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German Pages 10 [20] Year 1879
THESEN zur
erklärung der natürlichen entstehung DER U R S P R A C H E N
DER ZEHNTEN OEXEKALVEltSAMMLUN .O »Ell DEUTSCHE* ANTIIBOFOLOOISCIIEN GESELLSCHAFT IN STliASSBUIlU vorgelegt von Professor Dr. FRIEDRICH BERGHANN
STRASSBURG BUCIIDRUCKEKEI VON G. FISCIIBAC1I 1879
THESEN zur erklärung der natürlichen entstehung DER
URSPRACHEN
1. Alles in der Natur bestehende, physisches und metaphysisches, entsteht auf n a t ü r l i c h e weise, das heisst es erfolgt nach den, von der Vorsehung, von ewigkeit her, bestimmten gesetzen. Da nun die sprachen sich auf natürliche weise gebildet haben müssen, so muss auch ihre entstehung sich, nach natürlichen gesetzen, e r k l ä r e n lassen.
Jede
wissenschaftliche erklärung
ursprungs beruht auf mehr oder weniger
eines pro-
bablen hypothesen. Eine vernünftige hypothese ist aber f ü r die Wissenschaft nützlicher und fruchtbarer, als das stete hinausschieben der lösungsversuche der probleme, oder das stete abwarten von mathematisch-sichern beweisen, die nie erfolgen. 2 . Nach der heutigen Sprachwissenschaft begreift der Glossolog, klar und deutlich, wie die jetzigen sprachen sich ganz natürlich, nach psychologischen und phonologischen gesetzen, aus einigen wenigen U r s p r a c h e n herausspezialisirt, und sich, in ihrer
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4
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Spezialität, historisch fortgebildet haben. Es steht auch schon jetzt fest, dass nicht alle sprachfamilien, also auch nicht alle U r s p r a c h e n , sich phonologisch auf eine e i n z i g e ürsprache, als auf deren mutter, zurückführen lassen. Vielmehr muss angenommen werden, dass ursprünglich m e h r e r e Ursprachen sich, u n a b h ä n g i g von einander, gebildet haben; was aber keineswegs zur annahme berechtigt, dass auch die u r r a c e n der menschheit, bei denen diese Ursprachen sich gebildet, gleichfalls ursprünglich, als m e h r e r e , und jede u n a b h ä n g i g von der andern, entstanden seien. Denn die m e h r hei t der U r s p r a c h e n , bei der e i n h e i t des ursprünglichen m e n s c h e n s t a m m e s , begreift sich klar und deutlich, da ja der ursprung der menschenspezies ein physischer
ist, dem erst lange n a c h h e r
die
Sprachbildung, welche ein g e i s t i g e r process w a r , folgen konnte.
So wie, bei den kindern,
das
sprechen erst später nach ihrer geburt. entsteht, so entstunden die Ursprachen verschiedentlich und u n abhängig von einander, nach dem,' aus dem e i n z i g e n ursprünglichen menschenstamm,
sich die
urracen, zeitlich und örtlich verschieden, herausspezialisirt hatten.
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5
—
3 . Die e i n h e i t des ursprünglichen menschen-^ stammes, aus dem die urracen sich differenzirten, ist nach dein, w a s man
Lokalisationsgesetz
nennen kann, als das wahrscheinlichste anzunehmen. Diesem gesetz zufolge*bemerkt man nämlich, dass je höher, spezialisirter, die organisation und nalur der wesen ist, desto beschränkter oder l o k a l i s i r t e r auch deren entstehungsort sein muss, weil ja jede neue bildung nichts als eine s p e z i à l i s a t i o n aus früher bestehendem ist, und jedes wesen, je höher seine organisation, auch desto speziellere, günstigere ortsverhältnisse zu seiner entstéhung nöthig hat. Einfache Organisationen nämlich entstehen überall, wo die allgemeinen bedingungen ihres entstehens vorliegen ; höhere thierarten aber, deren spezialisirung von speziellen, klimatischen, geographisch-lokalen
bedingungen
abhiengen,
konnten nur einen speziellen, räumlich beschränkten oder l o k a l i s i r t e n
geburtsort
haben.
Die
Urmenschen also, die sich aus einer schon höhern thierspezies herausspezialisirten, konnten, bei ihrer höhern organisation, nur, in einer ihrer entstehung ganz speziell günstigen lokalität, ihre u r - w i e g e haben. Es ist demnach nicht anzunehmen, dass ur-
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menschen überall auf der erde entstanden
sind,
und dass es folglich m e h r e r e , von einander unabhängige, U r m e n s c h e n s t ä m m e gegeben habe. Vielmehr ist anzunehmen,
dass ursprünglich ein
e i n z i g e r menschenstamm, mit wenig zahlreichen individúen, aus einer frühem schon
lokaljsirten
species sich herangebildet, und später, in mehreren racen spezialisirt, sich über andere erdtheile verbreitet hat. 4 . Da der ursprüngliche menschenstamm auf der untersten stufe der g e i s t i g e n entwickelung stand, so kann bei ihm, wie bei neugebornenkindern, von einer einigerma^seö ausgebildeten m e n s c h l i c h e n spräche noch nicht die rede sein; d e r m e n s c h liche
urstamm
hatte
noch keine
mensch-
l i c h e U r s p r a c h e . Erst nachdem der urstamm sich weiter auf der erde in urracen verbreitet, und geistig sich einigermassen ausgebildet hatte, entstanden, bei den bereits spezialisirten urvülkern, und unabhängig von einander, m e n s c h l i c h e U r s p r a c h e n . 5 . So wie die verschiedenen u r r a c e n , bei aller differenzirung von einander, doch dieselbe menschliche g r u n d l a g e bewahrt haben, eben so hatten selbstverständlich die verschiedenen U r s p r a c h e n ,
bei aller Verschiedenheit von einander, doch in den empfindungen, den anschauungen,
(perceptionen)
und den Sprach werkzeugen (phonetisch) viel gemeinschaftliches mit einander;
nur w a r diese ähnlich-
keit keine angeerbte oder entlehnte, sondern eine ursprüngliche selbstgeschaffene, zu folge der geistigen anlage und phonischen sprach-organisation aller dieser urvölker. 6 . Dem Glossologen drängt sich nun die unabweisbare frage a u f : wie haben sich die Ursprachen auf n a t ü r l i c h e weise gebildet, so dass die laute, oder der phonische theil des worts, der natürliche ausdruck des auszudrückenden, oder der bedeutung des worts, geworden ist. Selbstverständlich konnte das verhältniss des lauts zur bedeutung des worts kein z u f ä l l i g e s Sein, weil, in der natur der dinge, der zufall, streng genommen,
nirgends besteht.
Eben so wenig konnten die urwörter (oder das, was man immer noch, sonderbarer weise,
wurzeln
nennt), dem laut und der bedeutung nach, sich damals conventionnell, oder durch Ü b e r e i n k u n f t , bilden, so dass der laut ein bloses s y m b o l (conventionnelles zeichen) der bedeutung gewesen wäre. 1 Möglich und denkbar wäre es allerdings, h e u t z u -
tage,
einë rein
conventionnelle spräche durch
Übereinkunft zu erfinden; und w a h r ist es, dass viele ausdrücke der heutigen sprachen weiter nichts als blose symbole,
oder a r b i t r ä r und
tradi-
t i o n n e l ! angenommene Wörter sind, bei denen kein n a t ü r l i c h e s v e r h ä l t n i s s des lauts zu seiner bedeutung besteht. Es
ist aber widersprechend,
anzunehmen, d a s s eine primitive Ursprache sich, nach Übereinkunft conventionnell, gebildet habe, weil Übereinkunft schon die Verständigung durch eine bereits bestehende spräche voraussetzt. urWörter waren tionnelle
demnach
symbole;
keine
blos
sie mussten,
Die
conven-
wenigstens
der mehrzahl
nach, n a t ü r l i c h e
zeichen
(gr.
semeia) sein.
Ich nenne S e m i o t i k , denjenigen
theil der Sprachwissenschaft, der zu erklären hat, wie, in den urwörtern der Ursprachen, der l a u t (phonische
theil
des
worts)
der
natürliche
ausdruck der b e d e u t u n g des worts geworden ist. 7 . Ein n a t ü r l i c h e s zeichen ist immer derartig, dass seine natursich mit der natur des zu bezeichnenden
mehr
oder weniger berührt,
so
dass,
zwischen dem zeichen und dem bezeichneten, ein mittel- und Übergangspunkt besteht, in welchem
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9
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beide sich berühren und sich auswechseln. Hätten nun die urwörter logische abstractionea oder auch nur logisch-comprehensive begriffe zu bezeichnen gehabt, so hätte der laut niemals ein n a t ü r l i c h e s zeichen
der
bedeutung
werden
können,
weil
zwischen dem logisch gedachten, und dem p h y sischen Wortlaut, g a r keine berührung noch ein Übergangspunkt denkbar ist. Aber die, in den Ursprachen, von den Urmenschen auszudrückenden dinge, waren durchaus keine a b stráete, keine logisch-comprehensive begriffe, die sich j a erst viel später gebildet h a b e n ; es waren vielmehr c o n c r e t e ,
sinnliche anschauungen
der
objekte, anschauungen welche, durch ihren
ge-
s a m m t e i n d r u c k auf das gemüth, im anschauenden individuum, allgemeine, anfangs noch wenig spezielle, e m p f i n d u n g e n e r w e c k t e n . Diese empfindungen (die urmütter der spätem begriffe) hatten die Urmenschen auszudrücken,
um
durch
diesen
ausdruck den gesammteindruck des Objekts auf sie, und somit auch das objekt selbst, das diesen e i n druck verursachte, zu bezeichnen. Die durch
den
e i n d r u c k bewirkte empfindung fand einen n a t ü r l i c h e n correlativen a u s d r u c k in dem physisch aus-
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gesprochenen
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—
wort-Iant.
Das physische
aus-
sprechen der laute nämlich, so wie die meisten körperfunktionen bei ihrer ausübung, erzeugte, im produzirenden Subjekt, eine durch dieses produziren erweckte empfindung ; so dass, bei der natürlichen auswahl der laute, die empfindung, welche der gesprochene welche
laut
erzeugte, der
die anschauung
erweckte,
empfindung, entsprechen,
und somit der physische wort-laut zum n a t ü r lichen
ausdruck der empfundenen
anschauung
werden konnte. Dieser natürliche ausdrucksprocess lässt sich an den vier arten von Wörtern, welche in den Ursprachen vorkommen konnten, erläutern und nachweisen, nämlich an den A u s r u f w ö r t e r n (Interjectionen),anden l a u t n a c h a h m e n d e n Wörtern (Onomatopöen), an den R a u m v e r h ä l t n i s s W ö r tern
(Pronominalstämrnen,
Deutewörtern),
und
an den H a u p t w ö r t e r n (substantiv, adjectif, und verbum) welche das objekt bezeichnen, es q u a l i f i z i r e n , dadurch, dass sie es als eine spezielle handlung b e w i r k e n d , darstellen. 8. Die Interjectionen sind die einfachsten natürlichen ausdrücke von subjektiven empfindungen, noch ohne bezeichnung der o h j e k t e , welche diese
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—
empfindüngen hervorgerufen haben. Der laut, der die empfindung in den Ausrufwörtern bezeichnet, ist noch der einfachste, im sprachorgan am leichtesten zu produzirende laut; es ist der einfache flüssige v o k a l l a u t , den man sich, in den Ursprachen, als eine schwanke Variation, der später sich immer bestimmter, ausbildenden reinen vokale a , i, u zu denken hat. Der l a u t a ! , wegen seiner im «prachorgan leicht ausfliessenden ausspräche, w a r der spontane, natürliche ausdruck der allgemeinen empfindungen der behaglichkeit. Der, im innern, sich contrahirenden sprachorgan, gebildete i-laut, war
der
natürliche ausdruck
der
allgemeinen
empfindungen der gefühls-concentration und Innerlichkeit. Der beim aussprechen zurückgehaltene, im tiefen
gaumen
erzeugte laut u ! , w a r
der
natürliche ausdruck der allgemeinen empfindungen des sich zurückhaltens, bei furcht und schrecken. 9. In den O n o m a t o p ö e n ist der lautliche ausdruck nicht blos der einfache leicht erzeugte v o k a l l a u t , sondern, in ihnen, kommen, zu den vokalelementen, meistentheils auch noch die härteren,, festeren, schwerer auszusprechenden Q o n s o n a n t e n l a u t e , theils l a b i a l e (B, V, F, P), theilsden-
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t a l e (T, D, Th, S ) , theils g u t t u r a l e (K, G, Ch, H), theils n a s a l e (M, N ) , theils l i q u i d e ( R , L ) . Die Onomatopöen haben aber die eigenart, dass sie die Objekte (z. b . den kukuk) durch nachahmung der vom objekt geäusserten laute bezeichnen.
In
ihnen haben also weder die v o k a l e noch die c o n s o n a n t e n ihre, aus der natur ihrer lauterzeugung fliessende,
e i g e n t ü m l i c h e , spezielle empfindungs-
bedeutung. Die natürlichkeit ihres phonischen ausdrucks besteht, nicht in der natürlichen correspondenz und dem verhältniss des empßndungs-a u s drucks
zum
empBndungs-eindruck,
sondern
blos in der mehr oder weniger geschickten n a c h a h m u n g der laute, welche das diese laute äussernde o b j e k t bezeichnen sollen. 10.
In
den
Deutewörtern
(Pronominal-
stämmen) wird nicht allein, wie in den Ausrufwörtern, eine empfindung ohne bezeichnung des o b j e k t s ausgedrückt, sondern, wie in den Onomatopöen, ein vom Subjekt getrenntes o b j e k t
be-
zeichnet; die bezeichnung des o b j e k t s geschieht aber in ihnen, nicht durch nachahmung der,von ihm geäusserten l a u t e , auch nicht durch angabe einer es bezeichnenden q u a l i t ä t oder handlung,
sondern sie geschieht blös in bezug auf seine nähere oder fernere g e g e n w a r t , auf sein
Vorhanden-
s e i n , seine existenz im räum. So wird, zum beispiel, ein n a h e r gegenständ bezeichnet durch die dentalen da, ta, sa,
weil, einerseits die empfindung bei
dem sich darstellenden gegenständ, im Subjekt, eine empfindung von etwas sich darstellendem, anprallendem ist, andererseits das aussprechen der explosiven anprallenden dentale, im sprechenden, gleichfalls die empfindung des anprallenden erzeugt, so dass der dental-laut, das sich darstellen eines nahen gegenständes ausdrücken konnte. Ein entfernterer gegenständ hingegen wurde durch den nasallaut n a bezeichnet, weil, einerseits, die empfindung bei dem sich entfernenden gegenständ, eine empfindung des sich hinziehenden ist, andererseits, das aussprechen des sich, im sprachorgan,^hinziehenden nasallauts, gleichfalls, im sprechenden, die empfindung des sich hinziehenden oder entfernenden erzeugte, so dass der gesprochene nasal zum ausdruck des d o r t i g e n gegenständes wurde. Die natürliche und antithetische bedeutung von sa und n a fühlt man sogar noch in den abgeleiteten sprachen, wie zum beispiel in der griechischen
declination, e x .
nom.
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luko-s (wolf-hier dastehender) d e r wolf, und acc.l u k o - n (wolf-dortiger) d e n wolf. Ü . D i e q u a l i f i z i r e n d e n W ö r t e r (substantiva, adjectiva, verba) bezeichneten, in den Ursprachen, die gegenstände als h a n d e l n d e objekte, welche durch diese ihre handlung, q u a l i f i z i r t, und somit bezeichnet wurden.
Die handlungen erscheinen
aber oder werden aufgefasst, in den anschauungen undempfindungen der Urmenschen, als verschiedene modificationen der raumverhältnisse, durch bewegung der gliedmassen, durch gestus, durch stellang, durch haltung der körper. Die lautelemente der D e u l e w ö r t e r , welche, ihrer natur nach, räumliche Verhältnisse-ausdrückten, dienten deswegen auch als natürliche lautelemente in den q u a l i f i z i r e n d e n yvörtern. So, zum beispiel, bildete sich von da (darstellender) das frühere substantiv und später abgeleitete verbum d a - t e (darstellender-dieser hier) er darstellt, er darbietet, er g i b t . Von t a - n a (von hier - dorthin sich ziehender) bildete sich das substantiv t a n a (sich ausstreckende) d i e t a n n e , das chinesische substantif-adjectif t a n , später tä (sich hinstreckender) g r o s s , das spätere indogermanische verbum t a n - t e (ausstreckender-dieser) er
— dehnt,
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das hebräische
—
na-tan
(hinstreckender)
er g i b t. 1 2 . Da nun alle q ü a l i f i z i r e n d e n Wörter der Ursprachen aus den dementen der d e u t e w ö r j e r sich bildeten, und die deutewörler,
ursprünglich,
nicht wie die exclamationen, blos aus bestunden,
sondern c o n s o n a n t i s c h
vokalen anlauteten,
so begreift man dass, ausser den exclamationen, alle wörter der Ursprachen mit c o n s o n a n t e n a n lauteten.
Und in der
that, in den
semitischen,
indoeuropäischen, und finnischen sprachen, kenne ich kein älteres wort (pronomen, nomen, verbum), das ursprünglich v o k a l i s c h angelautet hätte. Alle diejenigen, die als vokalisch anlautend darin vorkommen,
sind vokalisch
anlautend
geworden,
(durch abköpfung (aferese), wie z. b. deutsch ä f f e , sansc.
kapi,
oder durch
Umstellung, wie z.
b.
lat. a r b o r (f. r a b o r ; vgl. r o b u r ) , etc. 1 3 . Da der laut der Wörter, in den Ursprachen, sich auf natürliche weise bildete, so
wurde die
bedeutung der Wörter von den hörenden, welche dieselben anschauungen und empfindungs-eindrücke wie der sprechende hatten, ohne mühe verstanden, zumal da man von keinen abstracten, unsichtbaren,
—
sondern
von
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gegenwärtigen,
sichtbaren
dingen
sprach. Uebrigens nur ganz wenige unter den Urmenschen brauchten
sprachbildner zu sein;
die
meisten hatten nur den natürlich gefundenen ausdruck n a c h z u f ü h l e n ,
öder auch blos nur
tradition aufzunehmen, und, w o nöthig,
als
anzu-
w e n d e n . In der spräche, wie in allen dingen, ist die menschheit nur ausnahmsweise, durch einige begabte individúen, e r f i n d e r i s c h . Die mehrheit, ohne besonders begabt zu sein, gebraucht
tradi-
tionnell, das von einigen wenigen individúen e m pfundene, gedachte, und ursprünglich erfundene. 14.
Durch
die natürliche erfindung und Zu-
sammenstellung der u r w ö r t e r
war das grund-
material der Ursprachen geschaffen, und zur weitern ausbildung, in den a b g e l e i t e t e n
sprachen,
vorbereitet. Da alles, selbst das rohgebildete, unentwickelte, in der Natur, eine bestimmte, in sich abgeschlossene, relatif Vollständige form hat,
so
hatten die Wörter der Ursprachen, so gut, wie die Wörter der jetzigen sprachen, eine bestimmt abgegränzte laut-form. Diese laut-form aber, da sie uns nicht geschichtlich
bekannt ist, kann auch nicht grammatisch
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genau, sondern blos annähernd errathen werden; W e n n w i r die laut-form der urwörter nicht mit völliger Sicherheit angeben können, so waren dieselben
denn doch wirkliche W ö r t e r ,
und nicht
etwas phonisch und logisch unbestimmtes, etwas das man bisher w u r z e l n genannt hat. E s w ä r e nun zeit diesen namen w u r z e l als unpassend und irreleitend i n d e r g l o s s o l o g i e abzuschaffen. Denn als vergleich oder bild gebraucht, ist e r unrichtig, da Wörter so wenig als pflanzen aus wurzeln h e r v o r wachsen,
vielmehr
die wurzel
selbst
aus
dem
frühern keime sich herausbildet. W e n n hingegen die benennung w u r z e l , blos die, mehreren Wörtern, gemeinschaftlichen lautelemente bezeichnen soll, so w ä r e alsdann die wurzel nicht ein reelles wort, oder eine phonisch-logische realität, sondern sie w ä r e wie der name s p e z i e s , k l a s s e etc., ein von realitäten
(thieren,
pflanzen-,
dingen)
abstrahirter
begriff, der, als blos logische abstraction, den natürlichen realitäten nachfolgte, und nicht, als ihr Ursprung, ihnen voranging,
noch viel weniger
sie
e r z e u g e n konnte. Die urwörter waren also keine w u r z e l n , sondern grammatisch noch wenig ausgebildete Wörter,
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welche, als solche später sich forlbildend, zu Wörtern der abgeleiteten sprachen geworden sind. Da in allen sprachen die Wörter, welche dieselben, oder doch die von einander abgeleiteten, laut-elemente enthalten, wissenschaftlich, in gewisse klassen, familien, sippen, einzuordnen sind, so ist es klar, dass diese mit einander verwandten worter nicht r e e l l aus einer w u r z e l , gleichsam wie von einem reellen vater, stammen, sondern dass sie blos, w a s allein richtig und denkbar, zu einer und derselben klasse, familie, oder sippe, g e h ö r e n . 45. Wie bei allen dingen der Natur ist auch bei den sprachen der anfang klein und unentwickelt. Durch diesen geringen anfang ist aber die möglichkeit der grössten und vollkommensten Weiterbildung oder entwickelung gegeben. Bei allen historischen dingen besteht die Schwierigkeit der erkenntniss hauptsächlich darin, ihren anfang und ursprung zu begreifen, das heisst ihre natürliche entstehung zu erklären. Deswegen ist der schwierigste theil der glossologie, die S e m i ö t i k , welche darzulegen hat, w i e ursprünglich die Urmenschen, das w a s sie a u s -
zudrücken hatten, in den dazu angewandten sprachlauten, den natürlichen ausdruck gefunden haben.
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Die folgenden mehr historischen und historischbelegbaren theile der glossologie, wiewohl sie nur zum kleinsten theile bis jetzt durchsucht worden sind, bieten der erklärung durchaus keine Schwierigkeiten d a r . Die obige lösung der höchsten und schwierigsten frage der glossologie über die psychische bedeutung der sprachlaute, als natürlicher a u s d r u c k des psychischen e i n d r u c k s , wird vorderhand, wegen der noch unvollsländigen beweisführung, vielen gelehrten nur als eine blose hypothese erscheinen. Sollte diese hypothese als ungenügend und u n richtig erfunden werden, so wäre sie jedenfalls unverzüglich, und ohne den lösungsversuch auf die lange bank hinauszuschieben, durch eine bessere, vollständigere zu ersetzen. Wenn sie aber als richtig oder wenigstens als probabel erkannt würde, so wäre obige kurze auseinandersetzung als ein allgemeiner e n t w u r f d e r lösung anzusehen, die, durch weiteres, ins einzelne eingehendes Studium, in ihrer -Wahrheit immer bestimmter zu erkennen, wissenschaftlich genauer nachzuweisen, und fester zu begründen wäre.
Glossalogische Schriften von demselben Verfasser : De lirlgutirum origine aique natura. Theorie de la quantité prosodique
Argentor. 1839.
Strasbourg 1839.
L'Unité de l'espèce humaine et la pluralité
des langues
prirhitives.
Paris 1864. De l'unité de composition grammaticale'
et sytitactique dans les diffé-
rentes familles des langues. Paris 1865. Curiosités linguistiques. Colmar 1870. Sprachliche Studien. Strassburg 1872,1873. lìésumé d'Études d'Ontologie générale et dè Linguistique
générale.
3« édition, Paris 1875. Cours de Linguistique
fait moyennant'Vanalyse
mots d'une fablede Lafontaine.
' giûskolôgiQue des
Paris 1876
Strassburg, Dl'uck von G. Fischbach. . - 2308.