beiden Seiten hin erschloss und in der sich später und Umbauprojekte. Etwa um 1899 kam ein bereits auch eine »Wurstverkaufstheke« befand.527 bestehendes Haus zum Ludwig-Komplex dazu : ein Hoppe erneuerte 1912 auch die Passage und die zweigeschoßiger Bau, in einem leichten Winkel an Weinstube. den langgestreckten Trakt in der Magdalenenstraße Der öffentliche Durchgang wurde leider im späanschließend, der zumindest aus dem 18. Jahrhun- ten 20. Jahrhundert geschlossen. dert stammt und den ältesten Teil des Ensembles Im Fabrikstrakt zwischen Münzwardeingasse bildet. Zur Esterhazygasse richtet sich das Haus mit und Esterhazygasse befanden sich Lagerräume und seiner schmalen Giebelseite aus. eine über die ganze Trakttiefe reichende BildhauerAus diesem Jahr, 1899, stammt ein Projekt von werkstätte. Ferdinand Berchinak, das die gesamte Bebauung Die Bauten aus unterschiedlichen Zeiten und mit von der Hofmühlgasse bis zur Esterhazygasse ho- heterogenem Erscheinungsbild bilden einen malerimogenisiert und die beiden älteren Häuser durch schen, ganz und gar unbegradigten Komplex, mit einen Neubau ersetzt hätte.525Aber auch diesen Plan Niveausprüngen und verwinkeltem Straßenverlauf. »überstanden« die Altbauten. Diese urbanistisch außergewöhnliche Situation Ab 1902 tritt Paul Hoppe526 als Firmenarchitekt zwischen Esterhazygasse, Münzwardeingasse und auf. 1912 plante Hoppe einen größeren Umbau, der Magdalenenstraße ist wohl nur aufgrund der spezieine neue, direkte Zugangssituation zu den Schau- fischen Eigentümerverhältnisse bis ins 21. Jahrhunräumen im Altbau ermöglichte : Ein Jugendstil-Ein- dert erhalten geblieben. Der Gebäudekomplex ist gangsportal mit Firmenaufschrift in der Münzwar- heute in vierter Generation im Familienbesitz.528 deingasse, Vestibül, Halle und Treppenanlage. Der Der dritten und vierten Generation verdankt man neue hölzerne Treppenlauf, der die Ausstellungs- die intensive Begrünung der Fassaden zur Münzwarräume im Obergeschoß erschloss, ist durch Glas- deingasse und die Baumpflanzungen in der Biegung wände in den Empfangsraum integriert. Diese of- der Münzwardeingasse, an der Eszerhazy- und an fene Wohnraum- und Treppensituation ist bis heute der Magdalenenstraße. erhalten. Erhalten geblieben und weiter gepflegt wurde 1910 entstand in der Hofmühlgasse 4 ein Ge- über mittlerweile 150 Jahre hinweg auch die spezischäfts- und Wohnhaus für die Möbelfabrik und elle Nutzung für produktive, künstlerische und gasKunsttischlerei von Rudolf Ludwig, dem jüngeren tronomische Zwecke. Auch die Innenausstattung Bruder von Bernhard Ludwig d. J. Geplant vom blieb erhalten. Sie stellt eine hochatmosphärische Otto-Wagner-Schüler Wunibald Deininger stellte Mischung aus Barock, Historismus, Jugendstil und der Bau mit seiner an das Haus Portois & Fix erin- gelebter Gegenwart dar. nernden Geschäftszone das modernste Gebäude innerhalb der beiden Unternehmen der Familie Ludwig dar. 1990 wurde das Haus abgerissen. F i r m e n s i t z P o rto i s & F i x Als Bernhard Ludwig 1877 die Liegenschaft in der Münzwardeingasse 2 gekauft hatte, gab es zur Ähnlich wie beim Unternehmen Bernhard Ludwig Magdalenenstraße hin im Erdgeschoß über die entwickelte sich der Firmen- und Geschäftskomganze Länge bereits »Gasthaus-Lokalitäten«. Diese plex von Portois & Fix schrittweise : vom niedrigen Nutzung hat sich, wenn auch in veränderter Form, Gebäudenukleus im Hinterhof zum repräsentativen, durchgehend bis heute erhalten. zum Straßenraum hin wirksamen Geschäftszent-
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rum. Die bauliche Expansion war in beiden Fällen eindrucksvoll und spiegelt den rasanten Aufstieg der Unternehmen wider. Portois & Fix war um die Jahrhundertwende ein Unternehmen mit 700 Angestellten und Firmensitzen von Bombay bis Konstantinopel, von Kairo bis London. Das neue Ausstellungs- und Geschäftshaus sollte, wie bei Thonet und Ludwig, für die Firmen-Selbstdarstellung eine große Rolle spielen. Ein Jahr nach ihrer Gründung, 1881, erwarb die Firma Portois & Fix ein Areal im 3. Bezirk, das sich von der Ungargasse 61529 lang und schmal in die Tiefe zog und das für Produktionszwecke genutzt wurde. Der Erwerb des Nachbargrundstücks Ungargasse 59 ermöglichte schließlich ab 1899 die Errichtung eines viergeschoßigen Geschäfts-, Wohnund Ausstellungsbaus, der ein niedriges Vorstadthaus ersetzte.530 Mit Max Fabiani fiel die Wahl für die Planung auf einen jungen ambitionierten Architekten, der aber noch keinen einzigen Bauauftrag realisiert hatte. Fabiani arbeitete zur Zeit des Auftrags allerdings im Büro von Otto Wagner am modernsten und zukunftsträchtigsten Bauwerk jener Jahre in Wien, der Stadtbahn. Zur selben Zeit, 1898/1899, kooperierte auch Portois & Fix mit Otto Wagner, und zwar ebenfalls beim Projekt Stadtbahn, wo die Firma für den Kaiserpavillon in der Station Hietzing die Möbel lieferte. (Abb. 62) Unmittelbar nach oder zeitgleich mit dieser ersten Zusammenarbeit mit einem Architekten der Wiener Moderne, der weitere folgen sollten, wollte sich Portois & Fix mit ihrem neuen Firmensitz an vorderster gestalterischer Front positionieren. Mit Fabianis Bau sollte das Unternehmen dieses Ziel in hohem Maß erreichen : Es entstand das modernste Haus Wiens. Der Bau bezog sich, so stark wie kein anderer von Fabiani, explizit auf die kurz zuvor entstandenen stilistisch neuartigen Bauten Otto Wagners, ja er überflügelte diese. Mit dem Geschäftshaus Portois & Fix, seinem ersten Bau in Wien, schuf Max Fabiani eine Ikone der Wiener Architektur-Moderne.
Abb. 72 : Geschäftshaus der Firma Portois & Fix in der Ungargasse 59–61, 1899–1901, Architekt : Max Fabiani (Kunsthandel Patrick Kovacs, Wien)
Die Geschäftszone, zu der Parterre und Mezzanin zusammengefasst sind, ist in ihrer gestalterischen Reduktion auf reine Glasflächen und glatte Wandflächen aus Granit bis dahin beispiellos in der Stadt. Für die Fassade der Wohnzone wählte Fabiani, wie Wagner im ein Jahr zuvor erbauten Majolikahaus an der Wienzeile, die Innovation einer reinen Fliesenverkleidung. Jegliche bis dahin zum Architekturkanon zählende Gliederung und plastische Ornamentik entfiel damit. Das für eine Fassade ungewöhnliche Material der Fliese verwittert nicht, ist abwaschbar und steht für Funktionalität und Modernität. Im Vergleich zu Wagner ging Fabiani noch »funktionalistischer« vor.531 Während dort die Fliesenfassade mit einer floralen Malerei überzogen wird, ist die Fassadengestaltung bei Fabiani reine Geometrie der Kacheln. Einzig aus der Verwendung unterschiedlicher Farbtöne (ursprünglich war auch das nicht vorgesehen gewesen) ergibt sich ein Muster.
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Punktuelle dekorative Elemente stellen die orga- Kinderzimmer Dienstbotenzimmer und Hotelzimnisch geformten Metallelemente der Fenster, Ein- mer.536 gangstüren und des Dachgeländers dar. Eine Herausforderung war die Zugangslogistik Weitere bemerkenswerte Elemente sind die gro- für die unterschiedlichen Bereiche ; sie wurde durch ßen Bogenlampen an der Fassade. Sie sind modern drei unterschiedliche Straßeneingänge gelöst. in der Form und sie repräsentieren in ihrer FunkDer Firmensitz war aber weit mehr als die aufsehention – Elektrizität, Straßen- und Außenbeleuch- erregende Fassade zur Straße : Im Hof befanden sich tung – die moderne Großstadt schlechthin. moderne Produktionshallen und Werkstätten – VergolZum Gestaltungselement in der radikal schlich- derei, Tapeziererei, Nähatelier, Sägewerk und andere. ten Fassade wird die vierfache Aufschrift des Fir- Diese waren ebenfalls Aushängeschilder der Firma und mennamens in der Geschäftszone, jeweils über den wurden auf Ausstellungen präsentiert.537 Auch in den Schaufenstern. zeitgenössischen Architektur- und Kunstzeitschriften Der erste Entwurf für das Haus wurde von der wurden die Produktionsstätten bewundert. Baubehörde aufgrund der Überschreitung der GeNach Fertigstellung lud Portois & Fix am 29. Mai schoßanzahl abgelehnt. Daraufhin schlug Fabiani 1901 zur Besichtigung des neuen Geschäftshauses.538 eine Lösung vor, die es bisher in Wien nicht gege- Die Einladung schmückte eine Zeichnung der ben hatte : Der Bau schließt nach oben hin, ganz Hausfassade. Auch die Festschrift zum 25-jährigen ohne Gesims, mit einer Vierteltonne ab.532 Auf diese Firmenjubiläum, 1906, bildete das Haus ab.539 Der Weise konnte man das Dachgeschoß besser ausnut- Bau wurde nach seiner Fertigstellung 1901 breit puzen als mit einer Dachschräge. bliziert und von den maßgeblichen Kritikern umfasDer in Fabianis Plänen vorgesehene Hoftrakt send besprochen.540 wurde nicht umgesetzt. Stattdessen realisierte wenig Die Architektur ist eine bauliche Umsetzung der später der Baumeister Max Kaiser, der auch für die Firmenphilosphie, die sich in folgender FormulieAusführung von Fabianis Plänen zuständig gewesen rung äußerte : »Leben ist nur da, wo Entwicklung war, einen Quertrakt im Hof. ist. Entwicklung aber bedeutet die Aufnahme neuen Die Raumlösung der Geschäftszone ist bemer- Lebensstoffes – Fortschritt.«541 kenswert : Parterre und Mezzanin sind zueinander Es ist davon auszugehen, dass die Auftraggeber geöffnet. Das Mezzanin bildet eine Galerie, die die Einfluss auf die äußere Gestaltung nahmen. gesamte Breite des Hauses einnimmt und in das teilDafür spricht auch, dass Fabiani nach seinen weise zweigeschoßige Erdgeschoß hineinragt. »Die Schlüsselwerken Portois & Fix und dem GeschäftsBelichtung erhält sie durch die oberhalb der drei haus Artaria zu einem historistischen Formenkleid Tore befindlichen Fenster aber auch durch die Fens- zurückkehrte. Grundsätzlich ging Fabiani jedoch ter der vier großen Auslagen, deren Luftraum mit die Aufgabenstellungen auf eine undogmatische ihr in Verbindung steht«.533 Weise heterogen an. Auch das Artaria-Haus, ein Die drei Obergeschoße dienten zur Präsentation Jahr nach dem Haus Portois & Fix entstanden und von Zimmereinrichtungen im 1 : 1-Modell. Fabianis ebenfalls ein Pionierbau der Moderne, zeigt eine bemerkenswertes Konzept sah jedoch eine veränder- ganz andere gestalterische Lösung als das Haus in bare Nutzung vor – die Obergeschoße sollten bei der Ungargasse. 1983 erfolgte eine nicht originalgeBedarf problemlos zu Wohnungen werden.534 Ins- treue Instandsetzung. gesamt siebzig Interieurs waren im neuen GeschäftsFabiani entwickelte keine stilistische Marke, was haus zu besichtigen.535 Im ersten Obergeschoß luxu- ihm gewissermaßen als Schwäche angelastet wird. riöse Salons in unterschiedlichen Stilen, von Empire Bis heute wird er, wohl auch aus diesem Grund, mit bis Moderne, im zweiten preisgünstigere Modelle seinem Einfluss auf die folgende Wiener Architekund im dritten komplette Wohnungseinrichtungen, turgeneration der Moderne unterschätzt.542
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F i r m e n s i t z B ot h e & E h r m a n n Bothe & Ehrmann war eines der großen Einrichtungsunternehmen der Donaumonarchie mit Hauptsitz in Zagreb (Agram) und einer Niederlassung in Wien. 1902 fusionierte die Firma mit der Tischlerei Heinrich Dübell, die im V. Bezirk in der Schlossgasse 10 ihren Betrieb hatte.543 Im Frühjahr 1912 lagen die Pläne für einen neuen Firmensitz auf dem Nachbargrundstück, Schlossgasse 14, vor.544 Mit der Planung war Ernst Epstein beauftragt worden. Die Ausführung lag bei Guido Gröger, der schon davor mehrere Häuser für Epstein ausgeführt hatte. Im April 1912 erfolgte die Baubewilligung.545 Das Grundstück ist 20 Meter breit und reicht von der Schlossgasse 67 Meter in die Tiefe. Mit dem Firmenkomplex von Portois & Fix hat die Anlage von Bothe & Ehrmann einiges gemeinsam : Ein mehrgeschoßiges Geschäfts- und Wohnhaus, bestehend aus einem Straßen- und einem Hoftrakt. Dahinter Werkstätten, Produktion, Lager. Die Anlage in der Schlossgasse folgt einer äußerst klaren Struktur. Ein Stützenraster im Abstand von jeweils etwa 3,75 Metern zieht sich als konstruktive Grundlage durch sämtliche Gebäudetrakte. Die Zugangslogistik für die vielen unterschiedlichen Funktionen löst Epstein durch einen Brückentrakt zwischen Straßen- und Hoftrakt, in dem die gemeinsame Erschließung untergebracht ist. Die Anlage wird über zwei Eingänge in den beiden seitlichen Achsen an der Schlossgasse erschlossen : der linke für die Angestellten, Lieferanten und Bewohner ; ein gläsernes Dach bringt Tageslicht in den Erschließungsgang, der auch die Durchfahrt bis zu den hinteren Werkstattgebäuden ermöglicht. Der rechte Eingang ist der Kundeneingang. Man gelangt hier linker Hand über einige ausladende Stufen unmittelbar in die Ausstellungshalle, kann aber auch geradeaus zu einem erweiterten glasüberdachten Entree gelangen und zufahren. Die Ausstellungsräume im Erdgeschoß und im Mezzanin zählen zu den bemerkenswertesten Raumschöpfungen jener Zeit in Wien. Sie reichen
Abb. 73 : Geschäftshaus der Firma Bothe & Ehrmann in der Schlossgasse 14, 1912/1913, Architekt : Ernst Epstein (Foto : Maria Welzig, Wien)
jeweils über die gesamte Breite und Tiefe des Gebäudes (etwa 20 x 12 Meter) und haben eine Höhe von etwa vier Metern. Die Ausstellungshalle im Erdgeschoß entwickelt sich entlang einer Treppe über drei Raumniveaus. Von einem Galerieraum auf dem obersten Niveau bietet sich ein Überblick über die gesamte Ausstellungshalle. Das Blatt »Sport und Salon. Die »Illustrirte Zeitschrift für die vornehme Welt« berichtete im Jänner 1914 über das bemerkenswerte neue Haus :
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»Die Firma Bothe & Ehrmann hat in ihrem neuen palaisartigen Etablissement, Wien V., Schlossgasse 14, eine Ausstellung künstlerischer, stilvoller und moderner Interieurs für vornehme und bürgerliche Wohnräume eröffnet und ladet zur freien Besichtigung ohne jeden Kaufzwang ein. Durch die Intimität der Interieurs, die ausgestellten Kunstobjekte, antiken Möbel, Gobelins und Gemälde bildet diese Ausstellung eine Sehenswürdigkeit Wiens, die sich schon allgemeinen Zuspruches und großer Anerkennung erfreut.«546 In der architektonischen Ausstattung des Hauses sollte bereits möglichst viel von der breiten Angebotspalette der Firma sichtbar werden : StuckdekorVarianten an der Decke in unterschiedlichen Stilen, ausgefeilte Holzarbeiten für Wände und Türen, Mar mor(stuck)-Verkleidungen, antikisierende Mosaike etc. Das Mezzanin bildet einen über 200m2 großen, nicht unterteilten Raum mit fünf raumhohen breiten Fensteröffnungen ; die Konstruktion besteht aus Eisenbeton-Deckentraversen und acht schlanken Stützen. Die zweigeschoßige Geschäftszone ist mit ihren eindrucksvollen, raumhohen, kleinteilig versprossten Verglasungen von der Straße deutlich als funktionale Einheit erkennbar.547 Die beiden Geschäftsgeschoße werden zudem durch zwei dorische Säulenpaare über den Eingängen in den seitlichen Achsen gestalterisch zusammengefasst. Die Fassade weist klassizistische Architekturelemente auf – Sockelbossierung, ein dezentes Mäanderband zwischen zweitem und drittem Obergeschoß und die beiden Säulenpaare. Es führt aber in die Irre, den Bau anhand dieser formalen Elemente primär als klassizistisch einzuordnen. Denn dies sind formale Details, die sich, wie in der Innenausstattung, spielerisch in diesen Bau der Moderne integrieren. Auch geht es bei den Säulen nicht um das klassische Thema von Tragen und Lasten, wie es bei Loos im Haus am Michaelerplatz der Fall ist, sondern sie fungieren, neben die dominierenden großen Glasflächen eingestellt, primär als gestalterische seitliche Abschlüsse.
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Gestaltungselemente, die die Geschäftszone als solche kennzeichnen, bilden die Fassadenaufschriften : In großen Lettern der Firmenname »Bothe & Ehrmann – J.W. Müller A.G.«.548 Über den quadra tischen Eingangstoren geben die Aufschriften »Zu den Ausstellungs-Räumen« und »Wohnungs- und Fabrikseingang« gewissermaßen Handlungsanleitungen und die Aufschriften »Kunst im Handwerk« und »Kunst und Dekoration« beschreiben quasi das Firmenprogramm. Die Wohngeschoße weisen große Bay Windows auf und Loggien in den Seitenachsen mit raumhohen Fenstertüren. Durch die Vertiefung der Seitenachsen werden die Wohngeschoße dann auf sehr architektonische Weise wieder mit der Geschäftszone verklammert. Ein Vergleich mit dem kurz zuvor entstandenen Geschäftshaus Goldmann & Salatsch, das Adolf Loos geplant und Ernst Epstein ausgeführt hatte, liegt nahe. Die Beauftragung zum Bauleiter des »Looshauses« erfolgte, so ist anzunehmen, nicht durch Loos selbst, sondern durch den Bauherrn, Leopold Goldmann, für dessen Onkel Sigmund Goldmann Epstein bereits Häuser realisiert hatte. Die Gemeinsamkeiten zwischen dem Bau von Loos und dem von Epstein im Aufbau und in der Unterscheidung von Geschäfts- und Wohnzone sind offensichtlich. Mit seiner starken Auflösung der Fassade in Glas flächen, die ganz im Gegensatz zum Haus am Michaelerplatz steht, mit dem in Vergleich zu Loos weit weniger traditionellen Einsatz des Säulenelements, mit der Verwendung großzügiger Bay Windows und von Loggien, kann man das Haus Bothe & Ehrmann als die freiere, ja modernere Variante bezeichnen. Misst man Modernität nicht primär am stilisti schen Parameter der glatten Fassade, sondern an räumlicher Freiheit, Öffnung der Wände (»Licht und Luft«), an Struktur, Konstruktion und innovativen Materialien, dann ergäbe sich ein etwas anderes Bild der Wiener Architektur im frühen 20. Jahrhundert, und dann wäre das Haus Bothe & Ehrmann eines der modernsten, die in Wien vor 1914 entstanden
sind. Moderner etwa als Otto Wagners gleichzei- gepflegt wurde, eines der atmosphärenreichsten Entiges Haus in der Döblergasse, in dem die Wiener sembles der Stadt. Werkstätte ihre Niederlassung bezog. Portois & Fix hat mit ihrem Ausstellungs- und Ernst Epstein ist einer der bedeutendsten Archi- Geschäftshaus und der Beauftragung von Max Fatekten der Wiener Architektur-Moderne. biani ein Schlüsselwerk der Wiener Architektur-MoAls solcher wird er aber bisher nicht wahrgenom- derne geschaffen. men. Friedrich Achleitner führt die Unterschätzung Die Wiener Zentrale von Bothe & Ehrmann Epsteins darauf zurück, dass dieser nie an einem schließlich ist eines der maßgeblichen Beispiele prominenten Ort der Stadt bauen konnte, »sonst jener verdrängten Wiener Moderne, die rund um wäre er sicher schon lange eine fixe Größe in der 1910/1912 wahre Großstadtbauten hinsichtlich KonWiener Architekturgeschichte.«549 struktion, Materialien, Größe der Fensterflächen Ein anderer Grund liegt möglicherweise auch da- und Großzügigkeit der Raumanlagen schuf. rin, dass der Pragmatiker Epstein, der keine akadeDie Firmensitze stellten durch ihre gemischte mischen Weihen besaß, sich gegenüber den Medien Nutzung spezifische Orte in der Stadt dar. Im Hinnicht entsprechend präsentieren konnte. So wurde blick auf die Stadtentwicklung ist bemerkenswert, der bedeutende Neubau in der Schlossgasse zwar dass die beschriebenen Bauten, bis auf die Thonetim Gesellschaftsblatt »Sport und Salon« vorgestellt, Zentrale, keineswegs in etablierten Geschäftsstraaber in keiner einzigen der Architektur- und Kunst- ßen lagen. Sie stellten meist die ersten großstädtigewerbezeitschriften. Bis heute kommt diese andere schen Akzente in ihrer Umgebung dar. Wiener Moderne, die ihre Hauptentfaltung in den Das Beispiel Bernhard Ludwig zeigt, welch großer Jahren um 1910/1912 fand, neben Wagner, Hoff- Gewinn es ist, wenn sich die Eigentümer des Werts mann und Loos nicht entsprechend ins Blickfeld.550 ihrer Häuser jenseits reiner Ökonomie bewusst sind Architektur und Ausstattung des Hauses in der und sich ihre Eigenart ungebrochen über die Zeit Schlossgasse sind fast vollständig erhalten. Derzeit entfalten kann. Die Geschäftshäuser Thonet, Porerfolgt eine sorgfältige Instandsetzung durch den tois & Fix und Bothe & Ehrmann erzählen dagegen seit 2013 neuen Eigentümer. mit ihrer weiteren Geschichte den folgenden europäischen Schrecken : Die Thonet-Zentral wurde 1945 durch einen Bombentreffer zerstört. Die Firma PorBilanz tois & Fix wurde 1938 zu jüdischem Besitz erklärt und arisiert. Ebenfalls arisiert wurden die Firma Die Thonet-Zentrale war in der Typologie des Ge- und das Geschäftshaus Bothe & Ehrmann. Ernst schäfts- und des Warenhauses in Wien hinsichtlich Epstein nahm sich einen Tag nach Einführung der Standort, Positionierung im Straßenraum, Wahl der Nürnberger Rassengesetze durch die NationalsoziaArchitekten und Gestaltung der Geschäftszone ein listen in Österreich am 21. Mai 1938 das Leben. Vorreiter. Der Firmenkomplex Bernhard Ludwig ist in seiner baulichen Heterogenität und seiner malerischen Anlage, in der Eigenheit, dass die Werkstätten, Lager und künstlerischen Produktionsstätten nicht unsichtbar im Hinterhof lagen, sondern ebenfalls zur Straße, in seiner gemischten kreativen Nutzung (zu der auch Gastronomie zählt/e) und der Tatsache, dass all dies über vier Generationen hinweg weiter
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LISTE DER HÄUFIG Z I T I E RT E N L I T E R AT U R
Asenbaum : Wagner = Paul Asenbaum u. a., Otto Wagner, Möbel und Innenräume, Salzburg-Wien 1984 Hevesi : Neukunst = Ludwig Hevesi, Altkunst – Neukunst, Wien 1894–-1908 (1909), Reprint, Klagenfurt 1986 Hevesi : Sezession = Ludwig Hevesi, Acht Jahre Sezession, März 1897–Juni 1905, Kritik – Polemik – Chronik, (1906), Reprint, Klagenfurt 1984 Lehmann = Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, Wien 1857 bis 1942 Loos : Ins Leere gesprochen = Adolf Loos, Ins Leere gesprochen (1921), Reprint, Wien 1980 Loos : Trotzdem = Adolf Loos, Trotzdem (1931), Reprint, Wien 1982 Ottillinger : Loos = Eva B. Ottillinger, Adolf Loos, Wohnkonzepte und Möbelentwürfe, Salzburg/ Wien 1994 Rukschcio/Schachel : Loos = Burkhardt Rukschcio/ Roland Schachel, Adolf Loos, Leben und Werk, Salzburg/Wien 1982 Sekler : Hoffmann = Eduard F. Sekler, Josef Hoffmann, Das architektonische Werk, Salzburg/ Wien 1982 Wagner : Baukunst = Otto Wagner, Die Baukunst unserer Zeit, Den Baukunstjüngern ein Führer auf diesem Kunstgebiete (1914, 4. Auflage von : Otto Wagner, Moderne Architektur, Seinen Schülern ein Führer auf diesem Kunstgebiete, 1895), Reprint, Wien 1979 Zuckerkandl : Erinnerungen = Bertha Zuckerkandl, Österreich intim, Erinnerungen 1892–1942, Wien/München 1981
Liste der häufig zitierten Literatur : 169
ANMERKUNGEN Möbelgeschichten, ein Katalog 1 Berta Zuckerkandl, Otto Wagner, der große Städtebauer (1896), in : Zuckerkandl : Erinnerungen, S. 32. 2 Berta Zuckerkandl, Hermann Bahr – Der Erwecker (1892), in : Zuckerkandl : Erinnerungen, S. 11. 3 Berta Zuckerkandl, Otto Wagner, der große Städtebauer (1896), in : Zuckerkandl : Erinnerungen, S. 31. 4 Ludwig Hevesi, Otto Wagner (10. 11. 1900), in : Hevesi : Sezession, S. 272. 5 Wagner : Baukunst, S. 96 f. 6 Das traditionsreiche Unternehmen hatte bereits 1888 an der »Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung« teilgenommen. 7 Adolf Loos, Die Interieurs in der Rotunde (1898), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 79. 8 Ebenda, S. 81. 9 Asenbaum : Wagner, S. 163–181. 10 Ludwig Hevesi, Otto Wagner (10. 11. 1900), in : Hevesi : Sezession, S. 277. 11 Ver Sacrum, III/1900, S. 296–297. 12 Ver Sacrum, III/1900, S. 290 ff. 13 Asenbaum : Wagner, S. 184–189. 14 Ludwig Hevesi, Aus der Sezession (15. 11. 1899), in : Hevesi : Sezession, S. 198. 15 Ludwig Hevesi, Aus der Sezession, Achte Ausstellung der »Vereinigung« (1900), in : Hevesi : Sezession, S. 288. 16 Asenbaum : Wagner, S. 197–203. 17 Asenbaum : Wagner, S. 205–239. 18 Berta Zuckerkandl, Zeitkunst, Wien 1901–1907, Wien 1908, S. 67. 19 Ludwig Hevesi, Der Neubau der Postsparkasse (18. 11. 1907), in : Hevesi : Neukunst, S. 245. 20 Ebenda, S. 248. 21 Asenbaum : Wagner, S. 252–273. 22 Wolfgang Bauer, Die Galerie Bel Etage zu Gast in Maastricht anlässlich »The European Fine Art Foundation«, 13.–22. März 2009, Wien 2009, S. 100–104 ; Wolfgang Bauer, Die Galerie Bel Etage zu Gast auf der europäischen Kunstmesse TEFAF 2011 in Maastricht, 18.–27. März 2011, Wien 2011, S. 44–47. 23 Ludwig Hevesi, Biedermeier und Komp. (29. 11. 1901), in : Hevesi : Neukunst, S. 190–191. 24 Ludwig Hevesi, Haus Wärndorfer (26. 11. 1905), in : Hevesi : Neukunst, S. 225–226. 25 Josef Hoffmann, Einfache Möbel, in : Das Interieur II/1901, S. 101. 26 Sekler : Hoffmann, S. 262 : WV 41.
27 Das Interieur, I/1900, S. 129–133. 28 Abgebildet in : Das Interieur, II/1901, S. 100–103. 29 Sekler : Hoffmann, S. 312 : WV 106. 30 Cynthia Prossinger, Josef Hoffmanns Ateliereinrichtung für Ernst Stöhr, in : Alte und moderne Kunst, Heft 201/202, 1985, S. 24–29. 31 Eintrag zu Ernst Stöhr im Österreichischen Biographischen Lexikon ediert von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (www.biographien.ac.at/oebl ?frames=yes [Status : 27. 7. 2017]). 32 Ludwig Hevesi, Die Ausstellung der Sezession (25. 3. 1898), in : Hevesi : Sezession, S. 14. 33 Ver Sacrum, I/1898, September-Heft, S. 23–25. 34 L. H. (= Ludwig Hevesi), Winterausstellung im Österreichischen Museum, in : Kunst und Kunsthandwerk, V/1902, Heft 1, S. 12–13. 35 Sekler : Hoffmann, S. 272 : WV 59. 36 Kunst und Kunsthandwerk, V/1902, Heft 1, Abb. S. 9. 37 Kunst und Kunsthandwerk, V/1902, Heft 1, S. 4. 38 Ludwig Hevesi, Biedermeier und Komp. (29. 11. 1901), in : Hevesi : Neukunst, S. 191. 39 Ch. Holme, The Art Revival in Austria, in : The Studio, Special Summer Number, 1906, Tafel C1. 40 Sekler : Hoffmann, S. 325–326 : WV 123. 41 Sekler : Hoffmann, S. 286–289 : WV 84. 42 Sekler : Hoffmann, S. 318–319 : WV 114. 43 Ludwig Hevesi, Kabarett Fledermaus (18. 10. 1907), in : Hevesi : Neukunst, S. 242–243. 44 Trauungs-Buch für die Israelitische Kultusgemeinde in Wien : Trauung Nr. 235 vom 14. Juni 1896 ; freundlicher Hinweis von Dr. Elana Shapira. 45 Georg Gaugusch, Wer einmal war, Das jüdische Großbürgertum Wien 1800-1938, Band L-R, Wien 2016, S. 2650–2651. 46 Eintrag zu Josef Maresch im Architekturlexikon Wien 1770– 1945 ediert vom Architekturzentrum Wien (www.architekturlexikon.at/de/384.htm [Status : 24. 4. 2017]). 47 Das Interieur, I/1900, S. 140–141 ; Sekler : Hoffmann, S. 260 : WV 34. 48 Lehmann : 1902, Bd. 2, S. 927 und 1918, Bd. 2, S. 990. 49 Sekler : Hoffmann, S. 273 : WV 62. 50 Historical Design, Christies Sale 11560 am 3. November 2015 in London, Los 1 (www.christies.com/lotfinder/Lot/josef-Hoffmann-1870-1956-a-rare-and-early-occasional-table [Status : 16. 6. 2017]). 51 Fünfter Bericht des amtsführenden Stadtrates für Kultur und Wissenschaft über die gemäß Gemeinderatsbeschluss vom 29. April 1999 erfolgte Übereignung von Kunst- und Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der Stadt Wien sowie der Wiener Stadt- und Landesbibliothek vom 22. November 2004, S. 104–111. 52 Ebenda und Gaugusch (zit. Anm. 45), S. 2650-2651.
Anmerkungen : 171
53 Sekler : Hoffmann, S. 319 : WV 115. 54 Ludwig Hevesi, Kabarett Fledermaus (18. 10. 1907), in : Hevesi : Neukunst, S. 241. 55 Dehio Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien, I. Bezirk – Innere Stadt, Horn/Wien 2003, S. 851. 56 Deutsche Kunst und Dekoration, XXIV/1909, S. 211–215. 57 Bertha Zuckerkandl, Zusammenbruch der Großbank, (1931) in : Zuckerkandl : Lebenserinnerungen, S. 185–186. 58 Sekler : Hoffmann, S. 376 : WV 196 ; Wolfgang Bauer, Die Galerie Bel Etage auf der Europäischen Kunstmesse TEFAF 2015 in Maastricht, 13.–22. März 2015, Wien 2015, S. 76– 79. 59 Eintrag zu Carl Witzmann im Architekturlexikon Wien 1770–1945 ediert vom Architekturzentrum Wien (www.architekturlexikon.at/de//694.htm [Status : 27. 7. 2017]). 60 Freundlicher Hinweis von Frau Silvia Herkt, MA, Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst, Wien. 61 Lehmann : 1907, Band 2, S. 507. 62 Deutsche Kunst und Dekoration, XXVIII/1911, S. 197 und 202. 63 Wiener Wohnkultur, Katalog zur Verkaufsausstellung 2. März bis 4. April 2015, Galerie bei der Albertina – Zetter GmbH., Wien 2015, S. 68–71. 64 Ludwig Hevesi, Adolf Loos (1907), in : Hevesi : Neukunst, S. 285, 287. 65 Karl Kraus, Die Fackel, Nr. 398/390, Dezember 1913. 66 Adolf Loos, Die Interieurs in der Rotunde (1898), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 81. 67 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 418–420 : WV 6. 68 Ludwig Hevesi, Kunst auf der Straße (30. 5. 1899), in : Hevesi : Sezession, S. 174–175. 69 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 416–417 : WV 3. 70 Das Interieur ; I/1900, S. 94. 71 Trauungs-Buch für die Israelitische Kultusgemeinde : Trauung Nr. 35 am 4. 2 1900, Wohnadresse : Wien VIII, Josefstädter Straße 31 ; freundlicher Hinweis von Dr. Elana Shapira. 72 Eugen Stoszler/Stössler (www.geni.com/people/Eugen-Stoszler-St%C3%B6ssler/6000000010685530881 [Status : 27. 6. 2017]). 73 Eugen Stössler bzw. Stößler ist erst ab 1902 mit einer eigenen Wohnadresse verzeichnet ; siehe Lehmann : 1902, Bd. 2, S. 1218. Davor ist die Wohnadresse seines Vaters Heinrich Stößler in Wien VIII, Josefstädter Straße 31 verzeichnet, die auch im Trauungsbuch 1900 angegeben ist ; siehe Lehmann : 1900, Bd. 2, S. 1185 ; Eugen Stössler ist im Lehmann von 1902 bis 1905 mit der Adresse Wien VIII, Tigergasse 14, von 1906 bis 1908 in Wien XVIII, Sternwartegasse 49, und von 1909 bis 1912 in Wien I, Landesgerichtsstraße verzeichnet. 74 Siehe den Beitrag von Elana Shapira, Anm. 173.
75 Eintrag zur Unilever GmbH in »Wien Geschichte Wiki« (www.wien.gv.at/wiki/index.phop/Unilever_Gmbh [Status : 9. 11. 2017]) und Eintrag zu »Unilever Geschichte in Österreich« (www.unilever.de/ueberuns/wer-wir-sind/unseregeschichte/unilever-österreich [Status : 9. 11. 2017]). 76 Freundlicher Hinweis von Frau Mag. Therese Muxeneder vom Wiener Schönberg Center, die Eugen Stössler in Adressbüchern von Schönberg um 1915 und nach 1920 mit Adressen in den Niederlanden verzeichnet fand. 77 Freundlicher Hinweis von Dr. Elana Shapira auf die Eintragungen im Trauungsbuch der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. 78 Eugen Stoszler/Stössler (www.geni.com/people/Eugen-Stoszler-St%C3%B6ssler/6000000010685530881 [Status : 27. 6. 2017]). 79 Ottillinger : Loos, S. 98–101. 80 Ottillinger : Loos, S. 132–135 ; Juliet Kinchin, Collison & Lock, in : The Connoissoir, vol. 201, Nr. 807, May 1979, S. 47 f. 81 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 421 : WV 9. 82 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 496 : WV 88. 83 Adolf Loos, Wohnungswanderung (1907), zitiert nach : Markus Kristan (Hg.), Adolf Loos, Wohnung in zeitgenössischen Photographien aus dem Archiv des Architekten, Wien 2001, S. 14. 84 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 423–423, :WV 12. 85 Trauungsbuch für die Israelitische Kultusgemeinde, Trauung Nr. 802 vom 1. Dezember 1901, Wohnadresse : Wien IV, Wohllebengasse 1 ; freundlicher Hinweis von Dr. Elana Shapira. 86 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 438–439 : WV 39 und S. 452– 453 : WV 58. 87 Lehmann : 1903/Bd. 2, S. 1305. 88 Lehmann : 1912/Bd. 2, S. 1361. 89 Tim Bonyhardy, Wohllebengasse, Die Geschichte meiner Wiener Familie, Wien 2013. 90 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 423–424 : WV 12 ; Ottillinger : Loos, S. 104–108. 91 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 83, Abb. 74 ; Ottillinger : Loos, S. 111, Abb. 143, 144. 92 Mak/Guide Wien um 1900, Design/Kunstgewerbe, München/London/New York 2013, S. 70–71. 93 Lehmann : 1898, S. LVIII. 94 Plansammlung der MA 37 : Bauakt zu EZ 3158. 95 Lehmann : 1864, S. 364 ; 1885, S. 852. 96 Plansammlung der MA 37 : Bauakt zu EZ 3158. 97 Lehmann : 1865, S. 276. 98 Eva B. Ottillinger/Lieselotte Hanzl : Kaiserliche Interieurs, Die Wohnkultur des Wiener Hofes und die Wiener Kunstgewerbereform, Wien/Köln/Weimar, 1997, S. 171.
99 Wiener Zeitung, 26. 8. 1860, S. 21, Spalte 3 ; freundlicher Hinweis von Dr. Markus Kristan. 100 Lehmann : 1902, Bd. 2, S. 1024. 101 Freundlicher Hinweis von Dr. Elana Shapira. 102 Die gesamte Familie ist am Zentralfriedhof gemeinsam begraben. Die Grabstelle und die Lebensdaten wurden über die »Grabsuche«, ein Online-Service der Friedhöfe Wien ermittelt : www.friedhoefewien.at/grabsuche-de [Status : 9. 6. 2017]). 103 Freundliche Mitteilung des Leihgebers. 104 Freundliche Mitteilung des Leihgebers. 105 Loos verwendete mehrfach druckgrafische Reproduktionen in den hölzernen Wandverkleidungen der von ihm eingerichteten Wohnungen. Die Auswahl der Blätter dürfte auch vom Interesse der Auftraggeber_innen bestimmt gewesen sein. In den Wohnungen des Kunsthistorikers Dr. Hugo Haberfeld gab es Drucke alter Kunst und zeitgenössische Blätter. Im Wohnzimmer von Georg Weiss fanden Reproduktionen nach Gemälden aus dem Kunsthistorischen Museum Verwendung. 106 Freundliche Mitteilung des Leihgebers. 107 Ludwig Hevesi, Biedermeier und Komp. (29.11.1901), in : Hevesi : Neukunst, S. 190. 108 Ottillinger : Loos, S. 19–21. 109 Ottillinger : Loos, S. 71–80. 110 Lina Loos, Buch ohne Titel, Erlebte Geschichte, Frankfurt am Main, 1989, S. 82–84. 111 Josef Veillich ist im »Lehmann« ab 1889 in Wien VI, Mollardgasse 2, verzeichnet, von 1904 bis 1925 in Wien V, Siebenbrunnengasse 29. 112 Kunst und Kunsthandwerk, 1902, Heft 1, Inserat, o. S. 113 Das Andere, Ein Blatt zur Einführung abendländischer Kultur in Österreich, geschrieben von Adolf Loos, Nr. 1/1903, Inserat, o. S. (Umschlag, Innenseite). 114 Adolf Loos, Veillich (1929), in : Loos : Trotzdem, S. 213, 217–218. 115 Adolf Loos, Wohnungswanderung (1907), zitiert nach : Markus Kristan (Hg.), Adolf Loos, Wohnungen in zeitgenössischen Photographien aus dem Archiv des Architekten, Wien 2001, S. 15. 116 Vladimir Salpeta, u. a.: The Villa Müller in Prague, Guide, Praque 2002, S. 42 und S. 86. 117 Claire Loos : Adolf Loos privat (1936), Reprint, Wien/Köln/ Graz 1985, S. 68.
Was sind moderne Möbel ? 118 Zur Theorie der Wiener Kunstgewerbereform siehe : Eva B. Ottillinger/Lieselotte Hanzl (Zit. Anm. 98), S. 321–340. 119 Jacob von Falke, Die Kunst im Hause, Wien, 1871, S. 287. Dessen ungeachtet hatten die Firma Gebrüder Thonet ihr
Angebot in den 1860er- und 1870er-Jahren offensiv im Bereich Wohnungseinrichtung ausgeweitet. Sie bot Schaukelstühle, Kindermöbel und Sitzgarnituren, später auch ganze Zimmereinrichtungen an. Siehe : Eva B. Ottillinger, Gebrüder Thonet, Möbel aus gebogenem Holz, Wien/Köln/ Weimar 2003, S. 23–32. 120 Wagner : Baukunst, S. 36. 121 Wagner : Baukunst, S. 33. 122 Wagner : Baukunst, S. 39. 123 Wagner : Baukunst, S. 40. 124 Wagner : Baukunst, S. 40–41. 125 Wagner : Baukunst, S. 96–97. 126 Asenbaum : Wagner, S. 140–147. 127 Die Glasfenster für das neue Atelier in der Villa Wagner wurden in der Secession ausgestellt und publiziert in : Ver Sacrum, III/1900, S. 9. 128 Ver Sacrum, III/1900, S. 290–298. 129 Otto Wagner, Die Kunst im Gewerbe, in : Ver Sacrum, III/1900, S. 21, 23–24. 130 Ludwig Hevesi, Die Ausstellung der Sezession (25. 3. 1898), in : Hevesi : Sezession, S. 13–14. 131 Ludwig Hevesi, Die Ausstellung der Sezession (12. 1. 1899), in : Hevesi : Sezession, S. 102. 132 Ludwig Hevesi, Die Ausstellung der Sezession (19. 3. 1899), in : Hevesi : Sezession, S. 144–145. 133 Sekler : Hoffmann, S. 258 : WV 30 und S. 260, WV 34. 134 Siehe : Ver Sacrum, III/1900, S. 382, 383, 386. 135 Ludwig Hevesi, Aus der Sezession, Achte Ausstellung der »Vereinigung« (10. 11. 1900), in : Hevesi : Sezession, S. 285–286. 136 Josef Hoffmann, Einfache Möbel, in : Das Interieur, II/1901, S. 194. 137 Ebenda, S. 196, 101, 105. 138 Peter Noever (Hg.), Der Preis der Schönheit, Zum 100. Geburtstag der Wiener Werkstätte, Aust.-Kat. MAK/Wien, Osterfildern-Ruit 2003. 139 Zitiert nach : Faksimile des Arbeitsprogramms der Wiener Werkstätte (1905), hergestellt anlässlich der Ausstellung »Der Preis der Schönheit« (zit. Anm. 138) o. S. 140 Siehe auch : Markus Kristan (Hg.), Ich warne sie vor Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Wiener Werkstätte, Wien 2014. 141 Adolf Loos, Über Josef Hoffmann, Fragment (1926), in : Adolf Loos, Die potemkinsche Stadt, Verschollene Schriften 1897–1933, Adolf Opel (Hg.), Wien 1983, S. 218. 142 Adolf Loos, Modern angezogen (1931), in : Kristan (zit. Anm. 140), S. 82–83. 143 Ludwig Hevesi, Aus der Sezession, Achte Ausstellung der »Vereinigung« (10. 11. 1900), in : Hevesi : Sezession, S. 285. 144 Das Ahorn-Buffet ist abgebildet in : Ver Sacrum, III/1900, S. 383 : Zu den Speisezimmermöbeln von Dr. Otto Stoessler siehe : Ottillinger : Loos, S. 100–101.
Anmerkungen : 173
145 Ludwig Hevesi, Kunst auf der Straße (30. 5. 1899), in : Hevesi : Sezession, S. 174–175. 146 Ludwig Hevesi, Adolf Loos (22. 11. 1907), in : Hevesi : Neukunst, S. 287. 147 Adolf Loos, Interieurs (1898), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 68. 148 Adolf Loos, Die Interieurs in der Rotunde (1898), in : Loos Ins Leere gesprochen, S. 75. 149 Ebenda, S. 81. 150 Adolf Loos, Von einem armen reichen Manne (1900), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 200. 151 Ebenda, S. 203. 152 Adolf Loos, Die Interieurs in der Rotunde (1898), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 78. 153 Adolf Loos, Der neue Stil und die Bronzeindustrie (1898), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 64. 154 Adolf Loos, Das Sitzmöbel (1898), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 84–85. 155 Ottillinger : Loos, S. 80–90 ; siehe auch : Eva B. Ottillinger : Variationen eines altägyptischen Hockers. Eine Rezeptionsgeschichte, in : Kunst & Antiquitäten, 3/1989, S. 39–47. 156 Adolf Loos, Das Sitzmöbel (1898), in : Loos : Ins Leere gesprochen, S. 85. 157 Adolf Loos, Josef Veillich (1929), in : Loos : Trotzdem, S. 215–216. 158 Ludwig Hevesi, Kunst auf der Straße (30. 5. 1899), in : Hevesi : Sezession, S. 175.
Die kulturellen Netzwerke der Wiener Moderne 159 Adolf Loos, Eine Concurrenz der Stadt Wien, in : Die Zeit, 6.11.1897, S. 90. 160 Dieser Essay greift des weiteren Edward Timms’ Argument auf, dass die Innovationskraft der Wiener Avantgarde in ihrer inneren Organisation liegt, nämlich einer Struktur, innerhalb welcher dominante Persönlichkeiten einen Kreis von Anhängern um sich scharte. So etwa Otto Wagners Architektenschule oder Theodor Herzls Zionisten. Siehe : Edward Timms : Karl Kraus, Apocalyptic Satirist : Culture and Catastrophe in Habsburg Monarchy, New Haven, Conn., 1986, S. 7, 9. 161 In seinem Artikel »Der Englische Stil« (Ver Sacrum, Juli, 1898) zitiert Bahr eine Antwort von einem Architekten zu seiner Frage, ob es einen österreichischen Stil gebe : »In dieser Weise können wir Ihre Forderung gelten lassen. Wir sind Österreicher, wir empfinden, wie unser Volk empfindet.« 162 Karl Kraus, Wiener Chronik, in : Die Wage, 15.1.1898, S. 57 : »Aber es gibt nun einmal so verstockte Europäer unter den Juden, die, weil ihnen aus heute schlecht beleuchteten Niederungen des Wienerthums zeitweise ›hinaus mit
174 : Anmerkungen
euch Juden !‹ zugerufen wird, durchaus nicht geneigt sind, entrüstet zu erwidern : ›Jawohl hinaus mit uns Juden !‹ (…)«. 163 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 35, 42–43. 164 Loos hielt zum Beispiel im Dezember 1897 einen Vortrag über »Ursprung, Wesen und Zukunft der Herrenmode” im Haus der Niederösterreichischen Gewerbekammer. 165 Adolf Loos, Weihnachtsausstellung im Öst. Museum, in : Die Zeit, 18.12.1897. 166 Adolf Loos, Myrbach-Ausstellung, in : Die Wage, Vol. 1, No. 14, 2.4.1898, S. 229. 167 Josef Hoffmann, Das individuelle Kleid, in : Die Wage, Vol. 1, No. 15, 9.4.1898, S. 251–252. 168 Hermann Bahr, Die Secession, in : Die Zeit, 23.4.1898, S. 58 f. 169 Adolf Loos, Die potemkinsche Stadt, in : Ver Sacrum, Juli 1898. 170 Hermann Bahr, »Die Lumpen«, Komödie in drei Akten von Leo Hirschfeld. Zum ersten Mal aufgeführt im CarlTheater am 3. December 1898, in : Die Zeit, 10.12.1898, S. 170–171. 171 Rudolf Glattauer war der neue Besitzer und die Neueröffnung war am 8. November, 1898 »(Café Griensteidl)«, in : Wiener Montags-Journal, 7.11.1898, S. 3. 172 Vielen Dank an dieser Stelle an meine Kollegin Mag. Therese Muxeneder vom Schönberg Center, die mich auf ihren folgenden Artikel aufmerksam gemacht hat : Therese Muxeneder, Arnold Schönbergs Jugendkreise, in : Journal of the Arnold Schönberg Center, 12/2015, S. 305, 307–308. Der Bezug zu Heine an diesem speziellen Datum können wir im Rahmen einer Kritik des Stückes identifizieren, und zwar wurde hier aufgezeigt, dass das moralische Dilemma des Künstlers in einer humoristischen Textstelle in Heines Gedicht »zahlungsfähige Moral« behandelt wird ; siehe : Cyrano, Berliner Theaterbrief, in : Der Humorist, 10.12.1899, S. 6. 173 Eugen Stössler hat die Firma seines Vaters, den Gemischtwarenhandel »Heinrich Stössler«, 1904 übernommen (Zentralgewerbe Register der Stadt Wien, Heinrich Stössler 103385). 1908 wurde er Geschäftsführer von Lever & Co später Schicht-Lever Brother Gesellschaft (Wiener Zeitung, 29.8.1908, S. 17). 174 Das Interieur, I/1900, S. 20. 175 Ottillinger : Loos, S. 132. 176 Im Mai 1900 gründeten Auguste Fickert, Rosa Mayreder und Marie Lang den Frauenklub. Die Örtlichkeit am Trattnerhof in der Nähe des Grabens wurde am 14. November 1900 offiziell eröffnet. Die freundliche und komfortable Einrichtung des Klubs richtete sich nach englischen und amerikanischen Vorbildern und wurde in der Neuen Wiener Tageszeitung (Ausg. 34, Nr. 314, vom 15.11.1900) gelobt : »Fenstervorhänge, Plafonds, Wände, Möbel, kurz alles,
was der neue Club an decorativen und Utilitätsobjecten enthält, ist gefällig in Form und Farbe und aus durchaus solidem Material.« 177 Altenbergs literarisches Talent wurde von prominenten Mitgliedern von »Jung Wien« wie Hofmannsthal und Beer-Hofmann entdeckt. Siehe : Heinz Lunzer and Victoria Lunzer-Talos : Peter Altenberg – Extracte des Leben : einem Schriftsteller auf der Spur, Wien 2003, S. 73. 178 Ebenda, S. 89. 179 Peter Altenberg : »Der Freund«, in : Wiener Rundschau 3, (1898/1899), S. 1, 15. 180 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 62 (Reference : A.L. undatiertes Manuskriptfragment). 181 Hugo Haberfeld, Giovanni Segantini, in : Die Wage, 23.4.1898 ; Kunstkritik, in : Die Zeit, 17.2.1900 ; Berliner Secession, in : Die Zeit, 15.11.1900 ; Unsere Ausstellungen, in : Die Zeit, 1. Dezember 1900 : Otto Stoessl : Das neue nordische Buch, in : Die Wage, 22.4.1900 ; Maupassants Nachlaß, in : Die Wage, 7. Oktober 1900. 182 Rukschcio/Schachel : Loos, S. 420–423. 183 Ottillinger : Loos, S. 132–134. 184 Gustavs Vater Ignaz (Isak) L. Pollak (1824–1908) war auch ein Lederfabrikant, Gesellschafter der Firma H. Bergmann Son & Comp. in Wien II, Untere Donaustraße 39. Siehe : Gaugusch (zit. Anm. 45), S. 2649-2650. 185 Robert A. Kann, Theodor Gomperz, Ein Gelehrtenleben im Bürgertum der Franz-Josef-Zeit, Wien, 1974, S. 284, Fußnote 301. 186 Günter K. Kodek, Unsere Bausteine sind die Menschen, Die Mitglieder der Wiener Freimauererlogen (1869–1938), Wien 2009, S. 267. 187 Günter K. Kodek, Zwischen Verboten und Erlaubt, Die Chronik der Freimauerei in der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867–1918) und der I. Republik Österreich (1918–1938), Wien, 2009, S. 128. 188 Daniele Baroni/Antonio D’Auria, Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätte, Stuttgart, 1984, S. 28 f., 42. 189 Ebenda, S. 41 f. 190 Sekler : Hoffmann, S. 273. 191 Hans Veigl, Lachen im Keller, von den Budapestern zum Wiener Werkel : Kabarett und Kleinkunst in Wien, Wien, 1986, S. 16. 192 Ebenda, 16 ff. 193 Berta Zuckerkandl, Wo halten wir ?, in : Wiener Allgemeine Zeitung, 5.11.1910. 194 Pollak spendete ein Vermögen während des Ersten Weltkrieges für die Verteidigung seines Heimatlandes sowie für Hilfsorganisationen, die sich um verwundete Soldaten kümmerte. – An dieser Stelle seien nur einige wenige Quellen hierzu genannt : Wiener Zeitung, 9.3.1915, S. 3 ; Neue Freie Presse, 8.10.1915, S. 13 ; Der Tiroler, 17.5.1916, S. 3 ;
(Neuigkeits)Welt Blatt, 26.4.1916, S.12. – Zuckerkandl zeigte ihren Patriotismus während des Großen Krieges in Form einer pazifistischen Agenda. 195 Ein möglicher Zusammenhang bestand in einem Kaffeehaus-Skandal im Mai 1899 : Kraus wurde im Café Imperial attackiert und Stössler als Mittäter beschuldigt ; Schönberg wurde als Zeuge zur Gerichtsverhandlung geladen. Siehe : Muxeneder (zit. Anm. 172), S. 325–329. Loos, Schönberg und Stössler sind nach dieser Affäre lange befreundet geblieben. 196 Karl Kraus, Der Glanzlederfauteuil, in : Die Fackel, Nr. 161, 5.5.1904, S. 9. 197 Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos und Marcus G. Patka :,Was wir Umbringen, »Die Fackel« von Karl Kraus, Wien, 1999, S. 176. 198 Karl Kraus, Die Fackel, Nr. 41, Mitte Mai 1900, S. 22 ; Die Fackel, Nr. 73, April 1901, S. 9. 199 Elana Shapira, Adolf Loos and the Fashioning of »the Other« : Memory, Fashion and Interiors, in : Interiors : Design, Architecture and Culture, Vol. 2, no. 1 (March 2011), S. 213–237. 200 Lunzer u. a. (zit. Anm. 197), S. 176. 201 Die Fackel, Nr. 89, 24.12.1901, S. 21. 202 Lunzer u. a. (zit. Anm. 197), S. 187. 203 Gabriele Spindler, Zur Affinität von Interieur und Mode. Eine analysierende Gegenüberstellung theoretischer und praktischer Konzepte von Adolf Loos und der Wiener Werkstätte, Diplomarbeit, Salzburg Universität, 1996, 15. 204 Adolf Loos, Wohnungswanderung, Wien 1907, o. S. 205 Lunzer u. a. (zit. Anm. 197), S. 176. 206 Ebenda, S. 176. 207 Foto in : Lunzer u. a. (zit. Anm. 197), S. 74. 208 Therese Muxeneder : Emailkorrespondenz mit Eva Ottillinger vom 11. September 2017. 209 Zuckerkandl (zit. Anm. 18), S. 41. 210 Berta Zuckerkandl, »Die erste Kunstgewerbe-Ausstellung der Secession«, in : Wiener Allgemeine Zeitung, 4.11.1900, S. 2. 211 Ludwig Hevesi, »Zum Geleit« (20. Mai, 1908), in : Zuckerkandl : Zeitkunst, 1908, IX. 212 Lucian O. Meysels, In meinem Salon ist Österreich, Berta Zuckerkandl und ihre Zeit, Wien und München, 1984, S. 35 ff. 213 Zum Beispiel in ihrem Artikel »Decorative Kunst und Kunstgewerbe« in : Die Pflege der Kunst in Oesterreich 1848–1898 (1900) ; »Josef Hoffmann«, in : Dekorative Kunst, München (Oktober 1903) ; jahrelang in : Wiener Allgemeine Zeitung (22.11.1911 ; 5.10.1911 ; 7.9.1920 ; 15.12.1920) und später in ihren Artikeln »Josef Hoffmann und seine Kritiker«, in : Neues Wiener Journal (21.2.1926) ;
Anmerkungen : 175
»Josef Hoffmanns sechzigster Geburtstag«, in : Neues Wiener Journal (14.12.1930). 214 Elana Shapira : Modernism and Jewish Identity in Early Twentieth Century Vienna, The Patron Fritz Waerndorfer and his House for an Art Lover, in : Studies in the Decorative Arts, Vol. 13, no. 2, Spring-Summer 2006. 215 Josef Aug. Lux, Sanatorium, in : Hohe Warte, Wien, 1904/1905, S. 407 ; Leslie Topp, An Architecture for Modern Nerves : Josef Hoffmann’s Purkersdorf Sanatorium, in : Journal of the Society of Architectural Historians, Vol. 56, No. 4, December 1997, S. 414–437. 216 Berta Zuckerkandl, »Die Rumpf-Secession«, Wiener Allgemeine Zeitung, 14. Juni 1905. 217 Hoffmann (zit. Anm. 167) ; Bertha Zuckerkandl, Künstlermoden, in : Die Zeit, 16. März, 1901, S. 168-–169. 218 Sekler : Hoffmann, S. 350. Das Herrenzimmer wurde zweimal publiziert in : Interieur XIV/1913, Tafel 17 und in Deutsche Kunst und Dekoration, 1914, S. 140. 219 Telefongespräch mit Emile Zuckerkandl am 27. November 2003. 220 Otmar Rychlik (Hg.), Emil Orlik an Marie von Gomperz Briefe 1902–1932, Baden bei Wien, 1997, S. 99–101. 221 Angela Völker, Die Stoffe der Wiener Werkstätte, Wien, 1990, S. 96–97. 222 Sekler : Hoffmann, S. 376. 223 »… er bevorzugte das Schwarz-Weiß, weil es keine Vorläufer hatte, sich nicht an irgendetwas Vorangegangenes anlehnen konnte« in : Leopold Wolfgang Rochowanski, Josef Hoffmann, Eine Studie geschrieben zu seinem 80. Geburtstag, Wien, 1950, S. 34. 224 Berta Zuckerkandl, Josef Hoffmann – Wien, in : Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. XXXVII, Oktober 1915–März 1916, S. 232–244.
Ausgewählte Firmengeschichten 225 Flächen-Kunst, 150 Jahre Stoffdesign der Firma Joh. Backhausen & Söhne, Ausst.-Kat. Österreichische Postsparkasse, Wien 23.6.–27.8.1999, S. 3. 226 Gelistet unter : Baumwollzeug-Waaren-Fabrikanten und bürgerl. Webermeister, Backhausen Franz, zu Gumpendorf, Stumpergasse 212, in : Adressen-Buch der HandlungsGremien und Fabriken der kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien dann mehrerer Provinzialstädte, Wien 1834, S. 170. 227 Flächen-Kunst (zit. Anm. 225), S. 3 ; Angela Völker (Hg.), Abstraktes Textildesign in Wien 1899 bis 1912, Beispiele aus dem Archiv der Firma Joh. Backhausen & Söhne, Ausst.-Kat. Österreichische Postsparkasse, Wien 14.7.–11.9.1992, S. 37. 228 Wiener Zeitung, Nr. 108, 6.5.1849, S. 1299. 229 Flächen-Kunst (zit. Anm. 225), S. 4.
176 : Anmerkungen
230 Fremden-Blatt, Jg. VIII, Nr. 266, 9.11.1854, S. 2. 231 Wiener Zeitung, Nr. 72, 29.3.1857, S. 906. 232 Wiener Zeitung, Nr. 13, 15.1.1860, S. 196 : Aus dem Sitzungsbericht des Niederösterreichischen Gewerbevereins : »die von Herrn Backhausen ausgestellten, in Frankreich und Österreich patentierten Chenillen-Erzeugnisse auf Gazegrund in Seide und Baumwolle nach der Backhausen’schen Methode in unbeschränkter Farbenzahl erzeugt werden könne, und dass das Produkt verspreche umso mehr ein bedeutender Export-Artikel zu werden, als die seiner Herstellung zu Grunde liegende Idee die Fabrikation sehr vieler, bis jetzt noch nicht erzeugter Artikel vermitteln könne«. 233 Die Presse, Jg. 13, Nr. 60, 29.2.1860, S. 5. 234 Wiener Zeitung, Nr. 168, 23.7.1862, S. 1. 235 Die Presse, Jg. 15, Nr. 171, 23.6.1862, S. 4. 236 Heike Kahmann : Österreichische Textilien von 1897 bis 1908. Untersuchungen zum Ornament, Dissertation Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1987, S. 67 ; Flächen-Kunst (zit. Anm. 225), S. 5 ; Welt Blatt, 17.11.1883, S. 8. 237 Wiener Zeitung, Nr. 106, 9.5.1869, S. 554. 238 Wiener Zeitung, Nr. 128, 6.6.1869, S. 1. 239 Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Nr. 267, Wien 18.11.1873, S. 779. 240 Neue Freie Presse, Nr. 6677, 31.3.1883, S. 4 ; FlächenKunst (zit. Anm. 225), S. 6. 241 Beilage zur Wiener Abendpost, Nr. 224, Wien 29.9.1880, S. 894. 242 Wiener Zeitung, Nr. 264, Wien 15.11.1888, S. 5. 243 Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Nr. 264, 18.11.1899, S. 629. 244 Hevesi, Secession, in : Kunst und Kunsthandwerk, II/1899, Hf. 4, S. 162. 245 Ludwig Hevesi, Die Ausstellung der Sezession (17.3.1899), in : Hevesi : Sezession, S. 140. 246 Ver Sacrum, II/1899, Hf. 4 ; Johannes Wieninger : »The Significance of Katagami for Vienna around 1900«, Supplement zum Ausstellungskatalog : »Katagami Style«, Mabuchii, Akiko, Nikkei Inc., 2012, S. 63. Johannes Wieninger, Kustos der Asien-Sammlung im MAK, hebt die Rolle der Firma Backhausen für die Verbreitung des »Katagami Styles« in Wien hervor und verweist auf das offizielle Medium der 1898 gegründeten »Vereinigung bildender Künstler« der Wiener Secession. Im »Ver Sacrum«, II/1899, Hf. 4 – Wieninger nennt es das »Backhausenheft« – werden 15 Entwürfe für Weberei vorgestellt, die allesamt, wie auf der ersten Seite vermerkt, im Eigentum der Firma Johann Backhausen & Söhne in Wien standen und die gesetzlich gegen Nachahmung geschützt waren. 247 Neue Freie Presse, Nr. 12677, 6.12.1899. S. 5 : »Unter den Erzeugnissen der Textil Industrie fesselten den Monarchen
die Ausstellungen der Herrn Backhausen (gewebte Stoffe) und Nowotny (Stickereien).« 248 Neues Wiener Tagblatt, Jg. 34, Nr. 90, 2.4.1900, S. 3. Hans Backhausen zählte zu den Mitgliedern des »Österreichischen Localcomités« in Paris. 249 Johannes Spalt, Das Wiener Kaffeehaus – Seine Entwicklung und Gestaltung, in : Reingard Witzmann (Hg.), Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit, Ausst.-Kat. Historisches Museum der Stadt Wien, Wien 12.6.–26.10.1980, S. 49. 250 Jörgel Briefe, 15.10.1907, S. 11. 251 Neues Wiener Tagblatt, Jg. 47, Nr. 118, 1.5.1913, S. 12 ; Hans Backhausen hatte 1895/1896 in London und Paris Textilbetriebe studiert. Nach seiner Rückkehr wirkte er maßgeblich an der Neuausrichtung des Unternehmens mit und baute die Kontakte zu den Secessionisten auf. Vgl.: Abstraktes Textildesign (zit. Anm. 227), S. 4 ; Rainald Franz, Flächenmuster Kolo Mosers am Beispiel des Mappenwerks »Die Quelle« und seine Arbeiten als Entwerfer für die Firma Backhausen, in : Rudolf Leopold u. Gerd Pichler (Hg.) : Koloman Moser 1868–1918, Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien 25.5.–10.9.2007, München [u. a.] 2007, S. 144. 252 Flächen-Kunst (zit. Anm. 225),S. 12. 253 Hevesi, Die Ausstellung der Sezession, in : Hevesi : Sezession, S. 287. 254 Lehmann, 1900, Bd. 1, S. 309. 255 Zu Bothes vielseitigem Angebot gehörte auch der Verkauf von Delikatessen, Lithografien und Bilderrahmen sowie der Verkauf und die Reparatur von Uhren, Nähmaschinen und Schusswaffen. Mit freundlichem Hinweis Dr. Vanja Brdar Mustapić, Museum für Kunst und Gewerbe, Zagreb. 256 Vanja Brdar Mustapić, The Furniture and Interior Decoration in the Late 19th and Early 20th Century in Croatia, in : Art Nouveau in Croatia, Ausst.-Kat., Museum of Arts and Crafts, Zagreb 15.12.2003–31.3.2004, S. 453. 257 Božena Šurina, Bothe, Eugen Ferdinand, in : Hrvatski biografski leksikon, Bd. 2, Zagreb 1989, S. 275. 258 Marko Fak, Aleksandar Ehrmann (1879–1965), veleindustrijalac i mecena (skica za portret), in : Radovi – Zavod za hrvatsku povijest, Vol. 41, Zagreb 2009, S. 325–326. 259 Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, OMeA r12/3, 6428, 1898. 260 Mit freundlichem Hinweis Dr. Vanja Brdar Mustapić, Museum für Kunst und Gewerbe, Zagreb. 261 Laslo Aleksander (Hg.), Jewish Zagreb, A Guide to Culture and History, Zagreb 2011, S. 58. 262 Fak (zit. Anm. 258), S. 325–326. 263 Mit freundlichem Hinweis Dr. Vanja Brdar Mustapić, Museum für Kunst und Gewerbe, Zagreb. 264 Lehmann, 1898, Bd. 1, S. 932. 265 Lehmann, 1899, Bd. 1, S. 980.
266 Lehmann, 1900, Bd. 1, S. 1263. 267 Lehmann, 1901, Bd. 1, S. 323. 268 Brdar Mustapić (zit. Anm. 256), S. 453. 269 Lehmann, 1911, Bd. 1, S. 328. 270 Lehmann, 1903, Bd. 1, S. 1200. 271 Lehmann, 1913, Bd. 1, S. 390. 272 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A45 – C – Registerakten : 20/16. 273 Handelsgericht Wien, HRB 4444. 274 Lehmann, 1928, Bd. 2, S. 557. 275 Personal-Register Bothe & Ehrmann 1901–1928, Bundesmobilienverwaltung, Wien. 276 Lehmann, 1903, Bd. 1, S. 1200. 277 Neben dem bereits erwähnten Architekten Heinrich Dübell (25.1.1875 Wien – Februar 1958 Wien), der ab 1920 als Geschäftsführer von Bothe & Ehrmann fungierte, waren in der Zwischenkriegszeit der Architekt Herbert Albert Heinrich Dübell (5.6.1888 Wien – 20.2.1955 Wien) und später sein Sohn Eugen Dübell (27.2.1924 Wien – 22.1.2004 Wien) und Helene Dübell (15.8.1924 Wien – 5.10.2014 Wien) für das Unternehmen tätig ; Siehe : Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A45 – C – Registerakten : 20/16 ; Handelsgericht Wien, FN 128880 f ; Personalpapiere Herbert Albert Heinrich Dübell, Bundesmobilienverwaltung, Wien. 278 Handelsgericht Wien, FN 128880 f. 279 Brdar Mustapić (zit. Anm. 256), S. 168. 280 http://arhinet.arhiv.hr/details.aspx ?ItemId=3_9237 [Stand : 2.6.2017] 281 Das Interieur, I/1900, S. 41 ; Samuel Heller (Hg.) : Compass, Finanzielles Jahrbuch für Oesterreich-Ungarn, XXXV1901, S. 136. 282 Das Interieur, VIII/1907, S. 120–121. 283 Brdar Mustapić (zit. Anm. 256), S. 168. 284 Désirée Vasko-Juhász, Die Südbahn, Ihre Kurorte und Hotels, Wien [u. a.] 2006, S. 379. 285 Asenbaum : Wagner, S. 260, 266. 286 Asenbaum : Wagner, S. 275, 278. 287 Brdar Mustapić (zit. Anm. 256), S. 162, 167, 336. 288 Exposition universelle de 1900 à Paris. Catalogue spécial. Exposition des pays de la couronne hongroise [Paris 15.4.– 12.11.1900], Budapest 1900, S. 238. 289 Brdar Mustapić (zit. Anm. 256), S. 453. 290 Exposition universelle de 1900 à Paris (zit. Anm. 288), S. 238. 291 Winter-Ausstellung 1903–1904, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 21.11. 1903–6.1.1904, S. 11. 292 Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes, Section serbe – croate – slovène, Paris 28.4.– 25.10.1925, S. 7.
Anmerkungen : 177
293 Jiři Uhlíř, Vom Wiener Stuhl zum Architektenmöbel, Jacob & Josef Kohn, Thonet und Mundus, Bugholzmöbel vom Secessionismus bis zur Zwischenkriegsmoderne, Wien [u. a.] 2009, S. 10. 294 Jubiläums-Festnummer der kaiserlichen Wiener Zeitung, 8.8.1903, S. 106. 295 Lehmann, 1877, S. 978. 296 Ebenda, S. 105. 297 Uhlíř (zit. Anm. 293), S. 28, 31. 298 Michael Thonet, Ein Gedenkblatt aus Anlass der 100. Wiederkehr seines Geburtstages, Wien 1896, S. 24–25. 299 Uhlíř (zit. Anm. 293), S. 31. 300 Archivo General de Palacio, Madrid, Caja 25261, Exp. 46 ; Chillida, Julio Vives, Jacob & Josef Kohn : Una mirada desde Barcelona, Barcelona 2006, S. 98. 301 Lehmann, 1877, S. 978. 302 Lehmann, 1882, S. 1104. 303 Lehmann, 1894, Bd. 1, S. 287. 304 Jubiläums-Festnummer (zit. Anm. 294), S. 107. 305 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A44 – B – Registerakten : 21/112. 306 Jubiläums-Festnummer (zit. Anm. 294), S. 107. 307 Uhlíř (zit. Anm. 293), S. 127–133. 308 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A44 – B – Registerakten : 21/112. 309 Jubiläums-Festnummer (zit. Anm. 294), S. 107. 310 Officieller General-Catalog, Wien 1.5.–2.11.1873, S. 24. 311 Katalog der österreichischen Abtheilung [Philadelphia 10.5.–10.11.1876], Wien 1876, S. 41. 312 Catalogue des exposants, Section d’Autriche [Paris 1.5.– 31.10.1878], Wien 1878, S. 26. 313 Catalogue officiel de la Section Autrichienne, Antwerpen 2.5.–2.11.1885, S. 8. 314 Katalog der Oesterreichischen Section der Weltausstellung Barcelona 1888 [Barcelona 8.4.–9.12.1888], Wien 1888, S. 55. 315 Amtlicher Special-Katalog der österreichischen Abtheilung auf der Weltausstellung in Chicago 1893 [1.5.–30.5.1893], Wien 1893, S. 68. 316 Officieller Special-Katalog der oesterreichischen Abtheilung auf der Weltausstellung Antwerpen 1894 [2.5.–2.11.1894], Wien 1894, S. 44. 317 Officieller Führer durch die oesterreichischen Abtheilungen der Weltausstellung Paris 1900, Mit Berücksichtigung der Stadt Paris und deren Sehenswürdigkeiten [Paris 15.4.– 12.11.1900], Wien 1900, S. 121. 318 Winter-Ausstellung 1901–1902, Ausst.-Kat. k. k. Österrei chisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 23.11. 1901–6.1.1902, S. 8. 319 Catalogue de la section autrichienne. 1ère exposition in-
178 : Anmerkungen
ternationale d’art décoratif moderne Turin 1902 [10.5.– 10.11.1902], Wien 1902, S. 24. 320 Imperial-Royal Austrian Exhibition 1906, London 20.6.– 6.10.1906, S. 60, 100. 321 Offizieller Katalog der Deutschen Werkbund-Ausstellung Cöln 1914, Ausst.-Kat. Deutscher Werkbund, Köln 15.5.– 8.8.1914, S. 144. 322 Archiv Bernhard Ludwig, Wien. 323 Lehmann, 1864, S. 649. 324 Archiv Bernhard Ludwig, Wien. 325 Haus-, Hof- und Staatsarchiv, OMeA r12/22, 5452, 1874. 326 Lehmann, 1875, S. 893. 327 Archiv Bernhard Ludwig, Wien. 328 Lehmann, Wien 1878, S. 1392. 329 Katalog der Internationalen Elektrischen Ausstellung in Wien 1883, Wien 16.8.–31.10.1883, S. 182–183. 330 Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5, Stuttgart [u. a.] 1907, S. 112. 331 Archiv Bernhard Ludwig, Wien. 332 Lehmann, 1886, S. 1497. 333 Lehmann, 1899, Bd. 1, S. 365. 334 Haus-, Hof- und Staatsarchiv, OMeA r12/L/3, 4367, 1898. 335 Archiv Bernhard Ludwig, Wien. 336 Lehmann, 1900, Bd. 1, S. 1039. 337 Lehmann, 1907, Bd. 1, S. 1015. 338 Lehmann, 1905, Bd. 1, S. 1284. 339 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B76 – Handelsregister A : 26/18. 340 Blaschek, Ernest (Hg.) : Mariahilf einst und jetzt, Wien [u. a.] 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 200. 341 Vera J. Behal, Möbel des Jugendstils, Sammlung des österreichischen Museums für Angewandte Kunst, München 1981, S. 63. 342 Handelsgericht Wien, HRA 11360. 343 Archiv Bernhard Ludwig, Wien. 344 Lehmann, 1909, Bd. 1, S. 1071. 345 Archiv Bernhard Ludwig, Wien. 346 Officieller General-Catalog, Wien 1.5.–2.11.1873, S. 96. 347 Katalog der Internationalen Elektrischen Ausstellung (zit. Anm. 329), S. 182–183. 348 Katalog der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung Wien 1888, Wien 14.5.–1.11.1888, S. 122. 349 Katalog der Oesterreichischen Section der Weltausstellung Barcelona 1888 [Barcelona 8.4.–9.12.1888], Wien 1888, S. 56. 350 Officieller Katalog Jubiläums-Ausstellung Wien 1898, Wien 7.5.–18.10.1898, S. 170. 351 Winter-Ausstellung 1903–1904, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 21.11. 1903–6.1.1904, S. 10.
352 Imperial-Royal Austrian Exhibition 1906, London 20.6.– 6.10.1906, S. 67. 353 Katalog der Kunstschau Wien 1908, Wien 1.6.–16.11.1908, S. 85. 354 Wirtschaftskammer Wien, Handels- und Gewerbekammer in Wien 1907, E 15820 in E 936. 355 Lehmann, 1859, S. 183. 356 Wirtschaftskammer Wien, Handels- und Gewerbekammer in Wien 1907, E 15820 in E 936. 357 Lehmann, 1883, S. 1494. 358 Lehmann, 1874, S. 421. 359 Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, OMeA r12/3, 267, 1874. 360 Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, OMeA r12/25, 258, 1875. 361 Lehmann, 1881, S. 739. 362 Lehmann, 1882, S. 1125. 363 Ebenda, S. 1493. 364 Lehmann, 1893, Bd. 1, S. 263. 365 Wirtschaftskammer Österreich, Registerblatt I für Einzelund Gesellschaftsfirmen, G. F. 1691, E. F. 3466. 366 Lehmann, 1899, Bd. 1, S. 387. 367 Lehmann, 1900, Bd. 2, S. 259. 368 Lehmann, 1900, Bd. 1, S. 405. 369 Lehmann, 1904, Bd. 1, S. 461. 370 Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 41, München [u. a.] 2004, S. 14. 371 Lehmann, 1934, Bd. 2, S. 81. 372 Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A10/1 : 978/1921. 373 Lehmann, 1908, Bd. 1, S. 397. 374 Wirtschaftskammer Wien, Handels- und Gewerbekammer in Wien 1907, E 15820 in E 936. 375 Rudolf Hanel (Hg.), Compass, Finanzielles Jahrbuch für Oesterreich-Ungarn 1907, Jg. XL, Bd. III, Wien 1907, S. 1109. 376 Lehmann, 1909, Bd. 1, S. 411. 377 Hanel, 1908 (zit. Anm. 375), S. 1218. 378 Lehmann, 1910, Bd. 1, S. 425. 379 Rudolf Hanel (Hg.), Compass, Finanzielles Jahrbuch für Oesterreich-Ungarn 1918, Jg. LI, Bd. I, Wien 1917, S. 1076. 380 Josef Rambousek, Zur Frage der Einrichtung praktischer und hygienisch entsprechend. Fenster, in : Archiv für Stadthygiene. Amtliches Organ der Deutschen Gesellschaft für Stadthygiene, 1911, Hf. 6, S. 5–7. 381 Lehmann, 1915, Bd. 1, S. 433. 382 Lehmann, 1916, Bd. 1, S. 515. 383 Wirtschaftskammer Österreich, Zählblatt IV für Veränderungen in bestehenden Gewerbebetrieben am 28.8.1917. 384 Bernadette Decristoforo, Portois & Fix – Eine illustrierte
Firmengeschichte, in : Monika Wenzl-Bachmayer (Hg.), Pariser Esprit und Wiener Moderne. Die Firma Portois & Fix, Ausst.-Kat. Wagner-Werk Museum Postsparkasse, Wien 8.7.–1.9.2008, S. 95–96. 385 Handelsgericht Wien, HRB 4694. 386 Wirtschaftskammer Österreich, Bescheid des Magistratischen Bezirksamtes für den III. und XI. Bezirk am 19.9.1955. 387 Handelsgericht Wien, HRB 4694. 388 Handelsgericht Wien, FN 3562 p. 389 Hanel, 1918 (zit. Anm. 379), S. 1076. 390 Winter-Ausstellung 1906/1907, PF (Portois & Fix), Ausst.Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 20.11.1906–Frühjahr 1907, S. 2. 391 Friedrich Pecht, Kunst und Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873 [Wien 1.5.–2.11.1873], Stuttgart 1873, S. 250. 392 Catalogue des exposants. Section d’Autriche [Paris 1.5.– 31.10.1878], Wien 1878, S. 29. 393 Katalog der Internationalen Elektrischen Ausstellung in Wien 1883, Wien 16.8.–31.10.1883, S. 183. 394 Catalogue officiel de la Section Autrichienne, Antwerpen 2.5.–2.11.1885, S. 8–9. 395 Katalog der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung Wien 1888, Wien 14.5.–1.11.1888, S. 225, 229. 396 Officieller Special-Katalog der oesterreichischen Abtheilung auf der Weltausstellung Antwerpen 1894 [2.5.–2.11.1894], S. 45. 397 Winter-Ausstellung 1898–1899, Ausst.-Kat. k. k. Öster reichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 13.11. 1898–11.2.1899, Kat.-Nr. 432–448 ; Winter-Ausstellung 1899–1900, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 21.11.1899–1.2.1900, S. 66–67 ; Winter-Ausstellung 1900–1901, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 20.11.1900– 31.1.1901, S. 21, 93 ; Winter-Ausstellung 1901–1902, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 23.11.1901–6.1.1902, S. 5, 7 ; Winter-Ausstellung 1902–1903, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 22.11.1902–6.1.1903, S. 9–10 ; Winter-Ausstellung 1903– 1904, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 21.11.1903–6.1.1904, S. 12 ; WinterAusstellung 1906–1907, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 20.11.1906– 6.1.1907, S. 3, 16. 398 Officieller Führer durch die oesterreichischen Abtheilungen der Weltausstellung Paris 1900. Mit Berücksichtigung der Stadt Paris und deren Sehenswürdigkeiten [Paris 15.4.– 12.11.1900], Wien 1900, S. 74, 84, 87, 120. 399 Catalogue de la section autrichienne. 1ère exposition in-
Anmerkungen : 179
ternationale d’art décoratif moderne Turin 1902 [10.5.– 10.11.1902], Wien 1902, S. 33. 400 Imperial-Royal Austrian Exhibition 1906, London 20.6.– 6.10.1906, S. 80. 401 Peter Rostás, Die ersten fünfzig Jahre des Einrichtungshauses Friedrich Otto Schmidt in Wien, in : Wilfried Seipel (Hg.), Zeit des Aufbruchs. Budapest und Wien zwischen Historismus und Avantgarde, Ausst.-Kat. Kunsthistorisches Museum Wien, 10.2.–22.4. 2003, S. 327. 402 Gerhard Joseph Hubert Sugg wanderte 1865 nach Wien aus. Mit freundlichem Hinweis Dr. Rolf Steinberg, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Duisburg. 403 Handelsgericht Wien, HRA 11064 ; Lehmann, 1859, S. 794. 404 Handelsgericht Wien, HRA 11064. 405 Lehmann, 1874, S. 478. 406 Ottillinger : Loos, S. 72. 407 Rostás (zit. Anm. 401), S. 328 ; Ludwig August Frankl, Friedrich von Amerling, Ein Lebensbild, Wien [u. a.] 1889, S. 110, 123. 408 Carl Friedrich Heinrich Schmidt hatte sieben Jungen und ein Mädchen, die zwischen 1854 und 1867 geboren wurden, Archiv Friedrich Otto Schmidt, Wien. 409 Rostás, Péter (zit. Anm. 401), S. 328. 410 Handelsgericht Wien, HRA 11064. 411 Lehmann, 1901, Bd. 1, S. 436. 412 Lehmann, 1896, Bd. 1, S. 348. 413 Lehmann, 1897, Bd. 1, S. 351. 414 Lehmann, 1898, Bd. 1 S. 388. 415 Lehmann, 1900, Bd. 1, S. 418. 416 Lehmann, 1910, Bd. 1, S. 1103. 417 Archiv Friedrich Otto Schmidt, Wien. 418 Dekorative Kunst, 1899, Bd. IV, S. 38 ; Das Interieur, I/1900, S. 134–135. 419 Lehmann, 1907, Bd. 1, S. 402. 420 Archiv Friedrich Otto Schmidt, Wien. 421 Handelsgericht Wien, HRA 11064. 422 Officieller General-Catalog, Wien 1.5.–2.11.1873, S. 97. 423 Rostás (zit. Anm. 401), S. 332. 424 Winter-Ausstellung 1898–1899, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 13.11.1898–11.2.1899, Kat.-Nr. 532–573 ; Winter-Ausstellung 1899–1900, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 21.11.1899–1.2.1900, S. 79 ; Winter-Ausstellung 1900–1901, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 20.11.1900–31.1.1901, S. 8–19, 107, 133 ; Winter-Ausstellung 1901–1902, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 23.11.1901–6.1.1902, S. 1 ; Winter-Ausstellung 1902–1903, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien
180 : Anmerkungen
22.11.1902–6.1.1903, S. 7, 117 ; Winter-Ausstellung 1903– 1904, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 21.11.1903–6.1.1904, S. 4. 425 Ausstellung von Arbeiten der österreichischen Kunstindustrie 1850–1914, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 31.3.–12.7.1914, S. 7, 27– 28. 426 Eva B. Ottillinger, »Wiener Möbel« aus gebogenem Holz, in : Ottillinger (zit. Anm. 119), S. 10–12. 427 Hektor Rössler, Ausführlicher Bericht über die von dem Gewerbeverein für das Grossherzogthum Hessen im Jahre 1842 veranstaltete Allgemeine deutsche Industrie-Ausstellung zu Mainz, Darmstadt 1943, S. 113. 428 Michael Thonet, Ein Gedenkblatt aus Anlass der 100. Wiederkehr seines Geburtstages, Wien 1896, S. 12. 429 Ottillinger (zit. Anm. 119), S. 15. 430 Michael Thonet (zit. Anm. 428), S. 15. 431 Ebenda, S. 17. 432 Ebenda, S. 20. 433 Ebenda, S. 20 ; Lehmann, 1859, S. 806. 434 Michael Thonet (zit. Anm. 428), S. 21. 435 Ebenda, S. 23–24. 436 Ebenda, S. 24–25. 437 Ebenda, S. 25–27, 30. 438 Ebenda, S. 37. 439 Ebenda, S. 44, 48. 440 Ebenda, S. 39. 441 Ottillinger (zit. Anm. 119), S. 32–33. 442 Lehmann, 1883, S. 1146. 443 Ottillinger (zit. Anm. 119), S. 44, 51. 444 Mit freundlichem Hinweis Production Furniture International S.p.A., Turin. 445 Gebrüder Thonet Katalog, Wien 1885. 446 The Art Journal illustrated Catalogue. The Industry of all Nations 1851 [London 1.5.–11.10.1851], London 1851, S. 296. 447 The Exhibition of Art-Industry in Paris, 1855 [Paris 15.5.– 31.10.1855], London 1855, S. XI. 448 Alphabetisches Verzeichnis der österreichischen Aussteller, Supplement zum Katalog der österreichischen Abtheilung [Paris 1.4.–3.11.1867], Wien 1867, S. 274. 449 Officieller General-Catalog, Wien 1.5.–2.11.1873, S. 97. 450 Katalog der österreichischen Abtheilung [Philadelphia 10.5.–10.11.1876], Wien 1876, S. 42. 451 Catalogue des exposants. Section d’Autriche [Paris 1.5.– 31.10.1878], Wien 1878, S. 27. 452 Catalogue officiel de la Section Autrichienne, Antwerpen 2.5.–2.11.1885, S. 9. 453 Katalog der Oesterreichischen Section der Weltausstellung Barcelona 1888 [Barcelona 8.4.–9.12.1888], Wien 1888, S. 57.
454 Katalog der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung Wien 1888, Wien 14.5.–1.11.1888, S. 226. 455 Amtlicher Special-Katalog der österreichischen Abtheilung auf der Weltausstellung in Chicago 1893 [1.5.–30.5.1893], Wien 1893, S. 69. 456 Ludwig J. Neugebauer (Hg.), In einem Tage durch die Ausstellung, Verlässlicher Führer durch d. Millenniums-Ausstellung Budapest [2.5.–31.10.1896], Budapest 1896, S. 38. 457 Winter-Ausstellung 1899–1900. Katalog K. k. oesterr. Museum fuer Kunst u. Industrie, Wien 12.11.1899–31.1.1900, S. 85–86. 458 Officieller Führer durch die oesterreichischen Abtheilungen der Weltausstellung Paris 1900. Mit Berücksichtigung der Stadt Paris und deren Sehenswürdigkeiten [Paris 15.4.– 12.11.1900], Wien 1900, S. 75, 120. 459 Imperial-Royal Austrian Exhibition 1906, London 20.6.– 6.10.1906, S. 95. 460 Offizieller Katalog der Deutschen Werkbund-Ausstellung Cöln 1914, Ausst.-Kat. Deutscher Werkbund, Köln 15.5.– 8.8.1914, S. 152. 461 Koloman Moser, Vom Schreibtisch und aus dem Atelier. Mein Werdegang, in : Velhagen & Klasings Monatshefte, Jg. 31/1916, Hf. 2, S. 258–259. 462 Vgl. Stefan Üner, ,Die Kunst der Präsentation. Koloman Moser als Ausstellungsgestalter, Dissertation, Universität für angewandte Kunst Wien, Wien 2016. 463 Moser (zit. Anm. 461), S. 258. 464 Hermann Bahr, An die Secession, Ein Brief von Hermann Bahr, in : Ver Sacrum, I/1898, Hf. 5/6, S. 5. 465 Handelsgericht Wien, Register für Genossenschaften, Bd. VIII, Pag. 124 ; Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Nr. 117, 23.5.1903, S. 600. 466 Hans, Ankwicz-Kleehoven, Die Wiener Werkstätte, in : Alte und Moderne Kunst, Jg. 12/1967, Hf. 92, S. 22. 467 Josef Hoffmann und Koloman Moser, Wiener Werkstätte, Productivgenossenschaft von Kunsthandwerkern in Wien, Wien 1905, o. S. 468 Moser (zit. Anm. 461), S. 259. 469 Joseph August Lux, Wiener Werkstätte, Joseph Hofmann, Koloman Moser, in : Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. XV, 1904/1905, S. 1, 10. 470 Moser (zit. Anm. 461), S. 259–260. 471 Ludwig Pietsch, Das Hohenzollern-Kunstgewerbehaus – Berlin, Aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens, in : Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. XV, 1904/1905, S. 169–176. 472 Moser (zit. Anm. 461), S. 259. 473 Berta Zuckerkandl, Wo halten wir ? Zur Eröffnung der kunstgewerblichen Ausstellung bei Miethke, in : Wiener Allgemeine Zeitung, Nr. 8312, 3.12.1905, S. 3–4. 474 Hoffmann/ Moser (zit. Anm. 467), o. S. 475 Adolf Loos verfasste seinen berühmten Aufsatz nicht wie
oftmals angenommen 1908, sondern Ende 1909 oder Anfang 1910 ; Siehe : Christopher Long, Vermächtnis einer Kampfdekade. »Ornament und Verbrechen« ab 1909, in : Wege der Moderne. Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen, hrsg. v. Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl und Christian Witt-Dörring, Ausst.-Kat. MAK, Wien 17.12.2014–19.4.2015, Basel 2014, S. 184 ; Christopher Long, The Origins and Context of Adolf Loos’s »Ornament and Crime«, in : Journal of the Society of Architectural Historians, Vol. 68, No. 2, Chicago 2009, S. 200–223. 476 Adolf Loos, Vom armen reichen Mann, in : Der Sturm. Wochenschrift für Kultur und die Künste, Jg. 1, Nr. 1, Berlin 3.3.1910, S. 4. 477 Adolf Loos hielt den Vortrag »Das Wiener Weh (Wiener Werkstätte), Eine Abrechnung ! Mit Lichtbildern von der Pariser Weltausstellung« am 20. April 1927 im Wiener Musikverein, in : Neues Wiener Journal, Jg. 35, Nr. 12001, 21.4.1927, S. 4. 478 Handelsgericht Wien, Register für Genossenschaften, Bd. VIII, Pag. 125. 479 In der MAK-Sammlung finden sich auch Entwürfe von Moser, die nach 1907 datiert sind. 1910 ist Moser u. a. mit Arbeiten für die »Wiener Werkstätte« in der »Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe 1909–1910« im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien vertreten, vgl. Ausstellungskatalog S. 220. 480 Sekler : Hoffmann, S. 326. 481 Paulus Rainer, Eine Chronologie der Wiener Werkstätte, in : Der Preis der Schönheit (zit. Anm. 138), S. 195. 482 Werner J. Schweiger, Wiener Werkstätte, Kunst und Handwerk 1903–1932, Wien 1982, S. 97. 483 Finanzielle Schwierigkeiten der Wiener Werkstätte. Bildung einer neuen Gesellschaft, in : Österreichische Volks-Zeitung, Jg. 60, Nr. 65, 7.3.1914, S. 3. 484 Rainer (zit. Anm. 481), S. 226. 485 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A45 – C – Registerakten : C 17, 7. 486 Anne-Katrin Rossberg, Wer ist Peche ? Leben und Werkrezeption, in : Peter Noever (Hg.) : Die Überwindung der Utilität. Dagobert Peche und die Wiener Werkstätte, Ausst.Kat. MAK, Wien 11.2.–17.5.1998, Ostfildern 1998, S. 17. 487 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A45 – C – Registerakten : C 17, 7. 488 Rainer (zit. Anm. 481), S. 266. 489 Schweizerisches Handelsamtsblatt, Jg. XXXV, No. 243, Bern 17.10.1917, S. 1659. 490 Willy Frank, Neue Arbeiten von Dagobert Peche, in : Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. XLV, 1919/1920, S. 76– 82. 491 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A45 – C – Registerakten : C 17, 7.
Anmerkungen : 181
492 Rainer (zit. Anm. 481), S. 320. 493 Brief Philipp Häusler an Hans Ankwicz-Kleehoven vom 29.2.1960, Wienbibliothek im Rathaus, ZPH 833. 494 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A45 – C – Registerakten : C 17, 7. 495 Schweiger (zit. Anm. 482), S. 122–123. 496 Wolfgang Born, Die Wiener Werkstätte in Berlin, in : Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 65, 1929/1930, S. 326– 330 ; Eröffnung einer Filiale der Wiener Werkstätte in Berlin, in : Neue Freie Presse, Nr. 23395, 31.10.1929, S. 9. 497 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A45 – C – Registerakten : C 17, 7. 498 Verzeichnis der Ausstellung künstlerischer Reklame, Ausst.Kat. Mährisches Gewerbemuseum, Brünn 5.–26.11.1905, S. 48. 499 Zuckerkandl (zit. Anm. 18), S. 3–4. 500 Imperial-Royal Austrian Exhibition 1906, London 20.6.– 6.10.1906, S. 100. 501 Katalog der Kunstschau Wien 1908, Wien 1.6.–16.11.1908, S. 123. 502 Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe 1909–1910, Ausst.-Kat. k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 26.10.1909–16.1.1910, S. 220. 503 Offizieller Katalog der Deutschen Werkbund-Ausstellung Cöln 1914, Ausst.-Kat. Deutscher Werkbund, Köln 15.5.– 8.8.1914, S. 141, 153. 504 Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig, [Leipzig 6.5.–18.10.1914], Wien 1914, S. 259. 505 Österrikiska Konstutställningen, Ausst.-Kat. Liljevalchs Konsthall, Stockholm 1.–30.9.1917, S. 58–71. 506 Amtlicher Katalog Deutsche Gewerbeschau München 1922, München 13.5.–8.10.1922, S. 306. 507 L’Autriche à l’Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes Paris 1925. Guide, Paris 28.4.– 25.10.1925, S. 35–36, 49. 508 Oostenrijksche Schilderijen en Kunstnijverheid, 1900– 1927. Catalogus, Den Haag, Rotterdam, Amsterdam 15.10.–13.11.1927, S. 45–46.
Die neuen Geschäftshäuser der Möbelproduzenten 509 Die in diesem Beitrag nicht behandelte Firma F. O. Schmidt baute das vormalige Palais Chotek in der Währingerstraße im IX. Bezirk zum Geschäfts- und Ausstellungshaus um. Die Firma August Ungethüm hatte ihren Sitz in der Oberen Amtshausgasse 27 im V. Bezirk. 510 Rotenturmstraße 1–3 / Brandstätte 2 / Kramergasse 2. Zu den Vorgängerbauten vgl. https://www.wien.gv.at/wiki/index.php ?title=Thonethof [Stand 21. 10. 2017]. 511 1873 beschloss die Stadt einen neuen Baulinienplan für die
182 : Anmerkungen
Straßenzüge rund um die Brandstätte. 1875 entstand im Nachbargrundstück Kramergasse / Brandstätte 4 / Bauernmarkt, ein gründerzeitlicher Geschäfts- und Wohnhausblock nach Planung von Otto Wagner. 512 In : Die Presse, 5. 9. 1876, 29. Jg., Nr. 245, S. 10. 513 Wien im Anfang des XX. Jahrhunderts, Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, herausgegeben vom Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Paul Kortz, Stadtbaumeister, Wien 1906, S. 417. 514 Vgl. dazu Andreas Lehne, Wiener Warenhäuser 1865–1914, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte Band 20, Wien 1990, S. 27. 515 »Das Parterre und Erste Stockwerk erhielten eine Blendarchitektur aus Eisen, grünem schwedischem Granit und poliertem Istrianer Marmor«, Kortz (zit. Anm. 513), S. 418. 516 Kortz (zit. Anm. 513), S. 417 f. 517 Kortz (zit. Anm. 513), S. 417 : »Das Areal umfasst 512m2, von welchen 482m2 mit zwei Kellern, dem Parterre und fünf Stockwerken verbaut sind.« 518 Ich danke Herrn Mag. Bernhard Hanreich, dem Urenkel des Firmengründers, herzlich für die Möglichkeit der umfassenden Einsichtnahme in das Firmenarchiv Bernhard Ludwig, für die Möglichkeit der Hausbesichtigung und für die erkenntnisreichen mündlichen Auskünfte. 519 Die Datierungen des Baus variieren. Sie reichen vom frühen 19. Jahrhundert (vgl. Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 10. September 1987 zur Unterschutzstellung der Häuser Münzwardeingasse 2a und Esterhazygasse 7, Zl. 1667/5/87) bis vor 1675 (Bauaufnahme »Hanreichhaus«, Institut für Baukunst, Bauaufnahmen und Architekturtheorie, TU Wien, 2000, S. 30). Der Daniel-Huber-Plan Wiens von 1778 zeigt jedenfalls an dieser Stelle bereits einen entsprechenden Bau. 520 Adaptierungspläne von 1877, Baubehörde MA37 / EZ 635 sowie Archiv Bernhard Ludwig. 521 Die Pläne und die Autorschaft für diesen Bau sind nicht überliefert. 522 Wiener Neubauten,Serie A. Privatbauten, 3. Band, herausgegeben von Ludwig Tischler, Wien 1891, S. 8. 523 Zit. nach Dietlind Pichler, Bürgertum und Protestantismus, Die Geschichte der Familie Ludwig in Wien und Oberösterreich (1860–1900), Wien/Köln/Weimar 2003, S. 33–68. 524 Primo Calvi, Darstellung des politischen Bezirkes Hietzing Umgebung durch umfassende Beschreibung aller Dörfer, Ortschaften, Kirchen, Schulen, Schlösser, Anstalten und bemerkenswerten Objecte etc., Wien 1901, S. 39. – Digitized by google :https://archive.org/stream/bub_gb_2O8uAAAA YAAJ/bub_gb_2O8uAAAAYAAJ_djvu.txt [Stand 7.10.2017]. 525 Pläne dreier Projektvarianten von Ferdinand Berchinak aus dem Jahr 1899 im Archiv Bernhard Ludwig. 526 Paul Hoppe (1869–1933) hatte bei Karl König an der Tech-
nischen Universität studiert, sein jüngere Bruder, mit dem er fallweise zusammenarbeitete, war der bekanntere Architekt Emil Hoppe, ein Schüler Otto Wagners. 527 Information von Bernhard Hanreich im Gespräch mit der Verfasserin, 15. September 2017. 528 Nur der Bau an der Hofmühlgasse 14 wurde um etwa 2007 verkauft. 529 Damals Hausnummer 53. 530 Die bisher umfassendste Untersuchung zum Haus Portois & Fix stammt von Peter Haiko, Das Haus Portois & Fix, in : Wenzl-Bachmayer (zit. Anm. 384), S. 29 ff. Ausführlich untersucht wird das Haus auch in : Dechristoforo, Bernadette, Portois & Fix – Ein Wiener Ausstattungsunternehmen der Moderne, Diplomarbeit Universität Wien 2009. 531 Vgl. dazu : Haiko (zit. Anm. 530), S. 41 f. 532 Baubehörde MA 37 / EZ 1695. 533 Wiener Bauindustrie-Zeitung und Wiener Bauten-Album, Wien 1904, S. 162. 534 Vgl. Bericht über einen Vortrag Fabianis im Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, 1902, Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur und Architektenvereines, 54, 1902, S. 160 f. 535 Katalog zur Imperial Royal Austrian Exhibition, London 1906, S. 80. 536 Vgl. Dechristoforo (zit. Anm. 530), S. 119. 537 Katalog zur Imperial Royal Austrian Exhibition, abgebildet in Wenzl-Bachmayer (zit. Anm. 384), S. 27 und 80. 538 Firmenarchiv Brigitte Engelhardt, abgebildet in : WenzlBachmayer (zit. Anm. 384), S. 82. 539 Firmenarchiv Brigitte Engelhardt, abgebildet in : WenzlBachmayer (zit. Anm. 384), S. 49. 540 Hevesi, Portois und Fix, in : Kunst und Kunsthandwerk, 4, 1901, S. 321 ff ; Ludwig Abels, Zwei Wiener Geschäftshäuser, in : Der Architekt 8/1902, T. 67 ; Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 54, 1902, S. 160 f ; Die Architektur des XX. Jahrhunderts, Zeitschrift für moderne Baukunst, 1903, T. 37 ; Wiener BauindustrieZeitung und Wiener Bauten-Album, Wien 1904, S. 162 u. T. 42 ; Fischel, Hartwig, Wohn- und Geschäftshäuser von Dr. Max Fabiani, in : Kunst und Kunsthandwerk, 7, 1904, S. 337 ff. 541 Festschrift zum 25-jährigen Firmenjubiläum von Portois & Fix 1906, abgebildet in : Wenzl-Bachmayer (zit. Anm. 384), S. 82. 542 Dass Adolf Loos Elemente von Fabiani übernahm, wie die Vierteltonne als Gebäudeabschluss oder die Bay-Windows ist bekannt. Fabiani war aber vor allem als Lehrer an der TU Wien von Einfluss für jene Gruppe von angehenden Architekten um Oskar Strnad, Oskar Wlach, Hugo Gorge und Josef Frank, die in der Folge die spezifische Wiener Moderne der Vor- und Zwischenkriegszeit entwickeln sollten.
543 Ich danke Herrn Architekten Erich Bernard sowie Frau Salhat von JP Immobilien herzlich für die großzügige Zurverfügungstellung einer unveröffentlichten Studie zum Haus Bothe & Ehrmann : Erich Bernard und Franziska Leeb, Bothe & Ehrmann, Unveröffentlichte Studie im Auftrag von JP Immobilien, Wien 2015, sowie für die Möglichkeit der Hausbesichtigung. 544 Davor hatte die Firma ihre Geschäftsniederlassung am Opernring 19. Dieses Haus war 1907 bereits von Epstein adaptiert worden. Auftraggeber und Eigentümer war Sigmund Goldmann, der Onkel von Leopold Goldmann, der seinerseits zwei Jahre später Auftraggeber des »Looshauses« am Michaelerplatz werden sollte. Dessen Bauleiter war wiederum Ernst Epstein. Vgl. Karlheinz Gruber, Sabine Höller-Alber, Markus Kristan, Ernst Epstein, 1881–1938, Der Bauleiter des Looshauses als Architekt, Katalog zur Ausstellung des Jüdischen Museums der Stadt Wien in Kooperation mit der Albertina, Wien 2002, S. 123. 545 Baubehörde MA 37 / EZ 1016, 5. Bezirk. Im Mai 1913 wurden Auswechslungspläne mit geringfügigen Änderungen bewilligt. 546 Sport und Salon, in : Illustrirte Zeitschrift für die vornehme Welt, 3. Jänner 1914, S. 10 ; Den Hinweis auf die Publikation verdanke ich der Studie von Erich Bernard und Franziska Leeb (zit. Anm. 543). 547 In einer ersten Fassadenvariante ist die Sockelzone im Stil der Wiener Werkstätte ornamentiert und die Wohnzone glatt verputzt ; vgl. Epstein (zit. Anm. 544), S. 123. 548 Bothe & Ehrmann hatte mit dem ebenfalls im V. Bezirk ansässigen Tischlerbetrieb J. W. Müller fusioniert. 549 Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Ein Führer in vier Bänden, Band III/1, Wien, 1.–12. Bezirk, S. 173. 550 Zum Phänomen dieser bis heute kaum wahrgenommenen Moderne in Wien vgl. Otto Kapfinger, Eisenbeton macht Großstadtbauten, Wien 1904–14 : Modernität abseits der Stildebatte, in : Otto Wagner, 1841–1918, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Wien Museum, erscheint 2018.
Anmerkungen : 183
ABBILDUNGSNACHWEIS
Kat.-Nr. 1 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Marianne Haller Kat.-Nr. 2 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Tina King Kat.-Nr. 3 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 4 : Bundesmobilienverwaltung, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 5 : Bundesmobilienverwaltung, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 6 : MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto : Georg Mayer Kat.-Nr. 7 : KHM-Museumsverbund, Theatermuseum, Wien Kat.-Nr. 8 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 9 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 10 : Lichterloh – Design, Kunst und Antiquitäten, Wien Kat.-Nr. 11 : Victoria & Albert Museum, London Kat.-Nr. 12 : BAWAG P.S.K. AG, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 13 : Backhausen Archiv Kat.-Nr. 14 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 15 : Sammlung Hummel, Wien, Foto : Fotostudio Albin Kat.-Nr. 16 : Sammlung Hummel, Wien, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 17 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 18 : Dauerleihgabe der BAWAG P.S.K. AG, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 19 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 20 und Kat. Nr. 21 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 22 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 23 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack
Kat.-Nr. 24 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 25 : Sammlung M. J., Wien, Foto : Bel Etage, Wien Kat.-Nr. 26 : Privatbesitz, Foto : Bel Etage, Wien Kat.-Nr. 27 : Backhausen Archiv Kat.-Nr. 28 : Backhausen Archiv Kat.-Nr. 29 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 30 : Backhausen Archiv Kat.-Nr. 31 : Sammlung Hummel, Wien, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 32 : MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto : Georg Mayer Kat.-Nr. 33 : MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Fotos : Georg Mayer, Fritz Simak und M. J. Hannappel Kat.-Nr. 34 : Sammlung Hummel, Wien, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 35 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 36 : Bundesmobilienverwaltung, Wien, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 37 : Bundesmobilienverwaltung : Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 38 : Sammlung Hummel, Wien, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 39 : Bundesmobilienverwaltung, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 40 : Sammlung Martin Saidler, Schweiz, Fotos : Bel Etage, Wien Kat.-Nr. 41 : Sammlung Martin Saidler, Schweiz, Foto : Bel Etage, Wien Kat.-Nr. 42 : MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto : Georg Mayer Kat.-Nr. 43 : Bundesmobilienverwaltung, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 44 : Galerie bei der Albertina – Zetter GmbH, Wien Kat.-Nr. 45 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 46 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack
Abbildungsnachweis : 185
Kat.-Nr. 47 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 48 : Bundesmobilienverwaltung, Fotos : Fritz Simak Kat.-Nr. 49 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 50 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 51 : Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlungs-GmbH, Wien, Foto : Marianne Haller Kat.-Nr. 52 : Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlungs-GmbH, Wien, Foto : Marianne Haller Kat.-Nr. 53 : Musée d’Orsay, Paris, Fotos : RNM/Agence Photographique – Grand Palais sowie Victoria & Albert Museum, London (= Abb. S. 90) Kat.-Nr. 54 : Victoria & Albert Museum, London Kat.-Nr. 55 : Privatbesitz, Foto : Fotostudio Albin Kat.-Nr. 56 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 57 : Friedrich Otto Schmidt, Wien, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 58 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 59 : Friedrich Otto Schmidt, Wien, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 60 : Friedrich Otto Schmidt, Wien, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 61 : Bundesmobilienverwaltung, Fotos : Edgar Knaack Kat.-Nr. 62 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 63 : Musiksammlung der Wienbibliothek, Foto : Marianne Haller Kat.-Nr. 64 : MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto : Georg Mayer Kat.-Nr. 65 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak Kat.-Nr. 66 : Sammlung Hummel, Wien, Foto : Edgar Knaack Kat.-Nr. 67 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Edgar Knaack Kat-Nr. 68 : Privatbesitz, Foto : Fotostudio Albin Kat.-Nr. 69 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak
186 : Abbildungsnachweis
Kat.-Nr. 70 : Bundesmobilienverwaltung, Foto : Fritz Simak
P U B L I K AT I O N S R E I H E D E R M U S E E N D E S MOBILIENDEPOTS Herausgegeben von Ilsebill Barta Band 0: Ilsebill BARTA-FLIEDL/Peter PARENZAN (Hg.), Lust und Last des Erbens. Die Sammlungen der Bundesmobilienverwaltung Wien, AG Museologie, Wien 1993, ISBN 3-901163-03-4 Band 1: Hubert Chryspolitus WINKLER, Ehemalige Hofsilber- & Tafelkammer 1: Silber, Bronzen, Porzellan, Glas, Böhlau Verlag, Wien 1996, ISBN 3-205-98323-8 Band 2: Ingrid HASLINGER, Ehemalige Hofsilber- & Tafelkammer 2: Der kaiserliche Haushalt, Verlag Schroll, Wien 1997, ISBN 3-7031-0704-9 Band 3: Eva B. OTTILLINGER, Lieselotte HANZL, Kaiserliche Interieurs. Die Wohnkultur des Wiener Hofes im 19. Jahrhunderts und die Wiener Kunstgewerbeform, Böhlau Verlag, Wien 1997, ISBN 3-205-98680-6 Band 4: Ilsebill BARTA-FLIEDL/Andreas GUGLER (Hg.), Tafeln bei Hofe. Zur Geschichte der fürstlichen Tafelkultur in Europa, Verlag Dölling und Galitz, Hamburg 1998, ISBN 3-930802-43-0 Band 5: Ingrid HASLINGER, Tafelkultur Marke Berndorf. Das niederösterreichische Erfolgsunternehmen Arthur Krupp, Verlag Ketterl, Wien 1998, ISBN 3-85134-007-8 Band 6: Ingrid HASLINGER, Tafeln mit Sisi. Rezepte und Eßgewohnheiten der Kaiserin Elisabeth von Österreich, Verlag Brandstätter, Wien 1998, ISBN 3-85447-811-9 Band 7: Ilsebill BARTA-FLIEDL/Herbert POSCH (Hg.), InventArisiert. Enteignung von Möbeln aus jüdischem Besitz, Verlag Turia+Kant, Wien 2000, ISBN 3-85132-265-7 Band 8: Ingrid HASLINGER, Tafeln wie ein Kaiser. Franz Joseph und die kulinarische Welt des Wiener Hofes mit den besten Rezepten aus der Hofküche, Verlag Pichler, Wien 1999, ISBN 3-85431-194-X Band 9: Ingrid HASLINGER, Augenschmaus und Tafelfreuden. Geschichte des gedeckten Tisches, Verlag Norka, Klosterneuburg 2001, ISBN 3-85050-079/9. Band 10: Ingrid HASLINGER, Hermine und Michael WEISHAPPEL, Gulasch-Kochbuch. 103 Rezepte. Kulturgeschichte eines köstlichen Gerichts, Verlag Norka, Klosterneuburg 2001, ISBN 3-85050-078-0. Band 11: Ilsebill BARTA, Familienporträts der Habsburger. Dynastische Repräsentation im Zeitalter der Aufklärung, Böhlau-Verlag Wien – Köln – Weimar 2001, ISBN 3-205-05283-8
PUBLIKATIONSREIHE DER MUSEEN DES MOBILIENDEPOTS : 187
Band 12: Eva B. OTTILLINGER, Alvar Aalto: Möbel. Die Sammlung Kossdorff, Eigenverlag der Museen des Mobiliendepots, Wien 2002, ISBN 3-9501501-0-2 Band 13: Ingrid HASLINGER, Geheimnisse aus der Klosterküche. Wo sich Kultur mit Genuss verbindet, Verlag Norka, Klosterneuburg 2002, ISBN 3-85050-079-9 Band 14: Ilsebill BARTA (Hg.), Wohnen in Mies van der Rohes Villa Tugendhat fotografiert von Fritz Tugendhat 1930-1938, Eigenverlag der Museen des Mobiliendepots, Wien 2002, ISBN 3-9501501-1-0 Band 15: Eva B. OTTILLINGER/August SARNITZ, Ernst Plischke, Das Neue Bauen und die Neue Welt, Das Gesamtwerk, Prestel Verlag, München – Berlin – London – New York 2003, ISBN 3-7913-2741-0 Band 16: Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Gebrüder Thonet, Möbel aus gebogenem Holz, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2003, ISBN 3-205-77102-8 Band 17: Lieselotte HANZL-WACHTER, Hofburg zu Innsbruck, Architektur, Möbel, Raumkunst, Repräsentatives Wohnen in den Kaiserappartements von Maria Theresia bis Kaiser Franz Joseph, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2004, ISBN 3-205-77202-4 Band 18: Nina WERZHBINSKAJA-RABINOWICH, K. u. K. Hofmobiliendepot Bildergeschichten, Eigenverlag der Museen des Mobiliendepots, Wien 2004, ISBN 3-9501501-2-9 Band 19: Beatrix HAJOS, Schönbrunner Statuen 1773–1780, Ein neues Rom in Wien, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2004, ISBN 3-205-77228-8 Band 20: Eva B. OTTILLINGER, Möbeldesign der 50er Jahre, Wien im internationalen Kontext, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar, 2005, ISBN 3-205-77376-4 Band 21: Géza HAJÓS (Hg.), Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien, Forschungen zu Laxenburg (Park und Franzensburg) Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Bundesmobilienverwaltung und der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Teilband 1, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2005, ISBN 3-205-77444-2 Band 22: Ernst BACHER (Hg.), Die Franzensburg – Ritterschloss und Dynastisches Denkmal, Forschungen zu Laxenburg (Park und Franzensburg) Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Bundesmobilienverwaltung und der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Teilband 2, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar (in Vorbereitung), ISBN 3-205-77458-2 Band 23: Ernst BACHER (Hg.), Architektur, Ausstattung und Kunstschätze der Franzensburg, Forschungen zu Laxenburg (Park und Franzensburg) Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Bundesmobilienverwaltung und der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Teilband 3, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar (in Vorbereitung), ISBN 3-205-77457-4
188 : PUBLIKATIONSREIHE DER MUSEEN DES MOBILIENDEPOTS
Band 24: Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Zappel, Philipp ! – Kindermöbel. Eine Designgeschichte, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2006, ISBN 3-205-77529-5; englische Ausgabe: Fidgety Philip ! A Design History of Children’s Furniture, ISBN 3-205-77571-6 Band 25: Sabine FELLNER/Karin UNTERREINER, Rosenblüte und Schneckenschleim, Schönheitspflege zur Zeit Kaiserin Maria Theresias, Sonderzahl, Wien 2006, ISBN 3-85449-263-4 Band 26: Ilsebill BARTA (Hg.), Kronprinz Rudolf – Lebensspuren, Eigenverlag Schloss Schönbrunn 2008 Band 27: Ingrid HASLINGER/Gerhard TRUMLER, So lebten die Habsburger, Kaiserliche und Königliche Schlösser in der österreichisch-ungarischen Monarchie, Christian Brandstätter Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85447-651-1 Band 28: Eva OTTILLINGER (Hg.), Wohnen zwischen den Kriegen, Wiener Möbel 1914 – 1941, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2009, ISBN 978-3-205-78406-7 Band 29: Maria-Luise JESCH, Wenn Möbel erzählen, Vom »K. u. k. Hofmobilien- und Material-Depot« zum »Möbel Museum Wien« 1899–1989, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2014, ISBN 978-3-205-78465-4 Band 30: Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Intime Zeugen, Vom Waschtisch zum Badezimmer, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2011, ISBN 978-3-205-78731-0 Band 31: Ilsebill BARTA (Hg.), Maximilian von Mexiko, Der Traum vom Herrschen, Eigenverlag Schloss Schönbrunn, 2013, ISBN 3-901568-91-3 Band 32 : Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Küchen/Möbel. Design und Geschichte, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2015, ISBN 978-3-205-79540-4 Band 33 : Marlene OTT-WODNI, Josef Frank 1885–1967. Raumgestaltung und Möbeldesign, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2015, ISBN 978-3-205-79647-3 Band 34 : Ilsebill BARTA, Markus LANGER, Marlene OTT-WODNI, Das kaiserliche Jagdschloss Mürzsteg, Geschichte, Ausstattung und Politik, Böhlau Verlag, Wien-Köln-Weimar 2016, ISBN 978-3-20520425-1 Band 35 : Ausstellungskatalog RE-DESIGN 10 – V IRIBUS UNITIS, Herausgegeben von der Bundesmobilienverwaltung und der Schloß Schönbrunn Kultur und Betriebsges. m. b. H., Wien 2016. Band 36 : 50 Meisterwerke der Möbelkunst aus fünf Jahrhunderten, Schätze des Wiener Hofmobiliendepots und ihre Geschichte, Herausgegeben von der Bundesmobilienverwaltung und der Schloß Schönbrunn Kultur und Betriebsges. m. b. H., Wien 2016, ISBN 978-3-9504176-7-8
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