Tabula Rasa: Holzgegenstände aus römischen Siedlungen Vitudurum und Tasgetium 3719312828, 9783719312824

Mit Beiträgen von Hansjörg Brem, Christoph Lanthemann, Inka Potthast, Antoinette Rast-Eicher, Ralf Riens, Markus Roth un

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German Pages 136 [140] Year 2002

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Table of contents :
Einleitung
Was uns die Römer über Holz erzählen
Holz - der Rohstoff
Werkstätten und Bearbeitung
Konservierung und Restaurierung von Holzobjekten
Die römischen Siedlungen Tasgetium und Vitudurum
Schreibtäfelchen
Fässer
Hausrat
Aus dem Frauen-Zimmer
Die Holzstatue von Eschenz
Katalog
Anhang
Lateinische Bezeichnungen
Liste der als Rohstoffe verwendeten Holzarten
Antike Autoren und Quellen
Abkürzungen
Literatur
Abbildungsnachweis
Wir danken
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Tabula Rasa: Holzgegenstände aus römischen Siedlungen Vitudurum und Tasgetium
 3719312828, 9783719312824

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TABVLA RASA

Holzgegenstände aus den römischen Siedlungen Vitudurum und Tasgetium Bettina Hedinger und Urs Leuzinger mit Beiträgen von Hansjörg Brem, Christoph Lanthemann, Inka Potthast, Antoinette Rast-Eicher, Ralf Riens, Markus Roth, Werner H. Schoch

Verlag Huber

Frauenfeld Stuttgart Wien

Ausstellung

Frauenfeld: Museum für Archäologie, 29. Juni bis 13. Oktober 2002 Zürich: Archäologische Sammlung der Universitär, 12. November 2002 bis 9· Februar 2003 Impressum

Mir Beiträgen von Hansjörg Brem, Arnr für Archäologie Thurgau; Berrina Hedinger, Kamansarchäologie Zürich; Urs Leuzinger, Amr für Archäologie Thurgau; Chrisroph Lanrhemann, Kantonsarchäologie Zürich; Inka Porrhasr, Konservierungslabor, Konstanz; Antoinerre Rasr-Eicher, Archeorex, Ennenda; RalfRiens, Konservierungslabor, Konstanz; Markus Rorh, Kamansarchäologie Zürich; Werner H. Schoch, Labor für quartäre Hölzer, Langnau a.A. Fotos von Marrin Bachmann, Da nie! Sreiner Redaktion Barbara Farzer, Josef Gisler Copyright 2002 Amr für Archäologie des Kamons Thurgau und Kanronsarchäologie Zürich Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheirsaufnahme Tabu Ia rasa: Holzgegenstände aus den römischen Siedlungen Virudurum und Tasgerium Berrina Hedinger und Urs Leuzinger.- Frauenfeld; Srurrgarr; Wien: Huber, 2002 ISBN 3-7193-1282-8

GestaLtung und Satz TGG Hafen Senn Srieger

Gesamthersteilung Huber & Co. AG, Grafische Unrernehmung und Verlag, CH-8501 Frauenfeld

Einband Buchbinderei Schumacher, Schmirren Prinred in Swiaerland

Inhaltsverze ichnis Einleitung ............. ............. ............. ......... 8 Was uns die Römer über Holz erzählen .. . ... . . ... ...... .. . .. .. 14 Holz- der Rohstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Werkstätten und Bearbeitung . .. . ... . .. . . . ............. . .... 32 Konservierung und Restaurierung von Holzobjekten ... .. ....... 40 Oie römischen Siedlungen Tasgetium und Vitudurum ...... . ... . . 48 Schreibtäfelchen ............. ............ . ............ . .. . 58 Fässer ........... . ... ..... . . . . .............. ....... . .. . . 64 Hausrat ... ... .. .. .. . . . .. . ............. ............. ..... 70 Aus dem Frauen-Zimmer .. ..... . .. ............. ............ 78 O ie Ho lzstatue von Eschenz ...... .. . ........ . .. .. . ... . . . . .. 84 Katalog .. . .. . .... . .......... . .... . ... .. .............. ... 89 Anhang Lateinische Bezeichnungen ............. ... .............. ... Liste der als Rohstoffe verwendeten Holzarten ..... .. .. .. ... .. . Antike Autoren und Quell en .............. ... ...... .. . ...... Abkürzungen . . ... .. ............. ............. ........... Literatur ... . .......... . ............. ............. ... . ...

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132 134 136 .. Abbildungsnach weis .............. ..... . .. . ........... .. Wir danken ........ .. ............. ............. ... . ..... 136

Diese haben aber untereinander abweichende und unähnliehe Eigenschaften wie die Eiche, die Ulme, die Pappel, die Zypresse, die Tanne und die übrigen, die ganz besonders bei Gebäuden geeignet sind. hae autem inter se discrepantes et dissimiles habent virtutes, uti robur, ulmus, populus, cupressus, abies ceteraque, quae maxime in aedificiis sunt idonea. Vitruvius, de architectura 2,9,5

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Boden eines geflochtenen Korbes aus Oberwinterthur in Fundlage (1992) .

Einleitung

Holz ist ein Rohstoff, der in unseren Breirengraden seit dem Beginn der Menschheitsges chichte auf Grund seiner Eigenschaften und seines reichlichen Vorkommens eine zentrale Rolle gespielt hat: zunächst als Brennholz für das wärmende Feuer und als Jagdgeräte, danach als Baumaterial für Häuser und Transportmittel und schliesslich für zahlreiche andere Zwecke. Noch heute sind wir im Allrag auf diese erneuerbare Ressource angewiesen; ein Leben ohne Holz ist auch im 21. Jh. n.Chr. kaum vorstellbar. Oie Idee, sich dem Thema in einer Ausstellung zu widmen, ist folglich nahe liegend aber nicht ganz unproblematisc h, da die zur Verfügung stehende Objektmenge, namentlich für die römische Epochein unserer Gegend von ca. 40 v.Chr. bis 476 n.Chr. -,sehr begrenzt ist. Holz erhält sich in archäologischen Zusammenhäng en nur unter speziellen Lagerungsbedin gungen: im feuchten Milieu unter Luftabschluss, im trockenen Klima bei konstant geringer Luftfeuchtigkeit, im verkohlten Zustand, in mineralisierter Form, im Salz oder in gefrorenem Zustand. Oie Zahl der potenziellen Fundstellen von hölzernen Gegenständen ist damit eingeschränkt, reicht aber von den Wüstensiedlung en Ägyptens über die im Lavastrom oder Aschenregen untergegangene n Vesuvstädte Mittelitaliens und den Feuchtbodensie dlungen Mittel- und Nordeuropas bis zu den Permafrostregionen der Alpen und der Arktis. Dass die Seeufersiedlungen der Jungsteinzeit und der Bronzezeit beträchtliche Mengen an Holzfunden liefern, ist bekannt. Diese Grundlagen führten unter anderem zur Entwicklung der Datierung über die Messung an Jahrringen von Bäumen (Dendrochronol ogie). Dass aber auch vereinzelte römische Fundstellen vergleichbare Feuchtböden aufweisen und diese eine Fülle an gut erhaltenen Holzgegenständ en bergen, ist noch wenig bekannt. In der Schweiz können nur gerade drei Siedlungen aufgezählt werden , in denen bisher grössere Mengen an römischen Holzobjekten geborgen werden konnten: das Legionslager Vindonissa, insbesondere der bekannte Schutthügel, und die beiden Kleinstädte (vici) von Tasgetium (Eschenz TG) und Vitudurum (Oberwinterthur ZH). In anderen römischen Siedlungen der Schweiz sind Holzgegenständ e meist in verkohltem Zustand gefunden oder über metallene Beschläge rekonstruiert worden, wie sie oft in Gräbern oder

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1 Beispiele des Eichenwirrlings, der vor allem • Eichenholz befällt, und eines anderen, unbestimmten Pilzes aus einer Ausgrabung in Eschenz (1997). 2 Auswahl von Holzfunden aus Vindonissa: Schuhsohle aus Esche (Kat. 106), Schlüssel aus Eibe bzw. aus Eberesche oder Mehlbeere (Kat. 71-72), Zollstock aus Eibe (Kat. 30), Pyxis aus Buchsbaumholz (Kat. 100) und Flöte aus Ebenholz (Kat. 107).

3 Mumienporträt aus der Oase Fayum (Ägypten) . Die junge Frau hat die Haare eng um den Kopf geflochten und trägt Ohrringe sowie eine Halskette aus Gold . Enkaustik (Wachsfarben -Malerei) auf Holz, Mittleres 2 . Jh . n.Chr. H 32,5 cm . 4 Inventar einer Brandbestattung des 3. Jh . aus Winterthur, Walkestrasse (1926). ln der Urne befand sich die Asche von zwei Erwachsenen, eines Kleinkindes und eines Säuglings. Möglicherweise handelt es sich dabei um die sterbIichen Überreste einer Familie. Die auf Grund der Eisenbeschläge rekonstruierte kleine Holztruhe diente zur Aufbewahrung der persönlichen Effekten (Schminkplättchen, Salbölfläschchen, Münzen) auf dem Weg ins Jenseits. H der Urne 23 cm .

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in Siedlungsschichten vorkommen. Besonders günstige Erhaltungsbedingungen finden sich auch in Brunnen oder in der Nähe von Fliessgewässern: Zu den bedeutenderen Fundgruppen in Mitteleuropa gehören die im Bereich von Flussquellen in Frankreich entdeckten Weihegaben, die Schrifttäfelchen von Vindolanda (GB) sowie die aus dem Uferbereich des Rheins bei Köln (D), Xanten (D) und Nijmegen (NL) stammenden Holzobjekte. Währenddem ein Teil der römischen Holzfunde aus Oberwinrerthur bereits vor einigen Jahren in einer Publikation vorgestellt wurde, brachten erst die jüngsten in Eschenz durchgeführten Grabungen (199r2ooo) grössere Mengen an Schreibtäfelchen, Bürsten, Kämmen und anderes ans Tageslicht. Diese Funde veranlassten die Verantwortlichen des Amtes für Archäologie des Kantons Thurgau, in Zusammenarbeit mit der Kantonsarchäologie Zürich einen Vergleich zwischen dem Marerial der beiden nahe gelegenen Siedlungen zu versuchen . Verschiedenen Funden beziehungsweise Fundgruppen unter den hier vorgelegten Objekten kommt eine besondere Bedeutung zu: Zum einen ist dies die Holzfigur aus Eschenz, zum anderen epigraphische Zeugnisse, namentlich die Schreibräfelchen, die Brand- und Schlagstempel sowie die Graffiti auf Fässern, da diese sowohl wirrschafrs- und sozialgeschichtliche Aspekte beleuchten als auch Informationen über den Alltag liefern. Ganz bewusst wurden bei unserem Vorhaben die mit der Architektur in Verbindung stehenden Hölzer beiseite gelassen. Zum einen war die Holzarchitektur der römischen Zeit bereits schon Gegenstand verschiedener Untersuchungen, zum anderen hätte eine umfassende Abhandlung des Themas «Holz>>die zur Verfügung stehenden Ressourcen unserer Dienststellen gesprengt. Nicht nur die Idee einer Präsentation von bemerkenswerten Fundobjekten aus den beiden Siedlungen in Eschenz und Oberwinterthur und die Auseinandersetzung mit einem aus römischer Zeit eher selten überlieferten Fundmaterial stand bei dieser Ausstellung im Vordergrund. Die Tatsache, dass die beiden archäologischen Dienststellen der Kantone Zürich und Thurgau seit längerer Zeit in organisatorischer und technischer Hinsicht erfolgreich zusammen arbeiten, war eine wichtige Grundlage für das Projekt. Beide verwenden eine gemeinsam entwickelte und betreute EDV-Software für die Erfassung von archäo logischen Daten, weisen aneinander grenzende und historisch eng verbundene Gebiete auf und haben auch weitere gemeinsame Interessen und Arbeitsgebiete. Diese Verbindung zwischen dem Amt für Archäologie des Kantons Thurgau und der Kantonsarchäologie Zürich ist erfolgreich und hat-

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auch zur Freude der jeweiligen politischen Verantwortlichen- zu einer wesentlich gesteigerten Effizienz beider Amtsstellen beigetragen. Die Zusammenarbeit betrifft nun aber nicht nur den «professionellen>> Bereich: Obwohl Eschenz und Oberwinterthur sehr unterschiedliche Entwicklungen durchgemacht haben, verbindet sie schliesslich das bedeutende römische Erbe. Dass sich die Winterthurer Familie Peter und Angela Kraft-Obousier an beiden Orten besonders für den Schutz und die Erhaltung der römischen Fundstellen verdient gemacht hat, sei hier besonders erwähnt und hervorgehoben. Der interessierten Öffentlichkeit, die in der Stadt Winterthur wie auch in der Landgemeinde Eschenz der Archäologie besonderes Interesse und Verständnis entgegenbringt, möchten wir diese Ausstellung widmen: Hier ist kein Holzboden für die Kultur.

Bettina Hedinger, Hansjörg Brem, Urs Leuzinger

2 1 Schreibtäfelchen (tabulae ceratae) aus Oberwinterthur. 2 Hölzerne Schuhsohle (Kat. 105) in Fundlage in Eschenz (1999) .

Il

Wenn du Ulmen, Fichten, Nussbäume oder andere Bäume ausreisst, so tu dies bei abnehmenden Mond, am Nachmittag und ohne Südwind ... ulmeam, pineam, nuceam, hanc atque aliam materiem omnem cum effodies, Iuna decrescente eximito post meridiem sine vento austro ...

Cato, de agricultura 31,2

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Ausschnitt aus dem Sarkophag von Simpelveld (NL).

Was uns die Römer über Holz erzählen

Antike Autoren

Die Suche nach Quellentexren über römische Holzgegenstände fiel sehr ergiebig aus. Zahlreiche lateinische Autoren erwähnen in ihren Schriften häufig absiehdich und manchmal eher beiläufig Teile des Hausrats und nennen gleichzeitig die Holzart, aus der sie gefertigt worden waren. Dies zeigt, wie sehr sich die Römer der Eigenschafren und der Preisunterschiede der einzelnen Arten bewusst waren. Die Überlieferung der lateinischen Texte ist im Wesentlichen von der Anzahl der mittelalterlichen Abschriften abhängig. Daher sind leider auch wichtige Schriften oder einzelne Kapitel von bekannten Abhandlungen, die im mittelalterlichen Bildungssystem nur einen geringen Stellenwert hatten , nicht erhalten. Andere Quellen, so auch die Zeichnungen des Architekten Virruvius (Ende r. Jh. v.Chr.), gingen bereits in römischer Zeit verloren. Quer durch die römische Antike äussern sich sowohl Dichter als auch Staatsleu te, Agrarschriftsteller, Historiker und Fachautoren über die gebräuchlichsten Holzobjekte sowie zu den Herstellungstechniken und der dazu notwendigen Werkzeuge. Cato (234-149 v.Chr.), Varro

(n6-z7 v.Chr.) und Columella (r. Jh. n.Chr.) , die sich jeweils in ihrer Zeit ausführlich mit der Landwirrschaft befassten, erwähnen die dabei eingesetzten Geräte wie auch die zu deren Herstellung spezialisierten Handwerker. So brauehre es gernäss Cato auf einem Weingut von

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iugera (ca. 25 Hektaren) einen Aufseher über den Korbweidebestand

(salictarius), aus dem wohl der Nachschub an Körben und geflochtenen Sieben sichergestellt worden ist. Auch die Dichter erwähnen immer wieder verschiedene Alltagsgegenstände aus Holz (Becher, Kämme, Schreibtäfelchen etc.) und nennen gleichzeitig die verwendete Holzart, wobei anzunehmen ist, dass das Versmass die Wahl des genannten Holzes beeinflussen konnte. Neben den ergiebigen literarischen Texten liefern bisweilen auch Inschriften und Graffiti Hinweise zum Thema. Bildliehe Darstellungen

AufWandmalereien mit mythologischen oder häuslichen Szenen sind verschiedentlich Holzgegenstände, vor allem Möbel, dargestellt. Aus den Vesuvstädten Pompeji und Herculaneum sind mehrere Porträts von

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1 Inschrift der Bärenjäger zu Ehren der Waldgottheiten Diana und Silvanus, gefunden 1868 beim ehemaligen Oetenbachkloster (heute Amtshäuser) in Zürich. Übersetzung: Der Diana und dem Silvanus haben die Bärenjäger (diesen Stein) nach einem Gelübde aufgestellt.

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2 Buchsbaum auf einem Friedhof in Irland . 3 Minerva, Schutzpatron in der Handwerker. Bronzestatuette aus einem kleinen Privatheiligtum in Oberwinterthur (1978). Spätes 2. Jh . n.Chr. H 10,8 cm . 4,5 Blick ins Innere des Sarkophags aus Simpelveld (NL) mit der Darstellung von römi schem Mobiliar. 2./3 . Jh .n.Chr.

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Männern und Frauen mit Schreibwerkzeug überliefert, die den Bildungsstand der Dargestellten belegen sollen. Auf Steinreliefs- vor allem auf Grabstelen- finden sich Darstellungen von Handwerkern mit ihren Werkzeugen. Denkmäler aus Stein sind in den nördlichen Provinzen des römischen Reichs besonders zahlreich und aussagekräftig, da aufihnen oft Szenen und Gegenstände des gewerblichen Alltags festgehalten sind. Ein immer wiederkehrendes Thema ist der Transport von grossen Gegenständen wie Fässern und Körben, zu Land aufWagen und zu Wasser auf Schiffen, was Zeugnis für den blühenden Handel ablegt. Mehrere Reliefs sind sehr gut erhalten und so präzise ausgeführt, dass sich Details der Bearbeitungstechniken- so etwa der Korbflechterei- gut nachvollziehen lassen. Eine aufschlussreiche Darstellung der Ausstattung eines römischen Haushalts zeigen die Reliefs auf der Innenseite des Sarkophags von Simpelveld im Rijksmuseum Leiden (NL). Myt holog ie

In der römischen Antike und auch bei den Kelten galten bestimmte Wälder und Haine als heilige, den Göttern geweihte Bezirke, die mit Ehrfurcht betreten wurden. Lucanus (39-65 n.Chr.) beschreibt, wie Caesar während der gallischen Kriege die Scheu seiner Soldaten überwinden musste, um die Bäume eines Waldes zu fällen, der Kultort der Kelten war. Holz scheint für die Darstellung von Gottheiten in der Eisenzeit das geeignetste Material gewesen zu sein: Keltische beziehungsweise gallorömische Kult- oder Götterstatuen aus Holz sind auch in der Schweiz- so etwa in Eschenz, Yverdon, Genf und Villeneuve- gefunden worden. Diese und auch die vergleichbaren Statuen aus Frankreich bestehen alle aus Eichenholz. Maximos von Tyros (ca. 125-185 n.Chr.) erwähnt, dass die Kelten Zeus in der Form einer hohen Eiche verehrten. Im römischen Pantheon sind Diana und Silvanus Gottheiten des Waldes. Silvanus, dessen Name sich von silva (Wald) ableitet, war nicht nur der Wächter der Haine und Wälder, sondern auch Schutzpatron der Holzhändler, Flösser, Jäger sowie aller anderen Berufsgattungen, die sich in diese wenig begangenen und unheimlichen Landstriche begeben mussten. Den Handwerkern, die Holz verarbeiteten, galt Minerva als Patronin. Dem Kollegium der «dendrophori>> (Holzarbeiter) kam neben der handwerklichen auch eine religiöse Aufgabe zu, indem es der Träger des heiligen Baumes im Dienst der Mater magna war.

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Kostbares Holz

Die schriftlichen Quellen belegen, dass man dem Holz als Rohstoff besondere Aufmerksamkeit widmete, da es einige Kenntnisse brauchte, um für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke das jeweils bestgeeignetste Ausgangsmaterial auszuwählen. Ca tos Werk «De agri cultura» (über die Landwirtschaft) sind Ratschläge zu entnehmen, bei welcher Witterung, Jahres- und Tageszeit sowie Mondphase bestimmte Bäume am besten gefällt werden, damit das Holz die bestmögliche Qualität li efert. Nach Plinius dem Älteren (23!24-79 n.Chr.) ge hören die Eschen, Linden, Ahorne, Buchsbäume und Ulmen zu den besonders wertvoll en Laubbäumen. Virruvius nennt die bevorzugten Standorte bestimmter Holzarten und zählt die für den Baubereich wichtigen Eigenschaften der verschiedenen Hölzer auf. Ein Preisvergleich nach den Angaben des 301 n.Chr. erlassenen Edikts des Kaiser Diocletianus scheint nahe zu legen, dass das Holz der Nadelbäume allgemein reurer war als das der Laubbäume. Dies kann damit erklärt werden, dass gewisse Nadelhölzer zur alpin en Vegetation gehören, im Mittelmeerraum seltener vorkamen und daher entsprechend höhere Transportkosten anfielen. Zudem schlagen nur Laubbäume aus dem Wurzelstock wieder aus und sind somit eine aus derselben Pflanze mehrfach erneuerbare Rohstoffquelle. Der «kleinen Luxus des Seneca

Den antiken, lateinisch oder griechisch verfassten Texren ist die Zusammensetzung der in römischer Zeit üblichen Inneneinrichtung der Haushalte zu entnehmen. Zu den meist genannten Teilen des Hausrats gehörten hölzerne Kästchen, Betten, Sessel und Tische sowie Geschirr, darunter vor allem Becher, die wohl mehrheitlich gedrechselt waren. Als Inbegriff von Luxus im Privathaushalt galten in der frühen Kaiser2

zeit Beistelltische aus Gliederzypresse oder Zedernholz (in den Quellen als citrus bezeichnet) mit Elfenbeinfüssen, die ein kleines Vermögen kosteten und Plinius d.Ä. dazu verleiteten, das > (insania mensarum) zu erwähnen. Der Historiker Cassius Dio (ca. 1501!55 bis ca. 235 n.Chr.) radelte den reichen Staatsmann Seneca (4 v.Chr. bis 65 n.Chr.), der seinen Zeitgenossen Prunksucht vor-

1 Eiche Ouercus sp.

2 Linde Tillia sp. 3 Ulme Ulmus sp.

Literatur: BLümner 1879 Nenninger 2001 von Petrikovits r981 Wt-eber 1995 Z immer 1982

warf und gleichzeitig selbst 500 Exemplare dieses Trendartikels besass. Der Wert eines Tisches aus citrus lässt sich an der Summe ablesen, die bereits Cicero (w6-43 v.Chr.) dafür bezahlt haben soll (500 ooo Sesterze). Jahre nach dem Geschehen, das heisst nicht von einem Zeitzeugen verfasst wurde, ist eine quellenkritische Beurteilung der Anekdote unerlässlich. Da der Bericht jedoch über

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Bettina Hedinger, Christoph Lanthemann 17

Weidenhaine sollen an wasserreichen, feuchten und schattigen Stellen in der Nähe von Flüssen angelegt werden ... salicta locis aquosis, umectis, umbrosis, propter amnes, ibi seri oportet ...

Cato, de agricultura 9

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Weiden sind raschwüchsig und die Silberweide kann mächtige Stämme bilden, die durch das Schneiteln Korbflechterei, Stallstreu, Winterfutter noch mächtiger werden. 100 Jahre sind meist das Höchstalter, ein auf 200 Jahre geschätzter, geschützter Weidenhain in Deutschland ist daher eine Seltenheit.

Holz - der Rohstoff

In Kunst und Mythos nimmt der Wald eine bedeutende Stellung ein. Wald- d ieser Begriff weckt in uns bestimmte Vorstellungen, Erinnerungen, Wünsche oder vielleicht auch Ängste. Feen und Hexen , Kobolde, Schratte, Zwerge, verwunschene Geister, Wildmanndlis, Drachen und gefährliche Tiere, alle diese Wesen wohnen im Wald und sind Ursprung von Gedichten, Erzählungen, Liedern, Sage n und Märchen. Viele Bräuche wurzeln in vorchristlicher Zeit und sind mit dem Wald als Ort geheimnisvoller, wunderbarer oder seltsamer Erscheinungen verbunden. Der Wald schützt aber auch vor Lawinen, Steinschlag und Erdrutschen. Er reguliert den Wasserhaushalt, regeneriert unsere Atemluft und wird als Erholungsgebiet immer bedeutender. Der Wald stellt eine biologische Einheit von Mikroorganismen, T ieren und Pflanzen dar, die in einem fein ausgewogenen Gleichgewicht lebt. In einem solchen Wald fühlen wir uns wohl , wir finden Ruhe und Entspannung. Und diese Wälder spenden uns seit Menschengedenken Nahrung, Baumaterial und Brennholz. Holzgeschichte(n)

Holz- ein Material, das man nicht beschreiben muss, jedes Kind kennt es. Holz ist sicher einer der ersten vom Menschen genutzten Rohstoffe. Wir finden Spuren menschlicher Rast- und Siedlungsplätze, an denen hölzerne Waffen und Geräte aus der Altsteinzeit erhalten geblieben sind, zusammen mit Holzkohle aus den Feuerstellen. Mehrere vollständig erhaltene Wurfspeere sind vom «Homo erectus» vor 400 ooo Jahren an einem ehemaligen Seeufer in Schöningen (Niedersachsen, D) zurückgelassen worden und haben sich bis in unsere Zeit im Sediment erhalten. Selbst in absolut baumfreien Gebieten ist Holz genutzt worden : In den nordsibirischen Flussmündungen sind von den Flüssen aus ihren südlichen Einzugsgebieten in der Taiga mitgeführte Stämme abgelagert und vom Menschen genutzt und an Meeresküsten im hohen Norden ist angetriebenes Schwemmholz als wertvoller Rohstoff gesammelt worden. Holz ist bis heute keineswegs aus unserem Allrag verschwunden. Mehr und mehr wird es im modernen Bauwesen eingesetzt, kaum ein anderes Material bietet bei so günstiger Ökobilanz die erforderlichen Qualitäten . Dass uns Holz in Form von Drucksachen und Zeitungen tagtäglich be-

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gegnet, ist un s selten bewusst, auch denken wir kaum daran, dass der Rohstoff für >) sind alle Teile dieses Baums giftig. Das Holz ist von schöner gelb- bis braunroter Farbe, ist dicht und sehr hart, elastisch und schwer. Es eignet sich für Schnitzarbeiten und lässt sich polieren, wodurch es einen leichten Glanz erhält. Seit der Jungsteinzeit ist dieses Holz zu Pfeilbögen verarbeitet worden. In römischer Zeit sind aus diesem harten Holz unter anderem Pfrieme (Kat. III) gefertigt worden.

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Einheimische Laubhölzer

Bergahorn (Acer pseudoplatanus L.) und Spitzahorn (Acer platanoides L.) sind zwei Arten , die bis zu 35 Meter hoch wachsen können. Beide bilden eine dichte, starkästige, kugelige Krone aus; sie lassen sich deutlich anhand der Blätter und Blüten, nicht aber holzanatomisch unterschei den. Die Ahorne sind als Schatten bäume, Futterlaub- und Holzlieferanten geschätzt. Das Holz beider Arten ist hell und hart, für Tischler- und

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1 Weisstannena st mit jungen Trieben . Die glänzenden Nadeln haben auf der Unterseite zwei weisse Streifen . 2 An der Fichte oder Rottanne hängen die Zapfen an den Ästen und fallen ganz vom Baum . 3 Ein Zweig mit Zapfen der Lärche; die Nadeln werden im Herbst abgeworfen .

4 Ein Eibenzweig mit Früchten . Der rote Samenmantel ist der einzige Teil des Bau mes, der ungiftig ist. 5 Haselstrauch mit noch unreifen Früchten . 6 400-jähriger Bergahorn im Kanton Bern . Der Bergahorn ist ein typischer Baum der Schweiz. Für die Bienen gehört er zu den wich tigsten Pollenspender n .

Drechslerarbeiten bestens geeignet. Im vorliegenden römischen Fundmaterial sind gedrechselte Objekte, Möbeltei le und, als Besonderheit, ein Schreibtäfelchen aus Ahorn-Maserholz (Kat. 36) zu finden. Als ein bis zu sechsMeterhoher Strauch, seltener als Baum, kennen wir die Hasel (Corylus aveilana L.), die vor allem an Waldrändern oder im Unterholz lichter Laubwälder gedeiht. Sie ist eine wichtige Bienenfutterpflanze; auch wurde das Laub zur Fütterung von Ziegen und Schafen geschnitten. Die schmackhaften Nüsse sind ein wertvolles Nahrungsmittel, sie finden sich als Sammelgut in den Spuren menschlicher Rastplätze bereits vor der Jungsteinzeit. Das weiche, biegsame Holz lässt sich gut spalten; Ruten dienten, mit Lehm überstrichen, als Geflecht von Hauswänden. Diese Holzart fand in römischer Zeit als Axtgriff, Fassreifen, Dübel und Korbgeflecht Verwendung. Die Rotbuche (Fagus sylvatica L.) ist ein weit verbreiteter bis zu 40 Meterhoher Laubbaum. Im Freistand trägt ein kurzer Stamm eine weit ausladende Krone, im Bestand ist der Stamm lang, astfrei und gipfelt in einer schmalen Krone . Im mitteleuropäischen Klima ist die Buche von Natur aus der konkurrenzstärkste Waldbaum. Aus den Bucheckern kann ein Speiseöl gewonnen werden, als Schweinefutter spielten diese Früchte vor allem im Mittelalter eine wesentliche Rolle, und das Laub wurde als Nahrung an Klein- und Grassvieh verfüttert. Nicht nur als Brennholz, auch für unzählige andere Zwecke wird Buche bis heute genutzt. Unter den vorliegenden römischen Objekten begegnen wir dem Buchenholz in Form von Drechselware, Schreibtäfelchen, Bürstenböden und Möbel teilen. Mit runder oder ovaler Krone ist eine frei stehende Esche (Fraxinus excelsior L.) eine imposante Erscheinung, sie kann bis zu 40 Meter hoch werden. Im Bestand bildet sie lange astfreie Stämme. Die Rinde der Esche dienre sowohl zum Gerben als auch zum Braun-, Blau- und Schwarzfärben von Stoffen. In wiesenarmen Gebieten spielte das Eschenlaub eine wichtige Rolle als Winterfutter für Ziegen, Schafe und Schweine. Das Holz ist ringporig, dadurch wird das Holz von Stämmen mit breiten Jahrringen besonders hart, zäh und biegsam, elastisch, sehr tragfähig, und die Oberfläche lässt sich schön polieren. Es gilt als eines der wertvollsten Hölzer der mitteleuropäischen Wälder. Unter den römischen Gegenständen finden sich gedrechselte Objekte, ein Sesselteil, 2 Griffe und Zapfen sowie möglicherweise eine Spanschachtel aus Eschenholz. Der Walnussbaum Uuglans regia L.) ist hauptsächlich seiner wohlschmeckenden Nüsse wegen gezogen worden. Von einem kultivierten

1 Zu den Kernobstgewächsen gehört der Apfel , der in vielen Sorten kultiviert wird . Im Bild eine der Wildform nahe stehende Sorte. 2 Birnbaumblüte.

50jährigen Baum können bis zu 150 Kilogramm Nüsse pro Jahr geerntet werden! Der ursprünglich in Südosteuropa, Südwest- und Mittelasien heimische, bis zu 25 Meter hohe Baum wurde schon von Griechen und Römern kultiviert. Blätter, Rinde und die grünen Schalen finden zum Braunfärben von Textilien Verwendung. Oie Samen enthalten 40-50 Prozent des wertvollen Öls. Nussbaumholz ist hart, feinfaserig und lässt sich daher auch gut drechseln, wie Abfälle aus römischer Zeit nahe legen. Zu den Kernobstgewächsen (Maloideae) werden unter anderen Apfelbaum (Malus silvestris Mi/1.), Birnbaum (Pyrus pyraster Burgsd.), Quitte (Cydonia oblonga Mi/1.) wie auch Weissdorn (Crataegus monogyma Jacq.), Elsbeere (Sorbus torminalis Crantz), Mehlbeere (Sorbus aria Crantz), Eberesche (Sorbus aucuparia L.) und Speierling (Sorbus domestica L.) gezählt. Oie meisten dieser Arten werden kaum 20 Meter hoch, allen gemeinsam sind essbare Früchte, die allerdings nicht alle schmackhaft sind und daher unterschiedlich genutzt werden. Äpfel und Birnen sind in zahlreichen Sorten der domestizierten Arten bekannt; eine gewisse Bedeutung kommt dem Speierling in Gegenden zu, in denen Most produziert wird. Oie Hölzer aller aufgezählten Arten sind sich in der Struktur sehr ähnlich, holzanatomisch lassen sie sich nicht mit Sicherheit unterscheiden. In der Bearbeitung zeigen sich geringe Unterschiede, alle sind hart und schwer, feinfaserig und weisen relativ kleine Poren auf. Als Dübelund Drechselware liegen sie aus Vitudurum und Tasgetium vor. Wir unterscheiden vor allem zwei Pappelarten: die Espe oder Zitterpappel (Popufus tremula L.) ist ein bis zu 30 Meter hoch werdender Baum. Die bis zu 35 Meter hohe Schwarzpappel (Popufus nigra L.) besitzt eine weit ausladende, starkästige Krone. Die seitlich abgeflachten Blattstiele der Zitterpappel bewirken, dass die Blätter schon bei schwachem Wind . Da beide Arten raschwüchsig sind, ist auch das Holz sehr leicht und weich. Seit der Jungsteinzeit bis heuteso auch in der römischen Epoche (Kat. II3) -sind Netzschwimmer aus Pappelrinde gefertigt worden. Der Kirschbaum (Prunus avium L.) braucht wohl nicht beschrieben zu werden, allzu beliebt sind die süssen Früchte der Zuchtformen dieses im Bestand bis 30 Meter hoch werdenden Baumes. Frei stehende Bäume werden weniger hoch , ihre rundlich-ovale Krone sitzt aufkurzem Stamm. Nicht zu übersehen sind die in den Laubwald locker eingestreuten, ab Ende April blühenden Bäume, die mit dem Laubaustrieb aus dem noch fast kahlen Wald auffallend leuchten. Das Holz ist gelblich,

rötlich oder von brauner Farbe, oft grünlich gestreift, mittelhart und eignet sich für feine Tischler- und Drechslerarbeiten. Aus Oberwinterthut sind Bürsten aus diesem Rohstoff erhalten. Als stark bedornter Strauch ist der Schleh- oder Schwarzdorn (Prunus spinosa L.) eine typische Hecken pflanze, die bis zu fünf Meter hoch werden kann, vertreten. Dieser Strauch fällt im zeitigen Frühjahr durch seine weissen Blüten auf, welche die ganze Pflanze überziehen. Die Seitenzweigesind meist als Kurztriebe ausgebildet, die in einer scharfen Spitze enden. In römischen Siedlungen finden wir diese Dornen bündelweise als Bürstenborsten in gelochte Brettehen eingezogen. Die in unserer Gegend wachsenden Eichen sind ihrer Blattform und Früchte wegen wohl bekannt. Wir unterscheiden die Traubeneiche ( Quercus petraea [Matt.] Lieb!.), deren Eicheln kurzgestielt auf dem Zweig sitzen, und die Stieleiche (Quercus robur L.), deren Früchte an einem langen Stiel hängen. Beide Arten werden bis zu 40 Meter hoch, die Stieleiche kann noch etwas mächtiger werden . Bei der Traubeneiche ist der Stamm meist bis in den Wipfel durchgehend, während sich bei der Stieleiche der Stamm eher früher in starke Äste aufteilt. Eichen leben in Geschichten und Sagen meist viellänger als in Wirklichkeit, und bei so mancher «tausendjährigen » Eiche erweist sich ihr wahres Alter bei dendrochronologischer Analyse als kaum über 300 bis 400 Jahre! In der Mythologie ist die Eiche einer der wichtigsten Bäume, sie gilt bei den indogermanischen Völkern als heilig, bei den Germanen war die Eiche der Baum des Gottes Donar. Später traten an die Stelle der heidnischen Götter christliche Heilige, besonders Maria, weshalb «Marien-Eichen», meist in Verbindung mit Wallfahrrsstätten, weit verbreitet sind. Die Rinde der Eichen enthält viel Gerbstoff, sie ist Ausgangsmaterial für die Gerberlohe, während die Eichelmast für die Schweinezucht im Mittelalter eine bedeutende Rolle spielte. Die Eigenschaften beider Eichenarten unterscheiden sich nicht von einander; das Holz ist sehr dauerhaft, hart, zäh und elastisch. Unter Wasser ist es beinahe unzerstörbar, da die Kerninhaltstoffe es vorzüglich vor zersetzendem Pilz- und Bakterienbefall schützen. In römischer Zeit fand Eichenholz in erster Linie als Bauholz und daneben für die Herstellung von verschiedensten Gegenständen wie Fassböden, Möbel, Deckel und Bürstenböden Verwendung. Als Besonderheit darf die Statue aus Eschenz (Kat. 112) angesehen werden: dass diese Figur aus Eichenholz geschnitzt wurde, kann sicher auf die Bedeutung dieses Baums in der Mythologie zurückgeführt werden. Viele Weidenarten (Salix sp.) sind bekannt. Besondere Bedeutung haben die Korbweide (Salix viminalis L.), bis zu sechs Meter hoch wach-

1 Der Speierling liefert Früchte, die Marzipanbirnchen ähnlich sehen. Werden sie dem Apfelmost beigemischt, erhöht sich die Qualität des Mostes. Ausgereift schmecken sie hervorragend, sie enthalten mehr Zucker als Trauben! Bei uns ist der Baum selten geworden. 2 Die reifen Schwarzdornfrüchte sind nach dem ersten Frost essbar, die Gerbstoffe werden durch das Gefrieren umgewandelt. Die Dornen der Triebe setzte man als Borsten für grobe Bürsten ein . 3 Die reifen Früchte der Traubeneiche beginnen aus den Fruchtbechern zu fallen . Dies war früher die Zeit, die Schweine zur Eichelmast in den Wald zu treiben. 4 Der Erdbeerbaum gehört zu den Erikagewächsen, was an den Blüten erkennbar ist. Die Früchte sind essbar, gut ausgereift etwas mehlig und leicht süss. 5 Die verholzten Blattspreiten des Tragant oder Bocksdorn wurden gesammelt und als Bürstenborsten gebraucht.

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send, die Purpurweide (Salix purpurea L.), bis zu fünf Meter hoch, und die Salweide (Salix alba L.), die bis zu 20 Meter hoch werden kann. Von allen diesen Arten werden die Zweige zum Binden genutzt und besonders die Äste der Korbweide zum Korbflechten. Weidenkörbe sind in römischer Zeit häufig (Kat. 89). Die Bergulme (Ulmus glabra Huds.), die Feldulme ( Ulmus minor Mill.) und die Flatterulme (Ulmus laevis Pali.) sind 30 bis 40 Meter hohe Bäume aus unseren Laubmischwäldern mit breiter, gewölbter Krone. Eine grosse Schale aus Eschenz (Kat. 73) ist aus Ulmenholz geschnitzt. Importierte Hölzer

Der Erdbeerbaum (Arbutus unedo L.) ist eine Charakterart der mediterranen Macchia, ein Hauptbestandteil der periodisch kahl geschlagenen oder abgebrannten Niederwälder. Der immergrüne Strauch oder kleine Baum mit lorbeerähnlichen Blättern wird bis zu ro m hoch. An den traubenförmigen Blütenständen hängen die glockenförmigen, grünlichweissen Blüten, die oft gleichzeitig mit den Früchten in verschiedenen Reifestadien am Strauch zu sehen sind. Dank seiner guten Regenerationsfähigkeit ist der Erdbeerbaum ein wertvoller Brennholzlieferant, im antiken Griechenland sollen Webstühle aus seinem Holz gefertig worden sein . Unter den Funden aus Oberwinterthur gibt es Bürstenböden aus Erdbeerbaum (Kat. 8y), die vermutlich aus dem Süden importiert wurden. Der Tragant oder Bocksdorn (Astragalus tragacantha Bunge) ist eine mediterrane Art der Bärenschote. Dazu gehören ausdauernde und einjährige Kräuter, Halbsträucher und kleinere Sträucher von meist dicht verzweigtem Wuchs. Bei zah lreichen Arten fällt das endständige Fiederblättchen frühzeitig ab oder wird gar nicht ausgebildet. An seiner Stelle entwickelt sich eine stark verholzte, stechende Spitze der verdornenden Blattspindel, so dass diese am Ende der Vegetationszeit als verho lzte lange Dornen die Knospen überragen. Diese Dornen sind von den Römern bündelweise in die Löcher der Bürstenböden eingezogen und von der Rückseite her verkeilt oder verklebt worden (Kat. 85, 87). Der Buchsbaum (Buxus sempervirens L.) kommt auch in unserer Gegend (Jura bis Basel) vor, wird aber in natürlichen Vorkommen kaum wesentlich höher als einen Meter, in Parkanlagen wächst er bis zu acht Meter hoch, im Kaukasus erreicht er bis zu r6 Meter Höhe und bildet auch Stämme mit Durchmessern, die eine Nutzung für Gegenstände grösserer Dimensionen erlauben. Das Holz des Buchsbaums ist schwerer als Wasser, sehr dicht und hart, die Poren sind sehr klein. Dadurch

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1 Die dicke Rinde der Korkeiche liefert Kork in guter Qualität nach dem ersten Schälen. Die erste Rinde ist rissig und von schlechter Qualität, wie das Bild eines abgesägten Astes zeigt. 2 Wird einem Nadelholz eine Verletzung beigeführt, fliesst Harz aus, das zu vielerlei Zwecken genutzt wurde und auch heute noch zu vielen Produkten verarbeitet wird .

zeichnet es sich als gutes Klangholz aus; Flöten aus Buchsbaum sind seit römischer Zeit bekannt. Aus den beiden römischen Siedlungen gibt es Drechslerwaren, Pyxiden, ein Nadeletui, Rocken oder Spindel, Spinnwirtel, Spulen, Kämme und Messergriffe, die aus Buchsbaum hergestellt wurden. Dabei finden sich Objekte von beträchtlicher Grösse, die annehmen lassen, dass aus dem Osten importiertes Holz bearbeitet wurde. Aus Rinde mit der gleichen Struktur wie Korkeiche (Quercus suber

L.) ist ein Deckel oder Zapfen aus Eschenz (Kar. 61) gefertigt. Die Korkeiche ist ein 15 bis 20 Meterhoher Baum, der ursprünglich hauptsächlich im westmediterranen Raum stockte. Seine Blätter sind den typischen Eichenblättern gar nicht ähn lich , sie sind ganzrandig, oftmals weisen sie kurze stachelspitze Zähne am Blattrand auf. Als Eiche eindeutig erkennbar ist der Baum an seinen Früchten. Die Rinde liefert nach dem erstmaligen Schälen der Stämme und der dickeren Äste den Kork. Der Deckel aus Eschenz dürfte als Verschluss einer Amphore aus dem mediterranen Raum importiert worden sein. Ein weiterer Rohstoff aus dem Wald: Harz

Einige Fass-Innenseiten weisen einen Belag auf, der Teer oder Pech ähnlich sieht. Eine erste, vorläufige Analyse an einem Boden (Kat. 47) deutet auf Harz von Nadelhölzern hin. Dass es sich dabei um Material zum Abdichten des Fasses handelt, ist eher unwahrscheinlich. Ist das Fass als Aufbewahrungsgefäss für Harz gebraucht worden? Denkbar wäre, dass auch Wein geharzt wurde, wie das noch heure in Griechen land (der berühmte Retsina) üblich ist. Harzlieferanten sind Kiefernarten, aber auch Fichte und Lärche könnten in Frage kommen. Das Harzen der Bäume hat eine lange Tradition, verschiedene Methoden der Harzgewinnung sind bekannt; durch eine zugefügte Wunde wird der Baum angeregt, Harz auszuscheiden, das in einem Stammeinschnitt oder einem Gefäss aufgefangen und geerntet wird . Werner H. Schach

Literatur: Aas/Riedmüller I992 Begemann I963 Hegi I9o6- p Schütt!Schuck!Stimm I992

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Der Ahorn hat ungefohr denselben Umfang , er kommt wegen seiner Zierlichkeit und der Feinheit der daraus hergestellten Gegenstände gleich nach dem Citrus. acer eiusdem fere amplitudinis, operum elegantia ac subtilitate citro secundum.

PLinius d.A., nat. hist. I6,66

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Belege für die Holzbearbeitung in Oberwinterthur. Drechselabfälle und andere Abschnitte aus Buchsbaum, Ahorn und Kernobstholz.

Werkstätten und Bearbeitung

Betrachtet man die hölzernen Produkte und deren Herstellungstechniken, so muss von einem spezialisierten Holzhandwerk ausgegangen werden. Oie Holzfunde geben nicht nur Hinweise über die Auswahl der Hölzer und ihre Verwendung, sondern liefern auch wichtige Informationen zu den jeweiligen Bearbeitungstechniken. Da bei Grabungen oft nur das fertige Produkt ans Tageslicht gebracht wird und Werkzeuge sowie Abfälle selten gefunden werden, haben Bearbeitungsspuren an Fundobjekten einengrossen Stellenwert. Drechsel n

Unter Drechseln wird die Bearbeitung von Holz mit Hilfe einer Drehbank verstanden. Diese wurde in der Antike wahrscheinlich mit dem so genannten Fidelbogensystem, einem pfeilbogenähnlichen Gerät, oder aber mit einer einfachen in der Hand gehaltenen Schnur angetrieben. Meist wurde der Fidelbogen oder die Schnur durch eine Hilfskraft betrieben; der Handwerksmeister konnte sich dadurch ganz der Führung des Messers an dem sich in Rotation befindlichen Orechselgut widmen. Oie Drehvorrichtung bewegte sich vor und zurück, wobei die Bearbeitung mit der spanabhebenden Klinge nur während des Vorlaufs möglich war. Natürlich konnte diese Arbeit auch vom Handwerker alleine ausgeführt werden, indem er z.B. mit der linken Hand den Fidelbogen betätigte und mit der rechten das Messer am Gegenstand hielt. Die Zehen waren ihm dabei eine Führungshilfe. Oie römischen Drechselbänke dürften im Vergleich zu den mittelalterlichen, die teilweise bereits mit Pedalantrieb funktionierten, relativ einfach gewesen sein. Schon in der späten Eisenzeit (450-40/30 v.Chr.) war übrigens diese Technik bekannt. Beim Drechseln kann zwischen Langholzdrehen (z.B. Möbelteile) und Querholzdrehen (z.B. Teller, Schalen) unterschieden werden. Beim Drehen von Langholz laufen die Holzfasern parallel zu r Rotationsachse. Dies vereinfacht das Schälen von Weichholz und das Schaben von Hartholz. Das Querholzdrehen erfordert höhere technische Kennmisse und benötigt ein umfangreich eres Werkzeugmaterial, da bei dieser Technik die Maserung quer zur Rotationsachse verläuft.

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Bei den römischen Autoren Vitruvius, Plinius d .Ä. und Oreibasios si nd Hinweise auf die Drechseltechnik zu finden. Eine einfache römische Bank für das Langholzdrehen kann man sich wie folgt vorstell en: Das grob vorbereitete Werkstück wurde zwischen zwei in Holzblöcken eingelassene Spitzen eingespannt. Beim Langho lzdrehen lief die Schnur des Fidelbogens immer um das Drechselgut selber, was durch Abfallstücke mit entsprechenden Schnureindrücken bezeugt ist (Kat. 7). War das Holzobjekt fertiggestellt, wurden die Endstücke des Gegenstandes gegen die beiden Spitzen hin bis auf einen kleinen Verbindungszylinder, den so genann ten Zapfen, konisch abgedreht. Dieser Zapfen wurde zuletzt abgesägt. Das zurückbleibende Abfallstück ze igt auf der einen Seite die Eindrücke der Spitzen, auf der anderen die Reste des Zapfens (Kat. 8-9). Das Querholzdrehen wurde bei Objekten mit grösserem Durchmesser wie beispielsweise Essgeschirr angewandt. An eine Drehachse mit Endplatte fixiert, wurden solche Gegenstände frei bearbeitet. Die Antriebsschnur lief nun über die Achse. Die Endp latte der Drehachse konnte auch als so genannter Mitnehmer mir Greifdornen (Kat. 10) ausgebildet gewesen sein, an welchem die grossen Formate befestigt wurden. Unter den Abfällen findet sich z.B. der Zapfen oder es kann der Abdruck der Greifdorne auf der Bodenunterseite beobachtet werden. Ein Grossteil der Holzobjekte wurde gedrechselt, so z.B. Büchsen mit zugehörigen Deckeln, Schalen und Teller, Rädchen, Spulen, Wirtel, Waffenbestandtei le, Möbelteile und Musikinstrumente. Zum Drechseln eignete sich vor allem Hartholz wie Buchsbaum, Esche, Ahorn, Nussbaum, Kernobst- und Ebenholz. 2 Böttchern (Küfern)

Mit dieser schon in der Jungsteinzeit bekannten Technik werden vor allem Fässer, aber auch Trink- oder Traggefässe hergestellt. Die viel benutzten und strapazierfähigen Behältnisse verlangten eine exakte Arbeit. Die Seitenbretter eines Fasses, die Dauben, wurden radial aus dem 1 Masseinteilung auf einem Zollstock aus Vindonissa (Kat. 30) . 2 Langholz- und Querholzdrehen: beim Langholzdrehen verläuft die Wuchsrichtung des Holzes parallel , beim Querholzdrehen im rechten Winkel zur Rotationsachse. 3 Römischer Hobel und Rekonstruktion aus dem Kastell Saalburg (D) .

Stamm gespalten, wobei die Küfer auf einen möglichst geraden Verlauf der Fasern achteten. Für das Spalten wurden Keil e und Äxte benötigt (Kat. 21-22). Mit Messern, Hobeln und Beirein (Kat. zrz5) wurden die Dauben zugerichtet und danach zusammengefügt. Mit Hilfe von Wärme und Feuchtigkeit wurden die Holzbretter gebogen. Nadelhölzer waren beliebt, da sie nicht nur leiehr spaltbar, biegsam und elastisch sind, sondern auch wegen ihrer starken Harzbildung bereits ein natürliches Dichtungsmittel enthalten. Ansonsten wurden Nahtstellen teilweise mit

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Teer, Pech oder Wachs abgedichtet. Die zusammengefügten Dauben wurden zusätzlich durch Holzbänder oder Metallreifen zusammengehalten, die mit Hammer/Schlegel (Kat. 27) und Meissel auf das Behältnis getrieben wurden. Waren diese Behältnisse eher klein, fanden auch Weiden- oder Haselruten als Reifen Verwendung. Die Fassböden wurden bei Gefässen mit geringerer Grösse aus einem Stück geschnitten; bei grösseren wurden sie aus mehreren verzapften Teilen hergestellt (Kat. 49). Auch beim Boden handelt es sich um radial aus den Stämmen gespaltene Bretter. Zur Verzapfung der Bodenbretter verwendete man wenige Millimeter dicke HolzdübeL Mittels einer umlaufenden Bodennut konnten die zusammengefügten Dauben mit dem Boden verbunden werden. Schnitzen

Das Schnitzen ist eine der ältesten und am häufigsten nachweisbaren Holzbearbeitungstechniken. Auf diese Art und Weise wurden Objekte mit dem Schnitzmesser aus Weichholz gefertigt und häufig verziert. Handelte es sich um ein einfacheres Produkt (z.B. Zapfen, Kat. 59), so wurden sie in der Regel mit weniger Sorgfalt und Genauigkeit gefertigt. Oft wurden Rohlinge mit dem Schnitzmesser erst in eine Grundform gebracht, bevor sie dann beispielsweise auf der Drechselbank zum Fertigprodukt weiterverarbeitet wurden. Kombinierte Säge- und Schnitztechnik

Ein Beispiel für diese kombinierte Technik sind die Holzkämme. Sie wurden in der Regel aus dem Holz des Buchsbaums hergestellt, das in römischer Zeit vorwiegend im Mittelmeerraum und in Gallien zu finden war. Somit darf zumindest in jenen Regionen mit Werkstattbetrieben gerechnet werden. Die Rohformen der Kämme wurden radial oder tangential aus den Stämmen gespalten und mit dem Schnitzmesser in die gewünschte Form gebracht. Danach erfolgten die Markierungen für die Zähne. Mit Sägeschnitten wurden wohl die späteren Aussparungen zwischen den Zähne angedeutet und an der Basis der Zahnreihe eine horizontale Markierungsrille angebracht. Nur letztere lässt sich an den Kämmen teilweise noch nachweisen, während die vertikalen Einschnitte natürlich nicht mehr erkennbar sind. Nach dem Anbringen der Markierungsschnitte wurde die Zahnreihe mit einer feinen Säge oder aber einem feinen, straff gespannten kantigen Draht ausgesägt.

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1 Hölzerner Daubeneimer mit Eisenreifen aus Rainau Buch (D). Fassungsvermögen: 11,61 (3,5 sextarii) . Datierung nach den Jahrringen : 175 :t 10 n.Chr. Eiche. H 27 cm," oben 26 cm .

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2 Szenische Darstellung der verschiedenen Techniken der Holzbearbeitung . So könnte man sich ein Handwerkerviertel in einem römischen vicus wie Tasgetium oder Vitudurum vorstellen . Im Vordergrund sind die Drechsler an der Arbeit, in der Porticus rechts davon der Spanschachtelhersteller. Im Hintergrund ist links

neben dem Küfer ein Korber zu erkennen, dem eine Frau gerade Weidenruten bringt. Auf dem Hofplatz spaltet ein Handwerker Holz zu kleinen Brettehen für die Herstellung von Schreibtäfelchen . 3 Eiserne Werkzeuge zur Holzbearbeitung : Axt, Hobel, Stech- und Hohlbeitel, Hammer und Feile.

Diese kombinierte Technik konnte auch für Werkzeuggriffe angewandt werden. Dazu wurden vorwiegend elastische Hölzer verwendet (z. B. Esche), die leicht schnitzbar waren. Spantechnik (Weissküferei)

Das Hauptprodukt dieser Technik ist die sehr beliebte SpanschachteL Schon in der Jungsteinzeit wurden ähnliche Behältnisse aus der leicht ablösbaren Birkenrinde gefertigt. Die Enrwicklung von eisernen Ziehmessern ermöglichte die Herstellung von Holzspänen und damit die Fertigung der feinen Spanschachteln. Noch heute werden diese vielerorts hergestellt und z.B. als Käseverpackung benützt. Die Wandungen sind relativ selten im Fundgut zu beobachten, da sie sehr dünn sind und sich deshalb schlecht erhalten oder aber bei der Ausgrabung nicht als solche erkannt werden. Aus dem Mittelalter ist bekannt, dass zunächst gut spaltbares Holz mit dem Beil oder Ziehmesser zu Bohlen bearbeitet wurde. Von diesen wurden dann mit dem Hobel die Späne abgezogen. Die gewünschte Form erhielten die Späne, indem sie nass auf eine Schablone gezogen wurden. Danach musste das so entstandene Gehäuse nur noch geschlossen und mit dem ovalen oder runden Boden- beziehungsweise Deckelbrettehen mittels kleiner Holzstifte fixiert werden. In den Boden- und Dekkelbrettchen finden sich denn auch regelmässig die kleinen Löcher für die Stifte, und teilweise sind sogar noch Reste der Holznägel in den Löchern zu finden (Kat. 103). Grössere, ganz erhaltene Gefässe zeigen, dass sich die Enden der Späne überlappten und mit Holz- oder Metallstiften verbunden waren. Aus der Bronzezeit (22oo- 8oo v.Chr.) ist Harz zur Abclichtung von Spanschachteln nachgewiesen. Flechten

In römischer Zeit spielten Korbwaren und Flechrwerk eine grosse Rolle und nehmen heute innerhalb der Kleinfunde aus Holz eine Sonderstellung ein. Körbe selbst dürfen wohl zu den ältesten Behältnissen überhaupt gezählt werden. Die meisten aus Weidenruten bestehenden Flechrwerke sind in den Ausgrabungen wegen der Dünne ihrer Aufbauelemente oft gar nicht erhalten oder aber stark fragmentiert. Entsprechend stellen die Objekte hohe Anforderungen an Bergung und Konservierung. In Oberwinterthur konnten denn auch mehrere Korbreste nicht geborgen werden. Dank des biegsamem Zweigmaterials war nur wenig Werkzeug vonnöten, und die Fertigprodukte garantierten eine hohe Stabilität.

Was das Flechten berriffr, so können zwei Techniken beobachrer werden. Bei der ersten wurden die Weidenruten während des Flechtvorgangs immer wieder mir einem Schlag- oder Klopfeisen bearbeirer, um so ein festes und dichtes Geflecht zu erlangen. Bei der zweiten Technik wurden die Ruren durch Ziehen in die richrige Form gebracht. Der Boden (Kar. 89) wurde zunächst zu einem Grundgerüst aus srrahlenförmig ausgelegten und untereinander verbundenen Staken gefertigt. Danach wurden weitere Weidenruten kreisförmig um diese Srrahlen zur eigentlichen Bodenfläche geflochten, an die mirreis verschiedener Techniken die Wandpartie angesetzt werden konnte. Für feine Körbe wurden eher Weidenruten eingesetzt; für gröbere Behältnisse verwendete man auch andere Holzarten, so vor allem Haselzweige.

Markus Roth

1 Holzeimer aus Oberaden (D) . Die Wandung des Gefässes besteht aus einem gebogenen dünnen Brett, dessen überlappende Enden mit Eisennägeln fixiert waren . Der vermutlich aus Eisen bestehende Henkel ist nicht erhalten . Fassungsvermögen ca . 14,2 I. Holzart unbestimmt. H 26 cm, 1!1 innen 27 cm .

Litemtur: Mille 2000 Müller 1993a Müller 1993b Vitudurum 5

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Buchenholz ist trocken zu verwenden, Feuchtigkeit verdirbt es. fagus in sicco utilis, humore corrumpitur.

Palladius, opus agriculturae I2,I5

Detail des konservierten und restaurierten Bürstenbretts Kat. 81 .

Konservierung und Restaurierung von Holzobjekten

Problem atik

O bwohl in früheren Zeiten Holz in grossenMengen für d ie verschiedensten Geräte und Konstruktionen als Rohstoff verwendet wurde, ist vergleichsweise wenig davon erhalten geblieben. Die Ursache liegt darin, dass Holz und andere organische Materialien in unserem Klima von Mikroorganismen und Pilzen als Nahrungsgrundlage genutzt werden und so innerhalb von Jahren bis Jahrzehnten von diesen vollständig abgebaut werden . Bei permanenter Nässe und unter Luftabschluss laufen diese Vorgänge jedoch deutlich langsamer ab, so dass auch mehrere Tausend Jahre alte Hölzer heure noch im Erdreich erhalten geblieben sind. Werden diese so genannten Nasshölzer ausgegraben, so sind alle Hohlräume im Holz mit Wasser gesättigt. Ihr Aussehen entspricht, abgesehen von einer etwas dunkleren Farbe, dem Aussehen der Hölzer zum Zeitpunkt, als sie in den Boden gelangten. Dennoch ist das Nassholz nicht mehr so hart und belastbar wie Holz aus unserem täglichen Gebrauch, sondern es ist oftmals weich und empfindlich. Ein Teil des Materials, aus dem das Holz aufgebaut ist, hat sich herausgelöst und im Extremfall sind nur noch IO Prozent Holzmasse und 90 Prozent Wasser vorhanden. Liesse man ein solches aus dem Boden geborgenes Nassholz einfach an der Luft trocknen, würde dieses zusammenschrumpfen und seine Form verändern, vergleichbar einer Weintraube, die zur Rosine wird. Die ursprüngliche Gestalt lässt sich nicht wieder herstellen. Der Gegenstand wäre also für den Betrachter nicht mehr als solcher zu erkennen und auch für die Wissenschaft nicht mehr aussagekräftig. Die Form und Grösse der Nasshölzer bleiben erhalten, solange sie im Wasser gelagert werden. Da die Hölzer so jedoch weder langfristig lagerfähig sind noch im nassen Zustand sinnvoll ausgestellt werden können, müssen Nassholzfunde im Rahmen einer Konservierung getrocknet werden. Konservierung

Vor der eigentlichen Konservierung ist eine gründliche Reinigung von erdigen Auflagerungen unerlässlich, da diese sonst auf dem Objekt

verbleiben, was zum einen unschön aussieht und zum anderen eine Untersuchung einschränkt. Hierbei muss sehr vorsichtig vorgegangen werden, damit die besonders empfindlichen Oberflächen nicht beschädigt werden. Bereits ein unkonrrollierter, zu starker Wasserstrahl kann ausreichen, um die obersten Holzschiehren abzulösen. Unter Konservierung versteht man erhaltende Massnahmen. Die Aufgabe bei der Konservierung von Nassholz ist es, mit einer geeigneten Methode das Wasser aus dem Holz zu entfernen, ohne dass es dabei zu nennenswerten Veränderungen des Holzes kommt und es anschliessend in trockenem Zustand vorliegt. Um dies umsetzen zu können, schliesst sich an die Reinigung ein Bad in einem Tränkungsmittel an. Hierzu wird eine Lösung aus Polyethylenglykol einer unbedenklichen Chemikalie verwendet - in Kurzschreibweise auch PEG genannt- die als Bestandteil in jeder Zahnpasta und vielen Hautcremes vorhanden ist. Dies ist notwendig, um dem Holz zumindest einen Teil der während der Bodenlagerung verloren gegangenen Substanz zu ersetzen. So bekommt das Holz eine ausreichende Eigenstabilität. Je nach Abbaugrad wird das Holz in eine entsprechende Tränklösung gelegt. Die Dauer des Vorgangs der Tränkung ist abhängig von der Grösse des Holzes und dem Faserverlauf und beansprucht mehrere Wochen oder Monate, wobei die Lösung den jeweiligen Erfordernissen angepasst werden muss. Die Entfernung des Wassers erfolgt zum einen während der Tränkung, wenn das Wasser in mehreren Stufen gegen das Tränkmittel ausgetauscht wird, und zum anderen während der Gefriertrocknung, bei der das nach der Tränkung verbliebene Restwasser schonend entfernt wird. Die Hölzer werden hierzu eingefroren , in eine Druckkammer gelegt und in dieser einem Vakuum ausgesetzt. Unter diesen Bedingungen verdampft das als Eis vorliegende Restwasser direkt aus dem Holz. Der Vorteil dieses technisch aufwändigen Prozesses liegt darin, dass es während derTrocknung kaum zu Spannungen im Holz kommt, die ein archäologisches Objekt verformen würden. Ein weiterer Vorteil der Gefriertrocknung ist, dass nur geringe Mengen Festigungsmirtel eingebracht werden müssen und so die Oberflächen ein natürliches Aussehen 1 Zwei aus archäologischem Nassholz (Probematerial) herausgesägte Brettehen mit ehemals gleichen Abmessungen. Links im nassen Zu stand, rechts im luftgetrockneten Zustand (ohne vorhergehende Konservierungsmassnahmen)

behalten. Das Gefriertrocknungsverfahren ist eine gängige Methode, um Lebensmittel haltbar zu machen. Es wird z.B. bei löslichem Kaffee und neuerdings auch bei Küchenkräutern angewendet, damit insbesondere das jeweilige Aroma erhalten bleibt.

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Restaurierung

An eine erfo lgreich e Konservierung schliesst sich oftmals eine Restaurierung an. Unter Restaurierung versteht man wiederherstellende Massnahmen. Die Entscheidung erfolgt in Absprache mit den zuständigen Fachleuten, wobei festgelegt wird, ob das Objekt nur wissenschaftlich bearbeitet wird, oder ob es später zudem in einer Ausstellung gezeigt werden soll. Zur Restaurierung gehört unter anderem das Zusammenfügen von Einzelteilen. Objekte können teilweise bereits im Erdreich zerbrochen sein oder es können sich Fragmentetrotz grösster Vorsicht bei Grabung, Bergung, Transport, Dokumentation beziehungsweise bei der Reinigung aus dem Verbund lösen. Wenn ihre Positionen eindeutig nachvollziehbar sind, werden die losen Teile im Rahmen der Restaurierung wieder zusammengesetzt. Fehlstellen werden ergänzt, sofern dies für die Stabilität des Objekts notwendig ist, oder, z.B . wenn sie stark ins Auge fallen, durch eine Ergänzung optisch geschlossen. Die Ergänzungen werden farblieh angepasst, damit sie nicht augenfällig werden. Für alleMassnahmen werden Materialien verwendet, die untereinander verträglich und langzeitstabil sind. Beispiel Korbgeflecht

Um die oben genannten Arbeiten zu veranschaulichen, werden im Folgenden die wesentlichen Handlungsabläufe an einem aus Haselruten bestehenden Korbgeflecht aus Tasgetium (Kat. 88) beschrieben. Auf der Grabung wurde beschlossen, das Korbfragment im Erdblock zu bergen, 2 da dies die einzig praktikable Methode war, die grosse Anzahl von Einzelteilen in ihrem Verbund zu erhalten. Die «Blockbergung» hatte Abmessungen von 8o x 120 Zentimeter. Ausser den Korbteilen bestand sie aus einer erheblichen Menge an Erdreich. Um das Sediment auf, zwischen und unter den einzelnen hölzernen Ruten des Korbs zu entfernen, wurde mit kleinen Spateln, Pinseln und einem feinen, weichen Wasser- 3 strahl gearbeitet. Diese Arbeiten wurden von den Archäologen bego n1 Fragmente eines nen und von den Restauratoren im Labor zu Ende geführt. Dabei war es Bürstenbretts (Kat. 81 I mehrfach notwendig, die gesamte Blockbergung um r8o Grad zu dreim nassen Zustand mit erdigen Auflagerungen hen, um die Erde aus allen Spalten entfernen zu können. Hierzu wurden zwischen der Bürste. für jede Drehung Gipsschalen als Böden und Deckel angefertigt, die 2 Fragmente des Bürstenbretts im naseine genaue Negativform des Korbfragments bildeten. So verhinderte sen gereinigten Zuman beim Drehen ein Verrutschen. Zusätzlich wurden über Kreuz liestand. gende Hölzer miteinander fixiert. Die Ruten, die fast alle in nur wenige 3 Bürstenbrett nach Zentimeter lange Abschnitte zerbrochen waren, wurden mittels mehre- der Konservierung und Restaurierung; die Fragmente wurden geklebt und die Dornen aufgerichtet.

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4 Einzelteile eines Kamms (Kat. 90) im nassen Zustand mit an haftender Erde zwischen den Zähnen. 5 Gereinigte Kammteile im nassen Zustand. 6 Kamm (Kat. 90) nach der Konservierung und Restaurierung . 7 Kamm in der Tränklösung; in den Zwischen räumen wurden Ab standhalter eingesetzt, um die Zähne in ihrer Position zu fixieren.

renHundert Edelstahlstiften mit einem Durchmesser von 0,3 bis r Millimeter miteinander verdübelt. Im Rahmen dieser «Miniaturgrabung» stellte sich heraus, dass es sich um zwei Geflechtteile handelte, die teilweise übereinander lagen und möglicherweise zu einem einzigen Korb gehörten. Diese wurden voneinander getrennt, um eine vollständige Reinigung zu gewährleisten und eine Ausstellung in ihrer ursprünglichen Lage zueinander zu ermöglichen. Durch eine wissenschaftliche Bearbeitung der Korbfragmente ist gesichert, dass die Teile definitiv zusammengehören und dass die beiden Teile als Fragmente eines grossen Korbs ausgestellt werden können. Bei der Tränkung musste besonders darauf geachtet werden, dass keines der Hölzer aufschwamm und davon trieb. Hierzu wurde der Korb mit feinem Kies beschwert. Die Tränkung erfolgte in einer auf den Abbauzustand des Holzes angepassten Lösung aus Polyethylenglykol. Dann wurden die beiden Teile des Korbgeflechts eingefroren und gefriergetrocknet. Nach derTrocknung erfolgte das Kleben der einzelnen Rutenfragmente und das Nachfestigen des gesamten Korbgeflechts. Für die Präsentation des Objekts wurde abschliessend eine Form gefertigt, auf der die beiden zusammengehörigen Korbteile zueinander ausgerichtet aufliegen und ausgestellt werden können.

Inka Potthast, RalfRiens

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1 Blockbergung von Fragmenten eines Korbs (Kat. 88) . 2 Das Bodenfragment des Korbes im ungereinigten nassen Zustand auf dem Waschtisch. 3 Im nassen Zustand wurde die Erde zwi schen den Ruten des Bodenfragments entfernt. 4 Trockenes Bodenfragment bei der Entnahme aus der Gefriertrocknungsanlage.

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5 Die beiden Korbfrag mente wurden nach der Konservierung und Restaurierung zueinander ausgerichtet und liegen auf einer angefertigten Formschale.

Der Göttin Fortuna errichteten die Bewohner von Eschenz unter der Leitungvon ( .. ) [diesenAltar} deae Fortun(a)e vik(ani) Tasg(etienses) posuer(unt) cu[rante ... ] Inschrift aus dem römischen Bad in Eschenz

Eschenz. Flugaufnahme der Gegend von Osten .

Die römischen Siedlungen Tasgetium und Vitudurum

Die parallele Ent wicklun g von zwei Kl einst ädten

Die beiden nur 20 Kilometer voneinander entfernten römischen Kleinstädte vici haben trotzsehr unterschiedlicher geographischer Lage etliche Gemeinsamkeiten. Neben den Kolonien Augusta Raurica (Augst BL/Kaiseraugst AG) und Aventicum (Avenches VD) nehmen sie in der polirischen Siedlungshierarchie Helvetiens zweifellos einen zweitrangigen Platz ein. Dennoch sind durch die Ausgrabungen in Eschenz und Oberwinterthur etliche Informationen zur Wirtschaftsund Sozialgeschichte unserer Region in römischer Zeit bereits geliefert worden. Beide Siedlungen sind als Zentren der umliegenden landwirtschaftlich ausgerichteten Gutshöfe zu betrachten. Die Namen Vitudurum und Tasgetium tauchen in antiken Quellen auf, und beide Siedlungen sind Etappenorte an wichtigen Verkehrswegen des Römischen Reiches. Ihre Standorte harten sich bereits vor der Gründung der gallorömischen Kleinstädte während Jahrtausenden als Siedlungsplätze bewährt: Seit der Jungsteinzeit (5500-2200 v.Chr.) wurde sowohl in Eschenz wie in Oberwinterthur mit Unterbrüchen gesiedelt. In römischer Zeit steht in Eschenzeine frühe Gründung als Militärposten auf der Insel Werd fest, in Oberwinterthur hingegen ist die Präsenz der römischen Armee zum Zeitpunkt der Errichtung der ersten Häuser nicht bewiesen. Der Siedlungsbeginn könnte mehr oder weniger in dieselben Jahre fallen; in Oberwinterthur datieren die ältesten Bauhölzer bisher ins Jahr 4 v.Chr., in Eschenzins Jahr 15 n.Chr. Beide vici durchlebten florierende Zeiten als Gewerbe- und Handelszentren. Im späten 3· Jh . n.Chr. erforderten politische Ereignisse den Bau von Befestigungsanlagen: in Oberwinterthur wurde der Kirchhügel mit einer mächtigen Mauer umfasst, und ca. ein Kilometer rheinabwärts von Eschenzentsteht bei Stein am Rhein ein grosses Kastell. Tasgeti um - eine Siedlung am Au sflu ss des Rhein s aus dem Unt ersee

An den meisten Seen im Bereich des Alpenrands gehören die Gegenden der Aus- und Einflüsse seit jeher zu den bevorzugten Siedlungsstandorten. Viele heutige Städte- man könnte hier Zürich und Genf

1 Rekonstruktion der Landschaft beim Ausfluss des Rheins aus dem Untersee zur Blütezeit der römischen Siedlung Tasgetium im 1./2. Jh . n .Chr.

nennen- weisen gerade deshalb eine jahrtausendealte Geschichte auf. Es ist nicht erstaunlich, dass diese Beobachtung auch an den Ausflüssen des Bodensees für Konstanz und Stein am Rhein zutrifft. Als Siedlungsplatz besonders hervorzuheben ist die Insel Werd bei Eschenz, um welche die römische Ansiedlung von Tasgetium entstanden ist. Mit Ausnahme der Zeit um 1875 sowie der Jahre 1931-r935 fanden in Eschenz kaum gezielte Ausgrabungen statt. Erst gegen Ende der 1970er Jahren änderte sich allmählich das Bild, als der Fund einer Figur aus Eichenholz in Untereschenz, aber auch die immer reicheren Funde aus Oberwintertbur schlagartig die Bedeutung des Uferortes Tasgetium aufzeigten. In den 1990er Jahren gelang es, einige grössere Flächen im vicus systematisch zu ergraben. Dabei wurden Holz- und Steinbauten, Teile der Uferbebauung, aber auch Handwerksbetriebe- vor allem Töpfereien- erfasst. Nach wie vor fehlt aber für den vicus von Tasgetium ein Übersichtsplan: Nur wenige Gebäude sind vollständig ausgegraben, den Verlauf von Strassen oder Wegen kennt man fast gar nicht. Auch die Gräber der römischen Bevölkerung sind schlecht erforscht: Brandgräber sind an der vermuteten Strasse nach Pfyn im Raum des heutigen Dorfzentrums von Eschenz zum Vorschein gekommen. Spätere Friedhöfe befanden sich dagegen westlich des vicus im Umfeld des spätrömischen Kastells und sind heute wohl meist zerstört. Die römische Ansiedlung am Ausfluss des Rheins aus dem Untersee hat sich aus dem Flussübergang bei der Insel Werd entwickelt. Ungewiss bleibt, ob bereits in vorrömischer Zeit eine Brücke an dieser Stelle bestand und wann genau der erste römische Brückenschlag erfolgte . Ein Pfahl im Rhein ist zwar dendrochronologisch um 15 v.Chr. datiert, nachweisen lässt sich aber ein Brückenbau erst für die Jahre 81/82 n.Chr., wobei die Insel Werd als «Zwischenpfeiler>> diente. Diese Brücken führten alle von Untereschenz zum Nordufer; die ansebliessenden Strassenabschnitte sind allerdings nicht bekannt. Neben Überresten der immer wieder erneuerten römischen Holzbrücke gibt es auch Informationen über die Uferbefestigung, die teilweise aus einer Mauer bestand. Bekannt sind weiter stegartige Konstruktionen aus Holz: Solche sind westlich und östlich des Deltas des Auerbaches im Uferbereich beobachtet worden. Die erste Auswertung von Fundverteilungen und Grabungen ermöglichte es, die ungefähre Ausdehnung des vicus zu ermitteln, der sich je rund 300 Meter östlich und westlich des Auerbaches am Ufer auf einer Nord-Süd-Ausdehnung von ebenfalls rund 300 Meter erstreckte.

1 Flugaufnahme des Zentrums des vicus Tasgetium mit Blick auf die im Jahr 2000 durchgeführte Ausgrabung. 2 Mutwilliges Ausreissen von Eichenpfählen der römischen Brücke bei Eschenz im Winter 1972/1973.

Auch die Strukturen im Zentrum des vicus sind noch schlecht fassbar. So sind zum Beispiel nur drei, von Ost nach West verlaufende Wegabsehnirre im Westen der Siedlung bekannt. Im selben Bereich konnten bis heute ein römisches Bad, vermutlich ein Magazin sowie mindestens drei weitere Steingebäude bei Grabungen erfasst werden; weitere Grundrisse sind auf Luftaufnahmen zu erkennen. Dass den Steinbauten häufig Holzgebäude vorangingen, ist praktisch überall im vicus festzustellen, doch fehlen ganze Grundrisse. Besser belegt sind dagegen Wasserleirungen beziehungsweise Abwasserkanäle, von denen ein dichtes Netz vorhanden gewesen sein muss . Der römische vicus von Tasgetium ist also deutlich schlechter erforscht als derjenige von Oberwinterthur, weshalb sich bis heure wenig über die Organisation und die zeitliche Entwicklung der Siedlung sagen lässt: Die Anfänge liegen etwa um Christi Geburt. Danach zeigt sich eine Ausdehnung des überbauten Gebiets zuerst mir Holz- dann ab Ende des r. Jh. n.Chr. auch mir Steinbauten. Das Ende der römischen Siedlung in Untereschenz dürfte vermutlich im früheren 4· Jh. n.Chr. anzusetzen sein. Ein guter Teil der im Katalog vorgestellten Holzgegenstände stammt aus den im Jahr 1997 entdeckten römischen Auffüllschiehren am südlichen Seeufer gegenüber der Insel Werd. Die dabei beobachtete Situation eines «Abfallhaufens>> erinnerte an den Schutthügel von Vindonissa. Die Grabung nach Schichten erlaubte hier auch eine zeitliche Eingrenzung der Gegenstände, die zum grössten Teil im r. Jh. n.Chr. in den Boden gelangten. Die meisten anderen bis heute geborgenen

Holzfunde aus Eschenz stammen wohl aus späterer Zeit. Dies entspricht den dendrochronologisch en Daten der Bauhölzer, die Fälldaten vom frühen r. Jh. bis ins mittlere 3· Jh . n.Chr. aufweisen. Die sehr gute Erhaltung von Holz und anderen organischen Materialien beruht auf den feuchten Lagerungsbedigunge n in den Böden. Dafür verantwortlich sind nicht nur die Lage von Teilen des vicus direkt am Seeufer, wo die Wasserstände um mehr als zwei Meter schwanken können, sondern auch die starken Wasseraustritte am Hangfuss und die gelegentlichen Überflutungen durch den Auerbach. Der Ausfluss des Rheins aus dem Untersee (die traditionelle Trennung der beiden Gewässer liegt bei der heutigen Rheinbrücke von Stein am Rhein) ist zur Zeit noch relativ unverbaut. Dies und die Tatsache, dass auch der Wasserstand des Bodensees bis heute nicht reguliert wird, ist für das archäologische Erbe im Uferbereich von ausserordentlicher Bedeutung und verpflichtet zum Schutz dieser besonderen Fundstätte.

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Vitudurum- Etappe auf dem Weg von Vindonissa nach Ad Fines

Im Gegensatz zur Situation in Eschenz sind wesentliche raumplanetisehe Grundzüge der römischen Siedlung Vitudurum bekannt; dies nicht zuletzt, weil auf Grund der Bauwirtschaft zwischen 1976 und 2002 Flächen von gesamthaft ca. 13 ooo Quadratmeter archäologisch untersucht werden mussten. Die Erforschung des römischen vicus Vitudurum stellt einen Forschungsschwerpunkt der Kantonsarchäologie Zürich dar und bindet entsprechend Ressourcen. Dies hat aber auch zur Fo lge, dass bereits zahlreiche Grabungsresultate publiziert vorliegen. Die Strassensiedlung erstreckte sich auf etwa 500 Meter Länge unter dem heurigen Dorfkern von Oberwinterthut und liegt auf einer nach Südosten orientierten Hangterrasse oberhalb von kleinen Bächen (Eulach und Riedbach). Ein religiöses Zentrum befand sich auf dem Sporn des Kirchhügels, wo ein gallorömischer Tempel stand und Fragmente von Kultgeräten gefunden wurden, die auf die Verehrung der Götter Jupiter und Merkur hinweisen. Die im Mittelalter neben den Tempelruinen errichtete Kirche Sr. Arbogast zeugt von einer Kontinuität der religiösen Nutzung des Platzes. Auf dem Kirchhügel konnten neben Wohngebäuden auch aufwändigere und daher eher als öffentliche Räume genutzte Steinbauten- darunter vermudich auch ein Bad - frei gelegt werden. Beidseits entlang der Hauptstrasse (heute Römerstrasse) entstanden um Christi Geburt erste Holzbauten und ab der zweiten Hälfte des I. Jh. n.Chr. eine Parzellentiefe hangaufwärts verschiedene, teilweise aufwändig mit Wandmalereien ausgestattete Steingebäude. Stell enweise konnten von Strassen umgebene Häusergevierte, so genannte insulae, festgestellt werden, in deren Zentrum Hinterhöfe und Abfallgruben lagen. Die meisten Holzbauren waren langrechteckige, aneinander gebaute Häuser unterschiedlicher Grundfläche mit zwei bis vier Innenräumen. In manchen Fällen werden sie zweistöckig gewesen sein. Sie dienten im Allgemeinen zu Wohn- und Gewerbezwecken. Die dichte Bebauung hatte zur Fo lge, dass mehrmals ganze Quartiere Bränden zum Opfer fielen. Wie in Eschenz zeigt sich auch in Oberwinterthur das Fachwissen der römischen Architekten und Ingenieure nicht nur bei der Wohnbautechnik, sondern auch bei den umfangreichen Wasserzufuhr- und Kanalisationssystemen , die aber vor allem zur gewerblichen Nutzung eingerichtet wurden. Am Rand der Siedlung waren immissionsreiche und brandgefährdete Gewerbequartiere wie Gerbereien und Töpfereien angesiedelt. Handwerker, deren Tätigkeit weder übermässig störenden Lärm noch

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Literatur: Brem 1987 Brem 1997 Brem!Steiner!Kesselring 1999 D rack!Fellmann 1988 H edinger/jauch 2000 Hön eisen 1993 jauch 1997

1 Rekonstruktion der römischen Siedlung Vitudurum um etwa 100 n .Chr. Im Vordergrund rechts der Kirch hügel mit dem gallorömischen Umgangstempel, links das Quartier ccUnteres Bühln . 2 Eine Gerberei (?) in Oberwinterthur ( 1992). Im rechteckigen Gebäude- der Grundriss ist als bescheidenes Stein fundament erkennbar befinden sich zwei Reihen mit jeweils drei in den Boden versenkten Fässern. Darin wurden wohl Häute in Lauge eingelegt oder Tuche gefärbt. Das Gebäude, dessen Wände vermutlich aus Holz errichtet waren, befand sich am nordöstlichen Rand der Siedlung. 2. Hälfte 1. Jh . n .Chr.

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3 Bauinschrift der Befestigungsmauern (murum vitudurensem) von Vitudurum . Die Ehrentitel der erwähnten Kaiser Diocletianus und Maximianus datieren die Inschrift ins Jahr 294 n.Chr. Der Stein befindet sich heute im Rathaus von Winterthur.

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Gestank verursachte, hatten ihre Werkstätten in der Siedlung selbst; so auch die Drechsler und die Holzschnitzer. Die stellenweise luftdicht abgeschlossenen feuchten Schichten begünstigten die Erhaltung aller organischen Materialien . Zahlreiche Konstruktionshölzer konnten dendrochronologisch datiert werden und zeigen in bestimmten Quartieren eine recht detaillierte Siedlungsgeschichte, vor allem für das I. Jh. n.Chr., auf. In Abfallschiehren und -gruben fanden sich verschiedentlich Holzgegenstände. Die in Oberwinterthur erhaltenen organischen Reste stammen vor allem aus dem 1. Jh. n.Chr. und in einigen Fällen aus dem 2. Jh. n.Chr. Jüngere römerzeitliche Holzfunde kennen wir aus Vitudurum bisher nicht. Da der mittelalterliche Dorfkern direkt auf den Ruinen der römischen Siedlung errichtet wurde, sind zahlreiche Spuren der spätrömischen Zeit früh durch Planierarbeiten getilgt worden. Holz - wozu ?

Im Vergleich zu anderen Fundgattungen, al len voran der Keramik, sind die Stückzahlen der bisher bekannten Holzobjekte aus den beiden Siedlungen gering; wie bereits erwähnt, hängt dies in erster Linie mit den Erhaltungsbed ingungen zusammen. Es stellt sich deshalb die Frage, wie repräsentativ das Spektrum des hölzernen Inventars sein kann, wenn z.B. aus Vitudurum unter den mehreren Millionen römischen Funden nur gerade 130 Objekte Reste von Holzgegenständen darstellen. Gewisse Objektgruppen sind an beiden Orten mehrfach oder sogar zahlreich belegt, und wurden zumindest in gewissen Abschnitten der römischen Epoche ausschliesslich aus Holz produziert, so etwa die Schreibtäfelchen, die Kämme und die Bürsten . Die spezifischen Eigenschaften der verschiedenen Holzarten bewirkten, dass sich das Material für bestimmte «Hilfszwecke>> eignete, zum Beispiel als Griff, als Zapfen oder als Verpackungsmaterial (Fässer). Verschiedene Objektgruppen sind bisher weder in Eschenz noch in Oberwinterthut nachgewiesen, sie sind aber unter dem umfangreichen , etwa 1200 Funde umfassenden Materialspektrum des Legionslagers von Vindonissa zu finden. Dazu gehören etwa Musikinstrumente (Flöten, Lyra), Lineale und Spielsachen (Brettspiel, Kreisel) . Von hier kennen wir verschiedene importierte Gegenstände aus «exotischen >> Hölzern wie Ebenholz, während in den zivilen vici mit wenigen Ausnahmen nur Produkte aus einheimischen Laub- und Nadelbäumen vorliegen.

Hansjörg Brem, Bettina Hedinger

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1 Eschenz. Grabungssituation mit Steingebäude und Holzeinbauten (2000).

2 Die Bauinschrift aus dem römischem Bad von Eschenz: «Das bau fällige Bad haben die Dorfbewohner von Tasgetium von Grund auf renoviert unter der Lei tung von Caratus, Sohn des Caratus, und Fla vius Adiectus, Sohn des Quintus, und Aurelius Celsus und Ciltus, Sohn des Ciltus» . 3 Grabungssituatio n in Eschenz mit dem Korb Kat. 88 in Fundlage (1997) .

In der Rechten hält sie den Griffel, in der Linken das leere Wachs. Sie beginnt und zögert, schreibt und verurteilt das Geschriebene ... dextra tenet ferrum, vacuam tenet altera ceram. lncipit, et dubitat; scribit damnatque tabellas ...

Ovidius, Metamorphoses 9,522-523

Schreibtäfelchen aus Oberwinterthur mit dem Schriftzug RATIO SENEDON/5 (Kat. 33) .

Schreibtäfelchen

Ta bu/ae ceratae- private Kommunikation auf langen Distanzen

Aus den Grabungen von Oberwintertbur sind bisher knapp dreissig Fragmente von Schreibtäfelchen bekannt, aus denjenigen von Eschenz erwa 25 . Im Vergleich zu den über 6oo Beispielen aus Vindonissa scheint dies zwar eine geringe Zahl, doch muss hier auch der Fundkontext berücksichtigt werden: Untersuchungen im Bereich von Abfallhalden können eine Materialmenge wesentlich vergrössern . Immerhin ist zu bemerken, dass anteilsmässig unter den Funden von Oberwintertbur die Schreibtäfelchen einen Viertel des gesamten hölzernen Inventars darstellen. Hölzerne Schreibtäfelchen (tabulae ceratae) stellen bei weitem den verbreitetsten Schriftträger in der römischen Antike dar. Dies hängt nicht zuletzt mit der Verfügbarkeit des Rohstoffes und der einfachen, das heisst kostengünstigen Produktion zusammen. Der aus der namengebenden ägyptischen Pflanze erzeugte Papyrus war zwar leichter und ebenso robust, aber kostspieliger, da die Pflanze in Europa nur gerade in Sizilien angepflanzt wurde . Pergament (gegerbte und polierte Tierhäute) fand erst ab der spätrömischen Zeit weite Verbreitung und gehörte wie das > di e älteste erh al tene Prosaschrift d er lateinischen Literatur «d e agri culru ra>> . Di ese enrhälr - reiche Informationen über die d amalige Landwirrschaft und ist deshalb für di e Arch äologie eine wi chtige Iirera rische G rundlage. Caro prägte zudem den vielziti erten Sa tz «Cererum ce nseo Ca rthaginem esse d ele nd am» {übri ge ns bin ich der Ansicht, Karrhago so ll e zerstö n we rden). M ARCUS TuL LI us Cicero, ro6- 43 v.Chr. , aus Arpinum (Latium). D er Po li t iker und Redner durchlief die in republikani sch er Zeit übliche Ä m te rlaufbahn . Seine jurist isch e Tätigkeit und seine schar fs innige Klageschriften brachten ih n imm er wieder in d en St rudel der politischen Ereigni sse der ausgehenden rö mischen Republik. Seine zah lreichen Schriften, darun ter auch viele Briefe, sind überaus reiche Qu ell en für di e Kenntni sse von Sprache, Lebenswe ise und Geschi chte d er geh obenen Bevö lkerungsschichten . Luc 1us l uN 1 us M ooERATUS Columella, lebte im

1.

Jh . n. C hr. , aus Gades (S panien).

D er Sc hri ftsteller besass G üter in Italien und war der Landwi rtschaft gernäss der al ten republikanischen Traditio n sehr zugetan. Er verfass te 12 Bücher «de re rusrica>> sowie ein Buch «liber de arbo ribus>> und wa r dabei wohl vo n Caros Sch riften insp iriert. Columell as Schriften stellen systematische D arstellunge n d er verschiedenen Bereiche der Landwirrschaft d ar und bi eten reiche Beo bachtungen und Empfehlungen. MARcus ANNAEUS Lucanus, 39-65 n.Chr, aus Co rduba (Spani en) . Der Neffe des Seneca bekl eidete nach einer Ausbildun g in Ro m öffentliche Ämter und gelangte früh zu A nsehen al s Di chter un d Epiker. In ei ner Verschwö rung gegen den Kaise r Nero verwickelt wurde er gezwungen, Selbst mord zu ve rüben. Sein umfa ngre iches Sch rifttum bei nhaltet u.a. Exkurse zu ethnograph ischen u nd naturw isse nschaftli chen T hemen. M ARCUS VALER I us Martialis, ca. 40-103/ I04 n .Chr. , aus Bilbilis (Spanien) . Von den Kaisern Titus und Do m it ianus ausgeze ichn eter Dichter, d er in Abhängigkeit reicher Gö nner sein Leben fri stete.

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Maximos von Tjros, ca. 125- 185 n.Chr. Redn er, der sich au f d ie pl aro nische Phil oso phi e beri ef. Er lehrte ze irwe ise in Ath en , hielt aber einige sein er Red en in Ro m . Oreibasios, 4· Jh . n.Ch r. Der Le ibarzt d es Kaisers Julian us studierte in Alexa ndri a (Ägy pten) und ve rfasste medizinische Lehrbücher, in denen er wenige r eigene Fo rschun ge n ni ed erschri eb, als viel mehr di e Erkenntni sse se in er Beru fs ko ll ege n sa mm elte. Pu BLI us Ovidius Naso, 43 v.Chr. bis 18 n.Chr. , aus Sulmo (Mi rtel irali en). Der D ich ter abso lvierte das Rh eroriksrudium und bekleidete einige po lirische Ämter, bevo r er sich da nk des vä terli chen Vermöge ns ausschli ess li ch der Dichtkunst widme n ko nnte. Se in e Gedi chte ve rschafften ihm hohes Anse hen , bevo r er - vermurlieh als Mirwi sser einer Affä re d er Kaise rtochter luli a- ans Schwarze M eer ve rbannt wurd e, wo er a uch starb. Di e sprachl ich reichh altige Dichtun g Ovids ze ugt vo n Pha ntas ie und Menschen kenn tn is. Sie enthält eine n reichen Fun d us an Wisse n zur ant iken Mytho logie. R u T l LI us TAUR us AEM 1LI AN us Pal/adius, 4./5. Jh . n .C hr. Vom Agrarschriftstel ler sin d kaum persö nl iche Da ten beka nnt. Er setzte in d er Spätantike die Traditio n eines Caro und eines Colum ell a fo rt. In seinem Werk besch reibt er di e in d en einzelnen Mo nare n d es Jahres durchzu führenden landw irtschaftli chen Arbeiten. CA I us Plinius SECUN ous (De r Ältere), 23/z4-79 n.C hr. , aus Nov um (No rdiralien). Der Offi zier, Hi sto ri ker und Fachschriftsteller nahm an mehreren Fel dzügen teil und bereisre dadurch ve rschied ene Provin ze n. E r ve rfass te eine enzyklopädisch e N aturkunde in 37 Bänden («naturalis histo ri ae»), in deren pflanzen kundli ehen Büchern er nicht nu r die Arten , so ndern auch deren Pflege, Verwe ndung und Kulturgeschi chte beschreib t. Vo n beso nderer Bed eutun g sind ferner di e Beschreibunge n d er verschi edenen H a ndwe rkstech ni ken un d die Abschnitte zu r M aterialkund e. D as Werk wurde zur Meh rung des All gemeinwissens der röm ischen Bevö lkeru ng verfasst und bildet in diese m Sinn auch ein e der um fasse ndsten antiken Schri ftquell en fü r die Archäologie. Luc 1us ANNAEUS Seneca, ca. 4 v.Chr. bis 65 n. C hr. , aus Co rd uba (Spa nien) . Der Po lit iker, Phil osoph u nd Di chter war Lehrer des späteren Kaisers Nero. Z unächst akti v in der Po litik verbrachte er sein e letzten Lebensjahre ausserh alb Ro ms und konze n tri erte sich auf sein li te rarisches Schaffen. Neben phil osophischen Schri fte n ve rfass te er T ragödi en u nd sieben naturkundl iche Bü cher («naturales qu aes ti o nes») . Seneca verfü gte über ein beträchtli ches Verm öge n. MA RC u s TE RENT 1u s Vtzrro, u 6- z7 v.Ciu., aus Ro m. Der fina nzk räftige Staatsbea mte und Hisro ri ke r ko nn te während sein er Laufbahn versch ied ene m ilitärische E rfo lge erziele n. Er ve rmi ed abe r di e höchsten po litischen Ämter und konnte sich da mi t d en po li t ischen Un ru hen der spä ten Rep ubli k weitgehe nd entziehen. Im Jah r 47/46 v.C hr. wu rde Varro von Caesa r bea u ft ragt, late inische und gr iechi sche Sch rifte n im Hinbli ck au f di e G ründ ung einer öffentlichen Biblio th ek zu samm eln. De r geachtete Geleh rte verfasste ve rschi ed ene Sch rifte n erst im ho hen Alter und sta rb gernäss der Ü berli eferun g am Schreibtisch. Neben sei nen Geschi ch tswe rken sind auch Sprach fo rschunge n , di verse Lehrb ücher sow ie ein e Abh andlun g über di e La ndwirtschaft («res rusricae») erhal ten. Vitruvius POLLIO (?), leb te am Ende d es 1. Jh. v.C hr. De r Architek t ve rfass te d as ei nzige erh altene anti ke Leh rb uch der Bau- und In ge ni eurkunst («de archirecrura»). Die d azuge hörigen Ze ich nu ngen und Skizzen gi nge n bereits in d er Anti ke verlo ren. Das Werk d es Vitruvius liefe rt eine Füll e an Deta ils und ze ichn et d en Archi te kten als gute n Ken ner von Bau mate ri alien , Ba uwerke n un d techn ischen Gerä ten a us.

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Verzeichn isse und Gesetzestexte

Itin erarium Anronini {Itinerarium provin ciarum Anronini Au gusti ) Strasse nverzei chni s aus der Zeit d es Kaise rs Diocl etianus (28 4-305 n.Chr. ), d as auf ein e ältere Vorl age des früh en 3· Jh. n. C hr. zurückgeht. Edikt d es Dioclerianus Preisedikt d es Kaisers Diocl etianus aus dem Jahr 30 t n. C hr. Di e forrs chreite nd e Teuerun g bewog d en Kaiser, Max im altarife für bestimmte G üter fes tzul egen.

Abkürzungen

B

Breite

Bib.

Bibliographi e

D

Dicke

f.

feminin , weibli ch, G eschl echt im lateinischen W ö rterve rzeichnis

G

G ew icht

H

H ö he

Jh.

Jahrhundert

L

Länge

Lir.

Literatur

m.

masculin, männli ch, Geschlecht im lateinischen Wörterverze ichnis

m ax.

maxim al

n.

neutrum , sächli ch, Geschl echt im lateinischen W örterverze ichni s

Parz.

Parzell e

rek.

rekon strui ert

sog. sp.

sogena n nr species (Art)

z. B.

zum Beispiel

0

Durchm esser

Zahlen in Klamm ern , z.ß . (1973) : Jahr d er Ausgrabun ge n

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Buche

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Abbildungsnachweis Archäologische Sammlung der Universität Zürich, S. 9 Abb. 3 Bernisches Hisrorisches Museum, Phoro S. Rebsamen, S. 75 Abb. 8 Inrernationales Baum Archiv, Wintenhur, Bilder Yerena Eggmann, S. 15 Abb. 2; S. 19;

S.23;S. 129;S. 133 Kanronsarchäologie Schaffhausen, S. 48 Abb. 1 Konservierungslabor, Konstanz D, Phoro I. Porrhasr und R. l~en s, S. 39; S. 41; S. 42; S. 43; S. 45 Labor für quartäre Hölzer, Werner H . Schoch, S. 21; S. 22; S. 24; S. 27; S. 28 Landesdenkmalclaim Baden- Wümenberg S. 34, Abb. 1 Landschafrsverband Rhein land, Archäologischer Park! Regionalmuseum Xanren D, Foro I. Jung, S. 73 Abb. 5 Musee canronal d'archeologie er d'hisroire, Lausanne, Phoro Y. Andre, Boudry, S. 87 Abb. 2 Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, Donmund D, S. 67 Abb. 6 Rheinisches Landesmuseum, Trier D, S. 61 Abb. 1; S. 65 Abb. 2 Rijksmuseum van Oudheden, Leiden NL, S. 13; S. 15 Abb. 4-5 Saalburgmuseum, Saalburg-Kastell, Bad Hornburg D, S. 32 Abb. 3 Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, S. 14; S. 73 Abb. 3; S. 87 Abb. 3 Staatliches Museum für Naturkunde, Srungart, Phoro K. Wolf-Schwanninger, S. 78 Abb.l Westfälisches Museum für Archäologie- Amt für Bodendenkmalpflege, Referat für provinzialrömische Archäologie, Münster D , S. 37 Abb. 1; S. 65 Abb. 3; S. 72 Abb. 1 Alle übrigen: Kanronsarchäologie Zürich (Rekonstruktionszeichnungen Marcus Moser, Sibylle Heusser) und Amt für Archäologie des Kanrons Thurgau Wir danken Elisabeth Bleu er, Manin Bossen, Käthy Bühler, Jost Bürgi, Angelica Condrau, K. Heiner Deutmann, Ueli Eberli, Loni Frascoli, Bernhard A. Greiner, Rene Hänggi , Onmar Holdenrieder, Markus Höneisen, Hans Peter Isler, Rosanna )anke, Jürgen Junkmanns, Gilberr Kaenel, Anne Kapeil er, Johann -Sebastian Kühlborn, Hildegard Löhrer, Franz Maier, Elena Mango, Felix Müller, Beat Näf, Parrick Nagy, Margot Redwanz, Ulrich

Schädler, Egon Schallmayer, Wolfgang Schmidt, Stefan Schreyer, Michael Speidel, Bernd Stein er, Berri na Tremmel, Werner Wild, Andreas Zürcher, Bally Schuhfabriken AG, Bürstenfabrik Ebnat-Kappel AG und den oben im Abbildungsnachweis erwähnren Institutionen.

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