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German Pages 40 [48] Year 1918
Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg 34. Heft
Zur Entstehung der Ilias Von
Eduard Schwartz
Straßburg Karl J. Trübner 1918
Zur Entstehung der Ilias Von
Eduard Schwartz
Straßburg Karl J. Trübner 1918
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.
Druck Ton K DuMont Schauberg, Strafiburg.
Diese Untersuchungen sind angeregt durch das Buch von Wilainowitz 'Homer und die Ilias'. Es veranlaßte mich, das Iliasproblem von neuem zu durchdenken; die Betrachtungen und Schlüsse, zu denen ich, teils ihm folgend, teils eigene Gedanken und Gedankenreihen wieder aufnehmend, gelangte, ließen sich in eine Kritik des Buches nicht hineinzwängen und lockten zu selbständiger Erörterung. Daß ich viele und wichtige Fragen offen gelassen habe, wird bei den Einsichtigen keinen Anstoß erregen; es steht ja, dank gewissen Modeströmungen, jetzt so, daß es wieder eine Notwendigkeit geworden ist, in der Ilias auch nur ein Problem zu sehen und sich ihre Entstehimg als einen verwickelten Prozeß vorzustellen. Straß bürg, im Januar 1918. E. S.
I
Mit neuem Anfang, der direkten Anschluß unmöglich macht, wird das A im B fortgesetzt. Zeus, der dort zur Ruhe geht und einschläft, wacht hier, allein unter Göttern und Menschen, und bereitet die Ausführung seines Ratschlusses vor, Achill zu Ehren viele Achaeer in den Tod zu schicken. Er sendet Agamemnon den Trugtraum mit dem Befehl, die Achaeer zu wappnen: jetzt werde jener die Troerstadt bezwingen, alle Olympier seien auf Heras Seite getreten und gewillt, ihm Ruhm zu verleihen1). Der getäuschte König teilt einer 'Gerusie' den Befehl des Zeus mit 8 ); seinem Vorschlag, die Achaeer zu wappnen, stimmt Nestor zu. Da Agamemnon schon vor dem Zusammentritt des 'Rats' eine Heeresversammlung berufen hat [48—52] und diese nunmehr zusammenströmt [87 ff.], steht nichts im Wege, jenen Entschluß auszuführen, aber es kommt anders. Der König hält eine Rede, infolge deren das Heer, von unwiderstehlichem Heimweh befallen, zu den Schiffen eilt, um sie ins Meer zu ziehen; nur durch Odysseus' tatkräftiges Eingreifen wird die Menge beruhigt. Dann läuft die Darstellung den Vorbereitungen des Ausmarsches zu, allerdings noch einmal durch ein Mahl in Agamemnons 'Zelt' retardiert. Es ist längst beobachtet, daß die Heeresversammlung, oder wie man nach der Glanzszene dieses Stückes auch sagen kann, das Thersitesgedicht ') 13 oii f d p i r ' öpcpii; 'OXöftma btbfictT' i x o v r e ? «JOotvoToi qppdZovrar ¿niTvauyev f ä p
äicavra; "Hprj Atcroonivri, bibo(i£v i>i ot euxo? äp&ftai. Das ist bis ins 4. Jahrhundert die allein überlieferte Lesung gewesen. Sie bot den Anstoß [vgl. Plat. rep. 2 p. 383 a ], daß diese Lüge des Zeus nicht weggedeutet werden kann, während die falsche Prophezeiung, daß Troia jetzt fallen werde, durch Ausweitung von vOv in eine wahre sich verkehren läßt [vgl. 37]. Ein findiger Kopf erfand daher die von Aristoteles [top. t 4 p. 166 b 7] berichtete X6ai? irapd irpoaunbiav und schlug vor, AIAO M€N durch veränderten Akzent in einen Imperativ zu verwandeln, den Zeus an den Traum richtet. Hätte damals schon die nach Z 241 N 209 veränderte Lesung vorgelegen, so würde dies künstliche ifittel überflüssig gewesen sein; man wird auch ffir Vs. 32 eine andere Lesart, etwa bi&OTai bi