Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache: Band 2 [Unveränd. photomechan. Nachdr. 1828. Reprint 2020 ed.] 9783112313084, 9783112301906


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German Pages 673 [688] Year 1967

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Table of contents :
Vorrede
Inhaltsverzeichniß des zweiten Bandes
Viertes Hauptstück. Von der Orthographie oder Rechtschreibung
Fünftes Hauptstück. Bon der Flexion oder Biegung der Wörter
Erster Abschnitt. Flexion der Substantiven
Zweiter Abschnitt. Flexion der Artikel
Dritter Abschnitt. Flexion der Adverbien
Vierter Abschnitt. Von der Concretion
Fünfter Abschnitt. Flexion der Adjectiven
Sechster Abschnitt. Von den Zahlwörtern und ihrer Flexion
Siebenter Abschnitt. Bon den Pronomen und ihrer Flexion
Achter Abschnitt. Deklination der Bestimmungswörter, wenn ihrer mehrere vor einem Hauptwone stehen
Zusätze zum ersten Bande
Zusätze zum zweiten Bande
Zusätze zum zweiten Bande
Druckfehler des zweiten Bandes
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Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache: Band 2 [Unveränd. photomechan. Nachdr. 1828. Reprint 2020 ed.]
 9783112313084, 9783112301906

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Vollständige

Grammatik der

neuhochdeutschen Sprache. Ausgearbcitet von

Heinrich Bauer, Dr.

Zweiter Band. Toule Voperation du langage consiste ä donner du corps a la pensee; a en arreter le vagut^ par Pimpression fixe, que laissenl les sons articules; a furcer Fcsprit de derouler fenscmble de la pensee dans les parules, qui se succedeut.

Wilhelm von Humboldt.

Berlin, 1828. Gedruckt bei

G.

und

verlegt

Reimer.

Unveränderter photomechanischer Nachdruck

Archiv-Nr. 4587670 1967 Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen’sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30

Printed in the Netherlands Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen

-Angelegentlich muß ich meine Leser, und besonders die Herren Recensenten bitten, mir nicht zu zürnen, daß ich im gegenwärtigen zweiten Bande dieser Sprach­ lehre bei dem fünften Hauptstücke: von der Flexion der Wörter, schon sehr vieles vorgetragen habe, was strenge genommen erst ins sechste Hauptstüll des Syntaxes gehört. Weder Bequemlichkeit noch auch Man­ gel an Ueberlegung hat mich dazu veranlasst, denn ich bin schon, und zwar namentlich von Seidcnstücker, auf dessen Stimme ich sonst so großes Gewicht lege, bei meiner frühern Sprachlehre darauf aufmerksam ge­ macht, und deshalb getadelt worden, indem derselbe in seiner Jenaer Recension sagt: „die Syntaxe ist nicht scharf genug von der Etymologie (,soll wohl

IV

heißen: von den frühern Hauptstücken der Etymologie und der Flexion,) geschieden; daher der Uebelstand, daß so vieles doppelt, halb in der Etymologie (u. s. w.), halb in der Syntaxe vorkömmt, und der Leser so oft zurück gewiesen werden muß. Die Etymologie (u. s. w.) sollte sich auf die bloße Form der Rede­ theile beschranken, und die Vereinigung derselben zu einem Ganzen (?) ausschließlich der Syntaxe über­ lassen. In keinem Fall durfte ein Zurückweisen Statt finden."

Jetzt also würde ich wegen der Nicht-befolgung dieser Vorschrift doppelt tadelnswerth sein, wenn ich deswegen überhaupt Tadel verdiente. Das ist es aber eben, wovon ich mich durchaus nicht überzeugen kann. Wenn es nämlich Seidensiücker zuerst einen Uebelstand nennt, daß so vieles in einer Sprachlehre doppelt vor­ kommt, so ist das gewiß von seiner Seite ein Irr­ thum, denn es liegt in der Natur der Sache, daß in einer Sprachlehre vieles nicht nur doppelt, sondern vielfach vorkommen, und z. B. von der Form eines Worts nicht bloß in der Etymologie, sondern von ihrer Classification in der Redetheillehre, von ihrem Ursprünge und ihrer Bildung in der Etymologie, von ihrer Schreibung in der Orthographie, von ihrer Ver­ änderung in der Flexionslehrx, von ihrer Gestaltung bei Verbindung mit andern Redeformen zu Sätzen und Perioden im Syntaxe, von ihrer Stellung und

Folge in der Topik u. s. w. gesprochen werden muß. Ein Uebelstand könnte eS nur heißen, wenn dasselbe, dieselbe Sache mehr als einmal wiederholt würde.

Aber selbst dies lässt sich nicht immer vermei­ den, sobald durch solche Wiederholung der Zusam­ menhang und die ausgestellte neue Wahrheit deutlicher wird.

Ferner ist es undeutlich, was Seidenstücker un­ ter der Vereinigung der Redetheile zu einem Ganzen eigentlich versteht. Es ist ja unmöglich, die Flexion namentlich der Adjectiven gründlich anzugeben, ohne ihrer Verbindung unter einander und mit andern Redetheilcn zu ermahnen. Wollte man bei der Fitzion bloß die Formen der Deklination und Co.ch^ation angeben, so würden ja diese Abschnitte nm eben so viel zu mager, dürr und trocken werden, wie sich der Syntax an Umfang und Gedankenfülle aufolähen müsste. Darum habe ich in der Etymologie der Or­ thographie, und dem Syntaxe in der Flexion vorgear­ beitet, und für diese sogleich besonders alles dasjenige herauszuheben, und gehörig zu ordnen gesucht, was von ihnen für die Bildung der einzelnen (, einfachen und zusammengesetzten) Satze vorläufig zu wissen, wenn nicht notl)wcndig, doch nützlich und gut ist, so daß der Syntax nur das Formelle dieser Satzbildung, und die Verbindung mehrerer Sätze zu Perioden ent­ halten wird.

VI

Herzlichst soll es mich freuen, wenn gründliche Grammatiker diese meine Anordnung zweckmäßig fin­ den, und mich dadurch über Seidenstückers Vorwurf, daß ein Zurückweisen in keinem Fall statt finden dürfe, zu trösten sich veranlasst fühlen, denn ich weiß recht gut, daß in der Regel s’accuse, qui s’excuse. Bauer.

Znhaltsv erzeich ni ß d eS

zweiten

Bandes. Seite

Viertes Hauptstück.

Von der Orthographie oder Rechtschreibung. § 233 bi'S § 272, . . 41—114 Erster Abschnitt. 1—17 Allgemeine Bemerkungen. § 233—243. . 3 u. 9 Schreibe (nicht), wie du sprichst. § 234 u. 238. 8 u. 12 Folge dem Sprach- und Schreibgebrauch. § 237u.239. 8 u. 14 Folge (nicht) der Etymologie. § 237 u. 242. 8 u. 17 Folge (nicht) der Analogie. § 237 u. 243. Zwei ter Abschnitt. Orthographie Buchstaben. §v 244—266.. , , einzelner v 18—104 18 Regeln über den Gebrauch großer Anfangsbuchstaben. § 244. Regeln über die Bezeichnung der Dehnung und Schärfung 29 der Vocale. § 245. Bezeichnung der Dehnung des. Buchstaben a. § 246. . 36 . 37 e. § 247. . t. § 248. . 38 40 o. § 249. . — — — — — u. § 250. . 41 Gebrauch und Nicht—gebrauch des Buchstaben L. § 252 bis 254 42 u. 48 u; 5t Gebrauch und Nicht—gebrauch des Buchstaben ö. § 255. . 54 — — — — — ü. § 256 u. 257. 56,70 — — — — — ai. § 258. . 71 — — — — — au, Lu. §259. 73 — — — — — eu. § 260. . 74 — — — — ei. § 261.. 77 — — — — — oi, ui. § 262. 78 Wörter mit gleicher Schreibung bei verschiedener Bedeutung. § 263 78 Wörter mit ähnlicher Schreibung bei verschiedener Bedeutung. § 265 84 Ueber Synonymen. H 266 100 Dritter Abschnitt. Theilung und Trennung der Snlben. § 267—27 104—114 Gebrauch des Apostrophs. § 271. 111 Schreibung der zusammengesetzten Wörter § 272.

VIII Sette Fünftes Hauptst ü ck.

Von der Flexion oder Biegung der Wörter. . 115—668 § 273 — 500. . Erster Abschnitt. 115—284 Flexion der Substantiven. § 273 — 305. . Erste Abtheilung. Vom Genus der Ha uptw ör115-153 ter. $ 273—284. 115 Allgemeine Regeln über die Drei Genus im Deutschen. §273< 118 Besondere Regeln über daö Masculin. § 275. . 121 — — — — Feminin. § 276. 124 — — — — Neutrum. § 277. 131 Geschlecht det Zusammensetzungen. § 279. Substantive generis cummuni«; Hund, Hündinn, Vater, 132 Mutter, Vormund u. dgl. ' § 281 Der uud das Band, die Bande; das Buch und die Buche u. 137 s w. § 282 142 DaS Geschlecht fremder Wörter. § 283 145 Gottscheds Regeln. § 284. . . Zweire Abtheilung. Vom Plural der Haupt­ wörter. § 285 - 302. . . 153—174 Wie der Plural der Hauptwörter vom. Singular- abgeleitet 157 wird. § 288 158 Das e alS Zeichen des Plurals. § 289. .... ßingularia tantiiw. § 290. ...«•• 160 Pluralia tanlurn. §291 161 Plural der Zahl-, Maß- und Gewichtsbenennungen. § 297. 164 168 u. 170 Wörter mit mehreren Pluralformen. § 299 u.300. Fast gleich lautende Wörter mit ihren Pluralen. § 301. . 172 Leute. § 302 172 Dritte Abtheilung. Deklination der HauptwörWörter. § 303—365. . . . 174—284 Verhältnisse, welche die Casus bezeichnen. 5 306,307,308. 176—179 L Deklination d er deutschen Gattungswörter. § 309 180 180 Wie viele solcher Deklinationen es giebt. § 309. . Allgemeine Bemerkungen über die sechs Deklinationen. § 310. 194 195 Wortes und Worts, Worte und Wort. § 311. Erste Deklination. Weibliche Wörter mit der Biegungssylbe e im Plural. § 312. 199 Zweite Deklination. Weibliche Wörter mit der Diegungs201 sylbe n, en im Plural. § 314 Bemerkungen über diese Deklinationen; zur Höllen fahren. §316. . . . . 203 Articulus postpositivus. § 367 u. 316. 291u.203 Dritte Deklination. Nicht—weibliche Wörter ohne Endsylbe im Plural. § 317. 206 Welche Wörter auf el, er, en den Umlaut annebmen. § 318. Vierte Deklination. Nicht—weibliche Wörter mit der End­ sylbe e im Plural. § 319 Fünfte Deklination. Nicht—weibliche Wörter mit der Bieguugssylbe er im Plural. § 322.

Seite

Sechste Deklination. Nicht-weibliche Wörter mit der Bie­ gungssylbe en, n im Plural. § 325. . . . . Erste AusatzdekUnation- Der Friede, des Friedens, die Frie­ den. § 328 Zweite Zusahdeklination. Das Auge, des Auges, die Augen. § 330 Wörter mit mangelhafter Deklination. § 332. . . . Deklination der andern Redetheile, die als Hauptwörter ge­ braucht werden. § 333 '. . . II. Deklination nicht —deutsch er Gattungs­ wörter. § 334 Deklination der griechischen und lateinischen Wörter nach ih­ ren Endungen. § 340 Deklination der französischen Wörter. § 342. . . . Deklination der Wörter aus fremderen Sprachen. § 344. . III. Deklination der eignen. Namen. § 345. . A. Deklination der Nichtpersonennamen ohne Artikel. § 351 B. Deklination der Nichtpersonennamen mit dem Ar­ tikel. § 354 C. Deklination der Personennamen ohne Artikel; 1) der deutschen und derjenigen fremden Perfoneunamen, welche eine deutsche Endsylbe haben - §355. 2) derjenigen, welche keine deutsche Endsylbe haben. § 362 D. Deklination der Personennamen mit dem Artikel. § 363 Allgemeine Bemerkungen über die Biegung der Personenna­ men. § 365 Zweiter Abschnitt.

Flexion der Artikel.

§ 366—368.

.

Articulus postpositivus. § 316 U. 367. . Dritter Abschnitt.

Flexion der Adverbien. § 369—389.

.

217

220 227 232 233

234 239 252 256 257

261 264 265

270 276 281

284—293

. .

203 u, 291

Comparation.

293—382

.

Unterscheidung der Bindewörter als und wie. § 371 und

Grammatische Bezeichnung der Ungleichheit und Unähnlichkeit der Begriffe. § 375. 327 Comparativ und Superlativ der Erhebung und Verringe­ rung. § 376................................................................................. 339 Subjects, und Prädicatsvergleichung mit mehr, meist, er, est. § 376 und 377 342 Je länger je lieber; nichts desto weniger; er ist ärger als ich nicht dachte u. s. w. § 377 343 Comparation von vollkommen, möglich, nothwendig, zufällig. § 378 346 Welche Wörter er und est, und welche bloß r und st anneh­ men. § 379. . 350 Welche Wörttr beim Compariren den Umlaut annehmen. § 380. Adverbien mit unregelmäßiger Comparation. § 381. . . 354 Adverbien mit mangelhafter Comparation. § 282 u. 283. 359 u.366

X Seite Steigerung der gesteigerten Wörter: weit größer, aller grö372 ßester. § 386 Ersterer und letzterer. § 387 375 Adverbien der Comparativen und Superlativen: er ist höchst, 380 höchstens, am höchsten, qufs höchste gestiegen. § 388. Vierter Abschnitt. Von der Concretion. tz 390—392. . . 382—388 Deschaffenheitswörter, die nicht cvncrescirt werden. § 391. . 385 Fünfter Abschnitt. Flexion der 2(bjcctb>en. § 393—407. 388—411 389 Bestimmte Deklinationsfonm jj 394. 390 Unbestimmte Deklinationsform. § 395. 392 Bestimmte Genitivform mit es und en. § 398. 392 Mit lahmem oder lahmen Fuße. § 399 393 Wegwerfnng eines e bei den Wörtern auf el, er, en. § 400. 395 Schön Wetter statt schönes. § 401 Nichts, etwas, eitel, lauter, genug Gutes; voll süßen Weins, voller Freude. § 402 396 401 Ganz und halb Deutschland. § 403 408 Drei Schönen, Liebsten. § 406 Das Schwarz, der, die, das Schwarze, die Schwärze; Ew. 410 Wohlgeboren. § 407 Sechster Abschnitt. Von ben Zahlwörtern und ihrer Flexion. §408—444. 411—509 Erste Abtheilung. Von den Grundzahlwörtern. § 408-432. . . . 411—487 414 Einer, e, es. §- 411420 Biegung von zwei, drei, u. f. w. § 412 422 Beide; alle beide. § 413 424 Halbirende Zahlwörter, anderthalb u. s. w. § 414. 425 Grundzahlwörter als Substantiven. K 415. 428 Einige zwanzig, an die zwanzig. § 416 Unbestimmte Grundzahlen. § 417. . 428 Aller, e, es; all* und jeder; dieses alles, alles das; bei dem allen; mein Hab und Gut ist all* verzehrt. § 418. . 428 Zeder, ein jeder. § 419. 434 Jedweder, jeglicher. § 420. 4^5 Jedermann § 421 436 Jemand, niemand. § 422. 436 Keiner, e, es; keiner nicht. § 423. 438 Sämtlich. § 424. .... 440 Nichts. § 425 441 Etwas. § 426 442 Mancher, e, es. § 427. 446 Einiger, e, es. § 428. . 448 Dreieiniger Gott. Etlicher, c, eS; anderer; übrige; manche weniger; vieler, e, es. § 429. .... Komparation von wenig und viel; mehrerer oder mehrer? § 430. 470 Welcher aU Zahlwort; (ich habe welches und welche;) §431 Zweite Abtheilung Von den Ordnungszahl Wörtern. § 433—437. . . . 487—493

Xi Seite Anderer als Ordnungszahl. § 435 488 Ein Halb, Drittel, Viertel, drei Viertel Fünfsechsteltel. §436. 493 Der wievielste, letzte. § 437. 494 Dritte Abtheilung Von den Wiederholungs­ zahlen. § 4 0—441. . . 496 502 Es war einmal ein Mann, der hatte nicht einmal, sondern tausendmal, oftmals Recht; dreimalige Wiederholung. § 4-iO. 496 Zweimal größer, zwei mal so groß und noch einmal so groß als ich. § 441. ......... 498 Fünfte Abtheilung. Von den Vervielfachung soder —fältigungszahlen. § 442. . 502—507 Vielfachere und mehrfachere Gründe; manchfachste; zweidoppelte; tausend Dank; die Einnahme verringert sich -ums Vierfache § 442 504 Sechste Abtheilung. Von den V erhältniffz a tzlen. §443 507—599 Einfältig; Dreifaltigkeit. § 443 507 Siebente Ab th eilun g. Von den Verth eilungszahlen. § 444. .... 509 Immer zwei gaben je drei» und dreien einen Thaler. § 444. 509 Siebenter Abschnitt. Von den Pronomen und ihrer Flexion. § 445—485. 510—628 Erste Abtheilung. Von den Personwörtern. § 446—454 510—549 Deklination von ich, du, er; du Narr, sie Närrinn; mein Ich. §. 447. 511 Verschiedene Arten der Anrede; Dieselben; Dero; Ew., Sr. Hochwürden. § 448. 514 Das Mädchen, es oder sie spielt mit ihrer Puppe. § 449. 522 Gebrauch des Wortes eS. § 450a 527 Zusammenstellung von er, sie, es, der, die, das und der be­ stimmten Biegungsform 537 Das Wort man und seine Biegung; eS wird einem oder uns übel. § 450 b 538 Selbst und allein zur nähern Bestimmung. § 451. . , 5-s0 Gebrauch des Wörter sich: reflexiv. § 452. . . 541 Gebrauch des Wortes sich und einander; reciprok. § 453. . 546 Meinethalben, ihretwegen, mein Ich § 454. . . 549 Zweite Abtheilung Von d en' b esitz anzeigend en Pronomen. § 455—462. . . . 550—562 Daß Mädchen hat ihren Vater verloren, darum weint sie. § 456 551 Deklination der Possessiven. Unsrer, unsres, unsre statt unse­ rer, unseres, unsere. § 458. 553 Absoluter Gebrauch der Possessiven. § 459 555 DaS Wort eigen zur nähern Bestimmung. § 460. . . 557 Grammatische Bestimmung der Wörter mein, dein, sein, un­ ser, euer, ihr; er gedenkt unser und unsrer; Vater unser; unser» und unsrerseits. § 461 557 Den Küster sein Haus; den Küster seines. § 462. . . 550 Dritte Abtheilung. Von bey hinzergenden Pro­ nomen. § 463—468. . . . 063-571

XII Sekte .565 Der, die, das als Demonstrativ für dieser und jener. § 464. 567 Drei Gegenstände durch dieser, der und jener bezeichnet. §465. 569 Absoluter Gebrauch von ba6, dies (,es). § 467. . 570 Die Größe der Sonne übertrifft die des Mondes. § 468. Gierte Abtheilung. Von den bestimmenden Für­ 571-587 wörtern. § 469—475. Derselbe und derjenige; derjenige des Küsters; Gebrauch von 572 er, sein und derselbe, selber, g 470. .... 578 Solcher; alle solche oder solchen? § 471 582 Dergleichen, desgleichen. § 472 584 Der, die, das determinativ. § 473. 584 Wer mich liebt, folge mir. § 474. Ein und eben derselbe; das des Küsters. § 468 u.475. 570 u. 586 Fünfte Abtheilung. Bon d e n beziehenden F ü r, Wörtern. Z 476—482 587—619 Welcher, e, eL. § 477. 587 Der, die, das relativ. § 478. 590 Wer und was. § 479 602 Was für (ein). § 480. 611 Daran, hieran, woran, wozu u. s. w.; von waS; der Mann, 612 wovon ich rede; da weiß ich nichts von it. f. w. § 481. . 619 S o als relatives Pronomen. § 482 Sechste Abtheilung. Von den fra genden FürWörtern. § 483—485. . . . 619—6 8 Gebrauch von wer, was, waS für (ein), welcher, welch' ein 619 Mann; welch' einsame Gegend. § 484 Ausrufe in Frageform: waS für, welch' ein, welcher Mann; 627 indirecte Frage: ich weiß, welchen Fehler er hat. § 485, . Achter Abschnitt.

Deklination mehrerer Bestimmungswörter vor einem Hauptwort. § 486—-500. . . 628—658 Vier allgemeine Hauptregeln. § 487 Besondre Regeln: i) Wenn hin Bestimmungswort vorm Hauptwort steht. § 488; Wenn mehrere deren vor einem Hauptwort stehen, und das erste ist 2) der, die, das. § 489 3) dieser, jener, derselbe, derjenige, welcher. § 490. ♦ 4) ein, eine, ein. § 491. 5) mein, dein, sein, unser, euer, ihr. § 492. , 6) allerlei, allerhand. § 493. 7) ich, du, er, wir, ihr, sie. § 494. .... 8) solcher. § 495. 9) ein bestimmtes Grundzahlwort. § 496. iq) ein unbestimmtes Grundzahlwort. § 497. Diele, gute Menschen und viele guten Menschen; alle Guten; zweier, guter und zweier guten Menschen; diese, gute und diese guten Menschen. § 498. .< . . 11) «Die übrigen Zahlwörterclassen als erste Bestimmungs­ wörter. § 499. 12) Biegung mehrerer Adjectiven vor einem Hauptwort; bra­ ve, preußische und brave preußischen Truppen 2c. § 500. .

629

631 633 635 639 639 641 641 647 647 648 653 658

Viertes Hauptstück.

Von -er Orthographie oder Rechtschreibung. Erster Abschnitt.

Allgemeine Bemerkungen. 233)

e^Vir wissen schon, daß eS unentschieden ist, ob Ul,

philas zu seiner Uebersetzung des neuen Testaments ins Gothi­ sche sich selbst erst Schreibezeichen für die Buchstaben erfand, und diese aus den griechischen und lateinischen Schriftzeichen ableitete, und mit manchfachen Abänderungen für sein Gothi­ sches festsctzte, oder ob cs schon früher deutsche Schrift gab. Doch ist dies höchst wahrscheinlich, indem es sich fast gar nicht denken lässt, daß jemand auf die Idee kommen kann, ein wichtiges, zum allgemeinen Gebrauch bestimmtes Werk für ein Volk in Zeichen ausjuarbcitcn, von denen dasselbe durchaus keinen Begriff hat. Das ist freilich wohl gewiß, ünter den deutschen Völker, stämmen im engern Sinn waren die Franken der erste, welcher sich wissenschaftlich zu bilden anfing, und daher auch schreiben lernen musste. Dies geschah aber erst, nachdem sie sich in Gallien nieder, gelassen hatten, und da nun in diesem Lande bloß die römi, schen oder lateiniscl-en Schriftzeichcn gebräuchlich waren, so entlehnten sie dieselben auch für diese ihre wissenschaftlicher ge­ bildete deutsche Schrift. Daraus folgt aber durchaus nicht, daß alle deutschen Stämme, und auch sic selbst, bis dahin ganz ohne Schrift gewesen sein müssten. Im Gegentheil ist es jetzt ®«h« Sprach». U. 1

2 so gut wie historisch erwiesen, daß die älteste deutsche Runen, schrist wenigstens älter als da- Christenthum ist, ob sich gleich noch keine genauern Resultate über das Alter derselben angeben lassen» Wie nun auch des Ulphilas gothische und diese Schrift, Zeichen der Franken und der alten Deutschen überhaupt histo, risch sich zu einander verhalten, wann und wie sie in einander übergcgangen sein mögen, immer liegen den deutschen Schrift, Zeichen die griechischen und lateinischen zum Grunde *), die sich indessen mancherlei Abänderungen im Laufe der Zeit gefal, len lassen mussten, und erst in spätern Jahrhunderten zur so, genannten Mönchsschrift, und noch viel später zur jetzigen deut, schen Schrist in ihren beiden von einander so sehr verschiede, ticn Hauptzweigen fürs Schreiben und für- Drucken über, gingen. Ueberdies waren die Erfinder und spateren Verbesserer der deutschen Schrist genöthigt, für manche Laute und Lautvcr, hältnisse, die man im Deutschen hörte und bezeichnen wollte, welche man aber im Lateinischem entweder nicht hatte, oder doch nicht bezeichnete, eigne, neue Zeichen zu bilden. So ent. Nahm man das k aus dem Griechischen, und so bildete man denn auch das ck, ß, w und tz. Aus diesem Ursprünge der deutschen Schrift aus der la, teinischcn erklärt sich die Sonderbarkeit, daß wir mehrere ein, fachen Laute mit zusammengesetzten Zeichen schreiben, namcnt, lich jf, (p, S mit ch, pH, th, bloß weil die Römer ch, ph, th schrieben, das sch für den einfachen Laut, den die Hebräer doch schon einfach durch v bezeichneten, welchen aber die Römer für sich gar nicht hatten, und für griechische Wörter mit 'n. öde, die Oede beim Jsioor odhin, beim UlphilaS outhida, schweb. Oede, am nächste» ver, wanbt mit 010$, oio&i allein, oiotiv vereinzeln, verwüsten, verwaisen, hülflosmachen,) Oehr und Oehse (von Ohr), Ochm« chcn, (Ohm,) Oel, (oleum,) Pöbel, (populus,) plötzlich, (Plotz, plutz,) Plötze, (wohl von platt,) Pdller, (wohl ein malendes Wort von dem Tone Poll, Pall, Ball, Knall, den dies Ge, schütz beim Äbfeuern giebt,) röcheln, (ebenfalls ein den Ton nachahmendes Wort, schwed. röfsla, franz, raler sonst racler, lateinisch ronchillare, griech. ^lyxEiv, (goyva&w,')) Röcheln, (roth,) Röhre, (Rohr,) schnöde, (wohl wie das schwed. snöd eigentlich nackend, und dann arm, dürftig, eitel, verächtlich, schlecht, boshaft, snöda werld, die eitle, verächtliche Welt, ver­ wandt mit nudus,) schön, (beim Ottfried scono, 'beim Wille, tarn scon, schwed. skiin, dän. kion, wohl nach Wachter von scheinen in der Bcdentnng glänzen,) schöpfen, (beim Ottfried, skepphau, im Tatian sebephan, beim Willcram skefian, engl. to skoop, hehr. BRt? und Dttiy, (schaaph,) von schöp­ fen kommt her Schöppen'u. s. w.;) Schöpfer, (beim Ottfried scepher, beim Notker skeplie, beim Stryker scheppher,) Schöppe, (Schöpfe, Schöffe und Scheffe, im Sachsenspiegel scepene von schaffen,) Schöps oder Schöpps, (nach Wächter von kappen d. i. schneiden,) schwören, (schwor,) Söller, (beim Ottfried und Tatian Solar, Soler als Saal, holländ. zojler, engl. sollar, mittellatcinisch solerium, Solarium,) söhnen, (gr.

56 gmtv, stvaxttv wieder eine Onomatopöie, verwandt mit tö­ nen,) Stör, Mangels, styria, holl, steur, schweb. Stör, engl. stoorgeon, franz, estourgeon, spanisch esturion, ital. storione, sturione, nach Adelung vom alten stör, nieders. stür, d. i. stark, groß, und dann verwandt mit Stier, Starke, nach anderen von) stören, (benn Notker sturan, stören, angels. styran für rühren, bewegen, island. sturia, schwed. förstera; im Englischen heißt siirr rühren und slir anreizen,) störrisch nnd störrig, (engl. sturdy, Holland, starrich, vorn alten Sturr, dem Stammende eines gefällten Baums, dem Stock, wovon man auch verstockt, stöckisch gebildet, hat,) Tölpel, (beim Hans Sachs Dölp, schwed. tylp, tolp, böhm. telpl nnd tulpa, ein Wort ungewissen Ursprungs,) trödeln, (ein Wort ungewissen Ursprungs; Adelnng sagt, cs scheine von dem Laut entlehnt zn sein, welchen alte Gerathschaften machen, wenn man damit han­ dlet oder Lärm macht,) versöhnen, (im Schwabenspiegel versonen, beim Ortfried nnd Notker besuonen und besuanen,) wöl­ ben, (nach Adelung mit voluere von der Wurzel wol, wel, deren Hauptbegriff die Runde, Rundung, nnd die Bewegung in die Runde ist, und von welcher auch Welle, walzen u. s. w. abstammen,) zwölf (,zwolif). 256) Als schwierigere Wörter mit ü, die einem kleinen Theile nach ebenfalls Wurzeln sein mögen, meistens aber Ab­ leitungen aus veralteten provinciellen oder fremden Wörtern sind, lassen sich besonders folgende aufführen: abtrünnig, (nach Adelung von einem veralteten Worte Trunn, das mit trennen genan verwandt sei, nach andern von truncus der Stamm, was vom Stamm ab- oder losgelöset ist; ein Abtrünniger hieß sonst auch ein Abtrünner;) anschüren, (schüren, zuschüren, Wörter, die nur noch selten gebraucht werden, und ungewissen Ursprungs, aber mit scheuern nnd scheren nahe verwandt sind,) ansbündig, (Bund,) bezichtigen schreibt man richtiger bezichti­ gen, indem es nicht von Zucht herkommt, sondern das Frequentativ vom veralteten bezeihen ist, (jemanden des Diebstahls zeihen, bezichtigen; eben so bildet sich besichtigen von besehen;) blühen, (ein sehr altes Wort, dessen bestimmter Ursprung sich schwerlich je genau angeben lassen wird. Auch im Griechischen sind ßXdto, ßXd£w, ßXdoaW) ßXctTTw ungewöhnliche Stamm­ formen, deren gemeinschaftliche Grundbedeutung fließen, über­ fließen ist, die auch in /3Xdco, ßXfew, ßXuo'9 ßXoco, ßXifit, cfXcccn,

> (fXico, q>X6(o, rpXvco statt findet; von ßXatjto kommt namentlich das Verbale ßXaa3$ und davon ßXaotto in der besondern Bedeutung der in Saft stehenden und spros,

senden Pflanzen her, wie man auch im Oberdeutschen Blast so wie Blust für Blühte'sagt; von ßZoco, (floto als hervorkom­ men , hervorkeimen in Sprossen, schießen kommt /los her; cflvu) ist fluo, fließen. Unser blühen, beim Ottfried bluen, blyen, beim Notker piuon, beim Willeram bluoien und blnoyuen, holl» bloyen, angels. blowan, cngl. to blow kann mit diesen blow, flos, pullulare ver­ wandt sein; doch sagt Adelung, es gehöre ohne Zweifel zn der großen Familie derjenigen Wörter, ($. B. blicken, Blitz, Antlitz, lassen,) welche laen, luhen, lugen, XaeiD zur Wurzel haben, und alle den Begriff des Scheinens, Sichtbarwerdens, und dann auch des Sehens in sich fassen, wie blouetle im französischen ein Funken heißt, und das b sei die Vorsylbe be, deren e vor Consonanten so gern wegfalle. Es ergiebt sich übrigens von selbst, daß mit blühen wahrscheinlich als Ablei­ tungen aufs nächste verwandt sind Blume, Geblüt, Blut und Blüte oder Blühte; Adelung will für dieses Wort die Schrei­ bung Blüthe f, die auch Schiller in der cottaischen Ausgabe s. W. II, 13 hat,^ damit vertheidigen, daß th oft für d stehe, und Willeram bluod schreibe; dies kann aber gar nichts ent­ scheiden, da weit mehrere altern Schriftsteller das t haben, z. B. Markgraf Otto von Brandenburg bluot für Blüte, was Adelung selbst anführt, der auch selbst Blut und nicht Dluth schreibt, obgleich das Wort beim Ulphilas bloth, (aber beim Ottfried bluat,] dänisch und schwedisch blöd und engt, blood heißt *). Ferner werden mit ü geschrieben:) Brühe, (angels. briw, bei den schwäbischen Dichtern bruege, mittellateinisch brodium, holl, broye, brue, franz, bronet, englt. brotb, ital. brodo, nach Adelung noh verwandt mit brauen für kochen,) Brücke, (im Schwabenspiegel brugge, niedersächsisch Brügge, oberdeutsch Druck, angels. brich, brygga, engl. bridge, altfranz. brigae, nach Adelung von bro oder bru, das in allen alten nordischen Sprachen jede Erhöhung bedeutet zu haben scheint [/o daß es auch zur Wurzel bor d. i. hoch, die noch in empor übrig ist, gehörnt könntet; im Schwedischen und

*) Wenn Adelung sagt; blühen Heist ursprünglich, durch eine leb­ hafte Farbe, dergleichen die rothe ist, sichtbar werden, so ist die­ se Hineintragung des Begriff- roth wohl zu kühn und zu willkührlich, und der Belag, das DI (dam, Blut) von Lire (adam, roth sein,) herkomme, zu unbedeutend. Der Grundbegriff de- Flie­ sen- in ßX6o>, ßkvto, würde sich weit einfacher und paffen­ der auf Blut übertragen lassen,

58 Dänischen heißt bro und broe noch jetzt eine Brücke. Frisch leitet Brücke von be und Rick d. i. Reihe her, weil im Schweizerischen auch Rick für Brücke gesprochen wird;) Brühl, (ein sumpfiger, besonders mit Gebüsch bewachsener Ort, in älte­ rer Zeit Brogel, Brögel, beim Hans Sachs Prücl, französisch breuil, ital. broglio, angels. broel, mittcllat. brolium, brollum, briulum, brogilus, brugilus, nach Adelung von Bruch, ein Sumpf, Brüchel (/gedehnt ausgesprochen,) zusammengezo­ gen in Brühl,) brüllen, (von be und rüden, wie noch Hans Sachs schreibt: anfieng sie zu schreyen und rüden, rugire,) brüten, (Brut, beim Notker pruten, für erwärmen sagt dieser Psalm 147, 5 bruoten,) Büchse, (pyxis, av'gig, wohl vom uralten Bug, Buk, Bak, ein hohles oder vertieftes Gefäß, und dies von biegen,) bücken, (dänisch bukke, das Intensiv von biegen oder beugen, wie nicken von neigen, placken von pla­ gen,) Bückling, (ein eingesalzener und dann geräucherter He­ ring, holländisch bucking, wohl von backen im Begriff des Dörrens und Trocknens,) Düffel, (eng!, büffle, franz, bulle, bretagnisch bual, das aus dem altgallischen bu ein Ochs und al fremd gebildet sein soll, ital. butialo, polnisch buwl, dän. Dyffel, lat. bubalus, griech. ßvßcdog, wahrscheinlich von ei­ ner Wurzel, von welcher auch bos, bovis, boeuf und das englische beef, ein Ochs, Herkommen,) Bügel (von Bug, schwed. bygd), Bühne, (ein neueres Wort ungewissen Ursprungs, das sich in keiner verwandten Sprache findet,) Dündniß, (Bund,) Bürde, (beim Kero purdi, beim Ottfried und Tatian burdi, angels. byrthun, engl. bürden1, ital. byrth, dänisch byrde, schwedisch börda, franz, fardeau, griech. (poqros, von baren, tragen,) Bürge, (vor tausend Jahren byrigu, später purigo, Pürgel, Pürkel, dänisch borg, holländ. borghe, engl. borrow, wohl von borgen, das ehemals einen allgemeinern Begriff als jetzt hatte,) Bürger, (Burg,) Dürste, (dän. börste, holl, bor­ stet, angels. bristl, engl. bristle, brush, franz, biosse, wohl mit Borste dasselbe Wort, so daß man cs nicht von bersten ableiten, und Kleider (aus)bürsten nicht birsten schreiben darf,) die Dürsch (,das Schießen ans einem gezogenen Rohre, die Jagdgerechtigkeit und der Jagdbezirk,) und bürschen, schießen, besonders mit einem gezogenen Rohre, oberdeutsch auch birschcn, bürsten, pirschen, pürschen, bei den schwäbischen Dichtern birsen, und unterschieden von schießen, beim Theuerdank Cap. 30 das pirsch armbrnstmein, nach Wachter zugleich mit percer ans einem unbekannten Stammwert abgeleitet, das schießen bedeutet.'; auch das mittellat. bersare, das franz, berser, das

schwedische bersa, das isländ. birsa bedenken jagen, das böh, mische porazydi aber schießen,) Büttel, (wohl von bieten, ge­ bieten, weil ein solcher Mensch im Namen des Richters oder Herrn gebot, weswegen auch beim Stumpf noch der Priester ohne allen verächtlichen Nebenbegriff ein Büttel Gottes heißt, und im Schwabcnspiegel gesagt wird, daß die Frohnbotcn auch den Namen Gebütel, Richter u. s. w. führen; auch bedeuten englisch beadle, angels. bydel, schweb. Bödcl, isländ. budal, dän. Böddel einen Boten, oder einen Eerichtsdiencr oder den Henker;) drücken, (Druck,) Drüse, (in den monscrischen Glos­ sen druost, kommt wohl mit dem Wort Druse, in der Be­ deutung eines Gesteins, das auf der Oberfläche in Gestalt klei. ncr Krystallen oder Blätter angeschossen ist, Spath-, Quarz,, Erzdruse, von einem alten Stamm Dros, Drus, ein Haufen, eine Erhöhung, sd)web. druse, drosse, angels. throsme her;) düngen und Dünger, (engl. düng, angels. dinea, [dyngan, stercorare,] schweb, dynga,) dünken, (beim Notker dunchen, beim Ottfried thunkin, schweb, tycka, nach Adelung mit bauch­ ten oder beuchten ein und eben dasselbe Wort, so daß es sich von ihm bloß der Mundart nach unterscheidet; beuchten doxeiv, ducere, [für etwas halten, ] beim Ottfried thuhthan, scheint die ältere Form zu sein, woraus durch eine nieselnde Form, die den Hauptlanten so gern n anhängt, dünken ent­ standen ist, das indessen sich doch aud) schon im gothischen Ihugkjan zeigt, wenn man das g, nach Art der Griechen, durch die-Nase wie ng ausspricht, beide Wörter sind der Bc, deutung, und wohl selbst dem Wortkörpcr nach nah verwandt mit denken, [dem Intensiv vom nod) ältern dachens beim Kero daneben, beim Ottfried thenken, beim Ulphilas thagkjau, angels. thencan, dincan, engl. to think;) Dünen, (ein sehr altes Wort dun, ein Haufe, ein Berg, da- sich in der älte, sten gallischen Mundart findet, griechisch &tv, angelsächisch dun, dune, engl. downs, franz, dunes, holl, dugnes, und doch, nach Adelung, wohl eine Ableitung von dem im Niedersächsischen nod) erhaltenen dunen von dehnen ist, und wovon dunsen und Dunst hcrkomml;) dünn, (beim Kero dunna, angels. thyn, engl. thin, schweb, tunn, persisch lend, lateinisch tenuis, gricch. Tvvvog, kommt nach Adelung ebenfalls ohne Zweifel von dehnen und dessen Neutrum dunen her; nur muß es auf­ fallen, daß cs dod) gerade das Gegentheil dieser Begriffe an­ zeigt;) dürfen, (als fld) erkühnen, wagen beim Ulphilas dauvan, gricch. , fränkisch und alcmannisd) dürren und thorren, angcls. dyrran, dearrau, engl. dare,) dürftig, (»er

60 tausend Jahren fränkisch durfdig, durstig, vom Hauptwort die Durft, daS beim Kero und Ottfried vorkoinint, und dies von dürfen,) dürr, (Beim Ulphilas thaursus, Ottfried thurr, Not­ ker durri, angels. dyrre, Holland, dorre, Hal ursprünglich wohl Keiß bedeutet, und da nach Festns dio ältesten Lateiner torrus für dürr sagten, so kann inan nach Adelung tone re, torridus, reioio, TtoQt», trocknen, , avfißtß^xoe) gehört: du Laster, scelus, Spott, du Oechslein. (Die letz­ ten Beispiele erläutern den Ginn der letzten Bemerkung nicht passend, und das Wort Mensch wird noch in manchen Theilen Deutschlands ohne allen verächtlichen Rebenbegriff gebraucht, z. B- in Schlesien, wo schon Opitz ein reiches Mensch für Mäd­ chen schrieb; übrigens brauchte man dieses Wort ehemals auch für Minner, doch freilich besonder« im verächtlichen Sinn; so re­ det Opitz einen Selbstmörder an: o, du unmenschlich« Mensch.) 2) . Tändeln: mein Täubchen. Perlchen; daher die Sächlich« keit so vieler griechischen Weibernamen; der Grieche tändelt gern; dabei besteht keine Achtung und Ehrenerweisung; Ge­ schlechtsfähigkeit ertheilt eine gewisse Würde in Rücksicht darauf, daß Geschlechtslosigkeit auf der Leiter geschaffner Wesen die nie­ drigsten Sprossen einnimt; also: das Älykerion, das fromm« Eustachion." Dauer Sprach«, u. 9

130 und Ziege Ftfine eigenthümlichen Benennungen der Rehgeschlechter sind, und daß Schaf fein weibliches Wort für das weibliche Thier hat). Auch die Jungen dieser Thiere sind alle sächlich: das Ferkel, Füllen, Kalb, Lamm. Bei D i n g ii a m e n sind m ä >inlich die Zeitnamen, mit Ausnahme von Jahr, Woche, Nacht, die Wörter auf en, die nicht Infinitiven sind, mit Ausnahme der sachlichen Zei, chen, Wappen, Becken, Eisen, Küssen (oder Kissen), Almo­ sen; ferner alle auf ig, ich, rich, ling. Weiblich sind alle auf e, mit Ausnahme von Käse, Buchstabe und eini­ gen, die zugleich auf en ausgehen, als Name und Namen, Wille und Willen u. s. w.; und auf (ei,) heit, seit, schäft, uug. Säch l'i ch sind mehrere Stoffnamen, als Heu, und daher (?) alle (?) Metalle; Ausnahmen sind Sand, Zink, Stein, Wein, Stahl, Milch u. s. w.; (ja wohl, es giebt solcher Ausnahmen gar viele;) ferner sind sächlich alle auf icht, sel, sal, thun» mit Ausnahme von Irrthum und Reichthmn. Schwierig sind Dingnamen auf el, er; die mit Diphthongen vor c r sind weiblich: Trauer, ausgenommen Feuer; auf el sind männlich die meisten mit Umlauten: Flügel, sächlich nur Siegel und Segel; weiblich sind die meisten Frucht- und Baumnamen: Zwiebel. Alle außer­ europäischen Flüsse sind ohne Ausnahme männlich: Nil. Zu merken sind der und die Kunde, Mangel, Weihe, der und das Koller, Ohm u. s. w." Wie gesagt, alle diese Regeln leiden eine Menge Zusätze, Einschränkungen und Ausnahmen. 278) Manche Ableitungssylben beziehen sich auf verschie­ dene Geschlechter. So wissen wir schon, daß sehr viele Wör­ ter mit der Dorsylbe gc, besonders Sammel- lind Wiederho, lungswörter, sächlich sind: Gemüth, Gedicht, Gebet, Gebirge, Geschrei, Geheul; männlich sind dagegen diejenigen Wörter mit ge, bei denen es eine der vorhergehenden Hauptregeln be­ fiehlt: Gevatter, Gehülfe, (als Männer), und dann noch Ge­ danke, Gehalt, Gehorsam, Genuß, Gewinn, Gewinnst, so wie diejenigen Wörter, die ehemals ohne gc gebraucht wurden: Gebrauch, Gesang, Geruch, Geschmack, Gestank; das Wort Gelaß wird männlich und sächlich gebraucht, doch führt es Adelung bloß als männlich auf; eben so sind diejenigen Wörter mit gc weiblich, bei denen es eine der frühern Hauplre, geln befiehlt: Gesundheit, Gemeinschaft, (als schäft und heil,) und noch die Gebühr, Geduld, Gefahr, Gemeine, (Gemeinde,) Genüge, (Gnade,) Geschwulst, Gestalt, Gewähr.

So sind auch die Wörter mit der Nachsylbe niß theils weiblich und theils sächlich, ja der Sprachgebrauch ist in ver­ schiedenen Provinzen Deutschlands oft verschieden; am besten werden z. B. weiblich gebraucht die Bedränqniß, Bekümmer­ niß, Erlaubniß, sächlich dagegen das Ersparniß, Hinderniß, Derdcrbniß, Verhältniß, wofür jedoch z. D. Kästner die Ver­ hältniß sagt. In zweifelhaften Fällen müssen hierbei gute Wörterbücher entscheiden. 279) Wir wissen schon, daß alle zusammengesetzten Wör­ ter in der Regel das Geschlecht ihres Grundwortes behalten: das Korbbrod wie das Brod, der Brodkorb wie der Korb, der Abgang wie der Gang. Ausnahmen von dieser wichtigen Regel bilden nur folgende Wörter: das Auge und die Neunauge, (welcher Fischnamen wohl weiblich ist, weil die meisten Fischnamen auf e weiblich sind,) der Bericht, Unterricht und die Nachricht, (wobei sich bemerken lässt, daß das Grundwort Richt für sich allein gar nicht gebraucht wird,) das Wort und die Antwort, der Muth, Hoch - und Gleichmuth n. s. w. und die An-, De-, Groß-, Klein-, Lang-, Sanft-, Schwer- und Wchmuth, die Scheu und der Abscheu, die Ruhr und der Aufruhr, der Schreck und die Heuschrecke, (aber das Grundwort dieses Namens kommt her von schrecken, das ist springen, weshalb das Insect auch schon beim Tatian Heuuiskrekio und beim Notker Matoscregh, d. i. Matter - oder Wiescnspringcr heißt, wogegen der Schreck aus der Schrecken abgekürzt, jedoch nicht mit dem sächlichen das Schrecken zu verwechseln ist: er ist das Schrekkcn der Völker, dies ist der selbstständig gedachte Infinitiv dcS Zeitworts schrecken,) das Laub und der Urlaub, (welche Wörter aber wieder ganz verschiedenen Ursprungs sind, indem Laub schon beim Ulphilas lauf, und beim Notker loob hieß., Urlaub aber für Erlaub, Erlaubniß steht,) das Gesuch und der De-, Versuch, (Such allein wird nicht als Hauptwort gebraucht,) die Ecke und das Drei -, Vier -, Vieleck, (wo die Wegwerfung des e die Geschlechtsvcränderung herbeigeführt Hal,) die Hast und der Verhaft, das Gift und die Mitgift in Reinhards Ausgabe der Werke Bürgers, 1823, Theil 1. S. 65 steht die Gift für die Gabe). 28o) Auch darüber müssen gute Wörterbücher entscheiden, welches der verschiedenen Geschlechter, in denen mehrere Wör­ ter in verschiedenen Provinzen gebraucht werden, fürs Hoch­ deutsche vorzuzichcn ist. Sie werden dem Anfänger sagen, daß der Aderlaß besser als die Aderlaß ist, da alle Zusammen, 9 *

132 sehungcn mit dein an sich ungebräuchlichen Laß männlich sind: der Ab,, An,, Einlaß ». s. w., daß dagegen die Armbrust häufiger als der und auch das Armbrust gebraucht wird, wenn sich gleich kein Zusammenhang dieses und des Wortes die Brust erweisen lässt; so sind auch der Buchstab, der Wurm, Haus, und Zicrrath besser, und der Altar gewöhnlicher als die Buch« stab, das Wurm, Haus«, Zicrrath, (ob es gleich das Geräth heißt,) das Altar (,nach dem lat. altare, aber, nach Ihre aus den alten alt, angels. eald, nordisch eit, Feuer, und ar hoch zusammengesetzt, also Feuerherd). Wenn hingegen an viele solcher Wörter ein (weibliches) e angcsetzt wird, so gehn sie auch richtiger ins weibliche Geschlecht über; so bildet man von der Buchstab die Buchstabe, und so heißt es auch der Ritz und die Ritze, der Quell und die Quelle, der Spalt und die Spal, tc, (der Spitz und die Spitze,) der Spann und die Spanne, der Schlitz und die Schlitze, der Falz und die Falze, der Quast und die Quaste, das Rohr und die Röhre, der Tück und die Tücke, ähnlich auch tot Backen (.Kinnbacken) und die Backe, der Pfosten und die Pfoste, der Kolben und die Kolb» mit vielen verschiedenen Bedeutungen, worüber der Sprachge, brauch entscheidet, der Sparren und "die Sparre. ES ergicbt sich übrigens von selbst, daß hierher nicht solche Wörtör gehö­ ren, die von ganz verschiedener Bildung sind, als der Dau und das Gebäude. 281) Manche Hauptwörter, welche persönliche Begriffe ausdrücken, werden mit Beibehaltung des ihnen beigelegte» grammatischen Geschlechts von männlichen und weiblichen Per­ sonen gebraucht: der Liebling, Zwilling, Findling, Witzling, Sonderling, (und mehrere solcher Wörter auf ling, so daß man nie die Findlinginn u. s. w. sagen darf,) di« Waise, daS Kind, (von Knaben uud Mädchen,) das Mündel *), der Gast,

•) Adelung führt in seinem Wörterbuch« dies Wort gerade zu al« männlich der Mündel auf, und sagt: es komme vermuthlich von Mund d. i. Schutz, oder vielmehr vom veralteten munden, schützen her, und da« el sei nicht di« BerkleinrrungSsylbe, son­ dern bezeichne eine Person, von welcher etwa- gesagt wird, eine dem Schutze eine« andern anvertraute Person, daher sei es der Analogie gemäßer, nicht für männliche der und für weibliche die, sondern für alle solchen Schützlinge der Mündel zu sagen, wie man der Flegel, Rekel, Schlingel, Tölpel, Teufel für Per­ sonen jede« Geschlecht« braucht; er tadelt Gotsched, der immer die Mündel, auch im Plural (,wo es dann Mündeln heißen müsste,) sagm will. Ferner bemerkt derselbe (unter dem Artikel

(sehr selten die Gästinn,) der Teufet, (fu ist ein wahrer Teu/ fel,) der Engel. Andre unterscheiden die verschiedenen natürtu Bormund sehr ausführlich), i) daß mundius im Mittellatein schon für sich allein einen Beschützer bedeutet, also im Worte Vormund daS vor nur des Nachdrucks wegen zu stehen scheine, wie das pro in protegere, protector* wenn man es nicht so wie in Vorsteher, vorstehen erklären will, ob es gleich billig nach unserm heutigen Gebrauch Fürmund heißen sollte, wie schon im Livius vom Lahre 1514 ein Fürmünder steht. Ferner giebt Ade< lung an, Vormund, schon in den monserischen Glossen foramund, lasse sich mit fast gleichem Grunde entweder vom veraltetes mun­ den sprechen, wovon noch imTatian das Intensiv muntigan aussprechen, und die Zusammensetzung balrnund verleumden, vor« komme, oder vom alten mund Schutz und munden schützen obx leiten, wie im Mittellatein nmndualdus und im Ital. noch jetzt mundualdo einen Mundwalt, Beschützer, Vormund bedeutetEndlich sagt Adelung: der Vormund werde häufig auch von Personen weiblichen Geschlechts gebraucht, welche wirklich eine Vormundschaft führen, und die von andern Vormünderinnen ge­ nannt werben, welches Wort von der Vormünder abgeleitet sei, das auch dem jetzigen hochdeutschen Plural zum Grunde liege, der Vormünder heiße, obgleich Luther 2. Kön. 10, i. die Vor­ münde sage. UebrigenS nenne man in einigen Gegenden die Ehe/ frau eines Vormunde Vormündinn. In Hinsicht aller dieser Angaben erlaube ich mir folgende ein­ fachen Bemerkungen: sollte cs wohl von Verben abgeleitete männlichen Substantiven auf e l geben, worin diese Sylbe eine Person anzeigte, von welcher der Begriff der Zeitwort-passiv ausgesagt wird, so daß dieselben zur Analogie für der Mündel dienen könnten? Die angeführten Schimpfwörter passen gewiß nicht dafür, und § 134 zeigt, daß ich überhaupt deren keiner weiß, denn Schlägel, Stachel,-Wärtel, Weisel sind thätigen, und Wickel, Speichel zwar leidenden Begriffs, aber keine Perso­ nen, wofür auch Adelung nur Findel statt Findling anzuge­ ben weiß. Daher scheint mir denn die einfachste Erklärung die beste: wie Schutz, Rath, Hülfe unzählig oft statt Schützer, Ret­ ter, Helfer stehen, und Arm, (rechte) Hand u. f; w. in gleicher Bedeutung, so steht Mund in Vormund für Mund—habender, — leihender, —brauchender, für einen Mann, der seinen Mund braucht, und zwar vor einem andern, vorher, früher, eher, als dieser ihn brauchen kann oder darf, uhb zugleich für ihn, d. i. -um Besten, statt desselben, statt de« Mündels, 'welche- Mün­ del ein kleiner Mund ist, ein Subject mit einem kleinen, noch (wenigstens gerichtlich) nicht hinlänglich großen, noch untüchtigen Munde, um selbst für. sich gehörig sprechen und sorgen zu können. Dann also, bleibt el die Verkleinerung-sylbe, und, deshalb Mün­ del« sächlich. Der Plural von Vormund wirb / wie eben von Mund in seiner gewöhnlichen Bedeutung, sehr selten gebraucht, und kann im Nothfall immerhin von dem veralteten Mund in der Bedeutung Mann, und -war Mann von Kraft unh Stärke,

134 chcn Geschlechter bloß durch den Artikel: der und die Pathe, der und die Sprosse (,fo viel wie Sprössling, abgeleitet von sprossen, eigentlich von Pflanzen hcrgenommen und gebraucht, doch auch im weitern Sinn ans Menschen übertragen: unser König ist ein Sprosse, d. i. Abkömmling des hohenzollerschen Hanfes; doch sagt man von Frauen wohl nur selten die Sprosse, sondern lieber ebenfalls der Sprosse: Katharina war ein Sprosse des anhaltischcn Hauses, selten eine Sprosse, wie denn Ade, lung, der diese Ucbcrtragung des Begriffs auf Menschen in seinem Wörterbuche anzugeben vergessen hat, sagt, daß der Sprosse im Hochdeutschen doch häufiger als die Sprosse von Pflanzen gebraucht zu werden scheine, obgleich Sommersprosse und Leiter,, Fenster, oder Wagensprosse, vielleicht von sprin, gen abgeleitet, weiblich sind) *). Noch andere geben dem männlichen Worte zur Dezeiche nung des weiblichen Geschlechts mit dem weiblichen Artikel zue gleich die Endung inn. Solcher Wörter giebt es unzählige; die meisten derselben bezeichnen indessen, besonders wenn ihr Begriff allgemein angegeben werden soll, im männlichen zu, gleich auch Subjecte weiblichen Geschlechts: der Erbe und die Erbinn, (meine Frau war Erbe oder der Erbe des ganzen Vermögens,) der Gatte und die Gattinn, (der Gatte muß nachsichtig gegen die Fehler des Gatten sein, d. h. der Gatte gegen die Gattinn, und die Gattinn gegen den Gatten,) der ©entöl und die Gemalinn, (Luther braucht noch-das Gemal zur Bezeichnung der Eheleute: jeder soll sein Gemal lieben und ehren; Hans willst du Grethen zum ehelichen Gemal? Adelung sagt, dieser Gebrauch sei oberdeutsch, und jetzt fürs Hochdeutsche veraltet;) der Gevatter und die Gevatterinn, (meine Frau steht Gevatter, sie ist heut der wahre Gevatter,) Freund und Freundinn, (wer ist mein Freund? Du, Schwester, das ist gewiß; indessen bei Anreden und wenn eine Frau selbst spricht, muß es immer Freundinn heißen: du, Schwester bist meine Freundinn; ja, ich bin deine Freundinn;) der König und die Königinn, (es lebe M. Theresia, unser König, rex, rufen die Ungarn;) meine Frau ist mein Koch, mein Schneider und mein Bedienter; sie ist ein sehr guter Koch oder auch eine gute Ki,

Leistand entlehnt werden, das nach Adelung im Plural Münder hat, und schon bei den Langobarden mundus, mundualdus hie». *) Dieser Gebrauch stimmt mit den Substantiven, Adjektiven und Participien überein: der unt die Gute, Liebende, Geliebte,

chinn; so auch bei Thierbenennungen: der Hund und die Hündinn, (mein Hund hat geworfen,) der Dar und die Bärinn; (der Där säugt noch seine Jungen;) andere werden sehr selten oder gar nicht vom weiblichen Geschlecht gebraucht, ohne daß man ihnen inn ansetzt: der Näher und die Näherinn, wofür man auch gegen die Analogie. Nähterinn (,gleichsam von Naht, und im Brandenburgischen noch schlechter Nächsterinn) sagt; der Wäscher und die Wäscherinn, der Diener und die Diene­ rinn (,die Silberdicncrinn; doch kann ein Kansmann sagen: ich halte keinen Ladcndicncr, denn meine Tochter ist mein Die­ ner oder Ladendicner; außerdem halte ich noch eine Ladendie­ nerinn oder ein Ladenmädchen).. Es versteht sich, daß zu die, sen durch inn ins weibliche Geschlecht veränderten Substanti­ ven nicht die als Hauptwörter gebrauchten Adjectiven und Par­ ticipien gehören, indem diese das Geschlecht bloß durch den Artikel und die Flerionslaute bezeichnen: der und die Gute der und die Liebende, ein Liebender und eine Liebende, der und die Geliebte, ein Geliebter und eine Geliebte. Endlich noch andere Begriffe haben für beide Geschlechter zwei verschiedene Wörter: der Vater und die Mutter, der Sohn und die Toch­ ter, der Bruder und die Schwester, der Knecht und die Magd; so auch der Mqun, der Herr und die Frau, von welchen Wörtern man indessen doch auch in gewissen Beziehungen Her, rinn, besonders mit dem Begriff Gebieterinn, und Männinn bildet: Gott schuf einen Mann, und von ihm eine Männinn, und in Zusammensetzungen der Kauf,, Haupt-, Rach-, Amt­ mann, und die Kauf-, Haupt-, Rath, und Amtmänninn, nicht Kauf,, Haupt-, Rath-, Amtfrau, wohl aber auch Kauf-, Haupt-, Rath- und Amtmannsfrau, wie man immer sagt Fuhrmannsfrau; auch für Schicds- und Landsmänninn hat man gar keinen andern Ausdruck; dagegen sagt man von Edel­ mann, Bettelmann wirklich Edelfrau und Bettclfrau oder —weib; für Trödelmann und Trödclfrau oder —weib spricht man besser Trödler und Trödlerinn; von Hofmann und Schuld­ mann kann man gar kein weibliches Wort bilden, sondern man muß umschreiben: Frau eines Hof- oder Schuldmanns; so umschreibt man auch am besten bei Zimmermann, Schulmann, Frau eines Zimmermanns, Schulmanns, ob sich gleich Zim­ mermanns- und Schnlmaunefrau nicht für falsch erklären, lässt; eine wirkliche Lehrerinn muß Schullehrcrinn heißen. Ueber alle solchen Wörter entscheidet allein der Sprachgebrauch der hierbei zuweilen gar eigensinnig verfährt; so sagt man für Mieter (einer Wohnung) auch Mietsmann, aber für Miete,

136 rinn darf man nicht Mietsftau sagen, indem man unter dir, fern Worte eine Vermieterinn (von Gesinde) versteht, für de, ren Mascnlin Vermieter man dagegen nicht Miet > oder Mets, mann brauchen darf. (Adelung kennt diese Wörter mit Miets, gar nicht, sondern nennt den Vermieter Mictherr, den Mieten, den Mietmann und die Vermieterinn Mictfrau, von welchem Worte er indeß sagt, daß es zuweilen eine Mieterinn anzeige. Er hat aber den Sprachgebrauch, gegen diese seine unbestimm, ten Bestimmungen.) In Ansehung der Thierbeüennungen fin, den ebenfalls viele Verschiedenheiten statt. Für viele der be, kanntesten, dem Menschen wichtigsten Thiere giebt es in beiden Geschlechtern eigne Benennungen: der Täuber und die Taube, der Aenter, (Enter,) Aenterich oder Erpel und die Aente, der Gänserich und die Gans, der Hahn und die Henne, der Kater und die Katze, der Eber und die Bache oder Sau, der Bock und die Ziege, auch der (Stähr,) Widder oder Schafbock und das Schaf, der Hengst und die Stute, der Stier und die Kuh, der Hirsch und die Hirschkuh oder Hindinn, und so auch beson, ders in Niedersachsen der Köter (,wohl von Kotze, ein altegemeines Wort für eine zottige Decke,) für der (männliche) Hund und die Petze für Hündinn: doch bezeichnen selbst bei diesen Wörtern die allgemeinen Ausdrücke Tauben, Aenten, Gänse, Katzen, Ziegen, Schafe, Hirsche, Hunde, beide Ge, schlechter der Thiere, so wie die Ausdrücke Schweine (für Eber und Bachen), Pferde (für Hengste und Stuten), Rindvieh, Rinder oder auch wohl Ochsen (,was eigentlich verschnittne Stiere sind, für Stiere und Kühe,) und Hühner, welches Wort zugleich den Plural von Henne abgiebt, da man die Hennen nicht satzi, so daß es in dieser Beziehung auch vorzugsweise das weibliche Geschlecht dieser Thiere bezeichnet. Auf eine ähnliche Art haben besonders die Jäger noch mehrere ihnen ei, genthümlichen Ausdrücke zur Bezeichnung des verschiedenen Geschlechts der ihnen wichtigen Thiere, wogegen das Hochdeut, sche für fast alle übrigen Thiere nur eine einzige' Benennung hat: Wallfisch, Rhinoceros, Kameel, Tiger, Panther, Affe, Maus, Aal, Karpfen, Hecht, Rabe, Floh,' Wanze, Mücke u. s. w. Soll nun von diesen Thieren das weiblische Geschlecht besonders bezeichnet werden, so kann man sich bei vielen Na, men wieder durch Ansehung der Sylbe inn helfen: Tigerinn, Äeffinn, Löwinn, Bärinn, Wölfinn, Füchsinn, Störchinn «. s. w.; bei-sehr vielen andern erlaubt dies aber der Sprachge, brauch nicht, und dann bleiben Nichts als Umschreibungen zur Aushälfe übrig. So wie ntan sagen kawn: dermänMche

oder weibliche Tiger, so muß man sagen: der männliche oder weibliche Wallfisch, Aal, Karpfen, Rabe, Floh, die männliche oder weiblicheHyäne, Forelle, Natter, Maus, Ratte,Wanze, Fliege, daS männliche oder weibliche Rhinoceros, Kameel, Stinklhier. 282) Nicht wenige deutschen Substantiven werden un< ter verschiedenen Bedeutungen auch in verschiedenen Geschlech, tern gebraucht, wobei einige mancherlei kleine Veränderung gen leiden, oder auch in ihren verschiedenen Bedeutungen einen verschiedenen Plural bilden. (Man vergleiche § 263 bis § 265.) Und hierher gehören besonders folgende Wörter: das Aergerniß bedeutet theils etwas Anstößiges, einen schweren An, stoß: ein Prediger giebt durch unsittliches Betragen seiner Ge, meine ein Aergerniß, theils so viel wie Aergcr; in dieser letz, ten Bedeutung wird es oft auch weiblich gebraucht: solches Aergerniß oder gewöhnlicher solche Aergerniß (,b. i. solcher Verdruß, Aergcr,) schadet der Gesundheit. Der Alp, ein bös, artiger Geist und das (von ihm bewirkte) -Magendrücken; die Alpe, eigentlich jeder hohe Berg. Die Armuth^ Mangel an zeitlichem Vermögen, Dürftigkeit, und das Armuth, ein fast ganz veraltetes Wort, zur Bezeichnung theils des collectiven Begriffs arme Leute, theils eines geringen Vermögens: das ist mein ganzes Armuth. (Adelungs Beispiele: mein Bißchen Armuth paffen nicht, denn in diesem Ausdruck ist Bisschen, kleiner Dissen, als ein sächliches Hauptwort gebraucht, wie man auch sagt, das Bisschen Braten.) Die Alraun, eine Wurzel, Pflanze, Wolfskirsche, die aber Adelung auch der Alraun nennt; der Alraun eine aus der Wurzel dieser Pflanze zu abergläubischem Gebrauch verfertigte Puppe in menschlicher Gestalt. Der'Asch, ein Napf, und die Asche. Der Band, Plural dir. Bände, eines Lehrbuchs, das Band, Plural die Bänder, von Seide, an Kleidern, Tonnen; das Band, Plu, ral die Bande, der Freundschaft (; die Bande, Plural Banden, beim Billard, bei Malereien, Diebe). Der Bach, kleiner Fluß, die Bache, Sau. Der Bund, Plural die Bünde, der Freundschaft, Kopfbedeckung, der türkische Bund; das Bund, Plural Bunde, (doch auch Bünde,) Schlüssel, Stroh, Glas,' Garn u. f. w. Der Buckel, Rücken, Rückenerhöhung: er hat hinten und vorn einen Buckel; die Buckel, jede erha, bene Ründung, besonders bei Schnallen, Pferdegeschirren u. s. w. Der Dulle, Stier; die Bulle, Siegel, Urkunde. Das Buch und pie Buche. Der Dauer, Plural Bauern, Land» mann; der Erbauer; da-'Bauer, Käfich, das Vogelbauer, doch in Obersachsen ost der Bauer, Vogelbauer, Plural Erbauer,

138 Dauer. Der Bruch, Plural Brüche, das Bruch, Plural Brücher, sumpfige, morastige Gegend. Der Chor, ein mehr, stimmiger Gesang, auch der Verein der Sänger (oder Spre, cher: der griechische Chor), doch wird das Wort auch in dieser Bedeutung besonders in Obcrsachscn häufig sächlich gebraucht: das erste Chor, so auch in Klopstoks Messias XII, 112: dar Chor, der Ort, wo gesungen (oder auch gespielt) wird, besonders in den Kirchen, der Hanptthcil, wo der Altar n. s. w. ist, im Gegensatze des Schiffs der Kirche, auch die ganze Emporkirchc. Der Caper und die Caper. Der und das Erbe. Die Er, kenntniß, Einsicht, und das Erkenntniß, Urtheil. Der Flur des Hauses, Plural Flure, und die Flur, Plural Fluren. (Adelung sagt immer die Flur, und bemerkt, der Hausflur oder Flor, Flohr, Floor sei niedersächsisch.) (Die Fiber und das Fieber sind ganz verschiedene Wörter.) Der und das Graben, und viele ähnlichen Ausdrücke, (derKarren und das Karren,) in denen das sächliche Wort, als der zum Hauptwort erhobene Infinitiv, (der Infinitivus nominascens nach der hebräischen Grammatik,) die selbstständig gedachte abstrakte Handlung aus, drückt. Der Gespann (, Genosse) und das Gespann. Der und die Geißel. Der Gemal, ein verheirathetcr Mann; das Gemal, eine vcrheirathete oder verlobte Person jedes Geschlechts, wie Luther Matth. 1, 20. 24 übersetzt: fürchte dich nicht, Ma, ria, dein Gemal zu dir zu nehmen. Adelung bemerkt zwar, dieser Gebrauch sei im Hochdeutschen veraltet; doch sagt noch Schiller: der des Fürsten eheliches Gemal in ein frevelnd Ehe, bett gerissen. Der Huf und die Hufe. Das Gift und die Gift, d. i. Gabe, die Mitgift. Das Wort Gehalt braucht Adelung in allen Bedeutungen männlich, obgleich viele cs als Besoldung ins Neutrum setzen. Der Hast, Eigenschaft zu haften, das, wodurch etwas verbunden wird; Gleim sagt: dein Herz ist Felsen; Gram und Leid hat keinen Haft darauf; die Haft, gefängliche Bewahrung. (Reinbcck giebt auch noch das Haft als den Namen eines InsectS an; Adelung kennt dies Wort nicht.) Der und das Harz. Der und die Heide. Der und die Hut. Heft braucht Adelung in allen Bedeutungen sächlich; dagegen ist die Hefte ein Ausdruck beim Weinbau für das Anbinden oder Anheften der Reben. Klöppel oder Klöp, fel braucht Adelung immer männlich, obgleich viele die Werk­ zeuge bei Verfertigung der Spitzen, Kanten, u. s. w. die Klöp, pel nennen. Der Kloben, eine zusammenhängende, verbundene Masse: ein Kloben Flachs, ein Werkzeug zum Halten, Zange, ein gespaltenes ansgehöhlttS Werkzeug; die Klobe, ein starkes

Scheit Holz, das aber Adelung auch der Kloben nennt. Der Koller, Wuth der Thiere, das Koller, Halsbekleidung (,daS Collret). Der und die Kunde. Die Kuppel, Kugelgcwölbe; das Kuppel, das Degenkuppcl, das Kuppel Hunde; Adelung braucht cs aber auch in dieser Bedeutung weiblich, und richti­ ger wäre wohl Koppel oder Coppcl, da cs von copula her, kommt. Der Koth, Unrath, und das Koth oder die Kothe, schlechtes HauS. Der Kiefer, Kinnbacken, (nach Adelung aber die, und oberdeutsch das Kiefer,) die Kiefer, Baum und Fisch­ ohr. (Der Böttcher und Weinbcsorger heißt Küper oder Kü­ fer von Küpe oder Küfe.) Der Krystall im Allgemeinen, und die Krystalle, ein einzelnes Stück. Der nnd das Laden, unb die Lade. Der Leiter, Führer, Conducteur, und die Leiter. Das Lehen, die Sache, das Ding, das Recht/das zum Nieß­ brauch überlassen wird; die Lehen, das Verhältniß, wodurch dec Nießbrauch einer Sache überlassen wird: um die Lehen ans»chen, d. i. Belehnung; das Lehengeld: die Lehen entrichten? Der Lohn, die Folgen einer Handlung, Belohnung, der Gna« dcnlohn; daS Lohn, die Bezahlung; das Macherlohn, daS Gnadenlohn. Leib war sonst ein höchst gewöhnliches Wort mit sehr vielen Bedeutungen, deren allgemeinste eine zusam­ menhängende Masse, ein Körper überhaupt, besonders von run­ der Gestalt ist. Es wird noch jetzt in vielen Gewerben des bürgerlichen Lebens als Kunstausdruck mit verschiedenen Be­ deutungen gebraucht; namentlich bedeutet im Oberdeutschen der Laib einen Körper, womit man Milch gerinnen macht oder kocht, und das (doch auch der) Laib ein Brod, eine Portion überhaupt; Luther schreibt ebenfalls: gieb jedem ein Laib Brod. Adelung sagt, das ganze Wort sei fürs Hochdeutsche jetzt ver­ altet, und schreibt immer der Leib dafür. (Der Leib und daS Schnürleib.) Der Lauer, theils für Lauerer von lauern, wie Mauer für Mauerer von mauern, theil« schlechter Nachwein, Wasscrmost, lat. und ital. Iura, davon gemein Lorke; die Lauer, der Zustand des Wartens. Der Leisten des Schumachers, Tischlers, die Leiste am Tische n. s. w.; das Leisten, das Han­ deln, Ausführen. Der Lorber oder Lorbeer(baum), und die Lorbeere. Das Laub, der Urlaub, (mit Verlaub, veraltet,) die Laube. Das Leich, ein provinciellcS Wort für einen hohlen Raum: Hcrzensleich, ebenen Platz: Kcgcllcich für Kegelbahn, und für Ziel, Mahl; das Fischleich wird fast allgemein mit ai geschrieben, ob dies gleich Adelung oberdeutsch nennt; die Leiche. Der und die Marsch. Der und das Mensch (, von männisch, ehemals von Männern gebräuchlich, noch jetzt in vielen Pro,

140 vinzen ohne verächtlichen Nebenbegriff)- Die und das Man­ del. Die Mark (, Gränze, Brandenburg , 16 Loth, Münze,) und das Mark (in den Knochen, im Gehirn). Der und die Mast. Der und das Messer. (Das Messen, die Messe.) Der Muth, das Much, (ein sehr gewöhnliches Maß in Ober­ deutschland ; schon Ottfried und Tatian haben muitu, mutti, wo Luther Scheffel seht; verwandt mit modius, fioStos, Maß, Metze u. s. w.,) die Muthe ein Wort des gemeinen Lebens für Begehren, der Stamm, der in Zumuthnng von muthen zum Grunde liegt; der Edelmnth, Helden-, Hoch,, Ueber-, Un-, Wankclmuth; die An-, De,, Groß.-, Wehmuth. Kleinmuth sollte (wegen Großmuth) auch wohl weiblich gebrauch! werden, steht aber oft männlich. Das Maß und die Maße (Mäßigkeit, mit Maßen trinken, fürs Hochdeutsche fast ganz veraltet). Der und die Mast. Der Mohr und das Moor (,Torfmoor, wie auch Adelung schreibt; andere schreiben auch das Mohr, verwandt mit Morast, Moder, Marsch; im Elsaß und in der Schweiz heißt die Mohr eine Sau). Der und die

Mangel. Der und das Ohm. Der Pack (,Packet, Paquet) und das Pack (, Gesindel; doch wird dies Wort auch in der ersten Bedeutung oft sächlich gebraucht: das Pack Briefe, wenn gleich Adelung sagt, daß das männliche Geschlecht üblicher sei). Der Ratz, Haselmaus, und die Ratze. Das Reis von Bäu­ men, welches Wort auch männlich gebraucht wird, die Reise; der Reiß, die Getreideart. Der und das Rasen. Der >Rost und die Roste. Der See, (Landsee,) die See (,das Meer). Der Sproß und Sprosse, (Sprössling,) die Sprosse (einer Lei, ter). Der Schild, Plural die Schilde, zur Bcschützung, das Schild, Plural Schilder, der Kaufleute, Postboten. Die Schwulst, das Auffchwillen und Aufgeschwollensein des Lei, bes u. s. w., der Schwulst, die figürliche Bedeutung des vo, rigen Wortes: der Schwulst der Schreibart. Der Scheuer, eine provincielle Benennung eines Bechers, die Scheuer, auch Scheu«, für Scheune; die Scheu und der Abscheu; der Schauer, der Haut, Regenschauer; Wagenschauer u. s. w. wird oft säch­ lich, bei Adelung aber auch männlich gebraucht. Der Stift, Nagel, Bleistift, Plural die Stifte, das Stift, eine Stiftung, Plural nach Adelung auch Stifte, nach vielen andern Stifter, ob dies Adelung gleich gemein nennt. Die und das Steuer. Der Stollen, (das Stehende, Feste, die (kurze, dicke) Stütze, das Tiefe, Ausgehöhlte, ein Canal beim Bergbau,) die Stolle, (Masse, kurze, dicke,) Butterstolle für Dutterbrod oder Gebak,

kenes aus Bnttertcig. Das einfache Wort Theil braucht Ade« hing immer männlich, giebt aber zu, daß Luther cs zuweilen auch sachlich nimt, z. B. 1. Mos. 13, 10; Luk. 10, 42. Von den Zusammensetzungen sagt Adelung, daß bei einigen, als An« theil, Bestand,, Nach«, Vortheil, das männliche, von andern, als Vorder«, Hinter«, Erb«, Berg«, Vater,, Muttertheil, Bicrtheil (für Vierttheil, und Viertel) u. s. w. das sächliche Geschlecht gebräuchlich sei; dieser Unterschied rühre bloß davon her, daß die sächlichen aus solchen oberdeutschen Gegenden inS Hochdeutsche übcrgcgangen wären, in welchen sie sächlich ge« braucht wurden; Gegentheil aber werde selbst im Hochdeutschen in verschiedenen Bedeutungen theils männlich theils sächlich gebraucht. Der und die Taube. Der und das Thor. DaS Wort Tuch braucht Adelung noch immer sächlich; in neuern Zeiten nehmen sehr viele nur noch den Stoffnamen, das aus Wolle gewebte Zeug, sächlich, Plural die Tuche, das ist Arten des Tuchs, dagegen das Gattungswort, ein einzelner Tuch von unbestimmter Masse, männlich: der Hals,, Schnupf,, Grab« tuch, der seidene Tuch, Plural Tücher. Der Verdienst an Geld, das Verdienst, das Verdienstliche einer Handlung. Der und die Weise. Der Wagen und die Wage. Der Weih, Vogel, und die Weihe. - Der West und die Weste. Der Wind und die Winde. Das Wehr und die Wehre. Der Zehen für Zehn am Fuße, die Zehen, 10. Das Wort Zeug un« terschcidet Adelung so: der Zeug bedeutet im Hochdeutschen 1) den Stoff, die Materie, woraus etwas bereitet wird, z. B. der Zeug, der Papiermacher, der Zeug zum Kleide (,wo man aber sehr häufig da« Neutrum nimt); 2) gewisse,Hülfs­ mittel, etwas zu verrichten, namentlich beim Bergbau für Was« sermaschinen, beim Jäger für Gerächschaften, Tücher und Netze, bei Bäckern für Gährungsmittel, die nicht Sauerteig und Bier­ hefen find, beim Kriegswesen für Geschütz und Geräthschaften überhaupt; 3) Personen, durch welche man etwas verrichtet, in welcher Bedeutung es namentlich für Kriegsheere u. dgl. in Luthers Bibel ost vorkommt, jetzt aber int Hochdeutsche« veraltet ist. Das Zeug bedeutet: 1) ein mechanisches Hülfs­ mittel , etwas zu bewerkstelligen: das Werkzeug, Feuerzeug, Fahrzeug, Spielzeug; 2) gewisses Geräth: das leinene, irdene Zeug, Leinenzeug, Kopfzeug, Nachtzeug; 3) Ding, Sache über­ haupt : dummes Zeug, -liederliches Zeug. Der Zitz und die Zitze. Das Zinn und die Zinne. Der Zink und die Zinke. Der Zins, Abgabe überhaupt, Grundzins, Hauszins, Mietzins, Zinsfuß; (schon beim Ottfried Zinsa, Czins auch für Zoll;)

142 die Zinse, fast bloß im Plural Zinsen gebräuchlich, daS vorige Wort mit der besondern Bedeutung der Abgabe für die Nut, jung geliehenen Geldes. 282) Die Wörter aus fremden Sprachen sollen eigentlich, wenn sie ihre ursprüngliche Gestalt und Endung behalten, auch im Geschlecht ihrer Muttersprache bleiben, und das geschieht auch bei den meisten: der Casus, die Allee, das Dogma, Ge, nus; doch werde» die weiblichen lateinischen (»griechischen) En, düngen us und x zuweilen männlich: der Methodus, Periodus, Synodus, Lex (»auch das Ler). Werfen sie hingegen ihre fremde Endsylbe weg, und nehmen dafür wohl gar eine deut­ sche an, wohin besonders das e gehört, so richtet sich ihr Ge­ nus meistens nach ihrer Endung, und ist alsobald dem fremden gemäß: der Canal, die Periode, das Substantiv, das Sacra, ment, bald von demselben verschieden: der Punct, (aber das Punctum,) der Altar, (doch auch das Altar,) der (»doch auch die) Sphinr, Tempel, Körper, Syntax, (doch in neuern Zei­ ten auch die Syntax,) die Mode, (insofern man dies nicht von la mode, sondern mit mode von modus ableitet,) Kanzel, das Labyrinth, das (»zuweilen auch die) Echo, das Almosen, Fie« ber, Pulver, der und das Katheder, der Moment (»doch sagt Schiller nach CottaS Ausgabe XII, 24 daS Moment in der Bedeutung Augenblick, wogegen man gewöhnlich das Moment nur als einen Kunstausdruck in der Mechanik braucht,) u. s. w. Der Rector Lehmann in Lübben hat 1823 in einem Pro, gramm folgendes Verzrichniß fremder Wörter als das vollstän, dige derer aufgeführt, die im Deutschen ein anderes Geschlecht annehmen, als sie in ihrer Muttersprache haben: 1) männlich im Lateinischen oder Griechischen und weiblich im Deutschen sind: nasus Nase, numerus Numer (oder Nummer), modus Mode, murus Mauer, floccus Flocke, soccus Socke, lacus Lache, postis Pfoste, cancellus Kanzel, bracellus Bräzel, (Prezel, s. § 232,) nodulus Nudel, mus Maus, musculus Muschel und Muskel, corallus Koralle, nervus Nerve, tapes Tapete, fructus Frucht, Fluctus Flut, Hymnus Hymne, ditbyrambus Dithyrambe, mythus Mythe, pantomimus Pan­ tomime, aster Aster, ranunculus Ranunkel, hyacinthus Hya­ cinthe, narcissus Narcisse. 2) Männlich im Lateinischen oder Griechischen und sächlich im Deutschen sind: chorus Chor, Hbellus Libell, formatus Format, carcer Carcer, as As oder Aß, pulvis Pulver, crocodilus Krokodil, camelus Kameel, labyrinthus Labyrinth, paradisus Paradies, secretus (locus) Secret, xXva^g Kly-

(tief, consulatus Consulat, tribunatus Tribunat, rectoratus Recrorat, caelibatus Cälibat, und viele ähnlichen Wörter alS triumviratus, diaconatus u. s. w. 3) Weiblich im Lateinischen oder Griechischen, und männ­ lich im Deutschen sind: pompa Pomp, ancora Anker, camphora Kampfer, purpurn Purpur, calx Kalk, vernix Firniß, radix Rettig, (Radies vom ital. radicej valeriana Baldrian, lavendula Lavendel, salata (herba) Salat, hederä Hederich, taxus Taxus, lactuca Lattich, sapphirus Sapphir, cavea Kä­ fich, cella Keller, nebula Nebel, macula Makel, particula Partikel, urina Urin, panthera Panther, tigris Tiger, turris Thurm, domus Dom, (?) plebs Plebs, scliedula Zeddel, (besser nach dem allgemeinen Sprachgebrauch Zettel,) (periodus, insofern man auch wohl sagt der Periode,) synodus der Synod, (gavöhnlicher die Synode,) dialectus Dialekt, paragraphus (nach Gcöners Thesaurus aber männlich und weiblich; in Schellers Handlexicon fehlt dies Wort;) Paragraph, Cher« sonesus Chersones, Peloponnesus Peloponnes (sus). (Pluma der Flaum.) 4) Weiblich im Lateinischen oder Griechischen und sächlich im Deutschen sind: podagra Podagra, chlragra Chiragra, quarta (pars) Quart, echo Echo, orchestra Orchester, ca­ thedra Katheder, eleemosina Ztlmosen, febris Fieber, auris Ohr, fenestra Fenster, crux Kreuz, scapha Schaff, Schiff, Schapp, Viola Veilchen, (?, die Viole,) auricula Aurikel, (besser aber die Aurikel,) pellis das Fell, Roma Rom, Italia Italien, Sicilia Sicilien, und so überhaupt die Namen der Städte, Inseln und Länder. 5) Sächlich im Lateinischen v er Griechischen, und männ­ lich im Deutschen sind: calendarium Kalender, sabbathum Sabbath, fulmentum ^eigentlich fulcimentum,) Füllmund, (der Grund eines Gebäudes, schon beim Notker follemunt,) scrinium Schrein, speculum Spiegel, mustum Most, vinum Wein, tabacum Tabak, templum Tempel, corpus Körper, punctum Punct, altare Altar, scabellum Schämel, oleum Oel, (besser das Oel,) balsamum Balsam, commercium Com­ merz, (?) marmor Marmor, momentum Moment, spectaculum Spectakel, tributum Tribut, gypsurn Gyps, Solarium Söller, sceptrum Scepter, (doch auch das,) palatium Palast, exairien der (,besser aber das) Examen, breve Brief, pretium Preis, linum Lein, gummi der (,besser aber das) Gum­ mi, alabastrum Alabaster, vitriolum Vitriol, apium Eppich, (Aeppich,) hyssopum Psop, chaeyephyllon, chaerefolium,

144 cerefolium Karbel oder Kerbel, anisum Anis, foeniculum Fenchel, triliciuin Drillich, (doch ist thrilic, drilich, drilhe wahrscheinlich ein altdeutsches Wort, das dreifach, ein Gedrittes bedeutet, vielleicht von drie drei, wie Zwillich von zwie zwei,) alumen Alaun, juj)ilum Jubel, cxavSalov Skandal (für Lärm, doch auch das Skandal für Anstoß, das Argerniß), collare Koller, (man schreibt nicht Coller,) pactum Pact, Pacht, vallum Wall, triangulum Triangel, thermometrum der (,doch richtiger das Baro-, Hygro-, Aero- und) Ther­ mometer. 6) Sachlich im Lateinischen oder Griechischen, und weiblich im Deutschen sind: butyrum Butter, tinctym Tinte, (doch auch tincta für tiuctura,) praerniurn. Prämie, trophaeuin, tropaeum Trophäe, folium Folie, liliuin Lilie, idyllium Idylle, episodium Episode, cymbalum Cymbel, calcatorium Keller, martyrium Marter, moretum Mörte, (Biermörte; Adelung kennt dies Wort nicht;) petroselinum Petersilie, cicer Kicher (erbse), anecdoton Anekdote, organon Orgel, biblia Bibel, agenda Agende. Im Program von 1824 macht Herr Lehmann die inte­ ressante Bemerkung, daß bei vielen dieser Wörter man sich im Deutschen das Geschlecht verhältnismäßiger oder analoger deut­ schen Wörter gedacht, und dies den fremden Wörtern beigclegt habe. Zu diesen analogen Wörtern gehören 1) solche, welche Gegenstände gleicher Art, coordinirte, und auch identisirende Begriffe ausdrücken. Weil z. B. die meisten Bäume, Sträu­ cher und Standen im Deutschen männlich sind, so sagte man auch der Lolch, Tabak, Balsam, Taxus, Rosmarin, Lavendel; eben so die Stcinarten: der Gyps, Marmor, Sapphir, Hya­ cinth, Kalk, Alabaster. Beispiele, bei denen man das Ge­ schlecht nach deutschen identisirenden Begriffen (wahrscheinlich) bestimmt hat, sind: der Pomp, (Auszug,) der Skandal, Spectakel, (Auftritt,) der Sabbath, (Ruhetag,) die Numer, (Zahl). 2) Solche Wörter, die specielle Begriffe bezeichnen, wur­ den oft nach dabei gedachten generellen deutschen Begriffen als subordinirte zu präordinirten Begriffen im Verhältnisse der Ar­ ten zu Gattungen bestimmt. So dachte man bei das Kameel (vielleicht) an das Thier, bei das Almosen an das Geld, bei der Brief an der Aufsatz. (Warum aber nicht an die Schrift, das Schreiben?) Uebrigens möchte Herr Lehmann we­ gen der Regel: unveränderte Wörter sollen auch ihr Geschlecht unverändert behalten, am liebsten sagen: die Echo, die Poda­ gra, die Chiragra, bei welchen Wörtern aber der Gebrauch wider

wider ihn ist, der inbcflcn der Carcer und das Eramcn schon ziemlich allgemein ausgenommen hat; dagegen nennt er es Ei, telkeit, sagen zu wollen der Cölibat, das Idyll, das Gyps, das Pact, (der Vertrag,) das Spcctakcl, der Kamcel, Dithyrambe, Mythe, Nerv, Krokodil, Labyrinth, (das Gebäude,) weil diese Wörter ihre fremde Endsylbe weggeworfen haben. Aus dem­ selben Grunde verwirft er auch das Scepter, das doch vielleicht so häufig wie der Scepter gebraucht wird. Die Formen Rek­ torat, Conrcctorat, Pastorat nennt derselbe verfehlte, (weil es im rechten Latein keine Wörter rectoratus, pastoratus giebt,) und bemerkt, sie sollten nach der Analogie von Prätur, O.uä« stur richtiger Rcctur, Pastnr klingen. (Das wären ja aber auch keine recht-lateinischen Wörter, und sie verletzten wieder die Analogie, daß die Namen der Aemter, der Regel nach, sächlich sind: das Consulat, Triumvirat, Tribunat, und so auch das Cölibat, Format.)

284) Am ausführlichsten hat unter den früheren Sprach­ lehrern der neuern Zeit Gottsched über das Genus der deut­ schen Hauptwörter gesprochen. Er, der in der That sich we­ sentliche Verdienste um unsere Grammatik und Literatur er­ worben hat, verdient es wohl, daß wir seine Aufstellungen, wenn auch nur als einen Beweis seines Fleißes, hier noch an­ führen, ob es sich gleich nicht leugnen lässt, daß dieselben we­ der dem Deutschen, der das Geschlecht der Hauptwörter aus dem Gebrauch kennt, noch dem Fremden, der so viele Anga* bcn wohl schwerlich im Gedächtnisse behalten kann, von besondcrm Nutzen sein werden, um so weniger, da sie nicht voll­ ständig sind, und also selbst nicht fürs Nachschlagen sichere Hülfe gewähren, was auch wohl der Grund ist, daß man sie nicht in die neuern Sprachlehren ausgenommen hat, die sonst doch so gern die frühern ausschrciben. In zweifelhaften Fäl­ len ist man also immer genöthigt, zu einem guten Wörterbuche seine Zuflucht zu nehmen. Nach den allgemeinen (in den vo­ rigen Paragraphen enthaltenen) Regeln führt nun Gottsched folgende Bemerkungen an, um das Genus der Substantiven aus ihren Endungen zu erkennen: 1) Wörter, die sich auf ahn, all, alm, and und ant, ang und ank, aps, arm, auch, aum enden, sind männlichen Ge­ schlechts; zum Beispiel:

ahn, der Mahn, (Mohn,) Kahn, Krahn, Wahn, Zahn; ausgenommen die Bahn;

Dauer Spracht. U.

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146 al, bet Baal, Pfahl, Saal, Stahl, Stral; ausgenommen die Wahl, O.nal, Zahl, baS Futteral, Mahl, Thal, Lineal unb das Gemahl (Genial) in sei­ ner allgemeinen Dcdcutnng; (Local;) all, der Ball, Fall, Hall, Knall, Schall, Schwall, Stall, Wall; a lm, der Halm, Qualm; and unb ant, der Alicant, (Was ist bas? Wein?) Zucker­ kant, Danb (am Buche), Brand, Rand, Sand, Stand, Strand; ausgenotnmen die Hand, Wand, Leinwand, das Band (von Seide), Gewand, Land; arm, der Allarm, Arm, Darm, Harm, Schwarm; ang und a nk, Drang, Gang, Klang, Zwang, Dank, Stank, Ttrank; ausgenommen die Dank; apf, der Napf (,Tapf, oberdeutsch Fußtapf für Fußtapfcn,) (Zapf, oberdeutsch für Zapfen); auch, der Bauch, Gauch, Hauch, Schlauch, Strauch; aum, der Baum, Daum, Gaum, Raum, Schaum. 2) Wörter, die sich auf d> elm, en, cig, eint, cis und eiß, er endigen, sind männlichen Geschlechts; znm Beispiel: e 1, Bengel, Engel, Greuel, (Gräuel,) Flegel, (Gesell,) Him­ mel, Hügel, Kegel, Kringel, Kümmel, Lümmel, Mangel, Mantel, Nagel, Prudcl, Riegel, Schimmel, Schlüssel, Schlingel, Spargel, Spiegel, Sprengel, Sprudel, Stämpel, Stängel, Strudel, Teufel, Tigcl, Titel, Vogel; ausgenommen die Eichel, Geißel, Gurgel, Insel, Ka­ chel, Klingel, Nadel, Nudel, Orgel, Regel, Schüssel, Trommel u*. a. m., das Exempel, Siegel, so wie die Sammel- und Wiederholungsnamen mit ge: das Ge­ flügel, Gesindel, Getümmel u. a. in.; elm, der Helm, Schelm; en, der Boden, Braten, Faden, Fladen, Frieden (undFrie­ de), Glaube (n), Haufe (n), Graben, Hopfen, Karren, Kuchen, Kragen, Laden, Magen, Name (n), Nutzen, Ra­ chen, Same (n), Schade (n), »Schinken, Schlitten, Schrä­ gen , Schuppen, Segen, Wagen, Zapfen, Funke (n), Gedanke (n), Karpfc (n), Wille (n); ausgenommen das Almosen, Becken, Kissen, Wappen, Wesen, Zeichen, und die hauptwörtlich gebrauchten Insinitivcn, als das Hegen, Küssen, Lachen, Lallen, Leben, Lesen, Wagen n. s. w.;

tig, der Steig, Zeig, Zweig; e i m, der Keim, Leim, Reim, Seim, Schleim; eis und eiß, der Preis, Fleiß, Reiß, Schweiß; ausgenommen die Geiß, das Reis, und die Wörter mit der Dorsylbc g e: das Geheiß, das Geschmeiß; er, der Hammer, Jammer, Schlummer, Centner, Zucker u. s. w.; ausgenommen die Ammer, Kammer, Leiter, Schwester, das Leder, Wasser, Zimmer *).

3) Wörter, die sich auf icb, ich, icht, ieg, irbs, isch, iß endigen, sind männlichen Geschlechts; zum Beispiel: i e b, der Dieb, Hieb, Trieb; ausgenommen das Sieb; ich, der Dietrich, Käfich, Bottich, Stich, Strich; icht, der Bericht, Bösewicht, Wicht; ausgenommen die Gicht, Pfiicht, das Licht Und Mit der Dorsylbc gc: das Gedicht, Gewicht, Gesicht, dagegen die Sicht, Ab-, An-, Ein-, Aussicht u. s. w.; ieg, der Krieg, Sieg, Stieg (,d. i. Steg, Steig,Jungfern­ stieg); irbs, der Knitbs, Kirbs für Kürbiß; isch und üsch, der Fisch, Plisch und Plüsch, Tisch, Wisch; ausgenommen mit der Vorsylbe gc: das Gebüsch, Ge­ misch, Gezisch; Iß, Blitz, Ritz, Schlitz, Sitz, Witz; ausgenommen das Antlitz und Geschütz.

4) Wörter, die sich auf ock, og, of, ohn, on, vl, oll, vlch, vpf, orn, ort, ost, otz endigen, sind männlichen Geschlechts; zum Beispiel: ock und og, der Block, Pflock, Rock, Stock, Trog; ausgenommen das Schock; of, der Hof, Stoff; ohn und on, der Hohn, Lohn, Sohn, Spion, Thon, Ton, Thron, Sermon, Skorpion; ausgenommen viele lateinischen, deren o ein n angesctzt ist: die Anction, Caution, Nation, Portion, Ration, Station u. s. w., flud; die Person; s. II, 2.

*) Schon diese Bemerkungen de- Liren Gottsched zeigen, wie un­ richtig Cnrtmann'S Bemertung in der Schulzeitung, ißrg, Jult Nr. 86 ist, nach welcher die meisten geographischen und naturhi« sterischen Gegenstände auf eI und er weiblich sein sollen. 10*

14.8 ol und oll, der Pol, Spaniol, Kohl, Groll, Knoll, Zoll; o l ch, der Dolch, Molch; opf, der Knopf, Kopf, Kropf, Schopf, Topf, Tropf, Zopf; orn, der Born, Dorn, Sporn, Zorn; ausgenommen das Horn, Korn; o r t und o r d, der Bort und Bord, Hort, Ort, Mord, Nord; ausgenommen das Wort; ost, der Frost, Most, Ost, Rost, Trost; ausgenommen die Post, Kost; o tz, der Klotz, Trotz. 5) Wörter, die sich auf uch, uck, ug, umpf, und, unk, uß, ntz endigen, sind männlichen Geschlechts; zum Beispiel: »ch, der Besuch, Bruch, Fluch, Geruch, Versuch, Spruch; ausgenommen daS Buch, Gesuch, das Tuch als Stoff« namen, und das Bruch, Plural Brücher, eine sum« pfigc Gegend; uck, uk, ug, der Druck, Ruck, Schluck, Schmuck, Spuk, Bug, Flug, Krug, Pflug, Trug, Zug; umpf, der Rumpf, Strumpf, (Stumps,) Sumpf, Trumpf; und, der Bund, Fund, Grund, Hund, Mund, Schlund; ausgenommen das Pfund, das Rund, das Bund Schlüssel; unk, der Prunk, Strunk, Trunk; u ß, der Fluß, Fuß, Genuß, Gruß, Guß, Kuß, Ruß, Schluß, Verdruß; ausgenommen die Nuß, das Muß; u tz, der Putz, Schutz, Stutz.

II. Dagegen sind nun weiblichen Geschlechts die Wörter, die sich endigen: 1) auf acht, ät, aft, au, enz; zum Beispiel: acht, die Acht, Fracht, Macht, (Obacht,) Pracht, Schlacht, Tracht (,Wacht für Wache); ausgenommen der Schacht, Pacht; ät, die Calamität, Communität, Diät, Elektricität, Facultät, Moralität, Majestät, Nativität, Probabilität, Pluralität, Qualität, Obscurität, Quantität, Universität u. s. w.; aft, die Haft, Kraft, alle mit der Endsylbe schäft: Bürger« schäft, Herrschaft u. s. w.; ausgenommen der Schaft am Spieße, Saft, Taft; an, die Au, Frau, Sau, Schau; ausgenommen der Bau, Pfau, Thau, und das Tau; enz, Condolenz, Excellenz, Impertinenz, Jurisprudenz rc.; ausgenommen der Lenz;

149 2) Auf ik, ie, ist, viele auf »iß, fremde auf on; zuin Bei, spiel: ik, Arithmetik, Mathematik, Mechanik, Botanik, Hydraulik, Statik, Logik, Metaphysik, Optik, Mnemonik, Physik, Pneumatik, Grammatik u. s. w.; ausgenommen das Genick, Geschick, Glück, der Blick, Strick; (diese endigen sich aber alle ans cf;) ie, die Astronomie, Astrologie, Astrognosie, Geometrie, Go, nometrie, Chronologie, Geographie, Philosophie, Theolo, gie u. s. w., wo ie einsylbig ist; ie, zweisylbig Arie, Lilie, Linie, Historie, Glorie, Komödie, Zragödie, Hostie, Bestie; ist, die Mitgift, Schrift, Trist; ausgenommen das Gift, der und das Stift; niß, die Betrübniß, Finsterniß, Kümmerniß, Säumniß, Fäulniß; die und das Aergerniß, Erkenntniß in verschie­ dener Bedeutung; bei andern ist der Sprachgebrauch ge, theilt: die, jetzt meistens das Verhältniß, Hinderniß; an­ dere werden fast allgemein sächlich gebraucht: das Bekennt­ niß, Gcständniß n. s. w.; on, Ambition, Communion, Oration, Proportion, Prowotion, Sanction, s. I, 4; so auch Person, Garnison; (aber der Sermon;) 3) Auf ucht, uff, nld, unft, ung, ur, nth, ut: z. B.: ucht, die Bucht, Flucht, Frucht, Sucht, Schlucht, Zucht; ii ft, die Gruft, Kluft, Luft; ausgenommen der Schuft, als Mann, der Dust, viel­ leicht als Witterungsbezeichnung, wie der Dampf, Ne­ bel, und wie man an der Donau auch der Lust sagt; ul6, die Geduld, Huld, Schuld; unft, die An-, Zukunft u. s. w., Vernunft, Zunft; ung, die Aenderung, Heilung u. f. w.; ausgenommen der Sprung, der Dung für Dünger; ur und uhr, die Cour, Cur, Kuhr, Fuhr, Natur, Präla­ tur, Präpositur, Spur, Statur, Uhr; ut und uth, die (und das) Armuth, Brut, An-, Groß-, Klein-, Weh-, Demuth, Flut, Glüht, die Hut, Obhut, Wuth; ausgenommen der Hut, pileus, Muth, Edel-, Helden-, Wankel-, Hoch-, Ueber-, Unmuts), Schutt, das Blut, Gut. An merk. Die weiblichen Ableitungen mit ei, hcit, feit hat Gottsched hier nicht wieder aufgeführt.

150 III. Sächlichen Geschlechts sind die Wörter, welche sich endigen: 1) auf at, ech, et, ier, iv; zum Beispiel: at, das Canonicat, Cantorat, Concordat, Dekanat, Diakonat, Majorat, Pastorat, Rektorat, Seniorat; es sind dies lau, ter lat. Wörter auf atus; daher gehören nicht hierher die Saat, die Wörter aus ath: der Rath, die Heirath, Heb Math; auch ist ausgenommen der Staat von Status; (ad ist bald sächlich: das Bad, bald nicht: der Pfad;) ech, das Blech, Pech; e t, da- Banquet, Baret, (das Adelung Barett schreibt, ital. barretta und bareta, franz, barrete,) Cabinet» (Adelung Cabinett,) Stilet, Secret, Tapet, Lazareth u. s. w.; ausgenommen der Komet, Magnet, Planet und die Mannsnamen Cornet, Poet, Prophet; jer, das Bier, Clavier, Klystier, Elixier, Panier, Papier, Quartier, Rappier, Revier, Turnier, und dergleichen; ausgenommen die Begier, Zier, so wie die Benennung gen von Männern, Thieren, Edelsteinen, als Barbier, Courier, Vezier, Officier u. s. w.; Seraskier, Sapphir, oder Sapphier, Stier u. s. w.; iv, das Creditiv, Perspectiv, Recitativ, Stativ, Vomitiv und dergleichen;

2) Auf och, or, os, oß, ot; zum Beispiel: och, das Joch, Loch; ausgenommen der Koch als Mann; or, das Chor, Nadelohr, Ohr, Rohr, Thor u. s. w.; ausgenommen der Chor in anderer Bedeutung, der Flor, und die Mannsnamen, als der Major, Matador, Thor,. Mohr, Pastor, Rector u. s. w.; os, oos, oß, das Loos, Moos, Roß, Schloß, Geschoß, rc.; ausgenommen der Kloß, Schoß, Stoß, Troß/ ot und oth, das Brot oder Brod, Complot, Gebot, Loth, Jabot, Morgenroth, Schrot, u. s. w.; ausgenommen der Koth, die Noth (, der Spott, Tod, Sod). Weil indessen alle diese Nachträge zu den früheren Haupt/ regeln noch immer nicht eine vollständige Bestimmung über das Geschlecht der deutschen Hauptwörter gewähren, so hat Gottsched noch folgendes aber wieder unvollständige Verzeichniß solcher Wörter hinzngefügt, die unter gar keine Regel gehören, und welche er ebenfalls nach ihren Endbuchstaben geordnet hat:

Cs itnb: Männlichen Geschlecht-: weiblichen Geschlecht-:

D.

B. Erwerb, Korb, Stab,

Trab (,Leib).

D. D. Eid, Grind, Grund, Gegend, Jagd, Mond,Mnnd, Schlund gend, Tugend. Tod, Wald, Wind (,Sod) (,Schild),

Brief,

F. Griff,

FHanf,

sächlichen Geschlechter

B. Grab, Laub, Lob, Sieb (,Schnürleib)

(,Gewerb). D. Ju­ Brod, Bad,. Bild, Elend, Feld, Glied, Kleid Kleinod, Leid, Lied,Pfand,Pfund, Rae. (Schild.)

FDorf, Haf, Schiff.

Hof, Huf, Kauf, Knauf, Kniff, Krampf, Lauf, Pfiff, Torf, Wurf. G. Balg, Berg, Bug, Burg. Ring, Trog, Trug, Sprung, Tag, (Zeng,) Zug.

Ci.

H. HDach, Bauch, Bruch, Milch, Schmach. (Gauch,) Hauch, Schlauch. 2Schrei, Mai, Boi.

2Bai, Convoi.

G. Ding (,Zeng).

HBuch, Dach, Fach, Fleisch, Gemach, Reich, Stroh. (Tuch.) (Reh.). 2. Ei, Geschrei.

K. K. Dreck, Fleck, Gestank, Bank, Mark (als Mark (als meKalk, Klcck(s), Kork, Gränze u. s. ro.). dulla), Volk, Werk. Quark, Rock. (Schurk, Druck.) L. L. L. Apfel, Keil, Kiel, Deichsel, Eichel, Gei­ Drittel (,Drittheil) Pfeil, Meißel, Nabel, ßel (als Werkzeug ), u. s. iv., Beil, Schlüssel, Theil, (der Gurgel, Insel, Kachel, Exempel, Fell, Heil,

und das,) An-, Vor­ Klingel, Kugel, Kun­ Knäuel, Lineal, theil ii. s. w., Wür, kel, Morchel, Nadel, Maul, Mehl,'Mit­ fcl, (Geißel als Mann.) Orgel, Regel, Qual, tel, Oel, Pistol,

152 männlich«» Geschlechts: weiblichen Geschlecht-: sächlichen Geschlecht-:

Scheffel, Schaufel, Schüssel, (oder die Pistole,) Scheitel, Schindel, Protokoll, Räthsel, Semmel, Sichel, Segel, Seil, Siegel, Spindel, Staffel, Spiegel, Spiel, Thal, Stoppel, Trommel, Theil (der und das), Windel, Wurzel. Urtheil u. s. w., Ziel. M. M. M. Gehorsam, Gram, Form, Scham. Lärm (das und der), Kram, Darm, Harm, Gedärm. Zaum. N. N. N. Alaun, Bann, Dorn, Pein, Person, Stirn. Dein, Garn, Gehirn, Stern, Zaun, Zorn, Gestirn, Kinn. Zwirn. P. Syrup. ( Kneip, Kamp.) R. R. R. (der nnd das) Altar, Begier, Creatur, Fi» Gehör, Geschwür, Staar und Star. zur, Gebühr, Gefahr, Haar, Jahr. Zubehör (die und das), Zier. S und ß. S und ß. S und ß. Biß, Kloß, Riß, Gans, Geiß, Horniß, Aas, Eis, Faß, Gas, Reiß, Schoß, Stoß, Laus, MauS, Ruß. GlaS, Gleis, Gras, Ruß, Troß, (der und Haus, Maß, Muß, die) Iltis, Fuß, Guß, Reis, Rieß, Wachs, Wuchs. (Flachs.) (der u. das) WammS. ' St. St. St. Ast, Bast, Durst, Angst, Brunst, Brust, Fest, Gespenst, Rest. Dunst, Frost, Ost, Faust, Geschwulst,

(Griffel, Mispel.)

P.

West, (der und die) Schwulst. (Rest.) Th, t. Bart, Contract, Draht, Ein», Gehalt, Gurt, Koth, Kilt, Schnitt, Schritt, Tritt, Der,, Dor,, Un,, Zierrath, Werth, Bedacht.

Kunst, Last, List, Lust, Pest, Post, Wurst, üß, t. Andacht, An,, Ge, stakt, Armuth, Art, Art, Einfalt, Fahrt, Fuhrt, Fracht,Furcht, Frucht, Geburt, Ge, genwart, Gestalt, Ge­ walt, Glüht, Haut,

P-

Th,t. Amt, Blatt, Blut, Brett, Edict, Ele, ment, Gewicht, Ge, mächt, Geschlecht, Gut, Haupt, Heft, (?) Jahrhundert, Kraut, Licht, Loth,

männlichen Geschlechts: weiblichen Geschlechts! sächlichen Geschlechts:

Hcirath, Heimath, Recht, Pult, Scheit, Nacht, Naht, Pflicht, Schwert, Stift, Unx Predigt, Schrift, schlitt, Zelt, Geräth. Stadt, Statt, Sucht, Vernunft, Welt, Zeit, Zucht, Zuversicht.

Noth.

X. Knir, Nir, Styr.

X. X. Tax (e), Eider (c), Crucifix. doch besser auch nach Adelung Eidechse. 3. 33. Kranz, Latz, Matz, Pfalz. Erz, Geschütz, Ge­ setz,Herz,Holz, Kreuz, Pelz, Putz, Platz, Satz, Schwanz, Malz,Salz,Schmalz. Schurz, Sturz, Tanz, Schutz, Schmelz. Zweite Abtheilung.

Dom Plural der Hauptwörter.

285) Wie die meisten andern Sprachen so bezeichnet auch die deutsche den Umstand oder die Verschiedenheit, daß der Begriff eines Hauptworts entweder an einem einzigen Gegen­ stände, oder an mehrer» zugleich gedacht werden kann und soll, zum Theil wenigstens an diesen Wörtern selbst, und die Be­ zeichnung dieses Umstandes nennt man den Numerus oder die Zahl des Substantivs, der hiernach im Allgemeinen zwei­ fach sein muß, nämlich der Singular, die Einheit oder einfache Zahl, welcher nur einen Gegenstand andeutet, Mann, und der Plural, die Mehrheit oder die mehrfache Zahl, welcher mehrere Gegenstände bezeichnet, Männer *). 286) Natürlich sind nur diejenigen Hauptwörter eine# Plurals fähig, deren Begriff mehreren Gegenständen beigelegt, an mehrer» Dingen gedacht werden kann. Nun aber fragt es sich, welche Classe oder welche Classen der Hauptwörter sind •) Einige Sprachen haben mehr al« zwei Numerus, namentlich haben di« griechische und hebräische noch «inen Dual, welch«» je­ ne sm Allgemeinen braucht, wenn bloß von zwei Dingen di« Rede ist, diese aber nur, wenn zwei Dinge paarweise geordnet find.

154 das? Hierüber hat sich in neuern Zeiten unter den Sprach­ lehrern großer Streit erhoben, der und aber fast bloßer Wort­ streit zu fein scheint, so daß er entschieden und vermieden wird, sobald man sich nur über genaue Definitionen der ver­ schiedenen Substantivclassen vereinigt. Erklärt man nämlich Eigennamen für Benennungen solcher concretcn Gegenstände oder Individuen, welche nach allen ihren Merkmalen, Indivi­ dualitäten oder Eigenthümlichkeiten nur ein einziges mal da sind, existiren oder gedacht werde» können, so sieht man sogleich, daß die Eigennamen, bei diesem Begriff derselben, durchaus keines Plurals fähig sind und fein können. So liegt jedem der Wörter Europa, Deutschland, Berlin, Kyritz, Ostsee, Donau, Christus, Cicero mir ein einziges Substrat, ei» einziges Individuum zum Grunde: Europa ist unser Erdtheil, und es kann fein zweites Europa, das auch unser Erdtheil wäre, geben; Christus ist die historische Person des Heilandes der Menschen, der von den Juden gekreuzigt wurde, uuo es kann keinen zwei­ ten Christus nach diesem Begriffe geben; Cicero ist allen Ge­ bildeten die alleinige unverwechselbare Person des Verfassers der Schrift de ofßciis, und in dieser Hinsicht giebt es für uns alle nur diesen einzigen Cicero. Erklärt man ferner Gattungswörter, Appellativen für solche Substantive^, deren Begriff mehrer» Gegenstände» zu­ gleich, ganzen Gattungen und Classen von Gegenständen zu­ kommt, so folgt unmittelbar hieraus, daß jedem Gattungswort mehrere Substrate, Gegenstände, Subjecte zum Grunde liegen muffen, daß also in dieser Hinsicht jedes einen Plural haben muß. So versteht man unter Mensch jedes Erdengeschöpf un­ srer Art mit Kopf, Herz und Willen, und so kann es nicht bloß einen Menschen, sondern es muß deren mehrere geben; das Wort muß einen Plural Menschen haben können und haben. Versteht man unter einem Sammelnamen, Collectiv ein Wort, dessen Begriff für sich, in feiner Einheit schon eine Sammlung anzeigt, so wird die Beantwortung der Frage: hat das Collectiv einen Plural? davon abhangen, ob es mehr als eine solcher Sammlungen, wie dasselbe «nzeigt, giebt oder nicht, und man sieht sogleich, daß dies bei einigen derselben statt findet, bei andern nicht. So begreift das Wort Getreide alles Gewächs der Erde, das die unter dem Wort Getreide gedachten Eigenschaften hat, das Wort Vieh alle Thiere der Erde, das Geblüt alles Blut seines Menschen oder Thieres), das Gesinde alle Dienstboten

mite: sich, und diese Sammelnamen, und so alle Sammelna­ men als Bezeichnungen ganzer in ihrer All- und Einheit nur einmal gedachten Sammlungen, haben feinen Plural, und sie können vermöge dieses ihres Begriffs als solche keinen haben. Gan; ähnlich verhalt stch's mit den Stoffnamen oder Ma­ terialien; Mehl, Waffer, Gold haben keinen Plural, und kön­ nen als Stoffnamen keinen haben, da ihr Begriff bloß eine Masse, den Bestandtheil einer Masse ausdrückt, und sich also eine Mehrheit solches Bestandtheils, solches Stoffs gar nicht denken lasst. Abstracts Hauptwörter bezeichnen Eigenschaften concreter Gegenstände, Beschaffenheiten, Umstande und Zustände, durch den Verstand von diesen abstrahirt oder abgezogen, und als gleichsam selbstständig gedacht und dargestellt; hieraus ergiebt sich sogleich, daß sie nicht mehrfach gedacht werden können, und also keines Plurals fähig sind: Zorn, Wuth, Neid, Schön­ heit, Klugheit, Glanz, Armuth, Menschheit, Knechtschaft. Endlich für die Wiederholungsnamen, Iterativen, die sich von den concrctcn Sammelnamen nur dadurch unterscheiden, daß sie abstracto Begriffe bezeichnen, lassen sich ganz dieselben Bemerkungen wie für die Collectiven machen: Gebrüll, Ge­ schrei, Bettelei oder das Betteln, Kriecherei oder das Kriechen sind als Iterativen des Begriffs der Mehrheit, und also eines Plurals nicht fähig.

287) Ans diesen höchst einfachen Bemerkungen muß nun gewiß jeder Unbefangene den Schluß ziehen, daß es zunächst und ganz eigentlich die Gattnngswörtcr sind, welche einen Plu­ ral in der Sprache haben müssen, wogegen die übrigen Classen der Substantiven nur dann einen Plural annehmen und be­ zeichnen, wenn und insofern sie als Gattungswörter gedacht, betrachtet und behandelt werden, so daß man sich ihren Be­ griff mehrfach, ebenfalls in ganzen Classen und Gattungen vorstellt *).

♦) Wenn in dem folgenden Citat sich Seidenstücker gegen meine Aufstellung erklärt, den Gattungswörtern als solchen den Plu­ ral ab-, und diesen dagegen den Eigennamen zuspricht, so scheint mir die« ganz offenbar eine bloße Verwechselung der Be­ griffe zu sein, indem Seidenstücker unter Appellativen, ganz wi­ der den gewöhnlichen und auch meinen Sprachgebrauch, Wörter versteht, die einen abstracten Begriff anzeigen. Man wird ihm fast in seiner ganzen Aufstellung Recht geben können, sobald man nur Abstractum für Appellativ setzt. Aber eben deßwegen bei weiset sein Raisonnement gar nicht, waö es beweisen soll; denn

156 Will man z. D. von dem bekannten Individuum Cicero, seinem Vater und seinen Söhnen zugleich sprechen, so sind Laß die Abstracten als solche keinen Plural leiden, giebt jeder, mann zu. Daß er aber den Eigennamen den Plural zuspricht, gilt nur, wie man sehen wird, wenn ihr Begriff appellariv ge, rrommen wird. Es sagt nun Seidenstücker, als Recensent von Gteinheilö schon erwähntem Lehrgebäude: die Eigennamen erhei­ schen ihrem Begriff gemäß eine Pluralform, (?) und die Gatlungswörter (Abstracten) werden erst dadurch für eine Plural­ form empfänglich gemacht, daß sie auS ihrer Sphäre der AbKraction(?) heraus -, und in die Sphäre der Eigennamen hinein­ gezogen werden. Denn wenn mehrere Individuen denselben Na­ men führen, also eine Mehrheit in den Individuen da ist, soll «un nicht auch Mehrheit in dem gemeinschaftlichen Namen die, fer Individuen statt finden können? (Ganz gewiß! Nur ist die­ ser Namen kein Eigennamen mehr, sondern eben deswegen ein Gattungswort, weil er eine ganze Gattung von Individuen un­ ter sich begreift.) Soll man von Cicero dem Vater und Sohne nicht sagen können: die beiden Ciceronen? (Gewiß!) Welcher Grund liegt hier in der Sache, der Form den Plural abzuspre­ chen? (Keiner) — Dagegen ein Gattungswort ist als solches Las Zeichen für einen abstrakten Begriff, (Nein!) und bezeichnet eine ganze Classe: der Mensch ist sterblich. (Nein! Der Mensch ist sterblich heißt: jeder einzelne Mensch, jedes Einzelwesen aus der ganzen Classe ist sterblich; die ganze Classe wird bezeichnet Lurch: die Menschen falle) sind sterblich.) Wie ist hier »ine Pluralisirung möglich, da die Einzahl schon das Ganze umfasst? (Falsch.) Antwort: man zieht das Gattungswort, das die ganze Classe umfasst, in die Sphäre der Individuen herunter, (?) be­ trachtet den Claffennamen als Gattungsnamen, (Richtig!) sagt Lieser Mensch und jener Mensch, wie dieser Fritz und jener Fritz, cu tere Veränderung, seinen ersten Fall. Den Accusativ oder vierten Fall nennt man gewöhn­ lich den Fall des Objects oder leidenden Gegenstandes, und daK ist wieder in so fern richtig, daß man bei den meisten überlei­ tenden Zeitwörtern den leidenden Gegenstand, das Ziel der öfluet Spracht. U. 12

178 Handlung obst Kraftänßerung, in den Accusativ sehen muß, z. B. ich liebe den Menschen; aber nicht immer stehen die Objecte im Accusativ, z. B. ich gedenke des Tages, wo der Genitiv des Tages das Object bezeichnet, und umgekehrt zeigt der Accusativ nicht immer Objecte, sondern auch außer, dem noch so sehr viele andern Verhältnisse an, daß man gar nicht im Stande ist, dieselben vollständig aufzuführen, z. D. den Sonntag gehe ich gegen Mittag einen Augenblick in die Kirche; mich friert. So wie alle Casus, so bleibt auch der Accusativ bei sehr vielen Hauptwörtern ganz ««bezeichnet, namentlich im Sing», lar bei allen weiblichen und sächlichen Substantiven, und im Plural ist er immer dem Nominativ gleich; wird er aber be, zeichnet, so geschieht es im Singular nur durch e oder en, und im Plural durch n, en, e oder er. Den Dativ oder dritten Fall nennt man gewöhnlich den Fall des Zwecks, d. i. desjenigen Gegenstandes, zu dessen Vortheil oder Schaden, oder um dessen willen etwas geschieht; und dies ist wieder jn so fern richtig, daß bei transitiven und auch bei sehr vielen intransitiven und passiven Zeitwörtern der Zweck (,den mau unpassend auch wobl den persönlichen Gegen, stand nennt,) fast immer im Dativ steht, z. B. der Schneider hat dem Knaben ein Kleid gemacht, und dem Kleide eine neue Form gegeben, welche der Mutter nicht gefiel, so daß dem Schneider kein Macherlohn gezahlt wurde. Die, ser Zweck wird aber sehr oft auch auf andre Art, besonders durch Präpositionen, ausgcdrückt, z. B. er hat das Kleid für den Knaben gemacht, und der Dativ muß dagegen auch noch, besonders bei Präpositionen, sehr viele andern Verhält, Nisse bezeichnen: ich helfe dem Mann, es ekelt ihm. Bezeichnet wird der Dativ in der Einheit der Hauptwör, ter sehr oft gar nicht, z. B. bei allen weiblichen; viele der männlichen und sächlichen aber deuten ihn durch e, n oder en an; in der Mehrheit wird er immer -durch n oder en aus, gedrückt. Den Genitiv oder zweiten Fall nennt man sehr oft Derhältnisscasusz aber es ist offenbar, daß dies ein höchst un, bestimmter Ausdruck ist, der im Grunde gar nichts sagt, da ja alle Casus Verhältnisse bezeichnen. Es ist aber auch in der That gar nicht denkbar, daß sich je ein passender Namen für diesen Casus finden werde, da der Genitiv von so vielfachem und manchfaltigem Gebrauch ist, daß sich die Verhältnisse gar nicht vollständig angeben lassen, welche durch ihn ausgedruckt

werden. Er ist deshalb (,wie auch Adelung sagt,) der schwerste und weitläuftigste Fall, dessen Wesen unter allen am wenigsten deutlich empfunden werden konnte, indem er zur Andeutung unzähliger in den Sätzen vorkommenden Verhältnissbegriffe die, nen muß; daher ist auch die Theorie seines Gebrauchs in den meisten Sprachen sehr verwickelt. Bezeichuet wird der Genitiv, an den Hauptwörtern in der Einheit der weiblichen gar nicht, bei den übrigen durch es, s, n, en, ens; in der Mehrheit ist er immer dem Nominativ gleich. 308) In der lateinischen und vielen andern Sprachen giebt es auch noch einen besondern Vocativ oder fünften Fall, dessen einziger Gebrauch darin besteht, die Subjecte an­ geredeter Gegenstände oder der sogenannten zweiten grammati­ schen Person (,welche angeredet wird,) zu bezeichnen.

Mehrere Sprachlehrer der neuesten Zeit glauben eine große Verbesserung vorznschlagen, wenn sie auch für die deutsche Grammatik, die in der neuern Zeit fast allgemein den Vocativ von sich gewiesen hat, denselben wieder eingeführt wissen wol, len; es ist dies aber ein unbedeutender Wortstreit. Niemand wird leugnen, daß der Sache nach in der deutschen wie in jeder Sprache ein Vocativ, das ist eine Form für einen ange, redeten Gegenstand statt finden muß: (o, du) Freund, Sonne, Muth, hilf mir, (o, ihr) Freunde, Ueberzeugungen, Kräfte helft mir; aber diese Form der Anrede hat in der deutschen Spra­ che durchaus nichts Eigenthümliches, und deswegen ist es gewiß am besten, für sie keinen Vocativ als eignen Casus anzuneh­ men, sondern diesen mit dem Nominativ zu verschmelzen, der also im Deutschen die Subjecte aller drei grammatischen Per­ sonen ausdrückt *).

♦) Wenn man z. B. zur Vertheidigung eines eignen Vocativs an» giebt, das Hauptwort lasse dabei immer den Artikel weg, so ist das nichts Eigenthümliche-, denn auch im Nominativ u. s. w. bleibt der Artikel sehr oft weg: Noth ist Zwang, Freunde wer­ den Feinde. Eben so wenig sind du oder ihr dem Vocativ we­ sentlich: du kommst, ihr geht sind Nominativen; komm du, komm Freund, kommet ihr Freunds) sind Vocativen. Der Wich­ tigkeit der Sache wegen, aber auch zugleich um zu beweisen, daß alle bisherigen Versuche, das Wesen der Casus im Allgemeinen genauer zu bestimmen, als wir gethan haben, fehlgefchlagen sind, ist eS wohl nothwendig, die Aufstellungen wenigstens einiger be­ deutenden Sprachlehrer hier noch ausführlich mitzutheilen, woher eü indessen nach dem, was wir angefühRt haben, nicht n-thi12 *

180 I. Deklina tion der deutschen Gattungswörter. 309) Wir begreifen hier im Allgemeinen unter Gattnngs, Wörtern alle Arten der Substantiven, die nicht Eigennamen

sein wird, weitläuftige Widerlegungen der mancherlei vorkomwenden Einseitigkeiten und Irrthümer anzugeben. Grimm behauptet in seiner Sprachlehre, es walte durch die gesammte deutsche Zunge eine Unterscheidung zwischer starker und schwacher Flexion; die erste sei die ältere und innerlich einfa­ chere; die schwache scheine durch Einschaltung eines zur Deklina­ tion Anfangs unwesentlichen BildungS/n entstanden, und zeige sich dem zufolge niemals an reinen Wurzeln. Dieses Bildungsn habe eine schnellere Abschleifung der wahren Casus Herbeigeführt, und sei dann als eine eigne der Deklination wesentliche Form der Substantiven und Adjectiven erschienen. So wenig sich nun diese doppelte Biegungsart der deutschen Adjectiven verkennen lässt: guter Mensch, und der gute Mensch, und so sinnreich auch GrimmS eben angegebene Hypothese über den Ursprung derselben ist: so können wir doch in die ge­ räuschvollen Lobpreisungen derselben, die ihr mehrere zugerufen haben, nicht unbedingt einsiimmen, weil sie bei aller der großen Mühe, die sich Grimm für ihren Beweis gegeben hat, der dann diese schwache und starke Biegung auch auf die Zeitwörter ausdehnt, nicht nur doch immer noch Hypothese, sondern vorzüglich auch, weil sie für unsre ueuhochdeutsche Sprache unfruchtbar bleibt Auch kann niemand leugnen, baß Grimm, der Hypothese zur Liebe, künstliche und gekünstelte Wendungen nimr, um diese schwache und starke Biegung bei den Hauptwörtern durchzusüh, ren. Das ist übrigens gewiß, unsre alten Vorfahren deklinirten ganz anders als wir, und erst das Angelsächsische und Mittel­ hochdeutsche stimmte mit unsrer jetzigen Biegungßform großentheils überein. Wir werden die Fälle, wo diese ältere und un­ sre jetzige Biegung übereinstimmen, bei den einzelnen Deklina­ tionen näher angeben. Pölitz sagt in seiner Encyklopädie der stylistischen Wissen­ schaften, Leipzig, 1805: „der Nominativ ist gar kein Casus, weil er die Unabhängigkeit des Subjects ausdrückt, und der Cha­ rakter eines Casus darin besteht, die Abhängigkeit des Sub­ jects in einem gewissen Falle zu bezeichnen, weswegen auch keine Präposition mit dem Nominativ stehen kann." Das ist aber ganz unrichtig. Wenn der Nominativ das Subject der Rede aus­ drückt, so ist ja dieser Begriff des Subjects eben so gut ein Derhältnissbegriff, wie z. B. der Objectsbegriff. Ist es nicht z. B dem Gedanken nach gleich, ob man sagt: der Vater liebt den Sohn, oder der Sohn wird vom Vater geliebt? Im ersten Satze ist Sohn Objects-, und im zweiten Subjectsbegriff; im ersten Satze zeigt Vater den Derhältnissbegriff des Subjects an, der im zweiten durch eine Präposition vom Vater umschrieben wird. Auch steht das Subject ja oft im Accusativ: ich höre den Vater kommen, d. h. ich höre, daß der Vater kommt; ist

stnd, also die eigentlichen Appellativen nebst den Collectiven Materialien und Abstracten. Wie viele verschiedenen Arten nun auch der Accusativ hier kein Derhältniffbegriff, weil er die Unabhängigkeit deß Subjects bezeichnet? Ferner giebt der Nomi­ nativ doch auch sehr häufig das Prädicat an; drückt er dann et­ wa ebenfalls die Unabhängigkeit des Begriffs aus, z. B. in den Sätzen: er ist ein Narr, er scheint ein Narr (zu sein), erwirb ein Narr gescholten? Das ist wahr, keine Präposition wird mit dem Nominativ verbunden, aber dieser Umstand beweiset nichts, sondern es ist bloß eine grammatische Eigenthümlichkeit, daß wir nur solche Partikeln Präpositionen nennen, welche und insofern sie einen Casus regieren. Den Begriffen nach ist kein großer Unterschied zwischen den Sätzen: da kommt der Vater und der Sohn, da kommt der Vater so wie der Sohn, da kommt der Vater mit dem Sohn; aber und, so wie heißen Bindewörter, weil oder indem sie keinen Casus regieren, und nur mit wird eine Präposition genannt, weil und insofern diese Partikel den Dativ regiert. Rein deck sagt: die Substanz erscheint in der Sprachdar­ stellung im Verhältnisse der Unabhängigkeit nur in zwei Fällen-: i) wenn sie als die Ursach einer Wirkung oder al­ ber Gegenstand eines Urtheils erscheint; dieser Berhältnifffall heißt Nominativ; (dies ist, nach dem Vorhergehenden, eine un­ vollständige Bestimmung des Nominativs;) 2) wenn sie als der Gegenstand erscheint, an den eine Rede gerichtet wird; dies heißt Vocativ. (Wieder ungenau ausgedrückt; in den Sätzen: du bist mein Freund, ich liebe dich, wird die Rede an du und dich ge­ richtet, ohne daß diese Wörter Vocativ sind.) Daß sind Casus recti, d. h. für das Verhältniß der Unabhängigkeit. Die andern Casus der Abhängigkeit, caius obligui, bezeichnen vorzüglich: 1) die bloße Abhängigkeit der Substanz, als solche, ganz rein, ohne allen Nebenbegriff, d. i. Genitiv, Besitzfall, weil in diesem Gebrauch gewöhnlich der Begriff des Erzeugens und Angehörens liegt; 2) die Abhängigkeit der Substanz als Person gedacht, (sehr undeutlich und unvollständig,) Dativ oder Zweckfall, weil al- Aweckgegenstand dem Menschen nur der Mensch, also die Person erscheinen kann; (???) 3) die Abhängigkeit der Sub­ stanz al- Sache gedacht, d. i. der Accusativ, Zielfall, denn das Erzeugniß (,Product) oder der Gegenstand, mit welchem etwas vorgenommen wivd, erscheint dem Menschen als Sache, (??) und daher ist der Abhangigkeitsfall der Sache, der Accusativ, auch zur Darstellung des Products oder Zielgegenstandes einer Wir­ kung gebraucht, Wirkfall. Was aber in dem einen Augenblick der Rede als Person dargestellt wurde, kann im andern als Sa­ che darge'stellt werden sollen; daher sieht die Sprache nicht da­ rauf, ob die Substanz wirklich Person oder Sache sei, sondern nur, ob sie in dem persönlichen oder sächlichen Verhältnisse er­ scheine. 4) Die Abhängigkeit der Substanz (, Person oder Sa­ che,) al- Mittel oder Werkzeug gedacht, Ablativ. (???) (Es ist die» die gewöhnlichste Aufstellung, aber wie willkührlich'. Ihr

LS2 der Biegung dieser Gattungswörter, oder wie viele Deklinationen derselben es nun im Deutschen giebt, darüber sind dem Scheine

zur Liebe soll man sich in dem Satze: ich gebe der Mutter und der Schule das Kind wieder, die Schule als Person, und daKind als Sache denken! Und alles passt höchstens bloß für tran­ sitive Zeitwörter. Auf die unzähligen übrigen Fälle, wo der Accusativ und Dativ stehen muß, passt durchaus nichts davon.) Schulz sagt in einer Abhandlung über dkr Casus, im Jahr­ buch der berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache, 1820, be­ sonders Folgendes: ,,die verschiedenen Verhältnisse, welche durch die Casus bezeichnet werden, finden sich nicht bloß zwischen ein­ zelnen Begriffen, sondern auch zwischen ganzen Urtheilen oder Sätzen, so daß zuletzt die ganze Syntaxis auf einer vollständi­ gen Entwickelung der Casus beruht. Nur das besondere Ver­ hältniß, in welchem man sich einen Begriff denkt, also der Ge­ danke selbst, und nicht das einzelne Wort kann einen Casus oder Modus herb'iführen, und daher muß sich, sagt schon Joachim Lange, für jeden Casus nur eine einzige Hauptregel angeben lassen. (Die erste Bemerkung ist im Allgemeinen recht gut; der Schluß aber mit seinem daher ist unbegründet, und auf die Präpositionen passt das Ganze nicht.) Die Entwickelung der Verhältnisse der Casus muß von der Betrachtung der Kategorie der Relation ausgehen, und zwar gehören alle drei Kategorien der Relation dem Nominativ als Casus des Subjects an, und die casus obliqui müssen aus gewissen Formen, die mit den Ka, tegorien zugleich entstehen, abgeleitet werden Eß setzen aber die Form eines kategorischen Urtheils den Begriff der Substanz, die Form des hyperbolischen den Begriff einer Ursach, die Form ei­ nes diSjunctioen Urtheils den Begriff einer Wechselwirkung, alursprüngliche Formen des Deukens, voraus, und Substanz, Ur­ sach und Wechselwirkung sind also Urbegriffe, die daü Wesen des Verstandes ausmachen, und worunter alles passen muß, wa- ge­ dacht werden soll. Auß dem Begriff der Substanz entspringt der auch noch ursprüngliche Begriff des Accidens; aus der Ur­ sach der ursprüngliche Begriff der Wirkung; die ursprünglichen Begriffe Mittel und Zweck stehen in ununterbrochener Wechsel­ wirkung; räumlich ist das Mittel der Punct, von dem eine Er­ scheinung ausgeht, der Anfangspunct auch in der Zeit, ein Aus­ gehn oder eine Trennung, eine Absonderung. Der Begriff deAcciden- wird durch den Genitiv, der Wirkung durch den Accu­ sativ, der Begriff deS Zwecks, deS Puncts, entgegengesetzt dem Mittel, auf den dasselbe (das Accidens?) gerichtet ist, zuweilen auch eines Zieles, durch den Dativ, und der Begriff eines Mit» tels durch den Ablativ auSaedrückt (, bezeichnet). La« Subject kann Substanz, feiend, nicht auf anderes cinwirkend, Ursach, wirkend, Substanz und Wechselwirkung, wirkend und durch die Rückwirkung näher bestimmt sein; es ist das Einzelne, daman sich unter den Kateg07:en vorstellt. Der Nominativ ist der Casus, worin sowohl daS Subject als das Prädicat (???) ei­ ne- Satze- stehe» muß, (?) (Harris sagt »och; ohne welche»

nach die neuern Sprachlehrer sehr getheilt; indessen der Sache nach müssen sie doch alle zugeben, daß eö wirklich a ch t verschiedene Anen ein vollkommener Satz unmöglich ist,) zu dem man unmittelbar und unabhängig von andern Begriffen gelangt, und alles Urthei­ len besteht eben darin, zwischen zwei gegebnen Begriffen irgend eine Beziehung auszusprechen; die vier casus obligui bezeich­ nen mittelbar gegebene, von frühern Vorstellungen abhängige Begriffe. Der Genitiv ist die Form, welche ein Subjectsbegkiff annimt, der einem andern Begriff als Accidens anklebt, so haß er und der ihm voraufgehende Hauptbegriff als eine einzige un­ zertrennliche Vorstellung betrachtet werden muffen (,-eniiivus possessivus, paternus, ein Erzeugtwerden, Angehören, Ergänzen des Hauptbegriffs); so auch bei den Zeitwörtern, relativen Ad­ verbien und Adjectiven, deren meiste eine Thätigkeit des Gei­ stes, vorzüglich des Gemüths anzeigen, so daß der Genitiv über­ haupt den Gegenstand anzeigt, der das Gemüth auf irgend eine Weise anregt; deshalb haben viele Verben in der edlern Schreib­ art einen Genitiv bei sich: seiner Blumen warten ist gemüthli­ cher als seine Blumen warten. (Recht sinnreich, aber gewiß nicht allgemein wahr: mit Entsetzen ward der Elende seiner fund Lhn^ gewahr.) sRLbbek sagt bei dieser Abhandlung im angeführten Jahrbuch: der Genitiv erscheint dabei partitiv, lässt da- Ganze theilweise nur nehmen, ist mäßiger, und erscheint da­ rum anständiger, als der Accusativ, der viel plumper (?) das Ganze gerade zu -. B« als Geuuß angiebt: des Weins genießen. (Gut.)) Der. Accusativ ist die Form für den Gegenstand, auf welchen die Einwirkung des Subjects zunächst und unmittelbar gerichtet ist, das nähere Object, das aber zugleich als das Ziel erscheint, worauf die Thätigkeit gerichtet ist; daher steht im Ac­ cusativ asteS, was die Bahn und die Richtung der Thätigkeit angiebt, jede Ausdehnung in Raum und Zeit, die Dauer, kör­ perliche Größe; der Weg, den eine Thätigkeit nimt; (wie folgt hier immer eine» aus dem andern?) und zur nähern Bestim­ mung der Art, wie sich eine Thätigkeit in einer gewissen Bahn und nach einem gewissen Ziel hin erstreckt, tritt noch eine Präpo­ sition vor den Accusativ, die diesen also nicht regiert, wie schon Priscian sagt: praeposilio addila, ve'l subtracta minime vim casus molare valei (?). Der griechische Accusativ fraclus mernbra, das Haupt mit Rosen bekränzt, zur Erde gesenkt, die. Haare aufgebunden, geht im Griechischen von solchen Fällen aus, wo sowohl der ganze Mensch, als auch ein einzelner Theil deKörpers als näheres Object angesehen werden kann, und so trat dann, wenn von dem ganzen Menschen etwas ausgesagt wurde, diejenige Beziehung, in welcher es von ihm gelten sollte, in den Accusativ, wenn es auch nicht unmittelbar klar war, daß solche Beziehung eigentlich als Object gedacht wurde, so daß kein ncixa und quod atlinet nöthig ist : Tro();/(,* (i)vuq. Dem Dativ entspricht der Begriff des Zwecks; er ist die Form für denjeni­ gen Gegenstand, auf welchen alles, was vom Subject gesagt wird, al- auf seinen letzten Zweck bezogen wird; er bezeichnet

184 giebt, die Hauptwörter zu biegen, so wie Adelung dieselben In seinen acht Deklinationen angeführt hat. Aber nun sagen ei, nige, die verschiedenen Deklinationen müssen ihrem Wesen und ihrer Anzahl nach bloß durch den Genitiv der Einheit, andre sagen, sie müssen durch den Nominativ der Mehrheit bestimmt werden. Es sei lächerlich, sprechen wieder andere, so viele De, klinationen anzunehmen, aus denen man doch immer nicht alle Wörter dekliniren lerne; das Wörterbuch müsse den Unkundi, gen die Form des Genitivs der Einheit und des Nominativs der Mehrheit lehren; dann gebe das Deklinationsschema die Biegung der Wörter an, und solcher Deklinationen brauche man nur zwei anzunehmen. Alle diese und ähnliche Aufstel,

Zweckmäßigkeit, daS entferntere Object, (im Lateinischen Bestim­ mung, Absicht, Erfolg: decemvivi legibus conscribendis, esse impedim« nio,) Näherung. Der Ablativ bezeichnet ein Mittel, einen Anfangspunct, (entgegen dem Dativ als letztem Ziel,) eine Trennung, Absonderung; (entgegen dem Dativ als Näherung;) doch fällt er mit dem Dativ auch ganz, selbst historisch zusam­ men, insofern nur der Deutende Mittel und Zweck unterscheidet, dem Roheren Mittel nichts als Punct deS Ausgangs der Erg^einung, Zweck, Punct worauf sie hinwirkt, beide Orte in aume, feste Puncte, und so dasselbe sind. Der Genitiv ist sehr oft, als Begriff des geistigen Ausgehens, Erzeugtwerdens und Enlhaltenscins, Stellvertreter deS Ablativs, der auch ein räum­ liches Ausgehn, Erzeugtwerden und Enthaltensein ausdrückt, und auch als Ergänzung; so stehen auch nebenwörtliche Bestimmun­ gen im Genitiv: seiner Wege gehn, Anfangs. Paulr nennt den Genitiv Beschränkform, und den Ablativ nicht gut Berbundenheitsform, denn diese Verbundenheit, die der Ablativ bedeu» tet, ist doch immer nur ein Zusammensein in Raum oder Zeit." (Diese Auseinandersetzung enthält unstreitig viel Gntes; indessen ist es augenscheinlich, daß sie sich, trotz ihres gelehrten AnsehnS der Kategorien im Anfänge, doch auch fast bloß auf die Casus bei Zeitwörtern beschränkt; waS die Casus bei den Präpositio­ nen ausdrücken, und wie sie zu ihnen kommen, warum z. B. bei den Dativ, um den Accusativ, auf den Dativ und Ac­ cusativ regiert, das wagt niemand bestimmen zu wollen, und PriscianS Bemerkung trägt auch nichts zur Erläuterung bei. Immer muß man am Ende zugestehen, der Sprachgebrauch hat vieles nach seinem Belieben, nicht ohne Veranlassung, aber ge­ wiß oft ohne vernünftigen Grund so festgesetzt, wie wir eS jetzt haben, und alle Bemühungen, solche Gründe für denselben aufsinden zu wollen, müssen deswegen ohne Erfolg bleiben.) DieS sei zur Einleitung über das Wesen der Casus im Allgemeinen für jetzt hinreichend; im Anfänge der Lehre vom Syntax werden wir ausführlicher und gründlicher über die Bßdeutung und den Gebrauch der einzelnen Casus sprechen müssen.

fangen haben gar keinen innern Gehalt *). Zwar ist es wahr, daß auch Adelungs acht Deklinationen keine allgemein durch•) Auch über die verschiedene Ansetzung der Zahl unserer deutschen Deklinationen für die Gattungswörter -^müssen wir schon noch ei­ nige Stimmen hören, damit eS um so deutlicher werde, daß diese Sache keine so große Wichtigkeit hat, wie ihr einige neuern Sprachlehrer gern beilegen möchten. Blendermann giebt in Seebode'S Bibliothek, 1820, IX. in einer langen Abhandlung besonders folgende Gründe an, warum er nur zwei Deklinationen festgesetzt wissen will: „man muß die Eintheilung nach einem EintheilungSgrunde machen. Nun besteht das Wesen der Dekli­ nation in allen Sprachen, die solche (?) haben, eben iu der An­ gabe der Endesveränderungen, die ein Wort in den verschiedenen Casus und Numerus erleidet. Die Wörter mit einerlei (densel­ ben) BiegungSsylben gehören zu einer Deklination. Das Ge­ schlecht darf hierbei im Deutschen eben 'so wenig in Anschlag kommen, alö (wie) daS ja auch in andern Sprachen nicht (?) der Fall ist. Wie man in der lateinischen vierten Deklination die Neutren im Singular unverändert lässt, da diese Sprache doch besonders die Deklinationen nach dem Genitiv der Einheit bestimmt, so können im Deutschen auch di» Femininen im Singu­ lar unverändert bleiben. (ES ist wahr, eS könnte die gramma­ tische Biegung so gestellt werden; aber eS bringt durchaus keinen Vortheil, sondern verwirrt die Uebersicht.) Will man eine wis­ senschaftlich begründete Reihenfolge der Deklinationen auffinden, so muß man die Sprache in ihrer ganzen historischen Entwicke­ lung betrachten, und die verschiedenen Mundarten mit berücksich­ tigen, um zu erkennen, wie das jetzt Vorhandene allmählich ent­ standen ist. (Warum bat? Ist man denn bei der Aufstellung, der lateinischen Deklinationen, die doch nicht von den Römern herrührt, so verfahren? Nein, um die Deklinationen für daS Neuhochdeutsche zu bestimmen, braucht man auch nur daS Neu­ hochdeutsche zu betrachten.) Zn der altdeutschen Sprache (wel­ cher Zeit?) lassen sich die EndeSverLnderungen eine- Hauptwort­ sämtlich unter zwei Formen zusammen fassen. Vie erste endigt den Genitiv der Einheit auf er, die zweite auf en. Mit dem Genitiv ist also die Deklination gegeben, wie im Lateinischen. Die erste bekomme im Dativ e, und der Plural hat auch e, im Dativ en, die zweite hat in allen Casus, die ihre Form aus dem Genitiv ableiten, auch en. Da» ist Adelung» erste und vierte Deklination, die übrigen Deklinationen sind später entstandene Nebenformen. (Die Folge wird zeigen, daß die» alle» viel zu un­ bestimmt, und darum unrichtig ist.) Erste Hauptdeklination. In unsrer Sprache hat die Hauptsylbe immer den Ton, und alle Ableitungssylben sind ton­ los und kurz. (Das ist falsch.) Wenn nun mehrsylbige Haupt­ wörter den Ton auf der vorletzten Sylbe haben, welche» (waS) bei allen abgeleiteten auf e, el, en, er der Fall ist; (:) so nimt die jetzige Sprache hinter diesen Ableitungssylben keine Bie­ gung-sylbe «ehr al- -eichen de» Plural» an, wie die alte Spra-

186 führenden Regeln angeben, nach denen sich mit Bestimmtheit entscheiden ließe, nach welcher Deklination jedes einzelne Wort che that: ritten, degene. Diese Wörter bilden daher jetzt eine zweite, aus der ersten Hanptdeklination entstandene Nebenform. 3m Genitiv der Einheit haben ste s ohne SylbenzuwachS, und sind in allen (übrigen) Casus der Ein - und Mehrzahl gleich, ausgenommen, wo der Umlaut eintritt. ES sind lauter männ­ liche und sächliche Wörter auf el, er, en, die Collectiven nnd grequentatioen auf e mit der Vorsylbe ge, und nur zwei weib­ liche Mutter und Tochter. DaS ist Adelungs dritte Deklination. Die oberdeutsche Mundart ist geneigt, die Endsylbe zu verschlukken; die Schweizer und Schwaben sprechen selten daS e am Schlüsse der Wörter auS; besonders verdanken wir dieser Mundart die Formen: Buchstabe, Friede, Funke, Gedanke, Glaube, Hause, Karpfe, Name, Same, Schade, Wille, Schmerz, Schreck, denen auch die Endung en, die sie gehabt haben, wiedergegeben werden kann, wie denn einige in beiden Formen vorkommen: Funken, Schaden. Adelung hat aus diesen wenigen Wörtern nebst dem unregelmäßigen Worte Herz seine fünfte Deklination gebildet, weil sie in der Mehrzahl en, und in der Einzahl im Genitiv ens oder es habe; aber die Wortform ist offenbar zu­ nächst aus dni Wörtern mit en, daS ist aus Adelungs dritter Deklination entstanden, wodurch sie mit der ersten Hauptdeklina­ tion zusammenhangt. Auch seine achte gehört zur ersten Haupt, deklination. Zweite Hauptdeklination. DaS ist AdelungS vierte, wozu auch seine siebente gehört. Sie begreift alle männlichen Wörter auf e, und alle weiblichen mit tonlosen Endigungen, die nur ein bloßeS n zum Biegen annehmen; die Übrigen Wörter diesem Deklination nehmen im Plural die Sylbe en an. LdelungS sechste Deklination hat im Genitiv e», im Plural en, n: Auge. Wir können daher jetzt mit Sicherheit von dem Plural auf die Form de- Singulars schließen, und daS Wörterbuch darf nur den Plural angeben; und so bringt eS der Bildungsgang der Sprache mit sich. Zur ersten Deklination gehören demnach alle Wörter, die im Plural nicht en, n annehmen; im Singular hat sie im Genitiv es, e, im Danv e oder nichts. (Wie hat sie denn im Plural?) Die zweite Deklination begreift diejeni­ gen Wörter, welche im Plural en, n annehmen; der Singular hat in den abhängigen Verhältniffsällen gleichfalls en, n." (Frauen, Kerzen, Wangen, Herzen, Funken, Augen, Fürsten ha­ ben alle im Plural n, und werden doch alle im Singular ab­ weichend vq^l einander deklinirt. Soll man das Wörterbuch ausschlagen, um daraus den Plural eines Wortes zu entnehmen; warum soll dasselbe nicht zugleich den Genitiv angeben? Und wo ist denn AdelungS zweite Deklination mit dem Plural er ge­ blieben ?) Auch Rambach zieht in seiner Sprachlehre (,Berlin, 1802) alle Deklinationen in zwei zusammen, und macht dabei folgende Bemerkungen: man muß in der deutschen Sprache nicht bloß den Nominativ dt6 Singulars, ssndern auch den Nominativ

der ganzen Sprache gebogen werden muß; zwar ist es wahr, daß man bei vielen Wörtern aus dem Gebrauch oder dem de- Plural- al- gegeben annehmen; wer ein Substantiv lernt, muß zugleich die Form de- Nominativ- im Singular und Plural lernen. Da- ist eine Eigenheit der deutschen Sprache. In den übrigen todten und lebenden Sprachen ist mit dem Nominativ de- Singular- zugleich die Form des Plurals gegeben; (doch nicht ganz, die Endung us im Lateini­ schen hat drei verschiedene Plurale u. s. w.;) daher muffte auch da- Deklination-system dieser Sprachen ander- al- in der deut­ schen Sprache ausfallen. So sagt auch Seidenstücker: den No­ minativ de- Singulars und Plural- der Hauptwörter muß jeder au- dem Wörterbuchs oder aus dem Gebrauch wissen, weil daS Gegebene außer dem Gebiet der Grammatik liegt. (Diese Behauptung ist viel zu weit, und darum sagt sie im Grunde nichts. Die Grammatik muß doch da- Gegebene auf­ stellen und classisiciren. Wie könnte man sonst auch z B. Con­ jugation-tabellen aufführen? ES ist ebenfalls gegeben, daß ich liebe biegt ich liebte, geliebt, ich schiebe aber schob, geschoben, und dies muß auch au- dem Wörterbuche gelernt werden können; dennoch aber giebt jede größere Grammatik mit Recht vollstän­ dige Verzeichnisse aller unregelmäßigen Derben, die sie in Abthei­ lungen bringt, und so bestimmen und auffassen lehrt. Ja, ist im Grunde nicht die ganze Sprache gegeben? Wozu wäre also eine Sprachlehre, wenn da- Gegebene außerhalb ihre- Gebietläge?) Hiernach zerfällt nun (, fährt Rambach fort,) der ganze Dorrath der deutschen Gattung-wörrer in zwei Classen mit durchaus unbestimmter Form des Nominativ- im Singular. Der Plural der ersten Classe ist ebenfalls unbestimmt; die -weite Classe hat en. Jene Classe hat im Genitiv des Singulars e-, s, diese en " Man sieht, die- ist schon ganz BleNdermannAngabe. Selbst der tiefdenkende Seidenstücker hat diese Ansicht. Er sagt in feinem Werke; Redetheile und Deklinationen der deut­ schen Sprache, Lippstadt, 1810: „so wie acht, so kann man auch mehrere Deklinationen aufstellen. Warum soll (z. B.) der Um­ laut nicht eine Deklination bestimmen? (Die Antwort auf diese Frage wird sich au- unsrer Aufstellung der Deklinationen von selbst ergeben.) E- muß nach dem Genitiv bestimmt, und der Plural al- gegeben betrachtet werden; und so giebt e- zwei De­ klinationen: die substantive Form mit I, eS: Mann, und die adjective Form mit n, en: Mensch." Erste Form. Sing. 91. =; G. S, eS; D. e; A. wie N. Pl. N. =; G. wie N.; D. n; A. wie N. Zweite Form. Sing. N. G. n, en; D. n, en; A. n, en; Pl. 9t. n, en; G. n, en; D. n, en; A. n, en. DaS Unbestimmte ( = ) soll also da- Wörterbuch geben. Allein wenn eS gleich wahr ist, daß die Bestimmung de- Plural- die Hauptsache bei der Biegung der deutschen Gattungswörrer ist, so ist eS doch eine -u große Bequemlichkeit des Sprachlehrer-, wenn er den Schüler in Ansehung diese- Plural- bloß aus den

188 Wörterbuch ihren Nominativ des Plurals, und bei einigen, Loch nur bei sehr wenigen, außerdem auch noch den Genitiv Gebrauch und da- Wörterbuch verweisen will; aber eS ist auch zugleich eine Ungerechtigkeit, da wir in unsrer Aufstellung finden werden, daß sich der Plural der meisten Wörter nach festen Regeln aus dem Singular bestimmen lässt. Und damit ist doch schon viel gewonnen. Deshalb muß der Grammatiker diese Re­ geln angeben, und wir werden finden, daß er in der That sehr tooM daran thut, die ganze Biegung der GattungSwörrer nach diesem ihrem Plural zu ordnen. Das Hülfsmittel, auf welche» jetzt mehrere Neuern alle Wichtigkeit legen wollen, nämlich so wie den Nominativ der Mehr-, so auch noch den Genitiv der Einzahl als gegeben zu betrachten, und also auch diesen nicht zum Eintheilungsgrunde zu machen, und unter Regeln zu brin­ gen, hilft ebenfalls nichts, und ist wieder eine unerlaubte Be­ quemlichkeit und Ungerechtigkeit gegen den Lehrling. Auch ist diese Ansicht nicht neu; denn schon der Recensent von RambachS Sprachlehre in Gutsmuths Bibl. d. pädag. Liter. 111. 1802, der RambachS Aufstellung gut nennt, aber doch bemerkt, daß da­ bei Adelungs sechste Deklination unbedacht, so wie auch das Gegebensein des Plurals für Eigennamen und Fremdwörter, in deren Plural der Sprachgebrauch noch so sehr schwankt, unan­ wendbar bleibt, sagt: „eS scheine daher, als müsse auch noch der Genitiv des Singulars als gegeben betrachtet werden." UebrigenS mag der stets selbstforschende Seidenstücker wohl in seiner vorher angegebenen Ansicht mit der Zeit schwankend ge­ worden sein, denn er sagt in seiner Recension meiner frühern kleinern Sprachlehre in der jenaischen Literaturzeitung, 1813, Nr. 121: die Deklination nach dem Plural zu bestimm men, ist rich tig Mehr verlange ich nicht; dann ist Adelungs und meine Aufstellnng gerechtfertigt. Dann zerfällt das folgende Raisonnement Seidenstücker- in sich selbst: „das Manchfaltige (,sagt er,) im Gegebnen begründet nicht eben so manchfaltige Regeln, sondern kann vielleicht auf eine einzige Regel reducirt werden. DaS durchs Lexicon Gegebne (,der Plural,) ist hier, wie verschieden auch in sich, doch für die Regel nur zweifach : denn das im Plural Gegeb­ ne erfordert entweder im Genitiv des Singular- -, e-, oder en.; folglich giebt e- nur eine doppelte Regel, nach welcher sich das Gegebne zur Einheit zurückführt." Man sieht, was Seidenstükkern 1809 entschieden schien, ist ihm 1813 zu einem Vielleicht geworden, und er findet eS richtig, nach dem Plural die De­ klinationen zu bestimmen, verlangt aber mit vollem Recht, auch auf den Genitiv Rücksicht zu nehmen. Der Meister hat riachgegeben; aber freilich selbst die jüngsten Jünger thun das sehr ungern! Herr Hey se weiß selbst noch nicht recht, wa- er will. Er hat Seidenstückers und Radlofs Forschungen gelesen, spricht da, nach (Seite 276, 277 seiner Sprachlehre) vielerlei, und sagt un­ ter andern: je einfacher die Bezeichnung der Casus ist, (? ?) je weniger bedürfen wir fünf, oder gar (!) nach Adelung und sei-

dcr Einheit kennen rnnß, mn bestimmt angeben zn können, nach welcher Deklination fle gebogen werden müssen: aber jene De­ klinationsregeln bei Adelungs Aufstellung entscheiden doch über die Biegung der meisten Wörter, und das ist schon ein sehr großer Vortheil. Wer indessen auch nur zwei Deklinatio­

nen allzu treuen (!!) Nachfolgern acht verschiedene DeklinationSformen, sondern nur zwei oder drei, nach welchen fiel) alle Hauptwörter (,soll heißen Gattungswörter,) dekliniren las­ sen. Dec Fehler, (!!!) welcher die so große (!!) und verwir­ rende (??) Menge von ausgestellten Deklinationsformen veran­ lasste, lag theils in der Verrückung und Vermischung deS Eintbeilungsgrundes, den man bald u. s. w., u. s. w. (Wie kann man denn einen Grund vermischend?) Andre Sprachlehrer entscheiden sich bestimmt für drei De­ klinationen. So sagt der Recensent von Rebs'S Anleitung zur Kenntniß der deutschen Sprache, Leipzig, 1324, in Zimmermanns Literaturblatt der Schulzeitung, Darmstadt, 1824, Nr. 19: „am einfachsten hat Stephani über die Deklination in seinen Bei­ trägen zu gründlicher (zur gründlichen) Kenntniß der Teutschen (deutschen) Sprache (1823) bestimmt. Nach demselben bilden alle weiblichen Namenwörter Substantiven) die erste Beugungsweise, welche alle Fälle in der Einheit und Vielheit nach dem ersten Falle in beiden bildet. (Das n de- Dativs ist uberscoen.) Die zweite Beugungsweise umfasst alle männlichen Nennwörter, wel­ che im ersten Fall der Mehrheit die Endsylbe en erhalten, und sie auch in allen Fällen behalten. Nach der dritten endlich gehen sowohl sächliche, als alle nicht nach der zweiten Biegungsweise gehenden Namcnwörter, bei welcher Stephanis Regel ist, daß der zweite Fall, wenn das Wort mit einer kurzen Sylbe endigt, s, und wenn es mit einer langen Sylbe schließt, der zweite Fall es, und der dritte e erhält. Jedes Kind kann in einer Viertel­ stunde nunmehr die Teutsche Beugungsweise der Stammwörter so erlernen, daß es dabei nie mehr irre werden sann." — Das wäre sehr schön, wenn es nur wahr wäre! Das Kind muß da­ zu mancherlei wissen, wonach man e- wohl vergebens fragen möchte, und wonach e- selbst auch seinen Schulmeister oft verge, bens fragen dürfte; z. B. waS lange und kurze Sylben sind? ob es denn keine mittelzeitigen gebe? waS es mit deren Geni­ tiv anfangen solle? Noch dazu wird eS vieles ganz falsch ler­ nen. ES wird sagen müssen deS Stalles, dem Stalle, und doch in den besten Schriftstellern auch lesen: des Stalls, dem Stall, und es wird umgekehrt sagen müssen vom König, He­ ring, Dickicht, und doch oft hören und lesen vom Könige, Herin­ ge, Dickichte; sein Gott, Glaube, Heiland, Zierrath werden ihm ganz undeklinirbar sein; mit dem Umlaut und Plural weiß eS ohne ein Wörterbuch gar nichts anzufangen u. s. w. In vier Deklinationen zieht Stutz, in seiner größer» und kleinern Sprachlehre, Potsdam, 1789, 1793 Adelungs acht nach folgender Tabelle zusammen:

190

ucn annimt, gewinnt dadurch gar nichts, sondern er muß dann in diese beiden Deklinationen, die sich viel schwerer deutlich und Weibliche Wörter: Nom. — — —. — Gen. Dativ — — — — Accus. Nom. Gen Dativ Acc.

e, e, en, e,

n, n, n, n,

I Männl, — | — S es, — e, 11 — —

cn, 11 — — en, en, n, en, |1 —

e, e, en, e,

u. sächl. Wörter — — s, n,«S, en, en en, — n, — n, en, er, er, ern, er,

n, n, n, n,

en, en, en, en.

Ein­ heit.

Mehr­ heit.

Bernhardt theilt (in s. Sprach!. Franks. 1825) die Deklina­ tionen nach den GenuS ab in die männliche starke (, Bruder, Fall,) und schwache, (Held,) die weibliche starke l,Kraft, Farbe,) und schwache, (eben so, die Seele, der Seelen,) die sächliche starke (, Ruder, Kranz, Buch, Becken,) und schwache (,Auge). Diese Abtheilung ist undeutlich und schwer. — Wie viele Biegungs­ arten Schmitthenner nach einer kleinen Abhandlung in Seebode'L Bibl., 1822, VII, haben will, ob deren drei, sieben oder ein und zwanzig, weiß er wohl selbst nicht. Er sagt darin in einem äußerst widrigen, anmaßenden Tone: ,,die Bestimmungen, welche an der Vorstellung eines für sich bestebenden Dinges statt finden, und durch Abänderung ihrer Be­ zeichnung, d. i. des Hauptworts, dargestellt werden können, sind Geschlecht, Zahl (,Menge) und Verhältniß zu andern Vorstellun­ gen. Hiermit unterscheiden sich drei Arten der Abwandlung: Geschlechtsabwandlung (motin), Zahlabwandlung (nmnrratio), Fallabwandlung (casuatio). (In welchem Wörterbuch steht casuatio?) Die beiden letzten Arten werden in der lateinischen Sprachlehre unter dem Namen Deklination mitsammen begrif­ fen, und gedankenloser Weise auch in der deutschen nicht unterschieden. (Da seht Ihr, Adelung, Seidenstücker und wie alle Ihr heißen mögt, Ihr. frühere und spätere Sprachforscher der Deutschen, was Ihr seid: gedankenlose Menschen!) So lange man aber diese Unterscheidung versäumt, muß jede weitere Gintheilung zur Verwirrung führen, kann überhaupt von einer Desonderung, Disjunktion (,es ist gut, daß daß lateinische Wort uns Deutschen das deutsche erklärt,) gar nicht, sondern höchstens nur von einer äußerlichen Anordnung nach einem eben so äußer­ lichen Eintheilungsgrunde die Rede sein. Ob man alsdann (dann) zwei oder zwölf Deklinationen annimt, ist ziemlich einerlei. (Nun so sind wir ja aus aller Sorge, wir gedankenlose Grammatiker!) Die Zablabwandlung geschieht durch Umlautung, durch Um­ endigung, (Herr S. führt uuS lauter neue Bekanntschaften zu.') durch beide zugleich, oder wird gar nicht bezeichnet. Die Formen abgerechnet, welche die Sprache nicht ausgeprägt hat, (prägt man Formen aus?) so ergeben sich hieraus 7 Arten der Zahlabwandlung:

vollständig übersehen lasten, alle die Regeln znsammendrangen, welche ?ldelnng viel lichtvoller in seine einzelnen, sehr leicht Die Einzahl bleibt in der Mehrzahlunverändert, z.D. Mittel. 2. Art. Die Einzahl wird in der Mehrzahl bloß umgelautet, z. B. Bruder. Z. Art. Die Einzahl wird in der Mehrzahl umgelautet, nnb bekommt er, z. B Gott. 4. Art. Die Einzahl wird in der Mehrzahl umgelautet, und bekommt e, z. B. Nacht. 6« Art. Die Einzahl wird in der Mehrzahl nicht umgelautet, und bekommt er, z. B. Kind. 6. Art. Die Einzahl wird in der Mehrzahl nicht umgelautet, und bekommt e, z. B. Tag. 7. Art. Die Einzahl wird in der Mehrzahl nicht umgelautet, und bekommt en, z. B. Absicht. Die Fallabwandlung geschieht durch Umendigung; in der Mehr­ zahl bloß im Dativ. Nimt man nun die Form des Genitivs, bei welcher der Sprache sichtbar das Geschlecht vorschwebte, (waS soll das wohl heißen??) als Eintheilungsgrund an, so haben wir 3 Arten: 1. Art hat S, (es, ns, ens,) e. — — en, (n,) 3. — bleibt unverändert. Obiges ist eine Skitze, (Skizze,) welche sich die Sache selbst ge­ geben hat. (Ist das wirklich wahr?) Daß man, wie jede Sache, so auch diese nach einem andern Abtheilungsgrunde ordnen kann, als nach dem jetzigen, durch den ,.e sich selbst besondert, d. h. in sich unterschieden hat, (schön, schön; also sich besondern heißt, sich in sich unterscheiden.') mag sein; allein wenn es darauf an­ kommt, die Sache, und nicht irgend eine Bearbeitung und An­ ordnung derselben zu lehren, so bedarf diese Eintheilung keiner Empfehlung. Sie gewährt außerdem den Vortheil daß sich der Schüler das Warum der genannten Abänderungen beanp.I'erttn kann, (der glückliche Schüler!) und wo das der Fall ist, da hat der Lehrer als Meister gearbeitet." (O, det großen Meisters!) WaS will denn aber eigentlich Herr S. Will er 21 Deklinationen aufstellen? Etwa der Art: Erste Deklination: Genitiv 6, es, nS, ens; Plural unverändert; Beispiel: Esel. Zweite Dekl. Gen. n, en; Plur. unverändert; solche Wörter giebt eS nicht. Dritte Dekl. Gen. unverändert; Plural unverändert; Beispiel PalaiS, denn deutsche Gattungs­ wörter dieser Art giebt es nicht. Vierte Dekl. Gen. S; Plural der bloße Umlaut; Beispiel: Bruder u. s. w. Was ist denn mit diesen 2i Deklinationen gewonnen, von denen viele kein Wort enthalten, daS nach ihrer Form geht? Und hat denn Herr S. etwa- ReueS gethan? Nein, er hat aufgestellt die Genitivformen und die Pluralformen, zu denen er, nach ScidenstückerS Scherzdemerkung, auch die Umlautform gesetzt hat. Das hat noch niemand der Mühe werth gefunden, unnütz aufzuzählen. r. Art.

192

und deutlich zu übersehenden acht Deklinationen vertheilt bat. Deswegen tragen wir kein Bedenken, ganz nach der Idee, welche Und soll man denn wirklich Gott und Kind km zwei Deklinatio­ nen aufstellen? Der Plural auf er verlangt von jedem Worte Len Umlaut, daS dessen fähig ist. DaS Unmögliche kann nicht verlangt werden. Uebrigens gehören doch Mutter und Tochter zu keiner aller dieser 21 Deklinationen. Der Verfasser eines Merkchens: die Lehre vom Ge­ schlecht und von der Beugung hochdeutscher Sub­ stantive, Nürnberg, 1826, 76 Seiten, ntint Grimms starke und schwache Deklination an, und theilt auf folgende Art ab: die erste Deklination besteht darin, daß dem Worte, wie eö im Nominativ Les Singulars lautet, in allen übrigen Casus ein n oder en an­ gehängt wird. Nach dieser gehen: 1) alle weiblichen; (alle mit e im Plural, z. B. Hand, werden als Ausnahmen aufgeführt; ist daS nicht Willkühr?) 2) alle männlichen, welche sich auf e endigen; (aber fast alle auf er machen hiervon wieder Ausnah­ men: Vater, Kater u. s. w.;) 3) alle männlichen, welche leben­ dige Wesen bezeichnen, wenn der Ton auf der letzten Sylbe ruht; (auch hier giebt es, ohne die Fremdwörter, wie Baron, Officier, mehrere Ausnahmen, z. B. Dromedar, und einsylbige Wörter, wie Specht, gehören gar nicht hierher;) 4) folgende ein­ silbigen männlichen Wörter: Ahn, Bär, (?) Bursch, Christ, Drost, (?) Drud, Held, Hirt, Herr, Fürst, Graf, Prinz, Geck, Narr, Thor, Mensch, Mohr, Spatz, Fratz, Fink, Ochs; (der Recensent Les Merkchens, in Seebode'S Bibl. 1827, V, sagt, daß auch noch Brunn, (?) Greif, Leu und Schenk hierher gehören;) 5) folgen­ de mehrsylbigen männlichen: Hagestolz, Hofschranz, Mundschenk, Weinschrank, Steinmetz, und diejenigen, welche sich auf ß endi­ gen, nnd ebenfalls männliche Verrichtungen bezeichnen, z. B. Schuldheiß, Truchseß; 6) folgende männlichen aus fremden Spra­ chen: Planet, Komet, Paragraph, Telegraph, (warum sind nicht Geograph, Orthograph u. s. w. angegeben?) Triglyph, Logogryph, (warum nicht auch Hippogryph u. s. w.?) Diphthong, Consonant, Quartant, Foliant, Quadrant, Sextant, Octant, Brillant, (warum nicht auch Diamant u. s. w. ?) Tremulant, Coefsicient, Exponent, Quotient, Tangent, Amethyst, Chrysolith, Dendrit, Automat, Knal (eine Münze). Die zweite Deklination besteht darin, daß dem Worte im Genitiv des Singulars ein es, im Dativ ein e, (?) im Plural ein e, und im Dativ des Plurals außerdem noch ein n ange­ hängt wird. Nach dieser gehen i) alle übrigen männlichen, und 2) alle sächlichen Hauptwörter. (Daß es hier wieder eine Men­ ge Ausnahmen giebt, ist bekannt: Kloster, das Mensch, Gespenst, u. s. w. WaS kann es nun helfen, daß nach dieser Abtheilung alle Wörter mit er im Plural keine Deklination bilden, sondern als Ausnahmen gemerkt werden, müssen? Ist solche Abtheiluug nicht bloße Willkühr?) Endlich, um mit dem wahren Meister diese Aufstellungen zu schließen, Adelung theilt seine 8 Deklinat. auf folgende Art ab:

welche Adelung leitete, sechs Deklinationen für die deutschen Gattungswörter anzunehmen, und zwar zwei für die weiblichen nach ihren verschiedenen Pluralen e und en, n, und vier für die nicht-weiblichen Wörter nach deren verschiedenen Plural­ formen, indem dieselben nämlich entweder gar keine eigne End, sylbe, oder e, oder er, oder en (n) bekommen. D ekILn at L o n» Singular. V. II. III. IV. I. Männliche und sächliche Wörter;

Nom. Gen. es, S, Dat. e, Acc. — Nom. Gen. Dat. Lcc.

e, e, en, e,

es, s, e, —

— —

s, — — — — n,

en, n, en, n, en, n,

en, en, en, en,

n, n, n, n,

enS, en, en, en, en, en, en,

VI. vii. viir. weibliche Wörter.

tg, g,

1—

*/ — I — —

en, en, en, en,

n, n, n, n,

I | | |

en, en, en, en,

a, e, n, e, en, n, e. n, Schließlich noch die allgemeine Bemerkung: nimt man der De» klinationen zu wenige an, so muß man der Ausnahmen zu viele als Abweichungen von den Regeln aufführen, und erschwert dem Anfänger die Uebersicht; dies findet aber auch statt, wenn man der Deklinationen zu viele annimt, wodurch außerdem noch die Anzahl der Regeln übermäßig und ohne Nutzen vergrößert wird; deswegen scheint unsere Anzahl so wie deren Anordnung die zweckmäßigste zu fein. Wir nehmen die weiblichen Wörter zu» erst, weil ihre Biegung die einfachste ist; eben so folgen die nicht­ weiblichen Wörter nach der Einfachheit ihrer Biegung geordnet. So ist also bei unö: erste Dekl. weibliche Wörter mit e im Plural; Adelungs achte; -weite Lekl. weibliche Wörter mit en tin Plural; Adelungs sie­ bente; dritte Dekl. nicht-weibliche ohne BLegungssylbe im Plnral; Ade­ lungs dritte; vierte Dekl. nicht-weibliche mit e im Plural; Adelungs erste; fünfte Dekl. nicht-weibliche mit er im Plural; Adelungs zweite; sechste Dekl. nicht-weibliche mit en im Plural; Adelungs vierte. So fehlt bei uns Adelungs fünfte Deklination, Genitiv enS, Plural en, Herz, Schmerz, und dessen sechste, Gen. eS, Plural N, Auge. Diele beiden Biegungsarten enthalten sehr wenige Wörter; die fünfte stimmt fast ganz mit AdclungS vierter überein, und die sechste ist aus der zweiten (im Singular) und auS der vier­ ten (im Plural) zusammengesetzt. Deswegen haben wir diesel­ ben bloß alS allgemeine Zusätze am Schlüsse der angenommenen sechs Deklinationen aufgesüprr.

Dauer Spracht. II.

er, er, ern, er,

13

194 Hieran- ergiebt sich folgend« Deklination-tabelle: n. in. IV. V. VL Dekl. I. Einheit.

Weibliche Wörter; — Nom. — — Gen. —

Dat. Ace. Mehrheit. Nom. Gen. Dat. Ace.

— — e. e. en, e,

— — en, n, en, n, en, n, en, n,



s, — —

—— N/ —

Nicht-weibliche Wörter. —. — — cs, s, es, s, en, n, (ens,) e,— e, — en, n, — — en, n, er, cn, n, c, en, n, er, e, ern, en, en, n, en, n. er, c,

310) Allgemeine Bemerkungen über die Deklination der Gattungswörter, (im vorher angcdeutetcn weiteren Sinn dieses Ausdrucks,) die sich indessen ans einer aufmerksamen Ansicht der ausgestellten Tabelle meistens schon von selbst ergeben, sind folgende: 1) alle weiblichen Gattungswörtcr bleiben iin ganzen Singular völlig unverändert, so daß sie also die verschiedenen Der, hältnisse, welche durchs Dcklinircn ausgcdrückt werden solttn, an sich selbst gar nicht bezeichnen können, sondern diese durch mancherlei andre Hülfsmittel, besonders di« Artikel, (so gut es geht,) angcdentct werden müssen. 2) Alle Gattungswörtcr haben im vierten Fall jedes Nu­ merus wie im ersten, ausgenommen die nicht-weiblichen mit en, n, cns im zweiten Einheitsfall; diese haben auch im vier­ ten Fall der Einheit en, n. 3) Eben diese Wörter haben überhaupt in allen (sieben) Casus en, n. 4) Im Plural der Gattungswörtcr sind der erste und zweite (und vierte) Fall immer ganz gleich. 5) Der Mchrheitsdativ bildet sich aus diesen durch Anset­ zung des n, wenn die andern Fälle nicht schon auf dies n ausgehcn. 6) Nie hat der Plural die Endung S. (Man muß dies wiederholen, da in den neuesten Zeiten wieder so viele,- selbst beliebte Schriftsteller sich erlauben, den Plural bei deutschen und fremden Gattungswörtern und bei Eigennamen mit s zn bilden. So sagt Clanren im Taschenbuch Vergißmeinnicht, 1824, immer wie S. 81: Hausmarschalls, Stallmeisters, alle Natürlich's). 7) Das es und s im Genitiv der Einheit sind ganz das­ selbe Bicgunaszeichen; und der Wohllaut entscheidet über ih­ ren Gebranck. (S. § 311.)

8) Eben so ist das e kein eigentliches Zeichen des Dativder Einheit, sondern wird auch nur des Wohllauts wegen ge­ setzt, so daß es wegbleiben kann, wenn dieser es gestattet. (S. tz 311.) • 9) Nach der Biegung der deutschen richten sich zugleich die meisten nicht--deutschen Gattungswörter; daher werden wir in diesem Abschnitt zugleich mehrere Fremdwörter ausnehmen, wo sie sich unter Regeln bringen lassen. 311) Welche Wörter aber im Genitiv es, im Dativ e, und welche im Genitiv bloß s, und im Dativ nichts einneh­ men müssen, können oder nicht dürfen, darüber müsset wir ausführlicher sprechen, weil der Gebrauch bei den Schriftstet, lern, und die Ansichten darüber bei den Sprachlehrern noch so sehr getheilt sind, und die (vorher angegebene) allgemeine Be­ merkung: der Wohllaut soll darüber entscheiden, nichts helfen kann, wenn die Ansichten über diesen Wohllaut verschieden sind, und ein Sprachlehrer das für übellautend erklärt, was der andere wohllautend findet. Wahr ist es freilich, daß gewiß bloß Rücksicht auf diesen Wohllaut cs veranlasst hat, einigen Wörtern immer es (,unb nicht o) im Genitiv, so wir e im Dativ anznsetzen, andern immer s im Genitiv, und nichts im Dativ, und wieder an­ dern nach Belieben bald es, e bald s und nichts zu geben; welche aber die Wörter jeder dieser drei Classen sind, darüber sind die Sprachlehrer verschiedener Meinung. Einige verlan­ gen zu viel, indem sie allen Wörtern der vierten und fünften Deklination, d. t), allen, die im Plural e oder er annehmen, es und e geben wollen; andere verlangen zu wenig, indem sie es für diese Wörter ganz gleichgültig nennen, ob man es oder s, e oder nichts ansetzt; am natürlichsten und zweckmäßigsten ist es unstreitig, folgende Regeln anzunehmen: 1) die Wörter der dritten Deklination, das heißt, welche im Plural keine Endung annehmen, und das sind besonders diejenigen, welche sich auf einen Vocal, oder cl, cm, en, er endigen, nehmen im Genitiv immer bloß 6, und nie es an, weil dies es bei ihnen schleppend und gezerrt klingen würde; eben dieselben bleiben im Dativ stets unverändert, so daß sie kein e ansetzen dürfen: das und dem Gebirge, Athem, Geflü­ gel, Mädchen, Messer, Tutti, Allegro, Halleluja, Fräulein, nicht dem Gebirgee, Tuttie, Fräuleine; des Gebirges, Mädchen-, Geflügels, Messers, Fräuleins, und nicht des Messeres, Alleqroes, Fräuleines u. s. w.

196 2) Die Wirker der vierten und fünften Deklination, d. h.

alle nicht, weiblichen, die im Plural e oder er annehmen, müssen der Regel nach im Genitiv es ansetzen, wenn sie sich auf einen Zischlaut endigen, wo ein bloßes 6 sich also gar nicht aussprechcn ließe, oder auf einen der weichen Consonanten b, d, g, weil diese bei Ansetzung des bloßen s hart ansgesprochen werden müssten, was man sehr gern vermeidet. So muß es also heißen des Glases, Hasses, Risses, Rausches, Phönires, Reizes, Witzes, und der Regel nach auch des Grabes, Landes, Berges. Eben diesen Wörtern nun ist es offenbar am besten, auch im Dativ das e zu lassen, damit das Zischen der Wörter, die auf solchen Zischlaut ausgehen, das hässlich und widrig wird, wenn es zu oft vorkommt, durch Anhängung des e gemildert werde, und damit eben so die weichen Consonanten auch wirk, lich weich ausgesprochen werden können. Man sage also der Regel nach immer dem Halse, Schweiße, Hasse, Phönixe, Wunsche, Geize, Sitze, und so auch dem Laube, Pfande, Wege. Es versteht sich, daß man Redner und Schriftsteller, de, nen auch die Schönheit ihres Ausdrucks wichtig ist, besonders Dichter nicht ohne Noth in ihrer Freiheit beschranken darf; daher müssen diese die Erlaubniß behalten, selbst im Genitiv bei den Wörtern mit weichen Endlauten das e von es, und im Dativ bei jeder Endung das e wegznlassen, wenn sie dies zu irgend einem Behuf zweckmäßig oder nothwendig Anden, und man könnte sie höchstens auffordern, statt des weggelasse, nen e einen Apostroph zu schreiben, damit der Leser aufmerk­ sam gemacht werde, die so bezeichneten Wörter so weich und wohllautend wie möglich auszusprechen. So können sie also sprechen und schreiben: des Raub's, (nicht so gut Raubs,) Grund's, Zwerg's, dem Aaas', (nicht so gut Aas,) Stoß', Hass', Maisch', Holz', Schatz', Grab', (nicht so gut Grab, das man nur zu häufig wie Grapp ausspricht,) Pferd', Sieg'. 3) Die Wörter auf st zischen zwar freilich am Ende ei­ gentlich nicht; doch giebt man des Wohllauts wegen auch ih­ nen im Genitiv fast immer es: Gewinnstes, Dienstes, und lässt ihnen deshalb auch im Dativ gern das e: dem Froste, Troste, Durste. 4) Auch die Wörter, die im Plural n, en, im Genitiv dec Einheit aber den Zischlaut haben, richten sich ganz nach diesen Regeln, so daß man dieselben kurz zusammenfassen und sagen kann: alle Wörter, die im Genitiv den Zischlaut annehmen, haben es, e, wenn sie sich selbst auf einen weichen oder zi,

schenken Buchstaben endigen: Hemd, Hemdes, Hemde, Glied­ maß, Gliedmaßes, Gliedmaße, bloß s und im Dativ nichts, wenn sie auf einen Vocal, n oder er ausgehn: Auge, Auges, dem Auge, das und dem Ende, des Endes, der und dem Bauer, Gevatter, Vetter, so mich der und dem Nachbar, Un­ terthan, des Nachbars, Unterthans; nur von Pfau bildet man auch Pfaues, Pfaue, und das Wort der See tönt im Genitiv bald ein, und bald zweisylbig: des Se-es. 5) Alle übrigen Wörter aller dieser Deklinationen mit dem Zischlaut im Genitiv haben sowohl es als s im Genitiv, und im Dativ können sie das e weglassen oder ansetzen, ganz wie es der Sprechende und Schreibende in jedem einzelnen Falle am bequemsten und wohllautendsten findet, und in unzahligen Fallen ganz nach bloßer Willkühr. Man liefet eben so oft des Buches, Falles, Staates, Spottes, Laufes, dem Bette, Ohre, Lothe, Strohe, Genicke, Kamme, Kahne, wie des Buchs, Falls, Staats, Spotts, Laufs, dem Bett, Ohr, Loth, Siroh, Genick, Kamm, Kahn. 6) Der Sprachgebrauch hat von den eben aufgestellten Re­ geln mehrere Ausnahmen cingeführt, die man theils beachten muß, theils wenigstens zu benutzen berechtigt ist. So schreiben auch die besten Schriftsteller gegen diese Regel des Jünglings, Königs, Abends, Spaziergangs, und man muß zugestehn, daß diese Wörter nicht hart klingen, so daß es ein Wohllautsgefühl war, welches das e in allen auf ig, ing, ling ausgehen, den, und besonders auch noch in solchen Wörtern, die ein n vorm weichen Endlaut haben, ausfallen ließ; doch darf man auch wieder nicht sagen des Lands, weil dies wie Lanz klingen, also Undeutlichkeit veranlassen würde. Von solchen Wörtern lasst man dann auch häufig im Dativ das e weg, welches überhaupt noch öfter als das e des Genitivs wegbleibt: dem König (statt Könige, wofür man auch oft Könige ausspricht), dem Hering, Frühling, Drang, Fang, (wo man doch sehr selten des Drangs, Fangs sagt,) und so auch dem Durst, (doch immer Durstes,) Holz u. s. w. *) ♦) Adelung sagt -war gerade umgekehrt, man könne im Genitiv noch eher als im Dativ das e weglassen, aber er hat gewiß den Sprachgebrauch um so mehr gegen sich, da er fast allen Wörtern im Dativ ein e ansetzen, und selbst dem Eigenthume .doch nicht. Bräutigame) sagen will. Es ist wohl nöthig, hier noch an eini­ gen Beispielen -u zeigen, wie sehr sich die Schriftsteller wider' sprechen; im literarischen ConversationSblatt, 1823, Numer 168, ist em Aufsatz, worin angeführt wird, daß Glover über die

198 Namentlich giebt cs mehrere,

Redensarten, in

besonders

sprüchwirtliche

denen der Sprachgebrauch bei einigen, und

Weglassung des e für den Dativ klage, die sich GLthe erlaubt, wenn er schreibt: im Feld, bei jedem Schritt, während Wendel in Coburg, in seinem Lehrbuch des deutschen Styls die Beifü­ gung dieses e den norddeutschen Autoren alS eine Verweichlichung unsrer Sprache zum Vorwurf mache, und worin es dann weiter heißt: der gute Schriftsteller muß in solchen Fällen dem Urtheil seine- Gehörs folgen, was an jeder Stelle ihm wohlklingend und passend scheint, und nicht den eigenwilligen Theoristen. Da­ für hat der Krittler (,da- soll Glover sein,) keinen Sinn. Er verlangt zuletzt: „man erkläre sich für. die eine oder andre Schreib­ art, in beiden Fällen muß man konsequent sein, und nicht ab­ wechselnd bald dieser bald jener huldigen." Steht bei Göthe von Lag zu Tage, so ist ihm das eine lächerliche Jnconsequenz, es solle heißen von Tag zu Tag, oder von Tage zu Lage; jenes ist aber zu hart, und dieses zu schleppend. Man sieht, daß allen drei hier angeführten Meinungen Man­ gel einer deutlichen Festsetzung des Streitpunkts zum Grunde liegt. Denselben Vorwurf muß man Reinbeck machen, der in der dritten Auflage seiner Sprachlehre, 1813 z den zweiten An, Hang ganz allein diesem Gegenstände gewidmet hat, ohne etwas Festes und Bestimmtes aufzuführen; er will alles auf den Wohl­ laut reduciren, und deswegen besonders e gesetzt wissen, wenn zwei oder drei Consonanten vorhergehen, und e- weglassen, wenn ein Vocal folgt. Er bemerkt: „Wieland schreibt aus dem Gesichtspunkt, in diesem Kampf, im ganzen Ernst; freilich auch mit feinem Schilde; Göthe sagt: auf einem Spaziergang, dem Hauptmann, dem Schreibtisch, -um Besitz , bei seinem Gedächt­ niß, unter dem Druck, mir dem Vorsatz, in dem Gefühl. Schil­ ler lässt auch oft das e weg." Alles das tadelt nun Reinbeck, billigt aber doch den Ausdruck: von seinem Durst nach Golde, weil der Ausdruck vom Durfte nach Golde hässlich klinge. Heyse meint gar, folgt ein Consonant, so dürfe das mildernde e nicht fortfallen; folgt aber ein Vocal, so falle es auch nach zwei und drei Konsonanten fort; man sage lieber am Abend aueruhn, als am Abende. (Was das für leere Bemerkungen find, die ganz der Natur unsrer Sprache widersprechen. Man soll also wohl am liebsten sagen: mit Witze reden, mit vielem Witz anklagen, vom Grund aus erbauen, mit Grunde vermuthen. Kann Herr Heyse auch nur einen einzigen bedeutenden Schrift­ steller nennen, der dieser Unterscheidung immer folgt?) Eben so gegen den Gebrauch sagt derselbe, es müsse heißen des Man­ nes, dem Manne, und so auch bei allen Wörtern auf t: Hute-, Hute; (warum denn wohl?) der Wohlklang lasse besonders in Ge­ dichten das an sich richtige e weg, und sage z. B. Kirchhofs statt Kirchhofes. (Warum ist denn Hofes richtiger al- Hofs? Und was heißt da-: der Wohlklang lasse da- e in Gedichten weg? Es kann doch niemand sagen, Hofs sei wohllautender als Ho­

fe-? Rein, da- Metrum ist es, daö den Dichter sehr häufig ver-

199 zwar bei den meisten fest entscheidet, daß das e weggelassen werden, in andern, daß es gesetzt werden soll, und wieder in andern hisst er jedem Sprechenden volle Freiheit. So muß in an sagen: er ist bewaffnet von Kopf zu Fuß, dagegen er geht zu Fuße, mit Sack und Pack, aus Verdruß, mit Mann und Weib, mit Kind und Rind, von Ohr zu Ohr, aus Stolz, mit Hochmuth, Witz, des Adverbs, nicht Adverbes, u. s. w.; man muß sagen: zu Pferde sitzen, nach Hause, zu Lande rei, fen; er kommt vom Lande, außerhalb Landes, er versteht es aus dem Grunde, u. s. w.; man sagt gewöhnlich: von Hause zu Hause, (doch auch von Haus zu Haus, ja sogar von Hans zu Hause,) von Schritt zu Schritt, von Fuß zu Fuß, von Tage zu Tage, (doch auch von Tag zu Tag, ja selbst von Tag zu Tage,) von Land zu Land, u. s. w.; man kann nach Belieben sagen: er ist zu Bett oder Bette, im bloßen Hemd und Hemde, unweit des Bergs und. Berges. Noch ist es sehr richtig, daß man alle Genitiven, wenn man sie ohne Artikel wie Umstandswörter braucht, mit dem blo, ßen 6 sprechen und schreiben muß, weil dies s dann gleichsam zu gleicher Zeit Genitivzeichen und Bildungslaut des Adverbs, oder das Zeichen ist, daß das Wort im adverbiellen Sinn, als ein Umstandswort gedacht werden soll. So wie man reäns, links bildet, so muß man auch sagen Mittags, Abends, Sonn­ tags, Anfangs, und wie Mittages, Sonna'bendes, Freitages, Anfanges u. s. w.

Erste Deklination. Weibliche Wörter mit der Biegungssylbe e im Plural. 312) Beispiel. Einheit. 1. Fall (die) Hand, o. / (der) Hand, 3. x (der) Hand, 4. x (die) Hand,

Mehrheit, (die) Hande (der) Hände, (den) Händen, (die) Hände.

anlafft, ein e wegzulassen, da- eigentlich stehn sollte.) Das ist wahr, Göthe, der sich so viele Verstöße gegen die Correcthcit der Sprache erlaubt, lässt auch sehr oft das e weg, wo es selbst nach unsern Regeln stehen sollte, die dem Schriftsteller doch weit mehrere Freiheit zugestehen, das heißt nach weichen Konsonanten und Zischlauten. So schreibt derselbe in Wahrheit und Dichtung,

200 313) Die Wörter dieser Deklination bleiben, wie alle weiblichen Gattnngswörter überhaupt, im Singular unvrr, ändert. Im Plural nehmen diejenigen Wörter, welche desselben fähig sind, den Umlaut an, und außerdem im ersten, zweiten und vierten Falle ein e, im dritten aber en. Es gehen nach dieser Deklination vcrhältnissmäßig nur wenige Wörter; nach Adelung nämlich bloß folgende: alle weib, lichen Wörter auf niß **), und Aderlaß, (welches Wort aber auch oft männlich gebraucht, und dann nach der vierten De, klination, bald mit bald ohne Umlaut, gebogen wird,) Art, Bank, (doch wie wir schon ans § 300 wissen, nur in der ge, wohnlichen, eigentlichen Bedeutung: Sitzbänkc, in der figürli, chen Bedeutung gehört dies Wort zur zweiten DiegungSarl: Geld, und Spielbanken,) Braut, Brust, Brunst (in Feuers, brunst), Faust, Flucht in Ausflüchte, Frucht, Gans, Geschwulst, Gruft, Hand, Haut, Kluft, Kraft, Kuh, Kunst in Einkünfte, Kunst, Laus, Lust, Lust, Macht, (mit Ausnahme einiger Zn, sammcnsetznngen,) Magd, Maus, Nacht, (mit Ausnahme von Weihnachten,) Noth, Nuß, Sau, (als zahme San,) Schnur (in der Bedeutung Faden), Schwulst, (in der eigentlichen De, dcutnng,) Stadt, Wand, Wurst und Zunft. Hinznfügcn lässt sich nur noch das Wort Leinwand, das freilich sehr selten im Plural gebraucht wird, aber, wenn eS denselben bilden soll, ihn auch mit e, doch ohne Umlaut macht, so daß es dann das einzige weibliche Wort ist, welches den Plural auf c ohne Umlaut lässt: die Leinwände, d. i. Lein, wandarleu (,wic die Tuche, Hörne u. f. w. H 299). Dem Wort Sau geben die Jäger den Plural Sauen nach der zwei, ten Deklination, nm damit wilde Schweine zu bezeichnen. (§ 300.) So sagen in solchen Kunstansdrücken die Jäger auch wohl die Brünsten (auch Brünsten) für Brunstzeiten, an, dre auch Fluchten Tauben für Flüge, Züge Tauben, beide Plurale sind aber ganz verwerflich. Eine allgemein angenom.

II, 147, vom Krieg, im Feld, Sette 180 aus dem Lisch, s68 auf dem Rückweg, 158 an seinem Fleiß, I, 84 im Hintergrund, 131 naä) einem geringen Widerstand, 31 am Geleit-tag, 118 mit ei« genem Antrieb. *) Dies ist schon ein Beispiel, daß der Plural und di« Deklina­ tion durch eine Regel bestimmt wird: alle weiblichen Wörter auf niß gehn nach der ersten, alle nicht-weiblichen nach der vierten Deklination.

mene Ausnahme ist dagegen die Weihnachten als ein Plural, (ein plurale tantuin,) um die ganze Weihnachtszeit, die 88eih, Nachtsfeiertage zu bezeichnen. (§ 300.) Die Schnur in der provineiellen Bedeutung, Sckwicgcrtochker wird sehr selten im Plural gebraucht, geht aber dann gewöhnlich nach der zweiten Deklination. Der Schwulst Im figürlichen Sinne (§ 282) ge, hört natürlich nicht hierher, sondern zur vierten Deklination, bildet aber fast nie den Plural. Es ist übrigens eine allgemeine Bemerkung für die ganze Deklination, daß die zusammengesetzten Wörter der Regel nach wie ihre Grundwörter gebogen werden, weswegen sie weder im vorstehenden, noch in späteren ähnlichen Verzeichnissen aufgc, führt sind; doch giebt es davon manche Ausnahmen. So bil, det das Wort Macht die Zusammensetzungen Ohn, und Doll, machten, und diese werden nach der zweiten Deklination gebo, gen: die Ohnmachten, die Vollmachten. Zweite

D e k l i n a t i o n.

Weibliche Wörter mit n oder en im Plural.

314) Beispiel. Einheit. 1. Fall (die) Ader, 2. - (der) Ader, 3. , (der) Ader, 4. , (die) Ader,

Fran, Frau, Fra«, Frau,

Mehrheit, (die) Adern, Frauen, (der) Adern, Frauen, (den) Adern, Frauen, (die) Adern, Frauen.

315) Auch die Wörter dieser Deklination bleiben als weibliche im Singular unverändert. Der Plural bildet ebenfalls alle Casus gleich, und zwar stet-, wie bei allen Wörtern mit der Endsylbe n, en, ohne Umlaut. Die Ansicht zeigt, daß einige dieser Wörter n, andere e n an, nehmen; hierüber ist Folgendes zu merken: ein bloßes n neh, men bloß diejenigen weiblichen Wörter im Plural an, welche sich im Singular auf e, ee, ie, el, er endigen: Geschick,re, Lilie, Armee, Phantasie, Schüssel, Schwester. Von diesen trennen die wenigen Wörter auf ee diese Endung im Plural immer in zwei Sylben: Arme — en; die Wörter auf ic, von denen wir schon (aus § 105) wissen, daß in einigen, z. B. Philosophie, das i e einsylbig wie i, in andern, z. B. Ari—e, zweisylbig ausgesprochen wird, theilen die Pluralendung icn ebenfalls immer in zwei Sylben: Harmoni—en. Man könnte sagen, diese Wörter auf ee und das einsylbige ie nehmen eü

202 gentlich int Plural en an, und man lasse nur beim Schreibcn das e von en weg, weil sie sich selbst schon auf c cndkr gen, lo daß vollständig geschrieben werden sollte See—en, Mc, lodie—en. Die beiden Wörter Mutter und Tochter bilden Ausnah, men von der angegebenen Dcklinatiensrcgcl, indem sie im Plural nicht n, sondern bloß den Umlaut, und also gar keine Endsylbe annehmen: Mütter, Töchter (;sic werden also im Plurul wie die Wörter Daker und Bruder nach der dritten Deklination gebogen). Das Wort die Fasten (nehmen jetzt den Anfang) für die Fastenzeit (,nicht das sächliche Wort das Fasten, d. i. die Handlung des Fastens,) kann man am besten auch hierher rechnen, und cs für einen bloßen Plural, cjn plurale tantum, vom Singular die Faste, den man auch in Oberdeutsch­ land hört, erklären. Dagegen bilden den Plural auf en alle weiblichen Wör­ ter mit den Endsylben ath, au, (ausgenommen Sau, Säue,) ei, end, hcit, inn, feit, schäft und ung *), als Hcirath, Frau, Kinderei, Tugend, Freiheit, Freundinn, Frömmigkeit, Herr­ schaft, Hoffnung; außerdem aber auch noch viele andern Wör­ ter, die sich unter keine Regel bringen lassen, (sondern bloß hi, storisch mit dem Gedächtnisse gefasst werden müssen,) z. B. Anstalt, Bahn, Flur, Jagd, Jacht, Last, Nachtigall, Provinz, (nicht Provincicn sondern Provinzen,) Qual, Schnur (als Schioicgertochter), Statur, That, u. s. w. Daß übrigens Redner und Dichter die Freiheit haben, von diesen Wörtern das c wcqzulasscn, sobald sie dadurch nicht zu hart werden, und dafür einen Apostroph zu setzen, wißen wir schon (aus § 271): Gasterei'«, Frau'n; so auch (aus § 313), daß das Wort Bank im Plural für die eigentliche Bedeutung Bänke, Sitzbänkc, für die figürliche aber Banken, Geldbankcn bildet. Zusatz. Götzinger sagt (S.83), mit n, en, werden g.'bogen alle de- Umlauts unfähigen Kernformen (tz 318),

*) So haben wir hier wieder zwei Regeln, wonach sich der Plural her Wörter durch die Endung der Singular« bestimmt, so daß man die Mehrheit nicht al« gegeben zu betrachten nöthig har, hie auch für dies« Wörter, wie für alle, bloß mit dem Gedächt­ nisse historisch behalten werden müsste. Uebrigen« versteht e« sich von selbst, daß alle weiblichen Wörter, die nicht nach der er­ sten Deklination gehn, nach dieser zweiten flectirt werden müssen.

z. D. Zeit, und die umlaulsfähigen (Buchstabe,) Burg, Fahrt, Fuhrt, Fracht, Glut, Flur, Jagd, Last, Mark, Saal, (soll heißen Qual,) Schlacht, Schlucht, That, ferner alle mit der Dorsylbe g e, z. B. Geburt, und alle aus einen Vocal oder Schmelzlaut (l, m, n, r) ausgehenden Wörter, z. B. Frau, Zahl. (So auch die Flur, Spur, Natur u. s. w. 316) Allgemeine Bemerkungen über die Biegung der weiblichen Wörter sind noch folgende: 1) die Wörter ans s a l werden jetzt im Hochdeutschen fast alle sächlich gebraucht: das Schicksal, Labsal, Drangsal; so auch die meisten Wörter aus niß: das Verhältniß, Gestandniß; im Plurale haben sie e, so daß sic nach der ersten De­ klination gehn, wenn man sie weiblich nimt oder nehmen muß, wie wir denn schon wissen, daß mehrere Wörter ans niß nach dem allgemeinen Sprachgebrauch immer weiblich sind: die Kennt­ niß, Kenntnisse, so anch die Erkenntniß als Einsicht und das Erkenntniß als Urtheil, Mehrheit Erkenntnisse; eben so die und das Trübsal, Trübsale. (Man sehe H 282.) 2) Sehr viele weiblichen Wörter werden gar nicht im Plural gebraucht, z. B. die Achtung, Furcht, Ehrfurcht, Gunst, Dauer, die Statt, (an deiner Statt, an Kindes Statt, d. i. Stelle, welches Hauptwort in andrer Eonstruetion und Bedeu­ tung als die Präposition anstatt stehl: anstatt des Kindes, an­ statt deiner, so daß man das Wort die Stäre nicht etwa für den Plural von Statt halte» darf, sondern cs für ein eignes, anderes weibliches Hauptwort mit einer andern Bedeutung er­ klären muß, das aber auch nur im Singular (,als ein Singu­ lare tantuin,) gebraucht wird, wenn gleich beide Wörter etnx mclogisch und der Bedeutung nach sehr nah mit einander ver­ wandt sind. Andre Wörter bilden sehr selten den Plural, ent­ weder weil ihre Bedeutung keinen Begriff der Mehrheit ge­ staltet, oder weil der Sprachgebrauch ihn nicht eingeführt bat. So bildet man von den Wörtern die Billigkeit, Dicke, Ebbe, List sehr selten die Plurale Dicken, Ebben, Listen, Billigkeiten, von Flucht, Zuflucht fast nie den Plural auf c, (wohl aber Ausflucht, Ausflüchte,) und von Angst, Noth nur in dem fast sprüchwörtlich gebrauchten Ausdruck der gemeinen Rete: in Aengstes und Nöthen fein, so daß man diese Plurale also defcctio nennen kann. Auch von Brunst sagt nur die gemeine Sprechart zuweilen die Brünste, in Brünsten; wohl aber bil­ det Feuersbrunst den Plural ganz gewöhnlich, die Feuersbrünste. 3) Ehemals nahmen die weiblichen Wörter (der zweiten Deklination) auch im zweiten und dritten Fall der Einheit n

204 oder en an, und diese alte Form hat sich selbst im Hochdeut­ schen an manchen Wörtern noch bis jetzt ziemlich allqemein er­ halten, ob sie gleich billig ganz vermieden werden sollte. Man sage also nicht mehr (,j. B. mit Luther in seiner Bibelüberset­ zung): der Schlangen (statt Schlange) den Kops zertreten, der König der Ehren statt Ehre, der Seelen (statt Seele) Selig, keit, der Sonnen Pracht, (wohl aber Sonnenauf- nnd —Un­ tergang, Sonnenschein u. s. w.,) zur Höllen fahren, unsrer lieben Frauen Kirche, auch nicht mit Weglassung des Artikels: zu Gunsten, mit Freuden, in Gnaden, zu Schanden werden, von Seiten des Feindes, welche Ausdrücke sich für das jetzige Hochdeutsch höchstens dadurch entschuldigen lassen, daß man diese Wörter für Plurale erklärt; doch lasst sich auch diese Vertheidigung auf den Ausdruck auf Erden, statt auf der Erde, nicht anwenden. Es ist vielleicht wahr, daß im ältesten Deutsch wenigstens in gewissen Fallen der Artikel hinter das Hauptwort gesetzt worden ist, (so daß unsre Sprache einen articulus postpositions (h 368) gehabt hatte,) aber dieser Ilmstand ist nicht entschieden *), und könnte, wenn er es auch wäre, doch für das jetzige Hochdeutsch eben so wenig einen Entscheidungsgrund abgeben, jene Ausdrücke beiznbehalten, wie die erwiesene Wahrheit, daß die alten Genitiven und Dativen sich ans n, en endigten. Will man also diese analogisch wi-

♦) H eyse spricht daher -u entscheidend, wenn er sagt: die Gn, düng der Ausdrücke von Seiten u. s. w. ist der Dativ des den Substantiven hinten angehängten articulus postpositivus, der den Hauptwörtern in gewissen allgemeinen, unbestimmten Re­ densarten angehängt wird, im Genitiv ens, S, (Seitens der Verwandten, NachtS zuvor,) und im Dativ und Accusativ en, n heißt. Auch die Deklination bxer Adjectiven ohne Bestimmung-, wort ist nichts anders als dieses articulus postpositivus (,guter, gutes, gutem für (gut—der,) gut—er, (gut —des,) gut —es, (gut—dem) gut—em. DaS ist aber gewiß unrichtig, denn Herr Heyse hat ja selbst eben angegeben, daß dieser Artikel im Dativ en, n habe, wogegen sich die bestimmt gebogenen Adjectiven männ­ lich und sächlich auf em, m, und weiblich auf er, r endigen). Noch bemerkt derselbe: „dieser Artikel, der sich schon in den äl­ testen Zeiten unsrer Sprache, besonders in der isländischen Mund­ art findet, scheint im innern Bau unsrer Sprache tief begründet zu fein, und ist sehr zweckmäßig bei Substantiven, die, ohne den gewöhnlichen Artikel gebraucht, in Hinsicht de- Casus nicht deut­ lich genug sein würden". Daß die getadelte Endung doch noch selbst von den besten Schriftstellern gebraucht wird, zeigt Göthe'S Beispiel, der in der cotraischen Ausgage seiner Schriften, Lhl. VII, 1H16, sagt: Agamemnon fiel durch seiner Frauen und Aegistheuü Lücke.

triijcn Ausdrücke auf Erden, zur Hüllen fahren doch gern bi» halten, so kann man sich nur auf den Sprachgebrauch bezie, hen, der sie noch nicht entschieden verworfen hat. Ja man muß zugcstehen, daß cs in manchen Fällen sehr schwierig sein wird, diesen schlechten Sprachgebrauch zu bossern. Wie will man statt unsrer Frauen Kirche sagen? Unsrer Fran Kirche wäre richtig, klingt uns aber undeutlich und hart. In Frauen, kirche ließe sich en für einen bloßen Compositionslauk erklären, wie in Erdcnglück u. f. w. Ucbrigcns vertheidigen noch man, che der neuesten Sprachlehrer diese alte Form. So sagt Bern, Hardt (1. c.) gerade zu, Frau habe vor dem regierenden Worte im Einheitsgenitiv Frauen, und macht aus der König der Ehren eine eigne Deklination.

Zusatz. Adelung sagt in seinem Wörterbuch (unter Statt), der Ausdruck von Statten gehn ist nicht der Plural, der Stätte heißen müsste, (?) sondern die Endsylbe en ist der wahre articulus postpositivus, welchen so viele Wörter annehmen, wenn sie ohne Artikel gesetzt werden: von Handen kommen, abhanden, vorhanden sein, zu jeman, des Gunsten sprechen, besonders die Wörter auf e: auf Er, den, in Gnaden u. f. w., obgleich alle Sprachlehrer von diesem angehängten Artikel schweigen.

Wie gesagt, ich kann mich nicht überzeugen, daß es er, wiesen fei, unsre alte Sprache habe »olchen Artikel gehabt; in Zusammensetzungen, wie Erdennoth, Gnadenwahl, kann we, nigstcns das n dieser Artikel nicht sein. 4) Die allgemeine Wahrheit, daß die Adjectiven, wenn sie als Hauptwörter gebraucht werden, doch nicht nach den Dekli, Nationen dieser Substantiven, sondern auch dann noch wie die Adjectiven gebogen werden, findet natürlich auch bei den weib, lichen Wörtern ihre Anwendung, und Wörter wie die Schöne, Gute, Schwarze gehören also nicht zur Biegung der weibst, chen Substantiven. Nur muß man mit ihnen nicht die da, raus abgeleiteten abstracten weiblichen Hauptwörter verwech, fein: die Schwärze, die Güte, die Schöne, wie man zuweilen, besonders im höher» Styl, statt Schönheit sagt. Diese gehö, ren, ganz der Regel gemäß, zur ersten Deklination: von der Güte dieser Schwärze kann man sich leicht überzeugen; die Schöne (,Schönheit) der Aussicht, von der Schöne der Aus, ficht. Die meisten dieser Wörter werden, eben weil sie Abstrac, tcn sind, nie im Plural gebraucht; sobald man aber ihren Be, griff concret nimt, leiden sie auch den Plural: die Schwärzen

•>(16 sind dauerhaft, d. h. die Arten schwarzer Farben, so auch die Größe, der Größe, die Größen.

Dritte

Deklination.

Nicht-weibliche Wörter ohne Biegnngssylbe im Plural. 317) Beispiel. Einheit. 1. Fall (der) Schlüssel, 2. x (des) Schlüssels, 3. x (dein) Schlüssel, 4. x (den) Schlüssel,

Mehrheit, (die) Schlüssel, (der) Schlüssel, (den) Schlüsseln, (die) Schlüssel.

318) Diese Diegungsart ist höchst einfach, indem sie bloß im zweiten Fall der Einheit s, und im dritte» der Mehrheit n anhängt. Es gehören zu derselben: 1) alle (nicht weiblichen) Wör­ ter mit den Endungen cl, er, en. Don diesen nehmen alle sachlichen nie den Umlaut an: das und die Achtel, Tausendtel, Fuder, Geschwader, Almosen ii. s. w.; die einzige Ausnahme hiervon bildet das Wort das Kloster, Mehrheit die Klöster. Von den männlichen Wörtern ans el, er nehmen die meisten ebenfalls keinen Umlaut an: der und die Sattler, Buchdrucker, Kater, der und die Hasel (für Hasclstock); fol­ gende erhalten denselben: a) auf el: Apfel, Acpfcl, Hammel, (wo aber auch schon viele Schriftsteller im Plural ebenfalls Hammel für Hämmel sagen,) Handel, (Händel, d. i. Streit,) Mangel, Mantel, Nabel, (Mehrheit auch oft schon Nabel für Näbel,) Nagel, Sattel, Schnabel und Vogel; b) auf er: Acker, Bruder, Hammer, Klasser, Schwager und Vater. Was die Wörter auf en betrifft, so lassen in den neue­ sten Zeiten die meisten guten Schriftsteller dieselben alle ohne Umlaut, wozu sie unstreitig durch die Analogie veranlasst wur­ den, daß die Wörter, welche die Endsylbe c n im Plural an­ nehmen, nie den Umlaut erhalten. Adelung giebt noch fol, gende elf Wörter auf e n an, denen der Umlaut gegeben werde: Boden, Bogen, Faden, Garten, Graben, Hafen, Kasten, La­ den, Ofen, Schaden und Wagen; einige setzen noch Magen hinzu; Reiubeck zählt wieder neun derselben auf, die den Zwifebenfalls, wie er für Umlaut sagt, hätten, indem er Kasten und Wagen fortlässt; und ein Recensent von Ramlers Bildung der deutschen Nennwörter in der Hallischen Literaturzeitung, 1797,

Mr. 304, sagt sogar: „es ist der Natur gemäß, (?) den Plu, ral durch Umlaut zu bezeichnen; nimt man denselben nicht, so setzt dies einen, wenn auch veralteten Singular auf e vor, aus,';. B. die (mehreren) Backen, Brocken, Haufen von Backe, Brocke, Hause; lasst sich daher dieser Singular aus e nicht voraussetzen, so ist der Umlaut nokhwrndig, z. B. Oefen, Wagen, wovon nur die höhere Schreibart Ausnahmen macht. Bei zusammengesetzten Wörtern heischt das Ohr den Umlaut weniger: Regenbogen."

Ohne darauf ein besonderes Gewicht zu legen, daß dieser Bestimmungsgrund Adelungs Behauptung widerspricht, nach welcher alle Wörter auf el, er, en Ableitungen sein sollen, was sich wohl auch nicht historisch beweisen lassen möchte, bc, merken wir nur, daß hier die großenthcils unbekannte alte Sprache über den jetzigen Gebrauch entscheiden soff, und daß dabei dem todten Ohr die Entscheidung überlassen bleibt. Daher kann auch der Umstand hier nicht entscheiden, daß in der That die Oberdeutschen fast allen männlichen Wörtern auf e n diese Endung im Nominativ abschncidcn (,nnd sie dann nach der folgenden sechsten Deklination biegen, die überhaupt der dritten für die Wörter auf n ganz ähnlich ist): Brat, Ducat, Gart. Diese verstümmelte Form ist auch bei vielen Wörtern ins Hochdeutsche übergegangcn', so daß sic wenigstens neben der langem, eigentlich richtigern Form besteht: der Brunn und Brunnen, Daum und Daumen; eben so Fels, Gaum, Klump, Lärm, Rahm, Reif, Riem, Striem, Streif. Ja manche dieser Wörter werden in der abgekürzten Form selbst ganz anders (nach unsrer zweiten Zusatzdeklination) gcbo, gen: des Daums, Gaums, Rahms und Daumens, Gaumens, Rahmens, die Daumen, Gaumen, Rahmen; doch haben sie auch dann keinen Umlaut; nur wenn man sie in der kurzen Form nach der vierten Deklination biegt, was bei einigen eben« falls geschieht, nehmen sie denselben an: des Daums, die Danme, des Rahms, die Rühme. Indessen lässt es sich nicht leugnen, daß auch gute Schriftsteller selbst in der neuesten Zeit noch manchen Wörtern auf e n den Umlaut geben; so sagt Müllner (in der Vorrede zum Schauspiel: der neunund, zwanzigste Februar): die Fäden, und I. Paul (Richter) im Roman Quintus Firlein (,Baircuth-, 1796, worin er sich aber mehrere Sünden gegen die Grammatik erlaubt): fünfzehn Zet,

208 telkasten, unb vom Worts Garten bildet man noch fast allge, mein den Plural Garten *). Noch müssen wir über einige der hierher gehörenden Wörter mancherlei bemerken. Ueber die Form und Deklination des Morts Sporn ist der Sprachgebrauch sehr getheilt. Wir wollen von demselben und mehreren ähnlichen bei der zweiten Znsatzdeklination sprechen. Das weibliche Wort die Lehen, (in der Bedeutung, wie Adelung angiebt, des Verhältnisses einer Sache, vermittelst des­ sen ihr Nießbrauch einem andern zusteht, dann des daraus für den Besitzer dieser Sache entspringenden Rechts und der Ertheilung desselben: zur Lehen geben, die Lehen empfangen,) dessen Plural ungebräuchlich ist, gehört nicht hierher, sondern zur ersten Deklination; das sachliche Wort das Lehen, Lehn (in der Bedeutung einer Sache, eines Rechts, Vorzugs, die vom Besitzer einem andern zum Nießbrauch geliehen oder ge­ lehnt werden,) wird am besten zu dieser Deklination gerechnet, nur mit der Einschränkung, daß der Plural die Contraction durch die Auswerfung des c nicht duldet; also das und dem Lehen, Lehn, des Lehens, Lehns, die, der, den Lehen l,nicht Lehn); doch lässt sich nicht leugnen, daß man den Plural nicht selten auch nach der vierten Deklination bildet: die Lehne (,was freilich auch für die eben so benannte Ahorn - oder Maßholderarr, für die provincielle Benennung eines weiblichen wil­ den Schweins, oder des Achsennagels beim Wagen, oder für eine Berg, oder Stuhllehne gehalten werden könnte, wenn gleich in den beiden letzten Wörtern das e gewöhnlich wie ä ausgesprochen wird). Das sehr alte Wort Kerl, das auch schon in alter Form Kerel, Karl, Karel lautete, und jeden Mann, später mit einer Menge Nebenbegriffe bezeichnete, wird eben deswegen am be­ sten auch zu dieser Deklination gerechnet, wie denn Adelung sagt, der Plural sei auch Kerl (für Kerel); dem gemäß muß man es nicht nach der vierten Deklination, Plural Kerle, bie­ gen. Doch ist es des Wohlklangs wegen wohl erlaubt, int Dativ der Mehrheit auch Kerlen für Kerln zu brauchen. (Es Ist mit dem Mannsnamen Karl dasselbe Wort, weshalb man diesen nicht Carl mit C zu schreiben braucht, wenn gleich Ade­ lung sagt, daß dies, wegen der lateinischen Form Carolus durchgängig geschehe.) ü 6

*) Auch Götzinger sagt in seiner Sprachlehre ganz unrichtig: Gar­ ten, Wagen, Ofen, Laden, Bogen, Graben nehmen stets den Umlaut an.

lleberhaupt gab man in alten Zeiten (,nach einte oben deutschen Mundart,) vielen Wörtern ans er im Plural e, nm desto leichter den Plural vorn Singular zu unterscheiden, und sagte Dürgermcistcrc, Befehlshabers, Klägers; diese Form ist jetzt aber allgemein veraltet, und deshalb nicht mehr erlaubt. Andern aus er und el setzte inan aus derselben Ursach im Plural n an; auch dies ist jetzt für das Neuhochdeutsche, bis aus wenige Ausnahmen, säst allgemein verworfen; man sage also, ganz nach dieser Deklination der und die Humber, der und die Pantoffel, Stiesel, (wofür Adelung noch die doppelte Pluralform Stiefel und Stiefeln zulässt,) der und die Stachel (,obgleich Luther in der Uebersctzung des Hiob 4o, 21 die Sta« cheln sagt, was Adelung deswegen noch bcibehält, wobei er angiebt, cs sei diese Form aus dem Oberdeutschen, wo inan Stachel weiblich gebraucht habe, ins Hochdeutsche übcrgegan, gen). Die oben erwähnten einzigen Ausnahmen von dieser wichtigen Regel, daß alle nicht—weiblichen Wörter auf el, er, en im Plural ohne Bicgungslaut bleiben, sind bloß die Gat, tungswörtcr die Vettern, Gevattern, Bauern, welche Wörter also nach der zweiten Zusatzdeklination gebogen werden, doch so, daß inan Bauer gewöhnlich ganz nach der sechsten De, klination biegt, und die Volksnamcn die Baiern, Kaffern und Pommern. (Der provineiclle Ausdruck der oder auch das Bauer, Vogelbauer, für Käfich, behält den Plural Bauer.) Manche Schriftsteller geben auch dem Worte Neger im Plu, ral ii; die meisten biegen es aber ganz nach der dritten Dckli, Nation; selbst alle übrigen Eigennamen und die meisten fremden Wörter auf el, er, en richten sich ganz nach dieser dritten De, klination: der und die Chincser, (auch der Chinese, die Chine» fen,) Engländer, Schweizer, Brandenburger, Kyritzer, der und die Apostel, Minister, Pronomen u. s. w. Auf keinen Fall also sage man die Dottern, Junkern, Schlüsseln, Ziegeln u. s. w. Doch lassen sich manche solcher dieser Regel nach verwerft lichcn Plurale auf dieselbe Art, wie Adelung die Stacheln vom Singular die Stachel rechtfertigt, dadurch erklären und entschuldigen, daß ihnen ein weiblicher Singular zum Grunde liegt. Man verfährt daher am sichersten, sich in Ansehung des Geschlechts, wenn der hochdeutsche Sprachgebrauch nicht ganz entschieden ist, nach dem Gebrauch der meisten guten Schrift, steller zu richten, und dann nach ihm den Plural zu bestimmen. So wird Splitter im Hochdeutschen fast allgemein Dauer Spracht. II. 14

210 männlich gebraucht. Daher sage man im Plural die Splitter, und nicht Splittern. Da« Wort Muskel wird in der neuesten Zeit, bcson« der« von medicinischen Schriftstellern, ebenfalls fast allgemein männlich gebraucht; wer nun der Muskel sagt, muß auch im Plural die Muskel bilden; die Muskeln kann nur vom Sin, gular die Muskel abgeleitet werden. Dagegen wird Flitter fast allgemein weiblich genommen, und von die Flitter kann der Plural nur die Flittern heißen; eben so sagt man fast all, gemein die Hader, d. i. der Lappen, die Lumpe; daher heißt der Plural die Hadern (;der Hader ist Streit, und hat kcinett Plural). Endlich macht Gö hing er (in seiner Sprachlehre, Aarau, 1827,) Über mehrere Wörter auf er folgende interessante De, mcrkung: nachdem derselbe früher seine Begriffe der Kern, form und Sproffform der Wörter ungefähr so festgesetzt hat, daß die Kernform die einfachste, älteste uns bekannte Form der Wörter, die Wurzelform, besonders die substantive Form derselben, die Sprossform aber die nächste Ableitung, die indes, sen gewöhnlich auch Stammform ist, bezeichnet, sagt er (Seite 74): „man unterscheide Häscher, Gräber, (Todtcngräber,) Auf, wärler und Hascher, Nachgraber, Aufwarter; jene sind von der Kernform, wie immer, durch den Umlaut, diese von dem Verbum unmittelbar abgeleitet; jene deuten männliche Perso, nen an, denen etwas znm Geschäfft (,Götzingcr schreibt Ge, schäft und doch Irrthum!) geworden ist, diese solche, die in ei, ncm bestimmten Falle etwas thun. Nur der Vocal der Kern, form lautet um, nie der Vocal eines Verbums oder einer Sprossform: Läufer von Lauf, (durch einen,Druckfehler steht Läufer für Läufer,) aber Ankäufer. So auch Müßiggänger (von Müßiggang) und Müßiggeher (von gehen), Ritter und Reiter, Uebelthäter und Nichtsthuer." — So interessant diese Bemerkung ist, indem sie uns z. B. zeigen könnte, warum man Dauer, Brauer von bauen, brauen, und nicht Bäuer, Bräuer sagt: so sieht man doch sogleich ein, daß sie leider nicht durchgängig passt. Selbst die angeführten Beispiele zeigen dies schon: ein Ritter bezeichnet nicht eine Person, der ein Ritt, das Retten, zum Geschäfft geworden ist, (und das i ist auch nur im «eitern Sinn der Umwandlung des Stammvocals ei in i ein Umlaut z« nennen,) welcher Begriff dagegen in Rei, ter für Cavallerist recht eigentlich zum Grunde liegt; so ist auch Sattler u. s. w. von der Kernform Sattel ohne Umlaut gebildet.

Und wenn man sich so wenden will, daß man sagt, ein Verkäufer, von der Kernform Verkauf, hat daS Geschäfft d«S Verkaufs, so kann' man dies doch nicht so gerade hin vom Käufer, Einkäufer, Mörder, Berräther behaupten, wogegen Dauer, Brauer, ohne Umlaut von der Sprossform, offenbar solche Personen bezeichne», welche die Geschaffte des Bauens und Brauens haben. Auch ist die dreiste Behauptung, eine Ableitung auS der Sprossform habe nie den Umlaut, unrich, tig. Ohne eS herausheben zu wollen, daß es schwer zu btx weisen fein möchte, daß Kläger, Schläger u. s. w. von Klage, Schlag, und nicht von klagen, schlagen abgeleitet sind, kommt z. D. Schlächter (,d. i. ein Fleischer,) ganz offenbar nicht von Schlacht, sondern von der Sproffform schlachten mit dem Umlaut her, so daß es mit einem (gewöhnlich, häufig) Schlachtenden, eben so wie Kläger mit einem Klagenden, gangleichbedeutend ist. 2) Ferner gehen nach dieser dritten Deklination alle (säch, lichen) Verkleinerungswörter auf chen, el (,eben schon dieser Endung wegen,) und lein: daS und die Mädchen, daS und die Mädel, das und die Mägdlein. Bon dieser Regel giebt eS gar keine Ausnahme. Wenn also die Sprache des gemeinen Lebens besonderden Wörtern dieser Classe im Plural sehr gern ein 0 ansetzt, so darf man sich dieS im Hochdeutschen nie erlauben. Maa darf also nicht sagen die Mädchens, die Bündels, die Fräu leinS *). 3) Auch alle sachlichen Wörter mit der Vorsylbe ge und dem lindernden Endlaul e nach einem weichen Consonanten bleiben im Plural unverändert: das und die Gebirge, Gefilde, Gehege, Gekröse, Gemälde, Gewerbe; so auch das und die Eingeweide. Nach fast allen Sprachlehren werden hierbei auch noch die Wörter mit der Vorsylbe be und diesem mildernden Endlaut e aufgeführt; solche Wörter möchte es aber wohl in der ganzen deutschen Sprache gar nicht geben. Zwar führt man gewöhnlich die beiden Wörter das Beschläge und daS Be, lege als Beispiele an, aber für jenes sagt man lieber der De, schlag nach der vierten Biegungsart, Plural die Beschläge, und für dieses nimt man in der einen Bedeutung lieber die Bele, gung, und in der andern entweder der Beleg nach der eierten •) e heißen, z. B. Barbarc, Barbarn. (Woher weiß Herr G. das?) 321) Zu dieser Deklination gehören nun: *) 1) alle Ab­ leitungen ans ling: Frühlings Jüngling; so auch das Ding (,die Dinge; Dinger nach der fünften sagt man nur in der provincicllen Bedeutung für Kinder: niedliche Dinger, Dinger, chen); 2) alle sachlichen Wörter auf niß: Verhältniß, Behält,

wo man auch visch (Fisch), vischet, vische, visch; vische, vifche, »i, schen, vische, und bann ähnlich balc, balc«, halt, dalc, beige, beige, beigen, beige bog. *) Gi tzinger giebt an: es gehn nach dieser Deklination» i) all« Sprossformen (mit Ableitungssylben, doch nicht mit thum, wel­ che ein alte- Wort ist), b) alle auf r, (auch erb, rz, ärz, und Änü, Reh,) c) alle auf l, m, n, bi« bei Umlaut« nicht fähig Sind, z D Bein, d) alle mit einem langen o, z. B. Boot, !oth, e) btt Wörter Schaf, Schiff, Kreuz, Sieb, Roß, Recht, Werk nnb manche von Gelehrten gebildeten Mehrzahlen, wie Salze. Eine Bergleichung mit unsern Angaben zeigt bald, wie unvoüstänbig diese Regeln sind.

216 uiß, Geständniß; 3) alle Sammel, und Wiederholungswörter mit der Dorsylbe gc, die sich nicht auf t, cl oder er endigen: das Gericht, Gerücht, Gehirn, Gebüsch, Geschenk, Geleit, Ge, räusch, und so auch das Gebrüll, Geläut, die sehr selten im Plural vorkommen; 4) sehr viele deutschen und fremden Wör, ter, die weiter unter keine Regeln und allgemeinen Bemcr, hingen gebracht werden können (, und deren der vorige Para, graph viele enthält).

Fünfte Deklination. Nicht,weibliche Wörter mit der Biegungssylbe er im Plural. 322) Beispiel. Einheit. Mehrheit. (die) Wörter, 1. Fall (das) Wort, 2. , (des) Wortes, W»rtS, (der) Wörter, (den) Wörtern^ 3. , (dem) Worte, Wort, (die) Wörter. 4. , (das) Wort, 323) Diese Deklination bildet den Singular eben so wie die vorhergehende vierte, den Plural aber mit er, woran im dritten Falk noch das n gesetzt wird. Alle Wörter dieser Die, gungsart nehmen in der Mehrheit den Umlaut an, wenn sie desselben fähig sind. CS gehören zn ihr nur sehr wenige männ, lichen Wörter, nämlich folgende: (der) Bösewicht, (das doch auch nach der vierten Biegungsart gebogen werden könnte, da sein Grundwort nach derselben geht: der Wicht, die Wichte,) Daus, Geist, Gott, Leib, Mann, Ort, Rand, Vormund, Wald, Wurm und einige Wörter auf thum: Irrthum, Reichthum, (der und das) Wachsthum, und ehemals Deweisthnm; alle übrigen sind sächlich, als: das Aas, (die Aeser,) Amt, Bad, Volk, u. s. w. Das Wort Gott hat im Genitiv GotteS, im Dativ aber doch, wenn vom einzigen wahren Gott die Rede ist, bloß Gott, und Gotte nur, wenn von einem heidnischen Gotte gesprochen wird: vom Gotte Jupiter, wo indessen daS e doch auch wegbleiben kann. 324) Es gehören zu dieser Deklination: 1) alle Wörter auf thum: daS Alterthum, DiSthum, daS Herzogthum, Wachsthum, (der und das,) der Irrthum; 2) sehr viele an, dern *), die sich aber wieder unter keine bestimmten Regeln ♦) Götzingrr sagt: bloß Kernformen (mit Ausnahme von Schaf u. f. w. g ui Anm. e), und dir Wörter anst, m, #, ivrkch« umlauern können, |. v. Waul.

6ringen lassen, und zwar vorzüglich folgend« sächlichen: das Aas, Amt, Bad, das Band, (der Band geht nach der vierten Deklination, s. H 299,) Bild, Blatt, Bret (oder Brett), Buch, Dach, (Ding s. § 321 und h 298,) Dorf, Ei, Fach, Faß, Feld, Geld, Gemach, Gemüth, Geschlecht, Gesicht, (Gesichter der Menschen, die Gesichte, nach der vierten Biegungsart, sind Erscheinungen, s. H 299,) Gespenst, Gewand, Glas, Glied, Grab, Gras, Gut, Haupt, Haus, Holz, (Hölzer und Holze, s. § 299,) Horn, (Hörner und Hörne, s. H 299,) Huhn, Kalb, Kind, Kleid, Korn, Kraut, Lamm, Land, (Länder und Lande, f. H 299,) Licht, (s. § 299,) Lied, Loch, Mahl, (oder Mal, die Mähler, Mäler, und Mahl, Male, s. § 299,) Maul, Nest, Pfand, Rad, Reis, Rind, Schloß, Schwert, Stift, (Stifter, der Stift, die Stifte, s. § 299,) Thal, Tuch, (Tücher und Tuche s. § 299), Volk, Wams, Weib, Wort (»Wörter und Worte, s. § 299); so auch viele fremden Wörter, besonders auf el, ent und et, z. B. Camisol, Hospital, Spital, Parla, ment, Regiment, Cabinet oder Cabinett u. s. w. Das Wert Vieh wird nur im Singular (als ein singu­ lare tantum) gebraucht. Wenn man umgekehrt da- Wort die Trümmer (sind schön) als einen Plural (»plurale tantum) betrachtet, so gehört es auch zu dieser Biegungsart, und setzt einen veralteten Singular Trumm voraus (;doch braucht man es auch weiblich, in der Einheit die Trümmer: diese Trümmer ist schön; dann geht es nach der zweiten Deklination, und hat im Plural Trümmern).

Sechste Deklination. Nicht, weibliche Wörter mit dem Diegnng-laut n »der en im Plural. 325) Beispiel. Einheit. Mehrheit. 1. Fall (der) Bote, Fürst, ic zwei Stroh, Halme, sonst aber die Schrecken, wie Halmen, (worin wir nicht ganz einstimmen können,) so veranlasst uns dies, in Derbin, düng mit dem, was Seidenstücker über die zweite Znsatzdekli, Nation (H 331) ««giebt, die ganze Sache allgemeiner so aufzu, fassen: Schreck ist eigentlich (wie Furcht, Haß) ein Abstrac, tum, und hat als solches an und für sich keinen Plural; cs ist ein singulare tanium, und wird deklinirt nach der vierte» Dicgungsart; Einheit: der Schreck, des Schrecks, dem Schreck, den Schreck; der Plural fehlt. Gleich unzähligen andern Abstracten (, Angst, Untcrstüt, ping,) wird dies Wort dann aber auch als ein (concretes) Gatlungswort gebraucht, ein einzelnes Factum zu bezeichnen, wodurch jemand Schreck bekommt, einen Schreck bekommt, er, schreckt wird; als solches muß es dann auch einen Plural an, nehmen, und cS bildet denselben ebenfalls nach der vierten Deklination. Einheit: der Schreck u. s. w., wie vorher; Mehrheit: die Schrecke, der Schrecke, den Schrecken, die Schrecke.

Beispiele: die Feuertrommel hat mir in dieser Woche schon zwei, drei, mehrere, viele Schrecke verursacht, d. h. sie hat mir zwei, drei mal, mehrere, viele male (einen) Schreck verursacht; die Ursach aller dieser Schrecke bist du durch dein Schreien, d. h. dein Schreien war die Ursach, daß ich mch, rcre male, oder daß mehrere Personen (ein oder mehrere male) erschraken, daß mehrere einzelnen Schrecke (einer oder mehrerer Personen) statt fanden. Jeder wird zugeben müssen, daß alle diese Beispiele ganz richtiges Deutsch sind, und daß man in allen diesen Fallen durchaus nicht Schrecken statt Schrecke sagen dürfe. Dagegen ist das (nicht der) Schrecken (,wie das Gefilde, daß Gespräch,) ein (concrctes) Sammelwort, das schon in der Einheit eine Mehrheit, eine ganze Sammlung anzcigt, die ganze Sammlung dessen, wodurch eine Sache oder Person schreckbar, furchtbar wird, das aber doch auch in der Mehrheit gebraucht werden kann. Dies Wort, das Schrecken, wird nach der dritten Deklination gebogen; Einheit: das Schrecken, deS Schreckens, dem Schrecken, das Schrecken; Mehrheit: die, der, den, die Schrecken. Beispiele: Napoleon war das Schrecken seiner Feinde, d. h. er umfasste alles, eine ganze Summe Einzelheiten in sich, wodurch er seinen Feinden zu einem Schrecken, zum Schrecken, schreckbar, furchtbar wurde; die Schrecken des firicx ges haben die arme Frau getödtct, d. h. die Summen er* schrecklicher, erschreckender Gegenstände, Umstände, die Ge< sammtheil der einzelnen Schrecken. Niemandem wird es hier einfallcn zu sagen: Napoleon war der Schreck der Feinde, die Schrecke des Krieges. Und so glauben wir die Nothwendig* feit dargcstellt zu haben, die beiden Formen der Schreck und das Schrecken genau zu unterscheiden, wodurch zugleich der ganz gewöhnliche Sprachgebrauch vollkommen gerechtfertigt, und jede Unregelmäßigkeit der Deklination aufgehoben ist. Ganz ähnlich verhält sich's mit dem Worte Schmerz. Der Schmerz, des Schmerze-, dem Schmerze, den Schmerz hat als Abstract eigentlich keinen Plural. Beispiele: der Schmerz hat ihn überwältigt; der Bote brachte Schmerz und Schreck; die Größe seines Schmerzes; hingerissen von dem (vom) Schmerze der Liebe; o Schmerz der Trennung. In allen diesen Beispielen wird niemand Schmerzen und Schmerzen­ sagen, und sie beziehn sich sowohl auf den eigentlichen, körper* lichen, als auf den figürlichen Seelenschmerz, legen also sowohl den abstractcn als den ans diesem abgeleiteten concreten Be,

224 griff des in ein Gattungswort übcrgegangenen Abstracts zum Grunde. In dieser letzten Bedeutung kann nun das Wort Schmer; auch einen Plural, die Schmerze, haben, der aber selten gc# braucht wird: beim Zahnauszichen sind die beiden Schmerze (, nicht Schmerzen) des ersten Ansehens der Zange und des Heraushcbens der Wurzel die größesten; den ganzen Schmerz (,nicht Schmerzen) ertrug sie geduldig. Daher kann der Plu, ral Schmerzen nicht vom Singnlar der Schmerz Herkommen, sondern ist (wie Acltern, Ränke) ein plurale lantum, ein Colx lectivbegriff, dem der Singular das Schmerzen, des Schmer, zcns, dem Schmerzen zum Grunde liegen mag, welcher eigent, lich als ein zum Hauptwort crhobner Infinitiv die Handlung oder den Zustand des Schmerzverursachens oder Schmerzcm« pfindens bezeichnet, dann aber zugleich, wie das Essen, das Trinken und viele solcher substantiven Infinitiven, den Gegenstand so wie das «Subject der Kraftanßerung ausdrückt. So wie das Schlagen der Uhr der Schlag der Uhr ist, so kann auch das Schmerzen der Zähne der Schmer; der Zahne sein. Wir sehen so, wie die Begriffe in einander übergegangcn sein können, (ohne daß wir dies indessen für mehr als eine Hypo, these ausgeben wollen,) und wie das Schmerzen und der Schmerz denselben Begriff ausdrücken können; allein dem Wortkörper nach wollen wir, nach dieser Aufstellung, gramma, tisch beide Wörter unterscheiden, und also schließlich biegen: 1) der Schmerz; Einheit: der Schmerz, des Schmerzes, dem Schmerze, den Schmerz. (Mehrheit: die Schmerze, der Schmerze, den Schmerzen, die Schmerze.) Anmcrk. Der Plural wird selten gebraucht. 2) Das Schmerzen; (Einheit: das Schmerzen, des Schmerzens, dem Schmerzen, das Schmerzen.) Mehrheit: die Schurerzen, der Schmerzen, den Schmerzen, die

Schmerzen. A n m e r k. Der Singular wird selten gebraucht. Nach dieser wcitläuftigen, hoffentlich aber auch genügen, den Auseinandersetzung wird niemand mehr Zusammcnsctzun, gen wie Schreckenszcit, Schmerzensmutter als Einwürfe gegen dieselbe aufführcn dürfen. Will man Schreckens und Schmer» zcns darin für Genitiven erklären, so mag man es thun, und die Begriffe dafür aus unserer Aufstellung entnehmen; eS ist aber

aber gar nicht nöthig, diese Wörter als Genitiven, sondern Man kann sie als Infinitiven auffassen, und das S für den Compo, sitionslant erklären, wie in Lebenslust, Lust zu leben, liebens­ würdig, würdig zu lieben, geliebt zu werden; also Zeit des Schreckens, für das Schrecken, zu erschrecken, erschreckt zu wer­ den, zum Erschrecken, Mutter des Schmerzens, für das Schmer­ zen, die da Schmerze, das Schmerzen, Schmerzen, Schmerz empfindet *)♦ 2) Ferner rechnete man bisher zur ersten Zusatzdeklination

viele Wörter, die sich auf e endigen-, aber nur lauter solche, denen jeder zugestehen muß, daß sie nach dem Sprachgebrauch hinter dem e auch noch n annehmen können, und zwar fol­ gende: Buchstabe (oder auch wohl Buchstab nach Nr. 1), Friede, Funke, Fußtapfe, Gedanke, Glaube, Haufe, Karpfe, Schade und Wille.

Wie gesagt, alle diese Wörter können den Nominativ auch mit n bilden, also auch Buchstaben, Frieden, Schaden, Willen heißen, und dann fallt ihre Unregelmäßigkeit, und damit zu­ gleich diese ganze Zusatzdeklination weg; sie gehen dann alle ganz regelmäßig nach der dritten Deklination. Seidcnstücker sagt deshalb gerade zu, sie müssen alle ihr n behalten, weil sie sonst ohne Grund eine ««nöthige Ausnahme von einer all­ gemeinen Reget bilden. Wirklich brauchen die meisten der neuern guten Schriftsteller die meisten dieser Wörter gewöhn­ lich schon in der längern Form mit n: Witten. So sagt Schiller: Freude, schöner Götterfunken. Gewiß ist es am be­ sten, wenigstens die beiden Wörter Namen und Samen, die gewöhnlich in der Form: Name und Same auch noch hierher­ gerechnet werden, immer in der langem Form, Namen und Samen, zu brauchen. (Auch Klopstock schreibt in der Messiade VII euer Namen.) Zwar schreibt Adelung immer Nahme, und bei Ulphilas und so auch bei Willeram war die Fern» namo, beim Kcro und Isidor na ml, so wie es griechisch ovopa, englisch naine heißt, und Adelnng spottet selbst darüber, dies Wort wegen des lateinischen nomeii ohne h schreiben zu wollen, weil man dann noch ähnlicher Nome sagen könnte; allein so wie seine Vertheidigung des h ganz unbedeutend ist, indem ihr selbst seine eigene Ableitung von einem veralteten Worte nahmen entgegen steht, das ist benamsen, benennen, *) Beim folgenden Paragraphen 331 können wir uns nun auf diese Auseinandersetzung zurück beziehen. Dauer Crrafb!. 1L

15

226 »innen, und überhaupt reden, sprechen, daS wieder als'ein na, her Verwandter von dxd (naam) (sprechen) angesehen werden müsse: so hat Namen doch auch schon im Angelsächsischen die Form vornan, lateinisch nomen, so wie noch jetzt im Schwe, dischen vainn, und Adelung will auch alle andern Wörter die, ser Art (Glaube) ohne n brauchen, wobei sich denn diese nn, regelmäßige Dicgungsart nicht wcgbringcn ließe. Derselbe schreibt auch Same, (warum denn nicht Sahme wie Nahme?) beim Isidor sami, beim Nolker samo, doch ohne gegen die Form Samen zu eifern, die wieder der lateinischen seinen entspricht. Auf keinen Fall darf man noch andere als die an, gegebenen Wörter unter diese Znsatzdcklination bringen, und der Knabe, des Knabens statt Knaben, oder gar der Hirte, des Hirtens statt der Hirt, des Hirten biegen wollen. Nickt ganz unbedeutend ist die Bemerkung (im allgemeinen Anzeiger der Deutschen, 1825, April, die auch Götzinger in seiner Sprach, lehre angicbl), daß alle diese Wörter der Zusatzdeklination auf e leblose Pinge bezeichnen, wogegen die Wörter auf e mit dem bloßen n im Genitiv lebendige Gegenstände anzeigcn. Daher mag wohl ein dunkles Gefühl dahin geleitet haben, Fels wie Herz behandeln, und des Felsens, dein, den, die Felsen sagen zu wollen, um dies Wort nicht mit der Form des Felsen in der Gesellschaft der Thiere und Menschen, des Affen, Hasen, Knaben, Buben zu lassen. Nur der Karpfc, des Karpfens würde eine Ausnahme machen, die aber wegfällt, sobald man gleich im Nominativ Karpfen sagt, was vielleicht deswegen eben die gewöhnlichere Form ist, und die bessere genannt wer, den könnte.

Was noch besonders das Wort Buchstabe betrifft, of­ fenbar eine Zusammensetzung, vom Grundwort Stab mit ei­ nem angehängten e, so sagt Seidenstückcr: „es würde wohl am richtigsten wie Stab deklinlrt: der Buchstab, des Buchstabes, die Buchstäbe; aber abgesehen von der Beugung jenes einfachen Bestandtheils (Stab) wird das Wort mit dem No, minakiv Buchstab oder Buchstabe am besten nach der sechsten Biegnngsart deklinirt; der Genitiv des Buchstabens ist durch nichts begründet; will man bei ihm bleiben, so muß der No­ minativ Buchstaben heißen." — Das »st ganz gut, da nie­ mand des Buchstabens, die Buchstäbc schreibt, und so fällt auch dies Wort aus der Zusatzdeklination weg.

Zweite Zusatzdeklination. 330) Beispiel. Einheit. 1. Fall (das) Auge, 2. (des) Auges, 3. x (dem) Auge, 4. x (das) Auge;

Mehrheit, (die) Augen, (der) Augen, (den) Augen, (die) Augen,

331) Diese Dicgungsart bildet den Singular nach der fünften, und den Plural nach der sechsten Deklination. 1) Die deutschen Wörter, welche man nach ihr biegt, sind vollständig folgende: das Auge, der Bauer, (wenn und insofern man dies Wort nicht ganz nach der sechsten biegt, h 318, 329, und es auch nicht für Er-, An-, Bebauer braucht, welche nach der dritten gehn,) Daum, (insofern man des Daumes, die Daumen sagt, siehe § 329,) der Dorn, (als Col­ lectiv: des Dorns, die Dornen,) das Ende, (als concreter Be­ griff: das Letzte an einem körperlichen Dinge, des Endes, die Enden,) der Gevatter, (als Ausnahme von der dritten Dekli­ nation § 318,) das Gliedmaß, (doch auch ganz nach der vier­ ten,) der Halm (als Collectiv), das Hemd, der Nachbar, (doch auch ganz nach der sechsten,) das Ohr, der Pfau, der Quast, der See, (des Se — es und Sees, die Seen,) der Sporn, (doch besser nach der dritten,) der Staat, der Stral, der Un­ terthan, der Letter (als Ausnahme von der dritten Deklination § 318,) und (das oder) der Zierrath *). Ueber mehrere dieser Wörter müssen wir noch besondere Bemerkungen macken, weil der Sprachgebrauch über ihre Bie­ gung noch nicht fest bestimmt und entschieden hat. Auf eine ähnliche 2trt, wie wir (§ 329) das Wort die Schmerzen für einen bloßen Plural (ohne Singular, ein plurale tantum) mit einem Collectivbegriff erklärt haben, macht Seidenstücker für mehrere dieser Wörter die allgemeine Bemerkung, daß sie als Plurale auf en Collectiven sind, und in dieser Bedeutung keinen Singular haben. Das ist sehr sinnreich, und wenn man hinzusctzt, wie wir beim Worte der ♦) Man sieht hieraus, wie unzuverlässig Götzinger ist, der bloß hierher rechnet: a) Bett, Hemd, Leiv (?), Ohr, Auge und Erbe; b) See, Thron (?), Mast, Gau, Dorn, Forst, Stachel und Stie­ fel (? ?); c) Bauer, nicht als Sproffform, Mann als Krieg: die Mannen, list veraltet,) Mond für Monat, die Monde, (wird nur selten noch so gebraucht,) Strauß als Lo^el ^schwach und stark) Strauße und Straußen.

228 Schmerz (§. 329,) gethan haben, daß andere Formen der meisten dieser Wörter im distributiven Sinn wieder umgekehrt keinen Plural haben, (singularia tantum sind,) so hört bei diesen Wörtern die unregelmäßige Biegungsart auf. Nur ist es sehr böse, daß der Sprachgebrauch der in Folge dieser Bemerkung vorgeschlagcnen Biegungsart offenbar bei mehreren Wörtern entgegen ist, wodurch es sehr ungewiß wird, ob man je diese Bemerkung mit ihren Folgen als Regel annehmen werde. Seidenstücker, der dies sehr wohl fühlte, will deshalb den Sprachgebrauch gleichsam zwingen, ihr zu folgen, indem er sagt: „wo ein Wort schon eine gewisse, durch eine gute Regel als richtig bestimmte Biegungsform bei einigen Schrift­ stellern wirklich angenommen hat, da muß dies bei allen geschehen. So biegen einige der Bar, des Bars, die Daren, andere der Bar, des Baren, die Baren; da nun dies die richtige sechste Deklination ist, und die erste Form eine unnöthig abweichende Biegnngsform wäre: so ist diese Form zu verwerfen, und die andre des und die Ba­ ren die einzig richtige." Er rechnet nun hierher als Collectiven ohne Singular: die Dornen, (so daß man sagen müsste: der Dorn, distributiv, geht nach dec fünften: des Dorns, die Dör­ ner, oder nach der vierten Biegnngsart: des Dorns, die Dorne; das Collectiv, ein bloßer Plural: die Dornen, geht nach der sechsten, der Singular ist nicht als Sammelwort gebräuchlich; er müsste der Dorn, des Dornen heißen; ganz ähnliche Be­ merkungen lassen sich bei den folgenden Wörtern machen:) die Halmen, die Psaluien (Davids, das ist das Psalmenbuch; der Distributivbegriff geht nach der vierten: der Psalin, dieses Psalms, 3 oder einige, einzelne Psalme; doch meint Seiden­ stücker, man könne dies Wort auch ganz nach der sechsten Bie­ gnngsart abandern). In diesen drei Wörtern kann man die angegebene Form willig aufnehmen, weil wirklich der allgemei­ nere Sprachgebrauch für dieselbe ist; bei den folgenden Wör­ tern ist dies nicht der Fall, von denen Seidenstücker sagt: „die Ohren, vereinigt am thierischen Körper, Collectiv im Plural; aber das Ohr, die Ohre, wenn eine Partie als Trophäen dem Sultan zugestellt wird; (ganz gegen den Sprachgebrauch, denn wer sagt und schreibt: ich habe drei Ohre angesehn?) Spor­ nen, Collectiv im Plural, ein Paar des Reiters, sonst der Sporn, die Sporne; (dies ist gewiß nicht gut, sondern am besten behandelt man dies Wort gerade wie Karl § 3J8, so daß man sagt: der Singular Sporn ist eine Zusammenziehung aus Sporen, und wird im Singular immer ohne e, im Plu­ ral immer mit e gebraucht, also: der Sporn, des Sporns,

dem, den Sporn; Mehrheit die, der, den Sporen; so geht das Wort ganz nach der dritten Deklination, und hat nie die Form Spornen und Sporne; Heyse folgt in der neuen Aus­ gabe seiner Grammatik bei allen diesen Wörtern Seidenstückern, doch ohne sich ans denselben zu berufen; sein Recensent in Seebodes Bibliothek, 1821, Nr. 11, 12 nennt die von uns angeführte Biegnugsart die einzig richtige;) Staaten, die Staa, ten des Königs, in Europa giebt es viele Staate; (so schreibt aber auch nicht ein einziger guter Schriftsteller;) Srralen der Sonne, aber einzelne Strale, wie Campe schon gut unter, scheidet" (;aber weit allgemeiner ist cs, immer Stralen und Staaten zn sagen). Bei folgenden Wörtern erlaubt es sich Seidenstücker, ihnen geradezu ihre Deklination anznweisen, ohne wieder auf die Zustimmung des Svrachgebrauchs zu warten, indem er sagt: „man kann bequem biegen Unterthan nach der sechsten Deklination (,so daß man immer des Unterthanen, und nie Unterthans sagen müsste); Zierath (Zierrath) nach der vierten (,so daß man nie Zierrathen, sondern immer Zier, rathe sagen müsste); der See, die Se — e; der Plural Se — en von der See ist bloß eiee Verirrung und Verwechselung der Wörter der See und die See; der Pfau nach der vierten, die Pfaue; (allgemeiner aber ist der Plural die Pfauen;) der Quast nach der vierten: Quaste; (man sagt aber eben so oft die Quasten;) das Wehe, nach der dritten die Wehe, aber die Einheit die Wehe hat in der Mehrheit die Wehen; (ganz rich, tig;) das Bett nach der viertem, die Bette (,4 Bette d. h. 4 Bettstücke); der Plural die Betten ist ein Collectiv ohne Singular (;gut, aber die Bette wird im Hochdeutschen höchst selten gebraucht; auch zeigt der Ausdruck das Bett (ist ge, macht) schon im Singular ein Collectiv an, indem er die Sammlung der in einem Bettgcstell befindlichen Bettstücke anzeigt. Man sieht ans dieser vollständigen Aufzahlung, daß bei aller Mühe, die sich Seidenstücker gab, doch immer einige Wörter bleiben, die nach ganz allgemeiner Uebereinstimmung nach der unregelmäßigen Diegungsart dieser zweiten Zusatzde­ klination abgeändert werden, nämlich Auge, Ende, die auch Seidenstücker selbst als Ausnahme angiebt, und Hemd. Blendermann bemerkt über diese Wörter (in Seebo, de's Bibl. 1820, Heft 10), es sei sehr beachtenswerth, daß viele dieser Wörter in ihrem Plural immer nur zwei zu ei, nem Paar zusammengehöriger Einzeldinge bezeichnen, also ge, nau genommen nicht Plural, sondern Dualsormen sind;

230 er giebt an, daß dies die Wörter Auge, Ohr, Sporn, Stiefel, Pantoffel und Ende in eoncreter Bedeutung wären, nud setzt hinzu, daß diese Dualform auch noch für einige wenigen Wör­ ter in ihrer Collectivbedeutung angewendct fei, nämlich: die Dornen, Halmen, Betten, Psalmen, Staaten, Stralcn, welche in distributiver Bedeutung die Dörner, Halme, Psalme, Bette, (wie noch bei Opitz vorkommt,) Staate und Strale hießen. Man sieht, daß diese Bemerkung uns nicht weiter führt, daß Stiefel und Pantoffel ain besten gar nicht hierher, sondern zur dritten Deklination zu rechne» sind, daß der concrete Begriff, Enden, deren nicht immer zwei an einem Gegenstände voraus­ setzt, wie man denn z. B. an einem Schnupftuche vier Enden d. i. Zipfel, Ecken hat, und daß sich also die sogenannte Du­ alform auf die beiden einzigen Wörter Augen und Ohren be, schränkt, doch immer auch bloß für den Begriff eines einzelnen Menschen, da wir ja Thiere mit mehr als zwei Augen und nur einem Ohr kennen.

Endlich deklinirt Adelung noch nach dieser zweiten Zusatz­ deklination der Barbar, des Barbars, die Barbarn, und der Tartar (für Tatar, wie cs im Russischen und im Morgenlän, dischen überhaupt heißt,) des Tartars, die Tartarn, wogegen es am besten ist, beide Wörter ganz nach der sechsten Dicgnngsart abznändern. Auf keinen Fall darf man noch andre als die angegebenen Wörter nach der Znsahdeklination biegen. So gehn Mast, Skorpion, Staar, Schwan, Stern, Fasan nicht nach ihr, sondern nach der vierten Deklination. 2) Die fremden Wörter, welche man nach dieser zweiten Zusatzdcklination biegt, sind vollständig folgende: alle lateiui, Nischen Wörter auf or, deren kurzes und geschärftes o der

Einheit im Plural lang und gedehnt wird, als der Cantor, des Cantors, die Cantoren, der Conrcctor, des Conrectors, die Conrectoren, der Professor, des Professors, die Professoren, der Doctor, des Doctors, die Doctoren n. s. f.; ferner Affcct, (des Affccts, die Affekten,) das Bataillon, Loncordat, Capaun, Epi, gramm, Patron, Psalm, (sieh Nr. 1,) Thron, welche alle acht jetzt- aber schon weit häufiger ganz nach der vierten Deklina, tion gebogen werden, so wie auch die Wörter Capital, Mine­ ral und Regal, welche, wenn man sie nach dieser Zusatzdekli, Nation biegen will, ihr lateinisches i im Plural behalten: Ca­ pitalien, Mineralien, Regalien, (wodurch sie zur Analogie der

lateinischen Wörter dieser Art auf ium kommen, Adverbium, Adverbien § 341,) so wie die lateinischen Wörter dieser Art auf e, die sehr selten oder nie im Singular gebraucht werden: die Copialicn, Repressalien, Personalien u. s. w., (denn wenn man in neuern Zeiten das Personale (des Theaters) als ein Collectiv für eine Sammlung von Personen sagt, so niml das Wort in diesem Sinn wieder keinen Plural an,) und endlich noch: der Aspeet (ober Adspcet), des Aspektes, die Aspceren

(Prospekt, Conspecl gehn nach der vierten Bicgungsarl;) der Cadctt (für Cadet, auch ganz nach der vierten, oder nach der sechsten), Kamerad, (des Kamerades, Kamcrads, die Kamera, den, doch auch ganz nach bot sechsten,) der Karolin, (boch auch nach der vierten, aber die Karoline nach der zweiten,) Dia« mant, (doch auch ganz nach der sechsten,) Impost, Jnsect, daS

Juwel, (nicht gut Iuweel, ein kostbarer Schmuck, aber besser ganz nach der vierten, wogegen die Juwele, ein einzelner Edel,

stein, nach der zweiten geht, Mehrheit Juwelen,) der Lorber, (des Lorbcrs, die Lorbcrn, oder ganz regelmäßig nach der drit,

teil die Vorbet, unterschieden von der Frucht, die Lorbeere, Mehrheit Lorbeeren nach der zweiten,) Rubin, (doch auch nach der vierten,) der Ruin, (aber besser nach der vierten: die vielen Ruine unsrer Handlungshäuser, dagegen die Ruine als Trümmer, Mehrheit Ruinen, nach der zweiten,) und der Sa­ tyr (,deS Satyrs, die Satyrn, Satyren, auch nach der vierten Satyre, und auch nach der dritten die Satyr, unterschiebe» von: die Satyre, Mehrheit Satyren, nach der zweiten). Seidenstücker bemerkt über diese Wörter Folgendes: „die Aspekten, d. i. hoffnungsvolle Aussichten, ist ein Collectiv ohne Singular; der Aspekt hat in der Mehrheit Aspekte; Impost und Jnsect biege man, wie Seck, nach der vierten (,was aber ungewöhnlich ist); der Satyr wird nach der dritten gebogen; die Satyr, so auch der und die Dampyr; doch ist eS noch bes­ ser, diese Wörter, wie Papier von Papyr, ganz zu germani st­

reu, und den Ton auf die letzte Sylbe zu legen: der Satir, des Satirs, die Satire, eben so Vampir, Vampire, da ja doch

schon der Ton verrückt ist: die Satyre von saiyra. Die zahl­ reichste ist die Classe auf or; ist diese Sylbe betont, so biegt auch Adelung die Wörter nach der vierten Deklination: der

232 Castör, des CastorS, die Casto«;; (richtig;) ist da- yr aber un­

betont, so verwandelt Campe es gut in er, so wie Kaiser auxaiaaf), Anker aus ancora, Artikel ans articul (us), und dann gehn die Wörter nach der dritten Diegungsart: der und die Canter, Professcr, Leerer, Anter, des Canters, Anters. Ist dies noch zu anstößig, so bleibt die Ausnahme: des Cantors, die (Sanieren, doch mit dem Zusätze, sie nur zn dulden, bis sie gebessert fei." (Das wird aber wahrscheinlichst nie geschehen.) Als Resultat dieser Auseinandersetzungen der beiden Zusatzde­ klinationen ergiebt es sich deutlich, daß man in den neuesten Zeiten bemüht ist, sie ganz aus der Sprache wegzuschaffen, wie wir gleich Ansangs bemerkt haben (§ 327), und daß man da, her in jedem zweifelhaften Falle am besten thut, die bisher da, hin gerechneten Wörter nach einer der sechs Hauptdeklinationen zu biegen, 332) Der Sprachgebrauch lässt mehrere Wörter in ihrer Deklination defcctiv oder mangelhaft, weil er ihrer nur in gc, wissen Casus bedurfte. Auch hierin muß man sich ihm der Regel nach unterwerfen, doch so, daß es den classischen Schrift, stellern unbenommen bleibt, solche defectiven Wörter auch in andern als den bisher gewöhnlichen Casus zn brauchen, wenn sie es nöthig finden; ihre Antoricktt vermag dann wohl, derglei, chen Neuerungen in den Sprachgebrauch einzuführen. Solche defectiven Wörter kommen vorzüglich in sprüchwörtlichen und solchen Redensarten vor, die der Volkssprache vorzüglich ange, hören. Beispiele derselben sind folgende: mit Fug und Recht, (Fug allein wird höchst selten gebraucht,) im Schwange sein, (der Schwang, des Schwangs sagt man nie, vielleicht weil diese Casus beim Hören zu leicht mit der Schwank verwechselt werden könnten,) ohne Bewusst, (überhaupt ein seltner Ans, druck,) mit Vorbewusst, ( des Vorbewusstes sagt man nie,) in Acht nehmen, (die Acht sagt man in diesem Sinne im Nomi, nativ fast nie,) anS der Acht lassen, in Aengsten sein, in Nö, then, Kindesnöthen fein, (die Acngste, Nöthe sagt man nie,) Bedacht nehmen, mit Bedacht, (des Bedachts sagt man nie,) bei Lebzeiten, (fast nie bei Lebzeit,) in oder mit Sans und Brans leben, (des Sanses und Brause- kommt höchst selten vor,) ohne Entgelt, (sür unentgeltlich,) ohne Falsch, (nie des Falsches,) in Betracht ziehen, in allem Betracht, (nie des Be, tracht-,) in die Harre, (überhaupt ein seltner Ausdruck,) mit Sang und Klang, (den Sang sagt man selten,) Herz haben (,d. i. Muth, nach Adelung von hart, ein ganz anderes Wort

als der Kdrpert-eit Her;,) n. s, w.

333) Wenn andere Redethcile als Hauptwörter gebraucht werden, von denen dies sonst nicht gewöhnlich ist, so biegt man sie meistens nach der dritten Deklination, so daß sie im Geni, tiv S und in der Mehrheit, die aber von solchen Wörtern sehr selten gebraucht wird, im dritten Fall n annehmen; andre Schriftsteller lassen diese Wörter ganz unverändert: die Wich­ tigkeit des Mein und Dein, (oder ebenfalls richtig, aber, wegen Verwechselung mit dem Flusse Main, nicht gut: des Mein's, Dein's, oder auch in der Art einer Zusammensetzung des Mein— und Dein—'s,) die Aussprache des Ja und Nein, (auch: des Ja's und [bet] Neins, auch des Ja — und — nein's,) wegen seines lieben Ich oder Jch's, von den vielen Vater — unser, (auch Vater — unsern,) alle diese Nichts (, selten Nichtse, und nicht gut, weil das die hier nicht angewendete vierte Deklina, tien wäre,) der und die Taugenichts, des Taugenichts, (selten Taugenichtses,) der und die Nimmersatt, Gernegroß, des Öiiiiu mersatt oder Nimmersatt's, des Gernegroß, (wo man nicht Gernegroßes sagt, oder Gernegroß's schreibt,) der oder das Garans, Kehrans, des und die Ear-, Kehraus (,Kehr,, Garauses klingt sehr widrig; eben dieser hässlichen Aussprache wegen sagt man nie im dritten Fall der Mehrheit den Kehr, ausen sondern Kehrans). Man sieht ohne weitere Erinnerung, daß fast alle diese Ausdrücke nur in der gemeinen oder doch vertrauten Art zu sprechen erlaubt sind; das ist bei den folgenden nicht der Fall. Nämlich eben so werden auch noch (für jede Art zu sprechen) behandelt mehrere selbstständig gedachten Beschaffeuheitswörter, besonders zur Bezeichnung der Farben: das schöne Blau, des Berliner-Blau's oder Bcrlinerblau's, mit Roth, wegen des Braunschweiger Grün's, durch das Frankfurter Schwarz, die Güte dieses Schwarz oder Schwarzes. Der Plural bezeichnet die verschiedenen Arten solcher Farben, wird aber ungern ge, braucht, weil der grammatische Dau leicht den Sinn undeut­ lich macht: von den verschiedenen Schwarzen, besser Schwarz, ist dies das schönste. Sehr gebräuchlich sind die als Hauptwörter gedachten In, finitiven, welche als abstracte Begriffe, indem sie die Handlung oder den Zustand des Zeitworts bezeichnen, keinen Plural ha, ben, aber als concrete Begriffe, in welche sie oft übergehn, auch diesen annehmen, doch ohne ihn zu bezeichnen, indem sie eben nach der dritten Deklination gebogen werden: das Essen, Trinken, Fahren, Reiten, Gehen, des Schlafens, Laufens, Has­ sens, Küssens, als Handlungen und Zustände ohne Plural, da-

234 gegen al< wirkliche Gegenstände: die verschiedenen Esten statt Gerichte (;fo vielleicht auch die Schmerzen und Schrecken § 331).

II.

Deklination nich t-deutscher Gattung-wörter.

334) Es versteht sich von selbst, daß von fremden Wörtern hierfür in so fern die Rede sein kann, wie sic aus der fremden Sprache in die deutsche übertragen sind, und in dieser nun als Gattungswörter (im weitern S'nn dieses Ausdrucks tz 309) gebraucht werden. Die Hauptregel für die Biegung dieser Wörter besteht im Allgemeinen darin, daß man sich nach aller Möglichkeit bestrebt, ihnen, wenn sie fein deutsches Ansehn, keine deutsche Endsylbe haben, durch kleine Leränderunacn eine solche deutsche Form zu geben, und sie ganz wie deutsche Wörter nach den vorher, gehenden Regeln und Deklinationen zu biegen. Daher sind bei diesen auch immer schon viele fremden Wörter als Beispiele anfgeführl worden (, namentlich § 331); doch muß jetzt eine vollständige Uebersicht über die Biegung dieser fremden Wörter folgen. 335) Die angegebene Hauptregel des vorigen Paragra, phen zeigt schon, daß jeder gute Deutsche die ehemalige Be, Handlungsart der ausländischen, besonders der lateinischen und ins Lateinische aufgenommene Wörter jetzt ganz verlassen muß. Nach dieser bog man ein fremdes Wort: 1) entweder ganz auf lateinische Art, so daß man cs auch wohl selbst mit lateinischen Buchstaben schrieb: der Eonreclor, des Conrecioris, dem Conreetori, den Conrecloreiu, die Conrcclorcs, der Conreetorum, den Courcctoribus, auch wenn cs gar nicht einmal ein ursprünglich lateinisches, sondern nur ein von den Römern aus einer fremden, besonders der griechischen Sprache aufgenommenes Wort war: der Katalog oder Katalo, gus, (auch wohl gar Catalog,) vom griechischen -/.«TaXoyog, lateinisch Catalogus, wo selbst Adelung die Form Katalog nn, analogisch nennt, und den Genitiv Katalog!, (also Dativ Ka­ talogs, Aecnsativ Katalognm,) so wie die Mehrheit Katalogi l,also Genitiv Katalogorum, Dativ Katalogis, Accusativ Kata, logos) augicbt, wobei man cs auch darauf nicht einmal an­ kommen ließ, daß cS schlechtes ganz nnrömisches Latein war, wie der Katechismus, des Karcchismi u. s. w.; 2) oder mau nahm doch wenigstens den ersten Fall der Ein- und Mehrheit von der lateinischen Endung au: der Doctor, die Doctvres,

wieder auch wenn es eigentlich griechische oder andre fremden Wörter waren: das Dogma, die Dogmata, der Oekonomus, die Oekonomi. Diese beiden Arten zu biegen find aber so widersinnig und unvernünftig, daß es durchaus unbegreiflich wäre, wie man auch nur noch einen Augenblick sie i-eibehalten konnte, sobald man die Würde der deutschen Sprache zu fühlen anfing, w«'nn nicht die Macht des Sprachgebrauchs die lange Dauer dieser ganz schlechten und durchaus verwerflichen Biegungsart erklärte, diese Macht, der auch hierin selbst Ade/ hing nachgeben zu müssen glaubte. Jetzt hat man sich ihr nun in Hinsicht dieser Biegungsart fast allgemein entzogen; aber ein halbes Jahrhundert hat doch noch nicht hingereicht, um einen neuen, der Natur unsrer Sprache und der angegebenen Hanptregel entsprechenden Sprachgebrauch eben so allgemein aufzustellen und festzusetzen. Wenn man also in der jetzigen Zeit fast allgemein zugiebt, daß es förmlich lächerlich ist, von Deutschen zu verlangen, sie sollen den Fremdlingen, welchen sie die Aufnahme und selbst das Bürgerrecht unter den Wör­ tern ihrer Sprache gestatten, dabei zugleich erlauben, doch im­ mer so ganz Fremdlinge zu bleiben, daß alle, die mit ihnen verkehren wollen, sich nach ihnen richten müssen *), daß es

*) Allgemein giebt man selbst dies noch immer nicht zu. So sagt Braun sehr richtig: ,,viele sprechen: ich bleibe beim Alten; aber sie nennen nur dasjenige alt, wa6 sie in Schulen ihres sJa* terlandeö gehört und gelernt haben. Was man in andern Ge­ genden Deutschlands, ober in vorigen Zeiten gelehrt oder ge­ schrieben hat, darum bekümmern sie sich wenig. Dessen ungeach­ tet pochen sie auf ihr Alterthum, und ihr Vorurtheil ist ihnen sehr schwer auS dem Kopfe zu bringen; vielleicht quia turpe putant, parere minoribus, et quae imberbes didicere, senes perdenda fateri.“ (Hör.) Aber er sagt dann auch: „waS wir von der Unveränderlichkeit (?) der fremden Wörter gesagt haben, ist zwar überhaupt gut und.regelmäßig, besonders in weltlichen Schriften; in geistlichen aber, und hauptsächlich auf der Kir­ chenkanzel kö*»ir der lateinischen Deklination kaum oder gar nicht entbehren. Der gemeine Mann würde sich an einer Neuerung stoßen, und sie einem geistlichen Redner übel auSlegen. Die Zuhörer möchten glauben, man wolle Possen treiben, wenn man sagte: im sechsten Hauptstück deS Evangeliums (deS) Jo­ hanns; also schreibt Paul." In der That, die Zuhörer hätten Recht, vor solcher Rede einen Ekel zn empfinden; aber DraunS Beispiel wirft vielerlei untereinander, und begründet seinen be­ sondern Vorschlag schlecht, zweierlei Deutschsprachlehren zu schrei­ ben, eine weltliche und eine geistliche. Hauptstück statt Capitel wäre eine ganz unpassende Uebersetzung kleinlicher Deutschthümler, die noch poffenartiger würde, wenn sie auch Evangelium in Gut-

236 noch lächerlicher ist, wenn gar die Ausländer einer fremden Nation verlangen, alle andern Fremdlinge sollen sich allein nach ihnen richten: so ist man doch noch nicht bis zu einer Gesetzgebung vorgeschritten, nach welcher sich die Ausländer richten müssen, wenn sie Zutritt zu uns gewinnen wollen. Indessen ist dadurch schon viel gewonnen, daß jetzt fast alle Sprachlehrer und Schriftsteller wenigstens zugeben, man könne, dürfe nnd solle von den Deutschen nicht verlangen, «lle lateini, scheu Deklinationen zu kennen, und im Deutsche« anzuwenden, also des und die Physici, dem Phnsico, der Physicorum, die Thesis, der Thesis, der Thesi, die Thesin, die Theses, der Thefiiim, den Thesibus zu sagen, und man könne, dürfe und solle den Römling um so weniger beschützen,, da sich der Grieche, aus dessen Quelle man jetzt ja ohne dies, selbst schon als Ele, mentarschüler für die Orthographie, gar zu gern unmittelbar schöpft, dadurch gefährdet finden, und nicht ohne Grund ver, langen könnte, man solle Oikonomos, des Oikonomou, dem Oi, konomo, den Oikonomon, die Oikonomoi, der Oikonomon, den Oilonomois, die Oikonomous sagen. Es wird deshalb bloß noch darauf ankommen, daß man sich darüber einige, wie man denn statt der verworfenen Formen sprechen ynd schreiben solle. Um darüber, so weit es jetzt möglich ist, zu entscheiden, muß man immer die Hauptregcl festhalten, den fremden Wör, ter», wenn sie cs nicht schon mitbringen, ein nach Möglichkeit deutsches Ansehn zu geben, sie dann nach der Analogie ihrer Endung und ganzen Gestalt unter die sechs deutschen Deklina, tionen zu vertheilen, und dabei den Sprachgebrauch der besten Schriftsteller der neuesten Zeit sorgfältig zu beachten. Hieraus möchten sich als Resultate für jetzt wohl vorzüg, lieh die Regeln der folgenden Paragraphen ergeben. Man darf bei ihnen nur immer nicht vergessen, daß ein alter, allge, meiner Sprachgebrauch uns fast heilig wird, Nnd wir immer

botschaft verdeutschten. Dagegen fällt da- s des Genitiv- Evan­ gelium- (für das schlechte Evangelii) auch dem frommsten Christen gewiß nicht auf, der dagegen die Formen des Johann, Johann-, Paul mit vollem Recht verwerfen wird. Der oben stehende Text zeigt überdies, daß diese Formen falsch sind, und er kann ein Beispiel sein, daß der gemeine Sprachgebrauch oft mehr Recht hat, als oberflächliche Kritiker glauben. Eigne Erfahrungen ha, den übrigens den Verfasser überzeugt, daß keine christliche Ge­ meine, wie wenig gelehrte Bildung sie auch habe, die Formen: des Evangeliums/des, dem, den Paulus, da- Wort Christus, die Lebre Jesus u. s. w. übel ausnimt. (Man vergleiche § 344 u. d. folg.)

geneigt sind, alles gerade zn von uns zn weisen, was ihm zu­ wider ist. Daher halt es äußerst schwer, Ausdrücke, die im Munde des ganzen Volks sind, besonders, wenn es diesel­ ben nicht versteht, nmzuandern. Hierher gehören vorzüg­ lich Kalender- und Zeitenbenennungcn, über welche als eigne Namen wir freilich erst im folgenden Abschnitt sprechen sollten, die aber jetzt sehr zweckmäßig zu Beispielen für unsere Bemer­ kung dienen können, da sie ganz das Wesen der eignen Na­ men abgelegt, und den Charakter der Gattungswörter ange, nommen haben. Wenn das Volk sagt: zu Johannis, Bartho, lomäi, Michaelis, Jakobi, so denkt es nicht daran, daß dies Eigennamen, und weiß nicht, daß es Genitiven von den No­ minativen Johannes, (Joannes,) Bartholomaus, Michael und Jakobus sind, sondern es will damit bloß sagen: am 24sten Juni, August, am 29sten September, am 25sten Juli. Mit Recht wäre es ihm daher widrig, wenn jemand in übergroßer Weisheit dafür sprechen wollte: zu Johann, Bartholomäus, Michael, Jakob, und es würde mit um so größeren! Recht diese Art zu sprechen tadeln, da sie wirklich ganz falsch ist, denn cs sind dies elliptische Redensarten, bei denen Tag, Fest, Festtag ausgelassen ist, so daß es also zu Johannes, Johanns, Michaels, Jakobs oder Jakobus, Bartholomäus, nämlich Tag, Festtag heißeu müsste. Aber noch mehr: der Täufer heißt nicht Johann sondern Johannes, und der Apostel zwar nach dem Hebräischen Jakob, jedoch zu Christus Zeit redeten die Juden nicht mehr hebräisch, und den Griechen und Römern wurde er nur unter dem Namen Jakobos, Jakobus, allen spätern abendländischen Christen aber, er nebst allen Aposteln und Je, sus Christus selbst, nur in der lateinischen Form ihrer Namen (in der Vnlgate) als Jakobus, Paulnö n. s. w. bekannt. So läppisch es also wäre, unsern heiligen Religionvstifter Jes Christ nennen zn wollen, wodurch ihm immer ein Theil seines Na­ mens, wie das neue Testament denselben sowohl griechisch als lateinisch aufstellt, abgeschnitten würde, gerade eben so läppisch ist es, die Apostel mit unsern NanieN deutscher Bedienten Jo­ hann, Jakob, Paul nennen zn wollen, da wir ihre ihnen fest zustehenden Namen, Johannes (wie Sokrates nicht Sokrat), Jakobus, Paulus, Bartholomäus (,wie Marius, Kaiser Augu­ stus, Agcsüaus, nicht Mari, Agesila, August,) nicht ändern dürfen. Nun aber können wir sehr vernünftig sagen: Jakobi, Bartholomäi, Johannis, Michaelis, für Jacobi, Bartholomaei, Joannis, Michaelis dies festus, ist eine angenommene feste Benennung, ein Kunstausdruck, (cmiinus technicus, für der

238 2 5sie Juli, 24ste August, 24ste Juni, 29(1« September; dahe, müssen diese Benennungen durchaus immer fest und unverän, derl so bleiben, (Darum ist auch zu Michaeli, zu Johanni falsch, da der von zu regierte Dativ nicht Michael, Joannes, sondern das ausgelassene Wort Tag, Fest ist, so daß die Re, dcnsart vollständig zu Michaelis, Johannis Festtage, zu des Michael, Johannes Tage, zum Tage Michaels, des Johannes heißen müsste; mit der Elision muß also die Form bleiben: zu Michaelis, Johannis.) 336) 1) Sehr viele fremden Wörter haben ganz das An, sehn, und namentlich die Endung wie deutsche; diese werden dann auch der Regel nach immer wie die Ihnen entsprechenden deutschen Wörter deklinirt. Doch ist sogleich die wichtige Be, mcrkung zu beachten, daß man cs fast bei allen Fremdwörtern, die sich auf einen Zischlaut endigen, hart und übcllautcnd fin, bet, ihnen im Plural eine Endsylbe e, en, er anzusctzen, und daher lässt man unzählige solcher Wörter jetzt in allen Casus der Einheit und Meheheit unverändert. Und dies scheint wirk, lich, nach der nun einmal statt findenden Ge- und Verwöh, nung unsers Ohrs, am rathsamsten zu fein, und deshalb förm­ lich zur Regel erhoben werden zu müssen. So klingen die Arsis, Basis, Thesis ungefähr, dem Endlaut nach, wie die Kenntniß, und sie werden auch im Singular wie die Kennt­ niß deklinirt, das heißt sie bleiben unverändert; allein die Plu, rale nach der ersten, Arsise, Basise klingen uns ganz unerträg­ lich; die Arsen, Basen, Thesen zu sagen, erlauben sich viele, (wie wir bald sehen werden,) aber recht gefallen will es uns doch nickt, und die erste oder zweite Deklination wäre es auch nicht mehr; daher lässt man diese Wörter am liebsten, aus einer Art Nothhülse, im Plural unverändert, so daß dann erst der Zu, sammenhang über den Numerus entscheiden kann: die Thesis ist gut, die Thesis sind gut. Dagegen klingt und biegt sich die Armee wie die See, die Chiffer (»welches Wort bei Adelung fehlt,) und Ziffer (,ara­ bische Wörter,) wie die Schwester nach der zweiten, der Car, ;er, (das und) der Kaliber (,cin arabisches Wort, nach Adelung von Kalib, ein Modell,) wie der Schneider, Pronomen wie Namen nach der dritten, der Onyx, der Styx wie der Knicks, der Tarif (mit gedehntem i vom persischen tarif, wofür Ade­ lung , nicht gut, Tariff schreibt, nach dem ital. tarilFa,) wie Brief, der Julcpp, (ein arabisches Wort, das bei Adelung fehlt, eine kühlende Arzenei,) das Kerat (»arabisch Alkerat) wie Grad, das Magazin (»persisch maczen, hebräisch jynD mach-

-ei») wie Kien, 'nach der vierten, (doch sagt man auch hier lieber die Onyx als Onyxe wie Knickse,) daS Cablnet, Cabi, nett wie Drct oder Brett nach der fünften Deklination. In» dessen muß man sich auch sogleich merken, daß die fremde En, düng in Ansehung der Deklination nicht immer mit der deutschen ühereinstimmt. So klingt Charakter auch wie Carcer und Bäcker, wird aber doch häufiger nach der vierten als der dritten Biegnngsart deklinirt, so daß eS im Plural lieber die Charaktere als die Charakter bildet. 337) 2) Andre Fremdwörter bekommen dadurch ein deut­ sches Ansehn, daß fie ihre Endsylbe wegwerfen, und die ihnen nun übrig bleibende Endung bestimmt dann ebenfalls meistens ihre Deklination. So geht die Person von persona wie Frohn, Bohn (e), Natur von natura, Professur von professura wie Spur, die Kanzel von cancelli wie Schüssel nach der zweiten, das Programm von prograinma, Monogramm von Monogramme wie Schwamm, Canal von canaiis wie Saal nach der vierten, Hospital von hospitale wie Gastmahl nach der fünften, der Chiliast von chiliastes wie Quast nach der sechsten Deklination. 338) 3) Noch andere Fremdwörter vertauschen ihre frcm, de in eine deutsche Endsylbe, und werden dann meistens dieser gemäß nach einer der sechs Biegungsarten abgeändcrt. So gehen die Abtei, Litanei von abbalia, litania wie Ziererei nach der zweiten, der Alhenienser von Atheniensis wie Schlösser nach der dritten, das Klystier von clysterium wie das Bier nach der vierten, der Student, Client, Regent, von sludens, cliens, regens wie Held nach der sechsten Deklination. 339) Diese allgemeinen Bemerkungen helfen indessen sehr wenig. Um die Sache vollständiger zu übersehen, bleibt nichts weiter übrig, als daß wir die sämmtlichen Endsylben der griechisch-lateinischen Sprache, welche wir schon aus § 231 kennen, angcben, und dabei bestimmen, in welche deutschen Endun, gen und Deklinationen sic übergehn. Die andern Sprachen liefern weit wenigere Ableitungen, und diese lassen sich eben deswegen in keine allgemeine Uebersicht bringen. 340) Es werden die lateinischen, so wie die ans einer an, dem, besonders der griechischen Sprache ins echt-römische oder mittlere Latein übertragenen Wörter in Ansehung ihrer entwe­ der unverändert gelassenen, oder in andre verwandelten End­ sylben nach folgende» deutschen Deklinationen gebogen: Die Wörter auf a, wenn dies a bleibt, gehn am ge­ wöhnlichsten nach der zweiten Znsatzdeklination § 330, doch

240 so, daß im Plural das a wegfällt, oder nach der dritten Biegungsart tz 317: das Dogma, des Dogma's, die Dogmen, (oder die Dogma,) das Schisma, des Schiema's, die Schismen, (Schisma,) das Drama (drama), des Drama's, die Dramen und Drama. Die Wörter auf a. wenn das a wegfällt oder in e über­ geht, nach der zweiten Deklination § 314: die Natur, (natura,) Linie (linea), Naturen, Linien. Die Wörter auf ae, welche Plurale sind, werfen ae weg, nehmen en, und gehn also nach H 314: Exeqnien (exequiae); der Singular wäre Exequie. Die Wörter auf aeus verwandeln diese Endung in äer, und gehn nach § 317: Manichäer (Manicbaeus). Die Wörter auf ale, wenn sie im Singular diese En­ dung behalten, verwandeln das e im Plural in i e n, und gehn nach § 330: das Numerale, des Numerale's, die Numeralien, oder nach H 317: das und die Personale, des Personales (,Personals); wenn sie e wegwerfen, gehn sie entweder eben so nach § 330: Capital (capitale), des Capitals, die Capita­ lien, oder auch naä) der vierten Deklination § 319: die Capi­ tale; so auch der Choral (chorale § 231), des Chorals, die Chorale und Choräle; andre Wörter dieser Art gehn nach der fünften Biegungsart H 322: das Hospital (hospitale), des Hospitals, die Hospitäler. Die Wörter auf alis werfen is weg, und gehn nach H 319: der Cardinal, des Cardinals, die Cardinäle. Die Wörter auf ama werfen a weg, und gehn nach § 319: das Programm (programina), des Programms, die Pro­ gramme. Die Wörtee auf ans gehn in ant über, und nach der sechsten Diegungsart § 325 : der Exulant (exulans), Speku­ lant, des und die Exulanten, Speculanten. Die Wörter auf antia gehn in a n z über, und nach § 314, wenn sie weiblich sind: die Expectanz (expectantia, welches Wort in Adelungs Wörterbuch fehlt), der Expectanz, die Expectanzen; die und der Purganz, Purganzen; mehrere derselben kommen bloß im Singular vor: die Eleganz, und sind aus dem Frauzösischen entnommen: elegance, so auch Vigilanz, vigilance; andre sind schlecht gebildet, und daher ist auch ihre Biegungsart unbestimmt; so sagt man die Roboranz etwa von roborans, und davon Roboranzien, Roborantien, Roboranzen. Wir wissen schon, daß man bei diesen Bildun­ gen und Ableitungen an schlechten Wörtern, die weder latei­ nisch

241 nisch noch griechisch sind, keinen Anstoß nehmen darf; dahin gehört z. B. auch chorale. Die Wörter auf anus werfen entweder us weg, und gehn nach § 319: der Castcllan (castellanus), des Castcllans, die Castellane, (Castellane,) oder sie gehn in an er über, und nach § 317: der und die Primaner (primanus), des Primaners. So auch mehrere Volks/, Classen/ und Sectennamen: Nea/ politaner, Republikaner. Die Wörter auf ar bleiben unverändert, und gehn nach § 319: das Exemplar, des Exemplars, die Exemplare (exemplar). Die Wörter auf archa werfen a weg, und gehn nach § 325: Scholarch (scholarcha), des und die Scholarchen. Die Wörter auf are werfen e weg, und gehn nach § 319: Altar (ahare), des Altars, die Altare. Die Wörter auf aris werfen is weg, und gehn theils nach § 319: Singular (Singularis), des Singulars, die Singulare, theils nach § 325 : der Scholar (scholaris), des und die Scho/ laren (; selten Scholars, Scholaren). Die Wörter auf arium werfen ium weg, und gehn nach § 319: das Salar (salarium), des Salars, die Salare. Die Wörter auf arius werfen entweder ius weg, und gehn nach § 319: der Missionar (missionarius), des Missio/ nars, die Missionare (,auch nach französischer Art missionaire, die Missionäre, Missionaire); oder sie verwandeln ius in ier zweisylbig, und gehn nach § 317: der und die Unitarier (unitarius), des Unitariers. Die Wörter auf as (nicht tas) verwandeln as in e, und gehn nach § 314: Tiare (tiaras), Tiaren. Die Wörter auf asta werfen a weg, und gehn nach § 325: der Chiliast (Chiliasta), des und die Chiliasten. Die Wörter auf astes werfen es weg, und gehn nach § 325: der Dynast (dynastes), des und die Dynasten. Die Wörter auf ales werfen es weg, und gehn nach §325: der Magnat (magnates), des und die Magnaten. Die Wörter auf aturn werfen um weg, und gehn nach § 319: das Legat (legatum), des Legats, die Legate. Die Wörter auf atus werfen us weg, und gehn theils nach §319: der Magistrat, (magistratus,) des Magistrats, die Magistrate, (Magistrate,) theils nach § 325: der Legat (legatus), des und die Legaten. Die Wörter auf bra gehn in ber über, und nach § 317: der und die Amber (ambra), des Ambers. (Doch auch Am/ bra, persisch amber, arabisch ambar.) Bauer Spracht, n.

242 Die Wörter ans bris gehn in der über, nnd nach § 317: der und die October (octobris und october), des Octobers. Die Wörter auf dra gehn in der über, nnd, wenn sie weiblich sind, nach § 314, als nicht -weiblich nach § 317: der und die Katheder (cathedra), des Katheders (; eigentlich weib­ lich die Katheder, Mehrheit die Kathedern). Die Wörter auf drum gehn in der über, und werden wie die Wörter auf dra behandelt: der und die Coriander (coriandrum), des Corianders. Die Wörter auf drus gehn in der über, und werden wie die Wörter auf dra behandelt: die Ceder (cedrus), die Cedern; der Cylinder, (cylindrus,) des Cylinders, die Cylinder. Die Wörter auf eca werfen a weg, und gehn nach § 314: die Bibliothek (bibliotheca), die Bibliotheken; die Apotheke (apotheca) hat noch c angenommen. Die Wörter auf eia werfen a weg, und gehn nach h 314 : die Cautel (cautela), die Cautelen; eben so Curatel (curatela), die Curatelcn. Die Wörter auf ellum werfen um weg, und gehn nach § 319: das Castell (castellum), des Castells, die Castelle; das Duell, des Duells, die Duelle. Die Wörter auf ellus werfen us weg, und gehn als weibliche nach § 314, als nicht - weibliche nach tz 319: die Kanzel (cancellus, englisch chaucel), die Kanzeln; daö Libell (libellus), des Libells, die Libelle. Die Wörter auf ema werfen a weg, und gehn nach § 319 : das Problem (problema), des Problems, die Pro, bleme, das System, des Systems, die Systeme. Die Wörter auf ens verwandeln 6 in t, nnd gehn nach H 325 : Student (studens), des und die Studenten; nur Orient (oriens) und Occident (occidens) gehn nach § 319: des Orients, Occidents, die Oriente, Occidente. Die Wörter- auf ensis gehn in enser über, und nach § 317: der und die Athenienser (Atheniensis, jetzt gewöhnli­ cher Athener wie Berliner), des Atheniensers. Die Wörter auf entia gehn in enz über, und als weib, liche nach § 314, als nicht, weibliche nach § 319: die und der Excellenz (excellentia), die Excellenzen; der Reverenz (reverentia), des Reverenzes, die Reverenze (rauch die und der Reverenz, die Reverenzen). Die Wörter auf entum werfen um weg, und gehn theils nach § 319: das Talent (talentum), des Talents, die Talente,

243 theils nach der fünften Deklination § 322: das Regiment (regimentum), des Regiments, die Regimenter. Die Wörter auf erium verwandeln diese Endung in ein einsylbiges ier, und gehn nach § 319: das Klystier (clysteriuin), des Klystiers, die Klystiere; einige bleiben unverändert, und gehn wie die andern Wörter auf ium: Ministerium, Psalterium, des Ministeriums, die Ministerien. Die Wörter auf eta werfen a weg, und gehn nach § 325: Poet (poeta), des und die Poeten. Die Wörter auf etes werfen es weg, und gehn nach § 319: Magnet (magnetes), des Magnets, die Magnete. Die Wörter auf etum werfen um weg, und gehn nach § 319: das Decret (decretum), des Decrets, die Decrete. Die Wörter auf ia gehn in i e ein - oder zweisylbig, oder in ei über, und gehn nach § 314: die und der Philosophie (philosdpbia), die Philosoph!—en; die und der Furi — e (furia), die Furien; die und der Abtei (abbatia), die Abteien. Das Wort die Unze (uncia) geht auch nach § 314: der Unze, die Unzen. (Man schreibt nicht Unce.) Die Wörter auf ica werfen a weg, und gehn nach §314: die und der Logik (logica), die Logiken; die und der Fabrik (fabrica), die Fabriken. Die Wörter auf icus haben eine dreifache Deklination: 1) bleibt icus, das griechische rxog, das man aber in ikus umwandelt, unverändert, so ist es noch am besten, das ganze Wort in allen CasuS des Singulars und Plurals gleich zu lassen: der, des, dem, den Klerikus (clericus), die, der, den, die Klerikus, Medikus (inedicus), Physikus (physicus ); denn die Biegung nach § 319 wäre zwar grammatisch richtig, klingt aber dem deutschen Ohr gar zu widrig: des Optikusses (opti­ cus), (besser des Optikus uach § 312,) die Optikusse, und die lateinische Deklination des Syndici, dem Choteriko, den Poli, tikum, die Historie!, der Historicorum ist durchaus schlecht; 2) geht icus, txog in i ker über, so geht das Wort nach § 317: der und die Historiker, Physiker, Kleriker, des Historikers, Physikers, Platonikers, Stoikers, Klerikers. Das ist die beste Art ihrer Biegung, und daher anzuwenden, wo es sich nur thun lasst. 3) In noch andern Wörtern wirft man us weg, und biegt sie nach § 325: Katholik (caiholicus), des und die Katholi­ ken, der Domestik (französisch domestique), des und die Do­ mestiken (; nicht des Katholiks, Domestiks). Die Wörter auf ilus, illus werfen us weg, und gehn 16 ♦

244 nach § 319? das Krokodil, Codiclll, (crocodilus, codicillus,) deS Krokodils, CodicillS, die Krokodile, Codicille. (Don pupillus gewöhnlich die Pupille § 314, doch auch der Pupill H 325.) Die Wörter auf incia gehn in in; über, und nach § 314: die und der Provinz (provincia), die Provinzen. Die Wörter auf ina werfen a weg, und gehn nach § 314: die und der Mediein (medicina), die Medicinen. Die Wörter auf inus werfen us theils weg, und gehn nach h 319: der Termin (terminus), des Termins, die Ter, mine; tl, ,ls verwandeln sie» besonders bei .Volks,, Classen, und Seetennamen, us in er, und gehn dann nach § 317: der und die Montenegriner (Montenegrinus), Kapuziner, Be, nedictiner (Benedictinus), des Montenegriners. Vom hebräi, scheu Rabbi bildet man bald der Rabbin nach § 325, bald der Rabbiner nach § 317. Die Wörter auf io nehmen noch ein n an, und geh» nach § 314: die und der Religion (religio), Observation (observaiio), die Religionen, Observationen. Die Wörter auf irium gehn in ier einsylbig über, und nach § 319: das Elixier, des Elixiers, di« Elixiere. (Elixerium ist freilich kein echt, lateinisches Wort. Adelung leitet Elixier von elixare, sieben, auslaugen her; in Brauns MiScellen, 1826, Nr. 10, wird eS ein arabisches Wort genannt.) Die Wörter auf is bleiben: 1) entweder unverändert, und werden dann am besten wie daS unveränderte icus behan, delt, d. h. sie bleiben in allen Casus der Einheit und Mehr, heil gleich: die, der, den Krisis, Thesis, wenn dies gleich dem deutschen Ohr nicht recht gefällt; oder sie gehn 2) in e über, und dann nach § 314: die und der Classe (classis), Axe oder Achse (axis), die Classen, Axen oder Achsen; wenn man nicht gern in der Mehrheit die Krisis, Thesis sagen will, sondern dafür Thesen, Krisen nimt, so sollte man auch den Singular These, Krise bilden. DaS Wort pyxis geht in Büchse über. Don dosis bildet man theils die Dosis (in der Ein, und Mehrheit) in-der Bedeutung einer bestimmten Gabe, theils die Dose (aus dem Französischen la dose), die Dosen (TabakSdo, sen). 3) In manchen Wörtern wird ei anS is: die Tyran, nei (tyrannis), nach § 314, die Tyranneien. (Daß man nicht Theses u. s. w. sagen darf, ist schon bemerkt.) Die Wörter auf ita werfen a »veg, und gehn nach § 325: der Kosmopolit (cosmopolita), des und die Kosmopoliten; so auch der Jesuit, deS und die Jesuiten *).

*) Ski Zusammensetzungen nimt dir« Wort oft noch die Form er

Di e Wirker auf i$ta werfen a weg, und gehn nach § 325: der Colonist (colonista), des und die Colonisten; eben so Pietisten, Bassisten. Die Wörter auf itia gehn in i) über, und nach § 314: die und der Justiz, Miliz, (justitia, xnililia,) die Justizen, Milizen (; seltene Plurale). Die Wörter auf ium werfen entweder 1) diese Endung weg, und gehn dann nach § 319: das Monopol (monopolium), des Monopols, die Monopole; das Concil, des Concils, die Concile, das Benefiz, (die Benefizvorstcllung eines Schau, spielers, au- dem französischen benefice entnommen,) des Be, nefizes, die Benefize; oder sie verwandeln 2) das um bei weiblichen Wörtern in e, und gehn dann nach H 314: die und der Amphibie (amphibium), die Amphibien; die Subsidie (subsidium), die Subsidien; oder 3) sie behalten das ium bei. Dann ist es auf jeden Fall am besten, sie nach der zwei, ten Zusatzdeklination § 330, doch so zu biegen, daß man im Plural ium in ien zweisylbig verwandelt. Dies ist jetzt auch bereits fast allgemeiner Sprachgebrauch der guten Schriftsteller geworden. Man deklinire also: das und dem Collegium, des Collegiums, die, der und den Collegien; eben so das und. dein Studium, des Studiums, die Studien; Stipendium, Stipen, diums, Stipendien; Präludium, Präludiums, Präludien; Pri, »iicginm, Privilegiums, Privilegien; Compendium, Compen, dium, Compendiums, Compcndien u. s, w. Bei einigen ist der Sprachgebrauch noch getheilt: man hat volle Freiheit, das Adverb, Concil, und das Concilium, Adverbium zu sagen; im ersten Fall muß man aber des Adverbs, die Advcrbe, im letz, ten hingegen des Adverbiums, Conciliums, die Concilien, Ad, «erbicn biegen. Bei diesem Verfahren machen nur die Wör, ter Schwierigkeit, welche sich nach Wcgwerfung des ium auf einen Zischlaut endigen: man will nicht gern Negotium, Com, mercium sagen, wahrscheinlich weil wir diese Wörter zunächst aus dem Französischen negoce, commerce entlehnt haben, weswegen auch Negoz, Commerz im ersten Fall der Einheit annehmlicher klingen, ob wir gleich das z wenigstens nicht ganz auf die gewöhnliche deutsche Art aussprcchen. Wie soll man nun aber diese Wörter biegen? Von den Nomiuativen Ne, goz, Commerz können die Genitiven nur des Ncgozes, Com, merze-, und die Plurale nur die Negoze, Commcrze heißen

S 317 an: Irsuitereollegium; besser nach der jetzigen Form: 3« suireaeollegium, Lesuitenschulr.

24K nach § 319; diese gefallen UN- aber «egen der verderbten, der französischen angepassten Aussprache des diesen Wörtern über, dies etymologisch gar nicht znstehcnden Buchstaben z nicht, und wir sagen in der Mehrheit entschieden lieber Negotien, Com« werden l,Commerdenrath). Will man nun diesen Sprachge, brauch, wenigstens so gut es geht, grammatisch vertheidigen, so müsste man sagen: so wie es allgemeiner Sprachgebrauch ist, von beneficium in der Bedeutung einer Schauspielvorstellung zum Besten bestimmter Subjecte das Benefiz, des Benefizes, die Benefize, hingegen in der Bedeutung einer Wohlthat das Be« neficium, des Bcneficiums, die Deneficien zu bilden und zu biegen: so bildet und biegt man auch in doppelter Form von negotium, commercium die sächlichen Wörter das Commerz eium, des Commerciums theils in abstracter Bedeutung: Gan« zes oder Summe des Handels, Gewerbes, theils in concreter Eollectivbcdeutung: Summe, Vereinigung der Kaufleute, deHandelsstandes, mit dem Plural Commercien, und eben so das Negotmm, die Negotien in solchen Colleclivbcgriffen, doch so, daß die Singulare dieser Formen, eben des Collectivbegriffs wegen, selten gebraucht werden, und die männlichen Wörter der Commerz, Negoz mehr in distributiver Bedeutung: der (einzelne) Handel, das (einzelne) Geschäfft Einzelner, deren Plurale und Einheitsgenitiven (des Wohllauts wegen) selten gebraucht werden. Das Wort Exercitium lässt man, da die doppelte Form keine Entschuldigung hätte, und vom Sprach« gebrauch auch nicht gefordert wird, am besten unverkürzt nach tz 330: das und dem Exercitium, des Exercitiums, die Exerci« tien. (Dagegen hat der Sprachgebrauch die hässliche Zusam« mensetzung Concilienbeschlüsse eingesührt, welche ihrer Form nach mehrere Concilien voraussetzen würde, was doch der Sinn nicht ist; richtig ist aber die Form Rcliquienkasten von reliquiae Reliquien, deren n sowohl das Mehrheits, als Zusam« mensetzungszcichen sein kann.)

Die Wörter auf ius werfen entweder ius weg, und gehn nach § 319: der Chalcedon (chalcedonius), des Chalcedou-, Chalcedone; der Topas (topasius), des Topases, die Topase; oder sie verwandeln ius in ier zwcisylbig, und gehn nach § 317, besonders bei Völker - und Classennamen, wenn wir diese gleich hier mit zu den Gattungswörtern im weitern Sinn (§ 309) nehmen wollen: der Hetrurier (Hetrurius), des He« truriers, die Hetrurier; der und die Aegyptier, des Aegyptiers (,wo man das t nicht wie z lesen muß); der und die Patri,

eker (patrichis), des Patriciers. (So auch der und die Plebe­ jer, plebejus, des Plebejers.) Die Wörter auf ivum werfen theils um weg, und gehn nach h 319: das Motiv (motivum), des Motivs, die Motive; Vomitiv (vomitivum), des Vomitivs, Vomitive; Recidiv, Recidivs, Recidive; Recitativ, des Recitativs, Recitative; das Archiv, des Archivs, die Archive; theils behalten sie das um; und dann tritt für ihre Biegung dieselbe Schwierigkeit wie bei den Wörtern auf ium ein. Aber sie löset sich auch ganz eben so, und eben so leicht: bei der Endung ivum gehn die Wörter so nach § 330, daß der Genitiv s annimt, und der Plu­ ral um in en verwandelt. Doch mag es jetzt wohl kein Wort auf ivum mehr geben, dessi'n um der Sprachgebrauch nicht schon wegzuwerfen erlaubte; und da die Aussprache dadurch an Wohllaut wenigstens gewiß nichts verliert, so ist es sicher am besten, dies immer zu thun, und dann die Wörter nach § 319 zu biegen. Ob man also gleich vollkommen richtig sagen kann und darf: das und dem Adjectivum, Substantivum, Activum, Passivum, des Adjectivums, Passivums, die Sub, stantiven, Activen: so ist es doch eben so richtig, eben so er­ laubt, und dabei kürzer und wohllautender zu sagen: das Ad­ jectiv, Substantiv, Activ, Passiv, des Adjectivs, Substantivs, Activs, Passivs, die Adjective, Substantive, Active, Passive *). Die Wörter auf ivus werden ganz eben so behandelt wie die Wörter auf ivum; man werfe also am besten ihr us weg, und deklinire sie nach § 319: der Nominativ (nominativus), des Nominativs, die Nominative, ganz eben so Genitiv, Da­ tiv, Accusativ, Vocativ, Ablativ, der Positiv, Comparativ, des ♦) Der Verfasser muß die Leser für sich selbst um Entschuldigung bitten, daß er in diesem Werke immer schreibt, wa- er jetzt ta­ delt: das Activ, des Activs, und doch die Activen statt Active, so daß er gestehen muß: video meliora proboque, deteriora sequor; er hat keine andere Entschuldigung als die alte, lange Gewohnheit, et consuetadinem naturamve si furca expellas, ta­ rnen usque recurret. Eben so ist eS mit den Wörtern auf um und us. UebrigenS ist es wahr, daß kein deutsches Wort auf f im Plural en bekommt, (s. § 284,) aber dies kann doch die Wörter auf v nicht beschränken, wie denn mehrere derselben an­ erkannt en annehmen. Sklav, Sklaven. Dem gemäß ist eS also nichts Sprachwidriges, daß man die Wörter auf ivum und ivus, welchen der Sprachgebrauch erlaubt, das um und uS so­ wohl zu behalten als wegzuwerfen: Adjectivum und Adjectiv, Dgtivus und Dativ, in der ersten gölte im Plural e n annehwtn lässt.

248 Comparativs, die Comparative. Will man die lange offenbar aber hässlichere Form nehmen, so muß sie nach § 330 gebo­ gen werden, doch so, daß der Genitiv kein s bekommt, weil es nicht zu hören ist, so daß auch das Schreiben nichts hilft; also der Dativus, des Dativus (für Dattvus's), die Dativen. Es giebt wohl auch kein einziges Wort auf ivus, bei dem man nach dem jetzigen Sprachgebrauch das us behalten müsste. Die Wörter auf o werfen zuweilen das o weg, und gehn nach § 319: der Salm (salmo, ein Lachs), des Salms, die Salme; oder sie nehmen n an, und gehn nach H 319, wenn sie nicht weiblich sind: der Sermon (sermo), des Sermons, die Sermone, hingegen nach § 314, wenn sie weiblich sind: die Religion (religio), die Religionen; oder sie nehmen auch als Feminine ne an, und gehn ebenfalls nach H 314: die Melone (melo), die Melonen. Von draco wird Drache nach § 325 gebildet: der Drache, des und die Drachen. (Giebt es Gat, tungswörter, die o behalten? Redensarten wie: was ist das für ein Homo (homo) ? solches Homo's Geschwätz, sind kein Beispiel dafür, da Homo nicht in den Sprachgebrauch ausge­ nommen ist. Bei solchen geht das ganz fremdartig gebliebene und undeutsch klingende Wort immer nach § 317: der und die Homo, des Homo's.) Die Wörter auf ola gehn meistens in e l über, und nach tz 314: die und der Hyperbel (byperbola), die Hyperbeln; im mathematischen Begriffe verändert man sie auch wohl in ole, biegt sie aber auch nach H 314: die und der Hyperbole, Hy, perbolen; die und der Parabeln (parabola), die Parabolen. Die Wörter auf oma werfen a weg, und gehn nach § 319: das Axiom (axioma), des Axioms, die Axiome. Die Wörter auf on bleiben unverändert, und gehn nach H 317: das und die Lexicon (lexicon), des Lexicons. Die griechischen Wörter auf on werden nach ihrer lateinischen Form auf um behandelt. Die Wörter auf ona werfen a weg, oder verwandeln a in n, und gehn nach § 314: die und der Person (persona), Personen; Matrone (matrona), Matronen. Die Wörter auf onus werfen us weg, und gehn nach § 319: der Patron; oder sie verwandeln us in e r, und gehn «ach § 317: der und die Abiponer, des Abiponers. Die Wörter auf or geben in dem Worte Castor (castor, Biber) der letzten Sylbe die Dehnung und den Ton, das nach $ 319 geht: deS Castors, die Castore; (giebt eS solcher Wörter «och mehrere? Meteor, das bei Adelung fehlt, auch nach

§ 319 geht, gehört nicht hierher;) die übrigen lassen orknrz und unbetont, gehn nach § 330, und betonen uno dehnen das o im Plural: der Doctor, des Doctors, die Doctoren; man sehe § 331. Das Wort Marmor geht, auch nach Adelung, nach § 317: des Marmors, die Marmor, d. i. Marmorarten. Die Wörter auf os, deren es wenige giebt, bleiben theils unverändert, und lassen dann auch den Singular ganz unter, ändert, den Plural aber entweder ebenfalls, oder sie biegen die, sen mit Wegwersung des s nach § 330: der und des HeroS (heros), die Heros oder Heroen; theils verändern sie sich ganz unregelmäßig: so wird aus custos der Küster nach § 317, aus honos der Hohn nach § 319. Insofern die griechischen Wörter os in us verwandeln, gehören sie zu us: ruQavvo^ tyrannus, Tyrann nach § 325. Die Wörter auf ota werfen a weg, und gehn nach § 325: der Patriot (patriota), des und die Patrioten. Die Wörter auf plum gehn in pel über, und nach §317: das und die Exempel (exemplum), des Exempels. Die Wörter aus tas gehn in tät über, und nach § 314: die und der Majestät (majestas), die Majestäten. Die Wörter auf tra gehn in ter über, und nach § 317: der und die Geometer (geometra, des GeometerS. Die Wörter auf trum gehn in ter über, und nach § 317: das und die Scepter (sceptrum, oxwitqqv), deS Scepters. Die Wörter auf ula gehn in el über, und nach § 314: die und der Fabel (fabula), die Fabelu. Die Wörter auf ulum gehn in el über, und nach §317: das und die Mirakel (miraculum), des Mirakels. Die Wörter auf ulus gehn in el über, und nach § 317: der und die Cirkel (circulus), des Cirkels. Aus calculus macht man der Calcul, und in dem doch sehr selten gebrauch, ten Plural die Calcul nach § 317; (nicht gut nach dem fran, jösischen le calcul das Calcul oder Calkül;) aus carbunculus wird der Carfunkel nach § 317; nicht so gut weiblich die Car, funkel nach 314, Mehrheit die Carfunkeln. Die Wörter auf um müssen in manchen Wörtern diese Endsylbe behalten: das Centrum, Conclusum; diese behandelt man am besten nach § 317, daS heißt man deklinirt sie so, daß man ihren Plural unverändert lässt, ihn aber nach aller Möglichkeit vermeidet, da man nicht leugnen kann, daß derselbe hässlich und undeutsch klingt: des Centrums, Conclusums, das,

250 dem, die, der, den Centrum, Tonclufum. Findet man den Plural die Conclusum zu unausstehlich, und will man doch die Mehrheit brauchen, so muß man cs wagen, da Centra, Con« clnsums durchaus schlecht und verwerflich ist, auch sie nach § 330 so zu biegen, daß man ihr um in en verändert: die Centren, Conclusen. Dies ist bei einigen dieser Wörter auch schon fast allgemeiner Sprachgebrauch: das, dem Individuum, des Individuums, die, der, den Individuen; das Synedrium, die Syncdrien. Andere Wörter behalten fast i m m c r ihr um, werden aber doch auch von manchen Schriftstellern ohn« um gebraucht; bei diesen verursacht es dann auch schon rocnix nigere Härle, ihren Plural nach § 330 zu biegen; so sagt man das Verbum, Scculum oder Säculum; aber doch auch schon nicht selten das Verb, und zuweilen das Säcul, auch wohl Säkel; daher biegt man diese schon ohne Widerwillen nach § 330: das Verbum, des Verbums, die Derben, und auch das Derb, des Verbs, die Derbe nach § 319; dagegen das Secu« lum oder Säcul, des Seculums oder Säculs, Mehrheit die Saculn (, gar zu ungern Säkeln, Säculen). So auch das Abstractum, Concretum, des Abstraktums, Concretums; zuweilen das Abstract, Concret, des Abstracts, Concrets; Mehrheit: die Abstracten, Concreten. In noch andern Wörtern ist es ziem, lich gleich gebräuchlich, um zu behalten und wegzuwcrfen; so sagt man als Schrcibzeichcn fast allgemein: mach hier kein Komma, sondern ein Punctum; dagegen in den übrigen De« deutungen dieses Worts (, Gegenstand, Abschnitt,) fast immer Punct, und zwar im männlichen Geschlecht: das ist ein wich« tiger Punct; daher deklinirt man dies Wort immer am besten nach § 319: der, den Punct, des Puncts oder Punctes, dem Punct oder Puncte; das, dem Punctum, des Punctums; Pln, ral immer die, der Puncte, den Puncten. Endlich in allen übrigen Wörtern ist cS entweder am besten, das um wegzu« werfen: das Protokoll, Decret, Concept, Asyl, Edict, wo Edic« tum, Protokollum jetzt schon pedantisch klingen; oder es ist förmlich nothwendig: das Fest, der Gran, das Metall, wo niemand mehr Fcstum, Metallum sagen darf; so auch der Wall von vallumder Anis oder Anies von anisum. Alle diese Wörter deklinirt man auf jeden Fall nach H 319: das Protokoll, Fest, des Protokolls, Festes, die Protokolle, Feste; der Wall, Anis, des Walls, Anises, die Wälle, Anise. Don Jnsect (msectum), des InsectS, dem Insecte oder Insect, wurde bisher der Plural allgemein nach § 330 gebildet: die, der, den Insecte» ; jetzt biegt es mancher Schriftsteller auch schon nach H 319; die, der Insecte.

251 Die Wörter auf ura werfen a weg, und gehn nach §314: die und der Professur (professura), die Professuren. Die Wörter auf us werden sehr verschieden behandelt, im Allgemeinen aber ganz ähnlich den Wörtern auf um: ei, nige müssen us behalten, und diese werden dann wohl am besten immer im ganzen Singular und Plural unverändert gelassen: der, des, dem, den Casus, Numerus, und die, der, den Numerus, Casus, (höchst selten Casen,) der, des, dem, den Katechismus, (höchst selten, weil es wirklich hart ist, Katechism,) die, der, den Katechismus, aber auch wieder nach § 330 Kate, chismen; der, des, die Spiritus (,wo durchaus niemand im Plural Spiriten sagt). Einige werden nur sehr selten ohne us gebraucht; auch diesen giebt man, mit Wegwerfung des us, im Plural nach § 330 en: der, des, dem, den ChirurguS; (sehr selten Chirurg, des Chirurgs;) die, der, den Chirurgen. Andere Wörter sind mit und ohne us fast gleich gebräuchlich z bei ihnen sagt man wieder am besten, daß sie ohne us nach § 319, mit us nach § 330 doch so gebogen werden, daß im Plural daS us wegfallt: der, dem, den Katalog, des Katalogs, die, der Kataloge, den Katalogen, oder der, des, dem, den

Katalogus, die, der, den Katalogen und Katalogen. So sagt man auch der Prospekt, des Prospektes, die Prospekte für An« blick, Zeichnung einer Ansicht, und der Prospectus, die Pro, spectus und Prospekten für Entwurf, Uebersicht. Bei wieder andern Wörtern ist die Wegwerfung des us entweder allge« mein gebräuchlich: der und daS Chor, der Defekt, Congreß,

Astronom, Geograph, wo es pedantisch wäre, Defectus, Geo« graphus sagen zu wollen, oder selbst nothwendig: der PulS (pulsus), Triumph (triumphus). Diese Wörter werden nun meistens nach § 319 deklinirt: der Contract, Dialekt, das La, byrinth, Paradies, der Decoct, des ContractS, Dccocles, u. s. w.; die Congresse, Paradiese; doch werben auch einige, beson, ders griechische, ganz nach § 325 gebogen, und zwar vorzüglich folgende: der Astronom, Architekt, Elephant, Geograph, Geo, gnost, Geolog, des und die Architekten u. s. w. Noch andere Wörter auf us nehmen nach Wegwerfung dieser Sylbe e an, und sind dann entweder männlich nach § 325: der Zoologe (zoologus), Mineraloge, Theologe, des und die Theologen u. s. w., oder weiblich nach h 314: die Nase (nasus), Cypreffe (cyptessus), Methode, (auch wohl der Methodus nach §330,)

252 die Synode, (auch wohl der Synod nach § 319, und der Synodus nach tz 330, die Synoden,) die Nerve, (auch wohl der Nerv nach § 330 oder 319,) die Nasen u. s. w. (Ueber die Deklination von Affect und Aspecl ist § 331 gesprochen.) Endlich viele andern Wörter auf us haben vielerlei unregelmäßige Veränderungen erlitten; diese werden ganz wie deutsche behandelt, zwar besonder- nach den ihnen dann zu Theil ge, wordenen Endungen deklinirt, können aber doch im Allgemein nen, ganz wie die eben besprochenen, unter keine festen Regeln gebracht werden, sondern müssen ihre Deklination sich meisten­ bloß vom Sprachgebrauch verschreiben lassen. So gehn die Hasel (auch Fasele al- Bohncnarl von phasela), Lache (von lacus ), Pitte und Pfütze (ßa&og, ßv&og, puteus) nach h 314: die Faseln u. s. w.; der und die Engel (von angelns, ayyekog), Körper (von corpus), Pöbel (von populus). nach §'317, weil sie auf cl, er au-gchn: des Engels n. s. w.; der Ton (von sonus), Pfahl (von palus), Ysop (von hyssopus) nach § 319: des Tons, Pfahls, Ysops, die Töne, Pfähle, Ysope. (Man vergleiche übrigens, so wie bei diesem ganzen Paragraphen, so besonder- für die Wörter auf us auch § 231.) Die Wörter aus utum werfen um weg, und gehn nach § 319: das Statut (statutum), das Convolut, des Convoluts, Statut-, die Convolute, die Statute, aber weit gewöhnlicher nach § 330: die Statuten, wobei Seidenstückcr wieder sagen würde: Statuten sei ein bloßer Plural, der einen (weiblichen) Singular die Statute vorau-sctze. Die Wörter aus yta werfen a weg, und gehn nach § 325: der Proselyt (proselyta), de- und die Proselyten. Was übrigen- die Anwendung des Umlaut- bei der Bie­ gung aller dieser fremden Wörter betrifft, so haben wir die we, nigen, welche ihn annehmcn, z. B. Choräle, Chöre, Töne, gleich bei der vorstehenden Deklination der deutschen Gattungs­ wörter vollständig mit an, und aufgeführl, so daß hier nicht­ weiter darüber gesagt zu werden braucht. 342) Die Deklination der französischen in- Deutsche über, gehenden Wörter ist nach ihrer Aussprache verschieden. So­ bald dieselben nämlich nach fremder, französischer Art ausge­ sprochen werden, bleiben sie am besten im Singular im dritten itnd vierten Fall unverändert, und nehmen im Genitiv - an, da- au-gesprochen wird: der, dem, den Dalcon, (Balcong un­ gefähr gesprochen,) des Dalcon'-,' da- und dem Departement, (Departemang ungefähr ausgesprochen,) de- Departements, der.

dem, den Tresorier, (Tresori—-e ausgesprochen,) des Tresorier'S (,Tresori—ehS ausgesprochen). Im Plural aber behandelt man sie ganz als und wie französische Wörter, das heißt, man setzt ihnen s an, ohne jedoch diesen Buchstaben auszusprechen: die, der, den DalconS, Departements, Tresoriers (ausgesprochen Tresori—eh). Eben so die Comtoirs, Bassins, Cantons u. s.w. Vor dieses s darf man keinen Apostroph machen, da es im Französischen nicht geschieht; wohl aber ist dieser Apostroph beim Genitiv ganz zweckmäßig, da er den Leser auf das AuS, sprechen des s aufmerksam macht. Wenn sich ein Wort schon in der Einheit auS S endigt, so kann man im Plural kein zweite- s ansehen, schon weil dies die Franzosen auch nicht thun: die Marquis, (ausgespro­ chen Mar—ki,) Corps, Palais; (Pälast geht auf deutsche Art nach § 319 ;) im Einheitsgenitiv aber ist es gewiß, der Gleich­ förmigkeit mit den übrigen französischen Wörtern und auch dec Analogie der deutschen Biegung wegen, am besten, wenigstens das s dieser auf 6 ausgehenden Wörter auszusprechen, wenn man es auch für zu umständlich halten sollte, ihnen förmlich das deutsche Genitivzeichen durch Ansetzung eines (zweiten) S hinter einem Apostroph zu geben: des Marquis oder Marquis's, des Corps oder Corps's, des Palais oder Palais's ^ausgespro­ chen des Markis, Cors, Palas). Es versteht sich, daß die weiblichen, französisch ausgespro­ chenen Wörter zwar auch in der Mehrheit ihr stummes s er­ halten, aber nach Analogie der deutschen Feminine im Einheits­ genitiv kein s annehmen können: die und der Fourniture, Avanture ^ausgesprochen Furnitür, Avangtür); Plural die Fournitüres, Avantüres (,eben so ausgesprochen); doch biegt man diese Wörter schon am liebsten wie deutsche (nach § 343) nach § 314: die und der Fourniture, die Fournituren, Avanturen (ausgesprochen Avangtüren). So sind dies die einzigen Gattungswörter, die im Plural ein S erhalten; eben weil aber kein deutsches Wort in der Mehrheit ein solches s annimt, ist es am besten, auch das S der Mehrheit dieser Wörter nicht auszusprechen. 343) Wenn solche französischen Wörter hingegen ganz wie deutsche ausgesprochen werden, so biegt man sie auch ganz wie diese nach derjenigen der sechs Deklinationen der deutschen Gattungswörter, unter welche sie sich vermöge ihrer Endung am leichtesten bringen lassen. So gehn die Serviette, Limo­ nade, Armee wie Amme ganz nach der zweiten (§ 314), der Kaffe (cafe, nach dem Arabischen Kahveh) wie Gemälde nach der dritten (§ 317), der Discuit wie Wirth nach der vierten

254 (§ 319), das Sabine! wie Bret oder Brett nach der fünften (§ 322), der Camerade, (besser aber Kamerad,) Soldat wie Fürst nach der sechsten Deklination (§ 325). Hierher rechnet man am besten auch die französischen Wörter auf eu r, die zwar namentlich in dieser ihrer Endsylbe, welche man ö r lie, set, französisch, also fremdartig ausgesprochen werden, aber doch ganz deutschartig klingen, besonders weil der letzte Bnchstabe r vollkommen ausgesprochen wird, und die Sylbe dr auch im Deutschen mehrere Wörter schließt, z. B. Stör. Man biege also alle diese Wörter nach der vierten Deklination § 322: der Spediteur, Moniteur, Actcur, Friseur, Marodeur, des Spedi, teurs, (wo eben der deulschartigen Aussprache wegen kein Apo« stroph nöthig ist,) die Spediteure u. s. w. So wahr es ist, daß wir diese und viele andern Wörter auf eur zunächst aus dem Französischen erhalten haben, so sind doch die meisten der« selben ursprünglich lateinisch, weswegen manche auch gerade zu ö statt e u schreiben: Actör statt Acteur, von actor, welches Wort aber freilich bei den Römern nicht Schauspieler bedeu, tete, Monitör statt Moniteur von monitor; doch ist dies nicht gut, da viele auch nicht lateinisch sind: Marodeur, Friseur, und andre mit einem französischen Tone, der sich im Lateinischen nicht findet, ausgesprochen werden: Gouverneur (gubernator,) mit dem 'Ton des gue für g und u für ou, Ingenieur mit dem Zischton (des ganz gelinden sch) des g, den weder der Römer noch der Deutsche hat, und (eigentlich auch) dem eben echt französischen Nasentoy des in, (obgleich sehr viele Inn— geniir aussprechen,) Ambassadeur mit dem Nascnton des m. Sonderbar spricht man das Wort Auditeur gewöhnlich in der ersten Sylbe Au wie im Lateinischen und Deutschen, und in der letzten Sylbe eu französisch wie ö aus. (Bei diesem Wor, te wäre es freilich also eigentlich natürlicher, es lateinisch Au, ditör von auditor zu schreiben.) Ganz eben solche Bemerkungen gelten für die französische» Wörter auf aire, deren meiste entweder wirklich von lateini« schen Stämmen auf arius abgeleitet sind, oder doch darauf zu, rückgeführt «erden können, weswegen viele Schriftsteller daS aire in är verwandeln, oder doch in air mit Wegwerfung des stummen e: Missionaire, (Missionair, Missionär von missionaritis,) des Missionaires, Missionairs, Missionärs, die Mist sionaire, Missionäre, eben so der Commissionär, Revolutionär, (revolutionarius,) Volontair, (wo das n den Nasenton hat, weswegen das a i wohl am besten bleibt, von voluntarius,) des Dolontairs, die Dolontaire nach § 319.

Wieder anders verhält sich's >mit den französischen Wör­ tern auf ier: diese werden entweder auf deutsche Art cinsylbig wie ihr ausgesprochen, und dann ebenfalls auf jeden Fall am besten nach h 319 deklinirt: der Barbier, (barbier,) das Pa« picr von papier und dies vom griechischen nam)$o§\ Courier, Officier, Grenadier, Musketier (nicht mehr Mousqucticr), Fu, selier, (Füsilier,) Canonier, Cavalicr., des Barbiers, die Bar, Biere, Cavaliere u. s. w., oder sie werden nach französischer Art, ier in zwei Sylben und ohne das r hören zu lassen, ausgesprochen, und dann wie die übrigen französisch ausgespro, chenen Wörter (,Dalcon u. s. w. H 342), das heißt so dekli, nirt, daß man ihnen im Einheitsgcnikiv ein ausgesprochenes S (mit einem Apostroph), und im Plural ein stummes s ansetzt; wie Tresori—er biegt man also auch: der, dem, den Contrc, bandier, Courticr, Brigadier, des Cvntrebandi—cr's, (ausgc, sprechen Cvntrebandi—ehs,) die, der, den Contrebandiers (—di —eh) u. s. w. In den neuern Zeiten hat man der ersten Art Wörter auf ier häufig eine andre Form gegeben, für und gegen wcl, che sich manches sagen lässt. Weil man nämlich von mehrer» derselben Zeitwörter auf iren entweder wirklich hat oder doch bilden kann, so hat man die Hauptworlsform von diesen In, finitiven mit Verwandlung der Endung iren in ircr abge­ leitet: fusiliren, l füsiliren, füsilier,) bombardiren, (bombarder,) barbieren, (wofür man freilich französisch faire la barbe, raser sagt,) rasircn, frisiren, (friser,) canoniren, (canoner,) und davon bildet man dann die Formen der Bombar, direr, Füsilirer, Barbierer, Rasirer, Frisirer, Canonircr u. s. w. wie Schmierer von schinicren, Regierer von regieren, Führer von führen, und deklinirt alle diese Wörter nach der drillen Diegungsart (§ 317). Es lässt sich eigentlich nichts dagegen einwenden, als daß doch die Gleichmäßigkeit dieser Art Wörter zerviffen wird, indem man nicht Cavalirer, Musketirer, Grena, direr u. s. w. sagen kann, da cs keine Derben cavaliren, muske, tiren, grenadiren giebt, und daß diese Form weiter gar keinen Nutzen gewährt, also eine ganz unnütze Verlängerung der ge, wöhnlichen Form ist. Am besten möchte sie noch für das Wort Tapezirer (nach der dritten Deklination) vom wirklich gebräuch« lichcn Zeitwort tapezieren oder tapeziren paffen, da die gewöhn, liehe Form Tapezier nach tz 319 keinen eigentlichen Stamm hat, indem die französischen Formen tapisser und tapissier sind; doch hat die altere Form Tapezier fast den allgemeinen Gebrauch für sich.

256 344) Witter ans den übrigen uns noch freindem Spra­ chen werden, wenn sie ein dcntschartiges Ansehn entweder schon in ihrer Muttersprache haben, oder durch die beim Ueber, gange erlittene Veränderung annehmcn, auch wie deutsche nach den sechs Deklinationen gebogen; ist ihr Anschn aber gar zu fremdartig, so lässt man sie beim Deklinircn ganz unverändert, und bezeichnet die Casus, wo cs der Deutlichkeit wegen nöthig ist, bloß durch den vorgesetzten Artikel; nur im Genitiv der Einheit giebt man ihnen fast immer das s nach einem Apo, stroph, so daß man diese alle zur dritten Deklination rechnen kann. Auch die Zusatzdcklination § 330 nimt man zu Hülfe, wo sie sich bequem anwenden lässt. So dcklinirt man wie deutsche Wörter die Karavane (,tür, kisch Kiervane,) wie Fahne, die Bowle (.englisch bowle, aus, gesprochen bul, bei uns aber) wie Dohle, nach der zweiten Bicgungsart (§ 314), der Aga, Pascha oder Bassa wie Ge, Birgt nach der dritten § 317, des Aga's, Pascha's, die Aga, Bassa, doch jetzt häufig auch nach § 330, mit Wegwcrfung des a: die Dassen, Agen; der Kadi, des Kadi's, die Kadi, und so eine große Anzahl fremdartig klingender Wörter, z. B. der und die Buffo, dcS Buffo's, der und die Paria, des Pa, ria's, und aus der Musik: das Allegro, (Scherzando, waS gar sonderbar eine deutsche Wurzel Scherz mit italiänischer Ableitungssylbe ist,) Adagio, Presto, Capricio, Crescendo, An, dante, Piano, Forle, Tempo u. s. w., des Allcgro's, (auch wohl Allegro,) Tempo's, die Allegro, Tempo u. s. w.; (cs ist eine lächerliche Ziererei, dies letzte Wort nach sremdcr Art im Plural Tempi bilden, und doch die übrigen unverändert lassen zu wollen;) ferner der Almanach wie Tag nach der vierten (§ 319), des Almanachs, die Almanache, der Ianitschar wie der Barbar nach der sechsten (§ 325), des und die Ianitscha, ren, der Czar entweder auch nach der sechsten, ober nach § 330, oder noch gewöhnlicher wie Haar nach der vierten Deklination. Ganz unverändert in allen Casus des Singu, larS und Plurals bleiben z. B. der, des, dem, den, die Basi, leus, (dreisylbig,) Hcautontimoroumenos u. s. w. In eine sonderbare Verlegenheit kommt man bei mehreren hebräischen Wörtern durch Luthers allbekannte Bibelübersetzung, wo die Plurale mehrerer Wörter nach hebräischer Art mit im und oth angegeben sind, die man denn aus Unkcnntniß für beide Numerus braucht. So liefet man nicht selten ein Cherubim, Seraphim für das allein richtige ein Cherub, Seraph, Genitiv des Cherubs, Seraphs. Wie soll nun aber der Plural heißen? Cheru,

Cherubim und Seraphim darf man nicht sagen, und noch we­ niger Cherubinen, Seraphinen; am besten wäre Cherube, Se­ raphe nach § 319; aber dies klingt, als ganz ungewöhnlich, den meisten widrig; daher bleibt nichts übrig, als den Plural nach der dritten Deklination (§ 317) ganz unverändert zu lassen: die Cherub und Seraph, und wohl selbst im Dativ da­ charakteristische (e)n wegzulassen: opfert deu Cherub (en) und Seraph(en) Dank.

in. Deklination der eignen Namen. 345) Die Bestimmung, wie die deutschen und fremden Eigennamen deklinirt werden sollen, ist sehr schwer, theils weil die meisten Sprachlehrer viel zu wenige Sorgfalt daraus ver­ wendet, sehr vieles ganz unbesprochen und unentschieden gelas­ sen, ja oft Regeln aufgestellt haben, welche sowohl dem allge­ meinen Sprachgebrauch als dem Gebrauch der besten Schrift, stellet widersprachen, theils weil diese Schriftsteller den Gegen­ stand ebenfalls zu leicht behandelt, und die Eigennamen fast nach Willkühr verändert haben, ohne sich wenigstens für sich selbst feste Regeln nach eigner Ueberlegung aufzustellen, theils end­ lich, weil diese Eigennamen in den verschiedenen Provinzen Deutschland- auch verschieden deklinirt werden. So viel wissen wir, die ältere Art, nicht, deutsche Eigen­ namen nach der Biegung ihrer Sprachen auch im Deutschen abzuändern, ja wohl gar deutsche nach fremden Formen zu dekliniren, muß ganz verworfen werden. Da aber von diesen schlechten Biegung-formen eine Menge Ausdrücke noch ganz allgemein im Gebrauchtes ganzen Volks sind, und nur erst Sprachkenner sie Mehr oder weniger oder ganz zu vermeiden anfangen, so kann es nur durch Mühe und Geduld errungen werden, den bisherigen allgemeinen, schlechten Sprachgebrauch zu verbessern. Die Sprachlehrer müssen sich bemühen, sichere, in der Natur unserer Sprache begründete Regeln, wie die Eigennamen künftig zu dekliniren waren, licht, voll aufzustellen, und die classischen Schriftsteller müssen sich ernstlich beeifern, wenn sie diese Regeln geprüft und als rich­ tig anerkannt haben, sie durch Befolgung derselben bei Abfas­ sung ihrer Schriften in den Sprachgebrauch einzuführen. Sie allein vermögen auf diese Art auch den allgemeinsten Sprach, gebrauch zu ändern, wenn die Aenderung wirklich nothwendig, und der neue Gebrauch sprachgemäß ist. Das Folgende sei ein Versuch, wenigstens eine deutliche Uebersicht dessen zu geben, was hierbei zu thun ist. Wenn Vauer Spracht, n. 17

258 manche Dorfchlägs unserm Ohr nicht gefallen wollen, so »er« gesse man nicht, daß bloße Verwöhnung des Ohrs und bloße Neuheit eines Vorschlages keine Gründe zur Verwerfung des« selben für vorurtheilsfreie Verehrer des Guten sein dürfen. 346) Die erste vorläufige Bemerkung, worüber man sich vereinigen muß, besteht darin, daß es durchaus unter der Würde unserer Sprache ist, irgend einen Eigennamen, sei er fremd, oder wohl gar selbst deutsch, nach der Deklinationstheorie einer fremden Sprache im Deutschen biegen zu wollen. Unter keinen Umständen darf man es sich also je erlau­ ben, Cieerouis Schriften, Krösi Reichthum, Gott half (dem) Karolo, er liefet (den) Livium und Nasonem zu sagen und zu schreiben, und eben so wenig in Hinsicht auf die heilige Schrift Maria Geburt, Petri Fischzug, er kam zu (zum) Johanni, er sah (den) Paulum. Selbst die Namen des heiligen Stifters unsrer Religion müssen nicht griechisch und lateinisch deklinirt werden: das Blut Jesu Christi, mit Jesu Christo, durch Je­ sum Christum. (Man vergleiche § 334.) 347) Eine andere vorläufige Bemerkung ist es, daß die Eigennamen als solche in ihrer Biegung nie den Umlaut annehmen dürfen. Wenn also Leute Bach, Fuchs, Sturm und Wolf heißen, so ist der Plural dieser Wörter Bache, Fuchse, Sturme und Wolfe, zur Bezeichnung mehrerer Glie­ der so benannter Familien, und nicht Bäche, Füchse, Stürme, Wölfe, obgleich diese Wörter alle als Appellativen den Umlaut bekommen. Die einzige Ausnahme ist der Vor« oder Taufna­ men Hans, Mehrheit Hänse, aber auch nur als Taufnamen; führt eine Familie den Geschlechtsnamen (Daternamen) Hans, so heißen mehrere Glieder derselben Hanse. Da hier nur von der Biegung die Rede ist, so ver­ sieht es sich von selbst, daß der Nominativ ganz wohl bei vie­ len Eigennamen den Umlaut haben kann. Wie jemand Dock heißt, so kann ein andrer Böck, und ein dritter Böcke heißen. Bekannt sind ja auch die abgeleiteten Taufnamen, Dörte von Dorothee, Tössel (für Christöphel von Christoph, mit der Verkleinernngssylbe el), Fränzchen (von Franz, wo die Sylbe chen den Umlaut bewirkt, was sie indessen nicht immer thut; Gustchen von August und Auguste). 348) Eine dritte vorläufige Bemerkung ist folgende: Sehr viele Eigennamen müssen immer mit dem Artikel verbunden werden; diese gelten der Grammatik gar nicht für Eigennamen, sondern für bloße Gattungswörter, was die inet« sie» von ihnen auch in der That ganz erweislich wirklich sind.

Hierher gehören namentlich dis Benennungen fast aller Flüsse, Seen, Meere, Berge, Gebirge, Wälder und andrer natürlichen Oerter: der Rhein, die Iäglitz, die Wublitz, der Mäler, der Alp, die Alpen, der Spessart, die Elbe (, was wahrscheinlich bloß Muß heißt, wie im Schwedischen noch jetzt Els jeden Strom bezeichnet). Auch gehören hierzu einige Ländernamen, wahr, scheinlichst eben deswegen, weil auch sie ursprünglich keine Ei, gcnnamcn, sondern Gattungswörter sind: die Mark (Branden, bürg, d. i. die Gränze, nämlich der alten römisch, deutschen Kaiser gegen die heidnischen Slaven, Wenden u. s. w.), die alte, mittlere, neue Mark, zusammengezo'gen Alt,, Mittel, und Neumark; (daher die Markgrafen d. i. Gränzgrafcn; wie brancht man aber das Wort Mark im Namen der Grafschaft Mark in Westphalen? Matt sncht cs immer zu, vermeiden, dies Wort Mark allein zu brauchen, indem man eben das Gattnngswort Grafschaft vorsetzt;) die Lausitz, die Eifel, die Schweiz, die Krimm und so auch Ableitungen auf ei: die Wal, lachei, Bucharci, Tartarei, die Moldau u. s. w. Alle diese und ähnliche Wörter nun, mag der Artikel vor ihnen stehn oder nicht, werden nach einer der sechs Dcklina, tioncn der Gattungswörter gebogen. So gehen die Wublitz, Krimm nach der ersten, die Elbe, Jägelitz, Mark, Lausitz, Schweiz und alle auf ei, z. B. die Bucharei, nach der zweiten, der Brocken nach der dritten, der Rhein, Spesiart nach dec vierten, der Schwarzwald wie Wald nach der fünften Deklina, tion u. s. w. Eben so müssen alle Namen der Völker, Stadt, und Dorfbewohner immer den Artikel vor sich haben, da sie, unter deren Begriff so viele Individuen gehören, offenbar die Natur der Eigennamen oblegen, und die Form der Gattungswörter annchmen müssen. Auch diese werden daher nach einer der sechs Deklinationen gebogen, wobei gewöhnlich ihre Endung bestimmt, nach welcher derselben sie gehn sollen. Die meisten werden deklinirt entweder nach der dritten BiegungSart: der Schweizer, Ocstrcicher, Italiäner, Römer, Lausitzer, Märker, Brandenburger, Kyritzer, Moskauer, weil diese auf er endigen, oder wie der Preuße, Sachse, Russe, Franzose, Schwede, Chi, «esc nach der sechsten, weil sie sich auf e endigen. Dom Worte Deutscher wissen wir bereits, daß es ein Adjectiv ist, und als und wie solches wird eS auch deklinirt: der,. die, das Deutsche, des, der Deutschen, ein Deutscher, etwas Deutsches. 349) Aus dieser Bemerkung (§ 348) ergiebt es sich als Folge, daß die Deutschen die Eigennamen als wirkliche Eigen,

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260 «amen so dkl wk möglich ohne Artikel hekllnlrcn.

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eine Eigenthümlichkeit unserer Sprache *), welche mehrere ttnx bequemen Folgen für die Deklination der Eigennamen hat. Es gilt nämlich für diese der Grundsatz, daß die Eigennamen den Artikel nur da annehmen, wo sie ihn nicht entbehren kön­ nen, und daß sie ihn dann also als ein bloßes Deklinations­ zeichen zur Bezeichnung des Casus und Genus brauchen. Die Eigennamen bezeichnen nämlich Individuen, einzelne, bestimmte Dinge, die in ihrer ganzen Individualität nur ein einziges mal vorkommen, da sind oder existiren; also kommt ihren Substra­ ten die Selbstständigkeit ganz vorzüglich, im höchsten Grade zu; deswegen, so dachten die alten'Deutschen bei der Bestim­ mung der Biegung der Eigennamen, bedürfen diese bei ihrer Biegung keines Artikels zur Bezeichnung ihrer Selbstständigkeit, sondern höchstens, 'um das Genus, den Numerus und den Ca, sus deutlicher anzuzeigen. 35"o) Endlich ist es noch eine vorläufige allgemeine. Be­ merkung, daß auch die Eigennamen nie im Plural zur Be­ zeichnung der Mehrheit ein 6 annehmen dürfen, ob dies gleich in der Sprechart des gemeinen Lebens unendlich oft geschiehet **)♦. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wollen wir nun die Deklination der Persoüen und Nicht-Personennamen mit und ohne Artikel untersuchen. •) Meiner macht in seiner philosophischen Sprachlehre folgende interessante Bemerkung: der Deutsche braucht, so wie der Fran­ zose und Hebräer, zum und beim Subject des Satzes keine Casuszeichen, weil das Subject gleich au- der Stelle, dem Platzt, den es im Satze einnimt, erkannt werden kann. Beim eignen Namen ließ nun der Franzose, wie der Hebräer das h seineArtikel- (,n articuli), immer le und la al- Artikel weg, setzte aber