Von Jerusalem zu Aelia Capitolina: Die römische Politik gegenüber den Juden von Vespasian bis Hadrian [1 ed.] 9783666208690, 9783647208695, 9783525208694


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German Pages [425] Year 2016

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Von Jerusalem zu Aelia Capitolina: Die römische Politik gegenüber den Juden von Vespasian bis Hadrian [1 ed.]
 9783666208690, 9783647208695, 9783525208694

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Hypomnemata Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben

Herausgegeben von Ewen Bowie, Albrecht Dihle, Dorothea Frede, Hans-Joachim Gehrke, Karla Pollmann, Christiane Reitz, Christoph Riedweg, Gisela Striker Band 200

Vandenhoeck & Ruprecht

Christopher Weikert

Von Jerusalem zu Aelia Capitolina Die römische Politik gegenüber den Juden von Vespasian bis Hadrian

Vandenhoeck & Ruprecht

Verantwortlicher Herausgeber: Hans-Joachim Gehrke

Mit 1 Karte Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 0085-1671 ISBN 978-3-647-20869-5 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Umschlagabbildung: Triumphbogen auf dem Forum Romanum, 81 n. Chr. zu Ehren des Sieges von Titus über die Juden, 70 n. Chr., errichtet. © akg-images / Erich Lessing Dissertation der Universität Bamberg (2015) Das Werk wurde für die Veröffentlichung überarbeitet. This dissertation has been revised for publication. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen/ Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U. S. A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: textformart, Göttingen | www.text-form-art.de

Dem Andenken an Agnes Weikert und Kathy Schwarz

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 A Die flavische Dynastie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 1. Der Weg zur Herrschaft: Das Vierkaiserjahr . . . . . . . . . . . . . 35 1.1 Ereignisgeschichtlicher Überblick über das Vierkaiserjahr . . . 35 1.2 Die legitimatorischen Neuansätze im Vierkaiserjahr . . . . . . 40 1.2.1 Galba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 1.2.2 Clodius Macer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 1.2.3 Otho . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 1.2.4 Vitellius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 1.2.5 Vespasian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 2. Die Legitimation der flavischen Dynastie in den Jahren 70–71 . . . 55 2.1 Vespasian in Alexandria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 2.2 Die Rückkehr von Vespasian und Titus nach Rom . . . . . . . 61 2.3 Der Triumphzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3. ›Verstetigter Triumph‹ – Die Darstellung des judäischen Sieges . . 68 3.1 Vespasian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 3.2 Titus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 3.3 Domitian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4. Die römische Nachkriegspolitik in Iudaea . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.1 Die Zerstörung des Jüdischen Tempels und die römische ›Religionspolitik‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.1.1 Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels . . . . . . . . . . 83 4.1.2 Die Diskussion um eine evocatio des jüdischen Gottes . . . 90 4.1.3 Das Ende des Opferkults . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 4.2 Politische und administrative Maßnahmen in Iudaea . . . . . 97 4.3 Der römische Umgang mit dem provinzialen Land . . . . . . . 103 4.4 Rom und die jüdischen Selbstverwaltungsinstitutionen . . . . 109

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Inhalt

5. Rom und die Juden nach dem Jahr 70  . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 5.1 Die römische Politik bezüglich der jüdischen Diaspora . . . . . 117 5.2 Einführung und Einzug der Judensteuer . . . . . . . . . . . . . 124 5.2.1 Vespasian und Titus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 5.2.2 Domitian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 5.3 Majestätsprozesse und ›Atheismus‹ im domitianischen Rom . . 136 5.4 Die Flavier und die jüdischen Eliten . . . . . . . . . . . . . . . . 141 5.4.1 Agrippa II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 5.4.2 Berenike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 5.4.3 Josephus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 6. Römer und Juden im Zeugnis der literarischen Quellen . . . . . . . 155 6.1 Die römische Sicht auf die Juden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 6.2 Die jüdische Sicht auf Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 B Nerva und Traian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 1. Nerva . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 1.1 Die Ermordung Domitians und die Herrschaft Nervas . . . . . 167 1.2 Nervas Politik und die Juden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 2. Traian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 2.1 Traians Aufstieg und sein Verhältnis zu den Juden . . . . . . . 174 2.1.1 Traians Aufstieg zur Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 2.1.2 Traian und die Juden: Bis zum Diasporaaufstand . . . . . 178 2.2 Der Partherkrieg und der Aufstand der jüdischen Diaspora . . 185 2.2.1 Der Partherkrieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 2.2.2 Der Diasporaaufstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 2.2.3 Die Provinz Iudaea während des Partherkrieges . . . . . 201 C Hadrian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 1. Hadrians Regierungsantritt in der Krise . . . . . . . . . . . . . . . . 213 1.1 Hadrian als Nachfolger Traians . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 1.2 Die Beendigung des Partherkrieges . . . . . . . . . . . . . . . . 217 1.3 Hadrian und die Folgen des Diasporaaufstands . . . . . . . . . 220 1.3.1 Kyrenaika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 1.3.2 Zypern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 1.3.3 Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224

Inhalt

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2. Hadrian und Iudaea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 2.1 Prolegomena: Bilder von Hadrian . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 2.1.1 Der Friedenskaiser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 2.1.2 Der Graeculus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 2.1.3 Wesen und persönliche Neigungen des Kaisers . . . . . . 236 2.2 Iudaea bis zur Provinzreise Hadrians . . . . . . . . . . . . . . . 239 2.2.1 Hadrian in Iudaea und Ägypten im Jahr 117? . . . . . . . 239 2.2.2 Die dauerhafte Stationierung einer zweiten Legion . . . 240 2.2.3 Hadrian und die Juden von Iudaea bis 130 . . . . . . . . . 246 2.3 Das Jahr 130: Hadrian in Iudaea . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 2.3.1 Der Reiseverlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 2.3.2 Die Gründung von Aelia Capitolina: Die Chronologie . . 263 2.4 Hadrians Politik in Iudaea und der Bar Kochba-Aufstand . . . 272 2.4.1 Aelia Capitolina: Die Stadtgründung im Kontext . . . . . 272 2.4.2 Die Diskussion um ein hadrianisches Beschneidungsverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 2.4.3 Die jüdische Perspektive: Zwischen Assimilation und Widerstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 2.4.4 Roms Politik angesichts des Bar Kochba-Aufstands . . . 317 Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396

Vorwort

Bei dieser Studie handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die ich im Januar 2015 an der Fakultät Geistes- und Kulturwissen­ schaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eingereicht habe. Ihr Kern geht zurück auf meine Magisterarbeit. Wenn mit dem vorliegenden Buch die Ergebnisse einer mehrjährigen Arbeit der Öffentlichkeit vorgelegt werden, steht es an, verschiedenen Personen für ihre Unterstützung Dank zu sagen: An erster Stelle ist mein akademischer Lehrer und Doktorvater Prof. Dr. Hartwin Brandt zu nennen, der das gesamte Projekt konstruktiv und kritisch begleitete. Prof. Dr. Ralf Behrwald (Bayreuth) übernahm freundlicherweise die Erstellung des Zweitgutachtens, Prof. Dr. Susanne Talabardon orientierte mich mehrfach bei Fragen im Bereich der Judaistik. Profitiert habe ich von den Fachkenntnissen der Freunde Prof. Dr. Gregor Geiger (Jerusalem) und Konstantin Klein (Bamberg/Oxford). Der Deutschen Forschungsgemeinschaft bin ich zu Dank verpflichtet für die Gewährung eines dreijährigen Stipendiums, das mir ein Arbeiten frei von materiellen Sorgen ermöglichte. Dankbar bin ich allen Teilnehmern der Sitzun­ gen des Bamberger Graduiertenkollegs ›Generationenkonflikte und Generationenbewusstsein in Antike und Mittelalter‹ für die anregenden Diskussionen und die gute Zusammenarbeit. Den Herausgebern der Hypom­nemata, besonders Prof. Dr. Hans-Joachim Gehrke, danke ich für die Aufnahme der Arbeit in ihre Reihe. Vom Verlag Vandenhoeck & Ruprecht beantwortete dankenswerterweise Kai Pätzke geduldig alle meine Fragen zur Manuskript­ erstellung. Den Bamberger Freunden danke ich für ihre Gastfreundschaft, die ich nach meinem Wegzug in Promotionsangelegenheiten beanspruchen durfte; Michaela Pölzl und Matthias Winkler für ihre moralische Unterstützung während des gemeinsamen Promotionsweges. Meine Eltern Emil und Agnes Weikert ermöglichten mir ein Studium meines Interesses und unterstützten mich jederzeit in allen Belangen; meine Frau Milva Weikert war mir während der Promotionsjahre die engste Begleiterin und Stütze, ohne die der Abschluss des Projekts zweifellos länger gedauert hätte – ihnen allen danke ich dafür herzlich. Ausdrücklich erwähnt sei die Korrekturlektüre durch meinen Vater und besonders meine Frau, die mir durch ihre Sorgfalt sehr geholfen haben. Der Geburtstermin unseres Sohnes Julian ergab sich als sinnvoll erscheinender Einreichungszeitpunkt der Dissertation, den einzuhalten mit geringfügiger Verspätung möglich war – deswegen sei auch ihm

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Vorwort

an dieser Stelle gedacht. Seine leiblichen Großmütter wird Julian nicht kennenlernen: Ihrem Andenken ist das Buch gewidmet. Wald ZH, Schweiz, im Januar 2016

Einleitung

In Anlehnung an Octavians (Augustus’) wirkungsvolle Propaganda nach dem Sieg im Bürgerkrieg über Marc Anton und Kleopatra wird die Bedeutung des römischen Sieges über die Juden im Jüdischen Krieg von 66 bis 70 für Vespasian häufig als ›flavisches Actium‹ bezeichnet. Der aus unbedeutender Familie stammende Vespasian hatte im sogenannten Vierkaiserjahr die Herrschaft gewaltsam errungen und trachtete danach, den prestigeträchtigen Fall Jerusalems zu inszenieren, um der Erinnerung an den blutigen Bürgerkrieg keinen Raum zu geben. In der flavischen Zeit rückten deswegen die Juden besonders in den­ Fokus des öffentlichen Interesses der römischen Gesellschaft. In der Folgezeit kam es zu zwei weiteren großen Judenaufständen, dem Aufstand der jüdischen Diaspora unter Traian (116–117) und dem sogenannten Bar Kochba-Aufstand in Iudaea unter Hadrian (132–136). Die Gründe für diese Erhebungen sind allerdings unklar. Ebenso umstritten ist, wie sich die Präsenz des Sieges über die Juden in der flavischen Zeit auf die römische Einstellung gegenüber den Juden auswirkte, und noch mehr, inwieweit eine spezifische Prägung durch diese Jahre Niederschlag in der Politik der frühen Adoptivkaiser fand. Die römischen Maßnahmen gegenüber den Juden wurden in der Forschung häufig vor der allgemeinen Bewertung der jeweiligen Herrscher, die im Kern auf antike Zeugen zurückgeht, beurteilt: Während so etwa der pessimus princeps Domitian lange als Judenfeind galt, erstaunte die Gelehrten die Tatsache, dass es unter dem friedliebenden Hadrian zu einem blutigen Krieg in Iudaea kam. Besonders in Bezug auf die Haltung und Politik des letzteren, der nach Ausweis von Cassius Dio durch die Gründung der Kolonie Aelia Capitolina am Ort des zerstörten Jerusalem den jüdischen Aufstand provozierte, divergieren die Urteile wie bei keinem anderen römischen Herrscher: Während manche davon ausgehen, Hadrian sei den Juden nach dem Diasporaaufstand wohlwollend begegnet und nur unglückliche Entwicklungen und Fehleinschätzungen hätten zum Krieg in Iudaea geführt, sind andere der Meinung, Hadrian habe infolge des Diasporaaufstands die Juden als Gefahr erachtet. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die römische Politik gegenüber den Juden vom Ende des Jüdischen Krieges bis zum Bar Kochba-Aufstand im zweiten Jahrhundert zu untersuchen und nach den Grundlinien des römischen Handelns zu fragen. Bevor die Fragestellung in der Forschung verortet und die Methode und Gliederung des Stoffes dargelegt werden, ist es wegen des Doppelcharakters der Juden als Volk und als Religionsgemeinschaft zunächst not-

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Einleitung

wendig, zu umreißen, um wen es sich bei den antiken Juden handelt und welche Stellung und Rechte sie im Römischen Reich hatten.

a) Ioudaioi/Iudaei im Römischen Reich: Volk, Religion und Rechtsstellung Philologisch und ohne erklärenden Kontext kann man das griechische I­ oudaios (Ἰουδαῖος) und das lateinische Iudaeus mit gleichem Recht als ›Judäer‹ oder ›Jude‹ übersetzen. Während die erste Möglichkeit auf die geographisch-ethnische Abkunft des Bezeichneten verweist, ist die zweite mehrdeutig, da sie sowohl auf sein religiöses Bekenntnis als auch auf seine ethnische Herkunft abheben kann. Über die angemessene Übersetzung herrscht in der Fachwelt Uneinigkeit, besonders nachdem für die Herausgabe der neuen englischen Josephus-Übersetzung unter Federführung von Steve Mason die Variante ›­Judaean‹ statt ›Jew‹ verwendet wurde.1 Auch die deutsche Sprache der vorliegenden Arbeit macht eine Entscheidung für eine der Optionen notwendig, was jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringt: Für die Übertragung mit ›Judäer‹ spricht, dass es sich um die Grundbedeutung von Ioudaios/Iudaeus handelt, abgeleitet vom Stammesgebiet Juda – also Judäa –, der Umgebung von Jerusalem. Josephus verwendet es häufig in diesem Sinne: Sein bellum ­Iudaicum ist angemessener mit ›Judäischer Krieg‹ übersetzt als mit ›Jüdischer Krieg‹:2 Es handelte sich um einen territorialen Konflikt und nicht um einen Religionskrieg. Allerdings sorgt die fehlende religiöse Konnotation des Begriffs ›Judäer‹ nicht in jedem Fall für die wünschenswerte Klarheit und kann zu sperrigen Formulierungen führen: Ein in Antiochia lebender Ioudaios/Iudaeus ist besser als jüdischer Antiochener charakterisiert denn als judäischer Antiochener. Der Aufstand der Ioudaioi/Iudaei in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Z ­ ypern im frühen zweiten Jahrhundert, der in den römischen Quellen als tumultus­ Iudaicus firmiert, ist eher mit ›jüdischer‹ denn mit ›judäischer‹ Aufstand zu übertragen, weil es sich um einen von einer ethnisch-kulturellen Minderheit getragenen Konflikt handelte, dessen Zentrum nicht die Provinz Iudaea war. Der Vorteil der Übersetzung mit ›Judäer‹ ist, dass der geographisch-ethnische Aspekt von Ioudaios/Iudaeus deutlicher hervortritt als beim Begriff ›Jude‹, der in modernen Sprachen vornehmlich religiös verstanden wird, während der in der Antike wichtige Aspekt der Herkunft und Abstammung bestenfalls sekundär mitschwingt – deutlich nur in Formulierungen wie ›jüdisches Volk‹; nachteilig ist das Fehlen der religiösen Dimension des griechischen/lateinischen Wortes. 1 Feldman 2000, xiii Anm. 1, vgl. xi–xii (S. Mason); grundlegend zur Diskussion Mason 2007 und Schwartz 2007. 2 Mason 2007, 491 f. und Schwartz 2007, 10 f.

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Zu welchem Zeitpunkt in der Antike das ursprünglich geographisch-ethni­ sche Wort Ioudaios/Iudaeus auch und schließlich stärker einen religiösen Beiklang erhalten hat, ist unterschiedlich beantwortet worden: Shaye Cohen setzt den Wandel in der Makkabäerzeit, im zweiten Jahrhundert vor Christus, an. In dieser Zeit ist erstmals das außergewöhnliche Wort ioudaismos belegt, das als Gegenbegriff zur griechischen Lebensweise (hellēnismos) diente. Dem modernen ›Judentum‹ entspricht es nur bedingt.3 Theodor Mommsen konstatiert eine Bedeutungsverschiebung mit dem Jahr 70 und der Zerstörung Jerusalems und des Jüdischen Tempels: Damals sei die politische gens Iudaeorum untergegangen, was die Juden zu peregrini dediticii, »Freie[n] ohne politische Heimat« gemacht habe; die privilegierte Nation sei nun durch die »privilegirte Confession, die religio licita« abgelöst worden.4 Steve Mason dagegen weist darauf hin, dass die Juden bis in die Spätantike hinein in erster Linie als ein ethnos verstanden wurden, dem spezifische Traditionen und Bräuche eigen waren. Für seine Argumentation macht er auf die Kluft zwischen dem antiken und dem modernen Religionsverständnis aufmerksam: In der Antike existierte ›Religion‹ nicht als geschlossenes System, sondern bestand aus einer Vielzahl sich überschneidender und nebeneinander bestehender Bereiche und Einrichtungen im Alltag, die in der modernen Analyse als ›Religion‹ kategorisiert werden.5 Deswegen sei es problematisch, für die Antike vom ›Judentum‹ zu sprechen, da kein hebräisches, griechisches oder lateinisches Wort die Spannweite des modernen Begriffes decke.6 Der inschriftliche Befund zu Ioudaios/Iudaeus lässt darauf schließen, dass die Bezeichnung bis in die vorchristliche Zeit als Herkunftsangabe verstanden wurde, während sich erst ab Ende des zweiten Jahrhunderts nach Christus das Verständnis als ›Jude‹ eindeutig nachweisen lässt.7 Für den hier untersuchten Zeitraum von 70 bis 136 finden sich Belege für die geographisch-ethnische und die religiöse Bedeutung von Ioudaios/Iudaeus. Bei Josephus hat die Bezeichnung je nach Kontext einen unterschiedlichen Bei 3 2Makk 2,21, 8,1 u. 14,38; 4Makk 4,26; Cohen 1999, 104–106, bes. 106 umschreibt­ Ioudaismos mit »the aggregate of all those characteristics that make Judaeans Judaean (or Jews Jewish)« vgl. Mason 2007, 462–466, der auch auf den medismos, den Vorwurf des Abfalls von den griechischen Idealen und Loyalitäten zugunsten medischer/persischer, verweist; mit anderer Akzentuierung Schwartz 2007, 13 f. 4 Mommsen 1890, 425, zur Kritik Juster 1914, Bd. 2, 19–23 und Rabello 1980, 725 f.; zur politischen Bedeutung von Iudaeus/Ioudaios vgl. Cohen 1999, 70.82 f. 5 Mason 2007, 484–488 listet beispielhaft auf: 1) Charakter, Traditionen und Herkunft eines ethnos; 2) nationaler Kult eines ethnos; 3) Philosophie; 4) Familienbräuche bei Geburt, Hochzeit, Tod, Erziehung, Ernährung usw.; 5) collegia/θίασοι; 6) Astrologie und Magie, da­ rüber hinaus Militär, Erziehungseinrichtungen oder öffentliche Unterhaltung. 6 Mason 2007, 460–480, bes. 471–474: Erst Tertullian löst den ioudaismos vom Land und sieht ihn als Vorläufer des christianismos. 7 Beutler/Kremer 2013, 15 f.; nach Williams 1997, 253 steht Iudaeus auf Inschriften generell für ›Jude‹.

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klang.8 Die Ambivalenz bringt Cassius Dio, die wichtigste durchgehende Quelle für den Untersuchungszeitraum, im frühen dritten Jahrhundert auf den Punkt, wenn er über die Provinz Syria Palaestina schreibt:9 Es wurde auch ein anderer Name hinzuerworben; man spricht von Judäa (Ἰουδαία) und von den Einwohnern als Ioudaioi (Ἰουδαῖοι). Wie ihnen diese Bezeichnung ge­ geben wurde, ist mir unbekannt, sie findet aber auch bei allen übrigen Menschen Anwendung, die, obgleich von fremder Rasse (ἀλλοεθνεῖς ὄντες), ihren Sitten (νόμιμα) nacheifern.

Für Dio sind die Ioudaioi das aus Ioudaia stammende ethnos; als Ioudaioi werden aber auch nichtethnische Judäer bezeichnet, die den nomima der Ioudaioi anhangen. Die Charakterisierung der Judäer durch ihre Bräuche ist folglich so stark, dass der ethnische Begriff auch auf Nichtjudäer übergeht, die deren spezifische Bräuche befolgen. Als parallele Verwendung ursprünglich geographischethnischer Begriffe für kulturell-religiöse Charakterisierungen kann für die Antike auf die Bezeichnung von gräzisierten Orientalen als ›Hellenen‹ oder von Christen als ›Nazarenern‹ verwiesen werden. Wie sich aus der zitierten Stelle ergibt, versteht Cassius Dio Ioudaios primär als geographisch-ethnischen Begriff, ist sich dessen kulturell-religiöser Dimension aber bewusst. Für den Untersuchungszeitraum darf man dieses Verständnis von Ioudaios/Iudaeus voraussetzen. Bestätigung dafür findet sich auch in anderen Quellen. Tacitus’ berühmter Judenexkurs in den Historien steht etwa in der Tradition der antiken Ethnographie.10 Eusebius von Caesarea, die wichtigste christliche Quelle für die vorliegende Arbeit, definiert die Ioudaioi folgendermaßen: Das Ioudaiōn ethnos hat seinen Namen von Juda, einem der zwölf Stämme Israels. Als Ioudaioi gelten jedoch alle Abkommen der zwölf Stämme, weil sie später nach diesem königlichen Stamm (βασιλικὴ φυλή) benannt wurden. Zu dieser primär ethnischen Beschreibung tritt die nähere Charakterisierung durch die durch das Gesetz des Mose festgelegte Verfassung (τὴν κατὰ τὸν Μωσέως νόμον διατεταγμένην πολιτείαν).11 Interpretatorische Rätsel geben bis heute die vormaligen Juden (ποτὲ Ἰουδαῖοι) einer Stiftungsinschrift aus Smyrna von 123 oder 124 auf, eine bislang einzigartige Formulierung. Auch wenn keine Deutung ohne Schwierigkeiten ist, handelt es sich wohl eher um ehemalige Bewohner von Judäa als um jüdische Apostaten.12 Die Beispiele zeigen, dass für Römer und Griechen sowie für Christen die Ioudaioi/Iudaei mindestens bis ins vierte Jahrhundert hin 8 Schwartz 2007, 13. 9 Dio 37,16,5–17,1. 10 Bloch 2002, 176–185. 11 Eus. dem. ev. 3,2,35 u. 1,1,2 mit Ulrich 1999, 79 f. 12 IJO 2.40 mit dem Kommentar von W. Ameling, vgl. dazu die Interpretationen von Kraabel 1982, 455, Cohen 1999, 78 und Carleton Paget 2010, 392 f. mit Anm. 40.

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ein zunächst als Volk galten, das über spezifische Bräuche verfügte, die sie von ihrer Umwelt unterschieden. Grundsätzlich entspricht die Übersetzung von Ioudaios/Iudaeus mit ›Judäer‹ für den Zeitraum von 70 bis 136 wohl eher dem Verständnis der Zeitgenossen als der heute stärker religiös konnotierte Begriff ›Jude‹. Wenn die römische Politik gegenüber den Ioudaioi/Iudaei in diesen Jahren untersucht wird, handelt es sich nicht in erster Linie um ›Religionspolitik‹, sondern um Politik gegenüber einer ethnischen Minderheit beziehungsweise in Iudaea um Provinzialpolitik, die jeweils religiöse Fragen mit beinhaltet. Für die Übertragung von Ioudaios/Iudaeus wird hier trotzdem am konventionelleren Begriff ›Jude‹ festgehalten, weil er im Gegensatz zu ›Judäer‹ mehrdeutig ist und sowohl den religiösen als auch den ethnischen Aspekt der Bedeutung einschließt. Damit entspricht er dem antiken Verständnis von Ioudaios/ Iudaeus eher als das eindimensionale ›Judäer‹. Sprachlich ist er eingängiger und erfüllt unter der hier dargestellten Betonung der ethnischen Komponente die Anforderungen für eine angemessene Übersetzung. Die Bezeichnung ›Jüdischer Krieg‹ als Fachbegriff für den großen jüdischen Aufstand in Iudaea von 66 bis 70/74 wird ebenfalls aus Gründen der Konvention beibehalten. Nur am Rande ist für die vorliegende Untersuchung eine Frage von Bedeutung, die in der Religionsgeschichte diskutiert wird und die die religiöse Dimen­sion von Ioudaios/Iudaeus betrifft, nämlich diejenige nach Einheit und Vielfalt des antiken ›Judentums‹: Es gab verschiedene jüdischen Gruppen – am bekanntesten sind die Pharisäer, die Sadduzäer und die Essener –, die die Überlieferung des Volkes jeweils unterschiedlich auslegten und lebten. Die Mehrheit der Juden ließ sich jedoch nicht direkt einer der Gruppen zuordnen und praktizierte ihr ›Judentum‹ in einer persönlichen, am zeitgenössischen Brauch ausgerichteten Ausgestaltung der überlieferten Tradition. Ein monolithisches, normatives ›Judentum‹ existierte deshalb nicht.13 Die interne religiöse Ausdifferenzierung rückte jedoch in der Konfrontation mit dem Römischen Reich in den Hintergrund: Im Konflikt mit dem auswärtigen Widersacher traten eher die Gemeinsamkeiten der jüdischen Gruppen hervor und ließen die Juden als Volk und Religionsgemeinschaft nach außen als Einheit erscheinen.14 Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass der Antagonismus zwischen Römern und Juden keine unüberwindbare Kluft darstellte: Einerseits bekundeten Angehörige des griechisch-römischen Kulturkreises auch in der hier untersuchten Zeitspanne Interesse an den jüdischen Traditionen und wurden, wenn sie es wünschten, als Proselyten aufgenommen. Andererseits war die griechischrömische Kultur für viele Juden anziehend und attraktiv: Juden besuchten etwa Theatervorstellungen, nahmen heidnische Gerichte in Anspruch oder dienten 13 Überblicke geben Goodman 2000 u. 2009 sowie Stemberger 2001; zu den im Alltag gelebten jüdischen Bräuchen vgl. McCready/Reinhartz 2008 und Berlin 2005. 14 Stemberger 2001, 198, vgl. Schwartz 2001, 8–12.

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im römischen Militär.15 Es liegt in der Natur der Sache, dass dies Minderheitenpositionen waren, die auf teils heftige Kritik in den eigenen Reihen stießen. Dennoch verdeutlichen sie die fließenden Übergänge zwischen den Kulturen und zeigen, wie René Bloch formuliert, dass die Juden »ein integraler Teil der antiken mediterranen Welt« waren.16 Fragt man nach der rechtlichen Stellung der Juden im Römischen Reich, ist man wiederum mit der Mehrdimensionalität der Bezeichnung Ioudaios/Iudaeus konfrontiert: Häufig findet man – wie etwa bei Theodor Mommsen – den Hinweis, dass die Juden den Status einer religio licita, einer ›erlaubten Religion‹, besessen hätten. Den Begriff hat allerdings erst Tertullian geprägt; er entstammt nicht der römischen Rechtstradition.17 Tatsächlich genossen die Juden seit der ausgehenden Republik verschiedene Rechte und Freiheiten im Römischen Reich, die ihnen jedoch als ethnos zukamen und nicht als Religionsgemeinschaft: Josephus trägt in seinen antiquitates eine Reihe von Dokumenten zusammen, mit denen er die Rechte der Juden demonstrieren will. Der problematische Überlieferungszustand hat zu Kritik an ihrer Echtheit und an der Arbeitsweise des Josephus geführt. Gleichzeitig ist aber nach intensiven Forschungen zu konstatieren, dass Josephus’ Überlieferung im Kern authentisch ist.18 In Bezug auf die jüdische Religion wurde dem jüdischen Volk seit Iulius Caesar von den römischen Herrschern immer wieder bestätigt, dass es nach seinen eigenen Bräuchen leben dürfe. Die regelmäßige Bestätigung solcher Zusagen war üblich und machte die Rechtsstellung der Juden bisweilen prekär, weil missgünstige Nachbarn immer wieder danach trachteten, das Praktizieren jüdischer Sitten zu unterbinden.19 Miriam Pucci ben Zeev charakterisiert die den Juden zugestandene Freiheit, nach den eigenen Bräuchen zu leben, nicht als Privileg im Wortsinn, sondern weist auf die römische Praxis hin, den Städten und Völkern des Imperiums die Pflege der überkommenen lokalen Traditionen und Gesetze zu gestatten, wenn sie nicht in Konflikt mit römischem Recht standen. Nicht ein ›Sonderrecht‹ ermöglichte also den Juden, im Römischen Reich die Vorschriften der Tora zu befolgen, sondern ein allgemeines Vorgehensmuster der römischen Politik.20 15 Zum Theater Weiss 1999 und Bloch 2009; zur Konsultation der römischen Gerichte Cotton 1998; zu Juden im römischen Militär Oppenheimer 2005 und Rocca 2010. 16 Bloch 2009, 81. 17 Tert. apol. 21,1, dazu Rajak 1984, 107, Schürer 1973–1986, Bd. 3, 117 mit Anm. 40, Isaac 2004, 449, Mason 2007, 512 und Koch 2013, 538–540. 18 Ios. ant. 14,185–267 u. 16,160–178; Laqueur 1920, 226–228 vermutet, Josephus habe selbst Archivstudien betrieben; Moehring 1975, 149 dagegen sieht die Beweislast bei denen, die für die Authentizität der überlieferten Dokumente argumentieren; heute geht man davon aus, dass Josephus auf bereits mehrfach kopiertes Material zurückgriff, vgl. Pucci Ben Zeev 1998, 366 f. und Rajak 2007, 179. 19 Pucci Ben Zeev 1998, 412–430 u. 460–468. 20 Ebd. 468.482.

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b) Forschungsgeschichte und Einordnung der Fragestellung in den Diskurs Wie einleitend ausgeführt, ist das römisch-jüdische Verhältnis in der Phase von 70 bis 136 durch drei Aufstände charakterisiert: den Jüdischen Krieg von 66 bis 70, den Aufstand der jüdischen Diaspora von 116 bis 117 sowie den Bar KochbaAufstand von 132 bis 136. Traditionell ist das Interesse der Wissenschaft an dieser Zeit groß, auch weil sie von grundlegender Bedeutung für verschiedene Forschungsfragen in Teilgebieten der Altertumswissenschaft ist: Die Jüdische Geschichte etwa verortet in ihr die Formierung des literarisch hochproduktiven rabbinischen Judentums, die Neutestamentliche Wissenschaft und die Alte Kirchengeschichte das Auseinanderdriften von Juden und Christen und ihre Entwicklung zu zwei eigenständigen Religionen. Die Alte Geschichte erarbeitet den historischen Rahmen für diese eher religionsgeschichtlichen Forschungsbereiche. Da Josephus, der wichtigste Quellenautor für die Rekonstruktion der jüdischen Geschichte, seine Darstellung mit dem Jahr 75 beendet, ist die Überlieferungslage für diese Zeitspanne knapp und problematisch, worauf noch eigens einzugehen sein wird. In der Regel wird deswegen die Periode von 70 bis 136 – für die eine praktisch nicht mehr zu überblickende Zahl an Forschungsbeiträgen existiert  – nicht monographisch behandelt, sondern entweder in chronologisch weitergefassten Werken oder in thematischen Spezialuntersuchungen. Eine Ausnahme stellt die spanische Promotionsschrift von José Ramón Ayaso Martínez aus dem Jahr 1990 dar, die vergleichsweise wenig Rezeption gefunden hat.21 Die grundlegenden Werke, die die Quellen fast vollumfänglich erschließen, bleiben weiterhin die englische Überarbeitung der klassischen Darstellung von Emil Schürer im ersten Band seiner ›Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi‹ und Mary Smallwoods ›The Jews under Roman Rule‹.22 Für die Alte Geschichte treten die Biographien der jeweiligen römischen Kaiser und Überblicksdarstellungen zum römischen Nahen Osten hinzu.23 Jün-

21 Ayaso Martínez 1990 behandelt die Provinz Iudaea in der Zeitspanne von 70 bis 132. 22 Schürer 1973–1986, Bd.  1, 514–557 ist die Aktualisierung von Schürer 1901–1909, Bd. 1, 642–704 durch G. Vermes und F. Millar; da die Überarbeiter soweit als möglich der ursprünglichen Darstellung folgen, verblieb die Bearbeitung unter Schürers Namen, vgl. Schürer 1973–1986, Bd.  1, vii; Smallwood 1976: da bei dem hier verwendeten Kurztitelsystem die Jahreszahl ein Indikator für den Forschungsstand ist und in der fotomechanisch reproduzierten zweiten Auflage von 1981 im Text nur äußerst geringfügige Änderungen eingearbeitet werden konnten – ein Meilensteinfund, der die legio II Traiana im Jahr 120 in Iudaea belegt (S. 422.436 f.) – wird nach der ersten Auflage zitiert. 23 Morgan 2006 zum Vierkaiserjahr, Levick 1999 zu Vespasian, Jones 1984 zu Titus, Jones 1992 und Gering 2012 zu Domitian, Grainger 2003 zu Nerva, Strobel 2010 zu Traian und Birley 1997 (die gekürzte deutsche Fassung von 2006 wird nicht verwendet) zu Hadrian, um nur die wichtigsten zu nennen. Grundlegend zum römischen Nahen Osten ist Millar 1993, vgl.

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gere Spezialuntersuchungen liegen für die jüdischen Aufstände von 116–117 und 132–136 vor, für die heidnischen Kulte in Iudaea, für die Evolution der römischen Provinzadministration und für die jüdischen Selbstverwaltungsstrukturen.24 Im Übrigen wird die Forschung durch Artikel in den einschlägigen Periodika und Sammelwerken vorangetrieben.25 Zu den am stärksten wahrgenommenen und einflussreichsten Studien der letzten Jahre gehören Seth Schwartz’ ›Imperialism and Jewish Society‹ und Martin Goodmans ›Rome and Jerusalem. The Clash of Ancient Civilizations‹. Das herausfordernde und kontrovers diskutierte Buch von Schwartz, das das jüdische Judäa von den Makkabäern im zweiten vorchristlichen Jahrhundert bis zur arabischen Eroberung im siebten nachchristlichen behandelt, stellt die Bedeutung der Fremdherrschaft für die Entwicklung der jüdischen Gesellschaft heraus. Der Periode von 70 bis 136 widmet Schwartz allerdings kein eigenes Kapitel; er fasst die Veränderungen dieser Jahre nur knapp zusammen: Mit dem Ende des Jüdischen Krieges seien die drei Säulen, auf denen das Judentum zur Zeit des zweiten Tempels ruhte – Gott, Tempel und Tora – und die bisher von den Fremdherrschern gestützt wurden, zusammengebrochen. Durch die hohe jüdische Opferzahl im Krieg und die fortschreitende Romanisierung habe sich das ehemals jüdische Reich derart entwickelt, dass es sich von den anderen Provinzen des Imperium Romanum kaum noch unterschied. Nach dem gescheiterten Bar Kochba-Aufstand sei das Judentum endgültig erschüttert gewesen und hätte seine Integrationskraft bis zur Christianisierung des Römischen Reiches im vierten Jahrhundert verloren. Die Rabbinen, denen traditionell die Wiederaufrichtung des Judentums nach dem Jahr 70 zugeschrieben wird, seien eine marginale Gruppe gewesen, die keinen nennenswerten Einfluss auf die jüdische Gesellschaft in dieser Zeit hätten nehmen können. Schwartz’ Interpretation zufolge fand in der relativ kurzen Zeit zwischen dem Jüdischen Krieg und dem auch Sartre 2005. Konzise aktuelle Überblicke und Literaturverweise bietet zudem die ›Cambridge Ancient History‹, Bd. 11.2, von 2000 (hg. v. A.K Bowman u. a.) und die ›Cambridge History of Judaism‹, Bd. 4, von 2006 (hg. v. S. Katz u. D. Goodblatt). 24 Zu den Aufständen: Schäfer 1981 und P. Schäfer (Hg.): ›The Bar Kokhba War Reconsidered. New Perspectives on the Second Jewish Revolt against Rome‹, Tübigen 2003, Pucci Ben Zeev 2005a und Horbury 2014, vgl. auch Witulski 2012, 178–304; zu den heidnischen Kulten Belayche 2001; zur römischen Provinzadministration Eck 2007b und Labbé 2012; zur jüdischen Selbstverwaltung Choi 2013. 25 Herausgehoben seien neben dem in der vorausgehenden Fußnote genannten, von P. Schäfer 2003 herausgegebenen Band: J. Edmondson u. a. (Hg.): ›Flavius Josephus and Flavian Rome‹, Oxford 2005 und die gesammelten Forschungsbeiträge von B. Isaac (›The Near East under Roman Rule‹, Leiden 1998), A. Oppenheimer (›Between Rome and Babylon‹, Tübingen 2005) und W. Eck (›Judäa, Syria Palästina‹, Tübingen 2014). Wegen der Aktualisierung der wiederabgedruckten Aufsätze von Isaac (durch Postskripts) und Eck (direkt im Text) bzw. der Übersetzung einiger ›klassischer‹ hebräischer Untersuchungen Oppenheimers sind diese Bände den ursprünglichen Publikationen vorzuziehen.

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Bar Kochba-Aufstand ein fundamentaler Wandel in Iudaea statt, der das ehemalige jüdische Reich zu einer normalen römischen Provinz machte, in der das Judentum keine herausgehobene Rolle mehr spielte.26 Martin Goodman, gleichermaßen anerkannter Spezialist für die römische wie für die jüdische Geschichte, hat  – anders als Schwartz  – eine ausführliche Darstellung der Spanne von 70 bis 136 vorgelegt: Seiner Analyse zufolge herrschte zwischen Römern und Juden bis zum Jahr 70 ein weitgehend unbelastetes Verhältnis, das sich erst mit dem ausgehenden Krieg in Iudaea und der schicksalhaften Zerstörung des Jüdischen Tempels abrupt änderte: Im Vier­ kaiserjahr 69 wurde mit Vespasian der römische Oberbefehlshaber im Aufstand in Iudaea Princeps, ein Mann aus einer unbedeutenden Familie, der für sich und seinen präsumtiven Nachfolger, seinen Sohn Titus, zur Machtfestigung in Rom möglichst viel Prestige durch die Darstellung des Sieges in Iudaea gewinnen wollte. Im flavischen Rom erreichte der Judenhass schließlich einen Höhepunkt, der das Ende der Flavier mit dem Tod Domitians überdauerte: Nach dem kurzen Prinzipat Nervas, welcher judenfreundlich agierte, kam mit Traian ein Mann an die Spitze des römischen Staates, dessen Vater dank flavischer Unterstützung eine glänzende Karriere gemacht hatte. Unter ihm und seinem Adoptivsohn Hadrian lebte der spezifisch flavische Judenhass wieder auf und erlebte mit der Gründung der Kolonie Aelia Capitolina an der Stelle des zerstörten Jerusalems einen Kulminationspunkt, der zum Bar Kochba-Aufstand führte. Für die Untersuchung des römisch-jüdischen Verhältnisses von 70 bis 136 richtet Goodman wie Schwartz, nur ausführlicher, den Fokus auf die Fremdherrschaft und die innerrömischen Faktoren, die die Entwicklungen dieser Jahre entscheidend bestimmten. Das Ende der iulisch-claudischen Dynastie und der Aufstieg der Flavier mitsamt der Inszenierung des Sieges in Iudaea sind zweifellos von prägender Bedeutung. Gleichzeitig hat sein Deutungsansatz, der eine Kontinuität des spezifisch flavischen Judenhasses bis ins zweite Jahrhundert annimmt, eher kritische Würdigung erfahren.27 Die vorliegende Untersuchung, die im Rahmen eines Kollegs zur Generationenforschung entstanden ist, schließt an diesem letzten Punkt an und hat die Zielsetzung, die Auswirkungen der flavischen Herrschaft auf das römisch-jüdische Verhältnis vom Ende des Jüdischen Krieges im Jahr 70 bis zum Ende des Bar Kochba-Aufstands zu analysieren: Lässt sich tatsächlich eine Kontinuität eines spezifisch flavischen Verhältnisses zu den Juden über das Dynastie 26 Schwartz 2001, 101–110, bes. 104: »Jewish Palestine between c. 100 and 350 scarcely differed from any other high imperial provincial society«, ausführlich besprochen durch Millar 2006, bes. 142–144 zur Zeit 70–135 und Miller 2007, 336–351, vgl. auch die Rezensionen von E. Baltrusch (Plekos 5, 2003, 29–33), M. Williams (CR 54, 2004, 506–508) oder B. McGing (JRS 95, 271–273). 27 Goodman 2007a, 445–511, ausführlich besprochen durch Carleton Paget 2009, Gruen 2009b und Schwartz 2009, vgl. auch Horbury 2011, 184–191 u. 2014, 96 f.132–135.

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ende hinaus bis in das zweite Jahrhundert nachweisen und, falls nicht, was bestimmte dann die römische Politik gegenüber den Juden? Für die Beantwortung dieser Frage ist es zunächst grundlegend, das Verhältnis der drei flavischen Kaiser zu den Juden herauszuarbeiten: Welche Rolle spielte der Aufstand in Iudaea für den Aufstieg der neuen Herrscherdynastie und welchen legitimatorischen Nutzen schlugen Vespasian, Titus und Domitian jeweils aus der Inszenierung des flavischen Sieges? Zu unterscheiden ist dabei zwischen Vespasian und Titus, die den Oberbefehl beziehungsweise den stellvertretenden Oberbefehl in Iudaea innehatten und deswegen ihre eigenen militärischen Erfolge öffentlich darstellten, und Domitian, der die Zeit des Aufstands in Rom verlebte und später nie die Provinz betrat: Er profitierte von dem kultivierten Bewusstsein um die Verdienste seiner Familie und musste sich gleichzeitig mit den daraus erwachsenden Ansprüchen auseinandersetzen.28 Für alle drei Flavier ist zu prüfen, ob es eine Korrelation zwischen der Siegesdarstellung und ihrer Politik gegenüber den Juden im Römischen Reich und speziell in Iudaea gab. Die Ermordung Domitians und das damit verbundene Ende der flavischen Dynastie wurde in der römischen Oberschicht als Bruch inszeniert, wie besonders der Panegyricus des jüngeren Plinius auf Traian zeigt. Für den kurzen Prinzipat Nervas ist dessen Politik gegenüber den Juden zu untersuchen und schließlich zu prüfen, ob sich für Traian eine  – womöglich über seinen leiblichen Vater vermittelte  – Kontinuität zu einer spezifisch flavischen Haltung gegenüber den Juden nachweisen lässt.29 Hadrian gelangte während der Krise des von Rom verlorenen Partherkrieges an die Macht und war unter anderem mit den Folgen des Aufstands der jüdischen Diaspora konfrontiert. Gegen Ende seiner Herrschaft kam es in Iudaea zum Bar Kochba-Aufstand, dessen Folgen für die Provinz verheerender waren als die des Aufstands im ersten Jahrhundert. Durch diese beiden kriegerischen Auseinandersetzungen, durch seinen Provinzbesuch in ­Iudaea und durch die Gründung der Bürgerkolonie Aelia Capitolina am Ort des zerstörten Jerusalems betrieb Hadrian eine deutlich aktivere Politik gegenüber den Juden als seine Vorgänger. Seine Maßnahmen sind im Kontext der hadrianischen Regierungszeit und vor dem Hintergrund des römisches Verhältnisses zu den Juden seit den Flaviern zu analysieren.

28 Zur Legitimation über die Familie vgl. Brandt u. a. 2009, bes. die Zusammenfassung von U. Siewert, 329–344. 29 Jureit 2006, 70–85 zu Transgenerationalität und zur Übertragung generationeller Erfahrungen.

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c) Gliederung der Untersuchung Der erste Teil  der Untersuchung widmet sich der flavischen Zeit. Den Ausgangspunkt bildet das sogenannte Vierkaiserjahr, der Bürgerkrieg nach dem Tod ­Neros im Jahr 68: Der damit einhergehende Untergang der iulisch-claudischen Dynastie stellte eine veritable Krise für das Römische Reich und den von Augustus begründeten Prinzipat dar. Es ist zu untersuchen, wie die Herrschaftsprätendenten dieser Zeit versuchten, ihre Machtansprüche zu begründen und durchzusetzen. In diese Umbruchsphase ist der Aufstieg der flavischen Dynastie, der untrennbar mit dem Aufstand in Iudaea verwoben ist, einzuordnen und die Legitimationsstrategie Vespasians in seinen ersten Jahren genauer zu erforschen. Instruktiv dafür ist sein Aufenthalt in Alexandria im Jahr 70 und der Triumphzug anlässlich seines Sieges in Iudaea 71. Anschließend wird geprüft, welche Bedeutung der Sieg über die Juden für die drei flavischen Kaiser Vespasian, Titus und Domitian während ihrer Herrschaft hatte. Nach der auf Rom zentrierten Perspektive ist ein Blick auf Iudaea in der flavischen Zeit zu werfen. Es ist zu fragen, warum der Jerusalemer Tempel zerstört wurde und inwieweit hinter seiner Nichtwiedererrichtung eine (religions-)politische Entscheidung stand. Welche Änderungen brachte die jüdische Niederlage für die Administration des Aufstandsgebiets mit sich und wie wurde mit den religiösen Sensibilitäten der einheimischen Bevölkerung umgegangen? Kam es zu einem programmatischen Romanisierungsschub? Es ist zu prüfen, ob das Land der Aufständischen, wie Josephus nahezulegen scheint, nach dem Krieg weitgehend in kaiserlichen Besitz überging, eine Entwicklung, die die einheimische jüdische Bevölkerung zu Pächtern ihres ehemaligen Grundes gemacht, ihrer dauerhaften Verarmung Vorschub geleistet und dadurch künftiges Konfliktpotential geschaffen hätte. Ebenso ist zu prüfen, inwieweit Rom nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels, mit der die hohepriesterliche Elite ihre Machtbasis verlor, jüdische Selbstverwaltungsstrukturen in Iudaea unterstützte. Im darauffolgenden Punkt schwenkt der Fokus von Iudaea auf die römische Politik gegenüber den Juden im Römischen Reich. Zunächst ist das Schlaglicht auf die jüdische Diaspora zu richten, also die Gebiete, die nicht oder nur indirekt vom Krieg in Iudaea betroffen waren, und es ist zu prüfen, ob sich die Rechtslage der dort lebenden Juden in Bezug auf die Freiheit, ihre Bräuche zu pflegen, unter der flavischen Ägide veränderte. Die markanteste Neuerung stellte für sie und für die Juden von Iudaea gleichermaßen die Einführung einer Judensteuer durch Vespasian dar, die wie eine Kollektivstrafe für das aufständische Volk wirkt. Die Hintergründe dieser fiskalischen Maßnahme Vespasians sind genauso zu erörtern wie die Einzugspraxis unter Domitian. Letzterer galt lange als größter Judenfeind unter den flavischen Kaisern – eine Position, die zunehmend in Frage gestellt wird. Neben dem harten Judensteuereinzug unter Domitian ist dessen Vorgehen gegen Atheismus, worunter Cassius Dio das

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Sympathisieren mit jüdischen Bräuchen rechnet, vor der neuen Beurteilung des Kaisers in der Forschung zu prüfen. Im Anschluss daran ist das flavische Verhältnis zu den jüdischen Eliten zu untersuchen: Zumindest der herodianische Klientelkönig Agrippa II. und seine Schwester Berenike hatten sich bis zum Krieg in Iudaea als Sachwalter jüdischer Angelegenheiten geriert. Der jüdische Priester und Aufstandsgeneral Josephus wirkte bis in die neunziger Jahre des ersten Jahrhunderts als jüdischer Schriftsteller in Rom. Sie alle standen in einem direkten Verhältnis zu den drei flavischen Kaisern. Den Abschluss dieses Teils bildet ein Ausblick auf die griechisch-römische und die jüdische Literatur aus dem Zeitraum von 70 bis 136: Ziel dabei ist, die gegenseitige Wahrnehmung von Römern und Juden in einem Überblick darzustellen. Der zweite Teil behandelt die Zeit Nervas und Traians. Nach der Ermordung Domitians stellte Nervas kurzer Prinzipat eine Übergangsphase dar: Nerva bemühte sich, Distanz zur Herrschaft seines Vorgängers zu gewinnen, und setzte sich von denjenigen politischen Maßnahmen Domitians ab, die als ungerecht empfunden wurden. Es gilt zu überprüfen, inwieweit Nerva im Vergleich zu den Flaviern oder zumindest zu Domitian eine offenere Haltung gegenüber den Juden einnahm. Es ist umstritten, ob er nur den teils ungerechtfertigten Einzug der Judensteuer durch die zuständige Finanzbehörde beendete oder ob er die Sondersteuer ganz abschaffte. Für die Beurteilung der Kontinuität der römischen Politik gegenüber den Juden kommt Nervas kurzer Regierungszeit entscheidende Bedeutung zu. Anhand der gewonnenen Ergebnisse ist Traians Politik gegenüber den Juden zu untersuchen, wobei sich eine Zweiteilung anbietet: Zunächst ist die Zeitspanne von seinem Regierungsantritt bis zum Aufbruch in den Partherkrieg 113 zu besprechen und zu prüfen, ob sich für Traian ein Anknüpfen an die flavische Politik gegenüber den Juden ausmachen lässt. Schließlich ist mit dem Partherkrieg von 113–117 die Zeit zu betrachten, in der der Aufstand der jüdischen Diaspora in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern ausbrach. Beide Auseinandersetzungen sind aufs engste miteinander verknüpft. Für die Beurteilung der Interdependenzen ist eine ausführliche Diskussion der Chronologie der Ereignisse notwendig, die aufgrund der Überlieferung umstritten ist. Nur so sind Ursachen und Wirkungen richtig einzuschätzen beziehungsweise nur so werden die Fundamente von Forschungsannahmen sichtbar, auf denen teils weitreichende Hypothesen ruhen. Ausnehmend schlecht ist die Quellenlage für Iudaea in diesen Jahren. Ob es auch dort zu Unruhen unter den Juden kam, ist umstritten. Klar ist lediglich, dass mit dem ausgehenden Partherkrieg eine zweite Legion dauerhaft in der Provinz, in Galiläa, stationiert wurde. Die möglichen Gründe dafür sind vor dem Hintergrund des für die Römer verlustreichen Krieges zu erörtern und in Beziehung zur Lage in Iudaea zu setzen, soweit sie erschließbar ist. Der dritte Teil der Untersuchung widmet sich dem Prinzipat Hadrians, der als Nachfolger seines Adoptivvaters Traian zunächst politisch einen schweren Stand

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hatte, weil der Rückzug im aussichtslos gewordenen Krieg im Osten stärker mit ihm als mit seinem Vorgänger verbunden wurde, der bis zuletzt nur Siegesmeldungen nach Rom gesandt hatte. Hadrians Machtsicherung und sein Umgang mit dem verlorenen Krieg, insbesondere den Folgen des jüdischen Diasporaaufstands, werden zunächst untersucht. Dabei ist vor allem von Interesse, ob sich deswegen eine negative Vereinnahmung Hadrians gegenüber den aufständischen Juden nachweisen lässt. Ausführlich wird die römische Politik in Iudaea besprochen: Zuerst wird geprüft, inwieweit sich Hadrian vor seinem Provinzbesuch 130 mit der Situation dort befasste. An der dauerhaften Stationierung einer zweiten Legion in der Provinz war er sicher beteiligt. Danach wird die Gründung der Kolonie Aelia Capitolina diskutiert, die dem Anschein nach 130 erfolgte – die vorliegenden Quellen für die Datierung sind zu untersuchen. Die Stadtgründung ist in den Kontext von Hadrians Städtepolitik einzuordnen und im Zusammenhang mit der provinzialen Entwicklung seit der flavischen Zeit zu besprechen. Die Gründung der Aelia Capitolina gilt als eine der Hauptursachen für den Ausbruch des Bar Kochba-Aufstands im Jahr 132. Deswegen ist zu erörtern, inwiefern antijüdische Motive bei der Stadtgründung eine Rolle spielten: Ab wann wurden heidnische Kulte im Gebiet der ehemals heiligen Stadt der Juden eingeführt und welche Rolle spielten sie? Ist der neue, auf den höchsten römischen Gott verweisende Stadtname als bewusste Spitze gegen die Juden zu verstehen? Wurde gar der Ort des Jüdischen Tempels durch einen Iuppitertempel überbaut? Als weiterer Auslöser des Krieges gilt ein hadrianisches Beschneidungsverbot, das die in ihrer Religionsausübung eingeschränkten Juden zum Aufbegehren gegen die repressive Politik Roms gebracht habe: Überliefert ist es allerdings nur in der bezüglich ihrer historischen Zuverlässigkeit nicht über alle Zweifel erhabenen Historia Augusta; manche Gelehrte vermuten, dass es in einem hadrianischen Kastrationsverbot inkludiert war. Da die Quellenlage zum römischen Beschneidungsverbot im zweiten Jahrhundert relativ günstig ist, kann diese Diskussion auf ein vergleichsweise breites Fundament gestellt werden. Im Anschluss ist der Bar Kochba-Aufstand aus der jüdischen Perspektive zu betrachten. Durch Münzen und Papyri liegen zeitgenössische Quellen für die Ideologie der Aufständischen vor, die das bisher gewonnene Bild ergänzen. Der letzte Punkt der Untersuchung wendet sich wieder der römischen Politik zu und gibt einen Überblick über den Krieg, in dessen Verlauf die Römer hohe Verluste erlitten und der Situation nur mühsam Herr wurden. Zweierlei ist dann eingehender zu besprechen: Aus rabbinischen Quellen ist eine sogenannte Hadrianische Verfolgung rekonstruiert worden; in Bezug auf sie sind die römischen Repres­ sionen gegenüber den Juden im und nach dem Krieg zu untersuchen. Danach ist ein Blick auf die römischen Feierlichkeiten anlässlich des hart erkämpften Sieges in Iudaea zu werfen, die – im Vergleich mit denen im Jahr 71 unter den Flaviern – äußerst bescheiden ausfielen: Sie sind in Zusammenhang mit der jeweiligen Ideologie des herrschenden Kaiserhauses zu diskutieren.

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d) Quellen Wie skizziert ist die Entwicklung der Provinz Iudaea von 70 bis 136 und das römisch-jüdische Verhältnis in diesen Jahren ein stark interdisziplinär bearbeitetes Thema. Für diese Zeit liegt eine Vielzahl von Quellen unterschiedlichster Gattungen vor: Neben die literarischen Quellen – antike Historiker, Kirchenschriftsteller und rabbinische Schriften  – treten Inschriften, Papyri, Münzen und archäologische Befunde. Eine Herausforderung für die historische Rekonstruktion dieser Zeitspanne stellt das Fehlen konsistenter Berichte sowohl von römischer als auch von jüdischer Seite dar. Dies führt dazu, dass für einzelne Fragen oft nur disparate Quellen vorliegen, die teils widersprüchlich sind und mehrere Deutungen zulassen. Deswegen ist es unerlässlich, in der Darstellung soweit als möglich auf die Vielzahl der gelehrten Hypothesen zu verweisen und alternative Deutungen kenntlich zu machen. Ein vergleichsweise ausführlicher Anmerkungsapparat ist dafür in Kauf zu nehmen. An dieser Stelle soll ein knapper Überblick über das vorhandene Quellenmaterial ge­geben werden. Von zentraler Bedeutung für die Zeit von 70 bis 136 ist die achtzig Bücher umfassende ›Römische Geschichte‹ des Bithyniers Cassius Dio, weil sie als einzige Quelle eine durchgehende Darstellung aus einer Feder enthält. Dio, dessen Vater bereits den curus honorum bis zur Prätur durchlaufen hatte, war zweifacher Konsul und verfasste sein historisches Werk im frühen dritten Jahrhundert aus senatorischer Perspektive.30 Welche Quellen er für diese Zeit zu Rate gezogen hat, ist unklar: Ob er Tacitus und Sueton benutzt hat, ist umstritten und muss wohl verneint werden. Für das frühe zweite Jahrhundert verwendete er höchstwahrscheinlich die Parthica Arrians; die Nutzung der verlorenen Autobiographie Hadrians gibt er selbst an.31 Die für die vorliegende Arbeit wichtigen Bücher 63–69, die die Zeit vom Vierkaiserjahr bis zum Tod Hadrians behandeln, sind nicht direkt erhalten, sondern nur über die Epitome der Byzantiner Johannes Xiphilinus und Johannes Zonaras sowie durch anderweitig überlieferte Zitate auf uns gekommen. Die wichtigste Grundlage für die Rekonstruktion bildet dabei der Auszug des Xiphilinus aus dem elften Jahrhundert.32 Da die Bücher 36–60 des Cassius Dio vollständig erhalten sind sowie die Epitome des Xiphilinus für die Bücher 36–80 vorliegen, ist es möglich, die Arbeitsweise des byzantinischen Mönches zu analysieren. Konrat Ziegler fasst sie folgendermaßen zusammen: »Er hat oft ihm minder wichtig Scheinendes übersprungen, oft nur abgerissene Notizen aneinandergereiht und sich einer schematischen 30 Hose 2007 mit einem Überblick; zu Dios politischer Karriere Millar 1964, 24–27. 31 Dio 66,17,1 u. 69,11,2; Millar 1964, 34.60–72 und Hillen 2007, 42 f.; Schwartz 1899, 1714 f. zu Sueton und T ­ acitus. 32 Hillen 2007, 45–50 mit einem Überblick; Ziegler 1967 zu Xiphilinus.

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Disposition bedient … Hin und wieder hat X[iphilinus] eigene Zusätze eingefügt.« Gerade in der oft den Wortlaut bewahrenden Auswahl und Zitation des Originaltextes und in seiner eher zurückhaltenden Paraphrasierung des Materials liegt der Wert seiner Epitome.33 Für das Vierkaiserjahr und den Aufstieg der Flavier stellen Tacitus’ ›Historien‹ die ausführlichste und wichtigste Quelle dar. Der römische Senator verfasste das Werk, das die flavische Zeit behandelt, im ersten Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts. Da die Historien jedoch – abgesehen von wenigen Fragmenten – nur für die Jahre 69 und 70 erhalten sind und im fünften Buch, vor dem Bericht über die Eroberung Jerusalems, abbrechen, bleibt der jüdische Schriftsteller Josephus der wichtigste Zeuge für die Ereignisse vom Fall Jerusalems bis zum Bau des templum pacis in Rom im Jahr 75.34 Josephus, ein Jerusalemer Aristokrat und Priester, wirkte zunächst als jüdischer General in Gali­läa, bevor er 67 in Kriegsgefangenschaft geriet und dort schließlich mit der römischen Heeresführung kooperierte. Als Lohn erlangte er die Freiheit und das römische Bürgerrecht. Er wirkte bis in die neunziger Jahre als Schriftsteller in Rom und verfasste dort nach dem ›Jüdischen Krieg‹ (bellum Iudaicum) die ›Jüdischen Altertümer‹ (antiquitates Iudaicae), seine vita und contra Apionem  – oder angemessener ›Über die Ursprünglichkeit des Judentums‹ –, eine Verteidigung der jüdischen Traditionen gegenüber antijüdischen Vorurteilen. Auch wenn seine historische Darstellung mit dem Jahr 75 endet, stellt sein Gesamtwerk eine bedeutsame Quelle für die Zeit bis zur Jahrhundertwende dar.35 Biographien der Prätendenten des Vierkaiserjahres und der flavischen Herrscher finden sich in Suetons de vita Caesarum. Der römische Ritter durchlief eine zivile Karriere seit traianischer Zeit und verlor unter Hadrian seine Stellung als ab epistulis am Kaiserhof. In der Folgezeit widmete er sich der literarischen Tätigkeit.36 Die spätantike Historia Augusta, die vorgibt, von sechs Biographen verfasst zu sein, jedoch aus der Feder eines Autors stammt, der wohl Ende des vierten Jahrhunderts schrieb, schließt zwar an das Werk Suetons an und setzt es fort, allerdings unter Auslassung der Viten von Nerva und Traian.37 Für diese beiden Kaiser ist die Überlieferungslage deswegen vergleichsweise schlecht. Die vita Hadriani enthält wie das Gesamtwerk zwar Fiktionen und Falschinformationen  – ein literarisches Charakteristikum der Biographiensammlung  –, gilt

33 Ziegler 1967, 2133, vgl. Millar 1964, 2 u. 195–203 (= Appendix 1: ein Textvergleich des erhaltenen Dio-Buches 54 mit den Epitome desselben durch Xiphilinus und Zonaras). 34 Birley 2000 und Schmal 2005, 14–21. 35 Verwiesen sei hier nur auf die klassischen Einführungen zu Josephus von Rajak 2002 [1983] und Bilde 1988 und auf Price 2011a. 36 AE 1953.73 (Hippo Regius) und HA Had. 11,3, dazu Townend 1961b und Wardle 2002. 37 Brandt 1996, 21–26.35–38 und Fündling 2006, Bd. 1, 31–40.58–67 zu Texteinheit und Datierung.

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jedoch als eine der historisch zuverlässigeren Kaiserdarstellungen. Sie ist mit der angemessenen Sorgfalt und Vorsicht zu benutzen.38 Den einfachsten ersten Zugang zu weiteren griechisch-römischen Quellen, die sich mit den Juden und mit Iudaea beschäftigen, gibt das monumentale Werk von Menahem Stern ›Greek and Latin Authors on Jews and Judaism‹. Neben einer Einführung zu den Autoren enthält es die Quellen im Originaltext und in englischer Übersetzung sowie einen ausführlichen Kommentar.39 Die verstreuten und teils nur in orientalischen Sprachen vorliegenden Quellen zum Aufstand der jüdischen Diaspora im frühen zweiten Jahrhundert hat Miriam Pucci Ben Zeev im Originaltext mit Übersetzung und Kommentar in ihrem grundlegenden Werk ›Diaspora Judaism in Turmoil 116/117: Ancient ­Sources and Modern Insights‹ zusammengestellt.40 Die wichtigsten historischen Quellen aus christlicher Hand stammen von Eusebius von Caesarea, der die Christenverfolgung des frühen vierten Jahrhunderts und die daran anschließende Konstantinische Wende erlebte. Sein Blick auf die Geschichte ist deshalb theologisch von dieser – aus seiner Sicht – Evolution der Heilsgeschichte geprägt. Die Grundlage seiner historischen Arbeit bildet die Zusammenstellung einer noch von ihm mehrfach überarbeiteten Chronik, die mit der Weltschöpfung beginnt und Profan- und Kirchengeschichte nebeneinander stellt. Erhalten ist sie nicht direkt, sondern nur durch eine er­ weiterte lateinische Fassung des Hieronymus und durch eine armenische Übersetzung.41 Die gesammelten Daten dienten Eusebius später als Grundgerüst für die Ausgestaltung seiner Kirchengeschichte, mit der er eine neue Literaturgattung schuf. Für die Gestaltung des Stoffes griff er jedoch zum Teil auf andere Autoren als in der Chronik zurück, was Unterschiede zwischen beiden Werken erklärt. Unter anderem zitiert Eusebius in der Kirchengeschichte nicht erhaltene ältere Schriften beinahe wörtlich.42 Das Schicksal der Juden, das diese unmittelbar nach [dem] Anschlag auf unseren Erlöser getroffen hat, ist für ihn, wie er in seiner Einleitung ausführt, von besonderem Interesse und er verfolgt es intensiv bis zur jüdischen Niederlage im Bar Kochba-Aufstand:43 Er erblickt darin die göttliche Strafe für die Hinrichtung Christi durch das ursprüngliche Gottesvolk, das trotz der besonderen Zuwendung des Herrn den Erlöser nicht 38 HA Aurel. 2,2 enthält die Fiktionsaufforderung scribe … ut libet; Syme 1971a, passim, bes. 270 zu den Fiktionen und der grundsätzlich guten Quellenbasis für die vita Hadriani; Fündling 2006, 78–87, bes. 85 äußerte sich in Bezug auf den Fiktionsgehalt der HA Had. pessimistischer als die Gelehrten vor ihm. 39 Stern 1976–1984; die Quellenstellen werden hier unter der Abkürzung ›GLAJJ‹ zitiert. 40 Pucci Ben Zeev 2005a, 3–119; die zusammengestellten Quellen werden unter dem Kürzel ›DJT‹ zitiert. 41 Winkelmann 1991, 88–104; Burgess 2002.; zu Eusebius’ Geschichtsverständnis Timpe 2001, 105–113. 42 Winkelmann 1991, 105–115. 43 Eus. hist. eccl. 1,1,2, vgl. 4,1,2 u. 4,6,4.

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erkannte. Auch wenn Eusebius’ Darstellung durchaus antijüdische Züge trägt, referiert er das über die Juden gekommene Unheil weitgehend ohne Schadenfreude oder Häme. Göttliche Bestrafung ist für ihn kein Zeichen der endgültigen Verworfenheit, sondern des weiter in Beziehung stehens mit Gott  – die Christenverfolgung Diokletians deutet er entsprechend.44 Eine Herausforderung sui generis stellt der Umgang mit rabbinischem Material auch aufgrund der Dynamik und Kontroversen im Fachbereich der Jüdischen Studien seit ungefähr 1970 dar. Bevor auf diese kurz eingegangen wird, ist ein knapper Überblick über die wichtigsten rabbinischen Werke und über einige Fachbegriffe der Judaistik zu geben:45 Die Mischna (›Wiederholung‹) fasst, gegliedert in sechs Ordnungen, Traktate zusammen, die sich mit dem jüdischen Religionsgesetz, der Halacha, befassen. Sie bildet die Grundlage für die rabbinischen Diskussionen in den Talmudim. Nach allgemeiner Auffassung wurde sie um das Jahr 200 unter R. Jehuda ha-Nasi in Galiläa kompiliert. Etwas jünger ist die Tosefta (›Ergänzung‹), die in ihrem Aufbau der Mischna folgt, aber nie deren Bedeutung erlangte. Der Jerusalemer Talmud (Yerushalmi) wurde in Palästina in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts abgeschlossen, der Babylonische Talmud (Bavli) jenseits des Euphrat im sechsten oder siebten. Im Vergleich zur Mischna, die sie erklären, diskutieren und ergänzen, enthalten die Talmudim deutlich mehr erzählerisches Material (Aggada). Die rabbinische Auslegung der biblischen Bücher enthält der hauptsächlich in Palästina entstandene Midrasch (›Auslegung‹). Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte bezüglich der Frage des historischen Herangehens an die religiösen rabbinischen Texte, die als Gattung praktisch keinerlei Interesse an Geschichtsschreibung zeigen, kann hier nur unzureichend umrissen werden.46 Ganz grundsätzlich stehen sich der traditionelle und der kritische Ansatz gegenüber: Der traditionelle übernimmt die vorliegenden Informationen für historische Sachverhalte einfach oder unter teils methodisch willkürlichen Abwägungen.47 Zugrunde gelegt ist in der Regel die Annahme, dass hinter den offensichtlich legendenhaft ausgestalteten Erzählungen ein wahrer Kern zu finden sei. Diesen angemessen freizulegen ist jedoch oft problematisch: Menahem Mor weist beispielhaft darauf hin, dass Shmuel Abramski und Shmuel Yeivin in älteren hebräischen Studien zum Bar Kochba-Aufstand anhand derselben Quelle (EkhR 2,4) zu einem konträren Befund kommen, 44 Winkelmann 1991, 114 und Ulrich 1999, 134–146. 45 Dazu Stemberger 2011: Die von H. L. Strack begründete und von G. Stemberger fortgeführte ›Einleitung in Talmud und Midrasch‹, zuletzt in neunter, vollständig neubearbeiteter Auflage erschienen, ist die grundlegende Einführung in die rabbinische Literatur. 46 Verwiesen sei hier auf die Aufsätze zum Thema ›Rabbinic Sources for Historical Study‹ in Neusner/Avery-Peck 1999, 123–230 und auf Alexander 2010. 47 Neusner 1979, 4–16, Schäfer 1986, vgl. auch den Forschungsüberblick von Hezser 1997, 1–42.

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nämlich einerseits zur Kooperation der Samaritaner mit den Römern und andererseits zur Teilnahme der Samaritaner am Aufstand gegen Rom. Selbst bei einer ausgefeilteren Methodik ist, wie Stemberger betont – je nach Akzeptanz von Forschungsmeinungen – ein gewisses Maß an Willkür nicht auszuschließen.48 Seit den 1970er Jahren hat sich, ausgehend von biographischen Forschungen, die Erkenntnis durchgesetzt, dass es unmöglich ist, kohärente Lebensläufe von einzelnen Rabbinen zu rekonstruieren: Die nicht vorhandene Systematik des Corpus der rabbinischen Schriften, ihre kollektive Natur, die dem Individuum kaum Raum lässt, und die Formelhaftigkeit der Sprache verhindern dies.49 Das gewachsene Problembewusstsein bei der Verwendung rabbinischer Schriften für historische Zwecke darf freilich nicht in der Aufgabe des historischen Studiums rabbinischer Dokumente enden, so Günter Stemberger, der als Mittelweg zwischen unkritischer Quellengläubigkeit und historischem Nihilismus einen moderaten Skeptizismus fordert.50 Für die Arbeit mit rabbinischen Schriften sind folglich einige Grundsätze zu beherzigen: Für die Zeit von 70 bis 136 haben Quellen aus der sogenannten tannaitischen Zeit (vom ersten Jahrhundert bis ins frühe dritte), vor allem also die Mischna und die Tosefta, Priorität gegenüber späteren. Zwar können auch spätere Schriften historische Informationen überliefern, allerdings ist es ungleich schwieriger, diese zuverlässig zu identifizieren. Rabbinennamen helfen bei der Datierung von Traditionen, jedoch verbürgen sie nicht allein eine sichere zeitliche Bestimmung. Baraitot (in späteren Sammlungen überlieferte Aussagen von Tannaiten) sind mit Vorsicht zu behandeln und können nicht – so ein Axiom der älteren Forschung  – als in jedem Fall authentisch gelten.51 Deswegen müssen Schlussfolgerungen insbesondere der älteren Literatur anhand der Quellen überprüft werden  – was freilich sowieso selbstverständlich sein sollte. Wo immer es möglich ist, ist die rabbinische Überlieferung durch parallele Quellen zu bestätigen oder zumindest zu kontextualisieren. Nur auf rabbinischen Informationen beruhende Schlüsse gilt es für die vorliegende historische Rekonstruktion zu vermeiden.52 Das Bild, das sich aus den literarischen Quellen ergibt, ergänzen, bestätigen und korrigieren Inschriften, Papyri, Münzen und archäologische Befunde. In den letzten Jahren ist eine Vielzahl von Editionen und Neueditionen erschienen, die das Studium der Zeit von 70 bis 136 bereichern. Auf die wichtigsten ist kurz hinzuweisen. 48 Mantel 1967/68, 274 formuliert: »the Haggadah is not to be understood literally, but symbolically, that is, by the hidden thoughts which it intimates«; Mor 1989, 24 mit Anm. 14 u. 15 mit den entsprechenden Verweisen auf die dort diskutierte Literatur; Stemberger 1999, 172. 49 Green 1978, Hezser 1997, 9–14 und Stemberger 2011,75–78. 50 Stemberger 1999, 172, vgl. auch Alexander 2010, 19 f. 51 Stemberger 1999, 179–182, 2010b, 240–242 u. 2011, 73–75; Wald 2007, 126 f. 52 Stemberger 1999, 172–182 u. 2010b.

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Das ambitionierte ›Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae‹ trägt die in Israel/Palästina gefundenen Inschriften von der Zeit Alexanders des Großen bis zur arabischen Eroberung zusammen. Die für die vorliegende Untersuchung besonders relevanten Bände zu den Städten Caesarea und Jerusalem/Aelia Capitolina sind von 2010 bis 2012 erschienen.53 Inschriften erweitern die Kenntnis unter anderem über das in der Provinzverwaltung eingesetzte Personal, über die stationierten Truppen oder über in der Provinz verwendete Sprachen. Seit einigen Jahren abgeschlossen ist die Veröffentlichung der in den frühen 1960er Jahren am Toten Meer gefundenen Papyri, worunter die Briefe des Aufstandsführers Schimon b. Kosiba zu den bekanntesten gehören.54 Das von Victor Tcherikover begonnene und von Alexander Fuks fortgeführte ›Corpus Papyrorum Judaicarum‹ trägt die wichtigsten Papyri zusammen, die mit Juden in Verbindung stehen.55 Die römischen Münzen der Provinz Iudaea/Syria Palaestina verzeichnet traditionell der nun über hundertjährige Katalog des British Museum. Im Rahmen der ›Roman Provincial Coinage‹ liegen mittlerweile die Bände für die Zeit von der Ermordung Caesars bis zum Ende der flavischen Dynastie vor und lösen das in die Jahre gekommene Standardwerk ab. Für die Zeit von Nerva bis­ Hadrian existiert mit Yaakov Meshorers ›City-coins of Eretz Israel and the Decapolis in the Roman Period‹ eine aktuellere Ergänzung zum Katalog des British Museum. Die Münzen der römischen Kolonie Aelia Capitolina hat derselbe Gelehrte in einem eigenen Band zusammengestellt.56 Ein Verzeichnis der jüdischen Münzen hat ebenfalls Meshorer in dem kommentierten Katalog ›A Treasury of Jewish Coins. From the Persian Period to Bar Kokhba‹ vorgelegt. Das grundlegende Werk zu den Rebellenprägungen der Bar Kochba-Zeit bleibt weiterhin Leo Mildenbergs ›The Coinage of the Bar Kokhba War‹.57 Die römischen Reichsmünzen der Kaiserzeit sind in den Bänden der ›Roman Imperial Coinage‹ und des British Museum verzeichnet. Für das Vierkaiserjahr 53 ›Corpus Inscriptionum Iudaea/Palaestinae‹ (CIIP), hrsg. v. H. M. Cotton u. a., Berlin: Jerusalem: Bd. 1.1 (2010) und Bd. 1.2 (2012); Caesarea: Bd. 2 (2011); zuletzt erschien Bd. 3 (2014) zur Südküste, von Tel Aviv bis Raphia. 54 Lewis 1989 und Greenfield u. a. 2002; eine anschauliche Darstellung der Grabungskampagnen bietet Yadin 1971; weiteres Material aus der Zeit von 70 bis 136 ist in den ›Discoveries in the Judaean Desert‹ (DJD) erschienen, vgl. etwa Benoit u. a. 1961, Cotton/Yardeni 1997 und Charlesworth u. a. 2000. 55 Tcherikover/Fuks 1957–1964: ›Corpus Papyrorum Judaicarum‹ (CPJ), ein vierter Band ist in Vorbereitung, vgl. dazu Fikhman 1997. 56 Hill 1914: ›Catalogue of the Greek Coins of Palestine‹ (BMC Pal.); Burnett u. a. 1992: ›From the Death of Caesar to the Death of Vitellius, 44 BC – AD 69‹ (RPC 1) und Burnett u. a. 1999, ›From Vespasian to Domitian‹ (RPC 2); nicht mehr berücksichtigt werden konnte M. Amandry u. A. Burnett (Hg.): ›Nerva, Trajan and Hadrian (AD 96–138)‹ (RPC 3), London 2015; Meshorer 1985 u. 1989. 57 Meshorer 2001; Mildenberg 1984, ergänzt durch Kaufman 2000–2002.

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und die flavische Zeit stellen mittlerweile die bereits erschienenen Bände der zweiten Auflage der ›Roman Imperial Coinage‹ den Standard dar. Im Rahmen der ›Moneta Imperii Romani‹ hat zudem Bernhard Woytek ein neues Grundlagenwerk zu den traianischen Münzen vorgelegt. Die nach wie vor nur über die älteren Kataloge zugänglichen Prägungen der hadrianischen Zeit finden eine Ergänzung durch den zweiten Band von Paul L. Stracks ›Untersuchungen zu den Römischen Reichsprägungen des zweiten Jahrhunderts‹.58 Die archäologischen Ausgrabungen in Israel/Palästina erweitern laufend das Wissen um die Verhältnisse und Entwicklungen in der Provinz Iudaea/Syria ­Palaestina. Das bewährte Nachschlagewerk für die grundlegenden Informationen ist die ›New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land‹, für die seit 2008 ein Supplementband existiert.59 Ansonsten sei nur auf einige der jüngeren Grabungsprojekte hingewiesen: Jerusalem/Aelia Capitolina kommt im Rahmen der Fragestellung eine hohe Aufmerksamkeit zu. In den letzten Jahren konnten einige noch ausstehende Berichte der Grabungen vorgelegt werden, die in den 1960er und 1970er Jahren nach der israelischen Einnahme der Jerusalemer Altstadt durchgeführt wurden. Dazu gehören der vierte Band der Tempelberggrabungen von Benjamin Mazar, der die Funde zur X Fretensis enthält, oder der fünfte Band der Ausgrabungen im jüdischen Viertel von Nahman Avigad, der unter anderem den Cardo behandelt.60 Die Publikation der Grabungsberichte zum östlichen Cardo stehen noch aus.61 Für die römische Flavia Neapolis, das heutige Nablus, deren Stadtwerdung und Entwicklung für die Beurteilung der Politik Vespasians und Hadrians herangezogen wird, liegt seit 2009 die Grabungspublikation von Yitzhak Magen vor.62 Die Ausgrabung von Dörfern aus dem ersten und zweiten Jahrhundert ermöglicht es außerdem, vermehrt Aussagen über die Siedlungskontinuität der Provinz zu machen und festzustellen, wo Juden und wo Nichtjuden zu welcher Zeit gelebt haben.63 58 ›Coins of the Roman Empire in the British Museum‹ (BMCRE): Mattingly/Carson 1976 [1930]: ›Vespasian to Domitian‹ (Bd. 2) und Mattingly 1976 [1936]: ›Nerva to Hadrian‹ (Bd. 3); ›Roman Imperial Coinage‹ (RIC): Sutherland 1984: ›From 31 BC to AD 69‹ (Bd. 1), Carradice/Buttrey 2007: ›From 69 to 96: Vespasian to Domitian‹ (Bd. 2.1) und Mattingly/Sydenham 1926: ›Vespasian to Hadrian‹ (Bd. 2); Woytek 2010 (MIR 14); Strack 1933. 59 ›The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land‹ (NEAEHL), hrsg. v. E. Stern, Jerusalem: Bd. 1–4 (1993) und Supplementband 5 (2008). 60 E. Mazar (Hg.): The Temple Mount Excavations, Bd. 4: The Tenth Legion in Aelia Capitolina, Jerusalem 2011; O. Gutfeld (Hg.): Jewish Quarter Excavations in the Old City of Jerusalem, Bd. 5: The Cardo (Area X) and the Nea Church (Areas D and T), Jerusalem 2012. 61 Künftig: S.  Weksler-Bdolah (Hg.): Jerusalem. The Western Wall Plaza Excavations, Bd. 1: The Eastern Cardo, Jerusalem; einen Überblick über die Grabungen, die 2005 begannen, geben Weksler-Bdloah u. a. 2012. 62 Y. Magen: Flavia Neapolis, 2. Bde., Jerusalem 2009. 63 Leibner 2009 sowie Zissu/Ganor 2009 (zu Horvat ‘Ethri), Leibner 2010 (zu Khirbet Wadi Hamam), Zissu/Gass 2012 (zu Khirbet ‘en el-Kizbe) oder Zissu u. a. 2013 (zu Horvat Burgin).

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e) Formalia Die abgekürzt zitierten Quellen lassen sich über das Quellenverzeichnis beziehungsweise über Text und Anmerkungsapparat eindeutig erschließen. Papyri werden nach der ›Checklist of Greek, Latin, Demotic and Coptic Papyri, Ostraca and Tablets‹ zitiert.64 Die Abkürzungen der biblischen Bücher folgen den ›Loccumer Richtlinien‹; zitiert werden sie nach der Einheitsübersetzung.65 Bei den großen rabbinischen Sammelwerken – der Mischna, der Tosefta und den beiden Talmudim – wird auf die Abkürzung der Traktate verzichtet und das jeweilige Werk durch vorangestellten Kleinbuchstaben vermerkt (mShabbat für das Mischnatraktat Shabbat, tShabbat für das Toseftatraktat sowie yShabbat/ bShabbat für das des Jerusalemer beziehungsweise des Babylonischen Talmuds). Die für die Midraschim verwendeten Kürzel finden sich im Abkürzungsverzeichnis. Alle Abkürzungen und Schreibungen der rabbinischen Werke richten sich nach der ›Einleitung in Talmud und Midrasch‹.66 Um bei Quellensammlungen oder Münzkatalogen zwischen Quelle und Herausgeberkommentar zu unterscheiden, werden für diese unterschiedliche Abkürzungen verwendet.67 Übersetzungen von Quellen folgen, wenn nicht anders kenntlich gemacht, den im Quellenverzeichnis angegebenen Übertragungen. Im Text werden sie – wenn sie nicht freigestellt sind –kursiv wiedergegeben. Die durch Autorennamen und Jahreszahl abgekürzt zitierte Literatur ist über das Literaturverzeichnis eindeutig zu erschließen. Zusätzliche Jahreszahlen in eckigen Klammern geben die Erstpublikation an, um die zeitliche Verortung in der Forschungsdiskussion nachvollziehbar zu machen. Die Abkürzungen der Zeitschriften folgen in der Regel dem Standard der Année Philologique.68 Dort nicht verzeichnete Zeitschriften sind entweder ausgeschrieben, wenn sie nur einmal angeführt werden, oder über das Abkürzungsverzeichnis zu erschließen.

64 Hrsg. v. J. F. Oates u. a., http://scriptorium.lib.duke.edu/papyrus/texts/clist.html, zuletzt geprüft am 09.01.2016, abweichend wird nur P.Mur. statt P.Murabba’ât verwendet. 65 J. Lange (Hg.): Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien, Stuttgart 1981. 66 Stemberger 2011, 405–407. 67 Beispielsweise werden Quellen aus der Sammlung ›Greek and Latin Authors on Jews and Judaism‹ mit GLAJJ und laufender Nummer zitiert, der Kommentar des Herausgebers als ›Stern 1976–1984‹ mit Band- und Seitenangabe bzw. Münzen aus der ›Roman Imperial­ Coinage‹ als RIC mit Band, Seite und Nummer, während für Kommentare der Herausgebername verwendet wird. 68 Ein Abkürzungsverzeichnis findet sich unter http://www.annee-philologique.com/ files/sigles_fr.pdf, zuletzt geprüft am 09.01.2016; für ein gedrucktes Verzeichnis vgl. P. Rosumek: Index des périodiques dépouillés dans la Collection de bibliographie classique et dans la Revue des comptes rendus des ouvrages relatifs à l’antiquité classique (publiée par J. Marouzeau) et index de leurs sigles, Paris 1982.

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Die dort gewählten Kürzel orientieren sich am ›Internationalen Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete‹.69 Als Bezeichnung für geographische Einheiten wird in der Regel auf römische Provinznamen zurückgegriffen, die zur Verdeutlichung teils kursiv gesetzt sind, um etwa die römische Verwaltungseinheit Iudaea von der in ihr liegenden Landschaft Judäa, dem Gebiet um Jerusalem, zu unterscheiden. Jahreszahlen beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf die nachchristliche Zeit.

69 S. Schwertner: Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete. Zeitschriften, Serien, Lexika, Quellenwerke mit bibliographischen Angaben, 3. Aufl. Berlin 2014.

A Die flavische Dynastie

1. Der Weg zur Herrschaft: Das Vierkaiserjahr Will man das spezifisch flavische Verhältnis zu den Juden analysieren, so ist es notwendig, mit einer Untersuchung des Wegs zur Herrschaft der neuen Dynastie im sogenannten Vierkaiserjahr 69 zu beginnen. Vespasian hatte nach der Niederlage des syrischen Statthalters C. Cestius Gallus bei Bet Horon 66 gegen die aufständischen Juden und nach dessen baldigen Tod den Oberbefehl über den in Iudaea ausgebrochenen Aufstand von Nero übertragen bekommen.1 Er erhielt so ein imperium mit starker Truppenmacht, das es ihm ermöglichte, als Usurpator im Vierkaiserjahr seine Ansprüche auf den Prinzipat geltend zu machen. Der Sieg in Iudaea spielte schließlich eine entscheidende Rolle in seiner Herrschaftslegitimation. Als Vierkaiserjahr im weiteren Sinne gilt in der Altertumswissenschaft die Zeit vom Aufstand des gallischen Statthalters Iulius­ Vindex im Frühjahr 68 bis zur Anerkennung Vespasians durch den römischen Senat wohl am 21. Dezember 69.2

1.1 Ereignisgeschichtlicher Überblick über das Vierkaiserjahr Bereits seit der zweiten Hälfte des Jahres 67 kursierten Briefe im Römischen Reich, die den gallischen Aufstand vorbereiteten. Als Nero im März 68 nach seiner Rückkehr aus Griechenland in Neapel von der offenen Revolte des Vindex erfuhr, reagierte er zunächst zögerlich auf die Nachricht.3 C. Iulius Vindex war ein romanisierter gallischer Adeliger von königlichem Geschlecht und 68 Statthalter der Gallia Lugdunensis. Er strebte die Ablösung des aus seiner Sicht unwürdigen Nero durch einen anderen princeps an:4 Anfang April stellte sich Ser. Sulpicius Galba, der hochadelige und angesehene Statthalter der Hispania Tarraconensis, an die Spitze dieser Aufstandsbewegung, nachdem er zuvor entsprechende Anfragen von Vindex ignoriert hatte.5 In den spanischen Provinzen 1 Ios. bell. 3,4. 2 Eder 2003; da die Hauptquelle, Tacitus’ Historien, erst mit Januar 69 beginnen, ist die Chronologie für 68 nicht im Detail klar; Nicols 1978, 52–57 und Shotter 1975. 3 Plut. Galba 4, Suet. Nero 40,4; Shotter 1975, 60 f. 4 Zu Vindex Dio 63,22,1 und PIR² I 628: sein Vater war bereits Senator; zu den Aufstandsgründen Wiedemann 1996, 258 und Morgan 2006, 18 f. 5 Suet. Galba 9,2, Plut. Galba 4,2–3.

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Die flavische Dynastie

fand er schnell Anhänger, vor allem T. Vinius, den Legat der legio VI Victrix, M. Salvius Otho, den Statthalter der Lusitania, und A. Caecina Alienus, den Quästor der Baetica.6 Der Erfolg des Staatsstreiches hing davon ab, wie viel Unterstützung man im Reich würde mobilisieren können. Entscheidende Bedeutung kam dem exercitus Germanicus zu, der mit sieben Legionen und Hilfstruppen die stärkste Heeresmacht im Imperium bildete und in direkter Nähe zum Aufstandsherd, der Gallia Lugdunensis, stand.7 Die Quellenlage erlaubt keine sichere Rekonstruktion der Ereignisse, weil die politische Positionierung des Legaten des obergermanischen Heeres, L. Verginius Rufus, nicht abschließend zu klären ist. Dieser zog ohne Eile mit den in Mogontiacum (Mainz) stationierten legiones IV Macedonica und XXII Primigenia, verstärkt durch Abteilungen der niedergermanischen Truppen, in die Gallia Lugdunensis.8 Erst im Mai traf er in Vesontio (Besançon) ein. Als Vindex davon erfuhr, brach er die Belagerung der Provinzhauptstadt Lugdunum (Lyon) ab, die Nero treu geblieben war, und begab sich ebendorthin. Plutarch und Cassius Dio berichten, dass es zu einer Schlacht zwischen dem gallischen und dem germanischen Heer kam, obwohl sich Vindex und Verginius auf ein gemeinsames Vorgehen gegen Nero geeinigt gehabt hätten.9 Vindex beging nach der Niederlage seiner Truppen Selbstmord, während die germanischen Legionen ihrem Feldherrn Verginius Rufus antrugen, Kaiser zu werden. Dieser lehnte jedoch mit dem Verweis ab, dass nur Senat und Volk von Rom den princeps bestimmen könnten. Für die allgemeine Orientierungslosigkeit der Monate März bis Mai 68 spricht die Usurpation des L. Clodius Macer, des Legionslegaten der III Augusta, der Karthago einnahm und eine neue Legion aufstellte.10 Im Gebiet von Germania inferior trat der Statthalter Fonteius Capito wohl Unruhen entgegen, wobei er den Bataver Claudius Paulus zum Tode verurteilte und dessen Bruder Iulius Civilis in Ketten nach Rom bringen ließ.11 In dieser Phase stand Neros Autorität im Reich allgemein in Frage, ohne dass Einigkeit über Alternativen bestand. Verschiedene Parteien agierten eigenständig und unkoordiniert, zum Teil wegen Informationsasymmetrien aufgrund der langsamen Nachrichtenübermittlung. Für Galba bestand nach dem Tod seines Verbündeten Vindex Unklarheit über das Kommende. Er dachte wohl, entweder werde Verginius Rufus nun selbst nach der Herrschaft greifen oder wieder Nero unterstützen. Resigniert zog er sich nach Clunia zurück und versuchte, brieflich mit Verginius eine Einigung zu erreichen.12 6 Morgan 2006, 35–37; Hainsworth 1962, 92. 7 Hainsworth 1962, 89 Anm. 15 und Flaig 1992, 246, vgl. Ritterling 1924–1925, 1363. 8 Morgan 2006, 23. 9 Plut. Galba 6,3 und Dio 63,24. 10 Tac. hist. 1,7,1 und Plut. Galba 6,1. 11 Tac. hist. 4,13,1; Schmitt 1993, 144 f. 12 Plut. Galba 6,4; Suet. Galba 11.

Der Weg zur Herrschaft: Das Vierkaiserjahr

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In Rom hatte Nero erst durch die Usurpation des Galba realisiert, wie bedrohlich die Lage war, und mit Rüstungsmaßnahmen begonnen.13 Jedoch waren weder er noch seine Generäle in der Lage, eine funktionierende Verteidigung Italiens aufzubauen. Als er dort alle Unterstützung verloren hatte und sich von allen Truppen im Reich verlassen glaubte, floh er aus der Stadt. Während der praefectus praetorio Ofonius Tigellinus inaktiv blieb, versuchte derweil sein Amtskollege C. Nymphidius Sabinus; die Prätorianer unter Versprechung eines astronomischen Donativs im Namen Galbas auf dessen Seite zu bringen.14 Am 8. Juni 68 erklärte der Senat Nero zum hostis und Galba zum neuen Imperator, worauf Nero sich am Folgetag mit Hilfe seines Freigelassenen Epaphroditus tötete.15 Für Galba und Verginius brachten diese Nachrichten aus Italien Klarheit: Galba machte sich von Spanien aus auf den Weg nach Rom, wobei er in Narbo eine erste Senatsgesandtschaft empfing und Angelegenheiten in Gallien regelte. Im Herbst traf der neue princeps in der Hauptstadt ein. Das Jahr 69 begann mit einer neuen Krise, nämlich mit der Verweigerung des Kaisereides durch die ehemals von Verginius Rufus kommandierten obergermanischen Legionen: Galbas Bildnisse wurden gestürzt und ein Eid auf S­ enat und Volk von Rom abgelegt. Verginius’ Nachfolger M. Hordeonius ­Flaccus konnte den Aufstand nicht verhindern, an dessen Spitze sich A. Vitellius, der ebenfalls von Galba neu eingesetzte Legat des niedergermanischen Heeres, stellte.16 Der Usurpator entsandte zwei Heeresgruppen nach Italien, eine unter Fabius Valens über Gallien und eine unter Caecina Alienus über die Schweizer Alpen; er selbst gedachte, nachzukommen. In Rom war das Ausmaß der Revolte in Germanien noch nicht absehbar, als der greise Galba am 10. Januar den unter Nero verbannten, altadeligen L. Calpurnius Piso Frugi Licinianus adoptierte.17 Diese Kandidatenwahl enttäuschte M. Salvius Otho, der, wie wohl die Meisten in Rom, mit seiner eigenen Adoption gerechnet hatte.18 Er schmiedete daraufhin einen Mordplan gegen Galba und Piso, der am 15. Januar erfolgreich ausgeführt wurde.19 Erst nachdem der Senat Otho als Kaiser bestätigt hatte, wurde klar, dass eine Konfrontation mit dem Usurpator Vitellius unvermeidbar war: Einigungsversuche der beiden scheiterten.20 Mitte April kam es bei Bedriacum zur entscheidenden Schlacht zwischen den Kontrahenten, wobei die Truppen des Vitellius den Sieg davontrugen. Otho, der auf eine schnelle Entscheidung gedrängt hatte, riet seinen Anhängern, zu 13 Suet. Nero 42,1 u. 43,2. 14 Plut. Galba 2,2; Shotter 1975, 70 f. zur Diskussion, wer tatsächlich von Nero abfiel. 15 Suet. Nero 49,2–3. 16 Tac. hist. 1,55–57. 17 Ebd. 1,14,1. 18 Suet. Otho 5,1; Plut. Galba 23. 19 Tac. hist. 1,41–44; auch T. Vinius wurde an diesem Tag ermordet. 20 Ebd. 1,74; Plut. Otho 4,2–3; Suet. Otho 8,1.

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Die flavische Dynastie

Vitellius überzugehen, und gab sich selbst den Tod. Damit ermöglichte er ein rasches Ende des Bürgerkrieges. Vitellius wurde am 19. April vom Senat als neuer Herrscher anerkannt.21 Seine Position als neuer princeps schien gesichert, als die Truppen in Iudaea und Syria im Mai den Treueeid auf ihn ablegten.22 Die Situation im Osten des Römischen Reiches stellte sich jedoch anders dar, als man in Rom annehmen musste: Die Rebellion gegen Nero im Jahr 68 hatte man verfolgt und Galba als neuen Kaiser akzeptiert. Da aber keine Anweisungen von diesem eintrafen, wie weiter in Iudaea vorzugehen sei, entschloss sich Vespasian, selbst eine Gesandtschaft nach Rom zu schicken. Ihr Zeitpunkt und ihre Besetzung zeigen die Bedeutung, die ihr beigemessen wurde: Mitten im Winter 68/69, zur ungünstigsten Reisezeit, brachen Vespasians Sohn Titus und der jüdische Klientelkönig Agrippa II. auf. In Korinth erfuhren sie vom Putsch Othos und der Usurpation des Vitellius. Um in der unklaren politischen Situation nicht zwischen die Fronten zu geraten, entschloss sich Titus, zurückzukehren, während Agrippa alleine weiter nach Rom reiste. Aufgrund der neuen Konstellation begann Vespasian seinerseits, eine Usurpation in Erwägung zu ziehen. Die Leistung des Treueeides auf Vitellius erfolgte im Mai wohl nur, weil die diesbezüglichen Planungen noch nicht abgeschlossen waren.23 Am 1.  Juli akklamierten die ägyptischen Truppen in Alexandria Vespasian zum Kaiser, am 3. Juli folgte das Heer von Iudaea; bis Mitte des Monats waren auch die syrischen Legionen auf ihn vereidigt.24 Bei einer Konferenz in Berytus (Beirut) wurde über das weitere Vorgehen beraten: Während Titus beauftragt wurde, den Feldzug in Iudaea zu Ende zu führen, würde C. Licinius Mucianus mit den flavischen Truppen über den Landweg nach Italien ziehen. Vespasian sollte die Kontrolle über Ägypten übernehmen.25 Bald schlossen sich auch die Legionen an der Donau Vespasian an. Besonders aktiv setzten sich für ihn in Moesia die legio III Gallica und in Pannonia der Legionslegat der VII Galbiana, M. Antonius Primus, ein.26 Letzterer plädierte dafür, nicht auf die von Vespasian geschickten Truppen zu warten, sondern eigenständig in die Offensive zu gehen und nach Italien zu marschieren, wo sie Anfang September eintrafen.27 Nach Unruhen im Heer wurden in

21 AfA ed. Scheid 102 = MW 2.  22 Tac. hist. 2,73; wann genau im Mai die Eidesleistung erfolgte, ist unklar, vgl. Flaig 1992, 365 Anm.  36 (Anfang Mai), Heubner 1963–1982, Bd.  2, 220 (Mitte Mai) und Nicols 1978, 71 (Ende Mai). 23 Tac. hist. 2,74; Nicols 1978, 71; Flaig 1992, 366–370. 24 Tac. hist. 2,79 u. 81,1; nach Suet. Vesp. 6,3 sorgte die legio III Gallica für die erste Akklamation Vespasians, was aber zunächst unterdrückt wurde. 25 Tac. hist. 2,82,3. 26 Ebd. 2,85–86. 27 Ebd. 3,2; Wiedemann 1996, 277 f.

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Verona die nominellen Befehlshaber L. Tampius Flavianus und M. Aponius Saturninus, die Statthalter von Pannonia und Moesia, entmachtet und Antonius Primus das alleinige Kommando übertragen.28 Vitellius’ Maßnahmen gegen die Usurpation des Vespasian liefen stockend an.29 Anfang Oktober führte Caecina Alienus Truppen nach Cremona und­ Hostilia.30 Wahrscheinlich plante der General, seit er Rom verlassen hatte, Vitellius zu verraten und die Seiten zu wechseln. Jedenfalls bezog er mit seinem Heer nur Stellung, ohne den Gegner anzugreifen, der so auf das Nachrücken weiterer Truppen aus dem Donauraum warten konnte.31 Am 18. Oktober machte Caecina seinen Abfall öffentlich und warb für den Übertritt auf die Seite der flavischen Partei. Die Flotte von Ravenna hatte diesen Schritt unter Lucilius Bassus bereits vollzogen. Caecinas Werben scheiterte allerdings und er wurde in Ketten gelegt.32 Antonius Primus beschloss, die Unruhen im gegnerischen Lager, wo die Frage nach dem führenden General neu geregelt werden musste, auszunutzen und anzugreifen, bevor der nachrückende Fabius Valens Verstärkung bringen konnte. Am 24. und 25. Oktober kam es zu einer zweiten großen Schlacht bei Bedriacum im Jahr 69. Sie endete mit einem eindeutigen Sieg der flavischen Partei. Kritik brachte den zügellosen Soldaten dabei allerdings die brutale Plünderung und Zerstörung der Stadt Cremona ein, die Vitellius unterstützt hatte. Für die Auseinandersetzung zwischen den beiden kaiserlichen Rivalen bedeutete der Sieg des Antonius Primus eine Vorentscheidung.33 Bis Mitte Dezember verlor Vitellius weitere Truppen durch Desertionen und Niederlagen und war schließlich bereit, mit den Feinden, die Rom belagerten, über seinen Rückzug von der Macht zu verhandeln.34 Als er am 18. Dezember im Senat seinen Rücktritt anbot, wurde dieser jedoch nicht akzeptiert.35 Obwohl Vitellius princeps blieb, hatte er durch das Angebot seine eigene Machtlosigkeit und die Ausweglosigkeit der Lage eingestanden. Für Viele wurde so der Stadtpräfekt Flavius Sabinus, der Bruder Vespasians, zum Ansprechpartner. Man drängte ihn, mit seinen Stadtkohorten die Macht in Rom zu überneh-

28 Tac. hist. 3,10–11. 29 Die Revolte der III Gallica (Tac. hist. 2,96,1) hielt Vitellius wohl für ein kleineres Problem; seine Anforderung von Verstärkungen aus den Westprovinzen war nicht dringend formuliert (Tac. hist. 2,97,1); Flaig 1992, 370–373; Nicols 1978, 78. 30 Tac. hist. 2,100,1; Nicols 1978, 78 f. 31 Tac. hist. 2,99,2 berichtet von dem Gerücht, Vespasians Bruder Flavius Sabinus hätte Caecina zum Abfall bewegt; nach Wallace 1987, 350 f. glaubte Tacitus dies selbst nicht. 32 Tac. hist. 3,13–14; der Abfall Caecinas ist durch die bei Dio 64,11 erwähnte Mondfinsternis datierbar, vgl. Nicols 1978, 79 und ausführlich Wellesley 1957; zum Abfall der Flotte Tac. hist. 3,12 u. 2,100,3. 33 Tac. hist. 3,15–35. 34 Ebd. 3,63,2. 35 Ebd. 3,68,2–3.

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men. Nach Tacitus wagte sich Sabinus in dieser Situation zu weit vor, indem er erstmals offen Stellung gegen Vitellius bezog.36 Auf dem Weg zum Forum stellten sich ihm die treuesten Vitellianer in den Weg und zwangen ihn, sich mit seinen Anhängern auf das Kapitol zurückzuziehen. Am nächsten Tag kam es zur Katastrophe: Bei Auseinandersetzungen der Konfliktparteien ging der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus in Flammen auf und brannte nieder. Flavius Sabinus wurde enthauptet und sein Leichnam die Gemonische Treppe hinuntergeworfen.37 Diese Ereignisse machten aus Sicht der flavischen Partei Verhandlungen unmöglich. Rom wurde im Sturm genommen und Vitellius schändlich umgebracht. Der Senat bestätigte Vespasian am 21. Dezember offiziell als Kaiser.38 Der Sieg der flavischen Partei brachte nicht direkt Frieden. Der Einzug der siegreichen Truppen war der dritte Einmarsch eines Heeres in Rom seit Herbst 68. Es kam zu Raub und Mord und zu Rachemaßnahmen an den Vitellianern. Die Senatoren lagen im Zwist, da das Fehlen einer starken Autorität in Rom Prozesse und Anklagen gegeneinander ermöglichte. Erst als Mucianus im Januar 70 eintraf, etablierte sich wieder eine klare Hierarchie.39 Mit taktischem Geschick, brutaler Gewalt und politischen Morden begann er, den Boden für die Ankunft Vespasians zu bereiten, der zunächst in Alexandria blieb und erst im Herbst in Rom eintraf. Bis dahin galt es für Mucianus, die Niederschlagung provinzialer Unruhen in die Wege zu leiten, die durch die Wirren des Vier­ kaiserjahres begünstigt oder ausgelöst worden waren, und die Lage in Rom zu konsolidieren.

1.2 Die legitimatorischen Neuansätze im Vierkaiserjahr Der blutige Bürgerkrieg des Jahres 69 hatte seinen Ursprung in dem Vakuum an der Spitze des Staates, das der Tod Neros im Sommer 68 hinterließ. Mit ihm starb, wie Sueton schreibt, die progenies Caesaris, die iulisch-claudische Familie, aus, die bis dahin die principes des römischen Imperiums gestellt hatte.40 Augustus hatte seine Stellung als princeps in der vorgeblich wiederhergestellten Republik mit seiner auctoritas begründet, durch die er seine Zeitgenossen überragt hätte, und nicht durch ein Mehr an Amtsgewalt (potestas).41 Seine Nachfolger konnten seine Position übernehmen, weil sie über ihre verwandt 36 Ebd. 3,69. 37 Ebd. 3,71 u. 3,74,2. 38 Ebd. 4,3,4. 39 Ebd. 4,11; zur Chronologie Nicols 1978, 83. 40 Suet. Galba 1,1, vgl. Dio 63,29,3, Eutr. 7,15,3, Aurel. Vict. 5,17 und Oros. 7,7,13. 41 R. Gest. div. Aug. 34; dazu Heinze 1925, 355–357 und Kienast 2009, 84 f.

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schaftliche Bindung von seinem überragenden Ansehen profitierten.42 Nero hatte bei seinem Herrschaftsantritt im Jahr 54 versprochen, sich am Vorbild des Augustus zu orientieren, und sich so dem Senat als geeigneter Nachfolger des Claudius präsentiert. Bezeichnend für die Bedeutung der Blutsverbindung mit Augustus ist der im gleichen Jahr von Agrippina arrangierte Mord an M. ­Iunius Silanus, der wie Nero ein Urenkel des Augustus war und von ihr als Gefahr empfunden wurde.43 Die familiären Verbindungen Neros waren also ein Aspekt, der seine Herrschaft legitim erscheinen ließ.44 In den Quellen zu den Jahren 68 und 69 finden sich ausreichend Hinweise, dass eine verwandtschaftliche Bindung an die Iulier oder nur ihre Fingierung hoffen ließ, bei den Zeitgenossen erfolgreich Anspruch auf die erste Stelle im Staat geltend machen zu können. Ex negativo zeigt sich das, wenn Cassius Dio dem Aufstandsführer Vindex die Worte in den Mund legt, Nero sei aufgrund seiner Bühnenauftritte nicht wert, Caesar und Augustus zu heißen, und ihn deshalb nur beim Namen seines leiblichen Vaters, Ahenobarbus, nennt. Indem Vindex Nero die Würde und Legitimität als Iulio-Claudier absprach, blieb das hohe Ansehen der Dynastie gewahrt.45 Dies zeigt, dass die Herrschaftsweitergabe im Rahmen der iulisch-claudischen Familie allgemein akzeptiert war. Um davon zu profitieren, gab sich der gegen Galba putschende praefectus ­praetorio Nymphidius Sabinus als unehelicher Sohn des Caligula aus. Entsprechend behauptete der gallische Aufständische Iulius Sabinus seine Abstammung von­ Iulius Caesar.46 Eine ähnliche Aura wurde bei der Usurpation des A. Vitellius heraufbeschworen, als man ihm bei seiner Akklamation das im Kölner Marstempel aufbewahrte Schwert des Iulius Caesar überreichte.47 In diesen Kontext gehört auch das Auftauchen von mindestens drei falschen Nerones im Zeitraum von 69 bis 88, die durch die Angabe, der letzte Iulio-Claudier zu sein, kurzzeitig beachtliche Erfolge erzielen konnten.48 Angesichts der von den Zeitgenossen empfundenen Tiefe des Bruches durch das Aussterben der Familie des Augustus war es für die Herrscher des Vierkaiserjahres von eminenter Bedeutung, ihre Herrschaft in Anknüpfung oder auch bewusster Abgrenzung zu den IulioClaudiern darzustellen.49 Nicht zuletzt wirkte dabei auch ihr Vorgehen auf den 42 Kienast 2009, 212; völlig vererbbar war auctoritas freilich nicht, vgl. Timpe 1962, 14. 43 Suet. Nero 10,1 (Antrittsrede); Tac. ann. 13,1 (Mord an Silanus); zu Silanus Vogel-Weide­ mann 1982, 398 f.; zu Neros Herrschaftsantritt Timpe 1962, 100–105. 44 Legitim im Sinne von ›allgemein anerkannter‹ Nachfolger des Augustus; zur staatsrechtlichen Dimension des Begriffs Flaig 1992, 174–207. 45 Dio 63,22,3–6; Suet. Nero 41,1; Wiedemann 1996, 256. 46 Plut., Galba 9,1 (Nymphidius Sabinus) und Dio 65,3,1 (Iulius Sabinus). 47 Suet. Vit. 8,1; Richter 1992, 108. 48 Tac. hist. 2,8; Suet. Nero 57,2; dazu Champlin 2003, 10–12; Gallivan 1973. 49 Ein praktisches Problem war die Übernahme des Privatvermögens der Iulio-Claudier, vgl. Alpers 1995, 192–198.

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Bedeutungswandel des nomen Caesaris ein, das sich vom Cognomen der ­Iulier zum Titel des Herrschers und seines designierten Nachfolgers entwickelte.50 Im Folgenden werden die Legitimationsversuche der Herrscher und Herrschaftsanwärter im Vierkaiserjahr untersucht. In den Blick genommen werden dabei ihre Abstammung und die soziale Stellung ihrer Familien, die persönlichen Karrieren der Prätendenten und die angestrebten Nachfolgeregelungen sowie der Umgang mit der Vorgängerdynastie und der Anhängerschaft der Konkurrenten.

1.2.1 Galba Ser. Sulpicius Galba stammte aus höchstem republikanischem Adel und war im Jahr 68 einer der wenigen Männer, die sich in Bezug auf familiäres Ansehen mit den Iulio-Claudiern messen konnten. Dies machte ihn zum geeigneten Kandidaten für Vindex, ihm die Aufstandsführung gegen Nero anzutragen. Durch Galbas Einsatz wurde der Aufstand zu einer gefährlichen Revolte, da nun ein angesehener Patrizier und nicht nur ein romanisierter Gallier an der Spitze der Bewegung stand. Wie die gens Iulia konnte die gens Sulpicia auf eine fiktive göttliche Genealogie verweisen. Während sich die Iulier auf Venus zurückführten, rekurrierte Galba auf Iuppiter und Pasiphae, die Tochter des Sonnengottes, als göttliche Ahnen.51 Über die zweite Frau seines Vaters, Livia Ocellina, die ihn adoptierte, bestand ein entferntes Verwandtschaftsverhältnis zu Augustus’ Gattin Livia und damit zur domus Caesaris. Da Livia ihren Verwandten Galba in ihrem Testament bedachte, wurde diese Beziehung wohl gepflegt.52 Als Kaiser präsentierte er seinen imposanten Stammbaum im Atrium seines Hauses. Galbas distinguierter Abstammung entsprach sein hervorragender Karriereverlauf mit dem 50 Straub 1972, 42 f.60; ihm zufolge stellte es bereits für Tacitus mehr als nur ein Cognomen dar. 51 Suet. Galba 2 mit Wiseman 1974, 153.156; Suet. Caes. 6,1 mit Kienast 2009, 246–256. Bezeichnenderweise hatte keiner der Sulpicii in der Kaiserzeit auf die mythologische Genealogie verwiesen, weil dies von den Iulio-Claudiern wohl als Bedrohung hätte empfunden werden können, vgl. Hekster 2015, 250–252. 52 Plut. Galba 3,2 und Suet. Galba 4,1 zur Adoption. Sueton berichtet, dass Galba das Pränomen Livius und das Cognomen Ocella getragen habe. Als L. Livius Ocella Sulpicius Galba ist er als Konsul im Jahr 33 in den Fasti Ostienses (ed. Vidman 1982, 42 Frg. Cd d.) belegt. Andere Namensformen belegen CIL 10.1233 u. 1.770, dazu Fußhoeller 1958, 6 mit Anm. 31 (S. 102). Obwohl sein offizieller Name als Kaiser Ser(vius) Galba Imperator Caesar Augustus (CIL 16.7 = ILS 1988 = MW 396) lautete, weisen weniger formale Belege aus dem Osten des Reiches auch Lucius Livius als Namensbestandteil auf, so Shotter 1993, 105. Anscheinend existierte ein Bewusstsein seiner Verwandtschaftsverhältnisse. Die Leugnung der Verwandtschaft zur domus Caesaris bei Suet. Galba 2 ist deshalb unrichtig; vgl. insgesamt dazu ­Hekster 2015, 53.207.

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ordentlichen Konsulat im Jahr 33 und Statthalterschaften in Germania superior, Africa und Hispania Tarraconensis. Für seine Verdienste erhielt er die höchsten militärischen Auszeichnungen, die ornamenta triumphalia.53 Nach Sueton war Galba bereits nach Caligulas Tod als Thronfolger im Gespräch.54 Im Jahr 68 strebte Galba wie Augustus danach, durch den Senat die Vollmachten des princeps übertragen zu bekommen: Zunächst führte er nur den Titel legatus senatus populique Romani und nahm erst mit senatorischer Zustimmung Caesar und Augustus in seinen Namen auf.55 Spätestens mit dem Senatsbeschluss war seiner Meinung nach seine Herrschaft durch den deorum hominumque consensus abgesichert und rechtens.56 Neben Galba vertrat Verginius Rufus im Vierkaiserjahr vehement die Ansicht, dass man nur mit der Zustimmung des Senats princeps werden könne. Er lehnte eine Akklamation durch die Truppen mehrfach ab.57 In Bezug auf die Person Galbas bilanziert Tacitus bissig, dass er nach allgemeinem Urteil der rechte Mann zum Herrschen gewesen [wäre]; es hätte halt nicht soweit kommen d ­ ürfen.58 Ein bald akutes Problem stellte Galbas hohes Alter in Verbindung mit seiner Kinderlosigkeit dar. Er war über siebzig Jahre alt, seine Söhne bereits verstorben und damit seine eigene Nachfolge bis zur Benennung eines Adoptionskandidaten ungewiss.59 Bezeichnend ist, dass er die Adoptionsentscheidung bekannt gab, als Nachrichten über Unruhen beim germanischen Heer eintrafen, die seine Herrschaft in Frage zu stellen drohten. Die Nachfolgeregelung sollte also seine eigene Stellung als princeps stabilisieren.60 Als tragisch erwies sich, dass sich mehrere Männer Hoffnung auf die Adoption machen konnten. Als aussichtsreichster Kandidat galt M. Salvius Otho, der bereits an vielen Stellen Eigenwerbung betrieben hatte.61 Im Bereich des Erwartbaren lag zudem die Wahl des Cn. Cornelius Dolabella, des letzten verbliebenen Blutsverwandten Galbas.62 Galba jedoch benannte weder seinen Parteigänger Otho noch seinen 53 Fußhoeller 1958, 6–8 und Vogel-Weidemann 1982, 138–145. 54 Suet. Galba 7,1. 55 Ebd. 10,1 und Plut. Galba 5,1 zum Titel legatus SPQR, den er allerdings auf Münzen nie führte, vgl. Seelentag 2009a, 210; zur Annahme des Namens Caesar erst auf das Senatsangebot Dio 63,29,6; der Titel pontifex maximus ist erst für den 22.12.68 gesichert; pater patriae nur postum, Murison 1993, 42. 56 Tac. hist. 1,15,1; zu den guten Vorzeichen für Galba Suet. Galba 9,2 und Fußhoeller 1958, 13. 57 Dio 63,25,2; Hainsworth 1962, 94; Huttner 2004, 336; das Zurücktreten der eigenen Person verklärt der bei Plin. ep. 9,19 überlieferte Grabspruch des Verginius Rufus. 58 Tac. hist. 1,49,4: omnium consensu capax imperii, nisi imperasset. 59 Ebd. 1,12,2 u. 1,7,3 zufolge bot Galbas Alter Gesprächsstoff und Anlass zum Spott. 60 Ebd. 1,16,3. 61 Durch Geldgeschenke und Schmeichelei: vgl. Plut. Galba 20,3, Tac. hist. 1,24,1, Suet. Otho 4,2 und Flaig 1992, 301; mit T. Vinius vereinbarte er eine Heiratsverbindung, vgl. Plut. Galba 21. 62 Plut. Galba 23,1; zur Verwandtschaft zu Galba Tac. hist. 1,88,1.

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Verwandten Dolabella, sondern L. Calpurnius Piso Frugi Licinianus. Tacitus und Plutarch behaupten, Galbas Kriterium sei die Auswahl des Besten beziehungsweise der höchste Nutzen für den Staat gewesen.63 Piso war jedoch insofern kein nützlicher Kandidat, als er unter Nero verbannt worden war und so weder verwaltungstechnische Erfahrung noch politische Kontakte hatte erwerben können. Es scheint der hohe Adel des Piso gewesen zu sein, der aus Sicht Galbas für dessen Adoption sprach. Piso konnte Cn. Pompeius Magnus und M. Licinius Crassus zu seinen Vorfahren zählen und damit auf Ahnen verweisen, die als Elite der späten Republik um Einfluss im Staat miteinander gerungen hatten. Galbas Adoption führte die traditionell ambitioniertesten Familien zusammen.64 Durch die Geschichte seiner Familie stand Piso in kritischer Distanz zur iulisch-claudischen Dynastie und aufgrund seines persönlichen Exils besonders zur Herrschaft Neros.65 Seine Adoption symbolisierte einen Neubeginn des Prinzipats unter Führung des höchsten Adels der späten Republik. In Verruf brachten Galba seine Brutalität und sein mangelndes diploma­ tisches Geschick. Sie waren hauptsächlich für sein Scheitern verantwortlich: Den Senat entfremdete sich Galba durch die Hinrichtung zahlreicher Mitglieder.66 Gegen die Soldaten erwies er sich als grausam und geizig: Als ihm die von Nero als Legion aufgestellten Flottensoldaten bei der Milvischen Brücke entgegen zogen und es dabei zu einem Aufruhr kam, ließ er ein Blutbad anrichten.67 Die Prätorianer enttäuschte er, da er das von Nymphidius Sabinus in seinem Namen versprochene Donativ verweigerte.68 Als er zur Sanierung der Staatsfinanzen eine Kommission von Rittern aufstellte, die die Geschenke Neros abzüglich zehn Prozent zurückfordern sollte, machte er sich bei weiten Kreisen unbeliebt.69 Seine Personalpolitik erwies sich als unglücklich, da er seine Unterstützer nicht belohnte und sie damit gegen sich aufbrachte.70

63 Tac. hist. 1,16,1 und Plut. Galba 21,1; nach Suet. Galba 17 bestand die Adoptionsabsicht schon lange. 64 Galba glaubte zweifellos an die Eignung des Piso, da er diesen und nicht seinen älteren Bruder Licinius Crassus Scribonianus (PIR² L 192) adoptierte, vgl. Tac. hist. 1,15,2 u. 1,48,1. 65 Tac. hist. 1,15,3 deutet an, dass Piso durch sein Exil als unvorbelastet galt; Pisos Vater M. Licinius Crassus Frugi (cos. 27 n. Chr.) und sein Bruder Cn. Pompeius Magnus kamen unter Claudius ums Leben, sein Bruder M. Licinius Crassus Frugi (cos. 64 n. Chr.) unter Nero, dazu knapp Morgan 2006, 59. 66 Tac. hist. 1,6,1, 1,7,1–2 u. 1,37,3; Suet. Galba 14,3; zu Galbas Scheitern Fußhoeller 1958, 93–96. 67 Tac. hist. 1,37,3 lässt Otho Galbas Einzug als feralis introitus und sola Galbae victoria bezeichnen. 68 Ebd. 1,5,1; Suet. Galba 16,1. 69 Tac. hist. 1,20,1–2 (Kommission von dreißig equites); Suet. Galba 15,1 (fünfzig equites). 70 Caecina Alienus und Fabius Valens waren später entscheidend an der Usurpation des Vitellius beteiligt, Otho war verantwortlich für die Ermordung Galbas.

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1.2.2 Clodius Macer L. Clodius Macer erhob sich als Legat der legio III Augusta in der Africa Proconsularis gegen Nero und brachte Karthago unter seine Kontrolle. Macer nahm für sich das Recht der Münzprägung in Anspruch und stellte mit der legio I­ Macriana Liberatrix eine neue Truppe auf, die seinen Namen trug. Wie Galba vermied Macer die Beanspruchung der mit der iulisch-claudischen Dynastie verbundenen Namen beziehungsweise Titel Caesar, Augustus und imperator. Er bezeichnete sich selbst als propraetor Africae und prägte als Referenz an den römischen Senat die Abkürzung S(ENATUS) C(ONSULTO) auf seine Münzen.71 Seine Ansprüche auf die Kaiserwürde minderte das nicht. Die Usurpation des Clodius Macer scheiterte relativ geräuschlos, wohl auch wegen seines sozialen Ranges: Als Prätorier gelangt es ihm nicht, Unterstützung in der Oberschicht zu finden.72

1.2.3 Otho Für Otho war es nicht leicht, als Mörder seines Vorgängers Galba Akzeptanz zu finden, da er sich durch diese Tat verhasst gemacht hatte. Obwohl er in der öffentlichen Meinung als Galbas Nachfolgekandidat galt, machte dessen Ermordung eine Distanzierung von seinem Vorgänger notwendig.73 Politisch setzte er sich von Galba, der sich durch Morde an Senatoren diskreditiert hatte, durch programmatische clementia ab: Um in den Ruf der Milde zu gelangen, verschonte er den designierten Konsul A. Marius Celsus, dessen Hinrichtung wegen seiner Freundschaft zu Galba vehement gefordert worden war, und nahm ihn unter seine Freunde auf.74 Cornelius Dolabella, Galbas letzten Verwandten, ließ er am Leben und schickte ihn ins Exil nach Aquinum in Latium. Vitellius’ Bruder Lucius, der sich im Machtbereich Othos befand, wurde, wie die gesamte Familie des Gegners, nicht in den Konflikt hineingezogen.75 Insgesamt bemühte sich Otho erfolgreich darum, Morde an aristokratischen Standesgenossen zu vermeiden.76 Dem Senat gegenüber demonstrierte er die Stabilität der Verhältnisse, indem er an den Konsulatskandidaten für das Jahr 69 festhielt; 71 RIC ²1, 196 Nr. 32–42. 72 Flaig 1992, 260 f. 73 Tac. hist. 2,31; Dio 63,8,2²–9,1; besonders die Episode um die Bewaffnung und Verlegung der 17. Kohorte (Tac. hist. 1,80–82) verdeutlicht, wie sehr die Stimmung in Rom von Misstrauen vergiftet war. 74 Tac. hist. 1,45,2 u. bes. 1,71,1; Plut. Galba 27,6 u. Otho 1,1; Othos Bemühungen um den Senat waren von Beginn an wenig aussichtsreich, vgl. Roche 2008, 118. 75 Tac. hist. 1,88; zur Familie des Vitellius Tac. hist. 1,75,2. 76 Flaig 1992, 314; Roche 2008, 109 betont die »economy of bloodshed« bereits während des Putsches gegen Galba, als nur zwei Männer gegen Othos Willen starben.

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durch den Einschub eines zusätzlichen Paares würdigte er außerdem Verginius Rufus, der sich als Verfechter der Senatsautorität in der Krise einen Namen gemacht hatte, der Ehre eines zweiten Konsulats.77 Inwieweit die Inszenierung militärischer Erfolge in Othos Selbstdarstellung Berücksichtigung fand, ist nicht ganz klar. Tacitus kritisiert jedenfalls, dass Otho nach einem Sieg über die­ Roxolanen den Ruhm (gloria) für sich beanspruchte, ohne selbst an dem Unternehmen beteiligt gewesen zu sein.78 Bei der Plebs versuchte Otho, von der verbliebenen Popularität Neros zu profitieren, der wegen seiner großzügigen Ausrichtung von Spielen beliebter war als sein geiziger, von Altersgebrechen gekennzeichneter Nachfolger Galba.79 Otho war Neros Zechgenosse gewesen und der Ehemann von dessen späterer Gattin Poppaea Sabina, deretwegen es zwischen den beiden Männern zum Bruch gekommen war.80 Obwohl Otho eine entscheidende Rolle beim Sturz Neros gespielt hatte, waren aus dem Volk Rufe zu hören, die ihn als ›Nero Otho‹ feierten, ohne dass sich der neue Herrscher gegen diese Benennung stellte. Die Wiedererrichtung der Statuen Neros verhinderte er nicht und ließ auf Senatsbeschluss diejenigen der Poppaea Sabina wiederherstellen.81 Wahrscheinlich wollte Otho dadurch einen Anknüpfungspunkt an das iulisch-claudische Haus finden, um sich »eine quasidynastische Legitimation zu verschaffen«.82 In die gleiche Richtung deutet sein angeblicher Plan, Neros Witwe Statilia Messalina zu heiraten.83 Wegen Othos kurzer Regierungszeit ist von Weichenstellungen für seine Nachfolge nichts Sicheres bekannt. Plutarch berichtet, er habe die Adoption seines Neffen L. Salvius Otho Cocceianus zumindest ins Auge gefasst.84 Dessen Befürchtung, Vitellius zum Opfer zu fallen, hätte Otho mit dem Hinweis auf die Schonung der Familie seines Konkurrenten zerstreut: Aufgrund seiner Milde würde für Cocceianus Anspruch auf die clementia victoris bestehen.85 77 Otho und sein Bruder Titianus ersetzten Galba und T. Vinius als consules ordinarii.; neben Verginius Rufus wurde Pompeius Vopiscus eingeschoben, vgl. Tac. hist. 1,77,2; Syme 1991, 516. 78 Tac. hist. 1,79,5. 79 Ebd. 1,7,3. 80 Murison 1993, 75–80. 81 Tac. hist. 1,78,2; Suet. Otho 7,1; Plut. Otho 3,1; Plut. Otho 3,2 berichtet unter Berufung auf Cluvius Rufus, dass Otho den Beinamen Nero sogar in Briefen genutzt habe, davon aber nach senatorischem Protest Abstand nahm, vgl. auch Dio 63,8,21 (Xiph. 190); zu Othos Anschluss an Nero vgl. Roche 2008, 112–117. 82 Flaig 1992, 308 mit Anm. 62 unter Berufung auf Wilson 1983, der argumentiert, dass Statusgleichheit entstand, wenn zwei Männer mit derselben Frau verheiratet waren, vgl. auch Leithoff 2014, 141. 83 Suet. Otho 10,2. 84 Plut. Otho 16,2; Salvius Cocceianus (cos. suff. 82) wurde schließlich unter Domitian hingerichtet, weil er Othos Geburtstag feierte, vgl. Suet. Dom. 10,2. 85 Tac. hist. 2,48,2 und Suet. Otho 10,2.

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Othos Selbstmord nach der Niederlage gegen die Truppen des Vitellius hatte die Beendigung des Bürgerkrieges zum Ziel. Diese Tat nötigte allen antiken Autoren den höchsten Respekt ab.86 In Abgrenzung zu dem harten Galba versuchte Otho also, an die populären Elemente der Herrschaft Neros anzuknüpfen und sich selbst in verwandtschaftliche Nähe zur iulisch-claudischen Familie zu rücken. Gleichzeitig distanzierte er sich von Nero, indem er sich anders als dieser um Kooperation mit dem Senat bemühte und demonstrativ als milder Herrscher auftrat.

1.2.4 Vitellius A. Vitellius profitierte bei seiner Kaisererhebung von der Unzufriedenheit des germanischen Heeres mit der Politik Galbas, der die Anhänger des Vindex belohnte, nicht aber sie, die aus ihrer Sicht dem Staat treu dienend den gallischen Aufstand niedergeschlagen hatten. Tacitus zufolge war es vor allem der Legionslegat Fabius Valens, der Vitellius dazu aufhetzte, die Führung der aufstandsbereiten Truppen zu übernehmen. Neben der Bereitschaft der Soldaten zum Aufstand verwies Valens auf die ungeregelte Nachfolge Galbas und den gesellschaftlichen Status des Vitellius: Vitellius’ Vater Lucius war als dreifacher Konsul und durch die Bekleidung der Zensur mit Kaiser Claudius im Jahr 48 zu den höchsten Ehren gelangt. Verginius Rufus, so Valens, habe als Ritter und Sohn eines unbedeutenden Vaters zu Recht die Möglichkeit, Kaiser zu werden, verworfen. Für Vitellius dagegen erwachse aus seiner Abstammung eine Verpflichtung zum Kaisertum.87 Vitellius inszenierte seine Abkunft, indem er seines berühmten Vaters auf Münzen gedachte; seine Mutter Sextilia erhielt in Rom den Augusta-Titel.88 Da Vitellius zwei Kinder hatte, strebte er die Gründung einer eigenen Dynastie an: Bei Siegesfeierlichkeiten in Lugdunum (Lyon) präsentierte er seinen kleinen Sohn der Öffentlichkeit als Erben im Purpur.89 Seine Tochter Vitellia heiratete den Statthalter der Belgica, Valerius Asiaticus.90 Münzen, die die einander zugewandten Häupter der Kinder zeigen, veranschaulichen die Stabilität und Kontinuität versprechenden Familienverhältnisse.91 In Lugdunum wies Vitellius 86 Tac. hist. 2,50,1, Plut. Otho 18,2, Suet. Otho 12, Dio 63,15,2, Eutr. 7,17,3. 87 Tac. hist. 1,52,3–4; zu L. Vitellius Nicols 1978, 20, Tac. ann. 6,32,5 weist auf dessen schlechten Ruf hin; zur Problematik der Abstammung des Verginius Mommsen 1878, 99 und Huttner 2004, 340 f. 88 RIC ²1, 268 Nr.  7, 272 f. Nr.  76.94–99, 274 Nr.  114, 275 Nr.  134–135, wobei die Konsulate und das Zensorenamt immer genannt werden, dazu Hekster 2015, 53; Tac. hist. 2,89,2 (Augusta-Titel). 89 Tac. hist. 2,59,3 und Dio 64,2; Morgan 1991, 142. 90 Tac. hist. 1,59,2; Richter 1992, 82 f. zur politischen Bedeutung der Ehe. 91 RIC ²1, 268 Nr. 8, 271 Nr. 57, 272 Nr. 78–79, 273 Nr. 100–103.

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Die flavische Dynastie

die ihm von einer Senatsgesandtschaft angetragenen Namen Caesar und Augustus zurück und ließ sich erst nach seiner Ankunft in Rom Augustus nennen; auf Caesar verzichtete er gänzlich.92 Trotz des bewussten Verzichts auf den Namen Caesar und der Bestrebungen zur Gründung einer eigenen Dynastie suchte Vitellius Anknüpfungspunkte an die Iulio-Claudier, mit denen ihn keinerlei verwandtschaftliche Beziehung verband. Noch in Germanien war Vitellius in ehrender Bezugnahme auf die Truppen, die ihn akklamiert hatten, der Name Germanicus beigelegt worden, den er zunächst auf Münzen als Imperator Germanicus führte.93 Später vertauschte er die Reihenfolge beider Worte und brachte sie in die zu erwartende Ordnung, wodurch Germanicus zum Cognomen wurde. Dieser Akzentwechsel ist nicht gänzlich befriedigend zu deuten. Möglicherweise verlagerte ­Vitellius damit das Gewicht von der unglücklich starken Bezugnahme auf seine Akklamation durch das germanische Heer auf die Person des beliebten Germanicus.94 Diese Deutung erscheint insofern als sinnvoll, als Vitellius’ Vater seine glänzende Karriere unter Kaisern absolviert hatte, die zur engsten Verwandtschaft des Germanicus zählten.95 Vitellius selbst mag die Demonstration seiner familiären Nähe zur iulisch-claudischen Dynastie als Legitimationsgewinn erschienen sein. Wie Otho soll er auch Sympathien für Nero gezeigt haben.96 Eine bewusste und eindeutige Verhältnisbestimmung zum iulisch-claudischen Haus strebte Vitellius jedoch wohl nicht an und reagierte spontan auf aktuelle Entwicklungen.97 Obwohl die Quellen Vitellius einhellig als ›schlechten‹ Kaiser in düsteren Farben zeichnen, schimmert durch, dass er wie Otho und anders als Galba um clementia bemüht war. Nach Othos Selbstmord verlief die Übernahme der kaiserlichen Gewalt rasch und geräuschlos: Othos Generäle wurden amnestiert und blieben, genauso wie dessen Familie inklusive seines Bruders L. Salvius

92 Tac. hist. 2,62,2, vgl. 2,90,2, wo Tacitus wohl fälschlich suggeriert, Vitellius habe Augustus nur auf Drängen des volgus/vulgus angenommen; hist. 3,58,3 soll schließlich die Charakterschwäche des Vitellius endgültig veranschaulichen, wenn dieser kurz vor der Niederlage den Wunsch hegt, doch Caesar genannt zu werden: tunc superstitione nominis. Auf den Münzen des Vitellius taucht Caesar nicht und Augustus nur auf späten Prägungen auf. In den Arvalakten erscheint Vitellius bereits am 3. Juni als Augustus (AfA ed. Scheid 103). Huttner 2004, 174–176 deutet das Vorgehen des Vitellius als besonders »eindringliche Form« (S. 174) einer recusatio imperii. 93 Tac. hist. 1,62,2; Sutherland 1984, 264 und Keenan/Thomas 1988, 114 f. 94 Flaig 1992, 339 f., zustimmend Seelentag 2009a, 214 Anm. 33. 95 Tiberius war der Adoptivvater des Germanicus; Caligula, offiziell C. Caesar Germanicus, sein Sohn; Claudius sein Bruder, der 4 n. Chr. den Namen Germanicus (Suet. Claud. 2,1) erhielt. 96 Tac. hist. 2,71,1; Suet. Vit. 11,2; Dio 64,7,3, vgl. Leithoff 2014, 141 f. 97 Morgan 2006, 149.

Der Weg zur Herrschaft: Das Vierkaiserjahr

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Otho Titianus am Leben.98 Die Testamente der gefallenen Anhänger Othos erkannte Vitellius an; im Senat ließ er offene Diskussionen und Widerspruch zu.99 Im Konflikt mit Vespasian schonte er dessen Angehörige in seinem Machtbereich; für den Tod des Flavius Sabinus war er nicht verantwortlich.100 Als prominentestes Opfer des Vitellius muss Galbas Verwandter Cornelius Dolabella gelten, bei dessen Ermordung wohl auch persönliche Gründe eine Rolle­ spielten.101

1.2.5 Vespasian Die Entscheidung des T. Flavius Vespasianus, eine Usurpation zu wagen, fiel irgendwann im Frühjahr 69: Als Titus im Winter 68/69 in Korinth von der Ermordung Galbas und dem Bürgerkrieg zwischen Otho und Vitellius erfuhr, führte das zu einer Neubewertung der Situation, die ihren sichtbaren Abschluss in der Akklamation Vespasians zum Kaiser im Juli 69 fand.102 Neben einer Abwägung der militärischen Chancen und Risiken spielte dabei auch die Frage der Vermittelbarkeit des aus einer unbedeutenden Familie stammenden Vespasian als princeps eine Rolle. Sein Vater hatte keine militärische Karriere eingeschlagen und war Steuerpächter und Geldverleiher gewesen, womit er es zu einigem Wohlstand gebracht hatte. Seine Söhne Flavius Sabinus und Flavius Vespasianus zogen in den römischen Senat ein und brachten es als homines novi bis zum Konsulat. Vespasians eigene Karriere verlief für einen Mann seiner sozialen Stellung in den zu erwartenden Bahnen:103 Er war Militärtribun in Thrakien, Quästor in Creta et Cyrene, schließlich im Jahr 38 Ädil und 39 Prätor. Im Britannienkrieg des Claudius kommandierte er die legio II Augusta und erhielt als Belohnung die ornamenta triumphalia. Den Konsulat erreichte er wie für einen homo novus üblich als Zweiundvierzigjähriger im Jahr 51. Als Freund des Narcissus stagnierte seine Karriere bis zu Agrippinas Tod, weil diese auch ihm feindlich gesinnt war. Erst im Jahr 63/64 wurde er Prokonsul in Africa. Im Herbst 66 erhielt er als loyaler Anhänger Neros das Kommando für den Krieg in 98 Tac. hist. 2,60 erwähnt die Hinrichtung einiger Centurionen Othos; am Leben blieben seine engsten Vertrauten, Suetonius Paullinus, Licinius Proculus und Marius Celsus und sein Ratgeber Galerius Trachalus; zu Othos Familie Tac. hist. 1,75,2. 99 Ebd. 2,62,1 u. 2,91,3. 100 Dio 64,22,2. 101 Tac. hist. 2,63–64; Dolabella hatte Petronia, die erste Frau des Vitellius, nach deren Scheidung geheiratet; zur negativen Rolle, die Flavius Sabinus dabei spielte, Wallace 1987, 348 f. 102 Jones 1984, 43 verwirft zu Recht alle Ansätze, die von Ambitionen Vespasians vor 69 ausgehen. Als frühester Zeitpunkt wird die Prophezeiung des Josephus im Oktober 67 angesetzt, vgl. Weber 1921, 154. 103 Suet. Vesp. 1–4 und PIR² F 398, ausführlich besprochen bei Nicols 1978, 1–26 und Levick 1999, 4–29, vgl. auch Griffin 2000b, 2 f. und Kleijn 2009, 315 f.

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Die flavische Dynastie

Iudaea.104 Aus Sicht des Kaisers stellte dabei auch Vespasians Herkunft ein Auswahlkriterium dar, ihm die Truppenverbände im Osten anzuvertrauen: Wegen seiner humilitas generis ac nominis schien Vespasian keine Gefahr für Nero darzustellen.105 Diese Einschätzung erwies sich bis zum Vierkaiserjahr als richtig. Noch im Jahr 68 verzichtete der im Rang Vespasian ebenbürtige homo novus Verginius Rufus trotz breiter Unterstützung seiner Truppen darauf, eine Usurpation zu wagen. Mit Clodius Macer scheiterte ein Prätendent prätorischen Ranges mangels Unterstützung. Im Jahr 69 dagegen wurde bereits im Januar der Nichtkonsular Otho vom Senat als princeps bestätigt.106 Mit Vitellius fand bald darauf ein Mann geringeren Adels als Nero oder Galba Akzeptanz. Tacitus zufolge überzeugte Mucianus den zögernden Vespasian, angesichts dieser Entwicklung seine Chance zu suchen: Anders als gegen die etablierte iulisch-­ claudische Dynastie oder gegen den ahnenreichen Galba sei für Vespasian nun eine Erhebung möglich geworden.107 Obwohl durch diese Präzedenzfälle eine Usurpation Vespasians erst denkbar wurde, galt er den Zeitgenossen wohl als der Kandidat mit den geringsten Erfolgsaussichten.108 Lediglich Vespasians Familiensituation war günstiger als die der anderen Usurpatoren des Vierkaiserjahres, da er mit Titus und Domitian zwei erwachsene Söhne hatte, ein Vorteil, der sich langfristig herrschaftsstabilisierend auswirken konnte.109 Während der iulisch-claudischen Dynastie war es nie zur direkten Herrschaftsweitergabe vom Vater an den leiblichen Sohn gekommen; in der Regel wurde die Sukzession durch Adoption gesichert.110 Obwohl diese allgemein akzeptiert war, wurden leibliche Söhne bevorzugt. Deutlich wird das im Panegyricus des jüngeren Plinius, wenn er auf dem Höhepunkt der Adoptionsideologie Traian einen leiblichen Sohn als Erben wünscht.111 Im Vierkaiserjahr erwies sich die Kinderlosigkeit Galbas als destabilisierendes Element: Othos Putsch war eine direkte Folge der zu lange offenen Nachfolgefrage. Bei 104 Suet. Vesp. 4,4 suggeriert in proflavischer Absicht einen Bruch zwischen Vespasian und Nero, den es nicht gegeben hat, vgl. Jones 1992, 11 und Jones/Milns 2003, 50. 105 Suet. Vesp. 4,5; das Auswahlkriterium niedriger Geburt zeigt sich als Element von Neros Politik bei der Besetzung von Statthalterposten: In Germanien ersetzte er etwa die Brüder Scribonius Rufus und Scribonius Proculus durch Verginius Rufus und Fonteius Capito, vgl. Nicols 1978, 25 mit Anm. 44. 106 Syme 1991, 517; Flaig 1992, 191.302: Otho war bis ins 3. Jh. der einzige Nichtkonsular als Kaiser; vgl. Weikert 2014, 73. 107 Tac. hist. 2,76,2–3; zu dieser Entwicklung des Vierkaiserjahres Leithoff 2014, 83. 108 Morgan 1996, 170: »Vespasian must have seemed … the one whose bid for power was the least likely to succed, by reason of his birth, his age, and his career to date.«, vgl. Levick 1999, 55. 109 Levick 1999, 184. 110 Deißmann-Merten 1996. 111 Plin. paneg. 94,5, vgl. dagegen paneg. 7; Straub 1972, 44 f.54, Fell 1992, 22, Strobel 2010, 193 oder H ­ ekster 2015, 68.

Der Weg zur Herrschaft: Das Vierkaiserjahr

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der Usurpation des Vitellius spielte sie insofern eine Rolle, als Galba mit der Adoption des Piso wohl dem Wunsch des germanischen Heeres nach einem neuen Kaiser nachkommen wollte.112 Vitellius selbst hatte rasch seinen Sohn in der Öffentlichkeit präsentiert, obwohl der Sechsjährige seinen Vater nicht tatkräftig unterstützen konnte: Die Nachfolgeregelung diente daher der Stärkung der eigenen Stellung. Während Vespasians jüngerer Sohn, der siebzehnjährige Domitian, noch nicht ins öffentliche Leben getreten war und das Vierkaiserjahr in Rom erlebte, hatte der Usurpator in dem neunundzwanzigjährigen Titus eine aktive Stütze. Titus hatte wegen der guten Beziehungen seines Vaters zum Kaiserhaus eine gemeinsame Erziehung mit Claudius’ Sohn Britannicus genossen; nach seiner Dienstzeit als tribunus laticlavius und der Quästur erhielt er direkt das Kommando über die XV Apollinaris während des Jüdischen Krieges.113 Dort stellte er zunächst sein diplomatisches Geschick bei Vermittlungen zwischen Vespasian und Mucianus, dem Statthalter der Syria, bei Streitigkeiten über verwaltungstechnische Zuständigkeiten unter Beweis.114 Im Winter 68/69 war er für die Gesandtschaft zu Galba vorgesehen. Bei der Vorbereitung des flavischen Staatsstreiches wirkte Titus wiederum als Mittelsmann zu Mucianus und stellte das Unterpfand für die Interessengleichheit der beiden Männer dar: Auch seinetwegen verzichtete der kinderlose Mucianus auf ein Geltendmachen eigener Ansprüche und trat in die zweite Reihe zurück.115 Obwohl Titus während des Jüdischen Krieges als Legionslegat an der Eroberung einiger Orte direkt beteiligt war, fehlte es ihm freilich an öffentlichkeitswirksamen militärischen Erfolgen und prestigeträchtigen Ämtern.116 Wie Vitellius’ Kinder erscheinen Titus und Domitian auf den frühesten Münzen Vespasians. Der Typ, der die einander zugewandten Häupter der Söhne zeigt, wurde sogar direkt nach einem vitellianischen Vorbild kopiert:117 Auch Vespasian strebte die Gründung einer eigenen Dynastie an und ließ nie Zweifel daran aufkommen, dass nur seine Söhne ihm nachfolgen sollten. Bis zum Jahr 71 wurde keiner der Söhne als alleiniger Nachfolger präsentiert, sondern beide weitgehend gleichrangig behandelt: Mit der Bestätigung Vespasians als neuem 112 Seelentag 2009a, 214. 113 Suet. Tit. 2 u. 4; Jones 1984, 7–17.35. 114 Ios. bell. 4,32; Tac. hist. 2,5,2 bezeichnet Titus als praecipua concordiae fides zwischen Vespasian und Mucian; vgl. Suet. Vesp. 6,4. 115 Tac. hist. 2,77; Kleijn 2009, 324. 116 Jones 1984, 41 f.; zu militärischen Unzulänglichkeiten McLaren 2005, 286 f. und Hollander 2014, 190 f. 117 BMCRE 2, 180 Nr. 748B vgl. BMCRE 1, 372 Nr. 27 (= MW 80.83); vgl. außerdem RIC 21, 271 Nr. 57, 272 Nr. 78 f., 273 Nr. 100–103 mit RIC 22.1, 58 Nr. 5 f., 59 Nr. 13.15, 61 Nr. 37, 63 Nr.  54–56, 64 Nr.  64 etc., dazu Griffin 2000b, 13 f.; nach Buttrey 1972, 95 orientierte sich die römische Münzautorität in Abwesenheit Vespasians an den Typen der Vorgänger­ regierungen.

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Die flavische Dynastie

Herrscher durch den Senat erschienen sie als Caesares und principes iuventutis. Obwohl Vespasian zusammen mit Titus den ordentlichen Konsulat im Jahr 70 bekleidete, wurde für Domitian die außerordentliche Ehre einer Prätur mit einem imperium consulare beschlossen, was das Bestreben um die Gleichstellung der Söhne zeigt.118 Auf den Münzen erscheinen die Prinzen auf Augenhöhe, ohne Heraushebung des in Iudaea als Legionslegaten und später als Oberbefehlshaber aktiven Titus. Ein Sesterz mit der Legende SPES AUGUSTA zeigen die personifizierte Hoffnung, die drei Soldaten, wohl Vespasian, Titus und Domitian, eine Blume überreicht.119 Dieser Sesterz veranschaulicht die Leitidee der flavischen Familiendarstellung bis 71: Akzentuiert wurde die glückliche Fami­ lienkonstellation mit zwei Söhnen, die eine sichere Herrschaftsweitergabe garantieren würde. Auch wenn Titus sicher als erster Nachfolgekandidat vor­ gesehen war, fehlte ihm noch das nötige Profil für diese Rolle. Auch wenn Vespasian über eine Familienkonstellation verfügte, die eine stabile Herrschaft seiner neuen Dynastie grundsätzlich ermöglichen würde, waren die Umstände für die Etablierung derselben ungünstig. Erst die Ereignisse des Vierkaiserjahres hatten es einem Mann mit dem Hintergrund Vespasians möglich gemacht, nach dem Prinzipat zu greifen. Wenig konnte darüber hinwegtäuschen, dass er seine Position durch Gewalt und aufgrund seines Machtstrebens erreicht hatte. Nachdem der Bürgerkrieg mit Vitellius’ Sieg über Otho im April 69 beendet schien, hatte Vespasian ihn im Sommer wieder aufleben lassen und neues Leid über das Römische Reich gebracht. Anders als Otho, dem an einer schnellen Entscheidung der Machtfrage gelegen war, nahm er dies für seine persönlichen Ziele billigend in Kauf. Gegenüber dem Senat zeigte er weniger Rücksichtnahme als die anderen Prätendenten im Vierkaiserjahr: Die Namen Caesar und Augustus beanspruchte er ab dem Zeitpunkt seiner Usurpation, allerdings ohne die tribunicia potestas zu führen; letztere übernahm er erst mit Zustimmung des Senats im Dezember 69.120 Als dies imperii feierte er den 1. Juli, den Tag seiner Akklamation durch die Truppen, und verdeutlichte damit, dass er seinem Heer und weniger dem Senat die Herrschaft verdankte.121 Nicht nur das muss den Senat zunächst im Unklaren über den Regierungsstil des neuen princeps gelassen haben. Vespasian blieb nämlich selbst zunächst in Alexandria, während Mucianus an seiner Stelle mit politischem Geschick und harter Hand die Kontrolle in Rom übernahm. Wie wenig gefestigt 118 Tac. hist. 4,3,4; BMCRE 2, 7 f. Nr. 45 f. (= MW 85); Levick 1999, 79. 119 BMCRE 2, 190 Nr. 782 = RIC 22.1, 74 Nr. 206; Seelentag 2009b, 88–93 bes. 91 betont zu Recht den positiven Einbezug Domitians; Stephenson 2010, 191 meint eine »dynastic­ hierarchy« zu erblicken. 120 AE 1977.829; zur Datierung Isaac/Roll 1998 [1976], 38 und Isaac 1998 [1984b]; Levick 1999, 66 f.; Cotton/Eck 2003, 27. 121 Flaig 1992, 406 sieht das als starke Brüskierung des Senats, relativierend Griffin 2000b, 12, vgl. auch Seelentag 2004, 114.

Der Weg zur Herrschaft: Das Vierkaiserjahr

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die Herrschaft Vespasians war und wie groß seine Angst, dass ihm neue Konkurrenten erwachsen könnten, zeigt eine im Vierkaiserjahr beispiellose Serie an Morden im Familienkreis seiner Vorgänger.122 Offensichtlich war Vespasian – beziehungsweise Mucianus  – der Meinung, dass man sich um der eigenen Herrschaftssicherung willen keine clementia erlauben dürfe. Während Vitellius ­Tacitus zufolge hoffte, sein Leben durch Friedensverhandlungen retten zu können, meinten seine treuesten Anhänger, dass Vespasian keinen privatus Vitellius würde tolerieren können.123 In der Tat wurde die direkte männliche Linie der Vitellii mit den Morden an Vitellius selbst, seinem Söhnchen sowie seinem Bruder Lucius ausgelöscht.124 Vitellius’ Tochter dagegen verschaffte Vespasian angeblich eine glänzende (splendidissime) Heiratsverbindung. Möglicherweise wurde Vitellia jedoch durch ihre Ehe politisch neutralisiert.125 Entferntere männliche Verwandte des Vitellius wie Tampius Flavianus und Valerius Festus hatten zwischenzeitlich um ihr Leben zu fürchten, konnten aber durch eine klare Positionierung für Vespasian ihre Karrieren fortsetzen.126 Letzterer diente sich den Flaviern als Legat der III Augusta durch die Ermordung des afrikanischen Statthalters L. Calpurnius Piso an.127 Es ist möglich, dass dieser als Schwager von Galbas präsumtivem Nachfolger Piso Licinianus und damit als dessen Erbe in den Ansprüchen auf den Prinzipat als potentieller Konkurrent aus dem Weg geräumt wurde.128 Vor ihm war bereits sein Schwiegersohn Calpurnius Piso Galerianus wohl aus demselben Grund beseitigt worden.129 Dass die nahen Verwandten von Galbas Adoptivsohn Piso eine Anwartschaft auf die Herrschaft postulieren konnten – oder dies zumindest von außen für möglich gehalten wurde – zeigt das Schicksal des älteren Bruders des Piso Licinianus: Licinius Crassus Scribonianus wurde von Antonius Primus zur Herrschaft gedrängt und, obwohl er keinerlei Ambitionen zeigte, bald ermordet.130 Diese Serie von Morden hat sicher nicht dazu beigetragen, den zweideutigen Ruf Vespasians zu verbessern.131 Mucianus bemühte sich in Rom, die gegen die 122 Flaig 1992, 398 f. 123 Tac. hist. 3,66. 124 Ebd. 3,85 (A. Vitellius), 4,2,3 (L. Vitellius) u. 4,80,1 (Vitellius Germanicus); Dio 64,22. 125 Suet. Vesp. 14 mit Richter 1992, 83; ihr Mann Valerius Asiaticus starb als consul de­ signatus (wohl für das Jahr 70, vgl. CIL 6.1528). 126 Tac. hist. 3,10 u. 4,49,1; Nicols 1978, 152 f. 127 Nach Tac. hist. 4,38 ging man in Rom fälschlicherweise von Pisos Abfall aus; VogelWeidemann 1982, 212; in Africa verfügte Vespasian über einen schlechten Ruf, vgl. Tac. hist. 2,97,2 u. 4,49,1; anders Suet. Vesp. 4,3. 128 L. Piso war mit einer Schwester des Piso Licinianus verheiratet, vgl. PIR2 C 294. 129 Tac. hist. 4,49,2; Galerianus war ein Sohn des C. Piso, des Verschwörers gegen Nero; PIR2 C 301. 130 Tac. hist. 4,39,3; seine in hist. 1,48,1 nur angedeutete Ermordung geschah sehr wahrscheinlich noch vor der Ankunft Vespasians in Rom; PIR2 L 192; Griffin 2000b, 6 f. 131 Tac. hist. 1,50,4; Leithoff 2014, 37.

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Denunzianten der neronischen Zeit anlaufenden Prozesse zu unterbinden und das Auseinanderdriften der senatorischen Oberschicht zu verhindern.132 Zu dieser ungünstigen Ausgangslage kam der Brand auf dem Kapitol hinzu, der Vespasians Herrschaft mit einem schlechten Vorzeichen beginnen ließ. Da der mit Flavius Sabinus auf das Kapitol geflohene Konsul C. Quinctius Atticus noch unter Vitellius die Schuld an der Katastrophe öffentlich auf sich genommen hatte, schien die Verantwortung tatsächlich bei der flavischen Partei zu liegen.133 Die Druiden deuteten den Kapitolsbrand als Zeichen auf das Ende Roms und fachten mit dieser Interpretation den Aufstand in Germanien weiter an, wo Iulius Civilis, der bisher vorgeblich für Vespasian gegen die vitellianischen Truppen gekämpft hatte, offen den Abfall von der römischen Ordnungsmacht propagierte.134

132 Tac. hist. 4,41–44. 133 Ebd. 3,75,3; die flavische Sicht geben Ios. bell. 4,649, Suet. Vit. 15,3 und Dio 64,17,3 wieder, indem sie die Vitellianer für den Brand verantwortlich machen; Schwier 1989, 268 f. und Leithoff 2014, 42 f. 134 Tac. hist. 4,54, dazu Schmitz 2008, 128.

Die Legitimation der flavischen Dynastie in den Jahren 70–71

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2. Die Legitimation der flavischen Dynastie in den Jahren 70–71 2.1 Vespasian in Alexandria Das legitimatorische Defizit Vespasians zu Anfang seiner Herrschaft, das sich aus seiner Abkunft, der Neubelebung des Bürgerkrieges und dem schlechten Vorzeichen des Kapitolsbrandes ergab, gießt Sueton in die Formel, Vespasian hätten im Winter 69/70 noch auctoritas und maiestas gefehlt.135 Beide Begriffe umreißen keine staatsrechtlichen Kompetenzen, sondern umschreiben die Aura, die den Herrscher idealerweise umgab. Augustus überragte nach eigener Darstellung seine Zeitgenossen durch auctoritas, die ihm durch seine Leistungen für die res publica zukam. Maiestas, ›Hoheit‹, wurde in republikanischer Zeit dem Senat und den Vertretern des römischen Volkes zugeschrieben und von Horaz und Ovid schließlich mit Augustus verbunden.136 Nach Sueton fehlte Vespasian folglich der Ausweis positiver Leistungen für den Staat und das Charisma eines Caesar Augustus. Möglicherweise spielte Vespasians Bewusstsein um seine noch nicht gefestigte Herrschaft bei seinen Erwägungen eine Rolle, zunächst die Kontrolle über Alexandria zu übernehmen, während Mucianus die Herrschaftssicherung in Rom vorantrieb. Vespasian konnte so Distanz zu den Grausamkeiten wahren, aus sicherer Entfernung die weitere Entwicklung abwarten und Nachschub und Versorgungsmaßnahmen koordinieren.137 Alexandria war als größte Stadt im Osten des Römischen Reiches und als Drehscheibe des Nachrichtenverkehrs zudem gut geeignet, durch Propagandamaßnahmen seinen Ruf zu verbessern. Vespasian traf wahrscheinlich Ende November 69 in Alexandria ein.138 Bei seiner Ankunft wurde er von der Bevölkerung im Hippodrom als Retter und Wohltäter, als Sohn Ammons und als Gott begrüßt und gefeiert.139 Wie Alexander der Große, der ebenfalls den ägyptischen Königstitel ›Sohn Ammons‹ ge 135 Suet. Vesp. 7,2. 136 Kübler 1928, 542–544 zu maiestas, zu auctoritas siehe Kapitel A 1.2. 137 Griffin 2000b, 5 f., ihr folgt Ruff 2012, 202; nach Tac. hist. 3,48,3 wollte Vespasian Rom von der Getreidelieferung abschneiden; Ios. bell. 4,605–607 betont die strategische Bedeutung Alexandrias. 138 Zur Datierung Nicols 1978, 84 f., Henrichs 1968, 54 Anm. 11 und Weber 2000, 194, vgl. auch Pfeiffer 2010, 111 Anm. 491 (Ende 69/Anfang 70 in Ägypten). Auch die Datierung und Abfolge der folgend beschriebenen Vorzeichen und Wunder bleibt unklar. 139 P.Fouad 8 (ed. Montevecchi 1981, 157): κύριε Καῖσα[ρ | Οὐεσπ]ασιανὸς εἷς σωτὴρ καὶ ε[ὐεργέτης | Ἄμμων]ο[ς υἱ]ὸς (Z. 11–13) und θεὸς Καῖσαρ Οὐεσπασια[νός (Z. 20); die Textrekonstruktion von MW 41 und CPJ 418a liest in Z. 15 zudem εὐεργέτα, σαρ[, was eine Konjektur zu Σάραπις ermöglicht. Montevecchi erkennt dort nur: ε. . ιενσαρ[; ob Vespasian mit dem alexandrinischen Hauptgott gleichgesetzt wurde, bleibt damit ungewiss, aber keineswegs unmöglich, vgl. Zimmermann 2003, 335 f.

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tragen hatte, befragte Vespasian in Ägypten ein Orakel. Dies geschah nicht in Siwa wie zu Alexanders Zeit, da die Stätte ihre Bedeutung verloren hatte, sondern im Tempel des alexandrinischen Hauptgottes Serapis.140 Dort erschien Vespasian der abwesende Priester Basilides (der ›Königsgleiche‹), was wegen dessen Namen als positives Zeichen ausgelegt wurde.141 Zwei Heilungswunder ließen ihn zudem als Günstling des Serapis erscheinen: Einem Blinden und einem Mann mit verkrüppelter Hand erschien der Gott im Traum und eröffnete ihnen, dass sie durch Vespasian Heilung finden würden.142 Tacitus und Sueton zufolge zweifelte Vespasian selbst daran, dass ihm die Heilung gelingen könnte; er führte sie erst auf Zureden seiner Vertrauten aus. Besonders der Bericht des Tacitus artikuliert die römische Skepsis gegenüber der orientalischen Wundergläubigkeit, bilanziert aber doch, dass in Alexandria etwas Übernatürliches geschehen sein muss: Nach Ausweis von Ärzten war das Augenlicht des Blinden nicht eigentlich erloschen und bei dem Verkrüppelten seien die Gliedmaßen wie verrenkt gewesen; in beiden Fällen schien Heilung zumindest möglich. Diese hing jedoch vom göttlichen Willen ab und wurde somit zum Prüfstein dafür, ob Vespasian als Werkzeug der Gottheit ausersehen war.143 Vespasian gelangen die Heilungen, indem er die Augen des Blinden mit seinem Speichel benetzte und die verkrüppelte Hand des anderen mit seiner Fußsohle berührte. Während Speichel als Arzneimittel bei Augenkrankheiten in der Antike allgemein verbreitet war, ist die Heilung durch die Berührung mit dem Fuß mit Serapis verknüpft: Der vorgestreckte rechte Fuß der Kultstatue wurde mit besonderer Verehrung bedacht.144 Für die Zuschauer war deshalb klar, dass Vespasian als Stellvertreter des Serapis oder gar selbst als der Gott heilte.145 Die Forschung geht zu Recht davon aus, dass es sich bei den beschriebenen Vorgängen um Inszenierungen und Propagandamaßnahmen handelte, die das Prestige des neuen Herrschers steigern sollten.146 Sowohl die imitatio Alexandri, 140 Zu Alexander Arr. an. 3,3 und Strab. 17,1,43; zu Vespasian Kühnen 2008, 157 f. 141 Tac. hist. 4,82; Suet. Vesp. 7,1 berichtet, dass Basilides Vespasian verbenas coronasque paneficia überreichte. Eine pharaonische Königslegitimation nach ägyptischem Vorbild, die vielfach angenommen wurde, muss nicht dahinter stehen, vgl. Henrichs 1968, 62–64 und Pfeiffer 2010, 116–118. 142 Tac. hist. 4,81; Suet. Vesp. 7,2; Dio 65,8,1; nach Sueton war der zweite Kranke ein­ Lahmer. 143 Tac. hist. 4,81,1–2 (divinum ministerium); Weikert 2014, 74 f. 144 Plin. nat. 28,37 u. 28,76 zu Augenkrankheiten, vgl. Muth 1954 84 f.103 f.; zum Serapisfuß Henrichs 1968, 70, archäologische Belege bei Dow/Upson 1944 und Castiglione 1971. 145 Henrichs 1968, 71; Levick 1999, 68 f. 146 Muth 1954, 104 (»Machinationen der Priester des Serapis«), Levick 1999, 69 (»manipulation of gentile cults«), vgl. Zimmermann 2003, 326, Leberl 2004, 55, Spahlinger 2004, 341, Pfeiffer 2010, 118 und Ruff 2012, 213; zu antiker Kultmanipulation bei Statuen Witulski 2007a, 165; zum von Heron von Alexandria beschriebenen Mechanismus zur Öffnung von Tempeltüren Weinreich 1929, 407–410.

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nämlich die Einholung eines positiven Orakels in Ägypten, als auch das für einen römischen princeps beispiellose Wirken als Wundertäter versahen Vespasian mit Charisma und bestätigten seine göttliche Vorherbestimmung als Kaiser. Verantwortlich für die Inszenierungen waren wohl der praefectus Aegypti Tib. Iulius Alexander und der Priester Basilides.147 Ihr Ziel war es, Vespasian zunächst in Alexandria Akzeptanz als neuer Herrscher zu verschaffen.148 Gleichzeitig entfaltete die Verbreitung der Wundertaten eine fama, die im ganzen Reich rezipiert wurde: Im frühen zweiten Jahrhundert nahm der kritische Tacitus die unglaublichen Berichte aus Alexandria mit dem Vermerk in seine Historien auf, dass diese immer noch von Augenzeugen erzählt würden, wo doch eine lügenhafte Darstellung keinen Gewinn mehr brächte.149 Sie gehörten offensichtlich zum festen Repertoire der Erzählungen vom Aufstieg der Flavier. Bereits das zeitgenössische Markusevangelium war mit der flavischen Propaganda vertraut und reagierte auf sie, indem es den euaggelia des sōtēr Vespasian die ›Frohbotschaft Jesu Christi‹ entgegenstellte.150 Zwei Wunder Jesu konzipierte der Verfasser wohl in Anlehnung an die Taten des Kaisers in Alexandria, nämlich die Heilung eines Taubstummen und eines Blinden unter Zuhilfenahme von Speichel.151 Die Erwähnung des Heilmittels ist für die Evangelien untypisch, da Jesus dort normalerweise durch sein Wort oder durch Berührung wirkt.152 Da das Markusevangelium nicht in Ägypten verfasst wurde, reflektiert es kein nur auf der Provinzebene bekanntes Ereignis.153 Die Wundertaten wurden offenbar gezielt verbreitet und von der Reichsbevölkerung 147 Schwier 1989, 296; Scott 1934 identifiziert den Basilides aus Vespasians Tempelvision (Tac. hist. 4,82,1; Suet. Vesp. 7,1) mit dem Priester am Berg Karmel (Tac. hist. 2,78,3): er war wohl ein Verbindungsmann zwischen Vespasian und Tib. Iulius Alexander, vgl. Nicols 1978, 125 f. und Rajak 2002 [1983], 189. 148 Schwier 1989, 297 f. und Weber 2000, 195. 149 Tac. hist. 4,81,3: Utrumque qui interfuere nunc quoque memorant, postquam nullum mendacio pretium. 150 Mk 1,1: Ἀρχὴ τοῦ εὐαγγελίου Ἰησοῦ Χριστοῦ; Ios. bell. 4,618 bezeichnet die Nachrichten über die Kaisererhebung Vespasians als εὐαγγέλια, dazu Theißen 1989, 284 (Mk als ›Gegenevangelium‹) und Heininger 2009, 196 (Mk als ›Anti-Evangelium‹); die Datierung des Markusevangeliums um das Jahr 70 ist relativ unumstritten, vgl. Schnelle 2013, 269 f. und ausführlich Becker 2006, 77–100, bes. 99. 151 Mk 7,31–37 u. 8,22–26, vgl. Eve 2008, 1–3, Muth 1954, 103 und Becker 2006, 385 mit Anm. 260; Lk übernimmt die beiden Heilungen nicht, bei Mt 9,27–31 u. 15,30 f. erscheinen sie ohne das Heilmittel Speichel, vgl. Eve 2008, 2; Joh 9,1–2 überliefert eine Blindenheilung unter Verwendung von Speichel. 152 In der Erzählstruktur übernehmen die Wunder bei Mk 8,27–30 dieselbe Funktion wie bei Vespasian, wenn die Jünger durch sie Jesus als den gottgesandten Messias erkennen, so Eve 2008, 15. 153 Iren. adv. haer. 3,1,1 = Eus. hist. eccl. 5,8,3 impliziert Rom als Abfassungsort; Theißen 1989, 260 und Becker 2006, 102 favorisieren Syrien; diskutiert werden auch das syrische Antiochia, Galiläa und die Dekapolis, vgl. Schnelle 2013, 268 f.

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rezipiert.154 In Rom distanzierte sich Vespasian keineswegs von dem ägypti­ schen Gott Serapis, dessen Unterstützung er erfahren hatte: Vor dem Triumphzug anlässlich des Sieges über die Juden übernachtete er gemeinsam mit Titus im Isistempel auf dem Marsfeld und erwies damit auch ihrem göttlichen Gatten Serapis seine Dankbarkeit. Das ›Protokoll‹ für einen Triumphzug sah die Übernachtung keineswegs vor. Bronzemünzen, die das Iseum Campense zeigen, erinnerten in den Jahren 71 und 73 an diesen Akt der kaiserlichen pietas.155 Katja Lembke betont, dass Vespasian »gerade zu Beginn seiner Regierungszeit versuchte … die Erinnerung an seinen Aufenthalt in Alexandria … wach­ zuhalten«.156 Nicht nur die Berichte über die Ereignisse in Alexandria, sondern auch die gezielte Verbreitung von Vorzeichen und Orakelsprüchen zeigt, dass die familiär unbedeutenden Flavier nach einer göttlichen Legitimation für ihren Griff nach der Macht strebten. Vor der Akklamation Vespasians soll Titus Anfang des Jahres 69 ein positives Orakel im Aphroditetempel in Paphos auf Zypern erhalten haben und Vespasian entsprechend gute Prognosen im Juni – also kurz vor seiner Usurpation – auf dem Berg Karmel. Für den letzteren Fall weiß Tacitus zu berichten, dass es nichts gab, was stärker im Volksmund umging. Beide Orakel wurden sicher in Verbindung mit der Usurpation der Flavier verbreitet.157 Berühmt ist die Vorhersage des Kaisertums Vespasians durch den jüdischen General Josephus. Wann der Kriegsgefangene seine Weissagung getätigt hat, ist unklar. Josephus selbst will sie im Sommer 67 gemacht haben, als Neros Sturz noch nicht absehbar war; damit behauptet er die Seniorität seiner Prophezeiung gegenüber allen anderen Hinweisen auf die Herrschaft Vespasians.158 Schließt man eine wirkliche Vision und die Möglichkeit, dass Josephus bereits im Jahr 67 an das Kaisertum des homo novus Vespasian geglaubt habe, aus, dann scheint es vertretbar, seine Prophezeiung auf die Zeit zwischen der Ermordung Galbas

154 Levick 1999, 67, Spahlinger 2004, 340, Eve 2008, 9, Heininger 2009, 177 oder Engster 2010, 304. 155 Ios. bell. 7,123 (Übernachtung im Isistempel); Lembke 1994, 91 u. 179–181 sowie Tafel 4,1 zu der Münze, grundlegend dazu Dressel 1909; vgl. insgesamt auch Engster 2010, 301 f. 156 Lembke 1994, 91; da der Isiskult mittlerweile nicht mehr als superstitio galt, machte sich Vespasian nicht des ›Ägyptisierens‹ verdächtig, vgl. Takács 1995, 274. 157 Tac. hist. 2,4 u. 2,78,4: nec quidquam magis in ore volgi; auch Suet. Vesp. 5,6; zur Nutzung als Propagandamaterial Weber 1921, 48; Datierung des Karmeltreffens nach Nicols 1978, 72; Morgan 1996, 48–52 erwägt eine Datierung des Orakels auf Sommer 68 und seine Deutung im Jahr 69. 158 Ios. bell. 3,399–402 u. 4,623: ἔτι ζῶντος Νέρωνος, vgl. Hollander 2014, 94–96; Lindner 1972, 64 f. verweist darauf, dass dieser frühe Zeitpunkt nicht der Linie der flavischen Propaganda entsprach, die die Krise des Vierkaiserjahres benötigte, um Vespasian als Retter des Staates zu inszenieren.

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und der Akklamation Vespasians zu datieren.159 Sie gehört dann in den Kontext der beiden anderen Orakelsprüche aus dem Jahr 69 und der Akklamation Vespasians. Die Steuerung der göttlichen Vorsehung durch die Flavier zeigt sich auch an einer mit der Eroberung Jerusalems in Verbindung stehenden Prodigienreihe, die in ein Orakel auf die flavische Herrschaft mündet.160 Per Textvergleich kann man nachweisen, dass die heute vorliegenden Berichte auf eine gemeinsame heidnische Quelle zurückgehen, die im flavischen Interesse verfasst war und verbreitet wurde. Besonders offensichtlich schimmert die pagane Vorlage bei Josephus durch, wenn bei ihm die monotheistischen jüdischen Priester im Jerusalemer Tempel gleich mehrere Götter ausrufen hören: Laßt uns von hier fortziehen.161 Der Fluchtpunkt der Prodigienreihe ist ein Orakelspruch, über dessen Deutung durch die Juden Tacitus schreibt:162 Dies alles (sc. die Prodigien) aber legte nur der eine und andere als furchterregend aus, die Mehrzahl war überzeugt von dem in den alten priesterlichen Aufzeichnungen enthaltenen Wort, daß zu eben dieser Zeit das Morgenland erstarke und daß man von Judäa aus sich der Weltherrschaft bemächtigen werde. Dieser rätselhafte Ausdruck hatte auf Vespasian und Titus hingedeutet, die Volksmenge aber legte menschlicher Begehrlichkeit entsprechend diese so hochwichtige Weissagung zu ihren G ­ unsten aus und ließ sich nicht einmal durch allerhand Mißerfolge zur Anerkennung der Wahrheit bekehren.

Während nach Sueton die Auffassung von der Weltherrschaft Judäas im ganzen Orient verbreitet war, stammte nach Josephus der zweideutige Orakelspruch aus den heiligen Schriften der Juden; er sei für sie der Hauptgrund ge­wesen, gegen Rom in den Krieg zu ziehen.163 Obwohl eine Vielzahl von Versuchen unternommen wurde, entweder eine orientalische Weissagung oder einen Bibel 159 Schalit 1975, 297–300, vgl. auch Rajak 2002 [1983], 187 f.; Suet. Vesp. 5,2–6 reiht Josephus’ Prophezeiung nach dem Karmelorakel ein, vermutlich, weil er so datieren wollte, vgl. Morgan 1996, 42; nach Dio 65,1,4 prophezeite Josephus, dass Vespasian ihn nach einem Jahr, dann als Kaiser, freilassen werde. 160 Ios. bell. 6,288–315 und Tac. hist. 5,13,1–3, vgl. auch Dio 64,8,1–2; Suet. Vesp. 4,5. 161 Ios. bell. 6,299: μεταβαίνομεν ἐντεῦθεν; grundlegend Weinreich 1929, 271–279, außerdem Windisch 1929, 68 mit Anm. 1, Fischer 1978, 161–164 und Schwier 1989, 298–301; Lindner 1972, 131 schlägt mit weniger guten Argumenten eine Abhängigkeit des Tacitus von einem verlorenen Traktat des Josephus vor; Schalit 1975, 276 Anm. 142 (S. 322–327) hält die Prodigien für ursprünglich jüdisch; Tomasino 2008, 89 betont dagegen, dass sich Listen von Prodigien nicht in der hebräischen Bibel finden. 162 Tac. hist. 5,13,2: Quae pauci in metum trahebant: pluribus persuasio inerat antiquis sacerdotum litteris contineri, eo ipso tempore fore ut valesceret Oriens profectique Iudaea rerum potirentur. quae ambages Vespasianum ac Titum praedixert, sed volgus more humanae cupidinis sibi tantam fatorum magnitudinem interpretati ne adversis quidem ad vera mutabantur. 163 Suet. Vesp. 4,5 und Ios. bell. 6,312.

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vers als Quelle zu identifizieren, hat dies zu keinem Konsens geführt. Immerhin besteht Einigkeit darüber, dass der Orakelspruch nicht neu erfunden, sondern aus älterem, wohl mehrfach überarbeitetem Material kompiliert wurde.164 Die Vorhersage des Kaisertums für Vespasian und Titus entspricht der Absicht der Flavier, dynastische Weichen zu stellen und durch vorgebliche göttliche Vorherbestimmung die niedrige Herkunft der Familie zu egalisieren. Die Flavier kontextualisierten vorhandene Orakelsprüche und Weissagungen geschickt neu und verliehen dadurch den Vorausdeutungen auf ihre Herrschaft größere Glaubwürdigkeit. Auch wenn die Propaganda der Flavier vaticinia ex eventu produzierte und unter das Volk brachte, waren diese in Verbindung mit dem politischen Erfolg wirksam. Tacitus und Sueton bestätigen das eindrücklich, wenn sie ein­ gestehen, dass die Zeichen und Omina allein keineswegs hinreichend waren, um die schicksalhafte Vorherbestimmtheit der flavischen Herrschaft zu erkennen. Über das Orakel, welches einen Weltherrscher aus dem Osten oder aus Judäa prophezeit, schreibt Sueton, der Bezug auf einen römischen Kaiser habe sich erst durch den Ereignisverlauf herausgestellt.165 Tacitus äußert sich entsprechend über die Vorzeichen auf die flavische Herrschaft:166 Den Glauben an ein geheimes Walten des Schicksals, nämlich daran, daß durch Wunderzeichen und Orakelbescheide die Herrschaft für Vespasian und seine Söhne bestimmt gewesen sei, habe ich erst nach dem glücklichen Erfolg der Flavier ge­wonnen.

Bereits vor Vespasians Akklamation im Juli 69 betrieben die Flavier Propaganda durch die Verbreitung positiver Orakelsprüche und Vorzeichen für die Usurpa­ tion. Ihre Wirkung beschränkte sich nicht auf die Zeit bis zur Anerkennung Vespasians als Kaiser, sondern entfaltete danach ihren vollen Nutzen. Bevor Vespasians Kaiserschaft gesichert war, konnten nicht alle Zeichen gedeutet werden. Im Nachhinein jedoch galt als bewiesen, dass sie auf die Kaiserschaft des homo novus Vespasianus gewiesen hatten. Die spätere historische Faktenlage bestätigte damit die Wahrheit der Zeichen und die göttliche Auserwähltheit des neuen Herrschers. Gleichzeitig wird aus diesem Befund das enorme Legitima­ tionsbedürfnis Vespasians zu Beginn seiner Herrschaft ersichtlich.

164 Ältere Orakel über die Weltherrschaft Asiens und den Untergang Roms finden sich bei Phlegon von Tralles (FGrH 257 Frg. 36 III), vgl. Fuchs 1938, 5–7.29, im Hystaspesorakel (apud Lactantius, divinae institutiones 7,15,11.19, lat./dt. S. Freund 2009) und bei Sib. 3,350– 355, vgl. Windisch 1929, 50–52; als biblische Grundlage werden Gen 49,10, Num 24,7.17–19 und Dan 7,13–14 genannt; zur Diskussion Schwier 1989, 231–250 bes. mit Anm. 47, Tomasino 2008, passim ausführlich für Dan 9,24–27. 165 Suet. Vesp. 4,5: Id de imperatore Romano, quantum postea eventu paruit. 166 Tac. hist. 1,10,3: Occulta fati et ostentis ac responsis destinatum Vespasiano liberisque eius imperium post fortunam credidimus.

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2.2 Die Rückkehr von Vespasian und Titus nach Rom Vespasians militärstrategische Gründe, nach Alexandria zu gehen, wurden durch die schnelle Niederlage des Vitellius im Dezember 69 hinfällig. Neben den schlechten Reisebedingungen im Winter war die Absicht, sich aus der Neuordnung in Rom herauszuhalten, sicher ein Grund, die Rückkehr nach Rom nicht zu forcieren. Da Vespasian Tacitus zufolge auf günstige Sommerwinde wartete, scheint er seine Abreise ursprünglich für den Frühsommer des Jahres 70 geplant zu haben; tatsächlich brach er aber später auf, wohl Mitte August oder Anfang September.167 Damit verpasste er die kultisch wichtige Entsühnungszeremonie nach dem Kapitolsbrand.168 Da auch Domitian zu diesem Zeitpunkt nicht in Rom war, fand die Feierlichkeit ohne die Anwesenheit eines Flaviers unter der Leitung des höchsten anwesenden städtischen Beamten, des Prätors C. Helvidius Priscus, statt. Dieser hatte als Vorkämpfer für die Rechte des Senats darauf gedrungen, das Kapitol auf Senatskosten wiederherzustellen, und konnte seine prominente Rolle in der Zeremonie als kleinen Sieg verbuchen.169 Was Vespasian länger im Osten hielt, war die geplante gemeinsame Rückkehr mit seinem Sohn Titus, dem er die Eroberung Jerusalems übertragen hatte.170 Der ursprüngliche Zeitplan war insofern realistisch, als die Einnahme Jerusalems nur noch der Schlusspunkt eines praktisch gewonnenen Krieges war. Tacitus lässt in seinen Historien keinen Zweifel daranaufkommen, dass die römischen Truppen in den Jahren 67 und 68 die Lage unter Kontrolle gebracht und Jerusalem isoliert, die Eroberung jedoch wegen des Bürgerkrieges aufgeschoben hatten.171 Titus sollte den Krieg beenden und das damit verbundene Ansehen ernten.172 Seinem Alter und seiner beschränkten Erfahrung wurde dadurch Rechnung getragen, dass man ihm Tib. Iulius Alexander als Generalstabschef an die Seite stellte.173 Dieser verfügte aus seiner Zeit als Präfekt von Iudaea über Orts­ kenntnisse und als ehemaliges Stabsmitglied des Cn. Domitius Corbulo über 167 Tac. hist. 4,81,1; Weber 1921, 259 und Murison 1999, 149. 168 Tac. hist. 4,53; die Zeremonie folgte innerrömischer Logik und war keine Reaktion auf die Deutung der Druiden, so Wardle 1996, 212; der heitere Himmel galt als glückliches Vorzeichen, vgl. Heubner 1963–1982, Bd. 4, 125. 169 Tac. hist. 4,9,2; bei der Schuttbeseitigung legte er selbst symbolisch Hand an, vgl. Suet. Vesp. 8,5 und Dio 65,10,2. 170 Dio 65,9,2a. 171 Tac. hist. 5,10,1, vgl. 1,10,1; Ios. bell. 4,555; Jones 1984, 47. 172 ILS 264 zeigt, dass er über kein eigenes imperium verfügte. 173 OGIS 586 = MW 330: ἐπ]άρχου [τ]οῦ Ἰουδαϊ[κοῦ στρατοῦ mit Mommsen 1884, 645, vgl. Ios. bell. 5,46: τῶν στρατευμάτων ἄρχων u. 6,237: πάντων τῶν στρατευμάτων ἐπάρχων; da P.Hib. 215 = MW 329 = CPJ 418b ihn als ἐπάρχου πραι[τωρίου bezeichnet, war er vielleicht praefectus praetorio des Titus, so Turner 1954, 61, zustimmend Etienne 2000, 136 f., ablehnend Burr 1955, 112.

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Kriegserfahrung.174 Geplant war wohl eine gemeinsame triumphale Rückkehr von Vater und Sohn nach Rom. Weil sich die Einnahme Jerusalems verzögerte, schob Vespasian seine Abreise zunächst hinaus, um schließlich doch alleine aufzubrechen.175 Als Vespasian nach seiner Seereise in Brundisium landete, nahm ihn dort Mucianus in Empfang.176 Auf dem Weg nach Rom und bei seiner Ankunft dort wurde er von der begeisterten Menge als Wohltäter, Heilbringer und einzig würdiger Herrscher Roms empfangen, wie Josephus aus flavischer Sicht berichtet.177 Vespasian zeigte sich als optimus civis, indem er alle Menschen wie ein Privatmann grüßte.178 Die von den Flaviern verbreitete fama verkündete seine von fortuna vorherbestimmte Herrschaft und fiel sicher besonders bei den einfachen Menschen auf fruchtbaren Boden. Zeitgleich mit Vespasian trafen positive Meldungen über die Lage im Römischen Reich ein, wo es im Zuge des Bürgerkrieges zwischen Vitellius und Vespasian zu provinzialen Unruhen gekommen war:179 Spätestens im August konnte Q. Petillius Cerialis die germanischen Aufständi­ schen bei Vetera entscheidend schlagen und im September war endlich der Fall Jerusalems zu vermelden.180 Das Chaos des Bürgerkrieges ebbte mit der Ankunft des neuen Kaisers und ›Retters‹ wirklich ab und ließ die Menschen im sich langsam wieder einstellenden Alltag auf bessere Zeiten und neue Stabilität hoffen. Ein Echo der Ankunft Vespasians geben die Münzen vom Herbst des Jahres 70. Mit der Legende FORTUNAE REDUCI wurde seiner wohlbehaltenen Heimkehr gedacht; ein seltener Sol-Denar verwies – mit dem Nebensinn, »daß Vespasian wie eine neue Sonne nach Rom« komme – auf die Rückkehr aus dem Orient.181 174 Tac. ann. 15,28; Burr 1955, 31. 175 Ios. bell. 5,522 f. zufolge verzögerte die aufwendige Holzbeschaffung die Schanz­ arbeiten; nach Millar 2005, 101 war die fünf Monate dauernde Belagerung die längste der römischen Kaiserzeit. 176 Ios. bell. 7,21 f.; Dio 65,9,3; Fries B der Cancelleria-Reliefs zeigt wohl nicht die Begrüßung Vespasians durch Domitian, so etwa Levick 1999, 190; ein Konsens hat sich in der Deutung nicht durchgesetzt, vgl. Gering 2012, 165 und Ruff 2012, 174; mit einem Überblick Baumer 2007, 100. 177 Ios. bell. 7,64–74, bes. 71: τὸν εὐεργέτην καὶ σωτῆρα καὶ μόνον ἂξιον ἡγεμόνα τῆς ‘Ρώμης. 178 Dio 65,10,1; Weber 1921, 260; Murison 1999, 151. 179 Tac. hist. 3,46–48: In Britannien kämpften die Briganten unter Venutius, in Germanien die Bataver unter Civilis; die Daker waren in Moesien eingefallen und in Pontus kam es zum Aufstand des Anicetus, dazu Heubner 1963–1982, Bd. 3, 99–101. 180 Schmitz 2008, 131; Jerusalem fiel nach Ios. bell. 6,407 am 8. Gorpiaios, je nachdem, welches Kalendersystem man zugrunde legt, Anfang (08.09.) oder Ende (26.09.) September; zu den möglichen Daten gibt Nicols 1978, 47 eine Tabelle. 181 RIC 22.1, 59 Nr. 11, 61 Nr. 33, 63 Nr. 50, 65 Nr. 73–77, 71 Nr. 157, 75 Nr. 230, 77 Nr. 270, 79 Nr. 302, 84 Nr. 373, 87 Nr. 421 u. ö. (FORTUNAE REDUCI); Sol-Denar: BMCRE 2, xxxiv u. 8, Nr. 47 = RIC 2, 18 Nr. 28, Interpretation, Datierung und Zitat nach Bergmann 1998, 237; RIC 22.1, 27 u. 107 Nr. 689 mit Anm. 130 ordnet das undatierte Einzelstück in das Jahr 74 ein.

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PAX AVGUSTI und SECURITAS P(OPULI) ROMANI umrissen die Versprechen des Herrschers für die Zukunft.182 Des militärischen Sieges in Iudaea hatten bereits die frühesten Münzen der Flavier gedacht.183 Zu Siegesfeierlichkeiten aber kam es trotz Vespasians Rückkehr nach Rom und der Siegesmeldung aus Jerusalem weder im Herbst des Jahres 70 noch im Frühling 71. Das ist bemerkenswert, da der Senat Vespasian und Titus jeweils einen eigenen Triumph zugebilligt hatte. Statt zwei getrennte Feierlichkeiten zu begehen, legten die beiden Flavier jedoch Wert auf einen gemeinsamen Triumphzug.184 Bei dem Ereignis sollte Titus als siegreicher Feldherr in Rom auftreten und der Öffentlichkeit als präsumtiver Nachfolger seines Vaters präsentiert werden. Im Senat waren die Sukzessionspläne Vespasians bereits erörtert worden, allerdings nicht ohne Widerstand: Cassius Dio berichtet, Helvidius Priscus habe Vespasian beleidigt und sei darauf von den Volkstribunen in Gewahrsam genommen worden; auf den Inhalt des Streites lässt nur eine überlieferte Aussage des Kaisers schließen: Mein Sohn wird an meine Stelle treten und sonst niemand. Andere Quellen überliefern den Ausspruch ebenfalls, allerdings im Plural: Söhne.185 Das Ausmaß der Auseinandersetzung ist aufgrund der Kürze der Quellennotizen kaum bewertbar und man kann nicht feststellen, ob es sich um eine Einzelaktion des Helvidius Priscus handelte, wie es den Anschein hat, oder ob er das Sprachrohr einer breiteren Opposition in dieser Frage war.186

2.3 Der Triumphzug Titus kehrte im Juni 71 nach Rom zurück. Gemeinsam mit seinem Vater hatte er den ordentlichen Konsulat im Jahr 70 in absentia bekleidet und war nach dem Fall Jerusalems zum imperator akklamiert worden.187 Das Jahr 70 bedeutete für Titus eine enorme Steigerung seines persönlichen Prestiges, sowohl durch die Bekleidung der höchsten Magistratur als auch durch seinen militärischen Erfolg; er konnte nun als capax imperii gelten: Mit dem 1. Juli 71 führte 182 RIC 22.1, 59 Nr. 12, 61 Nr. 34 u. 38; Kraay 1978, 49 f. 183 Carradice/Buttrey 2007, 20 mit RIC ²2.1, 58 Nr. 1–3 u. 59 Nr. 14. 184 Ios. bell. 7,121: ἕνα καὶ κοινὸν ἔγνωσαν τὸν ἐπι τοῖς κατωρθωμένοις ποιήσασθαι θρίαμβον, καίπερ ἑκατέρῳ τῆς βουλῆς ἴδιον ψηφισμένης. 185 Dio 65,12,1: ἐμὲ μὲν υἱὸς διαδέξεται, ἢ οὐδεὶς ἄλλος; Suet. Vesp. 25: adfirmare senatui filios sibi successores aut neminem, vgl. Aurel. Vict. 9,4 und Eutr. 7,20,3; Jones/Milns 2003, 90 und Leithoff 2014, 109. 186 Malitz 1985, 239 Anm. 54 verweist auf die wohl politische Scheidung des Titus von der Nichte des Barea Soranus als möglichen Streithintergrund; zur Scheidung Townend 1961a, 55 und Nicols 1978, 23. 187 Zum Konsulat Degrassi 1952, 20; zur imperatorischen Akklamation Ios. bell. 6,316 und Suet. Tit. 5,2; zum Ritual Le Bohec 1993 [1990], 279.

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Titus die tribunicia potestas und war so allgemein als Nachfolger seines Vaters ersichtlich.188 Nach den vier gescheiterten Kaisern von 68 und 69 lag es im Interesse Vespasians, durch eine rasche Nachfolgedesignation seine Herrschaft zu stützen und seine neue Dynastie zu etablieren. Titus hatte im Osten des Reiches großartige Spiele ausrichten und Münzen in seinem eigenen Namen prägen lassen, war in Rom aber noch nicht in Erscheinung getreten.189 Die beste Möglichkeit, sich öffentlichkeitswirksam zu inszenieren, bot der Triumphzug anlässlich des Sieges in Iudaea, der nur wenige Tage nach seiner Ankunft in Rom abgehalten wurde. Ein Triumphzug galt in Rom als »der ersehnte Höhepunkt eines jeden politischen Lebens«;190 er gab dem Triumphator die Möglichkeit, seine Sieg­haftigkeit durch seinen Einzug in das Pomerium und durch die Präsentation der wertvollsten Beutestücke darzustellen. Der Endpunkt des Zuges war der Iuppitertempel auf dem Kapitol, wo der Triumphator den Lorbeerkranz, den er während der Feierlichkeiten hatte tragen dürfen, in den Schoß des Gottes legte. Sein imperium für den Krieg erlosch damit und die Kämpfe galten offiziell als be­ endet.191 Der Triumphator, auf den die Zeremonie zugeschnitten war, wurde in für römische Bräuche ungewöhnlicher Weise der menschlichen Sphäre entrückt und durch seine Kleidung und Ausstattung Iuppiter angenähert.192 Mit dem Bericht des Josephus liegt für den flavischen Triumph des Jahres 71 die ausführlichste antike Triumphzugbeschreibung vor. Da Josephus bereits in seinem Proömium in einem Inhaltsüberblick auf den Triumphzug als letzten wichtigen Punkt seiner Darstellung verweist, stellt der Bericht einen der Höhepunkte seines Werkes dar:193 Die Nacht verbrachten Vespasian und Titus im Isistempel auf dem Marsfeld. Im Morgengrauen erwarteten sie dort bei der porticus Octaviae der Senat, die Magistrate und die vornehmsten Ritter. Nach Gebeten und einer Ansprache begaben sich die Flavier zur porta triumphalis, legten die Triumphalgewänder an und zogen nach Gebeten in das Pomerium ein. Josephus’ Darstellung konzentriert sich vor allem auf die Prachtentfaltung des Zuges, um die Größe des römischen Reiches zu veranschaulichen.194 Er beschreibt ausführlich die bildhafte Darstellung der Kriegsetappen auf Schaugerüsten, die mitgeführten Gefangenen und die Beute, deren Höhepunkt die 188 Jones 1984, 78, Seelentag 2009b, 94 und Leithoff 2014, 63. 189 RPC 2, 271 Nr. 1911–1913 u. 281 Nr. 1967–1969. 190 Künzl 1988, 7. 191 Schipporeit 2010, 151 f.; Rüpke 1990, 225–229. 192 Künzl 1988, 85–87.94–97 und Rüpke 1990, 230–234. 193 Ios. bell. 7,123–162, vgl. 1,29 mit Michel/Bauernfeind 1959–1969, Bd. 2.2, 240 f. (= Exkurs 20.3); Josephus erlebte den Triumphzug als Augenzeuge, unklar ist, ob als einfacher Zuschauer, als flavischer Günstling oder, am unwahrscheinlichsten, als besiegter Gefangener, vgl. Eberhardt 2005, 259; zur Quellenfrage Michel/Bauernfeind 1959–1969, Bd. 2.2, 242 (= Exkurs 20.5) und Künzl 1988, 14. 194 Ios. bell. 7,133: τῆς Ῥωμαίων ἡγεμονίας ἔδειξε το μέγεθος.

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Stücke aus dem Jerusalemer Tempel bildeten, nämlich der Schaubrottisch, der siebenarmige Leuchter und eine Torarolle. Der Triumphzug des Jahres 71 war minutiös vorbereitet und von langer Hand geplant. Nach dem Fall Jerusalems wurden Gefangene und Heerführer ausgewählt, die nach Rom geschickt wurden, um sie während des Triumphes zu präsentieren. Mit der gleichen Absicht wurden die heiligen Gegenstände aus dem Jerusalemer Tempel geborgen.195 Für die Flavier stand die Abhaltung eines Triumphzuges zweifellos seit langem fest. Sie störten sich dabei nicht an der Tatsache, dass nach römischen Gepflogenheiten ein solcher angesichts des in Iudaea Geleisteten nicht angebracht war: Ein Triumph wurde normalerweise bewilligt, wenn ein auswärtiger Feind geschlagen und neues Territorium hinzugewonnen worden war.196 Iudaea war aber bereits unterworfen. Augustus hatte das Gebiet im Jahr 6 der Provinz Syria zugeschlagen und von einem ritterlichen Präfekten, der dem syrischen Statthalter untergeordnet war, verwalten lassen. Nachdem Claudius es 41 dem jüdischen König Agrippa I. übertragen hatte, kam es nach dessen Tod 44 wieder unter römische Oberhoheit – abermals als Teil der Syria.197 Mit der Zerstörung Jerusalems 70 hatte der Krieg zwar sein symbolisches Ende gefunden, ohne dass jedoch der letzte jüdische Widerstand gebrochen war: Zum Zeitpunkt des Triumphzuges harrten die Festungen Herodium, Machaerus und Masada noch der Eroberung. Die Nichtannahme des Siegerbeinamens Iudaicus, die Cassius Dio erstaunt referiert, trug weder der kritischen Legitimationsbasis für den Triumph Rechnung noch war »den Kaisern der Judenname zu schlecht«, wie Theodor Mommsen vermutete: Dio urteilte aus der Perspektive seiner Zeit und realisierte nicht, dass die Übernahme von Siegesbeinamen erst mit Domitian begann.198 Für die Flavier lag die Bedeutung des Triumphzuges in der Möglichkeit,­ Senat und Volk von Rom die Sieghaftigkeit der neuen Herrscherdynastie vor 195 Ebd. 6,417, 6,434, 7,36 u. 7,118. 196 Val. Max. 2,8,4: Sed summa diligentia observandi iuris, quo cautum erat ut pro aucto imperio, non pro reciperata quae populi Romani fuissent triumphus decerneretur. Gambash 2015, 150 f. vertritt die Meinung, dass die Römer die ›Juden‹ seit der Niederlage des Cestius Gallus bei Bet Horon 66 n. Chr. nicht mehr als Reichsangehörige, sondern als Barbaren und Reichsfremde behandelten. 197 Ios. bell. 2,117.220 vgl. ant. 17,354 u. 19,361–363; Cotton 2007, 393 f. und bes. Eck 2007b, 24–27.45–47 u. 2008, passim; die ältere Position sieht Iudaea bereits ab 6 n. Chr. bzw. spätestens seit der Regierung des Claudius als eigenständige Provinz, vgl. Schürer 1973–1986, Bd. 1, 357–360 oder Smallwood 1976, 144 f. Ersteres ist auszuschließen, da Pontius Pilatus inschriftlich als praef]ectus Iudae[a]e belegt ist, vgl. CIIP 2.1277; letzteres ist aufgrund fehlender epigraphischer Belege nicht unmöglich, da Claudius Präsidialprokuratoren eingesetzt haben könnte, aber unwahrscheinlich. 198 Dio 65,7,2 mit Kneißl 1969, 42, vgl. Bloch 2002, 130 Anm. 216, Gering 2012, 155 f. und Vitale 2014, 251; Mommsen 1885, 538 folgen Yavetz 1975, 432 mit Anm. 70 u. 1998, 106 und Murison 1999, 141.

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Augen zu führen und dadurch ihren gewalttätigen Griff nach der Macht vergessen zu machen. Die ambivalente Stimmung in Rom zwischen Erinnerung an den furchtbaren Bürgerkrieg und Feier des Sieges über ein kleines Grenzvolk geht aus den Quellen deutlich hervor. Josephus bilanziert:199 [D]iesen Tag feierte die Stadt Rom als Siegesfest für den Feldzug gegen die Feinde, darüber hinaus als Ende ihrer inneren Wirren und als Anfang der Hoffnungen, die man auf eine glückliche Zeit setzte.

Wilhelm Weber äußerte daran anknüpfend die These, der Triumphzug habe nicht allein dem Sieg über die Juden gegolten, sondern insgesamt die »Wiederherstellung des Reichs« gefeiert. An jenem Tag hätte man auch die Siege der kaiserlichen Legaten über die Germanen, Gallier, Sarmaten, Daker und Pontier begangen und sogar des Erfolges über die Truppen des Vitellius gedacht.200 Dafür findet sich jedoch keine Bestätigung: Aus keiner der Quellen geht hervor, dass offiziell etwas anderes als der Sieg über die Juden gefeiert wurde.201 Besonders ein Bezug auf den Sieg im Bürgerkrieg verbot sich für die Flavier, weil nach römischer Sitte solche Feierlichkeiten streng verpönt waren.202 Der Form nach hielten sie sich an dieses ungeschriebene Gesetz, was freilich kritische Geister nicht davon abhielt, das Wirken anderer Kausalitäten zu erkennen als die öffentliche Darstellung glauben machen wollte.203 Tacitus kritisiert etwa die Verleihung der ornamenta triumphalia an Mucianus, die der flavische Getreue tatsächlich für seine Leistungen im Bürgerkrieg erhalten habe, vorgeblich aber für das Zurückschlagen der Sarmaten.204 Implizit war also im Jahr 71 der vergangene Bürgerkrieg noch allgegenwärtig, was auch Josephus als Augenzeuge des Triumphzuges realisierte.

199 Ios. bell. 7,157: Ταύτην γὰρ τὴν ἡμέραν ἡ Ῥωμαίων πόλις ἑώρταζεν ἐπινίκιον μὲν τῆς κατὰ τῶν πολεμίων στρατιᾶς, πέρας δέ τῶν ἐμφυλίων κακῶν ἀρχὴν, δὲ τῶν ὑπὲρ τῆς εὐδαιμονίας ἐλπίδων. 200 Weber 1921, 279–284, bes. 280. 201 Ios. bell. 7,142 spricht vom Krieg im Singular, bell. 7,146 nur vom Leiden der Judäer; bell. 7,154 zufolge wurde der feindliche Feldherr Schimon b. Giora hingerichtet; auch wenn Josephus aus jüdischer Perspektive berichtet, vgl. Chapman 2009, 112 f., spricht nichts dafür, dass er in seinem ausführlichen Bericht Siege über andere Völker verschweigt; die in bell. 7,147 erwähnten Schiffe sind wohl auf Kämpfe auf dem See Genezareth zu beziehen, vgl. M ­ ichel/Bauernfeind 1959–1969, Bd. 2.2, 246 Anm. 77, und gehören nicht zu einem pontischen Krieg, wie Weber vermutete; Suet. Vesp. 8,1 u. Dom. 2,1 spricht von Iudaeis triumpho und Iudaicum triumphum; vgl. auch Dio 65,12,1a (Zonaras 11,17). 202 Val. Max. 2,8,7. 203 Die Übernachtung der Flavier im Isistempel auf dem Marsfeld steht allerdings in engerem Bezug zu Vespasians Usurpation und zu seiner Legitimation in Alexandria als zum Krieg in Iudaea. 204 Tac. hist. 4,4,2: Multo cum honore verborum Muciano triumphalia de bello civium data, sed in Sarmatas expeditio fingebatur.

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Die Fokussierung auf den auswärtigen Feind nivellierte innere römische Differenzen und verhinderte eine nähere Auseinandersetzung mit dem Aufstieg Vespasians, der unlösbar mit der Fortsetzung und Neubelebung des Bürgerkrieges verbunden war.205 Die Leistung der Flavier in Iudaea begründete ihre auctoritas als principes, wobei der siegreiche Augustus Vespasian beim Triumph den siegreichen Caesar Titus als geeigneten Nachfolgekandidaten der Öffentlichkeit präsentieren konnte.206 Vespasians zweiter Sohn Domitian folgte den Quadrigen der Triumphatoren auf einem Schimmel reitend und verstärkte so das Bild der concordia der neuen Dynastie.207 Der Triumph über die Juden im Jahr 71 ermöglichte den Flaviern über die Feier des Sieges hinaus, ihre junge Herrschaft durch die öffentliche dynastische Weichenstellung zu festigen und die Schrecken des Bürgerkrieges vergessen zu machen.

205 Beard 2003, 557. 206 Ebd. 552: »as successful usurpers are turned into an established imperial dynasty; and as Titus himself is transformed from conqueror of Jerusalem to Flavian Caesar.« 207 Ios. bell. 7,152; Dio 65,12,1a spricht irrigerweise von einer gemeinsam genutzten­ Quadriga.

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3. ›Verstetigter Triumph‹ – Die Darstellung des judäischen Sieges Der Triumphzug war von zentraler Bedeutung für die Legitimation der flavischen Dynastie, aber ein flüchtiges Ereignis. Da die flavische Sieghaftigkeit über jenen Tag hinaus wirken und in der Erinnerung der Römer gehalten werden sollte, mussten andere Medien als Träger dieser Botschaft dienen. Im Folgenden werden mit Bauwerken und Münzen Quellengattungen untersucht, die in enger Abstimmung mit den Herrschern und als offizielle Äußerungen in ihrem Sinne entstanden. Zusätzlich werden literarische Quellen beigezogen, die die Rezeption der kaiserlichen Darstellung spiegeln. Wie für den Triumphzug ist zu untersuchen, inwieweit die Darstellung des Sieges in Iudaea der flavischen Herrschaftslegitimation diente.

3.1 Vespasian Umstritten ist, wie viele Triumphbögen für Vespasian anlässlich seines Sieges in Iudaea errichtet wurden. Die einzige Quelle, Cassius Dio, gibt darüber keinen genauen Aufschluss, da er nur schreibt, beide Triumphatoren hätten die üblichen Auszeichnungen einschließlich Triumphbögen erhalten.208 Der Plural kann bedeuten, dass es mehrere Bögen gab oder dass für Vespasian und Titus je ein Bogen vom Senat errichtet wurde. Fred Kleiner identifiziert über Reliefs und Münzen drei für Vespasian errichtete Triumphbögen: einen auf der via ­sacra über das Relief auf dem Titusbogen;209 einen zweiten über das Haterierrelief, der dort arcus ad Isis genannt wird;210 und einen dritten über die Darstellung auf einem Sesterz aus dem Jahr 71.211 In der Forschung gibt es keinen Konsens

208 Dio 65,7,2: ἀψῖδες τροπαιοφόροι. 209 Kleiner 1990, 128–131; nach Darwall-Smith 1996, 70 und Roehmer 1997, 220 f. hat die Abbildung keine reale Entsprechung; Quante-Schöttler 2002, 65–69 und Fähndrich 2005 68 erwägen, ihn mit dem Titusbogen im Circus Maximus zu identifizieren. 210 Kleiner 1990, 131–134 verortet den arcus ad Isis beim Isistempel in der dritten Region Roms an der via Labicana (vgl. HA Trig. Tyr. 25,4), während Roehmer 1997, 223–229 ihn über die Forma Urbis Romae als zur Porticus Divorum gehörig identifiziert und in die domitianische Zeit datiert. Mehrheitlich wird er mit dem sogenannten Arco di Camigliano auf dem Marsfeld identifiziert, vgl. Richardson 1992, 211, Lembke 1994, 178 f., Darwall-Smith 1996, 70.143 f. und Fähndrich 2005, 122. 211 BMCRE 2, 124 Nr. 576 = RIC 22.1, 74 Nr. 212 mit Kleiner 1990, 134–136; Darwall-Smith 1996, 70 hält diesen Vorschlag für den plausibelsten, auch Fähndrich 2005, 32 glaubt an ein reales Bauwerk; Roehmer 1997, 221 f. spricht dem Bogen auf dem Sesterz lediglich symbo­ lische Bedeutung zu.

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bezüglich der Anzahl und Identifikation der vespasianischen Triumphbögen. Gegen Kleiner vertritt Marion Roehmer die Ansicht, dass für Vespasian lediglich ein Bogen anlässlich des Sieges in Iudaea errichtet wurde, dessen Identifikation jedoch offen bleiben müsse.212 Da Cassius Dios Bemerkung wohl nur die Existenz eines Triumphbogens für Vespasian nahelegt, wird an dieser Stelle das Monument besprochen, das am ehesten als solcher zu identifizieren ist. Dass daneben weitere Triumphbögen für Vespasian gebaut wurden, ist nicht völlig auszuschließen; überzeugende Argumente dafür stehen jedoch aus. Der Arco di Camigliano beim Iseum Campense ist der wahrscheinlichste Kandidat für einen vespasianischen Triumphbogen: Drei in situ gefundene Pfeiler sichern seinen Grundriss als dreitoriges Bogenmonument.213 Vespasians Interesse am Isisheiligtum auf dem Marsfeld ist durch seine Übernachtung dort vor dem Triumphzug und durch Sesterze der Jahre 71–73 belegt.214 Bauliche Aktivitäten Vespasians sind dort folglich wahrscheinlich. Da das Bauten­relief des Hateriergrabes mit dem flavischen Amphitheater und dem Titusbogen auf der via sacra tatsächlich existierende Gebäude abbildet, ist es statthaft, den dort als arcus ad Isis bezeichneten Bogen auf die angesprochenen Fundamentreste zu beziehen und über die Reliefdarstellung des Bauwerks vorsichtig auf seine Schmuckelemente zu schließen.215 Das Relief zeigt in der Attikazone über dem rechten Torbogen einen großen Kranz und über dem linken zwei kleinere. Bekrönt ist der Bogen mit einer Quadriga, die von je zwei an eine Palme gebundenen Gefangenen gerahmt ist.216 Während die an die Palmen gefesselten Gefangenen einen Bezug zum Sieg Vespasians in Iudaea herstellen, ist es wahrscheinlich, dass die Darstellung der Kränze die vespasianische Vorstellung der flavischen Familienkonstellation spiegelt, die darauf bedacht war, trotz der sich ab 71 deutlich abzeichnenden Rangordnung der Söhne den jüngeren Domitian nicht zu erniedrigen.217 Domitian hat wohl nach dem Brand Roms im Jahr 80

212 Roehmer 1997, 218–229, bes. 229; zur Forschungsdiskussion vgl. die vorausgehenden Anmerkungen. 213 Lembke 1994, 184 f., vgl. Ruff 2012, 114. 214 Ios. bell. 7,123 und RIC 22.1, 67 Nr. 116–117 u. 73 Nr. 204; dazu Darwall-Smith 1996, 141 f. und Hill 1989, 28 f. Das Münzbild ist die einzige Information zum Aufbau des Tempels in vespasianischer Zeit, so Lembke 1994, 67, vgl. 179–181 (Münzen mit Abbildungen auf Tafel 4,1). 215 Sinn/Freyberger 1996, 63–76 bieten eine Beschreibung und Diskussion des gesamten Bautenreliefs, bes. 69 zur zum Teil in Frage gestellten Identifikation des arcus in sacra via summa mit dem Titusbogen. 216 Lembke 1994, 178, Abbildung auf Tafel 3,3 und Sinn/Freyberger 1996, 65, Abbildung auf Tafel 22,1. 217 Kleiner 1990, 133; zum Befund der Münzprägung Seelentag 2009b, 98; Künzl 1988, 45 deutet die beiden kleinen Kränze als Herabsetzung des Titus auf einem domitianischen Bauwerk.

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den Bogen seines Vaters renoviert und in den neugestalteten Komplex des Isisheiligtums als Westeingang integriert.218 Trifft diese Rekonstruktion des vespasianischen Triumphbogens zu, dann tauchen die wesentlichen Elemente der Herrschaftslegitimation auf, die bereits beim Triumphzug zu beobachten waren: Der Krieg in Iudaea gab den Anlass für die Errichtung und Gestaltung des Bauwerks, sein Standort verwies indirekt auf die göttliche Legitimation Vespasians und die Nachfolgefrage fand ihren Niederschlag. Das templum pacis, das Vespasian nordöstlich vom Forum Romanum gegenüber den fora von Caesar und Augustus erbauen ließ, stand in direktem Zusammenhang mit dem Triumph des Jahres 71. Josephus berichtet, Vespasian habe den Bau im Anschluss an den Triumphzug angeordnet und die goldenen Weihegeräte aus dem Jerusalemer Tempel dorthin verbracht.219 Bisweilen ist die oberflächlich betrachtet nicht unrichtige Feststellung zu lesen, der Friedenstempel sei »zur Feier des Friedens im Anschluß an die Bürgerkriege des Jahres 69 n. Chr. und zugleich des Endes des Krieges gegen die Juden« errichtet worden.220 Diese Generalisierung verwischt jedoch den eigentlichen Dedikationsgrund, nämlich den Sieg in Iudaea über einen auswärtigen Feind. Pax war bei den Römern ein militärisch konnotierter Begriff und wurde als Resultat einer erfolgreichen Eroberung verstanden.221 Auch wenn pax generell Aspekte des inneren und äußeren Friedens umfasst, wurde im Fall des templum pacis nicht des Bürgerkriegssieges gedacht.222 Vespasians Orientierung an Augustus, die sich aus der Errichtung des Baus gegenüber dem Augustusforum und der namentlichen Nähe zu dessen ara pacis ergibt, illustriert das: Für Augustus hatte der Senat die ara pacis anlässlich seiner Rückkehr aus Spanien und Gallien 13 vor Christus geweiht.223 Die augusteische Konzeption von pax setzte den militärischen Sieg und den kriegerischen Erfolg des princeps als Vorbedingung für den Friedenszustand voraus.224 Vespasian knüpfte auch durch die Schließung des Ianustempels an Augustus an; dies geschah nur, wenn im ganzen Herrschaftsbereich des römischen Volkes, zu Wasser und zu Lande ein durch Siege gefestigter

218 Lembke 1994, 68 f.178 f.: da der Arco di Camigliano nicht parallel zu den Saepta errichtet wurde, ist er wohl älter; zum Brand Dio 66,24,2; zu den Baumaßnahmen Eutr. 7,23,5 und Chron. ann. 354 ed. Mommsen 146. 219 Ios. bell. 7,158–162; Suet. Vesp. 9,1; fertiggestellt wurde es im Jahr 75, so Dio 65,15,1. Eine wichtige Quelle zur Gestalt des templum pacis stellen die Fragmente 15abc u. 16a der Forma Urbis Romae dar. 220 Coarelli 2000, 145 f., vgl. Levick 1999, 70, Packer 2003, 170.197 und Stamper 2005, 156. 221 Raaflaub 2011, 325. 222 Noreña 2003, 35 und Heatley 1980, 62 scheiden bei pax zwischen den Aspekten ›civilian‹/›military‹ bzw. ›internal‹/›external‹; Seelentag 2004, 322; Rosenberger 1992, 158 allgemein zur zeitgenössischen Scheu vor dem Begriff bellum civile. 223 R. Gest. div. Aug. 12. 224 Raaflaub 2011, 330–333 mit den relevanten Quellen.

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Friede herrschte.225 Das templum pacis, das Plinius zu den schönsten Bauwerken Roms zählt, entsprach mit seiner Gartenanlage, Bibliothek und Kunstsammlung nicht der Nutzung der Kaiserfora für öffentliche Angelegenheiten, sondern diente dem otium.226 Diesbezüglich hatte es Tempel und Gärten zum Vorbild, die siegreiche Feldherren in der Hauptstadt dediziert hatten: den Apollotempel des Augustus mit seiner Bibliothek, den Concordiatempel am Forum mit seiner Kunstsammlung oder öffentliche Gärten wie die horti Agrippae, Luculliani oder Sallustiani.227 Das templum pacis ist deswegen ausschließlich als Siegesdenkmal anlässlich des flavischen Erfolges in Iudaea errichtet worden.228 Seine Finanzierung wurde wahrscheinlich aus der Kriegsbeute dieses Feldzuges bestritten.229 Es stellte Vespasian in eine Reihe mit Augustus als siegreichen Feldherrn und Beschützer des Reiches. Ebenfalls aus der judäischen Beute wurde das amphitheatrum flavium bezahlt, das in den frühen Regierungsjahren Vespasians begonnen, aber erst von Titus eingeweiht und endgültig unter Domitian fertiggestellt wurde.230 Geza Alföldy konnte anhand vorhandener Dübellöcher für Metallbuchstaben eine Inschrift rekonstruieren, derzufolge die Kosten für das amphitheatru[m novum(?)] / [ex] manubis geleistet wurden: Das kann sich nur auf Iudaea beziehen. Da es sich bei dieser kurzen Inschrift nicht um die offizielle Bauinschrift handelt, vermutet Alföldy, dass sie über dem südlichen Ausgang des Amphitheaters, wahrscheinlich sogar an allen vier Haupttoren zu lesen war.231 Wie im Falle des templum pacis stellte Vespasian durch das Bauwerk seine Leistung für Rom in monumentaler Form dar und schuf – den Triumphbogen eingeschlossen – eine Erinnerungslandschaft im Zentrum Roms, die seines militärischen Erfolges gedachte.232 Abgesehen von den Bauten in Rom waren die Münzen ein zentraler Träger der Botschaften, die der princeps verbreitet wissen wollte. Da Vespasians Münz 225 R. Gest. div. Aug. 13: cum per totum imperium populi Romani terra marique esset parta victoriis pax; zur Schließung des Ianustempels unter Vespasian Oros. 7,3,7–8 u. 7,9,8–9 sowie 7,19,4, dem heute verlorene Bücher von Tacitus’ Historien zur Verfügung standen; Noreña 2003, 31. 226 Plin. nat. 36,102; zum Bauwerk Coarelli 1999 u. 2000, 145–147, Richardson 1992, 286 f. und Platner/Ashby 1929, 386–388; zur Kunstsammlung Meneghini u. a. 2009, 193.196, Bravi 2010 und Taraporewalla 2010, 156–159, vgl. auch La Rocca 2001, 196–200. 227 Raaflaub 2011, 333, Darwall-Smith 1996, 65; zum Apollo- und Concordiatempel Platner/Ashby 1929, 17.139; zu den Gärten Pollard 2009, 321: »Each of these famous gardens was created and filled as a result of the fruits of military conquest.« 228 Taraporewalla 2010, 153. 229 Zur Finanzierung Coarelli 1999, 67 und Raaflaub 2011, 333. 230 Suet. Vesp. 9,1 zum Baubeginn; Suet. Tit. 7,3 und Dio 66,25 zur Einweihung; zu den unterschiedlichen Bauphasen unter den flavischen Herrschern Chron. ann. 354 ed. Mommsen 146; zum Bauwerk Coarelli 2000, 185–194 und Richardson 1992, 7–10, vgl. auch Hill 1989, 40. 231 AE 1995.111 = Alföldy 1995, 210 u. 223–226 (zur Anbringung der Inschrift). 232 Eck 2006, 577 und Millar 2005, 127.

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prägung im Allgemeinen kaum direkten Bezug auf historische Ereignisse nahm, sticht der Verweis auf seinen Sieg in Iudaea besonders heraus.233 Münzen mit der Legende Iudaea, zum Teil  ergänzt durch Beischriften wie capta oder devicta, erschienen vom Herrschaftsbeginn Vespasians an in allen Metallen.234 Anlässlich des Triumphzuges kam es im Jahr 71 zu einer enormen Emission von Bronzetypen.235 Weitere Ausgaben erfolgten in den Jahren 72–73 und­ 77–78.236 Das berühmteste Münzbild zeigt die gefangene Iudaea bei einem Tropaion oder einer Palme und greift damit republikanische und augusteische Typen auf.237 Die intendierte Wirkung der Iudaea capta-Prägungen wird durch einen jüngst bekannt gewordenen Aureus mit der Legende IUDAEA ­R ECEPTA besonders deutlich, der die personifizierte Provinz in einer etwas weniger demütigenden Haltung zeigt: Während die vielfach geprägte capta-Legende die Neugewinnung eines Territoriums suggeriert und devicta auf die vollständige Niederlage des Gegners verweist, beschreibt recepta den flavischen Erfolg schwächer, aber in der Sache angemessener. Deswegen wurde der wohl direkt nach dem Fall Jerusalems geprägte Typ schnell zugunsten der propagandistisch stärkeren Legenden aus dem Verkehr gezogen.238 Programmatisch mit dem Sieg verbunden waren Münzen mit den Legenden Victoria und Pax, die ebenfalls in verschiedenen Typen und in allen Metallen über die gesamte Regierungszeit Vespasians geprägt wurden.239 Eindeutiger hätte Vespasian seine virtus kaum darstellen können, die er durch seinen Sieg in Iudaea bewiesen hatte: Aus ihr resultierten Sieg und Friede, für die Vespasian bei Senat und Volk von Rom als Garant einstand. Die Beurteilung der Darstellung von Vespasians judäischem Erfolg in der zeitgenössischen Literatur ist nur begrenzt möglich. Von den Historikern ist einzig Josephus erhalten, dessen positives Bild von Vespasian als tüchtigem Feldherrn und pflichtbewusstem Römer aufgrund seines Klientelverhältnis 233 Buttrey 1972, 101. 234 Zu den Münzen mit Iudaea-Legende der Jahre 69 und 70: RIC 22.1, 58 Nr. 1–4 (Rom), 152 Nr. 1315 f. (Tarraco), 153 Nr. 1332 (Tarraco), 157 Nr. 1357 sowie für Titus Caesar RIC 22.1, 175 Nr. 1535 f. (Iudaea). Bereits Vitellius gedachte des Erfolges mit VICTORIA-Prägungen, vgl. Hart 1952, 191 f. 235 Zu den Münzen mit Iudaea-Legende des Jahres 71: RIC 22.1, 63 Nr.  51, 64 Nr.  59, 65 Nr. 81, 68 Nr. 134, 71 Nr. 159 f.161.163–167, 72 Nr. 168 f., 75 Nr. 233–236, 78 Nr. 271, 79 Nr. 303 f., 80 Nr. 305–308 (alle Rom), 140 Nr. 1117 f., 1119 f., 141 Nr. 1134 (Lyon). 236 Jahre 72–73: RIC 22.1, 84 Nr. 375 f., 87 Nr. 422, 89 Nr. 445, 90 Nr. 457, 93 Nr. 495, 100 Nr. 562, 104 Nr. 626 (alle Rom), 144 Nr. 1181 (Lyon); zum Jahr 77/78: RIC 22.1, 145 Nr. 1204 f., 147 Nr. 1233.1245, 148 Nr. 1246.1268 f. (alle Lyon). 237 Cody 2003, 107, vgl. Hart 1952, 178–180. 238 Gambash u. a. 2013, 89–101, vgl. Vitale 2014, 245–250 und Gambash 2015, 136–139; weitere Beispiele für zurückgezogene missliebige Münzlegenden gibt Wolters 2003, 187–189. 239 Verwiesen sei hier nur auf die Übersicht bei Stephenson 2010, 201–205 (Appendix 2) unter den Nummern 49–62 zu den Varianten von Pax und 79–85 zu Victoria.

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ses wenig überrascht. Durch ihn wissen wir, dass weitere Darstellungen über den Jüdischen Krieg existierten und manche davon schmeichelhafte Enkomia auf die Römer waren.240 Die heute verlorene Geschichte des älteren Plinius bot eine unabhängige, aber freundliche Darstellung der Flavier.241 Wohlwollende historische Darstellungen des judäischen Sieges hat es also über Josephus hinaus gegeben. In Fachbüchern wie der naturalis historia des älteren Plinius oder in Frontins strategemata fand der Krieg in Iudaea lediglich sachliche Erwähnung.242 Während die militärischen Erfolge von Titus und Domitian in der zeitgenössischen Dichtung panegyrisch verklärt wurden, ist diesbezüglich der Befund zu Vespasian in den uns überlieferten Quellen negativ. Obwohl er herausragenden Poeten finanzielle Zuwendungen zukommen ließ, stammen praktisch alle erhaltenen Werke aus der flavischen Zeit aus den Jahren nach seinem Tod.243 Die einzige Ausnahme bilden die Argonautica des Valerius Flaccus oder zumindest ihr Proömium, das noch zu Vespasians Lebzeiten verfasst wurde.244 Bemerkenswerterweise stellt der Autor darin die Beteiligung Vespasians am Britannienfeldzug des Claudius als dessen großes militärisches Verdienst heraus, während allein Titus mit dem Feldzug in Iudaea verbunden wird. Die Erklärung dafür mag man einerseits darin finden, dass der Autor in einem die Seefahrt behandelnden Werk Vespasian als Bezwinger des Ozeans würdigen wollte. Andererseits war dem Dichter durch die alleinige Zuschreibung des judäischen Erfolges an Titus auch dessen Promotion zum fähigen Nachfolger des amtierenden princeps leichter möglich.245 Der Aspekt der Herrscherpanegyrik im Proömium ist jedenfalls deutlich, da jeweils die wichtigen Karriereschritte von Vespasian und Titus in lobender Überhöhung dargestellt werden. Bezüglich Vespasians ist die Glorifizierung seiner Erfolge in Britannien auch durch andere Autoren bekannt.246

240 Ios. bell. 1,1–3.7–8; Min. Fel. Oct. 33,4 (= GLAJJ 201) belegt ein Werk des Antonius­ Iulianus. 241 Plin. nat. praefatio 20, dazu Rajak 2002 [1983], 198. 242 Vgl. Plin. nat. 12,111 und Frontinus, strategemata 2,1,17 (= GLAJJ 229). 243 Suet. Vesp. 18 und Tac. dial. 9,5 zur Unterstützung der Dichter, dazu Leberl 2004, 121. Zur fehlenden Dichtungen aus Vespasians Lebzeiten Levick 1999, 77 und Franchet d’Espèrey 1986, 3072. 244 Lefèvre 1971, 60–62, vgl. Kleywegt 2005, 19, Dräger 2003, 318 und Franchet d’Espèrey 1986, 3073–3075. 245 Val. Flacc. 1,7–11. 246 Ios. bell. 3,4 und Sil. Ital. 3,597 f. (= GLAJJ 227), dazu Momigliano 1950, 41 f.; zu Vespasians Beteiligung am Britannienfeldzug Levick 1999, 16–19.

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3.2 Titus Titus’ Regierungsantritt nach dem Tod Vespasians am 24. Juni 79 war gut vorbereitet und stieß auf keinen Widerstand.247 Trotzdem bestand für ihn die Notwendigkeit, seine Herrschaft zu legitimieren, da er keinen sonderlich guten Ruf genoss. Während seiner Zeit als praefectus praetorio galt er nach Sueton als tyrannisch und brutal und manche befürchteten, dass er sich zu einem zweiten Nero entwickeln würde.248 Zwar steht der Wandlungsprozess des ­Titus zum ›ausgesprochenen Liebling des Menschengeschlechts‹ in einer literarischen Tradition, die ihn als positive Folie seines Bruders nutzt und dabei stark schematisiert, doch ist von Titus’ tatsächlichen Bemühungen um eine Imageverbesserung auszugehen.249 Es ist schon festgestellt worden, dass für Titus die Einnahme Jerusalems der Ausweis seiner Qualifikation als Herrscher war.250 Dementsprechend war die Darstellung seiner Person bereits in der Regierungszeit Vespasians aufs engste mit diesem Ereignis verbunden. In seinem eigenen Namen wurden Münzen mit der Legende Iudaea capta emittiert und sein Erfolg literarisch verklärt, sei es durch ein verlorenes Gedicht Domitians oder durch Valerius Flaccus’ Proömium der Argonautica.251 Während Titus’ Regierungszeit wurde schließlich die endgültige Fassung von Josephus’ bellum ­Iudaicum veröffentlicht, in der der Autor die außergewöhnliche clementia des neuen princeps herausstellt, möglicherweise eine Antwort auf den schlechten Ruf seines Helden.252 Mit dem Regierungsantritt des Titus rückte das Thema der unterworfenen Iudaea wieder stärker in den Fokus der Herrschaftsdarstellung: Die Münzprägung anlässlich seiner Herrschaftsübernahme war wenig innovativ, was im Zuge der angestrebten Kontinuität durchaus zu erwarten ist; allerdings wur 247 Gering 2012, 87 und Jones 1984, 115. 248 Suet. Tit. 6,1: egitque aliquanto incivilius et violentius u. 7,1: alium Neronem. 249 Ebd. 1: amor ac deliciae generis humani; Jones 1984, 115. 250 Kuhoff 1993, 74 spricht von »eine[r] kaum einem anderen Thronfolger während des Prinzipats erreichten Würdigung militärischer Tugend als Prädestination für die höhere Aufgabe der späteren Regierungsübernahme«, vgl. Hollander 2014, 195 f. 251 Beispielhaft sei nur auf RIC 22.1, 100 Nr. 562 u. 104 Nr. 626 aus dem Jahr 73 verwiesen, beachtenswert sind auch die Goldprägungen aus Iudaea aus dem Jahr 70, RIC 22.1, 175 Nr.  1535 f. mit der Legende IUDAEA DEVICTA; Val. Flacc. 1,12–14 spielt auf ein Gedicht­ Domitians an, vgl. Lefèvre 1971, 36.59 f. und Coleman 1986, 3090 f.; Waszink 1971, 299 nennt es einen Panegyricus Titi.; abhängig von Valerius Flaccus ist Sil. Ital. 3,595–606 (= GLAJJ 227), der auch den Anteil Vespasians am Erfolg in Iudaea herausstreicht, vgl. Smallwood 1962b, 172. 252 Jones 2002, 113 f. zur Datierung des bellum; denkbar ist, dass Buch 7 später erschien, dazu Schwartz 2011, passim; zur nur beschränkten Bedeutung von Josephus bzw. Geschichtsbüchern für die Außendarstellung des Titus Yavetz 1975, 431 und McLaren 2005, 290.

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den neue Iudaea-capta-Typen geschlagen.253 Die Legende war in Rom unter Vespasian zuletzt nicht mehr geprägt worden; sie wurde von Titus wiederbelebt, um seine militärischen Leistungen herauszustellen.254 Bereits seine frühesten Münzen verweisen auch ohne die Iudaea-Legende auf den Erfolg im Jüdischen Krieg – das Thema erschien in allen Jahren seiner kurzen Regierungszeit.255 Das wichtigste Bauwerk mit Bezug auf Titus’ Leistungen in Iudaea war ein Bogen, den der Senat für ihn im Circus Maximus an publikumswirksamer Stelle errichten ließ. Die Inschrift dieses bis auf einige Fundamentreste heute nicht mehr erhaltenen Baus ist durch die Abschrift eines mittelalterlichen Rompilgers überliefert, durch die eine Datierung auf das Jahr 81 möglich ist.256 Das Monument ist wahrscheinlich mit dem Bogen zu identifizieren, der Titus im Jahr 71 vom Senat bewilligt worden war; seine Inschrift besagte, dass er für Titus errichtet wurde, weil er … das Volk der Juden bezwang und die bis auf ihn von allen Feldherrn, Königen und Völkern entweder vergeblich belagerte oder gar nicht angegriffene Stadt Hierusolyma [Jerusalem] zerstört hat.257 Hans Ulrich Instinsky hat vorgeschlagen, die Spanne der Ereignisse, auf die sich die Inschrift bezieht, erst mit dem Jahr 66 beginnen zu lassen und die duces, reges und ­gentes, die Jerusalem nicht hätten unterwerfen können, mit römischen Feldherrn wie Cestius Gallus und Vespasian sowie den sie mit Truppen unterstützenden Klientelkönigen zu identifizieren und damit ihre historische Richtigkeit zu erweisen. Allein, die Interpretation wirkt gezwungen, da Vespasian dann konsequenterweise unter die erfolglosen duces gerechnet werden müsste, obwohl Titus gerade unter den Vorschriften und Anweisungen sowie unter den Auspizien seines Vaters handelte, wie auf der Inschrift zu lesen ist.258 Man muss davon ausgehen, dass gegen die historischen Tatsachen der Erfolg des Titus ver-

253 Carradice/Buttrey 2007, 197 f. mit RIC 22.1, 202 Nr. 57, 207 Nr. 133, 208 Nr. 145–153, 221 Nr. 369. 254 Carradice/Buttrey 2007, 184; Gering 2012, 146 und Leithoff 2014, 64. 255 RIC 22.1, 199 Nr. 1 direkt nach Vespasians Tod zeigt auf der Rückseite ein tropaion und einen knienden Gefangenen, die Legende lautet TR POT VIII COS VII. 256 Der Codex Einsidlensis 326 wurde im 9. Jh. im Kloster Reichenau aus älteren Quellen kompiliert, so Hülsen 1903, 87 f.; zum Bauwerk Ciancio Rossetto 1993, 108 f., Richardson 1992, 30, Platner/Ashby 1929, 45 und Darwall-Smith 1996, 95 f.; die Forma Urbis Romae Frg. 7c zeigt an der Stelle einen dreitorigen Bogen, während er auf Münzen aus der Zeit von Traian und Caracalla nur eintorig erscheint, zur Diskussion Roehmer 1997, 234–237 und knapp Pfanner 1983, 98 mit Anm. 90. 257 CIL 6.944 = ILS 264 = MW 53: Senatus Populusq(ue) Romanus Imp(eratori) Tito Caesari divi Vespasiani f(ilio) Vespasian[o] Augusto, pontif(ici) max(imo), trib(unicia)  pot(estate)  X, imp(eratori) XVII, [c]o(n)s(uli) VIII, p(atri) p(atriae), principi suo, quod praeceptis patr[is] consiliisq(ue) et auspiciis gentem Iudaeorum domuit et urbem Hierusolymam omnibus ante se ducibus, regibus, gentibus aut frustra petitam aut omnino intemptatam delevit (Übers.: Künzl 1988, 18). 258 Instinsky 1948 mit Kritik von Schwier 1989, 290 f.

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absolutiert und als bisher noch nie erreichte Leistung dargestellt wurde und zwar im Circus ­Maximus, einem der am stärksten besuchten Orte in Rom.259 Auch wenn wohl den wenigsten Römern die Eroberungen Jerusalems durch Nebukadnezzar II. oder Antiochus IV. Epiphanes ein Begriff waren, gilt dies nicht für die Erfolge ihrer Landsleute Cn. Pompeius Magnus oder C. Sosius. Besonders der Sieg des Pompeius war groß inszeniert worden; Autoren wie­ Diodor, Livius und Strabo sowie Plinius der Ältere oder Plutarch haben ihn beschrieben.260 Wie kein anderes Monument verdeutlicht der Bogen im Circus Maximus mit seiner Inschrift die Propaganda der Flavier mit ihrem Erfolg in­ Iudaea. Der Sieg wurde in Dienst genommen für die Darstellung der Leistung, die Vespasian und besonders Titus für Senat und Volk von Rom erbracht hatten. Die historische Exaktheit spielte dabei gegenüber der panegyrischen Verklärung der Herrschertaten eine nachgeordnete Rolle. Im Vergleich zu Vespasian fällt auf, dass gerade in der panegyrischen Darstellung der Erfolg in Iudaea mit Titus verbunden wurde. Die Begründung dafür ist neben der Tatsache, dass ihm mit der Eroberung Jerusalems der Höhepunkt des Krieges zufiel, wohl darin zu suchen, dass dies seine einzige militärische Leistung war, während sich bei seinem Vater Vespasian auch dessen Erfolge in Britannien zur Verklärung anboten. In der kurzen Regierungszeit des Titus erlebte der Triumph in Iudaea nach den Jahren 69–71 einen zweiten Höhepunkt als Legitimation der Dynastie.

3.3 Domitian Abschließend ist die Darstellung und Inszenierung des judäischen Sieges unter Domitian zu diskutieren. Verschiedene in den Quellen gestreute Gerüchte über Animositäten zwischen den Brüdern umranken den unerwarteten Tod des einundvierzigjährigen Titus. Die Forschung hat viel davon als Klatsch zurückgewiesen: Aufgrund seines Alters behandelte Titus die Nachfolgefrage nicht 259 Goodman 2007a, 454, Millar 2005, 120, Overman 2002, 217, Künzl 1988, 19, Rajak 2002 [1983], 203, Schürer 1973–1986, Bd. 1, 509 mit Anm. 128 und Mommsen 1885, 538 mit Anm. 1. 260 Pompeius’ Triumphzug erwähnen Diod. 40,4 (= GLAJJ 66) Plin. nat. 7,98 (= GLAJJ 208) und Plut. Pomp. 45,1–2 (= GLAJJ 262); zu seinen Kämpfen Liv. per. 102 (= GLAJJ 131) und Strab. 16,2,40 (= GLAJJ 115); Cic. Att. 2,9,1 (= GLAJJ 201) bezeichnet Pompeius in privater Korrespondenz informell als Hierosolymarius; zu Sosius’ Erfolg Sen. Rhet. suas. 2,21 (= GLAJJ 149); über Nebukadnezzar II. schrieben Berossus apud Ios. Ap. 1,132 (= GLAJJ 17) und Alexander Polyhistor apud Eus. pr. ev. 9,17,39 (= GLAJJ 51a); Autoren, die über Antiochus IV. Epiphanes berichteten, zählt Ios. Ap. 2,83 f. auf: Polybius, Strabo, Nicolaus von Damascus, Timagenes, Castor von Rhodos und Apollodorus von Athen; Tac. hist. 5,8,2–9,2 ist über alle diese Ereignisse im Bilde.

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mit Priorität, was Spielraum für Spekulationen ließ; bei seinem Tod konnte Domitian als offensichtlicher Nachfolgekandidat problemlos Titus’ Erbe als princeps antreten.261 Hinsichtlich der Legitimation seiner Person machte sich für Domitian negativ bemerkbar, dass er zwar als siebenfacher Konsul die höchsten Ehren genossen hatte, aber nicht wie Vater und Bruder auf militärische Erfolge verweisen konnte. Ein Kommando hatte er bereits im Jahr 70 vergeblich angestrebt und weder unter seinem Vater noch unter seinem Bruder die tribunicia potestas bekleidet oder imperatorische Akklamationen erhalten.262 Für die Darstellung seiner Person bot es sich deshalb an, sich zunächst auf seine erfolgreiche Familie zu beziehen. Bereits während der Regierungszeit seines Vaters und seines Bruders war über Münzlegenden seine Identifikation über die Familienbande konsequenter erfolgt als bei Titus, nämlich durch die regelmäßige Bezeichnung als Augusti filius und später als divi filius, was für eine schwächere Position bei seiner Herrschaftsnachfolge spricht im Vergleich zu Titus.263 Als Kaiser bewies er seine pietas, indem er in Verbindung mit dem Senat für die rasche Divinisierung seines Bruders sorgte und somit seine eigene Stellung festigte.264 Den dahinterliegenden Gedankengang formuliert Helga Gesche prägnant, wenn sie schreibt, dass »der neue Princeps dem unantastbaren und über jede Diskussion erhabenen Ratschluß eines unter die Götter Erhobenen die eigene Bestimmung zum Herrscher verdankt[e]; Zweifeln an seiner Qualifikation war damit von vorneherein der Boden entzogen«.265 Als Sohn und Bruder von Göttern kam Domitian eine einzigartige Legitimation zu, die kein princeps vor ihm hatte aufweisen können. Seine Bemühungen um den Kult der gens ­Flavia zeigen drei römische Tempel, die in seiner Regierungszeit errichtet wurden, nämlich das templum Vespasiani et Titi, die porticus Divorum und das templum gentis Flaviae.266 Ebenfalls in diesen Kontext gehört der Titusbogen auf der via sacra, der wegen seines auf den Krieg in Iudaea verweisenden Reliefschmucks von besonderem Interesse an dieser Stelle ist. Obwohl seine Datierung als umstritten galt und unter jedem Herrscher zwischen Titus und Traian angesetzt wurde, hat sich mittlerweile eine communis opinio heraus­gebildet, 261 Suet. Tit. 9,3 u. Dom. 2,3; Gering 2012, 95–99, Günther 2009, 95–97 und Jones 1984, 154–156. 262 Während Ios. bell. 7,85–88 das Engagement Domitians lobt, unterstellt ihm Tac. hist. 4,68,3 wohl unrichtigerweise einen Putschversuch, dazu Gering 2012, 55 f. und Urban 1971, 84–87, vgl. auch Suet. Dom. 2,1; zu Domitians Ämtern und Ehren Buttrey 1980, 28 f. 263 Carradice/Buttrey 2007, 184 f., vgl. Hekster 2015, 57; Gesche 1978, 384 f. 264 Dio 67,2,6; Titus starb am 13. September 81, seine Konsekration erfolgte wohl im November oder Dezember, vgl. Murison 1999, 213; Suet. Dom. 2,3 erwähnt sie irreführend als einzige Ehre, die Domitian seinem Bruder erwiesen hätte; Plin paneg. 11,1 streicht dessen eigensüchtige Legitimationsabsicht heraus; Scott 1936, 62. 265 Gesche 1978, 389. 266 Günther 2009, 109 und Leithoff 2014, 70; Darwall-Smith 1996, 154–165 zu den Bauten.

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die seine Fertigstellung unter Domitian einordnet.267 Ein Baubeginn unter Titus ist zwar nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich:268 Die Existenz von jeweils mehreren Triumphbögen für Vespasian und Titus anlässlich des Sieges in Iudaea lässt sich nicht sicher nachweisen; wenn der Bogen im Circus Maximus derjenige war, dessen Errichtung der Senat für Titus im Jahr 71 beschlossen hatte, wäre es bei der späten Verwirklichung des Projekts erstaunlich, wenn zeitgleich Bauarbeiten zu einem zweiten Bogen begonnen hätten.269 In seiner Gesamtkonzeption ist der Titusbogen kein Triumphbau: In der Inschrift erscheint Titus als divus und deswegen ohne weitere Titulatur. Hinweise auf den Dedikationsgrund fehlen. Insgesamt ist die Inschrift typisch für Monumente, die anlässlich einer Divinisierung errichtet wurden.270 Das Scheitelrelief, das sich in der Mitte des Tonnengewölbes befindet, zeigt Titus auf einem Adler; es ist als Apotheosedarstellung zu deuten.271 Wahrscheinlich war das Bauwerk mit einer Elefantenquadriga bekrönt, ebenfalls ein Symbol für die Apotheose. Die Vermutung erwächst aus einer Bemerkung Cassiodors, der von einer Erneuerung von im Zerfall befindlichen Elefanten auf der via sacra im sechsten Jahrhundert berichtet. Es erscheint durchaus plausibel, dass sich diese Bemerkung auf die Bekrönung des Titusbogens bezieht.272 Insgesamt ergibt sich daraus, dass das Bauwerk in erster Linie den legitimatorischen Zwecken Domitians diente und nicht der Verherrlichung der Leistungen des Titus. Wie Pfanner bemerkt, war »[d]as Thema des jüdischen Triumphes … nicht das primäre Anliegen des Titusbogens, sondern … Unterlage und Hintergrund«.273 Wie oben gezeigt, war es in der Regierungszeit des Titus omnipräsent in der Literatur, auf Münzen oder Bauwerken und sein Auftauchen deswegen keineswegs verwunderlich. Dies alles spricht für eine Datierung in die frühe Regierungszeit Domitians und gehört in den Zusammenhang der Divinisierung des Titus im Jahr 81. In den späteren Jahren Domitians spielte die Darstellung der familiären 267 Pfanner 1983, 91, vgl. Gering 2012, 128, Ruff 2012, 145, Millar 2005, 122, Roehmer 1997, 253–259, Darwall-Smith 1996, 168–171, Arce 1993, 109–111, Richardson 1992, 30; Literaturverweise zu alternativen Datierungen bei Pfanner 1983, 91 Anm. 1–7. 268 Platner/Ashby 1929, 45 meinen, dass der Bogen im Andenken an Titus’ Sieg in Iudaea errichtet wurde; Jones 1984, 144 glaubt an einen anderen, nicht zu klärenden Anlass; auch­ Roehmer 1997, 258 Anm. 1238 denkt an einen Planungsbeginn unter Titus. 269 Kuhoff 1993, 276 Anm. 428 hält die Existenz mehrerer Triumphbögen für Titus für möglich. 270 CIL 6.945 = ILS 265 = MW 108: Senatus Populusque Romanus Divo Tito Divi Vespasiani F Vespasiano Augusto; dazu Arce 1993, 110 f. und Pfanner 1983, 98. 271 Pfanner 1983, 76–78 mit Taf. 68.1. 272 Cassiodor, variae 10,30,1 (ed. Th. Mommsen, MGH AA 12) mit Pfanner 1983, 3 (bes. Anm. 8) u. 99. 273 Pfanner 1983, 101, vgl. Arce 1993, 111: »Effettivamente l’inscrizione dell’arco di Tito concerne solo la divinizzazione dell’imperatore, senza ulteriori riferimenti, neppure al suo trionfo sui Giudei … e tutta l’iconografia si riferisce solo all’apoteosi.«

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Erfolge in Iudaea keine zentrale Rolle mehr. Dies lässt sich besonders anhand der Münzprägung verdeutlichen. In der Forschungsliteratur war bis zuletzt immer wieder zu lesen, dass auch Domitian Reichsmünzen mit der Iudaea capta-Legende geprägt und damit an die Verdienste von Vater und Bruder erinnert habe.274 Die beiden einfluss­ reichen Münzkataloge ›Roman Imperial Coinage‹ und ›Coins of the Roman Empire in the British Museum‹ oder auch Frederic Maddens ›Coins of the Jews‹ verzeichnen jeweils lediglich einen Typ dieser Münze und geben als Quelle Henry Cohens ›Description historique des monnaies frappées sous l’empire Romain‹ an. Cohen wiederum hatte die Münze dem Katalog des Museo Numismatico Lavy in Turin von 1839 entnommen und seinerseits in der zweiten Auflage seines Werkes die vorsichtige Bemerkung »Médaille hybride?« beigefügt275  – seine Warnung wurde nur vom Katalog des British Museum berücksichtigt. Einige Wissenschaftler lehnten deswegen die Verwendung dieser nicht regulären Münze als Beweis für I­ udaea capta-Prägungen Domitians ab.276 In der Neuauflage der ›Roman Imperial C ­ oinage‹ wurde dieser Typ als unverifizierte Fälschung nicht mehr in den Katalogteil aufgenommen.277 Teilweise werden die römischen Münzen Domitians aus Caesarea als Fortsetzung der Iudaea capta-Serie in der Provinz Iudaea angesehen. Vespasian und Titus hatten dort, wahrscheinlich von 71 bis 73, Münzen mit der Legende ΙΟΥΔΑΙΑΣ ΕΑΛΩΚΥΙΑΣ geprägt, der griechischen Entsprechung zu IUDAEA CAPTA . Allerdings weist keine der domitianischen Münzen diese Legende auf und die Mehrheit der Forschung vertritt deswegen zu Recht die Auffassung, dass es sich um eine eigenständige Serie handelt.278 Bei dieser zeigt immerhin die früheste der drei Gruppen, die zwischen Domitians Regierungsbeginn und seiner Annahme des Titels Germanicus geprägt wurde, Bilder vom Wirken Vespasians 274 Goodman 2007a, 467: »Domitian was still in 85 issuing coins with the caption­ JUDAEA CAPTA«, vgl. Overman 2002, 217, Cappelletti 2006, 137 mit Anm.  65, Cielcielag 2006, 106, Zarrow 2006, 46, Gußmann 2008, 250 Anm. 210, Gambash 2009, 70*, 2013, 187 u. 2015, 162.165 oder Choi 2013, 165. 275 Lavy 1839–1840, Bd. 2, 132 Nr. 1509 = Cohen 1880–1892, Bd. 1, 498 Nr. 318 (1. Aufl. 1859, Bd. 1, 432 Nr. 372) = Madden 1881, 229 = BMCRE 2, 369 Nr. 328 = RIC 2, 189 Nr. 280: Avers: Büste Domitians, IMP CAES DOMIT AVG GERM COS XI CENS POT P P; Revers: auf dem Boden sitzende Iudaea, bei einem Tropaion stehender Soldat, IVDAEA CAPTA S C. 276 Meshorer 1967a, 108 f.: »This would imply that the emperor Domitian also struck coins perpetuating the victory of Rome over Judaea. But this coin is a hybrid type of a coin of Vespasian or Titus and of Domitian, the dies of his predecessors having been used in his days by mistake.«; ebenso B. Overbeck (06.05.1987) bei Stenger 1988, 247 f., Anm. 253: »Da nie ein Original bekanntgeworden ist, halte ich die ganze Münze für eine literarische Erfindung bzw. einen Irrtum.«; vgl. Weisbrem 1962, 7. 277 Carradice/Buttrey 2007, 399 bezeichnen RIC 2, Nr. 280 als »unverified, false coin.« 278 Weisbrem 1962, Carradice 1982–1983, 18–20, Burnett u. a. 1999, 315 f.; entsprechend die Abgrenzung bei RPC 2, 316 f. Nr. 2300–2309 (Domitian) von 317 f. Nr. 2310–2313 (Vespasian und Titus); zur älteren Forschung mit Literaturverweisen Hendin 2007, 123.

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und Titus’ in Iudaea: Die Koloniegründung Caesareas durch Vespasian wird ebenso thematisiert wie die Sieghaftigkeit des Titus. Allerdings steht – anders als bei den älteren Iudaea capta-Serien – die dynastische Komponente im Mittelpunkt: Domitian erscheint auf den Aversen immer als divi filius und von den vier Typen ist je ein Revers dem divus Vespasianus und dem divus Titus gewidmet.279 Der neue, militärisch unerfahrene Kaiser verwies damit auf seine Herkunft und die Verdienste seiner Familie. Bei den späteren Münzen ersetzt Germanicus oder die tribunicia potestas das divi filius: Die militärisch dargestellte Minerva und Victoria sind nun auf die eigenen Erfolge Domitians in Germanien zu beziehen und nicht auf diejenigen von Vater und Bruder in I­ udaea.280 Dieser klärende Befund fügt sich insgesamt gut in die Politik Domitians ein. Lediglich zu Beginn seiner Regierung, als er noch keine eigene militärische Reputation erworben hatte, legitimierte er sich über seine Familie und besonders über seinen Bruder Titus. Im Zuge von dessen Konsekration wurde der Titusbogen auf der via sacra errichtet und mit Reliefs ausgestattet, die Titus’ größten militärischen Erfolg veranschaulichten. Sobald Domitian jedoch nach seinem Chattenkrieg von 83 eigene Kriegserfolge vorzuweisen hatte, verlor die Darstellung des Feldzuges in Iudaea für ihn an Bedeutung. Obwohl natürlich die Legitimation über seine Familie durch die Tempelbauten weiter aktuell blieb, waren es nun die Bilder seines persönlichen militärischen Erfolges, die der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Der Sieg in Iudaea war dabei für Domitian der Maßstab, an dem es sich zu orientieren galt: Seine GERMANIA CAPTAPrägungen hatten ihr offensichtliches Vorbild in den IUDAEA CAPTA-Serien von Vater und Bruder. Selbiges gilt für seine Münzen mit der Legende PACI AUGUSTI und solche, die eine auf einen Schild schreibende Victoria darstellen.281 Cassius Dio – oder sein Epitomator Xiphilinus – verzichtete darauf, alle Ehrungen, die Domitian für den aus seiner Sicht nicht gerechtfertigten Sieg erhalten hatte, ausführlich aufzuzählen. Neben einem Triumphzug gehörte die Annahme des Siegesbeinamens Germanicus wohl im letzten Viertel des Jahres 83 dazu.282 Der Germanienerfolg diente in der Folge als Begründung für 279 RPC 2, 316 Nr. 2300–2303. 280 Meshorer 2001, 192 f., vgl. Cielcielag 2006, 106: »Domitian himself shifted the center of gravity of his political propaganda to events in the area of the Rhine and Danube … One gets the impression that Judea actually meant little to him« und Brennan 2000, 43: »in the mid-80s, Domitian’s brother and father recede into the background, and the emphasis is very much on the person of the Emperor himself«, entsprechend auch Zahrnt 2007, 202 f. und Rocca 2014, 132–136; Hendin 2007, 128 f. erblickt dagegen auch in den beiden letzten Gruppen Reminiszenzen an die Iudaea capta-Serien. 281 Carradice/Buttrey 2007, 247, Gering 2012, 146 f. mit Anm. 34 und Rocca 2014, 124–132; geprägt wurden sie ab 85. 282 RIC 22.1, 277 Nr. 171 mit Carradice/Buttrey 2007, 238.244: ein zwischen dem 14.09. und 31.12.83 geprägter Aureus ist der Beleg für den ansonsten erst aber 84 bezeugten Titel; einen aktuellen Forschungsüberblick gibt Gering 2012, 254 f.; eine Zusammenstellung

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die Annahme weiterer Ehren wie der Wahl zum Konsul auf zehn Jahre, der Begleitung durch 24 Liktoren, dem Recht, mit Triumphgewand im Senat zu erscheinen, und auch der Errichtung des equus Domitiani auf dem Forum Romanum.283 Als Argument wurde möglicherweise angeführt, dass Domitian die seit Augustus bestehende Germanienfrage gelöst habe.284 Die antike domitianfeindliche Überlieferung kritisiert die überschwänglichen Ehrungen heftig, die in keinem Verhältnis zu den bescheidenen Erfolgen gestanden hätten.285 Letztendlich war der Beweggrund Domitians, in einem Krieg seine virtus zu demonstrieren, um sich als militärisch erfolgreicher Herrscher in der Tradition seiner gens präsentieren zu können. Kein anderer seiner militärischen Siege wurde auch nur annähernd so inszeniert wie der über die Germanen, die traditionell bei den Römern als der gefährlichste Gegner galten; er diente als zentraler Baustein der Selbstdarstellung Domitians.286 Obwohl in der offiziellen Darstellung niemals die militärischen Erfolge von Vespasian und Titus mit denen Domitians verglichen wurden, konnte doch Martial Domitian als Sieger eines solchen Vergleiches stilisieren, da er gegen einen stärkeren Gegner gekämpft und darüber hinaus den Ruhm nicht habe teilen müssen:287 Kreta verlieh einen großen, Africa einen noch größeren Namen; Scipio trägt ihn als Sieger, es trägt ihn Metellus. Einen edleren noch erkannte Germanien nach Bezwingung des Rheins zu, und bereits als Knabe, Caesar, warst du dieses Namens würdig. Dein Bruder verdiente zusammen mit dem Vater den Triumph über Idumäa; der Lorbeer, der für die Chatten verliehen wurde, gehört dir ganz allein.

Zur Bedeutung des judäischen Sieges für die Flavier lässt sich Folgendes zusammenfassend festhalten: Dem homo novus Vespasian, der als Usurpator in einem der Belege bei Buttrey 1980, 52–56, der für eine Frühdatierung eintritt und bei Kneißl 1969, ­43–47.186, der für eine Spätdatierung votiert. 283 Dio 67,4,1–3; zum Reiterstandbild Stat. silv. 1,1 (lat./engl. J. H. Mozley 1928) und RIC 22.1, 324 Nr. 797 sowie Platner/Ashby 1929, 201 und Darwall-Smith 1996, 227–233; zur Errichtung Gering 2012, 160–163. 284 Gering 2012, 262–267 mit Verweis darauf, dass Domitian die germanischen Heeresbezirke in Provinzen umgewandelt habe. Traditionell wird das mit Christ 1996 [1957], 92–96 auf das Jahr 85 datiert. Die jüngere Forschung zweifelt jedoch die Theorie von den Heeresbezirken an und geht von einer Teilung der Provinz Germania bereits zwischen 10 und 14 n. Chr. aus, dazu Ausbüttel 2011. 285 Tac. Germ. 37,6 u. Agr. 39,1; Plin. paneg. 16,3, vgl. Ausbüttel 2011, 401. 286 Jones 1992, 131: »But Domitian’s primary aim was military glory.«, Gering 2012, ­265–267; dass bei dem Angriff keine akute Bedrohung vorlag, impliziert Suet. Dom. 6,1; zur Bedeutung des Chattenkrieges für das offizielle Domitianbild Leberl 2004, 46–48. 287 Mart. ep. 2,2 (= GLAJJ 238): Creta dedit magnum, maius dedit Africa nomen, Scipio quod victor quodque Metellus habet; nobilius domito tribuit Germania Rheno, et puer hoc dignus nomine, Caesar, eras. Frater Idumaeos meruit cum patre triumphos, quae datur ex Chattis laurea, tota tua est; zum Gedicht Leberl 2004, 245–247; zu Domitians Umgang mit dem Sieg über die Juden Leithoff 2014, 73–75.

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blutigen Bürgerkrieg die Herrschaft errungen hatte, bot der siegreiche Feldzug in Iudaea materiell und ideologisch die Chance, den Makel seiner Herkunft und seines Aufstiegs zu überdecken. Aus der Kriegsbeute konnte er große Teile der Kosten für ein aufwendiges Bauprogramm in Rom bestreiten; die Kriegsereignisse lieferten die Bilder zur Darstellung seiner virtus. In Anknüpfung an den augusteischen Prinzipat konnte er den Beginn der neuen Dynastie als Anbruch einer neuen Zeit, die alten Werten verpflichtet war, darstellen und dadurch seine Herrschaft sichern. Titus, der vor seinem Regierungsantritt über einen schlechten Ruf verfügte, inszenierte sich als fähigen Militär, indem auch er für seine Selbstdarstellung auf den bald zehn Jahre zurückliegenden Krieg zurückgriff. Mit Domitian veränderte sich der Umgang mit dem flavischen Erfolg in Iudaea: Weil Domitian nicht persönlich an dem Krieg beteiligt gewesen war, nutzte er mit diesem verbundene Bilder lediglich im dynastischen Kontext, um an die Herrschaft von Vater und Bruder anzuschließen. Da die Stilisierung der Sieghaftigkeit des princeps, die Vespasian und Titus propagiert hatten, von ihm als Notwendigkeit empfunden wurde, versuchte er, in Germanien eigene militärische Meriten zu erwerben. Seine Selbstdarstellung als Germanenbezwinger löste das mit Vespasian und Titus verbundene Bild der Judenbesieger in der Öffentlichkeit ab.

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4. Die römische Nachkriegspolitik in Iudaea Nachdem der Aufstieg der flavischen Dynastie im Vierkaiserjahr und ihre Legitimation über den Krieg in Iudaea diskutiert worden ist, wird im Folgenden untersucht, wie sich Iudaea unter der flavischen Herrschaft entwickelte. Zunächst ist zu prüfen, aus welchen Gründen der Jerusalemer Tempel zerstört wurde und welche Politik sich damit verband. Danach ist die politische und administrative Entwicklung des bis dahin weitgehend jüdisch geprägten Gebiets zu besprechen. Besonderes Interesse kommt hierbei dem flavischen Umgang mit dem provinzialen Land zu, das nach einer verbreiteten Meinung nach dem Aufstand weitgehend in kaiserlichen Besitz gelangte. Abschließend ist zu diskutieren, inwieweit Rom die Zusammenarbeit mit jüdischen Selbstverwaltungsstrukturen stützte. Zu prüfen ist in allen Punkten, ob sich eine judenfeindliche flavische Politik in Iudaea nachweisen lässt.

4.1 Die Zerstörung des Jüdischen Tempels und die römische ›Religionspolitik‹ Bevor die Maßnahmen der Flavier in Iudaea nach dem Krieg und die Entwicklung der Provinz untersucht werden, muss geklärt werden, wie es zur Zerstörung des Jerusalemer Tempels kam und welche Pläne von Vespasian und Titus dahinter gestanden haben können. Im Mittelpunkt des Interesses steht die in der Forschung oft bestrittene Verlässlichkeit des Berichts des Josephus, der zeitlich nächsten Quelle zum Ereignis. Dieser ist deswegen zuerst zu analysieren, bevor weitere Quellen hinzugezogen werden.

4.1.1 Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels Vor dem römischen Angriff auf den Jerusalemer Tempel fand nach Josephus ein Kriegsrat statt, in dem man über das Schicksal des Heiligtums beriet:288 Einige waren der Auffassung, daß das Kriegsrecht zur Anwendung kommen solle. Denn niemals würden die Juden davon ablassen, Aufruhr zu stiften, solange der Tempel 288 Ios. bell. 6,239–241: τοῖς μὲν οὖν ἐδόκει χρῆσθαι τῷ τοῦ πολέμου νόμῳ. μὴ γὰρ ἄν ποτε Ἰουδαίους παύσασθαι νεωτερίζοντας τοῦ ναοῦ μένοντος, ἐφ’ ὃν οἱ πανταχόθεν συλλέγονται. τινὲς δὲ παρῂνουν, εἰ μὲν καταλίποιεν αὐτὸν Ἰουδαῖοι καὶ μηδεὶς ἐπ’ αὐτοῦ τὰ ὅπλα θείη, σώζειν, εἰ δὲ πολεμοῖεν ἐπιβάντες, καταφλέγειν. φροῦριον γάρ, οὐκέτι ναὸν εἶναι, καὶ τὸ λοιπὸν ἔσεσθαι τῶν ἀναγκασάντων τὴν ἀσέβειαν, οὐκ αὐτῶν. ὁ δὲ Τίτος οὐδ’ ἂν ἐπιβάντες ἐπ’ αὐτοῦ πολεμῶσιν Ἰουδαῖοι φήσας ἀντὶ τῶν ἀνδρῶν ἀμυνεῖσθαι τὰ ἄψυχα οὐδὲ καταφλέξειν ποτὲ τηλικοῦτον ἔργον.

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noch stehe, der ja einen Sammlungspunkt für die Juden aus aller Welt bilde. Andere rieten dazu, man solle den Tempel, falls die Juden ihn räumten, und niemand auf ihm Waffen in Bereitschaft legte, verschonen; falls sie ihn aber zum Kampf beträten, solle man ihn niederbrennen. Er sei dann nämlich eine Festung und kein Heiligtum mehr. Daraus ergebe sich, daß sie selber dann nicht mehr für den Frevel verantwortlich zu machen seien, sondern diejenigen, die sie zu einem solchen Vorgehen gezwungen hätten. Demgegenüber erklärte Titus, man solle sich, auch wenn Juden den Tempel bestiegen, um von dort aus zu kämpfen, nicht an leblosen Dingen anstelle der Menschen rächen und jemals ein so herrliches Bauwerk den Flammen preisgeben.

Mit seiner Position konnte Titus Josephus zufolge die Mehrheit der Kriegsratteilnehmer überzeugen, namentlich den Generalstabschef Tib. Iulius Alexander, C. Aeternius Fronto (praefectus castrorum der ägyptischen Legionen) und Sex. Vettulenus Cerialis (Legat der legio V Macedonica). Die verbliebenen drei Teilnehmer, A. Larcius Lepidus (Legat der X Fretensis), M. Titius Frugi (Legat der XV Apollinaris) und M. Antonius Iulianus (Prokurator von Iudaea) müssen eine andere Position vertreten haben.289 Trotz dieser Entscheidung kam es zum Tempelbrand, wofür nach Josephus ein einzelner Soldat verantwortlich zeichnete, der ohne Befehl und aus einem übermenschlichen Antrieb heraus das Feuer legte.290 Obwohl Titus darauf mehrmals zu Löscharbeiten aufforderte, wurden seine Anordnungen von den Truppen ignoriert, weshalb das Heiligtum wider den Willen des Caesar in Flammen aufging.291 Gegen die Authentizität der Darstellung des Josephus sprechen zunächst die Spannungen, die innerhalb des bellum Iudaicum bestehen. Sie kommen zustande durch die Bemühung des Autors, neben der Faktengeschichte zwei Leitmotive seines Werkes auszuschreiben, die Veranschaulichung der clementia des Titus und seine theologische Geschichtsdeutung. Letzterer zufolge haben die ›Aufständischen‹ beziehungsweise die ›Räuber‹ als kleine, vom Volk abzugrenzende Gruppe den Aufstand verursacht und in dessen Verlauf selbst den Tempel profaniert. Deshalb bediente sich Gott der Römer als Werkzeug, um seinen heiligen Ort durch Zerstörung zu reinigen. Rein faktengeschichtlich stellt sich die Frage, warum Titus die Zerstörung des Tempels nicht verhindern konnte, wenn dies, wie von Josephus suggeriert, sein höchstes Ziel war. Die Antwort muss zwangsläufig lauten, dass die disci­ plina militaris der römischen Truppen versagte, genau wie die Autorität ihres 289 Ebd. 6,237 f., wobei noch andere ἐπιτρόποι und χιλίαρχοι hinzugezogen wurden; zu den Personen Jones 1984, 50 und Cotton/Eck 2005, 42; die präzise Wiedergabe der Positionen der Kriegsratsteilnehmer durch Josephus, der bei Amtstiteln oft uneindeutig ist, verweist auf eine mutmaßlich verlässliche Vorlage, vgl. Eck 2008, 225. 290 Ios. bell. 6,252: δαιμονίῳ ὁρμῇ τινι χρώμενος. 291 Ebd. 6,266: ὁ μὲν οὖν ναὸς οὕτως ἄκοντος Καίσαρος ἐμπίπραται; trotz der Löschbefehle (bell. 6,256.262) entzündete ein anderer Soldat einen weiteren Brandherd im Tempelinnern (bell. 6,265).

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Feldherrn, der mit seinen Befehlen kein Gehör fand.292 Unklar bleibt, wie die Beutestücke aus dem Tempel, darunter goldene Gerätschaften und leicht brennbare Vorhänge, unbeschadet in römische Hände gelangt sein sollen. Josephus berichtet gleichermaßen von dem sich ausbreitenden Brand, der zum Verlassen des Heiligtums zwang, von plündernden Soldaten und schließlich von der Übergabe der heiligen Gegenstände durch einen Priester und den Tempelschatzmeister. Es bleibt unklar, wie und wann der logistische Aufwand des Transports erfolgt sein soll.293 Die einfachste Lösung ist die Annahme, die Plünderung und Zerstörung des Tempels sei mit dem Willen des Titus und deutlich geregelter abgelaufen. Als innere Hinweise darauf ist aus dem Werk des Josephus anzuführen, dass nach der Zerstörung des Tempels keine Bestrafung des brandstiftenden Soldaten erfolgte, Titus später den Befehl zur systematischen Schleifung von Stadt und Tempel erteilte und alle Soldaten wegen des Gehorsams belobigte. Beim Triumphzug in Rom wurden auf Schaugerüsten Bilder des Tempelbrands gezeigt.294 Mit gewissem Recht hat jedoch Tommaso Leoni die letztgenannten Punkte als Indizien für Titus’ eigentliches Vorhaben bezüglich des Tempels zurückgewiesen, da sie wegen ihrer zeitlichen Distanz zum Kriegsrat eine neue Position spiegeln können. Nach der faktischen Zerstörung war die Schleifung nur noch konsequent und Strafmaßnahmen gegen Soldaten im Zuge von Siegesfeierlichkeiten nicht opportun. Aus dieser Perspektive betrachtet ist auch Josephus’ summarische Bemerkung am Ende der antiquitates, Titus habe den Tempel und die Stadt eingeäschert, ohne Bedeutung.295 Abgesehen von den genannten faktenhistorischen Unklarheiten scheint Josephus also doch mit einer gewissen Konsequenz zu zeigen, dass Titus beziehungsweise die Flavier den Jerusalemer Tempel ursprünglich schonen wollten. Zur angemessenen Bewertung sind jedoch zusätzlich die Leitmotive von Josephus’ Darstellung genauer zu betrachten: Titus’ Unschuld an der Tempelzerstö­ rung wird bereits im Proömium des bellum Iudaicum betont, später bietet Titus den Aufständischen nach der Einstellung des Tamid-Opfers im Tempel einen anderen Kampfplatz an, um Stadt und Tempel zu schonen, und kündigt ihnen schließlich sogar an, das Heiligtum gegen ihren Willen zu retten.296 Dass 292 Weiler 1968, 145, Krieger 1994, 298, Parente 2005, 66 f., Pucci Ben Zeev 2011, 58 f. oder Hollander 2014, 194. 293 Ios. bell. 6,264–266.387–391; Parente 2005, 65 und Pucci Ben Zeev 2011, 59–62. 294 Ios. bell. 7,1–7 u. 144; wenn Josephus beim Triumphzug von brennenden ›Heiligtümern‹ (ἱερά) spricht, ist damit der Jerusalemer Tempel gemeint, so Michel/Bauernfeind ­1959–1969, Bd. 2.2, 245 Anm. 74, vgl. Weiler 1968, 147. 295 Leoni 2007, 45–47, darin folgt ihm Pucci Ben Zeev 2011, 56, vgl. Ios. bell. 6,281: Da die Römer es für sinnlos hielten, nun da der Tempel brannte, gegen die um ihn liegenden Gebäude schonend zu verfahren, setzten sie alles miteinander in Flammen; Ios. ant. 20,250. 296 Ios. bell. 1,10 u. 6,95.128.

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Titus dies nicht gelingt – und das ist die Erklärung für sein Versagen als Feldherr in der Darstellung des Josephus  – liegt daran, dass Gott längst den Untergang Jerusalems und des Tempels vorherbestimmt hat. Gottes Handeln ist gleicher­maßen Strafgericht und Reinigung und erfolgt wegen der Sünden der Juden. Schuldig ist nicht das Volk, sondern die Verantwortlichen für den Aufstand. Bereits im Winter 67/68 beginnt für Josephus der Untergang Jerusalems mit der Ermordung des Hohepriesters Ananus b. Ananus.297 Als Titus im Jahr 70 vor Jerusalem anlangt, ist Jerusalem wegen der Toten des Bürgerkrieges und der Verunreinigung des Tempels für Josephus schon nicht mehr die Stadt Gottes.298 Bevor er im sechsten Buch die Leiden Jerusalems schildert, bemerkt er vorab, dass die Stadt ohne die Zerstörung durch die Römer seiner Meinung nach sonst vom Abgrund verschlungen oder durch eine Flut hinweggespült oder wie S­ odom vom Blitz getroffen worden wäre.299 Schließlich sind es auch die halsstarrigen Aufständischen, die nicht auf die Angebote des Titus eingehen wollen und als erste – vor dem Soldaten, der aus übermenschlichem Antrieb Feuer legt – einen Brand im Tempel entzünden.300 Beide Leitmotive, die Milde des Titus und die gottgewollte Zerstörung des Tempels wegen der Verbrechen der ›Räuber‹, stellt Josephus bewusst wenig subtil dar und macht sie überdeutlich. Selbst der nicht mit den Ereignissen vertraute Leser des bellum Iudaicum weiß bereits seit dem Proömium, dass die Stadt und der Tempel zerstört wurden, gegen den Willen des Titus. Im Rahmen des Kriegsrates lässt Josephus Titus seinen Willen zur Schonung des Tempels in einem darstellerischen Höhepunkt nochmals betonen, ohne vielleicht selbst zu realisieren, dass er ihm bereits vorher Worte in den Mund gelegt hat, die eine gegenteilige Meinung suggerieren: Nachdem Josephus vom Kannibalismus der jüdischen Mutter berichtet, die ihr eigenes Kind verspeiste, der schlimmsten denkbaren individuellen Tragödie und Untat, schreibt er:301 Er (sc. Titus) werde die abscheuliche Tat, ein Kind zu verzehren, mit den Trümmern ihrer Stätte bedecken und nicht zulassen, daß die Sonne weiterhin eine solche Stadt auf der Erde erblicke, in der Mütter sich auf diese Weise ernähren.

297 Ebd. 4,318; Price 1992, 90 f. und Krieger 1994, 292 f., vgl. Klawans 2010, 290–293. 298 Ios. bell. 5,19. 299 Ebd. 5,566, u. 6,1: τῶν Ἱεροσολύμων πάθη. 300 Ebd. 6,164 f. 301 Ebd. 6,217: καλύψειν μέντοι τὸ τῆς τεκνοφαγίας μύσος αὐτῷ τῷ τῆς πατρίδος πτώματι καὶ ὀυ καταλείψειν ἐπὶ τῆς οἰκουμένης ἡλίῳ καθορᾶν πόλιν, ἐν ἧ μητέρες οὕτω τρέφονται. Das Motiv des Kinderfressens hat biblische Ursprünge, vgl. nur Dtn 28,53 oder 2Kön 6,28 f.; vgl. auch bell. 6,228, nämlich Titus’ Einsicht, dass die Schonung fremder Heiligtümer nur Nachteile für seine Soldaten brächte, weshalb er die Tempeltore in Brand stecken ließ; Leoni 2007, 46 Anm. 26 lehnt letztere Quelle für eine willentliche Zerstörung des Tempels ab.

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Da Josephus allerdings im Wissen um die historischen Ereignisse schreibt und sich zu keinem Zeitpunkt im bellum Iudaicum bemüht, bezüglich der Frage, ob der Tempel zerstört werde, zumindest literarisch einen Spannungsbogen aufzubauen, mögen auch diese Hinweise nicht darauf deuten, dass Titus in der Darstellung des Josephus eine andere Meinung zugeschrieben wird als die, dass der Tempel zu schonen sei. Wenn Leoni schreibt: »Josephus’ narrative appears unequivocally clear«, hat er Recht, wenn man dies auf die narrative Ebene bezieht. Josephus vertritt zweifellos die Meinung, dass Titus den Tempel nicht zerstören wollte, und alle Stellen im Werk, die eine andere Interpretation zulassen, sind wohl nicht als bewusst versteckte Hinweise des Autors auf das Gegenteil anzusehen.302 Da jedoch Josephus’ Leitmotive so deutlich und überakzentuiert sind, regt sich durchaus der Verdacht, dass seine Erzählung nicht den historischen Gegebenheiten entspricht. Betreffs aller Stellen, die eine andere Einstellung des Titus hinsichtlich des Tempels andeuten, besteht schließlich die Möglichkeit, dass Josephus bei der Verarbeitung seiner (römischen) Quellen deren Darstellung nicht mit letzter Konsequenz seinen Leitmotiven angepasst hat. Um das zu überprüfen, sind weitere antike Berichte über die Tempelzerstörung hinzuzuziehen. Zunächst ist kurz auf das öffentliche Bild zurückzukommen, das von Titus in den siebziger Jahren des ersten Jahrhunderts gezeichnet wurde. Im Proömium zu Valerius Flaccus’ Argonautica erscheint Titus martialisch als Krieger, der von Solymischem Staub geschwärzt ist und Brandfackeln verbreitet und auf jedem Festungsturm wütet. Die Inschrift im Circus Maximus gedenkt seiner, weil er J­erusalem zerstört hat.303 In beiden Fällen wird ihm die kriegerische Leistung der Zerstörung Jerusalems zugeschrieben, ohne dass Raum für die clementia des Herrschers bleibt. In beiden Fällen mag dies der jeweiligen Gattung geschuldet sein, gibt jedoch Aufschluss darüber, dass diese Darstellung der Ereignisse verbreiteter war als die des Josephus. Wichtiger noch als das öffentliche Bild der Flavierzeit ist die Darstellung der Zerstörung des Tempels in den historischen Quellen. Cassius Dio schreibt, dass die römischen Soldaten erst lange hernach und nur auf ausdrücklichen Befehl des Titus hin das Heiligtum in Jerusalem betraten. Dies widerspricht Josephus diametral, der von disziplinlos agierenden und ohne Befehl Feuer legenden Soldaten berichtet.304 302 Leoni 2007, 48 (Zitat) u. 49: »the hypothesis seems frankly absurd … that Josephus, his assistants and those of his patron have deliberately made every endeavour to depict Titus as anxious to spare the Temple, and that in spite of this they have allowed several ›slips‹ here and there – cryptic hints at the actual guilt of the Roman general.« 303 Val. Flacc. 1,13 f. mit Bernays 1885 [1861], 163–165; CIL 6.944 = ILS 264 = MW 53: quod … urbem Hierosolymam … delevit. 304 Dio 65,6,2: ἀλλ’ ὀψέ ποτε, τοῦ Τίτου σφᾶς καταναγκάσαντος; dabei steht Dio nur in einer »freie[n] inhaltliche[n] Beziehung« zu Josephus, so Schreckenberg 1972, 183.

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Viel diskutiert ist der Bericht des Aquitaniers Sulpicius Severus, dessen Chronik an der Wende vom vierten zum fünften Jahrhundert entstand. Wie Josephus berichtet er von einem Kriegsrat (consilium) vor der Zerstörung des Tempels, in dem verschiedene Strategien diskutiert wurden. Für die Erhaltung des Heiligtums (aedes sacrata) habe dabei gesprochen, dass das ein Zeugnis der römischen Mäßigung (modestiae Romanae testimonium) wäre, während das Gegenteil zu einem dauernden Merkmal der Grausamkeit (perennis crudelitatis nota) würde. Allerdings tritt Titus nicht wie bei Josephus für die modestia ein: Hingegen meinten andere und Titus selbst, daß vor allem der Tempel zu zer­ stören sei, damit die Religion der Juden und Christen um so vollständiger beseitigt werde.305 Da die Quelle des Sulpicius Severus für den Kriegsrat nicht ­Josephus sein kann, stellt sich die Frage, auf welche Informationen er zurückgegriffen hat. Jacob Bernays hat im Jahr 1861 die Hypothese aufgestellt, dass unter den weltlichen Autoren, die Sulpicius Severus herangezogen hat, Tacitus gewesen sei und von ihm die Darstellung des Kriegsrates stamme. Die Interpretation der Tempelzerstörung sei dabei freilich eine Überarbeitung aus christlicher Perspektive.306 Selbst Kritiker der Tacitus-Hypothese wie Hugh Montefiore gehen davon aus, dass Sulpicius Severus’ Quelle den eigentlichen Plan des Titus bezüglich des Tempels offenbart: Montefiore zieht als Ursprung das verlorene Werk des judäischen Prokurators und Beratungsteilnehmers M. Antonius Iulianus vor.307 Allerdings stärken auch die historiae adversum ­paganos des ­Orosius die Vermutung, Tacitus als Verfasser der anderen Version des Kriegsrates anzusehen, da Orosius, der Tacitus sicher verwendet hat und auch Josephus kannte, unabhängig von Sulpicius Severus eine sehr ähnliche Fassung bietet. So weiß er auch um die Beschlussfassung bezüglich des Schicksals des Tempels: Lange überlegte er (sc. Titus), ob er ihn sozusagen als Stachel gegen die Feinde anzünden oder als Zeugnis für den Sieg bewahren sollte. Da aber der Jüdische Tempel aufgrund des Wachstums der Kirche zu einem sinnentleerten Gebäude geworden sei, fährt Orosius deutend fort, kam er zu einer negativen Entscheidung: Deshalb setzte … Titus den Tempel in Jerusalem in Brand und zerstörte ihn.308 Es 305 Sulp. Sev. Chron. 2,30,7 (= Tac. hist. Frg. 2 = GLAJJ 282, Übers.: J. Borst): At contra alii et Titus ipse evertendum in primis templum censebant, quo plenius Iudaeorum et Christianorum religio tolleretur; zum Autor Schwarte 2002. 306 Bernays 1885 [1861], 167 u. 174–177 mit einer Rekonstruktion des taciteischen Textes, kritisch Montefiore 1962, 166–169; Sulp. Sev. Chron. 1,1,4: usum esse historicis mundialibus; die Zerstörung Jerusalems spricht er im Vorwort an, was die Wichtigkeit des Ereignisses aus seiner Sicht verdeutlicht. 307 Montefiore 1962, 162 f.; Iulianus’ Werk belegt Min. Fel. Oct. 33,4 (= GLAJJ 201), dazu Stern 1976–1984, Bd.  1, 458 f.; Bernays 1885 [1861], 173 vermutet Iulianus als Quelle des­ Tacitus. 308 Oros. 7,9,5–6: Quod tamen postquam in potestatem redactum opere atque antiquitate suspexit, diu deliberavit utrum tamquam incitamentum hostium incenderet an in testimo-

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liegen also gute Gründe vor, anzunehmen, dass sowohl hinter Sulpicius Severus als auch hinter Orosius der Bericht des Tacitus steht, der anders und authentischer als Josephus dem Titus die Verantwortung für die Zerstörung des Tempels zuweist. Die Mehrheit der Forschung vertritt zu Recht diese Meinung.309 Auch wenn die Authentizität der Darstellung des Josephus immer wieder Verteidiger gefunden hat, ist sie wegen der eindeutigen Tendenzen des Autors mit Vorsicht zu genießen und sagt mehr über dessen Intentionen als über Titus’ Handeln aus.310 Zumindest Erwähnung finden soll das Titusbild der rabbinischen Literatur, auch wenn es nicht in den frühen Traditionen überliefert ist: Dort erscheint der zweite Flavier als der Archetyp des Judenfeindes unter der ihm ständig beige­ gebenen Bezeichnung ›der Frevler‹. Sein Name ist vollständig mit der Schändung und Zerstörung des Jerusalemer Tempels verbunden  – er soll dort mit einer Hure im Allerheiligsten Unzucht getrieben und persönlich den Tempelschatz geraubt haben.311 Sollte seine Bemühung um die Rettung des Tempels, die ihm Josephus eifrig zuschreibt, historisch sein, wäre es zumindest bemerkenswert, dass sich keine positive Titus-Tradition in der rabbinischen Literatur erhalten hat. Vespasian dagegen erscheint neutral und bisweilen positiv und sogar zu dem als Erzfeind der Juden stilisierten Hadrian gibt es positive Traditionen in der rabbinischen Literatur.312 Hinsichtlich des römischen Vorgehens bezüglich des Tempels ist somit zweierlei festzuhalten: Erstens bestätigen sowohl Josephus als auch Tacitus, dass die Entscheidung zur Zerstörung des Tempels erst während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 gefallen ist und nicht vorab schon von Vespasian befohlen wurde. Es handelte sich nicht um eine Grundsatzentscheidung, sondern um

nium victoriae reservaret. Sed Ecclesia Dei iam per totum orbem uberrime germinante, hoc tamquam effectum ac vacuum nullique usui bono commodum arbitrio Dei auferendum fuit. Itaque Titus, imperator ab exercitus pronuntiatus, templum in Hierosolymis incendit ac diruit. Vgl. Weiler 1968, 152 und Barnes 1977, 227. 309 Die von Josephus abweichende Version bei Sulpicius Severus bzw. Orosius favorisieren mit Bernays Mommsen 1885, 539 mit Anm. 1, Weber 1921, 72 f., Weiler 1968, 148, Smallwood 1976, 325, Alon 1977, 252, Schwier 1989, 310, Krieger 1994, 295, Giovannini 1996, 14, Barnes 2005, 133, Parente 2005, 64, Rives 2005, 147, Magness 2008, 203 Anm. 14, Isaac 2010, 11, Pucci Ben Zeev 2011, 62 f. und Leithoff 2014, 51; weitere Forschungsmeinungen bei Leoni 2007, ­41–45. 310 Josephus’ Darstellung bevorzugen: Michel/Bauernfeind 1959–1969, Bd.  2.2, 173 f. Anm. 108 u. 176 Anm. 115, Schürer 1973–1986, Bd. 1, 506 mit Anm. 115, Rajak 2002 [1983], 211, Goodman 2007a, 441 f., Leoni 2007, 51 und Horbury 2014, 119. 311 ARNB 7 und bGittin 56b, weitere Belege bei Alon 1977, 253 Anm.  5; zum Titusbild insgesamt Stemberger 1979, 351–358 u. 1983, 69–72; zur Kontextualisierung Yuval 2007, 59.68. 312 Stemberger 1979, 349–351.361–363 u. 1983, 67–69.78–82; zum Hadriansbild siehe Kapitel C 2.2.3.3.

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eine situative, in die belagerungstechnische Fragen einflossen.313 Zweitens hatte Titus den Entschluss zur Zerstörung des Tempels zu verantworten. Da die spätantiken christlichen Autoren Titus theologisch interpretierend anachronistische Motive unterschieben, kann über die Gründe seines Handels nur spekuliert werden. Hält man sich an die Quellenbasis und orientiert sich an den Begründungen, die Josephus im Kriegsrat zugunsten einer Zerstörung des Heiligtums anführt, dann ist anzunehmen, dass der Tempel – als Sammelpunkt aller Juden – als potentielles Unruhezentrum gesehen und im konkreten Fall als feindliche Festung behandelt wurde.314 Auch wenn bisher keine systematischen Grabungen im Bereich des Jerusalemer Tempelbergs/Haram ash-Sharif durchgeführt wurden, bestätigen die vorliegenden archäologischen Befunde im Wesentlichen den Bericht des Josephus bezüglich der Zerstörung: Brandspuren im Bereich des Tempels sind mit dem Jahr 70 zu verbinden. Wie Josephus berichtet, kam es in der Folgezeit zu einer systematischen und zeitaufwendigen Schleifung des Heiligtums. Beim sogenannten Robinson-Bogen sind diese Spuren heute noch ersichtlich. Während dieser Aufgang zum Tempel zeitnah, wohl zwischen 70 und 79, zerstört wurde, sind andere Maßnahmen nur grob in die Zeit zwischen 70 und den Beginn der Bauarbeiten zur Aelia Capitolina im ersten Drittel des zweiten Jahrhunderts zu datieren.315

4.1.2 Die Diskussion um eine evocatio des jüdischen Gottes Die Möglichkeit einer evocatio des jüdischen Gottes im Zuge der Belagerung Jerusalems wird in der Forschungsliteratur immer wieder diskutiert, meist abgelehnt, bisweilen aber für wahrscheinlich gehalten.316 Man versteht darunter den römischen Brauch, »bei der Belagerung einer feindlichen Stadt vor dem entscheidenden Sturme die Götter der Feinde [aufzufordern], Stadt und Sache der 313 Ios. bell. 6,344 erwähnt schicksalsschwere Befehle (σκυθρωπὰ παραγγέλματα) Vespasians an Titus, worunter allgemein die Unterwerfung von Jerusalem und nicht konkret die Tempelzerstörung zu verstehen ist, vgl. Schürer 1973–1986, Bd.  1, 506 Anm.  115; für die Historizität des Kriegsrates argumentieren zu Recht auch Michel/Bauernfeind 1959–1969, Bd. 2.2, 173 f. Anm. 108. 314 Siehe S. 83 f.; Gambash 2015, 152 f. verweist auf die Zerstörung feindlicher Heiligtümer bei römischen Sturmangriffen und Strafmaßnahmen, die das Niederbrennen ganzer Siedlungen umfassten. 315 Reich 2009, 118–123, vgl. Bijovsky 2009, 73–77 und Price 2011b, 409 f.; zum RobinsonBogen Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd. 3, 41–43, Reich/Billig 2000, 348 f. u. 2008, 1811, Küchler 2007, 294–296; der Wilson-Bogen wurde 70 nicht beschädigt und auch später nicht zerstört, vgl. Onn u. a. 2011. 316 Kloppenborg 2005, 442–447, vgl. Giovannini 1996, 26, Noy 2005, 380, Nodet 2007, 203, Magness 2008, 204 f. und Taraporewalla 2010, 160; Goodman 2007a, 452 impliziert, dass bewusst keine evocatio durchgeführt wurde.

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Feinde aufzugeben und die ihnen in Rom angebotene neue Kultstätte und Verehrung anzunehmen«.317 Als bekannteste Fälle von historischen evoca­tiones gelten diejenige der Iuno von Veii im Jahr 396 vor Christus und die der Iuno Caelestis (Tanit) von Karthago 146 vor Christus.318 Da in allen Fällen eine große zeitliche Distanz der Quellen zu den Ereignissen, von denen sie berichten, besteht, bleiben viele Fragen offen. Ein wichtiger Inschriftenfund aus der kilikischen Stadt Isaura Vetus (Bozkır) dokumentiert immerhin ein eingelöstes votum des Feldherrn Servilius von 75 vor Christus, das Ähnlichkeit zu der sonst nur von dem spätantiken Schriftsteller Macrobius überlieferten evocatio-Formel aufweist.319 Die Inschrift zeigt, dass Instrumente ritueller Kriegsführung im ersten Jahrhundert vor Christus Anwendung gefunden haben. Als umstritten gilt, ob die evocatio fremder Götter in der ausgehenden Republik zum Erliegen kam oder noch im ersten Jahrhundert vor und nach Christus praktiziert wurde. Schließlich berichten gerade Schriftsteller dieser Zeit von ihr.320 Der ältere Plinius kennt als Zeitgenosse des Krieges in Iudaea die evocatio über den unter Tiberius verstorbenen Verrius Flaccus, der seinerseits auf ältere Autoren zurückgegriffen hat, und schreibt: Auch in der Lehre der Oberpriester besteht dieser heilige Brauch noch fort.321 Es ist möglich, dass er damit auf die Anwendung der evocatio noch zu seiner Zeit verweist oder damit die bloße Kenntnis des Brauches ohne sein aktives Praktizieren meint. Tendenziell scheint letztere Deutung vorzuziehen zu sein, ohne dass sich eine endgültige Lösung des Sachverhalts erreichen lässt.322 Nachdem die grundsätzlichen Probleme der evocatio umrissen sind, sollen die Argumente für eine solche für den Fall von Jerusalem untersucht werden. John Kloppenborg hat sie zusammengetragen. Er gesteht zwar zu, dass weder Josephus noch Tacitus eine evocatio erwähnen, doch sieht er genug Anhaltspunkte in der Darstellung des Josephus für das Schlüsselelement ihrer Theo 317 Wissowa 1907, 1152, vgl. Pfister 1966, 1162 und Gustafsson 2000, 80–82; Blomart 1997, passim, bes. 107 sieht die evocatio als bei Belagerungen übliches Gebet, das eine Gottheit bat, »sich zu bewegen«; ein Kulttransfer hätte nur in Ausnahmefällen stattgefunden. 318 Gustafsson 2000, 46–55.59 f. diskutiert die Quellen. 319 CIL 1.2954 = AE 1977.816: [P(ublius?)] Serveilius C(ai) f(ilius) imperator | hostibus victeis Isaura vetere | capta captiveis venum dateis | sei deus seive deas quoius in | tutela oppidum Vetus Isauria | fuit votum solvit; vgl. Macr. sat. 3,9,7: si deus, si dea est, cui populus civitasque Carthaginiensis est in tutela. 320 Rüpke 1990, 164 argumentiert für das Ende der Evozierung fremder Götter in der späten Republik mit Verweis auf das ausdifferenzierte Pantheon, das durch die interpretatio Romana die Integration der meisten Götter erlaubte, während kulturell fremde und barbarisch erscheinende Götter als »nicht mehr integrierbar« galten. Dennoch ist die Vertrautheit mit ihr von Autoren im 1. Jh. vor und nach Christus bemerkenswert, vgl. Kloppenborg 2005, 437 f. und Gustafsson 2000, 81. 321 Plin. nat. 28,18: et durat in pontificum disciplina id sacrum. 322 Gustafsson 2000, 43, anders Kloppenborg 2005, 437 f.

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logie, nämlich die Annahme, die Gottheit habe ihren Tempel verlassen. Beispielhaft sei nur eine Aussage aus der Titus-Rede zitiert: Zu Zeugen rufe ich die Götter meiner Väter an, und auch den, der vielleicht einmal auf diese Gegend herabgeblickt hat; jetzt, glaube ich, tut er es gewiß nicht mehr.323 Ebenfalls zu erwähnen ist die Feststellung, Gott sei nun in Italien, die sich Josephus selbst in den Mund legt.324 Zusätzlich bringt Kloppenborg die Akklamation des Titus im Tempelhof nach dem Fall des Heiligtums mit der Bemerkung des Macrobius in Verbindung, nur ein imperator dürfe eine evocatio durchführen.325 Abschließend verweist er auf das Omen vom Auszug der Götter aus dem Jerusalemer Tempel, das Josephus und Tacitus überliefern. Letzterer schreibt: Auf einmal sprangen die Pforten des Heiligtums auf, und es erscholl übermenschlich laut der Ruf, die Götter zögen aus.326 Das Argument für eine evocatio basiert auf der von den antiken Autoren festgestellten Gottverlassenheit des Jerusalemer Tempels vor seiner Zerstörung. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das ausreicht, eine evocatio zu belegen. Für­ Josephus führte die Verunreinigung des Heiligtums durch die Aufständischen zu dessen Gottverlassenheit und dem reinigenden Feuer. Hinsichtlich des Motivs der Gottverlassenheit konnte er auf biblische Traditionen zur ersten Zerstörung des Tempels zurückgreifen, die seinen Deutungshorizont bildeten.327 Das Vorzeichen der Götter, die den Tempel verlassen, von dem Josephus und Tacitus berichten, ist dagegen griechisch-römischer Provenienz. Ihm liegen Vorstellungen zugrunde, die auch für die Idee der evocatio vorausgesetzt sind, eine solche aber keineswegs bedingen. Cassius Dio illustriert mit den großen Fußspuren, die vom Kapitol wegführen, dass Vitellius vor seiner Niederlage im Jahr 69 die Gunst der Götter verloren hatte. Aus diesem Omen eine evocatio herauszulesen, wäre freilich absurd. Weder im jüdischen noch im griechisch-römischen Kontext ist die Annahme einer evocatio für die Gottverlassenheit eines Tempels eine notwendige Voraussetzung. Die Ausrufung des Titus zum imperator erfolgte zudem nach der Tempelzerstörung und ist – zumindest nach der Konzep-

323 Ios. bell. 6,127: μαρτύρομαι θεοὺς ἐγὼ πατρίους καὶ εἴ τις ἐφεώρα ποτὲ τόνδε τὸν χῶρον, νῦν μὲν γὰρ οὐκ οἴομαι; Kloppenborg 2005, 443 sieht hierin eine Parallele zur Macrobiusformel (siehe Anm. 319). 324 Ios. bell. 5,367; Kloppenborg 2005, 442, vgl. auch Nodet 2007, 103. 325 Macr. sat. 3,9,9 und Ios. bell. 6,316; Kloppenborg 2005, 444. 326 Tac. hist. 5,13,1: apertae repente delubri fores et audita maior humana vox, excedere deos; vgl. Ios. bell. 6,299, den Götterruf: Laßt uns von hier fortziehen (μεταβαίνομεν ἐντεῦθεν); Kloppenborg 2005, 445. 327 Jer 12,7: Ich verlasse mein Haus, ich verstoße mein Erbteil. Meinen Herzensliebling gebe ich preis in die Hand seiner Feinde; Ez 8,12 u. 9,9; weitere Belege bei Kloppenborg 2005, 445 Anm.  81; die Parallelisierung der Zerstörungen zeigen u. a. Ios. bell. 6,250 oder mTaanit 4,6.

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tion des Macrobius – eher ein Argument gegen eine evocatio, da vor der Tempelzerstörung kein imperator anwesend war, der sie hätte durchführen können. Wegen des Mangels an weiteren Hinweisen und der Unsicherheit, ob das Ritual im ersten nachchristlichen Jahrhundert praktiziert wurde, ist die Hypothese einer evocatio vor der Belagerung Jerusalems abzulehnen.328 Unnötig sind damit auch alle Spekulationen über einen Transfer des Kultes des jüdischen Gottes von Jerusalem nach Rom, die vereinzelt vorgeschlagen und mit dem templum pacis verbunden werden.329 In diesem Fall ist das argumentum e silentio, das Fehlen sämtlicher positiver Hinweise, schlagend. Ein Indiz gegen einen (römischen) Kult für den jüdischen Gott ist wohl – unabhängig von der Historizität des Planes – in der Bemerkung der Historia Augusta zu sehen, Elagabal habe auch die jüdische Religion neben der samaritanischen und der christlichen in seinen zentralen Tempel überführen wollen.330 Es handelt sich dabei um eine Integration von Kulten, die von den Römern bisher nicht gepflegt worden waren. Für Juden und Christen stellte das templum pacis wegen der dort aufbewahrten Kultgegenstände aus dem Jerusalemer Tempel einen besonderen Erinnerungsort dar. Sie maßen ihnen sicher eine andere Heiligkeit zu als die Römer: Für letztere waren sie wohl nicht mehr als prominente Beutestücke.331

4.1.3 Das Ende des Opferkults Abschließend ist zu erörtern, ob die Zerstörung des Jerusalemer Tempels zum Ende des Opferkults für den jüdischen Gott führte, und wenn ja, ob dafür ein römisches Kultverbot verantwortlich war. Üblicherweise wird davon aus­ gegangen, dass mit der Zerstörung des Tempels auch der offizielle Tempel 328 So Schwier 1989, 303, Rives 2005, 149, Goodman 2007a, 452 und Carleton Paget 2009, 356. 329 Giovannini 1996, 26 f. und Taraporewalla 2010, 159 f.: Letzterer vermutet ein ZimtOpfer im templum pacis und fragt: »Was this ceremony to propitiate the God of the sacked temple of Jerusalem, in an example … of evocatio, whereby the deities of a besieged city are … offered  a home among the Romans?« Anlass zur Vermutung gibt die Übergabe von Zimt durch jüdische Priester an die Römer nach der Tempelzerstörung (Ios. bell. 6,390) und die Weihung von goldgefassten Zimtholzkronen (Plin. nat. 12,94) im templum pacis. Da Zimt aber als Beimischung bei Brandopfern zur Geruchsmilderung benutzt wurde (vgl. Hüne­ mörder 2002), scheint die Interpretation überzogen. 330 HA Heliog. 3,5. 331 Folgende rabbinische Traditionen wissen von Tempelgegenständen in Rom: EstR 1,12 (zu Est 1,2), bShabbat 63b, bSukka 5a und bYoma 57a, vgl. Noy 2005, 382; Chapman 2009, ­117–126 identifiziert auf einem spätantiken Glasgefäß eine jüdisch beeinflusste Darstellung des templum pacis; Osborne 2008, 176–181 schlägt vor, die römische Kirche Santi Cosma e Damiano am Ort des templum pacis in Verbindung zu diesem und dem Tempelschatz zu interpretieren.

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kult endete.332 Die Quellen selbst geben keine eindeutige Antwort. Besonders­ Kenneth Clark vertritt die Auffassung, dass angesichts der zentralen Bedeutung des Jerusalemer Kultes für die Juden grundsätzlich zunächst mit der Wiederaufnahme der Opfer nach dem Krieg zu rechnen ist beziehungsweise zumindest mit der Bemühung darum. Instruktiv sind diesbezüglich die vorhergehenden Tempelzerstörungen oder Tempelentweihungen durch die Babylonier 586, die Seleukiden 168 oder die Römer 63 vor Christus: Unabhängig vom Zustand des Tempels wurde der Opferkult jeweils bald wieder aufgenommen, wofür ein einfacher Altar ausreichte. Da kein römisches Verbot überliefert ist und darüber hinaus auch genügend Priester den Aufstand überlebten, scheint auch nach der Zerstörung von 70 nach Christus die Kultwiederaufnahme keineswegs abwegig. Clark geht deswegen davon aus, dass Opfer am Ort des Tempels über die römische Zerstörung hinaus zumindest in bescheidener Form weiterbestanden.333 Eine andere Situation herrschte nach dem Bar KochbaAufstand, als den Juden verboten wurde, Jerusalem beziehungsweise Aelia Capitolina zu betreten, was jeden Kult unmöglich machte: Zeugnis dafür legt der nach diesem Verbot verfasste Dialog Justins mit dem Juden Tryphon ab. Die Frage, ob in dieser Zeit noch die Befolgung von allen mosaischen Geboten möglich sei, verneint Tryphon mit der Begründung, dass nur in Jerusalem das Osterlamm und die zur Fastenzeit vorgeschriebenen Böcke geopfert werden können.334 Da dieser Zustand allerdings bereits mit 70 eingetreten sein könnte, sind weitere Quellen hinzuzuziehen. Gattungstechnisch gliedern sich diese in drei Gruppen: Neben den Historiker Josephus treten christliche Autoren und rabbinische Schriften. Josephus spricht bemerkenswerterweise über den Opferkult im Präsens, sowohl wenn er über die biblischen Gebote berichtet als auch wenn es um die 332 syrBar 35,4: An dieser Stätte hier, wo ich mich nun niedergeworfen habe, brachte ehedem der Hohepriester heilige Opfer dar und legte Weihrauch darauf von duftenden Gewürzen; Schürer 1973–1986, Bd. 1, 521–523 mit einem Überblick über die Quellenlage; für ein Ende des Opferkults mit 70 n. Chr. votieren u. a. Guttmann 1967, Smallwood 1976, Gerber 1997, 332, 347, Gußmann 2008, 80 Anm. 193, Magness 2008, 209, Schäfer 2010 [1983], 158 f., Witulski 2012, 270 und Horbury 2014, 151 mit Anm. 188; Avidov 2009, 5 impliziert ein Kultverbot (»withdrawl of Roman recognition of the legitimacy of the Jewish cult und culture«); zu den Folgen des Kultendes Stroumsa 2011 [2005], 93–119. 333 Clark 1960, 271–275, dem Jonquière 2001, 179 Anm.  18 folgt; Michel/Bauernfeind 1959–1969, Bd. 2.2, 224 f. (Exkurs 19) gehen davon aus, dass die niederen Opfer nach einiger Zeit wieder aufgenommen wurden; Hachlili 2013, 669–676, bes. 671 f. identifiziert die ar­ chäologischen Funde im obergaliläischen Qazion (2./3. Jh.), die entweder als Synagoge oder heidnischer Tempel gedeutet werden, als Ort, an dem jüdische Priester Rituale im Andenken und in Kontinuität zum Jerusalemer Tempel praktizierten. 334 Iust. dial. 46,2 vgl. 40,2: Gott gestattet, daß das Osterlamm einzig und allein an dem Ort geopfert wird, an welchem sein Name angerufen ist; nun aber sollten … Tage kommen, da auch der Ort Jerusalem euren Feinden übergeben werden wird und gar alle Opfer aufhören werden. Zum Verbot für Juden, Aelia Capitolina zu betreten, siehe Kapitel C 2.4.4.2.

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Bräuche seiner Zeit geht.335 Bezüglich des Opfers des Passa-Lammes schreibt er unter Verweis auf die Exodus-Erzählung: Daher stammt unsere Sitte, dass wir auch heute noch so opfern. Die Stelle ist wohl so zu verstehen, dass Josephus sich hier auf eine in der Diaspora übliche Praxis während der Feier des Passafests bezieht, bei der kein Priester benötigt wurde.336 Auch die rabbinische Literatur legt nahe, dass es in Iudaea, außerhalb von Jerusalem, diesen Brauch gab.337 Die kultische Relevanz dieses Opfers bleibt jedoch unklar. Vielleicht ist es eher unter ›Schlachtung‹ zu subsumieren.338 Dass Opfer gegen die deuteronomistischen Regelungen (Dtn 12) auch außerhalb Jerusalems und zu Zeiten, als der Tempel dort existierte, praktiziert wurden, beweist der jüdische Tempel im ägyptischen Leontopolis. Josephus, für den ein geregeltes jüdisches Leben ohne einen (einzigen) Tempel undenkbar war, spezifiziert zumindest in seinem Spätwerk nicht, wo ein solcher zu stehen hätte.339 Möglicherweise hielt er deswegen auch reguläre Opfer außerhalb Jerusalems für statthaft. Christliche Schriften, die zwischen 70 und 135 entstanden, sprechen ebenfalls im Präsens vom Tempelkult. Herausgegriffen sei nur der erste Clemensbrief, in dem der Verfasser Jerusalem als einzigen legitimen Ort des Opferkults heraushebt:340 Nicht überall, Brüder, werden dargebracht immerwährende Opfer oder Gelübdeopfer oder Sünd- und Schuldopfer, sondern nur in Jerusalem allein. Auch dort aber wird nicht an jedem Ort geopfert, sondern (nur) vor dem Tempel am Altar, nachdem die Opfergabe auf ihre Makellosigkeit hin untersucht worden ist, durch den Hohen­ priester und die eben erwähnten Gehilfen. 335 Ios. ant. 3,224–257 u. Ap. 2,77.195, dazu Schürer 1973–1986, Bd. 1, 522. 336 Ios. ant. 2,313: ὅθεν νῦν ἔτι κατὰ τὸ ἔθος οὕτως θύομεν mit Feldman 2000, 222 Anm. 821 und Colautti 2002, 231–235, bes. 234; Ios. ant. 14,260 zitiert ein Dekret, das den Juden von Sardes zusichert, dass sie ihre herkömmlichen Gebete und Opfer Gott darbringen können (ἐπιτελοῦσιν τὰς πατρίους εὐχὰς καὶ θυσίας τῷ θεῷ): während Colautti 2002, 232 dies als Hinweis auf eine Form der Opferpraxis in der Diaspora sieht, vermutet Leonhardt 2001, 201 dahinter ein an den heidnischen Sprachgebrauch angepasstes Bittgesuch der jüdischen Gemeinde. 337 mPesahim 7,2 berichtet von der Anweisung Gamaliels II. (Ende 1./Anfang 2.  Jh. n. Chr.) an seinen Sklaven Tabi, das Passa-Opfer zu bereiten; zur Stelle bes. Guttmann 1967, 146 Anm. 46; yMoed Qatan 3,1 81d berichtet von einem Todos (wohl Theodosius) aus Rom, der ein Passa-Opfer ohne Tempel einführen wollte, wogegen sich die palästinischen Rabbinen stellten. 338 Colautti 2002, 235 mit Anm.  62 verweist auf Ios. ant. 4,73, wo geregelt wird, welche Teile eines ›profan‹ geschlachteten Tieres an die Priester abzugeben sind. Spuren dieses Passa-Opfers finden sich bis in die Spätantike. 339 Gußmann 2008, 322; Sib. 5,492–503 kann sich einen legitimen jüdischen Kult in Ägypten vorstellen, wobei wohl kein Bezug zum Leontopolistempel besteht, so Merkel 1998, 1135 Anm. a zu Vers 501. 340 1Clem. 41,2 (gr./dt. A. Lindemann u. H. Paulsen: Die Apostolischen Väter, Tübingen 1992, 80–151).

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Ebenfalls im Präsens gehalten sind Passagen im Hebräer- und im Barnabasbrief.341 Die weniger exakt zu datierenden rabbinischen Traditionen bieten, wie zu erwarten, kein eindeutiges Bild. Die Mischna kennt eine Überlieferung, die Opfer auch ohne Tempel erlaubt. Andere Stellen gehen jedoch vom Ende des Jerusalemer Opferkults aus.342 Während die Mischna insgesamt den Eindruck erweckt, als ob der Tempel noch stünde, entwickeln die späteren rabbinischen Schriften eine größere Distanz zum Tempel und seinen Vorschriften.343 Die Quellen liefern insgesamt also kein eindeutiges Bild hinsichtlich des Endes beziehungsweise des Fortbestandes der Opfer. Sowohl jüdische als auch christliche Schriften aus der Zeit von 70 bis 135 bedienen sich bei der Beschreibung des Kultes des Präsens, was – unabhängig von einer tatsächlichen Fortführung der Opfer am Ort des Tempels  – für die Aktualität und Wichtigkeit des Themas in dieser Zeit spricht. Zum Passafest hat es auch nach der Tempelzerstörung in Iudaea und in der Diaspora ein Opfer gegeben, dessen Charakter unklar bleibt. Während es mehrere Indizien für ein solches gibt, fehlen positive Hinweise für die Kultkontinuität in Jerusalem am Ort des Tempels. Vermutlich hat die Präsenz der römischen Truppen in der zerstörten Stadt eine Wieder­aufnahme von kultischen Handlungen jüdischerseits verhindert. Hypothesen, die von der Fortsetzung des Opfers am Ort des Tempels in verminderter Form ausgehen, sind wegen ihrer Unbeweisbarkeit abzulehnen, auch wenn keine letzte Sicherheit in dieser Frage zu gewinnen ist. Hinsichtlich der römischen Politik ist zweierlei zu schlussfolgern: Einerseits scheint es kein generelles Verbot des jüdischen Opfers gegeben zu haben, genauso wenig wie andere Einschränkungen jüdischer Bräuche im Allgemeinen. Andererseits endete der zentrale jüdische Kult in Jerusalem mit der Zerstörung des Tempels und wurde, sicher willentlich, nicht wiederbelebt. James Rives hat dargelegt, dass sich das römische Vorgehen dabei nicht gegen das ›Judentum‹ – verstanden als Religion moderner Konzeption  –, sondern  – aus römischer 341 Hebr 8,4: Wäre er nun auf Erden, so wäre er gar nicht Priester, weil hier schon solche­ vorhanden sind, die nach gesetzlicher Vorschrift die Gaben darbringen; Barn. 7,4–8,1; weitere Belege bei Clark 1960, 275 f. und Smallwood 1976, 347. 342 mEduyot 8,6: Es sagte Rabbi Jehoschua: Ich habe gehört, dass man opfert, auch wenn es kein Haus gibt, und man Allerheiliges isst, auch wenn es keine Vorhänge gibt, (und) einfaches Heiliges und den Zweiten Zehnt, auch wenn es keine Mauer gibt, da die ursprüngliche Heiligung für ihre Zeit heiligt und für die Zukunft heiligt (Übers.: M. Müller 2005). Das Ende des Tempelkultes impliziert mPesahim 10,3: Und in (der Zeit des) Tempels (‫ )ובמקדש‬bringt man das Pesachlamm selbst vor ihn (Übers.: J. Pithan u. M. Krupp 2011). Mit dem 17. Tammuz endet nach mTaanit 4,6 das Tamid-Opfer, vgl. Ios. bell. 6,94 (17. Panemus); Guttmann 1967, 140 sieht mSheqalim 8,8 als Hinweis auf das Kultende, da die Tempelsteuer und die Erstlingsfrüchte (‫ )בכורים‬nach der Zerstörung nicht mehr geleistet werden mussten; jedoch werden dort u. a. Zehntabgaben genannt, deren Weiterbestehen ohne Tempel geregelt wird. 343 Goldenberg 2006, 200 f., vgl. Stroumsa 2011 [2005], 98–100.

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Sicht – gegen den lokalen städtischen Kult in Jerusalem richtete.344 Dieser Kultort hatte sich im Jüdischen Krieg aus römischer Sicht als Zentrum der Aufstandsbewegung erwiesen und war auch vorher immer wieder der Auslöser von Unruhen gewesen. Josephus’ Bericht der letzten Tage Jerusalems macht deutlich, dass der Tempel für die Römer eine kaum einnehmbare Festung (φρούριον) und das wichtigste Ziel beim Angriff auf Jerusalem war. Die Zerstörung des Tempels und das damit verbundene Ende des zentralen Jerusalemer Opferkults stellte deswegen zunächst eine Maßnahme der Sicherheitspolitik in dem zu befriedenden Gebiet dar. Die Stationierung einer Legion an diesem Ort war nur konsequent. Aus römischer Sicht bestand in der Folgezeit kein Grund, die Erneuerung eines jüdischen Heiligtums zuzulassen.345

4.2 Politische und administrative Maßnahmen in Iudaea Im folgenden Punkt sind die politischen und administrativen Veränderungen in Iudaea in flavischer Zeit zu besprechen. Außerdem sind die flavischen Infrastrukturmaßnahmen nach dem Krieg zu betrachten. Als Vespasian mit der Niederschlagung des jüdischen Aufstands von Nero beauftragt wurde, wurde das Gebiet Iudaea, das bis dahin dem Statthalter der Syria unterstellt war, zu einer eigenständigen provincia. Nach dem Fall Jerusalems betraute Vespasian prätorische Senatoren mit ihrer Verwaltung: Zunächst übernahm mit Sex. Vettulenus Cerialis der ehemalige Legat der legio V Macedonica den Statthalterposten, den er wohl Mitte 71 an Sex. Lucilius Bassus weitergab. Erstmals übertrug man dabei dem legatus Augusti pro praetore gleichzeitig das Kommando über die nun in Jerusalem stationierte X Fretensis. Zusätzlich wurde die Provinz durch Auxiliarsoldaten verstärkt, deren Anzahl wohl annähernd der Sollstärke einer Legion entsprach.346 Die bisher in Iudaea stationierten Hilfstruppen, die an der Eskalation, die zum Krieg führte, beteiligt gewesen waren, wurden abgelöst.347 Zu den militärischen Aufgaben des Statthalters gehörte zunächst die endgültige Befriedung von Iudaea, da sich auch nach der Eroberung Jerusalems weiterhin Aufständische in den Festungen von Herodium, 344 Rives 2005, 154–166, mit Kritik Horbury 2014, 121–123. 345 Ios. bell. 3,307–315 bietet eine Analogie: Im Jahr 67 versammelten sich die Samaritaner auf dem Berg Garizim, um die Waffen gegen Rom zu erheben; Cerialis schlug den Aufstand nieder. Die Heiligkeit des Ortes hatte, wie die Römer realisieren mussten, zur Destabilisierung beigetragen. Die Gründung von Flavia Neapolis sollte wohl auch die Kontrolle über das Gebiet erhöhen, vgl. Magen 2009, 355 f. 346 Ios. bell. 7,163; zum Provinzstatus Ritterling 1924–1925, 1272, Cotton 1999b, 80 und bes. Eck 2007b, 50 f.109 f.; Ios. bell. 7,5 zur Stationierung der X Fretensis in Jerusalem; für das Jahr 86/87 sind drei Alen und sieben Kohorten in einer Stärke von 5500 Mann in Iudaea belegt, vgl. Eck/Pangerl 2012, 59 f. 347 Ios. ant. 19,365.

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Machaerus und Masada verschanzt hielten. Die beiden ersteren konnte Lucilius Bassus wohl ohne größere Probleme bis Sommer 72 in seine Gewalt bringen.348 Da Bassus in seiner Funktion als Statthalter in der Provinz verstarb, übernahm sein Nachfolger L. Flavius Silva Nonius Bassus die Belagerung von M ­ asada. Josephus bezeugt den Fall der Festung für einen 15.  Xanthikos, also ungefähr Mitte April, gibt aber kein Jahr an. Die ältere Forschung datierte wegen des Kontextes auf 73, was allerdings zu Konflikten mit dem cursus honorum des Flavius Silva führt, der durch zwei 1957 gefundene Inschriften aus seiner Heimatstadt Urbs Salvia (Urbisaglia) bekannt ist. Werner Eck konnte zeigen, dass dieser erst nach seiner adlectio inter praetorios und inter patricios, die während der im April 73 von Vespasian und Titus angetretenen Zensur erfolgte, nach Iudaea gegangen sein kann. Deshalb kann Masada erst im April 74 gefallen sein.349 Auch wenn sich noch kein endgültiger Konsens hinsichtlich der Datierung ergeben hat und teils beide Daten nebeneinander genannt werden, favorisieren die meisten Wissenschaftler mittlerweile den späteren Zeitpunkt.350 Die Vorbereitungen für die Belagerung begannen dementsprechend im Frühjahr 74, wohl im März, und zielten auf eine schnelle Eroberung; logistisch und klimatisch war eine Kampagne, die sich in den Sommer hineinzuziehen drohte, kaum durchführbar. Da sich auf Masada wohl höchstens 500 kampffähige Männer befanden, konnten sie den Römern, die mit einer vollen Legion angriffen, keinen ernst­haften Widerstand leisten.351 Während sich die endgültige Befriedung der Provinz bis in das Jahr 74 hinzog, begannen Maßnahmen zur infrastrukturellen Entwicklung bereits während des Krieges. Nach der Usurpation Vespasians Anfang Juli 69, die einherging mit der weitgehenden Einstellung der Kämpfe in Iudaea, baute die legio X Fretensis die strategisch wichtige Verbindungsstraße zwischen Caesarea und Scythopolis aus.352 Zwei in Jerusalem gefundene Meilensteine aus der Regierungszeit Vespasians dokumentieren Straßenbauarbeiten dort, wobei nicht klar 348 Ios. bell. 7,163 (Herodium) u. 7,163–215 (Machaerus); Schürer 1973–1986, Bd. 1, 511; Smallwood 1976, 334 vermutet, dass Herodium spät im Jahr 71 fiel und Machaerus im Sommer 72. 349 AE 1969/1970.183ab; Eck 1970, 93–111, bes. 98 f.; zum Beginn der Zensur auch Levick 1999, 171. 350 Abgewogene Darstellungen bei Cotton 1989, passim und Cotton/Geiger 1989, ­21–23. 62–67 (der dort abgedruckte Brief an Iulius Lupus ist das verbleibende Argument für eine Datierung auf 73); neben Eck favorisieren das Jahr 74 Schürer 1973–1986, Bd. 1, 512.515, Campbell 1988, 158, Schwier 1989, 49, Ayaso Martínez 1990, 42, Millar 1993, 77, Mason 2000, 73, Goodman 2007a, 458, Schäfer 2010 [1983], 155 und Atkinson 2010, 921; für das Jahr 73 argumentieren u. a. Bowersock 1975, 183 f., Smallwood 1976, 336.546 f., Levick 1999, 120 und Labbé 2012, 375–378; unentschieden Sartre 2005, 126 und Davies 2011, 65 Anm. 1. 351 Roth 1995, passim u. bes. 94 f. zur Kräfteverteilung. 352 Isaac/Roll 1998 [1976], 38–40; der Charakter des Baus war militärisch, so Isaac 1998 [1978], 49; wahrscheinlich diente er zur Beschäftigung der Soldaten.

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ist, zu welcher Verbindung sie gehörten.353 Sehr wahrscheinlich ist der Ausbau der Straße vom Legionsstandort Jerusalem zur Provinzhauptstadt Caesarea, an der Vespasian bei Motza Veteranen ansiedelte. Eine etwas weiter westlich bei Abu Gosh gefundene Inschrift aus den Jahren 71 und 73 belegt den Bau eines Auxiliarlagers, einer Herberge oder einer Wechselstation.354 Ebenfalls schon in Vespasians Zeit fallen könnte der Ausbau einer Straße zwischen Flavia Neapolis und Jerusalem.355 Sicherheit besteht in diesen Fällen jedoch nicht. Jerusalem wurde nicht wiederaufgebaut: Josephus berichtet von der Schleifung der ehemaligen Hauptstadt, wobei lediglich drei Türme des Herodespalastes mit den Namen Phasael, Hippikus und Mariamme und Teile der westlichen Mauer erhalten worden seien. In diesem Bereich wurde nach seinem Ausweis ein Lager für die nun dort und im Umland der Stadt stationierte legio X Fretensis errichtet. Sie blieb in Jerusalem beziehungsweise in Aelia Capitolina bis zu ihrer Verlegung nach Aila (Aqaba) am Roten Meer im späten dritten Jahrhundert.356 Für die Ortswahl des Legionshauptquartiers im zerstörten Jerusalem sprach zunächst wohl die militärische Situation: Die verbliebenen jüdischen Festungen Herodium, Machaerus und Masada waren von dort relativ gut erreichbar. Der Standort erlaubte eine Sicherung des Gebiets mit den letzten Widerstandsnestern und trennte die befriedeten Gebiete der Provinz von dem noch unsicheren Territorium ab. Im Gebiet des heutigen Jerusalemer Stadtteils Givat Ram, bei Binyane Ha’uma, produzierte die Legion Ziegel und Keramik für ihren Gebrauch. Wann genau die X Fretensis den wohl älteren Aquädukt renovierte, ist unklar – vielleicht geschah dies erst mit der Gründung von Aelia Capitolina. Im Gebiet des Tempelbergs errichtete sie ein Badehaus für die Truppen.357 Um das Legionslager herum entstand wohl bald wieder eine zivile Siedlung, wohl eine Mischung aus 353 Gichon/Isaac 1998 [1974], 76–78 = AE 1978.825 = AE 1999.1690 und Reich/Billig 2003, 244 = AE 2003.1810; Cotton/Eck 2003, 28 vermuten wegen des Fundorts am Tempelberg/ Haram ash-Sharif eine Straße nach Süden oder zum Toten Meer, während Isaac 2011, 32 f. mit Anm. 121 das offen lässt. 354 CIIP 1.712 = AE 1999.1689 (Abu Gosh); nicht genauer datierbare, wohl militärische Bauten der X Fretensis bei Abu Gosh belegen CIIP 1.722 f.; zum wahrscheinlichen Ausbau der Straße Jerusalem – Caesarea Roll 1983, 141, Cotton/Eck 2003, 28 f. und Eck 2007b, 77–79. 355 Thomsen 1917, 13; belegt ist ein Meilenstein Nervas: CIL 3.14384a = Thomsen 1917, 75 Nr. 263a; nach Isaac 1998 [1978], 49 sind jedoch seine Lesung und Identifikation als Meilenstein fraglich. 356 Ios. bell. 7,1–2.5; archäologisch ist der Standort des Legionslagers nicht gesichert  – nicht die ganze Legion war in Jerusalem stationiert, vexillationes befanden sich an verschiedenen Orten der Provinz, vgl. Geva 1993, 759 f. und Isaac 1992, 417–435 u. 2010, 14; jüngst wurde bei Bet Guvrin, bei Khirbet ’Arak Hala, ein Militärlager entdeckt, das ca. 1000 Mann fasste, vgl. Zissu/Ecker 2014, 309–312; zur Verlegung der X Fretensis im 3. Jh. Ritterling 1924– 1925, 1674 sowie Dabrowa 1993, 18 u. 2000, 321. 357 Arubas/Goldfus 2005, 15 f. und Levi/Be’eri 2011 zu den Produktionsstätten; Di Segni 2002, 40 f. zum Aquädukt; Mazar 2011, 5 f. zum Badehaus.

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canabae legionis und vicus. Canabae entwickelten sich in der Regel beim Fehlen von nahen Ansiedlungen, wo sich die Truppen hätten versorgen können, bei Militärlagern, weil die alltäglichen Bedürfnisse der Soldaten Händlern, Handwerkern, Wirten und sonstigen Dienstleistern ein attraktives Geschäft boten. Der Legionsstandort in Jerusalem, innerhalb der Mauern der zerstörten Stadt, stellte eine eigene Kategorie dar: Neben Menschen, die sich aus Geschäftsgründen bei der Legion niederließen, und vielleicht Veteranen, die nach der Dienstzeit in der Nähe ihrer Truppe bleiben wollten, ist mit der Rückkehr einiger Jerusalemer in ihre Heimatgegend zu rechnen, die sie im Verlauf des Krieges hatten verlassen müssen:358 Die christliche Pella-Legende erzählt von der Flucht und Rückkehr der (judenchristlichen) Jerusalemer Gemeinde; Eusebius kennt bis zum Bar Kochba-Aufstand nur beschnittene Bischöfe beziehungsweise Gemeindevorsteher.359 Die rabbinische Literatur berichtet von Besuchen von Gelehrten auf dem Tempelberg, wohin sie allein oder in Gruppen kamen, um zu trauern. Auch wenn die Anekdoten in ihrer erhaltenen Gestalt nicht historisch sind, haben wohl doch Juden in wahrnehmbarer Anzahl die Stadt und den zerstörten Tempel besucht.360 Archäologisch lässt sich mittlerweile eine jüdische Besiedlung in der unmittelbaren Nähe Jerusalems zwischen den Aufständen nachweisen. Bei Shu’fat lebten observante Familien der jüdischen Oberschicht, darunter auch Priester. Bei Binyane Ha’uma wurde nach dem Aufstand eine Mikwe renoviert.361 Einige jüdische Grabanlagen sind für die Zeit von 70 bis 132 in Jerusalem belegt.362 Städtische und administrative Funktionen übernahm die in­ offizielle Ansiedlung jedoch nicht: Während Jerusalem bis zu seiner Zerstörung das Haupt einer gleichnamigen Toparchie, einer lokalen Verwaltungseinheit, war, gehörte es nach 70 zu einem Destrikt namens Orine.363 358 Kolb 1984, 185 f. und Le Bohec 1993 [1990], 261–263 zu canabae; zur Entwicklung in Jerusalem Gregorovius 1884, 481, Vittinghoff 1994 [1971], 141 f., Isaac 1998 [1980/81], 103, Zahrnt 1991, 475, Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd. 1, 142, Bieberstein 2007, 137, Tsafrir 2009, 74, Horbury 2014, 151 und Millar 2014, 140 f.; niedergelassene Veteranen sind etwa für Tiberias belegt, vgl. Schwartz 2006, 29. 359 Eus. hist. eccl. 3,5,3 u. 4,5,1–4; Wehnert 1991, 246–252, Bieberstein 2007, 140–142, Murphy O’Connor 2010, 67–70 und Koch 2013, 370–374.378. Details der Überlieferung sind historisch umstritten. 360 SifDev 43 zu Dtn 11,16 vgl. EkhR 5,1 zu Klgl 5,18 zum berühmten Besuch Akibas mit anderen Gelehrten, weitere Quellen bei Schlatter 1897, 72–78 und Lifshitz 1977, 471 f.; zum historischen Hintergrund Eliav 2005, 192–194. 361 Zu Shu’fat Price 2011b, 415 f., vgl. Sklar-Parnes 2005 u. 2006, zu Binyane Ha’uma Levi/ Be’eri 2011; diese Grabungen greifen knapp auf: Cotton 2008, 15, Horbury 2011, 199 oder Magness 2012, 85 f.; ältere Vermutungen von Lifshitz 1977, 473 werden damit bestätigt. 362 Kloner/Zissu 2007, 144–148, vgl. Isaac 2010, 10 und Price 2011b, 411 f. 363 Plin. nat. 5,70: Orinen, in qua fuere Hierosolyma, vgl. Ios. bell. 3,54, wo Jerusalem noch als Haupt der judäischen Toparchien erwähnt wird; Eck 2007b, 207 f.; P.Mur. 114 spiegelt diese Situation: es ist mit Cotton 1999a, 236 u. 2003, 138 f. sowie Cotton/Eck 2002b, 175–178, nicht auf 171, so Benoit u. a. 1961, 241 f., sondern auf das frühe 2. Jahrhundert zu datieren;

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Im judäischen Kernland ließ Vespasian keine Stadt gründen, sondern siedelte lediglich 800 Veteranen dreißig Stadien von Jerusalem entfernt bei einem Ort namens Emmaus an, der heute mit Motza identifiziert wird.364 Außerhalb von Judäa kam es allerdings zu einer Stadtgründung, nämlich in Samaria. Dort wurde im Jahr 72 an der Stelle des Dorfes Mabartha die Polis Flavia Neapolis (Nablus) gegründet.365 Auch wenn unter den Flaviern dort noch nicht viel gebaut wurde und viele Großprojekte erst zur Zeit von Traian und Hadrian entstanden, handelte es sich um eine Stadt mit eindeutig heidnischem Charakter, wo nach Einschätzung von Yitzhak Magen sehr wahrscheinlich Veteranen angesiedelt wurden. Weiter vermutet er, dass der samaritanische Aufstand des Jahres 67, in dessen Verlauf Samaritaner den ihnen heiligen Berg Garizim besetzten, ein Anlass für die Gründung war, um das Gebiet künftig besser zu kontrollieren.366 Ob der anscheinend schlecht vorbereitete Aufstand der alleinige Grund für die Errichtung der Polis in Samaria war, scheint jedoch zweifelhaft. Denkbar ist auch, dass lokale Unterstützer Roms belohnt wurden.367 Statusveränderungen lassen sich nur bei zwei Städten feststellen, bei C ­ aesarea und Joppe. Letztere, die während der Kriegsjahre zerstört worden war, erhielt wohl beim Wiederaufbau den Beinamen Flavia.368 Wichtiger und besser dokumentiert ist die Umwandlung von Caesarea, des Sitzes des römischen Statthalters, in eine römische Kolonie zu Beginn der siebziger Jahre.369 Da Vespasian dort zum Kaiser akklamiert worden war, erhielt sie den Namen Colonia Prima Flavia Augusta Caesarea. Vespasian befreite die Stadt vom tributum capitis und eine ähnliche Entwicklung wie in Jerusalem ist für Korinth nachgewiesen: Nach der Zerstörung 146 v. Chr. kehrten Menschen in die Ruinen der Stadt zurück; der Ort hatte jedoch seine städtische und politische Funktion verloren, vgl. Romano 2000, 85–87. 364 Ios. bell. 7,217; der arabische Name Qalunyia (colonia) beinhaltet wohl eine dunkle Erinnerung an die Ansiedlung; zur Identifikation des Ortes Keel/Küchler 1982, 790–793, Isaac 1992, 428, Tsafrir u. a. 1994, 105 und Fischer u. a. 1996, 222–224; das auch vorgeschlagene Emmaus Nicopolis lehnte schon Schürer 1901–1909, Bd. 1, 640–642 Anm. 142 ausführlich ab. Wegen des arabischen Namens schloss Ritterling 1924–1925, 1274, gefolgt von GalstererKröll 1972, 74, auf koloniales Stadtrecht; allerdings waren Ansiedlungen nicht automatisch mit einer Statusverleihung verbunden, vgl. Mann 1983, 57. 365 Ios. bell. 4,449 nennt den Ort Μαβαρθά, Plin. nat. 5,69 Mamortha; Tsafrir u. a. 1994, 194 f.; das Datum der Stadtgründung ergibt sich aus domitianischen Münzen, deren Ära mit dem Jahr 72 beginnt: RPC 2, 306 Nr. 2218–2225 mit Burnett u. a. 1999, 305; einen guten Überblick bietet Magen 2009, 358. 366 Magen 2009, 359 f.; Cotton/Eck 2002a 386 vermuten, dass der Vater des Flavius Iuncus dort als Veteran angesiedelt wurde; Schürer 1973–1986, Bd. 1, 520 und Ayaso Martínez 1990, 179 zum heidnischen Charakter der Stadt. 367 Ios. bell. 3,307–315 behauptet, dass alle 11 600 aufständischen Samaritaner getötet wurden; für ihre schlechte Vorbereitung spricht, dass Cerialis sie mit 3600 Mann belagern und ihnen damit eine entscheidende Schwächung durch Wassermangel zufügen konnte; Isaac 2009, 57 deutet die Stadtgründung als Belohnung für die lokale Bevölkerung, die Rom unterstützte. 368 BMC Pal., 44 Nr. 1 f. aus der Zeit Elagabals mit Hill 1914, xxv; Smallwood 1976, 342 f. 369 Eck 2014 [2012a], 152 vermutet 70 oder 71 n. Chr., Patrich 2011, 89 f., 71 oder 72.

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Titus vom tributum soli. Das Privileg des ius Italicum wurde ihr nicht verliehen.370 Umstritten ist, ob es im Zuge der Erhebung zur Kolonie zur Ansiedlung römischer Bürger kam oder ob es sich um eine reine Titularkolonie handelte. Die Mehrheit der Forschung war lange letzterer Meinung.371 Die intensive Arbeit mit dem epigraphischen Material hat jedoch Hannah Cotton und Werner Eck wieder zur These bewogen, dass es eine Ansiedlung römischer Bürger gegeben haben muss: Für eine Stadt des griechischsprachigen Ostens spielte Latein bis in das dritte Jahrhundert eine bemerkenswert wichtige Rolle im öffentlichen Leben der Stadt; ihre innere Organisation glich stark der anderer römischer coloniae.372 Auch wenn die Frage nach einer Veteranenansiedlung noch nicht abschließend beantwortet werden kann, sprechen die neueren Erkenntnisse für eine solche Maßnahme; unter Vespasian nahm die Latinisierung und Romanisierung des Ortes massiv zu. Möglicherweise kam es in der flavischen Zeit auch zu Veränderungen in den weitgehend jüdischen Städten Sepphoris und Tiberias: Vielleicht wurde in beiden galiläischen Städten nach dem Jüdischen Krieg langfristig das heidnische Element in der Stadtverwaltung gestärkt.373 Bei den Münzen lässt sich mit dem Jahr 70 eine merkliche Änderung feststellen: Vor dem Aufstand war das Pruta, eine kleine Bronzemünze, das wichtigste Zahlungsmittel. Die römische Verwaltung nahm bei der Münzprägung Rücksicht auf das jüdische Bilderverbot, indem sie das Kaiserportrait und pagane Symbole vermied. Nach dem Aufstand verschwand das Pruta; die Münzen der Provinzadministration wiesen römischen Charakter auf und orientierten sich an den Reichsprägungen.374 In den ersten Jahren nach dem Fall Jerusalems, 370 Dig. 1,15,8,7 u. 1,15,1,6; Patrich 2011, 74 f. und Schürer 1973–1986, Bd. 1, 520. 371 Für eine Titularkolonie ohne Veteranenansiedlung argumentiert Isaac 1998 [1980/81], 94–98 u. 2009, 55–60, vgl. Millar 1990, 26 und Patrich 2011, 71 f. mit Anm. 3 mit Verweisen auf ältere Literatur. 372 Cotton/Eck 2002a, 383–385.390 f., vgl. Eck 2007b, 224 u. 2014 [2012a], 153 sowie Labbé 2012, 391; zur Verehrung römischer Götter und der für eine Kolonie typischen Organisation Caesareas auch Isaac 2011, 25–27; eine Veteranenansiedlung nehmen etwa Levine 1975, 35 f. oder Holum 1992, 52 an. 373 Kushnir-Stein 2008, 129–135, bes. 133 f.: Beide Städte prägten wie Neapolis nach 70 keine anikonen Münzen, sondern verwendeten avers das Kaiserportrait, was für Städteprägungen nicht obligatorisch war, vgl. auch Zarrow 2006, 49. Bis zur Regierungszeit des Antoninus Pius prägten die drei Städte eine Zwischenform zwischen bildlosen und heidnischen Typen. Da nur unregelmäßig Münzen ausgegeben wurden, ist bei der Interpretation äußerste Vorsicht geboten; siehe auch Kapitel C 2.2.3.1. 374 Carradice 1982–1983, 15 f., Burnett u. a. 1999, 302 und Zarrow 2006, 45, vgl. Syon 2012, 61; Zarrow 2006, 52 zu den wenigen Münzen aus Iudaea, die vor 70 ein Kaiserportrait zeigen: Es handelt sich um RPC 1, 680–683 Nr. 4938–4953 (Herodes Philipp), 683 f. Nr. 4973– 4980.4983–4987 (Agrippa I.) u. 685 Nr. 4988–4990 (Agrippa II.); sie wurden jeweils in Gebieten geprägt, wo die Bevölkerung mehrheitlich nichtjüdisch war, vgl. Freyne 1980, 143 f.; zu den Münzen der judäischen Präfekten Meshorer 2001, 167 f.; Gitler 2012, 487 f.

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wohl von 71 bis 73, wurde in Iudaea eine provinziale IUDAEA CAPTA-Serie mit der griechischen Legende ΙΟΥΔΑΙΑΣ ΕΑΛΩΚΥΙΑΣ ausgegeben, die gleichsam als Echo der imperialen Prägungen den römischen Sieg feierte.375 In der Folgezeit unterblieben in der Münzprägung der Provinz Anklänge an den flavischen Sieg in Iudaea weitgehend, ihr dezidiert römischer Charakter wurde aber beibehalten. Unter Domitian prägten sowohl die Provinzadministration in ­Caesarea als auch Agrippa II. erstmals lateinische Legenden.376 Während die neue Münzpolitik für die besiegte jüdische Bevölkerung eine Demonstration der römischen Macht darstellte, waren wohl auch praktische Gründe für den Wandel ausschlaggebend: Der Statthalter hatte nun reguläre römische Truppen zu bezahlen; das neue Geld besaß ein eingängigeres Verhältnis zur Standardwährung des Römischen Reiches.377 Die Veränderung in der Münzprägung illustriert die flavische Wahrnehmung und den neuen Umgang mit Iudaea eindrücklich: Die bisherige Rücksichtnahme auf die Traditionen und spezifischen Befindlichkeiten der einheimischen jüdischen Bevölkerung wurde aufgegeben. Das nun eigenständige und nicht mehr von Syria abhängige Iudaea sollte keine Sonderrolle mehr in Anspruch nehmen und wurde politisch wie die anderen Provinzen des Reiches behandelt. Obwohl ohne die bisher praktizierte Rücksichtnahme eine Politik der Romanisierung ohne weiteres möglich war und in Ansätzen begann, gab es kein systematisches Wiederaufbau- oder Urbanisierungsprogramm nach dem Krieg.

4.3 Der römische Umgang mit dem provinzialen Land Einer Theorie zufolge beanspruchte Vespasian nach dem Krieg in Iudaea das gesamte Land der jüdischen Aufständischen für den kaiserlichen Besitz. Wenn das zutrifft, hat das weitreichende Folgen für die Interpretation der flavischen Politik in Iudaea und für die Lebensverhältnisse der jüdischen Bevölkerung bis zum Bar Kochba-Aufstand. Die Grundlage für die Hypothese bildet eine Bemerkung des Josephus, die je nach Verständnis der griechischen Passage beträchtlich in der Deutung variiert. Otto Michel und Otto Bauernfeind geben sie in ihrer Edition folgendermaßen wieder:378 375 RPC 2, 317 f. Nr. 2310–2313 = TJC, 265 f. Nr. 380–385; zur Datierung Barag 1978, 19–23 und Burnett u. a. 1999, 317; Meshorer 2001, 190 mit einer Beschreibung; die IUDAEA CAPTAPrägungen aus Rom kamen wohl nur im Ausnahmefall nach Iudaea, da dort bisher nur wenige Einzelstücke gefunden wurden, vgl. Gerson 2007 und Leibner/Bijovsky 2013, 115. 376 RPC 2, 316 f. Nr. 2300–2309 (Caesarea) u. 312 f. Nr. 2265 f.2269–2272 (Agrippa II.); anders Hendin 2007, 125–129. 377 Zarrow 2006, 50–52 und Carradice 1982–1983, 20. 378 Ios. bell. 7,216 f. (Übers. O. Michel u. O. Bauernfeind mit Anpassungen; ἐπίτροπος wird mit Finanz­prokurator statt ›Schatzmeister‹ übersetzt); zur Textüberlieferung des bellum­ Iudaicum vgl. Leoni 2009, 150–158.

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Περὶ δὲ τὸν αὐτὸν καιρὸν ἐπέστειλε Καῖσαρ Βάσσῳ καὶ Λαβερίῳ Μαξίμῳ, οὗτος δὲ ἧν ἐπίτροπος, κελεὐων πᾶσαν γῆν ἀποδόσθαι τῶν Ἰουδαίων. οὐ γὰρ κατῴκισεν ἐκεῖ πόλιν ἰδίαν αὑτῷ316) τὴν χώραν φυλάττων, ὀκτακοσίοις δὲ μόνοις ἀπὸ τῆς στρατιᾶς διαφειμένοις χωρίον ἔδωκεν317) εἰς κατοίκησιν, ὅ καλεῖται μὲν Ἀμμαοῦς318), ἀπέχει δὲ τῶν Ἱεροσολύμων σταδίους τριάκοντα319). 316 αὑτῷ Dindorf, Bekker, Na, Niese, Thack; αὐτῶ L, dazu vgl. ei Lat.; αὐτῶν PAMVRC . 317 ἔδωκαν AVR. 318 ἁμμαοῦς M R2; amassada Lat. (vgl. das ursprüngliche ›Moza‹, s. § 217 Anm. 109). 319 statt τριάκοντα ἐξὴκοντα C. Um diese Zeit erteilte der Kaiser dem Bassus und dem Laberius Maximus, letzterer war der derzeitige Finanzprokurator, den schriftlichen Befehl, das ganze Land der Juden zu verpachten. Denn die Gründung einer eigenen Stadt unternahm der Kaiser dort nicht, er behielt sich also das Land persönlich vor. Nur 800 verabschiedeten Angehörigen des Heeres gab er einen Siedlungsraum, der Emmaus hieß und 30 Stadien von Jerusalem entfernt war.

Entscheidend ist das Verständnis des Verbes ἀποδίδωμι im Medium, also von ἀποδόσθαι bei Josephus. Allgemein bedeutet es ›weggeben‹, ›verkaufen‹ und ›verpachten‹; Josephus benutzt es nach Benjamin Isaac, abgesehen von der zitierten Stelle, fünfzehnmal für ›verkaufen‹, zweimal für ›zurückgeben‹ und nie für ›verpachten‹.379 Die Wahl der Bedeutung ›verpachten‹ dominiert in den gängigen Übersetzungen der Passage.380 Theodor Mommsen favorisierte zwar augenscheinlich ›verkaufen‹, gewichtete die Aussage, Vespasian habe das Land für sich behalten (ἰδίαν αὑτῷ τὴν χώραν φυλάττων) aber schwerer und schlussfolgert: »[I]hre (sc. Jerusalems) Feldmark, Gemeinde- wie Privatland, wurde kaiserliche Domäne«.381 Aufbauend auf diesem Verständnis des Josephustextes wurde unter Beiziehung rabbinischer Texte verschiedentlich auf die aus dem Pachtverhältnis resultierende Verarmung der einheimischen Bevölkerung geschlossen, die schließlich zur Radikalisierung und zum Bar Kochba-Aufstand führte.382 379 LSJ s.v. ἀποδίδωμι geben als Übersetzungen: ›to give away of one’s own will‹, ›to sell‹, sowie (bes. in Athen) ›to farm out the public taxes‹; Isaac 1998 [1984a], 113 mit Anm. 8 zum Sprachgebrauch des Josephus mit den entsprechenden Quellenverweisen. 380 H. S. J. Thackeray (Loeb Classical Library) übersetzt: About the same time Caesar sent instructions to Bassus and Laberius Maximus, the procurator, to farm out all Jewish territory. For he founded no city there, reserving the country as his private property, except that he did assign to eight hundred veterans discharged from the army a place for habitation called Emmaus, distant thirty furlongs from Jerusalem; ebenso H. Clementz: ›verpachten‹ und Ayaso Martínez 1990, 146: ›arrendar‹; Veltri 1988, 3 Anm. 8 verweist zudem auf P. Savinel, Paris 1977: ›affermer‹ und G. Vitucci, Mailand 21978: ›assoggettare‹. 381 Mommsen 1885, 539 f. Anm. 2, ähnlich Schürer 1973–1986, Bd. 1, 512. 382 Applebaum 1976, 9–15, vgl. Witulski 2012, 259–261; zu rabbinischen Texten, die die Zunahme von Pachtverhältnissen auf dem väterlichen Besitz implizieren, Alon 1980–1984, 61–64 und Applebaum 1977, 388–392; siehe auch Kapitel C 2.4.3.1.

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Isaac argumentiert dagegen, dass ἀποδόσθαι mit ›verkaufen‹ zu übersetzen sei und weist die Emendation von αὐτῶν, welches alle Handschriften außer »L« (Codex Laurentianus, Florenz) aufweisen, zu αὑτῷ zurück: »A far more satisfactory interpretation leaves αὐτῶν as it stands and recognizes δὲ as adversative particle, expressing opposition between οὐ … κατῴκισεν … πόλιν and χωρίον ἔδωκεν. φυλάττων then serves as a modal participle, also negated by οὐ.« Nach seiner Interpretation gab Vespasian den Befehl, das Land ›zu verkaufen‹ (»to dispose of all Jewish land«): For he founded there no city of his own while keeping their territory, but only to eight hundered veterans did he assign a place for settlement called Emmaus …383 Eine dritte Interpretation der Stelle vertritt Giuseppe Veltri unter Verweis auf den nichtklassischen Gebrauch des Griechischen durch Josephus: Der jüdische Schriftsteller unterscheide nicht immer genau zwischen aktivischer und medialer Bedeutung eines Wortes, was im Falle von ἀποδόσθαι auch die aktivische Übersetzung mit ›wiedergeben‹, ›wiederherstellen‹, ›restaurieren‹ zulasse.384 Hinsichtlich der Lesung von αὑτῷ/αὐτῶ/αὐτῶν favorisiert er die lectio difficilior von »L«, wobei φυλάττειν mit Dativ – wie in der Septuaginta und bei Josephus belegt – im militärischen Sinne mit ›schützen‹, ›bewahren für‹, ›kontrollieren für‹, ›beaufsichtigen für‹ zu übersetzen sei.385 Nach Veltri gab Vespasian den Befehl, das ganze Land der Juden zurückzugeben. Er unternahm nämlich keine Gründung einer eigenen Stadt, um die Region für sich selbst zu beaufsichtigen. Nur 800 verabschiedeten Angehörigen des Heeres gab er einen Siedlungsraum, der Emmaus hieß …386 Da wegen des nicht mehr eindeutig wiederherzustellenden Textes des Josephus keine letztgültige philologische Antwort möglich scheint, ist weiteres Quellenmaterial zur Erhellung des römischen Umgangs mit dem Land hinzuzuziehen. Hierbei ergibt sich im Vergleich zu den zwei Josephussätzen ein wesentlich differenzierteres Bild, was freilich auch zu erwarten ist: Zunächst impliziert Josephus in seinen Werken, dass es privaten jüdischen Landbesitz gab: Er selbst erhielt von Titus Land in der Ebene (ἐν πεδίῳ) als Kompensation für seinen Jerusalemer Besitz mit der Begründung, dass ihm dieser nicht mehr von Nutzen sein werde wegen der Besatzung, die dort von den Römern stationiert 383 Isaac 1998 [1984a], 114 u. 120 mit Hinweis auf die lat. Übersetzungen (Augsburg 1470 und Paris 1514): … ut omnem terram venderet Iudaeorum. Neque ei civitatem in ea condidit propria [sic] servans & patriam suam [sic]; Ph. Kohout, Linz 1901 übersetzt: das ganze Judenland käuflich zu vergeben. Zuletzt schloss sich Labbé 2012, 402 Isaacs Deutung, die viel Zustimmung gefunden hat, an. 384 Veltri 1988, 12: vgl. diese Verwendung von ἀποδιδόναι bei Ios. bell. 6,97.101. 385 Veltri 1988, 15 f.: Gen 3,24 u. 1Sam 29,11 in der Septuaginta, Ios. ant. 6,355 u. 10,102 sowie vita 72 oder Lk 11,21; die Verwendung weise semitische Einflüsse auf. 386 Der slawische Josephustext zeigt dieses Textverständnis, vgl. Veltri 1988, 18 mit Anm. 48.

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werden sollte.387 Unklar ist lediglich, ob die Legion das Land des Josephus beanspruchte oder ob es durch die Stationierung wirtschaftlich unattraktiv geworden war. Wie mit Josephus wurde wohl allgemein mit Aristokraten verfahren, die sich im Verlauf des Krieges auf die Seite der Römer geschlagen hatten. Josephus weiß von Titus’ Versprechen an adelige Überläufer aus Jerusalem, ihnen ihren Besitz zurückzugeben.388 Die Papyri des sogenannten Babathaarchives erweisen darüber hinaus, dass auch nichtadelige Privatleute nach dem Krieg Land in Iudaea besaßen:389 Im Fall von En Gedi ist das besonders bemerkenswert, da es in Papyrusdokumenten als κώμη κυρίου Καίσαρος erscheint, als Dorf, das dem patrimonium der domus Caesaris zugehörig war.390 En Gedi war neben Jericho der einzige Ort im gesamten Imperium Romanum, wo der begehrte Balsam wuchs, den man für Parfums und Medikamente verwendete. Es ist wahrscheinlich, dass das Dorf spätestens als Teil der bona damnatorum des nach Gallien verbannten Herodessohnes Archelaus im Jahr 6 in kaiserlichen Besitz überging. Im Jahr 68 überfielen es in Masada verschanzte Aufständische und plünderten es. Während des Krieges mussten die Römer die Balsamplantagen gegen Rebellen verteidigen, die jene verwüsten wollten. En Gedi selbst wurde nach Ausweis des älteren Plinius während des Krieges zerstört.391 Vespasian hat anscheinend nach 70 die Anbauflächen vergrößert, um noch mehr Balsam zugunsten seines fiscus extrem gewinnbringend weiter verkaufen zu können.392 Gerade die Landbesitzverhältnisse in einem der kaiserlichen Kasse reichen Ertrag bringenden Ort sind also instruktiv und illustrieren die differenzierten Besitzverhältnisse nach dem Krieg in Iudaea: Trotz der profitablen Anbaufläche gehörte nicht das ganze Land zum patrimonium des Kaisers; was

387 Ios. vita 422. 388 Ios. bell. 6,115: ἀποδώσειν γὰρ ἑκάστῳ τὰς κτήσεις κατὰ σχολὴν ἀπὸ τοῦ πολέμου γενόμενος. 389 P.Yadin 11 (6. Mai 124): Juda, Sohn des Elazar Khthousion sichert ein Darlehen mit einer Hypothek auf das Haus seines Vaters ab; in P.Yadin 19 (16. April 128) vermacht er seiner Tochter Shelamzion seinen Besitz in En Gedi, was in P.Yadin 20 (19. Juni 130) bestätigt wird. 390 P.Yadin 11, Z. 1 u. 13 und P.XHev/Se 67 (ed. Cotton/Yardeni 1997, 246 f.), vgl. Cotton 2001, 139 f. 391 Ios. bell. 2,111 u. ant. 17,344 zum Übergang des Besitzes, vgl. Millar 1963, 30.36, Pastor 1997, 140, Cotton/Eck 2014 [1997], 205 f. und Cotton 2001, 143 f., unrichtig Ayaso Martínez 1990, 150; Ios. bell. 4,402–404 zum Sikarierüberfall; Plin. nat. 12,113 (Verteidigung) u. 5,73 (Zerstörung). 392 Plin. nat. 12,123: quippe milibus denarium sextarii empti vendente fisco trecenis denariis veneunt: in tantum expedit augere liquorem in der Interpretation von Cotton/Eck 2014 [1997], 208–210. Sie übersetzen: Denn die für je 1000 Denare gekauften sextarii Balsam, wobei der Fiscus der Verkäufer ist, werden für je 300 Denare (weiter-)verkauft. So sehr ist es profitabel, den Balsamsaft zu vermehren. Plinius verkürzt die Aussage, meint aber wohl, dass die Händler vom fiscus den sextarius reinen Balsam für 1000 Denare kauften, strecken, und den sextarius unreinen Balsam für 300 Denare weiterverkauften.

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ihm gehörte, wurde wahrscheinlich in unterschiedlicher Form bewirtschaftet, manches durch Pächter, anderes durch Sklaven.393 Allgemeine Überlegungen stützen dieses Bild: Besitz von Aufständischen wurde konfisziert und herrenlos gewordenes Land fiel an Rom. Unabhängig davon, ob es dem kaiserlichen fiscus oder dem aerarium populi Romani zugeschlagen wurde, kam es wegen des verwaltungstechnischen Aufwandes nicht in Frage, alle diese Güter zu behalten.394 Vespasians Umgang mit den subseciva italischer Kolonien, also dem bei der Landverteilung niemandem zugewiesenen Grund, kann möglicherweise als Analogie zu seinen Handlungsoptionen in ­Iudaea dienen. Der Kaiser beanspruchte das nicht assignierte Land von den Leuten, die es gewohnheitsrechtlich bewirtschafteten, und verkaufte es weiter.395 Kehrt man vor diesem Hintergrund zu der umstrittenen Josephusstelle zurück, scheint eine Übersetzung von ἀποδόσθαι mit ›verkaufen‹, wie Isaac vorschlägt, angemessen zu sein. Vespasian beanspruchte nicht die ganze Provinz Iudaea oder das judäische Kernland für sich, sondern wahrte die Besitzrechte derer, die sich rechtzeitig auf die Seite Roms gestellt hatten. Das Land allerdings, das im Zuge des Krieges an Rom fiel, wurde weiterverkauft. Vespasians Geschick und Tüchtigkeit im Umgang mit den maroden Finanzen des Römischen Reiches findet somit in seiner Politik in Iudaea Bestätigung: Der lukrative Anbau des Balsams wurde intensiviert, aus Landverkauf Profit geschlagen und darüber hinaus mit der zeitgleich eingeführten Judensteuer eine zusätzliche Einnahmequelle generiert.396 Eusebius von Caesarea bestätigt sowohl das übliche römische Vorgehen in Bezug auf das Land von Aufständischen als auch den jüdischen Landbesitz nach 70, wenn er im Kontext des Bar KochbaAufstands schreibt, dass der Statthalter Tineius Rufus den Grundbesitz (sc. der gefallenen Aufständischen) nach dem Kriegsrecht einzog.397 Am Rande sei erwähnt, dass die rabbinischen Schriften neben der Armut der Pächter auch von landbesitzender einheimischer Bevölkerung in Iudaea beziehungsweise Syria Palaestina wissen.398 Das vielzitierte rabbinische SikarikonGesetz, das den Erwerb konfiszierten jüdischen Landes durch Juden halachisch 393 Cotton 2001, 150. 394 Millar 1963, 34–36 verweist darauf, dass bona caduca zwischen fiscus und aerarium aufgeteilt wurden; Eck 2014 [2000a], 278 f. zum römischen Umgang mit dem Land nach dem Bar Kochba-Aufstand; seine grundsätzlichen Feststellungen gelten auch für den Jüdischen Krieg; zur Landenteignung im Falle von Verschuldung Gil 2005, 57–59. 395 Alpers 1995, 208–212 zu Vespasians Umgang mit den subseciva; eine Parallele des Verhaltens impliziert, ohne das weiter auszuführen, Millar 1963, 36. Anm. 101. 396 Zur Judensteuer siehe Kapitel A 5.2.1. 397 Eus. hist. eccl. 4,6,1: πολέμου τε νόμῳ τὰς χώρας αὐτῶν ἐξανδραποδιζόμενος. Als Quelle für den Abschnitt nennt Eusebius Ariston von Pella, der im 2. Jh. lebte, vgl. hist. eccl. 4,6,3. 398 Applebaum 1977, 394 f. und Isaac 1998 [1984a], 116 mit Anm. 19.

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regelt, scheint eher in die Zeit nach dem Bar Kochba-Aufstand zu gehören, spiegelt jedoch wider, dass es auch nach den Kriegen jüdische Landbesitzer ge­ geben hat und keine vollständige Inbesitznahme des provinzialen Bodens durch Rom.399 Ein abschließender Blick auf die archäologischen Befunde zu jüdischen Dörfern nach 70 kann nicht umfassend sein und nur Tendenzen aufzeigen. Zu bedenken ist dabei, dass diese Siedlungsform bisher wenig umfassende wissenschaftliche Dokumentation gefunden hat. Eine Ausnahme stellt der ›Eastern Galilee Survey‹ dar, der das ländliche Gebiet östlich des Sees Genezareth auf circa 285 Quadratkilometern erforschte: Auf diese Gegend wirkten sich die Folgen des Aufstands in Bezug auf die Demographie kaum negativ aus.400 Mit Boaz Zissu und Amir Ganor sei darüber hinaus auf drei nichtgaliläische Orte verwiesen, nämlich auf Horvat ‘Ethri, Khirbet Badd ‘Isa/Qiryat Sefer und Khirbet Umm el ‘Umdan:401 Horvat ‘Ethri, 35 km südwestlich von Jerusalem gelegen, ist möglicherweise mit dem von Josephus Kaphethra genannten Ort zu identifizieren, den Cerialis im Jahr 69 niederbrannte. Archäologisch lässt sich nachweisen, dass das Dorf während der Jahre 66–70 zerstört und verlassen und nach dem Krieg wiederbesiedelt wurde. Wahrscheinlich erreichte es nur noch die Hälfte seiner ehemaligen Ausdehnung, die vor dem Aufstand wohl am größten gewesen war. Es wurde im Bar Kochba-Aufstand abermals zerstört und verlassen und dann erst um 200, diesmal vielleicht von Heiden, wiederbesiedelt.402 Khirbet Badd ‘Isa beziehungsweise Qiryat Sefer liegt 23 km nordwestlich von Jerusalem und kann mit keinem bekannten antiken Ort identifiziert werden. Das Dorf war von der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts vor Christus bis zum Bar Kochba-Aufstand besiedelt und wurde nach diesem aufgegeben. Es bestand also Siedlungskontinuität vom ersten bis ins frühe zweite Jahrhundert.403­ Khirbet Umm el ‘Umdan ist möglicherweise das historische Modi’in, der Herkunftsort der Hasmonäer, und liegt ungefähr dreißig Kilometer nordwestlich von Jerusalem. Hier lässt sich eine Kontinuität der Besiedlung von der frühhellenistischen Zeit bis zum Bar Kochba-Aufstand, in dem es zerstört wurde, 399 mGittin 5,6: der Gerichtshof der Späteren sagte: Wer vom Sikarier kauft, gibt dem Besitzer ein Viertel (Übers.: M. Krupp 2005), d. h. wer Land von einem unrechtmäßigen Besitzer erwarb, sollte dem rechtmäßigen Besitzer ein Viertel des Kaufpreises geben, also insgesamt 125 % bezahlen. Diese Regelung verbinden mit dem Jüdischen Krieg u. a. Smallwood 1976, 341 Anm. 42, Isaac 1998 [1984a], 116 f. Anm. 19 und Pastor 1997, 164, mit dem Bar KochbaAufstand Gil 2005, 51 und Shahar 2012, 199 f. 400 Leibner 2009, 341–344. 401 Zissu/Ganor 2009, 98. 402 Ebd. 2009, 90.96–99.103 f.; Ios. bell. 4,552 nennt den Ort Κάφεθρα = Kefar ‘Ethra; ein bei den Ausgrabungen gefundenes Ostrakon weist den Namen ‘Ethri (‫עתרי‬, Ostrakon 4625) auf. 403 Magen u. a. 2004, 179.217 f.

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nachweisen.404 Alle drei Beispiele zeigen die Siedlungskontinuität nach dem Jüdischen Krieg oder zumindest eine gewisse Erholung nach der Zerstörung. Da die Ausgräber jeweils auf die Nutzung eines Gebäudes als Synagoge verweisen, scheint gesichert, dass es sich um jüdische Orte gehandelt hat.405 Auch wenn diese Befunde freilich nichts über die Grundbesitzverhältnisse aussagen, scheint man nach den zuvor angestellten Überlegungen davon ausgehen zu können, dass Land im jüdischen Besitz verblieb und die einheimische Bevölkerung nach den Schrecken des Krieges zur Normalität zurückkehren konnte. Das im Krieg zerstörte und zum kaiserlichen patrimonium gehörende Dorf En Gedi erholte sich nach dem Jüdischen Krieg überraschend schnell, vielleicht wegen des römischen Interesses an der Balsamproduktion. Zu deren Schutz stationierte Rom dort eine Kohorte, die ein Badehaus für Soldaten errichtete. Juden besaßen Land in En Gedi; eine Synagoge spricht für das Funktionieren des lokalen Gemeindelebens.406 In dem Dorf mit nachweislich römischer Präsenz kehrte somit wieder ein Nebeneinander mit der einheimischen Bevölkerung ein.

4.4 Rom und die jüdischen Selbstverwaltungsinstitutionen Für die Bewertung der römischen Politik in Iudaea und die Beurteilung der provinzialen Entwicklung in der flavischen Zeit ist von Bedeutung, welche Entwicklung die jüdischen Institutionen nach 70 nahmen, nachdem sie mit Jerusalem und dem Tempel untergegangen waren. Konnte sich eine neue zentrale jüdische Selbstverwaltung herausbilden und wurde diese von den Römern toleriert oder gestützt? Zu fragen ist nach der Frühgeschichte des jüdischen Patriarchats, über das wir lediglich aus späterer Zeit besser informiert sind: Der Codex Theodosianus belegt das Ende der von Rom unterstützten Institution um das Jahr 429, wohl wegen des Aussterbens der Patriarchenfamilie.407 Für das vierte Jahrhundert ist der Patriarch als vir clarissimus und vir illustris belegt, als

404 Onn u. a. 2002, 64*f.68*. 405 Zissu/Ganor 2009, 99.105–110, Magen u. a. 2004, 200–206 und Onn u. a. 2002, 66*, vgl. zu den als Synagogen identifizierten Gebäuden Levine 2005, 69 f.74 und Hachlili 2013, 34–36. 406 Hirshfeld 2007, 643: »The settlement of En-Gedi … recovered surprisingly rapidly« sowie 653.656 zum Badehaus; P.Yadin 11, Z. 2 f. von 124 belegt einen Außenposten der in Hebron stationierten cohors I Milliaria Thracum in En Gedi, vgl. Speidel 1979, 170 f., kritisch allerdings Davies/Magness 2013, 197 f.; P.Yadin 19, Z. 13 von 128 bezeugt wahrscheinlich eine Synagoge (die beschädigte Stelle gibt N. Lewis mit [..]ναγωγ[..] wieder); die früheste archäologisch belegte Synagoge stammt aus dem späten 2./frühen 3. Jh., vgl. Milson 2007, 352 oder Hachlili 2013, 56. 407 CTh 16,8,29: post excessum patriarcharum, vgl. Stemberger 1987, 211 und Jacobs 1995, 307; für eine Übersicht der Patriarchendynastie vgl. Strobel 1989, 63, Goodblatt 1994, 143 oder Jacobs 1995, 205 f.

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Mitglied der höchsten senatorischen Rangklassen des spätantiken Römischen Reiches.408 Das wichtigste Zeugnis für die Macht des Patriarchen (beziehungsweise Ethnarchen) in Syria Palaestina im dritten Jahrhundert stammt von Origenes, der an Sex. Iulius Africanus schreibt:409 Wie viel der Ethnarch bei ihnen (sc. den Juden) mit Einverständnis des Kaisers vermag, so daß er sich nicht vom König eines Volkes unterscheidet, haben wir erfahren. Es gibt heimlich Prozesse nach dem Gesetz, und einige werden zu Tode verurteilt, weder mit ausdrücklicher Erlaubnis noch ohne Wissen des Herrschers.

Zwar war Origenes persönlich mit den Verhältnissen der Provinz vertraut, da er jedoch Africanus von der Historizität der biblischen Susannageschichte überzeugen wollte, ist seine Aussage mit Vorsicht zu genießen. Africanus zweifelte an dieser, da er nicht glaubte, dass die Juden in Babylon über die Kapitalgerichtsbarkeit verfügten und Susanna zum Tode verurteilen konnten. Auch die Juden in Palästina besaßen diese in Origenes’ Zeit nicht, weswegen die origenistische Darstellung der Macht des Patriarchen wohl überzogen ist. Trotzdem scheint der jüdische Patriarch damals so einflussreich gewesen zu sein, dass Origenes auf den Erfolg seiner Argumentation hoffen konnte.410 Zumindest in der Spätantike war der Patriarch eine zentrale Figur in Palaestina und eine wichtige Schaltstelle zwischen den jüdischen Provinzialen und Rom. Quellen, die Aufschluss über die Stellung des jüdischen Patriarchen vor dem dritten Jahrhundert geben, existieren nicht außerhalb des Corpus der rabbinischen Schriften. Letztere überliefern ein auf den ersten Blick nicht ganz widerspruchsfreies Bild. Vor allem die ältere Forschung vertrat die Meinung, dass das Amt des Patriarchen, hebräisch des nasi, des ›Fürsten‹, schon in herodianischer Zeit von Hillel bekleidet wurde.411 Als weitere Kandidaten für 408 CTh 16,8,8 (392 n. Chr.) u. 16,8,13 (397 n. Chr.), vgl. Levine 2005, 461; auf einer Inschrift der Synagoge von Hamat Tiberias erscheinen ›die Patriarchen‹ als λαμπρότατοι, wobei unklar ist, ob λαμπρότατος dem Rangtitel clarissimus entspricht oder informell verwendet wurde; das Stratum der Inschrift wird auf das späte 3./frühe 4. Jh. datiert (M. Dothan) und wurde bis Ende des 4. Jhs. genutzt, vgl. Stemberger 1987, 186–188 und Jacobs 1995, 237 f.;­ Milson 2007, 374 datiert die Synagoge auf 350–400; Strobel 1989, 65 vermutet die Aufnahme der Patriarchenfamilie ins Clarissimat unter den Severern. 409 Orig. ad Afric. 20 (14): ὅσα συγχωροῦντος Καίσαρος ἐθνάρχης παρ’ αὐτοῖς δύναται, ὡς μηδὲν διαφέρειν βασιλεύοντος τοῦ ἔθνους, ἴσμεν οἱ πεπειραμένοι. Γίνεται δὲ καὶ κριτήρια λεληθότως κατὰ τὸν νόμον, καὶ καταδικάζονταί τινες τὴν ἐπὶ τῷ θανάτῳ, οὔτε μετὰ τῆς πάντη εἰς τοῦτο παρρησίας, οὔτε μετὰ τοῦ λανθάνειν τὸν βασιλεύοντα (Übers.: Jacobs 1995, 248). 410 Origenes bestreitet anderenorts, dass die Juden über die Kapitalgerichtsbarkeit verfügten, vgl. Jacobs 1995, 248–251, bes. Anm. 109. 411 Graetz 1908, 445 oder Avi-Yonah 1962, ix; mHagiga 2,2 bildet dafür die Grundlage, wobei der entscheidende Satz, der die Gelehrtenpaare als nesi’im und avot bet din bezeichnet, ein späterer Zusatz ist, vgl. Jacobs 1995, 99–105; Goodblatt 1994, 184 f. sieht in mHagiga 2,2 den ersten Hinweis auf die Zuschreibung des Patriarchenamtes an Hillel und datiert diese Tradition auf die Mitte des 2. Jahrhunderts.

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den ersten Patriarchen – dessen Wirken als zum Teil von Rom gestützt angesehen wird – werden darüber hinaus Jochanan b. Zakkai direkt nach der Tempel­ zerstörung oder Gamaliel II. Ende des ersten Jahrhunderts genannt, ferner Schimon b. Gamaliel II. Mitte des zweiten und Jehuda ha-Nasi Anfang des dritten.412 Für die Untersuchung des Verhältnisses zwischen Rom und den Juden ist diesbezüglich eine Klärung vonnöten, da sich je nach Beantwortung der Frage unterschiedlich zu berücksichtigende Konstellationen ergeben. Beispielsweise wird unter der Annahme, Gamaliel  II. sei der erste Patriarch gewesen, vertreten, dass Josephus mit seinem anders akzentuierten Spätwerk auf die mittlerweile politisch etablierte rabbinische Bewegung reagierte.413 Wie ist die römische Politik zu bewerten, wenn sie unter Gamaliel II. Ende des ersten Jahrhunderts eine Vertretung der Juden geschaffen hat, wie David Goodblatt vertritt, bald darauf jedoch mit den Aufständischen unter Schimon b. Kosiba ringen musste?414 Wenn das Patriarchat zudem seit dem Ende des ersten Jahrhunderts existierte, ist Schimon b. Kosiba, der ebenfalls den Titel nasi führte, als Träger dieses Amtes oder als Usurpator zu sehen?415 Für die flavische Zeit ist zu prüfen, ob Jochanan b. Zakki und/oder Gamaliel II. als Patriarchen zu gelten haben und welche Rolle Rom hinsichtlich dieser beiden Personen einnahm. Die rabbinische Tradition erzählt, dass Jochanan b. Zakkai aus dem von Vespasian (!) belagerten Jerusalem zu dem flavischen Feldherrn geflohen sei und diesem das Kaisertum prophezeit habe. Als Belohnung erhielt er die Er­ laubnis, in Javne ein Lehrhaus zu gründen. Dort sei in der Folgezeit der ursprünglich im Jerusalemer Tempel tagende Hohe Rat unter der Leitung des Jochanan zusammengetreten und habe die nationale Führung übernommen sowie notwendige Regelungen und Entscheidungen für ein Judentum ohne Tempel getroffen.416 Die römische Unterstützung der Akademie von Javne haben mit unterschiedlicher Akzentuierung weite Teile der älteren Wissenschaft als historisch akzeptiert. Smallwood bilanziert etwa: »The school at Jamnia­ (Jabneh) was thus set up as a legitimate Jewish authority, with Rome’s knowledge and consent, during the war, to prepare to play its part in the post-war recon 412 Jacobs 1995, 105–114. 413 Smith 1956, 76 f., Schwartz 1990b, 199 f. und Nodet 2007, 113–120. 414 Goodblatt 1994, 217. 415 Goodman 1983, 112 f. und Habas 1999, 35, vgl. Avi-Yonah 1962, 54. 416 Schäfer 1979, 44–62 mit einer Quellensynopse zur Flucht des Jochanan aus Jerusalem sowie einer Analyse der zwei Haupttraditionslinien, nämlich ARNA 4/ARNB 6 und b ­ Gittin 56ab/EkhR 1,31 zu Klgl 1,5. Seiner Meinung nach lässt sich keine ursprüngliche Version isolieren, wie Saldarini 1975 vertritt; der Grundstock von ARN stammt aus dem frühen 3. Jh, die Endredaktion wird auf das 7.–9. Jh. angesetzt; EkhR entstand in der erste Hälfte des 5. Jh., vgl. Stemberger 2011, 250 f.317; die Redaktion dieses Stoffes fand wohl erst während der Christianisierung Palästinas und der rabbinischen Konfrontation mit den Werken des Josephus statt, vgl. Zellentin 2013, passim, bes. 352–364.

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struction.«417 Da die Überlieferung jedoch kein einheitliches Bild zeichnet, ist auch vielfach Kritik geäußert worden: Insgesamt erscheint ›Javne‹ eher als stark überformter Gründungsmythos der rabbinischen Bewegung, der die Kontinuität zur Zeit des Tempels gewährleistet.418 Trotz aller legendarischer Ausgestaltung spricht die Stärke der Javne-Traditionen für die historische Bedeutung des Ortes. Folgt man den Erkenntnissen der jüngeren kritischen Forschung, so ergibt sich folgender Kern: Jochanan b. Zakkai floh während des Krieges aus Jerusalem und wurde später von den Römern in Javne angesiedelt. Die Aufnahme von Überläufern und ihre Ansiedlung in Javne bestätigt Josephus.419 Jochanan unterrichtete dort einen Kreis von Schülern, ohne ein ›Lehrhaus‹ oder eine ›Akademie‹ zu errichten.420 Die rabbinische Literatur verbindet nie den Titel des nasi, also des Patriarchen, mit ihm und er hat weder die nationale Führung der Juden noch die aller Rabbinen übernommen. Es sind einige Rabbinen bekannt, die in Opposition zu ihm standen.421 Rom war lediglich für die routinemäßige Ansiedlung von Überläufern aus der Oberschicht verantwortlich. Weder schickte Vespasian persönlich Jochanan b. Zakkai nach Javne noch förderte er eine Akademiegründung dort. Eine schillernde Figur ist ohne Zweifel Gamaliel II., der Ende des ersten und Anfang des zweiten Jahrhunderts in Javne wirkte. Sein familiärer Hintergrund ist durch außerrabbinische Quellen belegt. In der Apostelgeschichte erscheint sein Großvater Gamaliel als im Hohen Rat wirkender Pharisäer, als beim ganzen Volk angesehener Gesetzeslehrer und als Lehrer des Paulus, der sich für einen gewaltlosen Umgang mit den zusammen mit Petrus predigenden Aposteln im Jerusalemer Synhedrion einsetzte.422 Dessen Sohn Schimon, den Vater von Gamaliel II., erwähnt Josephus mehrfach. Schimon hatte als Pharisäer zumin 417 Smallwood 1976, 348; nach Alon 1980–1984, 100 übernahm Jochanan die nationale Führung, weil der am Aufstand beteiligte Schimon b. Gamaliel in Ungnade bei den Römern gefallen war; Schwartz 1990b, 200–203 hält Jochanan für politisch ambitioniert, relativiert aber seine Erfolge; Schalit 1975, 300–322, bes. 321 f. verteidigt die rabbinische Version; ­Graetz 1908, 12–15, bes. 13 mit der traditionellen unkritischen, quellenharmonisierenden Dar­stellung. 418 Hezser 1997, 67, vgl. Schäfer 1979, 93; Yuval 1999, 91–95, bes. 94 interpretiert Javne in Analogie zur christlichen Silvester-Legende; die Geschichte sei entstanden, um die Stellung des jüdischen Patriarchen zu stärken; Tropper 2005, 143–149 weist auf eine gestalterische Parallelisierung zum Propheten Jeremia hin; zu ›Javne‹ als legendarischer Verankerung der rabbinischen Ideologie der Lehr- und Meinungspluralität in Abgrenzung zur christlichen Orthodoxie vgl. Boyarin 2006, 1–11. 419 Ios. bell. 4,444 vgl. 438; Alon 1980–1984, 97, Schäfer 1979, 88–90, Hezser 1997, 66 und Rosenfeld 2010, 58 f. 420 Hezser 1997, 197 f. 421 Jacobs 1995, 105 f. und Hezser 1997, 406 f.; Alon 1980–1984, 100–105 zu Jochanans Gegnern. 422 Apg 5,34–39, bes. 34 u. 22,3; der familiären Zusammenhang ist communis opinio, vgl. Schürer 1973–1986, Bd. 2, 367–369.372 und Ilan 2002, 85 (Gamaliel 1 u. 4) u. 219 (Simon 17).

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dest im Winter 66/67 eine prominente Position innerhalb der gemäßigten Führung der Aufständischen inne und betrieb die Absetzung des in Galiläa wirkenden Josephus. Deswegen ist es durchaus überraschend, dass Josephus ihn in seiner vita positiv charakterisiert, als Mann voll Einsicht und Verstandeskraft, fähig, mit seiner Bedachtsamkeit eine verfahrene Sache wieder in Ordnung zu bringen.423 Die Bemerkung gilt manchen als Anhaltspunkt dafür, dass Josephus sich mit einer einflussreichen rabbinischen Bewegung in Javne gutstellen wollte, die das Andenken an Schimon b. Gamaliel hoch hielt. Gleichzeitig ist jedoch zu bedenken, dass damit Schimons Rolle als Beteiligter des Aufstands deutlich ausführlicher thematisiert wird als im bellum Iudaicum.424 Wichtig ist am Zeugnis der außerrabbinischen Quellen vor allem, dass Gamaliel und sein Sohn Schimon als einflussreiche Mitglieder der Jerusalemer Aristokratie beschrieben werden, ohne dabei eine herausragende Stellung zu besitzen. Gerade dem Verfasser der Apostelgeschichte hätte es in die Karten gespielt, wenn sich Gamaliel als Patriarch oder Vorsitzender des Synhedrions für die Christen eingesetzt hätte. Wenn spätere rabbinische Quellen beide als Patriarch ansehen, so ist das eine retrospektive Projektion.425 Für den Sohn Schimon b. Gamaliels, Gamaliel  II., fehlen außerrabbinische Zeugnisse. Innerhalb des rabbinischen Schrifttums wird ihm eine besondere Rolle zugebilligt und er gilt allgemein als »wichtig[e] Integrationsfigur gegenüber drohenden Gefahren von politischen, sozialen und religiösen Auflösungstendenzen« in der Zeit nach der Tempel­ zerstörung. Martin Goodman ist der Meinung, dass sein hohes Ansehen dabei vor allem auf seinem großen Reichtum, seiner Gelehrsamkeit und seiner Autorität über den jüdischen Kalender beruhte.426 Nach Martin Jacobs galt es lange als »[w]eitgehend unumstritten …, daß [er] das Amt eines nasi innehatte«.427 Da Gamaliel  II. aber offensichtlich nicht ein wie auch immer ausgestaltetes Amt eines jüdischen Patriarchen in dynastischer Nachfolge angetreten hat, ist zu prüfen, ob er der erste Inhaber einer solchen Position war. Zweierlei ist dafür zu untersuchen, zum einen die Quellenbasis für die Annahme, er sei durch 423 Ios. bell. 4,158–160 u. vita 190–198, bes. 192: ἀνὴρ πλήρης συνέσεως καὶ λογισμοῦ δυνάμενός τε πράγματα κακῶς κείμενα φρονήσει τῇ ἑαυτοῦ διορθώσασθαι; Price 1992, ­76–80. 424 Cohen 1979, 145, Schwartz 1990b, 200 sowie Siegert u. a. 2001, 176 mit weiteren Literaturverweisen; Mason 2001, 98 Anm. 853 meint dagegen, dass die Nichterwähnung von Schimon b. Gamaliel im bellum für dessen Bild zuträglich war, während seine Rolle in der vita als Verantwortlicher für die Absetzungspläne des Josephus negativ dargestellt ist. Die lobende Bemerkung deutet er als literarische Bemühung des Josephus um ausgewogene Charakter­ bilder. 425 bShabbat 15a: Hillel und Schimon, Gamaliel (sc. der I.) und Schimon (sc. b. Gamaliel I.) übten ihre nesi’ut (sc. das Patriarchenamt) vor (der Zerstörung des) Tempels hundert Jahre lang aus (Übers.: Jacobs 1995, 104 mit Anpassungen); Goodblatt 1994, 213 f. 426 Oswald 1984, 24 (Zitat); Goodman 1983, 113; Goodblatt 1994, 207 f. u. 1999, 107 f. 427 Jacobs 1995, 106 f., vgl. Oswald 1984, 23 f. und Roth 2007, 365.

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Rom bestätigt worden, und zum anderen die These von David Goodblatt, das Amt des Patriarchen sei eine Neuschöpfung Roms gewesen. Die Grundlage für die Annahme, Gamaliel II. sei von Rom als Patriarch bestätigt worden, findet sich im Mischnatraktat Eduyot, wo bestimmt wird, dass man ein Jahr auch unter Vorbehalt interkalieren kann:428 Einst war Rabban Gamaliel verreist, um von einem ›Hegemon‹ in Syrien eine Erlaubnis zu erhalten (‫)ליטול רשות מהיגמון‬, und er kam verzögert zurück, und sie interkalierten das Jahr unter der Bedingung, dass Rabban Gamaliel zustimme, und als er zurückkehrte, sagte er zu ihnen: Ich stimme zu, und das Jahr war tatsächlich interkaliert.

Vorausgesetzt wird, dass die Zustimmung des Patriarchen – nur die Parallelstelle im Babylonischen Talmud stellt die Verbindung zu diesem Amt her  – für die endgültige Interkalierung des Jahres benötigt wurde und erst erfolgen konnte, nachdem Gamaliel II. aus Syrien zurückgekehrt war.429 Die Stelle ist der locus classicus für die römische Anerkennung des Patriarchen. Gedaliah Alon schreibt: »Rabban Gamaliel went to get official appointment as Patriarch and leader of the Jews. This would have constituted the first step towards the de jure recognition of the Patriarchate.«430 Diese von vielen Forschern geteilte Interpretation ist jedoch keinesfalls zwingend. Das hebräische Lehnwort ›hegemon‹ (‫ היגמון‬bzw. ‫ )הגמון‬entspricht dem griechischen ἡγεμών, welches jedoch zur Übertragung mehrerer lateinischer termini technici verwendet wird. Selbst wenn durch die Erläuterung ›in Syria‹ (‫ )בסוריא‬die Übersetzung mit ›Statthalter‹ naheliegend erscheint, ist die volle Bedeutungsspannweite des griechischen ἡγεμών mitzubedenken, welche nach Hugh Mason auch auf einen legatus oder praefectus deuten könnte oder auf den Kaiser.431 Ist tatsächlich der syrische Statthalter gemeint, ergibt sich ein Zuständigkeitsproblem, da Iudaea 428 mEduyot 7,7 (Übers.: M. Müller 2005 mit Anpassungen). 429 bSanhedrin 11a stellt dem Präzedenzfall (ma’ase)  die Bemerkung voran: Man interkaliert das Jahr nur, wenn ein nasi zustimmt – es handelt sich um eine spätere Hinzufügung (Übers. mit Komm.: Jacobs 1995, 197). 430 Alon 1980–1984, 121, Roth 2007, 365: »It is probable that the Roman Government also recognized him as the spokesman of the Jews«, Witulski 2012, 270 f.: »die … rabbinische Schule in Jamnia entwickelte sich … unter der Leitung von Rabbi Gamli’el, von der römischen Besatzungsmacht zuerst offensichtlich nur stillschweigend geduldet, später dann wohl offiziell anerkannt, zu dem bestimmenden Organ jüdischer Selbstverwaltung in Palästina; vgl. auch Oswald 1984, 24 und Baumgarten 1979, 193.195 Anm. 59; Goodblatt 1994, 197– 199 und Jacobs 1995, 107 mit Anm. 452 mit weiteren Literaturverweisen. 431 Mason 1974, 52 gibt für ἡγεμών princeps/imperator, dux (lib. reipublicae), praefec­ tus Aegypti, praeses provinciae, legatus, praefectus und magistratus an; Jastrow 1903, s.v. (‫ הגמון )אגמון‬übersetzt mit ›general‹, Dalman 1938, s.v. ‫ הגמון‬mit 1. ›Statthalter (praeses provinciae)‹; 2. ›Herrscher‹; 3. ›Stadtoberhaupt‹; Jacobs 1995, 108 Anm. 459 weist darauf hin, dass auch in den Gesprächen Jochanan b. Zakkais mit einem ›Hegemon‹ das Wort »völlig undifferenziert verwendet« wird und »wohl den Typus eines nichtjüdischen Repräsentanten im allgemeinen« meint; vgl. auch Eck 2008, 221 f. zum unpräzisen Sprachgebrauch des Josephus.

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seit 70 den Status einer eigenständigen Provinz hatte und nicht mehr von S­ yria abhängig war.432 Hielte man den Patriarchen für eine Art Vasallenkönig, wie teils in der älteren Forschung geäußert, dann erschiene es sowieso wahrscheinlicher, dass Gamaliel  II. anlässlich seiner appellatio nach Rom hätte reisen müssen. Sein Aufenthalt dort ist immerhin anderweitig überliefert.433 Schwerwiegend ist schließlich das Argument, dass die Formulierung ›eine Erlaubnis zu erlangen‹ (‫ )לטול רשות‬vollkommen allgemein ist und keine weitreichenden Rückschlüsse erlaubt.434 David Goodblatts Hypothese, das Patriarchat Gamaliels II. sei eine Neuschöpfung Roms gewesen, beruht nicht nur auf der ›Erlaubnis‹, die Gamaliel II. erhalten haben soll, sondern auch auf seiner besonderen Rolle, die ihm die rabbinische Literatur insgesamt zuerkennt.435 Nach Goodblatt konnte diese nicht aus einer innerjüdischen Entwicklung resultieren, da Gamaliel II. weder aus dem Hause Davids stammte noch eine vergleichbare Position von seinen Vorfahren geerbt haben konnte. Zwar habe es eine funktionierende jüdische Selbstverwaltung auf lokaler Ebene auch nach der Tempelzerstörung gegeben, womit allerdings nicht die große Autorität von Gamaliel II. erklärt werden könne. In Analogie zur römischen Politik in Iudaea seit Pompeius, die immer wieder für die Ernennung eines jüdischen Repräsentanten sorgte, habe Rom deswegen selbst einen Ansprechpartner für sich bestimmt.436 Als potentielle Kandidaten hätten sich auch Agrippa II. und die Priesteraristokratie angeboten, wobei letztere sich jedoch durch ihre Beteiligung am Aufstand disqualifiziert habe. Die Wahl sei auf Gamaliel II. gefallen, weil dieser aus der Führungsschicht der jüdischen Gesellschaft stammte und als Pharisäer besondere Akzeptanz beim Volk genoss.437 Der Vorschlag von Goodblatt bereitet mehrfach Probleme, da er auf unbeweisbaren Vermutungen und nicht zwingenden Analogien aufgebaut ist: Ein 432 Jacobs 1995, 108; Oswald 1984, 24 hält die Angabe für anachronistisch. 433 Syme 1971b, 21 nennt den Patriarchen einen »vassal prince without territorial dominion«; zur Einsetzung von Klientelkönigen Braund 1984b, 26 f.; zur Romreise Gamaliels II. Schäfer 1978, 67–74; es bleibt die sehr hypothetische Möglichkeit, dass Gamaliel während Traians Syrienaufenthalt im Kontext des Partherkriegs zum Kaiser reiste; zur Länge seines ›Patriarchats‹ vgl. Jacobs 1995, 205 f. 434 Jacobs 1995, 107, Hezser 1997, 410, Horbury 2011, 187 und Choi 2013, 202 f., vgl. Schwartz 2001, 111 und Lapin 2006, 209; Goodman 1983, 240 Anm. 239 vermutet hinter der ›Erlaubnis‹ (‫ )רשות‬eine »permission to teach«. 435 Goodblatt 1994, 176–231, bes. 196 zu den Autoritäten von Gamaliel II.: neben der Kalender­autorität und der ›Erlaubnis‹ nennt er dessen Macht, Gemeindefunktionäre in der Diaspora abzusetzen (yRosh Hashana 1,6 57b, vgl. dazu aber Hezser 1997, 147); erstmals publizierte Goodblatt die These in einem hebr. Aufsatz von 1978, vgl. Jacobs 1995, 108 f. sowie Goodblatt 1999, 107–111. 436 Goodblatt 1994, 217–220. 437 Ebd. 225.

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überzeugendes Zeugnis für eine Einsetzung des Patriarchen durch Rom nach der Tempelzerstörung existiert nicht, weder in rabbinischen noch in außerrabbinischen Quellen. Für Rom bestand keine Notwendigkeit zu einer solchen Maßnahme, da der Beamtenapparat des Statthalters die Verwaltung der Provinz gewährleistete.438 Trotz der hohen Anerkennung, die viele rabbinische Traditionen Gamaliel II. zollen, existieren auch solche, die ihn unter den Rabbinen nur als primus inter pares sehen.439 Darüber hinaus wird ihm der Titel eines nasi selten zugeschrieben.440 Insgesamt ist der Befund zu von Rom gestützten jüdischen Selbstverwaltungsstrukturen negativ. Weder lässt sich nachweisen, dass ein Lehrhaus in Javne offiziell unterstützt wurde, noch, dass ein Patriarch Bestätigung fand oder gar Rom ein solches Amt geschaffen hätte. Dieser Befund stellt ein wichtiges Ergebnis dar und veranschaulicht den Strukturwandel nach der Tempelzerstörung und den Romanisierungsschub, den die Schaffung der eigenständigen Provinz mit sich brachte. Rom verzichtete nun auf eine Mittlerperson wie zuletzt Agrippa II., der bis zur Zerstörung die Oberaufsicht über den Jüdischen Tempel geführt hatte.441 Schimon b. Kosiba stand als nasi von Israel nicht in Konkurrenz zu einem rabbinischen Patriarchen und war kein Usurpator dieses Amtes. Die rabbinischen Schriften spiegeln die Entwicklung eines Teiles der jüdischen Oberschicht wider und zeigen im Falle der Gamalieliten die Kontinuität bezüglich des Ansehens und Einflusses über die Zerstörung Jerusalems und des Tempels hinaus. Auch wenn wegen des isolierten Befundes aus den rabbinischen Schriften letztlich kein angemessenes Urteil möglich ist, scheint denkbar, dass Gamaliel II. über ein ähnlich großes Ansehen verfügte wie sein Vater und Großvater. Obwohl er keine von Rom anerkannte Funktion innehatte, war er eine wichtige Autorität zumindest innerhalb eines Teiles der jüdischen Gesellschaft. Wie seine Reisen nach Syrien oder Rom verdeutlichen, verfügte er über ein weitgespanntes Beziehungsnetzwerk, dem auch Nichtjuden an­ gehörten.442

438 Choi 2013, 206–208, ebenso Schwartz 2006, 27 oder Stemberger 2015, 5 mit Anm. 8. 439 Jacobs 1995, 109; Goodblatt 1994 deutet das als rabbinische Polemik. 440 Jacobs 1995, 106–108, ihm folgt Hezser 1997, 410, vgl. auch Goodblatt 1994, 188. 441 Siehe Kapitel A 5.4.1. 442 Strobel 1989, 64.

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5. Rom und die Juden nach dem Jahr 70  Im Folgenden wird die flavische Politik bezüglich der jüdischen Diaspora nach dem Ende des Krieges in Iudaea untersucht. Die Hauptquelle hierfür ist Flavius Josephus’ siebtes Buch des bellum Iudaicum mit seinem begrenzten zeitlichen Rahmen bis ins Jahr 75 und seiner geographischen Beschränkung auf die Zentren der jüdischen Diaspora im östlichen Mittelmeerraum, Antiochia,­ Alexandria und die Kyrenaika. Spätere Quellen berichten über Maßnahmen Domitians gegen Juden und Christen. Auch auf letztere ist knapp einzugehen, da nicht in jedem Fall die Abgrenzung zu den Juden klar ist.443 Die Einführung der Judensteuer, die alle Juden im Römischen Reich zahlen mussten, erfährt eine eigenständige Behandlung in den folgenden Kapiteln, ebenso das römische Verhältnis zu den jüdischen Eliten.

5.1 Die römische Politik bezüglich der jüdischen Diaspora In Antiochia kam es während des Jüdischen Krieges zu Unruhen. Antiochus, der Sohn des Vorstehers der jüdischen Gemeinschaft von Antiochia, der selbst die jüdische Lebensweise aufgegeben hatte, bezichtigte seinen Vater und andere Juden des Planes, in der Stadt ein Feuer legen zu wollen. Die Beschuldigten wurden darauf im Theater verbrannt. Andere Juden zwang man zu Opfern nach griechischer Tradition und erwirkte mit Unterstützung von römischen Soldaten ein Sabbatverbot, das allerdings wohl nur von vorübergehender Dauer war. Als im Herbst des Jahres 70 tatsächlich ein Feuer ausbrach, konnte stellvertretend für den noch nicht in der Provinz angelangten Statthalter L. Iunius Caesennius Paetus der Legionslegat Cn. Pompeius Collega nur mit Mühe für Ordnung sorgen. Die Anschuldigung, die Juden seien für den Brand verantwortlich gewesen, erwies sich als haltlos.444 Im Zuge der feindseligen Stimmung baten die Antiochener Titus, der während des Winters 70/71 mindestens zweimal in ihrer Stadt weilte, die Juden aus Antiochia auszuweisen. Nachdem Titus das verweigerte hatte, modifizierten sie ihre Bitte insofern, als sie um die Entfernung der Bronzetafeln baten, die die jüdischen Rechte in Antiochia dokumentierten.

443 Dies gilt für Domitilla, die nach Dio 67,14,2 wegen jüdischer Sitten verbannt wurde, während Eus. hist. eccl. 3,18,4 sie als Christin bezeichnet; Maßnahmen gegen die Familie Jesu, über die Hegesipp apud Eus. hist. eccl. 3,20,1–6 berichtet, könnten in einem jüdischen wie christlichen Kontext stehen; der historische Wert dieser Tradition ist allerdings gering. 444 Ios. bell. 7,41–62; dass es vor dem Krieg zu keinen Ausschreitungen kam, belegt Ios. bell. 2,479; die Begründung liegt zum Teil in der römischen Militärpräsenz, so Smallwood 1976, 361.

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Auch das gestattete der Caesar nicht.445 In der Chronik des Johannes Malalas aus dem sechsten Jahrhundert werden zwei Baumaßnahmen des Titus erwähnt: ein Theaterbau, der einer Inschrift zufolge aus der Beute des Jüdischen Krieges finanziert wurde (ἐξ πραίδα Ἰουδαία), und die Errichtung von Statuen, bei denen es sich angeblich um Cherubim und Seraphim aus dem Jüdischen Tempel handelte.446 Möglich ist, dass die Maßnahmen zum Teil eine Kompensation für die den Antiochenern nicht gewährten Bitten bezüglich der jüdischen Privilegienbeseitigung waren. Unsicher bleibt die Identifizierung der Bronzestatuen: Cherubim und Seraphim sind nur für den Salomonischen Tempel belegt, wo sie als goldüberzogene Olivenholzstatuen beschrieben werden. Die Vermutung Glanville Downeys, dass die Bezeichnung ›Cherubim‹ für die Statuen zu dieser Zeit aufkam und dem Spott über Juden entsprang, erscheint plausibel.447 Trotz der Darstellungsabsicht des Josephus, die Juden als unschuldige Opfer und Titus als gnädigen Herrscher zu zeichnen, scheint seine Beschreibung im Kern den Tatsachen zu entsprechen. Festzuhalten bleibt dann, dass während des Krieges in Iudaea erhebliche ethnische Spannungen unter den Bevölkerungsgruppen in Antiochia bestanden, die zu Repressionen gegenüber den Juden auch mit Unterstützung der lokalen römischen Truppen führten. Verantwortlich für die Unruhen war die Bürgerschaft der Stadt. Ob die jüdische Gemeinschaft ihr einen Anlass dafür geboten hatte, ist aus dem Bericht des Josephus nicht ersichtlich. Titus als Vertreter der römischen Zentralmacht lag vor allem an der Aufrecht­ erhaltung der bestehenden Verhältnisse. Trotz des Aufstands in Iudaea kam eine kollektive Inhaftnahme und Bestrafung der nicht in den Krieg involvierten Juden für ihn nicht in Frage. Die Aufrechterhaltung der jüdischen Privilegien ist deswegen als Kontinuität zu dem von den Iulio-Claudiern geübten Umgang mit den jüdischen Gemeinden im Reich zu werten.448 Einen strukturell ähnlichen Fall bietet Alexandria. In der Stadt des notorischen Konflikts zwischen Griechen, Juden und Ägyptern war es im Jahr 66 zu heftigen Kämpfen gekommen. Josephus stellt wiederum die Juden als unschuldige Opfer dar, die bei öffentlichen Beratungen über eine Gesandtschaft an Nero als Feinde und Spione bezeichnet wurden und drei Opfer zu beklagen 445 Ios. bell. 7,100–111, bes. 110: τὰς γὰρ χαλκᾶς ἠξίουν δέλτους ἀνελεῖν αὐτὸν, ἐν αἷς γέγραπται τὰ δικαιώματα τῶν Ἰουδαίων, vgl. ant. 12,121; zu den Aufenthalten des Titus im Winter 70/71 knapp Halfmann 1986, 180 f.; zur Existenz der Bronzetafeln Pucci Ben Zeev 1998, 386 f. 446 Malal. 10,45; eine Synagoge wurde bei dem Theaterbau in Daphne wohl nicht zerstört, wie Malalas behauptet, vgl. Smallwood 1976, 363 f. mit Anm.  33; ähnlich berichtet Malal. 10,46 den Bau eines Odeions am Ort einer zerstörten Synagoge in Caesarea durch Vespasian. 447 Downey 1938; Michel/Bauernfeind 1959–1969, Bd. 2.2, 236 Anm. 54; Brooten 2000, 32 sieht die Aufstellung der ›Cherubim‹ als römische Demütigung der Juden und als Minderung ihres Status’. 448 Rajak 2002 [1983], 226 f., Barclay 1996, 257 f., Pucci Ben Zeev 1998, 424 und Bloch 2002, 132.

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hatten. Als die rachebereiten Juden nicht durch gütliche Verhandlungen beruhigt werden konnten, schickte der praefectus Aegypti Tib. Iulius Alexander Legionssoldaten. Nach einem schlimmen Blutbad zog er auf Bitten der Juden seine Truppen wieder ab.449 Bei Titus’ Aufenthalt in Alexandria im Frühjahr 71 ersuchten ihn die Alexandriner um die Aufhebung der jüdischen Privilegien, was er auch dort ablehnte.450 Die Orientierung an der Politik der Iulio-Claudier gegenüber den Juden der Diaspora bezeugt also auch Titus’ Verhalten in­ Alexandria. Etwas anders verhielt es sich im Falle von Flüchtlingen aus Iudaea, die bei ägyptischen Juden Unterschlupf fanden: Sie hetzten diese gegen Rom auf und töteten einige angesehene Männer, die sich ihnen entgegenstellten. Darauf überzeugten die Ältesten des jüdischen Rates in Alexandria ihre Leute, dem Aufruf zum Aufstand nicht zu folgen und die Aufrührer an Rom auszuliefern. Schließlich ging man mit stürmischer Gewalt (μετὰ πολλῆς ὁρμῆς) gegen sie vor. Trotz Folter waren die Flüchtlinge jedoch nicht von ihrer antirömischen Einstellung abzubringen.451 Josephus’ Darstellung ist eindeutig apologetisch, da die jüdische Oberschicht in Ägypten als völlig romtreu erscheint. Vor dem Hintergrund der blutigen Auseinandersetzungen des Jahres 66 und des zu Ende gegangenen Krieges in Iudaea ist die Haltung der alexandrinischen Oberschicht verständlich und wohl auch historisch.452 Allerdings erweckt Josephus’ Bericht wahrscheinlich bewusst den Eindruck, mit der Auslieferung der Aufrührer habe es sein Bewenden gehabt. Jedoch leitet er die Passage mit der Bemerkung ein, dass viele Juden gestorben seien; auch weiß er von Toten bei den innerjüdischen Auseinandersetzungen.453 Für Eusebius war das Ereignis bedeutend genug, um es in seine Chronik aufzunehmen; Hieronymus bezeichnet es in seiner lateinischen Fassung des Werkes als seditio.454 Diese Hinweise auf Unruhen (κίνημα) erklären wohl die Order Vespasians, den jüdischen Tempel des Onias in Leonto 449 Ios. bell. 2,487–498, der übertreibend von 50 000 jüdischen Opfern spricht; zum Ereignis ausführlich Pfeiffer 2008, 393–397; er vermutet, dass es bei den Beratungen über die Gesandtschaft um eine vom Kaiser sanktionierte Ausweisung der Juden aus Alexandria ging; Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 1, 78–80, bes. 79 sehen hier schlimmere Folgen für die jüdische Gemeinschaft als nach dem Pogrom von 38; vgl. auch Burr 1955, 36–39, Barclay 1996, 74 f. und Schaub 2014, 149–151. 450 Ios. ant. 12,121; in bell. 7,116–118 berichtet Josephus das nicht; Smallwood 1976, 366. 451 Ios. bell. 7,409–419; die Flüchtlinge bezeichnet Josephus wie alle Aufständischen als ›Sikarier‹, vgl. Michel/Bauernfeind 1959–1969, 2.2, 281 Anm. 190. 452 Pfeiffer 2008, 400, der damit zu Recht die kritische Einschätzung von Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 1, 80 relativiert, die von einer »humble and sycophantic attitude« sprechen. 453 Ios. bell. 7,409: μετὰ ταῦτα συνέβη πολλοὺς Ἰουδαίων ἀποθανεῖν u. 7,411: ἐπεὶ δὲ αὐτοῖς τῶν οὐκ ἀφανῶν τινες Ἰουδαίων ἀντέβαινον, τοὺς μὲν ἀπέσφαξαν; Pfeiffer 2008, 399 f. geht hierauf nicht ein und sieht »das Problem der Sikarier [als] innergemeindlich durch deren Auslieferung gelöst«. 454 Hier. chron. Olymp. 213.1/ad Vesp. 5 (ed. Helm 188b), vgl. Eus. chron. ad Abr. 2089/ Vesp. 5 (ed. Karst 216); zur Identifikation der Ereignisse Jones 1997, 250.

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polis zu zerstören, nachdem er von dem praefectus Aegypti Tib. Iulius Lupus davon erfahren hatte.455 Lupus kam dem Befehl Vespasians nicht oder nicht entschlossen nach. Er konfiszierte einige Weihegeschenke und kontrollierte die formal erfolgte Schließung offenbar nur lax. Erst sein Nachfolger Paulinus beendete den Kult.456 Ob der Tempel zerstört wurde, ist nicht bekannt. Die Datierung der Tempelschließung, die nach dem Fall Masadas und der seditio in Alexandria erfolgte, hängt mit der unbekannten Länge der Statthalterschaft des Iulius Lupus und der ebenso unbekannten Dienstzeit seines Nachfolgers Paulinus zusammen. Iulius Lupus ist letztmals im Frühjahr 73 belegt, danach gibt es erst wieder eindeutige Zeugnisse für C. Aeternius Fronto im Jahr 78. Dazwischen ist die Statthalterschaft des Paulinus einzuordnen, der wohl mit Vespasians Vertrautem C. Valerius Paulinus zu identifizieren ist. Die früher häufig geäußerte Vermutung, Iulius Lupus sei bereits im Jahr 73 im Amt verstorben, hat keine Grundlage. Eusebius datiert in seiner Chronik die seditio in Alexandria in das fünfte Jahr Vespasians, welches wegen seiner Orientierung an der zu seinen Lebzeiten üblichen Jahresrechnung in Caesarea nach dem Syro-Makedonischen Kalender vom 3. Oktober 73 bis zum 2. Oktober 74 anzusetzen ist. Fällt die Eroberung Masadas nun auf das Frühjahr 74 und die seditio in Alexandria damit möglicherweise mit Eusebius auf den Sommer, so kann die Schließung des Oniastempels frühestens im Jahr 74 erfolgt sein, wenn nicht sogar später.457 Folgt man der vorgeschlagenen Interpretation der Ereignisse in Alexandria, so ergibt sich, dass die von Josephus beklagten Opfer im Rahmen einer s­ editio starben und die Schließung des Oniastempels mit dieser in Zusammenhang stand. Welche Rolle der Tempel und sein Kultpersonal spielten, ist nicht zu klären. Offenbar wurde er aber als gefährliches oder potentiell gefährliches Zentrum aufstandsbereiter Juden wahrgenommen. Da für die Römer mit der seditio konkrete Gründe vorlagen, handelte es sich bei den repressiven Maßnahmen und der Tempelschließung nicht um ein anlasslos judenfeindliches Vorgehen, sondern um die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in Ägypten. 455 Ios. bell. 7,420 f.; der Oniastempel existierte seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert als einziges Konkurrenzheiligtum zum Jerusalemer Tempel, erlangte aber nie mehr als nur regionale Bedeutung, vgl. Schürer 1973–1986, Bd. 3.1, 145–147; zur mutmaßlichen Lokalisierung Holladay 2001; Avidov 2009, 3 f. schließt dagegen einen Zusammenhang mit dem Aufstand bzw. mit Unruhen aus. 456 Ios. bell. 7,433–436. 457 Häufig erfolgte die Datierung auf 73, vgl. aber Cotton 1989, 158 und Campbell 1988; Schwier 1989, 336 denkt an das Jahr 75; letzter Beleg für Iulius Lupus ist SEG 20.651, seinen Tod während der Amtszeit bezeugen Ios. bell. 7,433 und Plin. nat. 19,11; zu Aeternius Fronto: P.Oxy. 2756; zur Identifikation des Paulinus als Valerius Paulinus (Tac. hist. 3,43) und nicht Curatius Paulinus (P.Oxy. 1266) Sijpesteijn 1979, 120–125; Belege zu den genannten praefecti Aegypti bei Bastianini 1975, 275 f. u. 1988, 506 sowie Bureth 1988, 479 f., die älteren Thesen bei Stein 1950, 40 f.; Hier. chron. Olymp. 213.1/ad Vesp. 5 (ed. Helm 188b) mit Burgess 1999, 28 f.; Eus. chron. ad Abr. 2090/Vesp. 6 (ed. Karst 216) datiert sogar auf 74/75.

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Zum Abschluss des bellum Iudaicum führt Josephus die Kyrenaika als Ort der Auseinandersetzung zwischen Römern und Juden an, wobei er wiederum nach seinem apologetischen Schema vorgeht: Ein Aufrührer namens Jonathan, genannt der Weber, kam in die Gegend, führte arme Juden in die Wüste und gewann sie dort mit Wundern für sich. Nachdem die jüdische Oberschicht das an die römische Verwaltung gemeldet hatte, ging diese mit Truppen gegen die nicht verteidigungsbereite Menge vor, tötete viele und nahm einige gefangen. Jonathan geriet später in Gefangenschaft und konnte sich einer Verurteilung durch den Statthalter Catullus entziehen, indem er behauptete, von den reichen Juden der Provinz zu seiner Tat angestiftet worden zu sein. Catullus nutzte ihn in der Folge als delator gegen wohlhabende Juden, die er töten ließ und deren Güter er der kaiserlichen Kasse zur Verfügung stellte. Josephus zufolge wollte Catullus den Anschein erwecken, auch einen jüdischen Krieg gewonnen zu haben. Jonathan beschuldigte schließlich sogar Juden aus Alexandria und Rom umstürzlerischer Tätigkeiten, darunter auch­ Josephus. Bei einem Prozess in Rom wurde jedoch die Unschuld der Beschuldigten festgestellt und der Zeuge Jonathan durch Geißelung und Verbrennungstod bestraft. In Bezug auf Catullus wurde nur, dank der clementia (πραότης) der Herrscher, konstatiert, dass er im Unrecht war, so Josephus.458 Aus dem ­bellum Iudaicum könnte man die Schlussfolgerung ziehen, es hätte sich um eine spontane religiöse Erhebung des Pseudopropheten Jonathan gehandelt, der in der Wüste als Mose redivivus auftrat, um die Menschen zu befreien, ohne dass es zu einer Rebellion kam.459 Eine kurze Notiz in der vita des Josephus korrigiert diesen Eindruck. Er spricht dort von einem Aufstand (στάσις) und dem an ihn selbst gerichteten Vorwurf, er habe Waffen und Geld geschickt. Es handelte sich um einen geplanten Umsturz, für den finanzielle Mittel beschafft und Menschen unter Waffen gestellt worden waren. Auch wenn die Ermittlungen gegen die beschuldigten Juden in Alexandria und Rom nicht bewiesen werden konnten, wurde der Statthalter Catullus nicht bestraft. Seinem harten Vorgehen wurde also von Vespasian nicht die Berechtigung abgesprochen.460 Die Ereignisse in Cyrene zeigen zweierlei: Einerseits hatte der Statthalter Catullus

458 Ios. bell. 7,437–451. 459 Hengel 1983, 666, ähnlich Applebaum 1979, 225: beide stellen Vergleiche mit Theudas (Ios. ant. 20,97–99, Apg 5,36) und ›dem Ägypter‹ (Ios. ant. 20,169–172) an. 460 Ios. vita 424; Smallwood 1976, 371. Die von Ritterling 1927, 29 vorgeschlagene Identifikation des Catullus mit L. Valerius Catullus Messalinus hat Schwartz 1986, 375 f. u. 1990b, 11 aufgegriffen: Dessen ordentlicher Konsulat 73 würde erweisen, dass er in hoher kaiserlicher Gunst stand und für seine Politik belohnt wurde. Dagegen führen Cotton/Eck 2005, 46–48 den baldigen Tod des Catullus bei Josephus (οὐκ εἰς μακράν) an: Valerius Catullus Messalinus starb zwanzig Jahre später. Zudem ist der rasche Aufstieg vom Statthalter der Creta et Cyrene (71–72) zum consul ordinarius (73) unmöglich. Letzteres akzeptiert Schwartz 2011, 334.345 f.

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Gründe für seine harten Maßnahmen; sein Vorgehen wurde vom Kaiser als legitim erachtet. Andererseits bestand für die Juden weiterhin Rechtssicherheit, da die Beschuldigten aus Rom und Alexandria nicht belangt wurden. Vespasians Interesse am Gewinn von neuen Finanzquellen dehnte sich nicht beliebig auf alle einmal Beschuldigten aus. In der Kyrenaika sind dagegen zumindest nach Josephus viele reiche Juden – er spricht von circa tausend – umgebracht worden. Darunter befanden sich sicher auch unschuldige Opfer. Die Fälle aus Antiochia, Alexandria und der Kyrenaika zeigen trotz der tendenziösen Darstellung des Josephus, dass die Juden nach dem Krieg in Iudaea vom römischen Staat geschützt wurden. Auch wenn es in den Diasporagemeinden des Ostens zu erheblichen ethnischen Spannungen kam und die lokale römische Verwaltung teils zu Ungunsten der Juden agierte, wurden die traditionellen Privilegien der Juden von der römischen Zentrale nicht angetastet. Besonders die Ereignisse in Alexandria und der Kyrenaika machen deutlich, dass aufstandsbereite Juden es aus römischer Sicht notwendig machten, einzugreifen, um Ruhe und Ordnung in den Provinzen aufrecht zu erhalten. Hierbei griff Rom freilich auch zu drastischen Mitteln. Da sich aus dem bellum Iudaicum die Sicherung der jüdischen Privilegien im Römischen Reich auch nach dem Jahre 70 ergibt, ist kurz auf die Berichte über Judenverfolgungen unter den Flaviern einzugehen. Eine von Eusebius behauptete Judenverfolgung Vespasians, die aus der Suche nach verbliebenen Mitgliedern der davidischen Familie resultiert habe, ist wohl nicht mehr als eine späte Stilisierung der allgemeinen Kriegsfolgen und aufgrund des Fehlens weiterer Nachrichten an dieser Stelle nicht zu vertiefen.461 Besser fassbar sind Traditionen, die seinen Sohn Domitian als Juden- oder Christenverfolger brandmarken. Da unter den Domitian zugeschriebenen christlichen Opfern auch Judenchristen gewesen sein könnten, die wegen ihres Festhaltens an jüdischen Bräuchen verfolgt wurden, sind die Notizen zur Christenverfolgung mit einzubeziehen: Die christliche Tradition sieht seit dem zweiten Jahrhundert in Domitian den zweiten Christenverfolger nach Nero.462 Ihr historischer Wert ist jedoch dadurch getrübt, dass die Zuschreibung einem christlich-apologetischen Schema folgt, das die pessimi principes als Christenverfolger abstempelt und damit Maßnahmen gegen Christen als Auswüchse einer ›schlechten‹ Politik brandmarkt.463 Eusebius von Caesarea trägt zu Beginn des vierten Jahrhunderts die ihm wichtig erscheinenden Belege für eine domitianische Christenverfolgung zusammen; da er nicht einen einzigen Märtyrer zu nennen vermag, 461 Eus. hist. eccl. 3,12 spricht von einer ›großen Verfolgung‹ (μέγιστόν … διωγμὸν). 462 Melito von Sardes apud Eus. hist. eccl. 4,26,9; Tert. apol. 5,3 f.; Lactantius, de mortibus persecutorum 3 (ed. J. L. Creed 1984); Eus. hist. eccl. 3,17 und Oros. 7,10,5, vgl. Timpe 2001, 92 f. 463 Ulrich 1996, 270, Riemer 2000, 76 und Timpe 2009, 234–242.

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überzeugt sein Nachweis einer solchen jedoch kaum.464 Die legendarische Erzählung über Verwandte Jesu, die als Nachkommen Davids angeklagt worden seien, endet konsequenterweise mit ihrem Freispruch wegen ihrer Ungefährlichkeit.465 Obwohl das Leben für einzelne Christen durchaus schwer gewesen sein kann, wie manche Quellen suggerieren, hat dies nichts mit einer systematischen Christenverfolgung zu tun. Möglich ist, dass unter Domitian Christen wegen des Vorwurfs, jüdische Sitten zu pflegen, in Konflikte mit den Behörden wegen der Zahlung der Judensteuer gerieten. Knapp ist abschließend auf Pläne Domitians zu einer Judenverfolgung einzugehen, von denen spätere Quellen berichten.466 Aus den ›Akten des Johannes in Rom‹ und rabbinischen Quellen wird geschlussfolgert, dass Domitian die Beseitigung der Juden geplant habe: Eine Delegation von Rabbinen sei deswegen nach Rom gereist, um in Verhandlungen zu treten. Im Ergebnis sei es zu keiner Verfolgung oder Beseitigung der Juden gekommen, da je nach Version ent­weder die Christen auf Betreiben der Juden verfolgt wurden oder ein römischer Senator, der Proselyt geworden war, durch den Einsatz seines Lebens ein entsprechendes Dekret verhinderte.467 Bereits das jeweilige Resultat jener Berichte, nämlich, dass es zu keiner Judenverfolgung kam, ist Warnung genug, sie nur mit größter Vorsicht als Beleg für eine domitianische Verfolgung zu verwenden. Methodisch ist das Vorgehen, aus späten, disparaten Quellen auf tatsächliche Pläne Domitians zu schließen, höchst problematisch. Die Schiffsreise der Rabbinen nach Rom ist eine bekannte Erzählung der rabbinischen Literatur, die als Rahmen für halachische Diskussionen dient, wobei weder das tatsächliche Zustandekommen einer solchen noch deren Datierung auf das Jahr 95 (oder 96) als auch nur annähernd sicher gelten können. Der Schluss auf eine politische

464 Eus. hist. eccl. 3,17–20 mit Ulrich 1996, passim, bes. 286; eine domitianische Christenverfolgung lehnen ebenfalls ab: Speigl 1970, 38, Jones 1992, 114, Riemer 2000, 76, Witulski 2007a, 32 f. u. 2012, 147 f., Timpe 2009, 233, Strobel 2010, 130, Gering 2012, 134 und Koch 2013, 458–460. 465 Hegesipp apud Eus. hist. eccl. 3,20,1–6; Heemstra 2010, 81 ist der Meinung, dass sie wegen der Nichtzahlung der Judensteuer angeklagt wurden; zur Stelle auch Speigl 1970, 31 f.; gegen die These von Unruhen in Iudaea unter Domitian Mor 1986a, 583 f. 466 Diskutiert bei Heemstra 2010, 75–82 vgl. Smallwood 1956, 8.9 f. u. 1976, 383 f. sowie Jones 1992, 118; zur älteren Forschung Graetz 1908, 109–111; Case 1925, 13–19 meint, dass Josephus mit den antiquitates auf eine zunehmend antijüdische Stimmung in Rom reagierte. 467 Nach AJγ 1–4 plante Domitian eine Verfolgung gerechter Menschen (διωγμὸν ποιεῖν κατὰ τῶν δικαίων ἀνθρώπων); als Juden davon erfuhren, schrieben sie Domitian einen Brief, der die Christen als illoyal bezeichnete und als Anlass für eine Christenverfolgung diente; DevR 2,24 berichtet von einem gottesfürchtigen Senator, der in Rom anwesenden Rabbinen einen Senatsbeschluss zur Auslöschung der Juden mitteilte; durch seinen Selbstmord, vor dem er sich beschnitt, konnte er die Ausführung des Beschlusses entscheidend aufhalten, vgl. dazu die Version bAvoda Zara 10b.

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Mission ist dementsprechend willkürlich.468 Die ›Akten des Johannes in Rom‹ sind ein Text aus der nachkonstantinischen Zeit des vierten oder fünften Jahrhunderts, deren Autor in Kenntnis der Kirchengeschichte des Eusebius und vor dem Hintergrund der dort beschriebenen domitianischen Christenverfolgung eine eigene Interpretation von deren Anfängen gibt.469 Hinweise darauf, dass er anderweitig unbekanntes Quellenmaterial vorliegen gehabt hat, existieren nicht. Die Werke, die über das Eingreifen eines senatorischen Proselyten zugunsten der Juden berichten, sind noch später redigiert worden, stellen vor allem die Zentralität der Beschneidung für die Juden heraus und taugen ebenfalls kaum dazu, unser Wissen über das späte erste Jahrhundert zu bereichern.470 Insgesamt tragen die Berichte über domitianische Verfolgungen nichts zur Diskussion über den Fortbestand oder die Aufhebung der jüdischen Privilegien bei. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die seit frühvespasianischer Zeit bestehende Linie der Politik gegenüber den Juden, die ihrerseits in Kontinuität zu der iulisch-claudischen steht, eine Änderung erfahren hätte. Individuelle Ängste oder lokalen Druck auf Juden oder Christen schließt das keineswegs aus.

5.2 Einführung und Einzug der Judensteuer Ohne Parallele in der Antike ist die Einführung einer Sondersteuer nach dem Ende des Aufstands in Iudaea. Weil sie alle Juden im Römischen Reich bezahlen mussten, wird sie oft als Kollektivstrafe gedeutet und  – weil sie an Iuppiter Capitolinus zu entrichten war – weniger als finanzielle Belastung denn als besondere Demütigung für die monotheistischen Juden aufgefasst.471 Andere Gelehrte verweisen dagegen stärker auf den finanziellen Aspekt, der bei der Ein 468 Zur klassischen Datierung Graetz 1908, 110 Anm. 1, welcher Heemstra 2010, 76 mit Anm. 40 folgt; Hezser 1997, 170 zweifelt an der Authentizität der Reise(n); Noy 2005, 376 hält sie für möglich, betont aber, dass die Quellen keine Reisegründe nennen, vgl. Schäfer 1978, 67–74, der für religiöse und nicht politische Gründe argumentiert; auch Stemberger 2015, 24 f. spricht sich gegen politische Gründe aus. 469 Junod/Kaestli 1983, Bd. 2, 854–860 zur Abhängigkeit von AJγ 1–4 von Eus. hist. eccl. 3,17–20. 470 Die Redaktion von DevR, das in Palästina entstand und keinen Einfluss des Babylonischen Talmuds aufweist, datiert Stemberger 2011, 341 auf 450 bis 800; gegen Smallwood 1976, 384 ist in DevR 2,24 wohl keine »variant of the story in the Acts of John« zu sehen; in­ bAvoda Zara 10b wird der judenfeindliche Kaiser ebenfalls nicht beim Namen genannt (!), während der Proselyt als Ketiah bar Shalom (‫ )קתיעה בר שלום‬bezeichnet wird, ein Wortspiel, das auf seine Beschneidung anspielt, vgl. Jacobson 1981; wegen der Thematik vermutet er den Ursprung in hadrianischer Zeit. 471 Pucci Ben Zeev 2005a, 124 und Goodman 2007a, 454 stellen die kollektive Dimension der Judensteuer heraus; nach Ginsburg 1931, 286, Schäfer 2010 [1983], 159 und Sartre 2005, 127 stand die Demütigung der Juden im Vordergrund, vgl. auch Schwier 1989, 327 f. oder Pfeiffer 2008, 398.

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führung der Judensteuer die entscheidende Rolle gespielt habe.472 Im Folgenden ist ihre Entstehung und ihre heftig diskutierte Einzugspraxis unter Domitian zu untersuchen.

5.2.1 Vespasian und Titus Josephus schreibt über die Einführung der Judensteuer durch Vespasian:473 Außerdem legte er den Juden, wo auch immer sie sich aufhalten mochten, eine Kopfsteuer auf. Jährlich hatten sie zwei Drachmen an das Kapitol zu entrichten, entsprechend der Steuer, die sie vorher an den Jerusalemer Tempel bezahlten.

Nach dieser Aussage kann kein Zweifel bestehen, dass Vespasian nach der Zerstörung des Heiligtums, für das das Geld bestimmt war, die bestehende jüdische Steuer zu Roms Gunsten umleiten ließ. Spätestens seit der hasmonäischen Zeit zahlten alle männlichen Juden, sowohl die in der Heimat ansässigen als auch jene der Diaspora, von ihrem zwanzigsten bis zum fünfzigsten Lebensjahr eine jährliche Abgabe von einem Halbschekel – oder seine währungstechnische Entsprechung von zwei attischen Drachmen oder zwei römischen Denaren – an den Jerusalemer Tempel.474 Das jüdische Privileg, auf lokaler Ebene Geld für ihr Heiligtum zu sammeln und nach Iudaea zu verschiffen, war zwar wiederholt angegriffen, aber immer wieder von der römischen Obrigkeit ge­sichert worden.475 Eingezogen wurde die neue Steuer von Rom erstmals im dritten Regierungsjahr Vespasians, also im Zeitraum vom 1. Juli 71 bis zum 30. Juni 72, wobei man aber den Betrag für das Vorjahr 70/71 mitberechnete.476 Dies zeigt, dass Rom 472 Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 1, 81 f., Bruce 1964, 37, Smallwood 1976, 374, Thompson 1982, 333 oder Ayaso Martínez 1990, 134; Gambash 2013, 190 f. u. 2015, 159 stellt die Judensteuer in den Kontext von Entschädigungszahlungen (indemnitas). 473 Ios. bell. 7,218: φόρον δὲ τοῖς ὁπουδηποτοῦν οὖσιν Ἰουδαίοις ἐπέβαλεν δύο δραχμὰς ἕκαστον κελεύσας ἀνὰ πᾶν ἔτος εἰς τὸ Καπετώλιον φέρειν, ὥσπερ πρότερον εἰς τὸν ἐν Ἱεροσολύμοις νεὼν συνετέλουν. 474 Ex 30,11–16 ordnet die Zahlung eines Halbschekels an. Da die vermeintlich jüngere Stelle Neh 10,33 lediglich von der Zahlung eines Drittelschekels weiß, handelt es sich wohl um eine Interpolation des mosaischen Gesetzes, die 2Chr 24,5–9 im Gegensatz zu 2Kön 12, 5–17 kennt, dazu Stenger 1988, 151–154; in neutestamentlicher Zeit war die Zahlung von zwei Drachmen (= ein Halbschekel) üblich, vgl. Mt 17,24 und Ios. ant. 3,195; das Mindestalter von zwanzig Jahren geht aus der Exodusstelle hervor, vgl. Phil. spec. leg. 1,77; nach Ios. ant. 3,196 war fünfzig die Obergrenze; eine Übersicht bei Bruce 1964, 34 f. 475 L. Valerius Flaccus hatte als Statthalter von Asia im Jahr 62 v. Chr. die Ausfuhr des­ aurum Iudaeorum aus seiner Provinz verboten, so Cic. Flacc. 28,67 (= GLAJJ 68); das Privileg der Juden, Geld zu sammeln, schützten sowohl C. Iulius Caesar (Ios. ant. 14,213–216) als auch M. Vipsanius Agrippa (Ios. ant. 16,167 f.), dazu Stenger 1988, 158–162. 476 Nach Dio 65,7,2 war die Judensteuer seit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels zu leisten; der Kontext bei Ios. bell. 7,218 ergibt, dass sie aber erst seit Vespasians drittem Jahr eingezogen wurde. Der Befund ist mit den Steuerquittungen aus Apollinopolis Magna ver-

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seinen Anspruch auf das Geld erstmals im ersten Jahr nach der Tempelzerstörung erhob und damit quasi die Rechtsnachfolge der Tempelsteuer übernahm. Detailregelungen lassen sich von Steuerquittungen aus Apollinopolis Magna (Edfu) und von zwei Papyruslisten aus Arsinoe und Karanis, die die Steuerzahlung beurkunden, entnehmen.477 Da die Anordnungen zur neuen Steuer aus Rom kamen, werden diese ägyptischen Befunde üblicherweise verallgemeinert.478 Während in den frühen Dokumenten die Steuer als timē dēnariōn dyo Ioudaiōn erscheint, was eindeutig auf die Tempelsteuer verweist, findet sich daneben auch die Bezeichnung als Ioudaikon telesma; sie löste die ältere ab 92/93 komplett ab.479 Aus den Steuerquittungen geht hervor, dass Vespasian die Basis der Steuerpflichtigen im Vergleich zur jüdischen Tempelsteuer, die nur Männer zwischen zwanzig und fünfzig Jahren zahlen mussten, erheblich erweiterte und damit die Belastung der Zahler massiv erhöhte: Nun waren beide Geschlechter ab dem dritten Altersjahr der Steuer unterworfen, welche Juden jetzt auch für ihre Sklaven leisten mussten. Ob eine Altersobergrenze existierte, ist aus dem erhaltenen Material nicht zu belegen.480 Die Tatsache, dass im römischen Ägypten lediglich Männer im Alter von vierzehn bis vermutlich zweiundsechzig Jahren verpflichtet waren, die Kopfsteuer (laographia) zu zahlen, zeigt bereits unabhängig vom Betrag die Schärfe der Maßnahme.481 Der Betrag der Judensteuer ist auf den Ostraka zunächst mit acht ägyptischen Drachmen und zwei Obolen dokumentiert. Dies entspricht dem Betrag der ehemaligen Tempelsteuer von zwei attischen Drachmen oder zwei römischen Denaren, da jene im Verhältnis eins zu vier zur ägyptischen Drachme getauscht wurden. Die zwei Obolen stellten ein Agio dar, einen Aufschlag wegen des Währungswechsels, einbar, so Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 113 f., vgl. Hemer 1973, 7, Smallwood 1976, 372 und Heemstra 2010, 10 u. 13 mit Anm. 11. 477 CPJ 160–229 (Apollinopolis Magna/Edfu, 71/72–116 n. Chr.), 421 (Arsinoe, 16. Mai 73) u. 460 (Karanis, 145/6 oder 167/8). 478 Alpers 1995, 291 Anm. 1018, Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 1, 80. 479 Die Bezeichnung τιμὴ δηναρίων δύο Ἰουδαίων findet sich von den frühesten Ostraka (ab CPJ 160) bis in das Jahr 89 (CPJ 187); Ἰουδαϊκὸν τέλεσμα erscheint erstmals 73 in Arsinoe (CPJ 421) und ab 80 in Edfu in Verbindung mit einem πράκτωρ Ἰουδαϊκοῦ τελέσματος. Ab CPJ 189 findet sich nur noch letztere; lateinisch hieß die Steuer wohl denarii duo Iudaeorum, vgl. Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 113. 480 Die Altersuntergrenze geht aus CPJ 421 hervor, vgl. Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 114 u. 204 f. Eine Obergrenze mit 62 vermutet Wallace 1938, 111.170 mit Anm. 3 in Analogie zur laographia; eine einundsechzigjährige Zahlerin ist belegt (CPJ 421, Z. 183 f.), allerdings auch die Verhandlung über die Steuerpflicht eines Neunzigjährigen – wenn die Altersangabe bei Suet. Dom. 12,2 nicht hyperbolisch ist. Es ist wohl besser, dies offen zu lassen, vgl. Hemer 1973, 7 Anm. 10 und Cappelletti 2006, 114. 481 Wallace 1938, 104–109, Rathbone 1993, 87 und Schaub 2014, 62; zum Vergleich sei auf Dig. 50,15,3 hingewiesen. Dort gibt Ulpian als Zahler der Kopfsteuer (tributum) in Syria Männer im Alter von vierzehn bis fünfundsechzig Jahren sowie Frauen von zwölf bis fünfundsechzig an.

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der bei der Tempelsteuer auch aus anderem Kontext bekannt ist.482 Ab dem Jahr 73 wurde eine Drachme zusätzlich als aparchai eingezogen und gesondert angeführt, während sie später ohne eigene Nennung auf die Steuersumme aufgeschlagen wurde. Was darunter zu verstehen ist, wird nicht ganz klar.483 Ein hypothetisches Rechenbeispiel betreffs der Kopfsteuern ab dem Jahr 73 mag die Belastung einer jüdischen Familie in Edfu mit zwei Kindern zwischen drei und zwölf Jahren im Vergleich zu einer nichtjüdischen verdeutlichen:484 Während in einer nichtjüdischen Familie lediglich der Vater 16 Drachmen an Kopfsteuer jährlich zu leisten hatte, kam die jüdische Familie auf 53 Drachmen und 2 Obolen und damit auf mehr als die dreifache Summe.485 Arbeiter verdienten zwischen 25 und 40 Drachmen monatlich, also zwischen 300 und 480 Drachmen im Jahr, besser bezahlte Bergwerksarbeiter in der unwirtlichen Wüste am Mons Claudianus bis 47 Drachmen monatlich, also 564 jährlich.486. Obwohl die neue römische Judensteuer finanziell eine schwere Belastung darstellte und aus der Sicht frommer Juden eine religiöse Demütigung war, da mit dem ehemals für Jerusalem bestimmten Geld nun der römische Kapitolstempel erneuert wurde, scheint eine kollektive Bestrafung aller Juden im Römischen Reich nicht die primäre Absicht Vespasians gewesen zu sein.487 Um das zu erweisen, gilt es im Folgenden, die Steuer in den Kontext ihrer Zeit zu stellen. Zunächst sei lediglich darauf hingewiesen, dass die Übernahme von be­ stehenden Steuern durch die Römer im Rahmen der Provinzialisierung eines 482 Zum Betrag CPJ 162–166; Weiser/Cotton 1996, 285–287 zum Wechselkurs der ägyptischen Drachme, 247 zum Agio sowie 258 f. zum Wechselkurs bei der Tempelsteuer. 483 CPJ 167–182 u. ö.; unter ἀπαρχαί wurden im Wortsinn die ›Erstlingsfrüchte‹ verstanden, in der hellenistischen Literatur sämtliche Abgaben, die die Juden an Jerusalem zahlten, vgl. Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 115; Wallace 1938, 176, der glaubt, dass die ägyptischen Juden die Tempelsteuer nach Leontopolis bezahlten, vermutet hinter den ἀπαρχαί eine die Erstlingsfrüchte ersetzende Geldabgabe an jenen Tempel. Bei CPJ 183 aus dem Jahr 85 erscheint die Judensteuer erstmals mit einem Betrag von neun Drachmen und zwei Obolen; Cappelletti 2006, 109–111. 484 Die in CPJ 421 dokumentierte Kinderarmut lässt die genannte Familiengröße als geeignet für ein Beispiel erscheinen, vgl. Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 205. 485 CPJ 246 (72 n. Chr.), 263 (76 n. Chr.) u. 358 (109 n. Chr.) belegen die Kopfsteuerhöhe in Edfu, vgl. Stern 1976–1984, Bd. 2, 129 f. und Wallace 1938, 133. Die Kopfsteuer war in Ägypten nicht einheitlich geregelt, sondern lag in Städten bei 8–20 und auf dem Land bei ­16–40 Drachmen, vgl. Ausbüttel 1998, 81 oder Schaub 2014, 63; der Aussage von Schäfer 2010 [1983], 159, die Judensteuer sei »weniger eine finanzielle Belastung« gewesen, ist somit für ärmere Familien nicht zuzustimmen, vgl. Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 1, 82 oder Schaub 2014, 155. 486 Cuvigny 1996, 140 f.; Legionäre erhielten 300 Denare = 1200 Drachmen jährlich; ein Sokratis aus Karanis, der jährlich circa 10 000 Drachmen erwirtschaftete, war ein Groß­ verdiener, vgl. Harker 2008, 113; Kampmann/Ganschow 2008, 40 f. mit einer Lohn- und Preisübersicht, vgl. Schaub 2014, 102 f. 487 Zur Zahlung an Iuppiter Capitolinus Dio 65,7,2 und Smallwood 1976, 375; Michel/Bauernfeind 1959–1969, Bd. 2.2, 259 Anm. 110: »durchaus nicht als besonderer Schimpf gemeint«, vgl. Bruce 1964, 37 f., Stenger 1988, 87, Rutgers 1998, 113 oder Carleton Paget 2010, 397.

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Territoriums üblich war.488 Iudaea war zwar bereits provinzialisiert, da es jedoch nach dem Aufstand zu einer administrativen Statusveränderung  – der provinzialen Eigenständigkeit  – kam, ist in diesem Zusammenhang die Umwidmung einer Steuer, die ihren Bestimmungszweck verloren hatte, denkbar. Nach der Krise des Vierkaiserjahres waren die staatlichen Mittel erschöpft und zwangen Vespasian in vielen Bereichen zu unpopulären Sparmaßnahmen. Sueton kritisiert zwar die pecuniae cupiditas des neuen Herrschers, berichtet aber auch, Vespasian sei zu den Eingriffen gezwungen gewesen durch die hohen und dringenden Ausgaben der Staatskasse und den Engpaß in der kaiserlichen Privatkasse. Tacitus berichtet von der Klage der praetores aerarii über die publica paupertas und ihrer Forderung nach Einsparungen.489 Vespasian selbst erkannte die Sanierung der Staatsfinanzen als ein zentrales Problem und steuerte mit verschiedensten Maßnahmen dagegen an, sodass man durchaus von einem Reformprogramm sprechen kann, das schließlich erfolgreich war. Wenn er beispielsweise Gebieten wie Achaia oder Lykien die von Rom gewährte Freiheit wieder nahm oder im Osten Klientelkönigreiche provinzialisierte, spielten neben strategischen Erwägungen finanzielle gewiss eine Rolle.490 Im Falle der Judensteuer ist ersichtlich, dass Vespasian die bestehende jüdische Tempelsteuer usurpierte und die Zahlerbasis erweiterte. Administrativ wurde in Rom eine neue Kasse mit dem Namen fiscus Iudaicus geschaffen, die entweder nur die Judensteuer verwaltete oder – wohl weniger wahrscheinlich – sowohl diese als auch den Steuerertrag der nun eigenständigen Provinz­ Iudaea.491 Die Details der umstrittenen behördlichen Organisation sind an die 488 Weiser/Cotton 1996, 241 Anm.  29 bezeichnen die Übernahme bestehender Steuern und bisweilen ihre Umbenennung als »eine bekannte Tatsache, die keiner Belege bedarf«. In diesem Kontext verweist Cotton auf eine nabatäische Abgabe auf Dattelhaine, die die Römer unter dem Namen stephanikon übernahmen. 489 Suet. Vesp. 16,3: Sunt contra qui opinentur ad manubias et rapinas necessitate compulsum summa aerarii fiscique inopia. Sueton selbst teilte diese Meinung; Tac. hist. 4,9,1; Schmall 2011, 260 f., Levick 1999, 95–97. 490 Suet. Vesp. 8,4 nennt als Orte, die die Freiheit verloren, Achaia, Lykien, Rhodos,­ Byzanz und Samos; provinzialisiert wurden Cilicia Trachia und Kommagene; vgl. Jones/ Milns 2003, 62 f.; bei der Verleihung des ius Italicum an ganz Spanien (Plin. nat. 3,30) konnte Vespasian Gebiete, in denen Galba und Otho viele Anhänger gehabt hatten, ohne finanziellen Aufwand belohnen, vgl. Bosworth 1973, 53–55. 491 Mehrheitlich wird der fiscus Iudaicus für eine Separatkasse gehalten, die, so Hirschfeld 1905, 73, »[m]it der Provinz Judäa als solcher nichts zu tun« hatte, ebenso Ginsburg 1931, 285, Bruce 1964, 36, Smallwood 1976, 375, Stenger 1988, 85 oder Schmall 2011, 270. Alpers 1995, 290–307, bes. 301 dagegen ist der Meinung, dass bereits vor Vespasian in Iudaea eine Kasse unter dem Namen fiscus Iudaicus existierte, die als Provinzialkasse dem aerarium populi Romani zugeordnet war und für die Vespasian »eine übergeordnete stadtrömische Zentralstelle« schuf, der auch die neue Judensteuer zugeordnet wurde. Der belegte procurator ad capitularia Iudaeorum (CIL 6.8604 = ILS 1519) könnte, so Alpers, damit sowohl für die Steuern der Provinz Iudaea als auch für die Judensteuer zuständig gewesen sein (S.  303); kritisch dazu Günther 2014, 126 f.135, der richtig betont, dass die Provinz Iudaea erst mit

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ser Stelle von nachrangiger Bedeutung. Wichtiger ist die Tatsache, dass sich in flavischer Zeit in Rom eine Reihe von fisci findet, deren Aufgaben im Falle des fiscus Asiaticus und des fiscus Alexandrinus nicht klar sind.492 Sie scheinen im Zusammenhang mit den Maßnahmen Vespasians zu stehen, die finanzielle Krise der Staatskasse zu beheben und sich dabei möglichst Kenntnis der Finanzströme zu verschaffen oder sogar direkten Zugriff auf Gelder zu erhalten, für deren Verwaltung eigentlich das vom Senat kontrollierte aerarium populi Romani zuständig war. Während Michael Alpers der Meinung ist, dass durch diese beiden fisci die Überschüsse der beiden Provinzen direkt durch den Kaiser verwaltet wurden, schlägt Sabine Schmall vor, darunter »keine physischen Kassen, sondern lediglich Verrechnungsstellen« zu sehen, die wohl nur zeitweise bestanden, um die zuständigen Beamten in den Provinzen zu entlasten und dem neuen Herrscher detaillierte Berichte zu übermitteln.493 Der fiscus Alexandrinus steht möglicherweise in Verbindung mit neuen Abgaben, die Vespasian den Alexandrinern auferlegte. Cassius Dio berichtet, dass sich der Kaiser die Gunst der Stadt durch neue Steuern verscherzte und es zu öffentlichen Protestaktionen und zur Verspottung des Herrschers kam. Man kann vermuten, dass dieses Geld entweder direkt in Rom verwaltet wurde oder einen Beitrag zum angepeilten Überschuss aus der Provinz leisten sollte, den man wiederum von Rom aus kontrollierte; zum fiscus Iudaicus ergeben sich zumindest strukturelle Parallelen:494 70 verwaltungstechnisch unabhängig wurde und davor keine eigenständige Provinzialkasse bestanden haben kann. Günther geht von einer Abteilung unter der Administration des a­ rationibus aus, die die reichsweit eingezogene Judensteuer verwaltete. 492 Belege zum fiscus Asiaticus: CIL 6.8570 = ILS 1517, CIL 6.8572 = ILS 1516, CIL 13.1800; zum fiscus Alexandrinus: AE 1888.30 = AE 1889.88 = ILS 1518, AE 1901.171, CIL 6.5744, CIL 6.8573; zum fiscus frumentarius: CIL 6.544 = ILS 1540, CIL 6.634 = ILS 1540a, CIL 6.8476 = ILS 1544 = AE 1997.160, CIL 6.8476a = AE 1997.160, CIL 6.8477 = ILS 1543. Letzterer ist der vierte fiscus, der in flavischer Zeit auftaucht und gehört in den Kontext der römischen Getreideversorgung. Er gilt als Separatkasse, so Hirschfeld 1905, 273, Alpers 1995, 58 Anm. 193 und Schmall 2011, 270. 493 Alpers 1995, 278–290, bes. 282 f. u. 289 f.; Schmall 2011, 267–270, bes. 268; Levick 1999, 98 f. hält es dagegen für möglich, dass in beide Kassen u. a. die Kopfsteuer floss; eine ähnliche Vermutung äußert Rostovtzeff 1909, 2402–2405, nämlich, dass es sich um Kopfsteuern für die verstreut lebenden Asiaten und Alexandriner gehandelt habe, die zentral in Rom gesammelt worden seien. 494 Dio 65,8,2–4; nach Suet. Vesp. 19,2 erhielt Vespasian in Alexandria wegen seines Geizes den Spitznamen cybiosaktes: cognomine unius e regibus suis turpissimarum sordium (vgl. Strab. 17,1,11); auf eine mögliche Verbindung zwischen den bei Dio erwähnten Abgaben und dem fiscus Alexandrinus weist Murison 1999, 145 hin; Wallace 1938, 346 hält die Besteuerung der eigentlich steuerfreien Alexandriner für eine temporäre Maßnahme; Bosworth 1973, 59 meint, dass ägyptische Tempel und Priesterschaften belangt wurden; falls der Κόνων aus Dio Chrys. 32,72 mit dem praefectus Aegypti L. Peducaeus Colonus (Bastianini 1975, 275 u. 1988, 506 sowie Bureth 1988, 479) zu identifizieren ist, könnte die Rede auf Unruhen anspielen, die die Auferlegung der Sondersteuer in Alexandria auslöste, vgl. Pfeiffer 2010, 122 f., zur Datierung der Rede siehe Teil B Anm. 56.

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In beiden Fällen wurden neue Abgaben durch Vespasian generiert und jeweils – in nicht näher bestimmbarem Ausmaß vor allem beim fiscus Alexandrinus – zentral in Rom einem kaiserlichen Verwaltungsapparat unterstellt. Neue ­Steuern, die Erhöhung bestehender Steuern und ihre konsequente Eintreibung waren ein ubiquitäres Phänomen des vespasianischen Prinzipats. Rücksichten wurden dabei offenbar wenige genommen, wie das Beispiel der Alexandriner zeigt, deren Stadt die erste große Kulisse für Vespasians herrscherliche Selbstdarstellung geboten hatte und die dementsprechend auf Gunsterweise gehofft hatten. Im Falle der Judensteuer bot sich dem Flavier eine überaus günstige Konstellation, da eine bereits bestehende Abgabe, die ihren Bestimmungszweck verloren hatte, umgeleitet werden konnte. Angesichts der allgemeinen Situation, in der es überall zu höheren Abgaben und Einsparungen kam, und in der besonderen der Juden nach dem Jüdischen Krieg, war selbst bei einer unverhältnismäßigen Erweiterung der Zahlungspflichtigen kaum mit dem Widerstand der betroffenen Gruppe zu rechnen, wie ihn etwa Cassius Dio für den Fall von Alexandria überliefert.

5.2.2 Domitian Ein vieldiskutiertes Thema stellt die Einzugspraxis der Judensteuer durch den fiscus Iudaicus einige Jahre später unter Domitian dar. Ab wann mit einer verschärften Eintreibung zu rechnen ist, bleibt unklar; vermutlich wurde sie ab Mitte der achtziger Jahre begonnen, noch vor Beginn der sogenannten ›Terrorherrschaft‹ Domitians, in der es vermehrt zu Unregelmäßigkeiten und Gewalttaten des Kaisers kam.495 Es gilt zu untersuchen, wie diese Politik hinsichtlich des römischen Verhältnisses zu den Juden zu bewerten ist, wobei die Frage nach Domitians Juden- und Christenfeindlichkeit in diesen Problemkomplex hineinspielt. Sueton berichtet in Zusammenhang mit Domitians cupiditas:496 Besonders hart wurde die Judensteuer eingetrieben. Zu ihrer Zahlung wurden diejenigen herangezogen, die entweder wie Juden lebten, ohne sich dazu zu bekennen, oder jene, welche die ihrem Volk auferlegten Zahlungen nicht geleistet hatten, da sie ihre

495 Heemstra 2010, 27 und Jones 1992, 76, vgl. Cappelletti 2006, 128–130; die Datierung erfolgt über die Selbstaussage Suetons, der sich als Anwesender bei einer Verhandlung vor dem Prokurator des fiscus Iudaicus als adulescentulus bezeichnet. Da er sich im Jahr 88 adulescens (Suet. Nero 57,2) nennt, kann man auf um 85 schließen; Southern 1997, 61 ist skeptisch bezüglich der Genauigkeit dieses Ansatzes. 496 Suet. Dom. 12,2: Praeter ceteros Iudaicus fiscus acerbissime actus est; ad quem deferebantur, qui vel improfessi Iudaicam viverent vitam vel dissimulata origine imposita genti tributa non pependissent. Interfuisse me adulescentulum memini, cum a procuratore frequentissimoque consilio inspiceretur nonagenarius senex, an circumsectus esset. Zu lokalisieren ist die Episode wohl in Rom, vgl. Williams 1990, 201 Anm. 29.

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Herkunft verheimlichten. Ich erinnere mich, daß ich als ganz junger Mann dabei war, als von einem Prokurator und seinen zahlreich versammelten Ratgebern bei einem 90jährigen nachgeprüft wurde, ob er beschnitten sei.

Bevor die von Sueton als betroffen beschriebenen Gruppen näher besprochen werden, ist festzustellen, ob es möglicherweise zu verschärfenden Reformen beim Einzug der Judensteuer unter Domitian kam. Die bereits diskutierten Ostraka aus Edfu sind hierzu nicht eindeutig. Seit der Zeit des Titus scheint es möglich gewesen zu sein, den Steuerbetrag nicht einmal jährlich im Ganzen zu zahlen, sondern ihn auf zwei oder mehr Teilzahlungen aufzusplitten. Die zwischen 89 und 92 erfolgte Namensänderung zu Ioudaikon telesma, die seitdem fest im Formular auftaucht, war mit keiner Steuererhöhung verbunden. Es wurden unter dem neuen Namen nur die timē dēnariōn dyo Ioudaiōn und die aparchai zusammengefasst.497 Da unter Nerva später das missbräuchliche Vorgehen des fiscus Iudaicus beendet wurde, ist nicht davon auszugehen, dass Domitian offiziell und auf rechtlicher Basis die Steuerpflicht auf eine oder mehrere neue Personengruppen ausgedehnt hat.498 Insgesamt ist deswegen höchstens von einer administrativen Änderung auszugehen und der harte Einzug der Steuer als Missbrauch oder als rigoroses Vorgehen in Grauzonen zu deuten. Die zwei Gruppen, die besonders unter dem harten Einzug der Steuer litten, waren nach Sueton die, die jüdische Sitten pflegten, ohne sich dazu zu bekennen (improfessi Iudaicam viverent vitam), und jene, die ihre Herkunft verbargen, um der Steuer zu entgehen (dissimulata origine). Die Frage, wer genau unter diese beiden Kategorisierungen fällt, hat in der Forschung einige Diskussionen ausgelöst, die zu keinem Konsens geführt haben.499 Da Josephus allgemein von den Ioudaioi spricht, die die Steuer zahlen mussten, und Sueton das jüdische Volk (gens) als steuerpflichtig bezeichnet, hängt es davon ab, wen man darunter versteht. Im Falle der Judensteuer bestimmte wohl keine ›akademische‹ Definition der Iudaei durch die Römer den Zahlerkreis, sondern praktische Kriterien beim Ersteinzug: Mit großer Wahrscheinlichkeit lieferten die lokalen jüdischen Ge 497 Den gleichbleibenden Beitrag von neun Drachmen und zwei Obolen dokumentieren CPJ 189 (92–93 n. Chr.), 191 (95 n. Chr.), 194 (98 n. Chr.) u. 223 (114 n. Chr.); zu den Änderungen unter Domitian Hemer 1973, 8 f. und Stern 1976–1984, Bd. 2, 129; Cappelletti 2006, 109 vermutet eine neue Zweckbestimmung nach der Fertigstellung des Kapitols; die auf MekhY Bachodesch 1 basierende Hypothese von Carlebach 1975, 57–59, die Römer hätten zeitweise 15 Schekel als Judensteuer gefordert, entbehrt jeder Grundlage; es handelt sich um eine literarische Fiktion, vgl. Alon 1980–1984, 69 und Stemberger 1983, 108 Anm. 214; Hadas-Lebel 2006 [1990], 248 nimmt an, bei der Summe handle es sich um die ganze Kopfsteuer, vgl. Horbury 2014, 151: »perhaps a number of taxes are viewed together«. 498 Alpers 1995, 295 Anm. 1029 und Williams 1990, 200–202; Bruce 1964, 45 nimmt an, dass unter Domitian erstmals die Juden Italiens die Judensteuer zahlen mussten. 499 Die Uneinigkeiten visualisiert beispielhaft die Tabelle bei Heemstra 2010, 33.

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meinden über ihre Synagogen, die vorher für die Sammlung der Tempelsteuer zuständig waren, die ersten Informationen über die Erfassung der Steuerpflichtigen.500 Das bedeutet, dass zu den ersten Zahlern Proselyten gehörten, die bisher regelmäßig ihre Abgabe an den Jerusalemer Tempel geleistet hatten, aber nicht Gottesfürchtige und an ihre heidnische Umwelt assimilierte Juden, die die Tempelsteuer nicht bezahlt hatten.501 Es ist kaum zu erwarten, dass ein Tib.­ Iulius Alexander oder die romanisierten Nachkommen Herodes des Großen zur Zahlung herangezogen wurden.502 Bei der behördlichen Erfassung der Steuerpflichtigen, wie sie durch die epikrisis in Ägypten bekannt ist, ist freilich eine gewisse Verschiebung denkbar: Manche Proselyten, die zwar freiwillig die Tempelsteuer gezahlt hatten, mögen sich erfolgreich unter Verweis auf ihre nichtjüdische Herkunft der Steuer entzogen haben, während weniger erfolgreich assimilierte Juden gerade unter Verweis auf ihre Herkunft zur Zahlung verpflichtet wurden. Der jeweils individuelle Argumentationsprozess wird je nach sozialem Status und situativer Zufälligkeit unterschiedlich oft erfolgreich gewesen sein. Es ist wahrscheinlich, dass bereits unter Vespasian der Zahlerkreis der Judensteuer heterogen war. Der harte Einzug der Judensteuer unter Domitian kam wohl wegen der fortbestehenden Unklarheit zustande, wer als Iudaeus zu gelten hatte und damit der Steuer unterworfen sei: Offensichtlich gab es Proselyten, die ein jüdisches Leben führten, ohne die Judensteuer zu bezahlen.503 Dazu kam sicher eine größere Anzahl von Sympathisanten, die einige jüdische Bräuche wie den Sabbat übernommen hatte ohne mit dem Vollzug der Beschneidung ein eindeutiges Bekenntnis ihrer religiösen Präferenzen abgegeben zu haben. Je nach der Inten 500 Phil. spec. leg. 1,78: fast in jeder Stadt befindet sich eine Kasse für die heiligen Gelder (ταμεῖα τῶν ἱερῶν χρημάτων) die man aufzusuchen pflegt, um die Abgaben zu entrichten; zu bestimmten Zeiten werden Boten für die heiligen Gelder erwählt … um die hoffnungsvollen Gaben aller unversehrt zu überbringen. Die Verwahrung des Geldes in Synagogen bezeugen Phil. leg. 156 sowie Ios. ant. 14,215 u. 16,168, vgl. Claußen 2002, 222; für die ersten römischen Informationsquellen halten sie Thompson 1982, 332 f., Cappelletti 2006, 121 f. und Heemstra 2010, 23. 501 Dass Proselyten als Zahler der Tempelsteuer auch für die Judensteuer registriert wurden, glauben Smallwood 1976, 376, Thompson 1982, 333 und Schäfer 2010 [1997], 169. Die Nichtzahlung der Tempelsteuer galt in der Diaspora wohl als Abfall von der väterlichen Tradition, vgl. Stenger 1988, 157 f. Gambash 2013, 189 u. 2015, 158 vermutet, dass Juden, die nicht mehr öffentlich nach ihren überkommenen Bräuchen lebten, zunächst nicht zur Zahlung herangezogen wurden. 502 Geiger 2009, 141 mag die Frage zu Tib. Iulius Alexanders Steuerpflicht nicht beantworten, Hollander 2014, 239 hält sie für möglich. Zwar findet sich die despektierliche Beschreibung des Tib. Iulius Alexander als ›Ägypter‹ (Tac. hist. 1,11,1 und Iuv. 1,130), Tac. ann. 15,28,3 nennt ihn aber auch inlustris eques Romanus; Kontrovers zu seinem Abfall von der jüdischen Tradition (Ios. ant. 20,100) Etienne 2000, passim, bes. 139 f. und Schimanowski 2006, 135–139. 503 Schäfer 2010 [1997], 169 denkt an »neu[e] Konvertiten zum Judentum« (Hervorhebung: Schäfer).

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sität ihrer Hingezogenheit zu den jüdischen Traditionen müssen sie sich selbst gar nicht als Iudaei gesehen haben. Ihnen konnte der Vorwurf gemacht werden, ein jüdisches Leben zu führen, ohne sich dazu zu bekennen (improfessi). Zu denjenigen, die ihre Herkunft verbargen (dissimulata origine), um der Steuer zu entgehen, sind zunächst Juden zu rechnen, die ein jüdisches Leben führten, ohne die Judensteuer zu bezahlen. Ihre Anklage als Steuerflüchtlinge kann aus römischer Sicht nur als gerecht gegolten haben. Komplizierter lag der Fall bei Menschen von judäischer Herkunft, die die Sitten ihrer Vorfahren nicht mehr oder nur noch rudimentär pflegten und sich an ihre griechisch-römische Umwelt assimiliert hatten: Sie definierten sich möglicherweise selbst nicht mehr als Iudaei. Zu dieser Gruppe gehörten wahrscheinlich Nachkommen freigelassener jüdischer Sklaven, die das römische Bürgerrecht besaßen und zur plebs urbana gehörten.504 Der von Sueton erwähnte Prozess, bei dem untersucht wurde, ob ein alter Mann beschnitten war, zeigt, wie wenig Klarheit bei der Identifikation von Juden bestand. Auch Seneca bezeugt beispielsweise, dass in seiner Jugend die Enthaltung von bestimmten Fleischsorten als Hinweis für die Neigung zu fremden Kulten galt (inter argumenta superstitionis ponebatur). Auch er habe seine von den Pythagoräern angeregte vegetarische Ernährungsweise damals auf Bitten seines Vaters aufgegeben, der allerdings keine Angst vor falscher Beschuldigung (calumnia) hatte, sondern die Philosophie hasste.505 Es ist möglich, dass Menschen, die teilweise jüdischen Bräuchen folgten oder lediglich Sitten pflegten, die denen der Juden ähnelten, beim fiscus Iudaicus angezeigt wurden.506 Besonders Beschnittene – mochte es sich um assimilierte Judäer, nichtjüdische peregrini oder Judenchristen handeln – gerieten schnell in den Verdacht, Juden zu sein, da den Römern die Beschneidung als typisch jüdisches Merkmal galt.507 Der harte Einzug der Judensteuer unter Domitian traf also neben Steuerflüchtlingen wohl ungerechterweise Kreise – darunter römische Bürger – die, ohne sich selbst für Iudaei zu halten, entweder zur Zahlung der Judensteuer ver 504 Lampe 1987, 66 f. und Cappelletti 2006, 46: Jüdische Sklaven kamen nach Pompeius’ Einnahme Jerusalems 63 v. Chr. erstmals in größerer Anzahl nach Rom; ILS 8193 (Puteoli), der Grabstein der Claudia Aster (Esther) aus Jerusalem veranschaulicht dies. Hezser 2011, 444 weist darauf hin, dass »the slave population of the Roman Empire must be considered a denationalised mass that was hardly able to maintain its religious and ethnic affiliations«, vgl. 2005, 27–29.49–54.117. 505 Sen. ep. 108,22 (= GLAJJ 189); der Kontext bezieht sich auf die Verfolgung von jüdischen und ägyptischen Bräuchen unter Tiberius, vgl. Stern 1976–1984, Bd.  1, 434; Isaac 2004, 458. 506 Aufgrund von äußeren Merkmalen wie Aussehen, Kleidung, Sprache, Namen oder Beruf konnte in der Antike nicht sicher auf das Jüdischsein einer Person geschlossen werden, vgl. Cohen 1999, 27–39 und Geiger 2009, passim, bes. 146; zu den fälschlich Angeklagten beim fiscus Iudaicus Thompson 1982, 340 und Williams 1990, 200 f. 507 Schäfer 2010 [1997], 142, Cohen 1999, 42 f. und Cordier 2001, 339.

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urteilt wurden oder sich in einem entwürdigenden Prozess von der Anklage, eine Steuer zu umgehen, befreien mussten. Darüber hinaus ist mit Geldstrafen bei Säumigkeit der Zahlung zu rechnen und der Belohnung der Delatoren.508 Der Kontext bei Sueton ist, wie eingangs erwähnt, die Geldgier Domitians: Die Beamten des fiscus Iudaicus betrieben eine Misswirtschaft, die wohl aus finanziellem Interesse mindestens toleriert, wenn nicht sogar gefördert wurde.­ Sueton stellt Domitians Vorgehen in den Rahmen einer ausgearteten Finanzpolitik und bringt es nicht in Zusammenhang mit Maßnahmen gegen Juden: Diese hatten zwar die finanzielle Last der Sondersteuer zu tragen, wurden aber als Steuerzahler nicht Opfer der Misswirtschaft des fiscus Iudaicus.509 Vielmehr waren dies Sympathisanten der jüdischen Tradition (Proselyten und Gottesfürchtige), assimilierte Judäer, (Juden-)Christen und vielleicht sogar Nichtjuden, die wegen des Praktizierens von Bräuchen, die den jüdischen Sitten ähnelten, als Juden verdächtigt wurden. Eine wichtige Bestätigung des missbräuchlichen Vorgehens beim Einzug der Judensteuer bieten Sesterze mit der Legende FISCI IUDAICI CALUMNIA­ SUBLATA, die Nerva während der ersten drei seiner insgesamt sechs Münzemissionen prägen ließ.510 Die ungewöhnliche Formulierung ist ohne Vorbild in der römischen Münzprägung und ihre Deutung umstritten.511 Für calumnia ist die juristische Bedeutung als ›falsche Anklage‹ beziehungsweise präziser als ›wissentlich grundlose Klageerhebung‹ (Mommsen) anzunehmen. Die Formel verkündet in etwa: ›die falsche Klageerhebung beim fiscus Iudaicus ist abgeschafft worden‹.512 Die Politik der Beamten des fiscus Iudaicus unter Domitian wurde also von seinem Nachfolger Nerva als unangemessen beurteilt und die Abschaffung dieses Vorgehens per Münzlegende verkündet. Der Adressatenkreis dieser Prägung ist wohl in den Teilen der Plebs zu suchen, die aus ihrer Sicht fälschlicherweise die Judensteuer leisten mussten oder zumindest in entwürdigende Prozesse gezogen wurden. Für diese Bevölkerungsgruppe war das Verkünden der Maßnahme über eine Münzlegende sicher die angemessene Kommunikationsform für den neuen Kaiser, ähnlich wie er etwa die Sicherung der Korn 508 Mommsen 1899, 507–511 zur Belohnung der Delatoren. 509 Hemer 1973, 11. 510 Shotter 1983, 223; RIC 2, 227 Nr. 58–59, 228 Nr. 72.82; BMCRE 3, 15 Nr. 88, 17 Nr. 98, 19 Nr.105 f. 511 Goodman 2007b, 83–87 u. 2005b, 176; Stenger 1988, 109–113 gibt einen Überblick der Deutungen. 512 Diese Deutung wird überwiegend vertreten, vgl. Stenger 1988, 112 (»Die Denunziationen bei der Steuerbehörde des ›fiscus Iudaicus‹ sind abgeschafft worden«), Tcherikover/ Fuks 1957–1964, Bd. 1, 80, Grainger 2003, 53, Wolters 2003, 177 f. oder Labbé 2012, 433f, einschränkend zustimmend Heemstra 2010, 71 Anm. 17, der mit Goodman 2007b, 85 f. (»[All bringing of] malicious accusation[s] to the treasury responsible for Jewish affairs has been brought to an end«) auf den Singular bei calumnia verweist; zu calumnia im rechtlichen Sinne Mommsen 1899, 491–493.

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versorgung unter dem Motto PLEBEI URBANAE FRUMENTO CONSTITUTO versprach.513 Schließlich traf gerade ärmere Menschen die zusätzliche Steuerbelastung am härtesten. Nervas Maßnahme zielte darauf ab, römische Bürger zu schützen, und ist nicht als ›religionspolitisch‹ misszuverstehen in dem Sinne, dass Nerva bewusst den Übertritt zum ›Judentum‹ durch die Zahlung der Steuer legalisiert hätte.514 Langfristig jedoch trat mit Nervas Lockerung ein ähnlicher Effekt ein: Die Zahlung der Judensteuer konstituierte die Gemeinschaft der­ Iudaei gegenüber dem römischen Staat und setzte sie in ein rechtliches Verhältnis zu ihm. So sind zumindest die Quellen aus severischer Zeit zu deuten, nämlich Cassius Dio, der als Zahler der Judensteuer diejenigen Juden nennt, sofern sie weiterhin an ihren altüberkommenen Sitten festhielten, und Tertullian, der die Freiheit der Juden, ihre Schriften zu lesen, mit einer Abgabe (vectigalis libertas) verbindet.515 Eine andere Deutung der Legende FISCI IUDAICI CALUMNIA SUBLATA schlägt Martin Goodman vor: Nerva habe die Judensteuer abgeschafft; von Traian sei sie dann sofort wieder eingeführt worden.516 Aus zwei Gründen ist diese Annahme jedoch problematisch. Grundsätzlich ist unwahrscheinlich, dass unter Nerva die Judensteuer beziehungsweise die Behörde des fiscus­ Iudaicus, deren Einführung der divus Vespasianus veranlasst hatte, als calumnia bezeichnet worden wäre. Goodman hält dem zwar entgegen, dass unmittelbar nach dem Ende Domitians eine negative Sicht auf die gesamte flavische Dynastie geherrscht habe und dass auf seinen Münzen keine Hinweise auf die ›guten‹ flavischen Kaiser erscheinen.517 Nervas auf Augustus verweisende Restitutionsmünzen sind jedoch keineswegs ein Argument für einen Bruch mit der gens Flavia, sondern – wie auch die Selbstdarstellung der Herrscher des Vierkaiserjahres zeigt – eine Maßnahme zur Stabilisierung der eigenen Herrschaft durch 513 RIC 2, 229 Nr. 89, 230 Nr. 103; Günther 2014, 134 mit Anm. 46 betont zu Recht den zunächst römischen bzw. italischen Kontext der Bronzeprägung – vgl. Wolters 2000–2001, 586, den er zitiert –, will aber im Fall von Nerva keine Ausrichtung der Sesterzprägung »spezifisch an untere Schichten« erblicken; dem steht der zitierte Münztyp entgegen, siehe dazu Kapitel B 1.2; Wolters 2003, 191 verweist darauf, dass manche soziale kaiserliche Maßnahmen stärker auf Bronzemünzen vorzukommen scheinen. 514 Stenger 1988, 113: »Nervas Maßnahme betrifft mithin in erster Linie Römer. Ihre Zielrichtung ist nicht die Erleichterung des jüdischen oder auch christlichen Schicksals.«, vgl. Williams 1990, 200; eine Anerkennung der Proselyten durch den römischen Staat unter Nerva nahm Goodman 1989, passim, bes. 44, an, verwirft diese These aber mittlerweile, vgl. 2007b, 89 Anm. 29. 515 Dio 65,7,2: καὶ ἀπ’ ἐκείνου δίδραχμον ἐτάχθη τοὺς τὰ πάτρια αὐτῶν ἔθη περιστέλλοντας τῷ Καπιτωλίῳ Διὶ κατ’ ἔτος ἀποφέρειν. Dio referiert dies als Maßnahme Vespasians, scheint aber die Verhältnisse seiner Zeit wiederzugeben; Tert. apol. 18,9; auch Orig. ad Afric. 20 (14) belegt die Zahlung der Judensteuer im dritten Jahrhundert; in diesem Sinne Goodman 1989; vgl. Stemberger 2015, 15 f. 516 Goodman 2003, 25 f., vgl. 2004, 19 f., 2005b, 176, 2007a, 469 u. 2007b, 88. 517 Stenger 1988, 109 f. und Goodman 2007b, 87 f.

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die Bezugnahme auf den Prinzipatsgründer.518 Das Fehlen von Quittungen für die Judensteuer aus Apollinopolis Magna für die Regierungszeit Nervas ist kein überzeugendes Argument für ihre Abschaffung: Dieser Befund ist statistisch irrelevant.519 Für Traian ist der Einzug der Steuer ab Juni 98 belegt.

5.3 Majestätsprozesse und ›Atheismus‹ im domitianischen Rom Domitians gerichtliches Vorgehen gegen Mitglieder der senatorischen Oberschicht, das zu Verbannungen und Todesurteilen führte, ist in den Quellen mehrfach belegt. Was den Angeklagten genau vorgeworfen wurde, geht jedoch nicht immer eindeutig aus diesen hervor. Cassius Dio legt nahe, dass das Sympathisieren mit jüdischen Bräuchen als Atheismus und strafwürdiges Verbrechen verfolgt wurde. Es ist zu untersuchen, wie sich diese dem Anschein nach antijüdischen Maßnahmen, die Dio überliefert, in den Kontext des Vorgehens Domitians gegen die senatorische Oberschicht einfügen lassen. In republikanischer Zeit wurden unter dem crimen maiestatis (ἀσέβεια) landesfeindliche Haltung und Vergehen gegen die maiestas populi Romani verhandelt. Im Zuge der Begründung des Prinzipats durch Augustus verfolgte man außerdem Ehrverletzungen und Angriffe (beziehungsweise Angriffspläne) auf den Herrscher oder seine vergöttlichten Vorgänger unter diesem Anklagepunkt. Richard Bauman bezeichnet diese neu hinzu gekommenen Komponenten als impietas in principem.520 Während Sueton bei dreien der zwölf unter Domitian hingerichteten Senatoren vorgeblich umstürzlerische Pläne als Begründung für die Verurteilung angibt, habe die Mehrheit wegen geringerer Vergehen (levissima causa) ihr Leben lassen müssen.521 Unter die Vorwürfe gegen die Letz 518 BMCRE 3, 28–30 Nr. 149–160; Komnick 2001, 172–175 sieht den Anlass für die Prägung der Restitutionsmünzen in der Adoption Traians im Oktober 97: Augustus’ Adoption des Tiberius war Vorbild für Nerva und legitimierte den Akt. 519 Heemstra 2010, 19 und Ricci 1995, 93 f.; Günther 2014, 134 Anm.  44 bezeichnet die Schlussfolgerung als »methodisch fragwürdig, aber natürlich nicht ganz ausgeschlossen.« Zu den Überlieferungslücken: CPJ 182 f. (80/81–18.05.85); 183a–184 (30.06.85–22.05.88); 187–189 (03.08.89–92/93); 222 f. (Mai/Juni 111–28.02.114); für die Zeit Nervas und Traians: CPJ 192 (18.08.95), 193 (29.06.96), 194 (28.06.98), 195 (27.09. 100). CPJ 193 = O.Edfou 2.269 ist nach Whitehorne 1975, 121 f. und Ziegler 1999, 170 auf das 15. Regierungsjahr Domitians zu datieren statt auf sein 16. wie in den genannten Editionen (29.06.97). Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Erstherausgeber J. Manteuffel richtigerweise stigma statt epsilon bei der Jahresdatierung gelesen hätte (also ιϛ statt ιε), läge für die Zeit Nervas eine Steuer­ quittung vor, die fälschlicherweise spät in das 16.  Jahr des verstorbenen Domitian datiert wurde. 520 Bauman 1974, 1 f.15; zur republikanischen Zeit Mommsen 1899, 538–540. 521 Suet. Dom. 10,2 bezeichnet als quasi molitores rerum novarum C. Vettulenus Civica Cerialis, Ser. Cornelius Salvidienus Orfitus und M. Acilius Glabrio; vgl. Jones 1992, 188.

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teren fallen beispielsweise die Verspottung des Kaisers oder die Herausgabe unerwünschter Schriften.522 Gegen das mit den Majestätsprozessen verbundene Delatorenunwesen scheint Domitian zwar in den ersten Jahren seiner Herrschaft vorgegangen zu sein, später jedoch nichts mehr unternommen und es im Gegenteil eher gefördert zu haben.523 Von besonderem Interesse für die vorliegende Fragestellung ist die Verurteilung des T. Flavius Clemens im Jahre 95. Dieser war ein Sohn von D ­ omitians Cousin Flavius Sabinus (cos. II 72) und mit Domitians Nichte Flavia D ­ omitilla verheiratet. Clemens’ Bruder Sabinus (cos. 82), der Ehemann von T ­ itus’ Tochter Iulia, war bereits hingerichtet worden, weil Domitian ihn wohl als Konkurrenten um die Herrschaft erachtet hatte.524 Zwei Söhne von Clemens und Domitilla hatte der kinderlose Domitian adoptiert und ihnen als potentiellen Nachfolgern die Namen Domitianus und Vespasianus gegeben. Über die Verurteilung des Clemens berichtet Sueton, dass diese im Jahr seines ordentlichen Konsulats plötzlich und auf höchst fadenscheinigen Verdacht hin erfolgte (repente ex tenuissima suspicione), obwohl Clemens ein Mann von verächtlichster Untätigkeit gewesen sei (contemptissimae inertiae).525 Die Superlative unterstreichen Suetons Meinung, dass die Hinrichtung ungerechtfertigt war und, wie er weiter ausführt, entscheidend zur Ermordung Domitians beitrug. Cassius Dio gibt anders als Sueton auch die Vorwürfe an, die zur Verurteilung ­f ührten:526 Und im gleichen Jahr ließ Domitian neben vielen anderen den Konsul Flavius Clemens hinrichten, obwohl er sein Vetter war und Flavia Domitilla, ebenfalls eine 522 Suet. Dom. 10,2–4: harmlose Witzeleien wurden L. Aelius Lamia Plautius Aemilianus vorgehalten, ein spottendes Theaterstück dem jüngeren Helvidus Priscus; Q. Iunius Arulenus Rusticus, dass er Schriften herausgab, die Thrasea Paetus und den älteren Helvidus Priscus lobten; entsprechendes gilt für Herennius Senecio, vgl. Dio 67,13,2; die Fälle der letzteren drei behandelt Leithoff 2014, 113–123. 523 Suet. Dom. 9 zum zunächst positiven Verhalten Domitians; der Bruch erfolgt in Suetons Darstellung in Dom. 10,1, wo clementia und abstinentia in saevitia und später in cupiditas umschlagen. 524 Suet. Dom. 10,4; er wurde wohl während seines zweiten Konsulats ermordet, vgl. Eck 1970, 53 f. 525 Suet. Dom. 15,1. 526 Dio 67,14,1–2: κἀν τῷ αὐτῷ ἔτει ἄλλους τε πολλοὺς καὶ τὸν Φλάουιον Κλήμεντα ὑπατεύοντα, καίπερ ἀνεψιὸν ὄντα καὶ γυναῖκα καὶ αὐτὴν συγγενῆ ἑαυτοῦ Φλαουίαν Δομιτίλλαν ἔχοντα, κατέσφαξεν ὁ Δομιτιανός. ἐπηνέχθη δὲ ἀμφοῖν ἔγκλημα ἀθεότητος, ὑφ’ ἧς καὶ ἄλλοι ἐς τὰ τῶν Ἰουδαίων ἤθη ἐξοκέλλοντες πολλοὶ κατεδικάσθησαν, καὶ οἱ μὲν ἀπέθανον, οἱ δὲ τῶν γοῦν οὐσιῶν ἐστερήθησαν· ἡ δὲ Δομιτίλλα ὑπερωρίσθη μόνον ἐς Πανδατερίαν. Eus. hist. eccl. 3,18,4 hält Domitilla für eine Christin und gibt an, sie sei nach Pontia verbannt worden; als Quelle nennt er den römischen Schriftsteller Bruttius, vgl. Hier. chron. Olymp. 218.4/ad Dom. 16 (ed. Helm 192e), dazu Lampe 1987, 167–172; Clemens wird erst im 9. Jh. von Sync. ad anno mundi 5575 (ed. Mosshammer 419) als Christ bezeichnet

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Verwandte des Kaisers, zur Frau hatte. Beiden wurde Atheismus zum Vorwurf gemacht, weshalb auch viele andere, die sich in jüdische Lebensformen hineintreiben ließen, Verurteilung erfuhren. Einige von ihnen wurden hingerichtet, andere nur ihres Vermögens beraubt; Domitilla mußte lediglich in die Verbannung nach Pandataria ­gehen.

Die Passage ist durchaus erklärungsbedürftig. Auf den ersten Blick scheint Atheismus, worunter das Befolgen jüdischer Sitten fiel, unter Domitian ein todeswürdiges Verbrechen gewesen zu sein, dessentwegen Clemens und Domitilla und viele andere verurteilt wurden. Eine besonders missverständliche Interpretation der Situation im domitianischen Rom ergibt sich, wenn man dieses Verständnis der Dio-Stelle mit Suetons Informationen über das missbräuchliche Vorgehen des fiscus Iudaicus (Suet. Dom. 12,2) kombiniert. Durch das Zusammenlesen der Quellenstellen werden dann die improfessi bei Sueton, also die Menschen, die jüdische Sitten pflegten, ohne es offen zu bekennen, zu ›illegalen Atheisten‹, die das Todesurteil befürchten mussten. Mary Smallwood fasst das Dilemma für alle nichtjüdischen Sympathisanten der jüdischen Bräuche konzise zusammen: »If they admitted their Judaism, they were liable to be punished severley for ›atheism‹. If they did not, they ran the risk of beeing denounced to the officers of the fiscus Judaicus for evasion of the tax.«527 Merkwürdige Blüten treibt die Quellenkombination bei Werner Stenger und Marius Heemstra, wenn Flavius Clemens von der Behörde des fiscus Iudaicus wegen Atheismus/jüdischen Lebens verurteilt worden sein soll. Die Verurteilung eines consul ordinarius durch den procurator einer Finanzbehörde, der im Falle des fiscus ­Iudaicus möglicherweise nur ein Freigelassener war, ist selbst in den letzten Jahren Domitians völlig undenkbar.528 Generell ist der auf Kombination von Sueton und Cassius Dio beruhenden Argumentation entgegenzuhalten, dass Sueton, der Zeitgenosse und Augenzeuge eines Judensteuerprozesses, eine solch skandalöse Situation nicht kennt und keineswegs im Verdacht steht, mit seiner Darstellung Domitian zu schützen. Über die maiestas-Prozesse war er gut informiert und wohl auch über das Schicksal des Flavius Clemens, auch wenn er die ihm falsch erscheinenden Anklagepunkte nicht referiert. Der nur sekundär erhaltene Bericht des Cassius

527 Smallwood 1956, 6 u. 1976, 380, ähnlich Heemstra 2010, 28 f.64–66 und Hollander 2014, 236; Williams 1990, 207 vertritt eine Trennung der Fälle nach sozialem Status, ihr folgen m. E. zu Recht Jones 1992, 119, Griffin 2000b, 76, Collins 2009, 86, Timpe 2009, 219 und Horbury 2014, 125, grundlegend Juster 1914, 257 Anm. 1. 528 Stenger 1988, 105 und Heemstra 2010, 74; maiestas wurde vor dem Senats- oder Kaisergericht verhandelt, vgl. Avenarius 2010, 1146; Suet. Dom. 11,2 belegt einen maiestas-Prozess in den späteren Jahren Domitians vor dem Senat; T. Flavius Euschemon, der einzig bekannte Prokurator des fiscus Iudaicus war ein libertus (CIL 6.8604 = ILS 1519), vgl. Williams 1990, 207; zu seinen Aufgaben Ricci 1995, 91.

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Dio ist ebenfalls stimmig. Über das Vorgehen des fiscus Iudaicus schreibt er nichts; zu Hinrichtungen von Mitgliedern der senatorischen Oberschicht äußert er sich mehrfach.529 Die Anklage gegen Clemens und Domitilla lautete auf Atheismus (ἀθεότης), weswegen eben auch viele (πολλοί), die zu jüdischen Bräuchen neigen, verurteilt wurden. Nerva untersagte später die Anklage wegen maiestas (ἀσέβεια) und wegen jüdischen Lebens (Ἰουδαϊκὸς βίος).530 Wenn die Verbindung von zwei konsistenten Berichten zu einem Ergebnis führt, das in keiner der beiden Quellen angedeutet wird, ist Vorsicht geboten und folglich Dios Bericht zunächst für sich zu erklären. Unter dem Anklagepunkt ›Atheismus‹ ist keinesfalls in Analogie zu Atheismusprozessen in Athen eine systematische Leugnung der Existenz der Götter zu verstehen, die zu einem Todesurteil führte. In Rom waren keine Atheismusprozesse bekannt. Marek Winiarczyk hat eine Liste der antiken Personen zusammengestellt, denen im Kontext der griechisch-römischen Religion Atheismus vorgeworfen wurde: Aus dieser ergibt sich, dass es sich bei den Atheismusanschuldigungen um ein griechisches Phänomen handelt; Clemens und Domitilla stechen als einzige Römer aus der Personenliste heraus.531 Juden wurde zwar wegen der Verehrung nur eines Gottes und der Bildlosigkeit ihres Kultes der polemische Vorwurf des Atheismus gemacht, ohne dass das jedoch zu Verbotsforderungen ihrer Gottesverehrung oder gar zu juristischen Sanktionen geführt hätte. Ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts wurden Christen von griechischer Seite mit dem Vorwurf des Atheismus konfrontiert.532 Hinter dem Vorwurf des Atheismus bei Cassius Dio ist eher impietas (in­ principem) anzunehmen, die in den Kontext der Vergehen gegen die maiestas des Kaisers gehört. Der Grund für die Anklage gegen Clemens bleibt unklar. Die Vermutung, er habe sich als Sympathisant der Juden durch Verweigerung des Kaiserkultes oder Ablehnung der ›Göttlichkeit‹ Domitians den Zorn des Kaisers zugezogen, steht auf keinem guten Fundament:533 Zum einen hat Domitian offiziell keineswegs auf die Anrede als dominus et deus bestanden, zum anderen ist kaum denkbar, dass Clemens als gläubiger Jude einen Konsulat angetreten hätte, da er in diesem Fall sicher um die Unvereinbarkeit der Amtspflichten 529 Dio 67,3,3; 67,4,5; 67,9,6; 67,11,2–13; 67,12,1–5; 67,13,1–4. 530 Ebd. 68,1,2. 531 Winiarczyk 1984 u. 1992; der ebenfalls angeführte Iulian Apostata stellt eine eigene Kategorie dar, da ihm der Atheismusvorwurf ausschließlich von christlicher Seite erwächst. 532 Apollonius Molon apud Ios. Ap. 2,148: ἄθεος καὶ μισάνθρωπος; Gerber 1997, 354 f. und Schäfer 2010 [1997], 57.60 u. 170 f. weisen darauf hin, dass aus dem Atheismus-Vorwurf gegen Juden keine rechtlichen Konsequenzen resultierten; zum Atheismusvorwurf gegen Christen vgl. Harnack 1905, 11–16, bes. 15: »Im Abendlande sind bis zum Ende des 3. Jahrhunderts die Christen nicht ›Atheisten‹ genannt worden und die Anklage lautete nicht auf ›Atheismus‹, weil der Begriff fehlte.« 533 So Smallwood 1976 379.

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mit seinem religiösen Bekenntnis gewusst hätte.534 Die Clemens vorgeworfene impietas ist deswegen im Kern, wie die meisten Forscher meinen, im politischen Bereich zu suchen.535 Als nächstem Verwandten Domitians und leiblichem Vater der Thronfolger ist es naheliegend, dass ihm Ambitionen auf den Thron vorgeworfen wurden. Wie es scheint, wurde diese Anklage gestützt durch die Unterstellung, er pflege jüdische Bräuche und verrate damit den römischen mos maiorum.536 Aufgrund der Kontakte der Flavier zu Mitgliedern der herodianischen Dynastie ist denkbar, dass Clemens und Domitilla mit jüdischen Bräuchen vertraut waren. Dieser Punkt muss also nicht völlig aus der Luft gegriffen gewesen sein. Die Intensität ihrer Sympathie zum Judentum ermitteln zu wollen, ist jedoch müßig, da die Verurteilung keinen Beweis für ihre innere Überzeugung liefern kann. Laut Cassius Dio wurden ›viele‹ wegen des Einhaltens jüdischer Bräuche unter Domitian verurteilt; Nerva hob später die Anklage wegen jüdischen Lebens auf. Da, wie hier argumentiert, keine Verbindung der vielen Opfer mit dem Vorgehen des fiscus Iudaicus besteht, ist mit Margaret Williams davon auszugehen, dass dieser Vorwurf Mitgliedern der Oberschicht im Zuge von Anklagen wegen maiestas gemacht wurde. Neben Clemens und Domitilla nennt Cassius Dio nur noch einen weiteren Fall konkret, nämlich den des M. Acilius Glabrio. Diesem seien dieselben Vorwürfe wie Clemens und Domitilla gemacht worden, wobei der Hauptgrund für seine Hinrichtung im Neid Domitians begründet gewesen sei, weil Glabrio alleine einen Löwen getötet habe. Da Sueton ihn allerdings unter die molitores rerum novarum rechnet, waren die bei Dio überlieferten Anklagepunkte wohl nur von nachrangiger Bedeutung für seine Ver 534 Gering 2012, 130–139, Timpe 2009, 216–218, Leberl 2004, 56 f. und Jones 1992, 108 f. zum Forschungsstand bezüglich der Anrede dominus et deus; die Belege trägt ausführlich Scott 1936, 102–112 zusammen – er schließt mit Hier. chron. Olymp. 216.2/ad Dom. 6 (ed. Helm 190h) auf die Nutzung der Anrede ab 86; Smallwood 1956, 9 sieht Clemens wegen der Unvereinbarkeit der Pflichten eines Konsuls und den Prinzipien des jüdischen Glaubens nicht als Proselyten, sondern als Gottesfürchtigen. 535 Heemstra 2010, 33: »politically inspired«, vgl. Smallwood 1976, 381, Lampe 1987, 170, Stenger 1988, 105 f., Williams 1990, 208, Jones 1992, 48, Barclay 1996, 312 u. 2007, xxxix, Sou­ thern 1997, 115 f., Schäfer 2010 [1997], 169, Murison 1999, 259 und Strobel 2010, 126; Apple­ baum 1974, 121 spekuliert, dass in den unterdrückten Teilen des römischen Adels eine Annäherung an jüdische Bräuche als Ausdruck des Protestes gegen den Tyrannen galt; das erscheint jedoch überzogen. 536 Das Unverständnis der senatorischen Oberschicht spiegelt Tac. hist. 5,5,2, vgl. Williams 1990, 209; Stroumsa 2011 [2005], 139 betont, dass die Römer intolerant waren, »wenn sie überzeugt waren, daß eine religiöse Haltung den Bestand des Staates gefährdete«; die inertia des Clemens (Suet. Dom. 15,1) ist kein Hinweis darauf, dass er jüdische Bräuche pflegte, wie Stenger 1988, 106 vermutet, vgl. Speigl 1970, 29 f.; ›Untätigkeit‹ im Sinne passiver Opposition wie bei Herennius Senecio, der sich nach der Quästur um kein Amt mehr bemühte (Dio 67,13,2), kann Clemens als consul ordinarius nicht vorgeworfen worden sein; zu S­ enecio Bauman 1974, 161.

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urteilung.537 Festzuhalten bleibt damit, dass die Anklage wegen jüdischen Lebens wohl als ein Vorwurf neben andere trat und eine politisch gewünschte Verurteilung beförderte. Da Cassius Dio lediglich drei Fälle ausführt, bleibt offen, wie vielen anderen dieser Vorwurf gemacht wurde. Der Fall der Pomponia Graecina, der Frau des unter Claudius in Britannien erfolgreichen Generals A. Plautius, veranschaulicht zumindest, dass die Annahme fremder Bräuche Verunsicherung erzeugte: Pomponia wurde als Anhängerin einer superstitio externa angeklagt, jedoch vom Familiengericht unter Vorsitz ihres Gatten als unschuldig befunden.538

5.4 Die Flavier und die jüdischen Eliten Im folgenden Punkt wird untersucht, wie sich das Verhältnis zwischen Rom und den jüdischen Eliten nach dem Ende des Krieges in Iudaea entwickelte. Im Fokus stehen neben Josephus mit Agrippa II. und seiner Schwester Berenike zwei Mitglieder der hellenisierten herodianischen Dynastie, die sich mindestens bis zum Aufstand in Iudaea als in der jüdischen Tradition verwurzelt gezeigt hatten.539

5.4.1 Agrippa II. Die Spitze der jüdischen Elite bildete die Dynastie Herodes des Großen, die den Römern seit den Tagen der späten Republik mit reges amici et socii treu und zuverlässig zur Seite stand. Nach dem Tod des Herodes regierten verschiedene Mitglieder der Familie Territorialherrschaften im Osten des römischen Einflussgebietes. Vor dem Aufstand in Iudaea beherrschte mit Agrippa  II. ein Sohn Agrippas I. und Urenkel Herodes des Großen ein nicht zusammenhängendes Reich, das Ländereien der heutigen Staaten Libanon, Syrien, Israel und Jordanien umfasste. Es bestand im Wesentlichen aus den ehemaligen Tetrarchien des 537 Dio 67,14,3; Suet. Dom. 10,2; Timpe 2009, 222. 538 Tac. ann. 13,32,2–3; Lampe 1987, 164 f., Goodman 1989, 43 und Isaac 2004, 459; was sich hinter der superstitio externa verbirgt, ist nicht zu klären; zum Gerichtsverfahren Mommsen 1899, 19 mit Anm 2. 539 Viele Herodianer hielten nicht an den jüdischen Traditionen fest und integrierten sich in ihre griechisch-römische Umwelt: Drusilla, eine Schwester von Agrippa II. und Berenike, heiratete M. Antonius Felix, einen Präfekten von Iudaea, ihr gemeinsamer Sohn starb beim Vesuvausbruch; Iulius Alexander, ein Enkel des Herodessohnes Alexander, wurde nach 72 Klientelkönig von Cetis und später Senator und Konsul (PIR2 A 500); sein Sohn C. Iulius Alexan­der Berenicianus war General in Traians Partherkrieg und 116 Suffektkonsul, 132/133 bekleidete er das Amt des Statthalters in der Provinz Asia (PIR2 I 141), sein Bruder C. Iulius Agrippa (PIR2 I 130) war quaestor pro praetore in Asia; vgl. auch Schwartz 1990b, 147–149 und Birley 1997, 230.

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Herodes Philipp (Batanäa, Trachonitis, Gaulanitis) und des Lysanias (Abilene), die er von Claudius im Jahr 53 anstelle des kleinen Königreiches Chalkis im Libanon erhalten hatte. Nero erweiterte es später um Teile Peräas und Galiläas mit den Städten Tiberias und Tarichaea am See Genezareth.540 Das judäische Kernland mit Jerusalem gehörte nicht zu seinem Verwaltungsbereich, sondern unterstand einem römischen Ritter. Trotzdem verfügte Agrippa II. über beträchtlichen Einfluss dort, da ihm Claudius als Nachfolger seines Onkels Herodes II. von Chalkis die Oberaufsicht über den Jerusalemer Tempel übertragen hatte, die die Kontrolle über den Tempelbezirk, das Kultpersonal inklusive der Hohepriester und den Tempelschatz umfasste.541 Die Gebietserweiterungen durch Claudius und Nero zeigen die römische Wertschätzung des Herodesabkömmlings; die Übertragung der Autorität über den Jerusalemer Tempel verdeutlicht, dass ihm eine Vermittlerrolle zwischen Römern und Juden zugedacht war: Der im Jahr 27 in Rom geborene und am Kaiserhof erzogene M. Iulius Agrippa konnte als idealer Mittelsmann zwischen römischen und jüdischen Interessen angesehen werden, da seine Familie trotz ihres römischen Bürgerrechts und ihrer Anpassung an die griechisch-römische Umwelt darum bemüht war, jüdische Bräuche zu pflegen und als jüdisch zu gelten.542 Im Zuge des jüdischen Aufstands konnte Agrippa II. dieser Rolle nur bedingt gerecht werden. Beim Ausbruch des Krieges befand er sich in Alexandria an­lässlich der Amtseinführung des Tib. Iulius Alexander als praefectus Aegypti, reiste aber nach Erhalt der Nachricht sofort nach Iudaea. Auf dem Weg nach Jerusalem traf er in Jamnia (Javne)  sowohl auf den von C. Cestius Gallus entsandten Tribun Neapolitanus als auch auf eine Delegation von Hohe-

540 Zum Territorium unter Claudius Ios. bell. 2,247 u. ant. 20,138; zu den Erweiterungen unter Nero bell. 2,252 u. ant. 20,159; detailliertere Diskussionen bei Schürer 1973–1986, Bd. 1, 472 f. und Kokkinos 1998, 320–322.341 (Karte); zur neronischen Gebietsübertragung 55 oder 60 vgl. Bernett 2003, 29–35. 541 Ios. ant. 20,222: ἐξουσία τοῦ ναοῦ; zur Übertragung des Amtes durch Claudius auf Bitten des Herodes von Chalkis Ios. ant. 20,15; die Kompetenzen beschreibt ausführlich Wilker 2007, 217–237. 542 Wert wurde auf die Beschneidung gelegt, wie ein Blick auf die Heiratspolitik Agrippas I. betreffs seiner Töchter zeigt: für Berenikes dritten Mann Polemo war die Beschneidung Ehevoraussetzung (Ios. ant. 20,145); die jüngste Tochter Drusilla war zwar mit Epiphanes, dem Sohn des Antiochus IV. von Kommagene verlobt, der die Beschneidung zunächst versprochen, aber schließlich verweigert hatte; deshalb ehelichte Drusilla Azizus von Emesa (Ios. ant. 20,139); ihre spätere, eigenmächtige Heirat mit dem Präfekten M. Antonius Felix wurde als Bruch der jüdischen Tradition gegeißelt (Ios. ant. 20,142 f.). Der Grad der Verinnerlichung des religiösen Bekenntnisses ist schwer zu beurteilen: Wilker 2007, 67 votiert »für eine persönliche Bindung an die Religion und ein klares und eindeutiges Selbstverständnis als Juden«, skeptisch Schwartz 1990a, 132–134.170 f. Zugunsten eines überzeugten Bekenntnisses kann auf das Nazirgelöbnis der Berenike verwiesen werden (Ios. bell. 2,313), vgl. Goodman 2012, 188.

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priestern und vornehmen Juden.543 Seine Vermittlungsbemühungen, die Josephus in die erste große Rede seines bellum Iudaicum fasst, scheiterten jedoch.544 Die Tatsache, dass in der Folgezeit der Aufstand auch Gebiete Agrippas II. ergriff, besonders Tiberias und Gamala, zeigt, dass seine Herrschaft nicht von allen Untertanen als wesentlich anders als die römische empfunden wurde: Seine Paläste in Jerusalem und Tiberias wurden zerstört; Agrippas Positionierung an der Seite Roms im Aufstand wird das zusätzlich bestärkt haben.545 Während des Kriegsgeschehens wirkte er als Gastgeber Vespasians und Titus’, stellte Truppen für die Kämpfe und unterstützte die Flavier bei ihrer Usurpation. Ob er diese bereits aus Rom kannte, muss Spekulation bleiben; zumindest gemeinsame Freunde sind wahrscheinlich.546 Im Winter 68/69 machte er sich mit Titus auf die gefahrvolle Reise nach Rom und setzte sie nach der Nachricht von der Ermordung Galbas allein fort, um den neuen Kaiser zu treffen, und wohl auch, um als zuverlässiger Informant der Flavier zu fungieren.547 Im Sommer 69 war Agrippa rechtzeitig zur Akklamation Vespasians wieder zurück in Iudaea. Bei der Be­lagerung Jerusalems unterstützte er Titus – eine Tatsache, die Josephus in seinen Werken geflissentlich übergeht.548 Siegesfeierlichkeiten mit Spielen, bei denen viele Kriegsgefangene ums Leben kamen, fanden in seiner Hauptstadt Caesarea Philippi statt; in Tiberias ließ er des römischen Sieges – in Analogie zu römischen Münzen – mit der Legende VIC(TORIA) AUG(USTI) gedenken.549 Seine nächsten Münzemissionen setzten mit dem Jahr 73/74 ein und lehnten sich eng an römische Vorbilder an: Die Portraits von Vespasian und seinen beiden Söhnen wurden entsprechend der in Rom propagierten hierarchischen Abstufung auf Nominale absteigenden Wertes geprägt, während auf den Reversen die Göttinnen Tyche/Fortuna und Nike/Victoria ebenfalls eine Reminiszenz an römische Prägungen darstellten.550 Ein Echo der in Rom verbreiteten flavischen Siegesideologie fand in seinem Reich einen vernehmbaren Widerhall. Agrippa II. erhielt bei seinem Rombesuch im Jahr 75 die ornamenta praetoria als Belohnung für seine Leistung im Krieg in Iudaea, womit er jedoch bezüglich 543 Ios. bell. 2,309 u. 2,334–337; Wilker 2007, 249.393. 544 Ios. bell. 2,345–401, zur Rede Krieger 1994, 219–221 und Lindner 1972, 21–25. 545 Ios. bell. 2,426 (Jerusalem) u. vita 65–69 (Tiberias), Anlass war im letzteren Fall die radikale Auslegung des Bilderverbots; Josephus selbst will während der Zerstörung nicht an­ wesend gewesen sein, was jedoch zweifelhaft ist, vgl. Siegert u. a. 2001, 49 Anm. 91 u. 178; Sepphoris positionierte sich auf der Seite von Rom und Agrippa II., vgl. Meshorer 1979, ­159–162. 546 Nicols 1978, 26; Braund 1984b, 55 zur Bedeutung des Kaiserbesuches für Agrippa II. 547 Ios. bell. 4,498. 548 Tac. hist. 2,81,1 zur Anreise zur Akklamation und Tac. hist. 5,1,2 zu seinem Heer vor­ Jerusalem. 549 Ios. bell. 7,23 f.; RPC 2, 309 Nr. 2242 = TJC, 233 Nr. 134, vgl. Qedar 1989. 550 RPC 2, 311 Nr. 2243–2251 = TJC, 234 Nr. 135–139c (Jahr 14 = 73/74); Barag 1978, 22 f. und Meshorer 2001, 108 f.

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seines Ranges hinter seinem Vaters zurückblieb, dem Claudius die ornamenta consularia verliehen hatte.551 Sein Reich wurde um neue Territorien vergrößert, wohl um Arca im Nordlibanon.552 Diese Tatsache ist beachtlich, da in der vespasianischen Zeit tendenziell Klientelherrschaften zugunsten direkter römischer Verwaltung beendet wurden, wie der Einzug der Königreiche von Kommagene und Emesa oder die Vereinigung der Armenia minor mit der neuen Groß­ provinz Cappadocia zeigt.553 Sein Verhältnis zu den Römern war offensichtlich ungebrochen gut; er wurde von den Flaviern weiterhin als ge­eigneter Sachwalter der römischen Interessen angesehen. Durch die Zerstörung Jerusalems hatte er jedoch neben seinem dortigen Palast die Oberaufsicht über den Tempel und damit die Stellung verloren, die ihn zum Mittler zwischen Römern und Juden gemacht hatte. Verschiedentlich ist durch die unterschiedliche Darstellung der Herodianer im bellum Iudaicum im Vergleich zu Josephus’ späteren Werken auf politische Ambitionen Agrippas II. geschlossen worden, ähnlich wie sein Vater die Herrschaft über Judäa zu erringen oder dort zumindest indirekt religiöspolitischen Einfluss auszuüben.554 Die Basis für diese Vermutungen ist jedoch schwach und spekulativ. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass von römischer Seite die Wiedereinrichtung einer Klientelherrschaft in I­ udaea unter der herodianischen Dynastie erwogen worden wäre.555 Letztendlich bleibt nur zu klären, ob Agrippa II. dauerhaft seine Position in seinem Reich behalten konnte, um zu beurteilen, wie sich das Verhältnis Roms ihm gegenüber entwickelte. Diese Frage ist keineswegs leicht zu beantworten, da sie eng mit dem unklaren Todesdatum von Agrippa II. verbunden ist: Photius berichtet unter Berufung auf Justus von Tiberias, dass Agrippa im dritten Jahr Traians (100/101) verstorben sei – das Datum ist aber nicht mit den Aussagen des Josephus vereinbar. Josephus zufolge war Agrippa II. bei der Abfassung seiner vita, die er bald nach der Fertigstellung seiner antiquitates im dreizehnten Regierungsjahr Domitians (93/94) begann, bereits tot.556 Da Josephus die vita am Ende der antiquitates ankündigt und am Ende der vita auf die antiquitates zurückverweist, besteht ein enger Zusammenhang der Werke, der – da die vita keine Kenntnis der nach 551 Dio 65,15,4; auf die Stellung als Klientelkönig hatte die vermeintliche Rangfolge keine Auswirkung, so Braund 1984b, 29; zur Verleihung der ornamenta consularia an Agrippa I. und der ornamenta praetoria an dessen Bruder Herodes von Chalkis Dio 60,8,2–3, vgl. Schwartz 1990a, 91–93. 552 Justus von Tiberias apud Phot. bibl. 33; zu Arca Schürer 1973–1986, Bd.  1, 478 mit Anm. 37; Schwartz 1990b, 116 vermutet, dass die Gebietserweiterung mit der Verleihung der ornamenta praetoria erfolgte, vorsichtiger Wilker 2007, 449 f. Anm. 6; Smallwood 1976, 339 Nr. 35. schlägt 72 vor. 553 Isaac 1992, 39–41, Millar 1993, 80–84, Gebhardt 2002, 43.49.66 f. und Choi 2013, ­159–161. 554 Schwartz 1990b, 159 u. 207 f., vgl. Goodblatt 1994, 222 f. und Schwartz 2005, 64–66. 555 Wilker 2007, 457. 556 Phot. bibl. 33 und Ios. vita 359.

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domitianischen Zeit aufweist – zu dem Schluss führt, dass sie noch zu Lebzeiten Domitians in direktem Anschluss an die antiquitates entstand.557 Daraus ergibt sich die Zeitspanne zwischen 93/94 und 96 als terminus ante quem für den Tod Agrippas II. Münzen und Inschriften widersprechen dieser Deutung nicht, obwohl auch deren Datierung nicht ohne Probleme ist. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass Agrippa  II. über verschiedene, nicht zusammenhängende Territorien herrschte, die er zu unterschiedlichen Zeitpunkten übertragen bekommen hatte. Folglich existierten für jedes Gebiet unterschiedliche ÄrenRechnungen seiner Herrschaft, wobei seine Königsherrschaft nach Ausweis des Josephus im Jahr 49 begann.558 Alla Kushnir-Stein identifiziert für die Münz­prägung Agrippas  II. drei Ären und fixiert sie auf die Jahre 49, 54 und 60, ein Vorschlag, der Akzeptanz gefunden hat.559 Bei Münzen Agrippas II. mit der Datierung ›Jahr 34‹ und ›Jahr 35‹ ist unklar, ob der Ärenbeginn im Jahr 49 oder 60 anzusetzen ist. Im ersten Fall stammen diese Münzen aus den Jahren 82/83 und 83/84; Münzen mit der Datierung ›Jahr 29‹ gerechnet nach dem Ärenbeginn im Jahr 60, also 88/89, wären dann die letzten Münzen Agrippas II. Anderenfalls stammen die letzten Prägungen aus den Jahren 93/94 und 94/95.560 Inschriftliche Belege, die für die Herrschaft Agrippas über diesen Zeitpunkt hinaus hinzugezogen wurden, erweisen sich als nicht stichhaltig. Bei einem in Migdal (Tarichaea) gefundenen Bleigewicht, das wohl aus Tiberias stammt, wurde die Lesung von ›Jahr 43‹ auf ›Jahr 23‹ (71/72 nach der Ära von 49 oder 82/83 nach der Ära von 60) korrigiert; eine Inschrift aus der Auranitis, die berichtet, dass ein Offizier namens Archieus achtzehn Jahre unter Agrippa II. und zehn Jahre unter Traian gedient habe, bedeutet nicht zwingend, dass dieser direkt nach dem Herrschaftsende Agrippas II. in traianischer Zeit in den römischen Dienst übergetreten ist.561 Obwohl keine 557 Ios. ant. 20,266 f. u. vita 430. Die Frühdatierung der vita vertreten Stern 2010, 64 Anm. 3, Mason 2003, 561, Jones 2002, 118–120, Siegert u. a. 2001, 1 f., Bilde 1988, 104–106, Rajak 2002 [1983], 237 f. und Cohen 1979, 180; von zwei Fassungen der antiquitates geht Laqueur 1920, 5 aus: 93/94 ohne die vita und nach 100 mit ihr; für eine Spätdatierung Krieger 1999. 558 Nach Ios. bell. 2,284 begann der Jüdische Krieg im zwölften Jahr Neros und im siebzehnten Agrippas. 559 Kushnir-Stein 2002a, bereits berücksichtigt bei Burnett u. a. 1999, 309, vgl. Ripollès u. a. 2015, 224; die Datierung nach der ephemeren Ära von Chalkis, die mit 49 anzusetzen ist und die Smallwood 1976 574 und Kokkinos 2003, 178 ablehnen, scheint mit Hendin 2009 bestätigt; nach Ansicht der älteren Forschung begannen die Ären 56 und 61, vgl. Hill 1914, xcviii, Seyrig 1964, 59–61 oder Meshorer 1967a, 82–84 u. 2001, 106 f. und jüngst auch Rocca 2014, 137. 560 RPC 2, 315 Nr.  2296–2299 = TJC, 240 Nr.  179–182; Kushnir-Stein 2002a, 127 f.131 Anm. 32. 561 So Kokkinos 1998, 397 f., um das bei Photius überlieferte Todesdatum zu verteidigen; Erstpublikation des Gewichts bei Qedar 1986–1987, 30–32, Korrektur durch Kushnir-Stein 2002b, 296; die beigegebenen Fotos lassen kein Urteil über die Jahreszahl zu; AE 1966.493: Ἀρχιεὺς ὁ ἐπὶ Ἀγρίππ | ου βασιλέος γε | νόμενος κεντ | υρίων δεκαοκ | τὼ ἔτους (sic) καὶ ἐπὶ

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endgültige Klarheit zu erreichen ist, besteht die Möglichkeit, dass Agrippa II. bereits Ende der achtziger Jahre gestorben ist, mit großer Wahrscheinlichkeit aber vor der Fertigstellung der antiquitates des Josephus 93/94.562 Betreffs der antiquitates löst diese Datierung einige Probleme, da sie erklärt, warum Josephus von der Herrschaftsnachfolge der Römer in Batanäa (ehemaligem Gebiet Agrippas II.) weiß und bei seiner Darstellung keine Rücksicht mehr auf Agrippa II. und seine Familie nimmt. Die negativere Darstellung im Vergleich zum bellum Iudaicum findet so eine einfache Lösung.563 Befriedigend erklärt ist zudem die Übernahme ehemaliger Gebiete Agrippas II. durch die Römer in den neunziger Jahren, ohne dass man seine Absetzung oder den Verlust von Territorien annehmen müsste.564 Agrippa II. konnte seine Stellung als einflussreicher Klientelkönig nicht nur unter Vespasian und Titus halten, zu denen er eine persönliche Beziehung hatte, sondern auch unter Domitian, der in diesem Fall keine Revision der Personalpolitik von Vater und Bruder vornahm. Ob Agrippa II. weiterhin Wert darauf legte, als jüdischer König zu gelten, ist wie vieles andere unklar. Seine Rolle als Mittler zwischen Juden und Römern hatte er mit dem Jüdischen Krieg sicher verloren.565

5.4.2 Berenike Für Agrippas II. Verbindung zu den Flaviern spielte seine Schwester Berenike wegen ihrer Beziehung zu Titus eine besondere Rolle. Kennengelernt hatte die zuvor dreimal verheiratete Frau und zweifache Mutter den über zehn Jahre Τραιανοῦ στρατηγὸν (sic) δέκα; Seyrig 1965, 34 kommentiert: »Ses deux charges se sont-elles succédé immédiament? Le texte ne l’implique pas, et il paraît aujourd’hui certain que l’annexion du royaume d’Agrippa II à l’empire remote à Domitien«; ähnlich Jones 2002, 116; anders Kokkinos 2003, 175. 562 Kushnir-Stein 2002a, 131 Anm. 32 und Jones 2002, 115 f.; Voraussetzung dafür ist, die Ära von 49 für die Münzen aus ›Jahr 35‹ = 88/89 zugrunde zu legen, und die letzte bekannte Inschrift Agrippas II. mit der Doppelära ›Jahr 37 gleich Jahr 32‹ mit den Ären 49–54 zu entschlüsseln = 86 n. Chr. (OGIS 426:  Ἔτους λζ΄ τοῦ καὶ λβ΄ | βασιλέως Ἀγριππα κυ | ρίου); üblich ist die Datierung auf 92/93 bzw. vor Beendigung der antiquitates, etwa Schürer 1973– 1986, Bd. 1, 481, Smallwood 1976, 574, Cohen 1979, 180, Rajak 2002 [1983], 238, Millar 1993, 91 und ähnlich Wilker 2007, 462: »in den neunziger Jahren«. 563 Ios. ant. 17,28; einen Überblick der negativen Passagen zu den Herodianern und bes. Agrippas II. bei Jones 2002, 117 f.; Schwartz 1990b, 151.197 meint, dass Josephus in den antiquitates weder für noch gegen die Herodianer Propaganda betrieb; das Hauptthema des Werkes sei der jüdische Gesetzesgehorsam, womit man herodianerkritische Passagen erklären könne; ähnlich Laqueur 1920, 261 f. 564 Gebhardt 2002, 83 f. mit Anm. 2 und Frankfort 1962, 665–667; die römische Verwaltung der Auranitis und der Trachonitis (Aerita) 96 unter Domitian und 96/97 unter Nerva belegen Dunand 1934, 49 f. Nr. 75 und IGR 3.1176, vgl. Jones 2002, 115 Anm. 10; von Gebiets­ verlusten Agrippas II. geht Kokkinos 1998, 338 aus; Schwartz 1990b, 118 vermutet zusätzlich den zeitweiligen Verlust des Münzrechts. 565 Wilker 2007, 481 f.

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jüngeren Titus wohl im Jahr 67.566 Da Tacitus beim Abbruch der Reise des Titus nach Rom im Winter 68/69 das Gerücht einfließen lässt, dies könne wegen seiner Liebe zu Berenike geschehen sein, scheint zu dieser Zeit schon ein Verhältnis bestanden oder sich zumindest angebahnt zu haben.567 Nachdem Titus Iudaea verlassen hatte, kam es erst im Jahr 75 zu einem Wiedersehen, als Agrippa II. mit seiner Schwester nach Rom reiste. Cassius Dio schreibt:568 Berenike stand damals auf dem Gipfel ihrer Macht und kam daher mit ihrem Bruder Agrippa nach Rom. Und während dieser mit der Würde eines Praetors ausgezeichnet wurde, durfte sie im Palaste wohnen und Verkehr mit Titus pflegen. Sie rechnete schon damit, ihn zu heiraten, und tat bereits in allem so, als wäre sie seine Gemahlin; doch als Titus merkte, daß die Römer nicht damit einverstanden waren, entließ er sie.

Nach der akzeptierten Chronologie der Ereignisse blieb Berenike bis in das Jahr 79 als Lebensgefährtin des Titus in Rom und musste dann bei seinem Regierungsantritt die Stadt verlassen – gegen Titus’ und gegen ihren Willen, wie Sueton hinzufügt. Später kehrte sie zurück, wurde jedoch abermals abgewiesen.569 Die enge, einvernehmliche Beziehung des Paares ist also gut bezeugt; ebenso, dass Titus sie aus Gründen der Staatsraison beendete, weil Berenike unbeliebt war. Aus Titus’ Sicht ist das verständlich, da er selbst bei seinem Regierungsantritt über einen schlechten Ruf verfügte, der auch mit der Niederschlagung der Verschwörung des Jahres 79 zusammenhing, der die angesehenen Senatoren Caecina Alienus und Eprius Marcellus zum Opfer fielen.570 Neben dem allgemeinen Gerede wurde die Beziehung von Titus und Berenike von den Kynikern Diogenes und Heras in aller Öffentlichkeit angegriffen und beschimpft. Einen Anlass dafür gab das Gerücht, Berenike habe mit ihrem Bruder Agrippa eine inzestuöse Beziehung geführt. Iuvenal verbindet diesen Vorwurf mit der Bezeichnung Agrippas als Barbaren sowie Spott über den Sabbat und die jüdischen Speisegebote.571 Ein kritischer Unterton liegt auch in der Be 566 Jones 1984, 61. 567 Tac. hist. 2,2,1; Nicols 1978, 128, Jones 1984, 62. 568 Dio 65,15,4: Βερενίκη δὲ ἰσχυρῶς τε ἤνθει καὶ διὰ τοῦτο καὶ ἐς τὴν Ῥώμην μετὰ τοῦ ἀδελφοῦ τοῦ Ἀγρίππα ἦλθε καὶ ὁ μὲν στρατηγικῶν τιμῶν ἠξιώθη, ἡ δὲ ἐν τῷ παλατίῳ ᾤκησε καὶ τῷ Τίτῳ συνεγίγνετο. προσεδόκα δὲ γαμηθήσεσθαι αὐτῷ, καὶ πάντα ἤδη ὡς καὶ γυνὴ αὐτοῦ οὖσα ἐποίει, ὥστ’ ἐκεῖνον δυσχεραίνοντας τοὺς Ῥωμαίους ἐπὶ τούτοις αἰσθόμενον ἀποπέμψασθαι αὐτήν. Von einem angeblichen Heiratsversprechen weiß auch Suet. Tit. 7,1; Epit. de Caes. 10,5 hält Berenike für Titus’ Ehefrau (uxor). 569 Suet. Tit. 7,2 und Dio 66,18,1; zur Chronologie Keaveney/Madden 2003, 42 und Braund 1984a, 122; Crook 1951, 172 geht dagegen davon aus, dass Berenike noch unter Vespasian Rom verlassen musste. 570 Dio 65,16,3 f.; Suet. Tit. 6,2 vermerkt explizit: plurimum contraxit invidiae. 571 Dio 65,15,5; Iuv. 6,155–160; das Inzestgerücht überliefert auch Ios. ant. 20,145; eine Verbindung zwischen den Angriffen der Philosophen und der Verschwörung 79 bestand nicht, vgl. Rogers 1980, 93.

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merkung Quintilians, Berenike sei in einem Prozess als Richterin aufgetreten bei einem Fall, der ihre eigenen Interessen betraf. Anzuzweifeln ist sicher, dass es sich um einen formalen Prozess gehandelt hat, da Frauen als Richter nicht zugelassen waren. Üblicherweise wird ihre Beteiligung am consilium principis vermutet oder an weniger wichtigen Beratungen privater Natur. Gleichwohl bietet die Stelle einen Hinweis auf den Einfluss der Berenike, der in manchen Kreisen auf Ablehnung stieß.572 Worin die Motive für den Hass gegen sie lagen, geht aus den Quellen nicht hervor. In der Regel wird auf ihre Fremdheit verwiesen: Entweder gilt sie als ›Kleopatra im Kleinen‹ (Mommsen) oder es wird ihr jüdischer Hintergrund herausgestellt.573 Diese Begründungen sind gleichermaßen richtig wie irreführend. Irreführend sind sie, weil dabei zu schnell übergangen wird, dass Berenike aus einer Familie stammte, die bereits unter Caesar das römische Bürgerrecht erhalten und teils enge persönliche Freundschaften mit Mitgliedern der iulisch-claudischen Familie gepflegt hatte.574 Richtig sind sie, da Berenike als Mitregentin ihres Bruders Agrippa  II. auftrat und als βασίλισσα μεγάλη auf einer Statuenbasis in Athen sowie als regina epigraphisch belegt ist  – ein Titel, der eher Skepsis bei den Römern hervorrief.575 Berenike verfügte über eine doppelte Identität und es gelang ihr nicht, als ›Römerin‹ Akzeptanz zu finden. Ihre jüdische Identität spielte dabei eine Rolle, ohne dass sie automatisch ihre Ablehnung durch die Römer bedingte. Im griechisch-römischen Kontext trat Berenike keineswegs als praktizierende Jüdin auf, wie die Existenz der athenischen Statuenbasis  – ein Bruch des Bilderverbots  – oder auch ihr Verhältnis mit Titus  – ein Verstoß gegen die jüdischen Ehegesetze  – zeigen. Andere ­›Juden‹ hatten sich erfolgreich in die römische Gesellschaft integrieren können, etwa Tib. Iulius Alexander oder Drusilla, Berenikes Schwester, die einen Präfekten von Iudaea, M. Antonius Felix, geheiratet hatte.576 Der Grund für 572 Quint. inst. 4,1,19 (= GLAJJ 231); Crook 1951, 169 f. verortet die Begebenheit im kaiserlichen consilium; anders Gering 2012, 93; Young-Widmaier 2002, 126–129 verweist auf die beratende Funktion hinsichtlich jüdischer Religionsfragen, die Berenike bei den Ermittlungen des Porcius Festus gegen Paulus in Apg 25,23–26,32 spielte, und vermutet, es habe sich um einen analogen Fall unter Vespasian gehandelt. 573 Mommsen 1885, 540, dazu Wesch-Klein 2005, 168–170, vgl. Gering 2012, 88 Anm. 201; Castritius 2002, 168. 574 Ios. bell. 1,194 u. ant. 14,137 zum Bürgerrecht für Antipater, vgl. Goodman 2012, 184; Salome, die Schwester Herodes des Großen, pflegte engen Kontakt mit Augustus’ Frau Livia, Berenike, ihre Tochter und Mutter von Agrippa I., mit der jüngeren Antonia, dazu Schwartz 1990a, 41 und Bowersock 2005, 58. 575 OGIS 428 (Athen) und AE 1928.82 (Berytus), vgl. Macurdy 1935, 246 f. 576 Das gleiche gilt für den kappadokischen Zweig der Herodianer, vgl. Wilker 2007, 480 f.; für Wilker waren Agrippa II. und Berenike auch nach 70 um eine »Selbstdefinition als römische Bürger und Juden« (Hervorhebung: Wilker) bemüht; Berenikes Beziehung zu Titus ist jedoch als Abrücken von ihren ›jüdischen‹ Kriterien bei der Partnerwahl zu werten, da eine Beschneidung bei Titus undenkbar war, vgl. Gering 2012, 91 mit Anm. 218.

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Berenikes Ablehnung ist deswegen in ihrer Rolle als Geliebte des princeps zu sehen. Obwohl Titus Berenike nicht in die öffentliche Darstellung seiner Familie einbezog, wurde die Witzelei des L. Aelius Lamia, des ersten Mannes von Domitians Frau Domitia, ob denn nicht auch Titus wieder heiraten wolle, als provokativ empfunden.577 Solange Titus selbst nicht Kaiser war, erregte seine Beziehung mit der ›Fremden‹ die Gemüter, ohne dass aus flavischer Sicht Konsequenzen notwendig schienen. Durch seinen Aufstieg zum princeps verließ Titus jedoch endgültig jeden privaten Rahmen und seine Affäre wurde anscheinend zum untragbaren Politikum. Die römische Abneigung gegen Berenike resultierte also zu einem großen Teil aus ihrer Beziehung zum ersten Mann des Staates. Für eine Analyse des römisch-jüdischen Verhältnisses ist die Beziehung zwischen Titus und Berenike nur von beschränktem Erkenntniswert. Hinter der Ernsthaftigkeit ihrer persönlichen Bindung trat die politische Rationalität lange zurück. Beachtenswerterweise scheint kein Mitglied der flavischen Familie gegen die Beziehung eingeschritten zu sein oder sie wegen Berenikes jüdischem Familienhintergrund als problematisch empfunden zu haben. Die Ablehnung, auf die Berenike in Rom stieß, allein auf den dort herrschenden Judenhass zurückzu­f ühren, ist angesichts ihrer vielschichtigen Identität und der Besonderheit der Beziehungskonstellation zu kurz gegriffen.

5.4.3 Josephus Ein anders gelagerter Fall als jener der Herodianer ist der des Josephus, da der Jerusalemer Aristokrat zunächst auf der Seite der Aufständischen gestanden hatte. Obwohl nur wenig über sein Leben in Rom nach 70 bekannt ist, ist er doch der Jude, über den wir am meisten wissen aus diesen Jahren. Im Jahr 66 war er nach dem Euphorie entfachenden Sieg der Aufständischen über die Truppen des Cestius Gallus als stratēgos über die beiden Galiläa und über Gamala ernannt worden.578 Im Sommer 67 geriet er im galiläischen Jotapata in römische Kriegsgefangenschaft und verblieb in dieser bis zu seiner ehrenvollen Freilassung im Zuge der Akklamation Vespasians.579 Die Belagerung und Zerstörung Jerusalems erlebte er im Gefolge des Titus, wobei er den Römern als Unterhändler und Ortskundiger Hilfe leistete. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine Stellung erlangt, die es ihm erlaubte, sich für seine in Gefangenschaft geratenen Familienmitglieder und Freunde einzusetzen und ihre Befreiung zu erwirken. Für seine Landbesitzungen in Jerusalem, die von der dort stationierten Legion okkupiert 577 Suet. Dom. 10,2; Gering 2012, 93 f. 578 Ios. bell. 2,528, vgl. Ap. 1,48, anders vita 28 f., wo der Auftrag in Galiläa als Friedensmission erscheint, dazu Mason 2000, 61 f. und Bilde 1988, 38. 579 Ios. bell. 4,622–629.

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wurden, erhielt er Ersatz; Titus erlaubte ihm, heilige Bücher aus der geplünderten Stadt mitzunehmen. Später begleitete er den Caesar über Alexandria nach Rom.580 Dort erhielt er das römische Bürgerrecht, Unterkunft in ­Vespasians Privathaus, eine finanzielle Unterstützung sowie weiteren Landbesitz in ­Iudaea. Nach eigener Aussage stand Josephus nicht nur in Vespasians und Titus’ Gunst, sondern wurde auch von Domitian und Domitia unterstützt. Der jüngste Flavier gewährte ihm etwa Steuerfreiheit für seine Landgüter in seiner Heimat.581 Die engste Beziehung zum Kaiserhaus hatte Josephus in der Regierungszeit des Titus, der das bellum Iudaicum mit seinem Siegel veröffentlichen ließ.582 Obwohl Josephus in der vita den Eindruck seiner Nähe zur kaiserlichen Familie erwecken will, sind die von ihm referierten Privilegien keinesfalls zu überschätzen. Zwar hatte er den Flaviern in Iudaea mit seiner propagandistisch verwertbaren Prophezeiung und seinen Ortskenntnissen und später mit einer ihnen schmeichelnden Darstellung ihrer Kriegstaten gute Dienste geleistet, im Lauf der Zeit aber seinen Wert für sie verloren. Josephus stand wie viele andere auch in einem gewöhnlichen Klientelverhältnis zu den Flaviern. Zu Recht ist darauf hingewiesen worden, dass ihm weder eine Erhebung in den Ritterstand zuteil wurde noch prestigeträchtige Landzuweisungen in Italien.583 Kontakte zur römischen Elite deutet Josephus zwar an, wenn er schreibt, dass er den römischen Teilnehmern am Krieg in Iudaea sein bellum Iudaicum gegeben hätte, jedoch fehlen Belege für eine engere Beziehung.584 Sein wichtigster Unterstützer war sein Patron Epaphroditus, dessen Identifikation nicht möglich ist; ein politisch einflussreicher Mann war er sicher nicht. Da ihm Josephus alle seine nach dem bellum Iudaicum verfassten Werke widmete, verfügte er über kein Netzwerk mit höherstehenden Personen für eine Dedikation.585 Die Bemerkung des

580 Ios. vita 417–422; zu den Feldern um Jerusalem Price 1992, 244–247. 581 Ios. vita 423.425.428 f.; Goodman 1994a, 337 vermutet, Josephus habe nicht über das conubium verfügt, weshalb seine Frau und Kinder keine römischen Bürger waren, anders Cotton/Eck 2005, 39. 582 Ios. vita 361–363, vgl. dazu Rajak 2002 [1983], 200.203 und Huitink/Henten 2009, 55 f.; schon in bell. 1,9 benennt Josephus Titus als Zeugen für die Wahrheit seiner Darstellung; ein »officiosus der römischen Politik«, wie Laqueur 1920, 256 ihn nennt, war er nie, vgl. Hollander 2014, 119. 583 Stern 2010, 78, Cotton/Eck 2005, 39 f., Price 2005, 106, Siegert u. a. 2001, 183 Nr. 38 und Yavetz 1975, 431 f. zur Relativierung der Privilegien; Rajak 2002 [1983], 195 f. zum Nutzen des Josephus für die Flavier. 584 Ios. vita 362 u. Ap. 1,51 mit Cotton/Eck 2005, 41–46, vgl. Rajak 2014, 206 und Hollander 2014, 257.263. 585 Ios ant. 1,8 f., vita 430, Ap. 1,1 u. 2,1.296; als Identifikationskandidaten werden genannt (1) der a libellis Neros (PIR2 E 69, so Applebaum 1974, 118 f.) und häufiger (2) der Grammatiker M. Mettius Epaphrodius aus Chaironaea (PIR2 M 563, so Laqueur 1920, 2­ 3–30, R ­ ajak 2002 [1983], 223 f. mit Anm.  1 oder Gußmann 2008, 252 f.); in beiden Fällen bestehen er­ hebliche Probleme: (1) war bei der Veröffentlichung von Ap. tot, vgl. Weaver 1994, 474;

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Eusebius von Caesarea, Josephus sei der berühmteste Jude seiner Zeit gewesen und man habe ihm in Rom eine Statue errichtet, findet keine Bestätigung in den älteren Quellen.586 Engere Beziehungen unterhielt Josephus zu den jüdischen Eliten, besonders den Herodianern. Mit König Agrippa II. stand er während der Abfassung des bellum Iudaicum in Kontakt und wechselte mit ihm nach eigener Angabe 62 Briefe. Ihm und anderen Familienmitgliedern  – er erwähnt Iulius Archelaus und einen Herodes namentlich – übergab er Kopien seines Werkes.587 Seine Kinder benannte Josephus anscheinend bewusst mit Namen, die typischerweise von den Herodianern verwendet wurden.588 Auf Beziehungen zu Diasporagemeinden im Mittelmeerraum lassen seine dritte und vierte Ehe schließen sowie die Anklage gegen ihn im Zuge der von Jonathan dem Weber ausgelösten Unruhen in der Kyrenaika.589 Denn trotz seiner guten Beziehung zu Teilen der jüdischen Elite polarisierte Josephus extrem bei seinen Volksgenossen. Durch sein Überlaufen auf die Seite der Römer hatte er sich den Hass der Anhänger der Aufstandsbewegung zugezogen, die es nach Rache an dem Verräter verlangte.590 Die von Catullus, dem Statthalter der Creta et Cyrene, mitgetragene Anklage gegen Josephus war nur einer von mehreren Angriffen von jüdischer Seite gegen ihn. Details verrät Josephus in seinen Werken nicht, es wird jedoch klar, dass er von 67 bis in die neunziger Jahre mit Anschuldigungen konfrontiert und auf den Schutz seiner flavischen Patrone angewiesen war. Die Auseinandersetzung mit Justus von Tiberias mag vor allem gegen seine Glaubwürdigkeit als Historiker und damit gegen seine Ehre gerichtet gewesen sein, ohne dass strafrechtliche (2) wurde von einem praefectus Aegypti, Modestus, gekauft, der jedoch nicht in die fasti der Provinz eingefügt werden kann, vgl. Cotton/Eck 2005, 51; Jones 2002, 114 f., Price 2005, 106 und Hollander 2014, 285 lassen eine Identifikation offen. Vermutlich handelte es sich um einen Freigelassenen, vgl. Cotton/Eck 2005, 49, möglicherweise aber auch um einen Freige­ borenen aus dem Osten, vgl. Weaver 1994, 475. 586 Eus. hist. eccl. 3,9,2; Cotton/Eck 2005, 38 mit Anm. 4. 587 Ios. vita 364–367 zum Briefwechsel, vita 362 u. Ap. 1,51 zur Vergabe der Kopien; Iulius Archelaus war der erste Ehemann von Agrippas II. Schwester Mariamme und Oberbefehlshaber der Truppen von Agrippa I. (Ios. ant. 19,353); Herodes war entweder ein Sohn des Aristobulus (Sohn des Herodes von Chalkis), des Königs von Armenia minor unter Nero und später wohl von Chalkis, oder ein Sohn des jüngeren Phasael (Sohn von Phasael, dem ältesten Bruder Herodes I.) und der Salampsio (Tochter Herodes I.), dazu Siegert 2008, Bd. 1, 67 f. und Schwartz 1990b, 148 f. mit Anm. l. 588 Ios. vita 5.426 f.: Hyrkanus, Justus und Simonides Agrippa, vgl. Schwartz 1990b, 12. 589 Siegert u. a. 2001, 157 Anm. 348; seine dritte Frau heiratete er 69/70 in Alexandria (vita 415), seine vierte, eine kretische Jüdin, Mitte der siebziger Jahre (vita 427); Bilde 1988, 58 und Gußmann 2008, 264. 590 Ios. bell. 3,432–442: direkt nach Jotapata hielt man Josephus für tot und betrauerte ihn; als bekannt wurde, dass er als römischer Kriegsgefangener eine bevorzugte Behandlung erfuhr, wurden ihm Feigheit (ἀνανδρία) und Verrat (προδοσία) vorgeworfen; schon in Galiläa war er umstritten.

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Konsequenzen drohten.591 Anders sah dies bei einer von einem seiner Sklaven gegen ihn vorgebrachten Anklage aus:592 Auch einen mit der Aufsicht über meinen Sohn betrauten Sklaven, einen Eunuchen, der Anschuldigungen (gegen mich) erhob, ließ er (sc. Domitian) bestrafen.

Dieser Fall verdient Aufmerksamkeit, weil normalerweise Sklaven nicht als Kläger gegen ihre Herren zugelassen wurden und nur im Fall von maiestas-Klagen eine Ausnahme bestand.593 Josephus war anscheinend der Majestätsbeleidigung angeklagt worden, ein ernster und gefährlicher Tatbestand gerade in den letzten Jahren Domitians. Die Vorwürfe überstand er jedoch unbeschadet. Diese Geschehnisse nur andeutungsweise am Ende seiner vita anzureißen, ist ein rhetorisch geschickter Schachzug, der dem Leser ohne viele Worte verdeutlicht, dass er unter Beschuldigungen niedrigster Menschen zu leiden hatte, deren Unrechtmäßigkeit von höchster Stelle befunden wurde. Auch wenn sich nicht nachweisen lässt, dass Josephus über funktionierende Netzwerkbeziehungen zur römischen Elite verfügte, besaß er eine gefestigte Stellung, die ihn auch gefährliche Angriffe überstehen ließ. Abschließend ist ein Blick auf den Adressatenkreis der Schriften des Josephus und damit auf sein Umfeld in Rom zu werfen. Alle seine erhaltenen Werke stehen im Kontext der Auseinandersetzung zwischen ›Juden‹ und ›Griechen‹ und haben die Absicht, unrichtige Darstellungen über die Juden zu korrigieren. Josephus wendet sich schon mit seinem bellum Iudaicum gegen aus seiner Sicht falsche Geschichtsdarstellungen, die entstanden seien aus Schmeichelei gegen die Römer oder aus Haß gegen die Juden, oder zitiert später in den antiquitates in zwei langen Exkursen Privilegien, die den Juden von ihrer griechisch-römischen Umwelt zugesichert worden waren.594 Nicht nur deshalb scheint Josephus sich in erster Linie an eine griechisch sprechende, nichtjüdische Leserschaft gerichtet zu haben. Während die aramäische Version seines bellum Iudaicum für die innerasiatischen Nichtgriechen (τοῖς ἄνω βαρβάροις) bestimmt war, wandte sich die griechische an die Griechen und die Römer, soweit sie nicht am Kriege teilgenommen hatten. Den antiquitates stellte Josephus die Bemerkung voran, mit ihnen allen Griechen … etwas Bedeutendes bieten 591 Ios. vita 424 f.428 f.; zu Catullus siehe S. 121; zu den Josephus gemachten Vorwürfen Siegert u. a. 2001, 177–179 Nr. 26; die Auseinandersetzung mit Justus war nicht der Abfassungsgrund der vita, vgl. Stern 2011, passim, bes. 393–395. 592 Ios. vita 429: καὶ δοῦλον εὐνοῦχον παιδαγωγὸν τοῦ παιδός μου, κατηγορήσαντα, κολασθῆναι προσέταξεν. 593 Mommsen 1899, 415; zu Majestätsverbrechen Avenarius 2010, 1147 und Kübler 1928, 553; nach Schwartz 1990b, 18 Anm. 70 erfolgte die Anklage zwischen 80 und 94 n. Chr., Hollander 2014, 215 vermutet sie in den frühen Jahren Domitians. 594 Ios. bell. 1,2 u. ant. 14,185–189.16 u. 174–178; in Ap. 1,2 spricht er davon, dass viele den übelwollenden Nachreden … Beachtung schenken, vgl. Bilde 1988, 99–101.

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zu können, nämlich eine Darstellung der Geschichte und Verfassung der Juden. Im Proömium von contra Apionem bedauert Josephus, dass trotz seiner antiquitates weiter Zweifel am Alter des jüdischen Volkes bestünden. Als Reaktion will er sich mit Schriften befassen, die bei den Griechen selbst als verlässlich gelten, und, wo es ihm notwendig erscheint, sie widerlegen.595 Seine eigenen Aussagen über sein anvisiertes nichtjüdisches Publikum in seinen Vorworten sind ein gewichtiges Argument, das auch durch detailliertere innere Analysen Bestätigung findet. Natürlich tauchen in seinen Werken auch Punkte auf, die nur von innerjüdischem Interesse sind, was nichts an der generellen Ausrichtung gerade seiner späteren Werke antiquitates-vita und ­contra Apionem ›nach außen‹ ändert.596 Vielfach ist festgestellt worden, dass sich Josephus keineswegs an Kreise wandte, die aus unverbesserlichen Judenhassern bestanden, und dass er auch mit contra Apionem, das er selbst als Apologie bezeichnet, keine offene Auseinandersetzung mit antijüdischen Gegnern suchte. Vielmehr richteten sich seine Werke aus den neunziger Jahren an Menschen, die Juden mit Offenheit und Interesse begegneten, und an solche, die zwar skeptisch, aber bereit zur Auseinandersetzung mit den kursierenden Vorurteilen und Stereotypen waren. Josephus wollte mitteilen, was seiner Ansicht nach die Wahrheit über die Juden war; er hatte nicht vor, missionarisch Proselyten zu gewinnen.597 Als idealen Leser skizziert er im Proömium der antiquitates seinen Patron Epaphroditus, der sich durch Wissbegier und Interesse an der Geschichte auszeichne, und vergleicht ihn mit Ptolemaeus  II., dem Auftraggeber der Septuagintaübersetzung.598 Josephus bewegte sich in einem Kreis von Menschen, die gegenüber den Juden und ihren Bräuchen aufgeschlossen waren und ihm freundlich begegneten. Wenn er in contra Apionem die jüdischen Sitten verteidigt, tut er dies offensiv und selbstbewusst, besonders im letzten Teil des Werkes, wo der Stil deutlich enkomiastischer ist: Josephus stellt Mose als den besten aller Gesetzgeber heraus und das jüdische Gesetz als das idealste überhaupt, da es Gottes Willen entspringe. Die Verleumder der Juden fordert er auf, ihre falschen Anschuldigungen zu unterlassen, weil sie im Unrecht 595 Ios. bell. 1,3.6, ant. 1,5 f. u. Ap. 1,2–4, vgl. Barclay 2007, xlvii Anm. 106. 596 Barclay 2000, passim u. 2007, 362–369 sowie Mason 2003, passim; Price 2011a, ­222–225, bes. 225 sieht gleichermaßen ein griechisch-römisches und ein jüdisches Publikum angesprochen, vgl. Huitink/Henten 2009, 56–60 oder Rajak 2014, 201–206; für Krieger 1994, 328–330 ist bell. im Gegensatz zu ant. an Juden gerichtet; zum primär nichtjüdischen Publikum von ant. Höffken 2007, passim, anders Nodet 2007, 110–113; zu Ap. Gerber 1997, 30 f. u. 89–91; zur vita Stern 2010, 79. 597 Mason 2000, 102.105.137 f.140–144, vgl. Bilde 1988, 102 f.120 f., Gerber 1997, 89 und Hollander 2014, 244.248 f.; zu den Berührungspunkten von heidnischem Monotheismus und Juden Mitchell 1999, 110–115; Barclay 2007, lii–liii gegen die These, Josephus habe mit Ap. Proselyten gewinnen wollen, vgl. Gerber 1997, 386. 598 Ios. ant. 1,8.10–12; Höffken 2007, 330–332, Mason 2003, 564 und Gerber 1997, 90.

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seien.599 Es hat in der Forschung zwar Versuche gegeben, aus den Werken des Josephus auf eine konkrete Bedrohungslage für die Juden unter Domitian zu schließen oder sein literarisches Wirken damit zu begründen; allein, es fehlt an ausreichend konkreten Hinweisen für eine solche Interpretation. Die Spannungen zwischen Juden und Nichtjuden und die belegten antijüdischen Vorurteile, die bis zum Judenhass reichten, genügen als Begründung für die schriftstellerische Tätigkeit des Josephus.600 Es ist festzuhalten, dass Josephus in Rom in einem komplexen Umfeld lebte: Besonders mit seinen Werken antiquitates-vita und contra Apionem verteidigte er die Juden gegen Angriffe von außen, war jedoch selbst gleichzeitig immer wieder Opfer von jüdischen Angriffen. Gefährliche Anklagen wie die des Statthalters Catullus und eine maiestas-Klage musste er überstehen. Beide Fälle bezeugen, dass auch Nichtjuden Anzeigen gegen Josephus unterstützten und unter seine Gegner zu rechnen sind. Auch wenn seine Beziehung zum flavischen Kaiserhaus spätestens mit dem Tod des Titus, mit dem er den engsten Kontakt gehabt hatte, abkühlte, fiel er als Klient nie aus der Gunst der gens Flavia. Sein literarisches Wirken wurde unterstützt von dem Nichtjuden Epaphroditus, der – wie sein Kreis, in dem Josephus sich bewegte – Interesse an den Sitten und Bräuchen der Juden hatte. Josephus lebte in einer multikulturellen und multiethnischen Gesellschaft, in der Freundschaften und Feindschaften nicht entlang ethnischer Grenzen verliefen, sondern innerhalb und außerhalb der jeweiligen Gruppen durch das persönliche Beziehungsverhältnis bestimmt wurden. Unabhängig von Domitians Einstellung zu den Juden verfügte Josephus über eine vorteilhafte Position, weil er zu den Klienten des Kaisers gehörte und diese Beziehung zumindest bei Anklagen nutzbar machen konnte. Trotz seiner Klientelbeziehung zum Kaiserhaus konnte er aber keine Netzwerkbeziehungen zur römischen Elite aufbauen. Unter seinen Landsleuten hatte er sowohl Unterstützer wie die Mitglieder der herodianischen Dynastie als auch Gegner, die ihn zeit seines Lebens angriffen. Erklärungsmodelle, die Konflikte durch ethnischreligiöse Kategorisierungen und durch die Scheidung zwischen ›Römern‹ und ›Juden‹ begründen wollen, greifen zu kurz oder gar nicht.

599 Ios. Ap. 2,145–296, bes. 2,161–163 zu Mose, 2,184 zum Gesetz u. 2,285 gegen die Kritiker; zum enkomiastischen Stil dieses Teils von Ap. Barclay 2007, xxxii–xxxiii, Siegert 2008, 16 f. 600 Die gegen den Vorwurf, die Juden seien ἀθεοί, gerichtete Betonung der jüdischen Theokratie in Ap. 2,164, muss nicht speziell auf Domitian abzielen, so Gerber 1997, 354 mit Anm. 63, vgl. auch 289 f. u. 386; dass Josephus mit ant. auf den Judenfeind Domitian einwirken wollte, vertritt u. a. Case 1925, 13.17, weitere Literatur mit ähnlichen Thesen bei Bilde 1988, 103; abgewogen zu den zeitgeschichtlichen Einflüssen Barclay 2007, xliii–xliv.

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6. Römer und Juden im Zeugnis der literarischen Quellen Nach der Betrachtung von Josephus’ Leben und Wirken in Rom ist es angebracht, auch einen Blick auf weitere Autoren und Schriften zu werfen, die sich aus römischer Sicht der Juden und aus jüdischer Sicht der Römer annehmen, um zu prüfen, welche Vorbehalte und Feindseligkeiten dem jeweiligen Anderen gegenüber herrschten. Dies wird auch die besondere und heikle Lage des Josephus verdeutlichen, der als Angehöriger eines unterworfenen Volkes im Zentrum der herrschenden Macht agierte und deswegen keine offene Kritik an Rom anbringen konnte.601 Es ist kein Zufall, wenn sich Josephus’ contra Apionem ausschließlich mit älteren griechischen Autoren befasst und deren negative Aussagen gegenüber den Juden widerlegt. Die Tatsache, dass die judenfeindlichen Traditionen ägyptischer Provenienz, gegen die sich Josephus besonders wehrt, auf Lateinisch erst durch Tacitus überliefert sind, bedeutet nicht, dass sie zuvor in Rom unbekannt waren.602 Auch wenn Tacitus seinen Judenexkurs (hist. ­5,2–13) erst in traianischer Zeit verfasste, ist es methodisch legitim, ihn im Kontext der flavischen Zeit zu behandeln, die der Autor als Zeitgenosse erlebte.603 Dies gilt umso mehr, als keine ›tagespolitische‹ Aussageabsicht hinter dem Text steht beziehungsweise nur insoweit, als die in seiner Zeit gängigen antijüdischen Klischees aufgenommen wurden.604 Jüdischerseits werden Schriften einbezogen, die nach dem Jahr 70 und vor dem Bar Kochba-Aufstand entstanden. Ausführlicher wird das pseudepigraphe vierte Esrabuch behandelt, das als wichtigste Reaktion auf die Zerstörung des Jerusalemer Tempels gilt.

6.1 Die römische Sicht auf die Juden Peter Schäfer bezeichnet Tacitus’ Judenexkurs als »große Synthese der römischen Einstellungen zu den Juden« – der Text fasst die meisten antiken nichtjüdischen Traditionen zu den Juden zusammen und ist, wie Klaus Rosen festhält, cum ira et studio verfasst, da sich Tacitus in der Regel für die möglichst ungünstigste Darstellung der Juden entscheidet.605 Es soll ein knapper Über 601 Barclay 2005, 318–321. 602 Heinen 1992, 140, Stern 1976–1984, Bd. 2, 4, vgl. auch Rosen 1996, 111. 603 Avidov 2009, 101; Bloch 2002, 129 geht von einer Abfassung in den Jahren 100–105 aus; das Gesamtwerk der historiae war um 109/110 abgeschlossen, vgl. Birley 2000, 241 und Schmal 2005, 50; zum Karrierebeginn des Tacitus unter Vespasian Tac. hist. 1,1,3, vgl. Birley 2000, 234. 604 Bloch 2002, 167, anders Rosen 1996, 124–126, der annimmt, dass Tacitus die Juden seiner Zeit als potentielle Gefahr wahrnahm. Seine Begründung ist jedoch spekulativ, vgl. Gruen 2009a, 81* Anm. 24. 605 Schäfer 2010 [1997], 268 und Rosen 1996, 107.

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blick über den Text gegeben werden, wobei vorab darauf hinzuweisen ist, dass Tacitus in seiner ständigen Tendenz zur negativen Wertung nicht als repräsentativ für die Einstellung aller Römer oder Griechen gelten kann. Er kannte aus seinen Quellen auch neutrale oder positive Traditionen, die er aber nur streift oder verwirft.606 Literarisch ist der Judenexkurs in der Gattung der antiken Ethnographie zu verorten und fungiert als retardierendes Moment, da Tacitus die Ursprünge (primordia) Jerusalems skizzieren möchte, bevor er in den heute verlorenen Passagen seines fünften Historienbuches den letzten Tag (supremus dies) der Stadt beschreibt. Seine Schwarzmalerei ist deswegen zu einem gewissen Teil rhetorischer Natur, gleichsam als Vorausdeutung auf die kommende Zerstörung.607 Tacitus hatte keine Sympathien für die Juden, war jedoch auch kein ausgemachter Judenfeind, wie sein erhaltenes Gesamtwerk zeigt: »Auch da, wo man Angriffiges erwarten könnte, ist solches nicht festzumachen.«608 Nachdem Tacitus zunächst fünf Varianten der jüdischen Herkunft (origo) kurz angerissen hat (hist. 5,2), referiert er eine sechste ausführlicher, nämlich jene, die die meisten Autoren berichten (hist. 5,3); welche er dabei zu Rate gezogen hat, gibt er nicht preis. Es handelt sich wohl um den Kreis antijüdischer gräko-ägyptischer Schriftsteller, die vor allem durch Josephus’ contra Apionem bekannt sind: Manetho, Chairemon, Lysimachus und Apion; Tacitus weist besonders viele Übereinstimmungen mit Lysimachus auf.609 Nach dieser Ursprungsgeschichte verwies der Pharao Bokchoris auf Geheiß eines Orakels die mit einer Seuche infizierten Juden als den Göttern verhasstes Geschlecht (genus invisum dies) Ägyptens:610 Mose habe darauf dazu geraten, nicht auf die Hilfe von Göttern und Menschen zu vertrauen, weil diese sie verlassen hätten, sondern auf die desjenigen vom Himmel geschickten Führers, der ihnen zuerst Hilfe bringen würde: Schließlich führte eine Herde Wildesel die verdurstenden Juden zu einer Wasserstelle, weswegen diese später aus Dankbarkeit ein Eselsbild im Jüdischen Tempel aufstellten.611 Tacitus folgt damit den negativsten 606 Feldman 1996 [1991], passim, vgl. Yavetz 1998, 106 f. 607 Tac. hist. 5,2,1; Heinen 1992, 146; Gruen 2009a, 83*–95* deutet einige Stellen als Ironie. 608 Bloch 2002, 167, der fortfährt: »Tacitus scheint kein notorischer Judenhasser gewesen zu sein, die (ohnehin anachronistische) Etikette ›Antisemit‹ greift nicht recht.«, ähnlich Gruen 2009a, 94*, der, 78* mit Anm. 9 einen aktuellen Überblick über die Literatur gibt, die Tacitus als ›Antisemiten‹ sieht. 609 Heinen 1992, 135, Schäfer 2010 [1997], 55 und Stern 1976–1984, Bd. 2, 2; zu Lysimachus Ios. Ap. 1,304–311 u. 2,16.20.145.236 (= GLAJJ 158–162); der neben Tacitus erhaltene Judenexkurs von Pompeius Trogus, historiae Philippicae (apud M. Iunianus Iustinus 2,1–3,9 = GLAJJ 137) wurde nach 10 v. Chr. verfasst und folgt eher dem biblischen Bericht, vgl. Bloch 2002, 54.58. 610 Tac. hist. 5,3,1; Bokchoris (8. Jh. v. Chr.) ist ein Pharao der 24. Dynastie – der Exodus wird damit gegen die jüdische Tradition viel später datiert, vgl. Stern 1976–1984, Bd. 1, 385. 611 Tac. hist. 5,3, dem Verständnis von Heinen 1992, 134 und Bloch 2002, 69 folgend, nicht J. Borst., der allgemein von »himmlischem Beistand« spricht, ohne konkret den Esel als dux caelestis deuten zu wollen.

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ägyptischen Gegengeschichten zur jüdischen Exodustradition, die mindestens bis ins dritte Jahrhundert vor Christus zurückreichen, ohne selbst wohl alle bösartigen Anspielungen und Spitzfindigkeiten im Detail zu verstehen.612 Über die Sitten und Einrichtungen der Juden schreibt Tacitus:613 Um sich des Volkes für die Zukunft zu versichern, führte Moses neue religiöse Bräuche ein, die mit den sonst auf der Welt üblichen im Widerspruch standen. Dort bei den Juden ist alles unheilig, was bei uns heilig ist; andererseits ist bei ihnen gestattet, was wir als Greuel betrachten.

Dieses häufig als Beleg für den Judenhass des Tacitus angeführte Bild der ›verkehrten Welt‹ offenbart mehrere Probleme, die mit Tacitus’ Quellenbenutzung zusammenhängen.614 Bereits sachliche Widersprüche mahnen zur Vorsicht, im Judenexkurs die wohlfundierte persönliche Meinung des römischen Senators zu erblicken. Wie erwähnt referiert Tacitus etwa den jüdischen Eselskult, berichtet später aber über das Bilderverbot und merkt an, man wisse seit Pompeius, dass es im Jerusalemer Tempel kein Götterbild gäbe.615 In der zitierten Stelle verweist er auf die novi ritus, die Mose eingeführt habe, während er später schreibt, die jüdischen Bräuche rechtfertigten sich durch ihr Alter.616 Auf das dort … ist alles unheilig, was bei uns heilig ist würde man eine Kontrastierung jüdischer Sitten mit dem römischen mos maiorum erwarten, Tacitus setzt jedoch, wohl eng seiner Quelle folgend, die Verunglimpfung ägyptischer Bräuche durch die Juden als Kontrapunkt. Wie René Bloch schreibt, handelt »es sich eher um ethnographisches Schattenboxen als um wirkliches ethnographisches Informieren«.617 Trotzdem hat Tacitus für seine literarische Absicht bewusst die negativen Traditionen über die Juden ausgewählt. Hinsichtlich der jüdischen mores folgt Tacitus den Stereotypen, die schon lange in Rom bekannt waren und vor allem bei der traditionsbewussten Oberschicht auf Ablehnung stießen. Tacitus erwähnt die Enthaltung von Schweine 612 Die Entstehung dieser Traditionen wird in der Zeit der Septuagintaübersetzung vermutet, vgl. Yavetz 1997, 63–68; Schäfer 2010 [1997], 238 f. setzt ihr Entstehen früher an; die Judenfeindschaft wuchs besonders in der Makkabäerzeit weiter, vgl. Gager 1986, 105 f. Tacitus realisiert nicht, dass sich hinter dem Esel im jüdischen Heiligtum der ägyptische Gott Seth/Typhon verbirgt, der im Mythos als Feind von Osiris, Isis und Horus auftritt; im ägyptischen Kontext erscheinen die Juden also als ›Satansanbeter‹ oder ›Teufelsverehrer‹, so Heinen 1992, 138. 613 Tac. hist. 5,4,1: Moyses quo sibi in posterum gentem firmaret, novos ritus contrarios­ ceteris mortalibus indidit. profana illic omnia quae apud nos sacra, rursum concessa apud illos quae nobis incesta. 614 Für Goodman 2007a, 494 spiegelt sich hierin die Judenfeindschaft des römischen­ Staates. 615 Tac. hist. 5,5,4 u. 5,9,1; Gruen 2009a, 84*–86* hält das für bewusste Ironie des Tacitus. 616 Tac. hist. 5,5,1: ritus … antiquitate defenduntur. 617 Bloch 2002, 91; grundlegend Heinen 1992, 139 f.

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fleisch und den Sabbat (hist. 5,4), außerdem die jüdische Misanthropie, die sexuelle Zügellosigkeit des Volkes, die Beschneidung und das Bilderverbot, wobei er auf die Verkehrtheit (pravitas) der Gebräuche verweist (hist. 5,5). Die Übernahme dieser mores durch Nichtjuden führe zu einem völligen Bruch mit Familie und Umfeld und ist für Tacitus wie schon für Seneca oder später für Iuvenal unverständlich und falsch:618 Wer zu ihrem Kult übertritt, hält sich an diesen Brauch (sc. die Beschneidung); auch wird den Proselyten zu allererst das Gebot beigebracht, die Götter zu verachten, das Vaterland zu verleugnen, ihre Eltern, Kinder und Geschwister gering zu schätzen.

Den Versuch des Antiochus  IV. Epiphanes, den Juden ihren Aberglauben zu nehmen und griechische Sitten bei ihnen einzuführen, bewertet der Historiker deswegen als begrüßenswertes Unterfangen.619 Gegen das verbreitete griechischrömische Stereotyp vom weichen und schwächlichen Orientalen charakterisiert Tacitus die Juden als gesund und widerstandsfähig, was im Einklang mit dem flavischen Geschichtsbild steht, das den Sieg über die Juden glorifiziert.620 Den jüdischen Aberglauben greift Tacitus nochmals auf, bevor er zur Darstellung des Kriegsgeschehens 70 zurückkehrt: Obwohl prodigia die Götterverlassenheit des Volkes gezeigt haben, beziehen sie den Orakelspruch, der auf einen Weltherrscher aus dem Orient verweist, auf sich und nicht auf Vespasian (hist. 5,13). Tacitus’ Judenexkurs trägt, wie eingangs festgehalten, die in der griechischrömischen Kultur kursierenden negativen Traditionen über die Juden aus unterschiedlichen Quellen zusammen. Sein Text ist nicht vorschnell mit seiner persönlichen Meinung gleichzusetzen, sondern er ist ein Stück kunstvoll gestaltete Literatur. Der Blick auf Tacitus’ Gesamtwerk zeigt, dass der Autor keineswegs bereit war, an allen Stellen, wo sich die Gelegenheit dazu geboten hätte, negative Klischees über die Juden anzubringen: Sein Exkurs über die jüdische origo und patria war für ihn der Anlass für die Sammlung solcher Traditionen. Blickt man auf die erhaltenen griechisch-römischen Texte aus der Zeit zwischen dem Jüdischen Krieg und dem Bar Kochba-Aufstand, die die Sammlung von Menahem Stern leicht zugänglich macht, so bestätigt sich die Sonderstellung des Judenexkurses: Viele Autoren, die sich über Judäa und seine 618 Tac. hist. 5,5,2: Transgressi in morem eorum idem usurpant, nec quidquam prius imbuuntur quam contemnere deos, exuere patriam, parentes liberos fratres vilia habere; vgl. Sen. de superstitione apud Augustinus, de Civitate Dei 6,11 (= GLAJJ 186): Indessen hat die Lebensweise dieses schändlichen Volkes (sceleratissimae gentis) solchen Einfluß gewonnen, daß sie in fast allen Ländern Eingang gefunden hat. Die Besiegten haben den Siegern Gesetze gegeben (Übers.: Schäfer 2010 [1997], 164 f.); Iuv. 14,96–106 (= GLAJJ 301), ähnlich Hor. sat. 1,4, 139–143 (= GLAJJ 127), vgl. Bloch 2002, 135. 619 Tac. hist. 5,8,2: rex Antiochus demere superstitionem et mores Graecorum dare adnisus. 620 Ebd. 5,6,1: corpora hominum salubria et ferentia laborum, vgl. Sil. Ital. 3,605 f. (= GLAJJ 227); Isaac 2004, 463 f., Gruen 2009a, 82*f. und Horbury 2014, 110.

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Bewohner äußern, tun dies weitgehend neutral, etwa der ältere Plinius, ­Antonius Diogenes, Dio ­Chysostomus, Epiktet oder Plutarch.621 Andere bemühen wie Tacitus die bekannten Vorurteile wie die Speisegebote, den Sabbat oder die Beschneidung, beispielsweise Martial in domitianischer Zeit oder Iuvenal unter Traian und Hadrian.622 Auch bei ihnen ist Vorsicht geboten hinsichtlich der Interpretation ihrer Bemerkungen. Martials Epigramme lassen kaum auf seine persönliche Einstellung zu den Juden schließen. Er spottet vor allem über die Beschneidung, die er mit der sexuellen Potenz der Juden verbindet.623 Iuvenals Ton ist schärfer und abschätziger: Er polemisiert gegen sämtliche fremden Einflüsse in Rom mit scharfer Zunge, weshalb es schwierig ist, bei seiner grundsätzlich xenophoben Haltung auf eine spezifische Ablehnung der Juden zu schließen.624 Gerade im Vergleich mit Josephus zeigt sich bei den beiden letzteren Autoren, dass die Römer kein Blatt vor den Mund nehmen mussten, wenn sie über die Juden schrieben – Spott, Häme und Kritik hatten keine negativen Konsequenzen und sicherten dem Verfasser durch die Wiederholung der kursierenden Stereotype eher die Zustimmung des Publikums. Neben dem Flaviertriumph war wohl auch das mit der Niederlage verbundene Überangebot jüdischer Sklaven in Rom ein Punkt, der zu abschätzigen Aussagen über dieses ›tagesaktuelle‹ Thema führte.625 Insgesamt jedoch hat der Jüdische Krieg genauso wenig wie der Bar Kochba-Aufstand die grundsätzliche Einstellung der Römer zu den Juden verändert. Abgesehen vom alltäglichen Nebeneinander, das die Quellen wenig thematisieren, blieben die Vorurteile gleich: Die aus (griechisch-)römischer Sicht wahrgenommene kulturelle Fremdheit der Juden wurde abschätzig thematisiert, die Juden aber nicht als bedrohliche Gefahr für Rom wahrgenommen oder gar verfolgt.626

621 Plin. nat. 5,66–73 (= GLAJJ 204) beschreibt Iudaea, vgl. 2,226 u. 7,65 (= GLAJJ 203.207) zum Asphaltsee/Toten Meer und 12.111–124 u. 13,26–49 (= GLAJJ 213 f.) zu Balsam und Palmen; Dio Chrys. apud Synesius, vita Dionis (= GLAJJ 251) zu den Essenern; Epikt. diatr. 1,11,12–13, 1,22,4 u. 2,9,19–21 (= GLAJJ 252–254); Plut. quaestiones convivales 4,44,4–6,2 (= GLAJJ 258) u. de Iside et Osiride 31 (= GLAJJ 259); zu Plutarch bilanziert Feldman 1996, 552: »we find in Plutarch a typical and influential intellectual of the first and second centuries who, far from being an anti-Semite, finds much to admire in the Jews«; Gager 1986, 110. 622 Mart. ep. 4,4 (= GLAJJ 239), 7,30 (= GLAJJ 240), 7,35 (= GLAJJ 241), 7,82 (= GLAJJ 243) u. 9,94 (= GLAJJ 245); Iuv. 6,157–160 (= GLAJJ 298) u. 14,96–106 (= GLAJJ 301). 623 Stern 1976–1984, Bd. 1, 521, Schäfer 2010 [1997], 148–152 und Cordier 2001, 349 f. 624 Vgl. bes. Iuv. 3,60–63; Stern 1976–1984, Bd. 2, 94, Watts 1976, 83–86 und Schäfer 2010 [1997], 265. 625 Ios. bell. 6,385; Watts 1976, 89. 626 Castritius 1984, 29 und Gruen 2002, passim, bes. 37–39; vgl. auch das Fazit von Watts 1976, 104 zu Iuvenal: »He has only contempt for the Jews, though nowhere does he suggest persecution.«

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6.2 Die jüdische Sicht auf Rom Der Jüdische Krieg brachte die sprachliche Verfestigung von Metaphern mit sich, die zeigen, dass Rom zunehmend als Feind der Juden wahrgenommen wurde: Nach der Zerstörung Jerusalems dienten die alttestamentlichen Erzfeinde ›Edom‹ (beziehungsweise Esau) und ›Babylon‹ als Chiffren für den aktuellen Gegner, die Weltmacht Rom. Das bekannteste Beispiel dafür ist die ›Hure Babylon‹ der christlichen Offenbarung des Johannes, die in jüdischer Tradition steht.627 An dieser Stelle soll ein Blick auf jüdische Schriften aus der Zeit zwischen dem Jüdischen Krieg und dem Bar Kochba-Aufstand geworfen werden hinsichtlich der Wahrnehmung Roms und des Umgangs mit der Tempelzerstörung. Josephus’ schwierige Situation als jüdischer Schriftsteller in der Hauptstadt des Römischen Reiches wurde bereits erläutert, ebenso seine Deutung der Zerstörung des Jerusalemer Tempels: Seiner Meinung nach war sie ein Strafgericht Gottes und ein Akt der Reinigung; sie war unausweichlich und die Römer nur das ausführende Werkzeug des göttlichen Willens. Während das bellum­ Iudaicum resignierend mit der Rede des Eleazar b. Yair und dem kollektiven Selbstmord der jüdischen Besatzung Masadas endet, was, wie Hanan Eshel vermutet, darauf schließen lässt, dass sich Josephus zunächst kein Leben ohne Tempel vorstellen konnte, zeigt sein Spätwerk eine optimistischere Einstellung. Josephus idealisiert das jüdische Gesetz und sieht es als Garant für die Kontinuität jüdischen Lebens.628 Offen feindliche Äußerungen zu Rom finden sich, wie zu erwarten, bei ihm nicht. Aus einer anderen Perspektive ist das vierte Esrabuch verfasst, eine jüdische Apokalypse, die wohl in Iudaea entstand und »einen Einblick in die Stimmung im Lande in der Nachkriegszeit« bietet.629 Stemberger nennt das Werk »die wichtigste Reaktion der jüdischen Apokalyptik auf die Zerstörung Jerusalems und des Tempels«.630 In ihm tritt der Seher Salathiel/Esra, der mit der Theodizeefrage ringt, über einen Engel in Kontakt mit Gott und wandelt sich durch das Durchleben von insgesamt sieben Visionen vom hoffnungslosen Zweifler zum Bewahrer und Tradenten des göttlichen Wortes. Dabei gibt Esra vor, im dreißigsten Jahr nach dem Untergang der Stadt … in Babylon zu schreiben.631 Die offensichtlich falsche Verortung des perserzeitlichen Propheten in Baby 627 Apk 17–18, vgl. auch Sib. 5,143.159.434 und 4Esr 6,7–10; Hadas-Lebel 2006 [1990], ­463–468.497–505, vgl. Fuchs 1938, 67.69.74 f., Avemarie 1994, 178–181 und Yuval 2007, 24–33. 628 Eshel 1999, 232 f. 629 Oegema 2001, 98 f., vgl. Hahn 1998, 63 f. und Stone 1990, 21. 630 Stemberger 1983, 26. 631 4Esr. 3,1.

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lon und weitere innere Kriterien tragen zur allgemein akzeptierten Datierung des Werkes dreißig Jahre nach der zweiten Zerstörung Jerusalems, also um das Jahr 100, bei.632 Die Ausgangsfrage des verzweifelten Sehers ist, warum Israel als auserwähltes Volk Gottes so viel zu leiden hat. Zwar hat Gott ›Jakob‹ auserwählt und ›Esau‹ verstoßen, er hat das Volk aus Ägypten befreit und ihm Gebote gegeben:633 Aber du hast das böse Herz nicht von ihnen weggenommen, damit dein Gesetz in ihnen Frucht brächte.

Seit Adam existiert die Sünde auf Erden und das auserwählte Volk verstößt seitdem gegen die göttlichen Gebote. Trotz der menschlichen Sündhaftigkeit empfindet der Seher die aktuelle Situation als ungerecht und unverständlich:634 Da hast du deine Stadt den Händen deiner Feinde ausgeliefert. Damals sagte ich in meinem Herzen: Handeln die Bewohner Babylons besser? Und hat er deswegen Zion gezüchtigt? Als ich aber hierher gekommen war, sah ich die zahllosen Freveltaten – und meine Seele sah viele sündigen in diesem dreißigsten Jahr –, und mein Herz entsetzte sich, weil ich sah, wie du sie, die Sünder, erträgst, und die Frevler verschonst, dein Volk aber vernichtet, deine Feinde am Leben erhalten und niemand offenbart hast, wie dieser Weg zu begreifen sei. Hat Babylon besser gehandelt als Zion?

Obwohl der Seher die eigenen Sünden eingesteht, versteht er nicht, wieso die mindestens genauso frevelhaften Nichtjuden einer ähnlichen Strafe entgehen. So wiederholt er im ersten Teil der Apokalypse sein Unverständnis über die römische Herrschaft immer wieder wie ein düsteres Mantra.635 In der fünften Vision erscheint ihm schließlich in Aktualisierung der Danielvision von den vier Weltreichen das Römische als viertes und schlimmstes in Gestalt eines Adlers mit drei Köpfen und einer Vielzahl von Flügeln und Gegenflügeln, die jeweils für Herrscher und Usurpatoren stehen.636 Die Zeit der Flavier wird als größte Bedrückung und als Hinweis auf das baldige Kommen der Endzeit wahr­ genommen:637 632 Ebd. 11,1–12,39; die Adler-Vision, bei der sich Augustus und die Flavier identifizieren lassen, ist das zentrale Datierungskriterium, vgl. Schürer 1973–1986, Bd.  3.1, 297–299, Schreiner 1981, 301 f., Hahn 1998, 65 und Oegema 2001, 98; Stone 1990, 9 f. hält die ›30 Jahre‹ für eine topische Ableitung aus Ez 1,1, schließt sich jedoch der Datierung an; bezeugt ist 4Esr erstmals durch Clemens Alexandrinus (um 190). 633 4Esr. 3,20. 634 Ebd. 3,27–31, dazu auch Stone 1981, 200. 635 4Esr. 4,23: Weshalb ist Israel zur Schmach den Heiden ausgeliefert?; 5,28: Herr, weshalb hast du das eine den vielen ausgeliefert?; 6,57 f.: Wir jedoch, dein Volk, das du deinen Erstgeborenen, Einzigen, Anhänger, Liebling genannt hast, sind ihren Händen ausgeliefert. 636 Ebd. 12,11 f., vgl. Dan 7; zu den Deutungen in der Forschungsgeschichte Stone 1990, 363–365. 637 4Esr. 12,23–25, vgl. 14,17: Schon eilt der Adler herbei, den du in der Vision gesehen hast.

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[S]ie werden über die Erde und ihre Bewohner mit großer Plage herrschen, mehr als alle, die vor diesen gewesen sind. Deswegen wurden sie Köpfe des Adlers genannt. Denn sie werden es sein, die seine Frevel auf den Höhepunkt bringen und sein Ende abschließen.

Ohne Zweifel ist die Zerstörung Jerusalems und des Tempels, die der Seher anderenorts wehmütig beklagt, dieser Höhepunkt des Frevels des Römischen Reiches: Zion ›ist versunken‹. Denn es ist jetzt seiner Herrlichkeit beraubt, und in die Hände derer ausgeliefert, die uns hassen.638 Rom erscheint im vierten Buch Esra also als Antagonist und Gegenspieler Israels. Besonders deutlich wird die Feindschaft in der direkten Ansprache des ›Löwen‹, des gottgesandten Messias, an den feindlichen ›Adler‹, bevor er diesen vernichtet:639 [D]u hast die Sanften gequält, die Ruhigen verletzt, die Wahrhaftigen gehaßt, die Lügner geliebt; du hast die Häuser der Fruchtbringenden zerstört und die Mauern derer, die dir nichts Böses taten, eingerissen.

Zu prüfen ist, welche Handlungsoptionen die Apokalypse für die Zukunft in Betracht zieht. In den ersten zwei Visionen sehnt der Seher noch die Gerechtigkeit bringende Endzeit herbei, wird jedoch von dem Deuteengel belehrt, dass das Gericht nicht durch menschliches Handeln gegen die Vorherbestimmung Gottes herbeigeführt werden kann.640 Durch die flavische Herrschaft verdichteten sich zwar die Zeichen auf die Endzeit, die allerdings noch fern sei; erst neuneinhalb von zwölf Teilen der Erdzeit seien vergangen.641 Die Aufgabe der Menschen sei es, sich zu besinnen und das Leben neu auf das göttliche Wort auszurichten, da mit dem weiteren Altern der Welt noch schlimmere Zeiten kommen würden.642 Das große Leid, das die Zerstörung des Jerusalemer Heiligtums mit sich brachte, gebe den Menschen schließlich die Möglichkeit, ihr ›böses Herz‹ zu läutern und einen Neuanfang zu wagen. Die Tempelzerstörung erfährt also eine Umdeutung ins Positive, sie wird, wie Konrad Schmid erläutert, zum Heilsparadoxon: Durch sie wird die endgültige Abkehr Israels von der Sünde erreicht, wodurch es beim kommenden Gericht bestehen kann.643 Orientierung gibt Israel dabei das ›Gesetz‹ Gottes. Dieses ist nach Ausweis des Sehers zwar ›verbrannt‹, wird ihm jedoch ein zweites Mal offenbart. Der

638 Ebd. 10,23, vgl. 10,21 f. 639 Ebd. 11,38–46 (zitiert: 11,42); Stemberger 1983, 29. 640 4Esr. 5,43 f., vgl. 6,1–6. 641 Ebd. 14,10–12, vgl. 10,45 f.; eine konsistente Weltzeitberechnung scheint nicht hinter den Stellen zu stehen; Dan 12,7 dient als Vorbild der verbleibenden zweieinhalb Teile, vgl. Stone 1990, 103 f.336 f.421. 642 4Esr. 14,13–16. 643 Schmid 1998, 273.

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Weg zur Rettung der Menschen bleibt der gleiche, nämlich allein die Tora, das Wort Gottes.644 Die Antwort des vierten Esrabuches auf die Tempelzerstörung ist also einfach und konkret: Durch die neue und bewusste Orientierung am göttlichen Gesetz wird Israel zum Heil gelangen. Rom erscheint zwar als bitterer Feind, dessen Bestrafung und Untergang durch das Endgericht erfolgen wird, der Zeitpunkt dafür bleibt aber der göttlichen Vorsehung überlassen. Nach der ausführlicheren Besprechung des vierten Esrabuches ist ein knapperer Blick auf weitere Zeugnisse aus der hier zu behandelnden Zeit zu werfen. Die nur syrisch erhaltene, aber ursprünglich wohl auf Hebräisch verfasste Baruchapokalypse weist viele Parallelen mit dem vierten Esrabuch auf; sie stammt aus derselben Schultradition.645 Es gibt keine konkreten Datierungskriterien für die Schrift, die selbst vorgibt, im 25. Jahre Jekonjas, des Königs von Juda, verfasst zu sein; üblicherweise wird ihre Entstehung im Zeitraum von 100 bis 130 vermutet.646 In einer strukturell der Adlervision des vierten Esra ähnlichen Vision spricht ein den Messias repräsentierender Weinstock die aus dem ›Walde der Bosheit‹ verbliebene Zeder, die Rom repräsentiert, an, bevor diese vernichtet wird:647 Durch dein Zutun blieb doch die Bosheit bestehen und wurde in all diesen Jahren getan; das Gute aber nie. Du hattest Macht über das, was dir nicht gehörte; auch hattest du nie Mitleid mit dem, was dir gehörte.

Die Charakterisierung Roms als Feind Israels entspricht dem vierten Buch Esra. Auch hinsichtlich der Zukunftsperspektive orientiert sich die syrische Baruch­ apokalypse an ihrem Vorbild: Es gilt, das Volk in der Krisenzeit im Gesetz­ Gottes neu zu unterweisen, denn: Nichts haben wir jetzt mehr, nur den (All)mächtigen noch und sein Gesetz.648 Die einzige Hoffnung für Israel liegt darin, sich neu auf das Gesetz zu besinnen, um beim jüngsten Gericht zu bestehen. Clemens Thoma hat somit Recht, wenn er die Verfasser des vierten Esra und des syrischen Baruch als »unmilitante Apokalyptiker« bezeichnet.649 Die christliche Johannesoffenbarung, die vielfach auf alttestamentliche­ Motive zurückgreift und von jüdischen Vorstellungen geprägt ist, teilt mit den 644 4Esr 14,20–28, vgl. auch Lichtenberger 1999, 246.248. 645 Klijn 1976, 110 f.113; Berger 1992, 1–3 zur Priorität von 4Esr, die heute von der breiten Mehrheit der Forschung vertreten wird; Oegema 2001, 59 vermutete einen griechischen Original­text. 646 syrBar 1,1; zur Datierung Schürer 1973–1986, Bd.  3.2, 752 f., Klijn 1976, 113 f. und­ Oegema 2001, 60.62, der die Abfassung auf 115–135 eingrenzt. 647 syrBar 36–37, zitiert 36,7, dazu Stemberger 1983, 30 und Oegema 2001, 67 zur Verwandtschaft der Visionen. 648 syrBar 85,3, vgl. 85,14; zur Aufforderung, sich an das Gesetz zu halten und sich auf das Jüngste Gericht vorzubereiten, syrBar 32,1, 44,3, 48,22, 52,7 u. 77,16. 649 Thoma 1969, 135, vgl. Horbury 2014, 145.

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beiden jüdischen Apokalypsen das Feindbild Rom. Ihre kontrovers diskutierte Datierung vom Vierkaiserjahr bis zur ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts entzieht sich hartnäckig einer konsensfähigen Präzisierung.650 Das Römische Reich erscheint in ihr als Babylon, die Große, die Mutter der Huren und aller Abscheulichkeiten der Erde  – ein Bild, das alttestamentlichen Vorstellungen entlehnt ist.651 In der Endzeit wird sie, die die Welt beherrscht, von dem Christus symbolisierenden Lamm besiegt, worauf die unterworfenen Völker und Nationen ihre Ablehnung Roms kundtun werden:652 [Sie] werden die Hure hassen, ihr alles wegnehmen, bis sie nackt ist, werden ihr Fleisch fressen und sie im Feuer verbrennen.

Neben diesen Apokalypsen geben die Prophezeiungen ex eventu der Sibyllinischen Orakel, die ebenfalls der apokalyptischen Tradition zuzuordnen sind, einen Einblick in die jüdische Geschichtsauffassung nach der Tempelzerstörung. Zeitlich sind besonders das vierte und fünfte Buch von Interesse, beides jüdische Kompilationen auf Grundlage älterer Überlieferungen in Anschluss an die griechisch-römische Tradition der Sibyllen.653 Das vierte Orakelbuch entstand um das Jahr 80 wohl in Syrien oder im Jordantal und behandelt die Tempelzerstörung nur knapp. Die Römer erscheinen dort, ähnlich wie bei Josephus, als Werkzeug Gottes zur Bestrafung des jüdischen Volkes. Allerdings gilt ihm der Ausbruch des Vesuvs als göttliche Strafe, weil sie den unschuldigen Stamm der Frommen vernichteten.654 Deutlicher skizziert das fünfte Buch, das vor 130 unter Rückgriff auf Traditionen aus dem letzten Viertel des ersten Jahrhunderts entstand, Rom als Feind.655 Es stammt aus Ägypten und ist wegen der 650 Iren. adv. haer. 5,30,3 (= Eus. hist. eccl. 3,18,3 u. 5,8,6) datiert die Apk auf die späten Jahre Domitians, was wegen der lange akzeptierten Hypothese einer domitianischen Christenverfolgung (dazu Anm. 464) als Konsens galt, vgl. nur Strobel 1978, 187; die weiteren Datierungsansätze diskutiert Witulski 2007a, 14–52 u. 2012, 143–160, der selbst eine Spätdatierung auf die hadrianische Zeit vertritt (2007a, 346–350). Ob dies aber über die Zunahme des Kaiserkultes, worauf er (2007b, 168–170, u. 2007a, 136–142) rekurriert, möglich ist, bleibt zweifelhaft, dazu Ameling 2011, passim, bes. 45–48. In aktuellen Lehrbüchern werden Datierungen unter Domitian (Schnelle 2013, 600 f.), Traian (Pilhofer 2010, 437–440) und Hadrian (Koch 2013, 471–481) vertreten. 651 Apk 17,5 u. ö., vgl. Kuhn 1933, 512 f. und Timpe 2001, 28–31. 652 Apk 17,14–18, zitiert Vers 16. 653 Collins 1987, 423–427 und Merkel 1998, 1043 f. zur Tradition der Orakel, vgl. Timpe 2001, 36–38. 654 Sib. 4,136: εὐσεβέων ὅτι φῦλον ἀναίτιον ἐξολέσουσιν; zur jüdischen Selbstkritik Sib. 4,117 f.: wenn sie im Vertrauen auf die Torheit die Frömmigkeit wegwerfen werden und schreckliche Morde vor dem Tempel vollführen (Übers. jeweils: H.  Merkel); dazu Stemberger 1983, 52 f.; nach diesem Orakel wird Nero redivivus den endzeitlichen Fall Roms herbeiführen; zur Datierung und Lokalisierung Merkel 1998, 1064 f., Collins 1987, 429 und Gauger 1998, ­451–454, bes. 454. 655 Merkel 1998, 1065 f., Collins 1987, 436 und Gauger 1998, 454 f. zur Datierung.

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Vielzahl der bitteren Konflikte der dortigen Juden mit den Gräkoägyptern und Römern besonders gegen beide eingenommen. Die religiösen Traditionen der griechisch-römischen Welt mit ihrem Polytheismus, der Statuenverehrung oder gar dem ägyptischen Tierkult werden als krasser Gegensatz zu den jüdischen Idealen empfunden.656 Besonders die römische Gesellschaft gilt als moralisch verdorben; die Sibylle geißelt sie für Giftmischerei, Ehebruch, Päderastie, Inzest und Sodomie.657 Die endzeitliche Gerechtigkeit wird schließlich unter einem Messias für die neue Blüte Jerusalems sorgen.658 Hinsichtlich endzeitlicher Perspektiven, die eine Umkehrung der bestehenden Verhältnisse für die Zukunft in Aussicht stellen, und offener feindseliger Äußerungen gegenüber Rom findet sich in den frühen rabbinischen Schriften kaum Material. Sie vertreten eine andere Position als die besprochenen Apokalypsen. Zu einem gewissen Teil liegt das in ihrem historischen Ort begründet, da die frühen rabbinischen Zeugnisse erst nach dem Bar Kochba-Aufstand entstanden beziehungsweise kompiliert wurden, wohl zwischen 150 und 250, und aus Vorsicht solches vermieden.659 Die um 200 redigierte Mischna erweckt fast durchgehend den Eindruck, als ob der Tempel noch stünde, und bezieht sich nur in wenigen Ausnahmefällen auf seine Zerstörung. Das Traktat Middot, eine Beschreibung der Maße des Tempels, erwähnt an keiner Stelle, dass das Bauwerk nicht mehr steht.660 Lediglich dort, wo aufgrund des Fehlens des Heiligtums kultische Anpassungen nötig waren, finden sich neue Verordnungen (taqqanot), etwa zu Sukkot, dem Schofarblasen oder der Bezeugung des Neumondes.661 Der Raum, der der Trauer über die Tempelzerstörung gegeben wird, bleibt verhältnismäßig gering und das Ereignis erscheint nicht als singulär, sondern in einer Reihe mit den Unglücken, die sich gemäß der Tradition am 9.  Av zugetragen haben sollen.662 Schließlich war der Tempel bereits 586 vor Christus durch die Babylonier zerstört worden. Jenes Ereignis hatte bereits intensive theologische Diskussionen besonders um die Frage der Theodizee ausgelöst und die Entstehung der Tora entscheidend vorangetrieben. Die damals gefundenen Antworten auf die Tempelzerstörung konnten auch im ersten nachchristlichen Jahrhundert wieder aufgegriffen werden. Um in alttestamentlicher Zeit die Vorstellung von der Allmacht des eigenen Gottes aufrechterhalten zu können, hatten die 656 Sib. 5,73–85; Fuchs 1938, 67 f., Stemberger 1983, 55–58 und Collins 1987, 437. 657 Sib. 5,162–178.386–393. 658 Ebd. 5,247–285. 659 Stemberger 1983, 107 und Kalms 1999, 314 f.; zu dem frühen Material gehören Mischna, Tosefta und die halachischen Midraschim, dazu Stemberger 2002, 207 und Neusner 2006, 303, vgl. Saldarini 1977, 406 f. 660 Stemberger 2002, 208. 661 mSukka 3,12 und mRosh Hashana 4,1–4, (= Neusner 2006, 3–6.292); Stemberger 2002, 207–210. 662 mTaanit 4,6, vgl. tTaanit 3,9 (= Neusner 2006, 6.19).

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Die flavische Dynastie

jüdischen Theologen die Zerstörung des ersten Tempels als göttliche Strafe wegen der Sünden des Volkes gedeutet.663 Zudem zeigte ein Blick in die Geschichte und auf den Wiederaufbau des Tempels unter Kyrus I., dass die Zeit ohne Heiligtum nur eine vorübergehende war und Gott seinem Volk nur zürnte und es nicht für immer verworfen hatte. Die auf die Ereignisse von 586 vor Christus gefundenen Antworten waren also auch für die Rabbinen das selbstverständliche Deutungsmuster der Zerstörung von 70 nach Christus.664 Man findet den TunErgehen-Zusammenhang bei ihnen genauso wie bei Josephus oder den apokalyptischen Schriften.665 Es lässt sich festhalten, dass hinsichtlich der theologischen Deutung der Ereignisse alle hier angeführten jüdischen Schriften dem durch die Tempelzerstörung von 586 vor Christus vorgegebenen Muster folgten und für 70 nach Christus analoge Antworten fanden. Josephus und die rabbinischen Schriften bemühen sich darum, die Verantwortung der Römer für die Tempelzerstörung nicht zu thematisieren und stellen sie nicht als Todfeinde der Juden dar; besonders für Josephus sind sie ein Werkzeug Gottes, durch das jener sein Volk für seine Sündhaftigkeit bestraft. Jochanan b. Zakkai, eine der zentralen Gründungsfiguren des rabbinischen Judentums, gilt als Kollaborateur und als romfreundlich.666 Trotzdem ist die Tempelzerstörung für Josephus und die Rabbinen eine nationale Katastrophe. Die pseudepigraphen Schriften wie die Apokalypsen und die Sibyllinen skizzieren dagegen Rom in direktester Weise als Feind des jüdischen Volkes und gewähren eine Innensicht auf jüdische Stimmun­gen, der Josephus und die Rabbinen keinen Raum geben konnten und wollten. Der Hass auf die moralisch verdorbenen Unterdrücker mit den fremden Sitten wird dabei mehr als deutlich gemacht und der Hoffnung auf die Bestrafung des Feindes im endzeitlichen Gericht Ausdruck verliehen. Gerade jedoch die beiden Apokalypsen rufen dabei keineswegs zur Gewalt auf, sondern zur neuen Orientierung und Ausrichtung am göttlichen Gesetz.

663 Dtn 11,13–17; Hadas-Lebel 2006 [1990], 120. 664 Neusner 2006, 300–302, der auf SifDev 43,3 verweist; die Bedeutung von Dtn 11,13–21 zeigt die zweimal tägliche Rezitation im Morgen- und Abendgebet, vgl. Goldenberg 2006, 196 mit Anm. 14. 665 Klawans 2010, 307. 666 Während ARNA/ARNB Jochanans romfreundliche Haltung offen thematisieren, sind EkhR/bGittin deutlich apologetischer, so Schäfer 1979, 58 f., vgl. Tropper 2005, 133–137.

B Nerva und Traian

1. Nerva 1.1 Die Ermordung Domitians und die Herrschaft Nervas Domitian hatte sich in seinen letzten Jahren einen großen Teil des Senats zum Feind gemacht durch seinen unkollegialen Umgang mit den Mitgliedern des Gremiums und durch verschiedene Morde, besonders durch die Hinrichtung seines Verwandten Flavius Clemens, des ordentlichen Konsuls des Jahres 95.1 Trotzdem scheint die Initiative zu seiner Ermordung am 18. September 96 nicht vom Senat, sondern vom engsten Kreis seines Hofes ausgegangen zu sein. Aus den Quellen lässt sich keine eindeutige Version der Verschwörung rekonstruieren und es ist zu vermuten, dass lediglich die ›offizielle‹ Darstellung und Vermutungen Eingang in die Geschichtsschreibung gefunden haben. Sueton berichtet – ohne Namen zu nennen – Domitians amici und liberti wären neben seiner Ehefrau Domitia die Verantwortlichen gewesen. Cassius Dio benennt den a cubiculo Parthenius unter Beihilfe des cubicularius Sigerus und des a libellis Entellus. Der Mörder war für ihn jedoch wie für Sueton der Freigelassene Stephanus. Dio berichtet zudem von der Mitwisserschaft der Prätorianerpräfekten T. Petronius Secundus und T. Flavius Norbanus. Im folgenden Jahr wurden jedenfalls Petronius Secundus und Parthenius bei den Prätorianerunruhen als Mörder Domitians hingerichtet, während Norbanus bereits entlassen war und wohl nicht mehr in Rom weilte.2 Die in den Quellen genannten Namen machen deutlich, dass es in der Tat die nächste Umgebung Domitians war, die seinen Tod zu verantworten hatte oder zumindest von den Plänen wusste, nämlich einerseits seine Frau und Norbanus, der ebenfalls zur Verwandtschaft des Kaisers zählte, andererseits seine engsten Mitarbeiter, seine Freigelassenen.3 Beide Gruppen, Domitians Verwandte und seine Freigelassenen, hatten am meisten unter dem Misstrauen und der Paranoia des princeps zu leiden und gerade 1 Suet. Dom. 15,1, vgl. Dio 67,14,1–2; vorher hatte Domitian seine Verwandten Flavius Sabinus (cos. 82) und Arrecinus Clemens zu Tode kommen lassen, dazu Syme 1983a, 130 f. 2 Suet. Dom. 14,1 u. 17; Dio 67,15,1–2; Epit. de Caes. 12,8, vgl. Eutr. 8,1; ältere Thesen von der Beteiligung des Senats können nicht überzeugen, dazu Collins 2009, 78–80 und Eck 2002, 14 f.; Grainger 2003, 40 geht von der Entlassung beider Prätorianerpräfekten Domitians durch Nerva aus. 3 Eck/Pangerl 2007b, 250 zu dem Militärdiplom, das das praenomen und nomen gentile des Norbanus überliefert und damit die Verwandtschaft erweist, vgl. auch Strobel 2010, 141.

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Nerva und Traian

nach den jüngsten Morden an Flavius Clemens sowie an Neros Freigelassenem­ Epaphroditus fürchteten sie vielleicht sogar um ihr eigenes Leben. Wer welche Rolle spielte, ist kaum ohne weitreichende Spekulationen zu klären. Während Parthenius wohl eine Schlüsselposition in der Planung zukam, kann bei Domitia oder Norbanus nicht mehr als ihre Mitwisserschaft und Tolerierung angenommen werden. Die Hinrichtung von Petronius Secundus spricht dafür, dass er neben Parthenius am offensichtlichsten in die Ermordung Domitians verwickelt war. Die von Sueton nicht namentlich genannten amici des Kaisers bleiben im Dunkeln und sind hier nicht von Interesse.4 Wichtiger ist zu klären, inwieweit Nerva involviert war, um seine Stellung und Machtposition als Kaiser sowie seine politischen Maßnahmen angemessen bewerten zu können. Cassius Dio berichtet, Domitia habe sich wegen des Mordplans vergebens mit einigen Männern besprochen und auch den Kontakt zu Nerva gesucht. Dessen Unterstützung wäre leicht zu gewinnen gewesen, da er in Lebensgefahr schwebte, weil Astrologen ihm die Herrschaft vorausgesagt hätten. Allerdings ist dies wohl eine später bewusst gestreute Falschinformation, die Nervas Nähe zu Domitian verschleiern sollte.5 Es gibt überhaupt keine Anzeichen für oppo­sitionelle Bestrebungen Nervas, der eine erfolgreiche Karriere sowohl unter Nero als auch unter den drei flavischen Kaisern absolviert hatte. Gerade seine Verdienste bei der Aufdeckung der pisonischen Verschwörung, für die ihn Nero mit den ornamenta triumphalia ausgezeichnet hatte, lassen Zweifel daran aufkommen, ob Nerva als geeigneter Eingeweihter in Mordpläne gegen einen Kaiser erscheinen konnte.6 Die Begleitumstände seiner beiden Konsulate verdeutlichen, wie nahe er der gens Flavia stand: Erstmals war er im Jahr 71 consul ordinarius gemeinsam mit Vespasian (cos III), also früh in der Regierungszeits der Flavier. Es ist das einzige Konsulatsjahr Vespasians, das er nicht mit seinem Sohn Titus als Kollegen eröffnete. Sein zweites Konsulat absolvierte Nerva ebenfalls als ordinarius, diesmal gemeinsam mit Domitian (cos XV ) im Jahr 90, direkt nach der Niederschlagung des Saturninus-Aufstands. Beides waren schwierige und unsichere Jahre für die flavischen Kaiser. Nerva muss 4 Verwiesen sei nur auf die Diskussionen bei Grainger 2003, 10–15, Collins 2009, 89–92 und Strobel 2010, 140–150; zur Rolle des Parthenius Syme 1983a, 137, Murison 2003, 154 oder Strobel 2010, 140. 5 Dio 67,15,5; von der Verbannung Nervas spricht Philostr. Apoll. 7,8 (gr./dt. V. Mumprecht 1983); zum Motiv der Bedrohung durch Domitian, welche auch der jüngere Plinius von sich behauptet, Murison 2003, 153 Anm. 20 – eine Verunsicherung Nervas nach der Ermordung seines Verwandten L. Salvius Otho Cocceianus (cos. suff. 82) kann mit Collins 2009, 96 jedoch angenommen werden; Sueton erwähnt Nerva in seinem Bericht über die Ermordung Domitians nicht, vielleicht, weil ihm das in seiner Zeit, als sich die herrschende Dynastie auf Nerva zurückführte, nicht opportun zu sein schien, so Jones 1992, 194, vgl. Coleman 2000, 23–25. 6 Tac. ann. 15,72,1 und Collins 2009, 97.

Nerva 

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ihnen als loyaler und nützlicher Unterstützer gegolten haben.7 Wenn Nerva also tatsächlich von dem Mordplan wusste, dann war er wohl erst kurzfristig eingeweiht worden, wahrscheinlich nachdem andere Kandidaten ihre Bereitschaft zum Antritt der Nachfolge Domitians verweigert hatten. Die Epitome de ­Caesaribus berichtet, dass er sich zur Zeit der Ermordung Domitians im Palast befand und nach der Tat von den Prätorianern, deren Unterstützung ihm wohl Petronius Secundus zugesichert hatte, zum imperator akklamiert wurde. Als dann Gerüchte aufkamen, Domitian lebe doch noch, stand Nerva vor einem körperlichen Zusammenbruch und konnte erst von Parthenius beruhigt werden.8 Es entsteht der Eindruck, dass Nerva von den später verurteilten Hauptverdächtigen abhängig war und ängstlich agierte, keineswegs so wie das zu allem entschlossene Haupt einer Verschwörergruppe. Was Nerva dazu bewog, selbst die Führung des Reiches zu übernehmen, bleibt unklar. Es gibt jedoch einige Gründe, die für ihn als Kandidaten aus Sicht der Verschwörer sprachen. Von Bedeutung war sicher Nervas Persönlichkeit, die sich, wie seine Karriere zeigt, durch Anpassungsfähigkeit, Ausgleichsbereitschaft und Konfliktvermeidung auszeichnete. In Verbindung mit seiner angeschlagenen Gesundheit und seinem hohen Alter – er zählte bei seiner Akklamation 65 Jahre – konnte er als geeigneter Übergangskandidat gelten, der durch seine integrative Kraft bei den Unterstützern und den Gegnern Domitians würde Akzeptanz finden können: Anders als im zurückliegenden Vierkaiserjahr würde der consensus universorum Nerva tragen und einen neuerlichen Bürgerkrieg verhindern. Nervas Herrschaftsbeginn zeigt, dass diese Überlegungen zunächst aufgingen. Die Prätorianer, die Domitian treu ergeben waren wegen seiner Großzügigkeit, akklamierten Nerva zum Herrscher, weil sie von seiner Loyalität zu ihrem ermordeten Herren überzeugt waren und ihn nicht mit der Verschwörung in Verbindung brachten. Der Senat akzeptierte Nerva am 19.  September 96 ebenfalls als Nachfolger Domitians, ohne auf seine Auswahl Einfluss gehabt zu haben.9 Neben seiner adeligen Abkunft aus einer Familie, die als würdig galt, den princeps zu stellen, und die nicht mit den Flaviern verbunden war, stand Nerva immerhin nicht im Ruf, die ›schlechte‹ Politik Domitians getragen oder umgesetzt zu haben.10 Die Schwäche seiner Position offenbarte sich jedoch schon bald und für alle deutlich im Frühjahr 97, als sich aufgrund seiner ungeregelten Nachfolge Kandidaten in Stellung brachten beziehungsweise in Stellung gebracht wurden. Plinius erwähnt einen Mann aus dem Orient, der über ein großes Heer verfügte und über den zweideutige Gerüchte gingen. Bei diesem handelte es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um M. Cornelius Nigrinus 7 Grainger 2003, 29 f., Murison 2003, 148–150 und Collins 2009, 95 f. 8 Epit. de Caes. 12,2. 9 Collins 2009, 98–101 zur Datierung, anders Murison 2003, 153 f. 10 Griffin 2000a, 84 f. und Collins 2009, 94–96.

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Nerva und Traian

Curiatius Maternus, den höchstdekorierten General domitianischer Zeit, der, weiter Domitians Andenken hochhaltend, nach der Herrschaft strebte.11 Die kontinuierliche Prägung von CONCORDIA EXERCITUM während aller Münzemissionen Nervas erscheint daher eher als frommer Wunsch denn als Spiegel der Realität.12 Unabhängig von Nigrinus plante C. Calpurnius Piso Crassus, ein Parteigänger Domitians und aus familiären Gründen wohl ein Gegner Nervas, dessen Beseitigung. Nerva demonstrierte seine clementia, indem er ihn lediglich nach Tarent verbannte.13 Etwas später, im Sommer 97, zwangen ihn die Prätorianer unter ihrem neuen Präfekten Casperius Aelianus, die Hintermänner der Verschwörung gegen Domitian zu benennen, und demütigten ihn durch den ihm abgenötigten Dank für die Lynchmorde an Petronius Secundus und Parthenius. Karl-Heinz Schwarte konnte wahrscheinlich machen, dass Cornelius Nigrinus hinter diesem Prätorianeraufstand stand und Nerva dadurch zur Rehabilitation Domitians bringen wollte. Als dessen größter Kriegsheld hätte er sich danach als idealer Adoptionskandidat für Nerva angeboten und Nigrinus wäre so auf legalem Weg zur Herrschaft gelangt.14 Ein Kreis von Senatoren, die ihrerseits Nigrinus verhindern wollten, drängte Nerva schließlich zur Adoption Traians. Diese unterband tatsächlich die Ambitionen des Nigrinus und sicherte Nervas Position bis zu seinem Tod, da Traian über den größten Truppenverband in der Nähe Italiens verfügte.

1.2 Nervas Politik und die Juden Mit Blick auf die Fragestellung dieser Arbeit ist Nervas Politik gegenüber den Juden zu prüfen. Die bisherigen Befunde zu seinen Maßnahmen in Bezug auf die Judensteuer und sein Verbot der Anklagen wegen ›jüdischen Lebens‹ sollen 11 Plin. ep. 9,13,11: Nominat quendam, qui tunc ad orientem amplissimum et famosissimum exercitum non sine magis dubiisque rumoribus obtinebat; zur Identifikation Alföldy/ Halfmann 1973, 361–366, zustimmend Schwarte 1979, 147, anders Berriman/Todd 2001, ­317–323, dagegen Alföldy 2004, 59–62. 12 RIC 2, 223 Nr. 2, 224 Nr. 14, 225 Nr. 26, 227 Nr. 53.69, 228 Nr. 70.79, 229 Nr. 95–97; einen Überblick über die Unruhen im Heer bei Berriman/Todd 2001, 315–317. 13 Dio 68,3,2, Epit. de Caes. 12,6; Der Vater von C. Calpurnius Piso Crassus Frugi Licinianus (cos. 87, PIR2 C 259), M. Licinius Crassus Frugi (PIR2 L 191), war wohl als Spätfolge der von Nerva mit aufgedeckten Pisonischen Verschwörung hingerichtet worden; sein Onkel war Galbas Adoptivsohn L. Calpurnius Piso Frugi Licinianus (PIR2 C 300); Henning 1999, 67–69, Grainger 2003, 68–70, vermutet die Vorgänge im Winter 96. 14 Dio 68,3,3, Epit. de Caes. 12,7–8; Plin. paneg. 5,5–6,5 dramatisiert die Krise auf Kosten des öffentlichen Bildes von Nerva, dazu Kienast 1968, 56; zur Hypothese von Nigrinus als Hintermann des Prätorianeraufstands Schwarte 1979, 149–153, ebenso Eck 2002, 16 und Strobel 2010, 162, anders Grainger 2003, 92–94, der Nigrinus nicht als Konkurrenten Traians sieht.

Nerva 

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dabei in den historischen Kontext eingeordnet werden. Eine wichtige Quelle dafür ist Nervas gut datierbare Münzprägung, die vor allem David Shotter ertragreich ausgewertet hat.15 Nerva war zunächst darauf bedacht, sich von Domitian abzugrenzen und die offenkundigsten Missstände aus dessen Regierungszeit zu beseitigen. Zu seinen ersten Maßnahmen gehörte es, Anklagen wegen maiestas zu verbieten, die Verbannten zurückzurufen und Klagen von Sklaven gegen ihre Herren nicht mehr zuzulassen. Ungerechterweise unter Domitian enteigneten Besitz erstattete Nerva zurück; seine erste Münzemission verkündete aequitas, ­iustitia und libertas sowie das Schlagwort ROMA RENASCENS .16 In den Kontext der Wiederherstellung der staatlichen Gerechtigkeit gehört das Verbot von Anklage wegen jüdischen Lebens, das Cassius Dio überliefert und auf das Engste mit maiestasKlagen verbindet. Es ist zu vermuten, dass wegen maiestas-Vergehen angeklagten Senatoren wie Flavius Clemens oder Acilius Glabrio neben anderen Punkten auch vorgeworfen worden war, mit jüdischen Bräuchen zu sympathisieren. Das Ziel Nervas war es, die römische Oberschicht zu schützen und das unter Domitian herrschende Delatorenunwesen zu beenden. Juden waren davon nicht direkt betroffen. Gerade Nervas Personalpolitik zeigt, wie sehr ihm am Ausgleich der verschiedenen Interessengruppen im Senat gelegen war. Neben den Rehabilitierungen der unter Domitian Verbannten war sein dritter Konsulat, den er gemeinsam mit L. Verginius Rufus zu Jahresbeginn 97 als ordinarius bekleidete, hochsymbolisch: Neben ihm, Nerva, dem ehemaligen amicus Neros, amtete der als Held der res publica gefeierte Greis, der im Vierkaiserjahr nicht nach der Stellung des princeps gestrebt und die Zukunft der Senatsentscheidung überlassen hatte.17 Gleichzeitig verhinderte Nerva Anklagen und Rachefeldzüge gegen die Unterstützer Domitians. Plinius konnte zwar den Konsulat des Publicius Certus, der sich bei der Verurteilung des jüngeren Helvidius Priscus hervorgetan hatte, verhindern, fand aber keine Unterstützung des princeps, strafrechtlich gegen diesen vorzugehen.18 Nerva pflegte weiter die Freundschaft mit den Vertrauten und Beratern Domitians, wie etwa dem berüchtigten Fabricius Veiento.19 Im Verlauf der bisherigen Untersuchung ist herausgearbeitet worden, dass die Einzugspraxis der Judensteuer unter Domitian nicht in Verbindung mit maiestas-Klagen zu bringen ist und Nervas Münzen mit der Legende FISCI­ 15 Shotter 1983, passim, vgl. Brennan 2000, 44. 16 Dio 68,1,1–2 u. 2,1; RIC 2, 223 Nr. 1, 226 Nr. 51 (AEQUITAS AUG), RIC 2, 223 Nr. 6, 227 Nr. 63 (IUSTITIA AUGUST), RIC 2, 223 Nr. 7, 227 Nr. 64 (LIBERTAS PUBLICA), RIC 2, 227 Nr. 67 (ROMA RENASCENS); Shotter 1983, 218–220. 17 Dio 68,2,4 und ausführlich Plin. ep. 2,1, vgl. Grainger 2003, 41. 18 Plin. ep. 9,13,22 f.; die Details bleiben jedoch unklar, so Sherwin-White 1966, 491 f.498; Bauman 1974, 169–171 vermutet, dass Plinius eine Klage wegen maiestas anstrebte. 19 Plin. ep. 4,22,4–6 und Epit. de Caes. 12,5.

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Nerva und Traian

IUDAICI CALUMNIA SUBLATA nicht die Aufhebung der Steuer, sondern lediglich das Verbot der ›falschen Anklage‹ (calumnia) verkündeten. Die Hauptprofiteure von Nervas Maßnahme sind damit wohl unter den ärmeren römischen Bürgern zu suchen, die unter der Misswirtschaft des fiscus Iudaicus litten und denen der Kaiser durch seine Münzen eine Verbesserung der Verhältnisse in Aussicht stellte. Vermutlich waren besonders Nachkommen von ehemaligen jüdischen Sklaven, die sich nicht mehr als Iudaei definierten, über das römische Bürgerrecht verfügten und zur plebs urbana gehörten, die Nutznießer: Corey Brennan betont, dass Nerva die Flavier in Bezug auf die Fürsorge für die plebs urbana übertreffen wollte und sich besonders intensiv für sie engagierte.20 Ein zentrales Anliegen war Nerva die Sicherstellung der Getreideversorgung, wozu die Errichtung der horrea Nervae ihren Beitrag leistete. In seinen ersten drei Emissionen kommunizierte er das über die Legende ANNONA AUGUSTI und in der dritten und vierten über PLEBEI URBANAE FRUMENTO CONSTITUTO. Die Erwähnung der plebs urbana auf Münzen ist – wie auch die Münzlegende FISCI IUDAICI CALUMNIA SUBLATA  – singulär in der römischen Münzprägung.21 Auf Bitten des Volkes ließ er die von Domitian verbotenen Pantomimen wieder zu, eine populäre Maßnahme, die sein Adoptivsohn Traian bald revidierte.22 Italien befreite er von der Steuer für die vehiculatio, das staatliche Nachrichtensystem, und gründete die später von Traian ausgebaute Alimentarstiftung für Kinder ärmerer Familien.23 Nervas Einsatz für ein würdigeres Leben der Mittellosen exemplifiziert auch seine Einrichtung eines funeraticium, einer Beerdigungsbeihilfe von 62,5 Denaren pro Kopf für die plebs urbana.24 In Fragen von Steuerstreitigkeiten betraute er als Appellationsinstanz einen Prätor, an den sich vom fiscus ungerecht behandelt fühlende Bürger wenden konnten.25

20 Brennan 2000, passim, bes. 61 f.; Kienast 1968, 59 betont seine besondere Fürsorge für Italien. 21 RIC 2, 226 Nr. 52, 227 Nr. 68, 228 Nr. 78 (ANNONA AUGUST) und RIC 2, 229 Nr. 89, 230 Nr. 103 (PLEBEI URBANAE FRUMENTO CONSTITUTO); die horrea belegt CIL 6.8681 = CIL 6.33744 = ILS 1627; Brennan 2000, 51, vgl. Grainger 2003, 56 f. 22 Plin. paneg. 46,1–3; ob Nerva neue Spiele zu Ehren Neptuns stiftete, wie Shotter 1983, 222, Brennan 2000, 50 oder Grainger 2003, 54 meinen, bleibt unklar; die Grundlage für die Vermutung, nämlich BMCRE 3, 24 Nr. 132 gilt RIC 2, 228 als Fälschung; Dio 68,2,3 berichtet, Nerva habe gerade kostspielige Unterhaltungsmaßnahmen Domitians abschaffen lassen; die Auszahlung des congiariums zeigt neben anderem jedoch, dass keine akute Geldnot herrschte. 23 RIC 2, 229 Nr. 93, 230 Nr. 104 (VEHICULATIONE ITALIAE REMISSA); Epit. de Caes. 12,4 zu den alimenta, worauf auch RIC 2, 229 Nr. 92 (TUTELA ITALIAE) zu beziehen ist, vgl. Plin. paneg. 26–28 zu den Maßnahmen Traians; Brennan 2000, 46.49 und Grainger 2003, 54.59. 24 Chron. ann. 354 ed. Mommsen 146 mit Brennan 2000, 59–61 und Grainger 2003, 56. 25 Dig. 1,2,2,32, Plin. paneg. 36,3–5 lobt das, ohne Nerva zu erwähnen, vgl. Grainger 2003,53.

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Wie wohl auch im Falle des fiscus Iudaicus wurde damit die Macht der zuständigen Prokuratoren eingeschränkt. Ohne in direktem Zusammenhang mit den erleichternden Maßnahmen beim Einzug der Judensteuer zu stehen, zeigen strukturelle Ähnlichkeiten in anderen Bereichen die Grundlinien seines politischen Handelns. Nervas Maßnahmen bezüglich der Judensteuer fügen sich also gut in seine Politik gegenüber der römischen Plebs ein. Wie im Falle des Verbots der Klagen wegen ­maiestas und­ ›jüdischen Lebens‹ ist nicht eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen ›Römern‹ und ›Juden‹ Nervas Anliegen gewesen, sondern eine neue Grenz­ ziehung zwischen Staat und einzelnem Bürger in den Sektoren Rechtsprechung und Verwaltung. Missstände domitianischer Zeit sollten im Interesse des gesellschaftlichen Klimas beseitigt und die Lebensverhältnisse der einfachen Menschen verbessert werden. Natürlich stellt sich die Frage, inwieweit die Iudaei von Nervas Politik profitierten, wenn sie nicht der direkte Adressat seiner Maßnahmen waren. Jüdische Quellen mit Einschätzungen Nervas liegen, abgesehen vom fünften Buch der Sibyllinischen Orakel, in dem Nerva als γεραρὸς βροτός, also entweder als ›verehrungswürdiger‹ oder – weniger prätentiös übersetzt – als ›ältlicher‹ Mann bezeichnet wird, nicht vor.26 Inwieweit diese Aussage, die wegen ihrer poetischen Sprache wohl positiv wertend verstanden werden darf, spezifisch jüdisch ist, bleibt unklar, da Nerva in der antiken griechisch-römischen Tradition insgesamt eine wohlwollende Beurteilung erfuhr.27 Zu vermuten ist, dass die Juden zumindest mittelbar von der Beseitigung der unter Domitian herrschenden Missstände profitierten, da sowohl der Klagepunkt wegen ›jüdischen Lebens‹ als auch die diskussionswürdige Praxis beim Einzug der Judensteuer aufgehoben und nicht mehr öffentlich diskutiert wurden. Diese Entspannung der Lage veränderte nicht das klischeebeladene öffentliche Bild der Juden in Rom, wie aus Tacitus oder Iuvenal ersichtlich ist. Da es nun anscheinend sowohl für Römer wieder unproblematischer war, Interesse für die jüdische Lebensweise zu bekunden, als auch für Iudaei, ihre überkommenen Traditionen zu verlassen und sich an die griechisch-römische Umwelt zu assimilieren, ist wohl mit einer vereinfachten Mobilität zwischen den gegensätzlichen Identitäten zu rechnen. Greifbar wird dies in den erhaltenen Quellen jedoch nicht.28

26 Sib. 5,41, dazu die unterschiedlich akzentuierten Übertragungen von H. Merkel und J.-D. Gauger; üblicherweise wird die Stelle als Lob Nervas verstanden, vgl. Kreitzer 1996, 198 oder Goodman 2007a, 470; in der rabbinischen Literatur erfährt Nerva keine Erwähnung, so Stemberger 1983, 75. 27 Tac. Agr. 3,1 lobt Nerva dafür, dass er libertas und principatus erfolgreich verbunden habe; Plin. paneg. 38,1 nennt ihn aus naheliegenden Gründen optimus princeps. 28 Goodman 1989, 42 f. beobachtet zumindest ein wachsendes Bewusstsein für die Möglichkeit einer ›Konversion‹ mit dem Ende des 1. Jh. n. Chr.

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Nerva und Traian

2. Traian  2.1 Traians Aufstieg und sein Verhältnis zu den Juden 2.1.1 Traians Aufstieg zur Macht Die Adoption des M. Ulpius Traianus durch Nerva im Oktober 97 und sein Herrschaftsantritt nach dem Tod seines Adoptivvaters im Januar 98 waren für die Zeitgenossen keineswegs absehbar. Wenn Traian capax imperii gewesen sein sollte, bemerkt John Grainger, so hatte das vor dem Jahr 97 niemand realisiert. Weder in Bezug auf sein Alter und seine Erfahrung noch auf seine Fähigkeiten habe er mögliche Konkurrenten übertroffen, dafür aber von seinen Netzwerkbeziehungen profitiert.29 Traian stammte von einer eher alten als bekannten Familie aus Italica in der Provinz Baetica ab, erst sein gleichnamiger Vater, der der Unterscheidung halber im Folgenden als ›Traianus pater‹ bezeichnet wird, erreichte den Konsulat. Er gehörte zu den frühesten Unterstützern Vespasians und der flavischen Dynastie und sein Sohn profitierte in nicht zu überschätzendem Maß von seiner Person und seinen Verbindungen. Dies verdeutlicht der im Jahr 100 gehaltene Panegyricus des jüngeren Plinius, der neben Traians Adoptivvater Nerva auch dessen leiblichen Vater herausstellt und Traian als Abkömmling eines Patriziers, Konsulars und Triumphators beschreibt.30 Die wichtigste dokumentarische Quelle zur Karriere des Traianus pater ist die Bauinschrift des Nymphäums von Milet, die seinen cursus honorum überliefert: Nach einer prätorischen Statthalterschaft in der Baetica in den sechziger Jahren übernahm er wohl im Jahr 66 das Kommando der legio X Fretensis im Krieg in Iudaea und diente somit direkt unter Vespasian. Seine Ablösung als legatus legionis Ende 69 oder Anfang 70, also noch vor Beendigung des Krieges, war sicher durch eine Ausnahmesituation wie eine Verletzung oder Krankheit bedingt. Sein Suffektkonsulat, den er bereits im Jahr 70 bekleidete, zeigt ebenso wie die adlectio inter patricios 73, dass er zu den ersten Männern gehörte, für deren karrieretechnische Promotion sich der neue Herrscher aus Dankbarkeit für loyale Dienste einsetzte. Später verwaltete Traianus pater die Provinz Syria von 73 bis 78 und wurde für militärische Erfolge gegen die Parther mit den ornamenta trium­ 29 Grainger 2003, 102 mit Anm.  51: Agricolas Vorhersage der Herrschaft Traians (Tac. Agr. 44,5) muss als Erfindung des Tacitus gelten; Traian war bis zur Tetrarchie der einzige Nachfolgekandidat, der nicht aus der Familie seines Vorgängers stammte und tatsächlich die Herrschaft übernehmen konnte, vgl. Hekster 2015, 67. 30 Eutr. 8,2,1: familia antiqua magis quam clara, zu Italica vgl. Aurel. Vict. 13,1; Plin. paneg. 9,2.89,2.

Traian 

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phalia ausgezeichnet. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Statthalterschaft in der prestigeträchtigen Asia 79/80. Wahrscheinlich verstarb er früh, bald nach der Bekleidung seines letzten Postens, was das Fehlen eines eigentlich zu erwartenden zweiten Konsulats am besten erklärt.31 Eine außergewöhnliche, postume Ehre wurde ihm Anfang 112 zuteil, als ihn Traian konsekrieren ließ.32 Die Karriere seines wahrscheinlich 53 geborenen Sohns verlief zunächst in angemessenen Bahnen. Während der Statthalterschaft seines Vaters in Syria diente er dort als Militärtribun und war vermutlich 78 Quästor und 84 Prätor.33 Als Patrizier und Sohn eines verdienten Unterstützers der flavischen Dynastie hätte Traian eigentlich um das Jahr 87 mit der Konsulwürde rechnen dürfen, was jedoch nicht eintrat. Stattdessen bekleidete er den Posten des Legionslegaten der VII Gemina in der Hispania Tarraconensis, eine karrieretechnisch wenig attraktive Position für einen Mann wie ihn.34 Er gehörte offensichtlich nicht zu den Günstlingen des nur knapp zwei Jahre älteren Domitian. Es ist kaum denkbar, dass Traian selbst diesen Posten einem anderen vorgezogen hatte, etwa aus Vorliebe für den Militärdienst oder weil er bewusst keine Karriere unter Domitian machen wollte. Im Gegenteil, als zu Jahresbeginn 89 der Statthalter von Germania superior, L. Antonius Saturninus, einen Usurpationsversuch wagte, setzte Traian seine Legion sofort in Bewegung und erreichte nach einem beeindruckend schnellen Zug Germanien. Zwar konnte er sich nicht mehr in kriegerischen Auseinandersetzungen bewähren, da die Statthalter der Nachbarprovinzen, A. Bucius Lappius Maximus (Germania inferior) und T. Flavius Norbanus (Raetia)  den Saturninus bereits geschlagen hatten, doch demonstrierte Traian damit seinem princeps seine unbedingte Treue und Zuverlässigkeit. Als Belohnung erhielt er den ordentlichen Konsulat im Jahr 91. Hinsichtlich der Bewertung des cursus Traians ist der Panegyricus des jüngeren Plinius zu beachten: Der Redner übergeht Traians Karriere unter Domitian und lässt den ersten Konsulat unerwähnt; den Gewaltmarsch Traians nach Germanien zur vermeintlichen Rettung des verhaßten Domitian stilisiert er zur 31 AE 1999.1576 = Alföldy 1998, 381 u. 390–392 mit Diskussion, weitere Karriereüber­ blicke bei Nicols 1978, 104, Franke 1991, 191–196, Dabrowa 1998, 64–68, Kienast 2004, 125, Seelentag 2004, 121 f. und Strobel 2010, 49–52; geboren wurde Traianus pater ca. 25–30; die Datierung des Konsulats auf 72 von Vidman 1982,43.73 f. hat keinen Anklang gefunden; zu den Statthalterschaften Eck 1982, 293.295–297.299.302 u. 1983, 190. 32 MIR 14, 392 Nr. 400, 393 Nr. 401 f., 395 Nr. 405 f., 396 Nr. 407 f. mit Woytek 2010, 138 f., der vermutet, dass dies im Kontext der Einweihung des Traiansforums geschah; bisher wurde die Konsekration zwischen 113 und 114 angesetzt, vgl. Alföldy 1998, 369 oder Strobel 2010, 53. 33 Zum Geburtsjahr vgl. Griffin 2000a, 101 oder Strobel 2010, 54, Bennett 1997, 12 f. votiert dagegen für 56; zum Militärtribunat Plin. paneg. 14,1 u. 15.3; zu den ersten Karriere­ posten Strobel 2010, 63 f. 34 Bennett 1997, 25 f., Eck 2002, 12, Seelentag 2004, 123 und Strobel 2010, 103 f.

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Nerva und Traian

Heldentat, weil keinerlei adäquate Leistungen des neuen princeps vorlagen, um seine militärische virtus zu glorifizieren.35 Nach seinem Konsulat sind keine weiteren Posten Traians unter Domitian bekannt, erst Nerva entsandte ihn als Statthalter in die Germania superior, was ihm im entscheidenden Jahr der Nach­ folgeregelung eine starke Machtbasis mit dem Kommando über drei Legionen samt Auxiliarverbänden verschaffte  – eine Position, für die Traian eigentlich nicht qualifiziert war.36. Wie in der Forschung vielfach festgestellt wurde, wären erfahrene Generäle wie A. Bucius Lappius Maximus, der zweifache Konsul und Hauptverantwortliche für die Verhinderung eines Bürgerkrieges unter Saturninus, oder M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus, der Held der domitianischen Kriege an der Donau, adäquatere Nachfolgekandidaten für Nerva gewesen.37 Zugunsten Traians wirkten auf den ersten Blick unsichtbare Kräfte, nämlich Netzwerke von einflussreichen Männern, die aus heute nicht mehr zu klärenden Gründen Traian einem anderen Kandidaten, namentlich wohl Cornelius Nigrinus, vorzogen und entsprechend auf Nerva einwirkten. An dieser Stelle ist es ausreichend, lediglich die offensichtlichsten Unterstützer Traians zu benennen. Die Epitome de Caesaribus berichtet, dass Traian Bäder bauen ließ zu Ehren des L. Licinius Sura, durch dessen Bestrebung er die Herrschaft an sich gerissen hatte. Sura war 97, also im Jahr der Adoption Traians, Statthalter der Germania inferior und vervielfachte durch seine Unterstützung die potentielle Truppenmacht Traians. Später fungierte er als wichtigster Berater des neuen princeps und erreichte schließlich 107 einen dritten Konsulat.38 Ebenfalls den Unterstützern Traians zuzurechnen ist Q. Sosius Senecio, ab Mitte 97 Statthalter der Gallia Belgica, der vorher unter Sura als Legionslegat in Germania inferior gedient hatte, 99 mit dem ordentlichen Konsulat belohnt wurde und ebenfalls später zu den wichtigsten Vertrauten Traians zählte.39Auch der für die drei genannten Provinzen zuständige Finanzprokurator, Sex. Attius Suburanus, ab 99 Nachfolger des Casperius Aelianus als Prätorianerpräfekt, gehörte zu den Parteigängern Traians. Am Rhein verfügte dieser also über breite Unterstützung

35 Suet. Dom. 6,2, Dio 67,11,1, Epit. de Caes. 11,9 zum Saturninusaufstand; Plin. paneg. 14,2–5 zum Marsch nach Germanien; AfA ed. Scheid 161 zum Konsulat; Eck 2002, 12 und Strobel 2010, 107–109; zur fehlenden militärischen Erfahrung schon Lepper 1948, 106, ausführlich Seelentag 2004, 279–284. 36 HA Had. 2,5, Dio 68,3,4, Plin. paneg. 9,3–5; Eck 1982, 326 u. 2002, 15, Grainger 2003, 62, Strobel 2010, 160; Bennett 1997, 45 f. spekuliert über eine Statthalterschaft Traians in Pannonia zwischen 92–96. 37 Grainger 2003, 96 f., der außerdem Cn. Pompeius Longinus, L. Caesennius Sospes, Sex. Iulius Frotinus und Q. Corellius Rufus anführt. 38 Epit. de Caes. 13,6: Hic ob honorem Surae, cuius studio imperium arripuerat, lavacra condidit; AE 1923.33 sowie Jones 1970, 99 und Eck 1982, 326 mit Anm. 176 zur Statthalterschaft des Sura. 39 CIL 6.1444 = ILS 1022 mit Jones 1970, 100–102, vgl. Eck 1982, 328 mit Anm. 190.

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und damit über ein gewichtiges Argument und Druckmittel für seine Adoption als ›Beschützer‹ und Nachfolger des durch den Prätorianeraufstand geschwächten Nerva.40 Freilich waren auch Unterstützer und Drahtzieher in Rom notwendig, die Nerva über die bestehende Machtkonstellation am Rhein informierten und ihn von der Adoption Traians überzeugten. Die Konsullisten für die Jahre ­98–100, also die, auf die Traian erstmals Einfluss nehmen konnte, um ›seine‹ Leute zu belohnen, sind aufschlussreich. Zwei Männer stechen dabei besonders heraus: Sex. Iulius Frontinus und L. Iulius Ursus, die nach dem Tod Nervas im Januar 98 im Februar und März gemeinsam mit Traian, der selbst ein halbes Jahr als Konsul mit sechs verschiedenen Kollegen amtierte, jeweils ihren zweiten Konsulat bekleideten. Schon im Jahr 100 erreichten dann beide ihren dritten Konsulat, die größte Ehrenstellung für ein Nichtmitglied des Kaiserhauses, Frontinus als ordinarius gemeinsam mit dem Kaiser und I­ ulius Ursus als suffectus. Es kann kein Zweifel bestehen, dass beide auf Traians Weg zur Macht die entscheidende Rolle in Rom gespielt hatten.41 L. Iulius Ursus war unter Domitian praefectus Aegypti und wahrscheinlich Prätorianerpräfekt und hatte 84 einen Konsulat bekleidet, den er wohl Titus’ Tochter Iulia verdankte; Sex. Iulius Frontinus war 70 praetor urbanus, 73 consul suffectus und später Statthalter von Britannia und Asia.42 Zweierlei ergibt sich für die Herrschaftserlangung und Regierung Traians aus diesen beiden Namen, die hier nur beispielhaft genannt sind und um viele weitere ergänzt werden könnten: Erstens waren es Männer, die ihren Aufstieg unter den Flaviern erlebt und erfolgreiche Karrieren unter diesen absolviert hatten, die Traian zur Macht verhalfen, um schließlich unter letzterem die Krönung ihrer Laufbahnen zu erleben – es bestand ein hohes Maß an Kontinuität innerhalb der Reichselite von den Flaviern bis hinein in das zweite Jahrhundert. Zweitens waren es für Traian die flavischen Verbindungen seines Vaters, die er erbte und weiterführte, die es ihm erlaubten, erfolgreich den Weg zur Macht zu beschreiten und seinen Konkurrenten Cornelius Nigrinus in eine Situation zu manövrieren, die für diesen so hoffnungslos war, dass er stillschweigend seine Ambitionen begraben musste.43

40 Eck 2002, 17, Strobel 2010, 159 f. 41 Grainger 2003, 97–102, vgl. auch Bennett 1997, 47. 42 Zu L. Iulius Ursus: AE 1956.57 mit Bastianini 1975, 276 f. u. 1988, 507, Dio 67,4,2 und Syme 1983a, 130 f.; zu Sex. Iulius Frontinus: Tac. hist. 4,39,1 u. Agr. 17,2 mit Eck 1982, 293 mit Anm. 42 u. 310 mit Anm. 125 sowie Nicols 1978, 172 f. 43 Waters 1969, 390 und ausführlich Grainger 2003, 73–88 sowie Strobel 2010, 64–70.

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Nerva und Traian

2.1.2 Traian und die Juden: Bis zum Diasporaaufstand Nachdem deutlich wurde, dass Traian seinen Aufstieg den alten, flavischen Netzwerken verdankte und eine große Kontinuität zu jener Zeit bestand, stellt sich die Frage, welche grundsätzliche Einstellung er zu den Juden hatte. Martin Goodman plädiert dafür, ihn als Schlüsselfigur für den Fortbestand des flavischen Judenhasses bis ins zweite Jahrhundert anzusehen.44 Da die vorliegende Arbeit zu anderen Ergebnissen kommt, soll auf diese These besonders eingegangen werden. Die Basis für Goodman bildet eine andere Bewertung der P ­ olitik Domitians und Nervas, als sie hier vertreten wird. Goodman weist auf die besondere Judenfeindschaft Domitians hin, die sich in der Außen­darstellung seiner Dynastie gezeigt habe durch die Weitertradierung des Bildes der Juden als Feinde der Römer. Gegen die Juden sei er mit aller Härte vorgegangen, wie etwa die Hinrichtung des Flavius Clemens oder die Einzugspraxis der Judensteuer zeige. Mit Nerva sei dann eine deutliche Neuakzentuierung des römischjüdischen Verhältnisses eingetreten durch das Verbot, Klage wegen jüdischen Lebens zu führen, und durch die Abschaffung der Judensteuer, die über die Münzlegende FISCI IUDAICI CALUMNIA SUBLATA verkündet worden sei. Nach diesem vielversprechenden Neubeginn aus Sicht der Juden, die sich gar Hoffnung auf den Neubau des Tempels gemacht hätten, habe die Adoption Traians, des Sohnes eines engen Kampfgefährten Vespasians, die Rückkehr zu der spezifisch flavischen judenfeindlichen Politik bedeutet, unter anderem durch die sofortige Wiedereinführung der Judensteuer. Der Weg in den jüdischen Diasporaaufstand und den Bar Kochba-Aufstand ist damit nach Goodman vorgezeichnet gewesen.45 Die vorliegende Untersuchung kommt zu einem anderen Ergebnis in Bezug auf die römisch-jüdischen Beziehungen in diesen Jahren: Nerva beendete die unter Domitian grassierenden Missstände, schaffte die Judensteuer aber keineswegs ab. Im Fokus seiner Maßnahmen standen innerrömische Debatten und keine neue Verhältnisbestimmung zwischen Römern und Juden. Die von Dio überlieferte Abschaffung der Klage wegen ›jüdischen Lebens‹ scheint unter Domitian mit maiestas-Vorwürfen verbunden gewesen zu sein und gehörte ebenfalls in einen innerrömischen Kontext. Möglicherweise bedeutete der Prinzipat Nervas trotzdem eine gewisse Entlastung für die Juden. Das in weiten Teilen der römischen Gesellschaft verbreitete negative Judenbild blieb unverändert und 44 Goodman 2003, 26, 2004, 22–24 u. 2007a, 473 f., vgl. Gambash 2015, 167; kritisch­ Carleton Paget 2009, 355. 45 Goodman 2003, 25–27 u. 2004, 17–24; als Beispiel für eine andere Einschätzung sei hier nur auf Applebaum 1979, 263 verwiesen, der bei Traian die in der römischen Aristokratie verbreitete Ablehnung der Juden vermutet, aber schreibt: »he would have regarded the Jews essentially with the eyes of a soldier; it is doubtful if he was an anti-Semite in the ­accepted sense.«

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kann an dieser Stelle vernachlässigt werden, da nur die politischen Maßnahmen der römischen Kaiser gegenüber den Juden untersucht werden sollen. Für Traian bedeutet dies in der hier vorliegenden Rekonstruktion der Ereignisse, dass er die unter Nerva nicht abgeschaffte Judensteuer auch nicht wieder eingeführt haben kann und ihm dies folglich nicht als judenfeindliche Maßnahme anzurechnen ist. Nerva erscheint also weniger judenfreundlich und Traian weniger judenfeindlich als von Goodman dargestellt. Mit Recht verweist Goodman jedoch auf die wichtige Rolle des Traianus pater für die Karriere Traians: Es stellt sich nämlich die Frage, ob Traian in einem judenfeindlichen Umfeld aufgewachsen und – modern formuliert – eine transgenerationelle Übertragung einer negativen Einstellung gegenüber den Juden auf ihn plausibel ist; darüber hinaus ist grundsätzlich zu fragen, ob sich Indizien für eine judenfeindliche Politik des Ulpiers finden.46 Inwieweit Traianus pater judenfeindlich eingestellt war, lässt sich jedoch anhand des Quellenmaterials nicht beantworten. Über seinen inschriftlich belegten und bereits besprochenen cursus hinaus wissen wir von ihm und seiner Zeit als legatus legionis in Iudaea vor allem durch Josephus. Traianus pater war 67 verantwortlich für die blutige Eroberung der bei Iotapata gelegenen Stadt Iapha in Galiläa, deren Stürmung er nach Sicherung der Lage dem Titus überließ. Bei der friedlichen Übergabe von Tiberias spielte er eine Vermittlerrolle und verstärkte die Truppen des Titus beim Kampf um Tarichaea. Im Jahr 68 war Traianus pater an der Unterwerfung von Peräa beteiligt und vereinigte danach seine Männer mit denen Vespasians bei Jericho.47 Josephus zeichnet ihn als fähigen, zuverlässigen und loyalen Soldaten, der auch an den offensichtlichen Grausamkeiten des Krieges aktiv beteiligt war, wie etwa in Iapha, ohne dabei Hinweise auf seine persönliche Einstellung zu den Juden zu geben. Goodman vermutet zwar, dass Traian die Erinnerung an den Krieg in Iudaea in Ehren hielt, weil dort sein Vater gemeinsam mit Vespasian und Titus gekämpft hatte; das ist denkbar, lässt sich aber nicht nachweisen. Wichtiger war für Traian offensichtlich die Statthalterschaft seines Vaters in Syria, wo Traianus pater sich die ornamenta triumphalia verdient hatte und auch Traian selbst ausgezeichnet worden war. Darauf nimmt der Panegyricus des Plinius mehrfach Bezug, während Iudaea keinerlei für uns nachprüfbare Beachtung findet.48 Für die Hypothese von Traians Judenfeindschaft von Kindesbeinen an oder zumindest mit Antritt seines Prinzipats gibt es keine hinreichenden Hinweise, abgesehen von der generell nachweis 46 Jureit 2006, 70–85, bes. 84 f. zur generationellen Erfahrungsweitergabe. 47 Ios. bell. 3,289–306 (Iapha), 3,458 (Tiberias), 3,485 (Tarichaea), 4,450 (Peräa); Franke 1991, 191. 48 Plin. paneg. 9,2, 14,1, 16,1 u. 58,3, dazu Franke 1991, 195; ob auch die Divinisierung des Traianus pater im Kontext des anstehenden Partherkriegs stand, vgl. etwa Alföldy 1998, 369 oder Hekster 2015, 70, ist auch wegen der zuletzt früher datierten Münzen (auf 112–113) unklar, siehe Anm. 32.

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baren judenkritischen bis judenfeindlichen Haltung der schreibenden Oberschicht Roms. Informationen über aktive politische Maßnahmen Traians gegenüber Juden liegen für den Zeitraum von seinem Regierungsantritt bis zum Aufbruch in den Partherkrieg 113 nicht vor, abgesehen von einer quellentechnisch problematischen Ausnahme, den Acta Alexandrinorum, die auch als ›heidnische Märtyrerakten‹ oder ›Akten der Alexandrinischen Märtyrer‹ bekannt sind. Dabei handelt es sich dem Schein nach um offizielle Dokumente im Stil von Gerichtsprotokollen, die allerdings in jeweils unterschiedlicher Intensität durch narrative und fiktionale Elemente erweitert sind. Charakteristisch ist die Verzerrung der Personen, wobei der römische Kaiser typischerweise als Gegner der alexandrinischen Anliegen erscheint, während die alexandrinischen Gesandten als Vorkämpfer für die Sache ihrer Stadt gezeichnet werden, die dem Herrscher gegenüber ein zum Teil dreistes und impertinentes Verhalten an den Tag legen.49 Die Größe und Verherrlichung Alexandrias als zentrales Thema verbindet die recht unterschiedlichen Texte ebenso wie ihre antirömische Haltung. Mit extremer Ablehnung wird Ägyptern und Juden unter Betonung der griechischen Ethnizität und Kultur der Alexandriner begegnet.50 Die sogenannten Acta Hermaisci schildern die Verhandlung einer Streitigkeit in Rom vor Traian unter der Beteiligung einer griechischen und einer jüdischen Gesandtschaft aus Alexandria, die jeweils ihre ›Götter‹ mitbrachten.51 Die jüdische Delegation hatte bereits vor der Begegnung mit dem Kaiser Kontakt mit dessen Gattin Plotina aufgenommen, die daraufhin ihren Mann und seine Berater für die Sache der Juden einnahm. Bei der Begrüßung der Alexandriner kritisiert der Kaiser, dass es zu Übergriffen auf die Juden gekommen war.52 Der alexandrinische Held Hermaiscus warf Traian deswegen vor, sein Synhedrion sei voller Juden und Traian unterstütze die Sache der gottlosen Ioudaioi. Als auf diesen Vorwurf hin die von den Alexandrinern mitgebrachte Serapis-Statue zu schwitzen begann – ein schlechtes Vorzeichen – trat in Rom wohl eine Wende zugunsten der Alexandriner ein.53 Da der Papyrus abbricht, bleibt das Ende offen. 49 Grundlegend zu den Acta Alexandrinorum Harker 2008, passim, hier bes. 96–98 und Hartmann 2012, passim, hier bes. 119–122; die Texte mit Übersetzung und Kommentar liegen vor bei Musurillo 1954. 50 Hartmann 2012, 149 f. 51 CPJ 157 = Musurillo 1954, Nr. VIII, vgl. Harker 2008, 189: der Papyrus datiert auf das späte 2./frühe 3. Jh. n. Chr.; Kol. I, Z. 17 f. zu den ›Göttern‹: im Fall der Juden wird an eine Tora­rolle gedacht, vgl. Weber 1915, 56, Musurillo 1954, 174, Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 86 und Mélèze-Modrzejewski 1987, 13 = 1997 [1992], 194. 52 CPJ 157, Kol. II, Z. 35–37. 53 Ebd., Kol. III; mit συνέδριόν ist das consilium des Kaisers gemeint, nicht der Senat, so Mélèze-Modrzejewski 1987, 14 f. = 1997 [1992], 196 f.; zum Wunder als negatives Vorzeichen Weber 1915, 70 f.

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Wegen der Stilisierung des Prozesses zum Götterkampf zwischen Serapis und dem jüdischen Gott, der uneingeschränkten Unterstützung Plotinas für die Juden und der verzerrten Darstellung des völlig unselbstständig agierenden Traian ist evident, dass es sich nicht um ein offizielles Protokoll, sondern um einen literarischen Text handelt. Wie viel historische Wirklichkeit liegt ihm zugrunde? Zugunsten der Historizität der Gesandtschaften wird die Namensliste der Teilnehmer angeführt, bei der mit einiger Wahrscheinlichkeit die Iden­ tifikation mehrerer Personen möglich ist, die auch in anderen Dokumenten der Acta Alexandrinorum auftauchen.54 Da explizit Rom als Ort der Verhandlungen vor Traian genannt wird, kann das Ereignis – sollte es historisch sein – nur vor 113 stattgefunden haben, weil Traian nach seinem Aufbruch in den Partherkrieg im Herbst jenes Jahres nicht mehr in die Hauptstadt zurückkehrte.55 Mehrere Szenarien sind denkbar: (1) In einer Streitfrage zwischen den griechischen Bürgern Alexandrias und den dortigen Juden entschied Traian eindeutig parteiisch für die jüdische Seite und gegen die griechische. (2) Traian entschied nach seiner Auffassung gerechterweise zugunsten der Juden, worauf der Verfasser der Acta Hermaisci ihn und Plotina aufgrund seiner Enttäuschung als Judenfreunde zeichnete. (3) Der Prozessbericht ist als völlige Fiktion zu betrachten. Im diesem Fall ist das extrem negative Bild von Traian und Plotina aus alexandrinischer Sicht erklärungsbedürftig. Zunächst ist deswegen allgemein nach dem Verhältnis von Traian zu den Alexandrinern zu fragen. Bekannt ist ein Brief Traians aus dem Jahr 98 nach seinem Regierungsantritt, in dem er den Alexandrinern die unter Nerva gewährten Privilegien bestätigt und ihnen, den Konventionen folgend, sein persönliches Wohlwollen versichert. Darüber hinaus belegt nichts eine Beeinträchtigung des Verhältnisses zwischen Kaiser und Bürgerschaft der Stadt. Grundsätzlich ist also von einer positiven Einstellung Traians gegenüber der ägyptischen Metropole auszugehen.56 Dass dem Kaiser nach dem jüdischen 54 Harker 2008, 84–87: er identifiziert den genannten Paulus von Tyrus mit dem Paulus von CPJ 158a und P.Oxy. 2177, grundlegend Weber 1915, 52–54, anders Musurillo 1954, 173 f. 55 Harker 2008, 87 datiert auf den Zeitraum 99–113, ohne 101/2 und 105/6, als Traian nicht in Rom war, vgl. Pucci Ben Zeev 1989, 44 u. 2005a, 135 f., wo sie sich zu Recht vorsichtig zu Versuchen von Weber 1915, 72.80 äußert, der über alexandrinische Münzen eine Datierung auf 111/2 vorgeschlagen hat. 56 P.Oxy. 3022, mit Übers. bei Mélèze-Modrzejewski 1987, 9 = 1997 [1992], 191, vgl. Harker 2008, 50 f.; Weber 1915, 76–80 trägt weitere Indizien für Traians positive Einstellung­ Alexandria gegenüber zusammen, worauf auch Hartmann 2012, 136 Anm. 87 verweist. Mit Vorsicht ist jedoch Webers Verweis auf Dio Chrys. 32, bes. 32,95 zu begegnen, da Datierung und Deutung der Rede umstritten sind: Dort wird das Engagement eines namentlich nicht genannten Kaisers für Alexandria erwähnt, der wegen des Undanks der Alexandriner enttäuscht reagiert. Jones 1973, passim, bes. 303 f., datiert die Rede in die vespasianische Zeit und hat viel Unterstützung gefunden (siehe Teil A Anm. 494), vgl. Barry 1993, 97–99 mit weiteren Argumenten und dem Hinweis, dass Dio Chrysostomus nur bedingt als Quelle für die Ver-

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Diasporaaufstand eine judenfreundliche Einstellung literarisch zugeschrieben wurde, erscheint angesichts der von ihm in den Jahren 116–117 überlieferten Aussagen unwahrscheinlich.57 Das bedeutet, dass die Annahme eines historischen Kerns hinter den ausgestalteten Acta Hermaisci die naheliegendste Erklärung bleibt, also das Eingreifen Traians zugunsten einer jüdischen Delegation im Zeitraum von 99 bis 113, was bei den Alexandrinern für Verstimmungen sorgte, da sie sich ungerecht behandelt fühlten.58 Für Traian muss dabei keineswegs auf eine projüdische und anti-alexandrinische Einstellung geschlossen werden, wie der Text glauben machen will. Angesichts der gut belegten Tat­sache, dass Traians Regierungspraxis sich beflissen an der Einhaltung der iustitia orientierte, waren wohl tatsächlich die Griechen für einen Übergriff auf die Juden in Alexandria verantwortlich.59 Gestützt wird diese Interpretation durch ein Edikt des praefectus Aegypti M. Rutilius Lupus vom 14. Oktober 115, das in einer wohl nicht exakten Abschrift auf einem Papyrus erhalten ist und noch aus der Zeit vor dem Ausbruch der Kriegswirren des jüdischen Aufstands stammt.60 Zwar wird darin Bezug genommen auf Auseinandersetzungen zwischen Juden und Alexandrinern, ohne dass jedoch eine Kriegssituation vorlag. Das juristische Prozedere lässt keine Ausnahmesituation erkennen.61 Anscheinend hatten einige Alexandriner Sklaven mit Waffen versorgt und zu gewaltsamen Aktionen gegen die Juden angestiftet. Rutilius Lupus konnte die Hintermänner ermitteln und einen Prozess hältnisse in Alexandria genutzt werden kann. Die Datierung der Rede auf die Zeit Traians wird weiterhin vertreten, etwa von Sidebottom 1992. Bei den mit Recht kontrovers diskutierten offenen Fragen sollte nicht zu viel Gewicht auf die Argumentation mit or. 32 gelegt werden, wie bereits Musurillo 1954, 164–168 ausgeführt hat. Auf ein neutrales Verhältnis Traians zu Alexandria bzw. Ägypten schließt Pfeiffer 2010, 139 f.144. 57 Siehe S. 197 f. 58 Für einen historischen Kern argumentiert etwa Pucci Ben Zeev 1989, 41: »As was recognized by the first editors, pap. 157 appears to be based on authentic official documents«, vgl. 2005a, 133–136; Smallwood 1976, 392, Mélèze-Modrzejewski 1987, 16 = 1997 [1992], 197, Kerkeslager 2006, 56. 59 Hartmann 2012, 135 f. mit Anm. 86 weist zu Recht auf die widersprüchlichen Deutungen Traians als Judenfeind oder Judenfreund hin, je nachdem, ob man der skizzierten Interpretation von M. Goodman folgt oder das Gegenteil aus CPJ 157 erschließt; zur iustitia Traians Fell 1992, 144 f. 60 CPJ 435 = Musurillo 1954, Nr. IXc, vgl. Harker 2008, 58 f.198: er stammt aus dem frühen 2. Jh.; bei der kaum lesbaren Datierungsformel in Kol. IV entziffert Harker über ein Foto ›Jahr 19 Caesars, 16. Phaophi‹, während Pucci Ben Zeev 2005a, 137 Anm. 61 auf I. Cazzaniga und C. Gallazi verweist, die ›Traian‹ erkennen; wegen des Schaltjahres ist er auf den 14. Oktober zu datieren und nicht auf den 13. Oktober wie in CPJ. 61 Diese richtige Beobachtung ist grundlegend für die revidierte Chronologie des Diasporaaufstands und wurde unabhängig von Katzoff 1980, 813, Pucci Ben Zeev 1989, 44–46 und Barnes 1989b, 153 f. gemacht, vgl. Pucci Ben Zeev 2005a, 137 f.; wichtig auch Applebaum 1979, 267 (vgl. 294): »The entire atmosphere reflected in this papyrus, and in those connected with the same events is not that of the rebellion itself.«, vgl. auch Horbury 2014, 168 f.

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gegen sie in die Wege leiten. Der Kaiser schickte zur Klärung der Angelegenheiten eigens einen Richter nach Alexandria, wohl um ein unparteiisches Urteil zu gewährleisten. Da dessen Ankunft bei der Veröffentlichung des Edikts noch ausstand, forderte der praefectus Aegypti die nach Gerechtigkeit schreienden Alexandriner auf, sich zu gedulden: Verletzungen, die Alexandriner erlitten hatten, seien nur bedingt unvermeidlich gewesen, nämlich ›vor dem Kampf der Römer gegen die Juden‹.62 Vermutlich waren also die alexandrinischen Sklaven gegen Juden vorgegangen, die darauf zu einem Gegenschlag ausholten. Nachdem die römischen Truppen in handgreiflichen Auseinandersetzungen wieder für Ordnung gesorgt hatten, kam es zu neuerlichen Aktionen der Alexandriner, bei denen es Verletzte gab. Weitere Papyri überliefern wohl den Fortgang der Ereignisse im Winter 115/116, wobei angeblich Alexandriner verbannt und ihre Sklaven enthauptet wurden, nachdem sie letztinstanzlich an den Kaiser appelliert hatten.63 Auch wenn die Acta Alexandrinorum der Zeit Traians problematische Quellen bleiben und nur mit Vorsicht ausgewertet werden können, scheinen sie trotz ihrer teils starken literarischen Überarbeitung auf historischen Ereignissen zu beruhen und in Kenntnis von Gerichtsprotokollen verfasst worden zu sein.64 Viele Details sind unglaubwürdig, aber im Gegensatz zu den erkennbaren Grundstrukturen hier nicht von Interesse: Offensichtlich kam es in Alexandria im frühen zweiten Jahrhundert mehrfach zu gewaltsamen Ausein 62 CPJ 435 Kol. III, Z.23–Kol. IV, Z. 3: μὴ τραυματίζεσθαι γὰρ ἐξῆν. τινὰ τῶν ἁμαρτημάτ[ω]ν ἴσως ἀπολογίαν ἔχειν ἐδύνατο πρὸ τῆς Ῥωμαίων π[ρ]ὸς Ἰουδαίους μάχης. νῦν δὲ μά[ταια] κ[ριτή]ρια ἅ καὶ πρότερον οὐκ ἐξῆν, Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd.  2, 232 übersetzen: »for there was no need to be wounded. Some of these errors could perhaps have had an excuse before the battle between the Romans and the Jews, but now they are purposeless judgments, which have never been permitted.« Als Alternative wird erwogen, dass sich der genannte ›Kampf‹ auf die Ereignisse im Jahr 66 unter Tib. Iulius Alexander bezieht, so vorsichtig Mélèze-Modrzejewski 1997 [1992], 201 und entschieden Strobel 2010, 385; Schwemer 2013, 393 vermutet, dass der praefectus Aegypti nach dem Aufstand die verbliebenen Juden in Alexandria vor Übergriffen schützen wollte – allerdings wäre dann in einem offiziellen Dokument wohl eher die Bezeichnung des Aufstands als τάραχος oder πόλεμος zu erwarten, vgl. Fuks 1953, 155. 63 CPJ 158 a + b (Acta Pauli et Antonini) = P.Lond. 1.227 + BGU 341 = Musurillo 1954, Nr. IX; Datierung hier auf die Zeit Traians nach Wilcken 1892, 478 f. (»spätestens im Anfang 117«) und bes. Pucci Ben Zeev 1989, 35 f., wobei der Prozess nach der hier vertretenen Chronologie des Partherkriegs nicht in Antiochia stattgefunden haben kann, wie Wilcken und Pucci ben Zeev vermuten. Verbreiteter ist die Datierung unter Hadrian: Gray 1923a, 19.27 argumentiert für 117 in Ägypten, Musurillo 1954, 183 schlägt 119/120 vor, gefolgt von Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 89, Strobel 2010, 391 und Deines 2011, 227 (117–120), Horbury 2014, 215–222 lässt diese Frage offen; zur literarischen bzw. ›propagandistischen‹ Überarbeitung dieser vorgeblichen Prozessakten Harker 2008, 90 und Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 88. 64 Harker 2008, 99–112, bes. 108–112 vermutet, dass die Verfasser der Acta Alexandrinorum auf Aufzeichnungen von Gesandtschaften aus dem Archiv in Alexandria zurückgriffen.

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andersetzungen zwischen Griechen und Juden, wobei jeweils die Griechen als Aggressoren auftraten. Rom kam in der Person des praefectus Aegypti und des princeps, in diesem Fall Traians, seiner Rolle als Ordnungsmacht und Schlichter nach. Wie die Acta Alexandrinorum und der folgende Judenaufstand jedoch zeigen, war wohl keine der beiden Streitparteien mit dem römischen Wirken zufrieden. Über Traians persönliche Einstellung zu den Juden ist keine Aussage möglich. Allerdings herrschte für die Juden unter seiner Regierung  – zumindest bis in das Jahr 115 und früh 116 – Rechtssicherheit, insofern sie regulär Prozesse bis vor den Kaiser ziehen konnten und dort wohl auch, je nach Fall, Recht bekamen. Abschließend sei als Exkurs ergänzt, dass der römische Staat während der Regierungszeit Traians nicht selbst die Auseinandersetzung mit religiösen Gruppen suchte, wie das Beispiel des traianischen Reskripts bezüglich der Christen zeigt. Natürlich ergibt sich daraus keine direkte Analogie, da die Juden anders als die Christen als ethnos mit spezifischen Bräuchen galten, das von Rom von alters her anerkannt wurde. Obwohl die Christen in mancherlei Hinsicht ein neues und beunruhigenderes Phänomen darstellten als die Juden, forderte Traian in seiner kurzen Antwort auf Plinius’ Vorgehensvorschlag, den er sonst ohne Einwand akzeptierte, von Staats wegen nicht aktiv nach Christen zu forschen (conquirendi non sunt) und betonte, dass bei keiner Straftat (in nullo crimine) anonym eingereichte Klagen zu akzeptieren sind, weil das nicht zu unserer Zeit passt (nec nostri saeculi est).65 Plinius hatte nur diejenigen, die nach dreimaliger Befragung darauf beharrten, Christen zu sein, mit dem Tod bestraft, freilich ohne weiter nachzuforschen, sondern wegen ihres Starrsinns (pertinacia)  und ihrer unbeugsamen Hartnäckigkeit (inflexibilis obstinatio). So wurde das nomen ipsum, das Christsein an sich, als Verbrechen (flagitium) behandelt, ohne dass sonst ein Straftatbestand vorliegen musste. Denn Plinius erschien die christliche Glaubenspraxis zwar als verschrobener und maßloser Aberglaube (superstitio prava, immodica), aber nicht als justiziabel.66 Ein wesentliches Anliegen bei Plinius’ Anfrage war es, mit kaiserlicher Zustimmung ehemaligen und zum Abfall bereiten Christen Straffreiheit gewähren zu können, um eine Vielzahl von sich ankündigenden Prozessen zu verhindern und dadurch die Ausbreitung der neuen superstitio zu unterbinden.67

65 Plin. ep. 10,97; Freudenberger 1969, 213 f., Fell 1992, 128 f., und Reichert 2002, 240. 66 Plin. ep. 10,96,2–3 u. 8; bestraft wurde also das nomen Christianum, nicht pertinacia, vgl. Freudenberger 1969, 99–110, bes. 108 f. 67 Plin. ep. 10,96,9; Freudenberger 1969, 162–164, Reichert 2002, 238 f. und Thraede 2004, 128.

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2.2 Der Partherkrieg und der Aufstand der jüdischen Diaspora 2.2.1 Der Partherkrieg An diesem Punkt ist in der Chronologie ein Schritt zurückzugehen und der traianische Partherkrieg der Jahre 113–117 zu behandeln, der den Rahmen für den jüdischen Diasporaaufstand (116–117) und Hadrians Regierungsbeginn bildet. Für den Kontext sind jener Krieg und seine Folgen von größter Bedeutung, da untersucht werden muss, inwieweit diese Zeit und ihre Ereignisse Traians Einstellung zu den Juden verändert haben und mit welcher Einstellung gegenüber den Juden Traians Nachfolger Hadrian seine Regierung begann. Als Gründe für den Partherkrieg werden in der Forschung traditionell­ Traians Ruhmsucht genannt, die Cassius Dio als den eigentlichen Kriegsgrund referiert, ökonomische Interessen Roms und der Wunsch nach einer strategisch günstigeren Grenze zum Arsakidenreich.68 Den Anlass bot die Absetzung des von Rom bestätigten Königs von Großarmenien, des Arsakiden Axidares, durch den Partherkönig Osroes I., der, ohne Roms Zustimmung einzuholen, dessen Bruder Parthamasiris dort installierte. Gegenüber Rom bedeutete dies einen Vertragsbruch, da nach den letzten kriegerischen Auseinandersetzungen Armenia maior zur parthischen Sekundogenitur geworden war, einem Königreich, das mit dem zweitgeborenen Bruder des arsakidischen Thronfolgers besetzt wurde, der dabei allerdings sein Diadem aus der Hand des römischen Kaisers empfing: Nero krönte im Jahr 66 den Tiridates, den Bruder des parthischen Großkönigs Vonones II., zum Herrscher über Großarmenien.69 Als im frühen zweiten Jahrhundert der rex regum Pakorus II. starb, entstand im Partherreich ein Streit um die Nachfolge zwischen seinem Sohn und legitimen Erben Vologaeses II. und dem Prätendenten Osroes I., den Rom als parthischen Herrscher ansah und der mit der Einsetzung des Parthamasiris in Großarmenien Traian den Anlass zum Partherkrieg gab.70 Jedenfalls rüstete Rom ab dem Jahr 112 für eine militärische Auseinandersetzung, wohl in der Hoffnung, von der 68 Dio 68,17,1: δόξης ἐπιθυμία; zu beachten ist, dass Arrian, Dios Quelle, in seiner Anabasis Alexander dem Großen dasselbe Motiv zuschreibt, vgl. Hartmann 1917, 82 f.; zu den Kriegsgründen Lepper 1948, 156 f., ausgeführt 106–119.158–204. 69 Tac. ann. 16,23,2; Dio 63,4; Augustus hatte die Provinzialisierung Armeniens bedacht, es aber im Status eines Klientelkönigreiches belassen, vgl. R. Gest. div. Aug. 27; zum casus belli Ziegler 1964, 98 f. 70 Olbrycht 1998, 138 f., vgl. Ellerbrock/Winkelmann 2012, 64 f.; bezüglich der inneren Entwicklung des Partherreiches bestehen in diesen ›dunklen‹ Jahren viele Unklarheiten, etwa über die Herrschaftszeiten der Könige oder ihr Verhältnis; beispielsweise gilt Osroes teils auch als Bruder des Vologaeses II., vgl. Schippmann 1980, 59 f.; Karras-Klapproth 1988, 114–118.201 f.

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durch den Bürgerkrieg bedingten inneren Schwäche der Parther profitieren zu können.71 Die Chronologie des traianischen Partherkrieges ist unklar, da kein durchgängig erzählender Bericht über die Ereignisse existiert: das Quellengerüst bilden die Exzerpte aus Cassius Dio, ergänzt durch Fragmente der Parthica des Arrian, den auch Dio nutzte, und die Chronik des Antiocheners Johannes Malalas, die für den Partherkrieg allerdings von historisch höchst zweifelhaftem Wert ist.72 Wichtige Ergänzungen bieten die dokumentarischen Quellen besonders für die Titulatur Traians, die sich in den Kriegsjahren ständig erweiterte. Für den Kriegsverlauf, also die Ereignisse der einzelnen Kampagnenjahre, ist die Datierung des Erdbebens von Antiochia von zentraler Bedeutung. Malalas gibt in seiner Chronik ein taggenaues Datum an, den 13. Dezember 115, einen Sonntag.73 Die durch diese Angabe gewonnene scheinbare Sicherheit, vermittelt durch einen Autor, der auf die Chroniken seiner Heimatstadt zurückgreifen konnte, wird erschüttert durch einige Probleme: Der 13. Dezember 115 war kein Sonntag, sondern ein Dienstag. Außerdem steht das Datum in Konflikt mit der Angabe des Cassius Dio, M. Pedo Vergilianus sei als consul ordinarius bei dem Erdbeben ums Leben gekommen.74 Mit guten Argumenten wird deswegen gegen Malalas die Datierung des Erdbebens auf das Frühjahr 115, wohl auf Januar, vertreten. Dem folgenden Überblick über die Ereignisse liegt sie zugrunde.75 71 Strobel 2010, 351 und Wolters 1999, 121 f.; die Einrichtung der Provinz Arabia, die nach Dio 68,14,5 im Jahr 106 erfolgte, stand sicher nicht im Zusammenhang mit langfristigen Eroberungsplänen Traians im Osten, vgl. Gebhardt 2002, 101 f. und Speidel 2002, 35 f., jedoch mögen Infrastrukturmaßnahmen der Jahre 111 und 112 in den Kriegskontext gehören, so Freeman 1996, 113; zur römischen Hoffnung auf die innere Schwäche der Parther Olbrycht 1998, 144. 72 Malal. 11,3–8 gibt im Vergleich zu Cassius Dio einen völlig abweichenden Bericht über den Partherkrieg. Trotz dessen Fehlerhaftigkeit finden Einzelinformationen Beachtung, da sich Malal. 11,6 auf Arrian beruft und er lokale Chroniken und Acta verwendet haben könnte, vgl. etwa Bennett 1997, 190. Allerdings hat Malalas weder Arrian für seine Darstellung des Partherkriegs nachweislich verwendet noch lassen sich seine anderen Quellen prüfen, da sie verloren sind, vgl. Pucci Ben Zeev 2005a, 197–201 und Strobel 2010, 357 f. 73 Malal. 11,8. 74 Longden 1931, 4–8 grundlegend zur Problematik des Malalas, Lepper 1948, 54–96 hält dagegen weiter an dessen Datum fest; Dio 68,25,1 (Xiph.) nennt Pedo ὕπατος, nicht ὑπατικός, wie man im Dezember 115 annehmen müsste; AE 1911.95 zeigt die Ersetzung des Pedo als eponymen Konsul, vgl. Degrassi 1952, 34 und Salomies 1989, 165–170: der Tod von Pedo früh im Jahr 115 ist deswegen plausibel. 75 Der Datierung des Erdbebens auf Januar 115 durch Longden 1931 folgen Applebaum 1979, 268, Birley 1997, 71, Speidel 2002, 38 und Strobel 2010, 348.368; die auf Malalas basierende Datierung hat aufgrund der wichtigen Arbeit von Lepper 1948 weite Verbreitung erfahren, vgl. etwa: Ziegler 1964, 101 Anm. 24, Halfmann 1986, 188, Lightfoot 1990, 120, Millar 1993, 101, Bennett 1997, 196 oder Woytek 2010, 15.

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Traian brach wohl in der zweiten Hälfte des Jahres 113 von Rom in den ­Osten auf und reiste über Athen, wo ihm eine Gesandtschaft des Osroes I. vergeblich ein Friedensangebot unterbreitete, weiter nach Syria, wo er in A ­ ntiochia sein Hauptquartier für die Zeit des Krieges aufschlug.76 Im Frühjahr 114 marschierte er nach Armenien und zog über Arsamosata und Satala nach Elegeia, wo er auf Parthamasiris traf, den von Osroes I. installierten König. Dessen Hoffnung, sein Diadem nach der Übergabe an den Kaiser sofort wieder zu erhalten, wurde von Traian enttäuscht, der die Einrichtung der Provinz Armenia verkündete. Nach Verlassen des traianischen Feldlagers kam Parthamasiris ums Leben, er wurde wohl auf den Befehl Traians hin ermordet.77 Als Traian darauf mit seinen Truppen in Mesopotamien eindrang, war spätestens klar, dass er weitreichendere Pläne als nur die Regelung der armenischen Frage hatte. Noch im gleichen Jahr nahm er Nisibis und Batnae ein und traf sich in Edessa mit Abgar  VII., dem König der Osrhoene, der seine angestrebte Neutralität aufgeben und auf Roms Seite treten musste. Den Winter 114/115 verbrachte Traian in Antiochia, wo er nur mit knappem Glück das große Erdbeben im Januar 115 überlebte.78 In das Jahr 115 fällt das weitere Vordringen in das Partherreich und die Schaffung der Provinz Mesopotamia und möglicherweise auch der Assyria.79 Den Höhepunkt der Kampagne bildete im Winter 115/116 die Einnahme von Ktesiphon, wofür Traian den schon Ende 114 bewilligten Titel Parthicus offiziell annahm. Der Erfolg schien durch die Einnahme der parthischen Hauptstadt wohl im Januar 116 perfekt zu sein, war jedoch trügerisch, weil die Römer bisher noch nicht auf die arsakidische Hauptstreitmacht gestoßen waren und damit keine Entscheidungsschlacht hatten erzwingen können. Osroes hatte Ktesiphon aufgegeben und sich kampflos in das Hinterland zurückgezogen. Der von den inneren Streitigkeiten geschwächte Parther vermied die direkte Konfrontation mit den römischen Truppen, zog damit deren Linien auseinander und bemühte sich, diplomatisch einen gesamtparthischen Widerstand gegen Rom zu organi 76 Dio 68,17; der Aufbruch erfolgte nicht erst am 27. Oktober, wie oft aus Arr. Parth. Frg. 34 u. 35 gefolgert wird, sondern früher, »wohl bald nach Mitte des Jahres 113«, so Strobel 2010, 361 mit Anm. 1. 77 Dio 68,18,2–20,4; die Ermordung des Parthamasiris berichten Arr. Parth. Frg. 40, Front. princ. hist. 18 (ed. Hout 212) und Eutr. 8,3,1, vgl. Hout 1999, 481; Karras-Klapproth 1988, 128 f. 78 Dio 68,21; zum Erdbebenbericht Dio 68,24–25; zwischen Anfang Mai und Anfang Dezember 114 nahm Traian seine siebte bis neunte imperatorische Akklamation an, vgl. Strobel 2010, 366. 79 Dio 68,22.26 f.; MIR 14, 478 Nr. 590 = RIC 2, 289 Nr. 642 zeigte die Provinzialisierung von Armenia und Mesopotamia über die Legende ARMENIA ET MESOPOTAMIA IN POTESTATEM P R REDACTAE im Jahr 116 offiziell an, zeitgleich mit der Proklamation des neuen Partherkönigs Parthamaspates, so Woytek 2010, 157; ob auch eine Provinz Assyria geschaffen wurde, bleibt unklar, da sie durch Eutr. 8,3,2 u. 8,6,2, Fest. brev. 14.20 und Hier. chron. Olymp. 223.1/ad Traian. 16 (ed. Helm 196b) erst im 4. Jh. bezeugt ist, vgl. Lightfoot 1990, 121–124.

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sieren.80 Unterdessen segelte Traian den Tigris hinab bis zum Persischen Golf. Die Quellen zeichnen dort das wirkmächtige Bild des alternden Feldherrn auf dem Höhepunkt seines Ruhmes, der den großen Alexander beneidet und bedauert, nicht wie dieser weiter nach Indien ziehen zu können.81 Zurück in Babylon erfuhr der Kaiser, dass sich der Widerstand gegen die Römer unterdessen formiert hatte:82 Denn während er zum Ozean hinunterfuhr und von dort zurückkehrte, gerieten all die eroberten Länder in Unruhe und erhoben sich, und die einzelnen Völker verjagten entweder die bei ihnen stationierten Besatzungen oder machten sie nieder.

Die Parther hatten offensichtlich ihre inneren Streitigkeiten ruhen lassen, Truppen aufgestellt und in den von Rom besetzten Gebieten durch Propaganda die antirömische Stimmung angeheizt.83 Das über das große Partherreich verstreute römische Heer hatte große Mühe, dem Aufstand Herr zu werden: Eine vernichtende Niederlage gegen parthische Truppen erlitt App. Maximus S­ antra, wohl der Statthalter der Mesopotamia, der bei den Kämpfen sein Leben verlor. Erfolgreicher schlug sich Lusius Quietus, Traians verdienter Reitergeneral, der in Mesopotamien Nisibis und Edessa zurückerobern konnte und letztere dabei niederbrannte. Das bei Ktesiphon liegende Seleukia zerstörten Sex. ­Erucius Clarus und C. Iulius Alexander Berenicianus.84 In Armenia führte Vologaeses, ein Sohn des ehemaligen Königs Sanatrukes, den Aufstand gegen die römischen Besatzer. Vor der Entscheidungsschlacht gegen den Statthalter der Provinz, L. Catilius Severus, kam es zu Verhandlungen, bei denen mit Zustimmung des Kaisers große Teile der erst kürzlich eingerichteten Provinz an Vologaeses abgetreten wurden.85 Traian selbst versuchte durch die Einsetzung eines neuen Partherkönigs in Ktesiphon weitere parthische Angriffe zu verhindern. Sein Kandidat Parthamaspates fand jedoch keine Akzeptanz und wurde später mit der Herrschaft über die Osrhoene abgefunden.86 Als das Fürstentum 80 Dio 68,28,1–2 zum Erfolg über Ktesiphon; die Fasti Ostienses (ed. Vidman 1982, 48 Frg. Kc) überliefern die Annahme des Siegesbeinamens Parthicus am 20. oder 21. Februar 116, vgl. Kneißl 1969, 74–76; MIR 14, 464 Nr. 560 = RIC 2, 267 Nr. 324 f. mit der Legende PARTHIA CAPTA; in Ktesiphon wurde Traian zum elften Mal zum Imperator akklamiert, vgl. Strobel 2010, 373; zur Datierung Birley 1997, 72; zum ausbleibenden Widerstand der Parther Dio 68,26,42 mit Olbrycht 1998, 139 und Strobel 2010, 374. 81 Dio 68,28,3 u. 68,29,1; Kühnen 2008, 167–172 zu Traians Bewunderung für Alexander. 82 Dio 68,29,4. 83 Strobel 2010, 371. 84 Dio 68,30,1–2 und Front. princ. hist. 19 (ed. Hout 212), wobei der dort genannte Appius Santra wohl mit Dios Maximus identisch ist, dazu Hout 1999, 483 und Gerhardt/Hartmann 2000, 127–131, vgl. Strobel 2010, 378; zu dessen Position als Statthalter Lepper 1948, 211. 85 Dio 68,9,6 (Exc. UR 16). 86 Ebd. 68,30,3; MIR 14, 480 f. Nr.  594 = RIC 2, 291 Nr.  667 f. mit der Legende REX PARTHIS DATUS; mit der Einsetzung des Parthamaspates ist Traians dreizehnte und letzte

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Hatra von Rom abfiel, zog Traian selbst gegen die Wüstenstadt, konnte sie aber wegen ihrer starken Befestigung und den für eine längere Belagerung hitze­ bedingten ungünstigen klimatischen Verhältnissen im Sommer 116 nicht einnehmen und musste sich zurückziehen. Während der Belagerung Hatras brach Cassius Dio zufolge der Aufstand der jüdischen Diaspora in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern aus.87 Auf diesen ist im folgenden Punkt genauer einzugehen. Für den Moment ist es ausreichend, festzuhalten, dass sich mit dem Jahr 116 die von Rom seit 114 besetzten Gebiete in Armenien und Mesopotamien im Aufstand befanden und sich die Fürstentümer und Kleinkönigreiche, die vormals unter parthischer Oberhoheit gestanden hatten, gegen den neuen Herren wandten. Die Arsakiden waren ebenfalls militärisch aktiv und konnten Rom schwere Verluste zufügen.88 Wenn Traian, wie es wahrscheinlich ist, gehofft hatte, von den inneren Wirren im Partherreich profitieren zu können, so war dieser Plan auf voller Linie gescheitert. Wegen des durch die Verluste entstandenen Truppenbedarfs im Osten war Rom gezwungen, Nachschub aus dem Reich anzufordern, wodurch die Provinzen geschwächt wurden. Spätestens im Jahr 117 kam es zu verschiedenen Aufständen im Imperium, deren Niederschlagung weiterer Kräfte bedurfte:89 Denn es fielen nicht nur die von Traian unterworfenen Völker ab, sondern auch die Mauren wurden aufsässig, die Sarmaten gingen zum Angriff über, die Briten löckten wider den Stachel der römischen Herrschaft, Ägypten wurde durch Aufstände erschüttert, schließlich regte sich auch in Libyen und Palästina der Geist des Aufruhrs.

Kritisch war die Lage an der Donau, wo sich die Iazygen und Roxolanen erhoben hatten. Besonders die Besetzungspolitik des Statthalterpostens von Dakien zeigt die Dramatik der Lage dort: Im Jahr 117 wurde der erfahrene C. Iulius Quadratus Bassus, Statthalter der Syria, der Operationsbasis Traians für den Partherkrieg, dorthin beordert. Er fiel wohl im Winter 117/118 im Kampf und wurde 118 durch den krisenerprobten Q. Marcius Turbo ersetzt, der als Ritter imperatorische Akklamation zu verbinden, die schon am 16. August 116 belegt ist, vgl. RMD 4.229 und Strobel 2010, 380; zum weiteren Schicksal des Parthamaspates Dio 68,33,2 und HA Had. 21,10. 87 Dio 68,31–32, zur Datierung Strobel 2010, 393. 88 Dio 68,30,3 bemerkt, Traian habe Parthamaspates eingesetzt, weil er eine Erhebung der Parther befürchtete. Daraus muss man nicht mit Pucci Ben Zeev 2005a, 201 schlussfolgern, die Parther wären nicht an dem Aufstand beteiligt gewesen. Für einen erheblichen militärischen Einsatz der Parther sprechen sich Olbrycht 1998, 146, Gerhardt/Hartmann 2000, 139 und Strobel 2010, 379 aus. 89 HA Had. 5,2: Nam deficientisbus his nationibus, quas Traianus subegerat, Mauri lacessebant, Sarmate bellum inferebant, Brittanni teneri sub Romana dicione non poterant,­ Aegyptus seditionibus urgebatur, Libya denique ac Palestina rebelles animos efferebant. Zum Folgenden allgemein die Überblicke bei Birley 1997, 75 f. und Strobel 2010, 393 f.

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ein außerordentliches Kommando über Dacia und Moesia inferior erhielt.90 In Britannia kam es zu verlustreichen Kämpfen, die bis in die Regierungszeit Hadrians dauerten. Fronto zufolge handelte es sich neben dem Bar Kochba-Aufstand um den opferreichsten Krieg unter Traians Nachfolger.91 Unruhen gab es 117/118 auch in Mauretanien, wohl besonders nach der Entlassung der Reitertruppen des Lusius Quietus. Marcius Turbo wurde dorthin entsandt, nachdem er den Judenaufstand in Ägypten und der Kyrenaika niedergekämpft hatte und bevor ihn Hadrian mit dem Sonderauftrag an der Donau betraute.92 Für die Betrachtung des zeitgleichen Aufstands der jüdischen Diaspora ist dieser Kontext von enormer Bedeutung, da er ein zentrales Unterscheidungsmerkmal zu den beiden jüdischen Kriegen in Iudaea darstellt, die jeweils in Friedenszeiten ausbrachen und in Situationen, als sich Rom in einer Position der Stärke befand.

2.2.2 Der Diasporaaufstand Auch hinsichtlich des Aufstands der jüdischen Diaspora, der von den Römern offiziell als tumultus Iudaicus bezeichnet wurde, bestehen beträchtliche chronologische Unklarheiten, die zunächst umrissen werden müssen.93 Die erhaltenen Fragmente von Cassius Dio, der wichtigsten Quelle für den traianischen Partherkrieg, geben für den Judenaufstand nur relative Angaben: Während Dio zufolge der Aufstand in den von Traian eroberten Gebieten während der Tigris­ fahrt des Kaisers ausbrach (Dio 68,29,4), verbindet der Autor den Beginn der jüdischen Unruhen mit der letztlich gescheiterten Belagerung von Hatra, die jedoch nicht sicher zu datieren ist.94 Folgt man dem hier vertretenen chronologischen Schema des traianischen Partherkrieges, ergibt sich folgender Ablauf: Nach der Eroberung von Ktesiphon im Winter 115/116 und der Annahme des Siegesbeinamens Parthicus begab sich Traian im Frühjahr 116 auf seine Fahrt zum Persischen Golf, während der sich neben den unterworfenen Völkern des Partherreiches auch die Juden Mesopotamiens erhoben. Die Juden im Römischen Reich folgten irgendwann im Sommer 116, als Traian Hatra belagerte.95 90 Strobel 1986, 946–955, vgl. Mócsy 1974, 99 f. und Fündling 2006, 405 f.; HA Had. 7,3 mit Syme 1983b, 307 f. sowie Eck 1982, 361 mit Anm. 318 u. 1983, 148 mit Anm. 327. 91 Front. de bello Parthico 2 (ed. Hout 220 f.); Birley 1998, 302 f.; Fündling 2006, 406–408. 92 HA Had. 5,8 mit Fündling 2006, 404 f. und Piso 2013a, 88 f. 93 Fuks 1953, 155, Rosenberger 1992, 95 f., Ziosi 2010, 245 f. 94 Dio 68,32 nennt der Reihe nach die Juden von Cyrene, Ägypten und Zypern, ohne dass dies eine zeitliche Abfolge implizieren muss; die chronologischen Probleme fasst Lepper 1948, 96 zusammen: »Between midsummer 116 … and midsummer 117 … occurred the revolt, its suppression, the settlement of Parthia as a client-kingdom, and Trajan’s inglorious return to Antioch via Hatra.« 95 Strobel 2010, 393 setzt den Rückzug von Hatra ins Winterquartier auf den Spätherbst 116 an, worin er in der Tradition von Longden 1931, 8 steht; Pucci Ben Zeev 2005a, 144 f.260

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Aufgrund der vielen unklaren Variablen geben die Dio-Fragmente jedoch nur ein bedingt tragfähiges Gerüst für eine Chronologie.96 Die erhaltenen Werke des Kirchenschriftstellers Eusebius von Caesarea nennen zwar konkrete Daten für den Diasporaaufstand, sind aber, da sie keine identische Überlieferung bieten, keineswegs unproblematisch: Eusebius nutzte seine Chronik als Grundgerüst für die Kirchengeschichte, doch folgte er der Chronik nicht in allen Punkten und zog zusätzliche Quellen für die narrative Ausgestaltung der Kirchengeschichte bei. Für die Nutzung unterschiedlicher Quellen im Falle des Diasporaaufstands sprechen neben inhaltlichen Abweichungen die Provinznamen in der Chronik und der Kirchengeschichte: Während in der Chronik die spätantiken Bezeichnungen verwendet werden, erscheinen in der Kirchengeschichte die älteren Namen.97 In der Chronik ist das große Erdbeben in Antiochia auf das 16. Jahr Traians datiert (112/113 n. Chr.), der Juden­aufstand in Libyen, Ägypten und Alexandria sowie in Cyrene und der Thebais auf das 17.  (113/114 n. Chr.) und die Erhebung der mesopotamischen Juden auf das 18. (114/115 n. Chr.). Ereignisse des Partherkrieges sind teils um zehn Jahre zu früh angesetzt.98 Wegen dieser mit der Chronik verbundenen Unklarheiten hat in der Forschung die Datierung des Diasporaaufstands in der Kirchengeschichte die breiteste Akzeptanz gefunden: In Traians 18.  Jahr sei in A ­ lexandria wie in dem übrigen Ägypten und auch in Cyrene ein Aufstand (στάσις) ausgebrochen, der sich im folgenden Jahr zu einem Krieg (πόλεμος) entwickelte. Egal, ob man dabei das 18.  Jahr ab dem dies imperii des Kaisers (28. Januar) oder dem Datum der erneuerten tribunicia potestas (10. Dezember) rechnet, deckt sich das wesentlich mit dem Jahr 115.99 Erhaltene Papyri und Ostraka helfen bei der Einordnung der Informationen der Kirchengeschichte. Bereits diskutiert wurde das Edikt des praefectus ­Aegypti M. Rutilius Lupus vom 14. Oktober 115, das zwar einen ›Kampf der Römer gekann Dio/Xiphilinus nicht mit dem übrigen Befund harmonisieren, da sie, ohne Diskussion der chronologischen Problematik, den Abzug Traians von Hatra auf das Frühjahr 117 und m. E. damit zu spät datiert. 96 Pucci Ben Zeev 2005a, 144–146 und Strobel 2010, 397. 97 Pucci Ben Zeev 2005a, 157–166 vgl. 206 zu Eusebius’ Quellen: für die Chronik denkt sie an Ariston von Pella und Bruttius, für die Kirchengeschichte an Appian; im Gegensatz zu Horbury 1996, 288, vgl. 2011, 194 f. u. 2014, 254 f., glaubt sie nicht an die Benutzung von Arrian durch Eusebius. 98 Hier. chron. Olymp. 223/ad Traian. 16–19 (ed. Helm 196b–f ) und Eus. chron. ad Abr. 2129–2132/Traian. 16–19 (ed. Karst 219), dazu Burgess 1999, 28–30 und Pucci Ben Zeev 2005a, 146–149; die Besetzung von Seleucia, Ktesiphon und Babylon erscheint in Hieronymus’ Version im Jahr 103, in der armenischen Fassung taucht sie gar nicht auf. 99 Eus. hist. eccl. 4,2,2 mit Schürer 1973–1986, Bd. 1, 529 f. mit Anm. 73, Horbury 1996, 290 und Pucci Ben Zeev 2005a, 149–152; zu den Daten zu Traians Regierung Kienast 2004, 122 f.; Mommsen 1885, 542 Anm. 1 übersieht, dass Eusebius Traians Regierungszeit immer richtig mit neunzehneinhalb Jahren angibt, und kann nur deswegen durch eine Kombination der Angaben in chron. und hist. eccl. das Jahr 116 errechnen.

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gen die Juden‹ erwähnt, allerdings noch weitgehend geordnete Verhältnisse widerspiegelt (CPJ 435). Miriam Pucci ben Zeev weist zu Recht darauf hin, dass der Kaiser zu diesem Zeitpunkt einen Richter zur Klärung der Streitigkeiten nach Alexandria beorderte und keine Truppen zur Verstärkung der ägyptischen Streitkräfte schickte, wie dies später geschah. Es bestätigt also nicht die Chronologie des Eusebius.100 Zumindest für das oberägyptische Apollinopolis Magna (Edfu), circa neunhundert Kilometer entfernt von Alexandria, besteht ein terminus post quem für den Ausbruch des jüdischen Aufstands, da die Quittungen, die den Einzug der Judensteuer belegen, mit dem 18. Mai 116 abbrechen.101 Freilich ist es problematisch, dieses Datum als terminus post quem für Gesamt­ägypten zu verallgemeinern, da aus den disparaten Quellen lediglich hervorgeht, dass am 14. Oktober 115 in Alexandria der Aufstand noch nicht ausgebrochen war und dass er in Apollinopolis Magna erst nach dem 18. Mai 116 begann. Diese Un­ sicherheit ist nicht zu beseitigen, doch kann immerhin festgehalten werden, dass im Mai 116 der Aufstand noch nicht ganz Ägypten ergriffen hatte.102 Eine nur begrenzte Hilfe in chronologischen Fragen stellt das Apollonius-­ Archiv dar, das Briefe des namensgebenden Strategen des Nomos Apollonopo­ lites Heptakomias in den Jahren 113/4–120 umfasst, weil diese lediglich Tages- und Monats- aber keine Jahresangaben enthalten. Apollonius war ein hoher Verwaltungsbeamter, kein Militär, der in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen wurde, ein Aspekt, der die Heftigkeit der Auseinander­ setzungen illustriert:103 An einem 19. Juni (25. Payni) wurden Waffen für seinen Gebrauch mit einem Begleitschreiben an ihn abgesandt. Angesichts der Tat­ sache, dass in Alexandria die Lage im Oktober 115 noch keinen Kriegszustand erkennen lässt, erscheint es unwahrscheinlich, dass sich ein oberägyptischer Zivilbeamter schon im Juni dieses Jahres mit Kriegsgerät versah. Wahrscheinlich ist der Brief also mit Miriam Pucci ben Zeev auf das Jahr 116 zu datieren.104 Apollonius selbst musste vor einem Neujahrsfest, das in Ägypten am 1.  Thot 100 Siehe S. 182 f.; Pucci Ben Zeev 2005a, 138; die Chronologie von Eus. hist. eccl. 4,2,1–2 sehen etwa Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 1, 88 und Fuks 1961, 100 durch den Papyrus bestätigt. 101 CPJ 229; die beiden weiteren Quittungen für die Judensteuer aus dem Jahr 116 sind auf den 31. März (CPJ 227) und den 20. April (CPJ 228) datiert; CPJ 369 vom 28. April 116 dokumentiert die letzte Zahlung der laographia durch einen Juden. Erst ab 151 sind wieder jüdische Steuerzahlungen belegt. 102 Barnes 1989b, 158, der auch aus IGR 1.1267 = OGIS 677 vom 26. April 116 auf Normalität in der Thebais schließt, und Pucci Ben Zeev 2005a, 153, vgl. auch Applebaum 1979, 267 f.; vor zu starker Verallgemeinerung des Befunds aus Edfu warnt Horbury 1996, 285. 103 Kortus 1999, 4–6; Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 226 f., Kasher 1976, 154. 104 P.Giss. 47 = Kortus 1999, Nr. 6 = DJT 14; vorausgesetzt ist dabei die von Eusebius implizierte Ausbreitung des Aufstands von Nord nach Süd, vgl. Kortus 1999, 92; grundlegend für die hier vertretene Datierung der Papyri des Apollonius-Archivs Pucci Ben Zeev 2005a, 167–170.

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(29. August) gefeiert wurde, seine Familie plötzlich verlassen und sich wohl mit dem Judenaufstand befassen. Dies belegt der besorgte Brief seiner Frau Aline, die ihn bittet, sich nicht allein und ohne Leibwache der Gefahr auszusetzen. Auch hier ist entgegen der älteren Datierung auf 115 die Abfassung im Jahr 116 anzunehmen.105 Die wenigen vorhandenen Indizien widersprechen also der Datierung des Aufstandsausbruchs in der Kirchengeschichte des Eusebius zumindest für Ägypten und deuten darauf hin, dass die Provinz erst 116 vom Judenaufstand ergriffen wurde. Ob sich die Juden der Kyrenaika bereits vorher erhoben  – möglicherweise 115  – und der Aufstand dort seinen Anfang nahm, lässt sich wegen des Mangels an Quellen nicht überprüfen. Literarisch existiert zumindest eine Tradition, die Libya  – also die Kyrenaika  – bei der Aufzählung der Schauplätze des Diasporaaufstands zuerst nennt. Eusebius folgt ihr in seiner Chronik und in der Forschung hat die Hypothese vom Aufstandsverlauf von Nord nach Süd, von der Kyrenaika nach Ägypten und dort von Alexandria nach Süden, große Akzeptanz gefunden.106 Trotzdem ist der Diasporaaufstand, wie erörtert, erst mit dem Jahr 116 in den dokumentarischen Quellen greifbar und folgte auf den Abfall der von Traian eroberten Gebiete im Partherreich. Für die Verhältnisbestimmung von Partherkrieg und Diasporaaufstand ist diese Erkenntnis von Bedeutung: Der Judenaufstand in der Kyrenaika und in Ägypten schwächte nicht etwa Rom zur Unzeit und war nicht das Fanal für die Völker des Partherreiches, sich gegen Rom zu erheben.107 Vielmehr ist der jüdische Aufstand in den Kontext der Krise einzuordnen, die Rom nach dem Fall Ktesiphons im Februar 116 zunächst mit dem Aufstand der unterworfenen Gebiete ergriff. Die weit auseinandergezogenen römischen Truppen waren ein dankbares Ziel für die Angreifer aus dem Partherreich, die das römische Angriffsheer schwächten und demonstrierten, dass die bisherigen Erfolge Roms zu einem guten Teil der bisher fehlenden Gegenwehr zu verdanken waren. Durch die Anforderung von Verstärkung aus dem Reich schwächte Rom die Garnisonen seiner Provinzen und ermöglichte durch das Machtvakuum die Entfachung 105 CPJ 436 = Kortus 1999, Nr. 8 = DJT 16, Z. 15 f.: μὴ μόνος τὸν κίνδυνον [ἄνευ] φυλακῆς ὑπόμεινε; Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 223 f. schrieben zwar: »Aline wrote … 115 or 116 or 117 of the current era«, favorisieren aber das früheste Datum. 106 Hier. chron. Olymp. 223.2/ad Traian. 17 (ed. Helm 196d) und Eus. chron. ad Abr. 2130/ Traian. 17 (ed. Karst 219) vgl. die abhängigen Oros. 7,12,6 und Sync. ad anno mundi 5600 (ed. Mosshammer 425), aber auch Dio 68,32,1 nennt Cyrene zuerst, vgl. Lepper 1948, 91;­ Applebaum 1979, 266–269, der Longdens Datierung des Erdbebens folgt, hält den Aufstandsbeginn in der Kyrenaika ab Mitte 115 für denkbar; zur Forschungsmeinung bezüglich des Verlaufs Pucci Ben Zeev 2005a, 259. 107 Neusner 1976, 57: »coincidental Jewish uprisings inconvenienced the Romans greatly and helped to save Parthia from further disasters«, vgl. Hartmann 1917, 86, Groag 1927, 1882 oder Schmitt 1997, 63; dagegen unter Verweis auf die militärische Niederlage Roms gegen die Parther Olbrycht 1998, 146.

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von schwelenden Konflikten im ganzen Imperium.108 Während der Mechanismus für das gesamte Imperium Romanum derselbe war, sind für die einzelnen Konfliktherde jeweils die spezifischen lokalen Probleme zu beachten. Schon die strukturellen Unterschiede des Aufstands der mesopotamischen Juden im Vergleich zu den Aufständen in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern sind augenfällig: In Mesopotamien kämpften die Juden zusammen mit der einheimischen Bevölkerung für den gemeinsamen Verbleib unter der parthischen Oberhoheit und nicht gegen die Einwohner der Provinz und gegen Rom gleichzeitig.109 Über die Motive der mesopotamischen Juden, die Vertreibung der Römer aus den neueroberten Gebieten zu unterstützen, kann zwar nur spekuliert werden, es finden sich jedoch plausible Erklärungen: Generell ist davon auszugehen, dass die Parther die Juden in ihrem Reich wohlwollend behandelten und deshalb in ihnen loyale Untertanen hatten.110 Seit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Babylonier musste den Juden die Oberherrschaft der Parther willkommener sein, da man mit diesen – beziehungsweise den Persern unter Kyrus I. – die Erlaubnis zum Bau des zweiten Tempels verband. Hinzu traten ökonomische Gründe durch die Einführung des römischen Tribut­systems, das die Juden durch die Auferlegung der Judensteuer noch stärker belastet hätte als die übrigen Völker der neuen Provinzen. Möglicherweise spielten auch sich abzeichnende schlechtere Handelsbedingungen unter den neuen Herren eine Rolle.111 Ähnlich schwierig ist es, nach den Gründen zu forschen, die die Juden in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern veranlassten, sich gegen Rom und die einheimische Bevölkerung zu erheben, weil auch hierfür keine Quellen vorliegen. In keiner historischen Abhandlung über den Diasporaaufstand fehlt der Verweis auf seine messianische Dimension, die oft als entscheidend bewertet wird.112 Ab 108 Mommsen 1885, 543 f. betont bereits die Gleichzeitigkeit mit den anderen Aufständen im Reich; Strobel 2010, 386. 109 Pucci Ben Zeev 2006, 99 sieht den jüdischen Aufstand zu Recht als Teil des Partherkriegs an; zur Verhältnisbestimmung Pucci Ben Zeev 2005a, 207–209 und Goodblatt 2006, 86; einen jüdischen Aufstand dort erwähnt explizit nur Hier. chron. Olymp. 223.3/ad Traian. 18 (ed. Helm 196e) bzw. Eus. chron. ad Abr. 2131/Traian. 18 (ed. Karst 219) und die davon abhängigen Werke wie Oros. 7,12,7 oder Sync. ad anno mundi 5600 (ed. Mosshammer 425); Eus. hist. eccl. 4,2,5 spricht nur von einer Präventivmaßnahme Traians gegen die Juden. 110 Die mesopotamischen Juden unterstützten die Parther auch 160–165 und 193–199 gegen Rom, vgl. Neusner 1976, 56. 111 Pucci Ben Zeev 2005a, 209–212, Neusner 1976, 58 f., Smallwood 1976, 419 f.; Dio 68,28,4 und HA Had. 21,12 belegen die zügige Einführung des römischen Tributsystems, wobei­ Strobel 2010, 378 die Judensteuer als Hauptgrund für die jüdische Erhebung in Mesopotamien ansieht. 112 Hengel 1983, 663, Schimanowski 2006, 202 oder Schwemer 2013, 388; zu beachten sind die unterschiedlichen Messiasvorstellungen der Gelehrten: Während Tcherikover/Fuks ­1957–1964, Bd.  1, 91 von einer irrationalen Komponente ausgehen, merkt Horbury 1996,

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gesehen von Eusebius’ Beschreibung des Anführers Lukuas als König (βασιλεύς) und der Existenz von messianischen Vorstellungen in der Literatur jener Zeit gibt es dafür aber kaum sichere Anzeichen.113 Den Zug der aufständischen Juden nach Jerusalem, der den messianischen Hintergrund stützen könnte, kennen nur Quellen ab dem zehnten Jahrhundert, die, da sie von dem sonst Überlie­ ferten abweichen, kaum für die historische Rekonstruktion der Ereignisse des frühen zweiten Jahrhunderts taugen.114 Welche Rolle messianische Vorstellungen genau spielten, muss deswegen offen bleiben. Spekuliert werden kann auch nur über eine eventuelle Koordination der jüdischen Aufstände, wobei am ehesten Absprachen zwischen den Rebellen in der Kyrenaika und in Ägypten unterstellt werden dürfen.115 Kein Zweifel besteht dafür daran, dass die dortigen Juden zu der römischen Zentralmacht und ihren Mitprovinzialen in einem angespannten Verhältnis standen. In der Zeit des Jüdischen Krieges hatte es in beiden Provinzen Konflikte gegeben, in Ägypten im Jahr 66 in Alexandria und nach Kriegsende, als aus Iudaea geflohene Aufständische für Unruhe sorgten, und in der Kyrenaika nach dem Aufstand unter Jonathan dem Weber. Alexandria war sowieso das notorische Zentrum von Konfrontationen zwischen Juden und Griechen, was nicht nur die blutigen Auseinandersetzungen von 38 zeigen, sondern auch die oben besprochenen Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen unter Traian.116

297 an, dass oft zu wenig aus dem »political and thisworldly aspect« gemacht würde. Oppenheimer 2005 [1998], 280 unterscheidet politisch-nationale und apokalyptisch-endzeitliche Messiasvorstellungen. 113 Eus. hist. eccl. 4,2,4, vgl. Dio 68,32,1–2, der die Rolle der Anführer nur verbal mit προστάσσω und ἡγέομαι umschreibt: Sein durch den Byzantiner Xiphilinus überlieferter Bericht lässt keine Beanspruchung der Königswürde durch die Anführer erkennen. Als Bestätigung eines messianischen Königs wurde der in CPJ 158a genannte basileus angeführt, der in einem mimos in Alexandria verspottet wurde; allerdings ist neben der Datierung der Ereignisse (siehe Anm. 63) auch die Kontextualisierung völlig unklar, vgl. Tcherikover/ Fuks ­1957–1964, Bd. 2, 95 Anm. 7. Der Zusammenhang zwischen dem Erdbeben in Antiochia, das als Auslöser von Endzeiterwartungen gedeutet wurde, und dem Ausbruch des Aufstands muss offen bleiben, vgl. Applebaum 1979, 268. Insgesamt liegen kaum Quellen für die religiösen/messianischen Hintergründe des Diasporaaufstands vor, vgl. Tcherikover/Fuks ­1957–1964, Bd.  1, 89–92, Hadas-Lebel 2006 [1990], 159, Oegema 1994, 196, Carleton Paget 2010 [2007], 111 f. und Choi 2013, 177.191–193. 114 Eutychius von Alexandria (10. Jh.), Michael Syrus (12. Jh.) und Gregorius Abu al-­ Faraj/Bar Hebraeus (13. Jh.) = DJT 64, 66 u. 67. 115 Horbury 2014, 275; die ältere Forschung diskutierte eine Koordination von Iudaea und vom Partherreich aus, vgl. Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd.  1, 90 Anm.  84 oder Barnard 1969, 287, skeptisch Ayaso Martínez 1990, 49; Pucci Ben Zeev 2005a, 262–264 und Strobel 2010, 386. 116 Siehe Kapitel A 5.1; Hengel 1983, 665–667 und Pucci Ben Zeev 2005a, 123–142; jüdische Münzen des Jüdischen Krieges wurden u. a. in Cyrene und auf Zypern gefunden, vgl. Lüderitz 1983, 40 Nr. 27 und Price 1992, 242.

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Über den Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen erstattet nur­ Eusebius mit wenigen Worten einen dürren Bericht: Nach einem ersten Sieg der Juden flohen die Griechen nach Alexandria, wo sie die dortigen Juden niedermachten. Οhne Unterstützung der alexandrinischen Juden führten die Juden der Kyrenaika weiter in Ägypten Krieg unter Lukuas und erhielten dabei Unterstützung von ägyptischen Juden. Erst als Q. Marcius Turbo mit Truppenunterstützung eintraf, konnten die Römer die Aufständischen in einem mühsamen Krieg besiegen.117 Inschriften, Papyri und die literarische Überlieferung er­gänzen unser Wissen um einzelne Kampforte im Gebiet von Ägypten und der Kyrenaika.118 Nachdem ein erstes Gesuch unbeantwortet geblieben war, bat der Stratege Apollonius am 28. November 117 den praefectus Aegypti Q. Rammius Martialis ein zweites Mal um sechzig Tage Urlaub, um private Angelegenheiten regeln zu können. Man kann deshalb vom Ende der Kämpfe im Herbst 117 ausgehen.119 Die Brutalität der jüdischen Aufständischen illustriert Cassius Dio in einem die Kriegsgräuel topisch überzeichnenden Bericht:120 Sie (sc. die Juden) verspeisten ihr Fleisch, fertigten sich aus ihren Eingeweiden Gürtel, bestrichen sich mit ihrem Blute und benützten ihre Haut zu Kleidungsstücken. Viele sägten sie vom Haupte aus mittendurch in zwei Teile. Andere warfen sie wilden Tieren zum Fraße vor, und wieder andere mußten als Gladiatoren miteinander fechten.

Aus den Quellen geht hervor, dass an den Kämpfen gleichermaßen Griechen, Ägypter und Römer beteiligt waren: Durch den Abzug von Truppen aus Ägypten für den Partherkrieg waren sowohl die ersten Erfolge der Juden möglich als

117 Eus. hist. eccl. 4,2,3–4; Dio 68,32,1 nennt den Anführer der kyrenischen Juden Andreas – in der Regel wird von einem Doppelnamen, Λουκούας ὁ καὶ Ἀνδρέας, ausgegangen, vgl. Wilcken 1892, 472 und Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 1, 90 Anm. 83, anders Horbury 2014, 176; welche Truppen Marcius Turbo mit sich führte, ist unklar, dazu Strobel 2010, 389 und Piso 2013a, 85 f. u. 2013b, 259–261, siehe auch Anm. 121; ein auf einem Papyrus erhaltener Mobilmachungsplan findet sich bei Seider 1978. 118 Fuks 1961, 98 f. vgl. 1953, 149 mit einem Überblick über die Kampfschauplätze; beispielsweise berichtet CPJ 438 über einen jüdischen Sieg bei Hermopolis und CPJ 439 über eine jüdische Niederlage bei Memphis; Appian von Alexandria musste bei Pelusium vor Juden fliehen, vgl. App. Arabicus liber Frg. 19 (= GLAJJ 348). 119 CPJ 443; Pucci Ben Zeev 2005a, 153, Strobel 2010, 391. 120 Dio 68,32,1–2: τάς τε σάρκας αὐτῶν ἐσιτοῦντο καὶ τὰ ἔντερα ἀνεδοῦντο τῷ τε αἵματι ἠλείφοντο καὶ τὰ ἀπολέμματα ἐνεδύοντο, πολλοὺς δὲ καὶ μέσους ἀπὸ κορυφῆς διέπριον θηρίοις ἑτέρους ἐδίδοσαν, καὶ μονομαχεῖν ἄλλους ἠνάγκαζον; ähnliche Grausamkeiten schreibt Dio den Aufständischen während des Boudicca-Aufstands in Britannien (Dio 62,7) und während des Bukolen-Aufstands in Ägypten (Dio 72,4,1) zu, vgl. Stern 1976–1984, Bd. 2, 387; CPJ 437 bestätigt nicht den Kannibalismus, da statt ὀπτάω, ›braten‹, ἡττάω, ›besiegen‹ zu lesen ist, so Pucci Ben Zeev 2005b, 169.

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auch die Beteiligung der ägyptischen Landbevölkerung an der Verteidigung­ nötig.121 Zwischen den Juden einerseits und den Griechen und Ägyptern anderseits kam es offensichtlich zur Entladung der Spannungen, die sich durch die lange Vorgeschichte gegenseitiger Vorurteile und Feindseligkeiten aufgestaut hatten.122 Der kulturell-religiöse Antagonismus wird durch die gegenseitige Zerstörung von Heiligtümern ersichtlich: In Cyrene wurde das ­Caesareum beschädigt sowie der Hekate- und der Zeustempel, in Alexandria der Tempel der Nemesis; die berühmte alexandrinische Synagoge wurde völlig zerstört.123 Wohl als Siegeszeichen oder aus Trotz meißelten Juden Menorot in einen Turm der Befestigung von Ptolemais und in eine steingehauene Straße bei Ein Targhuna.124 Angesichts der ebenfalls überlieferten Zerstörung privater Gebäude und der Verwüstung von Landwirtschaftsflächen ist allerdings eine Überinterpretation zu vermeiden, da nicht immer klar ist, ob Gebäude bewusst beschädigt oder zerstört wurden oder nur als indirekte Folge der gewalttätigen Auseinandersetzungen.125 Cassius Dio zufolge fielen in der Kyrenaika 220 000 Menschen den Angriffen der Juden zum Opfer und auf Zypern 240 000. Es handelt sich um übertriebene Zahlen, die das Ausmaß der Verluste aus­ drücken sollen.126 Für Traians Reaktion auf die Erhebung der Juden liegen drei Quellen vor, ein doppelt in der Suda zitiertes Fragment der Parthica Arrians sowie jeweils eine

121 CPJ 438 (zweite Hälfte 116) spricht von der Hoffnung auf eine ›andere Legion‹ (ἄλλη λεγεών) als Verstärkung, nachdem die κωμῆται geschlagen worden waren. In der Regel sieht man darin einen Hinweis auf die aus dem Partherkrieg zurückkehrende III Cyrenaica, die die in Ägypten verbliebene und mit dem Aufstand überforderte XXII Deiotariana unterstützen sollte, vgl. Pucci Ben Zeev 2005a, 178–182 oder Strobel 2010, 388–390. Dagegen argumentierte Piso 2013a, 84 f. u. 2013b, 258f, dass ›Legion‹ informell gebraucht sei und nur eine »zweite zusammengestückelte Armee« meine. Erst Anfang 117 habe Marcius Turbo beide Legionen, die BGU 1.130 für 119 in Nicopolis belegt, nach Ägypten geführt. Wenn seine Rekonstruktion zutrifft, sind die Anfangserfolge der Juden besonders verständlich; zur Beteiligung der ägyptischen Landbevölkerung Kasher 1976, 154. 122 Barclay 1996, 78: »It is only on the assumption and profund social alienation between Jews and non-Jews that we can explain the ferocity of the Jewish uprising in 116–117 CE and its equally ferocious suppression.« Zur von Priestern geschürten antijüdischen Stimmung Frankfurter 1992, 208–212. 123 SEG 17.804 (Caesareum), 9.168 (Hekatetempel) u. 17.800 (Zeustempel) = Lüderitz 1983, Nr. 17, 19 u. 22; App. civ. 2,380 (Nemesistempel) und ySukka 5,1 55b (Synagoge). 124 Applebaum 1979, 236 f., vgl. DJT 13 (Foto der Menora bei Ein Targhuna). 125 In Cyrene wurden ein Bad und Straßen beschädigt, vgl. AE 1928.1–2 u. 1951.208 = Lüderitz 1983, Nr. 23–25; für Ägypten vgl. CPJ 443, 446, 447 u. 449; Stern 1976–1984, Bd. 2, 188. 126 Dio 68,32,2–3; Strobel 2010, 387 bemerkt, dass man »[ü]ber die Richtigkeit dieser Zahlen … nichts aussagen« könne; ihre Problematik illustriert Fündling 2006, 410 mit Verweis auf die Tabellen bei Frier 2000, 812.814, wo die Gesamtzahl der Bewohner Zyperns für 14 und 164 n. Chr. auf jeweils 200 000 geschätzt wird; skeptisch auch Horst 2003, 114.

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kurze Notiz bei Appian von Alexandria und bei Eusebius von Caesarea. Arrian schreibt:127 Traian aber beschloss mit aller Entschiedenheit, wenn es möglich sei, das Volk zu besei­ tigen, wenn aber nicht, es zu zerschlagen und seinen äußersten Übermut zu be­enden.

Auch wenn das Fragment in der Suda ohne Autorennamen zitiert wird und ohne Angabe, um welches Volk es sich handelt, ist die Zuordnung zu A ­ rrians Parthica und der Bezug auf die Juden heute unstrittig, da es in der Wortwahl den beiden anderen Quellen entspricht:128 Appian schreibt, dass Traian zu seinen Lebzeiten die jüdische Bevölkerung in Ägypten ausrottete, und Eusebius kennt Traians Befehl, die Provinz Mesopotamia von diesen Leuten (sc. den ­Juden) zu reinigen.129 Durch den fehlenden Kontext des Arrianfragments ist diesem zunächst nicht zu entnehmen, ob es sich um einen Befehl handelte, alle Juden (τὸ ἔθνος) zu vernichten oder nur die im Aufstand befindlichen. Mehrere Argumente sprechen für letztere Interpretation. Zunächst lassen sich römische Pläne zu einem Völkermord an den Juden, wie man modern formulieren würde, nicht nachweisen – auch während des Diasporaaufstands sind nur militä­rische Maßnahmen gegen die Aufstandsgebiete belegt.130 Das Zeugnis des ­Eusebius lässt ­darüber hinaus erkennen, dass jeweils einzelne Sonderbeauftragte die Befriedung eines lokal abgegrenzten Gebiets übertragen bekamen, wie etwa Marcius Turbo in der ­Kyrenaika und in Ägypten. Der ›äußerste Übermut‹ (ἄγαν ἀτασθελία), den Traian mit den Juden verbindet, deutet eher auf die spezifische Situation des Judenaufstands und ist nicht als generelle Einschätzung des Kaisers misszuverstehen: Das Arrianfragment ist in Mena­hem Sterns umfassender Sammlung der griechischen und römischen Quellen zu den Juden der einzige Beleg für ἀτασθελία in Bezug auf die Juden. Da sie ihnen nicht stereotyp zugeschrieben wurde, bezeichnet sie hier nicht die Schlechtigkeit der Juden in einem allgemeinen judenfeindlichen Sinn, sondern den frechen Übermut der jüdischen Aufständischen, die sich gegen Rom erhoben.131 127 Suda s.vv. ἀτάσθαλα und παρείκοι = Arr. Parth. Frg. 79 (= GLAJJ 332a): Ὁ δὲ Τραϊανὸς ἔγνω μάλιστα μέν, εἰ παρείκοι, ἐξελεῖν τὸ ἔθνος εἰ δὲ μή, ἀλλὰ συντρίψας γε παῦσαι τῆς ἄγαν ἀτασθαλίας (Übers.: der Verf. unter Beiziehung von M. Stern (GLAJJ) und J. Benedict, Suda On Line s.v. ἀτάσθαλα, www.stoa.org/sol-entries/alpha/4325, zuletzt geprüft am 09.01.2016). 128 Hartmann 1917, 86 und Stern 1976–1984, Bd.  2, 152, A. G. Roos bezog es auf die­ Parther. 129 App. civ. 2,380 (= GLAJJ 350): ἐξολλύντα τὸ ἐν Αἰγύπτῳ Ἰουδαίων γένος und Eus. hist. eccl. 4,2,5: ἐκκαθᾶραι τῆς ἐπαρχίας αὐτούς, vgl. auch Hier. chron. Olymp. 223.3/ad Traian. 18 (ed. Helm 196e): ut eos provincia exterminaret. 130 Isaac 2004, 477 f. und Horbury 2011, 199; die Juden von Asia waren beispielsweise nicht in den Konflikt von 116–117 involviert, vgl. Barclay 1996, 281. 131 Stern 1976–1984, Bd. 3, 156 s.v. ἀτασθαλία; Horbury 2011, 195 Anm. 34 verweist auf die Titanen als »paradigmatic rebels«, die aufgrund von ἀτασθελία handeln (Hesiod, theogonia 207, ed. A. v. Schirnding 1991 u. ö.); Arrian verwendet ἀτασθελία für den Hochmut des­

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Inhaltlich kann es über Traians Anordnungen keinen Zweifel geben: Von höchster Stelle war ein Vorgehen mit äußerster Brutalität angeordnet worden. Wahrscheinlich hoffte der Kaiser, dass der Aufstand so möglichst schnell und effektiv beendet werden könnte und seine Maßnahmen darüber hinaus eine abschreckende Wirkung zeitigen würden. Offensichtlich wurden Traians Befehle mit großer Gründlichkeit ausgeführt, denn mit dem Diasporaaufstand bricht für Ägypten die dokumentarische Überlieferung jüdischen Lebens massiv ein. In Apollinopolis Magna, wo die erhaltenen Quittungen für die Judensteuer mit Mai 116 abbrechen, existieren erst wieder für die Jahre 151–165 Hinweise auf die Existenz einer einzigen jüdischen Familie. In Karanis, einem großen Dorf mit wohl ehemals beträchtlicher jüdischer Bevölkerung, ist 145/6 oder 167/8 – je nach Lesung des undeutlichen Kaisernamens – ein einziger Zahler der Judensteuer belegt. Die jüdische Bevölkerung der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern wurde bis auf wenige Ausnahmen ausgelöscht.132 Wie die hohe Opferzahl bei Cassius Dio und die Zerstörung der Stadt Salamis nahelegen, hatte Zypern stark unter dem jüdischen Aufstand gelitten; Juden wurde bei Todesstrafe verboten, die Insel zu betreten. Da mittlerweile bekannt ist, dass der Aufstand dort noch unter Traian niedergeschlagen wurde, stammt das Verbot vielleicht noch aus traianischer Zeit.133 Ebenfalls auf Traian geht die Entsendung von 3000 Veteranen unter L. Gavius Fronto zur Ansiedlung in Cyrene zurück, die nach ihrer Entlassung wahrscheinlich während der Vorbereitung auf die für 117 geplante Partherkriegskampagne Traians mit Land abgefunden wurden, welches wohl nach den verlustreichen Kämpfen als herrenlos an den Staat gefallen war.134 Es wurde also rasch mit der Aufarbeitung der Folgen des Aufstands begonnen. Da diese Maßnahmen jedoch weitestgehend unter Hadrian erfolgten, werden sie später besprochen. Angesichts der von allen beteiligten Seiten, von Römern, Griechen, Ägyptern und Juden, verübten Grausamkeiten fällt eine angemessene Bewertung der AnXerxes gegenüber den Göttern (an. 7,14,5) und für die vergebliche Gegenwehr gefangener Elefanten (Ind. 13,13). 132 CPJ 375–403 mit Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd. 2, 118 zu Apollinopolis Magna und CPJ 460 zu Karanis, vgl. Hemer 1973, 10 f.; Mélèze-Modrzejewski 1997 [1992], 214 f., Kerkeslager 2006, 62 f. und Schimanowski 2006, 201.210. 133 Dio 68,32,3; zu Salamis: Hier. chron. Olymp. 223.4/ad Traian. 18 (ed. Helm 196f ), vgl. Oros. 7,12,8; zum Ende des Aufstands auf Zypern Strobel 2010, 388 f. mit Eck/Pangerl 2008, 363–370, Nr. 10: wie schon lange vermutet, vgl. Applebaum 1950, 30, nahm die vorher in Pannonia stationierte cohors VII Breucorum Civium Romanorum Equitata tatsächlich am Partherkrieg teil und wurde von dort notfallmäßig nach Zypern beordert, wo mit AE 1953.171 (Knodara) eine Weihung von ihr belegt ist, vgl. Stern 1976–1984, Bd. 2, 388 und Pucci Ben Zeev 2005a, 185. 134 SEG 17.584 = AE 1972.616 (Attaleia) mit Strobel 2010, 375 (Anm. 10), vgl. Smallwood 1976, 411; zur Abfindung von Veteranen mit Land im 2. Jh. Eck 2014 [1998], 272 f., vgl. 2014 [2000a], 281 f.

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ordnungen Traians im Diasporaaufstand nicht leicht. Dass auf Zypern, in der Kyrenaika und in Ägypten innerhalb gut eines Jahres praktisch die gesamte jüdische Bevölkerung ausgelöscht wurde, ist ein erschreckendes Faktum ohne Vorbild. Die Quellen belegen die Anordnung schärfster Maßnahmen durch Rom von höchster Stelle, durch den Kaiser selbst. Inwieweit diese Entscheidung von einer grundsätzlichen judenfeindlichen Einstellung Traians beeinflusst war und inwieweit der Situation geschuldet, lässt sich kaum feststellen. Bis zum Ausbruch des Diasporaaufstands ist jedenfalls, wie gezeigt, keine judenfeindliche Tendenz oder Politik Traians belegbar. Wie die genauen Befehle Traians zur Niederschlagung der anderen Aufstände im Reich lauteten, ist nicht überliefert. Der Befehl, ein ethnos zu beseitigen, ist, selbst wenn er wohl nur auf ein bestimmtes Gebiet bezogen war, außergewöhnlich scharf und spricht vielleicht für ein bewusst härteres Vorgehen als gegen Aufständische in anderen Provinzen. Da gerade Arrians Aussage jedoch als Fragment ohne Kontext überliefert ist, bleibt sie, abgesehen von Vermutungen und Analogieschlüssen, im luftleeren Raum. Für Traians Politik gegenüber den Juden insgesamt muss somit stark lokal differenziert werden: Von Maßnahmen gegen Juden in nicht an den Aufständen beteiligten Gebieten wie etwa der Provinz Asia oder der Stadt Rom selbst, wo es große Diasporagemeinden gab, ist aus dieser Zeit nichts bekannt. Gegen die Juden in den Aufstandsgebieten wurde dagegen schonungslos vorgegangen. Der Erfolg der römischen Aufstandsbekämpfung hing dabei auch von der Ausgangslage im jeweiligen Aufstandsgebiet ab. Diesbezüglich wurde bereits auf die Unterschiede zwischen Mesopotamien, wo eine beträchtliche jüdische Diaspora nach dem Partherkrieg weiterexistierte, und den übrigen Gebieten verwiesen: In Mesopotamien kämpften die Juden mit der einheimischen Bevölkerung gegen Rom, während in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern die Einheimischen an der Seite Roms die Juden bekämpften. Das Zusammenwirken von römischer Ordnungsmacht und allen Schichten der Provinzbevölkerung, für Ägypten exemplarisch belegt durch die Beteiligung des Strategen Apollonius und der einfachen Landbevölkerung, führte zu dem extremen Ergebnis. Die im Diasporaaufstand aktualisierte und nochmals gesteigerte Feindschaft der ägyptischen Bevölkerung gegenüber den Juden zeigt sich in der Bezeichnung der Juden als ἀνοσιος, als ›gottlos‹, ›frevelhaft‹ oder ›lästerlich‹: Zwar gibt es ältere Belege für die Verbindung dieses Adjektivs mit den Juden, allerdings ohne spezifischen Kontext – auch die Juden bezeichneten ihre Gegner so. Mit dem Diasporaaufstand jedoch wurde ›gottlose Juden‹ zu einer feststehenden Wendung in Ägypten. Der Stratege Apollonius verwendete sie sogar in der offiziellen Korrespondenz mit dem Statthalter Q. Rammius Martialis und in der judenfeindlichen Literatur der sogenannten Alexandrinischen Märtyrerakten ist sie allgegenwärtig.135 135 Fuks 1953, 157 f.; der Ursprung der Bezeichnung liegt in der Identifikation des jüdischen Gottes mit dem bösen Widersacher des Osiris, des Seth/Typhon, dazu Frankfurter

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Nachdem der Verlauf des jüdischen Diasporaaufstands in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern sowie in den während des Partherkrieges eroberten Gebieten besprochen und die römischen Gegenmaßnahmen analysiert wurden, ist abschließend ein Blick auf Iudaea zu werfen, da unklar ist, ob es auch dort zu Unruhen kam.

2.2.3 Die Provinz Iudaea während des Partherkrieges Die Quellenlage für Iudaea während der Zeit des traianischen Partherkrieges ist dünn und problematisch, sodass es in der Forschung als umstritten gilt, ob es dort zu einem Aufstand der jüdischen Bevölkerung kam.136 Die allgemeine Vermutung, es müsse doch auch im Ursprungsland der Juden Unruhen gegeben haben, während sich ihre Volksgenossen in den angrenzenden Gebieten gegen Rom und ihre griechisch geprägte Umwelt erhoben, ist, obwohl immer wieder geäußert, eine trügerische Analogie, wie der Blick auf den Jüdischen Krieg zeigt: Ab­gesehen von individuellen Unterstützern beispielsweise aus dem jüdischen Königshaus von Adiabene ist keine systematische Hilfe durch die Diaspora belegt.137 Deswegen ist für die Jahre des Partherkrieges eine genaue Prüfung der spärlichen Quellen erforderlich.

1992, 210, vgl. Schäfer 2010 [1997], 88 f.; CPJ 443 Kol. 2, Z. 4 f. zum Brief des Apollonius, zur Verwendung in den Märtyrerakten CPJ 157, Kol. 2, Z. 42 f. u. 49 f. sowie CPJ 158a, Kol. 6, Z. 14; zur besonders nach dem Jüdischen Krieg gesteigerten Judenfeindschaft in Ägypten Kerkeslager 2006, 56. 136 Für einen Aufstand größeren Ausmaßes argumentieren: Bietenhard 1948, 70 (»ei[n] wirkliche[r] Krieg«), Alon 1980–1984, 423 (»a real pulmus«), vgl. auch Graetz 1908, 407 f., Schlatter 1897, 89, Groag 1927, 1883 und Avi-Yonah 1973b, 213; für Unruhen: Schürer ­1901–1909, Bd.  1, 668 (»zu einem wirklichen Kriege ist es schwerlich gekommen«, ebenso Schürer 1973–1986, Bd. 1, 534), Barnard 1969, 287 (»minor skirmishes«), Applebaum 1979, 308 (»rebellious ferment«), Hengel 1983, 664 (»Spannungen und einzeln[e] Unruhen, wenn auch nicht [ein] wirkliche[r] Aufstand«), Isaac/Oppenheimer 1998 [1985], 241 (»local unrest«), Ayaso Martínez 1990, 66 (»estado de inquietud que no puede llamarse revuelta«), Strobel 2010, 392 (»sich entwickelnde Revolte unverzüglich erstickt«), Labbé 2012, 444 (»une vive tension et probablement quelques combats«), Horbury 2014, 262 (»considerable Judaean disturbance«), vgl. auch Smallwood 1976, 427, Pucci Ben Zeev 2005a, 256 f., Firpo 2007, 319 und Eck 2007b, 112 mit Anm. 11; dafür, dass es während des Diasporaaufstands in Iudaea ruhig blieb, treten ein: Fuks 1961, 98 (»actual fighting did not occur there«), Stemberger 1983, 77 f. (»werden [Kämpfe] kaum stattgefunden haben«), Chancey 2005, 63 (»Jews revolted again, this time not in Palestine«), vgl. auch Rokeah 1972, 81 f., Sartre 2005, 127, Malitz 2006, 142 und Goodman 2007a, 480. 137 Groag 1927, 1883: »An sich ist unwahrscheinlich, daß das Heimatland der Juden von der großen Insurrektion unberührt geblieben sei«, vgl. Fündling 2006, 410, dazu auch Smallwood 1962a, 508–510.

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2.2.3.1 Die Situation im Jahr 117 Einzig die Historia Augusta erwähnt in ihrer Liste der 117 herrschenden Aufstände im Imperium Romanum Iudaea beziehungsweise Palaestina. Da weder Cassius Dio noch Eusebius von Unruhen dort berichten, ist anderweitig nach Verifizierungsmöglichkeiten der nicht immer zuverlässigen Historia Augusta zu suchen. Anzumerken ist zugunsten der Aufstandsliste, dass sich für die anderen Unruheherde Bestätigung findet.138 Ein nicht eindeutiges Zeugnis für Unruhen in Iudaea stellt eine Grabinschrift aus Carales (Cagliari) auf Sardinien dar:139 L. Tettius Crescens, | domo Roma, | vix(it) ann(is) (vacat); | expeditionib(us) interfui(t) | Daciae bis, Armeniae, | Parthiae et Iudaeae; | se vivo sibi fec(it).

Gedaliah Alon bezog erstmals mit Vorsicht die genannte expeditio in Iudaea auf die traianische Zeit und deutete die Inschrift als Bestätigung für einen jüdischen Aufstand dort. Alternativ wurde und wird sie mit dem Bar Kochba-Aufstand verbunden, der inschriftlich als expeditio Iudaica belegt ist. Alon wandte dagegen ein, dass die Dienstzeit des mutmaßlichen Soldaten Tettius Crescens 25 Jahre überschreite, was unwahrscheinlich sei.140 Christer Bruun äußert dagegen grundsätzliche Zweifel an der Annahme, dass es sich bei dem gebürtigen Römer Crescens um einen Soldaten handelt, und schlägt angesichts der als Kaufleute belegten Lucii Tettii vor, ihn als Teil des nichtmilitärischen Begleittrosses der Truppen zu sehen; mit den expeditiones könnten zivile Unternehmungen gemeint sein.141 Auch wenn das angesichts der nicht genannten Truppeneinheiten auf dem Epitaph denkbar ist, ist die Hypothese von Bruun keineswegs wahrscheinlicher als die von Alon, Crescens als aktiven Soldaten in den beiden Dakerkriegen von 101/102 und 105/106 und dem Partherzug von 114–117 zu sehen; die expeditiones beziehen sich wohl auf militärische Kampagnen Traians. Da auch militärische Aktivitäten auf Zypern im Zuge des Diasporaaufstands als expeditio firmierten, ohne dass der Kaiser daran teilnahm, wie die Begriffsverwendung eigentlich suggeriert, gewinnt auch die Annahme eines militärischen Zuges nach Iudaea unter Traian an Plausibilität und stützt die Aussage der Historia Augusta.142 138 HA Had. 5,2, siehe dazu S.  189 f.; es sei erwähnt, dass Eusebius den Aufstand auf­ Zypern in der Chronik erwähnt, nicht aber in der Kirchengeschichte, vgl. Pucci Ben Zeev 2005a, 158. 139 AE 2000.647 mit verbesserter Lesung im Vergleich zu AE 1929.167. 140 Alon 1980–1984, 417 f., der noch in Unkenntnis der Lesung Daciae bis vom zweiten traianischen Dakerkrieg (105/106) aus rechnete, vgl. Bruun 1992, 100 mit Anm. 10; auf den Bar Kochba-Aufstand datieren Stehlik 1969, 145 Nr. 179 und Rosenberger 1992, 97 Anm. 35. 141 Bruun 1992, 101–105. 142 ILS 9491 = AE 1912.179 (Berytus): misso cum vexillo … Cyprum in expeditionem, mit Rosenberger 1992, 95 und Pucci Ben Zeev 2000, passim, bes. 257, vgl. auch Strobel 2010, 392 mit Anm. 45.

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Zu diesen beiden Hinweisen auf Unruhen in Iudaea treten rabbinische Quellen, die von einem ›Krieg des Qitos‹ sprechen. Lokalisiert wird er in der Regel vor allem in Galiläa.143 Das Seder Olam Rabba, eine Chronologie vornehmlich der biblischen Zeit von Adam bis Alexander dem Großen, die knappe Ergänzungen bis in die Bar Kochba-Zeit enthält, gilt als eines der wenigen Werke der rabbinischen Literatur mit basalem historischem Interesse. Im Babylonischen Talmud wird es dem tannaitischen Lehrer Jose b. Chalafta zugeschrieben. Die Redaktion des Werkes liegt wahrscheinlich im späten zweiten oder im frühen dritten Jahrhundert und damit noch verhältnismäßig nahe bei den Ereignissen der traianischen und hadrianischen Zeit.144 Es heißt dort knapp:145 Vom Krieg des Vespasianus bis zum Krieg des Qitos 52 Jahre; und vom Krieg des­ Qitos bis zum Krieg des Ben Koziba 16 Jahre.

Die Mischna kennt dieselbe Reihung der Ereignisse und verbindet sie mit Verboten, die Kriegssituationen geschuldet sind:146 Im Krieg des Vespasian faßten die [Gelehrten] einen Beschluß über die Kronen der Bräutigame und über die Hochzeitspauke. Im Krieg des Qitos faßten sie einen Beschluß über die Kronen der Braut und daß niemand seinen Sohn Griechisch lehrt. Im letzten Krieg faßten sie den Beschluß, daß die Braut nicht in einer Sänfte in die Stadt hinausgeht. Aber unsere Rabbinen erlaubten, daß die Braut in einer Sänfte in die Stadt hinausgeht.

Auch wenn die Zahlenangaben des Seder Olam Rabba wegen des unklaren Bezugsrahmens keine präzise Datierung des ›Krieg des Qitos‹ zulassen, ergibt sich doch seine Verortung in der spättraianischen (116) oder in der frühhadrianischen Zeit (118).147 An die Datierungsfrage schließt sich die Identifizierung des ›Qitos‹ und die Lokalisierung des Krieges an: Da Lusius Quietus am Ende 143 ‫פולמוס שלקיטוס‬, polemos shel Qitos; das griechische Lehnwort polemos wird in der rabbinischen Literatur besonders für Kriege gegen Rom verwendet, vgl. Jastrow 1903, s.v. ‫פולםוס‬ (πόλεμος); zur Verortung des Krieges Oppenheimer 2005 [1977], 233. 144 Milikowsky 2006, 231–237, Stemberger 2011, 92.363 und Schürer 1973–1986, Bd. 1, 115. 145 Seder Olam Rabba 30 (ed. Ch. Milikowsky 1981, 441 f., Übers. nach Schäfer 1981, 18) = DJT 71 = Krauss 1914, 81 Nr. 163. Einige Handschriften lesen gegenüber dem ursprünglichen Text vereinfachend ›Titus‹ (‫)טיטוס‬, ein Geniza-Fragment ›Qitas‹ (‫)קיטס‬. 146 mSota 9,14 (Übers.: D. Correns 2005, mit Anpassungen) = DJT 72 = Krauss 1914, 81 Nr. 164. 147 Pucci Ben Zeev 2005a, 237 f. rechnet vom großen Aufstand an (66 + 52 = 118) und vom Ausbruch des Bar Kochba-Aufstands zurück (132 − 16 = 116); Schäfer 1981, 18.177 weist auf die etablierte rabbinische Tradition der ›52 Jahre‹ hin, nach der es nach der Tempelzerstörung zu einem weiteren Krieg kam: Das Motiv der ›52 Jahre‹ war so stark, dass es auch anderweitig übertragen wurde. Kokkinos 1998, 387–395 (Appendix 9) datiert den Ausbruch des großen Aufstands gegen den Forschungskonsens auf das Jahr 65, was die Rechnung 65 + 52 = 117 ermöglicht.

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von Traians Regierungszeit zum Statthalter der Provinz Iudaea ernannt wurde, liegt die Gleichsetzung mit dem ›Qitos‹ der rabbinischen Tradition sachlich wie philologisch genauso nahe wie die Verortung ebendort. Dagegen hat David Rokeah vorgeschlagen, Qitos  – wie philologisch auch möglich  – auf Quintus (Marcius Turbo) und dessen Niederschlagung der jüdischen Aufstände in der Kyrenaika und in Ägypten zu beziehen, da das Verbot der Mischna, Griechisch zu lehren, eine Solidaritätsbekundung mit den in der griechischsprachigen Diaspora ermordeten Juden gewesen sei. Mary Smallwoods Argument jedoch, dass römische Beamte im Osten des Reiches unter ihrem nomen gentile oder ihrem cognomen bekannt waren und nicht unter dem praenomen, widerlegt seine Hypothese überzeugend.148 Da also wohl Lusius Quietus hinter dem ›Qitos‹ steht und seine Massaker an den mesopotamischen Juden durch Eusebius überliefert sind, während gleichzeitig kaum Hinweise für Unruhen in Iudaea vorliegen, wird vielfach angenommen, dass sich der ›Krieg des Qitos‹ auf Quietus’ brutale Kriegsführung in Mesopotamien bezieht.149 Gegen diese Interpretation sprechen jedoch einige Punkte, die Gedaliah Alon zugunsten einer Lokalisierung in Iudaea anbringt: Zunächst sind in der Mischna als palästinischer Schrift Ereignisse ohne genauere Ortsangabe im Land selbst zu vermuten; dies gilt umso mehr, da der ›Krieg des Qitos‹ zwischen den Kriegen in Iudaea eingeordnet ist. Außerdem erscheint das Verbot, Griechisch zu lehren, im mesopotamischen Kontext unpassend und wenig sinnvoll.150 Nach der bisherigen Durchsicht der Quellen muss ein zwiespältiges und wenig befriedigendes Zwischenfazit gezogen werden: Unabhängig vonein­ander deuten die Historia Augusta, die Grabinschrift des L. Tettius Crescens sowie der rabbinische ›Krieg des Qitos‹ auf Unruhen in Iudaea hin, ohne dass deren Ausmaß greifbar wird. Den Belegen für einen Aufstand steht gewichtig das Schweigen von Cassius Dio und dem an Iudaea und den Juden interessierten Eusebius entgegen. Auch die rabbinischen Quellen, die in vielen Erzählungen die Kriege unter Vespasian und Titus und unter Hadrian thematisieren, verbinden nur vergleichsweise wenig erzählerisches Material mit der traianischen Zeit. 148 Rokeah 1972, 83 f., dagegen Smallwood 1976, 424 Anm. 143. 149 Etwa Schürer 1973–1986, Bd. 1, 533, Mélèze-Modrzejewski 1997 [1992], 200 oder Strobel 2010, 378. 150 Alon 1980–1984, 414, vgl. auch Smallwood 1962a, 502 f.; besonders die fehlende Lokalisierung spricht für eine Verortung in Iudaea, wenn man die rabbinischen Traditionen zu den Judenaufständen unter Traian durchsieht: tPea 4,6 (= DJT 73), vgl. yKetubbot 2,7 26d (= DJT 76) und bKetubbot 25a (= DJT 80), unterscheidet zwischen eretz Israel, Syrien, Babylonien und Alexandria; Sifra Emor Pereq 9,5 (= DJT 75 = Henten/Avemarie 2002, 144 f.), vgl. bTaanit 18ab (= DJT 81), QohR 3,15 (= DJT 83) und Semachot 8,15 (47b) (= DJT 86), verortet die Ermordung von Pappus und Lulianus in Laodicea; ySukka 5,1 55ab (= DJT 78), vgl. bSukka 51b (= DJT 79), verweist auf die Synagoge in Alexandria. Wenn nötig, wurden also Orte außerhalb Israels spezifiziert.

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Am bekanntesten ist die Legende vom Martyrium von Pappus und ­Lulianus­ (Iulianus), die mit ihrer breiten und komplizierten Überlieferung vielleicht symptomatisch für den Problemkomplex von Unruhen in Iudaea am Ende der Regierungszeit Traians ist: Die beiden seien von einem ›Traianus‹, der als ›böser König‹ bezeichnet und später von einer Delegation aus Rom erschlagen wird, in Laodicea hingerichtet worden. In dieser Tradition verschmelzen Kaiser Traian und sein General Lusius Quietus, der später auf Befehl Hadrians umgebracht wurde  – ein Phänomen, das auch aus dem nur syrisch erhaltenen Matthäuskommentar des Hippolytus bekannt ist, wo die Namensform ›Traianus Quintus‹ auftaucht.151 Die Ursprünge der Traditionen über Pappus und Lulianus sind vormischnaisch und wohl auf die traianische Zeit zu datieren.152 Inwiefern sie in Verbindung zu einem ›Krieg des Qitos‹ stehen, bleibt jedoch genauso unklar wie die Lokalisierung in Iudaea. Der genannte Hinrichtungsort Laodicea macht dies unwahrscheinlich, ohne es jedoch völlig auszuschließen. Die hohe Aufmerksamkeit, die der Verurteilung von Pappus und Lulianus zukam, verdeutlicht die Verbindung ihres Martyriums mit einem als ›Traianstag‹ bezeichneten jüdischen Halbfeiertag. Diesen überliefert Megillat Taanit, die ›Fastenrolle‹, die aus jüdischer Sicht Daten erfreulicher Ereignisse von der Zeit der Makkabäer bis zur römischen Herrschaft zusammenträgt und die Tage benennt, an denen nicht gefastet werden durfte.153 Die Talmudim und das jüngere Scholion zur Fastenrolle ergänzen die Information, dass der Freudentag wieder aufgehoben wurde wegen der Ermordung von Pappus und Lulianus.154 Da jedoch der Hintergrund für die Einführung des Traianstages am 12.  Adar, also im Februar oder März, unklar ist, ist eine Interpretation jenseits bloßer Vermutungen kaum möglich. Nimmt man das Wenige, was historisch sein könnte, ernst, nämlich die Hinrichtung von Pappus und Lulianus in­ traianischer Zeit unter Mitwirkung des Lusius Quietus sowie die Abschaffung des Feiertages wegen der Hinrichtung der beiden, so fallen einige von der For 151 Stemberger 1983, 76 f., Alon 1980–1984, 421 und Firpo 2007, 317; für Quellenverweise siehe die vorausgehende Anmerkung und Horbury 1999, 294 f. für weitere Quellen; die Lesarten des Namens des ›bösen Königs‹ (‫ )מלך רשע‬differieren stark zwischen den Hauptformen Tirion, Torigus, Torgianus und Marinus (‫ מריינוס‬,‫ טרגיאנוס‬,‫ טוריגוס‬,‫)טיריון‬, dazu Schäfer 1981, 31 – Papyri belegen für den Namen ›Traianus‹ die Schreibung ‫( טרינס‬P.Yadin 6 u. 7), eine Inschrift wohl ‫טרן‬, vgl. Zissu u. a. 2014a, 135 (vgl. Anm.  159); HA Had. 7,2 und Hipp. in Mt 24,15–22 (ed. H. Achelis, GCS 1, 244 f.). 152 Horbury 1999, 290 f. u. 2014, 268, gefolgt von Henten/Avemarie 2002, 135 und Pucci Ben Zeev 2005a, 243; Herr 1972, 108 und Schäfer 1981, 32. 153 Megillat Taanit 31 (ed. Lichtenstein 1931/1932, 318–322, aram./engl. bei Zeitlin 1922, 65–71): ‫ ;יום טירין‬der aram. Text stammt aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr., das hebr. Scholion ist nachtalmudisch, so Stemberger 2011, 47; die ältesten Handschriften enthalten den Traianstag nicht, vgl. Lichtenstein 1931/1932, 257. 154 yMegilla 1,6 70c, yTaanit 2,13 66a, bTaanit 18ab und das Scholion (ed. Lichtenstein 1931/1932, 346) = DJT 70, 77 u. 81.

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schung vorgeschlagene Deutungen des Traianstages weg: Der Traianstag kann genauso wenig ein Fest anlässlich des Todes Traians gewesen sein wie eines anlässlich der Abberufung oder Ermordung des Quietus, da beide nach den jüdischen Märtyrern starben. Für die Einrichtung eines jüdischen Festes zum Regierungsantritt Traians in der Hoffnung auf den Neubau des Tempels fehlt die Quellengrundlage. Denkbar, aber unbeweisbar ist die Vermutung von Adolf Schlatter, es handle sich in Analogie zum Nicanortag am 13. Adar um ein Fest nach einem Sieg über traianische Soldaten. Der kurzlebige Freudentag wäre dann ein zusätzliches Argument für Unruhen in Iudaea unter Traian. Schließlich verbleibt auch die Möglichkeit, dass der ›Traianstag‹ gar nicht im zweiten Jahrhundert zu verorten ist und der Rekrutierung von Männern im Jüdischen Krieg gedachte.155 Man gewinnt kaum festen Grund bei der Durchsicht der Traditionen zu Pappus und Lulianus. Möglicherweise kann man sie in den Kontext von Unruhen in Iudaea stellen, wobei nicht mehr als zwei prominente Opfer zu identifizieren sind. Weitergehende Interpretationen verbieten sich wegen fehlender Anhaltspunkte.156 Die rabbinischen Quellen deuten also, ähnlich wie die Historia Augusta und der Epitaph des Tettius Crescens, Unruhen in Iudaea und römische Gegenmaßnahmen an. Das, was halbwegs greifbar und erschließbar ist, weist lediglich auf kleinere Auseinandersetzungen hin, bei denen Rom die Oberhand behielt. Wenn das Seder Olam Rabba und die Mischna diese Unruhen in Iudaea als­ polemos bezeichnen, ist nicht auszuschließen, dass die Erinnerung an ­Quietus’ 155 Zu den verschiedenen Deutungen des Traianstages vgl. Lichtenstein 1931/1932, 272 f. (»Alle Versuche, das rätsethafte (!) ‫ טיריון‬zu erklären, sind gescheitert.«), Smallwood 1976, 425 (Todestag Traians), Alon 1980–1984, 422 (Abberufung des Quietus), Schwemer 2013, 396 (Todestag des Quietus), Richardson/Shukster 1983, 47 (Regierungsantritt Traians), HadasLebel 2006 [1990], 167 (»It is also possible that our texts sought to speak of the ›day of the tyrant‹ and that they referred to quite another period«), Schlatter 1897, 95 f. (Siegesfest in Analogie zum Nicanortag; jener gedachte des jüdischen Erfolges über die von Nicanor angeführten seleukidischen Truppen in der makkabäischen Zeit, vgl. 2Makk 15,36) und Zeitlin 1922, 111 (Rekrutierungen im 1. Jh.; er bezieht das ›Tirion‹ der Handschriften auf τίρων = aram. ‫טירון‬, ›Rekrut‹, kritisch dazu Lichtenstein 1931/1932, 273); Graetz 1908, 413 dachte – den babylonischen Talmud gegen den palästinischen ausspielend (Quellen vgl. vorausgehende Anm.) – an ein Fest anlässlich der Rettung von Pappus und Lulianus; allerdings scheint deren Tod unter Traian gesichert, dazu Alon 1980–1984, 421. 156 Neben den genannten Argumenten für einen Aufstand in Iudaea werden außerdem diskutiert: (1) die Zerstörung eines Gebäudes aus dem frühen 2.  Jh. durch Feuer in Jaffa, dazu Kaplan 1963, 111, Smallwood 1976, 423 und Pucci Ben Zeev 2005a, 227; (2) Hinweise auf eine Zeit der Gefahr in Sepphoris (tKelim Bava Batra 2,2), dazu Schlatter 1897, 90 f., Alon ­1980–1984, 424, Oppenheimer 2005 [1977], 233 f., kritisch Schäfer 1981, 106, vgl. Pucci Ben Zeev 2005a, 243 f.; (3) Funde zweier traianischer Münzen in Höhlen der Akbara Klippe in Galiläa, dazu Shivtiel/Zissu 2007–2008, 113.115 f. und der Münzfund aus der Elqana-Höhle, dazu Zissu u. a. 2014b, 152 Anm. 23, vgl. auch Shivtiel/Ahipaz 2014. Alle diese Zeugnisse sind jedoch kaum eindeutig zu interpretieren.

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Kriegsführung anderenorts in die Wortwahl mit einfloss.157 Wenn es in ­Iudaea keinen Krieg im Wortsinn gab, dann erklärt das vielleicht die fehlende Erwähnung der Ereignisse bei Cassius Dio und bei Eusebius, während die Historia Augusta möglicherweise direkt oder indirekt Material der Autobiographie Hadrians nutzte, der daran gelegen war, die Aufgabe der von Traian hinzugewonnenen Gebiete durch die notwendige Niederschlagung der Aufstände innerhalb des Imperium Romanum zu rechtfertigen.158 Auch eine fragmentarische aramäische Inschrift aus Khirbet ’Arak Hala nördlich von Bet Guvrin, die nach Ansicht der Herausgeber mit einer Segensformel das Andenken Traians hochhält, erklärt sich am besten, wenn man keine nennenswerten Auseinandersetzungen in Iudaea in seiner Zeit voraussetzt.159

2.2.3.2 Lusius Quietus’ Mission In den Kontext der Diskussion um die Ereignisse in Iudaea während des Diasporaaufstands sind die Karriere des Lusius Quietus und der Status der Provinz einzubeziehen. Quietus war ein maurischer Fürst, der sich in den Dakerkriegen und im Partherkrieg unter Traian große Verdienste erworben und aufgrund dessen einen für einen Barbaren außergewöhnlichen Aufstieg zum Konsul und Statthalter von Iudaea erlebt hatte.160 Die Provinz selbst erfuhr nach 70 eine weitere administrative Aufwertung entweder in spättraianischer oder frühhadrianischer Zeit, indem sie nun der Verwaltung eines gewesenen Konsuls und nicht mehr der eines ehemaligen Prätors unterstellt wurde. Zu diskutieren ist, ob beide Maßnahmen in Verbindung mit Unruhen in Iudaea standen, also ob Quietus als bewährter Militär aus dem Geschehen des Partherkrieges abgezogen wurde, um Iudaea zu sichern, und ob sich bereits unter Traian eine Veränderung des Provinzstatus wahrscheinlich machen lässt.161 Zunächst ist dafür ein Blick auf die Karriere des Lusius Quietus zu werfen, über die Cassius Dio schreibt:162 157 Ayaso Martínez 1990, 54–56 verwirft eine geographische Verortung ganz. 158 Firpo 2007, 308 verweist mit Syme 1971a, 270 auf die gute Quellenbasis der HA für die vita Hadriani; Fündling 2006, 453 nennt die Aegyptica praefectura des Marcius Turbo (HA Had. 7,3) den »einzige[n] größere[n] Irrtum der v.H. auf einer Länge von mehreren Kapiteln«. 159 Zissu u. a. 2014a, 132–136 übersetzen die fragmentarische Inschrift folgendermaßen: »May the memory of lord TRN [= Trajan (?)] be ble[ssed …] | QS[…]; (or: Caes[ar])«, vgl. auch Zissu/Ecker 2014, 301. Da das ›Caesar‹ (‫ )קס‬jedoch nicht unmittelbar auf das ›Traian‹ (‫)טרן‬ folgt und Papyri den Kaisernamen mit ‫ טרינס‬wiedergeben, erscheint die Lesung keineswegs zwingend, vgl. Anm. 151. 160 Groag 1927, 1883 und Petersen 1968, 214 f. 161 Zur Änderung des Provinzstatus’ siehe auch Kapitel C 2.2.2. 162 Dio 68,32,5 (Exc. Val. 290): καὶ τέλος ἐς τοσοῦτον τῆς τε ἀνδραγαθίας ἅμα καὶ τῆς τύχης ἐν τῷδε τῷ πολέμῳ προεχώρησεν ὥστε ἐς τοὺς ἔστρατηγηκότας ἐσγραφῆναι καὶ ὑπατεῦσαι τῆς τε Παλαιστίνης ἄρξαι.

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Schließlich tat er sich im Verlauf dieses Krieges zugleich durch Tapferkeit wie Glück so sehr hervor, daß er unter die Expraetoren aufgenommen, dann Konsul und endlich Statthalter von Palaestina wurde.

Dio bezieht sich explizit auf den Partherkrieg, der Quietus’ außergewöhnlichen sozialen Aufstieg in die höchste Elite Roms begründete. Eusebius bestätigt die Beförderung zum Statthalter von Iudaea wegen seiner mesopotamischen Verdienste, die er jedoch auf Massaker an den dortigen Juden verengt. Diese Feldzüge des Quietus fanden, ohne präziser datierbar zu sein, zwischen Frühjahr und Sommer oder Herbst 116 statt, was einen terminus post quem für Quietus’ Aufenthalt in Iudaea ergibt.163 Wann während des Partherkrieges die adlectio inter praetorios erfolgte, ist nicht festzustellen. Da Dio den Quietus ganz selbstverständlich neben den senatorischen Generälen App. Maximus Santra, Sex. Erucius Clarus und C. Iulius Alexander nennt, die Traian mit dem Gegenschlag gegen die aufständischen Völkerschaften im bereits unterworfen geglaubten Partherreich beauftragte, ist durchaus wahrscheinlich, dass die adlectio vor dieser Kampagne im Frühjahr 116 erfolgte.164 Den Konsulat kann Quietus nur 117 als suffectus und in absentia bekleidet haben, da die Fasti Ostienses alle Amtsträger für das Jahr 116 überliefern. Ihn erhielt er wohl für die Eroberungen von Nisibis und Edessa.165 Wegen der militärischen Krise und der politischen Notwendigkeit für Traian, verdiente Getreue zu belohnen, galten in dieser Situation wohl nicht alle Regeln des üblichen Karriereverlaufs, was die historische Interpretation auf der Grundlage des cursus des Quietus erschwert. Es bestehen drei Möglichkeiten: (1) Quietus kam, wie Cassius Dio berichtet, nach der Bekleidung des Suffektkonsulats, welchen er wohl im Frühling 117 innehatte, als Statthalter nach Iudaea. In diesem Fall wäre Quietus’ Aufenthalt dort extrem kurz gewesen, da der neue Kaiser Hadrian ihn sofort nach seinem Amtsantritt im August 117 abberief.166 (2) Es ist auch denkbar, dass Quietus vor seinem Konsulat als prätorischer Statthalter nach Iudaea beordert wurde und den Konsulat erst während seiner Statthalterschaft bekleidete. Der von Dio überlieferte cursus entspräche dann nicht dem tatsächlichen Verlauf seiner Karriere.167 163 Eus. hist. eccl. 4,2,5, vgl. Dio 68,30,2 zum Feldzug in Mesopotamien. 164 Grundlegend Groag 1927, 1882 f., der jedoch die adlectio nach Quietus’ Erfolgen über Nisibis und Edessa ansetzt, vgl. ebenso Petersen 1968, 214; zu Recht mit früherem Ansatz Strobel 2010, 369. 165 Syme 1958, 9, Labbé 2012, 443 und Eck 2013, 237 f.; Fündling 2006, 425 f. sieht den Konsulat als Belohnung für die Erstickung eines Aufstands in Iudaea. Them. or. 16,9 (205a) überliefert, Quietus habe den Konsulat wegen seines Erfolges über die Marder (wohl 115, dazu Strobel 2010, 371) erhalten, danach habe Traian ihn zum Thronfolger gemacht. Beides ist historisch nicht verlässlich. 166 HA Had. 5,8 mit Eck 2013, 238 sowie Weber 1907, 77 und Eck 1983, 148 f. Anm. 334. 167 Der Fehler Dios wäre dann wohl damit zu erklären, dass er sich keine Rechenschaft über den Statuswechsel von Iudaea von einer prätorischen zu einer konsularen Provinz in

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(3) Als dritte Möglichkeit bleibt, ein Sonderkommando des Quietus anzunehmen, aufgrund dessen er vor seinem Konsulat und der Statthalterschaft nach­ Iudaea entsandt wurde. Dort bekleidete er in absentia seinen Konsulat und wurde schließlich von Traian zum Statthalter der Provinz ernannt. Für diese Deutung kann der letzte Satz des Dio-Abschnitts zu den Gebieten des jüdischen Aufstands angeführt werden, in dem der Autor nach der Nennung der Kyrenaika, von Ägypten und von Zypern vermerkt:168 Doch Lusius, neben anderen von Traian entsandt, unterwarf die Juden.

Da Dio schon vorher über die mesopotamischen Aktionen des Quietus berichtet hat (Dio 68,30,1–2), erscheint eine Verortung dieses Auftrags in Iudaea möglich. Zu den anderen (ἄλλοι) von Traian gegen die Juden entsandten Männern sind dann Marcius Turbo und Valerius Rufus zu rechnen; letzterer operierte auf Zypern in expeditionem (ILS 9491). Für Sonderkommandos gibt es ausreichend Präzedenzfälle in diesen Jahren.169 Diese Deutung hat den Vorteil, den Aufenthalt des Quietus in Iudaea nicht als äußerst kurz annehmen zu müssen, wie im ersten erläuterten Fall, noch Dio 68,32,5 verwerfen zu müssen, wie im zweiten. Eine Übertragung der Statthalterschaft von Iudaea im Jahr 117 an Quietus durch Traian könnte mit der Änderung seiner persönlichen Pläne aus gesundheitlichen Gründen zusammenhängen: Trotz seines Aufbruchs Richtung Rom im Sommer hat nicht er, sondern erst Hadrian den Partherkrieg beendet. Möglicherweise wollte Traian einen seiner besten Generäle in einer Provinz nahe der Front wissen, wohin er vielleicht auch schon die II Traiana beorderte, um für eine neue Offensive bereit zu sein. Quietus’ Statthalterschaft wäre dann eine analoge Maßnahme zur Übertragung der syrischen Statthalterschaft an Hadrian gewesen.170 diesen Jahren gab und die Verhältnisse seiner Zeit unterstellte. Schließlich ist auch Palaestina statt Iudaea ein Anachronismus. Sollte Iudaea bereits seit 108 konsulare Provinz gewesen sein, was unwahrscheinlich, aber nicht völlig unmöglich ist, siehe Teil C Anm. 102, dann entfällt diese Option. 168 Dio 68,32,3: Ἀλλ’ Ἰουδαίους μὲν ἄλλοι τε καὶ Λούσιος ὑπὸ Τραϊανοῦ πεμφθεὶς κατεστρέψατο. 169 HA Had. 6,7 u. 7,3 mit Fündling 2006, 452–455.477: Turbo hatte unter Traian und Hadrian als Ritter das Kommando über Legionen inne und verwaltete vorübergehend senatorische Provinzen. In Ägypten agierte er nicht als praefectus Aegypti, wie die HA nahelegt, sondern neben jenem und aufgrund entsprechender Kompetenzen, vgl. Syme 1983b, 306 f. und Groag 1927, 1879. Ein außerordentliches Kommando ist auch für M. Titius Lustricus Bruttianus als legat[us] pro pr[aetore] Imp(eratoris) Caes(aris) Traiani Hadriani Aug(usti) exercit(uum) Iudaici et Arabici belegt, vgl. Mignon u. a. 2013. 170 Dio 68,33,1 u. 69,2,1, dazu Ayaso Martínez 1990, 126, Birley 1997, 75 und Dabrowa 1998, 89f, vgl. Eck 1982, 361 Anm.  318 f. u. 1983, 148 f. Anm.  330: Hadrians Vorgänger in­ Syria, C. Iulius Quadratus Bassus, wurde wohl von Traian nach Dacia geschickt, wo es zu Unruhen gekommen war. Personalrochaden gab es also einige im Sommer 117.

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Unabhängig von diesen chronologischen Überlegungen spricht die Entsendung des Quietus dafür, dass es in Iudaea gärte und ein Aufstand bedrohlichen Ausmaßes von Traian mindestens für möglich gehalten wurde, verzichtete er doch auf die Dienste eines seiner fähigsten Generäle an der Partherfront für das Jahr 117. Welche Truppen Quietus abgesehen von seinen maurischen Reitern in die militärisch unterbesetzte Provinz mitbrachte, ist, wie so vieles, unklar.171 Die regulär in Iudaea stationierte Legion, die X Fretensis, befand sich jedenfalls ganz oder zu weiten Teilen im Partherkrieg.172 Sicher belegt ist eine vexillatio der III Cyrenaica in Jerusalem im Zeitraum vom Februar 116 bis zum August 117, die dort eine Weihung für Iuppiter Serapis errichtete. Möglicherweise brachte Lusius Quietus sie mit nach Iudaea.173 Da in der Provinz spätestens unter Hadrian zwei Legionen unter dem Oberkommando eines konsularen Statthalters standen, ist möglich, dass bereits Quietus eine zweite Legion ins Land brachte.174 Diese Vermutung könnte ein auf Syrisch erhaltenes Fragment des H ­ ippolytus, der im frühen dritten Jahrhundert als Gegenspieler des römischen Bischofs Calixtus I. auftrat, bestätigen:175 Vespasianus nun hat kein Götzenbild im Tempel aufgerichtet, sondern vielmehr jene Legion, die Trajanus Quintus, ein römischer Befehlshaber, hinstellte, errichtete dort ein Götzenbild, Namens Kore.

Zuletzt haben Miriam Pucci Ben Zeev und Karl Strobel die genannte Legion mit der II Traiana identifiziert, die für das Jahr 120 in Iudaea belegt ist und zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt vorher in der Provinz stationiert wurde.176 Wegen der chronologischen Unklarheiten der Truppendislokation 171 HA Had. 5,8 belegt die Anwesenheit der maurischen Reiter, nicht jedoch die Jerusalemer Inschrift, die ein templum geniu Africe (!) nennt (CIIP 2.706 = AE 1931.111), wie etwa von Alon 1980–1984, 417 vertreten. Dieser Tempel wurde wohl in der Severerzeit errichtet, vgl. Eck 2009, 222 f. 172 Ritterling 1924–1925, 1284 sowie Dabrowa 1993, 15 u. 2000, 320; unrichtig Urloiu 2010; wie viele Auxiliartruppen am Partherkrieg teilnahmen und wann sie zurückkehrten, ist nicht festzustellen. 173 CIIP 1.705 = CIL 3.13587 = ILS 4393: [I]ovi O(ptimo) M(aximo) Sarapidi | pro salute et victoria | Imp(eratoris) Nervae Traiani Caesaris | Optumi Aug(usti) Germanici Dacici | Parthici et populi Romani | vexill(atio) leg(ionis) III Cyr(enaicae) fecit. Möglicherweise war die vexillatio ein Ersatz für die abwesende X Fretensis in Jerusalem, vgl. Mor 1986a, 589 Anm. 15. Die cohors I milliaria Thracum kam zwischen 91 und 124 von Syria nach Iudaea; es gibt keine Hinweise auf die Verlegungsgründe, vgl. Speidel 1979, 170 und Mor 1986a, 582. 174 Pucci Ben Zeev 2005a, 253, vgl. McElderry 1908, 111, Birley 1997, 75 oder Labbé 2012, 451. 175 Hipp. in Mt 24,15–22 (ed. H. Achelis, GCS 1, 244 f.) = DJT 55 (syr. mit engl. Übers.); das Fragment ist überliefert durch Dionysius bar Salibi, einen syrischen Bischof des 12. Jhs. 176 Pucci Ben Zeev 2005a, 251 und Strobel 2010, 392; zur II Traiana in Iudaea siehe Kapitel C 2.2.2.

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sind zumindest zwei mögliche Argumente gegen die genannte Deutung des zitierten Hippolyt-Fragments anzuführen: (1) Ein anderes, sowohl auf Koptisch als auch auf Äthiopisch und Arabisch erhaltenes Fragment Hippolyts zu Mt 24,15 identifiziert den ›Gräuel der Verwüstung‹ des Danielbuchs mit dem Bild des Kaisers, das vor dem Altar in Jerusalem aufgestellt wurde.177 Möglicherweise ist deswegen die ›Kore‹ des syrischen Fragments zu ›Caesar‹ zu korrigieren. Mit Mary Smallwood kann man dann dieses Kaiserbild als eine der Statuen deuten, die sich nach Ausweis einiger christlicher Schriftsteller wohl seit dem Bestehen von Aelia Capitolina auf dem Tempelberg befanden, und die falsche Zuschreibung der Tradition an ›Traianus Quintus‹ als Missverständnis des kaiserlichen Namens ›Traianus Hadrianus‹. In diesem Fall existiert kein Bezug des syrischen Fragments zur traianischen Zeit.178 (2) Falls die Lesung ›Kore‹ des syrischen Fragments richtig ist, besteht die Möglichkeit, es mit der inschriftlichen Weihung der vexillatio der III Cyrenaica für Iuppiter Serapis zu verbinden, von der allerdings weder bekannt ist, wo sie ursprünglich errichtet war, noch, ob es sich um einen Altar oder eine Statuenbasis handelte.179 Da Kore auch mit Isis, der mythologischen Gattin des Serapis, identifiziert wurde, ist denkbar, dass sich beide am selben Ort in Jerusalem befanden, wegen des Kontextes bei Hippolyt wohl im Bereich des Jüdischen Tempels. Da nun die vexillatio der III Cyrenaica in Jerusalem in dieser Zeit sicher bezeugt ist, bezeichnet die von Hippolytus überlieferte Tradition sie vielleicht irriger- oder ungenauer Weise als ›Legion‹ (in Sollstärke), ein informeller Sprachgebrauch, der auch anderweitig belegt ist.180 Für diese Interpretation spricht immerhin, dass Hippolytus sich auf Aktivitäten von einer Legion – oder Teilen einer Legion – in Jerusalem unter Lusius Quietus bezieht, welcher doch am ehesten hinter dem genannten ›Traianus Quintus‹ zu erblicken ist, während wir Zeugnisse für die legio  II Traiana bisher nur aus dem Gebiet von Caparcotna/Legio und Caesarea besitzen.181 Allerdings ist das Zusammenlesen der beiden disparaten Quellen hochspekulativ. Beide angeführten Überlegungen zum Hippolyt-Fragment, das von der ›Legion‹ spricht, sind hypothetisch und ungewiss und verdeutlichen, dass man bezüglich 177 Hipp. in Mt 24,15 (ed. H. Achelis, GCS 1, 197) = DJT 54 (kopt. mit engl. Übers.). 178 Smallwood 1962a, 506 f., für die Belege zu den Kaiserstatuen siehe Teil C Anm. 247; Friedheim 2007, 127 f. variiert die These, indem er von einer Kaiserstatue Traians ausgeht. 179 Applebaum 1950, 29 und vorsichtig Groag 1927, 1884; die Inschrift wurde sekundär verbaut am heutigen Zionstor gefunden und gilt als verloren, vgl. den Kommentar von W. Eck zu CIIP 1.705. 180 Belayche 2001, 212 f. zur Identifikation von Kore und Isis; in Sebaste wurde Kore seit römischer Zeit verehrt und löste in einem Tempel der Stadt Isis als Gottheit ab. Für Aelia Capitolina lässt sich keine Isisverehrung nachweisen, obwohl Serapis zu den wichtigsten Göttern der Stadt gehörte, vgl. Belayche 2001, 155. Zum informellen Gebrauch von ›Legion‹ Piso 2013a, 85 u. 2013b, 258. 181 Für die Zeugnisse aus Caparcotna/Legio siehe Teil  C Anm.  105, für Caesarea CIIP 2.1202.

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Nerva und Traian

der Identifikation der Truppe auf keinem festen Grund steht. Mit der Hilfe des Fragments lässt sich nicht feststellen, ob die II Traiana zusammen mit Lusius Quietus nach Iudaea gekommen ist. Wenn die Analyse also etwas mit Sicherheit erbracht hat, dann die Bestätigung der Feststellung von Werner Eck, dass es »[l]etzlich … ein hoffnungsloses Unterfangen [bleibt] … zu einer fundierten Aussage über die Person des Quietus und sein Handeln in Judaea zu kommen«.182 Trotzdem ist natürlich ein Urteil zu fällen, da die Bewertung der folgenden römischen Politik Iudaea betreffend auch von der Lage dort im Jahr 117 abhängt. Für lokale Unruhen während der Endphase des Partherkrieges spricht die Entsendung des Lusius­ Quietus in die Provinz, der wahrscheinlich zunächst ein Sonderkommando von Traian erhalten hatte. Inschriftlich firmierte das Unternehmen als expeditio. Welche Truppen Quietus zur Verfügung standen, ist nicht zu klären. Er verfügte sicher über die in Jerusalem stationierte vexillatio der III Cyrenaica; dass er die II Traiana mit sich nach Iudaea brachte ist möglich, aber nicht beweisbar. Auch die rabbinischen Schriften deuten Auseinandersetzungen an, welche sie als ›Krieg des Qitos‹ bezeichnen. Da nichts Eindeutigeres aus den Quellen zu gewinnen ist, darf man eher nicht auf Kämpfe größeren Ausmaßes oder gar einen Kriegszustand schließen, der die Provinz erfasst hatte, sondern muss davon ausgehen, dass die Situation für Rom vielleicht zunächst bedrohlicher wirkte und dann zügig unter Kontrolle gebracht werden konnte. Möglicherweise führte auch die berüchtigte brutale Kriegsführung des Lusius Quietus zu einem schnellen Ende von Unruhen. Zu bedenken ist, dass selbst wenn ­Quietus die II Traiana mitbrachte, er wegen der Abwesenheit der X Fretensis über kaum mehr Truppen verfügte, als regulär in der prätorischen Provinz Iudaea stationiert waren. Von Traian wurde er schließlich zum Statthalter von Iudaea ernannt und die Provinz damit erstmals von einem ehemaligen Konsul verwaltet. Ob mit dieser Maßnahme offiziell eine Rangerhöhung der Provinz einherging, bleibt wegen der Krisensituation 117 ungewiss. Die Stationierung einer zweiten Legion kann noch zu Traians Lebzeiten erfolgt sein, besonders falls ­Quietus die II Traiana mit sich geführt hat. Wenn dies so war, stand die Maßnahme wahrscheinlich im Kontext des Partherkrieges, für den Traian eine neue Offensive vorbereitete, dann aber wegen seines Gesundheitszustands die Pläne änderte: Dies führte wohl zu einer Rücknahme von Truppen von der Front, die ­darauf­ hin in der Nähe des Kriegsgebiets stationiert wurden.

182 Eck 2007b, 112 Anm. 13, vgl. Oppenheimer 2005 [1977], 233: »eine genauere Bestimmung des Umfangs, den die Unruhen im Lande hatten, ist aufgrund der Quellenlage schlechterdings unmöglich.«

C Hadrian

1. Hadrians Regierungsantritt in der Krise 1.1 Hadrian als Nachfolger Traians Am 11.  August 117 erfuhr Hadrian, dass Traian auf der Heimreise vom par­ thischen Kriegsschauplatz im kilikischen Selinus verstorben war und ihn auf dem Sterbebett adoptiert und damit zum Nachfolger bestimmt hatte.1 Da­ Hadrian als Statthalter der Provinz Syria und wohl in Vertretung Traians als Oberkommandierender des Kriegsheeres zu diesem Zeitpunkt zweifellos der mächtigste Mann im Römischen Reich war, erfolgte seine Herrschaftsübernahme problemlos und ohne Widerstand. Trotzdem ist der genaue Hergang umstritten, da die Quellen keine eindeutige Version des Ablaufs der Adoption geben. Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Traditionen zur Person H ­ adrians, einer positiven, die durch seine Autobiographie tradiert wurde, und einer negativen, der an einer Interpretation zuungunsten des neuen Kaisers gelegen war. Das sich daraus ergebende Potential an Deutungsmöglichkeiten spiegelt sich in einer Vielzahl gelehrter Positionen zum Herrschaftsantritt­ Hadrians: Sie reichen von der Hypothese seiner Designation zum Nachfolger Traians im Jahr 100 bis zur Annahme, Traian habe Hadrian als Kaiser verhindern wollen.2 Wegen des wohlbekannten Mangels an Quellen für diese Jahre ist unklar, was sich zwischen der gescheiterten Belagerung von Hatra, die wohl im Spätsommer 116 abgebrochen wurde, und dem Tod Traians ereignete. Cassius Dio berichtet, dass Traian bald nach dem Abzug von Hatra erkrankte und gezwungen war, aus gesundheitlichen Gründen im Sommer 117 die Rückreise nach Italien anzutreten. Die Rüstungen für einen neuerlichen Feldzug liefen ungeachtet seines Gesundheitszustands weiter, ohne dass wir von römischen Offensivaktionen wissen. Die Vertreibung des von Traian inthronisierten Partherkönigs Parthamaspates, der keine Akzeptanz fand, stellte jedoch einen weiteren herben Rückschlag für die Pläne Roms dar.3 Bis zu welchem Zeitpunkt Traian hand 1 HA Had. 4,7. 2 Weber 1907, 40 bilanziert, dass sich aus den Quellen »weder die Richtigkeit der Adoption behaupten [läßt], noch das Gegenteil«, vgl. die Überblicke bei Mortensen 2004, 27–55 und Fündling 2006, 379–387. 3 Dio 68,32,1 u. 68,33,1–2; Aurel. Vict. 13,11 überliefert abweichend, Traian sei auf Bitten des Senats nach Rom zurückgekehrt.

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Hadrian

lungsfähig und politikbestimmend war, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich hat er selbst seinen Zustand optimistischer eingeschätzt als er war und auch deswegen bis zuletzt die öffentliche Benennung eines Adoptivsohns und Nachfolgers unterlassen. Vermutlich herrschte Uneinigkeit und Streit über die einzuschlagende Strategie einerseits zwischen dem kranken Kaiser und einem Teil seiner Vertrauten, die zumindest mittelfristig planten, den Krieg fortzuführen, und andererseits einer Gruppe um seinen präsumtiven Nachfolger H ­ adrian, die den Rückzug favorisierte. Traian wollte in diesem Konflikt vielleicht nicht symbolisch letztere Position stärken durch die öffentliche Designation seines mit ihm nicht übereinstimmenden Nachfolgekandidaten. Bei seiner Abreise überließ er zwar Hadrian das strategisch wichtige Syrien und wohl auch den Oberbefehl, ohne dabei das Heft des Handelns völlig aus der Hand zu geben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Traian nach einem Schlaganfall teilweise gelähmt und nur noch eingeschränkt handlungsfähig. Trotzdem beschreibt Cassius Dio seinen Tod als plötzlich (ἐξαίφνης) und kennt Traians Verdacht, Opfer eines Giftanschlags geworden zu sein.4 Welche Anordnungen er im kleinsten Kreis vor seinem Tod getroffen haben mag, entzog sich schon der Kenntnis der Zeitgenossen. Die offizielle Version der domus Caesaris lautete, Hadrian habe am 9. August in Antiochia brieflich von Traians Beschluss, ihn zu adoptieren, erfahren und zwei Tage später vom Tod des Kaisers. Dagegen hielt sich eine Vielzahl von Gerüchten und Verschwörungstheorien. Als am hartnäckigsten erwies sich die Darstellung, Traians Frau Plotina und der Prätorianerpräfekt P. A ­ cilius Attianus hätten als einzige Personen mit direktem Zugang zum Kaiser eine vermeintliche Willensbekundung Traians nach außen getragen, die dieser gar nicht gemacht habe.5 Hadrian brachte die fehlende Öffentlichkeit seiner Nominierung als Nachfolger Traians ein beträchtliches Defizit an Legitimation ein, was ihm seine Aufgabe als neuer Herrscher eines krisengeschüttelten Reiches zusätzlich erschwerte.6 Aus Hadrians Sicht war das insofern tragisch, als er als einziger und frühzeitig in Stellung gebrachter Kandidat für die Nachfolge ­Traians gelten muss: Als letzter männlicher Verwandter Traians – der Kaiser hatte seit dem frühen Tod seines Vaters zusammen mit Attianus als sein Vormund fungiert – heiratete er bereits im Jahr 100 Vibia ­Sabina, der als Tochter von Traians Nichte Matidia (der Älteren) und Enkelin von T ­ raians Schwester Marciana eine zentrale Rolle in den dynastischen Plänen Traians zukam. Die Übertragung der syrischen Statthalterschaft 117 sowie die Designation 4 Dio 68,33,2–3; Strobel 2010, 401 vermutet, dass Hadrian schon ab Frühling 117 die Staatsgeschäfte führte und der kranke Traian systematisch abgeschottet wurde. 5 Zur offiziellen Darstellung HA Had. 4,6 f. und RIC 2, 338 Nr. 1, wo Hadrian als C ­ AESAR erscheint, sowie RIC 2, 339 Nr. 3 u. 342 Nr. 22a–c mit der Legende ADOPTIO, vgl. Strack 1933, 41–43 und Hekster 2015, 60; Dio 69,1–2 und Eutr. 8,6,1 bezweifeln die Adoption durch Traian und verweisen, wie auch HA Had. 4,10 und Aurel. Vict. 13,13, auf Plotina und ­Attianus. 6 Mortensen 2004, 29.

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für einen gemeinsamen ordentlichen Konsulat mit Traian für 118, dessen Fehlen Dio zu Unrecht beklagt, ergänzen das Bild vom frühzeitig von Traian selbst vorgesehenen Thronfolger Hadrian.7 Im Bewusstsein um die fehlende Eindeutigkeit bei der Nachfolgeregelung versuchte Hadrian in der Folge, sowohl als pflichtbewusster Sohn seinem Adoptivvater die geschuldeten Ehren zukommen zu lassen als auch den Senat zumindest der Form halber respektvoll zu behandeln. Für Traian erbat er die Konsekration und ließ dessen Asche am 9. August 118, dem Tag seiner Adoption, im Sockel der Traianssäule innerhalb des ­Pomeriums bestatten. Beim Senat entschuldigte er sich brieflich dafür, dass er ohne dessen Zustimmung und nur auf Akklamation der Truppen hin die kaiserlichen Amtsgewalten übernommen hatte. Seine moderatio demonstrierte er durch den Verzicht auf den ihm zugebilligten Partherkriegstriumph und den Titel pater patriae, den er erst 128 annahm.8 Ungeachtet des militärischen Potentials, das Hadrian in Syria zur Verfügung stand, und trotz des Fehlens eines sich klar abzeichnenden Konkurrenten um die Herrschaft hatte Hadrian Gegner, von denen er sich in seiner Stellung bedroht fühlte. Inwieweit die Befürchtungen und Anschuldigungen der offiziellen Darstellung, die die Historia Augusta überliefert, den historischen Tatsachen entsprechen, ist nicht im Detail zu klären, aber sie werfen in jedem Fall ein Schlaglicht auf die Ängste und Unsicherheiten des neuen Kaisers. Der Prätorianerpräfekt Attianus bat Hadrian brieflich darum, den praefectus urbi Q. Baebius Macer beseitigen zu dürfen, wenn sich dieser dem neuen Kaiser widersetzen sollte. Die gleiche Genehmigung ersuchte er in Bezug auf M’. Laberius Maximus und C. Calpurnius Piso Crassus, die beide in Verbannung lebten. Hadrian verweigerte nach der offiziellen Version in allen Fällen die Zustimmung. Calpurnius Piso Crassus wurde allerdings beim Verlassen seines Inselexils von einem Prokurator getötet, wohl ohne Wissen Hadrians. Wahrscheinlich beseitigte man den als gefährlich geltenden Mann alten Adels präventiv. In Rom ersetzte M. Annius Verus rasch nach dem Eintreffen von Attianus den anscheinend aus Hadrians Sicht als unzuverlässig geltenden Baebius Macer.9 ­Lusius 7 Birley 1997, 77, Temporini 2002, 194 f.206, Mortensen 2004, 41 f., Fündling 2006, 382 und Strobel 2010, 400 f.; die Designation für den Konsulat 118 ergibt sich aus HA Had. 4,4, vgl. Dio 69,1,2; das Gerücht, Traian habe L. Neratius Priscus zum Nachfolger machen wollen (HA Had. 4,8), nennt Fündling 2006, 389 (vgl. 392) »bestenfalls anachronistisch«. 8 HA Had. 6,1–4, vgl. Dio 69,2,1–3; Thornton 1975, 437, Fündling 2006, 386 und Strobel 2010, 404–406. 9 HA Had. 5,5–6 mit Fündling 2006, 419–424: Bei keinem der drei lässt sich die Initiierung oder Beteiligung an einer Verschwörung gegen Hadrian erhärten. Da der Verfasser der HA aber Hadrians clementia anhand seines Verhaltens diesen gegenüber erweisen will, müssen sie zumindest als potentiell gefährlich gegolten haben. Zu C. Calpurnius Piso Crassus, der wegen einer Verschwörung gegen Nerva verbannt war, vgl. Henning 1999, 67 f.71 f.: Seinen Vater hatte Nero ermorden lassen, drei seiner Onkel starben im Vierkaiserjahr, darunter Galbas Adoptivsohn, siehe dazu S. 53.

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Hadrian

Quietus wurde als Statthalter von Iudaea abberufen und vom Kommando über seine maurischen Stammeskontingente entbunden. Diesem Befehl scheint er sich widerstandslos gebeugt zu haben. Da der von der Historia Augusta überlieferte Vorwurf, Quietus habe nach dem Kaisertum (imperium) gestrebt, anachronistisch ist, fehlt in den Quellen eine Begründung für diese Personalentscheidung.10 Verglichen mit Baebius Macer, dem als praefectus urbi nur die cohortes urbanae unterstanden, verfügte Quietus immerhin über die Truppen seiner Provinz, wobei zu vermuten ist, dass im Konfliktfall die Loyalität der Soldaten eher dem neuen Kaiser als dem maurischen General gegolten hätte. Nach seiner Entmachtung fiel Quietus einer Säuberungsaktion im Jahr 118 zum Opfer, die als ›Verschwörung der vier Konsulare‹ Eingang in die Geschichte gefunden hat. Auch hier liegen die Hintergründe im Dunkeln, nämlich, ob tatsächlich eine Verschwörung gegen Hadrian vorbereitet wurde oder ob man unter fadenscheinigen Gründen Gegner Hadrians beseitigte.11 Jedenfalls wurden in der ersten Hälfte des Jahres 118 vier hochangesehene Männer der t­ raianischen Zeit an unterschiedlichen Orten ermordet: A. Cornelius Palma (cos. II ord. 109), Eroberer des Nabatäerreiches, in Tarracina, L. Publilius ­Celsus (cos. II ord. 113), ein enger Vertrauter Traians, in Baiae, C. Avidius ­Nigrinus (cos. 110), Statthalter in Achaia und Dacia, in Faventia und eben Lusius ­Quietus (cos. 117) auf Reisen. Cassius Dio behauptet, Palma und Celsus hätten Hadrian bei einer Jagd umbringen lassen wollen, während Nigrinus und Quietus wegen ihrer großen Macht beseitigt worden wären. Die Historia Augusta berichtet dagegen von einer Verschwörung unter Führung des Nigrinus und unter der Mitwisserschaft von Lusius Quietus und vielen anderen (multi alii), bei der Hadrian während eines Opfers getötet werden sollte.12 Die kaum zu rekonstruierenden Hintergründe der vermeintlichen Verschwörung sind hier aber weniger wichtig als die Feststellung, dass Hadrian – oder zumindest seine Vertrauten um ­Attianus – ernsthaft um die Herrschaft fürchteten und sich deswegen – präventiv oder aufgrund von Hinweisen – zu den Morden entschlossen, deren Unpopularität bei der Anordnung bereits absehbar war, da der neue Herrscher sich wie ein Tyrann 10 HA Had. 5,8; Them. or. 16,9 (205a) behauptet gar, Traian habe ihn zum Thronfolger gemacht, dazu Fündling 2006, 427; nach Groag 1927, 1885, handelt es sich »um zeitgleiche Gerüchte … die namentlich unter den Völkern des Orients verbreitet« waren und die eine nachhadrianische Quelle aufgriff; Birley 1997, 79 vermutet Feindschaft zwischen Hadrian und Quietus. 11 Zweifel an der Realität der Verschwörung, wie die Quellen sie darstellen, äußern Birley 1997, 88 und Strobel 2010, 413, vgl. auch Mortensen 2004, 110–112; die Frage hängt auch mit der Datierung der Statthalterschaft des Avidius Nigrinus in Dacia zusammen (ILS 2417, Sarmizegetusa), wo er entweder als Vorgänger (ca. 114–116) oder als Nachfolger (zw. Mitte 117  und Anfang 118) des Iulius Quadratus Bassus wirkte, dazu Fündling 2006, 458 f., vgl.­ Birley 1997, 86 f. 12 Dio 69,2,5 und HA Had. 7,1–2; Traian erwies Palma und Celsus eine seltene Ehre, indem er ihnen jeweils eine Statue errichtete, vgl. Dio 68,16,2.

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einführte, bevor er Rom und Italien überhaupt betreten hatte. Die Morde belasteten sein Verhältnis zum Senat jedenfalls von Beginn an schwer. Sein Schwur, keinen Senator eigenmächtig zu bestrafen, der erst nach diesen Ereignissen erfolgte, war kaum geeignet, das Vertrauen des Senats in den princeps wiederherzustellen.13

1.2 Die Beendigung des Partherkrieges Neben der durch die zweifelhafte Adoption unglücklichen Ausgangslage bei der Herrschaftsübernahme erschwerte die militärische Situation des Jahres 117 und die mit ihr verbundene Aufgabe der unter Traian eroberten Gebiete die Akzeptanz Hadrians zu Beginn seiner Regierung. Auch wenn die Hintergründe der ›Verschwörung der vier Konsulare‹ nicht zu klären sind, mag doch bis zu einem gewissen Grad die Schwierigkeit, den notwendigen Wechsel zu einer defensiven Strategie im Osten des Reiches zu vermitteln, die Geschehnisse beeinflusst haben – sei es, dass sich aus Unverständnis für die Entscheidung tatsächlich eine Opposition gegen Hadrian entwickelte oder dass Hadrian die Gegnerschaft zu Recht oder Unrecht vorausahnte und präventiv handelte. Hadrian entschloss sich jedenfalls sofort nach seiner Regierungsübernahme, die von Traian neu eroberten Gebiete im Osten des Reiches aufzugeben und damit den laufenden Provinzialisierungsprozess von Armenia, Mesopotamia und eventuell von Assyria zu stoppen und zu beenden. Parthamaspates, der von Traian in Ktesiphon eingesetzte Partherkönig, der sich nicht hatte behaupten können, wurde, um einen völligen Gesichtsverlust Roms zu verhindern, als Nachfolger der Abgariden mit der Herrschaft über die Osrhoene abgefunden, die so zumindest unter römischem Einfluss verblieb. Den Titel des parthischen Großkönigs beanspruchte er wohl pro forma weiter.14 Angesichts der kritischen Situation an der Partherfront und der verschiedenen Krisenherde im Imperium Romanum war diese Entscheidung vernünftig und wahrscheinlich sogar alternativlos, hatte doch schon Traian sich aus vielen Gebieten zurück 13 Hadrian selbst stritt die Verantwortung für die Morde öffentlich unter Eid ab und gab Attianus die Schuld dafür, vgl. HA Had. 7,4 u. 9,3 sowie Dio 69,2,6; zu seinem Schwur, keinen Senator zu töten HA Had. 7,4 und Dio 69,2,4 (Exc. Val. 293a). 14 HA Had. 5,3–4, vgl. Front. princ. hist. 11 (ed. Hout 208 f.), Eutr. 8,6,2, Fest. brev. 14.20 und Hier. chron. Olymp. 224.1/ad Had. 1 (ed. Helm 197d); die HA gibt fälschlich Sarmatosiris/Parthamasiris, vgl. Karras-Klapproth 1988, 130 mit Anm.  1; gegen die traditionelle Chronologie etwa bei Drijvers 1977, 874 f., schlug Luther 1999, 191 f. einen Verbleib des Parthamaspates als Partherkönig bis 121 vor, gefolgt von Gebhardt 2002, 117 mit Anm.  3, dagegen Olbrycht 2003 und Strobel 2010, 377 mit Anm. 1 (S. 397); entgegen anders lautender Forschungsmeinungen konnte Rom wohl nicht den Einfluss in der Charakene bewahren, so Olbrycht 1998, 142.

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Hadrian

ziehen müssen.15 Trotzdem konnte sie in Rom kaum vermittelt werden, da bis in das Jahr 116 nur Siegesmeldungen Traians in beträchtlicher Zahl eingetroffen waren und auch Hadrian aus legitimatorischen Gründen am Bild des siegreichen optimus princeps Traianus festhalten musste, wie die außergewöhnlich ehrende Bestattung seines Adoptivvaters zeigt.16 Unter dem Widerspruch zwischen der militärischen Realität und dem gewollten öffentlichen Bild von Traian litt natürlich die Wahrnehmung Hadrians, der als unfähig erscheinen musste, die eroberten Gebiete unter römischer Kontrolle zu halten. In den Quellen finden sich die Vorwürfe, Hadrian habe Traians Neuerwerbungen aus Neid (invidia) aufgegeben und mit den feindlichen Parthern immer ein freundschaftliches Verhältnis (amicitia) gepflegt. Vom Verzicht auf Dakien hätten ihn nur seine Freunde abgehalten.17 Hadrian rechtfertigte sich wohl mit geheimen Anordnungen Traians, was auf wenig Glauben stieß, und mit dem Verweis auf den priscus mos, nämlich der Rückkehr zur Grenzpolitik des Augustus, die keine Expansion vorsah. Die pax, die Hadrian dabei proklamierte, ist keineswegs im Sinne moderner, pazifistischer Friedensvorstellungen zu verstehen, sondern in augusteischer Tradition als »wehrhafte[r] Frieden« als Bedingung für ein neues goldenes Zeitalter.18 Die Mehrheit in Rom ließ sich jedoch wohl zunächst von keinem der angeführten Argumente überzeugen und warf dem neuen Kaiser Versagen vor.19 Nachdem Hadrian den Krieg im Osten beendet und Frieden mit den Parthern geschlossen hatte, konnte er sich den anderen Konfliktherden im Römischen Reich zuwenden. Die Verwaltung der Syria übertrug er dem bewährten L. Catilius Severus und brach selbst Ende September oder Anfang Oktober in Richtung Donau auf, wo sich die Iazygen und Roxolanen im Aufstand gegen Rom befanden.20 Im Zuge der Kämpfe dort fiel der erst von Syria nach Dacia beorderte Statthalter Iulius Quadratus Bassus. Hadrian ordnete den Rückzug aus Teilen Dakiens an und ließ die von Apollodorus errichtete Donaubrücke abbrechen. Mit den Roxolanen konnte ein Frieden auf Basis von römischen Subsidienzahlungen geschlossen werden. Marcius Turbo wurde, obwohl er nur 15 Beispielsweise hatte Traian bereits auf Teile Armeniens verzichtet, so Dio 68,9,6 (Exc. UR 16), was Hadrian nur bestätigte, so HA Had. 21,11 mit Fündling 2006, 965–967, vgl. Isaac 1992, 25 und Birley 1997, 78; Halfmann 1994, 587 bezeichnet die Aufgabe von Traians Eroberungen als »logische Konsequenz aus einer die Kräfte des Reiches überfordernden Politik.« 16 Kuhlmann 2002, 52–54 zum legitimatorischen Aspekt bei der Bestattung Traians. 17 Eutr. 8,6,2, Fest. brev. 14.20 und Hier. chron. Olymp. 224.1/ad Had. 1 (ed. Helm 197d) zur invidia Hadrians; HA Had. 21,10 zur amicitia und Eutr. 8,6,2 zu Dacia. 18 HA Had. 9,1–2 u. 5,1 (priscus mos); PAX: RIC 2, 339 Nr. 7, 340 Nr. 12, 341 Nr. 21, 345 Nr. 44, dazu Fündling 2006, 400 f. (Zitat) und Raaflaub 2011, 333; Strack 1933, 47–49 betont neben der militärischen Friedenssicherung auch die innere Komponente der pax. 19 Ziegler 1964, 107 f., Mortensen 2004, 126 und Fündling 2006, 413; Halfmann 1994, passim argumentiert dagegen für eine kritische Sicht der Oberschicht auf die Expansionspolitik. 20 HA Had. 5,10 u. 6,6; zum Aufbruchszeitpunkt Weber 1907, 58, vgl. Halfmann 1986, 194.

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Ritter war, nach seiner Mission in Mauretanien als Statthalter in Pannonien und Dakien eingesetzt, um die Iazygen zu besiegen und um endgültig die Lage an der Donau unter Kontrolle zu bringen. Unklar ist, ob er als direkter Nachfolger des Quadratus Bassus in Dacia agierte oder ob er Avidius Nigrinus ablöste, der sich als Statthalter 117/118 des Aufstands gegen Hadrian verdächtig gemacht hatte und darauf entlassen und später in Faventia ermordet wurde.21 Je nachdem ist sein außerordentlicher Auftrag an der Donau stärker durch eine militärische Krise bedingt zu deuten, die den Einsatz des fähigsten Feldherrn aus Hadrians Sicht verlangte, oder im anderen Fall stärker politisch, da Hadrian im Misstrauen gegen die senatorische Oberschicht diese strategisch wichtige Position mit einem loyalen Ritter besetzen wollte.22 Die Gefahr eines Partherkrieges zog abermals im Jahr 123 auf, ohne dass die Quellen dafür die Hintergründe nennen.23 Wahrscheinlich waren durch die schnelle Beendigung des Krieges im Jahr 117 strittige Fragen nicht ausreichend geklärt oder zum Teil  offen gelassen worden, deren Beantwortung nach einiger Zeit dringlich wurde. Wie ernst die Lage von römischer Seite genommen wurde, zeigt, dass Hadrian persönlich in den Osten reiste, nachdem er den Winter 122/123 im spanischen Tarraco verbracht hatte.24 Aus Spanien begleitete ihn Tib. Claudius Quartinus nach Syrien: Hadrian übertrug ihm das Kommando über vexillationes (?) der II Traiana und der III Cyrenaica, die der Kaiser als Bestandteil seiner Truppen zum Euphrat führte.25 Zusätzlich zu den Abteilungen der beiden Legionen wurden weitere Soldaten zusammengezogen und nach Syrien verlegt. Ziel Hadrians war es offenbar, das militärische Potential Roms zu demonstrieren, um aus einer Position der Stärke verhandeln zu können.26 Mit welchem König er die Unterhandlungen führte ist nicht klar, da die Quel 21 Überblicke bei Mócsy 1974, 99–102, Strobel 1986, 952–955, Birley 1997, 84–87, Mortensen 2004, 131–136 und Piso 2013a, 90–92; eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung des Friedens spielten die aus dem Partherkrieg zurückkehrenden Truppen, die vor Hadrian die Donau erreichten; die neutral referierte römische Subsidienzahlung (HA Had. 6,8) ist wohl als hadrianfreundliche Tendenz des Verfassers der Historia Augusta zu deuten, so Fündling 2006, 456, grundlegend Brandt 1991. 22 HA Had. 6,7 u. 7,3, wobei RMD 1.21 = AE 1973.459 die Stellung des Turbo in Dacia (superior) und Pannonia inferior bestätigt, vgl. Fündling 2006, 452; Mócsy 1974, 100 deutet sein Kommando eher militärisch, Syme 1988, 160 eher politisch. 23 HA Had. 12,8. 24 Ebd. 12,3, vgl. Halfmann 1986, 197 und Syme 1988, 160 f. 25 CIL 13.1802 (Lugudunum) u. 14.4473 (Ostia), wobei die unterschiedlichen Ergänzungen von Ritterling 1924–1925, 1290.1510 und Alföldy 1969, 79–81 zu beachten sind: Ersterer vermutet Quartinus als dux oder praepositus, letzterer als legatus; ob Quartinus also vexillationes (so Keppie 1990, 60 oder Freeman 1996, 96) kommandierte oder die Legionen in voller Stärke (so Isaac/Roll 1998 [1979a], 188, Halfmann 1986, 197 f. oder Gatier 2000, 347), geht aus den Inschriften selbst nicht hervor. 26 Vermutlich kamen noch Truppen aus Syria und Cappadocia hinzu, dazu Fündling 2006, 616.

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len keinen Namen nennen und Vologaeses II. und Osroes I. in diesen Jahren als parthische Herrscher belegt sind. Vermutlich handelte es sich um Osroes, dessen im Partherkrieg gefangengenommene Tochter Hadrian dem Großkönig im Jahr 129 zurücksandte. Wahrscheinlich war schon 123 über ihre Rückkehr und über die Rücksendung des parthischen Thrones, der sich ebenfalls seit 116 in römischer Hand befand, gesprochen worden. Damals war es jedoch nicht zur Restitution gekommen; der symbolisch wichtige Thron befand sich noch unter Antoninus Pius in Rom.27 Wahrscheinlich ließ Hadrian im Jahr 123 den Parthamaspates in der Osrhoene endgültig fallen, an dessen Stelle mit Manu VII. bar Izat wieder ein Vertreter der Abgaridendynastie trat. Die Osrhoene stand damit wieder eher unter parthischem als unter römischem Einfluss. Eine neuerliche militärische Auseinandersetzung zwischen den Großreichen konnte allerdings verhindert werden. Die persönliche Anwesenheit Hadrians spricht wohl auch dafür, dass er die Unabhängigkeit des Partherreiches in vollem Umfang anerkannte, waren doch im ersten Jahrhundert nie die Kaiser persönlich zu Verhandlungen mit den Parthern erschienen.28

1.3 Hadrian und die Folgen des Diasporaaufstands Als Hadrian im August 117 Kaiser wurde, hatte Rom den Aufstand der jüdischen Diaspora schon weitgehend niedergeschlagen, sodass Hadrian sich weniger mit den militärischen Aspekten der Revolte befassen musste als mit deren Folgen. Die Schwierigkeiten bei seinem Regierungsantritt, begründet durch die Aufgabe der von Traian eroberten Gebiete, seine nicht eindeutige Adoption, die ›Verschwörung der vier Konsulare‹ und die Unruhen in den Grenzgebieten des Imperium Romanum, ließen es nicht zu, dass Hadrian die Aufstandsfolgen hoch oben auf seiner Prioritätenliste ansiedeln konnte. Trotzdem ließ er den von dem jüdischen Aufstand betroffenen Gebieten aus der Ferne die kaiserliche Fürsorge zukommen.29 Zu prüfen ist, ob und in welchem Ausmaß Hadrians Politik aktive antijüdische Maßnahmen erkennen lässt. 27 HA Had. 13,8, vgl. HA Ant. Pius 9,7; Ziegler 1964, 108 f. mit Anm. 93, Olbrycht 1998, 140.147 und Walentowski 1998, 246 f. 28 Ziegler 1964, 117, gefolgt von Olbrycht 1998, 147; Münzen, die den Ianustempel zeigen, sind wohl mit dem friedlichen Übereinkommen zu verbinden, so Strack 1933, 80 und Birley 1997, 154. 29 Capponi 2010a hat die auf Epiph. de mens. et pond. 14 fußende These neu belebt, Hadrian sei nach seinem Regierungsantritt 117 nach Alexandria gereist; dieser Interpretation fehlt jedoch die Grundlage, siehe Kapitel C 2.2.1. Die zusätzlich von Capponi zusammengetragenen Hinweise für die Anwesenheit Hadrians in Ägypten vermögen nicht zu überzeugen: Die Renovierung des im Diasporaaufstand zerstörten Pompeiusgrabes gehört ins Jahr 130 (Dio 69,11,1, HA Had. 14,4); keine der in Ägypten belegten oder vermuteten Wiederaufbaumaßnahmen erforderte die persönliche Anwesenheit des Kaisers.

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1.3.1 Kyrenaika Nach Ausweis der Quellen hatte die Kyrenaika während des jüdischen Aufstands stark gelitten. Cassius Dio erwähnt 220 000 Opfer, eine Zahl, die übertrieben ist und den schweren Schaden, den die Landschaft nahm, verdeutlichen soll. Ähnliches berichtet Orosius, nämlich dass die Kyrenaika fast völlig menschenleer geblieben wäre, wenn nicht Kaiser Hadrian später anderswo gesammelte Kolonisten dort angesiedelt hätte.30 Wie im vorigen Kapitel erwähnt, hatte bereits Traian 3000 Veteranen dorthin geschickt, die mit Land abgefunden wurden, und Hadrian setzte diese Politik fort. Auch wenn der Wortlaut bei O ­ rosius wie auch bei Eusebius beziehungsweise Hieronymus und Syncellus scheinbar auf die deductio von coloniae hinweist, ist es nicht zur Gründung römischer Kolonien oder zur Verleihung von Kolonierechten gekommen. Zwischen Berenice und Taucheira wurde außerdem am Ort einer älteren Siedlung eine Stadt mit Polisverfassung neu gegründet, die den Namen Hadrianopolis (auch Hadriane, heute Driana) erhielt. Wann die Neugründung des Ortes erfolgte, ist nicht ­bekannt.31 Bezüglich der materiellen Wiederherstellung nach den Zerstörungen im Aufstand ist die Überlieferungslage für die Stadt Cyrene besonders günstig. Circa zehn Inschriften dokumentieren die Wiederaufbauarbeiten in den Jahren 118 und 119: Repariert wurden die wichtige Straßenverbindung von Cyrene zur Hafenstadt Apollonia, eine Therme sowie das Caesareum und der Hekatetempel.32 Gleichzeitig dokumentieren weitere epigraphische Belege aus späteren Jahren die Fürsorge Hadrians für die Stadt. Auf einer nach 128 gesetzten Inschrift erscheint Hadrian als Gründer, Nährer und Gesetzgeber (κτίστης, τροφεὺς καὶ νομοθέτης) und 138 als Retter und Gründer (σωτὴρ καὶ κτίστης).33 Dieser Befund hat unterschiedliche Interpretationen gefunden. Die ältere Forschung stellte die frühen und die späteren Fördermaßnahmen Hadrians in den Zusammenhang des Diasporaaufstands und sah darin eine Bestätigung des Notstands 30 Dio 68,32,2; Oros. 7,12,7: nisi postea Hadrianus imperator collectas illuc aliunde colonias deduxisset. 31 Hier. chron. Olymp. 225.1/ad Had. 5 (ed. Helm 198g): Hadrianus in Libyam, quae  a Iudaeis vastata fuerat, colonias deducit; Sync. ad anno mundi 5609 (ed. Mosshammer 426): Ἀποικίαν εἰς Λιβύην ἐρημωθεῖσαν Ἀδριανὸς ἔπεμψεν; wegen des Zusatzes ›col‹ in der Tabula Peutingeriana schloss die ältere Forschung darauf, dass unter Hadrian Cyrene und Taucheira Koloniestatus erhielten, so etwa Applebaum bei Fraser 1950, 88 mit Anm. 55 oder Jones 1971, 361, dagegen heute Zahrnt 1988b, 247; zu Hadrianopolis Jones/Little 1971, 67–70 und Boat­ wright 2000, 182 f. 32 Zusammenstellungen der Inschriften bei Ziosi 2010, 239–241 Nr. 1–11, DJT 4–12 und Lüderitz 1983, 32–39 Nr. 17–25, vgl. Applebaum bei Fraser 1950, 89 f.; Bauarbeiten am Zeustempel, die noch im Kontext des Judenaufstands standen, erfolgten erst unter Marc Aurel 172–175. 33 SEG 17.809 = 18.731 u. 9.136 (= Ziosi 2010, 247 f. Nr. 13.15), vgl. Boatwright 2000, 181.

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der ganzen Landschaft, wie ihn Orosius beschreibt. Nachdem die frühen Renovierungsarbeiten und Ansiedlungsmaßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg geführt hätten, habe sich Hadrian auch in seinen späteren Jahren um die am Boden liegende Provinz kümmern müssen. Zum Teil wurde geschlussfolgert, die Kyrenaika habe sich nie mehr von den Folgen des jüdischen Aufstands erholt. Zumindest Letzteres wird heute abgelehnt: Ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts ist ein wirtschaftlicher Aufschwung belegt.34 Trotzdem bleibt der Eindruck, für Hadrian seien sowohl der griechische Ursprung von Cyrene als auch »der im Jüdischen Aufstand auf die griechische Zivilisation erfolgte Angriff … wesentliche Gründe« für seine intensive Förderung und Hellenisierung der Stadt gewesen.35 Neuere Erkenntnisse geben jedoch Anlass zur Kritik an einer Interpretation, die die frühen und die späteren Fördermaßnahmen Hadrians zu stark verbindet. In einem wichtigen Aufsatz weist Francesco Ziosi auf die Uniformität der Formulierung der Bauinschriften von 118–119 hin, die den Wiederaufbau von Gebäuden anzeigen, die im tumultus Iudaicus zerstört und vernichtet oder zerstört und verbrannt wurden.36 Hinter der immer ähnlich lautenden Formulierung auf Latein – was schon an sich bemerkenswert ist in einer griechisch­ sprachigen Stadt – vermutet er die Aktivität eines beflissenen Statthalters, der die Schäden sofort dem neuen Kaiser meldete und von Hadrian das Geld für den notwendigen Wiederaufbau bewilligt bekam. Der Name des Kaisers erschien dabei selbstverständlich in den genannten Inschriften. Die drastische Wortwahl bei der Beschreibung der Zerstörung war wohl übertrieben, da Cyrene nicht völlig verwüstet worden war und es sich eher um Reparaturmaßnahmen handelte.37 Die Wiederherstellung von Cyrene direkt nach dem jüdischen Aufstand geht damit nicht auf das persönliche Engagement Hadrians zurück, sondern auf das der lokalen römischen Verwaltung.

34 Fraser 1950, 86 f., ähnlich Smallwood 1976, 411 f.; zur Erholung der Provinz Boatwright 2000, 184, Reynolds 1978, 121 u. 2000, 553 und Ruprechtsberger 2012, 49. 35 Mortensen 2004, 224 sowie 220 Anm. 73: »wie forciert sich der Kaiser dafür einsetzte, daß die Schäden … beseitigt wurden«, vgl. Reynolds 1978, 118: »Hadrian himself was active«. 36 tumultu Iudaico eversa et corrupta (Nr.  1), tumultu Iudaico diruta et exusta (Nr.  2), tum[ultu Iuda] | ico eversa et c[orrupta] (Nr. 3), tumultu] Iudaico d[irutum (Nr. 4), tumultu I[udaico dirutum (Nr.  5), tumultu Iudaico dirutam (Nr.  6), tumultu Iudaico dirutum et e[xustum / ἐν τῶι ταράχωι Ἰουδαϊκῶι κεκ[αυμένου] | [καὶ πεπορθημένου (Nr.  8), tumultu­ Iudaico eversa et corrupta (Nr. 9), tumul[tu Iudaic]o dirutum et | e[xustum (Nr. 10, wie Nr. 8 eine Billingue); die Nummerierung bezieht sich auf Ziosi 2010. 37 Ziosi 2010, 242–245, bes. 244: »la terminologia impiegata nei documenti (in particolare la dizione dirutum et exustum) sia ipertrofica: nulla fu veramente distrutto, e ulla incendiato al punto da essere raso al suolo«; Reynolds 2000, 555 verweist mit SEG 17.808 auf die Errichtung einer Marmorstatue für Hadrian im Jahr 118, was für das Funktionieren der städtischen Verwaltung spricht.

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Sichere Belege dafür, dass Hadrian Cyrene und die Kyrenaika im Jahr 123 auf seiner Reise an die Ostgrenze des Reiches, als er mit dem Partherkönig zusammentraf, besucht hat, existieren nicht.38 Die Münze mit der Legende­ RESTITUTORI LIBYAE , die hierfür genauso angeführt wird wie für das große Engagement Hadrians für die Landschaft, ist ein Einzelstück und nach Ausweis von Harold Mattingly ›äußerst zweifelhaft‹.39 Ohne die bewilligte kaiserliche Unterstützung der Renovierungsarbeiten 118–119 in Frage zu stellen, steht zumindest das weithin angenommene persönliche frühe und intensive Engagement Hadrians für Cyrene auf einem schwachen Quellenfundament. Wie Ziosi beobachtet, spielt in den späteren griechisch verfassten Inschriften, die mit Hadrian in Verbindung stehen, der tumultus­ Iudaicus keine Rolle. Bei ihnen handelt es sich um Ehrungen des Kaisers, wie sie bereits oben zitiert wurden, und um ein Dossier von Briefen Hadrians an die Stadt, das unter anderem in Verbindung mit dem Panhellenion steht, in das Cyrene als von Thera aus gegründete Kolonie aufgenommen wurde.40 Hadrian stellte darin der Stadt etwa den Bau eines Gymnasiums in Aussicht, ein Versprechen, das in den Kontext des Alimentarsystems und der kaiserlichen Förderung der griechischen Kultur gehört.41 Hadrians besondere persönliche Fürsorge für Cyrene in späteren Jahren ist also gut belegt. Ein Zusammenhang mit den Renovierungsmaßnahmen nach dem Diasporaaufstand 118 und 119 ist allerdings keinesfalls zwangsläufig. Selbst wenn in den hundertdreißiger Jahren noch Spätfolgen des Diasporaaufstands aufgearbeitet worden sein sollten, kann das Vorgehen kaum als Hellenisierungspolitik gegen eine bestehende jüdische 38 Hadrians Besuch in der Kyrenaika erwägen etwa Birley 1997, 152 und Schachinger 1997, 92 jeweils unter Verweis auf die restitutori Libyae-Münze; außerdem wird ein Teil von AE 1979.636 von manchen Wissenschaftlern als Rede Hadrians an die Cyrener aufgefasst, vgl. Oliver 1989, 280, anders Jones 1998, 256; Halfmann 1986, 197 f. und Syme 1988, 160 f. verweisen dagegen auf den Zeitdruck, unter dem Hadrian bei der Orientreise stand; adventus-Münzen Hadrians existieren genauso wenig für Libya/Cyrene wie natio- oder exercitus-Prägungen, vgl. Strack 1933, 143; Rohden 1893, 511 erwägt einen Besuch Hadrians in der­ Kyrenaika für 131 von Ägypten aus. 39 Cohen 1880–1892, Bd. 2, 213 Nr. 1278 = RIC 2, 466 Nr. 958 = BMCRE 3, 524 wo die Münze allerdings keine eigene Nummer erhält und als »exceedingly doubtful« bezeichnet wird. Dieser Warnung folgen Smallwood 1976, 412 und Boatwright 2000, 175 Anm. 15; Vitale 2012, 168 deutet das anscheinend anachronische ›Libya‹ als »Bezeichnung der Teilprovinz Cyrenae«; üblicherweise wird die Echtheit der Münze akzeptiert, vgl. neben Vitale auch Toynbee 1934, 121, Kreitzer 1996, 177, Schachinger 1997, 104, Fündling 2006, 409 und Zahrnt 2007, 197.210–212. 40 Ziosi 2010, 247 f.; zum Dossier der Edikte: SEG 28.1566 = AE 1979.636 = Reynolds 1978 = Oliver 1989, 274–284, Nr. 120–124, vgl. Spawforth/Walker 1986, 96 f. und Boatwright 2000, 181 f. 41 Jones 1998, 260–264, bes. 261, anders Reynolds 2000, 555; beide rekonstruieren jedoch in Z. 31 einen Verweis Hadrians auf den jüdischen Aufstand, vgl. auch Reynolds 1978, 118, was bis zu einem gewissen Grad gegen Ziosis Deutung sprechen könnte.

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Kultur gedeutet werden, da mit dem Aufstand das jüdische Leben in der Kyrenaika praktisch zum Erliegen kam.42

1.3.2 Zypern Für die Insel Zypern, die ebenfalls schwer vom Diasporaaufstand getroffen worden war, liegen keine Zeugnisse für die Unterstützung Hadrians vor. Vielleicht hat er die Provinz beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt Salamis unterstützt, ohne dabei mehr als die dafür notwendigen Verwaltungsakte angeordnet zu haben.43 Das Verbot für Juden, die Insel zu betreten, das möglicherweise schon unter Traian erlassen wurde, hatte mindestens bis in die Zeit des Cassius Dio Bestand. Inwieweit es überwacht und tatsächlich die Todesstrafe vollzogen wurde, ist nicht festzustellen. Ab dem dritten Jahrhundert belegen wieder Inschriften jüdisches Leben auf Zypern.44

1.3.3 Ägypten In Ägypten war die Situation bei Hadrians Regierungsantritt etwas anders als in der Kyrenaika und auf Zypern, da dort der jüdische Aufstand noch nicht völlig niedergeschlagen war, aber doch in seinen letzten Zügen lag. Die Quellen reflektieren dies mit Verweisen auf Kampfhandlungen: Die Historia Augusta berichtet von Aufständen und Eusebius schreibt – ohne allerdings die Notiz zu lokalisieren, Hadrian habe die zum zweiten Mal gegen Rom rebellierenden Juden bezwungen.45 Syncellus überliefert, dass Hadrian die Juden ›bestrafte‹, weil sie sich gegen die Alexandriner erhoben hatten. Aufgrund seiner Formulierung stellt sich die Frage, ob er die in der Historia Augusta und bei Eusebius tradierte Beendigung des jüdischen Aufstands nur mit harscheren Worten wiedergibt oder durch zusätzliche Quellen, nämlich die von ihm verwendeten alexan­ drinischen Chronographen Panodorus und Annianus, von einer von Hadrian angeordneten Strafaktion gegen die Alexandrinischen Juden wusste.46 42 Kerkeslager 2006, 63. 43 Smallwood 1976, 413 f. zum Fehlen eindeutig auf den Diasporaaufstand zu beziehender Zeugnisse. 44 Dio 68,32,3 mit Stern 1976–1984, Bd. 2, 389; Horst 2003, 115–117 und Horbury 2014, 250. 45 HA Had. 5,2 (zitiert S. 189), vgl. Hier. chron. Olymp. 224.1/ad Had. 1 (ed. Helm 197e): Hadrianus Iudaeos capit secundo contra Romanos rebellantes, ebenso Eus. chron. ad Abr. 2133/Had. 1 (ed. Karst 219), wobei Karst der Version des Hieronymus folgend das zum dritten Mal des armenischen Texts zu zum zweiten Mal emendiert. 46 Sync. ad anno mundi 5609 (ed. Mosshammer 426): Ἀδριανὸς Ἰουδαίους κατὰ Ἀλεξανδρέων στασιάζοντας ἐκόλασεν, vgl. ad anno mundi 5600 (ed. Mosshammer 425), wo bereits die Vernichtung der Juden von Alexandria geschildert wurde, weshalb ein neuerlicher

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Bevor darauf einzugehen ist, muss kurz auf den Kontext und die unsichere Datierung des Papyrus CPJ 158 zurückverwiesen werden: In einem Edikt vom 14. Oktober 115 hatte der praefectus Aegypti die Juden der Stadt vor Übergriffen der Alexandriner in Schutz (CPJ 435) genommen; nachdem anscheinend auch ein von Traian geschickter Richter nicht vermitteln konnte, kam es laut dem Papyrus zu Verhandlungen vor dem Kaiser selbst – entweder Traian oder Hadrian  –, der nach Angabe der polemischen Darstellung sechzig Alexandriner ins Exil schickte. Gegen die verbreitete Datierung auf die Zeit Hadrians folgt die vorliegende Arbeit der von Miriam Pucci Ben Zeev vertretenen Datierung auf die Phase vor dem endgültigen Ausbruch des Diasporaaufstands, also wohl noch im Winter 115/116. Der Papyrus gehört deswegen nicht in diesen Kontext und stellt keine Positionierung Hadrians zugunsten der Juden nach dem Diasporaaufstand dar.47 Giulio Firpo erklärt Syncellus’ Hinweis auf Hadrians Bestrafung der Juden mit einer bewussten Fehlinformation durch seine Quellen, die genannten Chronisten Panodorus und Annianus. Der wahre Sachverhalt finde sich in einem Dio-Fragment, das bei Petrus Patricius aus dem sechsten Jahrhundert über­ liefert ist: Es erwähnt eine stasis in Alexandria, die durch einen Brief Hadrians beendet wurde, und bilanziert, dass das Wort eines Kaisers tatsächlich stärker sei als Waffen. In der Edition von Ursul Boissevain und in den gängigen Übersetzungen wird das Fragment dem Jahr 117 zugeordnet, so etwa bei Otto Veh oder der englischen von Earnest Cary (Loeb Classical Library). Hadrian habe also rechtzeitig Ausschreitungen durch einen Brief an die Alexandriner unterbunden, was bei Panodorus und Annianus überzogen dargestellt worden sei, so Firpo.48 Problematisch ist dieser Lösungsansatz aus zwei Gründen: Zum einen stellt das Fragment selbst keine Verbindung der stasis zum jüdischen Aufstand oder zu Juden überhaupt her, zum anderen bleibt wegen des fehlenden Zusammenhangs die Zuordnung in das Jahr 117 ungewiss. Besser verbindet man das Fragment wohl mit den von der Historia Augusta überlieferten Unruhen (turbae inter populos), die wegen der Auffindung eines Apisstiers im sechsten Aufstand in Alexandria unwahrscheinlich erscheint; zu Panodorus und Annianus (4./5. Jh.) als Quellen für Syncellus Pucci Ben Zeev 2005a, 155 Anm. 51 und Firpo 2007, 319 f., allgemein Gelzer 1885, 189–193 und Adler/Tuffin 2002, lxiii–lxix. 47 Siehe S. 182 f.; Hengel 1984/85, 157, der die Datierung auf die traianische Zeit ablehnt, betont, dass auch bei einer Datierung unter Hadrian »[a]us diesen Vorgängen … keine ›Judenfreundlichkeit‹ des Kaisers zu erschließen [ist]«, da es sich um die »Durchsetzung seiner Friedenspolitik auch im Inneren« handelte; Deines 2011, 227 argumentiert, dass die Juden wegen der Bestrafung der Alexandriner durch Hadrian wohl Hoffnungen auf den neuen Herrscher gesetzt hätten. 48 Dio 69,8,1a (Petrus Patricius, Exc. Vat. 108): ὅτι Ἀλεξανδρέων στασιασάντων οὐκ ἄλλως ἐπαύσαντο, ἕως οὗ ἐπιστολὴν Ἀδριανοῦ ἐδέξαντο ἐπιτιμῶσαν αὐτοῖς· οὕτω που πλέον ἰσχύσει αὐτοκράτορος λόγος τῶν ὅπλων; dazu Firpo 2007, 320 f., ähnlich Capponi 2010a, 491 f., kritisch Horbury 2014, 209–211.

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Herrschaftsjahr Hadrians (121/122) entstanden.49 Wie CPJ 158 gibt also auch das Dio-Fragment bei Petrus Patricius keinen Aufschluss über Hadrians Politik in Ägypten nach dem Diasporaaufstand und lässt die Notiz des Syncellus ohne Kontext. Joseph Mélèze-Modrzejewski schlägt vor, die von Syncellus überlieferte Bestrafung der Juden durch Hadrian mit Konfiskationen jüdischen Landes zu verbinden. Bereits kurz nach dem Diasporaaufstand versandte Aquilius P ­ ollio, der Stratege des Nomos Herakleopolites, Briefe an seine Amtskollegen im­ Oxyrhynchites und im Kynopolites mit Bitte um Weiterleitung in den Lyko­ polites, welche sich des administrativen Umgangs mit dem ehemaligen jüdischen Besitz annahmen, nämlich der Inbesitznahme durch den Staat.50 Im Jahr 130 baten mehrere Ägypter gemeinsam den Strategen des Nomos Athribites, ein Stück Land aus dem Staatsbesitz pachten zu dürfen, für das sie mehr Ertrag boten als die Vorpächter, und das – bei unsicherer Lesung – aus Land von ›ermordeten‹ oder ›enteigneten‹ Juden bestand und aus Land von ›Hellenen‹, die ohne Erben gestorben waren (bona caduca). Die ältere Lesung, die auf Land von ›ermordeten‹ oder ›massakrierten‹ Juden schloss, wurde mit dem Argument zurückgewiesen, dass in einem offiziellen Dokument eine solche, literarisch anmutende Formulierung nicht wahrscheinlich ist, und zu ›enteignetem jüdischen Land‹ korrigiert.51 Der Argumentation von Mélèze-Modrzejewski zufolge wurden nach dem Diasporaaufstand in Ägypten mindestens die aufständischen und vielleicht sogar alle Juden wegen maiestas verurteilt und ihr Besitz als bona damnatorum konfisziert. Seiner Meinung nach geschah dies durch ein Edikt Hadrians, das kurz nach dessen Regierungsantritt im September oder Oktober 117 erlassen wurde. Diese Verurteilung wegen maiestas erklärt nach Mélèze-Modrzejewski die dokumentierte Bezeichnung der Juden als ›frevelhaft‹ (ἀνόσιοι Ἰουδαῖοι), die nach ihrer Verurteilung als impii galten. Syncellus’ Notiz von der Bestrafung der Juden durch Hadrian spiegele dieses heute verlorene Edikt Hadrians.52 Ob diese Rekonstruktion, die die wenigen spärlichen Informationen zur Zeit direkt nach dem Aufstand in Ägypten harmonisiert, zutreffend ist, bleibt fraglich. Da belegt ist, dass die Juden bereits während des Aufstands in Ägypten als ἀνόσιοι bezeichnet wurden, ist ein sie verurtei 49 HA Had. 12,1 dazu Strack 1933, 74 f., Birley 1997, 142, Fündling 2006, 598–600 und Schaub 2014, 163–166, auch Pfeiffer 2010, 148–150, der jedoch auf 117 datiert; zu den Alexandrinischen Münzen mit Apisstier aus dem Jahr 121/122 vgl. Kampmann/Ganschow 2008, 124 Nr. 32.223. 50 CPJ 445 = DJT 36: γραφή τῶν τοῖς [Ἰ]ουδαίοις ὑπαρξάντων. 51 CPJ 448: ἀ[π’ Ἰ]ουδαίων ἀνειρη[μ]ένων καὶ Ἑλλήνων ἀ[κλ]ηρονομήτων, korrigiert von Swiderek 1971, 60 Anm. 23: Ἰ]ουδαίων ἀφειρη[μ]ένων, ausführlich Mélèze-Modrzejewski 1989, 342–351 u. 1997 [1992], 217. 52 Mélèze-Modrzejewski 1989, 356–361 u. 1997 [1992], 218–222; Pucci Ben Zeev 2005a, 186–190.

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lender hadrianischer Erlass keineswegs als Vorbedingung dafür anzunehmen. Die Bezeichnung ›frevelhafte Juden‹ illustriert eher den Hass der Menschen aller Schichten in Ägypten gegenüber den Juden, als dass er einen Reflex auf die rechtlichen Folgen des Aufstands darstellt. Wenn man für ein kaiserliches Edikt argumentiert, das den Sprachgebrauch beeinflusste, dann wäre es eher unter Traian anzusetzen.53 Ob eine Verurteilung der aufständischen Juden nach dem Aufstand als Voraussetzung der Konfiskationen überhaupt durch den Kaiser selbst erfolgte, ist nicht sicher festzustellen, da aufgrund der eindeutigen Rechtslage sein persönliches Eingreifen wohl gar nicht notwendig war und die Organe der Provinzverwaltung dies auch eigenständig leisten konnten.54 Trotz dieser Anfragen bleibt die Hypothese von Mélèze-Modrzejewski eine mögliche Erklärung für die hadrianische Bestrafung der Juden, die Syncellus überliefert. Zu einer gewissen Zurückhaltung bei der Interpretation mahnt jedoch die von Firpo angeführte mögliche Tendenz der Quellen des Syncellus, die auch bedenkenswert bleibt, wenn man seine Deutung des Diofragments (69,8,1a)  ablehnt. Da die Bestrafung der Juden durch Hadrian mit der Erhebung gegen die Alexandriner begründet wird, nicht etwa mit dem Aufstand im ganzen Land, ist eine lokale, wohl judenfeindliche Tradition durchaus denkbar. Allzu viel Gewicht ist dann nicht auf sie zu legen. Eindeutig ist die Befundlage zur Konfiskation des Besitzes der Aufständi­ schen: Wie bereits aus dem Papyrus, der zwischen von Juden konfisziertem Land und Land von Hellenen, die ohne Erben gestorben waren, unterscheidet (CPJ 448), zu ersehen ist, gelangte das ehemalige jüdische Land in Staatsbesitz und von dort in die Hand neuer Besitzer oder Pächter. Die bona damnatorum der Juden führte zunächst eine eigenständige Verwaltungseinheit namens ­Ioudaikos logos (Ἰουδαικὸς λόγος), was der lateinischen Bezeichnung fiscus Iudaicus entspricht.55 Pucci ben Zeev vermutet, dass es sich wegen der Namensgleichheit um die Behörde handelte, die seit Vespasian für den Einzug 53 CPJ 438 spricht von jüdischen Erfolgen und der Hoffnung auf römische Verstärkung; siehe S. 200; Kerkeslager 2006, 61 Anm. 43 datiert das vermutete kaiserliche Edikt deswegen unter Traian. 54 Die Ermittlung bei wegen maiestas Angeklagten überließen Statthalter wohl in der Regel dem Kaiser und begnügten sich mit einer interrogatio, vgl. Bleicken 1962, 176–178. Allerdings konnten Prozesse, die maiestas-Vorwürfe enthielten, auch ohne Rückfragen beim Kaiser verhandelt werden: Avenarius 2010, 1145 verweist etwa auf den Prozess Jesu, in dem die adfectatio regni (›rex Iudaeorum‹) in den maiestas-Kontext gehörte. Der Status Jesu als peregrinus mag dabei eine Rolle gespielt haben. In Ägypten lag die Ermittlung, wer als schuldig an der Aufstandsbeteiligung zu gelten hatte, wahrscheinlich bei den lokalen Behörden. 55 SB 12.10893, Z. 8 = Swiderek 1971, 61 (P.Berol. inv. 7440 recto) = DJT 39 (mit engl. Übers. von I. Fikhman, künftig CPJ 4), ebenso P.Köln 2.97, Z. 15 = DJT 41, vielleicht auch zu ergänzen in CPJ 458 = DJT 40, dazu Mélèze-Modrzejewski 1989, 354; alle drei Papyri werden auf das 2. Jh. n. Chr. datiert. Für den Einzug der bona caduca und damnatorum war normalerweise der Idios Logos zuständig, vgl. Swarney 1970, 105 und Rathbone 1993, 103 f.

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der Judensteuer in Ägypten zuständig war. Dann ist davon auszugehen, dass der ägyptische fiscus Iudaicus, der nach der praktisch vollständigen Vernichtung der Juden der Provinz seine originäre Aufgabe weitgehend verloren hatte, kommissarisch die Verwaltung und den Verkauf der besitzerlos gewordenen Ländereien übernahm. Andernfalls handelte es sich um eine namensgleiche Neugründung.56 Wie CPJ 448 aus dem Jahr 130 dokumentiert auch eine Liste von Grundstücken aus der Zeit des Commodus die Neuverteilung des Landes. Der Ioudaikos logos ist in diesem Papyrus nicht mehr bezeugt, weswegen von seiner Auflösung auszugehen ist. Der Herkunft nach wurde das Land aber nach ›ehemals jüdischem Land‹ und ›ehemals hellenischem Land‹ unterschieden.57 Die großangelegte Konfiskation des jüdischen Besitzes ist neben dem fast völligen Verschwinden der Belege für die Judensteuer ein deutliches Zeichen für die fast vollständige Vernichtung der ägyptischen Juden. Bestätigt wird dies durch einen Ausweis der Jahressteuer aus dem Dorf Karanis nach dem Dias­ poraaufstand, in dem bei circa tausend männlichen Steuerpflichtigen nur noch ein einziger Jude als Zahler der Judensteuer belegt ist. Vor dem Aufstand hatte der Ort sicher eine zahlreiche jüdische Bevölkerung. Gleichzeitig dokumentiert der Papyrus auch, dass die Judensteuer nach dem Aufstand in Ägypten weder abgeschafft noch modifiziert wurde, da ihr Betrag mit 9 Drachmen und 2 Obolen jährlich genauso hoch war wie seit domitianischer Zeit.58 Für die wenigen überlebenden Juden stellte sich nach dem Aufstand zumindest die bürokratische Normalität wieder ein. Ein in Oxyrhynchus bis mindestens in die Zeit des Septimius Severus gefeiertes Fest anlässlich des Sieges über die Juden zeigt allerdings, wie nachhaltig die Erinnerung an die Kriegszeit im öffentlichen Gedächtnis blieb.59 Erst Ende des dritten Jahrhunderts finden sich wieder sichere Hinweise auf etablierte jüdische Gemeinschaften in Ägypten. Zu dieser Zeit existierte auch in Oxyrhynchus wieder eine Synagoge. Diese neuen jüdischen Gemeinden formierten sich wohl aus Neuzuwanderern und wiesen keine Kontinuität zur Zeit vor dem Diasporaaufstand in Ägypten auf.60 56 Pucci Ben Zeev 2005a, 189, während Mélèze-Modrzejewski 1989, 359, vgl. 1997 [1992], 220, davon ausgeht, dass der Ioudaikos logos in Zusammenhang mit dem von ihm erschlossenen Edikt Hadrians neu begründet wurde. 57 SB 12.10892 = Swiderek 1971, 53–60 (P.Berol. inv. 8143ABC + 7397 recto) = DJT 38 (mit engl. Übers. von I. Fikhman, künftig CPJ 4): (πρότερον) Ἰουδ(αίων) und (πρότερον) Ἑλλή(νων), vgl. etwa Z. 15 f. Es handelt sich um eine Liste von Landparzellen, die sich in Streubesitz befanden und zu verschiedenen ousiai und zur basilikē gē gehörten, vgl. MélèzeModrzejewski 1989, 355.; zur Datierung, wohl auf 188, Swiderek 1971, 46. 58 CPJ 460, das aus paläographischen Gründen auf entweder 145/146 oder 167/168 datiert wird. 59 Ebd. 450 60 Haas 1997, 107–109 und Kerkeslager 2006, 66–68, vgl. Mélèze-Modrzejewski 1997 [1992], 227–231 zu den ägyptischen Christen, die sich nach dem Diasporaaufstand wohl ausschließlich aus heidnischem Milieu rekrutierten.

Hadrians Regierungsantritt in der Krise 

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Der Beseitigung der im Diasporaaufstand entstandenen Schäden in der Landwirtschaft trug Hadrian Rechnung, indem er den Pächtern von Staatsland die vereinbarte Pacht wohl zeitlich begrenzt reduzierte. Verantwortlich für die Ausarbeitung dieser im Detail komplizierten Vergünstigung war sicher die lokale Verwaltung.61 In der Chronik berichtet Eusebius von der Wiederherstellung des zerstörten Alexandria auf Staatskosten.62 Auch wenn bei ihm der Kaiser als Handelnder erscheint, ist es angesichts des Befunds von Ziosi zu Cyrene möglich, dass der Kaiser lediglich ein Hilfegesuch der lokalen Verwaltung positiv beantwortete. Von Hadrian initiierte Baumaßnahmen in Alexandria müssen somit nicht unmittelbar mit dem Diasporaaufstand in Verbindung stehen.63 Zieht man ein Fazit aus den diskutierten disparaten Quellen, dann ergibt sich, dass sich der Kaiser persönlich wenig engagierte und auf lokale Anfragen reagierte, indem er routinemäßig herrscherliche cura und clementia demonstrierte. Weder eine Parteinahme zugunsten der Juden, die in der Forschung teilweise angenommen wird, noch ihre ›Bestrafung‹ lässt sich aus den erhaltenen Quellen überzeugend erweisen. Vielleicht demonstriert das unveränderte Fortbestehen der Judensteuer auch nach dem Diasporaaufstand am tref­fendsten, dass zumindest durch den Kaiser nach dem Aufstand keine neue, repressive Politik gegenüber den Juden eingeführt wurde. Allein die Wieder­herstellung der pax war für ihn von zentralem Interesse. Dass schon diese Rückkehr zum rechtlichen status quo ante bellum von den überlebenden ägyptischen Juden als positives Zeichen gewertet wurde, zeigt das von einem Juden verfasste fünfte Sibyllinische Orakel, in dem Hadrian als hervorragender (πανάριστος) und vortrefflicher (πανέξοχος) Mann gerühmt wird  – eine ägyptische Tradition, die auf seinen Regierungsanfang zu datieren ist. Viel mehr als das lässt sich bei einer vorsichtigen Interpretation aus dieser vieldiskutierten Passage wohl nicht entnehmen.64 61 Gray 1923a, 22–24.27 u. 1923b, 252 schloss auch aufgrund der die Reform belegenden Papyri auf die Anwesenheit und gesetzgeberische Tätigkeit Hadrians in Ägypten, was­ Capponi 2010a, 493 f. aufgreift, dagegen Westermann 1925, 172 Anm. 3 u. 174 f., der zu Recht betont, dass weder Hadrians Anwesenheit noch sein persönliches Mitwirken an den Regelungen zu erschließen ist. 62 Hier. chron. Olymp. 224.1/ad Had. 1 (ed. Helm 197c): Hadrianus Alexandriam a Romanis subversam publicis instauravit impensis, wobei sicher Eus. chron. ad Abr. 2133/Had. 1 (ed. Karst 219) der Vorzug zu geben ist, wo die Zerstörung Alexandrias durch die Juden vermerkt ist; eine aus der Münzprägung erschlossene Zerstörung und Wiedererrichtung des Serapae­ ums von Alexandria lässt sich nicht erweisen, dazu Pfeiffer 2010, 151. 63 Dies gilt etwa für das Stadtviertel ›Hadrianos‹ (dazu Fraser 1951, 104–106 u. 105 Anm.  5) oder das Hadrianeum (IGR 1.1060, Z. 20), die teilweise mit den Zerstörungen während des Judenaufstands in Zusammenhang gebracht werden, vgl. Haas 1997, 102 mit Anm. 32 (S. 407 f.), Birley 1997, 239 oder Horbury 2014, 233. 64 Sib. 5,46–50; zum ägyptischen Hintergrund des Orakels Collins 1987, 436 f. und­ Oegema 2001, 167; Diese Wertung Hadrians aus jüdischem Mund ist ein locus classicus für die Annahme, die Juden – oder zumindest eine jüdische Gruppe – hätten hohe, gar messia-

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Die Gründe für dieses Verhalten Hadrians sind, wie eingangs erwähnt, in seiner persönlichen Situation und der des Reiches zu suchen: Seine Herrschaft wurde wegen der Umstände seiner Adoption und seinen unpopulären territorialen Entscheidungen nicht vorbehaltlos anerkannt. Vor allem die Situation an der Front im Nahen Osten und danach die Krise an der Donau erforderten die volle Aufmerksamkeit des neuen Herrschers. In den Gebieten des Diasporaaufstands, in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern waren die Unruhen bereits erfolgreich niedergeschlagen oder lagen in den letzten Zügen, weswegen sie auf Hadrians Agenda wohl nur eine nachrangige Priorität genossen. Für den neuen Kaiser war vor allem die zügige Wiederherstellung der Ruhe in den Aufstandsgebieten wichtig.

nische Erwartungen mit ihm verbunden, vgl. Isaac/Oppenheimer 1998 [1985], 236 f. (zur Forschung), Deines 2011, 227 f. und Witulski 2012, 287 f.; zu beachten ist die im Vergleich mit Nero (Sib. 5,29: eine schreckliche Schlange, großen Krieg entfachen), Vespasian (5,36: großer Verderber frommer Männer) und Domitian (5,40: Alleszerstörer/πλειστοφθόρος; zu beachten ist der verderbte Originaltext, vgl. Merkel 1998, 1117 Anm. 40b – Gauger übernimmt die Konjektur τεφρώκομος, ›Aschblonder‹) milde Bewertung Traians (5,43–45): er eilt zum Kampf im Osten und wird dem schmählichen Geschick nicht entfliehen, sondern erliegen; ihn wird fremder Staub als Leichnam bedecken (Übers. jeweils nach H. Merkel).

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2. Hadrian und Iudaea Die Analyse der Maßnahmen Hadrians nach dem Diasporaaufstand hat kein intensives Engagement des neuen römischen Kaisers in den vom Aufstand betroffenen Gebieten ergeben. Sicher gewährte er, wo Anfragen kamen, seine finanzielle Hilfe, ohne jedoch eine grundsätzlich neue Politik gegenüber den Juden, die für den Aufstand verantwortlich waren, zu initiieren. Bemerkenswerte Ausnahme ist das von Cassius Dio überlieferte Verbot für Juden, Zypern zu betreten, das vielleicht noch in traianischer Zeit erlassen wurde. Gleichwohl war dies eine lokale Anordnung, die vom Kaiser nicht auf die Kyrenaika oder Ägypten übertragen wurde, wie zumindest im letzteren Fall der Beleg für die Zahlung der Judensteuer Mitte des zweiten Jahrhunderts zeigt. Angesichts der fast völligen Vernichtung der Juden in diesen Gebieten stellten sie dort nur noch eine marginale Randgruppe dar, die nicht als Sicherheitsrisiko gelten konnte – eine repressive Politik gegenüber den Juden aus Sicherheitsgründen im Dias­ poraaufstandsgebiet war nicht notwendig.65 Gegenüber den großen jüdischen Diasporagemeinden, die sich weder am Jüdischen Krieg noch am Diasporaaufstand beteiligt hatten, nämlich die von Asia und Rom sowie mit Abstrichen von Syria, ist keine veränderte Politik von Seiten des römischen Staates zu beobachten, auch nicht später, nach dem Bar Kochba-Aufstand.66 Iudaea kommt also für die Bewertung der Politik Hadrians gegenüber den Juden eine besondere Rolle zu.

2.1 Prolegomena: Bilder von Hadrian Bevor Hadrians Maßnahmen in Iudaea genauer untersucht werden, ist zunächst knapp auf einige Hadrian zugeschriebene Charakterzüge und Präferenzen einzugehen, da beides traditionell hinzugezogen wird, um in Analogieschlüssen das unvollständige Bild zu ergänzen, welches die Quellen für sein Handeln in dieser Provinz bieten. Da in den Jahren 132–136 der Bar Kochba-Aufstand zeitnah auf Hadrians Provinzbesuch folgte und die spärlichen Quellen nicht eindeutig auf die Gründe dafür schließen lassen, tragen diese Analogien zum Teil einiges Gewicht in der Argumentation und ergeben je nach Interpretation und Wahrnehmung der Person Hadrians unterschiedliche und gegensätzliche 65 SB 11.2085 = DJT 42 (119 n. Chr.), aus dem sich ein Anbauverbot bestimmter Schilf­ arten, die zum Waffenbau benutzt wurden (dazu Pucci Ben Zeev 2005a, 185 Anm. 85), ergibt und auf das Mélèze-Modrzejewski 1989, 341 Anm. 14 verweist, steht, wenn es hadrianisch ist, im Kontext allgemeiner Sicherheitspolitik. 66 Barclay 1996, 258 (Syria), 281 (Asia) u. 319 (Rom).

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Deutungen. Die Überschriften der drei folgenden Gliederungspunkte sind der rezeptionsgeschichtlichen Arbeit von Susanne Mortensen entnommen.67

2.1.1 Der Friedenskaiser Die Aufgabe der von Traian eroberten Gebiete im Osten des Römischen Reiches ist die Grundlage für das Bild von Hadrian als ›Friedenskaiser‹, der Kriege mit den Nachbarn vermied und keine militärischen Auseinandersetzungen suchte. Alle wichtigen Quellen vermerken den außenpolitischen Kurswechsel zu einer Defensivpolitik, der den Verzicht auf Eroberungskriege mit sich brachte. Pausanias schreibt als zeitlich nächste Quelle zur Regierungszeit Hadrians, der Kaiser sei nie willentlich in einen Krieg gezogen und habe nur die rebellierenden ›Hebräer‹ unterworfen.68 Das Bild des Friedenskaisers fließt häufig explizit oder implizit in die Bewertung von Hadrians Politik gegenüber den Juden ein. Wenn etwa Ferdinand Gregorovius schreibt: »[d]as Judenvolk erhob sich zu fanatischem Kampf gerade gegen den milden und friedeliebenden Kaiser­ Hadrian«, dann erscheint es ihm unmöglich, dass dieser Herrscher dort wissentlich einen Aufstand provoziert haben könnte.69 Tatsächlich lässt sich keine aggressive Außenpolitik Roms unter Hadrian feststellen, wie beispielsweise sein Vorgehen gegenüber den Parthern 117 und 123 zeigt. Allerdings darf Hadrians Vermeidung von Angriffskriegen nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein durch und durch militärischer Kaiser war, der sich intensiv um die Sicherung des Römischen Reiches kümmerte. Durch Rüstungsmaßnahmen und Heeresinspektionen sicherte Hadrian die Verteidigungsfähigkeit der Truppen und ließ Unruhen innerhalb des Reiches wie etwa in Britannien konsequent niederschlagen.70 Die defensive Grenzpolitik, die sich am Vorbild des Augustus orientierte, erlaubte Hadrian natürlich keine vergleichbare Propaganda mit der kaiserlichen Sieghaftigkeit wie sie seine Vorgänger seit Vespasian praktiziert hatten. Die Kämpfe und Konflikte im Reich wurden allerdings nicht etwa totgeschwiegen, wie die Historia Augusta suggeriert, sondern fanden durchaus Würdigung in der Münzprägung oder in der künstlerischen Darstellung.71 Obwohl Hadrian

67 Mortensen 2004, iv–v. 68 Paus. 1,5,5 (= GLAJJ 353), vgl. Eutr. 8,7,1 sowie Dio 69,9,5 und HA Had. 21,8. 69 Gregorovius 1884, 499. 70 Wesch-Klein 1995, 164 f., Mortensen 2004, 136–138 und Fündling 2006, 958–960. 71 HA Had. 21,8 mit Strack 1933, 69 f.; Münzen mit der Legende EXPEDITIO AUGUSTA wurden nur unter Hadrian geprägt und verweisen auf seine Kämpfe im Reich, ohne dass eine genaue historische Zuordnung möglich ist, vgl. Rosenberger 1992, 98. Das Modell des Statuentyps ›Piräus-Hierapydna‹, der den zum Krieg gerüsteten Hadrian zeigt, wie er einem Parther den Fuß in den Nacken stellt, entstand vielleicht unter dem Eindruck der Partherkrise von 123, vgl. Bergmann 2010, 255 f.

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also keine Eroberungskriege führte, ist er kein Pazifist gewesen, der kriege­ rische Auseinandersetzungen grundsätzlich mied.

2.1.2 Der Graeculus Bestens bezeugt ist Hadrians Philhellenismus, den er durch seine griechische Bartmode sichtbar nach außen trug. Auch wenn seine Förderung des Ostteils des Reiches – durch Bauten, Privilegien, Geldbeihilfen und Vieles mehr – nichts an sich Neues war und in der Tradition seiner Vorgänger stand, erreichte seine Unterstützung ein Ausmaß, bei dem, wie Mortensen bilanziert, »durch die Quantität auch eine neue Qualität erreicht« wurde.72 Für Hadrian, der sich schon früh mit all zu leidenschaftlicher Hingabe, wie die Historia Augusta kritisch bemerkt, den griechischen Studien hingegeben hatte und deswegen den Spitznamen Graeculus erhielt, war es eine Herzensangelegenheit.73 Im Jahr 111/112 oder 112/113 bekleidete er als Privatmann das Amt des eponymen Archonten in Athen.74 Ob er bereits zu dieser Zeit als mystēs den ersten Weihegrad der Eleusinischen Mysterien erlangte oder erst später als Kaiser, ist unklar.75 Über Jahre hinweg kümmerte er sich persönlich um den Aufbau eines ›gesamtgriechischen‹ Synhedriums, des Panhellenions, das im Jahr 131/132 offiziell begründet wurde.76 Wegen der Überlieferungslage, die im Wesentlichen auf Inschriften fußt und deswegen fragmentarisch und zufallsbedingt ist, bleiben viele Details zum Mitgliederkreis und zu Funktion und Aufgaben dieser Institution unklar und umstritten. Mittlerweile tendiert die Forschung eher dazu, das Projekt stärker auf die Initiative Hadrians zurückzuführen als auf die der griechischen Städte.77 Ob dabei das Panhellenion als »ein Instrument der hadrianischen Reicheinigungspolitik« zu gelten hat, wie Dietrich Willers vermutet, ist nicht sicher und wohl eher zu negieren, da anscheinend keineswegs allen ›hellenischen‹ Städten der Zugang offen stand. Bis zu einem gewissen Grad ist natürlich der Überlieferungszufall verantwortlich, wenn nicht alle Mitglieder des Bundes bekannt sind, aber das Fehlen von Städten wie Pergamon, Smyrna und Ephesus oder überhaupt von Orten aus den Provinzen Syria, 72 Dio 69,5,3, Mortensen 2004, 219 (Zitat); zur Bartmode Hadrians Dio 68,15,5 und Walker 1991, 271. 73 HA Had. 1,5 und Epit. de Caes. 14,2. 74 Dio 69,16,1 und HA Had. 19,1, zur Datierung Fündling 2006, 874 f. 75 HA Had. 13,1 und Dio 69,11,1 lassen keine sichere Zuordnung der zwei Weihegrade zu den Aufenthalten Hadrians (112, 124, 128, 131) zu: Argumentiert wird für 112 und 124, vgl. Kuhlmann 2002, 72–76.128 f. und Fündling 2006, 627 f., und für 124 und 128, vgl. Weber 1907, 207 und Birley 1997, 215. 76 Dio 69,16,2 und IG 24.384 (Epidauros). 77 Willers 1990, 99 f. verweist auf die älteren Pläne Hadrians in Bezug auf Delphi, die er zugunsten des Panhellenions aufgab, vgl. Spawforth 1999, 339 und Romeo 2002, 22; Jones 1996, 30.46 argumentiert für eine stärkere Initiative der griechischen Städte.

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­Aegyptus und dem Westen des Reiches ist auffällig und relevant. Da inschriftlich die griechische Abkunft der jeweiligen Stadtbewohner neben dem guten Einvernehmen mit Rom als Aufnahmekriterium belegt ist, handelte es sich eher um eine exklusive Vereinigung mit restriktiven Aufnahmebedingungen. Das Panhellenion ist demnach keine Einrichtung gewesen, mit deren Hilfe Hadrian das Reich ›hellenisieren‹ wollte, sondern eher eine kulturelle und kultische Vereinigung, die der archaisierenden und idealisierenden Vorstellung des Kaisers vom ›Griechentum‹ als Plattform diente.78 Die Mitgliedsstädte und ihre Abgesandten konnten in wohl nicht unerheblichem Maß von der Interaktion mit dem Kaiser profitieren, die im Rahmen der Institution möglich war.79 Der Kult des Zeus Olympios beziehungsweise des Zeus Panhellenios stellte dabei für die Städte mit ihren unterschiedlichen lokalen Gottheiten das einigende Band dar und bot gleichzeitig die Anknüpfung an die Kaiserverehrung. Im Jahr der Eröffnung des Panhellenions wurde auch das Olympieion, der große Tempel des Zeus Olympios, in Athen fertiggestellt und in Hadrians Anwesenheit eingeweiht. Der princeps hatte das riesige Bauwerk, das Peisistratus begonnen und Antiochus IV. Epiphanes und Augustus weitergebaut hatten, nach Jahrhunderten fertigstellen lassen. Die Kultstatue des Zeus Olympios aus Elfenbein und Gold wurde nach Pausanias in ihrer Größe nur von den Kolossalstatuen in Rhodos und Rom übertroffen. Auch von Statuen Hadrians weiß der Reiseschriftsteller zu berichten: Vor dem Eingang zum Heiligtum standen zwei aus thasischem Marmor und zwei aus ›ägyptischem Stein‹, wahrscheinlich Porphyr. Der ganze Bezirk des Tempels war voll von Bronzestatuen Hadrians, die ihm zu Ehren von den griechischen Städten errichtet worden waren und die die Athener Kolonien (ἄποικοι πόλεις) nannten. Die Athener selbst stellten eine Kaiserstatue auf, die die aller anderen Städte an Größe übertraf.80 Möglicherweise diente das Olympieion als Versammlungsort des Panhellenions.81 Nicht nur in die 78 Willers 1990, 98 (Zitat), ähnlich Birley 1997, 219, dagegen Spawforth/Walker 1985, ­79–82 und Spawforth 1999, 347–349 sowie Jones 1996, 34 f. u. 2006, 154: »Opinion seems to be moving away from the old view, that it was a kind of super-national parliament of the Greeks, to a narrower one, that it was mainly a ceremonial and religious body.«; Malitz 2006, 140 f. nennt das Panhellenion »mehr ein Zeugnis für Hadrians Verherrlichung der älteren Geschichte Griechenlands als ein zukunftsweisendes Unternehmen« und bezeichnet es – in Anführungszeichen  – als ›althistorisches‹ Projekt; nach Romeo 2002, 26–32 definierte das Panhellenion das genos über ein Konzept der Blutsverwandtschaft, nicht über paideia; anders dagegen Witulski 2007b, 121–127, der auch Ephesus, Smyrna und Pergamon als Panhellenionsmitglieder vermutet und auf eine viel größere Mitgliederzahl schließt als bisher belegt ist. 79 Spawforth/Walker 1985, 84–90 zu den bekannten Amtsträgern und ihren Karrieren; zur Begeisterung der Mitglieder für das Projekt Bergmann 2010, 251. 80 Paus. 1,18,6 mit Benjamin 1963, 58 f. und Birley 1997, 264 f.; zum Tempelbau: Spawforth/Walker 1985, 93, ausführlich Willers 1990, 26–53. 81 Willers 1990, 53.99, gefolgt von Birley 1997, 219.

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sem Tempel, sondern im ganzen Osten wurde Hadrian im Rahmen des Kaiserkults verehrt: Allein für Athen konnte Anna Benjamin 94 Altäre, die zu Hadrians Verehrung errichtet wurden, auflisten, für das restliche Griechenland und Kleinasien zählte sie 174 weitere. Am häufigsten erscheint darauf das Epitheton ›Olympios‹ als ehrender Beiname Hadrians in Verbindung mit den Bezeichnungen des Herrschers als sōter und ktistēs.82 Diese wenigen Beispiele zeigen zweierlei: Zum einen wurde Hadrian im Osten des Römischen Reiches als Wohltäter der griechischen Städte auf gottähnliche Weise verehrt, im Olympieion in Kultgemeinschaft mit Zeus Olympios. Zum anderen aber erweist gerade die Passage des Zeitgenossen Pausanias, dass Hadrian selbst, wie Fritz Taeger herausstellt, »die Grenzlinie zwischen sich und dem Gott respektierte« und keine gottgleiche Verehrung beanspruchte, auch wenn der Kaiserkult im Olympieion »weit über den offiziellen alten Roma-etAugustus-Kult hinausging«: Die Kultstatue (ἄγαλμα), die Pausanias von den Bildern (εἰκόνες) des Kaisers unterscheidet, war aus Elfenbein und Gold, die Standbilder Hadrians aus Stein und Bronze.83 Dass die Provinzialen gerade im Osten diese Differenzierung nicht immer nachvollzogen und Vielen der Kaiser tatsächlich als Gott galt, ist freilich eine andere Sache. Mit Blick auf Hadrians Maßnahmen in Iudaea wird immer wieder explizit oder implizit die Frage aufgeworfen, ob seine Förderung der griechischen Kultur gleichzeitig eine bewusste antijüdische Komponente beinhaltete und auf die Zurückdrängung dieser Tradition abzielte, oder ob das ohne solche Hintergedanken geschah.84 Da hierbei nach den inneren Handlungsmotiven einer Person gefragt wird, ist, da Selbstzeugnisse Hadrians fehlen, keine eindeutige Antwort möglich. Die bisherige Untersuchung hat praktisch keine belastbaren Hinweise auf Hadrians Einstellung zu den Juden zu Tage gefördert: Rom hat nach dem Aufstand der jüdischen Diaspora seine generelle Politik gegenüber den Juden nicht geändert. Ob Hadrian die Juden von Iudaea nach dem Aufstand von 116–117 als Gefahr sah, ist in Verbindung mit der Stationierung einer zweiten Legion in Caparcotna zu diskutieren. Hadrian war sicher ein begeisterter Förderer der griechischen Kultur. Das allein machte ihn aber nicht automatisch zu einem Gegner der Juden. 82 Benjamin 1963, 61–71 (Athen), 74–83 (übriges Griechenland, Kleinasien) u. 83 (Fazit); Jones 2006, 153 weist darauf hin, dass nicht Hadrian selbst den Namen ›Olympios‹ angenommen hat, sondern dass er ihm von seinen dankbaren Untertanen übertragen wurde – er hatte keinen offiziellen Charakter. 83 Taeger 1957–1960, Bd. 2, 373, vgl. Clauss 1999, 291–294 zum Statuenmaterial Gold: es existierten durchaus goldene Bilder von Kaisern, Hadrian jedoch ließ solche nicht in diesem von ihm stark beeinflussten und ihm wichtigen Tempel zu. 84 Kienast 1993, 211–215 nimmt an, dass Hadrian, von der Erfahrung des Diaspora­ aufstands geprägt, die griechische Kultur, die von der jüdischen bedroht gewesen sei, förderte, vgl. Mortensen 2004, 224.

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2.1.3 Wesen und persönliche Neigungen des Kaisers Eine kurze Bemerkung gibt die Historia Augusta zu den religiösen Präferenzen Hadrians:85 Den römischen Kulten widmete er die angelegentlichste Pflege, von Fremdkulten wollte er nichts wissen.

Auf den ersten Blick könnte man daraus auf eine negative Einstellung ­Hadrians auch gegenüber den Juden schließen. Tatsächlich jedoch verbietet sich eine solche Schlussfolgerung aus dieser allgemeinen und problematischen Stelle. Ihr Kontext ist eine Würdigung von Hadrians Politik in den Bereichen Rechtsprechung, Reichsadministration und Personalpolitik, wobei als Maßstab die römische Tradition angelegt wird. Der zitierte Satz lobt das Wohlverhalten des princeps gegenüber den römischen Kulten, die gegen die peregrina sacra abgegrenzt werden. Was der Verfasser unter letzteren versteht, sagt er nicht. Ägyptische Kulte sind sicher dahinter zu vermuten, vielleicht auch griechische – in beiden Fällen ist Hadrian jedoch als ihr Förderer aufgetreten. Man kann die Stelle aus zwei Perspektiven lesen, aus der des zweiten Jahrhunderts und aus der spätantiken des Verfassers der Historia Augusta: Im ersten Fall sind jüdische und christliche Traditionen sicher nicht unter peregrina sacra zu zählen und die Aussage ist zum Teil unrichtig, da Hadrian sich zwar angemessen gegenüber dem römischen Kult verhielt, gleichzeitig aber doch peregrina sacra förderte. Im zweiten Fall, aus spätantiker Sicht, kann ein Lob Hadrians vorliegen, weil er peregrina sacra wie das Christentum ablehnte. Sollte dem so sein, führt der Verfasser sein positives Urteil allerdings später ad absurdum, wenn er in der vita Alexandri Severi Hadrian ernsthafte Überlegungen unterstellt, Christus unter die Götter aufzunehmen. Die Bemerkung der Historia Augusta ist folglich zu allgemein und zu fragwürdig in ihrer vielleicht bewussten Zweideutigkeit, um auf Hadrians Einstellung gegenüber den peregrina sacra oder der jüdischen Tradition zu schließen.86 Für Hadrians Einstellung und Politik gegenüber den Christen ist sein Reskript an C. Minicius Fundanus, den Statthalter von Asia, dessen Echtheit heute mehrheitlich akzeptiert wird, das wichtigste Zeugnis.87 Hadrian zeigt 85 HA Had. 22,10: Sacra Romana diligentissimae curavit, peregrina contempsit. 86 Fündling 2006, 971.986–992, vgl. auch Applebaum 1976, 4 und Smallwood 1976, 434; zur Perspektive des HA-Verfassers Kuhlmann 2002, 102 f.; aus HA Alex. Sev. 43,6 f. schließen Rizzi 2010, 14, Galimberti 2010, 78 oder Capponi 2010b, 124 auf Hadrians Interesse an und seine Unterstützung für bildlose Kulte, auch das Christentum, was der Stelle allerdings zu viel abverlangt, vgl. Mortensen 2004, 305. 87 Eus. hist. eccl. 4,9 = Iust. 1apol. 68, wobei das lateinische Original bei Justin durch die litera­rische griechische Übertragung des Eusebius im Verlauf der Überlieferung ersetzt wurde, dazu und zur Echtheit Freudenberger 1969, 216, vgl. Schmid 1955, 6 und Kuhlmann 2002, 186 f.; zu Fundanus Eck 1983, 156 Anm. 362.

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darin keine Sympathie für die Christen und behält die Linie Traians bei, nach der das Christsein an sich, das nomen ipsum, als bestrafungswürdiges Verbrechen gilt. Wie Traian war ihm die Rechtssicherheit der Provinzialen ein zentrales Anliegen: Abgewiesenen Anklägern drohte ein Verfahren wegen calumnia, was die Prozesse gegen Christen aus Anklägersicht erschwerte.88 Wie bei Traian finden wir auch bei ihm Ablehnung der fremden superstitio, aber kein staatliches Interesse an religionspolitischen Auseinandersetzungen mit den Untertanen. Im Kontext des zu diskutierenden hadrianischen Verbots der Beschneidung, das in seiner Echtheit heftig umstritten ist, wird immer wieder auf Hadrians persönliche Einstellung zu dieser jüdischen Praxis verwiesen: Er sei als Philhellene den griechischen Körperidealen besonders verpflichtet gewesen und habe, wohl verstärkt durch seine homosexuellen Neigungen, als ›Bewunderer männlicher Schönheit‹ die Beschneidung als Verstümmelung angesehen und zutiefst abgelehnt.89 Die antiken literarischen und archäologischen Zeugnisse erweisen eindeutig, dass in der griechisch-römischen Kultur eine über die Eichel reichende Vorhaut als ästhetisch angesehen wurde und man es sorgfältig vermied, die entblößte Spitze des Penis in der Öffentlichkeit zu zeigen. Bei angeborener oder durch chirurgische Eingriffe verkürzter Vorhaut empfahlen antike Mediziner verschiedene wiederherstellende Praktiken.90 Die Vermutung, Hadrian habe persönlich die Beschneidung missfallen, ist historisch folglich sehr wahrscheinlich. Allein diese Feststellung gibt freilich keine Auskunft darüber, ob ein Beschneidungsverbot erlassen wurde, da sich aus den ästhetischen Präferenzen des Herrschers kaum auf seine Rechtsprechung schließen lässt. Verbunden wird die Diskussion des Beschneidungsverbots gelegentlich mit einer Parallelisierung Hadrians mit Antiochus IV. Epiphanes. Der Seleukide hatte im zweiten vorchristlichen Jahrhundert in Judäa ein Religionsedikt erlassen, das die jüdischen Bräuche, darunter die Beschneidung, zugunsten einer

88 Die vor allem von der älteren Forschung vertretene Auffassung von dem Reskript als Toleranzedikt, vgl. etwa Speigl 1970, 104 f. und Galimberti 2010, 82 ist abzulehnen und die Kontinuität zu Traians Reskript herauszustellen, vgl. Schmid 1955, 9, Freudenberger 1969, 232–234 und Kuhlmann 2002, 192–195. 89 HA Had. 14,2, dazu Birley 2006, 681: »for Hadrian, an admirer of male beauty, circumcision must indeed have seemed like mutilation, only marginally less abhorrent than castration«, vgl. Bowersock 1975, 185: »Hadrian simply considered the practice abhorrent« oder Smallwood 1976, 434: »he had no quarrel with their religion beyond his objection to circumcision.« 90 Hodges 2001, 374–388.392–405 und Blaschke 1998, 323–360 diskutieren die Quellen; zu beachten ist allerdings der Hinweis von Schäfer 2010 [1997], 152: »Sosehr die Griechen und später die Römer die Beschneidung abgelehnt haben mögen, so sind wir doch keinem paganen Autor begegnet, der sie ausdrücklich als einen Brauch kritisierte, der selbst diskriminiert und verabscheut werden müsste.«

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hellenisierten Kultform untersagte.91 Hadrian könnte in diesem ›Vorkämpfer der griechischen Kultur‹ sein Vorbild gesehen und zu erreichen versucht haben, was jener nicht schaffte, nämlich das jüdische Kernland von den Wurzeln der hergebrachten Tradition zu befreien. Die Vertrautheit der römischen Elite mit der Seleukidengeschichte im frühen zweiten Jahrhundert bezeugt Tacitus, der mit Wohlwollen in seinen Historien schreibt, dass sich König Antiochus [bemühte], den Juden ihren Aberglauben zu nehmen und griechische Sitten bei ihnen einzuführen. Bereits in Athen hatte sich Hadrian durch die Fertigstellung des Olympieions als Vollender des Programms des Epiphanes erwiesen.92 Hannah Cotton weist allerdings zu Recht darauf hin, dass solche Spekulationen nur dort möglich sind, wo belastbarere Quellen fehlen, wie eben im Falle für Hadrians Politik in Iudaea.93 Lediglich nebenbei sei darauf hingewiesen, dass Autoren, die die rabbinischen Quellen zur sogenannten Hadrianischen Verfolgung weitgehend unkritisch untersucht haben, gerade zu dem Ergebnis gekommen sind, dass Hadrians Repressionspolitik andere Akzente gesetzt habe als die des Antiochus Epiphanes.94 Vergleiche wie dieser können helfen, bei fragmentarischer Quellenlage ein konsistentes und verständliches Bild zu zeichnen, sind dabei aber nicht mehr als eben nur ein Bild unter mehreren denkbaren. In Bezug auf das Olympieion kann man etwa mit ebenso großem Recht Hadrian in Kontinuität zu Augustus sehen, der als letzter Bauherr vor ihm an diesem Tempel arbeiten ließ: Hadrians Programm in Athen stand vielleicht mehr in der augusteischen Tradition der Integration des Ostens ins Reich als in der ›reichshelle­ nisierenden‹ des Antiochus Epiphanes.95 Insgesamt geben die Quellen kaum verwertbare Informationen zu Hadrians persönlicher Einstellung zu fremden Kulten, zur Beschneidung und zu seinen programmatischen Vorbildern. Bei der Untersuchung der Politik Hadrians in Iudaea wird deswegen im Folgenden soweit als möglich darauf verzichtet, mit ergänzten Bildern des Kaisers zu argumentieren.

91 Zum Religionsedikt Dan 11,30–39, 1Makk 1,41–51, 2Makk 6,1–11, zum Beschneidungsverbot 1Makk 1,48 und Ios. bell. 1,34 sowie ant. 12,254; Schäfer 2010 [1983], 51–56, Mittag 2006, 256–268, bes. 256–258 und Keel 2007, Bd. 2, 1186–1190. 92 Tac. hist. 5,8,2: rex Antiochus demere superstitionem et mores Graecorum dare adnisus; dazu Hengel 1984/85, 174 f., zu Athen Willers 1990, 101 f., vgl. Birley 2006, 676, auch Applebaum 1976, 5 und Ayaso Martínez 1990, 166; Tacitus’ Einschätzung der Politik des Antiochus ist für die mögliche Vorbildfunktion für Hadrian wichtiger als die Erkenntnisse der modernen Forschung: Mittag 2006, 139–145.230 weist darauf hin, dass sich eine gezielte religionspolitische Förderung des Kultes des Zeus Olympios durch Antiochus nicht nachweisen lässt, weder in Judäa noch in Bezug auf das Olympieion in Athen. 93 Cotton 2008, vgl. Mortensen 2004, 241. 94 Herr 1972, 99, vgl. auch die Beobachtungen von Alon 1980–1984, 587 zur Be­schneidung. 95 Suet. Aug. 60, vgl. Kienast 1993, 207.210 und Kuhlmann 2002, 83.

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2.2 Iudaea bis zur Provinzreise Hadrians 2.2.1 Hadrian in Iudaea und Ägypten im Jahr 117? Zunächst ist ein Blick auf die Aufenthaltsorte Hadrians im Jahr 117 zu werfen, da bis heute, Julius Dürr folgend, vereinzelt seine Reise nach Iudaea und Ägypten direkt nach seinem Herrschaftsantritt 117 postuliert wird.96 Das Fundament für diese Hypothese stellt Epiphanius von Salamis aus dem vierten Jahrhundert dar, der scheinbar von einer solchen berichtet:97 Er passierte also die Stadt Antiochia, durchschritt die Coele[-Syria] und Phoinikien und erreichte Palaestina, das auch Iudaea heißt, 47 Jahre nach der Verwüstung­ Jerusalems.

Isoliert betrachtet ergeben die 47 Jahre nach der Verwüstung Jerusalems durch Titus das Jahr 117 für die Unternehmung Hadrians. Die Station Antiochia, also die Operationsbasis für den Partherkrieg, wohin Hadrian nach seiner Fahrt nach Selinus, dem Sterbeort Traians, zurückkehrte, scheint auf den ersten Blick in den Kontext jenes Jahres zu passen. Allerdings wird vorausgehend von einer Reise von Rom aus berichtet, auf der Hadrian verschiedenste Städte besuchte, und nachfolgend von der Gründung von Aelia Capitolina an der Stelle Jerusalems, was seine zweite große Reise als Kontext nahelegt, bei der er 128 Rom verließ und 130 Iudaea und Ägypten besuchte. Deswegen wird in der Regel sein früher Aufenthalt in Iudaea und Ägypten und die Gründung von ­Aelia ­Capitolina 117 verworfen.98 Für den Wert des von Epiphanius überlieferten Berichts kamen immerhin alle Gelehrten zu einem negativen Urteil, da sie gleichermaßen Unregelmäßigkeiten feststellten: Entweder ist die Reise von Rom aus über verschiedene Städte oder aber ihre Datierung ins Jahr 117 ein Fehler.99 Tatsächlich hat Epiphanius einen Fehler gemacht, der jedoch von anderer Art ist, als die Forschung lange annahm und der im vorausgehenden­ 96 Dürr 1881, 16 sowie Gray 1923a u. 1923b, aufgegriffen von Capponi 2010a; vorausgesetzt bei Hill 1914, xv, dem Belayche 2001, 93 folgt; Alon 1980–1984, 457 lässt die Frage unentschieden. 97 Epiph. de mens. et pond. 14: Διέρχεται οὖν τὴν Ἀντιόχου πόλιν, ὑπερβαίνει τε τὴν Κοίλην καὶ τὴν Φοινίκην, καὶ ἔρχεται εἰς τὴν Παλαιστίνην, τὴν καὶ Ἰουδαίαν καλουμένην μετὰ ἔτη μζ΄ τῆς τῶν Ἱεροσολύμων ἐρημώσεως (Übers.: der Verf. auf Grundlage von Baker 2012, 158). 98 Rohden 1893, 501, Stinespring 1939, 360, Schäfer 1981, 15–17 und Ayaso Martínez 1990, 81 f., vgl. entsprechend zu seiner ersten Reise als Kaiser Weber 1907, 56, Halfmann 1986, 190.194 f., Syme 1988, 160, Kreitzer 1996, 148 f., Schachinger 1997, 87 und Birley 2003, 429; nicht haltbar ist die Hypothese von Follet 1968, 68–71, die Epiphanius’ Darstellung auf das Jahr 134 bezieht. 99 Dürr 1881, 16 nennt die Epiphaniusstelle »ein[e] freilich trüb[e] Quelle« und Schäfer 1981, 17 schlussfolgert, »daß die Chronologie des Epiphanius auf einem Irrtum beruht«.

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Abschnitt seines Traktats de mensuris et ponderibus (§ 13) liegt, wie Renan Baker in einem grundlegenden Aufsatz zeigen konnte:100 Epiphanius beschreibt das Auftreten des Bibelübersetzers Aquila, den er gleichzeitig  – und fälschlich  – für den von Hadrian mit dem Wiederaufbau Jerusalems betrauten gleichnamigen Mann hält. Deswegen nimmt er Bezug auf die Tempelzerstörung, die er jedoch im zweiten Jahr des Titus (!) ansetzt, also 81/82. Vermutlich entstand der Fehler dadurch, dass Epiphanius die Datierung der Zerstörung Jerusalems auf das zweite Jahr Vespasians in seinen Quellen fand und auf das zweite Jahr des Titus korrigierte, da er sicher die Traditionen über den Tempelzerstörer ­Titus kannte und sich keine Rechenschaft über die historischen Umstände des Jahres 70 und die Rolle des Titus gab – in seiner Vorstellung war der Zerstörer offensichtlich regierender Herrscher und nichts anderes.101 Auf dem Fundament dieser Kalkulation ist die oben zitierte Passage nun freilich anders zu lesen: Die 47 Jahre nach der Verwüstung Jerusalems beziehen sich bei Epiphanius nicht auf 117, sondern auf Hadrians zweite große Reise, die den Kaiser 128 (81/82 + 47) von Rom aus über Griechenland in den Orient und bis nach Ägypten führte. Der Hypothese, Hadrian sei 117 in Iudaea und Ägypten gewesen, ist damit die Grundlage entzogen. Epiphanius’ Bericht gewinnt durch das richtige Verständnis seiner fehlerhaften Chronologie für die zweite große Reise ­Hadrians an Stimmigkeit und ist im Folgenden entsprechend zu berücksichtigen, wobei eine Prüfung der von Epiphanius gegebenen Details freilich weiterhin notwendig bleibt.

2.2.2 Die dauerhafte Stationierung einer zweiten Legion Im Zuge des ausgehenden Partherkrieges wurde Iudaea vom Rang einer prätorischen Provinz mit einer Legion in den einer konsularen mit zwei Legionen erhoben. Wann genau und unter welchem Herrscher das erfolgte, ist genauso unklar wie die Gründe für die administrative Änderung. Alle eindeutigen Hinweise auf die Rangerhöhung fallen in die Zeit Hadrians – allerdings ist nicht auszuschließen, dass Iudaea bereits in den letzten Lebensmonaten Traians unter Lusius Quietus in eine konsulare Provinz mit zwei Legionen umgewandelt wurde.102 100 Baker 2012, 158–160, vgl. 159: »It is clear therefore that … the miscalculation of the destruction to 81 go as far back as the Urtext of this work of Epiphanius« (Hervorhebung: ­Baker). 101 Ebd. 160 Anm. 15 sowie 159 Anm. 14 zu weiteren Fehlern des Epiphanius bei der Darstellung historischer Sachverhalte; Horbury 2014, 230 vermutet, dass die Fehlkalkulation auf die Quelle des Epiphanius zurückgeht. 102 Siehe Kapitel B 2.2.3.2. Diskutiert wird auch die Umwandlung von Iudaea in eine konsulare Provinz bereits im Jahr 108, vgl. Eck 1984 und Urloiu 2010. Solange allerdings verlässliche Informationen über den Rang der Statthalter von 108–117 sowie über den Stationierungsort der II Traiana fehlen, scheint das Jahr 117 der früheste anzunehmende Zeitpunkt zu sein.

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Wenn dies so war, hat Hadrian die traianischen Pläne auf der Verwaltungsebene umsetzen lassen, aber die personalpolitische Entscheidung seines Vorgängers revidiert, indem er Lusius Quietus als Statthalter sofort abberief. Da keine Sicherheit über einen Statuswechsel der Provinz unter Traian zu gewinnen ist, muss dies als Option offen gelassen werden. Hier wird der Befund für den Status der Provinz in frühhadrianischer Zeit diskutiert sowie die Gründe Hadrians, den Provinzstatus entweder zu ändern beziehungsweise die traianischen Änderungen beizubehalten.

2.2.2.1 Der archäologische Befund Die Fakten sind nicht zahlreich, ergeben jedoch ein klares Bild: Seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ist ein kleines römisches Fort bei Meggido in der fruchtbaren Jesreel-Ebene bekannt, das neben einem jüdischen Dorf namens Kefar ‘Otnay beziehungsweise Caparcotna errichtet war. Schon wegen des arabischen Namens der Ortschaft, Lajjun oder Lejjun, der das lateinische legio spiegelt, ist hier der Standort der zweiten Legion von Iudaea vermutet worden.103 Diese war auf einem Hügel etwas weiter nördlich des früh gefundenen kleinen Forts stationiert, in einem bisher nicht ergrabenen Lager, das nach aktuellen Schätzungen auf Grundlage von Surveys und Luftbildern sechs Hektar umfasste und damit wohl keiner Legion in Sollstärke als Hauptquartier diente, sondern nur 2000–2500 Mann. Die übrigen Soldaten waren auf kleinere Lager in der Provinz verteilt, ähnlich wie das auch für die in Jerusalem stationierte X Fretensis anzunehmen ist.104 Ein Meilensteinfund aus dem Jahr 120 erweist die II Traiana als Erstbelegung; inzwischen sind auch Ziegelstempel dieser Truppe dort gefunden worden.105 Mit der Verdoppelung der in der Provinz stationierten Truppen – auch die Zahl der Auxiliareinheiten wurde erhöht – ging die administrative Rangerhöhung der Iudaea von einer prätorisch zu einer konsular verwalteten Provinz einher: L. Cossonius Gallus, der entweder 116 oder 117 den Konsulat bekleidete, ist inschriftlich um das Jahr 120 als Statthalter belegt. Die Datierung ergibt sich aus den Beförderungskriterien, nach denen eine konsulare 103 Tepper 2007, 57–62 u. 2002, 233 f. mit einem Überblick über die Forschungsgeschichte; zu den ersten Funden Schumacher 1908, 188–190; zum Aquädukt des Lagers und einem röm. Gräberfeld Tsuk 1988–1989, passim; zum jüdischen Charakter der Umgebung Zissu u. a. 2006, 63 f.; zur Vermutung, dass dort die zweite Legion von Iudaea stand Ritterling 1903 und McElderry 1908. 104 Tepper 2007, 62 f. u. 68 f.; geophysische Untersuchungen lassen als zweite Möglichkeit die Rekonstruktion eines doppelt so großen Lagers zu, vgl. Pincus u. a. 2013, 185 f.; zu Jerusalem siehe Teil A Anm. 356. 105 Isaac/Roll 1998 [1979b], 199, auf Kritik von Rea 1980 reagieren Isaac/Roll 1998 [1982]; Keppie 1973, 862 f. hatte bereits die Stationierung der II Traiana in Iudaea erschlossen, vgl. Daris 2000a, 359; zu den gefundenen Ziegelstempeln der Legion Tepper 2007, 66 mit Fig. 8 (= AE 2007.1627).

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Statthalterschaft zwei bis vier Jahre nach der Bekleidung des Konsulats zu erwarten ist.106 Sollte Cossonius Gallus der direkte Nachfolger des noch 117 abgelösten Lusius Quietus gewesen sein, wie vermutet wird, hatte er freilich schneller als üblich seinen konsularen Statthalterposten erreicht. Als Grund dafür ist anzunehmen, dass Hadrian ihn für den geeigneten Mann hielt, die dauerhafte Stationierung einer zweiten Legion in Iudaea administrativ zu begleiten. Für Cossonius Gallus sprach wahrscheinlich, dass er als ehemaliger legatus legionis II Traianae die neue Truppe der Provinz im Verlauf seiner Karriere bereits kommandiert hatte und deshalb mit Offizieren und Soldaten bekannt war und ihr Vertrauen genoss.107 In der Übergangsphase zwischen Quietus und Cossonius Gallus agierte offenbar M. Titius Lustricus Bruttianus (cos. suff. 108), der als legat[us] pro pr[aetore] Imp(eratoris) Caes(aris) Traiani Hadriani Aug(usti) exercit(uum) Iudaici et Arabici belegt ist, als verantwortlicher Konsular vor Ort.108 Mit der Errichtung des Legionslagers verbunden waren, wie in diesem Kontext üblich, Straßenbauten, die den neuen Militärstützpunkt an seine Umgebung anbanden und so eine hohe Beweglichkeit der Truppen und schnelle Kommunikationswege sicherstellten. Zwei Meilensteine aus dem Jahr 120 belegen den Ausbau der Straßenverbindung vom neuen Legionslager nach Sepphoris und von dort weiter zur Colonia Claudia Ptolemais (Akko). Das Hauptquartier der II Traiana fungierte dabei als caput viae. Bisher nicht belegt, aber denkbar sind nach Benjamin Isaac Baumaßnahmen an der Straße von Caparcotna zur Provinzhauptstadt Caesarea.109 Ebenfalls im Jahr 120 wurde in Arabia eine Verbindung zwischen Gerasa, Adraa und Bostra gebaut, wo sich das Lager der dortigen Legion befand. Von Bostra, das sich praktisch auf gleicher Höhe wie Caparcotna befindet, verlief die strategisch wichtige via nova Traiana südwärts, mit deren Bau nach der Provinzialisierung um das Jahr 111 begonnen 106 CIIP 2.1227 = AE 2003.1801 (Caesarea); sein vollständiger Name, L. Cossonius L. f. Gallus Vecilius Crispinus Mansuanius Marcellinus Numisius Sabinus aus der Tribus Stellatina, ist aus CIL 3.6813 = ILS 1038 (Antiochia in Pisidia) bekannt, den Konsulat gibt RMD 4.229, das auf 116 oder 117 zu datieren ist, vgl. Eck 2013, passim; zur Statthalterschaft in Iudaea Cotton/Eck 2001, 219–223, bes. 222 zur Datierung. Nicht mehr aktuell oder zu spekulativ sind die Diskussionen seines cursus bei Franke 1991, 20–22 und Urloiu 2010, vgl. stattdessen Thomasson 2009, 4.103.133 und Mastino/Zucca 2014; zur Erhöhung der Auxiliartruppen Eck 2007b, 115. 107 Als direkten Nachfolger des Quietus bezeichnen Cossonius Gallus Pucci Ben Zeev 2005a, 255, Eck 2007b, 114, Capponi 2010a, 499 oder Baker 2012, 165; die Legionslegatur der II Traiana überliefert die in der vorhergehenden Anmerkung zitierte Inschrift aus Antiochia in Pisidien. 108 Mignon u. a. 2013 und Eck 2015, 22 Anm. 20. 109 Zum Meilenstein der Straße Caparcotna – Sepphoris Lifshitz 1960, 110 f. und mit neuer Lesung bei Isaac/Roll 1998 [1979a], 184–186; zu dem der Straße Ptolemais – Sepphoris Isaac/ Roll 1998 [1979b], 199–201, zu möglichen Arbeiten an der Straße Caparcotna – Caesarea Isaac 1998 [1978], 50.

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wurde.110 Aus der gleichen Zeit sind Arbeiten an der Straße zwischen Gerasa und Pella, das östlich des Jordans gegenüber von Scythopolis liegt, bekannt, der schnellsten Verbindung zur Mittelmeerküste.111

2.2.2.2 Die Gründe der Stationierung Die zentrale Frage ist, warum mit Iudaea eine relativ kleine Provinz spätestens in den frühen Jahren Hadrians durch die Stationierung einer zweiten Legion militärisch verstärkt und das Straßensystem, eine in erster Linie von der Armee genutzte Infrastruktur, ausgebaut wurde. Wegen des Mangels an erzählenden Quellen können lediglich Schlüsse aus der dokumentarischen Überlieferung gezogen werden, was von vornherein nur bedingt abschließende Antworten erwarten lässt. Grundsätzlich sind zwei Perspektiven einzubeziehen, eine auf Iudaea fokussierte und eine, die zusätzlich Roms Interessen in den östlichen Provinzen an der Grenze zum Partherreich im Blick hat. Konzentriert man die Betrachtung auf Iudaea, wird in der Regel auf die Judenaufstände im Zuge des Partherkrieges und auf die Unruhen in der Provinz während dieser Zeit verwiesen. Die Stationierung einer zweiten Legion als zusätzlicher Besatzung sei notwendig gewesen, um Frieden und Sicherheit in dem hauptsächlich von den notorisch aufständischen Juden besiedelten Gebiet aufrecht zu erhalten.112 Die Situation in Iudaea während der Aufstände der jüdischen Diaspora ist bereits diskutiert worden. Es wurde geschlussfolgert, dass es auch dort zu Unruhen kam, derer die Römer jedoch verhältnismäßig schnell Herr wurden – ein größerer Aufstand lässt sich nicht belegen.113 Nach den blutigen jüdischen Aufständen in der Kyrenaika, in Ägypten und auf Zypern musste Rom, das – wie der Abzug vieler Truppen für den Partherkrieg von dort zeigt – nicht mit der Möglichkeit einer solchen Eskalation der Lage gerechnet hatte, realisieren, welches Gewaltpotential eine nicht ausreichend militärisch kontrollierte und unruhige jüdische Untertanengruppe barg. Eine dauerhafte Verstärkung der Besatzung in Iudaea, der Provinz mit der größten jüdischen Bevölkerung, die nach dem Jüdischen Krieg auch 117 zu den Waffen gegriffen hatte, ist also naheliegend. Ob solche Überlegungen römischerseits allerdings der alleinige Grund waren, Iudaea zu einer konsularen Provinz mit zwei Legionen zu erheben, ist nicht sicher. Auch wenn Lusius Quietus mit der II Traiana eine

110 Isaac 1998 [1978], 50, zur via nova Traiana: Thomsen 1917, 34–37 und Bowersock 1983, 83. 111 Thomsen 1917, 65 mit Nr. 215 f., 218a u. 220, alle von 112, vgl. Gebhardt 2002, 93. 112 Avi-Yonah 1973b, 213, Bowersock 1980, 133 Isaac/Oppenheimer 1998 [1985], 240, Isaac 1992, 33 f., Dabrowa 1993, 15 f., Konrad 2003, 242 f., Pucci Ben Zeev 2005a, 254 oder Malitz 2006, 142 f. 113 Siehe Kapitel B 2.2.3.

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ganze Legion mitgeführt haben sollte, um in Iudaea für Ruhe zu sorgen, so hatte er – den Verbleib der wesentlichen Teile der X Fretensis im Partherkrieg vorausgesetzt  – doch nicht mehr Truppen zur Verfügung als normalerweise im prätorischen Iudaea stationiert waren. Ob aus römischer Sicht tatsächlich zwei Legionen mit den ihnen zugeordneten Hilfstruppen notwendig schienen, allein um die jüdische Bevölkerung von Iudaea von Aufständen abzuhalten, ist fraglich. Spätestens seit der Stationierung einer zweiten Legion in Iudaea hielt die römische Provinzverwaltung einen Aufstand der jüdischen Bevölkerung für praktisch unmöglich, denn nicht anders ist die von Cassius Dio überlieferte römische Reaktion auf die jüdische Rüstung und die Anfänge des Bar Kochba-Aufstands zu verstehen: Zunächst kümmerten sich die Römer nicht um die Juden und reagierten erst, als sich der Aufstand bereits gefährlich ausgeweitet hatte.114 Die Provinzverwaltung erwartete keine ernsthafte Bedrohung durch die Juden. In der Zeit vom Ende des Partherkrieges bis zum Ausbruch der Kämpfe 132 gab es dafür wohl auch keine Anzeichen.115 Erweitert man die Perspektive um die geostrategische Lage von Iudaea und die Situation bei Hadrians Regierungsantritt, so ergeben sich weitere Gründe für die Stationierung einer Legion im galiläischen Caparcotna. Zwar hatte Hadrian 117 den Partherkrieg beendet, allerdings die Gefahr künftiger Auseinandersetzungen und Konflikte nicht für immer bannen können. Im Wissen darum war es für Hadrian, einen Experten der Grenzsicherung, sicher naheliegend, mit der II Traiana eine weitere Legion dauerhaft im Osten zu belassen. Für die Stationierung in Caparcotna sprach einiges, zunächst einfach die fehlende Präsenz römischer Truppen dort, die vielfach von der Forschung festgestellt worden ist.116 Das Gebiet hatte gerade in traianischer Zeit durch die 114 Dio 69,13,1. 115 Nicht überzeugend ist die unter dem Schlagwort ›local unrest‹ subsumierte Hypothese, dass Iudaea seit dem Ende des Jüdischen Krieges 66–70 beziehungsweise seit 117 nicht zur Ruhe kam, während Rom dieser sichtbaren Gefahr durch Rüstungsmaßnahmen entgegentrat, so etwa Isaac/Oppenheimer 1998 [1985], 238–245, bes. 241 f., vgl. Applebaum 1976, 17–22; ob aus den drei rabbinischen Traditionen, die auf Räuberbanden in der Zeit von 7­ 0–132 verweisen, mit Isaac 1992, 83–85 und Alon 1980–1984, 570–575 auf politischen Widerstand zu schließen ist, scheint zweifelhaft; kritisch zu beiden Punkten Schäfer 1990, 285 f. u. 287, für Weiteres siehe Anm. 389; Leibner/Bijovsky 2013, 121 f. ziehen wegen der beiden zwischen 125 und 135 deponierten Münzhorte von Khirbet Wadi Hamam eine Zerstörung des Dorfes vor dem Bar Kochba-Aufstand in Erwägung, was, wie sie zu Recht vermerken, weniger wahrscheinlich ist als eine Zerstörung im Bar Kochba-Aufstand. Der Vorschlag, Unruhen mit der Stationierung einer Legion in Galiläa zu verbinden, ist chronologisch problematisch, weil die Legion bereits 120 in Galiläa war, die Horte aber nicht vor 125 in die Erde gelangten; für­ Galiläa lassen sich keine Zerstörungen oder Siedlungseinbrüche nachweisen, weder unter Traian (115–117) noch im Zuge des Bar Kochba-Aufstands, vgl. Leibner 2009, 345. 116 Mor 1986a, 579, Gebhardt 2002, 95, Chancey 2005, 63 und Pucci Ben Zeev 2005a, 252; zum dürftigen Nachweis von römischem Militär in Galiläa Goodman 1983, 142 und Isaac 1992, 434 f.

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Annexion des Nabatäerreiches als Provinz Arabia an strategischer Bedeutung hinzugewonnen, da die direkteste Verbindung von Bostra, dem Standort der arabischen Legion, zum Mittelmeer über Pella und Scythopolis und von dort nach Ptolemais oder Caesarea führte. Hadrian hatte diese, wie bereits vermerkt, im Jahr 120 gleichzeitig mit den Straßen um Caparcotna ausbauen lassen. Der Ausbau der militärischen Infrastruktur in der Jesreel-Ebene sicherte diese OstWest-Verbindung genauso ab wie die Nord-Süd-Linie, über die man von Syria über Iudaea bis nach Ägypten gelangen konnte.117 Die Stationierung einer Legion an diesem strategisch wichtigen Punkt brachte zugleich eine Entlastung für die Provinz Syria mit sich, deren Truppen bisher für die Sicherheit in diesem Raum mit zuständig gewesen waren, vor allem auf dem Gebiet der Dekapolis. Mit der Provinzialisierung des Nabatäerreiches hatte man die zehn Städte zwischen der neuen Provinz Arabia und Iudaea aufgeteilt; die von Hadrian stationierte Legion übernahm die Verantwortung für die Sicherheit der Region.118 Aus Sicht des Kaisers war es sicher vorteilhaft, dass Syria als Grenzprovinz zum Partherreich gestärkt wurde, ohne dass der dortige Statthalter mit einer vierten Legion zu viel Macht in seinen Händen vereinen konnte. Die Provinzialisierung von Arabia 106 bietet ein anschauliches Beispiel dafür, dass die strategischen Überlegungen Roms sich nicht nur auf einzelne Provinzen, sondern auch auf deren Umgebung bezogen. An der Besetzung des Nabatäerreiches waren unter der Führung des syrischen Statthalters Cornelius Palma Truppen aus Syrien und Ägypten beteiligt, nicht aber aus der Nachbarprovinz Iudaea.119 Trotzdem hatte Traian dort als Vorkehrung für alle Eventualitäten einen besonders erfahrenen Mann zum Statthalter gemacht, nämlich Q. Pompeius Falco. Dieser hätte eigentlich nach der Verwaltung der prätorischen Lycia et Pamphylia auf den Konsulat hoffen dürfen, wurde aber nochmals für eine Magistratur auf derselben Rangstufe nominiert. Ein Beispiel für eine solche Maßnahme fehlt für diese Zeit und ist wohl nur mit den strategischen Plänen Roms im Jahr 106 zu erklären, da Falco über glänzende Netzwerkverbindungen verfügte und später eine erfolgreiche Karriere absolvierte.120 Als es im Jahr 123 zur Partherkrise kam, deretwegen Hadrian persönlich in den Osten reiste, konnte sich sein administrativer Eingriff in Iudaea wohl erstmals bewähren: Mit einem Sonderauftrag führte Ti. Claudius Quartinus vexillationes (?) der II Traiana und der III Cyrenaica zur Verstärkung der Truppen 117 Kissel 1995, 28–33 zur strategischen Bedeutung von Arabia und Iudaea für Rom, vgl. auch Ayaso Martínez 1990, 111.127 f. und Fündling 2006, 674. 118 Gebhardt 2002, 101; zur Aufteilung der Dekapolis Bietenhard 1977, 244 f. und Bowersock 1983, 91. 119 Dio 68,14,5; Bowersock 1983, 81. 120 AE 1957.336 und ILS 1035.1036 zum cursus des Falco; Eck 1982, 341 Anm. 249, Marek 2000, 93 und Birley 2005, 117; Falco heiratete die Tochter von Sosius Senecio, Traians engem Vertrauten.

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in Syria an den Euphrat.121 Wenn die II Traiana zu diesem Zeitpunkt noch in­ Iudaea stationiert war und die III Cyrenaica in Ägypten, dann legte Hadrian offensichtlich Wert darauf, dass  – anders als im traianischen Partherkrieg  – mindestens eine ganze Legion zur Sicherung der jeweiligen Provinzen vor Ort verblieb. Freilich befindet man sich bei solchen Überlegungen auf unsicherem Terrain, da die Dislozierung der Truppen im Osten des Reiches für diese Jahre nicht klar ist: Die XXII Deiotariana und die III Cyrenaica sind für 119 gemeinsam im ägyptischen Doppellager von Nicopolis belegt, die II Traiana für 120 in Caparcotna und für 127 in Ägypten. Die III Cyrenaica wurde bald dauerhaft in Arabia stationiert. Möglicherweise kam es nach Beilegung der Partherkrise von 123 auf Anweisung Hadrians zu einem größeren Truppenrevirement im Osten des Reiches.122 Vermutlich führte gleichermaßen die Situation in Iudaea wie die im römischen Nahen Osten insgesamt zur Stationierung einer zweiten Legion. Unruhen in Iudaea im Jahr 117 sind wahrscheinlich, in seinem Ausmaß ist der rabbinische ›Krieg des Qitos‹ jedoch nicht zu bestimmen. Die spärliche Über­ lieferung in der antiken Historiographie und bei den christlichen Schriftstellern spricht dafür, dass es sich im Vergleich zu den Aufständen in der jüdischen Diaspora um ein untergeordnetes Ereignis handelte. Deswegen scheint die Stationierung einer zweiten Legion in Iudaea nicht allein auf die Verhältnisse in der Provinz zurückzuführen zu sein. Gut belegt ist die fortdauernde Krise an der Ostgrenze des Reiches auch nach dem Ende des Partherkrieges. Eine Stärkung der gesamten Region durch eine weitere Legion inklusive Hilfstruppen und durch Infrastrukturmaßnahmen war deswegen folgerichtig. Die Rangerhöhung von Iudaea zu einer konsularen Provinz hatte also vielfältige Gründe.

2.2.3 Hadrian und die Juden von Iudaea bis 130 Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass Hadrian nach seinem Regierungsantritt eine aktive Politik gegenüber den Juden in Iudaea betrieben hat, Uneinigkeit herrscht nur über ihren Charakter. Das Spektrum der vertretenen Meinungen könnte dabei kaum gegensätzlicher sein: Es wird sowohl für eine antijüdische Haltung des Kaiser argumentiert als auch für eine judenfreundliche. Auf beide Positionen ist einzugehen.

121 Siehe S. 219 f. 122 BGU 1.140 zu den ägyptischen Legionen 119; CIL 3.42 u. 3.79 zur II Traiana in Ägypten; Keppie 1990, 60 f., vgl. Cotton 2000, 353 f. und bereits Ritterling 1924–1925, 1487.

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2.2.3.1 Hinweise auf eine judenfeindliche Politik Für die These einer frühen judenfeindlichen Politik Hadrians sind die vielfach aufgegriffenen Beobachtungen von A. H. M. Jones grundlegend: Anhand der Münzprägung der Städte Neapolis, Sepphoris und Tiberias schlussfolgert er, dass sie bis zur Zeit Hadrians weitgehend ihren samaritanischen respektive jüdischen Charakter bewahrt hätten und ab oder nach seiner Herrschaft stärker griechisch-römisch geprägt waren. Zu Hadrians Paganisierungspolitik Galiläas bilanziert er deswegen: »These facts suggest that Hadrian disfranchised the Jewish and Samaritan aristocracies which had hitherto ruled these three­ cities and entrusted their government to pagans.«123 Die Quellenbasis für diesen Schluss bedarf unter Einbezug der neueren Forschungsergebnisse einer kritischen Prüfung. Für Neapolis, das unter Hadrian keine Münzen prägte, verweist Jones auf diejenigen des Antoninus Pius, die den Tempel des Zeus/Iuppiter auf dem Garizim zeigen, dem heiligen Berg der Samaritaner. Bei seiner Datierung folgt er der lange vertretenen Annahme, der Bau sei bereits unter Hadrian errichtet worden, weswegen er auf massive Veränderungen in der hadrianischen Zeit schließt.124 Allerdings ist zu bedenken, dass Neapolis seit seiner Gründung durch Vespasian heidnischen Charakter hatte und die Annahme eines Wandels von einer samaritanischen zu einer heidnischen Stadt unter Hadrian deshalb problematisch ist. Neue Erkenntnisse liefern die Ausgrabungen und Forschungen von Yitzhak Magen. Bezüglich der Münzprägung verweist er darauf, dass man nicht von spezifisch ›samaritanischen‹ oder ›jüdischen‹ Münzen vor Hadrian sprechen könne, sondern sie als zeittypisch deuten sollte.125 Allein aus ihnen auf einen Wandel unter Hadrian zu schließen, ist methodisch fragwürdig. 123 Jones 1931, 82.84 f. u. 1971, 277–278 (Zitat 278, Kapitel überarb. v. M. Avi-Yonah); besonders die wichtigen Forschungen von Isaac sind beeinflusst von Jones’ Hypothese, vgl. Isaac/Roll 1998 [1979a], 193, Isaac 1998 [1980/81], 99 f., Isaac/Oppenheimer 1998 [1985], 241; ebenso Avi-Yonah 1962, 46 f. 124 BMC Pal., 48 f. Nr. 21–26 = Meshorer 1985, 48 Nr. 126; Magen 2009, 239–243 ausführlich zum Münzbild des Garizim-Tempels; die Interpretation der Ausgrabungen von 1964– 1968 stützte die vermeintliche Datierung auf die hadrianische Zeit: Bull/Campbell 1968, 4–6.17 f., Zusammenfassung der Ergebnisse bei Bull 1992 [1978]; ebenfalls für eine Datierung des Baus unter Hadrian etwa: Hill 1914, xxviii mit Anm. 5, Smallwood 1976, 462 mit Anm. 137 (Bau hadrianisch, aber nach dem Bar Kochba-Aufstand), Hengel 1984/85, 171 mit Anm.  90, Mor 1989, 27 f., Hall 1989, 51 f., Jacobs 2000, 143, Kuhlmann 2002, 66, vgl. Eliav 2003, 270 mit Anm. 77 f. u. 2005, 120. 125 Magen 2009, 358 f., anders: Meshorer 1985, 48, Kindler 1991, 290 oder Isaac 1992, 348 f.; Neapolis prägte erstmals unter Domitian Münzen, die, wie Hill 1914, xxx feststellt, den traianischen aus Tiberias und Sepphoris ähneln, und dann erst wieder unter Antoninus Pius; Kushnir-Stein 2008, 129 spricht von einer »half iconic stage«, da auf den vorhadrianischen Münzrückseiten keine heidnischen Symbole erscheinen; Stemberger 1987, 176 zweifelt am Einfluss der samaritanischen Bevölkerung auf die Münzprägung.

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Noch wichtiger ist Magens Neudatierung des archäologischen Befundes auf dem Garizim, die erweist, dass der Tempel des Zeus/Iuppiter erst unter Antoninus Pius errichtet wurde.126 Aus Neapolis gibt es folglich keine Rückschlüsse auf einschneidende Veränderungen unter Hadrian. Sepphoris prägte wie Neapolis unter Hadrian keine Münzen, dafür unter Traian und Antoninus Pius. Die traianischen Prägungen erscheinen nach verbreiteter Auffassung in ›jüdischem‹ Stil mit Kranz, Palme, Hermesstab und Ährenbündel, während unter Antoninus Pius ein viersäuliger Tempel mit einer weiblichen Gottheit, der Stadtgöttin (Tyche/Fortuna), erscheint und als neuer Stadtname Diocaesarea.127 Anstatt von einem Eingriff unter Hadrian auszugehen, der den Wandel bedingte, ist es wohl naheliegender, von einem graduellen Prozess der Romanisierung zu sprechen  – mindestens in der Münzprägung und wohl auch darüber hinaus –, der durch Hadrians Provinzbesuch und den Bar Kochba-Aufstand und dessen Folgen verstärkt wurde. Zu Recht ist darauf hingewiesen worden, dass eine Verschiebung der Sensibilitäten bereits in vorhadrianischer Zeit erfolgte, da auf den Vorderseiten der oft als ›jüdisch‹ bezeichneten traianischen Münzen das Kaiserportrait erscheint. Im ersten Jahrhundert hatte Sepphoris dies noch sorgfältig vermieden, als im Jüdischen Krieg die ersten Münzen der Stadt geschlagen wurden – und das, obwohl die Münzen über die Selbstbezeichnung als Eirenopolis gerade die Rom zugewandte Haltung der Stadt kommunizieren sollten. Die Averslegende traianischer Münzen ›Kaiser Traian gab‹ (ΤΡΑΙΑΝΟΣ ΑΥΤΟΚΡΑΤΩΡ ΕΔΩΚΕΝ) lässt wohl auf Wohltaten oder Privilegien des Herrschers der Stadt gegenüber schließen; sie trägt zur Erklärung für die offene Haltung der Bewohner von Sepphoris gegenüber griechisch-römischen Gebräuchen auch in der Münzprägung bei.128 Der neue Name Diocaesarea ist erst für die Zeit des Antoninus Pius sicher belegt, wurde aber womöglich schon anlässlich der Provinzreise Hadrians an 126 Magen 2009, 243–256, Zusammenfassung 358–360, vgl. bereits Pummer 1989, 1­ 67–169 und Magen 1993, 489; die Datierung auf die Zeit Hadrians ging zum Teil von unrichtigen Interpretationen der Quellen und falschen Analogien aus: Dio 69,12,1 erwähnt nur den Bau eines Iuppitertempels in Aelia Capitolina unter Hadrian, nicht in Neapolis; Damascius, vita Isidori apud Phot. bibl. 242 (= GLAJJ 548 = Zangenberg 1994, 178) spricht lediglich von einem Διὸς ὑψίστου ἱερόν auf dem Garizim; erst sehr späte und unzuverlässige samaritanische Quellen verbinden den Tempelbau mit Hadrian, nämlich das samaritanische Josua-Buch, die Chronik des Abu ’l-Fath und die sog. Chronik Adler, vgl. dazu M ­ agen 2009, 253 f., der Abschnitt der Chronik Adler ist leicht greifbar bei Zangenberg 1994, 219 f. 127 BMC Pal., 1–4 Nr. 1–20 (Traian) u. Nr. 21–25 (Antoninus Pius) = Meshorer 1985, 36 f. Nr. 87–90 u. Nr. 91, vgl. Kindler 1991, 289 und Belayche 2001, 86 f. 128 Chancey 2005, 187 f.; Eck 2007b, 215 f.; lässt offen, ob es sich um einen Mentalitätswandel oder eine strukturelle Veränderung innerhalb der für die Münzprägung verantwortlichen Behörde handelt, vgl. Kushnir-Stein 2008, 129; Meshorer 1979, 160.164; Freyne 1980, 90.126.144.

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genommen.129 Erkenntnisse für die frühen Jahre Hadrians lassen sich also auch für Sepphoris kaum gewinnen. Erkenntnisfördernder sind die Münzen von Tiberias, weil dort unter Traian und Hadrian geprägt wurde. Die in traianischer Zeit emittierten Münzen entsprechen denen aus Sepphoris: Sie zeigen auf den Aversen das Kaiserportrait, auf den Reversen erscheint neben Tyche die Hygieia als Göttin der bei Tiberias liegenden Thermalquellen, ein Palmzweig zwischen Füllhörnern und ein Anker. Auf den hadrianischen Münzen ist vorderseitig das Kaiserportrait abgebildet und rückseitig Zeus, in einem viersäuligen Tempel sitzend, Tyche, Nike und eine Galeere.130 Die größte Aufmerksamkeit erregt das Bild des Zeustempels, der häufig mit dem Hadrianeum identifiziert wird, das Epiphanius von Salamis als einen großen, nie fertiggestellten Tempel erwähnt.131 George Hill schreibt in dem für die neuere Forschung grundlegenden Katalog des British Museum: »The coins of Hadrian represent a temple of Zeus, possibly the great Ἁδριάνειον, if Hadrian was, as frequently, here identified with Zeus. The coins were issued about 119–20, probably on the occasion of Hadrian’s first visit to Palestine, when the temple may have been founded.«132 Es ist naheliegend, die Errichtung eines Hadrianeums mit der Anwesenheit des Herrschers zu verbinden: Viele Bauwerke entstanden im Zusammenhang mit Kaiserbesuchen; Hadrian förderte auf seinen Reisen den Kaiserkult.133 Die Identifikation von Münzbild und Tempel ergibt allerdings Probleme, da Hadrian entgegen der Annahme von Hill nicht während den ersten Jahren seiner Herrschaft in Iudaea 129 BMC Pal., 3 f. Nr.  21–25 = Meshorer 1985, 37 Nr.  91–93; auf einem Meilenstein von 120 wurde später der neue Name auf Griechisch hinzugefügt, vgl. Isaac/Roll 1998 [1979a], 184 (verbesserte Lesung gegenüber Lifshitz 1960, 110 f.); zur Umbenennung siehe auch S. 261. 130 BMC Pal., 5–9 Nr.  3–22 (Traian) u. Nr.  23–36 (Hadrian) = Meshorer 1985, 34 f. Nr. 77–80 u. 81–83; Sigismund 2007, 327–329; falls unter Agrippa II. nicht nur RPC 2, 309 Nr. 2242, eine bildlose Münze in ›jüdischem‹ Stil, geprägt wurde, sondern die meisten seiner Münzen, wie A. Kushnir-Stein zuletzt vertrat, vgl. Ripollès u. a. 2015, 224, dann wären bereits im ersten Jahrhundert Münzen mit Kaiserbild und heidnischen Gottheiten in Tiberias geprägt worden. 131 Epiph. pan. 30,12,2 (ed. K. Holl u. a., GCS NF 10), vgl. Jacobs 2000, 143 f.; zu einer möglichen archäologischen Identifikation des Tempels Hirshfeld/Galor 2007, 214 f., vgl. CytrynSilverman 2012, 599.605; nur Boatwright 2000, 24 Anm. 30 zieht seine Existenz in Zweifel. 132 Hill 1914, xv, vgl. Belayche 2001, 93: »which could be identified with the Hadrianeum decided on in 119/120 during the first imperial tour of Palestine«, ebenso: Kindler 1961, 39 u. 1991, 289, Isaac/Roll 1998 [1979a], 192, Meshorer 1985, 34, Hirshfeld 1993, 1464, Chancey 2005, 189 mit Anm. 111 oder Sigismund 2007, 329. 133 Lehnen 1997, 85–87 zum Zusammenhang von Kaiserbesuch und Bautätigkeit; Halfmann 1986, 128 verbindet die Verleihung der jeweils zweiten Neokorie an Smyrna und Ephesus mit den Aufenthalten Hadrians dort 124 und 131, vgl. Boatwright 2000, 136–140; das Hadrianeum in Tiberias verbinden mit dem Kaiserbesuch Schürer 1973–1986, Bd. 1, 542, Applebaum 1976, 6 und Holum 1992, 54.

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gewesen ist, wie heute als gesichert gelten muss.134 Sollte bereits vor Hadrians Provinzreise im Jahr 130 ein Hadrianeum in Tiberias existiert haben und gar auf Münzen abgebildet worden sein? Die Prägungen mit dem Zeustempel datieren auf das ›Jahr 101‹ der lokalen Stadtära. Bis heute ist unsicher, mit welchem Jahr genau der Ärenbeginn in Tiberias anzusetzen ist, eingrenzen lässt er sich über die bekannten datierten Münzen auf die Jahre 17 bis 20. Hill legte unter der Annahme, dass die Ära mit dem Jahr 19 begann, die Prägung der besagten Münzen auf 119/120 fest – möglich erscheinen aber auch 117/118, 118/119 und 120/121. Anhand von wohl unter Caracalla geprägten Münzen aus dem ›Jahr 200‹ von Tiberias hat Alla Kushnir-Stein für den frühest möglichen Ärenbeginn mit 17/18 argumentiert.135 Auch wenn dies noch nicht als endgültig gesichert gelten kann, scheint die Münze mit dem Zeustempel früher geprägt worden zu sein, als Hill annahm, vielleicht im Jahr 118. In so kurzer Zeit nach Hadrians Herrschaftsbeginn ist sicher kein Hadrianeum in Tiberias errichtet worden; die Münze muss ohne Verbindung zu diesem Gebäude interpretiert werden. Folgt man Nicole Belayche, so setzt die Darstellung eines Tempels auf Münzen noch keineswegs einen lokalen Kult voraus. Es kann sich einfach um eine politische Äußerung der prägenden Elite handeln. Nach dem Ende des­ Partherkrieges und den Unruhen in Iudaea 117, auf die die Stationierung einer Legion in Galiläa folgte, zeigte Tiberias durch eine Loyalitätsbekundung Offenheit für die Veränderungen in der Umgebung der Stadt.136 Ob das als freimütigehrliche Äußerung der städtischen Elite zu verstehen ist oder ob es ihr nach der spannungsreichen Zeit als notwendige Opportunität erschien, ist genauso wenig zu beantworten wie die Frage, ob es innerhalb der Stadt Streitigkeiten um die Wahl der neuen Münztypen gab. Die Münzbilder der Städte Neapolis, Sepphoris und Tiberias lassen auf einen Entwicklungsprozess der lokalen Sensibilitäten schließen, der während der Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert stattfand. Kushnir-Stein identifiziert drei Stufen, die sich jedoch nur für Sepphoris vollständig nachweisen lassen: Münzen mit Kaiserportrait und jüdischen Symbolen lösten ab dem Ende des ersten Jahrhunderts bildlose ›jüdische‹ Münzen ab und wurden ihrerseits später durch vollständig heidnische Typen ersetzt.137 Langfristig bedeutete das eine Anpassung an die Münzprägung anderer, ›heidnischerer‹ Städte der Provinz Iudaea, die schon im ersten Jahrhundert ›heidnische‹ Typen prägten, wie

134 Siehe Kapitel C 2.2.1; einzig Kushnir-Stein 2008, 130 kritisiert die Identifi­kation. 135 Kushnir-Stein 2009, 106 f. 136 Belayche 2001, 38 f., anders Schwartz 2001, 139 f.; Sigismund 2007, 336 bilanziert: »In the 2nd c. the imagery began to communicate the increasing Romanization of the city.« 137 Kushnir-Stein 2008, 129; zum Entwicklungsprozess Millar 1993, 368 f., Belayche 2001, 39, Schwartz 2001, 141, Chancey 2005, 188 und Eck 2007b, 215 f.; allgemein zur sich wandelnden jüdischen Einstellung zum biblischen Bilderverbot Levine 2005, 225–227.

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natürlich die griechisch-römisch geprägten Küstenstädte Ptolemais (Akko), Ascalon oder Gaza, aber auch Gaba, Scythopolis (Bet Shean) oder Sebaste, die in der Umgebung der drei diskutierten Orte lagen.138 Eine ›Entrechtung‹ der Juden oder Samaritaner durch Hadrian in Tiberias, Sepphoris und Neapolis, wie sie A. H. M. Jones angenommen hat, ist nicht wahrscheinlich. Sollte es überhaupt zu politischen Eingriffen in den Stadtverwaltungen gekommen sein, dann erfolgten sie, wie Kushnir-Stein überlegt, früher, in flavischer Zeit im Zuge der Reorganisation der Provinz Iudaea als Stärkung des ›heidnischen‹ Elements in den vornehmlich ›jüdischen‹ Städten.139 Das umliegende Gebiet der galiläischen Hauptorte Tiberias und Sepphoris muss jedenfalls nach der aktuellen archäologischen Befundlage wie bisher als überwiegend jüdisch gelten.140 Gleichzeitig ist die Geschichte der drei diskutierten Orte zu bedenken: Flavia Neapolis war eine von Vespasian gegründete Polis, in der wohl Veteranen angesiedelt wurden; Sepphoris stellte sich im Jüdischen Krieg auf die Seite Roms; Tiberias unterstützte diesen zeitweise, kapitulierte jedoch nach heftigen inneren Auseinandersetzungen und unterstand später der Hoheit des Romfreundes Agrippa II. Die charakterliche Veränderung der Münzbilder der drei Städte war deswegen auch ohne Eingriffe von außen möglich und ist als Anpassungsprozess an die Verhältnisse der Umwelt zu deuten. Eine spezifisch hadrianische Politik ist nicht feststellbar.

2.2.3.2 Hinweise auf eine judenfreundliche Politik Den Gegenpol zu der diskutierten Forschungsmeinung, die Hadrian eine judenfeindliche Politik unterstellt, bildet die in ihren Details verschiedentlich variierte Hypothese, Hadrian habe den Juden die Restitution Jerusalems und des Jüdischen Tempels in Aussicht gestellt oder zumindest die Hoffnung darauf durch seine Politik implizit befördert. Sie beruht im Wesentlichen auf dem christlichen Barnabasbrief und dem rabbinischen Midrasch zum biblischen Buch Genesis. Heinrich Graetz etwa greift das Bild des Friedenskaisers Hadrian auf, der Traians Eroberungen im Osten aufgegeben und sich gegenüber den auf­

138 Zur Münzprägung der Städte vgl. Meshorer 1985, 12–30.38 f. 40–42.44 f. 139 Kushnir-Stein 2008, 131–135; sie vermutet, dass die Münzen mit Kaiserportrait und jüdischen Symbolen von Heiden verantwortet wurden, die eine akzeptable Mischform für ihre jüdischen Mitbürger suchten, als Vorbild könnten die Münzen der römischen Präfekten gelten, vgl. zu diesen Meshorer 2001, 167 f.; Syon 2012, 62 vermutet einen jüdischen Stadtrat in Tiberias und Sepphoris; Sigismund 2007, 336 verweist auf ein spezifisches lokales Selbstverständnis: »An inhabitant of 2nd c. Tiberias may have been a Jew or a Gentile: in the first place he was a Tiberian.« 140 Aviam 2007, passim und Leibner 2009, 335–337.349; allgemein Freyne 1980, 122.127 f. 133.

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ständischen Völkern im Reich nachsichtig gezeigt habe. Auch die Wünsche der Juden von Iudaea, die nach Graetz’ Meinung in heftigen Auseinandersetzungen mit Rom gestanden hatten, habe Hadrian berücksichtigt, um den Frieden dort zu sichern: »Zu diesen Wünschen gehörten wohl: die Entfernung des herzlosen Quietus und die Wiederherstellung des Tempels.« Zuletzt hat Giovanni Bazzana ähnlich argumentiert: Es sei Hadrians Plan gewesen, Christen und Juden besser in das Imperium Romanum zu integrieren. Er habe deswegen jüdische Gruppierungen unterstützt, die bereit waren, sich an die griechisch-römische Kultur zu assimilieren. Da die Beschneidung die eigenständige ethnische Identität der Juden aus Hadrians Sicht zu stark betont habe, habe er sie verboten, während er den Neubau des Jerusalemer Tempels als Belohnung für seine jüdischen Unterstützer forcierte.141 Die Quellenbasis und die Plausibilität dieser Hypothese ist im Folgenden zu prüfen. Von einem Neubauprojekt des Jerusalemer Tempels unter Hadrian erzählt der Midrasch zum Buch Genesis:142 ›In den Tagen des Jehoschua b. Chananja‹ hatte Rom den Wiederaufbau des Tempels beschlossen und Pappus und Lulia­ nus sich bereits um die anströmenden Pilger aus der Diaspora gekümmert. Die Samaritaner warnten Hadrian allerdings vor den Juden, die mit der Fertig­ stellung des Tempels keine Abgaben mehr zahlen würden, und rieten ihm, nur eine kleine Abänderung am Bauplan zu verlangen, worauf die Juden das Projekt von selbst aufgeben würden. Auf die entsprechende Nachricht ver­ sammelten sich die enttäuschten Juden in der Ebene von Bet Rimmon und drängten auf die Vollendung des Tempels auch ohne Zustimmung Roms. R. Jehoschua b. Chananja beruhigte die aufgebrachten Massen und verhinderte einen Aufstand. Der Midrasch wurde wohl in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts redigiert und weist einige Unstimmigkeiten auf: Auch wenn Jehoschua b. Chananja noch zu Hadrians Zeit gelebt haben kann, wurden Pappus und Lulianus wohl noch unter Traian hingerichtet. Als topische Elemente der Erzählung haben die Verleumdung durch die Samaritaner und die als Versammlungsort angegebene ›Ebene von Bet Rimmon‹ zu gelten. Inwieweit die Pläne des Iulian Apostata, einen dritten Tempel in Jerusalem zu bauen, im Hintergrund der Komposition stehen, ist, da keine eindeutigen Bezüge vorliegen, unsicher. Insgesamt besitzt die Erzählung des Midrasch keinen eigenständigen Quellenwert,

141 Graetz 1908, 125 und Bazzana 2010, 98 f.; aus den genannten Quellen schließen mit unterschiedlicher Akzentuierung auf Neubaupläne des Jüdischen Tempels oder entsprechende jüdische Hoffnungen: Schlatter 1897, 66 f., Bietenhard 1948, 101, Barnard 1969, 287, Herr 1972, 91–93, Smallwood 1976, 435, Alon 1980–1984, 458–60, Hengel 1984/85, 160, Abramsky/Gibson 2007, 158, Rappaport/Rabinowitz 2007, 193, Deines 2011, 222 f. und Witulski 2012, 227. 142 BerR 64,10 zu Gen 26,28 = Schäfer 1981, 29 f. = Zangenberg 1994, 128 f.

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wie Gedaliah Alon und Peter Schäfer zeigen konnten.143 Je nach Interpretation einer Passage des Barnabasbriefes wird ihr jedoch von einigen Gelehrten in­ sofern Wert beigemessen, als sie eine Bestätigung des christlichen Zeugnisses zu sein scheint. Der namenlos überlieferte und dem Reisebegleiter des Apostels Paulus zugeschriebene Barnabasbrief wird einhellig auf die Zeit von 80 bis 130 datiert, da er die Zerstörung des Jerusalemer Tempels voraussetzt, aber keine Kenntnis des Bar Kochba-Aufstands zeigt. Wie die hier zu besprechenden Verse zeigen werden, ist eine nähere Eingrenzung auf die Jahre 130–132 wahrscheinlich.144 Wo er verfasst wurde, ist unbekannt; aufgrund seiner Überlieferung wird Alexandria favorisiert.145 Inhaltlich steht der Brief im Kontext innerchristlicher Auseinandersetzungen: Der Verfasser grenzt sich von einer Gruppe ab, die von der Heilszusage Gottes an Christen und Juden ausgeht (Barn. 4,6). Er selbst verwirft auf der Grundlage des Alten Testaments, dessen Wortsinn er zugunsten einer allegorischen Textauslegung zurückweist, sämtliche jüdischen Gebote und geht davon aus, dass nach dem Willen Gottes nur die Christen zum Heil gelangen werden. Bezüglich des Textes des Barnabasbriefes herrscht aufgrund der Überlieferungslage Unsicherheit, was auch die Interpretation der hier wichtigen Passage über den Tempel erschwert.146 Die Juden kritisiert der Verfasser, weil sie ihre Hoffnung nicht auf Gott, sondern auf das Tempelgebäude gesetzt und Gott dort beinahe wie die Heiden (σχεδὸν γὰρ ὡς τὰ ἔθνη) verehrt hätten. Seine Kritik an dem steinernen Tempel untermauert er unter anderem mit dem Verweis auf Jesaja, demzufolge der Himmel Gottes Thron sei (Jes 66,1). Dann fährt er fort:147 Schließlich sagt er (sc. Jesaja) ferner: ›Siehe, die, die diesen Tempel zerstören, werden ihn wieder aufbauen. Es geschieht. Denn dadurch, dass sie Krieg führten, wurde er

143 Alon 1980–1984, 436–441 und Schäfer 1981, 29–32; zur Datierung Stemberger 2011, 310; zu Iulians Tempelbauprojekt als Kontext Hadas-Lebel 2006 [1990], 170.173 und Bazzana 2010, 106; in der rabbinischen Literatur gibt es keine direkten Bezüge auf die Pläne Iulians, vgl. Stemberger 1987, 167 f. 144 Harnack 1893–1904, Bd.  2.1, 416.426 f., Wengst 1971, 113, Prostmeier 1999, 114–119 u. 2009, 45, etwas anders Windisch 1920, 389.412, der auf 130–135 datiert und dabei eher an das Ende des Bar Kochba-Aufstands; für die Datierung auf die Zeit Nervas Richardson/ Shukster 1983, 41.47, gefolgt von Carleton Paget 1994, 9–30, bes. 27 f.; auch Ansätze unter Vespasian oder Traian werden vertreten. 145 Harnack 1893–1904, Bd.  2.1, 412, Windisch 1920, 413, Carleton Paget 1994, 36–42, Prost­meier 1999, 119–130, bes. 130 u. 2009; Wengst 1971, 113–118 favorisiert Kleinasien. 146 Prostmeier 2009, 39–41 mit einem knappen Überblick zur Überlieferung. 147 Barn. 16,3–4: πέρας γέ τοι πάλιν λέγει· Ἰδού, οἱ καθελόντες τὸν ναὸν τοῦτον αὐτοὶ αὐτὸν οἰκοδομήσουσιν. γίνεται. διὰ γὰρ τὸ πολεμεὶν αὐτοὺς καθῃρέθη ὑπὸ τῶν ἐχθρῶν· νῦν καὶ αὐτοι οἱ τῶν ἐχθρῶν ὑπηρέται ἀνοικοδομήσουσιν αὐτὸν (so die Codices Hierosolymitanus und Vaticanus, ebenfalls in diesem Sinne die antike lateinische Übersetzung).

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von den Feinden vernichtet. Jetzt werden auch sie selbst, die Diener der Feinde, ihn wieder aufbauen.

Der Codex Sinaiticus bietet eine abweichende Lesung des letzten Satzes, die auf zwei beteiligte Gruppen am Tempelbauprojekt schließen lässt:148 Jetzt werden auch sie selbst und die Diener der Feinde ihn wieder aufbauen.

Das Schriftzitat (Jes 49,17?) ist nicht eindeutig zu identifizieren; es ist aus einer griechischen Übersetzung übernommen und vom Verfasser des Briefes mit Blick auf die Erfüllung der Vorhersage bearbeitet worden. Das Ziel des Autors war es wohl, zu zeigen, dass die Tempelzerstörer mit seinen Wiedererrichtern identisch sind.149 Durch die verschiedenen Lesarten lässt der Text drei nicht immer spannungsfreie Interpretationen zu: (1) Am naheliegendsten ist es, die Römer als Zerstörer des Tempels zu sehen, die diesen – durch ihre ›Diener‹ – später wieder aufbauen. Fraglich ist nur, ob sie den Jüdischen Tempel wiederaufbauen, von dem in dem Kapitel die Rede ist, oder ob es um einen heidnischen Tempel in der neugegründeten Aelia Capitolina geht. (2) Folgt man der Lesart des Codex Sinaiticus, ergibt sich der Wiederaufbau des Jüdischen Tempels als Gemeinschaftsprojekt von Römern und Juden, wobei letztere als ›Diener der Feinde‹ zu identifizieren sind. (3) Auf eine dritte Möglichkeit verweist Giovanni Bazzana: Deutet man die Juden als Zerstörer ihres eigenen Tempels, wofür sie durch ihr Kriegführen gegen Rom verantwortlich sind, dann bauen sie als ›Diener der Feinde‹ auch selbst den Jerusalemer Tempel wieder auf. Eine Erlaubnis Roms dafür ist wie bei der Lesung nach dem Codex Sinaiticus vorauszusetzen. Mit Blick auf die jüdische Deutung der Tempelzerstörung, wie sie am ausführlichsten bei Josephus vorliegt, ist der Vorschlag durchaus bedenkenswert.150 Der vieldiskutierte Text des Codex Sinaiticus ist mit der Mehrheit der Forschung letztlich wohl zu verwerfen, da er nicht ausreichend bezeugt ist.151 Der Vorschlag von Bazzana mag zwar beispielsweise durch Josephus’ Interpretation der Ereignisse des Jahres 70 eine Stütze finden, bringt aber auch einige Probleme mit sich: Quellentechnisch gibt es kein belastbares Zeugnis für das Wiederaufbauprojekt des Jüdischen Tempels mit Unterstützung Roms, was bei der Außergewöhnlichkeit des erschlossenen Vorhabens zumindest erstaunlich ist – auch wenn es sich um ein argumentum e silentio handelt. Zudem widerspräche es wohl der Intention des Verfassers des Barnabasbriefes, den Wieder­ aufbau des Jerusalemer Tempels anzuführen, da dieser zweifellos als Erfolg der 148 Νῦν καὶ αὐτοι καὶ οἱ τῶν ἐχθρῶν ὑπηρέται ἀνοικοδομήσωσιν; zur Textkritik Prostmeier 1999, 503 f. 149 Windisch 1920, 387, Wengst 1971, 52, Carleton Paget 1994, 20 und Prostmeier 1999, 511. 150 Bazzana 2010, 98; zu Josephus’ Deutung der Tempelzerstörung siehe Kapitel A 4.1.1. 151 Harnack 1893–1904, Bd. 2.1, 424, vgl. Prostmeier 1999, 503 f. oder Witulski 2012, 225 f.

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Juden zu verstehen wäre, wenn diese nun mit dem Willen Gottes ihren Tempel wieder hätten errichten können, den sie für Gottes Haus und Heiligtum halten.152 Zu Anfang seines Schreibens verweist der Verfasser jedoch darauf, dass Gott in der Schrift das Vergangene und das Gegenwärtige offenbart und uns vom Zukünftigen einen Vorgeschmack gegeben hat und man sehen könne, dass sich eins nach dem anderen verwirklicht (Barn. 1,7). Folglich würde der Autor mit dem so verstandenen Abschnitt zum Tempel seine eigene Argumentationskette sprengen: Zwar wäre, wenn die Juden als Zerstörer und Erneuerer des Jüdischen Tempels zu identifizieren sind, die Voraussage erfüllt, jedoch angesichts des dann offensichtlichen göttlichen Wohlgefallens am Wiederaufbau auch die jüdische Schriftdeutung gegenüber der christlich-allegorischen des Verfassers bewahrheitet. Aus diesen Punkten ergibt sich für die Frage, ob es sich bei dem Bauwerk um den Jüdischen Tempel oder um den Neubau eines römischen in Aelia C ­ apitolina handelte, die Favorisierung der letzteren Möglichkeit. Während es keine Hinweise oder auch nur Plausibilitäten für eine Wiedererrichtung des Jüdischen Tempels mit römischer Zustimmung gibt, ist die Gründung der Kolonie ­Aelia Capitolina an der Stelle Jerusalems für das Jahr 130 in den Quellen belegt. Wenn der Barnabasbrief darauf anspielt und gleichzeitig noch keine Kenntnis vom Bar Kochba-Aufstand aufweist, ist er zwischen den Jahren 130 und 132 abgefasst worden.153 Der Bezugnahme des Verfassers auf die Erbauung von Aelia Capitolina mit einem heidnischen Tempel steht dabei nur scheinbar das theologische Problem entgegen, dass der zu errichtende pagane Tempel gleichberechtigt neben den ehemaligen jüdischen gestellt wird. Tatsächlich ist nach Ansicht des Verfassers der Jüdische Tempel zu keinem Zeitpunkt das Haus Gottes (οἶκος θεοῦ) gewesen (Barn. 16,1), da schließlich der Himmel Gottes Thron sei, wie er mit Jesaja belegt. Es ist für ihn unerheblich, ob der bedeutungslose steinerne Tempel von Juden oder Heiden errichtet wird. Gerade ein heidnischer Tempelbau am heiligsten Ort der Juden in Verbindung mit dem von ihm zitierten Schriftzitat zeigt wohl aus seiner Sicht die Richtigkeit der Schrift und die Nichtauserwähltheit der Juden.154 Dies alles fügt sich in den am häufigsten postulierten Entstehungskontext des Briefes ein: Der Verfasser schrieb ihn in Alexandria wohl nach der Ankunft Hadrians im August 130. Zu diesem Zeit 152 Schlatter 1897, 66 und Bietenhard 1948, 99, die von einem jüdischen Tempel ausgehen, sehen das Christentum bedrängt von einem erfolgreichen Judentum; es sei die Absicht des Verfassers gewesen, die Adressaten in dieser Situation in ihrem Glauben zu stärken. Barn 4,6 erweist aber innerchristliche Auseinandersetzungen als Kontext des Briefes. 153 Siehe Kapitel C 2.3.2. Auch wenn die Bauarbeiten vor 130 begannen, wurde die Errichtung der römischen Stadt wohl erst mit ihrer Gründung allgemein bekannt. 154 Prostmeier 1999, 506–515, grundlegend Harnack 1893–1904, Bd. 2.1, 423–427, ebenso Wengst 1971, 111 f., Schürer 1973–1986, Bd.  1, 536, Schäfer 1981, 33 und Schwartz 1992 [1980/81], 151 f.

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punkt war klar, dass eine neue römische Stadt an der Stelle Jerusalems im Bau befindlich war, weshalb der Verfasser das Futur benutzt. Gleichzeitig lagen ihm wahrscheinlich keine genaueren Informationen über die Ausmaße und Detailpläne des hadrianischen Projekts vor, weshalb er es in seiner Passage über den Tempel bei Andeutungen und kryptischen Formulierungen beließ. Dadurch konnte er sicherstellen, dass seine Ausführungen auch nach der Konkretisierung des Planes nicht falsch würden, und gleichzeitig ein ihm gelegen kommendes Argument für die Richtigkeit seines Schriftverständnisses anführen. Zusammenfassend muss man feststellen, dass weder die Hypothese einer judenfeindlichen Politik Hadrians noch die einer zunächst judenfreundlichen auf einer gesicherten Basis stehen. Ohne weitgehende hypothetische Annahmen und Vermutungen kommt keine dieser Thesen aus. Für die Zeit vor der Provinzreise Hadrians 130 fehlen Zeugnisse, anhand derer man auf eine aktive Politik des Kaisers gegenüber den Juden schließen könnte.

2.2.3.3 Das positive Hadriansbild in den jüdischen Quellen Wenn es schon nicht möglich scheint, auf Hadrians Politik gegenüber den Juden von Iudaea zu schließen und auf die Einstellung, mit der er ihnen begegnete, so besteht doch die Möglichkeit, einen Eindruck von den Erwartungen zu bekommen, die jüdischerseits mit Hadrian verbunden wurden, da hierfür Quellen existieren. Der locus classicus für jüdische Hoffnungen auf eine bessere Zukunft unter Hadrian fand bereits im Zusammenhang mit dem Ende des Diasporaaufstands in Ägypten Erwähnung: Eine jüdische Sibylle rühmt Hadrian als hervorragenden und vortrefflichen Mann, der alles erkennen wird.155 Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass nicht so viel Gewicht auf diese Stelle gelegt werden soll, wie das bisweilen geschieht. Aus ihr mag man ersehen, dass im ägyptischen Umfeld des Verfasses mit dem Nachfolger Traians ein Neuanfang verbunden wurde. Repräsentativ für die Einstellung aller Juden gegenüber dem neuen Kaiser ist die Stelle sicher nicht. Daneben existiert auch ein positives Hadriansbild in der rabbinischen Literatur, also einem anderen Traditionskreis als der Apokalyptik, zu der die Sibyllen gehören. Hierzu ist zunächst etwas auszuholen: Die rabbinischen Schriften überliefern ein zwiespältiges Bild von Hadrian, das eines Judenfeindes und das eines Judenfreundes. Das negative Bild ist durch den Bar Kochba-Aufstand und seine Folgen für die Juden bedingt. Häufig wird dem Namen Hadrians in der rabbinischen Literatur die Formel ›seine Gebeine mögen zermalmt werden‹ beigefügt; er gilt als letzter Zerstörer des Tempels und als Judenverfolger. Damit vergleicht ihn die rabbinische Tradition stärker mit dem jüdischen Erzfeind 155 Sib. 5,47–50, siehe S. 229.

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Antiochus Epiphanes als mit dem Tempelzerstörer Titus.156 Angesichts dieses extrem feindlichen Bildes von Hadrian überrascht die Existenz positiver Traditionen zu seiner Person. Weder bei Antiochus Epiphanes noch bei Titus liegt eine vergleichbare Zwiespältigkeit vor. Deswegen ist nach der Herkunft des positiven rabbinischen Hadriansbildes zu fragen. Erschwert wird dies durch die späte Redaktion der hadrianfreundlichen rabbinischen Traditionen, die sich im Midrasch und im Babylonischen Talmud finden und nicht in den zeitlich früheren Werken wie der Mischna, der Tosefta oder dem Jerusalemer Talmud.157 Damit stammen alle positiven Traditionen zu Hadrian aus Werken, die erst nach dem Jahr 400 und teils noch viel später redigiert wurden, was freilich noch nichts über den zeitlichen Ursprung der Einzeltraditionen aussagt. Die Kluft zwischen den Ereignissen und der Redaktion der Texte erlaubt es aber kaum, Informationen aus den Texten historisch zu verwerten. Der Midrasch zu den Psalmen greift, wie das fünfte Sibyllinische Orakelbuch, das Bild von Hadrian als wissensdurstigem Forschergeist auf, der den Meeresgrund der Adria von Männern erkunden lässt, die in Glaskisten in das Wasser abgeseilt worden seien. Wie bei Cassius Dio und in der Historia Augusta klingt dabei Kritik an Hadrians Neugier an, die seine Hybris durchscheinen lässt.158 Positiv bewertet der Midrasch Hadrians Leutseligkeit und seinen freundlichen Umgang mit den einfachen Menschen, wiederum eine Charakterisierung, die auch aus Dio und der Historia Augusta bekannt ist. Zwei Anekdo­ten erinnern an Hadrians Reise durch die Provinz Iudaea und erzählen von Begegnungen des Kaisers mit einem jüdischen Mädchen bei Hamat Gader und einem alten Mann bei Tiberias, denen der Herrscher offen und unbefangen entgegentritt.159 In den genannten Fällen greift die jüdische Tradition allgemeine Charakterzüge und Verhaltensweisen auf, die in der Antike mit Hadrian verbunden wurden, wobei 156 Stemberger 1979, 365–367 u. 1983, 83–86, jeweils mit Quellenverweisen; bei dem historisch nicht korrekten Bild von Hadrian als Tempelzerstörer liegt eine Motivübertragung vor; ein knapper Abriss des Hadriansbildes in der rabbinischen Literatur bei Rappaport/­ Rabinowitz 2007, 194. 157 Schäfer 1981, 237–244 trägt die wichtigsten Stellen zum positiven rabbinischen Hadrians­bild zusammen; Herr 1971, 142 f. und Berger 2002, 109–113 geben, methodisch nicht aktuell, eine Überblick über die angeblichen Gespräche R. Jehoschua b. Chananjas mit Hadrian, die Schäfer nicht behandelt; zur Datierung der rabbinischen Werke sei hier lediglich allgemein auf Stemberger 2011 verwiesen. 158 MidTeh 93,6 zu Ps 93,4 = Krauss 1914, 70 Nr. 135a = Schäfer 1981, 237 (dort auch zur Hybris), vgl. Dio 69,5,1 und HA Had. 11,7 zur Kritik an Hadrians Neugier. 159 Zur Anekdote mit dem Mädchen Midrasch Tannaim (ed. D. Hoffmann 1908–1909, 262; Text und Übers. bei Stemberger 1979, 362, Übers. u. Parallele im Seder Eliayhu Zuta bei Schäfer 1981, 238 f., engl. Übers. bei Herr 1971, 123); zur Begegnung mit dem Alten WaR 25,5 (bei Schäfer 1981, 241); Dio 69,6,3 berichtet von einer Begegnung Hadrians mit einer Frau, HA Had. 20,1 bezeichnet Hadrian als civilissimus im Umgang mit den humiliores; zur civilitas des Kaisers, die in der Antike nicht in jedem Fall, aber doch an dieser Stelle positiv bewertet wird, Fündling 2006, 912–914, vgl. Lehnen 1997, 205.219.

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eine literarische Abhängigkeit von Cassius Dio oder der Historia Augusta kaum wahrscheinlich ist. Historisch sind somit im allgemeinen Sinne die mit Hadrian verbundenen Stereotype, wohl nicht jedoch die Anekdoten selbst, schon gar nicht in ihrer überlieferten Gestalt. Weiter geht der Midrasch zum Buch­ Genesis, wenn er den Vers zwei Völker sind in deinem Leib, welcher sich auf Esau und Jakob bezieht und als Chiffre für Rom und Israel galt, in Bezug auf Hadrian und Salomo auslegt: Hadrian sei der größte Herrscher der griechisch-römischen Welt, Salomo der Israels. Neben Salomo gestellt zu werden, ist eine erstaunliche Würdigung für den Kaiser, der in anderen Traditionen als schlimmer Feind­ Israels gilt.160 Freilich kann der unüberbrückbare Gegensatz zwischen Römern und Juden in diesem Vergleich mitschwingen. Fraglich ist, wie diese spät redigierten Texte zu erklären sind, die Hadrian in gutem Einvernehmen mit Juden zeigen. Peter Schäfer etwa lehnt ihre Aus­ wertung in Bezug auf das historische Verhältnis von Hadrian zu den Juden und vice versa ab und meint, dass die Texte »versuchen, auf ironische Weise das Paradox der jüdischen Geschichte zum Ausdruck zu bringen, daß in der tiefsten Erniedrigung und Verfolgung des jüdischen Volkes der Keim zur Erlösung angelegt ist«. Hadrian bleibe auch in ihnen der schlimmste Feind der Juden. Als solcher aber stellten seine Reverenzerweise gegenüber Juden den »verzweifelte[n] und gleichzeitig höchste[n] Triumph Israels über Edom«, also Rom, dar. Günter Stemberger stimmt Schäfer insoweit zu, als das Paradox der Geschichte in den Erzählungen zwar eine Rolle spiele, wirft Schäfer jedoch eine »gewaltsame Vereinheitlichung der rabbinischen Hadrianstradition [vor], deren positive Züge viel ernster« zu nehmen seien.161 Diese Kritik erscheint angesichts der relativen Vielzahl der Texte, die den wohlbekannten Judenfeind Hadrian positiv darstellen, nicht unberechtigt. Trotzdem ist es nicht möglich, nur auf Grundlage der späten rabbinischen Texte zu entscheiden, ob ihnen Erinnerungen an ein positives Hadriansbild aus der Zeit vor dem Bar Kochba-Aufstand zugrunde liegen oder ob hinter der vermeintlich positiven Darstellung in paradoxer Verzerrung die Tradition von Hadrian als Judenfeind steht. Deswegen ist es ratsam, nochmals im Rückblick auf die in diesem Kapitel besprochenen griechischrömischen Quellen Überlegungen zu der Möglichkeit eines positiven jüdischen Hadriansbildes anzustellen. Angesichts des Wissens um den Bar Kochba-Aufstand, der die breite Ablehnung der römischen Herrschaft erweist, muss klar sein, dass ein solches auf keinen Fall für alle Juden in Iudaea wahrscheinlich gemacht werden kann.

160 BerR 63,7 zu Gen 25,23 = Krauss 1914, 71 Nr. 138 = Schäfer 1981, 237; zu beachten sind die unterschiedlich akzentuierten Übersetzungen; Schäfer 1981, 238 betont den positiven Vergleichspunkt: »[E]ine negative Beziehung […] wird vom Text nicht hergestellt.« 161 Schäfer 1981, 244 und Stemberger 1983, 82 Anm. 164.

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In Bezug auf die Münzprägung wurde bereits festgestellt, dass ab dem frühen zweiten Jahrhundert in den vornehmlich jüdischen Städten in Galiläa zu­ nehmend Münzen in griechisch-römischem Stil ausgegeben wurden. Diejenigen aus Sepphoris mit der Legende ›Kaiser Traian gab‹ verweisen auf die Interaktion zwischen Stadt und Kaiser und lassen auch ohne die uns fehlenden Hintergrundkenntnisse auf ein gutes Auskommen zwischen den galiläischen Juden und Rom schließen. Für Hadrian gibt das fünfte Sibyllinische Orakel aus Ägypten ein positives Urteil aus jüdischem Mund ab. Inwieweit sich Juden aus Iudaea daran hätten anschließen können, ist nicht klar, da nach dem Ende des Dias­ poraaufstands die Ausgangslagen in Ägypten und Iudaea sehr unterschiedlich waren. Eine Erlaubnis Hadrians, den Jerusalemer Tempel wieder aufzubauen, was ihm bei vielen Sympathien eingetragen hätte, konnte nicht wahrscheinlich gemacht werden. Dafür weisen einige Gelehrte auf die rasche Demission des Lusius Quietus als Statthalter von Iudaea nach Hadrians Herrschaftsantritt hin, die dem neuen Kaiser dort Sympathien verschafft habe könnte. Angesichts des üblen Rufes als Judenschlächter, den sich Quietus während des Partherkrieges erworben hatte, ist das durchaus plausibel.162 Dass Hadrian sich selbst als in Iudaea wirkender Wohltäter sah und sich nicht als abgehobener und distanzierter Herrscher inszenierte, erweisen seine Münzen aus der Reiseerinnerungsserie, die an seinen adventus erinnern und seiner Rolle als restitutor der Provinz gedenken.163 Zumindest für die Juden von Iudaea, die dies trotz des nichtjüdischen Charakters der Gaben und Leistungen wertschätzten, kann man durchaus Sympathien für den römischen Herrscher vermuten, der als erster in friedlicher Absicht die Provinz betrat. Alles in allem ist es also durchaus möglich, dass vor dem Bar Kochba-Aufstand in Iudaea ein positives Bild von Hadrian bei einigen Juden existierte. Die entsprechenden rabbinischen Traditionen stehen keineswegs im luftleeren Raum, sondern lassen sich in den Rahmen einfügen, den die spärlichen Quellen, die hier diskutiert wurden, geben.

162 Hengel 1984/85, 158 und Deines 2011, 226, vgl. auch Mantel 1967/68, 275; zu Quietus’ üblem Ruf Groag 1927, 1880.1884.1889 f.; die Unkenntnis über sein Wirken in Iudaea verunmöglicht ein abgewogeneres Urteil über die Einschätzung seiner Demission durch die Juden der Provinz. 163 Zu den Münzen siehe S.  285; Zahrnt 2007, 210 betont den konkreten Zusammenhang zwischen den restitutor-Prägungen und dem Wirken des Kaisers in den Provinzen, vgl. auch Mattingly 1976 [1936], cxliii; Lehnen 1997, 219 weist darauf hin, dass bei den adventus-­ Münzen Kaiser und Provinz gleichgestellt erscheinen, und schlussfolgert, »daß der Kaiser sich nicht von der Provinzbevölkerung ausschließt, sondern sich mit ihr (respektive beim Adventus) auf eine Stufe stellt«.

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2.3 Das Jahr 130: Hadrian in Iudaea 2.3.1 Der Reiseverlauf Im Jahr 128 brach Hadrian von Rom aus zu seiner zweiten großen Reise in den­ Osten des Reiches auf: Sie sollte ihn über Athen nach Kleinasien und von dort durch die Provinzen Syria, Arabia und Iudaea bis nach Ägypten führen. Literarische Quellen, Inschriften und Münzen erlauben es, einzelne Stationen und Aufenthalte des kaiserlichen Trosses zu rekonstruieren, jedoch nicht die genaue Reiseroute.164 In der ersten Hälfte des Jahres 130 besuchte Hadrian Arabia und Iudaea, bevor er im August 130 über Pelusium nach Alexandria weiterzog.165 Der Ausgangspunkt der Reise, das Winterquartier 129/130, ist nicht genau zu bestimmen. Meistens wird, einer Vermutung Paul von Rohdens folgend, A ­ ntiochia angenommen, aber auch Gerasa scheint möglich zu sein. In der seit traianischer Zeit zu Arabia gehörenden Stadt überwinterten die ­equites sin­gulares Augusti, ein Faktum, das wohl leichter mit der Anwesenheit des Herrschers zu erklären ist, als mit der sonst nötigen Annahme, die kaiserliche Elitetruppe sei vorausgeschickt worden. Da Antiochia einige Jahre zuvor als Operationsbasis für den Partherkrieg gedient hatte und damals deutlich mehr Menschen beherbergen und versorgen musste als beim Kaiserbesuch, scheint keine Notwendigkeit für ein gesondertes Winterquartier der equites singulares zu bestehen.166 Die belegten Ehrungen der Bürgerschaft Gerasas für Hadrian und die mit seinem Besuch verbundene Bautätigkeit, wie etwa die Errichtung eines ­Bogenmonuments zu Ehren des Kaisers, fügen sich gut in dieses Szenario.167 Hat Hadrian tatsächlich in Gerasa und nicht in Antiochia überwintert, dann besuchte er noch 129 Palmyra und Damascus und hatte so mehr Zeit für seinen Besuch in Arabia und Iudaea.168

164 Zu Hadrians Route im Jahr 130: Dürr 1881, 62 f., Rohden 1893, 510 f., Weber 1907, ­231–245, Stinespring 1939, 364 f., Halfmann 1986, 206 f., Syme 1988, 164, Holum 1992, 53–55, Birley 1997, 231–234 u. 2003, 431, Schachinger 1997, 98 und Mor 2013, 87–90. 165 HA Had. 14,4 mit Halfmann 1986, 207; RIC 2, 454 Nr.  890–894 = BMCRE 3, 493 f. Nr. 1655–1661 (ADVENTUI AUG IUDAEAE); nach Kampmann/Ganschow 2008, 33 traf Hadrian am 13. August in Alexandria ein. 166 AE 1915.42 = Welles 1938, 390 f. Nr. 30: Equites sing(ulares) eius qui | hibernati sunt Antioch[i] | ae ad Chrysorhoan quae | et Gerasa; Rohden 1893, 510 und Halfmann 1986, 133.206 f. zu Antiochia als Winterquartier 129/130, für Gerasa argumentieren Ayaso Martínez 1990, 79, Birley 1997, 230 und Baker 2012, 161; zumindest einen längeren Aufenthalt dort nehmen Welles 1938, 391 und Kraeling 1938, 49 an. 167 Welles 1938, 401 f. Nr.  58 (Bogen) u. 424 f. Nr.  143–145 (Statuenbasen); zum Bogen­ monument Kraeling 1938, 49–51 und Segal 1997, 131–133. 168 IGR 3.1054 = Dunant 1971, 55 f. Nr. 44 (Palmyra); zum Besuch von Damascus und Palmyra 129 Rohden 1893, 510, vgl. Weber 1907, 237 und Halfmann 1986, 206.

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Vermutlich durchreiste Hadrian zunächst die Arabia mit Aufenthalten in Bostra, dem Hauptquartier der Legion der Provinz, in Philadelphia (Amman) und in Petra, das den Ehrennamen Hadrianē annahm.169 Von dort musste er einen längeren Rückweg nach Norden entlang der via nova Traiana in Kauf nehmen, um Iudaea zu besuchen. Von wo aus er die Provinz betrat und welche Route er wählte, ist, wie bereits geschildert, spekulativ, da eindeutige Belege fehlen. Vermuten kann man, dass Hadrian über das Gebiet der ehemaligen Dekapolis über Scythopolis (Bet Shean) nach Galiläa reiste, um dort das neue Hauptquartier der zweiten Legion der Provinz bei Caparcotna zu besuchen. Neben dem Hadrian zu unterstellenden Wunsch, wie in anderen Provinzen lokale Truppen zu inspizieren, sprechen Straßenbauten und -ausbesserungen kurz vor dem Kaiserbesuch in der Region für die Wahl dieses Weges.170 Veränderungen in den nahen Städten lassen sich mit der Anwesenheit des Kaisers in Galiläa erklären: In Scythopolis kam es zu einem Bauprogramm, als dessen Urheber Hadrian noch im vierten Jahrhundert galt;171 für Sepphoris ist seit der Zeit des Antoninus Pius der Beiname Diocaesarea überliefert;172 in Tiberias wurde ein Hadrianeum gebaut.173 Vom Legionslager in Caparcotna aus ist die Weiterreise Hadrians über die gut ausgebaute Straßenverbindung in die Provinzhauptstadt Caesarea wahrscheinlich. Zu seinen Ehren errichteten die bene­ ficiarii des amtierenden Statthalters Q. Tineius Rufus dort eine Weihung.174 Auch ein Hadrianeum entstand wohl in Verbindung mit dem Kaiserbesuch.175 Von Caesarea aus wird sich Hadrian auf den Weg nach Jerusalem gemacht haben, um dort das Hauptquartier der legio X Fretensis zu inspizieren und bei

169 Dio 69,11,1 und HA Had. 14,4 mit Fündling 2006, 681 f. und Birley 1997, 231.233 f.; zu den Aufenthaltsorten in Arabia Weber 1907, 239 f.244, vgl. Holum 1992, 53 und Kushnir-Stein 2005, 160 f. 170 Gebhardt 2002, 212 f., der auch den Besuch von Ptolemais (Akko) erwägt; Isaac/Roll 1998 [1979a], 184–186 zu den Straßenbauten; skeptisch in Bezug auf Hadrians Galiläa-Besuch ist Chancey 2005, 103 f., anders mit guten Gründen Schürer 1973–1986, Bd. 1, 541 f., Holum 1992, 54 und Birley 1997, 233 f. 171 Di Segni/Arubas 2009, 117*f.121*f.; Mor 2013, 88–90 zu den Hinweisen auf Hadrians Besuch dort, vgl. auch Barkay 2003, 23: Münzen prägte die Stadt in hadrianischer Zeit nicht. 172 Lifshitz 1960, 110, Smallwood 1976, 432, Schäfer 1990, 284 und Kuhlmann 2002, 65 vermuten die Umbenennung im Jahr 130, sichere Belege gibt es erst für die Zeit des Antoninus Pius, siehe Anm. 129 173 Siehe S. 249 f. 174 CIIP 2.1276 = Cotton/Eck 2001, 235–237, vgl. Labbé 2012, 458. 175 CIIP 2.1262 mit Isaac 2011, 28 und Lehmann/Holum 2000, 80–82 Nr. 58; möglicherweise stellt die in Caesarea gefundene Kaiserstatue aus Porphyr Hadrian dar und stand im Hadrianeum, so Avi-Yonah 1970, 207 f.; ob der hadrianische Aquädukt in Verbindung mit dem Kaiserbesuch oder dem Bar Kochba-Aufstand entstand, ist unklar, vgl. Holum 1992, 55–57, möglicherweise wurde er auch bereits in den hundertzwanziger Jahren gebaut, vgl. Di Segni 2002, 50.

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der Gründung der römischen Kolonie Aelia Capitolina anwesend zu sein.176 Von dort begab sich Hadrian an die Mittelmeerküste, wo er spätestens im Juli 130 Station in Gaza machte, das anlässlich seines Besuchs eine parallele Stadtära einführte.177 Danach reiste Hadrian die Küste entlang über Pelusium nach Ägypten. Im August traf er in Alexandria ein. Der Eindruck, den der Kaiserbesuch auf die Provinzialen gemacht haben muss, ist kaum zu überschätzen: Hadrian war der erste römische Herrscher, der in friedlicher Absicht Iudaea betrat und dadurch zum ersten Mal der Elite wie der einfachen Bevölkerung die Möglichkeit gab, im adventus-Ritual in Kontakt mit dem Kaiser zu treten. Diese Begegnung zwischen Kaiser und Provinzbevölkerung ist als Konsensritual aufzufassen, das politisch von Bedeutung war, weil durch die persönliche Interaktion der consensus omnium demonstriert und gestärkt wurde. Durch neu geknüpfte oder gestärkte Kontakte, kaiserliche bene­ ficia wie Privilegien und Bauten oder von Bürgern gesetzte Inschriften reichten die wahrnehmbaren Spuren der Anwesenheit des Kaisers zeitlich über seinen Besuch hinaus.178 Neue parallele Stadtären in Gaza, in Ascalon oder dem arabischen Philadelphia, die nach dem Kaiserbesuch datieren, veranschaulichen die hohe symbolische Bedeutung, die der Reise Hadrians 130 von den Provinzialen in den Städten beigemessen wurde.179 Zeugnisse von Dorfgemeinschaften, die den Besuch Hadrians spiegeln, sind bisher nicht bekannt; eine viel beachtete inschriftliche Weihung an die Olympischen Götter für das Wohlergehen des sōter und euergetēs Hadrian hat sich als Fälschung erwiesen.180 Damit ist freilich nur die Reaktion der heidnischen und der mit der griechisch-römischen Kultur sympathisierenden Bevölkerung von Iudaea auf den Besuch Hadrians belegt. Ausführlich hat Thomas Witulski darauf verwiesen, dass die Kaiserreise mit ihren heidnischen Riten im Widerspruch zu den Werten und Traditionen der einheimischen Bevölkerung stand und bei gesetzestreuen Juden auf Ablehnung gestoßen sein muss. Deswegen, »weil sie für das Judentum zumindest theoretisch und prinzipiell nicht akzeptable quasi-theologische Inhalte transportier[te]«, identifiziert er sie als einen möglichen Anlass für den Bar Kochba-Aufstand. Auch wenn in den Quellen – selbst in den rabbinischen – keine ablehnende Reaktion auf die Reise Hadrians in Iudaea greifbar 176 AE 2004.1424; zur Inschrift siehe S. 269. 177 Hill 1914, lxxiii–lxxiv mit BMC Pal., 146–151 Nr. 14–55, vgl. Meshorer 1985, 29 f. mit Nr. 55 f.; Weber 1907, 244 f. mit Anm. 889, Kushnir-Stein 2005, 160. 178 Lehnen 1997, 256–266 mit einem Überblick zum adventus des Kaisers in provinzialen Städten, vgl. Halfmann 1986, 117–123, Mortensen 2004, 225–227 und Eck 2014, 19 f.21.29. 179 Kushnir-Stein 2005, 160 f. 180 Die Inschrift wurde zuerst auf Grundlage einer Abschrift, vgl. Di Segni 1994 = SEG 44.1361, und dann nach Auftauchen des Steins publiziert, vgl. Di Segni 2003 = SEG 53.1869, und im Kontext des Provinzbesuchs Hadrians diskutiert, vgl. etwa Belayche 2001, 69 f.; es handelt sich allerdings um eine moderne Fälschung, vgl. Eck 2014 [2003], 214 Anm. 13 u. 2014 [2012b], 241 oder Mor 2013, 91.

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ist und der zeitliche Abstand zum Ausbruch des Aufstands im Jahr 132 für keine unmittelbare Kausalität spricht, ist die Argumentation zumindest allgemein plausibel.181 Die Kaiserreise Hadrians führte allen die zunehmende Integration des ehemaligen jüdischen Reiches der Hasmonäer und Herodianer in das Imperium Romanum vor Augen und veranschaulichte durch die persönliche Präsenz des princeps, dass es sich um einen gewollten Prozess handelte.

2.3.2 Die Gründung von Aelia Capitolina: Die Chronologie Vielfach diskutiert ist die Frage nach dem Gründungsdatum von Aelia Capitolina, da die wichtigsten Quellen, Cassius Dio und Eusebius von Caesarea, in diesem Punkt einander widersprechen: Nach Dio erfolgte die Koloniegründung auf Hadrians Provinzreise 130, nach Eusebius erst nach dem Bar Kochba-Aufstand (132–136). Durch die abweichende Datierung ergeben sich unterschiedliche Deutungen der Politik Hadrians bei den beiden antiken Historikern: Entweder hat Hadrian bewusst oder unbewusst durch die Stadtgründung einen jüdischen Aufstand provoziert – so Cassius Dio – oder aber die Juden nach dem Aufstand durch die Gründung einer heidnischen Stadt an der Stelle Jerusalems bestraft – so Euse­bius. In der Wissenschaft schien sich zuletzt eine communis opinio zugunsten Cassius Dios herauszubilden.182 Während nun aber neue Grabungsbefunde in Jerusalem auf Bauarbeiten bereits in frühhadrianischer Zeit deuten, wurde ein Inschriftenfund eher im Sinne des eusebianischen Zeitansatzes interpretiert. Eine ausführlichere Darstellung des Sachverhalts ist deswegen notwendig.

2.3.2.1 Die literarischen Quellen Der Datierung der Stadtgründung von Cassius Dio auf 130 steht, wie geschildert, die des Eusebius auf 136 entgegen.183 Da die nächstwichtige Quelle, Epiphanius von Salamis, die Gründung 47 Jahre nach der Verwüstung Jerusalems 181 Witulski 2012, 229–258, Zitat 258; zweifelhaft sind einige Details seiner Argumentation, etwa die Frühdatierung des Tel Shalem-Bogens und der Reiseerinnerungsmünzen, was zu einer Überakzentuierung der ›propagandistischen Verarbeitung‹ durch Rom führt; zu den rabbinischen Anekdoten über Hadrians Reise siehe S. 257 f.; allgemein zu den religiösen A ­ spekten der Kaiserreisen Halfmann 1986, 111–117; ähnlich wie Witulski auch Mor 2012, 187 f., der allerdings stärker auf die wirtschaftliche Belastung der Provinzbevölkerung durch die Reise abhebt. 182 Magness 2011, 313 und Witulski 2012, 207 sprechen etwa von einem weitgehenden Konsens. 183 Dio 69,12,1–2; Eus. hist. eccl. 4,6,4, vgl. Hier. chron. Olymp. 228.4/ad Had. 20 (ed. Helm 201e); wie bei Eusebius folgt bei mTaanit 4,6 das Pflügen der Stadt (‫)ונחרשה העיר‬, also die Gründung der römischen Kolonie, auf die Zerstörung Bethars, der letzten Festung der Aufständischen; für die Chronologie ist die Stelle, die die fünf Katastrophen des 9. Av, des Tags der ersten Tempelzerstörung, aufzählt, jedoch von wenig Wert, vgl. Schäfer 1981, 20 f.

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und somit vermeintlich 117 ansetzt, schien lange überhaupt keine verlässliche literarische Tradition zu existieren.184 Vielmehr erhöht das Chronicon Paschale die Verwirrung mit einer Datierung auf 119, wobei dort wie bei Eusebius die Stadtgründung auf den jüdischen Aufstand folgt.185 Wie bereits an anderer Stelle besprochen, konnte Renan Baker das Verständnis des oft geschmähten und verworfenen Epiphaniusberichts verbessern: Weil Epiphanius die Tempelzerstörung durch Titus falsch auf das Jahr 82/82 datiert, beziehen sich die 47 Jahre nach der Verwüstung Jerusalems tatsächlich auf Hadrians zweite große Reise.186 Epiphanius bestätigt folglich die Chronologie von Cassius Dio. Schwieriger ist die Deutung der Version des Chronicon Paschale. Für die Regierungszeit Hadrians gibt der Verfasser Epiphanius’ Traktat de mensuris et ponderibus und Eusebius’ Kirchengeschichte als Quellen an. Darüber hinaus verwendete er wohl eine Jerusalemer Lokalchronik und eine Liste der römischen Konsuln.187 Für Hadrians Regierungszeit verfügte er über ein weitgehend zutreffendes Datengerüst: Die Herrschaft des Kaisers beginnt 117 und dauert 21 Jahre, wobei der Tod Hadrians wie üblich auf 137 gesetzt wird, um 138 als erstes Jahr des Antoninus Pius zu führen. Die Namensangaben der eponymen Konsuln beruhen im Kern auf authentischen Informationen, weisen jedoch eine Vielzahl von Schreibfehlern auf, die bis zur völligen Verfälschung der Namen reichen.188 Von den einundzwanzig Jahreseinträgen der hadrianischen Zeit füllt der Verfasser lediglich acht mit historischen Informationen: Er nennt den Bar Kochba-Aufstand und den Bau von Aelia Capitolina 119, die Gründung von Antinoopolis in Ägypten 122, den Tod von Apollonius von Tyana und Baumaßnahmen unter anderem in Nicomedia und Nicaea 123, die 184 Epiph. de mens. et pond. 14. 185 Chron. Pasch. ad Had. 3 (ed. Dindorf 474); Witulski 2012, 203 f. vermutet, dass eine Bestätigung der bei Eusebius überlieferten Ereignisabfolge vorliegen könnte, dazu siehe unten; auch Georgius Kedrenus (PG 121, 477 f.) und Nicephorus Kallistus (PG 145, 943 f.), byzantinische Autoren des 11./12. und 13./14. Jahrhunderts, lassen die Stadtgründung auf den Aufstand folgen. Wie Schäfer 1981, 97 f. richtig bemerkt, sind hieraus keine historischen Informationen mehr zu entnehmen. 186 Siehe Kapitel C 2.2.1. 187 Chron. Pasch. ad Had. 16 (ed. Dindorf 476): ταῦτα ἱστορεῖ  Ἐπιφάνιος ὁ Κύπριος εἰς τὸν λὸγον αὐτοῦ τὸν περὶ σταθμῶν καὶ μέτρων; ad Had. 18 (ed. Dindorf 477) zur Nutzung von Eus. hist. eccl.; zu den Quellen des Chronicon Paschale Treadgold 2007, 343–345 und ausführlich Gelzer 1885, 152–170, bes. 159–161.162–164. Anders als Gelzer geht Conybeare 1898, xxv–xxxiii, bes. xxix davon aus, dass Epiphanius nicht direkt genutzt wurde, sondern beide Werke aus einer gemeinsamen Quelle schöpften. Den Verweis des Chronicon auf Epiphanius deutet er als späteren Zusatz eines Bearbeiters, vgl. Horbury 2014, 230 mit Anm. 239. Baker 2012, 162 Anm. 39 kündigt eine Studie zu dieser verlorenen Quelle an. 188 Annius Verus erscheint etwa als Σευήρους (cos. II 121) und als Σεβήρους (cos. III 126), Hadrians Schwager Servianus (cos. III 134) ebenfalls als Σεβήρους; zur Konsulliste vgl. Gelzer 1885, 170.

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Annahme des Namens pater patriae durch Hadrian 126, die erstmalige Bewegung des Kolosses von Rhodos 130, die Legende vom Bibelübersetzer Aquila132, das Auftreten der Apologeten ›Apelles und Ariston‹ 134 und Hadrians Tod 137. In ihrem zeitlichen Ansatz sind praktisch alle Angaben unrichtig oder zweifel­ elia­ haft.189 Da sowohl der Bar Kochba-Aufstand als auch die Gründungen von A Capitolina und Antinoopolis fälschlicherweise zu früh angesetzt sind, wurde das Chronicon Paschale als Quelle für die Gründung von Aelia Capitolina verworfen.190 Anhand der genannten Quellen des Chronicon Paschale, Eusebius und Epiphanius, lässt sich zumindest eine vorsichtige Vermutung über das Zustandekommen der eigentümlichen Überlieferung anstellen:191 Der Verfasser des Chronicon Paschale nutzte das 15. Kapitel von Epiphanius’ Traktat de mensuris et ponderibus als Quelle für die Legende des Bibelübersetzers Aquila. Dessen Bekanntwerden (Ἀκύλας ἐγνωρίζετο) datiert er auf 132 unter Verwendung der Angabe in Epiphanius’ 13. Kapitel (Ἀδριανὸς … οὗτινος τῷ δωδεκάτῳ ἔτει Ἀκύλας ἐγνωρίζετο). Man kann also davon ausgehen, dass der Verfasser nicht nur selektiv die Aquila-Legende aus Epiphanius herausgegriffen, sondern auch die vorausgehenden Kapitel gelesen hat. Im 14. Kapitel fand er dementsprechend die Angabe der Neugründung von Aelia Capitolina während Hadrians Provinzreise 47 Jahre nach der Verwüstung Jerusalems. Diese Information verband er wohl mit Eusebius’ Bericht aus der Kirchengeschichte, demzufolge Aelia­ Capitolina nach dem jüdischen Aufstand gegründet wurde. Warum er allerdings beide Ereignisse jeweils zwei Jahre später datiert als Epiphanius, ist nicht zu ersehen und vielleicht auf die wenig sorgfältige Arbeit des Verfassers des Chronicon Paschale zurückzuführen. Deutlicher als bisher ist heute ersichtlich, dass sich die literarische Tradition stärker für eine Gründung von Aelia Capitolina im Jahr 130 als nach dem Bar Kochba-Aufstand ausspricht. Wie aus Epiphanius hervorgeht, der dieselbe Datierung wie Dio vertritt, gibt es keine Bruchlinie zwischen heidnischen und christlichen Autoren, allenfalls individuelle Interpretationen und Akzent­ setzungen bei der Darstellung des Ereignisses. Der ältere Vorschlag, Eusebius 189 Antinoopolis wurde 130 gegründet, vgl. Zahrnt 1988, 677; die Angaben zu Hadrians Baumaßnahmen 123 gelten zumindest als zweifelhaft, vgl. Halfmann 1986, 199; den Titel pater patriae nahm Hadrian erst 128 an, vgl. Birley 1997, 200 f.; Eus. hist. eccl. 4,3,1–3 datiert das Auftreten der Apologeten Quadratus und Aristides nur allgemein auf die Regierung­ Hadrians, in seiner Chronik auf 125: Hier. chron. Olymp. 226.1/ad Had. 9 (ed. Helm 199b) vgl. Eus. chron. ad Abr. 2141/Had. 9 (ed. Karst 220) – die Nutzung der eusebianischen Chronik, die sonst belegt ist, vgl. Treadgold 2007, 344, ist also für Hadrians Regierungszeit nicht wahrscheinlich zu machen. 190 Schürer 1973–1986, Bd. 1, 540 f., Smallwood 1976, 432 Anm. 16 und Schäfer 1981, 17. 191 Zu beachten bleibt die unklare Quellengrundlage des Chronicon Paschale, siehe Anm.  187, weshalb dieser Vorschlag mit der direkten Nutzung des Epiphanius durch den Verfasser steht und fällt.

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beziehe sich wohl auf die Fertigstellung der Bauarbeiten, die erst nach dem Bar Kochba-Aufstand erfolgte, gewinnt dadurch an Gewicht. Eine tendenziöse Deutung des Eusebius, der mit seiner Geschichtsdarstellung den Sieg des Christentums und den Niedergang der Juden aufzeigen wollte, ist wahrscheinlich.192

2.3.2.2 Die Münzen Wegen der widersprüchlichen Aussagen der literarischen Quellen wird traditionell ein großes Augenmerk auf die Numismatik gerichtet, die insofern eine vergleichbar breite Quellenbasis bietet, als sowohl frühe – wenn auch nicht datierte – Münzen von Aelia Capitolina erhalten sind als auch solche der Administration der jüdischen Aufständischen. Obwohl nicht mit absoluter Sicherheit festgestellt werden kann, dass Aelia Capitolina bereits Münzen vor dem jüdischen Aufstand emittierte, nähert sich die Wissenschaft in Bezug auf diese Frage am ehesten einem Konsens.193 Die jüdischen Aufständischen nutzten keine neuen Rohlinge, sondern überprägten im Umlauf befindliche Münzen, derer sie habhaft wurden. Da bei diesem Verfahren in vielen Fällen die ursprüngliche Münze noch identifizierbar ist, wäre die Existenz von überprägten Aelia Capitolina-Münzen der eindeutige Nachweis, dass die Stadt bereits vor dem Aufstand bestand und Geld prägte. Dieser letzte Beweis steht jedoch aus. Dafür sind zwei Gründe anzuführen: Einerseits stammt das überprägte Münzmaterial vornehmlich aus der Zeit von Nero bis Traian, während hadrianische Münzen selten sind. Andererseits handelt es sich bei den Münzen von Aelia Capitolina um Bronzeprägungen, die weicher sind als Silbermünzen und sich deshalb bei einer Überprägung weniger gut erhalten haben/hätten.194 Der gewünschte numismatische Letztbeweis für die Stadtgründung vor dem Aufstand wäre also ein glücklicher Überlieferungszufall, der nicht unbedingt zu erwarten ist. Ähnlich aussagekräftig wie überprägte Aelia Capitolina-Münzen wäre der gemeinsame Fund von Aelia-Münzen zusammen mit Rebellenmünzen in einem geschlossenen Kontext. Ein solcher Hort könnte nur während des Bar Kochba 192 Zur Vereinbarkeit der sich scheinbar widersprechenden Quellen Schürer 1973–1986, Bd. 1, 540 f., Smallwood 1976, 433, Boatwright 2000, 197 und Baker 2012, 162 mit Anm. 39, kritisch dagegen Witulski 2012, 194 mit Anm. 88; zu den literarischen Zielen des Eusebius vgl. Eus. hist. eccl. 1,1,1 mit Winkelmann 1991, 108; zum Bestrafungsmotiv ausführlich U ­ lrich 1999, 134–139. 193 Die besten Kenner der antiken Münzen aus Iudaea sprechen sich für die Gründung von Aelia Capitolina vor dem Bar Kochba-Aufstand aus: Meshorer 1967a, 92 f. u. 2001, 136, Mildenberg 1984, 99–101 oder Kindler 2000–2002, 176 f., vgl. auch Madden 1881, 247–249, Hill 1914, xli und Kadman 1956, 18, die allerdings nicht auf Grundlage des Münzmaterials argumentieren. 194 Mildenberg 1984, 87 zu den unterliegenden Münzen; Eshel/Zissu 2000–2002, 174 f. zur Überprägung von Bronzemünzen.

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Aufstands zurückgelassen worden sein und würde beweisen, dass Aelia Capitolina bereits während des Aufstands über eine aktive Münzstätte verfügte. Seit den 1960er Jahren steht ein Fund aus der Gegend von Hebron in der Diskussion, den Yaakov Meshorer für einen sicheren Beweis für die Gründung von­ Aelia Capitolina 130 hält, während von anderer Seite Zweifel geäußert wurden, da keine wissenschaftliche Dokumentation erfolgte.195 Im Jahr 1998 wurden in der el-Jai Höhle, die circa zehn Kilometer nordöstlich von Jerusalem im Nahal Mikhmash/Wadi Suweinit, einem Zubringer des Nahal Prat/Wadi Qelt, liegt, eine ähnliche Entdeckung gemacht: Neben zwei undatierten hadrianischen­ Aelia Capitolina-Münzen fand man vier Bar Kochba-Münzen, von denen drei aus dem Jahr 133/134 stammen. Hinzu kommt eine Münze aus Gaza mit einer Doppelära, die auf das ›Jahr 194‹ der Stadt, das dem ›Jahr 5‹ der epidēmia Hadrians entspricht, datiert (133/134). Hanan Eshel und Boaz Zissu schließen daraus auf die Prägung der Aelia-Münzen vor dem Ende des Bar Kochba-Aufstands und auf die Gründung der Kolonie 130 und haben damit weitgehend Zustimmung gefunden. Kritisch äußert sich allerdings Yoram Tsafir, der bezweifelt, dass die Münzen von derselben Person verloren wurden, und deswegen diese Interpretation in Frage stellt.196 Bei der Datierung der Aelia Capitolina-Münzen spielen natürlich auch Kriterien eine Rolle, die sich aus dem Münzmaterial selbst ergeben, wie Portrait und Titulatur des Kaisers.197 Für die Reichsmünzen verweist Harold Mattingly auf zwei voneinander zu unterscheidende Typen des Kaiserportraits: Ein früher Portraittyp wurde den Gesichtszügen Traians angenähert, während ein späterer Typ, der von 134 bis 138 geprägt wurde, sich von diesem Vorbild löst und ein eigenständigeres Bild von Hadrian zeigt, welches dem mittlerweile höheren Alter des Kaisers Rechnung trug. Von den neun hadrianischen­ Aelia Capitolina-Typen datiert Yaakov Meshorer die ersten sechs in die Zeit von ­130–135 (Nr. 1–6) und die Typen 7–9 aufgrund des unterschiedlichen Typs, Stils und Portraits auf 135–138 (Nr. 7–9); letztere zeigen neben Sabina Hadrians Nachfolgekandidaten Aelius Caesar und Antoninus (Pius). Hinsichtlich des Kaiserportraits stimmt Arie Kindler Meshorer für den Gründertyp und den mit der kapitolinischen Trias (Nr.  1–2) zu.198 Darüber hinaus verweist er auf 195 Nach Meshorer 1967a, 92 f. beinhaltete der seiner Meinung nach zusammengehörende Hort 35 Münzen von Traian und Hadrian, die alle vor 130 geprägt wurden, sowie 5 Bar Kochba-Münzen und eine hadrianische Münze aus Aelia Capitolina, vgl. Meshorer 1989, 19. 196 Eshel/Zissu 2000–2002, 173–175, vgl. Eshel 2000, 641–643 u. 2006, 107, zustimmend Kindler 2000–2002, 176 f., Abramski/Gibson 2007, 162, Magness 2011, 313 und Mor 2012, 176; Tsafrir 2003, 34–36. 197 Meshorer 1989, 70 f. Nr. 1–9 führt die hadrianischen Aelia Capitolina-Münzen mit Abbildungen auf; die Nr.-Angaben im folgenden Text beziehen sich auf dieses Standardwerk. 198 Meshorer 1989, 23 und Kindler 2000–2002, 177–179, vgl. Mattingly/Sydenham 1926, 336 f. und Mattingly 1976 [1936], cxxi–cxxii.

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die Kaisertitulatur als Datierungsindikator: Bis 128 war es üblich, dem Kaisernamen Hadrians das Gentilnomen seines Adoptivvaters beizufügen. Ab spätestens 134 fiel Traianus – abgesehen von einigen Ausnahmen – weg. Auf den nach Kindler früh zu datierenden Typen erscheint Hadrian als Imperator ­Caesar Traianus Hadrianus Augustus Pater Patriae (Nr. 1–2), auf anderen als Imperator Hadrianus Augustus (Nr. 3) und als Imperator Hadrianus (Nr. 4–6). Auf den sicher spät zu datierenden Typen taucht er allerdings wieder als Imperator ­Caesar Traianus Hadrianus Augustus (Nr. 7–9) auf. Kindler schlussfolgert, dass die beiden ersten Münzen noch in der Tradition der älteren Titulatur stehen, während die letzten zu den Ausnahmen gehören.199 Das neuerliche Aufgreifen von Traianus könnte in ihren dynastischen Bildern begründet liegen. Vorsicht bleibt jedoch bei der Datierung über die Legenden geboten. Wichtiger erscheint der Wechsel des Portraittyps, der sich bei den Reichsmünzen und den Aelia Capitolina-Prägungen beobachten lässt. Die Numismatik gibt zwar keine eindeutige Antwort auf die Frage nach der Gründung von Aelia Capitolina, nähert sich dem Problem aber von unterschiedlichen Seiten. Sowohl die gemeinsamen Funde von Aelia CapitolinaMünzen mit Bar Kochba-Münzen als auch innere Kriterien sprechen für die Chronologie von Cassius Dio und Epiphanius und gegen eine Gründung erst nach dem Bar Kochba-Aufstand.

2.3.2.3 Der archäologische Befund In Bezug auf die Gestalt der hadrianischen Aelia Capitolina bestehen viele Fragezeichen: Es gibt nur wenige Baustrukturen, die sich mit Sicherheit der frühen römischen Kolonie zuordnen lassen. Über die Stadtgrenzen herrscht bis heute Uneinigkeit. Klar ist, dass bei der Planung des Straßennetzes ein typisch römisches Gittermuster zugrundegelegen hat, das den lokalen Verhältnissen angepasst wurde. Die römischen Hauptachsen bilden bis heute die wichtigsten Wege durch die Jerusalemer Altstadt: Die antike Nord-Süd-Verbindung, der cardo maximus, entspricht der Beit Habad/Suq Chan al-Zait-Straße, die vom Damaskustor nach Süden führt. Ein cardo secundus, bekannt als cardo valensis, verlief parallel dazu weiter östlich. Er führt ebenfalls vom Damaskustor ausgehend als ha-Gai/al-Wad-Straße zum Platz vor der Westmauer/Klagemauer. Der decumanus, der als West-Ost-Achse die cardines im Zentrum der antiken Stadt schnitt, entspricht der David- und Kettenstraße, die vom Jaffator 199 Kindler 2000–2002, 178 f.; Meshorer 1989, 23 vermutet, dass die Münzen Nr. 7–9 ihr Vorbild in römischen Sesterzen und Silbermünzen haben, die Sabina, Aelius Caesar und Antoninus Pius zeigen; nicht statthaft wäre es, gegen Kindler einen Zusammenhang der Münzen Nr. 1–2 und Nr. 7–9 wegen desselben Kaisernamens postulieren zu wollen, da bei Nr. 1–2 die Legenden identisch sind, sich aber in der Schreibung und Buchstabenverteilung von Nr. 7–9 unterscheiden (wobei Nr. 8–9 identisch sind, sich aber von Nr. 7 unterscheiden).

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und der Zitadelle zur Westmauer/Klagemauer führt.200 In den letzten Jahren wurde im Bereich des Schnittpunkts von decumanus und cardo valensis – westlich der Westmauer/Klagemauer – ein Teil des cardo ergraben.201 Von Bedeutung für die vorliegende chronologische Fragestellung ist die Datierung dieses Cardoabschnitts auf die frühhadrianische Zeit durch das Ausgrabungsteam: »Based on finds beneath the cardo, we can date the eastern thoroughfaires of Aelia Capitolina to the early years of Hadrian’s reign, probably in the 120s, long before his famous visit to the east in 130 and the ›official‹ founding of Aelia­ Capitolina.«202 Auch wenn die Ausgräber die Baumaßnahmen auf die hundertzwanziger Jahre datieren, sprechen sie richtigerweise von der offiziellen Stadtgründung im Jahr 130. Die Analyse der literarischen Quellen hat gezeigt, dass weder Epiphanius noch das wohl von ihm abhängige Chronicon Paschale eine Datierung auf die frühhadrianische Zeit stützen. Auf den Gründertypmünzen, die zu den frühesten der Stadt gehören, erscheint Hadrian als pater patriae, weshalb sie nicht vor 128 geprägt worden sein können.203 Zu diesen lange bekannten Quellen tritt eine fragmentarische Inschrift aus dem phrygischen Hierapolis, die einen Brief Hadrians an die Stadt überliefert. Von ihr hat sich nicht mehr erhalten als die kaiserliche Titulatur und der Briefschluss, der ›in Jerusalem‹ (ἐν Ἱεροσολύμ[οις]) lautet und als Angabe des Ortes zu verstehen ist, an dem sich der Kaiser bei der Abfassung befand. Durch die Angabe der vierzehnten­ tribunicia potestas lässt sich das Schreiben auf die Zeit vom 10. Dezember 129 bis zum 9. Dezember 130 datieren. Der aus den literarischen Quellen bezeugte Aufenthalt Hadrians in Jerusalem ist damit dokumentarisch belegt.204 Bemerkenswert ist, dass als Stadtname ›Jerusalem‹ erscheint und nicht ›­Aelia Capitolina‹. Aus dieser Ortsangabe jedoch zu schlussfolgern, dass die Kolonie 200 Geva 1993, 762 f. u. 2014, 148 f., Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd. 1, 145, Küchler 2007, 518–522 und Isaac 2010, 18.  Zwiespältig ist der Befund zur Südausdehnung der cardines und damit der Südgrenze der hadrianischen Stadt: Während die Grabungen im jüdischen Viertel praktisch keine Siedlungsspuren zu Tage brachten und die südliche Verlängerung des cardo maximus als justinianisch gilt, vgl. Avigad 1984, 207.225 f. und Gutfeld 2012, ­479–483.486.496, lassen die Grabungen im Bereich der Westmauer darauf schließen, dass die Südgrenze im Wesentlichen der heutigen Altstadt entsprach, also weiter reichte, als Avigad vermuten musste, vgl. Weksler-Bdolah 2014, 58. 201 Den umfassendsten englischen Überblick bietet momentan Weksler-Bdolah 2014, vgl. Weksler-Bdolah u. a. 2012 und Weksler-Bdolah/Rosenthal-Heginbottom 2014 sowie WekslerBdolah u. a. 2009 und Onn u. a. 2011. Künftig: S. Weksler-Bdolah u. A. Onn (Hg.): Jerusalem. The Western Wall Plaza Excavations, Bd. 1: The Eastern Cardo, Jerusalem. 202 Weksler-Bdolah u. a. 2012, 47, vgl. Weksler-Bdolah 2014, 56. 203 Siehe Kapitel C 2.3.2.2. 204 AE 2004.1424 = Ritti 2004, 336–339: Ortsangaben stehen Ritti zufolge in der Regel mit ἀπό und Genitiv, ἐν mit Dativ ist jedoch auch belegt; im abgebrochenen Text könnte zudem mit ἀπό auf einen bestimmten Ort in Jerusalem verwiesen worden sein, vielleicht das Legionslager; vgl. auch Weikert/Klein 2013.

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nicht schon 130 eingerichtet worden sein kann, sondern erst später, bedeutet, die Aussagekraft der Inschrift überzustrapazieren.205 Da bei der Angabe des Abfassungsortes eines Briefes kein über diese Formalie hinausgehendes Interesse bestand, wurde bis zur offiziellen Gründungszeremonie der tagesaktuelle Ortsname verwendet. Die Vergabe des Kolonienamens erfolgte üblicher­weise während des Gründungsritus: Dem Zug des sulcus primigenius ging neben der Einholung eines Auguriums und der Füllung der Opfergrube (mundus) die Verkündung des Stadtnamens voraus.206 Für Aelia Capitolina ist im Einklang mit Cassius Dio, Epiphanius und dem epigraphisch belegten hadrianischen Brief deshalb davon auszugehen, dass dies in Hadrians Anwesenheit im Jahr 130 geschah. Aus der Inschrift ergibt sich nur das Fortbestehen des Ortsnamens ­›Jerusalem‹ bis in das Jahr der vierzehnten tribunicia potestas­ Hadrians (129/130). Die Datierung des Cardoabschnitts auf die frühhadrianische Zeit wirft die Fragen auf, wann der Plan zur Errichtung einer römischen Stadt an der Stelle Jerusalems entstand, und, wieweit die Bauarbeiten schon fortgeschritten waren, als die rituelle Gründung vorgenommen wurde. Normalerweise ging dem Gründungsakt einer römischen Kolonie eine Planungsphase voraus, die die Vermessung und Parzellierung des Stadtgebiets (limitatio) einschloss. Bebauung und Besiedlung folgten aber erst nach der formalen Stadtgründung.207 Zum Vergleich kann die gut erforschte Colonia Laus Iulia Corinthiensis herangezogen werden: Die griechische Stadt Korinth wurde 146 vor Christus von L. Mummius zerstört. Eine lex agraria von 111 vor Christus und archäologische Spuren einer limitatio, bei der die Lage des cardo maximus geplant wurde, sprechen bereits für das zweite Jahrhundert vor Christus für die Absicht, eine römische Stadt zu bauen. Zur Gründung kam es aber erst 44 vor Christus, worauf die Besiedlung und Bebauung folgte.208 Da die hadrianische Aelia Capitolina jedoch als letzte römische Deduktionskolonie gegründet wurde und zudem die legio X Fretensis auf ihrem künftigen Stadtgebiet stationiert war, ist ein Abweichen von dem modellhaft-klassischen Ablauf einer Koloniegründung, wie es der Befund der Grabungen am Cardo nahelegt, weder auszuschließen noch aufgrund der lokalen Verhältnisse unwahrscheinlich. Ein Schlaglicht auf den Fortschritt der Bauarbeiten der Kolonie in ihrem Gründungsjahr 130 wirft ein jüngst bekannt gewordenes Fragment eines Ehrenbogens für Hadrian, das eine lange bekannte Inschrift, die bisher nur allgemein auf die hadrianische Zeit datiert werden konnte, vervollständigt: Der 205 So etwa Fündling 2006, 673, vgl. Witulski 2012, 200–202; Labbé 2012, 460 f. vermutet 131–132. 206 Blumenthal 1952, 1868; Vittinghoff 1994 [1952], 49. 207 Kornemann 1900, 568–578. 208 Romano 2000, passim, bes. 104, u. 1993, 22 f.26.

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Bogen wurde, wie aus der Angabe der vierzehnten tribunicia potestas Hadrians hervorgeht, im Jahr 129/130 von der legio X Fretensis zu Ehren des Kaisers errichtet. Das neue Fragment stammt ebenso wie das schon bekannte aus dem Gebiet nördlich des Damaskustores; die Inschrift könnte Rina Avner zufolge zu einem freistehenden Bogenmonument an der Nordgrenze der Kolonie gehört haben.209 Die Datierung des Bogens und sein vermuteter Standort sprechen dafür, dass das Bauwerk anlässlich des Kaiserbesuchs errichtet wurde. Zusammen mit den Erkenntnissen der Cardo-Grabungen macht die Bogeninschrift wahrscheinlich, dass beträchtliche Teile der römischen Stadt bereits vor Hadrians Besuch und vor der offiziellen Koloniegründung erbaut waren.210 Wann der Plan zur Errichtung einer römischen Kolonie entstand, lässt sich freilich nicht sagen. Mit Blick auf den langen Prozess der Koloniewerdung Korinths könnte die Idee bereits in traianischer Zeit entstanden sein. Vielleicht stand sie auch in Verbindung mit den Ereignissen des Jahres 117, über das wir für Iudaea so schlecht informiert sind; möglicherweise geht der Plan ausschließlich auf Hadrians Urbanisierungspolitik zurück: Dass er sich früh in seiner Regierungszeit planerisch mit Iudaea auseinandersetzte, zeigt die Stationierung einer zweiten Legion dort. Zusammenfassend ist herauszustellen, dass die Gründung von Aelia Capitolina im Jahr 130 auf einem stabilen Fundament steht: Cassius Dio und Epiphanius setzen sie unabhängig voneinander während Hadrians Aufenthalt in Iudaea an. Hadrians in Jerusalem abgefasster Brief an die Bürger von Hierapolis fügt sich in den von beiden Autoren vorgegebenen Rahmen ein, wenn man annimmt, dass er vor dem Gründungsakt verfasst wurde; dass Teile der Stadt schon länger vorher im Aufbau befindlich waren, zeigen die jüngsten Grabungsbefunde. Auch die Numismatik bestätigt mit großer Wahrscheinlichkeit die Stadtgründung vor dem Bar Kochba-Aufstand. Der einleitend angesprochene Konsens zum Gründungszeitpunkt verdient also auch mit der quellentechnisch veränderten Ausgangsbasis Zustimmung.

209 Das Fragment vervollständigt CIIP 1.715: Imp(eratori) Cae[sari divi Traiani] | Parthic(i) [f(ilio) divi Nerv]ae nep(oti) | Traiano [Hadri]ano August(o) | pont(ifici) ma[x(imo)] trib(unicia)  pot(estate)  XIIII | c[o(n)s(uli)] III p(atri) p(atriae)  | l[eg(io) X F]reten[sis Antoninia]na{e}, zitiert nach: Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby (EDCS-54900616), zuletzt geprüft am 09.01.2016. Das ›Antoninianae‹, ein jüngerer Beiname der X Fretensis, wurde ergänzt. Zu den Fundumständen vgl. die Mitteilung der Israel Antiquities Authority: http:// www.antiquities.org.il/article_eng.aspx?sec_id=25&subj_id=240&id=4086 (zuletzt geprüft am 09.01.2016). 210 Vgl. H. Cotton u. A. Ecker bei Gitler 2012, 493.

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2.4 Hadrians Politik in Iudaea und der Bar Kochba-Aufstand In allen Abhandlungen über den Bar Kochba-Aufstand wird Hadrians Politik in Iudaea diskutiert, da in der Regel davon ausgegangen wird, dass Rom den Aufstand provoziert hat, entweder willentlich oder unabsichtlich. Nachdem ein hadrianisches Versprechen, den Jerusalemer Tempel wiederaufzubauen, aufgrund der Quellenbasis ausgeschlossen und die Chronologie bezüglich der Gründung von Aelia Capitolina 130 plausibel gemacht wurde, werden im Folgenden zunächst die beiden römischen Provokationen behandelt, die traditionell als Gründe des jüdischen Aufstands gelten: die Gründung einer römischen Stadt an der Stelle Jerusalems und eines Iuppitertempels am Ort des Jüdischen Tempels sowie das in der Forschung heftig umstrittene Beschneidungsverbot. Danach wird die jüdische Sicht auf die römische Politik behandelt und abschließend die Maßnahmen Roms zur Unterdrückung des Aufstands.

2.4.1 Aelia Capitolina: Die Stadtgründung im Kontext Nach dem Bericht von Cassius Dio, der nur durch die Epitome des Byzantiners Xiphilinus erhalten ist, kam es wegen der Gründung von Aelia Capitolina zum Bar Kochba-Aufstand: Die Juden hätten sich nicht damit abfinden können, dass an dem Platz, wo der Tempel des Gottes gestanden hatte, ein Iuppitertempel errichtet wurde; die Ansiedlung von Fremdstämmigen und der Bau fremder Heiligtümer sei für sie nicht akzeptabel gewesen.211 Besonders die Überbauung des heiligsten jüdischen Ortes, des Tempels, erweckt den Eindruck, die Gründung von Aelia Capitolina sei insbesondere gegen die Juden gerichtet gewesen. Ferdinand Gregorovius etwa betont die Kontinuität zur flavischen Zeit, wenn er formuliert, dass die Stadtgründung »das furchtbare Werk des Titus vollendet, das Ende der Geschichte des Judenvolkes in seinem nationalen Centrum besiegelt, und dieses selbst für immer aufgehoben« hätte.212 Bevor antijüdische Intentionen Hadrians diskutiert werden, ist zunächst die Koloniegründung im allgemeinen Kontext der römischen und hadrianischen Städtepolitik zu betrachten.

2.4.1.1 Der Kaiser als Stadtgründer: Die Ortswahl Die erfolgreiche Verwaltung des Imperium Romanum beruhte auf dem funktionierenden Städtewesen des Reiches. Deswegen war die Anlage von Städten in nichturbanisierten provinzialen Gebieten erforderlich, um durch die damit 211 Dio 69,12,1–2. 212 Gregorovius 1884, 477, vgl. ähnlich Belayche 2001, 170 oder Goodman 2003, 28 f.

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verbundene Implementierung der römischen Kultur dauerhaft zur Integration der lokalen Bevölkerung beizutragen und die Provinzen verwaltungstechnisch nachhaltig zu durchdringen.213 Der Bau von Städten, die die Annehmlichkeiten des römischen Lebens boten, diente dabei auch der Pazifizierung unter­worfener Gebiete, wie die kritische Reflexion des Tacitus zeigt, derzufolge die Urbanisierung der Provinzen, die die Unwissenden als humanitas auffassten, in Wirklichkeit ein Teil der Unterwerfung (pars servitutis) sei.214 Die Ansicht, dass die Gründung von Städten zu den wesentlichen Aufgaben des Kaisers gehörte, war im zweiten Jahrhundert allgemein verbreitet.215 In der Provinz Iudaea selbst gab es mit Caesarea seit der flavischen Zeit eine römische Kolonie. Im jüdischen Kernland Judäa existierte keine römische Stadt: Die Flavier hatten es dabei belassen, die Region durch die Stationierung der X Fretensis militärisch zu sichern und lediglich 800 Veteranen in ihrem Umkreis angesiedelt. Die einzige von ihnen neu gegründete Stadt, Flavia Neapolis, lag gut siebzig Kilometer nördlich von Jerusalem in Samaria. Unter den Flaviern hatte damit die Romanisierung der jüdischen und samaritanischen Gebiete im Inland langsam begonnen.216 Die Karriere des Flavius Iuncus aus Neapolis exemplifiziert den Erfolg des Prozesses: Iuncus erfuhr als Tribun der X Fretensis wohl die Förderung des einflussreichen Statthalters Pompeius Falco und absolvierte im Reich eine ritterliche Verwaltungslaufbahn, während der er die Ämter eines Finanzprokurators in Cilicia und Cyprus bekleitete, Iuridikus in Ägypten und Patrimonialprokurator in Asia war.217 Hadrian, der wie kein Kaiser vor ihm für die Provinzen des Reiches Sorge trug, förderte die Romanisierung in I­ udaea weiter. Für seine Städtepolitik instruktiv ist die Gründung der ägyptischen Stadt Antinoopolis im Jahr 130, die in einer Region entstehen sollte, wo es keine griechische Polis gab.218 Analoge Überlegungen wurden sicher im Falle Jerusalems angestellt, wobei sich der Ort der ehemaligen jüdischen Hauptstadt offenbar als geeignet für die Errichtung einer neuen römischen Stadt herausstellte. Auf die Entwicklung Jerusalems nach der Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 ist bereits eingegangen worden:219 Die X Fretensis wurde im Bereich der westlichen Stadtmauer stationiert und bildete künftig vor Ort den bestimmen 213 Kolb 1984, 170 f., Applebaum 1989a, 159, Boatwright 2000, 196 oder Belayche 2001, 70. 214 Tac. Agr. 21 mit Vittinghoff 1994 [1952], 25. 215 Dio Chrys. 3,127 mit Kolb 1984, 170. 216 ›Romanisierung‹ in Iudaea ist freilich meist im griechischen Gewand anzutreffen, Applebaum 1989a, 165 bilanziert etwa: »Greek culture was the chief instrument of romanization; but romanization was an influence chiefly with regard to organization and material life.« Vgl. auch Belayche 2001, 77–81, die auf die fortgeschrittene Hellenisierung sowohl von Iudaea als auch des Römischen Reiches verweist. 217 AE 1935.167 (Ephesus) mit Eck 2014 [1999], 76–80 u. 2007b, 237–241. 218 Bell 1940, 133 f. und Zahrnt 1988, 676 f., vgl. Opper 2009, 174. 219 Siehe Kapitel A 4.2.

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den Faktor. Wegen der Truppe zogen Handwerker, Händler, Wirte und andere nach Jerusalem, weil es im Umfeld der Legion für sie Arbeit gab. Vielleicht ließen sich sogar Veteranen, denen ihr langjähriger Standort zur Heimat geworden war, in der Umgebung von Jerusalem nieder. Bereits vorher waren wohl einige ehemalige Bewohner der Stadt, Juden und Christen, die während des Jüdischen Krieges geflohen waren, zurückgekehrt, um sich dort wieder eine Existenz aufzubauen. Bis ins Jahr 130 hieß der Ort sicher Jerusalem, hatte aber kein eigenes Stadtrecht und gehörte verwaltungstechnisch zur Toparchie Orine. Wie viele Bewohner diese Ansiedlung bis zur hadrianischen Stadtgründung zählte, lässt sich nicht sagen. Da es zur Neuansiedlung von Nichtjuden kam, ist wohl mit keiner einwohnerstarken Vorgängersiedlung zu rechnen und zu vermuten, dass der Beizug von Fremden für die Stadtwerdung notwendig war.220 Durch die Anlage der neuen Stadt auf dem Legionsterritorium mussten vermutlich keine Enteignungen zur Baulandbeschaffung vorgenommen werden, was sicher zu den Vorteilen des Ortes gehörte.221 Abgesehen von diesen grundsätzlichen Linien fehlt heute jede Detailkenntnis der Entwicklung. Aus dem Donauraum existiert eine Vielzahl von Beispielen, die die Entstehung von Städten (als municipia oder coloniae) im Legionsumfeld belegt. Hadrian selbst verlieh dort dreien das Munizipalrecht, nämlich Carnuntum (Petronell), Aquincum (Budapest) und Viminacium (Kostolac). Gerade Aquincum zeigt, wie schnell dieser Prozess verlaufen und die Verleihung des Stadtrechts erfolgen konnte, da erst Ende des ersten Jahrhunderts eine Legion dort stationiert worden war.222

2.4.1.2 Die Stadtrechtsform Beachtenswert ist die Rechtsform der Stadt als Kolonie und das für diese Zeit sonst nicht belegte Nebeneinander von Legionslager und Stadt. Von Hadrian, der anders als Traian mehr Municipien als Kolonien gründete, sind insgesamt neun Kolonien bekannt, davon sieben reine Rangerhebungen, also Titularkolonien, und zwei Siedlungskolonien, die als letzte ihrer Art gelten: Aelia Capitolina und Aelia Mursa (Osijek) an der Donau.223 Im Fall von Jerusalem werden mehrere Argumente für die Anlage einer klassischen Siedlungskolonie gesprochen haben: Da die Zivilsiedlung beim Legionslager wohl nicht ausreichend groß und entwickelt war, um sie bloß rechtlich in einen höheren Rang zu er­heben,

220 Dio 69,12,2 spricht von ἀλλόφυλοι τινές und Malal. 11,17 von Ἕλλενης; Isaac 1998 [1980/81], 101 f., Millar 1990, 28 f. Zahrnt 1991, 474 und Belayche 2001, 120. 221 Labbé 2012, 461. 222 Vittinghoff 1994 [1968], 90–92.104 f. 223 Zahrnt 1988b, 248 u. 1991, 464–469: Die Titularkolonien sind Italica in der Baetica, Utica, Bulla Regia, Lares, Zama Regia und Thaenae in der Africa Proconsularis und Tipasa in Mauretania Caesariensis; zu Aelia Mursa vgl. Mann 1983, 34 und Zahrnt 1991, 470–474.

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war die Ansiedlung neuer Bürger notwendig; die Ruinen des zerstörten Jerusalems machten eine Neuanlage der Stadt sowieso unumgänglich. Freilich wäre dies auch mit einer als Polis verfassten Stadt zu erreichen gewesen, weshalb zweifellos die Rechtsform einer Kolonie explizit gewünscht war. Die traditionelle Aufgabe von Kolonien war die Besiedlung neugewonnenen Landes und die militärische Sicherung desselben. Mit der Zeit trat die Veteranenversorgung mit Land hinzu.224 In Bezug auf Aelia Capitolina hat Benjamin Isaac mit Recht darauf hingewiesen, dass der Kolonie selbst keine Verteidigungs- oder Landessicherungsfunktion zukam, da dies zweifellos Aufgabe der dort stationierten Legion war.225 Neben der sich um das Militärlager entwickelnden Zivilsiedlung hat vielleicht die Sicherheit eine Rolle gespielt, die die Anlage der Stadt neben dem Legionslager im noch kaum vom griechisch-römischen Leben durchdrungenen Judäa bot – die ungewöhnliche Verbindung von Legionslager und Kolonie könnte sich so erklären. Inwieweit dies zutrifft, muss allerdings offen bleiben, da Cassius Dio nahelegt, dass die Römer selbst während der jüdischen Vorbereitung auf den Aufstand nicht mit einer ernsthaften Konfrontation mit den­ Juden rechneten.226 Dementsprechend rücken die Funktionen der Landbesiedlung und der Veteranenabfindung in den Vordergrund. Möglicherweise spielten langfristig Gedanken hinsichtlich der Truppenbesetzung mit Legio­nären eine Rolle, wie Benjamin Isaac vorgeschlagen hat: In einer Zeit, als die lokale Rekrutierung von Soldaten für die Legionen üblich war, standen in Iudaea zwei Legionen, während nur eine Kolonie existierte. Die Gründung einer weiteren bot ein neues Reservoir römischer Bürger für den Dienst in den Legionen, der den peregrini nicht offenstand.227 Der Aspekt des Bürgerrechts, der mit der Verleihung des Koloniestatus einherging, ist wichtig, um die Gründung aus römischer Sicht zu beurteilen: Es handelte sich um eine um­fassende Privilegierung der Bewohnerschaft der neuen Stadt. Im Vergleich mit Municipien kam Kolonien traditionell die höhere Rechtsstellung und die größere Ehre zu.228 Aelia Capitolina erhielt zwar nicht das ius Italicum, ihre Bürger wurden jedoch von der Steuerzahlung befreit. Damit hatte die Stadt die gleichen Rechte wie der Statthaltersitz 224 Kornemann 1900, 561–563.565, Kolb 1984, 172. 225 Isaac 1998 [1980/81], 101. 226 Dio 69,13,1; die Legion hat wohl die Eroberung im Aufstand verhindert, siehe S. 309 f. 227 Isaac 1998 [1980/81], 104, wobei er Mócsy 1974, 94.118 aufgreift, der seit Traian auf die feste römische Regelung schließen will, in den europäischen Grenzprovinzen pro stationierter Legion eine Kolonie anzulegen. Dieses Modell ist jedoch zu statisch und nie Grundlage römischer Politik gewesen, zur Kritik vgl. Zahrnt 1991, 480 f. mit Anm. 45. Trotzdem kann die Rekrutierung von Soldaten eine Rolle gespielt haben, vgl. etwa Mann 1983, 65 zur Bedeutung von Kolonien für die Legionsrekrutierung. 228 Aulus Gellius 16,13,4 (ed. P. K. Marshall, Bd. 2, 1990) berichtet vom Gesuch des Municipiums Italica, in den Rang einer Kolonie erhoben zu werden, was Hadrian bewilligte, dazu Vittinghoff 1994 [1952], 48 f.

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Caesarea.229 Aus römischer Perspektive stellte die Stadtgründung ein beneficium und eine Ehre für die Provinz dar.230 Davon profitierten freilich in erster Linie die neu angesiedelten Bürger der Aelia Capitolina und nicht die jüdische Bevölkerung.

2.4.1.3 Antijüdische Aspekte Alle vorausgegangenen Überlegungen machen die Gründung einer Kolonie am Ort des zerstörten Jerusalem aus römischer Sicht plausibel, ohne dass zwingend ein Argument als das einzig wesentliche identifiziert werden könnte. Die Anlage der Aelia Capitolina passt zwanglos in den Rahmen der römischen und speziell hadrianischen Städte- und Provinzpolitik.231 Darüber hinaus stellt sich nun die Frage, inwieweit antijüdische Pläne eine Rolle gespielt haben, das jüdische Jerusalem gleichsam einer damnatio memoriae zu unterwerfen und zu überbauen: Diese These wird vielfach in der Forschung vertreten. Als ihr wichtigster Verfechter kann Martin Goodman gelten, der aus Hadrians Politik in Iudaea auf die »final solution« des Judenproblems schließen will und in der Stadtgründung eine Bestrafung für die Aufstände der jüdischen Diaspora von 116–117 erblickt.232 Für den Nachweis dieser Hypothese sind jedoch gute Argumente nötig, weil der Vorgang, der auch hier als ›Romanisierung‹ bezeichnet wurde, eher als impliziter Prozess verstanden werden muss denn als bewusste und gesteuerte Kulturpolitik. Friedrich Vittinghoff formuliert:233 Die römischen Kolonien sollten nicht bewußt und vornehmlich Träger eines römi­ schen Kulturkampfes, Zellen der Romanitas in den Außengebieten sein. Denn Roms Absicht war es weder in der Republik noch in der Kaiserzeit, mit den modernen Kampfmitteln der Sprache und der Zivilisation die Völker systematisch zu ›latinisieren‹ und durch eine ›planmäßige Romanisierung‹ innerlich gefügig zu machen. Zu keiner Zeit war dieses das unmittelbare Ziel der römischen Kolonisation. Denn niemals hat der Römer als Sendbote einer höheren Kultur in einer eroberten Welt dem orbis Romanus die eigene Lebensform notfalls mit Gewalt aufzudrängen versucht. 229 Dig. 50,15,8,7 u. 50,15,1,6, vgl. Zahrnt 1991, 482. 230 Die Bedeutung der Stadtrechtspolitik in der Zeit vor der Constitutio Antoniniana wird im Fall von Iudaea/Syria Palaestina besonders unter Septimius Severus deutlich, der Sebaste, das ihn im Bürgerkrieg unterstützte, im Rang erhob, während er Neapolis, das auf der Seite seines Gegners Pescennius Niger gestanden hatte, durch Stadtrechtsentzug bestrafte, vgl.­ Belayche 2001, 71 und Magen 2009, 362. 231 Zahrnt 1991, 480. 232 Goodman 2003, 28 u. 2004, 27 (»final solution«) sowie 2007a, 485 (»punishment«);­ Weber 1907, 243 nennt die »Opposition (sc. der Juden) Hadrians Absicht«; Barnard 1969, 289 spricht in Verbindung mit dem Beschneidungsverbot von einem »calculated and deliberate assault against the Jewish way of life«; Malitz 2006, 146: »damnatio memoriae des eigentlichen, des jüdischen Jerusalems«. 233 Vittinghoff 1994 [1952], 39.

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Für Aelia Capitolina ist folglich zu untersuchen, ob bei ihrer Gründung im Gegensatz zu anderen Kolonien eine kulturkämpferische Zielsetzung bestanden hat, die die jüdische Vergangenheit Jerusalems tatsächlich endgültig tilgen sollte. In den Blick zu nehmen sind dafür die Kulte des Ortes während der Phase 70 bis 130, der neue Name der römischen Kolonie sowie die religiöse Topographie der neu angelegten Stadt. a) Heidnische Kulte Bei der Gründung von Aelia Capitolina war Jerusalem bereits seit gut zwei Generationen zerstört und der Ort Hauptquartier der X Fretensis. Solange der Jüdische Tempel gestanden hatte, kontrollierte seine Priesterschaft die Einhaltung des Bilderverbots in Jerusalem auf das Strengste und verhinderte das Vordringen heidnischer Kulte in die jüdische Hauptstadt; sie konnte deshalb ihren dezidiert jüdischen Charakter bewahren. Exemplarisch kann dafür die Episode um den von Herodes an einem Tempeltor angebrachten goldenen Adler angeführt werden, den die Juden mit Gewalt entfernten, oder die bei Nacht von Pontius Pilatus nach Jerusalem geschickten römischen Feldzeichen mit dem Kaiserbild, die einen großen Aufruhr auslösten. Die römische Verwaltung achtete die jüdischen Sensibilitäten weitgehend, wie die Entfernung der Standarten durch Pilatus zeigt.234 Mit dem Fall Jerusalems änderte sich das abrupt: Josephus berichtet, dass die römischen Soldaten, noch während die Stadt brannte, die Feldzeichen in den Tempel brachten und dort opferten. Das Heer rief den Feldherren Titus bei diesen Siegesfeierlichkeiten zum Imperator aus.235 Mit der Stationierung der Legion kamen dauerhaft heidnische Kulte an den Ort, da die Soldaten ihre Götter mitbrachten und verehrten. Die diskutierte Weihung der vexillatio der III Cyrenaica für Serapis aus traianischer Zeit wirft nur ein Schlaglicht auf diese Selbstverständlichkeit.236 Die Koloniegründung 130 erfolgte nach dem traditionellen etruskischen Ritus und beinhaltete, wie üblich, auch die Einrichtung heidnischer Kulte.237 Die hadrianische Stadtgründung schuf damit aber keine neuen religiösen Verhältnisse, sondern baute lediglich auf dem seit flavischer Zeit bestehenden status quo auf.

234 Ios. bell. 1,650 f. u. ant. 17,151 f. (Adler) sowie bell. 2,169–174 u. ant. 18,56 (Feldzeichen); zum Vorgehen der Präfekten Eck 2014 [2011a], 174–182, bes. 174–176 zu Pilatus. 235 Ios. bell. 6,316 und Suet. Tit. 5,2. 236 Le Bohec 1993 [1990], 280–291 mit einem Überblick zu den Kulten des Heeres, Be­ layche 2001, 121–124, Friedheim 2007, 125 f., Eck 2014, 28 und Horbury 2014, 309 zu den heidnischen Kulten in Jerusalem/Aelia Capitolina; zur Serapis-Weihung siehe S. 210. 237 Belayche 2001, 71; die ersten Priester wurden gemeinsam mit den Magistraten nach der Gründung einer Kolonie ernannt, vgl. Kornemann 1900, 577.

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b) Der Stadtname Bei der Erörterung der Frage, ob bei der hadrianischen Stadtgründung anti­ jüdische Motive mitspielten, verdient der Stadtname Colonia Aelia Capitolina Beachtung. Blickt man auf die berühmtesten romfeindlichen Städte, die nach ihrer Zerstörung als römische Kolonien wiederaufgebaut wurden, nämlich Karthago und Korinth, so fällt auf, dass in beiden Fällen der ursprüngliche Stadtname als Teil des Kolonienamens erhalten blieb: Colonia Concordia Iulia Carthago und Colonia Laus Iulia Corinthiensis beziehungsweise Colonia Iulia Flavia Augusta Corinthiensis.238 In der Kaiserzeit gründete Traian circa vierzig Kilometer von der ehemaligen dakischen Hauptstadt Sarmizegetusa entfernt die Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa als Hauptort der neuen römischen Provinz.239 Im Vergleich dazu wirkt die Aufgabe des Namens Jerusalem, der, wie die Inschrift aus Hierapolis zeigt, bis ins Jahr 130 verwendet wurde, tatsächlich wie eine damnatio memoriae der Geschichte des Ortes. Hinter Hadrians Namensgebung stand zweifellos eine andere Akzentsetzung und ein anderes Verständnis des Imperium Romanum im Vergleich zu den iulischen Gründungen oder der traianischen, deren Namenswahl explizit an den Sieg Roms über ihre Rivalinnen erinnerte. ›Aelia Capitolina‹ enthält, wie üblich, den Gentilnamen des Gründers und spielt auf den obersten römischen Staatsgott, Iuppiter Capitolinus an. Die Assoziationen, die die Referenz auf Iuppiter wecken, sind mannigfaltig und ergeben kein konsistentes Bild, das die Namenswahl eindeutig erklärt. Wie Josephus und Cassius Dio berichten, war Iuppiter Capitolinus der Empfänger der Judensteuer. Wenn die Bezugnahme darauf für Hadrian der Grund für die Namenswahl war, dann ist darin eine Anspielung auf die Niederwerfung und Demütigung der Juden unter den Flaviern zu erblicken.240 Jedoch muss man dieser Annahme mit einer gewissen Reserve begegnen, da die Provokation einer an der Stadtgründung nicht beteiligten Gruppe einzigartig und für die neuen Siedler ohne positiven Bezug gewesen wäre. Zusätzlich mag man sich fragen, ob die dann anvisierte Bösartigkeit nicht zu voraussetzungsreich war, um von den meisten Reichsbewohnern, Juden wie Heiden, verstanden zu werden: Die Judensteuer firmiert in den erhaltenen offiziellen Dokumenten als timē dēnariōn dyo Ioudaiōn und seit Domitian als Ioudaikon telesma und offenbarte den nicht geschichtsbewussten Zeitgenossen damit keineswegs direkt, dass die Juden dem Iuppiter Capito­ linus als Steuerzahler unterworfen waren.241 Wahrscheinlicher ist also eine aus 238 Galsterer-Kröll 1972, 100.128. 239 Zahrnt 2002, 61 und Strobel 2010, 280; zu den belegten Stadtnamen Galsterer-Kröll 1972, 126. 240 Siehe Kapitel A 5.2; Applebaum 1976, 7 und Birley 1997, 233 zur Assoziation; Smallwood 1976, 434 nennt die Namenswahl ›tactless‹, zustimmend Zahrnt 1991, 477 f., vgl. auch Mildenberg 1980, 333 u. 1984, 104 oder Schwartz 2006, 34. 241 Siehe S. 126.

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Hadrians Sicht positive Bezugnahme auf Iuppiter/Zeus, dessen Kult er besonders in den östlichen Provinzen des Reiches förderte. Dass der von seinen griechischsprachigen Untertanen oft als ›Hadrianos Olympios‹ geehrte Kaiser des höchsten Reichsgottes und auch seiner eigenen Person bei der Benennung von Orten und Einrichtungen gedachte, zeigen neben Aelia Capitolina auch Antinoopolis und Sepphoris. In der ägyptischen Stadt, die wie Aelia Capitolina 130 gegründet wurde, sind etwa der Phyle Hadrianios die Demen Kapitolieus, Olympios, Zenios und Sosikosmios zugeordnet. Das Nahverhältnis, gar die Identifikation von Kaiser und Gott ist offensichtlich und entspricht der Kombination von ›Aelia‹ mit ›Capitolina‹. Demselben Muster folgt der Beiname Diocaesarea, den Sepphoris vermutlich während Hadrians Reise im Jahr 130 erhielt. Die Ende des ersten Jahrhunderts im Gebiet der Dekapolis gegründete Stadt Capitolias zeigt darüber hinaus, dass die namentliche Bezugnahme auf Iuppiter/Zeus un­ abhängig von den persönlichen Präferenzen Hadrians eine Option war. Nicole Belayche ist deswegen zuzustimmen, wenn sie den Namen Aelia Capitolina als ›kaum originell‹ bezeichnet.242 Möglicherweise bot sich im Falle Jerusalems der Bezug auf Iuppiter, den höchsten römischen Gott, auch deshalb an, weil der dort traditionell verehrte Gott in jüdischen und christlichen griechischen Schriften als theos hypsistos firmierte und aufgrund seiner Eigenschaften im griechischrömischen Kontext häufig mit Zeus/Iuppiter gleichgesetzt wurde. Besonders bedenkenswert wäre das, wenn sich am Ort des ehemaligen Jüdischen Tempels in der römischen Kolonie eine Kultkontinuität nachweisen ließe.243 Dies gilt es als nächstes zu prüfen. Bezüglich der Namenswahl von Aelia Capitolina ist festzuhalten, dass die Förderung des Kultes für Iuppiter/Zeus durch Hadrian wohl der naheliegendste Bezugspunkt ist. c) Der Ort des Iuppitertempels Wie bereits einleitend ausgeführt, berichtet Cassius Dio im Rahmen der Koloniegründung vom Bau eines Iuppitertempels an dem Platz, an dem der Jüdische Tempel gestanden hatte:244

242 Weber 1907, 241 f.250, Bell 1940, 140 und Boatwright 2000, 194 mit Anm. 124 zu Anti­ noopolis, zu Sepphoris siehe S.  261, zu Capitolias Schürer 1973–1986, Bd.  1, 521; Belayche 2001, 110 (»hardly original«); zum Iuppiter/Zeus-Kult siehe Kapitel C 2.1.2. 243 Breytenbach 1997, 370–372, Mitchell 1999, 110 f., vgl. Weber 1907, 242 f.: »Der Anknüpfungspunkt an die alte Kultstätte ist der günstigste, zugleich der wirksamste, weil man hier die alte Religion am tiefsten faßt.« 244 Dio 69,12,1–2: Ἐς δὲ τὰ Ἱεροσόλυμα πόλιν αὐτοῦ ἀντὶ τῆς κατασκαφείσης οἰκίσαντος, ἥν καὶ Αἰλἰαν Καπιτωλῖναν ὠνόμασε, καὶ ἐς τὸν τοῦ ναοῦ τοῦ θεοῦ τόπον ναὸν τῷ Διὶ ἕτερον ἀντεγείραντος πόλεμος οὔτε μικρὸς οὔτ’ ὀλιγοχρόνιος ἐκινήθη. Ἰουδαῖοι γὰρ δεινόν τι ποιούμενοι τὸ ἀλλοφύλους τινὰς ἐς τήν πόλιν σφῶν οἰκισθῆναι καὶ το ἱερὰ ἀλλότρια ἐν αὐτῇ ἱδρυθῆναι.

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In Jerusalem ließ Hadrian für die bis auf den Grund zerstörte Stadt eine neue anlegen und gab ihr den Namen Aelia Capitolina. Wie er nun an dem Platze, wo der Tempel des Gottes gestanden hatte, einen anderen zu Ehren Iuppiters errichtete, kam es zu einem weder geringfügigen noch kurzen Krieg. Denn die Juden konnten sich nicht damit abfinden, dass Fremdstämmige in ihrer Stadt angesiedelt und fremde Heilig­ tümer dort errichtet würden.

In Verbindung mit dem Stadtnamen könnte die Ortswahl des Iuppitertempels tatsächlich für ein bewusstes kulturkämpferisches Element in Hadrians Gründungsentschluss sprechen. Sein Ziel könnte die Überwindung der jüdischen Absonderung von der griechisch-römischen Kultur des Römischen Reiches gewesen sein. Obwohl Dios Angabe über den Ort des Iuppitertempels in wissenschaftlichen Beiträgen und auf Karten immer wieder aufgegriffen wird, bestehen erhebliche Probleme in Bezug auf ihre Historizität.245 Zwar existieren keine archäologischen Befunde vom Tempelberg/Haram ash-Sharif, aber erstaunlicherweise bestätigt keine andere literarische Quelle die Existenz eines heidnischen Tempels dort.246 Es ist nicht nötig, sämtliche Einzelbelege dafür zusammenzutragen, ein geraffter Überblick genügt: Origenes kennt im dritten Jahrhundert lediglich zwei Statuen im Bereich des ehemaligen Tempels, eine von Hadrian und eine von Gaius (Caligula). Zwei Statuen erwähnt im vierten ebenfalls der Pilger von Bordeaux, die er beide Hadrian zuschreibt. Hieronymus spricht einmal von einer Reiterstatue Hadrians und ein andermal von einer Statue Hadrians und einer Iuppiters. Möglicherweise handelte es sich tatsächlich um Statuen von Hadrian und Antoninus Pius.247 Ein Inschriftenfragment eines zeitlich nicht näher 245 Lange galt der Tempelberg/Haram ash-Sharif als Ort des Iuppitertempels, vgl. etwa Germer-Durand 1892, 377.379 f., Schürer 1901–1909, Bd. 1, 700 (= Schürer 1973–1986, Bd. 1, 554), Weber 1907, 242 f., Hill 1914, xli oder Vincent/Abel 1914, 33; diese Ansicht ist bis heute verbreitet, vgl. Avi-Yonah 1973a, 404, Thornton 1975, 447, Smallwood 1976, 459 f., Ayaso Martínez 1990, 83 f., Bahat 1990, 59 (Karte) u. 65, Geva 1993, 758 (Karte) u. 765, Friedheim 2007, 128, Rappaport/Rabinowitz 2007, 194, Opper 2009, 90 oder Newman 2014, vgl. auch Weksler-Bdolah 2014, 58; mit einem Forschungsüberblick Eliav 1997, 126 f., vgl. 2005, 85 f. 246 Hinweise auf einen Iuppitertempel wurden erschlossen aus Barn 16,3–4 und aus unklaren Formulierungen im It. Burd. 15 (aedes ipsa)  und dem Chron. Pasch. ad Had. 3 (ed. Dindorf 474: κόδρα, lat. quadratum?). Aus der zweifachen Bezeichnung des Tempelbergs als ›Kapitol‹ im 7. Jh. schloss Flusin 1992, 26–28 auf die Bestätigung Dios, gefolgt von Mango 1992, 2 f., dagegen Murphy O’Connor 1994, passim, bes. 413; zu Recht kritisch zu allen Stellen Eliav 2005, 87–92. 247 Orig. in Mt 24,15 (ed. E. Klostermann, GCS 41, 194); It. Burd. 16; Hier. in Mt 24,15 (ed. D. Hurst u. M. Adriaen, CCL 77, 226) u. in Is. 2,9 (ed. M. Adriaen, CCL 73, 33); auch Hippolytus berichtet von einem Kaiserbild, siehe S. 211. Möglicherweise gehörte die im Bereich des Haram ash-Sharif vermauerte Basis einer Reiterstatue des Antoninus Pius, CIIP 1.718 (korrigierte Lesung im Vergleich zu CIL 3.116 = 3.6639), zu einer der Statuen. Sicherheit ist diesbezüglich jedoch nicht zu gewinnen, vgl. Eck 2009, 215 u. 2015, 20.23. Auch die jüdische Tradition weiß von heidnischen Statuen auf dem Tempelberg, vgl. zur Diskussion im weiteren literarischen Kontext Eliav 2008, passim, bes. 614–616.

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zuordenbaren Ehrenbogens stammt vermutlich ebenfalls von dort.248 Ruinen des zerstörten Jüdischen Tempels waren noch lange zu sehen, wie die Kirchenväter besonders im Kontext der Prophezeiung Jesu, dass kein Stein des Tempels auf dem anderen bleiben werde (Mk 13,2, Mt 24,2, Lk 21,6), betonen. Bischof Cyrill von Jerusalem schreibt im vierten Jahrhundert über das Kommen des Antichrist:249 Dann, wenn durch den Zahn der Zeit oder durch einen zum Zwecke des Neubaus oder aus anderen Gründen erfolgten Abbruch alle Steine – ich meine nicht der Umfassungsmauer, sondern des inneren Tempels, wo die Cherubim waren  – zerstört sind, alsdann wird jener mit allen möglichen trügerischen Zeichen und Wundern kommen.

Eusebius gibt an, den Tempelplatz selbst gepflügt und besät gesehen zu haben und beklagt, dass [d]ie Bewohner der Stadt … Materialien von ihm für ihre … Bauten bezogen, die Ruinen also als Steinbruch nutzten.250 Einzelne Juden kamen – möglicherweise inspiriert von der christlichen Pilgerfahrt  – zu den Überresten des Tempels, um dort zu trauern.251 Im dritten und vierten Jahrhundert war der Tempelplatz, auf dem sich auch öffentliche Denkmäler befanden, anscheinend unbewohnt und wurde als Steinbruch und zum Ackerbau genutzt. Nur angesichts dieses Zustands wird die Erlaubnis Kaiser Iulian Apostatas im vierten Jahrhundert verständlich, den Jüdischen Tempel wiederaufbauen zu lassen, was letztlich im Jahr 363 wegen eines Erdbebens und wegen des Todes des Kaisers scheiterte. Die Quellen geben keinen Hinweis darauf, dass ein ­Iuppitertempel hätte beseitigt werden müssen. Es erscheint äußerst zweifelhaft, ob Iulian unter dieser Bedingung seine Zustimmung gegeben hätte, da der jüdische Gott seiner Ansicht nach von den Römern unter anderem Namen verehrt wurde: Ein Jahwe- statt eines Iuppitertempels wäre deshalb nicht notwendig gewesen.252 248 CIIP 1.720; Grüll 2006 datiert den Bogen auf die flavische Zeit, er stammt jedoch aus der römischen Kolonie, vgl. Cotton/Eck 2009, 105*–115* sowie Eck 2014 [2011b] u. 2014, 29. 249 Cyr. cat. 15,15. 250 Eus. dem. ev. 8,3 (Übers.: Küchler 2007, 143), vgl. tMegilla 3,5: [Für] Steine des Tempels, die beschädigt wurden, gibt es keine Auslösung, d. h. sie sollten nicht für profane Zwecke verwendet werden (Übers. u. Komm.: G. Mayer/C. Krieg 2002); Cyr. cat. 16,18 bestätigt die landwirtschaftliche Nutzung, zum rabbinischen Verbot SifDev 145; Eliav 2005, 220 f. 251 It. Burd. 16: [N]icht weit von den Statuen entfernt ist ein durchbohrter Stein (lapis pertusus), zu dem die Juden alljährlich kommen, ihn salben, mit Seufzen wehklagen, ihre Kleider zerreißen und dann wieder fortgehen; vgl. Orig. Hom. in Jos. 17,1 (ed. A. Jaubert, SC 71, 372 f.) und Hier. in Soph. 1,15.16 (ed. M. Adriaen, CCL 76, 673 f.). Heszer 2000, 27 vermutet den Anschluss an christliche Vorbilder; Eliav 2005, 227–232 zu den jüdischen Ritualen auf dem Tempelberg, siehe auch Teil A Anm. 360 252 Iulian, ad Theodorum (ep. 63 ed. F. Hertlein 1875/ep. 20 ed. W. C. Wright, Bd. 3, 1923 = GLAJJ 483): καὶ ἡμεῖς ἄλλοις θεραπεύομεν ὀνόμασιν; nach Hahn 2002, 255 war es Iulians Ziel, den jüdischen Gott in das heidnische Pantheon zu integrieren; Belayche 2001, 141.

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Iulians Tempelbauprojekt war nur möglich, weil weder ein jüdischer noch ein römischer Tempel auf dem Tempelberg stand; es war inspiriert von der biblischen Interpretation der christlichen Theologie, die er Lügen strafen wollte.253 Möglicherweise gibt ein Cyrill von Jerusalem zugeschriebener Brief Auskunft über das Schicksal der von den Kirchenvätern erwähnten Statuen im Bereich des Jüdischen Tempels: Die Juden hätten sie, wohl in der Euphorie der Bauerlaubnis, entfernt. Nach dem Erdbeben, das als göttliches Zeichen interpretiert wurde, hätte sich die Stadtverwaltung jedoch wieder um die Aufrichtung der Statuen gekümmert. Auch wenn das plausibel erscheint, steht die Historizität des Briefes auf unsicherem Grund.254 Da keine anderweitige Bestätigung für einen Iuppitertempel am Ort des Jüdischen Tempels zu finden ist, ist nach einer Erklärung für die Version des Cassius Dio zu fragen. Glen Bowersock argumentiert, dass ἐς (ἐις) τὀν  … τόπον nicht nur ›am Ort‹, sondern auch ›anstelle‹ oder ›anstatt‹ bedeuten kann und der Iuppitertempel in der Stadt, aber keineswegs genau an der Stelle des Tempels errichtet worden sei. Eliav hat mit einer formkritischen Analyse des erhaltenen Dio-Textes (Dio 69,12,1–2) wahrscheinlich machen können, dass die Formulierung auf die Paraphrase des Epitomators Xiphilinus zurückgeht und ein christlich-theologisches Vorverständnis voraussetzt.255 Welche Erklärung für den unrichtigen Text bei Dio-Xiphilinus angemessen ist, ist weniger wichtig als die Frage nach dem Ort des Kapitolstempels, von dessen Existenz in einer römischen Kolonie selbstverständlich auszugehen ist. Typischerweise lag er am Forum, das sich seinerseits üblicherweise in der Stadtmitte befand. Diese Verflechtung von sakralem und politischem Raum war ein spezifisch römisches Konzept.256 Nach Vitruvs Architekturtheorie sollte das Kapitol am höchsten Punkt der Stadt (in excelsissimo loco) errichtet werden.257 Im Fall von Aelia Capitolina befand sich das Forum entsprechend der Angabe Vitruvs wohl im Bereich des heutigen Muristan und angrenzend zur Grabeskirche.258 253 Küchler 2007, 145, vgl. Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd. 3, 374; zum Plan Iulians, in Jerusalem zu opfern, vgl. Iulian, ad communitatem Iudaeorum (ep. 25 ed. F. Hertlein 1875/ ep. 51 ed. W. C. Wright, Bd. 3, 1923 = GLAJJ 486a, Z. 26 ff.) mit Hahn 2002, 246; der Opferkult verband nach Iulians Auffassung Heiden und Juden, vgl. Iulian, contra Galilaeos 306B (ed. K. J. Neumann 1880 = GLAJJ 481a). 254 Brock 1977, passim, bes. 275 § 9 u. 279.282, zustimmend Tsafrir 2009, 87: Die Interpretation setzt das Emendieren von Statuen des Herodes zu Statuen Hadrians voraus, was angesichts der fehlerhaften Städtenamen denkbar, aber angesichts der topographischen Angaben in § 9 nicht zwingend ist. 255 Bowersock 1980, 137 (›on the place of the temple of the (Jewish) god‹ vs. ›in place of‹, ›instead‹), vgl. ebenso Isaac 2010, 20; Eliav 1997, 133–142. 256 Zanker 2000, 33–35, bes. 33. 257 Vitr. 1,7,1 (ed. F. Krohn 1912). 258 Geva 1993, 763, Eliav 2005, 103 f.108; die fragmentarische Ehreninschrift für Hadrian, CIIP 1.716 = Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd. 2, 208 stammt wohl vom Forum.

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Das Kapitol lag nördlich davon, orientiert zum cardo maximus, dort, wo Kaiser Konstantin der Große im vierten Jahrhundert die christliche Anastasis errichten ließ. Eusebius’ Bericht über den Kirchenbau gibt einen Einblick in die bewegte Geschichte dieses Stadtbereichs: Zur Zeit Jesu lag der Ort, wo die christliche Lokaltradition die Kreuzigung verortet, außerhalb der Stadtmauern in einem alten Steinbruchgebiet, wo Gärten angelegt waren. Nach der Zerstörung Jerusalems wurde der Steinbruch beim Bau der Aelia Capitolina mit Schutt aufgefüllt und auf dem planierten Gebiet das neue Stadtzentrum errichtet.259 Deswegen kann Melito von Sardes, der Aelia Capitolina Mitte des zweiten Jahrunderts besuchte, gegen die Tradition der Evangelien den Skandal beklagen, dass Jesus mitten in der Stadt (ἐν μέσῳ Ἰερουσαλήμ) hingerichtet worden sei.260 Verschiedene Kirchenschriftsteller sprechen von einem heidnischen Tempel am Ort der Grabeskirche, ohne eindeutig zu sagen, welchen Göttern er geweiht war. Lediglich Hieronymus gibt einen Hinweis auf Iuppiter, während sonst Venus/Aphrodite erwähnt wird; letzteres ist wohl mit der Polemik der Kirchenväter und ihrem Desinteresse an paganen Kulten zu erklären:261 Von den Zeiten Hadrians bis zur Regierung Konstantins, also etwa 180 Jahre, verehrte man an der Stätte der Auferstehung ein Bild Iuppiters (simulacrum Iovis) und auf dem Felsen des Kreuzes eine Marmorstatue der Venus (statua ex marmore­ Veneris), welche die Heiden errichtet haben.

Insgesamt sprechen also die Quellen dafür, den hadrianischen Kapitolstempel im Bereich des Forums der neuen Stadt zu verorten. Eine zielgerichtete und kulturkämpferische damnatio memoriae des jüdischen Gottes durch die Ortswahl des Kapitols ergibt sich dadurch nicht. Stattdessen, argumentiert David Golan, sei es Hadrians Ziel gewesen, durch den Bau eines heidnischen Tempels an der Kreuzigungs- und Auferstehungsstätte Jesu das aufstrebende Christentum am Wachsen zu hindern. Dieser Vorschlag hat zu Recht keine Zustimmung gefunden: Beim Bau von Aelia Capitolina wurde das Gebiet um den Golgotha-Felsen 259 Eus. vita Const. 3,26 und Soz. hist. eccl. 2,1,3 (gr./dt. G. C. Hansen, FC 73) zu den Bauarbeiten, vgl. Murphy O’Connor 2010, 65–67, Küchler 2007,431–433, Belayche 2001, 143, Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd. 2, 184; für die Verortung des Kapitols dort: Avigad 1984, 205, Stemberger 1987, 53 f., Boatwright 2000, 201, Sartre 2005, 129, Tsafrir 2009, 82 oder Horbury 2014, 407. 260 Melit. 72.93.94, anders dagegen Mk 15,20, Mt 27,31 und Lk 23,26 sowie Hebr 13,12. Während üblicherweise davon ausgegangen wird, dass Melito Kenntnis einer Lokaltradition besaß, vgl. nur Murphy O’Connor 2010, 74 f., spricht Wahlde 2009 der Angabe Melitos jeden historischen Wert ab und führt sie auf dessen Rhetorik zurück. Die Hintergründe seiner Polemik gegenüber den Juden sind aufgrund der Quellenlage kaum zu rekonstruieren, vgl. Satran 1996. 261 Hier. ep. 58,3 (ed. I. Hilberg, CSEL 54, 531 f., Übers.: Küchler 2007, 433 mit formalen Anpassungen). Dagegen spricht Eus. vita Const. 3,26,3 nur von Aphrodite (Venus), entsprechend Socr. 1,17 (ed. G. C. Hansen, GCS NF 1); dazu Belayche 2001, 144 f.

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aus allgemein städtebaulichen Erwägungen aufgeschüttet.262 Die Maßnahme stand im Kontext der Verschiebung des Stadtzentrums nach Nordwesten im Vergleich zum jüdischen Jerusalem.263 Es bleibt die Frage, welche Rolle der Platz des zerstörten Jüdischen Tempels in der neuen römischen Stadt spielte. Für eine Verlegung des Legionslagers auf den Tempelberg, wie sie Eilat Mazar vorschlägt, fehlen – abgesehen von der Präsenz der Legion um den Tempelberg herum  – positive Evidenzen.264 Außerdem berichtet Origenes für das dritte Jahrhundert und damit für die Zeit vor der Verlegung der X Fretensis nach Aila (Aqaba) von jüdischen Klageriten bei den Tempelruinen. Yaron Eliav hat die Hypothese aufgestellt, dass sich der Tempelberg außerhalb der römischen Stadt befand: Seiner Meinung nach markierte der auf der Höhe der westlichen Umfassungsmauer der Tempelplattform stehende sogenannte Ecce Homo-Bogen die Ostgrenze des Stadtterritoriums, weshalb sowohl der Tempelplatz als auch das Asklepieion, das sich bei der heutigen St. Anna-Kirche am Ort des ehemaligen Bethesdateichs entwickelte, vor dem Stadtbereich lag.265 Andererseits zeigt aber die auf den Tempelplatz führende Brücke beim Wilson-Bogen, dass eine ausgebaute Verbindung zwischen Stadt und Tempelplatz bestand.266 Darüber hinaus sprechen weitere Anzeichen dafür, dass das Stadtgebiet zumindest größer geplant war, weshalb der Vorschlag von Eliav, der einen Minimalplan darstellt, nicht als gesichert gelten kann.267 Vielleicht hat sich die Stadt wegen der Krise des Bar Kochba-Aufstands nicht nach den ursprünglichen Plänen entwickelt.268 In Bezug auf das Stadtgebiet und die Funktion des Tempelbergs muss deswegen Vieles offen bleiben. Da sich die Errichtung eines Iuppitertempels am Ort des Jüdischen T ­ empels nicht nachweisen lässt und die Namenswahl der römischen Stadt keine zwingend judenfeindliche Intention voraussetzt, scheinen antijüdische Motive bei 262 Golan 1986, passim, aufgegriffen bei Bazzana 2010, 87 Anm. 8, zur Kritik vgl. Cyr. cat. 14,9 mit Belayche 2001, 117 f.; Zahrnt 1991, 477 nennt Golans Theorie ein Kuriosum. 263 Avni 2005, 391 f. zur Stadtentwicklung, Eliav 2003, 256 zur Verschiebung des Zentrums. 264 Mazar 2006 u. 2011, kritisch Tsafrir 2009, 93; zur Debatte Magness 2011, 317–319; 265 Eliav 2003, 258–266 u. 277 (Karte) u. 2005, 107 (Karte) u. 111–118, vgl. Avni 2005, 389. 266 Onn u. a. 2011; Newman 2014, 37. 267 Als Maximalvorschlag kann Magness 2000, passim, bes. 332 (Karte), u. 336 f. gelten, die für die geplante nördliche Stadtgrenze auf der Höhe der sogenannten Sukenik-MayerMauer argumentiert, die sich ca. 450 m nördlich des heutigen Damaskustores befindet; eine Untersuchung zu den Begräbnisstätten der Stadt führt Avni 2005, 387 f.390 zu einem ähnlichen Ergebnis, vgl. Magness 2011, 316; die nun ergänzte Inschrift CIIP 1.715 spricht ebenfalls dafür, siehe S. 270 f. 268 Eck 2014 [2012b], 243 f. vermutet, dass die Provinz nach dem Bar Kochba-Aufstand nicht als attraktiv galt, da sich anscheinend wenige in Iudaea/Syria Palaestina stationierte Auxiliarsoldaten nach Dienstende dort niederließen und eher in ihre Heimat zurückkehrten; den minimalen Schätzungen von Geva 2014, 149 zufolge überschritt die Einwohnerzahl von Aelia Capitolina nie 4000 Menschen.

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der Stadtgründung nicht ausschlaggebend gewesen zu sein: Ein schlüssiges römisches Konzept, die jüdische Vergangenheit zu tilgen, ist nicht zu belegen. Vielmehr entstand ein eigenständiger römischer Stadtentwurf, der auf der seit der flavischen Zeit betriebenen Romanisierung der Provinz Iudaea im Allgemeinen und der Landschaft Judäa im Besonderen aufbaute. Für die römische Politik war weniger die Vergangenheit des Ortes von Belang als die aktuellen Verhältnisse, die die Gründung einer römischen Stadt im nicht urbanisierten Judäa als dienlich erscheinen ließen. Der Ort des Legionslagers versprach, ein geeigneter Nukleus römischen Lebens zu sein. Diese dezidiert römische Politik, die nur ihren eigenen Gesetzen gehorchte, beinhaltet freilich die Möglichkeit, in der antiken wie in der modernen Interpretation als judenfeindlich wahrgenommen zu werden. Als Problem ergibt sich das Auseinanderklaffen der römischen Ziele und ihrer Wahrnehmung durch einen großen Teil der einheimischen Bevölkerung. Eine abschließende Beobachtung zum Bild, das man in Rom von­ Iudaea zur hadrianischen Zeit hatte, verstärkt diesen Eindruck. Das römische Bild der Provinz Iudaea blieb beachtlicherweise vor und nach dem Bar Kochba-Aufstand gleich: Die Gründung von Aelia Capitolina 130 war eine Wohltat für die als römisch wahrgenommene Provinz, die in diesem Sinne weiter gefördert werden sollte. Auch nach dem jüdischen Aufstand veränderte sich das nicht, wie die sogenannten hadrianischen Reiseerinnerungsmünzen zeigen. Dabei handelt es sich um eine Münzserie, die nach Hadrians endgültiger Rückkehr nach Rom geprägt wurde und seiner Reisen gedachte.269 Die Serie unterteilt Paul Strack in vier Gruppen: Die natio-Gruppe zeigt das personifizierte Land allein, das durch seinen Namen in der Legende ausgewiesen wird; in der adventus-Gruppe grüßt der Kaiser die libierende Personifikation mit erhobenem Arm; auf den restitutor-Münzen richtet der Kaiser die knieende Personifikation auf; in der exercitus-Gruppe hält Hadrian eine Ansprache an das Heer.270 Die personifizierte Iudaea erscheint in der adventus- und der restitutor-Gruppe sowie in der Begegnung mit dem Kaiser. Die im griechischrömischen Gewand dargestellte Personifikation weist keine jüdischen Attribute auf und ist wahlweise von zwei oder drei Kindern umgeben.271 Umstritten ist, was die Personifikationen genau darstellen: ethnische Einheiten, Landschaften 269 Mattingly/Sydenham 1926, 331 und Mattingly 1976 [1936], cxlii.clxxi; Strack 1933, 139 vermutet die vicennalia Hadrians als Anlass; vgl. Kreitzer 1996, 153, Schachinger 1997, 100, Zahrnt 2007, 195.196 Anm. 5 und Vitale 2012, 161; für eine frühere Datierung Mildenberg 1984, 97–99 (Iudaea-Münzen 130–132), gefolgt von Feldman 1996 [1990], 567, oder Witulski 2012, 235–239 (Reiseerinnerungsmünzen ab 132); letzterer verwirft wohl zu leichtfertig die Ergebnisse von Strack und der Numismatik, vgl. Woytek 2010, 30 f. zur Wertschätzung von Stracks Methode gerade bezüglich der Datierung über Kaiserportraits. 270 Strack 1933, 139 f.150.152 und Mattingly 1976 [1936], clxxi–clxxv. 271 RIC 2, 448 Nr.  853 = BMCRE 3, 512 Nr.  1757 (adventus-Schema)  und Strack 1933, Nr. 719 (restitutor-Schema), jeweils nur mit der Legende IUDAEA SC; RIC 2, 454 Nr. 890–894 = BMCRE 3, 493 f. Nr. 1655–1661 (ADVENTUI AUG IUDAEAE); Abbildungen auch bei Toyn-

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oder Provinzen. Da beispielsweise die Legende HISPANIA gleichzeitig auf die drei Provinzen Hispania citerior, Baetica und Lusitania verweist, hat Strack die Personifikationen als nationes identifiziert, die nur in Ausnahmefällen »mit den Landschaften oder ethnologischen Gemeinschaften zusammenfallen, wie etwa bei Aegypten, Iudaea oder Thrakien«.272 Diese Interpretation vorausgesetzt, fällt die Iudaea der Reiseerinnerungsmünzen tatsächlich am deutlichsten aus dem Schema der nationes heraus. Häufig wird in der Forschungsliteratur Erstaunen darüber ausgedrückt, nach dem Bar Kochba-Aufstand keine Iudaea capta oder devicta nach flavischem Vorbild zu finden; die Personifikation der hadrianischen Münzen wird als Iudaea renascens gedeutet, die das Wiederaufblühen der Landschaft nach dem Krieg zeigt.273 Eine andere Interpretationsmöglichkeit ergibt sich, wenn man mit Marco Vitale die Personifikationen als administrative Gebietseinheiten begreift und den Bar Kochba-Aufstand weniger als den entscheidenden Bruch in der römischen Wahrnehmung von Iudaea sieht:274 Hadrians Politik dort mit der Gründung von Aelia Capitolina zeigt genauso wie die Iudaea der Reiseerinnerungsmünzen, dass die Provinz als römisches Gebiet wahrgenommen wurde, in dem keine besondere Rücksichtnahme auf die ursprünglich dort siedelnde natio notwendig war. Iudaea war in hadrianischer Zeit aus römischer Sicht in erster Linie römische Provinz und nicht Heimat des jüdischen Volkes. Aus dieser Perspektive ist die Gestalt der Iudaea in der Serie der Reiseerinnerungsmünzen geradezu typisch für die römische Wahrnehmung unter Hadrian und weitgehend unbeeinflusst von den Ereignissen des Bar Kochba-Aufstands. Für die traditionsbewussten Juden in Iudaea bedeutete das freilich, dass sie immer mehr zu Fremden im eigenen Land wurden und den gestalterischen Einfluss auf ihre Heimat und ihre heiligen Stätten verloren. Der Bar Kochba-Aufstand als Reaktion eines beträchtlichen Teils der Juden auf diese Entwicklung wird damit genauso verständlich wie die römische Umbenennung der Provinz von Iudaea zu Syria Palaestina nach dem Aufstand.

2.4.2 Die Diskussion um ein hadrianisches Beschneidungsverbot Weit verbreitet ist die Auffassung, Hadrian habe durch den Erlass eines Beschneidungsverbots den Bar Kochba-Aufstand in Iudaea provoziert. Allerdings stößt das Verbot, das das Zusammenleben von Juden und Römern im Imperium Romanum in den Grundfesten erschüttern musste, vielfach auf Verbee 1934, Tafel 5, Nr. 1–4; häufig sieht man in den dargestellten Kindern einen Bezug auf die Kolonien der Provinz. 272 Strack 1933, 140, vgl. Cancik 1997, 136. 273 Strack 1933, 162 vgl., Toynbee 1934, 117–121, Mattingly 1976 [1936], clxxix–clxxx und Zahrnt 2007, 196 Anm. 5. 274 Vitale 2012, passim, bes. 170 f.

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wunderung, da man es dem als friedfertig und menschenfreundlich geltenden Kaiser kaum zutraut. Viele Gelehrte sind deshalb der Auffassung, Hadrian habe aus humanitären oder sittlichen Gründen ein reichsweites Beschneidungsverbot erlassen, das zwar nicht gegen die Juden gerichtet war, diese gleichwohl aber am härtesten traf und den Bar Kochba-Aufstand mit auslöste.275 Andere dagegen halten diesen Ansatz für unrichtig, weil er mit einer beträchtlichen Naivität der römischen Reichsadministration rechnet. Sie argumentieren, Rom sei sich beim Erlass des Beschneidungsverbots durchaus der Konsequenzen für die Juden bewusst gewesen und habe sie billigend in Kauf genommen.276 So betrachtet erscheint Hadrians Politik mindestens als latent antijüdisch. Eine dritte Position vermutet eine Verwechslung der Historia Augusta von Anlass und Folgen des Bar Kochba-Aufstands und geht davon aus, dass ein römisches Beschneidungsverbot erst während oder nach dem Aufstand als Strafaktion gegen die aufständischen Juden erlassen wurde.277 Eine die Beschneidung verbietende, mög­ licherweise antijüdische Politik Roms habe es vor dem Aufstand nicht gegeben, repressive Maßnahmen seien erst im Verlauf des Krieges erfolgt und durch diesen bedingt gewesen. Gerade bei der älteren Forschung stellt das Bild von Hadrian als ›gutem Kaiser‹ häufig den Hintergrund für diese Positionierung dar. Eine Minderheit von Wissenschaftlern bezweifelt, dass es unter Hadrian ein Verbot der Beschneidung gegeben hat.278 Die Quellenlage selbst ermöglicht erst die Vielzahl an unterschiedlichen Positionen, da sie bei einer nicht grundsätzlich schlechten Überlieferung für die hadrianische Zeit ausschließlich am Zeugnis der Historia Augusta hängt. Die relative Vielzahl der Zeugnisse für den Problemkomplex ›Beschneidungsverbot‹ besteht auf griechisch-römischer Seite aus Rechtsquellen, medizinischer Fachliteratur, historischen und poetischen Schriften und dokumentarischen Papyri und auf jüdisch-christlicher Seite aus zwischentestamentlicher Literatur, 275 Mommsen 1899, 638 (»nicht aus religiösen Gründen«), Smallwood 1959, 340 vgl. 1976, 431 (»not hostility towards the Jews and Judaism«), und Mildenberg 1984, 105 (»preventive not punitive legislation«), vgl. Schlatter 1897, 7, Schürer 1901–1909, Bd.  1, 674–677.702 u. 1973–1986, Bd.  1, 538 f., Lieberman 1939/44, 423 f., Bowersock 1980, 135 f., Ayaso Martínez 1990, 85, Birley 1997, 229, Blaschke 1998, 357, Cordier 2001, 354 f., Hodges 2001, 389 f., MélèzeModrzejewski 2003, 123 f., Sartre 2005, 128, Goodman 2007a, 485 oder Opper 2009, 90. 276 Alon 1980–1984, 589 f., Barnard 1969, 288, Herr 1972, 93 f., Applebaum 1976, 7 f.,­ Rabello 1980, 699 u. 1995, 193 oder Castritius 1984, 30. 277 Gregorovius 1884, 500 (»erst nach dem Kriege«) oder Hengel 1984/85, 173 (»anti­ jüdische[r] Akt … als Strafaktion«), vgl. Graetz 1908, 154, Bietenhard 1948, 93 f., Avi-Yonah 1973a, 405, Schäfer 1981, 42 f., Oppenheimer 2003, 68 f., Bieberstein 2007, 146, Witulski 2012, 218 oder Horbury 2014, 311–317. 278 Mantel 1967/68, 232 f., Noethlichs 1996, 77 f., Abusch 2003a, 84 u. 2003b, 73, Isaac 2003, 38; die Ablehnung des Beschneidungsverbots vor dem Aufstand bei Offenhaltung der Option einer Strafmaßnahme im Aufstand vertreten Schäfer 2010 [1997], 152–156, Kuhlmann 2002, 134–136 und Fündling 2006, 671–673.

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historischen und theologischen Autoren, neutestamentlichen und rabbini­schen Schriften sowie der Literatur der Kirchenväter. Dies bietet die Chance, die Analyse auf eine vergleichsweise breite Basis zu stellen. Für eine Untersuchung der römischen Politik in Iudaea und der Frage nach der Existenz eines Beschneidungsverbots sind zunächst die Zeugnisse zu prüfen, die von einem hadriani­ schen Beschneidungsverbot sprechen, danach die Quellen zum Beschneidungsverbot im römischen Kaiserreich insgesamt und schließlich der oft unterstellte Zusammenhang von Beschneidung und Kastration.

2.4.2.1 Das Beschneidungsverbot der Historia Augusta Grundlegend für die Annahme eines hadrianischen Beschneidungsverbots ist folgende Bemerkung der Historia Augusta, die an den Bericht über Hadrians schlechtes Verhältnis zu den Einwohnern Antiochias anschließt:279 Um jene Zeit griffen auch die Juden zu den Waffen, weil ihnen die Verstümmelung ihrer Genitalien verboten wurde.

Auf diesen Satz lässt der Verfasser Hadrians Besteigung des Berg Kasion und seine Reise von Arabia nach Pelusium folgen. Damit durchbricht die Bemerkung über das den Bar Kochba-Aufstand auslösende Verbot die chronologische Struktur des Textes, der Ereignisse der Jahre 129 und 130 behandelt. Sie ist der einzige Hinweis in der vita Hadriani auf die dramatischen Geschehnisse in ­Iudaea. Weder Hadrians Besuch dort noch der Bar Kochba-Aufstand finden Erwähnung. Fraglich ist, um was es sich bei dem zitierten Einschub handelt: Um die einzige eindeutige historische Information über ein hadrianisches Beschneidungsverbot, um einen Sachfehler des spätantiken Verfassers oder um eine christliche Glosse?280 Wegen der Formulierung mutilare genitalia statt circumcidere ist auch die Deutung der Passage als Ironie möglich, in dem Sinne, dass die Juden, denen Hadrian das Leben erleichtern und verbessern wollte, gegen die ›zivilisierende‹ Maßnahme aufbegehrten, um bei ihren barbarischen Riten zu bleiben.281 Aus der Historia Augusta selbst ist es nicht möglich, durch Stellenvergleiche ein handhabbares Instrumentarium zu erarbeiten, anhand dessen sich über die jeweilige Historizität der Einzeltraditionen urteilen ließe, weil das Werk wenig homogen ist und bewusst Fakten und Fiktionen mischt. Während die beiden anderen Bezüge der vita Hadriani auf die Juden im Zusam 279 HA Had. 14,2: Moverunt ea tempestate et Iudaei bellum, quod vetabantur mutilare­ genitalia. (Übers.: E. Hohl mit Anpassungen). 280 Birley 2006, 675 verweist auf die relativ hohe historische Zuverlässigkeit der vita Hadriani innerhalb der Historia Augusta, Fündling 2006, 85.670 dagegen nennt die Stelle skeptischer einen Sachfehler und diskutiert die Möglichkeit einer Glosse. 281 Golan 1988, 337–339, Isaac 1998, 277 f. u. 2003, 49 und Oppenheimer 2003, 56.

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menhang mit dem Partherkrieg und dem Diasporaaufstand als authentisch gelten dürfen, ist etwa das angebliche Gebot der Juden, Strauße zu essen, eine die jüdischen Speisevorschriften karikierende Erfindung des Verfassers.282 Allein anhand der Historia Augusta kann deshalb nicht überzeugend für ein hadrianisches Beschneidungsverbot argumentiert werden.

2.4.2.2 Das Beschneidungsverbot in den rabbinischen Quellen Neben der Historia Augusta sind es rabbinische Quellen, die expressis verbis von einem Beschneidungsverbot sprechen. Auch bei ihnen hindern verschiedene methodische Bedenken daran, die Aussagen über das Verbot einfach zu akzeptieren und sie als Bestätigung der spätantiken Hadriansbiographie zu sehen. Problematisch ist zunächst, dass erst die späteren rabbinischen Quellen ausdrücklich von einem Beschneidungsverbot sprechen, während sich in der Mischna und der Tosefta höchstens vage Andeutungen finden. Diese wurden vor dem Hintergrund der späteren Traditionen als Hinweise auf ein tatsächliches Beschneidungsverbot gedeutet. Zusätzlich erscheint das Beschneidungsverbot in den späteren Schichten nie alleine, sondern nur in Auflistungen mehrerer Religionsverbote, wodurch der Eindruck entsteht, dass es sich eher um gewachsene literarische Traditionen handelt als um originäre Informationen.283 Beispielsweise sei hierfür die Mekhilta, ein Kommentar zum Buch Exodus, angeführt:284 Rabbi Natan sagt: Bei denen, die mich lieben und meine Gebote achten: Das sind die, die im Land Israel wohnen und ihr Leben für alle Gebote hingeben. Warum gehst du hinaus, um hingerichtet zu werden? Weil ich meinen Sohn beschnitten habe. Warum gehst du hinaus, um verbrannt zu werden? Weil ich Tora gelesen habe. Warum gehst du hinaus, um gekreuzigt zu werden? Weil ich ungesäuertes Brot gegessen habe. Warum erhältst du hundert Geißelhiebe? Weil ich den Feststrauß (am Laubhüttenfest) getragen habe. 282 HA Had. 5,4 u. 5,8; HA Heliog. 28,4, vgl. Golan 1988, 332 sowie Isaac 1998, 277 u. 2004, 470 f.; auch HA Quadr. Tyr. 8,3 f. ist polemisch und hat keinen historischen Wert. 283 Herr 1972, 98 Anm.  51 trägt die rabbinischen Traditionen zum Beschneidungsverbot zusammen; grundlegend ist die Diskussion von Schäfer 1981, 206–235 zu den späteren Quellen, bes. 206–209 zu den tannaitischen Midraschim: In SifDev 76 zu Dtn 12,23 spricht R. Schimon b. Gamaliel etwa von einer ›Religionsverfolgung‹ (‫ ;)שמד‬die Midraschim verwenden nicht den älteren Begriff ›Gefahr‹ (‫ )סכנה‬für den Bar Kochba-Aufstand, vgl. Lieberman 1939/44, 427 und Schäfer 1981, 198. 284 MekhY Bachodesch 6 zu Ex 20,5 (Übers.: G. Stemberger 2010), vgl. die unterschiedlichen Einschätzungen von Rabello 1995, 195 f., Schäfer 1981, 207 f. und Oppenheimer 2003, 68; die Redaktion von MekhY datiert Stemberger 2011, 281 f. auf »die 2. Hälfte des 3. Jhs.«, allerdings ist der Text des Midrasch extrem heterogen, vgl. Stemberger 2013; explizite Nennung des Verbots auch in bTaanit 18a, bMeila 17ab, bShabbat 130a, bBava Batra 60b, vgl. Kuhlmann 2002, 135 mit Anm. 156.

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Da die Informationen des Midrasch wenig präzise sind und die Mekhilta darüber hinaus keine konkreten Hinweise auf den Bar Kochba-Aufstand enthält, ist ein Blick auf die älteren rabbinischen Quellen zu werfen.285 Im Mittelpunkt der Debatte über ein mögliches Beschneidungsverbot steht folgende Mischna:286 Rabbi Elieser sagt: Wenn man nicht am Vorabend des Sabbats ein (Beschneidungs)gerät gebracht hat, bringt man es offen am Sabbat, und in (Zeiten) der Gefahr (‫ )סכנה‬bedecke man es vor Zeugen.

Mary Smallwood erblickt in der Stelle einen eindeutigen Bezug auf ein Verbot der Beschneidung und datiert es über die Lebensdaten des R. Elieser (b. Hyrkanos), der nach verbreiteter Auffassung vor oder während des Bar Kochba-Aufstands starb, auf die hadrianische Zeit und vor den Krieg in Iudaea.287 Jedoch lässt sich die Datierung kaum sichern, auch weil die Tradition an anderer Stelle in einer Baraita dem eine Generation jüngeren R. Jehuda b. Ilai zugeschrieben wird.288 Da es am Sabbat verboten ist, Gegenstände mit sich zu führen, regelt die zitierte Halacha eine Ausnahme: Das offene Tragen des Messers verdeutlicht, dass nicht ein Gebot gebrochen wird, sondern eine Beschneidung ansteht, die halachisch schwerer wiegt als das Ruhegebot am Sabbat. In der ›Gefahr‹ darf man das Messer unter Zeugen verbergen. Zwar ist es möglich, als Anlass der Ausnahmeregelung ein offizielles Beschneidungsverbot zu vermuten, es ist aber weder eine zwingende noch eine naheliegende Interpretation. Genauso gut kann man annehmen, dass es in der ›Gefahr‹ nicht ratsam war, offen mit einem Beschneidungsmesser herumzulaufen – sei es, dass es als Waffe aufgefasst werden konnte oder dass es den Träger als Juden identifizierte – und deshalb zum Schutz des Trägers vor Übergriffen eine Ausnahme vom Üblichen gestattet war.289 Ein römisches Beschneidungsverbot lässt sich daraus nicht ableiten. Aus der Tosefta wird folgende Stelle als Hinweis auf ein Beschneidungsverbot am intensivsten diskutiert:290 285 Schäfer 1981, 206, vgl. Stemberger 2014, 259 f. 286 mShabbat 19,1 (Übers.: M. Krupp u. a. 2008 mit Anpassungen); zum Begriff ›Gefahr‹ siehe Anm. 283; aus der Mischna wird zudem auf mAvot 3,11 f. verwiesen, wo R. Eleasar von Modi’in, angeblich ein Onkel des Schimon b. Kosiba, bemerkt, dass Gott keinen Wohlgefallen an dem hat, der den Bund Abrahams unseres Vaters bricht (Übers.: F. Ueberschaer u. M. Krupp 2003), also den epispasmos vollzieht: Die Passage zeigt nur, dass dies zur Zeit des Eleasar ein aktuelles Phänomen war, so Oppenheimer 2003, 64, vgl. Hall 1988, 74. 287 Smallwood 1961, 93 u. 1976, 430, vgl. Lieberman 1939/44, 423 mit Anm. 56 und Herr 1972, 98 Anm. 51; Alon 1980–1984, 423 f. datiert die Tradition auf die Zeit des ›Krieg des ­Qitos‹. 288 bShabbat 130a mit Schäfer 1981, 44.195 f. und Oppenheimer 2003, 58–60; Stemberger 2011, 76 allgemein zur Unzuverlässigkeit der biographischen Daten. 289 Stemberger 2014, 262 f. 290 tShabbat 15(16),9 (Übers.: Schäfer 1981, 45, mit Anpassungen: Den Begriff ‫משוך‬, den Schäfer nicht übersetzt, übertragen Jastrow 1903, s.v. und J. Neusner im Englischen mit ›one who has his prepuce drawn forward‹  – er lässt sich sinngemäß als ›Vorhautgedehnter‹ im Deutschen fassen).

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Der ›Vorhautgedehnte‹ (‫ )משוך‬muß (neu) beschnitten werden. R. Jehuda sagte: Er braucht nicht (neu) beschnitten zu werden, wenn er den epispasmos vollzog, weil es gefährlich ist. Da sagte man: Viele ›Vorhautgedehnte‹ ließen sich in den Tagen des Ben Koziba (neu) beschneiden, hatten Söhne und starben nicht. Denn es heißt: Beschneiden, zu beschneiden (Gen 17,13)  – sogar hundertmal! Und ferner heißt es: Meinen Bund hat er gebrochen (Gen 17,14) – eingeschlossen der ›Vorhautgedehnte‹.

Nach Auffassung mancher Gelehrter vollzogen Juden den epispasmos, die Wiederherstellung der beschnittenen Vorhaut, wegen eines vor dem Bar KochbaAufstand erlassenen Beschneidungsverbots, um einer Bestrafung zu entgehen. Alfredo Rabello argumentiert darüber hinaus mit Verweis auf die oben zitierte Mekhilta-Passage, dass Väter, die ihre Söhne beschnitten hatten und deswegen mit der Todesstrafe rechnen mussten, für die Wiederherstellung der Vorhaut ihrer Kinder sorgten.291 Zweifellos geht diese Deutung in die Irre: Wenn es ein Beschneidungsverbot gegeben haben sollte, war sicher nur die Neubeschneidung untersagt, nicht das Beschnittensein. Sicher ist der von Peter Schäfer vorgetragenen Deutung zu folgen, dass offenbar eine beträchtliche Anzahl von Juden in der Zeit nach der Zerstörung des zweiten Tempels um eine Assimilation an die griechisch-römischen Sitten bemüht war.292 Der rabbinischen Diskussion liegt keine durch ein Beschneidungsverbot hervorgerufene Notsituation zugrunde, sondern die Tatsache, dass jüdische Assimilierer in der Zeit des Bar Kochba-Aufstands wieder zu den Bräuchen ihrer Väter zurückkehrten.

2.4.2.3 Die Bedeutung der Beschneidung aus Sicht der Juden Auch wenn die hier diskutierten rabbinischen Quellen, die für die Existenz eines hadrianischen Beschneidungsverbots in Anspruch genommen werden, diese Interpretation nicht zweifelsfrei zulassen, geben sie einen Einblick in die komplexe antike jüdische Diskussion um die Beschneidung. Um diese noch deutlicher zu umreißen, ist etwas auszuholen. Im biblischen Buch Genesis begründet Gott einen ewigen Bund mit Abraham, als dessen Bundeszeichen die Beschneidung fungiert. Alle männlichen Kinder müssen am achten Tag beschnitten werden; ebenfalls beschnitten werden muss der i[m] Haus Geborene und der um Geld Erworbene; unbeschnittene Männer sollen ausgemerzt werden, weil sie als Bundesbrecher gelten.293 Letzteres ist der Punkt, den in der zitierten Tosefta-Passage die Mehrheit gegen die nachsichtige Position des R. Jehuda (b. Ilai) geltend macht, der die Rückkehr von Juden, die sich durch die Wiederherstellung ihrer Vorhaut an die 291 Smallwood 1961, 94 und bes. Rabello 1995, 196–199. 292 Zur Kritik an Smallwood und Rabello Schäfer 1981, 45–50, 1990, 293–295 u. 1999, ­119–122; im Sinne Schäfers bereits Alon 1980–1984, 586 f. und Herr 1972, 98 Anm. 51. 293 Gen 17,10–14.

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griechisch-römische Welt assimiliert hatten, zu ihren väterlichen Traditionen auch ohne neuerliche Beschneidung akzeptieren wollte. Im zweiten Jahrhundert vor Christus, in der Zeit des Antiochus Epiphanes und der Makkabäer, galt die Beschneidung als das zentrale Unterscheidungsmerkmal zwischen ›­Griechen‹ und ›Juden‹. Unter Antiochus Epiphanes wurde sie von den Seleukiden zeit­weilig verboten, während die Makkabäer beziehungsweise die Hasmonäer sie später zu ihrer Staatsdoktrin machten: Die von ihnen unterworfenen Völker wurden gezwungen, sich beschneiden zu lassen.294 Die Beschneidungsfrage musste spätestens seit dieser Zeit als hochbrisantes Politikum gelten. Die Wiederherstellung der Vorhaut war das eindeutige Zeichen, dass ein Jude den Weg der väterlichen Traditionen verließ und sich an den Werten der griechisch-­römischen Kultur orientierte. Dieser Schritt war mithin für den Assimilationswilligen notwendig wegen des griechisch-römischen Schönheitsideals, demzufolge der beschnittene Penis mit freiliegender Eichel als abstoßend galt und eine lange Vorhaut als erstrebenswert. Im Gymnasium und in öffentlichen Bädern, wo man sich unbekleidet bewegte, musste jeder Beschnittene und jeder mit zu kurzer Vorhaut auffallen und zum Spott werden.295 Die Sorge, die diesem Schönheitsideal getragen wurde, ergibt sich aus der antiken medizinischen Fachliteratur: Soranus gibt Ratschläge für Ammen, wie eine zu kurz geratene Vorhaut bei Neugeborenen zu verlängern sei, und Celsus beschreibt den Eingriff des epispasmos, der operativen Wiederherstellung der Vorhaut.296 Dass sich Juden seit der Ausbreitung des Hellenismus in der Levante dem epispasmos unterzogen, zeigt die Polemik in Texten aus jüdischen Kreisen, die an ihren überkommenen Traditionen festhielten und den Eingriff verdammten.297 Eine praktische Antwort jüdischerseits darauf war die Forderung nach einer rest­losen und sorgfältigen Beschneidung: Die Vorhaut sollte komplett entfernt werden und nicht nur teilweise, da Hautreste sowohl den epispasmos erleichterten als auch die Infibulation und die kynodesme, zwei weniger drastische Möglichkeiten, die Eichel den Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen.298 294 Zu Nachweisen zum seleukidischen Beschneidungsverbot siehe Anm.  91; zur Politik der Beschneidung unter den Makkabäern/Hasmonäern 1Makk 2,45 f., Ptolemaeus historicus, FGrH 199 Frg. 1 (= GLAJJ 146), Strab. 16,2,34 (= GLAJJ 115) sowie Ios. ant. 13,257 f. u. 318 f. mit Chapman 2006, 137–143, vgl. allgemein Schürer 1973–1986, Bd. 1, 207 und Keel 2007, Bd. 2, 1250. 295 Hall 1988, 76–78, siehe auch S. 237. 296 Soranus, gynaecia 2,34 (ed. P. Burguière 1988–2000, Bd. 2, 46) und Celsus, de medicina 7,25,1 (ed. F. Marx 1915), Übers. u. Komm. bei Blaschke 1998, 350–353.355 f.; zum chirurgischen Eingriff beim epispasmos Blaschke 1998, 139–141 und Hodges 2001, 398 f. 297 Buch der Jubiläen 15,9–34 (Übers.: K. Berger, JSHRZ 2.3, 405–409) und Assumptio Mosis 8,1–3 (ed. J. Tromp 1993), Übers. u. Komm. bei Blaschke 1998, 133–139.181 f.; Hall 1988, 73.79 f. und Schäfer 1999, 126.128 f. 298 mShabbat 19,6: Dies sind die Hautfasern, die eine Beschneidung aufhalten: [Fleisch], das die Eichel bedeckt – ein solcher kann keine Hebe essen – hatte jemand viel Fleisch, muss

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Wie Robert Hall herausstellt, findet sich das Thema der Wiederherstellung der Vorhaut in antiken jüdischen Texten vom zweiten Jahrhundert vor bis zum frühen sechsten nach Christus. Besonders intensiv diskutiert wurde es in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten.299 Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass sich in dieser Zeit liberalere Tendenzen bei Juden in Bezug auf die Beschneidung herausgebildet hatten. Der Apostel Paulus, der ehemalige Eiferer für das jüdische Gesetz, lehnte die von manchen geforderte Beschneidung von Heidenchristen ab. Josephus, der gescheiterte General und Schrift­steller, gab nach eigener Darstellung dem Drängen seiner Untergebenen nicht nach, Verbündete zwangsweise beschneiden zu lassen. Den Hintergrund für ihre Haltung bildete möglicherweise die Zwangsbeschneidung der Hasmonäer, der beide kritisch gegenüberstanden.300 Im innerjüdischen Kontext findet sich dagegen die Mahnung des Allegoristen Philo, dass gerade das Gebot der Beschneidung wörtlich und nicht allegorisch zu verstehen sei. Bezüglich der Schriftauslegung beschreitet er damit den entgegengesetzten Weg im Vergleich zu Paulus, der auf die symbolische Beschneidung der Herzen rekurriert.301 Die nach dem Bar Kochba-Aufstand geführte Diskussion über die Notwendigkeit der abermaligen Beschneidung bei denen, die ihre Vorhaut hatten wiederherstellen lassen, gibt einen wichtigen Einblick in die Situation der Juden in Iudaea im zweiten Jahrhundert. Aus ihr geht hervor, dass sich nach der Zerstörung Jerusalems ›viele‹ Juden von den väterlichen Traditionen abwandten und bemühten, im Umfeld der griechisch-römischen Kultur eine neue Beheimatung zu finden. Erst der Erfolg der nationalen Widerstandsbewegung unter Schimon b. Kosiba brachte sie durch eine abermalige Beschneidung – ob freiwillig, unter Druck oder gezwungenermaßen, sei dahingestellt – zum jüdischen Gesetz zurück. Für die in den vorangehenden Kapiteln diskutierte Politik Hadrians in Iudaea bildet der Hinweis auf assimilationswillige Juden eine erhellende Ergänzung. Natürlich ist die Angabe der Tosefta, es habe ›viele‹ Wiederbeschneidungen während der Aufstandszeit gegeben, vage und lässt keine Quantifizierung der vormaligen Assimilierer zu.302 Trotzdem fügt sich das Phänomen in ein Bild vom jüdischen Iudaea im frühen zweiten Jahrhundert ein, das eine beachtliche Offenheit für die griechisch-römische Kultur zeigte. Erinnert sei diesbezügman viel wegnehmen wegen des Aussehens. Beschneidet man und reißt die Vorhaut nicht auf, das gilt wie nicht beschnitten (Übers.: M. Krupp u. a. 2008); zur rabbinischen Hochschätzung der Beschneidung vgl. mNedarim. 3,11; zu Infibulation und kynodesme Blaschke 1998, ­141–143 und Hodges 2001, 381–384. 299 Hall 1988, 76.81 f. 300 Gal 5,1–10 und 1Kor 7,17–20 sowie Ios. vita 112 f., dazu Chapman 2006, 143–154. 301 Phil. de migr. Abr. 92; Röm 2,28 f., vgl. Dtn 10,16; Schäfer 1999, 129 f. 302 Die Interpretation von Schäfer 1981, 45–50, bes. 46 f. hat große Akzeptanz gefunden, vgl. nur Hengel 1984/85, 160 mit Anm. 37, Schwartz 2001, 109 f. mit Anm. 16, Oppenheimer 2003, 63 f. oder Witulski 2012, 289–291.

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lich nur an die Münzen der als jüdisch geltenden Städte Tiberias und Sepphoris, die seit der traianischen Zeit verstärkt der römischen Prägetradition folgten. Hadrians Auftreten in Iudaea als restitutor, das die Romanisierung der Provinz weiter vorantrieb, ist nicht von allen abgelehnt worden. Wie in anderen Provinzen galt den wenig oder nicht mehr traditionsbewussten Juden der Kaiser als sōter und euergetēs. Der bald nach Hadrians Reise ausbrechende jüdische Aufstand verdeutlicht jedoch die Spaltung der Juden untereinander und gibt Anlass zur Vermutung, dass die Ruhe während Hadrians Provinzbesuch nur eine angespannte und fragile war. Nach dem Ende des Bar Kochba-Aufstands zeigte R. Jehuda b. Ilai eine ähnlich zurückhaltende Haltung gegenüber der Beschneidung wie Paulus oder Josephus: Sein Anliegen war es, Rückkehrer zum Gesetz der Väter nicht durch einen aus seiner Sicht vermeidbaren Eingriff zu gefährden und ihnen die Reintegration zu erleichtern. Allein, seine Meinung war nicht mehrheitsfähig. Die Rabbinen vertraten denselben Standpunkt wie die Rebellen des Schimon b. Kosiba, indem sie eine abermalige Beschneidung zur Voraussetzung für die ehemaligen Assimilierer machten. Zweifelsohne hätte das in Rede stehende Verbot der jüdischen Beschneidung durch Hadrian zu massivem jüdischen Widerstand geführt. Ob ein solches Gesetz jemals erlassen wurde, gilt es weiterhin zu erweisen. Zu bedenken bleibt, dass es jeglicher Politik Roms gegenüber den Juden zuwidergelaufen wäre. Bisher hatten die römischen Kaiser in der Tradition von Caesar und Augustus den Juden die Bewahrung ihrer überkommenen Bräuche durch Privilegien garantiert.303

2.4.2.4 Die Zeugnisse für ein römisches Beschneidungsverbot Bevor auf die Gesetzgebung unter Hadrian eingegangen wird, ist es dienlich, zunächst die Zeugnisse für die Existenz eines Beschneidungsverbots im Römischen Reich zu betrachten und zu fragen, ab wann ein solches nachweisbar ist. Dafür ist erst zu klären, welche Völker innerhalb des Imperium Romanum während der Kaiserzeit die Beschneidung praktizierten. Dem biblischen Jeremiabuch zufolge beschnitten sich neben den Juden die Ägypter, Edomiter, Ammoniter, Moabiter und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen, also arabische Stämme. Nach Philip King lässt sich die Beschneidung für die Westsemiten im Gegensatz zu den Ostsemiten, den Akkadern, Assyrern und Babyloniern, nachweisen.304 Herodot weiß im fünften Jahr 303 Smallwood 1959, 339 u. 1976, 431 nennt die Akzeptanz eines Beschneidungsverbots, wie es HA Had. 14,2 überliefert »a serious difficulty«; vgl. Kuhlmann 2002, 135 (»aus historischen Gründen … vor 132 wenig wahrscheinlich«), Herr 1972, 86 oder Abusch 2003b, 71.80; zur römischen Politik gegenüber fremden Kulten Isaac 2003, passim. 304 Jer 9,25 mit King 2006, 50.

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hundert vor Christus von der Beschneidung der Kolcher, Ägypter, Äthiopier, Phönikier und Syrer, wobei er die Siedlungsgebiete der letzteren sehr weiträumig in der Levante verortet.305 Im ersten Jahrhundert vor und nach Christus behaupten Diodor und Strabo, dass die Kolcher und die Juden die Beschneidung von den Ägyptern übernommen hätten.306 Diskutiert wird, ob im römischen Ägypten die Beschneidung zu dieser Zeit noch allgemein üblich war oder ob sie nur noch von den Priestern praktiziert wurde. Apion verspottet etwa die­ jüdische Beschneidung, worauf Josephus auf jene der ägyptischen Priester und nicht des gesamten Volkes verweist. Paul Wendland erklärt den Spott A ­ pions treffend mit dessen Selbstverständnis als ›Grieche‹ und schlussfolgert wohl richtig, dass seit der ptolemäischen Zeit die ägyptische Sitte der Beschneidung eine Lockerung erfahren hatte.307 Für die römische Kaiserzeit kann man davon ausgehen, dass neben den Juden – und Samaritanern – Teile der Bevölkerung der römischen Provinz Aegyptus sowie ihre Priester und arabische Stämme den Brauch der Beschneidung innerhalb des Imperium Romanum pflegten. Im dritten Jahrhundert verteidigte Origenes das Christentum gegen die Anklagen des heidnischen Philosophen Celsus. In seiner Apologie versucht er zu erweisen, dass die Christen die einzigen seien, die wegen ihrer Lehre unter einer Religionsverfolgung leiden. Dem Einwand, auch die Samaritaner hätten wegen ihrer Gottesverehrung (θεοσέβεια) Verfolgung zu erdulden, greift er vor, indem er diese des bloßen Gesetzesbruchs bezichtigt:308 Die Sikarier werden wegen der Beschneidung getötet, da sie sich selbst gegen die er­ lassenen Gesetze verstümmeln, was allein den Juden gestattet ist.

Daraus geht hervor, dass zur Zeit des Origenes nomoi bestanden, die die Beschneidung allgemein verboten und nur ausnahmsweise den Juden gestatteten. Der Gesetzesverstoß wurde mit dem Tod bestraft, nach der lex Cornelia de­ sicariis et veneficiis, weshalb Origenes in dem Passus die Bezeichnung Sikarier wählt.309 Da der Verfasser kein sichtbares Interesse hat, die zu seiner Zeit beste-

305 Hdt. 2,104,1–3 (= GLAJJ 1) mit dem Kommentar von Stern 1976–1984, Bd. 1, 2 f. 306 Diod. 1,8,2–3 u. 1,55,5; Strab. 17,2,5 (= GLAJJ 55.57.124 = Rabello 1995, 176 f.). 307 Ios. Ap. 2,137–143; Wendland 1903, 27–31 vgl. Blaschke 1998, 358 Anm. 1466, anders Alon 1980–1984, 584 oder Hodges 2001, 401–403; Chapman 2006, 135 f.; 308 Orig. Cels. 2,13 (gr./dt. M. Fiedrowicz u. C. Barthold, FC 50): οἱ Σικάριοι διὰ τὴν περιτομὴν ὡς ἀκρωτηριάζοντες παρὰ τοὺς καθεστῶτας νόμους καὶ τὰ Ἰουδαιοις συγκεχωρημένα μόνοις ἀναιροῦνται. 309 Epiph. de mens. et pond. 16 spricht davon, dass zu seiner Zeit Juden und Samaritaner die Beschneidung der jeweils anderen nicht anerkannten und bei der Konversion eine symbolische zweite Beschneidung vornahmen. Das bestätigt Origenes’ Aussage, dass die Beschneidung bei (manchen) Samaritanern trotz des römischen Verbots weiter praktiziert wurde, vgl. Blaschke 1998, 288–290; die Vermutung von Mor 1989, 29 Hadrian sei für das Verbot der samaritanischen Beschneidung verantwortlich, ist ein reiner Analogieschluss aus HA Had. 14,2.

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hende Gesetzeslage falsch darzustellen, und sie als den Zeitgenossen verständliches Beispiel wählt, besteht kein Grund, an seiner Aussage zu zweifeln. Der Dialog ›Über die Gesetze der Länder‹ des syrischen Christen Bardaisan (154–222 n. Chr.) spiegelt dieselbe Gesetzeslage. Um die Behauptung der ›Chaldäer‹ zu widerlegen, die Erde sei in sieben Teile geteilt und jeder der Teile stünde unter dem bestimmenden Einfluss eines der sieben Planeten, was sich in den entsprechenden Landesgesetzen äußere, verweist Bardaisan auf die Vielzahl der verschiedenen Gesetze und ihren dauernden Wechsel. Wenn ein König neue Länder erobere, verändere er die dortigen Gesetze nach Gutdünken, ohne dass die Sternenkonstellation dies verhindern könne:310 Doch ein Beispiel liegt euch ja (so) nahe, daß ihr es (mit Augen) sehen könnt. Als jüngst die Römer Arabien eroberten, schafften sie alle früher geltenden Gesetze ab, namentlich die Beschneidung, die (dort) geübt wurde. … Doch ich will euch (noch) auf etwas aufmerksam machen, was mehr als alles andere geeignet ist, Toren und Ungläubige zu überzeugen. Die Juden, die von Moses das Gesetz empfangen haben, beschneiden ihre männlichen Kinder alle am achten Tage, ohne das Erscheinen der Sterne abzuwarten und ohne auf das Landesgesetz Rücksicht zu nehmen. Der Stern, der den Erdstrich beherrscht, übt auf sie keinen Zwang aus, sondern sie erfüllen, ob sie sich nun in Edom, in Arabien, in Griechenland oder in Persien, im Norden oder im Süden befinden, dieses Gesetz, das ihnen von ihren Vätern gegeben ist.

Aus dem nur auf den ersten Blick klaren Text geht hervor, dass es ein römisches Beschneidungsverbot gab, das die Römer in neueroberten Gebieten zeitnah in Kraft setzten und das auch erlassen wurde, wenn die Beschneidung bisher bei den unterworfenen Völkern Brauch gewesen war. Für die Juden bestand jedoch eine offenbar im gesamten Römischen Reich gültige Ausnahmeregelung: Von den genannten Gebieten sind mindestens Griechenland und Arabien dem Imperium Romanum zuzurechnen. Die Interpretationsschwierigkeiten beginnen, wenn man fragt, auf welche Eroberung von Arabien der Text anspielt. Naheliegend und verbreitet, jedoch hochproblematisch ist es, vom Anschluss des Nabatäerreiches an Rom im Jahr 106 und wie etwa Rabello von einer die Beschneidung zurückdrängenden römischen Politik seit dieser Zeit auszugehen.311 Erstens kann das in Rede stehende Ereignis, das so nahe liegt, dass man es mit Augen sehen kann, kaum vor der Geburt des Bardaisan eingeordnet werden. Es muss sich um eines während seiner Lebenszeit und seiner Mannesjahre handeln. Zweitens ist offensichtlich, dass im Dialog römische Provinznamen keine 310 Bard. lib. leg. reg. (ed. Drijvers 56–59); zum Autor Drijvers 1966, 217 f., vgl. Millar 1993, 474–476. 311 Diese Datierung vertreten grundlegende Werke wie Schürer 1973–1986, Bd.  1, 539, Stern 1976–1984, Bd. 2, 620, Schäfer 2010 [1997], 154 oder Schwartz 2001, 188 f.; Rabello 1995, 203f, vgl. auch Mantel 1967/68, 233 f. und Hodges 2001, 403; Millar 1993, 12 lässt die Datierung offen.

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Verwendung finden. Edom, wo die Juden wie in Arabien die Beschneidung praktizierten, entspricht wohl Idumäa, das zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Aqaba, zu beiden Seiten der Arava liegt, also im Gebiet der römischen Provinzen Iudaea/Syria Palaestina und Arabia. Wahrscheinlich ist mit Edom das in der Arabia aufgegangene ehemalige Reich der Nabatäer gemeint.312 Da sich drittens in der Osrhoene und im Hauran Inschriften fanden, die lokale Beamte ›aus Arabien‹ nennen, meint das Arabien des Bardaisan, wie Fergus M ­ illar formuliert, eine Region »anywhere from the Red Sea to Mesopotamia itself«, wohl aber nicht die römische Provinz Arabia.313 Folglich kann man keinen Bezug des Ereignisses zur Zeit Traians und keine Lokalisierung im Bereich der römischen Arabia annehmen. Es handelt sich um Feldzüge und Eroberungen des ausgehenden zweiten oder frühen dritten Jahrhunderts.314 Zu dieser Zeit muss ein römisches Beschneidungsverbot existiert haben. Für Ägypten belegen Papyri, dass für die aus religiösen Gründen notwendige Beschneidung der Priester ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts ein aufwendiges Genehmigungsverfahren notwendig war:315 Um beschnitten zu werden, musste der Priesterkandidat zunächst eine Ahnenprobe und eine Untersuchung auf körperliche Mängel (sēmeia) erfolgreich überstehen. Erst dann erfolgte die Beschneidung und die Zulassung zum Priesteramt.316 Konkret bedeutete das, dass sich die Eltern mit der Bitte um die Beschneidung an den zuständigen Gaustrategen wenden mussten. Dieser zog darauf brieflich Informationen über die Abstammung des Kandidaten in dessen Heimat ein und stellte den Eltern bei positivem Befund eine Empfehlung beim Oberpriester aus.317 Mit dieser wandten sich die Eltern an Letzteren persönlich. Nach der Untersuchung des Knaben durch ein Priesterkollegium auf das Vorliegen von sēmeia erteilte der Oberpriester die Zulassung zur Beschneidung und zum Priesteramt. Es war also nur für Knaben aus Priesterfamilien, die ihre Abkunft bei der staatlichen 312 Beer 1946, 913.917. 313 Millar 1993, 475; zwei der genannten Inschriften datieren auf das Jahr 164/165. 314 Drijvers 1966, 92 Anm. 3, Bowersock 1983, 79 Anm. 12, Abusch 2003b, 89 Anm. 70 und Fündling 2006, 673. 315 P.Tebt. 2.291 (162 n. Chr.), 2.292 (189/190 n. Chr.), 2.293 (187 n. Chr.), 2.314 (2. Jh.); P.Stras. 1.60 (149?, nach 159? n. Chr.); BGU 1.82 (185 n. Chr.), 1.347 (171 n. Chr.), 13.2216 (156 n. Chr.), 15.2470 (192–193 n. Chr.), P.Iand. inv. 250 u. 615 (beide 207/208 n. Chr.); P.Oxy. 3567 (252 n. Chr.). 316 Zum Verfahren Wilcken 1912, Bd.  1.1, 128 u. Bd.  1.2, 102–106 Nr.  74–77 (= P.Tebt. 2.292 f., BGU 1.347, P.Stras. 1.60) sowie 1903, 7–13, Kaimio 1983, 339 f. und Mélèze-Modrzejewski 2003, 117–119. 317 P.Tebt. 2.293 zufolge gaben der diadochos prophētēs und drei hiereis des Tempels von Tebtunis Auskunft über die priesterliche Abkunft des Kandidaten; P.Iand. inv. 250 belegt dagegen die Auskunft durch den kōmogrammateus, also einen Dorfbeamten. Ob letzteres üblich, eine Ausnahme oder durch lokale Umstände bedingt war, ist nach Sijpesteijn/Worp 1987, 47 unklar.

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Gauverwaltung nachweisen konnten, möglich, für die zur Priesterschaft notwendige Beschneidung zugelassen zu werden. Es ist plausibel, ein römisches Beschneidungsverbot anzunehmen, das für Priester eine Ausnahme vorsah. Die bisher besprochenen Quellen, Origenes, Bardaisan und die ägyptischen Papyri, deuten auf eine allgemeine Beschränkung der Beschneidung durch Rom ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts hin. Ausgenommen vom Beschneidungsverbot waren Juden und ägyptische Priester. Das Beispiel der Samaritaner zeigt, dass sich nicht alle, die vom Beschneidungsverbot betroffen waren, an die gesetzlichen Vorgaben hielten. Zu diesem Befund sind nun römische Rechts­ quellen hinzuzuziehen. Von höchster Bedeutung ist ein in den Digesten (Modestinus) überliefertes Reskript des Antoninus Pius:318 Den Juden wurde durch ein Reskript des vergöttlichten (Antoninus) Pius gestattet, nur ihre Söhne zu beschneiden. Wer dies an jemandem vollzieht, der nicht diesem Kult angehört, dem wird die Strafe für Kastrierer auferlegt.

Im ersten Satz spricht das Reskript kein Verbot, sondern eine Erlaubnis (permittere) aus: Die Juden dürfen nur ihre Söhne beschneiden.319 Bemerkenswert ist die Bezeichnung der Juden als religio, nicht etwa als gens.320 Diese Beobachtungen erlauben, eine Parallele zur Rechtslage in Ägypten zu ziehen, die die zeitgleichen Papyri dokumentieren: Auch dort war die Erlaubnis zur Beschneidung an die religiöse Sphäre gebunden; auch dort war die Blutsverwandtschaft die entscheidende Vorbedingung für die Erteilung der Ausnahmegenehmigung. Erst die Strafandrohung der poena castrantis, der Todesstrafe, die drohte, wenn ein Nichtjude beschnitten wurde, deutet auf ein sonst bestehendes Verbot der Beschneidung hin. Aus dem Reskript geht nicht hervor, ob den Juden die Beschneidung jemals verboten war, da lediglich die für die Juden geltende Ausnahmebestimmung in Bezug auf ihre Söhne präzisiert wird (filios suos tantum). Ebenso unbekannt ist die Vorgeschichte der Regelungen für die Beschneidung der ägyptischen Priesterkinder. Keiner dieser beiden Fälle ermöglicht eine Aussage über die Existenz eines allgemeinen Beschneidungsverbots, das für alle Menschen im Römischen Reich gegolten hätte: Vielmehr entsteht der Eindruck, dass unter Antoninus Pius ein Beschneidungsverbot erlassen wurde, das aus religiösen Gründen Ausnahmen vorsah. Sein Reskript ist hinreichend mit einer 318 Dig. 48,8,11,pr. = Linder 1987, 99–102 Nr 1: Circumcidere Iudaeis filios suos tantum rescripto divi Pii permittitur: in non eiusdem religionis qui hoc fecerit, castrantis poena irrogatur (Übers. auf Grundlage von Schäfer 1981, 42). 319 Smallwood 1959, 344 u. 1976, 469 bezog irrigerweise das tantum auf Iudaeis, was sie zur Annahme führte, dass ›nur die Juden‹ vom Beschneidungsverbot ausgenommen waren; sowohl grammatische Gründe als auch griechische Übersetzungen der Passage erweisen das jedoch als falsch, vgl. dazu nur Schäfer 1981, 42 und Abusch 2003b, 85 f.; Rabello 1980, 700 f. u. 1995, 211 f. bezieht das tantum auf die gesamte davorstehende Konstruktion. 320 Linder 1987, 101 Anm. 7.

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Anfrage beim Kaiser erklärt, ob sich die Erlaubnis zur Beschneidung für die Juden auch auf Sklaven in jüdischem Besitz erstrecke.321 Das römische Beschneidungsverbot wurde in den am Ende des dritten Jahrhunderts veröffentlichten Paulussentenzen präzisiert: Römische Bürger, die sich oder ihre Sklaven nach jüdischem Brauch beschneiden ließen, wurden unter Vermögensentzug auf eine Insel verbannt. Dem beschneidenden Arzt drohte der Tod. Juden, die ihre nichtjüdischen Sklaven beschnitten, wurden verbannt oder zum Tode verurteilt.322 Wie Amnon Linder richtig betont, lässt sich im Vergleich zum Reskript des Antoninus Pius keine Veränderung der Rechtslage feststellen.323 Die Beschneidung war allgemein verboten und nur den Juden ausnahmsweise für ihre Söhne gestattet. Verhindert werden sollte zweierlei: Erstens die Beschneidung von cives Romani, was für die Zeit nach der constitutio Antoniniana auf alle (hier wohl nichtjüdischen) Reichsbürger und auf ein Verbot der Konversion zum Judentum beziehungsweise der Proselytenmacherei deutet; zweitens die Beschneidung von Sklaven, die aus der Sicht frommer Juden nötig war, da Unbeschnittene wegen ihrer Unreinheit aus jüdischer Sicht nicht alle notwendigen Arbeiten im Haus verrichten konnten.324 Beide Punkte können der Anlass für die Gesetzgebung gewesen sein, die hinter dem Reskript des Antoninus Pius steht.

2.4.2.5 Kastrationsverbot und Beschneidungsverbot Für die Beurteilung der Politik Hadrians ist entscheidend, ob er sich als Initiator eines Beschneidungsverbots ausmachen lässt, wie es die Historia Augusta behauptet. Ein in der Wissenschaft häufig beschrittener Weg ist, Hadrians Gesetzgebung zur Kastration in die Diskussion um das Beschneidungsverbot einzubeziehen. Domitian hatte als erster Kaiser ein Kastrationsverbot erlassen, für das er von den antiken Autoren gelobt wurde. Da es offenbar keine ausreichende

321 Abusch 2003b, 86–88 vermutet, dass das Beschneidungsverbot zum Schutz von Sklaven erlassen wurde; einen Überblick zur Sklavengesetzgebung des Antoninus Pius gibt Hüttl 1936, 86–93. 322 Paulus, sententiae 5,22,3–4 = Linder 1987, 117–120 Nr. 6: Cives Romani qui se Iudaico ritu vel servos suos circumcidi patiuntur, bonis ademptis in insualm perpetuo relegantur:­ medici capite puniuntur. Iudaei si alienae nationis comparatos servos circumciderint, aut deportantur aut capite puniuntur. 323 Linder 1987, 117, vgl. Abusch 2003b, 90 f. 324 Hezser 2005, 36 u. 2011, 441; Gen 17,12 f. ordnet die Beschneidung von Sklaven an; Kulp 2006, 58–69.78 f. trägt die tannaitischen Diskussionen zum Thema zusammen, die seiner Meinung nach aus exegetischen Gründen geführt wurden, nicht wegen des Verbots des Antoninus Pius; zum rechtlichen Aspekt im christlichen Imperium Romanum Linder 1987, ­82–85; die jüdische Praxis der Sklavenbeschneidung war auf gesetzgeberischem Weg kaum zu verhindern, vgl. Stemberger 1987, 42 oder Hezser 2005, 42.

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Beachtung fand, wurde es von Nerva und Hadrian näher geregelt.325 Hadrian hielt in einem Reskript fest, dass Sklaven, die Eunuchen machen, hart zu bestrafen seien, und dass in Abwesenheit der Angeklagten gesprochene Verurteilungen Rechtskraft hätten. Den Kastrierten gewährte er das Recht auf Anhörung durch den Statthalter und drohte dem kastrierenden Arzt die Todesstrafe an:326 Denn niemand darf einen Freien oder einen Sklaven mit oder gegen dessen Willen kastrieren. Und keiner darf sich von sich aus zum Kastrieren anbieten.

Am ausführlichsten vertritt Alfredo Rabello die verbreitete Hypothese, dass das hadrianische Kastrationsverbot ein Beschneidungsverbot mit einschloss. Er begründet das sprachlich mit dem erstmaligen Auftauchen von excidere in Hadrians Reskript, woran sich Hadrians Weiterfassung der Gesetzgebung gegenüber Domitian und Nerva erkennen lasse. Excidere stehe gleichsam als Oberbegriff für excidere testiculos und excidere praeputium, weshalb mit der Kastration auch die Beschneidung verboten worden sei. Die Historia Augusta spiele mit mutilare genitalia darauf an.327 Dieser Vorschlag vermag jedoch nicht zu überzeugen.328 Die Kastrationsverbote sind sprachlich mit castrare, spadones fieri oder ­thlibias facere genauso eindeutig beschrieben wie die Anordnungen zur Beschneidung mit circumcidere. Gegen den klaren Sprachgebrauch der Rechtsquellen kann derjenige von polemischen literarischen Texten nicht ausgespielt werden, welche Beschneidung und Kastration einander annähern.329 Eines 325 Suet. Dom. 7,1 und Dio 67,2,3 u. 68,2,4, Dig. 48,8,6 u. 48,8,3,4, vgl. Jones/Milns 2003, 138, Rabello 1995, 182 f. und Abusch 2003a, 76–78. 326 Dig. 48,8,4,2 (Ulpianus): Idem divus Hadrianus rescripsit: Constitutum quidem est, ne spadones fierent, eos autem, qui hoc crimine arguerentur, Corneliae legis poena teneri­ eorumque bona merito fisco meo vindicari debere, sed et in servos, qui spadones fecerint, ultimo ­supplicio animadvertendum esse: et qui hoc crimine tenentur, si non adfuerint, de absentibus quoque, tamquam lege Cornelia teneantur pronuntiandum esse. Plane si ipsi, qui hanc iniuriam passi sunt, proclamaverint, audire eos praeses provinciae debet, qui virilitatem amiserunt: nemo enim liberum, servumve invitum sinentemve castrare debet, neve quis se sponte castrandum praebere debet. At si quis adversus edictum meum fecerit, medico quidem qui exciderit, capitale erit, item ipsi qui se sponte excidendum praebuit (Übers. Schäfer 1981, 39 f.). Dig. 48,8,5 rechnet das Zerquetschen der Hoden (thlibias facere) der Kastration zu. 327 Rabello 1995, 185–192, gestützt von Mélèze-Modrzejewski 2003, 120 f.; die Gleich­ setzung von Kastration und Beschneidung unter Hadrian vertreten die einflussreichen Werke von Mommsen 1899, 638 und Juster 1914, Bd. 1, 264 f., vgl. Hüttl 1936, 316, Rabello 1980, 700 oder Mildenberg 1984, 104 f. 328 Smallwood 1959, 340, die die Existenz eines hadrianischen Beschneidungsverbots vertritt, schreibt richtig: »there is no reference to circumcision in the passage of Ulpian«, vgl. Abusch 2003b, 77. 329 Kuhlmann 2002, 135: »[A]us philologischer Sicht [gibt es] keine Evidenz für ein Beschneidungsverbot durch Kaiser Hadrian als Auslöser des Aufstands.«, vgl. Fündling 2006, 671: »Die Authentizität eines Beschneidungsverbots durch Hadrian … ist nicht hinreichend belegt.« Sprachlich nähert etwa Paulus Beschneidung und Kastration einander an, so in Phil 3,2 und Gal 5,12, vgl. Birley 1997, 229, Mélèze-Modrzejewski 2003, 115 f. oder Abusch 2003a,

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polemischen Sprachgebrauchs bedient sich auch die Historia Augusta, wenn sie die allseits bekannte jüdische Beschneidung mit mutilare, verstümmeln, umschreibt, und beim Leser eher Gedanken an die Kastration evoziert. Aus keinem der diskutierten Rechtstexte lässt sich ein hadrianisches Beschneidungsverbot erschließen. Die in justinianischer Zeit zusammengestellten Digesten sollten, wie Karl Noethlichs betont, »nichts Überflüssiges oder gar Widersprüchliches« enthalten und die gesamte vorjustinianische Gesetzgebung, die in Kraft blieb, umfassen. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Beschneidung erst unter Antoninus Pius zum Gegenstand der römischen Gesetzgebung wurde und die Digesten nicht nur eine Ausnahmeregelung zu einem übergangenen älteren und in Kraft bleibenden hadrianischen Gesetz zitieren.330 Die in den Digesten enthaltene Gesetzgebung zur Beschneidung ist deswegen trotz ihrer Knappheit als vollständig anzusehen. Für ein hadrianisches Beschneidungsverbot spricht also nur die Historia Augusta: Will man daran festhalten, muss man ihr Verbot des mutilare genitalia als einzigen authentischen Hinweis akzeptieren. Da die erhaltenen Quellen bis kurz vor dem Bar Kochba-Aufstand kein solches zu kennen scheinen, müsste es, wie Mary Smallwood bilanziert, zwischen 128 und 132 erlassen worden sein.331 Das Reskript des Antoninus Pius wäre dann als Wiedergestattung der jüdischen Beschneidung und als ergänzende Sonderregelung zum weiterhin geltenden allgemeinen hadrianischen Beschneidungsverbot aufzufassen.332 Unproblematisch ist eine einzig auf die Historia Augusta gestützte Argumentation freilich nicht, da sie dort Leerstellen füllt und  e silentio argumentiert, wo man quellentechnisch keineswegs vor dem Nichts steht und deshalb Überlieferungslücken füllen müsste. Es gibt ausreichend Belege für ein weitreichendes Beschneidungsverbot im Römischen Reich, die allerdings alle nicht 79–82. Cordier 2001, 355 vermutet, dass die Römer die Beschneidung erst zunehmend als ›Verstümmelung‹ wahrnahmen, nachdem sie gesetzlich verboten worden war, nämlich weil sie wie die Kastration bestraft wurde. 330 Noethlichs 1996, 77 f., vgl. Schäfer 2010 [1997], 154 f. 331 Iuv. 14,96–106 (= GLAJJ 301) mit Smallwood 1959, 336 u. 1976, 429 f.; Barn. 9,4 (ab­ gefasst wohl 130–132) polemisiert gegen die Beschneidung, ohne ein Verbot zu kennen, so Prostmeier 1999, 118 f.; der Deutung des Verfassers zufolge hat es zu keiner Zeit ein wörtlich zu verstehendes göttliches Beschneidungsgebot gegeben, so Carleton Paget 2010 [1991], passim, bes. 87, vgl. Horbury 2014, 301. 332 HA Ant. Pius 5,4 (= GLAJJ 512) erwähnt einen unter Antoninus Pius niedergeschla­ genen jüdischen Aufstand (atque Iudaeos rebellantes contudit): Häufig wird das fortbestehende jüdische Beschneidungsverbot als sein Auslöser angesehen und das Reskript des Antoninus Pius als versöhnliche römische Antwort auf die neuerlichen Unruhen in der Provinz, vgl. Hüttl 1936, 316 f., Smallwood 1959, 341–344, Walentowski 1998, 195 und Birley 2006, 681. Allerdings ist abgesehen von den wenigen Worten der HA nichts über diesen Aufstand bekannt und die Rekonstruktion rein hypothetisch, vgl. Stern 1976–1984, Bd. 2, 622 f. und Carleton Paget 2010, 398, skeptisch auch Stemberger 2014, 262.

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vor die Zeit des Antoninus Pius führen. Beachtenswerterweise spricht keine Quelle sonst von einem römischen Verbot, das sich speziell gegen die ­jüdische Beschneidung richtete. Vielmehr ist die Ausnahmeregelung für die Juden in Rechtstexten und bei christlichen Schriftstellern gleichermaßen dokumentiert, ohne dass diese von einer anderen Rechtslage unter Hadrian wüssten. Insgesamt überwiegt die Unkenntnis eines hadrianischen Beschneidungsverbots bei einer Vielzahl von Quellen, die sich zum römischen Beschneidungsverbot äußern, die vorgeblich einzige authentische Information der zum Teil zweifelhaften Historia Augusta. Es ist besser, das Zeugnis der Historia Augusta zu verwerfen, statt auf seinem Fundament eine hypothesenreiche Argumentation aufzubauen. Gewichtet man die Quellen so wie hier, dann lässt sich kein reichsweites Beschneidungsverbot vor dem Bar Kochba-Aufstand nachweisen. Hadrian und die römische Reichsadministration haben weder durch eine naive Politik noch durch ein bewusstes Inkaufnehmen eines für die Juden untragbaren Verbotes den Aufstand in Iudaea provoziert. Gleichwohl hat es später ein römisches Beschneidungsverbot gegeben, das jedoch für die Juden nicht galt. Ob zeitweilig während des Bar Kochba-Aufstands von der Provinzverwaltung in Iudaea die Beschneidung untersagt wurde, ist an anderer Stelle nochmals aufzugreifen.333

2.4.3 Die jüdische Perspektive: Zwischen Assimilation und Widerstand Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung zur römischen Politik gegenüber den Juden lassen bewusst judenfeindliche Maßnahmen ausschließen, welche eine Erklärung für das Ausbrechen des Bar Kochba-Aufstands liefern: Die Gründung der Colonia Aelia Capitolina fügt sich in die Städtepolitik Hadrians ein und Belege für einen Iuppitertempel am Ort des ehemaligen Jüdischen Tempels fehlen; ein allgemeines hadrianisches Beschneidungsverbot vor dem Aufstand steht quellentechnisch auf tönernen Füßen. Nachweise für ein gebrochenes Versprechen Hadrians, den Jerusalemer Tempel wiederzuerrichten, lassen sich ebenfalls nicht erbringen. Diese direkt aus den antiken Zeugnissen hervorgehenden, vorgeblichen Auslöser des Bar Kochba-Aufstands erweisen sich demnach als unzureichend, das Ausbrechen des Krieges zu erklären. Der Unzulänglichkeit der in den Quellen zu findenden Erklärungen für den Krieg haben die Gelehrten auf unterschiedliche Art Rechnung getragen. Glen Bowersock stellt die Kausalität zwischen der Gründung der Aelia Capitolina und dem Aufstandsausbruch  – die plausibelste verbliebene Erklärung  – in Frage, weil der zeitliche Abstand von zwei Jahren nicht für einen direkten Zusammen-

333 Siehe S. 330.

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hang spreche; bedenkt man, dass die Bauarbeiten an der Stadt womöglich Jahre vor ihrer offiziellen Gründung begannen, gewinnt dieses Argument weiter an Gewicht. Peter Schäfer hat die Fokussierung auf die in den Quellen genannten Aufstandsgründe als wenig zielführend bezeichnet, da nicht »eine dieser Maßnahmen oder ihre Kombination direkt zum Krieg« geführt habe, sondern indirekt Hadrians ›Hellenisierungspolitik‹. Thomas Witulski bediente sich der thukydideischen Unterscheidung von ›Anlässen‹ und ›Ursachen‹, um die tatsächlichen und tieferliegenden Gründe für den jüdischen Aufstand zu identifizieren.334 Da die von den antiken Autoren beigebrachten ›Anlässe‹ des Bar Kochba-Aufstands nicht restlos zu überzeugen vermögen, ist ein Perspektivwechsel notwendig, der nicht die römische Politik, sondern die Ideologie der jüdischen Aufständischen in den Mittelpunkt rückt. Trotz des Fehlens verlässlicher erzählender Quellen liegen für sie mit den Münzen der Aufständischen und den in der judäischen Wüste gefundenen Papyri Zeugnisse ersten Ranges vor. Im Folgenden ist zunächst knapp die Frage aufzugreifen, ob eventuell die Verarmung der jüdischen Bevölkerung nach dem Jüdischen Krieg ein Faktor gewesen ist, der den Bar Kochba-Aufstand mit bedingte. Danach ist der ideologische Hintergrund des Bar Kochba-Aufstands zu untersuchen und seine Verankerung in der jüdischen Bevölkerung.

2.4.3.1 Die jüdischen Landbesitzverhältnisse im zweiten Jahrhundert Besonders Shimon Applebaum hat argumentiert, dass die jüdische Landbevölkerung nach dem Jüdischen Krieg verarmt sei, weil Vespasian nach dem Aufstand das Land für sich beansprucht und weiterverpachtet habe. Ein großer Teil der einheimischen Bevölkerung habe nicht mehr über eigenen Landbesitz verfügt und sei wegen der Abhängigkeit und der hohen Abgabenlast in soziale Not geraten. Die ökonomische Situation in Iudaea nach 70 habe deswegen zu den Hauptfaktoren für das Ausbrechen des Bar Kochba-Aufstands gehört.335 Das Argument ruht auf der bereits besprochenen Angabe des Josephus, Vespasian habe das jüdische Land für sich behalten, und auf rabbinischen Quellen. Mit Applebaum ist zwar anzunehmen, dass moderate und mit Rom kollaborierende Juden damals im Gegensatz zu den sich offensichtlich im Kampf befindlichen profitierten und Enteignungen entgingen, allerdings lässt sich keine »widespread expropriation of the Jewish pesantry and the dire exploitation of those who were allowed to remain on their farms« nachweisen. In der Zeit vom Ende des Jüdischen Krieges bis in die hundertdreißiger Jahre scheint es eher zu einer Regeneration der Verhältnisse und zu einer Erholung der ökonomischen

334 Bowersock 1980, 135; Schäfer 1981, 50 (Zitat), vgl. 1999, 120; Witulski 2012, 188–193. 335 Applebaum 1976, 9–15 bes. 13–15 u. 1977, 385–395, vgl. auch Ayaso Martínez 1990, 158.

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Situation gekommen zu sein.336 Dass nicht der Umsturz der bestehenden Besitzverhältnisse der Auslöser und das Ziel des Bar Kochba-Aufstands war, bestätigt die Landadministration der jüdischen Aufstandsführung, die nun anstelle Roms das ›Staatsland‹ verpachtete und nicht für neue Eigentumsverhältnisse sorgte.337

2.4.3.2 Die Ideologie der jüdischen Aufständischen Die Ideologie der jüdischen Aufstandsbewegung ist durch ihre Münzprägung und die erhaltenen Papyri aufschlussreich dokumentiert und veranschaulicht die Ziele der Rebellen eindrücklich, nämlich die politische Ablösung von der römischen Oberhoheit und die Restitution eines jüdischen Staatswesens, das sich religiös und kulturell an den biblischen Geboten orientiert. Da über diesen Befund weithin Einigkeit herrscht, genügt ein geraffter Überblick, um die Weltanschauung der Aufständischen zu umreißen. Nicht zu überschätzen ist der symbolische Wert der Tatsache, dass während des Jüdischen Krieges und des Bar Kochba-Aufstands jüdische Münzen geprägt wurden. Augustus hatte das Vorrecht, Gold und Silber auszumünzen, auf den princeps beschränkt und damit die Prägung durch andere Autoritäten il­ legal gemacht. Innerhalb des Römischen Reiches existierten kaum Versuche, dagegen zu opponieren. Nur während des Vierkaiserjahres prägten Vindex und Clodius Macer eigene Münzen und später im dritten Jahrhundert das pal­ myre­nische Teilreich unter Vaballathus und Zenobia. Diese Münzen blieben jedoch, anders als die jüdischen Aufstandsprägungen, auch nach dem Scheitern der Usurpationsversuche legales Zahlungsmittel.338 Die jüdischen Rebellenmünzen stellen also ein besonderes Phänomen innerhalb der Münzprägung der Römischen Kaiserzeit dar, welches die Unabhängigkeitsbestrebungen der beiden Aufstandsbewegungen den Zeitgenossen überdeutlich vor Augen führte. Eine bemerkenswerte Eigenheit der Bar Kochba-Münzen liegt in ihrem Her 336 Ios. bell. 7,216 f., siehe Kapitel A 4.3; Applebaum 1976, 14 auf Grundlage rabbinischer Quellen; Isaac 2003, 37 nennt Applebaums Hypothese »inevitably speculative«, vgl. Pastor 1997, 162–165 und Goodman 1983, 120 mit Anm. 24 zu Galiläa; für eine ökonomische Erholung der Provinz Mildenberg 1980, 332 u. 1984, 93 f., zustimmend Hengel 1986, 328. 337 Abramsky/Gibson 2007, 161; P.Mur. 24 stellt Pachtverträge aus Ir Nachasch zusammen, dazu Benoit u. a. 1961, 123, Pastor 1997, 165 f. und Witulski 2012, 265–268; weitere Pachtverhältnisse belegen P.Yadin 42–47, vgl. auch P.XHev/Se 9 (ed. Cotton/Yardeni 1997, 39–43), das einen Landverkauf belegt und das E. u. H. Eshel in Charlesworth u. a. 2000, 32 auf den Bar Kochba-Aufstand datieren, während Cotton/Yardeni 1997, 38 allgemeiner das 1. Jh. n. Chr. annehmen. Die bei Pastor 1997, 167 Anm. 36 als Belege für Landverkäufe während der Bar Kochba-Zeit angeführten Dokumente P.Mur. 22 u. 30 sind auf den ersten Aufstand zu datieren, vgl. Eshel 2002, 160. 338 Mildenberg 1990, passim, bes. 62 f.70, vgl. Meshorer 2001, 115, Gitler 2012, 489 und Hendin 2012, 126; Heinrichs 2007, 84.92.103 zum Vierkaiserjahr.

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stellungsverfahren: Für die Prägung wurden keine neuen Schrötlinge verwendet, sondern im Umlauf befindliche römische Münzen durch Flachhämmern und Abfeilen vorbereitet und überprägt. Yaakov Meshorer deutet das Verfahren als politisches Zeichen und als Symbol für die Überwindung der römischen Fremdherrschaft – möglicherweise bedingten es aber eher praktische Gründe.339 Zweifelsohne stellten die Münzen ein wesentliches Propagandamittel der Aufständischen dar, weshalb es nicht überrascht, dass im ersten Aufstandsjahr die führenden Personen der Bewegung in den Münzlegenden genannt wurden, nämlich Schimon (b. Kosiba), Fürst von Israel, und Eleazar der Priester.340 Eindeutig datiert sind die Prägungen der ersten beiden Aufstandsjahre auf Jahr eins der Erlösung Israels und Jahr zwei der Freiheit Israels.341 Die Begriffe Erlösung (‫ גאלת‬bzw. ‫גאולה‬, ge’ullah) und Freiheit (‫חרות‬, cherut) sind vor ihrem alttestamentlichen Hintergrund zu deuten und lassen sich nicht gegeneinander ausspielen. Das Verb g’l (‫)גאל‬, ›auslösen‹, stammt aus dem Zivil- und Familienrecht und bedeutet ursprünglich die Zurückführung von Sippeneigentum oder -angehörigen in den Familienverband, etwa im Falle von Schuldknechtschaft. Erlösung evoziert die Exoduserzählung, das Herausführen Israels aus dem Sklavenhaus Ägypten durch Gott; der Begriff wurde später vor allem politisch verwendet in Bezug auf die staatliche Autonomie Israels.342 Die Vorstellung von politischer Freiheit hat sich im Gegensatz zur Erlösung/Einlösung im Hebräischen erst unter dem Eindruck griechischer Konzepte (ἐλευθερία) entwickelt und in der Zeit der Makkabäer/Hasmonäer geschärft. Erlösung und Freiheit meinen auf den Münzen deshalb im Wesentlichen dasselbe: die nationale Unabhängigkeit Israels.343 Neben der bereits angeführten Verpachtung des Kronlandes illustriert auch die daraus resultierende Beanspruchung von

339 Meshorer 2001, 137 f., vgl. Mildenberg 1984, 22–24, der allerdings davon ausgeht, dass die Rebellen alle römischen Münzen, deren sie habhaft wurden, überprägten. Da die Rebellenprägungen jedoch nur im Aufstandsgebiet akzeptiert wurde, behielten die jüdischen Aufständischen Edelmetallmünzen, besonders Gold, das sie gar nicht überprägten, zurück, um Güter, wohl besonders Waffen, aus den umliegenden Gebieten beziehen zu können, vgl. Bijovsky 2004, 247 f. und Eshel 2006, 113 mit Anm. 35; nach Hendin 2012, 140 überwogen praktische Gründe beim Überprägen der Münzen. 340 TJC, 244–246 Nr. 220–223 (‫ )שמעון נשיא ישראל‬u. 244.246 Nr. 219.224–226 (‫)אלעזר הכוהן‬. In den späteren Jahren erscheint Schimon ohne den Nasi-Titel, vgl. TJC, 247 f. Nr. 233–245 u. ö., der Priester Eleazar verschwindet nach dem ersten Jahr von den Münzen, vgl. Meshorer 2001, 143. 341 TJC, 244–246 Nr. 218–228 u. 246–251 Nr. 229–266. 342 Schenker 1985, 610 f. und Spieckermann/Schreiner 2000, 1444.1456 f., vgl. Hezser 2005, 363. 343 Bartsch u. a. 1983, 497 f.500 f. und Kaiser/Schwartz 2000, 305 u. bes. 308: »andere Münzen, die während dieses Aufstands (sc. 66–70) geschlagen wurden, ersetzten wie jene aus dem späteren Bar Kokhba-Aufstand ›F[reiheit]‹ (cherut) durch ›Erlösung‹ (ge’ula); der Sinn scheint mehr oder weniger derselbe zu sein.« Meshorer 2001, 140–142 erschließt dagegen auf

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Abgaben in Form eines Zehnts durch die Administration der Aufstandsführung, dass ein neuer, jüdischer Souverän an die Stelle des römischen Kaisers getreten war.344 Kulturell-religiös orientierte sich der autonome jüdische Staat an den überkommenen jüdischen Traditionen. Sprachlich drückte sich das in einer Renaissance des Hebräischen aus, das im Alltag weitgehend dem Aramäischen gewichen war. Es erscheint auf den Münzen, die schon als wichtiges Propa­ gandamittel charakterisiert wurden, in alt- beziehungsweise paläo­hebräischen Buchstaben. Da diese sonst nicht mehr gebräuchliche Schrift und Sprache auch von den Hasmonäern und während des Jüdischen Krieges auf den Münzen verwendet worden war, muss sie als Symbol für die nationale Unabhängigkeit der Juden gelten.345 Die in der judäischen Wüste gefundenen Papyri belegen ihren Gebrauch auch in Rechtsdokumenten, allerdings unter Verwendung der Quadrat­schrift. Die Aufständischen haben das Hebräische also mindestens gefördert, wenn nicht sogar seine Verwendung angeordnet.346 Als Titel wählt Schimon b. Kosiba die Bezeichnung ›Fürst von Israel‹ (nasi­ Israel). Damit beanspruchte er als erste nachbiblische Person den Titel nasi für sich, der seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts auch von den rabbinischen­ Patriarchen genutzt wurde.347 Die Hypothese von Gedaliah Alon, er sei dem Beispiel der Makkabäer gefolgt, lässt sich nicht erhärten, da deren nur griechisch überlieferte Titel (hēgemōn, ethnarchēs) wohl keine Übersetzung des­ hebräischen nasi sind. Die Ausgestaltung der Position des Aufstandsführers weist zu viele Unterschiede zu den Makka­bäern auf, als dass diese als Vorbild gelten könnten. Schimon b. Kosiba war nicht von priesterlichem Geschlecht, wie die Notwendigkeit, mit Eleazar einen Priester neben sich zu proklamieren, zeigt.348 Eine Beschränkung seiner Machtposition als politischer Führer war mit der Wahl des nasi-Titels nicht verbunden. Wahrscheinlich war es den Münzen des ersten Jahres einen stärker messianischen Unterton als auf den späteren, auf denen ›Erlösung‹ nicht mehr genannt wird. Gegen seine Auffassung sprechen jedoch auch die Datierungsformeln der Papyri, die keine feste Zuordnung der ›Erlösung‹ oder ›Freiheit‹ zu bestimmten Jahren erkennen lassen, vgl. Eshel 2003, 97 344 P.Mur. 24 (B, Z. 19 u. C, Z. 17) erweist die Abgabe wohl eines Zehnts an die Speicher/ Staatskasse (‫ )אוצרה‬in Herodium, vgl. Benoit u. a. 1961, 123.129 (Komm. zu Z. 17). Mit Schäfer 2003, 11–13 ist davon auszugehen, dass die Zehntnahme durch den Herrscher in der Tradition der Makkabäer/Hasmonäer stand, vgl. auch Oppenheimer 2005 [1984], 288. Auch P.Yadin 49 Z. 3 f. (Besitz des Hauses Israel) deutet auf ein Staatsvermögen, vgl. Pastor 1997, 166. Zur Verwaltung auch Horbury 2014, 352–354. 345 Mildenberg 1984, 29.69–71 und Meshorer 2001, 40.48.115.163, vgl. Cotton 1999c, 225 u. 2003, 136, Safrai 2005, 221 f., Hendin 2012, 131–133 und Lykke 2012, passim; allgemein zur Alltagssprache bes. im 1. Jh. Millar 2014, 144–148. 346 Yadin 1971, 181 denkt an ein Dekret, ähnlich Cotton 1999c, 221. 347 Siehe Kapitel A 4.4. 348 Alon 1980–1984, 622, ebenso Lykke 2012, 34, dagegen Schäfer 1981, 68 f.

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sein Ziel, den diskreditierten Königstitel zu vermeiden: Seine Träger aus dem Haus des H ­ erodes konnten den Frommen kaum als ideale jüdische Herrscher gelten; der letzte König, Agrippa II., hatte sogar während der Tempelzerstörung auf der Seite des römischen Feindes gestanden. Deshalb griff Schimon b. Kosiba wohl auf die ideale Herrschaftskonzeption des Ezechielbuches zurück, das ­neben einem starken weltlichen Fürsten eine priesterliche Führung im Kult­ vorsieht.349 Als an den biblischen Traditionen orientierter Befreier Israels trat Schimon b. Kosiba für die Einhaltung der religiösen Gebote ein. Die Observanz des ­Sabbats belegen Papyri, aus denen hervorgeht, dass Warensendungen oder Botengänge vor dem Ruhetag ausgeführt wurden. Rechtsgeschäfte waren am Sabbat tabu.350 Es gibt Hinweise auf das Sabbatjahr und auf die Verwendung von Schaufäden an den Kleidern.351 Unklar ist, ob abgescheuerte Motive auf Weihrauchschaufeln, die in den Fluchthöhlen der Aufständischen gefunden wurden, für die strikte Einhaltung des Bilderverbots sprechen oder ob es sich um durch Alltagsgebrauch verursachte Abnutzungsspuren handelt.352 Eindrücklich dokumentiert sind die Vorbereitungen für die Feier des Laubhüttenfestes (Sukkot): Schimon b. Kosiba ordnete selbst die Beschaffung der ›vier Arten‹ an, die für den Feststrauß notwendig waren, nämlich Palmzweige und Zitronen sowie Myrten- und Weidenzweige.353 Dass dem Fest eine besondere Bedeutung zukam, illustrieren die Münzbilder der Aufständischen, von denen viele – wenn nicht sogar alle  – mit Sukkot in Verbindung stehen.354 Sukkot hatte sich in der Zeit des zweiten Tempels zum wichtigsten Pilgerfest entwickelt, anlässlich dessen die meisten Juden nach Jerusalem kamen. Mit dem ursprünglichen Ernte­fest waren einige Traditionen der jüdischen Geschichte verbunden worden, die es zu einer hochsymbolischen Feier der jüdischen Befreiungserfahrung machten: Es erinnerte an den Auszug aus Ägypten (Lev 23,33–43) und die Tempelweihung unter Salomo (1Kön 8,1–9; 2Chron 5,1–10) und stand außerdem 349 Witulski 2010, 194–206.229 f., vgl. auch Goodblatt 1994, 72 und Jacobs 1995, 25–27. 350 P.Mur. 44, Z. 5 f. und P.Yadin 50, Z. 4–6; Cotton 2003, 134 betont, dass kein Rechtsdokument auf einen Sabbat datiert ist. Ob die Juden am Sabbat kämpften, ist für den Bar Kochba-Aufstand nicht belegt; da religiöse Ausnahmeregelungen bestanden, kann man es vermuten, vgl. Oppenheimer 2005 [1993], 295. 351 P.Mur. 24 B, Z. 14 zum Sabbatjahr; Yadin 1971, 81–85 zu den Schaufäden, die in der Herstellung jedoch nicht den rabbinischen Vorschriften entsprachen; Oppenheimer 2005 [1984], 284 f. 352 Yadin 1971, 99.102–104, gefolgt von Oppenheimer 2005 [1984], 284 schließt auf das Bilderverbot, auf Gebrauchsspuren Schäfer 2003, 14 mit Freund 2000, 648. 353 P.Yadin 57, vgl. P.Yadin 52. 354 Mildenberg 1984, 45 und Meshorer 2001, 145 f.149.154 f.; Fine 2009, passim, bes. 89 bezieht das gesamte Bildprogramm auf Sukkot und die Zeremonie des Wasserschöpfens, vgl. mSukka 4,9. Der Feststrauß erscheint auch auf den Münzen der Hasmonäer und des Jüdischen Krieges.

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mit der Tempelreinigung und -neuweihung der Makkabäer in Verbindung (2Makk 10,6). Die Prophezeiung des Sacharja, derzufolge am Ende der Zeiten auch die Verbliebenen aus den besiegten Heidenvölkern zu Sukkot nach Jerusalem pilgern würden (Sach 14,14–16), bot den Aufständischen für ihren Kampf gegen Rom die Möglichkeit, die Feier des Festes zu aktualisieren und für ihr politisches Programm zu instrumentalisieren.355 Dieses sah im Allgemeinen die Befreiung von der römischen Herrschaft vor, im speziellen aber die Rückgewinnung Jerusalems und die Restitution des Jüdischen Kultes auf dem heiligen Berg. Nicht anders ist die Tempelfassade zu deuten, die erstmals auf jüdischen Münzen abgebildet ist.356 Legenden der undatierten Münzen, die nach dem zweiten Aufstandsjahr geprägt wurden, proklamieren die Parole Für die Freiheit Jerusalems.357 Die tempel- und jerusalemzentrierte Propaganda der Aufständischen verleiht der bei Cassius Dio überlieferten Behauptung, der Bar Kochba-Aufstand sei wegen der Koloniegründung Hadrians ausgebrochen, Gewicht. Durch die Gründung einer römischen Stadt an der Stelle Jerusalems musste jede Hoffnung auf die Restitution des jüdischen Tempelkultes als zunichte gemacht erscheinen. Die Frage, ob es den Aufständischen gelang, ihr offensichtliches Ziel, die Eroberung Jerusalems, zu erreichen, ist in der Vergangenheit häufig positiv beantwortet worden, da einige Zeugnisse diesen Schluss nahelegen, ohne dabei jedoch eindeutig zu sein.358 Mit Appian und Justin sprechen zwei Autoren des zweiten Jahrhunderts von der Zerstörung oder Eroberung Jerusalems zu ihren Lebzeiten. Fraglich ist nur, ob sie rhetorisch Jerusalem als pars pro toto für das gesamte jüdische Aufstandsgebiet verwenden. Wenn Appian  – als zeitgenössischer Historiker der scheinbar zuverlässigste Zeuge – schreibt, dass Pompeius, Vespasian und Hadrian Jerusalem zerstörten, spricht viel für einen freien Sprachgebrauch des Autors, da Pompeius bei der Einnahme der Stadt nur ihre Mauern beschädigte und Titus statt Vespasian richtigerweise als Zerstörer genannt werden müsste. Explizit erwähnt kein Autor die Eroberung Jerusalems

355 Schäfer 2003, 10 f. und Oppenheimer 2005 [1984], 286 f., vgl. Meshorer 2001, 125 und Fine 2009, 92 f. 356 TJC, 244 Nr. 218, 246 f. Nr. 229–233, 251 f. Nr. 267–270 (= Tetradrachmen der Jahre 1–2 und später), TJC, 252 Nr. 271 (= seltene Didrachme, nach ›Jahr 2‹, vgl. Mildenberg ­1984–1985, passim); unklar ist die Deutung des Gegenstands, der jeweils im Tempel abgebildet ist, vgl. Meshorer 2001, 143–145; bei den Tetradrachmen wird die Deutung als Bundeslade, so Mildenberg 1984, 33–43, oder Schaubrottisch, so Barag 2000, passim, diskutiert. 357 TJC, 251–255 Nr. 267–307; Mildenberg 1984, 30 f. 358 Avi-Yonah 1973a, 401–403 nimmt an, dass Jerusalem von 132–135 in der Hand der Aufständischen war; ähnlich Madden 1881, 232, Meyshan 1958, 23, Stehlik 1969, 139, Yadin 1971, 18, Schürer 1973–1986, Bd. 1, 550, Smallwood 1976, 444, Stern 1976–1984, Bd. 180,­ Gichon 1986, 20 mit Anm. 7, Sartre 2005, 130, S. Abramsky in Abramsky/Gibson 2007, 159 und Zlotnik 2008, 144 f.

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durch die Aufständischen.359 Auch die Münzen leisten keinen Beitrag zu dieser Frage, da die Legende Jerusalem nicht als Identifikation des Prägeorts gelten kann und die Münzfunde aus Jerusalem in Bezug auf eine jüdische Eroberung der Aelia Capitolina nicht eindeutig zu interpretieren sind.360 Die Datierung von in Jerusalem abgeschlossenen jüdischen Rechtsgeschäften auf das Jahr 135, die als zuverlässiger Hinweis auf die jüdische Eroberung der Stadt gelten müsste, ist heute nicht mehr aufrecht zu erhalten: Die Dokumente wurden während des Jüdischen Krieges im ersten Jahrhundert verfasst.361 Da Jerusalem im Falle einer Eroberung sicher wieder jüdische Hauptstadt geworden wäre, sprechen Hinweise aus den Papyri gegen die Einnahme der Stadt: Schimon b. Kosiba gab Anweisung, die ›vier Arten‹ für Sukkot in sein Lager liefern zu lassen und nicht nach Jerusalem.362 Möglicherweise ist dies in Herodium zu lokalisieren, das vielleicht nicht nur ein wichtiges Verwaltungszentrum der Rebellenadministration war, sondern sogar Hauptquartier des Aufstandsführers.363

359 App. Syr. 50,252 (= GLAJJ 343); zu Pompeius: Strab. 16,2,40 (= GLAJJ 115) mit Stern 1976–1984, Bd. 2, 179; Mildenberg 1977, 3 geht m. E. zu Recht davon aus, dass die »Beendigung des ganzen Krieges« gemeint ist; Iust. dial. 108,3; keinen historischen Wert hat Eus. dem. ev. 6,18 (286a), da Eusebius die Prophezeiung von Sach 14 (vgl. bes. Vers 2 zur ›halben Stadt‹) auslegt; Smallwood 1976, 444, die Appian für »[t]he most valuable and conclusive w ­ itness« für eine Eroberung hält, gesteht ein: »There is no explicit literary reference to the Jewish recovery of Jerusalem«; Weksler-Bdolah 2014, 57, vgl. Weksler-Bdolah/RosenthalHeginbottom 2014, 43, erklärt Appians Bemerkung mit den römischen Vorarbeiten für den Stadtbau, bei dem die Ruinen Jerusalems weitgehend abgetragen wurden. Diese Interpretation verlangt dem Appiantext wohl zu viel ab. 360 Mildenberg 1977, 2 zur Legende Jerusalem; tMaaser Sheni 1,5 (siehe S.  336) unter­ scheidet Münzen von b. Kosiba und ›Jerusalemer Münzen‹ (vom Jüdischen Krieg), was den Prägeort Jerusalem im Bar Kochba-Aufstand auszuschließen scheint; Ariel 1982, 293 f. schlussfolgert aus dem Fund von nur vier Bar Kochba-Münzen in Jerusalem, dass die Stadt nie von den Aufständischen erobert wurde, ebenso Zissu/Eshel 2000–2002, 160, vgl. Eshel 2006, 115; Zlotnik 2008, passim, bes. 142 f. stellt die Deutung in Frage, da auch nur wenige­ hadrianische Aelia Capitolina-Münzen dort gefunden wurden, die seiner Meinung jedoch zahlreich geprägt worden waren. 361 P.Mur. 29, Z. 9 f. und P.Mur. 30, Z. 8 f. (Herbst 135?) mit Cotton 1999c, 221–223, die aus inneren Gründen früher datiert; auch eine Radiokarbondatierung spricht für das erste Jahrhundert, vgl. Eshel u. a. 2005, 46–50 sowie Eshel 2002, 158–160 u. 2006, 116. 362 P.Yadin 57, Z. 4 (‫מחניה‬, vgl. P.Yadin 58, Z. 2 und P.Mur. 42, Z. 2), der auf Griechisch verfasste P.Yadin 52, Z. 9 f. bezeichnet dieses Lager als παρεμβολή Ἰουδαίων. Ein Datum ergibt sich aus keinem der Schreiben; Cotton in Greenfield u. a. 2002, 351 vermutet 135, was eine Hypothese bleiben muss. 363 P.Mur. 24 E, Z. 2–4: ‫ בן כוסבא נסיה ישראל במחניה שיושב בהרודיס‬übersetzen Benoit u. a. 1961 mit »fils de Kosba, Prince d’Israël, en campagne, qui réside à Hérodium« und Yadin 1961, 51 mit »Ben Kosiba, Prince of Israel. In the camp which is at Herodium …«: der Satzzusammenhang bleibt unklar; datiert ist das Dokument auf das zweite Jahr des b. Kosiba (133), in dem Jerusalem manchen als erobert gilt; Laperrousaz 1964 und Greenfield u. a. 2002, 322 sprechen sich für das Hauptquartier in Herodium aus, Schäfer 1981, 122–124 ist skeptisch.

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Sicher ist, dass die herodianische Festung von Rebellen genutzt wurde: Dorthin hatten die Pächter aus dem Umland den Zehnt zu liefern; einer der wichtigsten Hortfunde von Aufstandsmünzen wurde dort gemacht.364

2.4.3.3 Die Verankerung des Aufstands in der Bevölkerung Nach der Darstellung der jüdischen Perspektive ist noch auf zweierlei in Bezug auf den Bar Kochba-Aufstand einzugehen: ob sich gesellschaftliche Gruppen identifizieren lassen, die den Aufstand forciert und getragen haben, und ob die Unterstützung für die Aufständischen aus der gesamten jüdischen Gesellschaft kam. Stellt man die Frage, welche Gruppe wohl den jüdischen Aufstand gegen Rom initiiert und getragen hat, gelangt man automatisch zu dem Problem, welche­ jüdischen Gruppen im frühen zweiten Jahrhundert noch existiert haben: Während der Zeit des zweiten Tempels, über die wir durch Josephus gut informiert sind, gab es verschiedene religiöse Gruppierungen, die die Vorschriften der Tora unterschiedlich interpretierten und divergierende politische Positionen vertraten, den Tempel in Jerusalem in der Regel aber als gemeinsames Zentrum anerkannten. Als die wichtigsten dieser Sekten (haireseis) führt ­Josephus die Pharisäer, die Sadduzäer und die Essener an.365 Nach einer verbreiteten Meinung endete die innerjüdische Zersplitterung mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels und mit dem Aufstieg der Rabbinen als neuer religiöser Führungsschicht, die in Javne die Basis für ein geeintes Judentum legte. Während die Pharisäer im Wesentlichen in den Rabbinen aufgingen und transformiert weiterexistierten, endete die Existenz derjenigen jüdischen Gruppen, die stark auf den Tempel ausgerichtet waren, nämlich die der Priester und Sadduzäer.366 An dieser Hypothese eines scharfen gesellschaftlichen Bruches mit dem Jahr 70 ist verschiedentlich Kritik geäußert und für ein Weiterbestehen unterschiedlicher Gruppierungen auch nach der Tempelzerstörung argumentiert worden.367 Gerade in Bezug auf die Priester ist wohl davon auszugehen, dass sie als hoch angesehene Gruppe innerhalb der jüdischen Gesellschaft bis in die Spätantike weiterbestanden, freilich auf einer schwächeren Basis im Vergleich zur Zeit des 364 Zum Zehntspeicher siehe Anm.  344; zum Münzhort Mildenberg 1984, 50.76 f., vgl.­ Porat u. a. 2009–2010, 98. 365 Ios. bell. 2,119–166, vgl. ant. 13,171–173. 366 Cohen 1984, passim, bes. 32–36 gilt als klassischer Aufsatz: Seiner Meinung nach schloss ›Javne‹ andere Gruppen, besonders Priester, nicht aus, sondern nur Einzelne, die die Anerkennung der Mehrheitsmeinung verweigerten; vgl. auch Stroumsa 2011 [2005], 58. 367 Goodman 1994b, passim, mit grundlegender Kritik an der älteren Position, deren Zustandekommen er auf das Desinteresse der Rabbinen an den Positionen anderer jüdischer Gruppen zurückführt; Magness 2012, 87–89 stützt Goodmans Ansicht, vgl. auch Choi 2013, 179–189.

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Tempels. Wenn sie sich nicht der rabbinischen Bewegung angeschlossen hatten, konnten sie in Konkurrenz zu dieser treten.368 Für den jüdischen Aufstand unter Hadrian ist zu untersuchen, inwieweit zeitgenössische Rabbinen und Priester den Freiheitskampf gegen Rom unterstützten und ob sie in dieser Zeit als Konkurrenten gelten müssen.369 Die zentrale Quelle für die Hypothese, die Rabbinen hätten den Aufstand gegen Rom unterstützt, ist die sogenannte Messiasproklamation des R. Akiba:370 (a) Rabbi Schimon ben Jochai lehrte: Akiba, mein Meister, legte aus: Ein Stern [kochab] tritt hervor aus Jakob (Num. 24,17) – Koziba tritt hervor aus Jakob. (b) Als Rabbi Akiba bar Koziba sah, sagte er: Das ist der messianische König! (c) Rabbi Jochanan ben Torta sagte zu ihm: Akiba! Gras wird aus deinem Kiefer wachsen, und immer noch wird der Sohn Davids nicht kommen.

Besonders die ältere Forschung, die eine starke Verankerung der rabbinischen Bewegung in der jüdischen Bevölkerung voraussetzte, schloss aus der öffent­ lichen Anerkennung des Schimon b. Kosiba als Messias durch den wichtigsten Gelehrten der Zeit auf die breite Unterstützung des Aufstands durch die Rabbinen und das Volk.371 Teilweise wird Akiba deshalb als Aufstandsführer neben Schimon b. Kosiba und dem Priester Eleazar genannt, gilt jedoch wegen der Messiasproklamation mindestens als Unterstützer der Rebel 368 Levine 2005, 519–521, Schäfer 2008, Alexander 2009 und Stemberger 2010a u. 2015, 9–11. 369 Oppenheimer 2005 [1984], 283 f. u. 2005 [1998], 269 deutet den Bar Kochba-Aufstand im Kontext des rabbinischen Javne, während Schäfer 2003, 1 f.21 f. vgl. 2008, 170 von einem priesterlichen Hintergrund ausgeht und Einflüsse der rabbinischen Bewegung auf den Aufstand ablehnt. 370 yTaanit 4,8 68d (Übers.: A. Lehnhardt 2008 mit formalen Anpassungen); vgl. EkhR 2,4: R. Jochanan sagte: Rabbi legte aus: Ein Stern tritt hervor aus Jakob. Lies nicht Stern [kochab], sondern Lügner [kozab]. Als R. Akiba den bar Koziba zu sehen bekam, sagte er: Das ist der messianische König! Akiba, du Gottesgelehrter! sagte R. Jochanan zu ihm, dir wird noch Gras aus deinem Kiefer wachsen und er (der Messias) wird noch nicht gekommen sein. EkhR ed. S. Buber: R. Jochanan sagte: Als R. Akiba den ben Koziba sah, sagte er: Ein Stern tritt hervor aus Jakob, Kochba trat hervor aus Jakob; er ist der messianische König (beide Übers. nach Schäfer 1978, 86 f., angepasst an den Duktus von Lehnhardt). Den Vers Num 24,17 deutet die rabbinische Literatur üblicherweise messianisch, vgl. Marks 1994, 16–20. Die spätere rabbinische Tradition in bSanhedrin 93b schreibt Schimon b. Kosiba die Selbstbezeichnung als Messias zu, worauf ihn die Rabbinen umbringen, weil er für sie ein falscher Messias ist. Zum möglichen Hintergrund dieser Tradition O’Neill 2000. 371 Alon 1980–1984, 630 f.; Graetz 1908, 135–137 verweist auf Reisen Akibas, die der Aufstandsvorbereitung gedient hätten, und formuliert in Bezug auf die Messiasproklamation: »[Sie] war jedoch vollkommen hinreichend, Bar-Kochba den Strahlenschein einer heiligen, von Gott stammenden Würde zu verleihen und ihm eine unbestreitbare Autorität beizulegen, welche die Mittel, die ihm zu Gebote standen, vervielfältigte und steigerte«; kritisch zur Deutung der Reisen Alon 1980–1984, 611 und ausführlich Schäfer 1978, 67–86.119 f., der die Einzeltraditionen bespricht.

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lion.372 Jedoch warnt bereits die Schreibung des Namens des Aufstandsführers vor einer vorschnellen und oberflächlichen Interpretation: Wo bar Kochba, ›Sternensohn‹, aufgrund der Auslegung zu erwarten wäre  – oder zumindest der dokumentarisch belegte Name ben/bar Kosiba –, steht bar Koziba, ›Lügensohn‹.373 Problematisch ist zudem, dass lediglich eine Tradition der Messiasproklamation existiert, für die sich keine verlässliche Bestätigung findet. Ihre parallele Überlieferung im Midrasch zu den Klageliedern erweist sie als kompliziert und uneindeutig, worauf vor allem Peter Schäfer ausführlich hinweist.374 Nicht nur seiner Meinung nach ist der Name Akibas aus der Überlieferung zu tilgen.375 Für den vorliegenden Kontext genügt es, festzuhalten, dass die Tradition der Messiasproklamation ohne externe Bestätigungen nicht ausreicht, R. Akiba oder die rabbinische Bewegung als Unterstützer der Aufstandsbewegung zu identifizieren. Von nachgeordneter Bedeutung ist hier die Frage, ob manche Zeitgenossen Schimon b. Kosiba für den Messias hielten. Die Münzen und Papyri schließen aus, dass er sich selbst als ›Sternensohn‹ inszeniert hat. Mög­licherweise wurde er aber von anderen als Messias betrachtet.376

372 Schürer 1973–1986, Bd.  1, 544 und Smallwood 1976, 439 f.; Avi-Yonah 1962, 65 u. bes. 1973a, 401 f.: »Als Führer des Aufstandes ersah Akiba den Simeon Sohn Kosibas« und »[Kosiba] zur Seite stand Rabbi Akiba als Vorsitzender des Sanhedrin und der ›Priester Eleazar‹ (von Moddin?)«, auch Barnard 1969, 289 rechnet ihn unter »the leaders of the revolt«; kritisch dazu Aleksandrov 1973, passim, bes. 76 f. 373 Papyri und Bleigewichte überliefern den Namen ›Kosiba‹, wohl ein Patronym, geschrieben mit Samekh oder Sin, die Vokalisation ergibt sich aus dem gr. Χωσιβα in P.Yadin 59, vgl. Cotton in Greenfield u. a. 2002, 365 f. und Zissu/Ganor 2006, 178 f. Zissu/Gass 2012, 411–418 geben zu bedenken, dass die Namensform mit Zajin (›Koziba‹) allerdings auch ein Toponym, das auf den Ort ›Chozeba‹ verweist, sein könnte und damit die ursprüngliche Form; wegen der Missdeutemöglichkeit als ›Lügensohn‹ hätten die Anhänger des Aufstandsführers vermutlich eine andere Schreibweise bevorzugt. 374 Schäfer 2003, 2–4, 1978, 86–90 u. 1981, 168 f.: Der Name Akiva in (a) ist verdächtig, weil in der vorausgehenden Passage R. Jehuda b. Ilai auf seinen sonst unbekannten Lehrer ›Rabbi Baruch‹ (‫ )ברוך רבי‬verweist: Möglicherweise stand in beiden Fällen einfach Rabbi mit der Bedeutung ›mein Lehrer‹ oder als Bezeichnung für Jehuda ha-Nasi. Die Passage (b) ist aramäisch, der Rest (a und c) hebräisch; welcher Teil älter ist, lässt sich nicht sagen, klar ist nur die Bearbeitung. Zu den Varianten in EkhR/EkhR ed. S. Buber siehe Anm. 370. 375 Mildenberg 1980, 314 f. u. 1984, 73–76 sowie Novenson 2009, 554; Reinhartz 1989, 176 f. und Marks 1994, 16 zufolge ist nicht zu klären, ob wirklich Akiba den Schimon b. Kosiba als Messias bezeichnete. Gelehrte, die die Messiasproklamation für historisch halten, verweisen auf die Messiasvorstellungen des Akiba, der keinen eschatologischen Endzeitkönig, sondern einen weltlichen Freiheitskämpfer erwartet habe, und darauf, dass kein Grund bestünde, dem angesehenen Akiba im Nachhinein eine falsche Prophezeiung in den Mund zu legen, vgl. etwa Evans 1995, 203–210, Oppenheimer 2005 [1998], 270–278 oder Horbury 2014, 381 f. 376 Mildenberg 1984, 74–76.79 f.: Die früheste Quelle für die Verwendung des Namens bar Kochba, ›Sternensohn‹, ist Iust. 1apol. 31, abgefasst in der Mitte des 2. Jhs. Allerdings ist eine nachträgliche Korrektur des Namens durch Abschreiber, die mit der Tradition bei Eusebius

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Des Weiteren hat man versucht, den Priester Eleazar als einen Rabbinen der Zeit zu identifizieren. Unter den genannten Vorschlägen Eleazar b. Azarja,­ Eleazar b. Harsom und Eleazar von Modi’in gilt letzterer als »am wenigsten unwahrscheinlicher von einigen schwachen Kandidaten«. Für ihn spricht, dass er in der rabbinischen Tradition als Onkel des Aufstandsführers bei der Belagerung der letzten Festung Bethar erscheint.377 Angesichts der Häufigkeit des Namens Eleazar und des Fehlens jeglichen konkreten Hinweises, der die Spekulation erhärten könnte, ist von einer Identifikation des auf den Münzen genannten Priesters abzusehen.378 Nur noch von forschungsgeschichtlichem Interesse ist der Rabbenu Batniah bar Mesah (beziehungsweise Batnaya bar Meisa oder Batnia bar Misa), der seit einer vorläufigen Lesung eines Briefes des Schimon b. Kosiba durch Yigael­ Yadin als rabbinischer Unterstützer der Rebellion durch manche Beiträge geistert. Die erschlossene, sonst unbekannte hohe rabbinische Autorität hat ihre Existenz nicht in die abschließende Publikation des Papyrus retten können und muss sich mit der Rolle eines Phantoms begnügen.379 Die drei angeführten Beispiele zeigen, dass keine unzweifelhaften Belege für die rabbinische Unterstützung des Bar Kochba-Aufstands vorliegen. Deswegen ist es ratsamer, den Aufstand von der Zeit des zweiten Tempels her zu deuten, als auf Grundlage des erst ab dem dritten Jahrhundert kompilierten Materials. Die Papyri beweisen, dass die Aufständischen für die Erfüllung der biblischen Gebote Sorge trugen, auch wenn sich eine Orientierung an der erst später schriftlich niedergelegten rabbinischen Halacha nicht nachweisen lässt.380 Die Münzen vertraut waren, denkbar. Bauckham 1998, 229–234 sieht in der wohl zeitgenössischen judenchristlichen Petrusapokalypse Anspielungen auf den (aus christlicher Sicht falschen) Messias Bar Kochba. 377 Schürer 1973–1986, Bd. 1, 544: »he remains the least unlikely of several weak candidates«; weil Eleazar von Modi’in in der rabbinischen Literatur nie als Priester bezeichnet wird, favorisiert Smallwood 1976, 440 Eleazar b. Azarja wegen seiner priesterlichen Abkunft; yTaanit 4,8 68d, vgl. EkhR 2,4, bezeichnet Eleazar als Onkel des b. Kosiba und berichte von seiner Anwesenheit in Bethar, allerdings wird er dort als rabbinisches Ideal dem starken, aber arroganten militärischen Aufstandsführer entgegengestellt, vgl. Marks 1994, 34–36 und Neusner 2006, 88 f.; historischen Wert hat die Episode nicht. Hendin 2014 zieht in Erwägung, dass mit der Münzlegende nicht auf eine Führungsperson der Rebellen verwiesen wurde, sondern auf den biblischen Priester Eleazar, den Sohn Aarons. 378 Mildenberg 1984, 29 f., Ayaso Martínez 1990, 204 oder Schäfer 2003, 6 f.; Ilan 2002, ­65–70 führt 177 belegte Personen des Namens Eleazar im Zeitraum von 330 v. Chr.–200 n. Chr. auf. 379 Yadin 1961, 46 Nr. 11 las ‫ רבנו בטניה בר מיסה‬, vermerkte aber »this matter requires further study«, aufgegriffen von Schürer 1973–1986, Bd. 1, 544 Anm. 139, Mildenberg 1984, 30, Mor 1985, 203, Birley 1997, 271 und Abramsky/Gibson 2007, 160. Die abschließende Publikation als P.Yadin 56 bei Greenfield u. a. 2002, 317–321 erwähnt die erste Lesung Yadins mit keinem Wort. 380 Cotton/Yardeni 1997, 153–156 und Cotton 1998, passim, bes. 179 u. 1999a, 240, vgl. Schäfer 2003, 21 und Millar 2006, 143.

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demonstrieren mit ihren Bildern und Legenden eindrücklich die Ziele der Aufständischen: Aelia Capitolina sollte den Römern entrissen und als jüdische Hauptstadt Jerusalem wiederhergestellt werden. An der zweifelsohne intendierten Restitution des Tempelkultes hatten wohl besonders die jüdischen Priester Interesse. Spitzt man die Frage zu, ob hinter der Aufstandsideologie rabbinische oder priesterliche Interessen standen, erscheint sie letztlich als falsch gestellt. Richtig ist, dass Münzen und Papyri keinen rabbinischen Einfluss auf die Rebellen erkennen lassen und eher ›priesterliche‹ Ziele zum Aufstand motivierten. Es ist aber fragwürdig, einen zu starken Gegensatz zwischen den Priestern und den Rabbinen des frühen zweiten Jahrhunderts anzunehmen. Unter den Tannaiten gab es Rabbinen priesterlichen Ursprungs, etwa R. Jischmael, der neben R. Akiba als wichtigster Gelehrter dieser Generation gilt.381 In der Mischna schlägt sich besonders in der Ordnung Kodaschim priesterlicher Einfluss nieder, am offensichtlichsten in den Traktaten Tamid, der das tägliche Opfer im Tempel behandelt, und Middot, der die Tempelmaße bewahrt.382 Wie Jacob Neusner betont, entstand die rabbinische Bewegung nicht, weil der Jerusalemer Tempel im Jahr 70 zerstört wurde; er sieht keinen Grund, weshalb Rabbinen und eine hypothetisch siegreiche Rebellenadministration nicht hätten zusammenarbeiten können oder sollen.383 Auch wenn keine direkten Belege für die Beteiligung von Rabbinen am Bar Kochba-Aufstand vorliegen, bedeutet das nicht, dass nicht einzelne Rabbinen die Aufständischen unterstützt haben könnten.384 Als einflussreiche institutionalisierte Bewegung mit entscheidendem Einfluss auf die Juden in Iudaea sind sie freilich nicht nachweisbar. Der Feststellung von­ Aharon Oppenheimer, dass »gegen [Schimon b. Kosiba] offenbar keine Opposition stand, wie die Hellenisten im Makkabäer-Aufstand oder die ›Pazifisten‹ im sogenannten Großen Aufstand«, scheint deswegen auf den ersten Blick zuzustimmen zu sein.385 Wegen des Mangels an erzählenden Quellen bleibt die Feststellung jedoch im luftleeren Raum und ohne weitergehende Aussagekraft. Gleichzeitig wirft sie für die bisher erzielten Ergebnisse eine Frage auf:

381 Stemberger 2010a, 322, vgl. Alexander 2009, 6 f.27. 382 Alexander 2009, 27 f. betont, dass das rabbinische Interesse am Tempel erst in amoräischer Zeit nachließ; zu auf Priester ausgerichteten halachischen Regelungen Stemberger 2010a, 317–320. 383 Neusner 2006, 307–310; Schäfer 2003, 22 geht wohl zu weit, wenn er schreibt: »[Bar Kokhba] certainly would have stopped the triumph of the Rabbis«. 384 Die rabbinischen Quellen, die das nahelegen, sind spät und problematisch. Zweifelhaft ist etwa die Anekdote, R. Schimon b. Jochai habe sich 13 Jahre in einer Höhle verstecken müssen, angeblich wegen seiner Beteiligung am Aufstand, vgl. Oppenheimer 2005 [1982], 261; zu den überlieferten rabbinischen Martyrien siehe S. 327. 385 Oppenheimer 2005 [1998], 268, ebenso Abramsky/Gibson 2007, 157.

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Was geschah mit den Juden, die im Jahr 130 Kaiser Hadrian zugejubelt hatten oder zumindest ruhig oder teilnahmslos geblieben waren, sowie denen, die der griechisch-römischen Kultur offen gegenüber standen? Sind sie alle von der Begeisterung, die die militärischen Erfolge des charismatischen Anführers aus­ lösten, mitgerissen worden, wie etwa Martin Hengel meint?386 Angesichts der Dauer des Bar Kochba-Aufstands und der Mühen Roms, seiner Herr zu werden, kann kein Zweifel bestehen, dass der Krieg im judäischen Kernland von einer breiten Basis mitgetragen wurde. Schimon b. Kosiba gelang es offensichtlich, weithin Unterstützung für seinen Kampf gegen Rom zu finden. Trotzdem existieren einige Hinweise darauf, dass den Aufständischen nicht bedingungslos Gehorsam geleistet wurde und nicht alle Juden mit der Rebellion gegen Rom sympathisierten. Durch seine Briefe wohlbekannt ist der harsche Befehlston des Schimon b. Kosiba gegenüber seinen Untergebenen, denen er Strafen androhte oder auf Exempel verwies, die er an anderen statuiert hatte.387 Da diese Briefe nicht datiert sind und der Kontext unbekannt ist, sollte man keine allzu weitreichenden Schlüsse aus ihnen ziehen; möglicherweise stammen sie vom Ende des Aufstands und sind deswegen nur eingeschränkt repräsentativ für den Ton des b. Kosiba. Gleichwohl erscheint er in diesen Papyri keineswegs als charismatischer Anführer. Zwei Briefe erwähnen Männer aus Tekoa, die nach En Gedi geflohen waren. Diese sollten zu b. Kosiba geschickt und die Häuser derjenigen Bewohner von En Gedi, die ihnen Zuflucht gewährt hatten, verbrannt werden. Das Dorf Tekoa liegt in unmittelbarer Nähe von Herodium, welches vielleicht als Hauptquartier des b. Kosiba diente. Vermutlich wollten sich die Männer dem Kriegsdienst entziehen.388 Es gab also im Kerngebiet der Aufständischen Menschen, denen mehr an ihrem eigenen Wohl gelegen war als am Krieg gegen Rom. Sie fanden innerhalb des Aufstandsgebiets Unterstützer und Helfer. Einem der Briefe ist außerdem die Anordnung des b. Kosiba zu entnehmen, einen Gefangenen (Joschua, den Sohn des Palmyreners) unter sicherem Geleit an ihn zu überstellen, aber auch, mit einer Sendung von Weizen ebenso zu verfahren, weil es zu Diebstählen gekommen war. Offenbar litten auch die Aufständischen

386 Hengel 1986, 330 führt das auf die messianischen Ansprüche des b. Kosiba zurück. 387 P.Yadin 50: Bestrafung des Eleazar bar Hayyata? (‫)חטה‬, Strafandrohung bei Befehlsverweigerung; P.Yadin 54: Bestrafung des Joschua, Sohn des Palmyreners, Strafandrohung bei Befehlsverweigerung; P.Yadin 55 u. 56: Strafandrohung bei Befehlsverweigerung; P.Mur. 43: Strafandrohung und Verweis auf das Schicksal des Ben Aphlul; Bowersock 1980, 131 bilanziert: »[b. Kosiba] sounds rather like a pious thug«. 388 P.Yadin 54 u. 55, zur Interpretation Yadin 1971, 126 f., gefolgt von Schäfer 2003, 8; P.Yadin 61 ist ein fragmentarischer Brief des b. Kosiba an die Männer von Tekoa, in dem es um Zahlungen geht; möglicherweise belegt P.Mur. 43 einen ähnlichen Fall, so jedenfalls Yadin 1971, 136–138.

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unter Raubüberfällen durch Banditen und verfügten nicht über die Loyalität aller Menschen ihres autonomen Reiches.389 Der Druck, der von den Aufständischen auf Menschen ausgeübt wurde, die nicht mit ihnen kooperierten oder ihre Weltanschauung teilten, erschließt sich auch aus anderen Zeugnissen. Bereits diskutiert wurde die Beschneidung derjenigen Juden, die ihre Vorhaut hatten wiederherstellen lassen, um sich an die griechisch-römische Welt zu assimilieren. Die Aufständischen akzeptierten anscheinend nur eine zweite Beschneidung als Zeichen der Rückkehr zu den jüdischen Geboten, auch wenn sie medizinisch gefährlich werden konnte.390 Einen ähnlichen Fall erzwungener ›Orthodoxie‹ überliefert Justin, der von der Bestrafung von Christen durch Schimon b. Kosiba berichtet, wenn sie ihr Bekenntnis zu Christus nicht widerriefen.391 In beiden Fällen handelt es sich um ›jüdische‹ beziehungsweise ›judäische‹ Menschen, die die Ideologie des Aufstands nicht teilten und ihn nicht mittrugen. Da sie jedoch Minderheitenpositionen vertraten, stellten sie keine nennenswerte Opposition dar. Skepsis gegenüber dem Rebellenstaat aus wirtschaftlichen Gründen lässt sich aus Hortfunden aus der Aufstandszeit, die keine Bar Kochba-Münzen enthalten, erschließen: Nicht alle waren bereit, all ihr Geld in die Aufstandswährung umzuwechseln, weil diese lediglich im jüdischen Staat akzeptiert wurde und ein Tausch deshalb mit Risiken verbunden war. Bei aller Euphorie für die Sache der Aufständischen scheint die individuelle Nutzenoptimierung der Menschen in Alltagsfragen durch.392 Zu den Beispielen von Menschen, die unfreiwillig und nur aufgrund von Druck mit der jüdischen Aufstandsregierung kooperierten, tritt das eines Juden, der auf der römischen Seite gegen seine Landsleute kämpfte. Nicht anders ist die Erwähnung des aus Caesarea stammenden Barsimso Callistenis in einem Diplom von 157 zu deuten: Er wurde als Jude im Jahr 132, als der jüdische Aufstand ausbrach, als Verstärkung für die cohors I Vindelicorum rekrutiert.393

389 P.Yadin 54: für das sichere Geleit wird das griechische Fremdwort ἀσφάλεια (‫)אספליה‬ genutzt; es geht in beiden Fällen offenbar nicht um den Schutz vor römischen Soldaten, sondern um das grassierende Banditenunwesen. Der Papyrus ist ein Beleg gegen eine politische Deutung der talmudischen Räuberanekdoten (siehe Anm. 115); andere Bitten um Warensendungen enthalten keine Aufforderung, sie unter sicheres Geleit zu stellen, vgl. etwa P.Yadin 58 (Salzlieferung) oder P.Mur. 44 (Weizen). Da Warnungen nicht in jedem Brief zu erwarten sind und keine Chronologie der Schreiben erstellt werden kann, bleiben die Möglichkeiten für Schlussfolgerungen begrenzt. 390 Siehe S. 290 f. 391 Iust. 1apol. 31 = Eus. hist. eccl. 4,8,4. 392 Bijovsky 2004, 248 und Zissu u. a. 2011, 280; während des Aufstands verlor Land im Aufstandsgebiet massiv an Wert, während der Geldwert zunahm, vgl. Eshel 2006, 121. 393 CIL 16.107 (Tibiscum, Dacia superior); über die Deutung des Barsimso als Jude besteht Einigkeit, vgl. Applebaum 1976, 58, Isaac 1998 [1980/81], 105, Schäfer 1990, 293, Bieber-

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Auch wenn der römische Militärdienst sicher nur von sehr wenigen Juden geleistet wurde, ist das Diplom eine wichtige Quelle für die Vielfalt der kulturellreligiösen Orientierung der Juden zur Zeit des Bar Kochba-Aufstands. Auch wenn die Quellen spärlich sind und sich keine organisierte Opposi­ tionsgruppe gegen die jüdische Aufstandsbewegung nachweisen lässt, zeigen die besprochenen Hinweise doch, dass nicht alle Juden vorbehaltlos hinter der Rebellion gegen Rom standen. Einige hätten es bevorzugt, in Frieden unter der römischen Fremdherrschaft zu leben, anstatt das eigene Leben im Kampf für die jüdische Freiheit zu riskieren. Dieser Befund von aufstandskritischen Juden spiegelt die Beobachtung, dass es vor dem Krieg jüdische Sympathien für Hadrian gab. Gleichwohl befanden sich Vertreter einer solchen Haltung von Aufstandsbeginn an in der Minderheit, da die meisten Juden des judäischen Kernlandes den Aufstand vehement unterstützten. Da die Propaganda der Rebellen Jerusalem und den Jüdischen Tempel in ihren Mittelpunkt stellte, war ihr Hauptziel offensichtlich die Eroberung der von Hadrian gegründeten A ­ elia­ Capitolina, an deren Stelle Jerusalem als Hauptstadt eines freien jüdischen Reiches wiederhergestellt werden sollte. Letztendlich erscheint deshalb die Romanisierungspolitik Hadrians in Iudaea, die wohlwollend das griechisch-römische Leben der Provinz förderte, ohne dabei ein Augenmerk auf die religiösen und kulturellen Eigenheiten der einheimischen jüdischen Bevölkerung zu richten, das zentrale Problem hinter dem Bar Kochba-Aufstand gewesen zu sein. Vielleicht weil die Romanisierung von Iudaea attraktiv und in dem Sinne erfolgreich war, dass sich vermehrt Juden an der griechisch-römischen Kultur orientierten und die eigenen Traditionen vernachlässigten, musste den traditionsverhafteten nationalen Kreisen ein Aufstand besonders notwendig erschienen sein. Die Gründung von Aelia Capitolina an der Stelle Jerusalems aktualisierte den zweifellos bestehenden jüdischen Wunsch nach dem Tempelneubau und verhinderte ihn gleichzeitig auf lange Sicht. Die zum Aufstand bereiten Juden erhielten dadurch ein emotionales und emotionalisierbares Thema, das geeignet war, die Flamme des Aufstands rasch und gründlich zu entfachen.394

2.4.4 Roms Politik angesichts des Bar Kochba-Aufstands Abschließend ist die Politik Roms gegenüber den Juden während und nach dem Bar Kochba-Aufstand zu untersuchen. Um diese richtig einordnen zu können, ist mit einem Abriss über den Bar Kochba-Aufstand zu beginnen. Im Anschluss daran sind die politischen Maßnahmen Roms gegenüber den Juden zu analysieren. Dabei ist zu prüfen, ob es zu einer Religionsverfolgung in Iudaea kam, stein 2007, 144 und Rocca 2010, 27; Oppenheimer 2005, 187 zu weiteren inschriftlich belegten ›jüdischen‹ Soldaten in römischem Dienst. 394 Shahar 2003, 230 f. verweist auf die Fokussierung der Aufständischen auf Jerusalem.

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wie vor allem spätere rabbinische Traditionen nahelegen. Zum Schluss ist auf die römischen Siegesfeierlichkeiten einzugehen.

2.4.4.1 Der Bar Kochba-Aufstand: Historischer Abriss Der jüdische Aufstand brach im Jahr 132 aus, wohl im Sommer, also zwei Jahre nach der Koloniegründung der Aelia Capitolina; die letzten Kämpfe dauerten bis Ende 135 oder Anfang 136.395 Cassius Dio zufolge warteten die Juden, bis Hadrian seinen Ägyptenbesuch beendet und bei der Rückreise Syrien passiert hatte, bevor sie losschlugen und Rom mit einem gut vorbereiteten Guerillakrieg zermürbten. Die Existenz der unterirdischen Höhlen- und Gangsysteme, deren Anlage und Nutzung Dio beschreibt, hat die Archäologie eindrücklich nachweisen können.396 Aus dem Dio-Bericht geht hervor, dass die Provinzverwaltung von Iudaea unter dem Statthalter Q. Tineius Rufus die jüdische Aufstandsbewegung zunächst unterschätzte und ihr so anscheinend Anfangserfolge ermöglichte. Erst als fast die ganze Erde in Bewegung geriet, … schickte Hadrian seine besten Generäle ins Feld.397 Welches Gebiet die Aufständischen kontrollierten, ist nicht genau festzu­ stellen. Als verlässlichste Indikatoren für seine Erfassung gelten die Funde von Bar Kochba-Münzen und das Vorhandensein der von Dio beschriebenen Höhlensysteme, sogenannter ›hiding complexes‹. Besonders die Vielzahl von Münzfunden seit den 1980er Jahren hat die Kenntnis über das von den Rebellen kontrollierte Gebiet beträchtlich wachsen lassen: Traditionell galten das judäische Bergland und die Gebiete um Hebron und an der Westküste des Toten M ­ eeres als Rebellenterritorium; neue Münzfunde zeigen allerdings, dass es sich beträchtlich weiter erstreckte, nämlich im Norden jenseits einer Linie von Lod bis Jericho und im Westen von Lod bis Bet Guvrin.398 395 Eshel 2003, 100–105 u. 2006, 111 zum Aufstandsbeginn; Eck/Foerster 1999, 301 f. zum Aufstandsende, das mit der Annahme des Titels imperator iterum durch Hadrian 136 anzusetzen ist, vgl. Eshel u. a. 2011, 2; zum Kriegsbericht von Cassius Dio in der Epitome des Xiphilinus vgl. die unterschiedlichen Meinungen von Isaac 1998 [1983/84] und Gichon 1986. 396 Dio 69,12,2–3 (ὑπόνομοι), grundlegend dazu Kloner 1983a, passim, bes. 132–134 u. 1983b sowie Kloner/Zissu 2003a, 181–191, auch Gichon 1986, 23–28: Die unterschiedlich großen, sogenannten ›hiding complexes‹ hatten kleine, verbarrikadierbare Eingänge und bestanden aus verschiedenen Räumen, die durch enge Gänge und Tunnel, teils mit Höhenunterschied, miteinander verbunden und damit gut zu verteidigen waren. Für Wasserversorgung und Vorratsräume hatten die Erbauer gesorgt. Die Erstellung erfolgte wohl innerhalb von Monaten und damit in relativ kurzer Zeit, so Kloner 1983a, 126 f. 397 Dio 69,13,1–2; wann genau Tineius Rufus von Sex. Iulius Severus abgelöst wurde, ist nicht klar; Applebaum 1989b, 119–121 argumentiert mit 134 für ein eher spätes Datum. 398 Barag 1980, Mildenberg 1980, 320–325 u. 1984, 91f sowie 53.86 (Karten), Zissu/Eshel 2000–2002, Bijovsky 2004, 248–251, bes. 250 (Karte), Amit/Bijovsky 2007; die Elqana Höhle, zwischen den modernen Orten Elqana und az-Zawiye gelegen, gilt momentan als nörd-

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Umstritten ist, inwieweit Galiläa am Aufstand beteiligt war. Lange hat man angenommen, dass es dort zu keinen Kämpfen kam. Als Argumente dafür galten das völlige Fehlen von Funden von Aufstandsmünzen und Zerstörungsschichten aus dem frühen zweiten Jahrhundert sowie die jüdische Siedlungskontinuität im zweiten und dritten, alles Fakten, die im scharfen Kontrast zu Judäa stehen.399 Mittlerweile hat dieses Bild durch Neufunde Risse bekommen. Durch einen Papyrustext ist die Beteiligung von Galiläern am Kampfgeschehen in Judäa bekannt, was freilich nichts über Kämpfe in Galiläa selbst besagt.400 Werner Eck hat mit guten Gründen die Errichtung des Bogens von Tel Shalem, südlich von Scythopolis (Bet Shean), mit dem Bar Kochba-Aufstand verbunden und ihn als Siegesmonument gedeutet, der wohl am Ort eines nicht überlieferten, aber wichtigen militärischen Erfolges erbaut wurde.401 Wie in Judäa und der Schefela finden sich in Galiläa ›hiding complexes‹, die im Zuge von krie­ gerischen Auseinandersetzungen genutzt wurden. Ihre Datierung ist jedoch schwieriger und wegen fehlender Münzfunde meist nur allgemein auf die ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte möglich. Da die militärische Nutzung von Höhlensystemen aber typisch für den Bar Kochba-Aufstand ist, kann man sie durchaus mit ihm verbinden.402 Zwei Münzhorte aus hadrianischer Zeit und eine Zerstörungsschicht aus dem frühen zweiten Jahrhundert in Khirbet Wadi Hamam, zwei Kilometer westlich des Sees Genezareth beim Berg Arbel, sprechen für kriegerische Auseinandersetzungen in Galiläa in hadrianischer Zeit und sind wohl am ehesten mit dem Bar Kochba-Aufstand zu verbinden.403 Galiläa gehörte trotz aller dieser Beobachtungen nicht zu dem Gebiet, das die jüdischen Aufständischen kontrollierten und verwalteten. Allerdings kam es

liche Grenze des Bar Kochba-Territoriums, vgl. Zissu u. a. 2014b, 152; zur Lokalisierung der­ ›hiding complexes‹ Kloner/Zissu 2003a, 191–199.216 (Karte), vgl. auch 2003b, bes. 266 f. Für ein auf Judäa beschränktes Aufstandsgebiet argumentierte einflussreich Büchler 1904, passim, bes. 149 u. 202. 399 Leibner/Bijovsky 2013, 120 mit einem Forschungsüberblick, vgl. Applebaum 1976, 24, Freyne 1980, 90 f.245 oder Ayaso Martínez 1990, 84; heute argumentiert vor allem Mor 2003, 130 f., 2012, 185 u. 2013, 92 weiter für eine Beschränkung des Aufstands auf das judäische Kernland; die älteren Argumente für ein Ausgreifen der Kämpfe auf Galiläa trägt Alon ­1980–1984, 600–603 zusammen. 400 P.Mur. 43 mit Schäfer 1981, 116–119; die Deutung ist naheliegender, als dass es sich um Flüchtlinge aus Galiläa handelte oder gar um Judenchristen, vgl. Benoit u. a. 1961, 159 und Yadin 1971, 137 f. 401 Eck/Foerster 1999, 310 f. und Eck 1999b, 87 f.; zur Diskussion siehe S.  338 f.; Shahar 2003, 229 bemerkt: »this is not a solid base for assuming that Galilee was a battlefield«, vgl. Mor 2003, 128 f. 402 Shahar 2003, passim, bes. 224–229 u. 232–235 (Liste der ›hiding complexes‹ in Galiläa; auf hebräische Literatur zu neuen Funden verweisen Leibner/Bijovsky 2013, 120 Anm. 16). 403 Leibner/Bijovsky 2013, passim, bes. 121–123, vgl. Leibner 2010, 225 f. und Eck 2014 [2003], 219 Anm. 35, skeptisch Horbury 2014, 350.

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wohl auch dort zu Kriegsvorbereitungen und einzelnen Kampfhandlungen, was einerseits die Sympathie der galiläischen Juden für den Aufstand erweist und andererseits die Schwierigkeiten, die die Römer mit der Niederschlagung der Rebellion hatten, verständlicher macht. Belegt ist das Übergreifen des jüdischen Aufstands auf das Gebiet der Provinz Arabia. Im Dorf Baru (Manyat Umm Hasan), das an der Ostküste des Toten Meeres in der Nähe von Machaerus lag, datierten die dort lebenden Juden Rechtsdokumente noch im dritten Jahr nach der Aufstandsära und beglichen ihre Rechnungen mit der Aufstandswährung.404 Die Dorfbewohner gehörten später zu den Flüchtlingen, die gegen Kriegsende Zuflucht in den Höhlen der Wadis am Toten Meer suchten. Bekannter sind die Beispiele der Babatha und der Salome Komaise aus Mahoza bei Zoar, am Südostende des Toten Meeres in der Provinz Arabia, deren Dokumentarchive in den Höhlen an der Westküste des Toten Meeres gefunden wurden.405 Da wohl alle diese Flüchtlinge ums Leben kamen, fielen ihre Besitztümer an den fiscus des Kaisers. Die Verhandlungen des Veteranen Valerius Serenus vor dem Stellvertreter des Finanzprokurators der Syria Palaestina lassen darauf schließen, dass ausgediente Soldaten mit an den Kaiser gefallenen Ländereien auch in Arabia abgefunden wurden, im bekannten Fall im Gebiet von Peräa.406 Während folglich sicher ist, dass Juden in der Provinz Arabia in den Aufstand involviert waren, bleibt unklar, ob sich die einheimische nichtjüdische Bevölkerung an der Erhebung gegen Rom beteiligte. Ein Brief aus dem Corpus der Bar Kochba-Dokumente wurde von einem Soumaios – ein nabatäischer Name – auf Griechisch verfasst, weil weder er noch die bei ihm Anwesenden die hebräische Schrift beherrschten, mit der das jüdische Aramäisch, nicht aber das nabatäische geschrieben wurde.407 Hannah Cotton vermutet deswegen, dass es sich bei ihm und mindestens zwei anderen in den Briefen genannten Männern um Nabatäer handelt, die wohl als Söldner auf der Seite der jüdischen Aufständischen kämpften. Cassius Dios Behauptung, dass auch viele Angehörige fremder Völker aus Gewinnsucht mit den Rebellen gemeinsame Sache machten, fände 404 P.XHev/Se 8 u. 8a (ed. Cotton/Yardeni 1997, 27–33.36 f.); zur Identifikation des Ortes Kefar Baru (‫)כפר ברו‬, den Ios. bell. 7,180 Βαάρας nennt, und der auf der Madabakarta als Βα] αρου erscheint Broshi/Qimron 1986, 207.214 und Clamer 1999, 222 f., vgl. Cotton 2003, 149 f. und Bowersock 2003, 178 f.; der Fundort des Dokuments ist unbekannt, vgl. Broshi/Qimron 1986, 202 und Cotton 2003, 150. 405 Eck 1999b, 86; zur Lokalisierung von Mahoza Cotton/Greenfield 1995, 131 f., Keel/ Küchler 1982, 254 f. und Lewis 1989, 2 (Karte); publiziert sind die Archive in Lewis 1989, Cotton/Yardeni 1997 und Greenfield u. a. 2002, vgl. die Übersicht bei Cotton u. a. 1995, 224 f. 406 P.Berol. 21652 = SB 12.11043, bes. Z. 5 f. mit Eck 2014 [1998], 271–274 u. 2014 [2000a], 280–283. 407 P.Yadin 52, Z. 11–14: ἐγράφη δ[ὲ] Ἑληνεστὶ διὰ τ[ὸ ἡ]μᾶς μὴ εὑρηκ[έ]ναι Ἑβραεστί; Interpretation: Cotton in Greenfield u. a. 2002, 357–359 und Cotton 2003, 145–148.

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dadurch Bestätigung.408 Möglicherweise war die Dimension der Erhebung in Arabia noch größer und reichte über die Kooperation mit der jüdischen Aufstandsführung hinaus. Ein safaitisches Graffito aus dem Wadi al Hashad an der Nordgrenze des heutigen Jordanien, 45 km nordöstlich von as-Safawi, spricht von einem dreijährigen Aufstand eines Halasat vom Stamm der Sa’d gegen den Tyrannen Nepos.409 Wenn es sich bei Nepos, wie es scheint, um T. Haterius Nepos handelt, der von 130 bis mindestens 134 in Arabia Statthalter war, dann ist die Inschrift ein Hinweis auf einen Aufstand einheimischer Stämme gegen die römische Herrschaft, der sich zeitgleich und unabhängig vom Bar Kochba-Aufstand ereignete.410 Da weitere Hinweise und Bestätigungen fehlen, bleibt dies unsicher, obwohl die Interpretation der Inschrift durchaus plausibel erscheint.411 Rom hatte alle Mühe, des jüdischen Aufstands Herr zu werden und den Gegner zu besiegen. Vor allem aus Inschriften ergibt sich der immense organisatorische und materielle Aufwand Roms, der für den Sieg notwendig war; sie lassen auch die hohe Zahl an Menschenleben erahnen, die der Krieg ge­kostet hat. Die Dio-Epitome des Xiphilinus erwähnt unter den besten römischen Generälen, die Hadrian nach Iudaea schickte, lediglich Cn. Minicius Faustinus Sex. 408 Dio 69,13,2; Cotton 2003, 148.151 identifiziert neben Soumaios den im selben Brief genannten Agrippa als Nabatäer, sowie einen Aelianus oder Annanus in P.Yadin 59, vgl. Yadin 1971, 130–133; Mor 1985, 201–203 weist zu Recht auf die beschränkte Aussagekraft der Namen hin, vgl. zur Problematik im Diasporakontext Tcherikover/Fuks 1957–1964, Bd.  2, ­116–118 und Levine 2005, 96–104; in P.Yadin 52 könnte Agrippa ohne weiteres als Jude gedeutet werden; das Schreiben zeigt Rücksichtnahme auf jüdische Festzeiten – aus welchen Gründen auch immer. 409 Abbadi/Zayadine 1996, 157 übersetzen: By Hlst son of M’n of the tribe of Sa’d and he rebelled three years against Nepos (nfs), who is a tyrant. So, O Allat and Dhu-Shara (grant) security to whom escaped tyranny. Die Quadratschrift ist kein Kriterium für die Datierung auf das 1. Jh. v. Chr., wie teils vertreten wird, so Abbadi/Zayadine 1996, 161 und Abbadi 2013, 123 f. 410 Abbadi/Zayadine 1996, 158–161; P.Yadin 23 (17. Nov. 130) und Gatier 1996, 48 f. Nr. 2 = SEG 45.2058 (134) aus Gerasa geben die Rahmendaten für die Statthalterschaft des Haterius Nepos; eine damnatio memoriae des Nepos, die aus vier Inschriften aus Gerasa (unter Anm. 167) hervorgehen soll, so etwa Starcky/Bennet 1968, 53, Bowersock 1983, 108.161 oder Gatier 1996, 49, hat Eck 2014 [2000b], 86–89 überzeugend zurückgewiesen, vgl. Sartre 2005, 433 Anm. 20; Bowersock 2003, 177 f. hält einen Abfall Gerasas von Rom und die Tilgung des Statthalternamens dort für zumindest denkbar, was aber als unwahrscheinlich gelten muss, da SEG 45.2058 keine Tilgung aufweist, vgl. Eck 2007a, 45 Anm. 73. 411 Bowersock 2003, 178, Cotton 2003, 148 mit Anm.  67 sowie Eck 2014 [2003], 222 u. 2007a, 48; zugunsten ihrer Interpretation verweisen Abbadi/Zayadine 1996, 161 f. auf eine von King 1990, 62 mit Anm. 24 publizierte Inschrift aus der Auranitis, die von einem Aufstand gegen einen König Agrippa (mlk grfs) berichtet: By ’lm son of zn’l son of ’lm; and he rebel­led against the king Agrippa, and so O li [grant] deliverance to the breaker of the chain. Mit der Herausgeberin vermuten sie, dass es sich um eine Erhebung gegen König Agrippa II. während des Jüdischen Kriegs handeln könnte; man hätte dann vergleichbare Situationen.

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Iulius Severus, den Statthalter von Britannien. Die Kommandoübertragung an ihn kann nur als Notfall gewertet werden, die mit seiner militärischen Erfahrung zusammenhing, da in Friedenszeiten eine Versetzung in eine unbedeutendere Provinz als Degradierung aufgefasst werden müsste. Über das Schicksal seines Vorgängers Q. Tineius Rufus ist nichts bekannt. In Britannien wurde Sex. Iulius Severus von P. Mummius Sisenna ersetzt, der nach seinem ordentlichen Konsulat von 133 die Statthalterschaft ohne Pause zwischen den Ämtern antrat.412 Neben Iulius Severus wirkten C. Quinctius Certus Poblicius Marcellus und T. Haterius Nepos Atinas Probus Publicius Matenianus, die Statt­halter der Nachbarprovinzen Syria und Arabia, als Generäle im Aufstand. Alle drei erhielten die höchsten militärischen Auszeichnungen der römischen Kaiser­ zeit, die ornamenta triumphalia, die zuletzt in Traians Dakerkriegen verliehen worden waren. Hadrian selbst akzeptierte als Voraussetzung dafür erstmals nach seiner Herrschaftsübernahme die Akklamation zum imperator.413 Das hatte er bisher vermieden, vielleicht wegen seiner Aufgabe der von Traian provinzialisierten Gebiete: Eine Annahme des imperator-Titels ohne ausreichende militärische Erfolge hätte wohl Kritik und Spott Tür und Tor geöffnet. Die zweite imperatorische Akklamation Hadrians und die Verleihung der ornamenta triumphalia verdeutlichen die Schwere der militärischen Ausein­ andersetzungen. Hohe Opferzahlen gab es bei beiden Konfliktparteien. Dio berichtet von 580 000 jüdischen Gefallenen; die Zahl der durch die Kriegsfolgen ums Leben Gekommenen sei gar nicht zu ergründen; 50 Festungen und 985 Dörfer der­ Juden seien zerstört worden. Die in der Höhe unglaubwürdigen Zahlen sollen die schweren jüdischen Verluste in diesem Krieg illustrieren.414 Hadrian seinerseits hätte in einem Schreiben an den Senat wegen der vielen Kriegstoten auf die übliche Formel verzichtet, die sein Wohlbefinden und das der Legionen ver­ ritannien kündete. Fronto nennt den Aufstand in Iudaea vor den Kämpfen in B 412 Dio 69,13,2; Eck 1999b, 78 f., vgl. 1983, 169 f. Anm. 407 u. 174 Anm. 426 und Birley 1997, 273 u. 2005, 131–134; Mor 2003, 112 schließt bei Sisenna nicht auf einen Notfall. 413 Iulius Severus: ILS 1056 und AE 1904.9; Poblicius Marcellus: AE 1934.231, seine Aktivität in Iudaea belegen IGR 3.174 u. 175; Haterius Nepos: ILS 1058; dazu Eck 1999b, 82–86; zur Verleihung der ornamenta und der Annahme des imperator-Titels Eck 1999a, 225–227. 414 Dio 69,14,1 f.; zu Recht kritisch zu den Zahlen Schäfer 1981, 131–133, Schwartz 2001, 108 mit Anm.  11 und Sartre 2005, 130; nach der vorsichtigen Schätzung von Broshi 1979, der etwa Stemberger 1987, 24 oder Schwartz 2001, 10 Anm. 14 folgen, überstieg die Gesamtbevölkerung von Iudaea bzw. Palaestina in der Antike nie eine Million Menschen (anders Avi-Yonah 1962, 19 f. u. 1973a, 429 f.). Zur Problematik der Bevölkerungsschätzungen vgl. Geva 2014, 131–135. Für die Verlässlichkeit von Cassius Dios Zahlen argumentiert Eck 2014 [2000a], 277 f. mit Anm. 20, 2007b, 144 oder 2014 [2012b], 238, unter Verweis auf einen möglichen Datenvergleich aus Zensuslisten, vgl. auch den Kommentar von Cotton zu P.34Se 4 in Charlesworth u. a. 2000, 219 f. Dios Formulierung lässt jedoch offen, woher seine Zahlen stammen; zu den jüdischen Opfern vgl. auch Eus. hist. eccl. 4,6,1.

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den opferreichsten Krieg Hadrians.415 Auch Inschriften lassen auf die von den antiken Autoren behaupteten hohen römischen Verluste schließen. Sogar in Italien sind Aushebungen (dilectus) dokumentiert, die unpopulär und nicht mehr üblich waren, da man normalerweise nur Freiwillige für das Heer rekrutierte.416 Besonders auffällig ist die Ergänzung der legio X Fretensis durch Flottensoldaten, zu der es wohl in großer Zahl kam. Durch die Versetzung erhielten die Männer aus der Marine, die zu den Auxiliartruppen gehörten, sofort das römische Bürgerrecht, eine Bevorzugung, die außerhalb von Notzeiten ausgeschlossen war und mit der Gnade (indulgentia) Hadrians begründet wurde.417 Vermutlich hatte die bei Aelia Capitolina stationierte Legion unter hohen Verlusten zu leiden, weil die nicht im Hauptquartier, sondern im Umland stationierten kleineren Einheiten ein leichtes Ziel boten und die Aufständischen ihre Bemühungen besonders auf die Stadt und ihre Umgebung konzentrierten. Gleichzeitig mag die ungewöhnliche römische Maßnahme dafür sprechen, dass Hadrian nicht gewillt war, Aelia Capitolina aufzugeben und den Juden dadurch einen prestigeträchtigen Erfolg zu gewähren.418 Wegen der verlustreichen Kämpfe ist wiederholt die Hypothese geäußert worden, dass die legio XXII  Deiota­riana, die letztmals 119 in Ägypten belegt ist und spätestens unter Marc A ­ urel verschwand, ihr Ende in Iudaea fand.419 Wenn sich aus einer Rasur auf dem Aquädukt in Caesarea tatsächlich ihr Name rekonstruieren lässt, liegt ein Beleg für den Aufenthalt der Legion in der Provinz vor:420 Sie kam dann vor 127 aus Ägypten, vielleicht im Zusammenhang mit dem 123 drohenden Partherkrieg, ersetzte die II Traiana in Caparcotna/Legio und ging im Bar Kochba 415 Dio 69,14,3; Front. de bello Parthico 2 (ed. Hout 221). 416 IGR 3.763 = ILS 8828 und SEG 31.1300 = AE 1986.686: dilectus durch Q. Voconius Saxa Fidus im Gebiet der Via Valeria Tiburtina; ILS 1068: dilectus durch T. Caesernius Statianus in der Transpadana; ILS 1341: dilectus durch L. Valerius Proculus als Prokurator der Alpes Maritimae; dazu Birley 1997, 274, Eck 1999b, 80 u. 2007a, 29 f., vgl. Mann 1963, 488 und Mor 2003, 114–119. Außerdem sind provinziale Rekrutierungsmaßnahmen in Lycia et Pamphylia bekannt, vgl. Cotton/Eck 2014 [2011], 263 f. 417 CIL 16 App. Nr. 13 mit Eck 1999b, 79 u. 2007a, 30–37 sowie Eck/Pangerl 2006, passim, bes. 247–249 u. 2007a, 227–229; erhaltene Diplome einer Konstitution für die classis Misenensis von 160 zeigen Massenrekrutierungen für die Flotte während des jüdischen Aufstands, weil die ausgebildeten Flottensoldaten Lücken in den Legionen schlossen; ohne Substanz ist die Kritik von Mor 2003, 113 f. 418 Mor 2012, 174–176 glaubt nicht, dass die Einnahme Jerusalems das Ziel der Rebellen war, da sie nicht alle ihre Mittel auf die Eroberung konzentriert hätten. Allerdings verwirft er den Dio-Bericht und diskutiert weder die Münzen noch die Ergänzung der X Fretensis. 419 BGU 1.140 belegt sie mit der III Cyrenaica in Nicopolis, auf der Legionsliste ILS 2288 erscheint sie nicht mehr, vgl. Ritterling 1924–1925, 1794 f., Mor 1986b, 267 und Daris 2000b, 365. 420 CIIP 2.1201 = Lehmann/Holum 2000, 72 f. Nr. 46 = Di Segni 2002, 50 Nr.  6: sie alle akzeptieren die Rekonstruktion der XXII Deiotariana von Isaac/Roll 1998 [1979a], 189 Anm. 38.

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Aufstand unter oder wurde in seinem Kontext aufgelöst.421 Insgesamt waren wohl über zehn Legionen, teils in Sollstärke, teils vertreten durch vexillationes an der Niederschlagung des Aufstands beteiligt. Hinzu kommen die Auxiliartruppen, die wahrscheinlich in entsprechend großer Zahl die Legionäre verstärkten.422 Dass Hadrian persönlich am Kriegsschauplatz anwesend war, ist nicht unumstritten, aber doch wahrscheinlich. Der Bar Kochba-Aufstand firmiert in Inschriften nicht nur als bellum Iudaicum, sondern auch als expeditio Iudaica, eine Formulierung, die nur bei Anwesenheit des Kaisers üblich war.423 Hadrian ist wohl in der zweiten Hälfte des Jahres 132 nach Iudaea gereist, um sich selbst ein Bild vom Aufstand zu machen. Den Titel proconsul, der in hoher Regelmäßigkeit auf Inschriften erscheint, wenn sich der Kaiser außerhalb von Italien aufhielt, trug Hadrian noch am 9. Dezember 132. Erst vom 8. April 133 existiert ein Beleg ohne ihn: Hadrian muss im dazwischenliegenden Zeitraum nach Rom zurückgekehrt sein und nicht bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 132.424 Ein Aufenthalt in Iudaea passt also in Hadrians Itinerar und ist­ wegen der inschriftlichen Bezeichnung des Krieges als expeditio wahrscheinlich. Wenn sich der Kaiser persönlich der Angelegenheit widmete, ist davon auszugehen, dass der Krieg nach den Anfangserfolgen der Juden von Rom sehr ernst genommen wurde. Aus den geschilderten Notmaßnahmen ergibt sich Hadrians Politik während des Krieges. Nachdem klar war, dass Rom in Iudaea zu Anfang des Aufstands schlimme Verluste erlitten hatte, begab sich der Kaiser selbst an den Kriegsschauplatz und kümmerte sich persönlich um die Krisenbewältigung. Dazu gehörte die Ernennung des Sex. Iulius Severus aus Britannien zum Oberbefehlshaber ebenso wie die Beiziehung der Statthalter aus Syria und Arabia. Zudem wurde weitere Verstärkung aus dem Reich angefordert, für die Auffüllung der 421 Cotton 2000, 353 f.; das Ende der XXII Deiotariana in Iudaea vermuten Ritterling 1924–1925, 1795, Applebaum 1976, 26 f.36 f., Smallwood 1976, 446 f., Isaac/Roll 1998 [1979a], 188–190, Keppie 1990, 59–61, Birley 1997, 268, Eck 1999b, 80 u. 2007b, 117; skeptisch: Bowersock 1980, 133 f. und Mor 1986b, 269–278. 422 Eck 1999b, 80 f. und Eshel 2006, 123; ältere, unterschiedlich gewichtete Darstellungen bei Schürer 1973–1986, Bd. 1, 547 f. Anm. 150, Applebaum 1976, 44–49 und Mor 1990, ­164–173. 423 ILS 1065, 1071 u. 1092 und CIL 6.3505 = Stehlik 1969, 139–144 Nr. 171.173 f.178 (expeditio Iudaica); Halfmann 1986, 209 f. lehnt Hadrians Anwesenheit ab, ihm folgt Kettenhofen 1998, 77; unter Verweis auf den epigraphischen Befund kritisieren das zu Recht Syme 1988, 165–167 und Barnes 1989a, 254, ebenso Rosenberger 1992, 97 f., Millar 1993, 107, Birley 1997, 272 f. und Eck 2014 [2012b], 237; schon die ältere Forschung hielt Hadrians Aufenthalt am Kriegsschauplatz für wahrscheinlich, vgl. Schürer 1901–1909, Bd. 1, 690 f., Weber 1907, 276, Follet 1968, 67 f. oder Smallwood 1976, 450 f. 424 AE 2010.1856 (9. Dez. 132) und RMD 3.158 = AE 1994.1519 (8. April 133), dazu Eck u. a. 2010, 197 f. und Jones 2011, 319–321; anders noch Eck 2003, 241 f.

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Lücken bei den Truppen vor Ort gesorgt und Aushebungen angeordnet. Das Ziel war dabei offenbar, den Gegner gründlich niederzuwerfen und eine weitere Insurrektion für die Zukunft zu verhindern. Das Mittel dazu war ein grausam geführter Krieg, der der Abschreckung diente. Im Herbst 135 fiel Bethar, die letzte Festung der Aufständischen, die sich in strategisch günstiger Lage in der Nähe von Aelia Capitolina befand.425 Wer von den Rebellen fliehen konnte, zog sich in die Höhlen der zerklüfteten Wadis beim Toten Meer zurück. Die Anlage von Lagern oberhalb dieser Flusstäler und die Funde von Skeletten in den Höhlen zeigt, dass Rom nicht gewillt war, die Flüchtigen entkommen zu lassen und sie aushungerte, wenn die Erstürmung unmöglich war.426 Anders als im Jüdischen Krieg wurden jüdische Dörfer im judäischen Kernland systematisch erobert und zerstört, was in vielen Fällen zum Ende der jüdischen Besiedlung oder zu einer längeren Siedlungsunterbrechung führte. Die Aussage von Cassius Dio, dass Judäa zur Einöde wurde, ist nicht aus der Luft gegriffen.427 Die Überlebenden, die den Römern in die Hände fielen, wurden in die Sklaverei verkauft. Späteren Quellen zufolge verfiel der Marktpreis für Sklaven nach dem Ende des Aufstands enorm.428 An der äußerst brutalen Niederschlagung des Bar KochbaAufstands kann also kein Zweifel bestehen. Inwieweit bei Militäraktionen, Konfiskationen und Versklavungen zwischen tatsächlich am Aufstand Beteiligten und Unbeteiligten unterschieden wurde, ist nicht festzustellen. Für das judäische Kernland erwecken die Befunde den Eindruck, dass wenig differenziert vorgegangen wurde. Trotzdem agierte Rom nicht völlig willkürlich in ­Iudaea gegen die Juden, wie sich aus einem Vergleich zwischen Judäa und Galiläa ergibt. In Galiläa, das wohl vom Aufstand nicht völlig verschont blieb ohne ein wesentliches Schlachtfeld zu sein, kam es nicht zu einem Siedlungseinbruch wie in Judäa, im Gegenteil: Nach dem Bar Kochba-Aufstand verlagerte sich der Schwerpunkt des jüdischen Lebens der Provinz dorthin und führte ab dem Ende des zweiten Jahrhunderts zu einer Blüte der rabbinischen Gelehrtenkultur 425 Eus. hist. eccl. 4,6,3; nach mTaanit 4,6 gilt der 9. Av als Tag der Eroberung, an dem auch beide Tempel zerstört worden seien, also ein topisches Datum; zum Ort Keel/Küchler 1982, 737 f. und Tsafrir u. a. 1994, 86 f.; zu den archäologischen Spuren der Belagerung­ Ussishkin 1993, passim, bes. 93–96. 426 Yadin 1971, 46–49.65, die gefundenen Skelette stammen von Männern, Frauen und Kindern; Applebaum 1976, 54–56; die rabbinischen Traditionen, die die Flucht in Höhlen während der Zeit Hadrians behandeln, trägt Oppenheimer 2005 [1982], zusammen, vgl. Kloner 1983a, 131 f. 427 Dio 69,14,2; zum Ende der Siedlungskontinuität mit dem Bar Kochba-Aufstand in Horvat ‘Ethri, Khirbet Badd ‘Isa/Qiryat Sefer und Khirbet Umm el ‘Umdan siehe S. 108 f.; ähnliche Befunde liegen vor für Khirbet Wadi Hamam (wiederbesiedelt im späten 3. Jh., vgl. Leibner 2010, 235), Khirbet En el-Kizbe (nie wiederbesiedelt, vgl. Zissu/Gass 2012, 411) oder Horvat Burgin (im 3. oder 4. Jh. von Heiden wiederbesiedelt, vgl. Zissu u. a. 2013, 49 f.). 428 Chron. Pasch. ad Had. 3 (ed. Dindorf 474) und Hier. in Zacch. 11,4–5 (ed. M. Adriaen, CCL 76a, 851) u. in Ier. 6,18,6 (ed. S. Reiter, CCL 74, 307).

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unter Jehuda ha-Nasi.429 Während und nach dem Krieg siedelten viele Juden aus dem judäischen Kernland nach Norden um. Man kann daraus schlussfolgern, dass Rom diese Flüchtlinge aus dem Hauptkriegsgebiet nicht als Aufständische und als gefährlich einstufte und deshalb die Migration zuließ.

2.4.4.2 Roms Politik gegenüber den Juden während und nach dem Krieg Angesichts des verlustreichen Krieges, der notwendig war, um den zweiten national-religiös motivierten Aufstand niederzuwerfen, stellt sich die Frage, ob sich die römische Einstellung gegenüber den Juden änderte oder ob Rom den Juden wie nach dem Jüdischen Krieg das Befolgen ihrer Bräuche im Imperium Romanum gestattete:430 Zwar hatte Rom damals Jerusalem mitsamt dem Tempel zerstört und in der Folgezeit weniger Rücksicht auf jüdische Traditionen wie etwa das Bilderverbot in Iudaea genommen, es aber den einzelnen Juden selbst überlassen, weiterhin nach den überkommenen Bräuchen zu leben oder nicht. Im Kontext des Bar Kochba-Aufstands berichten rabbinische Schriften, dass es zu einer regelrechten Religionsverfolgung in Iudaea gekommen sei. Die christlichen Quellen überliefern ein Verbot für Juden, Aelia Capitolina zu betreten. Beides ist akzeptiert und angezweifelt worden, wobei Kritiker jeweils den historischen Wert der Quellen in Frage stellen. Tatsächlich fehlt den rabbinischen Schriften grundsätzliches Interesse an Historiographie und die christlichen stehen in Bezug auf die Juden, die Jesus nicht als den Christus erkennen wollten, im Verdacht, tendenziös zu sein. Neben diesen beiden Punkten werden im Folgenden auch die Umbenennung der Provinz Iudaea in Syria Palaes­tina und der römische Umgang mit der Rebellenwährung diskutiert. Die römischen Maßnahmen sind im Spannungsfeld von militärischer Sicherheitspolitik im Aufstandsgebiet und repressiver Religionspolitik einzuordnen und zu untersuchen. a) Die sogenannte Hadrianische Verfolgung Die Rekonstruktion der sogenannten Hadrianischen Verfolgung fußt ausschließlich auf rabbinischen Schriften. Unter ihr versteht man die Zeit der Verfolgung der jüdischen Religion im und nach dem Bar Kochba-Aufstand, die, so die allgemeine Auffassung, erst durch Antoninus Pius beendet wurde. Je nach Interpretation des zur Verfügung stehenden Materials kommen die Gelehrten zu sehr unterschiedlichen Interpretationen. Dem maximalen Ansatz von Moshe Herr zufolge lässt sich eine Liste von insgesamt 21 Verboten von jüdischen Bräuchen während der Verfolgungszeit unter Hadrian erstellen. Verboten waren

429 Avi-Yonah 1973a, 406 f. und Goodman 1983, 177–179, vgl. auch Lapin 2006, 216. 430 Siehe Kapitel A 5.1.

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ihm zufolge: öffentliche Versammlungen zum Torastudium; die Ordination von Rabbinen; die Unterhaltung jüdischer Gerichtshöfe; Versammlungen in­ Synagogen und Lehrhäusern; das öffentliche Verlesen der Tora; das öffentliche Verlesen des Buches Esther; die Rezitation des ›Schema Israel‹; das Tragen von Gebetsriemen (Tefillin); das Anbringen von Mesusot; Abgaben an Priester und Leviten; das Beachten des Sabbats; das Essen von ungesäuertem Brot (Mazze); die Laubhütte (Sukka) und der Feststrauß (Lulav) während des Laubhüttenfests (Sukkot); das Anzünden des Hanukka-Lichts; rituelle Tauchbäder; das Beachten des Sabbatjahres; das Schofar-Blasen; das Tragen von Schaufäden (Zizit); das Freilassen von Sklaven; die Beschneidung.431 Gemeinsam sei den Verboten das Ziel gewesen, die jüdische Glaubenspraxis zu verhindern: Es habe keinen Zwang zur aktiven Übertretung der Tora gegeben, wie unter Antiochus Epiphanes. Vielmehr sei es darum gegangen, das nationale Bewusstsein der Juden in Iudaea zu brechen.432 Berichte über Martyrien von Rabbinen, die während der ›Hadrianischen Verfolgung‹ umgekommen sein sollen, scheinen die Verbote zu bestätigen und auf die Kapitalstrafe als Sanktion schließen zu lassen. Am bekanntesten ist das Martyrium des R. Akiba, der angeblich – bei der Hinrichtung das ›Schema Israel‹ rezitierend – wegen des Brechens der römischen Dekrete verurteilt wurde.433 Peter Schäfer kommt bei seiner kritischen Analyse, die für historische Aspekte berechtigterweise der älteren Überlieferung von Mischna und Tosefta einen höheren Wert einräumt als den späteren Schriften, zu einem wesentlich anderen Ergebnis.434 Erst der Babylonische Talmud setzt in einer späten Phase der Literarisierung der Traditionen ausdrücklich römische ›Dekrete‹ voraus, die jüdische Bräuche untersagten.435 Ältere Quellen sprechen dagegen von einer ›Zeit der Gefahr‹, die in der Regel, aber nicht immer, auf den Bar KochbaAufstand verweist, während der die Erfüllung mancher Gebote nicht möglich war. Keineswegs alle Verbote der Liste von Herr lassen sich mit der sogenann-

431 Herr 1972, 94–98, dort auch sämtliche Quellenverweise, vgl. Lieberman 1939/44, 424. 432 Herr 1972, 98–101, vgl. Schlatter 1897, 8, Lieberman 1939/44, 430, Avi-Yonah 1962, 14, Alon 1980–1984, 632, Isaac/Oppenheimer 1998 [1985], 250 f., Oppenheimer 2005 [1992], 330 f. und Rappaport/Rabinowitz 2007, 194. 433 Lieberman 1939/44, 427, Herr 1972, 102, Oppenheimer 2005 [1992], 324–326, Henten/ Avemarie 2002, 137–141, vgl. Hadas-Lebel 2006 [1990], 189–193 zu weiteren rabbinischen Märtyrern; aus MekhY Bachodesch 6 zu Ex 20,5 (siehe S. 289) wird ein Strafenkatalog ab­ geleitet, vgl. Alon 1980–1984, 635. 434 Schäfer 1981, 194–235; seine Untersuchung ist grundlegend für das Folgende, vgl. die Würdigung dieser Arbeit bei Stemberger 2014, 257 f. 435 Schäfer 1981, 224 (‫ ;)גזר‬die Annahme von Hengel 1984/85, 173 mit Anm.  99, die ›Dekrete‹ seien wegen der »römerfreundlichen Tendenz« des Jehuda ha-Nasi nicht in der Mischna genannt und erst der Babylonische Talmud habe »die Vorgänge offen beim Namen nennen« können, ist methodisch unzulässig.

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ten Hadrianischen Verfolgung verbinden. In seinem Fazit reduziert Schäfer die Auflistung Herrs auf folgende Verbote, deren Diskussion er im Kontext des Bar Kochba-Aufstands für statthaft hält: Verbot von Beschneidung und Gebets­ riemen (überliefert in der Mischna); Verbot der Tora, der Estherrolle, der Laubhütte und der Mesusa (Tosefta); Verbot des Sabbats (tannaitische Midraschim); Verbot des Hanukka-Lichts (Babylonischer Talmud).436 Bei den rabbinischen Martyrien handelt es sich um spät ausgestaltete legendenhafte Erzählungen, die einen wahren Kern haben mögen, ohne dass dieser historisch greifbar zu machen ist.437 In seiner Analyse unterteilt Schäfer die verbleibenden möglichen Verbote in zwei Gruppen. Zur ersten rechnet er die Bräuche, die einen Menschen öffentlich als religiösen Juden kenntlich machten (Gebetsriemen, Estherrolle, Laubhütte, Mesusa, Hanukka-Licht): Da es in den Kriegszeiten nicht ratsam gewesen sei, als Jude erkennbar zu sein, kann allein die ›in der Gefahr‹ geübte Abweichung von der Gebotspraxis eine hinreichende Erklärung für die rabbinischen Diskussionen darstellen, ohne dass man römische Erlasse voraussetzen müsste.438 Zur zweiten Gruppe sind die Punkte Beschneidung, Tora und Sabbat zu rechnen, die als Grundpfeiler der jüdischen Tradition und Identität in Notzeiten nicht anpassbar und kaschierbar waren. Allerdings, so bemerkt Schäfer, »sind gerade diese Verbote, die als wirklich massive Eingriffe in die jüdische Religion zu bewerten wären, besonders schwer zu konkretisieren«. Er bilanziert, dass am ehesten ein gegen Ende des Aufstands erlassenes Beschneidungsverbot später jüdischerseits als Religionsverbot gedeutet wurde, das im Prozess der literarischen Ausgestaltung in eine Vielzahl von Verboten aufgegliedert wurde; Günter Stemberger sieht dagegen die Einschränkung der Versammlungsfreiheit als Kern der späteren Literarisierung an.439 An Schäfers grundlegende Diskussion sind einige Überlegungen zur allgemeinen Plausibilität derjenigen Verbote anzuschließen, die seiner Meinung nach aus textkritischen Gründen mit dem Bar Kochba-Aufstand verbunden werden können. Die rechtliche Basis der römischen Dekrete muss, wenn es sie gab, auf der Ebene der Provinz und nicht auf der des Reiches gelegen haben, nämlich in der Coercitionsgewalt des Statthalters, die diesem als Imperiumsträger erlaubte, Zwangsmaßnahmen im eigenen Ermessen zur Aufrechterhaltung der öffent 436 Schäfer 1981, 232: mShabbat 19,1 (Beschneidung), mMegilla 4,8 (Gebetsriemen), tSota 15,10 (Tora), tMegilla 2,4 (Estherrolle), tSukka 1,7 (Laubhütte), tMegilla 4(3),30 (Mesusa), MekhY Shabbata 1 (Sabbat) und bShabbat 21b (Hanukka-Licht). 437 Schäfer 1978, 115–119.120 f., Goldberg 1984, 2.17 f., vgl. Oppenheimer 2005 [1992], ­327–329. 438 Schäfer 1981, 234; der Tradition der Talmudim zufolge erlaubten die Rabbinen bei Zwang die Übertretung der Gebote, außer bei Götzendienst, Unzucht und Blutvergießen, vgl. Oppenheimer 2005 [1992], 321 f. und Goodman 2007a, 501. 439 Schäfer 1981, 234 f., vgl. Smallwood 1976, 465; Stemberger 2014, 261 f.266 f.

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lichen Ordnung zu erlassen.440 Als Parallele kann ein vorübergehendes Sabbat­ verbot in Antiochia und anderen Städten der Provinz Syria in der Zeit des Jüdischen Krieges angeführt werden: Der Statthalter stellte dem jüdischen Apostaten Antiochus Soldaten zur Verfügung, mit deren Hilfe dieser die Juden zur Arbeit am siebten Tag zwang.441 Überzeugend ist Peter Schäfers Annahme, dass keineswegs alle ›in der Gefahr‹ nicht praktizierbaren Bräuche ein Verbotsdekret voraussetzen, besonders im Falle von Gebetsriemen und Mesusot: Aus den Quellentexten ist weniger auf ein Verbot zu schließen denn auf die Tatsache, dass es nicht ratsam war, als Jude erkannt zu werden.442 Anders mag es sich mit der Estherrolle, der Laubhütte und dem Hanukka-Licht verhalten haben, die alle Bestandteil jüdischer Feste waren. Das Verbot der an Purim öffentlich verlesenen Estherrolle ist mit Jochanan b. Nuri, einem Zeitgenossen R. Akibas, verbunden und in Sepphoris lokalisiert. Der Rabbine las gegen die Vorschrift in der Nacht aus der Rolle, ent­ weder weil es tagsüber nicht ratsam oder offiziell untersagt war.443 Ein mögliches Verbot der Verlesung der Esthergeschichte, die der Rettung der Juden vor den Intrigen des Persers Haman gedenkt, könnte in der Sprengkraft des Stoffes gelegen haben, der zur ständigen Aktualisierung einlud und Anlass zur Verspottung der Gegner und Feinde bot. Im galiläischen Sepphoris, wo Juden und Heiden zusammenlebten, ist ein Verbot, ein politisch brisantes Fest öffentlich zu feiern, während oder nach dem Bar Kochba-Aufstand vorstellbar.444 Das Ziel wäre die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung gewesen. Ähnlich könnte es sich mit dem Laubhüttenfest, das einen hohen Stellenwert bei den Aufständischen hatte, und mit Hanukka verhalten haben, das der Wiedereinweihung des Tempels zur Makkabäerzeit gedachte.445 Sicherheit ist wegen der Quellenlage freilich für keinen der drei Fälle zu gewinnen. Es ist denkbar, dass die Provinzverwaltung jüdische Feste – oder allgemeiner jüdische Versammlungen – untersagte oder in ihrem Rahmen einschränkte, aber auch, dass Verbote nur auf der städtischen Ebene erlassen wurden wie vielleicht in Sepphoris. Möglicherweise lag aber auch kein römisches Verbot vor: Es ist nicht auszuschließen, dass die jüdischen Gemeinden in der Krisenzeit selbst die Ausgestaltung ihrer Feste 440 Gizewski 1997 und Mommsen 1899, 35–54, bes. 38–41 zur coercitio; zu ihr als Basis der Verfolgungsdekrete Lieberman 1939/44, 428, Alon 1980–1984, 636 f., Hadas-Lebel 2006 [1990], 183 und Abusch 2003b, 81–84. 441 Ios. bell. 7,52, siehe auch Kapitel A 5.1. 442 mEruvin 10,1 und mMegilla 4,8 sowie tMegilla 4(3),30 mit Schäfer 1981, 196.202 f. 443 tMegilla 2,4 mit Schäfer 1981, 201 f. 444 Aus der Zeit des christlichen Kaiserreiches ist ein Verbot der Verspottung Christi im Zuge des Purimfestes bekannt, vgl. CTh 16,8,18 (29. Mai 408) = Linder 1987, 236–238 Nr. 36; welche Sprengkraft öffentlicher Verspottung innewohnte, zeigt die Verhöhnung von Agrippa I. durch die Alexandriner, die 38 n. Chr. zum Massaker an der jüdischen Bevölkerung der Stadt führte, vgl. Barclay 1996, 52–54. 445 Zum Laubhüttenfest siehe S. 307 f.

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anpassten wegen der latenten Gefahr vor Übergriffen der nichtjüdischen Nachbarn. In heidnisch dominierten Städten setzten sich die Lokalverwaltungen vermutlich gerade im und nach dem Bar Kochba-Aufstand unzureichend für die Sicherheit ihrer jüdischen Mitbürger ein. Setzt man politische Rationalität voraus, erscheinen Verbote von Beschneidung, Tora oder Sabbat während und nach dem Aufstand als unzweckmäßig und wenig verständlich, da sie nicht der Konfliktvermeidung gedient, sondern zur Eskalation beigetragen hätten. Der schwer zu bekämpfende Aufstand wäre dadurch sicher zusätzlich angefacht worden. Allerdings ist in Kriegs- und Konfliktsituationen rationales Handeln nicht in jedem Fall zu erwarten, wie aus Josephus’ Werk hervorgeht: Die öffentliche Zerstörung einer Torarolle durch einen Soldaten in den fünfziger Jahren des ersten Jahrhunderts unter Ventidius Cumanus und das bereits angesprochene vorübergehende Sabbatverbot in syrischen Städten in der Zeit des Jüdischen Krieges zeigen, dass die römische Verwaltung und ihre Truppen um die empfindlichen Stellen der Juden wussten und durchaus bereit sein konnten, sie genau dort zu treffen.446 Jedoch handelte es sich jeweils um Ausnahmesituationen: Cumanus hatte nach einem Raubüberfall eine Strafaktion in den umliegenden Dörfern befohlen, wobei die Zerstörung der Torarolle zu einer nicht gewünschten Eskalation führte. Der für den Frevel verantwortliche Soldat wurde nach Protesten der Juden um des öffentlichen Friedens willen hingerichtet. Das Sabbatverbot in den syrischen Städten war offenbar nur von sehr begrenzter Dauer. Möglicherweise hat es auch im oder nach dem Bar Kochba-Aufstand vorübergehend Ähnliches gegeben.447 Einige Gelehrte halten etwa ein Beschneidungsverbot, das während des Aufstands erlassen wurde, für möglich.448 Ganz auszuschließen ist das nicht – aber ob das Reskript des Antoninus Pius ein lokales Beschneidungsverbot der Provinzverwaltung aufhob und später als reichsweites Recht Eingang in die Digesten fand, ist zweifelhaft.

446 Ios. bell. 2,228–231 u. ant. 20,113–117, dazu Schwartz 2001, 60 f., vgl. auch Eck 2014 [2011a], 177. 447 Stemberger 2014, 267 konstatiert, »dass es sicher eine Reihe von Maßnahmen der römischen Behörden gegeben hat, mit denen man die jüdische Bevölkerung Palästinas bestrafen bzw. zumindest unter scharfer Kontrolle halten wollte«; vgl. Horbury 2014, 412: »On the basis of … rabbinic narratives historians have indeed envisaged high-level official prohibitions of an increasing number of Jewish practices. Yet these are hard to verify, and it seems more probable that approved or tolerated local military action was responsible.«; vgl. auch Schäfer 1981, 234. Zu rechnen ist etwa mit der Zerstörung von Synagogen im Zuge des kriegerischen Vorgehens gegen Orte und Dörfer, vgl. Levine 2005, 184. 448 Schäfer 1981, 235, Oppenheimer 2003, 67–69 oder Eck 2014 [2012b], 242; wie Oppenheimer ausführt, kann Bereshit Rabbati, wo das Beschneidungsverbot Tineius Rufus zugeschrieben wird, nicht als Quelle dienen, da das Werk erst im 11. Jh. entstand, vgl. Stemberger 2011, 394 und Mor 2012, 165 f.

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Die Überlegungen zur sogenannten Hadrianischen Verfolgung müssen, was die Verfolgungsdekrete betrifft, ohne sicheren Ertrag bleiben. Die reine Aufreihung möglicher römischer Verbote aus späteren rabbinischen Schriften bringt kein befriedigendes Ergebnis, wie Schäfer überzeugend gezeigt hat. Gleichzeitig ist es nicht möglich, die rabbinischen Überlieferungen leichtfertig komplett zu verwerfen. Eine repressive römische Politik, die möglicherweise auch Verbote der jüdischen Religionspraxis beinhaltete, ist im und nach dem Bar KochbaAufstand wahrscheinlich. Was verboten war, ist nicht mehr genau festzustellen. Um eine Religionsverfolgung der Juden im Wortsinn hat es sich jedoch kaum gehandelt, weil sicher nicht sämtliche jüdische Praktiken und Gebräuche untersagt und weil die Maßnahmen auf das Aufstandsgebiet beschränkt waren. Keine Quelle spricht davon, dass alle Juden im Römischen Reich hinsichtlich der Einhaltung ihrer Traditionen durch Verbote eingeschränkt worden wären. Die ›Hadrianische Verfolgung‹ hat als literarisches Phänomen ihren Ursprung in der brutalen römischen Politik im Aufstandsgebiet, die das jüdische Leben durch einzelne Verbote, repressive Maßnahmen und nicht geahndete Übergriffe auf Juden einschränkte und behinderte. b) Das Verbot für Juden, Aelia Capitolina zu betreten Nach der ›Hadrianischen Verfolgung‹ ist das nur in christlichen Schriften überlieferte Verbot zu betrachten, das Juden das Betreten der Stadt Aelia Capitolina nach dem Aufstand untersagte. Eusebius spricht ausdrücklich von Gesetzesbestimmungen und Verordnungen Hadrians, die allen Juden verboten hätten, das Gebiet um Jerusalem zu betreten.449 Als Quelle beruft sich Eusebius auf Ariston von Pella, der den Bar Kochba-Aufstand als Zeitgenosse erlebte. Nach dem hadrianischen Erlass hätte die Jerusalemer Kirche nur noch aus Heidenchristen bestanden und nicht mehr aus ›Hebräern‹.450 Justin, der mehrfach von einem Verbot für Juden, Jerusalem zu betreten, spricht, ohne explizit einen hadrianischen Erlass zu nennen, erwähnt als Sanktion die Todesstrafe bei Nichtbeachtung.451 Tertullian weiß ebenfalls um das Verbot, welches später auch von Hieronymus und Orosius referiert wird.452 Obwohl die Überlieferung breit und

449 Eus. hist. eccl. 4,6,3: νόμου δόγματι καὶ διατάξεσιν Ἁδριανοῦ; in Hier. chron. Olymp. 228.3/ad Had. 18 (ed. Helm 201c) werden auch römische Verbote (interdictiones) genannt, vgl. Eus. chron. ad Abr. 2151/Had. 19 (ed. Karst 220 f.); Eus. dem. ev. 6,18 (286a)  dagegen legt Sach 14,1–10 aus. 450 Eus. hist. eccl. 4,5,1–4 u. 4,6,4 sowie 5,12. 451 Iust. 1apol. 47 (s. u.), vgl. dial. 16,2 u. 92,2. 452 Tert. apol. 21,5 u. adv. Iud. 13,4 (gr./dt. R. Hauses, FC 75); Hier. in Soph. 1,15.16 (ed. M. Adriaen, CCL 76, 673); Oros. 7,13,5; Sulp. Sev. Chron. 2,31 spricht von der Abstellung einer Kohorte, die das Verbot überwachte, was aber wohl nur eine Ausschmückung von Eusebius ist, vgl. Kettenhofen 1998, 84.

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durch Ariston von Pella und Justin zeitlich früh ist, wurde gegen die weithin akzeptierte communis opinio die Hypothese geäußert, dass es sich um christliche Polemik und nicht um ein tatsächliches römisches Verbot handle. Die sprachliche Nähe zu einem angenommenen römischen Edikt ist jedenfalls schwer nachweisbar, gerade weil die christlichen Schriften immer von Jerusalem und nie von Aelia Capitolina sprechen.453 Sowohl Ariston von Pella als auch Justin setzen sich kritisch mit der jüdischen Deutung der biblischen Überlieferung auseinander und versuchen, die christliche Auslegung gegen diese in Stellung zu bringen.454 Justin, der früheste erhaltene Zeuge, sieht in seiner an den römischen Kaiser gerichteten Apologie durch die Folgen des Bar Kochba-Aufstands die alttestamentlichen Prophezeiungen erfüllt:455 Über seine (sc. Jerusalems) Verödung und daß es keinem Juden mehr gestattet sein werde, darin zu wohnen, ist vom Propheten Isaias also geweissagt worden: »Ihr Land liegt öde, vor ihren Augen weiden ihre Feinde es ab (Jes 1,7) und keiner von ihnen wird darin wohnen können (Jer 2,5).« Daß aber von euch gewacht wird, damit kein Jude dort sich aufhalte, und daß für jeden Juden, der es betritt und ertappt wird, die Todesstrafe bestimmt ist, das ist euch wohlbekannt.

Erich Kettenhofen vermutet, dass Justin und Tertullian auf Grundlage der alttestamentlichen Texte ein Verbot für die Juden, Jerusalem zu betreten, konstruierten; erst Eusebius habe es Hadrian zugeschrieben.456 Da allerdings der Dialog des Ariston von Pella, den Eusebius als Quelle nutzte, verloren ist, bleibt diese Annahme eine Hypothese. Sollten vielmehr Justin und Ariston, die Zeitgenossen der Ereignisse unter Hadrian, unabhängig voneinander auf ein Verbot anspielen, spricht das eher für dessen Historizität. Wenn tatsächlich ein Verbot existierte, das aus christlicher Sicht die biblischen Prophezeiungen erfüllte, dann ist es kaum verwunderlich, dass die Apologeten es aufgriffen und für ihre Argumentation nutzbar machten. Diese Interpretation liegt näher als das Fingieren eines Verbots durch die Kirchenväter. In Bezug auf das bereits diskutierte Beschneidungsverbot sei angemerkt, dass entsprechende Überlegungen eher gegen als für seine Existenz sprechen: Obwohl Justin die Beschneidung diskutiert, 453 Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd.  1, 147, Kettenhofen 1998, 82–91, Rokeah 2002, 57 f. mit Anm. 34, Eliav 2005, 192, Bieberstein 2007, 153 f. und Goodman 2007a, 501 äußern Zweifeln an einem römischen Verbot, vgl. auch Safrai 1972, 64 Anm. 8 mit Verweisen auf ältere, hebräische Literatur; Harris 1926, passim ist die klassische Studie, die über die Wendung ἐξ ἀπόπτου versucht, aus der Überlieferung den Wortlaut des hadrianischen Dekrets bei Ariston von Pella zu rekonstruieren; die Historizität des Verbots wird üblicherweise weithin akzeptiert, vgl. nur Schürer 1973–1986, 553, Stemberger 1987, 42–44, Millar 1993, 348 f., Belayche 2001, 112, Sartre 2005, 131, Labbé 2012, 476 oder Horbury 2014, 404. 454 Prostmeier 2002 und Bovon/Duffy 2012, 458–460 zu Ariston von Pella. 455 Iust. 1apol. 47. 456 Kettenhofen 1998, 89 f., vgl. Bieberstein 2007, 153.

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finden sich keine Hinweise auf ihr vorübergehendes Verbot für die Juden, das er als Zeitgenosse für seine Argumentation hätte verwenden können.457 Als Argument gegen die Historizität des Verbots, Aelia Capitolina zu betreten, wird angeführt, dass es nur von Christen, nicht aber von Cassius Dio überliefert wird. Dabei wird außer Acht gelassen, dass derselbe Autor ein 117 erlassenes Verbot für Juden, Zypern zu betreten, kennt, welches ebenfalls mit der Todesstrafe geahndet wurde.458 Verbote für Juden, einen bestimmten Ort weiterhin zu betreten, entspringen also nicht ausschließlich dem bibelzentrierten Denken christlicher Schriftsteller, sondern müssen als mögliche Maßnahmen römischer Politik gelten. Für die Frage des Aelia Capitolina-Verbots bleiben damit drei L ­ ösungswege: (1) Cassius Dio überliefert keines, weil keines existierte; (2) Cassius Dio überliefert es nicht, obwohl es existierte; (3) Cassius Dio überliefert es, aber Xiphilinus nahm es nicht in seine Epitome auf: Sein Bericht zum Bar Kochba-Aufstand ist sicher lückenhaft.459 Angesichts des Zypern-­Verbots und der dichten christlichen Überlieferung für Jerusalem beziehungsweise ­Aelia Capito­lina scheint die letzte Alternative wahrscheinlich zu sein. In den Rahmen der Ereignisse des Bar Kochba-Aufstands fügt sich das Verbot nahtlos ein und wirkt beinahe wie die logische Konsequenz aus dem Krieg: Die Gründung von Aelia Capitolina war zumindest ein Mitauslöser des Aufstands und die Eroberung der Stadt das zentrale Ziel der Rebellen. Beides ist den Römern nicht verborgen geblieben. Instruktiv für die römische Politik ist das Verbot deshalb, weil sich aus ihm ergibt, dass weiterhin mit der potentiellen Anwesenheit von Juden in Aelia Capitolina und seiner Umgebung gerechnet wurde. Die brutale Niederschlagung des Aufstands und die fast systematisch wirkende Zerstörung­ jüdischer Dörfer im judäischen Kernland war in erster Linie brutale Militär­ politik, aber keine vollständige ethnische Säuberung im modernen Sinn. Gleichwohl ist dem Verbot vielleicht ein boshafter Aspekt inhärent, nämlich wenn man bedenkt, dass es bis zur Tempelzerstörung jedem Fremden (ἀλλογενῆ) bei Todesstrafe verboten war, den Jerusalemer Tempel zu betreten:460 Nun mussten die Juden beim Besuch der Aelia Capitolina um ihr Leben fürchten. ­Inwieweit das 457 Iust. dial. 16–19, bes. 16,2 verknüpft die Beschneidung und das Verbot, Jerusalem zu betreten; für Justin ist die Beschneidung ein negatives Erkennungszeichen, das Gott den Juden auferlegt hat, vgl. Rokeah 2002, 55–59.81 f. 458 Dio 68,32,3, siehe S. 224; Kettenhofen 1998 diskutiert die Stelle nicht. 459 Dio 69,14,4 erwähnt, dass ein ›Severus‹ nach dem Aufstand Statthalter in Bithynien wurde. Aus der Epitome müsste man schlussfolgern, dass es sich um den in 69,13,2 genannten Sex. Iulius Severus handelt, gemeint ist jedoch C. Iulius Severus, vgl. Millar 1964, 69 und Eck 1983, 176 mit Anm. 439. Sex. Iulius Severus wird üblicherweise als Statthalter von Syria ab 136 geführt, vgl. noch Eck 1983, 178 mit Anm. 441, Dabrowa 1998, 94–96 oder Birley 2005, 132, seine weitere Karriere muss allerdings als unbekannt gelten, vgl. Eck 2014 [2003], 227. Trotz des im Vergleich relativ ausführlichen Berichts von Cassius Dio zum Bar Kochba-Aufstand ist also ein Textausfall evident. 460 CIIP 1.2

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Verbot überprüft und eingehalten wurde, ist nicht bekannt. Der Babylonische Talmud berichtet zwar von der ›heiligen Gemeinde‹ Jerusalems, die Ende des zweiten Jahrhunderts von R. Jose b. Meschullam und R. Schimon b. Menasja, Schülern R. Meirs, geführt worden sein soll, da sich jedoch keine Bestätigung in älteren rabbinischen Schriften findet, bleibt die Existenz einer jüdischen Gemeinschaft in Aelia Capitolina zu dieser Zeit zweifelhaft.461 Verlässliche Hinweise auf jüdische Bestattungen liegen für die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts jedenfalls nicht vor.462 Sicher bezeugt ist der Besuch von Juden in Aelia Capitolina erst ab dem vierten Jahrhundert vom Pilger von Bordeaux und späteren Autoren.463 Für Zypern, wo es ein entsprechendes Gesetz gab, ist eine­ jüdische Besiedlung ab dem dritten Jahrhundert wieder belegt.464 c) Die Umbenennung von Iudaea in Syria Palaestina Mit dem Ende des Bar Kochba-Aufstands ging die Umbenennung der Provinz Iudaea einher, die nun den Namen Syria Palaestina erhielt. Der Namenswechsel erfolgte noch während der Statthalterschaft des Sex. Iulius Severus.465 Der Namensbestandteil Syria war naheliegend: Die Territorien der späteren Provinz Iudaea verortete man generell unter dem geographischen Oberbegriff ­Syrien. Nach der Verbannung des Herodessohnes Archelaus im Jahr 6 wurde sein Herrschaftsgebiet der Provinz Syria zugeschlagen und mit dem jüdischen Aufstand wieder von ihr gelöst.466 Die Bezeichnung Palaestina, die sich vom Philisterland ableitet, war bisher als geographischer Begriff bekannt gewesen, aber nie offiziell für ein politisches Gebiet verwendet worden. Da offenbar nicht wie üblich verwaltungstechnische Veränderungen mit dem Wechsel des Provinznamens einhergingen, wird er in der Regel als eine der Strafmaßnahmen Roms 461 Safrai 1972, passim, bes. 64 f.76 geht davon aus, dass das Verbot seit der Severerzeit nicht mehr überprüft bzw. locker gehandhabt wurde, vgl. Bieberstein 2007, 154 und Stemberger 2011, 96; kritisch gegenüber der Existenz der ›heiligen Gemeinde‹ sind Avi-Yonah 1962, 81, Miller 2006, 387–390 und Rosenfeld 2010, 75 Anm. 97, vgl. Hezser 2000, 34.36 f. derzufolge sich keine dort lebenden Juden anhand des Jerusalemer Talmuds erweisen lassen. Der inschriftlich belegte R. Samuel, der mit der Gemeinde verbunden wird, trägt nicht zur Klärung der Frage bei, vgl. dazu den Kommentar von J. Price und A. Yardeni zu CIIP 2.1001, die die Inschrift nur grob in die Zeit vom 3.–6. Jh. einordnen. Zu beachten ist die Neulesung dort, zum älteren Text Bieberstein/Bloedhorn 1994, Bd. 3, 360 f. Nr. 3. 462 Kloner/Zissu 2007, 143, vgl. auch Hezser 2000, 35 f. 463 Siehe Anm. 251; nicht zu identifizieren ist die Synagoge, die laut It. Burd. 16 und Epiph. de mens. et pond. 14 bis in die Zeit Konstantins des Großen erhalten geblieben sein soll, vgl. Hezser 2000, 35; zugrunde liegt der Tradition wohl die christliche Deutung von Jes 1,8, so Stemberger 1987, 43. 464 Siehe Kapitel C 1.3.2. 465 AE 1904.9; die Inschrift wurde frühestens Anfang 136 gesetzt, vgl. Eck 2014 [2003], 226. 466 Strab. 16,2,2 (= GLAJJ 111) mit Stern 1976–1984, Bd. 1, 262 f. und Ios. ant. 18,2 mit Eck 2007, 26 f.

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gegenüber den Juden gedeutet: Der neue Name sollte die Erinnerung daran tilgen, dass die Provinz die Heimat des aufrührerischen Volkes der Juden war.467 Welche Überlegungen genau zur Umbenennung führten, bleibt spekulativ. Da auch Josephus ›Palästina‹ als geographische Bezeichnung für das Gebiet der politischen Provinz Iudaea benutzt, war der Name trotz seiner Herkunft vom biblischen Erzfeind des jüdischen Volkes für Juden nicht grundsätzlich anstößig oder unverwendbar.468 Gleichzeitig bot die römische Provinzbezeichnung Iudaea nur bedingt Identifikationspotential für Juden, wohl, weil es sich um die Sprachregelung der Fremdherrscher handelte: Die Aufständischen vermieden den Namen Iudaea für ihr befreites Gebiet sorgfältig und kämpften unter Rückgriff auf die biblische Diktion für die Freiheit und Erlösung Israels. Auch die Mischna spricht vom ›Land Israel‹.469 Trotzdem scheint es das Ziel der Umbenennung gewesen zu sein, den römischen Provinznamen von seiner Verbindung mit dem Herkunftsland der Juden zu lösen. Vielleicht kam die Anregung dazu von den nichtjüdischen Bewohnern von Iudaea, die nach dem Bar KochbaAufstand die Gelegenheit ergriffen haben könnten, beim Kaiser die Ersetzung des alten Provinznamens zu beantragen, der für sie keine positive Identifikation bot. Bestrafungen von Völkern durch Namensänderungen der Provinzen waren sonst nicht üblich.470 d) Roms Umgang mit der jüdischen Rebellenwährung Eine andere römische Maßnahme zielte auf das Auslöschen der Erinnerung an den Bar Kochba-Aufstand ab, nämlich die Ungültigerklärung der Aufstandsmünzen als Zahlungsmittel.471 Die Existenz einer Rebellenprägung innerhalb des Römischen Reiches war genauso ungewöhnlich wie ein römisches Münzverbot unüblich.472 Die Münzen der Aufständischen waren ein zentrales Symbol der Freiheitsbewegung und ein Affront gegen die Oberhoheit Roms, der 467 Noth 1939, 132 und Feldman 1996 [1990], 576. 468 Ios. ant. 1,145 u. 20,259 mit Noth 1939, 142, der auf den Sprachgebrauch der Diaspora schließt; vgl. auch Feldman 1996 [1990], 565: »It is significant that even vicious anti-Jewish writers in antiquity generally do not use the term Palestine.« 469 Siehe S.  305; in P.Mur. 42 Z. 7 und P.Yadin 49 Z. 3 f. verwendt Schimon b. Kosiba selbst die Wendung Haus Israel, außerdem ist sie in der bisher singulären Datierungsformel Jahr 4 der Zerstörung des Hauses Israel aus dem Jahr 140 belegt, vgl. Eshel u. a. 2011, 5 f. Z. 1 u. 8; Goodman 2005a, 166, Hendin 2012, 128 und Horbury 2014, 419. 470 Eck 2014 [2003], 226 u. 2014 [2012b], 242; Schwartz 2007, 20 vermutet, dass der Bedeutungswandel von Ioudaios/Iudaeus, das immer mehr als Bezeichnung für eine religiöse Gruppe verstanden wurde, die Umbenennung der Provinz beeinflusste. 471 Meshorer 1967b, passim, ist grundlegend, vgl. 1967a, 98–100 u. 2001, 162; akzeptiert von Mildenberg 1984, 58 mit Anm. 133 und Kindler 1992–1993, 73 mit Anm. 3. 472 Siehe S.  304; Heinrichs 2007, 170 hält Münzverbote für möglich und durchführbar, wenn »hinreichende Rahmenbedingungen und starke politische bzw. persönliche Motive« vorlagen. Im begrenzten Gebiet des Bar Kochba-Aufstands kann man von beidem ausgehen.

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nicht geduldet werden konnte. Die um 200 redigierte Mischna stellt ungültig gemachte Denare (‫)דינר שנפסל‬, die um den Hals getragen wurden, im Gegensatz zu im Umlauf befindlichen unter den Verdacht der Unreinheit. Die große Zahl an durchlöchert gefundenen Bar Kochba-Münzen beweist ihre Verwendung als Schmuck.473 Der Tosefta gelten die Prägungen aus beiden Aufständen in ihrer Diskussion um den zweiten Zehnt als ungültiges Geld schlechthin:474 Man darf ihn [sc. den zweiten Zehnt] nicht durch Münze [, die während des] Aufstands [geprägt wurde,] auslösen, und nicht durch nicht kursierende Münze, und nicht durch Geld, das nicht in seinem Besitz ist. Wie [ist das zu verstehen]? [Antwort:] Hatte er kozibanisches Geld oder jerusalemisches Geld, so darf er ihn durch sie nicht auslösen und wenn er [doch] ausgelöst hat, so hat er keinen Zehnt erworben. [Ist da] hingegen Geld, das auf den Namen der früheren Könige umläuft, so darf man ihn durch es auslösen.

Auch den Rabbinen war nicht daran gelegen, das Andenken an die nationale Freiheitsbewegung zu bewahren, weshalb sie die als Schmuck genutzten Bar Kochba-Münzen als unrein erklärten. Darüber hinaus stellten Aufstandsmünzen als hochverräterische Objekte wohl mindestens unmittelbar nach dem Ende des Krieges eine Gefahr für ihre Besitzer dar, weshalb R. Meir, der nach dem Aufstand wirkte, dazu riet, diese Münzen zu vergraben, einzuschmelzen, zu zerstören oder ins Tote Meer zu werfen.475 Die ungültigen Bar Kochba-­Münzen übten jedoch ihre eigene Faszination auf Römer und Juden gleicher­maßen aus: Römische Soldaten nahmen sie als Erinnerungsstücke an die Zeit ihres Militär­ einsatzes in Iudaea mit und Juden nutzten sie gegen den Rat der Rabbinen als Schmuckstücke oder Sammelobjekte, die an die letzte ephemere Phase ihrer 473 mKelim 12,7; Meshorer 1967b, 209 übersetzt mit rendered obsolete, vgl. Jastrow 1903, s. v. ‫פסל‬. Meshorer verweist darauf, dass die Münzkataloge des 19.  Jhs, denen noch keine Hortfunde zur Verfügung standen, mehrheitlich durchlöcherte Denare publizierten, vgl. etwa Madden 1881, 233–246. Alternativ könnte man annehmen, dass diese Mischna unbrauchbare heidnische Münzen wegen ihrer Motive als Schmuck verbietet, was jedoch wenig wahrscheinlich ist. 474 tMaaser Sheni 1,5 (Übers.: G. Mayer/G. Lisowsky 2001) mit Kindler 1992–1993, 73 f., vgl. yMaaser Sheni 1,2 52d: Wird eine Münze ungültig, (aber) die Regierung erkennt sie (noch) an, so ist sie nach R. Yose im Namen von R. Yohanan als ungeprägte Münze anzusehen, (die nicht zur Auslösung des zweiten Zehnten verwendet werden darf). … Wir sagen: Ist sie noch mit ihrem aufgeprägten Wert im Umlauf, so darf man (mit ihr den zweiten Zehnt auslösen). Geld aus der Zeit des Aufstands wie (Geld aus der Zeit) des Bar Koseva (= Bar Kokhba) darf nicht zur Auslösung verwendet werden. Jemand war im Besitz von ›Münzen der Gefahr‹ und der Fall wurde vor R. Immi gebracht. Er sagte: Man soll den ganzen Gewinn ins Salzmeer werfen. (Übers.: R. Ulmer 1996). 475 bBava Mezia 52b mit der Deutung von Kindler 2000, 91 f. Anm. 3. Der Babylonische Talmud verbindet die Aufforderung fälschlicherweise mit fehlerhaften Münzen und nicht mit der Aufstandsprägung; zur rabbinischen Perspektive auch Hadas-Lebel 2006 [1990], 289 f.

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staatlichen Eigenständigkeit erinnerten.476 Da neben den sekundär verwendeten Bar Kochba-Münzen nur rabbinische Quellen für die ungültig gemachten Denare vorliegen, bleibt unklar, was Rom genau anordnete: Da die Rebellenprägung außerhalb des Aufstandsgebiets nie akzeptiert wurde, war ein offizielles Münzverbot möglicherweise gar nicht notwendig. Als nie autorisierte Währung waren die Aufstandsmünzen im römischen Hoheitsgebiet vielleicht nur de facto ungültig und stellten nach dem Aufstand eine Gefahr für Juden dar, wenn sie in ihrem Besitz entdeckt wurden. Die rabbinischen Regelungen sind eventuell nur als Warnung davor zu interpretieren, ohne dass sie ein formales römisches Verbot voraussetzten.477 An der Nichtakzeptanz der Münzen durch Rom besteht freilich kein Zweifel. Die brutale militärische Niederschlagung des jüdischen Aufstands flankierten also einige römische Maßnahmen: Den Juden wurde verboten, Aelia Capitolina zu betreten, und die Provinz Iudaea in Syria Palaestina umbenannt. Beides trug sicher dazu bei, dass die Juden nun noch stärker als religiöse Gemeinschaft wahrgenommen wurden denn als Volk. Die griechisch-römische Kultur hatte sich in der Provinz durchgesetzt und drängte besonders nach dem jüdischen Aufstand die Erinnerung an die jüdische Geschichte zurück. Zu einer Religionsverfolgung der überlebenden Juden im engeren Sinne kam es im Zuge dessen aber wohl nicht: Plausibel sind Einschränkungen des religiösen Lebens während und nach dem Aufstand sowie Gängelung, Willkür und Gewalt gegen Juden durch Mitbürger, Soldaten und vielleicht auch die Provinzverwaltung. Aus dieser für die Juden äußert schweren Situation nach dem Krieg hat sich der literarisch ausgestaltete Komplex der ›Hadrianischen Verfolgung‹ entwickelt. Welche Einzelmaßnahmen genau getroffen wurden, ist nicht mehr festzustellen.

2.4.4.3 Die Siegesfeierlichkeiten Nachdem der Aufstand in Iudaea mühevoll niedergerungen war, entschied sich Hadrian dafür, die Verdienste seines Heeres durch Auszeichnungen zu würdigen. Abgesehen von den inschriftlichen Bezeugungen der verliehenen Orden ist nichts von den Siegesfeierlichkeiten überliefert. Hadrian selbst nahm zum ersten Mal nach seinem Herrschaftsantritt wieder den Imperatortitel an und verlieh den Statthaltern der drei Provinzen Iudaea/Syria Palestina, Syria und Arabia, Iulius Severus, Poblicius Marcellus und Haterius Nepos, die als führende Generäle für die Kriegsführung verantwortlich gewesen waren, die 476 Eshel u. a. 2009–2010, 96 f. und Hendin 2000–2002, 180 f.; der Beobachtung von Heinrichs 2007, 87, dass Maßnahmen gegen Münzen eher Aufmerksamkeit weckten und die memoria aktivierten, ist in diesem Fall zuzustimmen. 477 mSota 9,14 (siehe S.  203) zeigt, dass die Rabbinen unabhängig von Rom in der Krisenzeit Ratschläge gaben und Regelungen erließen, die dem Schutz der Juden vor römischen Übergriffen dienten.

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ornamenta triumphalia.478 Soldaten, die sich im Kampf hervorgetan hatten, wurden mit Auszeichnungen bedacht.479 Bauwerke, die an den Sieg in Iudaea erinnern sollten, lassen sich in Rom nicht sicher nachweisen. Eine fragmentarisch erhaltene Inschrift kann jedoch wahrscheinlich mit dem Ende des Bar Kochba-Aufstands verbunden werden und spricht für eine öffentliche Ehrung Hadrians durch den Senat.480 In der neubenannten Provinz Syria Palaestina dagegen errichtete man im Andenken an den Sieg einen Triumphbogen in der Nähe des Militärlagers von Tel Shalem, das elf Kilometer südlich von Scythopolis (Bet Shean) liegt; der Bogen kann nur über seine fragmentarisch erhaltene Inschrift erschlossen werden. Allein deren Größe, die inklusive der Rahmung in der Breite mindestens elf und in der Höhe zwei Meter betrug, lässt die Außergewöhnlichkeit des Monuments erahnen.481 Werner Eck hat eine ingeniöse Rekonstruktion des Textes vorgelegt, in der die zweite imperatorische Akklamation Hadrians sowie Senat und Volk von Rom als Auftraggeber des Bogens Erwähnung finden. Deshalb identifiziert er das Bauwerk als römisches Triumphmonument, das nach der erfolgreichen Beendigung des Aufstands errichtet wurde.482 Als Alternative dazu wurde die Erbauung im Zuge des Provinzbesuchs Hadrians im Jahr 130 vorgeschlagen, was verschiedentlich Anklang fand. Als Stifter wäre dann wegen der lateinischen Sprache der Inschrift eine der in der Provinz stationierten Legionen anzunehmen und keine der griechischsprachigen Städte.483 Auch wenn beide Rekonstruktions- und Deutungsvorschläge jeweils Fragen offenlassen, spricht die ungewöhnliche Ortswahl wohl für die Hypothese von Eck: Wäre der im­posante Bogen bereits 130 errichtet worden, fehlte jede Erklärung für seine Distanz zu einer größeren Stadt, während ein Siegesmonument vielleicht an der Stelle errichtet wurde, wo ein kriegswichtiges Ereignis stattgefun 478 Zu den Quellen siehe Anm. 413. 479 Verwiesen sei hier nur auf die Inschriften bei Stehlik 1969, 139–147: Nr.  170 (= ILS 2080), Nr. 171 (= ILS 1092), Nr. 172 (= CIL 6.1565), Nr. 174 (= ILS 1065), Nr. 175 (= ILS 1400), Nr. 176 (= ILS 2083), Nr. 177 (= CIL 11.6339), Nr. 178 (= ILS 1071) u. Nr. 182 (= AE 1937.101). 480 CIL 6.974 = 40524: quod summo pugnandi a]rdore misso | [exercitu suo superatis imperat]oribus max[imis] | [Syriam Palaestinam ab ho]ste liberaverit; Birley 1997, 287; Eck 2014 [2003], 220 f. vermutet, dass die Inschrift zu einem kleinen Triumphbogen oder einer großen Statuenbasis gehörte. 481 Eck/Foerster 1999, 303; das Lager fasste ca. 1000 Legionäre, vgl. Buess/Heinzelmann 2012, 179. 482 Eck/Foerster 1999, 308 = AE 1999.1688: Imp(eratori) Cae[s(ari) divi T]ra[iani Par-] | th[i]ci f(ilio) d[ivi Nervae nep(oti) Tr]aiano [Hadriano Aug(usto)] | pon[t]if(ici) m[ax(imo), trib(unicia) pot(estate) XX?, imp(eratori I]I, co(n)s(uli) [III, p(atri) p(atriae) S(enatus) P(opulus)q(ue) R(omanus)?]. 483 Bowersock 2003, 175 ergänzt in Z. 3 pon[t]if m[ax trib potestat XIII]I cos [III p p – ? – ], was den Bogen auf 130 datieren würde; Witulski 2012, 230–232 und Mor 2013, 87 folgen diesem Ansatz. Als Vergleichspunkt bietet sich nun die vervollständigte Inschrift CIIP 1.715 an, siehe Anm. 209.

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den hatte.484 Eine dort gefundene bronzene Panzerstatue Hadrians kann ebenfalls mit Siegesfeierlichkeiten und Weihungen nach dem Krieg in Verbindung gebracht werden.485 Häufig wird darauf hingewiesen, dass der römische Sieg über die Juden in­ Iudaea keinen Widerhall in der römischen Münzprägung fand. Dies ist dann richtig, wenn damit eine explizite Berücksichtigung des Erfolges in Analogie zu den berühmten flavischen Emissionen gemeint ist, die den von Vespasian und Titus errungenen Sieg besonders mit der IUDAEA CAPTA-Legende extensiv ­feierten. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die flavische Inszenierung der Niederwerfung eines provinzialen Aufstands als exzeptionell gelten muss.486 Tatsächlich spiegelt sich der Bar Kochba-Aufstand in den römischen Münzen, allerdings in einer viel indirekteren Art als der Jüdische Krieg. Bei H ­ adrians Heimkehr nach Rom deuten die Münz­bilder an, dass er von einem Kriegsschauplatz kam: FORTUNA REDUX und F­ ELICITAS AUGUSTI erscheinen mit einer Kriegsgaleere; auf einer Prägung mit der Legende ADVENTUS AUGUSTI ist Hadrian in militärischer Kleidung und mit Speer zu sehen.487 Dem erfolgreichen Ende des Krieges gedenken die Legenden VICTORIA AUGUSTI, VIRTUS AUGUSTI und PAX.488 In den Kontext des Krieges gehören darüber hinaus die bildliche Darstellung von Mars (wohl Mars Ultor) und Iuppiter Victor.489 Vielleicht stehen auch Münzen mit der Reverslegende ROMA im selben Zusammenhang: Auf einem Typ setzt Hadrian, ausgerüstet mit Speer und Parazonium, seinen Fuß auf den Nacken eines Krokodils, auf anderen ist eine Roma V ­ ictrix zu sehen, die eine Victoria mit Tropaion und Speer in den Händen hält.490 Diese auf den ersten Blick nicht eindeutige, aber für den Zeitgenossen doch verständliche Darstellung von militärischen Erfolgen darf für Hadrian als typisch gelten. Als Beispiel sei nur auf Britannien verwiesen, wo Fronto zufolge die ver­ 484 Eck 2007a, 52 f. u. 2014 [2003], 215–220, bes. 219, zustimmend Birley 2006, 679; Gambash 2015, 170 f. betont, dass ein solches Monument in den üblichen Rahmen von Siegesfeierlichkeiten nach einem Aufstand in einer Provinz passen würde. 485 Foerster 1985, 157 und Gergel 1991, 249; letzterer konnte zeigen, dass der Kopf Hadrians auf den Körper einer älteren Figur aufgesetzt wurde. 486 Zu den flavischen Münzen siehe Kapitel A 3; zum Kontrast Hart 1952, 192 f. und Eck 2006, 582; zum Prägezusammenhang Wolters 2003, 199–201; Gambash 2015, 134 zur Einzigartigkeit der flavischen Emissionen. 487 RIC 2, 379 Nr. 332–337, 439 Nr. 773 f., 444 Nr. 824 (zu Roma) und RIC 2, 364 Nr. 209, 368 Nr. 239 f. (FELICITAS AUGUSTI); Strack 1933, 126 f., Mattingly 1976 [1936], cxlii und Birley 1997, 280. 488 RIC 2, 372 f. Nr.  281–286 (VICTORIA AUGUSTI); RIC 2, 373 Nr.  287 (VIRTUS AUGUSTI); RIC 2, 438 f. Nr. 769 f. u. 443 Nr. 821 (PAX). 489 RIC 2, 369 Nr.  251 (IOVI VICTORI) u. 255 (MARTI), vgl. auch RIC 2, 369 Nr.  250 (IOVI CONSERVATORI), für die die Verbindung zum Krieg weniger direkt ist. 490 RIC 2, 444 Nr. 830, 370 Nr. 262A u. 263A, 439 Nr. 774; Birley 1997, 287 stützt die Vermutung, dass das Krokodil die Juden als Seth darstellen könnte, während Hadrian als Horus erscheint, Mattingly 1976 [1936], clxxxii dagegen hält den Typ für nicht erklärbar.

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lustreichsten Kämpfe neben denen in Iudaea stattfanden: Ab 119 erschienen Mars, Pax und Roma mit Victoria sowie Victoria selbst auf Münzen ohne erklärende Legenden.491 Beachtlicherweise wurde auch eine über eine Legende ausgewiesene B ­ ritannia geprägt, deren Haltung Paul Strack als Trauer interpretiert, während Harold Mattingly sie als wachsam und auf Sicherheit bedacht beschreibt.492 Die im Detail problematische Bemerkung der Historia Augusta, dass es unter ­Hadrian zu keinen expeditiones graves kam und die bella fast ganz in der Stille ausgefochten wurden, ist also nur bedingt richtig, nämlich nur dann, wenn man eine breite Sieges­propaganda als Selbstverständlichkeit voraussetzt.493 Inwieweit der spätantike Verfasser der Kaiserviten den Maßstab seiner Zeit bei seinem Urteil angelegt haben mag, ist hier nicht zu thematisieren. Sicher ist, dass die Münzen Hadrians im Vergleich zu denen der Flavier und zu denen von ­Nerva und Traian ­insofern einen neuen Akzent setzten, als sie militärischer Erfolge zwar gedachten, diesen aber durch eine allgemeinere Darstellung weniger Gewicht bei­maßen.494 Diese Beobachtung ist insgesamt auf die öffentliche Inszenierung militärischer Erfolge unter Hadrian auszudehnen. Es bietet sich an, den bereits angerissenen Vergleich zwischen den Sieges­ feierlichkeiten Hadrians über die Juden und denen der Flavier noch etwas zu vertiefen. Jörg Fündling vermerkt, dass Hadrian seinen Sieg zwar mit »[d]iversen Monumenten und Ehreninschriften feiert[e] … eine numismatische Verherrlichung [jedoch] unterblieb, zweifellos auch, weil die Niederwerfung einer Rebellion keine Ruhmestat war (doch hätte man nicht versuchen können, sie so hinzustellen?)«.495 Seine Frage, die angesichts der flavischen Siegespropaganda zumindest theoretisch mit ›ja‹ zu beantworten ist, führt unweigerlich zu der Feststellung, dass Hadrian weder Interesse an der Darstellung einer ­Iudaea capta hatte noch die von den Flaviern verworfene Iudaea recepta eine Option für ihn war. Die Gründe dafür liegen auch in der von seinen Vorgängern betriebenen Siegespropaganda, die Hadrian die Darstellung der Niederwerfung des Aufstands in Iudaea als Ruhmestat praktisch unmöglich machte: Der Usurpator Vespasian hatte seine im Bürgerkrieg errungene Macht durch seinen Sieg über die Juden legitimiert. Da sein Sohn Titus als Eroberer Jerusalems direkt an dem Erfolg beteiligt war, führte das zur maximalen propagandistischen Ausschlachtung des militärischen Erfolges durch die beiden Flavier. Bereits für ­Domitian, der keinen persönlichen Anteil am Triumph über die J­uden hatte, stellte die überhöhte Siegesdarstellung von Vater und Bruder insofern ein Problem dar, als er von sich – vielleicht noch mehr als die Elite von ihm – vergleichbare Erfolge 491 RIC 2, 348 Nr.  65–67 (Mars); RIC 2, 351 Nr.  95 (Pax mit Victoria); RIC 2, 349 f. Nr. 76–78 (Roma mit Victoria); RIC 2, 352 f. Nr. 101–108 (Victoria); dazu Strack 1933, 70. 492 RIC 2, 412 Nr. 577 mit Strack 1933, 70 und Mattingly 1976 [1936], clxiii. 493 HA Had. 21,8. 494 Strack 1933, 46. 495 Fündling 2006, 960.

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erwartete. Deshalb suchte er durch einen selbst errungenen Sieg die Verdienste von Vater und Bruder zu übertreffen. Aus vielfältigen Gründen gelang es ihm jedoch nicht, als Germanicus ein ähnlich erfolgreiches öffentliches Bild von sich zu zeichnen. Entsprechend dem Trend der Zeit nahm nach ihm sogar der gänzlich unmilitärische Nerva, der selbst nie ein Heer geführt hatte, den Sieges­beinamen Germanicus an.496 Der optimus princeps Traian schließlich trieb die Darstellung der kaiserlichen Sieghaftigkeit auf die Spitze und höhlte sie dadurch aus: Als Germanicus, Dacicus und ­Parthicus ließ er seinem Nach­folger keinen Raum, dem Adoptivvater gleichzukommen. Da Traian durch seinen Eroberungskrieg im Osten zudem die Ressourcen des Römischen Reiches überspannt hatte, fehlten Hadrian die praktischen Mittel dazu ohnehin. In der Krisenphase während seines Herrschaftsantritts musste er sich aus legitimatorischen Gründen auf die Person des Adoptivvaters stützen, ohne dessen Erfolge für sich reklamieren zu können. Letztlich wurde vor allem Hadrian in der römischen Öffentlichkeit dafür verantwortlich gemacht, den scheinbar erfolgreichen Feldzug abgebrochen zu haben. Hadrian förderte dieses Bild, indem er Traian postum einen Parthertriumph gewährte und selbst den Bei­namen ­Parthicus, den er hätte erben können, ablehnte. In der Krise des zu Ende gehenden Partherkrieges schien Hadrian die Erhaltung eines strahlenden Traiansbildes wertvoller als die Destruktion desselben durch öffentliche Schuldzuweisungen, die in der Sache berechtigt gewesen wären. Sein Verhalten ist nur auf den ersten Blick paradox: Als Sohn war er seinem Vater gegenüber zur pietas verpflichtet, was keine öffentliche Kritik an diesem zuließ. Durch sie hätte seine eigene Person Schaden genommen und letztendlich die Frage aufgeworfen, warum der impius ­Hadrianus dem als erfolglos entlarvten Traian überhaupt als princeps nachfolgen sollte. In der Folge verzichtete Hadrian, der weder ein unmilitärischer Herrscher noch ein ­Pazifist war, auf eine Inszenierung der kaiserlichen Sieghaftigkeit, die mit der Propaganda der Flavier oder Traians vergleichbar gewesen wäre. Die Entwicklungen des Jahres 117 erklären Hadrians zurückhaltenden Umgang mit dem Sieg über die­ Juden hinreichend. Wie zur Zeit seines Regierungsantritts tat er das Notwendige, indem er die militärischen Verdienste würdigte, ohne dabei zu versuchen, zusätzliches legitimatorisches Kapital für seine Herrschaft herauszuschlagen. Die Voraussetzungen dafür waren schließlich denkbar schlecht, da – ähnlich wie nach dem Partherkrieg – ein Aufstand unter hohen Verlusten mühevoll niedergerungen worden war. Wahrscheinlich hätte nach der flavischen Inszenierung des Sieges über die Juden ein aber­maliger T ­ riumph über das kleine, bereits unterworfene Volk ohnehin lächerlich gewirkt. Das Bild der Iudaea capta blieb somit auch nach dem Bar Kochba-Aufstand ein exklusiv flavisches Phänomen – ­weder auf Hadrians Reiseerinnerungsmünzen noch am römischen H ­ adrianeum, dem im Jahr 145 ­fertiggestellten Tempel für den divus Hadrianus, finden sich Bilder 496 Griffin 2000a, 91 und Kienast 2004, 120.

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einer besiegten Iudaea. Für die Provinzstatuen des römischen Hadrianeums, die sich nicht einzelnen Provinzen zuordnen lassen, hat Jessica Hughes auf die intendierte Gesamtwirkung auf den Betrachter aufmerksam gemacht: Nicht durch ihre Individualität, sondern durch ihre Vielzahl vermitteln sie ein Bild von der Größe Roms. Die einzelnen Figuren konnten unbestimmt bleiben, ohne in der Gesamtwirkung zu verlieren.497 Auch wenn die Iudaea der hadrianischen Reiseerinnerungsmünzen einen nur bedingt vergleichbaren Fall darstellt, gilt für sie ähnliches: Sie fügt sich in ihrer unspezifischen Darstellung in die Reihe der übrigen Provinzen ein, die in ihrer Gesamtheit eine spezifisch römische Vorstellung des Imperium Romanum illustrieren. Die Serie vermittelt dem Betrachter die Größe Roms, indem sie ihm die Vielzahl der befriedeten Gebiete vor Augen führt. Für das intendierte Bild war eine trauernde oder besiegte ­Iudaea weder notwendig noch wünschenswert: Am Anfang seiner Herrschaft, nach der Beendigung des Partherkrieges und der Befriedung der im Reich ausgebrochenen Aufstände, ließ Hadrian Münzen mit der Legende SAECULUM AUREUM prägen und seiner als RESTITUTOR ORBIS TERRARUM gedenken.498 Die Botschaft vom goldenen Zeitalter feiern auch die Reiseerinnerungsmünzen am Ende seiner Herrschaft. Seine Bilanz der TELLUS STABILITA konnte und sollte aus Sicht der imperialen Propaganda ein jüdischer Aufstand in Iudaea nicht trüben.499

497 Hughes 2009, 8–17, bes. 14–16; zu den Darstellungen von ›Provinzen‹ in Rom allgemein Cancik 1997, passim, bes. 135–138. 498 RIC 2, 356 Nr. 136 (SAECULUM AUREUM), 416 Nr. 594 u. 418 Nr. 603 (RESTITUTORI ORBIS TERRARUM). 499 RIC 2, 372 Nr. 276, 441 Nr. 791 u. 445 Nr. 835 (TELLUS STABILITA) mit Strack 1933, 182–184, vgl. Bellen 1986, 15.

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Die Koinzidenz des Jüdischen Krieges und der Reichskrise des Vierkaiserjahres prägten das spezifisch flavische Verhältnis zu den Juden im Römischen Reich und besonders in der Provinz Iudaea: Nach dem Ende der iulisch-claudischen Dynastie ermöglichte erst das krisenhafte Jahr 69 den Aufstieg des homo novus Vespasian zum römischen Princeps. Nachdem mehrere Prätendenten von unterschiedlicher Herkunft gescheitert waren, die Nachfolge der ehrwürdigen iulisch-claudischen Dynastie für sich zu sichern, konnte der Usurpator Vespasian sie nach einem blutigen Bürgerkrieg an sich reißen. Die militärischen Mittel dazu erhielt er durch sein Amt als römischer Oberkommandierender im Aufstand in Iudaea. Die nötigen ideologischen und finanziellen Voraus­setzungen, die Macht langfristig zu sichern und innerhalb seiner Familie weiterzugeben, ergaben sich ebenfalls aus dem römischen Sieg im Jüdischen Krieg: Die Notwendigkeit der ideellen Absicherung zur Machterhaltung fasst Sueton in die prägnante wie treffende Formel, Vespasian hätten nach seiner Anerkennung als Princeps noch auctoritas und maiestas gefehlt. Vespasians Inszenierung der Gottgewolltheit und Schicksalhaftigkeit seiner Herrschaft wird durch die Verbreitung von Orakelsprüchen und besonders durch seinen Aufenthalt in Alexandria 69/70 deutlich. Der Triumphzug des Jahres 71 fand nach dem symbolisch wichtigen Fall Jerusalems und nach der Rückkehr des Titus nach Rom statt, obwohl Iudaea noch nicht endgültig befriedet war: Die Inszenierung des Sieges sollte die Erinnerung an die Usurpation Vespasians im Bürgerkrieg überdecken und seine Autorität als Herrscher stärken. Der siegreiche Feldherr Titus wurde dabei als präsumtiver Nachfolger seines greisen Vaters in der Hauptstadt präsentiert. Die Beute des Feldzuges ermöglichte Vespasian die Finanzierung prestigeträchtiger Bauten wie des Kolosseums (amphitheatrum flavium) oder des templum pacis. Mit für Vespasian und Titus errichteten Triumphbögen monumentalisierten die Flavier ihren Sieg in Rom und sicherten dadurch diesem und sich gleichermaßen einen prominenten Platz in der öffentlichen memoria des römischen Volkes. Als Titus im Jahr 79 die Nachfolge seines verstorbenen Vaters antrat, wurde abermals die Erinnerung an den flavischen Sieg über das aufständische Volk der Juden in der römischen Öffentlichkeit verbreitet. Noch stärker und ausschließlicher als Vespasian wurde Titus über seine Rolle in diesem Krieg – als Bezwinger Jerusalems – wahrgenommen. Anlässlich seines plötzlichen Todes und der Herrschaftsnachfolge durch Domitian inszenierte das flavische Kaiserhaus den judäischen Erfolg letztmals öffentlich, da Domitian, der selbst noch keinerlei

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kriegerische Meriten erworben hatte, sich zunächst über die Erfolge und Verdienste seiner Familie legitimierte. Bald jedoch ersetzte die öffentliche Darstellung seiner eigenen Taten in Germanien das Bild vom flavischen Erfolg in­ Iudaea. Die öffentliche Inszenierung des Sieges über die Juden diente in erster Linie der Legitimation und Herrschaftssicherung der flavischen Familie und nicht der Diffamierung des jüdischen Volkes. Wie die detaillierte Untersuchung der flavischen Politik gegenüber den Juden gezeigt hat, fiel die flavische Propaganda keineswegs zwangsläufig mit einer antijüdischen Politik Roms zusammen. Vielmehr ist eine Bewertung der einzelnen flavischen Maßnahmen vor ihrem historischen Hintergrund notwendig. In Iudaea erfolgte die Zerstörung des Jüdischen Tempels nicht aufgrund einer vorab getroffenen Grundsatzentscheidung, sondern ergab sich aus der Belagerungssituation vor Ort: Der gut zu verteidigende Tempel stellte für die Römer ein schwer einzunehmendes Bollwerk dar und musste mühsam erobert werden. Da er gleichzeitig das ideologische Zentrum der Aufstandsbewegung war, bestand aus römischer Sicht zu keinem Zeitpunkt die Notwendigkeit oder ein Interesse an seiner Wiedererrichtung. Die Einschränkung, die sich für die Juden daraus ergab, nämlich das Ende des Opferkults, war somit eine Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen und der neuen Machtverhältnisse in Jerusalem. Ein römisches Opfer- oder Kultverbot für die Juden wurde nicht erlassen. Ebenfalls keine Notwendigkeit bestand für Rom, jüdische Selbstverwaltungsstrukturen zu stützen oder gar zu schaffen: Das Gebiet wurde erstmals als eigenständige Provinz unter das Kommando eines Senators von prätorischem Rang gestellt. Der loyale Klientelkönig Agrippa  II. behielt seine Ländereien. Die Stationierung der X Fretensis in Jerusalem erfolgte zunächst wohl aus praktischen Gründen, da von dort aus die verbliebenen Rebellenfestungen Herodium, Machaerus und Masada gut erreichbar waren. Das Land, das im Zuge des Krieges an Rom gefallen war, ließ Vespasian verkaufen. Caesarea, die Provinzhauptstadt, wurde in den Rang einer Kolonie erhoben und in Samaria die Polis Flavia Neapolis gegründet. An verschiedenen Orten siedelte der Kaiser Veteranen an: Eine Romanisierung der Provinz und besonders der Landschaft Judäa begann langsam und nur bedingt systematisch. Ohne die Juden bewusst provozieren zu wollen – wie etwa der Abzug der vor dem Krieg in Iudaea stationierten Auxiliar­truppen zeigt –, wurde wenig Rücksicht auf jüdische Befindlichkeiten genommen: Auf den Münzen der römischen Administration erschien beispielsweise nun das bisher vermiedene Kaiserportrait. Iudaea wurde zunehmend wie die übrigen Provinzen des Reiches behandelt. Langfristig bedeutete das einen einschneidenden Wandel für die jüdisch geprägten Gebiete. Die Befunde deuten darauf hin, dass sich Iudaea nach dem Krieg verhältnismäßig zügig erholte und es zu einem zumindest vordergründig funktionierenden Alltag zwischen jüdischen und nichtjüdischen Provinzbewohnern kam. Die Gamalieliten, die

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die rabbinische Bewegung mitprägten, sind ein Beispiel dafür, dass eine Familie der Oberschicht ihren innerjüdischen Einfluss in Kontinuität zur Zeit des zweiten Tempels wahren konnte. Für Iudaea begann mit der flavischen Zeit eine Phase der Veränderung, in der das Gebiet durch die Umwandlung in eine eigenständige römische Provinz und durch den Verlust jüdischer Einrichtungen und Strukturen an jüdischem Charakter verlor und zunehmend ›römischer‹ wurde. Dieser Prozess wurde durch den Krieg ausgelöst und folgte sicherheitspolitischen und administrativen Notwendigkeiten aus römischer Sicht. Damit wurde der Wandel in Iudaea eher implizit durch übliche Muster römischer Provinzialpolitik angestossen denn explizit durch ein (bewusstes) Konzept der Romanisierung von als feindlich wahrgenommenen jüdischen Strukturen. Finanziell schlug Vespasian nicht nur durch das Wegführen der Kriegsbeute Profit aus dem Sieg in Iudaea, sondern auch über den Verkauf konfiszierten Landes oder von Kriegsgefangenen als Sklaven. Auch alle Maßnahmen der Flavier gegenüber den Juden im Römischen Reich bedürfen einer jeweils eigenen Beurteilung, da auf den ersten Blick kein Muster zu erkennen ist. Dass den Juden weiterhin gestattet blieb, nach ihren eigenen Bräuchen zu leben, zeigen die Anordnungen des Titus in Antiochia und Alexandria direkt nach dem Krieg in Iudaea: Er verhinderte die Aufhebung der lokalen Privilegien für die Juden. Damit folgte er der Linie der römischen Politik, die seit Caesar und Augustus bestand. Mit der jüdischen Sondersteuer wurde jedoch von Vespasian eine Maßnahme veranlasst, die alle Juden im Römischen Reich betraf und sie damit als Gruppe schlechter stellte als die anderen Völker unter der Oberhoheit Roms. Als Begründung für ihren Einzug wurde die Übernahme der jüdischen Tempelabgabe durch Rom angeführt, die bisher von Juden aus dem ganzen Reich geleistet wurde. Die willkürliche Anpassung ihrer Veranlagungskriterien zeigt, dass es Vespasian angesichts des nach dem Vierkaiserjahr maroden Staatshaushalts vor allem um einen möglichst hohen Steuerertrag ging und weniger um eine symbolische Demütigung der Juden. Letztere nahm man allerdings billigend in Kauf. Unter Domitian wurde die Judensteuer besonders hart eingezogen, weil es Unklarheiten gab, wer steuerpflichtig war. Nerva beendete das aus römischer Sicht missbräuchliche behördliche Vorgehen. Im Vergleich stellte Vespasians Einführung der Judensteuer zweifelsohne das judenfeindlichere Vorgehen dar als das missbräuchliche Wirken der domitianischen Behörde. Wegen der unterschiedlichen Beurteilung der beiden Kaiser seit der Antike – Vespasian wurde im Gegensatz zum pessimus princeps Domitian wohlwollend bewertet  – wird dies bisweilen nicht ausreichend deutlich gemacht. Die Flavier pflegten selbst Kontakt mit Menschen mit jüdischen beziehungsweise judäischen Wurzeln: Tib. Iulius Alexander, der Neffe Philos von Alexandria, zählte zu den wichtigsten Unterstützern Vespasians. Ebenfalls romanisiert, aber

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öffentlich bis zum Ausbruch des Krieges in Iudaea der jüdischen Tradition verbunden, war das königliche Geschwisterpaar Agrippa II. und Berenike aus herodianischem Haus. Gegen den außenpolitischen Trend der siebziger Jahre des ersten Jahrhunderts, Klientelkönige zugunsten direkter römischer Herrschaft abzulösen, wurde Agrippa bis zu seinem Tod in seinem Amt belassen. Das stellte einen eindeutigen Vertrauensbeweis der Flavier dar. Berenike führte eine Liebes­beziehung mit Titus; als Gattin des künftigen Princeps war die jüdische Königin in Rom allerdings nicht vermittelbar. Anscheinend machte sich Domitian bei Majestätsprozessen ähnliche römische Vorurteile gegenüber den jüdischen Traditionen zunutze, um ihm missliebige Mitglieder der römischen Oberschicht auszuschalten. Dieses Vorgehen entlarvt jedoch nicht seine generelle Judenfeindschaft: Der jüdische Schriftsteller und flavische Klient Josephus genoss unter ihm dieselbe Protektion wie unter seinem Vater und Bruder. In der zeitgenössischen Literatur findet sich mit Tacitus’ Judenexkurs die längste und negativste lateinische Passage über die Juden. Die Inszenierung des flavischen Sieges in Iudaea trug wahrscheinlich zur Popularität des Themas bei. Kaum zu messen ist allerdings, ob sich bei Tacitus eine neue Qualität der Ablehnung der Juden römischerseits zeigt. Tacitus bedient zwar die bekannten Stereotype und führt sie aus, bringt aber praktisch nichts Neues. Neben Autoren, die wie er die negativen Klischees über die Juden wiederholen, finden sich auch neutrale und wohlwollende Darstellungen über Iudaea und die Juden. Vice versa erscheint mit der jüdischen Niederlage und der Zerstörung Jerusalems Rom als ›Edom‹ oder ›Babylon‹ – als der Feind schlechthin – in jüdischen Schriften. Schwierig zu beurteilen ist, inwieweit die beschriebenen apokalyptischen Szenarien eine Stimmung der Aufstandsbereitschaft gegen Rom schürten, da sie in erster Linie eine literarische Verarbeitung des Hasses gegenüber dem siegreichen Gegner waren, die Genugtuung für die erlittene Niederlage in der Endzeit prophezeiten. Die zeitgenössische Literatur zeigt dementsprechend eine jeweils wachsende Feindschaft von Römern und Juden, ohne dabei sichere Rückschlüsse auf eine repressive Politik Roms gegenüber den Juden oder auf eine wachsende Aufstandsbereitschaft der Juden gegenüber Rom zuzulassen. Will man das flavische Verhältnis gegenüber den Juden knapp auf den Punkt bringen, so ist es mit opportunistisch wohl besser gefasst als mit judenfeindlich: Die Flavier schlugen ideologisch und finanziell den größtmöglichen Profit aus der Niederwerfung des Aufstands in Iudaea. Trotz repressiver Maßnahmen wie der Einführung der Judensteuer gewährte Rom den Juden weiterhin das Leben nach ihren Traditionen. Alle flavischen Kaiser unterstützten Juden, die mit ihnen kooperierten. Langfristig und strukturell beförderten die Folgen der jüdischen Niederlage in Iudaea den Wandel des jüdischen Kernlandes zu einer zunehmend griechisch-römisch geprägten Provinz entscheidend. Nerva distanzierte sich öffentlich von der Person seines ermordeten Vorgängers Domitian. Er verbot Majestätsprozesse und die damit verbundenen An-

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klagen wegen jüdischen Lebens, die Mitglieder der Oberschicht Roms getroffen hatten. Das kompromisslose Vorgehen der Behörden beim Einzug der Judensteuer beendete er, ohne die Steuer selbst abzuschaffen. Anlass gab missbräuchliches Vorgehen gegen römische Bürger in domitianischer Zeit und weniger eine neuakzentuierte judenfreundliche Politik. Mit Traian gelangte ein Mann zum Prinzipat, den Kreise unterstützten, die ihren gesellschaftlichen Aufstieg den Flaviern verdankten. Traians Vater selbst hatte unter dem Oberbefehl von Vespasian in Iudaea gekämpft und in der Folgezeit den Konsulat erreicht. Obwohl Traian als Adoptivsohn Nervas Kaiser wurde, bezeugte er die Verbindung zu seinem leiblichen Vater durch die Beibehaltung von dessen Gentilnomen und durch dessen Divinisierung. Anhand der vorliegenden Quellen ist kaum nachweisbar und eher unwahrscheinlich, dass Traian eine besondere judenfeindliche Einstellung aus seinem familiären Umfeld ­übernahm. Der jüdische Diasporaaufstand und die weitere Entwicklung der Provinz­ Iudaea stehen in enger Verbindung mit dem traianischen Partherkrieg. Die aus den Quellen nicht eindeutig zu rekonstruierende Chronologie erschwert die Bewertung der Ereignisse. Klar scheint, dass der Abzug von Truppen in der Kyrenaika und in Ägypten und die römischen Rückschläge in Mesopotamien entscheidend zum Ausbrechen der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Diasporajuden und Einheimischen und Römern beitrugen. Die schon lange existierenden Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen in diesen Gebieten hatten in der Folge des Jüdischen Krieges neue Nahrung erhalten. Traian ordnete die brutale und schonungslose Niederschlagung der Insurrektionen in den Aufstandsgebieten an. Informationen über ein Vorgehen gegen Juden außerhalb der Aufstandsgebiete sind nicht überliefert. Aufgrund der Quellenlage ist unklar, was in Iudaea in diesen Jahren geschah: Die wenigen existierenden Hinweise lassen auf Unruhen schließen, die gleichwohl von ihrer Dimension her nicht mit den Aufständen in der Kyrenaika, in Ägypten oder auf Zypern verglichen werden können. Weshalb Lusius Quietus zum Statthalter von Iudaea ernannt wurde, ist nicht überliefert. Die Gründe dafür scheinen weniger mit der Situation in Iudaea als mit den Entwicklungen an der Partherfront 117 zusammenzuhängen: Vielleicht wollte Traian einen seiner besten Generäle in Frontnähe wissen, als er die Heimreise nach Italien antrat, während der er verstarb. Hadrian trat wegen der römischen Niederlage im Partherkrieg ein schweres Erbe als neuer Kaiser an: Neben dem unpopulären Rückzug aus den gerade erst gewonnenen Gebieten im Osten hatte er provinziale Aufstände im Reich zu bekämpfen. Hinzu kam die ›Verschwörung der vier Konsulare‹, die die schwierige Lage während seines Herrschaftsantritts zeigt. Die Aufarbeitung der Folgen der Aufstände in der jüdischen Diaspora unterstützte Hadrian zwar finanziell und durch Ansiedlungsmaßnahmen. Ein persönliches Engagement für den Wiederaufbau ist aber nicht zu belegen – verantwortlich dafür war die

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jeweilige ­Provinzadministration. Hadrian selbst war mit der militärischen Krise im Reich, besonders an der Donau, befasst. In Iudaea wurde nach dem Partherkrieg eine zweite Legion fest stationiert. Der Grund dafür lag vermutlich in der geopolitischen Situation im Orient: Trotz des Friedensschlusses mit den Parthern bestand weiterhin die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung, wie besonders im Jahr 123 deutlich wurde. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung in der Provinz bleibt vieles unklar: Der unter den Flaviern angestoßene Prozess der Romanisierung schritt weiter voran. Wohl in den hundertzwanziger Jahren fiel die Entscheidung, am Ort des zerstörten Jerusalem eine römische Stadt zu errichten. Die Gründung der Aelia Capitolina erfolgte im Jahr 130 während Hadrians Reise durch die östlichen Provinzen. Die Stadtgründung ist in den Kontext der Entwicklung von Iudaea seit der flavischen Zeit zu stellen: Seit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 war die zehnte Legion dort stationiert und das Gebiet als römisches Territorium behandelt worden. Hadrian wollte die Provinz offensichtlich weiter urbanisieren und wählte als geeignet erscheinenden Platz das Standlager der X Fretensis. Ein Anschluss an die jüdische Tradition des Ortes war für den römischen Kaiser genauso wenig ein Thema wie das bewusste Überbauen heiliger jüdischer Orte im Sinne einer damnatio memoriae der nichtrömischen Vergangenheit. A ­ elia­ Capitolina war damit keine Gründung für die Juden, aber auch keine gegen sie. Eine antijüdische Politik Hadrians, die besonders in dem vielfach postulierten Beschneidungsverbot zum Ausdruck käme, lässt sich nicht nachweisen. Alle Hinweise dafür stammen aus der Zeit des Antoninus Pius. Die Bedeutung des heiligen Ortes des Jerusalemer Tempels für die Juden unterschätzten die Römer allerdings massiv: Die Gründung einer römischen Stadt anstelle des zerstörten Jerusalems machte alle Hoffnungen auf eine gewaltfreie Restitution des Tempelkults unter römischer Herrschaft zunichte und versah die Aufstandsbereiten unter den Juden mit einem Argument, das die Zögerlichen überzeugte, den Krieg gegen Rom zu wagen: Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Restitution Jerusalems und des Tempelkults das Hauptziel der Rebellen war. Rom gewann erst nach einem langwierigen und verlustreichen Krieg die Oberhand, in dem Judäa schwer verwüstet wurde. Während keine Zweifel an dem brutalen militärischen Vorgehen der Römer bestehen, sind die nur aus dem Corpus der Rabbinischen Quellen bekannten religiösen Verfolgungsmaßnahmen schwer zu substantialisieren. Auf provinzialer Ebene sind vorübergehende repressive Maßnahmen keineswegs auszuschließen: Ihren Ursprung konnten sie entweder in Sicherheitserwägungen oder aber in tatsächlich feindseliger Zielsetzung gegenüber den Juden haben. Auswirkungen auf Juden außerhalb des Aufstandsgebiets sind jedoch nicht wahrscheinlich zu machen. Das Verbot für Juden, Aelia Capitolina zu betreten, trug der Erkenntnis um die Bedeutung des Ortes für die Juden Rechnung.

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In Rom wurden die siegreichen Feldherren gebührend geehrt und ausgezeichnet, ohne dass es zu einer ähnlichen Inszenierung des Sieges kam wie unter den Flaviern. Der Vergleich der Feierlichkeiten anlässlich des Sieges über die Juden macht deutlich, dass die Bedeutung, die dem Ereignis beigemessen wurde, von der Stellung des Kaisers im Reich und dem Nutzen, den er für sich generieren wollte, bestimmt wurde: Hadrian, der zu Beginn seiner Herrschaft die im Partherkrieg gewonnenen Gebiete aufgeben musste, legte zu keinem Zeitpunkt Wert auf die Darstellung seiner Person über militärische Siege. In seine Konzeption der römischen Herrschaft über ein Reich aus selbstbewussten und befriedeten Provinzen passte das triumphale Bild einer besiegten ­Iudaea nicht. Abschließend sind einige grundsätzliche Beobachtungen zur römischen Politik gegenüber den Juden im Untersuchungszeitraum von 70 bis 136 zusammenzutragen. Hilfreich ist es dabei, zwischen den administrativen Ebenen ›Reich‹, ›Provinz‹ und ›Stadt‹ zu unterscheiden: Auf der Reichsebene gewährten die römischen Kaiser des Untersuchungszeitraums den Juden als ethnischer Minderheit die Freiheit, nach ihren eigenen Bräuchen zu leben, solange diese nicht in Konflikt mit dem geltenden Recht standen. Darin folgten sie dem Vorgehensmuster und Beispiel der Iulio-­ Claudier, die ihrerseits an die Politik der Republik anknüpften. Die Kaiser und ihre Verwaltung, die für die Reichspolitik verantwortlich zeichneten, reagierten eher auf politische Entwicklungen, als dass sie aktiv gegenüber den Juden agierten. Die wichtigste Ausnahme stellte die Judensteuer Vespasians dar, die als judenfeindlich zu charakterisieren ist, auch wenn weniger religiöse als vielmehr finanzielle Überlegungen ihre Einführung begründeten. Abgeleitet wurde sie aus einem bis dahin bestehenden jüdischen Vorrecht, nämlich der von Rom tolerierten Abgabensammlung für den Jerusalemer Tempel. Ein reichsweites Beschneidungsverbot lässt sich für den untersuchten Zeitraum nicht nachweisen, sondern bestand erst unter Antoninus Pius; für die Juden sah es eine Ausnahmeregelung vor. Das vieldiskutierte Reskript dieses Kaisers steht in der Tradition der römischen Politik, die den Juden die Pflege ihrer väterlichen Bräuche in einer nichtjüdischen Umwelt ermöglichte. Zu Konflikten zwischen Rom und den Juden kam es auf lokaler und provinzieller Ebene. Die Reichspolitik griff erst ein, wenn die Streitigkeiten dort nicht gelöst werden konnten. Im Kriegsfall ging Rom mit entschiedener Härte gegen die Aufrührer vor und setzte dabei auf das Mittel der Abschreckung: Mit der Zerstörung Jerusalems sowie der drei Festungen Herodium, Machaerus und Masada im Jüdischen Krieg oder der systematischen Verfolgung der in die Wüste geflüchteten Juden nach dem Bar Kochba-Aufstand demonstrierte Rom seine militärische Überlegenheit und Stärke. Feldherren wie Lusius Quietus waren für ihre schonungslose Kriegsführung berüchtigt und besonders für Traian ist überliefert, dass harte Maßnahmen vom Kaiser persönlich angeordnet wurden.

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Schluss

In den Kriegsphasen kam es zu Einschränkungen und zu judenfeindlich motivierten Repression jüdischen Lebens. Solche Aktionen scheinen vor allem von lokalen und provinzialen Entscheidungsträgern verantwortet gewesen zu sein und fanden offenbar nie die Unterstützung der Reichspolitik. Lediglich Verbote für Juden, bestimmte Orte wie Zypern oder Aelia Capitolina zu betreten, wurden anscheinend für eine längere Zeit aufrecht erhalten. Die römisch-jüdischen Kriege der Jahre 66–70/74, 116–117 und 132–136 verdeutlichen, dass Rom im Konfliktfall zwischen aufständischen und unbeteiligten Juden unterschied: Kollektivstrafen wegen der Aufstände hat es – abgesehen von der vespasianischen Judensteuer – für die Juden im Römischen Reich nicht gegeben. Obwohl die Juden also, wie wiederum die Judensteuer zeigt, als zusammengehörige Minderheit im Reich galten, wurden sie bei Aufständen als lokale Gemeinschaften wahrgenommen und behandelt. Während der Kriege in Iudaea etwa blieb die jüdische Diaspora unbehelligt. Nicht zuletzt deswegen sind sprachliche Analogien, die Parallelen zum modernen Antisemitismus oder dem Holocaust evozieren, für die Antike missverständlich. Die Konflikte des Untersuchungszeitraums, der Diaspora- und der Bar Kochba-Aufstand, hatten ihre Ursache weniger in einer bewusst judenfeindlichen Politik der römischen Kaiser als im Falle des Diasporaaufstands in den lokalen Spannungen zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Juden und im Falle des Bar Kochba-Aufstands in der fortschreitenden Romanisierung der Provinz­ Iudaea. Die Gründung der Aelia Capitolina durch Hadrian verdeutlicht, dass die römische Oberschicht nicht die fortbestehende Bedeutung des heiligen Ortes für die Juden realisierte und dementsprechend die Folgen der Stadtgründung nicht richtig kalkulierte. Bereits der Judenexkurs des Tacitus veranschaulicht, dass die flavische Propaganda mit dem Sieg in Iudaea lediglich zu einer Wiederholung der bekannten judenfeindlichen Klischees in Rom führte und nicht zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Traditionen und Bräuche des jüdischen Volkes.

Das römische Iudaea von 70 bis 136 n. Chr. (angefertigt von Christopher Weikert)

Abkürzungsverzeichnis

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354 INJ INR JANES JASCA JJS JSNT JSPE JSHRZ JSQ LA LACL LSJ LTUR MekhY MGH AA MidTeh MIR MW

Abkürzungsverzeichnis

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Register

Personen Abgar VII.  187 Acilius Attianus, P.  214–216, 217 Anm. 13 Acilius Glabrio, M.  136 Anm. 521, 140, 171 Aelius Caesar  267, 268 Anm. 199 Aelius Hadrianus, P.  siehe Hadrian Aelius Lamia Plautius Aemilianus, L.  137 Anm. 522, 149 Aeternius Fronto, C.  84, 120 Agrippa I. (Herodes Iulius Agrippa)  65, 102 Anm. 374, 148 Anm. 574, 151 Anm. 587, 329 Anm. 444 Agrippa II. (M. Iulius Agrippa)  24, 38, 102 Anm. 374, 103, 115 f., 141–146, 147 f., 151, 249 Anm. 130, 251, 307, 321 Anm. 411, 344, 346 Agrippina (die Jüngere)  41 Akiba  311 f., 314, 327 Alexander Polyhistor  76 Anm. 260 Ananus b. Ananus  86 Anicetus  62 Anm. 179 Annianus  224 f. Annius Verus, M.  215, 264 Anm. 188 Antiochus IV. Epiphanes  76, 158, 234, 237, 238, 257, 292, 327 Antiochus (jüdischer Apostat)  117, 329 Antonia (die Jüngere)  148 Anm. 574 Antoninus Pius  220, 247, 248, 261, 264, 267, 268 Anm. 199, 280, 298, 299, 301, 302, 326, 330, 348, 349 Antonius Felix, M.  141 Anm. 539, 142 Anm. 542, 148 Antonius Iulianus, M.  73 Anm. 240, 84, 88 Antonius Primus, M.  38 f., 53 Antonius Saturninus, L.  175 f. Apion  156, 295 Apollonius Molon  139 Anm. 532 Apollonius (Gaustratege)  192, 196, 200 Aponius Saturninus, M.  39 Aquilius Pollio  226 Archelaus (Ethnarch)  106, 334

Aristobulus (Sohn des Herodes II.)  151 Anm. 587 Ariston von Pella  107 Anm. 397, 191 Anm. 97, 331 f. Attius Suburanus, Sex.  176 Augustus  13, 40–43, 55, 65, 70 f., 81, 135 f., 161 Anm. 632, 185 Anm. 69, 218, 232, 234, 238, 294, 304, 345 Avidius Nigrinus, C.  216, 219 Axidares 185 Babatha 320 Baebius Macer, Q.  215 f. Barsimso Callistenis  316 Baruch  312 Anm. 374 Basilides  56 f. Batniah bar Mesah  313 Ben Aphlul  315 Anm. 387 Berenike (Mutter des Agrippa I.)  148 Anm. 396 Berenike (Schwester des Agrippa II.)  24, 141, 142 Anm. 542, 146–149, 346 Berossus  76 Anm. 260 Britannicus 51 Bruttius  137 Anm. 526, 191 Anm. 97 Bucius Lappius Maximus, A.  175 f. Caecina Alienus, A.  36 f., 39, 44 Anm. 70, 147 Caesennius Paetus, L. Iunius  117 Caesennius Sospes, L.  176 Anm. 37 Caesernius Statianus, T.  323 Anm. 416 Caligula  41, 48 Anm. 95, 280 Calpurnius Piso Crassus Frugi Licinianus, C.  170, 215 Calpurnius Piso Frugi Licinianus, L. (Galba Caesar)  37, 44, 51, 53, 170 Anm. 13 Calpurnius Piso Galerianus  53 Calpurnius Piso, L.  53 Casperius Aelianus  170, 176 Catilius Severus, L.  188, 218

Register Catullus (Statthalter der Creta et Cyrene)  121, 151, 154 Cestius Gallus, C.  35, 65 Anm. 196, 75, 142, 149 Chairemon 156 Claudia Aster (Esther)  133 Anm. 504 Claudius Paulus  36 Claudius Quartinus, Tib.  219, 245 Claudius  41, 44 Anm. 65, 47, 48 Anm. 95, 49, 65, 73, 142, 144 Clodius Macer, L.  36, 45, 50, 304 Cocceius Nerva, M.  siehe Nerva Corellius Rufus, Q.  176 Anm. 37 Cornelius Dolabella, Cn.  43–45, 49 Cornelius Nigrinus Curatius Maternus, M.  169 f., 176 f. Cornelius Palma, A.  216, 245 Cornelius Salvidienus Orfitus, Ser.  136 Anm. 521 Cossonius Gallus Vecilius Crispinus ­ Mansuanius Marcellinus Numisius ­ Sabinus, L.  241 f. Cyrill von Jerusalem  281 f. Damascius  248 Anm. 126 Diogenes 147 Dionysius bar Salibi  210 Anm. 175 Domitian  13, 22–24, 46 Anm. 84, 50–52, 61, 65, 67, 69, 71, 73, 76–82, 103, 122 f., 125, 130–134, 136–140, 146, 150, 152, 154, 164 Anm. 650, 167–173, 175–178, 229 f. Anm. 64, 247 Anm. 125, 278, 299 f. 340, 343, 345 f. Domitianus (Adoptivsohn des Domitian)  137 Domitilla  117 Anm. 443, 137–140 Drusilla (Schwester des Agrippa II.)  141 Anm. 539, 142 Anm. 542, 148 Eleazar (der Priester)  305 f., 311, 313 Eleazar b. Azarja  313 Eleazar b. Harsom  313 Eleazar b. Yair  160 Eleazar von Modi’in  313 Elieser b. Hyrkanos  290 Epaphroditus (Freigelassener Neros)  37, 150 Anm. 585, 168 Epaphroditus (Grammatiker)  150 f. Anm. 585 Epaphroditus (Patron des Josephus)  150, 153 f.

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Eprius Marcellus, T. Clodius  147 Erucius Clarus, Sex.  188, 208 Eutychius von Alexandria  195 Anm. 114 Fabius Valens  37, 39, 44 Anm. 70, 47 Fabricius Veiento, A. Didius Gallus  171 Flavia Domitilla  siehe Domitilla Flavia Iulia  siehe Iulia Flavius Clemens, T.  137–140, 167 f., 171, 178 Flavius Domitianus, T.  siehe Domitian Flavius Euschemon, T.  138 Anm. 528 Flavius Iuncus  101 Anm. 366, 273 Flavius Norbanus, T.  167 f., 175 Flavius Sabinus, T. (Bruder des Vespasian)  39 f., 49, 54 Flavius Sabinus, T. (cos. II 72, Sohn des cos. 47)  137 Flavius Sabinus, T. (cos. 82, Sohn des cos. II 72)  137, 167 Anm. 1 Flavius Silva Nonius Bassus, L.  98 Flavius Vespasianus, T.  siehe Vespasian Flavius Vespasianus, T. (Sohn des ­ Vespasian)  siehe Titus Fonteius Capito  36, 50 Anm. 105 Galba  35–38, 41–48, 50 f., 128 Anm. 490 Galerius Trachalus, P.  49 Anm. 98 Gamaliel  112 f. Gamaliel II.  111–116 Gavius Fronto, L.  199 Georgius Kedrenus  264 Anm. 185 Germanicus 48 Gregorius Abu al Faraj  195 Anm. 114 Hadrian  13, 21 f., 24–28, 31 f., 89, 101, 159, 185, 190, 199, 204 f., 207–210, 213–227, 288 Anm. 56, 229–252, 255–265, 267–274, 275 Anm. 228, 276, 278–280, 282 Anm. 254 u. 258, 283, 285–288, 293 f., 295 Anm. 309, 299–303, 308, 311, 315, 317 f., 321–324, 326, 331 f., 337–342, 347–350 Haterius Nepos Atinas Probus Publicius Matenianus, T.  321 f., 337 Hegesipp  117 Anm. 443, 123 Anm. 465 Helvidius Priscus, C. (der Ältere)  61, 63 Helvidius Priscus (der Jüngere)  171 Heras 147 Herennius Senecio  137 Anm. 522, 140 Anm. 536 Hermaiscus 180

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Register

Herodes (I.) der Große  132, 141, 148, 151 Anm. 587, 277, 282 Anm. 254, 307 Herodes (II.) von Chalkis  142, 144 Anm. 551, 151 Anm. 587 Herodes Philipp  102 Anm. 374, 142 Hillel  110, 113 Anm. 425 Hordeonius Flaccus, M.  37 Horus  157 Anm. 612, 339 Anm. 490 Hygieia 249 Immi  336 Anm. 474 Isis  68 f., 157 Anm. 612, 211 Iulia (Tochter des Titus)  137, 177 Iulian Apostata  139 Anm. 531, 252, 281 f. Iulius Africanus, Sex.  110 Iulius Agrippa, C.  141 Anm. 539 Iulius Agrippa, Herodes  siehe Agrippa I. Iulius Agrippa, M.  siehe Agrippa II. Iulius Alexander (König von Cetis, cos.)  141 Anm. 539 Iulius Alexander Berenicianus, C.  141 Anm. 539, 188, 208 Iulius Alexander, Tib.  57, 61, 84, 119, 132, 142, 148, 183 Anm. 62, 345 Iulius Archelaus  151 Iulius Caesar, C.  18, 41, 70, 125 Anm. 475, 148, 294, 345 Iulius Civilis  36, 54, 62 Anm. 179 Iulius Frontinus, Sex.  177 Iulius Lupus, Tib.  98 Anm. 350, 120 Iulius Quadratus Bassus, C.  189, 209 Anm. 170, 216 Anm. 11, 218 f. Iulius Sabinus  41 Iulius Severus, C.  333 Anm. 459 Iulius Severus, Cn. Minicius Faustinus Sex.  318 Anm. 397, 321 f., 324, 333 Anm. 459, 334, 337 Iulius Ursus, L.  177 Iulius Vindex, C.  35 f., 41 f., 47, 304 Iunius Arulenus Rusticus, Q.  137 Anm. 522 Iunius Silanus, M.  41 Iuno 91 Iuppiter  40, 42, 64, 124, 127 Anm. 487, 210 f., 247 f., 278–280, 283, 339 Jehoschua b. Chananja  252, 257 Anm. 157 Jehuda b. Ilai  290 f., 294, 312 Anm. 374 Jehuda ha-Nasi  29, 111, 312 Anm. 374, 326, 327 Anm. 435 Jischmael 314 Jochanan b. Nuri  329

Jochanan b. Torta  311 Jochanan b. Zakkai  111 f., 114 Anm. 431, 166 Jonathan (der Weber)  121, 151, 195 Jose b. Meschullam  334 Josephus  24, 27, 49 Anm. 102, 58 f., 64 Anm. 193, 66, 106, 111, 113, 121, 143 Anm. 545, 149–154, 155, 160, 293 f., 346 Justus von Tiberias  144, 151 Konstantin der Große  283 Kore  210 f. Kyrus  166, 194 Laberius Maximus, L.  104 Laberius Maximus, M’.  215 Larcius Lepidus, A.  84 Licinius Crassus Frugi, M. (cos. 27)  44 Anm. 65 Licinius Crassus Frugi, M. (cos. 64, Sohn des cos. 27)  44 Anm. 65, 170 Anm. 13 Licinius Crassus Scribonianus  44 Anm. 64, 53 Licinius Crassus, M.  44 Licinius Mucianus, C.  38, 40, 50–53, 55, 62, 66 Licinius Proculus  49 Anm. 98 Licinius Sura, L.  176 Livia  42, 148 Anm. 574 Livia Ocellina  42 Lucilius Bassus, Sex.  39, 97 f., 104 Lulianus  204 Anm. 150, 205 f., 252 Lusius Quietus  188, 190, 203–212, 216, 240–243, 252, 259, 347, 349 Lysanias 142 Lysimachus 156 Manetho 156 Manu VII. bar Izat  220 Marciana 214 Marcius Turbo, Q.  189 f., 196, 197 Anm. 121, 198, 204, 207 Anm. 158, 209, 218, 219 Anm. 22 Mariamme (Schwester des Agrippa II.)  151 Anm. 587 Marius Celsus, A.  45, 49 Anm. 98 Mars  339 f. Matidia (die Ältere)  214 Maximus Santra, App.  188, 208 Meir  334, 336 Mettius Epaphroditus, M.  siehe ­ Epaphroditus (Grammatiker)

Register Michael Syrus  195 Anm. 114 Minerva 80 Minicius Fundanus, C.  236 Mose  16, 121, 153, 156 f., 296 Mummius Sisenna, P.  322 Mummius, L.  270 Narcissus 49 Neapolitanus 142 Nebukadnezzar II.  76 Neratius Priscus, L.  215 Anm. 7 Nero  23, 35–38, 40–42, 44–50, 53, 58, 97, 118, 122, 142, 164 Anm. 654, 168, 171, 185, 215 Anm. 9, 230 Anm. 64, 266 Nerva  21 f., 24, 131, 134–136, 139 f., 167 Anm. 2, 168–174, 176–179, 181, 215 Anm. 9, 300, 340 f., 345–347 Nicanor  206 Anm. 155 Nicephorus Kallistus  264 Anm. 185 Nike  143, 249 Nymphidius Sabinus, C.  37, 41, 44

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Poblicius Marcellus, C. Quinctius Certus  322, 337 Pompeia Plotina  siehe Plotina Pompeius Collega, Cn.  117 Pompeius Falco, Q. Roscius Coelius Murena Silius Decianus Vibullius Pius Iulius ­ Eurycles Herculanus  245, 273 Pompeius Longinus, Cn.  176 Anm. 37 Pompeius Magnus, Cn.  44, 76, 115, 157, 308 Pompeius Magnus, Cn. (Sohn des Licinius Crassus Frugi, cos. 27)  44 Anm. 65 Pompeius Trogus  156 Anm. 609 Pompeius Vopiscus, L.  46 Anm. 77 Pomponia Graecina  141 Pontius Pilatus  65 Anm. 197, 277 Poppaea Sabina  46 Porcius Festus  148 Anm. 572 Ptolemaeus II.  153 Publicius Certus  171 Publilius Celsus, L.  216

Ofonius Tigellinus  37 Osiris  157 Anm. 612, 200 Anm. 135 Osroes I.  185, 187, 220 Otho  36 f., 43–50, 52, 128 Anm. 490

Quinctius Atticus, C.  54

Pakorus II.  185 Panodorus  224 f. Pappus  204 Anm. 150, 205 f., 252 Parthamasiris  185, 187, 217 Anm. 14 Parthamaspates  187 Anm. 79, 188, 189 Anm. 88, 213, 217, 220 Paulus (Apostel)  112, 148 Anm. 572, 253, 293 f., 300 Anm. 329 Paulus von Tyrus  181 Anm. 54 Pedo Vergilianus, M.  186 Peducaeus Colonus, L.  129 Anm. 494 Peisistratus 234 Petillius Cerialis, Q.  62 Petronia  49 Anm. 101 Petronius Secundus, T.  167–170 Phasael (Bruder des Herodes I.)  151 Anm. 587 Phasael (der Jüngere)  151 Anm. 587 Plautius, A.  141 Plinius Secundus, C. (der Ältere)  71, 73, 76, 91, 106, 159 Plinius Caecilius Secundus, C. (der Jüngere)  22, 50, 169, 171, 174 f., 179, 184 Plotina  180 f., 214

Sabina  214, 267, 268 Anm. 199 Salampsio  151 Anm. 587 Salathiel 160 Salome Komaise  320 Salome  148 Anm. 574 Salonia Matidia  siehe Matidia Salvius Otho Cocceianus, L.  46, 168 Anm. 5 Salvius Otho Titianus, L.  46 Anm. 77, 49 Salvius Otho, M.  siehe Otho Schimon b. Gamaliel  112 f., 289 Anm. 283 Schimon b. Gamaliel II.  111 Schimon b. Giora  66 Anm. 201 Schimon b. Jochai  311, 314 Anm. 384 Schimon b. Kosiba  31, 111, 116, 290 Anm. 286, 293 f., 305–307, 309, 311–316, 335 Anm. 469 Schimon b. Menasja  334 Scribonius Proculus, P. Sulpicius  50 Anm. 105 Scribonius Rufus, P. Sulpicius  50 Anm. 105 Septimius Severus  228, 276 Anm. 230 Serapis  56, 58, 180 f., 210 f., 277

Rammius Martialis, Q.  196, 200 Rutilius Lupus, M.  182, 191

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Seth (Typhon)  157 Anm. 612, 200 Anm. 135, 339 Anm. 490 Sextilia (Mutter des Vitellius)  47 Shelamzion  106 Anm. 389 Sosius Senecio, Q.  176, 245 Anm. 120 Sosius, C.  76 Soumaios 320 Statilia Messalina  46 Suetonius Paullinus, C.  49 Anm. 98 Sulpicius Galba, Ser.  siehe Galba Tabi  95 Anm. 337 Tampius Flavianus, L.  39, 53 Tellus 342 Tettius Crescens, L.  202, 204, 206 Theudas  121 Anm. 459 Thrasea Paetus, P. Clodius  137 Anm. 522 Tiberius  48 Anm. 95, 91, 133 Anm. 505, 136 Anm. 518 Tineius Rufus, Q.  107, 261, 318, 322, 330 Anm. 448 Tiridates 185 Titius Frugi, M.  84 Titius Lustricus Bruttianus, M.  209 Anm. 169, 242 Titus  21–23, 38, 49–52, 58–61, 63 f., 67–69, 71, 73–90, 92, 98, 102, 105 f., 117–119, 131, 137, 143, 146–150, 154, 168, 177, 179, 203 Anm. 145, 204, 239 f., 257, 264, 272, 277, 308, 339 f., 343, 345 f. Todos  95 Anm. 337 Traian  13, 21 f., 24, 27, 50, 135 f., 145, 159, 170, 172, 174–191, 193, 195, 197–200, 202, 204–210, 211 Anm. 178, 212–218, 220 f., 224 f., 227, 230 Anm. 64, 232, 237, 239–241, 244 Anm. 115, 245, 248 f., 251 f., 256, 259, 266 f., 274, 275 Anm. 227, 278, 297, 322, 340 f., 347, 349 Tryphon 94 Tyche (Fortuna)  143, 248 f. Ulpia Marciana  siehe Marciana Ulpius Traianus, M. (pater)  174 f., 179, 347 Ulpius Traianus, M.  siehe Traian Vaballathus 304 Valerius Asiaticus  47, 53 Anm. 125

Valerius Catullus Messalinus, L.  121 Anm. 460 Valerius Festus, C. Calpetanus Rantius Quirinalis 53 Valerius Paulinus, C.  120 Valerius Proculus, L.  323 Anm. 416 Valerius Serenus  320 Ventidius Cumanus  330 Venus (Aphrodite)  42, 283 Venutius  62 Anm. 179 Verginius Rufus, L.  36 f., 43, 46 f., 50, 171 Vespasian  13, 21–23, 32, 35, 38–40, 49–64, 66 Anm. 203, 67–76, 78–83, 89, 97–99, 101–107, 111 f., 118 Anm. 446, 119–122, 125–130, 132, 135, 143, 146, 147 Anm. 569, 148 Anm. 572, 149 f., 155 Anm. 603, 158, 168, 174, 178 f., 203 f., 210, 227, 230 Anm. 64, 232, 240, 247, 251, 303, 308, 339 f., 343–345, 347, 349 Vespasianus (Adoptivsohn des Domitian)  137 Vettulenus Cerialis, Sex.  84, 97, 101 Anm. 367, 108 Vettulenus Civica Cerialis, C.  136 Anm. 521 Vibia Sabina  siehe Sabina Victoria (Nike)  80, 143, 249, 339 f. Vinius, T.  36, 37 Anm. 19, 43 Anm. 61, 46 Anm. 77 Vipsanius Agrippa, M.  125 Anm. 475 Vitellia (Tochter des A. Vitellius)  47, 53 Vitellius Germanicus (Sohn des A. Vitellius)  47, 51, 53 Vitellius, A.  37–41, 44 Anm. 70, 46–54, 61 f., 66, 72 Anm. 234, 92 Vitellius, L. (cos. III 47, Vater des A. Vitellius) 47 f. Vitellius, L. (cos. 48, Bruder des A. Vitellius) 45, 53 Voconius Saxa Fidus, Q.  323 Anm. 416 Vologaeses II.  185, 220 Vologaeses (Sohn des Sanatrukes)  188 Vonones II.  185 Zenobia 304 Zeus (siehe auch Iuppiter)  234 f., 238 Anm. 92, 247–250, 279

Register

401

Orte Abilene 142 Abu Gosh  99 Adraa 242 Aegyptus  siehe Ägypten Aelia Capitolina  13, 21 f., 90, 94, 99, 221, 239, 248 Anm. 126, 254 f., 262–286, 302, 309, 314, 317 f., 323, 325 f., 331–334, 337, 348, 350 –– Cardo  32, 268–271, 283 –– Forum 282 –– Grabeskirche (Anastasis)  282 f. –– Iuppitertempel  25, 248 Anm. 126, 272, 279–282, 284, 302 –– Kapitol  280 Anm. 246, 282 f. –– Stadtgrenzen  268, 284 Anm. 267 Aelia Mursa  274 Africa (Proconsularis)  43, 45, 49, 53 Anm. 127, 81, 274 Anm. 223 Ägypten  14, 24, 38, 55 Anm. 138, 56 f., 95 Anm. 339, 119 f., 126, 127 Anm. 485, 132, 156, 161, 164, 181 f. Anm. 56, 183 Anm. 63, 189–201, 204, 209, 220 Anm. 29, 223 Anm. 38, 224–231, 234, 239 f., 243, 245 f., 256, 259 f., 262, 264, 273, 295, 297 f., 305, 307, 318, 323, 347 Aila  99, 284 Alexandria  23, 38, 40, 52, 55–58, 61, 66 Anm. 203, 117–122, 129 Anm. 494, 130, 142, 150, 151 Anm. 589, 180–183, 191–193, 195–198, 204 Anm. 150, 220 Anm. 29, 224 Anm. 46, 225, 229, 253, 255, 260, 262, 343, 345 Antinoopolis  264 f., 273, 279 Antiochia  14, 57 Anm. 153, 117 f., 122, 183, 186 f., 191, 195 Anm. 113, 214, 239, 260, 288, 329, 345 Apollinopolis Magna  125 Anm. 476, 126, 136, 192, 199 Apollonia 221 Aquincum 274 Aquinum 45 Arabia  186 Anm. 71, 242, 245 f., 260 f., 288, 297, 320–322, 324, 337 Arabien  296 f. Arca 144 Armenien (Armenia)  144, 151 Anm. 587, 185, 187–189, 202, 217 Arsamosata 187

Arsinoe 126 Ascalon  251, 262 Asia  125 Anm. 475, 141 Anm. 539, 175, 177, 198 Anm. 130, 200, 231, 236, 273 as-Safawi 321 Assyria  187, 217 Athen  139, 148, 187, 233–235, 238, 260 Auranitis  145, 146 Anm. 564, 321 Anm. 411 az-Zawiye  318 Anm. 398 Babylon  110, 160 f., 164, 188, 191 Anm. 98, 346 Baetica  36, 174, 274 Anm. 223, 286 Baru 320 Batanäa  142, 146 Batnae 187 Bedriacum  37, 39 Belgica  47, 176 Berenice 221 Berg Arbel  319 Berytus  38, 148 Anm. 575, 202 Anm. 142 Bet Guvrin  207, 318 Bet Shean  siehe Scythopolis Bethar  313, 325 Binyane Ha’uma  99 f. Bostra  242, 245, 261 Britannien (Britannia)  62 Anm. 179, 73, 76, 141, 196 Anm. 120, 177, 190, 232, 322, 324, 339 Brundisium 62 Bulla Regia  274 Anm. 223 Caesarea  31, 79, 98 f., 101, 103, 118 Anm. 446, 120, 211, 242, 245, 261, 273, 276, 316, 323, 344 Caesarea Philippi  143 Caparcotna  211, 235, 241 f., 244–246, 261, 323 Capitolias 279 Carales 202 Carnuntum 274 Clunia 36 Cremona 39 Creta et Cyrene  49, 121, 151 Cyrene  121, 190 Anm. 94, 191, 193 Anm. 106, 195 Anm. 116, 197, 199, 221–223, 229

402

Register

Dakien (Dacia)  189 f., 202, 209 Anm. 170, 216, 218 f., 316 Anm. 393 Damascus 260 Dekapolis  245, 261, 279 Diocaesarea  siehe Sepphoris Edessa  187 f., 208 Ein Targhuna  197 Eirenopolis  siehe Sepphoris Elegeia 187 el-Jai-Höhle 267 Elqana  318 Anm. 398 Emmaus Nicopolis  101 Anm. 364 Emmaus (Motza)  99, 101, 104 f. En Gedi  106, 109, 315 Ephesus  233, 234 Anm. 78, 249 Anm. 133 Euphrat  29, 219, 246 Flavia Neapolis  siehe Neapolis (Nablus) Gaba 251 Galiläa  24, 29, 113, 142, 149, 151 Anm. 590, 179, 203, 206 Anm. 156, 244 Anm. 115 u. 116, 247, 250, 259, 261, 319, 325 Gallia Lugdunensis  35 f. Gamala  143, 149 Garizim (Berg)  97 Anm. 345, 101, 247 f. Gaulanitis 142 Gaza  251, 262, 267 Gerasa  242 f., 260, 321 Anm. 410 Germanien  37, 48, 50 Anm. 105, 54, 62 Anm. 179, 80–82, 175, 344 –– Germania inferior  36, 175 f. –– Germania superior  43, 175 f. Givat Ram  99 Hadrianopolis (Hadriane)  221 Hamat Gader  257 Hamat Tiberias  110 Anm. 408 Hatra  189 f., 213 Hauran 297 Hebron  109 Anm. 406, 267, 318 Hermopolis  196 Anm. 118 Herodium  65, 97, 99, 306 Anm. 344, 309, 315, 344, 349 Hierapolis (Phrygien)  269, 271, 278 Hispania  siehe Spanien Horvat ’Ethri  108, 325 Anm. 427 Horvat Burgin  325 Anm. 427 Hostilia 39

Iapha 179 Idumäa  81, 297 Iotapata 179 Ir Nachasch  304 Anm. 337 Isaura Vetus  91 Israel  16, 31 f., 116, 141, 161–163, 204 Anm. 150, 258, 289, 305–307, 335 Italica  174, 274 Anm. 223, 275 Anm. 228 Italien  37 f., 92, 131 Anm. 498, 150, 170, 172, 213, 217, 323 f., 347 Iudaea  13 f., 17, 20–26, 28, 31 f., 34 f., 38, 50, 52, 59, 61, 63–65, 66 Anm. 203, 67–80, 82–84, 91, 95–98, 102 Anm. 374, 103, 106 f., 109, 114 f., 117–119, 122, 123 Anm. 465, 124 f., 128, 141–144, 147 f., 150, 159 Anm. 621, 160, 174, 179, 190, 195, 201–210, 212, 216, 231, 235, 2­ 38–246, 249–252, 256–262, 266 Anm. 193, 271–273, 275 f., 284 Anm. 268, 285 f., 288, 290, 293 f., 297, 302 f., 314, 317 f., 321–327, 334–350 Jamnia  siehe Javne Javne  111–113, 114 Anm. 430, 116, 142, 310, 311 Anm. 369 Jericho  106, 179, 318 Jerusalem  13–15, 21 f., 27, 59, 61–63, 65, 74–76, 86–91, 93–102, 104–106, 111 f., 127, 133 Anm. 504, 142–144, 149, 156, 160–162, 165, 195, 210–212, 239–241, 251–256, 261, 263–265, 268–280, 283 f., 307–310, 314, 317, 326, 331–334, 340, 343 f., 346, 348 f. Jesreel-Ebene  241, 245 Joppe 101 Jordanien  141, 321 Judäa  14, 16, 20, 34, 59 f., 101, 144, 158, 237, 238 Anm. 92, 273, 275, 285, 319, 325, 344, 348 Kaphethra 108 Karanis  126, 127 Anm. 486, 199, 228 Karmel (Berg)  57 Anm. 147, 58 Karthago  36, 45, 91, 278 Kasion (Berg)  288 Kefar ’Otnay  siehe Caparcotna Khirbet ’Arak Hala  99 Anm. 356, 207 Khirbet Badd ’Isa  108, 325 Anm. 427 Khirbet En el-Kizbe  325 Anm. 427 Khirbet Umm el ’Umdan  108, 325 Anm. 427

Register Khirbet Wadi Hamam  244 Anm. 115, 319, 325 Anm. 427 Kommagene  128 Anm. 490, 142 Anm. 542, 144 Korinth  38, 49, 100 f. Anm. 363, 270 f., 278 Ktesiphon  187 f., 190, 191 Anm. 98, 193, 217 Kyrenaika  14, 24, 117, 121 f., 151, 189 f., 193–201, 204, 209, 221–224, 230 f., 243, 347 Lares  274 Anm. 223 Legio  siehe Caparcotna Leontopolis  95, 127 Anm. 483 Libanon  141 f., 144 Lod 318 Lugdunum  36, 47 Lusitania  36, 286 Lycia et Pamphylia  245, 323 Anm. 416 Mabartha 101 Machaerus  65, 98 f., 320, 344, 349 Mahoza 320 Masada  65, 98 f., 106, 344, 349 Mauretanien (Mauretania)  190, 219, 274 Meggido 241 Memphis  196 Anm. 118 Mesopotamia (Provinz)  187 f., 198, 217 Mesopotamien  187–190, 194, 200, 204, 297, 347 Migdal 145 Milet 174 Moesia  38 f., 190 Mogontiacum 36 Motza  siehe Emmaus (Motza) Nabatäerreich  216, 245, 296 f. Nahal Mikhmash(Wadi Suweinit)  267 Nahal Prat (Wadi Qelt)  267 Narbo 37 Neapel 35 Neapolis (Nablus)  32, 97 Anm. 345, 99, 101, 247 f., 250 f., 273, 276, 344 Nicaea 264 Nicomedia 264 Nicopolis  197 Anm. 121, 246, 323 Anm. 419 Nisibis  187 f., 208 Orine  100, 274 Osrhoene  187 f., 217, 220, 297 Oxyrhynchus 228

403

Palästina  29, 31 f., 110, 111 Anm. 416, 114 Anm. 430, 124 Anm. 470, 189, 208, 239, 322 Anm. 414, 330 Anm. 447, 335 Palmyra 260 Pannonien (Pannonia)  38 f., 176 Anm. 36, 199 Anm. 133, 219 Anm. 22 Paphos 58 Pella  243, 245 Pelusium  196 Anm. 118, 260, 262, 288 Peräa  142, 179, 320 Pergamon 233 Persischer Golf  188, 190 Petra 261 Philadelphia  261 f. Ptolemais (Akko)  242, 245, 251, 261 Anm. 170 Ptolemais (Kyrenaika)  197 Qalunyia  101 Anm. 364 Qazion  94 Anm. 333 Qiryat Sefer  siehe Khirbet Badd ’Isa Rom  21–25, 27, 30, 37–40, 51–53, 55, 58, 61–66, 71 f., 75 f., 82 f., 85, 91, 93, 115, 121 f., 123, 128–130, 133 Anm. 504, 138 f., 143, 147, 149–152, 154 f., 157, 159, 167, 173, 177, 180 f., 200, 215, 218, 220, 231, 239 f., 260, 285, 324, 338 f., 343, 349 –– amphitheatrum flavium  71, 343 –– Arco di Camigliano  68 f., 70 Anm. 218 –– arcus ad Isis (Hateriergrab)  68 f. –– Circus Maximus  68 Anm. 209, 75 f., 78, 87 –– Isistempel (Iseum Campense)  58, 64, 66 Anm. 203, 68 Anm. 210, 69 –– Iuppitertempel (Kapitol)  40, 64, 127, 131 Anm. 497 –– Kapitol  40, 54 f., 61, 92, 125, 127 –– templum pacis  27, 70 f., 93, 343 –– Titusbogen (via sacra)  68 f., 77 f., 80 Rotes Meer  99 Salamis (Zypern)  199, 224 Samaria  101, 273, 344 Sarmizegetusa 278 Satala 187 Schefela 319 Scythopolis  98, 243, 245, 251, 261, 319, 338 Sebaste  211 Anm. 180, 251, 276 Anm. 230

404

Register

See Genezareth  66 Anm. 201, 108, 142, 319 Seleukia 188 Selinus  213, 239 Sepphoris  102, 143 Anm. 545, 206 Anm. 156, 242, 247–251, 259, 261, 279, 294, 329 –– Diocaesarea  248, 261, 279 –– Eirenopolis 248 Shu’fat 100 Smyrna  16, 233, 234 Anm. 78, 249 Anm. 133 Spanien (Hispania)  35, 37, 43, 70, 128 Anm. 490, 175, 219, 286 Syria Palaestina  16, 31 f., 107, 110, 276 Anm. 230, 284 Anm. 268, 286, 297, 320, 334, 337 f. Syrien (Syria)  38, 51, 65, 97, 103, 114–116, 126 Anm. 481, 174 f., 179, 187, 189, 204 Anm. 150, 209 Anm. 170, 210 Anm. 173, 213–215, 218 f., 231, 233, 239, 245 f., 260, 276, 318, 334

Tekoa 315 Tel Shalem  263. Anm. 181, 319, 338 Thaenae  274 Anm. 223 Thrakien  49, 286 Tiberias  100 Anm. 358, 102, 110 Anm. 408, 142–145, 151, 179, 247, 249–251, 257, 261, 294 Tipasa  274 Anm. 223 Totes Meer  31, 99 Anm. 353, 159 Anm. 621, 297, 318, 320, 325 f. Trachonitis  142, 146 Anm. 564

Tarent 170 Tarichaea  142, 145, 179 Taucheira 221 Tebtunis  297 Anm. 317

Wadi al Hashad  321

Urbs Salvia  98 Utica  274 Anm. 223 Veii 91 Vensontio 36 Verona 39 Vesuv  141 Anm. 539, 164 Vetera 62 Viminacium 274

Zama Regia  274 Zoar 320

Sachen Acta Alexandrinorum  180 f., 183 f. Acta Hermaisci  180–182 Acta Pauli et Antonini  183 Anm. 63 Apollonius-Archiv  192 f. Atheismus  23, 136, 138 f. auctoritas  40, 55, 67, 343 Balsam  106 f., 109, 159 Anm. 621 Bereshit Rabbati  330 Anm. 448 Beschneidungsverbot  25, 237 f., 272, 276 Anm. 232, 286–302, 328, 330, 332, 348 f. Bilderverbot  102, 143 Anm. 545, 148, 157 f., 250 Anm. 137, 277, 307, 326 Cancelleria-Reliefs  62 Anm. 176 Codex Einsidlensis 326  75 Anm. 256 epispasmos  290 Anm. 286, 291–292 evocatio 90–93

fiscus Alexandrinus  129 f. fiscus Asiaticus  129 fiscus frumentarius  129 Anm. 494 fiscus Iudaicus  128–131, 133–135, 138–140, 172 f., 227 f. Forma Urbis Romae  68 Anm. 210, 70 Anm. 219, 75 Anm. 256 Germanicus  48, 79 f., 341 Gottesfürchtige  123 Anm. 467, 132, 134, 140 Anm. 534 Hadrianische Verfolgung  238, 326–328, 331, 337 Hanukka 327–329 Hystaspesorakel  60 Anm. 164 Iudaea recepta  72, 340 Iudaios/Iudaeus  14–18, 335 Anm. 470 ius italicum  102, 128 Anm. 490, 275

Register Jüdische Sekten  17, 310 Judensteuer  23 f., 107, 117, 123–128, 130–136, 138, 170 f., 173, 178 f., 192, 194, 199, 228 f., 231, 278, 345–347, 349 f.

ornamenta consularia  144 ornamenta praetoria  143 f. ornamenta triumphalia  43, 49, 66, 168, 174, 179, 322, 338

Kastrationsverbot  25, 299 f.

Parthicus  187, 190, 341 Passafest  95 f. Patriarch (jüdischer)  siehe nasi Pax  63, 70, 72, 218, 229, 339 f. Petrusapokalypse  312 f. Anm. 376 plebs  46, 133 f., 172 f. Proselyten  17, 123 f., 132, 134, 135 Anm. 514, 140 Anm. 534, 153, 158, 299 Purim 329

Laubhüttenfest  siehe Sukkot legio I Macriana Liberatrix  45 legio II Augusta  49 legio II Traiana  19 Anm. 22, 209–212, 219, 240 Anm. 102, 241–246, 323 legio III Augusta  36, 45, 53 legio III Cyrenaica  197 Anm. 121, 210–212, 219, 245 f., 277, 323 Anm. 419 legio III Gallica  38, 39 Anm. 29 legio IV Macedonica  36 legio V Macedonica  84, 97 legio VI Victrix  36 legio VII Galbiana  38 legio X Fretensis  32, 84, 97–99, 174, 210, 212, 241, 244, 261, 270 f., 273, 277, 284, 323, 344, 348 legio XV Apollinaris  51, 84 legio XXII Deiotariana  197 Anm. 121, 246, 323 Anm. 420, 324 Anm. 421 legio XXII Primigenia  36 maiestas  55, 139, 343 maiestas-Klagen  136, 138 f., 140, 152, 154, 171, 173, 178, 226 f. nasi  109–116, 305 Anm. 340, 306

405

religio licita  15, 18 saeculum aureum  342 Schema Israel  327 Suda  197 f. Sukkot (Laubhüttenfest)  165, 289, 307–309, 327–329 Synagoge  94 Anm. 333, 109 f., 118 Anm. 446, 197, 204 Anm. 150, 228, 334 Anm. 463 Traianstag  205 f. tributum soli  102 tumultus Iudaicus  14, 190, 222 f. via nova Traiana  242, 261 vicennalia  285 Anm. 269

406

Register

Stellen Griechisch-römische Schriften Appian von Alexandria App. Arabicus liber Frg. 19  196 Anm. 118 App. civ. 2,380  197 Anm. 123, 198 Anm. 129 App. Syr. 50,252  309 Anm. 359 Arrian Arr. an. 3,3  56 Anm. 140 Arr. an. 7,14,5  198 f. Anm. 131 Arr. Ind. 13,13  198 f. Anm. 131 Arr. Parth. Frg. 34  187 Anm. 76 Arr. Parth. Frg. 35  187 Anm. 76 Arr. Parth. Frg. 40  187 Anm. 77 Arr. Parth. Frg. 79  198 Aulus Gellius Aulus Gellius 16,13,4  275 Anm. 228 Aurelius Victor Aurel. Vict. 5,17  40 Anm. 40 Aurel. Vict. 9,4  63 Anm. 185 Aurel. Vict. 13,1  174 Anm. 30 Aurel. Vict. 13,11  213 Anm. 3 Aurel. Vict. 13,13  214 Anm. 5 Cassiodor Cassiodor, variae 10,30,1  78 Anm. 272 Celsus Celsus, de medicina 7,25,1  292 Anm. 296 Chronicon Paschale Chron. Pasch. ad Had. 3  264 Anm. 185, 280 Anm. 246, 325 Anm. 428 Chron. Pasch. ad Had. 16  264 Anm. 187 Chron. Pasch. ad Had. 18  264 Anm. 187 Chronograph von 354 Chron. ann. 354 ed. Mommsen 146  70 Anm. 218, 71 Anm. 230, 172 Anm. 24 Cicero Cic. Att. 2,9,1  76 Anm. 260 Cic. Flacc. 28,67  125 Anm. 475

Codex Theodosianus CTh 16,8,8  110 Anm. 408 CTh 16,8,13  110 Anm. 408 CTh 16,8,18  329 Anm. 444 CTh 16,8,29  109 Anm. 407 Digesten Dig. 1,2,2,32  172 Anm. 25 Dig. 1,15,1,6  102 Anm. 370 Dig. 1,15,8,7  102 Anm. 370 Dig. 48,8,3,4  300 Anm. 325 Dig. 48,8,4,2  300 Anm. 326 Dig. 48,8,5  300 Anm. 326 Dig. 48,8,6  300 Anm. 325 Dig. 48,8,11,pr.  298 Dig. 50,15,1,6  276 Anm. 229 Dig. 50,15,3  126 Anm. 481 Dig. 50,15,8,7  276 Anm. 229 Cassius Dio Dio 37,16,5–17,1  16 Dio 60,8,2–3  144 Anm. 551 Dio 62,7  196 Anm. 120 Dio 63,4  185 Anm. 69 Dio 63,8,21  46 Anm. 81 Dio 63,8,22–9,1  45 Anm. 73 Dio 63,15,2  47 Anm. 86 Dio 63,22,1  35 Anm. 4 Dio 63,22,3–6  41 Anm. 45 Dio 63,24  36 Anm. 9 Dio 63,25,2  43 Anm. 57 Dio 63,29,3  40 Anm. 40 Dio 63,29,6  43 Anm. 55 Dio 64,2  47 Anm. 89 Dio 64,7,3  48 Anm. 96 Dio 64,8,1 f.  59 Anm. 160 Dio 64,11  39 Anm. 32 Dio 64,17,3  54 Anm. 133 Dio 64,22  53 Anm. 124 Dio 64,22,2  49 Anm. 100 Dio 65,1,4  59 Anm. 159 Dio 65,3,1  41 Anm. 46 Dio 65,6,2  87 Anm. 304 Dio 65,7,2  65 Anm. 198, 68 Anm. 208, 125 Anm. 476, 127 Anm. 487, 135 Anm. 515

Register Dio 65,8,1  56 Anm. 142 Dio 65,8,2–4  129 Anm. 494 Dio 65,9,2a  61 Anm. 170 Dio 65,9,3  62 Anm. 176 Dio 65,10,1  62 Anm. 178 Dio 65,10,2  61 Anm. 169 Dio 65,12,1  63 Anm. 185 Dio 65,12,1a  66 Anm. 201, 67 Anm. 207 Dio 65,15,1  70 Anm. 219 Dio 65,15,4  144 Anm. 551, 147 Dio 65,15,5  147 Anm. 571 Dio 65,16,3 f.  147 Anm. 570 Dio 66,17,1  26 Anm. 31 Dio 66,18,1  147 Anm. 569 Dio 66,24,2  70 Anm. 218 Dio 66,25  71 Anm. 230 Dio 67,2,3  300 Anm. 325 Dio 67,2,6  77 Anm. 264 Dio 67,3,3  139 Anm. 529 Dio 67,4,1–3  81 Anm. 283 Dio 67,4,2  177 Anm. 42 Dio 67,4,5  139 Anm. 529 Dio 67,9,6  139 Anm. 529 Dio 67,11,1  176 Anm. 35 Dio 67,11,2–13  139 Anm. 529 Dio 67,12,1–5  139 Anm. 529 Dio 67,13,1–4  139 Anm. 529 Dio 67,13,2  137 Anm. 522, 140 Anm. 536 Dio 67,14,1 f.  137 f., 167 Anm. 1 Dio 67,14,2  117 Anm. 443 Dio 67,14,3  141 Anm. 537 Dio 68,14,5  245 Anm. 119 Dio 67,15,1–2  167 Anm. 2 Dio 67,15,5  168 Anm. 5 Dio 68,1,1–2  171 Anm. 16 Dio 68,1,2  139 Anm. 529 Dio 68,2,1  171 Anm. 16 Dio 68,2,3  172 Anm. 22 Dio 68,2,4  171 Anm. 17, 300 Anm. 325 Dio 68,3,2  170 Anm. 13 Dio 68,3,3  170 Anm. 14 Dio 68,3,4  176 Anm. 36 Dio 68,9,6  188 Anm. 85, 218 Anm. 15 Dio 68,14,5  186 Anm. 71 Dio 68,15,5  233 Anm. 72 Dio 68,16,2  216 Anm. 12 Dio 68,17  187 Anm. 76 Dio 68,17,1  185 Anm. 68 Dio 68,18,2–20,4  187 Anm. 77 Dio 68,21  187 Anm. 78 Dio 68,22  187 Anm. 79

407

Dio 68,24–25  187 Anm. 78 Dio 68,25,1  186 Anm. 74 Dio 68,26,42  188 Anm. 80 Dio 68,26 f.  187 Anm. 79 Dio 68,28,1–2  188 Anm. 80 Dio 68,28,3  188 Anm. 81 Dio 68,28,4  194 Anm. 111 Dio 68,29,1  188 Anm. 81 Dio 68,29,4  188 Dio 68,30,1–2  188 Anm. 84, 209 Dio 68,30,2  208 Anm. 163 Dio 68,30,3  188 Anm. 86, 189 Anm. 88 Dio 68,31–32  189 Anm. 87 Dio 68,32  190 Anm. 94 Dio 68,32,1  193 Anm. 106, 196 Anm. 117, 213 Anm. 3 Dio 68,32,1 f.  195 Anm. 113, 196 Dio 68,32,2  221 Anm. 30 Dio 68,32,2 f.  197 Anm. 126 Dio 68,32,3  199 Anm. 133, 209, 224 Anm. 44, 333 Anm. 458 Dio 68,32,5  207–209 Dio 68,33,1  209 Anm. 170 Dio 68,33,1 f.  213 Anm. 3 Dio 68,33,2  188 f. Anm. 86 Dio 68,33,2 f.  214 Anm. 4 Dio 69,1–2  214 Anm. 5 Dio 69,1,2  215 Anm. 7 Dio 69,2,1  209 Anm. 170 Dio 69,2,1–3  215 Anm. 8 Dio 69,2,4  217 Anm. 13 Dio 69,2,5  216 Anm. 12 Dio 69,2,6  217 Anm. 13 Dio 69,5,1  257 Anm. 158 Dio 69,5,3  233 Anm. 72 Dio 69,6,3  257 Anm. 159 Dio 69,8,1a  225 Anm. 48 Dio 69,9,5  232 Anm. 68 Dio 69,11,1  220 Anm. 29, 233 Anm. 75, 261 Anm. 169 Dio 69,11,2  26 Anm. 31 Dio 69,12,1  248 Anm. 126 Dio 69,12,1–2  263 Anm. 183, 272 Anm. 211, 279 Anm. 244 Dio 69,12,2  274 Anm. 220 Dio 69,12,2 f.  318 Anm. 396 Dio 69,13,1  244 Anm. 114, 275 Anm. 226 Dio 69,13,1 f.  318 Anm. 397 Dio 69,13,2  321 Anm. 408, 322 Anm. 412, 333 Anm. 459 Dio 69,14,1 f.  322 Anm. 414

408

Register

Dio 69,14,2  325 Anm. 427 Dio 69,14,3  323 Anm. 415 Dio 69,14,4  333 Anm. 459 Dio 69,16,1  233 Anm. 74 Dio 69,16,2  233 Anm. 76 Dio 72,4,1  196 Anm. 120 Dio Chrysostomos Dio Chrys. 3,127  273 Anm. 215 Dio Chrys. 32,72  129 Anm. 494 Dio Chrys. 32,95  181 Anm. 56 Dio Chrys. apud Synesius, vita Dionis  159 Anm. 621 Diodor Diod. 1,55,5  295 Anm. 306 Diod. 1,8,2–3  295 Anm. 306 Diod. 40,4  76 Anm. 260 Epiktet Epikt. diatr. 1,11,12–13  159 Anm. 621 Epikt. diatr. 1,22,4  159 Anm. 621 Epikt. diatr. 2,9,19–21  159 Anm. 621 Epitome de Caesaribus Epit. de Caes. 10,5  147 Anm. 568 Epit. de Caes. 11,9  176 Anm. 35 Epit. de Caes. 12,2  169 Anm. 8 Epit. de Caes. 12,4  172 Anm. 23 Epit. de Caes. 12,5  171 Anm. 19 Epit. de Caes. 12,6  170 Anm. 13 Epit. de Caes. 12,7 f.  170 Anm. 14 Epit. de Caes. 12,8  167 Anm. 2 Epit. de Caes. 13,6  176 Anm. 38 Epit. de Caes. 14,2  233 Anm. 73 Eutropius Eutr. 7,15,3  40 Anm. 40 Eutr. 7,17,3  47 Anm. 86 Eutr. 7,20,3  63 Anm. 185 Eutr. 7,23,5  70 Anm. 218 Eutr. 8,1  167 Anm. 2 Eutr. 8,2,1  174 Anm. 30 Eutr. 8,3,1  187 Anm. 77 Eutr. 8,3,2  187 Anm. 79 Eutr. 8,6,1  214 Anm. 5 Eutr. 8,6,2  187 Anm. 79, 217 Anm. 14, 218 Anm. 17 Eutr. 8,7,1  232 Anm. 68

Festus Fest. brev. 14  187 Anm. 79, 217 Anm. 14, 218 Anm. 17 Fest. brev. 20  187 Anm. 79, 217 Anm. 14, 218 Anm. 17 Frontinus Frontinus, strategemata 2,1,17  73 Anm. 242 Fronto Front. de bello Parthico 2  190 Anm. 91, 323 Anm. 415 Front. princ. hist. 11  217 Anm. 14 Front. princ. hist. 18  187 Anm. 77 Front. princ. hist. 19  188 Anm. 84 Herodot Hdt. 2,104,1–3  295 Anm. 305 Historia Augusta HA Alex. Sev. 43,6 f.  236 Anm. 86 HA Ant. Pius 5,4  301 Anm. 332 HA Ant. Pius 9,7  220 Anm. 27 HA Aurel. 2,2  28 Anm. 38 HA Had. 1,5  233 Anm. 73 HA Had. 2,5  176 Anm. 36 HA Had. 4,4  215 Anm. 7 HA Had. 4,6 f.  214 Anm. 5 HA Had. 4,7  213 Anm. 1 HA Had. 4,8  215 Anm. 7 HA Had. 4,10  214 Anm. 5 HA Had. 5,1  218 Anm. 18 HA Had. 5,2  189, 202 Anm. 138, 224 Anm. 45 HA Had. 5,3 f.  217 Anm. 14 HA Had. 5,4  289 Anm. 282 HA Had. 5,5 f.  215 Anm. 9 HA Had. 5,8  190 Anm. 92, 208 Anm. 166, 210 Anm. 171, 216 Anm. 10, 289 Anm. 282 HA Had. 5,10  218 Anm. 20 HA Had. 6,1–4  215 Anm. 8 HA Had. 6,6  218 Anm. 20 HA Had. 6,7  209 Anm. 169, 219 Anm. 22 HA Had. 6,8  219 Anm. 21 HA Had. 7,1 f.  216 Anm. 12 HA Had. 7,2  205 Anm. 151 HA Had. 7,3  190 Anm. 90, 207 Anm. 158, 209 Anm. 169, 219 Anm. 22 HA Had. 7,4  217 Anm. 13

Register

409

HA Had. 9,1 f.  218 Anm. 18 HA Had. 9,3  217 Anm. 13 HA Had. 11,3  27 Anm. 36 HA Had. 11,7  257 Anm. 158 HA Had. 12,1  226 Anm. 49 HA Had. 12,3  219 Anm. 24 HA Had. 12,8  219 Anm. 23 HA Had. 13,1  233 Anm. 75 HA Had. 13,8  220 Anm. 27 HA Had. 14,2  237 Anm. 89, 288, 294 Anm. 303, 295 Anm. 309 HA Had. 14,4  220 Anm. 29, 260 Anm. 165, 261 Anm. 169 HA Had. 19,1  233 Anm. 74 HA Had. 20,1  257 Anm. 159 HA Had. 21,8  232 Anm. 68, 232 Anm. 71, 340 Anm. 493 HA Had. 21,10  188 f. Anm. 86, 218 Anm. 17 HA Had. 21,11  218 Anm. 15 HA Had. 21,12  194 Anm. 111 HA Had. 22,10  236 HA Heliog. 3,5  93 Anm. 330 HA Heliog. 28,4  289 Anm. 282 HA Quadr. Tyr. 8,3 f.  289 Anm. 282 HA Trig. Tyr. 25,4  68 Anm. 210

Macrobius Macr. sat. 3,9,7  91 Anm. 319 Macr. sat. 3,9,9  92 Anm. 325

Horaz Hor. sat. 1,4,139–143  158 Anm. 618

Philostorgius Philostr. Apoll. 7,8  168 Anm. 5

Iulian Iulian, ad communitatem Iudaeorum  282 Anm. 253 Iulian, ad Theodorum  281 Anm. 252 Iulian, contra Galilaeos 306B  282 Anm. 253

Phlegon von Tralles Phlegon von Tralles, FGrH 257 Frg. 36 III  60 Anm. 164

Iustinus M. Iunianus Iustinus 2,1–3,9  156 Anm. 609 Iuvenal Iuv. 1,130  132 Anm. 502 Iuv. 3,60–63  159 Anm. 624 Iuv. 6,155–160  147 Anm. 571 Iuv. 6,157–160  159 Anm. 622 Iuv. 14,96–106  158 Anm. 618, 159 Anm. 622, 301 Anm. 331 Livius Liv. per. 102  76 Anm. 260

Malalas Malal. 10,45  118 Anm. 446 Malal. 10,46  118 Anm. 446 Malal. 11,3–8  186 Anm. 72 Malal. 11,6  186 Anm. 72 Malal. 11,8  186 Anm. 73 Malal. 11,17  274 Anm. 220 Martial Mart. ep. 2,2  81 Mart. ep. 4,4  159 Anm. 622 Mart. ep. 7,30  159 Anm. 622 Mart. ep. 7,35  159 Anm. 622 Mart. ep. 7,82  159 Anm. 622 Mart. ep. 9,94  159 Anm. 622 Paulussentenzen Paulus, sententiae 5,22,3 f.  299 Anm. 322 Pausanias Paus. 1,5,5  232 Anm. 68 Paus. 1,18,6  234 Anm. 80

Photius Phot. bibl. 33  144 Anm. 552 u. 556 Phot. bibl. 242  248 Anm. 126 Plinius maior Plin. nat. praefatio 20  73 Anm. 241 Plin. nat. 2,226  159 Anm. 621 Plin. nat. 3,30  128 Anm. 490 Plin. nat. 5,66–73  159 Anm. 621 Plin. nat. 5,69  101 Anm. 365 Plin. nat. 5,70  100 Anm. 363 Plin. nat. 5,73  106 Anm. 391 Plin. nat. 7,65  159 Anm. 621 Plin. nat. 7,98  76 Anm. 260 Plin. nat. 12,94  93 Anm. 329 Plin. nat. 12,111  73 Anm. 242 Plin. nat. 12,111–124  159 Anm. 621

410

Register

Plin. nat. 12,113  106 Anm. 391 Plin. nat. 12,123  106 Anm. 392 Plin. nat. 13,26–49  159 Anm. 621 Plin. nat. 19,11  120 Anm. 457 Plin. nat. 28,18  91 Anm. 321 Plin. nat. 28,37  56 Anm. 144 Plin. nat. 28,76  56 Anm. 144 Plin. nat. 36.102  71 Anm. 226 Plinius minor Plin. ep. 2,1  171 Anm. 17 Plin. ep. 4,22,4–6  171 Anm. 19 Plin. ep. 9,13,11  170 Anm. 11 Plin. ep. 9,13,22 f.  171 Anm. 18 Plin. ep. 9,19  43 Anm. 57 Plin. ep. 10,96,2–3  184 Anm. 66 Plin. ep. 10,96,8  184 Anm. 66 Plin. ep. 10,96,9  184 Anm. 67 Plin. ep. 10,97  184 Anm. 65 Plin. paneg. 5,5–6,5  170 Anm. 14 Plin. paneg. 7  50 Anm. 111 Plin. paneg. 9,2  174 Anm. 30, 179 Anm. 48 Plin. paneg. 9,3–5  176 Anm. 36 Plin. paneg. 11,1  77 Anm. 264 Plin. paneg. 14,1  175 Anm. 33, 179 Anm. 48 Plin. paneg. 14,2–5  176 Anm. 35 Plin. paneg. 15,3  175 Anm. 33 Plin. paneg. 16,1  179 Anm. 48 Plin. paneg. 16,3  81 Anm. 285 Plin. paneg. 26–28  172 Anm. 23 Plin. paneg. 36,3–5  172 Anm. 25 Plin. paneg. 38,1  173 Anm. 27 Plin. paneg. 46,1–3  172 Anm. 22 Plin. paneg. 58,3  179 Anm. 48 Plin. paneg. 89,2  174 Anm. 30 Plin. paneg. 94,5  50 Anm. 111 Plutarch Plut. de Iside et Osiride 31  159 Anm. 621 Plut. Galba 2,2  37 Anm. 14 Plut. Galba 3,2  42 Anm. 52 Plut. Galba 4  35 Anm. 3 Plut. Galba 4,2–3  35 Anm. 5 Plut. Galba 5,1  43 Anm. 55 Plut. Galba 6,1  36 Anm. 10 Plut. Galba 6,3  36 Anm. 9 Plut. Galba 6,4  36 Anm. 12 Plut. Galba 9,1  41 Anm. 46 Plut. Galba 20,3  43 Anm. 61 Plut. Galba 21  43 Anm. 61

Plut. Galba 21,1  44 Anm. 63 Plut. Galba 23  37 Anm. 18 Plut. Galba 23,1  43 Anm. 62 Plut. Galba 27,6  45 Anm. 74 Plut. Otho 1,1  45 Anm. 74 Plut. Otho 3,1  46 Anm. 81 Plut. Otho 3,2  46 Anm. 81 Plut. Otho 4,2–3  37 Anm. 20 Plut. Otho 16,2  46 Anm. 84 Plut. Otho 18,2  47 Anm. 86 Plut. Pomp. 45,1–2  76 Anm. 260 Plut. quaestiones convivales 4,44,4–6,2  159 Anm. 621 Ptolemaeus historicus Ptolemaeus historicus, FGrH 199 Frg. 1  292 Anm. 294 Quintilian Quint. inst. 4,1,19  148 Anm. 572 Res Gestae divi Augusti R. Gest. div. Aug. 12  70 Anm. 223 R. Gest. div. Aug. 13  71 Anm. 225 R. Gest. div. Aug. 27  185 Anm. 69 R. Gest. div. Aug. 34  40 Anm. 41 Seneca Rhetor Sen Rhet. Suas. 2,21  76 Anm. 260 Seneca Sen. de superstitione apud Augustinus, de Civitate Dei 6,11  158 Anm. 618 Sen. ep. 108,22  133 Anm. 505 Silius Italicus Sil. Ital. 3,595–606  74 Anm. 251 Sil. Ital. 3,597 f.  73 Anm. 246 Sil. Ital. 3,605 f.  158 Anm. 620 Soranus Soranus, gynaecia 2,34  292 Anm. 296 Statius Stat. Silv 1,1  81 Anm. 283 Strabo Strab. 16,2,2  334 Anm. 466 Strab. 16,2,34  292 Anm. 294 Strab. 16,2,40  76 Anm. 260, 309 Anm. 359 Strab. 17,1,11  129 Anm. 494

Register Strab. 17,1,43  56 Anm. 140 Strab. 17,2,5  295 Anm. 306 Sueton Suet. Aug. 60  238 Anm. 95 Suet. Caes. 6,1  42 Anm. 51 Suet. Claud. 2,1  48 Anm. 95 Suet. Nero 10,1  41 Anm. 43 Suet. Nero 40,4  35 Anm. 3 Suet. Nero 41,1  41 Anm. 45 Suet. Nero 42,1  37 Anm. 13 Suet. Nero 43,2  37 Anm. 13 Suet. Nero 49,2–3  37 Anm. 15 Suet. Nero 57,2  41 Anm. 48, 130 Anm. 495 Suet. Galba 1,1  40 Anm. 40 Suet. Galba 2  42 Anm. 51 u. 52 Suet. Galba 4,1  42 Anm. 52 Suet. Galba 7,1  43 Anm. 54 Suet. Galba 9,2  35 Anm. 5, 43 Anm. 56 Suet. Galba 10,1  43 Anm. 55 Suet. Galba 11  36 Anm. 12 Suet. Galba 14,3  44 Anm. 66 Suet. Galba 15,1  44 Anm. 69 Suet. Galba 16,1  44 Anm. 68 Suet. Galba 17  44 Anm. 63 Suet. Otho 4,2  43 Anm. 61 Suet. Otho 5,1  37 Anm. 18 Suet. Otho 7,1  46 Anm. 81 Suet. Otho 8,1  37 Anm. 20 Suet. Otho 10,2  46 Anm. 83 u. 85 Suet. Otho 12  47 Anm. 86 Suet. Vit. 8,1  41 Anm. 47 Suet. Vit. 11,2  48 Anm. 96 Suet. Vit. 15,3  54 Anm. 133 Suet. Vesp. 1–4  49 Anm. 103 Suet. Vesp. 4,3  53 Anm. 127 Suet. Vesp. 4,4  50 Anm. 104 Suet. Vesp. 4,5  50 Anm. 105, 59 Anm. 160, 59 Anm. 163, 60 Anm. 165 Suet. Vesp. 5,2–6  59 Anm. 159 Suet. Vesp. 5,6  58 Anm. 157 Suet. Vesp. 6,3  38 Anm. 24 Suet. Vesp. 6,4  51 Anm. 114 Suet. Vesp. 7,1  56 Anm. 141, 57 Anm. 147 Suet. Vesp. 7,2  55 Anm. 135, 56 Anm. 142 Suet. Vesp. 8,1  66 Anm. 201 Suet. Vesp. 8,4  128 Anm. 490 Suet. Vesp. 8,5  61 Anm. 169 Suet. Vesp. 9,1  70 Anm. 219, 71 Anm. 230 Suet. Vesp. 14  53 Anm. 125 Suet. Vesp. 16,3  128 Anm. 489

411

Suet. Vesp. 18  73 Anm. 243 Suet. Vesp. 19,2  129 Anm. 494 Suet. Vesp. 25  63 Anm. 185 Suet. Tit. 1  74 Anm. 249 Suet. Tit. 2  51 Anm. 113 Suet. Tit. 4  51 Anm. 113 Suet. Tit. 5,2  63 Anm. 187, 277 Anm. 235 Suet. Tit. 6,1  74 Anm. 248 Suet. Tit. 6,2  147 Anm. 570 Suet. Tit. 7,1  74 Anm. 248, 147 Anm. 568 Suet. Tit. 7,2  147 Anm. 569 Suet. Tit. 7,3  71 Anm. 230 Suet. Tit. 9,3  77 Anm. 261 Suet. Dom. 2,1  66 Anm. 201, 77 Anm. 262 Suet. Dom. 2,3  77 Anm. 261 u. 264 Suet. Dom. 6,1  81 Anm. 286 Suet. Dom. 6,2  176 Anm. 35 Suet. Dom. 7,1  300 Anm. 325 Suet. Dom. 9  137 Anm. 523 Suet. Dom. 10,1  137 Anm. 523 Suet. Dom. 10,2  46 Anm. 84, 136 Anm. 521, 141 Anm. 537, 149 Anm. 577 Suet. Dom. 10,2–4  137 Anm. 522 Suet. Dom. 10,4  137 Anm. 524 Suet. Dom. 11,2  138 Anm. 528 Suet. Dom. 12,2  126 Anm. 480, 130 f. Suet. Dom. 14,1  167 Anm. 2 Suet. Dom. 15,1  137 Anm. 525, 140 Anm. 536, 167 Anm. 1 Suet. Dom. 17  167 Anm. 2 Tacitus Agricola Tac. Agr. 3,1  173 Anm. 27 Tac. Agr. 17,2  177 Anm. 42 Tac. Agr. 21  273 Anm. 214 Tac. Agr. 39,1  81 Anm. 285 Tac. Agr. 44,5  174 Anm. 29 Annales Tac. ann. 6,32,5  47 Anm. 87 Tac. ann. 13,1  41 Anm. 43 Tac. ann. 13,32,2–3  141 Anm. 538 Tac. ann. 15,28  62 Anm. 174 Tac. ann. 15,28,3  132 Anm. 502 Tac. ann. 15,72,1  168 Anm. 6 Tac. ann. 16,23,2  185 Anm. 69 Dialogus de oratoribus Tac. dial. 9,5  73 Anm. 243

412

Register

Germania Tac. Germ. 37,6  81 Anm. 285 Historiae Tac. hist. 1,1,3  155 Anm. 603 Tac. hist. 1,5,1  44 Anm. 68 Tac. hist. 1,6,1  44 Anm. 66 Tac. hist. 1,7,1  36 Anm. 10 Tac. hist. 1,7,1–2  44 Anm. 66 Tac. hist. 1,7,3  43 Anm. 59 Tac. hist. 1,7,3  46 Anm. 79 Tac. hist. 1,10,1  61 Anm. 171 Tac. hist. 1,10,3  60 Tac. hist. 1,11,1  132 Anm. 502 Tac. hist. 1,12,2  43 Anm. 59 Tac. hist. 1,14,1  37 Anm. 17 Tac. hist. 1,15,1  43 Anm. 56 Tac. hist. 1,15,2  44 Anm. 64 Tac. hist. 1,15,3  44 Anm. 65 Tac. hist. 1,16,1  44 Anm. 63 Tac. hist. 1,16,3  43 Anm. 60 Tac. hist. 1,20,1–2  44 Anm. 69 Tac. hist. 1,24,1  43 Anm. 61 Tac. hist. 1,37,3  44 Anm. 66 u. 67 Tac. hist. 1,41–44  37 Anm. 19 Tac. hist. 1,45,2  45 Anm. 74 Tac. hist. 1,48,1  44 Anm. 64, 53 Anm. 130 Tac. hist. 1,49,4  43 Anm. 58 Tac. hist. 1,50,4  53 Anm. 131 Tac. hist. 1,52,3–4  47 Anm. 87 Tac. hist. 1,55–57  37 Anm. 16 Tac. hist. 1,59,2  47 Anm. 90 Tac. hist. 1,62,2  48 Anm. 93 Tac. hist. 1,71,1  45 Anm. 74 Tac. hist. 1,74  37 Anm. 20 Tac. hist. 1,75,2  45 Anm. 75, 49 Anm. 98 Tac. hist. 1,77,2  46 Anm. 77 Tac. hist. 1,78,2  46 Anm. 81 Tac. hist. 1,79,5  46 Anm. 78 Tac. hist. 1,80–82  45 Anm. 73 Tac. hist. 1,88  45 Anm. 75 Tac. hist. 1,88,1  43 Anm. 62 Tac. hist. 2,2,1  147 Anm. 567 Tac. hist. 2,4  58 Anm. 157 Tac. hist. 2,5,2  51 Anm. 114 Tac. hist. 2,8  41 Anm. 48 Tac. hist. 2,31  45 Anm. 73 Tac. hist. 2,48,2  46 Anm. 85 Tac. hist. 2,50,1  47 Anm. 86 Tac. hist. 2,59,3  47 Anm. 89 Tac. hist. 2,60  49 Anm. 98

Tac. hist. 2,62,1  49 Anm. 99 Tac. hist. 2,62,2  48 Anm. 92 Tac. hist. 2,63–64  49 Anm. 101 Tac. hist. 2,71,1  48 Anm. 96 Tac. hist. 2,73  38 Anm. 22 Tac. hist. 2,74  38 Anm. 23 Tac. hist. 2,76,2–3  50 Anm. 107 Tac. hist. 2,77  51 Anm. 115 Tac. hist. 2,78,3  57 Anm. 147 Tac. hist. 2,78,4  58 Anm. 157 Tac. hist. 2,79  38 Anm. 24 Tac. hist. 2,81,1  38 Anm. 24, 143 Anm. 548 Tac. hist. 2,82,3  38 Anm. 25 Tac. hist. 2,85–86  38 Anm. 26 Tac. hist. 2,89,2  47 Anm. 88 Tac. hist. 2,90,2  48 Anm. 92 Tac. hist. 2,91,3  49 Anm. 99 Tac. hist. 2,96,1  39 Anm. 29 Tac. hist. 2,97,1  39 Anm. 29 Tac. hist. 2,97,2  53 Anm. 127 Tac. hist. 2,99,2  39 Anm. 31 Tac. hist. 2,100,1  39 Anm. 30 Tac. hist. 2,100,3  39 Anm. 32 Tac. hist. 3,2  38 Anm. 27 Tac. hist. 3,10  53 Anm. 126 Tac. hist. 3,10–11  39 Anm. 28 Tac. hist. 3,12  39 Anm. 32 Tac. hist. 3,13–14  39 Anm. 32 Tac. hist. 3,15–35  39 Anm. 33 Tac. hist. 3,43  120 Anm. 457 Tac. hist. 3,46–48  62 Anm. 179 Tac. hist. 3,48,3  55 Anm. 137 Tac. hist. 3,58,3  48 Anm. 92 Tac. hist. 3,63,2  39 Anm. 34 Tac. hist. 3,66  53 Anm. 123 Tac. hist. 3,68,2–3  39 Anm. 35 Tac. hist. 3,69  40 Anm. 36 Tac. hist. 3,71  40 Anm. 37 Tac. hist. 3,74,2  40 Anm. 37 Tac. hist. 3,75,3  54 Anm. 133 Tac. hist. 3,85  53 Anm. 124 Tac. hist. 4,2,3  53 Anm. 124 Tac. hist. 4,3,4  40 Anm. 38, 52 Anm. 118 Tac. hist. 4,4,2  66 Anm. 204 Tac. hist. 4,9,1  128 Anm. 489 Tac. hist. 4,9,2  61 Anm. 169 Tac. hist. 4,11  40 Anm. 39 Tac. hist. 4,13,1  36 Anm. 11 Tac. hist. 4,38  53 Anm. 127 Tac. hist. 4,39,1  177 Anm. 42 Tac. hist. 4,39,3  53 Anm. 130

Register Tac. hist. 4,41–44  54 Anm. 132 Tac. hist. 4,49,1  53 Anm. 126 u. 127 Tac. hist. 4,49,2  53 Anm. 129 Tac. hist. 4,53  61 Anm. 168 Tac. hist. 4,54  54 Anm. 134 Tac. hist. 4,68,3  77 Anm. 262 Tac. hist. 4,80,1  53 Anm. 124 Tac. hist. 4,81  56 Anm. 142 Tac. hist. 4,81,1  61 Anm. 167 Tac. hist. 4,81,1 f.  56 Anm. 143 Tac. hist. 4,81,3  57 Anm. 149 Tac. hist. 4,82  56 Anm. 141 Tac. hist. 4,82,1  57 Anm. 147 Tac. hist. 5,1,2  143 Anm. 548 Tac. hist. 5,2  156 Tac. hist. 5,3  156 Tac. hist. 5,4  157 f. Tac. hist. 5,5,1  157 Anm. 616 Tac. hist. 5,5,2  140 Anm. 536, 158 Tac. hist. 5,5,4  157 Anm. 615 Tac. hist. 5,6,1  158 Anm. 620

Tac. hist. 5,8,2  158 Anm. 619, 238 Anm. 92 Tac. hist. 5,8,2–9,2  76 Anm. 260 Tac. hist. 5,9,1  157 Anm. 615 Tac. hist. 5,10,1  61 Anm. 171 Tac. hist. 5,13,1  92 Anm. 326 Tac. hist. 5,13,1–3  59, 158 Themistius Them. or. 16,9  208 Anm. 165, 216 Anm. 10 Valerius Flaccus Val. Flacc. 1,7–11  73 Anm. 245 Val. Flacc. 1,12–14  74 Anm. 251 Val. Flacc. 1,13 f.  87 Anm. 303 Valerius Maximus Val. Max. 2,8,4  65 Anm. 196 Val. Max. 2,8,7  66 Anm. 202 Vitruv Vitr. 1,7,1  282 Anm. 257

Jüdische und christliche Schriften Bibel Altes Testament Gen 3,24  105 Anm. 385 Gen 17,10–14  291 Anm. 293 Gen 17,12 f.  299 Anm. 324 Gen 49,10  60 Anm. 164 Ex 30,11–16  125 Anm. 474 Num 24,17  311 Anm. 370 Num 24,7.17–19  60 Anm. 164 Dtn 10,16  293 Anm. 301 Dtn 11,13–17  166 Anm. 663 Dtn 11,13–21  166 Anm. 664 Dtn 28,53  86 Anm. 301 1Sam 29,11  105 Anm. 385 2Kön 6,28 f.  86 Anm. 301 2Kön 12,5–17  125 Anm. 474 2Chr 24,5–9  125 Anm. 474 Neh 10,33  125 Anm. 474 1Makk 1,41–51  238 Anm. 91 1Makk 1,48  238 Anm. 91 1Makk 2,45 f.  292 Anm. 294 2Makk 2,21  15 Anm. 3 2Makk 6,1–11  238 Anm. 91 2Makk 8,1  15 Anm. 3 2Makk 10,6  308

413

2Makk 14,38  15 Anm. 3 2Makk 15,36  206 Anm. 155 Jes 1,8  334 Anm. 463 Jer 9,25  294 Anm. 304 Jer 12,7  92 Anm. 327 Ez 1,1  161 Anm. 632 Ez 8,12  92 Anm. 327 Ez 9,9  92 Anm. 327 Dan 7  161 Anm. 636 Dan 7,13–14  60 Anm. 164 Dan 9,24–27  60 Anm. 164 Dan 11,30–39  238 Anm. 91 Dan 12,7  162 Anm. 641 Sach 14  308, 309 Anm. 359, 331 Anm. 449 Neues Testament Mt 9,27–31  57 Anm. 151 Mt 15,30 f.  57 Anm. 151 Mt 17,24  125 Anm. 474 Mt 27,31  283 Anm. 260 Mk 1,1  57 Anm. 150 Mk 7,31–37  57 Anm. 151 Mk 8,22–26  57 Anm. 151 Mk 8,27–30  57 Anm. 152

414

Register

Mk 15,20  283 Anm. 260 Lk 11,21  105 Anm. 385 Lk 23,26  283 Anm. 260 Joh 9,1–2  57 Anm. 151 Apg 5,34–39  112 Anm. 422 Apg 5,36  121 Anm. 459 Apg 22,3  112 Anm. 422 Apg 25,23–26,32  148 Anm. 572 Röm 2,28 f.  293 Anm. 301 1Kor 7,17–20  293 Anm. 300 Gal 5,1–10  293 Anm. 300 Gal 5,12  300 Anm. 329 Phil 3,2  300 Anm. 329 Hebr 8,4  96 Anm. 341 Hebr 13,12  283 Anm. 260 Apk 17,5  164 Anm. 651 Apk 17,14–18  164 Anm. 652 Apk 17–18  160 Anm. 627 Rabbinische Schriften Mischna mAvot 3,11 f.  290 Anm. 286 mEduyot 7,7  114 f. mEduyot 8,6  96 Anm. 342 mEruvin 10,1  329 Anm. 442 mGittin 5,6  108 Anm. 399 mHagiga 2,2  110 Anm. 411 mKelim 12,7  336 Anm. 473 mMegilla 4,8  328 Anm. 436, 329 Anm. 442 mPesahim 7,2  95 Anm. 337 mPesahim 10,3  96 Anm. 342 mRosh Hashana 4,1–4  165 Anm. 661 mShabbat 19,1  290, 328 Anm. 436 mShabbat 19,6  292 Anm. 298 mSheqalim 8,8  96 Anm. 342 mSota 9,14  203, 337 Anm. 447 mSukka 3,12  165 Anm. 661 mSukka 4,9  307 Anm. 354 mTaanit 4,6  92 Anm. 327, 96 Anm. 342, 165 Anm. 662, 263 Anm. 183, 325 Anm. 425 Tosefta tKelim Bava Batra 2,2  206 Anm. 156 tMaaser Sheni 1,5  309 Anm. 360, 336 tMegilla 2,4  328 Anm. 436, 329 Anm. 443 tMegilla 3,5  281 Anm. 250 tMegilla 4(3),30  328 Anm. 436, 329 Anm. 442 tPea 4,6  204 Anm. 150 tShabbat 15(16),9  290 f.

tSota 15,10  328 Anm. 436 tSukka 1,7  328 Anm. 436 tTaanit 3,9  165 Anm. 662 Jerusalemer Talmud yKetubbot 2,7 26d  204 Anm. 150 yMaaser Sheni 1,2 52d  336 Anm. 474 yMegilla 1,6 70c  205 Anm. 154 yMoed Qatan 3,1 81d  95 Anm. 337 yRosh Hashana 1,6 57b  115 Anm. 435 ySukka 5,1 55ab  204 Anm. 150 ySukka 5,1, 55b  197 Anm. 123 yTaanit 2,13 66a  205 Anm. 154 yTaanit 4,8 68d  311, 313 Anm. 377 Babylonischer Talmud bAvoda Zara 10b  123 Anm. 467, 124 Anm. 470 bBava Batra 60b  289 Anm. 284 bBava Mezia 52b  336 Anm. 475 bGittin 56ab  111 Anm. 416 bGittin 56b  89 Anm. 311 bKetubbot 25a  204 Anm. 150 bMeila 17ab  289 Anm. 284 bSanhedrin 11a  114 Anm. 429 bSanhedrin 93b  311 Anm. 370 bShabbat 15a  113 Anm. 425 bShabbat 21b  328 Anm. 436 bShabbat 63b  93 Anm. 331 bShabbat 130a  289 Anm. 284, 290 Anm. 288 bSukka 5a  93 Anm. 331 bSukka 51b  204 Anm. 150 bTaanit 18a  289 Anm. 284 bTaanit 18ab  204 Anm. 150, 205 Anm. 154 bYoma 57a  93 Anm. 331 Midrasch ARNA 4  111 Anm. 416 ARNB 6  111 Anm. 416 ARNB 7  89 Anm. 311 BerR 63,7  258 Anm. 160 BerR 64,10  252 Anm. 142 DevR 2,24  123 Anm. 467, 124 Anm. 470 EkhR 1,31  111 Anm. 416 EkhR 2,4  311 Anm. 370, 313 Anm. 377 EkhR 5,1  100 Anm. 360 EstR 1,12  93 Anm. 331 Megillat Taanit 31  205 Anm. 153 MekhY Bachodesch 1  131 Anm. 497

Register MekhY Bachodesch 6  289, 327 Anm. 433 MekhY Shabbata 1  328 Anm. 436 Midrasch Tannaim (ed. Hoffmann 262)  257 Anm. 159 MidTeh 93,6  257 Anm. 158 QohR 3,15  204 Anm. 150 Seder Olam Rabba 30  203 Semachot 8,15 (47b)  204 Anm. 150 SifDev 43  100 Anm. 360 SifDev 43,3  166 Anm. 664 SifDev 76  289 Anm. 283 SifDev 145  281 Anm. 250 Sifra Emor Pereq 9,5  204 Anm. 150 WaR 25,5  257 Anm. 159 1. Clemensbrief 1Clem. 41,2  95 4. Buch Esra 4Esr 3,1  160 Anm. 631 4Esr 3,20  161 4Esr 3,27–31  161 4Esr 4,23  161 Anm. 635 4Esr 5,28  161 Anm. 635 4Esr 5,43 f.  162 Anm. 640 4Esr 6,1–6  162 Anm. 640 4Esr 6,7–10  160 Anm. 627 4Esr 6,57 f.  161 Anm. 635 4Esr 10,21 f.  162 Anm. 638 4Esr 10,23  162 Anm. 638 4Esr 10,45 f.  162 Anm. 641 4Esr 11,1–12,39  161 Anm. 632 4Esr 11,38–46  162 Anm. 639 4Esr 12,11 f.  161 Anm. 636 4Esr 12,23–25  161 f. 4Esr 14,10–12  162 Anm. 641 4Esr 14,13–16  162 Anm. 642 4Esr 14,17  161 Anm. 637 4Esr 14,20–28  163 Anm. 644 4. Makkabäerbuch 4Makk 4,26  15 Anm. 3 Acta Iohannis AJγ 1–4  123 Anm. 467, 124 Anm. 469 Assumptio Mosis Assumptio Mosis 8,1–3  292 Anm. 297 Bardaisan von Edessa Bard. lib. leg. reg. (ed. Drijvers 56–59)  296

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Barnabasbrief Barn. 4,6  255 Anm. 152 Barn. 7,4–8,1  96 Anm. 341 Barn. 9,4  301 Anm. 331 Barn. 16,3–4  253 f., 280 Anm. 246 Cyrill von Jerusalem Cyr. Cat. 14,9  284 Anm. 262 Cyr. Cat. 15,15  281 Cyr. Cat. 16,18  281 Anm. 250 Epiphanius von Salamis Epiph. de mens. et pond. 14  220 Anm. 29, 239, 264 Anm. 184, 334 Anm. 463 Epiph. de mens. et pond. 16  295 Anm. 309 Epiph. pan. 30,12,2  249 Anm. 131 Eusebius von Caesarea Chronik (armenische Fassung) Eus. chron. ad Abr. 2089/Vesp. 5  119 Anm. 454 Eus. chron. ad Abr. 2090/Vesp. 6  120 Anm. 457 Eus. chron. ad Abr. 2129–2132/Traian. 16–19  191 Anm. 98 Eus. chron. ad Abr. 2130/Traian. 17  193 Anm. 106 Eus. chron. ad Abr. 2131/Traian. 18  194 Anm. 109 Eus. chron. ad Abr. 2133/Had. 1  224 Anm. 45, 229 Anm. 62 Eus. chron. ad Abr. 2141/Had. 9  265 Anm. 189 Eus. chron. ad Abr. 2151/Had. 19  331 Anm. 449 Demonstratio evangelica Eus. dem. ev. 1,1,2  16 Anm. 11 Eus. dem. ev. 3,2,35  16 Anm. 11 Eus. dem. ev. 6,18  309 Anm. 359, 331 Anm. 449 Eus. dem. ev. 8,3  281 Anm. 250 Historia ecclesiastica Eus. hist. eccl. 1,1,1  266 Anm. 192 Eus. hist. eccl. 1,1,2  28 Anm. 43 Eus. hist. eccl. 3,5,3  100 Anm. 359 Eus. hist. eccl. 3,9,2  151 Anm. 586 Eus. hist. eccl. 3,12  122 Anm. 461 Eus. hist. eccl. 3,17  122 Anm. 462

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Register

Eus. hist. eccl. 3,17–20  123 Anm. 464, 124 Anm. 469 Eus. hist. eccl. 3,18,3  164 Anm. 650 Eus. hist. eccl. 3,18,4  117 Anm. 443, 137 Anm. 526 Eus. hist. eccl. 3,20,1–6  117 Anm. 443, 123 Anm. 465 Eus. hist. eccl. 4,1,2  28 Anm. 43 Eus. hist. eccl. 4,2,1 f.  192 Anm. 100 Eus. hist. eccl. 4,2,2  191 Anm. 99 Eus. hist. eccl. 4,2,3 f.  196 Anm. 117 Eus. hist. eccl. 4,2,4  195 Anm. 113 Eus. hist. eccl. 4,2,5  194 Anm. 109, 198 Anm. 129, 208 Anm. 163 Eus. hist. eccl. 4,3,1–3  265 Anm. 189 Eus. hist. eccl. 4,5,1–4  100 Anm. 359, 331 Anm. 450 Eus. hist. eccl. 4,6,1  107 Anm. 397, 322 Anm. 414 Eus. hist. eccl. 4,6,3  107 Anm. 397, 325 Anm. 425, 331 Anm. 449 Eus. hist. eccl. 4,6,4  28 Anm. 43, 263 Anm. 183, 331 Anm. 450 Eus. hist. eccl. 4,8,4  316 Anm. 391 Eus. hist. eccl. 4,9  236 Anm. 87 Eus. hist. eccl. 4,26,9  122 Anm. 462 Eus. hist. eccl. 5,8,3  57 Anm. 153 Eus. hist. eccl. 5,8,6  164 Anm. 650 Eus. hist. eccl. 5,12  331 Anm. 450

Hier. chron. Olymp. 223.3/ad Traian. 18 (ed. Helm 196e)  194 Anm. 109, 198 Anm. 129 Hier. chron. Olymp. 223.4/ad Traian. 18 (ed. Helm 196f )  199 Anm. 133 Hier. chron. Olymp. 224.1/ad Had. 1 (ed. Helm 197c)  229 Anm. 62 Hier. chron. Olymp. 224.1/ad Had. 1 (ed. Helm 197d)  217 Anm. 14, 218 Anm. 17 Hier. chron. Olymp. 224.1/ad Had. 1 (ed. Helm 197e)  224 Anm. 45 Hier. chron. Olymp. 225.1/ad Had. 5 (ed. Helm 198g)  221 Anm. 31 Hier. chron. Olymp. 226.1/ad Had. 9 (ed. Helm 199b)  265 Anm. 189 Hier. chron. Olymp. 228.3/ad Had. 18 (ed. Helm 201c)  331 Anm. 449 Hier. chron. Olymp. 228.4/ad Had. 20 (ed. Helm 201e)  263 Anm. 183 Sonstige Schriften Hier. ep. 58,3  283 Hier. in Ier. 6,18,6  325 Anm. 428 Hier. in Is. 2,9  280 Anm. 247 Hier. in Mt 24,15  280 Anm. 247 Hier. in Soph. 1,15.16  281 Anm. 251, 331 Anm. 452 Hier. in Zacch. 11,4–5  325 Anm. 428

Praeparatio evangelica Eus. pr. ev. 9,17,39  76 Anm. 260

Hippolytus Hipp. in Mt 24,15  211 Anm. 177 Hipp. in Mt 24,15–22  205 Anm. 151, 210

Vita Constantini Eus. vita Const. 3,26  283 Anm. 259 Eus. vita Const. 3,26,3  283 Anm. 261

Irenaeus Iren. adv. haer. 3,1,1  57 Anm. 153 Iren. adv. haer. 5,30,3  164 Anm. 650

Hieronymus Chronik Hier. chron. Olymp. 213.1/ad Vesp. 5 (ed. Helm 188b)  119 Anm. 454, 120 Anm. 457 Hier. chron. Olymp. 216.2/ad Dom. 6 (ed. Helm 190h)  140 Anm. 534 Hier. chron. Olymp. 218.4/ad Dom. 16 (ed. Helm 192e)  137 Anm. 526 Hier. chron. Olymp. 223.1/ad Traian. 16 (ed. Helm 196b)  187 Anm. 79 Hier. chron. Olymp. 223/ad Traian. 16–19 (ed. Helm 196b-f )  191 Anm. 98 Hier. chron. Olymp. 223.2/ad Traian. 17 (ed. Helm 196d)  193 Anm. 106

Itinerarium Burdigalense/ Der Pilger von Bordeaux It. Burd. 15  280 Anm. 246 It. Burd. 16  280 Anm. 247, 281 Anm. 251, 334 Anm. 462 Josephus Antiquitates Ios. ant. 1,5 f.  153 Anm. 595 Ios. ant. 1,8  153 Anm. 598 Ios. ant. 1,8 f.  150 Anm. 585 Ios. ant. 1,10–12  153 Anm. 598 Ios. ant. 1,145  335 Anm. 468 Ios. ant. 2,313  95 Anm. 336

Register Ios. ant. 3,195 f.  125 Anm. 474 Ios. ant. 3,224–257  95 Anm. 335 Ios. ant. 4,73  95 Anm. 338 Ios. ant. 6,355  105 Anm. 385 Ios. ant. 10,102  105 Anm. 385 Ios. ant. 12,121  118 Anm. 445, 119 Anm. 450 Ios. ant. 12,254  238 Anm. 91 Ios. ant. 13,171–173  310 Anm. 365 Ios. ant. 13,257 f.  292 Anm. 294 Ios. ant. 13,318 f.  292 Anm. 294 Ios. ant. 14,137  148 Anm. 574 Ios. ant. 14,185–189  152 Anm. 594 Ios. ant. 14,185–267  18 Anm. 18 Ios. ant. 14,213–216  125 Anm. 475 Ios. ant. 14,215  132 Anm. 500 Ios. ant. 14,260  95 Anm. 336 Ios. ant. 16.160–178  18 Anm. 18 Ios. ant. 16,167 f.  125 Anm. 475 Ios. ant. 16.168  132 Anm. 500 Ios. ant. 16,174–178  152 Anm. 594 Ios. ant. 17,28  146 Anm. 563 Ios. ant. 17,151 f.  277 Anm. 234 Ios. ant. 17,344  106 Anm. 391 Ios. ant. 17,354  65 Anm. 197 Ios. ant. 18,2  334 Anm. 466 Ios. ant. 18,56  277 Anm. 234 Ios. ant. 19,353  151 Anm. 587 Ios. ant. 19,361–363  65 Anm. 197 Ios. ant. 19,365  97 Anm. 347 Ios. ant. 20,15  142 Anm. 541 Ios. ant. 20,97–99  121 Anm. 459 Ios. ant. 20,100  132 Anm. 502 Ios. ant. 20,113–117  330 Anm. 446 Ios. ant. 20,138  142 Anm. 540 Ios. ant. 20,139  142 Anm. 542 Ios. ant. 20,142 f.  142 Anm. 542 Ios. ant. 20,145  142 Anm. 542, 147 Anm. 571 Ios. ant. 20,159  142 Anm. 540 Ios. ant. 20,169–172  121 Anm. 459 Ios. ant. 20,222  142 Anm. 541 Ios. ant. 20,250  85 Anm. 295 Ios. ant. 20,259  335 Anm. 468 Ios. ant. 20,266 f.  145 Anm. 557 Contra Apionem Ios. Ap. 1,1  150 Anm. 585 Ios. Ap. 1,2  152 Anm. 594 Ios. Ap. 1,2–4  153 Anm. 595 Ios. Ap. 1,48  149 Anm. 578

Ios. Ap. 1,51  150 Anm. 584, 151 Anm. 587 Ios. Ap. 1,132  76 Anm. 260 Ios. Ap. 1,304–311  156 Anm. 609 Ios. Ap. 2,1  150 Anm. 585 Ios. Ap. 2,16  156 Anm. 609 Ios. Ap. 2,20  156 Anm. 609 Ios. Ap. 2,77  95 Anm. 335 Ios. Ap. 2,83 f.  76 Anm. 260 Ios. Ap. 2,137–143  295 Anm. 307 Ios. Ap. 2,145  156 Anm. 609 Ios. Ap. 2,145–296  154 Anm. 599 Ios. Ap. 2,148  139 Anm. 532 Ios. Ap. 2,161–163  154 Anm. 599 Ios. Ap. 2,164  154 Anm. 599 Ios. Ap. 2,184  154 Anm. 599 Ios. Ap. 2,195  95 Anm. 335 Ios. Ap. 2,236  156 Anm. 609 Ios. Ap. 2,285  154 Anm. 599 Ios. Ap. 2,296  150 Anm. 585 Bellum Iudaicum Ios. bell. 1,1–3  73 Anm. 240 Ios. bell. 1,2  152 Anm. 594 Ios. bell. 1,3  153 Anm. 595 Ios. bell. 1,6  153 Anm. 595 Ios. bell. 1,7 f.  73 Anm. 240 Ios. bell. 1,9  150 Anm. 582 Ios. bell. 1,10  85 Anm. 296 Ios. bell. 1,29  64 Anm. 193 Ios. bell. 1,34  238 Anm. 91 Ios. bell. 1,194  148 Anm. 574 Ios. bell. 1,650 f.  277 Anm. 234 Ios. bell. 2,111  106 Anm. 391 Ios. bell. 2,117  65 Anm. 197 Ios. bell. 2,119–166  310 Anm. 365 Ios. bell. 2,169–174  277 Anm. 234 Ios. bell. 2,220  65 Anm. 197 Ios. bell. 2,228–231  330 Anm. 446 Ios. bell. 2,247  142 Anm. 540 Ios. bell. 2,252  142 Anm. 540 Ios. bell. 2,284  145 Anm. 558 Ios. bell. 2,309  143 Anm. 543 Ios. bell. 2,313  142 Anm. 542 Ios. bell. 2,334–337  143 Anm. 543 Ios. bell. 2,345–401  143 Anm. 544 Ios. bell. 2,426  143 Anm. 545 Ios. bell. 2,479  117 Anm. 444 Ios. bell. 2,487–498  119 Anm. 449 Ios. bell. 2,528  149 Anm. 578 Ios. bell. 3,4  35 Anm. 1, 73 Anm. 246

417

418 Ios. bell. 3,54  100 Anm. 363 Ios. bell. 3,289–306  179 Anm. 47 Ios. bell. 3,307–315  97 Anm. 345, 101 Anm. 367 Ios. bell. 3,399–402  58 Anm. 158 Ios. bell. 3,432–442  151 Anm. 590 Ios. bell. 3,458  179 Anm. 47 Ios. bell. 3,485  179 Anm. 47 Ios. bell. 4,32  51 Anm. 114 Ios. bell. 4,158–160  113 Anm. 423 Ios. bell. 4,318  86 Anm. 297 Ios. bell. 4,402–404  106 Anm. 391 Ios. bell. 4,438  112 Anm. 419 Ios. bell. 4,444  112 Anm. 419 Ios. bell. 4,449  101 Anm. 365 Ios. bell. 4,450  179 Anm. 47 Ios. bell. 4,498  143 Anm. 547 Ios. bell. 4,552  108 Anm. 402 Ios. bell. 4,555  61 Anm. 171 Ios. bell. 4,605–607  55 Anm. 137 Ios. bell. 4,618  57 Anm. 150 Ios. bell. 4,622–629  149 Anm. 579 Ios. bell. 4,623  58 Anm. 158 Ios. bell. 4,649  54 Anm. 133 Ios. bell. 5,19  86 Anm. 298 Ios. bell. 5,46  61 Anm. 173 Ios. bell. 5,367  92 Anm. 324 Ios. bell. 5,522 f.  62 Anm. 175 Ios. bell. 5,566  86 Anm. 299 Ios. bell. 6,1  86 Anm. 299 Ios. bell. 6,94  96 Anm. 342 Ios. bell. 6,95  85 Anm. 296 Ios. bell. 6,97  105 Anm. 384 Ios. bell. 6,101  105 Anm. 384 Ios. bell. 6,115  106 Anm. 388 Ios. bell. 6,127  92 Anm. 323 Ios. bell. 6,128  85 Anm. 296 Ios. bell. 6,164 f.  86 Anm. 300 Ios. bell. 6,217  86 Ios. bell. 6,228  86 Anm. 301 Ios. bell. 6,237  61 Anm. 173 Ios. bell. 6,237 f.  84 Anm. 289 Ios. bell. 6,239–241  83 f. Ios. bell. 6,250  92 Anm. 327 Ios. bell. 6,252  84 Anm. 290 Ios. bell. 6,256  84 Anm. 291 Ios. bell. 6,262  84 Anm. 291 Ios. bell. 6,264–266  85 Anm. 293 Ios. bell. 6,265 f.  84 Anm. 291 Ios. bell. 6,281  85 Anm. 295 Ios. bell. 6,288–315  59 Anm. 160

Register Ios. bell. 6,299  59 Anm. 161, 92 Anm. 326 Ios. bell. 6,312  59 Anm. 163 Ios. bell. 6,316  63 Anm. 187, 92 Anm. 325, 277 Anm. 235 Ios. bell. 6,344  90 Anm. 313 Ios. bell. 6,385  159 Anm. 625 Ios. bell. 6,387–391  85 Anm. 293 Ios. bell. 6,390  93 Anm. 329 Ios. bell. 6,407  62 Anm. 180 Ios. bell. 6,417  65 Anm. 195 Ios. bell. 6,434  65 Anm. 195 Ios. bell. 7,1–2  99 Anm. 356 Ios. bell. 7,1–7  85 Anm. 294 Ios. bell. 7,5  97 Anm. 346, 99 Anm. 356 Ios. bell. 7,21 f.  62 Anm. 176 Ios. bell. 7,23 f.  143 Anm. 549 Ios. bell. 7,36  65 Anm. 195 Ios. bell. 7,41–62  117 Anm. 444 Ios. bell. 7,52  329 Anm. 441 Ios. bell. 7,64–74  62 Anm. 177 Ios. bell. 7,85–88  77 Anm. 262 Ios. bell. 7,100 f.  118 Anm. 445 Ios. bell. 7,116–118  119 Anm. 450 Ios. bell. 7,118  65 Anm. 195 Ios. bell. 7,121  63 Anm. 184 Ios. bell. 7,123  58 Anm. 155, 69 Anm. 214 Ios. bell. 7,123–162  64 Anm. 193 Ios. bell. 7,133  64 Anm. 194 Ios. bell. 7,142  66 Anm. 201 Ios. bell. 7,144  85 Anm. 294 Ios. bell. 7,146  66 Anm. 201 Ios. bell. 7,147  66 Anm. 201 Ios. bell. 7,152  67 Anm. 207 Ios. bell. 7,154  66 Anm. 201 Ios. bell. 7,157  66 Ios. bell. 7,158–162  70 Anm. 219 Ios. bell. 7,163  97 Anm. 346, 98 Anm. 348 Ios. bell. 7,163–215  98 Anm. 348 Ios. bell. 7,180  320 Anm. 404 Ios. bell. 7,216 f.  103–105, 304 Anm. 336 Ios. bell. 7,217  101 Anm. 364 Ios. bell. 7,218  125 Ios. bell. 7,409  119 Anm. 453 Ios. bell. 7,409–419  119 Anm. 451 Ios. bell. 7,411  119 Anm. 453 Ios. bell. 7,420 f.  120 Anm. 455 Ios. bell. 7,433  120 Anm. 457 Ios. bell. 7,433–436  120 Anm. 456 Ios. bell. 7,437–451  121 Anm. 458

Register

419

Vita Ios. vita 5  151 Anm. 588 Ios. vita 28 f.  149 Anm. 578 Ios. vita 65–69  143 Anm. 545 Ios. vita 72  105 Anm. 385 Ios. vita 112 f.  293 Anm. 300 Ios. vita 190–198  113 Anm. 423 Ios. vita 359  144 Anm. 556 Ios. vita 361–363  150 Anm. 582 Ios. vita 362  150 Anm. 584, 151 Anm. 587 Ios. vita 364–367  151 Anm. 587 Ios. vita 415  151 Anm. 589 Ios. vita 417–422  150 Anm. 580 Ios. vita 422  106 Anm. 387 Ios. vita 423  150 Anm. 581 Ios. vita 424  121 Anm. 460 Ios. vita 424 f.  152 Anm. 591 Ios. vita 425  150 Anm. 581 Ios. vita 426 f.  151 Anm. 588 Ios. vita 427  151 Anm. 589 Ios. vita 428 f.  150 Anm. 581, 152 Anm. 591 Ios. vita 429  152 Ios. vita 430  145 Anm. 557, 150 Anm. 585

Origenes Orig. ad Afric. 20 (14)  110, 135 Anm. 515 Orig. Cels. 2,13  295 Orig. Hom. in Jos. 17,1  281 Anm. 251 Orig. in Mt 24,15  280 Anm. 247

Jubiläenbuch Jubiläenbuch 15,9–34  292 Anm. 297

Socrates Scholasticus Socr. 1,17  283 Anm. 261

Justin der Märtyrer Iust. 1apol. 31  312 Anm. 376, 316 Anm. 391 Iust. 1apol. 47  331 Anm. 451, 332 Iust. 1apol. 68  236 Anm. 87 Iust. dial. 16,2  331 Anm. 451, 333 Anm. 457 Iust. dial. 16–19  333 Anm. 457 Iust. dial. 40,2  94 Anm. 334 Iust. dial. 46,2  94 Anm. 334 Iust. dial. 92,2  331 Anm. 451 Iust. dial. 108,3  309 Anm. 359

Sozomenus Soz. hist. eccl. 2,1,3  283 Anm. 259

Lactantius Lactantius, divinae institutiones 7,15,11.19  60 Anm. 164 Lactantius, de mortibus persecutorum 3  122 Anm. 462 Melito von Sardes Melit. 72  283 Anm. 260 Melit. 93 f.  283 Anm. 260 Minucius Felix Min. Fel. Oct. 33,4  73 Anm. 240, 88 Anm. 307

Orosius Oros. 7,3,7 f.  71 Anm. 225 Oros. 7,7,13  40 Anm. 40 Oros. 7,9,5 f.  88 Anm. 308 Oros. 7,9,8 f.  71 Anm. 225 Oros. 7,10,5  122 Anm. 462 Oros. 7,12,6  193 Anm. 106 Oros. 7,12,7  194 Anm. 109, 221 Anm. 30 Oros. 7,12,8  199 Anm. 133 Oros. 7,13,5  331 Anm. 452 Oros. 7,19,4  71 Anm. 225 Philo Phil. de migr. Abr. 92  293 Anm. 301 Phil. leg. 156  132 Anm. 500 Phil. spec. leg. 1,77  125 Anm. 474 Phil. spec. leg. 1,78  132 Anm. 500

Sulpicius Severus Sulp. Sev. Chron. 1,1,4  88 Anm. 306 Sulp. Sev. Chron. 2,30,7  88 Anm. 305 Sulp. Sev. Chron. 2,31  331 Anm. 452 Syncellus Sync. ad anno mundi 5575  137 Anm. 526 Sync. ad anno mundi 5600  193 Anm. 106, 194 Anm. 109, 224 Anm. 46 Sync. ad anno mundi 5609  221 Anm. 31, 224 Anm. 46 Tertullian Tert. adv. Iud. 13,4  331 Anm. 452 Tert. apol. 5,3 f.  122 Anm. 462 Tert. apol. 18,9  135 Anm. 515 Tert. apol. 21,1  18 Anm. 17 Tert. apol. 21,5  331 Anm. 452 Sibyllinische Orakel Sib. 3,350–355  60 Anm. 164

420

Register

Sib. 4,117 f.  164 Anm. 654 Sib. 4,136  164 Anm. 654 Sib. 5,29  229 f. Anm. 64 Sib. 5,36  229 f. Anm. 64 Sib. 5,40  229 f. Anm. 64 Sib. 5,41  173 Anm. 26 Sib. 5,43–45  229 f. Anm. 64 Sib. 5,46–50  229 Anm. 64 Sib. 5,47–50  256 Anm. 155 Sib. 5,73–85  165 Anm. 656 Sib. 5,143  160 Anm. 627 Sib. 5,159  160 Anm. 627 Sib. 5,162–178  165 Anm. 657 Sib. 5,247–285  165 Anm. 658 Sib. 5,386–393  165 Anm. 657

Sib. 5,434  160 Anm. 627 Sib. 5,492–503  95 Anm. 339 Syrische Baruchapokalypse syrBar 1,1  163 Anm. 646 syrBar 32,1  163 Anm. 648 syrBar 35,4  94 Anm. 332 syrBar 36–37  163 Anm. 647 syrBar 44,3  163 Anm. 648 syr Bar 48,22  163 Anm. 648 syr Bar 52,7  163 Anm. 648 syrBar 77,16  163 Anm. 648 syrBar 85,3  163 Anm. 648 syrBar 85,14  163 Anm. 648

Inschriften AE AE 1888.30  siehe ILS 1518 AE 1901.171  129 Anm. 492 AE 1904.9  322 Anm. 413, 334 Anm. 465 AE 1911.95  186 Anm. 74 AE 1912.179  siehe ILS 9491 AE 1915.42  260 Anm. 166 AE 1923.33  176 Anm. 38 AE 1928.1–2  siehe Ziosi 2010, Nr. 1–2 AE 1928.82  148 Anm. 575 AE 1929.167  202 Anm. 139 AE 1931.111  siehe CIIP 2.706 AE 1934.231  322 Anm. 413 AE 1935.167  273 Anm. 217 AE 1937.101  338 Anm. 479 AE 1951.208  siehe Ziosi 2010, Nr. 3 AE 1953.73  27 Anm. 36 AE 1953.171  199 Anm. 133 AE 1956.57  177 Anm. 42 AE 1957.336  245 Anm. 120 AE 1966.493  145 Anm. 561 AE 1969/1970.183ab  98 Anm. 349 AE 1972.616  siehe SEG 17.584 AE 1973.459  siehe RMD 1.21 AE 1974.669  siehe Ziosi 2010, Nr. 4 AE 1974.670  siehe Ziosi 2010, Nr. 5 AE 1974.672  siehe Ziosi 2010, Nr. 6 AE 1974.673  siehe Ziosi 2010, Nr. 7 AE 1977.816  siehe CIL 1.2954 AE 1977.829  52 Anm. 120 AE 1978.825  99 Anm. 353

AE 1979.636  siehe SEG 28.1566 AE 1986.686  siehe SEG 31.1300 AE 1994.1519  siehe RMD 3.158 AE 1995.111  71 Anm. 231 AE 1999.1576  175 Anm. 31 AE 1999.1688  338 Anm. 482 AE 1999.1989  siehe CIIP 1.712 AE 2000.647  202 AE 2003.1801  siehe CIIP 2.1227 AE 2003.1810  99 Anm. 353 AE 2004.1424  262 Anm. 176, 269 Anm. 204 AE 2007.1627  241 Anm. 105 AE 2010.1856  324 Anm. 424 AfA AfA ed. Scheid 102  38 Anm. 21 AfA ed. Scheid 103  48 Anm. 92 AfA ed. Scheid 161  176 Anm. 35 CIIP CIIP 1.2  333 Anm. 460 CIIP 1.705  210 Anm. 173, 211 Anm. 179 CIIP 1.712  99 Anm. 354 CIIP 1.715  284 Anm. 267, 338 Anm. 483, 271 Anm. 209 CIIP 1.716  282 Anm. 258 CIIP 1.718  280 Anm. 247 CIIP 1.720  281 Anm. 248 CIIP 1.722 f.  99 Anm. 354 CIIP 2.706  210 Anm. 171 CIIP 2.1001  334 Anm. 461

Register CIIP 2.1201  323 Anm. 420 CIIP 2.1227  242 Anm. 106 CIIP 2.1262  261 Anm. 175 CIIP 2.1276  261 Anm. 174 CIIP 2.1277  65 Anm. 197 CIL CIL 1.770  42 Anm. 52 CIL 1.2954  91 Anm. 319 CIL 3.42  246 Anm. 122 CIL 3.79  246 Anm. 122 CIL 3.116  280 Anm. 247 CIL 3.6639  siehe CIL 3.116 CIL 3.6813  siehe ILS 1038 CIL 3.13587  siehe CIIP 1.705 CIL 3.14384a  99 Anm. 355 CIL 6.544  siehe ILS 1540 CIL 6.634  siehe ILS 1540a CIL 6.944  siehe ILS 264 CIL 6.945  siehe ILS 265 CIL 6.974  338 Anm. 480 CIL 6.1444  siehe ILS 1022 CIL 6.1528  53 Anm. 125 CIL 6.1565  338 Anm. 479 CIL 6.3505  324 Anm. 423 CIL 6.5744  129 Anm. 492 CIL 6.8476  siehe ILS 1544 CIL 6.8476a  129 Anm. 492 CIL 6.8477  siehe ILS 1543 CIL 6.8570  siehe ILS 1517 CIL 6.8572  siehe ILS 1516 CIL 6.8573  129 Anm. 492 CIL 6.8604  siehe ILS 1519 CIL 6.8681  siehe ILS 1627 CIL 6.33744  siehe CIL 6.8681 CIL 6.40524  siehe CIL 6.974 CIL 10.1233  42 Anm. 52 CIL 11.6339  338 Anm. 479 CIL 13.1800  129 Anm. 492 CIL 13.1802  219 Anm. 25 CIL 14.4473  219 Anm. 25 CIL 16.7  siehe ILS 1988 CIL 16.107  316 Anm. 393 CIL 16 App. Nr. 13  323 Anm. 417

421

IG IG 24.384  233 Anm. 76 IGR IGR 1.1060  229 Anm. 63 IGR 1.1267  192 Anm. 102 IGR 3.174  322 Anm. 413 IGR 3.175  322 Anm. 413 IGR 3.763  323 Anm. 416 IGR 3.1054  260 Anm. 168 IGR 3.1176  146 Anm. 564 IJO IJO 2.40  16 Anm. 12

Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby EDCS-54900616  271 Anm. 209

ILS ILS 264  61 Anm. 172, 75 f., 87 Anm. 303 ILS 265  78 Anm. 270 ILS 1022  176 Anm. 39 ILS 1035 f.  245 Anm. 120 ILS 1038  242 Anm. 106 ILS 1056  322 Anm. 413 ILS 1058  322 Anm. 413 ILS 1065  324 Anm. 423, 338 Anm. 479 ILS 1068  323 Anm. 416 ILS 1071  324 Anm. 423, 338 Anm. 479 ILS 1092  324 Anm. 423, 338 Anm. 479 ILS 1341  323 Anm. 416 ILS 1400  338 Anm. 479 ILS 1516  129 Anm. 429 ILS 1517  129 Anm. 429 ILS 1518  129 Anm. 492 ILS 1519  128 Anm. 491, 138 Anm. 528 ILS 1540  129 Anm. 492 ILS 1540a  129 Anm. 492 ILS 1543  129 Anm. 492 ILS 1544  129 Anm. 492 ILS 1627  172 Anm. 21 ILS 1988  42 Anm. 52 ILS 2080  338 Anm. 479 ILS 2083  338 Anm. 479 ILS 2288  323 Anm. 419 ILS 2417  216 Anm. 11 ILS 4393  siehe CIIP 1.705 ILS 8193  133 Anm. 504 ILS 8828  siehe IGR 3.763 ILS 9491  202 Anm. 142, 209

Fasti Ostienses (ed. Vidman) Fasti Ostienses 48 Frg. Kc  188 Anm. 80 Fasti Ostienses 42 Frg. Cd d  42 Anm. 52

OGIS OGIS 426  146 Anm. 562 OGIS 428  148 Anm. 575

422

Register

OGIS 586  61 Anm. 173 OGIS 677  siehe IGR 1.1267 RMD RMD 1.21  219 Anm. 22 RMD 3.158  324 Anm. 424 RMD 4.229  188 f. Anm. 86, 242 Anm. 106 SEG SEG 9.136  siehe Ziosi 2010, Nr. 13 SEG 9.168  siehe Ziosi 2010, Nr. 8 SEG 9.252  siehe Ziosi 2010, Nr. 9 SEG 17.584  199 Anm. 134 SEG 17.800  197 Anm. 123 SEG 17.804  siehe Ziosi 2010, Nr. 10 SEG 17.808  siehe Ziosi 2010, Nr. 11 SEG 17.809  siehe Ziosi 2010, Nr. 15 SEG 20.651  120 Anm. 457 SEG 28.1566  223 Anm. 38 u. 40 SEG 31.1300  323 Anm. 416 SEG 44.1361  262 Anm. 180 SEG 45.2058  321 Anm. 410 SEG 53.1869  262 Anm. 180

Ziosi 2010 (ZPE 172, 239–248) Ziosi 2010, Nr. 1 = AE 1928.1  197 Anm. 125, 221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 2 = AE 1928.2  197 Anm. 125, 221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 3 = AE 1951.208  197 Anm. 125, 221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 4 = AE 1974.669  221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 5 = AE 1974.670  221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 6 = AE 1974.672  221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 7 = AE 1974.673  221 Anm. 32 Ziosi 2010, Nr. 8 = SEG 9.168  197 Anm. 123, 221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 9 = SEG 9.252  221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 10 = SEG 17.804  197 Anm. 123, 221 Anm. 32, 222 Anm. 36 Ziosi 2010, Nr. 11 = SEG 17.808  221 Anm. 32, 222 Anm. 37 Ziosi 2010, Nr. 13 = SEG 9.136  221 Anm. 33 Ziosi 2010, Nr. 15 = SEG 17.809  221 Anm. 33

Papyri und Ostraka BGU 1.82  297 Anm. 315 BGU 1.130  197 Anm. 121 BGU 1.140  246 Anm. 122, 323 Anm. 419 BGU 1.347  297 Anm. 315 u. 316 BGU 13.2216  297 Anm. 315 BGU 15.2470  297 Anm. 315 CPJ 157  180 Anm. 51–53, 182 Anm. 58 f., 200 f. Anm. 135 CPJ 158 a+b  183 Anm. 63 CPJ 158a  181 Anm. 54, 195 Anm. 113, 200 f. Anm. 135 CPJ 160  126 Anm. 479 CPJ 160–229  126 Anm. 477 CPJ 162–166  127 Anm. 482 CPJ 167–182  127 Anm. 483 CPJ 182 f.  136 Anm. 519 CPJ 183  127 Anm. 483 CPJ 183a-184  136 Anm. 519 CPJ 187  126 Anm. 479 CPJ 187–189  136 Anm. 519 CPJ 189  126 Anm. 479, 131 Anm. 497 CPJ 191  131 Anm. 497

CPJ 192–195  136 Anm. 519 CPJ 194  131 Anm. 497, 136 Anm. 519 CPJ 222 f.  136 Anm. 519 CPJ 223  131 Anm. 497 CPJ 227–229  192 Anm. 101 CPJ 246  127 Anm. 485 CPJ 263  127 Anm. 485 CPJ 358  127 Anm. 485 CPJ 369  192 Anm. 101 CPJ 375–403  199 Anm. 132 CPJ 418a  55 Anm. 139 CPJ 418b  61 Anm. 173 CPJ 421  126 Anm. 477 u. 479 f., 127 Anm. 484 CPJ 435  182 Anm. 60, 183 Anm. 62, 192, 225 CPJ 436  193 Anm. 105 CPJ 437  196 Anm. 120 CPJ 438  196 Anm. 118, 197 Anm. 121, 227 Anm. 53 CPJ 439  196 Anm. 118 CPJ 443  196 Anm. 119, 197 Anm. 125, 200 f. Anm. 135

Register CPJ 445  226 Anm. 50 CPJ 446 f.  197 Anm. 125 CPJ 448  226 Anm. 51 CPJ 449  197 Anm. 125 CPJ 450  228 Anm. 59 CPJ 458  227 Anm. 55 CPJ 460  126 Anm. 477, 199 Anm. 132, 228 Anm. 58 P.34Se 4  322 Anm. 414 P.Berol. 21652  siehe SB 12.11043 P.Fouad 8  55 Anm. 139 P.Giss. 47  192 Anm. 104 P.Iand. inv. 250  297 Anm. 315 u. 317 P.Iand. inv. 615  297 Anm. 315 P.Köln 2.97  227 Anm. 55 P.Mur. 22  304 Anm. 337 P.Mur. 24  304 Anm. 337, 306 Anm. 344, 307 Anm. 351, 309 Anm. 363 P.Mur. 29  309 Anm. 361 P.Mur. 30  304 Anm. 337, 309 Anm. 361 P.Mur. 42  309 Anm. 362, 335 Anm. 469 P.Mur. 43  315 Anm. 387 u. 388, 319 Anm. 400 P.Mur. 44  307 Anm. 350, 316 Anm. 389 P.Mur. 114  100 Anm. 363 P.Oxy. 1266  120 Anm. 457 P.Oxy. 2177  181 Anm. 54 P.Oxy. 2756  120 Anm. 457 P.Oxy. 3022  181 Anm. 56 P.Oxy. 3567  297 Anm. 315

423

P.Stras. 1.60  297 Anm. 315 u. 316 P.Tebt. 2,291 f.  297 Anm. 315 P.Tebt. 2.292 f.  297 Anm. 316 P.Tebt. 2.293  297 Anm. 315 u. 317 P.Tebt. 2.314  297 Anm. 315 P.XHev/Se 8 u. 8a  320 Anm. 404 P.XHev/Se 9  304 Anm. 337 P.XHev/Se 67  106 Anm. 390 P.Yadin 6 f.  205 Anm. 151 P.Yadin 11  106 Anm. 389 u. 390, 109 Anm. 406 P.Yadin 19  106 Anm. 389, 109 Anm. 406 P.Yadin 20  106 Anm. 389 P.Yadin 23  321 Anm. 410 P.Yadin 42–47  304 Anm. 337 P.Yadin 49  306 Anm. 344, 335 Anm. 469 P.Yadin 50  307 Anm. 350, 315 Anm. 387 P.Yadin 52  307 Anm. 353, 309 Anm. 362, 320 Anm. 407, 321 Anm. 408 P.Yadin 54  315 Anm. 387 u. 388, 316 Anm. 389 P.Yadin 55  315 Anm. 387 u. 388 P.Yadin 56  313 Anm. 379, 315 Anm. 387 P.Yadin 57  307 Anm. 353, 309 Anm. 362 P.Yadin 58  309 Anm. 362, 316 Anm. 389 P.Yadin 59  312 Anm. 373, 321 Anm. 408 SB 11.2085  231 Anm. 65 SB 12.10892  228 Anm. 57 SB 12.10893  227 Anm. 55 SB 12.11043  320 Anm. 406

Münzen BMC Pal. BMC Pal., 1–3 Nr. 1–20  248 Anm. 127 BMC Pal., 3 f. Nr. 21–25  248 Anm. 127, 249 Anm. 129 BMC Pal., 5–7 Nr. 3–22  249 Anm. 130 BMC Pal., 8 f. Nr. 23–36  249 Anm. 130 BMC Pal., 44 Nr. 1 f.  101 Anm. 368 BMC Pal., 48 f. Nr. 21–26  247 Anm. 124 BMC Pal., 146–151 Nr. 14–55  262 Anm. 177 BMCRE BMCRE 1, 372 Nr. 27  51 Anm. 117 BMCRE 2, 7 f. Nr. 45 f.  52 Anm. 118 BMCRE 2, 8 Nr. 47  62 Anm. 181 BMCRE 2, 124 Nr. 576  68 Anm. 211 BMCRE 2, 180 Nr. 748B  51 Anm. 117

BMCRE 2, 190 Nr. 782  52 Anm. 119 BMCRE 2, 369 Nr. 328  79 Anm. 275 BMCRE 3, 15 Nr. 88  134 Anm. 510 BMCRE 3, 17 Nr. 98  134 Anm. 510 BMCRE 3, 19 Nr. 105 f.  134 Anm. 510 BMCRE 3, 24 Nr. 132  172 Anm. 22 BMCRE 3, 28–30 Nr. 149–160  136 Anm. 518 BMCRE 3, 493 f. Nr. 1655–1661  260 Anm. 165, 285 Anm. 271 BMCRE 3, 512 Nr. 1757  285 Anm. 271 Meshorer 1985: City-Coins of Eretz-Israel Meshorer 1985, 29 Nr. 55 f.  262 Anm. 177 Meshorer 1985, 34 f. Nr. 77–83  249 Anm. 130 Meshorer 1985, 36 f. Nr. 87–91  248 Anm. 127

424

Register

Meshorer 1985, 37 Nr. 91–93  249 Anm. 129 Meshorer 1985, 48 Nr. 126  247 Anm. 124 Meshorer 1989: The Coinage of Aelia Capitolina Meshorer 1989, 70 f. Nr. 1–9  267 f. Anm. 197 u. 199 MIR MIR 14, 392 f. Nr. 400–402  175 Anm. 32 MIR 14, 395 f. Nr. 405–408  175 Anm. 32 MIR 14, 464 Nr. 560  188 Anm. 80 MIR 14, 478 Nr. 590  187 Anm. 79 MIR 14, 480 f. Nr. 594  188 Anm. 86 RIC RIC 21, 196 Nr. 32–42  45 Anm. 71 RIC 21, 268 Nr. 7  47 Anm. 88 RIC 21, 268 Nr. 8  47 Anm. 91 RIC 21, 271 Nr. 57  47 Anm. 91, 51 Anm. 117 RIC 21, 272 Nr. 76  47 Anm. 88 RIC 21, 272 Nr. 78 f.  47 Anm. 91, 51 Anm. 117 RIC 21, 272 f. Nr. 94–99  47 Anm. 88 RIC 21, 273 Nr. 100–103  47 Anm. 91, 51 Anm. 117 RIC 21, 274 Nr. 114  47 Anm. 88 RIC 21, 275 Nr. 134 f.  47 Anm. 88 RIC 22.1, 58 Nr. 1–3  63 Anm. 183 RIC 22.1, 58 Nr. 1–4  72 Anm. 234 RIC 22.1, 58 Nr. 5 f.  51 Anm. 117 RIC 22.1, 59 Nr. 11  62 Anm. 181 RIC 22.1, 59 Nr. 12  63 Anm. 182 RIC 22.1, 59 Nr. 13  51 Anm. 117 RIC 22.1, 59 Nr. 14  63 Anm. 183 RIC 22.1, 59 Nr. 15  51 Anm. 117 RIC 22.1, 61 Nr. 33  62 Anm. 181 RIC 22.1, 61 Nr. 34  63 Anm. 182 RIC 22.1, 61 Nr. 37  51 Anm. 117 RIC 22.1, 61 Nr. 38  63 Anm. 182 RIC 22.1, 63 Nr. 50  62 Anm. 181 RIC 22.1, 63 Nr. 51  72 Anm. 235 RIC 22.1, 63 Nr. 54–56  51 Anm. 117 RIC 22.1, 64 Nr. 59  72 Anm. 235 RIC 22.1, 64 Nr. 64  51 Anm. 117 RIC 22.1, 65 Nr. 73–77  62 Anm. 181 RIC 22.1, 65 Nr. 81  72 Anm. 235 RIC 22.1, 67 Nr. 116 f.  69 Anm. 214 RIC 22.1, 68 Nr. 134  72 Anm. 235 RIC 22.1, 71 Nr. 157  62 Anm. 181 RIC 22.1, 71 f. Nr. 159–161.163–169  72 Anm. 235

RIC 22.1, 73 Nr. 204  69 Anm. 214 RIC 22.1, 74 Nr. 206  52 Anm. 119 RIC 22.1, 74 Nr. 212  68 Anm. 211 RIC 22.1, 75 Nr. 230  62 Anm. 181 RIC 22.1, 75 Nr. 233–236  72 Anm. 235 RIC 22.1, 77 Nr. 270  62 Anm. 181 RIC 22.1, 78 Nr. 271  72 Anm. 235 RIC 22.1, 79 Nr. 302  62 Anm. 181 RIC 22.1, 79 Nr. 303 f.  72 Anm. 235 RIC 22.1, 80 Nr. 305–308  72 Anm. 235 RIC 22.1, 84 Nr. 373  62 Anm. 181 RIC 22.1, 84 Nr. 375 f.  72 Anm. 236 RIC 22.1, 87 Nr. 421  62 Anm. 181 RIC 22.1, 87 Nr. 422  72 Anm. 236 RIC 22.1, 89 Nr. 445  72 Anm. 236 RIC 22.1, 90 Nr. 457  72 Anm. 236 RIC 22.1, 93 Nr. 495  72 Anm. 236 RIC 22.1, 100 Nr. 562  72 Anm. 236, 74 Anm. 251 RIC 22.1, 104 Nr. 626  72 Anm. 236, 74 Anm. 251 RIC 22.1, 107 Nr. 689  62 Anm. 181 RIC 22.1, 140 Nr. 1117–1120  72 Anm. 235 RIC 22.1, 141 Nr. 1134  72 Anm. 235 RIC 22.1, 144 Nr. 1181  72 Anm. 236 RIC 22.1, 145 Nr. 1204 f.  72 Anm. 236 RIC 22.1, 147 Nr. 1233.1245  72 Anm. 236 RIC 22.1, 148 Nr. 1246.1268 f.  72 Anm. 236 RIC 22.1, 152 Nr. 1315  72 Anm. 234 RIC 22.1, 153 Nr. 1332  72 Anm. 234 RIC 22.1, 157 Nr. 1357  72 Anm. 234 RIC 22.1, 175 Nr. 1535 f.  72 Anm. 234, 74 Anm. 251 RIC 22.1, 199 Nr. 1  75 Anm. 255 RIC 22.1, 202 Nr. 57  75 Anm. 253 RIC 22.1, 207 Nr. 133  75 Anm. 253 RIC 22.1, 208 Nr. 145–153  75 Anm. 253 RIC 22.1, 221 Nr. 369  75 Anm. 253 RIC 22.1, 277 Nr. 171  80 Anm. 282 RIC 22.1, 324 Nr. 797  81 Anm. 283 RIC 2, 18 Nr. 28  62 Anm. 181 RIC 2, 189 Nr. 280  79 Anm. 275 u. 277 RIC 2, 203 Nr. 104  172 Anm. 23 RIC 2, 223 Nr. 1  171 Anm. 16 RIC 2, 223 Nr. 2  170 Anm. 12 RIC 2, 223 Nr. 6 f.  171 Anm. 16 RIC 2, 224 Nr. 14  170 Anm. 12 RIC 2, 225 Nr. 26  170 Anm. 12 RIC 2, 226 Nr. 51  171 Anm. 16 RIC 2, 226 Nr. 52  172 Anm. 21 RIC 2, 227 Nr. 53  170 Anm. 12

Register RIC 2, 227 Nr. 58 f.  134 Anm. 510 RIC 2, 227 Nr. 63 f. u. 67  171 Anm. 16 RIC 2, 227 Nr. 68  172 Anm. 21 RIC 2, 227 f. Nr. 69 f.  170 Anm. 12 RIC 2, 228 Nr. 78  134 Anm. 510, 172 Anm. 21 RIC 2, 228 Nr. 79  170 Anm. 12 RIC 2, 228 Nr. 82  134 Anm. 510 RIC 2, 229 Nr. 89  135 Anm. 513, 172 Anm. 21 RIC 2, 229 Nr. 92 f.  172 Anm. 23 RIC 2, 229 Nr. 95–97  170 Anm. 12 RIC 2, 230 Nr. 103  135 Anm. 513, 172 Anm. 214 RIC 2, 267 Nr. 324 f.  188 Anm. 80 RIC 2, 289 Nr. 642  187 Anm. 79 RIC 2, 291 Nr. 667 f.  188 Anm. 86 RIC 2, 338 f. Nr. 1 u. 3  214 Anm. 5 RIC 2, 339 Nr. 7  218 Anm. 18 RIC 2, 340 Nr. 12  218 Anm. 18 RIC 2, 341 Nr. 21  218 Anm. 18 RIC 2, 342 Nr. 22a-c  214 Anm. 5 RIC 2, 345 Nr. 44  218 Anm. 18 RIC 2, 348 Nr. 65–67  340 Anm. 491 RIC 2, 349 f. Nr. 76–78  340 Anm. 491 RIC 2, 351 Nr. 95  340 Anm. 491 RIC 2, 352 f. Nr. 101–108  340 Anm. 491 RIC 2, 356 Nr. 136  342 Anm. 498 RIC 2, 364 Nr. 209  339 Anm. 487 RIC 2, 368 Nr. 239 f.  339 Anm. 487 RIC 2, 369 Nr. 250 f. u. 255  339 Anm. 489 RIC 2, 370 Nr. 262A u. 263A  339 Anm. 490 RIC 2, 372 Nr. 276  342 Anm. 499 RIC 2, 372 f. Nr. 281–286  339 Anm. 488 RIC 2, 373 Nr. 287  339 Anm. 488 RIC 2, 379 Nr. 332–337  339 Anm. 487 RIC 2, 412 Nr. 577  340 Anm. 492 RIC 2, 416 Nr. 594  342 Anm. 498 RIC 2, 418 Nr. 603  342 Anm. 498 RIC 2, 438 f. Nr. 769 f.  339 Anm. 488 RIC 2, 439 Nr. 773 f.  339 Anm. 487 RIC 2, 439 Nr. 774  339 Anm. 490 RIC 2, 441 Nr. 791  342 Anm. 499 RIC 2, 443 Nr. 821  339 Anm. 488 RIC 2, 444 Nr. 824  339 Anm. 487

425

RIC 2, 444 Nr. 830  339 Anm. 490 RIC 2, 445 Nr. 835  342 Anm. 499 RIC 2, 448 Nr. 853  285 Anm. 271 RIC 2, 454 Nr. 890–894  260 Anm. 165, 285 Anm. 271 RIC 2, 466 Nr. 958  223 Anm. 39 RPC RPC 1, 680–683 Nr. 4938–4953  102 Anm. 374 RPC 1, 683 f. Nr. 4973–4980 u. 4983–4987  102 Anm. 374 RPC 1, 685 Nr. 4988–4990  102 Anm. 374 RPC 2, 271 Nr. 1911–1913  64 Anm. 189 RPC 2, 281 Nr. 1967–1969  64 Anm. 189 RPC 2, 306 Nr. 2218–2225  101 Anm. 365 RPC 2, 309 Nr. 2242  143 Anm. 549, 249 Anm. 130 RPC 2, 311 Nr. 2243–2251  143 Anm. 550 RPC 2, 312 f. Nr. 2265 f. u. 2269–2272  103 Anm. 376 RPC 2, 315 Nr. 2296–2299  145 Anm. 560 RPC 2, 316 Nr. 2300–2303  80 Anm. 279 RPC 2, 316 f. Nr. 2300–2309  79 Anm. 278, 103 Anm. 376 RPC 2, 317 f. Nr. 2310–2313  79 Anm. 278, 103 Anm. 375 TJC TJC, 233 Nr. 134  143 Anm. 549, 249 Anm. 130 TJC, 234 Nr. 135–139c  143 Anm. 550 TJC, 240 Nr. 179–182  145 Anm. 560 TJC, 244 Nr. 218  308 Anm. 356 TJC, 244 f. Nr. 219–223  305 Anm. 340 TJC, 244–246 Nr. 218–228  305 Anm. 341 TJC, 246 Nr. 224–226  305 Anm. 340 TJC, 246–251 Nr. 229–266  305 Anm. 341 TJC, 246 f. Nr. 229–233  308 Anm. 356 TJC, 247 f. Nr. 233–245  305 Anm. 340 TJC, 251 f. Nr. 267–270  308 Anm. 356 TJC, 251–255 Nr. 267–307  308 Anm. 357 TJC, 252 Nr. 271  308 Anm. 356 TJC 265 f. Nr. 380–385  79 Anm. 278, 103 Anm. 375