Turnier-Taschenbuch [3., verb. u. erw. Aufl. Reprint 2019] 9783111710631, 9783110016574


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German Pages 251 [256] Year 1972

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Table of contents :
Zum Geleit
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1. Die Spielregeln des Weltschachbundes
2. Turnierordnung des Deutschen Schachbundes e.V.
3. Die Deutsche Schachjugend
4. Hochschul-Schach
5. Was gehört zu einem Turnier?
6. Das Schweizer System
7. Das System Sonneborn-Berger
8. Was jeder vom Ingo-System wissen sollte
9. Das USCF oder ,ELO'-Bewertungssystem
10. Das Blitzturnier
11. Das „Rutsch-System"
12. Fernschach
13. Regeln für die Mannschaftsweltmeisterschaft im Schach
14. Reglement betreffs der internationalen Titel des Weltschachbundes (F.I.D.E.) angenommen vom Kongreß 1970 in Siegen
15. Statuten des Weltschachbundes
16. Satzung des Deutschen Sdiachbundes e.V.
Vorstand und Landesverbände des Deutschen Schachbundes
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Turnier-Taschenbuch [3., verb. u. erw. Aufl. Reprint 2019]
 9783111710631, 9783110016574

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TURNIERTASCHENBUCH von

Alfred Brinckmann und Ludwig Reilstab

3. verbesserte und erweiterte Auflage

W A L T E R DE G R U Y T E R • B E R L I N • N E W Y O R K 1972

ISBN 3 11 001657 5

© Copyright 1954,1959,1972 by W A L T E R D E G R U Y T E R & C O . , vormals G . J . Gösdien'sdie Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Triibner Veit & Comp. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, vorbehalten. Printed in Germany. Satz und Druck: Franz Spiller, Berlin. — Gestaltung des Umschlages: Rudolf Wiesner, Berlin

Zum Geleit Seit Jahren wird von unseren Vereinen, Turnierleitern und anderen Schachfreunden dringend auf eine neue Ausgabe des Turnier-Taschenbuches gewartet. Ich freue mich, daß nun nach längerer Anlaufzeit die Neuausgabe vorliegt. Die Leser können aus dem vorliegenden Turnier-Taschenbuch wesentliche Bestimmungen u. a. der FIDE und des Deutschen Schachbundes entnehmen. Auch dem neuen Turnier-Taschenbuch wünsche ich weiteste Verbreitung. Ludwig

Schneider

Präsident des Deutschen Sdiadibundes

Vorwort Die 3. Auflage des Turniertaschenbuchs hat etwa den gleichen Umfang wie die vor zwölf Jahren erschienene zweite. Die zum Teil recht erheblichen Änderungen in Organisationen, Bestimmungen, Turnierordnungen und Satzungen haben jedoch eine gebührende Berücksichtigung erfordert, so daß jetzt einige neue Abschnitte aufzunehmen sind, anderes gekürzt und teilweise weggelassen werden muß. Neu hinzugekommen sind der 3. Abschnitt „Die Deutsche Sdbachjugend" der 4. Abschnitt „Hochschulschach'' der 9. Abschnitt „Das USCF- oder .Elo'-Wertungssystem". Dafür wurden die beiden früheren Abschnitte über Fernschach zu einem zusammengezogen. Ehrend gedenken möchte ich noch des 1967 gestorbenen Internationalen Schachmeisters und Internationalen Schiedsrichters Alfred Brinckmann, des Initiators dieses Werkes. Der Internationale Schiedsrichter Kurt Rattmann hat jetzt dankenswerterweise tatkräftig daran mitgewirkt, das „Turniertaschenbuch'' auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Hamburg, Juli 1971 Ludwig

Rellstab

Inhaltsverzeichnis 1. Die Spielregeln des Weltschachbundes Einleitung

9 9

I. Teil. Allgemeine Regeln II. Teil. Ergänzungen f ü r Turniere und Wettkämpfe . . . .

11 52

Nachtrag N r . 1 Die Schachnotation

52

Nachtrag N r . 2 Geläufige Ausdrücke

56

Nachtrag N r . 3 A. Fernsdiach-Notation

57

B. Telegraphische Notation 2. Turnierordnung des Deutschen Schadibundes e. V

58 60

3. Die Deutsche Schachjugend

81

4. Hochsdiul-Schach

92

5. Was gehört zu einem Turnier? Turniertafeln 6. Das Schweizer System

96 103 106

7. Das System Sonneborn-Berger

113

8. Was jeder vom Ingo-System wissen sollte

116

9. Das USCF- oder „Elo"-Wertungssystem

122

10. Das Blitzturnier

144

11. Das „Rutsch-System"

148

12. Fernschach

150

13. Regeln f ü r die Mannschaftsweltmeisterschaft im Schach . . 152 14. Reglement betreffs der internationalen Titel

173

15. Statuten des Weltschachbundes

207

16. Satzung des Deutschen Schachbundes e. V

225

Vorstand und Landesverbände des Deutschen Schachbundes 246

1. Die Spielregeln des Weltschachbundes Einleitung Zur Regelung aller das Schach betreffenden Fragen durdi die fast alle Nationen umfassende Organisation „F.I.D.E." (Fédération Internationale Des Echecs", kurz „Fide" geschrieben, deutsch: „Weltschachbund") gehören audi einheitliche Spielregeln und Turnierbestimmungen, die überall Gültigkeit haben. Soldie Regeln bestehen bereits seit einigen Jahrzehnten; doch sind in der Praxis seitdem Klarstellungen und Verbesserungen wünschenswert geworden. Die jetzigen, hierunter folgenden Spielregeln sind von dem Fide-Präsidenten F. Rogard ausgearbeitet, auf dem Kongreß des Weltschachbundes in Stockholm im September 1952 angenommen und auf späteren Kongressen ergänzt worden; sie sind verbindlich für alle internationalen Veranstaltungen. Die meisten Länder werden sie inzwischen auch bei ihren inländischen Veranstaltungen anwenden. Der Deutsche Schachbund hat auf seinem Kongreß in Berlin im April 1953 beschlossen, daß die Weltschachbundregeln in seinem Bereiche vom 1. Juli 1953 ab gelten. Wir geben den Wortlaut in Kursivschrift und jeweils dazwischen, soweit erforderlich, einen Komentar. D i e s g i l t a u c h f ü r d i e R e g e l n des D e u t s c h e n S c h a c h b u n d e s . Eine Spielordnung dieser Art kann nicht alle Einzelheiten erfassen und regeln. Es wird immer Grenz- und Zweifelsfälle geben. Bei ihnen wird der Turnierleiter oder das Schiedsgericht nach freiem Ermessen entscheiden müssen, wobei dann die Regeln den Weg der Rechtsfindung weisen. Der ungestörte Ablauf eines Turniers und die Sicherung des schachlichen Geistes, der 9

einen ritterlichen Kampf unter Schachkameraden verlangt, muß oberstes Gesetz bleiben. Wir verweisen im übrigen auf die Bestimmungen der Turnierordnung des DSB (S. 60—81) und das Kapitel „Organisation der Turniere um den Hamilton-Russel-Pokal usw." (S. 152). Dort finden sich weitere Vorschriften. Auf dem Kongreß in Dubrownik 1958 hat die Regelkommission der Fide den Spielregeln folgende grundsätzliche Erklärung vorausgeschickt: „Die Spielregeln können und brauchen auch nicht alle während des Spieles eintretenden Situationen zu enthalten; ebenso können sie nicht alle denkbaren Fragen der Organisation behandeln. Bei den meisten Fällen, die nicht durch einen Artikel der Regeln genau bestimmt sind, muß ein Urteil durch Anwendung der Regeln, die für ähnliche Fälle gelten, gefunden werden. Es muß vom Turnierleiter erwartet werden, daß er Uber die notwendige Kompetenz, ein gesundes Urteil und eine absolute Objektivität verfügt. Allzu detaillierte Regeln würden den Turnierleiter nur in seiner freien, unvoreingenommenen Beurteilung hemmen." Diese Feststellungen der Kommission mögen selbstverständlich erscheinen, aber sie drücken doch etwas aus, was nicht oft genug wiederholt werden kann, daß nämlich dem Turnierleiter nach den Regeln des Weltschachbundes — und sie gelten ja auch für den Deutschen Schachbund — ein hohes Maß von Entscheidungsbefugnis aus eigener Verantwortung zusteht. Gegen die Entscheidung des Turnierleiters ist eine Appellation an das Schiedsgericht möglich; ein solches sehen die Bestimmungen der Turnierordnung des DSB vor. Die Spielregeln der Fide kennen 10

die Einrichtung des Schiedsgerichtes nicht, wohl hingegen kennen dieses die Bestimmungen über die Durchführung der Länderkämpfe um den Hamilton-Russel-Pokal (S. 152). Auf jeden Fall hält auch die Fide Schiedsgerichte für wünschenswert.

I. Teil. A l l g e m e i n e

Regeln

Art. 1. Einführung

Das Schachspiel wird auf einer quadratischen Fläche („Schachbrett") zwischen zwei Gegnern vermittels der Bewegung von Steinen gespielt. Art. 2. Das Sdiadibrett und seine Anordnung

1. Das Sdiadibrett besteht aus 64 gleichgroßen, quadratischen, abwechselnd hellen (die „weißen" Felder) und dunklen Feldern (die „schwarzen" Felder). 2. Das Schachbrett wird derart zwischen die Spieler gelegt, daß das jedem Spieler zugewandte Eckfeld zur Rechten ein weißes ist. 3. Die acht Aufeinanderfolgen von Feldern, die von dem dem einen der Spieler zugewandten Brettrand zu dem dem anderen Spieler zugewandten Brettrand verlaufen, heißen „Linien". 4. Die acht Aufeinanderfolgen von Feldern, die von einem Brettrand zum anderen im rechten Winkel zu den Linien verlaufen, heißen „Reihen". 5. Die Aufeinanderfolgen von gleichfarbigen Feldern, die sich an den Ecken berühren, heißen „Diagonalen". 11

Art. 3. Die Steine und ihre Anordnung

Bei Spielbeginn verfügt der eine Spieler über 16 helle Steine (die „weißen" Steine), der andere über 16 dunkle Steine (die „schwarzen Steine").

Diese Steine sind die folgenden: Ein weißer König mit dem gebräuchlichen Symbol Eine weiße Dame mit dem gebräuchlichen Symbol

^J^

Zwei weiße Türme mit dem gebräuchlichen Symbol Zwei weiße Läufer mit dem gebräuchlichen Symbol Zwei weiße Springer mit dem gebräuchlichen Symbol Acht weiße Bauern mit dem gebräuchlichen Symbol

^

Ein schwarzer König mit dem gebräuchlichen Symbol Eine schwarze Dame mit dem gebräuchlichen Symbol Zwei schwarze Türme mit dem gebräuchlichen Symbol Zwei schwarze Läufer mit dem gebräuchlichen Symbol Zwei schwarze Springer mit dem gebräuchlichen Symbol

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Acht schwarze Bauern mit dem gebräuchlichen Symbol Die Anfangsstellung der Steine auf dem Schachbrett ist die folgende:

a

b

c

d

e

f

g h

a

b

c

d

e

f

g h

Zu Artikel 3 Man spridit also von einer a-, b-, c-, d- usw. Linie, einer 1., 2., 3., 4. usw. Reihe und der Diagonale al-h8, c2-h7, h3-c8 usw. Vgl. Nachtrag 1, Das algebraische System. Art. 4. Die Spielführung

1. Die beiden Spieler müssen abwechselnd spielen, wobei sie jedesmal einen Zug ausführen. Derjenige, der die weißen Steine hat, beginnt die Partie. 2. Man sagt, daß ein Spieler am Zuge ist, wenn die Reihe an ihm ist, einen Zug zu tun. Art. 5. Der allgemeine Begriff des Zuges

1. Mit Ausnahme der Rochade (Art. 6) ist ein Zug das Bewegen eines Steines von einem Feld auf ein anderes, das entweder frei oder nur von einem gegnerischen Stein besetzt ist. 13

2. Kein Stein, mit Ausnahme des Turmes bei der Rochade und des Springers (Art. 6), kann ein Feld überschreiten, das von einem anderen Stein besetzt ist. 3. Wird ein Stein auf ein von einem gegnerischen Stein besetztes Feld gezogen, so schlägt (nimmt) er mit dem gleichen Zuge den dort befindlichen Stein. Dieser muß sofort vom Brett entfernt werden, und zwar von demjenigen Spieler, der die Wegnahme bewirkt hat. Bezüglich des Schlagens (Nehmens) „en passant" siehe Art. 6. Zu Artikel 5, Ziffer 2 Es sei auf Artikel 7 b) und Artikel 8, Absatz 2 verwiesen. Art. 6. Die besondere Gangart der Steine Der König Mit Ausnahme der Rochade bewegt sich der König von seinem Feld auf ein angrenzendes Feld, das nicht von einem gegnerischen Stein bedroht ist. Die Rochade ist eine Bewegung des Königs, vervollständigt durch die eines Turmes. Sie gilt als ein einziger Zug (und zwar als Königszug) und wird genau folgendermaßen ausgeführt: Der König verläßt sein ursprüngliches Feld, um auf derselben Reihe eines der beiden nächsten Felder gleicher Farbe zu besetzen; sodann zieht derjenige Turm, zu dem sich der König hinbewegt hat, über den König hinweg auf dasjenige Feld, das dieser soeben überschritten hat. Die Rochade ist nach beiden Seiten ein für allemal unmöglich, wenn der König bereits gezogen hat. Die Rochade ist ebenfalls 14

ein für allemal unmöglich mit einem Turm, der bereits hat. Die Rochade ist vorübergehend

gezogen

verhindert:

a) wenn das ursprüngliche Feld des Königs oder das Feld, das der König überschreiten soll, oder dasjenige, das er besetzen soll, von einem gegnerischen Stein bedroht ist, b) wenn sich Steine zwischen dem König und demjenigen Turm befinden, auf den sich der König hinbewegen soll. Die Dame Die Dame bewegt sich auf den Linien oder Reihen oder Diagonalen, auf denen sie sich befindet. Der Turm Der Turm bewegt sich auf den Linien oder Reihen, auf denen er sich befindet. Der Läufer Der Läufer sich befindet.

bewegt sich auf den Diagonalen,

auf denen er

Der Springer Die Bewegung des Springers setzt sich aus zwei verschiedenen Schritten zusammen. Er macht einen Schritt auf ein unmittelbar angrenzendes Feld der Linie oder Reihe, sodann unter gleichzeitiger weiterer Entfernung vom Ausgangsfeld einen Schritt auf ein unmittelbar angrenzendes Feld der Diagonale. Der Bauer Der Bauer bewegt sich nur

vorwärts. 15

a) Mit Ausnahme eines Schlagfalles geht er von seinem ursprünglichen Felde aus um ein oder zwei freie Felder auf der Linie vor und in der Folge um ein freies Feld auf der Linie. In einem Schlagfalle bewegt er sich auf ein solches Feld vorwärts, das auf der Diagonale an sein eigenes grenzt. b) Ein Bauer, der ein Feld bedroht, das von einem gegnerischen Bauern bei dessen Doppelschritt vom Ursprungsfelde aus überschritten worden ist, kann diesen Bauern — aber nur im unmittelbar darauffolgenden Zuge — so schlagen, als ob dieser sich nur um ein Feld vorwärts bewegt hätte. Dieses Schlagen heißt „Schlagen en passant". c) Jeder Bauer, der die letzte Reihe erreicht hat, muß sofort, als Bestandteil des gleichen Zuges, in eine Dame, einen Turm, einen Läufer oder einen Springer von gleicher Farbe verwandelt werden, nach Wahl des Spielers und ohne Rücksicht auf die anderen noch auf dem Brett befindlichen Steine. Dieses Verwandeln eines Bauern heißt „Umwandlung". Die Wirkung des umgewandelten Steines tritt sofort in Kraft.

Zu Artikel 6, der König Die hier vorgeschriebene Ausführungsweise des Rodiierens besagt, daß nicht zuerst der Turm angefaßt werden sollte. Auf dem Kongreß in Stockholm wollte man sogar folgende weitgehende Konsequenz daraus ziehen, die schon früher von vielen Seiten befürwortet worden war: Wird der Turm zwecks Rochierens zuerst berührt, so darf nur der Turm ziehen. — Diese Auslegung der Bestimmung wurde aber schon auf dem nächsten Kongreß in Schafihausen 1953 von der Mehrheit der Delegier16

ten nicht mehr für wünschenswert gehalten und als zu hart empfunden. Wir weisen also ausdrücklich darauf hin, daß eine in falscher Reihenfolge ausgeführte Rochade nicht deren Unausführbarkeit zur Folge hat und der Turnierleiter dementsprechend zu entscheiden hat. — Zur Vermeidung von Streitfällen, namentlich bei internationalen Kämpfen, gewöhne man sich aber daran, zuerst den König seinen Doppelschritt tun zu lassen.

Art. 7. Die Ausführung der Züge

Die Ausführung eines Zuges ist vollendet: a) bei der Bewegung eines Steines auf ein freies Feld, wenn der Spieler den Stein losgelassen hat, b) beim Schlagen, wenn der geschlagene Stein vom Schachbrett entfernt worden ist und der Spieler seinen eigenen Stein auf den neuen Platz gestellt und losgelassen hat, c) bei der Rochade, wenn der Spieler den Turm auf dem vom König überschrittenen Feld losgelassen hat. Wenn der Spieler den König losgelassen hat, ist der Zug noch nicht ausgeführt, aber der Spieler ist dann nicht mehr berechtigt, einen anderen Zug auszuführen als die Rochade. d) bei der Umwandlung eines Bauern, wenn der Bauer vom Schachbrett entfernt worden ist und wenn der Spieler den neuen Stein, der auf das Umwandlungsfeld gestellt worden ist, losgelassen hat. Wenn der Spieler den auf dem Umwandlungsfeld angelangten Bauern losgelassen hat, ist der Zug noch nicht ausgeführt, aber der Spieler ist dann nicht mehr berechtigt, den Bauern auf ein anderes Feld zu ziehen. 2 Turnier-Tasdienbudi

17

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Zu Artikel 7, Buchstabe d Wenn in der vorstehenden Stellung Weiß c7-c8 zieht und den Bauern losläßt, ohne sofort den neuen Stein an seine Stelle zu setzen, ist der Zug zwar noch nidit vollendet, doch ist Weiß nicht mehr berechtigt, den Bauern etwa nach c7 zurückzustellen und nunmehr c7 X d8 zu ziehen. Art. 8. Der berührte Stein

Unter der Bedingung, daß er seinen Gegner vorher davon in Kenntnis gesetzt hat, kann der am Zuge befindliche Spieler einen oder mehrere Steine auf deren Feldern zurechtrücken. Mit Ausnahme dieses Falles muß ein am Zuge befindlicher Spieler, wenn er einen oder mehrere Steine berührt hat, seinen Zug so ausführen, daß er von den berührten Steinen, die überhaupt gezogen oder geschlagen werden können, den zuerst berührten zieht oder schlägt. 18

Wenn der Spieler Steine verschiedener Farbe berührt, muß er den feindlichen Stein schlagen mit dem eigenen berührten Stein oder, wenn das nicht möglich ist, mit einem anderen Stein. Wenn keiner der berührten oder geschlagenen Steine gezogen oder geschlagen werden können, darf der Spieler einen regelgemäßen Zug ausführen nach eigener Wahl. Wenn der Gegner es unterlassen hat, auf die Nichtbefolgung dieser Regel hinzuweisen, bevor er seinerseits einen Stein berührt hat, oder wenn keiner der oben angeführten Züge nach den Regeln ausgeführt werden kann, bleibt dieser Verstoß ohne Folgen. Zu Artikel 8 Der erste Absatz betrifft die Ankündigung „J'adoube" oder „Idi stelle zurecht". Es ist jetzt bestimmt worden, daß man sowohl die eigenen als auch die feindlichen Steine nach vorheriger Ankündigung zurechtrücken kann. Das steht im Gegensatz zu einem früheren und jetzt abgeschafften Gesetz, wonach man nur die eigenen Steine berühren durfte. Neu ist ferner der Wortlaut „der am Zuge befindliche Spieler". Gemeint ist damit vielleicht, daß der nicht am Zuge befindliche Spieler seinen Gegner im Nachdenken stören könnte. Allerdings würde eine solche Handlung des nicht am Zuge befindlichen Spielers für ihn keine nachteiligen Folgen haben. Möglicherweise ist daher der Wortlaut auch so zu verstehen, daß man während des Nachdenkens des Gegners keinen gesetzlichen Vorschriften unterworfen ist, höchstens solchen des guten Benehmens. Der zweite Absatz enthält eine neue von der bisherigen Regelung abweichende Bestimmung, beschlossen auf dem F I D E Kongreß in Vancouver 1971. Bei Berühren eines eigenen und 2*

19

eines feindlidien Steines ist es jetzt wichtig, was zuerst berührt wurde. Wir geben hierzu folgendes Beispiel: a

b

c

d

e

f

g

h

a b c d e f g h Der Führer der weißen Steine sieht, daß er durch 1. L c 2 x h 7 + Sf8 X h7 2. D h 3 x e 6 oder 1. L c 2 x h 7 + Kg8—h8 2. Lh7—f5 die schwarze Dame erobern kann. Versehentlich nimmt er aber den Bauern h7 mit seinem Läufer cl. — Es ist jetzt festgelegt, daß der Bauer h7 in jedem Fall weggenommen werden muß, also mit dem Läufer d3 oder mit der Dame h3. Nach diesem neuen Wortlaut ist allerdings nicht restlos klargestellt, ob in diesem Beispiel nach seinem Verstoß Weiß die Wahl hat zwischen 1. L c 2 x h 7 + und 1. D h 3 x h 7 + , oder ob der Gegner darüber entscheiden dürfte. Wir neigen jedodi dazu, daß man dem Weißen darüber freie H a n d läßt, also demjenigen, der sich geirrt hat. 20

Art. 9. Regelwidrige Züge l.,Wenn im Laufe einer Partie festgestellt wird, daß ein Zug regelwidrig ausgeführt worden ist, muß die Stellung so wiederhergestellt werden, wie sie vor der Ausführung des regelwidrigen Zuges bestanden hat. Die Partie wird alsdann unter Anwendung der Regel des Artikels 8 mit dem den regelwidrigen Zug ersetzenden Zug weitergespielt. Wenn die Stellung nicht wiederhergestellt werden kann, ist die Partie ungültig, und es muß eine neue Partie gespielt werden. 2. Wenn im Laufe einer Partie einer oder mehrere Steine verrückt und unrichtig wiederaufgestellt worden sind, muß die Stellung so wiederhergestellt werden, wie sie vor der Regelwidrigkeit bestanden hat; die Partie wird alsdann fortgesetzt. Wenn die Stellung nicht wiederhergestellt werden kann, ist die Partie ungültig und es muß eine neue gespielt werden. 3. Wenn nach einem Partieabbruch die Stellung unrichtig wiederaufgebaut worden ist, muß sie so wiederhergestellt werden, wie sie beim Abbruch bestanden hat; die Partie wird dann weitergespielt. 4. Wenn während der Partie festgestellt wird, daß die Anfangsaufstellung der Steine unrichtig war, ist die Partie ungültig und es muß eine neue gespielt werden. 5. Wenn während der Partie festgestellt wird, daß die Lage des Schachbretts unrichtig ist, muß die erreichte Stellung auf ein richtig liegendes Schachbrett übertragen werden, und die Partie wird weitergespielt. Zu Artikel 9 Die Spielregelkommission der Fide hat entschieden, daß die Begriffe „im Laufe der Partie" und „während der Partie" sich 21

auf den Zeitpunkt der Feststellung beziehen, nicht auf den objektiven Verlauf in der Partie. Das hat zur Folge, daß j i a c h Beendigung einer Partie eine Reklamation in bezug auf einen Regelverstoß nicht mehr berücksichtigt werden kann, gleichgültig ob es sich um regelwidrige Züge, verkehrte Brettlage oder falsche Stellung der Steine handelt. Ist eine Partie zur Abschätzung abgebrochen, so ist sie so lange nicht als beendet anzusehen, bis der Turnierleiter eine Entscheidung getroffen hat. Nach Beendigung einer Partie ist deren Ergebnis auch dann gültig, wenn durch ein Versehen der Spieler oder der Turnierleitung die Spieler mit verkehrter Farbe gespielt haben.

Art. 10. Das Schachbieten

1. Der König steht im Schach, wenn sein Feld von einem gegnerischen Stein bedroht wird; man sagt dann, dieser bietet dem König Schach. 2. Dem Schach muß im unmittelbar darauffolgenden Zuge begegnet werden. Wenn dem Schach nicht begegnet werden kann, dann nennt man dies „Matt". (Siehe Art. 11,1.) 3. Ein Stein, der ein dem eigenen König gebotenes Schach unterbricht, kann dabei seinerseits dem gegnerischen König Schach bieten. Art. 11. Die gewonnene Partie

1. Die Partie ist für denjenigen Spieler gewonnen, der den König des Gegners mattgesetzt hat. 2. Die Partie wird für denjenigen Spieler, dessen erklärt, daß er aufgibt, als gewonnen gerechnet. 22

Gegner

Art. 12. Die unentschiedene Partie

Die Partie ist

unentschieden,

1. wenn der König des am Zuge befindlichen Spielers nicht im Schach steht, dieser Spieler aber keinen Zug ausführen kann. Man sagt dann: Der König ist „patt"; 2. durch Übereinkunft

der beiden

Spieler;

3. auf Verlangen eines der Spieler, wenn die gleiche Stellung dreimal vorkommt, jeweils mit demselben Spieler am Zuge. Die Stellung wird als die gleiche angesehen, wenn Steine gleicher Art und gleicher Farbe auf den gleichen Feldern stehen und wenn die Möglichkeiten, diese Steine zu ziehen, gleichfalls dieselben sind. Das Recht, ein Unentschieden zu beanspruchen, schließlich demjenigen Spieler zu:

steht

aus-

a) der in der Lage ist, einen Zug zu machen, der zur nochmaligen Wiederholung der Stellung führt, vorausgesetzt, daß er im voraus seine Absicht erklärt, diesen Zug auszuführen; b) der auf einen Zug zu antworten hat, durch den die nochmals wiederholte Stellung zustandegekommen ist. Wenn ein Spieler gezogen hat, ohne ein Unentschieden gemäß der vorstehenden Regel unter a) und b) beansprucht zu haben, verliert er das Recht, ein Unentschieden geltend zu machen; er erlangt indessen dieses Recht wieder, wenn die gleiche Stellung erneut mit demselben Spieler am Zuge vorkommt; 4. wenn ein am Zuge befindlicher Spieler nachweist, daß mindestens 50 Züge von beiden Seiten geschehen sind, ohne daß ein Stein geschlagen worden ist oder ein Bauer gezogen hat. 23

Diese Zahl von 50 Zügen kann für bestimmte Stellungen unter der Voraussetzung erhöht werden, daß die Zahl der zusätzlichen Züge und diese Stellungen vor Partiebeginn festgesetzt worden sind. Zu Artikel 12 Ziffer 2 besagt, daß sich die Spieler jederzeit auf Remis einigen können. Irgendwelche Einschränkungen wie etwa die frühere Bestimmung, daß mindestens 30 Züge erfolgt sein müssen oder der Turnierleiter um Erlaubnis gebeten, gibt es in der Fide nicht mehr. Der Deutsche Schachbund hat aber diese Bestimmungen beibehalten, um wenigstens zu vermeiden, daß Spieler aus Angst oder Bequemlichkeit ein frühzeitig angebotenes Remis annehmen statt zu kämpfen. Es sind oft Bestimmungen gegen ein zu häufiges Remisanbieten gefordert worden. Die Fide hält solche Bestimmungen für nicht erforderlich und ist der Auffassung, daß der Artikel 18, 1 c gegen derartige Belästigungen ausreichenden Schutz gewährt. Der Turnierleiter kann danach gegebenenfalls mit Strafen einschreiten. Die Regelung in Ziffer 3 ist außerordentlich wichtig, sie bildet Gegenstand vieler Streitfälle und Schiedsgerichtsverhandlungen. Jeder Spieler muß wissen, daß er das Remis wegen einer zum dritten Male herbeigeführten gleichen Stellung nur beanspruchen kann v o r Ausführung seines Zuges. Bei Abwesenheit von Zeugen und der Klarheit halber wird er diesen Zug zweckmäßigerweise auch nadi seiner Erklärung nicht am Brett ausführen, sondern den Turnierleiter rufen und diesem den Zug mitteilen, den er aus zum dritten Male gleicher Stellung oder mit Herbeiführung derselben tun kann und beabsichtigt zu tun. 24

Der Inhalt der 50-Züge-Regel ist klar. Dagegen hat die Erweiterung der Zügezahl über 50 hinaus praktisch niemals eine Rolle gespielt. Uns ist kein einziger Fall bekannt, wo diese Erweiterung der Zügezahl vor Turnierbeginn angekündigt und dann auch zur Anwendung gekommen ist. Hier handelt es sich also lediglich um Offenhaltung einer zukünftigen Regelung bei neuen Erkenntnissen in der Endspieltheorie. Im Rahmen des Artikels 12 ist die Frage aufgetaucht, ob ein Spieler eine Partie durdi Zeitüberschreitung verlieren kann, wenn eine Stellung entstanden ist, in der ein Matt nicht mehr möglich ist. Ein krasser Fall wäre also der, daß beide Spieler nur noch einen König haben. Die Regelkommission der Fide hat entschieden, daß der Artikel 12 Ziff. 4 gilt, was mithin bedeutet, daß im angegebenen Fall einer der Spieler ungehindert auf Zeitüberschreitung weiterspielen darf. Solche Fälle können natürlich unter Umständen hart an den Rand des groben Unfugs führen. Es wird Aufgabe des Turnierleiters sein, sich dann der Sache gebührend anzunehmen. II. Teil. E r g ä n z u n g s r e g e l n f ü r und W e t t k ä m p f e

Turniere

Art. 13. Das Aufsdireiben der Partien

1. Jeder Spieler ist gehalten, während der Partie seine Züge auf ein vorgeschriebenes Formular klar und leserlich niederzuschreiben (siehe Nachtrag Nr. 1). 2. Wenn ein Spieler von außerordentlicher Zeitnot bedrängt wird und sich augenscheinlich vor der Unmöglichkeit sieht, die unter 1 genannte Auflage zu erfüllen, muß er sich dennoch bemühen, die Anzahl der ausgeführten Züge auf seinem Formular 25

zu kennzeichnen (markieren). Sobald die Zeitschwierigkeiten nicht mehr bestehen, ist er unbedingt verpflichtet, sein Partieformular durch Niederschreiben der ausgelassenen Züge unverzüglich zu vervollständigen. Au} jeden Fall hat er nicht das Recht, ein Remis gemäß Art. 12., 3 zu beanspruchen, solange die das Remis herbeiführenden Züge nicht entsprechend der Bestimmung von Art. 13,1 aufgeschrieben worden sind. Zu Artikel 13 Zur ordnungsmäßigen Abwicklung eines Turniers ist es notwendig, daß jeder der beiden Spieler mitschreibt und nach Beendigung der Partie eine richtige und leserliche Aufzeichnung beim Turnierleiter abliefert. Wann „außerordentliche Zeitnot" vorliegt, entscheidet im Zweifelsfalle der Schiedsrichter. Wenn es einem Spieler nicht möglich ist, sein Formular zu vervollständigen, ohne das Formular seines Gegners zurate zu ziehen, so muß er dieses dem Turnierleiter mitteilen, der darüber zu entscheiden hat, ob die Vervollständigung der Aufzeichnung vor der Zeitkontrolle getan werden kann, ohne den anderen Spieler zu stören. Dieser kann sich nicht weigern, sein Formular vorzuzeigen, denn das Formular ist Eigentum der Turnierdirektion und die Vervollständigung der Aufzeichnung geschieht ja, während die Uhr seines Gegners läuft. In allen anderen Fällen kann die Ergänzung der Aufzeichnung nur nach der Zeitkontrolle geschehen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: a) einer der Spieler hat sein Formular nicht ganz ausgefüllt — dann geschieht die vollständige Aufzeichnung, während seine Uhr läuft; 26

b) beide Spieler haben ihr Formular nicht ausgefüllt: Die Uhren werden abgestellt, bis beide Formulare ergänzt sind. Art. 14. Der Gebraudi der Schachuhr 1. In einer festgesetzten Zeit muß jeder Spieler eine bestimmte Zahl von Zügen machen. Diese beiden Faktoren müssen im voraus festgelegt worden sein. 2. Die Zeitkontrolle wird für jeden Spieler mittels einer Uhr ausgeübt, die mit einer besonderen Vorrichtung versehen ist. 3. Zu dem für den Beginn der Partie festgesetzten Zeitpunkt wird die Uhr desjenigen Spielers in Gang gesetzt, der die weißen Steine hat. In der Folge stellt jeder Spieler nach Ausführung seines Zuges die eigene Uhr ab und setzt die des Gegners in Gang. 4. Betreffs der Erledigung der vorgeschriebenen Zügezahl gilt der letzte Zug erst dann als ausgeführt, wenn der Spieler seine Uhr abgestellt hat. 5. Jedes Zeichen, das von einer Uhr oder ihrer Vorrichtung gegeben wird, gilt als endgültig, sofern keine offensichtlichen Mängel vorliegen. Ein Spieler, der einen solchen Mangel festgestellt wissen will, muß dies tun, sobald er ihn bemerkt. 6. Wenn die Partie aus irgendeiner Ursache, die nicht einem der Spieler zur Last gelegt werden kann, unterbrochen werden muß, werden die Uhren bis zur Beseitigung der Ursache abgestellt. Dies wird beispielsweise erforderlich sein, wenn eine regelwidrige Stellung berichtigt werden muß, wenn eine fehlerhafte Uhr auszuwechseln ist oder wenn der Stein, in den ein Spieler einen auf die letzte Reihe gelangten Bauern umzuwandeln erklärt, nicht sofort zur Verfügung steht. 27

7. Wenn es im Falle von Artikel 9, Absatz 1 und 2, nicht möglich ist, die von jedem Spieler im Augenblick der Regelwidrigkeit verbrauchte Zeit wiederherzustellen, so ist jedem von ihnen bis zu diesem Augenblick eine Zeit anzurechnen, die derjenigen proportional ist, die die Uhren im Augenblick der Feststellung der Regelwidrigkeit anzeigen. Beispiel: Nach dem 30. Zuge wird festgestellt, daß sich im 20. Zuge eine Regelwidrigkeit ereignete. Wenn die Uhr für die 30 Züge 1 Stunde und 30 Minuten (90 Minuten) bei Weiß und 1 Stunde (60 Minuten) bei Schwarz anzeigt, so folgert man daraus, daß für die ersten 20 Züge von den Spielern folgende Zeiten verbraucht worden sind: Weiß

90 x 20 = 60 Minuten

To Schwarz

60 x 20 = 40 Minuten 30 Zu Artikel 14

Wieviel Züge in einer festgesetzten Zeit zu leisten sind, kann also, soweit keine bindenden Vorschriften bestehen wie z.B. in der Turnierordnung des Deutschen Schachbundes, für jedes Turnier frei bestimmt werden. Üblich ist es, daß Partien nur abgebrochen werden zu einem Zeitpunkt, wo beide Partner bei voller Ausnutzung der ihnen zustehenden Bedenkzeit ihr „Soll" erfüllt haben. Das bedeutet, daß für Hängepartien im allgemeinen entweder zwei Stunden oder vier Stunden zur Verfügung stehen müssen, wenn nicht 28

ausdrücklich festgesetzt wird, daß eine Kontrolle dann nach halben Stunden stattfinden soll. Jedenfalls müssen alle Regelungen dieser Art durch Aushang bei Turnierbeginn bekannt gemacht werden. Ziffer 2 weist auf die Notwendigkeit hin, auf einer Schachuhr den Zeitpunkt des Hinweggehens des großen Zeigers über die 12 genau zu kennzeichnen durch eine besondere Vorrichtung, meistens ein „Fallblättchen". Nur so läßt sich auch nachträglich und ohne Zeugen feststellen, ob ein Spieler seine vorgeschriebene Zügezahl rechtzeitig ausgeführt hat. Es muß eine klare Grenze geben, wann eine Zeitüberschreitung vorliegt und wann nicht. Sollte einmal bei einem minder wichtigen Schachkampf — beispielsweise in einem örtlichen Verein — keine Schachuhr mit Fallblättchen oder einer entsprechenden Vorrichtung vorhanden sein, so würde nach Ausführung des letzten Zuges des vorgeschriebenen Pensums eine Zeitüberschreitung vorliegen, wenn der große Zeiger über den Teilstrich der 12 auf dem Ziffernblatt hinweggegangen ist und wenn zwischen Strich und Zeiger die Farbe des Ziffernblattes sichtbar wird. Die passive Aussageform zu Beginn von Ziffer 3 ( „ . . . wird die Uhr desjenigen Spielers in Gang gesetzt.. .") ist vermutlich gewählt worden, weil offen gelassen werden soll, ob die Uhr erstmalig in Gang gesetzt wird vom Turnierleiter, dessen Helfer oder vom Führer der schwarzen Steine mit oder ohne Aufforderung des Turnierleiters. Es empfiehlt sich aber, den Turnierleiter über den Zeitpunkt des Spielbeginns entscheiden zu lassen, besonders in solchen Fällen, wo einer der Gegner abwesend ist. 29

Die gleiche Regelung, wie unter Ziffer 3 angegeben, ist auch anzuwenden, wenn beide Spieler nicht erschienen sind. Treffen beide Spieler zusammen 50 Minuten zu spät ein, so wird nicht etwa die beiderseits verstrichene Zeit geteilt, sondern dem Weißen, der ja am Zuge war, allein die Bedenkzeit um 50 Minuten gekürzt. Ziffer 4 beseitigt im Falle einer fraglichen Zeitüberschreitung auch nachträglich jede Unklarheit darüber, ob der letzte vorgeschriebene Zug gerade noch rechtzeitig erfolgt ist oder nicht. Auf Zeugenaussagen kann jetzt immer verzichtet werden; die Uhr allein gibt erschöpfende Auskunft. Ein Spieler kann sich nicht mehr darauf berufen, daß das Blättchen erst gefallen ist, nachdem er seinen letzten erforderlichen Zug gemacht hat. H a t der Spieler die Uhr bedient, so kann ja danach nicht mehr das Blättchen fallen — es sei denn, der Partner hätte anschließend bereits einen weiteren Zug ausgeführt und dann die Uhr des gefährdeten Partners erneut in Gang gesetzt. Dann aber kann er natürlich nicht mehr reklamieren. Daraus ergibt sich, daß eine genaue Aufzeichnung und Numerierung der Züge im beiderseitigen Interesse liegt. Die Schachuhr ist also ein integrierender Bestandteil des Zuges. Als einzige Ausnahme zu der unter Ziffer 4 festgelegten Regel gilt der Sonderfall, daß die Partie beim letzten Zuge vor der Zeitkontrolle durch Matt oder durch Patt beendet ist. In Ziffer 5 ist von offensichtlichen Mängeln der Uhr und deren Vorrichtung die Rede. Es könnte vorkommen, daß ein Fallblättchen nicht nach der vollen Stunde, sondern schon drei Minuten vorher — im Gegensatz zur Stellung des Minutenanzeigers — den Stundenablauf anzeigt. Dann wäre es unbillig, 30

auf Zeitüberschreitung zu erkennen. Eher schon wird die Frage strittig, wenn nur noch eine halbe oder eine Viertel-Minute bis zur Stellung des großen Zeigers auf 12 fehlt; wollte man auch hier die Vorrichtung an der Uhr nicht anerkennen, so wäre diese Vorrichtung selber überflüssig und dann besser nur noch die Stellung des Minutenzeigers als maßgebend anzusehen; das würde aber immer wieder zu den aus der Vergangenheit bekannten unerfreulichen Streitigkeiten führen, weil es keine einwandfreie Grenze gäbe. — Heute gilt fast überall folgender gut durchdachte Brauch: Tritt die Vorrichtung der Uhr (das „Fallblättchen") weniger als eine Minute vor Minutenzeigerstellung auf 12 („vor voll") in Aktion, so gilt die Stunde als abgelaufen und gegebenenfalls die Zeit als überschritten. Fällt aber das Blättdien früher als eine Minute vor voll (was selten vorkommt), so entscheidet in diesem Fall nicht das Fallblättchen, sondern der Minutenzeiger. Zum Ausgleich dieses Unsicherheitsfaktors von einer Minute wird bei Spielbeginn der Minutenzeiger auf eine Minute vor voll oder (bei zweieinhalbstündiger Bedenkzeit) auf eine Minute vor halb gestellt. Ein Spieler hat dann also mindestens zwei beziehungsweise zweieinhalb Stunden Bedenkzeit zur Verfügung, und wenn er Glück hat — bei exakt arbeitendem Fallblättchen — sogar noch eine Minute mehr. Zu den „offensichtlichen Mängeln" gehört auch ein oft erst zu spät bemerktes gleichzeitiges Laufen beider Uhren oder ein zeitweises Aussetzen eines der beiden Uhrwerke. Weist einer der beiden Gegner darauf hin, so ist folgende Handhabung zu empfehlen: Der Turnierleiter stellt eine einwandfrei arbeitende Ersatzuhr zur Verfügung und überträgt die auf der falsch gehenden Uhr abgelesenen Zeiten auf die neue. Nur in dem Falle, 31

wo der benachteiligte Spieler bereits weniger als zehn Minuten vor der Zeitkontrolle steht (dessen Uhr also zu Unrecht mitlief) wird seine Uhr auf zehn Minuten vor voll zurückgestellt. D a durch wird eine schuldlose Zeitüberschreitung vermieden, wenn der technische Fehler der Uhr erst in der kritischen Lage entstanden ist. Jeder Spieler hat daher im eigensten Interesse darauf zu achten, ob sich an der Uhr Mängel der genannten Art zeigen, und sofort darauf hinzuweisen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Eine Bestimmung darüber, was zu geschehen hat, wenn Mängel an der Uhr nach Beendigung der Partie festgestellt werden, enthält die Ziffer 5 nicht. Eine solche nachträgliche Feststellung dürfte keine rückwirkende Kraft haben, d. h. also ohne Folgen bleiben. In Ziffer 6 werden die Gründe gekennzeichnet, die zum Anhalten beider Schachuhren berechtigen. Die Beispiele ließen sich in sinngemäßer Weise noch ergänzen durch folgende Vorfälle: Versagen der Raumbeleuchtung, von der Turnierleitung angeordnete oder geduldete Blitzlichtaufnahmen oder Vorbereitung derselben durch Bestrahlung mit Jupiterlampen, Bekanntmachungen des Turnierleiters oder Veranstalters in Form von Ansprachen während der Spielzeit und ähnliche Dinge. — Dagegen kann ein Spieler nicht etwa beanspruchen, daß die Uhren abgestellt werden zwecks Vergleichung der bisherigen Zugnotierungen, sofern dem der Gegner widerspricht. Derjenige, der eine Zeitüberschreitung feststellen lassen will, ruft den Turnierleiter herbei, und dieser ist berechtigt, die Uhren abzustellen, um zunächst die Zugnotierungen nachzuprüfen, bei fehlender Ubereinstimmung auch den Spielverlauf. Bis zum Erscheinen des Turnierleiters muß der reklamie32

rende Spieler jedoch seine eigene Uhr, sofern er am Zuge ist, weiterlaufen lassen. Selbstverständlich ist seitens der Leitung Vorsorge dafür zu treffen, daß der Turnierleiter innerhalb von Sekunden zu erreichen ist; denn es könnten sich ja beide Partner in Zeitnot befinden. Zur Zeitüberschreitung ist noch folgendes zu sagen. Die Bestimmung in der Turnierordnung des alten Deutschen Schachbundes, nach der eine Zeitüberschreitung dann nicht anerkannt wurde, wenn sie bei dem nicht am Zuge befindlichen Spieler dadurch eintrat, daß dessen Uhr lief, gilt heute nicht mehr. Vergißt ein Spieler, seine Uhr zu drücken, geht dies zu seinen Lasten. Art. 15. Der Abbruch der Partie 1. Wenn nach Ablauf der für das Spiel vorgeschriebenen die Partie nicht beendet ist, muß der am Zuge befindliche ler seinen folgenden Zug in vollständiger Notation auf Formular niederschreiben, dieses Formular sowie das des ners in einen Umschlag tun, den Umschlag schließen und die Uhr abstellen. Wenn der Spieler den erwähnten Zug dem Schachbrett ausführt, muß er diesen selben Zug auf Formular schreiben. 2. Auf dem Umschlag sind a) die Namen

der

Zeit Spiesein Gegdann auf sein

anzugeben:

Spieler,

b) die Stellung im Augenblick

des Abbruchs

c) die von jedem Spieler verbrauchte

der

Partie,

Zeit,

d) der Name desjenigen Spielers, der seinen Zug niedergeschrieben („abgegeben") hat, und die Ziffer dieses Zuges. 3. Der Umschlag muß sicher aufbewahrt 3

Turnier-Taschenbudi

werden. 33

Zu Artikel 15 Ziffer 1 legt fest, welche Partei den letzten Zug „abzugeben", also niederzuschreiben und in den Umschlag zu tun hat. Das wird in vielen Situationen nicht gleichgültig sein. Der Turnierleiter muß daher durch mündliche Aufforderung oder Signal den genauen Zeitpunkt der Spielunterbrechung bekanntgeben, und dann soll niemand mehr durch rasches Ziehen erreichen können, daß statt dessen der Gegner abgeben muß. Das Abgeben ist immer dann von Nutzen, wenn man den Gegner bei mehreren möglichen und gleichwertigen Fortsetzungen im unklaren darüber lassen kann, welche von diesen man wählt; ferner auch dann, wenn man einen Zug zur Verfügung hat, der die im Augenblick vorhandenen Chancen nicht beseitigt, etwa ein Schachgebot, das später die Wiederherstellung der gleichen Situation erlaubt. Dagegen wird man es möglichst vermeiden, mit dem Abgabezug vor eine weittragende Entscheidung gestellt zu werden, weil man j a in diesem Augenblick nur beschränkte Bedenkzeit hat, der Partner dagegen anschließend viele Stunden darauf verwenden kann, die jeweils richtigen Entgegnungen herauszufinden und alle Möglichkeiten des weiteren Ablaufs zu studieren, wobei er außerhalb des Turnierlokals sogar R a t schläge anderer Spieler einholen kann. Nach Erfüllung der vorgeschriebenen Zügezahl wird der erfahrene Spieler bereits in einem solchen Augenblick, wo er noch nichts verderben kann, nicht mehr weiterspielen und auf das Abgabesignal warten, um den unverbindlichen Zug dann aufzuschreiben und in den Umschlag zu geben.

34

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In der abgebildeten Stellung sieht der Spieler Meyer bei seinem letzten Zuge vor der Zeitkontrolle, daß er als Weißer zwei Bauern erobern kann und zieht ganz richtig 40. T h l x h 6 + ! Sein Gegner Schulze antwortet erzwungenermaßen 4 0 . . . g 7 x h 6 , und schon will Meyer seine Hand erheben, um den selbstverständlichen nächsten Zug 41. D f 8 x h 6 + auszuführen . . . da erkennt er gerade noch rechtzeitig, daß er nach der weiteren erzwungenen Entgegnung 4 1 . . . Dg8-h7 vor die unausweichliche Frage gestellt wird, ob er dann den Turm nehmen oder mit 42. D h 6 - f 8 + Tg5-g8 43. Df8-f6 + und weiteren Schachgeboten auf d8, f6 und h4 einem sicheren Remis zusteuern soll. Nimmt Meyer den Turm, so kann Schulze unter anderem mit Dh7-e7+ den Damentausch erzwingen. Das sich dann ergebende Endspiel von fünf Bauern gegen zwei Bauern und Springer sieht gewiß ganz hoffnungsvoll aus für Weiß; doch bedarf es wohl einiger Erfahrung oder eingehender Unter3»

35

suchung, um zu wissen, ob Weiß hierbei nicht auch einiges Risiko eingeht und sich vielleicht lieber doch für das Remis entscheiden soll. Meyer beschließt also, mit der Ausführung seines selbstverständlichen Zuges 41. Df8 Xh6 + bis zur Aufforderung zur Zugabgabe zu warten. Schließlidi steht er vom Brett auf, geht im Saal umher und betrachtet die anderen Kämpfe. „Sie sind am Zuge, Herr Meyer, Sie müssen spielen!" sagt ein Zuschauer. „Ich will meinen Zug nachher abgeben." — „Dürfen Sie das? Ihr Partner wird sich langweilen." — „Ich darf jederzeit meine Uhr laufen lassen, das ist ja mein eigener Nachteil." — Herr Meyer hat recht. Natürlich könnte er auch mit Herrn Schulze vereinbaren, die Partie schon jetzt abzubrechen, damit beide nach Hause gehen. Ein einsichtiger Turnierleiter wird dagegen nichts einwenden, sofern Herr Meyer es sich gefallen läßt, daß die bis zum allgemeinen Abbruch noch fehlende Zeit auf Herrn Meyers Uhr hinzugerechnet wird. Ziffer 1 von Artikel 15 sagt ferner im letzten Satz aus, daß man im Augenblick der Aufforderung zur Zugabgabe dennoch am Brett ziehen darf; doch kann dann der Gegner darauf bestehen, daß dieser Zug auch der im Umschlag abgegebene ist, und daß nicht etwa er, der Gegner, seinerseits den nächsten Zug abgibt. Man darf also „offen" abgeben, und man wird das beispielsweise dann tun, wenn der Zug auf der Hand liegt oder wenn man den Gegner davon überzeugen will, daß die Partie für ihn verloren oder aber remis ist, damit er sich sofort mit einem entsprechenden Ergebnis einverstanden erklärt. In Ziffer 2 ist aufgezählt, was auf dem Umschlag stehen muß. Diese Angaben zeichnet üblicherweise derjenige Spieler auf dem Umschlag auf, der nicht den Zug abgibt, während sein Partner über den Abgabezug nachdenkt. Bei bedeutenden Turnieren 36

wird meistens noch ergänzend bestimmt, daß auf dem Umschlag beide Spieler durch Unterschrift die Richtigkeit der Angaben anerkennen, insbesondere die Bedenkzeiten. Ziffer 3 will zunächst verhüten, daß der Umschlag von irgend jemand vor Wiederaufnahme des Spiels geöffnet und der Abgabezug dem Gegner verraten wird. Das wird sich allerdings höchst selten ereignen. Wichtig ist aber vor allem, daß der U m schlag auch nicht abhandenkommt, wonach die Regelung nach Artikel 16, Ziffer 5, den wir sogleich kennen lernen werden, erfolgen müßte. Art. 16. Die Wiederaufnahme der Partie

1. Im Augenblick der 'Wiederaufnahme ist die Stellung auf dem Schachbrett wiederherzustellen und die von beiden Gegnern im Augenblick des Abbruchs verbrauchte Bedenkzeit auf den Uhren einzustellen. 2. Der Umschlag wird nur geöffnet, wenn der am Zuge befindliche Spieler (das ist derjenige, der auf den im Umschlag abgegebenen Zug zu antworten hat) zugegen ist. Dessen Uhr wird in Gang gesetzt, sobald der aufgezeichnete Zug auf dem Schachbrett ausgeführt worden ist. 3. 'Wenn der am Zuge befindliche Spieler abwesend ist, wird seine Uhr in Gang gesetzt; der Umschlag darf aber erst im Augenblick seiner Ankunft geöffnet werden. 4. Wenn derjenige Spieler abwesend ist, der seinen Zug im Umschlag niedergeschrieben hat, braucht der am Zuge befindliche Spieler den niedergeschriebenen Zug nicht auf dem Schachbrett zu beantworten. Er ist berechtigt, seinen Antwortzug auf sein Formular zu schreiben, dieses in einen Umschlag zu 37

tun, seine Uhr ab- und die des Gegners anzustellen. Der Umschlag muß in sichere Aufbewahrung gegeben werden, um erst bei Ankunft des Gegners geöffnet zu werden. 5. Wenn der Umschlag mit dem beim Abbruch niedergeschriebenen Zug verschwunden ist, ohne daß sich durch eine Verständigung der beiden Spieler untereinander die Stellung und die für die abgebrochene Partie verbrauchten Zeiten wiederherstellen ließen, oder wenn aus irgendeinem anderen Grunde die betreffende Stellung und die betreffenden Zeiten nicht wiederhergestellt werden können, wird die Partie für ungültig erklärt. An Stelle der abgebrochenen Partie muß eine neue Partie gespielt werden. Wenn der Umschlag mit dem gemäß Absatz 4 niedergeschriebenen Zuge verschwunden ist, muß die Partie wieder aufgenommen werden, und zwar mit derStellung im Augenblick des Abbruchs und den im betreffenden Augenblick verbrauchten Zeiten. 6. Wenn bei einer Wiederaufnahme die verbrauchten Zeiten unrichtig eingestellt worden sind und wenn einer der Spieler vor seinem ersten Zuge darauf hinweist, muß der Irrtum berichtigt werden. Wenn bis dahin der Irrtum nicht festgestellt worden ist, geht die Partie ohne Berichtigung weiter. Zu Artikel 16 Das Einstellen der Uhren und das Wiederaufbauen der Stellung kann an Hand des Umschlages vom Turnierleiter oder dessen Helfer vorgenommen werden, bevor die Spieler erscheinen; denn Gegenteiliges wird in Ziffer 1 nicht gesagt. Die Bestimmungen von Ziffer 2 bis 5 sind erst vor etwa zwanzig Jahren eingeführt worden. Früher wurde zum fest38

gesetzten Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Umschlag vom Turnierleiter geöffnet, gleichgültig, ob beide Spieler anwesend waren oder nicht. Das könnte aber dazu führen, daß der am Zuge befindliche Spieler vorsätzlich zunächst nicht erscheint, sondern stattdessen einen Freund als Beobachter schidct, sich von diesem sodann an einem anderen geheimen Ort den Abgabezug mitteilen läßt und ungestört an einem Brett, vielleicht sogar unter Heranziehung von Beratern, die beste Weiterführung der Partie ausprobiert. Hiergegen richten sich die Bestimmungen der Ziffern 2 und 3 als Vorsichtsmaßnahme. Dem gleichen Gesichtspunkt dient auch Ziffer 4 in dem Falle, daß derjenige abwesend ist, der den letzten Zug abgegeben hat. Der Modus der nochmaligen Zugabgabe ist etwas umständlich, und der anwesende Spieler wird sehr oft von diesem Recht keinen Gebrauch machen. Einem Anspruch des anwesenden Spielers auf nochmalige Geheimabgabe seines Zuges muß jedoch der Turnierleiter immer stattgeben. Ein Vorfall, wie in Ziffer 5 geschildert, wäre zweifellos sehr ärgerlich, besonders dann, wenn auf Grund dessen die ganze bisherige Zugfolge der Partie ungültig werden würde. Es wäre daher zu überlegen, ob man nicht den Spielern erlauben sollte (die Regeln besagen darüber nichts), wenigstens den Durchschlag ihrer Aufzeichnungen auf dem Partieformular nach Spielabbruch an sich zu nehmen und nur die Originale in den Umschlag zu geben. Das Abgeben beider Originalaufzeichnungen findet darin seine Rechtfertigung, daß bei Schreibfehlern oder Unstimmigkeiten später für den Turnierleiter eine Kontrollmöglichkeit bestehen muß.

39

Art. 17. Der Verlust der Partie Eine Partie ist für denjenigen Spieler

verloren

1. der nicht die vorgeschriebene Ziigezahl in der Zeit gemacht hat, 2. der am Brett mit mehr als einer Stunde scheint,

festgesetzten

Verspätung

er-

3. der im Umschlag einen regelwidrigen oder einen so ungenau beschriebenen Zug abgegeben hat, daß er nicht eindeutig zu bestimmen ist, 4. der sich während einer Partie weigert, Spielregeln zu befolgen.

die

vorliegenden

Wenn beide Spieler mit mehr als einer Stunde Verspätung am Schachbrett erscheinen oder sich weigern, die vorliegenden Spielregeln zu beachten, wird die Partie für beide für verloren erklärt. Zu Artikel 17 Hier sind f ü r den Gebrauch des Turnierspiels die Verlustmöglichkeiten von Artikel 11 noch erweitert worden. Ziffer 1 und 2 bedürfen keines Kommentars. Ziffer 3 will verhindern, daß jemand einen mehrdeutigen oder regelwidrigen Zug niederschreiben könnte, um nach Wiederaufnahme die vorteilhaftere Möglichkeit zu wählen. Man war in früheren Zeiten oft geneigt, regelwidrige oder mehrdeutige Angaben dann nicht mit Partieverlust zu bestrafen, wenn es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um offensichtliche Schreibfehler handelte und wenn nach Lage der Dinge kein Zweifel bestehen konnte, was gemeint war. Wir sind jedoch heute der Ansicht, daß die Bestimmung 17, 3 ausnahmslos und mit aller 40

Härte angewandt werden muß, weil es andernfalls schwer wäre Grenzen zu ziehen und ständige Streitigkeiten zu vermeiden. Man kann von einem Turnierspieler verlangen, daß er seinen Abgabezug mit genügender Sorgfalt niederschreibt, am besten grundsätzlich in ausführlicher Notation. Wer sich daran gewöhnt hat, beim Abgabezug T a l - d l zu schreiben und nicht etwa nur T d l , dem kann niemals das Mißgeschick unterlaufen, daß vielleicht ein nicht beachteter Turm, der auf d5 steht, ebenfalls nach dl ziehen kann. Ziffer 4 — Weigerung, die Regeln zu befolgen — könnte schon dann vorliegen, wenn ein Spieler ohne triftigen Grund von Anfang an seine Züge nicht notiert; sollte dieses einmal vorübergehend in Zeitnot nicht geschehen, so liegt keine grundsätzliche Weigerung vor und ist keine Strafe zu verhängen — außer Versagung des Reklamationsrechtes im Falle gegnerischer Zeitüberschreitung. Ein ständiges Unterlassen des Mitschreibens trotz der Aufforderung des Turnierleiters wäre dagegen fraglos ein Regelverstoß. Art. 17 A Die unentschiedene Partie 1. Ein Remisvorschlag gemäß Art. 12,2 kann von einem Spieler nur unmittelbar nach Ausführung seines Zuges gemacht werden. Er hat danach die Uhr seines Gegners in Gang zu setzen, der das Remis annehmen oder ablehnen kann, letzteres entweder mit Worten oder indem er einen Zug macht. In der Zwischenzeit kann der Spieler, der den Remisvorschlag gemacht hat, sein Angebot nicht zurückziehen. 2. Wenn ein Spieler Remis gemäß Art. 12,3

beansprucht, 41

muß seine Uhr weiterlaufen, keit des Anspruches bestätigt

bis der Turnierleiter hat.

die Zulässig-

Wenn der Anspruch sid) als berechtigt erweist, wird die Partie für unentschieden erklärt, selbst wenn derjenige, der den Anspruch erhebt, inzwischen die Zeit überschritten hat. Wenn der Anspruch sich als unberechtigt erweist, wird die Partie fortgesetzt, es sei denn, daß die Bedenkzeit desjenigen, der den Anspruch erhebt, inzwischen überschritten wurde, in welchem Falle die Partie für den Betreffenden für verloren erklärt wird. Zu Artikel 17 A Die Neufassung des ersten Absatzes von Artikel 17 A ist 1964 in Tel Aviv beschlossen worden. Die Spielregelkommission gibt dazu folgende Erläuterung: „Diese Bestimmung ist f ü r den Fall anzuwenden, daß ein Spieler, der Remis angeboten hat, dieses ohne ersichtlichen Grund wiederholt, bevor der Gegner, solange dieser am Zuge ist, von dem Recht, in das Remis einzuwilligen, Gebrauch gemacht hat." Die neuere Bestimmung ist jedenfalls klarer als die frühere, sie enthält auch den Vorteil, daß derjenige, der Remis anbietet, zunächst das Risiko eingehen muß, durch seinen Zug die Chancen für den Gegner deutlicher klarzulegen. Im schweizerischen „Schach-Brevier" findet sich folgende Auslegung von 17 A, Absatz 1: „Wenn ein am Zuge befindlicher Spieler Remis in einem Augenblick vorgeschlagen hat, in dem seine Uhr im Gange ist, und der Gegner, anstatt auf das Remisangebot mit ja oder nein zu antworten, auf der Ausführung des Zuges besteht, so ist der Spieler, der Remis vorgeschlagen hat, 42

an sein Angebot nach Ausführung des Zuges nicht mehr gebunden." — Wir würden diese Auffassung nicht teilen, sondern aus dem Text von 17 A, 1 entnehmen, daß der das Remis vorschlagende Spieler an sein Angebot gebunden bleibt, bis der G e g n e r nach diesem Angebot gezogen hat. Ein Spieler braucht ja auf die Frage seines Gegners überhaupt nicht zu antworten, sondern er kann stillschweigend warten, bis der RemisAnbieter gezogen hat. Deshalb ist unseres Erachtens auch die Aufforderung, erst einen Zug zu machen, nicht mit einer Ablehnung des Remisangebotes gleichzusetzen, diese Aufforderung beinhaltet vielmehr eine Anweisung an den Remis-Anbieter, sich entsprechend dem Artikel 17 A, Absatz 1 zu verhalten. Art. 18. Das Betragen der Spieler 1. a) Es ist den Spielern verboten, während des Spieles sieb geschriebener oder gedruckter Aufzeichnungen zu bedienen oder die Partie auf einem anderen Schachbrett zu analysieren; es ist gleichfalls verboten, zu Ratschlägen oder Warnungen Dritter seine Zuflucht zu nehmen, gleichgültig, ob diese dazu aufgefordert worden sind oder nicht. b) Während des Spieles oder während dessen Unterbrechung ist jedes Analysieren im Spielsaal untersagt. c) Es ist verboten, den Gegner abzulenken oder zu stören, auf welche Weise auch immer. 2. Zuwiderhandlungen gegen die in Absatz 1 aufgestellten Regeln können Strafen bis zum Partieverlust nach sich ziehen. Zu Artikel 18 Über das Betragen der Spieler sind nur noch diejenigen Vorschriften aufgezählt worden, die als absolut notwendig angese43

hen werden. Früher gab es noch eine Reihe von weiteren Regeln, deren Beachtung teilweise für jeden wohlerzogenen Menschen selbstverständlich ist, oder aber auch nach heutiger Auffassung durch Strafandrohung nicht ausdrücklich erzwungen zu werden braucht. Hierzu gehörte seinerzeit, daß man zu den eigenen und gegnerischen Zügen keine mündlidien Kommentare machen soll; nicht auf die Felder hinweisen oder diese berühren, um sich das Berechnen der Zugfolgen zu erleichtern; dem abgegebenen Zug keine schriftliche Aufforderung zum Aufgeben oder zum Remisschluß beizufügen (mündliche Remisangebote sind aber beim Abbruch der Partie gestattet!); nicht die Aufmerksamkeit seines Gegners ablenken oder ihn sonstwie zu stören. Wenn man sieht, daß die Uhr des Gegners läuft, ohne daß er am Zuge ist, so wird man als sportlich gut erzogener Mensch den Gegner darauf hinweisen; es sei aber betont, daß nach heute überwiegender Meinung hierzu keine Pflicht vorliegt, denn es ist ja Sache des Gegners, auf richtige Bedienung seiner Uhr zu achten, und im Turnier ist die Uhr auch ein Mittel des Kampfes. Es bleibt also dem Turnierleiter überlassen, ob er solche oder noch andere Bestimmungen vor dem Turnier ausdrücklich als Vorschrift durch Aushang bekanntgeben will. Der Inhalt von Ziffer 1 a ist klar und eindeutig hinsichtlich dessen, was nicht stattfinden darf. Schwieriger zu beurteilen ist die Frage, was der Turnierleiter tun soll, wenn ein Spieler von einem Zuschauer einen R a t erhält, ohne daß der Spieler durch sein Verhalten dazu Veranlassung gegeben hat. Er kann natürlich nicht dafür bestraft werden, daß jemand anders sich ihm unaufgefordert aufdrängt; audi kann er nicht gezwungen werden, die Befolgung des Rates zu unterlassen, wenn er be44

hauptet, den betreffenden Zug oder die Zugfolge ohnehin geplant zu haben. In einem solchen Falle müßte der Zuschauer verwarnt und im Wiederholungsfalle sogar aus dem Spielsaal gewiesen werden. — Anders liegt die Sache dagegen, wenn der Spieler sich auf eine Unterhaltung über die im Gange befindliche Partie einläßt. Eine solche Unterhaltung ist auch außerhalb des Spielsaales während der Spielzeit verboten; das Wort „Spielsaal" kommt in Ziffer 1 a nicht vor; dieser Abschnitt bezieht sich auf die Zeit des Spielens. In Ziffer 1 b ist dagegen einschränkend bemerkt, daß das Analysieren nach Unterbrechung der Partie nur im Spielsaal untersagt ist. Man kann also eine Hängepartie sehr wohl mit Freunden zu Hause gemeinsam am Brett untersuchen. Die Bestimmung in Ziffer 1 c in Verbindung mit Ziffer 2 gibt dem Turnierleiter die Handhabe, allen Versuchen, den Gegner abzulenken oder zu stören, entgegenzutreten, gegebenenfalls nach vorheriger Verwarnung, und damit die sinn- und sachgemäße Erledigung der Partie sicherzustellen. Was unter Störung und Ablenkung zu verstehen ist, bleibt dem freien Ermessen des Turnierleiters überlassen. Art. 19. Der Schiedsrichter des Turniers Zur Leitung des Turniers muß ein Schiedsrichter den. Dieser hat die Pflicht: zu

a) über die genaue wachen,

Befolgung

der vorliegenden

bestellt

wer-

Spielregeln

b) über den Verlauf des Turniers zu wachen, festzustellen, ob die vorgeschriebene Zeit von den Spielern überschritten worden ist, die Wiederaufnahme der abgebrochenen Partie zu regeln, 45

auf die Befolgung der Bestimmungen des Artikels 15 zu achten, insbesondere darauf, daß die Aufzeichnungen auf dem Umschlag richtig sind, den Umschlag bis zum Augenblick der Wiederaufnahme der abgebrochenen Partie aufzubewahren usw., c) die Entscheidungen, die er bei im Laufe des Turniers standenen Streitigkeiten getroffen hat, durchzusetzen,

ent-

d) den Spielern für jeden vorliegenden Regeln Strafen

der

Verstoß oder aufzuerlegen.

die Verletzung

Zu Artikel 19 Die Begriffe „Schiedsrichter" und „Turnierleiter" decken sich nicht ganz. Zu den Aufgabenbereichen des Turnierleiters gehört aber unter anderem das Schiedsrichteramt. Daneben hat er Pflichten, die sich wenigstens teilweise erstrecken auf Vorbereitung, Materialbeschaffung, Sidierung eines geeigneten Spielsaals, Einladung der Spieler, Vereinbarungen mit ihnen, Regelung von Unterkunft, Verpflegung, Reisespesen usw. Bei großen Veranstaltungen wird die Turnierleitung meistens von mehreren Personen wahrgenommen unter Aufteilung der Funktionen und oft auch noch durch einen „Organisationsstab" ergänzt. Vgl. hierzu auch die Regeln des Weltschachbundes über die Mannschaftsweltmeisterschaft (S. 152). Schiedsrichter sind dann der oberste Turnierleiter und die im Falle seiner Abwesenheit für seine Aufgaben eingesetzten Vertreter und Helfer. Meistens wird bei größeren Veranstaltungen außerdem ein Schiedsgericht von mehreren Personen entweder vom Turnierleiter bestimmt oder noch besser von den Turnierteilnehmern zu Beginn der Veranstaltung aus dem Kreise der Spieler oder sonstigen anwesenden Sachverständigen gewählt. 46

An dieses Schiedsgericht könnte dann als letzte Instanz appelliert und Einspruch gegen Entscheidungen des Turnierleiters erhoben werden. Durchweg wird es ein Turnierleiter begrüßen, wenn ihm auf diese Weise die alleinige Verantwortung für schwerwiegende Entscheidungen abgenommen wird. Zunächst soll jedoch bei allen Streitfällen der Turnierleiter als Schiedsrichter seines Amtes walten, und bei alltäglichen Angelegenheiten wird es kaum zu Protesten gegen seine Urteile kommen. In Artikel 19, Absatz a, wird allgemein gesagt, daß der Schiedsrichter über die genaue Befolgung der vorliegenden Spielregeln zu wachen hat. Das bedeutet zunächst, daß er überall dort zur Stelle sein muß, wo Meinungsverschiedenheiten über die Anwendung von Regeln auftauchen könnten, ferner Beobachter einsetzen, damit er auch im Falle unterschiedlicher Darstellung eines Sachverhaltes dem Recht zum Siege verhilft. — In den Regeln ist nichts darüber gesagt, ob der Turnierleiter bei Wahrnehmen eines regelwidrigen Zuges von sich aus eingreifen darf, ohne abzuwarten, ob einer der Spieler gegen diesen Zug Einspruch erhebt. Wegen der ärgerlichen Folgen einer Rückgängigmachung langer Zugreihen sollte man ihm nach unserer Meinung auferlegen, auf die Regelwidrigkeit von Zügen hinzuweisen. — Anders verhält es sich in einigen Fragen, die sich auf Bedienung der Schachuhr erstrecken. Nach jetzt gültiger Regelung darf der Turnierleiter nicht einen Spieler darauf aufmerksam machen, daß er vergessen hat, die Uhr abzustellen, oder darauf, daß der Gegner gezogen und die Uhr in Bewegung gesetzt hat. — Allerdings muß der Turnierleiter bei Wahrnehmung technischer Mängel an einer Uhr von sich aus einschreiten, obwohl auch die Spieler zur Meldung solcher Mängel verpflichtet sind. 47

In Absatz b sind eine Reihe von besonderen Punkten hervorgehoben, die ständige Überwachung erfordern. Eine Zeitüberschreitung muß der Turnierleiter auch dann feststellen und den Regeln entsprechend mit Partieverlust bestrafen, wenn beide Spieler darüber hinwegsehen wollen. Denn Zeitüberschreitung hat den automatischen Partieverlust zur Folge. Die Fälle, in denen sich in einem Turnier Zeitüberschreitungen anbahnen, sind selbst bei vielen gleichzeitig gespielten Partien nicht so zahlreich, als daß ihre Überwachung nicht möglich wäre, wenn erforderlich unter Einschaltung von Beobachtern. Die Feststellung einer Zeitüberschreitung kann selbstverständlich sowohl durch unmittelbares Eingreifen des Turnierleiters erfolgen als auch auf Reklamation eines Spielers. Nur daß die Feststellung immer durch den Turnierleiter vorgenommen wird, ist Vorschrift. Beim Abbruch der Partie muß der Turnierleiter auch von sich aus die auf dem Umschlag aufgezeichnete Stellung und die verbrauchten Bedenkzeiten noch einmal kontrollieren, ebenso bei Wiederaufnahme der Partie die Richtigkeit der Aufstellung entsprechend den Aufzeichnungen auf dem Umschlag. Nach Absatz c hat der Turnierleiter die getroffenen Entscheidungen durchzusetzen. Die Macht hierzu steht ihm einfach auf Grund dessen zur Verfügung, daß er über die tatsächlichen späteren Eintragungen in die Turniertabelle das letzte Wort zu sprechen hat. Selbstverständlich soll ein Turnierleiter seine Urteile nicht nur nach bestem Wissen und Gewissen fällen; er soll sich auch darum bemühen, den durch den Schiedsspruch benachteiligten Spieler von der Richtigkeit seiner Auffassung zu überzeugen. Ein Schiedsrichter muß daher den Teilnehmern gegenüber ein gewisses Ansehen besitzen, und in Meisterturnie48

ren wird der Schiedsrichter nicht selten selber ein Meister sein oder nach Möglichkeit wenigstens ein früherer aktiver Teilnehmer an Meisterturnieren. Der Weltschachbund hat bewährten Turnierleitern den Titel „Internationaler Schiedsrichter" verliehen. Die in Absatz d erwähnten Strafen für Verstoß oder Verletzung der Regeln bestehen normalerweise in der Verlusterklärung von Partien. Es ließe sich denken, daß bei geringeren Verstößen auch mildere Strafen festgesetzt werden wie etwa der Entzug eines Teiles der Tagegelder, also eine Geldstrafe; ferner bei ganz schweren oder dauernden vorsätzlichen Verletzungen der Regeln der Ausschluß aus dem Turnier. Art. 20. Der berührte Stein 1. Der am Zuge befindliche Spieler darf einen oder mehrere Steine zurechtrücken, sofern er zuvor seinen Gegner davon in Kenntnis gesetzt hat oder den Turnierleiter bei Abwesenheit des Gegners. Wenn ein am Zuge befindlicher Spieler — abgesehen vorgenannten Fall —

vom

a) einen oder mehrere eigene Steine berührt: dann muß er den zuerst angefaßten Stein ziehen, der gezogen werden kann. Wenn die zwei berührten eigenen Steine ein Turm und der König sind, dann muß der Spieler mit diesem Turm rochieren oder, wenn das regelwidrig sein sollte, mit dem König ziehen. b) einen oder mehrere Steine des Gegners berührt: dann muß er den zuerst berührten Stein schlagen, der geschlagen werden kann. 4 Turnier-Tasdienbudi

49

c) einen eigenen Stein und einen des Gegners berührt: dann muß er den gegnerischen Stein mit dem berührten eigenen Stein schlagen oder, wenn das regelwidrig sein sollte, den gegnerischen Stein mit einem anderen eigenen Stein schlagen. Wenn es unmöglich ist, den betreffenden Stein zu schlagen, muß der Spieler mit seinem eigenen berührten Stein ziehen. d) einen oder mehrere eigene Steine und zwei oder mehrere Steine seines Gegners berührt: dann muß der Gegner bestimmen: 1) weldier berührte Stein gezogen oder geschlagen werden soll. 2) welche zwei berührten Steine zum Schlagen det werden sollen.

verwen-

Wenn in der Situation, beschrieben unter a) und b) nicht festgestellt werden kann, welcher gezogene oder geschlagene Stein zuerst angefaßt worden ist, kann der Gegner bestimmen, welcher angefaßte Stein gezogen oder geschlagen werden soll. 2. Für alle Situationen, beschrieben unter Absatz 1 gilt folgendes: a) Wenn ein Spieler keinen regelgemäßen feindlichen Stein, der bleibt der Fehler ohne

einen eigenen Stein berührt, der Zug ausführen kann, oder einen nicht geschlagen werden kann, so Folgen.

b) Wenn keiner der berührten eigenen Steine einen regelgemäßen Zug ausführen kann, und keiner der berührten feindlichen Steine geschlagen werden kann, darf der Spieler einen regelgemäßen Zug nach eigener Wahl ausführen. 50

3. Der Turnierleiter kann die vorstehenden Bestimmungen anwenden, ohne daß ein Spieler Protest eingelegt hat. Wenn ein Spieler aber Protest einzulegen wünscht, muß er das tun, bevor er selber einen Stein berührt. Wenn ein Spieler eines Verstoßes gegen die vorgenannten Bestimmungen beschuldigt wird — sei es durch seinen Gegner oder durch den Turnierleiter — hat der Turnierleiter die Uhr beider Spieler abzustellen bis zu der Entscheidung über das, was zu geschehen hat. Entscheidet der Turnierleiter, daß der Gegner bestimmen darf, welcher Stein gezogen oder geschlagen werden soll, so muß die Uhr dieses Gegners in Gang gesetzt werden und so lange laufen, bis er seine Wahl getroffen hat. Erst dann darf die Uhr des anderen in Gang gesetzt werden. Zu Artikel 20 Der Artikel 20 bildet eine Ergänzung zu Artikel 8, die Bestimmungen sind wie auch die Neufassung von Artikel 8 auf dem FIDE-Kongreß in Vancouver 1971 beschlossen worden. Art. 21. Auslegung der vorliegenden Spielregeln Soweit es sich um die Anwendung oder Auslegung der vorliegenden Regeln handelt, wird die „F. I. D. E." in Zweifelsfällen etwaige Stellungnahmen prüfen und offiziell darüber entscheiden. Zu Artikel 21 Es ist zu begrüßen, daß die Fide in Zweifelsfällen über die Anwendung und Auslegung der vorliegenden Regeln entscheiden will. Allerdings wird bei einem bestimmten Turnier, das innerhalb weniger Tage oder Wochen abgewickelt werden soll, auf eine solche Entscheidung nicht gewartet werden können. 51

Man wird zweckmäßigerweise bekanntgeben, daß die Beschlüsse der Turnierleitung oder wenigstens die des (gewählten) Schiedsgerichts endgültig sind hinsichtlich der im gegenwärtigen Turnier erfolgten Anrechnung der Punkte und Verteilung der Preise. Ein Zweifel über die Auslegung sollte selbst bei wichtigen Turnieren möglichst in vierundzwanzig Stunden behoben werden, damit jeder Teilnehmer weiterhin weiß, mit welchen Tatsachen und welchem Turnierstand er zu rechnen hat. — Dagegen werden die Beschlüsse der Fide dann in Zukunft bindend sein. Die Spielregelkommission hat in den letzten Jahren noch folgende Einzelheiten empfohlen: 1. Vor Beginn der letzten Runde sollen sämtliche Partien aus den vorherigen Runden beendet sein. 2. Scheidet ein Spieler, der noch nicht die Hälfte aller Partien gespielt hat, aus dem Turnier aus, werden seine bisherigen Ergebnisse annulliert. H a t er die Hälfte oder mehr gespielt, werden ihm die restlichen Partien als verloren gerechnet. Abgebrochene Partien gelten als gespielt.

Nachtrag Nr. 1 Die Schachnotation Die Spielregeln der F. I. D. E. erkennen zur Zeit nur die beiden am meisten verbreiteten Notationssysteme an: Das algebraische System und das beschreibende System. Es steht jeder angeschlossenen jenigen der beiden Notationen zug gibt. 52

Sachorganisation frei, sich derzu bedienen, der sie den Vor-

Das algebraische

System

Allgemeine Notation Die Steine, mit Ausnahme der Bauern werden durch ihren Anfangsbuchstaben bezeichnet. Die Bauern werden nicht besonders bezeichnet. Die acht Linien (von der ersten Reihe der weißen Steine ausgehend) werden mit den Buchstaben a—h bezeichnet. Die acht Reihen werden, ausgehend von der ersten Reihe der weißen Steine, von 1 bis 8 numeriert. (In der Anfangsstellung befinden sich also die weißen Steine auf den Reihen 1 und 2 und die schwarzen Steine auf den Reihen 7 und 8.) Jedes Feld ist demnach unveränderlich durch die tion eines Buchstaben und einer Zahl bestimmt.

Kombina-

Dem Anfangsbuchstaben des Steines (mit Ausnahme des Bauern) fügt man das Ausgangsfeld und das Bestimmungsfeld hinzu. Bei der abgekürzten Notation wird das Ausgangsfeld weggelassen. Also: Lcl-f4 = der Läufer auf dem Feld cl wird auf Feld f4 gezogen. Abgekürzt: Lf4.

das

Oder aber: e7-e5 = der Bauer auf dem Feld e7 wird nach e5 gezogen. Abgekürzt: ei. Falls zwei gleichartige Figuren auf dasselbe Feld gezogen werden können, wird die abgekürzte Notation wie folgt vervollständigt: befinden sich z. B. zwei Springer auf gl und d2, so wird der Zug Sgl-f3 abgekürzt Sgf3 geschrieben. Befinden sich die Springer auf gl und gß, wird der Zug Sgl-f3 abgekürzt S1 f3 geschrieben. 53

Abkürzungen 0-0 = Rochade mit dem Turm hl oder dem Turm h8 (kurze Rochade). 0-0-0 = Rochade mit dem Turm al oder dem Turm a8 (lange Rochade), oder X = schlägt. + = gibt Schach. + + = Matt. Übliche Abkürzungen i = guter Zug. ? = schlechter Zug. In Deutschland wird nur dieses System angewandt. Das beschreibende System (siehe unten) ist in den romanischen und englisch sprechenden Nationen üblich. Das beschreibende

System

Allgemeine Notation Die Steine werden durch ihren Anfangsbuchstaben

bezeichnet.

Man unterscheidet den Turm, den Springer und den Läufer auf der Königsseite von den entsprechenden Steinen auf der Damenseite, indem man den Buchstaben K und D

hinzufügt.

Die acht Linien werden (von links nach rechts für die weißen Steine und umgekehrt für die schwarzen Steine) folgendermaßen bezeichnet: Linie des Damenturmes (TD), Linie des Damenspringers (SD), Linie des Damenläufers (LD), 54

Linie Linie Linie Linie Linie

der des des des des

Dame (D), Königs (K), Königsläufers (LK), Königsspringers (SK), Königsturmes (TK).

Die acht Reihen werden, ausgehend von der ersten Reihe, von 1 bis 8 numeriert, sowohl für die weißen wie für die schwarzen Steine. Es werden der Anfangsbuchstabe das Bestimmungsfeld bezeichnet.

des gezogenen Steines und

Beispiel: D4 LK = die Dame wird auf das vierte Feld der Linie des Königsläufers gezogen. Falls zwei gleichartige Figuren auf dasselbe Feld werden können, gibt man das Ausgangsfeld und das mungsfeld an. So bedeutet T 4 SK-2 SK, daß derjenige den Türme, der sich auf dem vierten Feld der Linie des springers befindet, auf das zweite Feld derselben Linie wird.

gezogen Bestimder beiKönigsgezogen

Abkürzungen

0-0 oder Roch. TK 0-0-0 oder Roch. TD : oder X Schach oder +

= Rochade mit dem TK (kurze Rochade), = Rochade mit dem TD (lange Rochade), = schlägt, = gibt Schach. Übliche Abkürzungen

/ = guter Zug, t = schlechter Zug. 55

Nachtrag Nr. 2 Geläufige Ausdrücke

1. Stein. Einheiten.

Allgemeiner Ausdruck für die Bezeichnung aller

2. Ein Schach abdecken. Einen Stein zwischen einen gegnerischen Stein, der ein Schach gibt, und den eigenen König stellen. Ein Springerschach kann nicht abgedeckt werden. 3. Gefesselter Stein. Von dem Stein, der ein Schach abdeckt und dessen Bewegungsfreiheit dadurch aufgehoben oder gehemmt wird, sagt man, er ist „gefesselt". 4. Aufgedecktes Schach. Ein Schach, das von einem Stein gegeben wird, dessen Wirkungskraft durch das Hinwegziehen eines anderen Steines demaskiert worden ist. 5. Doppelschach. Gleichzeitiges Schach, entstanden durch das Ziehen eines Steines, der Schach gibt und zugleich die Wirkungskraft eines anderen Steines aufdeckt, der damit seinerseits auch Schach gibt. 6. Lange Rochade. (Damenturm). 7. Kurze Rochade. h8 (Königsturm).

Rochade mit dem Turm al oder a8 Rochade mit dem Turm hl

oder

8. Qualitätsgewinn. Springers gegen einen Turm.

Tausch eines Läufers oder eines

9. Qualitätsverlust. Läufer oder Springer.

Tausch eines Turmes gegen einen

10. J'a d o u b e. Gebräuchlicher Ausdruck, wenn ein Spieler einen Stein auf dessen Feld zurechtrückt. 56

Im deutschen Sprachgebrauch wird unterschieden zwischen „Stein" und „Figur". Figuren sind König, Dame, Läufer, Springer, Turm („Offiziere"), während die Bauern für sich rangieren. Die Gesamtbezeichnung für alle Einheiten ist „Stein". Nachtrag Nr. 3 A. Fernschach-Notation (Zahlen-Notation) a) Jedes Feld des Schachbretts wird bezeichnet mit zweistelligen Zahl, wie das Diagramm hierunter zeigt:

einer

Schwarz 18

28

38

48

58

68

78

88

17

27

37

47

57

67

77

87

16

26

36

46

56

66

76

86

15

25

35

45

55

65

75

85

14

24

34

44

54

64

74

84

13

23

33

43

53

63

73

83

12

22

32

42

52

62

72

82

11

21

31

41

51

61

71

81

Weiß b) Ein Zug (einschließlich eines Wegnehmens) wird bezeichnet durch Zahlenangabe des Feldes, von dem aus ein Stein zieht, und durch die Zahl des Feldes, auf das der Stein hinzieht, so daß also eine vierstellige Zahl gebildet wird. Rochade wird einfach als Königszug ausgedrückt. Also e2-e4 (Bauer nach Kö57

nig 4) = 5254 und 0-0 (Rochade nach der Königsseite) = 5171 oder für Schwarz = 5878.

für Weiß

Ergänzende Angaben über die Zahlen-Notation finden sich im Abschnitt Fernschach (S. 151—152). B. Telegraphische Notation (Udemann-Code) a) Jedes Feld des Schachbrettes wird bezeichnet Buchstaben, wie das Diagramm hierunter zeigt.

mit

zwei

Schwarz MA

NA

PA

RA

SA

TA

WA

ZA

ME

NE

PE

RE

SE

TE

WE

ZE

MI

NI

PI

RI

SI

77

WI

ZI

MO

NO

PO

RO

SO

TO

WO

ZO

BO

CO

DO

FO

GO

HO

KO

LO

BI

CI

DI

FI

Gl

HI

KI

LI

BE

CE

DE

FE

GE

HE

KE

LE

BA

CA

DA

FA

GA

HA

KA

LA

Weiß b) Ein Zug (einschließlich eines Wegnehmens) wird bezeichnet durch Angabe der beiden Buchstaben des Feldes, von dem aus ein Stein zieht und der beiden Buchstaben des Feldes, auf das der Stein hinzieht, so daß also ein vierbuchstabiges Wort gebildet wird. Rochade wird einfach als Königszug ausgedrückt. 58

Also e2-e4 = GEGO (Bauer nach König 4) und 0-0 (Rochade nach der Königsseite) für Weiß = GAKA oder für Schwarz = SAWA. Nachtrag Nr. 4 1. Ein blinder Spieler hat die Erlaubnis, ein besonderes Schachbrett und einen besonderen Figurensatz zu benutzen. Jedes Feld dieses Brettes soll eine sichernde Öffnung enthalten, um die Schachfigur auf dem betreffenden Felde festzuhalten. Der nichtblinde Spieler soll ein normales Brett und normale Figuren benutzen. Die von beiden Spielern ausgeführten Züge werden übertragen von dem einen Brett auf das andere in der Reihenfolge, in der sie gemacht sind entsprechend den folgenden Regeln. 2. Für den blinden Spieler gelten die folgenden regeln:

Ausnahme-

a) Ein Stein gilt nur dann als berührt, wenn er aus seiner Sicherungsöffnung herausgenommen wird. b) Ein Zug ist nur dann ausgeführt, wenn ein Stein in eine Sicherungsöffnung gesetzt und, im Falle einer Wegnahme, wenn der weggenommene Stein von des Blindspielers Brett entfernt worden ist. 3. a) Sobald ein Zug gemacht worden ist, soll der Spieler ihn seinem Gegner ankündigen, der ihn unmittelbar auf sein Brett übertragen muß. b) Verspricht sich ein Spieler bei der Angabe des Zuges, so hat das für den Ansager keine Folgen. c) Wenn Schachuhren benutzt werden, muß der Spieler seine 59

Uhr abstellen und die seines Gegners in Gang setzen, die Ankündigung gemacht worden ist.

sobald

4. Ein blinder Turnierspieler darf einen Vertreter hinzuziehen (dessen Hinzuziehung der Zustimmung des Turnierleiters bedarf). Dieser soll a) auf dem Turnierbrett jeden Zug ausführen, der auf besonderen Brett des blinden Teilnehmers geschehen ist;

dem

b) jeden Zug, der auf dem Turnierbrett von dem nichtblinden Spieler gemacht worden ist, ankündigen und sich davon überzeugen, daß er auch auf dem besonderen Brett ausgeführt wird; c) feststellen, wenn gefragt, welche Zeit auf der Uhr Teilnehmers verbraucht worden ist; d) auf einem Formular alle geschehenen Züge beider aufschreiben; e) die Uhren beider stellen.

Teilnehmer

jedes Spieler

in Gang setzten und

ab-

2. Turnierordnung des Deutschen Schachbundes e.V. 1. Spielbetrieb und Spielbereditigung 1.1. Im Deutschen Schachbund (im folgenden nannt) werden folgende Turniere ausgetragen: 1. 2. 3. 4. 60

kurz DSB ge-

Nationale Deutsche Einzelmeisterschafl Internationale Deutsche Einzelmeisterschafl Kampf um den Silbernen Turm Deutsche Mannschaftsmeisterschaft

5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft Internationale Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft Deutsche Jugend-Mannschaftsmeisterschaft Jugend-Pokalmeisterschafl Internationales Juniorenturnier Offenes Deutsches Damenturnier Damen-Einzelmeisterschaft. Zu 1.1.

Im Gegensatz zur früheren Turnierordnung ist das Kandidatenturnier abgeschafft worden, neu eingeführt sind dagegen die Veranstaltungen 2, 6, 7, 8, 9 und 10. Veranlassung zur Neuregelung der Einzelmeistersdiaft und deren Trennung in 1 und 2 war die Erfahrung, daß die Nationale Deutsche Meisterschaft in der früheren Form für unsere Internationalen Meister und Großmeister nicht mehr genügend Anziehungskraft ausübte, da sie nur in internationalen Turnieren Gelegenheit fanden, Titel zu erringen und neu zu bestätigen. Die neu geschaffene Internationale Deutsche Meisterschaft, zu der für die deutschen Spieler — soweit sie nicht schon Großmeister sind — der Weg nur über die Nationale Meisterschaft führt, soll als Bewährungsprobe maßgebend sein für die Rangliste der deutschen Spitzenspieler. Bei der Nationalen Deutschen Meisterschaft hat man sich für eine große Teilnehmerzahl und für Anwendung des Schweizer Systems entschieden, so daß diese weitgehend die Funktion der früheren Kandidatenturniere ersetzt. Daneben sind durch Einrichtung des Internationalen Juniorenturiers, der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft und der Jugend-Pokal61

meistersdiaft 2usätzliche Aufstiegsmöglichkeiten für den Nachwuchs geschaffen.

1.2. An den Veranstaltungen zu 1.1.1, 1.1.3—5, 1.1.7 und 1.1.8. können nur Spieler teilnehmen, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, oder seit mindestens fünf Jahren ihren Hauptwohnsitz in der Bundesrepublik haben. In einer Vereinsmannschaft können nur zwei Ausländer zugelassen werden. Ausländer, die — sei es auch vorübergehend — ihren Wohnsitz in der Bundesrepublik haben, können in Einzelfällen an den Mannschaftskämpfen dann teilnehmen, wenn der Spielausschuß des DSB dazu seine Zustimmung gibt. Die Zustimmung wird nicht versagt, wenn im Höchstfall zwei Ausländer in einer Mannschaft spielen und diese mindestens ein Jahr spielaktive Mitglieder im Verein sind. Ziffer 5.4. der Turnierordnung (TO) findet entsprechende Anwendung. Die Teilnahme an Kämpfen in der Nationalmannschaft Heimatlandes bleibt den Ausländern gestattet.

des

Zu 1.2. In den letzten Jahren sind von den Vereinen in zunehmendem Maße vorübergehend in der Nähe wohnende Ausländer — Studenten und Gastarbeiter — mit zum Teil erheblicher Spielstärke herangezogen worden, vereinzelt wurden sogar Internationale Meister und Großmeister aus dem Ausland engagiert, was bei den konkurrierenden Vereinen Mißstimmung hervorrief. Dem wurde entgegengehalten, daß damit die Kämpfe j a eine Belebung erfuhren. Die Beschränkung auf höchstens zwei Ausländer dürfte ein Kompromiß sein, dem man zustimmen kann.

62

1.3. Dem Bund obliegt die Vertretung gegenüber schen Schachorganisationen und dem Weltschachbund tion Internationale des Echecs) (Fide). Der Bund regelt den Spielverkehr, men der Landesverbände hinausgeht,

ausländi(Fédéra-

soweit er über den insbesondere

Rah-

1. regelmäßige Durchführung Deutscher Meisterschaften (Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften), 2. Offizielle internationale Veranstaltungen. Die Spieler zu 1.3.2. werden auf Vorschlag des Spielausschusses vom Präsidenten des DSB bestimmt. Für reine Jugendkämpfe ist der Jugendwart zuständig. 1.4. Sonstige Veranstaltungen einschließlich der Vorkämpfe zu den unter Ziffer 1.1.1. bis 1.1.11. genannten Turnieren werden von den Landesverbänden in eigener Zuständigkeit durchgeführt. 1.5. Das Spieljahr ist gleich dem

Kalenderjahr

2. Nationale Deutsche Einzelmeisterschaft 2.1. Die Nationale Deutsche Einzelmeisterschaft wird in den Jahren mit gerader Endziffer nach dem Schweizer System ausgetragen, tunlichst in den Monaten April bis Mai. Bei einer Mindest teilnehmerzahl von 30 Spielern 13 Runden ausgetragen, 15 Runden bei einer Höchst merzahl von 36 Spielern. Es sind

werden teilneh-

spielberechtigt:

1. Die ersten sechs Sieger aus der letzten nalen Deutschen Einzelmeisterschaft

Natio=

6 63

2. Je drei Spieler der Landesverbände und Nordrhein-Westfalen

Bayern

3. ]e zwei Spieler der Landesverbände Hessen und Württemberg

Baden,

=

6

=

6

4. Je ein Spieler aus den anderen Landesverbänden und dem Deutschen Blindenschachbund .. =

9

f . Die Sieger aus den vorhergehenden beiden Kämpfen um den Silbernen Turm = 6. Der jeweils bestplazierte deutsche Teilnehmer aus den vorhergehenden beiden Internationalen Juniorenturnieren = 7. Freiplätze bis zu

= Zusammen

2

2 i

= 36

Zu 2.1. Die Sonderstellung einzelner Landesverbände beruht auf deren großen Mitgliederzahlen; die Sonderrechte gelten natürlich nicht für alle Zeiten, denn Mitgliederzahlen können im Laufe der Jahre an der einen Stelle zurückgehen und anderswo — etwa in Folge wirksamer Werbung — erheblich steigen. — Durch die variable Zahl von Freiplätzen in Ziffer 2.1.7. ist genügend Spielraum geschaffen, um jedem berechtigten Anspruch auf Teilnahme Geltung zu verschaffen. 2.2. Machen ein oder mehrere Spieler von ihrer Spielberechtigung keinen Gebrauch, so erhöht sich die Anzahl der Freiplätze entsprechend. 2.3. Die Freiplätze sollen vorzugsweise den aktiven Internationalen Großmeistern und den Internationalen Meistern zugeteilt werden, dann nachweisbar starken Spielern aus den 64

unter 2.1.4. aufgeführten Landesverbänden. Es bleibt dem Frauen- und Jugendwart unbenommen, für entsprechend starke Spielerinnen bzw. Jugendliche einen Freiplatz zu beantragen. Anträge über Vergabe von Freiplätzen werden von den Landesverbänden an den Spielausschuß gestellt. 2.4. Die Entscheidung über die Besetzung der Freiplätze trifft auf Vorschlag des Spielausschusses der Präsident des DSB. 2.5. Der ausrichtende Landesverband hat Anspruch auf einen der in diesem Turnier zur Verfügung stehenden Plätze, falls sich eine ungerade Zahl von Teilnehmern ergibt. 2.6. Die Paarung der Spieler wird vom Turnierleiter im Beisein von drei Turnierteilnehmern ausgelost. Ab der zweiten Runde werden die Spieler mit der gleichen Punktzahl ausgelost und die Farbe gewechselt. Falls erforderlich, werden die Spieler mit der nächst höheren oder nächstniedrigen Punktzahl ausgelost. Kein Spieler darf mehr als zweimal hintereinander die weißen oder schwarzen Steine führen. 2.7. Der Sieger des Turniers erhält den Titel Meister 19..".

„Deutscher

2.8. Die Inhaber des zweiten bis vierten Platzes erhalten den Titel „Schachmeister". Die ersten vier Sieger erhalten die Spielberechtigung für die nächstjährige Internationale Deutsche Einzelmeisterschaft. Zu 2.8. Daß man den Begriff „Schachmeister" (schlechthin!) jetzt sparsamer verwendet und die Erreichung eines der ersten vier Plätze zur Voraussetzung macht, ist bestimmt zu begrüßen; 5

Turnier-Taschenbuch

65

früher wurde den ersten neun bestplazierten Spielern dieser Titel auf Lebenszeit zuerkannt. Unser Begriff „Schachmeister" entspricht der in der Fide geläufigen Bezeichnung eines „Nationalen Meisters" im Gegensatz etwa zum „Internationalen Meister" und „Internationalen Großmeister". 2.9. Die ersten sechs Sieger sind vorberechtigte an der nächsten, zwei Jahre später stattfindenden Deutschen Einzelmeisterschaft.

Teilnehmer Nationalen

Zu 2.8. und 2.9. Daß an Erfolge in der Nationalen Meisterschaft klare, weitreichende Rechte geknüpft sind, wird deren Bedeutung und Anziehungskraft auf deutsche Spitzenspieler zweifellos vergrößern. 2.10. Bei Punktgleichheit entscheidet zunächst das einfache System Buchholz. Ergibt auch dies Punktgleichheit, entscheidet die Anzahl der gewonnenen Partien. Bei Punktgleichheit auf den ersten Plätzen entscheiden zwei Kurzpartien von 20 Minuten Bedenkzeit je Spieler. Bei nochmaliger Gleichheit entscheidet Buchholz und wenn noch notwendig werden sollte, verfeinertes Buchholz. Bei mehr als zwei Punktgleichen entscheidet ein einrundiges Turnier mit obiger Regelung. Zu 2.10. Bei Punktgleich auf dem ersten Platz von zwei oder mehr Spielern hatte man in der Vergangenheit immer Stichkämpfe für notwendig erachtet, die sich dann mitunter über Monate hinauszögerten und wiederholt als unentschieden abgebrochen wurden. Man wünscht heute eine schnelle Entscheidung am 66

Veranstaltungsort selber innerhalb von 24 Stunden. Auf einer Versammlung von Verbandsturnierleitern und Schachmeistern in München im März 1971 wurde deshalb die vorstehende Regelung beschlossen. Es bleibt abzuwarten, wie weit sich das neue Verfahren bewährt, sofern es in nächster Zeit angewandt werden müßte. 2.11. Eine errungene Bevorrechtigung gilt immer nur für das nächste entsprechende Turnier und ist nicht auf ein späteres Turnier übertragbar. 3. Internationale Deutsche Einzelmeisterschaft 3.1. Die Internationale Deutsche Einzelmeisterscbaft wird in den Jahren mit ungerader Endziffer als Rundenturnier der Kategorie I a gemäß den vom FIDE-Kongreß 1965 beschlossenen Reglement ausgetragen. 3.2. Bei der Durchführung der Internationalen Meisterschaften (IDM) gelten die jeweils gültigen gen der FIDE für I a-Turniere.

Deutschen Bestimmun-

4. Silberner Turm 4.1. Der Kampf um den Silbernen Turm wird nach dem Knockout-System durchgeführt. Über die Teilnahmeberechtigung innerhalb der Landesverbände entscheiden diese in eigener Zuständigkeit. Zu 4.1. Auf dem DSB-Kongreß in Berlin 1971 hat Präsident Ludwig Schneider empfohlen, für diesen "Wettbewerb zur Erinnerung an den Initiator und Stifter des Wanderpreises die Bezeichnung 5*

67

„Dähne-Pokal" zu verwenden, obwohl der verstorbene Präsident Emil Dähne hierbei nicht einen Pokal, sondern eine originellere Form des Preises gewählt hat. Man wird weiterhin wohl mit beiden Bezeichnungen rechnen müssen; der Begriff „Silberner Turm" für diese seit 1952 bewährte Veranstaltung ist im Bewußtsein weiter Kreise fest verankert. Der zweite Satz in Abschnitt 4.1. soll örtlich unterschiedlichen Verhältnissen Rechnung tragen. Ein Landesverband könnte beispielsweise beschließen, daß für den Silbernen Turm die einzelnen Bezirke ihren besten Spieler ermitteln und daß aus dem Kreise der Bezirkssieger der Verbandssieger im Knockout-System oder sogar im Rundensystem ermittelt wird. Ferner könnte ein Landesverband aus propagandistischen Gründen in seinem Bereich auch Nichtmitglieder zum Kampf um den Silbernen Turm zulassen. 4.2. Nach Abschluß der Kämpfe innerhalb der Landesverbände werden die Kämpfe auf Bundesebene in den Monaten Dezember, Januar und Februar durchgeführt. Die letzte Runde wird während des jeweiligen Kongresses des DSB ausgetragen. Zu 4.2. Die letzte Runde um den Silbernen Turm auf dem Kongreß soll diesen mit einem bedeutenden Schachereignis verbinden und gleichzeitig den Schlußkampf um den Silbernen Turm nodi mehr in das Rampenlicht der Öffentlichkeit rücken. 4.3. Teilnahmeberechtigt an den Kämpfen auf Bundesebene sind: 1. je zwei Spieler aus Bayern und Nordrhein= 4 Westfalen 68

2. je ein Spieler aus den übrigen den

Landesverbän-

=

11

=

1

Zusammen =

16

3. ein Spieler des Deutschen Blindenschachbundes

4.4. Die Einzelkämpfe auf Bundesebene werden durch den Turnierleiter des DSB tunlichst nach verkehrsgemäßen Überlegungen eingeteilt. Die beiden Vertreter von Bayern und NRW sind in den Vorrunden nicht unter sich zu paaren, sondern mit einem Vertreter eines benachbarten Landesverbandes. 4.5. Die Turnieraufsicht und das Amt des Schiedsrichters Ubernimmt der Vorsitzende oder Turnierleiter des örtlichen Schachvereins. 4.6. Der erste Gewinnpunkt entscheidet. Es sind im Höchstfall drei Partien auszutragen, und zwar die erste am Sonnabendabend, die zweite am Sonntagvormittag und die dritte am Sonntagnachmittag. Ist dann noch keine Entscheidung gefallen, entscheidet das Los. 4.7. Der reisende Turnierteilnehmer wählt die Uhrseite und führt bei der ersten Runde die weißen Steine, bei der zweiten bzw. dritten Partie wird die Farbe gewechselt. 4.8. Die Paarung, die der Bundesturnierleiter vornimmt, hat so zu erfolgen, daß Reisen und die Führung der weißen Steine möglichst gleichmäßig verteilt werden. Besteht darin bei Beginn der Endrunde zwischen den beiden Teilnehmern kein Unterschied, ist die Farbe vom Bundesturnierleiter oder seinem Stellvertreter auszulosen. 4.9. Der Pokalsieger erwirbt die Spielberechtigung für die nächste Nationale Deutsche Einzelmeisterschaft (Ziffer 2.1.5. der TO). 69

5. Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 5.1. An der Deutseben Mannschaftsmeisterschaft dürfen nur Vereinsmannschaften teilnehmen. Es wird mit Achtermannschaften gespielt. 5.2. Zu den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften werden von den Landesverbänden Bayern und Nordrhein-Westfalen je 2 Mannschaften, von den anderen 11 Landesverbänden und dem Deutschen Blindensdoachbund je eine Mannschaft zugelassen. 5.3. Vorberechtigungen des DSB ausgeschlossen.

sind in der

Mannschaftsmeisterschaft

5.4. Wer zu Beginn eines Spieljahrs für einen Verein spielberechtigt ist, behält die Spielberechtigung auch für die Kämpfe der DSB-Ebene. 5.5. Die Mannschaften (8 Stamm- und bis zu 8 Ersatzspieler) sind jeweils über den Turnierleiter des Landesverbandes zu dem vom Turnierleiter des DSB bekanntgegebenen Termin zu melden, und zwar namentlich in der Reihe der Brettbesetzung. 5.6. Die Brett folge darf während einer Mannschaftsmeisterschaft jeweils nicht mehr als um einen Platz geändert werden. Fehlt ein Spieler, so müssen die Ersatzleute in der gemeldeten Reihenfolge unter Aufrücken der Mannschaft unten angeschlossen werden. Zulässig ist auch unter Namensnennung der nicht eingesetzten Spieler ein Offenlassen einzelner Bretter. 5.7. Die Mannschaftsmeisterschaft wird jeweils mit einem mindestens dreiwöchigen Abstand in 1. einer Vorrunde und 2. einer Endrunde ausgetragen. 70

5.8. In der Vorrunde werden vier Gruppen (Nordost, west, Südost, Südwest) zu je vier Mannschaften gebildet.

Nord-

5.9. Die Verteilung der 16 teilnehmenden Mannschaften auf die Gruppen soll grundsätzlich so erfolgen, daß Extrementfernungen möglichst vermieden werden. Gleiche Paarungen wie in den Vorjahren sind tunlichst zu vermeiden. Die Gruppen sollen möglichst gleichstark gehalten werden. Mannschaften aus gleichen Landesverbänden sind in der Vorrunde verschiedenen Gruppen zuzuteilen. Die Einteilung erfolgt durch den Bundesturnierleiter mit Zustimmung des Spielausschusses. 5.10. Die Vorrunden auf Bundesebene werden als einfache Rundenturniere (jeder gegen jeden) ausgetragen, der Turnierleiter des DSB bestimmt für jede Gruppe einen Schiedsrichter, der keinem der beteiligten Landesverbände angehören darf. Jeder Mannschaftssieg wird mit zwei Punkten, jeder unentschiedene Kampf mit einem Punkt und jeder Verlust mit null Punkten gewertet. Bei Punktgleichheit entscheidet die höhere Zahl der Partiepunkte aus den jeweiligen drei Kämpfen. Ergibt sich auch danach kein Unterschied, entscheidet die Berliner Wertung für die drei Paarungen des jeweiligen Kampfes. Zu 5.10. Im Weltschachbund und in mandien deutschen Landesverbänden werden die erzielten Brettpunkte zusammengezählt und als in erster Linie maßgebend festgesetzt. Im Deutschen Schachbund hat sich jedoch die Mehrheit der Landesverbände für die primäre Wertung der Mannschaftssiege entschieden. Für beide Auffassungen lassen sich viele Gründe anführen. Vielleicht hat der praktische Gesichtspunkt den Ausschlag gegeben, daß im Falle der „Siegwertung" bei einem Stande von 4Vs : IV2 71

die noch schwebenden Partien — da nunmehr belanglos — mit Remis oder mit Verlust der schlechter stehenden Partei abgebrochen werden können, wodurch Zeit gespart wird für eine frühere Abreise der Mannschaft. Ferner könnte bei der „Brettwertung" eine an aussichtsloser Stelle stehende Mannschaft eine befreundete andere durch ein Ergebnis von 8 : 0 in entscheidendem Maße begünstigen. Die im letzten Satz von 5.12 erwähnte Berliner Wertung besteht darin, daß Punkte an den oberen Brettern mehr zählen sollen als an den unteren. Ein Gewinnpunkt am ersten Brett einer Achtermannschaft wird also mit 8 Punkten beredinet, am zweiten Brett mit 7, am dritten Brett mit 6 Punkten usw., am letzten Brett mit 1 Punkt. Remisen zählen die Hälfte. 5.11. Die vier Gruppensieger nehmen an der Endrunde

teil.

5.12. Die Endrunde wird als einfaches Rundenturnier gespielt. Vereine des gleichen Landesverbandes sind in der ersten Runde zu paaren. 5.13. Der Endrundensieger wird nach den gleichen Bewertungsgrundsätzen wie in Ziffer 5.12 der TO ermittelt. 5.14. Der Endrundensieger erhält den Titel „Deutscher Mannschaftsmeister 19...". 6. Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft 6.1. Teilnahmeberechtigt sind Jugendliche, die das 20. Lebensjahr nicht überschritten haben. Stichtag ist der 1. September. 6.2. Vorberechtigungen sind ausgeschlossen. 6.3. Es nehmen höchstens 24 Spieler teil. Jeder band entsendet wenigstens einen Teilnehmer. 72

Landesver-

6.4. Bei Punktgleichheit entscheidet zunächst das einfache System Buchholz. Ergibt dies auch Punktgleichheit, entscheidet die Anzahl der gewonnenen Partien. Bei Punktgleichheit auf den ersten Plätzen, entscheiden zwei Kurzpartien von 20 Minuten Bedenkzeit je Spieler. Bei nochmaliger Gleichheit entscheidet Buchholz und wenn notwendig werden sollte, verfeinertes Buchholz. Bei mehr als zwei Punktgleichen entscheidet ein einrundiges Turnier mit obiger Regelung. 6.5. Der Sieger erhält den Titel „Deutscher 19...".

Jugendmeister

6.6. Einzelheiten über die Austragung der DJEM sind in der Spielordnung der DSJ geregelt. 7. Internationale Deutsche Jugendmeistersdiafl 7.1. Teilnahmeberechtigt sind Jugendliche, die das 20. Lebensjahr nicht überschritten haben. Stichtag ist der 1. September. 7.2. Die IDJM wird, sofern die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind, jährlich ausgetragen. Übe* die Austragung entscheidet der Vorstand der DSJ in Abstimmung mit dem Präsidenten des DSB. 7.3. Das Turnier wird nach Schweizer System ausgetragen. 7.4. Die Teilnehmer setzen sich nach Möglichkeit zur Hälfte aus deutschen und ausländischen Jugendlichen zusammen. 7.5. Der Sieger erhält den Titel „Internationaler Jugendmeister 19 ...". 7.6. Einzelheiten zur Austragung der IDJM Spielordnung der DSJ geregelt.

Deutscher sind in der

73

8. Deutsche Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 8.1. Teilnahmeberecbtigt sind Jugendliche, die das 20. Lebensjahr nicht überschritten haben. Stichtag ist der 1. September. Mitgliedschaft im meldenden Landesverband ist Voraussetzung. 8.2. Es wird mit Landesverbands- (nicht Vereins-)Mannschaften gespielt. Jede Mannschaft besteht aus 6 Spielern und einem Ersatzmann. 8.3. Für die Austragung der Deutschen JMM stehen je nach den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln folgende Alternativen zur Wahl: 1. Ein Turnier über 6 Runden nach Schweizer System mit 16 Mannschaften, 2. ein Turnier mit einer Vorrunde zu 4 Gruppen mit je 4 Mannschaften und einer Endrunde mit den 4 Siegern aus der Vorrunde; jede Gruppe spielt ein einfaches Rundenturnier. 8.4. Über die Wahl des Austragungsmodus nach 8.3. entscheidet der Vorstand der DSJ in Abstimmung mit dem Präsidenten des DSB. 8.5. Jeder Landesverband schaft.

entsendet wenigstens eine Mann-

8.6. Der Sieger erhält den Titel „Deutscher schaftsmeister 19 .. 8.7. Einzelheiten zur Austragung Spielordnung der DS] geregelt.

Jugend-Mann-

der DJ MM sind in der

9. Deutsche Jugend-Pokalmeisterschaft 9.1. Teilnahmeberechtigt sind Jugendliche, die das 20. Lebensjahr nicht überschritten haben. Stichtag ist der 1. September. 74

9.2. Die Kämpfe werden nach dem K. o.-System 9.3. Jeder Landesverband einen Teilnehmer.

9.4. Der Sieger erhält den Titel „Deutscher meister 19...". 9.5. Einzelheiten Pokal-Meisterschaft geregelt.

durchgeführt.

des DSB entsendet

wenigstens Jugend-Pokal-

zur Austragung der Deutschen Jugend(DJPM) sind in der Spielordnung der DSJ

10. Internationales Junioren-Turnier 10.1. Teilnahmeberechtigt sind Junioren, jahr noch nicht vollendet haben.

die das 25. Lebens-

10.2. Es wird alljährlich ein einfaches Rundenturnier mit 16 Teilnehmern ausgetragen, von denen die Landesverbände im DSB acht Junioren stellen, deren Spielstärke und Erfolge eindeutig nachzuweisen sind. 10.3. Die Auswahl der deutschen Spieler trifft nach Vorschlag des Turnierleiters des DSB der Spielausschuß. Die Einladung erfolgt nach Zustimmung durch den Präsidenten des DSB. 10.4. Die acht ausländischen Junioren sind tunlichst aus acht verschiedenen Nationen auszuwählen und vom Turnierleiter nach Rücksprache und mit Zustimmung des Präsidenten einzuladen. 10.5. Für die Durchführung des Turniers sind die nen Bestimmungen des Weltschachbundes maßgeblich.

allgemei-

10.6. Der bestplazierte deutsche Juniorenspieler ist für die nächste Nationale Deutsche Einzelmeisterschaft gemäß Ziffer 2.1.6. dieser TO berechtigt. 75

11. Offenes Deutsches Damenturnier 11.1. Es wird in den Jahren drei Klassen gespielt.

mit ungeraden

Endziffern

in

1. Klasse A: Für Spielerinnen, die während der letzten vier Jahre einen ersten bis dritten Platz ihrer jeweiligen Landesmeisterschaft errangen, sich aber für die Deutsche Damenmeisterschaft nicht qualifiziert haben. 2. Klasse B: Für Spielerinnen Vereins-, Mannschafts- und ren mit Erfolgsnachweisen.

mit Turniererfahrung aus Landesmeisterschafts-Turnie-

3. Klasse C: Für Spielerinnen ohne besondere erfahrung und ohne Erfolgsnachweis.

Turnier-

melden ihre Spielerinnen unter 11.2. Die Landesverbände Angabe der in Frage kommenden Klasse mit entsprechenden Nachweisen dem Frauenwart des DSB. 11.3. Frauenwart und Spielausschuß des DSB schlagen Klasseneinteilung dem Präsidenten vor, der dann endgültig entscheidet. 11.4. Die Turnierleitung

obliegt dem Frauenwart

11.5. Es werden tunlichst Gruppen zu je acht rinnen gebildet, die sieben Runden austragen.

des DSB. Teilnehme-

11.6. Sind in einer oder mehreren Gruppen mehr als acht qualifizierte Spielerinnen, so wird ein siebenrundiges Turnier nach dem Schweizer System ausgetragen. 11.7. Für Gruppen, ist Ziffer 2.6. der TO

die nach dem Schweizer verbindlich.

System

spielen,

11.8. Die beiden ersten Siegerinnen der Klasse A sind die nächste Damenmeisterschaft spielberechtigt. 76

für

11.9. Bei Punktgleichheit entscheidet bei Gruppen, die ein Rundenturnier austragen, zunächst das System SonnebornBerger, dann die Anzahl der gewonnenen Partien. 11.10. Beim Schweizer System entscheidet bei Punktgleichheit zunächst das einfache System Buchholz, ergibt das auch Punktgleichheit, die Anzahl der gewonnenen Partien. 12. Deutsdie Damen-Einzelmeisterschaft 12.1. Die Deutsche Damen-Einzelmeisterschaft wird in den Jahren mit gerader Endziffer nach dem Schweizer System ausgetragen. 12.2. Bei höchstens 20 Teilnehmerinnen werden neun Runden gespielt. 12.3. Es sind spielberechtigt: 1. die ersten vier Siegerinnen der letzten DDM

=

4

2. die Landesmeisterinnen der 13 angeschlossenen Landesverbände. (Stehen zwei Landesmeisterinnen zur Wahl, so entscheidet der zuständige Verband.) = 13 3. die beiden ersten Siegerinnen der Klasse A des vorjährigen offenen Deutschen Damenturniers =

2

4. 1 Freiplatz für den das Turnier Landesverband

1

ausrichtenden = Zusammen

= 20

12.4. Sollten die unter 12.3.2. bevorrechtigten Landesmeisterinnen bereits zu dem gemäß Absatz 12.3.1. und 12.3.3. bevor77

rechtigten Teilnehmerkreis gehören, oder aber eine oder mehrere Spielerinnen von ihrer Bevorrechtigung keinen Gebrauch machen, verfügt über diese frei werdenden Plätze auf Vorschlag des Frauenwartes an den Spielausschuß des DSB der Präsident endgültig. Bei Vergebung eines Freiplatzes wird in erster Linie eine qualifizierte vom Deutschen Blindenschachbund gemeldete Spielerin berücksichtigt. Die Siegerin des Turniers erhält den Titel: „Deutsche meisterin 19...".

Damen-

12.6. Bei Punktgleichheit entscheidet zunächst das einfache System Buchholz, ergibt auch dies Punktgleichheit, entscheidet die Anzahl der gewonnenen Partien. 12.7. Eine erworbene Bevorrechtigung gilt immer nur für das nächste entsprechende Turnier und ist nicht auf ein späteres übertragbar. 13. Spiel weise und Spielregeln 13.1. Die Spielregeln des Weltschachbundes (FIDE) bilden einen Bestandteil dieser Turnierordnung und sind grundsätzlich anzuwenden, wenn diese Turnierordnung nichts anderes vorsieht. 13.2. Bei allen vom DSB ausgeschriebenen Turnieren obliegt die Turnierleitung dessen Turnierleiter, beziehungsweise dem Frauenwart, beziehungsweise dem Spielleiter der DSJ im DSB. Im Falle der Verhinderung bestimmt der Präsident des DSB auf Vorschlag des Turnierleiters bzw. Frauenwartes, bzw. Jugendwartes einen Stellvertreter. 13.3. Die Spielzeit

beträgt:

1. Bei der Nationalen und Internationalen 78

Deutschen

Einzel-

meisterschaft, dem internationalen Deutschen Juniorenturnier, den internationalen Länderkämpfen und den Schacholympiaden 40 Züge in 2V2 Stunden, bei einer ersten Gesamtspieldauer von fünf Stunden. Nach der Wiederaufnahme der Hängepartien 16 Züge je Stunde bei einer Gesamtspieldauer von mindestens zwei Stunden. 2. Bei der Mannschaftsmeisterschaft, dem Kampf um den Silbernen Turm, der Jugendeinzelmeisterschaft, der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft, der Jugend-Mannschaftsmeisterschaft, dem Jugend-Pokalturnier und der Damenmeisterschaft 50 Züge in 2V2 Stunden bei einer ersten Gesamtspieldauer von fünf Stunden. Nach der Wiederaufnahme der Hängepartien 20 Züge je Stunde, bei einer Gesamtspieldauer von mindestens zwei Stunden. 3. Eine Remisvereinbarung kann bei allen nationalen deutschen Turnieren nicht vor dem 30. Zug getroffen werden, sofern dies nicht — auf Grund ganz besonderer Umstände — der Schiedsrichter des Turniers bestätigt. Eine Übertretung dieser Bestimmung hat den Verlust der Partie für beide Spieler zur Folge. 4. Ein Remisvorschlag kann von einem Spieler nur dann erfolgen, wenn er seinen Zug ausgeführt hat. Mit seinem Remisvorschlag setzt er die Uhr des Gegners in Gang. Dieser kann das Angebot annehmen oder ablehnen, sei es mündlich, sei es durch Ausführung eines Zuges. In der Zwischenzeit kann der Spieler, der den Vorschlag gemacht hat, diesen nicht zurücknehmen. Ein Remisvorschlag kann durch einen Spieler nur wiederholt werden, nachdem der Gegner sich seinerseits des Rechtes, Remis vorzuschlagen, bedient hat. 79

Zu 13.3. Die 30-Züge-Regel ist — wie sdion erwähnt — in der Fide abgeschafft, aber in vielen anderen Ländern wie audi bei F I D E abgeschafft, aber in vielen anderen Ländern wie auch bei uns in Kraft geblieben. Die „ganz besonderen Umstände" erstrecken sich in erster Linie auf Zugwiederholungen, ferner auf Stellungen, die durch vielfachen Figurentausch restlos verödet sind. Die Regelung der Remis-Angebote entspricht den neuen Regeln des Weltschachbundes. Im Abschnitt 4 ist zusätzlich noch die Wiederholung von Remisangeboten verboten, allerdings ohne Strafbestimmungen. Immerhin wäre nach Beschwerde beim Turnierleiter eine Verwarnung möglich und schließlich sogar noch eine Maßregelung nach Ermessen des Turnierleiters (wegen störenden Verhaltens). 13.4. Bei Turnieren auf Bundesebene Brett beendet werden.

müssen die Partien

am

Zu 13.4. Damit sind also die früher in manchen Fällen möglichen Abschätzungen durch drei Meister in Wegfall gekommen. 13 J . Zur endgültigen Entscheidung bei Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung der Spielregeln wird jeweils ein Schiedsgericht aus drei Turnierteilnehmern gewählt. Sind einer oder mehrere der Gewählten an einem Streitfall mittelbar oder unmittelbar beteiligt, müssen Stellvertreter gewählt werden. 13.6. Regelungen in zusätzlichen Spielordnungen (zum Beispiel der DSJ im DSB) dürfen der TO des DSB nicht entgegenstehen. 80

Notizen

6

Turnier-Tasdienbudi

Notizen

13.7. Proteste haben keine aufschiebende Wirkung. Beendigung eines Turniers können Proteste nicht mehr bracht werden.

Nach einge-

Berlin, im April 1971 Deutscher Schachbund E. V. gez. L. Schneider Präsident gez. W. Rö ßner Turnierleiter Der vorstehende Abschnitt 13 der Turnierordnung läßt noch mancherlei Fragen offen. Das liegt in der Natur der Sache, denn keine Turnierordnung kann die Summe der Möglichkeiten erfassen. Sie bleibt immer Rahmen und ist auch nicht für die Ewigkeit bestimmt.

3. Die Deutsche Schachjugend Die Deutsche Schachjugend (DSJ) ist 1970 gegründet worden. Sie ist die freie Gemeinschaft der Jugend der Mitgliedsorganisationen des Deutschen Sdiachbundes. Spielordnung 1. Spielbetrieb und Spielberechtigung 1.1. In der Deutschen Schachjugend (in folgendem DSJ nannt) werden alljährlich folgende Turniere ausgetragen: 1. 2. 3. 4. 6»

ge-

Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft (DJEM), Deutsche Jugend-Mannschaftsmeisterschaft (DJMM), Deutsche Jugend-Pokalmeisterschaft (DJPM), Internationale Deutsche Jugendmeisterschaft (IDJM). 81

1.2. An diesen Veranstaltungen nehmen,

können nur Jugendliche

1. die das 20. Lebensjahr nicht überschritten Stichtag ist der 1. September,

teilhaben;

2. die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder seit mindestens fünf Jahren ihren Hauptwohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland haben; hiervon ausgenommen sind die ausländischen Teilnehmer an der IDJM, 3. die durch ihre Mitgliedsorganisation dem Deutschen Schachbund (im folgenden DSB genannt) gemeldet sind; hiervon ausgenommen sind die ausländischen Teilnehmer an der IDJM. 1.3. Der DSJ obliegt in Abstimmung mit dem DSB die Vertretung hinsichtlich des Jugendschachs gegenüber dem Weltschachbund (FIDE), ausländischen Schachorganisationen und den Mitgliedsorganisationen des DSB. 1.4. Die DSJ regelt den Jugend-Spielverkehr, soweit er über den Rahmen der Mitgliedsverbände des DSB hinausgeht, insbesondere 1. die unter 1.1. aufgeführten schaften, 2. offizielle internationale veranstaltungen.

Deutschen

Jugendmeister-

und nationale

Jugend-Schach-

2. Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft 2.1. Es nehmen höchstens Schweizer System teil: 1. jeder Landesverband 82

24 Spieler

bei

entsendet einen

9 Runden

nach

Teilnehmer,

2. die drei Landesverbände mit den meisten gemeldeten Jugendlidjen entsenden je einen weiteren Teilnehmer, 3. der Deutsche Jugend-Pokalmeister des laufenden Jahres, 4. dem Ausrichter wird ein Platz zugebilligt, 5. der Spielleiter vergibt nach Abstimmung mit dem 1. Vorsitzenden auf Vorschlag des Spielausschusses freie Plätze. 2.2. Der Sieger erhält den Titel „Deutscher Jugendmeister 19.. 2.3. Bei Punktgleichheit entscheidet zunächst das einfache System Buchholz. Ergibt auch dies Punktgleichheit, entscheidet die Zahl der gewonnenen Partien. 2.4. Bei Punktgleichheit auf den ersten Plätzen entscheiden zwei Kurzpartien von 20 Minuten Bedenkzeit je Spieler. Bei nochmaliger Gleichheit entscheidet Buchholz, und wenn es notwendig werden sollte, verfeinertes Buchholz. Bei mehr als zwei Punktgleichen entscheidet ein einrundiges Turnier mit obiger Regelung. 2.5. Die DJM soll möglichst in den Sommerferien durchgeführt werden. 2.6. Die Teilnahme an der Jugend-Weltmeisterschaft wird durch den Spielleiter nach Abstimmung mit dem 1. Vorsitzenden auf Vorschlag des Spielausschusses geregelt. 3. Deutsche Jugend-Mannschaftsmeistersdiaft 3.1. An der DJMM nehmen 16 Landesverbandsmannschaften teil. Jede Mannschaft besteht aus sechs Spielern und einem Ersatzmann. 83

3.2. Jeder Landesverband stellt eine Mannschaft, die drei Landesverbände mit der größten Zahl gemeldeter Jugendlicher je eine weitere Mannschaft. 3.3. Für die Austragung der DJ MM stehen je nach den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln folgende Alternativen zur Wahl: 1. ein Turnier über sechs Runden System mit 16 Mannschaften,

nach

Schweizer

2. ein Turnier mit einer Vorrunde zu vier Gruppen mit je vier Mannschaften und einer Endrunde mit den vier Siegern aus der Vorrunde; jede Gruppe spielt ein einfaches Rundenturnier. 3.4. Die Mannschaften sind dem Spielleiter zu dem bekanntgegebenen Termin zu melden, und zwar namentlich in der Reihenfolge der Brettbesetzung. Die Zahl der zu meldenden Spieler ist nicht begrenzt. Bei Austragung nach 3.3.2. ist die für die Vorrunde abgegebene Reihenfolge auch für die Endrunde verbindlich. Es steht den Landesverbänden frei, der Meldung weitere Spieler hinzuzufügen. Diese Nachmeldung muß spätestens zwei Wochen vor dem Beginn der Endrunde dem Spielleiter vorliegen. 3.5. Bei Landesverbänden, die sind beide getrennt zu melden; einen in die andere Mannschaft ist für Ersatzspieler und für solche, aber nicht zum Einsatz kamen.

zwei Mannschaften stellen, ein Überwechseln von der nicht gestattet. Dies gilt auch die zwar gemeldet wurden,

3.6. Die Brettfolge darf jeweils nicht mehr als um einen Platz geändert werden. Fehlt ein Spieler, muß der Ersatzspieler 84

unter Aufrückung der Mannschaft unten angeschlossen -werden. Zulässig ist auch unter Namensnennung der eingesetzten Spieler ein Offenlassen einzelner Bretter. 3.7. Bei Austragung nach 3.1.2. sind bei der Einteilung der Vorrunden geographische und verkehrsmäßige Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Jede Vorgruppe soll Landesverbände mit zeitlich übereinstimmenden Ferien umfassen. Mannschaften aus dem gleichen Landesverband sind in der Vorrunde verschiedenen Gruppen zuzuteilen. Die vier Gruppen der Vorrunde werden durch den Spielleiter auf Vorschlag des Spielausschusses eingeteilt. Für jede Gruppe setzt der Jugendwart des ausrichtenden Landesverbandes einen Turnierleiter ein. 3.8. Mannschaften aus dem gleichen Landesverband sind in der 1. Runde zu paaren. 3.9. Jeder Mannschaftssieg wird mit 2 Punkten, jeder unentschiedene Kampf mit 1 Punkt, der Verlust mit 0 Punkten gewertet. Bei Punktgleichheit entscheidet die höhere Zahl der Partiepunkte aus allen Kämpfen. Ergibt sich danach kein Unterschied, so entscheidet die Berliner 'Wertung aus allen Kämpfen. 3.10. Der Sieger erhält den Titel „Deutscher Jugend-Mannschaftsmeister 19 . . . 4. Deutsche Jugend-Pokalmeisterschaft 4.1. Das Turnier wird nach dem K. o.-System

ausgetragen.

4.2. Jeder Landesverband stellt einen Teilnehmer. Der Spielleiter kann auf Vorschlag des Spielausschusses weitere Spieler zulassen, um die Teilnehmerzahl auf 8 oder 16 Spieler aufzurunden. Hierbei sind die Landesverbände in der Reihenfolge der gemeldeten Jugendlichen zu berücksichtigen. 85

4.3. Die Paarungen werden durch den Spielleiter men.

vorgenom-

4.4. In den beiden ersten Runden sind die Paarungen nach geographischen und verkehrsmäßigen Gesichtspunkten einzuteilen. Spieler aus den gleichen Landesverbänden werden hierbei nicht gegeneinander eingeteilt. Die Paarungen der weiteren Runden werden ausgelost. 4.5. Die Paarungen sind sämtlichen Runden so einzuteilen, daß Reisen und Heimspiele gleichmäßig verteilt sind. Ist dies nicht möglich oder besteht darin bei Beginn der Endrunde zwischen beiden Teilnehmern kein Unterschied, läßt der Spielleiter das Los entscheiden. 4.6. Die erste Gewinnpartie entscheidet. Es sind im Höchstfall zwei, im Finale vier Partien auszutragen. Enden alle Partien remis, entscheidet das Los. 4.7. Der reisende Turnierteilnehmer wählt die Uhrenseite und führt bei der ersten Partie die weißen Steine, bei der zweiten Partie wird die Farbe gewechselt. Im Finale wird die Farbverteilung für die erste Partie ausgelost; bei jeder weiteren Partie wird die Farbe gewechselt. 4.8. Die Turnier auf sieht und das Amt des Schiedsrichters übernimmt der Jugendwart des örtlichen Schachvereins oder ein von ihm bestimmter Stellvertreter. 4.9. Der Sieger erhält den Titel „Deutscher meister 19...".

Jugend-Pokal-

5. Internationale Deutsdie Jugendmeisterschaft 5.1. Die IDJM wird, sofern die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind, jährlich ausgetragen. Über die Austragung 86

entscheidet der Vorstand der DSJ in Abstimmung mit dem Präsidenten des DSB. 5.2. Das Turnier wird nach Schweizer System ausgetragen. 5.3. Die Teilnehmer setzen sich nach Möglichkeit Hälfte aus deutschen und ausländischen Jugendlichen men.

je zur zusam-

5.4. Einzelheiten zur Austragung der IDJM erläßt nach Abstimmung mit dem ersten Vorsitzenden der Spielleiter. 6. Spielweise, Spielregeln, Streitfälle

6.1. Die Spielregeln des Weltschachbundes (FIDE), die Turnierordnung und Satzung des DSB und die Jugendordnung der DSJ bilden einen Bestandteil dieser Spielordnung und sind grundsätzlich dann anzuwenden, wenn diese Spielordnung nichts anderes vorsieht. 6.2. Bei allen von der DSJ ausgeschriebenen Turnieren obliegt die Turnierleitung dem Spielleiter, wenn nicht durch diese Spielordnung ein anderer mit der Turnierleitung beauftragt wurde. Im Falle der Verhinderung oder aus Gründen der Zweckmäßigkeit können der Spielleiter, der erste Vorsitzende oder der Spielausschuß einen Vertreter benennen. 6.3. Bei Turnieren auf Bundesebene müssen alle Partien am Brett beendet werden. 6.4. Bei Turnieren nach 1.1. beträgt die Spielzeit 50 Züge in 2X!2 Stunden bei einer ersten Gesamtspieldauer von fünf Stunden; nach der Wiederaufnahme der Hängepartien 20 Züge je Stunde bei einer Gesamtspieldauer von mindestens zwei Stunden. 87

6.5. Proteste haben nur aufschiebende, keine aufhebende Wirkung. Nach Beendigung eines Turniers können Proteste nicht mehr eingebracht werden. 6.6. Zur endgültigen Entscheidung bei Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung der Spielregeln wird jeweils ein Schiedsgericht von drei Turnierteilnehmern gewählt. Sind einer oder mehrere der Gewählten an einem Streitfall mittelbar oder unmittelbar beteiligt, müssen Stellvertreter gewählt werden. 6.7. Gegen eine Entscheidung dieses Gremiums kann unter Ausschluß des Rechtsweges das Turnier-Schiedsgericht angerufen werden. 6.8. Alle spieltechnischen geregelt.

Fragen werden vom

Spielausschuß

Diese Spielordnung wurde von der Jugendversammlung der DSJ am 24.3.1971 in Frankfurt verabschiedet und durch den ersten Vorsitzenden der durch den Bundeskongreß des DSB am 1. 5.1971 in Berlin geänderten Turnier Ordnung des DSB angepaßt. Diese Anpassung bedarf noch der Bestätigung durch die nächste Jugendversammlung. Ernst-Robert Kadesreuter Erster Vorsitzender der DS] Schon ein Jahrzehnt vor Gründung der D S J wurde in einigen Landesverbänden des DSB das Jugendsdiadi intensiv organisatorisch in Angriff genommen, und vor allem der Hamburger Schachverband kann auf eine erfolgreiche Aufbauarbeit im Jugend- und Schulschach zurückblicken. Der Referent für Schulschach der Deutschen Schadijugend, Christian Zickelbein, hat kürzlich in seinem ersten Jahresbericht unter anderem auf folgende Punkte hingewiesen: 88

„Es ist sinnvoll, eine Jugendgruppe im Rahmen eines Schachvereins aufzubauen. Auf Grund gezielter Werbung in der Presse, sei es durch Anzeigen oder redaktionelle Beiträge, und durdi schadilidie Werbeveranstaltungen können die Jugendlichen einen Weg zum Verein finden. Leichter und effektiver ist der Weg in die Schule, wo bestimmt eine Gruppe von Jungen — vielleicht auch Mädchen — für das Schachspiel zu begeistern ist. Die Schulverwaltung wird jede Aktivität eines Sdiachvereins unterstützen. Meisterschaften sind nicht allein für das Leistungsschach erforderlich — jede Jugendgruppe braudit eine sportliche Zielsetzung. Daher ist es Aufgabe der Landesverbände, ihrer Bezirke und Städte, Meisterschaften für Schulgemeinschaften zu veranstalten. Wann es für die DSJ sinnvoll sein wird, zu einem nationalen Schulturnier einzuladen, ist heute noch nicht abzusehen. Es ist unsere Sache, die Meisterschaften zu veranstalten; mit der Unterstützung der Sciiulverwaltungen ist sicher zu rechnen." Für die Jugend-Einzelturniere hat der Hamburger SchachJugendbund auf Grund seiner bisherigen Erfahrungen eine Aufgliederung in Klassen vorgenommen, die sich bewährt hat. Für die Einzelturniere gilt folgende Regelung: Es wird gespielt: 1. in den Leistungsgruppen I und II, 2. in den altersmäßig gegliederten Gruppen A, B, C und D, 3. in einer Klasse für Mädchen. In den Leistungsklassen spielen die spielstärksten Jugendlichen ohne Berücksichtigung des Alters. In Gruppe A sind die 89

Spieler, die zwar das 17. Lebensjahr, aber nicht das 20. Lebensjahr vollendet haben, in Gruppe B die 15- bis 17jährigen, in C die 13- bis 15jährigen, in Gruppe D die noch jüngeren. — Die Klasse der Mädchen kann bei ausreichender Teilnehmerzahl ebenfalls unterteilt werden. Die Hamburger Jugend-Einzelmeisterschaft — ausgeschrieben eine Woche nach Beendigung der Vorkämpfe — wird von zwölf Jugendlichen ausgetragen. Teilnahmeberechtigt sind alle Spieler der Leistungsklasse I, ferner die Aufsteiger aus der Leistungsklasse I I und schließlich einzelne hervorragende, vom Hamburger Schach-Jugendbund dazu eingeladene Spieler. Neben dieser Meisterschaft der obersten Gruppe werden Meisterschaften der Gruppe A, B, C und D ausgetragen, ferner eine Meisterschaft der Mädchen. Die hier skizzierte Turnierordnung bietet folgende Vorteile: 1. Es wird auch für die schwächeren Spieler und Anfänger ein sportlicher Anreiz geboten mit dem erreichbaren Ziel eines Aufstiegs. 2. Die Jugendlichen finden in den Turnieren gleichwertige Gegner. 3. Die Unterteilung in Altersgruppen erleichtert eine frühe Talentsuche und im Anschluß daran eine entsprechende Förderung. Von der Leitung der Deutschen Schachjugend geben wir die wichtigsten Anschriften bekannt (nach dem Stand vom 1. Juli 1971): 1. Vorsitzender (zugleich Jugend wart des DSB) Ernst-Robert Kadesreuther, 8662 Helmbrechts, Postfach 1149, Telefon Nr. 0 92 52/3 65 (privat), 0 92 52/2 68 oder /4 23 werktags. 90

Referent für Schulschach (auch im DSB-Vorstand) und 2. Vorsitzender: Christian Zickelbein, 2000 Hamburg 39, Glind weg Nr. 16, Telefon 04 11/50 60 60 oder 04 11/27 36 77. Spielleiter (und Mitglied des Spielausschusses des DSB) Herbert Eggert, 2221 Bargenstedt, Hof Rosenau, Telefon 0 48 32/ 3 73. Pressewart Gunnar Sdiwarting, 2000 Hamburg 20, RobertKoch-Stieg 6, Telefon 04 11/48 37 80, Redaktion des Organs „Jugend- und Schulschach", Beilage der Deutschen Schachblätter. Jugendsprecher der DSJ Thomas Woisin, 2000 Hamburg 39, Barmbeker Straße 1, Telefon 04 11/27 33 50. Ernst Robert Kadesreuther hebt hervor, daß in dem monatlich erscheinenden Organ „Jugend- und Schulschach" neben Lehrgängen anderer Art künftig auch Lehrgänge für Spielleiter aufgenommen werden sollen. Diese Unterlagen sind als Loseblatt-Sammlung gedadit, sie bieten auch Übungsleitern und Ausbildern von Spiel- und Turnierleitern Grundlagen für ihre Unterrichtung. Kadesreuther weist ferner hin auf ein Heftchen der Deutschen Sportjugend „Internationale Begegnungen", eine Arbeitshilfe für Jugendleiter. Dieses Heft kann von interessierten Jugendleitern beim Vorstand der DSJ angefordert werden (soweit der Vorrat reicht). Es enthält das, was für die Planung, Finanzierung, Durchführung und Abrechnung von internationaler Veranstaltungen nötig ist. Die Deutsche Sdiadijugend hat als einen wichtigen Programmpunkt die Durchführung von Lehrgängen in Angriff genommen, 91

sowohl für Jugendspieler als auch für Jugendwarte, Jugendleiter und Spielleiter. Sie bringen Schulung auch auf dem Gebiet der Regelkunde, Planung und Durchführung von Turnieren sowie Erläuterung von Streitfällen.

4. Hochschul-Schach Die Schachgruppen an Hochschulen und Universitäten gehören den jeweiligen Sportreferaten an. Die Sportreferate der Universitäten und Hochschulen wiederum sind Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (ADH), der Dachorganisation des gesamten Hochschulsports in der Bundesrepublik und West-Berlin. Der A D H betreut mehr als 20 verschiedene Sportarten, darunter auch Schach. Die Disziplin Schach im A D H wird geleitet von dem Disziplindief Schach, Harald Lieb. Ziel des Hodischul-Schachs ist die Förderung des Schachspiels an den Hochsdiulen und Universitäten in Form eines allgemeinen Übungsbetriebes, der auch durch losen Anschluß an einen bestehenden Schachklub erfolgen kann, und durch ein Wettkampf- und Meisterschaftsprogramm. Durdi dieses soll insbesondere dem talentierten Nachwuchs Gelegenheit zu interessanten Wettkämpfen auf nationaler und internationaler Ebene gegeben werden, und zwar nadi Möglichkeit zu Terminen, die nicht im Semester liegen und nicht das Studium beeinträchtigen, wie es häufig bei den Terminen des Deutschen Schachbundes der Fall ist. Im Bereich der einzelnen Hochschulen werden interne Meisterschaften, häufig auch Blitzmeistersdiaften, durchgeführt. 92

Alle zwei Jahre wird die Deutsche Hochschul-Einzelmeisterschaft ausgetragen, zu der die Sportreferate bis maximal 3 Spieler melden können. Die Vorrunden werden in kleinen Gruppen zu 6 oder maximal 8 Spielern während der vorlesungsfreien Zeit der Pfingstferien ausgetragen. Die beiden Ersten der Vorgruppen qualifizieren sich für die Endrunde, die mit ^ T e i l nehmern vom 1. bis 12. Oktober — vor Beginn des Wintersemesters — gespielt wird. In jedem Jahr wird die Deutsche Hochschul-Mannschaftsmeisterschaft ausgetragen, und zwar nadi demselben System wie die Mannschaftsmeisterschaft des Deutschen Schachbundes mit Vierergruppen. Auf internationaler Ebene finden — soweit die Mittel reichen — Länderkämpfe statt, und es nimmt eine Mannschaft an der Studenten-Weltmeisterschaft teil, die jährlich ausgetragen wird. Hier einige Ergebnisse aus dem Hochsdiul-Schach: a) national Deutscher Hodisdiul-Mannschaftsmeister wurde 1962 FU Berlin, 1963 Uni Köln, 1964 FU Berlin, 1965 Uni Frankfurt, 1966 Uni Frankfurt, 1968 Uni Hamburg, 1969 Uni Würzburg, 1970 Uni Frankfurt, 1971 Uni Frankfurt. Deutscher Hochschulmeister wurde: 1966 Peter Ostermeyer 8 (aus 9) vor Eising 6,5 1968 Johannes Eising 9 (aus 11) vor Dornieden 8 1970 Johannes Eising 9 (aus 11) vor Clara, Nehmen, Pfeiffer und Weiß je 8 93

b) international: Länderkämpfe 1965 1968 1969 1971

BR BR BR BR

Deutschland—Holland 15,5 : 4,5 Deutschland—England 9 :11 Deutschland—England 12,5 : 7,5 Deutschland—England 12 : 8 Studenten-Weltmeisterschaften

1968 in Ybbs/Österreich: 1. UdSSR 24,5; 2. BR Deutschland 24,5; 3. CSSR 20,5; 4. Bulgarien 18 1969 in Dresden: 1. UdSSR 27; 2. Jugoslawien 21,5; 3. Bulgarien 19,5; 4. Bundesrepublik Deutschland 19,5 1970 in Haifa/Israel: 1. USA 27,5; 2. England 26,5; Deutschland 26.

3. Bundesrepublik

Der Deutsche Schachbund ist im Laufe der Jahre von seiner ursprünglich ablehnenden Haltung gegenüber dem HochschulSchach abgerückt, weil er erkannt hat, daß das Hochschulschach keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum Deutschen Schachbund darstellt und unter anderem dem Spitzenspieler-Nachwuchs Gelegenheit zu internationaler Bewährung gibt. Im März 1970 wurde zwischen dem Deutschen Schachbund e. V. (DSB) und dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (ADH) folgende Vereinbarung beschlossen: 1. Die Durchführung aller reinen Hochschulwettkämpfe im Schach auf nationaler und internationaler Basis ist alleinige Angelegenheit des ADH. 94

Soweit es sich dabei um Turniere und Wettkämpfe handelt, die von der Weltschachorganisation FIDE ausgeschrieben werden, erfolgt die offizielle Meldung nach vorheriger Absprache mit dem ADH durch den DSB. 2. Der ADH verpflichtet sich, die Schachwettkämpfe nach den international gültigen Regeln der FIDE und den Turnierbestimmungen des Deutsehen Schachbundes durchzuführen. 3. Ziel dieser Vereinbarung ist die Förderung des Schachspiels durch eine sinnvolle Zusammenarbeit zwischen ADH und DSB. Zu diesem Zwecke benennen der ADH den Disziplinchef Schach (z. Z. Harald Lieb) und der DSB ein Präsidialmitglied (z. Z. Vizepräsident Alfred Kinzel) mit dem Auftrag, anstehende Fragen unmittelbar zu besprechen und zu regeln. 4. Die Wettkampftermine des DSB werden dem ADH, die Termine überörtlicher Veranstaltungen des ADH dem DSB mitgeteilt. 5. Der DSB empfiehlt seinen Mitgliedsverbänden, die Bestrebungen des ADH im Rahmen dieser Vereinbarung wohlwollend zu fördern und, wenn erforderlich, die Veranstaltungen des ADH zu unterstützen. Für den DSB gez. Schneider, gez. Kinzel Für den ADH gez. Lecijewski, gez. Lieb Die Anschrift des gegenwärtigen Disziplinchefs Schach im A D H lautet: Harald Lieb, 1 Berlin 37, Niklasstraße 16, Telefon 03 11/84 28 34. 7

Turnier-Taschenbuch

95

5. Was gehört zu einem Turnier? Für jedes Turnier muß schon vor Beginn an eine Reihe von Anschaffungen und Bereitstellungen gedacht werden, die hier kurz aufgezählt werden sollen. Zunächst muß für einen genügend großen Spielraum mit guten Lichtverhältnissen gesorgt werden, ebenso dafür, daß die Spieler eine hinlängliche Bewegungsfreiheit haben. Es muß ferner sichergestellt sein, daß auch akustisch keine Störungen zu befürchten sind — etwa durch Straßenlärm, Bauarbeiten im Gebäude oder Musik in Nachbarräumen. Bei wichtigen Turnieren müssen die Spieltische gesondert aufgestellt werden, Partieformulare, Bleistifte, Schreibunterlagen müssen in ausreichender Menge zur Stelle sein. Wünschenswert sind außerdem Durchschreibeblätter, damit beide Spieler ihre Originalformulare an die Turnierleitung abliefern und eine Partieaufzeichnung für sich behalten können. Für den Turnierleiter ist ein besonderer Arbeitsplatz erforderlich, ebenso ein besonderes Schachbrett, damit er jederzeit die beendeten Partien nachspielen und strittige Fälle kontrollieren kann. Die Tische müssen etwas breiter sein als das übliche Format der Schachbretter oder Schachdecken, und neben den Schachbrettern muß genügend Platz sein für die Partieformulare, möglichst auch noch für Aschenbecher und eventuelle Getränke. Das Rauchen sollte den Teilnehmern gestattet, bei engen Räumlichkeiten oder schlechter Lüftungsmöglichkeit den Zuschauern aber verboten werden. Die Schachuhren werden tunlichst vor einem Turnier noch einmal auf einwandfreies Funktionieren beobachtet, ferner sollten immer zwei oder drei Reserveuhren bereitstehen für den Fall, daß irgendwo plötzlich Mängel auftreten.

96

Wünschenswert sind noch eine Reihe weiterer Maßnahmen. Zur Unterrichtung der Zuschauer werden zweckmäßigerweise Namensschilder auf den Tischen neben den Spielern angebracht, am besten in doppelter Ausfertigung (also nach beiden Seiten), auf besonderen Gestellen, mindestens aber in einfacher Ausfertigung flach auf den Tisch gelegt. — Bei großen Turnieren mit vielen Zuschauern muß ferner gedacht werden an eine Absperrung der Spieltische vom Publikum durch ein Seil (bei Aufstellung der Tische in der Raummitte durch Seile auf beiden Seiten) oder durch Stuhlreihen. Auf diese Weise haben die Spieler genügend Raum und Bewegungsfreiheit und werden nicht allzusehr gestört. Sind mehr Zuschauer zu erwarten, als in zwei oder drei Gliedern an der Absperrung entlang Platz finden können, so empfiehlt es sich, den Ablauf der interessantesten Partien — wenn angängig sogar sämtlicher Partien — auf Schaubrettern weithin sichtbar oder in einem Nebenraum gleichzeitig aufzustellen. Besonders eingesetzte Helfer übertragen jeden Zug der Partie, sobald er erfolgt ist, auf das Schaubrett. An den Schaubrettern sind dann noch die beiderseits verbrauchten Bedenkzeiten anzuzeigen, möglichst durch Zeigerstellung, ferner wer jeweils am Zuge ist. Ein jedes Turnier beginnt mit der „Auslosung". Hierbei erhält jeder Spieler durch das Los eine Ordnungszahl, aus der sich genau im voraus ergibt, in welcher Reihenfolge er gegen die einzelnen anderen Teilnehmer zu spielen hat und gegen wen er die weißen beziehungsweise die schwarzen Steine bekommt. Die Regelung dieser Fragen ist eindeutig festgelegt durch die seit vielen Jahrzehnten international gebräuchlichen Paarungstabellen für jeweils 4, 5, 6 bis 24 Spieler. Paarungstafeln sind 7*

97

diesem Buch auf Seite 103 beigefügt. Bei einer ungeraden Teilnehmerzahl, also einer geraden Zahl von Partien jedes Spielers, hat jeder ebenso oft Weiß wie Schwarz. Bei einer geraden Teilnehmerzahl (dem häufigsten Fall) läßt es sich nicht vermeiden, daß die H ä l f t e aller Spieler einmal mehr "Weiß als Schwarz hat, die andere Hälfte einmal mehr Schwarz als Weiß. D a der Besitz der weißen Steine den „Anzug" und damit einen kleinen Vorteil bedeuten kann, ist das Ergebnis der Auslosung nicht ganz ohne Einfluß auf die Chancen. Bei großem Unterschied in der Spielstärke wird die Farbe keine Rolle spielen; in einem Turnier mit nur zwei überragenden Spielern bei sonst schwächerer Besetzung kann für die beiden Favoriten schon viel von der Auslosung abhängen hinsichtlich der Partie, die sie gegeneinander spielen. Am gerechtesten ist daher immer ein sogenanntes „doppelrundiges" Turnier, wo alle Paarungen noch einmal mit vertauschten Farben wiederholt werden. Dies wird aber wegen der Verdoppelung der Durchführungszeit und der dadurch erhöhten Kosten nur selten zustande kommen. Die Auslosung geschieht in der Form, daß mit Zahlen beschriebene und zusammengefaltete Zettel in einen Behälter gelegt werden, aus dem die Teilnehmer — in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen — je einen Zettel entnehmen. Sollte zufällig ein Teilnehmer bei der Auslosung abwesend sein, aber bestimmt am Turnier teilnehmen, so kann der letzte übriggebliebene Zettel ihm zufallen. Sind zwei Teilnehmer abwesend, so kann ein anderer Spieler oder auch der Turnierleiter für sie das Los ziehen. Nach vollzogener Auslosung wird eine Turniertabelle angefertigt, mit den Namen der Spieler und freien Feldern zum 98

Eintragen der Ergebnisse. Eine solche Turniertabelle muß möglichst sichtbar im Saal angeschlagen werden, zusammen mit Turnierbestimmungen, Zeitangaben der Runden und Ankündigung sämtlicher Paarungen. Für diese Anschläge, den „Aushang", muß irgendwo Platz geschaffen werden. Für die Angaben der Paarungen würde es notfalls genügen, die bei der Auslosung vergebenen Ordnungszahlen der Spieler aufzuführen, also: 1. Runde: 1—8,2—7,3—6,4—5. 2. Runde: 8—5, 6—4, 7—3, 1—2. 3. Runde: 2—8 usw. Die Träger der erstgenannten Zahlen jeder Paarung haben die weißen Steine. Dies würde aber den Teilnehmern die Unbequemlichkeit auferlegen, in der Turniertabelle nachsehen zu müssen, wer die jeweiligen Träger der Zahlen sind. Ein fleißiger Turnierleiter wird daher besser seine Tabelle folgendermaßen aushängen: 1. Runde: Müller—Schulze, Schröder—Meyer, gegen Hansen, Koch—Lehmann

Krause

2. Runde: Schulze—Lehmann, Hansen—Koch, gegen Krause, Müller—Schröder

Meyer

3. Runde: Schröder—Schulze usw. Die Träger der erstgenannten Zahlen jeder Paarung haben die weißen Steine. Eine Turniertabelle für acht Teilnehmer sieht vor Eintragung irgendwelcher Ergebnisse so aus: 99

1 1. Müller 2. Sdiröder 3. Krause 4. Koch 5. Lehmann 6. Hansen 7. Meyer 8. Schulze

2

3

4

5

6

7

8

Summe

— — — — — — — —

Nehmen wir an, in der ersten Runde seien folgende Ergebnisse zu verzeichnen: Müller verliert gegen Schulze, Schröder hält gegen Meyer remis, Krause gewinnt gegen Hansen und Koch gewinnt gegen Lehmann. Dann wird in der waagerechten Reihe hinter dem Namen Müller unter Ziffer 8 (also ganz rechts) eine Null eingetragen, in der waagerechten Reihe hinter dem Namen Schulze unter der Ziffer 1 (also ganz unten links) eine Eins. Schröder bekommt für sein Remis das Zeichen V2 eingetragen in seiner Waagerechten unter der Ziffer 7, ebenso bekommt Meyer den halben Punkt in seiner Waagerechten unter der Ziffer 2. In gleicher Weise erhalten Krause und Koch ihre Gewinnzähler in ihren Waagerechten in den Feldern unter den Ziffern 5 und 6, Lehmann und Schulze ihre Nullen unter den Ziffern 3 und 4. Damit sind die Ergebnisse der ersten Runde aufgezeichnet. Wie man sieht, füllen die Aufzeichnungen die große Diagonale von links unten nach rechts oben. Die Paarungsergebnisse der zweiten Runde werden eingetragen in der rechts daran angeschlossenen Schrägen, allerdings 100

mit Freilassung des letzten Feldes rechts oben und des letzten Feldes links unten. Die letzte Nummer (in unserem Beispiel Nummer 8, Herr Schulze) spielt nämlich immer gegen denjenigen Spieler, der rechts neben seinem letzten Ergebnis auf das mit einem Strich versehene Feld stößt. Die Striche sind auf der Tabelle überall dort angebracht, wo ein Teilnehmer auf das Feld seiner eigenen Auslosungszahl trifft. Mit sich selber kann er ja nicht spielen. Die letzte Nummer spielt also bei acht Teilnehmern in der ersten Runde gegen Nummer 1, in der zweiten Runde gegen 5, in der dritten gegen Nummer 2, in der vierten gegen Nummer 6 usw. — Abgesehen von den Partien mit der letzten Nummer reiht sich sonst auf jeder Waagerechten Runde für Runde von links nach rechts ein Ergebnis an das andere, und wer bei der vorletzten Zahl angekommen ist, setzt seine Eintragungen beim Anfang ganz links auf der waagerechten Reihe fort. Wir tragen also zunächst ein: Schulze gewinnt gegen Lehmann. Die beiden nächsten Eintragungen schließen sich in ihrer Waagerechten unmittelbar an diejenige der ersten Runde an: Krause gewinnt gegen Meyer und Koch spielt unentschieden gegen Lehmann. In der so ausgefüllten Schrägen der zweiten Runde fehlen aber die Ergebnisse der obersten und der zweitobersten Reihe, die ja von dieser Schrägen nicht mehr bedeckt werden (das Feld von Schröder muß frei bleiben, da ja nicht er, sondern Lehmann gegen Schulze spielt). Es spielen dafür 1 und 2 gegeneinander, also Müller gegen Schröder. Wir tragen ein, daß Schröder gewinnt. So ergibt sich nach zwei Runden folgendes Bild:

101

1 1. Müller 2. Schröder



0

2

3

4

6

7

4. Koch



5. Lehmann

1

1

Vs 0



0

7. Meyer



Summe

V2 1



6. Hansen

8 0



3. Krause

8. Schulze

5

1

V2



0



1

1



In der dritten Runde spielen dann gegeneinander 2—8, 3—1, 4—7, 5—6. Es wird — wenn keine Paarungstabelle zur Hand ist — zunächst der Partner von Nummer 8 gesucht. Das ist jetzt in der dritten Runde Schröder, der hinter seinem letzten eingetragenen Ergebnis oben links nun auf den Stridi gelangt. Sodann sind die beiden nächsten Zahlen oben links, die gegeneinander spielenden Zahlen 1 und 3, Müller gegen Krause (richtiger Krause gegen Müller, da Krause Weiß haben muß, wie wir später sehen werden). Die beiden restlichen Paarungen liegen in der Schrägen rechts unten: Koch gegen Meyer und Lehi 1. Müller



2. Schröder

0

3. Krause

1

4. Kodi

1

2

3

4

1

0

0



1

0



8. Schulze

102

Va 1

0

7

Vs

0

7. Meyer

6

8 0



5. Lehmann 6. Hansen

5

1 —

0

Vi

1

0

0

0 1

1

1

Vi

1

0

1

1

0 1

— —

0



Summe

mann gegen Hansen. In gleicher Weise finden wir die Paarungen der vierten Runde: 8—6, 2—3, 5—7. Dann haben wir jetzt nach der vierten Runde vorstehende Eintragungen. Man kann also mit einem Blick auf die Turniertabelle erkennen, wer der jeweilige nächste Partner ist. Gegen wen hat man nun aber Weiß und gegen wen Schwarz? Darüber gibt es folgende ganz einfache Regeln, die ohne Ausnahme gelten: 1. Bei n Teilnehmern in einem Turnier (n ist immer eine gerade Zahl) hat der Teilnehmer mit der Auslosungsnummer n (also der unterste in der Tabelle) die schwarzen Steine gegen einen Teilnehmer, dessen Auslosungsnummer kleiner als n/2 oder gleich n/2 ist. Gegen einen Teilnehmer mit einer Zahl größer als n/2 hat Nummer n die weißen Steine. 2. Spielt gerade Zahl gegen ungerade Zahl, so hat die kleinere Zahl die weißen Steine. 3. Spielt gerade Zahl gegen gerade oder ungerade Zahl gegen ungerade, so hat die kleinere Zahl die schwarzen Steine. Die Regeln zwei und drei gelten nicht für den Spieler mit der Auslosungsnummer n. Dessen Farben ergeben sich aus Regel eins. Zur Ergänzung und Veransdiaulichung fügen wir trotzdem an einige Paarungstafeln 3 und 4 Spieler 1. Runde: 1 (4) 2,3 2. Runde: (4) 3 1,2 3. Runde: 2 (4) 3,1 5 und 6 Spieler 1. Runde: 1 (6) 2,5

3,4 103

2. 3. 4. 5.

Runde: Runde: Runde: Runde:

Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: 7 . Runde:

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde:

Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde:

9 1 (10) 2 (10) 3 (10) 4 (10) 5

1 (12) 2 (12) 3 (12) 4 (12) 5 (12) 6

und 10 Spieler (10) 2,9 3,8 6 8,4 7,9 (10) 3,1 4,9 7 8,6 9,5 (10) 4,2 5,1 8 1,6 9,7 (10) 5,3 6,2 9 2,7 1,8 (10) 6,4 7,3

1,2 4,5 2,3 5,1 3,6 7,3 4,7 1,4 5,1 2,5 6,2

4,5 1,2 5,6 2,3 6,7 3,4 7,1 4,7 9,3 5,8 1,4 6,9 2,5 7,1 3,6 8,2

5,6 1,2 6,7 2,3 7,8 3,4 8,9 4,5 9,1

11 und 12 Spieler (12) 2,11 3,10 4,9 6,7 5,8 7 8,6 9,5 10,4 11,3 1,2 (12) 3,1 7,8 4,11 5,10 6,9 8 9,7 10,6 11,5 2,3 1,4 (12) 4,2 6,11 7,10 8,9 5,1 9 10,8 11,7 1,6 3,4 2,5 (12) 5,3 6,2 8,11 9,10 7,1 10 11,9 2,7 3,6 4,5 1,8 8,2 (12) 6,4 7,3 9,1 10,11 11 3,8 4,7 5,6 1,10 2,9 (12) 7,5 8,4 9,3 10,2 11,1

1. Runde: 1 (14) 2. Runde: (14) 8 3. Runde: 2 (14)

104

5,3 3,1 1,4 4,2

7 und 8 Spieler 1 (8) 2,7 6,4 (8) 5 2 (8) 3,1 7,5 (8) 6 3 (8) 4,2 1,6 (8) 7 7 (8) 5,3

1. 2. 3. 4. 5. 6.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

(6) 4 2 (6) (6) 5 3 (6)

13 und 14 Spieler 2,13 3,12 4,11 5,10 6,9 9,7 10,6 11,5 12,4 13,3 3,1 4,13 5,12 6,11 7,10

7,8 1,2 8,9

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde:

Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde: Runde:

(14) 3 (14) 4 (14) 5 (14) 6 (14) 7

1 (16) 2 (16) 3 (16) 4 (16) 5 (16) 6 (16) 7 (16) 8

1. Runde: 1(18) 2. Runde: (18) 10 3. Runde: 2(18) 4. Runde: (18) 11 5. Runde: 3(18) 6. Runde: (18) 12 7. Runde: 4(18) 8. Runde: (18) 13 9. Runde: 5(18) 10. Runde: (18) 14 11. Runde: 6(18) 12. Runde: (18) 15 13. Runde: 7(18)

9 (14) 10 (14) 11 (14) 12 (14) 13 (14)

10,8 11,7 12,6 4,2 6,13 5,1 11,9 12,8 13,7 6,2 5,3 7,1 12,10 13,9 1,8 7,3 6,4 8,2 13,11 1,10 2,9 8,4 7,5 9,3 1,12 2,11 3,10 8,6 9,5 10,4

13,5 2,3 1,4 7,12 8,11 9,10 2,5 3,4 1,6 8,13 9,12 10,11 3,6 2,7 4,5 9,1 10,13 11,12 3,8 4,7 5,6 10,2 11,1 12,13 6,7 4,9 5,8 11,3 12,2 13,1

(16) 9 (16) 10 (16) 11 (16) 12 (16) 13 (16) 14 (16) 15 (16)

15 und 16 Spieler 2,15 3,14 4,13 10,8 11,7 12,6 4,15 5,14 3,1 11,9 12,8 13,7 5,1 4,2 6,15 12,10 13,9 14,8 5,3 6,2 7,1 13,11 14,10 15,9 6,4 8,2 7,3 14,12 15,11 1,10 8,4 9,3 7,5 15,13 1,12 2,11 8,6 9,5 10,4 1,14 2,13 3,12 9,7 10,6 11,5

5,12 13,5 6,13 14,6 7,14 15,7 8,15 1,8 9,1 2,9 10,2 3,10 11,3 4,11 12,4

6,11 14,4 7,12 15,5 8,13 1,6 9,14 2,7 10,15 3,8 11,1 4,9 12,2 5,10 13,3

7,10 15,3 8,11 1,4 9,12 2,5 10,13 3,6 11,14 4,7 12,15 5,8 13,1 6,9 14,2

8,9 1,2 9,10 2,3 10,11 3,4 11,12 4,5 12,13 5,6 13,14 6,7 14,15 7,8 15,1

2,17 11,9 3,1 12,10 4,2 13,11 5,3 14,12 6,4 15,13 7,5 16,14 8,6

17 und 18 Spieler 3,16 4,15 5,14 12,8 13,7 14,6 4,17 5,16 6,15 13,9 14,8 15,7 6,17 7,16 5,1 14,10 15,9 16,8 6,2 8,17 7,1 15,11 16,10 17,9 7,3 8,2 9,1 16,12 17,11 1,10 8,4 9,3 10,2 17,13 1,12 2,11 9,5 10,4 11,3

6,13 15,5 7,14 16,6 8,15 17,7 9,16 1,8 10,17 2,9 11,1 3,10 12,2

7,12 16,4 8,13 17,5 9,14 1,6 10,15 2,7 11,16 3,8 12,17 4,9 13,1

8,11 17,3 9,12 1,4 10,13 2,5 11,14 3,6 12,15 4,7 13,16 5,8 14,17

9,10 1,2 10,11 2,3 11,12 3,4 12,13 4,5 13,14 5,6 14,15 6,7 15,16 105

14. 15. 16. 17.

Runde: (18) 16 17,15 1,14 2,13 3,12 4,11 5,10 6,9 7,8 Runde: 8(18) 9,7 10,6 11,5 12,4 13,3 14,2 15,1 16,17 Runde:(18) 17 1,16 2,15 3,14 4,13 5,12 6,11 7,10 8,9 Runde: 9(18) 10,8 11,7 12,6 13,5 14,4 15,3 16,2 17,1

6. Das Schweizer System Die gerechteste Form der Kampfaustragung ist immer das Rundensystem, wo jeder gegen jeden anderen Teilnehmer spielt. Wird aber die Teilnehmerzahl allzu groß im Verhältnis zur verfügbaren Zeit, so gibt es neben der Aufteilung in Parallelgruppen und einem sich an deren Kämpfe anschließenden Finale (was immer mit der Schwierigkeit verbunden ist, die Parallelgruppen gleich stark zu besetzen und das Finale zur Vermeidung von Zufallsentscheidungen nicht allzu kurz zu gestalten), noch eine andere Möglichkeit: Es wird nur ein Teil der Runden durchgeführt, und zwar so, daß jeweils Spieler gleichen oder doch wenigstens ungefähr gleichen bisherigen Erfolges gegeneinander antreten. Alle Teilnehmer aber, auch die erfolglosen, wirken bis zum Schluß an der Veranstaltung mit und können daher ihren Stand in den letzten Runden audi noch verbessern (wohingegen sie beim Gruppenturnier ausgeschaltet wären). Dieses System, das wir sogleich noch genauer erläutern werden, stammt aus der Schweiz und wird heute in einigen Teilen der Welt, besonders in England und Amerika, aber auch bei uns in Deutschland, angewandt. Nehmen wir an, es sollen 18 Spieler 7 Runden austragen. Die erste Runde wird normal ausgelost, und es spielt dann wie bei einem Rundenturnier 1 gegen 18, 2 gegen 1 7 , . . . 9 gegen 10. Es soll aber darauf hingewiesen werden, daß diese Art der Paarung nicht unbedingt erforderlich ist. In vielen Fällen wird 106

bei Turnieren nach dem Schweizer System für die erste Runde 1 gegen 2, 3 gegen 4 usw. gepaart. Dabei können dann, wie dies bei offenen Turnieren mit unbekannter Teilnehmerzahl oft der Fall ist, auch später Eintreffende noch hinten angeschlossen werden. Unbedingt wichtig ist dabei aber, daß ein Turnier nach dem Schweizer System immer nur mit einer geraden Zahl von Teilnehmern durchgeführt werden darf. Nach den Spiel-Ergebnissen der ersten Runde könnte nun der Stand beispielsweise lauten: 2, 4, 5, 10, 12 und 13 haben je einen Punkt, die Auslosungsnummern 1, 3, 8, 11, 16 und 18 je einen halben Punkt und die Auslosungsnummern 6, 7, 9, 14, 15 und 17 als Verlierer je Null Punkte. Es wird nicht immer ein so glattes und für die Paarung der neuen Runde vorteilhaftes Ergebnis geben. Die Zahl der Gewinner und der Remisierer wird nicht immer gerade sein; es wird sogar vorkommen können, daß einmal eine ungewöhnlich lange Hängepartie vor Beginn der neuen Runde nicht beendet werden konnte. Dennoch muß neu gepaart werden! Dabei rechnet man dann jedem der noch durch eine unerledigte Partie beschäftigten Spieler einen halben Punkt hinzu und paart dann entsprechend den von uns dargelegten Grundsätzen. Mit den Paarungskarten, die zweckmäßig für jeden Spieler angelegt und laufend geführt werden — ein Muster zeigen wir weiter unten — werden nun sechs Pakete gebildet: Weiße Sieger, schwarze Sieger, weiße Remisierer, schwarze Remisierer, weiße Verlierer, schwarze Verlierer. Oberster Paarungsgrundsatz für diese zweite und alle folgenden Runden ist dabei, daß kein Spieler zweimal gegen denselben Gegner spielen darf. 107

Nun werden vorerst weiße Sieger gegen schwarze Sieger ausgelost, wobei auf den Farbwechsel geachtet werden muß. Bleiben eventuell einmal weiße oder schwarze Sieger übrig, werden sie miteinander gepaart. Der Spieler mit der niedrigeren Losnummer erhält dann Weiß. Ein eventuell dann noch verbleibender Spieler wird mit einem Remisierer der anderen Spielfarbe gepaart. Nun paart man in gleicher Art die weißen Verlierer mit den schwarzen Verlierern und letztlich dann die weißen Remisierer gegen die schwarzen Remisierer. Viele Paarungen ergeben sich bei dieser Methode zwangsläufig; wo mehr als eine Möglichkeit besteht, sollten die Spieler selbst oder aber zwei bis drei Beauftragte der Spieler die Paarung auslosen. Beachten sollte der Turnierleiter den weiteren Paarungsgrundsatz, der für die zweite und alle folgenden Runden gilt: Man paare abwechselnd von oben und von unten der Rangliste gegen die Mitte zu. Beim Schweizer System haben wir erfahrungsgemäß eine kleine Spitze und eine kleine Schlußgruppe, aber ein großes Mittelfeld. Es werden also Schwierigkeiten vermieden, wenn der Turnierleiter nach dem angegebenen Grundsatz verfährt. Ein dritter wichtiger Grundsatz bei den Paarungen lautet: die gelungene Paarung ist jene, die die kleinste totale Rangpunktdifferenz der Gepaarten aufweist. Ein weiterer wichtiger Grundsatz, der für die späteren Runden beachtet werden muß, besagt, daß kein Spieler mehr als dreimal hintereinander die gleiche Farbe erhält. Empfehlenswert ist auch, während der Auslosung noch keine Paarungen bekanntzugeben, ehe nicht alle Spieler gepaart wer108

den konnten und der Turnierleiter sich davon überzeugt hat, daß ihm die Paarungen optimal gelungen sind. Es ist besser, noch einmal ganz von vorn anzufangen, um eine optimale Paarung zu erreichen, als sich mit zweitbesten Lösungen zufrieden zu geben. Bei gleicher Farbverteilung sollte man grundsätzlich dem Spieler mit der niedrigeren Losnummer die weißen Steine geben, auch bei etwaiger verschiedener Punktzahl! Während der ganzen Runden hindurch sollte der Turnierleiter beachten, daß die Farbverteilung so vorgenommen wird, daß sich die Zahl der mit Weiß und Schwarz gespielten Partien von Runde zu Runde dergestalt ausgleicht, daß beim Turnierschluß die Differenz zwischen den mit den weißen und den schwarzen Steinen gespielten Partien + / — 1 beträgt, was bei ungerader Rundenzahl i m m e r e r r e i c h t w e r d e n k a n n . Nur bei gerader Rundenzahl könnte die Differenz einmal + /— 2 betragen. Dieser Gesichtspunkt muß bei allen Paarungen im Auge behalten werden. Sind also einmal gleichwertige Paarungen möglich, erhält der Ausgleich der Farbverteilung den Vorzug. Von Runde zu Runde wird nun unter Beachtung all dieser Grundsätze, die sich in der Praxis bewährt haben, gepaart; die Schwierigkeiten dabei werden oft nicht gerade unbedeutend, können aber überwunden werden, wenn gewissenhaft nach unseren Darlegungen vorgegangen wird. Erleichtert wird dem Turnierleiter die Arbeit durch die Karteikarten, die — wie schon erwähnt — für jeden Spieler angelegt werden sollten. Diese Karte könnte wie folgt aussehen: 109

Name Auslosungsnummer

Vorname

geb.

Klub oder Landesverband

Wohnung

Budiholz-Wertung Runde:

Fernsprecher

Budiholzzahl

Platz

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

GegnerErgebnis Gesamt Die „Buchholz-Zahl" bezieht sich auf ein Wertungssystem, das vor etwa fünfzig Jahren von einem Schachspieler namens Buchholz erdacht worden ist und sich vorzüglich für das Schweizer System eignet, wenn die Leistungen v o n Spielern verglichen werden sollen, die mit gleichem Punktstand abgeschlossen haben. Natürlich werden die Spieler unterschiedlicher Gewinnzahlen audi beim Schweizer System nach diesen rangiert. Bei Punktgleichheit aber entscheiden die „Buchholzpunkte". Diese werden in der Weise ermittelt, daß von jedem Spieler, mit dem ein punktgleicher Spieler im Turnier zusammengetroffen ist, die Gesamtpartiepunkte addiert werden. Der Spieler mit der höheren Gesamtsumme rangiert dann vor dem oder vor denen, die bei gleicher Partie-Punktzahl eine niedrigere Buchholzzahl haben. Ist auch die Buchholzzahl gleich, entscheidet die direkte Begegnung. Ist die direkte Begegnung nicht gespielt oder hat sie remis ergeben, entscheidet die größere Zahl von Siegen. N u r wenn auch diese Zahlen gleidi sind, sollte das Los entscheiden. 110

Zweckmäßig trägt man nun die Ergebnisse jeder Runde in die Karte mit Farbstift ein, ebenso die Nummern der Gegner: schwarz, wenn der Spieler mit Schwarz gespielt hat, rot dagegen, wenn er die weißen Steine führte. Bewährt hat sich auch die Einfügung eines entweder roten oder schwarzen Dreiecks links oben (durch das leere Dreieck in der Musterkarte angedeutet). Auf einen Blick sieht dann der Turnierleiter, wie oft der betreffende Spieler mit Weiß bzw. mit Schwarz gespielt hat, was für die jeweiligen Rundenpaarungen ja neben der erzielten Punktsumme von ausschlaggebender Bedeutung ist. Wenn dann während des Spieles der letzten Runde immer gleich der Budiholzwert jedes Spielers eingefügt wird, der seine letzte Partie beendet hat, kann das genaue Turnierergebnis schon kurz nach dem Ende der letzten Partie — ohne langes weiteres Ausrechnen — bekanntgegeben werden. Bei den Paarungen sollte auch darauf geachtet werden, daß die Spitzenspieler — je nach Anzahl der Teilnehmer also 4, 6 oder 8 Spieler, sämtlich gegeneinander gepaart werden. Dies ergibt mit Sicherheit dann auch einwandfreie Turnierergebnisse. Der Turnierleiter kann diesen Punkt bequem dadurch überwachen, daß er sich von Runde zu Runde eine kleine separate Turniertabelle anlegt mit den Ergebnissen der Spitzenspieler gegeneinander. Er wird dann bei jeder neu zu paarenden Runde sogleich erkennen, welche Spitzenspieler unbedingt gegeneinander spielen müssen. Um bei Turnieren nach dem Schweizer System den ersten Platz aus einer Gruppe von Spielern mit Sicherheit zu ermitteln, muß sich die Teilnehmerzahl zur Rundenzahl in einem bestimmten Verhältnis halten. Aber auch die weiteren Plätze können — die richtige Rundenzahl vorausgesetzt — mit Sicher8

Turnier-Taschenbuch

111

heit ermittelt werden. Um zu berechnen, wieviel Runden nötig sind, um eine Anzahl erster Plätze zu ermitteln, können wir uns der Formel des Mathematikers Dr. F. Model bedienen: Bei T Teilnehmern müssen mindestens R = 0.2 T + 1,4 n Runden gespielt werden, um die ersten n Plätze zu erhalten. Als Beispiel: für 30 Teilnehmer sollen die ersten 5 Plätze mit Sicherheit ermittelt werden (etwa in einem Qualifikationsturnier!), dann rechnen wir also 0.2 T ( = 6) + 7 ( = 1.4 X 5) = 13 Runden. Aus nachstehender Tabelle kann abgelesen werden, wieviel Plätze jeweils bei einer gegebenen Zahl von Teilnehmern nach wieviel Runden mit Sicherheit zu ermitteln sind: Teilnehmerzahl 5 Runden ermitteln mit Sicherheit den 6 Runden 7 Runden 8 Runden 9 Runden 10 Runden 11 Runden 12 Runden 13 Runden 14 Runden 15 Runden

12

14

16

1. 2 3 4

1. 2 3 3 4

1. 2 2 3 4 4 5 6 7

— —



























18

20

22

24

26

28

1. Platz 1 1 2 2 1 3 2 2 3 3 3 4 4 4 5 5 4 5 5 5 6 6 6 7 6 7 — 8 7

1 2 3 3 4 5 5 6 7

1 2 2 3 4 4 5 6 7

1 1 2 3 2 4 5 6 7

Zum Aushang im Turniersaal — sowohl zur Unterrichtung der Zuschauer als auch der Spieler selbst — eignet sich besonders gut eine Fortschreibungstabelle, in der links untereinander Auslosungsnummern und Namen aller Teilnehmer angegeben sind, rechts daneben die Zahl der zu spielenden Runden, etwa 1—9. Dieser linke Teil der Tabelle zeigt jeweils die Einzelergebnisse der Spieler (zweckmäßig auch hier in Zweifarbenform, rote Ergebnisse für Weißspieler, sdiwarze dagegen für die 112

Nachziehenden); wünschenswert ist es, außer der 1, 0 oder 1 h auch klein die Zahl des Gegners anzugeben. Jeder kann dann sofort ersehen, gegen wen die eingetragenen Ergebnisse erzielt wurden. Rechts neben dieser Turniertabelle, abgeteilt durch eine senkrechte Trennungslinie bringen wir sogleich die Fortschrittstabelle an, hier ebenfalls mit Feldern für die Runden 1—9. Rechts an den Schluß schließen sidi dann die Spalten für die erreichte Punktzahl, die Buchholzzahl und den endgültigen Rang jedes Spielers an.

7. Das System Sonneborn-Berger Die Reihenfolge der Preisträger riditet sich in einem Turnier nach den erreichten Punktsummen. H a t beispielsweise A 10 Punkte, B 9 1 /i und C auch 9V2, so wird der zweite und dritte Preis zwischen B und C geteilt. Handelt es sidi um einen Geldpreis, so bereitet die Teilung keine Schwierigkeiten. Stehen jedoch zwei Sachpreise von unterschiedlichem Wert zur Verfügung, so gehört schon einiges Kopfzerbrechen dazu, beide Teile zufrieden zu stellen. Ist aber gar bestimmt worden, daß nur der erste und der zweite eines Turniers ein besonderes Recht erhalten, etwa die Teilnahme an einer Meisterschaft, so muß im voraus auch feststehen, nach welchem Verfahren man bei Gleichstand einen der fraglichen Spieler bevorzugt. Die beste Lösung ist ein Stichkampf, wozu aber mitunter keine Zeit zur Verfügung steht. Es wird gerechter erscheinen, die beiderseitigen Leistungen der in Konkurrenz stehenden Spieler zu vergleichen als etwa das Los entscheiden zu lassen. Eine Wertung der Qualität des Spiels durch einen Kreis von Sachverständigen könnte selten zu einem unanfechtbaren Urteil gelangen, 8*

113

weil der eine Angehörige eines solchen Gremiums vielleicht mehr die korrekte, gediegene Spielführung, der andere aber mehr den Wagemut oder das geistvolle Kombinationsspiel schätzt. Dennoch gibt es einen objektiven Wertmaßstab, der sich allein aus den Ergebnissen errechnen läßt: Die Stärke der Gegner, gegen die ein Spieler gewonnen hat im Vergleich zu den Verlierern des Konkurrenten. Neben wir an, ein Spieler A gewinnt sämtliche Partien mit Ausnahme einer einzigen gegen den schwächsten Teilnehmer; ein anderer Spieler B dagegen verliert auch nur eine Partie, aber diese eben gegen den mit ihm punktgleichen A ; dann wird man sagen können, daß der Verlust gegen den schwachen oder jedenfalls in diesem Turnier erfolglosesten Teilnehmer mit größerer Wahrscheinlichkeit auf einem Zufall beruht, etwa einer einmaligen Unaufmerksamkeit oder einer einmaligen schlechteren Disposition gerade an dem betreffenden Tage — mit größerer Wahrsdieinlichkeit als der Verlust B gegen A. Man zählt den Gewinn gegen den stärkeren Teilnehmer deshalb mehr als den Gewinn gegen den schwachen oder jedenfalls in diesem Turnier mit wenigen Punkten abschließenden Teilnehmer. Die Art dieser Berechnung, nach ihren Erfindern das „System Sonneborn-Berger" genannt, sei an folgendem Beispiel erläutert: 1 1. Müller 2. Maier 3. Schulze 4. Lehmann 5. Krause 6. Koch 114



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Das System Sonneborn-Berger wäre hier anzuwenden auf Maier und Schulze. Hierbei werden die Punktsummen derjenigen Spieler zusammengezählt, gegen die Maier siegreich gewesen ist und die Hälfte der Punktsumme derjenigen, gegen die Maier ein Remis erzielt hat. Das ergibt die Wertungszahl von Maier. In gleicher Weise wird dann die Wertungszahl von Schulze errechnet: Maier bekommt für seinen Verlust gegen Müller nidits, für seinen Gewinn gegen Schulze 3 Wertpunkte, für das Remis gegen Lehmann dessen halbe Punktsumme IV4 (zusammen 4V4), für das Remis gegen Krause 1 (zusammen 5V4), für den Gewinn gegen Koch V2 (zusammen 53/4). Die Wertungszahl von Maier ist also 53/4. Schulze bekommt für das Remis gegen Müller 2 Punkte, für den Verlust gegen Maier nidits, für den Gewinn gegen Lehmann 2V2 (zusammen 4V2), für den Gewinn gegen Krause 2 (zusammen 6V2), für das Remis gegen Koch dessen halbe Punktsumme 1 U (zusammen 6PU). Die Wertungszahl von Schulze lautet 6 s /4. Demnadi ist Schulze durch Punktwertung zweiter Preisträger und Maier dritter. D a der Grundgedanke des Systems Sonneborn-Berger, die Partieausgänge unterschiedlich zu werten, nur im größeren Teil der Fälle der Wahrheit entspricht, keineswegs aber immer, so ist die Anwendung nur ein Notbehelf. Viel besser ist es, einen Stichkampf anzuorden und hierfür im voraus Zeit und nötigenfalls auch Geld zu sichern. Über einen Meistertitel sollte niemals das System Sonneborn-Berger entscheiden, sondern nur ein weiteres Spielen. 115

8. Was jeder vom Ingo-System wissen sollte Das Ingo-System strebt an, die Stärke von Schachspielern durch Zahlen — den sogenannten Ingo-F-Zahlen — zu kennzeichnen, die durch bewußt einfach gehaltene Regeln errechnet werden können. Dabei geschieht eigentlich nichts anderes als das, was jede Turniertabelle tut: Einzelleistungen werden, um ein allgemeingültiges Urteil bilden zu können, zu einer Gesamtleistung zusammengefaßt. Sind bei einer Turniertabelle die Partien die Einheiten, das Turnierergebnis das Resultat, so sind beim Ingo-System — eine Stufe weiter — die Turnierresultate Wertungseinheiten, die Ingo-Zahl das Ergebnis. Wie man am Ende eines Turniers nicht danach urteilt, ob ein Spieler gegen diesen oder jenen Gegner gewonnen hat, sondern sein Abschneiden gegen alle seine Gegner bewertet, so urteilt man beim IngoSystem nicht nur nach dem Erfolg oder Mißerfolg in einem einzelnen Turnier, sondern versucht, die Gesamtheit aller Turnierleistungen eines Spielers zur Wertung heranzuziehen. D a s dazu benutzte Verfahren baut sich auf allgemein anerkannte sachliche Erfahrungen auf, ist also alles andere als eine schachfremde Zahlenspielerei. Die Ingo-Zahlen sollen darüber Auskunft geben, welches Turnierergebnis für einen Spieler in einem bestimmten Turnier am wahrscheinlichsten ist. Die Zahlen ermöglichen eine zuverlässige Beurteilung auf absolut objektivem Wege und zeitigen ein Ergebnis, wie es mit Hilfe subjektiver Betrachtungen von Spielergebnissen niemals zu erreichen ist. Darüber hinaus ermöglicht das Ingo-System die Feststellung, wie stark jedes Turnier besetzt ist. Der Durchschnitt aus den Ingo-Zahlen aller Teilnehmer eines Turniers bestimmt mit einer klaren Zahl die stärkemäßige Besetzung. 116

Erst dadurch, daß die in einem Turnier erreichte Punktzahl zur Stärke des Turniers in Beziehung gesetzt wird, ist die Turnierleistung meßbar und kann mit einer Zahl ausgedrückt werden. H a t ein Spieler mehrere Turniere absolviert, so wird sich für ihn — nach möglichen anfänglichen Schwankungen — eine Zahl ergeben, die seiner Spielstärke in Beziehung zu anderen Spielern entspricht. Durch möglichst lückenloses Erfassen aller Turniere haben sich allmählich Zahlen entwickeln lassen, die heute bereits einen hohen Vergleichswert besitzen. Das Ingo-System wertet die Ergebnisse jedes unter normalen Bedingungen ausgetragenen Turniers oder Wettkampfes in der Weise aus, daß für jeden Teilnehmer auf Grund der von ihm erreichten Punkte eine Leistungszahl errechnet wird. Wesentlich ist hierbei, daß die stärkemäßige Besetzung des Turniers durch ein Turnier-Niveau berücksichtigt wird. Wie oben ausgeführt, wird das Niveau aus dem Durdischnitt der Ingo-Zahlen aller Teilnehmer gebildet. Ist eine genügende Anzahl von Turnierergebnissen eines Spielers ausgewertet, so ist das „mittlere M a ß " der einzelnen Ergebnisse, eben diese Ingo-Zahl, zuverlässig. Sie drückt dann die praktische Spielstärke oder, besser gesagt, die TurnierErfolge aus. Das Ingo-System erfindet also keine Werte; es rechnet nur die tatsächlichen Punktzahlen der Turniere in eine vergleichbare Wertungszahl um. Dies entspricht den praktischen Turniererfolgen eines Spielers. Die Umrechnung erfolgt auf Grund allgemeiner und gleichmäßig anzuwendender Regeln mit absoluter Objektivität, ohne Lob und Tadel. Die Ingo-Zahlen erfüllen alle Anforderungen, die an eine sorgfältig berechnete und vernünftig ermittelte Wertungszahl 117

für den durchschnittlichen Erfolg eines Spielers gestellt werden können. Es ist offenkundig, daß bei dieser sachlichen Berechnung innere Werte, z. B. Güte der Partien, Kampfgeist und Phantasie, Glück und Pech nicht gewertet werden können. Diese Werte sind auch in einer Turniertabelle nicht erkennbar. Ingo läßt von Partie und Turnier gerade die Hülle gelten: Ergebnis und Tabelle. Das aber entspricht seinem Zweck. Unabhängig gewachsen, steht Ingo jetzt mitten im großen Bereich der Schachorganisationen. Jedem, der hier tätig ist, besonders den Turnierleitern, bietet es seine Dienste an. Ingo-Bearbeiter in den Vereinen berechnen ihre Vereinsturniere und geben die Beredinung an den Verbandsbearbeiter weiter. Der Verbandsbearbeiter beredinet alle Turniere auf Verbandsebene, und Spezialbearbeiter bearbeiten nationale und internationale Kämpfe. Die wichtigsten Ergebnisse werden der Zentrale gemeldet und von Zeit zu Zeit veröffentlicht. Alle Zahlen werden in übersichtlichen Karteien gesammelt und stehen jedem Turnierleiter auf Wunsdi zur Verfügung. Worin liegt nun der Wert des Ingo-Systems und seine Bedeutung für die Praxis der Turnierspieler? Jeder Spieler kann von Turnier zu Turnier verfolgen, in welcher Richtung sich seine Spielstärke entwickelt. Gerade dieser Umstand ist sowohl für den Spieler als auch für einen Spielleiter von größter Bedeutung. Weiterhin kann jeder Spieler schon bei Beginn eines Turniers feststellen, welche Aussichten er besitzt. Wer die Ingo-Zahl seiner Gegner kennt, erkennt leicht die Punkt-Zahl, bei der er sich bewährt. Steht eine Turnierpartie mit einem unbekannten Partner bevor, so gibt die 118

Ingo-Zahl Auskunft darüber, wer (und in welchem Umfang) als stärker einzuschätzen ist. Ebenso läßt sich berechnen, ob eine Mannschaft in ihrer Spielklasse auf Sieg hoffen darf oder ob sie in Abstiegsgefahr geraten wird; ob das Treffen mit einer fremden Mannschaft einen ausgeglichenen Kampf verspricht. Der Spielleiter kann seine Turniere besser denn je gleichmäßig besetzen, was den Wert der Turniere wesentlich steigern kann. Entscheidende Bedeutung erhalten die Ingo-Zahlen, wenn eine Mannschaft, sei es eines Vereins, einer Stadt oder eines Verbandes, aufgestellt werden muß. Nadi welchen anderen Prinzipien könnte, ohne Verärgerung der Spieler, die Aufstellung erfolgen? Jeder Turnierleiter weiß, daß er nicht einfach die Liste der letzten Meisterschaft heranziehen kann. Ingo-Zahlen helfen bei der Vorbereitung von Turnieren. Sollen mehrere gleichstarke Gruppen gebildet werden, gewährleisten sie die richtige Verteilung der Spieler. Die Ingo-Liste bringt die Spieler in eine begründete Reihenfolge. Diese Reihenfolge braucht nicht zwangsläufig übernommen zu werden; jeder Turnierleiter kann die Tagesform der Spieler oder taktische Gründe beliebig berücksichtigen. Hat er die Aufstellung gemacht, dann kann er ohne weiteres begründen, weshalb er diesen Spieler an Brett x, jenen an Brett y gesetzt hat. Das Ingo-System ist also nicht um seiner selbst willen da. Es will dem Turnierleiter ein einfaches, einwandfreies Hilfsmittel zum beliebigen Gebrauch an die Hand geben. Liegt es nicht im Interesse jedes Vereins und jedes Verbandes, sich dieses Hilfsmittels zu bedienen? Die Ingo-Zahlen können bestmögliche Zuverlässigkeit jedoch nur dann erreichen, wenn alle wesentlichen Turniere ingomäßig ausgewertet werden. Es ist daher zweckdienlich, wenn die Tur119

nierleiter oder Schriftführer dem zuständigen Ingo-Bearbeiter die Ergebnisse der beendeten Turniere — mit Angabe etwaiger kampfloser Partien — mitteilen. Der Bearbeiter wird, falls dies gewünscht wird, nach der Auswertung die neuen Zahlen rückübermitteln. Am besten dürfte es sein, wenn ein interessierter Schachfreund, der gern mit Zahlen umgeht, in jedem Verein zum Ingo-Bearbeiter des Vereins ernannt wird — soweit der Spielleiter nicht selbst berechnen will. Im Verein macht die Berechnung nicht viel Arbeit, sie ermöglidit jedoch interessante Rückschlüsse auf das gesamte Schachgeschehen. Als Fazit ist festzustellen: Ingo ist ein System für den praktischen Gebrauch. Es kann niemanden schaden. Es kann aber die Spieler anregen, ihre Leistungen zu kontrollieren und zu verbessern. Es kann dem Spielleiter helfen, Entschlüsse zu fassen und stichhaltige Entscheidungen zu treffen. Wie kommen wir nun zu den Ingo-Zahlen? Zunächst sei festgestellt, daß die Ingo-Zahl um so niedriger ist, je größere Erfolge der Spieler aufzuweisen hat. Die beste Zahl der Welt liegt zur Zeit bei etwa 8, die schlechtesten Zahlen liegen bei mehr als 300, das Gros drängt sich zwischen 100 und 200. Es sind keine absoluten Zahlen, bei denen der Weltmeister die Zahl 1 hätte. Sie könnten ebenso sämtlich um 100 oder eine beliebige andere Zahl höher oder niedriger sein, und würden dann doch in diesen Grenzen bleiben. Wenn trotzdem die derzeit beste Ingo-Zahl nahe bei 1 liegt und doch so weit entfernt, um noch Verbesserungen auf positive Zahlen zuzulassen, so ist dies allerdings kein Zufall. Es liegt vielmehr an der Einschätzung der Stärke (des Niveaus) für das zuerst berechnete Tur120

nier. Die Festsetzung dieses ersten Niveaus — aus dem sämtliche Ingo-Zahlen und mithin Niveaus abgeleitet sind — läßt schon erkennen, wie gründlich Herr Hößlinger sein System durchdacht, wie sorgfältig er die Stärke der Turnierteilnehmer im Verhältnis zu Weltbesten eingeschätzt hat, um diese Entwicklung der Ingo-Zahlen einzukalkulieren. Die Ingo-Zahlen sind — wie gesagt — relative Zahlen. So läßt sich z. B. sagen, daß der Spieler X bei gleicher Gegnerschaft so viel Gewinnprozente mehr erzielt als der Spieler Y, wie seine Zahl niedriger als dessen ist. Bei einem Unterschied von 10 Grad in der Ingo-Zahl sind dies 10 Prozent der erreichbaren Punkte oder z. B. 1 Punkt in einem Zehnrundenturnier. Bei der Auswertung eines Rundenturniers wird zuerst die Stärke anhand der durchschnittlichen Ingo-Zahl seiner Teilnehmer ermittelt. Dann werden die Punktzahlen der einzelnen Teilnehmer in Prozentzahlen umgerechnet. Uberdurchschnittliche, also über 50 liegende Prozente werden von der durchschnittlichen Ingo-Zahl abgezogen, während unterdurchschnittliche Gewinnprozente hinzugezählt werden. Auf diese Weise ergeben sidi die Erfolgszahlen aus diesem Turnier für die einzelnen Teilnehmer. Die neue Ingo-Zahl wird dann aus l h dieser Turniererfolgszahl und s/i der vorherigen Ingo-Zahl gebildet. So erhält das letzte Turnierergebnis Einfluß auf die Ingo-Zahl, aber in gemilderter Weise, so daß ein ungewöhnliches Ergebnis eines ausgereiften Schachspielers dessen Ingo-Zahl nicht zu weit von seinem durchschnittlichen Wert entfernt. Dies nur zur Demonstration des Prinzips. Das Regelheft der Ingo-Berechnung kann von der Ingo-Zentrale bezogen werden, ebenso der Ingo-Spiegel, in dem regel121

mäßig die Auswertungen der Ergebnisse von allgemein interessierenden Turnieren bekanntgegeben und Artikel über IngoProbleme veröffentlicht werden. Im übrigen erteilt die Ingo-Zentrale Auskunft und gewährt Hilfe in Angelegenheiten der Ingo-Berechnung. Ihre Anschrift lautet: Hermann Markgraf, 2 Hamburg 20, Schrammsweg 30 (zugleich Verfasser des vorstehenden Beitrags).

9. Das USCF oder ,ELO'-Bewertungssystem In Kapitel 6 haben wir uns ausführlich mit dem in Deutschland üblichen und bewährten Ingo-System beschäftigt. In den U S A hat sich anstelle dieses Systems das von Prof. A r p a d E. Elo erdachte U S C F System durchgesetzt. Darüber hinaus hat die F I D E auf dem Kongreß des Weltschachbundes in Siegen 1970 dieses Elo-System zur Grundlage der Verleihung der Titel des „Internationalen Großmeisters" bzw. des „Internationalen Meisters" und zur Bewertung der Erfolge der Spieler gemacht. Es ist deshalb wichtig, daß wir uns auch mit diesem EloSystem eingehend beschäftigen. Prof. Elo selbst erläutert sein System in einer uns dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten Abhandlung wie folgt: Die Abschlußtabelle eines Schachturniers kann als provisorische Rangordnung der Teilnehmer dienen; weil individuelle Leistungen variieren, ist eine auf einer einzigen Veranstaltung beruhende Rangliste jedoch nicht zuverlässig, und sie kann nicht die Leistungen von Spielern vergleichen, die sich nicht am Brett direkt gegenübergestanden haben. Ein Bewertungssystem hingegen trachtet danach, alle Resultate individueller Spieler im 122

Rahmen einer Skala so auszuwerten, daß zu jeder Zeit eine wahrscheinliche Rangordnung ihrer Stärke aufgestellt werden kann. Eine solche Rangliste könnte die genaue Stärke eines internationalen Turniers messen und eine bedeutungsvollere Auswertung der Turnierresultate von internationalen Titelanwärtern ermöglichen. Bewertungssysteme nach Punkten sind in der Schachwelt sdion seit 25 Jahren zuhause. Die meisten haben ein gemeinsames Prinzip, nämlich die Verbindung des prozentualen Punktgewinns eines Spielers mit der Stärke der Konkurrenz. Zur Verschiedenheit neigen diese Systeme in der Methode dieser Verbindung. Das Bewertungssystem der USCF bedient sich des oben genannten gemeinsamen Prinzips; es beruht darüberhinaus auf mathematischer Erfassungstheorie und ist grundlegend im Rahmen der Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie aufgebaut. Die praktischen Rechnungsformeln entstammen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, und ihre Rationale entspringt angewandter Statistik. Die grundsätzliche Theorie des Bewertungssystems beruht auf der Annahme, daß eine numerisdie Skala errichtet werden kann, entlang der die Leistungswerte eines Schachspielers normal verteilt sind. Diese Annahme stimmt mit den Erfahrungen in sportlichen Wettkämpfen generell überein. Der Stärkere besiegt nicht immer den Schwächeren; ein Spieler hat gute und schlechte Tage, gute und schlechte Turniere. Im allgemeinen liegen seine Leistungen auf einem Durchschnittsniveau. Abweichungen davon kommen vor, große Abweichungen weniger oft als kleine. Von der Hypothese kann die zentrale Theorie des Bewertungssystems mittels Wahrscheinlichkeitsrechnung abgeleitet 123

werden: Bei jedem Spiel gibt es eine Funktion zwischen dem Unterschied in der numerischen Bewertung der Spieler und der Wahrscheinlichkeit des jeweiligen Punktgewinns. Die Wahrscheinlichkeit des Punktgewinns eines Spielers in einem einzelnen Spiel entspricht seiner prozentualen Erwartung im Wettkampf (mehrere Spiele gegen denselben Gegner). Im Turnier entspricht die prozentuale Erwartung eines Teilnehmers dem

124

Durchschnitt seiner prozentualen Erwartungen gegen jeden der verschiedenen Gegner. Seine Turnier-Punkterwartung ist dann die Summe seiner prozentualen Erwartung gegen seine verschiedenen Gegner. Die zugrunde liegende Funktion läßt sich nicht in algebraisch einfacher Weise ausdrücken, kann aber graphisch dargestellt werden. Die Kurve stellt sich als die bekannte kumulative Verhältniskurve, oder S-förmige Kurve, der Wahrscheinlichkeitsrechnung heraus (siehe die Figur auf der vorigen Seite). Deshalb ist die prozentuale Erwartungskurve der Schlüssel zur richtigen Zusammenführung von prozentualem Punktgewinn und Spieler-Bewertung. Die Kurve kann dazu verwendet werden, einen gegebenen prozentualen Punktgewinn in den angezeigten Bewertungsunterschied zu übersetzen (Tabelle I); oder umgekehrt dazu, einen Bewertungsunterschied in den wahrscheinlichen prozentualen Punktgewinn umzusetzen (Tabelle II). Die normale Wahrscheinlichkeitsfunktion: sie zeigt die Wahrscheinlichkeit des Punktgewinns, d. h. die prozentuale Erwartung im Vergleich mit dem Bewertungsunterschied zwischen den Gegnern. Die Bewertungsunterschiede sind in Einheiten der mittleren quadratischen Abweichungen ausgedrückt und mit dem griechischen Buchstaben Sigma (a) versehen. Auf der Bewertungsskala der USCF ist a mit 200 Punkten angesetzt.

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Bewertungsunterschied Eine Bewertungsskala, wie jede Meß-Skala, ist beliebig eingeteilt. So ist auch die USCF Skala beliebig abgefaßt, und zwar so, daß keine Bewertung negativ ausfallen kann. Das Konzept der Spieler-Kategorie, wenngleich quantitativ nicht definiert, ist in der Schachwelt heimisch. Auf der ursprünglichen USCF Skala war die Spanne einer Spieler-Kategorie mit 200 Punkten angesetzt worden. Später dann nochmals festgelegt, beträgt diese Summe heute eine Weite, die der mittleren quadratischen Abweichung (oder Standard-Abweichung) individueller Leistungen in einem einzelnen Spiel entspricht. Die Wahl der mittleren quadratischen Abweichung als Spannweite für die Kategorie bringt zweckmäßige Vereinfachung der Bewertungssystem-Theorie mit sich und bewährt sich gut in der Praxis. Zum Beispiel, angenommen, daß ein Turnier, wo jeder gegen jeden spielt, auf Spieler von nur einer Kategorie beschränkt wird, deren Stärke normal oder gleichmäßig verteilt sein mag. Dann hat der Spitzenspieler (der eine halbe Kategorie über dem Durchschnitt steht) einen Punktgewinn-Erwartungswert von 0,64, und der schwächste Spieler (eine halbe Kategorie unter dem Durchschnitt) hat er einen solchen von 0,36. Eine solche Spannweite schließt einen konkurrenzfähigen Teilnehmerkreis ein, wo niemand ungebührlich überlegen und unterlegen ist. In den starken und ausgeglichenen Meisterschaften der UdSSR liegt die Spannweite des prozentualen Punktgewinns gewöhnlich in diesem Bereich! Nach Festsetzung einer Klassenweite von 200 Punkten ergaben sich die USCF Kategorien wie folgt: 128

Uber 2400 2200—2399 2000—2199 1800—1999 1600—1799 1400—1599

Obermeister Meister Experte Klasse A Klasse B Klasse C usw.

(Senior Master) (Master) (Expert) (Class A) (Class B) (Class C)

Bewerber um die Weltmeisterschaft rangieren gewöhnlich in den oberen 2600-Zahlen. Internationale Großmeister liegen meistens zwischen 2500 und 2700, also gerade innerhalb der Weite einer Kategorie. Internationale Meister fallen im allgemeinen in den Bereich zwischen 2300 und 2500. Die in vielen europäischen Schachverbänden gepflegte „Meisteranwärter"Kategorie entspricht der „Expert"-Bezeichnung der USCF Skala; und die „Erste Kategorie" der „Klasse A", die „Zweite Kategorie" der „Klasse B " usw. Wie bei allen Skalen, die von der kumulativen Verhältniskurve ableiten, ist die Wahrscheinlichkeit bei dieser Skala linear. Wenn Spieler A um D Bewertungspunkte höher liegt als B, und Spieler X um D Bewertungspunkte höher liegt als Y , dann sind die Chancen von A gegen B gleich denen von X gegen Y, unabhängig davon, wie hoch sie auf der Bewertungsskala stehen. Es gibt grundsätzlich zwei Methoden für die Anwendung eines Bewertungssystems: (1) die periodische Methode, wobei die über eine Zeitspanne gesammelten Rohergebnisse dahingehend ausgewertet werden, daß die durchschnittliche Leistung eines Spielers während dieser Periode festgelegt wird; und (2) die stetige Methode, wobei die Bewertung eines Spielers nach jedem Spiel, an dem er teilnimmt, berichtigt wird. 9»

129

Bei der periodischen Methode findet die LeistungsbewertungsFormel Anwendung: R = RC + D ( P )

(1)

wobei R die Leistungsbewertung ist; R„ die durchschnittliche Bewertung der Konkurrenz; und D (P) der Bewertungsunterschied, gemäß Tabelle I, für den erzielten Gewinnprozentsatz. Die Logik leitet von der prozentualen Erwartungskurve ab. Bewertungen werden nach bestimmten Zeitabständen errechnet, z. B. alle sechs Monate oder jedes Jahr, für sämtliche Spieler, unter Benützung der alten Bewertung aller Gegner zur Errechnung von R c . Theoretisch gesehen kann der Zeitabstand beliebig lang sein; gute statistische Praxis setzt jedoch voraus, daß mindestens 30 Spiele zur Verfügung stehen, um die Bewertung eines Spielers mit „leidlicher Zuverlässigkeit" festzusetzen. Formel (1) kann bei einer 100-prozentigen Leistung natürlich keine Bewertung errechnen; ebenso nicht bei einer Null-Lei stung. Folglich ist die Formel nur dann brauchbar, wenn die Zahl der Spiele genügend groß ist, um verschiedene Ergebnisse miteinzubeziehen. Die stetige Methode gebraucht die „Neue Formel: Rn = R0 +

Bewertungs-"

K(W-We),

wo R n die laufende Spielerbewertung nach einer Veranstaltung ist; W die Zahl der Gewinne, Remisen zählen V2; W e der Punktgewinn-Erwartungswert, gemäß Tabelle II, mit Bezug auf die Bewertungsunterschiede zu Beginn der Veranstaltung; und K der Entwicklungskoeffizient eines Spielers, der unten beschrieben wird. 130

Der Sinn ist klar: Ein Spieler, dessen tatsächliche Leistung über der Erwartung liegt, gewinnt Bewertungspunkte; ein Spieler, der schlechter als erwartet spielt, verliert Punkte. Die Formel leitet von der Theorie der Stichprobenentnahme ab. In der Tat wird hier die jeweils jüngste Leistung mit der vorhergehenden Bewertung so verschmolzen, daß der Einfluß älterer Leistungen allmählich abnimmt, während die letzte Leistung voll Ausdruck gewinnt. Diese Methode erzielt Bewertungen, die gewöhnlich innerhalb des Bereiches der wahrscheinlichen Abweichungen der gegebenen Meßwerte liegen. Der Koeffizient K zieht die Wandelhaftigkeit des Tempos, mit dem die Stärke eines Spielers sich ändert, in Betracht. Im Falle von internationalen Titelhaltern und Bewerbern, die mit größerer Beständigkeit spielen als andere Gruppen, ist K zum Minimum von 10, oder 0,05 einer Klassenweite, zu setzen. Die Internationale Bewertungsliste 1969 war ursprünglich mit der „periodischen" Formel aufgestellt worden. Sie stellt die Auswertung aller Resultate dar, die von ungefähr 200 Spielern in dem dreijährigen Zeitraum vor 1969 erzielt worden waren. Jeder Spieler hatte mindestens 30 Spiele gegen andere in der Gruppe zu verzeichnen. Mit programmierten Computern wurden die Spielergebnisse solange einem sich wiederholenden Annäherungsalgorhythmus unterworfen, bis eine selbständige Liste entstand. Diese Liste wird nunmehr auf die „stetige" Methode weitergeführt und jährlich für den FIDE-Kongreß neu herausgegeben. Nach mehrjährigen Erwägungen hat die FIDE auf dem Luganer Kongreß 1968 einen Ausschuß ernannt mit der Aufgabe, wissenschaftlich genauere Methoden für die Auswertung von Turnierergebnissen zu untersuchen. Auf dem Kongreß zu 131

San Juan 1969 wurde der Bericht dieses Ausschusses besprochen und auf die Tagesordnung für den Kongreß zu Siegen 1970 gesetzt. Es wurde vorgeschlagen, daß Turniere auf der Basis der Spielstärke der Teilnehmer klassifiziert werden, daß Normen mit der prozentualen Erwartungskurve in Einklang gebracht werden, daß der Erwerb eines Titels von Normleistung in mindestens 30 Spielen innerhalb einer Frist von drei Jahren abhängig gemacht wird, und daß eine Titelbestätigung überflüssig gemacht wird. Tabelle III — Vorgeschlagene Normen TurnierKategorie

Durchschnittliche Bewertung der Teilnehmer

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

2251—2275 2276—2300 2301—2325 2326—2350 2351—2375 2376—2400 2401—2425 2426—2450 2451—2475 2476—2500 2501—2525 2526—2550 2551—2575 2576—2600 2601—2625

Norm für IGM °/o 85 83 81 78 76 73 70 67 64 60 57 53 50 47 43

Norm für IM °/o 76 73 70 67 64 60 57 53 50 47 43 40 36 33 30

Zur Errechnung der durchschnittlichen Bewertung der Teilnehmer sind die vom letzten FIDE-Kongreß veröffentlichten Bewertungen zu benutzen. Unbewertete Spieler fangen mit der provisorischen Bewertung von 2200 an. 132

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Der beste Beweis für eine wissenschaftliche Theorie liegt in der Beständigkeit, womit der Ausgang von Experimenten vorausgesagt werden kann. Gleichermaßen liegt die gültige Probe eines Bewertungssystems in der Genauigkeit der Prognose. Ein gutes Bewertungssystem kann den Ausgang eines Wertkampfes oder die Punkteverteilung unter den Teilnehmern eines Turniers voraussagen. Weil jedodh Sachleistungen Zufallsveränderliche sind, beruhen Voraussagen lediglich auf Wahrscheinlichkeit. Das bedeutet, daß ungefähr 2/a der Voraussagen im Bereidi der Normalabweichung der Resultate liegen müssen, und ungefähr V3 außerhalb dieses Bereiches. Test I: Wir wollen die Resultate des Palma de Mallorca-Turniers mit der erwarteten oder „vorausgesagten" Punkteverteilung vergleichen; siehe obige Aufstellung. Bei einer Mustergröße von 17 ist die Normalabweidhung ungefähr V2 die Quadratwurzel von 17, oder etwa 2 Spielpunkte. Wir stellen fest, daß bei 18 Spielern in nur zwei Fällen (Spasski und del Corral) der Unterschied zwischen dem tatsächlichen und dem erwarteten Resultat der Normalabweichung gleichkommt oder sie übertrifft. Test II: Man ziehe den Spasski—Petrosjan Wettkampf von 1969 in Betracht. Auf der Internationalen Bewertungsliste finden wir einen Bewertungsunterschied von 40 Punkten; dies gibt Spasski eine prozentuale Erwartung von 0,56 und Petrosjan eine von 0,44. In einem Wettkampf von 23 Spielen war Spasskis Punkteerwartung 0,56 (23) = 12,9, während sein tatsächlicher Punktstand auf 12,5 hinauslief, in guter Übereinstimmung mit der Prognose. 139

Test III: Als letztes Beispiel mögen die unten angeführten Punkterwartungen dienen, die auf die obige Weise errechnet sind, u. zw. für 66 Großmeister, die im Jahre 1969 aktiv waren gegen diejenigen Gegner, die auf der Internationalen Liste ein Sternchen (*) aufweisen. Die Bewertungen auf der Liste wurden für alle Veranstaltungen verwendet, und die Spielergebnisse von sämtlichen Veranstaltungen wurden gleichgeschaltet. Die Tabelle unten zeigt das Ergebnis. Unter nochmaligem Hinweis auf den Umstand, daß die Normalabweichung für jedes individuelle Resultat ungefähr V2 die Quadratwurzel der Spiel-Mustergröße N beträgt, darf festgestellt werden, daß die Übereinstimmung zwischen tatsächlichen und erwarteten Resultaten recht genau der statistischen Prognose entspricht.

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