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German Pages 241 Year 1996
MICHAEL REINHARD · HEINZ SCHMALHOLZ
Technologietransfer in Deutschland
Schriftenreihe des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Nr. 140
Technologietransfer in Deutschland Stand und Reformbedarf
Von
Michael Reinhard und Heinz Schmalholz unter Mitarbeit von Leander Schneider
Duncker & Humblot · Berlin I München
Dieses Gutachten wurde in der Abteilung Wachstum und Innovation (Leitung: Prof. Dr. Hans Joachim Schalk) erstellt.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Reinhard, Michael: Technologietransfer in Deutschland : Stand und Reformbedarf I von Michael Reinhard und Heinz Schmalholz. Unter Mitarb. von Leander Schneider. - Berlin ; München : Duncker und Humblot, 1996 (Schriftenreihe des lfo-lnstituts für Wirtschaftsforschung ; Nr. 140) ISBN 3-428-08720-8 NE: Schmalholz, Heinz:; lfo-lnstitut für Wirtschaftsforschung (München): Schriftenreihe des lfo-lnstituts ...
Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0445-0736 ISBN 3-428-08720-8 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 oo
Vorwort
Eine innovierende Wirtschaft gilt aus volkswirtschaftlicher Sichtweise als Grundlage für Wachstum und internationale Wettbewerbsfähigkeit Die rechtzeitige Beherrschung und wirtschaftliche Nutzung moderner Technologien sind deshalb für die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland von zentraler Bedeutung. Der lnnovationsprozeß von der Grundlagenforschung bis hin zur Produktinnovation hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Technologischer Wandel läßt sich immer weniger in den privaten und staatlichen Forschungs- und Entwicklungslabors isoliert realisieren; er findet zunehmend in einem komplexen technologischen, wirtschaftlichen und politischen Netzwerk statt, das seine Richtung, seine Geschwindigkeit und seine Wirkung entscheidend mitbestimmt. Dem Technologietransfer zwischen der staatlichen Forschungsinfrastruktur und der Wirtschaft kann dabei eine wichtige Bedeutung zukommen. Im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft hat das ifo Institut für Wirtschaftsforschung untersucht, ob das Technologietransfersystem in Deutschland den Anforderungen des Innovationsstandorts Deutschland entspricht oder ob es in wichtigen Punkten weiterentwickelt werden muß. Im Mittelpunkt stand dabei das Zusammenwirken zwischen den staatlichen Forschungseinrichtungen und den Unternehmen. Hierfür war eine Gesamtschau des Transfersystems erforderlich, um Querschr.i~tsprobleme identifizieren und daraus Empfehlungen für Verbesserungen ableiten zu können. Dem Projektteam haben sich zahlreiche Personen und Institutionen für intensive und teilweise lange Gespräche zur Verfügung gestellt. Für die größenteils dabei erfahrene Offenheit und konstruktive Mitwirkung möchten wir uns an dieser Stelle besonders bedanken. München, im Oktober 1995 Prof. Dr. K. H. Oppenländer Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung
Inhaltsverzeichnis
I.
Zielsetzung und Aufbau der Untersuchung . . . ........ . .. . .. .
II.
Theoretischer Bezugsrahmen der Untersuchung 1. 2. 3. 4.
111.
Wettbewerbsfähigkeit und Technologietranster . . . . . . . . . . . . . . Bestimmungsgründe und Organisationsmodelle des Technologietransters ........................................ Funktionen und Formen des Technologietransters . . . . . . . . . . . Begründung der staatlichen Förderung des Technologietransters
.. 5 .. 8 . 15 . 21
Die Bedeutung des Wissens- und Technologietransfers für die Technologieanwender in der Industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1. 2. 3.
4.
5. 6.
IV.
.............. 5
Einleitung und Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bedeutung und Organisation von FuE in der Industrie Herkunft technologischen Wissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Form der Wissensbeschattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Hemmnisse der externen Know-how-Versorgung . . . . . . . . . 3.3 Gründe für erfolgte externe Know-how-Versorgung . . . . . . . . 3.4 Quellen externen Wissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bedeutung der Transtereinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Inanspruchnahme der Transtereinrichtungen 4.2 Hemmnisse der Inanspruchnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Inanspruchnahme und Beurteilung von Beratungsleistungen . Generelle Transterprobleme kleiner und mittlerer Unternehmen . . . 5.1 Problemlösungsdefizite kleiner und mittlerer Unternehmen 5.2 Mobilisierung externer Problemlösungspotentiale . . . . . . . . . Schlußfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25 27 30 30 33 37 40 44 44 48 50 53 53 58 59
Technologietransfer aus der Sicht akademischer Technologieproduzenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 1. 2. 3.
Einleitung und Methodik . . . . . . . . . . . . Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Institutionelle Rahmenbedingungen 2.2 Befragungsergebnisse . . . . . . . . . Max-Pianck-lnstitute . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Institutionelle Rahmenbedingungen 3.2 Befragungsergebnisse . . . . . . . . .
... ... .. ... ...
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65 71 71 75 83 83 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
VII
4. 5.
6.
V.
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87 87 88 92 92 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 105
1.
105 110 111 111 117 117 118 121
4.
5.
6.
Überblick Aufgabenspektrum .. . . . ....... . ............ . . .. . . . . . . Forschungsnahe Technologiemittler . . ............. . . .. . . . 3.1 Hochschultransferstellen ..... . . . .......... .... . .. . 3.2 Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ..... . . ... . . 3.2.1 Vorbemerkungen ...... .. ............ . . . . . . . 3.2.2 Max-Pianck-Gesellschaft/Garching Innovation GmbH . 3.2.3 Großforschungseinrichtungen . .. ... . ..... .. . .. . 3.2.4 Fraunhofer-Gesellschaft/Patentstelle für die Deutsche Forschung ..... .. ............... . . 3.3 Technologieprüfungs- und -kontroii-Einrichtungen 3.4 Beratungs- und Entwicklungszentren . . .............. . 3.5 Anwender- und Demonstrationszentren Wirtschaftsnahe Technologiemittler ... .. . . .. . . ..... . .. .. . 4.1 Innovationsberatungsstellen der Industrie- und Handelskammern . . . .......... . . ..... . . ..... . .. ... . ... . 4.2 Industrielle Forschungsvereinigungen in der AiF .. .. . . . . . Eigenständige Technologiemittler ...... . ................ . 5.1 Transferagenturen .............. . ........ . ...... . 5.2 Transfer-Netzwerke ............. . ........... . ... . 5.2.1 Steinbeis-Stiftung für Wirtschaftsförderung . ... ... . 5.2.2 Niedersächsische Agentur für Technologietransfer und Innovation (NATI) GmbH ...... . . . ... . . ... . 5.2.3 Exkurs: Technologie-Allianz ....... . .. ... . .... . 5.3 Informationsvermittlungsstellen ... . ...... . . . ... .. . . . . 5.4 Technologie- und Gründerzentren . . ......... . . .. . . . . Schlußfolgerungen . .. ......................... .. .. . . .
Staatliche Förderung des Technologietransfers 1. 2. 3.
4.
5. VIII
. . . .
Typen und Merkmale von Technologiemittlern 2. 3.
VI.
Institute der Großforschungseinrichtungen 4.1 Institutionelle Rahmenbedingungen . 4.2 Befragungsergebnisse . . . . . . . . . . . Institute der Fraunhofer-Gesellschaft . . . . 5.1 Institutionelle Rahmenbedingungen 5.2 Befragungsergebnisse . . . . . . . . . . . Schlußfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
127 129
131 133 135
135 137
138 138
148 148
154
156 157 159
163
165
Indirekter Technologietransfer 165 Direkter Technologietransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Unternehmensgründungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Spezifische Aspekte in den neuen Bundesländern 173 Konzeptionelle Bewertung 177
VII. Technologietransfer im Ausland - Politikkonzepte und Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 1. 2.
3.
Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Länderberichte 2.1 Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Großbritannien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Niederlande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 USA ........................................ Schlußfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
181 182 182 186 192 196 199
VIII. Zusammenfassung und Empfehlungen für die Fortentwicklung des Technologietransfersystems ........... ... . 203 1. 2.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse . . . . . . . . . 203 Empfehlungen für die Fortentwicklung des Technologietransfersystems in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
Tabellenverzeichnis Tab.Nr. :
Funktionen und Aufgaben der Träger des Technologietransfers . . . . . . 16 2
Bedeutung von Forschung und Entwicklung in Industrieunternehmen . 28
3
Organisationsformen interner Forschung und Entwicklung . . . . . . . . . . 29
4
Gründe für die Nichtdurchführung interner Forschung und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
5
Herkunft technologischen Wissens für neue Produkte und Prozesse
6
Gründe für die Nichtzusammenarbeit mit externen Technologieproduzenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
7
Gründe für den externen Erwerb technologischen Wissens . . . . . . . . . 38
8
Beschaffungsquellen für externes technologisches Wissen
9
Bedeutung von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen für die Beschaffung extern vorhandenen technologischen Wissens in den alten Bundesländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
10
Bedeutung von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen für die Beschaffung extern vorhandenen technologischen Wissens in den neuen Bundesländern .......... .. . .................. 47
11
Gründe für die Nichtinanspruchnahme von Technologie-Vermittlungsund -Beratungseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
12
Beurteilung der in Anspruch genommenen Leistungen bei TechnologieVermittlungs- und Beratungseinrichtungen im Hinblick auf ihren Beitrag zur Problemlösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
13
Durch Technologietransfer-Stellen angebahnte Kooperationen zwischen Technologienachfragern und Technologieanbietern . . . . . . . . . . . . . . . 54
14
Beschaffungsquellen für externes technologisches Wissen nach unterschiedlichen Unternehmenstypen in den alten Bundesländern . . . . . . . 56
X
32
42
15
Bedeutung von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen für die Beschaffung extern vorhandenen technologischen Wissens nach unterschiedlichen Unternehmenstypen in den alten Bundeständern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
16
Technologietransfer-Einrichtungen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . 107
17
Spektrum der von Transferstellen an Universitäten und Fachhochschulen genannten Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
18
Lizenzeinnahmen der Großforschungseinrichtungen 1994 . . . . . . . . . 123
19
Leistungsspektrum ausgewählter Transferagenturen . . . . . . . . . . . . . 141
20
Geplante Veränderung des Leistungsspektrums ausgewählter Transferagenturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Abbildungsverzeichnis Abb.Nr.:
Organisationsmodelle des Wissenstransfers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2
System des Technologietransfers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
3
Die FuE-Institutionen in der Bundesrepublik Deutschland 1991
4
Formen und Finanzierung der Wissensproduktion in Forschungsinstituten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
68
Abkürzungsverzeichnis
AGF
Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen
AGIT
Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer
AiF
Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen
ATI
Agentur für Technologietransfer und Innovationsförderung
BAT
Bundes-Angestelltentarif
BJTU
Beteiligungskapital für junge Technologieunternehmen
BMBF
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
BMFT
Bundesministerium für Forschung und Technologie
BMWi
Bundesministerium für Wirtschaft
CIM
Computer integrated manufacturing
DFG
Deutsche Forschungsgemeinschaft
DIHT
Deutscher Industrie- und Handelstag
DLR
Deutsche Forschungsanstatt für Luft- und Raumfahrt
DV
Datenverarbeitung
EU
Europäische Union
EZN
Erfinderzentrum Norddeutschland
FH
Fachhochschule
FhG
Fraunhofer -Gesellschaft
FuE
Forschung und Entwicklung
FuT
Forschung und Technologie
FZK
Forschungszentrum Karlsruhe
GBF
Gesellschaft für Biotechnologische Forschung mbH
GSF
Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
IHK
Industrie- und Handelskammer
IPC
International Patent Classification
KFA
Forschungszentrum Jülich
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
MI Tl
Ministry of International Trade and lndustry (Japan)
XII
MPG
Max-Ptanck-Gesellschaft
OTTI
Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut, Regensburg
PST
Patentstelle für die Deutsche Forschung
RKW
Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft
SV
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
TOU
Förderung technologieorientierter Unternehmensgründungen
TU
Technische Universität
TVA
Technologie-Vermittlungs-Agentur Bertin
VC
Venture Capital
VDI/ VDE
Verein Deutscher Ingenieure/Verband Deutscher Elektrotechniker
ZENIT Zentrum für Innovation und Technik, Mühtheim an der Ruhr
I.
Zielsetzung und Aufbau der Untersuchung
Deutschland verfügt über eine breite und vielfältige Forschungslandschaft Analysen zur Leistungsfähigkeit der deutschen Forschung im internationalen Vergleich zeigen, daß die Bundesrepublik nach wie vor in vielen Fachgebieten ein hohes Leistungsniveau hält. Auf dem Gebiet der Technologieentwicklung und Innovation weist die deutsche Industrie dagegen gerade in zukunfts- und wachstumsträchtigen Technologiebereichen deutliche Defizite auf. Aufgrund des industriellen Strukturwandels, der durch die jüngste Rezession, die deutsche Vereinigung und die Reformprozesse in den Ländern Osteuropas tendenziell noch beschleunigt worden ist, ist das Aufgreifen von Ergebnissen der Forschung und Entwicklung und das rasche Umsetzen in neue Produkte und Verfahren essentiell für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsplätze in der Industrie. Der stärkeren Ausschöpfung der vorhandenen
Innovationspotentiale kommt deshalb aus einzel- und gesamtwirtschaftlicher Sicht eine zentrale Bedeutung zu. Ein wesentliches Problem, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, ist dabei, daß die neuen Erkenntnisse nicht immer dort anfallen, wo sie benötigt werden oder nicht so aufbereitet sind, daß sie umgesetzt werden können. Bei der Nutzung externer Wissensbestände bestehen deshalb häufig Zugangs-, Selektions- und Kompatibilitätsprobleme. Die Technologiepolitik des Bundes und der Länder hat deshalb bereits seit Mitte der siebziger Jahre dem Technologietransfer zwischen Forschungsstätten und Unternehmen wachsende Bedeutung beigemessen. Seit dieser Zeit ist in der Bundesrepublik ein vielfältiges Netz von Transfereinrichtungen entstanden, die mit - auch regional- sehr unterschiedlichen Ansätzen helfen wollen, den Wissenstransfer zu ermöglichen und zu beschleunigen. Schon heute bezieht gut jedes sechste Industrieunternehmen FuE-Leistungen im wesentlichen von fremden Unternehmen. Analysen über die Situation der industriellen Forschung, Entwicklung und Innovation zeigen, daß der Bedarf an Technologietransfer in Zukunft wahrscheinlich noch deutlich zunehmen wird. Wesentliche Gründe sind die Verkürzung der lnnovationszeiten, die zunehmende Komplexität und lnterdisziplinarität in Wissenschaft und Technik, die wachsende Wissenschaftsbindung der Technik und, als Folge dieser Faktoren, die steigenden Kosten für Forschung, Entwicklung und Innovation. So-
1 Technologietransfer
mit stellt sich die Frage, ob das mehr oder weniger organisch gewachsene Transfersystem in Deutschland den zukünftigen Anforderungen des Innovationsstandorts Deutschland entspricht und die vorhandenen
Förderinstrumente zielführend ausgestaltet sind. Technologietransfer ist kein Selbstzweck, sondern dient der Hervorbringung von Innovationen. Nur bei diesem Begriffsverständnis wird der Bezug zur Wettbewerbsfähigkeit deutlich. Wenn Innovationen nicht mehr isoliert von Unternehmerischen Erfindern, sondern zunehmend in bi- und multilateralen Beziehungen, Kooperationen und Netzwerken entwickelt werden , dann führt die Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Transfersystems auch zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Analysen zu Fragen der Gestaltung und Bewertung von Instrumenten des Technologietransfers sind seit ca. zwanzig Jahren in vielfältiger Form durchgeführt worden und haben Eingang in verschiedene Förderkonzepte gefunden. ln den letzten Jahren sind vermehrt Evaluierungsgutachten erstellt worden, die sich mit einzelnen Maßnahmen zur Förderung des Wissens- und Technologietransfers auf nationaler und regionaler Ebene befaßt haben. Es ist nicht Aufgabe der vorliegenden Untersuchung, die bestehenden Transfereinrichtungen und Förderinstrumente im einzelnen zu evaluieren. Ziel der Untersuchung ist die Weiterentwicklung des Technologietransfersystems in Deutschland. Hierfür ist eine Gesamtschau des Transfersystems erforderlich, um Querschnittsprobleme zu identifizieren und Ansatzpunkte für Verbesserungen zu erhalten. ln Kapitell I wird zunächst der theoretische Bezugsrahmen der Untersuchung entwickelt. Dabei werden der Zusammenhang zwischen Technologietransfer und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen abgeleitet sowie die Funktionen und Formen des Technologietransfers strukturiert. Zu diesem Zweck wird das Technologietransfersystem auf seiner Leistungsebene idealtypisch in die Bereiche Technologieanwender, Technologieproduzenten und Technologiemittler unterteilt. Im Kapitel 111 wird der Bereich der Technologienachfrage untersucht, der im wesentlichen von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes gebildet wird. Hier geht es insbesondere darum, die Bedarfsfaktoren des externen Know-
2
how-Erwerbs in den Gesamtzusammenhang der betrieblichen Technikentwicklung zu stellen sowie Problemfelder aufzuzeigen, die beim Bezug externen Wissens in den Unternehmen entstehen. Im Kapitel IV erfolgt eine Analyse des Technologietransfers aus der Sicht der Technologieanbieter. Im Blickpunkt stehen dabei staatliche Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Es geht darum, die Möglichkeiten und Barrieren des Technologietransfers von den Instituten in die Unternehmen aus der Sicht der Forscher (Hochschullehrer, lnstitutsleiter) zu erfassen. Dieser Ansatz wird in der Regel selten verfolgt, da meistens nur Unternehmen und Transfereinrichtungen in die einschlägigen Untersuchungen einbezogen werden. Er erscheint aber wichtig, weil die Probleme des Transfers von der Wissenschaft in die Wirtschaft auch von Zieldivergenzen und institutionellen Faktoren abhängen, die bei den Betroffenen selbst zu thematisieren und zu hinterfragen sind. ln Kapitel V erfolgt eine Bestandsaufnahme der institutionalisierten Technologietransfer-Dienstleistungen. Im Mittelpunkt stehen dabei die ganz oder teilweise staatlich finanzierten Mittlereinrichtungen. 1 Hier geht es zunächst darum, eine Typologie der Transfereinrichtungen zu entwickeln, da Struktur, Ziele, und Leistungsspektrum der vorhandenen Institutionen sehr unterschiedlich sind. An die Bestandsdaufnahme schließt sich die konzeptionelle Bewertung der jeweils verfolgten Transferansätze an. ln Kapitel VI wird die Bedeutung der öffentlichen Förderung für die Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers thematisiert. Hier erfolgt zunächst eine Bestandsaufnahme der Fördermaßnahmen sowie eine konzeptionelle Bewertung der Förderpolitik. Kapitel VII beschäftigt sich mit den Technologietransfersystemen in ausgewählten Ländern außerhalb Deutschlands. Ziel der Analyse ist, eventuell hinweise auf neue Ansätze zu erhalten, die erfolgversprechend auch in das deutsche System integriert werden könnten.1
1
,.
Ein Adressenverzeichnis der Technologietransfer-Einrichtungen in Deutschland ist als Sonderschrift beim ifo Institut für Wirtschaftsforschung erschienen.
3
ln Kapitel VIII werden Ansatzpunkte identifiziert und Vorschläge für die Weiterentwicklung des Technologietransfersystems in Deutschland erarbeitet. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Analyse des bestehenden Systems und der mit den Akteuren des Tranfersystems diskutierten Verbesserungsmöglichkeiten werden Handlungsfelder abgeleitet und handlungsorientierte Empfehlungen formuliert. Die Arbeit des Forschungsteams wurde von einem Projektbeirat konstruktivkritisch begleitet, der sich aus Vertretern der drei Akteursgruppen des Transfersystems sowie des Auftraggebers zusammensetzte. Die externen Mitglieder des Projektbeirats waren: Prof. Dr.-lng. Herbart Schulz, TH Darmstadt Dipi.-Kfm. Peter Wolfmeyer, ZENIT GmbH Dr. Reinhard Wollermann-Windgasse, Trumpf GmbH + Co. Dr. Jürgen Wüst, Forschungszentrum Karlsruhe GmbH Bestandteil des Projekts war auch die Durchführung eines Expertenworkshops, der im März 1995 in Darmstadt stattfand. Auf dem Workshop wurden zum einen Zwischenergebnisse der Projektarbeit vorgestellt und diskutiert, zum anderen trugen verschiedene Experten aus der Bundesrepublik und dem Ausland Beiträge zu ausgewählten Problemkreisen der Untersuchung vor und stellten sich der Diskussion.
1
4
Die Langfassung der Beiträge ist als Sonderschrift beim ifo Institut für Wirtschaftsforschung erschienen.
II.
Theoretischer Bezugsrahmen der Untersuchung
1.
Wettbewerbsfähigkeit und Technologietransfer
Die meisten Industrieländer haben anhaltende Wachstums- und Arbeitsmarktprobleme. Da sie alle eine mehr oder weniger starke außenwirtschaftliche Verflechtung aufweisen, wird in der wirtschaftspolitischen Diskussion die in-
ternationale Wettbewerbsfähigkeit als eine wesentliche Determinante für mehr Wachstum und Arbeitsplätze hervorgehoben (Kommission 1994, Competitiveness 1992). Der Begriff der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist nicht unproblematisch. Er wirft viele Fragen auf, auf die es bislang keine konsensfähigen Antworten gibt (Perlitz 1994, 13 f., Porter 1991, 23ft.) . So ist z.B. zu fragen: Welchen Beitrag leisten verschiedene Theorien zur begrifflichen Abgrenzung, Erklärung und Gestaltung der Wettbewerbsfähigkeit? Welche Wettbewerbsfähigkeit ist gemeint, die von Unternehmen, Branchen oder von Standorten? Wie kann die Wettbewerbsfähigkeit unterschiedlicher Erkenntnisobjekte gemessen werden? Diese offenen Fragen führen dazu, daß die Bedeutung der Wettbewerbsfähigkeit als wirtschaftspolitisches Handlungsfeld nicht unumstritten ist. Einerseits wird die herausragende Bedeutung von Wettbewerbsverteilen von Branchen für die Produktivität und den Wohlstand eines Landes betont (Porter 1991, 95), andererseits wird die Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern für vordergründig und für gefährtich gehalten, weil sie von einer unzutreffenden Analyse wirtschaftlicher Zusammenhänge ausgehe und deshalb zu falschen, z.B. handelspolitischen Schlußfolgerungen führe (Krugman 1994, 268 ff.). Im Rahmen dieser Untersuchung kann nicht versucht werden, eine Klärung der aufgeworfenen Fragen zu finden. Vielmehr wird davon ausgegangen, daß die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens dann gegeben ist, wenn es ihm gelingt, im Wettbewerb mit anderen Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich und dauerhaft Kaufpräferenzen der Kunden auf die eigenen Leistungsangebote zu lenken. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Innovationstätigkeit denn häufig wird ein relativer Vorteil gegenüber Wettbewerbern nur dann erreicht, wenn es gelingt, bessere oder billigere Produkte anzubieten. Innovation ist deshalb ein zentrales Moment in einer dynamischen Marktwirtschaft (Aibach 1994, 77). Innovationen sind erstmalige Ereignisse, deren Erfolg unsicher ist. Man will dem dadurch Rechnung tragen, daß man versucht, diejenigen Bedingungen
5
von Innovationsprozessen zu identifizieren, die die Erfolgswahrscheinlichkeit von Innovationen erhöhen. Auf der betrieblichen Ebene des lnnovators ist es die Aufgabe des Innovations- und Technologiemanagements, die Innovationsfaktoren so zu gestalten, daß Innovationspotentiale geschaffen und Innovationsentscheidungen getroffen und durchgesetzt werden können (Hauschildt 1993, 24ff.). Zwar ist die Unternehmung institutioneller Hauptakteur der Innovation, doch würde es der Realität nicht gerecht, die relevanten Einflußgrößen der betrieblichen Innovation allein bei der einzelnen Unternehmung zu vermuten. Die Innovationstätigkeit des Unternehmens ist vielmehr eingebunden in ein Geflecht von Austauschbeziehungen informationeller, materieller, personeller und finanzieller Art mit Lieferanten, Kunden, technischen Dienstleistern, Bildungseinrichtungen, öffentlich getragenen Forschungseinrichtungen, staatlichen Stellen der Technologieförderung, Behörden des Eigentumsschutzes, Genehmigungsbehörden etc. Technischer Wandel ist kein isolierter Prozeß sondern findet in einem technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Umfeld statt, das seine Richtung, Intensität und Geschwindigkeit wesentlich mitbestimmt. Das systemische Zusammenwirken aller innovationsrelevanten Institutionen und ihrer Aktionen kommt in dem Konzept des "Nationalen lnnovationssystems" zum Ausdruck (Freeman 1987, 1, Nelson/Rosenberg 1993). Es war insbesondere die Beschäftigung mit den Determinanten der erfolgreichen ökonomischen Entwicklung Japans und anderer junger asiatischer lndustrieländer, die zu der These führte, daß die Bestimmungsfaktoren der Neuerungstätigkeit über die betrieblichen Innovationsressourcen hinausreichen und die spezifische Kombination dieser Faktoren für das Innovationsniveau von Unternehmen und Branchen von Bedeutung sind. Eine umfassende Theorie, die darstellt und erklärt, wie die einzelnen Institutionen auf die Innovationsleistung eines Landes einwirken, stellt allerdings auch dieses Konzept nicht dar. Die Zusammenarbeit zwischen Firmen, Forschungseinrichtungen und staatlichen Einrichtungen und ihre Bedeutung für die Innovationsleistung von Firmen und Ländern ist expliziter Gegenstand des "Netzwerk-Ansatzes" (Hakansson 1989, 15ff., Freeman 1991, 499ff.). Theoretischer Ausgangspunkt des Netzwerk-Gedankens ist die Coase-Williamsen-Theorie der Märkte und Hierarchien. Netzwerke unterscheiden sich von anderen organisatorischen Bezie-
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hungen dadurch, daß sie weder aufgrundvon Marktmechanismen noch durch Hierarchien zustandekommen, sondern als normative Basis die gegenseitigen Stärken der Partner haben (OECD 1992, 77 tt.) . Sie stellen somit eine eigenständige Koordinationsform dar, die insbesondere für innovative Aktivitäten geeignet sind. Merkmale von Netzwerken sind die Dauerhaftigkeit dieser Beziehungen und daraus resultierend der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen sowie die Abstimmung funktionaler Prozesse. Auf diese Weise werden Transaktionskasten verringert. Typische Beispiele innovationsorientierter Netzwerke sind Beziehungen zwischen Wissenschaftlern und Ingenieuren, Entwicklungskooperationen zwischen Lieferanten und Kunden sowie strategische Allianzen zwischen Firmen. Als Gründe für den Aufbau und die Teilnahme an innovationsorientierten Netzwerken werden genannt: hohe technische und marktmäßige Unsicherheiten, hohe technologische Komplexität und damit verbunden ein hoher FuE-Aufwand sowie zusätzliche Synergieeffekte (DeBresson/Amesse 1991, 364). ln der innovationspolitischen Diskussion scheint sich der Netzwerk-Begriff zunehmend von seinen theoretischen Grundlagen zu entfernen und zu einem Modewort zu entwickeln. Er wird mehr und mehr als Synonym für die Gesamtheit der technologieorientierten Außenbeziehungen eines Unternehmens verwendet. Damit werden aber der entscheidende Aspekt des besonderen Charakters kooperativer technologiebezogener Unternehmenskontakte und die damit verbundenen spezifischen Transaktionskostenaspekte verdeckt. Neben dem Netzwerkkonzept wird in der Innovationsforschung die (FuE-) Kooperation als spezifische Interaktionsform des Innovationssystems und wesentliche Determinante der betrieblichen Innovationstätigkeit untersucht. Der Kooperationsbegriff wird dabei uneinheitlich verwendet (Rotering 1990, 38ft., Herden 1992, 18ft.}. ln einer weiten Fassung bezeichnet die Kooperation jede Art der auf einer Vereinbarung beruhenden Beziehung zwischen selbständigen Organisationen oder Personen. Die wirtschaftswissenschaftliche Literatur geht von einem engeren Sinngehalt aus, jedoch existiert auch hier keine übereinstimmende Definition. Überwiegend wird unter Kooperation die gemeinsame Leistungserbringung in bestimmten betrieblichen Funktionsbereichen verstanden. Wesentliches Merkmal einer FuE-Kooperation ist somit der gegenseitige Austausch von Wissen. Kooperative Beziehungen werden
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damit abgegrenzt zu reinen Marktbeziehungen, deren Inhalt ein einseitiger Bezug von Leistungen gegen Geld ist. Für den Zweck dieser Untersuchung ist der Begriff der Kooperation abzugrenzen vom Begriff des Technologietransfers. ln Anlehnung an Corsten (1982, 11) ist Technologietransfer die planvolle Übertragung wissenschaftlichen und technologischen Wissens zwischen Personen und Organisationen zum Zweck der Innovation. Diese Definition beinhaltet, daß Technologietransfer auch ein einseitiger Übertragungsprozeß technologischen Wissens sein kann. Geht man davon aus, daß der Kooperationsgedanke auf den gegenseitigen Austausch von Wissen abzielt, so stellt die FuE-Kooperation als zweiseitiger Übertragungsprozeß eine mögliche Form des Technologietransfers dar. Technologietransfer ist somit der Oberbegriff für alle Quellen des externen Erwerbs technologischen Wissens (Rotering 1990, 42). Der Transfer kann horizontal zwischen gleichartigen Forschungseinrichtungen oder Unternehmen stattfinden oder vertikal zwischen Wissensproduzenten und Wissensnutzern. Wissensproduzenten können Forschungseinrichtungen, aber auch Unternehmen sein, Wissensnutzer sind in erster Linie bestehende, aber auch neu gegründete Unternehmen als lnnovatoren. Die Definition des Technologietransfers macht deutlich, daß Technologietransfer kein Selbstzweck ist, sondern der Hervorbringung von Innovationen in Unternehmen dient. Nur bei diesem Begriffsverständnis läßt sich ein sinnvoller Bezug zum Terminus der Wettbewerbsfähigkeit herstellen. Wenn Innovationen nicht mehr allein von unternehmerischen Erfindern sondern zunehmend in biund multilateralen Beziehungen, Kooperationen und Netzwerken entwickelt werden , dann ist die Existenz und Funktionsfähigkeit von Transfersystemen ein wesentliches Infrastrukturmerkmal hochentwickelter Volkswirtschaften und eine wichtige Voraussetzung für deren Wettbewerbsfähigkeit
2.
Bestimmungsgründe und Organisationsmodelle des Technologietransfers
Technische Innovationen basieren auf wissenschaftlichem und technologischem Wissen. Die für die Innovation erforderliche Wissensgenerierung erfolgt in erster Linie in den innovierenden Unternehmen selbst. Hauptgründe für die
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interne Wissensgenerierung sind der Wunsch der Unternehmen nach der Schaffung und Aufrechterhaltung technologischer Kernkompetenzen sowie nach Geheimhaltung der FuE-Ergebnisse {Hermes 1995, 60, Schneider/Zieringer 1991, 30) . Ein weiterer Grund kann darin bestehen, daß wegen unterschiedlicher Ziel- und Problemlösungssysteme potentieller Kooperationspartner und der Unbestimmtheit der Kooperationsbeiträge die üblichen Vertragsmechanismen und -sanktionen nur schwer anwendbar sind, innovationsorientierte Kooperationen somit mit hohen absehbaren und nicht absehbaren Transaktionskosten behaftet sein können {Teece 1988, 260f., Häusler et. al. 1994, 49ff.) oder letztlich erfolglos sind {Hofmann 1993, 86ff.). Es ist aber zu beachten, daß auch Unternehmen, die auschließlich interne FuE betreiben, dennoch externes Wissen beziehen, nämlich wenn sie FuE-Personal von anderen Wissensproduzenten {Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen etc.) rekrutieren. Generell wird der "Transfer über Köpfe" als eine der wirksamsten Formen des Technologietransfers angesehen. Trotz der Dominanz der internen Wissensgewinnung ist seit Ende der siebziger Jahre festzustellen, daß die Unternehmen in zunehmendem Umfang technologisches Wissen auch extern beziehen. Dies zeigt sich beispielsweise in der tendenziellen Zunahme der Ausgaben für externe Forschung und Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe (SV, verschiedene Jahrgänge). Betrug der Anteil dieser FuE-Ausgaben an den gesamten FuE-Ausgaben im Jahre 1985 noch 6,3 % waren es 1991 bereits 9,4 %. Ein weiterer Indikator ist der Umfang technologieorientierter Kooperationen. Für die Bereiche lnformationstechnik, Werkstoffe, Biotechnologie und Fahrzeugbau kann gezeigt werden, daß die Zahl der Kooperationen seit Ende der siebziger Jahre trendmäßig wächst (Mytelka 1991 , 11 , Hagedeern 1995, 7}. Die Innovationsforschung hat diese empirischen Befunde aufgegriffen und analysiert {Hagedoorn 1995, 2, Mowery 1992, 355ff, Link/Tassey 1989, Rotering 1990, 70, Herden 1992, 121f.). Als Gründe für die Zunahme der tech· nologischen Außenbeziehungen werden u.a. genannt: - wachsende Komplexität und intersektoraler Charakter neuer Technologien und wissenschaftlicher Disziplinen, - hohe Wissenschaftsbindung neuer Technologien, - Kostenreduzierung in FuE, - Risikoteilung in FuE,
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- wettbewerbsbedingte Verkürzung der Produktlebenszyklen und der Entwicklungszeiten, - Suche nach neuen Produkten (Diversifikation), - Beobachtung komplementärer und substitutiver Technologien und Märkte. Weitere Faktoren, die für die externe Wissensbeschaffung sprechen sind: - Kapazitätsengpässe in FuE, - Nutzung von Spezialisierungsvorteilen, - Rekrutierung wissenschaftlichen FuE-Personals. Externe Quellen technologischen Wissens sind Unternehmen, private Forschungs- und Ingenieurbetriebe sowie staatliche Forschungseinrichtungen. Die Außenbeziehungen mit diesen Organisationen folgen auf mikroökonomischer Ebene in der Regel einem ökonomischen Kalkül, und zwar entweder auf der Basis konventioneller Make- or Buy-Entscheidungen oder unter Zuhilfenahme strategischer, netzwerkorientierter Überlegungen. Der Technologietransfer erfolgt in diesem Fall durch einen marktmäßigen Koordinationsmechanismus. Betrachtet man das Innovationssystem in seiner Gesamtheit, ist zu fragen, ob alle technologisches Wissen schaffenden Elemente des Systems auf dem Markt für Technologien agieren und damit auch an einem Transfer von technologischem Wissen in innovierende Unternehmen interessiert sind und sich davon einen Vorteil versprechen. Die Industriestaaten verfügen alle über eine mehr oder weniger große Infrastruktur an staatlichen Forschungseinrichtungen. Staatliches Engagement im Forschungsbereich erfolgt in der Regel dann, wenn das dort geschaffene Wissen den Charakter eines öffentlichen Gutes hat, z.B. wenn Forschung erkenntnisgeleitet ist wie im Falle der reinen Grundlagenforschung oder Forschungsaufgaben geleistet werden, die mit keiner privaten Nachfrage rechnen können, etwa im Bereich der Umweltforschung. in diesen Fällen wird technologisches Wissen nicht nach seinem wirtschaftlichen Wert bemessen. Die Bewertung dieses Wissens erfolgt vielmehr ausschließlich nach wissenschaftlichen Kriterien. "Auf diese Weise stehen zwei Bewertungssysteme und damit auch Anreizsysteme für die Schaffung technischen Wissens nebeneinander: in einem Bereich, der darauf angewiesen ist, aufgebrachte Kosten über den Tauschwert am Markt wieder vergütet zu bekommen, gilt der wirtschaftliche Wert als Maßstab und Anreiz; in einem anderen Bereich, in dem der Staat die
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Kosten der Schaffung technischen Wissens trägt, können die Erzeuger dieses Wissens sich amideellenWert orientieren" (Täger/Uhlmann 1984, 96). Im Hinblick auf das Zustandekommen des Technologietransfers aus staatlichen Forschungseinrichtungen ist noch ein weiterer Gesichtspunkt zu beachten. Es ist dem Wissenschaftssystem immanent, daß Wissen aus den frühen Phasen des Forschungs- und Entwicklungsprozesses in der Scientific Community höher bewertet wird, als Wissen aus späteren Phasen. Neues Grundlagenwissen hat somit einen höheren ideellen Wert als neues Anwendungswissen. Das im öffentlichen Forschungssystem praktizierte Anreizsystem der wissenschaftlichen Reputation begünstigt deshalb eher die Forschung als die Verwertung ihrer Ergebnisse. Überträgt man das Konzept des wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Wertes der Schaffung neuen technologischen Wissens auch auf die Nachfrage nach neuem Wissen, lassen sich in Anlehnung an Täger/Uhlmann (1984, 102ff.) vier idealtypische Organisationsmodelle des Wissenstransfers darstellen (vgl. Abb. 1). Abbildung 1
Organisationsmodelle des Wissenstransfers
Anreiz für die Nachfrage wirtschaftlicher ideeller Wert Wert
Anreiz
Ideeller Wert Anreiz für das Angebot wirtschaftlicher Wert Quelle: Täger/Uhlmann 1984.
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Im Modell der "Scientific Community" erfolgt die Schaffung und Beschaffung von technologischem Wissen ausschließlich nach dessen wissenschaftlichem Wert. Die Reputation des Wissenschaftlers ergibt sich nicht nur aus seinen Forschungsergebnissen, sondern vor allem durch die Weitergabe und die Aufnahme des Wissens durch andere Wissenschaftler. Die Anerkennung erfolgt somit ausschließlich durch die "Fachwelt". Ein Technologietransfer in den ökonomischen Sektor ist deshalb per se uninteressant. Um trotz der bestehenden Restriktionen einen Transfer technologischen Wissens von der Wissenschaftssphäre in die Wirtschaft zu erreichen wurde das "Spin-off-Konzept" entwickelt. Hierbei wird technologisches Wissen, das aus wissenschaftlichen Motiven oder aus Gründen des öffentlichen Bedarfs geschaffen wurde, in die Wirtschaft übertragen. Der Transfer kann dabei in bestehende Unternehmen erfolgen, es ist aber auch möglich, daß das transferierte Wissen technologische Basis für ein neu zu gründendes Unternehmen
ist. Das Problem, das dabei zu überwinden ist, besteht darin, daß das zu transferierende Wissen nicht für Zwecke der wirtschaftlichen Anwendung geschaffen wurde, sondern anderen Anreizsystemen gehorcht. Aus diesem Grund kann dieses Wissen in der Regel nicht direkt in den betrieblichen lnnovationsprozeß einfließen. Es sind spezifische Technologietransfermaßnahmen erforderlich, die die Kluft zwischen der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Sphäre überbrücken können. Für die Durchführung solcher Technologietransfermaßnahmen gibt es verschiedene institutionelle Lösungsmöglichkeiten. Eine Möglichkeit besteht darin, an den Bereich der Wissensproduktion eine Transfereinrichtung (Transferbüro) anzuhängen. Die Problematik einer solchen Lösung liegt darin, daß derartige Transferbüros in der Regel nicht zur "Community" gehören und über keine Anreizmechanismen verfügen, die Wissensproduzenten zu einer Kooperation mit dem Transferbüro zu bewegen. Außerdem müssen die Mitarbeiter eines Transferbüros über profunde Kenntnisse des Wirtschaftssektors und der für das zu transferierende Wissen geeigneten Anwendungsfelder verfügen. Nur dann können sie auch das notwendige Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft der infrage kommenden Unternehmen gewinnen. Eine weitere Möglichkeit, "Spin-offs" zu generieren, ist dann gegeben, wenn eigenständige Transfereinrichtungen zwischen dem Wissenschaftssystem und
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dem Wirtschaftssystem gebildet werden, die zwischen den beiden Systemen "vermitteln". Bei dieser Lösung vergrößert sich die Distanz zum wissensproduzierenden System, wodurch der Zugang zu spin-off-fähigem Wissen erschwert und die Beeinflußbarkeit der Wissensproduzenten im Hinblick auf den Technologietransfer sich verschlechtert. Das Problem der Kompetenz des Transferpersonals nimmt ebenfalls zu, da eine eigenständige Transfereinrichtung tendenziell ein breiteres Technologiespektrum abdecken muß, als ein Transferbüro einer Forschungseinrichtung. Damit verstärken sich die Informationsprobleme, wenn keine Spezialisierungsstrategie verfolgt wird. Insgesamt bleibt festzuhalten, daß das Spin-off-Konzept immanente Schwachstellen aufweist, die die Eignung für einen effizienten Technologietransfer infrage stellen. Solange keine Änderung des Anreizsystems erfolgt, kann nicht erwartet werden, daß technologisches Wissen stärker anwendungsorientiert erzeugt oder vorhandenes Wissen der Wirtschaft angeboten wird . Fehlende Anreizsysteme können auch durch Technologietransfereinrichtungen nicht grundsätzlich ersetzt werden. Technologietransfer, der hauptsächlich auf diesem Modell basiert, muß deshalb zufällig und unplanmäßig bleiben (Uhlmann/Täger 1984, 104, Geisler/Rubenstein 1989, 44ft.). Wenn sich aus den genannten Gründen ideell motivierte Forschung nicht ohne weiteres mit industrieller Forschung und Entwicklung in Übereinstimmung bringen läßt, erscheint es fraglich, ob der Ruf nach größerer Anwendungsnähe staatlicher Forschung eine sinnvolle innovationspolitische Forderung ist. ln letzter Zeit sind deshalb verschiedene Konzepte vorgelegt worden, die zum Ziel haben, staatliche Forschung und industrielle Innovation stärker zu koppeln. Ein Vorschlag besteht darin, die unterschiedlichen Interessen der Akteure des Innovationssystems in Leitbildern zu bündeln. Leitbilder sind konsensorientierte Visionen technischer Entwickungspfade, die dazu dienen sollen, Ressourcen zu mobilisieren, Schwierigkeiten und Engpässe aufzudekken und die Partizipanten zu motivieren, Konsens zu sichern und zu kooperieren. Letztlich geht es darum, Unsicherheit zu vermindern. Auf diese Weise soll ein Scharnier geschaffen werden, um die Interessen akademischer Forschung und innovierender Unternehmen phasenweise zu koordinieren (Schulz-Schaeffer et. al. 1995, 22 f.).
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Eine Konkretisierung erfährt die Leitbild-Idee in einem Aktionspapier des "Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektronikindustrie" (ZVEI 1994). Dort wird dafür plädiert, die herkömmliche "Modellvorstellung Technology Push und Transfer" durch ein neues Kooperationsmodell zu ersetzen. An Stelle eines "nachträglichen Technologietransfers" soll die "innovationsorientierte Kooperation" treten. Erreicht werden soll diese Form des Technologietransfers durch "gemeinsame Ressourcenplanung durch die Institute und das BMFT mit der elektrotechnischen Industrie". Hierfür hat der Industrieverband zahlreiche Themenvorschläge aus ausgewählten Technologiefeldern für zukünftige Innovationsprojekte formuliert. Die beiden zuletzt dargestellten Konzepte sind bedarfs- bzw. nachfrageorientiert Dies ist zwar unter innovationsorientierten Aspekten eine sinnvolle Ausrichtung, doch wird damit nicht das Grundproblem der Zieldivergenz zwischen dem ideellen System der Forschungsinstitute und dem ökonomischen System der Unternehmen gelöst. Es stellt sich darüber hinaus die Frage nach der Organisation und der Partizipation sowohl in der Such- als auch in der Realisierungsphase des lnnovationsprozesses. Das vorgestellte Transfermodell kann in Innovationsfeldern funktionieren, die in erster Linie von großen Unternehmen besetzt werden. Denn diese Unternehmen verfügen über die personellen Möglichkeiten, sich in den Prozeß der Strategie- und Ressourcenplanung in den Verbänden, insbesondere aber in den Forschungseinrichtungen einzubinden. Für kleine und mittlere Unternehmen dürfte aufgrund ihrer "schlankeren" Personalausstattung die Mitwirkung in projektvorbereitenden Strategiekreisen, Forschungsbeiräten und Senaten in der Regel nicht das geeignete Kooperationsmodell sein. Der Vorteil kooperativer Innovationsprojekte liegt in der Möglichkeit einer engen inhaltlichen und zeitlichen Abstimmung zwischen Technologiegeber und Technologienehmer. Das Prinzip des direkten, bedarfsorientierten Technologietransfers wird am ehesten im Modell des Technologiemarktes realisiert (vgl. Abb. 1). Auf dem Technologiemarkt stimmen Anbieter und Nachfrager technologischen Wissens ihre Pläne aufeinander ab. Die Steuerung des Marktes erfolgt auf beiden Seiten durch den wirtschaftlichen Wert, der sich einerseits durch die Kosten der Erstellung und andererseits durch den Ertrag der N~tzung ergibt. Es besteht somit ein gemeinsames Anreizsystem. Beispiele
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für Technologiemärkte sind der Markt für Auftragsforschung und für FuE-Kooperationen.
3. Funktionen und Formen des Technologietransfers Auch wenn das Modell des Technologiemarktes die effizienteste Lösung des Technologietransfers darstellt, ist zu untersuchen, unter welchen Bedingungen der Markt funktionsfähig ist. Dazu wird in der folgenden Betracht ung davon ausgegangen, daß sowohl das Technologieangebot als auch der Bedarf nach externer Technologie gegeben ist. Gefragt wird dagegen, welche spezifischen Markt- bzw. Transferfunktionen erbracht werden müssen, damit tatsächlich technologisches Wissen vom Produzenten auf den Nachfrager übergeht und dort in einer Innovation genutzt wird. Wenn Unternehmen oder Forschungseinrichtungen sich auf bestimmte Phasen oder Aufgaben im lnnovationsprozeß beschränken oder beschränken müssen, entsteht die Notwendigkeit, daß ihre eigene Leistung mit der Leistung anderer kombiniert werden muß. ln der Kombination der Leistungen beider Seiten besteht das eigentliche Transferproblem. ln Tabelle 1 sind vier Funktionen aufgeführt, die für den Transfer neuen technologischen Wissens in ein neues Produkt oder Verfahren relevant sein können.
Information. Am Anfang steht die Information. Traditionelle Modelle der Innovation nehmen an, daß Informationen über technologisches Wissen ein freies und ubiquitäres Gut sind. Empirische Studien zeigen aber, daß diese Prämisse häufig nicht zutrifft. Unternehmen haben zuweilen eine "Aufmerksamkeitslücke" hinsichtlich neuer Technologien und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen nutzen nicht die vorhandenen Kommunikationskanäle, wenn es um Technologien geht, die nicht zu ihren Kernkompetenzen gehören (Macdonald 1983). Produzenten und Nutzer benötigen Wissen über die jeweils "andere Seite". Hierbei geht es insbesondere um Informationen über neue technologische Entwicklungen und Ergebnisse, über deren Produzenten sowie um Informationen über Anwendungsmöglichkeiten, Märkte, Branchen und Firmen. Teilweise ist dieses Wissen zwar veröffentlicht oder inkorporiert, dennoch bestehen auch in diesen Fällen Zugangsprobleme für den lnformationssuchenden.
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Technologieanbieter
Informationsbeschaffung über Anwendungen, Märkte, Branchen, Firmen - Technologieinteressenten - Finanzierungsquellen
• Technologievorentwicklung
Umsetzung
Quelle: ifo Institut für Wirtschaftsforschung.
.
Patentanmeldung • Verwertung (Lizenzvertrag) Kooperationsvereinbarung • Auftragsakquisition • Assistenz bei Unternehmensgründung • Transf.erorientierte Weiterbildung des eigenen Personals
.
• Forschungsmanagement in lnstituten • Spin-off-Gründung
.
Technologienachfrager
Know-how-, Lizenz-, Patentkaufvertrag Innovationsorientierte Weiterbildung des eigenen Personals
Innovationsmanagement Unternehmensgründung
Informationsbeschaffung über vorhandenes technologisches Wissen Technologieproduzenten - Finanzierungsquellen
• Technologievorentwicklung
.
.
..
.
Aufgaben der Transferpartner
Technologiemittler
Beratung bezüglich - Innovationsmanagement - Technologiemanagement - Unternehmensgründung
Informationsbereitstellung über Anwendungen, Märkte, Branchen, Firmen, TechnologieInteressenten - vorhandenes technologisches Wissen, Technologieproduzenten - Finanzierungsquellen
.
Projektmanagement
• Assistenz bei - Patentanmeldung - Verwertung (Lizenzvertrag) - Innovationsmanagement - Unternehmensgründung - der Personalfortbildung und -entwickiung
.
.
Dienstleistungen der Technologie· mittler für die Transferpartn~r
Funktionen und Aufgaben der Träger des Technologietransfers
Unterstützung
Beratung
Information
Funktion
Tabelle 1
Beratung. Beratungsleistungen gehen über die reine Bereitstellung von Informationen hinaus und beinhalten auch die Bewertung von Informationen und Alternativen im Hinblick auf die Ziele und Strategien des Ratsuchenden. Aus der Sicht des nachfragenden Unternehmens geht es auf den ersten Blick um die Auswahl der benötigten Technologie und ihres Produzenten, sowie um die Beschaffung der für die Integration der externen Technologie erforderlichen finanziellen und personellen FuE-Ressourcen. Innovation berührt aber nicht nur den FuE-Bereich sondern alle Funktionsbereiche des Unternehmens. Häufig müssen erst die internen Voraussetzungen geschaffen werden, damit ein lnnovationsprozeß iniitiert und erfolgreich realisiert wird. Dazu gehören nicht nur technologische Kompetenzen sondern auch organisatorische und administrative Fähigkeiten. Spezifische Entscheidungs- und Durchssatzungserfordernisse treten damit in den Vordergrund. Für die Gesamtheit der damit verbundenen Führungsaufgaben wurde der Begriff des Innovationsmanagements geprägt (Hauschild 1993, 23ff.). Es wird in der Literatur zunehmend betont, daß erfolgreicher Technologietransfer nicht nur von den technologischen Kompetenzen eines Unternehmens abhängt, sondern auch von den Fähigkeiten seines Managements, neues Wissen vor dem Hintergrund einer expliziten Unternehmensstrategie wahrzunehmen, zu bewerten, zu absorbieren und durchzusetzen (Grün/Schäper 1994, 131 f., Bessant/Rush 1995, 100) . Auch in den Institutionen der Technologieproduktion müssen die Prozesse der Wissensgenerierung und der Wissensverwertung durch ein ganzheitliches Forschungs- und Technologiemanagement gesteuert werden. Dies ist deshalb wichtig, weil in staatlichen Forschungseinrichtungen zunehmend wissenschaftliche mit ökonomischen Orientierungsmustern verknüpft werden müssen (Coursey/Bozeman 1989, 15 f.). Entscheidend für einen funktionierenden Technologietransfer ist neben einem - oben dargestellten - äquivalenten Wertemuster, das als Referenzsystem für die Vorteilhaftigkeit von Transferaktivitäten dient, die Kompatibilität zwischen den Transferpartnern. Die Kompatibilität des Transferobjektes mit dem Nutzersystem muß gewährleistet sein bzw. hergestellt werden. Das bedeutet, daß man auf der einen Seite einen transferfähigen Reifegrad der Technologie benötigt und auf der anderen Seite die technischen, personellen, qualifikatorischen und organisatorischen VoraussetzuAgen beim anwendenden Unternehmen (Staudt 1986, 245) . Es ist eine zentrale Aufgabe des Wissenschafts-
2 Technologietransfer
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und Technologiemanagements der Technologieproduzenten und des Innovationsmanagements der Unternehmen, diese Kompatibilität ihrer Transferschnittstellen zu sichern. in den Fällen, in denen technologisches Wissen erzeugt worden ist und keine potentiellen Unternehmen als Technologienutzer zur Verfügung stehen, kann die Gründung eines Unternehmens erwogen werden, das die betreffende Technologie weiterentwickelt und in eine Innovation umsetzt. Auch hierbei kann Beratungsbedarf entstehen.
Unterstützung. Bei der Unterstützung geht es um die Übernahme flankierender Teilaufgaben im Transferprozeß. Beispiele sind die Durchführung einer Patentanmeldung oder die Verhandlungen mit einem Lizenznehmer im Rahmen der Technologieverwertung. Aufseiten der Unternehmen besteht Unterstützungsbedarf z.B. in Rechtsfragen bei der Beschaffung externer Technolagien oder bei Maßnahmen der innovationsorientierten Personalentwicklung und -fortbildung.
Entwicklung, Kooperation. Technologisches Wissen liegt häufig nicht in der Form vor, in der sie der Technologienehmer mit den ihm zur Verfügung stehenden Ressouren für die Innovation nutzen kann . Es fehlt die technologische Kompatibilität. ln diesen Fällen muß sich an die Forschungsphase eine Phase der Vorentwicklung anschließen. ln dieser Phase geht es idealtypisch darum, aus einem Labormuster einen Prototyp zu entwickeln. Der Prototyp soll bereits die zentralen Funktionen und die mögliche Form des geplanten Produktes beinhalten. Auf seiner Basis erst ist eine Abschätzung der gesamten Entwicklungs- und Produktionkosten sowie des Marktpotentials und damit eine Einschätzung des Unternehmerischen Risikos möglich. Anschließend erfolgt die Entwicklung zur Serienreife. in dieser letzten Phase geht es um die Auswahl und Optimierung des Fertigungsprozesses, die Marketingplanung und die Anpassung des Prototyps an spezifische Marktbedürfnisse und die Erfordernisse des Fertigungsprozesses. Bei neuen Fertigungsverfahren ergibt sich ein analoger Ablauf. Nachdem im Labor nachgewiesen wurde, daß das Verfahren funktioniert, wird in der folgenden Demonstrationsphase (Vorentwicklung) an Hand einer kleineren Zahl herzustellender Produkte gezeigt, daß mit dem Verfahren ein reproduzierbarer Herstellungsprozeß möglich ist.
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Schließlich wird das Up-Scaling vorgenommen, in dem das Verfahren an die geplante Serienstückzahl oder Produktionsgröße angepaßt wird. ln großen Unternehmen wird die Vorentwicklung einer neuen Technologie häufig von zentralen FuE-Einheiten durchgeführt. Anschließend erfolgt die Serienentwicklung zur Innovation in den operativen Geschäftseinheiten. Kleinen und mittleren Unternehmen fehlen in der Regel die finanziellen und personellen Ressourcen, um Vorentwicklungsleistungen zu erbringen. Schwerer wiegt aber wahrscheinlich der Sachverhalt, daß die Abschätzung des Innovationsrisikos allein auf der Basis eines Labor- oder Funktionsmusters von hoher Unsicherheit geprägt ist. Deshalb zögern auch größere Unternehmen, neue externe Technologien zu übernehmen. Wenn die Vorentwicklung nicht beim Technologienutzer erfolgen kann, muß sie deshalb beim Technologieproduzenten erfolgen, soll eine Anwendung der Technologie möglich werden. Ebenfalls möglich und im Hinblick auf den Transfererfolg günstiger zu beurteilen ist eine FuE-Kooperation, in der beide Seiten Entwicklungsaufgaben übernehmen. Die dargestellten Funktionen des Technologietransfers können von den Transferpartnern (Technologieproduzenten, Technologieanwender) selbst, teilweise aber auch von intermediären Einrichtungen, d.h. von Technologiemittlern ausgeübt werden. Bei den Technologiemittlern können drei Typen unterschieden werden (vgl. Abb. 2). Forschungsnahe Technologiemittler sind Technologietransferstellen, die wirtschaftlich oder zumindest personell mit einem Technologieproduzenten verbunden sind, wie die Transferstellen der Hochschulen oder der Großforschungseinrichtungen. Wirtschaftsnahe Technologiemittier sind Organisationen, die ausschließlich von der Wirtschaft getragen werden, wie Kammern und industrielle Forschungsvereinigungen. Daneben existieren eigenständige Technologiemittler, die weder einer Forschungseinrichtung noch einer ausschließlich von der Wirtschaft getragenen Institution zugeordnet werden können . Hierzu gehören z.B. Transferagenturen 1 oder Technologiezentren.
Einige Transferagenturen in den neuen Bundesländern weisen hiervon abweichende Organisations- und Trägerschaftsstrukturen auf (wie z.B. AGIL, Leipzig oder die Thüringer Agentur für Technologietransfer und lnnovationsförderung) .
2.
19
1\J
0
Abbildung 2
Technologie- und Gründerzentren
Informationsvermittlungssiellen
Transfernetzwerke
Transferagenturen
Industrielle Forschungsvereinigungen
Kammern, Verbände
Quelle: ifo Institut für Winschaftsforschung.
Technologieanwender
kleinere, mittlere und große Unternehmen
Anwender- und Demonstrationszentren
Beratungs- und Entwicklungszentren
Technologieprüfungs- und -kontroii-Einrichtungen
Transferstellen außeruniversitärer Forschungseinrichtungen
Hochschultransferstellen
Hochschulen, Forschungseinrichtungen, FuE-orientierte Unternehmen, Ingenieurbüros
Technologieproduzente n
System des Technologietransfers
~
.5;
"tj
.!:::;
~
....
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~
....
.!
Die Frage, ob die Transferleistungen von den Transferpartnern selbst oder von Technologiemittlern erbracht werden, hängt von Effizienz- und Qualitätsmerkmalen der jeweiligen Alternativen ab und kann nicht a priori beantwortet werden. Treten Technologieproduzent und Technologienachfrager direkt aufgrund eigener Initiative miteinander in Kontakt und erfolgt der Technologiefluß ohne Unterstützung durch Technologiemittler, handelt es sich um direkten Technologietransfer. Geht die Initiative zur Übertragung einer Technologie von einem Technologiemittler aus oder wenden sich zu diesem Zweck Technologieproduzenten oder -anwender an einen Technologiemittler, wird dies als
indirekter Technologietransfer bezeichnet.
4. Begründung der staatlichen Förderung des Technologietransfers Sowohl der indirekte als auch der direkte Transfer technologischen Wissens ist bisher in sehr vielfältiger Weise staatlich unterstützt und finanziell gefördert worden. Es stellt sich somit die Frage nach der Notwendigkeit und Legitimation dieser Förderung im Rahmen der marktwirtschaftliehen Ordnung. Es geht darum festzustellen, ob ein sich selbst überlassener Marktprozeß auf dem Gebiet des Technologietransfers (Technologiemarkt) die innovationspolitisch gewünschten Effekte nicht bewirken kann. Eingriffe des Staates in die Wirtschaft müssen mit einer fehlenden oder ungenügenden Funktion des Marktes begründet werden. Nach der Theorie des Marktversagens liegen solche Fehlfunktionen bei externen Effekten, Unteilbarkeiten, Informations- und Anpassungsmängeln vor (Fritsch et.al. 1993). Im Bereich des Technologietransfers spielen hauptsächlich das Problem der positiven externen Effekte, der Unteilbarkeiten und der Informationsmängel eine Rolle. Positive externe Effekte treten dann auf, wenn ein Unternehmen externe Forschungseinrichtungen beauftragt oder mit ihnen kooperiert. in diesen Fällen besteht die Möglichkeit, daß die externen Stellen, bedingt durch den FuEAuftrag, Know-how generieren, das nicht nur dem finanzierenden Unternehmen zugute kommt, sondern indirekt auch anderen Unternehmen. Man kann diese, aus der Sicht des Unternehmens, ungewollten Effekte durch Nutzung des Patentrechts und durch entsprechende Gestaltung der FuE- oder Kooperationsverträge mindern. Hierzu benötigen insbesondere kleine und mittlere
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Unternehmen externe Unterstützung, da sie in der Regel selbst nicht über das benötigte Gestaltungswissen verfügen.
Unteilbarkeiten resultieren in der Regel daraus, daß die Kapazität bestimmter Ressourcen nur in Sprüngen geschaffen oder verändert werden kann. So kann in kleinen und mittleren Unternehmen die Beschäftigung eines hochqualifizierten Naturwissenschaftlers oder Ingenieurs zur Integration einer neuen Technologie aus Kostengründen an der fehlenden Umsatzgröße scheitern. Unteilbarkeiten führen zur Konzentration, so daß im Hinblick auf die Förderung des technischen Fortschritts strukturpolitischer Handlungsbedarf entstehen kann.
Informationsmängel und lnformationsasymmetrien existieren insbesondere im Hinblick auf das Technologieangebot und die Technologieproduzenten. Ein Problem stellen die anfallenden Suchkosten dar, vor allem aber der Abbau von Unsicherheit bei der Einschätzung technologischer und institutioneller Optionen. Technologisches Wissen ist oftmals ein Glaubens- oder Vertrauensgut (Fritsch 1993, 187), dessen Qualität vom potentiellen Nutzer nur schwer eingeschätzt werden kann. Kleine und mittlere Unternehmen haben besondere Informationsdefizite und benötigen Beratung und Unterstützung, da sie aufgrund ihrer Größe nicht über das erforderliche Beurteilungswissen verfügen. Auch hier kann nicht von vornherein auf ein dauerhaftes Marktversagen geschlossen werden. So können auf der Nachfrageseite die Unternehmen spezialisierte Dienstleister einschalten, um Beratungsdefizite zu beseitigen. Die tendenziell besser informierte Seite der Technologieproduzenten kann durch entsprechende Marketing- und "Werbe"maßnahmen Informationen bereitstellen, die beim Nutzer Vertrauen schaffen, Unsicherheit abbauen und eine hinreichende Qualitätsabschätzung ermöglichen. Die Beispiele zeigen, daß voreilig von Marktversagen gesprochen wird, wenn die Marktpartner zunächst nicht selbst alle Möglichkeiten ergriffen haben, die Probleme externer Effekte und lnformationsasymmetrien abzubauen. Das gilt beispielsweise dann, wenn, wie im Fall der staatlichen Forschung, nur unzureichend versucht wurde, "marktmäßiges" Verhalten zu praktizieren. Wenn Hinweise auf Marktversagen bestehen, sollte deshalb zunächst versucht werden, die Voraussetzungen für einen funktionsfähigen Markt herzustellen. Diese Zusammenhänge zeigen, daß die Begründung für die Förderung
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des Technologietransfers nicht generell gegeben werden kann, sondern nur selektiv unter Abgrenzung der jeweiligen Transferfunktion vorgenommen werden sollte (vgl. Kap. VI).
111.
Die Bedeutung des Wissens- und Technologietransfers für die Technologieanwender in der Industrie
1.
Einleitung und Methodik
Nach der im Teil II vorgenommenen Strukturierung des Technologietransfersystems werden im folgenden unter Verwendung empirischer Ergebnisse aus der schriftlichen Befragung von Industrieunternehmen die Akteure auf der
Technologienachfrageseite untersucht. Insbesondere geht es darum, die Bedarfsfaktoren des externen Know-how-Erwerbs in den Gesamtzusammenhang der betrieblichen Technikentwicklung zu stellen. Daneben sollen auch die mit der Technologienachfrage zusammenhängenden Problemfelder behandelt werden. Die Bedeutung des Technologietransfers für die Industrie läßt sich nur bestimmen, wenn Kenntnisse über die betrieblichen Bestimmungsgründe - wie z.B. Formen der Know-how-Versorgung, transferhemmende und -fördernde Faktoren, verfolgte Unternehmensstrategien u.ä. - für die Umsetzung von transferierbarem Know-how in Innovationen existieren. Erst dann lassen sich auch Chancen und Grenzen einer Effizienzsteigerung des Transfers abschätzen. Das Ziel der Verwertung transferierten technologischen Wissens - ein marktfähiges Produkt oder ein anwendungsreifes Produktionsverfahren - wird im sog. lnnovationsprozeß realisiert, der in idealtypischer Darstellung die Phasen Forschung, Entwicklung, Einführung/Anwendung durchläuft. Das für die Weiterarbeit in den einzelnen Phasen erforderliche Wissen kann vorliegen als (Bierfelder 1987, 2): - neues Wissen aus "Eigenfertigung", - älteres Wissen aus "Eigenfertigung" (dokumentierte eigene FuE-Leistungen aus der Vergangenheit), - dokumentiertes, aber nicht patentiertes Wissen von anderen Wirtschaftseinheiten (Fremdbezug über Know-how-Verträge), - patentiertes Wissen von Erfindern und anderen Wirtschaftseinheiten (Fremdbezug über Lizenz-Verträge), - sonstiges veröffentlichtes Wissen (freies Gut).
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Im Einzelfall wird die Art der Know-how-Gewinnung und -Verwendung von der betrieblichen Ressourcenausstattung und der zu bewältigenden Innovationsphase abhängen. Deutlich wird jedoch. daß die Verfügbarkeit relevanten Wissens aus einer Reihe unterschiedlicher Bezugsquellen stammen kann. in Betracht kommen: - interne FuE, - Vergabe von FuE-Aufträgen an andere Unternehmen oder Forschungsinstitute (Auftragsforschung). - Anwendung von Ergebnissen der industriellen Gemeinschaftsforschung, Zusammenarbeit in FuE mit anderen Unternehmen, - Kauf von Patenten, Lizenzen und sonstigem technischen Wissen, - Mitarbeit von unternehmensexternen technischen Experten, - Kauf von Produktionsanlagen. Die empirische Evidenz der unterschiedlichen Know-how-Versorgung für die betriebliche Innovationstätigkeit deutscher Industrieunternehmen ergibt sich aus den nachfolgend dargestellten Ergebnissen einer schriftlichen Befragung bei rund 5 060 Industrieunternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten in den alten und neuen Bundesländern. Die Befunde basieren auf der Auswertung von 1 602 Fragebogen (alte Bundesländer: 1 026, neue Bundesländer: 576) , was insgesamt einer Rücklaufquote von 31 ,7 % entspricht. Die Ergebnisse für die Industrie insgesamt sowie für die Größenklassen sind nach dem Unternehmenskonzept (Anzahl der Unternehmen je Größenklasse im Jahr 1993) gewichtet und für die genannten Aggregationsebenen beider betrachteten Teilräume repräsentativ. Zusätzlich zur schriftlichen Befragung wurden noch 30 vertiefende Firmeninterviews unter Verwendung eines Gesprächsleitfadens geführt. Alle aufgesuchten Unternehmen hatten sich schon auf direktem oder indirektem Wege externes Know-how beschafft. Die Einbeziehung von Unternehmen ohne Transfererfahrung, die die Funktion einer Kontrollgruppe wahrnehmen sollten. kam über eine telefonische Kontaktaufnahme nicht hinaus, da die betreffenden Unternehmen aufgrund des ihrer Meinung nach "fehlenden Zugangs" zum Thema Technologietransfer zu keinem Interview bereit waren.
26
2. Bedeutung 'und Organisation von FuE in der Industrie Gut die Hälfte der befragten Industrieunternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten verfügt über eigene FuE-Ressourcen, wobei der Anteil FuE-treibender Unternehmen mit zunehmender Beschäftigtenzahl wächst (Tab. 2). Bei rund 60 % der Unternehmen mit eigenen FuE-Kapazitäten werden diese permanent genutzt, während bei rund einem Drittel die Ressourcen nur fallweise eingesetzt werden. Diese Aussagen gelten tendenziell sowohl für die Unternehmen in den alten als auch in den neuen Bundesländern. Gemessen am Jahresumsatz 1993 betrug der Anteil der gesamten FuE-Aufwendungen der Industrie in den alten (neuen) Bundesländern 4,2% (5,5 %). Diejenigen Unternehmen, die FuE dauerhaft institutionalisiert haben, weisen mit 4,9 % (6,4 %) erwartungsgemäß eine höhere Intensität auf als diejenigen mit diskontinuierlichen FuE-Aktivitäten (2,5% bzw. 4,6 %). Hinsichtlich der Organisation von FuE-Tätigkeiten sind größenklassenspezifische Besonderheiten feststellbar, die für die alten und neuen Bundesländer gleichermaßen zureffen. ln den Unternehmen unter 50 Beschäftigten werden FuE-Aktivitäten überwiegend vom Unternehmer selbst durchgeführt oder sind in problembezogenen Projektgruppen angesiedelt (Tab. 3) . Derartige Projektgruppen stellen zusammen mit zentralen FuE-Abteilungen in etwa gleichgewichtige Organisationslösungen bei Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten dar. Bei noch größeren Unternehmen spielen zusätzlich zu den zentralen FuE-Abteilungen aufgrund zunehmender Divisionalisierung dezentrale FuE-Abteilungen, die auf einzelne Produktgruppen oder Unternehmensbereiche ausgerichtet sind, eine bedeutende Rolle. Nimmt man die zwei Ausprägungen für dauerhaft institutionalisierte FuE (zentrale und dezentrale FuE-Abteilungen) zusammen, dann ergibt sich ein eindeutiger Zusammenhang: Je größer ein Unternehmen, umso stärker ist FuE betrieblich institutionalisiert. Unternehmen ohne eigenes FuE-Potential sind anteilsmäßig am stärksten in der untersten Größenklasse vertreten. Der Verzicht auf die betriebliche lnstitutionalisierung von FuE liegt überwiegend darin begründet, daß sich diese Unternehmen - unabhängig von ihrer Größe und regionalen Zugehörigkeit -
27
00
1\)
57,0 33,8 9,2 47,8
58,9 64,0 30,0 6,0 41 '1
davon mit - ständigen Aktivitäten fallweisen Aktivitäten keiner Angabe
ohne eigene Forschung und Entwicklung
Unternehmen in den neuen Bundesländern mit eigener Forschung und Entwicklung
davon mit . ständigen Aktivitäten - fallweisen Aktivitäten - keiner Angabe
ohne eigene Forschung und Entwicklung 53,2
50,4 42,1 7,5
46,8
65,1
39,7 44,8 15,5
34,9
20- 49
32,1
68,6 25,4 6,0
67,9
40,9
55,9 36,4 7,7
59,1
50-199
39,8
69,2 25,3 5,5
60,2
25,1
75,4 21,1 3,5
74,9
200- 499
darunter: Unternehmen mit .... Beschäftigten
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschattsforschung, November 1994.
52,2
Verarbeitendes Gewerbe
-in%-
18,4
-
92,0 8,0
81,6
10,8
82,5 12,4 5,1
89,2
500-999
Bedeutung von Forschung und Entwicklung in Industrieunternehmen
Unternehmen in den alten Bundesländern mit eigener Forschung und Entwicklung
Tabelle 2
16,5
-
88,8 11,2
83,5
6,6
84,4 9,5 6,1
93,4
1.000 u. mehr
1\J CO
42,1
Bei Unternehmen in den
45,6
- von problembezogenen Projektgruppen 53,9
40,2
14,4
23,6
45,4
43,3
3,0
22,4
20-49
25,3
49,2
15,2
46,2
30,1
39,6
20,2
40,8
50- 199
17,6
50,9
23,9
46,3
19,0
51,5
24,2
51,0
200- 499
darunter: Unternehmen mit .... Beschäftigten
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
33,0
18,0
- von dezentralen FuE-Abteilungen
- von FuE-Aktivitäten durch den Unternehmer selbst
38,5
- einer zentralen FuE-Abteilung
sind FuE-Tätigkeiten organisiert in Form:
neuen Bundesländern
30,2
20,6
- von problembezogenen Projektgruppen
- von FuE-Aktivitäten durch den Unternehmer selbst
39,1
- von dezentralen FuEAbteilungen
Verarbeitendes Gewerbe
Organisationsformen interner Forschung und Entwicklung - in %, Mehrfachnennungen möglich -
- einer zentralen FuE-Abteilung
FuE-Tätigkeiten organisiert in Form:
alten Bundesländern sind
Bei Unternehmen in den
Organisationsform
Tabelle 3
-
17,5
68,5
32,6
7,1
36,8
52,2
51,0
500-999
-
59,0
31,2
60,0
-
39,0
63,2
58,5
1.000 u. mehr
neues technologisches Wissen extern beschaffen (Tab. 4).1nsbesondere die kleineren nicht FuE-treibenden Unternehmen sehen aufgrund der Entwicklung auf ihren Absatzmärkten noch keine Notwendigkeit zur Durchführung solcher Aktivitäten. Hierin kommt die von der Innovationsforschung vor allem bei kleinen Unternehmen beobachtete Diskontinuität im Innovationsverhalten zum Ausdruck. Mittlere und große Unternehmen in den alten Bundesländern verweisen demgegenüber häufiger auf die technische Reife ihrer Produkte oder Verfahren, die offenbar keine Möglichkeiten für Innovationsaktivitäten mehr bieten. Diese Probleme scheinen größere ostdeutsche Unternehmen nicht zu kennen. Frühere Befunde, daß Finanzierungsprobleme als Grund für die Nichtdurchführung eigener FuE - außer bei den kleinsten und größten Unternehmen in den neuen Bundesländern - bei schon länger im Markt etablierten Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle spielen, haben sich bestätigt (Schmalholz/Penzkofer 1993, 129). Eine Reihe von Unternehmen ohne interne FuE stellen reine Fertigungsstätten ausländischer Konzerne dar, oder produzieren ausschließlich nach Kundenvorgaben. Bei Unternehmen aus Branchen deren Produkte überwiegend modischen Einflüssen unterliegen sind Produktentwicklungen eher in Kreationsund Modellabteilungen angesiedelt.
3.
Herkunft technologischen Wissens
3.1
Form der Wissensbeschaffung
Das für die Realisierung neuer Produkte oder Prozesse erforderliche Wissen stammt - wie die Befragungsergebnisse für West- und Ostdeutschland übereinstimmend zeigen - vor allem aus dem eigenen Unternehmen (Tab. 5). Bei Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten ist dies häufiger die ausschließliche Wissensquelle als bei mittleren und großen Unternehmen. Externes technologisches Wissen stellt in den alten Bundesländern (neuen Bundesländern) für weniger als 5% (9 %) der Befragten - ohne Berücksichtigung der Wissensversorgung innerhalb des gleichen Konzerns - die einzige und für rund 26% (25 %) die überwiegend genutzte Möglichkeit dar, an erforderliches Know-how zu gelangen. Für die restlichen Unternehmen hat externes Wissen nur komplementären Charakter.
30
__.
(..)
37,0
25,1
22,5 17,2 50,6 10,3
20,1 19,1 31 ,0 57,5 22,1
24,7 14,3 57,4 10,1
24,7
21,4 26,3 58,2 21,8
Quelle : Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung , November 1994.
59,1 12,6
24,4
66,5 8,2
10,4
28,0
31,2
25,4
65,1 45,5
8,6
25,4
9,6
72,2 14,3
10,1
25,5
20,4
darunter: Unternehmen mit .... Beschäftigten 20 -49 50- 199 200- 499
28,7
Verarbeitendes Gewerbe
- in %, Mehrfachnennungen möglich -
48,2 51,8
77,2
-
22,8
-
-
12,7
67,4 29,9
-
87,1 25,6
43,0
34,0
1.000 u. mehr
43,8
37,8
500-999
Gründe für die Nichtdurchführung interner Forschung und Entwicklung
Von Unternehmen in den alten Bundesländern wird eigene Forschung und Entwicklung nicht durchgeführt, weil: - FuE-Aktivitäten wegen der Marktentwicklung nicht ertorderlieh sind - ProdukteNerfahren technisch ausgereift sind - Finanzierungsprobleme bestehen - neues technologisches Wissen extern beschafft wird - sonstige Gründe bestehen Von Unternehmen in den neuen Bundesländern wird eigene Forschung und Entwicklung nicht durchgeführt, weil: - FuE-Aktivitäten wegen der Marktentwicklung nicht ertorderlieh sind - ProdukteNerfahren technisch ausgereift sind - Finanzierungsprobleme bestehen - neues technologisches Wissen extern beschafft wird - sonstige Gründe bestehen
Gründe
Tabelle 4
Tabelle 5
Herkunft technologischen Wissens für neue Produkte und Prozesse - in %, Mehrfachnennungen möglich Technologisches Wl$$en stammt bei Unternehmen in den
Verarbaltendes G!lwerbe
darunter: Unternehmen mit .... Beschäftigten
zoo- 499
20-49
50-199
500-999
14,0 44,0 24.4 17,6
21,0 28,9 26,2 23,9
8,3 52,4 24,2 15,1
16,0 53,3 22,0 8,7
3,3 61 ,9 26,8 8,0
3,4 80,6 9,6 6,4
2,9 12,5 83,5
'·'
1,5 4,9 93,6
2,0 2,8 14,5 80,7
1,4 5,4 18,1 75,1
5,2 38,6 56,2
3,1 ",8 38,8 46,3
3,3 17,0 45,5 34,2
3,3 17,3 32,3 47,1
4 ,2 18,6 50,0 27,2
1,3 15,3 57,2 26,2
0.4 10,8 79,2 9,6
5,9 82,3 11,8
0,6 1,1 19,0 79,3
1,1 1,0 14,1 83,8
0,4 1.4 21 ,9 76,3
0,2 0.4 24,0 75,4
1,3 27,7 71,0
0,3 0,4 19,7 79,6
0,9 8,3 32,2 58,4
1,2 15,0 30,7 53,1
0 ,8 4,0 31 ,9 63,3
0,9 2,2 38,5 58,4
3,6 32,1 64,3
2,5 35,2 62,3
10,9 46,0 22,8 20,3
13,9 40,6 21,5 24,0
10,1 47,1 25,7 17,1
3,7 53,4 18,1 24,8
72,8 18,3 8,9
12,1 61,6 17,6 8,7
2,9 8 ,9 16,3 71,9
2 ,1 4,8 7,2 85,9
3,8 8,3 20,8 67,1
3,9 25,6 21.4 49,1
18,1 45,9 36,0
15,2 45,1 39,7
6,2 16,8 49,4 27,6
9,5 16,2 44,7 29,6
4,7 18,9 48,1 28,3
1,2 14,6 59,5 24,0
7,9 85,7 6.4
0,8 2,6 15,1 81 ,5
1,5 2,6 14,2 81,7
0,5 2,7 16,9 79,9
3,3 8,6 88,1
2,1 5,2 30,8 61 ,9
3,1 7,0 30,4 59,5
1,7 4,8 32,2 61 ,3
29,9 70,1
1.000 und mehr
alten Bundesländern aus dem eigenen Unternehmen
ausschließlich überwiegend teilweise
trifft nicht zu
aus Mutter- bzw. Tochtergesellschaften ausschließlich überwiegend teilweise trifft nicht zu aus eigenorganisierten Kontakten zu fremden Unternehmen oder Forschungseinrichtungen ausschließlich
überwiegend teilweise trifft nicht zu
-
aus vermittelten Kontakten zu fremden
Unternehmen oder Forschungseinrichtungen ausschließlich überwiegend
teilweise trifft nicht zu
-
aus Beratungseinrichtungen oder sonstigen Informationsquellen ausschließlich
überwiegend
teilweise trifft nicht zu
neuen Bundesländern aus dem eigenen Unternehmen ausschließlich
überwiegend teilweise trifft nicht zu aus Mutter- bzw. Tochtergesellschaften
ausschließlich
überwiegend teilweise
trifft nicht zu
-
aus eigenorganisierten Kontakten zu fremden Unternehmen oder
Forschungseinrichtungen ausschließlich überwiegend teilweise
trifft nicht zu aus vermittelten Kontakten zu fremden Unternehmen oder Forschungseinrichtungen
ausschließlich überwiegend teilweise
trifft nicht zu
-
-
-
22,7 77,3
-
6,2 79,5 14,3
-
-
18.4 81,6
aus Beratungseinrichtungen oder sonstigen Informationsquellen ausschließlich überwiegend teilweise trifft nicht zu
Quelle: Befragung des ifo Institut für Wirtschaftsforschung, November t 994.
8,7
".,
80,2
-
37,5 62,5
Wenn erforderlich, beschaffen sich west- und ostdeutsche Unternehmen externes technologisches Wissen in erster Linie durch eigenorganisierte Kontakte zu fremden Unternehmen oder Forschungseinrichtungen. Hierzu zählt auch der im Rahmen normaler Geschäftsbeziehungen in bedeutendem Umfang stattfindende Technologietransfer zwischen Unternehmen. So kann die Entwicklung neuer Produkte beim Hersteller entscheidend durch die Lieferanten von Vorprodukten oder Materialien beeinflußt sein. Wissenstransfer aus Beratungseinrichtungen oder sonstigen Informationsquellen rangiert in der Bedeutung noch vor den vermittelten Kontakten zu fremden Unternehmen oder Forschungseinrichtungen. Mutter- oder Tochtergesellschaften als Quelle technologischen Wissens spielen naturgemäß eher für größere Unternehmen eine gewisse Rolle, rangieren jedoch in den neuen Bundesländern aufgrund des hohen Abhängigkeitsgrades von Unternehmen außerhalb der Region an vierter Position in der Bedeutungsskala. Auch nicht FuE-treibende Unternehmen geben an, daß sie für neue oder verbesserte Produkte und Verfahren nur oder überwiegend auf unternehmensinternes Know-how zurückgreifen. Nahezu identisch melden dies jeweils rund 30 % der west- und ostdeutschen Unternehmen ohne eigene FuE. Dies hängt damit zusammen, daß die Neu- oder Weiterentwicklung von Produkten nicht immer FuE-Aktivitäten erfordern, sondern auch durch konstruktive Entwicklung oder designmäßige Umgestaltung aus der Sicht der Unternehmen Innovationen resultieren. Festzuhalten ist, daß zur Realisierung von Produkt- oder Verfahrensinnovationen für FuE-treibende Unternehmen der Zugriff auf externes technologisches Wissen eine mögliche Option darstellt, und daß Unternehmen ohne eigene FuE nicht alle auf externe FuE-Ergebnisse angewiesen sind.
3.2 Hemmnisse der externen Know-how-Versorgung Die Befragung ergab, daß es bei knapp über einem Drittel der befragten Unternehmen aus den alten Bundesländern und bei rund 41 % der Unternehmen aus den neuen Bundesländern bislang noch keine Zusammenarbeit mit externen Technologieproduzenten gab. Danach differenziert, ob die Unternehmen über eigene FuE verfügen oder nicht, ist festzustellen, daß es in den
3 Technologietransfer
33
alten Bundesländern bei nahezu jedem zweiten FuE-treibenden Unternehmen noch keine derartige Zusammenarbeit gab, aber nur jedes vierte Unternehmen ohne eigene FuE auf externes Know-how verzichten konnte. ln den neuen Bundesländern gaben jeweils rund 40 % der zur Gruppe der FuE-treibenden Unternehmen und zur Gruppe der Unternehmen ohne eigene FuE gehörenden an, bis jetzt noch nicht mit externen Technologieproduzenten zusammengearbeitet zu haben. Begründet wird der Verzicht auf externe Zusammenarbeit seitens der kleinen und mittleren Unternehmen in West- und Ostdeutschland in erster Linie mit den damit zusammenhängenden zu hohen Transaktionskosten {Tab. 6). Da bei den weiteren Gründen das Antwortverhalten west- und ostdeutscher Unternehmen sehr verschieden ausfällt, werden die beiden Teilräume getrennt behandelt. ln den alten Bundesländern rangiert für die kleinen und mittleren Unternehmen an zweiter Stelle der ungenügende Informationsstand über externe Technologiegeber. Unternehmen mit weniger als 1 000 Beschäftigten artikulieren als weiteres gravierendes Problem die Existenz zu großer Diskrepanzen zwischen dem wissenschaftlichen Anspruch der Technologieproduzenten und dem eigenen Technologiebedarf. Gerade der zuletztgenannte Punkt wurde in den Unternehmensgesprächen vor allem von mittelständischen Betrieben thematisiert. So wurden dem Wissenschaftsbereich gute Noten für die Durchführung forschungsnaher Projekte erteilt, im Hinblick auf die Bearbeitung praxisnaher Themen aber Defizite bescheinigt. Von Praktikern wurde die Rolle externer Institute eher als "Hilfsdienste" charakterisiert, da sie nicht über die erforderlichen Detailkenntnisse verfügten. Kritisch angemerkt wurde die Präferenz des Wissenschaftsbereiches für langfristige und nicht für die von den Unternehmen benötigten Projekte. Großunternehmen haben demgegenüber ein völlig anderes Begründungsmuster. Für sie besteht der Hauptgrund einer unterbliebenen Zusammenarbeit in dem Postulat, daß nur selbst entwickeltes technologisches Wissen im Unternehmen eingesetzt werden soll. Diese Aussage impliziert zum einen, daß die Kernkompetenz für die Hervorbringung und Anwendung unternehmensrelevanter Technologien natürlich intern vorhanden sein muß, zum anderen
34
Tabelle 6 Gründe für die Nichtzusammenarbeit mit externen Technologieproduzenten - in %, Mehrfachnennungen möglich Grunde
Verarb. Gewerbe
darunter: Unternehmen m it .... Beschäftigten 20.49 50. 199 200 . 499
500.999
1.000 u. mehr
Zusammenarbeit von Unter-
nehmen in den alten BundesIändern erfolgt nicht weil: anfallende Transaktionskosten zu hoch sind
46,1
52,3
43,4
32,5
41 ,7
12,5
zu wenig Informationen über externe Technologie·
36,4
39,0
33,3
40,8
38,0
11,9
32,3
35,1
29,3
31,5
35,6
21,8
22,4
19,3
26,6
19,7
28,9
13,9
16,7
15,2
16,0
23,9
16,6
38,5
sches Know-how nicht verfügbar ist vertrauliche Behandlung von unternehmensinternem Know-how nicht gewähr· leistet ist
13,8
10,0
15,0
22,0
25,0
33,5
13,5
9,8
14,3
22,9
21 ,1
38,3
sonstige Gründe bestehen
6,6
5,7
7,1
8,8
7,3
8,3
4,4
6,4
2,9
1,2
2,0
2,7
54,2
54,5
54,8
46,5
50,0
58,7
18,0
18,2
18,3
15,7
18,4
14,4
21,4
21,2
20,3
30,6
31 ,7
15,0
20,6
25,9
13,7
33,7
-
23,0
23,1
23,7
26,4
-
11,0
11,1
10,3
6,0
6,4
7,5
6,0
6,6
7,0
5,3
10,8
18,4
5,9
6,4
5,4
3,0
36,7
produzentenvorhanden sind
zu große Diskrepanzen zwisehen wissenschaftlichem Anspruch der Technologieproduzenten und dem
Technologiebedarf der Industrie bestehen Abwicklung der verwallungsmäßigen Zusammenarbeit zu zeitaufwendig ist nur selbst entwickeltes technologisches Wissen eingesetzt werden soll
gewünschtes technologi-
relevante Technologieproduzenten räumlich zu weit entfernt sind Zusammenarbeit von Unter-
nehmen in den neuen Bundesländern erfolgt nicht, weil: anfallende Transaktionskosten zu hoch sind zu wenig Informationen
uber externe Technologie-
produzentenvorhanden sind zu große Diskrepanzen zwisehen wissenschaftlichem
Anspruch der Technologieproduzenten und dem Technologiebedarf der Industrie bestehen Abwicklung der verwaltungsmäßigen Zusammenarbeit zu zeitaufwendig ist
nur selbst entwickeltes technologisches Wissen
eingesetzt werden soll
14,4
-
gewünschtes technologi-
sches Know-how nicht verfügbar ist
36,7
33,6
vertrauliche Behandlung
von unternehmensinternem
Know-how nicht gewähr-
-
-
leistet ist sonstige Gründe bestehen
relevante Technologieproduzenten räumlich zu weit
entfernt sind
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
17,0 20,0
-
aber auch, daß sich die Unternehmen gegen die Übernahme extern vorhandenen Wissens abschotten. ln einer Untersuchung bei deutschen Großunternehmen wurde die verbreitete Existenz des Not-lnvented-Here-Effekts in den Entwicklunsgabteilungen nachgewiesen (Albach et al. 1991 , 318). Als Ursache dieses Effekts werden die individualistischen Präferenzen von FuE-Mitarbeitern für ihre eigenen Entwicklungen - auch im Hinblick auf die damit verbundenen Karrierechancen - gesehen, die die Beschäftigung mit fremden Entwicklungen blockieren. Hierzu trägt auch die beobachtete geringe Mobilität von FuE-Personal in Deutschland bei, die den Abschottungseffekt durch langjährige Routinisierung noch unterstützt, weil externe Informationen zunehmend als für die eigene Arbeit irrelevant eingestuft werden. Ein innovationsorientiertes Management könnte als Katalysator für den Transfer externen Know-hows die innerbetrieblichen Barrieren überwinden helfen. Ein in etwa gleichgewichtiger Grund, der einer Übernahme externen Knowhows entgegensteht, ist die nach Meinung der Unternehmen nicht ausreichend gewährleistete vertrauliche Behandlung betriebsinterner Angelegenheiten, eine Befürchtung, die kleinere Unternehmen weniger hegen. Vor allem im Zusammenhang mit Problemlösungen für Produktinnovationen scheuen die Unternehmen die Einbindung eines Mittlers, aus Furcht, die Konkurrenz könne sich positive externe Effekte zu Nutze machen .und dadurch eigenen FuE-Aufwand vermindern oder gar als erster Anbieter am Markt sein. Bei Querschnittswissen wird diese Gefahr als wesentlich geringer eingestuft, so daß sich die Unternehmen eher bei Problemen in der Produktion oder im Hinblick auf organisatorische Umstellungen externen Sachverstands bedienen. Für ein Drittel der großen Unternehmen ohne bisherige Kooperationsbeziehungen war das nachgefragte technologische Know-how extern nicht ver-
fügbar. Die Durchsicht der zum Punkt "externes Know-how nicht verfügbar" gemachten Angaben läßt vermuten, daß sie auf Informationsdefiziten über extern vorhandenes Know-how beruhen und - wenn die relativ allgemein und wenig konkret gehaltenen Benennungen zutreffen - die vermeintlichen Defizite unschwer zu beheben sein dürften. Der Umstand, daß relevante Technologieproduzenten räumlich zu weit entfernt vom eigenen Standort angesiedelt seien, wird nur von wenigen Unternehmen als hemmender Faktor genannt.
36
Bei den Angaben der Unternehmen aus den neuen Bundesländern fällt neben der über alle Größenklassen hinweg stärkeren Betonung der Kostenseite als Hemmnis für eine externe Zusammenarbeit auf, daß der Informationsstand über relevante externe Technologieproduzenten wesentlich höher ist als bei den westdeutschen Unternehmen. Andererseits wollen ostdeutsche kleine und mittlere Unternehmen aber auch in stärkerem Maße nur selbst entwickeltes technologisches Wissen einsetzen als ihr westdeutsches Pendant.
3.3 Gründe für erfolgte externe Know-how-Versorgung Die im vorangegangenen Abschnitt unter dem Postulat einer unterbliebenen Zusammenarbeit betrachteten Ergebnisse, dürfen nicht darüber hinweg täuschen, daß sich ein Teil dieser Unternehmen auf andere Art und Weise externes technologisches Know-how beschafft. Unter Berücksichtigung dieser Prämisse wird verständlich, daß bei der Frage nach den Beschaffungsgründen externen Wissens rund 71 % der Unternehmen zu erkennen gaben, außerhalb des eigenen Unternehmens existierendes oder erst neu geschaffenes Knowhow schon erworben zu haben. Dabei unterscheidet sich die Anzahl der Nennungen von Unternehmen in den alten Bundesländern (71 %) und in den neuen Bundesländern (73 %) kaum. Bemerkenswertere Unterschiede ergibt die regionale Differenzierung nach FuE-treibenden Unternehmen und solchen ohne eigene FuE. So greifen 95 % der westdeutschen Unternehmen, die über interne FuE-Kapazitäten verfügen auch auf externes Know-how zurück, aber nur 48 % der Unternehmen ohne eigene FuE. Für die neuen Bundesländer ergeben sich für die beiden Gruppen Werte von 68% bzw. 74 %. Bei der Begründung für die erfolgte Inanspruchnahme externer Technolo· gieproduzenten ist ein größenklassenspezifisches Argumentationsmuster erkennbar. Für die westdeutschen Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten ist - in Übereinstimmung mit den Argumenten für das Nichtvorhandensein eigener FuE-Ressourcen - ausschlaggebend, daß neues technologisches Wissen nur fallweise benötigt wird und die Beschäftigung eigenen FuE-Personals deshalb als betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll angesehen wird (Tab. 7). Dieses Motiv ist auch noch für ostdeutsche Unternehmen der Grö-
37
- - - --- - - - - -
-----
33,6
5,2 3,2
55,0 53,4 24,7 28,4 3,1 9,3
12,7 3,9
44,5 52,5 30,8 27,3 3,4 2,2
5,8 1,9
65,4 45,2 26,0 6,7 5,4 3,5
9,5 3,6
52,7 50,1 29,4 20,9 4,4 3,6
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
~--
13,0 16,4
21 ,9
14,5
-
8,5 3,7
47,6
42,0
60,3
27,7
10,3 6,1
58,7
62,8
52,9
20,3
15,9 2,5
50,9
53,6 37,4
12,0
38,3
39,6
27,1
35,3
56,6 60,5
65,0
53,4
23,9
26,6
1.000 u. mehr
30,5
44,1
500-999
48,9
200-499
58,0
50- 199
76,4
20 - 49
darunter: Unternehmen mtl .... Beschäftigten
61,3
Verarbeitendes Gewerbe
Gründe für den externen Erwerb technologischen Wissens - in %, Mehrfachnennungen möglich -
ln den alten Bundesländern wurde technologisches Wissen bisher (auch) extern erworben, weil: - neu es technologisches Wissen nur fallweise benötigt wird und eigenes FuE-Personal nicht wirtschaftlieh beschäftigt werden kann - für neue Produkte intern vorhandenes Know-how mit fremden Technologien kombiniert werden muß · Grundlagenwissen benötigt wird, das nicht selbst gewonnen werden kann - eigene FuE-Kapazitäten ausgelastet sind und aus Wettbewerbsgründen die Innovationszeiten verkürzt bzw. schnell auf veränderte Marktverhältnisse reagiert werden muß . das Wissen über betreffende Technologien nur periphere Bedeutung hat - sonstige Gründe bestehen ln den neuen Bundeslindern wurde technologisches Wissen bisher (auch) extern erworben, weil - neues technologisches Wissen nur fallweise benötigt wird und eigenes FuE-Personal nicht wirtschaftlieh beschäftigt werden kann - für neue Produkte intern vorhandenes Know-how mit fremden Technologien kombiniert werden muß - Grundlagenwissen benötigt wird, das nicht selbst gewonnen werden kann - eigene FuE-Kapazitäten ausgelastet sind und aus Wettbewerbsgründen die Innovationszeiten verkürzt bzw. schnell auf veränderte Marktverhältnisse reagiert werden muß - das Wissen über betreffende Technologien nur periphere Bedeutung hat - sonstige Gründe bestehen
Tabelle 7
Benklasse 200 bis 500 Beschäftigte von größter Bedeutung. Weitere wichtige Gründe für eine externe Beschaffung technologischen Wissens entstehen für west- und ostdeutsche Unternehmen jeder Größe zum einen aus dem Zwang, für die Schaffung neuer Produkte intern vorhandenes Know-how mit fremden Technologien kombinieren zu müssen und zum anderen aus der Notwendigkeit, Zugang zu Grundlagenwissen zu erhalten, das die Unternehmen intern nicht selbst gewinnen können. Für Großunternehmen spielt auch noch die Verkürzung der Innovationszeiten durch Inanspruchnahme externer Ressourcen eine bedeutende Rolle. Die über alle Größenklassen hinweg höheren Meldeanteile von Unternehmen aus den neuen Bundesländern im Vergleich zu westdeutschen Unternehmen dürften hauptsächlich durch das damit verknüpfte zweite Teilmotiv ausgelöst worden sein, nämlich die schnelle Reaktion auf veränderte Marktverhältnis-
se. Die Vermutung, daß mit externer Unterstützung zustandegekommene Innovationen von den Unternehmen schneller und kostengünstiger durchgeführt werden können, da bereits ein Teil der Arbeit vorgeleistet wurde, scheint sich nicht generell zu bestätigen, wenn dies auch in den Unternehmensgesprächen als ein wichtiger Faktor genannt wurde. ln einer jüngeren Untersuchung konnte gezeigt werden, daß in deutschen Unternehmen externe Innovationen eine um 2 % längere Innovationszeit und 2 % höhere Innovationskosten aufweisen (Aibach et al. 1991, 317f.). Als Gründe hierfür wurden eine lange lmplementierungszeit infolge zusätzlicher Anpassungsentwicklungen und hoher Organisationsaufwand zur Überwindung des Not-lnvented-Here-Effekts genannt. Dieser Effekt hat sicherlich auch einen Teil der Angaben beeinflußt, die als Grund für eine unterbliebene externe Zusammenarbeit das Postulat des ausschließlichen Einsatzes selbst entwickelten Know-hows betreffen. Ein in den Unternehmensgesprächen häufig genannter weiterer Grund dafür, warum externes technologisches Wissen in Anspruch genommen wurde, ist die bei Technologieproduzenten vorhandene Geräteausstattung für Meß-, Prüf-und Testzwecke, die vielfach erst die Erstellung spezieller Software, z.B. für die Durchführung von Simulationen, erfordern.
39
Über alle Größenklassen hinweg signalisieren die an der schriftlichen Befragung teilnehmenden west- und ostdeutschen Unternehmen, daß künftig die externe Beschaffung von neuem technologischen Wissen an Bedeutung gewinnen wird. Jeweils rund 40 % der Teilnehmer rechnen mit einer steigenden Tendenz, während in den alten (neuen) Bundesländern nur 2 % (4 %) der Unternehmen von einer sich verringernden Bedeutung externer Know-howQuellen ausgehen. Bei größeren Unternehmen in West und Ost ist die Einschätzung des Bedeutungszuwachses tendenziell stärker ausgeprägt als bei Unternehmen mit unter 200 Beschäftigten. Diese Aussagen stehen in Einklang mit dem seit 1983 anhaltenden Trend eines steigenden Anteils externer FuE-Aufwendungen an den gesamten FuEAufwendungen der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes. Im Jahr 1983 hatten die externen FuE-Aufwendungen mit 2,0 Mrd. DM einen Anteil an den FuE-Gesamtaufwendungen der Industrie in Höhe von 6,6 %. Nach einer relativen Konstanz in den Jahren 1985 (6,3 %) und 1987 (6,5 %) stieg der für externe FuE-Aufträge aufgewendete Anteil auf 8,0% und lag 1991 mit 5,1 Mrd. DM bei 9,4 %. Die Auftragnehmer der externen FuE-Aufträge der Industrie waren überwiegend andere Unternehmen dieses Sektors oder Institutionen für Gemeinschaftsforschung. Auf sie entfielen 1991 62 % der für externe FuE aufgewendeten Mittel (Wolff et al. 1994, 76) . Weitere 20,2 % entfielen auf den "Staat und sonstige Inländer" (staatliche Forschungsstellen, private Organisationen ohne Erwerbszweck, Hochschulen) und 18 % gingen an das Ausland.
3.4 Quellen externen Wissens Während es sich im vorangegangenen Abschnitt primär um die Analyse der Motive für den Erwerb externen technologischen Wissens handelte, steht jetzt die Nutzung institutioneller, personeller oder sachlicher Bezugsquellen, aus denen derartiges Wissen gewonnen werden kann, im Mittelpunkt der Betrachtung. Die wichtigste derzeitige und auch künftige Beschaffungsquelle externen technologischen Wissens stellt für kleine und mittlere Unternehmen in West- und
40
Ostdeutschland die Übernahme nicht geschützten Wissens dar (Tab. 8). Hierbei ist zu unterscheiden zwischen inkorporiertem Wissen und nicht-inkorporiertem Wissen (Brockhoff 1992, 115). Nicht geschütztes, inkorporiertes Wissen erhält man durch Beobachtung der Wettbewerber, Analysen der Produkte (Reverse Engeneering), und den Kauf von Anlagen, wie sie auch bei Konkurrenten zum Einsatz kommen. Personalabwerbung sowie die Einschaltung von Beratern, die auf dem relevanten Technologiefeld tätig sind, führen zur Beschaffung externen technologischen Wissens. Ungeschütztes, nichtinkorporiertes Wissen erhält man aus der Literatur, aus Vorträgen und Vorführungen und nicht zuletzt aus informellen Kontakten in wissenschaftlichen Gesellschaften, Verbandsarbeitskreisen, etc. Große Bedeutung hat auch dasjenige neue Wissen, das in neuen Ausrüstungsgütern inkorporiert ist und mit dem Kauf dieser Maschinen und Anlagen von den Unternehmen miterworben wird. Für kleine und mittlere Unternehmen in den neuen Bundesländern kommt dieser Form des Know-howTransfers aufgrund des Zwanges zur Modernisierung der Produktionsanlagen ein wesentlich höherer Stellenwert zu als bei Unternehmen in den alten Bundesländern. West- und ostdeutsche Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten messen den Beratungsdienstleistungen wirtschaftsnaher Technologietransferstellen (z.B. bei IHK, Verbänden, RKW u.ä.) große Bedeutung zu. Unternehmen zwischen 200 und 500 Beschäftigten erwerben externes Wissen eher durch die Vergabe von Forschungsaufträgen an Universitäten oder Fachhochschulen. Die genannten Beschaffungsquellen werden auch weiterhin für kleine und mittlere Unternehmen von großer Bedeutung sein. Bei westdeutschen Großunternehmen stellt die Vergabe von Forschungsaufträgen an Universitäten oder Fachhochschulen die Primärquelle dar sowie - damit zusammenhängend- die Einstellung qualifizierten FuE-Personals. Dahinter rangiert die vertraglich geregelte FuE-Kooperation mit anderen Unternehmen, die wiederum von den ostdeutschen Großunternehmen am stärksten präferiert wird, gefolgt von der Zusammenarbeit mit Hochschulen. ln fast allen Unternehmensgesprächen wurde von den Interviewpartnern darauf hingewiesen, daß die mit dem Wissenschaftsbereich stattgefundenen Kon-
41
4,0 35,6 8,0 14,2 40,3
3,9 35,2 6,2 10,8 49,3 26,1
9,9 32,0 25,2 6,3 33,3 18,4 18,0 43,7
6,6 32,7 16,9 16,1 49,4
9,3 5,7 28,2 11 ,7
18,4 11 ,4 28,2 12,9 4,5 49,0 15,5
13,2 6,1 24,8 12,4 3,2 44,6 11 ,7
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftslorschung, November 1994.
3,9 2,5 2,4
21 ,8 9,8 6,9
14,6 6,6 4,5
1,3 44,4 10,1
12,2
17,5 27,9
20,0 21,6
5,9 22,0 17,4
15,9 7,6 4,0 14,8 7,5 22,7 12,1 3,5 42,7 10,4
15,7 12,0 30,4 12,7 3,9 49,7 14,2
23,3
15,9
17,9 50,1
6,1 29,2 18,1
7,5 35,9 24,1
11 ,3 4,9 4,6
17,5
20,2
8,3 28,0 22,4
11,4
12,9
7,4 28,9 21 ,6
7,0
17,1 7,2 10,9
16,7
27, 3
15,5 50,0
9,5 0,7 3,4
18,0
16,8
8,3 1,6 3,4
11 ,1
15,4
23,1 20,7 9,2 8,5
18,6
16,5
10,0 38,9
17,8 7,5 8,2
17,9
22,6
22,6
7,6 49,4
17,1 40,5
künftig
3,5 46,6 11 ,7
10,4 27,4 10,9
16,7
22,0 10,3 7,1
31,7
15,7
17,8 45,7
6,2 30,3 20,3
10,2 37,4 27,7
17,8
21 ,1 10,5 10,3
21 ,5
27,9
16,5 40,1
7,0 51,1 15,9
3,9 21 ,1 14,2
15,2
33,4 10,8 6,1
29,1
16,3
21 ,2 46,1
8,5 32,0 30,8
10,7 29,4 22,1
17,5
34,3 15,7 7,8
23,0
23,3
24 ,6 51,5
8,9 55,9 24,8
15,7 22,4 18,9
28,4
42,7 14,1 9,0
32,7
17,6
21 ,1 45,1
8,8 33,0 33,8
14,2 28,3 21 ,7
25,8
41 ,1 22,3 11,1
31 ,2
25,8
30,1 42,1
darunter: Unternehmen m~ ... Beschäftigten 50 - 199 200-499 20 - 49 bisher künftig btsher künftig bisher künftig
15,9 50,2
bisher
Verarbeitendes Gewerbe
- in % , Mehrfachnennungen mögl ich -
Beschaffungsquellen für externes technologisches Wissen
in den alten Bundesländern Lizenz- oder Know-how-Verträge mit anderen Unternehmen Übernahme nicht geschützten Wissens nicht vertraglich geregelte FuE-Kooperation mit anderen Unternehmen vertraglich geregelte FuE-Kooperation mit anderen Unternehmen Vergabe von Forschungsaufträgen an - Universitäten/Fachhochschulen sonstige öffentliche Forschungseinrichtungen privatwirtschaftl. finanzierte Forschungseinrichtungen Nutzung von Ergebnissen der industriellen Gemeinschaftsforschung (AiF) Inanspruchnahme von Beratungsdienstleistungen - staatlicher. Technol~ie-_Beratungsstellen - IHK, Verbande, RK u.a. freiberuflicher Berater Kauf (eines Teil~ eines anderen Unternehmens/ eschäftsbereichs Kauf von Ausrüstungsgütern Einstellung qualifizierten FuE-Personals in den neuen Bundesländern Lizenz- oder Know-how-Verträge mit anderen Unternehmen Übernahme nicht geschützten Wissens nicht vertraglich geregelte FuE-Kooperation mit anderen Unternehmen vertraglich geregelte FuE-Kooperation mit anderen Unternehmen Vergabe von Forschungsaufträgen an Universitäten/Fachhochschulen sonstige öffentliche Forschungseinrichtungen privatwirtschaftl. finanzierte Forschungseinrichtungen Nutzung von Ergebnissen der industriellen Gemeinschaftsforschung (AiF) Inanspruchnahme von Beratungsdienstleistungen - staatlicher Technologie-Beratungsstellen - IHK, Verbände, RKW, u.ä. freiberuflicher Berater Kauf (eines Teils) eines anderen Unternehmens/ Geschäftsbereichs Kauf von Ausrüstungsgütern Einstellung qualifizierten FuE-Personals
Beschaffungsquellen von Unternehmen
Tabelle 8
6,8 67,7 18,3
12,7 69,7 37,7
8,7 30,3 19,3
-
25,5 20,6
23,6
23,8
53,2 22,7 12,7
18,4 58,4
22,1 64,3 50,0 10,7 16,0
50,5 56,7 32,3 53,8
11,7 41 ,4 35,2
13,6 30,9 29,7
12,1 25,7 28,7 16,4 46,0 34,6
16,4
46,9 20,0 14,8
14,9
37,2
27,2
22,8
35,3 48,7
37,7 15,7 10,6
21 ,7
44,9 55,0
500-999 künftig bisher
8 ,9 25,8 38,9
3,0 23,0 13,7
27,6
51 ,0 34,2 33,6
72,2
6,7
31 ,3 47,1
25,3 34,8 58,1
7,9 22,5 26,2
29,2
58,1 42,9 26,1
53,7
15,6
52,5 51 ,8
3,0 28,6 43,9
15,9 29,9 20,2
44,6
63,1 49,6 28,0
72,7
6,2
34,8 38,1
21 ,6 32,4 56,4
9,3 24,9 33,7
27, 6
61 ,5 45,6 31 ,5
63,1
21, 2
52,4 49,6
1000 u. mehr bisher künftig
takteauf persönlichen Beziehungen zu dort tätigen Personen basierten. Diese Kontakte werden überwiegend zur laufenden Information über technologische Entwicklungen genutzt, führen aber auch teilweise zu konkreten Kooperationsprojekten. in den neuen Bundesländern bestehen solche persönlichen Kontakte zum Wissenschaftsbereich in gleicher Art und Weise aber zusätzlich noch zahlreiche Verbindungen zu den meist in Form von Forschungs-GmbHs weiterexistierenden früheren FuE-Abteilungen jetzt privatisierter Unternehmen. Im Rahmen der Firmeninterviews wurde auch nach den Erfahrungen der Unternehmen, die sie mit externen Technologieproduzenten gemacht haben, gefragt. Viele Gesprächspartner waren selbst Hochschulabsolventen und berichteten im Hinblick auf die noch bestehenden persönlichen Verbindungen zur früheren Ausbildungsstätte durchweg über positive Erfahrungen einer solchen Zusammenarbeit. Kritisiert wurden Kosten- und Terminüberschreitungen bei an Universitätsinstitute erteilten FuE-Aufträgen. Einige Unternehmen vergeben daher ausschließlich Feasibility-Studien oder sonstige, nicht terminkritische Projekte, die eher langfristig zu neuen Produktkonzepten führen können, aber nicht dem aktuellen operativen Geschäft dienen. Diese Einstellung basiert auch auf nicht erfüllten Erwartungen hinsichtlich der praktischen Anwendung einiger FuE-Ergebnisse in der Produktion, die aus der universitären Forschung stammen. Über die Zusammenarbeit mit Fachhochschulen, die allerdings im Vergleich zu derjenigen mit Universitäten weniger häufig genannt wurde, da sich die Kooperation zumeist auf die nächstgelegene Fachhochschule beschränkt, während mit für das jeweilige Technologiegebiet relevanten Universitätsinstituten in ganz Deutschland zusammengearbeitet wird, gab es keine kritischen Anmerkungen, aufgrund der Praxisnähe, die ein mit großer Wahrscheinlichkeit schnell anwendbares FuE-Ergebnis erwarten läßt. Es wurde die Absicht geäußert sich künftig noch mehr an der Themenstellung für Diplomarbeiten von FH-Absolventen zu beteiligen, um Spezialfragen bearbeiten zu lassen, für die das eigene FuE-Personal im Rahmen der laufenden Arbeit keine Kapazitäten frei hat. Allerdings wurde das Problem der möglichen Veröffentlichung betriebsinterner Angelegenheiten in diesem Zusammenhang auch thematisiert. Im Hinblick auf die Beurteilung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen gab es ebenfalls unterschiedliche Wertungen, die aber meistens nicht die aus
43
den FuE-Aufträgen resultierenden Ergebnisse als solche betrafen. ln einem Fall allerdings konnte das auftraggebende Unternehmen die beabsichtigte Umsetzung im eigenen Betrieb aus Kapazitätsgründen nicht durchführen und beauftragte damit wiederum das Forschungsinstitut, was aber schließlich zu keinem marktfähigen Produkt führte, weil das Entwicklungsergebnis im Unternehmen nicht verwertbar war. Zum Teil wurde die Vermutung geäußert, die Projektkosten einiger Forschungsinstitute seien bewußt angehoben worden, um den Finanzierungsanteil aus dem nichtöffentlichen Bereich zu schönen. Bemerkenswert ist die bei nahezu allen interviewten Unternehmen zur Sprache gekommene frühere oder aktuelle Beteiligung an Projekten der Gemeinschaftsforschung, die teilweise über persönliches Engagement der Firmenleitung in entsprechenden Verbandsgremien mitinitiiert wurden. Nach Aussagen von lnterviewpartnern, die aus dem betrieblichen FuE-Bereich stammten, seien die Ergebnisse der Gemeinschaftsforschung jedoch nur sehr schwer in der Praxis anwendbar. Da die befragten Unternehmen zu den potentiellen Auftragnehmern des Wissenschaftsbereichs häufig in persönlichem Kontakt standen, fand hierdurch schon eine Positivauslese statt, so daß kaum Kritikpunkte an der Zusammenarbeit geäußert wurden. Nur in einem einzigen Fall unterblieb eine Zusammenarbeit mit einer externen Forschungseinrichtung, weil der Inhaber eines kleinen ostdeutschen Unternehmens fürchtete, "akademischen Quatsch" statt eines praxistauglichen Ergebnisses zu bekommen.
4.
Bedeutung der Transfereinrichtungen
4.1
Inanspruchnahme der Transfereinrichtungen
ln der Bundesrepublik bieten zahlreiche Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen Hilfestellung bei der Beschaffung von extern vorhandenem technologischen Wissen an. Die überwiegende Mehrheit der befragten westund ostdeutschen Unternehmen hat das Dienstleistungsangebot derartiger Einrichtungen im Verlauf eines mehrere Jahre umfassenden Zeitraums schon in Anspruch genommen, wobei die Intensität des Kontaktes sehr unterschied-
44
lieh sein kann. Das Spektrum reicht von der Einholung von Kurzinformationen bis zur konkreten Vereinbarung von Forschungsaufträgen. Die am häufigsten kontaktierten Einrichtungen sind insgesamt betrachtet die mit Transferaufgaben betrauten Stellen bei den Industrieverbänden (alte Bundesländer). gefolgt von den Industrie- und Handelskammern (neue Bundesländer) und den Hochschulen (Tab. 9 und 10). ln größenklassenspezifischer Betrachtung nehmen bei den kleinen und mittleren Unternehmen in West und Ost die Transterstellen bei wirtschaftsnahen Einrichtungen (Kammer, Verbände, RKW, VDIIVDE) die Spitzenstellung ein. 1 Die regional tätigen Technologie-Vermittlungseinrichtungen, zu denen die Transteragenturen (wie z.B. AGIT, ZENIT) gehören, werden in den alten Bundesländern zwar mit steigender Unternehmensgröße vermehrt genutzt, bleiben aber unterhalb der 10 %-Marke. Erstaunlich hoch fällt allerdings die ihnen nach Meinung der Unternehmen künftig zukommende Bedeutung aus. Ein ähnliches Bild geringer aktueller Nutzung und künftig steigender Bedeutung zeigen die Angaben der ostdeutschen Unternehmen, die sich in erster Linie auf die dort tätigen "Agenturen für Technologietransfer und Innovationsförderung" (ATI) beziehen. 2 Für kleine und mittlere Unternehmen sind in den alten Bundesländern die Transferstellen der Fachhochschulen von größerer Bedeutung und für mittelgroße Unternehmen noch die Transferstellen der Universitäten. Daraus darf nicht geschlußfolgert werden, daß es sich hierbei überwiegend um die Anbahnung von FuE-Aufträgen mit dem Hochschulbereich handelt, sondern derartige Kontakte tinden zahlreich statt im Hinblick auf die Antrage der Industrie nach Praktikanten oder die Betreuung von Diplomarbeiten mit Praxisrelevanz. Großunternehmen in den alten Bundesländern stehen mit den Transterstellen des gesamten Wissenschaftsbereichs in Kontakt, wobei Universitäten,
2
Kontakte von Unternehmen aus den alten und neuen Bundesländern zu Transfereinrichtungen sind natürlich nicht auf die jeweilige regionale Zugehörigkeit begrenzt. Hierbei ist anzumerken, daß diese Bewertungen auf Angaben von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten basieren. Aussagen der für das Leistungsangebot der ATI relevanteren Zielgruppe 'Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten' finden sich in dem Evaluierungsgutachten der Fraunhofer-Management GmbH (1994).
45
Tabelle 9 Bedeutung von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen für die Beschaffung extern vorhandenen technologischen Wissens in den alten Bundesländern - in %, Mehrfachnennungen möglich verarbeitendes Gewerbe
darunter: Unternehmen mit .... Beschäftigten 20-49
50-199
200-499
500-999
1.000 u. mehr
Das Leistungsangebot bei : Industrie- und Handelskammer wurde bereits genutzt auch zukünftig interessant - weder noch
32,8 34,7 53,2
30,6 29,3 57,9
37,2 41 ,8 46,1
30,3 34,7 54,3
29,1 25,5 61 ,6
16,9 22,8 74,8
Industrieverbänden wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
43,3 42,7 43,0
45,4 43,3 43,9
42,9 44,7 39,0
37,4 34,5 51 ,6
40,3 41 ,2 47,7
43,1 38,0 51 ,7
Einrichtungen des RKW wurde bereits genutzt auch zukünft1g interessant - weder noch
17,0 17,2 73,7
17,3 9,9 77,7
15,7 21 ,7 71 ,6
22,4 27,0 64,1
14,2 14,9 77,6
16,6 21 ,7 76,9
Einrichtungen des VDI/VDE wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
15,6 21,0 72,5
13,7 11,7 78,9
13,7 25,1 71 ,2
24,4 32,4 60,3
28,1 34,7 59,3
22,7 33,2 64,3
Regional tätigen TechnologieVermittlungseinrichtungen wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
7,4 15,1 83,2
5,5 11 ,4 87,2
8,6 17,0 81 ,4
9,0 16,9 78,9
9,1 20,5 78,4
9,5 24,6 74,0
Landesgewerbeanstalten bzw. -ämter wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
6,9 9,5 87,2
4,8 5,8 91,0
7,1 11 ,5 85,1
13,6 15,7 80,0
8,9 10,8 86,3
7,2 7,1 91 ,6
Fachhochschulen wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
22,2 28,2 65,7
13,2 16,0 78,5
23,6 32,6 62,0
37,1 43,8 45,7
37,6 48,8 44,3
55,7 54,8 36,9
Universitäten wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
20,5 27,6 66,6
12,5 19,3 77,1
21 ,1 29,6 64,3
30,6 33,9 54,7
39,3 49,7 42,8
64,1 63,6 25,4
Fraunhofer-lnstitute wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
10,7 17,0 80,3
5,6 8,6 90,6
9,6 19,4 78,2
22,0 30,8 60,5
21 ,0 21 ,8 71 ,9
44,8 44,4 46,8
Max-Pianck-lnstitute wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
2,0 6,3 93,0
0,6 4,4 95,6
1,4 6,1 93,1
5,1 7,5 89,6
3,7 9,2 90,2
17,3 27,2 71 ,2
Großforschungseinrichtungen wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
3,2 3,8 95,4
2,1 2,3 97,7
3,4 4,0 95,1
3,0 3,0 94,6
2,3 6,2 93,3
16,3 20,9 75,1
Sonst. öffentl. Forschungseinrichtungen wurde bereits genutzt auch zukünftig interessant - weder noch
6,3 11 ,2 86,5
3,4 7,3 91 ,4
6,8 11 ,0 86,1
10,0 18,2 77,3
11 ,7 22,7 76,7
18,5 29,2 70,1
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
Tabelle 10 Bedeutung von Technologie-Vermittlungs-und -Beratungseinrichtungen für die Beschaffung extern vorhandenen technologischen Wissens in den neuen Bundesländern - in %, Mehrfachnennungen möglich Verarbeitendes Gewerbe
darunter: Unternehmen mit .... Beschäftigten 20-49
50-199
200-499
500-999
1.000 u. mehr
Das Leistungsangebot bei: Industrie- und Handelskammer wurde bereits genutzt auch zukünftig interessant - weder noch
34,8 46,6 44,6
46,4 54,7 31 ,0
27,5 41 ,6 51 ,8
21 ,5 41 ,4 58,6
41 ,2 43,6 56,4
22,4 28,4 71 ,7
Industrieverbänden wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
30,8 39,7 54,3
32,0 39,9 50,2
28,1 38,8 56,2
36,6 43,4 59,4
36,9 36,9 63,2
31 ,2 44,3 55,8
Einrichtungen des RKW wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
17,8 22,7 73,1
16,6 21 ,0 74,9
18,8 22,8 72,0
22,0 28,6 68,9
6,8 16,1 83,9
12,2 33,9 66,1
Einrichtungen des VDI/VDE wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
15,1 23,2 74,3
11 ,8 20,4 75,4
14,1 20,8 77,9
26,0 33,1 65,8
37,8 53,9 46,1
24,6 47,1 49,9
Regional tätigen TechnologieVermittlungseinrichtungen wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
12,0 18,7 78,3
11 ,5 20,7 76,8
13,2 16,9 78,9
9,9 29,3 80,7
6,8 19,5 80,5
9,4 18,1 81 ,9
Landesgewerbeanstalten bzw. -ämter wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - wedernoch
1,8 5,1 94,4
1,3 5,3 93,8
1,7 4,4 95,3
0,8 5,0 95,0
8,0 8,0 92,0
12,2 12,2 87,9
Fachhochschulen wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
13,7 27,0 70,1
10,1 24,9 73,3
12,8 23,5 72,7
22,4 41 ,3 56,2
32,3 47,1 52,9
38,1 51 ,6 34,9
Universitäten wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
19,8 30,5 66,7
8,3 22,3 76,7
22,1 30,1 66,5
42,1 52,3 40,6
44,6 52,6 47,4
59,4 68,4 23,5
Fraunhofer-lnstitute wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
11 ,3 14,0 83,7
4,8 8,7 90,2
1,5 13,1 84,2
20,4 24,3 71 ,9
45,9 46,9 50,7
49,5 47 ,4 44 ,6
Max-Pianck-lnstitute wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
1,0 3,8 96,1
1,6 5,0 95,1
0,6 2,5 97,5
1,1 5,3 93,7
6,8 93,2
100,0
Großforschungseinrichtungen wurde bereits genutzt - auch zukünftig interessant - weder noch
1,3 3,7 96,1
3,2 96,8
1,0 2,3 97,7
5,0 9,5 89,5
6,8 6,8 93,2
8,7 11 ,7 82,9
Sonst. öffentl. Forschungseinrichtungen wurde bereits genutzt auch zukünftig interessant - weder noch
6,5 11 ,8 87,8
3,0 11 ,2 88,8
8,3 11 ,6 87,7
10,5 12,6 86,4
17,1 23,0 77, 0
5,4 10,9 89,1
-
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
-
-
Hochschulen und Institute der Fraunhofer-Gesellschaft am häufigsten genannt wurden vor den eher grundlagenorientierten Forschungseinrichtungen der Max-Pianck-Gesellschaft und den Großforschungseinrichtungen. ln den neuen Bundesländern sind für die großen Unternehmen die Universitäten die primäre Anlaufstelle gefolgt von Fraunhofer-lnstituten. Aufgrund der noch nicht lange zurückliegenden Errichtung von Fachhochschulen sind die Kontakte zu den entsprechenden Stellen noch nicht so zahlreich wie zu denen der zuvor genannten Institutionen. Der Zugang zu Einrichtungen der Grundlagenforschung findet bislang erst in sehr geringem Umfang statt. Über alle Größenklassen hinweg wird bei rund einem Drittel der Unternehmen in den alten Bundesländern die Inanspruchnahme von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen künftig an Bedeutung gewinnen. ln den neuen Bundesländern wird vor allem von den Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten eine künftig steigende Inanspruchnahme signalisiert, die bei den größeren Unternehmen allerdings nicht so stark zum Ausdruck kommt. Die Frage der Inanspruchnahme von Technologiemittlern, ist von eher geringer Relevanz für die Unternehmen im Hinblick auf den Zugang von in Zukunft zu beschaffendem Wissen.
4.2
Hemmnisse der Inanspruchnahme
Unter Berücksichtigung des Befundes, daß der Anteil derjenigen Unternehmen, die schon einmal Technologie-Vermittlungs- und Beratungsstellen genutzt haben, in den alten und neuen Bundesländern nahezu die 90 %-Marke erreicht, fällt die Meldequote über Gründe einer bisherigen Nichtinanspruchnahme entsprechend gering aus. Immerhin ein Viertel der befragten Unternehmen nannten Gründe, die einer entsprechenden Nutzung entgegenstanden. Hiervon wiederum signalisierte knapp ein Drittel, daß aufgrund schon existierender direkter Kontakte zu externen Technologieproduzenten kein Bedarf bestünde (Tab. 11 ). Die Durchsicht der Nennung "sonstige Gründe" ergab eine überwiegende Wiederholung, der schon in den Vorgaben zu dieser Fragestellung enthaltenen Argumente, so daß letztendlich rund 13 % der Unternehmenaufgrund von Hemmnissen an einer Kontaktierung von Transferstellen gehindert wurden. Für die Unternehmen aus den neuen Bundesländern ergibt sich ein nahezu identisches Meldeverhalten.
48
30,6
13,8 17,5
12,6 13,3 8,8 7,1
6,5 2,5 15,4
-
45,8
40,4
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
- sonstige Gründe bestehen
• die Wahrung der Vertraulichkeit über Unternehmensinterna bezweifelt wird - nächste Anlaufstelle zu weit entfernt ist
- direkte Kontakte zu externen Technologieproduzenten bestehen - Zweifel an der Leistungsfähigkeit dieser Einrichtungen bestehen - Vielfalt der Einrichtungen die Auswahl der relevanten Anlaufstelle erschwert
6,3 5,1 23 ,4 · · -
-·
23 ,0 9,6
-
-
40,5
-
-
-
-
59,5
20,8
15,8
77,0
31 ,1
5,6
-
-
3,3
6,6
13,7 11 ,3
67,9 28,7
27,5
45,2
Gründe für die Nichtinanspruchnahme in den neuen Bundesllndern, weil : - Informationsdefizite über diese Einrichtungen existieren 50,0
11 ,1
14,4
20,1
16,3
- sonstige Gründe bestehen
45,1
7,0
6,0
3,8
-
12,9
16,0
-
19,4 2,1
16,7
16,8
5,8
5,3 26,2
12,9
11,9
20,8
19,5
71,1
9,6
16,5
- nächste Anlaufstelle zu weit entfernt ist
•
'
1.000 u.. mehr ··•
21 ,6
62,2
30,6
500 -'' 999
31 ,1
44,4
38,6
200-m
30 ,3
34,0
39,8
$ · 199
IJI\t..,.. ßeschäblgten
31 ,1
19,3
52,0
21J·49
• garunter: Unteml!~nwo
30,1
• Zweifel an der Leistungsfähigkeit dieser Einrichtungen bestehen - Vielfalt der Einrichtungen die Auswahl der relevanten Anlaufstelle erschwert - die Wahrung der Vertraulichkeit über Unternehmensinterna bezweifelt wird
44 ,0
- direkte Kontakte zu externen Technologieproduzenten bestehen
Gewerbe
Veraib~endes.
Gründe für die Nichtinanspruchnahme von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungselnrlchtungen - in %, Mehrfachnennungen möglich -
Gründe für die Nichtinanspruchnahme in den alten Bundesllndern, weil : . Informationsdefizite über diese Einrichtungen existieren
Tabelle 11
Im Hinblick auf die verbleibenden Gründe, die eine Inanspruchnahme von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen behindern, sind größenspezifische Unterschiede erkennbar. Für west-und ostdeutsche Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten sind es hauptsächlich bestehende Informationsdefizite über derartige Einrichtungen. Sogar größere Unternehmen fühlen sich nicht ausreichend informiert. Vor allem kleine Unternehmen in den alten Bundesländern zweifeln an der Leistungsfähigkeit derartiger Einrichtungen und beklagen die verwirrende Vielfalt von Transferstellen. Westdeutsche Unternehmen bezweifeln auch in etwas stärkerem Maße die vertrauliche Behandlung von Unternehmensinterna als die ostdeutschen Unternehmen.
4.3
Inanspruchnahme und Beurteilung von Beratungsleistungen
Um die Bedeutung der bei Technologie-Vermittlungs und -Beratungseinrichtungen in Anspruch genommenen Leistungen im Hinblick auf ihren Problemlösungsbeitrag in den Unternehmen abschätzen zu können, wurde in der schriftlichen Befragung ein Leistungskatalog zur Bewertung vorgegeben, der wichtige transferrelevante Bestandteile enthielt. Die Tatsache, daß nur jeweils rund die Hälfte derjenigen west- und ostdeutschen Unternehmen, die Angaben über eine schon erfolgte Nutzung des Leistungsangebotes derartiger Stellen machten, eine entsprechende Bewertung abgaben, läßt vermuten, daß es sich in den meisten übrigen Fällen um eher informelle Kontakte ohne konkreten Transferbezug gehandelt hat. Technische Beratung ist die von westdeutschen Unternehmen am häufigsten in Anspruch genommene Dienstleistung (rund 64% der Nennungen), gefolgt vom Besuch von Weiterqualifizierungsmaßnahmen (rund 63 % der Nennungen) (Tab. 12). Mit einer Antwortquote von knapp 60 % folgt die Kurzauskunft zu technischen Problemen und mit immerhin noch über 50 % Nennungen folgen Informationen über Fördermöglichkeiten. Eine wichtige transferrelevante Leistung, nämlich die Unterstützung bei der Herstellung von Kontakten zu externen Technologieproduzenten, wurde von rund 37 % der Unternehmen, die sich zu diesem Leistungskatalog äußerten, nachgefragt. Um die DrittelMarke liegen die Durchführung von Studien, Patent- und Datenbankrecherchen dicht beieinander bezüglich der Häufigkeit ihrer Inanspruchnahme.
50
Tabelle 12
Beurteilung der in Anspruch genommenen Leistungen bei Technologie-Vermittlungs-und -Beratungseinrichtungen im Hinblick auf ihren Beitrag zur Problemlösung - in %, Mehrfachnennungen möglich -
Leistungen
Alte Bundesländer
Neue Bundesländer
Inanspruchnahme
Inanspruchnahme
Beurt~i-
lunga
Beurt~i-
lung 8
Technische Beratung
63,7
2,54
53,8
2,37
Seminare, Veranstaltungen, Schulungen
62,5
2,27
57,0
2,26
Kurzauskunft zu technischen Problemen
58,9
2,51
44,3
2,44
Informationen über Fördermöglichkeiten
51,6
2,78
66,4
2,29
Unterstützung bei der Herstellun~ von Kontakten zu externen Tee nologieproduzenten
37,1
2,80
39,1
2,69
Durchführung von Studien
34,5
2,85
31,5
2,43
Patentrecherchen
32,1
3,33
25,2
2,83
Datenbankrecherchen
31,2
3,33
20,6
2,83
Aufbereitung von Forschungsergebnissen
25,8
2,79
20,2
2,50
1,6
2,51
4,0
2,12
Sonstige Leistungen
a) Mittelwert einer fünfgliedrigen Skala von 1 völlig unzureichend
= voll
zufriedenstellend bis 5
=
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
4'
51
Für ostdeutsche Unternehmen stand die Information über Fördermöglichkeiten an der Spitze der nachgefragten Leistungen (zwei Drittel der Nennungen). Die Inanspruchnahme von Seminaren u.ä. (57%) sowie von technischer Beratung (54%) und die Einholung von Kurzauskünften (44 %) waren noch von großer Bedeutung. Danach ergibt sich -wenn auch mit geringerer Häufigkeitdie gleiche Rangfolge der genutzten Leistungen wie bei westdeutschen Unternehmen. Die Beurteilung der von Transferstellen angebotenen Leistungen seitens der Nutzer im Hinblick auf deren Beitrag zur Problemlösung fällt sehr unterschiedlich aus. Am positivsten bewertet werden von Unternehmen in den alten Bundesländern Seminare, Veranstaltungen und Schulungen, gefolgt von
technischer Beratung und Kurzauskünften zu technischen Problemen. Mit einigem Abstand folgen dann Informationen über Fördermöglichkeiten. Unterstützung bei der Herstellung von Kontakten zu externen Technologieproduzenten sowie Patentrecherchen und die Durchführung von Studien. Weniger zufrieden sind die Nutzer mit der Aufbereitung von Forschungsergebnissen und am schlechtesten schneiden Datenbank- und Patentrecherchen ab. Bei sonst tendenziell gleicher Bewertung des Leistungsspektrums durch ostdeutsche Unternehmen fällt die deutlich bessere Benotung der Fördermittelberatung auf. Die Befragung ergab hinsichtlich der Beurteilung der einzelnen Leistungen teilweise stark zwischen den einzelnen Größenklassen differierende Befunde. Seminare, Veranstaltungen und Schulungen werden von den kleinsten bis zu den größten Unternehmen am positivsten eingeschätzt. Auch technische Beratung und Kurzauskünfte zu technischen Problemen kommen bei allen relativ gut weg, wenn auch letztgenannte Dienstleistung für die Großunternehmen nur geringe Relevanz besitzt. Bemerkenswert sind die Ergebnisse im Hinblick auf die Beurteilung derjenigen Leistungen, die zu den Hauptaufgaben von Vermittlungs- oder Beratungsstellen gehören, nämlich die Unterstützung bei der Herstellung von Kontakten zu externen Technologieproduzenten und die Aufbereitung von Forschungsergebnissen. Während die erstgenannte Leistung nur von den kleinsten Unternehmen als noch zufriedenstellend beurteilt wurde, fällt die Bewertung bei den größeren Unternehmen deutlich ab. Anders verhält es sich
52
bei der Beurteilung der zur Verfügung gestellten Forschungsergebnisse, mit denen kleine und mittlere Unternehmen offensichtlich nur wenig anfangen können, während sie für Großunternehmen durchaus verwertbar scheinen. Nur bei etwas mehr als 20 % der westdeutschen und einem Drittel der ostdeutschen Unternehmen, die Unterstützung der Transferstellen zur Kontaktanbahnung mit externen Technologieproduzenten in Anspruch nahmen, kam es letztendlich zu einer konkreten Zusammenarbeit. Dabei dominierten in den alten Bundesländern als Kooperationspartner Universitäten, gefolgt von Fachhochschulen und anderen Unternehmen (Tab. 13). ln den neuen Bundesländern waren insgesamt gesehen andere Unternehmen die am häufigsten genannten Partner. Hochschulen und andere Unternehmen sind auch die bevorzugten Kooperationspartner der Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten in West und Ost, wobei bei den kleinen Unternehmen in den alten Bundesländern noch die Forschungsvereinigungen eine bedeutende Rolle spielen. Bei den mittleren und großen Unternehmen rangieren in beiden Teilen Deutschlands nach den Hochschulen die Fraunhofer-lnstitute an dritter Stelle.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Technologie-Vermittlungsund -Beratungsstellen unter dem Aspekt der hohen Antwortquote über eine bereits erfolgte Inanspruchnahme eine gewisse Relevanz als Anlaufstelle für Information und Beratung haben. Der Befund einer früheren Untersuchung, daß nur eine geringe Nutzung derartiger Einrichtungen festzustellen ist, kann zwar, insgesamt gesehen, nicht bestätigtwerden, aber die Aussage, daß die "Bedeutung gleichwohl eher bescheiden" (Schroeder/Fuhrmann/Heering 1991, 173) sei, kann bei der Fokussierung auf den Kernbereich des Wissens- und Technologietransfers wie z.B. auf die Kooperationsvermittlung als gültig angesehen werden.
5.
Generelle Transferprobleme kleiner und mittlerer Unternehmen
5.1
Problemlösungsdefizite kleiner und mittlerer Unternehmen
Wie gezeigt ist die eigenorganisierte Know-how-Versorgung für die Unternehmen von herausragender Bedeutung. Die in zahlreichen empirischen Untersuchungen konstatierte zu geringe Nutzung von Leistungen des institutionali-
53
Max-Pianck-lnstituten anderen Unternehmen sonstigen Institutionen
11 ,1 20,2 1,5
6,2 17,3 2,4
4,6 17,7 10,7
1,9 4,6
28,1
8,5
22,8 9,7 31 ,5 34,1
10,1
27,7
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
5,7 12,5
8,4
10,0
anderen Unternehmen sonstigen Institutionen
a) Grundgesamtheit Unternehmen, die diese Leistung nachfragten (s. Tab. 12).- b) Mehrfachnennungen möglich.
90,3
5,7 44,3
32,0
68,7
0,6
44,7
Max-Pianck-lnstituten
Großforschungseinrichtungen Fraunhofer-1 nstituten
-
-
100,0
22,8 -
11 ,3 7,6
4,1
7,1
43,7 18,8
12,4
30,8
17,6
9,7
-
50,2
37,9
39,0
38,5
Fachhochschulen
-
28,3 38,6 35,7
39,2
24,5
33,4
- Universitäten/Gesamthochschulen
71,7 61,4 64,3
60,8
75,5
66,6
3,0 34,9
11 '1 53,2 27,7
-
28,1
14,2
14,0
3,4
18,6
-
16,1
27,2
18,2
7,2
54,3
Großforschungseinrichtungen Fraunhofer-lnstituten
63,9
56,3
16,4
Fachhochschulen
ln den neuen Bundesländern fanden Kooperationen nicht statt ln den neuen Bundesländern fanden Kooperationen statt und zwar mit:bl
-
72,2 60,8
41,4
44,1 34,9
53,3
48,1
39,9
Universitäten/Gesamthochschulen
57,3 42,7
51 ,0
1.000 u. mehr
49,0
66,1
500-999
33,9
73,2
200-499
26,8
92,2
50-199
7,8
78,3
20-49
darunter: Unternehmen mit •... Beschäftigten
21,7
ln den alten Bundesländern fanden Kooperationen statt und zwar mit:bl
Verarbeitendes Gewerbeal
Durch Technologietransfer-Stellen angebahnte Kooperationen zwischen Technologienachfragern und Technologieanbietern -in%-
ln den alten Bundesländern fanden Kooperationen nicht statt
Tabelle 13
sierten Technologietransters (Becher et al. 1993, 17. Rogalski/Schartenorth 1993, 16, Zündorf/Heitbrede/Kneißle 1993, 85} impliziert zwar die Existenz eines Maßstabes für einen "optimalen" Nutzungsgrad, ein Maßverfahren zur Bestimmung dieses Optimums gibt es jedoch bislang noch nicht. Die Aufforderung an die Unternehmen, sich verstärkt einer zusätzlichen externen Know-how-Versorgung zu bedienen. resultiert denn auch meistens aus der Beobachtung tendenzieller Problemveränderungen in den verschiedensten Unternehmensbereichen. Unter den betrieblichen Problemen haben solche. die mit Absatzmärkten und Produktinnovationen zu tun haben, in den vergangenen Jahren am stärksten zugenommen (Zündort/Heitbrede/Kneißle 1993, 62ft.). Probleme mit inneren Strukturen und Funktionen (Beschattung, Finanzierung u.ä) scheinen autgrund des Routinecharakters dieser Aufgaben durchweg sehr viel leichter mit eigenen betrieblichen Ressourcen lösbar als umfeldbezogene Funktionsprobleme. die eher nicht regelbare Nichtroutineprozesse für das Management darstellen. Gerade größere Unternehmen arbeiten überdurchschnittlich oft mit externen Institutionen zusammen. Bei weiterer Differenzierung wird deutlich, daß im Vergleich zu Unternehmen ohne eigene FuE-Ressourcen eine externe Zu-
sammenarbeit weit häufiger bei FuE-treibenden und hierbei wiederum bei den Unternehmen mit hoher FuE-Intensität stattfindet (Tab. 14 und Tab. 15) . Bei Unternehmen mit den zuletzt genannten Struktureigenschaften ist dies wohl kaum als Indiz für das Vorhandensein struktureller Schwächen zu bewerten, sondern eher als Ausdruck eines höher entwickelten Problembewußtseins zu verstehen. Das Management dieser Unternehmen sieht eher ein, daß in einer komplexen und dynamischen Wirtschaft selbst forschungsintensive innovationsorientierte Unternehmen ihre Konkurrenzfähigkeit nicht allein mit "autarken" Problemlösungen aufrechterhalten können. Sie nutzen deshalb die in der Zusammenarbeit mit spezialisierten externen Einrichtungen liegenden
lnnovationschancen. Aus den Befragungsergebnissen lassen sich einige grundlegende Probleme aufzeigen, die hauptsächlich die auf externe Problemlösungskapazitäten angewiesenen Unternehmen ohne eigene FuE-Ressourcen betreffen. Diesen Betrieben fehlt damit vielfach die Möglichkeit, komplexe Problemlagen richtig
55
cn
01 - in %, Mehrfachnennungen möglich -
22,6 18,6 17,8 7,5 8,2 11 ,1 7,4 28,9 21,6 6,6
nicht vertraglich geregelte FuE-Kooperation mit anderen Unternehmen
vertraglich geregelte FuE-Kooperation mit anderen Unternehmen
Vergabe von Forschungsautträgen an Universitäten/Fachhochschulen sonstige öffentliche Forschungseinrichtungen privatwirtschattl. finanzierte Forschungsinstitute
Nutzung von Ergebnissen der industriellen Gemeinschaftsforschung (AiF)
Inanspruchnahme von Beratungsdienstleistungen staatlicher Technologie-Beratungsstellen anderer Technologietransferstellen freiberuflicher Berater
Kauf (eines Teils) eines anderen Unternehmens/ Geschäftsbereichs
Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschattsforschung, November 1994.
5 = mittlere,
16,9
Einstellung qualifizierten FuE-Personals
a) Anteil FuE-Aufwendungen am Umsatz > 5 % = hohe, > 2
32,7
Kauf von Ausrüstungsgütern
~
15,9 50,2
Lizenz- oder Know-how-Verträge mit anderen Unternehmen
Übernahme nicht geschützten Wissens
Beschaffungsquellen
~
27,8
24,9
10,0
7,9 27,4 22,0
10,7
27,7 11 ,8 11,7
23,0
26,1
55,6
22,6
mit eigener FuE
3,0
42,8
2,1
6,8 30,9 21 ,1
11 ,6
5,1 2,0 3,6
12,9
18,1
43,3
7,3
ohne eigene FuE
Unternehmen
darunter:
2 % = niedrige FuE-Intensität.
Verarbeitendes Gewerbe
46,0
20,8
11 ,0
8,0 14,9 25,5
8,2
42,0 12,1 19,1
28,3
33,1
65,5
17,8
hoher
35,3
26,0
11 ,1
5,2 24,1 21 ,6
10,4
22,6 10,9 8,1
19,5
15,4
57,2
31,6
FuE-Intensität8 )
mittlerer
Unternehmen mit
15,7
24,9
8,4
9,3 31 ,7 21 ,7
12,7
25,2 10,4 10,5
21 ,5
27,1
51 ,5
20,0
niedriger
Beschaffungsquellen für externes technologisches Wissen nach unterschiedlichen Unternehmenstypen in den alten Bundesländern
Tabelle 14
Tabelle 15
Bedeutung von Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen für die Beschaffung extern vorhandenen technologischen Wissens nach unterschiedlichen Unternehmenstypen in den alten Bundesländern - in %, Mehrfachnennungen möglich -
darunter: Verarbeitendes Gewerbe
Unternehmen mit eigener FuE
ohne eigene FuE
Unternehmen mit hoher
mittlerer
niedriger
FuE-Intensitätal Bereits genutztes Leistungsangebot bei: Industrie- und Handelskammern
32,8
35,0
30,2
29,4
33,9
34,3
Industrieverbänden
43,3
40,1
47,1
31,0
36,3
43,3
Einrichtungen des RKW
17,0
14,6
19,9
9,1
15,5
15,7
Einrichtungen des VDI/VDE
15,6
18,1
12,7
27,6
16,0
16,4
Regional tätigen TechnologieVermittlungseinrichtungen
7,4
9,1
5,4
23,7
6,1
4,5
Landesgewerbeanstalten bzw. -ämtern
6,9
5,9
8,2
8,3
6,3
5,2
Fachhochschulen
22,2
30,4
12,3
41 ,7
28,4
26,6
Universitäten
20,5
29,3
10,0
39,2
26,2
26,6
Fraunhofer-lnstitute
10,7
17,7
2,3
24,0
15,3
16,0
Max-Pianck-lnstitute
2,0
3,3
0,5
5,3
3,2
2,2
Großforschungseinrichtungen
3,2
4,1
2,0
7,6
3,0
3,1
Sonst. öffentl. Forschungseinrichtungen
6,3
7,8
4,5
11,4
5,0
7,0
a) Anteil FuE-Aufwendungen am Umsatz > 5 % = hohe, > 2 s 5 = mittlere, s 2 % = niedrige FuEIntensität. Quelle: Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, November 1994.
57
zu verstehen und produktiv zu verarbeiten. Hinzu kommt, daß der Mangel an hochqualifiziertem Personal auch die effektive Nutzung externer Problemlösungsbeiträge erschwert, denn die meisten in Frage kommenden externen Problemlösungsinstanzen wie Forschungsinstitute, lngenieurbüros, Unternehmensberater, Verbände, Kammern usw. beschäftigen akademisch ausgebildete Mitarbeiter, deren Ideen und Anregungen sowie Konzepte und Strategien nur dann in vollem Umfang aufgenommen und verwertet werden können, wenn sie in den Betrieben auf adäquate Gesprächs- und Kooperationspartner treffen. Nicht selten fehlt es an der Weiterentwicklung internen Wissens und an "Up-to-date"-Qualifikationen (Arbeitskreis 1994, 11).
5.2
Mobilisierung externer Problemlösungspotentiale
Bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern stellt sich den Unternehmen das zu sondierende Umfeld als äußerst unübersichtlich und heterogen dar, so daß eine umfassende Orientierung und zweckmäßige Auswahl erschwert werden. Je weniger kleine und mittlere Unternehmen in der Lage sind, Kooperations- und Problemlösungsangebote externer Einrichtungen auf ihre wahrscheinliche Nützlichkeit für die Bewältigung eines Problems selbständig zu beurteilen, um so mehr sind sie auf Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeiten ihrer (potentiellen) Partner angewiesen. Sie werden daher bevorzugt auf solche Personen und Organisationen in ihrem Umfeld zurückgreifen, die ihnen aufgrund bestehender Beziehungen bzw. früherer Erfahrungen oder aufgrundder Empfehlung und Vermittlung vertrauenswürdiger Dritter geeignet erscheinen. Bei Betrachtung der gerade von Unternehmen ohne eigene FuE-Ressourcen bevorzugten Vermittlungs- und Beratungseinrichtungen wird deutlich, daß für deren Auswahl die Zugehörigkeit zum gleichen Subsystem Wirtschaft von erheblicher Bedeutung zu sein scheint (Tab. 15). Ihnen werden -vielfach aufgrund bestehender persönlicher oder geschäftlicher Verbindungen, also direkter interpersoneller Kommunikation - größere Vertrauensvorschüsse entgegengebracht als Organisationen anderer Subsysteme (z.B. Wissenschaftssystem, politisch-administratives System) (vgl. auch Keusen 1994, 283).
58
Der Organisationsgrad der deutschen Industrie in transferrelevanten Institutionen der Wirtschaft wie z.B. Verbänden, technisch-wissenschaftlichen Vereinen usw. ist beachtlich (vgl. Abschnitt V.1). Die bedeutendste Organisation der FuE-treibenden Industrieunternehmen stellt die Gemeinschaftsforschung dar, in der knapp 50 000 Unternehmen {davon rund 8 500 direkte Mitglieder bei Forschungsvereinigungen) unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit mitarbeiten. Die genannten Institutionen sind geeignete Orte, um die für den Wissenstransfer wichtigen persönlichen Kontakte pflegen zu können. Frühere Untersuchungen belegen, daß bei betrieblichen Beratungen vor allem private Firmen wie Lieferanten von Investitionsgütern und Unternehmensberater dominieren. Nicht-profitorientierte Anbieter oder staatliche Einrichtungen spielen nur eine geringe Rolle. Eine mögliche Ursache liegt in dem "EffizienzAutonomie-Dilemma" (Zündorf 1992, 175). d.h. dem Dilemma der Unternehmen entweder im Interesse effizienter Problembewältigung - zumindest vorübergehend - Kontrolle über betriebliche Ereignisse, Handlungen oder Ressourcen an externe Experten abzugeben oder zu versuchen, auch in schwierigen Problemlösungsverfahren die Autonomie aufrechtzuerhalten und damit ein geringeres Maß an Effizienz bei der Bewältigung betrieblicher Probleme in Kauf zu nehmen. Dieses Dilemma wird bei kommerziellen Kontakten offensichtlich als geringer eingestuft. Von solchen Überlegungen wird auch die Auswahl externer Technologiegeber - oder bei deren Suche - die Auswahl der Technologiemittler mitbeeinflußt.
6. Schlußfolgerungen Ein zentraler Befund aus der schriftlichen Befragung über die Gewinnung technologischen Wissens in Industrieunternehmen ist die große Bedeutung, die dem in den Unternehmen selbst verfügbaren Know-how im Hinblick auf die Realisierung von Innovationen zukommt. Wie die Befragung gezeigt hat, hat der Erwerb externen Know-hows eher komplementären und diskontinuierlichen Charakter, weil externes Wissen z.B nur fallweise benötigt wird oder nach erfolgter Problemlösung unternehmensintern adaptiert ist. Die Bedeutung unternehmensintern verfügbaren Wissens kommt in vielen Studien der empirischen Innovationsforschung zum Ausdruck. Aus Untersu-
59
chungen des ifo Instituts resultiert der Befund, daß die produktorientierten Innovationsaktivitäten in der Industrie primär auf die Verbesserung und Weiterentwicklung bestehender Produktlinien gerichtet sind (Schmalholz/Penzkofer 1993, 45) . Nur bei rund einem Drittel der Produktinnovatoren stehen die Aktivitäten auch im Zusammenhang mit Neuentwicklungen. Damit wird deutlich, daß sich die Unternehmen bei der Suche nach Innovationsmöglichkeiten hauptsächlich auf ihre angestammten Produktbereiche beschränken, in denen sie eigenes Wissen über Jahre hinweg kumuliert haben und produktionsspezifische Fertigkeiten besitzen. Sie nutzen überwiegend die existierende technologische Basis und die etablierten Routinen als jeweiligen Bezugspunkt ihrer Innovationsentscheidungen (Pavitt 1984, 353). Viele kleine und mittlere Unternehmen betrachten ihre in langjähriger Praxis erworbene Kompetenz, die sie in den von ihnen bedienten Nischen zum Know-how-Führer macht, als ihr höchstes Kapital und halten ihre nischenspezifische Problemlösungskompetenz für kaum substituierbar (Hofmann 1993, 108). Der Zugang zu extern vorhandenem technologischen Wissen erfolgt primär über direkte Kontakte der Technologienachfrager zu den Technologieproduzenten. Über Technologiemittler zustande gekommene Kontakte sind eher die Ausnahme. Zwar hat die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen gemeldet, Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtungen in Anspruch genommen zu haben, aber aus den Unternehmensgesprächen wurde deutlich, daß es sich hier um eine breite Palette nachgefragter Leistungen handelt, die zum Teil auch nur im weitesten Sinne Technologietransfer oder Innovationsberatung zum Inhalt haben, z.B. Beschaffung eines Buches mit DIN-Normen, die Zustellung von Informationsmaterial über Veranstaltungen zu den Themenkreisen Technik und Innovation etc. Die bloße Kontaktaufnahme oder auch Akzeptanz der von Technologiemittlern angebotenen Leistungen seitens der Unternehmen sagt noch nichts über den daraus zu ziehenden Nutzen im Hinblick auf die gewünschte Problemlösung aus, wobei ohne Vorliegen verbindlicher Erfolgskriterien dieser auch nur subjektiv beurteilt werden kann. Ein Ergebnis der Befragung zeigt jedoch deutlich, daß eine der Hauptaufgaben der Transferstellen, nämlich die Kontaktanbahnung zwischen Technologienachfrager und Technologieproduzent herzustellen, damit es zu einer Zusammenarbeit zwischen diesen Transferpartnern kommen kann, nur in relativ geringem Umfang zum Erfolg führt. Ursächlich
60
dürfte hierfür u.a. auch die teilweise unzureichende Problemlösungskompetenz der Transferstellen sein (vgl. Abschnitt V.6) . ln den Unternehmensgesprächen wurde deutlich, daß viele von den Vermittlungs- und Beratungsstellen angebotenen Leistungen als ureigenste Aufgabe der Unternehmen selbst betrachtet wurden, deren Bewältigung nicht von Dritten übernommen werden kann. Insbesondere zählen hierzu die die Kernkornpentanzen eines Unternehmens betreffenden Informationen über die technologische Entwicklung im eigenen Produktbereich sowie das Produktsortiment betreffende Marktinformationen. Übereinstimmend wurde von den Unternehmen in West und Ost in erster Linie Beratungsbedarf über Förderprogramme und Hilfestellung bei der Bearbeitung entsprechender Anträge thematisiert. Das große Vertrauen, das die Unternehmen in die eigene Problemlösungskompetenz in ihren angestammten technologischen Feldern hegen, kann sich auch als Schwachpunkt herausstellen. Nach Untersuchungen des ifo Instituts hat sich - im langjährigen Durchschnitt betrachtet - nur etwa jedes achte innovationsaktive Unternehmen in Bereiche außerhalb des traditionellen Produktionsschwerpunkts gewagt (Schmalholz/Penzkofer 1993, 48). Die Realisierung einer Diversifizierungsstrategie dürfte jedoch am ehesten dazu beitragen, stagnierende und schrumpfende Märkte, auf denen ein Großteil der Industrieunternehmen agiert, zu verlassen und neue Expansionschancen zu eröffnen. Aber nicht nur auf den traditionell beherrschten Technologiefeldern werden die FuE-Kapazitäten der Unternehmen immer stärker beansprucht. Schon die noch in vollem Gange befindliche Integration neuer Technologien, wie etwa der Mikroelektronik, der Sensorik oder der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie der Biotechnologie hat zu einer Wissensintensivierung der Produktinnovation geführt und erfordert von den Unternehmen Spezialkenntnisse auf Gebieten, die bisher völlig außerhalb der eigenen Entwicklungsanstrengungen lagen (Kalkowski/Mickler/Manske 1995, 153). Eine weitere Herausforderung an das FuE- und Innovationspotential der Unternehmen zeichnet sich schon heute in Form der zunehmenden Bedeutung der sogenannten "Kombi-Technologien", also der Verknüpfung unterschiedlicher technologischer Entwicklungslinien wie Bioinformatik, Mechatronik oder Mikrosystemtechnik, ab (Jonas/Malsch/Schulz-Schaeffer 1994, 93ft.). Wenn
61
aber der Befund richtig ist, daß unternehmensinterne Innovationsprozesse sich primär an kumulierten Erfahrungen orientieren und die Aneignung des für die Beherrschung eines neuen technologischen Bereiches erforderlichen Erfahrungswissens ein langwieriger Prozeß ist, dann kommen bei Fortführung der tradierten Innovationsmuster erhebliche Innovationsprobleme auf die Industrieunternehmen zu. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen wird ein funktionierendes betriebliches Innovationsmanagement überlebensnotwendig. Auf die Gefahr, daß in den Unternehmen eher kurzfristiges Sicherheitsdenken vorherrscht, als durch längerfristig angelegte Innovationsüberlegungen bestimmte Unternehmensstrategien, hat erst vor wenigen Monaten der DIHT in einem Positionspapier hingewiesen und konstatiert ein gewisses Defizit an "lnnovatoren auf der Chefetage" (Deutscher Industrie- und Handelstag 1995, 6), das in gleicher Weise bei Großunternehmen wie bei mittleren Betrieben feststellbar sei. Die in der mittelständischen Industrie diesbezüglich bestehenden Probleme hat der Bundesminister für Wirtschaft erkannt und im Zeitraum 1986 bis 1992 mehrere Modellvorhaben zur Verbesserung des Technologietransfers gefördert, bei denen die Implementierung eines Innovationsmanagements integraler Bestandteil war (Böhler 1993, 70ft). Die betriebswirtschaftliche Literatur bietet eine Vielzahl idealisierter Konzepte, die allerdings von mittelständischen Unternehmen nur schwerlich in die Praxis zu übernehmen sind. Wie ein weiteres Modellvorhaben auf Landesebene gezeigt hat, scheitert die Implementierung eines formalisierten und umfassenden Innovationsmanagement-Konzeptes an der hierfür erforderlichen Ressourcenbereitstellung (Personal, Zeit, Geld) seitens der Unternehmen (Grün/Schäper 1994, 127ft.). Wenn sich schon größere Unternehmen häufig nicht in der Lage sehen, von der Wissenschaft ausgewiesene umfassende Ansätze in erhoffter Weise zu implementieren, dann kann dies erst recht nicht von mittelständischen Unternehmen erwartet werden. Einen Schwachpunkt hierbei stellt auch das akademische Ausbildungswesen dar, das z.B. Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure in die Praxis entläßt, ohne daß die Studenten im Verlauf ihres Studiums mit Fragen des Technologietransfers oder des Innovationsmanagements in Berührung gekommen
62
wären. Dagegen könnte eingewendet werden, daß hierbei anders als bei der wissenschaftlichen Durchdringung anderer betrieblicher Funktionsbereiche wie Produktion, Absatz oder Finanzierung - nicht auf eine lange Forschungstradition mit entsprechenden Arbeiten und Erkenntnissen zurückgegriffen werden kann und deswegen die innovationsorientierte Ausbildung des Managements vermutlich erst am Anfang steht. Wenn aber schon vor Jahren im Wissenschaftsbereich erkannt wurde, "daß eine effektive und effiziente Gestaltung des Technologie- und Innovationsmanagements ein wichtiger Schlüssel für die Erhaltung und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit ist" (Brockhoff 1989, 37), dann ist die Existenz von gerade acht Lehrstühlen in Deutschland, die dieses Fachgebiet in Lehre und Forschung aufweisen, wovon nur ein Lehrstuhl den Begriff "Innovation" explizit im Namen führt, ein Merkmal für den Stellenwert dieses Gebietes in der universitären Ausbildung .
IV.
Technologietransfer aus der Sicht akademischer Technologieproduzenten
1.
Einleitung und Methodik
Während in Kapitel 111 Situation und Probleme des Technologietransfers aus Sicht der Unternehmen, d.h. der Technologienachfrager dargestellt wurde, soll nun die Seite der Technologieproduzenten analysiert werden. Ziel der Analyse ist es, die Situation und die Haltung der Wissenschaftler in staatlichen Forschungseinrichtungen im Hinblick auf den Wissenstransfer mit Unternehmen zu untersuchen, um gegebenenfalls Anhaltspunkte für Verbesserungsmöglichkeiten zu erhalten. Die Untersuchung konzentriert sich auf Bereiche der staatlichen Forschung, da anzunehmen ist, daß dort aufgrund von der Wirtschaft abweichender Motivationen und institutioneller Bedingungen spezifische Transferprobleme bestehen. Die Analyse basiert auf 60 telefonischen Interviews mit Direktoren oder leitenden wissenschaftlichen Mitarbeitern aus Instituten der Hochschulen, MaxPianck-Gesellschaft, Großforschungseinrichtungen und Fraunhofer-Gesellschaft. Befragt werden sollten vor allem solche Wissenschaftler, deren Tätigkeitsgebiet auch anwendungsbezogene und damit potentiell transferrelevante Forschungsarbeiten beinhaltet. Da insbesondere in den Naturwissenschaften aus dem Fachgebiet nicht a priori auf den ökonomisch relevanten Anwendungsbezug eines Instituts geschlossen werden kann, erfolgte die Auswahl der Wissenschaftler danach, ob sie in den vergangenen Jahren (1986 - 1992) FuE-Ergebnisse zum Patent angemeldet haben. Informationsgrundlage war die INPADOC-Datenbank. Auf diese Weise wurde in hohem Maße erreicht, daß die Gespräche mit Wissenschaftlern geführt werden, die zumindest ein gewisses Interesse an der wirtschaftlichen Nutzung ihrer Forschungsergebnisse haben. Der Nachteil dieses Stichprobenansatzes liegt darin, daß Wissenschaftler, insbesondere im Hochschulbereich, nicht erfaßt werden, die durchaus transferrelevante Forschung betreiben, aber aus verschiedenen Gründen keine Patentanmeldungen vornehmen. Auch die "zweite Reihe" der Wissenschaftler, nämlich die Assistenten und wissenschaftlichen Angestellten der Forschungseinrichtungen, wird auf diese Weise nicht erfaßt. Aus untersu-
5 Technologietransfer
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chungsökonomischen Gründen mußte jedoch dieser Selektionsmechanismus gewählt werden, da ansonsten die Stichprobe einen zu großen Umfang hätte annehmen müssen, um zu den 60 verwertbaren Interviews zu gelangen. Der Verlauf der Interviews hat gezeigt, daß auf diese Weise die Situation und die Probleme beim Technologietransfer in den einzelnen Institutionen gut erfaßt werden konnten. Lediglich im Hochschulbereich erwies es sich als sinnvoll, zu einzelnen Aspekten ergänzende persönliche Interviews zu führen. Es wurde bereits dargelegt, daß Wissenschaftler in außerindustriellen Forschungseinrichtungen meistens den Orientierungsmustern der Scientic Community folgen. Daraus resultieren Differenzen zu den Zielsystemen industrieller Forschung und Entwicklung. Diese Differenzen können idealtypisch in sozialer, zeitlicher und sachlicher Hinsicht unterschieden werden (Schulz-Schaeffer 1995, 20). ln der sozialen Dimension unterscheiden sich Unternehmen durch eine größere Formalisierung der Kommunikations- und Entscheidungskanäle von der eher hierarchiearmen und offenen Struktur der Kommunikation im akademischen Bereich. ln der zeitlichen Dimension steht eine vorwiegend kurzfristige Perspektive der industriellen Forschung einer in der Regel längerfristigen Dauer der akademischen Forschung entgegen. ln der sachlichen Dimension ist das akademische Ziel der Erlangung neuer und verallgemeinerungsfähiger wissenschaftlicher Aussagen dem industriellen Ziel der anwendungsspezifischen Entwicklung entgegengesetzt. Akademische Forschungszusammenhänge sind in der Regel darauf ausgerichtet, wenige Variablen auf generalisierbare Aussagen hin zu untersuchen, während Industrieforschung spezifisches und nur begrenzt verallgemeinerungsfähiges Wissen über eine Vielzahl von Variablen, die für die Funktionsfähigkeit eines Produkts oder Verfahrens von Bedeutung sind, im Auge hat. Auch wenn essentielle Differenzen zwischen akademischer und wirtschaftlicher Welt bestehen, muß aus innovationsökonomischer Sicht darauf hingewiesen werden, daß grundlegende Innovationen in der Regel nur in einem arbeitsteiligen Prozeß zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zustandekommen. Technologietransfer ist somit in der Regel Voraussetzung und stets Ausdruck einer funktionierenden Arbeitsteilung im lnnovationsprozeß.
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So wie es eine innovationsorientierte, weitgehend vertikale Arbeitsteilung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gibt, existiert auch eine Arbeitsteilung innerhalb dieser Systeme. Abbildung 3 stellt dar, wie die Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen im öffentlichen Sektor den verschiedenen Phasen des Forschungs- und Entwicklungsprozesses zugeordnet werden können. Hieraus wird teilweise das Muster einer vertikalen Arbeitsteilung, etwa zwischen Grundlagenforschung und entwicklungsorientierter Forschung deutlich. Stärker ausgeprägt scheint aber das Muster einer horizontalen Arbeitsteilung zu sein, das in der Phasengleichheit mehrerer Forschungsinstitutionen zum Ausdruck kommt. ln diesen Fällen stellt sich die Frage nach den Steuerungsmechanismen dieser Strukturen, da die Such- und Allokationsfunktionen des Marktes in der öffentlichen Forschung, teilweise aus guten Gründen, nur partiell wirksam sind. Die Bedeutung, die Wissenschaftler der externen Wissensverwertung mit der Wirtschaft beimessen, hängt ab von ihrem beruflichen Selbstverständnis und, damit verbunden, der vertikalen Einordnung der Forschungseinheit im Wissenschaftsprozeß (erkenntnisorientierte Grundlagenforschung, anwendungsorientierte Grundlagenforschung, angewandte Forschung). vom fachli-
chen Schwerpunkt der Forschungseinheit sowie von deren Autonomiegrad. Der Autonomiegrad drückt aus, in welchem Umfang Forschungsprogramm und Forschungsthemen einer Forschungsinstitution von ihr selbst bestimmt werden. Das Kriterium der Autonomie rückt zunehmend in das Zentrum der wissenschaftspolitischen Diskussion. Dies wird besonders am Beispiel der Grundlagenforschung deutlich. Das Besondere an der Grundlagenforschung, so wird argumentiert, ist nicht ihre Abgrenzung von der Anwendung, sondern ihre Unabhängigkeit von direkten Verwertungsinteressen (DFG 1992, V). Die Unabhängigkeit einer Forschungsinstitution und ihrer Wissenschaftler steht in engem Zusammenhang mit deren Finanzierungsstruktur. ln Abbildung 4 werden die verschiedenen Finanzierungs- und Tätigkeitsformen der öffentlichen Forschung dargestellt. Den höchsten Autonomiegrad besitzt die Eigenforschung und hier in erster Linie Forschungsprojekte, die mit Mitteln aus der institutionellen Grundfinanzierung ausgestattet sind. Zur Eigenforschung gehören auch Drittmittelprojekte, soweit sie aus öffentlichen Förderprogrammen beispielsweise der DFG, des BMBF (Einzel- und Verbundprojekte) und anderer Bundesressorts, der Länder und der Europäischen
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Quelle: Fraunhofer Gesellschaft.
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Öffentlicher Sektor
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(Zukunftsentwic ktungen)
Angewandte Forschung
(Akute Techn. Entwicklungen)
Angewandte Forschung
Entwicklung
Muster Erprobung
Bundes- und
-in Mrd. DM-
Die FuE-Institutionen in der Bundesrepublik Deutschland 1991
Abbildung 3
Union stammen. Schließlich gibt es auch eine industrieunterstützte Eigenforschung, die in der Regel durch Spenden, Zuwendungen, Rahmen- und Pauschalverträge der Unternehmen alimentiert wird. Abbildung 4
Formen und Finanzierung der Wissensproduktion in Forschungsinstituten •
Eigenforschung - grundfinanziert Autonome Projekte - öffentlich (teil-)finanziert Drittmittelprojekte (DFG, BMBF, Länder, EU etc.) industrieunterstützt Spenden, Rahmenverträge, Pauschalverträge, Zuwendungen
•
Kooperative Forschung mit Unternehmen (teilweise mit eigenem Finanzierungsanteil)
•
Beraterverträge
•
Auftragsforschung Industrielle FuE-Aufträge • Einzelprojekte • Verbundprojekte -
•
Sonstige FuE-Aufträge
Sonstige Aktivitäten Meß- und Prüfaufträge - Anlagenüberlassung
Eine weitere Form ist die kooperative Forschung. Hierbei handelt es sich um gemeinsame Forschungsprojekte mit Unternehmen, in die die Forschungseinrichtungen teilweise auch eigene finanzielle Mittel einbringen. in
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der Regel werden solche Projekte nur dann durchgeführt, wenn sie in das aktuelle Forschungsprogramm des jeweiligen Forschungsinstituts "passen".
Beraterverträge werden direkt zwischen Wissenschaftlern und Unternehmen abgeschlossen. Sie beinhalten Pauschalzahlungen der Unternehmen für einen bestimmten Zeitraum. Die Wissenschaftler verpflichten sich dafür in der Regel zu bestimmten Informations- und Beratungsleistungen. Bei der Auftragsforschung macht der Auftraggeber dem leistenden Forschungsinstitut spezifische Vorgaben im Hinblick auf das gewünschte FuEErgebnis. FuE-Aufträge werden von lndustrieunternehmen, aber auch von staatlichen Einrichtungen und anderen Forschungsinstituten erteilt. Zu unterscheiden sind Einzelprojekte, die bilateral vereinbart und exklusiv dem Auftraggeber zugute kommen, und Verbundprojekte, bei denen in der Regel der Bund über die Projektförderung an der Finanzierung des Auftrags an die Forschungseinrichtung beteiligt ist. Neben der eigentlichen Forschungstätigkeit übernehmen Forschungseinrichtungen auch weitere Dienstleistungen für die Wirtschaft und für andere Forschungsinstitute. Hierzu gehören die Durchführung von Meß- und Prüfaufträgen und die Überlassung institutseigener Forschungsgeräte und Rechner. Die Darstellung der spezifischen Formen der Forschung macht deutlich, daß die Wahrscheinlichkeit des Technologietransfers in die Industrie mit abnehmendem Autonomiegrad zunimmt. Aus der Eigenforschung sind allenfalls Spin-off-Verwertungen möglich, es sei denn, es findet im Rahmen drittmittelfinanzierter Verbundprojekte ein erfolgreicher Transfer statt. Bei FuE-Kooperationen wird der Transfercharakter schon deutlicher, da Ziel der Zusammenarbeit häufig die Verbesserung oder Neuentwicklung eines Produkts oder Verfahrens ist. Die ausgeprägtesten Verwertungseigenschaften haben industrielle Auftragsprojekte, da diese überwiegend von den Firmen selbst finanziert werden und davon auszugehen ist, daß in diesen Fällen auch ein direktes Verwertungsinteresse besteht.
70
2.
Hochschulen
2.1
Institutionelle Rahmenbedingungen
Die Charakterisierung universitärer Forschung mit dem Begriff "Grundlagenforschung" als alleinigem Spezifikum ist schon seit langem problematisch geworden. Auch Grundlagenforschung in den Hochschulen hat - vor allem bezogen auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für alle Bereiche der Gesellschaft - immer auch Anwendungsbezüge umfaßt. Vor allem in den Technischen Universitäten reicht die anwendungsbezogene Forschung in die Entwicklung hinein bis hin zur Produktentwicklung in Form des Prototyps. Die Übergänge von Grundlagenforschung zu anwendungsorientierter und produktbezogener Forschung sind in vielen Bereichen so fließend, daß eine scharfe Abgrenzung kaum möglich, zumindest wenig sinnvoll erscheint. Bezüglich der Durchführung von Forschungsaufträgen aus der Wirtschaft stehen die Hochschulen vor dem Problem, bei gleichzeitiger Wahrung der wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen (Vertraulichkeit, Veröffentlichungseinschränkungen, Patent- und Wettbewerbsfragen, Produkthaftung und Garantieübernahmen usw.) den besonderen Bedingungen freier Hochschulforschung Geltung zu verschaffen. Der Wissenschaftsrat (1986, 13) führt dazu aus: "Die Ergebnisse der Hochschulforschung sind zu veröffentlichen. Schließlich gehört Transparenz zu den entscheidenden Voraussetzungen nicht nur für die wissenschaftsimmanente Entwicklung, sondern auch für den Wettbewerb zwischen den Hochschulen - auch in der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft." Als Anhaltspunkt für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Hochschulen kann das Drittmittelvolumen angesehen werden . in Ergänzung zur Grundausstattung tragen Drittmittel zur Erfüllung der Hochschulaufgaben vor allem im Forschungsbereich bei. Da für eine umfassende Forschungsstatistik der Hochschulen die gesetzlichen Grundlagen fehlen, ergeben sich erhebliche Definitionsprobleme hinsichtlich der Abgrenzung der Drittmittel von regulären Haushaltsmitteln (Hetmeier 1992). Als "Drittmittel der Hochschulen" werden solche Mittel bezeichnet, "die zur Förderung von Forschung und Entwicklung sowie des wissenschaftlichen
71
Nachwuchses zusätzlich zum regulären Hochschulhaushalt (Grundausstattung) von öffentlichen oder privaten Stellen eingeworben werden" (Wissenschaftsrat 1993, 8) . Dazu gehören auch Zentralmittel für Zwecke der Forschungstörderung, wie sie in den Hochschulhaushalten der Wissenschaftsressorts der meisten Bundesländer vorgesehen sind. Die Grundausstattung der Hochschulen besteht nach dieser Definition des Wissenschaftsrates im wesentlichen aus den den Hochschulen im Rahmen ihres regulären Haushalts zugewiesenen Personal- und Sachmitteln. Die Analyse der Finanzsituation der Hochschulen in den alten Bundesländern zeigt, daß die Grundausstattung für Lehre und Forschung 1980 etwa das Sechstache, 1990 aber nur noch das Viereinhalbfache der Drittmittel betrug (Wissenschaftsrat 1993, 48). Die Summe der eingeworbenen Drittmittel ist zwischen 1980 und 1990 nominal um fast 90 % auf ca. 3 Mrd. DM und real um 43,5 % gestiegen. ln den Jahren von 1970 bis 1990 hat sich das Drittmittelautkommen der Hochschulen also fast verfünffacht Demgegenüber nahm die den Hochschulen im Haushalt zur Verfügung gestellte Grundausstattung für Lehre und Forschung im gleichen Zeitraum nominal nur um 37 %, real nur um 4% zu. Die Gewichte zwischen Grundausstattung und Drittmitteln haben sich also stark zugunsten der Drittmittel verschoben. Der aus Forschungsaufträgen von Unternehmen resultierende Anteil an den Drittmitteln der Hochschulen hat sich von rund 9 % (1980) auf 12 % im Jahre 1990 entwickelt. Problematisch erscheint, daß die DFG, deren Mittel zu über 90 % in die Hochschulen fließen und die mit Abstand die wichtigste Förderinstitution für Drittmittelforschung in den Hochschulen ist, sich seit Jahren gezwungen sieht, aus Mangel an Fördermitteln positiv begutachtete Förderanträge abzulehnen. Es mehren sich Fälle von DFG-Anträgen, die daran scheitern, daß die erforderliche Grundausstattung, die die DFG nicht tinanzieren darf, in den Hochschulen nicht zur Verfügung steht. Drittmittel sind in der Regel zeitlich begrenzt und projektorientiert Da schon der lautende Betrieb vielfach zwingend auf Drittmittel angewiesen ist, sinkt die Bereitschaft der Forscher, sich auf risikoreiche Vorhaben einzulassen, die wissenschaftliches Neuland erschließen könnten, aber vielfach zeitaufwendig und hinsichtlich ihres Ausgangs unsicher sind.
72
Forschungsvorhaben mit Drittmitteln der EU sind nach Angaben der befragten Hochschullehrer dadurch erschwert, daß die hohen Vorbereitungskosten für einen Antrag häufig in keinem sinnvollen Verhältnis zur Chance auf Bewilligung stehen. Der hohe Verwaltungsaufwand und die zeit- und arbeitsaufwendige Pflege des Zugangs zu Förderprogrammen der EU-Kommission führen zunehmend dazu, daß EU-Programme nur noch von Wissenschaftlern mit großer und besonders leistungsfähiger Infrastruktur genutzt werden .1 ln manchen Bereichen ist Grundlagenforschung sehr eng mit Technik und marktrelevanter Produktion verbunden. Daher wurden in den letzten Jahren juristisch tragfähige Organisationsformen entwickelt, um die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft zu optimieren. Dazu ist die Einrichtung des Forschungsinstituts "an" der Universität weiterentwickelt worden. Es hat sich nach Aussage der Hochschulrektorenkonferenz (1993, 16) als Mittler zwischen Hochschule und Markt im großen und ganzen bewährt. Dem "AnInstitut" ist dabei z.T. sogar die Rolle zugefallen, in Spezialbereichen eine die Hochschulen in ihren Kernaufgaben überfordernde unverhältnismäßig hohe Drittmittelzufuhr zu begrenzen. Das Hochschulrahmengesetz überläßt nähere Regelungen eines Instituts "an" der Hochschule dem Landesrecht. Im Rahmen der an den Universitäten durchgeführten Forschungsarbeiten entstehen auch schutzrechtsfähige Erfindungen, die in Abhängigkeit des Status des Erfinders als Diensterfindungen oder als freie Erfindungen zu kategorisieren sind. ln Deutschland sind Wissenschaftserfinder, zu denen Professoren, Dozenten und wissenschaftliche Assistenten bei wissenschaftlichen Hochschulen gehören, per Gesetz freie Erfinder, obwohl sie als Hochschullehrer Landesbedienstete sind. Sie besitzen damit für die von ihnen getätigten Erfindungen das "Verwertungsprivileg" oder auch "Hochschullehrerprivileg" genannt. Andere Hochschulangehörige sind nach dem Arbeitnehmererfindungsgesetz zur Meldung von Erfindungen gegenüber der Hochschule verpflichtet.
Die Aussagen der befragten Hochschullehrer beziehen sich auf Erfahrungen bei der Antragsstellung für Projekte, die in die Laufzeit des 3. Rahmenprogramms der EG im Bereich FuT fielen. Eine Vereinfachung der Antragsmodalitäten wurde in dem seit kurzem in Kraft befindlichen 4. FuT-Rahmenprogramm vorgenommen.
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Bei den meisten Hochschulen wird aber bislang die Möglichkeit einer Inanspruchnahme von Erfindungen überhaupt nicht in Betracht gezogen, so daß z.B. auch die Meldepflicht von Erfindungen für Hochschulmitarbeiter außerhalb des Lehrkörpers nicht beachtet wird. Aus diesem Grunde werden auch an den Fachhochschulen alle Erfindungen als freie Erfindungen gehandelt, obwohl hier nach dem Gesetz das Verwertungsprivileg nicht gilt (Schmach et al. 1995, 123). Der Forschungsauftrag der Fachhochschulen wird in den Landeshochschulgesetzen mit unterschiedlichen Formulierungen überwiegend als Ergänzung und Unterstützung der "anwendungsbezogenen" Lehre definiert. Das Spezifikum der Fachhochschulforschung liegt in der Ausrichtung auf anwendungsorientierte Problemstellungen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Fachhochschulforschung wird daher als komplementär zur Universitätsforschung wie auch zur Forschung in Einrichtungen ohne Nachwuchsausblidung gefördert. Fachhochschulforschung arbeitet vorrangig mit Institutionen der regionalen Wirtschaft und Verwaltung zusammen. Diese Faktoren eröffnen ein spezifisches Marktsegment für Technologie- und Wissenstransfer. So gestaltet die Praxiserfahrung der Wissenschaftler sowohl die Kontaktaufnahme als auch die Zusammenarbeit für das Unternehmen einfacher. Weil der Transfer in direkter Form zwischen Wissenschaftler und Unternehmen vonstatten geht, liegt hierin ein Schlüssel für den Transfererfolg, insbesondere im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der mittelständischen Industrie (Schulte/Rüschenschmidt 1988, 13). Drittmittelforschung in Fachhochschulen wird zum größten Teil in Nebentätigkeit durchgeführt. Die Fachhochschulgesetze einzelner Länder sehen die Errichtung von Instituten an Fachhochschulen vor. Die An-Institute stellen jedoch keine ausgelagerten Forschungseinrichtungen dar, sondern werden genutzt. um die Forschungskapazitäten der Fachhochschulen zur Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zu bündeln (Hochschulrektorenkonferenz 1993, 18). Das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft hat in den Jahren 1992 und 1993 für Projekte anwendungsbezogener FuE in Fachhochschulen insgesamt 9 Mill. DM zur Verfügung gestellt, wovon 1992 etwa ein Drittel der Fördersumme in die Fachhochschulen der neuen Bundesländer ging. Die
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Mittel sind bestimmt für Sachmittel, zum Erwerb von Zusatzausstattungen, für den Wissens- und Personaltransfer und für die Freistellung von Professoren, die Forschungsprojekte durchführen. Zu den Bundesmitteln kommen besondere Forschungsförderungsprogramme für die Fachhochschulen in den Ländern.
2.2
Befragungsergebnisse
Aktivitäten des Technologietransfers Von den 24 interviewten Universitätsprofessoren gehörten 40% dem naturwissenschaftlichen und 60% dem ingenieurwissenschaftlichen Bereich an. Sie bekleideten überwiegend die Funktion des lnstitutsleiters. Die Größe der Institute lag dabei in der Spanne von 2 bis 70 Mitarbeiter. Aber auch von den Planstellen her kleinere Institute können durch Einsatz von Studenten auf Drittmittelstellen über beachtliche FuE-Kapazitäten verfügen. Die 4 Interviews im Fachhochschulbereich richteten sich ausschließlich an Ingenieurwissenschaftler. Für die Gesprächspartner an den Universitäten war die Einwerbung von Drittmitteln von zentraler Bedeutung für die Forschungsarbeit Die durchschnittliche Deckungsquote der Personalkosten durch die Drittmittel insgesamt lag bei 90%; bezogen auf die privaten Mittel wurden Deckungsquoten von 30% bis 90% (bei einem An-Institut) erzielt. Zum Zeitpunkt der Befragung hatten alle Wissenschaftler bis auf einen Gesprächspartner, der sich als reinen Grundlagenforscher bezeichnete (Fachbereich Biologie), bereits FuE-Aufträge für Industrieunternehmen durchgeführt. Von einem Drittel der Professoren wurden die Aufträge (überwiegend) selbst akquiriert; zwei Drittel der Gesprächspartner gaben an, daß FuE-Aufträge seitens der Industrie (überwiegend) direkt an sie erteilt wurden. Kein Gesprächspartner wußte darüber Bescheid, ob eine Kontaktaufnahme seitens der Unternehmen unter Beteiligung einer Transferstelle angebahnt wurde.
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Den Gesprächspartnern war in der Regel bekannt, daß an der eigenen Hochschule eine derartige Stelle existiert. Eine Zusammenarbeit jedoch stellt die Ausnahme dar, da überwiegend direkte Kontakte zur Industrie bestehen und die Befragten auch keine Möglichkeit sehen, wie die Transferstellen gerade auf ihrem speziellen Arbeitsgebiet unterstützend tätig sein könnten. Außerdem sind an manchen Hochschulstandorten gar nicht die Industriezweige vertreten, für die die Universität Forschungsleistungen erbringt. Eher schon wird die Transferstelle als Informationsquelle über neue öffentliche Forschungsprogramme und deren Fördermöglichkeiten genutzt. Wichtig seien Transferstellen allerdings für an der betreffenden Hochschule neue Professoren, wenn sie fachlich oder regional noch nicht verankert sind. Sehr kritisch äußerten sich die Hochschullehrer über Qualität und Funktion der Hochschultransferstellen. So werde das Personal dieser Stellen zunehmend in Verwaltungsaufgaben abgedrängt (z.B. Redenschreiben für Rektoren). Zudem seien diese Stellen als Beschäftigungsprogramm anzusehen und werden seitens der Professoren für Zeitverschwendung gehalten. Derartige Stellen könnten Transfer nicht aktiv gestalten, da es ihnen unmöglich sei, die richtigen Ansprachpartner in der Industrie zu finden, während die Industrie weiß, mit welchen Problemen sie wohin gehen muß. Wenn eine solche Einrichtung nur als Kontaktstelle fungiert, dann bringt es nichts, weil es dabei bleibt und nicht weitervermittelt wird ; wenn jedoch die fachliche Kompetenz bei der Transferstelle vorhanden ist, dann "bringt es unheimlich viel". Fast einhellig war die Meinung der lnterviewpartner, daß Transferstellen vor allem für KMU hilfreich sein könnten, die oft nicht wissen, wohin sie sich bei Technologiebedarf wenden sollten. Hier müsse noch Aufklärungsarbeit geleistet werden, da immer noch bei vielen Firmen Hemmschwellen existierten, sich an eine Hochschule zu wenden. Bei den Kooperationspartnern der Universitäten dominieren demzufolge eindeutig die größeren Mittelständler und die Großunternehmen. Unternehmen unter 500 Beschäftigten bilden eher die Ausnahme. Wegen der Notwendigkeit zur Auslastung der Mitarbeiter sind die Institute an keinen kurzlebigen Projekten (z.B. von 1/2 Jahr Dauer) interessiert. Es wurde daruf hingewiesen, daß die Konzeption der Hochschulen keine kleinen, schnellen Technologietransfer-Aktivitäten vorsieht. Das Motiv der Mitarbeiter an den Hochschulen ist
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die Weiterqualifikation (Promotion), die in der Regel 3 bis 4 Jahre beansprucht. Partner der Ingenieurwissenschaftler sind überwiegend Unternehmen aus den Branchen Elektrotechnik, Maschinenbau, Straßenfahrzeugbau, Feinmechanik/Optik, Kunststoffverarbeitung, während die mit Naturwissenschaftlern kooperierenden Unternehmen vor allem aus der Chemischen Industrie (Pharmazeutik) und der Elektrotechnik stammen. Die Wissenschaftler an Universitäten haben ihre Partnerfirmen in der gesamten Bundesrepublik und im Ausland. Die Kooperationsintensität am Standort und im engeren regionalen Umfeld ist im Gegensatz zu den Fachhochschulen eher gering ausgeprägt. Die Hauptmotive zur Erteilung von Forschungsaufträgen an Universitäten waren bei den lndustrieunternehmen, die alle über eigene FuE-Ressourcen verfügten, der Bedarf an spezifischem Know-how oder Anwendungswissen oder die Nutzung von Spezialgeräten der Institute. Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur können Universitätsinstitute Forschungsleistungen auch preiswerter erstellen als die Industrie. Als wichtige Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit von Universität und Industrie wurde seitens der Wissenschaftler betont, daß die Firmen einen eigenen Stab von Forschern haben müßten, die die gleiche Sprache wie die Hochschulforscher sprächen. Die durchgeführten Projekte sind überwiegend der angewandten FuE zuzuordnen, gefolgt von anwendungsorientierter Grundlagenforschung. Zwei Gesprächspartner rechneten ihre FuE-Aktivitäten der reinen Grundlagenforschung zu. ln vielen Fällen gab es aber auch Überschneidungen. Sowohl FuE-Ergebnisse der angewandten Forschung als auch der anwendungsorientierten Grundlagenforschung waren nahezu gleichgewichtig für die spätere Entwicklung von Produkten oder Prozessen von Bedeutung. Ein Forschungsbericht ist der häufigste Output eines FuE-Prozesses an den Universitäten, gefolgt von Prozeßbeschreibungen. Prototyp oder Implementierung eines Prozesses stellen dagegen die Ausnahme dar, gewinnen aber an Bedeutung. Vereinzelt wurden noch Simulationsprogramme, Software und Pläne als FuE-Ergebnisse genannt. An den Fachhochschulen handelt es sich in erster Linie um die Realisierung eines konkreten Produktes.
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Der FuE-Vertrag bildet in fast allen Fällen die Grundlage der FuE-Projekte. Lizenzverträge wurden lediglich in vier Fällen abgeschlossen. Eine untergeordnete Rolle spielen noch Berater- bzw. Mitarbeitervertrag. Die geringe Bedeutung der Lizenzverträge steht im Zusammenhang mit der Aussage der Mehrzahl der Hochschullehrer, daß in der Regel aus FuE-Aufträgen resultierende Patente von der Industrie angemeldet würden, da für einen Hochschulforscher die Durchführung eines Patentanmeldeverfahrens zu zeitaufwendig und zu kostspielig sei. Begründet wird der hohe Aufwand mit dem Zwang auch im Ausland anmelden zu müssen (Übersetzungskosten u.ä.). Zur Unterstützung solcher Aktivitäten wurde von einigen Gesprächspartnern eine entsprechende Stelle an der Universität oder zumindest in der Region für wünschenswert erachtet. Die an den Universitäten mit der Industrie durchgeführten FuE-Projekte sind in der Regel auch öffentlich gefördert und zwar überwiegend in Form von Verbundprojekten. Manche Projektewerden durch öffentliche Förderung überhaupt erst angestoßen. Einige Interviewpartner berichteten über Aussagen von Großunternehmen, daß ohne die Inanspruchnahme von Fördermitteln bestimmte Projekte nicht zusammen mit der Hochschule durchgeführt worden wären. Bei marktnahen Projekten ist jedoch öffentliche Förderung seitens der Industrie unerwünscht, um sich die Exklusivverwertung sichern zu können. Einige Institutsleiter sehen ihre Rolle als Unterauftragnehmer in Verbundprojekten als ideale Situation an, da ihnen die Probleme der Antragstellung abgenommen sind. Andere Formen der Zusammenarbeit wurden von den Hochschullehrern nur vereinzelt genannt und spielen gegenüber der Auftragsforschung nur eine untergeordnete Rolle. Große Bedeutung kommt allerdings dem Personaltrans-
fer zu. Es wurde darauf hingewiesen, daß es in der Zeit der Rezession diesbezüglich eine schwierige Situation gab, aber dennoch fast alle Diplomanden und Doktoranden, die an FuE-Aufträgen mitarbeiteten, bei den Unternehmen (bevorzugt bei Konkurrenzunternehmen) untergekommen sind. Firmen finanzieren gelegentlich eine post-dae-Steile und schicken auch Mitarbeiter in die Institute. Personaltransfer induziert spätere Kontakte zum "Heimatverein", die dann zu FuE-Aufträgen an das Institut führen.
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Die Interviews fielen gerade in die Zeit einer zu Ende gehenden Rezession, die den meisten Universitätsinstituten einen Auftragsrückgang beschert hatte.
Auftragsforschung an Hochschulen ist demnach in hohem Maße konjunk· turabhängig. So konnte von einem Unternehmen ein mit der Hochschule geplantes Projekt nicht durchgeführt werden, weil es innerbetrieblichen Druck gab, primär für die Auslastung der eigenen FuE-Kapazitäten zu sorgen. Der nach Aussage der Interviewpartner eigentlich in größerem Umfang vorhandene Markt für universitäre FuE, sei wegen Kürzung der öffentlichen Fördermittel derzeit eher in einer rückläufigen Entwicklung befindlich. Die Mehrzahl der befragten Universitätsprofessoren führen auch öffentlich geförderte autonome Projekte durch, wobei hauptsächlich die DFG, Stiftungen, BMBF und EU als Zuwendungsgeber genannt wurden. Derartige Projekte z.B. im Rahmen von DFG-Sonderforschungsbereichen sind notwendig, um neues Grundlagenwissen erarbeiten zu können . Oie Forschungsergebnisse führen zum Aufbau neuer Know-how-Potentiale, die dann in die FuE-Aufträge einfließen. Die Akquisition von Auftraggebern erfolgt dann über Publikationen, Vorträge, Seminare usw. Die lange Laufzeit von Sonderforschungsbereichen (ca. 12-15 Jahre) ermöglicht es z.B. nach etwa der Hälfte die bis dahin vorliegenden Ergebnisse mit der Industrie zu evaluieren, um die Arbeiten in der restlichen Laufzeit anwendungsorientierter ausrichten zu können .
Probleme des Technologietransfers
Externe Probleme Von einigen Gesprächspartnern wurden die in der Öffentlichkeit weit verbreiteten Vorstellungen über das Wesen des Technologietransfers kritisch angemerkt. So werde Technologietransfer häufig als singulärer additiver Prozeß betrachtet, in dem ein Unternehmen A durch Übernahme des Know-how von B irgendeinen Erfolg C realisieren könne. Diese Sichtweise muß ersetzt werden durch einen komplexen adaptiven Prozeß (Wechselwirkung), in dem beide Partner - Hochschule und Unternehmen - voneinander profitieren. Nach Meinung der Hochschulseite scheitere dieser Prozeß an der Weigerung der Unternehmen, alle hierfür erforderlichen Informationen nach außen zu geben.
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Als großes Problem für eine beide Seiten zufriedenstellende Zusammenarbeit wurde von etlichen Universitätsprofessoren die "lnnovationsfeindlichkeit" der Großunternehmen angeprangert. Es müßte der Industrie ein fertiges Produkt angeboten werden (mit Konstruktionszeichnungen und Erklärungen). damit die Firmen das Know-how überhaupt abnähmen. Außerdem dürfe es nichts kosten. Der Industrie wurde zudem vorgeworfen, gute Ideen aus den Hochschulen solange abzulehnen, solange die Konkurrenz sie ebenfalls noch nicht aufgreife. Zunehmend würden sich die Unternehmen sog. "WegelagererPatente" zulegen, d.h. Patente, die nicht mit der Absicht der Verwertung angemeldet werden, sondern nur, um eine Patentierung z.B. durch japanische Unternehmen zu verhindern. Den KMUs wurde ein Informationsdefizit im Hinblick auf die Forschungslandschaft attestiert. Außerdem würden insbesondere kleinere Unternehmen ("bis 500 Beschäftigte"!). zu kurzfristig denken und planen und deshalb keine geeigneten Partner von Hochschulinstituten darstellen. Thematisiert wurde auch die Existenz einer kulturellen Kluft zwischen FuEEinrichtungen und Unternehmen: Forscher glaubten, den Stein des Weisen zu haben und wer das nicht erkenne sei dumm; Unternehmen werfen dagegen Forschern vor, mit dem Labormuster, das sie erhielten, nichts anfangen zu können. Umsetzungsprobleme resultieren jedoch zumeist aus der Inflexibilität der Unternehmen. Große Firmen haben unter dem Konkurrenzdenken der FuE-Leiter untereinander zu leiden, die zudem Ideen von außen als Gefahr für ihre eigene Karriere ansehen. Kleinere Firmen haben diese Probleme nicht. Am unproblematischsten laufen diejenigen Projekte, die durch direkten Kontakt zwischen der Industrie auf möglichst hoher Führungsebene und dem Forscher zustandegekommen sind, da dann der Weg durch die Hierarchieebenen in den Unternehmen umgangen werden kann, der das Projekt nur belastet. Wenn eine Vertrauensbasis zwischen Unternehmen und Institut besteht, ist die Zusammenarbeit problemlos. Der Aufbau einer solchen Vertrauensbasis benötigt jedoch 5 bis 10 Jahre Zeit. Zum Teil wurde die Kontaktaufnahme zu relevanten Partnern für die Durchführung von Verbundprojekten als schwierig geschildert. Es seien viele Vorträge nötig, bis es gelänge, entsprechende Kontakte zu Firmen herzustellen. Der
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vom BMBF geäußerte Wunsch nach der Beteiligung von KMUs in Verbundprojekten scheitere daran, daß diese kein FuE-Personal und keine Forschungserfahrung besäßen. Außerdem scheuten KMUs die Zusammenarbeit mit Großunternehmen aus Angst, daß ihre Existenzbasis, nämlich ihre ein oder zwei Produktlinien von den Großunternehmen imitiert würden. Ein gravierendes Problem ist nach Meinung der Hochschulwissenschaftler die Ausformulierung des Kooperationsvertrages unter Beteiligung der Industrie, des Instituts und des BMBF. Die Vertragsgestaltung nahm in einem Fall ein 3/4 Jahr in Anspruch, so daß die bewilligten Fördermittel in Höhe von 2 Mill. DM erst 10 Monate verspätet zur Verfügung standen. Den BMBF-Projekten wurde attestiert, daß sie finanziell gut ausgestattet seien, die Qualität der Forschung aber nicht so anspruchsvoll wie bei DFGProjekten sei, die ihrerseits jedoch weniger gut dotiert seien. So kann es nach Meinung einiger Professoren dazu kommen, daß qualitativ weniger gute Forscher über höhere Finanzmittel verfügen könnten als Spitzenforscher. Bemängelt wurde im Hinblick auf die DFG-Förderung, daß das Vorhandensein der für die Forschungsarbeit erforderlichen Infrastruktur vorausgesetzt wird, und nur Personalkosten übernommen werden. ln USA dagegen bekämen die Institute in den Förderprogrammen eine 50%-Förderung ihres Overhead zugebilligt. Interne Probleme
Kritik am bestehenden Hochschulsystem wurde insbesondere von den transferaktivsten Professoren geäußert. Angeprangert wurde vor allem die Inflexibilität des jetzigen Systems, die dazu führt, daß traditionelle Bereiche nach wie vor groß bleiben, die zukunftsorientierten neuen Bereiche jedoch nicht gestärkt werden, um noch leistungsfähiger werden zu können. Inneruniversitäre Spannungen zwischen grundlagenorientierten und praxisorientierten Hochschullehrern begünstigten erforderliche Umorientierungen auch nicht gerade. Trotz dieser an vielen Hochschulen zu beobachtenden Zustände, lehnten die meisten der an sich forschungs- und transferaktiven Gesprächspartner den Gedanken an eine Verselbständigung ihres Instituts in Form eines An-lnstl-
6 Technologietranster
81
tuts ab, da damit immense Managementaufgaben verbunden seien, um für die entsprechende Auslastung einer solchen Einrichtung zu sorgen. Für Universitätsinstitute stellt die längerfristige Bindung eines Experten-Pools ein großes Problem dar, da vor allem auf den Drittmittelstellen eine hohe Fluktuationsrate herrscht, so daß zum Teil FuE-Aufträge nicht angenommen werden können . Oft wird ein Projekt "angefördert", dann wechselt der Mitarbeiter. Die weitverbreitete Meinung, daß die Nebentätigkeitsbestimmungen für die Professoren ein bedeutendes Hemmnis für die Durchführung von Transferaktivitäten an den Hochschulen darstellen würde, wurde nicht bestätigt. Es wurde seitens der Interviewpartner betont, daß in bestimmten Fällen durch "intelligente" und "flexible" Handhabung dieser Bestimmungen eine Beeinträchtigung transferrelevanter Aktivitäten vermieden werden konnte. Eine Verschärfung der bestehenden Regelungen könne jedoch zu einem Motivationsverlust führen . Die größten Probleme aus Sicht der Fachhochschulprofessoren stellen die zeitliche Beanspruchung durch die Lehre (18 Wochenstd.) und die Persanalsituation dar, da die Fachbereiche an der FH meist nur über 1/2 bis 1 Laboringenieur verfügen. Die eigentlichen Projektbearbeiter sind die Studenten. So ergab sich bei einem Interviewpartner der Fall, daß ein Projekt mit vier Studentengruppen durchgeführt werden mußte, die sich in ihrer zeitlichen Präsenz überlappten, damit noch Projektbearbeiter vorhanden sind, wenn Diplomierte ausscheiden. Dies bedeutet einen hohen Managementaufwand. Aus den genannten Gründen werden an den Fachhochschulen keine Jahresprojekte wie an den Universitäten üblich durchgeführt, sondern Monatsprojekte. Der Vorteil der Fachhochschule liegt in der Pragmatik der FuE-Arbeiten, die für kleine Unternehmen interessant sind. Die Beantragung von Projektfördermitteln sei für Fachhochschulen allerdings zu kompliziert. So stehe z.B. einem Fachbereich mit 20-30 Professoren nur 1 Sekretärin zur Verfügung.
82
3.
Max-Pianck-lnstitute
3.1
Institutionelle Rahmenbedingungen
Die Max-Pianck-lnstitute sind Zweckeinrichtungen der Max-Pianck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. (MPG). Wie der Name ausdrückt, verfolgt die Gesellschaft den Zweck, die Wissenschaft zu fördern, insbesondere durch Unterhaltung von Forschungsinstituten. Nach der Satzung betreiben die Institute die wissenschaftliche Forschung frei und unabhängig. Die Institutsleiter unterliegen grundsätzlich keiner Beschränkung bei der Wahl , Reihenfolge und Ausführung der wissenschaftlichen Arbeiten des Instituts. Das Gleiche gilt für die Wissenschaftlichen Mitglieder der Institute; diese sind lediglich zur Mitarbeit an den gemeinsamen wissenschaftlichen Aufgaben des Instituts gehalten. ln der Max-Pianck-Gesellschaft waren 1993 rund 11 .000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Gesamteinnahmen betrugen knapp 1, 7 Mrd. DM. Davon entfielen 83 % auf die institutionelle Förderung des Bundes und der Länder. Der Drittmittelanteil aus der Projektförderung betrug 12%. Davon stammten ebenfalls 12% aus nicht-öffentlichen Zuschüssen der Volkswagenstiftung, der Deutschen Krebshilfe, der Thyssenstiftung sowie aus rund 2.000 Industrieverträgen und Spenden (MPG 1994, 82f.). Mitte 1995 umfaßte die Max-Pianck-Gesellschaft 69 Forschungseinrichtungen und darüber hinaus in den neuen Bundesländern 29 Außenstellen und Arbeitsgruppen. Die MPG hat Leitlinien für Technologietransfer, Vertragsforschung und Industriekooperation formuliert. Darin heißt es: "Die Max-Pianck-Gesellschaft betreibt eine aktive Patent- und Lizenzpolitik und einen offensiven Technologietransfer. Die Max-Pianck-Gesellschaft betreibt Vertragsforschung, wenn diese mit den satzungsmäßigen Forschungsaufgaben ihrer Institute im Zusammenhang steht und eine Weiterführung und Konkretisierung ihrer Forschung darstellt". (MPG, 1995).
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3.2 Befragungsergebnisse Aktivitäten des Technologietransfers ln den neun befragten Instituten variierte die Drittmittelquote, bezogen auf die Personalkosten, zwischen 0% und 50%. Die Drittmittel aus der Industrie hatten einen Anteil an den Personalkosten von 0% bis zu 33%. Acht Institute führen autonome Forschung durch, die nach eigenem Bekunden für industrielle Anwendung potentiell interessant ist. Ein Institutsleiter aus dem Bereich der Molekularbiologie führt keine anwendungsrelevante Forschung durch, mit dem Hinweis: "Unsere Aufgabe ist die Grundlagenforschung und da ist eine Anwendbarkeit nicht vorhersehbar. Wir streben nicht nach Anwendungen. Patente ergeben sich zufällig und werden über Garehing verwertet. Über den Erfolg ist mir nichts bekannt." Die meisten Befragten versuchen, durch eigene Initiative praxisrelevante Forschungsergebnisse zu transferieren. Voraussetzung ist meistens die Anmeldung der Erfindung zum Patent, um ein handelbares Schutzrecht zu erlangen. Die Verwertung der Patente wird von den Instituten auf verschiedenen Wegen versucht. Hierzu gehören: die Nutzung vorhandener Netzwerke und persönlicher Kontakte mit Unternehmen, die Durchführung von Seminaren, Vortragsveranstaltungen und "Workshops" sowie die Präsenz auf wissenschaftlichtechnischen Kongressen. Eine wichtige Rolle spielt für die Institute auch die Verwertungsgesellschaft der MPG, die "Garching Innovation GmbH" in München, mit der fast alle Institute zusammenarbeiten und die Patente der MPG verwertet. Kontakte zu anderen Technologietransfereinrichtungen bestehen nicht. Bekannt ist nur in einem Fall eine Industrie- und Handelskammer, die ein Adressenverzeichnis von Forschungseinrichtungen und Wissenschaftlern herausgebracht hat. ln einem anderen Fall kennt man die Steinbeis-Stiftung. Zwei Befragte weisen darauf hin, daß sie Firmengründungen ebenfalls für eine hervorragende Form des Technologietransfers halten. So sind in den Ietzen zwei Jahren in den Instituten jeweils eine Firma ausgegründet worden. Als
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weiterer wichtiger Mechanismus des Technologietransfers wird der Wechsel von "Schülern" des Instituts in die Industrie genannt. Industrielle Auftragsforschung wird von zwei Instituten durchgeführt. Die Initiative geht dabei stets von den auftraggebenden Unternehmen aus. Eigene Akquisition wird nicht betrieben. Auftraggeber sind Großunternehmen, auch Unternehmen aus dem Ausland. Bei den Industrieaufträgen handelt es sich überwiegend um Verbundforschung, die vom BMBF gefördert wird. Seide befragte Wissenschaftler gehen davon aus, daß die Auftragsforschung in ihren Instituten in den kommenden Jahren zunehmen wird. Die Gründe der Institute, keine FuE-Aufträge durchzuführen, sind unterschiedlich. Drei Institute weisen darauf hin, daß ihre Forschung Grundlagenforschung und deshalb nicht industrierelevant sei, was nur in einem Fall (Elementar-Physik) unmittelbar nachvollziehbar war. ln zwei weiteren Fällen existieren lndustriekontakte, allerdings nicht auf Auftragsbasis. ln diesen Fällen bestehen Kooperationsvereinbarungen dergestalt, daß die (Groß-)Firmen die Institute finanziell unterstützen. Als Gegenleistung erhalten die Firmen Erstinformationsrechte sowie Erstanmeldungsrechte für Patente. Ein lnterviewpartner ist grundsätzlich der Auftragsforschung nicht abgeneigt, sieht aber aus Platz- und Kapazitätsgründen in seinem Institut hierfür keine Möglichkeiten. Ein Institutsleiter betonte, daß die Satzung der MPG die Möglichkeit der Auftragsforschung nicht vorsehe und deshalb diese Art der Forschung nicht stattfinden könne. Es ist zwar richtig, daß in der Satzung die Auftragsforschung nicht erwähnt wird; dies bedeutet aber im Umkehrschluß kein Verbot der Auftragsforschung. Allenfalls könnte aus der Feststellung, daß "die wissenschaftliche Forschung frei und unabhängig" zu betreiben ist, gefolgert werden, daß Auftragsforschung nicht möglich ist. Auch können bei sehr enger Auslegung der Gemeinnützigkeit Probleme mit der Abgabenordnung auftreten. Die Leitlinien zur Vertragsforschung zeigen hingegen eindeutig, daß sich die Max-Pianck-Gesellschaft diese Deutung der Satzung nicht zu eigen macht und in der Auftragsforschung - unter bestimmten Voraussetzungen (vgl. 3.1) eine zweckkonforme Tätigkeit sieht.
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Trotz der Breite der Transferaktivitäten muß eingeschränkt werden, daß der Transfer über Spin-offs oder Aufträge selbst in den "patentaktiven" Instituten relativ bescheiden ist. Nur vergleichsweise wenige Patente führen zu einem Lizenzvertrag und für die Auftragsforschung ist offenbar nur ein sehr begrenzter "Spielraum" vorhanden. Ein Grund liegt in der Forschungsausrichtung der MPG-Institute. Sie ist grundlagenorientiert und bei einer daraus resultierenden institutionellen Förderung von über 80% ist nur wenig Platz für die Durchführung von externen Aufträgen. Die Art der Forschung wirkt sich auch auf die Patentfähigkeit der Forschungsergebnisse aus, die in der Grundlagenforschung tendenziell weniger gegeben ist als in der anwendungorientierten Forschung. Dennoch äußerten sich in den Interviews auch Forscher, die die Unterscheidung zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung nicht akzeptieren und die, wenn die eigene Forschung darunter nicht leidet, aktiv den Kontakt mit Anwendern suchen, um Wissen zu transferieren. Diese Wissenschaftler standen einem aktiven Technologietransfer sehr aufgeschlossen gegenüber.
Probleme des Technologietransfers Externe Probleme
Transferaktive Wissenschaftler beklagen, daß Großunternehmen zu unflexibel sind und zu komplexe Entscheidungswege haben. Dies erschwere die Einschleusung neuer, erfolgversprechender Ideen. Das "Not invented here"-Syndrom sei immer noch harte Realiät. Neue Unternehmen, d .h. Unternehmen zu denen man noch keinen langjährigen Kontakt pflegt, kämen erst, wenn es "brennt" und wollten dann schnell umsetzbare Ergebnisse. Einige Unternehmen sähen die Institute mehr als Selbstbedienungsladen denn als Kooperationspartner. Dies äußere sich darin, daß sie sich bei lnteressenbekundungen nicht hinreichend artikulieren, weil sie den eigenen Know-how-Stand nicht offenlegen wollen. Dies sei aber für das gegenseitige Verstehen unabdingbar. Auch seien die Firmen anfangs meistens recht freundlich, "saugten" das sie interessierende Wissen ab und ließen dann aber nichts mehr von sich wissen. Auf diese Weise könne kein fruchtbarer Wissensfluß stattfinden, weil persönliches Vertrauen sehr wichtig sei. ln diesem Zusammenhang wurde auch betont, daß es in den Unternehmen zu wenig naturwissenschaftlich ausgebilde-
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tes Personal gäbe, das adäquater Gesprächspartner der Institute sein könne. Die Unternehmen, auch mittelständische Betriebe, hätten eine "Holpflicht" gegenüber der Wissenschaft und müßten deshalb die Voraussetzungen für die Kommunikation schaffen. Interne Probleme
Die Befragten waren überwiegend der Meinung, daß in den hierfür geeigneten Max-Pianck-lnstituten mehr patentiert werden könnte, daß aber die SeniorForscher in der Mehrzahl kein Interesse daran hätten, weil sie sich als reine Wissenschaftler fühlten. Zwar ergäbe deren Arbeit teilweise tatsächlich keine Ansatzpunkte für eine Patentierung, aber das Anmeldepotential sei insgesamt gegenwärtig nicht ausgeschöpft, weil das Bewußtsein hierfür fehle. Auch Doktoranden meldeten oftmals keine Patente an, weil sie in drei Jahren promovieren müssen und deshalb aus Zeitgründen an einer möglichen Patentanmeldung kein Interesse zeigen. Einige Institutsleiter waren der Meinung, daß sich eine Patentanmeldung für den Wissenschaftler zuwenig lohne. Dies beginne bereits bei der Anmeldung, deren Vorbereitung und Bearbeitung der Einwendungen sehr aufwendig sei. Außerdem seien die Lizenzerträge für den Erfinder zu niedrig. Diese Aussagen überraschen und zeigen, daß es unter den Wissenschaftlern offenbar Informationsdefizite im Hinblick auf das Patentwesen der MPG gibt. So gibt die MPG 30% der Lizenzerträge an den Erfinder weiter. Diese Vergütung liegt weit über den Ansprüchen des Erfinders nach dem Arbeitnehmererfinder-Gesetz. Auch erhalten nach Ansicht der MPG die Erfinder durch die eigene Patentabteilung und die beauftragten Patentanwälte eine überdurchschnittliche Betreuung und Unterstützung, so daß der Aufwand für eine Patentanmeldung eher begrenzt ist.
4.
Institute der Großforschungseinrichtungen
4.1
Institutionelle Rahmenbedingungen
Nach Darstellung der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen (AGF) betreiben die 16 Großforschungseinrichtungen "als nationale For-
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schungszentren naturwissensachaftlich-technische sowie biologisch-medizinische Forschung und Entwicklung, die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und einen konzentrierten Einsatz an personellen, finanziellen und apparativen Mitteln erfordern. Das Aufgabenspektrum der Großforschungseinrichtungen reicht von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung und die Entwicklung von Schlüsseltechnologien bis hin zu großtechnischen Demonstrationsprojekten. Die Großforschungseinrichtungen erhalten eine staatliche Förderung ihrer Aufwendungen auch, um eine gemeinnützige Forschungsstruktur, nicht zuletzt für die große Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen, zu schaffen, wie sie von der gewerblichen Wirtschaft nicht angeboten werden könnte" (AG F 1995). Das Gesamtbudget beläuft sich für das Jahr 1995 auf 3,6 Mrd DM. Der Gesamtpersonaleinsatz umfaßt rund 23.700 Personen. Der Anteil der Drittmittel und Erträge an den Gesamtmitteln beträgt 19,2 %. Die Drittmittel stammen aus den Bereichen EuropäischP. Union, Projektförderung des Bundes und der Länder, Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie Stiftungen. Dazu kommen Erträge aus Industrieaufträgen und Dienstleistungen für Auftraggeber.
4.2 Befragungsergebnisse Aktivitäten des Technologietransfers Die Drittmittelquoten, bezogen auf die Personalkosten, der 10 befragten Institute liegen zwischen 5 und 50 %. Die Drittmittel aus der Industrie hatten einen Anteil von 2 bis 20 %. Alle Institute führen Eigenforschung durch, in deren Rahmen Forschungsergebnisse anfallen, die für die industrielle Anwendung relevant sein können. Mit einer Ausnahme im Bereich der Verfahrenstechnik führen alle befragten Institute auch Auftragsforschung durch. Eine weitere Form externer Zusammenarbeit sind gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte von beiderseitigem Interesse, die ebenfalls vertraglich geregelt werden. Hier trägt in der Regel jeder Partner seine Kosten selbst. Zwar stellt sich auf den ersten Blick die Breite der Transfermaßnahmen positiv dar, doch wurde in den Gesprächen deutlich, daß die Transferaktivitäten mit sehr unterschiedlicher Intensität
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betrieben werden, obwohl die betreffenden Fachbereiche, auch nach Ansicht der Befragten selbst, allesamt auch Anwendungswissen generieren. Das Spektrum zwischen hoher und niedriger Transferaktivität kann durch die folgenden Extrema beschrieben werden. Ein Institut erzielt im Durchschnitt der letzten Jahre eine Drittmittelquote von rund 50%. 40% dieser Mittel stammen aus lndustrieeinnahmen. Die Industrieeinnahmen resultieren wiederum zu gut zwei Drittel aus FuE-Aufträgen und zu knapp einem Drittel aus Lizenzeinnahmen. Ein Viertel der Industrieaufträge werden vom BMBF gefördert. Die FuE-Aufträge werden zu etwa 60 % selbst akquiriert, 20 % werden über die hauseigene Transferstelle vermittelt und in 20% der Fälle ging die Initiative vom Auftraggeber aus. 30% der Firmen sind mittelgroß (1 00 - 3000 Beschäftigte), 70 % sind Großunternehmen mit über 3000 Beschäftigten. Auch die FuE-Ergebnisse der autonomen Eigenforschung werden vom Institutsleiter überwiegend in eigener Initiative verwertet. Lediglich 20% der Lizenzeinahmen wurden von der Transferstelle akquiriert. Ein diametrales Transfermuster fanden wir in dem bereits erwähnten Institut, das auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik forscht. Die Drittmittelquote beträgt dort 5 %, wovon die Hälfte aus Dienstleistungsaufträgen der Industrie (Chemische Analysen) stammt. Industrielle Forschungsaufträge werden bislang keine durchgeführt, obwohl auf Nachfrage bejaht wurde, daß das eigene Tätigkeitsspektrum Möglichkeiten für die Durchführung von FuE-Autträgen eröffnen würde. Der Leiter des Instituts wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß man beabsichtige, in Zukunft Forschungsautträge durchzuführen, weil es seit kurzem von der Leitung die Aufforderung gäbe, mehr Drittmittel aus der Industrie einzuwerben. Man sei allerdings skeptisch, ob dies gelänge, denn dazu müßten "die Firmen aktiver werden" und die eigene Transferstelle müßte "mehr vermitteln". Man müsse sich deshalb bei der Drittmittelbeschaffung vermutlich eher auf die DFG und das BMBF konzentrieren. Auf dem Gebiet der Spin-offTransfers kam es in dem Institut seit 1980 zu drei konkreten Maßnahmen. Zwei davon waren erfolgreich, in einem Fall kam es zum Abbruch. Im übrigen bestehen mit verschiedenen Unternehmen langjährige Kontakte, die auch weiterhin gepflegt werden sollen. Die beiden Beispiele machen recht gut die Bandbreite deutlich, innerhalb derer sich die Forschungsarbeit der befragten Institute bewegt. Man kann
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davon ausgehen, daß damit auch der Forschungs- und Transferrahmen für die Großforschungseinrichtungen insgesamt abgesteckt ist. Auch hier ist, wie schon im Fall der Max-Pianck-Gesellschaft, zu betonen, daß das Transferpotential zunächst von dem jeweiligen Fachgebiet sowie davon abhängt, ob die Forschungstätigkeit rein auf die Grundlagen oder (auch) auf Anwendungen ausgerichtet ist. Eine generelle Trennung zwischen Grundlagen- und angewandterForschungist allerdings oft nicht möglich. ln solchen Fällen hängt es von dem "Suchinteresse" des Wissenschaftlers ab, ob er den Bereich der reinen Grundlagen verläßt, aber auch von Rahmenbedingungen, die die Anwendungs- und Transferorientierung beeinflussen. Festzuhalten bleibt, daß die weit überwiegende Zahl der Institute über gewachsene Kontakte mit der Industrie verfügt. Es handelt sich dabei um eine eher konstante Zahl von meistens Großfirmen, mit denen die Forschungseinheiten in einem mehr oder weniger regelmäßigen Informations- und Gedankenaustausch stehen, ohne daß damit konkrete Projekte verbunden sein müssen. "Die Industrie kennt uns und sie kennt die Literatur, die kommen zu uns, wenn sie sich für etwas konkret interessieren". Das Zustandekommen von Spin-offs mit Lizenzierung erfolgt in gut zwei Drittel der befragten Fälle nur sporadisch. ln einem Falllag der letzte Lizenzabschluß 14 Jahre zurück. Es fällt auch hier auf, daß die Wissenschaftler über keinerlei externe Kontakte zu eigenständigen Technologietransfereinrichtungen verfügen. Eine gewisse Ausnahme bilden wiederum die Kammern, wenn diese Adressen-Handbücher von Forschungseinrichtungen herausgeben. Diese Handbücher seien aber nicht sehr erfolgreich. Man habe noch nie einen "Response" verzeichnet. Es bestehen lediglich Kontakte zu Technologiezentren, die in der gleichen Region angesiedelt sind.
Probleme des Technologietransfers Externe Probleme
Auch in den Großforschungseinrichtungen weisen die Wissenschaftler auf Kommunikationsprobleme und die eher ablehnende Haltung der Industrie
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gegenüber der Übernahme externen Wissens aus den Instituten. "Die Industrie redet zuwenig über ihre Pläne, man könnte sonst mehr tun"; "Wir würden gerne mehr mit der Industrie zusammenarbeiten, aber die sind zu konservativ, überhaupt nicht innovativ". Auch sei das "Not invented here-Syndrom" weit verbreitet, insbesondere im Mittelmanagement größerer Firmen. Überhaupt seien die Großfirmen sehr unflexibel. "Am besten kommen wir zurecht, wenn wir mit dem Bereichsleiter direkt reden". Ein Institutsleiter hat deshalb gute Erfahrungen mit einem mittelständischen Unternehmen gemacht. "Da haben wir direkt mit dem Unternehmer zusammengearbeitet. Der war Dr.-lng. und hat in Aachen studiert. Der war sehr innovativ und konnte mitdenken". Ein anderer Wissenschaftler betont in diesem Zusammenhang, daß den kleineren Unternehmen die Kompetenz fehle, um Forschungsergebnisse umzusetzen, weil sie über keine eigenen FuE-Kapazitäten verfügen. Man selbst könne hierbei nicht helfen; hierfür sei die AiF und die FhG zuständig. Moniert wird ebenfalls, daß die Firmen Wissen nur abholen und nicht bereit wären, dafür ein entsprechendes Entgelt zu bezahlen. Auch verlangten die Firmen fertige Entwicklungen, ohne die dafür entstandenen Kosten zu übernehmen. Zwei Gesprächspartner weisen darauf hin, daß zu wenig neue Unternehmen gegründet werden, die Erfindungen aus den Forschungseinrichtungen umsetzen. Das liege hauptsächlich an fehlendem Venture-Kapital. Interne Probleme
Ein zentrales Thema ist der Aufwand der Transfertätigkeit "Es fehlt an Zeit für die eigene Vermarktung. Wir bräuchten eine eigene, ausgebaute Transferstelle". ln diesem Fall verfügte die Forschungseinrichtung nur über sehr begrenzte, zentrale Transferkapazitäten (1 Person). Teilweise werden an die Transferstellen spezifische Anforderungen gestellt. "Die Technologietransfereinrichtungen müssen mehr Sensitivität für unsere Biologen haben. Biologen wollen ihr Wissen hüten"; "Wissenschaftler sind eitel, man muß sie hegen und pflegen"; "Die Transferstelle muß unser Wissen anwendungsgerecht verkaufen". Aber auch grundsätzlichere Bedenken wurden geäußert: "Wir können nicht jeden Auftrag annehmen, wir wollen keine Befehlsempfänger sein, sondern wirklich Vorlaufforschung betreiben".
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Einige Interviewpartner waren der Meinung, daß in den Instituten zuwenige Patente angemeldet werden. Man führt das auf die Publikationsorientierung der Wissenschaftler zurück. Es sei einfacher und honoriger, eine Publikation zu schreiben oder auf einen Kongreß zu gehen, als eine Patentschrift anzufertigen. Die Patentneigung sei stark persönlichkeitsbedingt, könne aber beeinflußt werden. ln einem Fall wurde betont, daß die Leitung der Forschungseinrichtung die Patentanmeldung sehr befürworte. Wichtiger sei aber die Einflußnahme durch die lnstitutsleitung. Zu diesem Thema gab es auch eine gegenteilige Ansicht: "Unser Anmeldepotential ist ausgeschöpft, damit ist unsere Bringschuld erfüllt. Die Industrie erbringt ihre Holschuld nicht". Mehrere Gesprächspartner wiesen darauf hin, daß die finanziellen Anreize für eine stärkere Patentierungs- und Lizenzierungstätigkeit fehlten. So werden die Erfinder in der Regel lediglich nach den Sätzen des ArbeitnehmererfinderGesetzes entgolten. Vom verbleibenden großen Rest fließen in einer Forschungseinrichtung zwei Drittel in die zentrale Technologietransferstelle, ein Drittel fließt in den allgemeinen Haushalt des Forschungszentrums. Bei einer anderen Forschungseinrichtung verbleiben nach der gesetzlichen Vergütung des Erfinders ebenfalls zwei Drittel bei der eigenen Transferstelle, das restliche Drittel wird an das Sitz-Land abgeführt.
5.
Institute der Fraunhofer-Gesellschaft
5.1
Institutionelle Rahmenbedingungen
Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) ist eine Organisation der angewandten naturwissenschaftlich-technischen Forschung. Zu der Organisation gehören 46 Institute und Einrichtungen mit insgesamt 8000 Mitarbeitern. 1994 betrug die Gesamtleistung 1,2 Mrd. DM. Die FhG hat eine ausgeprägte Technologietransferorientierung. Dies kommt in den Grundsätzen der FhG zum Ausdruck. Darin heißt es (FhG 1994, 7): - "Die Fraunhofer-Gesellschaft forscht bedarfs- und marktorientiert auf dem nationalen und internationalen FuE-Markt - Träger der Forschungsleistungen der Fraunhofer-Gesellschaft sind ihre Institute, sie agieren unternehmerisch am FuE-Markt
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- Die Fraunhofer-Gesellschaft arbeitet kundenorientiert". Die FhG sieht in der Wirtschaft eine wichtige Zielgruppe ihrer Tätigkeit, für die sie technische Problemlösungen bis zur Einsatzreife erarbeiten will. Das Leistungsangebot umfaßt: - Produktoptimierung, Entwicklung von Prototypen, Optimierung von Verfahren und Entwicklung neuer Prozesse - Einführungsunterstützung neuer betrieblicher Organisationsformen und Technologien durch Erprobung in Demonstrationszentren, Schulung der beteiligten Mitarbeiter vor Ort sowie Serviceleistungen auch nach Einführung neuer Verfahren und Produkte - Technologieberatung durch Machbarkeitsstudien, Marktbeobachtungen, Trendanalysen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Förderberatung für den Mittelstand - Prüfdienste und Erteilung von Prüfsiegeln. Der Leistungsbereich Vertragsforschung hatte 1994 ein Volumen von ca. 900 Mill. DM. Davon entfielen auf die alten Bundsländer ca. 650 Mill. DM. Der Anteil der institutionellen Förderung des Bundes und der Länder betrug 1994 in den alten Bundesländern ca. 32 %. Die vom Bund und den Ländern finanzierten FuE-Projekte hatten einen Anteil von knapp 25 %, die FuE-Aufträge der Wirtschaft beliefen sich anteilsmäßig auf gut 30 %. Sonstige Erträge hatten einen Anteil von 12 %. ln ihrer Forschungsplanung orientiert sich die Fraunhofer-Gesellschaft am mittelfristigen Bedarf der Auftragsforschung (FhG 1995, 8).
5.2
Befragungsergebnisse
Aktivitäten des Technologietransfers Die befragten 13 Institute sind durch ihren hohen Auftrags- und Verbundforschungsanteil relativ stark transferorientiert Die Drittmittelqoten liegen zwischen 45 und 85 %. Häufig hat die institutionelle Grundfinanzierung der Institute nur einen Anteil von 15 %. Die Auftragsquoten aus der Industrie liegen zwischen 25 und 85 %. Bei dem teilweise hohen Industrieanteil ist zu berück-
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sichtigen, daß die Industrieaufträge nicht selten ebenfalls öffentlich (meistens BMBF) gefördert sind. Aufgrund des hohen Vertragsforschungsanteils entstehen die aus anderen Forschungseinrichtungen bekannten Spin-off-Probleme und -Defizite kaum, da nach Auskunft der Interviewpartner Wissensgenerierung und Wissenstransfer häufig Hand in Hand gehen. Entstehende Patente werden gegebenenfalls mit dem Industriepartner lizensiert. Patente, die im Rahmen der Vorlaufforschung anfallen, bleiben meistens im Institut und dienen der Akquisition neuer Aufträge, werden also selbst verwertet. Die Anbahnung der FuE-Aufträge basiert in etwa der Hälfte der Fälle auf der Akquisition der Institute und etwa zur Hälfte auf Anfragen der Unternehmen. Die Kundenstruktur hinsichtlich der Unternehmensgröße streut zwischen den Instituten relativ stark. Die Unterschiede hängen wesentlich vom Technologiegebiet des Instituts und der Schwerpunktsatzung im Hinblick auf die technische Umsetzung ab. Im Querschnitt wird deutlich, daß die mittelständische Wirtschaft offenbar einen merklichen Zugang zu den Forschungskapazitäten der Institute hat. Ein Institut pflegt ständigen Kontakt mit 150 mittelständischen Unternehmen, die Kurzmitteilungen und Sonderdrucke von Publikationen erhalten. Die Zusammenarbeit mit Technologietransfereinrichtungen findet in fast allen Instituten nicht oder nur am Rande statt, obwohl ca. drei Viertel der Befragten mindestens eine, meist mehrere, Einrichtungen kannten. Die Einstellung zum Wirken und den Wirkungsmöglichkeiten der Transferstellen ist überwiegend negativ. Man sieht nicht, welche spezifische Leistung die Stellen erbringen könnten. Entscheidend für den Transfer sei der direkte Kontakt zwischen Wissenschaftler und Unternehmen, da bleibe wenig Raum für Mittler. Der direkte Kontakt sei auch deshalb wichtig, weil die Auftragsarbeit der Institute hauptsächlich auf Vertrauen basiere. Der Vertrauensschutz sei ein systematisches Problem im Transfersystem. Die Unternehmen hätten Angst, sich mit ihrem Problem an eine Transferstelle zu wenden, weil sie befürchten, daß die Stelle das Wissen an die Konkurrenz weitergibt, und sei es nur als Referenz für die eigene Kompetenz.
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Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende fachliche Kompetenz des Personals der Transfereinrichtungen. Dort seien Generalisten tätig, die über keine Fachkenntnis verfügten. "Adressenverzeichnisse reichen nicht als Existenzberechtigung". Die Transfereinrichtungen müßten agressiver im Markt agieren und sich ein Profil schaffen. "Sie müssen die Literatur kennen und mindestens fünf Jahre Erfahrung haben. Dann könnten sie auch von uns akzeptiert werden". Aus diesen, aber auch aus Gründen des Marketing sehen es die Institutsleiter als ihre eigene Aufgabe und die ihrer Mitarbeiter an, selbst auf potentielle Auftraggeber zuzugehen. Positiv vermerkt wurden Informationsveranstaltungen der Transferstellen. Hier könne man sich darstellen und erhielte Kontakt zu Unternehmen. Als wichtige Form des Technologietransfers wurde verschiedentlich die Gründung von Unternehmen durch Mitarbeiter der Institute angesprochen.
Probleme des Technologietranfers Externe Probleme Der niedrige Anteil der institutionellen Förderung in der FhG und der hohe Anteil in den Großforschungseinrichtungen führt nach Ansicht betroffener Institute zu Wettbewerbsverzerrungen. Es sei nicht möglich, sich gegen die "Mischkalkulation" der dortigen Institute zu behaupten. Diese Institute würden zunehmend "auf den Markt drängen". Universitäten hätten ohnehin schon immer "Dumping-Preise" verlangt. Ein weiteres Problem wird darin gesehen, daß der BMBF sich zunehmend die "EU-Beihilferichtlinien zu eigen mache". Die strikte Anwendung der 50 %-Regel, die in anderen europäischen Ländern (Frankreich, Italien) nicht so gehandhabt würde, hätte negative Auswirkungen auf das Zustandekommen der Forschungsverbünde.
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Interne Probleme
Der hohe Anteil der Vertragsforschung hat für die Institute eine weitere Kehrseite. Wegen des niedrigen Grundfinanzierungsanteils haben die Institute nur sehr begrenzt finanzielle Mittel für die autonome Vorlaufforschung. Da Grundlagen- und Anwendungsforschung nicht nur linear sondern auch rückgekoppelt miteinander verbunden sind, wird der Technologietransfer tendenziell behindert. ln stark wissenschaftsbasierten Technologiefeldern können die auftretenden Anwendungsprobleme mitunter nur durch die Erarbeitung weiterer Grundlagen verstanden und gelöst werden. Hierzu fehlen aber meistens die Mittel, weil die Unternehmen Grundlagenforschung nicht finanzieren und der BMBF im Rahmen der Verbundforschung nur noch 50% finanziert. Wenn der BMBF keine entsprechenden Einzelprojekte fördert, verbleiben nur die DFG und Stiftungen, deren finanzielle Möglichkeiten sich aber auch verschlechtert hätten. Einige Wissenschaftler befürchten deshalb ein "Austrocknen" der eigenen Wissensbasis, weil der Zufluß neuen Grundlagenwissens nicht mehr funktioniert. Als weiteres Problem wurde die Knappheit qualifizierten Personals angesprochen, das insbesondere in Aufträgen von Unternehmen unabdingbar sei. Hier enge insbesondere der BAT ein. Erforderlich sei in der Entlohnung eine zusätzliche leistungsbezogene Komponente, die auch die Motivation der Mitarbeiter steigere. Kritisiert wurde auch die fehlende Flexibilität des Stellenplans. Bei verstärkter Nachfrage sei eine Expansion im Personalbereich nicht möglich.
6. Schlußfolgerungen Im Hinblick auf die Genese moderner technologieintensiver Innovationsprozesse ist die traditionelle Unterscheidung der Forschung in Grundlagenforschung und angewandte Forschung fragwürdig geworden. Technologische Wissensprozesse verlaufen immer häufiger von der Grundlagenforschung bis zur Innovation nicht mehr nur linear sondern vielfach rückgekoppelt. Dies hat Auswirkungen auf die Organisation der Wissensproduktion. Die Produktion technologischen Wissens findet einerseits immer häufiger multidisziplinär statt, d.h. fachübergreifend, gleichzeitig wird die Generierung fachspezifischen
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Wissens durch einen zunehmenden Grad der Integration geprägt. Das bedeutet, daß sich die Grundlagenforschung mit Anwendungsproblemen befassen muß (Vorwärtsintegration) und die angewandte Forschung den ständigen Rückgriff auf die Grundlagen ihres Fachs nehmen muß (Rückwärtsintegration). Die gängige Einteilung der deutschen Forschungslandschaft nach der Phase der Wissensgenese wird damit obsolet: Wissenschaftler der MaxPianck-Gesellschaft befassen sich intensiv mit der Erforschung biotechnologischer Verfahren und Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft arbeiten an den Grundlagen der Fluiddynamik. Die Interviews mit den Wissenschaftlern haben bestätigt, daß auch in grundlagenorientierten Forschungsinstituten technologieorientierte Projekte mit der Industrie durchgeführt werden. Wissens- und Technologietransfer wird somit zur Aufgabe der gesamten Forschungslandschaft. Die Anwendungsorientierung von Instituten und Wissenschaftlern wird durch objektive und subjekte Faktoren bestimmt. Im Bereich der erkenntnisorientierten Grundlagenforschung und Teilen der gesellschaftlichen Vorsorgeforschung ergeben sich in der Regel keine nennenswerten Ansatzpunkte für Technologietransfer. Alle anderen Bereiche bilden jedoch ein entsprechendes TransferpotentiaL Die Nutzung dieses Potentials hängt von dem Selbstverständnis der Forschungseinrichtung, den Neigungen der Mitarbeiter sowie dem Autonomiegrad und dem Anreizsystem der Forschungsinstitution ab. Nicht vergessen werden darf, daß zu einem Transfer immer zwei Partner gehören. Die Nutzung des Transferpotentials hängt somit auch von der Bereitschaft der Unternehmen ab, Technologien extern bei Forschungseinrichtungen zu beschaffen. Die Analyse der Ziele und Leitbilder der deutschen Forschungseinrichtungen zeigen überraschenderweise, daß zumindest im außeruniversitären Bereich Technologietransfer und Zusammenarbeit mit Unternehmen explizit zu den Aufgaben der jeweiligen Forschungseinrichtungen zählen. Technologietransfer erfolgt in einem beträchtlichen Teil der Forschungseinrichtungen in erster Linie nach dem Spin-off-Modell. Das Spin-off-Konzept folgt dem Prinzip der nachträglichen Verwertung. Dabei werden für nach autonomen Zielen erarbeitete Forschungsergebnisse Anwendungen und Nutzer gesucht. Dies ist oft ein schwieriges Unterfangen, da Technologieangebot und Technologienachfrage inhaltlich und zeitlich häufig nicht übereinstimmen. Der
7 Technologietransfer
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effizientere Technologietransfer folgt deshalb den Prinzipien des FuE-Marktes. Das bedeutet, daß bereits vor Aufnahme der Forschungsarbeit die Aspekte des Bedarfs und der Nachfrage mitberücksichtigt werden. Am direktesten ist das Marktprinzip in der Auftragsforschung gewährleistet. Der Transfer von Forschungsleistungen über Märkte erfordert von den Technologieproduzenten die Übernahme von Strukturen und Aufgaben des Forschungs- und Technologiemanagements. Hierzu gehören Bedarfsorientierung, Marktkenntnis, aktives Marketing, Leistungsorientierung und ein flexibles organisatorisches und unterstützendes Umfeld. Diese Merkmale sind in den transferrelevanten Forschungseinrichtungen in sehr unterschiedlicher Ausprägung Bestandteil organisations- und personalpolitischer Ziele und Maßnahmen. Relativ am weitesten ist das Prinzip des FuE-Marktes in den Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft realisiert. Die Auftragsforschung hat dort traditionell einen hohen Stellenwert, allerdings ist nicht erkennbar. warum der Anteil der Industrieaufträge in der FhG insgesamt nicht weiter gesteigert werden könnte. Aufgrund der in Teilbereichen starken Anwendungsorientierung etlicher
Großforschungseinrichtungen (z.B. DLR, FZK, KFA, GBF, GSF) sollte das Prinzip des FuE-Marktes auch dort institutionalisiert und Teil der Identität der Forschungseinrichtungen werden. Gegenwärtig ist es noch weitgehend der Initiative des einzelnen Institutsleiters und Mitarbeiters überlassen, ob und inwieweit er seine Forschungsarbeit an den Kategorien des FuE-Marktes orientiert. Zu den institutionellen Maßnahmen gehören vor allem die Einführung von Instrumenten des FuE-Managements und des Technologiemarketings in den jeweiligen Forschungsinstituten. Für den organisatorischen Wandel sind nicht nur die ideelle Unterstützung der Zentrumsleitungen sondern auch die externe Unterstützung im Hinblick auf die Implementierung neuer Führungs- und Marketinginstrumente erforderlich. Um den Veränderungsprozeß nachhaltig zu unterstützen, ist es desweiteren erforderlich, auch die Finanzierungsbedingungen der Institute zu ändern. Solange die Institute aus der institutionellen Grundförderung finanziert werden, ist eine allgemeine Verhaltensänderung im Hinblick auf ihre Transferorientierung nicht zu erwarten. Die Institute sollten deshalb Zielvorgaben für die Erreichung eines industriellen Drittmittelanteils an ihrem Gesamtbudget mit entsprechender Anpassung des Grundfinanzierungsanteils erhalten. Andererseits sollte es den Instituten er-
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möglicht werden, eigene Ressourcen für die Herstellung der Transferreife ihrer Laborergebnisse einsetzen zu können. Denn der Transfer aus der Forschung scheitert oft daran, daß anwendungsrelevante Forschungsergebnisse in der vorliegenden wissenschaftlichen Form, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, nicht verwertbar sind und die Firmen in dieser Phase nicht in der Lage sind, Kosten und Risiken der Umsetzung abzuschätzen. Elemente der Marktorientierung findet man auch in den Hochschulen und
Max-Pianck-lnstituten. Wegen der starken Ausrichtung dieser Einrichtungen im Hinblick auf die Lehre bzw. Grundlagenforschung und aufgrund ihrer ausgeprägten dezentralen Struktur sollten in diesen Bereichen vor allem die transferorientierten Rahmenbedingungen verbessert werden. Im Hinblick auf die Stärkung der universitären Forschung gibt es erste Ansätze, in denen traditionelle Fachbereichsgrenzen zugunsten interdisziplinärer Kooperation aufgelöst werden (z.B. TU Hamburg-Harburg) . Ein weiterer Ansatzpunkt zur Überwindung transferhemmender traditioneller Hochschulstrukturen stellt das Konstrukt der An-Institute dar, in denen parallel zur universitären Forschung ein von der Industrie teilweise finanziertes Institut für die anwendungsnahe FuE zur Verfügung steht. Allerdings zeigen die Erfahrungen bei schon länger existierenden Einrichtungen dieser Art, daß auch bei einem hohen Einwerbepotential für Drittmittel eine kontinuierliche Arbeit nur bei vorliegender Grundfinanzierung gewährleistet ist. Bevor jedoch Drittmittel fließen, muß ein Abnehmer für entsprechende Forschungsleistungen vorhanden sein. Das bedeutet, daß auch im Hochschulbereich die Leistungserbringung zunehmend nachfrageorientiert, und nicht mehr angebotszentriert erfolgen muß. Dies hat zur Folge, daß jeder einzelne Wissenschaftler auch für die Präsenz und Akzeptanz seiner Leistung am FuEMarkt Sorge zu tragen hat. Dies erfordert den verstärkten Ausbau eines Mar-
ketings für Forschungsleistungen. Aufgrund des Befundes, daß die Aufnahme derartiger Marktsignale aus dem Wissenschaftsbereich bei kleinen und mittleren Unternehmen in vielen Fällen aufgrund eines fehlenden wissenschaftlich qualifizierten "Empfängers" gar nicht erfolgen können, kommt dem Personaltransfer eine entscheidende Bedeutung zu. Nicht nur, daß "Wissenstransfer über Köpfe" eines der schnell-
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sten, nachhaltigsten und effizientesten Transferinstrumente darstellt, er eröffnet auch durch fehlende Berührungsängste der Hochschulabsolventen mit dem Subsystem Wissenschaft potentiell neue Know-how-Quellen für das zuvor transferabstinente Unternehmen. Bei kleinen und mittleren Unternehmen bestehen jedoch noch erhebliche Ressentiments gegen die Einstellung von Hochschulabsolventen, während Hochschulabgänger noch in starkem Ausmaß Großunternehmen präferieren. Um die auf beiden Seiten bestehenden Defizite zu verringern, sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Programme und Modelle des Personaltransfers zwischen Hochschule und Wirtschaft entstanden, die sich hinsichtlich der Transferrichtung, des Transferzeitraums und der geförderten Personengruppe unterscheiden. Eine Bestandsaufnahme der Nutzung und Ergebnisse von Förderprogrammen und Instrumenten des Personaltransfers zeigt, daß diese nicht flächendeckend eingesetzt oder aber nicht intensiv genug genutzt werden (Vogt 1994, 31). Hier könnte durch stärkere Aufklärung über die existierenden Programme noch ein großes Mobilisierungspotential erschlossen werden. Eine Kooperation zwischen Universität und KMU kann trotz des betrieblichen Einsatzes wissenschaftlich qualifizierter Mitarbeiter scheitern, wenn Unternehmen eher kurzfristige Technologieberatung beanspruchen und FuE-Aufträge auf schnell realisierbare Verbesserungen und Weiterentwicklungen von Produkten und Verfahren gerichtet sind. Während Universitäten an langfristigen Projekten interessiert sind, ist der Technologie- und Wissenstransfer der Fachhochschulen eher kurz- und mittelfristig und damit betont mittelstandsorientiert. Eine Ausweitung und Intensivierung der Transferaktivitäten erfordert jedoch eine Verbesserung der personellen Ausstattung, die auch die Einrichtung von Assistentenstellen einschließt. Außerdem sollten zusätzliche Hilfskraftstellen gewährt werden, um eine für die Durchführung von FuE-Aufträgen erforderliche kritische Masse bilden zu können. Nach Aussagen der Hochschullehrer ist das Auftragspotential in der Industrie vorhanden. Bei besserer personeller Austattung könnte "20mal" mehr gemacht werden als heute. Geräte zu beschaffen sei kein Problem, aber die Einstellung von Leuten. Die Einstellungen der Wissenschaftler zur Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sind sehr unterschiedich ausgeprägt. Ihre Haltung kann neben institutionellen
100
Änderungen auch durch ein transferorientiertes Anreizsystem beeinflußt werden. Die Befragung in den Instituten zeigt, daß die Anreizsysteme nicht immer so gestaltet sind, daß die Motivation für eine stärkere Transferorientierung positiv beinflußt wird. Für die Weiterentwicklung des internen Anreizsystems in den Forschungseinrichtungen existieren mehrere Ansatzpunkte. Voraussetzung für die marktmäßige Übertragung von technologischem Wissen ist häufig die Existenz eines gewerblichen Schutzrechts, bei entsprechender Erfindungshöhe eines Patents. Während für Unternehmen Patente eine geeignete Form für die Aneignung von Wissen darstellen, gibt es im akademischen Raum häufig Unkenntnis und Vorbehalte gegenüber dem Patentwesen. Wissenschaftler befürchten, daß das Patent einer in der wissenschaftlichen Forschung üblichen und die Reputation des Forschers fördernden Veröffentlichung entgegensteht. Eine Analyse zur Situation der Wissenschaftserfinder zeigt, daß bei Wissenschaftlern noch erhebliche Defizite beim Wissen über das Patentwesen bestehen (Schmach et.al. 1995, 119f.). So bedeutet eine erfolgte Patentanmeldung nicht, daß die Arbeitsergebnisse nicht sofort danach publiziert werden dürfen. Darüber hinaus bestehen häufig Unkenntnisse über den Aufbau von Patentanmeldungen und des Ablaufs des Patentverfahrens. Aus diesen Gründen muß es Aufgabe der Forschungseinrichtungen sein, das Bewußtsein für die Möglichkeiten der Patentanmeldungen zu wekken und die Wissenschaftler soweit zu unterstützen, daß ihre laufenden Arbeiten durch eine Patentanmeldung nicht mehr als unbedingt nötig beeinträchtigt werden. Den außeruniversitären Forschungseinrichtungen stehen hierfür eigene Patentbüros zur Verfügung. Im Hochschulbereich stehen bislang erst zwei inneruniversitäre Einrichtungen für Patentberatung und -Verwertung zur Verfügung: die Informations-Beratungs- und Kontaktstelle der Universität Karlsruhe (IBK) und TU Dresden Transfer. Die Zielgruppe dieser Stellen ist vor allem das Erfindungspotential "der zweiten Reihe" der Hochschulforscher, nämlich der wissenschaftlichen Mitarbeiter, die weitgehend erst dafür sensibilisiert werden müssen, transferierbare Ergebnisse und Erfindungen in verstärktem Umfang zu erkennen und daraus Schutzrechte entstehen zu lassen. Durch finanzielle Unterstützung der für aussichtsreich erachteten Patentverfahren soll die Zahl der Patentanmeldungen erhöht und durch die anschließende Verwertung ein Nutzen für Erfinder und Hochschule erzielt werden. Diese in Kooperation mit der PST durchgeführte Aktion zeigt erste Erfolge, indem mittlerweile pro Jahr etwa 100 Erfin-
101
dungsmeldungen von der Karlsruher Stelle bearbeitet werden , von denen etwa 20 bis 40 zur Einreichung von Patentanmeldungen führen. Die Anzahl angemeldeter Patente wird sich für die deutschen Hochschulen zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor entwickeln, wenn es darum geht, externe FuE-Aufträge zu aquirieren, wie er es schon lange für Universitäten in USA oder Großbritannien darstellt. So sind in den USA die Lizenzeinkünfte der Universitäten innerhalb der letzten 15 Jahren um den Faktor 10 auf jetzt 300 Mill. $ gestiegen. Da nicht an jeder Universität in Deutschland eine derartige Stelle eingerichtet werden kann, bietet sich die Zuständigkeit dieser Einrichtung für eine größere Region an. So ist die Beratungsstelle an der Universität Karlsruhe Ansprechpartner für alle Hochschulerfinder in Baden-Württemberg. Um Wissenschaftserfinder in Bayern soll sich die PST kümmern, während diese Aufgabe in Niedersachsen vom EZN und in Nordrhein-Westfalen von PINA wahrgenommen werden. in Sachsen übt TU Transfer in Dresden diese Aufgabe aus und in Sachsen-Anhalt das Erfinderzentrum (ESA) in Magdeburg. in den anderen Bundesländern gibt es bislang keine vergleichbaren, auf Patentberatung und -verwertung spezialisierten Einrichtungen. Neben einer besseren Information sollte die Eigeninitiative der Forscher im Hinblick auf die Patentierung und Verwertung von Forschungsergebnissen auch durch eine stärkere Erfolgsbeteiligung gefördert werden. Defizite bestehen hier insbesondere in den Großforschungseinrichtungen. Hier sollten Erfinder und Institute stärker an den Lizenzerlösen partizipieren. Um ein stärkeres Interesse an der Einwerbung industrieller Drittmittel zu erzielen, müssen die Institute auch eine größere Flexibilität in der Entlohnung erhalten. Das BAT-Tarifwerk und die rigiden Stellenpläne sind hierfür kein geeignetes Instrumentarium. Erforderlich ist deshalb der Einbau einer ergänzenden leistungsorientierten Komponente in das Entgeltsystem. Nur auf diese Weise steht nach Meinung vieler Gesprächspartner qualifiziertes und im Umgang mit Unternehmen erfahrenes Personal für den Technologietransfer zur Verfügung. Verschiedene Beispiele zeigen, daß sich Mitarbeiter von Forschungseinrichtungen durch eine eigene Unternehmensgründung selbständig gemacht haben. Grundlage der Gründung ist häufig technologisches Wissen, das wäh-
102
rend der eigenen Forschungsarbeit entstanden ist und wirtschaftlich genutzt werden kann. Gründer weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, daß bestehende Unternehmen an der Nutzung des vorhandenen Know-how oft kein Interesse zeigen. Die Gründung ist deshalb in diesen Fällen die einzige Möglichkeit des Technologietransfers. Die Forschungseinrichtungen sollten solche Spin-off-Gründungen ihrer Mitarbeiter aktiv fördern. Dies kann geschehen durch Gewährung von Teilzeitarbeit in der Vorbereitungsphase, durch Beratungsleistungen der eigenen Transferstellen, durch Überlassung bzw. Vermietung eigener Räume und Geräte und durch enge Zusammenarbeit mit regionalen Technologiezentren. Mit Rückkehrgarantien sollte jedoch sehr vorsichtig umgegangen werden, weil eine solche Risikoabsicherung das Ausleseverfahren unter den potentiellen Gründern negativ beeinflussen und die erforderliche Markt- und Erfolgsorientierung beeinträchtigen kann. Rückkehrgarantien sollten deshalb, wenn überhaupt, nur für einen kurzen Zeitraum von maximal 1-2 Jahre gewährt werden.
V.
Typen und Merkmale von Technologiemittlern
1.
Überblick
Die gegenwärtig vorzufindende Struktur des institutionalisierten Technologietransfers ist das Ergebnis einer nun beinahe 20 Jahre dauernden Entwicklung, die jedoch noch nicht abgeschlossen ist, wie die kürzlich erfolgte Gründung einiger neuer Einrichtungen auf Länderebene zeigt (z.B. der BayernInnovativ GmbH). Die Pilotvorhaben des BMFT zum Technologietransfer und zur Innovationsberatung (1977-1983) haben einen wesentlichen Anstoß dazu gegeben, daß bundesweit eine engmaschige Infrastruktur aufgebaut wurde, die sowohl Einrichtungen bei Know-how-Produzenten (Forschungseinrichtungen) wie bei wirtschaftsnahen Institutionen (Kammern, Verbände) umfaßt. Hinsichtlich der Gliederung und Beschreibung der Transfereinrichtungen kann deshalb zunächst zwischen forschungsnahen und wirtschaftsnahen Ansätzen unterschieden werden. Die forschungsnahen Ansätze umfassen das Beratungs- und Transferangebot an Hochschulen, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen einschließlich der in kooperativer Trägerschaft geführten Institute an den Hochschulen. Hierzu sind auch noch die Beratungs- und Entwicklungszentren und sowie die Demonstrationszentren zu zählen, denen eine Mittlerfunktion in neuen Technologiefeldern zukommt, und die in der Regel bei Forschungseinrichtungen angesiedelt sind. Daneben gibt es ein umfangreiches Beratungs- und Transferangebot wirtschaftsnaher Körperschaften, insbesondere Kammern und Verbände. Diese Stellen arbeiten zumeist vermittelnd und koordinierend. Die Industrieverbände verfügen auch über Forschungsvereinigungen, die vorwiegend branchenorientierte FuE-Dienstleistungen anbieten. Neben diesen beiden Konzepten existieren noch eigenständige intermediäre Strukturen in Form von Transferagenturen, Transfernetzwerken sowie lnformationsvermittlungsstellen, die transferinteressierte Unternehmen informieren, beraten oder unterstützen. Eine besondere Form des Transfers findet über die Technologie- und Gründerzentren statt, in denen technologieorientierte Neugründungen, teilweise unter Einbeziehung der Forschungs- und Hochschulinfrastruktur, im Mittelpunkt stehen.
105
Transferleistungen werden schließlich auch von privaten Dienstleistern erbracht, zu denen fachlich spezialisierte Unternehmensberater zählen, aber auch Software- und DV-Berater sowie die Gruppe der beratenden Ingenieure. Da im Mittelpunkt dieser Untersuchung die öffentlich finanzierten Transferstellen stehen, wird zur Entwicklung eines Gesamtbildes über deren Arbeitsteilung der Versuch unternommen, die in der Bundesrepublik zu dieser Kategorie zählenden rund 1.000 Einrichtungen (Haupt-, Außen-, Zweig- und Nebenstellen), die für Industrieunternehmen im Hinblick auf Technologietransfer und Innovationsberatung relevant sein können, zu typisieren und in ihren Organisations- und Gestaltungsformen zu beschreiben. Die Typenbildung orientiert sich an der in der Realität vorzufindenden Institutionenvielfalt (Realtypen), wie sie sich den transferinteressierten Unternehmen darbietet (Tab. 16). Im einzelnen handelt es sich um:
(1)
Forschungsnahe Technologiemittler
- Hochschultransferstellen An Universitäten und Fachhochschulen stehen in Form von Kontakt- und Transfer-Stellen sowie von Technologiebeauftragten Anlauf- und Ansprachstellen für die Wirtschaft zur Verfügung. Diese Stellen erarbeiten Leistungskataloge und sind für die Erstkontakte mit Unternehmen und die Expertenauswahl aus dem Bereich der Hochschule zuständig. - Transferstellen außeruniversitärer FuE-Einrichtungen Die außeruniversitären Einrichtungen verfügen über Anlaufstellen für die Wirtschaft, die das Technologieangebot transparent machen und vermittelnd tätig sind. Sie sind darüber hinaus Akquisiteure und Organisatoren für Transferprojekte. - Technologieprüfungs- und -kontroii-Einrichtungen Der Transfer von Forschungsleistungen erfolgt hier unmittelbar über die in die Universitäten eingegliederten oder selbständigen Prüfämter, Anstalten und Versuchsstationen. Diese Stellen sind zum Teil als Versuchs-, Prüf-
106
Tabelle 16
Technologietransfer-Einrichtungen in Deutschland
Einrichtungen
Anzahl Deutschland insgesamt
Anzahl in den alten
I
neuen
Bundesländern
Forschungsnahe Technologiemittler: Hochschultransferstellen
161
126
35
Transferstellen außeruniversitärer FuE-Einrichtungen
125
106
19
14
Technologieprüfungs- und -kontroii-Einrichtungen
14
-
Beratungs- und Entwicklungszentren
110
89
21
Anwender- und Demonstrationszentren
105
84
21
Wirtschaftsnahe Technologiemittler
239
218
21
Transferagenturen
49
29
20
Transfernetzwerke
7
4
3
51
21
30
177
118
59
1.038
809
229
Eigenständige Technologiemittler:
Informationsvermittlungsstellen Technologie- und Gründerzentren
Insgesamt
Quelle: Informationsbroschüren der Wirtschaftsministerien der Bundesländer.
107
oder Forschungsinstitutionen mit praxisbezogener Themenstellung ausgestaltet (z.B. Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung). - Beratungs- und Entwicklungszentren Sie decken den Beratungsbedarf in spezifischen Technologiefeldern ab und unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei Neu-, Weiter- und Anpassungsentwicklungen durch eigene personelle und apparative Kapazitäten (z.B. Bauzentrum München). - Anwender- und Demonstrationszentren Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie eigens gegründete Trägerorganisationen unterhalten Demonstrations-, Anwenderoder Applikationszentren, die auf dem Gebiet der Schlüsseltechnologien potentiellen Anwendern die Möglichkeit bieten, sich zu informieren. Neben der Beratung führen die Zentren auch Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter aus den Industrieunternehmen durch (z.B. CIM-Technotogietransferzentren) . (2)
Wirtschaftsnahe Technologiemittler
Die Anlaufstellen bei den Kammern und anderen Organisationen der Wirtschaft üben eine Makler- und Beraterfunktion aus. Ihre Aufgabe ist es u.a., Know-how-Träger und Know-how-Nachfrager zusammenzubringen. Hierzu nutzt man die traditionellen Beziehungen der Wirtschaftsorganisationen, bei denen die Kontaktstellen eingerichtet sind. Zu dieser Gruppe gehören auch die industriellen Forschungsvereinigungen, die Gemeinschaftsprojekte ihrer Mitgliedsunternehmen organisieren. (3)
Eigenständige Technologiemittler
- Transferagenturen Agenturen sind primär regional operierende Einrichtungen, die transferspazifische Kapazitäten bereitstellen. Sie erbringen Transferleistungen durch die Kontaktvermittlung zu externen Know-how-Produzenten und organisie-
108
ren Kooperationsprojekte, deren Abwicklung sie häufig bis zum Abschluß betreuen. Die Informations- und Beratungsleistungen erstrecken sich auf Technologie- und Förderberatung aber auch auf einzelne Funktionsbereiche von Unternehmen bis hin zur funktionsübergreifenden Unternehmensund Gründungsberatung. Daneben sind die Agenturen auch mit Weiterqualifizierungsleistungen befaßt und fungieren teilweise als Projektträger für öffentliche Förderprogramme und als Auftragnehmer öffentlicher Projekte (z.B. ZENIT, LGA). Einige Agenturen haben sich auf die Patentberatung und -Verwertung spezialisiert. - Transfernetzwerke Als Vermittlungs-, Koordinations- und Informationsstelle für Technologietransfer üben sie eine Bündelungsfunktion in einem Netz von arbeitsteilig wirkenden Einrichtungen aus. Produzentenorientierte Netzwerke verfügen über ein einheitlich transferorientiertes Leistungsprofil an den dezentral organisierten Technologiegeber-Einrichtungen, wobei die Zentrale als gemeinsame Anlauf- und Dienstleistungsstelle fungiert. Transferstellenorientierte Netzwerke sollen dazu beitragen, den Informationsfluß zwischen den Transferstellen unterschiedlicher Institutionen zu verbessern, die für anfragende Unternehmen in Frage kommenden Dienstleistungen zu koordinieren und die Auswahl der Technologieanbieter zu unterstützen. - Informationsvermittlungsstellen Oie Informationsvermittlungsstellen verschaffen insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Zugang zu nationalen und internationalen Datenbanken und erbringen teilweise auch Beratungsleistungen. Neben den Fachinformationszentren gehören zu dieser Gruppe auch die Patentinformationsstellen. - Technologie- und Gründerzentren Diese Einrichtungen bieten technologieorientierten Gründern durch die Bereitstellung geeigneter Infrastruktur die Möglichkeit, ihre Ideen zu verwirklichen. Weiterhin wird der Transferprozeß durch die an vielen Standorten gegebene Nähe zu Forschungseinrichtungen begünstigt.
109
2.
Aufgabenspektrum
Grundsätzliches Ziel aller Transfer- und Beratungsbemühungen ist die Förderung der Innovationsfähigkeit der Unternehmen. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen soll bei der Suche nach neuem technologischen Wissen und dessen Umsetzung in neue Produkte und Verfahren Hilfestellung geleistet werden. Die hierfür notwendigen Interaktionen zwischen Technologiegeber und Technologienachfrager können durch Transfer- und Beratungsstellen unterstützt werden in Form von: - Transferleistungen (im engeren Sinn) Kontaktanbahnung, Projektmanagement, Patentberatung und -verwertung; - Informationsleistungen lnformationsvermittlung, Technologieauskünfte, -berichte, Gutachten; - Beratungsleistungen Unternehmensberatung, Marketingberatung, Qualitäts- und Umweltmanagementberatung, Gründungsberatung, Innovationsberatung, Fördermittelberatung; - Qalifizierungsleistungen Aus- und Weiterbildung; - Öffentliche Leistungen Projektträgerschaft, öffentliche Aufträge. Diese Leistungsschwerpunkte können von den einzelnen Institutionen in unterschiedlichen Kombinationen angeboten werden. Hinsichtlich ihrer strategischen Ausrichtung auf die Bedienung der relevanten Zielgruppe haben die Transferstellen zwei Optionen: - Sie üben die Rolle eines Maklers und Beraters aus, indem sie Know-howNachfragern Ansprach- und Kooperationspartner vermitteln und Beratungen durchführen. Sie sind in der Regel eher "Generalisten", die über einen breiten Überblick über das Leistungsangebot von Technologiegebern verfügen.
110
- Sie haben die Kompetenz eines "Spezialisten" und können Vermittlungsund Beratungsfunktionen in (technologischen) Schwerpunktfeldern (z.B. Mikroelektronik, Materialtechnologie) wahrnehmen und dabei aktiv bei der Problemanalyse und -definition mitarbeiten. Für die folgende Untersuchung der Technologiemittier-Einrichtungen wurden insgesamt 28 Expertengespräche geführt.
3.
Forschungsnahe Technologiemittler
3.1
Hochschultransferstellen
Struktur und Arbeitsweise Eingeleitet durch die Modellversuche der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung an der TU Berlin und der Ruhr-Universität Bochum (1976-1980), ist an den deutschen Hochschulen ein flächendeckendes Transferstellen-Netz entstanden, so daß derzeit nahezu an allen Hochschulen Kontaktstellen eingerichtet oder spezielle Ansprachpartner benannt sind. An vielen Hochschulen arbeiten neben einer "allgemeinen" Transferstelle zusätzliche Sondereinrichtungen für besondere Technologiebereiche (z.B. CIM-Zentren). Derzeit sind die für alle Bereiche einer Hochschule zuständigen "allgemeinen" Transferstellen überwiegend beim Rektorat, seltener beim Kanzler, angesiedelte Stabsstellen. Daneben finden sich auch mit Transferaufgaben betraute Abteilungen innerhalb von Dezernaten. Teilweise existieren noch "spezifische" Transfereinrichtungen für wichtige Forschungsfelder an Hochschulen (z.B. Transferstelle für Biomedizin u.ä.), die vielfach institutsartige Strukturen aufweisen. ln einigen Städten/Regionen bestehen auch hochschulübergreifende Einrichtungen (z.B gemeinsame Transferstelle von Universität und Fachhochschule). Eine Besonderheit in der Abwicklung von Transferleistungen an Fachhochschulen besteht in Baden-Württemberg durch die von der Steinbeis-Stiftung unterhaltenen Transferzentren, die den Unternehmen einen direkten Zugang
111
zu den als Hochschullehrer tätigen Technologieproduzenten ermöglichen. Zusammen mit den Technischen Beratungsstellen an Fachhochschulen ergibt sich ein flächendeckendes Netz, sodaß an baden-württembergischen Fachhochschulen keine hochschulinternen Einrichtungen für indirekten Technologietransfer existieren. Die Transfer-Stellen an Universitäten verfügen meist über Personal- und Sachmittel aus der normalen Landeszuweisung zum Universitätshaushalt, aus der sie ihr planmäßiges Personal und die Sachautwendungen bezahlen. Eventuelle weitere Jahresetats für Sonderprojekte der Transfer-Stelle, wie z.B. Massebeschickungen oder EG-Fördermittei-Beratung, können zusätzlich existieren. Als Mitglieder der Hochschule haben die Leiter von Transferstellen prinzipiell auch die Möglichkeit, selbst Kooperationsprojekte mit außeruniversitären Partnern durchzuführen, und dazu Fördermittel aus öffentlichen Programmen oder von privaten Geldgebern zu akquirieren. Die Situation der Transferstellen ist - bei bundesweit insgesamt ähnlichen Rahmenbedingungen - standortspezifisch im Hinblick auf das Leistungsangebot, die personelle und sachliche Ausstattung sowie der Zielgruppenorientierung sehr unterschiedlich ausgasprägt (Staudt/Bock/Mühlemeyer 1992, 5). Grundsätzlich besteht die Hauptfunktion der Transferstellen in der Bekanntmachung und Vermittlung der Leistungsangebote der Hochschule sowie ihres eigenen Leistungsprofils. Die damit verbundenen Aktivitäten lassen sich vier Handlungsfeldern zuordnen: - Informationsvermittlung Instrumente und Maßnahmen zur gezielten Beschreibung von HochschulAngeboten; - Herstellung von Kooperationskontakten und Betreuung der Transferprojekte Problemdefinition, Suche und Ansprache von Experten, Projektcontrolling, öffentliche Förderprogramme etc.; - Existenzgründungsberatung Erstellen von Unternehmens- und Finanzierungskonzepten, Kontaktvermittlung, Qualifizierung etc.;
112
- Personaltransfer Vermittlung von Studenten, Hochschulabgängern, Diplom- und Promotionsarbeiten. Eine Zusammenstellung der von den Hochschultransferstellen zu ihren Tätigkeitsprofilen gemachten Angaben zeigt die unterschiedliche Bedeutung der einzelnen Aufgabenschwerpunkte (Tab. 17). Deutlich wird die "Schaufensterfunktion" der Transferstellen, die durch Messepräsentation, Informationsbroschüren und Forschungsberichte auf das in der Hochschule vorhandene Angebot aufmerksam machen soll. Der Kern-Arbeitsbereich der Stellen, nämlich die Vermehrung der Kooperationen Hochschule/Wirtschaft, wird zwar als bedeutender Schwerpunkt genannt, damit ist jedoch nichts über den tatsächlich darauf entfallenden Arbeitseinsatz ausgesagt. Zwischen den Transferaufgaben von Universitäten und Fachhochschulen gibt es hinsichtlich der Einschätzung ihrer Bedeutung nur geringe Unterschiede. Die Angaben weichen allerdings - aufgrund unterschiedlicher Forschungsinhalte der beiden Einrichtungen- in den Aufgabenfeldern "BetreuungNerwertung von Schutzrechten" und "Spin-off"-Gründungen stärker voneinander ab, da Patentanmeldungen und Unternehmensgründungen eher von Universitätsangehörigen erfolgen. ln einer eher pragmatischen Sichtweise konzentriert sich die Arbeit der Hochschultransferstellen auf die Entlastung der Wissenschaftler von Dienstleistungsaufgaben, die im Zusammenhang mit Transferprojekten abzuwickeln sind, wie z.B. Vertragsgestaltung und sonstige administrative Angelegenheiten, damit sich der Hochschulforscher auf den fachlichen Teil der Zusammenarbeit konzentrieren kann. Der relativ hohe Kontaktierungsgrad von Hochschultransferstellen seitens der Unternehmen resultiert vielfach auch aus Anfragen zur Vermittlung von Praktikanten oder dem Anbieten von Themen für Diplomarbeiten. ln vielen Studien wird die Bedeutung der Transferstellen für die Unternehmen im regionalen Umfeld hervorgehoben. Die für die Nachfrage nach Forschungsleistungen der Universitäten relevante Zielgruppe ist jedoch eher national und international verstreut angesiedelt, zumal an vielen Standorten die als potentielle Nachfrager zu betrachtenden Wirtschaftszweige gar nicht
8 Technologietransfer
113
Tabelle 17
Spektrum der von Transferstellen an Universitäten und Fachhochschulen genannten Aufgaben•1
BeL. % der Transferstellen an UniVersitäten
Aufgaben
Fachhochschufen
stellt , .• einen Aufgaben-
senwarpUnkt dar
Information über Kooperationsmöglichkeiten Hochschule/Wirtschaft
96,1
91,5
80,3
81,3
Organisation von Tagungen/Kongressen, Ausstellungen/Messen, Veranstaltungen
73,7
54,2
Fördermittelberatung
67,1
61,0
Fördermaßnahmen für das regionale Umfeld
26,3
27,1
BetreuungNerwertung von Erfindungen, gewerblichen Schutzrechten
21,1
1,7
Betreuung/Organisation des Personalaustausches Hochschule/Wirtschaft ("Personaltransfer")
21,1
22,0
Förderung von "Spin-offs"/Unternehmensgründungen
15,8
6,8
Durchführung curricularer Fort-/Weiterbildung
15,8
15,3
Sonstiges
15,8
22,0
Vermittlung/Betreuung/Projektmanagement von Beratungen, Begutachtungen, Gerätenutzungen, Auftrags-F&E, Verbundprojekten
a) Angaben von 76 Universitäten und 59 Fachhochschulen in Deutschland. Quelle: Berechnungen des ifo Instituts nach Angaben in Budach/Heinernann (1995).
114
existent sind. Die regionale Sichtweise resultiert eher aus der Tatsache, daß Landesfinanzmittel in die jeweiligen Hochschulen fließen, deren Leistungen primär den regional ansäßigen Unternehmen zukommen sollten.
Konzeptionelle Bewertung Die konzeptionelle Ausrichtung einer Hochschultransferstelle ist durch ihre organisatorische Einbindung und inhaltliche Ausgestaltung der sie tragenden Hochschule geprägt. Da der Wissens- und Technologietransfer aus dem Hochschulbereich jedoch überwiegend auf direkten persönlichen Kontak· ten von Wissenschaftlern zur Wirtschaft basiert, bedeutet das für die institutionalisierte (indirekte) Form des Transfers, daß sich das Aufgabenspektrum der Transferstellen deutlich verändern muß, soll eine spürbarere Wirkung auf die gesamten Transferleistungen der Hochschule erzielt werden. Erforderlich ist die Entwicklung einer eigenen Fachkompetenz, die entscheidend von der Qualifikation der in diesen Stellen tätigen Mitarbeiter abhängt. Häufig klaffen Hochschulwissen in den Transferstellen und die betriebliche Praxiserfahrung auseinander, wodurch den Unternehmen das Angebot dieser Stellen als inkompetent erscheint. Aber nicht nur mit den Erwartungshaltungen seitens der Unternehmen haben die Stellen zu kämpfen, sie treffen auch auf Akzeptanzbarrieren innerhalb der Hochschulen, da sie nicht von allen als "Makler" zwischen Wissenschaft und Industrie anerkannt werden (vgl. Abschnitt IV.2). Den Hochschultransferstellen wird häufig eine mangelnde Nachfrageorientierung vorgeworfen, da sie überwiegend erst auf konkrete Anfragen von Unternehmen tätig würden. Nach Aussagen von Transferstellenmitarbeitern liegt die Erfolgsquote bei Akquisitionen seitens ihrer Stelle bei 1:1 0, bei von Unternehmen initiierten Anfragen jedoch bei 50:50. Diese niedrige Erfolgsquote selbst akquirierter Projekte hängt sicher auch mit den genannten Kompetenzdefiziten zusammen. Die öffentliche Kritik einer fehlenden Arbeitsteilung zwischen Hochschultransferstellen, die eher durch Angebotsüberschneidungen gekennzeichnet s~i . hat in Berlin zu einem Transferverbund geführt, bei dem jede Transferstelle zwei
8'
115
oder drei Querschnittsaufgaben, die sich auf bestimmte Technologiefelder beziehen, federführend übernimmt, die anderen Hochschulen in die Arbeit einbezieht und Ergebnisse und Informationen zur Verfügung stellt (Rödel 1994, 70). Dieses Transfernetzwerk einerfachlichen Schwerpunktbildung wurde bereits als Netzwerk "der zweiten Generation" bezeichnet. Unterstellt man, daß ein Netzwerk der ersten Generation unter Beibehaltung der traditionellen Tätigkeitsschwerpunkte als funktionierendes Informationsnetzwerk zwischen den einzelnen Stellen zu begreifen ist, so ist außerhalb Berlins weitgehend nicht einmal diese Form von Netzwerken bisher etabliert. Inwieweit das genannte neue Konstrukt Nachahmungen finden wird und zu einem bundeslandübergreifenden Netzwerk für bestimmte Technologiefelder werden wird, bleibt abzuwarten. Eine derartige Umstrukturierung könnte den Hochschultransferstellen zu einer eindeutigen Identität verhelfen, die dann auch für entsprechende Marketingaktivitäten genutzt werden könnte. Die notwendige öffentliche Finanzierung der Transferstellen an Fachhochschulen wurde damit begründet, daß die Zielgruppe hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen seien, und daß bei der Akquisition von Projekten mit 5.000 DM Auftragshöhe oder mit der Vermittlung von Diplomarbeiten kein Gewinn zu erzielen sei. Wenn die volle Eigenfinanzierung einer solchen Stelle erfolgen müßte, könnten nur noch Projekte mit Großunternehmen durchgeführt werden. ln einerneueren Studie (Nikula/Heinrich/Keller 1993 25ft.) wurde bezüglich der Organisation des Transfers zwischen Fachhochschule und Wirtschaft von der Hälfte der befragten Unternehmen An-Institute befürwortet. Dies hängt sicher auch damit zusammen, daß durch die Integration der Transferaufgabe in die Institute für mittelständische Unternehmen der direkte Zugagang zu Technologieproduzenten eröffnet wird. Daneben mag auch der Wunsch nach einer Ausweitung der angewandten Forschung eine Rolle gespielt haben, die bei der gegenwärtigen Ausstattung der Fachhochschulen undenkbar ist. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Transferstellen der Hochschulen eine stärkere Profilierung innerhalb ihrer eigenen Institution, aber auch in bezug auf die Außenwirkung gewinnen müssen. Zum einen kann die geringe Akzeptanz bei den Hochschullehrern auf die fehlende Fachkompetenz
116
in den Transferstellen zurückzuführen sein, die nur überwunden werden kann, wenn die Mitarbeiter durch die Beschränkung auf ein abgegrenztes inhaltliches Leistungsprofil als Spezialisten agieren können. Dies würde zur Etablierung von auf unterschiedliche Fachbereiche abstellende Kompetenzzentren führen, die durch hochschulübergreifende kommunikative Vernetzung ein breites transferorientiertes Know-how-Spektrum abdecken würden. Diese Spezialisierung könnte auch als "Markenzeichen" dienen und jeder Transferstelle eine eigenständige Identität verleihen. Nicht zuletzt hängt die im Hinblick auf mittelständische Unternehmen geringe Außenwirkung auch mit dem vom Leistungsangebot anderer Transferstellen nur schwer zu unterscheidenden eigenständigen Profil der meisten Hochschultransferstellen zusammen.
3.2
Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
3.2. 1 Vorbemerkungen Für die Organisation des Technologietransfers in Forschungseinrichtungen können zwei grundsätzliche Gestaltungsformen unterschieden werden. Im einen Fall wird die Transferaufgabe aus den Forschungseinheiten ausgegliedert und zentral von einer Technologietransferstelle wahrgenommen. Im anderen Fall ist Technologietransfer lntegratlver Bestandteil des Forschungsprozesses. Die separate, zentrale Organisation hat sich in der Vergangenheit insbesondere in den Forschungsorganisationen herausgebildet, in denen der Transfer hauptsächlich als Spin-off, also Nebenprodukt der laufenden Forschungsarbeiten verstanden wurde. Das Spin-off-Konzept wird in Deutschland vor allem in der Max-Pianck-Gesellschaft und in den Großforschungseinrichtungen verfolgt. ln der Fraunhofer-Gesellschaft überwiegt dagegen der marktorientierte Technologietransfer, bei dem technologisches Wissen auf dem Weg über FuE-Aufträge in die Unternehmen übertragen wird. Neben den Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft gibt es in Deutschland verschiedene eigenständige Forschungsinstitute, die häufig von den Ländern finanziert werden und sehr stark anwendungsorientiert ausgerichtet sind (z.B. Institut für Mikrotechnik, Mainz, Institut für Neue Materialien, Saarbrücken). Diese Institute verfügen über keine eigenen Technologietransfereinheiten, weil sie als Gesamtorganisation ihren Hauptzweck in der Schaffung von technologischem Wissen verstehen, das auch von kleinen und mittleren Unternehmen
117
unmittelbar übernommen und in Innovationen umgesetzt werden kann. ln solchen Forschungseinrichtungen ist der Gedanke der Integration der Transferaufgabe in die Wissensproduktion am weitestgehenden realisiert. Die vertikale Integration reicht dabei von der anwendungsorientierten Grundlagenforschung bis hin zur innovationsorientierten Vorentwicklung. Im folgenden werden die Transferkonzepte der Max-Pianck-Gesellschaft, der Großforschungseinrichtungen und der Fraunhofer-Gesellschaft dargestellt.
3.2.2 Max-Pianck-Gesellschaft/Garching Innovation GmbH Struktur und Arbeitsweise Die Garehing Innovation ist eine Tochtergesellschaft der Max-Pianck-Gesellschaft. Sie wurde 1970 mit dem Zweck gegründet, die wirtschaftliche Verwertung von Erfindungen und Know-how der Max-Pianck-lnstitute zu betreiben. 1994 wurden auch Verwertungsaufträge für zwei Großforschungseinrichtungen und zwei Blaue-Liste-Institute wahrgenommen. Der Personalbestand umfaßt 8 Mitarbeiter, davon 4 Wissenschaftler. Der Lizenzumsatz betrug 1994 7,4 Mill. DM bei einem Gesamtbudget der MPG von 1,7 Mrd. DM. Der Aufwand von Garehing Innovation belief sich auf 1,3 Mill. DM. Die Lizenzeinnahmen betrugen damit 0,44 % der Gesamteinnahmen. Der Lizenzumsatz ist seit 1992 deutlich angestiegen. Er lag im Durchschnitt der Jahre davor bei 2,2 Mill. DM. Das Leistungsspektrum der Gesellschaft umfaßt: - Aufsuchen von Erfindungen und Know-how in den Forschungsinstituten, - Prüfung der wirtschaftlichen Aspekte, - Beratung zum sachlichen und territorialen Schutzumfang von Schutzrechtsanmeldungen, - wirtschaftliche Verwertung durch Suchen von interessierten Unternehmen und Veräußerung, Lizenz- und Optionsverträge, - Unterstützung beim Abschluß von wissenschaftlichen Zusammenarbeitsund Consultingverträgen, - Hilfestellung bei Unternehmensgründungen.
118
Überwiegend kommt der Kontakt mit den Instituten dadurch zustande, daß sich die Wissenschaftler an die Gesellschaft wenden und ihr Know-kow zur Verwertung anbieten. ln früheren Jahren ging die Initiative stärker von der Gesellschaft aus, indem man die Institute besuchte und Transfermöglichkeiten auslotete. Patentanmeldungen werden bislang noch vom Patentbüro der MaxPianck-Gesellschaft durchgeführt, wobei Garehing in wirtschaftlichen Fragen beratend tätig ist. Gegenwärtig ist die Ausgliederung des Patentbüros in die Garehing Innovation im Gespräch. Seit einigen Jahren unterstützt die Gesellschaft die Gründung von technologiebasierten Unternehmen. Dies erfolgt zum einen, um Wissenschaftlsr der Institute bei der Errichtung einer eigenen Firma zu helfen. Motiv ist in anderen Fällen aber auch, erfolgversprechende Erfindungen zu verwerten, wenn hierfür keine geeigneteten oder innovationswilligen Mitarbeiter oder Unternehmen vorhanden sind. Ein Beispiel ist die Fa. SUGEN. Sie wurde 1991 von der MPG gemeinsam mit der New York University (NYU) als Joint Venture gegründet. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Entwicklung von Substanzen, die auf die Signalübertragungsmoleküle von Enzymen wirken, die an vielen Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Blutungsstörungen und degenerativen Nervenerkrankungen beteiligt sind. Die Entwicklungen der Firma basieren auf den Forschungen von Prof. Axel Ullrich, MPI für Biochemie und Prof. Joseph Schlessinger, NYU. Seit Oktober 1994 werden die Aktien der SUGEN lnc. an der Börse gehandelt. Die Ersteinführung erbrachte einen Erlös von rund 20 Millionen US$. Im Dezember 1994 hat SUGEN die Zulassung einer klinischen Studie für ihr erstes Produkt zur Bekämpfung einer Reihe von Krebsarten beantragt. Mit Unterstützung der Garehing Innovation sind seit 1991 drei Firmen gegründet worden.
Konzeptionelle Bewertung Die Garehing Innovation ist eine rechtlich selbständige Gesellschaft und daher vom Haushalt der Max-Pianck-Gesellschaft unabhängig und sowohl in der Geschäftsführung nach innen als auch im Außenverhältnis selbständig. Dies verschafft der Geschäftsleitung den notwendigen Freiraum, um professionell und flexibel handeln zu können. Diese Organisationsform dürfte deshalb den
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Denk- und Arbeitsformen der Industrie entgegenkommen, so daß die Kommunikation mit der Wirtschaft dadurch wesentlich gefördert wird. Die Selbständigkeit wirkt sich auch positiv auf die Personalführung aus. Man hat auf diese Weise mehr Spielraum bei der Entlohnung qualifizierter Mitarbeiter. Im Rahmen der Fortbildung ist es eher möglich, Mitarbeiter extern auf die spezifischen Belange der Know-how-Verwertung hin weiterzuqualifizieren. Dies alles scheint sich allmählich auszuzahlen. So haben sich in den letzten Jahren die Lizenzeinnahmen im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt mehr als verdreifacht. Man wird abwarten müssen, ob das jetzige Niveau gehalten werden kann und die erfreuliche Tendenz fortbesteht. Eine wichtige Innovation der Gesellschaft ist die Förderung und aktive Unterstützung bei technologieintensiven Unternehmensgründungen im High-TechSektor. Hier dürften wechselseitige Synergieeffekte mit dem Verwertungsgeschäft zum Tragen kommen, die den Verwertungserfolg insgesamt steigern. Ein Nachteil der Selbständigkeit der Garehing Innovation ist die dadurch bedingte Distanz zu den Instituten. Während die Gesellschaft heute nicht mehr systematisch in den Instituten akquiriert und glaubt, daß anmeldefähiges Know-how von den Wissenschaftlern auch zum Patent angemeldet wird, zeigen die Befunde in den Instituten, daß es dort nach wie vor Motivations- und Informationsdefizite hinsichtlich der Anwendungsrelevanz, der Patentierung und der Verwertungsmöglichkeiten der wissenschaftlichen Ergebnisse gibt. Das läßt darauf schließen, daß das Verwertungspotential in den Instituten noch nicht ausgeschöpft ist. Daraus muß aber nicht in erster Linie gefolgert werden, das Personal der Garehing Innovation auszuweiten. Es ist auch Aufgabe der Max-Pianck-Gesellschaft und der Institutsleiter selbst, in den Bereichen, in denen es sinnvoll erscheint, Bewußtsein, Wissen und Motivation für eine stärkere Transferorientierung zu stimulieren. Dadurch kann zum einen bei interessierten Wissenschaftlern ein marktorientiertes Verhalten im Sinne des direkten Transfers zwischen Institut und Wirtschaft stimuliert werden, zum anderen begünstigt eine größere Transferverantwortung der Wissenschaftler auch die Effektivität der Arbeit der Garehing Innovation.
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3.2.3 Großforschungseinrichtungen Struktur und Arbeitsweise ln den Großforschungseinrichtungen hat man Anfang der achtziger Jahre damit begonnen, Technologietransfereinheiten in den Forschungszentren einzurichten. Dabei haben sich bis heute unterschiedliche Konzepte und Organisationsformen herausgebildet. Es liegt nahe, aufgrund der verschiedenen Wissenschaftsgebiete und Forschungsaufgaben der Einrichtungen auch jeweils unterschiedliche Transferorganisationen zu vermuten. Ein solcher Zusammenhang ist auf den ersten Blick aber nicht erkennbar. Einrichtungen mit gleichem Wissenschaftsgebiet haben ebenso unterschiedliche Transferformen wie Einrichtungen mit ähnlich großer Anwendungsorientierung. Es müssen also andere Einflußfaktoren eine Rolle spielen, die zu der jeweiligen Organisationsform der Transferaufgabe in den Forschungseinrichtungen geführt haben. Eine grundlegende Analyse der Determinanten der Organisation des Technologietransfers in Großforschungseinrichtungen kann an dieser Stelle allerdings nicht vorgenommen werden. Es werden vielmehr im folgenden einige Querschnittsaspekte dargestellt und bewertet. Die Organisationsformen des Technologietransfers in den Großforschungseinrichtungen können grundsätzlich drei Typen zugeordnet werden: - zentrale Organisationsform, - dezentrale Organisationsform, - Mischformen. Bislang dominiert in den Forschungszentren die zentrale Wahrnehmung der Transferaufgabe. Dies ist eine organisatorische Konsequenz des Spin-offKonzepts, nach dem die industrielle Anwendung der Forschungsergebnisse nicht zum Aufgabenspektrum des Forschers gehört, sondern Gegenstand einer eigenständigen, spezialisierten Organisationseinheit ist. Der Umfang der Technologietransferstellen variiert stark zwischen den einzelnen Ein~ichtungen. Zwei Einrichtungen (FZK, KFA) verfügen über mehr als 10 Mitarbeiter, bei den anderen Zentren variieren die Personalkapazitäten von 0,33 bis 3 Stellen. Die starken Unterschiede in der Personalstärke haben bisher im wesentlichen aus drei Einflußgrößen resultiert. Zum einen kommt hierin die unterschiedliche
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Anwendungsnähe der Forschung in den Zentren zum Ausdruck; desweiteren ist das Aufgabenspektrum der Transferstellen unterschiedlich und nicht zuletzt spiegelt sich in der Personalausstattung auch der Stellenwert wider, den die Leitung einer Forschungseinrichtung dem Technologietransfer beimißt Aus einer Aufstellung aus dem Jahr 1992 kann entnommen werden, daß 38 Personen in den zentralen Transferstellen der Großforschungseinrichtungen tätig waren. Davon entfielen allein 28 auf die KFA und das FZK, was bedeutet, daß die anderen Forschungszentren im Durchschnitt etwa 1 Person beschäftigten, die sich mit Transferaufgaben befaßte. An dieser Struktur dürfte sich bis heute nichts wesentliches geändert haben. Lediglich eine Forschungseinrichtung (DLR) hat in der Vergangenheit, zumindest konzeptionell, einen dezentralen Organsationsansatz gewählt. Hier existiert bislang keine zentrale Transferstelle. Technologietransfer soll Aufgabe der einzelnen Institute sein. Auf zentraler Ebene werden die Institute von der Abteilung Patente, Lizenzen unterstützt. ln letzter Zeit hat die DLR ihre Transferaktivitäten weiter verstärkt. Sichtbarster Ausdruck dieser Bemühungen ist die Einrichtung eines neuen Vorstandsressorts "Wissens- und Technologietransfer". Mittlerweile bilden sich in einigen Einrichtungen organisatorische Mischformen heraus, die aus einer Weiterentwicklung der bestehenden Strukturen resultieren. So bemüht sich das FZK gegenwärtig, Transferfunktionen stärker in die Institute zu verlagern, in dem dort ein Marketing-Beauftragter benannt wird, der Transferaufgaben wahrnehmen soll. ln der DLR ist man dabei, in den regionalen Forschungszentren Technologietransferstellen aufzubauen, die sich insbesondere um den Kontakt zu kleinen und mittleren Unternehmen kümmern sollen. Hierzu werden kompetente Mitarbeiter mit Industrieerfahrung eingestellt. lngesamt haben die Großforschungseinrichtungen im Jahr 1994 Lizenzeinnahmen in Höhe von 11,1 Mill. DM erzielt. Das Gesamtbudget für Forschung und Entwicklung betrug 1994 3,1 Mrd. DM. Der Anteil der Lizenzeinnahmen am Gesamtbudget beträgt somit 0,36%. Tabelle 18 zeigt, daß die Verteilung der Einnahmen sehr ungleichmäßig ist. So entfällt gut die Hälfte der Einnahmen auf Jas FZK. Die Lizenzeinnahmen sind als Indikator für die Transferleistungen der Forschungseinrichtungen allerdings nur begrenzt geeignet. Be-
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Tabelle 18
Lizenzeinnahmen der Großforschungseinrichtungen 1994
GroBforschungsetnrlchtung Alfred-Wegener-lnstitut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven (AWI) Deutsches Elektronensynchrotron, Harnburg (DESY) Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt, Köln (DLR) Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg (DKFZ)
DM
5.400 21.875 1.630.904 296.267
Forschungszentrum Jülich (KFA)
1.569.062
Forschungszentrum Karlsruhe (FZK)
6.100.000
GeoForschungsZentrum, Potsdam (GFZ) Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, Braunschweig (GBF) Gesellschaft für Schwerionenforschung, Darmstadt (GSI) GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH (GKSS) GMD-Forschungszentrum lnformationstechnik, Sankt Augustin (GMD) GSF-Forschungszentrum für Umwelt (GSF)
0 447.057 49.425 485.689 41 .000 217.000
Hahn-Meitner-lnstitut Berlin (HMI)
92.000
Max-Pianck-lnstitut für Plasmaphysik, Garehing (IPP)
79.367
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin (MDC)
102.000
UFZ-Umweltforschungszentrum, Leipzig-Halle (UFZ)
Insgesamt
0
11.137.048
Quelle: AGF-Ausschuß Technologietransfer und gewerblicher Rechtschutz.
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rücksichtigt werden müßten für eine Gesamtbetrachtung auch die Auftragstätigkeit für die Industrie sowie die FuE-Kooperationen. Auf diese Weise wird ebenfalls technologisches Wissen in die Wirtschaft übertragen, ohne daß damit zwangsläufig Lizenzzahlungen verbunden sein müssen. Das Leistungsspektrum der Technologietransferstellen kann umfassen: - Wirtschaftliche Verwertung von Patenten (Direkter Lizenzvertrag), - Unterstützung bei FuE-Vertragsanbahnungen, - Durchführungvon Technologietransferprojekten, Zusammenarbeitsverträge; Hierbei wählt die Transferstelle geeignete Forschungsergebnisse und Patente in Forschungsinstituten aus, sucht geeignete Industriepartner und schließt mit diesen einen Kooperationsvertrag ab. Ziel ist, das vorhandene lnstituts-Know-how so weiterzuentwickeln, daß das Unternehmen das Knowhow übernehmen und selbst zur Produktionsreife bringen kann. ln der Regel beteiligen sich die Zentren an dem Projekt bis zu 50 % mit eigenen Mitteln. Die Finanzierung erfolgt über die Lizenzeinnahmen. - Messebeteiligungen, - Durchführung von lndustrieseminaren, Branchengesprächen, lndustrietagen, - Unterstützung von Unternehmensgründungen.
Konzeptionelle Bewertung Der Technologietransfer der Großforschungseinrichtungen erfolgt primär nach dem Spin-off-Modell und ist fast ausschließlich zentral organisiert. Bei diesem Konzept sind Zweifel an seiner Effektivität angebracht. Obwohl die Großforschungseinrichtungen eine wesentlich stärkere technologische Anwendungsorientierung als die Max-Pianck-lnstitute haben, ist der Anteil der Lizenzeinnahmen an den Gesamteinnahmen niedriger als bei der Max-PianckGesellschaft. Auch die Industrie betont, daß das Innovationspotential der Forschungszentren bei weitem noch nicht ausgenutzt wird (Weule-Gruppe 1994, ZVEI1994b). Eine stärkere Nutzung des Innovationspotentials der Großforschungseinrichtungen kann nur erreicht werden, wenn das herrschende Transferkonzept
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geändert wird. Erforderlich ist ein Wechsel von der zentralen zur dezentralen Transferverantwortung. Das bedeutet zweierlei: zum einen muß es zu einer neuen Arbeitsteilung zwischen den Instituten und den zentralen Technologietransferstellen kommen. Das bedeutet: Die Akquisition von Unternehmen als Technologienutzer muß in erster Linie Aufgabe des Forschungsmanagements der Institute sein. Forschungsmanagement beeinhaltet in funktionaler Hinsicht z.B. die "Produktplanung" (Was wird geforscht?), die Ressourcenplanung (Wer forscht mit welchen Mitteln?) und das Forschungsmarketing (Wer braucht welche Forschgungsergebnisse wann zu welchem Preis?) . Aus institutioneller Sicht bedeutet dezentrales Forschungsmanagement die Institutsleitung hat die Marktverantwortung für die marktrelevanten FuE-Leistungen des Instituts. Dies führt zwangsläufig dazu, daß auch bei der Eigenforschung Transferaspekte bereits vor Aufnahme anwendungsrelevanter Arbeiten berücksichtigt werden. Der letztgenannte Aspekt führt zur zweiten Implikation, nämlich zur Forschungsplanung. Es wurde bereits verschiedentlich darauf hingewiesen, daß eine Trennung der Forschung in Grundlagenforschung, angewandte Forschung und experimentelle Entwicklung den Erfordernissen moderner Technologieentwicklung nicht mehr gerecht wird. Es sollte deshalb so weit wie möglich ein Nebeneinander von (anwendungsorientierter) Grundlagenforschung und den darauffolgenden Stufen des Wissensgenerierungsprozesses in den Forschungseinrichtungen, Instituten und den Arbeiten der Forscher existieren. Dies stellt erhöhte Anforderung an die Forschungsplanung. Einerseits müssen die Erhaltung und Erneuerung der Wissenspotentiale durch Grundlagenforschung sichergestellt bleiben, andererseits sollte in der Forschungsplanung möglichst früh die mögliche Anwendung und der industrielle Bedarf berücksichtigt werden. Dabei ist aber darauf zu achten, daß der Forschungsplanungsprozeß einer Forschungseinrichtung dezentral angelegt bleibt. Eine Top-down-Planung durch Beiräte, Ausschüsse etc., in denen "die" Industrie die Forschungsplanung mit den Forschungszentren abstimmt, ist weder Gewähr für die Schaffung neuer Technologiepotentiale der Grundlagenforschung noch für einen innovationswirksamen Transfer in die Unternehmen. Denn die Planungsergebnisse würden stets von der Zusammensetzung der Planungsgremien abhängen. Besser ist eine Bottom-up-Steuerung über die "Marktverantwortlichen" der Institute, die ja ihre Verantwortung nur dann wahrnehmen können, wenn sie bei der strategischen Planung ihrer For-
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schungsprogramme die Interessen ihrer Klientel ebenso berücksichtigen wie die Notwendigkeit, die Grundlagen ihres Faches stetig weiterzuentwickeln. Für eine Dezentralisierung der Transferaufgabe sprechen auch die Immanenten Probleme aller zentralen Mittlerelnrichtungen, die sich einem heterogenen Klientel gegenübersehen. Je größer eine Forschungseinrichtung ist, umso größer und vielfältiger ist in der Regel auch deren Wissenschafts- und Technologiespektrum. Die verwertungsorientierte Auswahl von Forschungsergebnissen und Patenten, die Einschätzung der Marktrelevanz, die Suche nach potentiellen Nutzern, die Kenntnis der Anwendungsvoraussetzungen und Innovationshemmnisse beimAnwenderund dessen Märkten erfordert Wissen, das in seiner Breite kaum in zentralen Kleingruppen vorgehalten werden kann. Dort arbeiten aus Kostengründen häufig Generalisten, obwohl Spezialisten erforderlich sind. Die Folge ist, daß das Transferpotential der Forschungseinrichtungen nicht ausgeschöpft wird. Wissen um Technologien und Märkte ist bei dezentralen Forschungseinheiten besser organisier- und speicherbar, weil mit zunehmender Dezentralisierung die Heterogenität des Wissens abnimmt. Durch die höhere Spezialisierung sinken nicht zuletzt auch die Transaktionskosten. Allerdings müssen bei einem dezentralen Transferansatz Mechanismen zur Verfügung stehen, die die Durchführung fachübergreifender Projekte ermöglichen. Das in diesen Fällen notwendige Projektmanagement sollte ebenfalls nicht zentral ausgeübt werden, sondern dezentral von federführenden Instituten wahrgenommen werden.
Bei einer Dezentralisierung der Transferfunktion verändern sich auch die Aufgaben der zentralen Transferelnrlchtungen. Die Mitarbeiter der Stellen werden in erster Linie zu "externen" Beratern und Dienstleistern, die benötigt werden, wenn das eigene Wissen und Können der Technologieproduzenten und -vermarkter in den Instituten nicht ausreicht. Hierzu gehören Teilgebiete des Technologiemarketing, wie das Patent- und das Lizenzvertragswesen sowie das Vertragswesen im Kooperations- und Auftragsbereich. Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet ist der Komplex der Unternehmensgründung. Hier besteht nach Aussage von Experten in Deutschland insbesondere im High-Tech-Sektor noch ein großes ungenutztes Potential, das auch von den Forschungszentren genutzt werden muß. Hierzu ist spezifisches
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Know-how erforderlich, das zentral organisiert werden muß. Da die Anforderung an eine technologiebasierte Unternehmensgründung im High-Tech-Sektor wegen ihrer globalen Erfordernisse äußerst diffizil geworden sind, sollte allerdings geprüft werden, ob solche Unternehmensgründungen nicht besser von einer hierauf spezialisierten Institution gemanagt werden sollten. Denkbar ist, daß interessierte Großforschungseinrichtungen eine gemeinsame Venture-Gesellschaft zu diesem Zweck gründen, deren Aufgabe insbesondere bei der Gründung und Entwicklung von High-Tech-Firmen liegt. Eine weitere Aufgabe zentraler Einrichtungen sollte im Bereich der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit liegen. Hierzu gehören die Schaffung einer Cerparate ldentity, z.B. im Hinblick auf das Leitbild einer innovationsorientierten Spitzenforschung, sowie eine breite Medienarbeit Die Einrichtung sollte aber auch nach innen wirken und das Image des transferorientierten Wissenschaftlers mit geeigneten Mitteln (z.B. Transferpreis mit entsprechender Publizität) fördern. Wichtige Zielgruppen der Kommunikationsarbeit sind z.B. kleine und mittlere Unternehmen, deren Aufmerksamkeit und Interesse für die Arbeit des Forschungszentrums gesteigert werden sollen und technologieorientierte Wissenschaftler, die in der Forschungseinrichtung eine Alternative zur Industrietätigkeit sehen sollen. Eine solche Organisationseinheit sollte darüber hinaus die fachliche Kommunikationszentrale für alle externen Anfragen und Organisator von Werbe- und PR-Veranstaltungen der Institute (lndustriegespräche, Seminare, Messen etc.) sein. Von Bedeutung ist nicht zuletzt auch die Schulung der Mitarbeiter in den Instituten auf den Gebieten des Forschungsmanagements, beispielsweise FuE-Pianung, Projektmanagement und Technologiemarketing.
3.2.4. Fraunhofer-Gesellschaft/Patentstelle für die Deutsche Forschung Struktur und Arbeitsweise Die Patentstelle für die Deutsche Forschung (PST) ist eines der 46 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG). Sie nimmt zwei unterschiedliche Aufgaben wahr. Ihre Aufgaben beziehen sich zum einen auf die patent- und lizenzrechtliche Behandlung aller Erfindungen und Schutzrechte der Fraunhofer-Gesell127
schaft. Diese Funktionen werden durch die "Patentabtellung für die Fraunhofer-Gesellschaft" wahrgenommen. Zum anderen hat die Patentstelle die Aufgabe übernommen, Freie Erfinder (Privat-, Wissenschafts- und Unternehmererfinder) zu beraten, ihre Erfindungen zu prüfen und gegebenfalls mit finanziellen Mitteln zu fördern und die geförderten Erfindungen einer wirtschaftlichen Verwertung zuzuführen. Diese Aufgaben sind in den Abteilungen "Erfinderakquisitlon" und Mllzenzvermittiung" angesiedelt. Innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft liegt die Entscheidung über Patentanmeldungen und -Verwertungen bei den Fraunhofer-lnstituten. Der einzelne Wissenschaftler in den Instituten ist vor der Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse verpflichtet, zu prüfen, ob ein Patent angemeldet werden kann. Hierzu existiert eine schriftliche Direktive. Die Anmeldebereitschaft des Wissenschaftlers wird durch eine über dem gesetzlichen Minimum liegende Vergütung gefördert. Die Institute setzen die ihnen zugeordneten Schutzrechte in erster Linie für die Akquisition von FuE-Aufträgen ein. Eine reine Lizenzverwertung kommt erst an zweiter Stelle in Frage. Über die Patentstelle lauten deshalb nur ca. 15 % der Patente zum Zweck der Lizenzvermittlung. Das bedeutet, daß im wesentlichen die Verwertung der Fraunhofer-Patente durch die Fh-lnstitute selbst erfolgt. Die Patentstelle beabsichtigt, die bisher von den Instituten noch nicht in Form von Nutzungsverträgen oder bei der Auftragsakquisition verwendeten Patente zu sichten und ggf. über die Abteilung Lizenzvermittlung der Verwertung zuzuführen. Die Patentstelle hat ca. 40 Mitarbeiter. Der Betriebshaushalt (ohne Investitionen) hatte 1993 ein Volumen von 5,4 Mill. DM. Der Anteil der Erfolgsbeteiligung aus Patentverwertungen der Freien Erfinder und der Fh-lnstitute betrug 5%.
Konzeptionelle Bewertung Technologietransfer ist in der Fraunhofer-Gesellschaft traditionell dezentral organisiert. Das verfolgte Transferkonzept steht dabei in enger Verbindung mit der FuE-marktorientierten Forschung der Fh-lnstitute. Der relativ hohe
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Industrieanteil an der Finanzierung der FhG ist ein Beleg dafür, daß der direkte Technologietransfer grundsätzlich funktioniert. Die zentrale Patentstelle unterstützt die Transferarbeit insbesondere dort, wo (patent-)juristisches Know-how erforderlich ist, das in den Instituten nicht vorgehalten werden kann. Unklar ist, ob die Erfindungen der Institute tatsächlich für die Akquisition von FuE-Aufträgen genutzt werden bzw. welche Patente ungenutzt bleiben. Hierüber werden keine Daten veröffentlicht. Sollte ein beachtlicher Teil ungenutzt bleiben, so ist zu prüfen, ob diese Patente nicht an die PST zur Verwertung weitergegeben werden. Eine andere Schlußfolgerung wäre, die Erfindungstätigkeit der Institute noch stärker am Industriebedarf zu orientieren.
3.3 Technologleprüfungs- und -kontroii-Einrlchtungen Struktur und Arbeitsweise Viele Produkte und Produktionsverfahren bedürfen aus sicherheitstechnischen Gründen einer Zulassungsgenehmigung. Darunter fallen z.B. viele Geräte der Meß-, Steuer- und Regeltechnik, aber auch Erzeugnisse für die Bauindustrie sowie für den militärischen und energietechnischen Bereich und nicht zuletzt der Luft- und Wasserfahrzeugbau. Die Unternehmen dieser Branchen stehen in dauernden Kontakten zu prüfungsberechtigten Forschungseinrichtungen. Hier kommt es über die vorgeschriebenen Prüf- und Maßvorgänge hinaus zu transferrelevanten Kontakten, von denen beide Seiten profitieren (Hofmann 1993, 102). Mit Prüfungs- und Kontrolltätigkeiten sind neben den hierfür eingerichteten Bundesanstalten (z.B. Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin), landeseigenen Instituten und den Technischen Überwachungsvereinen, die alle einen gesetzlichen Auftrag haben, auch die vor allem Technischen Universitäten angeschlossenen Laboratorien und Prüfeinrichtungen (z.B. Staatliches Prüfamt für technische Physik, Garching) befaßt. ln den genannten Institutionen werden auf dem jeweiligen fachspezifischen Aufgabengebiet umfangreiche FuE-Aktivitäten durchgeführt, deren Ergebnisse in der Regel
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der Allgemeinheit zugänglich sind. Dem Wissens- und Technologietransfer dienende Leistungen dieser Einrichtungen sind: - Fachinformationsvermittlung über technische Regeln, Normen, Standards, - Vermittlung technologischen Wissens aufgrund gezielter Einzelfragen, - Durchführung von Prüf-, Analyse- und Untersuchungsaufträgen an Materialien, Anlagen, Geräten, Bauteilen oder Herstellungsverfahren, - Erarbeitung neuen Wissens durch eigene Forschungsvorhaben, teilweise mit Unterstützung durch forschungsfördende Organisationen, oder durch Mitarbeit in Verbundprojekten. Je nach Standort und Institutionsform sind die staatlichen Prüfanstalten zu 80 bis 90% grundfinanziert und erwirtschaften den Rest durch Auftragsarbeiten, für die von den einzelnen Bundesländern Gebührensätze erlassen werden. Die Kontaktaufnahme von Unternehmen zu den dezentral organisierten Prüfeinrichtungen in den einzelnen Bundesländern erfolgt in der Regel über den Technischen Leiter der jeweiligen Institution. Die im Bereich der Technologieprüfung und -kontrolle tätigen Bundesämter verfügen jedoch über eigens dafür eingerichtete Stellen.
Konzeptionelle Bewertung Mit den traditionellen Einrichtungen der Technologieprüfung und -kontrolle steht insbesondere an Technischen Universitäten der Industrie für Aufgaben der Qualitätssicherung und der Qualitätskontrolle ihrer Produkte ein hochwertiger Gerätepark und zahlreiche hochqualifizierte Wissenschaftler zur Verfügung. Die Durchführung gesetzlich vorgeschriebener oder durch Auftragsarteilung erfolgende Meß-, Prüf- und Kontrollarbeiten sind auch größtenteils mit Beratungsleistungen verbunden, die eine bisher wenig beachtete, sehr effektive Form des Wissens- und Technologietransfers darstellen. Zum Teil sind Prüfanstalten oder-ämterauch Mitglieder in überregionalen Zusammenschlüssen von Transferstellen aus den unterschiedlichsten Bereichen.
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3.4 Beratungs- und Entwicklungszentren Struktur und Arbeitsweise Aufgrund der schnell ansteigenden fachspezifischen Anforderungen an die Innovationsfähigkeit der Unternehmen wächst der Bedarf an spezialisierten und hochqualifizierten Dienstleistungseinrichtungen zur Beratung und anwendungsorientierten Umsetzung in wichtigen Technologiefeldern. Diese Aufgaben nimmt eine Reihe von Einrichtungen wahr, die in unterschiedlicher Trägerschaft von öffentlichen und privatwirtschaftliehen Institutionen betrieben werden. Da diese Einrichtungen oft auch über größere Werkstatt- und Laboreinrichtungen mit dem dazugehörigen FuE-Personal verfügen, das im wesentlichen kleinen und mittleren Unternehmen für Einzel- und Gemeinschaftsprojekte zur Verfügung steht, wurden sie als Beratungs- und Entwicklungszentren kategorisiert. Oftmals bestehen auch enge Kooperationsbeziehungen zu Hochschulen, so daß die personelle und apparative Kapazität beider Einrichtungen zusammenwirken kann. Damit wird mittelständischen Unternehmen ein breites Spektrum von Möglichkeiten zur Umsetzung aktueller Erkenntnisse aus Wissenschaft, Forschung und Entwicklung in die anwendungsorientierte Praxis geboten. Diese - teilweise technik- oder branchenorientierten - Zentren sind schwerpunktmäßig in den Bereichen - Informations- und Kommunikationstechnik (z.B. Forschungsinstitut für Telekommunikation, Dortmund), - Energie- und Umwelttechnik (z.B. Umwelttechnisches Entwicklungszentrum, Altenberge) und - Werkstofftechnik (z.B. Technologietransferzentrum Kunststoffrecyding, Rudolstadt) angesiedelt. Ihr Leistungsangebot umfaßt:
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- Grund- und Aufschlußberatungen, die der Problemdefinition und dem Aufzeigen von Lösungswegen und -Strategien für die Anwendung neuer Techniken dienen; - Anfertigung von Ist-Analysen, Soll-Konzeptionen oder Pflichtenheften; - Unterstützung bei der Durchführung von anwendungsorientierten Neu-, Weiter- und Anpassungsentwicklungen; - Serviceleistungen wie z.B. Durchführung von Meß- und Prüfverfahren, Qualitätskontrollen: - Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Die meisten Einrichtungen weisen eine Mischfinanzierung auf, die sich aus einer Grundförderung durch den jeweiligen Trägerverein, Erlösen aus Beratungs- und Entwicklungsleistungen sowie Tagungs- und Schulungsgebühren zusammensetzt. Eine Reihe von Zentren ist auch in Verbundprojekte miteinbezogen.
Konzeptionelle Bewertung Diese Einrichtungen dienen dem Wissens- und Technologietransfer, dem Erfahrungsaustausch und der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen im regionalen Umfeld des Standorts der Zentren. Der Zugang zum Know-how dieser Institutionen erfolgt weitgehend direkt über die jeweiligen Zentrenleiter. Damit sind sie in Leistungsspektrum und Organisationsstruktur den An-Instituten an Hochschulen weitgehend ähnlich, wobei jedoch die Projekte in der Regel eine geringere Forschungsintensität aufweisen. Von der Konzeption her gibt es auch Anknüpfungspunkte zu den Demonstrationszentren.
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3.5 Anwender- und Demonstrationszentren Struktur und Arbeitsweise Die Zentren stellen zumeist Teileinrichtungen (ohne eigenständige Organisationsform) an bestehenden Forschungsinstitutionen dar. Sie sind geprägt durch die Besonderheiten der jeweiligen Trägerinstitution und durch das Technologiefeld, das sie abdecken. Auch wenn neben der Bezeichnung "Demonstrationszentrum" Begriffe wie Anwender- oder Applikationszentrum verwendet werden, so ist allen Einrichtungen dennoch gemeinsam, daß Interessenten -vorwiegend aus kleinen und mittleren Unternehmen - sich zunächst einmal kostenlos informieren und beraten lassen können. ln den Versuchslabors mit den neuasten Geräteausstattungen können neue Technologien unverbindlich kennengelernt und erprobt werden, bevor ein Unternehmen sich zur Entwicklung und zu hohen Investitionskosten entschließt. Träger der erfaßten rund 100 Zentren, die der Information und Beratung in neuen Technologiefeldern dienen, sind Hochschulinstitute, Großforschungseinrichtungen, Fraunhoferinstitute, aber auch freie, nicht wissenschaftlich tätige Träger wie Berufs- oder Branchenorganisationen und Kammern. Bei den insgesamt gesehen heterogenen Technologiebereichen dominieren Fertigungs- und Materialtechnologien sowie die Anwendung der Mikroelektronik. Abgesehen von einer eingehenden Besichtigung der Zentren mit Vorträgen und Diskussionen über Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Technologien, werden weiterführende Seminare, Trainingskurse und Schulungen zur praktischen Anwendung, themenspezifische Vorträge und schließlich individuelle Beratungen angeboten. Viele der heute existierenden Demonstrationszentren entstanden mit Anschubfinanzierung durch das BMBF. Landesmittel erhielten dagegen nur wenige Zentren. Auch der direkte Einsatz eigener Mittel erfolgte bei den Trägerinstitutionen in geringem Umfang. Hier spielte der Beitrag nicht-finanzieller Leistun-
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gen in Form von Geräte- oder Gebäudeüberlassungen eine größere Rolle (Wolff et al. 1994, 286). Allgemeine Informationen technischer Art, Demonstrationen von Geräten und Verfahren bieten die Zentren überwiegend als kostenlose Leistungen an, während Schulungen und FuE-Aufträge die Haupteinnahmequellen der Einrichtungen darstellen.
Konzeptionelle Bewertung ln den Demonstrationszentren bietet sich durch die engen Kontakte der Forscher mit den Unternehmern und Fachleuten aus der Industrie eine gute Gelegenheit für die Wissenschaftler, ihre Arbeit an Marktbedürfnissen auszurichten. Die Unternehmer ihrerseits erhalten hier Gelegenheit, ihre Bedürfnisse frühzeitig für neue Forschungsvorhaben zu formulieren und bereits am vorwettbewerbliehen Wissensaustausch zu partizipieren. Die Zentren für Information und Beratung gehen insoweit über die bestehenden Technologietransfer-Angebote hinaus, als sie einen institutionellen Rahmen bieten, der eigens für die Aufgaben Information und Beratung zuständig ist und für den ein entsprechendes Marketing möglich wird. Da noch keine umfassende Evaluierung derartiger Zentren vorliegt, lassen sich über den Erfolg kaum generalisierende Aussagen machen. Im Hinblick auf die Vorbereitung und Anbahnunq von Technologietransfer werden diese Einrichtungen als sinnvolles angebotsorientiertes Konzept angesehen (DIW 1994, 768) .
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4. Wirtschaftsnahe Technologiemittler 4.1 Innovationsberatungsstellen der Industrie- und Handelskammern Struktur und Arbeitsweise Die ersten Innovationsberatungsstellen (IBS) der Industrie- und Handelskammern wurden Ende der siebziger Jahre im Rahmen des BMFT-Förderprogramms "Aktivierung des Technologietransfers" errichtet. Nach Auslaufen des Programms wurden die Stellen weitergeführt und zu einem flächendeckenden Netz in Deutschland ausgebaut. Heute verfügen 67 Kammern über eine lnnovationsberatungsstelle. Die Stellen sind in der Regel mit einem Innovationsberater besetzt. Hinzu kommen können Unterstützungskräfte für Datenbankrecherchen oder Sekretariatsdienste, meist auf Teilzeitbasis. Einige Kammern verfügen über zwei oder drei lnnovationsberater. Die Finanzierung der Stellen erfolgt durch den allgemeinen Kammerhaushalt Die Leistungen der IBS sind kostenlos. Die relativ knappe personelle Ausstattung der Stellen resultiert zum einen aus der ausschließlichen Finanzierung durch die Kammer selbst und zum anderen aus dem dezentral angelegten Transferkonzept der lnnovationsberatungsstellen: Man will den Unternehmen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten und sieht sich in erster Linie als Vermittler von Expertenwissen. Die Arbeit erfolgt hauptsächlich in der Form, daß sich Firmen mit einem Problem an die IBS wenden. Der lnnovationsberater sucht die Firma auf und macht vor Ort eine Erstberatung. Diese besteht aus einer groben Problemanalyse und einer Darstellung möglicher Lösungswege. Die IBS führt die Lösung in der Regel nicht selbst herbei, sondern vermittelt Experten aus Hochschulen, Instituten, Beratungsunternehmen, anderen Unternehmen etc. Neben der betrieblichen Erstberatung führen die Innovationsberatungsstellen Datenbankrecherchen durch und sind auch als reiner Kontaktvermittler tätig. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist die Beratung bei Unternehmensgründungen. Ein zusätzlicher Service stellt die sogenannte "Technologiebörse" dar. Es handelt sich hierbei um eine Datenbank, in der etwa 1.800 Technologieangebote und ca. 100 Nachfragen von Unternehmen enthalten sind. Die Darstellung der
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Angebote besteht aus einer IPC-Kiassifizierung und einer ein- bis sechszeiligen Beschreibung. Nach Aussagen des DIHT werden ca. 3 % der Angebote genutzt. Bei einem Bestand von 1.800 Angeboten und einer Verweildauer von 2 Jahren ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Zahl von 27 genutzten Angeboten.
Konzeptionelle Bewertung Die Innovationsberatungsstellen der Kammern verstehen sich als Anlaufstelle der Unternehmen bei innovationsorientierten Problemen. Aufgrund ihrer personellen Ausstattung sind die meisten Mitarbeiter der Stellen Generalisten, die insbesondere über Querschnittswissen verfügen. Ihr "Transferwert" hängt deshalb davon ab, inwieweit sie den Zugang zu den Unternehmen finden, deren Vertrauen gewinnen und über Kontakte zu adäquaten Problemlösern verfügen. Was den Zugang zu den Unternehmen betrifft, genießen die IBS als Einrichtungen der Kammern natürliche Vorteile. Die Kammer ist in der Regel bei den Unternehmen bekannt und umgekehrt sind ihr die Unternehmen ihres Bezirkes bekannt, so daß akquisitorische Maßnahmen begünstigt werden. Die Kehrseite ist, daß sich die einzelnen Stellen schwertun bei der Vermittlung überregionaler Kontakte mit Technologieproduzenten und anderen, von den Unternehmen benötigten Kooperationspartnern, weil diesbezüglich Spezialwissen erforderlich ist. Das dezentrale und auf Erstinformation und Vermittlung angelegte Konzept der IBS ist grundsätzlich richtig, weil die Kammern als solche bekannt und in Reichweite eines jeden Unternehmens vorhanden sind. Defizite liegen bei den zur Verfügung stehenden Ressourcen und dem auch für die Vermittlung erforderlichen Spezialwissen. Häufig besteht die Innovationsberatungsstelle nur aus einer Person. Diese personellen Engpässe verhindern auch, daß sich die Stellen im Bewußtsein der Unternehmen stärker als die zentrale Anlaufstelle für kompetentes Informationsmanagement und für Fragen der innovationsbezogenen Informationsbeschaffung profilieren können. Diese Engpässe sollten durch stärkere Kooperation innerhalb der Kammerorganisation und mit anderen regionalen Transfereinrichtungen reduziert werden. Sofern die Kam-
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mern nicht selbst eine stärkere Kooperation und Ressourcenteilung bewerkstelligen können, sollte der DIHT entsprechende Konzepte mit interessierten Kammern erarbeiten. Zielsetzung sollte der Aufbau eines personenbasierten (nicht datenbankzentrierten!) Expertennetzwerks sein, das Ansprachpartner für die Innovationsberater der einzelnen Kammerbezirke ist.
4.2 Industrielle Forschungsvereinigungen in der Aif Struktur und Arbeitweise Die in der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) zusammengefaßten Mitgliedsvereinigungen sind Träger der industriellen Gemeinschaftsforschung. Ihre Aufgabe besteht insbesondere darin, gemeinschaftlich von den Mitgliedern festgelegte Forschungsprojekte durchführen zu lassen. Mitglieder sind in der Regel kleine und mittlere Unternehmen. Die Themengenese und die Projektauswahl erfolgt durch die Gremien der Forschungsvereinigungen und die dort vertretenen Mitgliedsunternehmen und Wissenschaftler. Das Ergebnis der Forschungsprojekte wird in Form von Abschlußberichten von den beauftragten Forschungsinstituten veröffentlicht. Die Mitgliedsfirmen der Forschungsvereinigungen erhalten diesen Bericht automatisch oder auf Anforderung zugesandt. Darüber hinaus bestehen noch weitere Transferaktivitäten, z.B. im Bereich der Normen und Richtlinien sowie im Rahmen von Schulungen und Tagungen. 1994 existierten 105 Forschungsvereinigungen, im Jahre 1991 bestanden 96 Forschungsvereinigungen mit insgesamt knapp 50.000 angeschlossenen Unternehmen. Die Gesamtmittel für die Gemeinschaftsforschung betrugen 1992 515 Millionen DM. Davon stammten knapp 200 Millionen DM aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft.
Konzeptionelle Bewertung Verschiedene Untersuchungen kommen zu dem Schluß, daß sich die von den industriellen Forschungsvereinigungen getragene Gemeinschaftsforschung bewährt hat und die öffentliche Förderung beibehalten werden sollte (Baur et.
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al. 1989, RWI/WSF 1994). Die Arbeit der Forschungsvereinigungen wird dabei von den Anwendern der FuE-Ergebnisse positiv beurteilt. Allerdings wenden nur 20 % aller Mitgliedsunternehmen FuE-Ergebnisse der Gemeinschaftsforschung an. Vor diesem Hintergrund ist zu fragen, wie der Technologietransfer in die Unternehmen verbessert werden kann. Es erscheint fraglich, daß die Transferrate der Gemeinschaftsforschung im Sinne innovativer Umsetzung durch rein informatorische Maßnahmen {frühere Einbindung in den Projektablauf, bessere schriftliche Aufbereitung der Projektergebnisse, Aufbau von Datenbanken) gesteigert werden kann. Es sollten deshalb die Voraussetzungen für innovative Umsetzungen näher beleuchtet werden und auch entwicklungs- und kostenorientierte Maßnahmen ergriffen werden, um die Nutzung der FuE-Projekte zu erhöhen. Eine stärkere Einbindung der beauftragten Forschungsinstitute in die Transferarbeit erscheint unverzichtbar. Die aufscheinenden Probleme sind typische Merkmale des indirekten Technologietransfers. Dennoch unterscheidet sich die Gemeinschaftsforschung der wirtschaftsnahen Forschungsvereinigungen in wichtigen Punkten von anderen indirekten Transferformen. Die Gemeinschaftsforschung ist fachspezifisch und damit dezentral angelegt. Die Projektauswahl erfolgt unter entscheidender Mitwirkung der Mitgliedsunternehmen. Die Gefahr, daß am Bedarf der Unternehmen vorbeigeforscht wird, wird dadurch gemindert. Die Gemeinschaftsforschung ermöglicht insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen den Zugriff auf externe Forschungskapazität, die bereits vorselektiert und mit relativ geringen eigenen Mitteln nutzbar ist.
5. Eigenständige Technologiemittler
5.1 Transferagenturen Struktur und Arbeitsweise ln der Technologietransferlandschaft haben sich in der Vergangenheit neben den wissenschaftsbasierten Transferorganisationen der Forschungseinrichtungen und den von der Wirtschaft getragenen Transfereinrichtungen {I HK, industrielle Forschungsvereinigungen, Verbände) eigenständige Technologietransferinstitutionen etabliert. Diese Einrichtungen haben sich zur Aufgabe ge-
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macht, "Technologietransfer und lnnovationsberatung" zu leisten, verfolgen das Ziel, "wissenschaftliche Forschung in wirtschaftlichen Nutzen umzusetzen" oder wollen "Katalysator für den Technologietransfer-Prozeß" sein. Die Einrichtungen verstehen sich primär als Mittler zwischen dem externen Technologiebedarf der Unternehmen und dem Technologieangebot der Technologieproduzenten. Ziel der Transferaktivität ist letztlich die Entstehung von Innovationen in den Unternehmen. Als Zielgruppe sieht man dabei vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen. Einige der Transferagenturen in den alten Bundesländern sind im Rahmen des BMFT-Programms "Aktivierung des Technologietransfers" Ende der siebziger Jahre entstanden (TVA, OTII). ln den neuen Ländern fördert das Bundesministerium für Wirtschaft nach einem ähnlichen Konzept den Aufbau von "Agenturen für Technologietransfer und lnnovationsförderung" (ATI). ln den alten Bundesländern haben die Länderregierungen in der Vergangenheit die Fortführung bestehender und die Entstehung neuer Transferagenturen unterstützt. Diese staatlichen Aktivitäten sind Teil wirtschaftspolitischer Konzepte, die die Innovationsleistung der Unternehmen und deren Förderung als Mittel der regionalen Wirtschafts- und Strukturpolitik ansehen. Der Grundgedanke der Technologietransfer-Förderung ist, daß durch die Nutzung extern vorhandenen oder noch zu schaffenden technologischen Wissens in mittelständischen Unternehmen vorzugsweise Produktinnovationen entstehen, deren Herstellung und Vermarktung neue Arbeitsplätze schaffen. Dadurch soll eine Verbesserung und Veränderung der regionalen Wirtschaftsstruktur bewirkt werden. Das Leistungsspektrum der Transferagenturen umfaßt heute ein breites Dienstleistungsangebot Es läßt sich im wesentlichen in fünf Leistungsbereiche klassifizieren: 1. Transferleistungen i.e.S. Hierunter fallen Technologietransferleistungen im engeren Sinn wie Kontaktvermittlung und -anbahnung zwischen Unternehmen und Technologiegebern (Unternehmen, Forschungsinstitute) sowie das Projektmanagement von Transferprojekten. Zu den Transferleistungen ist auch die Beratung von Freien Erfindern und die Patentverwertung zu zählen.
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2. Informationsleistungen Hierzu gehören die lnformationsvermittlung, teilweise aus Datenbanken, Technologieauskünfte und die Erstellung von Technologieberichten sowie die Information über Fördermittel. 3. Unternehmensberatungsleistungen Die Unterneh,mensberatung kann sich auf bestimmte betriebliche Funktionen beziehen (z.B. Marketing, Fertigungstechnik, Qualitätswesen, Umweltschutz, Anwendung der Informations- und Kommunikationstechnik) oder ganzheitlicher auf das Innovationsmanagement ausgerichtet sein. Zu diesen Beratungsleistungen gehört ferner Beratung für technologieorientierte Unternehmensgründungen. 4. Qualifizierungsleistungen Ziel dieser Leistungen ist die Fortbildung der Mitarbeiter von Unternehmen z.B. auf den Gebieten Technologieentwicklung, neue Technologien, Rationalisierung, Marketing, Qualitätsmanagement 5. Öffentliche Leistungen Transferagenturen sind teilweise für staatliche Stellen (EU, Bund), überwiegend für die Landesregierungen, tätig und erbringen für diese Leistungen. Es handelt sich hierbei in der Regel um die Übernahme von Projektträgerschatten im Rahmen technologieorientierter Förderprogramme oder um die Durchführung öffentlicher Projektaufträge. Tabelle 19 zeigt das Leistungsspektrum von ausgewählten Transferagenturen. Berücksichtigt wurden die folgenden Einrichtungen: Abteilung Technologietransfer der Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer mbH (AGIT-TI) in Aachen, Agenturen für Technologietransfer und Innovationsförderung (ATI) in den neuen Bundesländern, Landesgewerbeanstalt (LGA), Bayern, Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut e.V. (OTII) in Regensburg, Technologie-Vermittlungs-Agentur e.V. (TVA) in Berlin, Zentrum für Innovation und Technik GmbH (ZENIT) in Mülheim. Neben diesen "Universalagenturen", die ein breites Leistungsspektrum abdecken, gibt es "Spezialagenturen", die sich auf die Beratung von Freien Erfindern und die wirtschaftliche Verwert~ng von Erfindungen und Patenten spe-
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•
LGA-TT Bayern
••••
••••
PST-Ertindungsverwertung, München
Quelle: Befragungen des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.
b} c) d) e)
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lnforma· tionsvermlttlung
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Technolo· gieauskQnfte, -berichte
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• •••
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• e)
• d)
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••
Unterneh· mensberatung (funktionsübergreifend)
• d)
•
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GrOndungsberatung
Unternehmensberatungsleistungen Funktionsbezogene Untern eh· mensberatung
Bis 10% 11 bis 25% 26 bis 49% mehr als 49% der 1994 erbrachten Leistungen (Personalkapazität) Ausgewählte Agenturen Erfolgt hauptsächlich im Rahmen der EU-Förderberatung und der Erbringung öffentlicher Leistungen (TPW-Gutachten) Insbesondere EU-Programme ln Verbindung mit Patentverwertung ln Verbindung mit Patentverwertung, zusätzlich Patentstrategieberatung
• •• ••• •••• a)
••••
PI NA Aachen
b)
•
•
•
•
••••
Edinderbe· ratung und Patentvarwertung
Forder beratung
Informationsleistungen
Leistungspektrum ausgewählter Transferagenturen
EZN Hannover
ZENIT Mülheim a.d. Ruhr
TVA Berlin
•
••
OTTI Regensburg
•
ATis 8 l (neue Länder)
Projektmanagement
Transferleistungen i.e.S.
J40°) 62d) 4d) 2581 30 30 26
Tendenz der letzten Jahre konstantbl k.A. (Neugründungen) steigend konstant k.A. steigend k.A. steigend konstant
Ausschließlich öffentlich geförderte Verbundprojekte Zukünftig abnehmend Schätzung Hinzu kommen Beiträge von Mitgliedsunternehmen Davon sind 50% öffentlich gefördert
Die Quoten zeigen, daß es bisher nahezu keiner Agentur gelungen ist, zumindest den überwiegenden Teil seiner Einnahmen auf dem freien Markt zu erlösen. Die relativ hohe Quote des OTII konnte nur erreicht werden, weil sich dieses seit einiger Zeit sukzessive aus dem Gebiet des Technologietransfers zurückzieht, da sich hierfür die öffentlichen Finanzierungsmittel reduziert haben. Stattdessen hat man sich dem Gebiet der Unternehmensberatung zugewendet und sieht hier in Zukunft ein tragfähiges Geschäftsfeld. Tabelle 20 gibt einen Überblick über geplante Veränderungen des Leistungsspektrums der Agenturen. Es scheint sich generell eine Tendenz weg von den traditionellen Transferleistungen und hin zu Unternehmensberatungsleistungen zu vollziehen. Die Informations- und Qualifizierungsleistungen werden offenbar überwiegend im bisherigen Rahmen beibehalten. Bei der AGIT werden sich die Transferleistungen in Zukunft reduzieren, weil das Land aufgrund knapper werdender Mittel weniger Verbundprojekte fördern kann. Als Ausgleich will man verstärkt in der Kommunal- und Regionalberatung, national
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0
PST-Erfindungsverwertung, München
Vorschläge der Wirkungsanalyse (FhM 1994) Insbesondere im Rahmen des Transfer-Rings Im Rahmen der EU-Transferprogramme Im Zusammenhang mit Lizenzverwertung
Zukünftig gleichbleibende Aktivität Zukünftig abnehmende Aktivität
Quelle: Befragungen des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.
a) b) c) d)
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+ Zukünftig zunehmende Aktivität
0
+ c)
+
PI NA Aachen
b)
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ZENIT Mülheim
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Emnd11rb&ratu~ und Patelltvetwertung
EZN Hannover
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TVA Berlin
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LGA-TT Bayern
OTTI Regensburg
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ATis 8 ) (neue Länder)
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Projakimanagement
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nung
KontaktanbatJ-
Traosfel1efstungen i,e,S.
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lnforma!lonsvermittfung
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Teclmologleauskunfte, .berichte
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Fördar beratung
lnfor@atioos!eisttmgen
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Funktionsbezogene Unt&rnehmensberetung
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Unternehmensberatung (funktlonsubergi'Bifend)
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Gründungsberatung
umernehmensbQratungs!eistungen
Geplante Veränderung des Leistungsspektrums ausgewählter Transferagenturen
AGIT-TT. Aachen
Agentur
Tabelle 20
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rungslelSlvngen
OuaUII:I:la·
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ötfemuooe LeiSlungen
wie international, tätig sein und auch vermehrt Pilotprojekte im Rahmen neuer Landesprogramme durchführen. Auffallend ist, daß die meisten Agenturen ihre Leistungen deutlich ausweiten wollen, ohne an anderer Stelle Leistungen ebenso deutlich einzuschränken. Dies kann nur dadurch erreicht werden, daß entweder das vorhandene Personal weitere Aufgaben übernimmt oder aber zusätzliches Personal eingesetzt wird. Letzteres wäre aber nur dann zu rechtfertigen, wenn dadurch die Finanzierung der Agenturen über den Markt spürbar zunimmt.
Konzeptionelle Bewertung Die Transferagenturen, und hier vor allem die Universalagenturen, können offenbar ihrer Hauptaufgabe, der Unterstützung und Herbeiführung von Technologietransferprozessen aus der öffentlichen Forschung in die Unternehmen nur schwer gerecht werden. Dies zeigen ihre Leistungsschwerpunkte, die hauptsächlich in der Informationsbeschaffung und der Unternehmensberatung liegen. Teilweise werden auch Kapazitäten im Rahmen öffentlicher Aufgaben und Projekte gebunden. Man kann den Begriff des Technologietransfers weit fassen und darunter jegliche Dienstleistungen verstehen, die Unternehmen helfen, Innovationen durchzuführen. Wenn man diese weite Definition akzeptiert, muß man allerdings auch fragen, worin die spezifische Wertschöpfung der Agenturen liegt und wo sie sich in der Transferlandschaft positionieren können. Die Positionierung der Agenturen vollzieht sich in einem Dienstleistungssektor, der auf der einen Seite von den Transfereinrichtungen der Technologieproduzenten und auf der anderen Seite von den wirtschaftsnahen Transferorganisationen geprägt ist. Die Befragungen der Technologieproduzenten ergab, daß bislang kaum Kontakte zu Agenturen stattfinden. Die Analyse der Unternehmen zeigte, daß sie sich in erster Linie an die ihnen näher stehenden Kammern, Verbände und Forschungsvereinigungen wenden, wenn sie Informationen über externes Know-how suchen. Daneben konkurrieren die Agenturen mit weiteren intermediären Transfereinrichtungen wie Beratungs- und Entwicklungszentren, Informationsvermittlungsstellen sowie Technologie- und Gründerzentren.
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Bei dieser Gemengelage ist es verständlich und aus der jeweiligen Perspektive der Universalagenturen richtig, daß sie versuchen, sich neu zu positionieren und alternative Betätigungsfelder zu finden. Dabei schlagen die Agenturen gegenwärtig drei unterschiedliche Wege ein. Eine Strategie läuft auf eine Re· aktivierung des Technologietransfers hinaus. Dies kann technologiepolitisch sinnvoll sein, wenn damit der klassische Transfergedanke der Zusammenführung von staatlicher Forschung und unternahmarischer Innovation auf neue, effektivere Weise in die Praxis umgesetzt wird. Dieses Ziel verfolgt gegenwärtig die TVA in Berlin mit dem Transferring-Konzept. Die andere Strategie besteht in einer Verlagerung der Geschäftstätigkeit in den Bereich der Unternehmensberatung. Ob dieser Weg erfolgversprechend ist, bleibt abzuwarten. Wirtschaftspolitisch ist er fragwürdig, denn auf diesem Sektor existiert ein funktionierender privater Beratermarkt, der die von den Agenturen beabsichtigten Leistungen erbringen kann. Bleiben die Agenturen teilweise öffentlich finanziert, existiert auch weiterhin das Problem der Qualifikation der Mitarbeiter, das bisher schon nach Meinung der meisten Experten verhindert hat, daß die Agenturen dauerhaft und erfolgreich Technologietransfer betreiben konnten. Bei der dritten Strategie versteht man sich wieder stärker als Realisator und Promotor der innovationsorientierten Regionalpolltik. ln dieser Strategie kommt der öffentlichen Hand (Kommunen, Regionen, Länder, Bund, EU) als Zielgruppe wieder eine größere Bedeutung zu. Ob diese Strategie auf Dauer tragfähig ist hängt einerseits von der spezifischen Kompetenz der Agenturen und andererseits von den gerade herrschenden Strömungen in der Regionalpolitik ab. Der gegenwärtig allerorts festzustellende erneute Aufschwung der regionalen Technologiepolitik scheint in der Tat für die Wahl dieses Weges zu sprechen. Bei den Spezialagenturen, die sich auf Patentberatung und -verwertung konzentrieren, besteht ebenfalls das grundsätzliche Problem der Kompetenz. Die erfolgreiche Bewertung und Auswahl von Erfindungen und die anschließende wirtschaftliche Nutzung setzt ein hohes Ausmaß an Kompetenz auf den jeweiligen Technologie- und Marktfeldern voraus. Gegenwärtig bearbeiten die Agenturen, entsprechend ihrem Auftrag, die gesamte Breite der Technik. Es ist fraglich, ob damit eine effiziente Verwertung von Erfindungen möglich ist.
10.
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Eine Spezialisierung ist hier unabdingbar. Dabei genügt es nicht, wenn in den Agenturen beispielsweise jeweils ein Experte für Elektronik, Maschinenbau und Chemie tätig ist. Da eine Aufstockung des Personals meistens nicht möglich ist, sollten die Agenturen vor allem im Bereich der Erfindungsverwertung einen stärkeren "Mut zur Lücke" aufweisen und sich auf bestimmte Technologiefelder spezialisieren.
5.2
Transfer-Netzwerke
5.2.1
Steinbels-Stiftung für Wirtschaftsförderung
Struktur und Arbeitsweise Die Steinbeis-Stiftung ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart. Die Stiftung wurde Anfang der siebziger Jahre mit einem Stiftungskapital von 67.000 DM gegründet und war zunächst organisatorischer Rahmen für die Technischen Beratungsdienste an den Fachhochschulen in Baden-Württemberg. 1982 wurde ein neues Konzept entwickelt und das Stiftungskapital aus Landesmitteln zunächst auf 17 Mill. DM und später auf 30 Mill. DM erhöht. Das Stiftungsvermögen betrug 1994 67 Mill. DM.
Ziel des Steinbels-Konzeptes ist der Kerngedanke des Technologietransfers: Die Unterstützung der Unternehmen bei der Schaffung von Innovationen durch Nutzung externer Forschungs- und Entwicklungsleistungen. Das Steinbels-System basiert auf drei Grundelementen: - die Nutzung der bestehenden Forschungsinfrastruktur, - die Steinbeis-Stiftung als organisatorischer Rahmen, - Finanzierung des Technologietransfers weitgehend über den Markt. Organisatorische Grundeinheit des Steinbeis-Konzeptes ist das SteinbeisTransferzentrum. Träger der Tranferzentren ist juristisch die Steinbeis-Stiftung. Faktisch sind die Träger in der Regel Hochschulprofessoren, hauptsächlich Fachhochschulprofessoren, die in Nebentätigkeit die Zentren leiten und für das wirtschaftliche Ergebnis voll verantwortlich sind. Die Stiftung nutzt somit die bestehende personelle Infrastruktur insbesondere der
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Fachhochschulen und macht sie zum Kern eines Netzes von Forschungsinstituten, deren Aufgabe der Technologietransfer zwischen Instituten und Unternehmen ist. Im Mittelpunkt des Steinbeis-Konzepts steht somit der direkte Technologietransfer, der in Form von Beratungs- und Entwicklungsautträgen von meist kleinen und mittleren Unternehmen an die Transferzentren stattfindet. Die Steinbeis-Zentrale selbst tritt im operativen Transfergeschäft bewußt in den Hintergrund. Die Steinbeis-Stittung schafft für den jeweiligen Leiter des Transferzentrums den organisatorischen Rahmen für eine marktorientierte FuE-Tätigkeit. Die Transferzentren sind rechtlich unselbständige Filialen der Steinbeis-Stittung. Im Vorfeld der Gründung sucht die Zentrale der Steinbeis-Stiftung einen für die Vertragsforschung mit mittelständischen Unternehmen geeigneten Zentrumsleiter aus und definiert für die fachspezifische Ausrichtung des Zentrums einen relevanten FuE-Markt. Die Zentrale schließt mit dem Leiter einen Kooperations- und einen Leitungsvertrag ab. Im Außenverhältnis der Zentrumsaktivitäten tritt juristisch stets die Stiftung auf (Personalverträge, FuE-Aufträge etc.). Dies hat den Vorteil, daß das Zentrum von Verwaltungsaufgaben weitgehend befreit ist, da die Zentrale auch die Buchhaltungsarbeiten übernimmt. Weitere Aufgaben der Zentrale liegen in der Marktkommunikation, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Zentrale ist Anlaufstelle für diejenigen Unternehmen, die Beratungs- und Entwicklungsbedarf und noch keinen Kontakt zu einem geeigneten Transferzentrum haben. Sie sorgt desweiteren für eine geschlossene Darstellung der Arbeit der Tansferzentren und vertritt deren Interessen im politischen Raum. Für diese Leistungen müssen die Zentren 9% ihrer Umsätze an die Zentrale abführen. Faktisch ist der Zentrumsleiter im Hinblick auf sein Leistungsangebot sowie den Personal- und Kapitaleinsatz des Zentrums in seinen Dispositionen völlig frei. Werden von den Zentren Hochschuleinrichtungen in Anspruch genommen, wird deren Nutzung von den Zentren "marktnah" entgolten. Die näheren Einzelheiten über die Inanspruchnahme von Einrichtungen der Hochschulen und der zu zahlenden Mieten und Entgelte regelt in Baden-Württemberg ein Vertrag zwischen dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung und der Steinbeis-Stiftung. Für die Zentrale ist entscheidend, daß die Aufwendungen des Zentrums aus eigenen Umsatzerlösen gedeckt sind. Bei der Gründung kann das Zentrum Landeszuschüsse in Höhe von ca. 200.000 DM für die Auf-
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wendungen in der Startphase in Anspruch nehmen. Ansonsten erhält das Zentrum keine finanziellen Mittel. Erwirtschaftete Überschüsse verbleiben nach Abzug der Gemeinkostenpauschale im Verfügungsbereich des Zentrumsleiters. Ist ein Zentrum auf Dauer nicht erfolgreich, wird es nach Auskunft der Stiftung geschlossen. 1994 existierten 220 Steinbeis-Transferzentren, die sich regional folgendermaßen verteilen: Baden-Württemberg Alte Bundesländer Neue Bundesländer Österreich, Schweden
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3
Neben eigenen Transferzentren unterhält die Steinbeis-Stiftung auch Kooperationen mit anderen in- und ausländischen Forschungseinrichtungen wie dem Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut der Universität Tübingen, der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Schweizerischen Institut für gewerbliche Wirtschaft an der Hochschule St. Gallen. Desweiteren ist die Stiftung Mitglied der 1995 gegründeten "Technologie-Allianz". Ziel dieser Kooperation ist die Verwertung von Schutzrechten der Allianzpartner durch die Transferzentren. Die Leistungen der Transferzentren werden in erster Linie auf der Grundlage des Wissens- und Forschungspotentials der Fachhochschulen erbracht. Die damit verbundene Anwendungs- und Praxisorientierung kommt insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen zugute. Rund zwei Drittel der Einnahmen erlösen die Transferzentren mit Firmen, die eine Umsatzgröße unter 50 Millionen DM haben. Das Volumen der FuE-Aufträge liegt in der Regel unter 50.000 DM, d.h. daß viele Aufträge kurzfristiger Natur sind und auf schnelle Umsetzung in den Unternehmen abzielen. Neben der Produktion von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen und deren Transfer in die Unternehmen ist die Beratung der Unternehmen ein weiteres Betätigungsfeld der Zentren. Diese erfolgt bei allen Zentren und steht teilweise in Verbindung mit FuE-Aufträgen. Einige Transferzentren haben sich auf technisch-betriebswirtschaftliche Beratungen konzentriert und sind auf
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dem Gebiet des Technologiemarketing, des Technologiemanagements, der Diversifikation, der Personalführung, des Marketing und des Innovationsmanagements tätig. Die fehlende Grundfinanzierung der Transferzentren und die Orientierung am FuE-Markt führen dazu, daß der größte Teil der Einnahmen Markterlöse darstellen. 1994 betrugen die Einnahmen der Steinbeis-Stiftung 101,7 MiII. DM. Davon entfielen auf Beratung, FuE, Weiterbildung Zuschüsse des Wirtschaftsministeriums BW Sonstige Einnahmen Zinsen und Mieteinnahmen Auflösung von Rückstellungen aus 1993
76,2% 0,6% 8,2% 3,8% 11,2%
Aus der Einnahmenstruktur wird deutlich, daß die Stiftung öffentliche Zuschüsse nur in ganz geringem Umfang (0,6 %) in Anspruch nimmt. Es handelt sich hierbei um Hilfen des Landes-Wirtschaftsministeriums für die Grundausstattung neuer Transferzentren. Der geringe Zuschußbedarf der Stiftung aus öffentlichen Haushalten rührt nicht unwesentlich daher, daß zum einen die Stiftung über laufende Erträge aus dem Stiftungsvermögen (zuletzt knapp 4 Millionen DM) verfügt, und daß zum anderen die Transferzentren ihren Personalaufwand niedrig halten können, weil die Zentrumsleiter in der Regel beamtete Hochschullehrer sind, die für die Transferzentren in Nebentätigkeit arbeiten. Darüber hinaus agiert man in den Transferzentren mit einem flexiblen Personalbestand. Bei 220 Zentren waren 1994 nur 492 Mitarbeiter, teilweise in Teilzeit, fest angestellt. Zusätzlich wurden 1227 Mitarbeiter projektbezogen eingesetzt. Die Beratungs- und FuE-Leistungen werden zum weitaus größten Teil im Auftrag von Unternehmen erbracht. Etwa 10 % der Zentrumserlöse stammen nach Auskunft der Stiftung aus FuE-Projekten von öffentlichen Auftraggebern. Darüber hinaus können die Transferzentren vom Kurzberatungs-Programm des Landes profitieren. Das Land übernimmt die Kosten für technische Kurzberatungen von kleinen und mittleren Unternehmen in Baden-Württemberg, die von Angehörigen des hauptberuflichen wissenschaftlichen Personals der Fachhochschulen in Nebentätigkeit erbracht werden. Zwar werden nur maxi-
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mal 5 Beratungsstunden bezahlt, doch können auch die Transferzentren das Programm zur Akquisition von FuE-Aufträgen in den Unternehmen nutzen. Der Vorstandsvorsitzende der Steinbeis-Stiftung ist in Personalunion Regierungsbeauftragter des Landes Baden-Württemberg für Technologietransfer. Der Regierungsbeauftragte begutachtet im Rahmen der Landes-Förderprogramme Anträge von Unternehmen im Hinblick auf technische, wirtschaftliche, personelle und finanzielle Aspekte. Von Gesprächspartnern aus anderen Transfereinrichtungen wurde die Vermutung geäußert, daß durch die personelle und organisatorische Verflechtung von Gutachter- und Forschungstätigkeit die Transferzentren Vorteile bei der Einwerbung von FuEAufträgen besitzen. Diese Vermutung wird von der Stiftung zurückgewiesen. Die Stiftung weist darauf hin, daß ein Großteil der Landesförderung in Form zinsbegünstigter Darlehen an die Unternehmen gewährt wird. Dies betrifft die Programme "Einsatz moderner Technologien", "Technologieorientierte Unternehmensgründungen", "Umweltschutzinvestitionen" und "Energieeinsparung". Beim Programm "Entwicklungsvorhaben kleiner und mittlerer Unternehmen", das pro Jahr mit ca. 5 Millionen DM ausgestattet ist, achten nach Auskunft der Stiftung die für die Vergabe der Fördermittel zuständige Landeskreditbank und der Landesrechnungshof auf die ordnungsgemäße Vergabe der Mittel.
Konzeptionelle Bewertung Das Konzept eines Technologieproduzenten-orientierten Netzwerkes, das die Steinbeis-Stiftung realisiert hat, erfüllt viele Anforderungen an einen effektiven Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Unternehmen und ist darüber hinaus ein positives Beispiel, wie "Public-Private-Partnership" organisiert sein sollte. Diese Einschätzung basiert auf den folgenden Merkmalen und Ergebnissen. Erstens: Die Akquisition potentieller Auftraggeber erfolgt durch den Technologiegeber selbst. Dadurch wird eine hohe Bedarfsorientierung der Transferzentren sichergestellt und vermieden, daß sich in den Zentren anwendungsgeeignete Ressourcen "am Markt vorbei" etablieren. Zweitens: Die Nutzung externen Know-hows durch die Unternehmen erfolgt in direktem Kontakt mit dem Know-how-Geber. Damit wird weitgehend erreicht, daß die Unternehmen die FuE-Ergebnisse so erhalten, daß sie diese mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen direkt umsetzen können. Drittens: Die An-
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bindung der Transferzentren an die Fachhochschulen führt dazu, daß insbesondere der Technologiebedarf kleiner und mittlerer Unternehmen gedeckt wird. Die Fachhochschulen sind stark an den Problemen der Praxis orientiert und in der Lage, häufig unter Einbindung ihrer Studenten, auch kurz- und mittelfristige Projekte zu realisieren. Viertens: Die Steinbeis-Stiftung schafft die notwendigen finanziellen Anreize, damit Wissenschaftler neben ihrer wissenschaftlichen Lehr- und Forschungstätigkeit in der Anwendung und dem Transfer ihres Wissens in die Wirtschaft eine lohnende Aufgabe sehen. Fünftens: Die Transferzentren finanzieren sich weitgehend über den Markt. Sie verfügen über keine öffentliche Grundfinanzierung und kaum über öffentliche ProjektmitteL Dies ist auch deshalb möglich, weil die Stiftung auf bestehende Wissensinfrastrukturen der Fachhochschulen zurückgreifen kann. Daraus resultieren wirtschaftliche Vorteile, die insbesondere durch den variablen Einsatz von Personal- und Sachressourcen, den Wegfall von Humankapitalinvestitionen und günstigere Kalkulationsbedingungen entstehen. Die weitgehend einseitige Ausrichtung der Steinbeis-Stiftung an dem Forschungspotential der Fachhochschulen hat auch eine Kehrseite. Die Kompetenz der Fachhochschullehrer erstreckt sich primär auf die lngenieurwissenschaften. Naturwissenschaftliches Wissen, z.B. aus dem Gebiet der Physik oder der Chemie, steht damit für bestimmte Problemlösungen nur in geringerem Umfang zur Verfügung. Dies kann in Technologiebereichen mit hoher Wissenschaftsbindung und bei sehr innovativen Projekten, in denen auch anwendungsorientiertes Grundlagenwissen erforderlich ist, einen erfolgreichen und für das Unternehmen optimalen Transfer behindern. Es stellt sich auch die Frage, auf welche Weise in den Transferzentren die Schaffung neuer Technologiepotentiale sichergestellt ist. Die Fachhochschulen verfügen nur über eine sehr begrenzte Forschungsausstattung, die auschließlich für praxisorientierte FuE-Aufgaben genutzt wird. Vorlaufforschung und die Erarbeitung anwendungsbezogener Grundlagen stehen somit für die Weiterentwicklung des Faches und als Basis für innovative Entwicklungen nicht zur Verfügung. Dadurch besteht die Gefahr, daß eher der Stand der Technik variiert wird, als daß neue Technologien zur Anwendung gebracht werden.
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Um der Gefahr fehlender Breite und Tiefe des Technologiepotentials zu entgehen, sollte die Steinbels-Stiftung ihre Wissensbasis verstärken. Dies kann sie auf zwei Wegen erreichen. Der eine Weg ist der interne Know-how-Zuwachs. Dieser ist erreichbar, indem Transferzentren auch an Universitäten und Großforschungseinrichtungen mit geeigneten Professoren errichtet werden. Dies ist hinsichtlich der Universitäten sicher ein schwierigeres Unterfangen als die Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen. Dennoch zeigen Beispiele aus dem Universitätsbereich, z.B. die Arbeit der An-Institute, daß unter den Hochschullehrern durchaus Interesse an der Zusammenarbeit mit Unternehmen besteht. Um auch an den Universitäten geeignete Rahmenbedingungen und Anreize für die marktorientierte Forschung zu schaffen, ist es allerdings erforderlich, daß die Universitäts-Verwaltungen und -Kanzler die Bildung von Transferzentren unterstützen. Eine zweite Möglichkeit, die eigene Wissensbasis zu stärken, ist der externe Weg der Kooperation. Bestehende Transferzentren sollten verstärkt gemeinsame Projekte mit Universitäten, Großforschungseinrichtungen und Instituten der Max-Pianck-Gesellschaft durchführen. Dies setzt voraus, daß diese Institutionen zur Kooperation bereit sind und das Marketingpotential der Transferzentren erkennen. Die Transferzentren könnten in solchen Projekten die zentrale Rolle des verantwortlichen Projektmanagements übernehmen: Partner und Auftragnehmer des Unternehmens ist das Steinbeis-Transferzentrum, die externen Forschungseinrichtungen sind Unterauftragnehmer des Zentrums.
5.2.2 Niedersächsische Agentur für Technologietransfer und Innovation (NATI) GmbH Struktur und Arbeitsweise NATI fungiert als Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Technologiemittler und Innovationstörderer (AGTIF). Sie hat das Ziel, die Arbeit der verschiedenen in Niedersachsen tätigen lnnovationsförder-, Technologievermittlungs- und Beratungsstellen durch eine verstärkte Zusammenarbeit und eine Verknüpfung der Informationsquellen und Kommunikationssysteme zu unterstützen und zu stärken.
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Die in diesem Zusammenhang erbrachten Dienstleistungen werden als Maßnahme zur Verbesserung der Transferinfrastruktur vom Land finanziert. Daneben bietet NATI auch noch marktorientierte Dienstleistungen an, die gegen Entgelt in Anspruch genommen werden können. Neben anderen Aktivitäten wie z.B. EU-Verbindungsbüro für Forschung und Technologie, ist NATI auch als norddeutscher Knotenpunkt im "Deutsch-Französischen Netzwerk für den Technologietransfer" beteiligt. Dieses Projekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und der Stiftung Industrieforschung gefördert wird und aus insgesamt 11 deutschen und 10 französischen Netzwerkpartnern besteht, dient der Intensivierung und Unterstützung des Technologietransfers zwischen Frankreich und Deutschland. Das der Gründung von NATI 1989 zugrundeliegende Konzept, das als eine der wichtigsten Aufgaben die Koordinierung der Transferaktivitäten öffentlicher und öffentlich geförderter niedersächsicher Technologiemittler und Innovationstörderer vorsah, mußte nach einem rund fünf Jahre dauernden Versuch, diese Zielsetzung zu erreichen, geändert werden. Die konzeptionelle Umorientierung stellt jetzt stärker auf die Geschäftsstellenfunktion von NATI zur Unterstützung eines freiwilligen Zusammenschlusses von Transfereinrichtungen ab. Dies bedeutet aber auch, daß zum Beleg der Existenzberechtigung einer öffentlich finanzierten Institution eine entsprechende Aufgabenwahrnehmung gehört, die jetzt in der Funktion einer "Zuwendungsleitstelle", also der Projektträgerschaft für Förderprogramme des Landes, bestehen soll.
Konzeptionelle Bewertung Die ursprüngliche NATl-Konzeption stellt im Gegensatz zu der Steinbeis-Konzeptiton eines produzentenorientierten Netzwerkes einen transferstellenorientierten Ansatz dar, d.h. den Versuch, Vermittlungs- und Beratungseinrichtungen unterschiedlicher Institutionen durch einen Überbau miteinander zu verklinken. Es hat sich gezeigt, daß die Errichtung eines gemeinsamen Daches über einer heterogenen Transferstellenlandschaft, deren einzelne Elemente im Hinblick auf die organisatorische Einbindung, das Leistungsspektrum, die Zielgruppe und die personelle und sachliche Ausstattung stark differieren,
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scheitert, wenn sie primär aus einer politischen Entscheidung heraus getroffen wurde und von den Betroffenen nicht akzeptiert wird. Insbesondere treten dann Konflikte auf, wenn eine derartige Dachorganisation neben der ihr zugedachten Koordinierungsaufgabe auch selbst noch transferorientierte Dienstleistungen anbietet, die auch schon von den bereits existierenden Transferstellen abgewickelt werden. Dieser Problematik sollten sich die politischen Entscheidungsträger in denjenigen Bundesländern bewußt sein, die die Einführung von institutionalisierten Lösungen in dieser Form beabsichtigen. Wenn schon viele Transfereinrichtungen sich in einem Existenzlegitimationsdilemma befinden, sollten nicht noch zusätzliche, von öffentlichen Zuwendungen abhängige, Organisationen installiert werden.
5.2.3 Exkurs: Technologie-Allianz Die Technologie-Allianz wurde 1994 gegründet. Sie stellt ein mittlerorientiertes Netz von Transfereinrichtungen dar, das ohne institutionellen Überbau auskommen will. Mitglieder sind gegenwärtig die DLR, Köln, das EZN, Hannover, die Handelskammer Harnburg - Innovations- und Patent-Centrum (IPC), die Informations-, Beratungs- und Kontaktstelle (IBK) der Universität Kalsruhe, die PST, München, die Steinbeis-Stiftung, Stuttgart, die TU Dresden (TUD-transfer), die Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein, Kiel und die TVA, Berlin. Die spezifische Leistung der Technologie-Allianz basiert nach eigenen Angaben auf den folgenden Elementen: - Technologieangebote Jeder Partner der Technologie-Allianz bringt alle zur Verwertung, beispielsweise durch Lizenzvermittlung oder Verkauf, anstehenden Schutzrechte in eine gemeinsame Datenbank ein. Dadurch entsteht ein großer Fundus fortschrittlicher Technologien, der mittelständischen Unternehmen offeriert werden kann.
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- Aktive Technologievermittler Alle vermittelnden Partnerorganisationen verfügen über einen Stab aktiver Vermittler, die Beratungs- und Vermittlungsaufgaben für Industrieunternehmen wahrnehmen. Diese Vermittler pflegen engen Kontakt zu Industrieunternehmen und erfahren frühzeitig von konkretem Bedarf an neuer Technologie. Durch die Kooperation wird die Zahl der Vermittler, denen das gesamte Technologieangebot der Technologie-Allianz zur Verfügung steht, wesentlich vergrößert. Der Inhalt der Datenbank steht allen Partnerorganisationen der TechnologieAllianz zur Recherche von Technologieangeboten zur Verfügung. Die Datenbank hat keinen öffentlichen Zugang. Sie ist als reines internes Arbeitsinstrumentarium der Technologie-Allianz konzipiert. Die Datenbank der Technologie-Allianz enthält ausschließlich bewertete Technologieangebote. Dadurch unterscheidet sich diese Datenbank von ähnlichen Einrichtungen, in die grundsätzlich alle gemeldeten Technologien aufgenommen werden. Nach Erfahrungen der Technologie-Allianz sind mindestens 90 % der entstandenen Erfindungen nicht in marktgängige Produkte umsetzbar. Sie entziehen sich demnach auch allen Transferbemühungen. Deshalb werden die öffentlich zugänglichen Datenbanken und -börsen, die überunbewertete Datenbestände verfügen. von Industrieunternehmen nur in sehr begrenztem Umfang genutzt. Da die Technologie-Allianz erst seit kurzem besteht, ist eine Bewertung des Netzwerks derzeit noch nicht möglich.
5.3 Informationsvermittlungsstellen Struktur und Arbeitsweise Transferierbares technologisches Know-how findet sich in der technisch-wissenschaftlichen Literatur, in Patentschriften, Normen und technischen Regeln sowie in Datensammlungen aus Naturwissenschaft und Technik. Durch die Nutzung bereits vorhandenen Wissens für den lnnovationsprozeß können Kosten und Zeit eingespart und Risiken vermindert werden.
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ln der Bundesrepublik bestehen zahlreiche lnformationseinrichtungen, die für ein oder mehrere Wissensgebiete umfangreiche Datenbasen erarbeitet oder gesammelt haben. Hierbei handelt es sich um: - Fachinformationssysteme, - Informationseinrichtungen mit besonderer Zweckbestimmung und - zentrale Fachbibliotheken für bestimmte Wissenschaftszweige, die alle relevanten Publikationen in gedruckter Form oder in Datenbanken bereitstellen. Ein gesonderter Typ der Informationsvermittlungsstellen sind die Patentinformationszentren bzw. -stellen, die durch die Länder, Iändereigene Institutionen oder Kammern getragen werden. Sie halten teils sämtliche teils nur eine Auswahl von in- und ausländischen Patentschriften, Offenlegungsschriften und Gebrauchsmuster sowie vom Europäischen Patentamt herausgegebene Unterlagen zur Verfügung. Das Angebot der Zentren beinhaltet neben der reinen Bereitstellung von Patentdokumenten auch die entgeltliche Durchführung von Recherchen zum Stand der Technik für ein bestimmtes Gebiet. Online kann auch auf weltweite Patentschriften zugegriffen werden. Während die durch den Nutzer selbst durchführbare Nachsuche nur geringe Kosten verursacht, werden für die von Mitarbeitern der Zentren abgewickelten Online-Recherchen höhere Gebühren in Rechnung gestellt.
Konzeptionelle Bewertung Unter Wissenstransferaspekten kommt den Informationsvermittlungsstellen unterschiedliche Relevanz zu. Die häufig angemahnte intensivere Nutzung von Fachinformationssystemen, Datenbanken und anderen computergestützten Wissensspeichern übersieht die noch weitgehend bestehende Inkompatibilität zwischen Qualität, Vollständigkeit und Strukturierung des Informationsangebots und den Informationsbedürfnissen der Nutzer. Wissenschaftlich-technische Informationen bedürfen in der Regel der anwendungsbezogenen Interpretation, ehe sie für ein Unternehmen einen Nutzwert darstellen. lnsbesonde-
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re für kleine und mittlere Unternehmen sind die Strukturen der in Datenbanken angebotenen Informationen noch wenig bedarfsgerecht. Während für Großunternehmen mit eigenen Patentabteilungen entsprechende Patentrecherchen routinemäßig erfolgen, finden kleine und mittlere Unternehmen ohne Unterstützung durch Spezialisten kaum Zugang zur Patentliteratur. Das mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums erarbeitete Konzept einer anwenderfreundlicheren Nutzungsmöglichkeit hat zu einer steigenden Zahl von Benutzern geführt. Die Patentinformationszentren bieten inzwischen den Nachfragern preiswerte Routinerecherchen an, die einen höheren Nutzungsgrad erwarten lassen. Da die Patentdokumente technisches Wissen von sehr unterschiedlicher Anwendungsreife enthalten, das von patentierbaren Ergebnissen der Grundlagenforschung über noch nicht anwendbares Wissen der experimentellen Forschung bis zu absatzreifen Produkt- und Verfahrensneuheiten reicht, gilt hier in noch stärkerem Maße, daß die herausgefilterte Information als solche erst durch interpretierende und bewertende Weiterverarbeitung in eine endgültige Problemlösung umgewandelt werden kann. Hierbei sind kleine und mittlere Unternehmen auf Hilfestellung angewiesen, die nach dem Urteil der Nutzer noch nicht zufriedenstellend ausfällt.
5.4 Technologie- und Gründerzentren Struktur und Arbeitsweise Als in der Bundesrepublik Ende 1983/Anfang 1984 die ersten Technologieparks eröffnet wurden (in Berlin, Aachen, Karlsruhe} konnte man in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden bereits auf eine über zehnjährige Erfahrung mit diesem Konzept zurückblicken. Nach einer Welle der Schaffung von Zentren für die Förderung technologieorientierter Existenzgründungen im Rahmen der in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre forcierten Förderung des Wissens- und Technologietransfers existieren nun bundesweit knapp 180 Einrichtungen, davon 60 in den neuen Bundesländern. Die in den Zentren angesiedelten 3.700 innovativen Unternehmen beschäftigen derzeit 28.000 Personen (Baranowski/Groß 1994, 22}.
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Die in den für die Zentren verwendeten Bezeichnungen zum Ausdruck kommende Differenzierungsmöglichkeit nach dem namensgebenden Schwerpunkt - Förderung von Unternehmensgründungen (Gründerzentrum) oder von Technologien (Technologiezentrum) - ist in der Realität kaum gegeben. Bei den meisten Einrichtungen handelt es sich zwischenzeitlich um Mischformen (Steinkühler 1994). Die einzelnen Einrichtungen unterscheiden sich hinsichtlich - rechtlichem Status der Träger- oder Betreibergesellschaft, wobei sowohl eine rein staatliche als auch privatwirtschaftliche oder eine gemischtwirtschaftliche Organisationsform möglich ist; - der Zielgruppe (nur High-Tech-Unternehmen oder auch traditionelle Branchen) und - des Umfangs der Gemeinschaftseinrichtungen (Schreibbüros, Buchhaltungsservice u.ä.). Da die Technologie- und Gründerzentren als Instrument der regionalen Wirtschaftspolitik gesehen werden, haben die Bundesländer Fördermittel für den Bau und den Betrieb der Zentren als Ansehubfinanzierung zur Verfügung gestellt. Neben einer Bezuschussung der Investitionskosten wurde im allgemeinen auch eine ein bis dreijährige Grundfinanzierung für den Betrieb gewährt. Da diese Fördermittel fristgerecht auslaufen, müssen die Zentren neue Finanzierungsstrategien entwickeln. Die zentrale Aufgabe der Technologiezentren besteht in der Unterstützung von technologieorientierten Unternehmensgründern. Durch eine entsprechende Selektion der zur Gründung anstehenden Firmen im Hinblick auf die wirtschaftliche Erfolgsträchtigkeit, wird im allgemeinen eine hohe Überlebensrate erreicht. So wurden von einem befragten Technologiezentrum von 60 Gründungswilligen nur 17 Neuzugänge akzeptiert. Bis es zur Gründung kommt, kann eine bis zu einem Jahr dauernde Beratung durchlaufen sein. Die meisten Existenzgründer sind Hochschulabsolventen und beim Start aufgrund der dünnen Eigenkapitaldecke weitgehend auf öffentliche Kapitalhilfe angewiesen. Der in der Regel bei 0,5 bis 1 Mill. DM liegende Kapitalbedarf wird neben der
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Ausschöpfung entsprechender Förderprogramme auch über die teilweise als Gesellschafter solcher Zentren fungierenden Kreditinstitute beschafft. Der letzte Schritt in die Selbständigkeit ist dann die Aussiedlung der Firma; oft in einen in der Nähe befindlichen lndustriepark. Für Unternehmensgründer ist die Einmietung in einem Zentrum aus betriebswirtschaftlicher Sicht durchaus sinnvoll, wenn die damit verbundenen Vorteile betrachtet werden: - Senkung der Fixkosten durch Nutzung der Infrastruktur, - Beratungshilfen über Fördermöglichkeiten, - Synergieeffekte durch enge Kontakte zu anderen Unternehmen oder Forschungseinrichtungen. Die Leistung der Technologiezentren im Hinblick auf den Technologietransfer umfaßt die Stellung geeigneter Räumlichkeiten an innovative Gründer, die Schaffung einer Plattform für Kontakte zu FuE- oder anderen Kooperationspartnern bis zu Hilfeleistungen in der Vermarktungsphase. Damit beschränkt sich die Tätigkeit der Technologiezentren nicht mehr allein auf den vorwettbewerbliehen Raum.
Konzeptionelle Bewertung Die am Beginn der Gründungswelle derartiger Zentren häufig geäußerte Vorstellung, eine mit den Begriffen Silicon Valley oder Route 128 (Boston) belegte Entwicklung in Gang zu setzen, ist relativ schnell realistischeren Einschätzungen gewichen. Ohne auf die damit verbundenen Themenkreise Arbeitsmarkteffekte und Regionalentwicklung eingehen zu wollen, hat die Existenz derartiger Zentren sicherlich eine Katalysatorfunktion für potentielle Unternehmensgründer ausgeübt. Unter Transferaspekten ist der aufgrund der räumlichen Nähe- an Hochschulstandorten mögliche direkte Informationsaustausch zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtung, der ohne intermediäre Komponente auskommt, als positiv zu bewerten. Der Unternehmer bekommt seine Problemlösung und die FuE-Institution gewinnt Informationen über die Bedürfnisse der
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Industrie und kann ihr Forschungsangebot stärker anwendungsorientiert ausrichten. Andererseits ist auch eine technologische Hilfestellung seitens der Technologiezentren auf breiter Basis möglich, da sie in ein Netzwerk formeller und informeller Art eingebettet sind, das den Zugriff auf lokale und regionale Akteure der Transferszene ermöglicht. Für Effizienz und Effektivität der in Technologiezentren zu beobachtenden Aktivitäten im Transferbereich wird in allen Untersuchungen die Bedeutung des Managements und seines Aktivitätsgrades, seiner Kompetenz und Flexibilität herausgestrichen (Habersam et al. 1994, 107, Sternberg 1988, 175ft.). Im großen und ganzen wird den Zentren ein hohes Maß an Zielerreichung im Hinblick auf die Förderung von Innovationstätigkeit und Technologiediffusion bescheinigt, aber auch noch unausgeschöptte Potentiale aufgezeigt. Ob angesichts der bereits hohen Zahl existierender Zentren und noch einiger anstehender Neuerrichtungen alle Einrichtungen eine Zukunftschance haben werden, wird auch von der Arbeitsgemeinschaft der Zentren eher skeptisch beurteilt. Am wenigsten gefährdet dürften die im Umfeld von Wissenschaftseinrichtungen etablierten Zentren sein. Dennoch macht man sich über die für eine erfolgreiche Bestandssicherung notwendigen Schritte Gedanken. ln erster Linie soll eine Weiterentwicklung der Technologiezentren durch die Übernahme neuer Aufgaben vorangetrieben werden (Baranowski/Groß 1994, 33). Ein Teil der in Aussicht genommenen neuen Aufgabenfelder wie z.B. - Projektträgerschatten bei Verbundprojekten, - Technologieorientierte Qualifizierungsmaßnahmen, - Entwicklung von Technologie-Frühwarnsystemen und Technologiebewertungen werden auch schon von anderen Institutionen angeboten, so daß es auf diesen Feldern auch zu einem Verdrängungswettbewerb kommen könnte.
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6. Schlußfolgerungen ln der Bundesrepublik ist in den letzten zwanzig Jahren eine umfangreiche Technologietransferlandschaft entstanden, die heute aus rund 1.000 Transfereinrichtungen besteht. Ihre Aufgabe besteht darin, eine Brücke zwischen dem Technologiebedarf der Unternehmen und dem Technologieangebot externer Einrichtungen zu schlagen. Auf die Frage, wie dieser Brückenschlag am besten organisiert und bewerkstelligt werden kann und in welchem Umfang er erforderlich ist, gibt es keine eindeutige Antwort. Auch der Erfolg der Technologiemittler im Hinblick auf die Bewältigung ihrer Aufgabe ist nur unzureichend bestimmbar. Ein wesentlicher Grund für die Schwierigkelten bei der Bestimmung der Ressourcenallokation und des Erfolgs in den Mittlereinrichtungen liegt darin, daß instititutionalisierter Technologietransfer überwiegend nicht den Steuerungsmechanismen des Marktes unterliegt, weil er weitgehend öffentlich oder über Zwangsmitgliedschatten finanziert wird. Entsprechende Effizienzmaße stehen deshalb nicht zur Verfügung. Ein weiteres Problem besteht darin, daß Technologietransfer keine homogene Dienstleistung ist, sondern auf heterogenen Wissenschafts- und Marktfeldern stattfindet. Daraus resultieren Qualifikations- und lnformationserfordernisse, denen nur mit spezifischem Fach- und Erfahrungswissen entsprochen werden kann (Kompetenzproblem). Oft verfügen Mittlereinrichtungen aufgrund des Fach- und Produktspektrums ihrer Klientel sowie ihrer Personalkapazität nicht über Spezialwissen, sondern halten Breitenwissen bereit. Damit können, wie die Befragungen bei Technologiegebern und Unternehmen ergaben, vorhandene Transferpotentiale meistens nicht ausgeschöpft werden. Dies gilt umsomehr, je weiter intermediäre Einrichtungen von den Technolgiequellen und den Technologieempfängern, und damit von den primären Kompetenzträgern, entfernt agieren. Zu ähnlichen Befunden kommen auch andere Untersuchungen (Schroeder et al. 1991, 171 ff., Becher et al., 1993, 53 ff.). Der Aufbau einer intermediären Transferebene, der auf der Vorstellung eines offenen Informationszugangs beruht, kann vermutlich nur einen, häufig nicht wettbewerbskritischen, Wissensausschnitt vermitteln (Arbeitskreis 1994, 8). Wettbewerbsrelevantes Wissen ist in hohem Maße personengebundenes
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Erfahrungswissen (tacit knowledge), das nur über direkten Kontakt und persönlichen Erfahrungsaustausch vermittelt werden kann. Wenn Technologietransfer die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken soll, ist zu bezweifeln, daß das bisherige Konzept des institutionalisierten Technologietransfers in Zukunft tragfähig sein kann. Die Frage nach den Funktionen von Technologietransfereinrichtungen sollte deshalb neu gestellt werden. Die eigentliche Transferaufgabe, nämlich die Herstellung der Kompatibilität zwischen dem Wissensangebot des Technologiegebers und dem Technologiebedarf des Anwenders kann nur von den Transferpartnern selbst gelöst werden. Inwieweit Technologieproduzenten und -anwender bei bestehenden Such- und Selektionsproblemen Unterstützung von Dritten benötigen, sollte so weit wie möglich durch Marktprozesse oder marktähnliche Mechanismen herausgefunden werden. Dies gilt auch für die Bereitstellung nicht-technologischer, transferrelevanter Dienstleistungen, etwa im Bereich der Unternehmensberatung und Qualifizierung. Orientiert man die Funktionen von Transfereinrichtungen am feststellbaren Bedarf der Transferpartner (Technologieproduzenten, Technologieanwender), so sollten die möglichst unternehmensnahe Bereitstellung bzw. Vermittlung technologieorientierter Erstinformationen und -kontakte, der Transfer von schutzrechtlich abgesicherten Forschungsergebnissen von der Wissenschaft zur Industrie sowie die Bildung und Aufrechterhaltung von (produzentenorientierten) Transfernetzwerken im Vordergrund stehen.
VI. Staatliche Förderung des Technologietransfers 1. Indirekter Technologietransfer Das Interesse der staatlichen Forschungs- und Technologiepolitik an Fragen des Technologietransfers und der Aufbau einer intermediären Transferinfrastruktur hat seinen Ursprung in den siebziger Jahren. Einen Referenzpunkt stellten die Feststellungen und Empfehlungen der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel dar, die den Wissenstransfer als ein wichtiges Instrument zur "Modernisierung der Volkswirtschaft und zur Bewältigung künftiger struktureller Anpassungsprozesse" betrachtete (Kommission 1977, 283 ff.). Während die Kommission konstatierte, daß der Technologietransfer zwischen der Forschung und den Großunternehmen funktioniert, erkannte man als Kernproblem, daß "die Diffusionsbeziehung zwischen Forschungseinrichtungen und mittleren und kleinen Unternehmen verbesserungsbedürftig" ist. Den Lösungsansatz sah man darin, daß "Beratungsdienste entwickelt (werden), um die Verbindung zwischen privaten und staatlichen Forschungseinrichtungen einerseits und mittleren und kleinen Unternehmen andererseits zu verbessern. Zu diesem Zweck sollten in und bei den Forschungsstätten Möglichkeiten geschaffen werden, die eigenen Forschungsergebnisse so aufzubereiten, daß sie möglichst leicht transferiert werden können". Obwohl die Empfehlungen der Kommission hinsichtlich der verschiedenen Formen des Technologietransfers offen formuliert wurden, wird doch an verschiedenen Stellen deutlich, daß ihr Grundverständnis staatlicher Transferpolitik eher spin off-orientiert war. So wurde der gesamte Technologietransferprozeß idealtypisch in folgende Schritte gegliedert: "1. 2. 3. 4.
Aufarbeitung der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zur praktischen Verwertbarkeit; Gezielte Dokumentation und Verbreitung; Erkennen eines bestimmten Bedarfs durch Ermittlung oder Anfrage; Betriebswirtschaftliche, juristische und technologische Information und Beratung mit anschließender Vermittlung und Organisation der Fachberatung.
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5.
Fachberatung des Know-how-Gebers zur eigentlichen Anwendung der transferierten Technologie."
Es sei Aufgabe der Technologietransfereinrichtungen, die Schritte 2 bis 4 selbst zu übernehmen. Im Anschluß an das Kommissionsgutachten startete die Bundesregierung verschiedene Initiativen zur Aktivierung des Technologietransfers und zur Stärkung des Innovationspotentials von kleinen und mittleren Unternehmen. Im Rahmen dieser Maßnahmen unterstützte das Bundesministerium für Forschung und Technologie ab 1977 den Aufbau von Technologie- und lnnovationsberatungsstellen. Ende 1980 bestanden 17 solcher Modellprojekte. Ziel der Pilotvorhaben war - die Intensivierung des Technologietransfers in kleine und mittlere Unternehmen, insbesondere aus öffentlichen Forschungseinrichtungen, und - die Verbesserung des Beratungsangebotes für kleine und mittlere Unternehmen, wobei angestrebt wurde, den Beratungsbedarf hauptsächlich durch gewerblich oder nebenberuflich tätige Berater zu befriedigen. Hauptträger der Projekte waren, wie von der Kommission empfohlen, anwendernaha Einrichtungen der Kammerorganisation und des RKW (Bräunling et. al. 1981 ). Die Innovationsberatungsstellen wurden nicht in eine leere Transfer- und Beratungslandschaft hinein gegründet. Bereits 1954 wurde die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) etabliert. Die Forschungsvereinigungen sind Mittler zwischen dem externen Forschungsbedarf der Mitgliedsunternehmen und -verbände und den diesen Bedarf deckenden Forschungseinrichtungen. Insofern sind die Forschungsvereinigungen Technologietransfereinrichtungen und somit Träger des indirekten Technologietransfers. 1955 ist die Patentstelle der Fraunhofer-Gesellschaft errichtet worden. 1970 wurde von der Max-Pianck-Gesellschaft die Garehing Instrumente GmbH (heute: Garehing Innovation GmbH) mit dem Auftrag gegründet, transferfä-
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higes Know-how der Muttergesellschaft wirtschaftlich zu verwerten. Die IHKs Haideiberg und Koblenz errichteten 1976 Beratungsstellen für Technologietransfer; der - später von der Steinbeis-Stiftung übernommene - Technische Beratungsdienst an 13 Fachhochschulen wurde 1969 in Baden-Württemberg gegründet. Auch in Nordrhein-Westfalen standen seit 1972 Wissenschaftler der Fach- und Gesamthochschulen im Rahmen eines Beratungsprogramms für Kurzberatungen zur Verfügung. ln den achtziger Jahren wurde das System der Technologietransfereinrichtungen weiter ausgebaut. Die Großforschungseinrichtungen begannen, Technologietransferstellen und -büros zu errichten. Im Rahmen der Fachprogramme des BMFT wurden Zentren für Information und Beratung (Demonstrationszentren) errichtet, die den Technologietransfer auf bestimmten, als Schlüsseltechnologien erkannten, Technologiefeldern verbessern sollten. Transferorientierte Initiativen kamen auch aus dem Bereich der Fachinformationspolitik des BMFT. So wurde zunächst der Aufbau technischer Datenbanken gefördert, die den Unternehmen den Zugang zu neuem technologischen Wissen erleichtern sollten. Dadurch sollte auch das Angebot der Technologieproduzenten an Know-how und Patenten transparent gemacht werden, und man erhoffte sich durch solche "Know-how-Börsen" einen schnelleren Transfer zum Anwender. Um kleinen und mittleren Unternehmen den komplizierten Umgang mit den Datenbanken zu ermöglichen, wurde der Aufbau einer Infrastruktur für Informationsvermittlung initiiert, der Informationsbedarfe der Betriebe durch Datenbankrecherchen decken sollte. Teilweise wurden diese Informationsvermittlungsstellen in bestehende Transfereinrichtungen integriert. Ähnlich wurde auch der Bereich der Wirtschaftsinformation gefördert. Die Fortsetzung des datenbankorientierten Ansatzes der Wissensdiffusion erfolgt gegenwärtig in dem Projekt INSTI (lnnovationsstimulierung der deutschen Wirtschaft durch wissenschaftlich-technische Information). Ziel dieses Modellvorhabens sind die "Steigerung der Nutzung von Patent- und wissenschaftlich-technischer Information aus Datenbanken" sowie die "Schaffung eines erfinderfreundlichen Klimas (Erfinderförderung) durch Aufbau eines Netzes von Beratungseinrichtungen" (Institut o.J.). Die vom BMFT geförderten Innovationsberatungsstellen der Kammern wurden von diesen in eigener Regie weitergeführt und zu einem flächendek-
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kenden Netz erweitert. Andere im Rahmen der Pilotvorhaben geschaffenen Transfereinrichtungen wurden von den Ländern weiter unterstützt, meistens unter Änderung ihres ursprünglichen Tätigkeitsspektrums. Die Länder, ebenso wie zahlreiche Kommunen, haben seit Beginn der achtziger Jahre im Sinne einer innovationsorientierten Regionalpolitik die lnstitutionalisierung des Technologietransfers weiter entwickelt in der Hoffnung, dadurch die regionale Wirtschaftskraft zu fördern. So wurden an vielen Hochschulen Technologietransferbeauftragte und entsprechende Stellen gebildet. Darüber hinaus wurden weitere eigenständige Transferagenturen geschaffen und die Transferlandschaft um sogenannte Gründer- und Technologiezentren erweitert. Auch im Rahmen der Technologieförderung der Kommission der Europäischen Union haben Aspekte und Maßnahmen des Technologietransfers eine wachsende Bedeutung gewonnen. So wurde im 4. Rahmenprogramm der Anteil der Mittel für Technologietransfer an den gesamten FuE-Mitteln der EU gegenüber dem Vorgängerprogramm gesteigert. Diese Mittel sollen auch für die "Verbreitung und optimale Nutzung der Projektergebnisse" verwendet werden. Hierzu werden sogenannte "Technologievalidierungsprojekte" und "Technologietransferprojekte" gefördert. Die Validierung der FuE-Ergebnisse erfolgt im Hinblick auf andere Anwendungen als diejenigen, für die sie ursprünglich erzielt wurden. Die Ergebnisse sollen entsprechend angepaßt werden und dann in "ein Stadium der konkreten Anwendung übergehen". "Ziel der Technologietransferprojekte ist es, den Transfer und die Verbreitung von Technologien über sektorale und nationale Grenzen hinweg zu fördern und dadurch zu erreichen, daß diese Technologien von neuen Nutzern übernommen werden" (Amtsblatt 1995). Die EU fördert ein Netz von Institutionen in den Mitgliedsländern (EU-Verbindungsbüros für Forschung und Technologie), die Aufgaben des europäischen Technologietransfers übernehmen sollen.
2. Direkter Technologietransfer Direkter Technologietransfer findet statt, wenn Unternehmen direkt mit Technologieproduzenten zusammenarbeiten. Die Analyse des Technologietransfersystems zeigt, daß es sich hierbei um eine besonders effektive Form des Technologietransfers handelt. An erster Stelle steht dabei die Zusammenarbeit
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mit anderen Unternehmen. Die Übernahme neuen Wissens findet sowohl im Rahmen von Lieferanten-Kunden-Beziehungen als auch durch Vergabe von FuE-Aufträgen an andere Unternehmen statt. Ähnliche Netzwerke pflegen vor allem größere Unternehmen mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Das Spektrum reicht hier von regelmäßigen persönlichen Kontakten und dem Besuch von Vortragsveranstaltungen über engere, finanziell basierte Arrangements (Pauschalzahlungen an Institute, Beraterverträge) bis hin zu definierten Forschungsaufträgen. Eine wichtige Motivation zur Unterhaltung von Beziehungen zu Forschungseinrichtungen sehen Unternehmen häufig auch im Hinblick auf die Rekrutierung wissenschaftlich ausgebildeten Personals. Durch den engen Kontakt zu den relevanten Institutsdirektoren und -mitarbeitern ist es leichter, das geeignete Personal zu finden. Dieser "Transfer über Köpfe" hat für die Unternehmen zwei große Vorteile. Zum einen gelingt durch Personaleinstellung die Integration neuen externen Wissens effizienter, weil keine Schnittstellenprobleme mit externen FuE-Einrichtungen in räumlicher, sachlicher und zeitlicher Hinsicht bestehen. Zum anderen kann eine vollständige Geheimhaltung der eigenen FuE-Aktivitäten erreicht werden, da keine Informationen über den eigenen Wissensbedarf nach außen gegeben werden müssen. Den direkten Wissensaustausch zwischen den Unternehmen fördert das Bundesministerium für Wirtschaft durch "Technologie-orientierte Besuchs- und Informationsprogramme (TOP)". ln dieser Initiative werden Unternehmen Besuchsveranstaltungen bei technologisch führenden Unternehmen angeboten. Führungskräfte und Fachleute können vor Ort, im Betrieb, technische und organisatorische Problemlösungen studieren und Erfahrungen über die Umsetzung von Forschungsergebnissen in neue Produkte und Verfahren austauschen. Im Rahmen der direkten Pojekttörderung des Bundes wurde seit Beginn der achtziger Jahre angestrebt, durch Verbundforschung den direkten Technologietransfer zwischen den Unternehmen, aber auch zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu fördern. Mittlerweile ist die Verbundforschung die dominierende Form der Programmförderung. Im Urteil von Evaluationsstudien und Experten erfüllt die Verbundforschung ihre Transfertunktion zuweilen nur teilweise. Bemängelt werden der Umfang der Verbünde und die
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ungenügende Zusammenarbeit im Verbund insbesondere dann, wenn jeder Verbundteilnehmer letztlich Einzelforschung betreibt. Unklar ist auch nicht selten, was aus den Ergebnissen der geförderten Forschungsprojekte nach Abschluß der Projekte wird. Besondere Probleme mit der Verbundforschung haben kleine und mittlere Unternehmen, weil die Projektplanung und -durchführung aufwendig ist und den Personal- und Zeitstrukturen mittelständischer Unternehmen oft nicht entspricht. Um kleine und mittlere Unternehmen schneller an benötigtes technologisches Know-how heranzuführen, wurde 1978 das BMFT-Programm "Auftragsforschung und -entwicklung" geschaffen, in dem FuE-Projekte gefördert wurden, die Unternehmen an externe Technologielieferanten vergeben. ln fast der Hälfte der Fälle gingen die Aufträge an andere Unternehmen. 1988 wurde das Programm geändert und es konnten nur noch Aufträge an Institute und technische Dienstleistungsunternehmen gefördert werden. Das Programm ist in den alten Ländern 1991 und in den neuen Ländern 1995 ausgelaufen. Eine gewisse Fortsetzung der Förderung der Auftragsforschung findet sich in dem BMBF-Programm "Förderung der Forschungskooperation in der mittelständischen Wirtschaft". Hier werden FuE-Kooperationen zwischen Unternehmen, aber auch FuE-Aufträge an Forschungseinrichtungen gefördert. Die zweite Komponente des Programms unterstützt den Personataustausch im Rahmen von Vorlaufprojekten. Gefördert wird die zeitweilige Entsendung von Forschungspersonal aus Unternehmen in Forschungseinrichtungen und vice versa. Mit diesem Programm soll der direkte Technologietransfer "über Köpfe" in mittelständische Unternehmen verstärkt werden. Daneben existieren noch etliche Förderprogramme der Länder, um die Nutzung der Instrumente des Personaltransfers zu intensivieren (z.B. Programm "Innovations-Praktikant" in Nordrhein-Westfalen).
3. Unternehmensgründungen Die Gründung technologieorientierter Unternehmen kann ebenfalls dem direkten Technologietransfer zugeordnet werden. Insbesondere produktorientierte Erfindungen können einen so hohen Neuheitsgrad aufweisen, daß sich hierfür noch kein nutzendes Unternehmenspotential herausgebildet hat und deshalb
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ein Technologietransfer nicht stattfinden kann. Doch selbst dann, wenn Unternehmen für die Anwendung einer neuen Technologie potentiell in Frage kommen, muß eine Übernahmebereitschaft vorhanden sein, damit es zur Innovation kommen kann. ln beiden Fällen können Umsetzung und Innovation nur in einem neuenUnternehmen realisiert werden. Die Gründung neuer Unternehmen ist deshalb volkswirtschaftlich und technologiepolitisch von großer Bedeutung. ln Deutschland begann das BMBF im Jahre 1983 mit dem TOU-Programm die Förderung der Gründung technologiebasierter Unternehmen. Dieses Programm wurde für die neuen Bundesländer neu aufgelegt. Gegenwärtig erfolgt die Förderung durch das Programm "Beteiligungskapltal für kleine Technologieunternehmen" (BTU). Ein Hauptproblem der Gründer besteht oftmals darin, daß sie in der Regel im Vergleich zu ihrem Finanzierungsbedarf nur über geringe eigene Mittel und Vermögenswerte verfügen. Dadurch können sie nur sehr beschränkt Fremdkapital der Banken in Anspruch nehmen. ln diese Finanzierungslücke können Kapitalbeteiligungsgesellschaften treten, die den Unternehmen über ihre Beteiligung Eigenkapital bzw. eigenkapitalähnliches Kapital zuführen. Da die Beteiligung an neuen, technologiebasierten Unternehmen mit erhöhten Risiken verbunden ist, ist dieser Kapitalbeteiligungsmarkt in der Bundesrepublik defacto nicht von selbst entstanden, obwohl entsprechender Bedarf vorhanden war. Aus diesem Grund begann das BMFT Anfang der achziger Jahre zunächst mit einer Zuschußförderung, später folgte der BJTU-Modellversuch, der vor allem die Entwicklung eines Risikobeteiligungsmarktes fördern sollte. Die Projektbegleitung des Modellversuchs führte zu dem Ergebnis, daß durch das BJTU-Förderkonzept eine deutliche Stimulierung des Angebots an Risikokapital für junge Technologieunternehmen erfolgte, daß aber auf eine öffentliche Förderung des Risikobeteiligungsmarktes auch künftig nicht verzichtet werden könne, solange die allgemeinen Rahmenbedingungen des deutschen Kapitalmarktes sich nicht gravierend ändern (Wupperfeld 1994, 157, Kulicke et al. 1994, 65). Die Kapitalmarktbarrieren bestehen insbesondere in den steuerlichen Rahmenbedingungen und der in Deutschland fehlenden Möglichkeit der Beteiligungsgesellschaften, ihre Beteiligungen über die Börse verkaufen zu können.
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Auch auf Ebene der Bundesländer sind in den letzten Jahren - und erneut im Zeitraum 1994/95 - Maßnahmen zur Förderung der Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung von jungen Technologieunternehmen ergriffen worden. Die Programme sollen insbesondere der regionalen Wirtschaftsförderung dienen und binden deshalb in der Regel die landeseigenen, für die Wirtschaftsförderung geschaffenen Finanzierungsinstitute, ein. Inzwischen existieren in fast allen Bundesländern eigene Förderprogramme im Bereich der Beteiligungsfinanzierung für junge und kleine Technologieunternehmen. Zusammen mit dem neuen Bundesprogramm "Beteiligungskapital für kleine Technologieunternehmen" (BTU) steht damit ein relativ breites Kapitalpotential für technologieorientierte Unternehmensgründer zur Verfügung. Der Kapitalbedarf von geförderten, jungen Technologieunternehmen liegt überwiegend zwischen 1 und 7 Mill. DM, im Durchschnitt bei 3 Milt. DM (Kulicke et al. 1994, 35). Das Wachstum dieser Firmen verläuft mehrheitlich eher gemäßigt. Für diesen Unternehmenstyp haben sich durch die öffentlichen Fördermaßnahmen die Angebotsbedingungen auf dem Kapitalmarkt wesentlich verbessert. Engpässe bestehen nach Meinung von Kapitalmarktexperten aber nach wie vor auf dem Gebiet des Expansions-Kapitals für junge High-Tech-Unternehmen. Junge Technologie-Unternehmen, die High-Tech-Produkte weltweit auf einem schnell wachsenden Markt anbieten wollen, wettbewerbsbedingt mit einem sehr hohen FuE-Aufwand neue Produkte entwickeln müssen und über ein hohes Renditepotential verfügen, finden ungleich schwieriger das erforderliche Eigenkapital. Die Wettbewerber befinden sich meistens in USA und Japan und verfügen dort über einen sehr guten Zugang zu Risikokapital. Der Kapitalbedarf liegt häufig zwischen 10 und 30 Mi II. DM. Entscheidend ist für solche Firmen, daß das hohe Wachstumstempo oft nicht selbst gewählt ist, sondern vom Markt und den Wettbewerbern vorgegeben wird. Für diese Unternehmen ist das Kapitalangebot in Deutschland nach wie vor schlecht. Wegen des hohen, wachstumsbedingten Kapitalbedarfs kommen die - in der Regel in Form stiller Beteiligungen - verfügbaren Engagements des Großteils der deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften nicht in Frage. Die Firmen benötigen stattdessen direkte Beteiligungen, z.B. von Venture-CapitaiGesellschaften. Venture-Capitai-Firmen, die sich als renditeorientierte Kapitalanleger auf die Finanzierung sehr rasch wachsender Unternehmen speziali-
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sieren, existieren in der Bundesrepublik aber gegenwärtig kaum. Der Grund hierfür liegt offenbar nicht in einem mangelnden Kapitalbedarf, sondern in dem riskanten Management von VC-Gesellschaften, da hierfür sehr viel Knowhow über Technologien ·und Märkte erforderlich ist. Aus diesem Grunde sind in der Vergangenheit die meisten deutschen VC-Gesellschaften gescheitert.
4. Spezifische Aspekte in den neuen Bundesländern Der sich nach Herstellung der deutschen Einheit abzeichnende Umbruch in der ostdeutschen Wissenschafts- und Industrielandschaft erforderte die schnellstmögliche Schaffung von Rahmenbedingungen, die es den Unternehmen ermöglichen sollten, sich den neuen marktwirtschaftliehen Anforderungen in ihrer Produkt- und Produktionstechnologie anzupassen, und dabei auf eine entsprechende FuE-Infrastruktur, die in vielen Fällen unternehmensintern nicht mehr vorhanden war, zurückgreifen zu können. Als Folge des von der Treuhand gefaßten Beschlusses, FuE-Potentiale aus den Kombinaten auszugründen, entstand im Zuge des Transformationsprozesses ein spezifisch ostdeutsches Strukturelement in der Forschungslandschaft: die Forschungs-GmbH. Zur Gruppe der wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen gehören neben den 61 Forschungs-GmbH (1994) noch über 150 andere FuE-Dienstleistungsunternehmen, die von nicht mehr weiterbeschäftigten Universitäts- und Akademiewissenschaftlern oder durch FuE-Personal, das im Rahmen von Privatisierungsmaßnahmen in Unternehmen freigesetzt wurde, gegründet worden sind (DIW 1995, 150). Diese FuE-Gesellschaften werden größtenteils durch FuE-Fördermittel der Länder und vor allem durch das Förderprogramm "Marktvorbereitende lndustrieforschung" des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert. Ob sie als selbständige Forschungseinrichtungen überleben können oder eine Wiederangliederung an Produktionsunternehmen oder möglicherweise der Aufbau einer eigenen Produktion erfolgen kann, ist derzeit noch offen (Binus/Putzing 1995, 47f.). Die Umgestaltung der Wissenschafts- und Forschungslandschaft orientierte sich weitgehend an den in den alten Bundesländern vorhandenen Strukturen bei Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Zu den vor der Einheit bestehenden Hochschuleinrichtungen kamen mehrere Univer-
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sitäts- und Hochschulneugründungen hinzu, so daß sich deren Anzahl auf gegenwärtig 26 Einrichtungen beläuft, wobei hier nur auf die für eine technologieorientierte Zusammenarbeit mit der Industrie relevanten Institutionen abgestellt wird. Daneben wurde durch Umwandlungen Technischer Universitäten und durch Neuerrichtungen ein Netz von bislang 19 Fachhochschulen geschaffen. ln einem mehrjährigen lmplementierungsprozeß wurden 3 Großforschungseinrichtungen und 8 Außenstellen von bereits in Westdeutschland existierenden derartigen Einrichtungen etabliert, daneben 24 Institute der Blauen Liste und zusätzlich mehrere Außenstellen, weiterhin 22 Institute, Einrichtungen und Außenstellen der Fraunhofer-Gesellschaft sowie 8 Institute und 27 Arbeitsgruppen der Max-Pianck-Gesellschaft. Unter Einbeziehung der Bundeseinrichtungen mit FuE-Aufgaben und der Landesforschungseinrichtungen sind seit 1992 rund 140 Forschungseinrichtungen neu gegründet worden. Damit verfügen die neuen Bundesländer über eine Wissenschafts- und Forschungslandschaft, die vor allem im außeruniversitären Bereich in Anzahl und Austattung mit den alten Bundesländern vergleichbar ist, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß neu geschaffene Einrichtungen im Hochschulbereich wie außerhalb der Hochschulen einige Zeit benötigen, bis sie ihre volle Wirksamkeit erreicht haben. Aber nicht nur die Umstrukturierung auf der Seite der Know-how-Produzenten orientierte sich an den westdeutschen Gegebenheiten, auch die Errichtung des Know-how-Transfersystems wurde weitgehend an den in den alten Bundesländern vorhandenen Strukturen ausgerichtet. So verfügen nahezu alle Universitäten, Fachhochschulen und sonstigen Hochschulen über Transferstellen. Sie weisen zu den Stellen in Westdeutschland vergleichbare organisatorische Lösungen (z.B. Anbindung beim Rektor oder Kanzler) und Dienstleistungsangebote auf. ln den Gesprächen mit Mitarbeitern dieser Stellen kamen auch fast identische Problemlagen zur Sprache wie sie Stellenmitarbeiter in den alten Bundesländern thematisierten. Diese betrafen vor allem die Zugangsprobleme zu den kleinen und mittleren Unternehmen, die überwiegend reine Vermittlungstätigkeit ohne Möglichkeit, z.B. in Projektmanagementaufgaben mit eingebunden zu werden und die Existenz nur loser informeller Kontakte zu anderen Transfereinrichtungen. Die zum Zeitpunkt der Interviews (Frühjahr 1995) an den Hochschulen bearbeiteten
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Drittmittelprojekte basierten überwiegend auf EU-, BMBF- und DFG-Fördermaßnahmen und nur in geringem Umfang auf Aufträgen der Privatwirtschaft. Für die außeruniversitären Forschungseinrichtungen gelten, soweit es sich um Großforschungseinrichtungen, Max-Pianck-lnstitute und Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft handelt, die schon weiter vorne genannten Problemlagen. Über die sonstigen hierunter zu zählenden Institute, z.B. der Blauen Liste, können aufgrund der heterogenen Zusammensetzung keine verangemeinerbaren Aussagen getroffen werden. Zur Unterstützung des Umstrukturierungsprozesses der Unternehmen durch transfer- und innovationsbegleitende Dienstleistungsangebote fördert das Bundeswirtschaftsministerium seit 1991 im Rahmen einer fünfjährigen Anschubfinanzierung den flächendeckenden Aufbau und Betrieb von Agenturen für Technologietransfer und Innovationsförderung (ATI). Derzeit existieren 21 Agenturen mit ihren Niederlassungen, die 1994 mit rund 22 Mill. DM gefördert wurden. Der Aufbau der ATI orientierte sich an den regional operierenden Transferagenturen der alten Bundesländer. Schwerpunktpunktmäßig sind die Beratungsleistungen der ATI bislang, bedingt durch die wirtschaftliche Situation der kleinen und mittleren Unternehmen, vor allem auf betriebswirtschaftliche und organisatorische Fragestellungen und weniger auf technologie- oder innovationsbezogene Problemlösungen gerichtet. Neben den ATI fördert das BMWi auch den Aufbau und Betrieb von derzeit 13 Technologiespezifischen und branchenorientierten Transferzentren (TTZ), um den Bedarf an spezifischen Beratungs- und Vermittlungsdienstleistungen zu decken. Nach ihrem Selbstverständis wollen die Zentren dazu beitragen, die bislang ungenügend erfolgte "Zusammenbringung der Anbieterangebote und Anwenderbedürfnisse" in den von ihnen bearbeiteten Technologiefeldern zu überwinden (Technologie-Vermittlungs-Agentur Berlin 1995, 11). Daneben existieren derzeit rund 60 Technologie· und Gründerzentren, die die Gründung von technologieorientierten Unternehmen unterstützen sollen. Der Weg zur Errichtung solcher Zentren wurde vom BMFT mit der Unterstützung des Aufbaus von 15 Zentren und der finanziellen Förderung der Planungsphase weiterer 10 Zentren geebnet, wobei Landesregierungen und
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Kommunen weitere Fördermittel für diesen Zweck bereitstellten. Die von den Technologie- und Gründerzentren angebotenen Leistungen sind mit denen der westdeutschen Zentren weitgehend identisch. Bei den ersten in Zentren angesiedelten Unternehmen handelte es sich überwiegend um Team-Gründungen aus entlassenem Personal von Universitäten, Akademieinstituten und Forschungsbereichen ehemaliger Kombinate, die als Geschäftsgrundlage teilweise über anwendungsreife FuE-Ergebnisse oder über verwertbare Patente verfügten (DIW 1995, 151). Technologieorientierte Unternehmensgründungen wurden bis Ende 1994 in rund 250 Fällen mit zusammen etwa 165 Mill. DM durch das BMBF gefördert. Neben den genannten Maßnahmen der institutionellen Förderung, der Existenzgründungsförderung und der Förderung der Gemeinschaftsforschung existieren für die neuen Bundesländer auch noch unternehmensbezogene Förderprogramme, die der Unterstützung des Technologietransfers dienen. Über 1.000 Unternehmen beteiligten sich bis Ende 1994 an dem BMBF-Programm Auftragsforschung-Ost (AFO), das die Förderung von FuE-Aufträgen ostdeutscher Unternehmen an externe Auftragnehmer zum Inhalt hatte und ab 1995 in die Maßnahme "Forschungskooperation" integriert ist. Zur Stimulierung der Vergabe von FuE-Aufträgen westdeutscher oder ausländischer Unternehmen an Forschungseinrichtungen oder Unternehmen in den neuen Bundesländern dient das BMBF-Programm Auftragsforschung-WestOst (AWO). Seit Einführung der Maßnahme konnten rund 700 Einrichtungen/ Unternehmen mit rund 140 Mill. DM gefördete Aufträge bearbeiten. Ein aus drei Teilen bestehendes BMBF-Programm dient der Förderung der Forschungskooperation mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Der Teil "Vorhaben" unterstützt FuE-Projekte, die in Kooperation zwischen deutschen oder ausländischen Unternehmen unter etwaiger Einbeziehung einer Forschungseinrichtung im Unterauftrag durchgeführt werden. Rund 200 Förderfälle mit knapp 35 Mill. DM Gesamtfördersumme sind bislang abgewickelt worden. Der Teil ''Aufträge" beinhaltet Zuschüsse für die Vergabe von FuE-Aufträgen deutscher Unternehmen an externe Forschungseinrichtungen (rund 2 Mill. DM Zuschüsse für knapp 30 Fälle) . Dem finanziell unterstützten Austausch von Forschungspersonal zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen dient der Teil "Persona/austausch", der ein gesamtdeutsches Förderprogramm darstellt, an dem sich auch ostdeutsche Unternehmen beteiligen können.
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Bislang stellten über 40 ostdeutsche Unternehmen Anträge und wurden mit rund 1,5 Mill. DM unterstützt.
5. Konzeptionelle Bewertung Staatliche Initiativen und Fördermaßnahmen des Bundes und der Länder haben bisher wesentlich zur Entwicklung des Technologietransfersystems in Deutschland beigetragen. Dabei ist der Fokus der staatlichen Förderung primär auf die Schaffung und Förderung intermediärer Transferformen gerichtet gewesen. Auch in den neuen Bundesländern ist dieser Ansatz wieder aufgenommen worden. Der Unterstützung des indirekten Technologietransfers liegt die Annahme zugrunde, daß im Transferprozeß zwischen Technologieproduzent und Technologienachfrager Barrieren bestehen, die von Technologiemittlern beseitigt werden können. Die Analyse des Transfersystems zeigt, daß zwar Hemmnisse im Transferprozeß existieren, diese aber vor allem auf fehlenden Transfervoraussetzungen bei den Transferpartnern (Produzent, Nachfrager) selbst beruhen. Es handelt sich insbesondere um Motivations-, Kompetenz- und Kompatibilitätsprobleme, die in erster Linie Unternehmen und Forschungseinrichtungen selbst beseitigen müssen, sollen Transferprozesse in Gang kommen. Technologiemittler können diese Grundprobleme kaum lösen. Die meisten Transferfunktionen können Technologieproduzenten und Unternehmen aufgrund von Verbund- und Spezialisierungsvorteilen selbst effizienter wahrnehmen, sofern sie die Voraussetzungen dafür schaffen. Die effektivere Form des Technologietransfers ist deshalb der direkte Transfer zwischen dem anwendenden Unternehmen und dem Technologieproduzenten. Die staatliche Innovationspolitik sollte deshalb in erster Linie auf die Unterstützung des direkten Technologietransfers gerichtet sein. Zum einen kann sie auf die von ihr getragene Forschungsinfrastruktur Einfluß nehmen, damit die Transferfähigkeit der Forschungseinrichtungen als Voraussetzung für direkten Technologietransfer hergestellt wird. Des weiteren können Formen des direkten Transfers dort gefördert werden, wo er wegen Marktmängeln (externe Effekte, lnformationsmängel) nicht ohne weiteres zustande kommt. Dies ist bei der Auftragsforschung, bei bestimmten Formen des Personaltransfers zwischen Forschungsinstituten und Unternehmen, bei der lnnovationsmanage-
12 Technologietransfer
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mentberatung sowie bei der Erfindungsverwertung anzunehmen. Auch der Markt für Risikokapital funktioniert gegenwärtig ohne staatliche Beteiligung nicht in erforderlichem Umfang. Im Bereich der als besonders transferrelevant erachteten Verbundforschung sollte näher untersucht werden, inwieweit und unterwelchen Bedingungen Forschungsergebnisse in Innovationen umgesetzt worden sind. Trotz des Primats, das der direkte Wissenstransfer erhalten sollte, kann nicht ausgeschlossen werden, daß es auch auf der Ebene der Technologiemittier-Einrichtungen sinnvolle Förderansätze gibt. Grundsätzlich sollte hier aber die Eigenverantwortlichkeit und Marktorientierung im Vordergrund stehen. Die Notwendigkeit einer generellen Grundförderung von Transfereinrichtungen ist nicht erkennbar. Zielführend können hingegen Ansehubfinanzierungen in den Bereichen sein, in denen, wie z.B. im Bereich der Erfindungsverwertung im Hochschulsektor oder beim Aufbau von produzentenorientierten Transfernetzwerken, besondere Transferpotentiale vermutet werden, die Transferfunktionen von den Technologieproduzenten und vom Markt aber nicht alleine wahrgenommen werden können. Datenbank- und informationsvermittlungszentrierte Transferkonzepte erscheinen in diesem Zusammenhang allerdings wenig erfolgversprechend. Solche Erfordernisse sollten in jedem Einzelfall genau geprüft werden. Dies gilt insbesondere auch dort, wo geförderte Transfereinrichtungen Beratungsleistungen erbringen, für die ein privates Marktangebot schon zur Verfügung steht oder sich entwickeln sollte. Unsere Gespräche mit privaten Dienstleistarn zur Frage möglicher Wettbewerbsverzerrungen durch öffentlich finanzierte Dienstleistungen auf dem Gebiet des Technologietransfers haben kein eindeutiges Bild ergeben. ln den befragten Verbänden hat das Thema gegenwärtig offensichtlich keinen großen Stellenwert. Die befragten Unternehmen wiesen darauf hin, daß sowohl Institute der Fraunhofer-Gesellschaft als auch Hochschullehrer und ihre Institute als Konkurrenz betrachtet werden. Ein Teil der Firmen wies aber darauf hin, daß man den Konkurrenznachteil, den man insbesondere im Kostenbereich sieht, durch andere Wettbewerbsfaktoren, wie größere Marktnähe, ganzheitlicheren Methodenansatz und langjährige Erfahrung ausgleichen könne. Insgesamt ist auffallend, daß ausschließlich öffentliche Forschungsinstitute und somit die Ebene der Technologieprodu-
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zenten als Konkurrenten gesehen werden, jedoch nicht die Technologiemittlereinrichtungen. ln den neuen Bundesländern ging der Aufbau der Technologiemittier-Infrastruktur einher mit einem starken Rückgang der industriellen Produktion und einem drastischen Rückgang der industrienahen und industriellen Forschung. Vor diesem Hintergrund sind die installierten Technologiemittler derzeit noch eher in den Existenzsicherungsprozeß der Unternehmen eingebunden, indem sie überwiegend betriebswirtschaftliche Beratungen durchführen, als daß sie zu technologie- und innovationsorientierten Problemlösungen beitragen. Die jetzt vorhandene relativ große Anzahl von Transferstellen hat in den neuen Bundesländern schon Diskussionen darüber ausgelöst, wieviele derartige Einrichtungen dort benötigt werden. Da auch in Zukunft nicht unerhebliche staatliche Mittel (Grundfinanzierung, Projektmittel) zur Finanzierung der Transfereinrichtungen vorgesehen sind, sollte vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus den alten Bundesländern geprüft werden, welche Funktionen die Transfereinrichtungen wahrnehmen können, um einen Beitrag zur Steigerung der technologischen Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Wirtschaft zu leisten.
12.
VII.
Technologietransfer im Ausland - Politikkonzepte und Erfahrungen1
1.
Vorbemerkungen
Der folgende Überblick über die in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten vorzufindenden Konzeptionen des Technologietransfers hat zum Ziel, durch die Betrachtung anderer nationaler Ansätze Hinweise auf die Weiterentwicklung des bundesdeutschen Systems zu liefern. Um die Vergleichbarkeit mit der Bundesrepublik zu gewährleisten, beschränkt sich der Kreis auf größere FuE-intensive europäische Volkswirtschaften und die USA. Von einer Analyse des japanischen Innovationssystems wird an dieser Stelle abgesehen. Die besonderen Eigenarten dieses Systems liegen in tiefgreifenden Unterschieden der gesamtwirtschaftlichen wie unternehmenspolitischen Strukturen der japanischen Wirtschaft im Vergleich zur deutschen. Insbesondere wären hier der ausgeprägte korporatistische und zugleich zentralistische Stil, in dem Wirtschaftspolitik im allgemeinen und Innovations- und Technologiepolitik im speziellen durch das MITI koordiniert wird, zu erwähnen. Auch ist die andersartige innerbetriebliche Ordnung für das hohe Maß an Innovationsfreudigkeit insbesondere im Bereich kontinuierlicher und gradueller Verbesserung und Weiterentwicklung von entscheidender Wichtigkeit. Der japanische lnnovationsprozeß basiert demnach auf fundamental anderen strukturellen Gegebenheiten als sie in Deutschland vorzufinden sind. Eine Erörterung des japanischen Systems mag durchaus wertvoll sein, macht aber nur dann Sinn, wenn sie einen ganzheitlichen Blickwinkel einnimmt. Das Herausgreifen von Einzelaspekten, etwa dem des indirekten Technologietransfers, würde hier zu wenig hilfreichen Schlußfolgerungen führen.
Die Darstellung des Technologietransfers in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden wurde von Leander Schneider von der Universität Oxford, im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes im ifo Institut verfaßt Die Langfassung der Beiträge ist als Sonderschrift beim ifo Institut für Wirtschaftsforschung erschienen.
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2.
Länderberichte
2.1
Frankreich
ln Frankreich hat es über den Zeitraum der letzten Dekade eine Vielzahl von Anstrengungen gegeben, den Technologietransfer zu fördern. Zu diesem Zweck wurde sowohl vom Mittel der strukturellen Reform als auch von der Schaffung neuer Mechanismen Gebrauch gemacht. Die Reformen gingen dabei den einen zu weit, typischerweise Wissenschaftlern und Hochschullehrern, die sich in ihrer Forschungsfreiheit beschnitten fühlten, anderen hingegen bei weitem nicht weit genug. Diese Meinung wurde insbesondere in Industriellenkreisen vertreten, die vehement auf die Bringschuld der Forschung pochten. Damit spiegelt die französische Diskussion die momentane Situation in der Bundesrepublik insbesondere in bezug auf die Debatte um die Hochschulforschung wieder. Frankreich hat dieses Stadium, wohl auch bedingt durch die größere Dringlichkeit der Probleme, bereits durchlaufen. Dabei ist anzumerken, daß die Reformen in Frankreich einen Kompromiß darstellen. Aus gutem Grunde wurde hier trotz des insgesamt erheblich größeren staatlichen Programmes auf Radikallösungen wie etwa die von einigen Seiten geforderte Privatisierung der größten staatlichen Forschungseinrichtung verzichtet. Vielmehr wurde der rechtliche und finanzielle Freiraum geschaffen, der Forschung und Industrie gestattet und sie ermutigt, Kooperationsmöglichkeiten zu nutzen, wo diese bestehen. Dabei wurde aber die Ungebundenheit der Forschung nicht grundlegend angetastet. Im Hinblick auf die in Frankreich existierenden Mechanismen des Technologietransfers sind mit zwei Ausnahmen große Ähnlichkeiten mit dem deutschen System vorhanden. Zunächst ist der Bereich der an Großprojekte gebundenen FuE-Industrie-Komplexe wesentlich stärker ausgeprägt als in Deutschland, wo solche Komplexe ein eher unbekanntes Phänomen sind (Chesnais 1993). Dieser Unterschied liegt in dem höheren Grad, ;zu dem die französische Politik steuernd in die technologische Entwicklung einzugreifen bereit ist, und den daraus resultierenden anderen strukturellen Rahmengegebenheiten des Innovationssystems begründet. Die Vor- und Nachteile der Intervention auf diesem Gebiet zu erörtern, würde hier zu weit führen.
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Allerdings soll auf den zweiten Unterschied ausführlicher eingegangen werden. Er betrifft das in Frankreich existierende Netz an regionalen Einrichtungen, oft bei einzelnen Laboratorien angesiedelt, denen zwar in ihrer Aufgabenerfüllung relativ große Autonomie eingeräumt ist, die aber durch zentrale Koordinationsstellen untereinander verknüpft sind. Es gibt in dieser Sparte grundsätzlich drei Typen von Netzen, die sich in ihrem Leistungsschwerpunkt unterscheiden. Zunächst gibt es einige Initiativen, die vor allem die Sammlung und Verbreitung von Information im Bereich der FuE-Aktivitäten zum Ziel haben. Die zentrale Agentur DIXIT (Delegation !'Information, Ia Communication et Ia Culture Scientifique et Technique) widmet sich hier insbesondere der auf die Wirtschaft zugeschnittenen Verbreitung von Information über wissenschaftliche und technologische Entwicklungen. Unter anderem unterhält sie dazu regionale Informationszentren. DIXIT greift aber auch auf unabhängige Foren, etwa die 1986 geschaffene CSI (La Cite des Seiences et de !'Industrie) zurück und ist ein Wissenschafts-, Technologiekonferenz- und Ausstellungszentrum. Mit der Erfassung der momentanen Forschungsvorhaben, Personalbesetzung und anderer Informationen über die über 7.000 FuE-Laboratorien des Landes ist eine ministerielle Initiative zur Erstellung des computerisierten Minitel Informationsnetzes betraut. Es soll sowohl die Koordination unter den verschiedenen Forschungszentren als auch das Ausfindigmachen von geeigneten Kooperations- oder Vertragspartnern durch ein ständig aktualisiertes, allgemein zugängliches Datensystem erleichtern. Auf dem Gebiet der Datensammlung, insbesondere auch im Technologiebereich ist auch das quasi unabhängige Centre de Prospective et d'Evaluation (CPE) tätig. Es sammelt international Informationen und ist unter anderem zum Beispiel als französischer Koordinator für das Technologieinformationsprogramm der EU, Eurotech, zum Einsatz gekommen.
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Weniger mit der Sammlung als vielmehr mit Verbreitung und ZugänglichmachunQ von Information befaßt sich auch das weitgespannte Netzwerk der Agences Regionales pour !'Information Scientifique et Technologique (AAlST). Dies sind für gewöhnlich den lokalen Büros der IHK [CCI (Chambres de Commerce et de Industrie) bzw. in der regionalen Ausführung CRCI] angegliederte Technologieberater. Durch ihren Sitz bei den CRCI, aber auch teilweise in Technologie- und Gründerzentren, sind diese Berater strategisch äußerst
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günstig positioniert, um ein überregionales Informationsnetz auch insbesondere KMU zugänglich zu machen. Das Leistungsangebot der AAlST ist recht breit gefächert und schließt die Suche nach Partnern in der Forschung, Technologieberatung wie auch die Beratung zu Finanzierungsmöglichkeiten mit ein. Die Bemühungen um eine starke Vernetzung der einzelnen Berater findet institutionell in der Ernennung eines Delegue Regional a Ia Recherche et a Ia Technologie (DRRT) in den einzelnen Regionen Ausdruck. Ihnen kommt bei vielen der aufgeführten Programme eine Mittler- und Koordinationsrolle sowohl unter den regionalen Initiativen und auch zwischen Region und dem zentralen Ministerium zu. Eine weitere Institution auf diesem Gebiet sind die Centres d'lnformation sur les Ressource (CIRST), die sich insbesondere auch dem Transfer aus den Laboratorien des CEA widmen. Der dritte Netzwerktyp geht sowohl über die pure Informationsbereitstellung als auch über die Beratung von Betrieben hinaus. So wird zum Beispiel die Eröffnung von neuen Technologiezentren, den Centre Regionale d'lnnovation et de Transtert de Technologie (CRITI), zentral gefördert. Es ist nicht einfach, eine klare Trennlinie zwischen den einzelnen Institutionen auszumachen. Vom ohnehin sehr heterogenen Leistungsgefüge ist der Übergang fließend (Kellermann 1988, 36). Allerdings gehen viele der CRITI über die reine gemeinschaftliche Entwicklung von Produkten und Verfahren hinaus und schließen etwa Fortbildungsprogramme und Konferenzen in ihre Aktivitäten ein. Gemäß dem OECD-Report zum französischen Innovationssystem zielt ein CRITI darauf ab, "Prozesse und Produkte zu entwickeln, Fertigkeiten und Maschinen für Analyse-, Test- und Entwicklungszwecke für die Industrie bereitzustellen, einen Beitrag zum Personaltraining zu leisten und der Industrie generell durch ein Beraternetzwerk neue Technologien näher zu bringen" (OECD 1986, 194). Ein solches in seinen Aufgaben weit gefaßtes Konglomerat aus Vertretern der Industrie, Forschung, Bildung und Politik ist, institutionalisiert in einem CRITI, wiederum mit anderen Zentren insbesondere durch die DRRT verbunden. Abgesehen von diesem nationalen Verbund, gibt es allerdings auch in ihrer Aufgabenstellung ähnlich weit gefaßte Verbünde wie die CRITI, die auf regionale Initiativen zurückgehen. Das vielleicht prominenteste Beispiel -ist hier der als "Lyoner Modell" bekanntgewordene Zusammenschluß mehrerer an verschiedenen Aspekten der regionalen Technologiepolitik beteiligten Institutionen unter dem Dachverband ADERLY. Die IHK, der Regionalrat, die Stadt
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Lyon und andere Institutionen koordinieren in diesem Rahmen seit Mitte der achtziger Jahre ihre verschiedenen technologiepolitischen Initiativen und entwickeln gemeinsam Konzepte für Wissenschaftsparks, Informations- und Beraternetze. ln dieser dritten Netzwerkkategorie ist schließlich auch die Agence National de Valorisation de Ia Recherche (ANVAR) aufzuführen. Im Grunde handelt es sich bei dieser Agentur wiederum um ein Beraternetzwerk. Allerdings sind die einzelnen regionalen Stellen mit erheblichen Kompetenzen ausgestattet. So sind sie etwa für die Vergabe von teils sehr substantiellen Innovationshilfen insbesondere für KMU zuständig. Die ANVAR ist eng an die inzwischen bei allen regionalen Direktoraten des Centre National de Ia Recherche Scientifique (CNRS) geschaffenen Industriebeauftragten (Charges de Mission Industrie) und die diesen übergeordnete Organisation Direction de Ia Valorisation (OVAR) gekoppelt. Desweiteren versuchen die Stellen auch Kontakte zu anderen Unternehmen zu vermitteln und beraten, neben der Vergabe von eigener Förderung, auch über andere Finanzierungsmöglichkeiten. Die Etablierung eines fast lückenlosen Netzes insbesondere zwischen den staatlichen Laboratorien der CNRS und der Industrie, das regional ansetzt, sich aber die Vorzüge zentraler Koordination nicht vorenthält, ist für die offensichtlichen Erfolge beim Transfer von CNRS Forschungsergebnissen in die industrielle Nutzung über die letzten zehn Jahre zu einem erheblichen Teil mitverantwortlich. Zuletzt sei noch auf eine neuere Initiative des Forschungs- und lndustrieministeriums, die Ende 1989 ins Leben gerufen wurde, hingewiesen. Das Reseau Inter-Regional de Diffusion Technologique (ROT) hat konkret die Aufgabe, die Vernetzung der unterschiedlichen Technologietransfereinrichtungen untereinander zu institutionalisieren. Der Verbund basiert auf den bereits vorhandenen Einrichtungen wie die der ANVAR, der CRITT, der DRRT oder der AAlST und den Einrichtungen der Forschungsstätten. Diese Bemühungen laufen in zwölf der in 24 Regionen Frankreichs geschaffenen Zentren zusammen, die wiederum überregional zusammenarbeiten. Eine besondere Rolle bei der Finanzierung und den interregionalen Koordinationsaufgaben kommt der ANVAR zu. Aktivitäten wie Nachfrageerfassung, Informationsbeschaffung und Beratung zielen insbesondere auf die KMU ab (Larrieu/Simaunaud 1994).
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Wie deutlich geworden ist, scheut sich die französische Regierung auch bei der Einrichtung neuer Transfermechanismen nicht, die an sich regional gestützten Systeme (z.B. CRITI, ANVAR, AAlST) teilweise intern (z.B. durch die DRRT), aber auch übergreifend (z.B. durch die RDT) zu koordinieren. Offenbar hat man es dabei verstanden, der Gefahr eines unflexiblen zentralisierten Dirigismus zu entgehen, sich dabei aber die Vorzüge, die in einer Zusammenarbeit und gegenseitigen Abstimmung der einzelnen Transferstellen liegen, nutzbar zu machen. Eine zweite Ebene der Transfermechanismen, nämlich Einrichtungen, die wiederum als Anlaufstellen der einzelnen regionalen Einrichtungen und auch als Mittler zwischen nationaler Politik und Praktikern vor Ort dienen, gibt es in Deutschland in dieser elaborierten Form nicht. Eine über das enge Verständnis des Technologietransfers hinausgehende ganzheitliche Innovationspolitik vermeidet viele Probleme bevor sie entstehen. Mit dem expliziten Ziel, diese Vorstellungen umzusetzten, wurde Mitte der achtziger Jahre das französische Forschungs- und Industrieministerium umstrukturiert und mit dahingehenden Kompetenzen ausgestattet. Die regionalen DRRT Beauftragten spielen die Mittlerolle. Um zu vermeiden, daß die Innovationspolitik im weiteren Sinne an den Betroffenen vorbei gestaltet wird, wurde eine Art lnnovationsrat, das Counseil Superieur de Ia Recherche et de Ia Technologie (CAST), aus Vertretern des Bildungswesens, der Forschung und der Industrie geschaffen. Diese Strukturen wurden aufgebaut, um das Innovationsproblem im allgemeinen und den Technologietransfer im besonderen ganzheitlich anzugehen und die verschiedenen Bemühungen aufeinander abzustimmen.
2.2 Großbritannien Das Technologietransfersystem Großbritanniens war bis Mitte der siebziger Jahre im Hinblick auf die vorhandenen Einrichtungen nicht besonders leistungsfähig. Hierfür gibt es drei relevante Gründe: die ausgeprägte Bindung an Verteidigungstechnologien, die Schwächen von Bildung und Ausbildung und ein generelles Koordinationsproblem (Walker 1993, 176f.). Daß sich bei einem stark ausgeprägten militärischen Forschungskomplex Probleme für einen weitreichend wirkungsvollen Technologietransfer ergeben, ist zu erwarten. ln besonderem Maße sind hiervon kleine und mittlere Unternehmen in Mit-
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Ieidenschaft gezogen. Hier hat es in den letzten Jahren einige, wenn auch zaghafte Bemühungen gegeben, zumindest schon vorhandene Technologien besser zu verwerten. Die Erkenntnis, daß das hergebrachte Technologietransfersystem nur unzureichende Beiträge zur Innovation in veralteten Wirtschafts- und Produktionsstrukturen liefern kann und deshalb geändert werden muß, hat aber auch zu neuen Transfermodellen geführt, die von anderen europäischen Ländern übernommen wurden. Hier ist vor allem das 1975 eingeführte "Teaching Company Scheme"-Programm zu nennen, das insbesondere den Technologietransfer zu mittelständischen Unternehmen zum Ziel hat und sich durch eine besonders enge Koppelung zwischen Hochschulen und Unternehmen auszeichnet. Bislang wurden rund 400 Kooperationsprojekte durchgeführt. Dieses Modell, bei dem die Mitwirkung qualifizierter junger Hochschulabsolventen eine große Rolle spielt, wurde 1990 als Pilotprojekt "lnnovationsprojekte Hochschule-Wirtschaft (IHW)" an der Universität Bremen etabliert und für einen Zeitraum von fünf Jahren vom Bundeswirtschaftsminister und dem Land Bremen finanziell unterstützt. Einen weiteren innovativen Ansatz stellt das Programm "Inside UK Enterprise" dar, das Ende der siebziger Jahre im Rahmen der finanziellen Unterstützung des Department of Trade für betriebliche Investitionen in moderne Technologien entstand, dadurch daß sich die begünstigten Unternehmen verpflichteten, ihre neuen Technologien anderen Unternehmen zu zeigen, um diese zu ermuntern, ebenfalls in solche Technologien zu investieren. Im Jahre 1987 wurde das Programm auch auf die Durchsatzung moderner Strategien ausgedehnt. ln Deutschland wurde darauf aufbauend Anfang 1992 vom Bundesministerium für Wirtschaft das "Technologieorientierte Besuchs- und Informationsprogramm (TOP) initiiert, um den Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen deutschen Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen zu fördern. Trotz der Implementierung dieser fortschrittlichen Elemente in der Transferlandschaft gibt es nach wie vor Schwachpunkte. Im Bereich des höheren Bildungswesens sind es insbesondere die hohe Konzentration der Forschung und der große Mangel an Ingenieuren, die Probleme bereiten. Diese beiden Faktoren führen dazu, daß der wichtige Transferkanal des Personalflusses zwischen Forschung und Wirtschaft nur unzureichend genutzt werden kann. Das Problem besteht nicht in einem Mangel an wissenschaftlichen Spitzen-
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kräften, sondern vielmehr an der fehlenden Streuung von mit der Forschung vertrautem Personal und Ingenieuren, die anders als die oft nicht technisch ausgebildeten Manager eher dazu in der Lage wären, neue Produkt- und Prozeßideen auf ihre Anwendbarkeit hin einzuschätzen (Walker 1993, 178ft.). Dies bringt mit sich, daß zwar hervorragende Universitätsforschung geleistet wird, ein "natürliches" Netz, das ihre Nutzbarmachung für die Industrie tragen könnte, aber nur in sehr limitiertem Umfang existiert. ln Großbritannien wäre deshalb für den universitären Bereich zunächst der Aufbau eines solchen Netzes und darüber hinaus wohl eine grundlegende strukturelle Umorientierung hin zu einer breiteren Streuung der Forschung und der Ausbildung von mehr "vermittelnden" Ingenieuren gefragt. Unter den angesprochenen Koordinationsproblemen sind zunächst die Schwierigkeiten der Abstimmung und Durchführung von FuE-Projekten zu nennen, die aus einem Mangel an klarer Ordnung und Aufgabenteilung des britischen FuE-Sektors erwachsen. Die Zersplitterung und das gegenseitige Konkurrenzdenken der mannigfaltigen Organisationen mag zwar unter Marktund Wettbewerbsaspekten richtig sein, neben kostensenkender Effektivitätssteigerung führt das unreflektiert angewandte Marktprinzip in diesem Bereich auch zu einem Mangel an oft notwendiger Kooperationsbereitschaft. Die Schaffung einiger übergeordneter Strukturen wie der Association of Independent Research and Technology Organisations (AIRTO) oder des Advisory Council an Science and Technology (ACOST) macht zwar hier einen Anfang, große institutionelle Umformungen sind allerdings bisher nicht im Gespräch. Erwähnenswert sind dagegen die immer noch anhaltenden Privatisierungstendenzen, von denen auch der Forschungssektor betroffen ist. Ein Versatzstück dieser Politik ist der Rückzug von staatlicher Finanzierung aus Bereichen, die man für potentiell durch den Markt adäquat abgedeckt hält. Diesen Schwund an öffentlichen Geldern haben auch die heute als AIRTO zusammengeschlossenen Institutionen zu spüren bekommen. Ihre Unabhängigkeit und starke kommerzielle Orientierung ist in vielen Fällen darauf zurückzuführen, daß man sich finanziell umorientieren mußte. Dies hat zwar bei -vielen zu noch größerer Marktöffnung geführt, ob dies in der beobachteten Form allerdings zu einem effizienteren Technologietransfer beiträgt, ist zu bezweifeln.
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Das Problem des Transfers aus den AIRTO scheint auch vormals nicht in der mangelnden Marktorientierung, sondern eher in der Form des praktizierten Transfers gelegen zu sein (Duckworth 1991, 245). Es betrifft das Rollenverständnis der AIRTO, die sich wohl am ehesten als ein Glied in der mechanistischen Kette des klassischen lnnovationsphasenmodells, denn als ein Teil eines Netzwerkes verstehen. Dies reduziert die Kooperation und Projektabstimmung zwischen Anbieter AIRTO und Nachfrager Industrie. Auftragsforschung tritt so hinter die Vermarktung von Fertigtechnologien zurück. Dies zu ändern, bedarf insbesondere der finanziellen Förderung solcher Projekte, wie sie in vielen Ländern bereitgestellt wird. Generell sind die AIRTO zwar von der grundlegenden Konzeption her ein wichtiges Glied im Technologietransferprozeß, erfahren in dieser Funktion allerdings kaum Unterstützung im Rahmen von Technologietransfer-Förderungsprogrammen. Zum Zweck der Identifikation von zukunftsweisenden Technologiefeldern und ihrer gezielten Förderung gibt es inzwischen mehrere Organisationen. Das Centre for the Exploitation of Science and Technology (CEST) ist eine von 16 großen Industrieunternehmen gegründete Argentur, die ausbautbare Felder identifizieren soll und der auch limitierte Fördermittel zur Verfügung stehen. Der Beratung zur Allokation von öffentlichen Mitteln widmet sich der schon genannte ACOST. Nach den unguten Erfahrungen mit dem mangelnden Kooperationswillen der verschiedenen Research Councils (AC), die neben ihren Aufgaben bei der Vergabe von Forschungsmitteln z.B. an die Universitäten und bei der Koordination bestimmter Technologieprogramme auch in eigenen Instituten Forschung betreiben, wurde das Advisory Board for the Research Councils (ABRC), das den zuständigen Minister berät, mit der Aufgabe der Koordination und Richtungsgebung betraut. Diese Institutionen schaffen ein Instrumentarium, das es in zunehmendem Maße ermöglicht, Forschungsgelder gezielt zu vergeben. Unter Technologietransferaspekten ist der universitäre Bereich allerdings ein Lichtblick. Viele britische Universitäten haben sich als äußerst erfinderisch und aktiv gezeigt, wenn es darum geht, enge Bindungen an die Wirtschaft zu knüpfen. Diese Tatkräftigkeil läßt sich in vielen Fällen auf die Notwendigkeit zurückführen, alternative Finanzquellen aufzutun, wo die von der Regierung bereitgestellten Mittel sich als zunehmend ungenügend erwiesen. Wenn auch, wie im Folgenden dokumentiert, Not auch beim Technologietransfer erfinde-
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risch macht, so sollte dennoch kurz auf die beträchtlichen Schattenseiten einer solchen Universitätspolitik hingewiesen werden. ln vielen Fällen wird zum Beispiel beklagt, daß durch die immer größere Öffnung gegenüber der Industrie sich auch der Forschungsbetrieb unwiederbringlich "downstream" verlagere. Kurzzeitige Projekte und anwendungsorientierte FuE scheinen sich in einigen Bereichen auf Kosten der grundlagenorientierten Forschung breit zu machen. Zudem beklagt man eine zum Teil schon exodusähnliche Abwanderung von wissenschaftlichen Spitzenkräften (der berühmte 'brain drain') in die USA und inzwischen auch vermehrt in die Industrie, wo bei weitem bessere Gehälter und auch oft bessere Forschungsmöglichkeiten geboten werden. Über zwei Drittel der besten, in der Royal Society zusammengeschlossenen. britischen Akademiker lehren und forschen inzwischen schon an ausländischen Universitäten (insbesondere in den USA). Dieser Mißstand sollte bei aller Bewunderung der großen Offenheit der britischen Universitäten der Industrie gegenüber nicht außer Acht gelassen werden. Zunächst sei auf die wenigen von der Regierung initiierten Aktivitäten im Bereich des Technologietransfers von der Universität in die Industrie hingewiesen. Hier sind zunächst die hauptsächlich auf personelle Vernetzung abgestellten Programme Cooperative Awards in Science and Engineering (CASE) und Teaching Company Programme zu nennen, die eine finanzielle Unterstützung der Ingenieurausbildung durch die Industrie zum Inhalt haben. Daneben gibt es die 1992 privatisierte British Technology Group (BTG). die die Verwertung von Erfindungen aus britischen Gniversitäten betreibt und finanziell unterstützt. Allerdings ist BTG in dieser Aufgabenstellung kein Monopolist, und so wird gerade von vielen Universitäten die Vermittlung und Vermarktung von Forschungsergebnissen unabhängig von der BTG organisiert (Charles/Howells 1992, 76). Die vielleicht beachtenswerteste Initiative ist die Anregung eines Netzes von Regional Technology Centres (RTC) durch das Department for Trade and lndustry (DTI) und das Department of Education and Science (DES). 1992 gab es 14 solcher Zentren. Sie sollen den Technologietransfer insbesondere zwischen Universitäten und KMU auf einer regionalen Basis fördern. Die Zentren sind entweder bei einer Universität oder bei der Industrie untergebracht oder sie bilden eine separate Agentur. Auch hier gibt es aber wiederum das Problem, daß nach der lnitiierung alles weitere den Kräften des Marktes über-
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lassen wurde. Dies hatte zur Folge, daß eine Reihe von sehr unterschiedlichen Organisationen entstand, die teils auch im Konkurrenzkampf miteinander liegen (Charles/Howells 1992). So haben sich zwar einige Transfereinrichtungen entwickelt, von einem Netz zu sprechen, wie es etwa in Frankreich oder in den Niederlanden aufgebaut worden ist, scheint aber eher unangebracht. Zuletzt ist diesem Zusammenhang auch noch eine neuaste Initiative des DTI zu nennen. Im begrenzten Umfang werden im Rahmen von Technology Audit Grants Mittel für eine Beratung der Universität im Hinblick auf ihre Industriekontakte und Transferpotentiale durch eine Unternehmensberatung zur Verfügung gestellt. Das soll der Universität dabei helfen, ihr Transferprogramm zu optimieren. Neben diesen offiziellen Initiativen gibt es eine große Vielzahl von eigenen Programmen der verschiedenen Universitäten. Hier ist alles von Transferbüros, Science Parks (1992 waren 31 der 49 Universitäten mit einem solchen verbunden), Industrieparks und internen Büros, die sich mit der Vermarktung durch Spin-offs befassen, über Personalaustauschprogramme bis hin zu eigenen Technologieberatungsdiensten für die Industrie zu finden. Die verschiedenen Science Parks, die zum Teil auch an andere Forschungsinstitutionen angegliedert sind (mit assoziierten Mitgliedern gibt es zur Zeit 45), sind im allgemeinen relativ klein. Oft ergibt sich das durch die limitierten räumlichen Möglichkeiten, die in der Nähe der oft mitten in der Stadt gelegenen Universitäten vorhanden sind. Der bekannte Science Park des Trinity College der Universität Garnbridge löst dieses Problem durch die Aussiedlung vieler Betriebe nach einer gewissen Inkubationszeit. Seit 1984 sind die Science Parks zudem untereinander durch die UK Science Park Association vernetzt Diese ermöglicht gegenseitigen Erfahrungsaustausch, unterhält eine Datenbank, dient als zentrale Anlaufstelle und erteilt mitunter auch selbst FuE-Aufträge. Einige der Transferstellen der Universitäten haben es zu beträchtlichen wirtschaftlichen Erfolgen gebracht. Beispiele sind die Oxford University Research and Development Company, die allein durch den Ableger Oxford Instruments jährlich mehrere Millionen Pfund erzielt. Auch die Garnbridge Consultants schufen mit Gründung der Domino Print ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 30 Millionen Pfund. Besonders erfolgreich ist auch die Imperial
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College Exploitation Ltd., die im Verbund mit der amerikanischen Forschungsgruppe IMPEL die Forschungsergebnisse des Londoner Colleges verwertet. Die allgemein extrem gesteigerte Bindung der Universitäten an die Wirtschaft läßt sich auch durch einige Zahlen verdeutlichen. Zwischen 1982 und 1987 verdoppelten sich z.B. die Einnahmen der Universitäten aus FuE-Aufträgen von der Industrie auf umgerechnet etwa 200 Millionen DM. Dieser Trend setzt sich in verstärktem Maße fort. Auch die Einnahmen aus Weiterbildungsprogrammen für die Industrie verdreifachten sich zwischen 1982 und 1986 (OECD 1988). Innerhalb dieser globalen Tendenzen besteht aber weiterhin ein sehr heterogenes Bild der universitären Anbindung an die Industrie. Einige der besonders erfolgreichen Departments und der besonders aktiven Universitäten beziehen inzwischen schon über die Hälfte ihrer FuE-Mittel von der Industrie (z.B. Salford University). Bei anderen ist dieser Anteil noch immer recht klein. Alles in allem ist aber klar zu erkennen, daß die britischen Universitäten insbesondere durch aktive Spin-off und Vermarktungspolitik einen ganz erheblichen Beitrag zum Technologietransfer leisten.
2.3 Niederlande ln den Niederlanden forschen neben den Hochschulen, deren System mit 14 Universitäten und einer großen Anzahl Technischer Hochschulen dem deutschen von seiner funktionalen Gliederung her sehr ähnlich ist, auch eine ganze Reihe teils unabhängiger, teils öffentlicher Enrichtungen und Verbände. Traditionsgemäß ist der Großteil von ihnen eher an der anwendungsorientierten FuE ausgerichtet, wogegen die strategische, grundlagenorientierte Forschung hauptsächlich an den Universitäten durchgeführt wird. Die mit erheblichem Abstand größte dieser Einrichtungen ist die TNO, die Niederländische Organisation für Angewandte Wissenschaftliche Forschung. ln ihrem breitgefächerten Forschungsprogramm, dem sich 1989 35 semi-autonome Laboratorien widmeten, kommt sie der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft nahe (Malerba 1992, 271). Die TNO stellt mit über 5.000 Beschäftigten etwa 40% des gesamten Personals der FuE-Institutionen. Die einzige Institution, deren Laboratorien in nennenswertem Umfang und schwerpunktmäßig grundlagenorientierte Forschung betreibt, die Organisation
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für den Fortschritt der Reinen Wissenschaften der Niederlande (ZWO), wurde 1988 in die Organisation für Wissenschaftliche Forschung der Niederlande (NWO) umgewandelt und 1990 unter diesem Dach mit der Stiftung Technische Wissenschaften (STW) vereint. Dies hatte unter anderem eine Wegorientierung von der "zweckfreien Grundlagenforschung" zur Folge. Eine große Einrichtung der Grundlagenforschung gibt es somit nicht. Mit diesem Gebiet beschäftigt sich nahezu ausschließlich der universitäre Forschungsbereich. Darin unterscheidet sich das niederländische System vom deutschen und ganz erheblich vom französischen. Insofern, als die öffentlichen Forschungseinrichtungen sich ohnehin von ihrer institutionellen Aufgabenstellung her an der Anwendung orientieren, war und ist die Kritik an der Transfereffizienz dieser Institutionen in den Niederlanden eher aufs Detail bezogen. Gerade im Vergleich zu Frankreich scheint es kaum grundsätzliche Probleme zu geben. Ein Aspekt, der allerdings in den achtziger und neunziger Jahren immer wieder diskutiert wurde, ist die innerbetriebliche Effizienz des Forschungsapparates und die optimale Ausrichtung der Forschungsaktivitäten auf wachstumsorientierte Zukunftstechnologien. Diese Diskussion hat dazu geführt, daß sich einige der öffentlichen FuE-Einrichtungen in den vergangenen Jahren Reformen unterziehen mußten. Dabei hatte man insbesondere drei Ziele vor Augen: Zunächst bemühte man sich um noch engere Verbindungen zur Wirtschaft. Angegliedert daran, aber auch aus finanziellen Erwägungen, versuchte man, den Anteil der Auftragsforschung an der Finanzierung der Institutionen zu steigern. Desweiteren erhoffte man sich von einer verstärkt leistungsorientierten Vergabe und der vermehrten Bindung von öffentlichen Mitteln an bestimmte Projekte eine Effizienzsteigerung des Forschungsbetriebs. Exemplarisch sei hier auf die Reorganisation der TNO, der eine Modellfunktion für die Reform anderer Organisationen zukommt, eingegangen. Bereits zu Beginn der achtziger Jahre wurde die TNO de facto in eine professionell geführte Organisation konvertiert, die wesentlich rezeptiver gegenüber wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen und gesellschaftlichen Problemen war (OECD 1987, 31 ). Konkret wurden professionelle Manager mit der zentralen wirtschaftlichen Führung der nunmehr autonomen Organisation betraut, die Einstellungspolitik wurde geändert, es wurde Druck ausgeübt,
13 Technologietranster
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den Anteil der Auftragsforschung zu steigern, und schließlich wurden auch die Modalitäten, zu denen die TNO mit öffentlichen Geldern gefördert wird, geändert. Ein Teil der staatlichen Unterstützung wird seither als Grundfinanzierung für die strategisch geplante Langzeitperspektive der Einrichtungen bereitgestellt. Der zweite Teil setzt sich aus zweckgebundenen Mitteln zusammen. Die Erfolge dieser Reformbemühungen sind in bezug auf das Ziel der "innerbetrieblichen Effizienzsteigerung" jedoch nicht leicht zu beurteilen. Was die stärkere Anbindung an die Wirtschaft anbelangt, so suggerieren insbesondere die Trends bei der Auftragsforschung einen Erfolg der Reform. Waren 1980 noch 75% des TNO-Budgets allein durch öffentliche Pauschalzuwendungen abgedeckt gewesen, so waren 1983 bereits ein Anteil von 30 % und 1985 ein Anteil von 36 % durch private Forschungsaufträge gesichert (OECD 1987, 36ft.). 1988 kam die Regierung nur noch für die Hälfte des Forschungsbudgets auf, wobei in industriellen Technologien bereits 60 % der Mittel aus der Auftragsforschung stammten (Onida 1989, 151 ). Damit liegt dieser Anteil bei der TNO etwa doppelt so hoch wie bei der FhG für den Vergleichszeitraum. Bei diesen Dimensionen wird klar, daß man bei den Reformen in den Niederlanden nicht nur wie in Frankreich die Möglichkeiten zur Kooperation mit der Wirtschaft geschaffen, sondern in wesentlich stärkerem Maße auf eine Quasi-Privatisierung der Forschungseinrichtungen gesetzt hat. Dies ist allerdings durch den engeren Aufgabenbereich dieses Sektors in den Niederlanden auch eher zu vertreten. Neben den Reformen und übergreifenden politischen Initiativen für die Förderung des Technologietransfers existieren auch in den Niederlanden verschiedene Mechanismen, die an bestimmten Punkten angreifen. Bei den Universitäten wie den einzelnen Einheiten der TNO gibt es seit 1979 sogenannte Transferpunkte. Anders als etwa bei den deutschen Transferbüros der Universitäten werden allerdings in den Niederlanden Beamte in die verschiedenen Institutionen geschickt, die dann aus dieser Sichtwarte brauchbare Forschungsergebnisse identifizieren und ihre Verbreitung insbesondere zu KMU fördern sollen. Für die Universitäten gibt es neben den Transferpunkten auch noch andere Einrichtungen, die sich mit dem Transfer an der Schnittstelle mit der Wirtschaft befassen. Neben der heute verstärkt auftretenden Auftragsforschung sind besonders Initiativen im Bereich Personaltransfer und Mobilität aufzuführen. Es gibt hier zum Beispiel eine zentrale Koordinationsstelle, die
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den Personalaustausch zwischen Wirtschaft und Universität regelt. Es gibt auch die Position einer Art "Teilzeitprofessor". ln dieser Funktion verbinden Vertreter der Wirtschaft an einem Tag in der Woche die beiden Bereiche. ln den Niederlanden gibt es ebenfalls eine ganze Bandbreite an Einrichtungen der Kategorie Technologie- und lnnovationszentren. Teilweise ist dabei aber ein überdurchschnittlich intensives Verbundsystem zu beobachten, das über die bloße geographische Nähe von wirtschaftlichen Ansiedlungen und Forschungsstätten weit hinausgeht. Ein Beispiel wäre hier der Bio-Wissenschaftspark der Universität und der Stadt Leiden mit US-amerikanischer Beteiligung. Ein besonderes Spin-off-Programm gibt es auch an der Universität Twente. Im Rahmen des TOP-Programmes (Temporäre Unternehmerische Stellen) erfahren Graduierende und Universitätsmitarbeiter seit 1984 weitreichende Hilfestellungen bei der Erkundung, Entwicklung, Finanzierung und Umsetzung von eigenen, wissensbasierten unternehmerischen Ideen. Im Rahmen eines neueren Pilotprojekts der Universität, des Businesstechnologiezentrums und der Region Twente wird der TOP-Förderungsapparat auch zukünftigen Firmengründern, die auf Eis gelegte oder nicht durchgeführte Produktideen aus der Wirtschaft umsetzen wollen, zugänglich gemacht. Bei der Identifikation solcher Ideen führt der Mitarbeiterstab des TOS-Programms (Temporäre Spin-off Unterstützung) eine umfangreiche Untersuchung möglicher ideengebender Unternehmen durch (Kobus/Barneveld 1994). Speziell an KMU richten sich einige lnnovationsförderungsprogramme. INSTIR (lnnovationsstimulationsprogramm) unterstützte zunächst von 1984 bis 1991 die FuE-Personalkosten, TOK (Technologieentwicklungskreditprogramm) gewährt seit 1984 günstige Langzeitkredite für KMU-Forschungsaufwendungen und PBTS (Businessorientiertes Technologiestimmulationsprogramm) trug zunächst bis 1991 einen Anteil der Forschungskosten in bestimmten Technologiebereichen (für gewöhnlich angepaßt an gerade laufende IOP). Desweiteren gibt es auch Unterstützungsmaßnahmen für Auftragsforschung bei TNO-Instituten. Da viele dieser Gelder in die kooperative bzw. Auftragsforschung fließen, fördern sie direkt den Kundenbezug der Forschung und die Innovationsfreudigkeit der KMU.
13.
195
1988 wurde in den Niederlanden ein Netzwerk von 18 Innovationszentren geschaffen. Aufgabe der Zentren ist es, "neue Technologie für KMU zugänglich und nutzbar zu machen" (Star 1994, 111 ). Jedes Zentrum besitzt sein eigenes Management und beschäftigt zwischen fünf und zehn Berater. Die Zentren stehen KMU zunächst kostenfrei für eine Beratung zur Verfügung, werden aber auch durch eigene Initiativen aktiv. Dieses Berater- und Mittlernetzwerk erschließt den KMU einen Bereich, der bei den großen niederländischen Unternehmen schon lange regen Anklang findet. Es ist davon auszugehen, daß die Innovationszentren einen echten Bedarf abdecken, wenn man sich vor Augen führt, daß 1988 48 der 50 größten niederländischen Firmen technischen Beraterservice in Anspruch nahmen (OECD 1988, 32). Durch die zwischenzeitlich zunehmende technologiespezifische Ausrichtung der einzelnen Zentren wird der Netzwerkcharakter dieser Einrichtungen weiter gestärkt.
2.4 USA Der Technologietransfer gehört in den USA zu den primären Pflichten öffentlicher Forschungsinstitutionen. Die wichtigsten Einrichtungen stellen die Universitäten und Major Federal Laberateries dar sowie von Unternehmen zum Zwecke des Technologietransfers gebildete Konsortien. Ein wichtiges Element im Bereich des Know-how-Transfers ist die relativ enge Zusammenarbeit von Universitäten und Hochschulen mit der Industrie. Diese Zusammenarbeit wird durch viele gemeinsame Forschungsprojekte gefördert und bewirkt einen raschen Transfer von den Hochschulen in die Unternehmen (Teich/Pace 1986, 141). Dafür sind von vielen Hochschulen auch spezielle lnstitutitonen gegründet worden, die zum Teil über die Landesgrenzen bekannt sind, wie z.B. das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Seit 1972 läuft ein Programm der National Science Foundation (NSF), das die Bildung und den Betrieb von University-lndustry Research Centers (UIRCs) an amerikanischen Hochschulen fördert, z.B. das Polymere Processing Center am MIT. Diese kooperativen Einrichtungen zwischen Industrie und Hochschulen sind dazu verpflichtet, interdisziplinäre Forschung - sowohl grundlagenals auch anwendungsorientiert-zu betreiben und die Industrie muß zur Finan-
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zierung einen eigenen Beitrag leisten. Zur Finanzierung der UIRCs trägt die NSF-Förderung zu fast 50 % bei, während von den Unternehmen knapp ein Drittel beigesteuert wird und die Hochschulen selbst etwa 18 % aufbringen (Cohen/Fiorida/Goe 1994, 2f.) . Ein heute noch legendäres Paradebeispiel für ein erfolgreiches Spin-off von der Universität in die Industrie ist das Silicon Valley in Palo Alto, Kalifornien. Es wurde in den 50er Jahren von der Stanford University als Stanford lndustrial Park angelegt. Studenten von Stanford gründeten immer neue Halbleiterfirmen, neue Industrieparks entstanden in der Nähe, so daß hier in den 80er Jahren weltweit die größte Konzentration von Hochtechnologie-Firmen entstanden war. Die derzeitigen Akzente der amerikanischen Politik liegen bei einer aufgrund der Haushaltslage konstant gebliebenen FuE-Gesamtförderung eher auf gemeinsamen Technologieprogrammen mit der Industrie, wobei jedoch die Industrie größtenteils die Richtung bestimmt. Parallel hierzu erleichtert es die Administration durch Programme und Verordnungen den Unternehmen, miteinander zu kooperieren wie auch mit den staatlichen Großlabors zusammenzuarbeiten. ln den USA gibt es mehr als 100 Major Federal Labs, die größere staatliche Forschungseinrichtungen mit jeweils mehr als 20 Mill. $ FuE-Budget pro Jahr darstellen. Diese Laboratorien haben zusammen ein jährliches FuE-Budget von ca. 20 Mrd. $ und beschäftigen etwa 100.000 Personen und damit rund ein Sechstel aller amerikanischen Wissenschaftler und Ingenieure. Technologie- und Wissenstransfer ist für sie eine originäre Aufgabe, die sogar gesetzlich im "Stevenson-Wydler Technology-lnnovation Act" von 1980 und im "Technology Transfer Act von 1986" verankert sind (Smilor/Kozmetsky 1990, 816) . Ihre Leistung wird auch daran gemessen, wie erfolgreich Technologie in die Industrie transferiert wurde. Dafür gibt es in jedem Laboratorium ein Office of Research and Technology Applications (ORTA) . Koordiniert werden diese Aktivitäten durch das Federal Labaratory Consortium, das sich um eine Beschleunigung des Technologietransfers bemüht.
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Unter der veränderten militärpolitischen Situation zielt die derzeitige Diskussion in den USA auf ein Anheben der nationalen Wettbewerbsfähigkeit durch Technologietransfer speziell aus den "Multi-Program"- und Waffenlabors, die ausgestattet mit über 5 Mrd. $ jährlich - gewaltige Mengen an technischem Know-how und an Ausstattung beherbergen. Allerdings sind diese Labors wegen ihrer traditionellen Ausrichtung auf die Verteidigungsforschung nicht auf die kommerziellen Bedürfnisse privater Partnerfirmen eingestellt. Entsprechende Programme, die den Zugang zum Know-how solcher Labors für die Unternehmen erleichtern sollen, sind von der Clinton-Administration schon initiiert worden. Mit derartigen "Duai-Use"-lnitiativen sollen die Synergien zwischen militärischen und kommerziellen Technologien gefördert werden, damit doppelter Nutzen aus den Ausgaben für Technologie erzielt wird (Atkin 1995, 18). Eine besondere Form des Technologietransfers innerhalb der Industrie in den USA sind sog. lndustry Consortia. ln 12 Hochtechnologie-Industrien wurden bisher über 50 solcher Konsortien gegründet, in denen zum Teil auf dem Markt konkurrierende Unternehmen in einem vorwettbewerbliehen Stadium der Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten. Für diese Konsortien wurde im "National Cooperative Research Act" von 1984 sogar das US-Kartellgesetz (US-Anti-Trust-Law) angepaßt (Mowery/Rosenberg 1993, 59). Es erlaubt Unternehmen in investitions- und forschungsintensiven Hochtechnologiebereichen eine starke finanzielle und personelle Zusammenarbeit, um die Risiken dieser Investitionen zu mindern und aus nationaler Sicht ineffektive Doppelforschung zu vermeiden (Smilor/Kozmetsky 1990, 817). Die hierfür relevanten Förderprogramme, das "Technology Reinvestment Program" (TRP) und das "Advanced Technology Program" (ATP) des Department of Commerce, sind die einzigen derzeitigen FuE-Maßnahmen für die zusätzliche Mittel bereit gestellt werden. Obwohl der wirtschaftliche Einfluß des ATP auf die Wettbewerbsposition der Industrie noch nicht feststellbar ist, gilt dieses Programm unter Technologiepolitikern als Modell dafür, wie man der Industrie mit ergänzenden staatlichen Mitteln zu einer Umsetzung ihrer FuEErgebnisse verhelfen kann (Atkin 1995, 19). Wie in nahezu allen Industriestaaten bemüht sich auch die amerikanische Regierung darum, das innovative Potential von kleinen und mittleren Unter-
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nehmen zu unterstützen. Dies geschieht seit 1982 durch das "Small Business Innovation Research Program", das insbesondere kleine Forschungs- und Entwicklungsfirmen durch die Bereitstellung von Risikokapital zur Kooperation mit Hochschulen und größeren Unternehmen anregen soll. Gleichzeitig wird von Bundesforschungseinrichtungen mit einem Budget von über 100 Mi II. $ pro Jahr erwartet, daß sie mindestens 1,25 % ihrer FuE-Arbeiten durch KMU durchführen lassen (Kiaus/Winkelhage 1991, 8).
3. Schlußfolgerungen Die Berichte dokumentieren die zahlreichen länderspezifischen Ansätze zur Förderung des Technologietransfers und sind nur unter Berücksichtigung der jeweiligen dort geltenden politischen Rahmenbedingungen zu analysieren. Was eine Empfehlung zur Übernahme der einen oder anderen Maßnahme in das bundesdeutsche System äußerst schwierig macht, ist die weitgehend fehlende Evaluierung der einzelnen Konzepte im Hinblick auf ihren tatsächlichen Beitrag zur Förderung des Technologietransfers. in Frankreich sind vor allem staatlich geprägte Strukturen aufgebaut worden, um das Innovationsproblem im allgemeinen und den Technologietransfer im besonderen ganzheitlich anzugehen und die verschiedenen Bemühungen aufeinander abzustimmen. Ohne eine pauschale Verurteilung von Zentralismus und staatlichem Interventionismus vornehmen zu wollen, sind derartige Strukturen eines institutionalisierten Transfersystems mit einem föderalen System bundesdeutscher Prägung weitgehend inkompatibel. Das Technologietransfersystem in Großbritannien ist auf die Perspektive gegründet, daß die Aufgabe des öffentlichen Sektors darin besteht, die Existenz von Technologiemittlern zu ermöglichen, die untereinander im Wettbewerb um Klienten stehen und sich dann am Markt behaupten können , wenn die angebotenen Leistungen für nutzvoll angesehen werden (Davies 1994, 256) . Für die eher geringe Leistungsfähigkeit des Innovationssystems sind allerdings zu einem gewichtigen Teil auch die fundamentalen strukturellen Probleme der britischen Forschung verantwortlich zu machen. Die betrachteten Initiativen der Universitäten sind aber nur die lichte Seite einer Medaille, auf deren Rückseite sich massive Probleme häufen. Sie sind überwiegend eine
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Folge des finanziellen Drucks, dem sich das Hochschulsystem ausgesetzt sieht. Die Finanzmittel für die Grundlagenforschung wurden so massiv gekürzt, daß an vielen Orten die wissenschaftliche Substanz gefährdet ist (Gering 1995, 39). Neben den schon genannten adaptierten Programmen wären sicher noch einige Verwertungsmodelle aus dem universitären Bereich auch auf Deutschland übertragbar, allerdings nicht zu Lasten der Grundmittelausstattung. Obwohl das Innovationssystem der Niederlande von den Problemen, die schlecht aufeinander abgestimmte und miteinander verzahnte Institutionen für den Technologietransfer mit sich bringen, relativ verschont zu sein scheint, sind die Bemühungen um eine Effizienzsteigerung dennoch intensiv. Für den Ansatz in den Niederlanden sind dabei insbesondere zwei Faktoren kennzeichnend. Die verschiedenen klassischen Technologietransfereinrichtungen sind relativ klar zu überblicken, was durch die geringe Größe des Systems und den relativ klaren Aufgabenbereich seiner Institutionen begünstigt und verstärkt wird. Daneben ist bei den transferpolitischen Bemühungen in den Niederlanden insbesondere der übergreifende Ansatz, das System in seiner Gesamtheit für bestimmte Aufgaben zu mobilisieren und damit krasse Abstimmungsprobleme erst gar nicht aufkommen zu lassen, augenfällig. Für diesen Ansatz sprechen sicherlich viele Argumente, der sich in der Bundesrepublik am ehesten auf Länderebene übertragen ließe. Aufgrund der umfangreichen staatlichen Förderung der auf den militärischen Bereich ausgerichteten FuE-Projekte, verfügen die USA in den damit befaßten Institutionen über ein Transferpotential, das in die zivile Nutzung überführt werden soll. Dies setzt die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Staat, Industrie und Forschungseinrichtungen voraus. Der durch Gesetze und Verordnungen ausgeübte Druck zum Technologietransfer und zur Kooperation wird, wenn auch erst mittel- bis längerfristig, nicht ohne Wirkung bleiben. Der damit einhergehende stärkere Einfluß der Industrie kann zu einer größeren Anwendungsorientierung der bislang weitgehend isoliert stattfindenden FuEAktivitäten in den schwerpunktmäßig militärtechnologisch orientierten Laboratorien führen. Hiervon wird ein ähnliches Ergebnis erwartet, wie es die langjährige Interaktion zwischen Hochschul- und Industriesektor gezeitigt hat, die der Industrie neue Produkt- und Verfahrensideen generiert und den Universitäten zusätzliche Einkünfte durch Patentanmeldungen und Lizenzvergabe
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ermöglicht. Oie von einigen Universitäten intensiv betriebene Verwertung der aus der Hochschule stammenden Erfindungen hat sicher eine Vorbildfunktion. Wie in Kapitel IV gezeigt, muß im deutschen Wissenschafts- und Hochschulverwaltungssystem hierfür erst noch weitgehend das Bewußtsein für Patentierungs- und Verwertungsfragen geschaffen werden.
VIII.
Zusammenfassung und Empfehlungen für die Fortentwicklung des Technologietransfersystems
1.
Zusammenfusung der wichtigsten Ergebnisse
{1) Es gibt deutliche t1.nweise darauf, daß die Bedeutung des Technologietransfers für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zunimmt. Die Ausgaben für externe Forschung und Entwicklung sind in den letzten Jahren im Vergleich zu den gesamten FuE-Ausgaben der Wirtschaft überproportional gewachsen. Der überwiegende Teil der befragten Industrieunternehmen gibt an, bei der Schaffung der eigenen technologischen Basis auch auf externe Technologieproduzenten zuzugreifen, ein Großteil der Firmen will dies in Zukunft verstärkt tun. Analysen der FuE-Strategien technologieintensiver Firmen zeigen, daß Netzwerke und Kooperationen zu einem immer wichtigeren Bestandteil des Technologiemanagements werden. Innovationen sind offenbar immer weniger Ergebnis isolierter Laboraktivitäten in Unternehmen, sondern werden zunehmend in bi- und multilateralen Beziehungen und Kooperationen entwickelt. {Vgl. Kap. 111. 3.3)
{2) Die Gründe für den Bedarf an externem technologischen Wissen variieren deutlich im Hinblick auf die Unternehmensgröße. Kleine Unternehmen geben in erster Linie an, daß neues technologisches Wissen nur fallweise benötigt wird und eigenes FuE-Personal deshalb aus Kostengründen nicht dauerhaft vorgehalten werden kann. Dieses Argument wird erwartungsgemäß mit zunehmender Unternehmensgröße weniger genannt. Mittlere und große Firmen geben als Hauptgründe an, daß für Innovationen intern vorhandenes Know-how mit fremden Technologien kombiniert werden muß, und daß sie Grundlagenwissen benötigen, das nicht intern gewonnen werden kann. Überwiegend Großunternehmen geben als weiteres Motiv an, daß die eigenen FuE-Kapazitäten ausgelastet sind und aus Wettbewerbsgründen die Innovationszeiten verkürzt werden müssen. Da die drei letztgenannten Gründe in Zukunft noch an Bedeutung zunehmen dürften, ist daraus auch eine Zunahme der Bedeutung des Technologietransfers für das betriebliche Innovationsmanagement abzuleiten. {Vgl. Kap. 111. 3.3)
203
(3) Der Großteil des Technologietransfers vollzieht sich direkt zwischen den technologienutzenden Unternehmen und den Technologiegebern. Unternehmen, die externe Technologiequellen nutzen, betonen die höhere Effektivität der direkten Kontaktaufnahme mit Technologieproduzenten gegenüber der Einschaltung vermittelnder Stellen. Die Übertragung technologischen Wissens findet dabei in zahlreichen Formen statt. Sie reicht vom Kauf von Vorleistungs- und Investitionsgütern über FuE-Kooperationen, Lizenznahmen und FuE-Aufträge bis zur Personalrekrutierung und Unternehmensgründung. Technologiegeber sind hauptsächlich andere Unternehmen. Technologische Beziehungen zwischen Unternehmen und öffentlichen Forschungseinrichtungen bestehen dagegen seltener. Insbesondere kleine und mittlere Firmen finden nur relativ geringen Zugang zu Forschungsinstituten. (Vgl. Kap. 111. 3.1 und 111. 3.4)
(4) Vermittelter, Indirekter Technologietransfer durch Einschaltung einer Technologie-Vermittlungs- und -Beratungseinrichtung hat für die Beschaffung externen technologischen Know-hows nur untergeordnete Bedeutung. Dies haben sowohl die Befragung und Gespräche mit Unternehmen als auch mit Forschungseinrichtungen ergeben. Externe Informations- und Beratungseinrichtungen sind aber Bestandteil des technologieorientierten Informationsnetzwerkes der meisten Unternehmen. Eine besondere Rolle spielen dabei die wirtschaftsnahen Informationseinrichtungen der Industrieverbände und der Industrie- und Handelskammern. Unter den forschungsnahen Technologieberatungsstellen haben die Einrichtungen der Fachhochschulen die größte Bedeutung. Die Vermittlungsleistungen der Transfereinrichtungen werden von den Nutzern tendenziell eher als mittelmäßig beurteilt. (Vgl. Kap. 111. 3.1 und 111. 4.1-4.3). (5) Insgesamt stellt sich die Technologietransferlandschaft in Deutschland als sehr vielfältig dar. Ein Urteil über Effektivität und Effizienz des Systems kann nicht generell abgegeben werden. Das liegt daran, daß die Transferobjekte und die Transferakteure sehr heterogen sind und nur ein Teil der Transferaktivitäten über den FuE-Markt abgewickelt wird. Die Befragung und die Analyse der Akteure des Transfersystems ergaben zwar, daß die Übertragung technologischen Wissens und die Zusammenarbeit zwischen Technologieproduzenten und -anwendern in Teilbereichen gut funktioniert, daß aber noch zahlreiche Hemmnisse vorliegen, die einer stärkeren Nutzung des Technolo-
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gietransfers im Wege stehen. Schwachstellen und Ansätze für Verbesserungen lassen sich dabei auf allen Ebenen des Transfersystems identifizieren: bei den Forschungseinrichtungen als Technologieproduzenten, bei den Unternehmen als Technologieanwender und bei den Transferdienstleistungen, die von den Technologiemittlern erbracht werden. (6) Die Erzeugung und Verwertung technologischen Wissens erfolgt in vielen Forschungseinrichtungen überwiegend nach dem Spin-off-Konzept. Das Spin-off-Konzept folgt dem Prinzip der nachträglichen wirtschaftlichen Verwertung von Wissen, das für andere, meist wissenschaftliche Zwecke generiert worden ist. Erfindungen entstehen dadurch häufig zufällig und werden in der Regel nicht von den Erfindern und Trägern des technologischen Wissens selbst in die wirtschaftliche Anwendung transferiert. Die Transferaufgabe wird vielmehr an zentrale Verwertungs- oder Technologietransfereinrichtungen delegiert. Daraus ergeben sich einige systematische Probleme, an denen ein Transfer scheitern kann (vgl. Kapitel IV. 4.6): - Da der Wissenschaftler keine Transferverantwortung hat, besitzt er nur wenig Motivation, seine Forschungstätigkeit an Anwendungspotentialen auszurichten. Dies hat zum einen zur Folge, daß anwendungsrelevante Erfindungen eher selten vorkommen, Patentanmeldungen häufig unterbleiben und dadurch eine wirtschaftliche Verwertung von Erfindungen meistens nicht möglich ist. Teilweise bestehen Unkenntnis und Vorbehalte gegenüber dem Patentwesen, weil Wissenschaftler befürchten, daß das Patent der in der Wissenschaft üblichen und die Reputation des Forschers fördernden Veröffentlichung entgegensteht. Spin-off-Erfindungen fehlt zum anderen in der Regel die Kompatibilität mit dem Technologiebedarf der Anwender. Sie verfügen häufig nicht über die erforderliche Transferreife, die es dem Unternehmen ermöglicht, die Erfindung zu bewerten, zu übernehmen und zur Produktionsreife zu führen. - Die Delegation der Transferaufgabe in zentrale Transferstellen stellt diese vor erhebliche Wissens- und lnformationsprobleme. Weil die Transferstellen in der Regel ein breites Technologie- und Marktspektrum abdecken müssen, sind deren Mitarbeiter oftmals keine Experten, weder auf dem Gebiet der zu verwertenden Technologie noch auf den potentiellen Anwendermärkten. Daraus entstehen Kompetenz- und lnformatlonsprobleme. Die Fol-
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ge ist fehlende Akzeptanz sowohl bei den Technologieproduzenten als auch bei den Technologieanwendern. Wegen der fehlenden Kompatibilität und den hohen Transferrisiken ist aber vor allem für die Unternehmen Vertrauen in die Qualität des Technologiemanagements der Mittlereinrichtungen von entscheidender Bedeutung. - An den Hochschulen, hauptsächlich an den Universitäten, ergibt sich ein spezifisches Transferproblem. Hochschullehrer der Universitäten haben das sogenannte "Verwertungsprivileg". Das bedeutet, daß sie nach dem Gesetz als freie Erfinder gelten, die ihre Erfindungen nach eigenem Ermessen selbst anmelden und verwerten können. Wegen des damit verbundenen finanziellen und zeitlichen Aufwands und der fehlenden Erfahrung mit der Verwertung unterbleibt häufig die eigene Patentanmeldung. Nur partiell werden bestehende Beratungs- und Fördereinrichtungen für Wissenschaftserfinder in Anspruch genommen. Entstehen Erfindungen im Rahmen von Verbund- und Auftragsprojekten mit lndustriefirmen, überlassen die Hochschullehrer die Patentanmeldung meistens den Unternehmen. Eine Nutzung des Patents ist dadurch aber noch nicht sichergestellt. Wegen des Verwertungsprivilegs unterhalten die Universitäten keine eigenen Patent- und Verwertungseinrichtungen. Dies hat zur Folge, daß die Erfindungen des wissenschaftlichen Personals der "zweiten Reihe" (wissenschaftliche Angestellte, akademische Räte etc.), die nach dem Gesetz Diensterfindungen sind, vom Arbeitgeber, d.h. den Universitäten, nicht angemeldet werden. Eine eigene Anmeldung scheidet aber aus den obengenannten Gründen auch für diesen Personenkreis aus. (7) Hinsichtlich der Bereitschaft der Hochschullehrer, sich am FuE-Markt zu orientieren, scheitert die Übernahme von FuE-Aufträgen häufig daran, daß Universitäten und Unternehmen unterschiedliche Zeit- und Zielvorstellungen haben. Hochschullehrer bevorzugen eher längerfristige Forschungsprojekte, die mit den Zeitstrukturen von Promotionen kompatibel sind. Die Einbindung von Doktoranden führt darüber hinaus dazu, daß insbesondere in naturwissenschaftlichen Fachbereichen eher theoretische oder anwendungsferne Projekte bevorzugt werden. Die Unternehmen sind hingegen an kürzerfristigen Fragestellungen interessiert und erwarten von den Hochschulen- wie von anderen Forschungseinrichtungen auch-, daß umsetzbare Entwicklungen transferiert werden. Es kann deshalb nicht überraschen,
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daß Kooperationen der Universitäten hauptsächlich mit großen Unternehmen stattfinden. Besser auf die Transfererfordernisse der kleinen und mittleren Unterahmen stellen sich die Fachhochschulen ein. Sie arbeiten in der Regel anwendungsnäher und führen überwiegend kurzfristige Projekte durch. Diese stärkere Transferorientierung der Fachhochschulen ist auf die Praxisorientierung der Fachhochschulen und ihrer Lehrer zurückzuführen. Sie rührt aber auch daher, daß die Fachhochschulen nur in geringem Umfang über eigenes Forschungspersonal verfügen, keine Doktoranden beschäftigen und deshalb gezwungen sind, FuE-Projekte ausschließlich mit Studenten durchzuführen. Auf den ersten Blick scheinen diese Personalstrukturen den Technologietransfer zu fördern. Die Gespräche mit den Fachhochschullehrern ergaben aber zahlreiche Hinweise darauf, daß das tranferrelevante Optimum der Personalausstattung noch nicht gefunden ist und eine bessere Sach- und Personalausstattung auch zu einer größeren Transferleistung der Fachhochschulen führen würde. (Vgl. Kap. IV. 4.6) (8) Einer stärkeren Anwendungs- und "Marktorientierung" der Forschungseinrichtungen scheinen auch die gegenwärtig praktizierten Anreizsysteme entgegenzustehen. Die Berücksichtigung von Anwendungsproblemen und -chancen in der Forschung, die Herstellung der Transferreife von Forschungsergebnissen, die Akquisition von FuE-Aufträgen, die Übertragung einer neuen technologischen Lösung in die Anwendung und die Begleitung dieses Transterprozesses beim Anwender erfordert Zusatzqualifikationen, die normalerweise von einem Wissenschaftler nicht abgefordert werden. Der Bundes-Angestelltentarifvertrag, nach dem die meisten nichtbeamteten Wissenschaftler bezahlt werden, eröffnet nur sehr begrenzte Möglichkeiten, solche zusätzlich erbrachten Leistungen zu honorieren. Nach Aussagen vieler Institutsleiter liegt hier eine entscheidende Barriere für die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Teil des Anreizsystems ist auch die Beteiligung am Erlös einer erfolgreichen Erfindungsverwertung. Solange sich die Vergütung von Erfindungen lediglich an den Mindestsätzen des Arbeitnehmererfinder-Gesetzes orientiert, wird das Interesse von Wissenschaftlern an der wirtschaftlichen Verwertung ihrer Erfindung nicht sehr groß sein. Sie orientieren sich dann lieber an dem ideellen Anreizsystem der Scientific Community und den dort gewährten "Reputationserträgen" ihrer Publikationen. Stärkere materielle Anreize würden
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deshalb dazu beitragen, die Erfindungs- und Verwertungsmotivation der wissenschaftlichen Leiter und Mitarbeiter in den Forschungseinrichtungen zu erhöhen. (Vgl. Kap. IV. 4.6) (9) Technologietransfer ist ein interaktiver, wechselseitiger Prozess. Er bedarf nicht nur der Aktivität einer Technologiequelle, sondern auch der Motivation und Mitwirkung des Technologienehmers. Die Bedeutung, die externe Wissensbeschaffung für Unternehmen hat, hängt wesentlich von der Unternehmenspolitik und den daraus abgeleiteten Wettbewerbs- und Produkt/MarktStrategien ab. Analysen der Innovationsforschung zeigen, daß die produktorientierten Innovationsstrategien in der Industrie mehrheitlich auf die Verbesserung und Weiterentwicklung bestehender Produktlinien gerichtet sind. Das bedeutet, daß sich die Unternehmen bei der Suche nach Innovationsmöglichkeiten hauptsächlich auf ihre angestammten Produktbereiche konzentrieren, in denen sie eigenes Wissen über Jahre hinweg kumuliert haben. Sie nutzen primär die existierende technologische Basis und die etablierten Rautinan als Bezugspunkte ihrer lnnovationsentscheidungen. Die Integration von für das Unternehmen neuen Technologien und die Entwicklung neuer Produkte gerät als Innovationsstrategie in den Hintergrund. Neues externes Wissen wird in diesen Fällen nicht benötigt und teilweise von den Technologieverantwortlichen in den Unternehmen sogar als feindlich angesehen (Notinvented-here-Syndrom). Sowohl die Befragungsergebnisse als auch andere Quellen deuten darauf hin, daß Unternehmen teilweise nur unzureichend eigene Wissenspotentiale aufbauen. Diesen Betrieben fehlt damit die Möglichkeit, neue Problemlagen zu verstehen, zu bewerten und Problemlösungspotentiale innovativ umzusetzen. Auf diese Weise entstehen Schnittstellenprobleme, die die Aneignung externen Wissens verhindern, auch wenn die Transferbereitschaft des Technologiegebers vorhanden ist. Zur Beseitigung dieser innerbetrieblichen Barrieren und zur Förderung der Produktinnovation erscheint ein in die Unternehmensführung integriertes lnnovationsmanagement unverzichtbar. Innovationsmanagement beinhaltet Aufgaben, wie das Bewußtsein der Mitarbeiter zu prägen, Innovation als ständige Aufgabe zu verstehen, eine stetige Anpassung der betrieblichen Organisation an veränderte Produkt-, Markt- und Sozialstrukturen zu bewirken, zu-
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kunftsorientiertes Denken anstelle eines kurzfristigen Erfolgsdenkans zu setzen, die Bereitschaft und Fähigkeit zu vermitteln, interdisziplinäres Wissen außerhalb gewohnter Bahnen zu bewerten und kooperativ zu adaptieren sowie eine kontinuierliche, externe Weiterbildung zu etablieren. Solange auf SAiten der Unternehmen die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Kooperation nicht gegeben ist, werden Maßnahmen zur Förderung der Transferbereitschaft auf der Seite der Technologieproduzenten nur begrenzt zu einer Verbesserung des Technologietransfers führen. (Vgl. Kap. 111. 5-6) (1 0) Aufgrund der bei den bestehenden Unternehmen vorhandenen Innovationshemmnisse kommt aus der Sicht des Wissenstransfers und der Wissensnutzung der Gründung neuer Unternehmen eine wichtige Bedeutung zu. Dies gilt insbesondere für den Hochtechnologiebereich, da dort oftmals völlig neue Produktpotentiale entstehen, die aus den genannten Gründen von den bestehenden Unternehmen nur zögerlich übernommen und umgesetzt werden. (11) ln der Bundesrepublik existieren gegenwärtig ca. 1.000 Technologie· transfereinrichtungen. Ihre Aufgabe besteht darin, eine Brücke zwischen dem Technologiebedarf der Unternehmen und dem Technologieangebot externer Einrichtungen zu schlagen. Auf die Frage, wie dieser Brückenschlag am besten organisiert und bewerkstelligt werden kann und in welchem Umfang er erforderlich ist, gibt es keine eindeutige Antwort. Auch der Erfolg der Technologiemittler im Hinblick auf die Bewältigung ihrer Aufgabe ist nur unzureichend bestimmbar. Ein wesentlicher Grund für die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Ressourcenallokation und des Erfolgs in den Mittlereinrichtungen liegt darin, daß institutionalisierter Technologietransfer überwiegend nicht den Steuerungsmechanismen des Marktes unterliegt, weil er weitgehend öffentlich oder über Zwangsmitgliedschaften finanziert wird.
Ein weiteres Problem besteht darin, daß, wie bereits angedeutet, Technologietransfer keine homogene Dienstleistung ist, sondern auf heterogenen Wissenschafts- und Marktfeldern stattfindet. Daraus resultieren Qualifikationsund lnformationserfordernisse, denen nur mit spezifischem Fach- und Erfahrungswissen entsprochen werden kann (Kompetenzproblem). Oft verfügen Mittlereinrichtungen aufgrund des Fach- und Produktspektrums ihrer Klientel sowie ihrer Personalkapazität nicht über Spezialwissen, sondern hal-
14 Technologietransfer
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ten Breitenwissen bereit. Damit können, wie die Befragungen bei Technologiegebern und Unternehmen ergaben, vorhandene Transferpotentiale meistens nicht ausgeschöpft werden. Dies gilt um so mehr, je weiter intermediäre Einrichtungen von den Technologiequellen und den Technologieempfängern, und damit von den primären Kompetenzträgern entfernt, agieren. (Vgl. Kap. V. 6) Der Aufbau einer intermediären Transferebene, der auf der Vorstellung eines offenen Informationszugangs beruht, kann vermutlich nur einen - häufig nicht wettbewerbskritischen-Wissensausschnitt vermitteln. Wettbewerbsrelevantes Wissen ist in hohem Maße personengebundenes Erfahrungswissen (tacit knowledge), das nur über direkten Kontakt und persönlichen Erfahrungsaustausch vermittelt werden kann. Wenn Technologietransfer die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken soll, ist zu bezweifeln, daß das bisherige Konzept des institutionalisierten Technologietransfers in Zukunft tragfähig sein kann.
2. Empfehlungen für die Fortentwicklung des Technologietransfersystems in Deutschland (1) Intensivierung des direkten Technologietransfers Eine wettbewerbsrelevante Intensivierung des Technologietransfers ist nur dann erreichbar, wenn es zu einer stärkeren direkten Kooperation und Vernetzung zwischen den Technologieproduzenten in Forschungseinrichtungen und den Unternehmen kommt. Die Diskussion um die Bring- oder Holschuld der einen oder der anderen Seite geht dabei am Kern der Transferproblematik vorbei. Direkter Technologietransfer setzt die Fähigkeit und die Bereitschaft beider Seiten voraus, technologisches Wissen zu transferieren und zu übernehmen. Wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, müssen in erster Linie die Transferfähigkeit und -bereitschaft in den Forschungseinrichtungen und Unternehmen hergestellt werden, bevor an die Etablierung neuer intermediärer Strukturen gedacht wird.
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(2) Dezentralisierung der Transferverantwortung in den Forschungseinrichtungen ln den Forschungseinrichtungen muß dort, wo es von der fachlichen und wissenschaftlichen Ausrichtung her möglich ist, die Transferaufgabe und -Verantwortung dezentralisiert und in das Aufgabenfeld von Instituten und Wissenschaftlern integriert werden. Das bedeutet, daß die Forscher ihre Forschungsplanung nicht nur am wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, sondern auch an den Bedürfnissen des Forschungs- und Entwicklungsmarktes orientieren. ln welchem Verhältnis Wissenschafts- und Marktorientierung zueinander stehen sollen, kann nicht generell bestimmt werden und hängt von der Aufgabenstellung der einzelnen Forschungseinrichtung ab. Die Orientierung am Forschungsmarkt sollte aber in jedem Fall von den Trägern und der Leitung der Forschungseinrichtungen beeinflußt werden, da nicht zu erwarten ist, daß sich bei Wissenschaftlern in jedem Fall eine Transfermotivation von selbst einstellt. Die Bereitschaft zur transferorientierten Forschung der leitenden Wissenschaftler hängt hierbei auch von dem Ausmaß ihrer Industrieerfahrung vor Aufnahme der wissenschaftlichen Laufbahn und der dabei erreichten Hierarchieebene ab. Wesentlich für eine stärkere Anwendungsorientierung von Wissenschaftlern sind in diesem Zusammenhang auch Schnittstellenqualifikatlonen, z.B. im Bereich des Technologiemarketings, die in den Forschungseinrichtungen und Hochschulen systematisch auf dem Weg der Aus- und Weiterbildung vermittelt werden sollten. Ziel muß hierbei sein, daß die Wissenschaftler angewandter Disziplinen stärker lernen, in praktischen Kontexten zu denken und zu arbeiten. (3) Schaffung von Transferanreizen Die Beeinflussung der Transfermotivation kann ebenfalls mit Hilfe des Anreizund des Budgetierungssystems der Forschungsorganisation erfolgen. Anreize können beispielsweise über ein leistungsorientiertes Entgeltsystem (z.B. Tantiemen, Prämien) und über eine weitgehende Partizipation an den Lizenzerträgen eigener Erfindungen geschaffen werden. ln anwendungsorientierten Forschungseinheiten sollten darüber hinaus Ertragsziele vereinbart werden, die den Anteil der Erlöse aus Industrieaufträgen und -kooperationen am Budget festlegen. Gefördert werden könnte die Transferorientierung auch dadurch, daß Institute und Hochschullehrer bei überdurchschnittlichen Drittmittelerlösen aus der Industrie zusätzliche finanzielle Mittel zur freien Verwendung in der Forschung erhalten.
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(4) Bereitstellung von Unterstützungsleistungen an den Hochschulen Auch bei dezentraler Transferverantwortung benötigen die Akteure in den Forschungseinrichtungen bestimmte Unterstützungsleistungen, die zentral erbracht werden müssen. Dies gilt insbesondere für Bereiche des Patent- und Lizenzwesens, des Vertragswesens sowie auf bestimmten Gebieten des Marketing. ln den Hochschulen fehlen weitgehend solche Unterstützungsleistungen. Es sollte deshalb eine lnfrastrukur aufgebaut werden, die Dienstleistungen für Hochschulangehörige auf dem Gebiet der Erfinderberatung und der Patentverwertung anbieten (Patent- und Lizenzbüro). Idealerweise sollte eine solche Einrichtung möglichst bei den Know-how-Quellen, d.h. an der einzelnen Hochschule angesiedelt sein. Die bestehenden Hochschultransferstellen könnten hierbei bestimmte Aufgaben auf dem Gebiet der Erfinderbetreuung übernehmen. Für den Bereich der Erfindungsberatung und -Verwertung dürften allerdings dezentrale, mit Experten besetzte, Stellen an den einzelnen Hochschulen nicht die erforderliche Auslastung erreichen. Es sollten deshalb in den Bundesländern regionale Patent- und Lizenzbüros eingerichtet werden, die die Hochschulen ihrer Region betreuen. Schon bestehende Einrichtungen in einzelnen Bundesländern könnten in ein solches Konzept integriert werden. Patent- und Lizenzbüros benötigen eine Startfinanzierung, können sich aber in der Regel nach Aufbau eines Lizenzvertragsbestandes selbst finanzieren, sofern separate Transferbudgets für erforderliche PrototypEntwicklungen zur Verfügung stehen (vgl. Empfehlung 5). Entscheidend ist, daß diese Stellen so konstituiert werden, daß sie selbständig und professionell agieren können. Wichtig ist auch, daß sie systematisch und aktiv in den betreuten Hochschulen Wissenschaftler beraten und motivieren, anwendungsorientiert zu forschen und Erfindungen anzumelden. Eine wichtige Zielgruppe sind dabei auch Hochschulmitarbeiter, die unter das ArbeitnehmererfinderGesetz fallen. Die Universitäten haben bei einem solchen Konzept die Möglichkeit, Diensterfindungen von Angestellten selbst anzumelden. Daraus könnte sich ein starker Anreiz für Hochschulmitarbeiter ergeben, anwendungsrelevante Erfindungen durchzuführen, sofern eine hinreichende Partizipation der Erfinder an entstehenden Lizenzerträgen sichergestellt ist. (5) Herstellung der Transferreife von Erfindungen Die Herstellung der Transferreife ist eine Kernfunktion des Technologietransfers. Forschungsergebnisse und Erfindungen sind häufig noch nicht in einem technischen Konkretisierungsstadium, das dem potentiellen Anwender
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erlaubt, den finanziellen und zeitlichen Entwicklungs- und Vermarktungsaufwand abzuschätzen. Dieser Informationsmangel hinsichtlich der Kosten- und Zeitrisiken steht einer erfolgreichen Verwertung der Erfindung nicht selten im Wege. Die diesbezügliche Förderung freier Erfinder ist deshalb ein sinnvoller Ansatz zur Förderung des Technologietransfers und sollte auf den Bereich der Arbeitnehmer-Erfindungen in Forschungseinrichtungen ausgedehnt werden. Die Großforschungseinrichtungen stellen hierfür im Rahmen ihrer Kooperationsprojekte bereits Mittel zur Verfügung. Nicht zuletzt aus Wettbewerbsgründen sollten auch in anderen Forschungseinrichtungen (Fraunhofer-Gesellschaft, Hochschulen) solche Transferbudgets bereit stehen.
(6) Stärkere Einbindung der Fachhochschulen Fachhochschullehrer verfügen in hohem Maße über anwendungsorientiertes Know-how. Sie sollten deshalb in die Lage versetzt werden, ihr Wissen für Innovationen in Unternehmen nutzbar machen zu können. Eine stärkere Einbindung der Fachhochschulen in den Technologietransfer kann durch eine verbesserte Personal- und Sachmittelausstattung erreicht werden. Eine Verbesserung der Grundausstattung sollte entweder im Sinne einer Starthilfe zeitlich begrenzt sein oder eng an die Einwerbung industrieller Drittmittel gebunden werden. Die Anbindung der Fachhochschulen an Transfernetzwerke hat sich bewährt. Solche Netzwerke können in der Lage sein, die Praxisrelevanz des Know-how von Hochschullehrern transparent zu machen, ihnen eine Marketingplattform zu verschaffen und unterstützende Dienstleistungen anzubieten. Transfernetzwerke sind deshalb für die Einbindung der Hochschulen in das Transfersystem gut geeignet und sollten in der Bundesrepublik stärkere Verbreitung finden. Entscheidend für den Erfolg solcher Netzwerke ist dabei, daß die Verantwortung für die Transferarbeit dezentral bei den interessierten Hochschullehrern liegt und nicht auf intermediäre Ebenen verlagert wird. Entsprechend müssen auch die Anreizsysteme gestaltet werden. (7) Erhöhung der Transferfähigkeit und -bereitschaft in den Unternehmen Die auf traditionellen Märkten operierenden kleinen und mittleren Unternehmen stützen sich bei ihren Innovationsaktivitäten weitgehend auf ihr kumuliertes Erfahrungswissen. Der Zugriff auf extern vorhandenes Know-how unterbleibt häufig, weil die Anwendung unternehmensexternen Wissens als "ultima ratio" oder als Eingeständnis Unternehmerischen Versagens angesehen wird.
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Unter diesen Bedingungen entsteht in den Unternehmen wenig Nachfrage nach neuen Technologien und vorhandene externe Know-how-Potentiale bleiben unbeachtet. ln kleinen und mittleren Unternehmen ist in hohem Maße der Unternehmer selbst mit den FuE-Aufgaben betraut. Die zusätzliche Beanspruchung durch das Alltagsgeschäft blockiert weitgehend die gezielte Chancensuche durch die systematische Beobachtung relevanter technologischer und marktlicher Entwicklungen. Damit fehlt die für die Zukunftsvorsorge wichtige Funktion des lnnovationsmanagements, d.h. die Satzung längerfristiger strategischer Ziele und deren innerbetriebliche Durchsetzung. So wie von Wissenschaftlern ein stärkeres Denken in Anwendungskontexten verlangt werden muß, muß von Industrieunternehmern und -managern erwartet werden, daß sie ständig externe Innovationspotentiale erkunden und auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüfen. Wenn die Förderung der Unternehmensberatung kleiner und mittlerer Unternehmen politisch weiterhin gewollt wird, dann sollten in die Beratungsangebote vermehrt Aspekte des Innovationsmanagements aufgenommen werden. Die bisherige Praxis zeigt, daß die geförderten Beratungen hauptsächlich der Rationalisierung und Sanierung von Betrieben dienen. Aspekte des Innovationsmanagements und der Produktinnovation fehlen oder stehen nur am Rande. Um für die Diffusion des Innovationsmanagement-Wissens die nötige Breitenwirkung zu erzielen, sollte in die bestehenden Beratungsinstrumente (z.B. Bundesprogramm zur Förderung von Unternehmensberatungen, Beratungsprogramme der Länder) explizit eine Innovationsmanagementkomponente aufgenommen werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, daß die Beratungsprogramme nicht zu restriktiv hinsichtlich der berücksichtigungsfähigen Unternehmensgrößenklassen ausgelegt werden, denn lnnovationsmanagementdefitzite sind nicht nur bei kleinen Unternehmen, sondern auch bei mittleren Unternehmen feststellbar. Aufgrund der großen Bedeutung der Beseitigung von Innovationsmanagementdefiziten in den Unternehmen sollte darüber hinaus auch geprüft werden, ob mit einem Pilot- oder Sonderprogramm der Aufbau von Innovationsmanagementstrukturen in den Unternehmen spezifisch gefördert werden kann. Auf diese Weise könnte lnnovationsmanagement-Wissen auch verstärkt Eingang in die private Beraterpraxis
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finden und einen entsprechenden Markt für prozeßbegleitendes Innovationsmanagement entwickeln helfen. Die bestehenden Managementdefizite auf dem Gebiet der Innovation müssen auch als Beleg dafür angesehen werden, daß Innovations- und Technologiemanagement noch nicht zu den Ausbildungsinhalten betriebswirtschaftlicher und ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge gehört. Hier muß bereits angesetzt werden, will man eine Bewußtseinsveränderung der Führungskräfte der Unternehmen in der erforderlichen Breite erreichen.
(8) Förderung der Unternehmensgründung Wenn die Übernahme neuen Wissens aufgrund fehlender Innovationsbereitschaft der Unternehmen behindert wird, gewinnt der Aspekt der Unternehmensgründung auch unter dem Gesichtspunkt des Technologietransfers an Bedeutung. Hierbei haben sich im Rahmen dieser Untersuchung zwei unterschiedliche Ansatzpunkte ergeben. Zum einen sollten die Forschungseinrichtungen systematische Hilfestellung denjenigen Mitarbeitern gewähren, die sich auf der Basis ihres technologischen Wissens selbständig machen und ein Unternehmen gründen wollen. Nach unserem Eindruck ist zwar hierfür durchaus ein Problembewußtsein vorhanden, doch existieren kaum konsistente und umfassende Unterstützungskonzepte. Der zweite Ansatzpunkt betrifft den Markt für Venture-Kapital. Hier existiert ein Angebotsengpaß im Segment des Expansions-Kapitals für junge HighTech-Firmen, obwohl nach Ansicht von Experten ein entsprechender Bedarf vorhanden ist. Analysen zeigen, daß bei Venture-Capital Marktversagen für Angebotsmängel ursächlich sein kann. Zur Beseitigung von Innovations- und Wettbewerbsdefiziten im High-Tech-Bereich sollte geprüft werden, ob die öffentliche Hand einen Venture-Capitai-Fonds für junge wachstumsintensive High-Tech-Unternehmen bereitstellen kann. Wichtig ist dabei nicht in erster Linie die Bereitstellung der Mittel (ca. 100-150 Mill. DM). Entscheidend für den intendierten Effekt ist vielmehr ein professionelles Management des Fonds. Das Fonds-Management sollte deshalb ausgeschrieben werden.
(9) Neuorientierung der Technologiemittler Die Frage nach den Aufgaben von Technologietransfereinrichtungen sollte neu gestellt werden. Die eigentliche Transferaufgabe, nämlich die Her-
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stellung der Kompatibilität zwischen dem Wissensangebot des Technologiegebers und dem Technologiebedarf des Anwendars kann weitgehend nur von den Transferpartnern selbst gelöst werden. Inwieweit Technologieproduzenten und -anwender bei bestehenden Such- und Selektionsproblemen Unterstützung von Dritten benötigen, sollte möglichst durch Marktprozesse oder marktähnliche Mechanismen (z.B. interne Leistungsverrechnung) herausgefunden werden. Dies gilt auch für die Bereitstellung nicht-technologischer, transferrelevanter Dienstleistungen, etwa im Bereich der Unternehmensberatung und Qualifizierung. Orientiert man die Dienstleistungen von Transfereinrichtungen am feststellbaren Bedarf der Transferpartner (Produzenten, Anwender), so sollten die möglichst unternehmensnahe Bereitstellung bzw. Vermittlung technologieorientierter Erstinformation und -kontakte, der Transfer von schutzrechtlich abgesicherten Forschungsergebnissen von der Wissenschaft zur Industrie sowie die Bildung und Aufrechterhaltung von (produzentenorientierten) Transfernetzwerken im Vordergrund stehen. Im einzelnen ergeben sich für die Entwicklung der Technologiemittlerebene folgende Ansatzpunkte: Erstens: Es wurde bereits dargestellt, daß in den Forschungseinrichtungen Technolgietransferaufgaben in erster Linie dezentral und direkt von den Technologieproduzenten selbst erbracht werden sollten, weil dort das erforderliche technologische und anwendungsbezogene Wissen am effizientesten vorgehalten werden kann. Die Leistungen der forschungsnahen Transfereinrichtungen sollten subsidiär und unterstützend und nur auf den Gebieten erbracht werden, die von den Transferpartnern nicht selbst abgedeckt werden können. Um den Nutzen der zentralen Transfereinrichtungen bestimmen zu können, sollte eine interne Leistungsverrechnung vorgenommen werden. Im Hochschulbereich besteht in Zeiten knapper werdender Mittel die Gefahr, daß die Hochschultransferstellen statt der eigentlichen Transferaufgaben Ersatzaktivitäten zur Existenzlegitimation entwickeln. Sie sollten stattdessen die Chance wahrnehmen, durch eine dienstleistungsorientierte Neubestimmung ihrer Aufgaben zu Kompetenzzentren mit eigenständigem Leistungsprofil zu werden. Darüber hinaus benötigen die Hochschulen weitergehende Unterstützung im Bereich der Erfinderberatung und des Patentwesens (vgl. Empfehlung 4).
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Zweitens: Die wirtschaftsnahen Technologiemittler (Kammern, industrielle Forschungsvereinigungen, Verbände) sollten ihre natürlichen Zugangsmöglichkeiten zu der mittelständischen Wirtschaft noch stärker nutzen, indem sie für die Unternehmen, die in einer spezifischen Problemsituation über keine hinreichenden Informationen verfügen, zu einer kompetenten Anlaufstelle für Informationsvermittlung werden. Diese Funktion üben die Kammern nach ihrem Selbstverständnis schon bisher aus. Die Urteile der befragten Unternehmen und Forschungseinrichtungen zeigen aber sehr deutlich, daß die Innovationsberater der Kammern noch nicht hinreichend Bestandteil der jeweiligen Informationsnetzwerke sind. Voraussetzung für eine stärkere Akzeptanz ist der Einbau einer Spezialisierungsstruktur in das Innovationsberatungssystem der Kammern, die durch stärkere Kooperation zwischen den Bezirken erreicht werden kann. Drittens: Eigenständige Transfereinrichtungen sollten auf den Gebieten, auf denen sie nicht öffentliche Aufgaben wahrnehmen, ihre Erlöse auf dem freien Dienstleistungsmarkt erzielen. Nur auf diese Weise ist für sie bestimmbar, welche spezifischen Transferleistungen Technologienehmer und Technologiegeber benötigen. Als ein sinnvoller intermediärer Ansatz hat sich das Konzept des produzentenorientierten Transfernetzwerkes erwiesen, wie es von der Steinbeis-Stiftung in Baden-Württemberg aufgebaut worden ist und wie es gegenwärtig, allerdings in einer weniger dezentralen Form, auch von der Technologie-Vermittlungs-Agentur Berlin entwickelt wird. Ein solches Transfernetzwerk, das den unterstützenden Rahmen für den direkten Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen darstellt, könnte auch ein Modell für die Gestaltung des Technologietransfers in den neuen Bundesländern sein. Mittlerorientierte Transfernetzwerke können die Effektivität der Netzwerkmitglieder erhöhen, wenn es zwischen ihnen zu einer wirklichen Kooperation bei der Bewältigung der Transferaufgaben kommt und sich nicht die Netzwerkaktivitäten in der Errichtung eines "Netzwerk-Überbaus" erschöpfen.
(1 0) Schwerpunktverlagerung der staatlichen Förderpolitik Staatliche Initiativen und Fördermaßnahmen des Bundes und der Länder haben bisher wesentlich zur Entwicklung des Technologietransfersystems in Deutschland beigetragen. Dabei ist der Fokus der staatlichen Förderung bisher primär auf die Schaffung und Förderung Intermediärer Trans-
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ferformen gerichtet gewesen. Auch in den neuen Bundesländern ist dieser Ansatz wieder aufgenommen worden. Der Unterstützung des indirekten Technologietransfers liegt die Annahme zugrunde, daß im Transferprozeß zwischen Technologieproduzent und Technologienachfrager Barrieren bestehen, die von Technologiemittlern beseitigt werden können. Die Analyse des Transfersystems zeigt, daß zwar Hemmnisse im Transferprozeß existieren, daß diese aber vor allem auf fehlende Transfervoraussetzungen bei den Transferpartnern (Produzent, Nachfrager) selbst beruhen. Diese Hemmnisse können von intermediären Technologiemittlereinrichtungen nicht beseitigt werden. Die staatliche Technologie- und Innovationspolitik sollte deshalb in erster Linie auf die Unterstützung des direkten Technologietransfers gerichtet sein. Zum einen kann sie auf die von ihr getragene Forschungsinfrastruktur Einfluß nehmen, damit die Transferfähigkelt der Forschungseinrichtungen als Voraussetzung für direkten Technologietransfer hergestellt wird. Desweiteren können Formen des direkten Transfers dort gefördert werden, wo er wegen Marktmängel (externe Effekte, lnformationsmängel) nicht ohne weiteres zustande kommt. Dies ist bei der Auftragsforschung, bei bestimmten Formen des Personaltransfers zwischen Forschungsinstituten und Unternehmen sowie bei der Innovationsmanagementberatung anzunehmen. Auch der Markt für Risikokapital funktioniert gegenwärtig ohne staatliche Beteiligung nicht im erforderlichen Umfang. Im Bereich der als besonders transferrelevant erachteten Verbundforschung sollte näher untersucht werden, inwieweit und unter welchen Bedingungen Forschungsergebnisse in Innovationen umgesetzt worden sind. Trotz des Primats, das der direkte Technologietransfer in der staatlichen Förderpolitik erhalten sollte, kann es auch auf der Ebene der Technologiemittler-Einrichtungen sinnvolle Förderansätze geben. Grundsätzlich sollte hier aber die Eigenverantwortlichkeit und Marktorientierung im Vordergrund stehen. Die Notwendigkeit einer generellen Grundförderung von Transfereinrich· tungen ist nicht erkennbar. Zielführend können hingegen Ansehubfinanzierungen in den Bereichen sein, in denen besondere Transferpotentiale vermutet werden können, die Transferfunktionen von den Technologieproduzenten und vom Markt aber nicht allein wahrgenommen werden können, etwa bei der Erfindungsverwertung im Hochschulsektor oder beim Aufbau von produzen-
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tenorientierten Transfernetzwerken. Solche Projekte sollten im einzelnen fundiert begründet und konzipiert sowie projektbegleitend evaluiert werden, damit ihre Zieleignung sichergestellt bzw. überprüft werden kann. ln den neuen Bundesländern sind die installierten Technologiemittler derzeit noch in den Existenzsicherungsprozeß der Unternehmen eingebunden, indem sie überwiegend betriebswirtschaftliche Beratungen durchführen, als daß sie zu technologie- und innovationsorientierten Problemlösungen beitragen. Da auch in Zukunft nicht unerhebliche staatliche Mittel (Grundfinanzierung, Projektmittel) zur Finanzierung der Transfereinrichtungen vorgesehen sind, sollte vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus den alten Bundesländern geprüft werden, welche Funktionen die Transfereinrichtungen wahrnehmen können, um einen Beitrag zur Steigerung der technologischen Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Wirtschaft zu leisten.
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