Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache: Band 3 [Unveränderter photomechanischer Nachdruck, Reprint 2021 ed.] 9783112393741, 9783112393734


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German Pages 702 [712] Year 1830

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Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache: Band 3 [Unveränderter photomechanischer Nachdruck, Reprint 2021 ed.]
 9783112393741, 9783112393734

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Voll ft ii ii d i g e

Grammatik der neuhochdeutschen Sprache. Auögearbeitet Don

Heinrich Bauer, Dr.

Dritter Band. Wir Deutsche werden unsre classischen Schriftsteller baden; jeder wird sie lesen wollen: unsre Nachbarn werden Deutsch lernen, und die Höfe es mit Vergnügen sprechen. Vielleicht bringen unsre guten Schriftsteller cs dahin, daß unsre auc Vollkommenbeit gebrachte und verfeinerte Sprache noch einst von einem Ende Europa's bis zum andern geredet werden wird. Noch sind diese schönen Lage unsrer Literatur nicht gekommen; aber sie nähern sich, und erscheinen gewiß! Friedrich der Einzige: über die deutsche Literatur. (Nach der Ueberse-una, Berlin, 1780, Seite 62.)

Berlin, 1830. Gedruckt und verlegt bei G. R e i in e r.

Unveränderter photomechanischer Nachdruck

Archiv-Nr. 4587670 1967 Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen’sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30

Printed in the Netherlands

Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen

öd)r innig will ich mich freuen, wenn auch meine Grammatik dazu beiträgt, die übertriebenen Forderun­ gen, welche jetzt von so vielen Seiten her an diejeni­ gen gemacht werden, die eine gründliche Kenntniß der neuhochdeutschen Sprache nach ihrem gegenwärtigen Standpuncte mitzucheilen oder aufzufaffen sich beet­ fern, in ihrer Unausführbarkeit und Nichtigkeit dar­ zustellen. Die höchste Achtung und herzlichste Dankbarkeit gebührt den ehrwürdigen Männern, welche ihre Kräfte dem Studium der ältesten Sprachen, die mit unsrer neuhochdeutschen verwandt sind, namentlich des San­ skrits, des Persischen und der altnordischen Sprachen, weihen; unberechenbar ist der vielfache Nutzen, den sie dadurch, wie im Allgemeinen so auch im Besondern, zur immer genauern Kenntniß unsrer herrlichen Sprache stiften. Aber wohlverstanden ganz vorzüglich, wenn nicht gar einzig und allein nur zur Kenntniß ihrer Geschichte, und dann deß historischen Theils ihrer Ety­ mologie; denn zur Bestimmung d-s Sprach- und Schreibegebrauchs unsers jetzigen Hochdeutsch fließen

IV alle diese Quellen der Zeit und dem Ort nach in zu

entlegenen Gegenden, sind sie großentkeils zu versteckt und verdeckt , großentheils zu lange Zeit schon selbst gänzlich versiegt, als das; sie diesem unserm Sprech und Schreibegebrauch neue Kräfte und Safte zuführen könnten. Darum ist es auch noch keinem dieser hochverdienten Meister eingefallen, aus den Resultaten ihrer Forschungen, aus dem Schabe ihrer Weis­ heit uns neugestalrete Lehrgebäude des Neuhochdeut­ schen aufführen zu wellen. Dagegen rufen Jünger, die oft mit gar geringer Mühe mehr oder weniger einzelne Brecken dieser an sich hochwichtigen Resultate erhascht haben, desto lauter ihr Anathema über alle diejenigen aus, welche selche Brocken entweder nicht erlangt haben, oder doch nicht so überschätzen wollen, daß sie ihrer wegen eine Reformation oder sogar Re­ volution der ganzen Grammatik veranlassen möchten. Wenn selbst jene Meister die Blößen solcher Jünger aller Welt aufdecken, so hören diese doch nicht auf, die ganze Orthographie, die Deklination und Conju­ gation, den Gebrauch der Präpositionen, die Bildung und Construction der Sätze u. s. w., u. f. w. nicht bloß nach erwiesenen, sondern auch nach unerwiesenen und unerweislichen, ja selbst nach falsch vorausgesetzten Wurzeln und Formen jener Sprachen umwandeln zu wollen, und die nüchternen Sprachforscher ihrer Zeit in übertriebenem, oft wirklich lebendigem, und dann an sich ganz achtbarem, oft aber auch nur erkünsteltem Eifer aufs unwürdigste zu schmähen und zu verachten. Um nur einen der bedeutendsten und achtbarsten Sprachforscher der neuesten Zeit anzuführen, der sich, nach meiner Ueberzeugung, d.ese Uebertreibung zu Schulden kommen lässt, so muß es doch jeden beson­ nenen Sprachforscher und Sprachkenner mit Staunen, ja mit Unwillen erfüllen, wenn er in Sch mitt Hen­ ners Teut (1828) gleich als Anfang der Einleitung

lesen muß: „das Bedürfniß einer teutschen Sprach­ lehre, welche endlich einmal statt eines Aggregats registermäßig an einander gereiheter Regeln ein aus philosophischen Principien entwickeltes System böte, und statt ihren auf das Empirische gehenden Sätzen die Wahrscheinlichkeit zum Taufschein zu geben, dieselben mit dem Zeugnisse der Geschichte auszustatten ver­ möchte, ist schon so lange gefühlt und so oft ausge­ sprochen worden, daß man mit Sicherheit darauf rech­ nen darf, der Versuch (,) eine solche zu liefern, werde selbst in dem Falle, daß er nicht vollständig ge­ länge, mit Nachsicht ausgenommen werden. Sollte das gegenwärtige Werk nicht allen Anforderungen genügen" u. s. w.. Also alle Sprachlehren, bis auf Schmkttbenners Teut, enthalten nichts als Aggregate registermäßig an einander gereibcter Regeln, die nur die Wahrscheinlich­ keit zum Taufscheine haben, dieser Teut aber, von dem Schmitthenner selbst sagt, „daß er denselben erst nie­ dergeschrieben habe, als er sich schon alle grammati­ schen Verhältnisse zur lichtesten Evidenz entwickelt hatte, und das Ganze sei, wie jedes Glied nach dem­ selben Princip gestaltet, kein Theil könne verrückt wer­ den, ohne daß das Ganze zusammenbreche, so daß er selbst an seiner Grundansicht nicht mehr ändern, und in Anordnung deö Ganzen nichts mehr anders stellen könne," dieser Teur ist nun das erste aus philosophi­ schen Principien entwickelte System einer deutschen Sprachlehre, ausgestattet mit den Zeugnissen der Ge­ schichte!! Liefet man nun noch dazu (S. VI): „die Er­ forschung des frühern Sprachstandes ist das geringste der historischen Studien, welche der teutsche Gramma­ tiker zu machen hat; will er, um zuverläßige Regeln zu gewinnen, das Leben der teutschen Sprache wahr­ haft durchschauen; so muß er diese in ihrem inni-

VI

gen organischen Zusammenhänge mit den übrigen Sprachen des indischteutschen Sprachstammes auffassen (ausfassen), und das kann er nicht ohne nicht als blos (bloß) oberflächliche Kenntniß des Sanskrites, des Persischen, Slavischen, Griechischen, Lateinischen und Altnordischen:" so wächst das Staunen über die Son­ derbarkeit, wie es dem Verfasser, der (S. VII) selbst zugestehet, „daß ein ganzes langes, diesem Zwecke ge­ widmetes Menschenleben zu kur; sein würde, für die vollständige Erforschung des gesammten kaukasischen Sprackstammes, daß er aber, und überdies noch zu ganz anderen Zwecken, nur wenige Jahre dazu ver­ wendet habe, weswegen er selbst deutlicher als irgend jemand erkenne, wie sehr sein Wissen in dieser Hin­ sicht Stückwerk sei," dennoch möglich gewesen ist, den innigen organischen Zusammenhang aller dieser vielen Sprachen so sicher und vollständig aufzufassen, daß er im Voraus behaupten kann, es sei nicht mög­ lich, etwas an seiner Grundansicht zu ändern, oder auch nur irgend etwas in seiner Anordnung des Gan­ zen anders zu stellen. Aber auch unser Unwillen stei­ gert sich, wenn wir erwägen, welchen unübersehbaren Schaden dergleichen Aeußerungen anrichten können, wie viele Deutschen, denen jene alten Quellen unzu­ gänglich sind, oder die bescheiden sich nicht die Kraft zutrauen, in wenigen Jahren das zu erringen, dessen Gewinn kaum Menschenalter gewahren, dadurch vom ernsten, aber einfachen und unbefangenen Studium abgehalten werden können, wie oft das Berufen auf solche sogenannten Zeugnisse der Geschichte ein bloßes Versteckspiel ist,, wodurch man, unter einem leeren Prunken mit Gelehrsamkeit, halb oder gar nicht be­ gründeten Vermuthungen, ja thörichten und lächerlichen Einfällen den Schein tiefer Forschungen geben will, und wie man auf diese Art oft statt eines aus philo­ sophischen Principien entwickelten Systems, das uns

VII

dargeboten wird, nichts als bekannte, alte Dinge in einer unbekannten aber widrigen neuen Form erhalt. Man kann wohl noch gutmüthig lächeln, wenn uns Schmittbenner z. B. sagt (S. XII): „die Sprache als ein Werdendes betrachtet, ist nichts anderes als das Ausstrahlen des -Geistes. (Das ist wahr, und auch nicht wahr!) Als ein solches hat sie auch der Sprachgeist selber (,welcher denn? der allgemeine Sprachgeist oder der Sprachgeist der Indier, Perser, Slaven, Hebräer, Griechen, oder bloß der Sprachgeist der Deutschen?) ursprünglich aufgefaßt; denn das Wort Sprache stammt (für alle Sprache oder Spra­ chen?) von der Wurzel brach, d. i. strahlen, wie noch in der Redensart: der Tag brach an." (Ist daS ein Beweis?) Aber man kann nicht mehr bloß gutmüthig lä­ cheln, wenn derselbe (Th. 1. S. 160) zu behauptet» sich nicht entblödet: „ohne die Kenntniß der Wurzeln der Sprache, ohne daß man z. B. weiß, Hase kommt her vom Sanskrit sas, springen, Krebs vom nordi­ schen kriapa, kriechen, Wolf vom gothischen wahr, rauben, ohne diese Einsicht ist alles Sprechen ein gedankenloses Beziffern der Dingel!" Kann Herr Schmitrhenner auch nur diese drei Ableitungen recht eigentlich strenge beweisen? Leiten nicht andere Sprachforscher, z. B. Adelung, dieselben zum Theil ganz anders ab? Hat nicht namentlich das Wort Wolf mehrere Wurzeln? BehauptetS., alle Ableitungen auch nur seiner deutschen Sprache auf ihre Wurzeln zurüctführen zu können? Vermag irgend ein Mensch, die Wurzeln auch nur irgend einer Sprache vollständig aufzuzählen, und alle Ableitungen aus ih­ nen zu erkennen? Nein, lasset cs uns demüthig gestehen, das ist nicht der Fall ; aber, wollen wir freudig hinzusetzen, das ist auch um so weniger nöthig, da fast alle solche

VIII

Forschungen der hohem Etymologie, wie scharfsinnig und angenehm sie auch sein mögen, doch nur Fragen der Neugier beantworten, und ohne allen bedeutenden Einfluß auf die Sprache und Sprachlehre der jetzigen Zeit bleiben *). Wie versündigt man sich gegen unsre classischen Schriftsteller, ja gegen Millionen unsrer denkenden Brüder, wenn man ihnen vorwirft, weil sie sich nie um den Ursprung z. B. der Wörter Hase, Krebs und Wolf bekümmert haben, darum sei ihr ganzes Spre­ chen und Schreiben nichts als ein gedankenloses Beziffern der Dinge gewesen!! Wie gesagt, innigst will ich mich freuen, wenn meine einfache Grammatik, die nur da auf das Alt­ deutsche u. s. w. sieht, wo dies wahren Nutzen für das Neudeutsche gewahren kann, dazu beiträgt, solche gefährlichen und schädlichen Irrthümer zu zerstören. Und was will Herr Schmitthenner dem Herrn Lach­ mann antworten, welcher in der Hallischen Literatur­ zeitung, 1829, Nr. 151 sagt: „ein wissenschaftliches Streben kann aus dem Grunde in der Grammatik nur ein historisches seyn, weil eine Sprache keine Philosophie ist?" Derselbe fährt fort: „Wie die Ge­ danken des Einzelnen, wenn er nicht eben im Specu*) Oder gewährt cs wirklich Nutzen, wenn der achtbare Sievers t, siehe Ausland, 1829, Nr. 86) Daur statt Dauer geschrieben wissen will, weil die- Wort nicht von bauen, sondern vom uralten burino, der Benennung der Landleute in den römischen Marken, herkomme, da- von bure (Pflugsterz) abgeleitet sei? oder wenn man den Teufel vergöttert, indem dies Wort vom persischen Diw herkommc, und Dewas (von Diwa Himmel) im Sans­ krit, Diw bei den Griechen, Römern, Galen, Diewas bei den Lilthaucrn, so wie Dewel bei den Zigeunern nach d. Dlätt. für lit. Unterhaltung 1829, Nr. 121 Gott (.persisch Choda) bedeute?

liren begriffen ist, ,.n'cht mit Nothwendigkeit auseinan­ der hcrgeleitet werden, so entwickelt sich auch eine Sprache nicht in streng konsequenter Folge, und die Grammatik hat in der Bildung der Regeln nicht öfter die Gesetzmäßigkeit als den bloßen Schein des ge­ setzmäßigen Denkens zu verfolgen, eben so viel Halb­ richtiges und Falsches als Consequenres. Mögen also die ersten nothwendigen Grundsätze der Bildung der Sprache auch noch so fest stehen; sobald von einer einzelnen Sprache geredet wird, ist nichts mehr a priori zu bestimmen, sondern die Regeln beruhn auf Beob­ achtung der gesetzmäßigen oder irrenden Thätigkeit des Sprachgeistes, bey der jeder Irrthum wieder Gesetz werden (,) und wieder ein neues Abirren zulasten kann." Kyritz, am 1. Januar, 1830.

Bauer.

Znhaltsverzeicknrß bfS dritten

B aA d e s. Seite

Neunter Abschnitt. Don den Zeitwörtern und ibrcv F!erion. § 501—57S.

Erste Abtheilung.

$ 501—504

1—402 1—22

Allgemeine Bemerkungen. Begriff de» Zeitwort» und der drei Attributiven de» Sub­ ject». r sm...................................................................................... i Begriff der Conjugation. § 502. ........................................ 4 Begriff und Gebrauch de» Zeitwort» sein, auch zur Lil, düng von Sätzen. § 503................................................................ 6 Andre Hülfszeitwörter, werden, haben, wollen, sollen, mö/ gen, dürfen u. s. w. § 504.......................................................... 10

Zweite Abtheilung. Von den Modus oder der Aussageart. § 505—511. • . . 22—42 Dom Infinitiv. § 505........................................................................ 22 Uebersicht der Modu». § 506.......................................................... 24 Der Indicativ. § 507. . 25 Der Conjunctiv. § 508. . .................................................. 25 Der Conditionali» § 509.................................................... 30 Der Optativ. § 510............................................ 31 Der Imperativ Z 511. ...................................................34 Dritte Abtheilung. Don der Bezeichnung der Zeit bei den Derben. 8 512—532 . 42—105 Absolute, abstracre oder reine Zeil. $ 513. ... 44 Relative, concrete, beziehende oder gemischte Zeil, t 514. . 48

Seite Bernhardt- Aufstellung übet die Zeiten. § 515. . . . 52 Umstellung derselben. § 516........................................................................ 53 Unterscheidung de- Jmperfects und Perfektum-. 6 517. . 55 Seidenstüctcrü Aufstellung darüber. § 519. ... 64 Gedickc'6 und Bernhardt'- Angaben. § 520. ... 66 Reinbeck'S Aufstellung. § 521.................................................................... 71 Heinstu-'S Angabe. § 523................................................... 73 Hartung— § 524................................................... 75 Hahn•— § d25. •••••• 76 Eine- Recensenten Angabe § 526................................................. 81 Schmitthenner- Angabe. § 527....................................................... 85 Müller- Angabe. § 528.................................................................... 85 Rosenberg- Angabe. § 529................................................... 93 Eine- Recensenten Angabe. § 530.................................................. 98 Frie-'S Angabe. § 531.................................................................................99 Vertauschung der Tempus. $ 532.................................................. 102

In der activen Form.

Bildung de- Imperativ-. § 535.................................................... 107 — — Infinitiv-. § 536. . . . . 108 — — Particips. § 537........................................................ 110 — — Indicativ-. § 538......................................... 110 Ueber den Conjunctiv und ConditionaliS. § 539. . • 116 Bildung de- Conjunctivs. 5 540.................................................... 118 — — Optativs. § 541............................................................ 121 — — ConditionaliS. $ 542................................................ 121 — — zweiten Particip-. § 543........................................ 126 Regeln über die Auslassung de- Buchstaben - beim Conjugiren. § 544...................................................................................... 129 Bildung de- Passiv-. § 545............................................................. 142 Transitiven ohne Passiv. § 545, 555, 576. Fünfte Abtheilung. ter.

A.

Conjugation der Zeitwör­ § 546 -563. . . . 144-259

Conjugation der Hülfszeitwörter. § 546 bi- 548. ....•••• 144—165 Conjugation de- Hülfszeitworts werden. § 546. • . 144 — — — sein. § 547. ... 152 — — — haben. $ 548. . . . 159 0. Conjugation der regelmäsigen Zeitwör­ ter. § 549 i . . 165 Ueber die Umbildung der unregelmäßigen in regelmäßige Zeit, Wörter. § 549....................................................................... 166 Conjugation von loben; active Form. $ 550. • • . 172 — — stürzen mit sein. § 551. . . . 180 — — gelobt werden: passive Form. § 552. . 188 Ueber die zurückbeziebenden, reflexiven und reciproken Ber­ ben mit sich und einander. § 553....................................... 196

XII

Sekte Conjugation der reflexiven Derben. $ 554. . . . Ueber die ZustandLwörter. § 555........................................... Welche Zustandswörter mit haben, und welche mit sein conjugirt werden. § 556................................................... Regeln darüber von Seidenstücker, Heyse, Grünow, Bernhardt und Fries. § 557............................................................................ Derzeichniß aller ZustandSwörter mit Angabe ihrer HülfSv erb en. § 558....................................................................... Ueber die unpersönlichen Zeitwörter. § 559. . . Ueber rhre Hülfsoerben und ihr Passiv. § 560. . . Labelle ihrer Conjugation: eS donnert, es erfolgt, e- wird gedonnert. § 561............................................................................. Conjugation der zusammengesetzten Derben. § 562. . Umschreibung der ModuS u. s. w. durch HülfSverden: wol­ len, mögen, können, sollen, lassen, müssen, dürfen. § 563.

Conjugation.

§ 564—571.

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208 208 209

215 224 240 242 246 250

253

259— 311

Tafel der 7 (8) unregelmäßigen ConjugationSformen. $ 565. Allgemeine Bemerkungen: er gilt, hält, räth, du sichst, stichst, ich ging oder gieng, befähle oder beföhle, stände oder stünde. § 566. ........................................................... Derben, die sowohl regel, als unregelmäßig gebogen werden. § 567• * ........ Defektive, mangelhafte Derben. § 568........................................ Unregelmäßiger Imperativ. § 569................................................ Ueber die Veränderung der unregelmäßigen in regelmäßige Berben, ß 5/0. ........ Der-eichniß aller unregelmäßigen Derben. § 571. . .

260

261 266 267 273 276 281

Siebente Abtheilung. Dom Particip und der umschreibenden Conjugation. § 572—578. 311—402 Ueber die drei deutschen Participien im Allgemeinen. $ 573. Bernhardt'- Bemerkungen über dieselben. § 574. • . Ueber da- erste Particip. § 575.................................................... — — zweite Particip. § 576. ..... — — dritte — § 577.................................................... Umschreibende Conjugation. § 578.................................................

313 317 318 327 384 388

zehnter Abschnitt. Don den Präpositionen.

§ 579—642.

.

.

402—658

1. Präpositionen mit dem Genitiv. § 582. • . . Statt oder anstatt. § 583................................................... Halb, halben, halber, außerhalb, innerhalb, ober- und un» terhalb. § 584....................................................«... Kraft. § 585......................................................................................... Laut. § 586 .

406 408 412 415 416

Mittelst und vermittelst. § 587. Gerts, dies - und jenseit-. § 588. Trotz. § 589. Ungeachtet. § 590. Unfern und unweit. ff 591. Vermöge § 592. Während. § 593. Wegen. § 594. . Willen, um willen. ,§ 595. . Besage, unbeschadet, an- und unangefehn, Inhalt , unerwogen, ungehindert, inmitten. $ 596. 2. Präpositionen mit dem Dativ. $ 597. Lu». § 598. Luß«r. § 599. . e Bei. § 600. Binnen. $ 601. . • Entgegen. § 602. Gegenüber. § G03. Mit. § 604. Rach. § 605. . Rächst. § 606. . • Nebst. § 607. . Samt. § 608. . • Seit. § 609. . • Don. § 610. . Zu. § 611. Zuwider. § 612. . Ab, inner, nieder, ob. § 613.



3. Präpositionen mit dem Accusativ. § 615. • Durch. § 615. • • Für. § 616. • • Gegen, gen. § 617. Ohne, sonder. § 618. • • Um. § 619. . Wider. § 620. . 4. Präpositionen mit dem Genitiv nd Dativ. räng«. § 62t. . Zufolge. § 622. . • 5. Präpositionen mit dem Dativ und Accusativ. § 623. Allgemeine Bemerkungen, wann sie den dritten oder vier ten Fall regieren. § 624......................................... An. § 625. Auf. § 626. Hinter. § 627. Zn. § 628. Reben. § 629. . Ueber. § 630. Unter. § 631. Dor. § 632. Zwischen. $ 633. .

Seite 416 416 420 421 422 423 423 424 426

427 427 428 430 436 439 440 441 542 444 448 449 449 450 452 468 476 476 478 478 479 490 492 493 496 498 500 502 503 512 527 548 551 575 579 605 616

XIV Resultat über die regierende traft dieser Präpositionen. § 634. 3um, »ur, für'-, vor'm, vor'-, auf'-, auf'm u. s. w. § 635. Zusammensetzungen der Präpositionen, besonder- mit da und wo, davon, wovon u. s. w. § 636. .... Darin und darein, hierin und hierein, worin und worein. § 637.................................................................................................... Her und bin, herauf und binauf u. s. w. § 638. . . Herum und umher. Z 639................................................... Hinum und umbin. § 640.................................................. Durch Vernunft und fdurch) Gefühle. § 641. ... Mit mit oder durch Geld erkaufter Hülfe. § 642. .

Stire 626 630 632 638 644 654 655 656 658

Druckfeilcr im zweiten Bande. Stire XL Zeile 4 von oben lese man: Dritte Abtheilung. Von den Gattungszahlwörtern. $ 438, 439. S. 495, 496. Einerlei, Dreierlei Wein. Allerhand, vielerlei Arten, Gattun­ gen Wein. § 439. S. 496. Vierte Abtheilung. Bon den Wiederholung-zahlen. Seite 519 Zeile 2 von unten lies Ehepaar. — 615 — 17 — u. l. ganz start ganze.

Druckfehler im dritten Bande. Ctitt 9 — 11 12 35 — 37 38 __ 67 — 70 — 71 — 71 — 73 — 83 — 98 — 99 — 100 — 105 — 108

Stile — — _ — — _ — — — — — — — — — —

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110 111 118 123 127 128 131 142 153 156 165 171

19 15 14 18 20 10 23 25 11 1 10 9 29 17 17 18 15 9 — 15 — 3 — 1 — 13 — 11 — 2 — 20 _ 3 — 3 — 7 — 14 9 —

— — — —

201 202 204 230 233

2 — 24 — 2 — 11. — 15

von oben lies nahe statt noch. — o. l. 6t st. sit. — u l. Beziehung. — o. l. mag für ganz. — o. (. allein st. alle in. — u. l. fehlt st. steht. — o. l. hortans st. horlatiis. — o. l. geredet gehabt haben. — o. l. wirst st. wirb. — o. l. 521 st 522. — o. l 522) Diese — ul. Pflegens»! — U l. utiimir. — u l keine st. feine. — o. k ein st fm. — o. l. regelmL-ige. — u. l. 536) II. — u. l. Infinitiv. — ti. l. § 545 st. 535. — u. I. exstantem. — u. l. wenn. — ö. k abhängiger. — o. l. der. — u. l. miS statt eins. — u. l. Athem. — o. falle das Komma hinter sehen weg. — u. l mufft st. wu-t. — o. stehe gewesen hinter wären. — o. l. weil st. weit. — o. falle daS Komma -wischen schwach und gehen fort. — u. t. begegneten. — u. I. stehe .) — o. l. find st. stehe. 15. 16 v. u. l. reflexiv st. reciprok. v. o. fehlt Horchen.

Druckfeilcr im zweiten Bande. Stire XL Zeile 4 von oben lese man: Dritte Abtheilung. Von den Gattungszahlwörtern. $ 438, 439. S. 495, 496. Einerlei, Dreierlei Wein. Allerhand, vielerlei Arten, Gattun­ gen Wein. § 439. S. 496. Vierte Abtheilung. Bon den Wiederholung-zahlen. Seite 519 Zeile 2 von unten lies Ehepaar. — 615 — 17 — u. l. ganz start ganze.

Druckfehler im dritten Bande. Ctitt 9 — 11 12 35 — 37 38 __ 67 — 70 — 71 — 71 — 73 — 83 — 98 — 99 — 100 — 105 — 108

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19 15 14 18 20 10 23 25 11 1 10 9 29 17 17 18 15 9 — 15 — 3 — 1 — 13 — 11 — 2 — 20 _ 3 — 3 — 7 — 14 9 —

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von oben lies nahe statt noch. — o. l. 6t st. sit. — u l. Beziehung. — o. l. mag für ganz. — o. (. allein st. alle in. — u. l. fehlt st. steht. — o. l. hortans st. horlatiis. — o. l. geredet gehabt haben. — o. l. wirst st. wirb. — o. l. 521 st 522. — o. l 522) Diese — ul. Pflegens»! — U l. utiimir. — u l keine st. feine. — o. k ein st fm. — o. l. regelmL-ige. — u. l. 536) II. — u. l. Infinitiv. — ti. l. § 545 st. 535. — u. I. exstantem. — u. l. wenn. — ö. k abhängiger. — o. l. der. — u. l. miS statt eins. — u. l. Athem. — o. falle das Komma hinter sehen weg. — u. l mufft st. wu-t. — o. stehe gewesen hinter wären. — o. l. weil st. weit. — o. falle daS Komma -wischen schwach und gehen fort. — u. t. begegneten. — u. I. stehe .) — o. l. find st. stehe. 15. 16 v. u. l. reflexiv st. reciprok. v. o. fehlt Horchen.

Seite 239 — 264 — 266 — 275 — 277 — 298 — 303 — 305 — 364 — 365 — 369 — 372 — 404 — 405 — 408 — 409 — 415 — —

Zeil’e 4 — 6 — 2 — 16 — 10 — 12 — 17 .— 16 — 3 — 11 — 10 — 23 — 4 — 12 — 11 __ 14 — 1 4 —

— 425 __ __ — 426 — 465 — 469 — 474 — 477 — 499 — 521 — 540 — 543 — 545 — 547 — 554 — 572 — 579 — 581 — 591 — 594 — 608 — 663 — 669 - 671

2 15 18 2 3 24 22 5 15 1 12 1 5 22 __ 16 __ 17 — 3 — 23 — 19 — 20 — 12 — 4 7 — — — — __ — — — — — — — __ __

ron unten k. geseufzt. — u. L auf. — u. 1. Schallen. — o. L 566, 571, — u. l. zurückrufen. — u. l. regulär. — u. von st. vor. — o. Stinken st. Stricken. — o. l. Bedeutung. — o. l. besonnen. — u. falle man weg. — u. 1. Veraltung. — u. l. wichtig. — o. falle wirklich weg. — u. l. müßigen. - o. I. ), — o. 1. drei statt sechs. — o. schiebe man ein hinter verwandelt: die Plu, ralgenitiven dadurch, daß man t ansetzt. — o. 1. ,die ( — o. l. r des Singulars. — u. l. den im Singular. — u. l. auf 6. — u. l. Apposition. — u. l. (damals,). — u. l. monseeischen. — u. l. wegen st. gegen. — o. l. ist gebunden. — o. l. meine. — o. l. gewännest. — o. l. Wieder. — o. l. ein Komma hinter Alles. — o. l. verlierst. — o. l. hinein),

— 0. l. (eher. — — — — — — —

u. u. u. u. o. o. o.

l. ein Komma hinter noch. l. England. 1. Deutsch), l. wenig (,sind wenige). l. s statt f. l. monatlichen. füge man nach BektaSh hinzu: loder HadzyDektasch - Bely).

9t t u n t e t Abschnitt. Von den Zeitwörtern und ihrer Flexion.

Erste Abtheilung.

Allgemeine Bemerkungen. 501) erste Hauptstück (, besonders § 29 bis 37) hat uns bereits gelehrt, daß das Zeitwort der unentbehrlichste und wichtigste aller Redetheile ist, da ohne dasselbe kein voller Ge, danke gedacht, keine Aussage ausgesprochen, kein Urtheil gefallt, und eben deswegen grammatisch kein Satz, als der sprachliche Ausdruck eines Gedankens, einer Aussage und eines Urtheils, gebildet werden kann. Deswegen hat man es eben vorzugs­ weise vor allen andern Redetheilen Wort, Verbum (,Ver­ bum, QÜfta) genannt (,wie unter andern auch Gcdicke in sei­ nem Werkchen: über die Hülfswörter und Tempora des Ver­ bums, Berlin, 1801, angiebt). Ob dasselbe zugleich historisch der erste oder älteste aller Redethcile ist, (wie Gedicke in dieser Hinsicht 1. c. sagt: Substantiven oder die wörtlichen Bezeich­ nungen des Subjects konnten in der frühesten Sprache fehlen, indem sie durch Vorzeigung deS Gegenstandes oder durch Hinweisung auf denselben mimisch bezeichnet werden konnten, und wie Herder tönende, Handlungen bezeichnende Verben s,z. B. blöken,1 die ersten Machtelemente der mit der Vernunft sich zugleich bildenden ältesten Sprachen, ihre Grund­ wurzeln nennt, die daher dann zugleich die handelnden Wesen bezeichneten, [j. B. Schafe,)) und ob überhaupt alle Völker bei der Erfindung und Bildung ihrer Sprachen in dieser Be­ ziehung denselben Weg genommen haben, das möchte sich wohl Dauer Spracht. UL 1

2 durchaus nicht and nie mehr mit Sicherheit entscheiden lassen (,wie denn andere Sprachforscher die Substantiven, wieder mu dere die Beschaffcnheitswörter, noch andere die Interjektionen, und manche sogar die Pronomen als die älteste Wörterclasse angcben, s. § 38); desto unbestreitbarer aber ist cs, daß das Zeitwort der künstlichste und darum grammatisch der schwie, rigste aller Redetheile ist. Es dient bekanntlich dazu, vom Subjecte der Rede etwas ausjusagen, zu prädiciren, demselben etwas bcizulcgen, zu ab tribuirco, und sein ihm ganz allein eigenthümliches Geschafft besieht eben in der Aeußerung dieser seiner behauptenden Kraft, durch welche cs dem Subject ein Prädicat, ein Attibut beilegt, weswegen wohl ein ganzer Sah, z. D. schweige, aus einem bloßen Zeitwort bestehen, aber kein einziger Satz vollständig sein kann, ohne daß man sich wenigstens ein solches hinzndcn, ken muß, wie z. D. der Ausdruck: still! erst durch Hinzudcnkung des Zeitworts sei oder schweig zu einem ganzen Ge, danken, und sprachlich zu einem Satze, zu einer wahren Re, de wird. (Deswegen nennt Wismayr die Derben Rede, Wörter, und Vater, aber unpassend genug, Bcgebenheitswör, ter; Crevel aber sagt in seinem Wcrkchcn: de Partie]e, du preterit imparfait, des prelerits, Göttingen, 18021 wenn das Subject einmal genannt ist, so kann man fortfahren da, von zu sprechen, ohne dasselbe zu wiederholen, aber man kann nicht davon sprechen, ohne zu sagen, was cs ist, waS cs thut, oder was es leidet.). Gewöhnlich soll und will man beim Aussagen zugleich die Zeit angeben, für welche das Prädicat vom Subject aus­ gesagt wird, und da dieser Umstand der Zeit meistens an dem Verbum selbst durch eine bloße Flexion desselben «usgedrückt wird, so nennt man diesen Redetheil im Deutschen am gc, wöhnlichsten Zeitwort. So enthält also das Verbum vornehmlich eine dreifache Kraft in sich, indem es erstens (fast immer als attributives, eoncretes oder, wie man es auch nennt, adjectiveS Zeitwort) das Attribut (ganz oder zum Theil) angicbt, das der Substanz beigelegt wird, zweitens dies Attribut als der Substanz zu, kommend (auf verschiedene Weise) aussagt oder behauptet, in welcher Hinsicht es eine Kraftäußcrung (§ 29) in sich schließt, und drittens zugleich die Zeit bestimmt, wann oder in welcher oder für welche dies Prädiaat oder Attribut vom Sub, stantiv ausgesagt wird. Sagt man z. D. der Daum grünet,

ft behauptet das Zeitwort, daß der Substanz Dau« das At,

3 tribnt grünen in einer bestimmten, alt eine gegenwärtige 6c, trachtclen Zeit zukommt. Das vom Zeitwort abgeleitete sogenannte Particip ober Mittelwort bezeichnet ebenfalls ein Attribut, und zwar eben das Attribut seines Stammzeitworts, und bestimmt auch, wie dieses, (fast immer) die Zeit, eine gewisse Zeit, für welche diese Derbindung des Attributs und der Substanz statt finden oder ausgcsagl werden soll; aber die behauptende, aus, sagende Kraft hat cs seiner grammatischen Form nach verlo« ren, cs kann nichts mehr behaupten: grünend, grünender Baum, gegrünt. Eine bloße Benennung des Attributs, da- e- als eine der Substanz cinverleibt gedachte Eigenschaft aufstellt, ohne aber eine Behauptung auszudrücken, ohne eine behauptende Kraft äußern zu können, und auch ohne eine Zeit zu bestim, men, enthält der Begriff des Adjectivs: grüner Baum. Zusatz. 2(. Grotefend sagt (in feiner Recension von Rciischers latcin. Schul, Grammatik in Scebode's Bi, bliothek, 1828, Nr. 4.): „als Sprachtheil ist das Verbum dasjenige Wort, welches ein Merkmal als Lebensäußerung (,cin sehr undeutlicher Ausdruck für einen auch wohl nicht ganz deutlich gedachten Begrifft) darstellt, und als solches muß es im Infinitiv betrachtet werden, (grünen,) von wel, chcm daS Particip nur die Congruenzform (?) ist: der D um—grün, der Baum—grünen, der grüne Daum, der grünende Daum." Hoffentlich aber wird man meine An, gäbe zur Erläuterung des Begriffs Zeitwort, dasselbe gleich in einer bestimmten Zeit aufzustellen: der Daum grünt, für weit deutlicher und umfassender zur Festsetzung deS Wesenund der Bestimmung deS Zeitwort- anerkennen. Grotefend sagt ferner: „den Namen Zeitwort kann da- Verbum nur in so fern verdienen, al- alle- Seyn (Sein) in der Zeit gedacht werden muß; daß aber in jeder forma finita eine bestimmte Zeit ausgedrückt werde, kann man nur nach einer höchst oberflächlichen Ansicht behaupte». Man betrachte z. B. die Sätze: die Fische schwimmen, der Mensch ist ver, nünftig. Eben so wenig darf man behaupten, daß da- Par« ticip und der Infinitiv stet- eine bestimmte Zeit bezeichnen. Zeitbestimmung ist ein Accessorium, das dieser Form erst im syntakischen Gebrauch zuwächst, ohne daß es dem Verbum als Verbum zugehört." Das alles ist ganz richtig und wichtig; allein zur Angabe de- Wesens der Zeitwörter und ihrer Participien nach ihrer Würde, Kraft und Bestimmtmg

4

gehört wohl unerlässlich wir angegeben haben.

die ganze Aufstellung

dessen, waS

502) Die Pradicatc, welche im Lauf der Rede nur durch Zeitwörter ihren Subjecten beigclcgt werden können, sind im Allgemeinen sehr vielfacher Art, indem sie namentlich zu er­ kennen geben nicht nur solche Zustandspradicatc, deren Begriff ganz in den Zustandszeitwörtern selbst liegt, wie: der Bauur grünt, der Baum wird gefallt, oder Handlungspradieate, deren Begriff zum Theil in den objectiven Zeitwörtern liegt, wie: der Baum tragt Früchte, sondern auch Arten und Gattungen, zu welchen das Subject zu rechnen ist, wie: Platanen sind (schöne) Bäume, (welche Fries in seinen Untersuchungen über einige Wörter, Redensarten und Redethcile der deutschen Sprache, Neustadt, 1827, S. 76 Gattungsprädicate nennt,) oder Einzelwesen, welche die Subjecte selbst gerade (zu) sind, wie: daS bin ich, (nach Fries Jndividualitätsprädicate,) oder Beschaffenheiten, welche den Subjecten zukommcn, wie: der Baum ist grün (,Beschaffenh.'irsprädicate). Alle diese Prädikate, sie mögen in den Zeitwörtern selbst ganz oder zum Theil enthalten fein, oder für sich andere Re­ detheile ansmachcn, sind bei ihrer Verbindung mit dem Sub­ ject und für dieselbe sehr manchsalliger Bestimmungen und vie­ ler zufälligen Derhältniffe fähig, und in allen Sprachen hat man sich bemüht, von diesen vielfachen Bestimmungen und Derhältniffen, zur Abkürzung der Rede, so viele wie möglich an den Zeitwörtern selbst und durch deren Flexion auSzudrükken. Die vielerlei Veränderungen, denen hierdurch das Zeit, wort unterworfen wird, sind cs eben, welche dasselbe zum künstlichsten aller Redetheile machen. Wir wissen schon, daß man die Verben ihrer Form (vox, genus, forma, § 36) nach in active und passive *), jene ihrem Hauptinhalt, Hanptbegriff (§ 36) nach in objective, reciproke oder reflexive, und subjektive, alle in Hinsicht ihres Subjects in persönliche «Nd unpersönliche (§ 33), in Hinsicht ihrer Biegung in regelmäßige und unregelmäßige (§ 34), und

•) Meiner sagt in seiner phil. Sprachlehre: „die Griechen ha­ ben noch sehr gut die forma media, welche anzeigt, daß Hai Subject di« Handlung für sich zu seinem Bortheil gethan hat: ovroe äu er trägt die Sier für einen andern zu Markte, m/tliiTai, für sich selbst; (Aeneas patrem) er nahm ihn selbst auf die Schultern, und trug ihn, «»«»-»r wjian itsiQin konnte er ihn heraurtragen gelassen haben,"

wieder in vollständige und mangelhafte (§ 35) theilt, so wie auch, daß diese Biegung außer der Angabe der ( drei) Perso­ nen und (beiden) Numerus, besonders die Modus, die Art der Aussage, und das Tempus, die Zeitbestimmung ansdrücken muß. Aber von allen diesen vielen Bestimmungen kann jedes Verbum bei seiner Veränderung, Biegung, Flexion oder Con, jugation, welche eben eine Darstellung der verschiedenen For­ men, Modus, Zeiten, Personen und Numerus, so viel es die Natur der Sprache erlaubt, am Verbum selbst, oder, wie Mül­ ler (de verbo latino, 1817) sagt, der Inbegriff (complexus) (, das Zusammensassen) derjenigen Formen des Zeitworts sein soll, welche eine bestimmte Verbindung des Subjects und Prädicats bezeichnen, an und durch sich selbst nur sehr wenige angeben, sondern es sind dazu, besonders zur Feststellung der bald näher zu besprechenden Modus und Zeiten, namentlich einige Verben (nebst manchen Umstandswörtern), und ganz vorzüglich die drei Verben sein, haben und werden nö­ thig, welche man eben deswegen Hülfszeitwörter (§ 32) nennt *)♦

♦) Seidenstücker sagt in seiner schon oft erwähnten Recension mei­ ner frühern Sprachlehre in der Jenaer Literarurzeitung, i8i5 Nr. 31—34: „der Grammatiker darf in feinen Forderungen an den Körper der Sprache nicht über das Wesentliche hinausgehn. Zu diesem Ueberschreiten des BedürsniffeS kann -er Grammati­ ker leicht kommen, wenn er den Körper mehrerer Speichen studirt, und nun bald in diesen bald in jenen besondere Formen für besondere Schartirungen findet, und nach diesen einzelnen Formen feine Forderungen an jeden Sprachkörper bestimmen will. Manche Sprache bar Formen zur Ungebühr gebildet; diese dürfen durchaus nicht verleiten, -u glauben, al- gehörten diese Formen als nothwendige Glieder zum Wesen des Begriffs. Dir russische Sprache hat unbezweifelt Derbtheile, die nicht im Be­ griff der BerbS liegen, denn wie kann ein pIusquamperfecium frequentativum .flnncbiba-ib ich habe 0 ft geschrieben als -um Begriff des Derb- nothwendig vertheidigt werden r Woll­ te man sich durch solche einzelnen Formen verleiten lassen, so würde das Verb einen unbegrenzten, nie zu schließenden Um< fang erhalten. Daher ist eS noch ein Bedürfniß, das Derb als Redetheil genau zu begrenzen, damit man auf der einen Seite bestimmt wisse, was einem Sprachkörper als Form fehle, und auf der andern auch nicht unstatthafte Forderungen an die Sprachkörper mache. Diese genaue Begrenzung des Gebiets der Derbe dürfte noch eine Aufgabe fein, die de- angestrengtesten Nachdenkens eines Grammatikers werth wäre. Man würde aber dabei von dem reinen Derb ausgehen, und sich streng an die Modalität und Zeitlinie halten müssen. Alles, was außer­ halb dieser -wei Beziehungen liegt, liegt auch außerhalb des Ge-

6 Doch sind diese drei Derben nicht bloß dazu in der Sprache vorhanden, um bei der Conjugation der Zeitwörter für die Be, zcichnung der Modus und Tempus zur Hülfe zu dienen, fonx dem sie sind eigene, für sich bestehende Derben mit bestimmten Bedeutungen, zu deren Ausdruck sie ohne alle andern Derben für sich allein gebraucht werden, und über welche wir hier gleich das Nähere angeben müssen. Sie heißen nur HülfSverx ben, in so fern, und wenn sie zur Bestimmung der FlexionS, theile andrer Derben dienen. 503) Ueber das Zeitwort fein, dessen Begriff und Ge» brauch ist in den neuern Zeiten so sehr vielerlei geschrieben, und auf die verschiedenen Meinungen ein so hohe« Gewicht gelegt worden, daß et schon deshalb nothwendig wird, gleich hier eine kurze Uebersicht der wichtigsten Aufstellungen zu gex ben, (wenn wir auch dabei freilich vielerlei berühren müssen, wa« unmittelbar erst zur Satzlehre gehört,) weil dies den Sex fer am besten überzeugen wird, daß die Hauptsache ganz einx fach und leicht, und die ganze Untersuchung überhaupt nicht von so übertriebener Wichtigkeit ist, wie viele glauben. ES ist daS Zeitwort sein an und für sich ein (unregelx mäßiges, nicht ganz vollständiges) Zustandszeitwort, da« in unx bestimmbar früher Zeit auS Ueberbleibseln verschiedener, übrix genS verloren gegangener Derben für die jetzige Gestalt seiner einzelnen FlexionStheile zusammengelesen ist (.woher eben die -roße Unregelmäßigkeit seiner Conjugation rührt, wobei eS sehr merkwürdig ist, daß fast in allen bekannten Sprachen daS dem Zeitwort sein correspondirenbe Derbum nach seinen »erschiex denen Flexionttheilen eben ein solche« bunte« Flickwerk unx deutbarer Reliquien auSmacht). Nach seinem Begriffe, feix nem Inhalt, seiner Materie, zeigt e« ursprünglich eben ein Sri»^ rin Dasein, ein Dorhandensrin, eine Existenz, eine Anx biet« de« Verb«, und selbst wa< in der Jeitlinte, aber gemischt in dersrlben liegt, mut au« dem Gebiet au«geschi«den »erden. Jetzt, sonst, künftig gehören »um Beispiel »um Begriff de« Verb«, aber nicht oft, denn, obgleich in der Leitlinie liegend, gehbrt «• doch keinem der Lheile der geitlinie autschlirßlich an, und muß daher jedem Lheile, zu welchem t« gezogen werden soll, durch «inen besondern Redrthell, Adverb, äußerlich hin»ug«fügt «erden. Srevel sagt (i. c.): da« Wort Conjugation ist zusammen­ gesetzt au« cum und jugum, Joch, car c’e»t en eiset un attelage de voix, de model, de lerne, de nombres et de personne», eous an joug, und setzt scherzhaft hinzu: terrible attelage pour un pauvre enfant, Charge de la conduire »ans broncher, tandiique Pimpitoyable gramairien seit cloquer son fouet!

/

Wesenheit an: Gott ist und war und wird fein; wer ist da? bist du c«? In dieser Beziehung nennt man eS, wie alle Derben mit solchem bestimmten Begriff und Inhalt, ein ton# cretc« Zeitwort. Wir werden bald hören, daß man bei allen Zeitwörtern, wie wesentlich die Conjugationsform, ihre Flexion den einzelnen Theilen derselben auch den Begriff der Zeit auf# und eindrückt, doch genöthigt ist, solche Zeitformen auch zur Bezeichnung von Begriffen und Gedanken anzuwenden, wobei man an gar keine Zeit denkt, und gar keine Zeit in Anregung bringen und ausdrücken will, namentlich zur Bezeichnung all# gemeiner, ewiger Wahrheiten, reiner Vernunft« und auch Der# standesschlüsse, bei denen unser Geist sich gleichsam au« den Banden der Sinnlichkeit herauSwlckelt, sich über die Schran# ken de« Raumes und der Zeit erhebt, (in denen er freilich, so lange er mit dem Körper verbunden im Erdenleben thätig ist, denken und wirken muß,) eben weil die Sprache, die sich im. ©Innenleben, und zunächst für« Sinnenleben bildete, keine Formen des Zeitwort« ausgeprägt hat, welche schon an sich den Begriff der Zeit ausschlösscn. So sagt ina.i: Tugend macht glücklich, Tugend muß Heil und Segen bri .gen, alle« Irdische vergeht, soll und muß vergehen, der Geist bleibt, be# steht, wirkt ewig, zwei mal zwei macht vier, Gleiche« zu Girl« chem giebt Gleiches, welche Beispiele sogleich zeigen, daß man, unter der Doraussetzung: wenn ein Subject nie fein Prädikat verlieren kann, so kann dies auch nicht ander« als in einer ununterbrochenen Gegenwart gedacht werden, zum Ausdruck so allgemeiner, unveränderlicher, bleibender Begriffe, Wahrheiten, (analytischer) Urtheile -und Schlüsse besonder«, die Flexion«# form der sogenannten Gegenwart, des Präsens wählt, weil man im Moment der Gegenwart am leichtesten vom ganzen Begriff der Zeit abstrahirt. (Man könnte hinzusetzen: und weil sich das Präsens grammatisch am leichtesten bildet; die« sst aber nicht in allen Sprachen, schon in der lateinischen nicht immer der Fall, wo man solche Sätze doch auch mit dem Präsens bildet.) Eben dies muß nun natürlich auch beim Zeitwort fein statt finden, und so bildet man unzählige solcher allgemeinen Wahrheiten, Urtheile und Aussprüche auch mit dem Präsen« de« Zeitwort« sein, indem man dann auch bei ihm ganz vom Begriff der Zeit abstrahirt. So kann man selbst die vorigen Beispiele umbilden in: Tugend ist beglückend, ist Glück, Tu# gend ist heilbringend, ist nothwendig, Segen bringend, da« Ir# dische ist vergänglich, da« Geistige ist ewig, bleibend, stets wirk.

8 fam. Doch beschränkt sich dieser Gebrauch des Zeitwort- se i n, bei welchem es vom Begriff der Zeit ganz abstrahirt, nicht bloß auf solche allgemeinen Sätze, die gar keinen Begriff der Zeit zulasscn, sondern er erstreckt sich auch auf die Bildung vieler andern Sätze. Da die Bedeutung, der Begriff dieses Worts aber nichts als gerade die Bezeichnung eines bloßen Sein'-, Daseins ist, und weiter keinen Inhalt hat, weiter kei, nen Prädicatsbcgriff eines bestimmten Zustandes, einer Han­ dlung, einer Gattung oder einer Beschaffenheit in sich fasst, und man sich in der That bei jeder andern Ausdrucksform den Begriff des Seins, des Daseins schon von selbst zu ihr hin, zudenkt, an sie hinandenkt, (bei ihr subsumirt,) wie man sich z. B. bei den Ausdrücken Gott, der ewige Gott, Golt, Ur­ quell des Segens, schön, Vorrede, Ende u. s. w. wenigsten­ dunkel hinzudenkt: Gott, der (da) ist, der du bist, (der) Gott, der ewig ist, der Urquell alles Segens ist, das ist schön, da­ ist die Vorrede, das Ende: so ist es ganz natürlich und deut­ lich, daß das Zeitwort sein, wenn es auf die angegebene Art so abstrahirend vom Begriff der Zeit, deren Angabe in ihren verschiedenen Abschnitten der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft noch einen Hauptthcil der Bedeutsamkeit dieses Zu­ standsworts ausmacht, gebraucht wird, (wenigstens fast) seinen ganzen Begriff, seinen ganzen Inhalt, seine ganze ihm ur­ sprünglich eigenthümliche Bedeutung verlieren muß, und nun in «ine (wenigstens fast) leere Form und Formel übergeht, die nur noch grammatische Wichtigkeit behält, indem man sich ihrer bedient, um vermöge der ihr noch immer bleibenden be­ hauptenden Kraft diejenigen Prädicate, die nicht ganz oder zum Theil durch (objective oder subjcetive) Zeitwörter auSge, drückt werden, mit den durch sie zu bestimmenden Subjecten durch ihre Kraftäußerung zu Sätzen zu verbinden. Bei die­ sem Gebrauch nun nennt man sein ein abstractes Verbum. Das Mittet zur sahlichen Verbindung eines Prädikat-, mit seinem Subjecte nennt man die Copula oder das Band des so entstehenden Satzes, und deswegen sagt man: in den Sätzen: der Baum grünt, der Baum trägt Früchte liegt die Copula in dem Zustandsprädicat grünt, und in dem Han, dlung-prädicat trägt. Solche Sätze bedürfen also keines etgnen Wort- zur Copula. Dagegen ist für die Sätze mit den andern Arten der Prädicate (,mit Gattung-,, Individua, litäts, und DeschaffenhcitSprädicaten, § 502,) eine solche ei­ gene Copula unentbehrlich, und dazu dient denn nun ganz be­ sonders das Zeitwort fein, da- also diese übrigen Arten der

Pradicate als Copula mit ihren Subjecten zu Sahen veröln, der, und bei diesem Gebrauch freilich (, wenigstens fast) ganz inhaltlos, ganz leer an eigner und eigenthümlicher Bedeutung, bloß als ein Bindemittel erscheint. Deswegen nennt inan es für diesen copulativen Gebrauch reines Verbum, auch wohl Zeitverbum, weil die Bezeichnung der Zeit dann noch seine Hauptkraft ist, in so fern man es ganz übersteht, daß auch in diesem Fall es im Grunde doch immer noch zugleich das Sein, das Dasein des Subjectes aussagt. Es versteht sich, daß die, ser Gebrauch, für welchen dieses Zeitwort der Sprache (zu seinem Troste) höchst nothwendig, ganz unentbehrlich ist, auf die Conjugationsform desselben weiter keinen Einfluß hat und haben kann. Beispiele für diesen Gebrauch als Copula sind: Platanen sind schöne Baume, das bin ich, der Daum ist grün; auch: er war ein Narr, ist cs auch heute noch, wird es aber bald nicht mehr sein. Mit diesem (zweiten) copulativen Gebrauch des Zeitworts sein hangt nun (drittens) sein Gebrauch als HülfsVer­ bum der Form und grammatischen Auffassung nach noch zu­ sammen, als welches es nämlich drei Tempus oder Zeilen vie, ler Zustandswörter (,das Perfectum, Plusquamperfectum und zweite Futurum im Indicativ und Conjunctiv sund im Infi, nitio]) (mit dem zweiten Particip des Wortes selbst) bildet: ich bin und sei gekommen, ich war und wäre gekommen, ich werde gekommen sein, s, gekommen fein]. Wie man nämlich mit den Beschaffenheits, und Umstandspradicaten sagt: ich bin und sei ruhig oder hier, ich war und wäre ruhig oder hier, ich werde ruhig oder hier gewesen sein, (ruhig oder hier sein): gerade eben so sagt man mit dem (zweiten) Particip, von des, sen Zustandsbegriff man ganz abstrahirt, indem man cs als Beschaffenheitsbegriff auffasst: ich bin und sei gekommen u.s.w. Als solches Hilfsverbum verliert nun sein ganz und gar alle eigne Kraft, alle eigne Würde, alle eigne Bedeutung, und schrumpft für diese Tempus logisch und grammatisch, aber nicht dem Wortkörper nach, zu einem bloßen (integrirenden) Theil seines Zeitworts (kommen) zusammen; in: ich bin gekommen ist ich bin nicht mehr das Präsens des Zeitworts sein, son­ dern die (charakteristische) Form der Bezeichnung der Dergan, genheit (,des Perfects) des Zeitworts kommen. In dieser niedrigsten seiner Bedeutungen verdient es noch mehr als in der vorigen den Namen des oder eines Zeitverbs, da es nun, außer der ihm, wie allen Verben, ste.s eigen bleibenden pradi, cirenden Aussagekraft, durchaus nichts mehr vermag, als eine

10 gewisse Zeit, ein gewisses Tempus des Verbums zu bezeichnen, dessen Hülfswort es ist. Nach dieser höchst einfachen und leichten Angabe deS We, sens, Begriffs und Gebrauch« des Zeitworts sein müssen wir nun die wichtigsten und auffallendsten Stimmen der neuern und neuesten Sprachforscher über dieses Verbum hören. Sehr sonderbar sagt der hochverdiente Seidenstücker (in Gutsmuths pädagogischer Bibliothek, 1808, II, S. 66): „es giebt iu der Sprache zweierlei Derben: 1) ein reines, 2) eine Classe der gemischten; diese zerfällt a) in das Zeitverb, und b) in das Adjeetivvcrb. So wie jede Sprache nur ein reines Verb haben kann, so kann jede auch nur ein einziges Zeitverb haben; aber an Adjectivvcrbcn kann jede Sprache Reichthum haben. Das reine Derb, obgleich unsichtbar dem Auge und nicht schreibbar für die Feder, spielt dennoch leicht eine so bedeutende Rolle in der Sprache, wie das Zeit, und Adjectivverb." An einer andern Stelle sagt Seidenstücker, das lateinische non (nicht) enthalte den Gegensatz dieses reinen Verbs in sich, und sei also die verkörperte Negation desselben. (Wil, lig gestehe ich die Richtigkeit des Vorwurfs zu, den er mir in seiner Jenaer Recension macht, daß ich dies reine Derb noch nicht ergriffen habe; die Ursache aber, wenn ich auch Seiden, stückers Meinung begriffen habe, warum ich sie nicht zur Auf, führung des grammatischcu Gebäudes der Zeitwörter—theorie benutze, liegt ganz einfach darin, daß ich sie weder für dauer« haft noch brauchbar zum Gerüste dieses Banes anerkennen kann.) Rosenberg (in seiner Vorschule zur deutschen Gram, matik, 1828, Berlin) bemerkt: „jeder Satz muß darstcllen, daß da« betrachtende Subject (,d. i. der Sprechende,) die Ein, hcit der zum Satze gehörenden Substanz und ihrer Accidenz s,gewöbnlich sagt mau da« Accidens,) (,d. i. des ihr beigeleg» ten Prädicats, de« ihr znstchendcu Attributs,) empfinde, da« heißt da« Sich — befind e n der Accidenz an der Substanz, oder das Sein der Accidenz au der Substanz; mithin ist das Sein der vermittelnde Begriff, da« Sprachzeichen zur Der, einigung der bis dahin getrennt gedachten Begriffe der Sub­ stanz und der Accidenz, die nun einander gegenüber gestellt sind, und das Sein, das nun eine eristentiale (?) Verbindung bezeichnet, zeigt ein Mit—einander—sein beider, ein Sein der Accidenz in der Substanz an: es ist da« den Satz vollendende Band, welches eben von dieser seiner Function Baud oder

Copula heißt: daS Sein bewirkt die Inhärenz der Accidenz in der Substanz; es ist nichts als eine Verbindung von Ge« genstand und Merkmal." Dagegen sagt Prahm (in: de grammaticae universalis sundamento, 1826, Kiel, 44 Seiten): die Copula ist nicht als ein wesentlicher Bestandtheil des Satzes zu betrachten, (sed quemadmocluin cujusque rei materies et fonna nunquain disjungi possunt, inimo semper intime conjunctae sunt, quippe cum haec illius sit forma, illa au lern hujus inateria: ita judicii quoque formain a maleria discindere non licet, neque copula illa, quam dicunt, pars est judicii absoluta et peculiaris,) sondern nur eine Kraft, wodurch die beiden Satzthcile (des Subjects und PrädicatS) verbunden werden (, sed vis quaedam, qua duae illae par­ tes in unum cocunt, vel potius judicium sit judicium). Ein Recensent Prahms, (in der hallischcn Literaturzcitung, Er« gänzungkblatt, Nr. 108, 1827) sagt: „diese Krast (, diese vis quaedam) ist das Urthcilsvcrmögcn des denkenden Geiste» selbst, welchem als der sondernden und verknüpfenden Form die Welt der Erscheinungen ihre Substanzen und Attribute als Material darbictet. In der That also erhält das Urtheil ob« jccliv genommen nur zwei Bestandtheile; denn die Copula ist nur die snbjcctive Seite, ist die UrthcilSkraft selbst, und kein materielles Element des Urtheils." Nach dieser Aufstellung verwirft also Prahm die herrschende Ansicht, daS Verbum sein drücke als abstraktes Verbum die reine Copula ans, und daS ihm beigcfügte Adjectiv oder Adverb sei das Prädicat, welche Ansicht man auch an Sätzen, in welchen ein sogenannt teS adjectives Verbum (,cin Zustandsprädicat: grünen) als Prädicatswort auftritt, durch Auflösung desselben in das Ver­ bum fein und ein Participium (,der Daum grünt, sei: der Dänin ist grünend,) geltend zu machen suche. Prahm sagt, er sehe nicht ein, warum man das Verbum sein so zurück, setze, daß man cs aus der Zahl der Derben fast ausschlicße, da es doch von den übrigen Verben sich nur durch den matcriel, len Inhalt unterscheidet. Sein (angeführter) Recensent be, merkt dagegen: „das Verbum sein bezeichnet nicht, wie Prahm sagt, qualilales habere, sondern indem es affirmativ gcnom, men allerdings die Möglichkeit der Qualität (?) auSdrückt, be­ zeichnet es nach seiner negativen Seite eben sowohl die gänz­ liche Abstraclion von aller Qualität, und ist somit eine rein formelle, völlig leere und arme Bestimmung. Selbst wen» ich dies Verb als selbstständiges Prädicatsworl (concrereS Der,

12 bum,) also nach der gemeinen Vorstellung io concreterem Sinne gebrauche, bezeichnet es nichts als diesen ganz abstracten von allen Qualitäten ganz entblößten Begriff. Sage ich Gott ist, so sage ich von ihm nichts weiter aus, als was schon in dem bloßen Namen liegt, und ihm mit jedem andern Dinge gemein ist. Halten wir nun diese formelle inhaltlose Be­ deutung des Seins fest, so ist nichts einleuchtender, als daß eben dieses Verbum allein geeignet ist, den formellen Theil des Urtheils anszumachen, nnd als allgemeine leere Möglichkeit der Qualität der im Prädicat gegebenen Qualitatsbestimmung zur Unterlage zu dienen, und so erscheint es eben als Copula." So gern der Leser dem Recensenten vollkommen Recht geben wird, so sieht man doch zugleich, daß Prahms Bcmer, kttngen sehr gründlich sind, und daß die Verschiedenheit ihrer Aussprüche mehr in den Ausdrücken und Benennungen als in den Begriffen selbst liegt. Auch wenn Prahm noch hinzusetzt: „da im Urtheil Materie und Form eigentlich eins und unzertrennlich sind, so sei cs weniger angemessen, im Sahe durch einen Ausdruck die Materie, durch einen andern die Form zu bezeichnen; es scheine (?) vielmehr nothwendig, (?) daß die Theile des Satzes selbst eine Form haben, welcher eine eigenthümliche Kraft einwohne, die ihre Beziehung auf einander anzeiqt," so kann inan ihm darin wieder Recht ge­ ben, ohne daß dadurch die Wahrheit angetastet wird, daß das Zeitwort sein eben diese Kraft, aber auch nichts weiter ist, welche die Theile des Urtheils zu einem einzigen und unzertrennlichen Ganzen verknüpft, und deswegen bemerkt der Re­ censent ganz richtig dagegen: nothwendig ist dies nicht; aber Sätze, in denen ein objectives Verbum den Copulativbe, griff, oder die Bczichnung auf das Subject, .mit dem Prädi­ cat vereinigt ausspricht, sind vollkommener als solche, in denen beide getrennt erscheinen. So sagt auch Rosenberg (I. c. S. 36): „ daS allen Dingen gemeinsame Merkmal ist die Existenz, das Sein; die­ ses Sein ist zugleich die erste Bedingung der Wahrnehmbarkeit der Dinge. Wenn wir daher ausdrücken wollen, daß ein Ge­ genstand von uns wahrgenommen, empfunden wird, so sagen wir: er ist, ai*bor est. Sein bezeichnet also nur die reine Existenz. Nun kann aber ein Fall eintreten, daß die Wahr, nehmung, Empfindung nicht sowohl des Gegenstandes, der Substanz, als vielmehr einer ihm inhärirenden, an ihm befind­ lichen Eigenschaft bezeichnet werden soll; (, eine Beschaffenheit soll als Eigenschaft dargestellt werden;) da aber keine Eigen,

schäft, kein Merkmal an einem Dinge unterschieden werden kann, bevor nicht das Ding selbst empfunden worden ist, so bezeichnet die Sprache die Wahrnehmung des Merkmals da­ durch, daß sie zuvörderst die Wahrnehmung des Dinges selbst bezeichnet, durch das Sein, und dann zu dem Sein das Zeichen für das Merkmal setzt: der Daum ist grün, viridis esl arbor, was nichts anders heißt, als: der Baum wird von mir wahrgcnommen, und ich unterscheide an ihm daS Merk­ mal grün. Sage ich also: Gott ist, deus est, so habe ich die Existenz Gottes behauptet; sage ich: Gott ist ewig, deus est sempiiernus, (der ewige,) so habe ich die Ewigkeit Got­ tes behauptet; im ersten Fall ist est, ist das Verbum deS Daseins, qf;u« vnaqy.Tiv.ov, im zweiten aber die Copula, und es leuchtet sogleich ein, daß diese verschiedenen Benen­ nungen sich nur auf eine Verschiedenheit der Anwendung deS Wortes fein, nicht aber auf eine innere Verschiedenbcit deS Begriffs beziehen, so daß also die Copula und das Verbnin der Existenz der Sache nach identisch sind; denn der Satz: Gott ist ewig, behauptet nicht nur die Ewigkeit, sondern auch die Existenz Gottes, und zwar nicht nur realiter, sondern auch formaliter; (das ist es im Grunde, was Prahm eigentlich sa­ gen wollte;) weil aber die Bezeichnung der Existenz des Sub, jects in diesem und diesem ähnlichen Sätzen nicht unmittelbar Zweck der Darstellung ist, so erscheint das Sein in derselben als etwas Untergeordnetes, bloß als Mittel, ohne welches die zu bezeichnende Existenz des Merkmals nicht dargcstellt, nicht dem Subject beigelegt, nicht mit ihm verbunden werden kann, mithin allerdings als bloßes Band, als Copula. Die Copula ist also nicht etwa mit einem zur Vereinigung fremdartiger Stoffe dienenden Mörtel zu vergleichen, und als an sich sinn­ los im Satze, und nur zur Construction desselben dienend zu betrachten. Diese Ansicht, die nicht minder allgemein vcr« breitet, als seicht und vcrstandlos ist, wird auch dadurch wider­ legt, daß z. B. in dem Ausdruck: arbor viridis, der grüne Baum, das Attribut ohne ein verknüpfendes Band sich fest a»r das Subject anschlicßt; ein Beweis, daß nicht zu jeder Art der Verbindung von Substantiv und Attributiv ein verknüp­ fendes Band nöthig ist; nicht also Verknüpfung des Prädicats mit dem Subjecte, sondern Darstellung der Existenz des er­ stem (ersten) an dem letzter,, (letzten) ist das Wesen der Co­ pula. Durchaus irrig ist es also, wenn man meint, daß die sogenannten Verba concreta zusammengesetzt sei» mit den» Sein, daß also z. B. er schläft für er ist schlafend genom-

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men «erden müsse. Die- sollte vielmehr so gefaßt (gefasst) werden: der kindliche Verstand de- Sprachbildners konnte die Existenz einer Eigenschaft an einem Dinge nicht anders als auf einem Umwege ausdrücken, nämlich dadurch, daß er zu/ vörderst die Existenz des Dinges selbst setzte, und dann, durch Hinzufügung des Sprachzeichens für die Eigenschaft, jene Existenz näher bestimmte, welche Art des Ausdrucks aber eben, weil sie umschreibend ist, viel Unbeholfenes, Schwerfälliges an sich hat; weil also nur durch das Sein der Satz zu Stande gebracht werden konnte, so muß dies Wort schon frühzeitig cxistirt haben, was sich auch aus seiner unregelmäßigen, aus den verschiedensten Elementen bestehenden Form ergiebt; das Verbum concrelum zeigt den sprachbildenden Geist auf einer höhern Stufe, wo er jenen Umweg bereits verlassen hatte, um die Wahrnehmung des Attributs am Subject unmittelbar zu bezeichnen; man kann also nicht sagen, er schläft ist gleich: er ist schlafend, sondern nur: der Satz kann umschrieben, erklärt werden durch: er ist schlafend." So trefflich alles Vorhergehende war, das Rosenberg hier ausgestellt hat, so unbedeutend ist doch im Grunde diese histo, rische Erörterung der Gegeneinanderstellung von er schläft, und er ist schlafend, deren Vordersätze sich überdies schwerlich 6 ex weisen lassen möchten. UeberdieS fällt er wenigstens schein/ bar in einen Widerspruch, wenn er (Seite 349) behauptet: „Derben sind nichts als Participien, denen die kopulative Kraft inwohnt;" auf diese Art wäre ja schlafen weiter nichts als schlafend sein. Endlich Fries sagt (1. c. S. 77): „die Copula ist, je nachdem sie bloß die Verbindung des Prädicats mit dem Subject, oder zugleich gewisse Nebenbegriffe bei dieser Verbindung aussagt, entweder die reine s, die eigentliche) Co­ pula oder Copula mit einem Nebenbegriff s,die uneigentliche Copula). Die reine Copula, d. i. die bloße Aussage der Ver­ bindung des Prädicats mit dem Subject, oder vielmehr die Aussage des Daseyns (Daseins) dieser Verbindung ist das Zeitwort seyn. )n den Sähen: ich bin ein Mensch, da­ bist du, der Mensch ist sterblich nennen die Subjecte ich, das, der Mensch, und die Prädikate ein Mensch, du, sterblich bloß Begriffe; das Daseyn einer Verbindung zwischen diesen Be­ griffen wird aber erst durch die Wörter bin, bist, ist genannt oder ausgesagt. Der Nebenbegriff bei der Aussage kann vielerlei (vielfa­ cher) Art sein, daher auch vier Verba (Derben) nämlich: «erden, bleiben, heissen (heißen,) scheinen Copula mit

einem Ncbenbeqriffc sind. In dem Satze: er wird Prediger, sie wird groß, d. konimr in die Lage, daß er Prediger ist (,) — geht zu der Beschaffenheit über, daß sie groß ist, der Esel bleibt ein efel, das Schlechte bleibt schlecht, d. h. behält die Art, daß er ein Esel ist (,) — die Beschaffenheit, daß es schlecht ist, er beißt Philipp, sie heißt gut, d. h. hat den Na­ men, welcher Philipp ist (,) — daß sie gut ist, er scheint zu­ frieden, d. h. hat den Anschein, daß er zufrieden ist, schmelzen (schmilzen) die Begriffe des Uebergangs zu einer Beschaffenheit tu s. w., der Beilegung eines Eigennamens oder des Namens einer Beschaffenheit u. s. w., des Anscheins einer Beschaffen, hcit ii. s. w. mit der Aussage in ei n Wort zusammen, von welcher sie in Gedanken wieder getrennt werden können, so daß die Aussage rein erscheint, z. B. sie ist groß werdend, das Schlechte ist schlecht bleibend, sie ist gut heißend, (?) er ist zu, frieden scheinend." Dies führt uns auf die übrigen Hülfsverben *). ♦) ES ist schwer -u erklären, wie Rosenberg nach der eben vorher angegebenen so richtigen Aufstellung über daS Verbum sein alHülfSjeitwort und reine Copula gleich nachher Folgendes, wo­ durch er sich selbst widerspricht, niedcrschrciben konnte: ,, Weil nicht für jedes Attribut ein Wort vorhanden ist, das durch seine Form sich als Prädicat eines Satzes mit dem Subject desselben unmittelbar verbindet, so veranlasst dies eine Eintheilung der Attributiven in eigentliche Attributiven und Verba attributiva oder concreta. Wenn wir also das Verbum als ein copulutive Kraft in sich schließendes Attributiv erklären; (,) so wollen wir dies so verstanden wissen, daß das Verbum durch seine Form die Existenz des in ihm liegenden Attributs an der Substanz be­ zeichnet, oder vielmehr richtiger, daß in den verschiedenen For­ men der mieteten Derben nichts liegt, als eine Bezeichnung bei Stammbegriffs, Pronomen (S), und de- Tempus, wie in ama— b—; die Verbindung aber mit dem Subject, diese grammatische Beziehung ist darin gar nicht bezeichnet, und wird nur hinzuge­ dacht." (Warum denn ober? Warum soll man nicht denken und sagen können: in dem e bei ich liebe, liebte, in dem st bei du liebst, liebtest liegt nicht bloß dir Anzeige der (ersten und zweiten) Einheitsperson, sondern auch zugleich die aussagende, behauptende Kraft, vermöge deren dem Subjecte (ich oder du) daS Prädicat lieben beigelegt, oder, wenn man sich so auSdrükken will, einverleibt wird? Welchen Grund har man denn, diese Ansicht zu verbieten? Zwar ,'ährt Rosenberg unmittelbar fort:) Ueberhaupt kann wohl vernünftiger Weise von einer Einverleibung durch da» sogenannte HülfSverbum fein gar nicht die Rede fein, also die Copula im eigentlichen Sinn gar nicht angenommen werden. Denn wenn ein,

16 504) Das Zeitwort werden ist ebenfalls ein (unregel­ mäßiges) Zustandszcitwort, das als concretes, prädicatives Ver­ bum ein Anfängen, Beginnen, Entstehen (, ein Werden) be­ mal behauptet wird, daß daS Verbum sich ohne alles Dr eite re mit dem Substantiv verbinden lasse, so wird durch bie Annahme einer einverleibenden Copula, die ja selbst ein Verbum ist, nichts gewonnen, denn da könnte man nur wieder nach der Copula fragen." Aber das ist ja gar kein Grund, der die dreiste Be­ hauptung, daß vernünftiger Weife von einer Einverleibung durch das Hülfsverbum sein gar nicht die Rede sein könne, rechtfertigen könnte. Denn das Zeitwort hat nicht in seiner Wurzelform, in seiner unbestimmten Infinitivform lieben die behauptende, auösagende, beilegende, einverleibende Kraft, wie selbst sein Uebergang zum Hauptwort daS Sieben darthut, eben so wenig in seiner Participform liebend, geliebt, die das­ selbe zu einem bloßen Adverb hinunterzieht, auch nicht durch die Vorsetzung des Pronomens, die deshalb selbst in vielen Sprachen fehlt, amo: sondern gerade seine Flexion, gerade seine Biegung-, formen geben ihm erst seine KraftLußerung, seine behauptende Kraft, legen erst dem Subjecte da- Prädicat, da- im Zeitwort liegt, bei, lassen diese- erst seine Kraft, wodurch, wie Prahm sagt, im Urtheil Materie und Form eigentlich ein- und unzer, trennlich werden, äußern. Und also kann man wohl ganz ver­ nünftig denken und sagen: durch die Flexionsformen wird der Begriff, da- Prädicat de- Verbnms dem Subject einverleibt. Daß da- Verbum bei seiner Flexion Hülfsverben zur Con­ jugation annehmen muß, ändert nicht- in der Sache. In den einfachen Theilen und Zeiten, wo kein Hülfszeitwort statt fin­ det, üben die Flexionszeichen des Verbum- selbst die prädicirende, concreöcirende, einverleibende Kraft; in den zusammengesetzten, aus einem Hülfsverbum und dem Particip oder Infinitiv deZeitworts bestehenden Theilen und Zeiten üben diese Hülfsver­ ben die einverleibende Kraft, die Einverleibung au-, so daß sie nun die wahren, eigentlichen Derben, verba finita sind, deren Beisatz des Particips nur noch die Kraft und Natur eine- Ad, verb- behält. Diese einfache, leichte und gewiß richtige Ansicht hat übrigens mit dem Begriff der Copula gar nicht- zu thun. Nennt man in den Sätzen: er ist ruhig, er ist anwesend daZeitwort ist ihre Copula, so kann man auch in den Sätzen: er ist gekommen, er ist beruhigt (worden) ist ihre Copula nennen, insofern man gekommen und beruhigt nicht mehr al- Zeit, Wörter, sondern, wie anwesend und ruhig, al- bloße (Partici­ pien, al-) Adverbien betrachtet; aber freilich haben diese Sätze, insofern man sie al- bloße Flexion-theile der Zeitwörter kommen und beruhigen (,al< deren active und passive Präteriten) auf­ fasst, eben so wenig noch einer eignen für sich bestehenden Co­ pula nöthig, wie die Sätze: er kommt, er beruhigt, indem sie bann mit, der behauptenden oder prädicirenden zugleich die copulative, die einverleibende Kraft, nebst dem Prädicatübegriffe, in sich schließen und au-üben. Und ist denn da- im Grunde etwas

zeichnet: die Welt ist aus nichts geworden, Gott sprach: cs werde Licht, und cs ward oder wurde Licht, cs wird Mor­ gen, es wurde Nacht, (d. !. sdiej Nacht wurde,) da ward aus Morgen und Abend der dritte Tag, es wird eine kühle Nacht werden, aber freilich (rote fein) so als vollständiges Prädicat nur selten, desto häufiger dagegen als ein Zeitwort mit unvoll­ ständigem Prädicate gebraucht wird, welches unvollständige Prädicat dann durch ein zngcsctztcs Substantiv oder Adverb ergänzt, oder vervollständigt wird: die Nachr wurde kühl, die Eier werden hart, die Eier wurden harte statt weiche, er wird ein Narr, sie wurden böse, sie werden Schwächlinge werden. Bei diesem Gebrauch kann man nun wieder, insofern man z. B. in den letzten Sätzen Schwächlinge, Narr, böse, weiche als die vollen Prädicate derselben betrachten, und es überse­ hen will, daß in dem Zeitwort werden auch noch ein Theil des Prädicats, die Bezeichnung des Beginnens, Anfangs, u. f. w. enthalten ist, dies Zeitwort werden die Copula der an­ geführten Sätze nennen; indessen sieht man sogleich eben an diesem Inhalt, diesem Begriff des Werdens, daß werden nie in der Hinsicht und Art wie fein eine reine, leere, inhalt­ lose, sondern immer nur eine gemischte Copula genannt wer­ den kann. Nimt man dagegen auf die Bedeutung des Worts werden Rücksicht, so muß dasselbe auch nicht mehr Copula genannt, sondern zum Prädicat gcrechnet, und für ein Zeit«ort mit einem unvollständigen Prädicate erklärt werden, des, scn Ergänzung oder Vervollständigung eben der bcigefügrc Zu­ satz (Narr, weiche n. s. w.) ist. Endlich heißt werden drit­ tens ein Hülfszeitwort, (verbtun auxiliare,) insofern cs zur Conjugation aller Zeitwörter (für die Bezeichnung der zukünf­ tigen Zeiten und der Passiven) unentbehrlich ist: er wird lie­ ben, du wirst geliebt haben, ich werde geliebt (werden). Bei diesem Gebrauch wird es am einfachsten für einen (integri, reudcn) Theil des Zeitworts, das eS conjugiren hilft, erklärt, also mit zu der Prädicatsbezeichnung, welche desselben Inhalt ausmacht, gerechnet, und deshalb nicht alS eigne Copula seines Satzes angesehn, sondern man sagt wieder, daß z. B. in dem Satze: er wird kommen, das Zeitwort wird kommen sowohl das Prädicat als auch zugleich die Copula, die kopulative (,bc-

andert als Rosenbergs eigner Ausdruck: dies Verbum bezeich­ net die Existenz de« Attribut« an der Substanz? Man fetze: sagt au« statt bezeichnet, so erscheint die ganz« jetzige, lange Rede al« ein bloser Wortstreit. Rauer in. 2

18 hanptende) Kraft in flch enthält, welche da- Attribut de- Kam, men- dem Subject er beilegt oder eiuverleibt. Eben dieselben Bemerkungen wie für werden (,fo daß wir diese Bemerkungen für sie nicht noch einmal j» wiederho, ten nöthig haben,) gelten auch (mutatis mutandis) für die übrigen Zeitwörter, welche man noch oft zu den Hülfsvcrben rechnet, weil sie dazu gebraucht werden, ganz besonder« den Modus, die Art de- Prädicirens, die Aussage—weise näher und deutlicher anzugeben oder auszudrücken, al- es ohne sie füglich geschehen kann. Weil man sich aber doch auch ohne sie behelfen kann, so daß sie zur Conjugation nicht eigentlich nothwendig sind, so können sie den Namen der Hülf-verben nur im weitern Sinn führen, oder ««eigentliche Hülfswörter heißen. Die- sind besonder- die Zeitwörter mögen, wollen und sollen, mit denen man z. D. den Au, Band 2, e. 393.)

i40 2) Die Wörter auf ckn, ercn werden in, Allgenreinen auch wie die Adjectiven auf elcr, erer (, eiteler, sauerer) 6« handelt; sie werfen sehr gern, ja fast immer, «in e weg, und zwar das letzte, wenn dasselbe nicht der Endbuchstabe seines Wort- ist, (so daß er eine grammatische Person bezeichnet,) und das erste nur, wenn dies der Fall ist. Demgemäß muß «s, wenn man zusammenziehen will, heißen: sammle du, sam, melt ihr; sammeln; sammelnd; gesammelt; ich sammle, du sammelst, er sammelt, wir und sie sammeln, ihr sammelt; ich und er sammelte, du sammeltest, wir und sie saminelten, ihr sammeltet; eben so: daurc du, dauert; dauern; dauernd, ge, dauert, ich daure, du dauerst n. f. w. (Götzinger [1. c. S. 47) sagt: „die Derben (er schreibt auch Derbe,) ans den, «ren behalten im Konjunktiv in der Regel das Bildung-,«, und werfen stet- das Biegung--e weg, also Indicativ du sammelst, Konjunktiv du sammlest; folgt nach sammel u. s.w. ein vokalischer Anlaut, so ist besser zu sagen: ich sammel im, wer, sammel und spare." — Man sieht, daß dies alles im, richtig ist, und daß namentlich der letzte Vorschlag ganz gegen den Geist unsrer Sprache verstößt, welche die erste Einheit-, person deS Präsens fast immer auf e bildet; welcher gute Schriftsteller hat je im Imperativ oder Präsens sammel statt sammele, sammle geschrieben?) (Es bleibt hiernach ein Feh, ker, wenn selbst Schiller (nach der cottaischen Ausgabe, H, S. 12] die traurende Brust, und Klopstock [im Messias I. D. 286] feyrendes für feierndes [so wie HX, 493, 482 feyr, licket] schreibt. Auch Grimm nennt es tadelhaft, sichlen, sich, ren schreiben zu wollen.) 3) Die Wörter, die vor der Verbalendung en einen Zischlaut haben, können die dritte Einheitsperson de- Prä, sens wohl mit dem bloßen t bilden: er grüßt, hasst, (wofür man billig nicht haßt schreiben sollte, damit niemand das a ge, dehnt, wie in spaßt ausspreche, § 87, Band 1, S. 194,) wünscht, reizt, ritzt; zur Noth auch bei f; er loost, lieft, reift, raft (.deren Apostroph inan aber billig nie weglassen sollte: reist oder gar rast, wo jeder das a wie in Rast schär, fen würde, s. § 81, Th. 1, S. 192); durchaus verwerflich aber ist es, in der zweiten Einheit-person des Präsens von der Endsylbe est das e, auch wohl gar noch da- s wegwerfen, und nur t behalten zu wollen: du wünsch'st, reifst , grüß'st, halfst, reiz'st, ritz'st oder gar du rast, büßt, hasst oder haßt, wünscht, geizt, spritzt schreiben zu wollen. Selbst Dichter soll»

tta sich dwstr durchaus sprachwidrig«» Zusammenziehnng billig ga»j enthalt«». (Daß du mufft und du weißt von wisse» ausnahmsweise die zweite Person durch ein bloße- I bezeichne», wie sie denn auch die dritte: (er) weiß, muß, grammatisch ganz »»bezeichnet lassen, haben wir schon früher erinnert. (S.

würde geworden fein, du wärest gewor, du wärest geworden und tu würdest geworden fern, den, er wäre geworden; er wäre geworden »nd er würde geworden fein;

Mehrheit.

1. Pers, wir sind ge, wir sein geworden, worden, 2. P. ihr seid gewor­ ihr seid geworden, den, 3. P. sie sind gewor, sie sein geworden. den. tu bist glücklich geworden.) (Man sagt, er sei glück, lich geworden.)

wir wären gewor, wir wären geworden und wir den, würden geworben sein, ihr wäret gewor, ihr wäret geworden und ihr den, würdet geworden sein, sie wären gewor, sie wären geworden und sie den. würden geworden sein. (Wäret ihr doch (Wenn du glücklich gewor, glücklich gewor, den wärst und sein wüt, den.) dest, mußte ich zufrieden sein; man hoffte, er wäre dadurch glücklich aewor, den.)

Einheit. .) Pwaguamper, 1. Pers. ich war ge, ita. Präteri, worden, tum der Bergan» 2. P. du warst ge, grnhrit. Boüea, worden, tuiio in der Ber, 3. P. er war ge, zang.nheit. worden.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

Conjunctiv.

Indicativ. Bestimmte Art zu sprechen.

Optativ.

Conditionalis.

| Ungewisse, zweifelhafte Wünschende Art Bedingende Art zu sprechen. Art zu sprechen. zu sprechen.

Mehrheit. 1. Pers, mir waren ge/ worden, 2. P. ihr wäret gewor, den, 3. P. sie waren gewor/ de«.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

(Beispiel: -ich «ar damatt glücklich ge/ worden.)

Einheit. 6) Zweites Futu/ 1. P. rum. (Futurum exactum.) Prä/ 2. P. teritum der Zu/ funft. Bollendung 3. P. in der Zukunft.

ich werde ge/ ich werde geworden sein, worden sein, du wirst ge/ du «erdest gewor, den sein, worden sein, er wird ge/ er «erde geworden sein; worden fein;

Mehrheit. i . Pers. wir werden ge­ wir werden geworden sein. worden sein, 2. P. ihr werdet gewor­ ihr werdet geworden sein. den sein, Fehl». 9 V i t. 2. P. sie werden gewor, sie werden geworden fein. den sein. (Beispiel: daun werde ich glücklich ge, (Man glaubt, er werde durch ihn wohl glück­ worden sein.) lich geworden sein.) (Die zusammengesetzten Stilen fehlen bei diesem Verbum, da niemand im Lause der Rede die Auediütte wirklich braucht: ich bin geworden gewesen, ich war geworden gewesen, ich werde geworden gewesen fein.) Imperativ, befehlende Art zu sprechen. 1. Präsens. Einheit, 2. Pers, werde (du), (du sollst werden u. s. w. sind Umschreibungen ;) 3. Pers, werde er (sie, es); Mehrheit, 2. Pers, werdet (ihr), 3. Pers, werden sie. 2. Präteritum. Einheit, 2. Pers, sei (du) geworden, (du sollst geworden sein,) 3. Pers, fei er (u. s. w.) geworden; Mehrheit, 2. Pers, seid (ihr) geworden, 3. Pers, sein sie geworden (die Leute u. s. w.). Infinitiv, unbestimmte Art zu sprechen. Präsens, werden (,;u werden). Präteritum, geworden sein (.geworden zu sein). (Futurum, werden werden. (Er wird nicht mit zu gebmncht).)

152 547) DaS Derbum sein wird als ZttstandS- und alHülfswort immer auf dieselbe Art conjugirt. Wir wissen schon, daß die jetzige Gestalt der Theile dieses Zeitworts eine Sammlnng von Resten verschiedener Verben ist, die ihren übrigen Theilen nach veraltet, und aus dem Sprachgebrauch ganz ver­ schwunden sind. So lasst sich aus den Participien (abwe­ send und gewesen schließen, daß es in alcen Zeiten ein deut­ sches Verbum wesen für sein gegeben habe, von welchem auch das Imperfect ich was (wie ich las von ich lese) sich noch im Altdeutschen, im Provincialdialekt und in Sprachen findet, welche der nnsrigen verwandt sind *). Auch wissen wir schon, daß die Contraction des wärest, wäret u. s. w. von unsern frühern Regeln, und darum meist vom Wohllautsgefühl, doch oft ganz vom Belieben abhangt; dem gemäß wird man z. B. nie warn statt waren, aber lieber warst, warst, wart, wart, als wärest u. s. w. sagen; in der ersten Person des Londitionalis wäre muß eigentlich das e bleiben, oder doch durch einen Apostroph ersetzt werden; sehr widrig find die Formen seiest, seied, seien. ♦) Heyd sagt in feinen etymologischen Versuchen, Tübingen, 1824, Seite 21 — 28: „da in ES immer auch ein Ist, und ein Ein-, ein Bestehende- fein muß, so findet im Zeitwort sein die Wur­ zel des Wortes es statt. DaS eö ist mit einigen Vocal - Umän­ derungen die Grundlage der Worte (Wörter), welche im Grie­ chischen, Lateinischen und Deutschen Seyn bezeichnen. Man muß dabei dem Genius der ältesten Sprache gemäß mehr auf die dritte Person de- Präsens Rücksicht nehmen, daher fcx», esi, ist, tXq» es, bist, esum für sum, tapev, esumus, estis, faxe, esunt, tlob, fnt. esse, Aval, sein, welche letztere (letzte) Form sich mehr auf Ein- bezieht als auf es; gewesen und war statt was. Diese Form greift in viele andere Sprachen ein als: hebräisch W* (jesch), wofür auch W 2. Sam. 14, 19 vorkommt, Sans­ krit asmi ich bin, asi, asti, asma wir sind, asta. asan oder santi, persisch est er ist; ossetisch iss er ist, isti, sie sind; albanisch äset er ist; gothisch is du bist, ist er ist; litthauisch esmi und estu ich bin, essi, estj und est, Dual cswa, esta, Plural esme, esam; estc, esat, esti und est; altpreußisch asman und asmai, assei, und ässe, ast; asma, astai und asti, ast; lettisch essmii ich bin, efsfsi du bist, efsfsem wir finb,*efsfset ihr seid; alt­ slavisch iesm, jesi, jest, jesmi, feste; walisch is ich bin, it er istr Gutpuscoa—Ba-kiteh: na;t ich bin. ais du bist."

Conjugation des Hülfszeitworts sein. (ES hat allein die active Form.) Participien. (Präsent seiend, wesend. (Die- wird nicht gebraucht.) Abwesend, anwesend.) Vergangenheit. Gewesen. (Futurum, zu seiend.) (Dies wird nicht gebraucht.)

Indicativ.

Conjunctiv.

Einheit. 1) Präsens. 1. Person ich bin, 2. x du bist, 3. x et ist. Mehrheit. 1. Person wir sind, i ihr seid, 3.

x

fle sind.

(Beispiel: ich bi» glücklich.)

Optativ.

Conditionalis.

er sei.

ich wäre, wär', ich wäre, wär' und würde sein. du wärst, wärest, du wärest, wärst und würdest sein, er wär, wäre, er wäre, wär und würde sein.

wir fein, (seien,) ihr seid, (feiet»,)

wir wären. ihr wärt, wäret.

sie sein (,seien).

fle wären.

ich sei, du seist, (seiest,)

wir wären und würden sein. ihr wärt, wäret und würdet sein, fle wären und würden sein.

(Man sagt, ich sei glück, (Wärest du doch (Wenn du jetzt glücklich wäx rest, würde ich mich freuen; lich.) glücklich.) wenn du jetzt glücklich sein würdest, sagte ich, wußt dn 11 an mich denken; ich möchte wissen, ob er glücklich wäre.)

Indicativ.

Conjunctiv.

|1

Optativ.

||

Csnditionalis.

Einheit. -) Imperfectum.

1. Pers, ich «ar, 2. P. du warst, wärest, 3. Pers, er war,

Mehrheit.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

1. Pers, wir wäre», 2. P. ihr wart, wäret, 3. Pers, st« waren. (Beispiel: ich «ar glücklich.)

Einheit.

3) Erste» Fu, türmn.

1. Pers, ich werde sein, ich werde oder würde ich wäre, wär'. sein. 2. • du wirst sein. du «erdest oder wür, du wärst, wärest, dest sein, 3. « er wird fein. er «erde oder würde er wäre, wär'. sein,

ich wäre, wär' und ich würde sein. du wärst, wärest und du ivün dest sein, er wäre, wär und er wurde sein.

Mehrheit. 1. Pers, wir werde» sei», wir »»erden oder wür, wir wäre», den sei», 2. # ihr werdet fein, ihr werdet oder wür, ihr wärt, wäret, del sein, 3. i sie werden fein. fle werden oder wür­ sie wäre». den fein.

(Beispiel: ich werde glücklich fein.)

wir wären und wir würden sein, ihr wärt, wäret und ihr würdet sein, sie wären, sie würden sein.

(Man sagt, ich werde (Wenn er doch einst (Wenn ihr einst glücklich ivä» ret, vergesset mich nicht; oder würde glücklich glücklich wäre.) sei».) wen» ihr «inst glücklich sein würdet, sagte er, sollt ihr mich nicht vergessen.)

Einheit. 4) Perfeet»»». i.Pers. ich-in gewesen,

ich sei gewesen,

2.

t

du bist gewesen,

du seist gewesen,

3.

»

er ist gewesen,

er sei gewesen.

ich wär« gewesen, ich wäre gewesen und ich wür, de gewesen sein, du wärest gewesen, du wärest gewesen und du wür, best gewesen sein, er wäre gewesen. er »väre gewesen und er würde gewesen fein,

Indikativ.

Confnncriv.

Optativ.

||

Conditionalis.

Mehrheit. i.P. wir sind gewesen,

wir sein gewesen,

wir wären gewesen. wir wären gewesen und wir würden gewesen sein. 2. « ihr seid gewesen, ihr seid gewesen, ihr wäret gewesen, ihr wäret gewesen und ihr würdet gewesen sein. sie sein gewesen. 3. i sie sind gewesen. sie wären gewesen. sie wären und sie wurden gewesen sein. ^Brisvitle: ich hin glücklich gewesen.) (Man sagt, ich sei (Wenn ich doch (Wärst du glücklich gewesen. glücklich gewesen.) glücklich gewesen so hättest du e< gesagt; wenn wäre.) du glücklich gewesen sein würdest, hätte er dein Glück zertrümmert.)

Einheit. 5 > Pluaguam, 1. Pers, ich war gewe, perfect. sen. 2. x du warst g ex wesen, 3. f er war gewe/ fre.

- e h l t.

Fehlt.

F t b f c.

Mehrheit. 1. P. «vir wäre« ge­ wesen, 2. P. ihr wäret gewe­ sen, 3. P. sie waren gewe­ sen, t Beispiele« lange war ich so glücklich gewesen, al« er kam.)

Fehlt.

Einheit. 6) Zweite« 1. Pers, ich werd« gewe­ ich werde gewesen sein, Futurum. sen sein, 2. , du wirst gewe­ du werdest gewesen sein, sen sein, 3. » er wird gewesen er werde gewesen sein, sein,

Fehl«.

r - h > l

Fehlt.

t e t) f t.

Indicativ.| Mehrheit. 1. Pers, wir werden ge, wesen sein, 2. » ihr werdet ge, wesen sein, 3. sie ivcrben ge­ wesen sein. (Beispiele: «venn ich glücklich gewesen sein werde, will ich mich beruhigen.)

Conjunctiv.

|

Optativ.

|

Condiiionalis. jr

wir werden gewesen sein, ihr werdet gewesen sein,

Fehl».

Fehl t.

sie werden gewesen sein,

(Man meinte, er werde nachher wohl glückli­ cher mit ihr gewesen sein.) (Die jufammengcsehten Zeiten fehlen auch bei diesen« Verbum ganz.) Imperativ. 1. Präsens. Einheit, 2. Pers, sei (du), (du sollst sein,) 3. - sei er, (sie, e-, man, der Mann u. f. ro.,) Mehrheit. 2. • seid (ihr), 3. sein sie (,die Lente o. s. w.). 2. Präteritum. Einheit, 2. Pers, sei (du) gewesen, 3. - sei er (u. s. w.) gewesen, Mehrheit. 2. , seid (ihr) gewesen, 3. / fein sie (u. s. w.) gewesen. Infinitiv. Präsens: sein, (zu fein,) Präteritum: gewesen sein, (gewesen zu sein,) Futurum: sein «erden.

Conjugation des Hülfszeitworts haben.

548)

(Die« hat auch nur dir active Form.) Participien. Präsens: habend. Präteritum: gehabt, gehabet. Futurum: zu habend (wird sehr selten gebraucht). (Die hier zu habenden Sachen.)

Indicativ. i) Präsen-.

Conjunctiv.

Einheit. 1. Person ich habe. 2. » du hast. 3. er hat, Mehrheit. 1. Person wir haben.

2.

•-

ihr habet,

3.

-

sie haben.

(Deisvielr: ich habe Glück.)

|

Optativ.

ich habe, du habest.

ich hätte, du hättest,

er habe.

er hätte.

ConDitionaliS. ich hätte und ich würde haben. du hättest und du würdest haben, er hätte und er würde haben.

wir hätten und wir würden haben, ihr hättet and ihr würdet ihr hättet, ihr habet, haben, sie hätten und sie würden sie hätten. sie haben. haben, (Man sagt, ich habe (Wenn du doch (Wenn du jetzt Glück hat, test oder haben würdest, Glück hättest.) Glück.) dächtest du wohl auch an mich; dann hätte ich gc, wiß auch Glück.) ivir haben.

wir hätten,

Indicativ.

J

Conjunctiv.

|

Optativ.

|

Cooditionaliö.

Einheit. 2) Imperfectum,

i. Pers, ich hatte, 1. i du hattest, 3. er hatte,

Fehl,.

Fehl,.

Fehlt.

Mehrheit. 1 • Pers, 2. • 3. > (Beispiele: ich hatte damals

reit hatten, ihr hattet, sie hatten. viel Glück.)

Einheit.

5) Erstes

r.Pers. ich werte haben.

Futurum. ?.

du wirst haben.

3.

ft wird haben,

ich werde und würde haben, du werdest und würdest haben. er werde und würde haben,

ich hatte,

du hättest, er hätte.

ich hätte und ich würde ha» bea. du hättest und du würdest haben, er hätte und er würde haben,

Dauer Svracdl. IU.

Meh rheit. wir hatten, 1. Pers. wir werden haben, wir werden und würden haben, 2. x ihr werdet haben, ihr werdet und würdet ihr hättet, haben, 3. x sie werden haben. sie werden und würden sie hatten. haben. (Beispiele: ich werde Glück haben.) (Man sagt, ich werde (Hattest du doch oder wurde Glück ha­ einst noch Glück.) ben.)

wir hatten und wir würden haben, ihr hattet und ihr würdet haben, sie hatten und sic würden haben. (Wenn ich einst Glück hatte, wenn ich einst Gelegenheit haben würde, wollte ich ihm gern dienen).

Einheit. 4) Pcrfcctnm.

I.P. ich habe gehabt,

ich habe gehabt,

2. x

du habest gehabt,

du hast gehabt,

3. x er hat gehabt.

er habe gehabt,

ich hätte gehabt und ich würde gehabt haben, du hättest gehabt, du hättest gehabt und du würx best gehabt haben, er hätte gehabt, er hätte gehabt und er würde gehabt haben.

ich hätte gehabt,

Indicativ.

Conjunctiv.

|

Optativ.

Conditionalis.

Mehrheit.

wir hätten gehabt, wir hätten gehabt u nd wir würx den gehabt baden, ihr hättet gehabt, ihr hättet gehabt und ihr würx ihr habet gehabt, 2. » ihr habet gehabt, det gehabt haben, sie hätten gehabt. sie hätten gehabt und sie wür­ sie haben gehabt. 3. , sie haben gehabt. den gehabt haben. (Beispiele: ich habe Glück gehabt.) (Man sagt, ich habe (Wenn du doch (Wenn du Glück gehabt hät­ Glück gehabt hätx test, wenn du Glück gehabt Glück gehabt.) haben würdest, wäre er nei­ test.) disch geworden.)

1. P. wir haben gehabt,

wir haben gehabt,

Einheit.

I.P. ich hatte gehabt, 2. x du hattest gehabt, 3. t er hatte gehabt, Mehrheit. 1. P. wir hatten gehabt, 2. x ihr hattet gehabt, 3. x sie hatten gehabt. (Beispiele: ich hatte damalt viel Glück gehabt.) -) Plusqnam, perftctum.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

Einheit.

6) Zweite» 1. Pers, ich werde gehabt ich werde gehabt haben, Futurum. haben, 2. x du wirst gehabt du werdest gehabt ha» den, haben, 3. x er wird gehabt er werde gehabt haben. haben.

Mehrheit. 1. P. wir werden gehabt wir werden gehabt ha, haben, ben, 2. x ihr werdet gehabt ihr werdet gehabt ha, haben, ben, 3. x sie werden gehabt sie werden gehabt ha­ haben. ben. (Beispiele: sobald ich Glück gehabt ha­ (Man sagt, du wer, ben werde, will ich dir alle- bezahlen.) dest wohl Glück gtx habt haben.)

Fehlt.

(Die zusammengesetzten Zeiten fehlen auch bei diesem Verbum.)

1. Präsens. Einheit. 2. Person: habe (btt), (du sollst haben,) 3. < habe er (sie, es, u. s. w.), Mehrheit. 2. , habet, habt (ihr), 3. , haben sie (u. s. w>). 2. Präteritum. Einheit. 2. Person: habe (du) gehabt, 3. , habe er (u. s. w.) gehabt, habet (ihr) gehabt, Mehrheit. 2. , 3. t haben sie (ti. s. w.) gehabt. Infinitiv. Präsens: haben, (zu haben,) Präteritum: gehabt haben (,gehabt ju haben). lLntnrum: haben werden.)

B. Conjugation der regelmäß igen Zeitwörter. 549) Wir wissen schon, daß die regelmäßige Conjngationsform bei Zeitwörtern aller Art statt findet, und immer eine und eben dieselbe ist, zu welcher Classe von Zeitwörtern diese Berben auch ihrer Bedeutung und Abstammung, so wie ihrer Etymologie nach gehören mögen, so daß also diese ihre Bedeutung und Abstammung im Allgemeinen weder ans die Regelmäßigkeit oder Unrcgclinäßigkeit, noch überhaupt auf die Art ihrer Biegung Einfluß hat. Wenn wir demnach jetzt als Beispiel der regelmässigen Conjugation das transitive Wnrzelwort loben mit dem Hülse­ wort haben, und daS Zustandswort stürzen mit dem Hülfs­ zeitwort sein anfstellen, so richten sich nach diesem zwar nur die übrigen regelmäßigen Zustandswörter mit sein, weit keine andern Derben dies Hülfszeitwort nehmen, nach jenem aber nicht nur die transitiven, sondern auch die znrückführcndcn, die unpersönlichen, und die übrigen intransitiven rcgclinäßigcn Derben, welche mit haben conjugirt werden, sie mögen Wur­ zeln, Ableitungen oder Zusammensetzungen sein. Wir werde» deshalb über die Conjugation dieser verschiedenen Arten der Zeitwörter nur nachträglich einige allgemeinen Beincrknugen, z. D. bei den znrückführendcn in Ansehung der Setzung des zweiten Pronomens, bei den intransitiven über die Regeln, «ach welchen ihnen haben oder sein als Hülfszeitwort ge, bührt, bei den Zusammensetzungen über ihre Auflösung u. s. w. anzngeben nöthig haben. Welche Zeitwörter aber regelmäßig, und welche unregel­ mäßig gebogen werden sollen, darüber giebt es keine allgcmei, «en Regeln, sondern das hangt wenigstens großentheils vom Sprachgebrauch ab, der dabei selbst veränderlich ist, weswegen auch bei mehreren Zeitwörtern in verschiedenen Provinzen Deutschlands ein verschiedener Gebrauch statt findet, wenn sich gleich das Hochdeutsche wenigstens in den incistcn Fällen be, stimmt für eine dieser verschiedenen Formen ansspricht. Es mag sein, daß ursprünglich vielleicht die Diegungsform aller Zeitwörter verschieden, also unregelmäßig war; äugen, scheinlich ist es jedoch, daß man bei der fortschreitenden Aus­ bildung der Sprache bemüht gewesen ist, die Biegung der Derben «ach und nach immer mehr unter allgemeine Regeln zu bringen, wodurch eben die jetzige sogenannte regelmäßige Conjugation ihren Ursprung erhalten hat. Besonders hat die hochdeutsche Sprache der neuern Zeit sehr viele sonst allgemein, und großentheils in einzelnen Provinzen noch jetzt unregelmä«

166 ßig gebräuchlichen Zeitwörter zu regelmäßigen • erhoben, und man ist nun gezwungen, diesem Sprachgebrauch« zu folgen, wie sehr auch namentlich wieder in den neuesten Zeiten selbst einige der besten Sprachlehrer (nebst vielen ihrer Nachbeter) dagegen schelten mögen. Wir müssen hier gleich einige der bedeutendsten Stimmen darüber hören. Bernhardt sagt (1. c. S. 148): „alle ablautenden Zeitwörter (,d. i. die in der Biegung ihre Docale, vielleicht auch Eonsonanten ändern, also unregelmäßig gebogen werden,) sind ursprüngliche, nicht—abgeleitete Wörter; (man bemerke: Bern, Hardt sagt nicht, daß alle ursprünglichen Derben (jetzt noch) ablautende sind, wie er denn (S. 149] selbst zugebcn muß, daß viele ursprünglichen Derben unwiderruflich der schwachen (.regelmäßigen] Conjugation anheimgefallen sind; doch aber fährt derselbe mit dem Gegensatze fort:) alle abgeleiteten, spä, ter gebildeten, zu denen jedoch die vorsylbigen, die eigentlich (?) zusammengesetzte sind, nicht zu rechnen sind, so wie alle frem, den Zeitwörter gehören der schwachen Conjugation an." (Et ist wahr, für die bei weitem meisten Wörter sind beide Regeln Bernhardts richtig, wenn man mit ihm die vor, sylbigen, wie befehlen, empfehlen, deren Stamm fehlen freilich in einer andern Bedeutung regelmäßig gebogen wird, erschrecken, das aber doch eine regelmäßige und unregelmäßige Eonjugationsform hat, nicht zu den Ableitungen rechnen will. Aber so allgemein lässt sich die Behauptung doch nicht recht, fertigen, da auch mehrere ablautenden Zeitwörter Ableitungen sind. Derselbe fährt fort:) Die ablautenden Zeitwörter sind ursprünglich, großentheils auch noch jetzt intransitiv. (Wie will er das beweisen? Sollen die unregelmäßigen Wurzelwörter geben, sehen, nehmen ursprünglich Zustand-wörter auch nur gewesen sein können?) Es gehören zur schwachen Conjugation namentlich alle durch Nachsylben: en, eln, crn, igen, iren, ii. f. w. von Hauptwörtern, Eigenschaftswörtern, (soll heißen Beschaffenheitswörtern,) Zeitwörtern u. a. abgeleitete Wörter, wie: ackern, rudern, glätten, grünen, empfinden, streicheln, steigern, duzen, u. s. w." (Auch hier muß man wieder alle in die meisten umwandeln, wie gesalzen zeigt. Uebrigens kommen manche Derben, wie quiücn, wenn auch Bernhardt quellen dafür schreibt, offenbar von Hauptwörtern u. s. w., die Quelle, her, und werden doch unregelmäßig conjugirt, sub, jectiv: quoll, gequollen.) Ganz ähnlich wie Bernhardt sagt Becker in seiner Wortbildung (,1824, S. >9): „alle ablau.

»enden Zeitwörter find Stammwörter, (soll heißen Wurzelwör, ter,) j. D. bitten; alle abgeleiteten haben und hatten von An, beginn (?) die nicht—ablautendc Conjugation, z. B. beten. (Dann müsste diese regelmäßige Biegung also schon äußerst alt sein, was fich nicht beweisen lässt.) Von Substantiven, Adjectiven (,soll heißen Adverbien) und andern Sprachthcilen (Redetheilcn) abgeleitete Verben sind ebenfalls nie (?) ablau, lend, z. D. fischen, äußern. (Dabei setzt Becker hinzu:) Nur setzen, legen und einige Andere (andern) machen hier viel, leicht Ausnahme, indem sie ebenfalls ablauten. Ich sage vielleicht; denn diese Wörter könnten ja Abänderungen von fitzen, liegen, und nicht von denselben abgeleitet sein, wie die ebenfalls ablaurenden stellen und stecken offenbar auch nur Abänderungen von stan (stehen) und stechen sind. (Was soll das eigentlich heißen? Sind Ableitungen nicht auch Abände« rungen? Und wenn dies Wort etwa nichts weiter als andere Formen, Gestaltungen bezeichnen soll, wie konnten denn diese stellen, stecken, setzen, legen ganz andere Bedeutungen als die Formen stehen, stechen, sitzen und liegen annehmen? Aber was will denn Becker? Setzen, legen, stellen sind ja al« Ab, leitungcn ganz passende Beispiele zu seinen Regeln, indem sie im guten Sprachgebrauch durchaus nicht ablauten, sondern ganz regelmäßig conjugirt werden; so auch stecken, wenn man nicht mehr stak für steckte sagt. Decker fährt fort:) Also di« alte, ablantende Conjugation ist die Conjugation der Stamm, Wörter, die neue nicht ablautende ist die Conjugation der ab» geleiteten Derben; alle Stammverben lauten ursprünglich ab, alle abgeleiteten nicht. (Becker hat auch nicht an Wörter wie quillen, schallen, erschallen s,scholl, erschollen,) gedacht; und hier hat er fich im Eifer zu einer ganz falschen Behauptung hin« reißen gelassen, die er im Anfänge, wie Bernhardt, richtig ver, mieden hatte. Sind denn schaben, (haben,) holen, leben, ma, len, wachen, lieben, loben, danken nebst unzähligen andern nicht Stamm, oder vielmehr Wurzelvcrben, und lauten sie ab? Oder meint er etwa, es habe eher eine Wache, eine Liebe, ein Lob, einen Dank gegeben, als man gewacht, geliebt, gelobt und gedankt habe? Man höre, welche gewagten, uncrweisUchen Folgerungen Decker aus seinen falscher. Vordersätzen zieht, in, dem er fortfährt:) Also kann bergen nicht von Berg herkom, men, weil es «blautet; (das wollen wir ihm zwar recht gern zugeben; aber es kommt auch wohl rathe», befleißen (beflissen) nicht von Rath, Fleiß her, weil sie ablauten?) veranlassen kann nicht wie ablassen eine Zusammensetzung von lassen sein.

168 weil es nicht ablautet, sondern eine Ableitung von Anlaß. Alle ablautcnden sind ursprünglich intransitiv, wie gehen; viele haben später (??) einen factitiven Begriff angenommen, der dann eine transitive Beziehung zulasst, B. biegen. Kein ablautendeS Verbale wird von einem nicht—ablantenden gcbil, btt, denn nur Stammverben (,soll Wurzeln heißen,) lassen eine Ableitung durch den Ablaut zu; (aber warum denn? und wo, her weiß Herr Becker das?) so kann Flucht nicht von flüchten Herkommen, denn flüchten zeigt durch den Umlaut (ü), daß eS selbst schon abgeleitet ist; nur muß der Umlaut nicht regelwi, drig statt eines ursprünglichen reinen Vocals angenommen sein, wie rächen für rechen steht. (0, welche Flüchtigkeit und Will, kühr! Es kann also keine Ableitung, wenigstens kein Verbale von einer andern Ableitung Herkommen? Mag aber Flucht von flüchten, oder flüchten von Flucht Herkommen, immer kommt von einem dieser Worte doch flüchtig, und davon wie, der Flüchtigkeit her. Und waS soll eigentlich ein ablautendeS Verbale, wie Flucht titnlirt wird, sein? doch wohl nichts als ein vom Verbum abgeleitetes Wort, daS einen andern Vocal als daS Verbum hat? So kann ja auch Becker oder Bäk, ker nicht von backen Herkommen, wenn man nicht »rsprüng, lich ablautend buk statt backte gesagt hat, und wer weiß das ? Und ist Gemälde nicht ein ablautendes Verbale vom nicht ab, lautenden Stamm malen? Welche ganz unbegründete Will, kühr ist e- ferner zu behaupten, rächen werde regelwidrig für rechen geschrieben, um nur nicht zngeben zn dürfen, daß von dem nicht ablautenden Stamm rächen da« ablautende Verbale Rache herkomme, da man sich anzunehmen scheuere, daß der abstracte, also später gebildete Begriff Rache der Stamm der nicht ablautenden sd. i. regelmäßig conjugirten) Ableitung rä, chen gewesen sei. Herr Becker könnte sich ja noch anders Hel, fen, wenn er gesagt hätte: ich räche, ich roch, ich habe gero, chen sei der ablautende Stamm, wie Göhinger geradezu sagt, von rächen sei nur da- starke Particip gerochen da, und davon sei denn nun Rache da< ablautende Verbale. Becker sagt weiter:) Abgeleitete Derben nehmen nie die ablantende Conjugation an, und nie werden von ihnen ablautende Der, balen gebildet. (Auch aut diesem Grunde dürfte man also Rache nicht eine Ableitung von rächen nennen, lind wenn quellen oder qnillen für eine Ableitung von Quell anerkannt werden muß, darf man da- Zeitwort nicht unregelmäßig, son, der» muß eS quellte oder quillte, cS ist entweder gequellt oder gequtllt conjugiren; vom abgeleiteten Verbum schlachten aber

darf man nicht daS ablautcnde Verbale Schlachter ableiten, ob es wohl erlaubt ist, vom Stammworte schlagen, das Verbale der Schläger zu bilden! Offenbar lauter Lehren, die viel z» rasch aus unvollständigen, nicht gehörig erwiesenen und erweis, lichcn Vordersätzen geseigert, und in ihrer Allgemeinheit falsch sind. Ferner heißt es:) Won den ablautendcn Stainmverbcn findet keine unmittelbare Ableitung statt, sondern nur durch Ablautung; darum Halle Adelung Unrecht, Fündling in Find, ling verbessern zu wollen; die neue Bildungsform mit ung gehört nur für nicht ablautcnde Verben, man sagt nicht Fin, düng, so wie die Ablautform und die Mittclform (??), Fahre, Fahrt, für die ablautendcn Verben. Daher haben viele Wer, ben, wenn sie intransitiv sind, die Ablantform, und wenn sie transitiv sind, was ihre spätere, neuere Bedeutung ist, die neue Form mit ung: Einbruch und Unterbrechung, Untergang und Uebergehung, daher ein Brechmittel intransitiv, und Brechungs­ mittel, nämlich der Stralen, transitiv; (das ist eine recht glän, zcnde Bemerkung, nur Schade, daß selbst schon die wenigen znr Erläuterung gewählten Beispiele die Unrichtigkeit derselben zeigen. In Brechungswinkel, das ist dem Winkel, den die durch einen Körper durchgehenden und dadurch gebrochenen Lichtsiralen mit einer andern Linie, sei cs die Verlängerung ih­ rer frühern Richtung oder die Horizontallinie, machen, liegt freilich in so fern ein transitiver Begriff von brechen zum Grunde, daß man dies Verbum passiv gebrochen oder zurück, beziehend, reflexiv, als sich brechen nehmen muß, aber grade eben so muß man eS auch beim Brechmittel nehmen: es ist nicht ein Mittel, das subjektiv bricht, sondern das zum transi­ tive» oder reflexiven sich brechen, erbrechen, sich übergeben, bringt. Das aber ist wahr, die Svlbe ung wird meistenan transitive Verben gesetzt: die Erschlcichnng, Begünstigung, nur nicht immer, denn man sagt auch die Sitzung bei einein Gericht intransitiv, die Veranlassung zu einer'Sache, die Vergnügung, die Gennglhmmg, Ermattung u. s. w., und diese Beispiele zeigen zugleich, wie unrichtig alle Bemerkungen Bek, kers sind, Unrichtig ist es, daß die Form mit ung nur zu nicht ablautenden Verben gehöre, dem» man sagt, bei ablanten, den, wem» auch nicht Findung, doch Erfindung m'd Empfin­ dung, so auch Genugthuung, Niederlassung; unrichtig ist eS, daß von ablautenden Stammverben keine unmittelbare Ablei­ tung statt finde, denn man sagt die Nennung und Benennung von nennen, (nannte,) Schließung, Abschließung von schließen, (schloß,) Schreibung, Niederschreibung, Treibung, Abtreibung,

170 Ueberwindung, und ohne ung Tracht von tragen, (trug,) Schlacht von schlagen, (schlug,) Fang von fangen (,fing) u. f. w.. Endlich wiederholt Decker noch einmal S. 176:) Es ist ein unwandelbares Gesetz: von dem ablautenden Stamm­ wort wird erst ein ablautendes Substantiv oder Adjectiv (Ad/ verb), und dann von diesem das transitive Berb gebildet: fu/ gen, (ist denn dessen Ablautung oder unregelmäßige Biegung fürs Altdeutsche erwiesen?) davon altdeutsch Fug, und davon erst fügen; so muß auch für grämen, das von Gram herkommt, früher ein ablautendes Stammwort dagcwesen sein, wovon eben Gram durch Ablaut gebildet ist. (Einer Hypothese jur Liebe pellt man immer neue Hypothesen auf, und sollte man sie rein au- der Lust greifen. Uebrigens kann man sich leicht, wenn man c« zu einfach findet, bloß zu sagen, hingen, däm­ pfen, senken, tränken kommen von hangen, dampfen, finken, trinken her, erlauben, dreist zu behaupten: nein, es muß erst «in Zwischenwort Hang, Dampf, Sank, Trank gegeben haben, das von den Wurzeln herkam, und nun der Stamm der Ab­ leitungen hängen u. f. w. wurde, oder wenn man krümmen, glätten, höhlen Ableitungen von krumm, glatt, hohl nennt, mit gelehrter Miene hinzusetzen: diese Adverbien aber find wieder Ableitungen von verloren gegangenen ablantenden Wurzelver, ben. Dergleichen Behauptungen kann niemand eigentlich wi­ derlegen. Becker erklärt übrigens überhaupt alle Rcdctheile, bis auf die Pronomen und Zahlwörter, für Verbalien, und pellt Seite 179 eine sehr sinnreiche Tabelle auf, wie sie von ihren Stammvkrbea abzuleiten find. Derselbe sagt namentlich (S. 165), es fei im hohen Grade wahrscheinlich, daß das Adjectiv überhaupt ursprünglich ein Verbale sei. Solche Wahrscheinlichkeiten mag man im­ merhin angeben und envähnen, auch Tabellen daraus construi, ren, wenn man sich nur nicht erlauben wollte, diese und der­ gleichen Folgerungen nachher für Wahrheit auszuqcben.) Wieder ganz ähnlich wie Bernhardt und Becker spricht auch Götzinger (I. c. S. 56.): „bei Bildung der Bewirkungsform der Berben werden diese stets aus der Kernform, also ans einem Nennwort gebildet, nie vom Verb unmittelbar: hangen, Hang, hängen, wachen, wach, wecken, ziemen, zahm, zähmen. (??) Don vielen Brwirfungsformen ist der Stamm nicht mehr vorhanden: sinken, (Senk,) senken, so auch Spreng, Losch. (Woher weiß et denn Götzinger, daß es je solche Formen gegeben hat, um die regelmäßigen Verben sprenge», löschen aus den unregelmäßigen springen, ich lösche, ich losch.

ich bin geloschen, erloschen abzu leiten?) Alle Verkleinerung-, formen sind Denominativen, nicht Derbalien: lächeln von Lache." (Ja nicht von lachen, da- wäre zu natürlich! Man muß erst eine Lache aufgeschlagen haben, ehe man gelächelt hat!!!) (S. 56) „Alle abgeleiteten Derben gehn schwach, (re, gelmäßig,) also müssen entschlagen, (da- ist wohl ein Druck, fehler für rathschlagen,) lobpreisen, radebrechen, veranlassen, be, willkommen, (?) willfahren, umringen, verleiden, bemitleiden, wiegen (für schaukeln) schwach, gehen, denn sie sind keine Zu, sammensctzungen mit schlagen, brechen, lassen u. s. w., sondern Ableitungen von den Hauptwörtern Rathschlag, Radebreche, Lobpreis, Willfahr, Ring, Leid, Mitleid, Wiege. So verhält e- sich auch bei Adjektiven (,soll heißen Adverbien) in Form de- Particip-, die von Hauptwörtern Herkommen: beschwingt, bedingt, mit Schwinge, mit einem Beding versehen, bei denen mit los, muthig, bei schwellen, schmelzen statt schwillen u. s. w." (Gttzinger hat ganz Recht, daß alle die angegebenen Berben regelmäßig conjngirt werden; auch seine Begründung ist voll, kommen richtig, daß Zusammensetzungen und Ableitungen in der Regel wie ihre Grundwörter conjugirt werden; nur muß man nicht geradezu behaupten, daß es wirklich solche Wörter wie Lobpreis, Willfahr im Sprachgebrauch gegeben habe, so«, dern sich begnügen, einfach zu bemerken, daß die Wörter re, gelmäßig, und so gebogen werden, al- ob sie von solchen Stäm« men abgeleitet wären.) Die- möge als allgemeine Einleitung zur Kenntniß des Wesens der regelmäßigen Zeitwörter hinreichen. Cs folge nun ihre wirkliche Conjugation.

172

550) Active Conjugationsform der regelmaßi Particip (»Mittelwort) der der der

Indicativ. Bestimmte Art

sprechen.

Conjunctiv. I Ungewisse» zweifelhafte! | Art zu sprechen. |

Einheit. ich lobe, 1) Präsent. 1. Pers, ich lobe, Reine« Prä, du lobest (lobst), sens u. Prä, 2.P. du lobst (lobest), sent der Ge, er lobe. genwart. Z. P. er lobt (lobet), Dauer i. d. Gegenwart. Mehrheit. wir loben, 1. P. wir loben, 2. P. ihr lobt (lobet), ihr lobet (lobt), sie loben. 3. P. sie loben. (Man sagt, du lobest ihn (Beispiele: ich lobe die Fleißigen.) t« sehr.)

Einheit. 2) Imperfectum. 1. Pers, ich lobte Präsent d. Der, (lobete), gangenheit. 2. Pers, du lobtest Dauer in der (lobrtest), Vergangenheit. 3. Pers, er lobte (lobete), Mehrheit. 1. Pers, wir lobten (lobeten), 2. Pers, ihr lobtet (lobete«), S. Pers, sie lobten (lobeten). (Beispiele: ich lobte immer die Flei, ßigen.)

Fehlt.

gen Zeitwörter mit dem Hülfswort haben. Gegenwart: lobend; Vergangenheit: gelobet, gelobt; Sudinft: zu lobend.

Optativ.

Conditionalis.

Wünschende Art zn sprechen.

Bedingende Art zu sprechen.

ich lobte (lobctc),

ich lobte (lobete), ich würde loben.

du lobtest (lodetest),

du lobtest (lobetest), du würdest lobe«.

er lobte (lobete).

e? lobte (lobete), er würde loben.

wir lobten (lobeten), ihr lobtet (lobetct), sie lobten (lobeten). (Wenn ihr mich Loch jetzt in seiner Gegenwart lobtet.)

wir lobten (lobeten), wir würden loben, ihr lobtet (lobetet), ihr würdet loben, sie lobten (lobeten), sie würden loben. (Wenn wir ihn jetzt lobten, wär er glücklich; ich sagte dir vorher, in» Falle, daß du ihn jetzt loben wür* best, gilt unsre Verabredung nicht; er meinte, ich lobte ihn zu sehr s,da er gar kein Lob verdiene).)

Kehlt.

Fehlt.

174

Indicativ. Einheit. 3) Erste« Futu, 1. Pers, ich «erde rum. Reine« loben, Futurum, PrL, 2. Pers, du wirst sen« d. Zukunft loben, «. Futurum d. 3. Pers, er wird Gegenwart. loben, Dauer i.d. Zukunft. Mehrheit. 1. Pers, wir werden loben, 2. Pers, ihr werdet loben, 3. Pers, sie werden loben. (Beispiele: ich werde immer den Flei, ßigen loben.)

Einheit. 4) Perfektum. i.P. lch habe gelobt, Reine« Prä, gelobet, «eritum und 2. P. du hast gelobt, Präterit. der gelobet, Gegenwart. 3. P. er hat gelobt, Vollendung i. gelobet, d. Gegenwart. Mehrheit. 1. P. wir haben gelobt, gelobet, 2. P. ihr habet (6t) ge, lobt, gelobet, 3. P. sie haben gelobt, gelobet. (Beispiele: du hast ihn wirklich j» sehr gelobt.)

Conjunctiv. ich werde oder würde lo, ben, du werdest oder würdest loben, er werde oder würde lo, ben,

wir werden oder würden loben, ihr «erdet oder würdet loben, sie werden oder würden loben. (Er meinte, ich werde oder würde ihn schon noch «inst loben.)

ich habe gelobt (gelobet),

du habest gelobt (gelobet), er habe gelobt (gelobet),

wir haben gelobt (gelobet), ihr habt (et) gelobt (ge, lobet), sie haben gelobt (gelobet). (Man glaubt, du habest ihn zu sehr gelobt.)

Optativ.

|

Conditionalis.

ich lobte (lobete),

ich lobte (lobete), ich würde loben.

dn lobtest (lobctest),

du lobtest (lobetest), du würdest loben.

er lobte (lobete).

er lobte (lobete), er würde loben.

wir lobten (lobeten), wir lobten (lobeten), wir würben loben. ihr lobtet (lobetet).

ihr lobtet (lobetet), ihr würdet loben.

sie lobten (lobeten).

sie lobten (lobeten), sie würden loben.

(Lobtet ihr mich doch (Wenn du ihn einst noch loben wür, nur wenigsten- künftig best, müsste ich mein Wort zurück, noch einmal.) nehmen; wenn er mich je lobte, würde ich mich immer schämen.) ich hätte gelobt, gelobet, ich hätte gelobt (gelobet), ich würde ge. lobt, gelobet haben, du hättest gelobt, gelobet, du hättest gelobt (gelobet), du würdest gelobt, gelobet haben, er hätte gelobt, gelobet. er hätte gelobt (gelobet), er würde g«, lobt, gelobet haben.

wir hätten gelobt, gelobet. wir hätten gelobt (gelobet), wir wür. den gelobt, gelobet haben, ihr hättet gelobt, gelobet, ihr hättet gelobt (gelobet), ihr würdet gelobt, gelobet haben, sie hätten gelobt, gelobet. sie hätten gelobt (gelobet), sie würden gelobt, gelobet haben. (Hätten sie den Mann (Unter der Bedingung, daß ich ihn doch recht gelobt.) gelobt hätte, wollte er mir meine Schuld erlassen; unter der Dorau-, setzung, wenn ich ihn gelobt habe» würde, wüsste ich auch seinen Wil, le« thun, schwieg er.)

176

Indicativ.| Einhei t. 5) Plusquam- 1. P. ich hatte ge, perfectnm. lobt, gelobet, Präteritum d. 2. P. du hattest gc; Vergangenheit. lebt, gelobet, Vollendung in 3.P. er hatte gelobt, der Vergangenb. gelobet, M c hr b eit. 1. P. wir hatten ge, lobt, gelobet, 2. P. ihr battet ge­ lobt, gelobet, 3. P. sie hatten ge­ lobt, gelobet. (Beispiel: er hatte euch sehr gelobt.) Einheit. 6) Zweites Fu- I.P. ich werde gelobt, tnrnm. Futur. gelobet haben, exactum. 2. P. du wirst gelobt, Präteritum d. gelobet haben, Zukunft. Vot, Z.P. er wird gelobt, lendung in der gelobet haben, Zukunft. Mehrheit. 1. P. wir werden gelobt, gelobet haben, 2. P. ihr werdet gelobt, gelobet haben, 3. P. sie werden gelobt, gelobet haben. (Beispiele: wann wirst du ihn denn endlich genug gelebt haben.)

Conjunctiv.

|

Fehlt.

ich werde gelobt, gelobet haben, du werdest gelobt, gelobet haben, er werde gelobt, gelobet haben,

wir werden gelobt, gelobet haben, ihr werdet gelobt, gelobet haben, sie werden gelobt, gelobet haben. (Man sagt, du werdest ihn damals wohl zu sehr gelobt haben; man meint, er werde ihn genng ge­ lobt haben, wenn er die Wahrheit sagt.)

Einheit. 7) Zusammen, 1. P. ich habe gelobt ich habe gelobt gesetztes (gelobet) gehabt, Pcrfectum^ 2. P. du hast gelobt du habest gelobt (gelobet) gehabt, 3. P. er hat gelobt er habe gelobt (gelobet- gehabt.

(gelobet) gehabt, (gelobet) gehabt, (gelobetgehabt, •

Fehl».

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

ich hätte gelobt gehabt, und ich würde gelobt gehabt haben, Wie die erste Form des du hättest gelobt gehabt, und du würdest gelobt gehabt haben, Conditionalis Nr. 7. er hätte gelobt gehabt, und er würde gelobt gehabt haben, Bauer Spracht. DI. 12

1/8

Indicativ.| Mehrheit. 1. P. wir haben gelobt (gelobet) gehabt, 2. P. ihr habt gelobt (gelobet) gehabt, 3. P. sic haben gelobt (gelobet) gehabt. (Beispiele: ich habe ihn genug ge, lob« gehabt, ehe ich ihn zu tadeln anftng.)

(Conjunctiv.

wir haben gelobt (gelobet) gehabt, ihr habet (habt) gelobt (gelobet) gehabt, sie habe» gelobt (gelobet) gehabt. (Man sagt, er habe ihn nicht genug gelobt ge, habt.)

Einheit.

f) Zusammen- t. P. ich hatte gelobt gesetztes Plus(gelobet) gehabt, quampersect. 2. P. d» hattestgelobt (gelobet) gehabt^ 3. P. er hatte gelobt (gelobet) gehabt. Mehrheit. 1. P. wir hatten gelobt (gelobet) gehabt, 2. P. ihr hattet gelobt (gelobet) gehabt, 3. P. sie hatten gelobt (gelobet) gehabt. < Beispiele: nach seiner Meinung haue ich ihn noch immer nicht ge, nng gelobt gehabt.)

Fehlt.

Einheit.

9) Zusammen, 1 P. ich werbe gelobt ich werde gelobt gehabt gesetzte« Fu, (gelobet) gehabt haben, haben, tnrum. 2.P. du wirft, gelobt du werdest gelobt gehabt (gelobet) gehabt haben, habe», L.P. er wird gelobt et werbe gelobt gehabt (gelobet) gehabt haben. haben,

wir hätten gelobt grhabt, und wir wür­ den gelobt gehabt haben, Wie bit erste Form des ihr hättet gelobt gehabt, und ihr wür, Eonditionalis Nr. 7. det gelobt gehabt haben, sie hätten gelobt gehabt, und sie wür­ den gelobt gehabt haben. (Wenn sie ihn noch so sehr lobten, so würden sie ihn doch nie genug gelobt gehabt haben.)

Fehlt.

Fehlt.

Fehl».

Wie die zweite Form des zusammen, gesetzten Perfektums im Eonditionalis Nr. 7.

180

Indicativ.

|

Conjunctiv.

|

Mehrheit.

1. P. wir werden gelobt wir werden gelobt gehabt (gelobe») gehabt haben, haben, 2. P. ihr werdet gelobt ihr werdet gelobt gehabt (gelobet) gehabt haben, haben, 3. P. sie werden gelobt sie werden gelobt gehabt (gelobet) gehabt haben. haben. (Beift>iele: nach seiner Meinung wer, (Man meint, du werdest ihn wohl nicht genug den sie ihn genug gelobt gehabt gelobt gehabt haben.) haben.) Imperativ. Befehlende Art zu sprechen.

Einheit. 2. Pers, 3. t Mehrheit. 2. « 3. •

1. Präsens.

lobe, lob'(du), (du sollst loben,) lobe, lob' er, sie, es, lobt, lobet (ihr), loben sie.

2. Präteritum. Einheit. 2. Pers, habe, hab (du) gelobt, (du sollst gelobt haben,) 3. t habe er (,sie, es) gelobt, Mehrheit. 2. , habet, habt (ihr) gelobt, 3. > haben sie gelobt.

551) Active Corijugatiorisform derregelmäßi Indicativ. Sdltam« An >u ftnch--.

Conjunctiv. | ""S^sS;l,W'e

Einheit. 1) Präsens.

1. Pers, ich stürze, 2. P. du stürzest, stürzst, 3. P. er (,sie, es, man) stürzet, stürzt.

ich stürze, du stürzest, stürzst, er (u. f. w.) stürze.

Opt,ltiv.

I

Fehlt.

Wie die zweite Form des zusammen« gesetzten Perfektums im Conditionalis Nr. 7.

Condikionalis.

Infinitiv. Unbestimmte Art zu sprechen. Präsens: loben, (zu loben,) Präteritum: gelobt haben, (gelobt zu habe«,) Futurum: loben werden.

gen Zeitwörter mit dem Hülfswort sein Optativ.

ConditionaliS.

Wünschende Art zu sprechen.

Bedingende Art zu spreche«.

ich stürzte, du stürztest, er stürzte,

ich stürzte oder würbe stürzen, du stürztest oder würdest stürzen, er stürzte oder würde stürzen,

182 Indicativ.

Conjunctiv.

|

Mehrheit. 1. Pers, wir stürzen, wir stürzen, ihr stürzet, stürzt, 2. Pers, ihr stürzet, sie stürzen, 3. Pers, sie stürzen. (Beispiele: da stürzt das Kind.) tffltan glaubt, sie stürzen schon.)

Einheit. 2) Jmpersect. 1. P. ich stürzte, 2. P. du stürztest, 3. P. er stürzte,

Mehrheit. 1. P. wir stürzten, 2. P. ihr stürztet, 3. P. sie stürzten. (Beispiele: ich stürzte sinnlos hin.)

Fehlt.

Einheit. 8) Ersteh Futurum. 1. P. ich werde ich werde oder würde stürzen, stürzen, 2. P. du wirst du werdest oder würdest stürzen, kürzen, 3. P. er wird er werde oder würde stür, stürzen, »en, Mehrheit. 1. P. wir werden stürzen, 2. P. ihr werdet stürzen, 3. P. sie werden .. stürzen. (Beispiele: der Uebermüthige wird stürzen.)

wir werden oder würden stürzen, ihr werdet oder würdet stürzen, sie werden oder würden stürzen. (06 er stürzen werde (oder würde), will ich doch er/ werten.

Einheit. 4) Perfectum. 1. P. ich bin gestür, ich fei gestürmt, gestürzt, »et, gestürzt, 2.P. du bist gestür/ du seist gestürzet, gestürzt, zet, gestürzt, L. P. er ist gestürzet, er sei gestürzet, gestürzt, gestürzt,

Optativ.

I

Konditionalis.

wir stürzten, wir stürzten oder würden stürzen, ihr stürztet, ihr stürztet oder würdet stürzen, sie stürzten. sie stürzten oder würde» stürzen. (Wenn sie doch stürzte.) (Menn ich stürzte, oder stürzen würde, mufft du mir helfen.)

Kehl t.

Fehlt

ich stürzt,,

ich stürzte oder würd» stürzen,

du stürztest,'

du stürztest oder würdest stürzen,

er stürzte,

er stürzte oder würde stürzen,

wir stürzten,

wir stürzten oder würden stürzen,

ihr stürztet,

ihr stürztet »der würde« stürzen,

sie stürzten.

sie stürzten oder würden stürzen.

(Wenn du doch einst stürz- (Wenn er einst stürzte oder stürzen test.) würde, will ich ihm gern helfen.) ich wäre gestürzt,

du wärest gestürzt, er wäre gestürzt,

ich wäre gestürzt oder würde gestürzt sein. du wärest gestürzt oder würdest gestürzt sein. er wäre gestürzt oder würde gestürzt sein,

184 Indicativ.|

Mehrheit. I.P. wir sind gestürzct, gestürzt. 2. P. ihr seid gestürjet, gestürzt. 3. P. sie sind gestürzet, gestürzt. (Beispiele: der Mann ist oft gestürzt.)

Conjunctiv.

|

wir sein gestürzet, gestürzt, ihr seid gestürzet, gestürzt,

sie sein gestürzet, gestürzt.

(Man glaubt, daß er ge, stürzt sei.)

Einheit. 5) Plu-quam, 1. P. ich war geperfect. stürzt. 2. P. du warst gestürzt, 3. P. er war gestürzt. Fehl«. Mehrheit. 1. P. wir waren ge, stürzt. 2. P. ihr wäret ge, stürzt. 3. P. sie waren ge. stürzt. (Beispiele: er war unglücklich gestürzt.) Einheit. 6) Zweite- Fn, 1. P. ich werde ge. ich werde gestürzt sein, turum. stürzt sein. 2. P. du wirst ge­ du werdest gestürzt sein. stürzt sein, 3. P. er wird ge, er werde gestürzt sein. stürzt sein, Mehrheit. 1. P. wir werden ge­ wir werden gestürzt sein, stürzt fein, 2. P. ihr werdet ge­ ihr werdet gestürzt sein, stürzt sein. 3. P. sie werden ge­ sie werden gestürzt sein. stürzt sein. (Beispiele: der Hochmüthige wird ge­ (Man fürchtet, er werde stürzt sein, ehe ihr- denkt.) gestürzt sein, ehe Hülfe kommt.)

wir waren gestürzt,

wir wären gestürzt oder würden ge, stürzt sein, ihr wäret gestürzt, ihr wäret gestürzt oder würdet gestürzt sein, sie wären gestürzt oder würden gestürzt sie wären gestürzt. sein. (Wäre er doch längst ge­ (Wenn er gestürzt wäre, oder wenn er stürzt!) gestürzt sein würde, hätte ich ihm gewiß geholfen.)

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

186 Indicativ.

Conjunctiv.

Einheit. 7) Zusammen, 1. P. id> bin gestürzt, 'ich sei gestürzt gewesen, gesetztes Per, gestürzet gewesen, fectum. 2. P. du bist gestürzt, du seist gestürzt gewesen, gestürzet gewesen, 3.P. er ist gestürzt, er sei gestürzt gewesen, gestürzet gewesen, Mehrheit. 1. P. wir sind gestürzt, wir sein gestürzt gewesen, gestürzet gewesen,! 2. P. ihr seid gestürzt,.ihr seid gestürzt gewesen, gestürzet gewesen, 3. P. sie sind gestürzt,'sie sein gestürzt gewesen. gestürzet gewesen.! (Beispiele: er ist damals gestürzt ge, (Man sagt, er sei gestürzt gewesen.) wesen.)

Einheit. S) Zusammen, 1. P. ich war gestürzt gesetztes Plus, gewesen, quamperfect. 2. P. du warst gestürzt gewesen, 3. P. er war gestürzt gewesen, Mehrheit. 1. P. wir waren gestürzt gewesen, 2. P. ihr wart gestürzt gewesen, 3. P. sie waren gestürzt gewesen. (Beispiele: er war gestürzt gewesen, eh' Hülfe kam.)

Fehlt.

Einheit. 9) Zusammen, I.P. ich werde gestürzt ich werde gestürzt gewe, gesetztes Fugewesen sein, sea sein, tnrum. 2. P. du wirst gestürzt du werdest gestürzt gewe­ gewesen sein, sen sein, 3. P. er wird gestürzt er werde gestürzt gewe, sen sein. gewesen sein,

Optativ.

I

Conditionalis.

ich wäre gestürzt gewesen, nnd Ich würde gestürzt gewesen sein, du wärst gestürzt gewesen, und du itmr, dest gestürzt gewesen sein, er wäre gestürzt gewesen, nnd er würde Wie der ConditionaliS gestürzt gewesen sein, Nr. 7. nach seiner er, stcn Form. wir wären gestürzt gewesen, nnd wir würden gestürzt gewesen sein, ihr wäret gestürzt gewesen, und ihr wür, der gestürzt gewesen sein, sie wären gestürzt gewesen, nnd sie wür­ den gestürzt gewesen sein. (Wenn sie gestürzt gewesen wären, hätte ich c» wohl bemerkt gehabt.)

r - -1..

Fehlt.

F e l) I t.

Wie die zweite Form vom Conditio, nali» de» zusammengesetzten Perser, tum» Nr. 7.

188 Indicativ.

Conjunctiv.

Mehrheit.

1. P. wir werden gestürzt wir werden gestürzt ge­ gewesen sein, wesen fein, 2. P. ihr werd« gestürzt ihr werdet gestürzt ge­ gewesen sein, wesen sein, 3. P. sie werden gestürzt sie werden gestürzt gewe­ gewesen sein. sen sein.

(Beispiele: er wird gestürzt gewesen (Man sagt, er werde schon sein, eh' man eS beinerkt hatte.) früher gestürzt gewesen sein,) Imperativ.

1. Präsens.

Einheit. 2. Pers, stürze (du), 3. Pers, stürze er (.sie, cs), Mehrheit. 2. Pers, stürzet (ihr), 3. Pers, stürzen sie. 2. Präteritum. Einheit. 2. Pers, sei (du) gestürzt, (du sollst gestürzt sein,) 3. Pers, sei er (»sie, es) gestürzt, Mehrheit. 2. Pers, seid (ihr) gestürzt, 3. Pers, sein sie gestürzt.

Anmerkung. Es ist dies Verbum stürzen, in so fern Eben dies Wort kann aber auch transitiv gebraucht werden, ben gebogen: ich stürze den Mann, ich habe ihn gestürzt, stürzt haben. Von diesem Transitiv stürzen kann dann auch cher Hinsicht dieser neutralen ähnlich ist: ich werde gestürzt ist ähnlich mit ich bin gestürzt, und ich bin gestürzt gewesen.

552) Passive Conjugationsform Indicativ. 1) Präsens. Reines Präs. Präs. d. Gcgcnwart. Dauer i. d. Gegenwart,

Conjunctiv.

1. P. ich werde gelobet ich werde gelobet, gelobt, oder gelobt, 2.P. du wirst gelobet du werdest gelobet, gelobt, oder gelobt, 3.P. er (,sic, es, man) er werde gelobet, gelobt, wird gelobet od. gelobt,

|

(Sonbitionalid.

Wie die zweite Form vom Conditio« nalis des zusainnirngesibton Perfeer tums, Nr. 7.

Infiniti». Prüfens: stürzen, (zu stürzen,) Prüteritnm: gestürzt sein, (gestürzt zu sein,) Futurum: stürzen werden. Particip. Prüfens: stürzend. Prüteritnm: gcstürzet, gestürzt. Futurum: zu stürzend.

es mit dein Hülfswort sein conjugirt wird, ein Zustandszcitwort. und wird dann, wie alle Transitiven, mit dem Hülfswort hnx wenn ich ihn doch gestürzt hätte, er wird ihn bald genug ge, (nach § 552) die passive Form gebildet werden, die in man, ähnlich mit ich werde gestürzt sein; ich bin gestürzt worden ist

der transitiven Zeitwörter. Optativ.

|

ConditionaliS.

ich würde gelobet, gelobt, ich würde gelobet, gelobt, ich würde gelobet, gelobt werden, du würdest gelobet, gelobt, du würdest gelobet, gelobt, du würdest gelobet, gelobt werden, er würde gelobet, gelobt. er würde gelobet, gelobt, er würde ge, lobet, gelobt werden.

iyo Indicativ.

|

Conjunctiv.

Mehrheit.

1. P. wir werden gelobet wir werten gelobet, ge, oder gelobt, lobt, 2. P. ihr werdet gelobet ihr wertet gelobet, ge« oder gelobt,lobt, 3. P. sie werden gelobet sie werden gelobet, ge­ oder gelobt. lobt. (Beispiele: er wirb von jedermann (Man sagt, die Frau wer, de ju sehr'gelobt.) gelobt [gelobet].)

Einheit.

2) Imverfec, l.P. ich ward«, wurde tum. Präsengelobet, gelobt, d.Pergangh. 2. P.du wardst», wur« Dauer der dest gelobet, gelobt, Vergangen-. 3. P. erwart u. wurde gelobet, gelobt. Mehrheit.

Kehlt.

1. P. wir wurden gelobet, gelobt, 2. P. ihr wurdet gelobet, gelobt, 3. P. sie wurden gelobet, gelobt.

(Beispiel: die Könige wurden fast immer j» sehr gelobt.) Einheit.

L) Erstes Futur. l. P. ich werde gc< ich werde oder würde ge­ Reines Futur. gelobt werden, lobt werden, Präsens d. Zu- 2. P. du wirst ge, du werdest ob. würdest ge­ kunft, Futurum lobt werden, lobt werten, deS Präsens. 3. P. er wird ge, er werte oder würde ge­ Dauer d. Zuk. lobt werten, lobt werden,

ivir würden gelobet, ge, wir würden gelobet, gelobt, wir würden gelobet, gelobt werben, lobt, ihr würdet gelobet, ge­ ihr würdet gelobet, gelobt, ihr würdet gelobet, gelobt werden, lobt, sie würden gelobet, ge­ sie würden gelobet, gelobt, sie würden gelobet, gelobt werden. lobt. (Wenn er doch jetzt ge, (Würdest du jetzt gelobt, oder gelobt lobt würde.) werden, so wäre mein Wunsch er, füllt.)

Fehlt.

ich würde gelobt,

du würdest gelobt, er würde gelobt.

Fehlt.

ich würde gelobt, und ich würde ge, lobt werden, du würdest gelobt, und du würdest ge, ' lobt werden, er würde gelobt, und er würde ge, lobt werden.

192

Indicativ.| Mehrheit. 1. P. wir werden ge­ lobt werden, 2. P. ihr werdet ge­ lobt werden, 3. P. sie werden ge­ lobt werden» (Beispiele: alle guten Menschen wer, den einst gewiß noch gehörig ge­ lobt werden.)

Einheit. 4) Perfektum. 1. P. ich Reine« Prä, teritum und 2. P. du Präteritum d. Gegenw. Dol, 3. P. er lendung i. d. Gegenwart.

bin gelobt worden, bist gelobt worden, ist gelobt worden,

Conjunctiv.

|

wir werden oder würden gelobt werden, ihr werdet oder würdet ge­ lobt werden, sie werden oder würden gelobt werden. (Du irrst', wenn du hoffst, daß die Patrioten schon noch gehörig gelobt wer­ den würden, oder: daß sie schon noch würden ge­ hörig gelobt werden.) ich sei gelobt worden,

du seist gelobt worden, er sei gelobt worden.

Mehrheit. 1. P. wir sind gelobt wir sein gelobt worden, worden, 2. P. ihr seid gelobt ihr seid gelobt worden, worden, 3. P. sie sind gelobt sie sein gelobt worden. worden. (Beispiele: der Kaiser ist in dieser (Man sagt, der Mann Zeit sehr gelobt worden.) sei gelobt worden.)

Einheit. 5) Plusquamper, I.P. ich war gescct. Präteritum lobt worden, d. Vergangenheit. 2. P. du warst geDollendung i. d. lobt worden, Vergangenheit. 3. P. er «ar ge­ lobt worden,

Fehlt.

Optativ.

|

Conditionalis.

wir würden gelobt, und wir würden ge, lobt werden, ihr würdet gelobt, ihr würdet gelobt, und ihr würdet ge/ lobt werden, ne würden gelobt, und sie würden ge« sie würden gelobt. lobt werden. (Wenn ihr doch einsi Menn du einsi gehörig gelobt wür« gelobt würdet.) best, will ich zufrieden sein; ich habe euch die Stelle nur unter der De, dingung (Voraussetzung) abgelassen, wenn (daß) ihr bald gehörig gelobt werden würdet.)

wir würden gelobt,

ich wäre gelobt worden, ich wäre gelobt worden, und ich würde gelobt worden sein, du wärest gelobt worden, du wärest gelobt worden, und du würdest gelobt worden sein, e» wäre gelobt worden, er wäre gelobt worden, und er würde gelobt worden fein,

wir wären gelobt worden, wir wären gelobt worden, und wir wür, den gelobt worden sein, ihr wäret gelobt worden, ihr wäret gelobt worden, und ihr würdet gelobt worden sein, sie wären gelobt worden. sic wären gelobt worden, und sie würben gelobt worden sein. (Wärt ihr doch noch mehr (Wenn die Frauen gelobt worden wär gelobt worden.) ren, so hätten die Männer geschwie, gen; wenn die Kinder mehr gelobt worden sein würden, so hätten sie es gethan).

Fehlt. Dauer Sprachl. in.

Fehl,. 13

194

Indicativ.| Mehrheit. 1, P. wir waren ge­ lobt worden, 2. P. ihr wäret ge­ lobt worden, 3. P. sie waren gc.lobt worden. (Beispiele: damals waren die Edel» leute zu sehr gelobt worden, jetzt ist es derselbe Fall mit den Bür.gerlichen.) Einheit. 6) Zweites Fut. I.P. ich werde gelobt Futurum exworden sein, actum. Prar 2. P. du wirst gelobt teritum d. Zu.worden sein, kunst. Dollen.- 3.P. er wird gelobt düng in der worden sein, Zukunft. Mehrheit. 1. P. wir werden gelobt worden sein, 2. P. ihr werdet gelobt worden sein, 3. P. sie werden gelobt worden sein. (Beispiele: Wann werdet ihr doch, nach euerm Urtheil, genug gelobt worden sein!)

Conjunctiv.

|

Fehlt.

ich werde gelobt worden sein, du werdest gelobt worden sein, er werde gelobt worden sein,

wir werden gelobt worden sein. ihr werdet gelobt worden sein, sie werden gelobt worden sein. (Sag ihm, die Frau werde wohl nur dann erst genug gelobt wor.l den sein, wann sie ih-I Zweck erreicht habe.) 1 Anmerkung. Die sogenannten zusammengesetzten Zeiten Imperativ. 1. PrLf. Einh. 2. P. werde (du) gelobt, (du sollst gelobt werden,) 3. P. werde er (,sie, es) gelobt. Mehr. 2. P. werdet (ihr) gelobt, 3. P. werden sie gelobt. 2. Präteritum. Einheit. 2. Pers, sei du gelobt worden, (du sollst gelobt worden fein,) 3. Pers, sei er (,fic, cs) gelobt worden, Mehrheit. 2. Pers, seid (ihr) gelobt worden, 3. Pers, sein sie gelobt worden.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

F e l, l t.

finden im Passiv nicht statt. Infinitiv. Präsens: gelobt werden, (gelobt zu werden,) Präteritum: gelobt worden sein, (gelobt worden zu sein,) Futurum: gelobt werden werden.

196 553) Di« Tabelle der Conjugation des Zeitwort- loben im Activ und Passiv (§ 550 u. 552) ist das Schema der Conjugation aller Passiven und deS Activ- aller regelmäßigen transitiven Verben. Die zurückbeziehenden, die reflexiven und recipro, ken Derben sind im Grunde auch wahre Transitiven; nur füh, ren die eigentlichen echten oder wahren Reflexiven und Re, ciproken das Object, das bei jedem Transitiv genannt oder doch gedacht werden muß, immer auf das Subject zurück, so daß Subject und Object ein und derselbe Gegenstand sind, der also in denjenigen Theilen, welche das Subject benennen, zweimal genannt werden muß, einmal nämlich als Subject (im Nomi, nativ), und das andere mal als Object (im Accusativ), in den, jenigen Vcrbaltheilcn aber, welche kein Subject angeben, ein, mal, und zwar als Object (im Accusativ): ich ärgere mich, der Mann freut sich, sich schämen. Im weitern Sinn nennt man uneigentlich auch diejenigen Transitiven (und Jntransili, ven) zurückbeziehend, bei welchen zwar das Object ein anderer Gegenstand als da- Subject ist oder sein kann, aber der aus, drücklich genannte Zweck (im Dativ) ein und eben derselbe Gegenstand mit dem Subject ist: ich traue mit (etwas) zu, er kam sich selbst sonderbar vor. Der zweite Gegenstand oder Begriff, der nicht als Sub, ject genannt wird, muß bei allen diesen reflexiven Derben im, mer durch ein persönliches Pronomen angegeben werden, und zwar in den beiden ersten grammatischen Personen, die kein ei, genes und besonderes Reflexiv haben, durch die gewöhnlichen Personwdrtcr (mir, mich, dir, dich, uns und euch) selbst, in der dritten Person aber für alle drei Geschlechter und beide Numerus durch das uns in dieser Hinsicht (auS § 452, Bd. 2, S. 541) schon ausführlich bekannte Pronomen sich. Die eigentlichen Reciproken (tz 453, S. 546—549) bezeich, nen eine gegenseitige Beziehung der beiden genannten Ge, genstände des Subjects und Objects oder des Subjects und Zweckes, so daß die Kraftäußerung des Zeitworts von jedem derselben als Subject auf den andern als Object oder Zweck übergeht, und zur Angabe de« zweiten Gegenstandes hat die Sprache das Wort einander (§ 453) festgesetzt, entweder und gewöhnlichst in dieser seiner unveränderlichen Adverbialge, stakt, oder in seiner Auflösung. Nach diesem ihrem Begriff können die Reciproken nur im Plural gebraucht werden: Hund und Katze lieben einander (nicht), oder lieben einer den andern, Hund und Katze trauen einander (nicht), oder trauen einer dem andern, das heißt: der Hund liebt die Katze, und

di« Katze liebt den Hund (nicht), der Hund traut der Katze, und die Katze traut dem Hunde (nicht). Weil aber die- Wort einander, sowohl in dieser Gestalt als noch mehr in der Auflösung einer den oder dem andern, in der That hässlich und schleppend, ja wirklich verwirrend ist, da man z. B. nicht weiß, ob man in der Auflösung sagen soll: Maus und Katze lieben eine die andere nicht, trauen eine der andern nicht, oder ob man immer das Masculin behalten soll: Maus und Katze lieben einer den andern nicht, wie man denn bei verschiedenen Geschlechtern immer das weibliche gegen das männliche aufop, fern muß, indem sich weder sagen lässt: Hund und Katze lie, ben eine den andern noch einer die andere, so daß man für alle diese Fälle stets bloß das verkürzte einander nahmen dürfte, so nimt man bei diesen reciproken Verben statt der re, ciproken am liebsten ebenfalls die reflexive Form mit sich, so, bald durch dieselbe keine Undeutlichkeit des Sinnes entsteht: Hund und Katze lieben sich nicht, trauen sich nicht. So auch in den beiden ersten Personen: wir lieben uns für einander, einer den andern, ihr traut euch viel zu, für einander, einer dem andern. Es ist wahr, daß hierdurch eigentlich immer Zweideutigkeit entsteht, da man aus dem Ausdruck nicht ent, nehmen kann, ob der Sinn reflexiv oder reciprok sein soll, ob jeder von beiden Gegenständen, der Hund und die Katze, sich selbst (reflexiv), oder den andern (reciprok) nicht liebt, ob jeder sich selbst oder dem andern nicht traut. Aber wenn nicht der Zusammenhang den Sinn ganz deutlich macht, so seht man sogar gewöhnlich zu dem sich lieber erläuternde Zusätze hinzu, bei dep Reflexiven eben selbst, und bei den Reciproken ge, genseitig, wechselseitig, auch wohl eben das charakteristische Zeichen der Reciprocität einander, als daß man die unbe, liebte Form mit einander nimt: Hund und Katze hassen sich, hassen sich gegenseitig, Haffen sich einander, obgleich im letzten Ausdruck sich ganz überflüssig, und wirklich schlecht steht. Wir (nüffcn dies nachher noch näher besprechen. Wir wissen ferner bereits (aus § 30, Band 1, Seite 91), daß viele Wörter nie anders als reflexiv gebraucht werden, die man eben deswegen echte zurückführendcn Zeitwörter nennt, als sich schämen, sich freuen, auch mit dem Zwcckbegriff des Dativs, sich anmaßcn, sich vornehmen (etwas), daß aber auch die meisten transitiven und selbst intransitiven Verben sich zu, gleich reflexiv und reciprok brauchen lassen, da man eben so wie transitiv ich liebe dich, ich ärgere dich, ich schmeichle dir, ich

198 eigne die (etwa«) zu, auch «statt, sagen kann: ich liebe mich, d« ärgerst dich, er schmeichelt sich, wir eignen an« (etwa«) z«. In welchem Falle sich lieben, sich ärgern, sich schmeicheln, sich zueignen unechte zurückführenden Zeitwörter genannt werden. Dies« können bald reflexiv stehen, wie in den eben genannten Beispielen, bald reciprok, z. B. sie lieben einander, sie schmei­ cheln sich gegenseitig, sie ärgern einander. Jene echten Re, firxivea hingegen können, so wenig wie sie sich eigentlich je transitiv brauchen lassen, eben so wenig auch je reciprok ge­ braucht werden. So wie man nicht transitiv sagen kann: wir schämen euch, wir freuen euch, ihr maßet un« an, sie nehmen un« etwa» vor, grade eben so kann man auch nicht reciprok sagen: sie schämen einander, wir nehmen einander etwa« vor, A und B freuen einer den andern oder einander, sie maßen einander (etwa«) an. Hieraut ergiebt sich, daß Adelung tat, indem er schreibt: „wenn da« reciproke Pronomen der Accusativ de« Plural« ist, so leiden die eigentlichen Recipro, ken (,da« soll heißen die echten Reflexiven) nur allein sich; bei andern (, nämlich den unechten zurückführenden Derben) kann aber dafür auch einander stehen: sie Neben sich wie Kinder oder einander, sie sind sich oder einander alle gleich, wir sehen alle einander gleich, für un«. Aber nicht sie schä« men einander, weil schämen nicht transitiv gebraucht «erden kann, (richtig!) auch nicht: sie bilden einander ein, well hier der Dativ stehen muß." Dieser Schluß ist falsch, denn dar letzte Beispiel ist vollkommen richtig, wenn der Sinn sein soll, sie bildeten einer dem andern etwa« eia, sie spiegelten einaa, der, einer dem andern etwa- vor, sie logen einander, einer dem ander« etwa- vor, wir Adelung ja vorher selbst schreibt: sie sind einander gleich, wir alle sehen einander gleich, wo ealso Adelung übersehen hat, daß in diesen Sätzen einander ganz offenbar die Stell« de< Dativ- vertritt: sie sind oder se­ hen einer dem andern gleich, wie: sie sind oder scheinen mir -lelch. Auch müsste Adelung seinen Satz: bei unechten Reck, prokea kann für sich auch einander stehen, eigentlich umkeh­ ren in: für einander kann sich stehen, denn eigentlich muß eheißen: sie sehen einander, einer den andern an, und man sagt nur: sie sehen sich an, weil der Sprachgebrauch da« einan­ der nicht liebt (, obgleich z. B. Frie« [1. c. S. 104] sagt, daß fast in allen Sätzen wie: er und sein Bruder, sie bes«, chen sich, fliehen sich, geben sich die Hand, die Zweige berüh, ren sich, man theilt sich alle« mit, wa« sich liebt da« neckt sich gern, da« liebt, foppt, sieht sich gern u. s. w. da« reci, proke einander den Vorzug vor diesem sich verdiene,

weil cs die Reciprocität vollkommener aüSdrücke. Am wenkgr sten wird man mit ihm das einander beim Singular des Zeit­ worts nehmen wollen, da der Begriff einer den andern, immer eine Mehrheit nicht nur bezeichnet, sondern selbst grammatisch körperlich in sich schließt, und nur sehr ungern wird man sas gen: waS einander liebt, das neckt einander) *). Indessen bleiben doch auch Fälle genug übrig, wo man gar nicht, oder wenigstens nicht gut sich für einander neh, men kann. So denkt man bei: sie scheuen sich, sie fürchten sich gewiß immer zuerst an den reflexiven Sinn, daß jeder sich selbst, für sich selbst fürchtet, und es ist daher deutlicher, wenn man den reciproken Sinn durch einander ausdrückt: sie scheuen, fürchten einander, einer den andern. Ferner bemerkt Fries (1. c. S. 105): „bJ manchen Transitiven geben beide, sich imb einander, einen reciproken, aber doch verschiedenen Sinn, so daß sie nicht verwechselt werden dürfen. So heißt: sie *) Sehr richtig bemerkt Fries, wa- wir hier als Zusatz zu $453 ongeben wollen, daß einander au- einer, eine, eine- oder der (,die, da-) eine und den andern, die, da- andere oder dem, der andern -usammenge-ogen ist, und eigentlich nicht ein Adverb heißen kann. Denn er es aber gradezu Pronomen nennt, weit eS Präpositionen vor sich nehmen kann: wir sind durch ein, ander mit einander glücklich, an einander gerathen, oder irre ge­ worden, d. h. einer durch den andern mit dem andern, an den an­ dern oder dem andern, so ist da- kein Grund, denn Präpositio­ nen stehen nicht selten auch vor Adverbien: von nah und von fern, für jetzt, für heute, nach oben. UebrigenS ist auch der Ge­ brauch deß sich, wenn man da-selbe statt einander setzt, dem gebildeten Sprachgefühl für den Singular de- Zeitwort- oft eben so zuwider, wie der Gebrauch de< einander selbst. Sehr hässlich ist eB., wenn Schefer im Taschenbuch -um geselli­ gen Vergnügen, Leipzig bei Doß, »828, S. 303 in einem wid'ria witzelnden Tone schreibt: keine-, (statt keiner von beiden, Louis und Slairon,) erhob den Blick vom Boden, oder wagte gar sich anzusehen. Die- sich wird jeder unbefangene Leser reflexiv nehmen; einander darf man bei diesem Singular eben so we­ nig setzen: keine- wagte einander anzusehen; erträglich wird die Au-druck-art nur, wenn man geradezu den andern oder da­ andere nimt. Ganz richtig sagt man: die Gesellschaft wagte nicht sich anzusehen; wenn gleich da- reflexive Sich—ansehen der Gesellschaft im reciproken Ansehn ihrer Glieder besteht, so denkt man sich doch da- reciproke gegenseitige Einander — ansehn der Gesellschaft-glieder wie eine reflexive Selbftbeschauung der Ge­ sellschaft. Und auf diese Art ist e-, daß man sowohl da- sich (für einander) al- den Singular verzeihlich sinder in Reden-ar, arten wie: man sah sich verlegen an, die Gesellschaft drückte sich die Hände, gab sich heimliche Winke, (auch wohl gar: unter ein­ ander, indem man sich in Gedanken Gesellschaft-glieder für Ge­ sellschaft denkt), alle- begrüßte sich freudig.

>00 schlagen, Hanen, stoßen einander so viel wie sie versehen einen# der einen Schlag, Hieb, Stoß im Scherz, von ungefähr, oder im Zorn, ohne damit fortzufahren, (wenigsten« liegt die« Fort, fahren nicht im Ausdruck,) aber sie schlagen, hauen, stoßen sich heißt, sie kämpfen, duelliren auf den Hieb, Stoß; (es ist richtig, da« kann so sein, doch versteht e« sich von selbst, daß die letzte Ausdrucksart auch reflexiv genommen werden kann;) sie vertragen s,besser ertragen) einander heißt sie dulden einan­ der, aber sie vertragen sich heißt, sie versöhnen sich" (, nämlich mit einander, und bei diesem Zeitwort versöhnen bemerkt Fries, daß man nur sagen kann: sie versöhnen einander, wenn zu, gleich da« Mittel der Versöhnung genannt wird, z. B. durch gegenseitige Dienstleistungen), Die früher angegebenen Beispiele: sie schmeicheln sich, und so auch sie helfen sich haben schon gezeigt, daß selbst In, transitiven reflexiv und reciprok gebraucht werden können. E« versteht sich, daß die dabei genannten zweiten Gegenstände, durch sich oder einander »»«gedrückt, eigentlich nur Begriffe de« Zweck«, Dativen sein fMinen, weil die Intransitiven ja al« solche keinen Accusativ regieren. Zwar bildet man auch Redensarten mit Intransitiven und dem Accusativ: sie gehen sich müde, du schläfst dich noch dumm, ich will mich gesund reiten, aber ihr Accusativ kann dann nicht von den Intransi, tiven al- Intransitiven abhangcn, sondern man muß sich die ganzen Begriffe müde gehn; dumm schlafen, gesund reiten nun als Transitiven denken; wen reitest du müde? (Fries sagt, es sei hier nur eine scheinbare Reflexivität, denn solche Au«, drücke wären immer au- zwei Sätzen zusammengezogen: sie gehn, daß sie müde werden, hu schläfst, daß du dumm wirst, ich will reiten, daß ich gesund werde. Hierdurch wird indessen her Accusativ doch auch nicht erklärt, wenn man nicht annch, men will, e« sei bei ihnen ein Verbum sein -der werden ausgefallen, und die« bilde eigentlich mit dem Accusativ die tzonstruktion de« Accusativ« mit dem Infinitiv, über welche wir erst im folgenden Bande dieser Grammatik sprechen können: sie gehn sich müde sein oder werden, du schläfst dich dumm sein oder werden; da« müsste dann ausgclösct werden: sie gc, he» [so, soviel), daß sie müde sind oder werden, du schläfst Gf», soviel), daß du dumm bist oder wirst. Die Wörter, wcl, che auf die eben angegebene Art reflexiv gebraucht werben, sind unthätige und absolute oder beziehungslose Transitiven, die selbst eigentlich keinen andern Nebenbegriff, namentlich nicht einen Begriff de« Zweck« bei sich dulden. Die thätige» rela, «iven Intransitiven, die solchen Dativ des Zwecks der durch

sie ausgedrückten Kraftäußernng neben sich haben oder dulden, behalten denselben natürlich ganz vorzüglich für ihren reflexiven und reciproken Gebrauch. „Bei diesen relativen Intransitiven, bemerkt Fries (1. c. S. 105) wieder, werde das Object (,soll heißen der Zweck) gewöhnlich und am besten mit dem recipro, ken einander benannt, z. D. er und sein Nachbar, wir, sie schmeicheln, trauen, dienen, gefallen, helfen, leuchten, rathen, schaden, trotzen, widersprechen einander," aber so wie derselbe zugeben muß, daß man eben so häufig sie begegnen sich wie einander sagt *), so wird er auch nicht leugnen können, daß bei allen den vorstehenden Zeitwörtern der Sprachgebrauch ebenfalls lieber sich als einander nimt, sobald keine Zwcideutigkeit zu fürchten ist. Ja manche Wörter, die nie transitiv gebraucht werden, und dabei offenbar einen reciproken Begriff haben, dürfen doch nach dem Sprachgebrauch nie unmittelbar mit einander, sondern nur mit sich construirt werden; man darf nie sagen: wir oder sie balgen einander, ihr balgt einan­ der, sondern wir balgen uns, ihr balgt euch, sie balgen sich; wohl aber kann man zur nähern und deutlichern Bestimmung, poch einander mit einer Präposition hinzusetzen: wir balgen uns, sie balgen sich mit einander. Aehnlich verhält es sich mit dem Worte zanken. Transitiv: ich zanke dich, wird dasselbe fast nie gebraucht, (etwa nur in Sätzen wie: die Frau hat schon drei Männer zu Tode gezankt,) wohl aber intransi, tiv: ich zanke mit dir, und dann zurückbeziehend: er zankt sich den ganzen Tag, was einen ganz andern Sinn hat als ich zanke den ganzen Tag. Dies bedeutet intransitiv: ich schelte den ganzen Tag, jenes aber reciprok: er streitet (sich) mit an­ dern den ganzen Tag. In diesem Singular kann natürlich einander nicht stehen: er zankt einander; aber auch im Plural sagt man nicht: sie zanken einander, obgleich der Begriff reci, prok ist, sondern nur sie zanken sich; ja man darf selbst nicht einmal die Bezeichnung der Reciprocität unmittelbar Hinzuset, zen: sich zanken sich einander oder gegenseitig oder wechselsei, tig, wie man doch sagen kann: sie lieben sich einander oder •) Fries giebt noch an: „zwischen sie begegnen sich und sie begegnen einander dürfte der Unterschied seyn (sein), daß erstere- (das erste) sowohl in der eigentlichen Bedeutung, einem entgegen kom­ men, von entgegengesetzten Seiten mit ihm Zusammentreffen, alin der uneigentlichen: sich gegen jemand betragen, z. B sie be­ gegnen sich höflich, letztere- sdaS letzte) aber nur in der eigent­ lichen Bedeutung gebraucht werden kann." Gewiß findet man indessen auch bei den besten Schriftstellern einander auch in der uneigentlichen Bedeutung: sie entgegneten einander sehr höflich.

202 gegenseitig; wohl aber darf man einander mittelbar durch eine Präposition hinzufügen: sie zanken sich mit einander, unter einander, wo denn freilich eigentlich daS sich ganz überflüssig wird: sie zanken mit einander. Eben so sagt man auch: sie streiten mit oder unter einander, sie streiten sich mit oder un< ter einander, aber nicht: sie streiten einander oder sie streiten sich einander. ES sind dies thätige und absolute Intransitiven. Bei Transitiven findet derselbe Fall statt, wenn sic zurückbeziehend gebraucht, und dabei durchaus nicht reflexiv, sondern rcx tiprot gedacht werden, daß man doch nicht einander u. s. w., sondern daS reflexive sich nehmen muß, sobald der Ge­ genstand, gleichsam daS Object der Reciprocität (.Fries sagt alS Adject) genannt wird. Man sagt so: wir schlagen uns ein, ander, sie umarmen sich einander; aber man darf nicht sagen: wir schlagen einander mit unsern Gegnern, sie umarmten ein­ ander mit ihren Freunden, sondern eS muß heißen: wir schla, gen nnS mit unsern Gegnern, sie^umarmten sich mit ihren Freunden. (Zur Noth kann man wohl sdaS Adject zum Sub, |eet umändernd) sagen: wir und unsere Gegner schlugen einan­ der, sie und ihre Freunde umarmten einander, aber gewiß spricht man nicht gern auf diese Art). Wenn übrigens bei intransitiven, transitiven und reflexiven Derben (im Plural) der Begriff der Reciprocität noch besonders (additionell) ausge« drückt werden soll, so kann dies auf die Conjugation und den Gebrauch jener Zeitwörter selbst natürlich weiter keinen Ein» stütz haben. Man sagt intransitiv: wir zittern, beben, fürch, len für unsere Freunde, vor unsern Feinden, nnd so auch mit dem Zusätze der Reciprocität: wir zittern, beben, fürchten für einander und vor einander; man sagt reflexiv: wir sürch, ten nnS, sie scheuen sich (.jeder sich selbst,) vor Gespenstern, und so auch mit dem Zusätze der Reciprocität: wir fürchten nnS, sie scheuen sich vor einander, d. h. jeder fürchtet und scheuet sich selbst vor dem andern. Sagt man transitiv: wir fürchten die Menschen, (waS einen geringern Grad der Furcht anzcigt, als wir fürchten uns vor den Menschen, wo daS vor gleichsam die Gegenwart de- Gefürchteten, vor dem man steht, auSdrückt,) so lässt sich dies reciprok nur gradezu nmändern in: wir fürchten einander, und dann wird man uns weder hinzu­ setzen, noch statt des einander nehmen. ES erhellt auS diesen Beispielen, daß bei mehreren Der­ ben sowohl der Sprachgebrauch alS die Logik verschiedene Ar­ ten ihres grammatischen Gebrauchs nicht nur gestatten, son­ dern auch zu vertheidigen wissen, und daß man also nicht im­ mer auf einer einzigen Art festzustehen berechtigt ist. Sagt

man z. D.: ich mische die Charten, die Charten werden gcx mischt, so liegt darin schon eine Art reciproken Begriffs, den man nur nicht besonders bezeichnet; man denkt sich hinzu: im# ter einander, daß abwechselnd, gegenseitig eine unter die andere kommt. Sagt man: ich mische mich unter den Haufen, ich mische mich mit dem Hansen, so fällt dieser Begriff der Reci# procitat weg, und es bleibt bloß der transitive Begriff übrig, der hier nur reflexiv geworden ist. Sagt man: Wein und Wasser vermischen sich mit dem Spiritus, so bleibt der refle# rive Begriff, daß jeder der beiden Körper, sowohl der Wein als das Wasser, sich selbst mischt, einmischt, eindrängt in, un# ter die Theile des Spiritus, aber es tritt zugleich der reciproke Begriff hinzu, daß eben dadurch (eo ipso) auch der Spiritus sich in das Wasser und den Wein mischt, daß sie sich in, un« ter einander mischen, vermischen, ohne daß jedoch diese Recipro# cität durch die Sprache bezeichnet wird. Will man dies in# dessen noch ausdrücklich bezeichnen, so hat man die Erlaubniß, einander mit einer Präposition anznschließen, und zu sagen: Wein und Wasser und Spiritus mischen, vermischen sich in oder mit oder unter einander, Wein und Wasser mischen, ver# mischen sich mit dem Spiritus untereinander. (Nach dieser Auseinandersetzung lässt es sich nickt recht erkennen, warum Fries [1. c. S. 106] sagt, daß es durchaus unrichtig sei zu sprechen: „zwei feste Körper können sich einander nicht aufiö# sen, wo keiner von beiden Parteien eine Reflexivität zukommt, und die Reciprocität hinlänglich durch einander ansgedrückt ist, wogegen cs allerdings heißen kann: zwei feste Körper kön# nen sich miteinander auflösen." — Soll hier das letzte miteinander bloß bedeuten zugleich, zusammen, so wäre nicht nur der Satz dem Sinne nach unrichtig, sondern es wäre auch von gar keiner Reciprocität die Rede. Soll die« ser Ausdruck aber stehen für durch einander, so ist er ja fast ganz gleichbedeutend mit dem getadelten Ausdruck: sie können sick nicht einander anflösen. Man sagt: sie machen sich unglücklich, sowohl reflexiv jeder sich selbst, als reciprok für einander, jeder macht den andern unglücklich. Man setzt hin# zu: durch ihre Feindschaft, und eben so: einer durch den an# dcrn oder durch einander. Wir wissen aber schon, daß der Sprachgebrauch das bloße einander nicht recht liebt, und sogar lieber sagt: sie ärgern, lieben, schaden sich einander, als bloß sie schaden einander, wozu derselbe wohl noch den guten Grund gehabt haben mag, daß durch diesen doppelten Aus­ druck sich einander die Reflexivität und Reciprocität zu, gleich deutlich angegeben wird s, wogegen man offenbar nicht

ro4 sagen kann: sie hassen, verachten, zürnen, drohen flch einander, insofern niemand sich selbst hasst und drohte Nun spricht man offenbar ganz richtig: die festen Körper lösen sich auf, oder nicht auf, wo der Begriff der Reflexivität, daß jeder sich selbst anflöset, augenscheinlich und unbestreitbar ist. Sagt man also, sie lösen sich einander auf, so will man damit ausdrücken, daß jeder sich selbst durch den andern, durch Hülfe des andern, durch Verbindung, Vermischung mit dem andern auflöset. ES soll also in der That Reflexivität und Reciprocität zugleich be, zeichnet werden, und so lässt sich diese Art zu sprechen gewiß nicht verwerfen, wenn cS gleich im Allgemeinen wahr bleibt, daß daS sich bei einander oft ganz falsch, und meistens überflüssig ist, da der reciproke Begriff das wenigstens großentheilS in sich enthält, waS der reflexive ausdrücken will. Sagt man: A und B machen einander unglücklich, so werden frei, sich beide unglücklich, und sich noch hinzuzusetzen ist in dieser Hinsicht überflüssig; fügt man es aber hinzu: sie machen sich einander unglücklich, so verstärkt dies eigentlich die Bedeutung und den Vorwurf des Ausdrucks sehr, denn er bedeutet nun: jeder von ihnen macht [ durch seine eigene Schuld ] sich selbst (reflexiv) und den andern [rcciprot] unglücklich. Man dürfte nur und dazwischen setzen, oder auch ein bloßes Komma, um dies jedem sogleich ganz deutlich zu machen: sie machen (jeder) flch (selbst) und einer den andern unglücklich, sie machen sich und einander unglücklich.) Ferner ist zu bemerken, daß meh» rere transitiven und intransitiven Derben, wenn man dieselben zurütsführend braucht, mehr oder weniger ihre Bedeutung in, dorn, und namentlich ost eine figürliche Nebenbedeutung an, nehmen. Sich vergessen, sich befinden, sich betragen ist etwas anderes alt vergesse», befinden (für gut), betragen (,die Rech, nung beträgt einen Thaler). Zuweilen bewirkt dies Reflexive nur eine geringe Veränderung des Begriffs. So hat das in, transitive irren eine allgemeine Bedeutung, irrige Begriffe haben: wir alle irren manchfach, nur jeder irrt anders; hinge, gen sich irren setzt eine bestimmtere Sache voraus: ich irre mich hierin, ich habe mich oft geirrt, nämlich in gewissen be, stimmten Gegenständen, wogegen ich habe nie geirrt, bedeuten würde: ich habe nie einen Irrthum, eine Sünde begangen *). Ja sich bedanken und sich exschrecken haben ganz die, selbe Bedeutung wie danken und erschrecken, werden aber nur in der gemeinen Sprache deS geselligen Umgangs gebraucht. Die Veränderung andrer Transitiven und Intransitiven in Re, stexiven darf man eigentlich selbst dieser niedrigern Umgangs,

spräche kaum gestatten. So bezeichnen sich anfangen, sich en, digcn, sich (nieder) knien, sich eilen, sich haaren durchaus nicht» weiter als die bloßen Verben selbst; man sage also nie: daLied endigt sich so, ich habe mich niedcrgcknict, statt: ich bin niedergekniet, ich habe eine Stunde gekniet, eile dich, da» Thier baart sich, der Vers fängt sich so an. (Schon Luther schreibt nie sich anfangen, und schon Hei, natz verwirft es in seiner Sprachlehre geradezu; doch erkläre» eS Adelung und Eberhard für erlaubt, und dieser führt alS Vertheidigung die Analogie von sich an heben an. Aber dies Reflexiv ist grade eben so verwerflich, und man darf nie sagen: er hob sich so an.) Man muß übrigens den Dativ der nähern Beziehung (,den sogenannten Dativus conunodi) nicht mit dem jetzt besprochenen reflexiven Dativ verwechseln. So sind lernen, merken, behalten richtige Transitiven, und keine Reflexiven; doch aber kann man ganz wohl sagen: ich babe mir die Regel gut gelernt, d. h. zu meinem Besten, "hast du dir den Ort gemerkt? d. h. zu deinem Gebrauch, um ihn wieder zu erkennen, er hat sich alles behalten, was ihm ge, fiel, d. h. für sich. — Nack dieser weitläuftigen Auseinandersetzung nun ist uns nichts weiter übrig, als die Conjugation diesir zurückbeziehen, den Zeitwörter selbst anzngeben, und zwar bloß für ihre refle, xive Form, weil ja die reciproke dieser vollkommen gleich ist, nur daß sie bloß im Plural vorkommt, und statt der Prono, men uns, euch, sich das Wort einander setzt. Da diese bezie, henben oder rückbezüglichen Derben, wie Bernhardt sie nennt, wahre Transitiven sind, so müssen sie auch haben zn ihrem Hülfsverbnm annehmen. Eines Passivs aber sind dieselben wegen ihre# ganzen Begriffs und Wesens nicht fähig. Uebri, gens ist es zur Kenntniß ihrer Conjugation vollkommen hinrci, chend, wenn wir nur die ersten Personen der verschiedenen Tempus angeben.

♦) Darum sagt jener Postmeister in der bekannten Posse sehr rich­ tig : ich irre mich nie, denn ich irre nie d. h. ich fehle, sündige nie wäre doch zu ernst, und ganz gegen den Geist und Sinn de« Sprechenden.

206

554) Conjugation der regelmäßigen _ _ _ _ _ _ _ Indicativ._ _ _ _ _ _ _ _ Ich schäme mich, du schämest, schämst dich, er (,sie, cs, man) schämt sich, wir schämen uns, ihr schämet, schämt euch, sie (die Frauen) schämen sich2. Imperfect. Ich schämte mich,

1. Präsens.

u. s. w.

Conjunctiv.

|

Ich schäme mich, du schämest dich, er schäme sich, wir schämen uns, ihr schämet euch, sie schämen sich.

Fehlt.

3. Futurum.

Ich werde mich schämen, Ich werde mich schämen, n. s. w. du werdest dich schämen, u. s. w. 4. Perfektum. Ich habe mich geschämt, Ich habe mich geschämt, du hast dich geschämt, du habest dich geschämt, u. s. w. u. s. w. 5. Plusquam, Ich hatte mich geschämt, Fehlt. perfect. u. f. w. Ich werde mich geschämt 6. Zweite» Ich werde mich geschämt haben, Futurum. haben, ii. s. w. u. s. w. 7. Zusammen, Ich habe mich ge, Ich habe mich geschämt gehabt, gesetzte» Per, schämt gehabt, fertum. du hast dich ge, du habest dich geschämt gehabt, schämt gehabt, u. s. w. u. s. w. 8. Zusammen, Ich hatte mich gc, Fehlt. gesetztes Plus, schämt gehabt, quamperfeet. u. s. w. S. Zusammen, Ich werde mich ge, Ich werde mich geschämt gehabt haben, gesetztes Fu, sichämt gehabt turum. haben, du werdest dich geschämt gehabt haben, u. s. w. u. s. w. Particip. Präsens. Imperativ. 1. Präsens. Schäme (du) dich, du sollst dich schämen, 2. Präterit. Habe (du) dich geschämt, (du sollst dich geschämt Infinitiv. 1. Präsens. 2. Präteritum. 3. Futurum.

Sich schämen Sich geschämt Sich schämen

zurückbeziehenden Verben. Optativ.

Condinonalis.

Ich sci'äiiire mich, bii schämtest dich, er schämte sich,

Ich fibiimtv mich oder ich würde mich schämen, ii. s. w.

reir schämten uns, ihr schämtet euch, sie schämten sich.

Fehlt.

Fehlt.

Ich schämte mich oder ick reihte mich schämen, ». s. re. Ich hätte mich geschämt, Ich hätte mich geschämt ober ich würde mich geschämt haben, u. s. re. u. s. re. Fehlt. Fehlt.

Ich schämte mich, u. s. re.

Fehlt.

Fehl,.

Ich hätte mich geschämt Ich hätte mich geschämt gehabt, ober ich würde mich geschämt gehabt haben, gehabt, n. f. re. u. s. re.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

Fehlt.

Sich schämend. schäme et (u. s. re.) sich, schämt (ihr) euch, schämen sie sich, haben,) habe er (u. s. re.) sich geschämt, habt (ihr) euch geschämt, haben sie sich geschämt. Ausgehen. Ausglciten. Aushalten f. Ausharren f. 15 *

228 Aushören f. Auskommen. Auskricchen wie ansdampfen. Auslaufen wie ausdampfcn. Auslöschen: das Licht ist ausgc, löscht (erloschen); transitiv: ich habe es ausgelöscht. AnSrau« chen (, aufhörcn zu rauchen) f. Ausreden f. Ausreichen f. Ausreisen wie ausdampfen. Ausreißen: sie sind ausgerissen (weggelaufen), transitiv: ich habe das Unkraut auSgcriffcn. Ausreiten: ich bin ausgerittcn; transitiv: er hat den Schimmel ansgeritten. Ausrufen f. Ausruhen -{-. Ausscheiden wie ab» scheiden. Ausschlafen -f. Ausschlagen r die Bäume sind ausge« schlagen, er ist im Gesicht ausgeschlagen, die Sache ist gut aus­ geschlagen, die Krankheit ist in ein Fieber ausgeschlagcn; aber: da- Pferd, die Uhr hat ausgeschlagen, er hat ausgeschlagen (,j«erst geschlagen). Ausschmilzcn wie abschmilzen. Ausschwä, ten wie ausdampfen. Ausschweifen (Ich bin ausgeschweift würde heißen umhcrgeschweift.) Aussehen f. Ausspringen wie ausdampfen. Ausstehcn f wie stehen: er hat mit der Waare auf dem Markte (oberdeutsch auch wohl er ist) au-gestanden, er hat viel ausgestandcn, d. h. gelitten. Aussteigen wie au-, dampfen. Aussterben. Ausstürmen-j-. Austanzcn f. Aus, toben -J-. Austraben wie traben, straucheln: er ist tüchtig aus, getrabt, aber: das Pferd hat ausgetrabt. Austragen f. Aus­ treten : ich bin vom CorpS ausgetreten; transitiv: ich habe die Schuhe ausgetreten. Austrocknen: ich bin ganz au-getrocknet; transitiv: man hat den Sumpf ausgetrocknet. Auswachsen wie ausdampfen. Auswandern wie ausdampfen. Ausweichen. Auswcinen-f-. Auszehren wie auttrocknen. Ausziehen wie auttrocknen. Aechzen f. Bauschen ( provinciell) f. Danketotiren f. Beben f. Bedürfenf. Befehlenf. (Befürchten f.) Begegnen (auf de« Wege treffen): ich bin ihm, er ist mir begegnet; aber (behandeln): er hat mir übel begegnet *). Begannen: es ist begonnen; transitiv: er hat dummes Zeug begonnen, so auch er hat früh, er hat mit seiner Red« begonnen. Beharren mit sein, doch auch mit haben. Beifallen. Beigehen. Beikom­ me«. Deispringen. Deistehen Bristimmen f. Beilreten. Beiwohnen -j-. Bekommen: es ist ihm gut bekommen, transi­ tiv: er hat Geld bekommen (;doch wird davon kein Passiv ge, bildet). Bellen f. Berathschlagen f. Bersten. Beruhen f. Deschimmeln. Beschlagen: das Glas ist beschlagen; transitiv: •) Unrichtig ist «I also, wenn Jacob» in feinen Erzählungen, Theil i, Leipzig, 1834, 4°9 schreibt: ich habe dir im Hanse begegnet.

ich habe das Pferd beschlagen. Bestehn: er ist gut bestanden» aber daS Reich hat ans zwei Theilen bestanden. Auf etwas bestehen niml bei einigen sein, bei andern haben. (Nach Fries ist sein besser, weil bestehen dann wie bleiben, verbleiben, un, terbleibcn, verharren, beharren, ein fortdauerndes Geschehen bezeichne.) Beten f. Betragen f. Betteln f. Bleiben. Blicken f. Blinzeln f. Blitzen f. Blöken f. Blühen f. Bluten -h. Borgen -j-. (Backen-j-.) Braten: das Fleisch ist gebraten; transitiv: ich habe eS gebraten (»gebratet). Brau, sen f. Brennen f. Brüllen f. Brummen f. Brüten f. Buhlen f. Bürgen f. Büßen f. Dampfen f. Danken f. Darben f. Dauern f. Dam, mern f. Denken f. Deuten f. Dichten f. Dienen +♦ Discuriren j-. Donnern -j-. Dorren (transitiv: dörren). Drin, gen: die Feinde sind in die Stadt gedrungen. Auf etwas dringen nimt bei vielen haben, bei andern fein, auch: er hat in mich gedrungen *). Drohen f. Duften f. Dursten f. DurchblickenDurchbrechen. Alle mit durch zusammenge, setzten Derben nehmen sein, wenn sic unecht zusammengesetzt und intransitiv sind, haben hingegen, wenn sie als unechte Zusammensetzungen transitiv, oder wenn sie echte Zusammen, setzungen, und dann transitiv sind: ich bin durchgebrochcn (durchs Eis), der Löffel ist diirchgebrochen (entzweigebrochen); ich habe die Sache, den Löffel durchgebrochen, ich habe sie oder ihn durchbrochen (,eine Öeffnung durch ihn gemacht). (Es ist ein durchbrochener Löffel aber kein durchgebrochener Löffel.) Alle diese Wörter nehmen als echte Zusammensetzungen den Ton auf die Wurzel, als unechte auf die Partikel. Dahin gchö, ren: dnrchbrennen, (der Topf ist durchbrannt, das Feuer hat (ihn) durchgebrannt, durchbrannt,) durchdringen, durchfahren, durchfallen, durchfaulen, durchflattern, durchfliegen, durchfließen, durchgehn, durchgreistn, durchzucken, durchkommen, durchkrie, chen, durchlaufen, durchreisen, durchreißen, durchreiten, durch, rennen, durchrieseln, durchrinnen, durchschießen, durchschiffen, durchschlagen, (doch sagt man das Papier hat durchgeschlagen,) durchschleichen, durchschlüpfen, durchsegeln, durchsprengen, durch, springen, durchsteigen, durchstreichen, durchwachsen, durchwan, dem, durchziehen. Die Wörter durchschauen, durchscheinen, durchschimmern, durchsehn und durchsetzen nehmen guch als Zustandswörter im. •) Der Begriff ist hier schon mehr transitiv. XU förmliche« Tran­ sitiv für drangen: di« Roth hat mich gedrungen.

230 mer da« Hülstwort haben. (Selten liefet man: da« Acht ist dnrchgeschienen «nd durchgeschimmert, der Reiter ist durch» gesetzt.) Dürfens. Dursten oder dürstens. Eifern Eilen: er hat (mit der Sache, sehr) geeilet, aber: er ist von hier geeilt. Einbrechen: er ist (auf dem Eise) eingebrochen, transitiv: er hat da« Hau« eingebrochen, auch: er hat bei mir ringebrochen. Eindorren. Eindringen. Einfah, ren: er ist in di« Grube eingefahren; transitiv: er hat Heu eingefahren, er hat sich eingefahren. Einfällen. Einfrieren. Eingehen. Eingreifens. Einhalten f. Einkehren: er ist hier eingekehrt; transitiv: er hat da« Rauhe ringekehrt (,den Schmutz eingekehrt, d. i. zusammen und hineingekchrt (gefegt)). Ein, kommen. Einkriechen. (Einlangen.) Einlaufen. Einleuck, tens. Einmarschiren. Einredens (, gewöhnlich transitiv). Einreißen: e« sind Unordnungen eingerissen; transitiv: er hat die Mauer eingeriffen. Einreiten wie einreißen. Einrosten. Einrücken wie einreißen. Einschiffen wie einreißen. Einschla« fen. (Einschläfern ist transitiv.) Einschlagen: die Kinder, die Märkte sind gut eingeschlagen, aber wir haben eingeschlagen, (uni die Hände darauf gegeben,) da« Gewitter hat eingeschla, gen; transitiv: der Bergmann hat (da« Gestein) «ingeschlagen. Einschlummern. Einschrumpfen. Einflnken. Einsitzen (mit sein, doch auch mit haben: er hat zu viel eingesessen). Eia« sprechen s. Einspringen. Einsteigen. Einstimmen f. Ein, stürzen. Eintreffen (sehr selten mit haben). Eintreten: e« ist Frost eingetreten; transitiv: er hat die Schuhe eingetretea. Etnwilligen f. Eitern f. (Ekeln ist unpersönlich oder reri« prok.) Entarten. (Entäußern ist reciprok.) Entbrennen. Ent, fahren. Entfallen. Entfliegen. Entfliehen. Entfließen. Ent, gehen. Entglimmen. Entkommen. Entlaufen. Entrinnen. Entrüsten (; ich bin entrüstet behandelt entrüstet al« Adverbium; sich entrüsten ist reciprok). Entsagen f. Entschlafen. Ent, schlummern. Entschlüpfen. Entsprechen f. Entsprießen. Ent, springen. Entstehn (,für fehlen nimt e« haben, kommt aber selten vor) *). Entwachsen. Entweichen. Entwischen. Erben: da« Hau« ist auf ihn geerbt (für vererbt, kommt selten vor); transitiv: er hat es geerbt. Erblassen. Erbleichen. Er, blinden. Erfolgen. Erfrieren. Ergehen. Ergrimmen. Er, ♦) So sagt Fr. Buchholz km Berliner hist. Äalenbtt auf 1828, v. gebraucht.) Glim, mens. Glücken wird mehr mit sein als haben gebraucht: eist (selten es hat) mir geglückt. Glühen f. Grasen f. Grauen f. Gränzen oder grenzen f. Greifen f. Grinsen f. Grinzen f. Grunzen f, Grübeln f. Grünen f. Gucken f.

Haderns. Hasten-fr. Hallen-fr. Handeln -fr. Hanthi, teil oder handircn fr. Hangen fr. Harren fr. Haufen -fr. Hausen fr. Hansiren fr. Heißen fr.. Helfen fr. Herfahren. Hcrfiiegen. Herfließcn. Hcrgchcn. Herkommen. Herrau, schen. Herreisen. Herrschen fr. Hcrrührenfr. (Herschaffen ist transitiv.) Herschancn fr. Herschlcichen. Hersehen fr. Her« stammen. Hertrclcn. Hcrnmirrcn (»umherirren). Heucheln fr. Heulen fr. Hetzen fr. Hindern fr. Hinfahren. Hinfallen. Hinfiicgen. Hinfliehen. Hingchen. Hinknien. Hinkommen. Hinkriechen. Hinlaufen. Hinken: er hat gehinkt; aber: er ist in seine Stube gehinkt. Hinreichend. Hinreisen. Hinreiten: er ist hingcrittcn; transitiv: er hat das Pferd hingeritten. Hinschauen fr. Hinschiffcn wie hinreiten. Hinschleichen. Hin« schlüpfen. Hinsehen fr. Hinspringcn. Hintreten. Hinziehen. Hitzen fr. (Das Getränk hat sehr gehitzt.) Hoffen fr. Hohn, lachen fr. Hohnlächelnfr. Hauchen fr. Hungerns. Hustenfr. Hüpfen: er ist in die Höhe gehüpft; aber: wir haben lange, den ganzen Tag gehüpft. Irren, fehlaehen: er ist im Walde, umher geirrt; aber fehlen: er hat darin geirrt. (Sich irren ist reflexiv.) Jagen wie Hüpfen. Jauchzen fr. Jnbilircn fr. Jucken fr. Kargen fr. Kämpfen fr. Kegeln fr. Keichen fr. Keifen fr. Keimen fr. Klaffen f. Klagen fr. Klappern fr. Klatschen fr. Kleben fr. Klemmen fr. Klettern wie Hüpfen. Klimmen. Klimpern fr. Klingen fr. Klingeln fr. Klirren fr. Klopfen fr. Klügelnfr. Knallen fr. Knacken fr. Knarren fr. Knauserns. Knik. fenfr, aber einknicken mit sein. Knickern fr. Knien wie Hüpfen. Knirschenfr. Knisternfr. Knospen fr. Knurrenfr. Kochens. Kol, lern fr. Kommen. Können fr. Kosen fr. Kosten fr. Krabbeln fr. Krachens. Kramens. Krankenfr. Krächzens. Krähenfr.

Kränkeln fr. Krebsens. Kreisen und kreißen fr. Kreuzenfr. Kriechen: er ist ins Loch gekrochen, aber in der figürliche« Bedeutung sagt man gewöhnlich: er hat, doch auch: er ist vor ihm gekrochen. Kriegen fr. Kuppeln fr. Kurzwellen fr. Künsteln fr. Lachen-j-. Lagern: die Truppen sind, aber transitiv: man hat sie gelagert, die gelagerten Truppen. Lallen fr. Landen mit sein doch auch mit haben. Langen (b. i. reichen) fr. Las, fen fr. Lasten fr. Lauern fr. Laufen gewöhnlich mit sein, doch auch: wir haben den ganzen Tag gelaufen, wie Hüpfen. Lau, schen -fr. Lauten -fr. Lächeln -fr. Lärmen-fr. Leben-fr. Lechzen-fr. Lecken -fr. Leiden -fr. Leiern -fr. Leuchten -fr. Liegen -fr. Lis, peln-fr. Locke»-fr. Lodern-fr. Ludern-fr. Lügen-fr.

234 Mangel» f.

Marschlren «le laufen.

Melnen f.

Mel,

ten ist wohl eigentlich immer daS Transitiv von milchen, doch sagt man ost statt: die Kuh, die Milch ist gewelkt worden, bloß: gemolkene Milch, die Milch ist gemolken, und nur ich habe sie gemelkt. Mißarten. Mißfallen f. Mißglücken. Mißgreifen f. Mißhandeln -f. Mißlingen. Mißrathen. Miß, tönen f. Mißtrauen f. Mitbeten f. Mitbieten f« Mites, Knf. Mitfahren: er ist (blind) mitgefahren, aber: er hat ihm übel mitgefahren, transitiv: er hat mich mitgefahren. Mit, stiegen. Mitfolgen. Mitgehen. Mitkommen. Mitlachen f. Mitlaufen. Mitreisen. Mitschiffen. Mitscgeln. Mitsingen -j-. Mitspeisen f. Mitwandern. Mitweinen f. Mitwirken f. Mitziehen. Modern f. Mögen f. Murmeln f. Murren f. Musiciren f. Müssen f. Nacharbeiten f. Nacharten nimt sein, doch bei manchen auch haben. Nachirnten-H. Nachbleiben. Nachdenken f. Nachdringen. Nacheifern f. Nacheilen. Nachfahren. Nach, stiegen. Nachfolgen. Nachforschen •$■. Nachgcben f. Nach, gehn wie gehn: er ist den Weg, mir, die Uhr hat (und ist) nachgegangen. Nachgraben -h. Nachgrübeln -fr. Nachhangen -f. Nachhelfen f. Nachjagen im eigentlichen Sinn mit sein, im stgürlichen mit haben: er ist dem Wilde, den Feinden nachgc, jagt, er hat Einbildungen nachgejagt. Nachkommen. Nach,

lassen f. Nachlaufen. Nachlebcn f. Nachreifen. Nachreiten. Nachrennen. Rachrücken. Nachschlrichen. Nachschmecken f. Machschwimmen. Nachsegeln. Nachsehen -f. Nachsinncn -f. Nachspotten f. Nachspringen. Nachspüren -f. Nachstehen gewöhnlicher mit haben alt mit seht. Nachsteigen. Nach, streben -h. Nachsuchen -h. Nachtraben. Nachtrachlen f. Nach, treten. Nachwandeln wie nachgehn. Nachziehen: er ist der Armee nachgezogen, transitiv: er hat mich nachgezogen. Na, hen: er ist uns genaht, aber reflexiv: er hat sich genaht. Na, sehen f. Nthren f. Nissen -h. Nicken f. Niederbrennen: die Stadt ist niedergebrannt, aber transitiv: man hat sie nie, dergebrannt (niedergebrennt). Nicderfahren. Niederfallen. Niederfliegen. Niedergehn. Niederknien. Niederkommen. Niederschlagen f. Niedersinken. Niedersteigen. Niesen f. Nisten f. Nutzen und nützen f. Obliegen f. Obsiegen f. Obwalten f. Orgeln f. Paffen f. Passiren. Pansiren f. Pfeifen f. Pfu, schen 1-. Phantasiren -f. Philosophiren -j-. Pinseln-j-. Plap­

pern -f. Platzen: die Börse ist geplatzt, aber dat Holz (im Ofen) hat geplatzt, wat freilich nicht oft und nicht gern gesagt

wird.

Plaudern f.

Plätschern -f.

Pochen f.

Poetistren f.

Poltern Posaunen -s-. Prallen: der Ball ist (ab, zurück) geprallt, aber eS hat geprallt. Prangen f. Prasseln f. Präs, sen f. Processiren f. Prophezeihen f. Quacksalbern f. Quaken f. Qualmen f. Qualstern -f. Quarren f. Quäken f. Qnillen. (Quellen ist das Transitiv.) Ragen-f. Rasen-j-. Rasselnf. Rastenf. Rathen-h. Rathschlägen f. Rauchen f. Rauschen f. Räumen (, ein,, ausräumen) f. Rebelliren f. Rechnen f. Rechten f. Re,

den f. Regnen f. Reichen f. Reifen, reif werden: die Früchte sind gereift; Reif setzen: eS hat gereift. Reimen f. Reisen: er ist nach Berlin, zu Fuße gcreiset, aber: er hat (doch auch er ist) viel, lange gcreiset. Reißen: der Faden ist gerissen, aber transitiv: er hat ftebern gerissen. Reiten wie Hüpfen: er ist aufs Feld geritten; er ist (doch auch er hat) den ganzen Tag, auf diesem Pferde geritten, aber transitiv: er hat einen Schimmel geritten. Rennen: immer mit fein, aber jreffcrit» und transitiv mit haben: ich habe mich müde ge, rannt oder gerennt, er hat ihm den Degen durch den Leib ge, rannt. Riechen-f-. Rieseln Ringen -h. Rinnen*). Rol, len: der Wagen ist (vor, her, daron) gerollt, aber: der Don, ner, der Wagen hat gerollt (auf dem Pflaster). Rosten mit sein, doch auch mit haben. Röche.':,-j-. Rudern wie Hüpfen: er ist (her, hin, davon) gerudert, aber: sie haben mit den Fü, ßen, oder eine Stunde gerudert. Ruhen f. Rücken (auch rucken): die Uhr, er hat (mit dem Stuhl) gerückt, aber: er ist von mir, ab, weg, in« Feld gerückt. Sagen-h. Saufen -s-. Saugen f. Sausen f. Säu, men f. Säuseln f. Schaden f. Schaffen f. Schallen f. Scharmützeln f. Schaudern f. Schauen f. Schäkern f. Schäumen oder schäumen f. Scheiden wie abscheiden: er ist

*)

lässt sich nicht leugnen, daß rennen «ad rinnen dasselbe Wort sind, was auch entrinnen zeigt» das einfache rinnen mit sein wird nur von flüssigen Atrpern gebraucht: die Quelle rinnt, ist geronnen; in der Bedeutung zusammen laufen, anfaagen hart zu werden, sagt man jetzt saft immer gerinnen dafür: die Milch gerinnt, ist geroanen. Run aber bedeutet rinnen auch fließen, entfließen lassen, und in dieser transitiv—artige« Bedeutung nimt es haben: mein Auge rinnt, rann, hat geronnen Thräne» des Mitleids, wofür Luther in der Bibelübersetzung sagt: mit und auch von Thränen. Davon sagt man denn auch da« Faß hat geronnen, d. h. wasser entfließe« gelassen; doch ist dies nur provinciell.

236 geschieden, er hat gescheidet. Scheinen f. Scheitern. Scher, zen -fr. Schielen -fr. Schießen: er hat geschossen, aber figür, lich: er ist nieder, auf den Grund geschossen. Schiffen -fr (gel­ ten mit fein). Schildern -fr. Schimmeln gewöhnlicher mit sein als mit haben. Schimmern -fr. Schlachten -fr. Schla, fcn -fr« Schlagen: er ist mit dem Kopf an die Wand, zu Bo­ den geschlagen, eS ist fehlgeschlagen; eS ist ein Fieber dazu ge­ schlagen, er ist au- der Art geschlagen, aber: der Blitz hat inHau-, die Uhr, die Nachtigall hat geschlagen, und transitiv: die Pflanze hat Wurzel, eS hat Eins geschlagen. (Man ver­ gleiche abschlagen.) Schlaudern-fr. Schleichen. Schleppen: da- Kleid hat (nach, an der Erde) geschleppt, doch auch: eS ist im Schmutze geschleppt, transitiv: er hat mich geschleppt. Schlottern -fr. Schlucken -fr. Schlummern -fr. Schlüpfen. Schmachten -fr. Schmarotzen oder schmarntzen -fr. Schmatzen -fr. Schmauchen -fr. Schmausen -fr. Schmälen -fr. Schmecken -fr. Schmeicheln -fr. Schmerzen -fr. Schmettern -fr. Schmilzen. (Da- Transitiv ist schmelzen.) Schmollen -fr. Schmunzeln -fr. Schmutzen Schnappen -fr. Schnarchen -fr. Schnarren -fr. Schnattern -fr. Schnauben -fr. Schnäbeln -fr. Schneien -fr. Schreiben Schreien-fr. Schreiten. Schrumpfen. Schwan, Len mit sein und haken. Schwatzen -fr. Schwären, gewöhn, licher mit sein als mit haben. Schwärmen -fr. Schweben -fr. Schweigen -fr. Schwelgen-fr. Schwillen. (DaS Transitiv ist schwelgen.) Schwimmen wie hüpfen: er ist geschwommen an- Land, über den Fluß, er hat und auch er ist eine Stunde geschwommen. Schwindeln-fr. Schwinden. Schwir, »en-fr. Schwitzen -fr. Schwören -fr. Segeln: da- Schiff ist (nach Triest, ab, weg, vorbei) gesegelt; aber: wir haben, doch auch, wir sind die ganze Woche gesegelt (,wie hüpfen). Se­ hen-fr. Setzen-fr. Seufzen-fr. Sieben-fr. Sieden-fr. Sie, gen-fr. Sinken. Sinnen-fr. Sitzen-fr. Sollens. Sorgen-fr. Spalten: der Tisch ist gespalten; transitiv: ich habe ihn ge, spalten, besser: gespaltet. Spaßen-fr. Spazieren. Speculi, ren -fr. Speisen -fr. Spielen -fr. Spotten -fr. Spötteln -fr. Sprechen -fr. Sprießen. Springen wie hüpfen: das Glas ist, er ist davon, das Blut ist auS der Ader gesprungen; die Fon, taine hat, er hat eine Stunde gesprungen. Spritzen: daBlut ist ihm auS den Fingern gespritzt, aber: die Spritze hat gut gespritzt. Sprossen. Sprudeln-fr. Spuckens. Spuke»-fr. Stallen -fr. Stammeln -fr. Stammen (,ab, hersiammcn). Star­ ren mit sein (starr werden,) und haben (starr sehen). Stau, bcn -fr. Staunen -fr. Stechen: er ist in die See gestochen,

sonst haben. Stecken f. Stehen f. (Schade, daß Schiller nach Colta's Ausgabe, V, S. 324 sagt: stände ich nicht vor Ihnen, Sie wären morgen so vor mir gestanden.) Steigen. (Für klettern nimt es a»ch haben: er hatte wie eine Katze gestiegen.) Sterben. Stenern: er ist nach Westen hinge, steuert, aber: er hat (das Schiff, die Waaren) gesteuert. Stio-en. Stimmen -h. Stinken Stocken f. Stölmcn Stol, pcrn (wie Hüpfen): er ist (im Gehn), aus der Thür, über die Straße, das Pferd ist gestolpert (; selten mit haben). Stolz!rcn: er hat stolzirt, aber: er ist vorbeistolzirt. Stoßen: wir sind zu ihnen gestoßen; aber: der Trompeter hat in die Trom­ pete gestoßen, und transitiv: er hat mich gestoßen. Stottern f. Stranden. Straucheln (bei Bezeichnung des Orts im Allge­ meinen) : er ist (nicht gut er hat) gestrauchelt, ich bin über die Wurzel gestrauchelt, aber: der Sünder Hal (doch besser auch ist) gestrauchelt *). Streben -j-. Streichen: er ist durchs Zimmer gestrichen, umhcrgcstrichcn, aber transitiv: er hat die Sache gestrichen. Streifen wie streichen. Streiten f. Strö­ men : das Blut ist wie ein Bach gcstrümct, aber der Fluß hat (selten ist) stark geströmt. Strotzen-j-. Studiren f. Stutzen -f. Stürmen f. Stürzen: er ist gestürzt; transitiv: er bat mich gestürzt. Sudeln -f. Summen-j-. Supplieiren-f. Sündigen-j-. Tagen -j-. Tanzen -j-. Tappen -j-: er hat im Finstern, aber: er ist nach der Thür hin, nmher getappt. Tastens. Taugen -J-. Taumeln wie straucheln. Tauschen -f. Tändeln f. (Thauen f.) Thronen f. Tischen (anftischcn) -j-. Tönen f. Traben wie straucheln und reiten. Trachten f. Trauen f. Trauern f. Träufeln: der Regen ist geträufelt, aber die Wol­ ken haben geträufelt. Träumen s. Treiben-j-, doch auch: das Boot ist ans Land getrieben. Treten: er ist in die Stube (,ab, ans, ein) getreten, aber: er hat im Trittrade getreten, (unterschieden von: er ist ins Rad getreten,) nnd transitiv: er hat inich getreten. Triefen wie träufeln, und der Mensch hat von Wasser getrieft oder getroffen. Triumphiren -f. Trocknen: ich bin getrocknet; transitiv: ich habe die Sache getrocknet, wir haben heule getrocknet, nämlich die Wäsche. Trotzen-j-. Trö,

♦) Frier bemerkt sehr gut: straucheln heißt durch einmalige«, stol­ pern, durch mehrmaliger, kurz nach einander erfolgende« Lnsto» ßen mit dem Fuße au« dem Gleichgewicht, und also im letzten Fall in eine fortdauernd schwankende Bewegung komme»» darum ist sein besser al« hab«. Der Fuß strauchelt eigentlich nicht, sondern stößt nur an.

238 befaf. Tröpfeln wie träufeln: der Brunnen hat noch getröp­ felt. Tyrannisiern f. Die Zusammensetzungen mit über, wenn und insofern sie den Ton auf der Partikel über haben, »nd unechte Zusam, mensetzungcn sind, nehmen alle da- Hülfswort fein: ich bin übergegaligen, er ist übergeschlagen; transitiv bekommen sie ha­ ben: ich habe ihn übergangen, überschlagen. Man sehe die Bemerkung bei durch. Nur überhangen nimt haben: die Decke hat übergehangen, und übernachten, das den Ton auf der Wurzel hat, ebenfalls: er hat dort übernachtet. Dasselbe gilt für die Zusammensetzungen mit um und unter: er ist umgefahren, umgestürzt, untergegangen, untergetreten, wir sind u»S weit, mit ihm umgegangen, aber: er hat lhn umgefahren und umgestürzt. Nur sagt man: er hat umgefragt und um­ geworfen, und er hat untergelegen, so wie unpersönlich: es hat im Hause umgegangen l,gespukt). Als echte Zusammensetzun, gen, mit betonter Wurzel und neutraler Bedeutung, giebt inan allen diesen Wörtern sowohl fein als haben; doch ist ha­ ben wohl eigentlich richtiger, sobald die Bedeutung im Grunde transitiv ist: er hat die Stadt umgangen, umfahren, umschifft, ich habe da- Gebot übertreten; sein hingegen ist richtiger, so, bald ein reiner, wahrer Zustand bezeichnet wird: e- ist unter, blieben, unterlaufen mit Blut. Die Wörter mit der Partikel umher (oder herum) nehmen sein: er ist nmhergegangen, umhergeirrt, umhergekreuzt, umhergelaufen, umhergestreift. Deralten. Verarmen. Verbleiben. Verbleichen. Der, blinden. Verblühen. Verbluten. Verbrechen (falsch brechen) f. Verbrennen: ich bin verbrannt; transitiv: die Sonne hat mich verbrannt oder verbrennt. Verderben: ich bin verdorben; trän, siti» ich habe ihn verderbt. Verdorren. (Berdörren ist trän, sitiv.) Verduften. Verdunsten. Verdursten. Verfahren, auch: er ist hart mit ihm verfahren. Verfallen. Verfangen f. Verfaulen. Verfliegen. Verfließen. Vergehen: er ist vor Gram vergangen, aber reciprok: er hat sich vergangen. Ser, glimmen. Vergrünen. Verharren f. Verharschen. Derhär, ten (für verhärten). Verhungern. Verjähren. Verirren: er ist verirrt, aber: er hat sich verirrt. Verkrümmen. Verlah, men. Verlaufen: die Zeit ist verlaufen, aber reflexiv: ich habe Mich verlaufen. Verlauten f. Verlöschen statt erlöschen; da» Licht ist verloschen, aber transitiv: ich habe eS verlöscht. Ver, öden wie verlöschen. Vermeinen f. Verrauschen. Verreisen: et ist verreiset, aber transitiv: ich habe da» Geld verreiset. Istercosten. Versauern. Verschallen. Verscheiden. Verschim,

meln. Derschneien. Derschwtllen. (Das Transitiv ist: ecr< schwellen.) Verschwinden. Versiegen. Versinken. Verstehen j-. Verstecken. Verstoßen f. Verstreichen. Verstummen. Der, trauen f. Vertrocknen. Verunglücken. Verwachsen. Der, waisea. Derweilen f. Dcrwclken. Verwesen. Verwildern. Verwittern. Verzagen. Verzweifeln. (Doch sagt man wohl: ich habe an GotteS Gnade verzagt und verzweifelt.) Vorbei, gehn, vorbcilanfcn und die übrigen Wörter mit vorbei nehmen sein zur Hülfe. Die Zusammensetzungen mit vor richten sich nach ihren einfachen Wurzelzeitwöriern. Die Zu, sammcnsetzungcn mit vorüber nehmen sein. Wachen-s. Wachsen. Wackeln-j- (selten mit fein). Wallen -j-. Wandeln, wandern und waten wie hüpfen. Wanken. Wartens. Wäh, nen f. Währen f. Die Zusammensetzungen mit weg richten sich nach ihren einfachen Grundzeitwörtern. Webklagen f. Weichen: er ist gewichen, aber das Leder hat geweicht d. i. «S ist weich gewor, den. (Das Leder ist geweicht heißt: es ist geweicht worden.) Weinen -j-. Weissagen -f. Widerfahren. Widerstreben -j-. Wiegen f. Wiehern f. Willfahren f. Wimmern f. Win, ken j. Winseln f. Witzeln f. Wuchern f. Wurzeln f. Wüthen tZagen f. Zahnen f. Zanken f. Zaubern f. Zaudern f. Die Ableitungen mit zer haben als Zustandswörter sein, indem sie sich nach den Wurzeln richten. Ziehen : die Wolken sind gezogen, aber: er hat den Wagen gezogen. Zielen f. Zittern +. Zögern f. Zucken f. Die Zusammensetzungen mit zu richten sich nach ihren Wurzeln, nur niint zutreffen das Wort sein. Zürnen f. Zurückschaudern. Zweifeln f. Zwit, schern tZusatz. Alle Zustandswörter als solche haben eigent, lich kein Passiv, eben weil bei ihnen kein leidender Gegen, stand statt findet, und namentlich seht man deshalb die Neu, treu mit sein fast nie ins Passiv; nie sagt man: ich werde gesessen. Braucht man die Neutren mit haben im Passiv, so denkt man sich dieselben als Transitiven, damit ein leiden, bet Gegenstand vom Object zum Subject umgesetzt werden könne: man geht den Weg, der Weg wird gegangen, man hat ein Duett gelacht, ein Duett ist gelacht, gehustet, geweint, geseuzt. gejähnt, gewimmert worden. Besonder- werden diese Neutren, wenn man sie unpersönlich braucht, oft ias Passiv gesetzt: eS wird geschrien, gelacht, geklopft, gegangen, geschlafen ii. s. w. (Ausführlicher besagt die- h 560.) Wenn

240 nun ein Neutrum im Passiv und wie oder al- ein Passiv gebraucht wird, so wird es auch ganz eben so wie die wah, ren von den Transitiven abgeleiteten Passiven (§ 552) ton# jugirt. 559) In Ansehung der unpersönlichen Zeitwörter wissen wir bereit-, daß sie da- ihnen zustehende Subject es auch weglaffen können, ohne deswegen persönlich zu werden, und in ihrer Conjugation eine Aenderung zu erleiden; statt es hungert mich sagt man auch bloß mich hungert, und eben so mich dürstet, mich schläfert, mir ekelt, mir schwindelt. Auch wissen wir schon, daß diese unpersönliche und die wahre per, sönliche Form ich hungere, ich ekele oft eine ganz verschiedene Bedeutung annehmen, namentlich (nach H 558 beim Zeitwort frieren) daß die unpersönliche Form bei diesen Berben (verba sensualia) eine innere Empfindung, eine Mitwirkung, eine Theilnahme de- innern Zustande- oder der Gemüthsstimmung de- Subjects bezeichnen, welche Empfindung, Mitwirkung oder Theilnahme bei ihrem persönlichen Gebrauch nicht gedacht wird. Daher kann nicht schwitzen oder frieren einen Glasschrank, sondern nur ein Glasschrank, und wie der Wein (,da- Wasser) friert, wenn er (,es) erstarrt, wenn er zu Ei- wird, so friere i ch auch nur, wenn oder in so fern ich erstarre, zu Ei- werde, daher mich umgekehrt nur frieren kann, wenn ich noch nicht friere, noch nicht zu Ei- erstarre, sondern ein Gefühl, eine Empfindung, ein Bewusstsein meines Zustandes habe. So kann (t) eine neuere Ableitung ist, weswegen Adelung auch jemanden 6c# saufen, betrinken ansührt. Demnach sind und bleiben die Par­ ticipien betrunken und besoffen grammatisch rein, passiv: (in Wein) gleichsam ertränkt, ersäuft, trunken gemacht. Entschlossen von entschließen. Das Hochdeutsche braucht dies Verbum jetzt nur reflexiv, ich entschließe mich, daOberdeutsche aber auch noch transitiv sowohl für aufschlicßcn als für beschließen. Sollte aus diesem Gebrauch nicht der Begriff und die Anwendung des attributiven Particips abgelei­ tet fein? Es wäre dann der Begriff von ich bin entschlossen, ich bin aufgeschlossen, mein Inneres, das vorher verschlossen (mir) war, ist (mir) nun aufgeschlossen, ich sehe deutlich, und habe mich daher entschlossen. Auch der zweite Begriff: ein entschlossener Mensch, lässt sich hieraus leicht ableiten; cs ist ein Mensch, der sich selbst ausgeschlossen, deutlich ist, der daher seine festen Entschlüsse gefasst hat. Erfahren vom Zeitwort erfahren. Dies ist durch die Dorsylbe er vom Zustandswort fahren abgeleitet, und hat danach im Altdeutschen die für- Verbum selbst jetzt im Hoch­ deutschen veralteten Bedeutungen sowohl von entfernen, (wie beim Tatian arfaran Weggehen, abtrctcn bedeutet,) al- von durchfahren, hindurchfahrcn, bi- zu Ende fahren, d. i. gehen, kommen, reisen gehabt, (wie es im Gedicht auf den h. Anno D. 328 heißt: der diu werli* irfur, der die Welt durchrei, sete,) in welchen Bedeutungen diesem Verbum erfahren auch das Hülfszeitwort sein zur Conjugation zustand. Dieser Be­ griff ist jetzt bloß noch in seinem attributiv gebrauchten Parti­ cip erfahren übrig geblieben, wenn man noch die Erweiterung desselben hinzudcnkt, daß man durchs Reisen, Wandern u. s. w. viele Kenntnisse, Einsichten, Erfahrungen sammelt, so daß ein erfahrner eigentlich einen (viel) gereisetcn, gewanderten, be­ wanderten, und dann einen durchs Reisen, Fahren, Wan­ dern an Kenntnissen reid) gewordenen, einen an Lebens, und Menschenkcnntniß einsichtsvollen, oder ganz kurz, indem man nun vom Begriff des Fahrens, Wanderns, Reisens ganz abstrahirt, einen kenntniß -, erfahrungsreichen Mann anzeigt, virum peritum von per—ilus, per—ire, virum expertmn. So ist zugleich die grammatische Richtigkeit des attributiven Gebrauchs dieses Particips dargelhan, indem ein erfahrner Mann ein solcher sein muß, der erfahren, (hindurch, zu Ende gefahren,

gefahren, viel umhergefahren,) bewandert Cperitus, und dadurch erfahrungsreich geworden) ist. Don dieser ursprünglichen sub, jectioen Bedeutung dieses Verbums (fahren,) erfahren hat man dann später die objectiven versuchen, untersuchen, antreffen, finden, durch die Sinne (im Allgemeinen, wie durchs Reisen im Besondern) erkennen, auch durchs Fahren erlangen abgelei, ter, und es versteht sich von selbst, daß das Particip ebenfalls ganz der Regel gemäß auch in allen diesen Bedeutungen attri, butiv gebraucht werden kann: sein erfahrnes (,durch- Fahren z. B. für Geld erworbenes) Vermögen haben seine Erben ver« fahren,, (Durchs Fahren ausgegeben,) und dadurch an sich selbst erfahren, (durch die Sinne, Erfahrung, sinnliche Wahrneh, mung erkannt,) wie erfahren (.erfahrungsreich, in Lebenskennt, niffcn bewandert) man sein muß, um durch ein erfahrne(.gefundenes, erlebtes) Glück nicht in Gefahr zu kommen. Wenn man will, so kann man den ersten Begriff von ersah, ren, expertus, auch von diesem transitiven erfahren ablciten, und einen erfahrnen Mann für einen solchen erklären, der von andern (nämlich als gut, kenntnissreich) erfahren worden istz doch ist diese Auflisnng gewiß weniger einfach und natürlich als die unsrige (»wenn auch selbst Seidenstücker, wie wir gleich sehen werden, sie annimt). Desto besser passt diese passive Er, klärung für das in ähnlicher Bedeutung gebrauchte Particip versucht, d. h. wer oder was versucht worden ist, vom ob, jectiven Zeitwort versuchen, experiri, dessen gewöhnliche De, deutung natürlich auch sein attributiv gebrauchtes Particip ha, den kann: eine versuchte Sache, der versuchte Mord, doch ohne daß man deswegen den auch gewöhnlichen Ausdruck ein versuchter Mann, Soldat, durch einen Mann, der versucht, viel und vieles versucht hat, aufzulösen nöthig hat, da es in der That nicht schwerer ist, einen versuchten Mann durch ei, nen solchen zu erklären, der viel durchs Lrben, von andern versucht, und dadurch geprüft, crprüft, erprobt, erkannt, für gut erkannt worden ist, als man den erfahrnen Mann nicht durch einen, der viel erfahren hat, sondern der erfahren, be, wandert durchs Fahren auf der Reise des Lebens, klug und er, fahrungsrcich geworden ist, obgleich Adelung auch bei diesem Particip versucht wieder sagt, „es habe eine thätige Bedeu, tung, und versuchte Soldaten seien solche, welche schon viel im Kriege versucht, d. i. erfahren haben." Eben derselbe bemerkt auch in Hinsicht des Particips „verdient von verdienen, ci stehe nicht nur objective, und im gewöhnlichen passiven Verstände: verdienter Lohn, ver, Dau« e»ra und also das -r, da» Adelung selbst doch ausdrücklich in Schutz nimt, in diese Wortform gekommen sein könnte. Vergnügt von vergnügen heißt eigentlich, wer oder was (durch irgend etwas) vergnügt worden ist, und dieser Begriff bleibt auch beim attributiven Gebrauch unverändert, indem man bloß von der im zweiten Particip liegenden Zeitbestimmung ganz absttahirt: ich werde vergnügt scheinen, der vergnügte Mann, die Vergnügten. Es sind nun die hier angegebenen Participien durchaus nicht vollständig alle diejenigen, welche in ihrem attributiven Gebrauch vom Begriff der Zeit und des eigentlichen Leidenganz abstrahiren, und wie die Adverbien eine bloße Beschaffen, heil anzeigcn, die beim adjectivcn und substantiven Gebrauch in den Begriff der Eigenschaft übergeht; allein sie reichen voll, kommen hin, um sich den ähnlichen Gebrauch aller übrigen auf dieselbe Art attributiv genommenen Participien grammatisch er, klären zu können. Zugleich zeigen sic qber auch, daß der at, tributive Gebrauch vieler andern Participien weniger, und oft in der That grammatisch gar nicht zu entschuldigen ist. So sagt man von dem objectiven verschweigen (eine Sache) ganz richtig eine verschwiegene Sache, welche verschwie, gen worden ist; danach würde indessen eine verschwiegene Fra» eine solche andeuten müssen, welche z. B. bei dem Suchen, Fragen nach ihr, bei einer polizeilichen Hausdurchsuchung nicht angegeben, gezeigt, welche versteckt worden ist. Gewöhnlich aber versteht man darunter eine Frau, welche Verschwiegenheit, welche die Fertigkeit, die Kraft besitzt, ihr anvertraute oder über, Haupt ihr des Verschweigen- werth scheinende Dinge verschwel, gen zu können und wirklich zu verschweigen, und man verbindet dann auch da- verschwiegen in dieser Bedeutung mit dem Zeit, wort sein (zur umschreibenden Conjugation § 578): sie ist verschwiegen, welche Ausdrucksart also immer einen Doppel, pan enthält. Entschuldigen lässt sich dieselbe für die letzte, subjektive Bedeutung einzig und allein durch den Sprachge, brauch, für welchen man indessen wohl durchaus keine triftigen Gründe anzngeben vermag. Man wird fast immer finden, daß bei diesem nicht—guten oder schlechten Gebrauch der zweiten Participien dieselben für die ersten stehen, welche richtig ei, nen subjektiven oder objectiven Begriff haben: eine verschwel,

gende Fra«, und daß diese Verwechselung bei vielen wohl des, wegen vorgenommen seift mag, um den Begriff der Dtrgan, genheit ausdrücken zu können, der wohl den zweiten, aber nicht den ersten Participien zusteht. So soll ein studirter wie ein erfahrener Mann nicht einen studirenben und (viel) erfahrenden Mann anzeigen, der jetzt studirt und etwa- erfährt, sondern der in frühern Zeiten (auf Universitäten) studirt hat, und (viel) erfahren hat. Veranlasst zu dieser Vertauschung mag man wohl dadurch sein, daß unsre Sprache eben kein eignes actives Particip der Vergangenheit hat, da sie selbst die Umschreibun, gen ein studirt habender, erfahren habender Mann mit vollem Recht fast immer ganz verwirft. Eben diese Bemerkung gilt für die meisten der folgende» Wörter, wenn man sich ihren Gebrauch erlauben will, wie wenig sich dies auch billigen lässt. Dom objectiven studire» sagt man ganz regelmäßig eine studirte Wissenschaft, Krank, heit, Beschreibung im Sinne, daß oder wenn dieselbe (von je, mandem) studirt worden ist, aber man sagt auch wohl ein stu, dirter Cantor, ein Studirter, um einen Mann zu bezeichnen, der auf einer Universität studirt hat, und diese Sprechart muß eigentlich getadelt werden, da das zweite Particip nie durch haben aufgelöset werden soll und darf. Man sieht hieraus, daß man dagegen wohl Ausdrücke wie studirte Briefe, Blicke, Reden brauchen darf, da man dieselben doch durch solche auf, lösen kann, welche (vor ihrer Abfassung, Anwendung) studirt "worden sind, auf welche studirt worden ist, so daß eS nicht nothwendig ist anfzulösen: welche jemand studirt hat. Wenn Adelung (in seinem Wörterbuche) den Ausdruck eine studirte Predigt tadelt, weil man sage, auf eine Predigt pudiren, und nicht, eine Predigt studiren, so widerlegt derselbe sich nicht nur selbst durch die vielen Beispiele, welche er an, giebt, daß studiren geradezu den Accusativ des Objects regiert, daS Herz studiren «. f. w., sondern das eben angeführte Bei, spiel konnte ihn schon darauf aufmerksam machen, daß auf et, waS studiren ein ganz anderer Begriff ist als etwas studiren. DieS heißt nämlich, eine Sache selbst bearbeiten, durchdenken, sie oder die Kenntniß derselben dem Verstände und Gedächt, nisse deutlich machen und einprägen (wollen); auf etwas stu, diren heißt aber nur, darüber nachdenken, meditiren, sich zum eigentlichen Studium derselben vorbereiten. So sagt man nicht, auf ein Herz studiren in der Bedeutung, dasselbe ge, «au zu erkennen suchen, und wenn man so sprechen wollte, so würde dies etwa ausdrücken, auf Mittel sinnen, dasselbe oder

376 hie Neigung desselben zu gewinnen. So heißt auch auf ein« Predigt studircn nur, über sie, ihr Thema, ihr« Abtheilungen u. s. w. nachdenken; dagegen eine Predigt studiren bedeutet, die schon durchdachte, vielleicht auch niedergeschriebene (eigne «der fremde) Predigt (logisch, rhetorisch, kritisch) prüfen, viele leicht auch um sie und ihren Inhalt im Geist und im Ge, dächtnlffe auszufaffen. (Oft freilich ist es auch bloß ein Aus, druck der Höflichkeit oder Anmaßung für: ein« Predigt aus, wendig lernen, memoriren.) Wer eine Wissenschaft stndirt, von dem kann man nicht mehr sagen, daß er auf dieselbe stndirt. Gebrannte Ziegel ist ein gan; richtiger Ausdruck, es sind Ziegel, die gebrannt worden sind, aber ein gebranntes Haus ist unrichtig, wenn ein Haus angejeigt werden soll, das gebrannt hat. (Richtig ist wieder ein abgebrannte« Haus, das abgebrannt ist, und so auch ein ausgebranntes Haus in dem Sinne, das ausgebrannt ist, dessen innere verbrennlichen Theile, Holjwände, Dielen, Dachstuhl, Fensterrahme u. s. w. verbrannt, ausgebrannt, dessen Stcinwände u. s. w. aber ste, hen geblieben sind; dagegen kann ein ausgebrannte- Hau­ nicht ein solche- bezeichnen, das ausgebrannt hat, das aufge« Hirt hat zu brennen s, ohne daß es deswegen ab, oder ausge, bräunt zu sein braucht).) Ein gehängter Mordbrenner ist richtig einer, der ge, hängt worden ist; man darf ihn also nicht einen gehange, ven nennen, um anzuzeigen, daß er gehangen hat. Gekochte- Bier ist an sich ein gan; richtiger Ausdruck für Bier, das gekocht worden ist; schilt aber eine Hausfrau die Köchinn, da- ihr zum Kochen übergeben« Bier sei zwar heiß, habe aber nicht gekocht, und spricht nun: ich will ge, kochte« Bier haben, so spricht sie unrichtig, eben «eil sie an, zeigen will, daß es gekocht haben (,bis zum Siedepunkt er, hitzt worden sein) soll. Richtig gesprochen ist ein gerittenes Pferd, das (vom Reiter) geritten worden ist, auch ein nach Berlin gerlttener Bote, der nach Berlin geritten ist; nicht recht gut ist dage, gen rin Tag und Nacht gerittener Courier, weil man gewöhn, l l ch reiten mit haben conjugirt, wenn keine Ortsveränderung ausdrücklich angegeben wird, so daß man sich wenigsten« noch «inen Zusatz, wie nach Hause, nach seinem Destim, mungsorte zu, weiter u. dgl. hinzudenken muß, um den Ausdruck zu entschuldigen; rin gerittener Mann, ein Geritte,

«er, aber wäre ganz falsch, weil man (nach § 558) reiten, wenn es so allein steht, mit haben conjugiren muß. Ganz ähnlich wie mit reiten verhält es fich auch mit fahren; ein gefahrner Wagen, Kranker, Transport, u.'s. w. sind ganz richtige Ausdrücke; nie aber kann man sagen ein gefahrner Kutscher, weil dies ja immer heißen soll ein Kutscher, der gefahren hat. (Gehen wird zwar nie mit haben eonjugirt; Man sagt aber doch nicht gern ein Gegangener, die gegangenen Men» scheu, bloß weil der Sprachgebrauch diese Ausdrucksart nicht recht eingeführt hat; ohne Anstoß sagt man hingegen ein nach Berlin gegangener Bote, ein fortgegangener Mann. Gan; derselbe Fall findet bei laufen statt, wo znan wohl ein weg, gelaufener, ein nach Berlin gelaufener Mann, aber sehr un» gern ein gelaufener Mensch, die Gelaufenen sagt.) Geronnene Milch ist richtig, aber ein geronnenes Faß (rinnt leicht wieder) ist unrichtig gesprochen. (Der letzte Ans, druck soll zwar heißen ein Faß, worin etwas geronnen ist; da aber daS Faß selbst nicht rinnt oder gerinnt, sondern nur ma, cheu oder veranlassen kann, daß etwas rinnt, so müsste eS bei solcher Construetion mit haben eonjugirt werden.) Dies ist auch der Fall bei vielen Redensarten, wo ein Dativ deS Zwecks hinzugefügt ist, welcher leicht zu dem fak, scheu Glauben verführt, es finde dabei eine Auflösung mit sein statt. Da z. B. die Redensarten: ich habe das mir vorgesteckte Ziel erreicht, den mir vorgesetzten Zweck erfüllt, habt ihr daS euch ausbewahrte Brod verzehrt? richtig sind, wenn der Sinn sein soll daS von andern mir vorgesteckte Ziel, daS von andern euch aufbewahrte Brod, das vorgesteckt, aufbewahrt worden ist, so daß unser Ohr an solche Redensar, ten gewöhnt ist: so täuscht nun daS Ohr leicht den Verstand, sie auch für richtig zu halten, wenn ihre Bedeutung ander-, und namentlich reflexiv sein soll: daS Ziel, daS ich mir selbst vorgesteckt, der Zweck, den Ich mir selbst vorgesetzt habe, da» Brod, daS ihr euch selbst aufbewahrt habt. Will man diese!« den indessen doch gern entschuldigen, so muß man wieder sa, gen, daß eine Ellipse bei ihnen statt finde, die zur Begründung ihrer grammatischen Richtigkeit wenigstens in Gedanken zu et, gänzeu sei: das durch mich selbst mir vorgesteckte Ziel, daS durch euch selbst euch aufbewahrte Brod, daS durch euch selbst euch aufbewahrt worden ist. Ein« überlegte Handlung ist richtig solche, die über, legt, eine unüberlegte solche, die nicht überlegt worden ist.

378 Mit Recht sagt aber niemand ein überlegter Mensch, und da, rum ist auch die Ableitung oder Zusammensetzung -unrichtig rin unüberlegter Mensch, wie oft man dieselbe auch brauchen mag. (Leider führt auch Adelung einen unüberlegten Men, scheu ohne Tadel auf, ob er gleich ebenfalls keinen überlegten angiebt. Bei überlegt und unüberlegt handeln bemerkt derselbe, es stehe das zweite für das erste Particip überlegend; richtiger ist es aber wohl, eS passiv zu lassen: nachdem überlegt, indem nicht überlegt worden ist das, waS man thun will.) Ein gelerntes Handwerk ist so richtig wie ein gelehrtes Handwerk, da- von dem einen gelehrt, und von dem andern gelernt worden ist; dagegen bleibt ein gelernter Handwerker, ein gelernter Uhrmacher immer ein falscher Ausdruck, da eS nur aufgcliftt werden kann, der gelernt hat. Das Particip ausgedient lässt sich eigentlich gar nicht attributiv brauchen, da ausdienen wie dienen nie transitiv ge­ braucht, nie jemand gedient, ausgedient wird, und als Intran, sitiv stets haben zum Hülfswort seiner Conjugation nimt: er (der Mann oder auch figürlich der Schlafrock) hat ausge­ dient. Dem gemäß sollte mau nie von einem ausgedienten Mann oder Schlafrock sprechen, nie einen Invaliden einen Ausgedienten nennen, oder sagen, daß er ausgedient sei. (Adelung führt zwar unter auSdienrn im Wdrterbuch solchen Ausgedienten auf, dagegen doch nicht daS Wort ausgedient selbst als ein für sich zu brauchendes Adverb und Adjectiv.) Verzweifelt kommt her vom Zustandswort verzweifeln, daS gewöhnlich mit haben conjugirt, aber nur selten in sei, nen zusammengesetzten Zeiten gebraucht wird: er hat an ihm verzweifelt. Dieser Umstand mag e< wohl veranlasst haben, daß man beim Particip verzweifelt ganz vom Begriff deS Zeit, Worts abstrahirt, und eS wie ein bloßes Adverb behandelt, waS sich auf diese Art wohl entschuldigen, doch eigentlich nicht recht, fertigen lässt. Maa braucht eS, wenn man stark, und doch nicht hart, tadelnd, beleidigend sprechen will, für sehr arg, böse, verwirrt: ein verzweifelt heftiger Mann, eine verzweifelt bedenkliche, gefährliche Sache, und auch die Sachen stehn ver« zweifelt, d. i. so arg, böse, daß man gleichsam an jeder Hoff, nung ihrer Aenderung oder Besserung verzweifelt, eine verzwei, feite Handlung, die gleichsam in Verzweifelung begangen ist, auch wohl scherzhaft ein verzweifelter Kerl, wodurch man bald einen verwegenen, bald auch einen sehr sonderbaren, komischen Menschen bezeichnen will.

Sonderbar ist ti, daß man dagegen manche Participien nicht attributiv braucht, gegen welche die Sprachlehre gar nichts einwenden kann. So ist folgen ein ZustandSwort mit ff in, und es wäre also ganz sprachrichtig zu sagen: ein mir gefolgter Bedienter, die Gefolgten kehren von der Leiche zurück, und doch construirt man sehr selten auf diese Art. (Falsch ist eS aber, gefolgt passiv zu brauchen, wie z. B. Hermes schreibt: er wird von einem Bedienten gefolgt, eine Anordnung wird von tau, send andern gefolgt, und Lob im Wintergrün, 1827, S. 21: er, von seinem Kaiser gefolgt.) Ganz ohne alle Entschuldigung, förmliche Sprachfehler sind und bleiben dagegen alle Redensarten, in denen das zweite Particip so ganz seine active, transitive Kraft und Bedeutung haben soll, daß man cs selbst noch den Casus seine- Verbum­ regieren lassen will. Das ist durchaus gegen das ganze Wese» der beiden passiven Participien, und nie kann namentlich das zweite Particip den Accusativ, den sein objectives Stammzeit, wort regiert, neben sich haben. Man dars also nie sagen: mich geküsst verließ er uns, mich erschreckt ging er fort, ein Gott vergessener Mensch, (richtig ist rin Gott vergessender Mensch, und zur Noth kann man eS Dichtern auch wohl erlauben, eigne Zusammensetzungen wie pflichtvergessen, gottverges, scn, gottesvergesscn zu bilden, wie sie auch sagen ein dornbe, steter Pfad, der schiffbestete Strom, die waidumkränzte Flur u. s. w. für der mit Dornen bestete Pfad,) der sich berühmt gemachte Dichter, die sich auSgebreitete Nachricht, (wohl aber die ausgebreitete Nachricht, die ausgebreitet worden ist,) die sich gemeldeten Gläubiger, der sich entfernte, entfernt gehabte (.entfernthabende) Bösewicht, der sich betrübte (.betrübt ha, bende) Sohn, die sich ersäufte Wahnsinnige, den Fall ausge, nommen, gesetzt den Fall, wofür man wohl sagen kann: der Fall gesetzt, ausgenommen, d. h. indem er ausgenommen ist oder wird *). In Ansehung dieser letzten Art zu sprechen lässt sich fol, gende allgemeine Bemerkung machen: obgleich die einfache, ge, wihnliche Art zu sprechen das zweite Particip selten zur Ab, kürzung ganzer Sätze als Adverbium braucht, so muß die- doch ♦) Tanz falsch ist 79 in der Prose: den Blick aus da« Mädchen geheftet blieb der Bergmann stehen.

380 fcer höher» Prose und dem Gedicht vollkommen erlaubt 6lcü den, sobald sich diese Participiei^nur durch sein aufiösen, und sie haben auch grammatisch da- Recht zu schreiben: durch mein eignes Her; verdammt bin ich des Leben- satt, d. h. indem ich verdammt bin oder werde; von dir getrennt, mit Gram er/ füllt, tröste ich mich durch dein Bild; (falsch wäre der Schluß. tröstet mich nur dein Bild, denn dann müssten die Participien getrennt und erfüllt grammatisch auf Bild al- da- Subject deSahe- gehn;) ja man kann Dichtern, denen man auch gram, inatifd) so manche- und mancherlei nachsehen muß, selbst ge, statten, Participien zu brauchen, die sie sich durch haben ausgelösel denken, sobald sich diese Participien nur auch durch sein auslöscn lassen, und sie mögen also sprechen und schreiben: die Hände über die Brust gefaltet, betete sie, die Arme aufgcstützt, saß er, da- Haupt gesenkt schwieg er, denn dies kann man doch auflösen: indem die Hände gefaltet sind oder waren, wenn sich gleich der Dichter dachte: indem sie die Hände gefaltet hatte. (So kann man auch Herder ent­ schuldigen, wenn er im Cid im Tode snach Müllers Theorie der Dichtungsarten, Berlin, 1821, S. 403] schreibt: die- ge­ hört sprang er auf vom Lager, indem man dies als Nomina, tiv nimt, und auflöset: als dies (von ihm] gehört worden war.) Aber auch die Dichter sollten doch billig stets so viele Achtung gegen die Grammatik beweisen, daß sie nie, oder nur höchst selten, sich förmliche Sünden gegen dieselbe erlauben, indem sie z. D. schreiben: den Hals entblößt kniet er nieder, für: als er den Hals entblößt hatte, (eher könnte man ihnen gestatten zu schreiben: der Hals entblößt wie der Fall ausgenommen,) den Blick gekehrt nach Wien eilte er weiter, (eher der Blick gekehrt,) die Erde, sich verjüngt, trägt Blumen, (richtig ist sich verjüngend,) ihn umschlungen sank sie nieder. Es ist ein andrer Fall, wenn da- Particip nicht attribu, tiv genommen, sondern von den vollen Redesätzen nur das Hülfszeitwort der zusammengesetzten Tempu- weggelaffen wird. Auch hier gilt im Allgemeinen die Regel, daß es der höhern Pros« und Poesie wohl gestattet ist, die Hülfswörter sein und werden wegzulassen, eigentlich aber doch nicht haben. Und hiervon sollten sie um so seltener abweichen, da durch die Weg, lassung oft genug Derwirruug in ihren Constructionen, und selbst Undeutlichkeit im Sinne entsteht. Man vergönnt ihnen eher, haben al- eigentliche- Transitiv ganz wegzulaffen, ob egleich auch abwesend seine regierende Kraft im Satze, wozu egchört, behält und äußert, al- daß man die Auslassung de-

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Hülfsworts haben billigen, oder auch entschuldigen könnte, besonder- wenn dadurch Härte oder Undeutlichkeit veranlasst wird. So mag es in der edlem Sprache heißen: die Geäng, stete entfloh, den Säugling im Arme, eiligst dem Zimmer, wo, bei man sich hinzu denken muß: habend oder indem sic hatte den Säugling im Arm; aber man kann cs nicht loben, wenn z. D. Heinrich von Kleist im Schauspiel Prinz Friedrich von Homburg (nach Tiecks Ausgabe von Kleist'S nachgelassenen Schriften) schreibt: die Chefs nun sämtlicher Schwadronen, zum Aufbruch ans der Stadt, dem Plan gemäß, Glock zehn zu Nacht, gemessen i n st r u i r t, wirft er erschöpft sich auf das Stroh, wo eS heißen soll: als er instruirt hatte die Chefs. (Wenn derselbe wieder schreibt: da aufgcsessen die Reiter den Boden zerstampft, so lässt sich daS eher entschuldigen, denn bei: da die Reiter zerstampft, fehlt nur das Hülfswort des Satze« hatten, und aufgesessen lässt sich auflösen: die aufgcsessen waren.) Aber eS erlauben sich selbst die besten Dichter derglei, chcn Constructioncn nur gar zu oft! Dagegen muß man ih, neu wohl gestatten, daß sie die- passive Particip zur Bezeichn nung dcS activen Imperativs anwenden, den Begriff der Der, gangenheit also zur Angabe einer Zukunft benutzen, wenn man gleich auch diesen Gebrauch für die einfache Sprech, und Schreibart nicht gut heißen kann, da doch etwas viel, nämlich: es soll oder muß werden hinzu gedacht werden muß, und eigentlich selbst dann keine wahre Anrede statt findet, da keine Person genannt wird, weswegen man dies« Sprechart freilich vorzüglich auch nur bei Befehlen u. s. w. an ganze Versamm, lungen, au eine Mehrheit von Menschen (,an ein Collectiv) statt finden lässt, wenn man (im Gefühl der Hoheit oder um, gekehrt der Vertraulichkeit) nicht nöthig zu haben glaubt, den Befehl, Wunsch u. s. w. durch eine förmliche Anrede aus, drücken zu müssen, wogegen man sich ihrer enthalten wird, wenn man mit Höflichkeit und Achtungsbezeigung sprechen will. So sagt man denn: angefangen! für es soll angefangen werden, und die« für fangt (ihr) an, fange (du) an; aufge, hört! fortgefahren! ausgetrunken! vorgesehn! angetrcten! auf, marschirt! abgesessen! frisch gewagt! (still) geschwiegen! nicht gelacht! nicht widersprochen für widersprich oder widersprecht nicht; auch mit dem Dativ des Zwecks: den Freunden «ntge, gengcgangen! für geht den Freunden entgegen; dem Sieger gehuldigt, zugejauchzt! den Brüdern zugetrunken, geholfen, vcr.

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gebens Noch kann man auch für diesen Jmperativgebrauch wie vorher in der erzählenden Rede zugeben, daß die von den rrausitiven Derben regierten Aceusativen des Objects neben den Participien stehen, wenn diese Aceusativen nur dieselbe gram­ matische Form wie ihre Nominativen haben, damit man sie in der grammatischen passiven Auflösung für Nominativen deS Subjects ausehu und erklären kann. Wenn Hölty z. D. singt: Rosen ans den Weg gestreut! Schiller: die Brust im Gefechte gelüftet! Claudius: Muth gefasst in schweren Lei, den! Voß: Auf denn! Gewaffnet die Jugend sofort, und ge, rückt aus den Thoren Frisch zum Kampf! und, die sich am herrlichen Strome ge, lagert (nämlich haben), Flugs die Phrygierfürsten verbrannt mit den far, bigen Schiffen: so lässt sich dies doch grammatisch mit derselben Wortform auf, lösen: es werden, sollen werden Rosen gestreut (für streuet Ro, fen), es werde die Brust gelüftet (für lüstet die Brust), es werde Muth gefasst, es werde die Jugend gewappnet oder ge, waffnet, es werden die Fürsten verbrannt (für verbrennet die Fürsten). So sagt man auch selbst in der Sprache des ge, meinen Leben«: Platz gemacht! Lichter ausgelöscht! Hüte ab, genommen! für nehmt die Hüte ab u. s. w.. Nur einen Accusativ (des Singulars im Maskulin) zu nehmen, dessen Form sich von seinem Nominativ unterscheidet, das kann man auch bei diesen imperativischen Ausdrücken höchsten- in seltnen Fällen ausnahmsweise den Dichtern nachsehen, und die niedere so wie die mittlere Schreibart darf nicht setzen, wie wohl Schil, ler thut: den Rappen gezäumt für zäumet'den Rappen, (die Rappen gezäumt! ließe sich entschuldigen,) oder: mich angesehn für sieh oder seht mich an! Noch eher ist der objective Genitiv zu dulden, wie z. D. Hölty schreibt: Rosen auf den Weg gestreut, und des Harm­ vergessen! weil man doch auch im Passiv zuweilen so con, struirt: es werde des Harms vergessen! In einzelnen Fällen möge also gesagt werden: seiner gesckont! d. i. es werde seiner geschont für schonet feiner; des Lebens genossen! d. i. es werde des Lebens genossen für genießet des Lebens; (es werde) der Heerde gehütet! für hütet die Heerde *). *) Obwohl zu dieser eigentlich sonderbaren Art bet Ausdrucks, die noch dazu nicht kürzer, sondern länger und gedehnter als der

Desto unbedenklicher ist es dagegen, daß es für jede Schreib, art erlaubt sein muß, das zweite Particip allein statt.eines ganzen Ausrufs zu nehmen, so daß man von den ganzen Sätzen solcher Ausrufungen der Raschheit, Kürze und Leben­ digkeit des Ausdrucks wegen das Hülfsverbum ganz weglasst, wodurch denn nichts als das bloße Particip übrig bleibt. So schrumpfen die Satze: eS ist gewonnen (worden), es ist verloren, es ist (das Ziel) gefehlt (worden), es ist verspielt u. s. w. zusammen in die bloßen ausrufenden Participien: ge, Wonnen! verloren! gefehlt! verspielt! Schließlich müssen wir noch bemerken, daß diese attribnti, ven zweiten Participien auch ganz regelmäßig wie alle Adver, bien gesteigert werden: ergeben, (noch) ergebener, ergebenst, geneigt, (noch) geneigter, geneigtst. Diese gesteigerten Partici, picn werden auch ganz eben so wie die Adverbien (zu Adjecti­ ven) concrescirt: ergeb(e)nerer, ergebnere, ergebneres, ergeben, ster, ergebenste, ergebenstes, geneigterer, e, es, geneigtester, e, es. Ueber den Gebrauch dieser gesteigerten Participien finden fol­ gende ganz einfachen Bemerkungen statt: der Sprachgebrauch berücksichtigt bei der Wortbildung gern auch den Wohllaut; daher vermeidet er den adverbiellen Gebrauch der meisten Superlativen regelmäßig conjugirter Participien, und sagt äu, ßerst selten: verachtetst, gehasstest, gegründetst, ob ihm gleich die Adjectiven nicht zu hart klingen: der verachtetste, gehassteste, verwünschteste Mann; und wenn er gern den adverbiellen Be, griff ausdrücken will, so nimt er die Adjectivgestalt mit einer Präposition verbunden: am gehasstesten, vergnügtesten, geliebte, sten, aufs gerührteste, zerstreuteste, und so auch bei den unre, gclmaßigen Participien: am gelungensten, zerrissensten u. s. w.; doch vermeidet die edlere Sprache auch solche Ausdrücke gern. Eben diese- Wohllauts wegen vermeidet der Sprachge, brauch auch viele adjectiven Comparativen der Participien, be, sonders den Einheitsnominativ der bestimmten Biegung von regelmäßig conjuginen Participien, wo die Endung terer un, angenehm klingt. So sagt man sehr ungern ein geachteterer, betrachteterer, verblutcterer, gefürchteterer Mann, welche Aus, drücke höchst schleppend und hart zugleich sind, aber auch un. durch sie au-gedrückte wahre Imperativ ist, auch der Umstand eine Veranlassung gewesen sein mag, daß so viele Imperativen mit diesen Participien gleich lauten? (Mich) Besucht, gebraucht, entfernt, erlöset, vertröstet, zerstört, umarmt, unterstützt, über, führt, durchsucht u. s. w..

384 gern: ein gehasster«, gelitfteret, beschützter« Mann, doch ohne Anstoß: gehasstere, verwünschtere, angefeindetere, und so auch verlegnere, verschlossnere Leute als sie sah ich nie. 577) In Ansehung des dritten Particips wissen wir (aus § 573) schon, daß es nie eine Handlung, auch nie ein, mal einen thätigen oder unthätigen Zustand bezeichnen kann, sondern immer ein Leiden (im guten oder bösen Sinn) aus, drückt, daß etwas gethan werden und vorn Gegenstände, auf welche» sich das Particip bezieht, gelitten werden soll. Auch wissen wir schon, daß es nicht eigentlich eine Zukunft, sondern nur eine Verpflichtung zu etwas: die damals, jetzt oder künf, tig abzutragcnden Auflagen, oder eine Bestimmung zu etwas: das anzukanfende Haus, die vorzutragcnde Wissenschaft, oder auch eine bloße Möglichkeit anzeigen soll: es giebt keinen vor, auszusehenden, zu erwartenden Gewinn, der vorausgesehcn, er, wartet werden kann oder könnte, keine zu befürchtende Gefahr. Noch wissen wir bereits, daß es nicht zur Conjugation seines Verbums dient, sondern bloß attributiven Gebrauch hat. (Daraus folgt aber nicht, daß man ihm, wie z. D. Fries mit so vielen Sprachlehrern thut, deswegen seine Würde als Par, ticip ganz absprechen, und eS gerade zu unter die Adverbien und Adjectiven verweisen dürfe, denn es kommt doch nicht nur vom Zeitwort her, sondern hat auch im Ganzen dieselbe Kraft und Bedeutung, wie die beiden andern Participien, indem es ursprünglich beziehungsweise auch immer eine Zeit, und zwar di« Zukunft in Beziehung darauf, daß etwas geleistet werden soll, angiebt, wenn man gleich bei ihm wie bei allen Parti, «pien ost von diesem Begriff der Zeit ganz abstrahiren kann *). •) €5o können wir Fries auch nicht -eistkmmen, wenn derselbe (I. c. ®. 124) meint, et sei «her auf eine ungewöhnliche Weise aus dem Infinitiv mit j u al« aus dem ersten Particip gebildet. St bezeichnet ja dieser Infiniti» mit zu bet den Transitiven etwas Thätige«: die Kraft zu sehen, autzuardeiren, d. h. daß man sieht, autarbeitet, und dies Particip ist immer ein passiver Be­ griff. Freilich nimt jener Infinitiv mit zu oft auch einen passi­ ven Begriff an: dieser Fall ist vorautzusehen, diese Behauptung ist auszuarbeiten und ducchjuführen; aber man könnte eher die Meinung umkehren, und glauben, der Infiniti» mit z u habe da­ rum den passiven Begriff angenommen, weil die Sprache de» adverbiellrn Gebrauch des dritten Particip« seiner Härte wegen verwirft, und aus: dieser Fall ist vorauszusehend, die Behaup­ tung autzuarbeitend und durchzuführend, sei erst durch Brrwerfung dieser Sprechart der Jnfinitivgedrauch entstanden. Wenig,

sten« ist es gewiß einfacher anzunehmen, per Begriff des ersten

In Ansehung M Gebrauch- bleseS Particips, Ufft es fein Begriff nicht zu, dasselbe von den echten zurückführenden und unpersönlichen, oder auch von den Zustand-zeitwörtern z» bilden, sondern eS kann einzig und allein von den wirklich über» leitenden Zeitwörtern gebildet und gebraucht werden. Man kann und darf nie sagen: die sich zu freuenden Brüder, daS zu regnende Wasser, die abzureisendcn Freunde. Noch mehr bei schränkt sich seine Anwendung dadurch, daß der Sprachgebrauch (wahrscheinlich auS Sorge für den Wohllaut) verbietet, das­ selbe je in der ihm ursprünglich zustehendcn Adverbialgestalt zu nützen, »iid z. B. zu sagen: er ist hochzuverchrend, daS Buch ist durcbzulesend, mitzunehmend. (Deswegen sagt Bernhardt l. c. S. 225, eS stehe nie als Prädicat; daS ist aber doch eia zu rascher Schluß, denn die Sprache verbietet eS nicht, auch Sätze zu bilden wie: meine Gönner sind lauter hochzuvereh, rende, seine Feinde waren die Unzuversthncnden, welche u. s. w., er liebte den AuSzurottenden, welcher dem Staate so viel Un­ heil gebracht hatte, wo diese Participien immer die Prüdicate ihrer Sätze sind.) Am «leisten ist indessen der Gebrauch dieses Particip- bisher dadurch beschränkt worden, daß man e- in eincnz sonderbaren Spracheigcnsinn (,sich mit einem übertriebenen Wohllaut-gefühl zierend, [in kokettircndcr Prüderie,)) selbst zu hart finden wollte, dasselbe von irgend einem Wurzel,, abgeleiteten oder echt zu­ sammengesetzten Zeitworte zu bilden und zu brauchen. Mit Recht aber setzen sich jetzt mehrere Schriftsteller, denen nur di« Sprachlehrer noch immer nicht beistimmen wollen, gegen diese Particip« sei durch Vorsehung de« zu in« Leiden üdergegangeur voraussehend, »««arbeitend ist da«, wa« voraulsieht und auiar» beitet; vorautzusehend, autzuardeitend aber da«, wa« voran«-«» sehn, «««gearbeitet wird, werden kann oder feil. Historisch »acht man zur Unterstützung jener Meinung, dir Frtet angtedt, ge, wthnlich folgend« Bemerkung r der Gebrauch de« Infinitiv« mit z u sei im Deutschen sehr alt, und hab« auch «um Ausdruck und zur Uebersehung de« lateinischen Gerundium«, legendem, gedient« die« dritte Particip sei aber erst i» Mittelalter, zunächst in Vberdeutschland, und zwar in Nachahmung der lateinischen

Sprach« -«bildet, die auch au« de» Gerundium da« dritte Par­ ticip, legenden, adleitet. (Da« Ansehen de« d sei auch nicht« Selten«« in unsrer Sprach«: morgender aut morgen, vorder« «u« vor u. s. w..) Vies« Bemerkung ist in der Lhat bedeutend, aber der Lateiner bildet doch die« Particip auch nicht au« de» Infinitiv, sondern weit «her au« de» ersten Particip» legen», legenden, iens, eeinlii, eundeiin, Sauer Spracht, m.

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386 Kegel des HtgenfinnS und finden es nicht mehr ;n -art, wenn man spricht und schreibt: die zu lesenden Bücher, der zu be, antwortende Brief, der zu beweisende Satz, das zu vollbrin, gende Geschafft, gegen welche Ausdrücke die Sprachlehre ei­ gentlich durchaus nichts einwenden kann. Schreibt doch selbst Schiller: vielleicht hat sie ein leicht zu rührend (rührendesHerz, und Boß: sie betrauert dein Geschick, nicht so zu be/ trauernde Schwester. Wollte man sich aber auch sogar dieser beschränkenden Derwerfungsregel unterwerfen, so bleiben doch noch alle unecht jusaminengcsctzten transitiven Derben übrig, von denen selbst der eigensinnigste Sprachlehrer oder Schriftsteller die Bildung und sprachliche Anwendung ihrer dritten Participien um so weniger tadeln oder gar verwerfen kann, weil sie bei diesen Berben in der That ihren Sätze» eine ganz eigenthümliche Rundung und Kürze geben, so daß es die höchste Unbilligkeit und Undankbar­ keit wäre, sie ganz aus der Sprache verweisen zn wollen, wenn sich gleich der Dichter der eben nicht schön lautenden Biclsnl, bigkeit ihrer Wortkörper wegen ihrer seltner bedienen wird. So sind hochzu(ver)ehrende Herren, durchzulescnde Bücher, abzu­ tragende Speisen, fortzunehmende Teller, mitzubringende Bücher, wegznscbaffcnde Hindernisse, abzumachende Geschäffte, ausznweißende Zimmer, nachzuahmende Beispiele u. s. w. voll, kommen sprachrichtige, erlaubte und gute Ausdrücke, welche kür­ zer und selbst wohllautender als ihre Auflösungen sind: Bei­ spiele, welche nachgeahmt werden sollen oder müssen, welchen nachgeahmt werden soll oder muß u. s. w.. Gewiß hat also Adelung Unrecht, (in seiner Sprachlehre) zu sagen, daß die edlere Sprache das dritte Particip großentheilS veralten lasse, Klügel (in seiner Sprachlehre im fünften Bande seiner Encyklo­ pädie), daß der Gebrauch desselben immer hart sei, Fries, daß es überhaupt selten, und eigentlich nur im Geschäfftsstylc vorkom, me ii. s. w.. Uebrigens kann auch das dritte wie jedes andre Particip mit u n und manchen andern Sylben zusammengesetzt, und ebenfalls als Hauptwort gebraucht werden: meine Hoch, zuverehrenden, das sind doch unzuberechnende, hochzuschätzende, nicht zu übersehende Vortheile. Endlich darf kein Particip zur Bezeichnung de« weibli, chen Geschlechts die Endsylbe inn annehmen; so wenig wie man die Liebendinn, die Hochzuehrcndinn sagt, eben so wenig kann rS auch je die Geliebtinn, Derwandtinn heißen. Zwar will Adelung eine selbst abgcsendete Person die Ge­ sandte, hingegen die Gattinn eines Gesandten die Gesaadtinn

flennen, nnb es lässt sich nicht leugnen, baß diese Abänderung-, zur Deutlichkeit der Rede als ganz wünschenswerth erscheinen­ könnte; allein wollte man sie zulaffen, so wäre sie doch immer nur eine Ausnahme von der allgemeinen Regel, daß die sub, pantiv gebrauchten Adjectiven, und eben so also auch die sub, stantiv gebrauchten Participien, die ja in ihrer Wortform ganz wie die (Adverbien und) Adjectiven behandelt und namentlich dekliuirt werden, fortdauernd (nicht wie Hauptwörter, sondern) cbcn so gebogen werden müssen, wie man dieselben als Adjccti, »en'beflinkt» Da man aber in neuern Zeiten weit eher müht ist, frühere Ausnahmen von allgemeinen Regeln aus der Grammatik heranszusckaffen, als neue hinein zu bringen, so muß man diesen Vorschlag durchaus verwerfen. Ueberdies würde die Annahme desseiben sogleich mehrere Ausnahmen mit gleichem Reckte in die Sprache einführen, daß man z. SB. nur eine selbst mit einem eignen Dienste versehene weibliche Person eine Bediente, hingegen eines Bedienten Frau eine Bcdicntinn nennen wollte. Mag demnach auch He in atz den Ausdruck Gellerts die Anverwandtinu mit dem Grunde vertheidigen wollen, daß durch die Form Anverwandte der Plural zweideutig sei, indem die Anverwandten männlich und weiblich sein können, so ist das ein viel zu allgemeiner Grund, als daß er anwendbar sein könnte. Will etwa Heinatz die Geliebtinn, Fremdinn sagen, weil der Plural die Fremden ja auch männlich und weiblich sein kann? Schließlich sei noch die Bemerkung wiederholt, daß die Sprache des gemeinen Leben- die dem Hochdeutschen fehlende»» drei Participien durch Zusammenstellungen zweier Participien oft genug zu ergänzen sucht» daß aber die correcte Sprache diese ganz verwirft. Wenn man also bilden will: das Particip im Activ und Passiv der Gegenwart: (lobend,) gelobt werdend, der Vergangenheit: gelobt habend ».gelobt gehabt, (gelobt,) der Zukunft: loben werdend, (zu lobend,) z. D. die ihn gelobt habenden Freunde schwiegen nun, die ihn nun noch loben werdenden Anhänger möchten schwerlich Ge, hör finden, der gelobt werdende richtete stolz sich auf: so wer, den alle solchen Ausdrücke vom Hochdeutschen der niedrigen «nd inkorrekten Schreibart zugewiesen.

388 Umschreibende Conjugation. 578) Sobald man die Participien attributiv als Adjectiven (und Substantiven) braucht, so gelten sie, wie wir wiffen, durchaus nicht mehr für Derbaltheile, und es kann von ihrer Conjugation nicht mehr die Rede fein. Wenn dagegen dicsclben der Form nach Adverbien bleiben, so wird zwar niemand ihre Verbindung mit intransitiven oder gar transitiven Derben eine eigne Conjugation (dieser Participien) nennen, z. B. er schien geliebt, er hieß beglückt, er fprad; beredt, er suhlte sich aufgeregt, er sah sich gelobt; dagegen fragt es sich, ob ihre Verbindung mit den Hülfszeitwörtern keine Eigenthümlichkeiten darbietet. Und dies ist der Fall. Nnn wissen wir aber schon, daß der Sprachgebrauch, besonders wohl aus De, rücksichtignng des Wohllauts, das dritte Particip (wenigstens fast) nie als Adverbium braucht; es bleiben also nur die bei­ den ersten Participien für diesen Gebrauch übrig. Ferner kön­ nen wir uns gleich merken, daß das Zeitwort haben für sich als transitives Verbum nie mit einem Adverbium, und darum denn auch mit keinem Particip construirt wird; so wenig man sagt: er hat gut, spät, sehr, eben so wenig kann man auch sa­ gen: er hat liebend, stehend, und wenn man verbindet: er hat geliebt, so ist haben das bloße Hülfszeitwort, das mit dem Particip geliebt das Präteritum von lieben bildet. Es bleiben also die Derben sein und werden übrig, deren Verbindung mit den beiden ersten Participien wir näher zu betrachten haben. Nun wissen wir aber auch, daß werden in allen seinen Tempus u. s. w. mit dem zweiten Particip die passive Form der transitiven Derben bildet, ich werde, wurde geliebt, ich bin gelobt worden; demnach lässt sich dies werden nur mit dem ersten Particip verbinden. Und schon diese Verbindung ist nicht ganz unbedeutend. ES hat werden als eignes Zustandswort etwa den Begriff: anfangen, beginnen zu sein; diesen behält es auch, wenn es mit dem ersten Particip sich verbindet. Da­ raus folgt aber sogleich, daß sich dies werden nicht mit dem ersten Particip der reflexiven und transitiven Zeitwörter über­ haupt verbinden lässt, weil dadurch der Charakter der Objektivi­ tät, der Ueberleitung dieser Derben verloren gehen, oder doch zu sehr verdeckt werden würde. Man darf also nicht sagen: er wird, wurde, ist geworden sich freuend, sich schmeichelnd, oder liebend, lobend, ihn küssend u. s. w.. So bleiben denn nur die ersten Participien der Zustandswörter und der intransitiv gedachten und genommenen Transitiven übrig, welche

mit werden znsammengestcvt, verbunden werden sinnen, und diese Verbindung ist es, welche man die umschreibende oder Attributiv — Conjugation nennt *). Es legt dabei das Particip seinen ursprünglichen Neben, begriff des Zeitverhältnisses ganz ab, und nimt dafür den Ne, benbegriff der Dauer an. So bildet und conjngirt man diese Umschreibende Conjugation.mit werden: Indicativ. Präsens: ich werde, du wirst, er wird, wir werden u. f. w. wüthend; Imperfect: ich wurde u. s. w. wüthend; 1. Futurum: ich werde wüthend werden; Präteritum: ich bin wüthend geworden; Plusqnamperfect: ich war wüthend geworden; 2. Futurum: ich werde wüthend geworden sein. Die übrigen Modus ergeben sich von selbst, z. D. Con, junctiv Präsens: ich werde wüthend, du werdest wüthend; Präteritum: ich sei wüthend geworden u. s. w.. Die sogenannten zusammengesetzten Zeiten finden bei wer/ den nicht statt. •) FcieS bemerkt 1. c. S. i3i: „diese Verbindung de-Particip-, das seinen ursprünglichen Nebenbegriff des ZeitverhältnisseS ab­ geworfen, und dafür den Nebenbegriff der Dauer angenommen hat, mit dem Verbum fein (und werden) macht eine eigne, der lateinischen conjugalio periphrastica entsprechende Conjugation, die man daher auch die umschreibende Conjugation nennen kann; da indessen die meisten Zeitformen der eigentlichen Conjuga­ tion durch Umschreibung gebildet werden, und das Particip hier bloß als Attributiv auftritt, so wird der Namen Attributiv— Conjugation mehr der Sache angemessen sein." CS ist ganz richtig, daß diese unsre umschreibende Conjugation der lateinischen conjugalio periphrastica entspricht, nach welcher man bildet: amam sutn, es, est, amantes sumus, amans eram, fui, fueram, fuero, amans sim, essem U. s. w., und wie­ der amatus .ui, fueram, ero, amatus fueriin, fuissein, auch amaturus sum, eram, fui U. s. w., amaturus essein, fuerim, fuissein U. s. w., so wie amandus sum, eram, fui, amandus sim, essem u. s. w., doch auch amans fin, fiebam, faclus sum, amatus fio, faclus sum u. s. w.. Und so wenig alle diese For­ men zur Conjugation von amare gehbren, gerade eben so wenikann man die Formen unsrer umschreibenden Conjugation: ich werde wüthend, ausschweifend, ich bin wüthend, geliebt, erbauet,

belagert zur Conjugation von wüthen, au-schweisen, lieben, er­ bauen und belagern rechnen.

390 G- spacht Maa auch: ich werde, wurde, -in geworden P. s. w. rasend, ausschweifend, dnrchfallcnd, ausfallend, 6cleu digend, heißend, witzelnd, glühend u. s. w.. Man sieht es deutlich ein, daß kiese Ausdrucksart in Ansehung des Begriffs, welchen sie in sich fasst, (wenigstens) nicht (ganz) gleichbedeu­ tend ist mit de« wirklichen Conjiigationsthcilen der Berben die« ser Participien, daß z. B. ich werde beleidigend nicht heißt ich beleidige oder ich werde beleidigen u. s. w., sondern der Ge, brauch deS Particips drückt bei dieser umschreibenden Con, jugalion, wie gesagt, den Begriff einer Dauer des Inhalts des Particips aus, welchen das Verbum selbst in seiner Con, jugakion nicht in sich schließt. Doch ist diese Verbindung des Zeitworts werden mit dem ersten Particip In Ansehung ihrer wirklichen Anwendung durch den Sprachgebrauch und durch die Bedeutung derjenigen Zeit« Wörter, welche nicht den Begriff des Beginnens und der dann folgenden Dauer deS Zustandes, welchen ihr Particip ans, drückt, julassen, freilich gar sehr beschränkt. So lässt sich nicht sagen: er wird sterbend, aufstehend, untcrgehend u. s. w., weit man sich wohl denken kann, daß jemand an fängt, beginnt zu sterben, aufzustehn, «nterzugehn, aber nicht, daß diese Zustände des Sterbens, Lufstchens und Untergehens ei, gentlich dauernde Zustände sind, denn dies sogenannte Anfängen, Beginnen deS Sterbens, Lufstchens ist im Grunde noch kein Sterben und Ausstichen, sondern bedeutet ni'.r ein Nahesein und dergleichen, l Sterben, anfstehn, untcrgrhn sind Momentane Zustände, die uno actu vollendet sind.) Umgekehrt kann man nicht sagen: er wird fallend, steigend, gehend u. s.w., ob diese Wörter gleich dauernde Zustände bezeichnen, weil sich bei denselben eigentlich (wohl ein Anfang, aber) kein Anfan, gen. Beginnen denken lässt, indem derjenige, welcher anfängt Ku fallen, zu steigen, zu gehen auch dann und dabei schon wirklich im Zustande des Fallens, Steigen- und Gehen- ist. Doch sagt man ganz richtig: sein Schnupfen wird fließend, seine Rede wurde rührend und immer rührender, der Regen wurde strömend, weil man sich zugleich ein Beginnen und eine Dauer des Begriff- denken kann und soll, und dieser Begriff bedeutend verändert würde, wenn man sagen wollte: sein Schnupfen fließt, die Rede rührte, der Regen strömte. Dage, gen verwirft der Sprachgebrauch eine große Menge dieser Aus, drücke bloß deswegen, weil eS für die Participien entweder ge» -räuchliche Adverbien, oder weil es andre Zeitwörter giebt, die de« Begriff des Particip sind den Begriff dek Beginnens, den

das werben ausdrücken soll, zugleich kn sich fassen. So darf inan nicht sagen: er wird, wurde schlafend, stürzend, weil man die Zeitwörter einschlasen, einstürzen hat, deren ein da- An, fangen, Beginnen anzcigt, und man muß dafür nehmen: er schläft, stürzt ein, er schlief, stürzte ein. (Noch weniger darf man bilden: er wird einschlafend, einstürzend, denn dabei wäre der Begriff des Beginnens doppelt bezeichnet, durch wird und durch c i n.) Eben so darf man auch nicht sagen: er wird lassend, kommend, gestehend, weil man dafür nehmen kann: er lässt zu, er kommt an, er gesteht ein oder zu. Dagegen darf man deswegen nicht bilden: er wird durstend, hungernd, Iah, tuend, schadend, naschend, weil man für diese Participien die gleichfalls Dauer bezeichnenden Adverbien durstig, hungrig, lahm, schädlich, näschig oder naschhaft hat, und also einfacher sagen kann: er wird durstig, hungrig, lahm, schädlich, näschig. Was nun das Zeitwort fein, und dessen Verbindung mit den beiden ersten Participien betrifft, so ließe sich eigentlich wohl das erste Particip aller Zeitwörter mit diesem sein zur umschreibenden Conjugation verbinden; allein der Begriff desei u ist eben ein Sein, Dasein, und dieser fällt mit dem De« griff der Dauer, der im Particip liegt, fast ganz zusammen. Darum hat die Sprache diese umschreibende Conjugation alüberflüssig fast ganz verworfen *), uud das um so lieber, da ihr Ausdruck gedehnter als der Gebrauch des bloßen Zeitwort­ ist, und man sagt also nicht: er ist, war, ist gewesen liebend, lobend, sitzend u. s. w. für er liebt, lobte, hat gesessen. Nur wo dieser Begriff der Dauer deutlicher, in die Augen fallender, bestimmter ausgedrückt werden soll, als es durch den Gebrauch des bloßen Zeitworts geschehen würde, da behält man sie mit vollem Rechte bei, und man spricht also, um diese Dauer zu bezeichnen: noch sind wir lebend, (s. § 575,) er war schon sterbend, da- Eisen ist glühend gewesen u. s. w. für wir leben noch, er starb schon, das Eisen hat geglüht, besonder- auch in figürlichen Ausdrücken: sein Witz ist beißend, die Hitze war er# stickend, die Kälte ist diesen Monat schneidend gewesen, wofür man kaum: sein Witz beißt, und gar nicht: die Hitze erstickte, die Kälte hat geschnitten sagen kann **). •) Das sagt auch Fries I. c. 6. 147.

der Zeitwörter

•») Dieser Unterschied ter Bedeutung beim Gebrauch und ihrer ersten Participien ist wobt die Ursa*, weswegen Fries diese für den eben angegebenen (figürlichen) Gebrauch -ar nicht

mehr für Participien anerkennen will, sondern dieselbe» Lerdak—

392 Desto merkwürdiger und wichtiger ist dagegen nun endlich die Verbindung des Zeitworts sein mit dem zweiten Parti, cip sehr vieler, doch nicht aller objectiven und subjektiven Zeit, Wörter, und die dadurch entstehende umschreibende Conjugation verdient um so mehr eine sorgfältige Berücksichtigung, da es in der That schwer ist zu bestimmen, welche Participien so mit sein conjugirt werden. Die Form dieser umschreibenden Conjugation mit fein ist folgende: Indicativ. Präsent: ich bin, du bist, er Ist, wir sind u. s. w. geliebt, be, kümmert, verarmt; Imperfekt: ich war u. s. w. geliebt, bekümmert, verarmt; 1. Futurum: ich werde u. s. w. geliebt, bekümmert, verarmt sein; Präteritum: ich bin u. f. w. geliebt, bekümmert, verarmt ge, wesen; Plusquamperfekt: ich «ar u. s. w. geliebt, bekümmert, ver, armt gewesen; 2. Futurum: ich werde u< s. «. geliebt, bekümmert, verarmt gewesen sein. Die andern Modus ergeben sich hieraus von selbst, z. B. der Conjunctiv im Präsens: ich sei geliebt, im Perfektum: ich sei geliebt gewesen u. s. w.; der Imperativ heißt: sei (du, er, sie) geliebt, seid (ihr) geliebt, sein sie geliebt; der Infiniti» heißt: geliebt sein, geliebt gewesen sein, geliebt sein werden. Die zusammengesetzten Zeiten finden nicht statt. Maa sieht aus dieser kurzen Aufstellung,, daß man diese Theile der umschreibenden Conjugation nicht zur Biegung der Derben lieben, bekümmern, verarme» ziehen und rechnen kann; daß man sich aber auch hüten muß, die Theile dieser umschreiben, den Biegung mit den Tempus der gewöhnlichen Conjugation zu verwechseln, welchen sie entweder in der Form oder Bedeu, attributiven nennt. Kann er aber wohl «inen grammatische» flkunb für diese Scheidung angeben, dir uns al« bloße Dillkühr erscheint ß Man kann doch auch sagen: sein Witz beißt gttoal» ttg, di« Hitze erstickte dir Vögel, di« Jtilt« hat mir in« Bksicht geschnitten, da« Gesicht i«rschnitten, und also müssen auch bei» ßend, erstickend, schneidend in dieser Bedeutung eben sowohl Participien bleiben, wir wenn man sagt: der kleine Hund, bei» ßrad die -roßen, blieb Sieger, die Hitze, erstickend dir vbgel, «ar unerträglich, die Knaben, schneidend ihr« -«der», habe» di« «lock« nicht gehört,

tun- gleich kommen. So ist da< hier angegebene Präsent ich bin geliebt, dat Impcrfcct ich war geliebt nicht ju verwechseln mit dem passiven Präteritum ich bi» geliebt worden, und mit dem passiven Plusquampcrfect ich war geliebt worden des Zeit« Worts lieben, ob diese beiden letzten TempnS gleich im Laufe der Rede da- Particip worden oft weglassen, so daß dann ich bin geliebt für ich bin geliebt worden steht, und dem Sin» wie der Grammatik nach das Perfektum des Passivs von lie, ben bleibt, z. D. wenn man sagt: da er seine Pflicht stet­ treu erfüllt hat, so ist er auch stets geliebt (nämlich worden). Wenn man dagegen sagt: ich bin geliebt genug, wenn man dankbar mein Werk benutzt, so ist dies durchaus kein passiver Begriff, und noch weniger soll die Vergangenheit bezeichnet werden, sondern eS ist das Präsens der umschreibenden Conju, gation, die den Zu stand, die Beschaffenheit des Subjects ich angiebt, (wie zufrieden, glücklich, so auch) genug geliebt (oder befriedigt oder beglück«) zu sein, und zwar sowohl jetzt im Prä, sens, als mit Abstraction vom Begriff der Zeit überhaupt im, wer, künftig wie jetzt und ehemals. Eben so setzt man für das zweite Futurum deS Passivs: ich werde geliebt worden sein, im Lauf der Rede oft die Form deS erstens Futurumt der umschreibenden Conjugation: ich werde geliebt sein. Für die Intransitiven stimmt dies Präsens und Imperfect der um, schreibenden Conjugation mit dem Perfektum und Plusquam, perfect der Conjugation des Intransitivs (,so wie die vier fol« genden Tempus der umschreibenden Conjugation mit den vier letzten Tempus des Intransitivs) überein, so daß z. D.: ich bin verarmt sowohl das Präsens der umschreibenden Conjuga, tion des Particips verarmt, alt das Perfectum von verarmen sein kann, je nachdem man sich unter diesem Ausdruck ich bin verarmt entweder bloß die Angabe det Zustandes oder der Be, schaffenheit des Subjects ich vorstcllt, daß dies Subject jetzt arm, geldlos, verarmt (wirklich) ist, oder damit dat Geschehene, die Vergangenheit anzeigen will, daß dat Subject im Lauf der Zeit, in der Vergangenheit schon (,die freilich noch mit der Gegenwart zusammenhangt,) arin geworden, geldlot gewor, den, (nach und nach) verarmt ist *). *) Fries hat t< überseh», das wirklich die Sprach« uad der Sprachgebrauch so dem Lutdruck ich bin verarmt, angelaagt, »erblüht u. s. w. «inen doppelten Sinn unterlegt, nach welchem derselbe für «In Präsens (der umschreibenden Conjugation) gel» ten muß, in so fern «r blos die jetzig« Beschaffenheit b«s Sud« ject« b«z«tchn*n soll, hingegen für «in Präteritum (des Sntram

394 Um die schwere Angabe der allgemeinen Bestimmung, welcher Derben zweite Participien mit sein die umschreibende sitivS), insofern er da- Geschehene, da- früher geschehene Gera, then in den Zustand, welchen daS Jnnanfitiv au-drückt, angeden soll. Und dies Uebersehen hat Fries veranlasst, allen intransiti­ ven Zeilwöncrn, denen nach unsrer Aufstellung da- Hülfswort sein zur Biegung -usteht, für ihre Conjugation die Tempus dePerfectumS, PlusquamperfectS und -weiten Futur- ganz abzu­ sprechen; indem er die Ausdrücke ich bin gestürzt, ich war gejlütii und ich werde gestürzt sein, bloß in die umschreibende Con­ jugation verweiset. Er sagt deshalb I. c. S. 138, 139, um seine Begründung vollständig anzugeben, Folgende-: „Intransitiven, die ein Sein de- Subjects in einem Zustande auSdrückcn, ha­ ben vermöge des ungemischten NebenbegriffS ihre- Particip-, daß die dadurch dargestellte Beschaff,ndeit vorüber ist, ein Perfektum, Plusquamperfekt und Futurum exacrum, welche Zeit­ formen wie bei den Lransttiven mir haben gebildet werden. Intransitiven hingegen, die ein Kommen de- Subject- in ei­ nen Zustand ausdrücken, haben diese Zeitformen nicht, weil ihr Particip nicht etwa- Geschehenes, (0 doch auch!) sondern erwaGegenwärtigeS al- Folge von etwa- Geschehenem darstellt, und in Ermangelung derselben gebrauchen wir da - Prä­ sens, Jmperfect und Futurum der Attributiv—con« jugation, wobei wir, um den mangelnden Begriff der Ver­ gangenheit zu ersetzen, die vergangene Urfad) der durch da- Par­ ticip dargestellten Beschaffenheit hinzudenken müssen •(??). Sprechen wir nämlich z. B.: seine Wohnung ist abgebrannt, war abgebrannt, wird abgebrannt sein: so legen wir dem Sub­ ject eine Beschaffenheit bei, die im Augenblick der Rede statt findet, statt fand, start finden wird, (??) sagen aber nicht, daß etwa- geschehen ist, geschehen war, geschehen sein wird. (Ist hier nicht zu viel auf den ausgestellten Gegensatz von statt f iiv den und geschehen gebaut?) Durch da- Prüfen-, Jmperfect und Futurum de- Verbum- abbrennen können wir nun zwar au-drücken, daß etwas,. nämlich da- Abbrennen, geschieht, geschah, geschehen wird, wovon die durch da- Particip abgebrannt darge­ stellte Beschaffenheit die Folge ist, wenn wir nämlich sprechen: die Wohnung brennt ab, brannte ab, wird abbrennen; um aber auSzudrücken, daß die- Abbrennen geschehen ist, geschehen war, geschehen sein wird, mangelt uns eine eigene Form, und wir müssen un- zu dem Ende der obigen: ist, war abgebrannt, wird abgebrannt sein, bedienen. (Heißt da- nicht, sich selbst Scknvie, rigkeiten schaffen? Findet jemand, die Begriffe logisch genom­ men, und unparteiisch überdacht, in der That einen logischen Unterschied in der Art de- Denken- der Begriffe: die Wohnung brannte die vorige Nacht ab, und sie ist die vorige Nacht abge­ brannt?) Diese Au-drücke sind nun in der ersten und ei­ gentliches Bedeutung einer Auflösung weder fäbig noch bedürf­ tig, indem dadurch bloß dem Subject eine Beschaffenheit (al-

PrLdicat) beigelegt wird» (geschieht denn da- bei den Intransi-

oder Attributiv — Conjugation bilden, hat Fries das meiste Verdienst; deshalb sei eS uns vergönnt, hier auszugsweise auf/ zuführen, was derselbe (Seite 130 — 150) darüber angiebt. Er sagt: „daS zweite Particip von solchen Transitiven, die ein Uebergehen des Siel» zu einer Beschaffenheit, und von sol­ chen Intransitiven, die nicht ein Sein, sondern ein Kommen deö Subjects in einen Zustand ausdrücken, das also die Folge des Geschehenen als eine fortdauernde Beschaffenheit dar­ stellt, kann als ein wahres Attributiv ohne den Nebenbegriff des Zeitverhältnisses, dagegen mit dem Nebenbegriff der Dauer, wie jedes andre Attributiv, dem Subject vermittelst aller Zeit­ formen des Verbums sein als Pradicat bcigclegt werden, und diese Verbindung solches Particips mit sein macht eine eigne Conjugation, die umschreibende oder Attributiv—Conjugation aus. (Man vergleiche § 556, S. 212, 222, § 576.) (Wel­ che zweiten Participien von Transitiven als Attributiven den Nebenbegriff der Dauer haben, sieh § 576.) (Um zu bestimmen, von welchen Transitiven die zweiten Participien diese umschreibende Conjugation mit sein bilden können, überdenke man Folgendes:) Eine mit dem Aufhören einer Handlung eintretcnde Beschaffenheit ist entweder eine wirkliche, eine eigentliche Ver­ änderung der vorigen Deschaffenbeit de» Ziels der Handlung, z. D. angezündet, aufgebaut, befestigt, durchbrochen, erschossen, gehauen, niedergerissen, verbessert, zerstört, oder eine bloß denk­ bare, eine uncigentliche Veränderung, z. D. begabt, entdeckt, gefunden, umringt, verborgen, verloren, verworfen. Eine mit ttven nicht immer- und hat denn Frie- nicht selbst die Form r

da» Haus ist brennend, adbrennend für überflüssig erklärt, veil ihr Begriff mit dem Prüfen»: da» Hau» brennt, brennt ab, -usammenfällt?) in der -weiten aber sind sie der Auflö­ sung -war bedürftig, doch derselben nicht fähig, und wir müssen daher, um da» sogenannte Perfektum, Plusquamperfekt und Fu­ turum exactum zu erklären, unsre Zuflucht zu einer Ergänzung nehmen, nämlich: seine Wohnung ist, war sdurch vorhergehende» Abbrennenj abgebrannt, wird sdurch vorhergehende» Adbrennen^ abgebrannt fein. Wir sprechen also sehr uneigentlich, wenn wir sagen, daß Intransitiven, die ein Rom­ men de» Subject» in ein en Zustand ausdrücken, ihr Perfektum, Plusquamperfekt und Futurum exac« tum mit fein bilden." — Nein! Ich wage zu hoffen, daß Meine vorstehenden ganz einfachen Bemerkungen diese Annahme

gehörig Und deutlich begründen.

396 der Handlung anfangende und aufhirende Beschaffenheit ist die Folge einer Handlung, die entweder in einer stetigen Gemüth«, siimmung besteht, z. B. geachtet, geehrt, gehasst, geliebt, »er# achtet, verehrt, oder in einer stetigen Kraftanwendung, z. B. bedient, belagert, beobachtet, (als sinnverwandt mit dem folgen, teil] bewacht. Beschaffenheiten solcher Art sinnen dem Snbject als gegenwärtig im Augenblick der Rede beigelegt, und daher auch die solche Beschaffen, Heiken darstellenden Participien mit dem Ver, bum sein in allen diesen Zeitformen verbunden werden, z. D. da- Licht ist angczündet, ausgelöscht, hier wa, ren sonst Bäume gepflanzt, die Stadt ist seit zehn Jahren be, festigt, ist ehemals befestigt gewesen, er ist gefährlich in die Schulter gehauen, bald wird das Haus ganz niedergeriffen sein, er ist mit vielen Vorzügen begabt, America war schon vor der Reformation entdeckt, Dünkirchen war mehrere Jahre »er, geblich belagert, morgen werden wir gänzlich umringt sein, er war bisher allgemein geachtet, geliebt gewesen, als u. s. w.. Besteht hingegen die durch ein Transitiv ausgedrückte Han, dlung weder in einer eigentlichen oder uneigentlichen Derände, rang des Ziels derselben, noch in einer stetigen Gemüthsstim, mung oder Kraftanwendung, so daß, wie bei Handlungen, die bloß in einer vorübergehenden Gemüthsstimmung und deren Aeußerung, in einer vorübergehenden Meinüngsäu, ßerung, in einer vorübergehenden Kraftanwendung bestehen, we, der eine fortdauernde Beschaffenheit mit dem Aufhören der Handlung eintritt, noch mit der Handlung anfängt und auf, hört, kurz keine Beschaffenheit, wozu daS Subject übcrgcgan, gen, kein Zustand, worein (worin) rS gekommen ist, durch das Particip des Zeitworts dargcstellt werden kann: so behält das Particip seinen ursprünglichen Nebenbegriff, daß di« dadurch dargestellte Beschaffenheit im Augenblick de» Rede vorüber ist, ungemischt, und hat also keinen Nebenbegriff der Dauer (,uud dann kann da« Particip nicht mit sein zur um, schreibenden Conjugation verbunden werden). Man spricht daher j. D. nicht: er ist, war bedauert, beklagt, bejammert, gelobt, gerühmt, getadelt, er ist, war bedauert u. s. w. gewesen, da« Mittel ist oft angewandt gewesen, diese« Schauspiel ist oft aufgeführt gewesen, die Rede war schon vor einer Stunde gehalten gewesen, die Stadt ist, war beschossen,

sie ist, war beschossen gewesen, er ist, war nicht bemerkt, ge,

sehn, wahrgenommen, er ist, war nicht bemerk u. s. w. gewe, sen, sondern man braucht entweder daS Passiv: er wird, rour, de bedauert, daS Mittel ist oft angewandt worden u. s. w., oder das Activ mit dein Pronomen man als Subject: man bedauert, bedauerte ihn, man hat das Mittel oft angewandt u. s. w.. Zwar scheint die Attributiv—Conjugation auch von diesen Derben zuweilen im Präsens und Imperfect vorzu, kommen; dies ist aber nur eine durch Auslassung des Worte­ word en verkürzte Form des Perfects und PlusquamperfectS im Passiv, z. 23.: das Mittel ist oft mit Erfolg angewandt [roorbcn], ein solches Schauspiel war hier noch nie aufgeführt [roovben], die Festungswerke sind bisher ohne sonderliche Wir­ kung beschossen [worden], der Komet war schon früher wahr, genommen [worden], wie denn diese Derkürzung auch bei Derben statt findet, deren Particip eine mit dem Aufhören der Handlung eintretende Beschaffenheit darstellt, z. D.: Rom ist im achten Jahrhundert vor Christus Geburt erbaut [worben], diese Wand des Gefängnisses ist einmal von den Gefangenen durchbrochen [worben], fein Plan ist verworfen [worden], nach, dem Karthago und Korinth zerstört [worden] waren, starben in Rom die Bürgertugenden aus, kaum war der Feind ent, deckt [worden], als er auch sogleich angegriffen wurde. Diese Verkürzung des Ausdrucks ist daran kenntlich, daß man, wie die angeführten Beispiele zeigen, ohne Veränderung deS Sin, nes das vollständige Perfectum und Plusguamperfect des Passivs nehmen kann, weil von etwas Geschehenem, von dem Wirken der Handlung auf das Subject, die Rede ist. Ist hingegen die Rede nicht von etwas Geschehenem, sondern von der Folge desselben, von der durch die Handlung hervorgebrach, ten Beschaffenheit des Subjects, so daß das Perfectum und Plnsquamperfect des Passivs nicht ohne Veränderung des Sinnes gebraucht werden kann, wie z. D. in: der rothe Thurm in Halle ist von rothen Sandsteinen erbaut, die Mauer ist an mehreren Stetten durchbrochen, daS Buch ist verworfen [für verlegt], das eine HanS war noch in wohnbarem Stande, das andere aber gänzlich zerstött, einer der Monde deS Sa, turnt war schon seit 1G55 von Hnygens entdeckt, als Cassini von 1671 bis 1684 deren noch vier entdeckte: so ist dies die Attributiv—conjugation, und keine Derkürzung des Ausdrucks. So oft nun auch diese Verkürzung bei Verben statt findet, de, ren Particip entweder keine *) Beschaffenheit als Folge der ♦) Eine muß es heißen, nicht, wie durch einen Schreib-oder Druckfehler gesetzt ist, keine.

39S durch da» Verbum ««»gedruckten Handlung, oder eine mit dem Aushören der Handlung einrretcnde Beschaffenheit darstellt, so kann sie doch keinc, eine neue Schrift von ihm (herrührend) u. dgl. Ein neuer Gallicismus aber ist ein Bildniß von Raphael, wenn blos gemeint ist ein Raphaeln vorstellendes Bildniß.) S. 26: sind nun von dem Hauptbestreben der neuen Zeit die ersten Regungen schon damals sichtbar geworden, (noch dazu eine Inversion des französischen Genitiv-, bekanntlich die einzige, die in der unpoetischen Poesie diese- Volke- gestat, tet ist,) ein gewisse- Abendgefühl vom bevorstehenden Un­ tergänge, ein Vorgefühl, von den Stürmen, welche, die Völker von Europa, wie viele von jenen Zeitaltern schon verflossen sein mögen, die Erinnerung davon steht noch jedem vor Augen, die wahre -Größe und Kraft von Großbritannien. An m. Wieland- AmadiS ist in dieser Hinsicht unter allen seinen Werken am meisten tadeln-werth. Den Schriftstel, lern, die von diesem Fehler frei sind, gebührt ein au-gezetchncte« Lob. In Göthe'S Wanderjahren wird dieser franzi, fische Genitiv, der dem Genius der deutschen Sprache völlig entgegen ist, nicht ein einzige- Mal angetroffen. Ich möchte beinah auch dafür stehn, daß eben diese- in den vier Btn, den de- Boßischen Homer« auch der Fall sey. Die Probe einer neuen Uebersetzung der Odyssee durch L. Schwenrk zeigt auch in dieser Hinsicht nicht die gehörige Sorgfalt für die Reinheit der deutschen Sprache." Schabe, daß diese derbe Strafrede selbst so lneorrect ab, gefasst ist! Auch konnte ihren Verfasser schon Adelnng- Wör­ terbuch belehren, daß der gerügte Fehler eigentlich kein Galli, ei-mut zu nennen ist, da er namentlich im Niederdeutschen seit gar langer Zeit nur zu häufig begangen wird. 30*

468 611) Die uralte Präposition zu wird nach der Bestim, mung des Sprachgebrauchs in sehr vielen Fällen gebraucht, ln denen sie gleiche Bedeutung mit andern auch anwendbaren Präpositionen hat, wogegen sie eben nach der Festsetzung des Herkommens in mehreren ganz ähnlichen Fällen nicht ange« wendet werden darf. Es ist daher nicht gut möglich, ihren Gebrauch vollständig durch Regeln anzugcbcn. Nach ihrer Hauptbedeutung ist sie in so fern dem Verhältniffwort von gerade entgegengesetzt, daß sie den Endpunkt, den tenninus ad quem einer Bewegung, Richtung, Handlung, oder eines Ausspruchs, sowohl dem Ort als der Zeit nach, bezeichnet. Ueberhaupt wird sie nach Adelung vorzüglich zur Angabe folgender Verhältnisse gebraucht: I. die eben genannte Richtung der Bewegung drückt z u aus: 1) eigentlich, als Richtung der Bewegung, als Streben nach einer Person oder Sache: zu jemandem kommen, gehen, eilen, reisen, fahren, sich kehren, wendm, setzen, legen, nahen, die Augen zu Gott, zum Himmel aufheben, zu wem wollt ihr? ich führe dich zu ihm, ich ziehe zu dir, etwas zu sich nehmen, stecken, oft noch mit einem Umstandswort zur nähern Destim, mung der Richtung: zum Fenster hinaus, heraus sehen, fallen, zur Thür hinein, herein, hinaus, heraus gehen, kommen, rufen, besonders in vielen Ausdrücken, die Adelung adverbische nennt, weil daS zu mit seinem Hauptwort gleichsam einen Umstand deS OrtS auSdrückt: zu und zum Tische, zu und zur Kirche, zu Bett, zu Felde, zum Tanze, zur Deichte, zur Mahlzeit, zu und zum Hause, zur Stadt, zu Gaste, zur Schule, zur Hoch, zeit, Leiche, zu Stuhle gehen, kommen, und so oft ohne Arti, kel und alle nähere Bestimmung: zu Markte bringen, zu Neste kriechen, zu Boden sinken, fallen, werfen, sich zu Pferde setzen, zu Grab« tragen, zu Grunde gehen; so auch mit Au-lassung de< ander: von Haus zu Haus, d. i. von einem Hause zum ander« Hause, von Thür zu Thür, von Stadt zu Stadt, een Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag oder Tage, besonders auch mit der beibehaltenen eigentlichen Bedeutung der Wörter, aber untergelegter figürlicher Bedeutung des ganzen Ausdrucks: zu Grunde richten, zur Rede, sich zur Ruhe setzen, zur Derant, Wartung ziehen, zu Papiere bringen, zu Worte, zum Bezahlen kommen, von Worten kam e< zu Schlägen, etwas zu Herzen nehmen, zu (oder zum) Kreuze kriechen, von Kopf bis zu Fuße, bis zum Fuße, bis zu den Füßen, wieder zu sich kommen, zu Rathe ziehen, zu Ende gehn, zu Gelde, zu nicht« kommen, zn Werke geh«;

2) ober als Richtung einer Handlung, oder auch des Ge, müths, Sinnes, Ausspruchs: zu Gott beten, Lust zu etwas haben, zur Arbeit gewöhnen, zu etwas treiben, berufen, bitten, sich zu etwas bequemen, es kam zum Treffen, 3) Ferner bezeichnet nun zu unter dieser Hauptbedeutung der Richtung eine zufällige Hinzufügung, Verbindung eines Dinges mit dem andern, eine Gesellschaft: Brod zum Fleische essen, zu etwas ja sagen, schweigen, lachen, jemandem etwas zum Geburtstage schenken, es schickt sich diese Sauce nicht zu solchem Braten, die Weste pafft gerade zu deivem Rocke, er singt zur Guitarre; 4) eine Bestimmung, das, wozu etwas bestimmt ist: Was, fer zum Trinken, Waschen, (Trink,, Waschwasser,) Papier zum Drucken, Schreiben, (nicht gleichbedeutend mit Druck, und Schreibpapier,) Keller zu und zum Wein, (nicht immer gleichbedeutend mit Weinkeller,) ein Gefäß zu und zur Milch, Tuch zu einem und zum Kleide, jemandem etwas zu einem Kleide schenken, zur Freude, zur Theologie (jemanden) bestim« men, zu etwas, z» nichts taugen, zum Tode verurtheilen, zum Krühstück essen, zum Schluffe, Beschlusse; 5) die Endursache, den Endzweck, Bewegnngsgrund, das Ziel einer Handlung oder Veränderung: es geschieht dir zum Besten, Schadet!, zu Liebe, zu deiner Ehre, es steht dir zu Dienste und Diensten, zu deinem Befehl, er kommt zu Dir zum Besuch, halten sie zur Gnade und iu Gnaden, es mir zu Gute, (nehmen Sie es mir nicht übel,- zur Ehre Gottes; 6) die Hervorbringung einer neuen Qualität au einem Ge, genstande: zu Erde, Staub, Stein, Wasser werden, zu Pul, »er stoßen, zu Gelde machen, zum Papst wählen, zum Kaiser krönen, zum Gesandten ernennen, (aber nicht gern: zum Der, brecher erklären, sondern für einen Verbrechers zur Frau, zum Mann nehmen, jemanden zum Narren haben, zum Bedienten annehmen, zu und zum Gevatter bitten, sich zu und zum Feinde machen, zu Theil, zur Last, zum Derräther, zum Fluche-, zum armen Manne werden; 7) eine Stellvertretung, das Verhältniß, daß ein Dtug eint gewisse Qualität vorstellt: jemanden zu und zum Zeugen neh, men, zum Beispiel, zu einem oder zum Merkmal dienen, zur Regel dienen (,aber nicht gern: ich lasse es mir zur »der zu einer Regel sein, sondern: eine Regel sein); 8) eine nähere Bestimmung als oder wie eine Opposition : er hat einen großen Mann zum Seiet, einen Fremden zum Nachbar, mich zum Freunde;

47U ich.) 4) Auch die Zeit der Deschäfftigung mit einer Sache, doch nur insofern angedeutet werden soll, daß etwas in der Zeit geschehen ist, als oder indem man mit einer angegebenen Sach beschäfftigt war, steht bei über im Dativ, so daß übe r, roenr eS so viel wie während, bei (»unter) bedeutet, im­ mer den Dativ regiert (; wenn aber über die volle Zeitdauer, den »ollen Zeitlanf eines Dinges, Vorgangs bezeichnet, so re­ giert es den Aeensativ): lasset die Sonne nicht untergehen über eurer Mahlzeit, d. i. während der Mahlzeit, tafelt nicht so lange, daß während dessen die Sonne untergeht, der Faule stirbt über seinen Wünschen, Sprüchw. 21, 25, d. i. bei den Wünschen, die er sich nicht in Ausführung zu bringen, zu realisirm bestrebt, über dem Lesen, Essen, über der Arbeit ein# schlafm, über Tische (,bei Tische) musst du nicht viel sprechen, (fel6f: nicht über den Tisch,) über dem Gebet (während) gab er de» Geist auf (;ja nicht: über das Gebet; doch werden wir nachher sehen, daß man in andrer Bedeutung auch sagen kann: die Sonne ging unter über die Mahlzeit, er schlief über das Lesen ein, und daß es heißen muß: über ein Jahr werde ich wird« kommen, d. i. nach Verlauf eine- vollen Jahres). Mehrere Redensarten dieser Art haben sich aus dem frühern Sprachgebrauch jetzt verloren: du sollst dich nicht schlafen le­ gen rber dem Pfande, 5. Mos. 24, 12, d. i. so lange du das PfaNd bei dir hast, ihr habt noch nicht widerstanden bis aufs Blut über dem Kämpfen, Hebr. 12, 4, d. i. bei, in dem Kämssen; doch sagt man wohl noch: du wirst dich wohl über (der, diejer) Nacht eines Bessern besinnen, da- hat dir Gott über Nacht beschert. 5) Besonders steht der Dativ, wenn der Gegenstand der Deschäfftigung so wohl die Zeit einer Veränderung, als auch zugleich die Veranlassung, die veranlassende, wir,

584 kende Ursache dieser Veränderung angiebt, so daß diese Ursache zugleich der Gegenstand der Bcschäfftigung ist: sie vergessen meinen Namen über ihren Träumen, Jer. 23, 27, wenn und in so fern dies bedeuten soll: während (der Zeit) der Bcschäff­ tigung mit ihren Träumen, und zugleich um dieser Beschäffti, gung willen vergessen sie meinen Namen, unsre Kleider sind alt geworden über dieser langen Reise Jos. 9, 13, über den» Lesen vergisst er Essen und Trinken, über seiner langen Rede ist er heiser geworden, er hat sich über der Arbeit, über dem Heben etwas verrenkt, er hielt sich über der Sache, dem Ge, sprich, den Anordnungen auf, und kam zn spät in die Kirche, d. h. er hielt sich während und zugleich wegen des Gesprächs, der Sache, Anordnungen, durch das Gespräch n. s. w. auf, und also ganz unterschieden von: er hielt sich über die Sache, das Gespräch auf, insofern dies bedeuten soll: er tadelte die Sache, moquirte sich darüber, über die Sache. Alle diese Beispiele giebt Adelung an, und auch die kor­ rektesten der jetzigen Schriftsteller richten sich im heutigen Sprachgebrauch noch nach diesen so eben (Nr. 4 und 5) an­ gegebenen Regeln. Doch lässt es sich nicht leugnen, daß hier schon viele Aufmerksamkeit erfordert wird, um keinen Fehler zu begehen. Man muß den Begriff des Orts, und Zwcckad, jects (nach Fries), den Zeitbegriff von über, wenn es für bei, während steht, (und wobei es auch nach Sternhagen immer den Dativ regiert,) vom Zieladject (,Richtungsobjcct, der Rich, tung, dir in diesen Regeln und den eben angegebenen Deispie, len gewiß nicht angedentet wird,) sorgfältig unterscheiden, um sich zu überzeugen, daß der Dativ hier der richtige Casus ist, um so sorgfältiger, da bei der Angabe einer vollen Zeitdauer, so wie einer bloßen wirkenden Ursach ohne Zcitbegriff (,wie wir bald näher sehen werden,) entschieden der Accusativ stehen muß. Deshalb kann man es denn den gewöhnlichen Schrift, stottern des Tage- nicht so sehr verargen, wenn und daß sie sich, verlassen von den eben so gewöhnlichen Sprachlehrern de- Ta, grs, hier nicht recht zu finden wissen, und hinschreiben, was ih, neu in die Feder kommt. (Adelungs Wörterbuch nachzuschla, gen unterlassen die meisten, weil sie keine Geduld dazu, oder es gar nicht in ihrer Büchersammlung haben.) Aber selbst in den besten Schriftstellern und auch Sprachlehren finden sich Sätze unter diese Regeln gebracht, welche doch wohl auf fei, nen Fall dahin gehören möchten. So sagt der hoch chrwür, dige (und auch im Allgemeinen sprachrichtige) Gellert: es wird mir sehr leicht sein, über ihrem Herzen das Glück zu verges,

feit, so lächerlich sie über dieser Bemühung wird, und Adelung führt diese Sähe als richtig an; das lasst sich indessen nach Adelungs eignen Regeln durchaus nicht vertheidigen, denn im letzten Beispiele könnte man wohl an eine Zeit denken, aber man denkt gewiß nicht daran; weder der Schreiber noch der Leser denkt, daß die Sie während, bei der Bemühung, fon# dern einzig und allein, daß sie durch die Bemühung (für jede Zeil) lächerlich wird; und bei dem ersten Beispiel: ich vergesse über ihrem Herzen das Glück, ist es geradezu förmlich unmög« lich, an den Begriff der Zeit zu denken: während ihres Her« zens, zur Zeit ihres Herzens, (denn durch daS bei, dadurch, daß man sagen kann: b e i ihrem Herzen, darf man sich nicht irre machen lassen, weil bei hier keine Zeit, sondern eine De« gleitung, Anwesenheit n. dgl. anzeigt: bei dem Herzen, das sie hat, bei meinem Besitz, bei meiner Kenntniß ihres Herzens,) und man will durch dies über bloß ausdrücken: wegen, an­ der Ursack ihres (guten) Herzens vergesse ich daS Glück, und darum muß es mit dem Accusativ heißen: über (,wegen, durch) ihr Herz vergesse ich das Glück, und so auch am be« sten: über (,wegen, durch) diese Bemühung wird sie lächerlich. Adelung sagt auch selbst (gleich nach diesen Beispielen): „ehedem gebrauchte man über sehr häufig mit der dritten Endung, sowohl (bloß) eine Ursache zu bezeichnen, wgrum et« was geschieht, als auch einen bloßen Gegenstand, in welchen Fällen doch entweder wegen, oder über mit der vierten En« düng stehen mnß" (,und dahin gehören die vorigen beiden Beispiele ganz gewiß auch): so kommst du nicht in Angst über (wegen) seiner Thorheit, Sirach 22, 1C, Moses floh über (wegen) dieser Rede, Apostlgesch. 7, 29, (denn über der Rede würde heißen: wegen und zugleich während der Rede,) über (wegen) einer Wohlthat gerichtet werden, Apstlgesch. 4,9, willst d» dich über diesem (»über dieses, darüber) von mir richten lassen, Apstlgsch. 25, 9, wenn ihr über zeitlichen (über zeitliche) Gütern Sachen (Processe) habt, 1. Kor. 6, 4, über solchen (»über solche, wegen solcher) Reden entstand Lärm. C) Endlich steht über mit dem Dativ für jenseits, einen Zustand oder eine Handlung zu bezeichnen, welche auf jener Seite (,im hinzngedachten Gegensatze dieser Seite) ist, statt findet oder geschieht, doch nur beim Begriff der Ruh­ oder der (ost besprochenen) bestimmten, begränzten Bewegung: sie wohnen dort über dem Flusse, die Stadt liegt über dem Rhein, über dem Strome, über der Gränze wächst kein Wein, er ist schon über der Gränze; so auch: dort über dem Rhein

586 jagt ein Feind den andern, gehen, ziehen, nähern sich Feinde, fliehen die Feinde. „Sobald aber, setzt Adelung für den jetzi­ gen Sprachgebrauch vollkommen richtig hinzu, die geringste Bewegung längs der Oberfläche (,nämlich nnbestimintc, nnbcgränzte Bewegung zur Beantwortung der Frage wohin?) mit cintritt, ist die vierte Endung nöthig: ich bin noch nicht über den Fluß, wir sind noch nicht über alle Berge, wo wirklich eine noch dauernde (unbestimmte) Bewegung gedacht wird." Man kann sagen, daß dieser Ausdruck elliptisch sei, gekom, men, gegangen, gelaufen hinzugedacht werden müsse, und deswegen der Accusativ stehe, da es heißen muß: wir sind noch nicht überden Fluß, über alle Berge gekommen, gelangt, hingegangen. Daß man den Accusativ nehmen kann, leidet bei dieser Erläuterung keinen Zweifel; eine andre Frage ist e- aber, ob man ihn wirklich nehmen muß. Nach dem frühern Sprachgebrauch setzte man auch in diesen und ähnlichen (elliptischen) Ausdrücken, ja selbst bei Angabe von Bewe­ gung, die nur bestimmt, beschränkt, bcgränzt gedacht werden konnte, den Dativ', wie unS noch die zweitheilige Präposi­ tion gegen über bezeugt, die immer mit dem Dativ verbun, den wird, mag das Verbum des Satze- Ruhe oder Bewegung ausdrückcn: er wohnt mir gegen, über, und er zieht, kommt, stellt sich mir gegen über. Für den jetzigen Sprachgebrauch wird aber alle- darauf ankommen, ob man sagen soll: er ist (,ich bin) über alle Berge oder über allen Bergen. Adelung erklärt sich für den Accusativ: wir sind über den Berg, über alle Berge sein, weil ein Zeitwort der Bewegung dabei ver, standen werde, (gekommen,) aber da- ist ja eben die Frage, ob ein solche- Zeitwort hinzugedacht werden müsse. Auch Seidenstücker erklärt sich für den Accusativ, indem er (in seiner Jenaer Recension) sagt: „über allen Bergen ist kein Mensch, oder er müsste sein Ich so vielfach zertheilen, al- (wie) über wie vielen Bergen er sein (schweben) sollte. Die Reden-art ist elliptisch, und Adelung hat Recht." Aber der angegebene Grund, ohne Zertheilung seine- Ich'- könne kein Mensch über allen Bergen sein, gilt bloß für die Bedeutung de- örtlichen Begriff- der Erhöhung, und von dieser ist hier doch gar nicht die Rede, sondern vom Begriffe de- Jenseit-. Wie Adelung und wie jeder gebildete Deutsche ohne allen Anstoß sagt: er ist über, d. i. jenseit- der Gränze, so hat auch ganz gewiß Seidenstücker gesprochen und geschrieben: jetzt ist mein reisender Sohn schon über der Gränze von Frankreich, ohne daß es ihm eingefallen ist, man werde bei diesem AuaS Verhältniß der Gemeinschaft: es gab blutige Händel zwischen dem Herrn und seinem Be, dienten, bald endlich auch das Verhältniß der Zeit: er mag etwa zwischen 50 und Go Jahren alt sein, zwischen Weihnach, teu und Neujahr erwarte ich meinen Bedienten." Z u sa tz. Als Umstandswort in Zusammensetzungen steht zwischen sehr selten hinten als Grundwort: dazwischen, (wozwischen u. dgl. vermeidet man, hier zwischen u. dgl. bildet keine Zusammensetzung , inzwischen it. dgl. ist veral, tet,) und auch vorn als Bestimmungswort nur in wenigen Substantiven: Zwischendamm, Zwischenraum, Zwischenwort ii. s. w.. 634) Als Resultat für den eigentlichen und den un, eigentlichen oder figürlichen Gebrauch dieser Präpositionen, d. h. wenn sie selbst (,nicht die Sätze und Gedanken, in de, nen sie Vorkommen,) in dem eigenthümlich ihnen zustchcnden Begriff oder in einer figürlichen Bedeutung genommen werben, stellt Stcrnhagen (1. c. S. 39) folgende Sätze auf: „auf und über müssen in ihrer jedesmaligen uneigentlichen Bedeutung mit der dritten Fallendung gebraucht werden; h i n, ter, neben, zwischen kommen (fast) nie in der uneigenlli, eben Bedeutung vor, weil in allen mit ihnen zusammengesetz, ten (gebildeten) Redensarten der Begriff des Ocrtlichen und Räumlichen unverkennbar zu Tage liegt. Untrügliche Kenn, zeicheu einer solchen uneigentlichen Bedeutung sind: wenn die

für die Anwendung der allgemeinen Regeln bezeichneten Merk­ male nicht in Betrachtung kommen können, wenn also in den mit diesen Präpositionen verbundenen Zeitwörtern der Begriff des Oertlichcn und Räumlichen durchaus fehlt, wenn in den durch sie gebildeten Sätzen weder von einer Ruhe, noch von einer Bewegung an einem Orte, noch von einer, sei es nun geistigen oder körperlichen Richtung nach einem Ziele hin die Rede ist, wenn die Fragewörter wo? und wohin? gar nicht angewandt werden können. In allen den Fällen, in welchen gewisse Redensarten, br, sonders wenn sie figürlich gebraucht werden, der Allgemeinheit dieser Regeln Abbruch zu thun scheinen, ist entweder schon in den Zeitwörtern der Begriff der Ruhe, oder der Bewegung an einem Orte, oder der Richtung nach einem Ziele hin un­ verkennbar enthalten, oder cs lässt sich dann doch immer eine eigentliche Redensart aufflndcn, der die figürliche nachgebildet worden ist, in welchem Falle man nie zu der uiu eigentlichen Bedeutung des VerhälmissworteS seine Zuflucht nehmen darf." Grünow (in seiner schon erwähnten Anweisung, das Deutsche zu lernen, Berlin, 1819) sagt dagegen, diese neun Präpositionen werden insgesammt (,schlecht für alle,) in eigentlicher und »»eigentlicher Bedeutung gebraucht, was ihm indessen, namentlich für zwischen, zu beweisen sehr schwer fal, len dürfte. Derselbe bemerkt in Hinsicht der eigentlichen Bedeutung, daß sich beziehet an auf die Außenseite eines Dinges, mit und ohne Berührung derselben; — auf besonders auf dessen Ober, fläche, mit unmittelbarer Berührung derselben; (?) — hinter auf die dem Vordcrn entgegen stehende Seite; — in auf das Innere eines Dinges; — neben auf dessen Nähe; (da- ist offenbar zu unbestimmt, da dieser Begriff der Nähe auch bei allen andern vorausgesetzt wird; besser denkt man sich noch, daß jedes Ding vier Seiten hat, hinten, vorn, recht« und links, (Süden, Norden, Osten und Westen,) und daß neben die Nähe an einer der beiden letzte» Seiten be, zeichnet;) — über auf dessen Höhe, so daß eine Trennung von demselben durch einen Zwischenraum statt findet; (das ist auch nicht nöthig: (unmittelbar) über dem Tische liegt eine Decke, über der llhr ist ein Gehäuse, er zieht die Decke überden Kopf, s. § 630;) — unter auf dessen Tiefe; — vor ans dessen Vorderseite; — zwischen auf die Milte arotier oder mehrerer Dinge. Rn Ansehung der von diesen Präpositionen regierten C.der niedriger ist, und von welchem der Körper in die Höhe bewegt wird. Diese Wörter finden sich daher in der ältern Sprache in der Form: bcrhehen u. s. w.. (S. Scherzeri Eloff. v. Hess.) Das, selbe könnte auch leicht der Fall mit hin und in (als hin, ein) sein." Schmitthenner sagt (in seinem Teut, S. 108) nicht­ weiter als Folgendes über her und hin: „hin, altdeutsch hina, ist der Accusativ des ausgcgangenen Deuteworts (Pronomens) his, und her der Ablativ eben desselben. Da der Tcrmina, lis oder Accusativ die Richtung wohin, und der Ablativ die Richtung woher bezeichnet, so ist ihr jedesmaliger Gebrauch auch fest bestimmt. Komme hin bezeichnet einen Punkt als Ziel des Kommens, komme her heißt dagegen: komme von deinem Standpuncte weg; gehe hierhin heißt gehe zu mir hin, (???) gehe hieher heißt eigentlich gehe von hier weg. (??) Hinaus und heraus, hinüber und herüber u. s. w. be, zeichnen im Allgemeinen dasselbe, nämlich das aus, über u. s. w.; allein jedes Wort hebt ein anderes Moment hervor; hin stellt den Punkt, zu dem die Richtung strebt, vor daS Ange, her aber den Ausgangspunkt, woran sich dann leicht die Be­ deutung zu dem Sprechenden hin anschließt." Es ist nicht nöthig, auch diese Aufstellung noch weitlauftig zu besprechen. Man sieht, sie ist eine Art Verschmelzung der

652 Angaben Adelung- und Eberhard«; da diese aber in so fern einander gerade entgegen stehen, daß Adelung die Wirkung für die Ursache nirnt, die Bedeutung des her und hin vom Spre, chendcn au«, Eberhard aber vom Besprochenen (Orte) au-, ableitet, so kann e« nicht fehlen, daß die Mischung verworren aukfallen musste. Wohl noch nie hat ein Sprachlehrer ge, sagt, gehe hierher bedeute eigentlich gehe von hier weg; zu solchen Lächerlichkeiten verleitet Eberhard- einfache Regel nie, wanden; gehe her heißt nach ihr nicht- weiter al-: gehe von einem nnangegebenen Orte an- weg, am einfachsten von dem durch dich bi-her eingenommenen Orte, und da- hier kann also zu diesem vollen, geschlossenen Begriffe nicht- weiter bei, tragen, und muß de. 188 schreibti aus der Vtadt hinaus fuhr der Magen.

654 sammensetzung vorhin hat der Sprachgebrauch jetzt fast ganz veralten gelassen, (obgleich Schiller selbst einmal sagt, nach Cotta'- Ausgabe, Th. 5, S. 79: das war vorhin, dagegen richtig,, j- ®. S. 116: wir entdecken mehr, sind wir vorher gewiß,) und hinvor mag derselbe vielleicht nie gebildet ha, ben, und man muß also hervor nehmen, auch wenn der De, griff eigentlich hinvor fordert, so daß man nicht bloß sagt: komm oder geh aus deinem Versteck hervor, sondern auch: tritt in der Messe mit deiner Grammatik in's oder im Publicum hervor, kommt zu uns hervor, komm, geh zum Kampf, an den Tag, an'S oder in's Licht hervor, statt hinvor, wobei man sich denn, zur Entschuldigung, die Ellipse denkt: aus deinem Orte, Aufenthalt, Schlupfwinkel, Versteck; doch braucht man alle diese Au-drücke nicht gern, eben weil man fühlt, daß sie ei, gentlich hinvor fordern. 639) Noch bildet um mit her und hin Zusammen, fetzungen, denen der Sprachgebrauch ganz besondre, man möchte sagen willkührliche, aber jetzt von fast allen guten Schriststel, lern fest angenommene Bedeutungen beigelegt hat, die sich durchaus nicht au- den eben besprochenen Begriffen von her und hin ableiten und erklären lassen. Herum bezeichnet, nach dieser Festsetzung des jetzigen Sprachgebrauchs, eigentlich eine solche Linie, oder die Bewegung, in einer solchen Linie, die Lage oder (mathematische) Beschreibung einer solchen Linie, welche am Ende in sich selbst zurückkehrt. Es braucht dies gerade nicht eine (mathematische) Kreislinie, ein Cirkel zu sein (,bei deren Construction der Anfangs, und Endpunkt zusam, menfallen); nein, sie kann jede (mathematische) Figur beschrei, ben, sobald ihr nur die Eigenschaft des ZurücklaufenS in sich selbst zukommt (,und sie also in ihrer Gestalt keinen Anfang«, und keinen Endpuact, keinen Anfang und kein Ende hat, z. D. eine.Ellipse u. s. w.). Umher hingegen bezeichnet eine solche Linie, welche in verschiedenen Richtungen lauft, oder nicht in sich selbst zurückkehrt, sondern sich in jeden andern zu, fälligen Punct hin verlieren und endigen kann. Daher übersetzt Luther, der überhaupt beide Wörter me i, penS ganz richtig unterscheidet, (ob er gleich zuweilen irrt, z. D. 2. Mos. 28, 11: umher mit Golde eingefasst, 25, 25: die Leisten umher, statt herum,) sehr richtig: er geht umher wie ein brüllender Löwe, und suchet, wen er verschlinge; so auch: er sah umher, um sich her; dagegen wäre ei falsch, wen» man sagen wollte: der Fuchs geht um den Hühnerstall umher, und lauert auf Deute, sondern ei muß heißen: um

den Hühnerstall herum, wenn und weil der Gedanke ausge­ drückt werden soll, daß der FuchS mit seinem Gange die ganze Linie rund um den Stall herum beschreibt; richtig aber ist es: er geht bei dem Hühnerstall umher, und lauert auf Deute. Hieraus ergiebt sich, daß herum die Linie u m einen bestimm­ ten Punct oder Raum, umher aber die Linie oder Bewe­ gung in einem bestimmten oder unbestimmten Raume bezeich­ net: dies Schiff wird um das ganze England und Schottland, «m die Erde herum segeln, aber: der Seeräuber segelt auf dem Meere umher, ein Sonderling reifete in England auf den Knien umher, er lauft überall umher wie ein Narr. Doch lässt es sich nicht leugnen, daß herum nicht bloß von einer ganzen krummen Linie der angegebenen Art, sondern sehr oft auch von jedem unbestimmten Theile derselben gebraucht wird: komm zu mir herum, z. B. gleichsam durch eine Bogenlinie aus einem Hause ins andre, geh halb u. s. w. um den Tisch herum; die gemeine Sprache braucht es auch zur ungefähren Angabe eines Orts: er wohnt da herum, es war bei Leipzig herum. (Adelung giebt diesen Unterschied noch nicht deutlich an, bemerkt vielmehr, umher (wie umhin) werde mehr in der edlern, anständigern, herum (wie hinum) in der gemeinern Sprech, und Schreibart gebraucht, besonders wenn die Bewegung gewisser Maßen im Kreise gedacht werden könne, worin er gewiß irrt, und herum bezeichne auch eine unstete, ungewisse, unbestimmte Bewegung, so wie eine unbestimmte Nähe oder Ferne, eben so wie edler umher: alle, welche her, um oder umher standen, Jesus sah sie alle umher an, Luk. 6, 10, sein Gerücht erscholl bald umher, Mark. 1, 28, oder her­ um. Nach uns ist beides richtig, nur in verschiedener Bedeu, hing.) (Falsch schreibt also z. D. Hundeicker im Alerander v. Oberg, Braunschweig, 1825, Th. 1, S. 256: die Flasche ging im Kreise umher, wenn er damit nicht anzeigen will, daß sie immer hin und her ging, an einen Trinker öfter als an den andern, und an manchen vielleicht gar nicht kam.) (S. § 640.) 640) Feiner und nicht so auffallend, aber auch noch nicht so allgemein anerkannt und aufgenommeen ist der Unterschied zwischen den wenig gebrauchten Wörtern hinum und um, hin, welchen Seidenstücker so aufstellt: „in der ersten räumli­ chen oder localen Bedeutung dieser Wörter muß es heißen: er lief um das Haus hinum, wenn angezeigt werden soll, daß jemand längs der einen Seite des Hauses hingelaufen, und, nach einer Drehung zur andern Seite des Hauses, nicht

656 wieder an seinen vorigen Platz, zu un< gekommen ist. (Er lief um da- Haut herum heißt, er setzt seinen Lauf um alle Seiten de- Hause- fort, bi- wieder an seinen vorigen, ersten Ort, zu un- hin.) Umhin wird in dieser räumlichen Bedeutung seltener gebraucht, und Seidcnstücker sagt, daß folgender Unterschied von hinuin statt finden möchte, daß „sich nämlich die durch hin um angedeutete Linie am Ende, die durch um­ hin angedeutere am Anfänge krümmt, jene am Anfänge, diese am Ende in gerader Linie oder Richtung fortläuft. Dem­ nach muß man sagen: ich ging nicht durch die Stadt, sondern hinum, wenn man nach einem Orte reisen wollte, welcher in gerader Richtung hinter der Stadt liegt." Auch Hahn unterscheidet diese Wörter figürlich, zwar nicht so genau, aber fast auf dieselbe Art, indem er sagt: her, um bezeichnet einen Kreislauf, Q, umher einen unregelmä­ ßigen Lauf, etwa so: ----- hinum lässt erst hin oder gerade au-, und dann u m etwa- gehen: die Stadt hinumgehn heißt, erst durch die Stadl gehn, und sich dann auf eine Seite wcgschlagcn, so: ~D; (dies widerspricht Seidcnstücker- Angabe nicht, sondern vervollständigt dieselbe nur;) umhin heißt sich erst zur Seite wenden, und dann gerade au- gehen, so: q; er geht die Wand umhin, d. h. erst an die Wand hin, und dann gerade aus". Umhin (,aber nicht hinum) wird auch in abgeleiteter, uneigenllicher Bedeutung gebraucht: ich kann nicht umhin, Sie zu tadeln, es Ihnen zu berichten. Adelung lässt sich übrigens auf diese Unterscheidung gar nicht ein, meint vielmehr, hinum sei gar nicht üblich, doch auch wieder: es werde im gemeinen Leben auch wohl statt umhin gebraucht, welches aber in seiner eigentlichen Bedeutung: umhin gehen, d. i. um etwas herum und fortgehen, im Hochdeutschen eben, falls veraltet sei, so auch: um den Berg hin gehen, und nur mit können, besonder- mit der Verneinung, figürlich ge­ braucht werde: (nicht) umhin können, wogegen He in atz bloß bemerkt: ich will zu ihnen hinum kommen sei besser und ge­ bräuchlicher al« herum. Daß beide irren, ist offenbar. (Der Unterschied andrer, ähnlicher Umkehrungen solcher Zusammen­ setzungen ergiebt sich nach den Regeln über da- Zusammen, fetzen [im ersten Bande dieser Grammatik) von selbst, und braucht also nicht besonders besprochen zu werden, z. D. her, unter und unterher u. s. w..) 641) Hahn macht in Hinsicht aller dieser Zusammen, sctzungen die allgemeine Bemerkung, man solle nach einer Prä, Position

positiv» nicht noch ein solches mit derselben Präposition zusammengesetzles Umstandswort nehmen, und z. B. also nicht fax gen: er sah aus dem Fenster hinaus, er kam aus dem Hanse heraus, ich ging in die Stube hinein, sondern bloß: er sah aus dem Fenster, kam au» dem Hause, ich ging in die Stube. Im Allgemeinen hat derselbe freilich Recht, daß man solche Zusätze vermeiden, sie nicht ohne besondere Veranlassung sehen muß, wie sich in den angegebenen Beispielen wirklich thun lässt; immer aber können sie doch nicht gut, und ;nx weilen können sic in der That gar nickt vermieden werden, wie schon mehrere der von uns in dieser Abtheilung ausgcx führten Beispiele bewiesen haben: er kam an mich hat ja einen ganz andern Sinn, (kann z. B. auch bloß heißen: er las meh­ rere Namen ab, und kam nun auch an den meinigen,) als er kam an mich hinan; er ging vor mir bedeutet etwa- ganz andere» als: er ging vor mir vorbei; die Bilder schwebten vor meiner Seele etwas anderes als: die Bilder schwebten vor meiner Seele vorüber, und noch anders ist auch wieder dec Sinn von: er ging mir vorbei, vorüber, die Bilder ginge» meiner Seele vorüber. Zusatz. Auch Becker (in seiner deutschen Q-’rainma» tik, al» dem zweiten Theil seiner Sprachlehre, Frankfurt, 1829,S. 240) sagt: „her lind hin drücken, für sich allein, jene» das Woher (,) und diese» da» Wohin, beide» als Beziehung zu dem Sprechenden (,) d. h. al» ein Woher zu dem Sprechenden (,) und al» ein Wohin von dem Sprechenden au» (,) z. D. komm her, fahre hin." Indem aber Decker einsah, daß diese Regel nicht durch­ fährt, und oft dem allgemeinen Sprachgebrauch entgegen ist, sucht er sie dadurch zu verbessern, daß er hinznsctzt: „In der erzählenden Rede verseht sich der Sprechende jedoch häufig an die Stelle eine» besprochenen Subjektes (Sub­ jects), und beziehet her und hin ans den Letzteren (ans die­ ses sSubject)) (') z. D. er führt ihn herein szu ihm), Pe­ trus ging hinaus (,) und weinte bitterlich!" Man sieht, dieser Zusatz ist im Ganzen die richtige Regel; wie er aber hier mit der zuerst angegebene» (falschen) Regel zusam« mengestellt ist, verwirrt er das Ganze, und giebt der Will, kühr freien Spielraum. Uebrigens macht Becker noch die interessante Bemer, kung: „in der Zusammensetzung haben jedoch: her und hin nur alsdann (dann) diese (oder vielmehr nicht diese, Beu« Svrackl, UL 42

658 sondern die von unS angegebene) Bedeutung, wenn sie ton, los (oder halbtonig), und mit einer nachfolgenden betonten Präposition (»vielmehr einem Umstandswort) zusammengesetzt sind G) z D. komm herein, geh hinaus, und wenn sie mit einem andern Adverbialpronom (en) zusammengesetzt sind, (wie nämlich Becker die Wörter her, hin, da, wo u. s. w. nennt,) nämlich in: daher, dahin, woher, wohin. Wenn aber her und hin den Ton haben (,) und mit einer voran, gehenden tonlosen Präposition (, die dabei wieder als Um, stand-wort gebraucht wird,) zusammengesetzt sind, wie in: vorher, nachher, umher, nebenher, hinterher, und in: vorhin, umhin, mithin, nebenhin; (:) so drücken sie nicht mehr die Richtung auS, sondern haben die Bedeutung deS demonstra, tiven Substantivpronoms (dieser, e, es) (,) z. B. ich habe eS ihm vorher svor dem (diesem)) gesagt, und ihn nachher snach dem) daran erinnert; er hat eS hinterher Hinter dein) eingeschn, wie er selbst mir vorhin svor diesem Augenblick) erklärte." (Dieser Unterschied zwischen vorher und vorhin ist durch nichts begründet, wie denn daS Hochdeutsche vor, h i n wenigstens fast gar nicht mehr braucht. Daß übrigens die ganze Behauptung zu allgemein ausgestellt ist, zeigen schon die Wörter umher und umhin, die nach ihr gleichbe, deutend und demonstrativ sein müssten, war beides nach tz 640 nicht der Fall ist. Oder will Decker umher und umhin, und so auch hinterher und hinterhin, welches Wort das Hochdeutsche auch nicht kennt, doch unterscheiden? Aber wie, und auS welchem Grunde?) 642) Dagegen lässt sich für diesen ganzen Abschnitt in Hinsicht deS Gebrauchs der Präpositionen noch folgende allge, meine Bemerkung machen: wenn mehrere Substantiven, rod, che durch nichts oder durch die Bindewörter und und oder mit einander verbunden werden, dieselbe Präposition vor sich haben, so kann diese entweder bei jedem einzelnen, oder nur beim ersten Hauptwort stehen: durch List, durch Betrug und (oder) durch Verrath gründete er sein Glück, oder bloß: durch List, Betrug und (oder) Verrath gründete er sein Glück; durch Freundschaft oder durch Feindschaft ist er dazu gekommen, oder bloß: durch Freundschaft oder Feindschaft ist er dazu gekom­ men. Wenn aber die Substantiven durch andere Bindewörter (als und und oder) mit einander verbunden werden, so wird die vor ihnen stehende Präposition gewöhnlich, ja fast immer wiederholt: theils durch List und Betrug, theils durch Verrath oder Verleumdung gründet« er sein Glück, weder mit dir noch

mit deinem Bruder will ich gehn, und man sagt selbst selten: entweder mit dir ober deinem Bruder, sondern lieber: entwcder mit dir oder mit deinem Bruder will ich gehen. Uebrigcns wissen wir schon, daß zwei Präpositionen un, mittelbar neben einander fast immer Härte oder selbst Dunkel­ heit verursachen: durch mit Geld erkaufte Zeugen, besser durch die mit Geld erkauften Zeugen, ob die Sprache des täglichen Leben- gleich solche Ausdrücke oft genug braucht: er ward mit von ihm selbst erkauften Gewehren erschossen, er stieß auf durch seinen Feind gemachte Schwierigkeiten; aber selbst diese darf dieselbe Präposition nicht auf solche Art zweimal neben einan­ der stellen: er bewies durch durch (oder mit mit) Geld erkaufte Zeugen, auch nicht einmal gern, wenn diese Präposition ein mal oder beide male in ein bloßes Umstandswort u. s. w. übergegangen ist: die Nacht durch durchstreifte er da« Land, damit mit Gottes Hülfe alles gut gehe, er eilt davon von sei­ nem gefährlichen Platze.

660

Zusätze zum ersten Bande. I.

Zusatz zu § 22, S. 76.

Q ^)n seiner Methodik de- Sprachunterrichtes (»Frankfurt, 1828, €>. 94) giebt Schmitthenner folgende Ausstellung der Re, dethcile: „Es sind die jwei dem Punct und der Linie entsprechen, den Formen, unter denen wir jedes Selbstständige fassen, das Ding, oder da- in der Beziehung auf sich Beharrende, und da- Sein und Werden, als da- in der Zeit Schwebende und Verfließende, die cokrelaten Sprachformcn Nomen und Verbum. Jede- von beiden ist unselbstständiger Bestimmun» gen fähig, die also theil- adnominale, theis adverbiale sind; die correlaten Sprachformcn Beiwörter (»Beschaffen, Heils, und Eigenschaftswörter) und Neben Wörter. In der Zusammenstellung dieser Begriffe und Wörter treten Beziehun­ gen ein, welche Verhältnisse heißen. Auch diese sind ent­ weder adnominale, in so fern sie auf das Nomen, als den Ausdruck des Dinges, oder adverbiale, in so fern sie aus da- Verbum, al- den Ausdruck des Seins und Werden-, gc, hen. Auch können diese Beziehungen nicht allein zu den Wör, lern, sondern auch zu den Sahen statt finden, so daß also die diese Verhältnisse bezeichnenden Wörter theil- Verhältnisswörler der Wörter, theil- solche der Sätze sind. Endlich sind noch in der Sprache Wörter möglich, ja nothwendig, welche bloß zur Verbindung der übrigen dienen. Di« Gesamtheit der Wortarten stellt sich als» ter Tabelle dar:

in folgen,

I. Haupt, Wortarten. A. B. Dingwort. [Nomen.] Zeitwort. [Verbum.] a. b. a. b. Deutewort. Hauptwort. Aussagewort. Meldewort. (Pronomen.) (Sein.) II. Neben, Wortarten. A. Bestimmungswörter a. des Dingwortes; b. des Zeitwortes. (Beiwörter;] (Nebenwirt er.) B. Derhältnisswörter a. der Wörter; b. der Sätze. (Vorwörter;) (Satzvorwörter.) C. Bindewörter."

Diese Abtheilung ist gewiß eben so logisch wie gramma, tisch gut, da es sich von selbst versteht, daß nähere Erläutcrun, gen ihr die volle Deutlichkeit und Uebersicht gewähren müssen. So dienen die Neben, d. i. Umstandswörter nicht bloß zu Bestimmungswörtern de- Zeitwort», sondern auch der Advcr, bien und Adjectiven: sehr spät, recht gut, ganz vortreffliche Früchte. Nur die Abtheilung der Zeitwörter in Aussagewör, ter, wie sein und werden, und Meldewörter, die einen In, halt, ein Prädicat enthalten, wie lieben, stehen, ist nach unsrer Meinung von keiner Wichtigkeit; dasselbe gilt für die Abtheilung der Berhältnisswörtcr, indem der gewöhnliche Sprach, gebrauch der Grammatiker gar keine eignen Satzverhältniffwör, ter (weil) annimt. Dagegen fehlen al- eigne Rcdetheile die Artikel, die Schmitlhenncr mit zu seinen Deutewürtern zählt, und die Zahlwörter, die er theils zu diesen, theils zu seinen Bestimmungswörtern rechnet. Die Interjektionen erkennt auch er für keinen Redethcil an«

n. Zusatz zu § 40, S. 106 und zu § 390, Bd. 2, Seile 385. Sternhagen, der denselben Unterschied zwischen De, schaffrnhcits, und Eigenschaftswort festsetzt wie ich, sagt (I. c. S. 13o) : „alle Eigenschaftswörter können durch alle drei Ge, schlechter, in der Einheit und Mehrheit, als Deschaffenheits, Wörter, aber nicht alle Beschaffenheitswörter als Eigenschafts, Wörter austreten: der kluge Mann, die kluge Fran, da- kluge Kind, die klugen Leute, und: der Mann, die Frau, das Kind

662 ist klug, die Leute sind klug; aber nur: er ist meiner eingedenk, «« thut ihm wohl, weh, ich werd da« Hau» gewahr, sie gingen ihrer Freiheit verlustig (,und nicht der meiner eingedenke Mann, die ihrer Freiheit verlustigen Leute). Beweis genug, daß die« wirklich zwei verschiedene Wörtcrclassen sind, die nicht mit ein, ander verwechselt werden müssen." Schmitthenner im Teut sagt (II, 31): „die neu, teutsche Sprache hat da« Eigene, daß sie den Beiwörtern (Ad, jcctivcn), wenn sie al« Prädikate stehen, keine DiegungSsylben giebt, oder vielmehr, daß sie da« Prädicat al« Bestimmung de« Sein«, folglich al« Nebenwort (Adverbium) fasst, z. D. Gott ist gut. Der Grund dieser Eigenheit liegt vor Augen. Da« Prädicat ist zunächst eine Bestimmung de« Sein« (,) und auf da« Subject durch die Vermittelung de« Sein« bezogen ist e« natürlich nur die Weise (der Modus], wie da« Subject im Sein erscheint, also die unmittelbare Bestimmung de« Sein« und die mittelbare de« Dingos. Es kömmt nun Alles daraus an, wie es der Sprachgeist fasst; die lateinische und andre Sprachen fassen es al« Bestimmung de« Subject«, also adjektivisch, die teutsche al« Bestimmung de« Sein«, also adverbial." Außerdem daß die« eine sehr einfache, deutliche und gute Begründung ist, daß und warum der Deutsche (hinter oder bei den Derben) da« Prtdicat durch ein Adverbium au«drückt, wird hierdurch zugleich die. Wahrheit bestätigt, nach welcher gut, schlecht M. s. w. für Adverbien, und nicht für Adjectiv« erklär» werden müssen.

HI. Zusah zu § 50, S. 126. Schmitthenner im Leut (LH. 2, S. 264) machtfol, gende interessanten Bemerkungen: „in der gewöhnlichen Reihe de« Gestäbe« (a, b, c u. s. w.) liegt tiefer Sian. Dora» steht der Gmadlaut der menschlichen Sprache, da« a; sodann folg« auf jeden Stimmlaut drei Mitlauter der verschiedenen Organe; die flüssigen sind eingeschoben. Verrückungen und Einschaltungen haben freilich später Statt gefunden. — Auch in den Namen der Buchstab« zeigt sich die Weisheit de« Er, sinder«. Da« die Stimm« überhaupt darstellende t ist den flüssigen und säuselnden Buchstaben, mit Au«nahm« de« lelbli, chern w (,) vorgesetzt, den starren aber nachgestellt; h heißt ha, weil e« den Stoßhauch, im Gegensatz« de« gestrichenen a (,)

darstellt, nnb k heißt ka, weil es bei den Römern, »on denen e« entlehnt ist, (?) gleich ca galt; (,) woher sie auch klen-

dae statt calendae schrieben." der Buchstaben auf:

Derselbe stellt folgende Tabelle

|

Mitlauter.

Stkmmlauter.

Starre.

Harte.

Weiche.

Ge­ GeGeGe­ hauch­ stri­ hauch, stri, chene. chene. te. te.

Flüs­ sig«.

Säu-'- Hauch­ ler. zeichen.

2fufx Grund, lauter. lauter.

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