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ZETEMATA MONOGRAPHIEN ZUR KLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT BEGRÜNDET VON ERICH BURCK UND HANS DILLER IN VERBINDUNG MIT THOMAS BAIER UND DIETER TIMPE HERAUSGEGEBEN VON ECKARD LEFÈVRE UND GUSTAV ADOLF SEECK HEFT 143
T. Maccius Plautus Cistellaria Einleitung, Text und Kommentar von walter stockert
Verlag C. H. Beck München
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
1. Auflage 2012 © Verlag C.H.Beck oHG, München 2012 ISSN 1610-4188 ISBN Buch 978 3 406 64136 7 ISBN eBook 978 3 406 64137 4
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INHALT Vorwort ...........................................................................................................
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A. EINLEITUNG ...........................................................................................
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I. Zur Überlieferungsgeschichte................................................................ II. Der Inhalt der Cistellaria ....................................................................... III. Zum griechischen Vorbild der Cistellaria .............................................. IV. Die Figuren der Handlung ..................................................................... V. Zur Szenerie der Cistellaria ................................................................... VI. Zur Datierung ........................................................................................
9 13 22 30 37 40
B. TEXTAUSGABE: Plauti Cistellaria ..........................................................
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C. KOMMENTAR..........................................................................................
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I. Das Argumentum ................................................................................... II. Die Eingangsszene................................................................................. III. Die beiden Prologreden ......................................................................... IV. Die Monodie des Alcesimarchus ........................................................... V. Die Handschriftenlücke (v. 230 ff.) ....................................................... VI. Die Szene Melaenis – Alcesimarchus – Selenium ................................. VII. Die 1. Anagnorisissequenz..................................................................... VIII. Die 2. Anagnorisissequenz..................................................................... IX. Die Exodos ............................................................................................ X. Die Fragmente .......................................................................................
79 82 125 148 158 190 216 243 278 281
D. LITERATURVERZEICHNIS .................................................................... 283 I. Editionen und Kommentare ................................................................... 283 II. Weitere abgekürzt zitierte Literatur ....................................................... 288 E. METRORUM CONSPECTUS .................................................................. 305
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Inhalt
F. REGISTER ................................................................................................. 307 I. Personen und Sachen............................................................................. 307 II. Grammatica, Stilistica, Metrica ............................................................. 309 III. Wörter.................................................................................................... 311
VORWORT Die Cistellaria des Plautus ist ein brillantes Drama, geschrieben nach den berühmten Synaristosai Menanders. Trotzdem hat das Stück, vor allem wegen seiner katastrophalen Überlieferungslage, in der Fachwelt lange Zeit nur wenig Beachtung gefunden. So stand neben den plautinischen Gesamtausgaben im vergangenen Jahrhundert nur der knappe Kommentar Thamms zur Verfügung. Zuletzt hat sich die Situation aber deutlich gebessert: Neben einer Reihe von wertvollen Artikeln sind zwei Sammelbände erschienen, welche die wichtigen Probleme der Cistellaria ins Auge fassen: zum einen die „lecturae Sarsinates“ zu diesem Drama, zum anderen der umfangreiche Band „Studien zur Cistellaria“ in der Reihe der ScriptOralia. Ich selbst beschäftigte mich schon längere Zeit mit einem Kommentar zur Cistellaria und hatte diesen bereits zu einem gewissen Abschluss gebracht, als ich von Cesare Questa den ehrenvollen Auftrag erhielt, das Drama für seine renommierte Reihe „Editiones Sarsinates“ zu bearbeiten. Im Rahmen dieser Editionsarbeit startete ich zudem ein vom Wiener Forschungsfonds für Wissenschaft gefördertes Projekt, um dem ambrosianischen Palimpsest noch einiges über Studemunds Apographum hinaus abzuringen. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind in den „Rendiconti dell’Accademia dei Lincei“ veröffentlicht (Stockert, Ambros.). Nachdem Ende 2009 auch besagte Edition (hier zitiert unter Stockert1) erschienen war, konnte nun auch der Kommentar in modifizierter Form zu einem Abschluss gebracht werden. Im Interesse des Benutzers wurde dem Kommentar eine Edition beigegeben; Nebensächliches wurde jedoch ausgeklammert, an die Stelle von drei Apparaten trat jetzt ein vereinfachter kritischer Apparat (insbesondere für eine minutiöse Dokumentation der Lesungen Studemunds und der Neufunde im Palimpsest sei auf Stockert1 verwiesen, ebenso für die Testimonien, die Rollenverteilung und die Szenentitel). An einigen Stellen wurden im Text Modifikationen vorgenommen (insbesondere v. 61. 106. 481. 721), ebenso im kritischen Apparat. Die Form dieses textkritischen Apparates lehnt sich ebenso wie die Zitierweise eng an den Usus der „Editiones Sarsinates“ an: Ausgaben, Übersetzungen und Kommentare werden nur mit dem Namen des Autors, die übrige Literatur mit dem Namen und einer Chiffre für das Werk bezeichnet (z. B. Questa, Metr.); auch die Zitate der Zeitschriften richten sich nach dem dort vorgegebenen Usus. Die Orthographie jener bewusst konservativ angelegten Edition wurde ebenso beibehalten wie die an antiken Usus angelehnte Kolometrie der Cantica. Die Herren Professoren Eckard Lefèvre und Gustav Adolf Seeck haben die Veröffentlichung dieser Arbeit in der renommierten Reihe Zetemata ermöglicht, wofür ich ihnen von Herzen danke. Für ihre vielseitige Unterstützung, vor allem bei der Arbeit an der Edition, sei nochmals den Freunden aus Urbino gedankt,
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Vorwort
allen voran Cesare Questa, ebenso aber Alba Tontini, Renato Raffaelli, Settimio Lanciotti, Roberto Danese und allen anderen, zudem insbesondere Teresa de Robertis (Firenze), ohne deren Hilfe die Arbeit am Palimpsest Stückwerk geblieben wäre. Für ihre Hilfe und diverse Beiträge seien Bernd Bader, Boris Dunsch, Heiner Eichner, Michael Fontaine, Augusto Guida, Eric Handley, Wolfgang de Melo und Matthias J. Pernerstorfer bedankt. Für das Mitlesen der Korrekturen bin ich Sebastiano Panteghini besonders verpflichtet. Bei der Erstellung des Layout ist mir Frau Dorothee Bauer vom Verlag C. H. Beck (Herstellung) mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Vor allem in den letzten Stadien des Layout haben mir zudem meine liebe Partnerin, Frau Gerda Landler, Frau Sonja Schreiner vom Institut für Klassische Philologie der Universität Wien sowie mein alter Freund Viktor Böhm mit ihren technischen Kenntnissen wertvolle Hilfe geleistet. Ihnen allen sei von Herzen gedankt. Wien, am 25. Juli 2012
Walter Stockert
A. EINLEITUNG I. Zur Überlieferungsgeschichte Nach der (in der Regel einmaligen) Aufführung eines Plautusdramas anlässlich eines der dafür bestimmten Feste befand sich das Manuskript im Besitz eines dominus gregis, eines Schauspieldirektors, der das Drama zuvor vom Autor gekauft hatte.1 Vor allem in der Mitte des 2. Jh. vor Chr. kam es zu Wiederaufführungen, die z. B. für die Casina ausdrücklich bezeugt sind, in anderen Fällen mit großer Sicherheit erschlossen werden können (z. B. für den Poenulus); dabei kam es gewiss zu diversen Änderungen des Textes und zu Interpolationen.2 Diese „ungeschützte“ Überlieferungsphase endet mit der ersten Gesamtausgabe 3 der unter dem Namen des Plautus laufenden Komödien, die wir etwa 130 v. Chr. ansetzen dürfen. Bereits für diese „kritische Edition“ ist die Gliederung der Cantica in Kola nach alexandrinischem Vorbild anzunehmen, dazu kamen die diakritischen Zeichen.4 Das sind offensichtlich jene 130 Dramen, die zur Zeit Varros 5 unter dem Namen des Plautus liefen, aus denen Varro jene 21 hervorhob, die bei allen maßgeblichen Gelehrten als sicher authentisch galten (daher fälschlich fabulae Varronianae genannt). Diese kritische Gesamtedition diente dann insbesondere als Grundlage für antiquarische Studien – ich nenne nur Varro und Verrius Flaccus –, während Plautus nicht als Schulautor diente und auch in der höheren Literatur (Cicero) eindeutig unterrepräsentiert ist.6 Nach einer längeren Periode des Vergessens in der frühen Kaiserzeit kommt es ab der Flavierepoche zu einer Renaissance der Autoren des archaischen Lateins und insbesondere des Plautus. 7 Die verbreitete Ansicht aber, Valerius Probus habe den Plautus erst wieder aus der Provinz nach Rom gebracht, ist wohl doch etwas übertrieben.8 Etwa um die Zeit des Regierungsantrittes des Antoninus Pius (also ca. 140 n. ___________________________
1 Deufert Text. 20 ff.; hier auch Bemerkungen zum Aussehen des Originalmanuskripts. 2 Dazu vgl. vor allem die Arbeiten von O. Zwierlein, der aber mit der Annahme von Interpolationen gewiss zu weit geht. In der Cistellaria könnte die Dittographie eingangs der Prologrhesis der lena auf solch eine Schauspielerinterpolation zurückgehen (v. 125. 130–132), ebenso die unechten Verse im Canticum Haliscas (v. 708–722); ausführlich zu dieser Textphase Deufert, Text. 25 ff. 3 Dazu Deufert, Text. 44 ff. 4 Vgl. Leo, Cant. 6 f.; Questa, Num. 75–78; Deufert, Text. 59–61. Questa, Num. 77, erwägt hier die Tätigkeit des Aelius Stilo, Deufert bringt Accius damit in Verbindung. 5 Varro, de comoediis Plautinis, apud Gell. III 3, 11. 6 Deufert, Text. 63 ff.; zu den Plautus-Zitaten bei Cicero, Varro und Verrius Flaccus ibid. 139 ff. 7 Deufert, Text. 176 ff. 8 So richtig Deufert, Text. 183 ff. (gegen Leo, Forsch. 28 f.); gewiss waren Plautustexte in Rollenform in den großen römischen Bibliotheken vorhanden (vgl. dazu auch Bader, RezDeuf. 169 f. und Anm. 6).
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A. Einleitung
Chr.) entsteht die Auswahl der sog. fabulae Varronianae, die für die gesamte Folgezeit entscheidend wurde.9 Diese Ausgabe wies bereits einen Ansatz zu der späteren Ausstattung mit Szenentiteln10 und (griechischen) Personensiglen11 auf, ebenso die (gewiss schon in früherer Zeit aus den Archiven der Beamten entnommenen) didaskalischen Notizen und die nicht-akrostichischen Argumenta.12 Zwischen dieser Auswahlausgabe der Archaistenzeit und der direkten Überlieferung ist zumindest der gemeinsame Archetyp der beiden Überlieferungsstränge – Ambrosianischer Palimpsest und Palatinische Rezension – anzusetzen ( ), für den man heute den Anfang des 4. Jh. annimmt.13 Von ihm hängen der ambrosianische Palimpsest (A) und der spätantike Ahnherr der Codices Palatini ( ) ab, die beide ins fünfte Jh. anzusetzen sind. Ob die Plautusausgabe, die Nonius Marcellus (etwa 400) benützte, ebenfalls von diesem Archetypus abhing 14 (er müsste dann reiche Varianten aufgewiesen haben) oder vielmehr eine Parallelüberlieferung darstellt,15 ist umstritten. Dass es sich beim Archetypus um einen Codex handelte, hat Questa, Num. 23–129, aus den identischen Teilungen von Langversen in beiden Rezensionen mit Sicherheit erschlossen.16 Der eine der beiden Überlieferungsstränge ist nur durch den ambrosianischen Palimpsest (A) vertreten, den Wilhelm Studemund in seinem Apographum im wesentlichen definitiv entziffert hat. Es handelt sich um einen Pergamentcodex des 5. Jh.,17 geschrieben in Capitalis rustica (mit K-förmigem H). Der genaue Entstehungsort ist unbekannt. Bereits im sechsten Jh. wurde er gemäß Lowe mit Teilen der libri regum überschrieben.18 Zu seiner Entdeckung durch den späteren Mailänder Kardinal Angelo Mai und seinem weiteren Schicksal sei auf die Prä___________________________
9 Leo, Forsch. 19 (der etwas früher datiert), und Deufert, Text. 213 ff. 10 Zu diesen vgl. B. Bader, Szenentitel und Szeneneinteilung bei Plautus, Diss., Tübingen 1970, und Questas Rezension, Num. 161–191. 11 Zu diesen vgl. K.-U. Wahl, Sprecherbezeichnungen mit griechischen Buchstaben in den Handschriften des Plautus und Terenz, Diss. Tübingen 1974. 12 Die akrostichischen Argumenta, die zumeist ebenfalls in diese Zeit datiert werden (Seyffert setzt sie aufgrund der metrischen Kenntnisse des Verfassers sogar spätestens ins 1. Jh. v. Chr.), will Deufert jetzt in die Spätantike datieren (skeptisch Bader, RezDeuf. 172). 13 Vgl. Questa, Num. 51 ff., sowie die von C. Questa geleiteten Editiones Sarsinates; Bader, RezDeuf. 171 f., hält, vor allem auch wegen der großen Zahl der Abweichungen zwischen den beiden Rezensionen, das dritte Jh. für gut möglich. 14 So Deufert, Text. 320 ff., mit Verweis auf Seyffert, Gesch. 252 ff. 283 ff. 15 So z. B. Pasquali, Storia 341–343; zu Nonius vgl. auch Calderan, Vidul. 19. 16 Dokumentiert auch bei Deufert, Text. 296 ff. In den Bereich des Archetypus verlegt Questa, Num. 54, auch die definitiven Szenenrubriken und Personensiglen. 17 Lowe, CLA III 345; damit sind die Frühdatierungen durch Leo, Lindsay und Pasquali, die das 4. Jh. annehmen, hinfällig (vgl. auch Deufert, Text. 294, Anm. 2). 18 Lowe, ibid., bestätigt von T. de Robertis (mündlich). Studemund, p. V, sprach vom 7. oder 8. Jh.
I. Zur Überlieferungsgeschichte
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sentation meines Cistellaria-Projektes bei der Accademia dei Lincei verwiesen.19 Mit Hilfe von multispektraler Photographie und Bearbeitung am Computer gelang es, dem Codex in den dank A. Mais Tätigkeit besonders stark zerstörten Partien der Cistellaria – hier ist der Palimpsest ja über weite Strecken codex unicus – noch das eine oder andere über Studemund hinaus abzuringen, das in eben jener Akademieschrift publiziert ist (Sigle A*). Ähnlich wie den Palimpsest hat man sich wohl die antike Vorlage der Codices Palatini ( ) vorzustellen.20 Es ist nicht hinlänglich geklärt, ob vor A und noch Zwischenstufen anzusetzen sind, welche die starken Divergenzen zwischen den beiden Rezensionen besser erklärbar machen würden.21 Ebenso erscheint nicht sicher, ob der Minuskelarchetypus der Palatini, P, und der für die Cistellaria nicht relevante sog. Codex Turnebi, T, direkt aus dem antiken Exemplar kopiert wurden oder ob noch eine Zwischenstufe anzusetzen ist.22 Auch die Beurteilung der stemmatischen Verhältnisse im Bereich der codices Palatini ist nicht ganz einfach. Jedenfalls ist von den beiden wichtigsten Überlieferungsträgern für die „8 Komödien“, zu denen die Cistellaria zählt, im Falle unseres Dramas nur der sog. Codex Vetus Camerarii B (Pal. lat. 1615) aus dem 10. Jh. erhalten, während der von Niccoli 1429 in Deutschland aufgespürte 23 Codex Ursinianus D (Vat. lat. 3870) hier auslässt. Beide Codices gehen für die „erste Hälfte“ (8 Komödien) über eine Zwischenstufe auf P zurück.24 Aus verschiedenen Gründen verdient der Codex Vetus, B, vor allem für die 8 Komödien der „ersten Hälfte“ die besondere Aufmerksamkeit, die ihm von den Verfassern der Editiones Sarsinates geschenkt wird. In ihm sind von einer anderen Hand (in den neuen Editionen als B³ bezeichnet) 25 Lesarten aus einer weiteren, in der Regel besseren Quelle an den Rand geschrieben oder im Text eingefügt.26 Bei dieser Tätigkeit wurden von B³ Lesarten von erster Hand wiederholt durch Rasuren zerstört, sodass auch hier der Text mit Hilfe moderner Hilfsmittel rekonstruiert werden muss. Allerdings hat ___________________________
19 W. Stockert, Die Wiedererweckung eines Codex. Virtuelle Arbeit am ambrosianischen Palimpsest des Plautus, Rend. Accad. Linc. IX, 19 (2008) 407–434; eine englische Fassung ist für das „Oxford Handbook of Greek and Roman Comedy“ vorgesehen (im Erscheinen). 20 Zu dieser Hs., die sich im 9. Jh. in Zentralfrankreich (Orléans?) befand, vgl. Pasquali, Storia 332; Deufert, Text. 294. 21 Vgl. Questa, Num. 54 f. 22 Für letzteres plädiert Questa, Par. 93. 23 Vgl. die ausführliche Dokumentation bei Questa, Par. 169 ff. 24 Während für die „zweite Hälfte“ (12 Komödien) für B direkte Dependenz von P vorliegt, ist für den Ursinianus D und den sog. Decurtatus C (dieser enthält ausschließlich die 12 Komödien) eine Zwischenstufe anzusetzen. 25 Zumindest im Falle der Cistellaria ist dieser Schreiber allem Anschein nach mit dem Rubrikator identisch, wie auch die Autopsie am Codex erkennen ließ. 26 Es könnte sich dabei um den Minuskelarchetypus P selbst handeln; vgl. das Stemma bei Chelius, Cod., XII.
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A. Einleitung
man mit der sog. Wood-Lampe nicht immer den gewünschten Erfolg. 27 Die Handschrift B ist aber auch für die Erstellung der ursprünglichen Kolometrie von höchster Bedeutung,28 da diese hier weitaus am besten erhalten ist, wie vor allem C. Questa in seinen Arbeiten gezeigt hat.29 Etwa gleichzeitig mit B ist wahrscheinlich jene verlorene Hs. anzusetzen, auf welche die sog. Codices minores zurückgehen.30 Von dieser Hs. hängen zum einen der Vossianus Leid., V, aus dem 11. Jh. und der Ambrosianus, E, aus dem 12. Jh.31 ab, zum anderen der verlorene Ahnherr der Gallica recensio, der um 1000 anzusetzen ist. 32 Die Bedeutung dieser meist unterschätzten recensio, die vom Londinensis, J, (etwa 1100)33 und dem erst jüngst entdeckten Parisinus 7890, K, (frühes 15. Jh.)34 sowie einigen weiteren Textzeugen repräsentiert wird, hat vor allem C. Questa ins rechte Licht gerückt.35 In dieser Handschriftengruppe findet sich eine ganze Reihe von Konjekturen, oft vorzüglicher Art, die von einer hochgelehrten Person stammen müssen. Für den Editor sind auch mehrere Renaissancehandschriften von Bedeutung: Die älteste dieser Codices, die Florentiner Hs. Bu, wurde von Francesco de Buiti im Jahre 1371 geschrieben,36 weiters sind vor allem zwei Hss. zu beachten, die von der Hand Poggios stammen: die Florentiner Hs. M aus dem Jahre 1403 und der Vaticanus Latinus, G, etwa 1433 geschrieben, dazu die wichtigste Hs. der sog. Itala recensio,37 der Escorialensis S, 38 dessen erste Hälfte etwa 1420 geschrieben sein dürfte, während die zweite Hälfte bekanntermaßen erst nach der Entdeckung des Codex Ursinianus (etwa 1433) hinzugefügt wurde.39 ___________________________
27 Wahrscheinlich könnte man mit Hilfe einer Infra-Rot-Kamera größere Fortschritte erzielen. 28 Diese geht bekanntlich auf die Erstausgabe zurück; vgl. S. 9. 29 Questa, Num. 23 ff., passim. Vgl. vor allem auch Tontini, Pres. und Bip. 30 Zu diesen vgl. besonders Chelius, Cod. 31 Zum Codex E vgl. Tontini, Cod. 63–88. 32 Chelius, Cod. 136, gibt ein etwas anderes Stemma, in dem der Ahnherr der Gallica recensio neben einer verlorenen Hs. steht, von der V und E abhängen. 33 Zu dieser Hs. jetzt N. Biondi, Il codice J e la Gallica recensio, in SU.B 78–79 (2008– 2009) 319–351. 34 Vgl. Questa, Ed. 68; Id. Tit. 13–56; diese Handschrift, die manchmal einen besseren Text bietet als J, ist vor allem dort von großem Wert, wo der Londinensis durch einen Brand beschädigt ist. 35 Questa, Ed. 28 f. 36 Vgl. zu dieser M. Maccaroni, Il codice Laur. Plut. 36.44, in SU.B 73–74 (2003–2004) 195–231. 37 Zur Itala recensio und zur Eliminierung des in den Apparaten überrepräsentierten Lipsiensis F, später auch des Vindobonensis W als codices descripti vgl. Cappelletto, Lect. 185 ff., und Tontini, Um. 57 ff. 38 Zu diesem vgl. Tontini, Esc. 33–62. 39 Eine Aufarbeitung aller Plautushandschriften erfolgt durch A. Tontini, die bereits zwei Bände veröffentlicht hat: Censimento critico dei manoscritti plautini, I: Biblioteca
II. Der Inhalt der Cistellaria
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II. Der Inhalt der Cistellaria Ein Bericht über den Inhalt dieses Dramas wird durch die Überlieferungssituation erschwert und muss daher teilweise hypothetisch bleiben: Nach Vers 229 bricht nämlich der erste Teil der mittelalterlichen Überlieferung ab; die anschließenden rund 600 Verse (also gut die Hälfte) des Dramas sind nur im ambrosianischen Palimpsest (und in der Sekundärüberlieferung) fragmentarisch erhalten, der Inhalt muss also über weite Strecken rekonstruiert werden, ehe mit v. 492 der modernen Zählung die ma. Überlieferung wieder einsetzt. Auf der Bühne sieht der Zuseher drei Häuser: das Miethaus des jungen Alcesimarchus (wo dieser mit Selenium lebt), das Haus des Demipho und seiner Frau Phanostrata und allem Anschein nach auch das Haus der Melaenis.40 Die Eingangsszene stellte für den antiken Zuschauer gewiss eine Überraschung dar: hier haben drei Frauen aus dem Hetärenmilieu gerade ihre Mahlzeit beendet (nach diesem Mahl heißt das griechische Original Synaristosai, „Frauen beim Lunch“) und befinden sich nun im Gespräch. Dabei tritt nach einigen freundlichen Wechselreden zwischen den Freundinnen und Hinweisen auf die trostlose Situation der Halbweltdamen das Schicksal der jungen Selenium ins Zentrum des Interesses. Nach einigem Zögern entschließt sich die junge Frau, ihre Situation darzulegen und ihre Bitte an ihre Freundin Gymnasium und deren Mutter, eine lena, vorzubringen: Seit einiger Zeit lebt sie mit der Erlaubnis ihrer Mutter mit einem jungen Mann aus gutem Hause zusammen; die beiden sind einander in herzlicher Zuneigung zugetan. Schon dadurch hebt sich Selenium von den beiden anderen Frauen, die Liebe einzig als Geschäft ansehen, entscheidend ab. Ja, dieser Alcesimarchus habe ihr sogar die Ehe versprochen, was zumindest vom attischen Recht ausdrücklich untersagt, nach römischem zumindest die Ausnahme war.41 Nun aber habe sein Vater beschlossen, ihn mit einer Verwandten aus Lemnos (die im Nachbarhaus, d. h. bei Demipho, wohne) zu verheiraten; den Sohn hatte er, um sich freie Hand zu verschaffen, für einige Tage aufs Land geschickt.42 Kaum habe ihre Mutter davon erfahren, habe sie Selenium zu sich zurück gerufen. Unter Tränen bittet Selenium die lena, ihre Tochter ein paar Tage im Haus des Alcesimarchus wohnen zu lassen, damit diese den Jungen von der Situation unterrichten und auch beruhigen könne. Die alte Kupplerin willigt ohne Begeisterung ___________________________
Apostolica Vaticana, in: Atti dell’Acc. dei Lincei, Ser. IX, 15, 4 (Roma 2002); II: Le biblioteche Italiane, in: Atti dell’Acc. dei Lincei, Ser. IX, 26, 1 (Roma 2010). 40 Zu diesem Problem vgl. S. 37 ff. 41 Vgl. Süss, Cist. 178; McC. Brown, Contesto 15 ff. 42 Wir erfahren dies erst später durch den Mund des Alcesimarchus: v. 225 ff. 230. 237 (es ist dort von sechs Tagen die Rede); hier wird dies nur indirekt in v. 107 ff. angedeutet; man beachte auch das triduum, welches Gymnasium auf den Jungen warten soll (v. 104 ff.).
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A. Einleitung
ein, 43 und Selenium verlässt weinend die Bühne. 44 Alleine zurückgeblieben (Gymnasium geht ins Bühnenhaus des Alcesimarchus ab), unterrichtet die Alte in einem Monolog, der deutliche Züge einer Prologrede trägt, die Zuseher über das Schicksal Seleniums, soweit sie darüber Bescheid weiß: Sie selbst habe einst das ausgesetzte Mädchen aufgenommen und ihrer Freundin Melaenis übergeben, die das Kind als das eigene ausgab: Sie wollte, so sagt sie, einen fremden Mann mit diesem Baby unter Druck setzen, von dem sie es angeblich empfangen hatte.45 Davon wüssten nur sie beide – und die Zuseher. Nach dem Abgang der Alten tritt der eigentliche Prologsprecher, der Gott Auxilium, auf und berichtet nach einigen abfälligen Worten über die Geschwätzigkeit der Alten die weitere Vorgeschichte, in die nur ein „Höheres Wesen“ Einblick haben kann: Selenium sei die Frucht einer Vergewaltigung, die ein lemnischer Kaufmann (Demipho, können wir ergänzen) an einer Sikyonierin (Phanostrata gemäß den Szenentiteln46) begangen habe. Da sich der Übeltäter davongemacht hatte, ließ die junge Frau das Mädchen von einem treuen Sklaven aussetzen; dieser legte sich zum Glück auf die Lauer und bekam mit, wer die Kleine (und die Erkennungsgegenstände 47) aufnahm, ja gemäß dem überlieferten Text sogar, in welches Haus sie das Kind brachte.48 Die lena gab das Kind an Melaenis49 weiter, welche das Kind bene et pudice erzog (v. 173), dies eine wichtige Voraussetzung für die legale Heirat nach der Anagnorisis. 50 Der Lemnier heiratete währenddessen eine Verwandte auf Lemnos, die ihm eine Tochter gebar.51 Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin kam dieser Demipho nach Sikyon und heiratete hier ausgerechnet das Opfer seiner Schandtat. Und die Frau berichtet ihm, sie habe die Frucht jener Gewalttat (iniuria) aussetzen lassen. Der Sklave, der das Mädchen ausgesetzt hatte, sei nun, so der Prologos, mit einschlägigen Recherchen beauftragt worden.52 Ganz kurz wiederholt der Gott das schon Bekannte: Ein junger Mann, der noch unter der Kuratel seines Vaters steht, verliebt sich in das Mädchen, doch ist das Glück ___________________________
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Sie befürchtet entscheidende Verdienstausfälle: v. 106. Vgl. v. 123. 192. Zur Inszenierung vgl. S. 37 ff. Vgl. die Handlung des Truculentus. Vgl. S. 36; zu v. 544. Von diesen erfahren wir aber erst viel später: v. 635; jene cistella spielt im zweiten Teil des Dramas eine entscheidende Rolle. V. 168 f.; die Verse sind vielleicht interpoliert (oder von Plautus eingefügt), da die Auffindung der lena auf diese Weise gar zu einfach würde. Andrerseits könnte v. 579 einen rudimentären Hinweis auf einen Auslandsaufenthalt der Melaenis enthalten, deren Spur sich dadurch verloren hätte: Süss, Nochmals 126. Nur ihr Name wird im Prolog genannt, sonst nur die Rollen. Sie ist also eine Schlüsselperson des Dramas. Vgl. S. 21. Sie ist die projektierte Braut des Alcesimarchus und Halbschwester Seleniums; sie muss jedenfalls in der Exodos zurücktreten. Seit wann der Sklave in dieser Mission unterwegs ist, wird bei Plautus nicht klar (zu Menander vgl. S. 26).
II. Der Inhalt der Cistellaria
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nur von kurzer Dauer: Der Vater will den Jungen verheiraten, und Melaenis beordert das Mädchen zurück. Mit einer patriotischen Pose – die Römer mögen für den Sieg über die Punier sorgen – geht die Gottheit ab.53 Alcesimarchus tritt nun auf und singt ein pathetisches Canticum über die Qualen der Liebe: Er sei von seinen Gefühlen hin und her gerissen. Sein Vater habe ihn ganze sechs Tage auf dem Lande festgehalten und so von seiner Freundin getrennt; damit bricht der erste Teil der mittelalterlichen Überlieferung ab. Über den genauen Wissensstand des Jungen in dieser Szene sind wir nicht informiert, nicht einmal ob er schon von dem Heiratsprojekt weiß (was wahrscheinlich ist: vgl. v. 254), und erst recht nicht, ob er schon den Weggang der Geliebten erfahren hat (was bei dem Stand der Handlung sehr unwahrscheinlich ist).54 Bis zur nächsten, nur im Palimpsest erhaltenen Szene fehlen etwa 100 Verse.55 Jetzt befindet sich neben dem jungen Mann ein Sklave auf der Bühne, der – dies ein Topos der Komödie56 – den Auftrag erhält, den Herrn wegen seines Versagens gegenüber der Geliebten aufs ärgste zu beschimpfen. Aus v. 237, wenn richtig rekonstruiert, kann man den Wissensstand ersehen: Alcesimarchus bezieht sich auf seinen mehrtägigen Landaufenthalt und die damit verbundene Trennung von der Geliebten, nicht jedoch auf deren Weggang wegen des Hochzeitsprojektes. In die genannte Lücke fällt der Schluss des Canticums des Alcesimarchus und der Auftritt des Sklaven, wie auch immer dieser motiviert war.57 An sich würde man in dieser großen Lücke eine weitere Szene ansetzen, ohne dass sich für diese ein plausibler Vorschlag gefunden hätte.58 Es scheint so, als wäre das Canticum viel weiter ausgedehnt worden (z. B. mit einer Retrospektive auf das Liebesglück des Sängers); es wäre ansonsten für den ersten Auftritt des männlichen Protagonisten reichlich knapp. Das Gespräch mit dem Sklaven, das mit der makabren Aufforderung, sich zur Sühne aufzuhängen, einen ersten Höhepunkt erreicht,59 geht auf der anschließenden stark zerstörten Seite weiter, an deren En___________________________
53 Ein Hinweis auf die Hilfe, die der Gott dem Mädchen angedeihen lassen will, ist für Menander anzunehmen (vgl. S. 25 f.). 54 Vgl. Süss, Cist. 169. Webster, Stud. 93, betont, dass sich Alcesimarchus möglicherweise dazu aufgerafft hat, Selenium zu informieren, dies jedoch durch den Handlungsverlauf bereits überholt ist. 55 V. 231 f. sind gewiss hier einzufügen, vielleicht unmittelbar vor v. 233: vgl. Süss, Nochmals 108 (mit A. Thierfelder). 56 Vgl. Poen. 135 ff. und 308 ff.; Süss, Nochmals 109 ff. 57 War er seinem Herrn (vom Lande her) gefolgt, oder kam er etwa aus dem Haus des Alcesimarchus? 58 Studemund, Herst. 423, meint, hier könnte z. B. der atriensis des Hauses seinen Herrn (noch lückenhaft) über den Abgang Seleniums informiert haben; doch gibt das Erhaltene keinen Hinweis darauf; vgl. auch Webster, Stud. 93. 59 V. 250; vgl. im Poenulus v. 309 abi domum ac suspende te (Sprecher ist dort freilich der Herr); das Motiv findet im Selbstmordversuch des Jungen (v. 639 ff.), aufrichtig oder fiktiv, seinen abschließenden Höhepunkt.
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A. Einleitung
de ein Szenenwechsel indiziert ist.60 Vers 254 impliziert, falls dare (dari) iussit pater richtig gelesen / ergänzt ist, den Hinweis auf die Braut, welche ihm der Vater zugedacht hat. Von der folgenden Szene zwischen Alcesimarchus (+ Diener) und Gymnasium fehlen eingangs 2 ganze Blätter (d. i. etwas mehr als 70 Verse, falls es sich durchwegs um Senare handelt).61 Das Erhaltene (v. 267 ff.), ebenfalls noch sehr bruchstückhaft, scheint vorerst einen eher scherzhaft gemeinten Rat Gymnasiums enthalten zu haben, wie sich Alcesimarchus von seiner Leidenschaft befreien könne: Es würde genügen, die Liebenden mehrere Tage und Nächte zusammenzusperren, um sie (durch Übersättigung?) von der Leidenschaft zu heilen. Wie sich dies in den Kontext – Gymnasium informiert den Jungen über den Befehl der Melaenis und den Weggang des Mädchens – einordnen lässt, bleibt angesichts der Lücken in der Überlieferung unsicher.62 Alcesimarchus reagiert jedenfalls auf diese oberflächliche Art, sich mit seiner Liebe auseinanderzusetzen, mit einer „Wahnsinnsszene“ (v. 283 ff.) und verlangt von seinem Sklaven eine Rüstung und größere Equipage für einen Kriegseinsatz.63 Der Sklave bringt seinen Herrn rasch zur Besinnung, Gymnasium aber ist von diesem Ausbruch der Leidenschaft doch beeindruckt und gibt ihm nun den Rat, sich an Melaenis zu wenden und sie um Vergebung anzuflehen. Mit der Entscheidung des Alcesimarchus, diesem Rat Folge zu leisten, endet diese gut erhaltene Textpassage (v. 304). Das Ende der Szene fällt jedenfalls wieder in eine Lücke von zwei Blättern (d. h. von etwa 70 Versen), in welcher der Abgang des Alcesimarchus (nach außen) und der Gymnasium (zurück in sein Haus) erfolgt sein muss, dazu noch der Auftrittsmonolog seines Vaters. Angesichts des Abganges des Jungen nach außen vermissen wir die Motivierung, warum er nicht sofort bei Melaenis anklopft, die bei Plautus allem Anschein nach auf der Bühne wohnt; 64 Plautus wird freilich um eine plausible Begründung (z. B. Beratung mit Freunden; Einstudieren seiner Rede, mit der er Melaenis umzustimmen gedenkt) nicht verlegen gewesen sein.65 ___________________________
60 Reste der Szenenüberschrift im Palimpsest legen den Auftritt Gymnasiums nahe. 61 Studemund, Herst. 428 f., nimmt als Gesprächspartner einen amicus seines Vaters an, ebenso Schoell in seiner Edition. 62 Süss, Nochmals 118, betont an sich richtig, dass man als „Heilmittel“ eher eine Trennung der Liebenden zu erwarten hätte. 63 Dies ist ebenfalls ein ganz gängiges Komödienmotiv, das uns etwa aus dem Mercator und aus der Samia Menanders bekannt ist: In beiden Fällen wird die an sich drohende Geste (vgl. auch den Hautontimorumenos des Terenz) eher in spielerischer Weise eingeführt, also quasi zitiert. Dass der Junge einen Angriff auf das Haus der Geliebten erwägen würde, ist aus dem Text jedenfalls nicht zu ersehen (solches erwägt Polemon in Menanders Perikeiromene; das versuchen auch die Soldaten im Eunuchus des Terenz). 64 Plautus dürfte hier ändernd eingegriffen haben: vgl. S. 37 ff. 65 Besonders beachtenswert ist der Vorschlag Woyteks, Probl. 114 f., der einen Bittgang des Jungen zu seinem Vater als die wahrscheinlichste Variante ansieht.
II. Der Inhalt der Cistellaria
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In der nächsten uns kenntlichen Szene ist der Vater des Jungen bereits auf der Bühne und hat seinen (nicht erhaltenen) Monolog gesprochen, in dem er seiner Absicht Ausdruck verleiht: 66 Er ist gekommen, um die junge Geliebte seines Sohnes zum Verzicht zu bewegen.67 Mit Wohlgefallen sieht er, wie eine junge Frau aus dem Hause des Alcesimarchus tritt (v. 306 ff.), und er kommentiert ihre Worte. Klarerweise nimmt er an, dass es sich um die Geliebte seines Sohnes handelt, steht sie doch vor dem von diesem gemieteten Haus (v. 316 ff.).68 Obwohl der Alte von ihrem Liebreiz berührt ist, spricht er sie rüde an (v. 321) und erlebt eine ebenso rüde Abfuhr (zu lesen ist in v. 322 nur mehr vapulabis). In dem arg zerstörten Text lässt sich ein Fragment einfügen,69 das auf die Absicht des Mädchens hindeutet, sich zurückzuziehen: sie habe eine solche Behandlung nicht nötig; letztlich führt sie das Gespräch aber – aus welchem Grund auch immer – doch weiter. Nach einigem Hin und Her – der Inhalt ist für uns bis v. 362 wegen der Lückenhaftigkeit des Palimpsests nicht auszumachen – scheint Gymnasium bereits erkannt zu haben, dass der Mann sie mit der Freundin verwechselt. Als der Alte sie direkt auf ihren verderblichen Einfluss auf seinen Sohn anspricht (v. 363 ff.), beschließt sie ihn zum Narren zu halten und die Rolle Seleniums zu spielen (v. 366 f.). Der Alte scheint sich selbst als Ersatz für seinen Sohn angeboten zu haben, erfährt aber eine Abfuhr (v. 372). In seiner eigentlichen Mission, der Beseitigung des Hemmnisses für die von ihm projektierte Hochzeit, hat der Alte – der traditionelle Widersacher des Liebespaares – gründlich Schiffbruch erlitten, ja sich als senex amator, eine in der Komödie des Plautus geläufige, negative Figur,70 präsentiert. Der Schluss dieser Szene und der anschließende Auftritt der lena, welche ihre Tochter wieder abholt, weil ja der Junge schon zurückgekehrt ist,71 ist wieder in einer großen Lücke verschwunden. Es dürfte zu einer Konfrontation der lena mit dem Alten gekommen sein, der vermutlich über seinen Irrtum bezüglich der Identität des Mädchens aufgeklärt wurde und sich vielleicht neuerlich als Interessenten ins Spiel gebracht hat. 72 Insgesamt scheint es jedenfalls, dass die Frauen den Mann relativ rasch abgefer___________________________
66 Es kommt auch ein kleines Canticum in Frage. Bei Plautus scheint der senex anonym geblieben zu sein. 67 Vers 305 könnte gut in diesen Kontext passen: (illa mulier) prohibet divitiis maximis, dote altili atque opima. 68 Gymnasium leistet diesem Irrtum mit der zweideutigen Aussage des Verses 309 f. Vorschub. 69 V. 330 f. 70 Vgl. die Alten in Casina, Mercator und Asinaria. 71 Eine exakte Motivierung erscheint gar nicht vonnöten; so etwas wurde einfach überspielt. Doch könnte als Motiv auch ein besonders glänzendes Angebot von anderer Seite gedient haben, welches die Alte an ihrem Versprechen irre werden ließ (Süss, Cist. 171). 72 Süss, Nochmals 122, erwägt sogar, die lena könnte dem Alten eine Summe für den sofortigen Verzicht ihrer Tochter auf Alcesimarchus abgenommen haben.
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tigt haben und dann noch kurz ins Haus gegangen sind. Jedenfalls fügen sich die Verse 373–376, die nur sekundär überliefert sind, in diesen Szenenschluss, der wohl von den beiden Seiten des verlorenen 243. Blattes des antiken Codex abgedeckt wurde (= etwa 35 Verse). Während die beiden Frauen nun im Haus weilen, tritt allem Anschein nach der Sklave Lampadio auf, der von seiner Suche nach der verlorenen Tochter seiner Herrschaft nach Hause zurückkehrt.73 V. 381 (sekundär überliefert) gehört wohl seinem Auftrittsmonolog an, in dem er sich – nicht zu Unrecht – als servus frugi vorgestellt haben dürfte. Lampadio, der die Spur der lena verloren hatte, hat allem Anschein nach einen Besuch unzähliger Bordelle absolviert, um nach der Herrentochter zu forschen.74 Und er scheint in dieser Passage seine Erlebnisse in schaurigsten Farben zu schildern. Hier sind, wenn nicht alles täuscht, die Verse 383 f. und 405–408 einzuordnen. Wie seine Rede verlief, und wie sein weiteres Verhalten war (vermutlich steht er, als die beiden wieder auftreten, in einer Lauscherposition auf der Seite), lässt sich nicht mehr mit Sicherheit ausmachen. Mit v. 382 könnte er jedoch das Auftreten der Frauen angekündigt haben (ita mustulentus aestus nares attigit).75 Die Verse 378–380 gehören jedenfalls zum Abgang der Frauen: Die lena kann ihre Tochter nicht schnell genug zurück zur „Arbeit“ bringen. Doch will es nicht gelingen, die Verse in den betreffenden Seiten des Palimpsests, die dafür vor allem in Frage kommen,76 unterzubringen. Gehören diese typischen Abgangsverse vor v. 390, wird die Distanz zwischen dem Abgang der Frauen und dem des sie verfolgenden Lampadio (v. 427) unrealistisch lang. Vor allem scheint illae (v. 423) auf Frauen hinzuweisen, die schon abgegangen oder zumindest einigermaßen entfernt sind. Letztlich hat Lampadio jedenfalls die aus dem Haus tretende lena mit jener Frau identifiziert, die das Kind einst aufgenommen hat (v. 424 haec sustulit),77 und er macht sich an die Verfolgung (v. 427 um loquor).78 Insgesamt bleibt es eher unwahrscheinlich, dass es bereits hier zu einem Gespräch zwischen dem Sklaven und den Frauen kam (vgl. aber v. 390 ff. und vor allem v. 394 loquela … qui teris). Die Verse, die dies nahe legen könnten, wird man eher der lebhaften Erzählung Lampadios von seiner Tour durch die Bordelle zuweisen, die ohne weiteres direkte ___________________________
73 Wir befinden uns hier wohl am Anfang von Folium 244, dessen Vorderseite völlig zerstört ist. 74 Vgl. Süss, Nochmals 125 ff.; ähnlich sucht Hanno im Poenulus nach seinen Töchtern (v. 104 ff.). 75 Die Alte hatte sich in der Eingangsszene (v. 18) und im Monolog (v. 122. 127) als trunksüchtig vorgestellt. 76 Fol. 244 verso und 245 recto, an sich sehr bruchstückhaft überliefert, kommen aufgrund der hier sichtbaren Reste dafür nicht in Frage. 77 Vgl. Studemund, Herst. 433; Süss, Cist. 172; s. besonders v. 546 f. hinc ex hisce aedibus paulo prius / videi exeuntem mulierem. 78 Süss, Nochmals 127.
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Reden mit eingeschlossen haben kann.79 Manche Äußerungen des Sklaven (vor allem v. 405–408) könnten sich auch auf die beiden Halbweltdamen auf der Bühne beziehen (vgl. v. 382–384); doch bleibt es, wie schon gesagt, wahrscheinlicher, dass die krassen Ausdrücke über die verkommenen Prostituierten eine Milieuschilderung darstellen und in seinen umfangreichen Auftrittsmonolog gehören. Lampadio geht also mit v. 427 ab. Die folgende Seite ist in der Hs. völlig zerstört, und es fehlt ein weiteres Blatt (insgesamt also wohl mehr als 50 Verse). Hier muss Alcesimarchus aufgetreten sein und sich in einem Monolog (vielleicht auch einem Gesangsstück80) überlegt haben, wie er das Herz der Melaenis erweichen könnte. Der von jetzt an (v. 449 ff.) durchwegs greifbare, wenn auch anfänglich noch recht lückenhafte Text81 zeigt ihn zuerst mit seiner Angebeteten und deren Mutter konfrontiert (bis v. 464), ehe sich Selenium ins Haus zurückzieht, ohne dem Jungen einen deutlichen Hinweis ihrer Zuneigung gegeben zu haben. Alcesimarchus spricht in der anschließenden entscheidenden Auseinandersetzung mit Melaenis neuerlich von einem Eid (dabo ius iurandum, v. 470 f.) und von Wiedergutmachung (supplicium, v. 477), und er spricht auch jetzt ausdrücklich von Ehe (illam ducam uxorem, v. 485); zudem weist er auf seine Geschenke an Selenium hin, die ihm ein Anrecht gäben, wie er meint,82 während sich Melaenis wohl speziell dadurch provoziert fühlt 83 und gegenüber allen Schwüren und Drohungen hart bleibt, bis der Junge wütend ins Haus stürzt. In ihrem anschließenden Monolog zeigt sich die Frau doch besorgt und erwägt kurz die Möglichkeit einer Rückkehr der Tochter (v. 528–530) zu dem jungen Mann, den sie aber doch als zu unzuverlässig einstuft. Ehe sie dem Jungen folgen kann, um ihn zu beruhigen (v. 531 sed tamen ibo et persequar, amens ne quid faciat),84 sieht sie Lampadio heranstürmen und versteckt sich bei ihrem Haus. Der Sklave beginnt mit einem kurzen Monolog über seinen Erfolg bei der lena, die er mit einem Fässchen Wein umgestimmt habe (v. 541 f.); dann berichtet er seiner Herrin, die aus dem Hause tritt, wie er die Frau erkannt und mit seinen Beobachtungen beim Hippodrom85 konfrontiert habe. Melaenis reagiert (a parte stehend) mit entsetzten Worten. Als er bei der alten lena nichts erreichte, habe er sich an die Tochter gewandt (die er natürlich für Selenium hielt) und habe sie mit der Schilderung einer rosigen Zukunft im Kreise einer reichen Familie zu gewinnen versucht (ein Teil dieses Berichtes ist in einer längeren Lücke verschwunden). Da ___________________________
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Auch sein Bericht an die Herrin ist von direkten Reden durchzogen: v. 556 ff. Wie es die Verse 449 ff. nahe legen, wo alle drei Personen singen. Mit v. 492 setzen die mittelalterlichen Handschriften wieder ein. Süss, Cist. 177, erwägt, es könne hier von Hochzeitsvorbereitungen die Rede sein (vgl. Men. Synar. fr. 340 K-A.), welche Melaenis nicht zur Kenntnis nehmen wolle. 83 V. 492 fällt das im Kontext unklare, jedenfalls aber negativ besetzte Wort facetus mit Bezug auf Alcesimarchus (vgl. ad loc.). 84 Der Text ist hier vielleicht korrupt; vgl. ad loc. 85 So wird jetzt der Ort der Aussetzung angegeben (v. 124 nennt ein angiportum).
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A. Einleitung
schwört die Alte feierlich, dass Gymnasium ihre leibliche Tochter sei, und verrät notgedrungen den Namen der Frau, der sie das Mädchen gegeben habe. Nach weiteren Repressalien verspricht sie, ihn zu dieser zu führen; zuerst müsse sie dies aber noch mit einer Freundin (natürlich Melaenis!) besprechen. Melaenis nimmt nun klarerweise an, dass die Enthüllung unmittelbar bevorstehe. Ehe der Sklave wieder zu lena eilen kann, bittet sie ihn um die Auskunft, welche Tochter sie denn da suchten. Er antwortet mit einem Rätsel (non ex uxore natam uxoris filiam, v. 604). Auch sein zweiter Hinweis, es handle sich um ein Kind ex priore muliere (v. 605), ist missverständlich, weil Melaenis dies natürlich auf die erste Ehe des Demipho bezieht, während der Sklave von der Vergewaltigung spricht. Doch dann lüftet Lampadio, wütend über die Hartnäckigkeit der Frau, das Rätsel, wie die zweite Ehefrau doch die erste Frau des Demipho gewesen sein kann, und Melaenis entlässt den Sklaven völlig konsterniert. Sander, Kom. 164 ff., betont richtig die dramatische Bedeutung der Information, die Melaenis in der Szene v. 536 ff. erhält. Melaenis hat nun die volle Situationskenntnis, ist aber trotz dieses überlegenen Wissens 86 letztlich ratlos. Notgedrungen entschließt sie sich zur Rückgabe Seleniums an ihre leiblichen Eltern (v. 626 ff.); dass die alte lena87 entgegen ihrer Erwartung dann dichthält, spielt für die Handlung keine Rolle mehr und ist von den Ereignissen überholt. Melaenis erklärt Selenium die Situation und befiehlt ihrer Dienerin Halisca, der sie auch das Kästchen (cistella) mit den crepundia (den Beigaben des Babys)88 übergibt, bei Demipho anzuklopfen. Da erscheint Alcesimarchus vor seinem Haus, um sich mit dem Schwert zu entleiben. Selenium stürzt auf ihn zu und wird postwendend ins Haus entführt. Melaenis vermutet zwar, dass der Selbstmord nur fingiert war, kann ihnen aber nur resigniert ins Haus folgen. Sie will natürlich den Jungen auch über die neue Entwicklung informieren und auf diese Weise friedlich stimmen. Das Kästchen, das Halisca in der Eile abgestellt hat, bleibt herrenlos auf der Bühne zurück.89 Lampadio tritt wieder auf und verflucht die Alte, die jetzt plötzlich alles leugnet (und ihn natürlich auch nicht zu Melaenis führt). Da sieht er das Kästchen liegen. Seine Herrin tritt hinzu und fragt ihn nach seinem Erfolg bei der Alten. Ehe er seinen Bericht wirklich anbringen kann, schreit Phanostrata auf, weil sie das Kästchen erkannt hat. Die erste Anagnorisishandlung, die durch die Leugnung der Alten bedroht war (doch ist Alcesimarchus jetzt bereits im Bilde!), wird hinfällig; jetzt geht es nur mehr um die Identifikation des Besitzers des Kästchens. Und schon tritt die Sklavin Halisca auf, welche die cistella im Trubel der ___________________________
86 Phanostrata und Lampadio hingegen wissen über den Namen Melaenis Bescheid, wähnen sie aber weit weg. 87 Diese bleibt im hinterbühnischen Raum; ihre Suche nach Melaenis (vgl. v. 585 ff.) geht bei Plautus ins Leere. 88 Von dieser cistella war bisher nicht die Rede. Solche Requisiten tauchen auch bei Menander (z. B. in der Perikeiromene) oder anderen (bei Alexis, gefolgt von Plautus im Poenulus) erst dann auf, wenn sie benötigt werden. 89 Dies ist ein singulärer Handlungszug: vgl. Marshall, Stage 165 f.
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Ereignisse verloren hat, und singt – in literarischer Anspielung an die „Spürhunde“ des Sophokles 90 – ein umfangreiches und kunstvoll stilisiertes Lied der Angst vor den Konsequenzen ihrer Nachlässigkeit: Das Kästchen müsste ja hier liegen, hätte es nicht jemand entwendet. In einer metatheatralischen Apostrophe ruft sie sogar die Zuseher um Hilfe an (v. 678 f.). Die beiden Lauscher – Phanostrata und der Sklave – erkennen, dass diese Frau das Kästchen verloren hat und rufen sie herbei. Nach einigem Hin und Her – Plautus hat die Situation zu einigen skurrilen Sequenzen genützt91 – hört Halisca endlich, dass sie das Kästchen haben; zudem sei es in die richtigen Hände gekommen (v. 745 f.): Phanostrata ist die Mutter des Mädchens, dem einst diese crepundia mitgegeben wurden.92 Damit ist Selenium endgültig als die Tochter Phanostratas und Demiphos identifiziert. Alle gehen ins Haus ab, um die Zusammenführung der Familie zu vollenden. Lampadio sieht seinen Herrn kommen und berichtet ihm von dem glücklichen Ereignis. Mit Demipho ist die Familie vollständig. Näheres über die Zukunft erfährt man nicht mehr, alles werde im hinterbühnischen Bereich zu Ende geführt, heißt es seitens der caterva, der Schauspielertruppe. Die Erreichung des logischen Zieles, der Verheiratung von Selenium mit Alcesimarchus – ihre Halbschwester muss jedenfalls zurücktreten,93 – wird im Drama nicht mehr ausgespielt, wohl aber vorausgesetzt. 94 Starke plautinische Kürzungen haben zu diesem abrupten Ende geführt.
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90 Cf. Süss, Cist. 183. Die Suchszene basiert letztlich gewiss auf Menander, dessen in Trimetern gehaltene Informationen in die Gesangspartie integriert wurden; ganz anders jetzt Stürner, Mon. 198 ff. 91 Auch eine längere Interpolation (v. 708–722) kann hier identifiziert werden (vgl. ad loc.). 92 Halisca verwendet, gleichsam respondierend, die identischen Worte: die Tochter ihrer Herrin habe die crepundia getragen; ebenso dann gleich Lampadio in einer spitzfindigen Kritik ihrer Worte. 93 Ähnlich ist die Situation z. B. in der Andria und im Phormio des Terenz. 94 Der Verfasser des Argumentum hat diesen logischen Schluss ergänzt; doch bleibt auch er mit possidet recht vage.
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III. Zum griechischen Vorbild der Cistellaria Als Vorbild der Cistellaria hatte bereits B. Prehn95 die Synaristosai Menanders vermutet,96 und der Hinweis B. Bischoffs auf ein Cistellaria-Zitat in einer Bamberger Chalcidius-Handschrift97 hatte Eduard Fraenkel die endgültige Identifizierung ermöglicht.98 Die Rekonstruktion der Szenenfolge des griechischen Vorbildes gestaltet sich aber als besonders kompliziert, weil von den Synaristosai nur einige sichere und wenige fragliche Fragmente zur Verfügung stehen, 99 zudem mittlerweile vier Mosaike, welche allem Anschein nach die Eingangsszenerie jenes Dramas zur Darstellung bringen. Dazu kommt die fragmentarische Erhaltung der Cistellaria, die ihrerseits die wichtigste Grundlage für die Rekonstruktion der Synaristosai darstellt. Die Forschung hat größtenteils angenommen, dass der Ablauf der Szenen in der Cistellaria im Wesentlichen dem Handlungsgang ihres Vorbildes entspricht, wenn man vom stark verkürzten Schluss einmal absieht. Aufgrund diverser Anstöße in der Handlung haben jedoch W. E. J. Kuiper100 und zuletzt E. Lefèvre101 weit substantiellere Änderungen seitens des Sarsinaten angenommen. Doch kann das Szenario, das Lefèvre, Cist. 67 f., entwirft, nicht wirklich überzeugen. Trotz vieler wertvoller Beiträge der beiden genannten Autoren ziehe ich daher die traditionelle Sicht von einer mehr die Oberfläche als die Grundstruktur betreffenden Umgestaltung seitens des Plautus vor. Zwei wichtige Änderungen liegen, wenn ich dies richtig sehe, im plautinischen Drama vor: Die Synaristosai spielten wahrscheinlich nicht in Sikyon, sondern in Athen, wie schon Kuiper vermutet hatte und neuerdings P. McC. Brown ausführlich dargelegt hat.102 Zudem dürften, wie vor allem E. Woytek überzeugend argumentiert,103 bei Plautus drei Bühnenhäuser anzunehmen sein, während ___________________________
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B. Prehn, Quaestiones Plautinae, Diss. Breslau 1916, 10, Anm. 1. Ebenso J. W. Bierma, Mnemosyne 53 (1925) 309 ff. Bischoff, Fest.; der Schreiber jenes Briefes entnahm die Wendung Habitet Plautus in sinaristosis sine extortis talis (vgl. Cist. 408) wohl einem noch vollständigeren Festusexemplar, wobei er in witziger Weise cum durch sine ersetzte: vgl. Süss, Nochmals 98; jetzt vor allem A. Aragosti, Frammenti plautini nella tradizione di Calcidio, in: Atti del convegno. Aspetti della scuola nel mondo romano, Pisa 5–6 dic. 2006, Supplementi di Lexis 51 [Amsterdam 2008] 253–288. Fraenkel, Orig. Arnott, Menander III, p. 323–361 = fr. 335–344 K-A. Kuiper, Orig. 167–203. Lefèvre, Cist. 51 ff. Kuiper, Orig. 177 ff.; McC. Brown, Contesto 13 ff. (vor allem 27 ff.), mit einer ausführlichen Analyse der gesetzmäßigen Implikationen der attischen (griechischen) Ehegesetze. Woytek, Probl. 110 ff.
III. Zum griechischen Vorbild der Cistellaria
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für Menander mit zwei Häusern zu rechnen ist,104 dem des Alcesimarchus (mit Plangon / Selenium) und dem des Demipho (mit Phanostrata).105 Dieses Problem wird eigens zu besprechen sein.106 Die Eingangsszene des Dramas ist durch die vier jetzt vorliegenden Mosaikdarstellungen auch für Menander bezeugt.107 Auch hier finden wir drei Frauen, die durch die Beischriften im Mytilene-Mosaik als Philainis (die lena),108 Plangon (= Selenium) und Pythias (= Gymnasium) festgelegt sind. Auf dem DaphneMosaik erscheinen drei Dienerinnen, auf dem in Zeugma zwei (kleiner gestaltete) Mädchen, während bei Dioskurides und im Haus von Mytilene jeweils ein(e) Diener(in) zu sehen oder zu erahnen ist. Auf dem Zeugma-Mosaik sind zudem drei Bühnentore dargestellt (obwohl in den Synaristosai nach gängiger Ansicht nur zwei in Gebrauch waren109). Die Anordnung der Hauptfiguren ist auf den Mosaiken unterschiedlich: Philainis sitzt bei Dioskurides und in Zeugma rechts vom Zuschauer, in Mytilene und Daphne hingegen links; Plangon / Selenium ist stets im Zentrum platziert. Eine gemeinsame Vorlage oder gar eine spezielle Aufführung als Quelle dieser vier Darstellungen ist aber ohnehin wenig glaubhaft. Auffällig ist in Daphne vor allem auch die dritte Dienerin, die ein Kästchen präsentiert.110 Das ἄριστον scheint eingangs im Wesentlichen beendet zu sein, es wird aber noch getrunken: zumindest wird Philainis bei Dioskurides und auf den Mosaiken von Mytilene und Daphne mit einem großen Trinkgefäß dargestellt, das zu ihrer Rolle auch in der Cistellaria passt.111 Alle Mosaike weisen einen Esstisch auf; das gesamte Arrangement spricht für eine Innenszene, die nach Gutzwiller, Mosaics, für die Verwendung des Ekkyklema in den Synaristosai spricht.112 Nach allgemeiner Ansicht entspricht die lange Eingangsszene unseres Dramas im We___________________________
104 Dazu vgl. Lowe, Dram. 92 ff. 105 Wie in derartigen Rekonstruktionen üblich, werden hier die lateinischen Namen stellvertretend verwendet; die bei Plautus anonyme lena heißt bei Menander Philainis. 106 Zur Szenerie vgl. S. 37 ff. 107 Vgl. L. Kahil, Remarques sur l’iconographie de Ménandre, in: Ménandre, Entret. 16 (1970) 231–251, für die Darstellungen auf dem Neapeler Mosaik des Dioskurides und im Haus von Mytilene (vgl. besonders auch S. Charitonidis-L. Kahil-R. Ginouvès, Les mosaïques de la maison du Ménandre a Mytilene, Antike Kunst, Beiheft 6, Bern 1970, Tab. 5); Arnott, Mosaic 399–405, für das Zeugma-Mosaik; zum neugefundenen Daphne-Mosaik vgl. Gutzwiller, Mosaics (im Erscheinen). 108 Bei Plautus bleibt die lena namenlos. 109 Vgl. z. B. Lowe, Dram. 90; bei Menander gibt es keinen sicheren Beleg für ein drittes Bühnenhaus (wohl aber für zwei Häuser mit einem Heiligtum wie im Dyskolos). 110 Mit dem Schmuck Plangons (vgl. v. 93)? Zu all den Fragen ausführlich K. Gutzwiller, Mosaics, vor allem auch zu den reichen Accessoires auf dem Daphne-Mosaik. 111 Vgl. Cist. 18; Synar. fr. 335 K-A.; das Gefäß fehlt auf dem Zeugma-Mosaik. 112 Vgl. den Eingang des Stichus und seines Originals (dessen Prologos ebenfalls auf den Daphne-Mosaiken abgebildet ist; vgl. Gutzwiller, Mosaics).
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A. Einleitung
sentlichen dem griechischen Vorbild, wobei es natürlich zu einer deutlichen Modifikation u. a. durch die Umgestaltung der menandrischen Trimeterszene in ein Canticum gekommen sein muss.113 Blänsdorf betont richtig, dass auch bei Menander mit der Dreiheit konventionelles Geplauder – (halbfreiwillige) Aufdeckung des Seelenzustandes Seleniums – abschließende Bitte, das Haus zu hüten, gerechnet werden muss. Drei Fragmente der Synaristosai lassen sich hier mit relativer Sicherheit einordnen: Fr. 335 K-A. (= Synar. fr. 4 Arnott) passt mit seinem Hinweis auf die Trunksucht einer Person gut zu Cist. 18. Fr. 337 K-A. (= Synar. fr. 1 Arnott) wird fast allgemein 114 mit Seleniums Bericht über den Beginn ihres Verhältnisses mit Alcesimarchus in Verbindung gebracht; weniger sicher erscheint die Verbindung von Fragment 343 K-A. (= 389 K-Th.) ὡς ἀεὶ στριφνὰς ἐσομένας καὶ νέας, ταλάντατος mit Cist. 48 numquam hac aetate fies, 115 da zum einen ein Mann angesprochen sein dürfte, zum anderen das Fragment allgemeiner gehalten ist als bei Plautus. Arnott 116 bringt weiters mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Papyrusfragment (Pap. Heid. 175 H) mit den Versen 95–103 in Verbindung:117 Hier ist von einer Lemnierin die Rede,118 von einem benachbarten alten Mann (ihrem Vater wie in unserem Drama?) sowie von der Verhinderung einer Heirat.119 Allenfalls könnte das Drama mit fr. adesp. 479 K-A. (= Synar. fr. dub. 11 Arnott) begonnen haben: μὲν ἠρίστησα, νὴ τὴν Ἄρτεμιν, μαλ᾽ ἡδέως. Bei Plautus wäre dieses Thema dann erst v. 10 f. aufgenommen worden: ita in prandio nos lepide ac nitide / accepisti apud te etc. Für eine Scheidung von menandrischem und plautinischem Gut verweise ich auf die schon zitierte Arbeit Blänsdorfs,121 der die Nuancen der menandrischen Gesprächsführung zu rekonstruieren versucht. Das Ethos der jungen Plangon / Selenium, das sich in ihren Worten und ihrem Verhalten manifestiert, ist allem Anschein nach in direktem Anschluss an Menander gestaltet. Ein wesentliches Detail in der Handlung der plautinischen Komödie stellt das Eheversprechen des Alcesimarchus an seine Selenium dar (v. 98 f.). Dieses ist nach attischem Recht unmöglich, wenn Selenium nicht Vollbürge___________________________
113 Vgl. besonders Blänsdorf, Cant. 302–308. 114 Vgl. Blänsdorf, Cant.; Arnott, Edition; Lennartz, Verba, 73 ff.; dagegen Lefèvre, Cist. 55, der darauf hinweist, dass gemäß Hermogenes, welcher das Fragment zitiert, ein M a n n die Frage nach dem Beginn der Liebesgeschichte zu stellen scheint. Auch Woytek, Dat. 289, ist bezüglich der Identifikation skeptisch. 115 So Seyffert für das korrupte †et haec ate† fies der Hss. (vgl. ad loc.). 116 Arnott, Menander III 332 ff. 117 Akzeptiert von McC. Brown, Contesto 29. 118 τῆς Λημνίας die Braut des Alcesimarchus ist eine Verwandte aus Lemnos: v. 100; zumindest bei Plautus ist sie die Tochter des Demipho aus seiner ersten Ehe: v. 600 f. 119 κωλύσειν γαμεῖν vgl. auch I. J. Adiego, La Cistellaria de Plauto y el nuevo fragmento de las Συναριστῶσαι de Menandro, in: Anuari de Filologia 15 (1992) 9–18. 120 Der Anruf der Artemis weist auf eine Frau als Sprecherin hin. 121 Blänsdorf, Cant.
III. Zum griechischen Vorbild der Cistellaria
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rin ist.122 Der Schluss der Eingangsszene ist wie es scheint nach Menander geschrieben, wo Plangon / Selenium nach außen abgeht.123 Auf eine Unklarheit in der plautinischen Eröffnungsszene weist W. Süss, Cist. 163, hin: Woher hat Selenium Kenntnis von der bevorstehenden Hochzeit bekommen? In den Synaristosai des Caecilius, die möglicherweise ebenfalls nach Menanders Synaristosai geschrieben sind, ist von Hochzeitsvorbereitungen die Rede, die man vom Dach des Nachbarhauses aus beobachtet habe (Caec. fr. 197 f. R.³).124 Die Prologrhesis der lena, die alleine auf der Bühne bleibt, war wohl auch bei Menander zumindest in Ansätzen – also als Abgangsmonolog – vorhanden:125 Es ist ἐν ἤθει wenn sie ihr Wissen über das Schicksal des jungen Mädchens darlegt, also wie sie den Findling aufgenommen und an Melaenis weitergegeben habe, die das Kind als das eigene ausgab, wohl auch dort mit der Absicht, einen auswärtigen Liebhaber stärker an sich zu binden bzw. von ihm größere Zahlungen zu erpressen.126 Ob die lena auch bei Menander in der Pose einer Prologsprecherin agierte (Cist. 146–148), entzieht sich unserer Kenntnis.127 Der Auftritt des eigentlichen Prologus, der Gottheit Auxilium, im griechischen Vorbild wohl Βοήθεια,128 war für den griechischen Dichter nötig, um die Zuseher in Kenntnis über das Schicksal Plangon / Seleniums zu setzen, deren edles Wesen man gewiss schon aufgrund der Eingangsgespräche erkannt hatte; und dieses ließ für den geübten Athener Zuseher einen vorläufigen Schluss auf die bürgerliche Herkunft des Mädchens zu. Eine Hilfe der Gottheit für eben dieses ___________________________
122 Zu den diffizilen Rechtsfragen, die in engem Zusammenhang mit der Frage nach der Lokalisierung des Dramas in Athen oder Sikyon stehen, vgl. besonders McC. Brown, Contesto (passim): Hat Plautus hier geändert oder ist die Handlung der Synaristosai ebenfalls in Sikyon anzusiedeln, wo möglicherweise eine Heirat mit der Tochter einer Freigelassenen (Melaenis) erlaubt war? Oder hat Plautus hier nach römischem Recht umgestaltet? 123 Bei Plautus erwecken ihre Worte v. 112 ff. diesen Eindruck; durch die Ansiedlung der Melaenis im dritten Bühnenhaus seitens des Römers dürfte es zu diesen Unstimmigkeiten gekommen sein. Vgl. S. 37. 124 Zur Anordnung der Häuser vgl. S. 39; zur „Kommunikation“ zwischen den Nachbarhäusern vgl. die Handlung des Miles. 125 Hurka, Prol. 42 ff., meint, Philainis sei mit einigen Worten über das Schicksal Plangon / Seleniums abgegangen; Plautus habe wohl die Szene suo Marte stark erweitert. Er weist (Anm. 62) auch auf den Widerspruch zwischen v. 124 (angiportum als Fundort) und v. 549 ff. (ab hippodromo) hin; vgl. auch Lefèvre, Cist. 57. 126 Das Motiv ist bei Plautus nur angeschnitten: v. 143 f.; Kuiper, Orig. 173 f., meint, dieser „fremde Liebhaber“ habe bei Menander eine weit größere Rolle gespielt; die Handlung des Truculentus beruht zum Teil auf diesem Motiv. 127 Questa, Masch. 10, weist auf die geschickte Aufteilung der Vorgeschichte zwischen den beiden Figuren hin; dies könnte auf Vergleichbares bei Menander hindeuten (vgl. Leo, Forsch. 213; Süss, Cist. 164). Zu den beiden προλογίζοντες der Cistellaria vgl. vor allem Hurka, Prol. 29 ff. 128 Vgl. Abel, Prol. 63; Webster, Stud. 91; Ludwig, Handl. 53.
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A. Einleitung
Mädchen ist bei Menander vorauszusetzen, während bei Plautus nur der Name des Prologus auf eine solche Einflussnahme hindeutet. Nur so wäre der Wissensvorsprung des Zusehers gegeben, der die für die Nea charakteristischen ironischen Effekte ermöglicht. Das Nebeneinander der beiden Prologsprecher ist freilich insgesamt für die antike Komödie meines Wissens singulär.129 Die Rede der Gottheit ist klar gegliedert und wohl im Wesentlichen auf Menander zurückzuführen.130 An die Stelle des üblichen Hinweises auf die Hilfe der Gottheit für das Mädchen steht bei Plautus eine vaterländische Pose.131 In einigen Details haben wir bei Menander mit größerer Klarheit zu rechnen: Zum einen mit Bezug auf das verwandtschaftliche Verhältnis des Alcesimarchus zur Tochter Demiphos aus erster Ehe, die er nun heiraten soll; zum anderen insgesamt über den zeitlichen Ablauf der beiden Ehen Demiphos132 und die Bewegungen Demiphos und seiner Tochter im Rahmen der Vorgeschichte.133 Allenfalls könnte man mit Süss134 fr. 338 K-A. καὶ τὸν ... ἀγαπησμὸν οἷος ἦν mit Cist. 191 ff. in Verbindung bringen (= Synar. fr. 6 Arnott), oder auch fr. 12 Arnott 135 τραγῳδὸς ἦν ἀγὼν Διονύσια mit Cist. 156 fuere Sicyoni iam diu Dionysia. Die Verse Cist. 180–189 könnte Plautus in den Prolog eingefügt haben, um einen wichtigen Handlungszug zu exponieren, dessen Vorbereitung durch eine Streichung verloren gegangen war: 136 die Aussendung des Sklaven Lampadio, die wohl in einer Szene mit Demipho erfolgte; denn der Sklave kehrt später ebenso wie sein Herr von außen zurück, ohne im Rahmen des Dramas abgegangen zu sein, obwohl dies für die Strukturierung der Nea vorauszusetzen ist.137 Auch Phanostrata könnte hier aufgetreten sein, wird sie doch später (v. 543) bei ihrem Auftritt nicht, wie in der antiken Komödie üblich, namentlich vorgestellt.138 Anschließend ist vermutlich Aktschluss anzusetzen.139 ___________________________
129 Leo, Forsch. 213. 130 Vgl. Hurka, Prol. 32. 131 Ludwig, Handl. 68 ff., zeigt, wie sehr auch in den Synaristosai „göttliche Hilfe“ für das Mädchen, angekündigt im Prolog, wirksam wurde: vgl. Cist. 663 f. 668 ff. 671. Dazu sind das Vorbild der Aulularia, der Dyskolos und die Perikeiromene Menanders zu vergleichen; auch für die Epitrepontes ist ein solcher Hinweis des Prologgottes (Tyche?) vorauszusetzen: vgl. W. Stockert, Metatheatralisches in den Epitrepontes Menanders, WS 110 (1997) 5–18. 132 Dies postuliert z. B. Lefèvre, Cist. 56; vgl. Webster, Stud. 91. 133 Kuiper, Orig. 179, nimmt ohne Fundament im erhaltenen Text an, Demipho sei in den Synaristosai auf dem Weg nach Lemnos, um seine dortige Tochter abzuholen. 134 Süss, Nochmals 103. 135 Dies ist unsicher; vgl. Men. fr. inc. 643 K-A. 136 Webster Stud. 92; Ludwig, Handl. 55, und Hurka, Prol. 33, nehmen eine Streichung der letzten Szene des ersten Menander-Aktes an; Kuiper, Orig. 180, sieht hingegen – dies weit weniger plausibel – in dieser Suche des Sklaven eine Neuerung des Plautus. 137 „Websterkriterium“: Primmer, Handl. 11 f. 138 Webster, Stud. 92. Vielleicht ist Phanostrata aber bei Plautus anonym (vgl. S. 36).
III. Zum griechischen Vorbild der Cistellaria
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Der zweite Akt (hier beginnt alsbald die große Lücke in der handschriftlichen Plautus-Überlieferung) umfasste wohl auch bei Menander zwei Sequenzen mit Alcesimarchus im Mittelpunkt, die den Auftritt seines Vaters und dessen Auseinandersetzung mit Gymnasium (und der lena) umrahmten. Im Detail können wir die originale Szenenführung angesichts des Zustandes unserer Überlieferung nicht eruieren, vielmehr nur die plautinische Struktur, die im Großen und Ganzen klar ist, hypothetisch auf die Synaristosai übertragen. Es fielen in diesen „Akt“ der bei Plautus (als Monodie) teilweise erhaltene Monolog des Alcesimarchus;140 sein Gespräch mit seinem Sklaven; seine Auseinandersetzung mit Gymnasium (die „Wahnsinnsszene“ und der Rat Pythias’ / Gymnasiums, sich reumütig an Melaenis zu wenden); in einer zweiten Sequenz erfolgte Pythias’ Konfrontation mit dem Alten,141 welche durch Philainis beendet wird (Abgang des Alten nach außen, Abgang der Frauen ins Haus);142 zu diesem Akt sind aber wohl auch der Auftritt und die gesamte Szene des Lampadio zu zählen, der zumindest bei Plautus in einem umfangreichen Monolog seine Erlebnisse auf der Suche nach der Herrentochter berichtete. Nach dem Wiederauftritt und raschen Abgang der Frauen kommt der lauschende Sklave zu seiner „Erleuchtung“ (v. 423 ff.), und er macht sich an die Verfolgung der beiden. Anschließend ist χοροῦ (also der zweite Aktschluss) anzusetzen, da für die Verfolgung der Frauen durch Lampadio und die später erzählte Handlung im hinterszenischen Raum einige Zeit vonnöten ist. In den dritten menandrischen Akt fällt der Höhepunkt der Handlung: der Wiederauftritt des Alcesimarchus und seine Auseinandersetzung mit Melaenis.143 Da bei Menander wohl nur zwei Bühnenhäuser anzunehmen sind, war dort für Melaenis eine spezielle Motivierung ihres Auftrittes vonnöten.144 Sollte sie durch ___________________________
139 Der erste Akt würde dann etwa 200–250 Verse umfassen. Für eine Festlegung der Aktgrenzen (mit Hinweis auf ein χοροῦ μέλος) sei vor allem auf Lowe, Dram. 89 ff., hingewiesen, der betont, man sei sich bezüglich der Aktschlüsse ziemlich einig (vgl. die Literatur bei Lowe, Anm. 4). Der erste Akt, so meint er weiter, könnte auch bis v. 304 gereicht haben; wir kämen dann aber für Menander, wenn Plautus nicht gewaltig aufgeschwemmt hat, auf etwa 400 Verse, eine außergewöhnliche Länge für den ersten Akt. 140 Vgl. dazu die Erörterung Blänsdorf, Cant. 300 ff., der nur die Verse 225–229 als menandrisch ansieht; alles andere sei von Plautus in ein emotionelles Canticum umgestaltet worden, ohne dass man menandrische Züge herausfiltern könne. Vgl. Stürner, Mon. 196 ff. 141 Hier könnte man allenfalls den fragmentarischen Papyrusfetzen einfügen, den Arnott, Menander III, 338 ff., versuchsweise mit Cist. 306 ff. in Verbindung gebracht hat. 142 Da die Bühne hier leer wird, wäre Aktende gut möglich; doch sind die beiden letzten χοροῦ-Stellen evident gegeben; zudem ist für die hinterszenischen Aktionen Lampadios nach seinem Abgang in v. 423 ein größerer Zeitabstand vonnöten (s. u.). 143 Bei Plautus allem Anschein nach vor dem Haus der Melaenis; vgl. S. 37 ff. 144 Thamm 50 meint, dass Selenium hier bei Plautus nicht aufgetreten sei (vgl. aber zu v. 449 ff.); für Menander, wo die Frauen auswärts wohnen (vgl. S. 38), erscheint es
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A. Einleitung
die lena von seiner Rückkehr vom Lande erfahren haben und nun zu ihm kommen?145 Die zweite größere Sequenz in diesem dritten Akt enthält den Wiederauftritt Lampadios, der gewiss auch in den Synaristosai der Herrin von seinem Fahndungserfolg berichtet und anschließend in einer Dialogszene der über die erlauschten Neuigkeiten schockierten Melaenis die Hintergründe seiner Suche verrät. Melaenis geht dann bei Menander wohl nach außen ab, um ihre Tochter zu holen, ebenso Lampadio, der Philainis neuerlich aufsuchen will (3. Aktpause).146 Auch der vierte Akt könnte bei Menander im wesentlichen analog zu Plautus verlaufen sein: Es handelt sich hier vorerst um eine Sequenz sehr rasch ablaufender Szenen: Melaenis kehrt mit Selenium von auswärts zurück und klärt sie über die neue Situation auf; Selbstmordszene und Entführung des Mädchens ins Haus; Auftritt Lampadios und Phanostratas, die das Kästchen finden. Es schließt sich bei Plautus die umfangreiche Suchszene Haliscas an, von der zumindest der Kern angesichts des von Süss, Cist. 182 ff., hergestellten Bezuges zu den Ichneutai des Sophokles menandrisch sein dürfte.147 Jedenfalls treten dann alle Frauen ins Haus des Alcesimarchus, wo die Familienzusammenführung stattfindet; Lampadio macht sich bei Menander höchstwahrscheinlich auf die Suche nach seinem Herrn. Anschließend ist das letzte Aktende anzusetzen, das von Plautus nur mühsam überspielt wurde.148 Anstatt den Herrn auf dem Forum zu suchen,149 ___________________________
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hingegen gut möglich, dass Alcesimarchus nur auf Melaenis traf, wie Ludwig, Handlung 63, und Lefèvre, Cist. 61, annehmen (vgl. auch Auhagen, Het. 212). So etwa Süss, Nochmals 131 f.; Webster, Stud. 95, meint ebenfalls, Alcesimarchus habe die Frauen vor seinem Haus vorgefunden; Melaenis habe Selenium zurückgebracht unter der Bedingung, sie müsse nach dem Erscheinen des Alcesimarchus sofort zu ihr zurückzukehren (?). Menander hat hier gewiss eine überzeugende Motivierung gegeben. Es wäre z. B. auch denkbar, dass Alcesimarchus die Frau im hinterszenischen Raum aufgesucht hat und mit ihr zusammen auf die Bühne gekommen ist. Melaenis geht zu ihrem Haus, um Plangon / Selenium zu holen. Da dieses bei Menander auswärts liegt, wäre ein Treffen mit Philainis bei Menander denkbar. Die Figurenbewegungen sind aber insgesamt problematisch, sollten doch Lampadio und Melaenis bei Menander in verschiedene Richtungen abgehen (bei Plautus geht sie vermutlich einfach in ihr Haus auf der Bühne). Del Corno, Tratto 24, erwägt schon für diese Stelle den letzten Akteinschnitt, gemäß dem von ihm konstatierten Modell der ἀναγνωρισμοί jeweils am Akt-Ende; besser erscheint jedoch folgende Strukturierung: Erkennung der lena durch Lampadio (Aktschluss 2), Erkennung der Situation durch Melaenis (Aktschluss 3), Erkennung Seleniums durch Phanostrata (in der Aktpause 4). Zu den umfangreichen Erweiterungen im plautinischen Canticum vgl. besonders Blänsdorf, Cant. 297 ff., und Manuwald, Kästchen 137 ff. Riemer, Cistella 107 ff., weist auf die plautinische Ausgestaltung des cistella-Spiels hin; für Lefèvre, Cist. 65 f., ist Halisca plautinische Erfindung oder witzige Neugestaltung einer einfachen griechischen θεραπαινίς; vgl. dazu jetzt vor allem Stürner, Mon. 198–202. Vgl. dazu Lowe, Dram. 95 ff. Einen Reflex davon findet man noch Cist. 775 f.
III. Zum griechischen Vorbild der Cistellaria
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bleibt Lampadio bei Plautus auf der Bühne, da er Demipho schon aus der Stadt zurückkehren sieht. Im fünften Akt Menanders hingegen kommt jedenfalls Lampadio mit seinem Herrn zurück (vielleicht vom Einkauf auf der γυναικεία ἀγορά: fr. 344 K-A. 150 ); vermutlich tritt zumindest Alcesimarchus aus dem Haus. Auch sein Vater ist wohl für eine formelle Verlobung vonnöten gewesen,151 er muss ja seine Zustimmung zu der neuen Verlobung geben, während die traditionelle Formel dem Demipho zusteht. Ob für Seleniums Halbschwester ein neuer Bräutigam gefunden wird (wie für die ursprüngliche Braut in der Andria, wo dies freilich im Zuge einer Parallelhandlung geschieht, die Terenz eingefügt hat),152 lässt sich nicht mehr feststellen. In diesen Schlussteil der Syn-aristosai lässt sich gut das Fragment 340 K-A. (Synar. fr. 3 Arnott) einordnen, wo sich jemand als ein arger Knauser profiliert: ἀστεῖον τὸ μὴ / συνάγειν γυναῖκας μηδὲ δειπνίζειν ὄχλον, / ἀλλ’ οἰκοσίτους τοὺς γάμους πεποιηκέναι. Jemand (d. i. wohl der Brautvater Demipho) scheint dafür zu plädieren, kein großes Fest – u. a. mit einer Einladung für befreundete Frauen – zu veranstalten; die (erste) Abspeisung sei zumindest schon vorbei (πεποιηκέναι!). Der letzte Akt der Synaristosai ist also von Plautus bis auf einen kleinen Rest gestrichen. Paratore, Strutt. 443 ff., vergleicht für diese Vorgangsweise des Sarsinaten den Schluss der Casina, der allerdings bei Plautus nicht gekürzt, sondern völlig neu gestaltet ist.153
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150 Süss, Nochmals 140, meint, das griechische Pendant Demiphos könnte von Hochzeitseinkäufen zurückkommen. Kuiper, Orig. 178 ff., nimmt an, dass Demipho seine Tochter aus erster Ehe erst während der Handlung aus Lemnos holt und jetzt von dieser Reise mit ihr zurückkehrt (bei Plautus wohnt sie im Nachbarhaus: v. 100). Arnott, Synar. fr. 9, will dieses Fragment hingegen eher in die Eröffnungsszene einordnen. 151 Vgl. etwa Kuiper, Orig. 176; Lefèvre, Cist. 68. 152 Vgl. Lefèvre, Cist., 68; im Dyskolos wird eine zweite, dort kaum motivierte Hochzeit inszeniert. Im Phormio wird von dieser Form der „poetischen Gerechtigkeit“ abgesehen. 153 Zudem gibt es in der Casina die Möglichkeit von umfangreicheren Umgestaltungen im Zusammenhang mit den bezeugten Wiederaufführungen.
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A. Einleitung
IV. Die Figuren der Handlung Die Cistellaria weist eine für die Nea Komodia und die fabula palliata einzigartige Figurenkonstellation auf. Im Zentrum stehen vier Damen der Halbwelt von Sikyon: die Pseudohetäre Selenium (Plangon bei Menander 154), ihre Ziehmutter Melaenis, ihre junge Freundin Gymnasium (bei Menander Pythias), und deren Mutter, eine bei Plautus allem Anschein nach anonyme Kupplerin.155 Diese vier Damen sind miteinander durch persönliche Freundschaft und durch Standessolidarität verbunden, wie wir gleich in der ersten Szene erkennen können (vgl. besonders v. 22 ff.). In ihrem Ethos sind sie freilich kunstvoll differenziert, wie ich an anderer Stelle zu zeigen versucht habe; hier kann man – so meinte ich – die Hand Menanders fühlen.156 Eine wichtige Stellung nimmt klarerweise auch der jugendliche Liebhaber Alcesimarchus ein, den eine tiefe Zuneigung mit Selenium verbindet. Die Figuren aus der gehobenen Gesellschaft (Alcesimarchus’ Vater und Seleniums leibliche Eltern) wirken im Vergleich zu den vier Halbweltdamen farblos; man kann sie getrost als notwendige Staffage bezeichnen. Für die Handlung bedeutsam ist aber noch der Sklave Lampadio, der die Anagnorisis-Handlung vorantreibt.157 Sel e ni u m 158, die junge Frau, die im Zentrum der Handlung steht, wird schon in der Eingangsszene in ihrem edlen Charakter / Ethos vorgestellt. Im Gegensatz zu ihrer Freundin wurde sie von ihrer „Mutter“ Melaenis nicht zur Prostitution gezwungen, sondern erhielt die Erlaubnis, mit dem Mann, den sie liebte, eine dauerhafte Beziehung einzugehen. Sie sieht dies als das Ideal für eine Hetäre an, wie sie in v. 42, dort unter Bezugnahme auf ihre Freundin Gymnasium, feststellt. Jetzt ist sie freilich völlig außer sich, weil ihr geliebter Alcesimarchus, der ihr zudem die Heirat eidlich versprochen hat,159 auf Geheiß seines Vaters eine Ver-
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154 Dies ist bei Menander auch sonst der Name freier Mädchen wie z. B. in der Samia. Die Namen der drei Hetären der Eingangsszene der Synaristosai Menanders finden sich auf dem Mosaik von Mytilene. 155 Vermutlich schien auch in den verlorenen Partien ihr Name nicht auf; im Griechischen hieß sie gemäß dem Mosaik von Mytilene Philainis. 156 Stockert, Cort. 35 ff. 157 Dazu kommt noch Melaenis’ Sklavin Halisca, die für den Handlungsschluss ebenfalls nicht ohne Bedeutung ist. Ihre Gesangspartie musste gewiss einem geübten Musiker anvertraut werden. 158 Zum Namen vgl. Schmidt, Pers. 206; López López, Pers. 178 f. Der Name Σελήνη ist in Griechenland mehrfach belegt; die Göttin dieses Namens wird von den Frauen gerne angerufen; vgl. z. B. Theokr. 2, 87–135; Selenium, non Silenium: Studemund, Em. 7 f. 159 Vgl. v. 98 ff.; 485 etc. Eine solche Heirat war in Athen rechtlich unmöglich, da seit den einschlägigen Gesetzen des Perikles (451 / 450 v. Chr.) nur Vollbürger eine rechtmäßige Ehe eingehen konnten. Außerhalb Athens war dies vermutlich weniger
IV. Die Figuren der Handlung
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wandte heiraten soll. Nur mit Mühe kann sie sich dazu aufraffen, ihren Freundinnen von ihrem Unglück zu erzählen (v. 59 ff.), lenkt aber auch jetzt noch auf alle möglichen Themen ab, ehe sie wirklich zur Sache kommt: Sie habe sich auf ei ne n Mann eingeschworen, für die Tochter einer Hetäre (und wohl auch Kupplerin) ein ungewöhnlicher Vorgang (v. 76 ff.). Sie erzählt aber schließlich doch (dies natürlich de facto im Interesse des Publikums) die Vorgeschichte dieser Liebe, die letztlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Jetzt sei aber alles anders, und ihre Mutter Melaenis habe sie nach Hause zurückgerufen. Trotz ihrer Enttäuschung gilt ihre Sorge immer noch dem „treulosen“ Alcesimarchus, wie sie ja glauben muss (v. 109 mi cordi est). Sie ist völlig aufgelöst und kann sich nur mehr fortschleppen (sine trahi [sc. vestem], cum egomet trahor, v. 115).160 Zagagi, Char. 172 ff., betont die Einzigartigkeit der Analyse, die Selenium von ihrer Liebesgeschichte gibt; die Gefühle freier Frauen (Selenium ist ja frei geboren) würden in der Nea sonst nie derart ausgebreitet. Ein für das Schicksal Seleniums ganz wesentlicher Punkt steht im Prolog der Gottheit Auxilium: Das Mädchen wurde von Melaenis anständig erzogen (bene et pudice, v. 172 f.), d. h. sie erfüllt eine wesentliche Voraussetzung für eine spätere Heirat mit Alcesimarchus. Ein gewisser Bruch in der Charakteristik Seleniums scheint nur in der Szene v. 449 ff. vorzuliegen,161 wo der Junge zu Melaenis kommt, um Abbitte zu leisten. Selenium lehnt hier, wohl auch aus Scheu vor ihrer „Mutter“ die Avancen des Jungen ab; die Worte des Verses 457 volup est neque tis misereri decet können aber meiner Meinung nach nicht mit Leo162 der Selenium gegeben werden, will man nicht einen argen Bruch in ihrem Ethos in Kauf nehmen; einen solchen hätte man wohl dem Sarsinaten und nicht Menander anzulasten.163 Vor der eigentlichen Konfrontation zwischen Alcesimarchus und Melaenis (v. 465 ff.) scheint das Mädchen fluchtartig die Bühne verlassen zu haben.164 Ihre unerschütterliche Liebe zu Alcesimarchus beweist Selenium in der „Selbstmordszene“: Als sie den Jungen mit dem Schwert in der Hand und allem Anschein nach zum Suizid entschlossen sieht,165 läuft sie auf ihn zu und fällt ihm
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streng geregelt, ebenso wohl auch in Rom, wo dem plautinischen Publikum die Unstimmigkeit vielleicht gar nicht auffiel. Zu den Problemen um diese „Ehe“ vgl. McC. Brown, Contesto 13 ff. Die mangelnde Reaktion der Gesprächspartner legt den Schluss nahe, dass eine solche „Heirat“ nicht so außergewöhnlich erschien. Immer wieder werden die Tränen Seleniums betont (v. 58. 123. 192), dies ein Zeichen für eine bona meretrix; vgl. Schuhmann, Het. 283; Rambelli, Comica 23 ff. (z. B. Ter. Haut. 306 f.); Stockert, Cort. 37, Anm. 12. Dies unter der Voraussetzung, dass hier anfangs wirklich Melaenis u n d Selenium dem Alcesimarchus gegenüberstehen; vgl. zu v. 449 ff. Lindsay gibt die Worte Melaenis o d e r Selenium. Vgl. Stockert, Cort. 38. Zumindest deutet die Überlieferung darauf hin; dies entspricht auch dem Ethos des Mädchens, welches das Unglück des Jungen nicht weiter mit ansehen kann / will. Ob dieser Selbstmord in der Pose eines Aiax „wahr“ oder fingiert ist (vgl. die Worte der Melaenis in v. 646), ist eine andere Frage, die sich vom erhaltenen Text her nicht
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A. Einleitung
in den Arm.166 Von dem Jungen ins Haus getragen, verlässt sie gleichsam die Handlung des Dramas. Sie ist jedenfalls die Figur der Handlung, die sich das Happy End redlich verdient hat.167 Kontrastierend zu Selenium ist G y mn a s i u m 168 als eine junge Prostituierte, nicht freilich der untersten Kategorie gezeichnet.169 Wie es auch im realen Leben Athens und Roms für die Tochter einer Prostituierten gang und gäbe war, hat die lena ihre Tochter von vornherein zur Prostitution bestimmt; sie stellt ja gleichsam ihre Altersversorgung dar (v. 45 nam si haec non nubat, lugubri fame familia pereat), und das Mädchen fügt sich in sein Schicksal (v. 46 ff.). Voll Mitleid verfolgt es jedoch das Unglück ihrer Freundin und ist selbst zu Tränen gerührt (v. 112). Und sie steht ihr in ihrer Not bei, gibt obendrein dem Alcesimarchus den guten Rat, Melaenis umzustimmen (v. 298 ff.). In der Konfrontation mit dem Vater des Alcesimarchus, der sie mit Selenium verwechselt, zeigt sie sich hingegen als gewitzte Hetäre und hält den Alten zum Narren (v. 367 ff.), der sich sogar in sie verliebt, dann aber allem Anschein nach bei der lena abblitzt, als diese die Tochter aus dem Haus des Alcesimarchus zurückholt. Vor allem in den Versen 378 ff. bekennt sie sich als Vertreterin des horizontalen Gewerbes (ad cubituram … magis sum exercita); und damit verschwindet sie für uns aus der Handlung.170 Die zweite Hauptfigur der Handlung ist M ela e ni s 171, deren Ethos in der Forschung verschieden beurteilt wird, zeigt sie doch im plautinischen Drama auch ___________________________
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restlos klären lässt. Für die Beurteilung der spontanen Handlung des Mädchens macht dies aber keinen Unterschied. Zagagi, Char. 173 f., betont die spontane Versöhnung, die vorerst zum Schaden der Anagnorisis stattfindet: Alcesimarchus ist ihr wichtiger als ihre eigene Zukunft, auch dies eine Ausnahme in dem erhaltenen Corpus der Nea. Nicht soll man wohl nachfragen, welches Schicksal dem Mädchen beschieden gewesen wäre, hätte sich nicht das Happy End ergeben. Jedenfalls wäre es zur Prostitution verurteilt gewesen, wie dies ja auch die lena in der Einleitungsszene als das nahe Liegende angesehen hat (v. 78 ff.). Zur Charakteristik Seleniums vgl. jetzt auch Auhagen, Het. 205 ff. Zum Namen vgl. Schmidt, Pers. 190; López López, Pers. 100; Γυμνάσιον ist mehrfach inschriftlich belegt; der Name hat jedenfalls „Nebensinn“ wie z. B. auch Palaestra. In meiner Edition wurde aus methodischen Gründen die Form Gimnasium gewählt; aus Leumann, Gramm. 52. 104, kann man aber ersehen, dass griechisches /y/ in den alten Quellen zu /u/ wird. Hier wurde aus praktischen Gründen die traditionelle Form Gymnasium vorgezogen (so auch de Melo in seiner Edition; vgl. zu dem Problem auch R. M. Danese, Plauto e l’urbanitas del dialetto, in: Lingua e letteratura 31 [2006] 60). Vgl. v. 330 f.; zu Gymnasium vgl. Auhagen, Het. 210 ff. Später scheint sie nur mehr in der Erzählung des Sklaven Lampadio auf, der sie vorerst ebenso mit Selenium verwechselt wie zuvor schon der Vater des Alcesimarchus. Zum Namen Melaenis vgl. Schmidt, Pers. 196; López López, Pers. 196; eine Ἀφροδίτη Μελαινίς war nach Pausan. VIII 6, 5 Schutzherrin der Hetären. Zur Namensform vgl. auch Fontaine, Funny 131 f., der für die Beibehaltung der hand-
IV. Die Figuren der Handlung
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gewisse Ansätze zu einer mala meretrix.172 Insgesamt ist sie wohl vornehmlich positiv zu beurteilen, und der Großteil der Forschung neigt dieser Sicht zu.173 Vor allem hat sie Selenium bene et pudice erzogen (v. 173), dies ebenso eine Voraussetzung für eine spätere bürgerliche Ehe wie die Entscheidung, die Tochter dem Mann anzuvertrauen, den sie liebte.174 Im Drama selbst spielt sie vorerst einen „blocking character“, indem sie die Tochter zu sich zurückruft und so ihr Verhältnis mit Alcesimarchus beendet. Sie hat aber allen Grund dazu, muss sie doch annehmen, dass der Junge dem Befehl des Vaters Folge leistet und sich bürgerlich zu verheiraten gedenkt; dies bedeutete für sie ja den Bruch des eidlichen Versprechens, das Mädchen zu heiraten.175 In der zentralen Szene mit Alcesimarchus zeigt sie sich unerbittlich gegenüber allen Versprechungen und Schwüren, ebenso gegenüber allen Drohungen (v. 521 ff.). Ihre Sicherheit erweist sich aber dann im Selbstgespräch als nicht ganz so groß: Nach dem Abgang des Alcesimarchus erwägt sie, wie es nach einer Rückkehr des Mädchens zu dem jungen Mann weiter gehen könnte: Wahrscheinlich wäre er ihrer bald überdrüssig 176 und würde dann die andere heiraten. Vor allem in v. 535 zeigt sich ihre ganze Unsicherheit und Besorgnis. In der Lauscherszene v. 543 ff. muss sie erkennen, dass sie verspielt hat: die lena hat auf äußersten Druck hin das Geheimnis preisgegeben, ja sogar ihren Namen genannt (v. 575); es ist also nur mehr eine Frage der Zeit, bis alles herauskommt. Um sich zu vergewissern, wendet sie sich anschließend an den Sklaven und erhält die Informationen, die sie für ihre Entscheidung benötigt: Selenium ist das Kind der vermögenden Nachbarn. Gewiss gegen ihren Willen (Selenium ist ja Garant ihrer Altersversorgung wie Gymnasium für die lena177) ringt sie sich zu der Entscheidung durch, das Kind den leiblichen Eltern zurückzugeben. Inwieweit ihre Entscheidung durch Angst vor Strafe bedingt ist ___________________________
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schriftlich überlieferten Form Melenis plädiert. Wohl durch einen Irrtum wird die Gestalt der Melaenis bei Auhagen, Het., nur ganz nebenher erwähnt. Die suppositio des Babys hat sie nach Aussage der lena aus finanziellen Gründen vorgenommen, da sie einen Liebhaber damit erpressen wollte (v. 143 f.); vgl. zu dieser Sicht auch Gilula, Court. 242 f. Auch ihre Aussagen in v. 626 ff. und 631 ff. scheinen einander zu widersprechen: zuerst zeigt sie sich vor allem auf ihren Vorteil bedacht, dann wieder äußert sie, sie handle im Interesse Seleniums. So z. B. auch Barsby, Pers. 53 ff.; Stockert, Cort. 41 ff.; vor allem auch C. Morenilla Talens, Melénide: la transgresión de una figura dramatica, in Studia Phil. Valentina I (1996) 41–52 (47 ff.), die diese Charakterisierung der Melaenis u. a. mit der dramatischen Struktur der Cistellaria erklärt. Dies entspricht in Athen der Institution der παλλακία. Dazu kommt, dass sie die Erkennungszeichen getreulich aufbewahrte, ohne die eine definitive Identifikation der Herkunft des Mädchens kaum möglich gewesen wäre. Zu diesem vgl. v. 98, sowie dann v. 454. 460 (foedera). 472; S. 25 und Anm. 122. Zu diesem Motiv vgl. auch Gymnasiums Worte in den stark zerstörten Versen 273 ff. Das Motiv von Geschenk- und Geldflüssen an Melaenis ist nur in v. 92 kurz angedeutet (dies bezieht sich dort aber nur auf die Vorgeschichte des Verhältnisses). Das Motiv der „wahren Liebe“ steht im Vordergrund.
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A. Einleitung
(vgl. immerhin v. 535), lässt sich aus dem Text nicht eindeutig ableiten: Die lena und Melaenis haben ja das Mädchen vor dem Tod gerettet und auch nicht zur Prostitution gezwungen. suppositio liberorum ist jedoch zumindest in Athen (man bedenke den Fall der Neaira, Ps. Dem. 59) strafbar; 178 Melaenis betont auch v. 628, dass sie sich die gratia der Familie Seleniums verschaffen will. Diese realistischere Sicht tritt bei ihren Worten an Selenium in den Hintergrund: Sie tue dies alles im Interesse des Mädchens (v. 631 ff.); und sie bringt ein Kästchen mit Erkennungszeichen mit, 179 das die Identifikation des Mädchens absichern soll. Nach der turbulenten Szene mit Alcesimarchus kommen die Gnorismata durch Tyches Wirken in die Hand der leiblichen Mutter des Mädchens (die das Kind einst dem Tode überantwortete), und der Anagnorisis steht nichts mehr im Wege. Das Gegenübertreten der leiblichen Mutter und Seleniums wird nicht ohne Grund in den hinterbühnischen Raum verlegt. Die le na hingegen ist als echte Kupplerin gezeichnet. 180 Einst sah sie sich selbst gezwungen, wie auch ihre Freundin Melaenis den Lebensunterhalt durch Prostitution zu verdienen, und sie hat auch ihre Tochter Gymnasium dazu veranlasst (v. 40 ff.). Die Verbindung mit einem einzigen Mann lehnt sie als zu wenig lukrativ ab (v. 42 ff.). Ein positiver Zug an dieser Figur ist ihre Solidarität gegenüber Selenium und den anderen Angehörigen ihres „Standes“ (v. 23). Nur aus diesem Grund gestattet sie auch – trotz des damit verbundenen Verdienstausfalles – dass Gymnasium ein paar Tage im Haus des Alcesimarchus „wacht“ (v. 104 ff.). Und sie holt die Tochter sofort zurück, als sie von der Rückkehr des Jungen gehört hat (v. 374 ff.). Zwar verrät sie (dies im hinterbühnischen Raum) auf äußersten Druck hin den Namen ihrer Freundin Melaenis, der sie einst das Baby übergeben hatte (v. 575), weigert sich dann aber energisch weiter zur Aufklärung beizutragen; ja, sie leugnet nun auch alles ab, was sie zuvor zugegeben hatte (v. 653 ff.). Dies bleibt aber ohne Folgen, weil die Anagnorisis nicht mehr aufzuhalten ist. Auch H al is ca 181, die eine wichtige Rolle in der Anagnorisis spielt, ist als Hetäre anzusehen: v. 740 kann wohl nur so verstanden werden.
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178 Vgl. v. 136 quod sibi supponeret; v. 144; vgl. die Handlung des Truculentus. 179 Diese cistella, die unserem Drama den Namen gegeben hat, taucht hier ganz plötzlich auf und wird den Großteil der Schlusshandlung bestimmen. Manuwald, Kästchen, passim, betont ganz richtig, dass einzig das Kästchen die Anagnorisis eindeutig machen kann, insistiert aber meiner Meinung nach zu stark darauf, dass die gesamte Wiedererkennungs-Handlung durch den Verlust in äußerste Gefahr geraten wäre (das Kästchen ist gleichsam Symbol für dieses Geschehen). 180 Vgl. zu dieser Auhagen, Het. 208 ff. 181 Vgl. zum Namen Schmidt, Pers. 191; López López, Pers. 101; Ἁλίσκη ist anscheinend eine Weiterbildung zu Ἁλίη, dem Namen einer Nereide.
IV. Die Figuren der Handlung
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Von den männlichen Figuren interessiert natürlich vornehmlich Alc e si ma r ch u s 182, der einerseits seiner Selenium in treuer Liebe ergeben ist, andrerseits seinen Emotionen in einer Art ausgesetzt ist, die weit über alles hinausgeht, was wir von anderen plautinischen adulescentes, etwa Charinus im Mercator, gewohnt sind.183 Einst hat er gegen jeden Brauch und wahrscheinlich ohne die Folgen zu bedenken,184 geschworen, Selenium zu heiraten, ohne dann aber in dieser Richtung tätig zu werden.185 Dem Gebot seines Vaters, eine Verwandte zu heiraten, hat er sich vorerst gar nicht oder nur unzureichend widersetzt (immerhin sieht sich der Vater bemüßigt, auf der Bühne zu erscheinen, um seinen Sohn von der Geliebten „loszueisen“). Jetzt kommt er – wie man wohl anzunehmen hat – schon vor Ablauf der ihm auferlegten sechs Tage Landaufenthalt zu seinem Haus zurück. In seinem Canticum, v. 203 ff., das wohl den emotionalen Höhepunkt des Dramas darstellt, zeigt er sich von den Qualen der Liebe zerrissen;186 er lässt sich von seinem Sklaven für sein Verhalten gegenüber Selenium beschimpfen (v. 233 ff.),187 dann scheint er überhaupt dem Wahnsinn zu verfallen und macht Anstalten, als Soldat ins Ausland zu ziehen (?; v. 286 ff.).188 Als seine Beschwörungen und Schwüre gegenüber Melaenis nichts nützen, steigert sich Alcesimarchus in wilde Raserei, schwört, alle miteinander – auch sich selbst und Selenium – umzubringen (v. 514 ff.) und stürzt davon; in seinem letzten Auftritt scheint er seine Drohung teilweise wahr zu machen und sich im Stil des Aias ins Schwert zu stürzen.189 Als ihm Selenium in den Arm fällt, entführt er sie ins Haus, aus dem er nicht mehr auftritt. Jedenfalls darf man mit Zagagi190 konstatieren, dass Alcesimarchus im Gegensatz zu den meist hilflosen plautinischen Jünglingen, die auf ___________________________
182 Zu seinem Namen vgl. Schmidt, Pers. 355; López López, Pers. 28; Alcesimus ist senex in der Casina (abgeleitet von ἀλκή wie Alkestis); in unserem Fall kommt als zweites Kompositionsglied ἀρχή hinzu. Zu Alcesimarchus vgl. Barsby, Pers. 57 ff., und Zagagi, Char. 177 ff. 183 Barsby, Pers. 53 ff., klassifiziert ihn als adulescens amens, betont aber richtig, dass Alcesimarchus schon durch die Worte des Prologgottes, v. 191–193, in einem sympathischen Lichte gezeigt wird. 184 Vgl. dazu Anm. 122. Solche psychologische Ergänzungen sind klarerweise fragwürdig. 185 Untätigkeit und Entschlusslosigkeit ist für die menandrischen und plautinischen Jünglinge charakteristisch (vgl. z. B. Moschion in der Samia und Lyconides in der Aulularia). 186 Dieses Canticum ist klarerweise des Plautus Werk; vgl. Blänsdorf, Cant. 300 ff. 187 Zagagi, Dial. 313, macht für Menander einen Monolog anstelle des plautinischen Dialogs wahrscheinlich. 188 Zu diesem Motiv vgl. Men. Sam. 616 ff. Sandb. und Plaut. Merc. 830 ff.; Zagagi, Exil. 193 ff. 189 V. 639 ff.; dieser Auftritt des Alcesimarchus wurde auch als Parodie gesehen; vgl. zu diesem Problem Barsby, Pers. 63, mit Hinweis auf v. 646 f. 190 Zagagi, Char. 177 f.
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A. Einleitung
die Hilfe ihrer intrigierenden Sklaven angewiesen sind, mit allen Mitteln um seine Liebe kämpft.191 Die anderen Figuren der Handlung sind, wie gesagt, als Staffage anzusprechen: P ha no str ata 192 spielt als Mutter der Pseudo-Kore Selenium eine Rolle eher im Hintergrund, ist aber bei der Anagnorisis von dramaturgischer Bedeutung. La mp ad io s Rolle193 ist immerhin handlungsrelevant: er treibt die Frau auf, die er einst mit dem Baby gesehen hat und setzt mit seinem Vorgehen gegen die lena die Anagnorisis in Gang. Er stellt den typischen servus frugi dar (v. 381 stammt wohl aus seinem Auftrittsmonolog) und ist die einzige wirklich handelnde Person aus Demiphos Haushalt (wenn auch im Auftrag der Herrschaft): der Herr De mip ho 194 selbst wird bloß am Ende mit dem Ergebnis konfrontiert, die Herrin verlässt sich ganz auf die Aktionen des Sklaven (v. 595 f.). Dem (bei Plautus anonymen) Vate r des Alcesimarchus ist eine vornehmlich komische Rolle zugedacht: Er erleidet bei seinem Versuch, den Sohn von der Hetäre loszueisen (wobei ihm noch dazu eine peinliche Verwechslung passiert), kläglich Schiffbruch und endet als senex amator, der sich in die Frau verliebt, die er für die Geliebte des Sohnes hält.
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191 Zagagi vergleicht Sostratos im Dyskolos und (mutatis mutandis) Chaerea im Eunuchus. 192 Zu ihrem Namen vgl. Schmidt, Pers. 200; López López, Pers. 150 f.; zu v. 544: sie ist bei Pl. vielleicht namenlos. 193 Zu seinem Namen vgl. Schmidt, Pers. 192; López López, Pers. 110 f.; der Name bildet den Titel einer Naevius-Komödie; vgl. auch den Grammatiker Lampadio (Suet. gramm. 2); in den Szenentiteln steht regelmäßig Lampadiscus (nach v. 544); dazu vgl. Andrieu, Dial. 165; Bader, Szen. 110 ff.; Questa, Tit. 14, Anm. 4. 194 Zu seinem Namen vgl. Schmidt, Pers. 186; López López, Pers. 82; vgl. die senes im Mercator, im Phormio des Terenz etc.
V. Zur Szenerie der Cistellaria
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V. Zur Szenerie der Cistellaria Die wissenschaftliche Diskussion konzentriert sich hier auf zwei Fragen: 1) Sind auf der Bühne zwei oder drei Häuser anzunehmen? 2) Wie war die Anordnung dieser Häuser auf der Bühne? Bei der für die Interpretation weit wichtigeren ersten Frage hat man sich früher eher für eine Inszenierung mit nur zwei Häusern ausgesprochen: dem des Demipho und dem des Alcesimarchus, so ausdrücklich W. Süss195, weiter M. Johnston196, E. Paratore197 und neuerdings auch P. Rau.198 W. Studemund199 hält hingegen eine Inszenierung mit drei Häusern, also dem der Melaenis neben den beiden genannten, zumindest für vertretbar, und diese wird dann von A. Ernout 200 in seiner Übersetzung zugrunde gelegt. Das Problem ist für das plautinische Drama seit dem Aufsatz E. Woyteks201 gelöst, obwohl im Kontext des Dramas einige Unstimmigkeiten auftreten, von denen später die Rede sein wird: es gab d rei Bühnenhäuser. Auch in der Arbeit V. J. Rosivachs202 wird die Inszenierung mit drei Häusern als gesichert angesehen. J. C. B. Lowe203 neigt ebenfalls dieser Ansicht zu, unterscheidet aber – wohl richtig, wie sich noch zeigen wird – zwischen der Inszenierung des Plautus und der seines menandrischen Vorbilds. Angelpunkt für einen Ansatz des Hauses der Melaenis auf der Bühne (und nicht im hinterszenischen Raum) ist v. 133 eam meae ego amicae dono huic meretrici dedi, wo offensichtlich deiktischer Gebrauch des Demonstrativums hic vorliegt, wie dies insbesondere aus Prologreden, aber auch sonst geläufig ist: z. B. Aul. 37 sed hic senex (= senex qui hic habitat) iam clamat intus oder Men. 96 nam ego ad Menaechmum hunc eo.204 Auch v. 503 hic apud nos könnte man deiktisch auffassen.205 Lowe206 hat zudem ein strukturelles Problem aufgezeigt, das seiner Meinung nach besonders stark für eine Inszenierung mit drei Bühnenhäusern spricht: v. 630 geht Melaenis ab, um die Tochter zu holen und zu ihren ___________________________
195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205
Süss, Cist. 172 M. Johnston, Exits and Entrances in Roman Comedy, Genava N. Y. 1933, 31 f. Paratore, Strutt. 433 ff. Rau, Plautus, Komödien II 291. Studemund, Herst. 419. Ernout, Plaute, Comédies III 21: „montrant la maison de Mélénis“. Woytek, Probl. 110 ff. Rosivach, Stage 435 ff. Lowe, Dram. 93 f. Weitere Belege bei Woytek, Probl. 112, Anm. 11. Hier könnte Lowe’s (Dram. 93) Skepsis bezüglich der deiktischen Auffassung vielleicht eher angebracht sein. 206 Lowe, ibid.
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A. Einleitung
leiblichen Eltern zu führen. Schon v. 631 tritt sie (mit Selenium, der Sklavin Halisca und den crepundia) wieder auf. Für das griechische Vorbild kann man hier mit großer Sicherheit Aktschluss annehmen, ohne dass dies noch einen eindeutigen Hinweis auf die dortige Anordnung der Wohnsitze ergäbe. Bei der im wesentlichen durchgespielten römischen Komödie 207 wäre jedoch ein Abgang der Melaenis nach außen und eine Rückkehr ohne irgendeine Pause zumindest sonderbar, es sei denn, man nimmt ein Zwischenspiel des Flötisten wie Pseud. 573a an, das im Text aber nicht angezeigt ist.208 Man hat also hier mit ziemlicher Sicherheit mit einem dritten Bühnenhaus auf der plautinischen Bühne zu rechnen. An einigen Stellen erscheint diese Inszenierung aber problematisch, da sie den Eindruck erwecken, als läge das Haus der Melaenis auswärts (und zwar – angesichts ihres Berufes – wohl in Richtung Stadt, d. h. rechts vom Zuschauer) und eben nicht auf der Bühne. Vor allem die Art, wie sich Selenium in der Szene v. 113 ff. von ihrer Freundin Gymnasium verabschiedet und sich trotz aller Ermahnungen ihrer Freundin, sich um ihr Äußeres zu kümmern, in „verwahrloster Weise“ (immunda, wiederholt mit immundas fortunas) davon schleppt, spricht für einen Abgang nach außen; ansonsten wären diese Ermahnungen absurd, zumindest aber unnötig. Meines Wissens wurde zudem noch wenig beachtet, dass auch beide Prologreden einen Abgang des Mädchens nach außen signalisieren: V. 123 quae flens hinc abiit; v. 192 quae dudum flens hinc abiit, wo sich das Adverb doch jeweils auf den fiktiven Raum der Bühne bezieht.209 Gegen eine Inszenierung mit drei Häusern könnte auch die ungewöhnlich große Unkenntnis über die Nachbarn zu sprechen:210 V. 575 nennt Lampadio den Namen der Melaenis, ohne mit diesem etwas anfangen zu können; auch Melaenis kennt den Sklaven des unmittelbaren Nachbarn wie auch die Nachbarn insgesamt nicht.211 Aus all diesen (im Einzelnen gewiss wenig beweiskräftigen) Hinweisen schließt Lowe 212 wohl richtig, dass das Haus der Melaenis bei M e na nd e r auswärts anzusetzen ist.213 Erst Plautus habe Plautus dieses Haus auf die Bühne transferiert, möglicherweise um die Aktgrenze bei v. 630 zu überbrücken.214 Bei Menander gibt es ___________________________
207 Dazu z. B. Lowe, Dram. 91 ff.; Primmer, Handl. 16. 208 Vgl. dazu Primmer, Handl., passim, mit dem entschiedenen Widerspruch durch Lowe in CR 35 (1985) 396 f. (cf. auch Dram. 92 ff.). 209 Weit weniger ansprechend ist eine Auffassung im Sinne von hinc (sc. a nobis). 210 Diese geht weit über die seltsame Situation im Miles hinaus, wo der Soldat (der aber nur zeitweise in Ephesos lebt) über die Familienverhältnisse des Nachbarn nicht Bescheid weiß. 211 Vor allem fällt auf, dass ihr nicht einmal geläufig ist, dass der hochgestellte Demipho hier wohnt. Ebenso wenig kennt natürlich Phanostrata ihre Nachbarin (keine Reaktion auf die Nennung des Namens Melaenis in den Versen 575 und 773). 212 Lowe, Dram. 90. 213 Vgl. dazu auch H. J. Mette, Lustrum 10 (1965) 85 ff., gegen Blanchard, Essai 295. 214 Derartige Manipulationen des Sarsinaten diskutiert Lowe, Dram. 92 ff.
V. Zur Szenerie der Cistellaria
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ja keine Parallelen für drei Privathäuser auf der Bühne,215 wohl aber zwei Häuser mit einem zentralen Heiligtum wie im Dyskolos und im Vorbild der Aulularia, vermutlich ebenfalls einem Menanderdrama. Die Ano r d n u n g der drei Häuser auf der plautinischen Bühne ist von Rosivach216 am ausführlichsten behandelt worden. Vorauszusetzen ist wohl, dass die lena mit Gymnasium im hinterbühnischen Raum und zwar auf der Stadtseite (rechts vom Zuschauer) anzusiedeln ist, der Vater des Alcesimarchus hingegen (wieder hinterbühnisch) auf der (linken) Landseite. V. 100 erzählt Selenium, Alcesimarchus müsse nun eine Verwandte aus Lemnos heiraten, die hic in proxumo wohne, also doch wohl in unmittelbarer Nachbarschaft (griech. ἐν γειτόνων); dies hieße, dass das Haus des Demipho neben dem Mietshaus liegt, das Selenium mit dem Geliebten bewohnt hat. Die relative Lage der Häuser mag man mit Rosivach aus den Angaben zweier Szenen erschließen: Vers 631 ff. verlässt Melaenis mit Selenium ihr Haus und befiehlt der Sklavin, bei Demipho zu klopfen; da sieht Selenium den Alcesimarchus, der sich töten will, und läuft (wohl zusammen mit Halisca) auf ihn zu; das Kästchen mit den Erkennungszeichen bleibt vor dem Haus Demiphos liegen. Daraus könnte sich die Anordnung Melaenis – Demipho – Alcesimarchus oder Alcesimarchus – Demipho – Melaenis ergeben. Einige Szenen früher will Melaenis nach dem Streit mit dem Jungen ins Haus des Alcesimarchus gehen, um ihn zu beruhigen (v. 531 ibo et persequar), als sie Lampadio von der Stadtseite aufkreuzen sieht, wo ja das Haus der lena anzusetzen ist, wenn nicht alles trügt. Daraus scheint zu resultieren, dass Alcesimarchus auf der Stadtseite wohnt. Lampadio kann dann auch leichter an Alcesimarchus’ Haus vorbei zum Haus Demiphos gehen, ohne Melaenis zu bemerken, welche wohl bei ihrem eigenen Haus (also links vom Zuschauer) lauscht; erst nach der Szene zwischen Lampadio und Phanostrata, als der Sklave wieder Richtung Stadt abgehen will, gebietet sie ihm Einhalt, um ihre Fragen zu stellen. Es scheint sich damit die folgende Anordnung zu ergeben: LAND (pater)
Melaenis (Selenium) Halisca
___________________________
215 Vgl. Lowe, Dram. 90. 216 Rosivach, Stage 435 ff.
Demipho Phanostrata Lampadio
Alcesimarchus (Selenium) servus
FORUM (lena)
40
A. Einleitung
VI. Zur Datierung Angelpunkt für die Datierung der Cistellaria sind nach Meinung des Großteils der Forscher die Schlussverse des Prologgottes Auxilium, v. 197 ff. E. Woytek217 hat zuletzt mit Recht betont, dass die Worte ut vobis Poeni victi poenas sufferant (v. 202) nicht auf einen bereits errungenen,218 sondern in prädikativem Gebrauch auf einen künftigen, endgültigen Sieg über den Erzfeind zu beziehen sind. Damit ist mit dem Ende des Zweiten Punischen Krieges (201 v. Chr.) ein gesicherter terminus ante quem gegeben. Die meisten Gelehrten nahmen angesichts der Formulierung in diesem Passus eine Datierung auf die Jahre unmittelbar vor 201 an, so z. B. W. B. Sedgwick und F. Della Corte219 auf 203/02, C. H. Buck220 auf 203, Th. Mommsen und K. H. E. Schutter221 auf das Jahr 204 (dies der häufigste Ansatz). Mommsen bezieht den Vers augete auxilia vostris iustis legibus auf die Nachleistungen, die man säumigen latinischen Bündnern auferlegte (Liv. XXIX 15, 11 ff.). Diesen Vorschlag weist Woytek mit dem Hinweis auf den feierlichen Kontext zurück, in welchem die Prologgottheit sich wohl kaum auf Strafsanktionen beziehe, vielmehr auf neu gewonnene socii bzw. auxilia (v. 199 f.).222 Vor allem betont er zu Recht, dass die Worte Auxiliums nicht nur in die Zeit unmittelbar vor Zama, sondern in jeden Kontext dieses Krieges passen, in dem man mit einer entscheidenden Schlacht rechnen musste.223 Die Römer mussten bereits Siege errungen haben (vgl. v. 198 quod fecistis antidhac), und sie mussten neben den alten Bundesgenossen neue zumindest in Aussicht haben (v. 199 servate socios vestros, veteres et novos). Den Nachweis einer Frühdatierung der Cistellaria führt Woytek aber vor allem mit seiner Methode, Prioritäten aufgrund sprachlicher Bezüge zu erschließen.224 Wie Woytek demonstriert hat, liegen in zwei Fällen offensichtliche Interdependenzen zwischen der Cistellaria und dem mit einiger Sicherheit auf 206/05 da___________________________
217 Sein Beitrag Woytek, Dat., ist für dieses Problem grundlegend. 218 So aber anscheinend Ernout, p. 11, mit L. Gurlitt, Die Komödien des Plautus, II, Berlin 1922, 155, und A. De Lorenzi, Cronologia ed evoluzione Plautina, Napoli 1952, 153. 219 W. B. Sedgwick, AJPh 70 (1949) 382; Della Corte, Sars. 51. 220 Buck, Chron. 62. 221 Th. Mommsen, Römische Geschichte, Leipzig 18817, 892, Anm.; Schutter, Dat. 59. 222 Weitere Versuche, einen Zusammenhang mit historischen Ereignissen dieser Zeit herzustellen, weist Woytek, Dat. 283, zurück. 223 Vgl. schon G. Michaut, Histoire de la comédie romaine, II, Plaute, Paris 1920, 86, Anm. 3. 224 Diese Methode hat Woytek mit zwei Arbeiten präsentiert: Zu Rudens, Mercator und Persa in WS 114 (2001), 119–142, und zum Poenulus in: Studien zu Plautus’ Poenulus (Hg. Baier), Tübingen 2004, 114–137.
VI. Zur Datierung
41
tierten Miles gloriosus225 vor. Aus der Superiorität von Cist. 193 im Vergleich mit Mil. 101, insbesondere der Überlegenheit des Epiphonems qui est amor suavissimus (Cist. 193) über qui est amor cultu optimus (Mil. 101), aber auch aus der besseren Verankerung der Stelle im Kontext des Dramas, kann die Priorität der Cistellaria erschlossen werden. Für Plautus als sui imitator226 sei die schwächere Einbindung in den Kontext und die gekünstelte sprachliche Formulierung227 charakteristisch. Auch zwischen Cist. 89 ff. und Mil. 104 ff. liegt allem Anschein nach das gleiche Prioritätsverhältnis vor. Das Werben des Alcesimarchus um die Freundschaft Seleniums und ihrer Mutter (Cist. 92 in amicitiam insinuavit cum matre et mecum simul) wird an der Milesstelle in zwei Teilen aufgenommen: v. 105 wird das Werben des Miles um Philocomasium mit insinuat sese ad illam amicam eri (Versschluss korrupt) zum Ausdruck gebracht, anschließend beziehen sich drei Verse228 auf seinen Versuch, auch die Mutter zu bezirzen (suppalparier), wobei der dreigliedrige Ausdruck in Cist. 93 dort auf die Alte umgemünzt wird (vgl. besonders vino229). Zudem betont Woytek, Dat. 288, richtig, dass Mil. 105 auch sachlich nicht stimmig ist, da es dem Soldaten eben nicht gelungen ist, das Herz der Schönen zu erobern, wie ja das gesamte Drama zeigt. Die beiden Stellen stützen einander gegenseitig, so dass durch die offenkundige Priorität der Cistellaria mit 206/05 ein neuer terminus ante quem gewonnen ist.230 Bei seinem Versuch einer genaueren Datierung kommt Woytek auf eine Zeit nach 212, einem Jahr großer militärischer und diplomatischer Erfolge der Römer. Vor allem hatten die Römer 212 oder 211 einen Bündnisvertrag mit dem Ätolischen Bund gegen Philipp V. von Makedonien geschlossen, der 209 ratifiziert wurde und Rom an dieser Front entlastete. Ab diesem Zeitpunkt konnte man in Rom sowohl auf Siege als auch auf neue Bündner verweisen, wie Woytek betont.231 Die Jahre 208 und 207 mit ihrer einigermaßen angespannten Lage kämen dabei am ehesten in Frage. Jedenfalls hat sich die Cistellaria nach diesem neuen Ansatz durch Erich Woytek als die älteste datierte Komödie des Plautus herausgestellt. ___________________________
225 Zu seiner Datierung vgl. Schutter, Dat. 103 f.; L. Schaaf, Der Miles gloriosus und sein griechisches Original, München 1977, 373. 226 So der Titel des bekannten Beitrags von Kellermann. 227 amorem colere ist bei Plautus ohne Parallele; cultu als Supinum ist überhaupt nur Quer. p. 28, 10 belegt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Zwierlein, Krit.², den Passus nicht als verdächtig einstuft (obwohl er Auffälligkeiten in der Formulierung häufig als Indiz für Interpolationen wertet); auch der zweite, gleich zu behandelnde Passus ist für Zwierlein anscheinend nicht verdächtig. 228 Auch dies ein Hinweis auf sekundäre Entstehung, wie Woytek in seinen Arbeiten nachgewiesen hat. 229 Alte Kupplerinnen sind oft als trinkfreudig charakterisiert, wie die lena in der Cistellaria oder die Alte im Curculio. 230 Zu dem äußerst schwer zu beurteilenden Verhältnis zwischen den Vorlagen der beiden Dramen vergleiche man Woytek, Dat. 288 ff. 231 Woytek, Dat. 291.
B. TEXTAUSGABE Codicum Sigla Ω
fons communis recensionis Ambrosianae et recensionis Palatinae quae dicuntur seu fabularum plautinarum archetypus saeculo IV tribuendus
A (A1)
Milano, Bibl. Ambrosiana, G 82 super., nunc S.P.9/13-20, saec. V (CLA III 345) secundum Guilelmi Studemund Apographum lectiones, quas in imaginibus phototypice depictis adiuvante Theresia De Robertis dispexi lectiones quaedam codicis Ambrosiani, quas Fr. Schoell dispicere sibi visus est
A* As Π
proarchetypus codicum Palatinorum saeculo V ut vid. tribuendus
P
archetypus codicum Palatinorum, saeculo IX ut vid. tribuendus
B (B1) B2 B3
Città del Vaticano, Bibl. Apostolica, Pal. lat. 1615, saec. X librarii correctiones codicis corrector, librario aequalis, qui in Cistellaria idem est atque rubricator correctiones litura illatae vel quarum auctor incertus videtur
Bc V (V1) V² V3 Vc
Leiden, Bibl. der Rijksuniversiteit, Vossianus lat. Q 30, saec. XI ex. librarii correctiones codicis corrector, librario paulo recentior correctiones litura illatae vel quarum auctor incertus videtur
J (J1) J2 J3 Jc
London, British Library, Royal 15 C XI, saec. XI ex.-XII in. librarii correctiones codicis corrector, librario aequalis ut vid. correctiones litura illatae vel quorum auctor incertus videtur
E (E1) E2 E3 Ec
Milano, Bibl. Ambrosiana, I 257 infer., saec. XII ex. librarii correctiones vel codicis corrector librario aequalis codicis corrector immo correctores saec. XV correctiones litura illatae vel quarum auctor incertus videtur
44
B. Textausgabe
Ca
Cambridge Gonville & Caius College 225/240 saec. XIII (florilegium, quod inter alia etiam excerpta plerumque exigua ex prioribus VIII fabulis continet)
Bu (Bu1)
Firenze Bibl. Medicea Laurenziana, Plut. 36.44, anno 1371 exaratus a Francisco de Buiti librarii correctiones correctiones recentiores (cum S plerumque congruentes)
Bu² Bu³ M
Firenze, Bibl. Medicea Laurenziana, San Marco 230, anno 1403 ut vid. a Poggio exaratus
K
Paris, Bibl. Nationale, lat. 7890, ineunte saec. XV in Gallia exaratus, cum J ita cognatus ut ab eodem fonte originem traxisse videatur: hic illic tantum nec constanter adhibendus, praesertim ubi J ignium iniuria vel periit vel legi nequit. El Escorial, Real Bibl. del Monasterio, T. II. 8, cuius pars altera VIII priores fabulas continens Florentiae anno circiter 1420 exarata videtur, altera vero XII posteriores fabulas continens Neapoli, ut vid., anno circiter 1435 codicis corrector vel correctores
S (S1)
S2 G (G1) G2
Città del Vaticano, Bibl. Apostolica, Vat. lat. 1629, anno circiter 1433 exaratus auctore Poggio Poggii vel librarii correctiones
In media Cistellaria (vv. 233-491) codex Ambrosianus palimpsestus tantum praesto est, cuius lectiones Guilelmus Studemund in Apographo descripsit (A). Lectionibus, quas F. Schoell hic illic se dispexisse affirmat (As), non semper fidendum est (cf. Leo Palim. 201 sq.). Nobis autem novissima instrumenta praesto fuerunt, quorum auxilio in novem paginis phototypice depictis (fol. 235r 235v 238r 241r 241v 242r 242v 247v 248r) Theresia de Robertis professore clarissima adiuvante novas lectiones dispexi, quas siglo A* notavi (cf. vv. 249 251-265 268281 317 323-340 341-357 362sq 466-480 485-491 496 500): cf. Stockert Ambros. Ceterum vide ea quae pp. 23–25 editionis Sarsinatis (Stockert1) exposui.
45
Plauti Cistellaria
Personae SELENIVM
meretrix
GYMNASIVM
meretrix
LENA AVXILIVM DEVS
prologus
ALCESIMARCHVS
adulescens
SERVVS SENEX LAMPADIO
servus
MELAENIS
lena
PHANOSTRATA
matrona
HALISCA
ancilla
DEMIPHO
senex
scaena SICYONI
46
B. Textausgabe
Argumentum Comprimit adulescens Lemnius Sicyoniam, Is redit in patriam, et gnatam generat nuptiis. Sicyonia aeque parit puellam. hanc servolus †Tollit atque† exponit, et ex insidiis aucupat. 5 Eam sublatam meretrix alii detulit. Lemno post rediens ducit quam compresserat Lemnique natam spondet adulescentulo Amore capto illius proiecticiae. Requirens servos reperit quam proiecerat. 10 †Itaque lege† et rite civem cognitam Alcesimarchus, ut erat nactus, possidet. _______________ 1–11 d e e s t A 4 tollĭt ătque suspectum, item expōnĭt ĕt 7 spondet Bothe1 : despondit P 10 itaque P (sc. itāque) : itaque Pylades
Plauti Cistellaria
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Plauti Cistellaria SELENIVM GYMNASIVM LENA 1
SEL. Quom ego antidhac te amavi et mi amicam esse crevi, mea Gymnasium, et matrem tuam, tum id mihi hodie aperuistis, tu atque haec: soror si mea esses, qui magis potueritis mi honorem ire habitum, 5 nescio, nisi, ut meus est animus, 5a fieri non posse arbitror: i6 ta omnibus relictis rebus 6a mi frequentem operam dedistis; 7 eo ego vos amo et eo | a me 7a magnam inistis gratiam. GYM. pol isto quidem nos pretio facile est frequentare tibi utilisque habere: 10 ita in prandio nos lepide ac nitide accepisti apud te ut semper meminerimus. SEL. lubenti[que] edepol animo factum et fiet a me, quae vos arbitrabor velle, ea ut expetessam. 14 LE. quod ille dixit, qui secundo vento vectus 14a est tranquillo mari, 15 ventum gaudeo… ecastor ad te, | ita hodie 15a hic acceptae sumus suavibus modis, nec nisi disciplina apud te fuit quicquam ibi quin mi placeret. SEL. quid ita, amabo? LE. raro nimium dabat quod biberem, id merum infuscabat. 19/20 GYM. amabo, hicine istuc decet? LE. iusque fasque est: ______________ 1–69 d e e s t A 1 Quom S : Cum P Prisc. gramm. II 529, 16 quia Varro ling. VII 98 G.-S. antidhac Pareus1 : ante hac BJ Varro anted hac VE cum ego te amaui, mea Antiphila, et mihi amicam esse creui Prisc. 3 aperuistis JK : aperuisti BVE 4 potueritis VJE : potueris B 5 nisi BVE : om. JK 8 o Varro ling. VII 99 G.-S. : istoc BVEK istuc J pretio facile est P : pretio ptanti est Varro, sed facile est in loci interpretatione 9 om. Varro habere B1VJEc : haberi B³ haberes E1 ut vid. 10 ac VJE Varro : atque BK 11 memine12 lubenti Bothe1 : rimus B³ S (ał memineris in mg.) : meminer B1 memineris VJE 1 lubentique P 13 arbitrabor Camerarius : arbitror P expetessam Gronovius : expetes P ille P : ibi Varro ling. V 72 G.-S. 14a mari JKE³ Varro : mare 14 LE. JK : GYM. BVE BVE1 Charis. 76, 6 B. et 174, 14 B. 15 vel ted 17 nec Pius : haec P 18 raro nimium etc. lenae dat E3 : GYM. P 19/20 amabo-decet GYM. Saracenus : SEL. P istuc MS : istud P iusque fasque est etc. lenae dedit Gruterus : GYM. P
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B. Textausgabe
nemo alienus hic est. SEL. merito vestro amo vos, quia me colitis, [et] magni facitis. LE. decet pol, mea Selenium, hunc esse ordinem benevolentis inter se beneque amicitia utier, 25 ubi istas videas summo genere natas, summatis matronas, ut amicitiam colunt atque ut eam iunctam bene habent inter se. si idem istuc nos faciamus, si idem imitemur, ita tamen vix vivimus cum invidia summa: suarum opum nos volunt esse indigentes. 29/30 nostra copia nil volunt nos potesse suique omnium rerum nos indigere, ut sibi simus supplices. eas si | adeas, abitum quam aditum malis, ita nostro ordini palam blandiuntur, clam, si occasio usquam est, 35 aquam frigidam subdole suffundunt; viris cum suis praedicant nos solere, suas paelices esse aiunt, eunt depressum. quia nos libertinae sumus, et ego et tua mater, ambae meretrices fuimus: illa te, | ego hanc mihi educavi 40 ex patribus conventiciis. neque ego hanc superbiai causa pepuli ad meretricium quaestum, nisi ut ne esurirem. SEL. at satius fuerat eam viro dare nuptum potius. LE. heia, haec quidem ecastor cottidie viro nubit nupsitque hodie, nubet mox noctu: numquam ego hanc viduam cubare sivi. 45 nam si haec non nubat, lugubri fame familia pereat. GYM. necesse est, quo tu me modo voles esse, ita esse, mater. LE. ecastor haud me paenitet, si ut dicis, ita futura es. nam si quidem ita eris ut volo, numquam hac aetate fies semperque istam quam nunc habes aetatulam optinebis, 50 multisque damno et mi lucro sine meo saepe eris sumptu. GYM. di faxint! LE. sine opera tua di horunc nil facere possunt. GYM. equidem hercle addam operam sedulo; sed tu aufer istaec verba. ______________ 22 colitis Spengel Sjögren : colitis et P magni JEcK : magnis BVE1 23 bene uolentis VJE : beniuolentis B 26 amicitiam VJE : ami ciam B 27 istuc Bu3 Bothe1 : istud P 29/30 nihil Pylades : nihilo idem² del. Lindsay imitemur Camerarius1 : imitamur P P 33 eas si P : si eas Müller 39 vel ted 40 conuenticiis Scaliger : conuentiis B conticus VE1 conticius J conticuis E³ neque ego hanc Gronovius : ego neque hanc P superbiai Bothe1 : superbiae P 41 pepuli Spengel : repuli P reppuli KMG 42 heia BV : 46 ita esse Lanciotti 48 hac eia JE 45 lugubri Camerarius1 : lucubre fere P aetate Seyffert : et h(a)ec ate fere P senecta Leo 50 meo saepe eris P : meo eris saepe Bothe1 51 di horunc nihil B : nihil di horunc fere VJE 52 hercle fere P : hanc Seyffert ei rei Redslob equidem operae addam operam Lindström aufer Ussing : inter P
Plauti Cistellaria
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meus oculus, mea Selenium, numquam ego te tristiorem vidi esse. quid, cedo, te, obsecro, tam abhorret hilaritudo? 55 neque munda adaeque es, ut soles (hoc sis vide, ut petivit suspiritum alte) et pallida es. eloquere utrumque nobis, et quid tibi est et quid velis nostram operam, ut nos sciamus. noli, obsecro, lacrumis tuis mi exercitum imperare. SEL. misera excrucior, mea Gymnasium, male mihi est, male maceror; 60 doleo ab animo, doleo ab oculis, doleo ab aegritudine. quid dicam nisi stultitia mea me in maerorem rapi? GYM. indidem unde oritur facito ut facias stultitiam sepelibilem. SEL. Quid faciam? GYM. in latebras abscondas pectori penitissumo. tuam stultitiam sola facito ut scias sine aliis arbitris. 65 SEL. at mi cordolium est. GYM. quid id? unde est tibi cor? commemora, obsecro; quod neque ego habeo neque quisquam alia mulier, ut perhibent viri. SEL. si quid est quod doleat, dolet; si autem non est… tamen hoc hic dolet. GYM. amat haec mulier. SEL. eho, an amare occipere amarum est, obsecro? GYM. namque ecastor Amor et melle et felle est fecundissimus; 70 gustui dat dulce, amarum ad satietatem usque oggerit. SEL. ad istam faciem est morbus, qui me, mea Gymnasium, macerat. GYM. perfidiosus est Amor. SEL. ergo in me peculatum facit. GYM. bono animo es, erit isti morbo melius. SEL. confidam fore, si medicus veniat qui huic morbo facere medicinam potest. 75 GYM. veniet. SEL. spissum istuc amanti est verbum ‘veniet’ nisi venit. sed ego mea culpa et stultitia peius misera maceror, quom | ego illum unum mi exoptavi, quicum aetatem degerem. LE. matronae magis conducibilest istuc, mea Selenium, unum amare et cum | eo aetatem exigere quoi nuptast semel. 80 verum enim meretrix fortunati est oppidi simillima: non potest suam rem optinere sola sine multis viris. ______________ 56 pallida es P : an pallida est ? 57 uelis SE³ : uelit P 59 misera excrucior P. Hoffmann : mea excrucior P med excrucio Leo 61 Wachter vel med rapi Gulielmius: rapit P 63 abscondas P : condas Varro apud Char. 246, 10-11 B. pectori Varro : pectore P 65 quid id? P : quid? id fere edd. cor Bentley : cordolium P 70–145 a c c e d i t A 70 gustui Guietus : gu… A gustud B1 ut vid. gustu BcVJE 72 del. Guietus 75 istuc A istuc Bothe² : istud P est uerbum BVE : A n.l. uerbum est JK 77 quom A : quia P unum P : om. A aetatem A : aetate P 79 quoi A quoi SG : cui P 80 fortun… A fortunati P : oppugnati Leo
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SEL. hoc volo agatis. qua accersitae causa ad me estis, eloquar. nam mea mater, quia ego nolo me meretricem dicier, obsecutast, gessit morem oranti morigerae mihi, 85 ut me, quem | ego amarem graviter, sineret cum | eo vivere. LE. stulte ecastor fecit. sed tu enumquam cum quiquam viro consuevisti? SEL. nisi quidem cum Alcesimarcho, nemine. nec pudicitiam meam mi alius quisquam imminuit. LE. opsecro, quo is homo insinuavit pacto se ad te? SEL. per Dionysia 90 mater pompam me spectatum duxit. dum redeo domum, conspicillo consecutust clanculum me usque ad fores. inde in amicitiam insinuavit cum matre et mecum simul blanditiis, muneribus, donis. LE. mi istunc vellem hominem dari; ut ego illum vorsarem! SEL. quid opust verbis? consuetudine 95 coepi amare contra ego illum, et ille me. LE. o mea Selenium, adsimulare amare oportet. nam si ames, extempulo melius illi multo, quem | ames, consulas quam rei tuae. SEL. at ille conceptis iuravit verbis apud matrem meam, me uxorem ducturum esse: ei nunc alia ducendast domum, 100 sua cognata Lemniensis, quae habitat hic in proxumo. nam eum pater eius subegit. nunc mea mater iratast mihi, quia non redierim domum ad se, postquam hanc rem resciverim, eum uxorem ducturum esse aliam. LE. nil amori iniuriumst. SEL. nunc te amabo ut hanc hic triduum hoc solum sinas 105 esse et hic servare apud me. nam ad matrem accersita sum. LE. quamquam istuc mi erit molestum triduum et damnum dabis, faciam. SEL. facis benigne et amice. sed tu, Gymnasium mea, si me absente Alcesimarchus veniet, nolito acriter eum inclamare (utut erga me | est meritus, mi cordi est tamen), ______________ 82 hoc uolo agatis qua P : hocnu..............q A (fuit hoc nunc agite? Seyffert) 84 obsecutast gessit morem oranti A : obsecuta est de ea re gessit morem fere P morigerae S : mo… A morigere P 88 pudicitiam meam mihi alius quisquam imminuit P : pudicitiam imminuit meam mihi quisquam alius A 91 conspicillo P : conspicio… A (unde conspicio illum Leo) 93 (mihi)–94 uorsarem LE. Bothe1 : GYM. P 93 mihiistunc uellem hominem dari A : mihi istum hominem uellem dari P 95 et Ω : ut Gronovius Selenium A : selenium quidem fere P 96 extempulo Camerarius1 : extempl. A extemplo P 97 quem P : qui vel que A 101 eius P : us A del. Goetz subegit Ω : subigit Bentley 102 quia P : que… A hanc A : eam P 103 amori iniuriumst A : amore (amare B²) iniurium est P amore iniuriust Dousa versum del. Guietus 104 te A te BuM : tuę BVJ tue E hanc hic triduum hoc solum Seyffert (unum Kampmann) : hanchi[spat. ca. 14 litt.]csolum A hanc triduum hoc solum P 106 istuc mihi Schmidt : istud mihi B mihi istud VJE dabis Ω : dabit Dousa, fort. recte 109 utut Sambucus : et ut P vel med mihi cordi est Camerarius : in cordi est BVE1 in cordi es JE³
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sed, amabo, tranquille: ne quid, quod illi doleat, dixeris. accipias clavis: si quid tibi opus erit prompto, promito. ego volo ire. GYM. ut mi excivisti lacrimas! SEL. Gymnasium mea, bene vale. GYM. cura te, amabo. sicine inmunda, obsecro, ibis? SEL. inmundas fortunas aequum est squalorem sequi. GYM. amiculum hoc sustolle saltem. SEL. sine trahi, cum egomet trahor. GYM. quando ita tibi lubet, vale atque salve. SEL. si possim, velim. – GYM. numquid me vis, mater, intro quin eam? ecastor mihi visa amare. LE. istoc ergo auris graviter obtundo tuas, ne quem ames. abi intro. GYM. numquid me vis? LE. ut valeas. GYM. vale. – LENA
120 126 127 128 129 123 124 125 130 131 132 133 ______________
LE. Idem mi est quod magnae parti vitium mulierum quae hunc quaestum facimus: quae ubi saburratae sumus, largiloquae extemplo sumus, plus loquimur quam sat est. quin ego nunc quia sum onusta mea ex sententia quiaque adeo me complevi flore Liberi, magis libera uti lingua conlibitum est mihi, tacere nequeo misera quod tacito usus est. nam ego illanc olim, quae hinc flens abiit, parvolam puellam proiectam ex angiportu sustuli; [adulescens quidam hic est adprime nobilis Sicyone, summo genere; ei vivit pater. is amore misere hanc deperit mulierculam, quae hinc modo flens abiit. contra amore eum haec deperit.] eam meae ego amicae dono huic meretrici dedi,
111 acc… A accipias clauis (claues J) P : accipe has clauis Müller tibi opus erit EcS : 1 tibi opus est erit BVJ E ut vid. tibi opus est Weise prompto Studemund : A n.l. promptu P promito B³ : promitto B1VJE 112 lacrimas B2 ut vid.. JK : lacrimis B1 ut vid. VE 1 116 lubet B³ : iuuet B1J uiuet 115 amicu … A amiculum B VJE : amictulum B3 ut vid. VE 117 numquid BJ : nuncqu... A numquidem VE 119 neq… A ne quem ames JKE³ : 120 idem mihist quod magnae parti Schoell idem mihistq… A : neque meas BVE1 idem mihi magne (magnae B3) quod parti est P 121 hunc A Lambinus : nunc P facimus AMG : faciemus P 122 sumus P : et A 123–140 paucissima leguntur in A 126– 129 post 122 transpos. Acidalius : om. A del. Ritschl 126 quia sum onusta Camera123 ego illanc Pareus³ : A n.l. illam ego BVE illa ego J rius1 : quasi sum honesta P 124 angiportu JKE³ : angui portu BVE1 sustuli BcJE : sustulit B1 ut vid. V 125.130–132 del. Windischmann 130 sic… A : sicyone fere P Sicyoni Goerbig 132 eum haec deperit A : eum (cum JK) haec perdita est P eum haec perdite E³ ut vid.
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quae saepe mecum mentionem fecerat, puerum aut puellam alicunde ut reperirem sibi, recens natum, eapse quod sibi supponeret. ubi mi potestas primum evenit, ilico feci eius ei quod me oravit copiam. postquam eam puellam a me | accepit, ilico eandem puellam peperit, quam a me acceperat, sine obstetricis opera et sine doloribus, item ut aliae pariunt, quae malum quaerunt sibi. nam amatorem aibat esse peregrinum sibi suppositionemque eius facere gratia. id duae nos solae scimus: ego quae illi dedi et illa quae a me accepit, praeter vos quidem. haec sic res gesta est. si quid usus venerit, meminisse ego hanc rem vos volo. ego abeo domum. –– AVXILIVM
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Utrumque haec, et multiloqua et multibiba, est anus. satine vix reliquit deo quod loqueretur loci, ita properavit de puellae proloqui suppositione. quod si tacuisset, tamen ego eram dicturus, deus qui poteram planius. nam mihi | Auxilio est nomen. nunc operam date, ut ego argumentum hoc vobis plane perputem. fuere Sicyoni iam diu Dionysia. mercator venit huc ad ludos Lemnius, isque hic compressit virginem, adulescentulus, , vinulentus, multa nocte, | in via. is ubi malam rem scit se meruisse, ilico pedibus perfugium peperit, in Lemnum aufugit, ubi habitabat tum. | illa, quam compresserat, decumo post mense exacto hic peperit filiam. quoniam reum eius facti nescit qui siet,
134 fecerat SE³ : fecerit BVJE1 139 vel med 143 aibat Bothe1 : A n.l. aiebat P 145 solae 144 suppositionemque A : suppositionem P eius A : B1 n.l. eius rei B²VJE 147 sic B³KE³ : si B1VE1 (sole VJE) scimus P : scimus solae A 146–232 d eest A om. J 148 abeo domum Bc : abeo domum auxilium (i. e. titulus scaenae) fere P 150 satine P (sc. satin) : sati (sc. satis) Guietus 152 si tacuisset BKE³ : si tacius esset 154 auxilio est P : est Auxilio Camerarius1 159 PaVJ1E1 ł tacuisse (sic) J² reus³ in uia Müller 162 ubi habitabat tum. Camerarius : ubi habitabat. tum P ubi tum habitabat Guietus
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paternum servum sui participat consili, dat eam puellam ei servo exponendam ad necem. is eam proiecit. haec puellam sustulit, [ille clam observavit servus , quo aut quas in aedis haec puellam deferat] ut eampse vos audistis confiterier. dat eam puellam meretrici Melaenidi, eaque educavit eam sibi pro filia bene ac pudice. tum illic autem Lemnius propinquam uxorem duxit, cognatam suam. ea diem suum obiit, facta morigera est viro. postquam ille uxori iusta fecit, ilico huc commigravit; duxit uxorem hic sibi eandem quam olim virginem hic compresserat; et eam cognoscit esse, quam compresserat. illa illi dicit, eius se ex iniuria peperisse gnatam | atque eam se servo ilico dedisse exponendam. ille extemplo servolum iubet illum eundem persequi, si qua queat reperire quae sustulerit. ei rei nunc suam operam usque adsiduo servus dat, si possiet meretricem illam invenire, quam olim tollere, cum ipse exponebat, ex insidiis viderat. nunc quod relicuum restat volo persolvere, uti expungatur nomen, ne quid debeam. adulescens hic est Sicyoni, ei vivit pater: is amore proiecticiam illam deperit quae dudum flens hinc abiit ad matrem suam, et illa hunc contra, qui est amor suavissimus. ut sunt humana, nil est perpetuum datum. pater adulescenti dare vult uxorem; hoc ubi mater rescivit, iussit accersi eam domum. haec sic res gesta est. bene valete et vincite virtute vera, quod fecistis antidhac;
168–169 del. Degering 168 qui eam proiecerat suppl. Camerarius1 : Rau 176 postquam MSE³ : post P 177 duxit BKE³ : dixit VE1 dux J 181 atque eam se BVE : atque J atque eam K eamque se Pylades 183 illum eundem P : eundem illum Niemoeller 184 suam P : bonam Langen 188 reliquum P 189 uti B : ut VJE 193 hunc expungatur B² ut vid. S : expugnatur fere P 192 dudum JE³ : dum BVE1 197 haec sic res gesta est Bothe³ : BJE³ : huc et V huc E1 196 eam B : ad eam VJE haec res gesta sic est fere P 198 antidhac BVE : ante hac JK
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B. Textausgabe
servate vestros socios, veteres et novos, augete auxilia vestris iustis legibus, perdite perduelles, parite laudem et lauream, ut vobis victi Poeni poenas sufferant. ––
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ALCESIMARCHVS
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209/10 211/12 214/15 217 217a 219/20 221/22
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AL. Credo ego Amorem primum apud homines carnificinam commentum. hanc ego de me coniecturam domi facio, ni foris quaeram, qui omnis homines supero [atque] antideo cruciabilitatibus animi. iactor [crucior] agitor stimulor, versor in amoris rota, miser exanimor, feror differor distrahor diripior, ita nubilam mentem animi habeo. ubi sum, ibi non sum; ubi non sum, ibi est animus: ita mi omnia sunt ingenia. quod lubet, non lubet iam id continuo, | ita me Amor lassum animi ludificat, fugat agit, appetit raptat, retinet, lactat largitur: quod dat non dat, deludit: modo quod suasit, dissuadet; quod dissuasit, id ostentat. maritumis moribus mecum experitur; ita meum frangit amantem animum; neque nisi quia miser non eo pessum, mihi | ulla abest perdito permities. ita pater apud villam detinuit me hos dies sex ruri continuos, nec licitum interea est meam amicam visere: estne hoc miserum memoratu?
______________ 200 uestris P : uostra Ussing iustis B : uictis VJE 201 laudem JKE³ : laudeam BVE1 202 ut Camerarius1 : et P 204 foris MSE³ : foras BVJE1K 205 atque secl. Hermann 207 an Amoris ? miser del. Leo exanimor BECa : 206 crucior del. Fleckeisen examor V examinor JK 208 diripior JE1Ca : deripior BVE2K 209 nubilam B : nulla 211 est animus BcVJE : B1 n.l. animust Leo 212 sunt ingenia HerVJ1 nullam JcE mann : ingenia sunt P 217 lactat Schoppius : iactat P largitur VJE : lagitur B quod et deludit del. Leo 218 Reiz dissuadet Pylades : dissuasit P 219/20 quod VECaK : quo B om. J 221/222 experitur SG E³ in mg. : expetitur P amantem B²VJE : amentem B1 223 non eo pessum B : ne oppessum fere VJE 224 ulla P : nulla codices Langiani ulla Müller permities VE permicies B1J : pernicies Bc
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AL. nudius sextus
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***
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AL. potine tu homo facinus facere strenuum? SER. aliorum affatim est, qui faciant. sane ego me nolo fortem perhiberi virum.
*** SER. sed quid istuc? AL. mala multa dici mi volo. SER. qua gratia? AL. quia vivo. SER. facile id quidem edepol possum, si tu vis. AL. volo. 235 SER. at enim ne tu exponas pugnos tuos in imperio meo. AL. numquam edepol faciam. SER. fidem da. AL. do, non facturum esse me. sed ego primum tot qui ab amica abesse potuerim dies sum nihili. < SER.> nihili hercle vero es. < AL.> †idoroiaroperite† quae me amaret contra. SER. dignus hercle es infortunio. 240 AL. ei me tot tam acerba facere in corde. SER. frugi numquam eris. AL. praesertim quae coniurasset mecum et firmasset fidem. SER. neque deos neque homines aequom est facere tibi posthac bene. AL. quae esset aetatem exactura mecum in matrimonio. SER. compedeis te capere oportet neque eas unquam ponere. 245 AL. quae mihi esset commendata et meae fidei concredita. SER. hercle te verberibus multum caedi oportere arbitror. AL. quae mellillam me vocare et suavium solitast suum. SER. ob istuc unum verbum dignu’s, deciens qui furcam feras. AL. egomet fateor. sed quid auctor nunc mihi es? SER. dicam tibi. ______________ 230–491 d e f i c i t P Inter 229 et 233 perierunt versus circiter 110 230 Gloss. Plaut. gramm. III 58, 4 231–232 Gell. VI 7, 3 231–250 personas distrib. Studemund et Seyffert (238 f. Seyffert et Leo) 233–491 codex A tantum praesto est; personarum sigla in A de more evanuerunt, spatia in interiore versu plerumque servantur 233–250 fol. 235r 233 fortasse v. 232 excipit quid istuc? AL. mala multa dici Leo : quid istum namiliadici A 235 exponas pugnos tuos A: exponas pugno os metuo Leo 237 tot qui Leo : eo # qui potissimum A potuerim dies Leo : audirem pies (vel dies ) A 238 idoroiaoper ite A : quam ego amarem perdite Leo 239 ercle ercle A 240 ei me tot tam acerba Leo : ei (vel et) met uoeg o acerba A post v. 242 anticipatur v. 245 qui et suo loco iterum occurrit in A 243 mecum exactura mecum A 244 compecei s te potius quam compedei s ei A 245 meae fidei concredita A sed meam fidem concrediti post 242 249 fateor Strati A* : laetor A
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supplicium illi des, suspendas te, ne tibi suscenseat. AL. quian l…………l . l …………………….acam ………….le SER. quid tu ergo . . . . . . . name . . . . . . te manuleo ………….ve amica ne te caiet……………………. quid……………………………………dari iussit pater uu………………………………………………..ss . o . er mihi saxi………………………………………………abduxi semel sanus………………………………………………………… nam……………qu…….n………………………………..neu ………………………….hoc r…………… stram fidem qui . du . . . . . . . . . . . . . . . . . quamquam exemeri inla………………rum……….rum . . . . maximum u . ll…………mpla……………………………ores sublestum……………………………………….claudito ………..m………………………………………….om ne quo……………….ino…………………………..sus est …….es. sed quem . . . a . s . in………………….ni foras.
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*** . . . m hercle cras…………………………………………… censen tu es . . . ar.............................................................lu siquidem illaec ads……………………………………………. ubi eam u . . . o . nunquam . suma……………………………. iam te moriri non sini ……………ce………………………….. semper sunt †situiut† uxor…………………………fec . idem.
250 succenseat potius quam suscenseat A 251–266 fol. 235v; personae incertae (251– 253 distribuit Schoell) 251 l . l A* : A n.l. amicam Schoell : …gam A a . . . am A* le A* : A n.l. 252–253 quid tu ergo … name … temanuleo / . . . . ue A Fulg. Verg. Cont. 103, 18 H. quid tu amicam times, ne te manuleo caiet huc rettulit Seyffert 254 dari iussit pater Schoell (iusdariiuss . . pater As) : ss . . pater A dar . . ussi . pate r A* 255 uu A* : uA ss . o . ermihi A* : ermihi A 256 saxi vel sax e A : s . (.) a . e A* 257 sanus quamSchoell A* : sa . . s A 259 stram Schoell 260 qui . du A* : qui A quam exemerit Stockert q . a . . qu . . . exemeri A* praeeunte Schoell : exemii A mpla de Melo ores (fort. 261 inla vel enla A* : l A 262 u . ll A* : ual . A oreis) A* : ori A 265 susest A* : susese potissimum A post 266 GYM N et post spatium maius C A Inter 266 et 267 fol. 236 et 237 (= ca. 70 vv.) perierunt 267–285 fol. 238r; hic multa incerta per hos versus loquentes faciunt Gymnasium, Alcesimarchum, Servum Leo Lindsay 268 censentues A* : censintuss A censen iuss Schoell lu A* : A n.l. 270 ubieamu . . . . o A* : ubiea . u A fort. ubi eam uidebo (uideo Dunsch) ubi eam u numquam # sumne ego Schoell 271 iante vel tante A* : tam A moririnonsi ni A (sinet As) tam moriri non sini? Leo 272 uxor As A* : ux A fec . idem A* : A n.l
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AL. quid si am…………non idi……cinis est amor n . . . du . u atque illam quam te amare intellego . c . . . . si conclusos vos me habere in carcere †tibitoteestd† . . amoris noctesque et dies ni emortuus era ………………… †miumo† mi nunquam quisquam creduit . ostill . . de non ese . . a . . . . em . . . . . s # immo maxumus. nam qui | amant stulte atque inmodeste atque inprobe, ………….nne . . . †imecurc† . . . e ne ament adduxtin ill…………………†itmauoltiter† AL. un…………..nus th . . . . he, ubi tu es? SER. ecce me. AL. i, adfer mihi arma, | et loricam adducito. SER. loricam adducam? . a . . . . ned . . ucere? AL. i, curre, equum adfer. SER. perii, hercle hic insanit miser. AL. abi atque hastatos multos, multos velites, multos cum multis – nil moror precario. ubi sunt quae iussi? SER. sanus hic non est satis. GYM. manu esse credo nocitum, cum illaec sic facit. SER. utrum deliras, quaeso, an astans somnias, qui equum me adferre iubes, loricam adducere, multos hastatos, postid multos velites, multos cum multis? haec tu pervorsario mi fabulatu’s. AL. dixin ego istaec, obsecro? SER. modo quidem hercle haec dixisti. AL. non praesens quidem. SER. praestigiator es, siquidem hic non es atque ades. GYM. video ego te Amoris valde tactum toxico, adulescens; eo te magis volo monitum. AL. mone. GYM. cave sis cum Amore tu umquam bellum sumpseris. AL. quid faciam? GYM. ad matrem | eius devenias domum, expurges, iures, ores blande per precem eamque exores, ne tibi suscenseat.
273 am Schoell amor-creduit (278) Gymnasio debentur ut vid. 274 n . . . du . (.) u A* : du A 277 miumo A* : mo A 278 creduit A* : A n.l credito Suess ostill . . de A* : osull A postilla idem Dunsch 279 nonese . . a . . . em A* : nones A 280 inprobe Schoell inp . obe A* in . . o . . A 281 nne (= anne?) A* : r A 282 ad(vel ab)duxtinill A ill Schoell itmauoltiter A 283 nusth . . . . he A …nus Thce Schoell 284 arma Schoell 285 ucere Lindsay 286–304 fol. 238v; personas post Studemund dist. Leo 286 peri A : del. Leo; sed fort. hercle delendum 290 manu A : ab anu Leo facit potius quam facis A 294 peruorsaruo//// vel peruorsario//// A : peruorse modo As 296 dixisti A : dixti Studemund 297 praestigiator es A : praestigiator Studemund
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B. Textausgabe
AL. expurigabo hercle omnia ad raucam ravim. ***
305
SEN. prohibet divitiis maximis, dote altili atque opima.
*** SEN. mulierculam exornatulam . . . equidem hercle scita. quamquam vetus cantherius sum, etiam nunc, ut ego opinor, adhinnire equolam possum ego hanc, si detur sola soli. GYM. nimis opportune mi evenit redisse Alcesimarchum; 310 nam sola nulla invitior solet esse. SEN. me vocato, ne sola sis: ego tecum ego agere, ut tu | agas aliquid. GYM. nimis lepide exconcinnavit hasce aedis Alcesimarchus. SEN. ut quous adgreditur, t; lepidumst amare semper. GYM. Venerem meram haec aedes olent, quia amator expolivit. 315 SEN. non modo ipsa lepidast, commode quoque hercle fabulatur. sed cum dicta huius interpretor, haec herclest, ut ego opinor, meum quae corrumpit filium. suspiciost eam esse; utpote quam numquam viderim, de opinione credo. nam hasce aedis conductas habet meus gnatus, haec ubi astat: 320 hoc hanc eam esse opiniost; nam haec illum nominavit. quid si adeam atque appellem? mali damnique inlecebra, salve. GYM. qu…………………………….nu . . . e vapulabis. SEN. neque . . . . . . . . . a……………..rreo . . volo apud te …..………………………………quaeret . . . mer…… 325 lu……………………………………uu……………. ………………………………………fesn…………… ………s……………………………s…………ulco ………………………………………………..riclis ........................................................................................... ______________ 306
304 expurigabo Ritschl : expurgabo A Non. 241 L. experiuraui Fest. 340, 18 L. post 304 folia 239 et 240 perierunt in A (= ca. 70 vv.) 305 Non. 101 L. Seni dedit Seyffert 306–321 fol. 241r personas distr. Studemund et Schoell 306 exornatulam situ equidem A (situ Mai) t quidem Leo e quidem Fontaine 308 equolam A : equlam vel eculam Prisc. gramm. II 114, 6 311 Studemund 313 ut quous adgreditur Leo (adgreditur Schoell) : ut quo….. usaderidetur A 318 utpote quam Seyffert : ut postquam A 322–340 fol. 241v; ea tantum leguntur quae attuli 323 Al A* in marg. sin. (fort. personae nota) n eq . . . . . . . . a A* : A n.l. rreo A* : are (vel rre) A 324 quaeret A* : ir (vel th) A 326 fesn A* : es A (esma Studemund) 327 s A* : c A s A* : A n.l. 328 periclis Schoell riclis A* : clis vel cles A
Plauti Cistellaria
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…l……………………………………… GYM. intro abeo: nam meretricem astare in via solam prostibuli sanest. . . . . . d . . . . . qu……………………………………num me . . ssem………………………………………………meamque ……………………………………f……………………. 335 proh . . . . diu………………….s . o……………………. ri . ds . . . . c…………………………………………….. as………………………………..es . u . . . . . s………… a . . . . . . ueal……………………………………………. ………..o………………………………………….il . . . ep….. 340 neque ull ………………………………………cia . . . . a . i . s bonu………………………………………………….. en…………………………………………………….. ……………………………………………………….. nisi . unct . pr………………………………………… 345 ue…………………………………………………….. siu . . d ………sis……………………………………. h……………………………..fec……………………. ……….edic…………………q……………………… ………equidem . . . . . pu ………………..o………… 350 a……………………………………………………… . a . . . . ca . . . . ecesesl . . . os . . e…………………... ………………face nunciam ……….. nc……………. no . . . . . . . p . a . . . . sit . . . s……………………am.. qu. . . resea . . . . . . . . huc……………………………. 355 qu…………………………………………………….. n . . . . . . . quod………….um tuo……………………... ne tu . . n……………………………………………... quae ub………………………………………………. ……….ille ….ou……………………………….mulier _____________ 330
330–331 fragmentum apud Non. 684 L. servatum hic inseruit Schoell (sanest A) GYM. Studemund intro abeo / nam Bothe1: introabonam Non. 684 L. intrabo / nam Lindsay 331 prostibuli Mercerus : prostibula Non. 333 meamq· A* : meamuu potissimum A 334 f A* : A n.l. 335 prohibet diuitis maximis do A dub. cf. v. 305 litterae quadrare videntur (A*) 336 ri . ds A* : ps A 337 as A* : s A es . u . . . . . s A* : A n.l. 338 a spat. 6 litt. ueal A* : ueu A 339 il . . . ep A* : A n.l. 340 neq·ull A cia A hodie non visibile a . i . s A* : A n.l. 340–341 fragmentum apud Non. 773 L. servatum malum aufer / bonum mihi opus est huc rettulit Schoell cf. fragm. inc. sed. I 341–358 fol. 242r; hic ea tantum leguntur quae attuli 341 bonu A 344 nisi (.) unct . pr A* : nisitunct A nisi iuncti (cuncti) prius Dunsch 347 fec A* : fe vel fi A 349 pu A* : cu A o A* : A n.l. 351 . a . . . . ca A* : A n.l. 353 no spat. 6–7 litt. p . a . . . . sit A* : no et s A 356 post 6-7 litt. quod A* : A n.l. umtuo A* : rituos A 357 netu . (.) n A* : neiu A 358 quae ubi Schoell 359–372 fol. 242v
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360 360a
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373 373a
B. Textausgabe
…..steram………………………………………f….omo mihi opus ut ……………………..nloqui…………………………s apu . . . ut . m . . i…………………………….lus ego volo quid vis. SEN. volo ex te scire quicquid est ms qu, quid ego usquam male feci tibi s quisquam, id edisserta, quam ob rem me meumque filium cum matre remque nostram habes perditui et praedatui? GYM. miser errat, ut ego dixi. lepidast materies, ludam ego hunc, nam occasio videtur. potin operam ique equidem mala des innocenti? SEN. sed te, nullusne est tibi amator alius quisquam nisi us modo unus filius? GYM. quem quidem ego amem, alius nemo est. SEN. at ecc. GYM. nil moror: damno sunt tui mi ses. SEN. quid f……………………………m. GYM. visne est is arbitratus? *** ……………………………………………… GYM. vos datores negotioli bellissimi senicis soletis esse. ***
374 375 376
LE. me respondere postulas? iniurium est. stipulari semper me ultro oportet a viris. eum quaestum facio, nil viris promittere.
_______________
***
361 nloqui Leo : nlocui A 362 ut . m . . i A* : utar A uolo potius quam hic (spa363–369 tium minus quam UO sed maius quam H) A* : A n.l. malu’s, ego scio Schoell personas distribuit Studemund 363 ms qu Studemund (meus As) 364 s Seyffert : s Studemund 365 quom matre A 366 perdit ui et praedat ui # miser errat ut A 368 operam ique equidem mala des Leo 369 Studemund (des Schoell) : operam . . iq· equidem mala . . c . . die A 370 us Leo : tuus A et Studemund filius # (GYM.) Leo praeeunte Studemund : filiust A 371–372 personas Leo, sed ante uisne spatium deest 371 atecca (ategoa Mai) A at ego alios credo Seyffert at ego arbitror te Schoell an at eccu ? tui mihi ses Schoell : eut mihi s . . . es A 372 uisne est is arbitratus? Schoell : uisneestid (vel is)arbitratus A isne est id arbitratus? Leo 373–384 fol. 243 periit; in fol. 244r nihil fere legitur; in his tribus paginis (i. e. ca. 55 vv.) 373–384 locum habuisse videntur 373–380 huc rettulit Studemund qui etiam personas distribuit 373–373a sic Schoell praeeunte Bothe1 : datores bellissimi uos negotioli senicis Prisc. gramm. II 279, 28 datores bellissimi uos negotioli senicis (phoenices pars codd.) Id. gramm. II 111, 7 374–376 Prisc. gramm. II 388, 5-6
Plauti Cistellaria
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SEN. siquidem imperes pro copia, pro recula ***
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LE. quin is, si itura es? nimium is vegrandi gradu. GYM. pol ad cubituram, mater, magis sum exercita fere quam ad cursuram: eo sum tardiuscula.
381
*** LA. …meminere officium suum
382
*** ita mustulentus aestus nares adtigit
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*** capillo scisso atque excissatis auribus
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*** quae quasi carnificis angiporta purigans
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385 388
*** …………………………………………… ……………………………………………. ……………………………………………. ………………………………………………
*** ……………………………………………rist cu…………………………………………… fuist…………………………………llo modo uobo………………………………….es negent ……………………………………a …d…….. ……………………………………guela . . qui teris 395 ..................................................……uero . . s…… ………………………………………ticulus fui ……………………………………………….us ………………………………………………….. _______________ 389 390
377 Prisc. gramm. II 107, 4-8 378 (Fest. 512, 6 L.) et 379–380 (Non. 292 L.) coniunxit Scaliger 378 quin is si Festi cod. U : qui nisi cett. codd. itura es Gulielmius : itures codd. Festi 379 ad cubituram Scaliger / Muretus : accubituram Non. 292 L. 380 ad cursuram eo Scaliger / Muretus : a cursura eo Nonius 381 Non. 802 L. LA. Seyffert 381 et fortasse 382–384 ante 378 pertinent 382 ita Non. 669 L. : nam ita Non. 88 L. aestus Non. 88 L. : uentus Non. 669 L. adtigit Non. 88 L. : obtigit Non. 669 L. 383 Non. 154 L. 384 purigans L. Mueller : purgitans (-aris L) codices Nonii 279 L. 385–388 in folio 244r usque ad v. 388 membrana tantum exstat: 14 versus extra numerum manent 390–408 fol. 244v (384a-m); etiam 385–388 scriptura vacant, sed cf. Stockert1 ad loc. hic ea tantum vestigia exstant quae attuli 394 guela A : quela Suess
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400
405
409 410
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425 428
B. Textausgabe
u……………………………………………..eras ………………………………………………….. qu . . sq………………………………………….. vel……………………………………………….. quaeq…………………………………….m darent ..l………………………………………………… LA. non quasi nunc haec sunt hic, limaces, lividae, febriculiserae amicae, | osseae, diobolares, schoeniculae, miraculae, cum extritis talis, cum todillis crusculis. …………………………………………………. qua……………………………………………… . . qua……………………………………………. …………………………………………………… qu………………………………………………….. ti…………………………………………………… am………………………………………………….. pr . ms . h……………………………………m loco sus………………………………………………….. ……..l……………………………………………… m…………………………………………………… at die illa……………………………………………. s………qu…………………………………………... dei me omnes………………………………………... illae………………………………………………….. haec sustulit, post……………………………………. circumcur…………………………………….. o ……………..neq…………………………………... qua…………disti…………………um loquor ………………………………………………………. ……………………………………………………….
_____________ 405 sunt hic limaces liuidae Varro ling. VII 64 G.-S. : sunt limaces aut liuidae A 406 om. Varro febriculosae miserae Schoell : fedripul lacuna fort. 6 litt. serae A amica e A : amiculae Schoell iunceae McC. Brown 407 diobolares sch o e n iculae A : diouolares scenicolae Varro miraculae Varro Festus 442, 7 L. : miracula A 408 extritis Scaliger : exteritis A extertis Festus 442, 7 L. extortis Paul.-Fest 481, 3 L. Prisc. gramm. II 103, 21 todillis Festus 480, 22 L. : todellis A todinis (vel todonis, totinis sim.) codd. Prisc. sodellis Festus 390, 9 L. crocotillis Paul.-Fest. 46, 6 L. crusculis Fest. 480, 22 L. Prisc. : cruribus A 409–427 fol. 245r ea tantum servata sunt in A quae attuli. 422 dei me omnes Suess 425 circumcur Stockert praeeunte Suess 427 um loquor Suess 428-446/48 fol. 245v quod scriptura paene vacat
Plauti Cistellaria
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………………………………………………………. ………………………………………………………. ………………………………………………………. ………………………………………………………. ………………………………………………………. ………………………………………………………. qu……………………………………………………. h……………………………………………………... ………………………………………………………. ………………………………………………………. ………………………………………………………. ……………………………………………………..us ……………………………………………..………io tu…………………………………………………….. c…………………………………………………..ogo …………………………………………………........s ……………………………………………...ris modis ***
SEL. molestus es. AL. meae issula sua s egent. ad me . SEL. aufer manum. AL. germana mea sororcula. SEL. repudio te fraterculum. AL. tum tu igitur, mea matercula. MEL. repudio te puerculum. AL. opsecro te… SEL. valeas. AL. ut sinas… SEL. nil moror. AL. expurigare me. SEL. oppressas. AL. sine dicam. satis sapit mi tuis periuriis. 455 AL. †uer . . . sita sunt† MEL. at nunc non potis est. AL. supplicium volo 456 polliceri. MEL. at mi aps te accipere non libet. AL. em, | om ______________
449 450
ante 449 fol. 246 plane periit 449–522 fol. 247 et 248 449-464 Alcesimarchum Melaenidem Selenium loquentes faciunt Schoell Leo Lindsay praeeunte Studemund 449–456 personas distrib. Schoell et Leo 450 meae issula sua s Leo (issula Schoell) : meau . ssulasua . . . s A Leo 452 tum A : tunc Prisc. gramm. II 103, 14 puerculum Leo : fraterculum A 453 expurigare Studemund : expurgare A 454 optuis periuriis Leo : pressas Leo : operossam A odiosu’s Schoell Schoell auisperiuriis A 455 uer . . . sit a sunt A (i. e. uera etsi ea sunt ?) : uirum si ea sunt Leo uiri etsi ita sunt Schoell MEL. uerba si data sunt Stockert cum Rau (ei) AL. vera… potis est Lindsay : potest A supplicium uolo / polliceri MEL. si | ea sunt Lindsay Lindsay : supplicium polliceri uolo A 456 em om Studemund : emom A
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457 458 459 460 461 462 463 464
B. Textausgabe
patior iurc illei volup est neque tis misereri decet quemquam hominem. AL. inter ……..us nep……………….. verba dare cesse. non illata …….mator. MEL. pol mi qui a [qui] frangant foedera. eos . . . enim u . . et me . e…….cerit iu ………………quid lubet . sta quid ……uesto . c dabis. AL. at ne do neque te amittam hodie, nisi quae volo tecum loqui das mihi operam.
MEL. potin ut mi molestus ne sis? AL. quin id men mihi: omnes mortales vcstum conspicis. MEL. quo.………… AL. bsecro. MEL. at frustra obsecras. ……………..rfu……………………….ui insanissumust, qui . sine omni……………………..†uetundie† suum. AL. dabo 470 ius iurandum………………………..niu…………….uum. MEL. at ego nunc llo m iure iurando ; similest ius iurandum amantum quasi ius confusicium nescia ……………su ……………..mu ……:…….dest nono . . . . o mihi te nos ……†c . snunde† . . s nugas agis 475 sia……………………………..iu quaquam ma ………si non me …………..res…………do…………†aisel† AL. supplicium dabo a……….p . i . . atque illi . e quomodo eg………………..ad medi ………..ser ______________ 465
457 patior iurc illei uolup est Lindsay (uolup est Leo) : patior iur . . . cilleiuslupisi A 458 quemquam hominem. SEL. (immo AL.) inter Lindsay : quamquam hominemuinter A 459 uerba dare cesse Leo : uerba dare . . cesse A 460 mihi qui a Leo : mihi qui . . . . a qui A (qui² secl. Schoell) 461 eos . . . enimu . . etme . e ……cerit A 462 dabis Leo A* : dab o A 463 AL. Schoell at ne do Leo : ae . . . nedo A te amittam Studemund : ter . . itam A 465–486 personas distribuerunt Schoell et Leo 465 id men Schoell : ed . . . . . mem A 466 uocant Molestum Schoell : u . c et stu A m conspicis Handley (conspicis Stockert) mconspic . s bsecro # at A* : mcons A 467 MEL. quo bsecro Lindsay frustra obsecras A 468 post ca. 11 litt. rfu A* : rp A ui insanissumust Stockert ui insa . . . s . . must A* : ins . . . . s . . must A 469 qui (vel que) . sineomm A quia sine omni 471 at ego nunc illo m iure iurando Schoell Leo an quem sine omni? Leo praeeunte Schoell : ategonun c . . llom …. iure iurando A 472 similest ius iurandum amantum quas i ius sonfusicium A 474 nono (fort. nunc ) A 477 p . i . . atq ·illi . e A* : atq∙illi A dabo a atque illi Schoell 478 eg Leo ser de Melo
Plauti Cistellaria
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…….ss…………………………………….quia es nactus novam quaedam………………………big . . s quaedam quasi tu nescias perg………………… AL. deaeque illam pariter perduint pem………….†musero† umquam, si hoc fallo. MEL. nil moror ………………lsum fallis; eo te hac ignorat Fides. postremo si mi dedisses verba, deis numquam dares. 485 AL. quin equidem illam ducam uxorem. MEL. ducas, si di tib. nunc hoc si tibi commodumst quae . o…………………………… AL. instruxi illi aurum atque ves ………..magis t . . ra……. MEL. si quidem amabas, proin di . . omu . . t . . illi instrui. sed sino. iam hoc mi responde, quod ego te r. 490 ins . . eam . . †cepo . o tenes† quia . . induta . u …. tibi ita ut voluisti quidem . . AL. . . ct . t . . . os quod volo. MEL. eo facetu’s quia tibi aliast sponsa locuples Lemnia. habeas. neque nos factione tanta quanta tu sumus neque opes nostrae tam sunt validae quam tuae; verum tamen 495 hau metuo ne ius iurandum nostrum quisquam culpitet: tu iam, si quid tibi dolebit, scias qua doleat gratia. AL. di me perdant… MEL. quodcumque optes, tibi velim contingere. AL. sei illam uxorem duxero unquam, mi quam despondit pater. MEL. et me, si unquam tibi | uxorem filiam dedero meam. 500 AL. patierin me periurare? MEL. pol te aliquanto facilius quam me meamque rem perire et ludificari filiam. _______________ 480
480 quaedam A* : quae A 481 perg A perge Stockert Schoell pariter perduint Stockert : perdant pariter A 483 lsum Lindsay fallis eo te hac ignorat fides A lectione incertissima 484 dares potius quam dabis A 485 si di tibi duint Studemund sid A : vix si detur tibi A* 486 quae . o A* : quae A 487–491 personas distinxi praeeunte Leone 487 ues F. Skutsch ues . e A* : uis vel ues A magist . . ra (pro ra fort. iui) A* : magis A magist, amaui eam Dunsch 488 proindi . . o(.)mu . . (.)t A* : proindi . . . c . . mu A 489 r Leo : rogo Redslob 490 instruxisti Leo : ins . . . . . t A cepo . otenes A* : ce . . . . nes potissimum A quia (fort. qua) . . induta . u A* : quiasin duta A 491 quidem Schoell : 492 a c c e d i t P (cf. ad v. 230–491) 496 scias A* : quidam A et A* ct . t A* : A n.l. scies A scies P 498 sei A : si P umquam mihi quam A Gulielmius : mihi umquam (un- BJ) quam B²JE³ mihi umquam B1VE1 despondit BVJE : depondit A 499 umquam (unquam A) tibi Ω : tibi umquam Camerarius 500 patierin me periurare Müller : paterin me periurare A periurare me patiere P pol te A : atque P 501 quam me meamque AB²E³ : quam meamque B1VJE1K
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B. Textausgabe
alibi quaere, ubi iuri iurando tuo satis sit subsidi: hic apud nos iam, Alcesimarche, confregisti tesseram. AL. face semel periclum. MEL. feci saepe, quod factum queror. 505 AL. redde mi illam. MEL. inter novam rem verbum usurpabo vetus: quod dedi datum non vellem, quod relicuum est non dabo. AL. non remissura es mihi illam? MEL. pro me responsas tibi. AL. non remittes? MEL. scis iam dudum omnem meam sententiam. AL. satin istuc tibi in corde certum est? MEL. quin ne commentor quidem. 510 [AL. non edepol istaec tua dicta nunc in auris recipio. MEL. non? hem, quid agis igitur? animum advorte iam ut quid agas scias.] AL. at ita me di deaeque, superi atque inferi et medioxumi, itaque me Iuno regina et Iovis supremi filia itaque me Saturnus eius patruus… MEL. ecastor pater! 515 AL. itaque me Ops opulenta illius avia… MEL. immo mater quidem! Iuno filia et Saturnus patruus et pater Iuppiter? AL. tu me delenis, propter te haec pecco. MEL. perge dicere. AL. anne etiam quid consultura sis sciam? MEL. perge eloqui; non remittam. definitumst. AL. enim vero ita me Iuppiter 520 itaque me Iuno itaque Ianus, ita… quid dicam nescio. iam scio: immo, mulier, audi, meam ut scias sententiam: di me omnes, magni, minuti, | et etiam patellarii faxint, ne ego dem vivus savium Selenio, nisi ego teque tuamque gnatam meque hodie obtruncavero, ______________ 502 alibi ASBu³ Bentley : abi P quaere ASBu³ : qu(a)erere P iuri iurando tuo Camerarius1 : iuris iurandi tui A tuo iurando tuo BVE1 tuo iurando JKBu1E³ tuo iuri iurando fere SGBu³ satis sit subsidii P : sit satias subsidii A 504 feci saepe A : sepe feci P 506 relicumst A reliquum est P 507 responsas A Schoppius : responsa P 509 in corde certum est BVE : certumst in corde A in corde est certum JK quin ne Seyffert : quine A quin ego P Leo 510–511 om. A del. Müller post 518 transpos. Seyffert 510 AL. Leo : MEL. P edepol Seyffert 511 MEL. Leo : AL. non-agis, MEL. igiturscias P iam VJE : om. B agas P : agam Rost 512–515 (auia) personas Pylades et Camerarius 514 eius patruus A Prisc.II 322, 7 ał Saturnus eius patruus E³ : patruus 515–516 eius P ecastor pater VJE1 : et summus pater A etcastor pater BE³ Prisc. MEL. immo-Iuppiter Ussing : (AL.) immo-quidem, MEL. Iuno-Iuppiter P 516 Iuno filia P : filia Iuno A et (alt.) AB² : est B1VJE del. Bothe1 pater Iuppiter Bettini : summus iup(p)iter fere Ω 517–519 spatia pers. om. A 518 etiam A : ut etiam P consultura sis sciam fere P : consultura es A 520 itaque Ianus A : et Saturnus P 522 minuti A ał minuti E³ : minutique P etiam A : om. P 523–787 d e f i c i t A 523 dem 524 (g)natam uiuus Benoist : uiuus B1VE1 dem uiuus JK selenio JKE³ : senio BVE1 meque Guietus, Goetz : filiam meque P filiam aeque Schoell
Plauti Cistellaria
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poste autem cum primo luci cras nisi ambo occidero, et equidem hercle nisi pedatu tertio omnis efflixero, nisi tu illam remittis ad me. dixi quae volui. vale. ― MEL. abiit intro iratus. quid ego nunc agam? si redierit illa ad hunc, ibidem loci res erit: ubi odium occeperit, illam extrudet, tum hanc uxorem Lemniam ducet domum. sed tamen ibo et persequar: amens ne quid faciat, cauto opust. postremo, quando aequa lege pauperi cum divite non licet, perdam operam potius quam carebo filia. sed quis hic est qui recta platea cursum huc contendit suum? et illud paveo et hoc formido, ita tota sum misera in metu. MELAENIS LAMPADIO
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LA. Anum sectatus sum clamore per vias, miserrimam habui. ut illaec hodie quot modis moderatrix fuit atque inmemorabilis! quot illi blanditias, quid illi promisi boni, quot admoenivi fabricas, quot fallacias in quaestione! vix exculpsi ut diceret, quia ei promisi dolium vini dare. MELAENIS LAMPADIO PHANOSTRATA
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PHA. Audire vocem visa sum ante aedis modo mei Lampadisci servi. LA. non surda es, era: recte audivisti. PHA. quid agis hic? LA. quod gaudeas. PHA. quid id est? LA. hinc ex hisce aedibus paulo prius videi exeuntem mulierem. PHA. illam quae meam gnatam sustulerat? LA. rem tenes. PHA. quid postea? LA. dico ei, quo pacto eam ab hippodromo viderim erilem nostram filiam sustollere. extimuit tum illa. MEL. iam horret corpus, cor salit.
525-526 del. Guietus 525 poste Ritschl : postea P 526 pedatu tertio Turnebus Lambiomnis P : me Müller nus : perdat utertio B perdat utercio VE1 perdam te tercio JE³ omnis pedatu tertio nisi Leo 530 tum Dissaldaeus : cum P del. Bothe1 531 amens B1 : amans B³VJE ne amens quid Fleckeisen 533 licet B³ in mg. S E³ in mg. : leget B1VJE1 534 huc MSG : hic BEVK om. J contendit VJ E³ in mg. : tendit B ostendit E1 538 linguae suppl. Ussing 539–540 invicem Brix 542 uini B³VJEK : ui B1 550 nostram filiam Bentley : filiam nostram P 551–553 extimuit-illa Lampadioni contin. Pistoris : Phanostratae dat P iam-supponere Melaenidi dant BuS, Lenae B³E³ : Lampadioni dant B1VJE1 551 iam VJE : om. B mi Müller
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nam mihi ab hippodromo memini adferri parvulam puellam eamque me mihi supponere. PHA. age perge, quaeso. | animus audire expetit, ut gesta res sit. MEL. utinam audire non queas! *** LA. pergo illa dictis: ‘illaec te | anus fortuseras vocat. nam illaec tibi nutrix est, ne matrem censeas. ego te reduco et revoco ad ditias, ubi tu locere in luculentam familiam, unde tibi talenta magna viginti pater det dotis; non enim hic, ubi ex Tusco modo tute tibi indigne dotem quaeras corpore’. PHA. an, amabo, meretrix illa est quae illam sustulit? LA. immo [meretrix] fuit; sed ut sit de | ea re, eloquar. iam perducebam illam ad me suadela mea: anus ei amplexa est genua plorans, obsecrans, ne deserat se: eam suam esse filiam, seque eam peperisse sancte adiurabat mihi. ‘istanc quam quaeris’ inquit ‘ego amicae meae dedi, quae educaret eam pro filiola sua; et vivit’ inquit. ‘ubi ea est?’ inquam extempulo. PHA. servate di me, | obsecro! MEL. at me perditis. PHA. quoi illam dedisset exquisisse oportuit. LA. quaesivi, et dixit meretrici Melaenidi. MEL. meum elocutust nomen, interii . LA. ubi elocuta est, ego continuo [anum] interrogo: ‘ubi habitat?’ inquam ‘duc ac demonstra mihi.’ ‘avecta est’ inquit ‘peregre hinc habitatum.’ MEL. obsipat aculam. LA. ‘quo avecta est, eo sequemur. sicine agis nugas? periisti hercle, ni * * * * * * ’ * * * * * * * * * * * * * hoc longe destiti
554 animus Pylades 555 gesta res sit Guietus : res gesta sit P utinam-queas lenae (sc. Melaenidi) dat E : LA. BVJ post hunc versum lacunam complurium versuum indicavit Guietus 556 sq. lacunas indicat P 556 Pylades illa Schoell vel ted 557 suppl. Schoell 559 reuoco Pylades : uoco P Brix : Lachmann (cum uoco) ditias Brix : diuitias P 565 fuit Bothe1 : meretrix fuit P fuit meretrix Wallstedt 567 ei Seyffert 568 ne BE³ : non VJE1 eam Müller 572 extempulo BVE : extemplo JK 573 di me VE : me di B dii mei J vel 576 Pylades 577 med 574 quoi codd. Langiani Camerarius1 : quo P anum secl. Acidalius 578 vel duce 581–582 periisti hercle ni *** hoc longe Schoell qui lacunam indicavit : peristine hercle hoc longe P destiti MSE³ : dedisti P
Plauti Cistellaria
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instare, usque adeo donec se adiurat anus iam mi monstrare. | PHA. at non missam oportuit. 585 LA. servatur; sed illaec se quandam aibat mulierem suam bene volentem convenire etiam prius, commune quacum id esset sibi negotium. et scio venturam. MEL. me indicabit, et suas 589/90 ad meas miserias †alias faciem consciam.† PHA. quid nunc vis facere me? LA. intro abi atque animo bono es. vir tuus si veniet, iube domi opperirier, ne quaestione mi sit, si quid eum velim. ego ad anum recurro rursum. PHA. Lampadio, obsecro, 595 cura! LA. perfectum ego hoc dabo negotium. PHA. deos teque spero. – LA. eosdem ego, uti abeas domum. MEL. adulescens, asta atque audi. LA. men, mulier, vocas? MEL. te. LA. quid negoti est? nam occupatus sum ampliter. MEL. quis istic habitat? LA. Demipho, dominus meus. 600 MEL. nempe istic est, qui Alcesimarcho filiam suam despondit in divitias maxumas? LA. is ipsust. MEL. eho tu, quam vos igitur filiam nunc quaeritatis alteram? LA. ego deicam tibi: non ex uxore natam uxoris filiam. 605 MEL. quid istuc est verbi? | LA. ex priore muliere nata, inquam, meo ero est filia. MEL. certe modo huius, quae locuta est, quaerere aibas filiam. LA. huius ergo quaero. MEL. quo modo igitur, obsecro, haec est prior, quae nupta nunc est? LA. conteris 610 tu tua me oratione, mulier, quisquis es. medioxumam quam duxit uxorem, ex ea nata est haec virgo, Alcesimarcho quae datur. ea uxor diem obiit. iam scis? MEL. teneo istuc satis. _______________ 584 iam B2VJE : B1 n.l. eam Pylades iam Müller at non B : a non V Ah non 588 indicabit Camerarius1 : indicauit P JE³ an non E1 585 aibat Gruterus : aiebat P 589/590 et suas (immo sua ?) / ad meas miserias alias faciet consciam Schoell 593 quaestione Camerarius1 : quaestionem fere BVE questioni JK 599 istic BcE³ : istuc B1VJE1 601 despondit JK : dispondit BVE 603 deicam 602 ipsust Camerarius1 : ipsus est P ipsus Lindsay eho B³J : eo B1VE Gruterus : deiciam B1 dicam B³ in mg. JKE³ deitiam V E1 ut vid. 605 uerbi JEcK : uercerte Camerarius1 : certo P bis BVE1 606 est filia P : filia est Camerarius1 607 aibas Benoist : aiebas P 608 ergo ‘alii’ apud Lambinum : om. B ego VJE 613 diem obiit iam B : diemo hytiam V diem obiit JKE³ die (diem E²) ochriturum E1
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B. Textausgabe
sed ego illud quaero confragosum, quo modo prior posterior sit et posterior sit prior. LA. prius hanc compressit quam uxorem duxit domum, prius gravida facta est priusque peperit filiam; eam postquam peperit, iussit parvam proici: ego eam proieci, aliena mulier sustulit, ego inspectavi. | erus hanc duxit postibi. eam nunc puellam filiam eius quaerimus. quid nunc supina susum in caelum conspicis? MEL. ei nunciam istuc quo properabas, nil moror. nunc intellexi. LA. dis hercle habeo gratiam, nam ni intellexes, numquam, credo, amitteres. ― MEL. nunc mi bonae necessust esse ingratiis, quamquam esse nolo. rem palam esse intellego: nunc egomet potius hanc inibo gratiam ab illis, quam illaec me indicet. ibo domum atque ad parentes redducam Selenium. ― MELAENIS SELENIVM
MEL. Rem elocuta sum tibi omnem; sequere hac me, Selenium, ut eorum, quoiam esse oportet te, sis potius quam mea. quamquam invita te carebo, | animum ego inducam tamen, ut illud quam tuam in rem bene conducat consulam. 635 nam hic crepundia insunt, quibuscum te illa olim ad me detulit, quae mihi dedit, parentes te ut cognoscant facilius. accipe hanc cistellam, Halisca; | agedum pulta illas fores. dic me orare ut aliquis intus prodeat propere ocius. ______________ 615 posterior sit (prius) P : sit posterior Wallstedt et P : del. Merula 619 aliena Schoell : alia P 620 erus hanc duxit P : duxit erus hanc Schoell postibi BJE : post tibi V post sibi Dousa 622 susum BcJ1E³ : sus B1VE1 sursum J³K in caelum Pylades : iam caelum P caelum Gulielmius 623 ei B1VJ1E1 : ehi B³ i J²K hei E³ nunciam VJE : nunc B 626 necessust BE² ne cessus est V : nec cessum est J necest E1 necessum est K esse VJE : om. B 630 redducam Camerarius1 : reduco B reducam VJE 631 sequere hac me Seyffert : sequerem mea B1 sequere me mea B³JE³ sequerem meam V sequere 633 animum Müller inducam meam E1 sequeren, mea Lindsay interrogative B²JE : indicam B1V 634 illud quam tuam Seyffert : illud quam tuam BVE1 illud quod tuam JKE³ illud quem tuam Leo 635 detulit VJE : tetulit B 636 dedit Bothe1 te ut VJE : ut te B 637 halisca JK : has licas B1 has liscas B³VE1 hal lisca Ec Halisca Pylades post Halisca lacunam suspicatus est Seyffert
Plauti Cistellaria
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ALCESIMARCHVS SELENIVM MELAENIS 639/40
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AL. Recipe me ad te, Mors, amicum et benevolum. SEL. mater mea, periimus miserae. | AL. utrum hac me feriam an ab laeva latus? MEL. quid tibi est? SEL. Alcesimarchum non vides? ferrum tenet. AL. ecquid agis? remorare. lumen linque. SEL. amabo, accurrite, ne se interemat! AL. o Salute mea salus salubrior! tu nunc, si ego volo seu nolo, sola me ut vivam facis. MEL. haud voluisti istuc seuerum facere. AL. nil mecum tibi, mortuus tibi sum: hanc ut habeo certum est non amittere. nam hercle iam ad me adglutinandam totam decretum est dare. ubi estis servi? occludite aedis pessulis, repagulis ilico; hanc ego tetulero intra limen. ― ME. abiit, abstulit mulierem. ibo, persequar iam illum intro, ut haec ex me sciat eadem, sei possum tranquillum facere ex irato mihi. LAMPADIO PHANOSTRATA
LA. Nullam ego me vidisse credo magis anum excruciabilem quam illaec est, quae dudum fassa est mi quaene infitias eat. 655 sed eccam eram video. sed quid hoc est, haec quod cistella hic iacet cum crepundiis? nec quemquam conspicor alium in via. faciundum est puerile officium: conquiniscam ad cistulam. PHA. quid agis, Lampadio? LA. haec cistella numnam hinc ab nobis domo est? nam hinc ab ostio iacentem sustuli. PHA. quid nuntias 660 super anu? LA. scelestiorem in terra nullam esse alteram. omnia infitiatur ea quae dudum confessa est mihi. nam hercle ego illam anum inridere me ut sinam, satiust mihi quovis exitio interire. PHA. di, obsecro vostram fidem! ______________ 641 periimus Gruterus : perimus P 642 tenet Weise : tenens B1VE1 tenenst B³ tenentem JKE³ 643 remorare B : rememorare VE1 ne me morare JK ne memorare E³ te morare Langen 644 interemat BV : interimat JE fort. Salus 645 sola me VJE : me B1 me sola B³ 646 istuc JE³ : istunc BVE1 istud K 648 adglutinandam Camera650 ilico Leo praeeunte rius1 : adglutinandum P agglutinandam Wachter Ussing : ibo P 652 sei Lindsay : B1 n.l. sic B²E³ sed VJ sit E1 654 fassa est BcJEc : fassas est B1VE1 657 puerile officium B³ Non. 119 L. SGE³ ex Non. : puerillofficium B1 ut vid. puerilloffitium VE1 puer illi officium JK conquiniscam Non. 119 L. SGE³ ex Non. : quomq. mei sciam BVE1 cumqu. mei sciam JK 660 terra BcJK : terram B1VE 661 infitiatur ea Pius : infitiare ea BVE infitiare JK infitiari eam Ussing praeeunte Pontano 662 Seyffert
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B. Textausgabe
LA. quid deos obsecras? PHA. servate nos! LA. quid est? PHA. crepundia haec sunt, quibuscum tu extulisti nostram filiolam ad necem. LA. sanane es? PHA. haec sunt profecto. LA. pergin? PHA. haec sunt. LA. si mihi alia mulier istoc pacto dicat, dicam esse ebriam. PHA. non ecastor falsa memoro. LA. nam, obsecro, unde haec gentium? aut quis deus obiecit hanc ante ostium nostrum, quasi dedita opera, in tempore ipso? PHA. Spes mi sancta, subveni! HALISCA PHANOSTRATA LAMPADIO
HA. Nisi quid mi opis di dant, disperii, neque unde auxilium expetam | habeo. itaque petulantia mea me animi miseram habet *** quae in tergum meum ne veniant, male formido, si | era me sciat tam socordem esse quam sum. 675 quamne in manibus tenui atque accepi hic ante aedis cistellam, ubi ea sit nescio, nisi, ut opinor, loca haec circiter mi excidit. mi | homines, mi spectatores, facite indicium, si quis vidit, quis eam abstulerit quisve sustulerit et utrum hac an illac iter institerit. 680 non sum scitior, quae hos rogem aut quae fatigem, qui semper malo muliebri sunt lubentes. nunc vestigia hic si qua sunt noscitabo. nam si nemo hac praeter iit, postquam intro abii, ______________ 664 nos JK : uos BVE 666 profecto B³JKE³ : prophetio B1 ut vid. VE1 pergin B³ : 1 pergehin B perge hin V perge hinc JE³ perge hino E1 si mihi etc. E³ ecastor falsa memoro Camerarius1 : B1 n.l. 668 PHA. JBuS : LA. B³ nulla nota VEK ecastor ais ha memoro B³ ecastore ais a me moro fere VJEK 668-670 nam-ipso Lampadioni dedit Ussing : Phanostratae dat E³ om. P 669 aut P : an Seyffert 670 B³ subueni Schoppius Bentley : subuenit P 671 opis B³ : opes B1VJE auxilium 1 habeo Ritschl 672 Schoell expetam BJ : auxilii (-um E³) expectam VE lacunam indicant B E ut vid. om. VJ Schoell an ? 673 ueniant BVE1 : ueniam J1 ut vid. ueniat J³KE³ formido B³JK : formida B1 ut vid. VE 674 si era P : era si Müller me vel me mea Müller : mea P mea me Leo 675 tenui … accepi Bc : tenuit ... accepit B1VJE hic E : hinc BVJ 677 mi excidit Lindsay : excidit mihi fere P 678 mi … mi P : mei … mei Leo uidit B³E³ : uidet 679 quis Bothe1 : siquis P iter B³Ec : inter B1 inte VJ niter E1 ut vid. B1VJE1 institerit BE² : instuerit VJ1E1 ut vid. instituerit J³ 680 non sum B³ : om. B1VJE scitior BVE1 : sitior J scitor K inscitior E³ an recte? 682 si qua B³J : si quia B1VE
Plauti Cistellaria
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cistella hic iaceret. quid hic? perii, opinor. actum est, ilicet. me infelicem et scelestam! nulla est, neque ego sum usquam, perdita perdidit me. sed pergam ut coepi tamen, quaeritabo. 688 nam et intus paveo et foris formido, 688a ita nunc utrubique metus me agitat. ita sunt hominis misere miseri: 690 ille nunc laetus est, quisquis est, qui illam habet, quae neque illa illi quicquam usui et mi [esse] potest. sed memet moror, quom hoc ago setius. Halisca, hoc age, ad terram aspice et despice, oculis investiges, astute augura. 695 LA. era! PHA. hem. [LA. est. PHA.] quid est? LA. haec est! PHA. quis ? LA. quoi haec excidit cistella. PHA. certe, eccam, locum signat, ubi | ea excidit: apparet. HA. sed is hac iit, hac socci video vestigium in pulvere, persequar hac. 699 in hoc iam loco cum altero constitit. hic 699a meis turba oculis modo se obiecit. 700 neque prorsum iit hac: hic stetit, hinc il700a lo exiit. hic concilium fuit. 701 ad duos attinet, liquidumst. attat, 701a singulum vestigium video. sed is hac abiit. contemplabor. hinc huc iit, hinc nusquam abiit. actam rem ago; quod periit, periit: meum corium cistella. redeo intro. PHA. mulier, mane, ! sunt qui volunt te conventam. 705 HA. quis me revocat? LA. bona femina et malus masculus volunt te. _______________ 685
684 perii Spengel : periit P 685 actum BE1 : actutum VJE2 ilicet BJ : illic et VE 688a utrobique B² ut vid. JKE³ : utrubusque fere B1VE1 689 ita Schoell : illo P nimis Müller hominis P misere miseri B : miserere misereri V misere misereri JEc miserer 691 et Seyffert : est P mi potest Seyffert : mihi esse potest P mi misereri E1 ut vid. exitio est Leo 692 ago setius B : om. VJE ago segnius Ussing 694 inuestiges BcJEc : inuestigies B1VE1 augura BE : angura VJK 695 hem JK : heni BVE LA. est. PHA. Spengel 696 eccam, locum Pylades : eccum locus P eum secl. Camerarius1 locum Bothe² 697 iit B³ : ut B1VE1 aut JE3 699 constitit B : consistit VJE2 consulit E1 ut vid. 700 prorsum iit B³ : propsum mi it B1 ut vid. prorsum mi it VJ prorsum iniit E illo Leo : illuc P 701 liquidumst Schoell : B1 n.l. hi cui (cui ex qui ut vid.) sunt B³ 1 liquis VJ siquis E ał liquis pro liquide E³ in mg. 701a uestigium uideo Seyffert : uideo uestigium P 702 contemplabor P : contemplabo Langen iit B³ : it B1 lit VE ut JK 1 703 periit periit GE³ : peperiit periit B peperit peperit V perit perit hinc B³ : hic B VJE JK periit peperit E1 Pius 704 mulier mane F. Skutsch : mulier mane B om. VJE 705 bona-te Lampadioni dat B³ : Phanostratae dant VKE³
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B. Textausgabe
HA. * * * postremo ille plus qui vocat scit quod velit, quam ego quae vocor. revortor. [ecquem vidisti quaerere hic, amabo, in hac regione cistellam cum crepundiis, quam ego hic amisi misera? 710 nam dudum ut accucurrimus ad Alcesimarchum, ne se vita interemeret, tum nor excidisse. LA. cistellam haec mulier amus, era, parumper. HA. disperii misera. quid ego [eae] erae dicam? quae me opere tanto servare iussit, qui suos Selenium parentes 715 facilius posset noscere, quae erae [meae] supposita est parva, quam quaedam meretrix ei dedit. LA. nostram haec rem fabulatur, hanc scire oportet, filia tua ubi sit, signa ut dicit. HA. nunc eam volt suae matri et patri, quibus nata est, reddere ultro. mi homo, obsecro, alias res geris, ego tibi meas res mando. 720 LA. istuc ago, atque istic mihi cibus est, quod fabulare; sed inter rem | agendam istam erae huic respondi quod rogabat. nunc ad te redeo: si quid est opus, dic et impera tu.] LA. quid quaeritabas? HA. mi | homo et mea mulier, vos saluto. PHA. et nos te. sed quid quaeritas? HA. vestigium hic requiro, 725 qua aufugit quaedam *** aestio *** LA. quid id? quid nam est? HA. alienum et maerorem familiarem. LA. mala mers, era, haec et callida est. PHA. ecastor ita videtur. LA. imitatur nequam bestiam et damnificam. PHA. quamnam, amabo? LA. involvolum, quae in pampini folio intorta inplicat se: 730 itidem haec exorditur sibi | intortam orationem. quid quaeritas? HA. cistellula hinc mi, adulescens, evolavit. ______________ 706 Lindsay 707 reuortor P : reuortar Sjögren 708–722 interpolatori debentur ut vid. 708 quaerere P : tollere Valla quis711–712 lacunas indicat P quis es Leo 710 adcucurrimus Bothe1 : accurrimus P 711 uita JK : uitam BVE interemeret E³ : interemerit BV J ut vid. interemit E1 tum amus Leo : amus Seyffert 713 B³ 713 erae Guietus : 715 erae Bothe1 : erae meae fere BVEK eae erae B1 meae erae B³JE³ eam era VE1 herae meae dicam JBu 718–719 Saracenus (mi homo-mando Haliscae dat P)) 721 rem agendam istam P : rem istam agendam Gulielmius 722 vel dice dic et impera tu Schoell : dicet impetra et tu B1 ut vid. dic impetra et tu BcVJE dic, impetratumst Leo 723 mi homo Ussing 725 ***aestio*** B : ***aestic VJE Pylades quaedam aestit quid Leo 726 Camerarius1 alienum et maerorem Leo praeeunte Schoell : alienum et merorem B qui lacunam indicat : alienum et memorem VJE sine lacunae indicio 728–731 personarum notas dat B³ 728 quamnam Camerarius1 : quin nam BVJ quidnam E quemnam Leo 729 folio B³EK : filio B1VJ 730 exorditur JE³K : exordetur BVE1 731 cistellula Schoell praeeunte Bentley (cistellulam) : cistellam P hinc J : hic BVEK
Plauti Cistellaria
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LA. in cavea latam oportuit. HA. non edepol praeda magna. LA. mirum quin grex venalium in cistella infuerit una. PH. sine dicat. LA. si dicat quidem. | PHA. age, loquere [tu] quid ibi infuerit. HA. crepundia una. LA. est quidam homo, qui illam ait se scire ubi sit. HA. at pol ille a quadam muliere, si eam monstret, gratiam ineat. LA. at sibi ille quidam volt dari mercedem. HA. at pol illa quaedam, quae illam cistellam perdidit, quoidam negat esse quod det. LA. at enim ille quidam o expetit quam argentum. HA. at pol illi quoidam mulieri nulla opera gratuita est. PHA. commodule quaedam. tu tibi nunc prodes. confitemur cistellam habere. HA. at vos Salus servassit. ubi ea nunc est? PHA. saluam eccam. sed ego rem meam magnam confabulari tecum volo: sociam te mihi | adopto ad meam salutem. HA. quid istuc negoti est? aut quis es? PHA. ego sum illius mater, quae haec gestitavit. HA. hicine tu ergo habitas? PHA. hariolare. sed quaeso, ambages, mulier, mitte atque hoc age. eloquere unde haec sunt tibi cito crepundia. HA. mea haec erilis gestitavit filia. LA. mentiris, nam mea gestitavit, non tua. PHA. ne obloquere. LA. taceo. PHA. mulier, perge dicere. ubi ea est, quae gestitavit? HA. hic in proximo. PHA. istic quidem edepol mei viri | habitat gener.
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*** PHA. ne obloquere rusus. perge porro dicere. quot annos nata dicitur? HA. septemdecim. PHA. mea est. LA. east uus annorum attulit.
732–733 personarum notas dant B³E³ 732 cauea Pylades : caueam P post oportuit versum desideravit Leo 734 tu secl. Leo 736 a Bc : at B1 ut vid. ad VJEK 738 ł 739 JKE³ quidam o Seyffert : in magno spatio quoi damus B1 ut vid. quoidamo B2VE quidem J ut vid. K expetit quam argentum Leo : quam argentum expetit BVE1 argentum expetit JKE³ 740 JK illi quoidam mulieri nulla Müller : illi quidam mulier in ulla commodule quaedam BVE illa quaedam mulier in ulla JK 741 Gronovius Leo : commodo loquelam B1 ut vid. VEK commodo loquellam B³ commoda loquelam J tu tibi nunc prodes Ussing : tua (tuam J) tibi nunc prodens P 742 seruassit B³J²KE³ : serua sit fere B1VJ1E1 745 es BuSE³ : est fere P 746 personas dant B³SE³ hariolare HA.> B³ 749–750 filia PHA. mentiris nam mea B³JKE³ : B1 n.l. haliolare VE1 749 et hac ate > et haec ate. Gegen diese Konjektur könnte freilich das Nebeneinander von aetate und aetatulam (v. 49) sprechen, das auf diese Weise entsteht. Und dies war wohl ein Grund für eine der genialen
II. Die Eingangsszene
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Konjekturen Leos, der hier numquam senecta fies schreibt, wobei er senecta als Ablativ versteht; doch ist in diesem Sinne anscheinend nur senecta aetate oder in senecta zu finden. Leo meint, das sinngemäß nötige ergebe sich aus dem Zusammenhang (und zwar aus dem folgenden aetatulam; vgl. in etwa Most. 217). Allerdings scheint mir das sprachliche Problem nicht gelöst; auch wäre Longa im 13. Element des jamb. Septenars die Ausnahme (Questa, Metr. 342 f.); Nominativ senecta wieder (im Sinne von „alt, Greisin“) erscheint sprachlich kaum möglich (so aber der ThlL I 1138, 45 f.: senecta fies [scil. meretrix]). Daher entschloss ich mich dazu, Seyfferts Konjektur zu akzeptieren. Zum Gedanken der Passage vergleicht Leo Herodas 1, 89 ἐμοὶ δὲ Μυρτάλη τε καὶ Σίμη νέαι μένοιεν ἔστ‛ ἂν ἐμπνέῃ Γυλλίς; Naev. com. fr. 36 f. R.³. v. 49: aetatulam optinebis] Das Deminutivum soll die Jugendblüte Gymnasiums hervorheben; dieses Substantiv steht bei Pl. durchwegs mit Bezug auf junge Hetären (vgl. Most. 217; Pseud. 173; nur Pers. 229 spricht ein Lustknabe über die Notwendigkeit, seine aetatula zu nützen [gemäß der überzeugenden Sprecherverteilung Woyteks]). Die Wendung aetatem obtinere etc. ist anscheinend in der ganzen Latinität ohne Parallele (am nächsten kommt noch Asin. 320 firmitudinem animi obtines). v. 50 ist auf das zentrale Wort lucro hin angelegt (für die Freier bedeutet Gymnasium ein damnum, für die Mutter ein lucrum); das andere gewichtige Wort ist sumptu (das mit sine ... saepe alliteriert): Die lena hat dabei keine Auslagen (konträr Asin. 217 necesse est facere sumptum qui quaerit lucrum); vgl. auch Men. 356 amanti amoenitas malo, nobis lucrost (Sprecherin ist ebenfalls eine Hetäre). Die geteilte Hebung sinĕ mĕo steht an der Lizenzstelle (Questa, Metr. 222; vgl. v. 151 ită prŏperavit am Versanfang, ebenfalls mit der seltenen Brevis in der vorangehenden Senkung; Aul. 831 ită lŏquor). Ussings semper scheint den Gedanken zu glätten, ist aber schon wegen der illegitimen zerrissenen Hebung sempĕr ĕris (außerhalb der Lizenzstelle) abzulehnen. Eine gewisse Glättung brächte Bothes sine meo eris saepe sumptu (so würde auch die Alliteration deutlicher). v. 51: Gymnasium reagiert mit einem Stoßseufzer auf die Worte der Mutter: di faxint, „Helfe Gott!“; dies wird von der lena, der ein gewisser makabrer Humor mitgegeben ist, in witziger Weise wörtlich genommen („die Götter mögen es bewirken“) und als Aufhänger für den Hinweis verwendet, dass sich auch ihre Tochter Mühe geben müsse. Der Codex Vetus B überliefert hier di horunc nihil (so Leo und Lindsay), die übrigen Hss. im wesentlichen nihil di horunc (so Ernout). Die Version in B ist besser: nur so ergibt sich das pointierte Nebeneinander von tua und di (metrisch sind beide Versionen möglich). In witziger Weise wird hier eigentlich NichtZusammen-Gehörendes über einen Kamm geschert: die aetatula (welche nur die Götter erhalten können) und das lucrum (das vor allem die Arbeit der meretrix erfordert). Süss, Nochmals 102 f., zieht für diese knappe Reflexion über das Wirken der Götter eine Parallele zu Men. Epitr. 1083 ff. Sandb., wo ein Sklave
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einen derartigen Ausruf seines Gesprächspartners (πρὸς θεῶν καὶ δαιμόνων) in ironischer Verdrehung zum Ausgangspunkt für seine Reflexion über das Wirken der Götter und ihren Einfluss auf den Menschen macht (man vgl. die Bemerkungen bei Wilamowitz und Gomme-Sandbach, jeweils zur Stelle). Dem römischen Publikum waren solche Reflexionen gewiss insbesondere aus der Tragödie bekannt (z. B. Enn. trag. fr. 269 f. R.³ [270 f. J.] mit einer extrem skeptischen Sicht des Wirkens der Götter in der Welt); Thamm 14 will hier denselben Glauben an das Wirken der Götter erkennen wie in den Epitrepontes (doch ist in der Nea längst das Wirken Tyches an die Stelle der persönlichen Götter getreten). Vgl. auch Barigazzi, Form. 198 ff. v. 52: hercle ist an sich ein Beteuerungswort, das den Männern vorbehalten ist (Gellius XI 6; dazu vgl. Stockert, Herk.). Es liegt hier der einzige gesicherte Beleg bei Plautus vor, wo das Wort im Munde einer Frau aufscheint. Vermutet wurde solches freilich auch für Cas. 982 (Y. Schauwecker, Gymn. 109 [2002] 199 f.) und Pers. 237 (wo Woytek eine offensichtlich notwendige Umstellung der Sprecherverteilung vornimmt, welche den Gebrauch von hercle durch eine weibliche Figur zur Folge hat). An unserer Stelle wurden diverse Änderungen vorgeschlagen, die aber durchwegs nicht zu überzeugen vermögen: Seyffert, Stud. 15 equidem hanc; Redslob, RecCis. 1219 ei rei; Leo im krit. App. ergo equidem. Paläographisch ansprechend erscheint Lindström, Comm. 192, operae addam operam. Man vergleiche vor allem auch v. Gries, Ηercle 17–19. addam operam bedeutet mehr als operam dabo, in etwa „ich werde meine Anstrengungen noch steigern“ (vgl. Pers. 629; Poen. 870. 1204); oder sollte man interpretieren „Ich werde meine Anstrengung (zur Tätigkeit der Götter) hinzufügen“? Die Worte Gymnasiums sind gewiss gereizt, wie auch das Folgende zeigt, wo sie der Mutter das Wort verbietet, um sich endlich der Freundin zuzuwenden. sed tu aufer istaec verba] Überliefert ist hier in allen Hss. sed tu inter istaec verba. Dieser Ausdruck hat einen abrupten Bruch der Konstruktion zur Folge, da, wie istaec zeigt, diese Worte an die lena gerichtet sind (Pronomen der 2. Person; vgl. v. 510). Wer die Überlieferung hält, sieht sich aber bemüßigt, die Worte mit dem folgenden (meus oculus, mea Selenium) zusammenzunehmen, wie es Lindsay tut, der nach Selenium Konstruktionsbruch ansetzt. Coniectura palmaris ist hier Ussings aufer für inter (übernommen von Leo und jetzt de Melo, nicht hingegen von Schoell, Lindsay und Rau; Ernout setzt die Crux). Ussings Text bringt klar heraus, wie das Mädchen seiner Mutter nun das Wort abschneidet (sie verbittet sich offensichtlich die fortwährenden Witzeleien der lena [istaec verba] in einer derartigen Situation), um sich nun ihrer Freundin widmen zu können (v. 53). Paläographisch liegt AUFER von INTER nicht allzu weit ab. aufer (vgl. auch ThlL II 1335, 1 ff.) wird auch sonst verwendet, um einen frechen, aufsässigen Menschen ruhig zu stellen: Aul. 638 aufer cavillam (Euclio zu dem frechen Sklaven); Capt. 964 ista aufer (ebenso Curc. 245); Trin. 66 aufer ridicularia. v. 53: meus oculus, mea Selenium] Mit diesen Worten, die durch QuasiAnapher ausgezeichnet sind, tritt nach der langen Partie über das bisherige Leben
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aller vier Frauen (v. 38–52) Seleniums Los ins Zentrum der Betrachtung, dem das eigentliche Interesse gilt (auf der Bühnen- und vor allem auf der Zuschauerebene). meus oculus ist Anrede eines geliebten Menschen (meist eines Mädchens durch seinen Geliebten) wie Most. 311; Pers 765. Für den Nominativus pro vocativo vgl. Bennett, Synt. II 263; Lindsay, Synt. 31; J. Svennung, Anredeformen, Acta Soc. Litt. Hum. Regiae Upsal. 42, Lund 1958, 246 ff.; Hofmann, Gramm. 25. v. 54: Die Zerreißung des Satzbaues (nicht nur cedo „her damit; sag an!“, sondern auch obsecro „bitte“ sind parenthetisch eingeschoben) soll anscheinend die Emotion der Sprecherin unterstreichen (zu eingeschobenem obsecro vgl. auch v. 58 derselben Sprecherin). te ... abhorret hilaritudο] „Warum liegt dir die Heiterkeit derart fern?“. Das Problem dieser Worte liegt nicht im Sinn, der ja klar ist, sondern im konkreten Wortlaut, der einer grammatischen Erklärung trotzt; das (pseudo)tragische Pathos scheint hier zu einer seltsamen Wortverbindung geführt zu haben: Ussing und der ThlL I 81, 65 f. nehmen ablativisches te an (ohne die übliche Präposition ab), dies mit Hinweis auf Tac. ann. I 54 abhorrebat talibus studiis; doch gibt es offensichtlich keine klaren Parallelen für unsere Stelle; Akk. wieder ist bei dieser Bedeutung („fern liegen“) nach dem Ausweis des ThlL nicht belegt, wohl aber gelegentlich bei der Grundbedeutung „vor etwas zurückschrecken“ (ThlL I 77, 58 ff.) z. B. Cic. Cluent. 41 omnes illum aspernabantur, omnes abhorrebant; ähnlich Suet. Aug. 83; andrerseits beschränkt sich dieses abhorrere klarerweise auf Personen, die vor etwas oder vor jemandem zurückschrecken; hier steht jedoch merkwürdiger Weise ein Abstraktum als Subjekt („Warum schreckt die Heiterkeit so sehr vor dir zurück, warum verabscheut sie dich so sehr?“); sollte dies ein Hinweis auf tragisches Pathos sein? (vgl. Hofmann, Umg. 39 [Lingua 143]: „singulär ist die Einschiebung von cedo an der parodistisch gespreizten Stelle Cist. 54“). Die Worte dieses Verses bereiten jedenfalls auf die Tränen (58 lacrimis tuis) und die schmerzlichen Worte Seleniums vor. v. 55: neque munda adaeque es ut soles] Es ist charakteristisch für Hetären, dass sie sich für ihre Liebhaber schön machen; man vgl. v. 113 ff. und die Toilette-Szene Most. I 2 sowie das Verhalten der beiden Pseudo-Hetären des Poenulus (z. B. v. 235 nam quom sedulo munditer nos habemus etc., und die Szene am Venustempel 1174 ff.) sowie die Rede Ballios in Pseud. 173 ff. v. 55 f.: Mit hoc sis vide wird die a parte-Bemerkung signalisiert (vgl. z. B. Aul. 46 f. illuc sis vide; Bacch. 137); häufiger steht hoc vide sis, das man aber angesichts zahlreicher Belege der anderen Wortstellung hier nicht einsetzen darf. petivit suspiritum] Vgl. Truc. 600 traxit ex intumo ventre suspiritum (über die Verzweiflung eines miles, der von der Hetäre schlecht behandelt wird); ähnlich dann erst wieder bei Apul. met. I 7 imo de pectore cruciabilem suspiritum ducens (nach Pl. findet sich das Substantiv vor allem bei Apul.).
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et pallida es] Damit wird die Parenthese wieder verlassen und Selenium angesprochen; eine Koppelung der beiden körperlichen Symptome in der a parteBemerkung wäre zweifelsohne überzeugender (et pallida est ?). Thamm 15 weist richtig darauf hin, dass körperliche Symptome gerne als Zeichen für Verliebtheit angesehen wurden: Am bekanntesten ist Sapphos fr. 31, 7 ff. L-P. (vgl. Voigt, ad loc.) mit der Übersetzung Catulls in c. 51; Theokr. 2, 106 ff.; Apoll. Rh. III 962 ff. [Medea]; Lucr. III 154 ff. [mit der vergleichbaren Reaktion auf einen terror animi]. Vgl. auch Merc. 369 ff. meo animost aegre ... # ergo edepol palles; Cas. 982. v. 56 f.: Gymnasium gibt ihrer Freundin (in einer Art dispositio) gleichsam das Programm vor: (1) et quid tibi est; (2) et quid velis nostram operam; dies wird im weiteren nach einer pathetischen Einleitung über ihre unglückliche Situation und ihren Liebesschmerz ausgeführt in (1) v. 76 ff.: ihr Verhältnis mit Alcesimarchus und seine „Geschichte“; (2) v. 104 ff.: ihr Wunsch an die lena. v. 58: lacrumis tuis] Tränen sind ein Zeichen für die bona meretrix; hier sind sie vorerst eingesetzt zum Zwecke der indirekten Charakteristik (fraglich bleibt die Darstellung auf der antiken Bühne, wo Masken oder zumindest Make-up anzunehmen sind). Es ist dies ein wichtiges Motiv der Cistellaria: beide Prologsprecher geben diesen Hinweis: die lena in v. 123 quae hinc flens abiit; Auxilium in v. 192 quae dudum flens hinc abiit (dies ist also ein Charakteristikum der Ps.-Hetäre Selenium). Vgl. dazu S. 31 und Anm. 160. mi exercitum imperare] Diese Wendung hat der Erklärung Probleme bereitet und bereits in den jüngeren Hss. (wohl auch unter dem Einfluss des folgenden excrucior) zu der Änderung excruciatum geführt (MSE³). Heute ist der Sinn der Stelle geklärt: exercitum imperare ist die juristische Formel für die Einberufung der Zenturiatskomitien: Varro ling. VI 88 qui exercitum imperaturus erit, accenso dicit hoc etc.; ThlL V 2, 1391 36 ff.; das Gegenstück wäre exercitum remittere. Mit beiden Formeln spielt Capt. 153 ff. ERG. Eheu, huic (scil. ventri) illud dolet, / quia ... remissus est edendi exercitus; ... HEG. nullumne ... nactu’s, qui posset tibi remissum quem dixti imperare exercitum? (zur hier vorliegenden plautinischen Erweiterung vgl. Fraenkel, Plaut. 111 [Elem. 105]). Unsere Stelle wird von Brix, zu Capt. 153, schön wiedergegeben mit: „Biete nicht durch deine Tränen mein Kontingent auf, rufe nicht auch bei mir einen Tränenstrom hervor“ (vgl. auch Lambinus, ad loc.). ThlL V 1394, 65 ff. wird unsere wie die CaptiviStelle unter dem Lemma de multitudine et copia rerum eingeordnet; Rud. 296 (die Fischer) pro exercitu gymnastico et palaestrico hoc habemus könnte die Interpretation mit „Übung“ (vgl. ThlL V 1391, 31 ff.) nahelegen. v. 59 ff.: Damit setzt sich langsam die Exposition von Seleniums Situation in Bewegung, zuerst indirekt (z. B. v. 61 mit dem Hinweis auf ihre stultitia, dann mit dem auf ihr Herzeleid, cordolium, v. 65), ehe man mit Gymnasiums amat
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haec mulier (v. 68) beim eigentlichen Thema, dem Liebesschmerz angelangt ist; doch dauert es noch bis v. 76 f., ehe Selenium auf ihr problematisch gewordenes Verhältnis mit Alcesimarchus zu sprechen kommt; man vgl. vor allem Flury, Lieb. 70 ff. (der auch auf die analoge Struktur in der Exposition des menandrischen „Heros“ hinweist). Selenium wechselt zu trochäischen Septenaren, die sich für eine klare Gliederung der Kola und den eindrucksvollen Einsatz der Stilmittel besonders eignen: Schon v. 59 ist durch symmetrische Gliederung, Anapher und überreiche Alliteration ausgezeichnet, den Höhepunkt erreicht diese hochpathetische Stilisierung in v. 60 (s. dort); vgl. auch Dutsch, Femin. 108 ff. v. 59: misera excrucior] Die Überlieferung bietet mit mea excrucior einen sprachlich und metrisch korrupten Text. Von den vielen vorgeschlagenen Lösungen kommen wie so oft die der führenden Editionen Lindsays und Leos in die engere Wahl. Da nach dem Ausweis von Lodge, Lex. I 558, sowohl excruciari als auch se excruciare plautinischem Sprachgebrauch entspricht, müssen andere Kriterien in die Entscheidung mit einbezogen werden: misera excrucior ist eine Konjektur P. Hoffmanns (bei Studemund, Cist. 457, Anm.; zustimmend Seyffert, Jber.² 87), die Lindsay aufgenommen hat; für diesen bei Pl. gängigen Gebrauch von prädikativem miser vgl. Epid. 320 exedor miser; Merc. 247; und besonders Cist. 76 misera maceror (auch dort im Zusammenhang mit ihrer stultitia). Für diese Konjektur spricht auch die Tatsache, dass sie sich in die Reihe der aufgelösten Kolonanfänge bestens einfügt. Alternativ dazu steht Leos med excrucio (Schr.1 176), das paläographisch auch gut möglich ist (med zu mea depraviert, dann die Änderung des Genus; dies übernommen z. B. von Flury, Lieb. 70). Doch fügt sich das Aktiv, wie ich meine, weniger gut ein (vgl. maceror, vor allem aber auch die „respondierende Partie“ des Alcesimarchus, v. 206 ff., mit einer Serie von Verba auf –or; s. auch Seyffert, RecLeo 843). Schoells media excrucior mutet merkwürdig an (die Parallelen sind nicht voll vergleichbar, z. B. Curc. 222 ne medius disrumpar miser); sinnvoller wäre Fleckeisens (bei Schoell, Append.) male discrucior, obwohl so ein Übergewicht von male entstünde (male excrucior mit Hiat schon Aldus; male excrucior Loman, Spec. 39; vgl. Ritschl, Opusc.² 484). Zur Tortur-Metapher vgl. Fantham, Im. 84. male maceror] Das Verb bedeutet ursprünglich permadefacere, mollire etc. (von Speisen z. B. Poen. 243; Ter. Ad. 381); in übertragener Bedeutung heißt es dann auch „(körperlich) entkräften“ oder „(geistig) abhärmen, grämen“; dazu vgl. Cist. 71 sowie 76 (mit direktem Bezug) ego mea culpa et stultitia peius misera maceror; Capt. 928 cura me satis et lacrimis maceravi. v. 60: Zum hochpathetischen Trikolon mit dreifacher Anapher vgl. Leo, Schr.1 176; Raffaelli, Ric. 145; Gerick, Quadr. 14. Leo interpretiert unseren Text überzeugend: „animus et oculi causam flendi fletumque significant, aegritudo totum mentis statum“ (dabei liegt durch das schwere Wort aegritudine das Gewicht auf dem Schluss des Verses; dies ist die vom Vers her gegebene Position der casus
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obliqui dieses Wortes); weniger gut erscheint die Interpretation bei Reis, Vorst. 221, der in der Antithese animus – oculi einen polaren Ausdruck für die Ganzheit des Menschen erkennen will (vgl. Mil. 336 neque corde neque oculis; Cist. 551); bei dieser Auffassung würde der Schluss des Verses gedanklich „nachhinken“ (vgl. Flury, Lieb. 70, Anm. 4). v. 61: Selenium, von der wahren Ursache ihres Kummers noch ablenkend, spricht zum ersten Mal von ihrer stultitia (vgl. v. 76), die ihr diesen Kummer bereitet habe. Eine Streichung dieses ein wenig nachhinkenden Verses ist nur scheinbar möglich: Er lenkt zu dem Gespräch über das „Deckwort“ stultitia über (Flury, Lieb. 70 f.). Durch stūltĭtĭā wird Meyer’s „Dipodiengesetz“ verletzt (ebenso 616. 705, vielleicht auch 515; vgl. Questa, Metr. 383 ff.); mea ist mit Synizese zu lesen; anschließend ist me zu erwägen; Wachter, Cock. 372, Anm. 5, bringt mit quid dicam eine plausible Lösung, die ich jetzt übernehme (anders Stockert1). rapi] Die Überlieferung bietet hier rapit, das doch wohl mit Gulielmius zu rapi korrigiert werden muss. Immerhin erwägt Seyffert (in Schoells Append.), rapit könne gehalten werden, unter Hinweis auf Epid. 281 quid ego (scil. dicam) iam nisi te commentum nimis astute intellego (vgl. aber Leo, ad loc.). Fleckeisen (in Schoells Append.) schreibt nisi ... rapit. v. 62: indĭdem ŭnde oritur] Zur Lizenz dieser Zerreißung des 2. Elements (aufgrund der Synaloephe), hier noch dazu verbunden mit IK vgl. F. Skutsch, Rom. 70 f.; O. Skutsch, Pros. 34; Boldrini, Corr. 256; Questa, Metr. 227. indidem ist per attractionem an unde angeglichen, wie schon Benoist bemerkt; vgl. Merc. 511 illim unde huc advecta sum; allgemein zur sog. attractio inversa (der Angleichung des Beziehungswortes an das Relativum) Hofmann, Gramm. 567; zur Seltenheit des korrelativen Gebrauches von inde (nur noch Most. 315) vgl. Bach, Pron. 378. Für sepelibilem im Sinne von sepultam sei auf die überzeugende Behandlung durch Woytek, –bilis 249 ff., verwiesen. facias sepelibilem ist die bei Plautus ganz geläufige Umschreibung (wie facias + PPP) von sepelias; Zwierlein, Krit.4 111, weist auf die Seltenheit der Wortwiederholung facito ut facias hin (er erklärt den Vers für unecht; diese Athetese hätte weitere Streichungen zur Folge). stultitiam sepelire (zur alliterierenden Wendung vgl. man das Material bei Traina, For. 89) ist jedenfalls singulär, ohne dass bezüglich des Sinnes eine Unklarheit bestünde; am nächsten kommt noch Most. 1122 somnum sepelivi omnem und vor allem Amph. 1053 spes atque opes vitae meae iacent sepultae in pectore; dolorem sepelire findet sich Cic. Tusc. II 13, 32 sowie Prop. I 17, 19. v. 62–64: Vers 62 ist in seiner Formulierung nicht ganz klar, kommt somit in die Nähe des sog. „Rätselwitzes“ (zu diesem Marx, zu Rud. 520–522), wie er z. B. v. 728 ff. vorliegt (vgl. dort). Daher folgt die ratlose Zwischenfrage Seleniums quid faciam?, woraufhin sich Gymnasium klarer ausdrückt: Sie solle ihre stultitia tief drinnen im Herzen verbergen (vgl. besonders Woytek, –bilis 250 f.).
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v. 63: in latebras] Das Substantiv findet sich bei Plautus (mit Bezug auf den Körper) nur noch in einem Fragment aus der „Bacaria“ (v. 20 f. Monda): cuius (eines Fisches) ego latus in latebras reddam; mit Bezug auf Körperteile auch Lucr. III 502 f. reditque / in latebras acer corrupti corporis umor; Verg. Aen. X 601; ThlL VII 2, 992, 82 ff. pectori penitissumo ist um der Alliteration willen so gewählt. penitus selbst ist bei Pl., wie Lodge, Lex. II 303, zeigt, durchwegs adjektivisch (vgl. auch Langen, Beitr. 80 f., zu Asin. 42 (= 41 Linds.). Nachgeahmt wird unsere Stelle in variierter Form bei Apul. met. IX 26, 4 mihi penita carpebantur praecordia; ibid. XI 6, 5 penita mente; ThlL X 1083, 61 ff. Bei Varro, apud Charis. 246, 10 f. B., steht die Partie mit pectori; vielleicht ist aber pectore mit geteilter Hebung im 11. Element zu lesen (vgl. Questa, Metr. 291–293), allenfalls auch mit Brevis im Locus Jacobsohn. v. 64: tuam stultitiam könnte auch zum Vorhergehenden gezogen oder auch ἀπὸ κοινοῦ aufgefasst werden; die Gliederung κατὰ στίχον ist aber vorzuziehen. sola ist emphatisch aus dem ut–Satz hervorgehoben (facito ut scias ist verstärktes scias); sine aliis arbitris „ohne andere als Mitwisser“ ist verstärkende Doppelung zu sola scias (die s-Alliteration soll vielleicht unterstreichen, dass ihre stultitia ein Geheimnis bleiben sollte). Gemeint ist, wie Thamm 16 anmerkt, dass sich Selenium davor hüten muss, ihre Dummheit zu zeigen, um nicht ausgenützt zu werden (vgl. die Worte der lena in v. 95 ff.). v. 65: cordolium, „Herzeleid“ (im Anschluss an v. 61 doleo), findet sich nach Pl. (vgl. noch Poen. 299) erst wieder bei Apuleius (met. IX 21, 2 cordolio patefacto); vgl. ital. cordoglio. Nach Leumann, Gramm. 295 („–ium als Kompositionssuffix“), wird das Subjekt der Wendung cor dolet (missbräuchlich) als Vorderglied verwendet ähnlich wie gallicinium nach gallus canit gebildet ist; vgl. Bader, Form. 15. 242; Wachter, Cock. 347–349, erwägt auch ein nominales Determinativkompositum, abgeleitet von cordis dolor. cor] In den Hss. steht cordolium ein zweites Mal, und es wird (obwohl es nur schwachen Sinn ergibt) noch bei Benoist so eingeordnet: ut scias sine aliis. SEL. At mihi/ cordoliumst. GYM. Quid id? Unde est tibi cordolium? Commemora, obsecro. Bereits Bentley, Emend.1 143, hat die notwendige Änderung zu cor vorgenommen. So wird die Aussage Seleniums über ihr „Herzeleid“ von Gymnasium konterkariert mit der erstaunlich anmutenden Frage, woher sie denn dieses Herz habe (also die Voraussetzung für ihr cordolium). Diese noch ein wenig rätselhafte Frage, wird gleich mit dem Hinweis geklärt, dass ja Frauen nach Meinung der Männer kein Herz besäßen. Beare hatte in CR 41 (1927) 10 f. cor an unserer Stelle wie in Mil. 786 mit „intelligence“ wiedergegeben; dagegen weist Reis, Vorst. 130 ff., darauf hin, dass zwar oft von der „Dummheit“ der Frauen die Rede sei; andrerseits sei diese gerade für Hetären nicht typisch, für welche eher Cleverness charakteristisch sei: An ihnen würde gerade im Gegenteil getadelt, wenn sie (anstelle auf ihren Vorteil zu schauen) „Herz zeigten“ (so neben unserer Stelle z. B. auch der Prolog der Hecyra, wo eine alte Frau der jungen Hetäre nahe
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legt, mehr auf ihren Vorteil zu schauen). Mit der Doppeldeutigkeit von cor (Sitz des Verstandes bzw. des Gefühls) wird gespielt in Mil. 785 f. In unseren Kontext passt jedenfalls nur ein Hinweis auf das Gefühl, wie Reis; Vorst. 129 ff., betont („herzlose Menschen“ sind nach Enn. trag. fr. 130 R.³ lapideo corde; vgl. auch Most. 149 cor dolet). Flury, Lieb. 71 (Anm. 7), weist auf die Möglichkeit hin, dass in den Synaristosai etwas wie τὴν καρδίαν ἀλγῶ (fab. inc. VI 14 Arnott) gestanden haben könnte. Zur Interpunktion: Die Hss. interpungieren mit „quid id? „Was soll das / Was meinst du damit? Woher hast du ein Herz, sag an!“, gehalten etwa von Becker, Obl. 139 (eng verwandt mit den elliptischen quid-Fragen des Typs „quid pater?“ „Was heißt ‚Vater‘?“; dazu Stockert, Ell. 83 ff., und zu Aul. 213). Dagegen interpungieren alle Neueren mit „quid? id unde est tibi cor?“ („Woher hast du dieses Herz?“, anaphorisch mit Bezug auf das in cordolium „verborgene“ Herz). v. 66: quisquam steht bei Pl. häufig auch in adjektivischer Verwendung, auch mit Bezug auf Frauen (Hofmann, Gramm. 196): Rud. 406 neque digniorem censeo vidisse anum me quemquam; Most. 607 f. taetriorem beluam ... quemquam; quisquam verleiht mehr Emphase als ulla. v. 67: Ussing streicht hier autem, dies metrisch möglich, aber nicht nötig (es ist dies einer der wenigen altlateinischen Belege für si autem gemäß dem ThlL II 1596, 14 ff.; vgl. Aul. 367). sĭ quĭd ēst ist eher mit „Kürzung durch Tonanschluss“ zu lesen (Questa, Metr. 162), als mit IK sī quĭd ĕst. Flury, Lieb. 72, meint, dass diesem Vers wohl Menandrisches zugrunde liege, die kunstvolle Form des Verses (mit einer Antithese zweier konditionaler Perioden, wobei die zweite in ein Aprosdoketon mündet) jedoch nur bei Pl. belegt werden könne: Bacch. 193 f. animast amica amanti: si abest, nullus est; / si adest, res nullast; ipsus est – nequam et miser (vgl. Barsby, ad loc.; eine vergleichbare Alternative findet sich auch Truc. 49 f.). v. 68: Gymnasium kann nur den Schluss ziehen, dass Selenium verliebt ist (amat haec mulier); ihrem Ethos wenig entsprechend, lässt Pl. Selenium mit einem Wortspiel an amat anschließen, das seinerseits wieder als Stichwort dient. eho, immer mit dem anschließenden Satz verbunden, gibt emotionales Kolorit (Richter, Excl. 443 f.); in Verbindung mit interrogativem an steht es auch Bacch. 199 eho an invenisti Bacchidem?; Epid. 506 eho, an libera illast?; Lodge, Lex. I 484, 2a; vgl. v. 602 eho tu; Hofmann, Umg. 16 f. (Lingua 118 f.); Müller, Sprechen 105 f. Für amare … amarum vgl. v. 70; Trin. 259 Amor amara dat tamen; August. conf. IV 12, 18 amarum erit ... quod amatis. Das Wortspiel ist klarerweise lateinisch, der Gedanke vom γλυκύπικρον Amors ist jedoch im Griechischen verbreitet: Sappho, fr. 130 L-P.; Eur. Hipp. 348; fr. 875 Kn. Die entsprechenden Pl.Belege bei Zagagi, Tradit. 101, Anm. 148: Truc. 178 f. 346; Pseud. 63. 694 f.; Cas. 222 f. (vgl. auch zu v. 69 f.). v. 69: Gymnasium bestätigt Seleniums erregte, vom Thema neuerlich ein wenig ablenkende Frage mit namque ecastor ... „Ja; denn bei Kastor ...“.
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namque (stets vor Vokal) steht nur hier bei Pl. in Verbindung mit ecastor, oft neben edepol, einmal vor hercle (Trin. 731); Langen, Beitr. 262, weist darauf hin, dass die Verbindung von namque mit einer Beteuerungspartikel stets mit Gedankenellipse verbunden ist. et melle et felle est fecundissimus] Auch dies ist ein Hinweis auf den γλυκύπικρος Ἔρως (vgl. zu v. 68). Zur vorliegenden Reimbildung vgl. Poen. 394 mel huius, fel meum; Truc. 178 f.; Cas. 223 fel quod amarumst, id mel faciet (scil. amor); Ovid., am. I 8, 103 f.; Brinkhoff, Wordsp. 145; Traina, For. 82 und Anm. 142; Ed. Wölfflin, Der Reim im Lateinischen, ALL 1 (1884) 385; reiches Material bei Otto, Sprichw. 217 f. fecundus findet sich bei Pl. nur hier und Mil. 1141 (dort das Adverb: fecunde mala est); nach dem ThlL VI 418, 12 ff. findet sich das Adjektiv dann wieder bei Catull und Cicero. v. 70–145: Im hier beginnenden Palimpsest (A) scheinen vorerst nur wenige Buchstaben auf. v. 70: gustui „zum Kosten“. Die Hss. bieten gustu, korrigiert schon von Guietus (Benoist, Gui. 470) und Bentley (vgl. auch Seyffert, RecUss. 236, Anm.); Ussing hält die Form irrtümlich für unplautinisch und schreibt gustatu; zum Dativ der U-Dekl. vgl. Gerschner, Deklin. 143; Cist. 691 usui; Wachter, Cock. 374, erklärt dies als „dativisches Supinum“. Die Wirkung des Verses beruht auf der Antithese von dulce und amarum, wobei das Gewicht hier auf dem amarum liegt. Man beachte die Proportionen: gustui steht im Kontrast zu ad satietatem, das außerdem durch usque als zeitlich unbegrenzt bezeichnet wird [übrigens scheint usque nur hier bei Pl. nac h ad + Subst. auf]. oggerit] Vgl. Truc. 102 osculum usque oggerit; Pseud. 812; nach Pl. erst wieder bei Apul. apol. 64; Ps. Aurel. Victor, epit. 45, 3 Valentiniano imperium resistenti oggeritur „es wird dem Val. aufgedrungen“. v. 71: ad istam faciem] (mit der üblichen IK ăd ĭstam) „dergestalt ist meine Krankheit“; vgl. Merc. 426 f. (aus der Lizitation um eine Sklavin) … qui illam mandavit mihi / ut emerem ad istam faciem „a girl of her appearance“ (Enk, ad loc.); Trin. 874 alterum ad istanc capitis albitudinem (Brix²: „einen Graukopf etwa wie du“). morbus ist neuerlich Deckwort für Amor (unterstützt durch mehrfache Alliteration); vgl. Mil. 1272 über die angeblich liebeskranke Nachbarin; Catull., c. 76, 19 ff.; Kroll zu Catull. 83, 4. Zur Krankheitsmetaphorik bei Plautus, Terenz und Menander vgl. Fantham, Im. 14 ff. Vorbild für diesen Gebrauch könnte νόσος sein: Eur. Hipp. 394 etc.; Barrett, zu Hipp. 476 f.; Fedeli, Rem. 251 ff.; Karakasis, Lang. 182. v. 72: perfidiosus est Amor] Treulosigkeit ist eine Eigenschaft, welche die Römer verabscheuen (vgl. z. B. Amph. 76) und ihren Gegnern, speziell den Puniern zuschreiben. Bei Pl. findet sich von perfidiosus sonst nur das Adverb; für die Verbindung mit peculatus vgl. Pers. 555 perfidia et peculatus. Zagagi, Tradit. 128, Anm. 83, weist auf Eur. fr. 138a Kn. hin ... ὡς ἄπιστον ἔστ’ ἔρως.
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ergo lässt das Geschehen als Folge der perfidia Amors erscheinen; Selenium kann hier diesen Schluss ziehen, weil sie (irrtümlich, wie sich zeigen wird) von der Treulosigkeit des Alcesimarchus überzeugt ist. in me peculatum facit] peculatus ist ein juristischer Terminus, der in der Dichtung sonst nur noch bei Plautus, Pers. 555 aufscheint (s. o.); dazu kommt depeculatus Epid. 520. Festus 232, 28 ff. L. erklärt: peculatus est nunc quidem qualecumque publicum furtum, sed inductum a pecore etc. (vgl. besonders auch Varro ling. V 95); dazu Mommsen, Strafr. 764 ff.; Brecht in RE Suppl. VII (1940) 817 ff. Für peculatum facere Cic. Rab. perd. 7; Sall. Jug. 31, 25. Die Skandierung des Verses ist nicht endgültig zu sichern: (a) ... est Amōr. SEL. Ergo in me pecŭlatum facit (Amor mit der ursprünglichen Longa; zur IK s. u.); so Drexler, Liz. 122 (anders Liz. 41). (b) ... est Amŏr. SEL. Ergo in me pecūlatum facit (so Leo in seiner Edition) Version (a) wirkt harmonischer; L. Havet, RPh 31 (1907) 233, meint, bei peculatus natürliche Brevis ansetzen zu dürfen; auch der ThlL X 921, 51 ff. betont „longa ... nusquam probatur“; bei allen Pl.-Stellen liegt ja Brevis vor (auch Epid. 520 depeculatui); angesichts seiner etymologischen Herkunft (cf. pecūnia) wird man bei peculatus aber doch ursprüngliche Longa anzunehmen haben: vgl. O. Skutsch, Pros. 75 f.; Woytek, zu Pers. 555; zur IK in viersilbigen Wörtern vgl. Questa, Metr. 102. Die gängige Erklärung des Verses, die im ThlL und von Flury, Lieb. 72 f., übernommen wird, ist die des Gronovius (Lect. 120): Obwohl Sel. Hetäre und somit publica sei, liebe sie nur Alcesimarchus, werde also der Allgemeinheit entzogen; Amor, der ja daran schuld ist, unterschlage somit öffentliches Gut. Wichtiger an unserer Stelle ist jedoch, dass Selenium von Amor betrogen wird (Georges, Lex.: „er spielt an mir Betrug“). Folglich bezieht Zagagi, Tradit. 128, diese Worte (vornehmlich) auf den Verrat an der meretrix selbst: „Sel. compares him [Amor] to a fraudulent magistrate who has cheated her out of her money, that is out of her lover Alces., who is her only financial support“ (vgl. schon Ussing, ad loc.: sic se quoque Amorem opibus et animi aequitate privasse). Ich würde hier dem Punkte „financial support“ angesichts des Ethos der jungen Frau weniger Gewicht beilegen: es geht ihr um den an ihrer Person und ihrer ausschließlichen Liebe zu Alcesimarchus begangenen Verrat. Der bittere Scherz Seleniums unterbricht hier den Vergleich Amors mit einer Krankheit. Im Munde der unglücklich Liebenden wirkt der Rechtsterminus reichlich skurril; später wird sie diesen Sachverhalt (ihre ausschließliche Liebe zu Alc.) mit anderen, sehr persönlichen Worten ausdrücken (v. 77. 83 ff. etc. [Flury, Lieb. 72 f.]). Auch Zagagi, Tradit. 128 f., betont, dass das peculatus-Motiv zur Situation Seleniums nicht wirklich passt (sie ist ja keine meretrix, also auch nicht „öffentliches Gut“); man wird diesen Vers zumindest in dieser Form auf Plautus zurückführen, wenn nicht überhaupt ein Interpolator am Werk war (del. Guietus; Vers 73 folgt überzeugend auf v. 71). Immerhin mag der absurde Vergleich Amors mit einem betrügerischen Beamten beim römischen Publikum Anklang
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gefunden haben (Zagagi, a. a. O.). Im griechischen Vorbild, so Zagagi weiter, könnte von den Wunden die Rede gewesen sein, welche die Pfeile Amors zu schlagen vermögen, allenfalls auch vom Kampf des Menschen mit dem Gott. v. 73 f.: Jetzt wird in Fortführung der morbus-Metaphorik (dazu s. o. zu v. 71) ein medicus aufs Tapet gebracht, der Heilung bringen könnte (medicinam facere potest), ohne dass man zu genau nachzufragen braucht, wer damit gemeint ist: es ist doch wohl Alcesimarchus selbst. erit isti morbo melius steht parallel zu huic morbo facere medicinam (man beachte den Wechsel der Pronomina: isti „dieser deiner“, huic „dieser meiner“). Vielleicht ist dieser ungewöhnliche Dativ hier deshalb gewählt, weil dem Sprecher der Gedanke des Heilens „vorschwebt“ (vgl. v. 74); ein vergleichbarer „Dativ of reference“ (Lindsay, Synt. 20) steht vielleicht Trin. 971 neque edepol tu is es ... auro huic quidem („was dieses Gold betrifft“); nahe liegt wohl auch Men. 911 non tu scis quantum isti morbo nunc tuo facias mali? Zu facere medicinam vgl. Curc. 160 viden ut anus tremula medicinam facit; Men. 99 nullus melius medicinam facit. Vgl. Fantham, Im. 17; Fedeli, Rem. 252 f.; für die Umschreibung des Verbs mit facere vgl. Hurka, zu Asin. 489 (contumeliam … facias). v. 75: spissum istuc ... est verbum] spissus steht hier nicht in seiner wörtlichen Bedeutung „dicht, dick“ (Epid. 230 tunica spissa), sondern im Sinne von „zögernd, langsam“ (Non. 628 L. spissum significat tardum), wie Agorastocles Poen. 506 die Advocati beschimpft als homines spissogradissimi; eine Reihe von Belegen dieses Wortes bei Naevius, Titinius, Turpilius, Afranius und Pacuvius steht bei Nonius, a. a. O., ohne dass die genaue Nuance unserer Partie auch anderswo aufschiene; am ehesten noch bei Caecilius im „Dardanus“ (fr. 25 R.³) nihil spei credo: omnis res spissas facit. In einem Turpiliusfragment (fr. 9 f. R.³) wird der Weg zur Weisheit als spissum bezeichnet, also als „mühsam“. istuc] Vgl. zu v. 19/20. verbum ‚veniet‘] Derartige „Zitate“ sind bei Pl. beliebt: Rud. 1321 miserum istuc verbum et pessumum est, habuisse; Aul. 547 und Stockert, ad loc. Durch die Wiederholung der Silbe ve– wird vielleicht ein klagender Ton angedeutet. v. 76 f.: Selenium greift auf v. 59–61 zurück; für misera maceror vgl. v. 59; stultitia wird hier mit culpa gekoppelt: sie ist selbst an ihrem Unglück schuld, weil sie die Torheit begangen hat, sich an (diesen) einen zu binden. peius ist hier absoluter Komparativ; vgl. Hofmann, Gramm. 168 f.; Amph. 56 stultior u. ä. Jetzt gibt Selenium den Grund für ihren Kummer an; für die Zuhörer auf der Bühne ist der (namentlich noch nicht genannte) Alcesimarchus mit illum unum natürlich identifiziert; für das Publikum ist zumindest sachlich klar, worum es geht: Selenium hat sich ausschließlich mit einem Mann abgegeben, der sie nun enttäuscht. v. 77: quom A : quia P. Für die Korruptel zu quia vgl. zu v. 1.
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exoptavi] Dieses Verb findet sich in der Bedeutung „auswählen“ für die meretrix auch Bacch. 502 illum exoptavit potius? gebraucht; ebenso Most. 188 erras, quae quidem illum exoptes unum; gemäß dem ThlL V 2, 1550, 21 ff. findet sich das Verb in dieser Bedeutung nur bei Pl. v. 78 f.: Jetzt schaltet sich die lena wieder in das Gespräch ein und betont die Unzweckmäßigkeit solch einer Liaison mit einem einzigen Mann (vgl. die Lehren Scaphas in Most. 188 ff. sowie Terenz, Hec. 63 ff.; Material bei E. Esposito, Prom. 30 [2004] 237 f. und Anm.). Zuvor hatte sie (v. 38 ff.) für sich selbst und Melaenis die Notwendigkeit betont, diesen Beruf zu ergreifen; ebenso dann für ihre Tochter Gymnasium. istuc ... unum amare] „dieses dein Wort ‚nur einen lieben‘ “ (mit Bezug auf v. 77). Die lena hat einen langen Atem: Der Satz spannt sich von dem emphatisch vorgezogenen matronae bis hin zu dem für die verheiratete Frau charakteristischen nupta est semel („ein für alle Mal“). v. 80 f.: verum enim] verum ist bei Pl. nie Beteuerungspartikel wie vero, sondern drückt den Gegensatz aus, hier also „aber wahrhaftig“ (vgl. Langen, Beitr. 113 ff., vor allem 116 f.; Hofmann, Gramm. 495). Der Vergleich der meretrix mit der vom Glück gesegneten Stadt wirkt völlig paradox und erfordert die für den sog. „Rätselwitz“ charakteristische sofortige Erklärung (dazu v. 728 ff.), die hier ohne die übliche Zwischenfrage gegeben wird (dadurch kommen wir in den Bereich der „Identifikation“). Anders ist dies im analogen Vergleich Truc. 170 f.: AST. amator similest oppidi hostilis. DIN. quo argumento? AST. quam primum expugnari potis, tam id optimum est amicae. Zu dieser Form des εἰκάζειν vgl. man vor allem Fraenkel, Plaut. 170 ff. (Elem. 163 ff.); trotz der Ablehnung Fraenkels ist Leos Bemerkung im kritischen Apparat („desidero oppugnati“) beachtenswert, beschränkt sich doch die Stadtmetaphorik im wesentlichen auf die Eroberung von Städten: Bacch. 709 ff. 931 ff.; Pseud. 585 ff.; Fantham, Im. 108 ff. Fraenkel, a. a. O., sieht hier einfach den Bezug auf eine πόλις εὐδαίμων (Athen wird Pers. 549 fortunatae genannt); der skurrile Vergleich ist gewiss plautinisches Eigentum. suam rem optinere gilt für die Stadt, welche ihren Besitzstand, Reichtum etc. nur mit Hilfe vieler Männer erhalten kann, aber auch für die meretrix, welche nach Meinung der lena viele Liebhaber braucht, um ihre Existenz zu sichern. Wie der ThlL IX 286, 19 ff. bezeugt, kann obtinere ein Objekt wie fortunas (Cic. ad fam. IV 7, 3) regieren oder ähnliche Wörter wie patrimonium (Cic. Sex. Rosc. 6). Absichtlich ist das unscharfe rem gewählt, um die Überlappung von Vergleich und Verglichenem zu ermöglichen. sola fügt sich, genau genommen, nur zur meretrix, da das oppidum per definitionem eine Menschenmenge enthält. v. 82: Mit hoc volo agatis geht Selenium nicht auf die Worte der lena ein, sondern kommt zur Sache: „Nun passt einmal auf, hört einmal her!“. Zu dieser Bedeutung von hoc (id) agere („animum advertere“) vgl. Lodge, Lex. I 82, Nr. 9; Cist. 693 Halisca, hoc age, ... aspice (dort eher noch wörtlich gemeint); 720 istuc
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ago, atque istic mihi cibus est. Zur Konstruktion hoc volo agatis vgl. Poen. 593 eum mihi volo demonstretis hominem; Mil. 876 denuo volo perspiciatis plane. A bot hier offenkundig einen anderen Text: hocnu …, das man mit Seyffert (apud Goetz-Schoell, praef. VII) zu hoc nunc agite ergänzen könnte (Mil. 1114 hoc age nunc; zum Plural vgl. Curc. 635; Pseud. 152). v. 83–85: Selenium will nun erklären, warum sie die beiden Frauen zu sich gerufen hat. V. 83 setzt sie mit „transitorischem“ nam ein, das den Gedankenabschnitt markiert (Blänsdorf, Ged. 78 ff.), geht aber neuerlich einen Umweg, welcher die tadelnden Einwürfe der lena ermöglicht. v. 83: nolo me ... dicier] Für den AcI bei Subjektsgleichheit vgl. sechs Belege neben nolle (z. B. Cist. 232), sehr viele Belege bei velle (Lodge, Lex. II 909). Wir hören also hier die entscheidende Aussage, dass Selenium nie eine meretrix werden wollte (v. 42 und vor allem v. 77 haben darauf vorbereitet). v. 84: obsecutast, gessit morem oranti morigerae mihi] Dies ist die Version, auf die der Ambrosianus hinführt; das Asyndeton ist so überzeugender eingesetzt (daher wählten auch Schoell, Lindsay, Ernout sowie Sjögren, Cop. 73, diesen Text); der Bezug auf mihi ist so auch für obsecuta est deutlicher gegeben; der Vers ist außerdem harmonisch zweigeteilt. Die Palatini überliefern obsecuta est de ea re, gessit morem morigere mihi, übernommen (mit morigerae) von Leo, der für de ea re (das neben obsequi sonst fehlt) auf Belege wie Pseud. 123 de istac re in oculum utrumvis conquiescito (vgl. auch Mil. 1411 (nociturum) de hac re) hinweist. Für diesen Text könnte die gezierte Juxtaposition von morem und morigere / –ae sprechen (Für diese Form der Abundanz vgl. Aul. 314 parce parcum und Stockert, ad loc.; Hofmann, Umg. 94 f. [Lingua 229 ff.]). morigerae] Diese Form wird seit der editio princeps (vgl. schon die Hs. S) statt des in den Palatini überlieferten morigere gewählt, für welches jedoch Ussing eintritt mit dem Argument „Selenium matri non est obsecuta“ (Lindsay nennt es als Alternative, Ernout setzt es wie Schoell in den Text, obwohl bei seinem Text das dazwischentretende oranti die Stilfigur beeinträchtigt). Dagegen möchte ich darauf hinweisen, dass Selenium im Drama durchaus den Eindruck einer „folgsamen Tochter“ macht. Zudem könnte man sich auch gut vorstellen (dies aber vielleicht eine nicht ratsame „Ergänzung“), dass Melaenis ja über γνωρίσματα verfügt (vgl. v. 635 f.) und angesichts der vermuteten „höheren Herkunft“ des Mädchens in solch eine Liaison eingewilligt hat. So ist denn morigerae mihi zwar auffällig konstruiert, m. E. aber (zumindest beim Text von A) dem Adverb vorzuziehen. Zu Wortspielen mit mos vgl. Asin. 506 istoc more moratum; Men. 202 vivis meis morigera moribus; Capt. 198 ei vos morigerari mos bonust; vgl. ThlL VIII 1529, 20 ff. v. 85: Ein Vorteil der hier gewählten Textversion von v. 84 dürfte auch sein, dass so der ut-Satz von oranti abhängen kann und nicht nur frei-konsekutiv angeschlossen ist (Thamm 18).
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quem ... cum eo] Zur Inversion vgl. Ussing, zu Amph. 186 f. (= 181 seiner Zählung); Aul. 463 f. Durch diese Anordnung des Relativs kommt das Wesentliche zusammen: (sineret) cum eo vivere. Mit quem ego amarem graviter fällt gleichsam nebenher der Hinweis, wie sehr Selenium den Alcesimarchus liebt (Flury, Lieb. 73, mit Hinweis auf Ter. Hec. 404 amor me graviter ... tenet; Caec. fr. 163 R.³ placere occepit graviter; ThlL VI 2302, 82 ff.). Das Motiv stammt gewiss aus dem griechischen Vorbild: vgl. Men. Heros 24 Sandb. ἥ τε Πλάγγων ἧς ἐρῶ. v. 86 f.: Auf Seleniums Darstellung reagiert die lena mit einem kurzen Urteil über Melaenis: stulte ecastor fecit. Und sie fragt nach (natürlich im Interesse der Zuseher), ob das Mädchen wirklich keine anderen „Männerbekanntschaften“ hatte. enumquam (entstanden aus en, von Priscian III 21, 13 als „demonstratives Adverb“ klassifiziert, + umquam, getrennt geschrieben in J und den recentiores). Vgl. ThlL V 2, 545, 56 ff. und z. B. Rud. 1117 quaeso, enumquam hodie licebit mihi loqui? quiquam findet sich sechsmal bei Pl. (stets maskulin); zum instrumentalen qui vgl. Leumann, Gramm. 472. consuevisti (das wichtige Wort in emphatischer Enjambementstellung; ebenso dann nemine in betonter Schlussstellung) steht euphemistisch für „Umgang haben“ wie Amph. 1122 is (Juppiter) se dixit cum Alcumena clam consuetum cubitibus (dort deutlicher durch den Zusatz cubitibus); vgl. Ter. Ad. 666 qui illa consuevit prior; Hec. 555; Phor. 873; Cic. Verr. II 5, 30 omnes mulieres, quibuscum iste consueverat (später nur selten: vgl. noch Gell. IV 3, 3). Ebenso steht v. 94 consuetudine (vgl. Pseud. 64), [Pl.] Amph. 490 consuetio; für consuetus „in malam partem“ vgl. Aul. 637 und Stockert, ad loc. In derartiger Verwendung steht auch solere (zu v. 36); nosse (Most. 894) wie griech. γνῶναι (vgl. zu v. 89 ff.); vgl. López Gregoris, Amor 113 ff. nemine] Hier ist wohl aus dem vorhergehenden Satz cum mitzuverstehen; zwar findet sich Ter. Ad. 666 allem Anschein nach reiner Ablativ neben consuevisse: qui illa consuevit prior (so A; cum illa Σ; illam Donatus; KauerLindsay), zudem stehen derartige sociativ-instrumentale Ablative auch sonst (Mil. 324 ludis me ... ludo luto; Bennett, Synt. II 299 f.; vgl. facere mit instrum. Abl.; Lindsay, Synt. 33); doch sind jene Belege nur entfernt vergleichbar. v. 88: P überliefert neque pudicitiam meam mihi alius quisquam imminuit. So schreibt (mit mi) Leo (dem aber die Version von A nicht schlechter erscheint); Müller, Pros. 275; Langen, Stud. 32. In A hingegen macht die Skandierung größere Probleme: Nec pudicitiam imminuit meam mihi quisquam. Hier steht vor der Dihärese meam in Synizese; weiters ist imminuit dann rhythmisch unbefriedigend (Verstoß gegen das Meyer’sche Gesetz: vgl. zu v. 61). Die Doppelung mihi / meam (metrisch kann keines der beiden Wörter fehlen) soll die besondere Situation des Mädchens gehörig hervorheben wie auch der ganze, an sich „überzählige“ Vers (der sich aber nicht herauslösen lässt).
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Zu imminuit bemerkt Lambinus: „recte; nam virgines dicuntur integrae“; vgl. dazu Apul. Flor. 14, 6; ThlL VII 1, 461, 47 ff. mit späten Belegen. Insgesamt scheint die Wendung singulär zu sein. v. 88 f.: Mit der Frage nach dem Anfang der Beziehung leitet die lena zum erzählenden Teil über, der klarerweise aus dem griechischen Vorbild stammt. v. 89 ff.: Diese Verse sind relativ getreu aus dem bei Hermogenes, de inv. IV 11, p. 200 f. Rabe überlieferten Vorbild (dort als Muster für den Euphemismus) übertragen (Synar. fr. I Arnott = 337 K-A. [vgl. die Belege, ad loc.]): Διονυσίων ἦν πομπή. ὁ δ’ ἠκολούθησεν μέχρι τοῦ πρὸς τὴν θύραν, ἔπειτα φοιτῶν καὶ κολακεύων τὴν μητέρ’ ἔγνω με. Zur Neugestaltung durch Pl. vgl. besonders Traina, Vortit 163, Anm. v. 89: Die Wortstellung in v. 89 ist emphatisch; das wichtige quo ... pacto steht in signifikanter Sperrung, ad te wirkungsvoll an den Satzschluss gestellt (der neuerlich nicht mit dem Versschluss zusammenfällt). insinuavit] (vgl. auch v. 92; dort spricht Selenium): Dieses Verb hat im gegebenen Zusammenhang eindeutig negative Konnotation („sich heranmachen“); voll vergleichbar ist Mil. 105 insinuat sese ad illam amicam eri (insinuare findet sich bei Pl. nur dreimal). Das Verb steht mit dem Reflexivpronomen wie v. 89 oder auch (seltener) ohne se (wie v. 92): vgl. e. g. Cic. Verr. II 3, 157 quibus rebus ac muneribus se insinuet in familiaritatem Metelli oder aber Att. II 24, 2 insinuavit in familiaritatem adulescentis (ThlL VII 1914, 79 ff. bzw. 1918, 54 ff.). Das Verb hat deutlich prosaischen Charakter. v. 89 f.: Per Dionysia … pompam] Die beiden Worte sind – wie man leicht erkennen kann – einfach aus dem Griechischen übernommen (obwohl dies beim ersten Wort nicht unbedingt nötig gewesen wäre, gab es doch in Rom die analogen Liberalia); doch waren die Dionysien in Rom bereits ein fixer Begriff (vgl. v. 156; Curc. 644 u. a.); andrerseits gab es für πομπή kein lateinisches Synonym (dazu s. u.); vgl. Lennartz, Verba 73 ff. Per Dionysia] Bei Pl. spielt das Drama bekanntlich in Sikyon (v. 156. 190), wo es nach Paus. II 7, 5 f. jährlich eine nächtliche Prozession mit Bildern zum Dionysostempel gab. Ludwig, Handl. 48 f., weist daher auf die Elemente hin, welche für Sikyon auch als Schauplatz der Synaristosai sprechen (Dieses Drama könnte von Menander für eine Uraufführung in Sikyon geschrieben worden sein: Er konnte ja unmöglich alle seine etwa 120 Komödien in Athen aufgeführt haben); auf diese Weise würden die Dionysia – das Theater von Sikyon war unmittelbar neben dem Tempel (Paus., a. a. O.) – besondere Signifikanz erhalten. McC. Brown, Cont.13 ff., plädiert hingegen für Athen als Schauplatz des griechischen Vorbildes; vgl. S. 22. Nächtliche Feste bieten in der Komödie immer wieder Gelegenheit für die Anknüpfung von Beziehungen zwischen den Geschlechtern: In der Vorgeschichte unseres Dramas erfolgt die Vergewaltigung
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Phanostratas am Dionysienfest; in den Epitrepontes geschah dies an den Tauropolien, in der Samia an den Adonia, in der Aulularia an den Cereris vigiliae (v. 36; vgl. Stockert, ad loc.). Die Dionysia sind für Selenium und ihre Familie schicksalhaft: an diesem Fest hat einst ihr Vater Demipho ihre Mutter vergewaltigt (und anschließend verlassen); bei den Dionysien wird sie von Alcesimarchus gesehen, der daraufhin Kontakt mit ihr aufnimmt. Falls die Dionysia in Athen oder ein analoges Fest in Sikyon Anlass der Aufführung der Synaristosai waren, wären diese realen Dionysien Anlass der Wiedervereinigung der Familie (so Ludwig, Handl. 48 f.). v. 90: pompam] pompa ist hier das aus dem Griechischen übernommene Fremdwort, wie Lennartz, Verba 73 ff., zeigt. Das Wort wird bei Pl. sonst in einem weiter gefassten Sinn verwendet, im wesentlichen mit der Bedeutung „Zug, Gefolge, Geleit“: z. B. steht es immer wieder für den apparatus beim Gelage: Bacch. 114, Cas. 719, Curc. 2 (irgendwie spielt die griechische Bedeutung „Festzug“ stets mit hinein); es kann auch (wie im Deutschen) „Prunk, Pracht“ bedeuten (z. B. Capt. 771) oder mit Bezug auf ein prächtiges Gericht stehen (wie in der Bacaria, v. 19 Monda). Im Mil. 66 f. soll der Parasit angeblich den Offizier quasi pompam (in einer Art „Festzug“) vorbeiführen; Poen. 1011 f. heißt es, Hanno solle mures Africanos (?) für eine pompa bereitstellen (dies ist jedenfalls rein römisch). Das religiöse Element ist bei Pl. ausgeblendet und der Umfang des Wortes erweitert (für den öffentlichen feierlichen Umzug steht es z. B. Vergil, georg. III 22 f.: sollemnes ducere pompas / ad delubra); es wird auch für feierliche Leichenzüge verwendet; vgl. ThlL X 1, 2594, 44 ff. v. 90 f.: Alcesimarchus macht sich also an das Mädchen heran. Flury, Lieb. 73, betont, dass Pl. bei der Übersetzung (durch insinuavit sowie dann durch conspicillo) den Eindruck eines berechnenden Mannes erweckt, der ansonsten dem Jungen in unserem Drama (und wohl erst recht im griechischen Vorbild) nicht anhaftet. v. 91: conspicillo] (in A liest man noch conspicio, daher conspicio illum, Leo, krit. App.). Non. 118 L. erklärt conspicillum unde conspici possit und fügt noch ein Zitat aus dem ‘Parasitus Medicus’ hinzu: in conspicillo adservabam pallium / observabam (v. 101 Monda; Text unsicher); vgl. Gloss. IV Ps. Plac. C71 L. (= CGL V 58, 13) conspicillo: ita ut conspici possint, quod aiunt, longis lineis; Loewe, Prodr. 280 f., bezieht dies aber auf das andere Plautuszitat. Neuerdings hat A. Tontini aus einem Osbernuszitat (S15, 41 B.) für Cas. 987 conspicillo conspexi virginem wahrscheinlich gemacht (Maia 43 [1991] 9–13), übernommen in Questas Edition. Wachter, Cock. 374, erklärt das Wort mit „Mittel, um jemanden … beobachten zu können“ (er denkt an einen Mantel mit Sehschlitzen); Kümmel, Selt. 349, gibt wieder mit „vom Spähposten aus“ (vgl. Rau: „auf Sichtweit“; Ernout: „sans nous perdre de vue“), dies wohl die richtige Lösung. Neben conspicillum (von conspicere) erwägt Kümmel auch ein conspicilium (v. l. bei Nonius), das sich aber sprachwissenschaftlich weniger gut erklären lasse.
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Man beachte in diesem Vers die assonierenden Wortanfänge: conspicillo consecutust clanculum (dazu Traina, For. 80). v. 92: in amicitiam insinuavit] Vgl. zu v. 89. v. 93: blanditiis, muneribus, donis] Im Griechischen ist von Besuchen (φοιτῶν) und schmeichlerischen Worten (κολακεύων) die Rede; auch in diesem Punkt ist also bei Pl. die Dezenz herabgemindert. Für die Differenzierung von munera und dona ist auf Zagagi, Gifts 129 ff., zu verweisen. Die munera sind im wesentlichen obligatorische Geschenke an die meretrix, für welche diese zur Gegenleistung verpflichtet ist, während die dona auf Freiwilligkeit (gratia) beruhen und keine Gegengabe verlangen. Zumindest an unserer Stelle sind die Begriffe jedoch nicht so streng differenziert: beide beziehen sich allem Anschein nach auf die Zeit, als noch keine Intimbeziehung bestand; Zagagi, Gifts 131, Anm. 5, bemerkt aber speziell zu Cist.: „Alc.’ obligatory munera are to be distinguished from his dona, the extra-voluntary gifts“; falls schon bei diesen Worten ein intimes Verhältnis angedeutet werden soll, würde sich Selenium (bzw. Pl.) einer Dezenz befleißigen, die an Unverständlichkeit grenzte, und dies möchte ich dem Sarsinaten nicht unterstellen. LE. mi istunc …] Die Korrektur der Personensigle GYM. durch Bothe1 (diese aber gehalten von Lindsay, Flury, Thamm, während Schoell, Leo, Ernout, Rau und de Melo Bothe’s Änderung übernehmen) erscheint unumgänglich: (1) spricht die Struktur des Gesprächs dafür: vorangegangen ist ein Dialog zwischen Selenium und Gymnasium; v. 86 übernimmt die lena die Rolle des Gesprächspartners; (2) entsprechen die Worte nicht dem Ethos der jungen meretrix, vielmehr dem der Kupplerin, die den Liebhaber gerne „ausnehmen“ möchte. Zum Ethos Gymnasiums vgl. u. a. ihr Gespräch mit Alcesimarchus, v. 273 ff.; vor allem das brutale vorsarem (s. u.) fällt dabei mit ins Gewicht. mi istunc vellem hominem dari] Die komplexere Wortstellung des Ambrosianus ist evident richtig; P’s Version führt zur unrichtigen Skandierung mihi īstum hŏmĭnēm mit Verletzung des Meyer’schen Gesetzes im 10. Element (vgl. zu v. 61); die Tendenz zum ordo simplex dürfte für die Wortstellung in P verantwortlich sein. mihi istunc ist gegen die übliche Reihenfolge (vgl. Kaempf, Pron. 27 ff.); dadurch liegt aber die Emphase auf mihi; illum steht dann v. 94 in anaphorischem Gebrauch wie sonst eum; vgl. v. 180; Trin. 328; Hofmann, Gramm. 185. vellem ist klarerweise irreal (Alcesimarchus ist nicht mit lena konfrontiert, sondern mit Melaenis). hominem dari im Sinne von „Dieser Mensch sollte mir ausgeliefert sein“ steht auch Mil. 926 potin ut hominem mihi des?; Cist. 308 si detur sola soli (der Vater des Alcesimarchus hätte gerne die junge Gymnasium zu seiner Verfügung). Damit könnte der Wunsch angedeutet sein, Alcesimarchus sollte der Liebhaber ihrer Tochter sein, damit sie ihn ausnehmen könnte wie Cleaereta den Argyrippus in der Asinaria.
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C. Kommentar
v. 93 f.: Die Konstruktion ist hier nicht eindeutig. An sich liegt es nahe, finales ut anzusetzen „damit ich jenen in die Mangel nehme(n kann)“, so Lindsay und Leo. Ausdrucksstärker ist aber ein unabhängiger Ausrufssatz „Wie würde ich jenen (dann) herannehmen!“ (so auch Schoell und Ernout; „how I’d manipulate him“ de Melo). Vergleichbare Ausrufe finden sich in großer Zahl bei Lodge, Lex. II 921; doch steht in solchen Fällen fast ausnahmslos der Indikativ (vgl. immerhin Bacch. 149 ut ego te usurpem lubens!; eventuell Most. 243, wo Leo und Lindsay mit Schoell das ut tilgen). v. 94: vorsarem] vorsare ist hier eine kulinarische Metapher, genommen vom Braten oder vom Drehen am Spieß; vgl. Pers. 795 (dort geht es um die Übervorteilung eines Kupplers) quomodo me ... vorsavisti; Asin. 180 f. steht es für den Vergleich eines hingehaltenen Liebhabers mit einem Fisch, der in der Pfanne hin und hergewendet wird; Ussing, zu Bacch. 762 (= 766 Linds.); Woytek, zu Pers. a. a. O.; Fantham, Im.105. Die Alternative zu dieser Erklärung bestünde darin, ausgehend von Cist. 206 f. stimulor, vorsor in amoris rota (hier ist die Bedeutung freilich durch die Erweiterung klar signalisiert) eine Metapher aus der Foltersprache anzunehmen (so Thamm 19); auch Barsby, zu Bacch. 766, neigt für unsere Stelle der Bedeutung „vex, harass“ zu. quid opust verbis? ist die typische plautinische Floskel („kurz gesagt“) für den Abbruch eines Themas, hier der Vorgeschichte der Liebesbeziehung. consuetudine] Vgl. zu consuevisti, v. 87. v. 95–103 haben vielleicht im Pap. Heidelberg ihr Vorbild: vgl. W. G. Arnott in ZPE 72 (1988) 23–25 und Men. III 332 ff.; dagegen Lennartz, Verba 88, Anm. 142; vgl. S. 24. v. 95: amare contra] Es tritt also die Gegenliebe ein; die Zuneigung des Jungen wird mit ille me antithetisch nochmals hergesetzt, um die Gegenseitigkeit der Zuneigung zu verdeutlichen (andernfalls hätte man – gegen das Interesse der Handlung – anzunehmen gehabt, Alcesimarchus wäre nur ein temporärer Liebhaber, kein „Mann fürs Leben“). Die Reihenfolge „Liebe – Gegenliebe“ ist dadurch ein wenig gestört; sonst ist die Anordnung immer umgekehrt: Cist. 131 f. (interpoliert); v. 191–93; Amph. 655 quae me amat, quam contra amo; Merc. 919 etc. Die Textgestaltung war u. a. aus diesem Grund lange umstritten. In A schließt der Vers mit Selenium, in den Palatini steht Selenium quidem. In der Regel folgt man hier A, nimmt allenfalls an, dass die lena nach et ille me der Jungen das Wort abschneidet (wie z. B. Schoell, der in der kritischen Appendix vermerkt, es werde so das lateinische Analogon zum griechischen ἔγνω με [vgl. zu v. 89 ff.] unterdrückt). Andere, wie Seyffert, RezStud. 294 f., versetzen contra hinter ille me. Gelegentlich wurde et ille me auch gestrichen (so Bothe1 und Ussing mit Müller, Pros. 686, Anm.) und dann quid est (paläographisch fast identisch mit dem überlieferten quidem) mit Saracenus der Selenium gegeben; all dies ist aber nur mehr von historischem Interesse. Möglich wäre ut statt et (Gronovius), eine häufige Verwechslung in den Hss. ille ist mit Apokope als ill’ zu lesen (F. Skutsch, Rom. 111).
II. Die Eingangsszene
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Die Gegenseitigkeit der leidenschaftlichen Liebe wird nachher von den beiden Prologsprechern hervorgehoben: die lena sagt in v. 131 f. is amore misere hanc deperit mulierculam / ... contra amore eum haec deperit (eine interpolierte Stelle, vgl. dort), Auxilium wieder meint in v. 191 ff. is amore proiecticiam illam deperit, et illa hunc contra, qui est amor suavissimus. Auch Alcesimarchus ist sich der Gegenseitigkeit der Liebe sicher: v. 238 f. v. 96: adsimulare amare] Die Betonung liegt auf dem Verb am Beginn, der anschließende Objektsinfinitiv steht nach adsimulare bei Pl. nur hier; man könnte allenfalls an eine Änderung zu amorem denken, doch ist amare in diesen Versen ein (oftmals wiederholtes) Schlüsselwort. extempulo] Das extemplo der Hss. ist die übliche Korruptel für die am Versende regelmäßige anaptyktische Form (vgl. Aul. 93; gemäß Lodge, Lex. I 573, ist diese nur Cist. 572 und Bacch. 968 erhalten). v. 96 f.: si ames ... consulas] Die Potentialität drückt den (allgemeinen) Gedanken am besten aus: eine (mögliche) Liebe ist für das Geschäft abträglich. Zu melius ... consulas vgl. Capt. 719 f. (postulavisti) ... te perdocere ut melius consulerem tibi quam illi; zu rei consulere vgl. Trin. 635 tuae rei bene consulere cupio. Ironischerweise gibt ausgerechnet die lena den Hinweis darauf, was wahre Liebe ist: mehr auf den anderen zu sehen als auf sich selbst (d. h. bei einer meretrix: auf das Vermögen). v. 98 f.: Selenium streitet gar nicht ab, dass dem so ist, weist aber als wichtige Grundlage für ihr (bisheriges) Vertrauen in Alcesimarchus auf seinen Eid hin, sie zu heiraten (sic; dazu vgl. S. 25 und Anm. 122); dieser Eid ist wohl vor den Anfang der Intimbeziehung zu setzen (ein genauer Zeitpunkt, auch für die Dauer der Liebschaft, wird nie angegeben). Der Eid wurde der „Mutter“, Melaenis, geleistet, welcher das Mädchen offenkundig weiterhin gehorcht (vgl. zu v. 84 morigerae). ăt ĭlle] IK in der Wortgruppe (Questa, Metr. 113 f.). conceptis iuravit verbis] „Er leistete einen förmlichen Eid“. Zu dieser Formulierung beachte man vor allem Serv., zu Aen. XII 13 concepta autem verba dicuntur iurandi formula, quam nobis transgredi non licet; Fest. 250 L. praeiurationes facere dicuntur hi qui ante alios conceptis verbis iurant; Asin. 562 ubi verbis conceptis sciens libenter periuraris (mit Bezug auf den Meineid eines Sklaven); Pseud. 353 nempe conceptis verbis (mit Bezug auf einen meineidigen Kuppler); Merc. 790 und Enk, ad loc.; Truc. 767; Bacch. 1028; reiches Material ThlL IV 55, 7 ff. Der feierliche Eid wird im Drama eine bedeutende Rolle spielen (v. 495 f. steht eine Anspielung darauf; v. 502 f. ); zum Ἀφροδίσιος ὅρκος vgl. zu v. 103. v. 99: me uxorem] In derartigen Fällen ist Synaloephe, also m(e) ūxorem, oder prosodischer Hiat mit anschließender IK (mĕ ŭx-) möglich (Questa, Metr. 179 zieht in solchen Fällen Synaloephe vor; vgl. vor allem v. 103, wo dann eum in Totalsynaloephe steht).
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C. Kommentar
Die (mehrfache) Wiederholung von ducere erfolgt pointiert: Die „Ehe“ mit der παλλακή (dazu S. 25) Selenium wird hier der projektierten Ehe mit der Lemnierin gleichgestellt. Vgl. Blänsdorf, Ged. 34 („ringbildende Wiederholung“). v. 99 f.: alia ... / sua cognata Lemniensis] Demiphos Tochter aus erster Ehe (vgl. Arg. 7 f.; v. 600 f.) ist mit Alcesimarchus verwandt; sie wohnt, wie wir jetzt erfahren, bei Demipho im Bühnenhaus (hic in proxumo; zum Bühnenbild vgl. S. 37 ff.). Demipho hat sie also nach dem Tod seiner ersten Frau aus Lemnos mitgebracht. Auxilium erzählt dieses Detail nicht; es ist zumindest bei Pl. nebensächlich: v. 176 f. In v. 195 steht dann nur, dass der Vater dem adulescens eine uxor geben will. Die enge Verbindung zwischen Athen und Lemnos spricht für Athen als Spielort der Synaristosai (vgl. S. 22; McC. Brown, Cont. 27 ff.). Die cognata ist eine Blutsverwandte (väterlicher- oder mütterlicherseits); Demipho und Alcesimarchus’ Vater oder Mutter sind also Cousins oder gar Geschwister. Übrigens hat auch Demipho in erster Ehe eine cognata geheiratet (v. 174). Auch Poen. 97 (dies nach Alexis) liebt Agorastocles, wie sich letztlich herausstellt, eine Cousine und heiratet sie dann; vgl. Rud. 1198 (und Marx zu v. 1191); Demosth. XLIII 74. Marx weist auch auf die in Athen geläufige ἐπίκληροςInstitution hin (Menander, Aspis; Terenz, Phormio u. a.), die eine Heirat sehr naher Verwandter zur Folge hatte. In Rom ist die Vettern-Ehe in vorklassischer Zeit zumindest ungewöhnlich: Kaser, Priv. I 316 (vgl. aber schon Liv. XLII 34, 3). Die Zuseher werden diese Details gewiss dem griechischen Milieu des Dramas zugeschrieben haben. v. 101: nam eum pater eius subegit. nunc mea] Hier liegt eine auffällige Häufung von Synizesen vor, die erste nach elidiertem nam, die zweite zu einsilbigem eius, die dritte vor der Dihärese (welche zudem von mea mater überbrückt wird: zur Synizese vor der Dihärese vgl. e. g. Amph. 458 nam hic quidem omnem imaginem meam; ibid. 366). Goetz (apud Goetz-Schoell, praef. VII) streicht eius, das auch durch die Art der Korruptel in A verdächtig ist. subegit] Das Perfekt zeigt an, dass der Vater sich über den Widerstand des Sohnes hinweggesetzt (und wohl schon die Verlobung anberaumt) hat. Die Überlieferung ist einhellig und eine Änderung zu subigit (Bentley, Emend.1 143; Müller, Pros. 686, Anm.; Lindsay, krit. App.) nicht angezeigt. Der Vater war an sich überaus liberal und finanzierte offensichtlich den Hausstand seines Sohnes mit Selenium; doch hat er diese Verbindung sicher nicht als „Ehe“ angesehen, wie es Selenium voraussetzt (vgl. die Szene v. 309 ff.). In Rom reicht die knappe Bemerkung von der Anordnung des Vaters angesichts der umfassenden patria potestas aus: der Sohn hat einfach zu parieren! Auxilium drückt dies nicht so eindeutig aus: v. 195 pater adulescenti dare volt uxorem. Von einem Zwangsaufenthalt auf dem Lande ist an unserer Stelle nicht die Rede, immerhin ist er v. 107 ff. vorausgesetzt (vgl. dann v. 225 ff.). Diese Aussparung lässt den Glauben an einen „Verrat“ plausibler erscheinen.
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v. 101 ff.: Melaenis ist erbost, weil die Tochter nicht sofort mit der Rückkehr nach Hause reagierte, als sie von der projektierten Hochzeit erfuhr. Wie Selenium davon Kenntnis bekam, wird in der Exposition des Dramas nicht klar; bei Pl. handelt es sich um eine Hochzeit im Nachbarhaus (hic in proxumo, v. 100). Süss, Cist. 186 f., nimmt hier eine Streichung seitens des Pl. an: in den Synaristosai des Caecilius (wohl auch nach Menander geschrieben) sieht jemand vom Dache aus die Hochzeitsvorbereitungen (fr. 197 ff. R.³). Auxilium wiederholt in v. 195 f. mit den trockenen Worten der narratio diese Nachricht, dass Melaenis die Tochter zurückbeordert hat (vgl. v. 105 nam ad matrem arcessita sum). In v. 102 drücken die Konjunktive die Worte der Melaenis aus, die wohl eine Botschaft an die Tochter geschickt hat (v. 105 arcessita sum!). 102: hanc ist hier die Lesart von A, in den Palatini steht eam; hanc gibt den notwendigen Bezug auf die erste Person her, während eam als demonstrationsloses Pronomen (Hofmann, Gramm. 185) in der emotionalen Rede weniger angebracht ist: hanc bereitet übrigens auf eum uxorem ducturum vor. v. 103: eum uxorem etc. steht (wohl mit einer gewissen Bitterkeit gesprochen: Blänsdorf, Ged. 34) in pointiertem Bezug auf v. 99 me uxorem ducturum esse. Man wird also nicht Müllers Idee (Pros. 378) eum ducturum esse aliam uxorem aufnehmen. nil amori iniuriumst] so wahrscheinlich in A; nihil amore [amare B2] iniuriumst P. Die Interpretation dieser Worte ist ungewiss, auch der Text wurde angezweifelt: (1) „Nichts ist für die Liebe (d. h. für den Liebenden) ungerecht“, d. h. die Liebe will nirgends ein Unrecht sehen (im Gegensatz zu Melaenis, die erzürnt ist). Dazu fügt sich entfernt Lambinus’ Erklärung (mit amare) nihil fit cuiquam iniuria, cum amatur; amare aliquem, non est ei iniurium facere. (2) Die übliche Erklärung ist „Für Amor gibt es kein Unrecht“, d. h. es ist in diesem Bereiche alles erlaubt; Acidalius, Div. 152, drückt dies so aus: „amori nihil aut pro nihilo esse iniurium sive periurium“; so heißt es Plat. Symp. 183 B Ἀφροδίσιον ὅρκον γὰρ οὔ φασιν εἶναι Diogen. III 37 Ἀφροδίσιος ὅρκος οὐκ ἐμποίνιμος; Kall. epigr. 25, 3 f.; Publ. Syr. fr. 38; Tib. I 4, 21 f.; Prop. II 28, 8 u. a. bei Otto, Sprichw. 17; Schneider, Prov. 22; vgl. auch zu v. 470 f. sowie W. Pötscher, Act. Ant. Hung. 43 (2003) 273–283. (3) Sinnvoll, sprachlich aber kaum zu sichern ist Dousa’s Konjektur (Cent. 170) nihil amore iniuriust „Nichts ist ungerechter als die Liebe“. Das Adjektiv iniurus ist nach ThlL VII 1685, 29 ff. auf Pers. 408 beschränkt (vgl. Woytek, ad loc.); weiters gibt es eine Festus-Notiz (97, 20 L.) iniurum: periurum. Dazu gesellt sich vielleicht noch Naev. trag. fr. 40 R.³ homines iniuros (Bothe: iniuriose codd.); man wird also eher eine Form des Adjektivs iniurius anzunehmen haben. (4) Ussing schreibt a matre („matris, ait, in filiam nullam iniuriam esse“), eine Lösung, die schon Schoppius, Susp. III 13, vorgeschlagen hatte.
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C. Kommentar
(5) Langen, Stud. 32, bezeichnet den Vers als „überflüssig“ (del. Guietus, apud Benoist, Gui. 471), ohne dabei die Rahmenstellung der Verse 99 und 103 zu bedenken (vgl. Blänsdorf, Ged. 34). v. 104: te amabo ut] Das dezente (für Frauen charakteristische) amabo „bitte“ (vgl. v. 18) ist hier im Sinne von „ich bitte dich“ verwendet und anscheinend nur hier (bei Lodge, Lex. I 114 f., fehlt die Stelle) mit ut konstruiert (reiner Konjunktiv steht Bacch. 44 id, amabo te, huic caveas; für te amabo vgl. noch Men. 678). ut hanc hic triduum hoc solum] Im Ambrosianus liest man nur hanchi [ca. 14 litt.] csolum; hi[c unum triduum ho]c könnte in die Lücke passen. Die Ergänzung mit unum ist durchaus überzeugend (zuerst anscheinend bei Kampmann, Praep.² 20, Anm., in der Form ut hanc hoc unum triduum; vgl. Müller, Pros. 349, Anm.), der hier gewählte Wortlaut findet sich zuerst bei Seyffert, Jber.³ 67. Alle modernen Editoren haben diese Konjektur übernommen. P weist nur hanc triduum hoc auf. unum triduum hoc solum „nur dieses eine triduum“ = nur das eine triduum, das heute (hoc) beginnt; triduum hoc unum findet sich noch Asin. 428; triduum unum Most. 958 f. Das nur hier präzisierend hinzutretende solum soll die geforderte Gabe als nicht übertrieben erscheinen lassen. v. 105: servare apud me] Gymnasium soll in dem Haus „aufpassen“, das Selenium bezeichnenderweise noch als i hr Haus bezeichnet. Für absolut gebrauchtes servare „aufpassen“ vgl. etwa Aul. 81 f.; Most. 452. nam ad matrem etc.] Selenium hat eine Botschaft bekommen, sie solle zur „Mutter“ heimkehren; die Abschiedsszene macht an sich ganz den Eindruck, als würde sie nach außen (also von der Bühne) abgehen (v. 112 ego volo ire; v. 123 quae hinc flens abiit). Zur Ansetzung des Hauses der Melaenis auf der Bühne vgl. jedoch S. 37 ff. v. 106 f.: istuc … triduum] „dieses (von dir angesprochene) triduum“ ist für sie belastend (molestum); zu istuc vgl. zu v. 19/20. istuc (istud) mihi ist die Reihenfolge in B, die in den meisten modernen Editionen übernommen wird; zu dieser Anordnung (Personale in den casus obliqui nachgestellt): Kaempf, Pron. 27 ff. (S. 28 weist er auf die Ausnahme Cist. 769 at me huius miseret hin); vgl. v. 39 ego hanc mihi educavi; 509 istuc tibi. Also ist die von VJE überlieferte Reihenfolge mihi istud trotz Havets Hinweis auf ihre Vorzüge (Man. § 1034: die Emphase liege besser auf mihi; so dann auch Ernout) abzulehnen. et damnum dabis] Dousa’s Konjektur (ad loc.; scil. p. 787) dabit erscheint dem überlieferten dabis überlegen; immerhin ist aber auch der überlieferte Subjektswechsel sprachlich gut möglich und wurde daher jetzt beibehalten (dabit Stockert1). faciam steht in wirkungsvoller Enjambement-Stellung; es ist ja das entscheidende Wort. Dies ist zugleich das letzte Wort der lena an Selenium; jetzt tritt wieder Gymnasium als Gesprächspartnerin an ihre Stelle. Thamm 21 weist richtig auf das ambivalente Verhalten der Kupplerin hin: einerseits ihre Angst vor
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Verdienstausfall, andrerseits ihr Wille zur Solidarität (wie schon in v. 23 ff. angekündigt; vgl. v. 585 ff. 654). v. 107: benigne et amice] „in wahrhaft freundschaftlicher Art“; die Doppelung soll diese Bereitwilligkeit als etwas Außergewöhnliches hinstellen. v. 107 f.: Mit abruptem Adressatenwechsel (der zugleich ihre Hast signalisiert) bittet Selenium die Freundin, den Jungen nicht allzu hart anzufassen. v. 108 f.: nolito acriter / eum inclamare] Der zweite Imperativ gibt vor allem Befehle für die Zukunft (Lindsay, Synt. 72). inclamare in der Bedeutung „schelten“ findet sich in transitiver Bedeutung nur bei Pl. und dann erst wieder spät (ThlL VII 1, 936, 26 ff.); vgl. Asin. 582; Mil. 1035. v. 109: Die Skandierung dieses Verses (vgl. dazu Amph. 1101 utut me erga merita est) ist auf zwei Arten möglich: (a) eum | inclamare: utut ergā me est: so Leo und Lindsay (mit prosodischem Hiat des zweisilbigen eum; nach Questa, Metr. 192, ist solches unsicher). (b) (eum) inclamare: utut erga me | est mit Totalsynaloephe von eum und Hiat nach me (oder Änderung zu med, wie schon Camerarius in seinen Anmerkungen zur Edition geschrieben hat). Man könnte z. B. auch utut ergā me est erwägen. utut] Das korrupte et ut der Hss. wurde von Sambucus (nach Pylades) korrigiert. utut hat hier konzessiven Sinn (vgl. tamen; H. Kriege, De enuntiatis concessivis apud Plautum et Terentium, Diss. Halle 1884, 32 ff.). mi cordi est] Die alten Hss. schreiben in cordi est (es J). Lindsay hält in cordi est trotz des fraglichen Ablativs auf –i (dazu Gerschner, Deklin. 124 ff.) und des Fehlens von klaren Parallelen; am ehesten zu vergleichen wäre noch Poen. 196 Cupido in corde vorsatur. Zur hier angenommenen Junktur vgl. ThlL IV 940, 3 ff.; Most. 323, Ter. Phor. 800 quia uterque utrique est cordi. Insgesamt spricht alles für die Konjektur des Camerarius, die auch paläographisch plausibel ist (mi weist in der Minuskel nur um eine Haste mehr auf als in); Leo und Schoell haben sich daher für diese entschieden. Die Klassifikation als Dativus finalis (so Hofmann, Gramm. 99) erscheint klar; anders J. Heckmann, I. F. 18 (1905 / 06) 326, der meint, es handle sich hier ursprünglich um einen Lokativ, der zur Zeit des Pl. aber nicht mehr als solcher verstanden wurde. cordi esse steht jedenfalls im Sinne von cordi carum esse (letzteres steht Epid. 133; Men. 246; Ter. Eun. 200 f.). v. 110: sed, amabo, tranquille] scil. cum eo geras (Lambinus). Vgl. in v. 741 die Konjektur commodule quaedam. Selenium will, wie sie gleich anschließend sagt, nicht, dass man ihm wehtut, auch dies ein Hinweis auf ihre andauernde Zuneigung. Langen, Stud. 32, weist auf die hier vorliegende sinngemäße Wiederholung von v. 108 f. hin, ohne aber eine Streichung von v. 110 ins Auge zu fassen (welche übrigens Loewe in der Appendix Schoells vorgeschlagen hat), und dies mit Recht: denn die Wiederholung dieses für sie wichtigen Punktes ist gewiss ἐν ἤθει zu verstehen. v. 111: accipias clavis] clavis steht bei Pl. sonst immer im Sg., während später der Plural häufig ist. Die Übergabe der Schlüssel ist zugleich die Übergabe der
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Verfügungsgewalt, die Selenium als κλῃδοῦχος offenkundig besitzt (Süss, Nochmals 136 f.). Die an sich untadelige Version der Hss. sollte vielleicht doch mit Müller (Pros. 686, Anm.) zu accipe has clavis korrigiert werden (Leo spricht im kritischen Apparat von probabiliter; Ernout setzt es in den Text). Mit has wäre die Übergabe der Schlüssel des Hauses noch weit deutlicher markiert (zugleich als Inszenierungssignal). si quid tibi opus erit] In der Überlieferung ist das Eindringen einer Glosse in den Text evident: entweder wurde erit mit est glossiert oder aber (dies wäre an sich wahrscheinlicher) est mit dem üblichen Parallelfutur erit. Die Editoren streichen fast durchwegs est (Lindsay, Leo, Schoell; opus erit schreibt schon der Korrektor von E sowie die Hs. S). Metrisch würde aber auch opus est gut passen (so z. B. Weise und Goetz-Schoell; für Protasis im Präsens bei Apodosis im Imperativ vgl. Bennett, Synt. I 65 f.). Es hat insgesamt aber doch den Anschein, als sollte man erit wählen. Die überlieferte Reihenfolge ergibt dann si quid tibi ŏpŭs ĕrĭt (so Lindsay). Gegen die Umstellung Müllers (Pros. 107) opus tibi erit (übernommen von Leo, Ernout und Rau) vgl. O. Skutsch, Pros. 86: opus pflegt n eb e n dem Hilfsverb zu stehen. prompto] Die Überlieferung bietet das Supinum promptu, das sich neben opus est im archaischen Drama nur Ter. Haut. 941 ita dictu opus est und Ad. 740 findet (vgl. Hofmann, Gramm. 123, mit wenigen späteren Belegen; gehalten von Schoell und Goetz-Schoell). Studemund (apud Prehn, Indef. 17) hat das erwartete prompto hergestellt, das fast alle Editoren übernommen haben. v. 112: ego volo ire] scil. domum; dies macht den Eindruck, als würde sie nach außen abgehen (vgl. S. 38 und zu v. 105). ut mi excivisti lacrimas ist bei Pl. singulär; Ähnliches findet sich erst wieder bei Tac. ann. XI 2, 1; bei Lucr. II 327 steht excitur pedibus sonitus; Acc. fr. 155 R.³ quid subiti mihi febris civit mali. v. 113: Gymnasium empfindet, wie schon v. 112 gezeigt hat, tiefes Mitleid mit der Freundin. Auf Seleniums Abschiedsworte (bene vale) reagiert sie mit dem allem Anschein nach bei Pl. singulären Abschiedswort cura te, amabo, im Sinne von „schau auf dich“ (vgl. Cic. Att. XII 12, 2 teque cura). Sie schließt aber gleich noch eine Bemerkung über das „verwahrloste Äußere“ der Freundin an. inmunda] Dieses Adjektiv steht bei Pl. sonst mit Bezug auf „schmutzige Arbeit“ auf dem Lande (Merc. 65) oder auf einen Menschen, der sein Haus verwahrlosen lässt (Most. 106); mit Bezug auf eine meretrix steht Stich. 747 f. meretrix repperit odium ocius / sua immunditia. Mit Bezug auf Frauen findet es sich Ter. Haut. 295 (ancillula) neglecta, immunda illuvie (dort als Indikator für die Treue ihrer Herrin); Ovid., am. I 8, 39 –ae ... Sabinae; Sen. contr. II 7, 3 matrona ... tantum ornata, quantum ne immunda sit. Lambinus übertreibt wohl, wenn er den Text glossiert mit „squalida, illota, horrido et impexo crine“. Jedenfalls wird das folgende squalorem, auch dies ein Hinweis auf tragische Diktion, vorbereitet.
II. Die Eingangsszene
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v. 114: Seleniums Antwort ist hoch-pathetisch: „Es ist (nur) billig, dass sich zu verwahrlostem Schicksal die Ungepflegtheit gesellt“. Die Repliken Seleniums sind hier resignierend; sie ergibt sich in ihr Los und lässt sich gleichsam fallen (vgl. v. 115 trahor). Ihre letzte Replik ist dann nicht mehr als ein Seufzer. inmundas fortunas enthält eine pointierte Wiederholung (das Adjektiv passt nur sehr bedingt zu fortunas). fortunae steht hier in einem poetischen Plural, hat jedenfalls nicht die Bedeutung „Glücksgüter, Vermögen“ (wie übrigens nie bei Pl.: Langen, Beitr. 293). Konträr zu unserer Stelle heißt es Stich. 300 secundas fortunas decent superbiae. squalorem sequi] squalor steht nur hier bei Pl.; squalidus Truc. 933 mit Bezug auf einen Bauern. Georges, Lex., weist s. v. squalor (2) darauf hin, dass diese verwahrloste äußere Erscheinung auch als Zeichen der Trauer gilt (mit Verweis auf Cic. Sest. 31, 68). Häufiger findet sich dieser Stamm in der Tragödie: Enn. trag. fr. 287 R.³ (281 J.) squalida saeptus stola; fr. 283 R.³ (276 J.) vestem squalam (sic) et sordidam; Pacuv. fr. 314 R.³ (232 Schierl) squale scabreque. Wir haben hier also einen klaren Hinweis auf tragische Diktion, die der tragischen Situation angemessen erscheint (man beachte auch die gesuchte Alliteration!). v. 115: amiculum hoc „diesen Umhang“; vgl. Paul.-Fest. 26, 4 L. genus vestimenti, a circumiectu dictum. Vielleicht wird durch hoc (mit Hinweis auf die Kleidung Seleniums) die Nähe der Position der beiden Figuren signalisiert (sonst sollte wohl istuc stehen). Analog steht Poen. 349 age, sustolle hoc amiculum; ThlL I 1901, 71 ff. Es geht (pace Maurach, ad Poen.) wohl hier wie dort darum, den Mantel nicht nachlässig schleifen zu lassen (vgl. dann sine trahi). Der Korrektor B³ hat anscheinend zu dem Hapax Legomenon amictulum korrigiert. sine trahi (scil. amiculum) cum egomet trahor] „Lass ihn ruhig nachschleppen, wenn ich mich nur schleppe“; „Let it be dragged along because I myself am being dragged along“ (de Melo). vestem trahere findet sich noch Hor. ars 215 (über den tibicen der Tragödienaufführung). trahor ist in seiner Bedeutung umstritten. Da medial-reflexives trahi sonst nicht belegt zu sein scheint, wird das Verb meist passivisch genommen (Flury, Lieb. 16, scheint amore trahor zu verstehen; in diesem Sinne steht Ovid. am. III 10, 28 ex illa parte trahebat amor; ähnlich, aber weniger überzeugend Lambinus: ab Alcesimarcho trahor). Vermutlich hat Thamm 21 recht, wenn er tragisches Kolorit annimmt. Letztlich bleibt angesichts dieser nicht wirklich befriedigenden Interpretationen nur übrig, die Stelle reflexiv aufzufassen („ich schleppe mich“). Im Aktiv findet sich corpus trahere und Ähnliches (bei Liv. und Verg. nach Georges, Lex.). Für vergleichbare medial-reflexive Verwendungen sei auf Bennett, Synt. I 6 f., verwiesen: Cas. 239 vix teneor, quin … dicam; Most. 218 in anginam me velim vorti u. a.; Hofmann, Gramm. 288 ff. (z. B. bei Verben der Bewegung wie vehi), und Wackernagel, Synt. I 131. v. 116: Gymnasium kann sich nur resignierend verabschieden mit vale atque salve, was von Selenium mit verzweifeltem Humor wörtlich genommen wird: si possim, velim (scil. salvere et valere). Das Wortspiel ist hier gewiss sekundär und
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C. Kommentar
ein plautinisches Licht. Thamm 21 verweist für dieses Wörtlich-Nehmen von salvere / valere auf Asin. 592 f.; Curc. 553 f.; Merc. 496. Immerhin verwendet Selenium den Konjunktiv Präsens, der vorwiegend potential gefärbt ist, im Altlatein aber bekanntlich auch irreal gebraucht sein kann. v. 117 f. schließt sofort ein zweiter Abschiedsdialog an, diesmal zwischen der Kupplerin und ihrer Tochter: „Noch etwas, Mutter, was mein Abgehen ins Haus verhindert?“, auch hier jedoch erweitert um eine relevante Bemerkung (ecastor mihi / visa amare), mit der sie der Alten das Stichwort für ihre knappe Paränese gibt: „Hab’ ich dir’s nicht schon immer gesagt?“. Klarerweise könnte man mit Fleckeisen (in Schoells Append.) mihi erwägen, ohne dass die Ellipse Anstoß erregen würde. Der Dialog ist emotional geführt, worauf auch das wiederholte Enjambement hinweist. v. 118: istoc steht hier im Sinne von „deshalb“ (mit Bezug auf die vorangehenden Worte Gymnasiums gewählt); vgl. Mil. 851 non hercle tam istoc valide cassabant cadi; (vgl. 850 hoc); Poen. 384; Stich. 537 iam istoc morai minus erit; Truc. 793. auris graviter obtundo tuas] „ich liege dir andauernd in den Ohren“. Der drastische Zug der plautinischen Sprache nimmt hier wieder Gestalt an. Bei Pl. steht obtundere sonst im Sinne von „schlagen“ (os obtundere Cas. 862. 931). Später wird die hier vorliegende Bedeutung geläufiger: Ter. Andr. 348 obtundis, tametsi intellego? (Donatus, ad loc.: idem saepe repetendo dicere obtundere est: translatio a fabris qui saepe repetunt tundendo aliquid malleo et idem obtundunt atque hebetant); vgl. Ad. 113 ne me optundas de hac re saepius; Caec. fr. 150 R.³ (Plocium): ita plorando orando instando atque obiurgando me obtudit. Cic. Verr. II 4, 109 non obtundam diutius; Apul. met. VIII 9, 3 petitor aures obseratas de nuptiis obtundens. obtundere vocem im Sinne von „heiser reden“ findet sich bei Cicero und Livius. Zur „violent description of the not violent“ vgl. Fantham, Im. 99 f.; Cist. 609 f. conteris / tu tua me oratione; Aul. 151 lapides loqueris. v. 119: ne quem ames (die Verbesserung des überlieferten neque meas findet sich schon in in den Hss. JK) kann mit Synaloephe oder mit prosodischem Hiat gelesen werden. Nach diesem letzten Ausfall und dem Befehl „also hinein mit dir!“ schwindet das Gespräch gleichsam dahin: 3 Worte Gymnasium / 2 Worte die lena / 1 Wort Gymnasium.
III. Die beiden Prologreden
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III. Die beiden Prologreden In der einleitenden Genreszene wurde das Milieu vor Augen geführt, in dem Selenium bis dato leben musste, und es wurde ihr dezentes Wesen (ἦθος) in seinem Kontrast zu den beiden Gesprächspartnerinnen, der lustigen jungen Gymnasium und der ordinären lena, gezeigt. Obendrein liegt hier schon eine erste Stufe der Exposition vor, konkret die gegebene Situation, die den Anlass für die dramatische Verwicklung abgibt: Alcesimarchus, der Selenium die Ehe versprochen hat, muss nun eine nahe Verwandte heiraten. Es schließen zwei monologische Prologreden an, die das argumentum in zwei weiteren Stufen ergänzen: die Rede der lena, einer Figur der ersten Szene, und die Prologrede eines Gottes, Auxilium. Um das Potential des Cistellaria-Sujets voll auszuschöpfen, ist ein Götterprolog unumgänglich notwendig, weil sich nur so die Ahnungen der Zuhörerschaft definitiv erfüllen können, dass eben Selenium einem ganz anderen Milieu entstammt (anders Sharrock, Com. 51, die das „Höhere Wissen“ Auxiliums in Frage stellt). In der ersten Rhesis erzählt die lena, wie sie das ausgesetzte Mädchen aufnahm und an ihre Freundin weitergab, die es als ihr eigenes Kind ausgab (suppositio); schon dadurch wird die Ahnung der Zuhörer fast zur Gewissheit, ehe dann Auxilium alles klar macht. Diese Form (zwei Reden, die beide die Illusion durchbrechen) ist in der erhaltenen Komödie meines Wissens singulär (vgl. Leo, Forsch. 213; Kunst, Stud. 214); Questa, Masch. 10, betont richtig die Verteilung der Vorgeschichte auf die beiden Figuren: ihre Abschnitte sind offenkundig bis ins Detail aufeinander abgestimmt und ergeben insgesamt ein klares Bild vom argumentum. Bei Menander könnte der Abgangsmonolog der lena viel knapper gewesen sein: Hurka, Prol. 29 ff.; vgl. jetzt auch Stürner, Mon. 194 ff. Gli ed er u n g: A) Rhesis der lena a) Selbstpräsentation v. 120–122 (126–129) b) Aufnahme Seleniums und ihre suppositio (v. 123 f. 133–145) c) Anrede an das Publikum und Abschied (v. 146–148) B) Auxiliums Prolog: a) Anschluss an die lena (v. 149–153) b) Selbstvorstellung (v. 154 f.) c) Das Argumentum: 1) Das Schicksal Seleniums (v. 156–189): Anagnorisishandlung
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C. Kommentar
α) Das Dionysosfest und seine Folgen (v. 156–163) β) Aussetzung und suppositio (v. 164–173a) γ) Demipho und seine Ehen (v. 173b–179) δ) Die Suche nach dem Mädchen (v. 180–187) ε) Zwischenbemerkung (v. 188 f.) 2) Die Liebesgeschichte (v. 190–196): Liebeshandlung d) Adresse an das Publikum (v. 197–202) Zum I n h al t vgl. S. 13 f.; zum griechischen Vorbild: S.25 f. Zur E c h t hei t s fr a ge : S. Vissering, Quaestiones Plautinae, Amsterdam 1842, I 24 f., plädiert als erster für die Unechtheit des Auxilium-Prologes, eine Ansicht, die auch Ritschl, Par. 237 (Anm.), für gut möglich hält (vgl. dazu auch Ussing im Komm.). Doch wehrt sich schon Trautwein, Prol. 54–58, mit Recht gegen das Urteil, dass diese Rede überflüssig sei (p. 58: „aptissima est argumenti enarratio eo loco, quo tradita est“), fehlten doch in der Rede der lena unumgänglich nötige Details. Auch ergibt sich erst durch den Götterprolog das für ein Menanderdrama charakteristische überlegene Wissen der Zuschauer. Die Analogien zwischen den beiden Prologen (v. 125. 130–132 sind wohl unecht und analog zu v. 190 ff. geschrieben) lassen sich vielleicht mit Leo, Forsch. 213, so erklären, dass ein Regisseur den Prolog der Gottheit streichen wollte und daher die Angaben über die Liebeshandlung in die andere Rhesis übernahm, wo sie dann aber falsch eingegliedert wurden (Kunst, Stud.114 f., hält es für möglich, dass die später nicht mehr aktuelle Schlussparänese Auxiliums, v. 197 ff., Anlass für diesen Eingriff der Regie gewesen sein könnte). a) Die Rhesis der lena v. 120: Hier differieren die beiden Hss.-Klassen a) in der Stellung von est; b) in der Wortreihenfolge von magnae und quod: A bietet idem mihist qu[od (so Schoell, Lindsay und Ernout), P hingegen idem mihi magnae quod parti est (so Leo). Die Version von P legt größere Emphase auf magnae, ohne dass dies hier angezeigt wäre; vielleicht spricht hingegen die Alliteration mihi magnae für diese Version. Den Ausschlag gibt auch die Metrik nicht: magnae quod verletzt das „Gesetz von Meyer“ nur scheinbar (vgl. zu v. 43). Allenfalls könnte man eine Mischform erwägen und quod magnae parti est schreiben (so Hermann, Bothe1). Zu verstehen ist v. 120 derart: Idem mihi (vitium) est, quod vitium magnae parti mulierum (est); im weiteren schließt sich die lena durch die Wahl von facimus statt faciunt selbst mit ein. Die im Text gegebene weite Sperrung von idem hin auf vitium ergibt eine verschränkte Wortstellung mit magnae parti (zu dem wieder mulierum zu ziehen ist). Zur Wortstellung vgl. Wachter, Cock. 374 f.
III. Die beiden Prologreden
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v. 121: Die Majuskel-Korruptel in P (nunc statt hunc) wurde schon von Lambinus korrigiert; sie wäre auch metrisch nicht möglich. Das richtige facimus (A) statt faciemus (P) findet sich auch in einigen jüngeren Hss. quae² könnte vielleicht überflüssig erscheinen (auch metrisch), war aber auch in A vorhanden. saburratae sumus] Dies ist wohl, wie Blänsdorf, Ged. 52 f., anmerkt, ein vulgär anmutender Ausdruck; Lambinus stellt richtig den Bezug auf den Ballast her (saburra, von sabulum, griech. ψαμμός), mit dem unbeladene Schiffe gegen Stürme und hohe Wellen stabilisiert wurden. Für saburra „Schiffssand“ vgl. Liv. XXXVII 14, 6 u. a.; für arena saburrare „mit Ballast beschweren“ vgl. Plin. n. h. XVIII 361; übertragen steht das Verb auch bei Arnobius V 12 vino saburrati. Eine ausführliche und interessante Erklärung des Wortes bei Kümmel, Selt. 350 ff., der einen Zusammenhang mit phönikisch-semitischen Wörtern erkennt. Im Griechischen vergleichbar ist ἑρματίζεσθαι (Eur. fr. 402, 8 Kn.). v. 122: largiloquae] Die scherzhafte Neubildung findet sich nur noch in dem ebenfalls frühen Pl.-Stück Mil. 318 non tu tibi istam praetruncari linguam largiloquam iubes? Scheinbar überflüssigerweise, ich möchte diese Wiederholung aber ἐν ἤθει verstehen (vgl. zu v. 126–129), erklärt die lena das seltene Adjektiv sogleich mit plus loquimur quam sat est, ganz so als handelte es sich um ein Rätsel. In A fehlt übrigens sumus; das hier überlieferte et impliziert neben einer kaum möglichen Ellipse einen Hiat. v. 126–129: Dieses „Duplikat“ zu v. 120–122 fehlt offensichtlich in A; die Verse sind entweder interpoliert (vielleicht aus einem anderen Plautusstück als Parallele am Rande des Archetyps angeführt) oder in der Überlieferung nur verstellt, wie dies zuerst Acidalius, Div. 153, angenommen hat. Mit ihm möchte ich sie versuchsweise nach v. 122 einreihen, während v. 125. 130–132, welche ihrerseits diese Verse umrahmen, jedenfalls als unecht zu streichen sind (dies mit F. Windischmann, Didasc. 123). Für die Unechtheit der gesamten Partie v. 125– 132: Ritschl, Par. 237, Anm.; Teuffel, Stud. 260 ff., ebenso Leo, ad loc., und vor allem Blänsdorf, Ged. 52 f.; vgl. auch Seyffert, Stud. 11; Dziatzko, Prol. 25. Für die Echtheit von v. 126–129 sprechen sich hingegen aus: Trautwein, Prol. 54 ff.; Süss, Cist. 167 f. (der erstaunlicher Weise geneigt ist, im Hinblick auf die Trunkenheit der Alten die gesamte Stelle in der überlieferten Form zu halten; vgl. auch Sharrock, Com. 50, Anm. 1); Thierfelder, Int. 64 ff., der hier – wie schon J. W. Bierma, Quaestiones de Plautina Pseudolo, Groningen 1897, 132 f. – das Schema „allgemeine Maxime (v. 120–122) – spezielle Anwendung (v. 126–129)“ erkennt; Abel, Prol. 134, Anm. 395; Zwierlein, Krit.³ 111, meint, v. 125 und 130– 132 hätten diese echten Verse in A verdrängt, und plädiert – im Anschluss an Bierma – für deren Echtheit. Blänsdorf, Ged. 52 f., beurteilt die Verse als plautinisch, findet sie aber im gegebenen Kontext nicht überzeugend: Vor allem stellten sie gegenüber v. 120 ff. eine Abschwächung (bzw. Antiklimax) dar; misera sei ferner für die freche lena kaum angemessen, sondern für eine Person in schwieriger Lage. Thierfelder, a. a. O., meint hingegen, es solle so die vinosa
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C. Kommentar
loquacitas der Alten dargestellt werden. Lindsay, Edit. 39 f., vermutet eine alternative Version, die im Archetypus am Rande stand und nur in die Palatini aufgenommen wurde; man könnte auch an eine „Autor-Dublette“ denken, wie sie Goldberg, Doubl. 387 ff., plausibel zu machen sucht (vgl. auch zu v. 708 ff.). v. 126: quin] Von großer Bedeutung für die Beurteilung der Echtheit dieses Passus war immer seine Einleitung: die spezielle Anwendung einer „Maxime“ wird in der Regel mit velut oder ut eingeleitet: Ritschl, Par. 237 (Anm.), sieht hierin ein klares Indiz für die Unechtheit der vorliegenden Partie (ebenso Leo, ad loc.: „sed quin pro velut non recte eos adiungat“). Thierfelder, Int. 65, hingegen meint, die dem quin innewohnende Steigerung sei dem Text angemessen, handle es sich doch bei diesen Worten der lena um res periculosae wie um die suppositio eines Kindes (vgl. zu v. 136; v. 142; Truc. 437 f.; Thamm 23). Im selben Schema findet sich quin auch Trin. 847 f.: viden egestas quid negoti dat homini misero mali; quin ego nunc subigor trium nummum causa, ut ...; vergleichbar ist vielleicht auch Epid. 306 ff.: Nullum esse opinor ego agrum in agro Attico / aeque feracem atque hic est noster Periphanes: quin ex occluso atque obsignato armario / decutio argenti tantum quantum mi lubet. Der an unserer Stelle vorliegende Gebrauch ist wohl ein Sonderfall des „versichernden quin“, das nicht unbedingt steigernde Funktion haben muss (vgl. Hofmann, Gramm. 676 f.), so z. B. Cas. 284 quin ... emittis me manu? # quin id volo; sed ... quia sum onusta] Das überlieferte quasi würde bloß (in wenig überzeugender Weise) den metaphorischen Gebrauch von onusta signalisieren; auch verlangt das anschließende quiaque einen vorangehenden Kausalsatz. Benoist findet das honesta der Hss. noch witzig, doch ist der Wertbegriff völlig fehl am Platze (die Korruptel findet sich z. B. auch Pseud. 218 honestos A : onustos P). Zur Metapher, die in Konkurrenz zu saburratae steht, vgl. Pseud. 1306 unde onustam celocem agere te praedicem; Egli, Hyp. II 20 f. (mit Belegen zum Thema „Trunksucht der Frauen“). mea ex sententia widerspricht ihrer Aussage in v. 18; doch wird man jene Worte als scherzhaft einstufen dürfen. v. 127: quiaque adeo] adeo steht hier in der Grundbedeutung „bis zu dem Punkte“ (dazu Langen, Beitr. 139 ff.). me complevi flore Liberi] Zur hochpoetischen, eher in der Tragödie beheimateten Wendung vgl. vor allem Curc. 96 ff.: flos veteris vini meis naribus obiectust / ... salve, anime mi, Liberi lepos! (unsere Wendung ist also gleichsam eine Kombination von zwei Wendungen im Curc., dies für Zwierlein, Krit.³ 112, ein Indiz für die Echtheit des Verses); Cas. 640 se ... percussit flore Liberi; Caec. fr. 190 R.³ reagiert jemand (vielleicht auf eine Wendung wie flos Liberi) mit at pol ego neque florem neque flocces volo mihi; vinum volo. Aus der Tragödie vergleiche man Liv. Andr. fr. 30 R.³ Florem anc(u)labant Liberi ex carchesiis; Pacuv. fr. 291 R.³ (227 Schierl) oneratus frugum et floris Liberi; Acc. fr. 424 R.³ quis mortalis florem liberum invidit meum? Ausführlich zu dieser Wendung K. Lennartz, Zur Wortabbildung in der archaischen römischen Tragödie, Glotta 73 (1995/96)
III. Die beiden Prologreden
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202 ff.; ThlL VI 1, 933, 40 ff. complere findet sich in einem vergleichbaren Kontext Poen. 1178 f.: aras tus (Leo: Arabus Hss.) murrinus omnis odor / complebat. v. 128: magis libera uti lingua „eine freiere / allzu freie Zunge / Sprache gebrauchen“. Die Verbindung zwischen dem Gott Liber und libera scheint gesucht zu sein: Der Gott löst die Zunge. Entfernt vergleichbar ist der berühmte Naeviusvers, com. 112 R.³ mit seiner metatheatralischen Aussage über die Freiheit der Sprache an den Dionysien / Liberalia: libera lingua loquemur ludis Liberalibus (freilich finden die römischen Theateraufführungen nicht zu Ehren des Gottes Liber statt). Vgl. ThlL VII 2, 1284, 17 ff. v. 129: Die Betonung liegt hier auf dem Verschweigen gefährlicher Dinge: tacere wird durch quod tacito usus est unterstrichen. Thamm 23 betont die Gefahr, die mit der suppositio pueri zumindest im römischen Recht verbunden war (vgl. zu v. 136). Diese Gefahr ist freilich im Monolog an das Publikum (pace Thamm) nicht gegeben, also auch kein Grund zu schweigen. Allenfalls könnte man anstelle einer Athetese von v. 126–129 die des Alternativverses 129 (der ja gleichsam eine Variation von v. 128 darstellt) in Erwägung ziehen, in dem auch misera für die lena nicht wirklich passt (wohl aber für Selenium: v. 59. 76 misera maceror). v. 123: Transitorisches nam ist gut plautinisch; aufgrund der hier vorgenommenen Umstellung hat es aber stärkere kausale Färbung. ego illanc] So anscheinend zuerst Pareus³; die Voranstellung des Personale im Nominativ ist die Regel (Kaempf, Pron. 22 ff.); vgl. auch Seyffert, Stud. 20. illanc quae flens hinc abiit macht ganz den Eindruck, als wäre Selenium wirklich nach außen abgegangen (im wohl unechten v. 131 steht dafür hanc … mulierculam); vgl. S. 37 f. v. 123 f.: parvolam / puellam proiectam] Vgl. proiecticiam illam in v. 191. proicere ist eines der Schlüsselwörter der Cistellaria (es fehlt sonst bei Pl. überhaupt): vgl. v. 167 f. 618 f.; [Arg. 9]; es kommt dem exponere ad necem in v. 166 gleich, also einem „(dem Tode) preisgeben“; vgl. ThlL X 2, 1794, 9 ff. puellam ist hier wohl zweisilbig zu lesen: Lindsay, Early 212, nimmt für unsere Stelle wie für Poen. 1301 non pudet puellam amplexari Synizese an; vgl. Cas. 79 ad illam puellam expositiciam und Questa1, ad loc. Kaum wird man ja das altertümliche pueram akzeptieren, das Guietus vorgeschlagen hat (Suet. Cal. 8, 3 quod antiqui etiam puellas pueras ... dictitarent; Liv. trag. fr. 40 R.³ puerarum manibus confectum pulcerrime; Afran. fr. 11 R.³; zwei Varro-Belege bei Non. 229 L.; Karakasis, Lang. 211). v. 124: ex angiportu sustuli] Vgl. v. 167 haec puellam sustulit; v. 424. Diese Aufnahme des ausgesetzten Kindes fand – wie wir später vom Sklaven Lampadio hören (v. 549 f.) – beim Hippodrom statt. Noch später erfahren wir dann, dass crepundia mitgegeben wurden, die eine Wiedererkennung ermöglichen sollten (dies steht ein wenig im Widerspruch mit v. 166 ad necem): v. 635 hic crepundia insunt, quibuscum te illa olim ad me detulit (Melaenis zu Selenium).
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C. Kommentar
ex angiportu] (bei Pl. fast immer O-Stamm; zum Wort vgl. Wachter, Cock. 375): Der angiportus / das angiportum ist in der Regel einfach die Straße, an der die Bühnenhäuser liegen, oder eine Straße, die hinterbühnisch eine Verbindung zwischen den Häusern herstellt; vgl. dazu Beare, Stage 246 ff.; Duckworth, Nature 87 f.; Marshall, Stage 55 f. Hier ist mit angiportum wohl ein Seitengässchen beim Hippodrom gemeint (v. 549 f.). v. 125. 130–132: Diese Verse scheinen (mit gewissen, nicht ungeschickten Adaptierungen an den Kontext) analog zu Auxiliums v. 190–193 konzipiert: 190 adulescens hic est Sicyoni 125 adulescens … hic est ... Sicyone 190 ei vivit pater 130 ei vivit pater 191 is amore proiecticiam illam 131 is amore misere hanc deperit deperit mulierculam 192 quae dudum flens hinc abiit 132 quae hinc modo flens abiit 193 et illa hunc contra, qui est 132 contra amore eum haec deperit amor suavissimus Diese Verse werden seit Windischmann, Didasc. 123, und Ritschl, Par. 237, mit Recht gestrichen: Sie nehmen den Informationspart der Gottheit (v. 190–193) teilweise vorweg. Zwar sind die Verse zum Teil nicht ungeschickt an den neuen Kontext adaptiert (Süss, Nochmals 105), doch ist vieles abgeschwächt: z. B. wird aus der preziösen Wendung illam proiecticiam ein hanc ... mulierculam; dazu tritt die m. E. übertrieben anmutende Hervorhebung der Vornehmheit und des Reichtums des Alcesimarchus (adprime nobilis, v. 125, sowie summo genere, v. 130). Vgl. zu diesem Problem besonders Paratore, Strutt. 432 f. Lindsay und Sharrock (vgl. zu v. 126–129) halten die Verse trotz aller Bedenken. v. 125: adprime nobilis wird wohl imitiert bei Apul. Flor. 4, 2; vgl. Rud. 735 tu’s homo adprime probus; Trin. 373; Mil. 794 prime cata; Naev. com. fr. 1 R³. Acontizomenos fabula est prime proba; bei Pl. fehlen Belege des Adverbs neben vergleichbaren Adjektiven; vgl. Gehlhardt, Adv. 30 f. v. 125 / 130: hic ... Sicyone bezieht sich auf den Spielort; die Änderung zu Sicyoni, analog zu v. 156 und 190 (Goerbig, Loca 29; vgl. auch Koenig, Onom. 3) scheint an der interpolierten Stelle nicht angezeigt. v. 130: summo genere gibt eine Information, die schon durch adprime nobilis abgedeckt ist; zur Duplizität vgl. die Worte der lena im Canticum (v. 25) summo genere natas, summatis matronas. ei vivit pater ist eine wichtige Information (vgl. v. 190). Zur Metrik: Man hat entweder Hiat in der Semiseptenaria anzusetzen, oder es liegt zweisilbiges ei vor; Hiat wäre in der Sinnespause nicht auszuschließen, doch ist die Alternativlösung wohl vorzuziehen. v. 131: amore misere hanc deperit mulierculam] misere würde an sich gut für Alcesimarchus passen; doch fehlt die adverbiale Form ansonsten bei Pl. in vergleichbaren Wendungen: Seyffert, Stud. 8 f., zeigt, dass dies eher dem Gebrauch des Terenz entspricht: Andr. 520 quam misere hanc amarit; Haut. 190; Ad. 667; ecflictim perire mit dem Akk. steht Poen. 96. 1095. amore deperire +
III. Die beiden Prologreden
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Akk. findet sich nur in der Cistellaria: v. 191 (von hier ist die Konstruktion wohl in v. 131 f. eingedrungen); sonst gibt es amore perire (ohne Akk.): Merc. 444; Poen. 142; amando perire: Curc. 187. Für mulierculam vgl. noch v. 306 mulierculam exornatulam (für Gymn.). Dieses ist das Schlüsselwort für die Hetäre und die Pseudo-Hetäre im Rudens; weiters wird es Epid. 620 für eine Kriegssklavin verwendet, die ebenfalls Ps.-Hetäre ist. v. 132: contra amore eum haec deperit] Die Wiederholung von deperit ist auffällig, so dass man geneigt sein könnte, mit Lindsay das eum haec perdita est der Palatini der Version von A vorzuziehen, zumal deperit leicht die seltenere Wendung verdrängt haben könnte. Für diese ist freilich nur Mil. 1253 zu vergleichen ut, quaeso, amore perdita est tuo; nach Bennett, Synt. II 261, stehen die beiden Belege im Altlatein isoliert; vgl. auch ThlL X 1, 1262, 64 (der Akk. wäre ein Fall von „Transitivierung durch Präfixe“: Hofmann, Gramm. 33). Vgl. zu den beiden Varianten Lindsay, Edit. 58; Seyffert, Gesch. 285, sieht hier eine Verquickung von Text (eum haec deperit) und Variante (haec perdita est). eum steht hier vor haec offensichtlich in Totalsynaloephe. v. 133: eam schließt direkt an v. 124 (puellam) an. huic meretrici beweist, dass das Haus der Melaenis auf der Bühne zu lokalisieren ist, obwohl vor allem das Ende der ersten Szene wie ein Abgang Seleniums zu ihrer Mutter nach außen anmutet. Vgl. Woytek, Probl. 112 ff., der dazu auch anmerkt, dass die Bühnenhäuser oft mit weitem Abstand voneinander vorzustellen sind; vgl. S. 37. v. 134: mecum mentionem fecerat] Das kausal gefärbte fecerit der Hss. ist hier kaum am Platze; korrigiert wurde es schon vom Escorialensis S sowie vom Korrektor E³. Vgl. zur Formulierung Aul. 685 fac mentionem cum avunculo; Pers. 109 und Woytek zur Stelle; mit anschließendem ut-Satz auch Aul. 204; Langen, Beitr. 125. v. 135 f.: Vgl. Truc. 403 f. quaerere / puerum aut puellam qui supponatur mihi. v. 136: recens natum, … quod bezieht sich sinngemäß auf puerum aut puellam (das Neutrum erscheint auffällig: „ein Neugeborenes“; ein solches wurde ja für eine suppositio benötigt). Die Aussage „Bub oder Mädchen“ könnte vielleicht einen Hinweis darauf geben, dass es Melaenis vor allem um das Kind, weniger um ihren Profit ging; denn für Prostitution wurden, wie der Fall der Neaira ([Dem.] 59) zeigt, vornehmlich ausgesetzte Mädchen eingesammelt. recens ist Adverb wie Capt. 718 recens captum hominem; Belege für adverbiell gebrauchtes recens in den Lexika des Georges und Klotz. supponeret] Dieses Verb ist Schlüsselwort für die „Unterschiebung“ von Kindern: vgl. v. 144 suppositionem; 151 f. de suppositione, Truc., passim. Ter. Eun. 39 wird solches als typische Komödienhandlung bezeichnet: puerum supponi (vgl. Barsby1, ad loc., der auf Andr. 506 ff. hinweist, wo Davus dem alten Simo weismachen will, dass es sich bei dem Kind, das soeben geboren wird, um eine solche suppositio handelt). Menander und Alexis schrieben jeweils einen ‘Υπο-
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βολιμαῖος, von Caecilius werden mehrere Komödien dieses Titels zitiert. Zur suppositio partus im römischen Recht vgl. RE IV A 1 (1931) 952 (Kleinfeller) mit Hinweis auf den Juristen Paullus II 24, 9: obstetricem, quae partum alienum attulit, ut supponi possit, summo supplicio affici placuit. Doch dürfte sich dies nur auf Kinder von Stand beziehen, wo die familienrechtlichen Verhältnisse gestört werden konnten. Übrigens wurde das Klagerecht nach Mommsen, Strafr. 676, auf die persönlich Beteiligten beschränkt (vgl. Dig. XLVIII 10, 30, 1); es gab keine Verjährung dieses Deliktes (zu einer möglichen Anwendung der actio quadrupli in solchen Fällen vgl. Truc. 762 und Enk1, ad loc., sowie Mommsen, Strafr. 860). Für das Griechische, wo uns die Kindesunterschiebung vor allem aus dem Neaira-Prozess bekannt ist (Ps. Dem. 59), gibt es kaum Hinweise auf eine strafrechtliche Verfolgung der ὑποβολή (Anekd. Bekker 311, 33 ff. wird eine γραφὴ ὑποβολῆς erwähnt; vgl. Lipsius, Recht. II 417, über den Verkauf des Hypobolimaios in die Sklaverei). Leo, Forsch. 124 f., meint, hier sei attisches mit römischem Recht vermischt, ohne dass man im Detail so leicht differenzieren könne. Zur ὑποβολή in der fiktiven Welt des Dramas vgl. Satyros, Vita Eur. (= Test. 137 Kn.); Aristoph. Thes. 340. 407. 565 sowie den OT des Soph. (v. 780 wirft jemand dem Oedipus vor πλαστὸς ὡς εἴην πατρί). v. 137 f.: Dies ist gleichsam die Abrundung von v. 133–136; ergänzend wird gesagt, sie habe dies bei der ersten Gelegenheit gemacht (ilico). Zugleich beginnt hier, wie Blänsdorf, Ged. 157 f., zeigt, ein zweiter „Anlauf“ der Erzählung, und damit ergibt sich eine überzeugend anmutende archaische Redestruktur (erst v. 143 f. wird dann der Grund für die suppositio nachgetragen; v. 144 ist wiederum eine Art Ringschluss). In diesem Zusammenhang ist klarerweise ein deutlicher Eingriff des Pl. in die Redestruktur anzunehmen. v. 138: eius und ei sind zweisilbig zu nehmen: so ist die Zäsur zufriedenstellend gelöst; liest man hingegen ei einsilbig, kommt die Zäsur nach quod zu stehen; weiters muss man dann med schreiben (Lindsay, krit. App.). Zur Konstruktion vgl. e. g. Cas. 449 f. quod maxime / cupiebas, eius copiam feci tibi. v. 139: Wiederholtes ilico soll die Hast signalisieren, mit der die suppositio stattfand. Der Vers ist entweder mit Hiat in der Zäsur zu lesen (so Leo im Text) oder mit Hiat nach me (bzw. mit med). Eine Umstellung zu puellam eam ist, wie Seyffert, RecUss. 234 f., betont, nicht angezeigt. v. 140 ff.: Hier wird ganz unmissverständlich dargelegt, dass es sich um eine fiktive Geburt eben jenes ausgesetzten Mädchens gehandelt hat (eandem, … quam a me acceperat); ironisch, da Selbstverständliches unterstreichend, wird noch hinzugefügt, dass Melaenis keine Hebamme brauchte und auch keine Geburtswehen ertragen musste. Andererseits kann bei einer suppositio die Hebamme helfen, die Fiktion aufrecht zu erhalten: vgl. die Handlung des Truculentus sowie den Irrtum des Davus in der Andria, wo die „tatsächliche“ Geburt für eine Fiktion gehalten wird. eandem puellam peperit] Das offensichtliche Adynaton soll die Situation ironisch veranschaulichen: Melaenis „gebiert“ ein schon geborenes Kind wie
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Phronesium im Truc. (jene Hetäre sagt v. 389 ff., dass sie diese Geburt wegen eines Soldaten vortäuschte; v. 410 steht dann mit vergleichbarer Ironie eum (puerum) nunc non illa peperit quae peperit prior, sed tu posterior). v. 142: ita ut aliae pariunt, quae malum quaerunt sibi bezieht sich auf vergleichbare Szenarien wie im Truc.; reale derartige Fälle scheinen kaum belegt zu sein (vgl. aber Ps. Dem. 59). Zur suppositio pueri vgl. zu v. 129 und 136. Zur Formulierung vgl. Asin. 474 malum hercle vobis quaeritis (die Übeltäter „provozieren“ gleichsam ihre Bestrafung); Rud. 16 scit (Iuppiter) quis hic quaerat malum. Verwandt ist natürlich malam rem quaerere (Aul. 266. 681), dies fast im Sinne von „um Schläge betteln“. v. 143 f.: nam leitet mit schwacher kausaler Funktion zur Begründung über: Ähnlich wie Phronesium im Truc. hatte Melaenis einen auswärtigen Liebhaber (amatorem ... peregrinum), in den Synaristosai jedenfalls einen ξένος, den sie ausbeuten will und um dessetwillen sie diese suppositio (angeblich) vornahm. Im Truc. ist es der miles Stratophanes, auch hier wird man vielleicht einen solchen nur sporadisch anwesenden Offizier annehmen dürfen (vgl. dazu auch die Handlung der Bacchides, wo die samische Bacchis einen Kontrakt mit einem solchen Miles eingegangen ist). v. 144: In A steht eius, während in P durchwegs die Korruptel eius rei vorliegt (dazu vgl. Most. 659 qua P : qua re A). Metrisch ist zwar die Version der Palatini nicht auszuschließen (eius müsste einsilbig gelesen werden, obwohl es den Ton trägt), doch sagt Pl. in solchen Fällen ea gratia (Aul. 32. 267; vgl. qua gratia); eius (istius) gratia steht hingegen bei Personen. v. 145–148: Hier wendet sich die lena wie ein echter Prologus ganz ausdrücklich direkt an die Zuschauer (für welche klarerweise die gesamte Rhesis gedacht ist). Für uns ist dies ein Signal, dass es sich bei Pl. in der Tat um eine Art ersten Prolog handelt. Der Gott, der eigentliche Prologsprecher, spricht dann gleich von Beginn an expressis verbis die Zuschauer an. Vgl. dazu W. Schadewaldt, Monolog und Selbstgespräch, Neue Phil. Unt. 2, Berlin 1926, 4, Anm. 2. v. 145: nos solae scimus P und nos scimus solae A sind an sich metrisch äquivalent (vgl. auch die Alliteration), doch liegt der Ton auf solae, auch spricht der in A vorliegende Hiat für die Version der Palatini. Die /s/-Alliteration soll vielleicht das Geheimnisvolle der Mitteilung hervorheben (vielleicht mit dem Finger am Munde zu sprechen). v. 146 macht die lena das Publikum mit praeter vos quidem gleichsam zu ihren Komplizen. Zur Formulierung vgl. Stich. 103 nullus (hic est auceps) praeter nosque teque. v. 147: haec sic res gesta est (mit Bezug auf die suppositio) wird von Auxilium in v. 197 wörtlich aufgenommen. Der Zuschauer soll sich die Voraussetzungen des Spiels einprägen. Leo, Forsch. 213, weist auf die Aufteilung der Erzählung hin. Doch ist insbesondere die Steigerung der dramatischen Ironie zu betonen, die sich durch den doppelten Hinweis auf die Fiktionalität ergibt.
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si quid usus venerit] Vgl. Bacch. 363 aufugero hercle, si magis usus venerit; Merc. 518; Mil. 3; Poen. 726 f. fordert Agorastocles die advocati auf, sich bei gegebener Gelegenheit des Gesehenen zu erinnern: istaec volo ergo vos commeminisse omnia / mox, quom ad praetorem usus veniet. b) Der Götterprolog Zum Szenentitel vergleiche man den kritischen Apparat bei Stockert1 mit dem Hinweis auf Andrieu, Dial. 106–108, und Bader, Szen. 8. 27–30. v. 149 entspricht einem haec anus utrumque est: et multiloqua et multibiba. Der prädikative Gebrauch von utrumque ist auffällig; mutatis mutandis könnte man Rud. 825 vergleichen: nunc mihi utrumque saevit, et terra et mare sowie Trin. 461 f. et stulte facere et stulte fabularier, / utrumque ... haud bonumst. multiloqua et multibiba] Zu multiloqua vgl. v. 122 largiloquae; anscheinend liegt eine plautinische Neubildung vor (der ThlL VIII 1588, 69 vermutet eine Scherzbildung); vgl. weiters Pseud. 794 (von einem geschwätzigen Koch) und dann erst wieder spät (Itala). Auch multibiba findet sich nur noch einmal bei Pl. (Curc. 77 von einer trunksüchtigen Alten) und dann erst wieder bei Macrob. V 21, 17. Hier liegt Bezug auf v. 121 quando saburratae sumus vor. Offensichtlich sind die beiden Determinativkomposita aufeinander abgestimmt: Der Gott bringt gleich eingangs ein scherzhaftes Klangspiel an; vgl. auch Traina, For. 85 (Anm. 164); Duckworth, Nature 342. Für den Bezug auf den vorhergehenden Sprecher vgl. Men. Asp. 97 ff.; Zagagi, Men. 44 f. v. 150–157: Für die lange Serie der Alliterationen vgl. Wright, Dancing 46. v. 150: Die Auffassung dieses Verses ist problematisch, da sich (1) ein Fragesatz nicht recht in den Kontext einordnen lässt; (2) der Genetiv loci in der Luft zu hängen scheint (Leo: „loci παρέλκει“); (3) die Verbindung mit dem anschließenden epiphonetischen ita zu beachten ist (zu diesem vgl. v. 6 etc.). (ad 1) satin(e) (an unserer Stelle liegt wohl Apokope vor) steht in der Regel als Fragewort mit erwarteter positiver Antwort (etwa im Sinne von nonne), wobei freilich die Bedeutung von satis (wie an unserer Stelle) oft noch durchklingt: dies besonders deutlich Capt. 638 A. satin istuc mihi exquisitumst ... ? B. tam satis quam etc. (vgl. Lindsay1, ad loc.); Ter. Phor. 683 A. satine est id? B. nescio hercle etc.; vgl. Lindsay, Synt. 130. Allenfalls könnte man auch affirmatives -ne vermuten (die Belege bei Lodge, Lex. II 133, liegen aber anders); es käme auch die Änderung zu satis in Frage (so Guietus [sati]). Oder liegt Kontamination einer Aussage (satis ... loci) mit einer Frage (satine?) vor? Insgesamt weist ja der Kontext (vor allem die Verbindung mit ita, v. 151) weit eher auf eine Aussage hin; daher verzichten auch Lindsay und Leo auf die Setzung des Fragezeichens, ebenso Ernout sowie Ludwig, Rau und de Melo in ihren Übersetzungen (im Text Ernouts steht freilich wie bei Schoell eine Frage). Eine Streichung von vix, wie sie Thamm 26 vorschlägt und neuerdings Wachter, Cock. 375, annimmt (dieser ausführlich zur Problematik) ist wohl abzulehnen.
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(ad 2) Ebenso problematisch ist die Einordnung von loci, das hinsichtlich der Konstruktion und der Bedeutung („Stoff; Material“) bei Pl. anscheinend singulär ist. Grammatikalisch sollte der Genetiv an sich von satis(ne) abhängen, nicht von quod, wie es Leo und Thamm 26 annehmen. Neben satis ... loci „genügend Material“ macht quod loqueretur freilich den Eindruck eines unnötigen Zusatzes. Vielleicht haben wir hier eine schwülstige (paratragische?) Umformulierung des bei Terenz greifbaren locum (dicendi) relinquere vor uns, wie wir es Andr. 154 und 601 (ThlL VII 2, 1597, 52 ff. mit weiteren Belegen) vorfinden, also: satis ... loci (entspricht locum) quod loqueretur (entspr. loquendi) reliquit. Alternativ zu dieser vielleicht zu kompliziert anmutenden Erklärung könnte man auch freieren Gebrauch des Genetivs annehmen, wie Schoell in der kritischen Appendix (mit Hinweis auf Cas. 810 non est copiae [A]), also etwa im Sinne von aliquid loci; vgl. Lindsay, Synt. 17, und e. g. Poen. 641 (nach quid boni, 640) boni de nostro tibi nec ferimus nec damus; Ter. Phor. 709 ante brumam autem novi negoti incipere!; vgl. Hofmann, Gramm. 53. Für die Reihenfolge und die Wortwahl könnte auch die Alliteration verantwortlich sein (loqueretur loci). Nicht unerwähnt soll Seyfferts Konjektur logi bleiben (in Schoells Append.), doch fehlt der Sg. des griechischen Wortes bei Pl. überhaupt und ist nach dem ThlL insgesamt sehr selten. (ad 3) Das anschließende, epiphonetische ita verlangt zuvor jedenfalls eine Aussage. v. 151: Zur Metrik: ĭtă prŏperavit ist Ausnahme vom „Gesetz von Ritschl“ im Lizenzplatz; zur Seltenheit der kurzen Anceps in diesem Falle vgl. zu v. 50. ita properavit ... proloqui weist metatheatralischen Einschlag auf: Der Gott deutet an, dass die lena ebenfalls einen Prolog sprach; ebenso sagt der Prologsprecher in Capt. 6 id ego hic apud vos proloquar; Amph. 50 (ohne metatheatralischen Sinn). Die Verbindung proloqui de findet sich nur hier. Durch die Sperrung, die ausgeprägte Alliteration und das deutliche Enjambement von suppositione wird das Hauptthema des lena-Prologes hervorgehoben (suppositione schließt klarerweise an v. 144 suppositionem an). Die Ironie dieser Einleitung der Prologrhesis liegt u. a. darin, dass der Gott sich übertrieben eifersüchtig gegenüber dem menschlichen Sprecher zeigt (Abel, Prol. 65). Das eigentliche Background-Wissen, durch das die Zuseher über den Wissensstand der Akteure gehoben werden, kann ja letztlich nur von einer Gottheit gegeben werden. v. 152: quod si tacuisset könnte mit Bezug auf v. 129 stehen (dies wäre dann ein Indiz für die Echtheit von v. 126 ff.; dazu vgl. dort); tamen indiziert, dass der Vers konzessiv aufzufassen ist (vgl. v. 27). Bennett, Synt. I 282, zeigt, dass die Apodosis in der periphrastischen Form hier zwar singulär, vom Sinn her jedoch indiziert ist: der Gott war schon im Begriff es zu erzählen. Sjögren, Fut. 224 f., weist uns darauf hin, dass hier nicht unbedingt irrealer Sinn der periphrastischen Form vorliegt, der vom Kontext her deutlicher indiziert sein sollte (Asin. 621).
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v. 153: deus steht hier wohl prädikativ („als ein Gott“; θεὸς ὤν) und ist nicht zu ego, sondern in den Relativsatz zu ziehen. planius steht wohl im Sinne von clarius, „klarer, verständlicher“, und so ist es bei Lodge, Lex. II 332, eingeordnet; vgl. Amph. 578 f. satin hoc plane, satis diserte ... videor tibi locutus esse? Mit Bezug darauf steht dann v. 155 hoc vobis plane perputem. v. 154: nam ist (dies gegen Thamm 27) hier doch vorwiegend kausal: als Gott kann der Sprecher alles erläutern: er ist ja Auxilium / Βοήθεια, die personifizierte Hilfe; zugleich steht nam aber auch gliedernd: Einleitung – Sprecher – Argumentum. In unserem Text zeigt sich diese „Hilfe“ nur in den genauen Erläuterungen an das Publikum; für das griechische Vorbild hingegen dürfen wir das Eingreifen der Gottheit in die Handlung (zumindest eine Angabe in dieser Richtung) annehmen (vgl. S. 26). nam mĭhĭ | Auxilio mit prosodischem Hiat des jambischen mihi ist eine unsichere Lösung; vgl. Amph. 622 erĭ imperia; Men. 389 tibĭ et parasito; skeptisch Questa, Metr. 192 (vgl. aber Cist. 499 tibĭ uxorem). Die Umstellung des Camerarius zu mihi est Auxilio ist zu erwägen (übernommen von Ernout und de Melo). v. 154 f.: nunc operam date, ut] „Nun hört einmal genau zu, damit ich …“ argumentum … perputem] Die Gottheit will also die „Hypothesis“ der Komödie darlegen. plane perputem steht jedenfalls leicht abundant und ist vornehmlich der Alliteration wegen gewählt. Ussing erklärt das Hapax legomenon ja wohl richtig mit „accurate exponam“ (ThlL X 1, 1658, 13 ff.: „penitus exponere“; Kümmel, Selt. 353, vermutet eine Kontrastbildung zu disputare); damit wird zugleich deutlich ausgedrückt, was diesen Bericht im Vergleich mit dem der lena auszeichnet. Einen derartigen metatheatralischen Hinweis auf das argumentum, die Voraussetzungen für die Handlung sowie diverse Vorankündigungen, geben sowohl Götter (z. B. Amph. 51 etc.; Rud. 31) und die außerhalb der Dramen stehenden Prologi (Asin. 8; Men. 5 etc.), als auch menschliche Akteure (Merc. 2; Mil. 98), die damit aus der Rolle fallen. vobis unterstreicht noch (genauso wie vos in der Rede der Kupplerin, v. 146), dass die Zuseher direkt angesprochen werden. v. 156 ff.: Die Erzählung setzt bei einem wichtigen Punkt der Vorgeschichte ein: bei der Vergewaltigung eines jungen Mädchens aus Sikyon (= Phanostrata) durch einen Lemnier (= Demipho) anlässlich eines Dionysosfestes; denn da findet die Zeugung Seleniums statt. v. 156: fuerĕ Sĭcyoni ist wohl mit zerrissener Hebung in der Lizenzstelle zu lesen (so Lindsay, Early 79, und Drexler, Liz. 81; vgl. v. 151), wobei die vorangehende Synizese auffällig erscheint; alternativ dazu wäre fŭērĕ Sĭcĭōnī mit Mitteldihärese und fallendem Prokeleusmatiker zu lesen (so Jachmann, Pros. 44, und O. Skutsch, Pros. 80). Müller, Pros. 170, schreibt iam diu fuere Sicyoni Dionysia; Havet nimmt Glossierung von ursprünglichem hic olim durch Sicyoni an (Man. § 1170); doch ist die Nennung des Spielortes hier kaum ent-
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behrlich (der interpolierte Vers 130 mit Sicyone ist zudem nach unserer Stelle konzipiert). Der Sinn des Satzes muss jedenfalls sein: iam diu est quom fuere Dionysia (so Amph. 302 iam diust quom ventri victum non datis). Es liegt wohl eine Art Gedankenkontamination vor, wie wir sie bei iam diu, zumindest ansatzweise, auch sonst antreffen: Most. 476 scelus ... factum est iam diu antiquum; Capt. 980 quam diu id factum est (mit Bezug auf den einstigen Verkauf des Hegio-Sohnes), dort wohl im Sinne von quam diu est, quom id factum est? Zu Dionysia vgl. v. 89 und Lennartz, Verba 73 ff.; Men. Synar. fr. 12 Arnott (inc. 643 K-A.) τραγῳδὸς ἦν ἀγὼν Διονύσια. Zusammen mit diu bildet Dionysia ein gesuchtes Wortspiel. Es handelt sich jedenfalls um ludi zu Ehren des Dionysos (die zumindest zum Teil in der Nacht stattfanden), und auch dies spricht für die Lokalisierung des griechischen Vorbildes in Athen (vgl. S. 22). v. 158 f.: adulescentulus und vinolentus sind wohl prädikativ gebraucht (vgl. v. 153); die beiden Verse weisen insgesamt Schlagwortcharakter auf. Die gesamte Erzählpartie ist durch eine reiche Palette von Pronomina ausgezeichnet, durch welche wichtige Details der narratio deutlich von einander abgehoben werden sollen (vgl. Blänsdorf, Ged. 98). In diesen beiden Versen liegt die typische Entschuldigung für eine derartige Missetat eines jungen Mannes vor: adulescentia, nox, vinum. Vgl. Aul. 795 per vinum atque impulsu adulescentiae; Truc. 828 mihique ignoscas, quod animi impos vini vitio fecerim; Bacch. 87 f. (mit Bezug auf die Gefahren eines Hetärenhauses); Ter. Ad. 470 f.; Otto, Sprichw. 372; Stockert, zu Aul. 745. v. 159: ist die evident richtige Ergänzung des Pareus³ (Haplographie; vgl. Merc. 4 vidi); erwähnt sei noch Spengels (Krit. 23) Ergänzung vino lentus, die immerhin paläographisch plausibel erscheint, wenn sie auch nicht durch Parallelen belegt werden kann. in via ist (nach Hiat) ergänzend hinzugesetzt (zum Schlagwortcharakter s. o.); es impliziert vielleicht auch eine Art von Pointe (zu derartigen Hiaten vgl. Maurach, Hiat 52 f.; zur Versstelle ibid. 47 ff.). Man braucht also den Hiat wohl nicht mit nocte (Pradel, Praep. 531, Anm. 3) oder in via (so Müller, Pros. 529) zu beseitigen. Die Pointe liegt vielleicht darin, dass dieses wunderbare Mädchen, das wir in der ersten Szene kennen gelernt haben, in einem mehr als „prosaischen“ Ambiente, einer nächtlichen Straßennische, gezeugt wurde; vielleicht soll auch die Brutalität der Handlung dadurch noch besonders unterstrichen werden. Das Wortspiel vi vinolentus ... in via ist klarerweise gesucht. v. 160: is ubi ... scit weist auf die Ernüchterung des Jungen hin (man beachte das historische Präsens und den lebhaften Tempuswechsel in dieser Passage: aor. Perfekt – histor. Präsens – Imperfekt). malam rem ... meruisse bedeutet hier „eine Übeltat begehen“, wobei in derartigen Passagen stets die andere Bedeutung „Strafe verdienen“ mitspielt (die bei Vergewaltigung kapital gewesen wäre); sonst steht freilich malum mereo(r) wie Mil. 547 meruisse ... me maxumum fateor malum; Cas. 958.
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ilico steht v. 137 und 139 mit Bezug auf die suppositio Seleniums, jetzt im Zusammenhang mit Demiphos Verhalten nach ihrer Zeugung. v. 161: pedibus perfugium peperit] Zu perfugium parere findet sich bei Ovid., trist. I 1, 56 mit fuga parta eine Parallele; Ussing verweist weiter auf Caes. b. civ. III 69, 3 (reliqui) per horum corpora salutem sibi atque exitum pariebant; vgl. auch Tac. hist. V 24, 13 (?). Bei Pl. findet sich perfugi … copiam comparare (Cas. 623); Truc. 870 steht perfugium gerit (?, elegerit Leo; petit Naudet, Enk); erwähnt sei Lambinus’ Konjektur perfugium reperit. Mit dieser gewiss auffälligen Wendung ist eine literarische Kontroverse verbunden: Fraenkel, Plaut. 107, Anm. 1 (Elem. 101, Anm. 1), sieht die Komik der Stelle darin, dass die Beine in skurriler Weise als gebärende Organe vorgestellt werden (ähnlich Süss, Nochmals 133), mit Hinweis vor allem auf Truc. 97 f. manus ... gravidas foras exportat. A. Thierfelder, Hermes 74 (1939) 163 ff., nimmt hingegen bloß eine stilistische Aufhöhung im Zusammenhang mit einer Anspielung an eine Tragödie an; auch Abel, Prol., Anm. 381, meint, ein Römer hätte den ursprünglichen Wortsinn von peperit hier kaum mitgehört (vgl. auch v. 201). Eine ironische Beziehung auf v. 163 (peperit filiam) ist freilich nicht von der Hand zu weisen; vgl. auch ThlL X 1, 409, 31; Truc. 517. 522; Ter. Phor. 46 f. labore partum ... era pepererit; Caec. fr. 26 R.³ findet sich die zeugmatische Verbindung ea tum compressa parit huic puerum, sibi probrum. in Lemnum aufugit] Dies ergibt eine Doppelung gegenüber v. 157 mercator ... Lemnius, ebenso aufugit neben dem vorhergehenden paratragischen (?) perfugium peperit, das es gleichsam erklärt. Zur freieren syntaktischen Handhabung der Ortsangaben bei Städten (und kleineren Inseln) vgl. Lindsay, Synt. 24; weiters Goerbig, Loca 34; Koenig, Onom. 5; Ter. Phorm. 66 iter ... in Lemnum ut esset; Bennett, Synt. II 236. v. 162: ubi habitabat tum] Zur Metrik: Wegen des engen Anschlusses von tum scheint „Meyer’s Gesetz“ (vgl. zu v. 43) nicht verletzt. Doch liegt neben dieser rhythmischen Beeinträchtigung obendrein Hiat in der Zäsur vor (freilich in pausa), so dass die Umstellung zu tum habitabat (Guietus, mit prosodischem Hiat) zumindest erwogen werden sollte. Gellius III 16, 1 f. zitiert die Stelle mit Tum illa (zieht es also zum folgenden, ebenso die Hss.); andrerseits ist tum neben habitabat unentbehrlich. Es bleibt als Alternative nur die Fassung Schoells (im krit. App.) ubi tum habitabat. tum illa … oder Camerarius’ illa. v. 163: decumo post mense exacto] decumo post mense (Amph. 670; Truc. 497) würde an sich reichen; exacto gibt dazu an, dass die zehn (Mond-)Monate der Schwangerschaft vorüber waren (vgl. Verg. georg. I 435 exactum ad mensem und die Bemerkung des Servius, zur Stelle: exacti menses dicuntur, qui circa partum sunt); zur Zeit der Schwangerschaft vergleiche man die ausführliche Diskussion bei Gellius III 16; bei Pl. findet sich sonst nur aetatem exigere. v. 164: reum eius facti ist proleptisch aus dem Fragesatz herausgehobenes Subjekt. An sich müsste quis stehen; doch wird qui (interr.-indef.) auch substantivisch gebraucht (nach Löfstedt, Synt. II 79 ff., immer bei qui sim, dies wegen
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des Sigmatismus; vgl. Stockert, zu Aul. 1). Für die seltene Konstruktion des Genetivs verweist Schaaf, Gen. 31, nur auf den Querolus 4, 15 Ranstr. furti, post etiam sepulcri violati est reus. v. 165: paternum servum] i. e. Lampadionem (eine wichtige Figur der Anagnorisishandlung); bei Pl. findet sich noch paternum hospitem (Mil. 135), sonst nur res paterna (z. B. Trin. 13; Poen. 1080) sowie nomen paternum und Ähnliches; der ThlL X 1, 697, 73 ff. verweist z. B. auf Cic. Sex. Rosc. 77 duos servos paternos in quaestionem … postulavit. sui participat consili ist eine auf Pl. beschränkte Konstruktion, wie Schaaf, Gen. 44, betont. Auch der ThlL X 1, 504, 60 ff. verweist nur auf Truc. 747 f. non licet obsoni me participem fieri? # si volebas participari etc. Bei particeps ist diese Konstruktion bekanntlich die übliche. v. 166: exponendam ad necem drückt in aller Klarheit das aus, was auch proicere meint (v. 124. 167); vgl. v. 665 haec sunt quibuscum tu extulisti nostram filiolam ad necem; nex fehlt sonst bei Pl. (bei Terenz steht es dreimal in Zusammenhang mit übertriebenen Schilderungen der Folgen einer Verprügelung). v. 167: haec puellam sustulit bezieht sich auf die lena; haec steht hier mit Bezug auf die schon Abgegangene: diese Figur, welche eben diese Geschichte genau erzählt hatte, steht also gleichsam lebendig vor den Augen des Sprechers; haec wird in dem möglicherweise unechten Vers 169 aufgenommen (vgl. auch unten zu v. 168 f.); vgl. v. 424! v. 168 f.: Diese beiden Verse unterliegen starkem Interpolationsverdacht: Der Sklave darf nach dem uns bekannten Verlauf des Dramas (wie der Gott diesen vorgibt) nicht wissen, wo die Person wohnt, die das Mädchen aufgenommen hat (v. 184 ff. ist von der Suche des Sklaven nach jener Frau die Rede). Auf diese Schwierigkeit hat schon Studemund, Herst. 420, Anm. 3, hingewiesen (v. 169 sei zumindest überflüssig); gestrichen wurden die Verse zuerst von R. Degering, in SB. Preuss. Akad. 1919, 498 f. (vgl. besonders Thierfelder, Int. 151 f.). Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass v. 170 besser an v. 167 anschließt als an 169 (nach Änderung der Interpunktion; s. u.). Thierfelder, Cist. 115 ff., weist ferner auf eine sprachliche Anomalie hin: die Verwendung von aut in der indirekten Frage in v. 169. In der direkten Frage würden zwar derartige sachlich nicht differenzierte Fragen mit aut verbunden; in indirekten sei solches aber nur bei verneintem verbum regens anzutreffen (Amph. 130) bzw. wenn zumindest eine Unklarheit bezüglich der Differenzierung vorliege; am nächsten komme noch Merc. 253 f. nisi capram illam suspicor / iam me invenisse quae sit aut quid voluerit. Angesichts der in v. 168 vorliegenden Lücke weist Thierfelder auch auf die Möglichkeit hin, dass in einer größeren lacuna berichtet wurde, dass der Sklave die Frau aus irgendeinem Grund aus den Augen verloren habe und nun nicht wisse, wohin das Kind gebracht wurde (vgl. dazu auch die unten genannte Konjektur Rau’s). Insgesamt ist auch die Möglichkeit zu bedenken, dass eine plautinische Inkonsequenz vorliegt, wofür Marti, Dram. 7 ff., reiches Material beibringt (zu Ungereimtheiten gerade in der Cist. vgl. Kuiper, Orig. 175). Süss,
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Nochmals 124 ff., weist auf die Unwahrscheinlichkeit hin, die darin liegt, dass Lampadio nur ex insidiis beobachtete, wer das Kind aufnahm und die Person nicht weiter verfolgte. Möglicherweise stand aber bei Menander eine Begründung, die Pl. als „irrelevant“ beiseite ließ. v. 168: ille ist mit Apokope zu lesen (vgl. F. Skutsch, Rom. 112), clam observavit wohl mit Synaloephe. Die Ergänzung des Camerarius1 qui eam proiecerat wirkt an sich evident. Immerhin hat die Konjektur Schoells sustulit, / : ille clam observavit servus den Vorteil, dass haec dann praeparativ auf quae stehen könnte (vgl. zu v. 167). Weitere Ergänzungsvorschläge in der kritischen Appendix Schoells; Rau’s ist eine neue, beachtenswerte Ergänzung (vgl. zu v. 168 f.). v. 169: deferat] Zur Zeitenfolge, die nicht streng den klassischen Regeln folgt (d. h. es herrscht teilweise noch die „absolute Zeitgebung“) vgl. Hofmann, Gramm. 548 ff., und v. 568; Bacch. 287 occepi ego observare eos, quam rem gerant; Belege auch bei Bennett, Synt. I 340 f. v. 170: Dieser Vers schließt bei einer Streichung von v. 168 f. problemlos an 167 an; in diesem Falle ist erst nach v. 170 zu interpungieren. In der Überlieferung leitet ja v. 170 eine neue Periode ein, wobei nur v. 171 überzeugend anschließt, während 172 mit eaque etwas Neues, Wesentliches bringt, das bei der traditionellen Reihenfolge ein wenig nachhinkt. Andrerseits sollte sich confiterier eher auf Verbotenes beziehen, und das wäre ja weniger das Aufnehmen des Kindes als die suppositio durch Melaenis (für die Angst der lena vgl. v. 128 f.), welche auch hier vorausgesetzt ist (eaque educavit etc.), ohne dass die bereits von der lena genannten Details bezüglich der suppositio hier weiter ausgeführt würden. Die beiden Prologe sind eben aufeinander abgestimmt. Der Bezug auf das Publikum (vos, v. 170) findet eine Parallele in v. 146 (die lena macht das Publikum mit praeter vos quidem zu Komplizen). v. 171: Wiederum steht dat eam puellam (vgl. v. 166): das Baby als Objekt der Aussetzung sowie der suppositio; sinngemäßer Bezug liegt auch zu v. 133 vor (mit Variation durch emotionale Teilnahme [v. 133 amicae meae etc.] bzw. emotionale Indifferenz [v. 171 meretrici Melaenidi]). Melaenis ist offensichtlich eine wesentliche Figur des Dramas, wie man auch daran erkennen kann, dass im Prolog nur ihr Name fällt. Zu der Eigenheit der Prologe, die Namen auszusparen, vgl. Questa, Masch. 12, der obendrein darauf hinweist, dass hier eine Differenzierung gegenüber der lena nötig war (= meretrix, v. 186); Raffaelli, Nomi 85 (= Eserc. 86), Anm. 2, betont die rhythmische Perfektion des isosyllabischen, alliterierenden Wortpaares meretrici Melaenidi. v. 172 f.: Die anständige Erziehung des Mädchens (bene et pudice) ist von den sozialen Gegebenheiten seiner Kindheit her eine Überraschung (Aufwachsen in einem Hetärenhaushalt), doch ist dies für die Handlung unumgänglich notwendig. Dass Selenium außer Alcesimarchus keinen Mann „erkannte“, erfahren wir schon v. 86 ff.; zu dieser Voraussetzung für eine spätere Heirat vgl. S. 14. Ähn-
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lich ist die Konstellation in Curc. 51. 57 und vor allem 518 (Cappadox) bene ego istam eduxi meae domi et pudice (auch dort eine potentielle meretrix von freier Geburt). In der Cas. 39 ff. wird ein vor 16 Jahren ausgesetztes Kind von einem Sklaven übernommen und von dessen Herrin erzogen quasi si esset ex se nata, non multo secus; vgl. Cas. 81 ea invenietur et pudica et libera und dann 1013 f.; ähnlich z. B. auch die zwei Mädchen des Poenulus. v. 173: tum ... autem gibt hier an, was „ferner“ zur Situation gehört (Thomsen, Pleon. 60) und höchstens nebenher eine zeitliche Reihenfolge; anreihend steht die Verbindung z. B. Aul. 72 (vgl. Stockert, ad loc.). Raffaelli, Nomi 87 f. (= Eserc. 90), spricht bei dieser „Demipho-Sequenz“ von einer „commedia nella commedia“. illic ... Lemnius (= Demipho) heiratet in erster Ehe eine cognata (Blutsverwandte), die in seiner Nachbarschaft wohnt (propinquam); alternativ dazu könnte auch propinquam eine Verwandte bezeichnen (vgl. Aul. 236 propinquitate), und cognatam suam würde präzisierend hinzutreten. Der cognatus ist ein Blutsverwandter väterlicher- oder mütterlicherseits (während agnatus auf Verwandte väterlicherseits beschränkt ist); vgl. v. 100. Nicht wird hier angeführt, dass aus dieser Ehe eine Tochter stammt, die Demipho nach Sikyon mitgenommen hat. Andrerseits hieß es schon v. 100, dass Alcesimarchus eine cognata Lemniensis heiraten soll; dass es sich bei dieser um Demiphos Tochter handelt, erfahren wir erst v. 600 ff. v. 175: facta morigera est viro] „Sie tat dem Mann den Gefallen“. Dazu vgl. besonders R. Marchionni, morigera tra meretrix e matrona, in: Vicende e figure femminili in Grecia e a Roma (Hg. R. Raffaelli), Ancona 1995, 371 ff. (besonders 384); uxor und meretrix können bei Pl. morigerae sein, während die „böse“ uxor dem Gatten nur durch ihren Tod „einen Gefallen tun kann“. Das an sich häufige morigerus (vgl. auch v. 84) steht bei Pl. nur hier mit diesem ironischen Nebensinn. Abel, Prol. 66, betont richtig, dass es sich um eine Bosheit des Prologus handelt, der andeuten will, dass die erste Ehe Demiphos eine echte Komödienehe war. Doch dürfe man dies nicht ganz so wörtlich nehmen, da sich Demipho unverzüglich (v. 176 ff.) in ein neues Ehe-Abenteuer stürzt. Für das Motiv der unerträglichen / verhassten Ehefrau, der zuweilen sogar der Tod gewünscht wird, vgl. die Ehepaare in Asin., Cas., Men., besonders Asin. 901 ff.; Cas. 354; weiters Trin. 42 ff.; Aul. 155 f. (Stockert, ad loc.); Epid. 173 ff. In Caecilius’ Plocium macht eine zänkische uxor dotata dem Ehemann das Leben unerträglich: vgl. Riedweg, Caecil. 133 ff. (speziell 147 und Anm. 86); vgl. auch Caec. fr. 163 R.³; Wright, Dancing 123; E. Schuhmann, Ph 121 (1977) 55 f.; Duckworth, Nature 284. v. 176: post] Diese Korrektur findet sich schon beim humanistischen Korrektor von E und in den jüngeren Hss. M und S; Benoist hält noch die Überlieferung der Palatini; doch ginge da vor allem eine logische Verbindung mit ilico etc. schmerzlich ab.
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iusta fecit] Bei Pl. findet sich diese Wendung für die „letzte Ehre“ nur hier; vgl. aber ThlL VII 2, 722, 26 ff.; Cic. Flacc. 95 (ironisch) iusta Catilinae facta sunt; leg. II 57 u. a. ilico] Genauso schnell wie Demipho sich davongemacht hatte, kehrt er jetzt zurück: Pl. stellt die Abfolge so dar, als würde es den Mann geradezu nach Sikyon (und zu dieser Frau) hinziehen (stand vielleicht bei Menander ein Hinweis auf eine Einwirkung des Prologgottes? Zu diesem vgl. S. 25 f.). v. 177 f.: duxit uxorem ... sibi / eandem (scil. mulierem). Das Reflexivum (im Dativus commodi?) scheint bei Pl. singulär zu sein (vgl. aber Dousa’s Konjektur in v. 620). An sich könnte man eines der beiden hic dieser Verse entbehren (Bothe³ streicht es in v. 177). Doch ist diese Betonung der Identität des Ortes gewiss nicht ohne Funktion und der Text folglich zu halten. v. 179: Wichtig ist die Information, dass der Lemnier Demipho in Phanostrata jenes Mädchen erkennt, das er vergewaltigt hatte (cognoscit: das histor. Praesens unterstreicht diesen wichtigen Punkt). Nicht wird angegeben, wa n n dieser „erste Anagnorismos“ stattfand (Wehrli, Motiv 118, Anm. 1, erwägt, dass Demipho die Frau heiratete, ohne sie vorerst zu erkennen). Derartige Details sind ja für den Ablauf der Handlung nebensächlich. Phanostrata unterrichtet ihn jedenfalls (als ersten nach dem Sklaven, wie es scheint) über die Geburt und die Aussetzung des Mädchens. et eam cognoscit] Vgl. v. 636 parentes te ut cognoscant facilius (Melaenis über die crepundia); v. 780 filiam tuam iam cognosces (der Sklave zu Demipho). Diese knappe Information findet in Aul. 29 f. eine Parallele, wo angegeben wird, dass der Junge über die Person des von ihm vergewaltigten Mädchens Bescheid weiß, sie hingegen seine Identität nicht erfährt und ihr Vater nicht einmal die Schwangerschaft bemerkt hat. Jener Satz steht parataktisch angefügt (is scit adulescens), und auch dies spricht an unserer Stelle gegen Weise’s Änderung von et zu ut, die bei den Editoren gewissen Erfolg hatte (sie steht bei Schoell im Text; Leo und Ernout erwähnen sie im krit. App.). An sich werden et und ut gelegentlich in den Hss. verwechselt (vgl. Lodge, Lex. II 919; Cist. 202; Mil. 1348; Poen. 1185). Die Streichung des Verses durch Bothe³ führt zur Beseitigung einer unumgänglich nötigen Information. v. 180 ff.: Jetzt ist die Gelegenheit gegeben, das Geheimnis zu lüften (auch die Familie scheint nichts von der Niederkunft gewusst zu haben [vgl. v. 165]). Ludwig, Handl. 55, macht es mit Webster, Stud. 92, wahrscheinlich, dass die Verse 180–189 als Ersatz für eine exponierende Szene mit Demipho, Phanostrata (und Lampadio) eingefügt worden seien; vgl. S. 26 f. v. 180: illa illi ist wohl aus metrischen Gründen gewählt und auch zwecks Variation. Hofmann, Gramm. 185, weist darauf hin, dass auch ille den anaphorischen Gebrauch aufweisen kann, der sich mit is berührt; nur ergebe sich so eine Fernerrückung; vgl. auch Lindsay, Synt. 47. v. 181: Zum Hiat in der Zäsur vgl. v. 139. 162; Maurenbrecher, Hiat 44 ff.; Stockert, S. 231 f. Elegant ist die Verbesserung des Pylades eamque statt atque
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eam; diverse andere Vorschläge finden sich in der Appendix Schoells. Allenfalls könnte man den Hiat auch vor ilico ansetzen (v. 159 steht er vor in via) v. 182: Auch Demipho reagiert sofort (extemplo) und befiehlt eben jenem Sklaven (servolum ... illum eundem), jene Frau aufzuspüren, die das Kind aufnahm. Man wird hier dĕdīsse ēxpōnend(am) (latente Zäsur; Questa, Metr. 335) skandieren und nicht dĕdĭsse (mit Hiat in der Zäsur) ansetzen. v. 183: illum eundem] Die kanonische Reihenfolge ist, wie Ritschl, Opusc.² 418, zeigt, die umgekehrte; an Ausnahmen werden dort genannt: Most. 1087 istuc idem; Ter. Ad. 599 istaec eadem; Niemoeller, Pron. 43, ändert unsere Stelle aufgrund dieser „Regel“. persequi hat nach Langen, Beitr. 246, nur hier die Bedeutung „untersuchen“ (er hält diesen Prolog für unecht); m. E. liegt aber die Bedeutung „eifrig verfolgen“ vor: vgl. ThlL X 1, 1691, 69 ff. „insistere (scil. rei investigandae sim.)“, wo nur noch Cic. Verr. II 3, 133 und Liv. III 20, 2 als Parallelen angeführt sind. Ähnlich findet sich persectari in dieser Bedeutung nur Mil. 430 (dort wird vielfach mit Langen, Beitr. 245, zu perscrutari geändert; dagegen aber richtig Leo, ad loc.); im ThlL X 1, 1679, 32 ff., findet sich das Verbum nur noch Lucr. II 165 im Sinne von „studiose persequi (explorando / observando)“. v. 184 f.: ei rei nunc suam / operam … servus dat] Zusammen mit usque adsiduo wiederholen diese Worte gleichsam persequi: der Sklave führt also den Befehl getreu aus. Auffällig ist hier suam, wie Langen, Beitr. 105 (Anm.), richtig betont. In Verbindung mit der festen Wendung operam dare fand sich in der Tat weder bei Lodge, Lex. II 256, noch im ThlL V 1, 1680, 61 ff. ein possessives Attribut. Hingegen wäre das von Langen vorgeschlagene bonam geläufig (z. B. Pers. 721; Poen. 683). v. 185: Für usque adsiduo vgl. Truc. 421 f. ego tecum ... usque ero / adsiduo (mit anschließendem Wortwitz mit accubuo). Es wird der Eindruck erweckt, als ob diese Suche schon eine Weile dauerte, ohne dass auch hier irgendeine Präzisierung gegeben würde. v. 185 f.: Zur Konstruktion mit si vgl. v. 652; Mil. 1207 f. si possem ... / impetrare ... operam dedi. Das knappe si qua queat ... sustulerit (v. 183 f.) wird hier variierend und erweiternd aufgenommen: si possiet … viderat. v. 187: ex insidiis bedeutet hier einfach ein Versteck des Sklaven (vgl. Arg. v. 4 ex insidiis aucupat), ohne die übliche Bedeutung des Anschlages / Hinterhaltes. Mit der Doppeldeutigkeit des Wortes wird gespielt Cas. 436 hinc ex insidiis hisce ego insidias dabo. v. 188 f.: Nach der Erledigung des ersten Teils des argumentum, der Vorgeschichte (die in die Gegenwart hineinragt), wendet sich der Gott mit einer Übergangsformel (eingeleitet mit nunc) der „Gegenwart“ zu: der Liebe zwischen Alcesimarchus und Selenium und ihrer Bedrohung durch die befohlene Heirat. Diese beiden Verse werden von Langen, Stud. 282, gestrichen, obwohl sich derartiges – wie Langen selbst bemerkt – in plautinischen Prologen mehrfach findet
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(vgl. auch Abel, Prol. 65, wo die witzige Pose des Prologsprechers auf Menander zurückgeführt wird). v. 188: quod relicuum restat] Dies ist eine Art Kontamination von quod restat mit quod reliquum est (die Umstellung bei Bothe1 zu reliquom quod restat erscheint nicht angezeigt). Ähnlich steht v. 786 quod ad vos ... relicuum relinquitur (dies im Epilog). Der Funktion nach vergleichbar ist Poen. 127 quod restat, restant alii qui faciant palam (dort als Hinweis auf den Beginn der Handlung). volo persolvere etc.] Hier geht es (metaphorisch) um das Begleichen einer Schuld, die auf einer Schuldtafel registriert ist (vgl. v. 189). Benoist erklärt die Verse so: „expungere verbum rationum est. Expungitur enim et deletur nomen debitoris, cum omnis pecunia persoluta est“. Im ThlL X 1, 1712, 38 ff. finden sich unter dem Lemma „munus persolvitur enarrando“ (denn hier ist unsere Stelle einzuordnen) Belege aus Rhetoren und Rednern, z. B. Rhet. Her. II 31, 50 ad reliquum persolvendum; ibid. IV 1, 1; Cic. Verr. II 5, 183 receptum officium Siculis … erit persolutum. Ähnlich steht auch Ter. Andr. 39 quod habui, summum pretium persolvi tibi (über die Freilassung eines Sklaven). Fantham, Im. 78, vergleicht versuram solvere und erwägt die Möglichkeit einer wörtlichen Übersetzung aus dem Griechischen. v. 189: ut expungatur nomen] In ihrer besonderen, metaphorischen Bedeutung ist unsere Stelle nach dem ThlL singulär (V 2, 1813, 48 ff.: „ex albo tollere [per punctum suppositum delere]“); nomen expungere ist jedenfalls juristischer Terminus (vgl. Tert. apol. II 15; Papin. dig. XLIX 16, 15). Von den beiden anderen Partien, wo expungere bei Pl. aufscheint, ist vielleicht Curc. 585 (dem wörtlichen Sinne nach) vergleichbar: dort wird ein manipulus aus der Liste der Aktiven „gestrichen“; Pers. 848 hingegen enthält einen obszönen Scherz (Woytek zur Stelle). v. 190–193: Zur Differenzierung dieser Verse von v. 125. 130–132 vgl. dort, sowie Süss, Cist. 168. v. 190: Die Angabe ei vivit pater (vgl. v. 130) ist wichtig: Alcesimarchus steht noch unter der patria potestas; immerhin hatte sich sein Vater bei dem Verhältnis mit der „meretrix“ ungewöhnlich liberal gezeigt und gewiss auch das Haus finanziert (vgl. Barsby, Pers. 54 f.). v. 191: proiecticiam] Zur Wortbildung vgl. v. 40 und zur Stelle; übernommen wird dies in Arg. v. 7 adulescentulo / amore capto illius proiecticiae (proicere ist „key-word“ der Cistellaria: vgl. zu v. 123 f.). Das Adjektiv findet sich erst später in ganz anderer Bedeutung wieder: Amm. XXVIII 6, 26 „gestürzt; abgesetzt“. v. 192: Das Motiv des v. 123 quae hinc flens abiit ist hier etwas ausgeweitet (das dudum unseres Verses ist im interpolierten v. 132, in diesem Fall recht geschickt, zu modo abgeändert). v. 193: et illa hunc contra] Für die Gegenliebe vgl. die Übernahme in v. 132, für eine ungewöhnliche Formulierung der Gegenliebe vgl. zu v. 95.
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qui est amor suavissimus] Die Besonderheit der Gegenseitigkeit der Liebe, die in der griechisch – römischen Realwelt gewiss nicht die Regel darstellt, wird in einer sentenziösen Wendung schön hervorgehoben; vgl. Mil. 101 qui est amor cultu optumus (vgl. dazu S. 41). v. 194: Mit dieser knappen Sentenz über die Vergänglichkeit alles Menschlichen leitet der Prologgott zur gegenwärtigen Krisensituation über. Man hat dies wohl mit Recht auf Menander zurückgeführt (z. B. Holzberg, Men. 57), bei dem Aspis 407 Sandb. vergleichbar ist (dies wieder ein Zitat aus Eur. fr. 661, 1 Kn.) οὐκ ἔστιν ὅστις πάντ’ ἀνὴρ εὐδαιμονεῖ; vgl. auch Capt. 304 fortuna humana fingit artatque ut lubet; Capt. 22 und Lindsay1, ad loc.; Curc. 189 nullum (nulli Hss.) homini est perpetuum bonum. v. 195 ff.: Studemund, Herst. 421, Anm. 4, vermisst hier eine Angabe analog zu Arg. v. 7 Lemnique natam spondet adulescentulo (dies scheint im erhaltenen Text erst v. 600 ff. auf); er nimmt daher, dies kaum mit Recht, Versausfall an. Immerhin hat schon Selenium (v. 100) gesagt, dass es sich um eine cognata Lemniensis des Alcesimarchus handelt. Ob wir es hier mit einer plautinischen Nachlässigkeit zu tun haben, oder ob ausnahmsweise auch Menander undeutlich blieb, sei dahingestellt. v. 196: iussit accersi eam domum] Es wird offenkundig vorausgesetzt, dass ein Sklave oder eine Sklavin dem Mädchen die Botschaft der Melaenis überbracht hat (dies wäre wohl vor den Beginn des Stückes zu verlegen). v. 197: haec sic res gesta est] Die Wortreihenfolge war analog zu v. 147 zu korrigieren. Die identische Formulierung könnte man vielleicht als metatheatralischen Hinweis auf die einander ergänzende Funktion der beiden Prologteile interpretieren. Zugleich ist es hier wie dort Abbruchsformel, vgl. Cas. 87 tantum est; eleganter Men. Dysk. 45 f. ταῦτ’ ἐστὶ τὰ κεφάλαια. v. 197 ff.: An die Stelle des üblichen „Programmes“ des Prologsprechers oder eines Hinweises auf seine Hilfe oder Mitwirkung (vgl. z. B. den Lar der Aulularia oder die Prologoi der Perikeiromene oder der Aspis) tritt hier – wie solches gelegentlich bei Pl. aufscheint, doch sonst nie mit derartigem Schwung, – eine patriotische Anrede ad spectatores, die in der konkreten Situation offensichtlich besonders aktuell war (zur Spielzeit der Cist. vgl. S. 40 ff.). Auf das Fehlen eines Hinweises auf die Hilfe der Gottheit für Selenium weist z. B. Raffaelli, Narr. 79 (= Eserc. 30), hin; immerhin sei diese Hilfe durch den Namen „Auxilium“ gleichsam implizit mitgegeben; Ludwig, Handl. 68 f., nimmt für das griechische Vorbild eine derartige Hilfe zumindest für Selenium an und wird damit wohl das Richtige treffen; vgl. besonders auch Sharrock, Com. 58 f., die dies mit den häufigen Segenswünschen der Prologi vergleicht. Für die Anrede an das Publikum (der Funktion nach zugleich ein Abschied, analog den letzten Worten der lena, v. 147 f.), vgl. besonders Cas. 87 f. (vermutlich eine Art „Zitat“ unserer Stelle): valete, bene rem gerite, vincite / virtute vera quod fecistis antidhac (vgl. auch Langen, Stud. 282, zur Echtheit unserer Stelle); Poen. 128 valete atque adiuvate, ut vos servet Salus; Rud. 82 valete, ut hostes vostri diffidant sibi; zum
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Abschied vom Publikum vgl. F. Stoessl, Prologos, RE ΧΧΙΙΙ 2 (1959) 2392 f.; valete scheint hier doppeldeutig zu stehen („lebt wohl“ / „seid erfolgreich“) wie Rud. 82, cit. Es sei besonders auf die Alliteration hingewiesen, die in diesen Paraenesen gleichsam konstitutiv zu sein scheint (für unsere Partie vgl. zu v. 199 ff.). v. 197 f.: Zu vincite / virtute vera vgl. Amph. 75 virtute dixit (Iupp.) vos victores vivere; Enn. trag. fr. 257 R.³ (254 J.) virum vera virtute vivere †animatum adiecit† (vgl. Jocelyn, ad loc.). Leigh, Rise 38, interpretiert schön: Die Römer haben die virtus vera, die sie von den Puniern unterscheidet, welche mit Tricks und Falschheit agieren. v. 198: quod fecistis antidhac] Zu antidhac vgl. v. 1; dieser Hinweis auf frühere Leistungen soll offenkundig motivierend wirken, ähnlich wie im sog. RufeHymnus (z. B. Aul. 396 si in re tali iam subvenisti antidhac). v. 199 ff.: Diese Partie ist reich an Klangfiguren, welche die Paränese unterstreichen sollen: v. 199 Alliterationen; 200 Paronomasie augete auxilia; 201 reiche Alliteration und Paronomasie (laudem et lauream); 202 sehr wirkungsvolle Alliteration und Paronomasie. In der „Aufforderung zur Tat“ stehen die Verba durchwegs am Beginn der Verse (v. 201 auch der Halbverse); das Schicksal der Gegner wird hingegen wirkungsvoll an das Ende gesetzt (poenas sufferant). Die Anrede gilt klarerweise den cives Romani (bene valete et vincite), die in den Legionen dienen. Sie sind auch für die Rettung der socii verantwortlich, die ihrerseits die auxilia zu stellen haben, welche klarerweise den leges Romanae unterworfen sind (v. 200). v. 199: servate vestros socios, veteres et novos ist vielleicht unter dem Aspekt der wechselnden „Besitzverhältnisse“ im Zweiten Punischen Krieg zu verstehen (eine burleske Anspielung auf die römischen socii findet sich möglicherweise Men. 134 avorti praedam ab hostibus nostrum salute socium); vgl. S. 41. v. 200: augete auxilia] Zwar meint Langen, Stud. 282, dieser Vers sei später eingeschoben worden; doch ist es immerhin eine mögliche Pointe, dass sich Auxilium zum Schutzpatron der auxilia aufwirft (so Ludwig, Handl. 54). vestris iustis legibus] Schwer ist die Entscheidung, ob man das vestris der Hss. halten (so z. B. Schoell und Lindsay) oder mit Ussing zu vestra ändern soll (auxilia vestra analog zu vestros socios bei chiastischer Anordnung) wie es u. a. Leo und de Melo getan haben. Denn vestris fügt sich wirklich gut zu iustis legibus (die Gesetze der Römer sollen helfen, neue socii zu gewinnen und damit zugleich die auxilia zu vergrößern); Rud. 724 findet sich vestris legibus; vgl. 1024; aequa lege steht z. B. Cist. 532; iustus selbst ist key-word der römischen Politik („bellum iustum“); bei Pl. ist vor allem Amph. 34 zu vergleichen: iuste ab iustis iustus sum orator datus. v. 201: perdĭtĕ perduelles] Hier liegt, freilich in der Lizenzstelle, Durchbrechung des Gesetzes vom „zerrissenen Anapäst“ vor (Gesetz von HermannLachmann); –ue– steht zudem in Synizese. Das altertümliche perduelles findet sich z. B. auch Amph. 250. 642; Mil. 222; Pseud. 583. 589. Das Wort steht nach
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dem ThlL X 1, 1292 f. in der Regel „in sermone grandiore“ und nicht über Cicero hinaus (die altertümlichen Formen werden in Analogie zu dem juristischen Terminus perduellio beibehalten). Später wird es (mit moralischem Nebensinn) wieder zum Leben erweckt (Tac. und Spätere; bei den Christen mit Bezug auf die Feinde Gottes). Alliteration findet sich z. B. auch Amph. 250 perduelles penetrant. parite laudem et lauream] Zu parere in dieser Bedeutung vgl. Merc. 72 pariet laetitiam labos; Truc. 527 magnum peperisti decus; vor allem Amph. 645 laude parta domum recipiat se; vgl. auch zu v. 161. Das Streben nach Klangfiguren beeinflusst gewiss die Wortreihenfolge. laurea steht nur hier bei Pl., auch sonst vor allem im Zusammenhang mit dem Triumph der Imperatoren (es findet sich auch metonymisch für den Triumph oder Sieg). Nach dem ThlL VII 2, 1057 f. findet es sich z. B. (mit vergleichbarer Paronomasie) in dem berüchtigten Cicerovers, carm. fr. 11 Bl. cedant arma togae, concedat laurea laudi. v. 202: ut] Das et der Hss. ist eine häufige Verwechslung (vgl. zu v. 179); die überlieferte parataktische Form wäre gewiss mehr als ungewöhnlich: Der Zweck der Paränese ist es ja auf die Zuseher Einfluss zu nehmen, d a mit die Punier ihrer Strafe zugeführt werden. Poeni poenas sufferant] poenas sufferre findet sich auch Amph. 1002; plagas sufferre Asin. 557; sonst vgl. Acc. fr. 17 R.³ poenas sufferam und fr. 486 (mit unsicherem Text). Zwierlein, Krit.4 244, spricht hier von einem „unplautinischen Namensspiel“.
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IV. Die Monodie des Alcesimarchus Zur Monodie, welche die Macht Amors zur Darstellung bringt, vgl. Pers. 1 ff. und Trin. 223 ff.; Burck, Mensch. 45 ff.; jetzt vor allem Stürner, Mon. 196 ff. Gli ed er u n g (nach Zagagi, Tradit. 68 ff.) I. II. III. IV. V. VI.
v. 203–205: Einleitung (Amor als εὑρετής der carnuficina; Anwendung ad personam) v. 206–210: Alcesimarchus, gefoltert auf dem „Rad der Liebe“ v. 211–213: Verlust bzw. völlige Verwirrung des animus v. 214–220: Amor ludificator v. 221–224: das „Schiff der Seele“ und Amor v. 225–228: kurze expositorische Passage
Alternativ zu dieser wohl überzeugendsten Gliederung sei die bei Flury, Lieb. 75 ff., zitiert (ähnlich Reis, Vorst. 237 f.): I. Amor als Folterknecht: Häufung der Verben (v. 203–208) II. völlige Auflösung der Person (jeweils eingeleitet mit ita: a) 209–211 b) 212–213 c) 214–220 III. Vergleich mit dem naufragium (v. 221–224) IV. Exposition (v. 225–228). Noch weniger überzeugend erscheinen die Gliederungen bei Crusius, Resp. 91 ff., sowie Braun, Cant. 88 f.; vgl. auch Leo, Cant. 26 f. Die oben angeführte Alternative ergibt sich aus der Ambivalenz von ita, das zumeist epiphonetisch (nachträglich zusammenfassend / erklärend; Blänsdorf, Ged. 90 ff.) steht, aber auch präparativ auf das Folgende bezogen sein kann (Lodge, Lex. I 861 f., wo der Gebrauch von ita „gesplittet“ wird: v. 212 wird es präparativ verstanden, v. 209/10 und 214/15 epiphonetisch). Wie man sieht, sind die maßgeblichen Interpreten hier verschiedener Ansicht, weil das ita in v. 209 zwar allem Anschein nach abschließend steht, die Verse 212 und 214 aber eher auf das Folgende bezogen erscheinen. Um die Einheitlichkeit der Partie zu bewahren, haben sich die Editoren (Leo, Lindsay, Questa; vgl. insbesondere auch Zagagi) auf epiphonetisches ita festgelegt, wie die jeweilige Interpunktion zeigt; immerhin betont auch Zagagi die Tatsache, dass es in den besagten zwei Versen (auch) vorbereitend steht. Für die Me tr i k vgl. den Metrorum conspectus; S. 305 f.
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Det ai l ko m me n tar v. 203–205: Die Verse sind für Fraenkel, Plaut. 11 (Elem. 10), ein Muster für die „komparative Gesprächseinleitung“, die er als speziell plautinisch ansieht. Dagegen weist Zagagi, Tradit. 71 ff., auf Parallelen auch bei Menander hin, wobei natürlich anstelle des plautinischen Canticum Sprechverse anzunehmen sind: so z. B. Perik. 532 ff.; [Men.] Pap. Antinoop. 15, 1 (p. 327 Sandb.). Griechisch, so Zagagi, sei vor allem das πρῶτος-εὑρετής-Motiv (primum ... commentum), das bei Pl. an sich nicht zu Hause sei (s. u. zu v. 203); auch sei die spezielle Form der Folterung, die Räderung, Ausdruck einer griechischen Foltermethode (vgl. zu v. 207). Andrerseits sei im Detail so manches plautinisch: so vor allem die Formulierung des Übertreffens mit supero antideo und der übertriebene Anklang an Sklavenstrafen wie crux und cruciatus, die bei Pl. gang und gäbe sind (dies wohl schon angesichts des hier bevorzugten Personals), während sie bei Menander fehlen. Zagagi, a. a. O., vermag aber für die Analogie zwischen Qualen der Liebe und Sklavenfoltern eine ganze Reihe von Parallelen aus der erotischen Literatur der Griechen beizubringen. v. 203: credo] Ein Bekenntnis eröffnet das Canticum, das ausdrücklich als Vermutung gekennzeichnet ist (Thamm 32 f.); vgl. Cas. 217 Omnibus rebus credo ego amorem et nitoribus nitidis antevenire. carnificinam bezeichnet die Tätigkeit des carnifex / carnufex (nur noch Capt. 132); der Henker selbst findet sich hingegen bei Pl. und Ter. immer wieder. primum ... commentum] Amor als πρῶτος εὑρετής ist ein griechisches Motiv (Zagagi, s. o.); dieses Motiv von der „Lobpreisung / Verdammung des ersten Erfinders“ findet sich bei Pl. ganz selten: Men. 451 qui illum di omnes perduint qui primus commentus est / contionem habere; Pers. 1 ff.; Traina 39 (zu Naev. com. fr. 19 R.³); zum Motiv vgl. Leo, Forsch. 151 ff. v. 204: Die merkwürdige Hypothese des Einganges wird anhand der eigenen Person belegt. Es liegt hier eine Art Kontamination von de me ... facio mit domi facio vor (dieses ist als Gegenpol zu ni foris quaeram vonnöten). Vgl. Cas. 224 hanc ego de me coniecturam domi facio magis quam ex auditis (Kellermann, Imit. 178, meint dazu, dass in Cas. eine „seltenere Wendung“ an die Stelle der „imitierten“ Partie getreten sei). domi] W. Abraham, Studia Plautina, NJPhP Suppl. 14 (1885) 198, konjiziert hier domo, analog Cic. Phil. 2, 26 ab alienis potius consilium peterent quam a suis et foris potius quam domo? Doch findet sich eben domi auch Cas., a. a. O., und ist wohl sprichwörtlich (nach Fraenkel, Plaut. 11 [Elem. 10], Anm. 4, stammt der Gegensatz domi ... foris aus der Umgangssprache); vgl. für die übertragene Bedeutung noch Mil. 191 ff. domi habet animum ... domi habet hortum. Zu ni foris quaeram (das foras in P ist schon von MS und E³ zu foris korrigiert) vgl. Asin. 319; Aul. 358 ne quaeras foris; Mil. 638; Hofmann, Gramm. 535 (Belege von ni statt ne bei Lodge, Lex. II 134).
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v. 205: qui hat hier jedenfalls eine kausale Nuance. supero [atque] antideo] Die Konjunktion wurde schon von Hermann, Elem. 396, getilgt (in der Form super antideo); Lindsay, zu Aul. 784, sammelt Belege für das Eindringen von atque (z. B. noch Capt. 658; Bacch. 1115); Sjögren, Cop. 105. Das Asyndeton bimembre steht als „sinonimia iperbolica“ (Traina 64); auch dies soll wohl die Grenzenlosigkeit des Leides ausdrücken. cruciabilitatibus animi] Dieses plautinische Hapax klingt wegen seiner Länge und seiner Volltonigkeit paratragisch (Traina 64); das übliche Wort wäre cruciamenta (das sich aber ebenso wenig in den Anapäst fügt wie cruciatus, das zudem bei Pl. immer im Sg. steht). Unser Substantiv ist nach cruciabilis (bei Pl. nur als Adverb: Pseud. 950) bzw. excruciabilis (Cist. 653) gebildet; dieses Adj. findet sich erst wieder später bei Apul. und Gell. (Flury, Lieb. 75, Anm. 24); geläufig ist ex– bzw. discrucior animi (Reis, Vorst. 50 f.); vgl. auch Kümmel, Selt. 353 f. v. 206–208: Hier hat man die Kaskade von Homioteleuta auf –or zu beachten (durchwegs Verbalformen), die auch Traina, For. 66, als singulär bezeichnet; dadurch werde, so Traina, auch der anapästische Rhythmus besonders unterstrichen (vgl. auch Flury, Lieb. 75 f., der zudem darauf hinweist, dass alle diese Verben bei Pl. nur hier in dieser Form aufscheinen). Nach Zagagi, Tradit. 74, wird durch diese singuläre ubertas sermonis (man kann auch von der Figur der congeries sprechen) das Leid des Alcesimarchus durch die Macht des Amor carnufex illustriert. Aus Menander kann sie nur Ansätze zu solchen Häufungen von Verba anführen (ibid., Anm. 36); eine erstaunliche Parallele fand sie bei dem späten Nicet. Eugen. II 92–96 (Tradit. 76, Anm. 44); vgl. auch Riedweg, Caecil. 150. v. 206 f.: Hier ist jedenfalls ein Wort zu streichen, wollen wir nicht eine Anomalie im anapästischen System annehmen (Questa, ad loc.; Boldrini, Anap. 23, Anm. 37, gegen S. Timpanaro, Maia 19 [1967] 409; Lindsay bevorzugt in seiner Edition die Folge an3, an2, an4). Der erste Anwärter scheint crucior zu sein (del. Fleckeisen, Anz. 30 f.; Leo, ad loc.: „post 205 sermonem debilitat“), obwohl es sich an sich in den Kontext fügt (auch Questa und Flury, Lieb. 75, Anm. 28, streichen dieses Wort); denn als generalisierender Begriff verträgt es sich nicht so recht mit den anderen, weit spezielleren Verba (gegen eine Streichung vehement Crusius, Resp. 91). Leo, Epist. 12, hatte hingegen miser getilgt (übernommen bei Zagagi, Tradit. 74), obwohl dadurch die Dihärese des anapästischen Vierhebers verloren geht, und obwohl miser besonders gut in den Kontext passt. Wirklich abzulehnen ist Spengels (Ref. 365) Streichung von amoris. v. 206: iactor scheint am ehesten mit Bezug auf die Gewalt des Meeres zu stehen (vgl. diverse Stellen aus dem Rudens) und könnte gleichsam einen Vorklang auf die Schiffsmetaphorik der Verse 221 ff. darstellen; für seelischen Schmerz vgl. [Verg.] cat. 9, 9 insuetis iactor curis; ThlL VII 1, 54, 55 ff.; Trin. 685 steht iactari etwa im Sinne von „sich Sorgen machen“; „sich quälen“ übersetzt Brix².
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crucior] Zur Streichung vgl. zu v. 206 f. Das Verb dürfte unter dem Einfluss von cruciabilitatibus eingedrungen sein. Zagagi, Tradit. 74, weist auf die zahlreichen Stellen hin, wo cruciare in Verbindung mit der Sklavenfolter steht (Anm. 37) sowie (Anm. 38) auf Partien, wo es für die „Liebesfolter“ eingesetzt wird: Cas. 276 ego discrucior miser amore; Mil. 1032. 1068; Ter. Eun. 383 f.; dies könnte vielleicht einen Regisseur / Schauspieler zur Einfügung veranlasst haben. agitor steht als Ausdruck des Quälens z. B. Curc. 239 te ... morbus agitat hepatarius; Aul. 631 quae te mala crux agitat (vgl. Stockert, ad loc.); Bacch. 584; Capt. 597 (te) ... pix atra agitet apud carnificem; vgl. ThlL I, 1331, 83 ff. stimulor] Auch die Misshandlung mit dem stimulus, dem Treibstachel, gehört zu den Sklavenstrafen (Asin. 548 werden stimuli neben lamminae crucesque compedesque genannt); vgl. Most. 55 ff.; Aul. 45 (zu einer alten Sklavin) stimulorum seges („Prügelsaatfeld“) u. a. Für die metonymische Verwendung vgl. Bacch. 1159 cor stimulo foditur; Truc. 853; für das Verb: Capt. 598 laruae stimulant virum; Acc. fr. 303 R.³ viden ut te inpietas stimulat nec moderat metus? und 512 R.³ stimulove meum cor?; Ter. Haut. 223 nunc me amicae dicta stimulant. v. 206 f.: versor in amoris rota] versare in Verbindung mit der Folter findet sich bei Pl. nur hier (v. 94 steht es wohl in einer kulinarischen Metapher; vgl. dort). Der Vergleich der Liebesqualen mit der Räderung ist im Lateinischen, wie Zagagi, Tradit. 75 f., zeigt, mehr als ungewöhnlich, fehlte doch diese Form der Folter im römischen Repertoire (RE s. v. rota). Im Griechischen hingegen ist ἐπὶ τροχοῦ στρεβλοῦν / στρεβλοῦσθαι d er terminus technicus für die Sklavenfolter (LSJ s. v. II 2 mit diversen Belegen; Cic. Tusc. V 24 weist auf das Fehlen dieser Institution in Rom hin; immerhin scheint der sog. eculeus vergleichbar zu sein). Aristoph. Lys. 845 f. wird die sexuelle Spannung mit einer Folter verglichen; χὡ τέτανος ὥσπερ ἐπὶ τροχοῦ στρεβλούμενον (vgl. Henderson, zur Stelle). Zagagi erwägt für das griechische Vorbild einen Vergleich mit Ixion auf dem Rad, den Pl. weggelassen hätte (Soph. Phil. 676 ff. wird das Leid des Philoktet mit dem Ixions verglichen). Für das Nebeneinander von verto / vorto etc. mit der rota vgl. noch das ganz anders gelagerte Bild Epid. 371 vorsutior es quam rota figuralis (Fantham, Im. 111). v. 207: exanimor steht in dieser Form nur hier bei Pl.; exanimatus findet sich hingegen im Frühlatein mehrfach als Ausdruck der Verwirrung und Verzweiflung (Reis, Vorst. 109 ff., interpretiert angesichts der Alternative „außer Atem gebracht“ [von anima] vs. „verzweifelt“ [von animus] hier mit „aus dem Häuschen sein [vor Liebe]“). Traina 64 meint, mit miser exanimor werde gleichsam eine Summe aus dem Vorangehenden gezogen; Flury, Lieb. 75, geht weiter und interpretiert es so, als fiele der Gefolterte in Ohnmacht; damit wäre das Bild von der Folter auf die Spitze getrieben. v. 208: Traina 64: „segue un secondo gruppo di verbi, legati non solo dall’ omeoteleuto, ma anche dalla figura etimologica (feror differor) e dall’ allitterazione del preverbo, per cui all’idea generica di moto violento e continuo (tre fre-
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quentativi nel primo gruppo) si aggiunge quella di una lacerazione in senso opposto (dis–: i tre verbi si succedono in climax, perchè traho dice in più lo sforzo, rapio la violenza)“; zur Paronomasie vgl. Epid. 118 differor, difflagitor. Thamm 33 stellt einen Bezug zu einem stürmischen Wind her, während Flury, Lieb. 76, meint, dass man hier zwischen den dis-Komposita kaum eine Differenzierung vornehmen könne. feror differor] Für feror finden sich vor allem Parallelen im Zusammenhang mit „reißenden Fluten“: Merc. 197 video med ad saxa ferri saevis fluctibus (hier metonymisch für die drohende Gefahr); Rud. 76. Vielleicht steht feror hier einfach nur präparativ auf sein Kompositum differor (Lodge, Lex. I 612, interpretiert es mit „torqueri“); in der Tragödie findet sich möglicherweise Vergleichbares bei Acc. fr. 450 R.³ amentia rapior ferorque. differor steht einerseits für das Reißende, Zerstörende allgemein z. B. Enn. trag. fr. 105 R.³ (117 f. J.) alia fluctus differt dissupat / visceratim membra; Trin. 833 (über die rasenden Meeresstürme) distraxissent disque tulissent … me; mit Bezug auf die Geburtswehen steht es Ter. Ad. 486 differor doloribus; vgl. auch Curc. 576 iam ego te faciam ut hic formicae frustillatim differant. Mit Bezug auf die Qualen der Liebe: Poen. 156 f. differor / cupidine eius; Mil. 1163; Turpil. fr. 109 R.³ desiderio differor; Prop. I 16, 48 alterna differor invidia; ThlL V 1, 1070, 13 ff.; vgl. Zagagi, Tradit. 74, Anm. 38. Man könnte hier, wie gesagt, auch Bezug auf den stürmischen Wind annehmen (mit Thamm 33); dazu vgl. Lucr. I 272; Verg. georg. III 197. distrahor] Man vergleiche (auch für diripior) die komparativische Einleitung Merc. 469 f.: Pentheum diripuisse aiunt Bacchas: nugas maxumas / fuisse credo praeut quo pacto ego divorsus distrahor; Enk, ad loc., verweist auf Ter. Andr. 260 tot me inpediunt curae, quae meum animum divorsae trahunt und weitere Parallelen. Bezug auf die Folterung scheint vorzuliegen, wie auch Probus, apud Serv. ad ecl. 6, 76 zeigt: qui fertur et raptatur et huc et illuc distrahitur, vexari proprie dicitur; vgl. auch Sen. epist. 78, 14 in eculeum (ein dem griechischen „Rad“ vergleichbares Folterinstrument) impositi non sic distrahuntur (auch dort mit Bezug auf heftige Emotionen). ThlL V 2, 1541,15 ff. bringt Belege, welche zeigen, dass das Verb speziell für die Vierteilung und das Zerreißen von Gliedern verwendet wird: Curc. 237 pulmones distrahuntur; Verg. Aen. VII 767 (Hippolytus ...) turbatis distractus equis; Sen. epist. 14, 5 distracta in diversum actis curribus membra; vgl. auch Pacuv. fr. 159 R.³ (94 Schierl) fatigans artus torto distraham. diripior] Vgl. Merc. 469 f. (s. o.); Thamm 33 meint, auch dieses Verb werde wie differre für den Wolken vertreibenden Wind verwendet (dies würde sich gut zu v. 209/10 fügen); doch reicht Stat. Theb. V 366 f. lacerant cava nubila venti / diripiuntque fretum als Beleg dafür nicht aus. v. 209 f.: ita habe ich hier aus Gründen der Gliederung als Epiphonem aufgefasst (vgl. Zagagi, Tradit. 69) und nicht präparativ wie Reis, Vorst. 237 ff., der es als Einleitung zu v. 211 f. versteht (näher läge dies für das ita in v. 212 und 214
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f.); so auch Flury, Lieb. 76, während die Editoren (Leo, Lindsay, Traina, Questa) auch dieses ita epiphonetisch auffassen; vgl. dazu oben, S.148. nubilam mentem animi ist zum einen Ausdruck für die seelische Verstörung, zum anderen könnte aber auch die wörtliche Bedeutung („umwölkt“) mit hineinspielen und das Bild vom „stürmischen Wind“ (Thamm 33) fortgeführt sein. nubilus findet sich nur hier bei Pl., 1 mal Enn., trag. XXXIV J. (im Komm.) nubila tenebris loca; vgl. auch Stat. Theb. III 230 hac nubilus ira; Apul. apol. 50 repentino mentis nubilo; Traina 64 verweist u. a. noch auf nubila mens bei Boeth. cons. I 7, 29. Zur Verbindung von mens und animus vgl. Reis, Vorst. 173 f. Unsere Wendung gehört gewiss dem hochpoetischen Stil an: vgl. bei Pl. noch Epid. 530 pavor territat mentem animi (ebenfalls im Canticum); Lucr. z. B. III 615 animi … mens consiliumque; Catull. 65, 4. Daneben findet sich auch gekoppeltes mens atque animus; Ter. Andr. 164 mala mens, malus animus. mens bildet jedenfalls einen Teil des animus (Cic. rep. II 67 quae pars animi mens vocatur). Traina 164 erklärt dies richtig so, dass animus Seele / Geist als Gesamtheit umfasst, mens speziell die intellektuelle Fähigkeit bedeutet. v. 211/12: zum Text: Die Umstellung zu non sŭm ĭbi animust (Leo, Cant. 26, Anm. 3; erwogen auch von Questa) ist möglicherweise richtig. Immerhin ist in dem Langvers 211/12 (ubi sum ... ingenia) auch die überlieferte syllaba anceps in der Mitteldihärese legitim. Die Umstellung des überlieferten ingenia sunt (Hermann, apud Goetz-Schoell, praef. VII; Spengel, Ref. 365) ist hingegen unumgänglich (P hat hier den „ordo simplex“ hergestellt). Andere Versuche bei Schoell in der kritischen Appendix; Seyffert, apud Goetz-Schoell, praef. VII, vermutet ita mi omnia ingenia sunt. Die Worte von v. 211/12 sind gleichsam in 209/10 vorbereitet, wie immer man die Einschnitte ansetzt (auch Zagagi, Tradit. 78, meint, durch v. 210 wurde die Beschreibung von Alcesimarchus’ verstörtem Sinn in 211/12 vorbereitet). Man kann die Stelle mit Zagagi, Tradit. 79, so erklären, dass der Jüngling durch seine enge Bindung an Selenium und seine Trennung von ihr gleichsam eine „gespaltene Persönlichkeit“ wird: er und sein animus sind an verschiedenen Orten, unfähig, sich wieder zu vereinigen. Vgl. Merc. 588 f. sumne ego homo miser, qui nusquam bene queo quiescere? / Si domi sum, foris est animus, sin foris sum, animus domi est (auch dort ein Jüngling, der vor Angst, die Geliebte zu verlieren, außer sich ist); es wird hier jedenfalls ein Zustand großer Verwirrung, Beunruhigung und Unrast angedeutet (Reis, Vorst. 7). Die Wendung animus in aliqua re (alic-ubi) est findet sich noch sechs Mal bei Pl. und zweimal bei Terenz; z. B. Aul. 181; Pseud. 34 istic meus animus nunc est; Pers. 709; Ter. Eun. 816 animus est in patinis (vgl. Zagagi, Tradit. 78). Parallelen finden sich im Griechischen am ehesten in der Alten Komödie: Aristoph. Ach. 398 ff.; Vesp. 92 f.; Equ. 79; Pax 669; Alex. fr. 279, 4 K-A. ὁ νοῦς γάρ ἐστι τῆς τραπέζης πλησίον (vgl. Arnott, zur Stelle). In Frage käme auch νοῦν ἔχειν πρός τι / τινα; LSJ, s. v. νόος 2 b, bringt vergleichbare Stellen. Bei aller Selbständigkeit der römischen Konzeption kann also griechischer Einfluss nicht ausgeschlossen werden. Ver-
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wandt ist auch der plautinische Gedanke (so Flury, Lieb. 31 f.), dass Liebe Hingabe des eigenen animus bedeutet (z. B. Truc. 866 esse alibi iam animum tuum; Asin. 141 amans ego animum meum isti dedi). ita mi omnia sunt ingenia] „Thus I have all characters“ Zagagi, Tradit. 79, die omnia ingenia mit den decem animi in Merc. 345 vergleicht (ita animi decem in pectore incerti certant). Ein anderer Aspekt desselben Zustandes findet sich dann in v. 213 quod lubet etc. Nimmt man hier – wie es hier vorgezogen wird – epiphonetisches ita an, ist für den Plural ingenia eine besondere Nuance anzunehmen: „So steht es mit allen Teilen meines Wesens (meinen Wesenszügen): sie sind nicht hier, sondern bei ihr“. Übrigens weist ingenia nach dem ThlL VII 1, 1527, 9 ff. (de temporariis animi motibus) kaum je die Bedeutung „Gemütsbewegungen“ auf. Leichter täte man sich wohl mit präparativem ita (vgl. S. 148): „Derart ist (im Augenblick) mein gesamtes Wesen (poetischer Plural?): Was ich will, will ich gleich anschließend nicht mehr“. v. 213–215: Wir müssen entweder nach continuo Hiat und damit Durchbrechung der Synaphie im System annehmen oder (so Questa, krit. App.) cōntĭnŭo ĭtă / mĕ Amor (bzw. med Amor) etc. skandieren. v. 213 ist doch wohl so zu interpretieren, dass Alc. aufgrund seines derzeitigen Zustandes (der in v. 211 f. ausgedrückt wurde) raschen (continuo!) Stimmungsumschwüngen unterliegt. Zagagi, Tradit. 79, interpretiert es hingegen so, dass die Wünsche eines Tei le s des Alces. sofort von einem anderen Teil wieder abgelehnt werden; doch weist der Ausdruck auf die Persönlichkeit als Ganzes hin, wie auch Merc. 348 f. dum servi mei perplacet mi consilium / dum rusum haud placet. Man hat dafür auch Enn. trag. fr. 189 f. R.³ (200 f. J.) (Iphig.) verglichen, wo aber das unschlüssige Hin- und Herwandern der Soldaten Ausdruck des Müßigganges des Heeres in Aulis ist: imus huc, hinc illuc: quom illuc ventum est, ire illinc lubet: incerte errat animus: vgl. Enn. trag. fr. 360 R.³ (inc. 336 J.). v. 214/15: All dies geschieht unter dem Einfluss Amors, dessen Tätigkeit nicht nur im „Quälen“ besteht (amoris rota), sondern auch im ludificare („zum Narren halten“), und daraus resultiert die totale Erschöpfung der Seele, die lassitudo animi. ludificare fand sich übrigens nicht in vergleichbaren Kontexten (anders Cist. 501 ludificari filiam; Poen. 548 wird das Verb für einen leno verwendet, der einen Jungen zum besten hält). lassum animi] Zum Genetiv vgl. Bennett, Synt. II 85; Hofmann, Gramm. 75, zum Genetiv des Sachbetreffs mit Diskussion der Systematik; Reis, Vorst. 49; Ter. Andr. 304 lassus, cura confectus stupet (scil. animus). v. 216 f.: Die ludificatio animi wird mit einer neuen Reihe fortgeführt (vgl. 217a deludit). Was zuerst von der Perspektive des Sprechers / Sängers her betrachtet wurde, wird nun unter dem Aspekt der widersprüchlichen Einflüsse Amors gesehen. Auch hier spricht der Sinn eher für präparatives ita in v. 214 (vgl. zu v. 212 und S. 148). In v. 216 wird die Widersprüchlichkeit der Antriebe / Impulse mittels Verben formuliert: „Das Hin und Her wird durch die Paare fugat
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agit einerseits, appetit raptat (retinet) andrerseits sinnfällig gemacht“ (Thamm 34); doch laufen die alliterierenden Paare der Gliederung hier zuwider. Traina 64 spricht hier vorsichtig von einer Art „Katz- und Maus-Spiel“. v. 217: lactat largitur gehört (dies gegen Thamm 34 ) schon durch die Klangfigur zusammen (zur Überbrückung der Dihärese im anapästischen System vgl. v. 224 ff.); lacto steht bei Pl. nur hier (und hier als Konjektur); für dieses verbum intensivum zu lacio „ködern“ vgl. Ter. Andr. 648. 912 eorum animos lactas (jeweils in erotischen Kontexten). Vgl. vor allem auch Caec. fr. 91 R.³ quae te lactat largitas (vgl. Livan, Caec. 89 f.). Das Verb scheint an sich in der Tragödie zu Hause zu sein: Pacuv. fr. 211 R.³ (149 Schierl) Ne porro te error, qui nunc lactat, maceret; fr. 241 f. R.³ (184 Schierl) num me lactans calvitur / aetas; Acc. fr. 66 R.³ tanta (fata Hss.) ut … lactans vanans protrahas und fr. 414 R.³ nisi ut astu ingenium lingua laudem et dictis lactem lenibus. quod dat non dat; deludit schließt direkt an largitur an: die Geschenke dienen nur dazu, den Liebhaber anzulocken (?); das Geben dient letztlich nur der Frustration. Hier könnte man quod zusammen mit deludit als Glossem streichen (so Leo, Epist. 12 [nicht aber in der Edition]; Zagagi, Tradit. 80); damit würden die antithetischen Paare fortgesetzt. In der überlieferten Fassung (die in den maßgeblichen Editionen gehalten wird; vgl. auch Boldrini, Anap. 34 f.) wird der Schlusswendung der Partie, v. 218–220, gleichsam präludiert. v. 218–220 wird die Wankelmütigkeit Amors bzw. des Verliebten nochmals aus anderer Perspektive ausgeführt: von einem Augenblick zum anderen (modo) kommt es zum Sinneswandel. Für diese ambivalente Natur des Eros / Amor vermag Zagagi, Tradit. 81, Anm. 65, nur auf diverse Partien der späteren griechischen Lyrik zu verweisen, sowie, dies besonders eindrucksvoll, auf Plut. fr. 136 (VII 83 f. Sandb.). Trotz der anderen Akzente jener Partie könnte man Trin. 670 vergleichen (in einer Persiflage des Wesens Amors): minus placet magis quod suadetur, quod dissuadetur, placet; (vgl. dort auch v. 672; del. Bergk, Leo); eine ähnliche Antithese findet sich auch Merc. 854 ff. v. 218: Hier ist, analog zu v. 220, aber auch 213 zu ergänzen (so Reiz; vgl. Müller, Pros. 370). Verzichtet man auf die Ergänzung von , ergäbe sich ein weiterer katalektischer Vierheber, auch metrisch weniger befriedigend. v. 219/20: Für ostentat im Sinne von suadet (dies ergibt sich aus dem Sinn der Antithesen) findet sich im ThlL IX, 1145, 43 ff. keine wirkliche Parallele: Cic. Cluent. 22 z. B. hat es die verwandte Bedeutung „in Aussicht stellen“ (recuperandi fili spes ... ostentata); in diesem Sinne steht es häufiger. v. 221–224: Vor dem Übergang zur expositorischen Partie (v. 225 ff.) folgt noch das Bild von Amor, der den liebenden animus auf dem Meer der Liebe scheitern lässt (Reis, Vorst. 238; Flury, Lieb. 77; Zagagi, Tradit. 81 ff.) v. 221: maritumis] Das Adj. findet sich 6 mal bei Pl. (nach Zwierlein, Krit.4 236, sind alle diese Partien unecht; er betont, dass nach ThlL VIII 399, 79 ff. das Adj. nach Pl. nur ganz sporadisch in der Dichtung aufscheine und ein prosaisches Wort sei). Der Prokeleusmatiker ist im anapästischen Canticum nicht besonders
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auffällig (Questa, ad loc., verweist auf Bacch. 1098 und 1205). maritumis moribus scheint nach dem Ausweis des ThlL VIII 401, 69 f. singulär zu sein. mecum experitur] Das überlieferte expetitur wird schon in S, G und E³ (in marg.) zu experitur geändert. Die Überlieferung wird z. B. von Lindsay gehalten, obwohl sich der Sinn „ich werde (von ihm) attackiert“, die nächstliegende Bedeutung von expetere, mit mecum nicht verträgt, während experiri cum geläufig ist (Poen. 1408 non experiar tecum; Bacch. 1167 f.; ThlL V 2, 1670, 76 ff.). Zu dieser Verwendung von cum vgl. Langen, Beitr. 241 f., der in experiri cum einen ursprünglich juristischen Terminus erkennen will „durch Verhandlung mit jemandem sein Recht suchen“. experĭtur impliziert freilich eine metrische Härte: IK der Tonika von experītur, oder man nimmt hier konsonant. Konjugation des Verbs an (so F. Skutsch, bei Pradel, Praep. 515, Anm. 3: Asin. 247 erwägt er den Infinitiv experi [Danese, ad loc.: sine exemplo]); so auch Jacobsohn, Quaest. 36, Anm. 2. Schoell, krit. Append., meint, es könnte hinter der Überlieferung ein Verb stecken, das eine nautische Metapher implizieren würde. v. 222: „(Amor) lässt meinen liebenden animus scheitern“ (Flury, Lieb. 77, der auf die Inkonsequenz hinweist, dass das „Schiff“ ja letztlich nicht untergeht); vielleicht hat Pl. hier ein menandrisches Bild nicht genau wiedergegeben: Men. fr. 420 K-A. verwendet ein Verliebter diese Metaphorik im Monolog. Zagagi, Tradit. 81 ff., ist hingegen davon überzeugt, dass dieser Teil des Canticums plautinisch ist (doch stehe der Dichter irgendwie in der Tradition der hellenistischen Liebeselegie; vgl. auch Burck, Mensch. 59 und Anm. 51). Für frangere vom Schiffsbruch vgl. Trin. 836 procellae infensae frangere malum; Rud. 505, Most. 740. Für den Vermögensverlust wird frangere verwendet Pers. 655 (Woytek, zur Stelle); die Metaphorik unserer Stelle findet bei Pl. selbst keine Parallele. v. 223: nisi quia hat nach Langen, Beitr. 59, nur hier die einschränkende Bedeutung von nisi quod; sonst bedeutet es den vollen Gegensatz zur vorangehenden Behauptung: e. g. Pseud. 106 f. atque id futurum unde dicam nescio: nisi quia futurum est. non eo pessum] Der Vergleich mit dem „scheiternden Schiff“ wird mit leichter Unschärfe fortgeführt; zur Wendung vgl. Aul. 598 (Stockert, ad loc.). Wachter, Cock. 372, betont, dass sonst immer pessum abeo steht; die Wendung mit dem Simplex scheine der gehobenen Sprache anzugehören. Traina 65 weist auf die Ironie hin, die darin liege, dass sich Alc. in Kürze selbst entleiben will. v. 224: mihĭ ulla abest ist mit prosodischem Hiat zu lesen (vgl. v. 154 mihĭ Auxilio). Es liegt nahe, Lindsays (Var. 131 f.) nulla zu akzeptieren (so schon die „Codices Langiani“, apud Sambucum 834); zur abundanten Negation vgl. Lindsay, Synt. 131; Aul. 125 (Stockert, ad loc.); Müller, Pros. 86, erwägt ulla. perdito permities] Vgl. Asin. 133 perlecebrae, permities, Men. 343 si pellexerunt (per-?), perditum amittunt domum. Obwohl permities mit perimere nach Walde, Etym. II 289, nichts zu tun hat, könnte der Dichter hier doch einen
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Zusammenhang gefühlt haben; zum Nebeneinander mit pernicies vgl. Wachter, Cock. 376 f. v. 225 f.: ita gibt epiphonetisch die Ursache des „Unterganges“ an: sein Vater habe ihn 6 Tage lang auf das Land verbannt (hos dies sex ... continuos; vgl. v. 230 nudius sextus); für diesen „Handlungszug“ vgl. Bacch. 899, Merc. 61 ff.; Truc. 645; Cic. off. III 112 und Dyck zur Stelle; zur Opposition Stadt – Land vgl. Leigh, Rise 132 ff. v. 227–228/29 werden wohl mit Spengel, Ref. 365, O. Skutsch, Pros. 25, und Questa als 2 anapästische Vierheber (im System) zu lesen sein. Am Ende eines Liedes wäre eine Katalexe zwar angezeigt, wenn auch nicht unabdingbar nötig (O. Skutsch), doch scheinen diese vier Expositionsverse ohnehin kaum als Ende des Liedes geeignet. Auch nudius sextus (v. 230) würde sich allenfalls in das anapästische Canticum fügen. Alternativ dazu (so Leo) könnte man nach visere eine kleine Lücke ansetzen und estne ... memoratu als katalektischen Vierheber auffassen; visere misero (Schoell) könnte einen Zweiheber vor der Klausel bilden (vgl. v. 217a). Eine Härte stellt bei unserem Text (so Questa, ad loc.) die IK visĕre ĕstne dar; Müller, Pros. 418, konjiziert neque licitum intereast visere amicam; estne hoc miserum memoratu?
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C. Kommentar
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.) Zur Anordnung der im Ambrosianus erhaltenen Blätter L it er at u r : Studemund, Apographum (passim) und Herstellung 419 ff. (mit Anmerkungen auch des Redaktors O. Seyffert); Leo, Palim.; W. Süss, Nochmals 107 ff.; Schoell, praef. XVII ff.).
Aus jenen Blättern der in den Palatini verlorenen Partie, welche die Cist. enthielten, sind im Palimpsest 4 Blattpaare erhalten: die fol. 235 und 238 (= pp. 297 f. + 299 f. der ma. Hs.); fol. 241 und 248 (= pp. 309 f. + 323 f.); fol. 242 und 247 (= pp. 321 f. + 311 f.); fol. 244? und 245? (= pp. 197 f. + 203 f.). Mit dem letzten Blatt der Quaternio XXXI der Pl.-Hs. (fol. 248), wo P schon wieder eingesetzt hat, hängt, wie C. E. Geppert bezeugt (Über den Codex Ambrosianus und seinen Einfluss auf die Plautinische Kritik, Leipzig 1847), das Blatt 241 zusammen (das also das erste Blatt dieser Quaternio bildete); fol. 247 geht dem in P erhaltenen Teil fast unmittelbar voraus (also Quat. XXXI 7) und hängt mit fol. 242 zusammen (das also XXXI 2 bildete). Die beiden anderen Paare sind schwerer einzuordnen; sie könnten an sich zu Quat. XXX oder XXXI gehört haben. Bei fol. 235 und 238 (pp. 297 f. + 299 f.), deren Zugehörigkeit zur Quat. XXX sich aus ihrem Inhalt mit Sicherheit ergibt, kann man an sich nicht sicher sagen, welches Blatt vorausging. Studemund identifiziert die beiden Blätter mit großer Wahrscheinlichkeit als das 3. und das 6. Blatt dieser Lage; für die Blätter 244 und 245 kommt er trotz der geringen Reste auf Quat. XXXI und hier wieder auf die beiden Mittelblätter XXXI 4 und 5. Für die beiden uns vorerst interessierenden Blätter der Quat. XXX betont Studemund, Herst. 423, dass fol. 235 (d. i. die Szene v. 233 ff.) vorausgeht, weil hier nur allgemein der Zorn der Selenium vorausgesetzt wird, während im fol. 238 (v. 251 ff.) bereits vom Zorn der Mutter die Rede sei (Ich würde dies dahingehend modifizieren, dass v. 233 ff. die Verstimmung des Mädchens vorausgesetzt ist, während der Junge in v. 283 ff. bereits [durch Gymnasium] vom Fortgehen Seleniums informiert worden ist). Vor dem Einsatz von A (also nach v. 228/29) nimmt Studemund, und dies ergibt auch meine Berechnung, eine Lücke von etwa 110 Versen an, während Süss, Nochmals 107 f., knapp 100 Verse errechnet. Zuerst stand hier noch der Schluss des Canticums. Anschließend, also vor der erhaltenen Szene mit dem Sklaven, sollte Alcesimarchus die erste Nachricht erhalten haben: Studemund denkt an den atriensis seines Hauses (ich würde eher an eine vage Nachricht durch den Mund seines eigenen Sklaven denken, der jetzt irgendwann hinzutritt). Nicht darf man bereits hier Gymnasium ins Spiel bringen, deren Aufgabe es ja dann ist, die Nachricht vom Weggehen des Mädchens zu überbringen.
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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Det ai l ko m me n tar v. 230: nudius sextus] Bei Pl. steht immer wieder nudius tertius (= vorgestern) etc. Diese im Gloss. Plaut. (III 58 GLK) aus der Cist. erhaltene Glosse wurde von Studemund, Herst. 422 (Anm.), wohl richtig an dieser Stelle eingeordnet (vgl. alle Editoren sowie Süss, Nochmals 106); vgl. v. 225 f. ita pater apud villam detinuit / me hos dies sex. Im Glossar steht das Wort als erstes von drei Adverbia aus der Cist. (für die beiden anderen, summatim und benigniter, vgl. fr. inc. sed. II und III). v. 231 ff.: Alcesimarchus fordert seinen Sklaven auf, ein facinus strenuum zu riskieren (ähnlich Poen. 308; zur Einordnung der Verse 231 f. vgl. anschließend). Dieser bleibt misstrauisch und fragt zuerst nach, worum es denn gehe. Darauf erhält er die Antwort, er solle seinen Herrn ausgiebig beschimpfen (mala multa dici mi volo, v. 233), weil dieser noch lebe. Der Sklave sichert sich zuerst ab, dass es keine Schläge für ihn setzen werde, und reagiert dann auf die Selbstbeschuldigungen des Herrn mit der Verhängung immer härterer Strafen; dieses Spiel artet ins Skurrile aus und findet mit dem Vorschlag in v. 249 f. seinen Höhepunkt, wo der Junge den Rat erhält, er solle sich aufhängen, um Selenium zu versöhnen. Ein vergleichbares „Spiel im Spiel“ findet sich Poen. 145 ff.; auch dort liegt das Motiv des „Rollentausches“ vor, das vor allem aus den „Fröschen“ des Aristophanes geläufig ist (Süss, Nochmals 109). Hier zeigt sich besonders gut die Improvisationskunst des Pl., der immer wieder Szenen mit dominierenden Sklaven entwirft (Poen. 142 ff.; Cas. 726 ff.; Asin. 685 ff.), während solches dem Menander anscheinend fremd ist. Zagagi, Dial. 312 ff., plädiert hier also nicht ohne Grund für die Dialogisierung eines menandrischen („inneren“) Monologes durch Pl., für welchen sie vor allem den Monolog des Charisios in den „Epitrepontes“ (vgl. auch Ter. Phorm. 465 ff., dies nach Apollodoros’ Epidikazomenos) als Parallele anführt. Die Alternative zu einem derartigen Szenario ist nach Zagagi, Dial. 315, die Annahme einer rein plautinischen Szene, die der Sarsinate in die menandrische Struktur eingefügt hätte (vgl. auch Zagagi, Impr. 75 f.). Mit dieser Umformung in einen Dialog könnte Pl. – so Zagagi – Vorläufer des terenzischen Usus sein, freilich mit anderer Intention: die Umgestaltung dient, so diese Hypothese stimmt, insbesondere der Steigerung der Komik. v. 231 f.: Diese beiden Verse werden von Gellius zitiert (VI 7, 3), der sich auf eine Diskussion um die Betonung von affatim bezieht (Probus soll die Verse als Beleg für die Betonung áffatim angeführt haben). Möglicherweise hat Süss, Nochmals 108, recht, wenn er die Verse (mit Thierfelder, per litteras) als Einleitung zu dem Dialog zwischen dem Herrn und dem Sklaven ansieht, und sie unmittelbar vor v. 233 stellt. Leo, Palim. 203, betont zwar, dass vor v. 233 eine Aufforderung zu erwarten wäre, die nicht voll verstanden wurde. Doch wäre es auch denkbar, dass sich die Worte auf die Frage des Verses 231 beziehen und
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C. Kommentar
Alcesimarchus jetzt das facinus strenuum nennt, das er vom Sklaven erwartet (Süss, Nochmals 108, mit Thierfelder). v. 231: potine (nur hier mit dreisilbiger Messung: Wachter, Cock. 372) steht hier ausnahmsweise im Sinne von potes-ne. Gemäß der Mehrzahl der Belege wäre potine (= potisne est) (ut tu) … facias zu erwarten. Vgl. Duckworth, zu Epid. 63 potin molestus ne sies (= potisne est). Vgl. aber auch Poen. 309 potesne mi auscultare?. facinus facere steht in der traditionellen alliterierenden figura etymologica, als Gegenstück zu aliorum affatim est. affatim] „bis zur Sattheit“; zur Bildung vgl. Hofmann, Gramm. 47 (über die Zusammenrückung aus Fällen wie Poen. 534 edas ... usque ad fatim); zum Teilungsgenetiv vgl. Hofmann, Gramm. 52, und Men. 457 adfatim est hominum in dies qui singulas escas edint. v. 232: Der Sklave „riecht den Braten“ und verzichtet vorerst auf das facinus strenuum, das ihn als vir fortis qualifizieren würde (in den Augen der Menschen: perhiberi). v. 233: A bietet hier, leicht korrumpiert, sed quid istumnami l i a dici (daher adigi Schoell). Vor dici ergibt sich, wie Leo (Palim. 202) feststellt, ein multa, vor diesem wieder etwa ein sed quid istu mala multa (statt des N also ein AL). Paläographisch gleichwertig wäre mala milia (dies aber ohne Parallelen bei Pl.). Zu mala multa in derartigen Kontexten vergleicht Leo u. a. Pseud. 359 ingere mala multa (dies als Einleitung der Beschimpfung des Kupplers); Bacch. 875 atque ut tibi mala multa ingeram. Eingangs wird man am ehesten mit Leo sed quid istuc? # schreiben; dies bedeutet, wie Bach, Pron. 221, bemerkt „id quod tu dixisti“; vgl. v. 779 sed quid istuc est „Was willst du damit sagen?“; Bacch. 583 quid istuc? quae istaec est pulsatio?; Epid. 50; Mil. 1306; Truc. 394 (in den meisten Belegen außer Cist. 779 schließt noch eine zweite Frage an). Leo erwägt als Alternative quid istic? (Adv.), wie es Merc. 1004 heißt: quid istic? non resciscet (scil. uxor). Enk, ad loc., erklärt dies richtig mit „sc. dicam; est aegre concedentis“ (sic Donatus, ad Ter. Eun. 388; Bach, Pron. 269: fere est ‘quid de ea re multa loquor?’); vgl. außerdem noch Poen. 1225; Rud. 1331; Trin. 573. v. 233 f.: Die Erklärung von qua gratia? mit quia vivo ist hier wohl (halb) wörtlich zu verstehen: Alces. verdient sich Schelte, weil er sich nicht umgebracht hat (dies findet dann Anschluss in der Aufforderung seitens des Sklaven in v. 250, die sicher auch nicht beim Wort zu nehmen ist, siehe zu v. 231 ff.). Schoell, krit. Append. zu Most. 10 f. (cur me verberas? # quia vivis), weist auf Verwandtes hin; davon ist Cas. 227 gewiss nicht voll vergleichbar (sed uxor me excruciat quia vivit stellt den Topos vom Todeswunsch für die Ehefrau dar). Analog ist hingegen die Situation in Merc. 471 cur ego vivo? cur non morior? Verwandt ist auch die Metaphorik aus der Liebessprache vom „Leben“ als „Glück in der Liebe“ und vom „Tod“ als „Unglück in Liebesdingen“ (Pseud. 96 quid fles, cucule? vives; vergleichbar sind Fälle wie Pseud. 311 ilico vixit amator, ubi lenoni
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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supplicat, wo neben dem „Unglück in der Liebe“ auch der finanzielle Ruin angesprochen wird). Vgl. auch v. 645, wo der Junge zu Selenium sagt: tu nunc ... sola me ut vivam facis. v. 234 f.: Der Sklave geht vorerst, vorsichtig sondierend, auf den Wunsch des Herrn ein, sichert sich aber in v. 235 nochmals ab, da er glaubt, andernfalls Prügel auszufassen; vgl. Poen. 135 ff., wo Milphio vergleichbare Erfahrungen beklagt, Agorastocles diese mit seinen Liebesnöten entschuldigt, sich dann aber neuerlich nicht an sein Versprechen hält. v. 235: at enim steht nach Seyffert, Herst. 426, Anm. 11, im plautinischen Dialog immer im Gegensatz zu einer vorangehenden Äußerung des Partners; vgl. v. 739; Most. 922 at enim ne quid captioni mihi sit, si dederim tibi; Bacch. 993. ne tu exponas pugnos tuos] „Aber dass du dann nicht deine Fäuste einsetzst …“. Der ThlL V 2, 1761, 1 erklärt dies mit „scil. (pugnos) mihi impingendos“ und verweist auf Sen. contr. II 5, 1 iam exposita tormenta sunt; es heißt copias exponere, praemia exponere „in Aussicht stellen“ u. a.; doch gibt es zu unserem Text keinen wirklich vergleichbaren Beleg (vgl. auch de Melo, Early 115 f.); trotzdem hält auch Lindsay die Überlieferung, Leo, Palim. 203, konjiziert hingegen, paläographisch genial, pugno os metuo „ich fürchte, du möchtest mir das Gesicht mit deiner Faust außer Aktion setzen“, ähnlich wie Cas. 853 (die rabiate „Casina“) paene exposivit cubito („she has laid me out“ MacCary-Willcock, ad loc.) oder Truc. 659 nunc ego istos mundulos urbanos amasios hoc ictu exponam. Für os in derartigen Kontexten vgl. Cas. 412. 931; Amph. 318. Allenfalls könnte man aber auch in Abwandlung von Leos Vermutung at enim ne tu exponas pugno tuo etc. schreiben (me wäre ausgefallen, das fehlende Objekt führte zur Änderung von pugno tuo in den Akk. Plur.); denn „das Gesicht mit der Faust zu Fall bringen“ erscheint ja doch etwas merkwürdig (allenfalls könnte man pugno auch als Dativ auffassen: „der Faust aussetzen“). Nicht ganz ausschließen möchte ich auch Redslobs (RecCis. 1219) exporgas; im ThlL V 2, 1767 finden sich aber keine brauchbaren Parallelen. in imperio meo] Leo, ad loc.: „cum te pro servo, me pro ero futurum dixeris“. Für die Metapher vom imperium eines Subalternen vgl. Mil. 611 facilest imperium in bonis; 1197. In der Regel steht bei dieser Wendung der (reine) Abl. modi: Amph. 191 f. expugnatum oppidum est imperio atque auspicio eri mei (vgl. 196). Zum Sinn vgl. Poen. 358 sed vide sis, ne tu oratorem hunc pugnis pectas postea. v. 236: Der Herr sichert dem Sklaven Straffreiheit zu (Eide spielen im Leben des Alces. eine besondere Rolle; vgl. sein Eheversprechen, v. 98 f. und 469 f.). v. 237: Die Überlieferung ist hier an zwei Stellen fraglich bzw. korrupt: (1) eo mit anschließendem Sprecherwechsel (hier ist wohl aus Studemunds Alternativen mit Leo tot zu wählen); das in A am ehesten überlieferte eo # qui ab amica könnte aber auch mit Seyffert zu eo, quia ab amica korrigiert werden (Herst. 426, Anm. 11); (2) am Versende ist zwar dies statt pies möglich (A), nicht aber audirem, das etwas wie potuerim verdrängt haben muss (so Leo, gefolgt von Lindsay, Rau und de Melo. Leo, Palim. 202, Anm., betont mit Recht, dass
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C. Kommentar
auderem sich nicht einfügt); potuerim ist also wohl zu akzeptieren („de verbo non constat“ jedoch Leo, ad loc.). v. 238: Alces. bezeichnet sich generell als „nichtsnutzig“ (ego … sum nihili; Gen. pretii: Hofmann, Gramm. 72), und der Sklave bestätigt hier nur diese allgemeine Selbstbeschimpfung. Im weiteren gibt der Herr nicht mehr wie hier das „Stichwort“, sondern fügt weitere Selbstbeschuldigungen hinzu, die der Sklave für immer schwerere Vorwürfe (mit gelegentlicher Antiklimax) und daraus resultierende Strafen nützt. Die zweite Hälfte des v. 238 ist allem Anschein nach hoffnungslos verderbt: Nur das (auch rhythmisch unmögliche) perite ist leicht zu perdite zu korrigieren (Leo, Palim. 202 und Anm. 1, vergleicht Ter. Phorm. 82 hanc ardere coepit perdite; Haut. 97; vgl. v. 191 is amore … deperit). Insgesamt glaubt Studemund davor am ehesten idoroiaro (außer dem /a/ alles unsicher) zu lesen; trotzdem muss etwas wie Leos quam ego amarem hier gestanden sein (vgl. v. 95. 191 f.; ebenso Seyffert, apud Goetz-Schoell VII, übernommen von Rau und de Melo): Damit würde ein wesentlicher Handlungszug auch von der anderen Seite bestätigt. In Frage käme auch (de)perire: quam perirem perdite oder quam ego perirem perdite (ähnlich wie Poen. 96 und 1095). Schoell (krit. App.) konjiziert cui cor opipare perit, das zwar den Buchstaben nach näher bei A liegt als Leos Konjektur, u. a. aber vor dem Konjunktiv des Verses 239 ausgeschlossen werden kann. v. 239: Der Sklave betont, dass sich der Herr „Unglück“ verdient habe (das Wort weist auf „Prügel“ und Ähnliches hin); vgl. e. g. Amph. 158 me omnes esse dignum deputent; Bacch. 1055 f. cruciatu malo / dignum und vor allem Rud. 654 infortunio hominem praedicas donabilem. v. 240: Für die nach ei (vel et) me erkennbaren Spuren gibt Studemund als Möglichkeiten tuo ego oder anatoi an; man wird hier am ehesten mit Leo tot tam einsetzen (ebenso Lindsay): tot neben tam findet sich auch Pseud. 218; Iuxtaposition auch Poen. 310 tot tam suavia. Jedenfalls handelt es sich hier um einen Infinitiv des Ausrufs (vgl. Hofmann, Umg. 49 f. [Lingua 166 f.]; dies bei Pl. meist mit –ne; Hofmann, Gramm. 366). Zu mala tam acerba vgl. Bacch. 628 multa mala mihi in pectore nunc acria atque acerba eveniunt. Der Kuriosität halber erwähnt sei Schoells et mihi dulcacerba faceret corde. in corde] Reis, Vorst. 121, betont, dass durch in corde in der Regel bezeichnet wird, dass man etwas „in seinem Herzen“ tut (Truc. 180 corde amara facitis), während hier jedenfalls das cor eines anderen bezeichnet sei; vgl. Reis, Vorst. 218, mit Belegen für die Metapher (cor / pectus peracescit: Aul. 468; Bacch. 1099). v. 241: quae ist – im Anschluss an v. 240 – konzessiv aufzufassen. quae coniurasset mecum „die mit mir einen gegenseitigen Eid abgelegt hatte“; vgl. Merc. 536 inter nos coniuravimus ego cum illo et ille mecum (Sprecher ist dort das Mädchen); Liv. XXXIV 11, 7 u. a.; ThlL IV 340, 22 ff.
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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firmasset fidem] Für die alliterierende Wendung vgl. Mil. 453 nisi das firmatam fidem; fr. 54 Monda qui data fide firmata fidentem fefellerint; ThlL VI 1, 811, 35 („stabilire, sancire“). Der Treueid, von dem v. 98 die Rede ist (conceptis verbis apud matrem meam) wird hier zum gegenseitigen Gelöbnis erweitert. v. 242: Die Replik des Sklaven ist gut angepasst: Alces. habe sich gegenüber Göttern und Menschen verfehlt. v. 243–245: Hinter v. 242 neque deos etc. folgen irrtümlich in A zwei Repliken des Alces.: quae mihi esset commendata etc. (= v. 242a; vgl. 245), sowie quae esset aetatem exactura (= v. 243) etc. Es ergibt sich somit die Alternative (a) v. 242a als Vorwegnahme von v. 245 anzusehen und hier zu streichen: so Lindsay, Text. 34 ff.; Seyffert, Gesch. 253; Zwierlein, Krit.1 18 f.; so alle neuen Editoren; (b) paläographisch weit weniger wahrscheinlich, dem Sinne nach aber gleichwertig wäre es, zuerst das allgemeine Vertrauensverhältnis anzuführen (v. 242a in der Form von 245 quae mihi esset commendata) und dann erst, nach der ersten Replik des Sklaven (v. 244), das Projekt des gemeinsamen Lebens in matrimonio (v. 243) anzuordnen, wie es Mai und andere frühere Editoren annahmen. Die Steigerung der Strafen (erst compedes, v. 244, dann verberibus caedi, v. 246) könnte vielleicht dafür sprechen, also: v. 245 (= 242a). 244. 243. 246. Die Repliken des Sklaven bringen nicht nur immer größere Strafen ins Spiel, sondern werden auch immer bestimmter: v. 242 aequom est „es ist billig“, v. 244 / 246 oportet / –ere „es gebührt sich; ist Pflicht“ (entspricht einem χρή). v. 245 betrifft jene Szene der Vorgeschichte, in der das Mädchen sich (wie eine cliens oder uxor) feierlich in den Schutz seines Liebhabers begab: der Vers ist vom römischen Terminus der fides dominiert, der zu mihi epexegetisch hinzugefügt wird („präzisierende Epexegese“: Woytek, zu Pers. 171). Der Vers steht nach v. 242 in leicht veränderter Form: meam fidem concredidi, ohne dass sich dafür eine einfache Erklärung fände (vgl. zu v. 243–245). commendata] Das Verb ist konstitutiv im Trinummus: die Kinder werden dem Callicles anvertraut: v. 113. 877 u. a. Bei Pl. steht es nur hier in Verbindung mit fides; vgl. aber Ter. Eun. 1039 f. Thais patri se commendavit, in clientelam et fidem nobis dedit se; Cic. Mur. 2 idem consulem vestrae fidei commendat. Zu fidei (fide de Melo) vgl. Leumann, Gramm. 446, und Gerschner, Deklin. 157. Zu concredita vgl. vor allem Trin. 141–143 quod meae concreditumst taciturnitati clam, fide et fiduciae; Aul. 615. v. 246: verberibus multum caedi, „grün und blau schlagen“, ist eine stark abundante Ausdrucksweise, durch welche die Strafe noch härter erscheinen soll; vgl. Most. 1167 verberibus caedere multum (Ussing: lutum codd.) pendens. v. 247: Alces. wechselt jetzt zum Indikativ und kommt auf ganz intime Details ihrer Kommunikation zu sprechen; der Sklave macht sich aber jetzt, wenn nicht alles trügt, (unter dem Schein der Ernsthaftigkeit) über den Herrn lustig; dieser scheint es aber nicht zu merken.
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C. Kommentar
mellillam] („Honigpüppchen“; „Zuckergoscherl“ im Wiener Dialekt) ist ein Kosewort der Liebessprache, bei Pl. noch zweimal: Cas. 135 stellt sich Olympio, um den Rivalen zu ärgern, vor, wie Casina ihn so bezeichnet: mea vita, mea mellilla, mea festivitas; Pseud. 179 f. zitiert der Kuppler solche Koseworte im Munde der Liebhaber seiner meretrices: ubi isti sunt … quibus deliciae estis, quibus savia, mammia (A: mamilla P), mellillae?. Zur Metapher vgl. Clementi, Sapori 185 und Anm. 30. suavium ist hier absichtlich wegen seines Anklange an suavis gewählt; doch ist savium nach Walde, Etym. II 612, in der Tat als dissimulatorische Verstümmelung aus suavium entstanden; die Formen wechseln auch durch Verschreibung: Mil. 94: valgis saviis (suaviis B: A n. l.); als Kosewort steht s(u)avium außer Pseud. 180 (s. o.) auch Poen. 366 und 388; vgl. Karakasis, Lang. 136. v. 248: ob istuc unum verbum ist merkwürdig, handelt es sich doch um zwei Kosewörter, also „wegen dieses einen Ausspruches“. Diese Aussage des Sklaven ist wohl absichtlich absurd, vielleicht auch um die Blindheit des Jungen zu beleuchten, der sogar dies ernst nimmt. furcam feras ist eine geläufige alliterierende Wendung (dazu tritt zuvor noch die Alliteration mit /d/); vgl. Cas. 389 ut quidem tu hodie canem et furcam feras. Es handelt sich hier um eine erniedrigende Strafe, bei der den Delinquenten, speziell Sklaven (nie Bürgern) das Gabelholz (in Form eines Lambda) aufgelegt wurde; vgl. H. Hitzig, RE VII 1, 1910, 305 ff.; Gratwick, zu Men. 943; furcifer ist ein typisch plautinisches Schimpfwort; diese Aussage ist gegenüber einem Bürger absichtlich absurd. v. 249: fateor, „das gebe ich zu“, ist Strati’s gelungene Verbesserung von laetor (vgl. ihre überzeugende Argumentation in Strati, Confit.). Eben dieses fateor hat sich nun bei der Autopsie am Ambrosianischen Palimpsest als die Überlieferung herausgestellt (bestätigt von T. de Robertis): vgl. Stockert, Ambros. 415 und Abb. 6–7. Mai und Studemund hatten laetor gelesen, das die Editoren mangels Alternativen übernommen hatten (Leo mit starkem Zweifel; er erwog ego, et lubenter). sed quid auctor nunc mihi es?] „Was rätst du mir aber nun?“. Ähnlich fragt Agorastocles nach der Szene mit den beiden Hetären Poen. 410 seinen Sklaven: Quid nunc mi es auctor?, und der Sklave macht dort ebenfalls einen absurden Vorschlag (vgl. Poen.145 f. als Antwort an den Sklaven: suspende, vinci, verbera; auctor sum, sino); Pseud. 1166. v. 250: Dieser gewiss nicht wörtlich gemeinte Vorschlag des Sklaven, sich als Kompensation für Seleniums Kummer aufzuhängen, muss als plautinische Vergröberung angesehen werden; die Wirkung des Verses beruht auf der adnominatio von sup– / sus–. supplicium illi des] Vgl. v. 477 supplicium dabo; Epid. 724 (der freche Protagonist zum Herrn) nisi supplicium mihi das. Nach R. Heinze, ALL 15 (1908) 89 ff., bedeutet supplicium bei Pl. die an den Verletzten zur Kompensation entrichtete Buße (vgl. Duckworth, zu Epid. 724; Enk, zu Merc. 991) über die Zwangsbu-
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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ße (vgl. Mil. 502. 511 nisi mihi supplicium stimuleum de datur) bis hin zur Todesstrafe. suspendas te kommt in die Nähe sprichwörtlicher Verwendung wie im Deutschen dahingesagt wird „da kann ich mich / kannst du dich aufhängen“; vgl. Otto, Sprichw. 336 f.; Cas. 599 quin tu te suspendis?. Öfters wird einem anderen vorgeschlagen suspende te! (im Sinne von „geh zum Henker!“); Capt. 636; Poen. 309. 311. Zum Vers vgl. auch v. 303 (GYM.) eamque exores, ne tibi suscenseat. v. 251: Diese erste Zeile der fast völlig zerstörten Verso-Seite hat Schoell versuchsweise ergänzt zu quian lcam ; statt –cam liest Studemund hier –gam (a . . . am jedoch A*, womit Schoells amicam bestätigt wird); das in der nächsten Zeile der Hs. (unsicher) entzifferte Versende (–le A*) lautet freilich anders als bei Schoell. v. 252 f.: Hier scheint eine Frage gestanden zu haben, was der Herr denn von der Freundin befürchte. Denn bei Fulgentius, Vergil. contin. 103, 16 ff. H. wird nach der Erläuterung „apud antiquos caiatio dicebatur puerilis caedes“ aus der Cistellaria zitiert „Quid tu amicam times, ne te manuleo caiet“, und dieses te manuleo findet sich ebenso in A wie das quid tu. Angesichts der Angaben Studemunds, dass vor te kaum ein ne stand und auch die folgende Zeile nicht mit caiet begonnen habe, ergänzt Schoell eingangs von v. 253 eine weitere „Waffe“ des Mädchens: manuleo / ve ne te caiet, ?. In der ersten Zeile ergänzt Schoell quid tu ergo nam? (wie es scheint, ist die Hs.-Lücke für times zu lang). Aufgrund der Neukollation (A*) scheint sowohl amica als auch time– möglich. Seyffert, Herst. 427, Anm. 12, betont aber, dass quid tu ergo times amicam, ne te caiet manuleo, an sich ein plausibler Text, nach Studemunds Kontrollen gewiss nicht in A stand. v. 252: manuleo] Das Substantiv findet sich bei Pl. nur hier; vgl. aber Acc. carm. fr. 12 Bl. actoribus manuleos baltea machaeras; Fronto, p. 59, 19 V. d. H. cur Parthi manuleis laxioribus uterentur u. a. bei Späteren. In Glossen findet sich auch manulea; manulearius „Verfertiger von Ärmelkleidern“ steht Aul. 511; manuleatam tunicam Pseud. 738. v. 253: Das Verbum caio, are findet sich nach dem ThlL III 116, 51 ff. nur hier, ebenso caiatio nur in der zitierten Fulgentius-Stelle; daneben gibt es noch caia, –ae „Prügel“: Isid. XVIII 7, 7. v. 254–266: Hier sind nur klägliche Reste erhalten. Vers 254 wird sich wohl auf die befohlene Hochzeit beziehen, da Schoell iu>ss pter anscheinend richtig ergänzt hat (er hat vor iussit noch ein dari gelesen, bestätigt von A* [oder dare?]; vgl. Stockert, Ambros. 424). Vers 256 dürfte am Ende (cf. Studemund) abduxi semel gestanden sein; der Eingang mit saxi bleibt hingegen fraglich (anders A*); vielleicht handelt es sich hier um einen Hinweis auf die „Heimführung“ des Mädchens durch Alcesimarchus. Im Anschluss an eine ähnliche Ergänzung Schoells könnte man erwägen: saxeus abduxi semel. Im Anschluss daran könnte der Sklave in v. 257 mit einem Wortspiel reagiert haben: sanus (sanus A*).
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C. Kommentar
v. 259 hat man wohl di, vostram fidem als Ausruf zu ergänzen; Schoell gibt dies dem verzweifelten Alcesimarchus. v. 260 lese ich jetzt exemerit (Schoell –im, während Studemund keine sinnvolle Lesart sichern konnte); vorher konnte jetzt zudem ein quamquam identifiziert werden; allenfalls ließe sich nach quamquam noch oder einfügen; vgl. Stockert, Ambros. 415 und Abb. 9–11. v. 263 könnte sich Alcesimarchus mit sublestum auf die Schwächung seines „moralischen Image“ (sublestum fide Schoell) beziehen; vgl. Bacch. 542 sublesta fide; Pers. 348. v. 266 wird mit sed quem … foras der Auftritt einer (dem Sprecher möglicherweise unbekannten) Figur angekündigt, die sich durch die folgende (freilich nicht sichere) Szenenüberschrift als Gymnasium herausstellt. Die junge Frau tritt aus dem Haus des Jungen auf, wo sie auf Bitte Seleniums weilt. v. 266 ff.: In der anschließenden Szene, die auf den zwei verlorenen Blättern (fol. 236 und 237) in A stand, hat wohl Gymnasium dem Alcesimarchus die Sachlage klar gemacht. Nach Studemund, Herst. 428, fällt in diese Lücke sowohl eine Szene mit Gymnasium als auch der Anfang der erhaltenen anschließenden Partie, wo Alcesimarchus im Gespräch mit einem Freund erscheine (so neben Studemund auch Schoell und Ernout). Leo hingegen erkennt richtig (Palim. 204; vgl. seine Edition und Lindsay), dass es offenkundig Gymnasium ist, also nur der erste Teil einer längeren Szene in Senaren verloren gegangen ist. Seyffert, Herst. 429, Anm., meint hingegen, dass Gymnasium den Jungen kennen müsste (vgl. v. 108 ff. und 309) und ihn kaum mit adulescens ansprechen sollte (v. 299). Andrerseits kann aber nur sie dem Jungen den Rat geben, mit Melaenis zu verhandeln; vgl. auch Süss, Nochmals 114. v. 267 ff.: Süss akzeptiert im Folgenden vielfach die Lesarten Schoells (zu deren Fragwürdigkeit vgl. Leo, Palim., Nachträge). Leo sieht in fol. 238 recto keine Möglichkeit, einer sinnvollen Ergänzung (wie sie Schoell und Süss versucht hatten); alle Ergänzungen im folgenden können nur als e. g. verstanden werden. v. 267: Schoell will hier am Versschluss ein in*r*tiis (ingratiis) ausmachen, welches Süss, Nochmals 115, dann (zusammen mit hercle cras) auf die unfreiwillige Hochzeit bezieht (n. l. A und A*). v. 268 könnte man mit Schoell censen iuss lesen; nach A* steht hier am ehesten censen tu es, und dies führt auf einen anderen Text. v. 269 f.: siquidem illaec ads … / ubi ea v numquam # sumn ergänzt Schoell (sumne ego mortuus? Süss, Nochmals 116, der einen Bezug hin auf v. 645 herstellt, wo Alcesimarchus ruft: tu nunc ... sola me ut vivam facis). In v. 269 schlägt Süss adserva(bi)tur vor (vgl. Rud. 379 ff.; Capt. 115 sed uti adserventur magna diligentia); der Metrik wegen (Gestaltung der Zäsur) wäre jedenfalls das Praesens zu wählen. siquidem illaec ads wäre klarerweise auch möglich. In v. 270 scheint eher ein v . . . . o zu stehen (A*); das weist hin auf videbo (video schon Dunsch, per litteras). Studemund betont, dass
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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summatim (dieses im Gloss. Plaut. III 58 GLK; vgl. fr. inc. sed. II) mit den Spuren in A nicht vereinbart werden kann. v. 271: Zu diesem Vers, wo ian oder tan (= iam / tam) … moriri non sini überliefert zu sein scheint, vergleicht Süss, Nochmals 116, Pseud. 1221 f., wo ein „mit dem Tod winkender Stoßseufzer“ mit (non) sinere abgefangen wird: iam morior, Simo. # hercle te haud sinam emoriri, nisi mi argentum redditur. (a) Gymnasium könnte e. g. sagen iam te moriri non sinet / sinent (= Selenium bzw. Selenium und Melaenis); Süss denkt eher an Alcesimarchus’ Vater, der etwas dagegen haben dürfte; (b) Leo, ad loc., erwägt etwas wie tamen moriri non sinis? (dies vielleicht an den Sklaven gerichtet, der seinen Herrn zurückhalten will). Das occidei, das Schoell in der zweiten Vershälfte lesen will (nur ce A und A*) würde sich vor allem in das erste Szenario fügen (dudum occidi Schoell). v. 272 liest Studemund s(vel a vel r)ituiutux; Schoell glaubt hier sic ut tu ux lesen zu können: semper sunt sic ut tu, uxe est (von seinem es steht gemäß A und A* keine Spur im Palimpsest, während sich uxor zu bestätigen scheint: A*). Der Versschluss lautete aber nach den neuen Lesungen ganz anders: fec . idem A*, d. i. feci idem? Vgl. Stockert, Ambros. 416 und Abb. 12 f.; die sich da ergebende Synaloephe erscheint bedenklich (vgl. v. 278; Questa, Metr. 315); zudem ist die Einordnung der neuen Lesart in den Kontext problematisch. v. 273–281 steht mehr Wortmaterial zur Verfügung; doch ist auch hier die Rekonstruktion äußerst schwierig (Süss, Nochmals 116 ff.). v. 273 steht eingangs quid si am, das meist zu amo ergänzt wird (Schoell, akzeptiert von Leo und Lindsay); dies sind dann jedenfalls Worte des Alcesimarchus. est amor am Versschluss stammt dann von Gymnasium, die vielleicht eine skeptische Aussage über die Liebe zum besten gibt (Süss verweist dafür auf die Eingangsszene: v. 62. 66–69. 72). Schoell will hier statt cinis ein spinis lesen und damit eine Analogie zu v. 69 herstellen: … Amor et melle et felle est fecundissimus (spina fehlt sonst bei Pl. und in der Bedeutung „Stachel der Liebe“, soweit ich sehe, im Lateinischen insgesamt). Süss meint hier mit odium für das in der Versmitte gelesene non idi weiter zu kommen (mit Hinweis auf v. 529, wo es sich auf den Überdruss des Liebhabers bezieht) und erwägt quid? sĭ ămas nunc, non odio et spinis est amor / gravidus. Soll man vielleicht, analog Turpil. fr. 41 R.³ (odio ac senio mi hae sunt nuptiae) quid sĭ ămo vere ? # non odio et senio est amor versuchen? Dieser Text wäre allenfalls mit A zu vereinbaren. v. 274 ff.: Nach Schoell erfolgt hier der witzige Vorschlag, die beiden Liebenden eine Weile zusammenzusperren, und, fürwahr, sie würden einander bald überdrüssig sein (vgl. später v. 528 f.). Süss, Nochmals 118, würde angesichts der Situation eher erwarten, dass das remedium amoris in einer strengen Trennung der Liebenden besteht, wie sie die Verwandten ja schon eingeleitet haben; doch spricht gerade die Paradoxie der Aussage für Schoells Lösung, zumindest
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C. Kommentar
dem Sinne nach. Folglich schreibt auch Süss, Nochmals 117 (im Anschluss an eine ähnliche Formulierung bei Schoell): atque illam quam te amare intellego / si conclusos vos habere in carcere, / ubi poteris edere amoris noctesque et dies, / ni emortuos ermor (licet ist aber für die Lücke zu kurz, edere in diesem Sinne nicht brauchbar: ThlL V 2, 105, 69 ff.; es heißt nur umgekehrt, dass die Liebe j e ma n d en „verzehrt“: Catull. 35, 14 f. misellae ignes interiorem edunt medullam; ebenso Verg. Aen. IV 66). Diese Passage wartet also noch auf eine Lösung. v. 278 f.: Hier vermutet Süss (aufgrund einer Mitteilung Thierfelders) plausibel eine Fortsetzung des ni-Satzes, analog zu Stellen wie Amph. 671 ff. si situlam cepero, / numquam edepol tu mihi divini creduis post hunc diem,/ ni ego illi puteo, si occepso, animam omnem intertraxero; Bacch. 504; Truc. 306 f. (jeweils mit Formen von credere). Es scheint, als habe hier creduit gestanden (vgl. Truc. 307), das sich jetzt möglicherweise im Palimpsest lesen lässt (A*; Stockert, Ambros. 417 und Abb. 14 f.); zur extra-paradigmatischen Form creduit vgl. de Melo, Early 249 f.; credito hatte bereits Süss, Nochmals 117, vermutet. Die Lesung ist freilich sehr unsicher. Im Folgenden stand sicher nicht osu l l, wie Studemund las, sondern ostill . . de, das man vielleicht mit Dunsch (per litteras) zu postilla idem ergänzen könnte (zum Problem der Elision vor dem abschließenden zweisilbigen Wort vgl. v. 272). Zu postilla vgl. Lodge, Lex. II 353 f. Für v. 279 fand sich noch keine brauchbare Lösung (ein wenig plausibler Versuch wäre non est solacium magnum # immo maxumum, dies im Anschluss an eine Idee von Süss). v. 280 ff.: Gymnasium sieht eine trostreiche Weisheit darin, dass jede überspannte Liebe durch äußeres Geschick oder ihre weitere Entwicklung kuriert werde (Süss, Nochmals 118). Auf diese ihn provozierende „Weisheit“ hin könnte Alces. mit Gewalt reagiert haben (v. 284 ff.). v. 282: Studemund stellt adduxistin (so auch Leo, Stockert1 und de Melo) und abduxistin (so Schoell im krit. App.) zur Wahl; in der zweiten Vershälfte würde das kaum lesbare mavoltiter (A) an sich Sinn ergeben: e. g. exsequi id mavolt iter (exsequi e. g. Merc. 929); damit könnte das anschließende „Ausrasten“ des Jungen motiviert sein. v. 283 ff.: Studemund, Herst. 429, sieht in diesem Abschnitt, der nun mehr oder weniger vollständig zu lesen ist, eine Szene, in der Alces. in sinnloser Wut eine Attacke auf Seleniums / Melaenis’ Haus plant, ehe er dann von seinem Plan wieder abkommt (dies stünde im motivischen Kontext mit der „Attacke“ im Eunuchus und der Vorbereitungen zu solch einem Angriff in Menanders Perikeiromene); ebenso Süss, Cist. 170, und Barsby, Pers. 61. Dagegen sieht Zagagi, Exil. 193 ff., hier ein Beispiel für das exilium Amoris (vgl. Men. 36 ff.): Alcesimarchus würde also Anstalten machen, in seiner Verzweiflung über den Verlust der Geliebten ins Feld zu ziehen, ähnlich wie es Charinus Merc. 644 ff. tut (dies wird dort von Eutychus ad absurdum geführt, ist aber für die Handlung weiterhin relevant), anders als in Menanders Samia, v. 623 ff., wo Moschion aus
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persönlicher Verletztheit fliehen will, wo also kein komischer Topos, sondern eine delikate persönliche Beziehung zwischen Vater und Adoptivsohn im Zentrum des Interesses steht. Schnelle Sinnesänderungen sind für diese Szenen charakteristisch (Cist., Merc., Samia); Del Corno, Tratto 26, betont, dass sich Alcesimarchus bei Menander gewiss nicht so irrational – verrückt gebärdete, sondern vermutlich Selenium und Melaenis beeindrucken wollte ähnlich wie Moschion den Vater in der Samia; dies würde freilich eine deutlich veränderte Handlungsstruktur erfordern. v. 283: Alces. ruft seinen Sklaven, der vielleicht Thyniscus hieß: Thsce, ubi tu’s (Schoell). Nach Studemund liest man hier nur th (vel ph) … he (auch die beiden letzten Buchstaben sind unsicher); auch Seyffert, Herst. 428 (Anm. 13), betont, dass hier am ehesten der Name des Sklaven stand, der bisher an diesem Gespräch nicht teilnahm. ubi tu es? # ecce me] Vgl. Mil. 25 PY. ubi tu es? ART. eccum; Rud. 241 AMP. ubi es? PAL. ecce me; auch sonst steht ecce me, wenn sich jemand präsentiert (wie Epid. 680 der unverschämte Sklave). v. 284: Die Überlieferung weist hier einen Hiat in der Zäsur auf (gehalten auch von Leo und de Melo); Schoell ergänzt hier nach arma ein , das durch Augensprung leicht ausfallen konnte (übernommen von Lindsay). v. 285: Wahrscheinlich liegt hier ein Schluss mit ducere vor, wie ihn Lindsay und Ernout angenommen haben, also vielleicht arma vis me adducere? (wieder mit Hiat in der Zäsur, wie dann auch v. 284; doch passt dieser Text nicht exakt zu A). v. 286: pĕrĭ(i), hērcle hĭc ĭnsanit wäre zur Not metrisch vertretbar (hĭc ĭnsanit IK in der Wortgruppe; vgl. W. M. Lindsay, Journ. Phil. 22 [1894] 3). Doch ist mit Leo die Streichung von perii zu erwägen; oder ist vielleicht hercle zu streichen? hic insanit miser] Vgl. v. 289 sanus hic non est satis; v. 291 ff., von Alces. dann bestätigt mit non praesens quidem (v. 296). Der Sklave spricht von seinem Herrn zuerst in der dritten Person (entweder ad spectatores oder an Gymnasium gerichtet), ehe er ihn persönlich anredet und zur Räson bringt. v. 287 f.: In diesem anakoluthischen Satz schwebt weiter der Befehl adfer / adducito vor. Die Kontingente stehen in chiastischer Anordnung: hastatos multos, multos velites; dies wird durch multos cum multis noch übersteigert. Die hastati der vorderen Reihen der Legionen sind leichter bewaffnet als die principes und die triarii; die velites, Plänkler, sind ebenfalls nur leicht bewaffnet (expediti, wie Ussing es bezeichnet). Die kurzen Kola, die (übertriebene) Anaphora und das Anakoluthon sind Ausdruck des Außer-Sich-Seins und sollen das Pathos hervorheben. Die „Sinnesverwirrung“ des Alcesimarchus ist in Gegensatz zu einem nur vorgetäuschten Wahnsinn zu sehen (dafür vgl. vor allem Men. 835 ff., Capt. 594 ff., Cas. 621 ff.); umstritten ist diesbezüglich die Auffassung von v. 639 ff. v. 288: nil moror precario] precario steht bei Pl. immer adverbiell: Truc. 710 agam precario „ich muss mich aufs Bitten verlegen“; Amph. 24; die Ellipse wäre
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hier etwa mit me petere zu füllen (Thamm 40); vielleicht darf man wiedergeben mit „Lass mich dies nicht zweimal verlangen!“ Für die Konstruktion vgl. Cas. 748 lepide nitideque volo: nihil moror barbarico bliteo. v. 289: Der Junge ist mehr als ungeduldig: „Wo ist all das, was ich befohlen habe?“, und der Sklave bezeichnet ihn als verrückt (vgl. v. 286). v. 290: Gymnasium macht dazu die Bemerkung, Alces. müsse verhext / mental geschädigt sein (daher facit und nicht das nach A ebenfalls mögliche facis; bestätigt durch A*). Süss, Nochmals 119, will hier eine Anspielung auf nocendi artes erkennen, etwa auf ein venenum (vgl. allenfalls Verg. Aen. VII 754). Dies fände einen Anschluss in dem metaphorisch gebrauchten Amoris … toxico des Verses 298 (Sprecher ebenfalls Gymn.), welches den Alces. getroffen habe; vgl. Amph. 605 huic homini nescioquid est mali mala obiectum manu; Petron. 63, 7 quia scilicet illum tetigerat mala manus; zu manus in magischen Kontexten vgl. ThlL VIII 346, 21 ff. und Petersmann, Ling. 42 (anders Pers. 313 mala tangit manu „böse, missgünstig“, vgl. Woytek, zur Stelle). Leos (paläographisch gesehen) leichte Änderung zu ab anu brächte eine Alte ins Spiel, die entweder benannt oder z. B. durch aliqua ergänzt werden müsste. Im Kontext unseres Dramas wäre die anus die lena (v. 536. 594 u. a.; vgl. schon v. 149), während Leo das Wort auf Melaenis bezieht, die den Jungen „rasend vor Liebe“ gemacht habe (Palim. 204); doch wäre dies ein anderes Szenario als das der Cistellaria: eine echte Kupplerin, Managerin einer echten Hetäre, wie etwa in der Asinaria. Rau hilft sich mit ne hunc („ich glaub, der ist verhext“), dies mit „beteuerndem ne“. nocitum] scil. eum (Leo, ad loc.); diese transitive Verwendung ist äußerst selten: vgl. Ulp. Dig. XLIII 19, 3 § 2 aequum non est nos noceri hoc quod adversus eum non nocuit in cuius locum successimus; vgl. auch Iustin. XLIV 4, 6. v. 291 ff.: Der Sklave hält dem Jungen nun seine „Verrücktheiten“ vor, zitiert dabei sehr genau alles außer adfer mihi arma. Eingangs stellt er zur Wahl, ob der Herr verrückt ist (deliras) oder schlafwandelt (astans somnias; dazu vgl. Men. 395 und den Vorwurf Amph. 697 quaene vigilans somniat; Capt. 848). v. 292: Der Nebensinn von qui wird hier nicht durch einen Konjunktiv signalisiert: Der Sklave besteht auf der Wirklichkeit seiner Wahrnehmungen. Die „Verrücktheit“ besteht ja in der Erteilung „unmöglicher Befehle“, als wäre Alcesimarchus ein Befehlshaber im Krieg. adferre iubes] O. Skutsch, Pros. 76 f., verweist hier auf Fraenkel, Ikt. 149 (und Anm.), der an der IK von iubes (m. E. ohne Grund) zweifelt, eher noch die Apokope von ferr(e) erwägen will (dies analog zu ess(e); vgl. auch Drexler, Liz. 47). v. 293: Die Wortstellung von multos ist jetzt gegenüber v. 287 „geordnet“, weil parallel gestellt. v. 294: pervorsario] „total verdreht, unsinnig“ (pervorsaruo A; Studemund, ad loc., betont, dass nach peruorsar kaum mehr als zwei Buchstaben standen;
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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pervorse modo jedoch Schoell; A* n. l.). Das Hapax pervorsario ist gleichsam „Aufnahme“ von precario (v. 288) an der analogen Versstelle. v. 295: Alces. kommt gleichsam zu sich; dass er „außer sich war“, sagt er auch v. 296; istaec „was du da aufzählst“. v. 296: Hier ist mŏdō quĭdem hěrcle haēc dixisti zu skandieren, es sei denn, man korrigiert zu dixti (Studemund, Herst. 429, Anm., so dann auch Schoell und Lindsay); vgl. dazu auch Drexler, Liz. 14. non praesens quidem] „Bei mir war ich gewiss nicht“. Die Doppeldeutigkeit von praesens ermöglicht dem Sklaven den Witz des Verses 297 (zu diesem Typus des Witzes vgl. am ehesten Aristoph. Ach. 396 ff.). Süss, Nochmals 118 f., verweist auf den Amphitruo, wo bei rätselhaften Verdoppelungen sowie unverständlichem Verschwinden bzw. Auftauchen von einem praest(r)igiator, einer praest(r)igiatrix die Rede ist (782. 830); ebenso wird in der Aul. 630 jemand so bezeichnet, der plötzlich wider Erwarten auftaucht. v. 297: praestigiator] Das Substantiv ist von praestringere (scil. oculos) herzuleiten („blenden“); die Plautus-Hss. schwanken hier zwischen der alten Form (mit /r/) und der durch dissimilatorischen Schwund entstandenen (Truc. 134 praestrigiatrix A : prestigiator P); bei Pl. könnte es einen fließenden Übergang gegeben haben. Die Überlieferung kann hier (wie auch Aul. 630) gehalten werden, wenn man praestigiator mit Synizese liest (so Lindsay, Early 141; Questa, Metr. 103; Lanciotti, zu Curc. 401; die Verletzung des „Meyer’schen Gesetzes“ ist nur scheinbar; vgl. zu v. 43). Oder sollte man mit Studemund, Herst. 429 (Anm. 13), es streichen (so auch Leo und de Melo)? Vgl. vor allem auch F. Skutsch, Schr. 102. v. 298: Gymnasium erkennt die heillose Verliebtheit des Alces. (sie spricht vom „Gift der Liebe“); Amoris valde tactum toxico nimmt v. 290 manu ... nocitum auf. Für toxicum vgl. noch Merc. 472 me toxico morti dabo; eigentlich bedeutet es „Pfeilgift“ (von τόξον); vgl. besonders Caec. fr. 53 R.³ ut hominem … toxico transegerit; Festus 486, 19 ff. L. mit einer Stelle auch aus Afranius; Fantham, Im. 85, Anm. 4 (p. 84 ein Überblick über die einschlägige Metaphorik); vgl. auch Bacch. 1158 tactus sum vehementer visco. v. 299: Gymnasium entschließt sich, dem Jungen einen guten Rat zu geben, und dieser akzeptiert dies mit mone. v. 300: Der Junge soll sich auf keinen Krieg mit Amor einlassen, und dies bedeutet hier offensichtlich nicht „gegen den Liebeswunsch anzukämpfen“, sondern vielmehr, er solle der Attacke Amors na c h geb e n, die ihn mit solcher Macht getroffen hat, und um seine Liebe kämpfen (vgl. mutatis mutandis auch Pers. 26 ff.). bellum sumpseris] sumere im Sinne von suscipere findet sich nach Lodge, Lex. II 740, bei Pl. nur hier; vgl. aber dann Liv. I 42, 2; XXXVIII 19, 3; Suet. Caes. 60 u. a. bei Klotz, Lex., s. v. sumere. cave sis … sumpseris ist konstruiert wie ne sumpseris.
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v. 301 ff.: Die Ratschläge werden im „weichen“ Konjunktiv Praesens gegeben: Alces. solle zu Melaenis gehen, sich dort entschuldigen / reinwaschen, einen Eid leisten und sie schmeichlerisch beschwören, ihm nicht zu zürnen; vgl. auch de Melo, Early 131. v. 302: zu expurges vgl. v. 304 expurigabo. iures] Vgl. zu v. 98 conceptis iuravit verbis ad matrem meam etc.; v. 469 ff. mit der Reaktion der Alten. ores blande per precem ist reichlich abundant, um auszudrücken, dass er schmeichlerisch (dazu vgl. v. 93) und flehentlich (per precem) bitten soll; vgl. Capt. 244 nunc te oro per precem. v. 303: exores bezieht sich auf das „Erweichen“ der Melaenis, die ihm das Mädchen zurückgeben soll. Gymnasium drückt sich aber sehr vorsichtig aus: ne tibi suscenseat (vgl. v. 250 mit Hinblick auf Selenium). v. 304: expurigabo] expurgabo (A, Non. 241 L.) ließe sich mit Hiat in der Zäsur halten; aus der korrumpierten Form bei Festus 340, 18 L. experiuravi hat aber bereits Ritschl, Exc. 53 (Anm.), die anaptyktische Form erschlossen; zustimmend Deufert, Text. 171 (Anm. 197). Vgl. zu dieser Problematik vor allem v. 384 und Busdraghi, Pur. (expurgitabo?). ad raucam ravim] „bis zur völligen Heiserkeit“. Ähnlich kann der arme Koch Aul. 336 ad ravim etwas von Euclio fordern und wird doch nichts erhalten. Paul.-Fest. 340–341 L. ravim dicebant pro raucitate unde et verbum ravio zeigt, dass eine Abundanz (Sonderform der figura etymologica) vorliegt; vgl. auch Stockert, zu Aul. 336, und die Belege bei Festus, cit. Zu raucus vgl. (auch dem Sinne nach) Epid. 200 rogitando sum raucus factus; für ravio: Poen. 778 negando, si quid refert, ravio. Zur Hyperbolik des Heiser-Werdens vgl. Egli, Hyp. II, 53. Zur Prosodie răvim vgl. Lindsay, Early 214 (die Umstellung zu ad raucam ravim omnia wird von Studemund, Wortf. 300, erwogen). v. 305 ff.: Die Szene Se ne x – G y mn a si u m In A sind vor dieser Szene anscheinend zwei Blätter verloren (fol. 239 und 240); es waren wohl zumindest 70 Verse. Über den Inhalt der verlorenen Partie kann man nur mutmaßen: Hinein fällt jedenfalls das Ende der vorangehenden Drei-Personen-Szene und der Abgang Gymnasiums sowie der Auftritt des Vaters des Alcesimarchus, der seinen Sohn von der Hetäre loseisen will. Mit dem Wiedereinsetzen des Erhaltenen, auf dem 1. Blatt der XXXI. Quaternio, finden wir diesen senex auf der Bühne. Dadurch dass er sich in Gymnasium (die er für die Geliebte seines Sohnes hält) verschaut, erleidet er mit seiner Mission kläglichen Schiffbruch. Zum Komödien-Topos des senex amator vgl. Asin., Merc., und vor allem die Bacchides, wo beide Väter, welche die Söhne freibekommen wollen, selbst in die Fänge der Hetären geraten. Menander gebraucht das Motiv des senex amator in der Samia in einer weit dezenteren Form; vgl. Wehrli, Motiv 56 ff.; Duckworth, Nature 245 ff. v. 305 ist bei Nonius 101 L. erhalten (altile non solum pingue, ab alendo, verum etiam opulentum; Pl. Cist.). Das Adj. altilis steht bei Pl. nur hier (in der
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Prosa z. B. bei Petron. und Plin., n. h.) und in diesem übertragenen Sinne nur hier in der Latinität. In diesem Fragment beklagt sich jemand, dass ihn eine Person um große Reichtümer bringt, speziell um eine große Mitgift. Studemund hat diese Worte anfangs in fol. 241 verso untergebracht (v. 335, vgl. dort), ist aber letztlich davon abgekommen (vgl. Seyffert, Herst. 430, Anm. 15). Seyffert selbst weist den Vers einem Monolog des Alten zu, der wie die anschließende Szene in jambischen Septenaren gehalten ist. Jedenfalls beklagt sich der Mann, dass ihn Selenium um eine gute Partie für seinen Sohn bringt, d. h. um die Mitgift der Tochter des reichen Demipho (dessen Haus auf der Bühne ist; dieser ist ein Verwandter des senex; vgl. v. 100). v. 306: Mittlerweile hat Gymnasium das Haus verlassen (Überspielung des griechischen Aktschlusses?). Vers 309 zeigt jedenfalls zusammen mit v. 321 f., dass sie den Alten noch nicht wahrgenommen hat, während er sie beobachtet. Der Vers weist in der Mitte eine unleserliche Stelle auf, wo Studemund exornatulam sit ue (vel t) quidem liest (situ Mai). Leo erwägt et est quidem oder (mit Seyffert) ita est quidem, in beiden Fällen mit (legitimem) Hiat in der Dihärese (ebenso bei ea est quidem: Goetz, in Schoells Append.); sat est quidem schreibt Schoell; Lindsay, krit. App., erwägt scite quidem hercle scita (vgl. Cas. 522). Beachtenswert ist vor allem auch M. Fontaine’s Vermutung (per litteras, übernommen von de Melo) e quidem hercle scita „gewiss hat sie ein hübsches Gesicht“ (in Analogie zu Rud. 415 eu edepol specie lepida mulierem und Rud. 565 qua sunt facie? # scitulā). exornatulam] „Vom Substantiv ging die Deminutivform … durch „kontagiöse Übertragung“ auf das nebenstehende Adjektiv über; vgl. auch das Hapax Epid. 223 regillam induculam an mendiculam; 640 anellum aureolum …“: Hofmann, Umg. 140 (Lingua 298); Karakasis, Lang. 182. scita] Das Adj. bedeutet neben „gescheit, klug“ auch „fein, hübsch, allerliebst“. v. 307: Der Alte charakterisiert sich selbstironisch als „alten Gaul“, der aber noch immer mit der jungen Stute flirten (wörtl. „sie anwiehern“) könnte. cantherius ist in der Regel ein equus castratus (griech. κανθήλιος), der vor allem für primitive Schwerarbeit verwendet wurde; vielfach wird er abwertend beurteilt wie Aul. 495, Capt. 814 crucianti cantherio. Das Wort wird aber auch allgemein für „Pferd“ verwendet. Nach dem ThlL III 282, 13 ff. ist die hier vorliegende Verwendung singulär. Zur Ironie dürften auch die Reimwirkung und der Rhythmus beitragen (vetūs cantheriūs). v. 308: adhinnire] „anwiehern“; vgl. ThlL I 650, 76 ff.; Ovid., rem. 634 fortis equus visae semper adhinnit equae; Apul. met. VI 28 ... virgini[s] delicatas voculas adhinnire temptabam (der Esel!). Die hier vorliegende Metaphorik wird vor allem bei Späteren nachgeahmt: Prud. Symm. I 57, 8 Tuscis namque ille puellis / primus adhinnivit simulato numine moechus; Ambros. in psalm. XXXVI 32, 2; Hieron. epist. CXXIII 12, 1 adhinniamus ad omnes feminas.
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equolam] „Pferdchen (equlam vel eculam bei Prisc. II 114, 6 GLK). Nach Conrad, Demin. 142 f., liegt hier obszöner Nebensinn vor; vgl. Adams, Sex. 165 f., über „reiten“ als sexuelle Position. Nach dem ThlL V 2, 731, 25 ff. steht es hier in singulärer Verwendung. Das folgende si detur sola soli mit dem expressiven Polyptoton, welches wohl die „traute Zweisamkeit“ signalisieren soll, zeigt ganz klar, dass der Alte nicht gerade harmlose Gedanken hegt. v. 309 f.: Gymnasium bringt ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass Alcesimarchus zurückgekehrt ist. Vers 310 ist einerseits selbstironisch gemeint (Gymn. ist schon von ihrem Beruf her nicht an das Allein-Sein gewöhnt), zugleich gibt dies dem Alten das Stichwort für seine Replik, die noch nicht gehört wird, das Spiel mit sola aber fortsetzt. Süss, Cist. 171, erklärt diese Worte richtig mit der Freude des Mädchens über das Ende seiner Mission im Auftrag Seleniums und die Möglichkeit, nach Hause zurückzukehren. Thamm 43 interpretiert dies hingegen so, als freute sie sich, nun selbst Seleniums Stelle bei Alces. einnehmen zu können: dies ist nach ihren Worten in der vorangehenden Szene eine eindeutige Fehlinterpretation (die zum Teil auch auf einem Missverstehen von v. 93 f. beruht, wo gewiss die lena spricht; vgl. dort). me vocato] „Rufe mich“ zeigt deutlich, dass der Alte (gewiss schon am Gewand) erkannt hat, dass es sich um eine Hetäre handelt; diese soll ihn zu sich ins Haus rufen. v. 311 ist von Studemund, Herst. 430, Anm. 14, mit tecum ego agere gut ergänzt worden; dies wurde (mit volo) auch von Leo und Lindsay übernommen (scio wäre passender für die Hetäre; vgl. dazu auch v. 362); ähnlich Schoell (). agere hat hier, wie Thamm 43 meint, vermutlich obszönen Hintersinn (aliquid agere als Opposition zu „inficiens esse“), den das Verb an sich kaum abdeckt (vgl. aber Adams, Sex. 205). v. 312: Das nimis lepide (vgl. v. 309 nimis opportune, nimis jeweils im Sinne von valde) wird vom Alten mit lepidumst (v. 313) und lepida (v. 315) aufgenommen. Ironischerweise nimmt auch Gymnasium (die den senex noch nicht wahrgenommen hat) sowohl Venus als auch amare in v. 314 auf. exconcinnavit ist von Studemund, Em. 12 ff., gut aus ////concinnavit ergänzt; er verweist für das Hapax auf reconcinnare und exaedificare und weist auch auf die Aufnahme mit quia amator expolivit (v. 314) hin. exconcinnavīt hasc(e) ergibt eine nicht akzeptable Longa im 7. Element des jambischen Septenars; man vergleiche dazu Questa, Metr. 346 f., der jedoch (mit Hinweis auf Jacobsohn, Quaest. 29, und Jachmann, Pros. 71, Anm. 4) meint, dass Brevis der 3. P. Sg. Perfecti nicht auszuschließen ist. Der Hinweis auf Alcesimarchus macht a) für den Alten alles klar und gibt ihm b) den Hinweis, dass das Mädchen Selenium sein muss (vgl. v. 320). v. 313: Studemund liest hier utquo … usaderidetur ; adgreditur hat schon Schoell hergestellt; Leo, Palim. 205, hat den nötigen Schritt getan, wenn er diesen Vers (vor allem aufgrund des Versendes) dem Alten gibt und zu ut quous adgreditur, t ergänzt (übernommen von Lindsay). Vers 313 und 314 respondieren, falls dieser Text stimmt, auf der Metaebene (vgl. zu v. 312). Der Vergleich einer Schönen mit Venus ist topisch: Poen. 277 f.; Curc. 192 tun meam Venerem vituperas?; Thamm 44 verweist auf G. Lieberg, Puella divina, Amsterdam 1962, 35 ff. lepidumst amare semper] Vgl. Merc. 319 humanum amarest (ebenfalls ein alter Liebhaber, der sein Tun rechtfertigt). v. 314: Venerem meram … olent] Hier ist Venus halb-metonymisch gebraucht, d. h. der Sinn schwankt zwischen „Venus“ und „Liebe“: „Das Haus strömt den reinen Duft der Venus aus / duftet nach Liebe“. In ähnlich übertragener Bedeutung steht olere auch Men. 170 quid olet (scil. palla)? responde. # furtum, scortum, prandium; Truc. 131 mala tu femina’s: oles, unde es, disciplinam; Cic. Q. Rosc. 20 supercilia ... abrasa olere malitiam u. a. ThlL IX 2, 543, 72 ff. (s. lemm. „perceptio fit sola mente“). Der amator hat also das Haus so herausgeputzt, dass es seine Liebe (zu dem Mädchen) gleichsam ausströmt. Zu meram vgl. Stich. 748 Veneris mera est oratio; Truc. 43 si semel amoris poculum accepit meri. expolivit] Das Verb (das im Zusammenhang mit dem Hausbau oft die Bedeutung „ausmalen“ trägt), steht hier im weiteren Sinne von „exornare, excolere“; vgl. ThlL V 2, 1753, 70 ff. mit Hinweis auf Cato, or. fr. 36, 1 J. villae atque aedes aedificatae atque expolitae (nur wenige Belege). v. 315: Der Alte ist von Gymnasium immer mehr angetan: sie ist nicht nur hübsch, sondern versteht auch ansprechend (commode) zu reden; damit kommentiert der senex anscheinend die Worte über den amator, der seiner Liebe durch die Gestaltung des Hauses Ausdruck verleiht. v. 316 ff.: Aus den Worten des Mädchens, v. 312 („Alces. hat das Haus schön hergerichtet“), schließt der Alte, dass dieses Mädchen Selenium sein muss, wie er im weiteren ausführt (das Ergebnis seiner Überlegungen wird also v. 316 f. vorweggenommen). Thamm 44 sieht hier ein Pendeln zwischen Argument und Schluss, auch dies ein Ausdruck der Emotion des Alten. Er betont richtig den Reiz, der darin liegt, dass die Verdachtsgründe an sich richtig und der Schluss logisch ist, trotzdem aber in die Irre geht, weil der Alte von den geänderten Umständen im Bühnenhaus nichts gehört hat. Vgl. die hübsche Interpretation der Szene bei A. Traill, Women and the Comic Plot in Menander, Cambridge 2008, 120–122. ut ego opinor ist charakteristisch für die Ausdrucksweise des Alten (die Ausdruck seiner persona, aber auch der Situation ist): v. 307. 316. 317 suspiciost; 318 de opinione credo; 320 opiniost; mit all dem weist er darauf hin, dass das Resultat seiner Überlegungen letztlich doch nur auf Vermutungen basiert. Beide Argumente werden in v. 319 f. mit nam eingeleitet: v. 319 handelt es sich um das von Alces. gemietete Haus; v. 320 um die Nennung seines Namens. v. 318: Hier ist ut postquam nicht tragbar und von [Seyffert] RecStud. 365 richtig zu utpote quam korrigiert (ita pol, quom Ussing, noch zitiert bei Lodge,
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Lex. II 941); vgl. noch Bacch. 511 und Rud. 462. ut pote bedeutet ursprünglich „wie nur möglich“; es wird dann zur starken Betonung des kausalen Charakters des Relativsatzes verwendet (Hofmann, Gramm. 560 f.); es verlangt den Konjunktiv (während quippe qui bei Pl. den Indikativ toleriert); in den Lexika finden sich weiter Belege aus Cic., Catull., Hor. sat. u. a. v. 319: Alces. hat dieses Haus gemietet; da er jedenfalls noch unter der patria potestas steht (der Vater sein κύριος ist), bedeutet dies eine ungewöhnliche Großzügigkeit des Vaters (der jetzt ebenfalls mit Entgegenkommen rechnet); vgl. Barsby, Pers. 54 f. hasce aedes und haec sind jedenfalls deiktisch zu verstehen. v. 320: hoc „deshalb“ kann hier rückwärts (anaphorisch) oder vorwärts (präparativ) verwendet sein, steht also möglicherweise ἀπὸ κοινοῦ. Belege für „kausales“ hoc (Abl.): Lodge, Lex. I 696 (unsere Stelle fehlt). v. 321: Der Alte entschließt sich nun ganz rasch, an die Schöne heranzutreten, und spricht sie in rüder Weise an (der Übergang von der a parte-Szene zum Dialog findet innerhalb eines einzigen Verses statt: Selbstaufforderung – Anrede). Zu der hier vorliegenden Form der quid si-Frage vgl. Capt. 612 quid si adeam hunc insanum?; Cas. 357 quid si propius attollamus signa?; vgl. die Belege bei Lodge, Lex. II 643 f. (s. v. si), wo oftmals auf eine kurze Überlegung unmittelbar die Ausführung folgt. mali damnique inlecebra] „du Verlockung zu Übel und Verlust“; durch salve wird die rüde Anrede – leicht ironisch – abgemildert. mali bezieht sich wohl auf die Verführung der Jugend, damni auf den finanziellen Schaden. Abstrakta wie inlecebra werden gerne zur komisch – pathetischen Bezeichnung oder Apostrophierung verwendet (Hofmann, Umg. 89 [Lingua 220]: „Hypostasierung von Abstrakta“ wie Truc. 210 intro abiit odium meum; Ter. Eun. 79 ipsa egreditur, nostri fundi calamitas); solches ist speziell bei inlecebra geläufig: Asin. 151 atque eccam inlecebra exit (dies über die Kupplerin); Truc. 184 (zur Dienerin Astaphium) mala es atque eadem quae soles inlecebra; Truc. 759 droht Diniarchus der Hetäre Phronesium selbst und nennt sie eine inlecebra. v. 322 ist außer einigen Buchstaben nur der Schluss mit vapulabis zu lesen; Seyffert, Herst. 431, Anm. 16, ergänzt e. g. qu nec e, vapulabis (dies nach Most. 240 nec recte si illi dixeris, iam ecastor vapulabis); Schoell versucht im krit. App. qunue, vapulabis. v. 323–330a: Der hs. Bestand wurde durch einige neue Lesarten verbessert (vgl. Stockert1 [krit. App.] und Ambros. 424 f.), ohne dass irgendwo ein zusammenhängender Text gewonnen werden könnte. Interessant ist hier vor allem die Sprechersigle (?) in v. 323 (vgl. Stockert, Ambros. 417 f. und Abb. 8). Schoells Rekonstruktion (krit. App.) nimmt für diese Passage eine Diskussion über die Gefahren des Hauses an (vielleicht analog zu Bacch. 368 ff.). v. 330b–331: Der winzige Rest in A sst (heute ist nur mehr das st zu sehen: A*) ermöglichte es Schoell, mit einiger Sicherheit das Fragment bei Non.
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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684 L. einzufügen, und alle Editoren sind ihm darin gefolgt, weil sich der Vers auch in die Handlung gut einfügt; Studemund, Herst. 431, hingegen hatte es noch in einen späteren Kontext (in den definitiven Abgang des Mädchens) verlegt. intro abeo: / nam] Dies ist die Korrektur Bothes für das überlieferte introabonam, die Studemund, Herst. 431, und Leo übernommen haben. Alternativ dazu schreibt Lindsay (vgl. auch seine Nonius-Ausgabe) intrabo / nam. v. 331: prostibuli] Non. 684 L. erklärt: menetrix (sic) honestioris loci est et quaestus; nam menetrices a manendo dictae sunt, quod copiam sui tantummodo noctu facerent: prostibula quod ante stabulum stent quaestus diurni et nocturni causa (Hinweis auf Cist. 330 f., wo diese Differenzierung klar sei; diese Erklärung von prostibulum auch bei Fest. 7 L. und Paul.-Fest. 252 L.); vgl. Stockert, zu Aul. 285 sowie Cort. 35 ff.; López Gregoris, Amor 215. adstare in v. 331 könnte auf eine Ableitung des prostibulum von prostare (zumindest durch Pl.) hindeuten. Zur Klassifikation von „elenden Huren“ vgl. Cist. 405–408 und den strittigen Vers fr. dub. I (Nervol. fr. VII, v. 99 Monda). v. 335: Hier möchte man vielleicht das Nonius-Fragment (siehe v. 305) einfügen; doch ist Studemund in seiner Anm., ad loc., letztlich skeptisch und Schoell (krit. App.) ganz ablehnend (er liest statt proh hier eher ein iboa); aufgrund der Autopsie am Computer ist die Einfügung an dieser Stelle jedoch denkbar (A*). Die extrem lückenhaften Verse 336–339 konnten durch die wenigen neuen Buchstaben (Stockert, Ambros. 425) in ihrem Verständnis nicht gefördert werden. v. 340 f.: In Vers 340 will Schoell nici a s ausmachen (cia A) und nachher m*lum, dies übernommen von Lindsay (krit. App.); da v. 341 offensichtlich mit bonu beginnt, will Schoell hier Non. 773 L., aus der Cist. zitiert, einfügen: malum aufer, / bonum mihi opus est; dies wird von Leo im kritischen Apparat erwähnt, von Lindsay übernommen. Heute ist von bonu nur mehr das /o/ sicher zu lesen. Eines aber erscheint klar: am Ende von v. 340 stand sicher nicht malum aufer (es hätte in der Hs. nicht die geringste Spur hinterlassen); auch Studemunds cia ist nicht mehr identifizierbar, man sieht am ehesten etwas wie a . i . s (A*); vgl. dazu ausführlich Stockert, Ambros. 418 f. und 425; Dunsch, per litteras, kombiniert die beiden Lesungen zu faciatis alias. Das genannte Noniusfragment ist jedenfalls von nun an als „Fragmentum incertae sedis“ zu führen. v. 342–361: Hier sind nur einzelne Buchstaben auszumachen (durch die neue Kollation ein wenig erweitert; vgl. v. 344 und besonders 356). Zu Vers 351 betont Studemund, ad loc., man könne hier den bei Prisc. II 111, 7 und 279, 28 GLK überlieferten Vers, der in den Editionen als v. 373 steht, nicht einfügen, obwohl manche Spuren dies nahelegen könnten (ices?). V. 344 erwägt Dunsch (per litteras) nisi iuncti (oder cuncti) prius. V. 352 steht immerhin face nunciam (Gymn. will wissen, worum es geht, oder es erteilt ihr der Alte einen wie immer gearteten Befehl). V. 356 ist ein von Studemund übersehenes quod aufgetaucht; obwohl anschließend noch ein um tuo(s) aufscheint (rituos
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C. Kommentar
Apographum), konnte bisher kein brauchbarer Vers rekonstruiert werden (vgl. Stockert, Ambros. 419 und Abb. 16 f.). In v. 362 führt die Neukollation des Palimpsests auf die Alternative ego lo quid vis bzw. ego ic quidvis / quid vis; da ein Adjektiv wie z. B. lŭs davor weder sprachlich noch metrisch unterzubringen ist, verdient Schoells (krit. App.) malū’s (= malus es) Beachtung; auch sein io quid vis (paläographisch möglich) ist erwägenswert, also: GYM. malū’s; egō io quid vis. Dies müsste teilweise a parte gesprochen sein, weil im folgenden nicht direkt darauf eingegangen wird. v. 363–366: Auf v. 362 quid vis? reagiert der Alte mit volo ex te scire. Es scheint, dass hier das Geplänkel ein Ende hat und man „zur Sache“ kommt. Die Konstruktion dieser Verse erscheint nicht ganz eindeutig; trotz des an sich zusammenhängenden Gedankenganges hat man wohl nach fecit (v. 363) zu interpungieren; dieser Vers stellt den Gedanken scire (id) meus filius quod fecit, quidquid est ein wenig umständlich dar. Analog zu volo ex te scire steht v. 364 das parenthetische id edisserta. In den Versen 364–366 stehen wir vor der Alternative, Abhängigkeit von quam ob rem (mit konsekutivem Nebensinn) von dem (unabhängigen) Fragesatz quid ego … quisquam anzunehmen oder aber (dies doch weniger kohärent) zwei unabhängige Fragesätze anzusetzen (so Thamm 46). v. 363: Überliefert ist in der zweiten Vershälfte nur m … squ, das Studemund, Herst. 431, Anm. 17, zu m qu ergänzt (Schoell will sogar noch meus … cit lesen); Leo, ad loc., meint „non apte ad sententiam“, obwohl sich kaum etwas anderes anbietet. v. 364: Hier glaubt Schoell noch eus quisquam zu lesen, wodurch Seyfferts Konjektur (Herst. 431, Anm. 17) bestätigt würde; Studemund vermutet s (vgl. v. 369 alius quisquam, Sprecher wieder der Alte), wundert sich nur, dass von der Oberlänge des Buchstaben l nichts in der Hs. zu sehen ist. v. 365: me ... remque nostram] „umfassende Ausdrucksweise“: die gesamte Familie mitsamt ihrem Vermögen werde von Pseudo-Selenium vernichtet. Da es sich um die Vereitelung einer „reichen Heirat“ des Sohnes handelt, scheint diese Ausdrucksweise (absichtlich) sehr übertrieben. Das quom matre der Hss. ist hyperarchaische Schreibweise der Präposition; vgl. Leumann, Gramm. 137. v. 366: habes perditui et praedatui] perditui ist nicht ganz klar zu lesen, von praedatui nur prae … ui; die Ergänzung Studemunds kann trotzdem als sicher gelten. Beide Verbalsubstantiva sind bei Pl. singulär (perditus, –us nach dem ThlL X 1, 1258, 61 ff. nur noch Ps. Cypr. aleat. 6, 3 pecuniarum ingentium –us; praedatus ist Hapax). Zu diesen Ausformungen, die bei Pl. noch nicht auf die spätere Form des Supinum auf –u beschränkt sind, vgl. Lindsay, Synt. 76 f.; Hofmann, Gramm. 98; vgl. auch Epid. 520 habitum depeculatui; quaestui habere steht Poen. 626.
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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miser errat, ut ego dixi] Gymnasium hat offensichtlich schon an früherer (nicht erhaltener) Stelle vermutet, dass der Alte sie für Selenium hält; dies hat sie gewiss auch schon in einer a parte-Bemerkung geäußert, wie auch die Verse 366b und 367 a parte gesprochen sind. Jetzt beginnt sie das auf dieser Situation aufbauende Spiel, und sie sagt das ausdrücklich (ludam ego hunc). In v. 366 f. ist ihre Ausdrucksweise abgehackt – parataktisch, und dies soll wohl die hastig zur Seite hin gesprochenen Worte charakterisieren. v. 367: materies] „Stoff, Baumaterial“, vergleichbar mit Bezug auf eine Intrige auch Poen. 915, wo neben dem „Baumaterial“ auch der faber genannt ist. Mil. 1203 liegt ebenfalls Bezug auf ein „Spiel“ vor: der Soldat spricht über die (vorgetäuschte) Weigerung seiner Sklavin – Geliebten, ihn zu verlassen. v. 368: Mit diesem Vers spricht Gymnasium wieder laut den Alten an, wobei sie sich auf seine vorhergehenden Worte (v. 365 f.) bezieht: Mit seiner Frage (v. 369 f.), ob sie denn keinen anderen Liebhaber habe als seinen Sohn, weist er implizit Gymnasiums Rechtfertigung (innocenti!) zurück. V. 368 ist lückenhaft überliefert. Am ansprechendsten erscheint hier Leos potin operam inique equidem mala des innocenti (der Hiat in der Dihärese ist legitim), obwohl die Buchstabenreste statt des eher auf ein d//e hindeuten. Doch ist dieses Verb neben operam wohl unentbehrlich (operam malam dare steht Capt. 701 im Sinne von „schaden“; dem Sinne nach vergleichbar auch Merc. 979 filio suo ... innocenti fecit tantam iniuriam); eine Negation ist ebenfalls erforderlich (ut ne ergibt eine starke Verneinung). Schoell erreicht dies, indem er statt Leos inique das für die Lücke im Palimpsest zu kurze neque wählt (potin operam, neque equidem malam, *** des innocenti). Für potin (= potisne est) vgl. zu v. 231. inique ist die sehr ansprechende Vermutung Leos (Palim. 205, mit Hinweis auf Epid. 551 inique iniuriu’s); Duckworth, zu Epid. 142, verweist für die Kombination von Adjektiv und Adverb von ähnlicher Bedeutung auf Pseud. 1017 vorsute malum, Most. 495 inepte stultus und weitere Belege. v. 369: Mit sed etc. schließt der Alte, Gymnasiums Worte ignorierend, an v. 366a an; ist die Ergänzung Studemunds in Herst. 431, Anm. 17. nullus ... alius quisquam] Für vergleichbare „pleonastische Verstärkungen“ vgl. Lindsay, Synt. 42; Hofmann, Gramm. 801 f.; Löfstedt, Synt. II 191 ff. Die genaue Formulierung scheint sich bei Pl. sonst nicht zu finden, häufig hingegen nihil quicquam (Poen. 504 etc.; Lodge, Lex. II 515). v. 370: Hier hängt die Figurenverteilung von der Ergänzung der fehlenden Buchstaben ab: Studemund ergänzt im Apographum us und gibt den ganzen Vers dem Mädchen (der Platz in A scheint eher für diese Lösung zu sprechen), ebenso Schoell und Lindsay, jetzt auch de Melo. Doch hat Leo wohl richtig gesehen, dass der Alte (ein letztes Mal) klarstellen sollte, dass es sich um seinen Sohn handelt; er ergänzt daher us. Der Alte setzt dann die Pleonasmen des Verses 369 mit modo unus fort: „ausgerechnet mein Sohn“. Bei dieser Lösung ist
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C. Kommentar
mit Leo, Palim. 206, nach filius statt des überlieferten –t Sprecherwechsel anzusetzen (filius bereits Studemund, Herst. 431, Anm. 17). v. 371 bietet sich der Alte, wie man an Gymnasiums Antwort erkennen kann, selbst als „Ersatz“ für seinen Sohn an. Das Mädchen lehnt jedenfalls sein Angebot mit nil moror etc. ab (die Lesung tui – hier ist nur das u sicher zu lesen – und ses durch Schoell erscheint überzeugend; sie wurde von Lindsay und Leo übernommen). Die erste Vershälfte ist hingegen nicht mit Sicherheit zu gewinnen: Studemund liest nur atecca … nihil; da würde sich Lindsays Vermutung at ecca dem Sinne nach hervorragend einfügen (übernommen von Thamm 46), doch passt dies gewiss nicht in die vorhandene Lücke. Auch etwas wie at eccu ipsum wäre zusammen mit der anschließenden Personensigle wohl zu umfangreich. Gemäß dem Apographum ist die alternative Lesung ategoa möglich, woraus Seyffert (in Schoells Append.) at ego alios credo … erschließt (mit „beredtem“ Anakoluth). Schoell schreibt at ego arbitror te … (me würde sich vielleicht besser einfügen), dies ebenfalls anakoluthisch, wozu dann seine Vermutung für v. 372 gut passen würde. damno sunt dient gleichsam als „Retourkutsche“ auf den Vorwurf des Verses 321 mali damnique inlecebra: Gymnasium hält nichts von senes als Liebhabern (vgl. auch v. 373 f.), wohl insbesondere wegen ihrer Knausrigkeit; Geldgier dürfte ein Charakteristikum auch dieses senex sein (vgl. v. 305). v. 372: Überliefert ist hier nur eingangs quidf (quid f?) und – nach einem langen Fenster – uisneestid (vel is) arbitratus (A). Schoell baut seinen Text auf dem arbitratus des Versendes auf, das er als Substantiv (mit vorangehendem is) versteht. Dieses Substantiv erscheint nur noch Asin. 766 und Rud. 1355 im Nominativ (tuus bzw. meus arbitratus; in der Regel steht das Wort im Ablativ); außer dem Possessivum steht sonst daneben nur der Genetiv (z. B. huius arbitratu); is arbitratus wäre also allem Anschein nach singulär: Lodge, Lex. I 144; ThlL II 409, 46 ff. Vorher schreibt Schoell quid f, und dies würde gut an sein arbitror in v. 371 anschließen, also: SEN. (v. 371) „Ich beurteile es jedoch (so), dass du / ich ...“. GYM. „Papperlapapp. Alte wie du bringen mir nur Schaden. Was bietest du (dich als) einen falschen arbiter („Beurteiler“) an? Bedeutet dieses Schiedsgericht Gewalt?“ (de Melo: „Is that opinion tantamount to violence?“). Hier mutet zwar das Wortspiel mit arbitror – arbiter – arbitratus hübsch an; doch fügt sich der Schluss mit vis nicht befriedigend ein. Vielleicht sollte man also mit Leo isne est id arbitratus? („Hat er diese Entscheidung getroffen?“) wählen, ohne dass sich aber eine plausible Lösung für die Lücke davor anbietet. Lindsay erwägt, in Abwandlung der Lösung Schoells, quid und ergänzt den Schluss mit Schoell. v. 373 ff.: Die nun folgenden Fragmente der Sekundärüberlieferung bis v. 384 wurden von Studemund, Herst. 432, hier offensichtlich richtig eingefügt (d. i. in fol. 243 [fehlt] und fol. 244 [sehr lückenhaft]).
V. Die Handschriften-Lücke (v. 230 ff.)
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v. 373: Prisc. II 279, 28 hat allem Anschein nach senicis hier als Genetiv angesehen; dann wäre nach Leo vos zu streichen, da mit vos diese Verwechslung nicht möglich gewesen wäre. Schoell hält vos (das an beiden Priscian-Stellen steht) und stellt es vor datores. senicis ist dann (exzeptioneller) Nom. Pl. (Gerschner, Deklin. 128). senices / –is steht jedenfalls nur hier; einmal, in den Notae Tir. 54, 19, findet sich der Komparativ senicior; vgl. auch Leumann, Gramm. 244; Valer. Probus, de nom. (IV 212, 34 GLK) besteht, in Analogie zu vertex, –icis etc., auf der Richtigkeit von senicis gegenüber senis. negotioli ist hier offensichtlich ein die Hetärensprache charakterisierendes Deminutivum (bei Pl. nur hier) „ein Geschäftchen“. Das Wort findet sich in den Cicero-Briefen: ad Q. fr. III 4, 6 erit nescioquid negotioli; ad Att. V 13, 2 tua negotiola. Schon Studemund, Herst. 432, versteht die Worte als Reaktion auf Anträge des lüsternen Alten. Man kann hier einen übermütigen Flirt vermuten, den sich die falsche Selenium erlaubt hätte (so Ernout; vgl. Süss, Nochmals 121 „mit euch Alterchen erlebt man doch die nettesten Geschichten“). In diese Szene wäre dann die lena hineingeplatzt und hätte auch die Illusionen des Alten platzen lassen. Thamm 47 fasst die Worte eher als ironisch gefärbte Ablehnung auf; sie gehören wohl noch in die Partie vor dem Eintreffen der Mutter. v. 374–376: Der Wechsel zu jambischen Senaren scheint mit dem Hinzutreten der lena zusammengefallen zu sein. Studemund, Herst. 432, nimmt hier eine Verhandlung des Alten mit der lena an, wahrscheinlich über mögliche Liebesdienste seitens „Seleniums“. Schoell, Append. zu v. 376, vermutet, dass der senex mit der lena (für Geld) vereinbart, dass Selenium das Haus des Alces. verlässt. Man hat auch angenommen, die Alte hätte anderwärts ein gutes Angebot erhalten, das sie nicht ausschlagen wolle (dies könnte auch einen Bruch des Versprechens an Selenium implizieren): Süss, Nochmals 122 f., der denn auch die Verse in ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter verlegen will, in dem die Alte ihre Geschäftspraktiken darlegen würde (v. 377 fügt sich dann nicht befriedigend ein). Des Metrumwechsels wegen wird man die Worte kaum Gymnasium selbst (in ihrer Auseinandersetzung mit dem Alten) geben. Am ehesten wird doch die Kupplerin zu dem Gespräch zwischen ihrer Tochter und dem Alten hinzugestoßen sein, sofort das Wort an sich gerissen haben und jetzt dem Alten, der sich an das Mädchen heranmachen will, ihre Geschäftspraktiken darlegen. V. 377 zeigt sich dann der senex als Knauser und wird wohl schnell abgefertigt. v. 374: respondere steht hier offensichtlich in der bei Festus 462 L. besprochenen Bedeutung („Gegenversprechen machen“): spondere antea ponebatur pro dicere, unde et respondere adh usurpari coeptum est dne alterius. Bei Pl. findet es sich noch Capt. 898 f. sponden tu istud? # spondeo. # at ego tuum tibi advenisse filium respondeo. Süss, Nochmals 122, erklärt dies richtig mit „eine Gegensponsio machen; sich im Anschluss an ein spondeo der Gegenpartei zu etwas verpflichten“; respondere
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ist zwar nicht synonym mit dem promittere von v. 376, wie Thamm 47 meint, kommt ihm dem Sinne nach aber nahe (siehe unten zu iniuriumst). me] Zur Frage ohne Einleitung vgl. Bennett, Synt. I 476 ff. iniuriumst wird von Süss, Nochmals 122, damit erklärt, dass die lena alles, was ihren Vorstellungen widerspricht, als iniuria bezeichnet (vgl. v. 19/20, wo die Alte ihre lästigen Reden mit ius fasque est klassifiziert). Wahrscheinlich liegt hier aber auch ein Hinweis darauf vor, dass eine Frau wie die lena eine sponsio gar nicht vornehmen konnte: Kaser, Priv. I 153 f., legt dar, dass an die Stelle der sponsio / stipulatio bei Nichtbürgern die fidepromissio trat: mit fide tua promittis? # promitto wird das für solche Menschen nicht zugängliche spondeo vermieden (vgl. z. B. Pseud. 116. 1073). v. 375: stipulari ... a viris kann hier nicht so ohne weiteres, wie Prisc. annimmt, mit interrogare viros erklärt werden (vgl. aber die Abfolge Frage – Antwort in der Formel); es kommt wohl eher dem imperes von v. 377 nahe. Die stipulatio (die Ableitung ist unklar; vielleicht von stipulus, „fest“: vgl. Kaser, Priv. I 152, Anm. 24) ist ein rein weltliches, klagbares Leistungsversprechen, ursprünglich nur Geld betreffend, später auch diverse andere Leistungen (Kaser, Priv. I 153 f.; Watson, Law 117 ff.). stipulari steht hier jedenfalls medial im Sinne von „sich etwas zusagen lassen“ wie Pseud. 1069 minae ... heri quas aps ted est instipulatus Pseudolus (vgl. 1076); Rud. 1381. ultro steht hier nach Lodge, Lex. II 188, im Sinne von sponte, also wohl „meinerseits“. Gewiss sorgt hier dieser Bezug auf die Besonderheiten ihres Rechtssystems für das Interesse und eine gewisse Irritation der römischen Zuseher. v. 376: eum quaestum facio ist hier wohl nicht parenthetisch aufzufassen (nil viris promittere wäre dann parallel zu stipulari gesetzt); es steht vielmehr präparativ auf das Folgende: „Darin besteht mein Geschäft, Männern nichts (fest) zuzusagen“ (die Kupplerin pflegt die Liebhaber hinzuhalten und auszuhungern wie jene der Asinaria). v. 377: imperes setzt vielleicht die stipulatio fort (bei der Frage promittisne etc. wird zugleich ein Betrag genannt, der für das Zustandekommen des Geschäftes zu entrichten ist). Es scheint so, als würde der knausrige Alte (vgl. v. 305) ein wenig kneifen und Einschränkungen bezüglich seiner Zahlungsfähigkeit (und –willigkeit) machen. pro recula schränkt das umfassendere pro copia ein (man beachte die Anapher!); er habe nur ein bescheidenes Vermögen. Das seltene Deminutiv findet sich noch bei Cic. Sest. 110 postea quam rem paternam ab idiotarum divitiis ad philosophorum reculam perduxit; Apul. met. IV 12 (rescula); Donat. vit. Verg. (p. 72 Rostagni). v. 378–380: Diese drei Zeilen stammen gewiss aus der Szene, in der die Hetären (von Lampadio beobachtet) abgehen. Dabei werden die beiden, die später nicht mehr auf der Bühne erscheinen (die lena spielt aber eine wichtige hinterbühnische Rolle), wieder kontrastierend charakterisiert: die realistische
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lena und die humorvolle, lebenslustige Gymnasium. Diese Zeilen folgen also dem Auftrittsmonolog Lampadios, zumindest fallen sie nach 381–384 (Webster, Stud. 95; aus praktischen Gründen wird hier die traditionelle Reihenfolge beibehalten). Scaliger, Varr. 165, hat die Zusammengehörigkeit der beiden Grammatikerfragmente erkannt; vgl. Th. Ladewig, RhM 3 (1845) 529. v. 378: Die genaue Sprecherverteilung hängt hier von der Bedeutung von vegrandi ab: vegrandis „abnorm in der Größe“ bedeutet sowohl (a) „klein, winzig“, als auch (b) „überaus groß, gewaltig“. Gellius V 12, 9 f. weist auf die Ambiguität von Bildungen mit v(a)e hin (wie vescus, vehemens), ebenso Festus 512, 6 ff. L., der unser Fragment wohl richtig unter (a) einordnet. Nimmt man alternativ dazu die Bedeutung „übermäßig groß“ an, würde die Tochter schon ab nimium sprechen. Dagegen spricht (a) vielleicht der Überlieferungbefund (die getrennte Überlieferung der Repliken 378 bzw. 379 f.), (b) der Einsatz in v. 379 mit pol, das eher einen Neueinsatz signalisiert: jetzt gibt Gymnasium zum Abschluss ihrer Bühnenpräsenz ein einschlägiges Bonmot von sich. quin is, si itura es?] Für diese Formel der Ungeduld vgl. Poen. 511 si ituri hodie estis, ite; 1237 ite si itis; Woytek, zu Pers. 146 si facturu’s, face (für die coniugatio periphrastica zitiert er noch Pers. 397 und Cas. 831); ThlL V 2, 630, 74 ff.; Gow, zu Theocr. 5, 78; Eur. IA 817 u. a. bei Maurach, zu Poen. 511. nimium] adverbiell; vgl. v. 18. vegrandi gradu] Abwandlung der alliterierenden Wendung grandi gradu (Truc. 286); Epid. 13 gradibus grandibus; Curc. 118; Aul. 49 grandibo gradum; Pacuv. fr. 37 R.³ (32 Schierl) praegrandi gradu; ThlL VI 2, 2148, 48 ff. is setzt das Wortspiel fort; es (Bothe1) erscheint also nicht indiziert. v. 379 f.: ad cubituram ... ad cursuram] cubituram ist ein ad hoc um des Klanges und der ironischen Pointe willen analog zu cursuram gebildetes Verbalsubstantiv; für vergleichbare Hapax-Bildungen: Traina, For. 110 f.; Mil. 280 insulturam et desulturam; Trin. 364 f.; Stich. 688 polluctura dabitur; E. Zellmer, Die lateinischen Wörter auf –ura, Frankfurt 1976 (2. Aufl.), 17. ad cubituram ... sum exercita] Vgl. Most. 862 exercent sese ad cursuram; Stich. 306 ad cursuram meditabor. fere] Das Adverb ist bei Pl. ziemlich selten (Lodge, Lex. I 608); neben anderen Adverbia wie hier steht es insbesondere, wenn diese dem Temporalen zuneigen: Ter. Phor. 89 f. fere / plerumque; Cic. Mil. 56 ut non satis fere esset paratus (scil. Milo); ThlL VI 1, 496, 25 ff. tardiuscula] „etwas langsamer“; vgl. für diese (abschwächende) Deminutivbildung vom Komparativ nitidiusculus (Pseud. 220 und 774); Neue, Form. II, 264; Leumann, Gramm. 308 f.; Hofmann, Umg. 140 (Lingua 298); tardiusculus im Sinne von „ein wenig beschränkt“ findet sich bei Ter. Haut. 515 und Späteren. Für eine sprachwissenschaftliche Erörterung vgl. Kümmel, Selt. 354 f. v. 381–384 stammen wohl aus dem Auftrittsmonolog Lampadios, der am Ende des verlorenen fol. 243 oder in der praktisch leeren recto-Seite des fol. 244 anzu-
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C. Kommentar
setzen ist (vgl. zu v. 378–380 sowie S. 18); diese Verse fallen zeitlich gewiss vor v. 378–380 (ebenso vielleicht die Verse 405–408). v. 381: Lampadio dürfte hier am Beginn seiner Rhesis einen sog. „Sklavenspiegel“ zum besten geben wie der Sklave des Lyconides in Aul. 587 ff.; vgl. Fraenkel, Plaut. 243 ff. (Elem. 234 f.); Men. 966 ff.; Pseud. 1102 ff.; Rud. 920 ff.: so Seyffert, Herst. 433, Anm. 18. Für die Formulierung verweist Süss, Nochmals 128, auf Mil. 1378 ff. memini ego officium meum ... investigabo, operae non parcam meae; vgl. auch Pseud. 1104 nihilist ... suum qui officium facere immemor est nisi est admonitus. Das officium wird im Zusammenhang mit Sklavenarbeit immer wieder zitiert (Aul. 593); meminisse officium steht in anderen Kontexten auch Cas. 259 f.; Stich. 42. 46. v. 382: Hier dürfte der Sklave die beiden Hetären ein erstes Mal wahrnehmen, und zwar wird er auf den Weingeruch aufmerksam: die Trunksucht (vgl. v. 18) hätte Folgen. In Frage käme auch ein Hinweis auf die Gerüche in den Freudenhäusern, welche Lampadio auf der Suche nach der Vermissten durchstöbert hat. ita überliefert Non. 669 L., während Non. 88 L. nam ita bietet, das nach Langen, Beitr. 232, ganz selten ist. aestus] Der Vers ist Non. 669 L. mit ventus, Non. 88 L. mit aestus überliefert. Leo und Lindsay entscheiden sich hier für ventus, das nach Non. 669 im Sinne von odor steht (diese Bedeutung erhält es – wie im übrigen auch aestus – klarerweise erst durch das Attribut mustulentus); an sich bedeutet ventus natürlich nur den „Lufthauch“. Zu aestus notiert Leo im Apparat „non melius“; andrerseits ist es gewiss als die lectio difficilior zu bezeichnen und verdient im Zweifelsfall den Vorzug: Man könnte es so verstehen, dass der „Weindunst“ gleichsam heranbrandet, ähnlich dem Brodem des Tartarus bei Lucr. III 1012 oder dem aestus des Avernersees (Lucr. VI 823 ff.); aestus käme damit einem vapor nahe (vgl. Ambros. Abr. II 4, 17 ebrietatis succensus calore aut ipsius carnis aestu). mustulentus ist anscheinend eine plautinische Augenblicksbildung (nach mustum gebildet: vgl. CGL V 651, 3); es findet nur bei Apul. met. II 4, 8 eine Nachahmung in anderem Kontext: mustulentus autumnus (vgl. IX 32, 2). adtigit] Das obtigit bei Non. 669 L. wäre zwar eindeutig lectio difficilior, findet jedoch keine Stütze (ThlL IX 2, 290, 16 bezweifelt mit Recht die singuläre Verwendung). v. 383 gehört allem Anschein nach wie v. 384 und 405–08 zum Bericht Lampadios über seine Suche in den Bordellen. Zu diesem Motiv vgl. Poen. 106 ff. (dort ist der Punier Hanno auf der Suche nach seinen Töchtern und durchstreift auch die Freudenhäuser). In v. 383 ist wohl von verkommenen Dirnen die Rede, die mit zerrauftem Haar und malträtierten Ohren ihrem Gewerbe nachgehen. capillo scisso steht im Gegensatz zu den wohlgeordneten Frisuren der „gehobenen“ Hetären (Most. 254 f.; Epid. 623); für capillos scindere vgl. Lucil. 955; Tib. I 10, 53; mehrfach Ovid (epist. 8, 79 scissa capillos); ThlL III 314, 82 ff.
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excissatis auribus] Non. 154 L. erklärt excissatum mit laniatum, vulneratum; wir sprechen von „Boxerohren“ (dazu Epid. 433 f. pugnis eradicabam hominum auris); ex(s)cissatus ist mit dem ThlL V 2, 1829, 67 ff. als Frequentativum zu ex(s)cissus zu erklären. Kümmel, Selt. 355, weist vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt her auf die Möglichkeit hin, excisatis vorzuziehen (das nach der Noniusedition L. Muellers in einer Hs. von erster Hand überliefert ist). Die Bezeugung ist aber doch weit zu schwach (man beachte auch den Anklang scisso – excissatis). v. 384: quae bezieht sich auf eine „Dame“, welche besonders ekelerregende Reinigungsarbeiten durchzuführen hat. purigans ist Verbesserung L. Muellers in seiner Noniusedition für das überlieferte purgitans, das vielleicht zu halten ist: vgl. Busdraghi, Pur. 121–124; zu v. 304. carnificis angiporta] „Gässchen des Henkers“ (zu carnifex als Schimpfwort vgl. zu v. 203 carnificinam); zum angiportus / –um vgl. zu v. 124 angiportu. 389 ff.: Von der Quat. XXXI 4 (= fol. 244) recto existiert nur das Pergament (Schoell meinte noch einiges zu lesen: vgl. auch bei Stockert1, krit. App.). Auf der Verso-Seite hingegen steht die (mit Ausnahme von v. 406) auch anderwärtig überlieferte Versgruppe 405–408; vorher sind nur Reste von einzelnen Wörtern erhalten, von denen vielleicht von Bedeutung sind: v. 391 wahrscheinlich fuist oder fuist, was auf einen Dialog hindeutet, am Ende llo / llo modo. v. 392 ist Studemunds vobo sehr unsicher; –es negent am Ende passt in einen Dialog oder einen Monolog; Süss, Nochmals 130, bezieht diese Worte, wie auch das Folgende auf die Erzählung Lampadios von seinen Gesprächen mit diversen Dirnen. Zu v. 394 –guela qui teris betont Leo, dass hier ein Mann angesprochen wird, der den Unwillen seines Gesprächspartners erregt hat. Süss, Nochmals 131, meint, eine der Dirnen könnte den Sklaven kritisieren „du bringst mich um mit deiner Rederei“ (loquela); vgl. v. 609 conteris tu tua me oratione (Lampadio zu Melaenis) und auch v. 566 iam perducebam illam ad me suadela mea. V. 396 –ticulus fui (Leo erwägt forticulus oder tristiculus) spricht jedenfalls ein Mann, also Lampadio, v. 397–404 ist fast nichts zu lesen. v. 405–408 sind glücklicherweise in A und (mit Ausnahme von v. 406) in der Sekundärüberlieferung greifbar. V. 405 und 407 werden zudem bei Varro ling. VII 64 erklärt; v. 407 f. finden sich bei Fest. 442 L.; v. 408 bei Festus (bis), Paul.-Fest. (bis) und Priscian. Festus notiert zweimal Plautus in Sy(m), d. i. Synaristosis (= Cistellaria); vgl. dazu die Nachricht jenes anonymen Briefverfassers aus dem X. oder XI. Jh. (in einer Bamberger Hs.; dazu Bischof, Fest.), der sich für eine Büchersendung bedankt und in ein wenig merkwürdiger Art diverse sonst unbekannte Plautusfragmente zitiert, so gegen Ende „habitet Pl. in Synaristosis sine extortis talis“ (die Verbindung zur Cistellaria wurde hergestellt von Fraenkel, Orig., und damit auch die Synaristosai definitiv als das griechisches Vorbild erwiesen); jener Büchermensch zitiert jedenfalls aus einem Festustext, der noch nicht die Beschädigung durch den Brand erlitten hat; vgl. auch Lanciotti, Fest. 301 ff., und A. Aragosti, Frammenti plautini nella tradizione
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di Calcidio, in: F. Bellandi / R. Ferri (Hgg.) Aspetti della scuola nel mondo romano, Atti del convegno (Pisa, 5–6 dicembre 2006), Supplementi di Lexis 51 (Amsterdam 2008), 253–288. Zu v. 405–408 betont Deufert, Text. 112 f., dass sowohl Varro ling. VII 64–66 als auch Verrius Flaccus, von dem Festus exzerpiert (vgl. Schröter, Etym. 78 f.), hier ein Werk des republikanischen Grammatikers Servius Clodius (des Schwiegersohnes des Aelius Stilo) benützte (der seinerseits wieder von Aurelius Opillus abhängt). Clodius hat jedenfalls bei Pl. belegte pejorative Epitheta für meretrices untersucht: also Cist. 405–408 und im Anschluss daran das bekannte Fragmentum incertum I, das eher aus der Nervolaria (Schröter, Etym. 78) stammt. Die Beschimpfung von Dirnen ist topisch, hier nur außergewöhnlich krass; vgl. z. B. Opelt, Schimpfw. 106 ff., mit den Anmerkungen. v. 405: A bietet hier nach einer Lücke nur sunt limaces aut [vel ut vel hic] liuidae; bei Varro ling. VII 64 steht hingegen non quasi nunc haec sunt hic, limaces, liuidae. Die Version in A ist rhythmisch nicht einwandfrei (limaces an der Dipodienstelle würde gegen das „Gesetz von Meyer“ verstoßen); auch würde so das Wortspiel beeinträchtigt; insbesondere ist diese Partie nicht durch Disjunktion (aut), sondern durch Addition charakterisiert. non quasi] Süss, Nochmals 129, versteht es so, dass Lampadio Gymnasium (und ihre Mutter) von den gemeinen Dirnen unterscheidet, mit denen er zu tun hatte; auf jene seien diese negativ gehäuften Attribute gemünzt. Alternativ dazu besteht die Möglichkeit, dass auch die auf der Bühne anwesenden oder soeben abgegangenen Frauen unter die armseligen Dirnen gezählt werden. haec steht hier für Femininum Pl. wie e. g. auch Poen. 1171 und 1376. limaces] Hier ergibt sich durch das Nebeneinander von haec limaces „Nacktschnecken“ (mit der fragwürdigen Erklärung bei Varro ling. VII 64 –x ab limo, quod ibi vivit) und den limaces viri in Bacch. 16 (das eher von limare im Sinne von „atterere, spoliare“ verstanden werden kann) ein interpretatorisches Problem, das auch in den drei (!) Lemmata im ThlL VII 2, 1402 seinen Ausdruck findet, sowie in einer Kontroverse über die Etymologie von līmāx (1). Unter limax (1) wird das reiche Fortwirken des Wortes sowie sein Aufscheinen bei Plin. n. h. etc. dokumentiert; hingegen ist unsere Stelle wie Bacch. 16 unter einer Bedeutung (2) „atterens, spolians“ eingereiht (Nomina auf –āx sind außer limax und fornax Adjektiva; unser Wort wäre gleichsam eine Zwischenstufe); für Fulg. myth. II 1; p. 37, 18 H. wird eine dritte (Misch)Bedeutung erwogen. Die etymologischen Lexica akzeptieren zum Teil die Ableitung bei Varro (von limus), welche Walde, Etym. I 802 (ebenso Ernout, Etym. 359), als Volksetymologie bezeichnet und eine Entlehnung von griech. λείμαξ „Wiese“ wahrscheinlich macht. Vielleicht spielt besagte Volksetymologie in der Plautuspartie jedoch eine Rolle, da auch in v. 384 vom Schmutz an diesen Örtlichkeiten gesprochen wird. Übrigens könnte man neben der Auffassung unserer Stelle im Sinne von limax (2) auch an eine (freilich sonst nicht belegte) Anspielung auf das Wesen der Hetären als „Nacktschnecken“ erkennen und in Bacch. 16 einen Hinweis auf den
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„Schneckengang“ sehen, wie dies Barsby getan hat, der jenen Vers in einen „Sklavenspiegel“ verweist (wo von der eigenen Schnelligkeit und der Langsamkeit anderer die Rede sein könnte); dafür steht aber im Griechischen und Lateinischen eher die Schildkröte: vgl. Stockert, zu Aul. 49. lividae] Diese Farbe bezieht sich auf einen nicht gesunden, vom natürlichen abweichenden Zustand; in amourösen Kontexten z. B. auch Ovid. am. I 8, 98 facta ... lascivis livida colla notis; vgl. epist. 20, 82 und Anth. Lat. 428, 6 Sh.-B. v. 406: Dieser Vers ist nur durch den Palimpsest belegt. Bei Varro werden die Worte dieses Verses nicht erklärt, wohl weil diese Prädikationen keiner Erklärung bedürfen (Deufert, Text. 113, Anm. 330). febriculosae ist die Verbesserung Schoells für das fedripul … in A, unter Hinweis auf Catull. 6, 4 (nescio quid febriculosae scorti diligis); man vgl. auch Gell. XX 1, 27 morbus febriculosus „fiebrig“. miserae amicae wurde von Studemund und Schoell ergänzt. Süss, Nochmals 129, vergleicht hier wieder Poen. 265 ff. pistorum amicas (jener Text ist aber insgesamt anders strukturiert), miseras findet sich Poen. 267. Um den (vielleicht doch legitimen) Hiat vor osseae („Pointenhiat“; vgl. Maurach, Hiat 52 f.) zu vermeiden, schrieb Schoell amilae (dies fehlt sonst bei Pl.). Leo erwartet statt amicae ein weiteres Adjektiv (er erwägt die beiden ganz seltenen Wörter ambesae und ancisae); McC. Brown, Plaut. 435, konjiziert iunceae (mit Anklang an Ter. Eun. 316), der bisher beste Vorschlag für eine Änderung. osseae] „ex ossibus constantes“ (ThlL IX 1117, 8 ff.); vgl. Ovid. ibis 144 ossea forma (über die Erscheinung eines Toten, Iuv. 5, 53). Vergleichbar ist Aul. 564, wo von einem mageren Schaf gesagt wird: ossa ac pellis totast; Capt. 135; vgl. unser „nur Haut und Knochen“; Otto, Sprichw. 260. v. 407: diobolares] „Zweigroschenweiber“ (vgl. Varro ling. VII 64: a binis obolis); noch krasser Poen. 270 servolorum sordidolorum scorta diobolaria (in der Charakteristik gewöhnlicher Dirnen durch Adelphasium); meretrices diobolae findet sich bei Fulg. serm. ant. XXXIII 120, 10. schoeniculae] „ab schoeno, nugatorio unguento“ (Varro; ähnlich Fest. 442, 7 L.: propter usum ung, quod est pessimi generis); schoenum (gr. σχοῖνος) war ein Binsenextrakt; vgl. Poen. 267 (amicas) ... schoeno delibutas (Maurach, zur Stelle). Die Verletzung des „Gesetzes von Meyer“ ist durch das viersilbige Schlusswort des Verses aufgehoben (vgl. zu v. 43). miraculae] Varro ling. VII 64 erklärt mit a miris, id est monstris, mit anschließendem Hinweis, dass bei Accius (pragm. fr. XIX Dangel) Personen mit entstelltem Gesicht miriones heißen; auch der ThlL VIII 1053, 73 nimmt hier ein Substantiv an. A bietet das geläufige miracula, das an sich auch nicht unmöglich wäre; doch spricht die parallele Überlieferung bei Varro und Festus für miraculae wie natürlich auch die Klangfigur des Homoioteleuton. Für das Suffix –culus vgl. G. Serbat, Les dérivés nominaux latins à suffixe médiatif, Paris 1975, 189 (Traina, For. 85, Anm. 166). Traina, For. 116, weist darauf hin, dass hier die
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Verbindung einer lexikalischen Novität (schoeniculae) mit einer morphologischen (miraculae) vorliegt. v. 408: cum extritis talis] A überliefert (unsicheres) exteritis, Fest. 442, 7 L. extertis (gehalten übrigens von Lindsay), doch beides wohl Verschreibung von extritis (so schon Scaliger, Varro 164–166). Daneben existiert eine Variante extortis, die in Erwägung gezogen werden könnte, findet sich doch bei Sen. contr. X 4, 2 und Sen. epist. 24, 14 Vergleichbares (articulum vel talum [ex]torquere); insbesondere steht extortis auch in jenem oben zitierten mittelalterlichen Brief (vgl. zu v. 405–408). Deufert, Text. 167 f., Anm. 176, betont aber richtig, dass zwei Belege bei Apuleius (met. IV 4, 2 ungulis extritis iam claudus; VIII 23, 6) für die Lesart extritis sprechen, und Traina, For. 80, meint, dass sich diese Lesart besser in die Lautspiele einfügt, welche diesen Vers charakterisieren (Alliteration; weitere Vokalanklänge; Homoioteleuton); vgl. auch Guardì, Pan 15/16 (1998) 53–55, der für extertis plädiert. Für die Verletzung der Knöchel (tali), vor allem durch Folterung, vgl. Mil. 156, Rud. 635; hier ist an Verletzungen zu denken, welche sich die Damen bei der Ausübung ihres Metiers zugezogen haben. Vgl. zu diesem Vers vor allem auch Pasquali, Storia 351 f. todillis] Fest. 480, 22 L., unsere maßgebliche Quelle, erklärt todi so: sunt ... quarum meminit Pl. in Sy. Allgemein wird heute die Übersetzung „mit Spatzenbeinen“ akzeptiert (vgl. Deufert, Text. 168; „with little legs the size of sparrows“ de Melo). Doch zeigen diverse Erklärungen bei den Grammatikern, dass dieses Adjektiv auch zur Zeit des Verrius Flaccus Schwierigkeiten bereitete: bei Festus 390, 1 L. findet sich die Korruptel sodellis; daneben ergibt sich aber, wie Deufert 167 f. glaubt nachweisen zu können, eine Variante succrotillis (ohne das schon aus Gründen des Parallelismus kaum entbehrliche cum); daneben noch bei Paul.-Fest. 46, 8 L. crocotillis mit der Erklärung „crocotillum valde exile“ (Lindsay, Edit. 15, nimmt freilich eine Lesart crotillis an; vgl. Pasquali, Storia 351 f.); dazu tritt noch bei Priscian I, 103, 21 todinis oder Ähnliches. Zur wahrscheinlich richtigen Variante todillis vgl. die Glosse todillus: gracilis (CGL V 624, 39). crusculis] crusculum ist Deminutiv von crus (vgl. auch CGL V 521, 31 f.); Traina, For. 80, Anm. 128, spricht hier von einem „pejorative meaning“ der Verkleinerungsform (unter Hinweis auf J. S. T. Hanssen, Latin Diminutives, Bergen 1952, 35). Zur Entwicklung von crusculum über das antike Latein hinaus vgl. A. Traina, Il Latino del Pascoli, Firenze 1971 (2. Aufl.), 48. v. 408a: Falls doch zur Cistellaria zugehörig, müsste das Fragm. dub. I (Nerv. v. 99 Monda) bald nach diesen Versen eingeordnet werden; vgl. S. 281 f. v. 409–448: Hier sind anfangs nur einzelne Buchstaben erhalten, gegen Ende des fol. 245 recto jedoch die für die Anagnorisis entscheidenden Worte, v. 424 haec sustulit, post: Lampadio erkennt, dass die soeben abgegangene Frau seinerzeit das Kind aufgenommen hat. Vers 420 at die illa könnte eine Rekapitulation jenes Geschehens andeuten, v. 422 dei me omnes könnte dem entscheidenden Satz präludieren: Süss, Nochmals 127, verweist auf Epid.
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192 und Men. 551 f., wo jeweils adiuvant, augent, amant steht; zumindest Ähnliches wird auch hier anzunehmen sein. illae (v. 423) dürfte sich auf die beiden soeben abgegangenen Hetären beziehen, wenn man nicht mit Schoell illa e vorzieht. V. 425 circumcur (wie ich nach der Paraphrase bei Süss, Nochmals 127, schreibe) dürfte sich auf die umfangreiche Suche des Sklaven beziehen; v. 427 um loquor ergänzt Süss zu der bekannten Wendung sed nimis longum loquor: vgl. Epid. 376. 665; Pers. 167 und Woytek, zur Stelle. Solches markiert in der Regel einen sofortigen Abgang von der Bühne: Lampadio verfolgt die Frauen, wie er dann v. 546 ff. erzählt; die Konfrontation mit der lena erfolgt hinterbühnisch (dort gelingt es ihm auch, wie er anschließend schildert [v. 556 ff.], die „Wahrheit“ aus der Alten herauszulocken). Auf der Verso-Seite dieses Blattes ist auf den spärlichen Fetzen praktisch nichts zu lesen; anschließend ist zudem ein Blatt (fol. 246) ausgefallen. Es fehlen also nach dem Abgang des Sklaven, wenn dieser wirklich mit 427 oder wenig später erfolgte, gut 50 Verse. Hier sind jedenfalls der Auftrittsmonolog des Alcesimarchus (eher eine Monodie) und der Beginn seiner Konfrontation mit den beiden Frauen anzusetzen, von der dann der Großteil in A erhalten ist.
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VI. Die Szene Melaenis – Alcesimarchus – Selenium v. 449–464: Hier handelt es sich offenkundig um ein Ca n ti cu m, wie man vor allem an den beiden Klauselversen 459 und 464 ersehen kann (ithyphallicus bzw. thymelicus, ut vid.). Questa hat angesichts der Lückenhaftigkeit des Textes in seinem Cantica-Buch auf eine Publikation dieser Partie verzichtet. Wir haben hier nach dem unsicheren Vers 449 (jambische Dipodie?) 5 jambische Oktonare (v. 450–454), v. 456–457 sind wahrscheinlich trochaeische Septenare, ebenso wohl v. 460, während v. 463 wohl wieder ein jambischer Oktonar vorliegt. Die übrigen Verse sind – angesichts der Lücken – nicht sicher identifizierbar (v. 461 ist vielleicht ein jambischer Senar: man beachte die εἴσθεσις). v. 449 ff.: Das in starker εἴσθεσις stehende (wohl zur letzten Zeile des fol. 246 gehörende) molestus es (v. 449, an Alces. gerichtet) dürfte zugleich als Stichwort für diese Szene fungieren, in der der Junge die beiden Frauen bedrängt (vgl. dann v. 465 MEL. potin ut mi molestus ne sis). Süss, Nochmals 129, vergleicht mit unserer Partie die „Abfertigungsszene“ in Poen. 335 ff. (vgl. auch Süss, Cist. 173, mit Hinweis auf Cas. 230 ff. 737 ff.; Truc. 751 ff.). Wer von den beiden Frauen dieses molestus es spricht, ist nicht definitiv zu sichern, doch spricht hier manches für Selenium, auf welche sich dann issula bezieht; sie ruft gewiss das aufer manum (v. 450), und sie alleine kann von Alcesimarchus sinnvoller Weise mit germana mea sororcula angesprochen werden. Thamm 50 hingegen meint, dass sich Sel. hier nicht auf der Bühne befinde (auch v. 451 erscheint ihm nicht beweiskräftig); es sei im Text auch kein Abgang des Mädchens signalisiert (doch steht nach v. 464 in A eine Leerzeile, welche wohl eine neue Figurenkonstellation andeutet); ebenso auch Ludwig, Handl. 60 f. Für die Art des Auftritts der Kontrahenten ist die Frage der Lokalisation des Hauses der Melaenis von entscheidender Bedeutung. Noch Süss, Nochmals 131 f., nimmt an, die Frauen kämen hier von auswärts, um Gymnasium abzulösen (die übrigens schon lange mit der lena abgegangen ist); Alcesimarchus treffe die beiden also rein zufällig auf der Bühne. Nach dem neuen Arrangement der Bühnenhäuser (vgl. S. 37 ff.) hat man sich jedenfalls vorzustellen, dass Alces. zum Haus der beiden Frauen kommt und sie herausruft (allenfalls könnten sie ihn schon auf der Bühne erwarten). Im griechischen Vorbild hingegen dürfte das Haus der Melaenis auswärts gelegen sein (vgl. S. 38). Nicht so leicht zu beantworten ist die Frage, warum er sie nicht sofort (nach v. 304) aufgesucht hat; dafür sind aber diverse Szenarien denkbar: Er könnte abgegangen sein, um sich mit Freunden zu beraten, oder um sich seine Worte zu überlegen, wie dies für solche iuvenes typisch ist; oder er hat von Gymnasium (fälschlich?) gehört, dass er Melaenis auswärts zu suchen habe. v. 450: Erhalten ist hier nur meau . ssulasua . . . s egent ad me und nach einer Lücke Sprecherwechsel vor aufer manum. Schoell schreibt hier – wenig zufrie-
VI. Die Szene Melaenis – Alcesimarchus – Selenium
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denstellend – mea ut issula sciat mis egens ad me recipere #. Mehr Kredit verdient Leos Konjektur (schon Palim. 206) meae issula sua aedes egent. ad me (zu sine ducam vgl. v. 454 sine dicam; hier wäre wohl auch anderes möglich; doch wurde die Konjektur in dieser Form auch von Lindsay übernommen). Wie unsicher der Text hier ist, zeigt Seyfferts Vermutung (in Schoells Append.) mea *** sua sequere ad me . issula] issulus ist Deminutiv zu vulgärlateinischem isse / issus (statt ipse / ipsus; vgl. Ernout, Etym. 322), welches sonst in dieser Form nicht belegt ist (nach dem ThlL VII 2, 494, 3 ff. verbirgt sich vielleicht ein issulos in dem korrupten Text der Hippokratesübersetzung aer. 19, p. 37, 25 Gundermann; sonst steht nur CIL VI 12156 issulo et delicio suo, dies für das kleine Kind des Herrn). aufer manum] Dies steht noch Men. 627 (übrigens nach einem potin ut mihi molestus ne sis); in der Regel steht abstineas manum und Ähnliches (Amph. 903; Cas. 229 etc.); Wright, Dancing 173 f. v. 451–452: Überzeugend hat Bettini, Fra. 211–219, die hier vorliegende Form der Anrede von Liebenden, die nicht durch das Band der Ehe verbunden sind, in einen größeren Rahmen gestellt (mit Belegen u. a. aus der Liebeselegie); Alces. versucht hier – so Bettini – eine besondere Form von Verwandtschaft aufzubauen, die aber von den Gesprächspartnern angesichts seiner Untreue zurückgewiesen wird (die Übernahme der Deminutiva ist gewiss ironisch zu verstehen); zu den Deminutiven vgl. auch T. Hanssen, Latin Diminutives, Bergen 1951, 31. v. 451: Alcesimarchus spricht Selenium schmeichlerisch an (gemäß dem Rat in v. 302): sororcula passt doch wohl nur auf sie, nicht auf Melaenis (so aber Thamm 51); das Wort ist allem Anschein nach ein Hapax legomenon (zitiert bei Prisc. II 105, 10 GLK); vgl. Koehm, Altl. 139. germana, „leiblich“, soll hier im Sinne einer besonderen gefühlsmäßigen Nähe verstanden werden: Alces. behandelt das Mädchen wie eine leibliche Schwester (vgl. Koehm, Altl. 140); Truc. 438 germanae quod sorori non credit soror (Enk1, zur Stelle); übrigens kann germana auch für sich genommen die leibliche Schwester bezeichnen; Bettini, Fra. 212, Anm. 3, belegt, dass es speziell auf Kinder derselben Mutter angewendet wird. Bei repudio „ablehnen“ könnte zwar das repudium mitgehört werden (man beachte die signifikante Wiederholung in v. 452: Gleichklang der Frauen); für einen weiteren Gebrauch vgl. aber Ter. Andr. 249; Cic. Mur. 5, 11; auch in Liebesverhältnissen: Truc. 706 u. a. (Bettini, Fra. 211, Anm. 2). fraterculum steht korrelativ zu sororcula (nach Conrad, Demin. 147, Anm. 3 „Formattraktion mit Rücksicht auf sororcula“). Bei Pl. findet es sich ebenso wie das folgende matercula und wie puerculus (dieses e coniectura) nur hier; später freilich dann auch bei Cic. Verr. II 3, 155 volo, mi frater, fraterculo tuo credas; Iuv. 4, 98 malim –us esse gigantis (–um Priscian). v. 452: tum tu igitur zeigt an, dass sich Alces. nun an eine andere Person wendet; es ist keine alternative Bezeichnung für dieselbe Person (Melaenis), wie Thamm 51 meint (der ja hier ein Zwiegespräch annimmt).
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puerculum] Das überlieferte fraterculum ist sicher eine Korruptel unter dem Einfluss des vorangehenden Verses. Leo setzt die Crux und schlägt im krit. App. puerculum vor, das überzeugt und auch von Lindsay übernommen wurde (vgl. zum Fehlertyp Lindsay, Text. 66); Seyffert, Herst. 434, Anm., erwägt ein ted alumnulum (dies findet sich vielleicht Merc. 809 alumnule Schoell, Lindsay : alumne P; A n. l.); doch drängt sich hier die Verwandtschaftsbezeichnung auf. v. 453: Alcesimarchus’ opsecro te, ut sinas expurigare me wird von zwei Repliken einer der beiden Frauen unterbrochen, dem Kontext nach wohl noch Selenium (wofür vor allem auch valeas spricht); andrerseits liegt mit expurigare me ein Bezug auf v. 304 vor (wo Alces. die Rechtfertigung vor Melaenis ankündigt); wie dort ist auch hier die anaptyktische Form zur üblichen korrumpiert worden (denkbar wäre auch expurgitare: vgl. zu v. 384). v. 454: Eingangs ist nur o . . r . . sam sicher zu lesen (operossam würde vom Platz her passen); nachher Personenspatium und dann sine etc. Leo, ad loc., betont richtig, dass sich hier das Gegenüber gegen Worte oder Aktionen des Alces. verwahrt; als Ergänzungen erwägt er ut trissas „wie du zwitscherst“ (dies nur in der Anthol. Lat. belegt), oder (viel besser) oppressas, ein Hapax, für dessen Bedeutung „du bedrängst mich (brutal)“ Leo auf opprimere in Mil. 1209 und Merc. 593 verweist; vgl. auch Cic. Verr. II 3, 135 (ebenso Lindsay und de Melo). In der Handlung verwandt ist Mil. 444 ff., wo ein Sklave die Geliebte seines Herrn festhält und sie sich mit omitte / omittas freimachen will (dieses Verb ist freilich mit den Buchstabenresten und dem Platz im Palimpsest nicht zu vereinbaren). Schoell schreibt expurigare me / ob sponsam (also ohne Sprecherwechsel in der Versfuge); für sponsa vgl. dann v. 492 tibi aliast sponsa locuples Lemnia; hier kam dieses Thema wohl noch nicht aufs Tapet. In seiner Appendix erwägt er u. a. auch ein sich gut einfügendes odiosu’s (übernommen von Rau), für welches aber der vorgegebene Platz in A zu umfangreich erscheint. sine dicam wird von Melaenis oder Selenium mit dem Hinweis auf die Unzuverlässigkeit seiner Worte abgeschmettert; der in A fehlende anschließende Personenwechsel ist jedenfalls einzufügen. satis ... periuriis] Der Text ist hier allem Anschein nach korrupt (sapitmihi auisperiuriis A): avis ist hier einfach nicht unterzubringen, und auch sachlich nicht am Platze. Schoell in der Appendix schlägt vor: satis sapio mihi tuis periuriis „ich verstehe genug / nehme genug wahr aufgrund deiner Meineide“ (da wäre wohl mihi zu streichen; für satis sapio vgl. Trin. 636). Vermutlich ist aber doch das überlieferte sapit mit Leo und Lindsay zu halten: Selenium weist dann den Jungen z. B. mit oppressas zurück, und Melaenis kommentiert dies hämisch mit den Worten „wegen deiner Meineide ist sie mir (d. h. in meinen Augen; Dat. iudicantis) genügend vernünftig / zur Besinnung gekommen“ (vgl. auch Rau; de Melo: „She’s been taught sense enough by your false oaths“). v. 455: uer (uir; utr) ... sit a s unta A, ohne Personenwechsel vor anc. Leo, krit. App., schlägt als Worte der Melaenis vor: virum si ea sunt (viri etsi ita sunt Schoell; oder eher AL. vera etsi | ea sunt ? ). Leo weist freilich richtig da-
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rauf hin, dass der Anfang des Verses vielleicht dem Jungen zu geben ist, daher Lindsay’s AL. uer si | ea sunt; dadurch würde die Lücke zwischen uer und si aber nicht gefüllt (vera würde vielleicht an sine dicam anschließen); vor allem erwähnt sei noch Rau’s ver data sunt (Sprecherin Melaenis). Im weiteren schreibt Lindsay aus metrischen Gründen potis est, eine leichte Korruptel, wie Lodge, Lex. II 357 f., zeigt; an die Stelle des im Kontext eher zu erwartenden jambischen Oktonars tritt durch diese Änderung ein troch. Septenar; Stockert, Bem.: ver si data sunt etc. v. 455 f.: supplicium volo / polliceri] In der Überlieferung (polliceri volo) ist die Kürzung des Stammvokals zu pollicěri nicht zu akzeptieren (weniger problematische Fälle bei Questa, Metr. 103). Es scheint, als wäre Lindsays Verschiebung von polliceri an den Beginn des nächsten Verses unumgänglich. Schoell, Hor. sat., schlägt das wenig sinnvoll anmutende licitari volo oder pol tibi dare volo vor; in diesem Falle hätten wir v. 456 einen jambischen Senar (im Palimpsest findet sich aber keine εἴσθεσις). Für supplicium, „Wiedergutmachung“, vgl. zu v. 250. v. 456: em ist nach Hofmann, Umg. 35 (Lingua 146), der apokopierte und daher nie verschliffene Imperativ von emo; vgl. vor allem Richter, Excl. 493 ff. Bei Lodge, Lex. I 489, ist richtig erkannt, dass nach em leicht zu interpungieren ist (wie z. B. auch Aul. 692 em, mater mea). Luck, Interj. 47 ff., spricht sich gegen diese traditionelle Ableitung aus: em / en seien zwei Schreibvarianten des einen Nasals. em, om ist wohl von Studemund, ad loc., richtig ergänzt. v. 457 hat Leo (Palim. 207; Edition) mit patior iurfelix # volup est neque tis etc. im wesentlichen überzeugend hergestellt (pat ior iur . . . cilleiuslupisi A). Noch überzeugender erscheint Lindsays Variante patior iurc illei volup est; hier ist gewiss Melaenis die Sprecherin, die der „Tochter“ unter-stellt, sie würde sich an Alcesimarchus’ Unglück weiden (volup est). Die Aussage wirkt jedenfalls brutal und dem Ethos Seleniums nicht angemessen: Stockert, Cort. 38. tis] Für die archaische Form vgl. Pseud. 6 und die Ausführungen Jocelyns in Stud.³ 69 ff.; Trin. 343 (A: tui P); Mil. 1033 P (A n. l.); E. Fraenkel, Er 47 (1949) 44 ff.; Leumann, Gramm. 462. v. 458: Das überlieferte quamquam hominem uinter erscheint problematisch; da /a1/ in quamquam ohnehin ganz unsicher ist, hat man wohl mit Lindsay quemquam hominem anzunehmen; in diesem Falle ergäbe sich „niemand sollte mit dir Mitleid haben“, wie es Trin. 343 heißt ne tis alios misereat. Anschließend nimmt Lindsay statt des unsicher überlieferten /u/ Sprecherwechsel an. Folgt man dem Apographum, kommt man am ehesten auf Schoells wenig sinnvoll erscheinendes MEL. quamquam hominem venter. v. 459: Nach einer Lücke folgt in starker εἴσθεσις verba dare . . cesse, das nicht auf Schoells verba dare cessa weist (welches zugegebenermaßen den besten Sinn ergäbe; vielleicht verba dare cessa?), sondern auf verba dare cesse, wie Leo, krit. App., ausführt, der den Kontext aber auch nicht ent-
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schlüsseln kann. Auch die Sprecher sind unklar (Alcesimarchus?; verba dare scheint eher auf Melaenis hinzudeuten). v. 460: Ob vor non illata Sprecherwechsel anzunehmen ist (wie ihn Schoell vorsieht), lässt sich nicht sichern; qui frangant foedera wird jedenfalls von einer der Frauen gesprochen (wohl von der Alten). Zu ergänzen ist eher mit Leo ein sancta als mit Schoell firma (das ja nach Ansicht der Frauen eben nicht zutrifft). v. 461 f. wird von Schoell aus den Buchstabenresten (nicht überzeugend) ergänzt zu MEL. eōs ni minume amet minumique fecerit (der Senar ist zäsurlos) / iub quidlubet. Leo schreibt am Ende von v. 462 dabis (. . bo A mit den Alternativen –is und –it; –is A*); in v. 463 folgt, wohl in Reaktion darauf, ein do. Eine sinnvolle Rekonstruktion von v. 462b ist noch nicht gelungen. v. 463: Mit 463 f. wendet sich der Junge nun wohl definitiv an Melaenis; Leo signalisiert zu v. 462 den Abgang Seleniums; nach v. 464 steht in A eine Leerzeile, also vermutlich ein neuer Szenentitel mit ALCESIMARCHUS und MELAENIS (wie ihn Lindsay in seiner Edition einfügt). Leo konjiziert aus ae (vel t vel i) . . . nedo (gefolgt von Lindsay) ein at ne do (das Objekt verbirgt sich in dem lückenhaft erhaltenen v. 462) und übernimmt anschließend von Studemund, Herst. 434, neque te amittam hodie. v. 464 ist ein Klauselvers, der offenkundig beweist, dass es sich vorher um ein Canticum handelt (vgl. S. 190). Man mag hier einen trochäischen Zweiheber annehmen (dās mĭ(hi) ŏpĕrām) oder auch einen Thymelicus. v. 465 ff.: Ab Vers 465 folgen Rezitationsverse: trochäische Septenare. Zu dieser typisch plautinischen verbivelitatio vgl. Lefèvre, Cist. 71–73. v. 465 f.: potin ut mi molestus ne sis spricht nun sicher Melaenis, respondierend dem v. 449, wo wohl Selenium den Alces. mit molestus es zurückweist. Anschließend stand wohl quin id men mihi : / omnes mortales stum, wie Schoell konjizierte (und alle Neueren übernahmen). Der schnöde Witz mit molestum / Molestum dürfte wohl ein „plautinisches Licht“ darstellen (Lefèvre, s. o.); Süss, Cist. 174, vermutet hingegen Vergleichbares im griechischen Vorbild. In diesem Zusammenhang kann man auf Pers. 646 verweisen, wo sich die virgo auf die Frage nach ihrem Namen hin als Miseram und ihren Vater als Miserum bezeichnet (dies in Anklang an eine berühmte Passage in Eurip. IT 499 f., wo sich der dem Tode geweihte Orestes als Δυστυχής bezeichnet; vgl. Woytek, zur Persa-Stelle). Süss betont zurecht, dass an unserer Stelle diese Umdeutung von molestus in einen Namen an den Haaren herbeigezogen ist; zum Motiv des nomen mutare vgl. besonders Fraenkel, Plaut. 29 ff. (Elem. 26 ff.). Übrigens betitelt ein Scholion die berühmte Satire des Horaz I 9 mit „Molestus“. Am Ende von v. 466 liest Studemund mcons, von Schoell zu consitum ergänzt (da läge ferner die Ergänzung mit aerumna consitum nahe, so Schoell, krit. App.). Es scheint jetzt aber, dass man am Versende noch ein mconspic . s erahnen kann (A*; Stockert, Ambros. 426), und dies führt auf conspicis. Ich dachte zuvor
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an ein Molēstum; molĕstum conspicis (mit spielerischem Prosodiewechsel; die IK ist schwierig: Questa, Metr. 103); besser ist jedenfalls E. Handley’s Vermutung (per litteras): m conspicis (übernommen von de Melo). v. 467: Eingangs steht hier quo, dann nach längerer Lücke, die die erste Hälfte des Septenars umfasst, nach der Ergänzung Studemunds ein obsecro # at frustra obsecras. obsecro spricht wohl eher Alces., der Melaenis beschwörend bittet, und dessen Bitte abgelehnt wird; der Anfang des Verses mit quo etc. könnte aber gut auch der Melaenis gehören: quo obsecro ist die Ergänzung Lindsays (at frustra obsecras spricht dann Alcesimarchus). v. 468 f.: Hier könnte Melaenis ihre Haltung erklärt haben; Ende v. 468 hat Schoell ein insipientissimus / –umst vermutet, das sich gut einfügen würde; wir lesen jetzt insanissumust (insa . . . s . . must A*; Stockert, Ambros. 419 f. und Abb. 21–23); anschließend stand qui sine omni oder que sine omni, ohne dass mangels Kontextes der Sinn erschlossen werden könnte. L. HolfordStrevens (per litteras) ergänzt: Quis molestior fuit umquam; | hic homo | insanissumust (das ganz unsicher gelesene –ui bleibt dabei unberücksichtigt; der zweite Hiat stört). v. 470 ff. geht es wieder um den Eid: dabo / ius iurandum; Melaenis weist diesen Eid zurück mit at ego nunc etc., von Schoell im wesentlichen gut ergänzt (vgl. Leo): at ego nunc llo m iure iurando . Die Wendung caveo ab ist bei Pl. geläufig, in der Regel freilich mit Personen verbunden. v. 472: Melaenis setzt mit einem typisch plautinischen Witz fort, der auf der Doppeldeutigkeit von ius beruht („Recht“ vs. „Fleischbrühe“); der Vers ist von Studemund, Em. 11 f., überzeugend hergestellt. Er verweist ferner auf vergleichbare Witze mit ius bei Cic. Verr. II 1, 121 ius tam nequam esse verrinum (nach verres „Widder“); Varro, res rust. III 17, 4 hos pisces (scil. heilige Fische) nemo cocus in ius vocare audet; Petron. 35, 7. Ein derartiger Kalauer findet sich auch Poen. 586 hodie iuris coctiores non sunt qui lites creant (Turneb., adv. XV 7: „ridiculum dictu iuris coctiorem pro iuris doctiorem dicere … “; cf. Clementi, Turn. 285 f.); insgesamt vgl. Maurach, zu Poen. 586; Brinkhoff, Wordsp. 82; Clementi, Sapori 179, Anm. 11. Melaenis meint also, mit den Eiden von Liebenden stehe es nicht anders als mit einer „gepanschten Suppe“ (ius confusicium); aufgrund des Wortspiels befinden wir uns hier jedenfalls im römischen Bereich. Doch könnte der plautinische Witz an die Stelle etwa eines Hinweises auf den Ἀφροδίσιος ὅρκος getreten sein, an den man sich angeblich nicht zu halten brauchte: Synar. fr. 2 Arnott (= 339 K-A.; doch kann jenes Fragment aus den Synaristosai auch in einen anderen Kontext gehören: vgl. Arnott, ad loc.); vgl. zu v. 103. confusicium] Zum Suffix –icius vgl. zu v. 40 conventicius; ius (iura) confundere im vorliegenden Sinn findet sich Most. 277 item olent quasi quom una multa iura confudit cocus; zu unserem Hapax legomenon vgl. fusitium in
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den Notae Tir. 37, 81 sowie die Glosse bei Loewe, Prodr. 386 fusicium: fusile, fusura; zur Wortbildung vgl. Kümmel, Selt. 357. Studemund, Em. 12, erwägt, ob der nachfolgende, unleserliche Vers vielleicht analog zu Most. 278 gestaltet war: auch beim Eid des Alces. könne man wie bei einer solchen „Mischmasch-Suppe“ nicht feststellen, wonach er „rieche“, nach fides oder nach perfidia, also nescia (letztlich schließt Studemund, ad loc., jedoch diese Möglichkeit aufgrund der Buchstabenreste aus). v. 474–481: Vers 474 lehnt Melaenis wiederum ein Angebot des Alces. mit nugas agis ab; dieser sagt v. 477 supplicium dabo (vgl. v. 250. 455). Schoell erwägt im kritischen Apparat, nach dabo ein a und im weiteren atque illi zu ergänzen. v. 479 weist Melaenis darauf hin, dass er jetzt eine andere bekommen habe: quia es nactus novam (hinzuzudenken ist wohl, dass er die andere vorziehe; vgl. v. 492 mit dem Hinweis auf die reiche Braut aus Lemnos). V. 480 quasi tu nescias spricht wohl Melaenis (so Leo, Lindsay; Alces. nach Schoell); jedenfalls geht es auch hier um die Braut aus Lemnos, die er anschließend verflucht:v. 481 deaeque illam pariter perduint. v. 481: Am Ende des Verses steht unmetrisches păriter; Seyfferts (apud Schoell, Append.) Vermutung findet in der Hs. keine Stütze; Schoell schreibt pariliter (das Adjektiv parilis ab Lucil. und Lucr.). Am ehesten ist hier wohl illam pariter perduint zu schreiben (perdant verdrängt als Glosse die extra-paradigmatische Form; zu perduint vgl. de Melo, Early 244.); so Stockert, Bem. (wo eingangs perge vorgeschlagen wird). v. 482 f.: Hier spricht Alces. wohl eine Selbstverwünschung aus, für den Fall, dass er nicht die Wahrheit sagt (si hoc fallo); Schoell (krit. App.) erwägt davor pemus ero, das nicht weit vom Buchstabenduktus in A abliegt. Melaenis aber weist diesen Versuch mit nil moror zurück (dahinter könnte man eingangs von v. 483 ergänzen). Sie schließt mit lsum fallis an Alces.’ fallo an und wirft ihm Mangel an fides vor. v. 483: lsum fallis] Diese rätselhaft anmutende Wendung (ein anderes Adjektiv oder Partizip kommt nicht in Frage) impliziert ein Wortspiel, für das bei Pl. nur entfernte, den Klang betreffende Analogien zu finden sind: z. B. Bacch. 541 reperiuntur falsi falsimoniis; Asin. 266; Amph. 813 falsa, falso nomine. Doch ist der genaue Sinn hier nur schwer festzumachen: am ehesten passivisch: „du täuscht einen Getäuschten“ (vgl. zum Passiv Aul. 123 haud falsa sum), vielleicht auch „du täuscht den, der sich getäuscht hat (der sich täuschen ließ)“; vgl. Stockert, Bem. eo te hac ignorat Fides] Der Text im Apographum ist sehr unsicher (eo te hac ign o r a t fide s A), vor allem fügt sich das hac kaum ein (es kann doch nicht statt in hac re stehen!). Für te ignorat Fides kann man κατ’ ἀντίθεσιν mit Thamm 52 auf Aul. 584 verweisen, wo Euclio zur Göttin Fides sagt novisti me et ego te; Cas. 2; vgl. auch Catull. 30, 11 si tu oblitus es, at di meminerunt, meminit Fides. v. 484: Als Resümee aus der bisherigen Konfrontation meint Melaenis, Alcesimarchus würde, wenn er sie betrogen hätte (verba dare bedeutet wörtlich
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„[nur] Worte geben“), die Götter nie betrügen können; dies impliziert wohl, wie Leo notiert, er würde der Bestrafung seitens der Götter verfallen. v. 485: Alces. kontert, er werde das Mädchen (illam) heiraten (ducam uxorem ist von Studemund gut ergänzt; vgl. v. 98 f.). Doch die Alte entgegnet, er könne sie nur heiraten, wenn man sie ihm (noch) gebe. Studemund betont, dass das erwartete detur gewiss nicht im Palimpsest stand; si detur tibi wäre zwar mit den Spuren in der Hs. ebenfalls zu vereinbaren. Doch scheint es, als hätte Studemund (Addenda 491) recht, der si d vermutet. Schoell, krit. App., erwägt ein si dei siverint, das sicher nicht in der Hs. stand; vgl. Stockert, Ambros. 420 und Abb. 24–26. v. 486: nunc hoc si tibi commodumst quae ... könnte man mit Süss, Cist. 175, auf das jetzige Verlangen des Jungen beziehen, das möglicherweise nicht anhalten werde (vgl. v. 528 ff.). v. 487 beruft sich Alces. auf die Ausstattung Seleniums (aurum atque ves, ergänzt von F. Skutsch, Rom. 63, mit Hinweis auf Mil. 1099 f.; Ter. Haut. 778 u. a.). Man könnte hier einfach einen Hinweis darauf sehen, dass Alces. gut für Selenium gesorgt habe (so versteht es offensichtlich auch Melaenis); kaum wird man es mit Süss, Cist. 175 f., auf Ehevorbereitungen beziehen (wie in der Hauton–Stelle). Für Melaenis, so Süss, ist dieser Hinweis auf alle Fälle zu vage gehalten, sie benötigt stärkere Beweise für die Treue des Jungen. Del Corno, Tratto 25, verweist dafür auf Men. Per. 486 ff. Sandb., wo der junge Offizier darauf hinweist, dass er Glykera immer wie seine Ehefrau behandelt und auch entsprechend ausgestattet habe. Leider fehlen in unserem Vers gerade die entscheidenden Schlussworte: Süss erwägt etwas wie magis mit einer Lücke auch davor; weit besser die Ergänzung von B. Dunsch (per litteras) magist, amavi eam; doch ist die Lücke vor magis dafür eigentlich zu groß. v. 488: Hier hat die Neukollation der Hs. einige zusätzliche Buchstaben ergeben (proindi (vel e) . . o (vel c) (.)m (pro m fort. . r) u . . (.)t A*), die letztlich auf die (äußerst hypothetische) Fassung proin dignum vestem illi instrui führen; dass der Vers in der Hs. sehr lückenhaft ist, ist offenkundig, es sei denn, man akzeptiert doppelten Hiat vor und nach illi; vgl. Stockert, Ambros. 421 und Abb. 18–20. v. 489: Mit sed sino, „genug davon“, bricht Melaenis die ihr nutzlos erscheinende Diskussion ab. Sie stellt im folgenden eine ganz gezielte Frage; am Ende des Verses ergänzen Studemund und Leo quod ego te r (quod ego te r Lindsay mit Redslob, RecCis. 1219; dafür auch Sjögren, Fut. 53). Leider ist auch von dieser „speziellen Frage“ das Wesentliche für uns nicht mehr kenntlich. v. 490: ins (der vorhandene Platz in A spricht eher für instruxti) hat Leo wohl richtig ergänzt (auch instruxistin oder instruxtin sind möglich); vom Rest des Verses ist nur ein quia und ein induta erkennbar (letzteres will Süss, Cist. 176, zu indotata ändern; er bezieht unseren Text übrigens auf heimliche
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Hochzeitsvorbereitungen und schreibt daher auch statt eam ein clam). Die neuen Lesarten haben keine entscheidende Verbesserung gebracht (c (vel s) ep (vel d) o . o (vel s vel c) ten es A*); vielleicht kann man also hier ein tenes ausmachen, dem im folgenden ein t entsprechen könnte. v. 491: Die Frage (oder auch die Aussage) der Frau, die jedenfalls schon in v. 490 beginnt, scheint sich auf die Erfüllung der Wünsche des jungen Mannes seitens seiner Freundin zu beziehen (die genaue Nuance entgeht uns hier leider); das abschließende quod (fort. quos) volo gehört jedenfalls zur Antwort des Alcesimarchus, die Melaenis dann böse reagieren lässt (492 nennt sie ihn facetus; vgl. dort), vielleicht dem Sinne nach „ was ich will“ (man könnte an etwas wie non ego tos quos (oder hoc quod) volo denken; vgl. Stockert, Bem.). v. 492: Die empörten Worte der Melaenis beziehen sich – wie gesagt – auf eine (witzige) Aussage des Alces., die für uns nicht mehr kenntlich ist. Die Bedeutung von facetus stellt das Hauptproblem des Verses dar: Ussing resigniert hier überhaupt. Im ThlL VI 1, 41, 67 ist die Passage unter dem Lemma de habitu corporis et de cultu: elegans, bellus, magnificus eingeordnet, unter die sie freilich nur bedingt passt (vielleicht magnificus?); ferner wird dort die Interpretation A. Lorenz’ (Ph 30 [1871] 609) „hochmütig“ zurückgewiesen, die mir aber aufgrund der folgenden drei Verse plausibler erscheint (vgl. Asin. 351; Pers. 806 f.): Alcesimarchus kann sich aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung „mehr leisten“ (dies in mehrfachem Sinne?). Als Alternative steht im ThlL VI 1, 41, 83 ff. die Bedeutung de ingenio: i. q. urbanus, lepidus, dicax, festivus, ridiculus (vgl. besonders die Aussage bei Quint. VI 3, 20 … decoris hanc magis et excultae cuiusdam elegantiae appellationem puto) und zwar sowohl für Menschen (z. B. Poen. 234 über eine Hetäre) als auch z. B. für eine Intrige (Mil. 147 facetis fabricis et doctis dolis). Am ehesten könnte hier der Sinn von „(auf witzige Weise) großartig, (fast) hochmütig“ passen wie Leonida, Asin. 351, sagt: extemplo facio facetum me atque magnificum virum und, noch besser, eine Figur in Pers. 306 nunc ego huic graphice facetus fiam ... subnixis alis me inferam (Woytek bezieht facetus dort auf die Witzigkeit des Äußeren, das an unserer Stelle jedoch nicht gemeint ist). Thierfelder, apud Süss, Nochmals 132 f., interpretiert mit „vornehmtuerisch“, doch meint Süss dazu, dies passe nicht zur Charakterisierung des demütig flehenden Alcesimarchus. Süss, Cist. 177 f. (der einen Bezug auf factione in der folgenden Zeile herstellt, dies durchaus plausibel), vermutet dahinter griech. ἀστεῖος und einen (ironischen) Bezug auf angebliche Vorbereitungen für eine Heirat mit Selenium (sic). Mit aller Vorsicht möchte ich hier drei Möglichkeiten vorlegen: a) dass Alces. knapp zuvor einen ähnlichen Witz von sich gegeben hätte wie v. 465 f. (molestus), der Melaenis in die falsche Kehle gekommen wäre (Capt. 176 facete dictum; Wright, Dancing 47, nimmt speziell für das Adverb facete einen Bezug auf „clever and scrupulous speaking ability“ an; vgl. Pers. 455; Mil. 1141); b) dass er zumindest bei Melaenis den Eindruck erweckt hat, er wolle mit seinen
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„Möglichkeiten“ (factione) Druck auf sie und Selenium ausüben; c) dass er eventuell den (falschen) Eindruck erweckt hat, es könnte ihm gar nicht so viel an dem Mädchen liegen: dazu würde sich v. 492b gut fügen: er spiele den großen / großmütigen / überlegen spöttelnden Herrn, weil ihm ja eine reiche Partie als Alternative offen stehe; die Entscheidung wird wohl zwischen a) und c) fallen. aliast sponsa] Dies scheint zu implizieren, dass auch Selenium als seine sponsa „Verlobte“ bezeichnet wurde (vgl. sein Versprechen, v. 98 f.). Während Selenium klarerweise ohne dos ist, ist Demiphos Tochter aus erster Ehe locuples, also eine gute Partie. Auch v. 100 steht, dass jenes Mädchen aus Lemnos stammt; weiters heißt es dort, dass sie eine Blutsverwandte (cognata) des jungen Mannes sei; vgl. auch v. 530; möglich ist aber auch die Interpretation „weil du (nun) eine andere hast, die reiche Verlobte aus Lemnos“. v. 493: habeas ist konzessiv aufzufassen: „magst du (sie) haben“; der Ausdruck wirkt durch seine prägnante Kürze. Sie und ihre Tochter könnten sich dagegen nicht wehren, da sich weder ihre soziale Stellung (factio) noch ihre finanzielle Situation (opes) mit der seinen vergleichen könne. Zu factio vgl. ThlL VI 1, 135, 55 ff. „consociatus hominum ... quos commune studium coniungit; familiaritas, munus, caterva“ (Non. 473 L. factio iterum significat opulentiam, abundantiam et nobilitatem); vgl. Aul. 167 (Stockert, ad loc.); Trin. 467 non esse aequiparabiles / vostras cum nostris factiones atque opes; Titin. fr. 107 f. R.³ metuo hercle ... ne nimis stulte fecerim / qui ex tanta factione atque opibus puellam sum ausus adgredi. Die sogenannte factio der Melaenis ist eben nur der Hetärenstand; zu der daher unumgänglich nötigen Solidarität vgl. v. 25 ff. v. 494 f.: Ihr gegebenes Wort (ius iurandum) habe trotz der schwachen sozialen und finanziellen Situation das nötige Gewicht (während er – wie sie damit offenkundig andeutet – eben versagt habe). culpitet ist ein ad hoc gebildetes und nur hier aufscheinendes Intensivum (ThlL IV 1312, 76 f.), das der Aussage Gewicht verleihen soll (Alliteration mit quisquam?). v. 496: Der Hinweis, dass Alces. schon wissen werde, warum er zu leiden habe, fügt sich frei an ihre nur implizit gemachte Aussage, dass er seinen Eid gebrochen habe; sie setzt also letztlich doch voraus, dass er unsterblich verliebt ist; andrerseits glaubt sie nicht mehr an die Zuverlässigkeit seines eidlichen Versprechens, das Mädchen zu heiraten. scias steht offenkundig im Palimpsest (A*); in A gilt es als nicht ganz auszuschließende Alternative; Studemund liest aber am ehesten scies (so auch P). v. 497–498: Auf diesen Vorwurf, er sei wortbrüchig, reagiert Alces. mit einer Selbstverwünschung für den Fall, dass er die Lemnierin heirate, auch dies wieder wie ein Eid gemeint (vgl. v. 500), wobei Melaenis mit ihrem Einwurf diese Selbstverwünschung ironisch unterstützt, Alces. jedoch seinen Gedanken mit der Protasis (si ...) fortsetzt, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. Zu dieser Form der „Kommunikation“ vgl. insbesondere Pers. 292 ff. SAG. di deaeque me omnes perdant – / PAEG. amicus sum, eveniant volo tibi quae optas. SAG. atque id
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fiat, / nisi te hodie ... defigam in terram colaphis (vgl. Woytek, zur Stelle); Hofmann, Umg. 57 (Lingua 177) mit vergleichbaren „Gedankenabläufen“. v. 498 ist die Textanordnung in A (umquam mihi quam; conie. iam Gulielmius, Quaest. 122) evident richtig. In den Palatini ist mihi vor umquam verstellt und fehlt zudem quam außer in B² J E³ durch Haplographie (umquam quam mihi noch Müller, Pros. 711). Mit den Worten von v. 498 setzt sich Alces. über die patria potestas hinweg und schwört, er werde seine „Verlobte“ nicht heiraten (v. 500 bezeichnet er ein Abgehen von diesem „Eid“ als periurare). v. 499 schließt mit et me direkt an v. 497 di me perdant an, dann aber auch an si illam uxorem duxero unquam; tibi respondiert mi(hi), dedero dem duxero (mit prosodischer Variation), die Repliken sind also gleichsam „abgezirkelt“. tibĭ | uxorem weist den umstrittenen prosodischen Hiat eines zweisilbigen jambischen Wortes auf (vgl. zu v. 154; durch die Umstellung des Camerarius tibi umquam ginge die Entsprechung zu mihi quam verloren; so aber auch Müller, Pros. 710 f.; si tibi uxorem umquam Havet, Man. § 1495). Studemund, Em. 10 f. (Anm.) schlägt vor, uxorem durch ducendam zu ersetzen. Thamm 52 f. weist darauf hin, dass der Reiz von v. 497 ff. darin liegt, dass letztlich keiner von beiden seinen Eid brechen wird, Melaenis natürlich ohne noch zu wissen, dass die Verheiratung ihrer Tochter in Kürze bereits den leiblichen Eltern obliegen werde, sie also gar nicht mehr in der Lage sein werde, sie dem Jungen zu „geben“. v. 500: Die Frage des Alces., ob sie zulassen wolle, dass sein eben ausgesprochener Eid zum Meineid werde, kann Melaenis leicht antworten: (patiar) te (periurare) facilius quam me. Dann wird der Satz aber umgelenkt, wobei quam me eventuell ambivalent (ἀπὸ κοινοῦ), also auch zu perire gehörend, verstanden werden kann. Die Reihenfolge in A (paterin me periurare) ist wohl vorzuziehen, das Tempus aber nach P zum Futurum zu korrigieren (patierin = patieris-ne). Mit der Anordnung in P kommt zwar mit periurare ein wichtiges Wort an den Anfang des Satzes, es erhielte aber zugleich zuviel Emphase. Auch ginge hier die Fragepartikel ab (die wohl bei der irrtümlichen Umstellung verloren ging: patierin schon Müller, Pros. 576, dem die Lesart von A wohl noch nicht bekannt war). pol te (A) ergibt den gewählteren Gedankengang als das atque in P („und zwar“), das zudem Hiat im Sprecherwechsel zur Folge hätte. v. 501: me meamque rem] me führt einerseits v. 500 weiter, ist aber andrerseits mit meamque rem gekoppelt und daher auch zu perire zu ziehen (vgl. oben). Übrigens ist das me nur in A und B² erhalten. Möglicherweise kann man meamque rem als „explikative Epexegese“ von me interpretieren (zu dieser vgl. Woytek, zu Pers. 171). Nilsson, Pron. 31, spricht hier allgemein von einer „figura orationis“ und vergleicht u. a. Most. 250 quae se suamque aetatem spernit. Sachlich wäre zu hinterfragen, wieso die res der Melaenis durch den „Verrat“ des Alces. zugrunde gehen könnte. Zahlt vielleicht der Liebhaber für das Mädchen wie bei einer „echten“ Hetäre (z. B. in der Asinaria)? aurum et vestem (v. 487) bezieht sich ja auf Geschenke an das Mädchen (und nicht an die Mutter).
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Verliert Melaenis ihre res, weil sie auf die Einkünfte durch Prostitution verzichtet (vgl. v. 45)? v. 502 f.: Der Eid des Alces. habe bei Melaenis kein Gewicht (eig. „Rückhalt“) mehr (subsidium, ein vorwiegend prosaisches Wort, steht bei Pl. nur hier, es fehlt bei Terenz); dies wird durch den Hinweis auf den „Bruch der tessera hospitalis“ in einer metaphorischen Wendung weiter verdeutlicht. V. 502 bekommt durch die s-Alliteration einen aggressiven, bösen Klang. v. 502 hat A anscheinend alibi quaere ubi iuris iurandi tui sit satias subsidii; P schreibt abi qu(a)erere ubi tuo iurando tuo satis sit subsidii. alibi, als Gegenstück zu apud nos (v. 503) ist m. E. evident richtig (konjiziert außer in S und Bu³ auch von Bentley, Emend.1 143). Trotzdem wählen Schoell, Lindsay, Ernout und de Melo abi und erreichen damit immerhin eine glattere Gestaltung der Dihaerese (im weiteren wählen sie von A satias subsidi, s. u.). Das richtige quaere steht übrigens auch schon in S und Bu³, gewiss ex coniectura. Mit der hier bevorzugten Lesart alibi ergibt sich im weiteren die Alternative: (a) ubi iuri iurando [tuo] sit satias subsidi (dies mit A) (b) ubi iuri iurando tuo satis sit subsidi (dies mit P) Bei beiden Versionen ergibt sich Zäsur nach dem 9. Element, die nicht voll zufrieden stellt (bei Version a ist wohl auch die Streichung von tuo bedenklich). satias, „Sättigung“, scheint hier nicht wirklich zu passen, könnte aber allenfalls eine paratragische Note einführen, findet sich doch bei Accius, fr. 659 R.³ (quaenam) poenis luendis dabitur satias supplici, das allenfalls nach unserer Stelle gebildet sein könnte; vgl. auch Acc. fr. 176 R.³; klarerweise ist es lectio difficilior; die Wahl der Version mit satis ist also nicht gesichert; vgl. auch Karakasis, Lang. 94. iuri iurando tuo] In A stand wahrscheinlich der Genetiv, in P ist hingegen tuo iurando tuo überliefert, das wohl bloß eine Verschreibung von iuri iurando tuo darstellt (tuo² fehlt in JK, in SG steht tuo iuri iurando, ähnlich auch Bu³). iuri iurando tuo scheint zuerst Camerarius1 konjiziert zu haben (Bentley, zu Ter. Andr. 728, schreibt tuo iurando iuri, gebilligt von Loman, Spec. 40). v. 503: confregisti tesseram] „Du hast das Gastrecht (gebrochen und) verloren“ (vgl. Otto, Sprichw. 346; Graupner, Met. 9 f.). Die tessera hospitalis spielt in der antiken Welt eine bedeutende Rolle, so etwa im Poenulus, wo Hanno sich durch eine solche als hospes des Agorastocles legitimiert (vgl. Maurach, zu Poen. 958); es war Sitte, dass sich Gastfreunde eine tessera (griech. σύμβολον) teilten, um die Teile im Zweifelsfall zusammenfügen und damit das Anrecht auf Gastfreundschaft beweisen zu können. Man vgl. Page, zu Eur. Med. 613, und Eubulos, fr. 70 K-A.; RE V A 851 s. v. tessera (K. Regling). Aus den Belegen bei LSJ s. v. σύμβολον ergibt sich dieser Gebrauch eindeutig auch für das Griechische: vgl. noch Herod. VI 86 α 5; Plat. Symp. 191 D ζητεῖ ... τὸ αὑτοῦ ἕκαστος σύμβολον. Die Wendung steht hier metonymisch im Sinne von „die persönliche Beziehung zerstören“ (geläufig ist rem frangere für den Verlust des Vermögens, z. B. Trin. 108. 336; Pers. 655).
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v. 504: face semel periclum] „Mach (noch) einen Versuch; gib mir (noch) eine Chance“; vgl. Asin. 617 scio qui periclum feci; Mil. 635 f. magis quom periclum facies, magis nosces meam comitatem. feci saepe] Falls man Melaenis beim Worte nimmt, hätte sich die Unverlässlichkeit des Alces. schon mehrfach gezeigt. Man könnte dies also als einen „Nachtrag aus der Vorgeschichte“ bezeichnen und für die Charakteristik des Jungen verwerten. Mit quod factum queror bedauert die Frau ihre frühere Nachgiebigkeit. Die Wortreihenfolge in A (sepe feci P) entspricht der Reihenfolge face semel. v. 505 f.: inter novam rem entspricht hier einem in nova re; vgl. Poen. 1398 quid lenonem vis inter negotium; Stich. 679; inter schwankt nach Hofmann, Gramm. 232, an unserer Stelle zwischen lokaler und temporaler Bedeutung im Zusammenhang mit der Angabe näherer Umstände einer Handlung; vgl. dann Sallust und Tacitus. „In der neuen Situation“ steht (in chiastischer Anordnung) als Kontrastausdruck zu verbum ... vetus, dies hier im Sinne von „ein altes Sprichwort“ (vgl. Otto, Sprichw. 105) wie etwa auch Asin. 203; Cas. 972 permutabo ... verbum vetus; Epid. 350 vetera et volgata verba (dort mit geringschätziger Geste); Merc. 771 (Enk, zur Stelle); Poen. 135. v. 506: Charakteristisch sind die Wortwiederholungen (des Schlüsselwortes dare) und der Rhythmus, der einem versus quadratus nahe kommt. quod relicuumst „das Übrige, den Rest“ passt hier, im Falle einer Geliebten, natürlich nur sehr bedingt; was sie nicht mehr erlauben will, ist eine weitere „Ausnutzung“ Seleniums (und ihrer eigenen Person). Boxhornius vermutete als erster, dass sich diese Wendung ursprünglich auf Kreditgeber bezieht, die keine weiteren Kredite geben wollen (ebenso Benoist und Schneider, Prov. 35). v. 507: Zu skandieren ist: nōn rēmīssūrā es mĭ(hi) īllam. Die Frage des Alces., der sich nochmals vergewissert, dass Melaenis ihre Tochter nicht mehr zurückschicken will, wird von Melaenis in harter Ironie zur Aussage umfunktioniert: „Du gibst dir an meiner Stelle (selbst) die Antwort“: pro me responsas tibi. Das responsa von P ist nicht ganz sinnlos: „Gib dir nur ruhig selbst die Antwort“; (doch hatte bereits Schoppius, Susp. 284, ohne Kenntnis von A die Korrektur vorgenommen; vgl. auch Benoist, Gui. 474, und Bentley, Emend.1 143). Zur Gesprächsführung vgl. man Truc. 756 f. DIN. uno verbo – AST. eloquere! DIN. mittin me intro? AST. mendax es, abi. / unum aiebas, tria iam dixti verba atque mendacia, vgl. Leo, Epist. 575 (= Schr.1 20). v. 508: Die Zeile ist gleichsam eine Wiederholung; omnem meam sententiam ist eine typische Art des Abschlusses (an sich muss nach v. 506 und 507 ohnehin alles klar sein). Zu dieser Funktion der Wendung vgl. Aul. 444 (Euclio geht danach ab); v. 521 steht dann eine Art „Retourkutsche“ durch Alcesimarchus. v. 509: satine istuc tibi in corde certumst?] satine könnte an sich im Sinne von nonne stehen (vgl. zu v. 150); doch fügt sich dies hier nicht in den Kontext, vielmehr, neben certumst, nur in der Bedeutung „hinreichend, völlig sicher“. Am nächsten unserer Stelle kommt Pers. 183 satin haec tibi sunt plana et certa? Zu
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in corde vgl. Men. 761 sed haec res mihi in pectore et in corde curaest; Reis, Vorst. 122, und für die Überlegung im Herzen die Belege bei Reis, Vorst. 134; vgl. auch v. 109. quin ne commentor quidem] Diese Konjektur Seyfferts in Jber.³ 67, Anm. 2 (quine in A wäre dann einfache Haplographie, ego (P) hingegen Dittographie des anschließenden co–, aufgrund der Ähnlichkeit der Majuskel C und G), wurde von Lindsay, Schoell und Ernout übernommen, ebenso jetzt von de Melo; quin steht da jedenfalls vi adversativa (= immo), wie später dann quin etiam, also „ja ich überlege nicht einmal mehr“ (Rau [freilich mit ego]: „Ich denk nicht mal drüber“). Leos Text (mit quin ego) hat den Sinn „ja, ich studiere es geradezu ein (nämlich diese ablehnende Antwort [scil. durch die oftmalige Wiederholung])“, also etwa „immer dieselbe Leier“; eine Entscheidung zwischen den beiden Versionen fällt auch aufgrund der anschließenden Interpolation nicht leicht. commentor ist hier in seiner genauen Bedeutung nicht leicht fassbar, und daraus ergibt sich u. a. die Problematik der Stelle. Es schwankt (ThlL III 1864, 78 ff.) zwischen comminisci, in mentem revocare, meditari, disserere, commemorare; es kann, wie an unserer Stelle, ohne direktes Objekt stehen oder auch mit Objekt wie z. B. Poen. 1 Achillem Aristarchi mihi commentari lubet. Dort bedeutet es „einstudieren, laut auswendig lernen (scil. ein Theaterstück)“; Jocelyn, S. 166, gibt jene Stelle, leicht abgewandelt, wieder mit „apply the mind to; study“ und verweist u. a. auf unsere Partie (folgt also der Version Leos); vgl. Truc. 736 ff. (sine alios discere) DIN. discant, dum mihi commentari liceat, ne oblitus siem. / quid erit interea magistrae, dum tu commentabere? / volt illa ibidem commentari. DIN. quid? AST. rem accipere identidem (Lindsay, Text. 81, übersetzt Truc. 736 mit „let me strike in with my repetition too, for I fear to forget it“); vgl. noch Cic. Sex. Rosc. 82 (orationem commentari); Brut. 88, 301 quae secum commentatus esset. v. 510 f.: Diese Verse fehlen in A und wurden auch schon von Müller, Pros. 603, Anm., angezweifelt. Lindsay, Edit. 50, meint, sie seien vielleicht in einem Revival-Text an die Stelle von 512–518 getreten (Seyffert, RecLeo. 844, stellt sie nach v. 518). Thierfelder, Int. 134 f., sieht die Interpolation als nicht gesichert an: man könne keine Ursache für ihre Einfügung finden. Zwierlein, Krit.1 16, hält die Verse, die in der Tat auch im Detail einige Auffälligkeiten aufweisen, für unecht; sie sind bei Schoell, Lindsay, Ernout und de Melo getilgt; Leo hingegen, gefolgt von Rau, akzeptiert sie (ad v. 511: „sic ultimum adulescentis conatum repellit“). V. 510 spricht nach den Hss. Melaenis (so belassen z. B. von Lindsay); doch kann sie kaum sagen, sie „wolle des Alces. Worte nicht hören“; vielmehr muss dies dem Jungen gehören, der ihre Worte einfach nicht zur Kenntnis nehmen will (so auch Leo). Die nächste Replik (v. 511), die dann nicht dem Alces., sondern der Frau gehört, ist ebenfalls recht auffällig formuliert und – wie mir scheint – ungeschickt an v. 510 „aufgehängt“. Zudem grenzt die Aussage non? hem. quid agis (igitur)? („Was hast du also vor [wenn du diese Worte nicht akzeptierst]?“) an das Absurde. Die zweite Hälfte spricht, wenn wir die Formulie-
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rung der Hss. beibehalten, ebenfalls Melaenis, die dem Jungen den Rat gibt, sein Tun zu überdenken (quid agas, gehalten von Leo). Ändert man hingegen mit Rost, Opusc. 102 f., zu agam, dann würde von animum advorte an der Junge sprechen. V. 512 beginnt Alcesimarchus in jedem Fall recht unvermittelt mit seinen merkwürdigen Götteranrufungen. Eine klare Diskontinuität sowohl zwischen v. 509 und 510 als auch zwischen 511und 512 ist kaum zu leugnen und ein deutliches Interpolationssignal (während die Ratio der Interpolation im Dunklen bleibt). Nach v. 509 erscheint der Einsatz der verzweifelten Beschwörungen des Verses 512 plausibler. v. 510: non edepol] Die Einfügung von ego nach edepol durch Seyffert (in Schoells Append.), gefolgt von Schoell und Rau, erscheint nicht nötig: zum einen kann edepol ohnehin eine Longa aufweisen (Gagner, Part. 17 ff.), zum anderen fällt die Schlusssilbe in die Position des Locus Jacobsohn, wo ja syllaba anceps erlaubt ist. Auch die Umstellung zu tua istaec (Schmidt, Pron. 76) erscheint daher unnötig: vgl. Bach, Pron. 216 f. istaec tua dicta] Hier ist istaec wohl pejorativ und nicht nur (leicht) abundant gebraucht. in auris recipio] Nach Lodge, Lex. II 534, steht recipere bei Pl. nur hier in dieser Verwendung; es findet sich in aurem dicere (Trin. 207), immittere in aures (Epid. 335); die Regel wäre auribus accipere: Cas. 879; Men. 4 etc. v. 511: hem] Vgl. Richter, Excl. 550; vergleichbar ist vor allem Ter. Andr. 194 non hercle intellego # non? hem. animum advorte iam] „Gib Obacht; hör mal her!“. Nach diesen Worten setzt der Sprecher stets seine Worte fort wie z. B. Asin. 332 animum advorte, ut aeque mecum haec scias (nach einer Unterbrechung folgt die Erzählung über die Esel). Auch iam passt eigentlich nur, wenn nachher die Rede fortgesetzt wird. quid agas] Zum futurischen Konj. Praes. vgl. Merc. 592; Pers. 717 (beides mit Bezug auf die unmittelbare Zukunft wie an unserer Stelle); Bennett, Synt. I 334 (die periphrastische Konjugation ist bei Pl. noch selten: vgl. v. 518). v. 512 ff.: Zur Häufung der Eide vgl. Moore, Confus. 53 ff. Er weist auf den sachlichen und stilistischen Zusammenhang der Passage mit römischen Gebetsformeln hin (mit reicher Lit., dazu jetzt Dunsch, Rel., passim): ein (teilweise absurdes) Streben nach Vollständigkeit, eine Tendenz hin zu Trikola und zu Stilfiguren, vor allem zur Anaphora. An unserer Stelle gehe es weniger um eine Parodie des Gebetsstils als um eine Form der Charakterisierung des jungen Liebhabers, der die perfekte Familienstruktur der Gottheiten nicht zuwege bringt und insgesamt ein arges Durcheinander erzeugt; ein Eid wird übrigens durch Unterbrechungen wirkungslos: vgl. Dunsch, Rel. 43 und Anm. 139. v. 512: at bedeutet in der Überlieferung einen Bruch in der Abfolge der Repliken, der wohl durch die Streichung von v. 510 f. zu beheben ist (s. dort); eine Tilgung von at ist jedenfalls methodisch nicht angebracht (es steht auch bei Prisc. II 62, 8), obwohl Mette (apud Thierfelder, Interp. 135, Anm.1) erwägt, es
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könnte in einem Text ohne v. 510 f. zur Überbrückung eingefügt worden sein; die recentiores M, S, G schreiben übrigens atque. at ita me ist die feierliche Einleitung eines Eides. Capt. 622 at ita me rex deorum atque hominum faxit patriae compotem; Curc. 574 f. at ita me machaera et clupeus … bene iuvent; Belege bei Lodge, Lex. I 164; Poen. 1257 at ita me dei servent. An unserer Stelle wird das Verb in der Aufregung „ausgespart“ (es ist nur gedanklich mitgegeben); erst beim letzten Ansatz (v. 519 f.), der ebenfalls anakoluthisch verläuft, scheint das Verb faxint auf. Alcesimarchus will alle Götter umfassen (dies ein typisches Streben der römischen religio, keinen zu vergessen); um dieser Vollständigkeit halber und wegen der hier charakteristischen Trikola (vgl. für beides zu v. 512 ff.) werden medioxumi neben den superi atque inferi eingeführt (dieses Wort findet sich bei Pl. nur noch Cist. 611 und dort in anderem Sinne: medioxumam ... uxorem); die Bildung ist analog zu proximus: Leumann, Gramm. 498; vgl. auch Wachter, Cock. 377, mit einer sprachwissenschaftlichen Erläuterung. Später stellt man, vielleicht aufgrund dieses plautinischen „Scherzes“ eine derartige Götterhierarchie her: Apul. Plat. 1, 11 sind medioxumi die, welche der Macht nach zwischen Menschen und Göttern liegen; bei Serv. auct., zu Aen. III 134, sind es die Meeresgottheiten, bei Mart. Cap. II 154 die Dämonen. Zur Struktur der „Dreiheit“ vgl. v. 516. 522 (magni, minuti ... patellarii); Liv. I 32, 10 (bei der indictio belli) dii omnes caelestes vosque terrestres vosque inferni. v. 513: Juno regina macht in ihrer Funktion als Schützerin der Ehe den Anfang. Iovis supremi filia ist natürlich absurd – verrückt, wenn auch nicht „ohne Methode“, wie Bettini, Stir. 30–31, gezeigt hat: Die Ehefrau wird in der Ehe cum manu, rechtlich gesehen, filiae loco eingestuft. Auffällig könnte erscheinen, dass Melaenis hier vorerst nicht korrigierend eingreift, sondern erst v. 514 f. Gegen die Idee, Iovis filia auf Minerva zu beziehen, vgl. Moore, Confus. 54 f. v. 514: Jetzt beginnt Melaenis damit, die „Verrücktheiten“ des Jungen zu korrigieren. Als Alcesimarchus den Saturn als patruus Junos bezeichnet, korrigiert sie dies zu pater (verbunden mit der „weiblichen“ Beteuerungspartikel ecastor). Doch gibt es auch hier – wie Bettini, a. a. O. gezeigt hat – eine „Methode in der Tollheit“, die auch auf der Verwischung der Verwandtschaftsverhältnisse durch die inzestuöse Verbindung des Götterpaares beruht (analog zur ersten Aussage müsste Saturn aber am ehesten „Großvater“ Junos genannt werden). Zum Text: Die Reihenfolge eius patruus in A wird durch das Zitat bei Prisc. II 322, 7 (vgl. E³) bestätigt: metrisch gesehen, wäre patruus eius (P) gleichwertig (Belege für diese Reihenfolge: Most. 981 patrem eius miserum praedicas; 1127 f.); vgl. aber auch illius avia im nächsten Vers. ecastor (et castor Prisc. und B) pater ist gegenüber et summus pater (A) evident richtig; dieses könnte aus v. 516 hier eingedrungen sein (vgl. Bettini, Stir. 30; Moore, Confus. 55). v. 515: Ops opulenta] Ops wird als Partnerin des Saturnus als avia, „Großmutter“, bezeichnet; damit wird wieder die „Tochterrolle“ Junos (zu v. 513) vorausgesetzt. Ops, ursprünglich zusammen mit Consus Verkörperung des Erntese-
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gens (Wissowa, Rel. 203 f.), wird später durch die Gleichsetzung mit Rhea Partnerin des Saturnus – Kronos. Als Mutter Juppiters z. B. Mil. 1081; Pers. 251 f. Iovi opulento ... Ope gnato; Bettini, Stir. 35 f., erklärt diese Klassifikation damit, dass Ops als Urmutter und Göttin Erde an den Anfang gestellt (vgl. Varro ling. V 64 Ops mater, quod terra mater) und zudem nicht zu einer filia degradiert werde. opulenta steht neben Ops (die auch als opifera gilt: Wissowa, Rel. 203) abundant, da diese Eigenschaft schon im Namen mitgegeben ist. Das Adjektiv ist ein charakteristisches Beiwort für Götter, deren Macht und Reichtum so hervorgehoben werden (vgl. Pers. 251 und Woytek zur Stelle). Hier könnte die Namensnennung in die Nähe eines Hilferufes kommen: Ops solle ihm opem ferre. immo mater quidem] Wieder korrigiert Melaenis und ordnet die Gottheit traditionell als „Mutter Junos“ ein (in A fehlt das Personenspatium, P teilt dies fälschlich dem Alces. zu). Zum Vers: Hier liegt einer der Fälle von Synaloephe über Sprecherwechsel hinweg vor, ein unrealistisches Charakteristikum der antiken Metrik. īmmō mater quidem verstößt zudem gegen „Meyers Gesetz“ (vgl. zu v. 61); allenfalls könnte man aber Hiat nach avia (im Sprecherwechsel) und pyrrhichisches ĭmmŏ annehmen (dazu Questa, Metr. 81 f.). v. 516 spricht nach der Überlieferung Melaenis, und Ussing übernimmt diese Zuteilung (v. 341 seiner Zählung): „mirabunda exclamans hos errores repetit“. Da die Wiederaufnahme der Schwüre in v. 520 wiederum mit ita me eingeleitet wird und hier keine derartige Einleitung aufscheint, liegt es in der Tat nahe, diesen Vers nicht als neuerlichen Schwur des Jungen (der sonst die stereotype Einleitung gebraucht), sondern als verwunderten Ausruf seiner Gesprächspartnerin aufzufassen. Bettini, Stir. 27 ff., hat diese Auffassung übernommen und weiter untermauert (ebenso Schoell, Ernout und de Melo; Moore, Confus. 55), während die führenden Editoren Lindsay und Leo den Vers mit Saracenus dem Alces. geben, der zu einer neuerlichen Anrufung der Götter ansetzen, sich dann unterbrechen und der Melaenis die Schuld an seinen Fehlern zuschieben würde (so auch Rau). Bettini, a. a. O., betont dagegen richtig, dass sich ein erstaunter Ausruf der Frau besser einordnet. Die Streichung des Verses durch Guietus sei der Vollständigkeit halber erwähnt (Thierfelder, Interp. 57, zeigt sich hier unentschieden). Zum Text: Am Ende des Verses ergibt sich mit patruus et summus Iuppiter (Ω) ein Textproblem, das aber wohl schon gelöst ist (Bettini, s. u.). In der überlieferten Fassung findet sich, wie Questa, Metr. 88, betont, eine metrische Abnormität, da nicht nur Prokeleusmatiker mit IK vorliegt (pătrŭŭs ět), sondern insbesondere die Brevians von der Brevianda durch Wortende getrennt ist; dazu vgl. O. Skutsch, Pros. 37 f., der hier ausnahmsweise die „Leo’sche Synaloephe“ patru(us) et erwägt, aber auch eine Streichung des Verses mit Guietus. Die Streichung von et (Lindsay, Early 51) hatten bereits Weise und Ussing vorgenommen; doch ist das so entstehende Asyndeton offenkundig keine Verbesserung. Bentley, Emend.1 143, hatte hier zu summus pater geändert, und Schoell und Ernout hatten dies übernommen. Bettini, Stir. 30 f., hat jedoch die wohl definitive Lösung
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gefunden: er schlägt et pater Iuppiter vor (gesprochen, wie gesagt, von Melaenis, die sich über all die falschen genealogischen Bezüge mokiert), und er weist auch auf die „etymologische Figur“ patruus et pater Iuppiter hin (zustimmend Moore, Confus. 55). v. 517: tu me delenis] Das Verbum steht hier offensichtlich in einer Sonderbedeutung, da „besänftigen, günstig stimmen“ sich nicht einfügt und auch die anderen in den Lexika und dem ThlL gegebenen Bedeutungen „verlocken, ködern“ nicht zufrieden stellen (vielleicht am ehesten im Sinne von „in eine Falle locken“). Ussing übersetzt unsere Stelle, dem Sinne nach gut (doch gibt delenis dies her?), mit mentem perturbas, wie es Amph. 844 vorliegen könnte: dort wird delenitus sum profecto (dies Worte des Feldherrn, der bei den Worten seiner Frau nicht aus und ein weiß) bei Non. 427 L. interpretiert mit „mente alienatus“ (bei Non. finden sich vergleichbare Belege; Sedgwick und Christenson geben es wieder mit „bewitched“); Rau übersetzt hier mit „du verhext mich“; Bettini, Stir. 27 „tu mi fai impazzire“; de Melo: „you’re bewitching me“; vielleicht sollte man hier doch eher (wie Ussing) wiedergeben mit „konfus machen; durcheinander bringen“; Stich. 457 bedeutet patronum delenire hingegen „für sich gewinnen“. Der Anklang von delenis an Melaenis wird etwa bereits in Lambinus’ Kommentar hervorgehoben; Wachter, Cock. 377, erkennt einen Anklang an lena; Zwierlein, Krit.4 245 ff., will dieses „unplautinische Namensspiel“, das einzig auf dem Wortklang beruhe, als Hinweis auf Unechtheit werten. propter te haec pecco] Sie sei an all diesen „Versprechern“ schuld, die – wie Bettini, Stir. (passim), ja gezeigt hat – ein gewisses System aufweisen. perge dicere] „Rede nur ruhig weiter“ (es sei nichts zu machen, wie gleich nochmals ausdrücklich gesagt wird). v. 518: Man hat davon auszugehen, dass auch hier Melaenis ihr perge eloqui spricht (das in allen Hss. überliefert ist, in A, wie meist in dieser Partie, ohne Spatium für die Sprechersigle). Eingangs steht in P anne ut etiam, in A nur anne etiam, im folgenden in P der Konjunktiv consultura sis, in A consultura es. An sich liegt es nahe, einfach anne etiam quid consultura sis sciam? (so schon Bothe1; vgl. Becker, Interr. 253; Schoell, Lindsay, Ernout; jetzt auch de Melo) mit anschließendem Sprecherwechsel zu schreiben, im Sinne von „Dürfte ich wissen, was du beschließen wirst?“ und als stereotype Antwort darauf perge eloqui: er könne reden, was er wolle, es sei entschieden. Leo hält hingegen ut und stellt um zu anne etiam, ut ... sciam, pergis (sic) eloqui (alles Worte des Alcesimarchus); Rau hat diese Lösung (die einen stärkeren Eingriff in den Text darstellt) übernommen; auch Langen, Beitr. 190, wies auf eine gewisse Schwäche des zweiten perge hin und änderte den Text substantiell. anne als Einleitung einer (leicht indignierten) rhetorischen Frage ist vielleicht auffällig, aber doch nicht singulär, wie man an den Belegen im ThlL II, 1, 11 ff. ersehen kann; vgl. Truc. 665; Ter. Andr. 851 anne est intus Pamphilus?; Eun. 733 anne abiit iam a milite?. F. Skutsch, Rom. 59 f., bezeichnet anne als das Ursprüngliche gegenüber an; als Einleitung argumentierender Fragen steht es im
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C. Kommentar
Sinne von „(oder) etwa“, also vermutlich doch nicht entstanden aus at-ne, wie man vielfach angenommen hat (dazu vgl. Hofmann, Gramm. 466). Vgl. auch Schrader, Part. 38 ff. v. 519: Mit definitum est ist das Ende dieses Kommunikationsablaufes erreicht: Das Verb findet sich nur hier in der archaischen Dichtung; absolut gebraucht und im vorliegenden Sinne von statuere steht es nach dem ThlL V 1, 344, 35 ff. anscheinend nur an dieser Stelle. Mit enim vero steht vor dem Neueinsatz der Beteuerung mit ita me Iuppiter eine weitere Beteuerungspartikel, durch die bei Plautus geläufige Verdoppelung noch verstärkt. v. 520: Man hat hier zwischen itaque Ianus (A) und et Saturnus (P) zu wählen (Leo, ad loc., bemerkt zum Text von P „nescio an verius“). Für ersteres spricht, dass Alcesimarchus jede andere Anrufung eines Gottes mit ita(que) beginnt (man beachte auch das anschließende letzte ita); für Iuno et Saturnus hingegen könnte man allenfalls die Analogie von v. 516 anführen (Lindsay, ad loc., bemerkt aber richtig, die Wendung könnte von dort irrtümlich hier eingedrungen sein). Die Editoren entscheiden sich durchwegs für das auch paläographisch plausiblere itaque Ianus, dessen Interpolation kaum erklärt werden könnte. Diese Anrufung des Janus, die man auch als Ausdruck der geistigen Verwirrung des Jungen ansehen könnte, ist in Wirklichkeit nicht ohne Funktion, ist Janus doch zum einen der Gott des Anfangs (Varro, Antiqu. fr. 236 Cardauns penes Ianum ... sunt prima, penes Iovem summa), dem bei Opferhandlungen als erstem geopfert wird, zum anderen ist er an den Kalenden mit Juno gekoppelt (die an unserer Stelle ja besondere Bedeutung hat): an diesen Tagen heißt er Iunonius (z. B. an den Kalenden des Oktober beim Opfer am tigillum sororium): Wissowa, Rel. 103 ff.; vgl. vor allem auch Moore, Confus. 56. v. 520 f.: Mit ita setzt Alces. zu einer weiteren Anrufung an, resigniert aber dann mit quid dicam nescio. Dann beginnt er mit iam scio (dies zu sich selbst gesprochen) mit einer Schlusstirade und (teilweise absurden) Drohungen, die er analog zu Melaenis’ v. 508 als endgültig bezeichnet: meam ut scias sententiam. v. 521: immo, mulier, audi wird, so meint Seyffert, RecUss. 239 f., erst verständlich, wenn man iam scio der Melaenis zuweise, die damit sagen wolle, dass sich Alces. nicht erst bemühen müsse, den verlorenen Faden wiederzufinden. Doch wird immo auch verwendet, um die eigenen Worte zu korrigieren (Lodge, Lex. I 763): z. B. Pseud. 542 si istuc facinus audeam; immo sic, Simo: si sumus compecti etc.; Poen. 1231 illud quidem volui dicere: immo hercle dixi quod volebam; Ter. Haut. 677; die (leichte) Diskontinuität kann wohl als Hinweis auf die seelische Verfassung des Jungen verstanden werden. v. 522 ff.: Die Schlusstirade des Jungen reicht mit langem Atem bis ad me (v. 527); mit dixi quae volui. vale ist der Kreis (von iam scio etc.) geschlossen. Die Tirade wird eingeleitet von einer Selbstverwünschung, in der jetzt statt ita me di nur mehr di me steht, diesmal in einem vollständigen Satz mit dem Prädikat faxint und in der tragikomisch anmutenden, bei dem verliebten adulescens aber
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ἐν ἤθει verharrenden Ankündigung: Wenn er nicht alle Beteiligten (sich selbst inbegriffen) umbringe (dies sagt er in drei Anläufen), solle er seine Geliebte nie mehr im Leben küssen; abschließend wird mit nisi die Voraussetzung nachgetragen: falls Melaenis das Mädchen wirklich nicht zurückschickt. v. 522: magni, minuti] Leo wählt die rhetorisch vielleicht wirkungsvollere Lesart von A (ohne –que), während Lindsay, Schoell und Ernout minutique (P) vorziehen, das als Korruptel (Beseitigung des Asyndeton) erklärt werden könnte (vgl. v. 22. 205), andrerseits den (an sich legitimen) Hiat in der Dihärese vermeidet; dieser lässt aber die Schlusspointe des Verses stärker hervortreten. minuti ist mit Bezug auf Götter auffällig: dass auch die kleinsten Götter angerufen werden, soll zum komischen Effekt dieser Partie beitragen, auch ergibt sich so das angestrebte Trikolon (vgl. Moore, Confus. 60). Cas. 332 steht istos minutos ... deos im Gegensatz zu Juppiter (das bedeutet dort: die anderen Familienmitglieder im Gegensatz zum Hausherrn). et etiam] Seyffert (bei Schoell, Append.) macht darauf aufmerksam, dass Pl. zwar häufig atque etiam und auch –que etiam verwendet, sonst aber nie et etiam; doch finden sich im ThlL V 2, 941, 30 ff. immerhin einige Belege (Cist. 522 fehlt), z. B. Ter. Phor. 656 et etiam nunc; Varro ling. V 122 unde potatio et etiam posca (dies e coniectura). patĕllarii] „und auch die Götter der Opferschale“ („les patellaires“ Ernout); patella (Deminutiv von patera) bedeutet neben „Schüssel, Platte“ insbesondere auch den Opferteller. Wie Wissowa, Rel. 162, betont, stellte man bei jeder Mahlzeit zum Dank für Speis und Trank den Penaten ein gefülltes Schüsselchen (patella) auf den Herd oder warf ihren Anteil ins Feuer (genaue Behandlung der Zeugnisse bei Wissowa, Rel. 162, Anm.1). Man vgl. Varro Men. fr. 254; p. 1179 ff. Cèbe mit weiteren Belegen: quocirca oportet bonum civem legibus parere, deos colere, in patellam dare μικρὸν κρέας. Später werden gelegentlich die Laren in diesem Zusammenhang genannt (z. B. Ovid., fast. II 633 f.), doch ist dies nur eine Vertauschung der Herdgottheiten (die Weinspende an die Laren am Beginn des Nachtisches ist davon zu trennen); vgl. mit einer originellen Deutung Moore, Confus. 56; für eine sprachwissenschaftliche Erklärung: Kümmel, Selt. 358 f. Aus metrischen Gründen schreibt schon Bothe (in Schoells Append.) et (om. etiam cum P) patellularii; doch ist die IK der 2. Silbe in dem viersilbigen Wort unbedenklich (Questa, Metr. 101 f.). v. 523 ff.: Für den Rest der Cistellaria steht nur die palatinische Rezension zur Verfügung. v. 523: Von der absurden Selbstverwünschung des Alces. („ich will Selenium nie mehr im Leben einen Kuss geben“) ist in der Überlieferung etwas ausgefallen wie in B und in V durch ein längeres spatium signalisiert wird (dazu Schoell, praef. XXVI, mit dem Hinweis auf die analoge Lücke in v. 538). Das äußerst plausible dem ist in B erst von später Hand (Camerarius?) nachgetragen, es steht in JK und den jüngeren Hss. im Text. Es passt gut nach dem sigmatischen faxint: de Melo, Early 204. Dem gegenüber ist das oppingam Schoells (vgl. Curc. 60)
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C. Kommentar
hier sachlich nicht am Platze (vgl. Leo, ad loc.). Im weiteren ist von Bothe1 durchaus plausibel (er schreibt noch vivos vivae), das vor oder nach vivus leicht übersprungen werden konnte (vivae vivus stammt von Benoist und wurde von Leo und Lindsay übernommen). Vielleicht könnte eine ursprüngliche Reihenfolge dem vivus den Augensprung leichter erklären. v. 524: Die Überlieferung teque tuamque fīlĭăm meque ist in dieser Form metrisch nicht tragbar. Es ergibt sich vorerst die Alternative a) meque zu streichen und zu filiamque tuam umzustellen (so Ussing); b) mit Schoell teque tuamque filiam hodie zu schreiben (dies übernommen von Lindsay, Ernout, Rau und de Melo; es ist paläographisch plausibel, doch vgl. Leo) oder c) mit Leo filiam zu streichen und meque zu halten (Leo schreibt im krit. App. richtig, dass auf diesem Wort das ganze Gewicht der Aussage liege; vgl. dann auch v. 639 ff.); für sein substantivisches tuam verweist Leo auf v. 763 redditura est tuam tibi (dort wäre filiam allerdings eine unangebrachte Wortwiederholung gewesen) und auf Aul. 744, wo meam wegen des Homonyms verwendet wird (der Sprecher versteht aulam, der Adressat filiam), beides also keine überzeugenden Parallelen. Zudem ergibt sich zweifacher Hiat (einer davon in der Dihärese). Ich möchte hier Guietus’ Vermutung natam übernehmen (in der Form gnatam [Goetz]; natam auch Reiz gemäß Müller, Pros. 246, Anm. 1; vgl. v. 547 f.). filiam hätte dies als Glossem aus dem Text gedrängt. Müller, Pros. 246, erwägt die Streichung von tuam, das aber kaum entbehrlich erscheint; erwähnt sei noch Leos (Schr.1 172) nisi ego teque tuamque meque. v. 525 f.: Mit v. 524 und dem abschließenden nisi tu etc. in v. 527 wäre an sich vollständig ausgedrückt, was Alces. zu sagen hat. Dazwischen treten zwei Verse, in denen die Aussage von v. 524 variierend wiederholt wird: er werde beide (ambo, s. u. ) bzw. alle (omnis) umbringen, falls nicht ...; Goetz (in Schoells Append.) hält die beiden Verse (die schon Guietus getilgt hatte) für eine Dittographie; Schoell (Append.) weist vor allem auch auf das Problem mit ambo hin. Keinesfalls handelt es sich aber hier um eine mechanische Dittographie, liegt doch zeitliche Variation vor (v. 525 cum primo luci cras; 526 pedatu tertio) und damit gleichsam ein systematisches Hinausschieben des für die Verzweiflungstat vorgesehenen Zeitpunktes. Auch sind die Verba der Form und Versstelle nach in kunstvoller Parallelität angeordnet, den Wörtern nach hingegen variiert. Falls man die Verse für echt erklärt, was in dubio wohl zu geschehen hat, wird man sie als Ausdruck der heillosen Verstrickung des unglücklichen Jungen in Verzweiflung und Rachegedanken zu verstehen haben. Eine Schwäche der Partie könnte auch darin gesehen werden, dass eher Antiklimax als Steigerung vorliegt. v. 525: poste autem] Einleitung des „zweiten Anlaufs“ (überl. postea autem, corr. Ritschl, Opusc.² 546); für die (in den Hss. oft korrumpierten) Belege von poste vgl. Lodge, Lex. II 350; nach Leumann, Gramm. 92, dürfte poste (*posti) die ursprüngliche Form sein und eine Gegenbildung zu ante (*anti) darstellen. cum primo luci] Vgl. Leumann, Gramm. 427; Gerschner, Deklin. 70: „der wohl analogisch zu dem Antonym vesperi aufgekommene metaplastische LokSg.
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luci (ist) vielleicht ursprünglich nicht auf lux, sondern möglicherweise auf einen rückgebildeten o-Stamm (*luco, m. oder n.) bezogen“; vgl. auch Aul. 748 luci claro; Stich. 364 cum luci simul; Merc. 255, Amph. 165. ambo] Hier weist Leo richtig darauf hin, dass nicht die zwei Frauen gemeint sein können, sondern nur Alcesimarchus und Selenium, obwohl die Formulierung auch bei dieser Annahme merkwürdig unklar bleibt (ThlL I 1864, 18 erwägt für unsere Stelle die Verwendung des Masc. für das Femin., ohne aber Parallelen zu bringen; vgl. aber duo res [Akk. Pl.] Most. 776; Leumann, Gramm. 485). Leo findet diesen Bezug (ambo statt illam meque) „magis ridicule quam si foret ambas“. v. 526: et equidem hercle] et equidem findet sich Stich. 590, equidem hercle 9 x (hercle equidem 7 x), atque equidem 7 x; atque equidem hercle: Poen. 508. A. Luchs, Hermes 13 (1878) 500, ändert mit Dousa und Müller, Pros. 368, zu et quidem hercle; ebenso Schoell. pedatu tertio ist die Korrektur des Turnebus, Adv.² 298, für das perdat utercio der Hss., ebenso Lambinus, ad loc.; vgl. Clementi, Turn. 207 f. Non. 89 L. erklärt PEDATO positum pro repetitu vel accessu quasi per pedem, sicuti nunc vulgo dicitur, tertio pedato. Nach dem ThlL X 1, 965, 16 ff. steht pedatu / pedato (von pes abgeleitet, wobei vielleicht ein *pedare = ire dazwischen geschaltet ist) in der Regel mit einer Ordinalzahl; es gehört ursprünglich der Soldatensprache an, wie Heraeus, Sold. 263, gezeigt hat. Es finden sich mehrere Belege bei Cato, z. B. orat. fr. 57 Malc. tertio ... pedato item ex fenore discordia excrescebat; orig. fr. 28 Peter tertio pedato bellum nobis facere; epist. fr. 136 Peter. Die Skansion tērtĭo ŏmnīs wird von Lindsay akzeptiert, von Leo mit der Crux versehen (efflixero omnis tertio im krit. App.; dagegen spricht jedenfalls die kunstvolle Anordnung der Verba dieser Partie). O. Skutsch, Pros. 39, zeigt sich geneigt, derartige Jambenkürzungen zu akzeptieren; obendrein fällt die Anomalie in eine Lizenzstelle (wie Cist. 62 īndĭdem ŭnde); Questa, Metr. 228, betont, dass es sich hier um eine Kürzung der Tonika handelt; Müller, Pros. 368, schreibt statt omnis ein me (übernommen von Schoell, der folgerichtig in v. 524 ohne me auskommt); Ernout übernimmt von R. Durand ein flixero (akzeptiert von Rau); dieses Verb ist aber nach dem ThlL VI 1, 912, 50 ff. auf die Tragödie beschränkt. Beachtenswert ist vor allem noch Leo’s (Schr.1 172) omnis pedatu tertio nisi. efflixero] effligere im Sinne von „umbringen“ findet sich wohl noch Asin. 818; vgl. com. inc. fr. 74 R.³ usque donicum effligatur; auch später findet sich dies nur ausnahmsweise: z. B. Cic. ad Att. IX 19, 2 Pompeium effligere; Apul. met. III 6. v. 527: Der Schluss der Rede „läuft gleichsam aus“: nisi (6 W.), dixi (3 W.), vale (1 W.). nisi ... ad me ist in der Überlieferung gleichsam die Protasis zu 525 f. v. 528: abiit intro iratus ist der typische Kommentar zu einem Abgang ins Haus; vgl. Truc. 210 intro abiit; Mil. 1145; intro abi bedeutet häufig den Befehl, ins Haus zu gehen; die Reihenfolge abiit intro z. B. auch Men. 698; Truc. 758.
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C. Kommentar
quid ego nunc agam? ist typischer Einsatz einer monologischen Überlegung; vgl. Aul. 274. 447 und öfter mit ähnlichen Wendungen. v. 529 f.: illa ad hunc zeigt wohl, dass Melaenis jetzt vor dem Haus des Alces. steht, illa bezieht sich auf ihre (abwesende) Tochter, ebenso dann illam, hanc uxorem Lemniam steht für die Braut des Alces., die im Haus des Demipho lebt. Zur Inszenierung vgl. S. 37 ff. v. 529: ibidem loci res erit] „Die Situation wird wieder die alte sein“; diese Formulierung findet sich nach dem ThlL VII 1, 156, 72 f. nur noch bei Marcell. med. 29, 45 (dort in wörtlicher Bedeutung); die Analogie zu ubi loci (Cap. 958 etc.) ist offenkundig; zu ibĭdem (so wohl hier) und ibīdem vgl. Questa, Metr. 90. odium occeperit] Lodge, Lex. II 238, nimmt odium als Subjekt (abs. Gebrauch von occipere), auch der ThlL IX 2, 356, 14 vermerkt „vix odium obiectum“; vgl. Ter. Ad. 289 dolores ... occipiunt. An sich wäre man jedoch geneigt, odium als Objekt aufzufassen (odium occipere im Sinne von odisse occipere, dies stünde wieder analog zu amare occipere, v. 68); vgl. Truc. 467 odium percipit (mit derselben Problemlage); bei occipere sind aber allem Anschein nach die Belege mit dem Akkusativ anders geartet. v. 530: Das überlieferte cum würde die Gleichzeitigkeit hervorheben; die Änderung des Dissaldaeus zu tum (leichter Minuskelfehler) erscheint aber unumgänglich: erst wird Selenium hinausgeworfen, dann die Lemnierin geheiratet. Erstaunlicherweise hält Schoell quom; Bothe1 streicht cum (diese Lösung ist sprachlich und metrisch ebenfalls möglich). v. 531: Überraschenderweise kündigt Melaenis an, sie werde dem Jüngling folgen, um eine Verzweiflungstat zu verhindern; sie wird aber durch die neue Entwicklung auf der Bühne festgehalten. tamen steht in freiem Anschluss (zu verstehen ist wohl „quae etsi sic se habent“). ibo et persequar] Vgl. v. 651 ibo, persequar iam illum intro. Dieses ankündigende Futur ist hier das gegebene Tempus: Sjögren, Fut. 16 ff. (bei sequi steht das Futur insbesondere bei Entschlüssen wie hier: Sjögren, Fut. 22 f.). In v. 659 wird der Entschluss dann ausgeführt (Melaenis geht endgültig ab); hier wird sie nach wenigen Versen durch die Ankunft des Lampadio davon abgehalten. Für ein Nicht-Abgehen trotz einer Ankündigung vgl. Aul. 696 und Stockert, ad loc.; Maurach, zu Poen. 193 f.; Marti, Dram. 39 und Anm. 13. amens steht nur in B von erster Hand, B³ und die anderen alten Hss. schreiben amans (ebenso die recc.); vielleicht ist amens einfach error felix eines Schreibers; denn eine derartige Bezeichnung liegt aufgrund von Alcesimarchus’ verrücktem Verhalten und seinen Drohungen nur allzu nahe (Cist. 222 ist hingegen amentem ein klarer Irrtum von B1 für amantem, wie das Metrum beweist); Merc. 82 steht amens amansque in dem bekannten Wortspiel (Otto, Sprichw. 18; Ter. Andr. 218 Nam inceptio est amentium, haud amantium). Die Wahl fällt insgesamt nicht leicht, und sie hat Folgen für die sonstige Textgestaltung:
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(1) Mit amans liest sich der Vers mit zweisilbigem Element und IK vor der Dihärese: persequār ămăns , eine nicht unmögliche Form (vgl. die Belege bei Questa, Metr. 362; F. Skutsch, Schr. 107–111); so Lindsay, Thamm und de Melo. (2) Wählt man mit Leo (das schlecht überlieferte) amens, die sachlich plausiblere Variante, dann liegt allenfalls Zäsur nach dem 7. Elem. vor (fraglich nach Questa, Metr. 361) oder nach dem 9. Elem. (diese ebenfalls fraglich); anschließend müsste nĕquid (Kürzung durch Tonanschluss) angenommen werden (so Drexler, Liz. 122). Keinenfalls darf man pērsĕquăr (mit IK des kretischen Wortes) skandieren (v. 698 hingegen ist solches in Anapästen erlaubt). Möglicherweise hilft Leos Umstellung weiter (krit. App.): sed tamen amens ne quid faciat, cauto opust: ibo et persequar. Raffiniert, aber doch wohl zu raffiniert, erscheint Havet’s (Man. § 1128) amans amens ne quid [faciat] (mit IK vor der Dihärese); dadurch würde die euphemistische Ausdrucksweise auf die Spitze getrieben. Erwähnt sei vor allem noch Fleckeisens (Anz. 38) persequar ne amens quid (ebenfalls mit einem Dihäresen-Problem). Müller, Pros. 38, stellt v. 531–533 und 535 überhaupt in Frage, da sie seiner Meinung nach späteres Flickwerk darstellen. Seyffert, in Schoells Append., nimmt zwischen persequar und amens den Ausfall eines Vers an und ergänzt e. g. amens etc. amens ne quid faciat bezieht sich jedenfalls auf die Mord- und Selbstmorddrohungen des Alcesimarchus. Thamm 53, der bei amans bleibt, meint, die Furcht der Melaenis betreffe weitere Versuche des Alces., Selenium zur Rückkehr zu bewegen; doch steht dies hier überhaupt nicht zur Debatte, ist vorerst anders entschieden und Selenium nicht mehr greifbar. v. 532 ff.: Im Anschluss an diese Ankündigung lässt Melaenis mit postremo ein Räsonnement über die Konflikte zwischen Armen und Reichen folgen, bei denen erstere nicht zu ihrem Recht kämen, und zieht daraus das Resümee, lieber Erfolglosigkeit zu riskieren (perdam operam potius, s. u.) als die Tochter wieder herzugeben. v. 532: postremo als letztes Glied einer Argumentation (die hier nicht wirklich klar gegliedert ist) steht auch v. 484 und 706. v. 532 f.: aequa lege … licet] scil. agere? Die Wortwahl ist sehr auffällig; Ussing vergleicht für die Verbalellipse Mil. 220 propere hoc, non placide decet. aequa lege bezieht sich auf die Benachteiligung der „kleinen Leute“ vor Gericht (allgemeiner v. 493 ff. und schon 25 ff. [dort unter dem Aspekt der Rivalität zwischen matronae und meretrices]); vgl. auch Trin. 452 cum vostra nostra non est aequa factio; ThlL VII 2, 1249, 37 ff. findet man auch nicht viel Vergleichbares: Merc. 823 utinam lex esset eadem quae uxori est viro; Merc. 817, jeweils mit Bezug auf die unterschiedlichen Möglichkeiten der beiden Geschlechter. v. 533: licet findet sich nur in B³ und von den recentiores bei S und E³; P hat leget, das in der Majuskel sehr ähnlich ist (LICET: LEGET). Licet ist nach Thamm 54 Praesens pro futuro; doch ist der Nebensatz allgemein gefasst und ein Parallelfutur ohnehin nicht am Platze (es würde sich alleine auf diesen konkreten Fall beziehen).
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Die Alternative des Verses 533 ist durch die Unklarheit des ersten Gliedes perdam operam potius verwischt. In vergleichbaren Belegen sind die Alternativen klarer voneinander geschieden: Cist. 628 f. egomet potius hanc inibo gratiam / quam illaec me indicet ergibt sich der Sinn auch viel klarer; Epid. 519 f. perdam potius (scil. alterum tantum) quam sinam me inpune irrisum esse. Falls kein Fehler in der Überlieferung vorliegt, ist wohl ein Misserfolg bei einer neuerlichen Konfrontation mit Alcesimarchus gemeint, mit der sie diesen zur Räson und wohl zum Verzicht bringen will. quam carebo filia bezieht sich jedenfalls auf ein von ihr abgelehntes Szenario, bei dem sie ihre Tochter zu Alces. zurückschickt; vgl. dann v. 633 (unter geänderten Verhältnissen) quamquam invita te carebo. Die Worte bereiten auf der Metaebene auf die sich überstürzenden Ereignisse vor, die sie zu eben diesem Verzicht zwingen werden. v. 534: Ehe Melaenis noch abgehen kann, kündigt sich eine neue Entwicklung an. An sich ist es unlogisch, dass die Frau von dem heraneilenden Unbekannten derart Notiz nimmt und sogar voll Angst vor der neuen Entwicklung ist (s. u.). recta platea steht nur hier bei Pl. (Men. 881 heißt es qua platea hinc aufugerim); zu diesem Gebrauch von rectus vgl. Bacch. 711 recta porta invadam ... in oppidum; Cas. 881 recta via in conclave abduxi. cursum huc contendit] contendo ist bei Pl. an sich ganz selten (Rud. 752; Vid. fr. 14 Monda), die Phrase selbst singulär (cursum capessam Cap. 776). Vgl. jedoch ThlL IV 665, 82 ff. mit Verg. Aen. V 834 ad hunc alii cursum contendere iussi; Cic. Sex. Rosc. 97 quae res eum nocte una tantum itineris contendere coegit?; Sil. V 125 contendat iter. Man könnte hier vielleicht eine sprachliche Kontamination von contendit und cursum tendit erkennen. v. 535: et illud paveo bezieht sich auf ihre Angst vor dem Geschehen im Haus des Alces., hoc formido auf die neue Entwicklung. Diese Angst ist auf der Figurenebene völlig unverständlich und jedenfalls mit Bezug auf die Meta-Ebene zu verstehen: Die Neugier der Zuseher soll geweckt werden. Zur „Angst“ der Melaenis vgl. Averna, Male 129 f. Der ganze Vers unterstreicht das Thema „Angst“, in misera in metu ist dies obendrein durch Alliteration hervorgehoben. Zugleich ist dies eine Vorwegnahme von v. 551 f., wo Melaenis das für sie fatale Geschehen zu hören bekommt. Für die Ausdrucksweise vgl. v. 688 nam et intus paveo et foris formido, ita nunc utrubique metus me agitat. Die vorliegende Koppelung finden sich anscheinend nur hier; zwei vergleichbare Verba stehen Amph. 1113 metuens pueris, mihi formidans (in einer offensichtlich paratragischen Partie). Weil v. 535 so unvermittelt anschließt, nimmt Schoell zwischen v. 534 und 535 eine Lücke an. Leo argumentiert dagegen „putat ad se curri, id formidat, cum illud paveat, ita restat“. Dazu meint wieder Thamm 54, dass an derartigen Stellen sonst stets eine Vermutung angestellt werde, was der Ankömmling vorhabe und wie man das Geschehen beeinflussen könnte. Doch findet sich in all den von ihm angeführten Stellen in der Regel eine Ankündigung des eigenen Tuns (z. B. Aul. 473 f.; Cas. 436; Curc. 278 f.) und nur gelegentlich eine Mutmaßung
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über den anderen und sein Vorhaben (dies Asin. 265 f.; Trin. 622 ff.; Truc. 549 f.), wie sie hier überhaupt nicht möglich ist. So bleibt denn letztlich eine gewisse Unklarheit in der Gedankenführung, die aber die Annahme einer Lücke nicht unbedingt erfordert. Auch die Indizien für die Unechtheit der Partie (vgl. Mueller, Pros. 38; zu v. 531) sind kaum ausreichend.
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C. Kommentar
VII. Die erste Anagnorisissequenz v. 536 ff.: Ob der Monolog des Lampadio von Melaenis abgehört wird, bleibt unklar; Melaenis klinkt sich erst später in das Gespräch zwischen Phanostrata und dem Sklaven mit a parte-Bemerkungen ein (v. 551 ff.). Lampadio berichtet nun das hinterbühnische Geschehen, wie er die Frauen (die lena, hier als anus bezeichnet, und Gymnasium) nach deren Abgang (v. 378 ff.) verfolgte (und wohl bald einholte). v. 537: miserrimam habui] „Ich habe sie arg bedrängt“; vgl. Asin. 869 illum ... miserum habebo; Cas. 590 miserrumum hodie ego hunc habebo amasium; vgl. Cist. 672. ut ... quot modis] Vgl. Asin. 581 ut … quam facete; Mil. 400 ut ad id exemplum, somnium quam simile somniavit; Stich. 570 ut apologum fecit quam fabre (vgl. Petersmann, zur Stelle); Hofmann, Umg. 65 (Lingua 189), der darauf hinweist, dass diese Doppelung die Lebhaftigkeit der Aussage unterstreichen soll; Lindsay, Synt. 118. hodie bezeichnet Schoell, Append., als „insanum“, weil er ja die Alte zuvor nur einmal vor vielen Jahren gesehen hat. hodie fällt (vgl. ThlL VI 3, 2850, 45 ff.) unter die Rubrik „vi temporali attenuata“, wie auch Amph. 366 ne tu istic hodie malo tuo ... advenisti; Pers. 187 si scis tute, quot hodie habeas digitos in manu; hierher zählen mutatis mutandis auch die Belege, wo hodie Ausdruck der iracundia, eloquentia, des stomachus ist (Donat, zu Ad. 215): z. B. Aul. 48 (vgl. Stockert, ad loc.). v. 538: moderatrix ] „wortkarg“. Ussings Ergänzung ist coniectura palmaris und wurde von allen führenden Editionen übernommen ( moderatrix Pylades; oder vielleicht moderatrix ?; vgl. Mil. 270). Dieser Ausfall betrifft dieselbe Lücke im Archetypus wie v. 523 . Im ThlL VIII 1211, 5 ff. gibt es keine klaren Parallelen für die Charakterisierung eines Menschen mit diesem Wort; vgl. hingegen Cic. Tusc. V 42 quae (scil. temperantia) sit moderatrix omnium commotionum; Sen. epist. 74, 19 moderatrix ratio. Man vergleiche aber die verbale Wendung Mil. 270 ego voci moderabor meae und Pers. 297 ni linguae moderari queam. inmemorabilis steht gemäß dem ThlL VII 1, 447, 74 ff. „vi activa“ (quae nihil memorare aut dicere vult) und ist in dieser Art singulär. Leumann, –lis 116 f., meint, der kühne Gebrauch solle vielleicht eine bequeme Form des Versschlusses ermöglichen; ähnlich kühn stehe Mil. 544 incogitabilem „ohne Verstand; nicht denkend“. Capt. 56 steht das Wort in passivischer Bedeutung: versus immemorabiles „Verse, die nicht wert sind wiederholt zu werden“ (Lindsay1, ad loc.: „that one must not repeat“, dies die übliche Verwendung; vgl. Curc. 8 memorabile „erwähnenswert“).
VII. Die erste Anagnorisissequenz
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Zu v. 537 f.: Dass die Alte sonst sehr redselig ist, wie sie selbst (v. 120 ff.) und der Prologgott (v. 149 ff.) betonen, kann der Sklave nicht wissen. Es ist dies ein Hinweis für die Zuseher, die den Widerspruch zur sonstigen Charakteristik würdigen sollen (Thamm 54). v. 539–541: Der Satz ist von der für Pl. charakteristischen Anapher von quot (mit Variation im zweiten Glied) geprägt. Schoell, Append., verweist auf die Umstellung der Verse 539 und 540 durch Brix (apud Niemeyer, Stud. 6): dadurch käme blanditias in eine bessere Stellung. Doch argumentiert Schoell selbst ganz richtig, dass in quaestione besser nach v. 540 passt als nach 539. Außerdem ist zu bemerken, dass illi gleich beim ersten Glied der Anaphern stehen sollte und nicht erst bei den beiden letzten. Seyffert, in Schoells Append., erwägt eine Lücke nach blanditias (dazu Schoell: „possis: Quot illi blanditias, , quid illi promisi boni). v. 539: quot ... blanditias scil. dixi, dedi (dies Lodge, Lex. I 215) oder besser adhibui (Ussing, der auch von zeugmatischer Verwendung von promisi spricht; dagegen aber Leo: „non referendum ad blanditias“). Vielleicht darf man aber mit Ussing auf Rud. 204 verweisen, wo man nunc quam spem aut opem (scil. habeam) aut consili quid capessam? zeugmatisch verstehen kann. Goetz-Schoell setzen vor quot illi die Crux. Lindsay erwägt hier ein (adverbielles) illi (dazu vgl. Truc. 28 quot illic blanditiae, quot illic iracundiae sunt; dann müsste aber quot illic blanditiae stehen); vgl. auch zu v. 539–541. quid ... boni] Hier ist noch ganz allgemein von „Versprechungen“ die Rede (vgl. dann v. 542). v. 540: admoenivi stellt zusammen mit fabricas und fallacias eine Metapher aus der militärischen Sprache dar, wie sie bei Pl. ganz geläufig ist (vgl. Fantham, Im. 26 ff.; Belege bei Wollner, Krieg 125; Pseud. 384 hoc ego oppidum admoenire ut hodie capiatur volo; vgl. besondere die großartige Chrysalus-Arie der „Bacchides“, v. 925 ff.). Zu diesem Wort vgl. die Erklärung des Dositheus, VII 434, 21 f. GLK admunio προστειχίζω. Bei fabricas liegt das Gewicht auf dem Kunstgriff, der List, der Intrige, bei fallacias, das klarerweise dazu in Assonanz steht, auf der Täuschung (an sich tendieren die Substantiva hin zur Synonymität). Zu ihrem Nebeneinander vgl. Mil. 875 f. hanc fabricam fallaciasque /... tenetis (Mil. 147 facetis fabricis et doctis dolis; Bacch. 693 compara, fabricare, finge quod lubet ... ut senem fallas). v. 541: in quaestione bedeutet hier (allgemein) „Befragung“, dies eine exzeptionelle Bedeutung, vielleicht mit dem Unterton einer „gerichtlichen (peinlichen) Untersuchung“ (vgl. schon v. 537 miserrimam habui). in quaestione esse (vgl. Cist. 593) ist geläufig in dem Sinne „gesucht werden (müssen)“; zu bedenken ist auch, dass das Geschehen im Kontext einer Suche stattfindet und dass sich dieses Wort vielleicht dadurch aufdrängt. ex(s)culpsi steht im Sinne von extorsi (Non. 146 L.); vgl. Ter. Eun. 712 f. possumne ego hodie ex te exsculpere / verum? „drag out“ (Barsby1, ad loc.); Lucil. 70 Marx nomen … rogando … ex(s)culpo; nach diesen drei Stellen erst
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wieder viel spätere Belege; Fantham, Im. 53 f., meint, es gebe bei Menander kein vergleichbares Bild; es sei also ein Plautinum. ut diceret ist ganz vage, vielleicht aber auch prägnant zu verstehen „dass sie rede“ im Sinne von „das Geheimnis offenbare“. Langen, Stud. 283, vermisst hier ein Objekt und streicht v. 541 f. (s. u. zu v. 542); für den Zuseher ist es aber klar, dass das Geheimnis der lena gemeint sein muss. v. 542 ist gleichsam die Wiederaufnahme von v. 539 quid ... boni: dies wird klargestellt mit dolium vini. dolium vini] Von diesem Weinfässchen ist später nicht mehr die Rede. Marti, Dram. 85, erklärt dies richtig damit, dass dieses Motiv, das gut zur trinkfesten lena passt (v. 18. 149), sich als Augenblickseffekt hervorragend eignet, der im weiteren keine Wirkung mehr habe. v. 556 ff. erzählt Lampadio dann, wie er die Alte vor ihrer Tochter unter Druck setzt; Langen, Stud. 282 f., streicht u. a. aus diesem Grund die Verse 541 f. v. 543: Hier gebraucht Phanostrata, die unangekündigt hinzutritt, eine Wendung, die bei Ter. Eun. 454 ganz ähnlich aufscheint (Lambinus nimmt sogar an, Terenz habe sie von hier genommen); vgl. dazu noch Aul. 811 certo enim ego vocem hic loquentis modo me audire visus sum. Zur Stimme, die vom Haus aus gehört wird, vgl. Rud. 259 f., implizit auch Aul. 727 und Trin. 1093. v. 544: Lampadisci] Diese Deminutivform zu Lampadionis (vgl. z. B. Cas. 739 Olympisce für Olympio; Men. Epitr. 270 Sandb. vielleicht Σύρισκε für Σῦρε) wurde irrtümlich vom Urheber der Szenentitel herangezogen (vgl. S. 36, Anm. 193). Für Phanostrata im Szenentitel findet sich im Erhaltenen kein Äquivalent. Sie war entweder „namenlos“ (wie z. B. der senex in der Casina; zu diesem vgl. Questa, Ed. 70 f.), oder der Name schien im verlorenen Teil des Dramas auf. mei Lampadisci servi] Dies ist die übliche Wortstellung: vgl. Amph. 1077 tua Bromia ancilla (reiches Material bei Sedgwick, zur Stelle, wie schon bei Ussing [v. 1093 seiner Zählung]); Bacch. 830 meus Mnesilochus filius; anders z. B. Stich. 656 tuum servum Stichum (vgl. Petersmann, zur Stelle). non surda es, era] „Du bist nicht taub, Herrin“ klingt eigentlich frech; die Formulierung ist bei Pl. singulär. es(s) ist stets mit Longa zu lesen (Lindsay1 14). v. 546: hinc ex hisce aedibus bezieht sich jedenfalls auf das Haus des Alcesimarchus, aus dem die lena ihre Tochter Gymnasium abgeholt hat. Das wiederholte Demonstrativum soll diesem Wort, dem Demonstrativum der ersten Person, besondere Emphase verleihen. v. 547: vidi exeuntem mulierem] Lampadio trat in jener Szene (v. 381 ff.) auf, sprach einen Monolog und beobachtete dann die beiden aus dem Haus tretenden Frauen. Im Figurenkontext versteht Phanostrata sofort, was diese an sich unklare Aussage bedeutet; damit wird zugleich das Interesse der Zuseher fokussiert. Lampadio hatte ja speziell diese Aufgabe zugeteilt bekommen, die Frau zu suchen, welche das ausgesetzte Kind aufgenommen hatte (v. 182 ff.).
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v. 547 f.: quae meam / gnatam sustulerat] v. 124 ex angiportu sustuli; 167 haec puellam sustulit; 184 f. si qua queat / reperire quae sustulerit; 424 haec sustulit; die lena selbst verwendet v. 137 ff. ganz andere Wendungen. rem tenes ist eine glatte Zustimmung „ja!“. v. 549: Skandierung: a) dīco eī quō pāctō | ĕam ăb hippodromo mit Hiat in der Zäsur (so Ussing) b) dīco ēī quō pācto ĕam ăb, mit verdeckter Zäsur (zu dieser Questa, Metr. 335). ab hippodromo] Der Ort der Kindesweglegung wird hier nachgetragen (v. 124 hieß es nur ex angiportu sustuli). Durch die Wiederholung seitens der Melaenis, welche dies von der lena gehört haben will, wird dies noch unterstrichen. v. 550: Überliefert ist erilem filiam nostram, also ein Vers ohne Zäsur; dies wurde schon von Bentley, Emend.1 143, durch die Umstellung zu nostram filiam korrigiert (vgl. auch Kampmann, Praep.1 2). An sich ist die Wortstellung bei derartigen Wendungen frei. sustollere (mit anderem Sinn steht das Verb noch v. 115) scheint im Sinne von tollere singulär zu sein (vgl. aber auch Mil. 310 aedes sustollere, hier mit einer anderen der zahlreichen Bedeutungen von tollere); Arnob. II 60 steht sustolli ab his locis („sich von diesem Ort erheben“). v. 551: extimuit tum illa kann nur Lampadio sagen und nicht Phanostrata, wie es die Hss. angeben. Im folgenden spricht dann Melaenis (ihre erste a parteBemerkung) und nicht Lampadio. iam ist hier dem Sinne nach vielleicht überflüssig und fehlt auch in B (dies übernommen von Gronovius und Ussing); der Hiat im Sprecherwechsel wäre legitim; trotzdem spricht das Zeugnis der anderen Hss. hier für einen Irrtum im Vetus B; Müller, Pros. 648, ändert iam zu mi. horret corpus, cor salit] Jetzt ist die Angst der Melaenis legitim („angekündigt“ in v. 535): Sie weiß ja, wo Selenium gefunden wurde. Man beachte auch die Klangfigur corpus – cor! Ein Höhepunkt der Anagnorisishandlung wird durch die (para)tragische Reaktion der Figur hervorgehoben: vgl. Amph. 1118 mihi horror membra misero percipit (vgl. 1068); Pacuv. fr. 224 R.³ (224 Schierl) horror percipit; Ter. Eun. 84 (totus) tremo horreoque, postquam aspexi hanc. Zu unserem Ausdruck vgl. Ovid. epist. 10, 139 corpus ... horret. cor salit] Vgl. Capt. 636 f. quin quiescis? dierectum, cor meum ac suspende te! / Tu sussultas, ego miser vix asto prae formidine (vgl. Lindsay1, ad loc.). Aul. 626 continuo meum cor coepit artem facere ludicram (vgl. Stockert, ad loc.); Cas. 414 f. Cor lienosum ... habeo, iam dudum salit; Reis, Vorst. 115 „Herzklopfen bei Erregung (durch Angst)“; vgl. auch Pers. 801 uritur cor (scil. ira) und Woytek, ad loc. v. 552 ff.: Melaenis wiederholt die Aussage, formt sie aber von ihrem Standpunkt aus um, bestätigt und erweitert sie zugleich. Die Ausdrucksweise mutet recht merkwürdig an, ist es doch klar, dass sie sich an die suppositio ihrer Tochter erinnert. Daher wurde Vers 553 von Guietus gestrichen. Die Aussage ist aber
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jedenfalls für das Verständnis seitens des Publikums sinnvoll, wenn auch nicht unabdingbar nötig. Langen, Stud. 131, nimmt anschließend eine Lücke an; er meint, v. 554 age, perge, quaeso etc. könne nur nach einer Unterbrechung der Worte des Lampadio stehen. Doch schließt diese Aufforderung gut an den Hinweis auf das offenkundige Erschrecken der Alten an (das seinerseits „Aufhänger“ für Melaenis’ a parte-Replik war). Nach v. 555 muss dann jedenfalls eine Lücke angenommen werden (mit Guietus; vgl. Seyffert, Jber.³ 68), welche die weitere Erzählung enthielt. v. 554: age perge, quaeso ist die eindringliche Aufforderung, die Erzählung, (die durch die a parte-Bemerkung der lena unterbrochen wurde), fortzusetzen. Der Vers weist Hiat in der Zäsur (bei starker Interpunktion) auf. Dadurch wird der folgende Satz, der das Interesse ausdrückt, stärker hervorgehoben als bei Beseitigung des Asyndeton durch nam (Pylades) oder (steigerndes) ita (so Müller, Pros. 684). v. 555: ut gesta res sit] Überliefert ist unrhythmisches ut res gesta sit (im ordo simplex); die hier übernommene Korrektur stammt von Guietus; Acidalius, Div. 158, schrieb ut res sit gesta (mit Hiat), dies übernommen von Ussing (sprachlich und metrisch – abgesehen von dem Hiat – gleichwertig). Melaenis bringt dann wieder einen Einwurf an; im Anschluss daran findet sich in den Hss. eine umfangreichere Lücke. Die Negation non ist hier speziell zum Verb zu ziehen (Hofmann. Gramm. 331: non queas = nequeas). v. 555 ff.: Die hier vorliegende Lücke, die von den Codices nicht angezeigt wird (festgestellt von Guietus; übernommen von allen Editoren), muss anfangs die Erzählung von weiteren Attacken auf die Alte enthalten haben; erst in der Folge dürfte Lampadio das Mädchen aufs Korn genommen haben (Leo, ad loc.). Das Verwechslungsmotiv (Lampadio hält das Mädchen natürlich für die Gesuchte) hat hier die Funktion, der Alten das Geständnis abzupressen (Thamm 54). v. 556: pergo zeigt an, dass die Ansprache an das Mädchen nicht erst hier beginnt. illa dictis (Schoell) ist wohl coniectura palmaris (die Lücke wird in P durch ein spatium von ca. 25 ll. signalisiert, ebenso v. 557). onerare steht natürlich metaphorisch in dem Sinne, dass die dicta ein onus für die Angesprochene darstellen: vgl. Pseud. 357 onera hunc male dictis; Merc. 978; Pers. 182 und Woytek, zur Stelle; ThlL IX 2, 632, 59 ff. illaec für die jenem Gespräch beiwohnende lena mag auffällig erscheinen, ist aber vielleicht ein Hinweis auf die „Regie“ des Autors für die nur erzählte Szenerie: Der Sklave „bearbeitet“ das Mädchen in einer Ecke des Raumes und spricht über die entfernter vorzustellende lena. v. 557: Auch hier wird man Schoells Version fortuseras vocat (auch hier ist die Lücke in P sorgfältig indiziert) mit Leo und Lindsay übernehmen, da die Antithese wirklich glücklich gewählt ist. Die sich dadurch ergebende Perspektive des Sklaven ist so, dass er der lena unterstellt, sie wolle das Mädchen von der Seite des Glückes, auf die es jetzt durch seine,
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Lampadios, Hilfe gelangt sei, wieder ins Unglück stürzen. Klarerweise könnte die Formulierung im Detail auch ein wenig anders gelautet haben, z. B.: fortuseras vocat; man vgl. auch v. 559 ego te ...voco ad ... ditias; für fortunae secundae vgl. Stich. 300. v. 558: Die lena sei nur ihre nutrix, „Amme“, die das Kind großgezogen habe, nicht die leibliche Mutter. ne matrem censeas ist wohl mit Ellipse im HS. zu verstehen (scil. hoc dico, ne ...), wie Bennett, Synt. I 258, meint: „instances are frequent, in which the ut / ne-clause gives the purpose, not of the fact stated, but of the speaker in making the statement“, wie z. B. Curc. 715 ut scire possis, … libera haec est; Curc. 724 te … perire cupio, ne tu nescias Die Anordnung ist chiastisch: fortunae secundae – miserae; nutrix – mater. v. 559: reduco et voco] Der entscheidende Punkt, die „Rettung aus den elenden (zurück) zu den glänzenden Verhältnissen“, soll durch die assonierende Verb-Doppelung hervorgehoben werden: revoco nimmt vocat (v. 557) auf; diese Verbesserung stammt von Pylades (zur Doppelung von re– vgl. e. g. Capt. 397; Men. 114 me retines, revocas); ist die plausible Ergänzung von Brix, Plaut. 764 (die Lücke wird von den Hss. nicht angezeigt); so auch Leo. Hält man hingegen mit Schoell und Lindsay voco, ergeben sich die folgenden Möglichkeiten: a) man ergänzt mit Schoell (nach Lachmann) ditias; b) man schreibt mit Redslob, RecCis. 1219, voco ad divitias ; c) Langen, Stud. 131, erwägt ad divitias voco; doch impliziert dies zusätzlich eine Umstellung. Früher neigte man übrigens dazu, ubi (v. 560) in den vorhergehenden Vers zu ziehen: z. B. voco ad divitias, ubi / tu locere Pylades; diese Anordnung der (proklitischen) Konjunktion am Versschluss ist aber bei Pl. eher die Ausnahme (v. 195 ubi; 669 quasi; cf. Fortson, Lang. 117 f.). v. 560: locere in luculentam familiam] Traina, For. 71, betont die besondere Form der Alliteration (luculentus steht nur hier in dieser Verbindung und ist gewiss um des Wortanklanges willen gewählt). In derartigen Kontexten steht in der Regel collocare; freilich geht es an unserer Stelle noch nicht um die Verheiratung (unrichtig Lodge, Lex. I 903: „de matrimonio“), sondern vorerst um die Aufnahme des verlorenen Mädchens in die Familie (so auch Koehm, Altl. 6); erst v. 561 wird das Thema „Heirat“ angeschnitten. Für die Konstruktion vgl. Trin. 782 ubi erit locata virgo in matrimonium; Trin. 159 ut eam in se dignam condicionem collocem (collocare verbindet sich mit in + Akk. oder Abl.). v. 561 f.: und(e) steht mit Apokope: F. Skutsch, Rom. 71, mit vielen Belegen; Questa, Metr. 26; Lindsay, Early 219, lehnt mit Recht eine Skansion undĕ tĭbī tălĕnta (dies analog zu Philĭppi; vgl. Questa, Metr. 89) ab; unde steht hier nahe einem ex qua (familia bedeutet ja auch eine „Vermögensgemeinschaft“). talenta magna viginti] Vgl. H. J. Rose, de talento Plautino, CR 38 (1924) 155 ff.; bei Pl. ist stets das attische Silbertalent gemeint (à 6000 Drachmen); K. Christ, Antike Numismatik, Darmstadt 1967, 18 f. Zum talentum magnum vgl. Stockert, zu Aul. 309. Ussing vermerkt richtig, dass hier eine gewaltige Über-
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treibung vorliegt, wie wir sie bei Pl. auch an anderen Stellen finden: Merc. 703 ist von 10 Talenten Mitgift die Rede; Truc. 845 werden dem Diniarchus für seine Missetat 6 große Talente von der Mitgift (die also ebenfalls 10 Talente betragen haben könnte) in Abzug gebracht. In der Realität überstieg die Mitgift kaum 1 Talent (Hofmann, zu Truc. 845, mit Verweis auf Schuhmann, Frau 85, Anm. 5). det dotis] Die alliterierende Wendung ist durch das Enjambement besonders hervorgehoben. v. 562 f.: Leo, krit. App., fasst den elliptischen Text so auf: hoc dicit: non profecto hic pater tibi dotem dabit, sed tute quaeres; adversativam sententiam sub-ordinavit in loco haerens animo. Die Konstruktion ist also nur angedeutet, und dies führte zu diversen Versuchen der Glättung (die aber in den führenden Editionen nicht aufgenommen wurden): Ussing vereinfacht hier recht geschickt zu non enim hic ibi (ibi schon codex K) ... quaeres (immo quaeras); R. Y. Tyrrell, CR 2 (1888) 23, erwägt non enim huc (scil. reduco). v. 562: non enim] „(und) wirklich nicht“ (Beteuerung im negativen Sinn: Langen, Beitr. 263 ff.). Dies steht auch sonst bei einer verneinenden Behauptung: Trin. 705 non enim possum quin; vgl. Stockert, zu Aul. 594; Pseud. 1265 f. corollas / dari dapsilis, non enim parce promi; Mil. 648. ex Tusco modo ist vielleicht mit Bezug auf den vicus Tuscus zu verstehen, von dem es Curc. 482 heißt: ibi sunt homines, qui ipsi sese venditant. Über die Schamlosigkeit der Etrusker lässt sich Theopomp, apud Athen. XII 517 d aus (F 115, 204 Jacoby); vgl. auch Hor. carm. III 10, 11 f. Von einem Sammeln der Mitgift durch πορνεία ist bei den Lydern die Rede (Herodot I 93, 4), von denen ja die Etrusker nach einer gängigen Theorie abstammen; für ex ... modo vgl. Mil. 791 ex matronarum modo. v. 563: dotem quaeras corpore steht hier jedenfalls ironisch für den Hetärenberuf; denn solche Frauen werden ja kaum geheiratet und daher auch keine dos benötigt haben (dotem quaeras steht also ironisch statt quaestum facias): vgl. Mil. 785 quae alat corpus corpore und (wegen der Wortanklänge an unsere Stelle) Poen. 1140 facerent indignum genere quaestum corpore. v. 564 ist als erschreckter Ausruf Phanostratas zu verstehen, die besorgt ist, ihre Tochter könnte jenem Milieu entsprechend gelebt haben. an amabo ist hier abwehrend gebraucht wie Truc. 364 amabo, sanus es?; Pers. 336 ff. amabo ... filiam vendas tuam ?; für amabo vgl. zu v. 18. 643 f. sustulit] Vgl. zu v. 547 f. v. 565: meretrix ist hier wohl eine interpolierte Wiederholung und mit Bothe1 und Leo zu streichen, ebenso de Melo. Wird es mit Lindsay, Schoell, Ernout und Rau gehalten, liegt auf dem Wort zu starke Emphase (besser immo fuit meretrix: Wallstedt, Stud. 115). Metrisch lässt sich auch die Überlieferung zur Not halten: fŭĭt (Pyrrhichius vor der Zäsur mit IK; vgl. zu v. 531 amans) sĕd ŭt (IK in der Gruppe) sit dĕ | ĕā r(e) eloquar (dies jedenfalls mit prosodischem Hiat). ut sit de | ea re (anschließend an v. 555 ut gesta res sit) ist recht auffällig formuliert: „wie es mit dieser Sache steht“ (Ussing: quomodo haec res se habeat;
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dies auch die Interpunktion bei Leo und Rau). Alternativ interpungieren Lindsay, Schoell, Ernout und de Melo sed ut sit, de ea re eloquar. v. 566 f.: perducebam zeigt an, dass es dem Sklaven nach und nach gelang, Gymnasium (illam) zu überzeugen. Das asyndetisch angefügte Perfekt bringt den Höhepunkt der Handlung: die Alte beschwört ihre Tochter kniefällig, sie nicht zu verlassen; nicht sollte man hier das Asyndeton durch die Einfügung von quom beseitigen: ei Seyffert, Stud. 8, übernommen von Schoell und Ernout. Zur Wendung vgl. Poen. 1126 perduxit omnis ad suam sententiam. suadela steht nur hier im frühen und klassischen Latein; dann erst wieder bei Apuleius (met. IX 18; Plat. II 27); personifizierte Suadela bei Horaz, epist. Ι 6, 38; personifizierte Suada findet sich übrigens bei Ennius, ann. 308 (vgl. Skutsch, ad loc.). v. 567: e(i) ist zweisilbig (in Synaloephe) zu lesen (eii Reiz). amplexa est genua] Das Umfassen der Knie als bittflehende Geste ist im griechischen Bereich ab Homer allgegenwärtig (ich erwähne nur Priamos vor Achill und die Hikesie-Dramen des Aischylos und Euripides; vgl. DNP V 554 f.). In der römischen Welt ist dieser Gestus wie überhaupt die Hikesie nicht derart verankert, obwohl das bittflehende Umfassen der Knie nach dem ThlL VI 2, 1878, 35 ff. (s. v. genu) ebenfalls anzutreffen ist: so bei Plautus noch im Mil. 1239 f. genua amplectar / atque obsecrabo; Rud. 274 tibi amplectimur genua egentes opum (in der Komödie dürfen wir mit einer Übernahme aus dem griechischen Vorbild rechnen); Verg. Aen. III 607 f. genua amplexus genibusque volutans / haerebat. Dazu bemerkt Servius: physici dicunt esse consecratas numinibus singulas corporis partes ... genua misericordiae, unde haec tangunt rogantes. Serv. auct. bemerkt dazu u. a. iure autem pontificali, si quis flamini pedes vel genua fuisset complexus, eum verberari non licebat (unter bestimmten Umständen war also das Umfassen der Knie auch in Rom „religiös bedeutsam“); vgl. auch Hurka, zu Asin. 670. plorans, obsecrans stellt ein Asyndeton bimembre mit Reimwirkung dar wie Aul. 318 plorans eiulans; vgl. Livan, Caec. 74 f., mit reichen Belegen. Mit obsecrare (*sacer) ist ein Wort der römischen religio mit eingebunden (während ja das Umfassen der Knie ein vornehmlich griechischer Gestus ist; s. o.). v. 568: Es geht auch um den Lebensunterhalt der alternden Prostituierten, die dies ja schon v. 40 als Grund für die einschlägige Arbeit der Tochter angegeben hat. Für die freie Zeitenfolge vgl. zu v. 169. Man kann diesen Vers mit Hiat in der Zäsur lesen oder latente Zäsur (mit ĕām) annehmen (sese oder nam eam Müller, Pros. 738). eam suam esse filiam] Die hier wohl vorliegende oratio obliqua ist bei Pl. sehr selten; allenfalls könnte dieser AcI bereits von adiurabat regiert sein (v. 568–569 sind recht auffällig verbunden; Müller, Pros. 486, Anm. 1, konjiziert daher in v. 569 se eam peperisse). v. 569: sancte adiurabat mihi] „sie leistete mir einen feierlichen Eid“ (man beachte das intensivere Imperfekt!). Vers 583 schwört sie dann, ihn zur richtigen
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Person zu führen (adiurat, hist. Praes.). Vgl. Capt. 892 sancte quom ego iurem tibi?; Rud. 1234 nimis sancte piu’s. v. 570 f.: Mit diesen Worten ist das Geheimnis gelüftet: die Alte konnte den Repressalien nicht widerstehen. Der Wechsel in den Dialog dient natürlich der Verlebendigung und der Auflockerung einer längeren Erzählung: die Partner werden gleichsam gegenwärtig. v. 571: filiola] Hier steht das Hypokoristikon gewiss mit Absicht; noch absurder wirkt es v. 665 extulisti nostram filiolam ad necem; in vergleichbarem Kontext steht es Truc. 805 (wo es ebenfalls um eine suppositio geht); Sammlung einschlägiger Deminutiva von Verwandtschaftsbezeichnungen bei Ryhiner, Demin. 36 ff. v. 572: Mit vivit wird eine ganz wesentliche Information nachgetragen; der Sklave setzt sofort mit der Frage nach ihrem derzeitigen Aufenthalt nach. extempulo] Dies ist eine der wenigen Stellen (nach Lodge, Lex. I 573, nur noch Bacch. 968), wo die anaptyktische Form von extemplo in den Hss. erhalten ist (BVE: extemplo JK); diese Form findet sich fast immer am Versende. v. 573 ff.: Die definitive Eröffnung wird noch ein wenig hinausgezögert, ehe v. 575 der Name Melaenis fällt. v. 573: Phanostrata richtet eine flehentliche Bitte an die Götter, die aber von Melaenis so kommentiert wird, als hätte die andere eine Aussage gemacht (sie versteht „Ihr rettet mich, Götter“, also servatis), obwohl dies durch obsecro ausgeschlossen wird; vgl. Ussing, zur Stelle. Leo, Forsch. 302, meint, hier habe der Wortausgang gleich geklungen (analog zu sequere / sequeris; dies im Zusammenhang mit der Schwäche des auslautenden –s; vgl. auch die Bemerkungen Maurachs zu Poen. 5 sedeate); zur Unsicherheit der Prosodie vgl. Lindsay, Edit. 149 (Anm.). di me] di me schreibt Klotz, Metr. 138, um den Hiat in der Zäsur (und vor Interjektion) zu beseitigen. Der Vetus B bietet hingegen me, di (dies impliziert ebenfalls Hiat), und Müller, Pros. 740 f., schlägt daher nunc me di (mit Elision von di) vor; dadurch läge die Emphase wohl, nicht richtig, auf me. v. 574 quoi] Das überlieferte quo ist ein klarer Hinweis auf die archaische Form des Pronomens. exquisisse oportuit] „Man (du) hätte(st) fragen müssen“: Neben dem Präteritum ist der Infinitiv des Perfekts die Regel; vgl. v. 584 non missam oportuit. meretrici Melaenidi] Dies ist klarerweise ein Zitat der Worte der Alten; man wird wohl nicht zu verstehen haben, sondern einfach . v. 576: Melaenis kommentiert nochmals das Geschehen, ehe Lampadio weiter berichtet, wieder in Form eines lebhaften Dialoges mit betont einfacher Sprache. Hier wird am Versende in den führenden Editionen mit Pylades ergänzt; vgl. Aul. 728 oppido ego interii; Amph. 299 oppido interii. Leos interivimus (Epist. 22) käme an sich ebenfalls in Frage; doch ist das Verb in dieser Form bei Pl. nicht belegt und der pluralis maiestatis hier kaum am Platze (interii und perii sind fester Usus).
VII. Die erste Anagnorisissequenz
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v. 577: elocuta est] Lampadio setzt mit demselben Verb fort (scil. nomen), obwohl er Melaenis natürlich nicht sprechen gehört hat. In den Hss. steht hier contĭnŭo ănum ĭnterrogo mit auffälliger IK im fallenden Prokeleusmatiker (vgl. dazu O. Skutsch, Pros. 86, und Boldrini, Corr. 242); anum wird daher seit Acidalius, Div. 159, als Glosse gestrichen. v. 578 ff.: Auf die Frage nach der Wohnung ihrer Freundin weicht die Alte wieder aus und gibt erst auf Drohungen hin nach. Übergreifen der Sätze über das Versende macht den Dialog noch lebendiger und bringt ihn der Alltagssprache näher. v. 578: duc ac demonstra mihi] So schreiben alle Hss., und dies entspricht auch der Logik. Becker, Interr. 147, nimmt an dem absolut gesetzten duc (vgl. aber die Belege bei Lodge, Lex. I 433) Anstoß und konjiziert dic, das leider auch den Sprung in die Teubneredition schaffte (von Leo, ad loc., explizit zurückgewiesen, bei Lindsay und Ernout hingegen im krit. App. zitiert). Doch sind Mil. 256 haec ei dice, monstra, praecipe und Ähnliches dafür keine Parallelen. Lindsay ändert zu duce, das vor Vokal gut möglich wäre; doch gilt die Regel: duc vor Kons. / duce vor Vok. bei Pl. nur eingeschränkt. v. 579: avecta est ... peregre hinc habitatum] Vgl. Most. 957 hinc peregre eius pater / abiit; Most. 25. 976; Trin. 149. habitatum steht absolut gebraucht wie Trin. 1084 is habitatum huc commigravit; allenfalls könnte man peregre ἀπὸ κοινοῦ verstehen. Ein Szenario mit der Wegfahrt aus Athen / Sikyon ist für die Melaenis des griechischen Vorbildes nach der suppositio gut vorstellbar, hatte sie doch das Baby als ihr Kind ausgegeben, um einen amator peregrinus (vielleicht einen Offizier wie Stratophanes im Truculentus) unter Druck zu setzen (v. 143). Auch im Falle der lena wäre solches eine mögliche Ursache dafür gewesen, dass der Sklave ihre Spur verlor (vgl. zu diesem Problem auch zu v. 168 f.). v. 579 f.: obsipat / aculam] obsipare (ob + supare) ist Hapax legomenon. Festus äußert sich zweimal zu dieser ausgefallenen Wortgruppe: 93, 17 L. insipere far in ollam, iacere pultis (sic). Unde dissipare, obsipare, ut cum rustici dicunt: obsipa pullis escam; 406, 20 ff. L. supa, at, disicit in … insipit ….. o inicit far in ollam (dies ergänzt nach Paul.Fest. 407, 9 f. L.). obsipare scheint ein eher drastisches Verb zu sein, wie der oben zitierte „ländliche“ Spruch nahe legt. acula „ein wenig Wasser“ ist ein fast ganz auf Pl. beschränktes Deminutiv: vgl. Curc. 160 mane, suffundam aquolam, kommentiert mit anus ... medicinam facit: die medizinische Metapher, s. u., wird dort auf die (kreischenden) cardines übertragen, die „beruhigt“ werden müssen; das Wort findet sich nach dem ThlL II 380, 75 ff. nur noch zweimal bei Cic. in der Bedeutung „kleines Gewässer“. Graupner, Met. 15, erwägt die Zuweisung dieser Metaphorik in den medizinischen Bereich, und dies wurde von Otto, Sprichw. 31, übernommen („Der Ausdruck ist von der Behandlung Ohnmächtiger abgeleitet“; wörtlich steht dies z. B. Amph. 1058 animo malest, aquam velim; Mil. 1332 f.). Die Metapher findet sich an mehreren Stellen, vornehmlich bei Pl.:
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Epid. 554 f. guttula / pectus ardens mi aspersisti; Truc. 366 ah, aspersisti aquam; Trin. 1091 f. SΤ. visne aquam / tibi petam? CΗ. res quom animum agebat, tum esse offusam oportuit; Enn. ann. fr. 168 Vahlen² (455 Sk.): euax! aquast aspersa Latinis (euax del. Skutsch). v. 580 f.: sicine / agis nugas? „Was für elende Ausflüchte!“. Lampadio identifiziert die Ausreden der Alten als solche und beginnt sie zu bedrohen. nugas agis auch v. 474 (dort wohl Melaenis über Alcesimarchus); noch stärker ist aufer nugas (Truc. 861). v. 581 f.: periisti hercle, ni *** hoc longe destiti] Erst Schoell hat die Lücke in den Hss. identifiziert und im krit. App. e. g. ergänzt: ni hoc longe destiti (dies im Text bei de Melo); zu solchen Ausfällen vgl. Lindsay, Text. 45 f.; Sjögren, Fut. 26, Anm. 2, und alle führenden Editionen nehmen hier Versausfall an. Das überlieferte –ne (periistine hercle) ist vielleicht als verstelltes ni zu erklären (nach dem Versausfall umgestellt). Vor Schoell hat man sich anders beholfen: z. B. Ritschl, Exc. 88, Anm.: perii, si hercle hoc longe destiti (übernommen von Ussing; dagegen verteidigt Seyffert, RecUss. 237 f., richtig periisti als die charakteristische Drohung an die Adresse der Alten; vgl. Mil. 828 periisti iam nisi verum scio; Men. 416; Capt. 749; er verzweifelt aber an der Lösung des Problems). hoc longe entspricht deiktischem non tantillum; die Ergänzung einer Negation ist unumgänglich. Üblicherweise hat die Wendung räumliche Bedeutung: Most. 393 quid si ... abeamus hinc nos? # non hoc longe; Trin. 483 (decedam) ... non ... hoc longe; Bacch. 423 digitum longe a paedagogo. Auch an unserer Stelle ist im Kontext die räumliche Konnotation mitgegeben, mag auch der zeitliche Sinn hier überwiegen, wie auch der ThlL VII 2, 1649, 23 ff. s. v. longe dies klassifiziert. destiti] Das dedisti der Hss. ist eine anagrammatische Verschreibung, die schon in MSE³ korrigiert ist. v. 583: instare in der Bedeutung urgere noch Merc. 725 non possum (dicere), ita instas; urges quasi pro noxio; Caec. fr. 150 R.³ ita plorando, orando, instando atque obiurgando me optudit (scil. uxor); ThlL VII 1, 2000, 61 ff. usque adeo donec] „in einem fort, bis sie letztlich“; zu dieser Kombination vgl. e. g. Truc. 38 f. impedit / piscis usque adeo donicum eduxit foras; Rud. 812; vgl. Karakasis, Lang. 55 f. v. 583 f.: adiurat ist historisches Präsens mit der ursprünglichen Longa (Lachmann, ed. Lukrez, p. 290, ordnet es freilich unter seine Beispiele für kontrahiertes Perfekt ein). Der abhängige Infinitiv monstrare steht daneben mit Futurbedeutung wie e. g. Pers. 401 iuratust sese hodie argentum dare (vgl. Woytek, ad loc.); Rud. 1379; Poen. 361; Hofmann, Gramm. 357 f.; Lindsay, Synt. 58 f.; Bennett, Synt. I 426 f. donec ... iam signalisiert wohl die Resignation: die lena gibt sich letztlich geschlagen und will ihm die Frau zeigen; Pylades konjiziert hier statt des iam ein eam (I unf E werden in der Kapitale leicht verwechselt; Müller, Pros. 648, erwägt ein iam ); doch sind diese Änderungen kaum indiziert.
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v. 584: Vor at liegt Hiat in der Zäsur vor, der im Sprecherwechsel durchaus legitim erscheint. Das alleine angemessene at findet sich nur in B; in den anderen Hss. steht a(h), das dem Ton der Stelle jedoch nicht gerecht wird (Müller, Sprechen 126, weist darauf hin, dass ah den affektisch geladenen Einspruch im Dialog markiert; vgl. auch Hofmann, Umg. 18 f. [Lingua 212]). missam bedeutet hier etwa „gehen lassen“; dies setzt die Bitte der Frau voraus, zuvor noch die Freundin treffen zu dürfen (v. 585 ff.). v. 585: Lampadio sagt nur kurz, gleichsam ausweichend, servatur „sie steht unter Beobachtung“ (dies wird nicht weiter thematisiert). sed etc. gibt dann den Grund an, warum sie noch „auf einen Sprung“ weggehen musste. sed ĭllaec steht mit IK in der Gruppe (Pylades hatte illaec noch gestrichen und das überlieferte aiebat gehalten; doch ist Guietus’ minimale Änderung zu aibat vorzuziehen). v. 586: suam benevolentem steht hier in der Rolle eines Substantivs wie z. B. Trin. 46 tui benevolentis (Belege bei Brix², ad loc.; cf. Lodge, Lex. I 211 f.). Gemeint ist natürlich Melaenis, die das Gespräch belauscht, und die mit der lena im Rahmen des (plautinischen) Dramas nicht mehr zusammen kommen wird. Die Aktion der lena verläuft also wie die Lampadios im Sand; immerhin ist das belauschte Gespräch Ursache für das „Umdenken“ der Melaenis (vgl. v. 626 ff.). convenire steht hier prägnant im Sinne von „treffen wollen“; oder man fasst es mit Ussing im Sinne von conventuram esse auf (zum Infin. Präs. statt des Infin. Futuri vgl. zu v. 584); neben aio ist dies geläufig: Bennett, Synt. I 426. etiam prius] „zuvor noch“; Mil. 1401 immo etiam prius verberetur fustibus; prius etiam: Amph. 202; Merc. 569. v. 587: commune ... negotium] Durch die weite Sperrung wird das Adjektiv besonders betont. Das Wort negotium ist so allgemein gehalten („Angelegenheit“), um den konkreten Inhalt zu verschleiern. v. 588: venturam] Dies bezieht sich nicht auf das Treffen mit der Freundin (convenire!), sondern auf die Rückkehr von diesem Treffen. indicabit bezieht sich jedenfalls auf die endgültige Identifikation durch die lena, nicht auf die Nennung des Namens, die ja schon v. 575 erfolgt ist (576 elocutust). Ein derartiges Missverständnis könnte auch für die Korruptel zu indicavit verantwortlich zeichnen (doch kann diese auch durch den [spätantiken] Gleichklang von b und v verursacht sein). Vgl. ThlL VII 1, 1155, 39 ff. („res tectas … scelestas… [vel aliquem talia agentem] … indicare“); Aul. 10; Rud. 1028 nec tu me cuiquam indicassis. v. 589/90: Die Überlieferung ist hier gestört, wahrscheinlich liegt zudem Versausfall vor: et suas / ad meas miserias alias faciem consciam steht in P. Leo setzt für alias ... consciam die Crux, Schoell indiziert den Ausfall eines Verses und ändert zu faciet; als Ergänzung schlägt er e. g. vor: suas (immo sua?) / ad meas miserias alias faciet consciam (so auch Rau, mit adiciet statt adiunget). Versausfall hatte schon Ussing angenommen, doch überzeugt seine Ergänzung keineswegs. Inhalt der zwei Verse ist jedenfalls ein Hinweis darauf, dass zu Melaenis’ miseriae (d. h. zu den Problemen mit
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Alcesimarchus) neues, ganz anders geartetes Unheil tritt. Früher hatte man meist mit Camerarius suas / ad meas miserias addet. PHA. Fac me consciam geschrieben; Benoist meinte überhaupt mit der Überlieferung sein Auslangen finden zu können. Erwähnt sei Thamms Konjektur (S. 56) et suas / ac meas miserias alias faciet quod sciam (sprachlich jedoch nicht zufrieden stellend). v. 591 f.: Der Abgang Phanostratas wird eingeleitet: es soll ja zum Gespräch zwischen Lampadio und Melaenis kommen, damit die Frau weitere Informationen erhält. Der Sklave ist jedenfalls der „Manager“ dieses Geschehens: Phanostrata fragt nach seinen Weisungen. Sie wird ins Haus abkommandiert, wo sie ihren Mann bei dessen Heimkehr instruieren soll, sich zur Verfügung seines Sklaven zu halten. Dies hat zumindest bei Pl. keine weitere Funktion: In der letzten Szene hat Demipho von anderen Leuten gehört, dass Lampadio ihn suche und dass seine Tochter aufgetaucht sei. Lampadio gibt jetzt noch an, was er selbst vorhat: er muss die anus wieder aufsuchen; dies wird dann zwar erfolglos sein, doch weiß Melaenis nun Bescheid und zieht die nötigen Konsequenzen. v. 592: iube ... opperirier] scil. eum (me): beide Akkusative ergeben sich leicht aus dem Kontext. v. 593: ne in quaestione mihi sit] „damit ich ihn nicht suchen muss“; die Hss. BVE schreiben quaestionem (ohne in), J verbessert zu quaestioni; doch steht dieser Dativ nur in Wendungen, die eine peinliche Befragung bedeuten (z. B. Most. 1087 f. servos ... dare / suos mihi quaestioni; ibid. 1092. 1095). Camerarius1 hat das idiomatisch erforderliche in quaestione hergestellt: Vgl. Capt. 253 tibi ne in quaestione essemus; Cas. 530 tu cave in quaestione mihi sis; Pers. 51 und Woytek, zur Stelle; mit anderer Bedeutung v. 541 in quaestione. v. 594: Die Änderungen des Verseinganges aus metrischen Gründen sind überflüssig: ĕgo ăd ănŭm ist ein einfacher Prokeleusmatiker mit IK eines zweisilbigen Substantivs („bedenklich“ nach Drexler, Liz. 39). Müller, Pros. 89, schrieb recurro rursum ego ad anum; Ussing streicht ego. recurro rursum] Die alliterierende Wendung enthält zumindest eine leichte Abundanz; vgl. redire rursum Aul. 444; Mil. 592; Aul. 119 rursum recipiam. v. 595: cura] Zum absoluten Gebrauch vgl. Aul. 363 curate; ThlL IV 1496, 66 ff. perfectum … dabo negotium] Vgl. zu dieser Form des prädikativen Partizips: Cas. 439 factum et curatum dabo; Mil. 1174 meum opus tibi dabo expolitum; ibid. 208; Lodge, Lex. I, 418; zu dieser verstärkenden Umschreibung des Futurs vgl. Bennett, Synt. I 437 f.; Hofmann, Gramm. 392. Die Betonung liegt klarerweise auf perfectum, das emphatisch am Beginn steht. Man muss hier nicht mit Thamm 56 hohen Sprachstil vermuten (Pacuv. fr. 30 R.³ [26 Schierl] effectum dabo; Enn. trag. fr. 325 R.³ [inc. 333 J.] aciem inclinatam ; reiche Belege ThlL V 2, 1686, 77 ff.). v. 596: deos teque spero] „Ich hoffe auf die Götter und auf dich“; vgl. Cas. 346 deos sperabimus (Lodge, Lex. II 668, glossiert mit „spem habere in“); Mil. 1209 deos sperabo teque (Brix1 erkennt dort einen Ausdruck der Resignation).
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Pylades fügt vor spero ein ego ein und erreicht so eine Balance zu den benachbarten Sätzen. Lampadio setzt vorerst fort mit eosdem ego (scil. spero), um dann überraschend umzuschwenken auf uti abeas domum „dass du (endlich) ins Haus gehst“; diese Frechheit darf Phanostrata natürlich nicht mehr hören; richtig interpretiert Schoell (Append.) mit „uti abeas domum secum optantis est“. Hofmann, Umg. 57 (Lingua 177), betont, dass Wunsch- und Fluchformeln häufig durch solche Unterbrechungen korrigiert oder spöttisch bekräftigt werden: vgl. v. 497; er betont ferner (Umg. 170 [Lingua 343 f.]) den hier vorliegenden „sparsamen Zug der Umgangssprache“. Auffällig erscheint auch der Wunschsatz nach spero; dafür verweist Leo, krit. App., auf Bacch. 370 nisi quem spes reliquere omnes, esse ut frugi possiet; Rud. 629 ff. liegt eine Art „Umkippen“ vom Infinitiv des Futurs zum ut-Satz vor: wie an unserer Stelle überwiegt letztlich der Wunsch. Jedenfalls liegt kein hinreichender Grund für eine Änderung von uti vor wie z. B. Ussing statt uti ein tu (in prosodischem Hiat) schreibt; Bothe1 simplifiziert zu ut tu abeas domum; Brix, Plaut. 764, ergänzt eosdem ego ut abeas domum (spero und oro stünden dann kontrastierend; ut hinge nicht mehr in der Luft). v. 597: Nachdem Phanostrata abgegangen ist, tritt Melaenis an den Sklaven heran und spricht ihn an; der reagiert klarerweise überrascht und ablehnend. adulescens ist, wie Ussing betont, merkwürdig, wenn Lampadio das Mädchen vor nunmehr 17 Jahren ausgesetzt haben soll (v. 755). asta weist wohl darauf hin, dass sich Lampadio schon zum Gehen gewandt hat. v. 598: occupatus sum ampliter] „Ich bin bis über die Ohren mit Arbeit eingedeckt“, ist eine typische Aussage, um jemanden abzuwimmeln: Pseud. 278 in pauca, ut occupatus nunc sum, confer quid velis; ibid. 244; vgl. auch Most. 1009. v. 599 ff.: Melaenis, die bei Pl. wohl nebenan wohnt (vgl. S. 39), fragt nach dem Inhaber des Hauses: quis istic habitat?; das Adverb der zweiten Person „dort bei dir“ deutet wohl darauf hin, dass sich Lampadio noch vor dem Haus seiner Herren befindet. In dieser Partie, v. 599 ff., wird ein Stück Exposition nachgetragen: Aus dem Prolog ist zwar Demiphos (erste) Heirat mit einer Lemnierin bekannt, nicht jedoch, dass er auch von dieser eine Tochter hat, und dass ausgerechnet sie die Braut des Alcesimarchus ist, so dass letztlich nach der Anagnorisis nur die Braut „ausgetauscht“ werden muss (zu diesem Motiv vgl. die Andria des Terenz). Es könnte aber der (bei Pl. namenlose) Vater des Alcesimarchus in einer (verlorenen) Rede den Namen des Vaters seiner künftigen Schwiegertochter genannt haben. Hier wird im Folgenden das Thema in der Form des „Rätselwitzes“ ausgiebig behandelt (vgl. Thamm 56 zu v. 600 ff.). Die Lebhaftigkeit dieses Dialogs wird stilistisch durch mehrfaches Übergreifen über das Versende unterstrichen. v. 600: nempe deutet an, dass etwas selbstverständlich, die Frage also eigentlich überflüssig ist (Langen, Beitr. 125); daher steht in derartigen Fragen keine Partikel: „das ist doch der ...“.
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v. 600 f.: filiam / suam despondit in divitias maxumas] Hier ist der Reichtum der Familie des Alcesimarchus, der Demiphos Tochter heiraten soll, gemeint; zum Reichtum Demiphos vgl. v. 305 (der Senex will seinen Sohn an eine Frau mit reicher Mitgift verheiraten) und v. 560 f.; zum Ausdruck vgl. Trin. 1133 eum sororem despondisse suam in tam fortem familiam; Sen. suas. I 6; ThlL V 1, 750, 10 ff. v. 602 is ipsust, „eben dieser ist es“, gibt die Bestätigung. Lindsay, krit. App., meint: vel ipsus [est]. eho tu ist eine lebhafte Anrede, die das besondere Interesse indiziert; zu eho vgl. zu v. 68. igitur („also“) signalisiert, dass jetzt die eigentliche Frage folgt. v. 603: deicam] Das deiciam (deitiam) der Hss. deutet auf diese archaische Form hin (vgl. Gruterus, ad loc.), die u. a. von Schoell, Lindsay und Ernout, nicht aber von Leo, Rau und de Melo in den Text aufgenommen wird (dicam B³ in marg.; JKE³). v. 604 ff.: Das Rätsel „die Tochter der Gattin, die nicht von der Gattin geboren ist“ wird durch ex priore muliere (v. 605) noch erschwert; dies könnte nämlich den Eindruck erwecken, als handle es sich um zwei verschiedene Frauen. Denn mulier steht zwar bei Pl. anscheinend nicht im Sinne von uxor (s. u.); doch ist die Aussage für Melaenis trotzdem nicht eindeutig: sie vergewissert sich daher vorerst (v. 606 f.), dass die Suche einer Tochter der soeben gesehenen Matrone gilt; nach der Bestätigung durch Lampadio fragt Melaenis nach, wie es möglich sei, dass die jetzige, zweite Ehefrau, die erste sei; Lampadio, ungeduldig geworden, reagiert mit einer Klarstellung in mehreren Stufen (v. 611 ff.). v. 604 enthält das eigentliche Rätsel: „eine nicht von der Gattin / von ihr als Gattin geborene Tochter der Ehefrau“. Auf die durch diese rätselhafte Aussage ausgelöste Frage quid istuc est verbi?, „was soll das heißen?“, folgt die Erläuterung nicht direkt, sondern in mehreren, vorsichtigen Schritten, handelt es sich doch um ein „heikles Thema“. An sich äußert sich der Sklave – im Sinne eines glücklichen Ausganges – der Fremden gegenüber viel zu offen. v. 605: quĭd ĭstuc est verbi?] Nach verbi folgt bei dieser Skandierung der Wortgruppe Hiat in der Zäsur und bei Sprecherwechsel, also durchaus legitim. Müller, Pros. 362, skandiert quid īstūc ēst vērb(i) (mit latenter Zäsur). Diese Form der Frage ist für den Rätselwitz charakteristisch: Curc. 32; Epid. 350. v. 605 f.: ex priore muliere bezieht sich auf die Jugendsünde Demiphos; denn mulier trägt, soweit ich sehe, bei Pl. nicht den Sinn von uxor (vgl. Koehm, Altl. 90: „nie verwandtschaftliche Beziehung“); nach dem ThlL VIII 1574, 35 ff. gibt es aber später eine Reihe von Belegen für einen derartigen Gebrauch (vor allem in der juristischen Sprache); z. B. Cat. or. fr. 32, 1 J. principio nobis mulier magnam dotem attulit; 68, 1; Varro, Men. 553 mulierem foras baetere iussit. (Ungeduldiges) inquam bezieht sich auf den unverständlichen Vers 604.
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v. 606: est filiă] mit Brevis im Locus Jacobsohn (zugleich bei Sprecherwechsel); die Umstellung des Camerarius1 zu filia est (übernommen auch von Müller, Pros. 6) ist nicht angezeigt. certe ist das Adverb der „subjektiven Gewissheit“, das hier mit Camerarius1 statt des überlieferten certo einzusetzen ist; zu dieser Differenzierung vgl. Langen, Beitr. 24 ff. (zu unserer Stelle S. 26). Der Fehler ist wohl durch Angleichung an modo entstanden, das hier natürlich „soeben“ bedeutet. v. 607: huius ... filiam ist eine signifikante Sperrung, durch die huius, das übrigens einsilbig zu lesen ist, starke Emphase erhält. aibas] aiebas lässt sich nicht halten (quaerĕre aĭēbas, mit einer überharten IK); die Suche erfolgt hauptsächlich durch den Sklaven, wie sich in diesem und dem folgenden Vers zeigt (vgl. den Prolog, v. 182 ff.). v. 608: huius ergo quaero gibt in unwilligem Ton die Bestätigung; zu diesem ergo vgl. Aul. 323; Most. 1119; Lindsay, Synt. 98; die Codices bieten durchwegs ego (in B ausgefallen). ergo wird schon früh (zum ersten Mal greifbar im Kommentar des Lambinus „alii ergo“) vorgeschlagen; huius ist auch hier einsilbig zu lesen. v. 608 f.: Melaenis stellt nochmals die logische Frage, wie die Frau, mit der Demipho jetzt in zweiter Ehe verheiratet ist, die „frühere“ sein könne (die verzweifelt um Verständnis ringende Frage ist durch obsecro, dies übrigens eine geschlechtsneutrale Interjektion [vgl. z. B. Müller, Sprechen 100] unterstrichen). prior ist hier eben ambivalent: die mulier prior muss nicht unbedingt die uxor prior sein. v. 609: conteris] Weder bei Pl. noch in der übrigen Latinität gibt es anscheinend einen vergleichbaren Gebrauch dieses Verbs (im Sinne von „fatigas“ nach Lodge, Lex. I 306, also „fertig machen“); vgl. allenfalls v. 394 quela qui teris. Für die Konstruktion (bei anderem Sinn) vgl. Rud. 748 f. tune ... liberos ... indigno quaestu conteres?. Für den Sinn vgl. v. 118 obtundo (ad loc.); Men. Sam. 284 Sandb. ἱκανὸς γὰρ εἶ / λαλῶν κατακόψαι πάντα πράγματα; Fantham, Im. 99 f. v. 610: tu tua me oratione] Man beachte das Lautspiel, das wohl die Empörung des Sklaven unterstreichen soll. mulier quisquis es] Die Nachbarin (zur Szenerie vgl. S. 37 ff.) ist dem Sklaven völlig unbekannt. v. 611 ff.: Ungeduldig wegen der beharrlichen Fragen der Frau, bringt Lampadio jetzt alle Details zur Sprache, und so wird für Melaenis alles sonnenklar (v. 622 ff.). Thamm 57 spricht bei dieser Partie, in welcher die fiktive Zuhörerin auf den Wissensstand des Publikums gehoben wird, von „Prologstil“. v. 611: medioxumam quam duxit uxorem ist noch nicht ganz eindeutig: a) die mittlere Frau (mulier), die er „heiratete“; b) die welche er als seine mittlere (Frau) heiratete; nicht natürlich „die mittlere seiner Ehefrauen“. Jedenfalls ist in v. 612 eindeutig festgelegt, dass des Alcesimarchus (bei Pl. namenlose) Braut aus dieser „mittleren Beziehung“ stammt. Zu medioxumam vgl. v. 512.
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v. 613: ĕa ŭxor ist eine geläufige Form der IK, anschließend ist wohl dĭ(em) ŏbĭīt zu skandieren. iam scis?] „Verstehst du endlich?“ (iam als Zeichen der Ungeduld). Zu dieser Form vgl. mehrfach (non) tu scis? (Amph. 703 etc.); der konkrete Wortlaut steht nur hier. Dies ist aber noch kein Grund, iam mit JE³ zu streichen, zumal dies metrisch mehr als bedenklich ist. Auf das aggressive iam scis? (man beachte auch das Fehlen der Fragepartikel) reagiert Melaenis mit dem Hinweis, dass sie diese Auskunft (istuc) ihres Gegenübers wohl verstanden habe (teneo ... satis; teneo mit der Bedeutung „intellexi“ wie Capt. 10 iam hoc tenetis?; Pers. 305 satin ea tenes?); davon ist dann durch illud die Frage nach einer Klarstellung bezüglich der prior mulier differenziert. v. 614 f.: Die Frage ist eben, wie die frühere später sein kann und die spätere früher (Phanostrata ist eben als mulier prior, als uxor posterior) sit steht hier wohl prägnant, fast im Sinne von possit esse. confragosum] Dieses Adjektiv findet sich im älteren Latein nur noch Men. 591 condiciones tetuli tortas, confragosas; ferner zweimal Varro, rust.; 10 mal Livius. Üblicherweise wird das Wort von rauem, steinigem Gelände gebraucht. Fraenkel, Plaut. 355, Anm. 1 (Elem. 337, Anm. 3) betont, dass es bei Pl. in einer Bedeutung vorliege, die mit der sonstigen nur mit Mühe vereinbart werden kann; es heiße bei Pl. „gewunden, verschlungen; so beschaffen, dass man hier nicht aus und ein findet; vieldeutig“ (nahe dem tortus an der Men.-Stelle). v. 615: prior posterior sit] Die Ausnahme vom „Dipodiengesetz Meyers“ ist nur scheinbar, da sit Postpositivum ist (vgl. zu v. 43). Änderungen sind also nicht angezeigt (Merula streicht et und erreicht so, abgesehen von der rhythmischen Erleichterung, einen deutlicheren Kontrast zwischen den beiden chiastisch gestellten Versteilen; viele haben eines der beiden sit gestrichen, wie e. g. Müller, Pros. 132; Wallstedt, Stud. 115, stellt um zu prior sit posterior). v. 616 ff.: Die Tirade Lampadios ist in betont simplem, asyndetischem, parataktischem Stil gehalten, zum Ausdruck seiner Ungeduld und seines Ärgers über die „Begriffsstutzigkeit“ der lästigen Fragerin. Wesentlich ist hier die Emphase auf prius: all dies, das analog zum Prolog, aber aus personaler Sicht, erzählt wird, hat eine voreheliche Beziehung zur Grundlage. Zum ersten Mal fällt jetzt das ominöse und für Demipho letztlich entlarvende compressit (vgl. den Prolog, v. 158); u. a. auch durch die Anaphora kommt es zu einer deutlichen Alliteration von /p/ (vgl. besonders v. 618); zur Verkettung der Sätze durch die Wiederholung der Verba vgl. Hofmann, Gramm. 813 (Wachter, Cock. 377). v. 616: Da der Zusammenhang klar ist, kann der Name Demipho bzw. das Appellativ erus fehlen; genauso fehlt dann v. 617 das neue Subjekt. Es gibt für v. 616 prinzipiell wieder zwei Auffassungen: (1) Er vergewaltigte diese (= Phanostrata) früher als er sie heiratete; (2) ..., bevor er eine Frau (d. h. die Lemnierin) heiratete, dies gewiss die richtige Auffassung (v. 620 hanc duxit postibi bezieht sich dann wieder auf Phanostrata). Zwar drückt sich der Sklave weiterhin nicht ganz eindeutig aus; doch hat die Frau jetzt verstanden.
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v. 617: Man darf diese wirkungsvolle Anapher nicht auf die Weise zerstören wie dies Ribbeck in der Einleitung zu seinen Komiker-Fragmenten (p. XL) getan hat: est gravida facta, priusquam peperit filiam (wohl einfach ein Irrtum des großen Gelehrten). v. 618 ff.: Hier ist eine ganz enge Beziehung zum Wortlaut des Prologs (v. 166 ff.) zu konstatieren, an den Pl. sein Publikum gleichsam erinnert: für iussit parvam proici vgl. v. 166 (dort ausführlicher: Lampadio als Vertrauter des Mädchens); für ego eam proieci vgl. v. 167 is eam proiecit; zu aliena (alia Hss.) mulier sustulit vgl. v. 167 haec (= lena) puellam sustulit; zu ego inspectavi: v. 168 f. ille clam observavit servus etc.; zu erus hanc duxit: v. 177 f. duxit uxorem hic sibi / eandem etc. v. 619: aliena mulier] Das überlieferte alia mulier erscheint auffällig (alia ac Phanostrata?); dazu kommt der durch Pause und Zäsur an sich legitimierte Hiat (vgl. v. 620). Die Bedeutung „i. q. aliena“ (Lodge, Lex. I 97) lässt sich bei Pl. für alia nicht wirklich belegen. Daher ist Schoells Konjektur aliena („eine fremde / unbekannte“) wohl zu akzeptieren (vgl. auch F. Skutsch, RecPlaut.1 266, und Lodge, Lex. I 90, s. v. alienus). v. 620: Hier steht nur knapp ego inspectavi (und nichts von einer weiteren Beobachtung wie in v. 168 f.; vgl. dort das Echtheitsproblem). Immerhin bestätigt Lampadio indirekt, dass er die Aufnahme des Säuglings beobachtet hat, er die Frau also möglicherweise identifizieren kann; von einer Verfolgung ist aber auch hier nicht die Rede. Dieser Vers weist einen Hiat in der Zäsur auf, durch den die Aufzählung unterstrichen wird. Von den (wohl unnötigen) Konjekturen am erfolgreichsten war hier Schoells duxit erus hanc (nicht mehr bei Goetz-Schoell), wofür er auf v. 177 duxit uxorem hic sibi verweist (daher auch Dousa’s post sibi). postibi steht auch durch seine Position am Versschluss in deutlicher Opposition zu dem mehrfachen prius. hanc ist nun jedenfalls Phanostrata. v. 621: Jetzt kommt Lampadio (im Anschluss an v. 619) wieder auf huius ... quaerere aibas filiam (v. 607) zurück; mit filiam eius ist also „ihre Tochter“ gemeint (die natürlich zugleich die Demiphos ist); nunc ist offensichtlich von der Frage in v. 602 f. übernommen: quam ... filiam nunc quaeritatis alteram? v. 622: Mit der Frage Lampadios „Warum blickst du nun (rückwärts geneigt) zum Himmel empor?“ ist zugleich eine Regieanweisung gegeben: Nach Beseitigung aller Unklarheiten blickt Melaenis verstehend, zugleich erleichtert und resignierend zum Himmel empor. Der Vers ist durch doppelte Alliteration (supina susum / caelum conspicis) ausgezeichnet. supina] Das Adjektiv steht im altrömischen Drama nur hier; vgl. aber Lucr. IV 441 omnia converti susumque supina reverti; ora supina (freilich mit anderem Sinn) finden sich Cic. Tim. 49. susum ist alternativ zu sursum wie rusum zu rursum verwendet (Leumann, Gramm. 211).
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C. Kommentar
Überliefert ist (susum) iam caelum (conspicis): Hier ändert man entweder mit Pylades zu in caelum (so z. B. Leo; vgl. Kampmann, Praep.² 31), oder man streicht iam (so Ussing und Lindsay mit Gulielmius, Quaest. 123). Für conspicere in finden sich auch im ThlL IV 495, 74 ff. kaum Parallelen: eventuell Acc. fr. 440 Dangel (fr. 637 R.³) conspexit in eam (mit den Hss.); Petron. 140, 14 neque in tabernam conspexerat. v. 623: ei] Die archaische Form des Imperativs, die sich in den Hss. erhalten hat, ist auch in den Text zu setzen; vgl. z. B. Aul. 263 ei [et] vale (fiet Hss.); Aul. 694; Cas. 211 ei foras, mulier. nūncĭām ist dreisilbig und steht insbesondere bei Aufforderungen, welche die unmittelbare Zukunft betreffen (Langen, Beitr. 285 ff.); vgl. z. B. Aul. 81 redi nunciam intro. properabas] Das Imperfekt steht wohl de conatu: „wohin du eilen wolltest“. nil moror steht im Sinne von „ich halte dich nicht länger auf“; im Gegensatz dazu v. 371 und 453 „ich lege keinen Wert darauf“. v. 624: dis hercle habeo gratiam: „den Göttern sei Dank, beim Herkules“ ist ein sehr starker Ausruf der Erleichterung. v. 625: intellexes ist Kurzform für intellexisses; Vergleichbares bei Leumann, Gramm. 598. Die konditionale Periode ist hier wohl „gemischt“, amitteres (wie häufig bei Pl. im Sinne von dimitteres) ist mit Bezug auf die Gegenwart zu nehmen „du würdest mich nie im Leben gehen lassen“; man mag aber auch mit Bennett, Synt. I 281, amitteres auf die Vergangenheit beziehen (dort 8 Belege, e. g. Capt. 871) „du hättest mich gehen lassen“ (so de Melo). v. 626 f. gibt Melaenis im Monolog klar zu erkennen, dass ihre „gute Tat“, die Herausgabe des Findelkindes, nicht freiwillig erfolgt (anders dann v. 633 ff. gegenüber Selenium). Vgl. zu diesem Vers Ter. Haut. 388 f. nam expedit bonas esse vobis, nos, quibuscumque est res, non sinunt. v. 626: nunc] Das anaphorisch verwendete nunc (v. 626–628) betont die Situation, in der sich Melaenis nun befindet (das zweite nunc steht gleichsam konsekutiv); zugunsten des rhetorischen Effektes wird hier die logische Abfolge vernachlässigt (Blänsdorf, Ged. 97). necessust ist bei Pl. nur noch Mil. 1118 (in CD) überliefert; vgl. necesus im Sen. Cons. de Bacch. l. 5 (II 15 Degrassi) und bei Terenz (Eun. 998; Haut. 360), später bei Lukrez und Gellius. Die Bildung erfolgt nach Wackernagel, Synt. II 251, analog zu opus est ähnlich wie necessum est (das Leo hier in den Text setzt, Lindsay im krit. App. erwägt; vgl. schon die Hs. K) analog zu aequum est (vgl. Walde, Etym. II 153); F. Skutsch, Schr. 196 ff., leitet es ab von ne cessus est „es gibt kein Weichen“ (vgl. die Hs. V). ingratiis wird durch quamquam nolo gleichsam wiederholt; dieses für das Ethos der Figur nicht unbedeutende Detail wird von Langen, Stud. 33, als „unnötiger Zusatz“ bezeichnet. Melaenis erklärt diese ihre Einschätzung der Lage sofort damit, dass die ganze Sache nun aufgeflogen ist (palam esse).
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v. 628 f.: Nun zieht es Melaenis vor, sich durch die freiwillige Rückgabe des Mädchens bei dessen Eltern (ab illis), einer reichen Familie, beliebt zu machen. hanc gratiam bedeutet offenkundig „huius rei gratiam“ („thanks for this“ de Melo). gratiam inire bedeutet ja immer (einseitig) den Dank der Gegenseite zu erreichen. Die Gegenseitigkeit wird hingegen ausgedrückt in Asin. 59 bene hercle facitis [et] a me initis gratiam (so Danese mit Fleckeisen); vgl. v. 7 a me magnam inistis gratiam; v. 736. 766. gratia könnte hier konkret die Aufnahme in die Klientel bedeuten, die z. B. Ter. Eun. 1039 f. von Thais erreicht wird. v. 629: ibo domum scheint ähnlich wie der tränenreiche Abgang Seleniums am Ende der Eingangsszene anzudeuten, dass die Frau nach außen abgeht und nicht einfach ins Bühnenhaus. Dramaturgisch ist hier auf alle Fälle eine Pause anzusetzen (χοροῦ bei Menander, Zwischenspiel des tibicen bei Pl. wie Pseud. 573; vgl. Primmer, Handl. 18 f.), bis Melaenis mit Selenium wieder auftritt; vgl. schon Ussing, ad loc.; Marshall, Stage 181. v. 630: Das im Vetus B stehende re(d)duco lässt sich mit dem Kontext nicht vereinbaren, der das Futur erfordert; Sjögren, Fut. 17, Anm. 1, verweist für diesen Irrtum des Schreibers z. B. auf Stich. 315 ibo atque hunc compellabo (compello P); vgl. auch Sjögren, Cop. 79, für vergleichbare Stellen. v. 631 ff.: Die Szenenfolge bis v. 670 ist, entsprechend der gesteigerten Emotion, in trochäischen Septenaren gehalten. v. 631: Melaenis tritt, die cistella mit den γνωρίσματα tragend, mit Selenium und der Sklavin Halisca auf. Ihre Worte setzen voraus, dass Selenium bereits über alles Wesentliche informiert ist; dadurch wird unnötige Wiederholung ausgespart und die Grundlage für die neue Entwicklung gelegt. Vgl. Pers. 334, wo der Parasit seine Tochter schon über die Intrige gegen den Kuppler voll informiert hat; Aul. 681; Duckworth, Nature 124 f., für diverse Mittel, außerbühnische Gespräche auf der Bühne wirksam werden zu lassen. sequere hac me] Überliefert ist hier sequere(m) mea(m) Selenium; doch liest schon B³ sequere me mea, ebenso J und die recentiores. Dies impliziert jedoch die kaum erträgliche IK Sĕlĕnium (vgl. Bettini, Corr. 365, Anm. 21). Der Überlieferung am nächsten liegt Lindsays (fragendes) sequeren, mea S.? „Folgst du (mir), meine Sel.?“; diese Frage hätte imperativische Funktion wie sie bei diesem Verb anscheinend nicht belegt ist (Merc. 782 ist sequiminin CD wohl nicht möglich), sich aber bei anderen Verben immer wieder findet: z. B. Amph. 929 iuben mihi ire comites?; Bacch. 1185 in hac mecum intro?; Aul. 660 abin an non?. Möglich wäre an sich sogar sequere (Imperativ), mea Sel. „Folge (mir), meine Sel.!“. mea könnte ἐν ἤθει zu verstehen sein und die Zuneigung zu der Ziehtochter bezeichnen (zu mea im Munde von Frauen vgl. Adams, Speech 68 ff.; speziell zur Sprache der Hetäre: Y. Schauwecker, Zum Sprechverhalten der Frauentypen bei Pl., Gymn. 109 [2002] bes. 202 f.). All dem vorzuziehen ist aber wohl Seyfferts sequere hac me (Plaut.³ 402, Anm.), analog zu Trin. 1 (dort hac me A: me mea P), dies übernommen auch von Schoell, Leo, Ernout, Rau und de Melo.
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C. Kommentar
v. 632: ut eorum ... sis potius] „damit du eher (im Besitz) dieser Menschen bist, zu denen du notwendigerweise gehörst“. Dieser possessive Genetiv könnte auf die traditionelle Stellung der Frau in der Familie hinweisen, wo sie dem Vater / κύριος rechtlich „unterworfen“ war. Oder heißt es einfach: „damit du wieder zu denen gehörst ...“? quoiam / cuiam] Dies ist das Possessivum zum Relativum qui / quae / quod „wem gehörend; wessen“; vgl. Leumann, Gramm. 481. v. 633 sagt Melaenis ausdrücklich, dass dies gegen ihren Willen geschieht (invita) und dass es für sie einen Verlust darstellt (carebo). animum ego inducam tamen] Davor findet sich Hiat in der Dihaerese, bei leichter Interpunktion; man könnte daher die alternative Phrase mit animum in Erwägung ziehen (mit Müller, Plaut. 387): vgl. Mil. 1269 induxi in animum, ne; Rud. 22; fünfmal Terenz (z. B. Haut. 1028; Hec. 603). v. 634 ist offensichtlich mit einer Lücke überliefert (illud quam [BVE : quod JKE³] tuam in rem). Zu erwägen ist hier Leos Fassung (übernommen von Rau) quem tuam, also „dass ich jenen Entschluss treffe, wie er für dich (deine Sache) erfolgversprechend ist“. Alternativ dazu ergibt sich die hier übernommene Möglichkeit, im Erhaltenen (quam!) den Rest eines Vergleiches zu sehen, also Seyfferts ut illud quam tuam in rem etc. zu akzeptieren: „damit ich jene Entscheidung treffe, die weniger für mich als für dich von Vorteil ist“ (RecLeo 816; so auch de Melo). Zu in rem ... conducat vgl. Capt. 386 f. quod in rem recte conducat id petam. v. 635: nam ist zugleich gliedernd und begründend: Melaenis belegt nun, dass sie nur das Beste für Selenium will: Sie rückt sogar die γνωρίσματα heraus. Mit hic weist sie auf die cistella in ihrer Hand. crepundia, „Sächelchen“ (gemeint sind kleine Gaben für Babys), sind die Erkennungszeichen, die gelegentlich in der Tragödie (etwa im „Ion“ des Euripides), vor allem aber in der Neuen Komödie ausgesetzten Kindern mitgegeben werden. Hier heißt es, die Finderin (illa ... / quae mihi dedit) habe ihr diese Dinge zusammen mit dem Kind gebracht, „damit so die Erkennung durch die Eltern erleichtert werde“. Dies ist ein neuer, nachgetragener Handlungszug, der im Prolog noch nicht angeschnitten worden ist. Zugleich ist dieses Aufbewahren der Erkennungszeichen den Interessen der Melaenis entgegengesetzt, die ihr Kind ja eigentlich nicht verlieren will. Damit haben wir nun zwei Handlungszüge, die sich nur peripher berühren: Zum einen erkennt Lampadio die Alte wieder, setzt sie unter Druck und hat bereits den Namen „Melaenis“ gehört; diese Handlungsfolge wird außer Kraft gesetzt und (zumindest bei Pl.) auch nicht mehr aufgenommen; immerhin wird die Wiedererkennungshandlung durch die vorangehende Szenenfolge, durch die Melaenis unter Druck gerät, ermöglicht. Hier wird dann das Kind mittels der γνωρίσματα identifiziert (dies geschieht nicht auf der Bühne, sondern hinterbühnisch, wo sich dann die wesentlichen Akteure versammeln: v. 782 ff.); Änderungen gegenüber Menander könnten hier vorliegen (vgl. S. 28 f.).
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v. 636 quae mihi dedit fällt durch die Ellipse von te auf und durch den durchwegs jambischen Rhythmus; vielleicht trifft hier quae mihi dedit (Bothe1) das Richtige. v. 637: accipe etc. ist zugleich Regieanweisung: Melaenis gibt die cistella an Halisca weiter (den Grund dafür soll man wohl nicht hinterfragen) und befiehlt ihr, an die Tür des Demipho-Hauses zu klopfen (illas fores). (Legitimer) Hiat in der Dihärese trennt die beiden Befehle an die Dienerin, die hier noch als Statistin fungiert, später aber eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit der cistella spielen wird; der Hiat wird von Pylades mit beseitigt. Seyffert, RecUss. 239, setzt nach Halisca eine Lücke an (gefolgt von Schoell und Ernout): gemäß v. 713 f. hat Melaenis das Mädchen zuvor dringlich ermahnt, auf die cistella gut acht zu geben; in unserem Text steht aber nichts davon (Langen, Stud. 33, weist bereits auf diesen Umstand hin); doch ist die Echtheit der Verse 708–722 mehr als zweifelhaft (vgl. dort). v. 638: Halisca soll jemanden herausrufen. Doch wird dieser Handlungszug von der Alcesimarchus-Handlung unterbrochen und dann durch die weiteren Figurenbewegungen Lampadios (von außen) und Phanostratas (aus dem Haus kommend) definitiv außer Kraft gesetzt. prodeat propere ocius] Die Alliteration unterstreicht den Wunsch nach raschem Öffnen. Dazu tritt verstärkend das abundante ocius (zu diesem vgl. Hofmann, Gramm. 168 f.); an unserer Stelle steht signifikantes Asyndeton; dazu vgl. Sjögren, Cop. 53 ff.; Rud. 1323 eloquere propere celeriter (vgl. Marx, ad loc.); Aul. 264 propere … strenue (Stockert, ad loc.); zum absoluten Komparativ ocius vgl. zu v. 680 scitior. v. 639 ff.: Für die verzweifelte Liebe gibt es in der antiken Komödie zwei Auswege: das Exil (Samia; Mercator; Hautontimorumenos) und den Selbstmord; vgl. Donat, zu Ad. 275; Legrand, Daos 199 ff.; Traina 65. Alcesimarchus tritt nun auf, um sich mit dem Schwert, das er in der Hand trägt, zu entleiben. Gemäß der plautinischen Überlieferung nimmt er die Frauen nicht wahr (vgl. aber Melaenis in v. 646). Die Szene soll offenkundig an den Aias des Sophokles erinnern, in Frage kommt aber auch Parodie einer römischen Aias-Tragödie, etwa der des Ennius (vgl. Webster, Stud. 160; O. Ribbeck, Die römische Tragödie im Zeitalter der Republik, Leipzig 1875, 132). Die Signale im Text deuten nur zum Teil auf eine echte Selbstmord-Intention hin, manches scheint eher eine nur vorgespielte Szene nahe zu legen (v. 646 ff.). Thamm 57 meint dazu, den Jünglingen sei es in solchen Szenen mit ihren Drohungen ernst, doch finde in der Komödie notwendigerweise ein rascher Gesinnungswandel statt; Del Corno, Tratto 25, konstatiert hier groteske Züge, die vom menandrischen Konzept gewiss stark abwichen (vgl. dort Perik. 505. 976 Sandb.). Zur Bühnenhandlung vgl. Marshall, Stage 165 ff. v. 639 f.: Die Apostrophe an den Tod ist hochpathetisch-tragisch und zitiert Soph. Aias 854 ὦ θάνατε, θάνατε, νῦν μ’ ἐπίσκεψαι μολών. Für die Personifikation des Todes vgl. ThlL VIII 1505, 18 ff. und e. g. Enn. trag. fr. 202 R.³
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C. Kommentar
(192 J.) Acherontem obibo, ubi Mortis thensauri obiacent; Hor. carm. I 4, 13 pallida Mors aequo pulsat pede. recipe] recipere findet sich in Verbindung mit dem Orcus auch Pseud. 795 Orcus recipere ad se hunc noluit; Most. 499. amicum et benevolum ist pathetische Koppelung verwandter Begriffe. Die Angabe, dass Alcesimarchus amicus des Todes sei, mag auffallen; der Vokativ amice et benevole wäre immerhin möglich gewesen (mit syll. anc. im locus Jacobsohn). Die hier vorliegende Koppelung findet sich noch Asin. 66; benevolus sonst nur Capt. 350; meist steht benevolens (vgl. zu v. 23). v. 641: Selenium reagiert sofort mit einem verzweifelten, an Melaenis gerichteten Schrei: periimus miserae; danach wirkungsvoller Hiat im Sprecherwechsel: diesen sollte man nicht durch (Müller, Pros. 637) beseitigen (Fleckeisen, Exerc. 27, stellt um zu hac utrum me). Selenium bezieht also ihre Mutter mit ein (vgl. noch Rud. 1048; sonst steht die Wendung stets im Sg.). Alcesimarchus überlegt noch, wie er sich töten soll: er ist ja kein Spezialist wie Aias, der sein Schwert in den Boden rammt, und fragt sich, wie er am besten zustoßen soll. Dies ist ein ansatzweise „komischer Zug“, wie auch Traina 65 betont (mit Vergleich von Lucil. 601 M. suspendatne se an in gladium incumbat). hac ... an ab laeva] Gefühlsmäßig würde man hac als Variatio statt dextra auffassen (so auch Traina, ad loc.), doch hat vielleicht Ussing recht: „hac significat per pectus; dextrum latus non feriet, quoniam gladium dextra tenet.“ me ... feriam latus] Das σχῆμα καθ’ ὅλον καὶ μέρος ist seit Homer geläufig; für das Lateinische bringt Hofmann, Gramm. 44, weit weniger Belege: vgl. bei Pl. Rud. 1345 f. te Venus eradicet caput atque aetatem tuam; Men. 859 (anders erklärt von Gratwick); in anderem Casus z. B. Cas. 337 quis mihi subveniet tergo aut capiti?. v. 642: Melaenis geht, noch ohne Alcesimarchus zu beachten, direkt auf Selenium ein: quid tibist? „Was hast du?“, und erst die junge Frau macht sie auf den Jungen mit dem Schwert aufmerksam. tenet] Überliefert ist hier tenens, das von JKE³ zu unmetrischem tenentem normalisiert wird (dieses wird übrigens von Benoist gehalten, der meint, es habe sich hier ein trochäischer Oktonar unter die Septenare gemischt). Allenfalls könnte tenenst in B³ auf die Varianten tenens und tenet hinweisen (letztes wurde zuerst von Weise eingesetzt). Will man tenens halten (mit Schoell, Ernout und Traina), muss man eine Unterbrechung der Rede annehmen, die an sich möglich erscheint. Meiner Meinung nach sind jedoch die finite Verbalform und der kurze Satz als Ausdruck der atemlosen Aufregung weit wirkungsvoller. v. 643: Den atemlosen Worten Seleniums entsprechen die kurzen, asyndetischen Sätze, mit denen sich Alcesimarchus zum Todesstoß auffordert: ecquid agis „Wird’s bald?“ ist charakteristische Aufforderung wie Aul. 636 und Epid. 688; es kann mit Kürzung durch Tonanschluss (ĕcquid) oder mit zerrissenem Anapäst in der Lizenzstelle gelesen werden.
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remorare] „du bereitest dir (durch das Überlegen) Aufschub“ übersetzt Langen, Beitr. 179 f., der betont, dass das Verb nur transitiv gebraucht werde (an unserer Stelle erwägt er daher die Änderung zu te morare); Lodge, Lex. II 546, hingegen möchte die zahlreichen ähnlich gelagerten Stellen lieber intransitiv nehmen („du zögerst“, fast im Sinne von einem „Was zögerst du?“). Eine Frage, wie sie gemäß Schoell, Append., vielfach angenommen wird (z. B. von Lambinus) scheint auch nicht ausgeschlossen. lumen linque ist eine hochpathetische, alliterierende Wendung zweier bei Pl. relativ seltener Wörter. Traina 66 verweist auf Naev. trag. fr. 28 R.³ ubi ... linquant lumina; Cic. poet. 23, 5 Bl. qui non funestis liquerunt lumina fatis; vgl. ThlL VII 2, 1461, 6 ff. v. 643 f.: amabo ist eine typisch „weibliche“ Interjektion (vgl. zu v. 18). Selenium fürchtet um das Leben des Geliebten und ruft um Hilfe (von Sklaven): accurrite. Alcesimarchus kommt dieser Statistenaktion zuvor und befiehlt, nachdem er Selenium entführt hat, seinerseits unsichtbaren Dienern, das Haus zu verrammeln (649 f.), was übrigens auch nicht geschieht (vgl. zu v. 649). ne se interemat] Zur „Rekomposition“ statt interimat vgl. Georges, Inter. 315; ThlL VII 1, 2205, 57 ff. („passim in codicibus“); vgl. v. 711. v. 644 f.: O Salute mea salus salubrior] „du mein Heil, heilbringender als das Heil selbst“. Die überreiche Paronomasie, verbunden mit Polyptoton, ist Ausdruck der überschäumenden Freude und Erleichterung des Jungen. Zu mea salus vgl. Cas. 801 quid agis, mea salus?, Poen. 366. 421; es könnte allenfalls auch salus als gleichsam göttliches Wesen (Salus) aufgefasst werden wie vielleicht Bacch. 879 vale, Salus / mea, servasti me; dem Sinne nach konträr liegt Capt. 529 neque iam Salus servare … me potest; Most. 351. Salus war übrigens römische Göttin mit Tempel auf dem Quirinal (gebaut 302 v. Chr.). Traina 66 interpretiert den Text so, dass das Polyptoton nicht zwischen der Göttin und dem Begriff spiele wie Most. 351, sondern die Macht / Fähigkeit der Gottheit auf die Frau übertrage und ihre unwiderstehliche Wirkung auf den Jungen unterstreiche, der nun nolens volens gerettet ist. Zu vergleichbaren abundanten Wiederholungen vgl. Hofmann, Gramm. 708; Amph. 34. 278; Cas. 826; Brinkhoff, Wordsp. 186, mit Hinweis auf Pseud. 709 dic utrum Spemne an Salutem te salutem, Pseudole; vgl. auch Wright, Dancing 68. v. 645: si ego volo seu nolo] Nach Hofmann, Gramm. 670, ist si … seu die ursprüngliche Form der Anfügung eines zweiten (disjunktiven) Konditionalsatzes; vgl. Rud. 776 si attigerit sive occeptassit; Enn. ann. 383 Sk. si vivimus sive morimur; später nur bei den Archaisten. sive – sive findet sich erst ab Cato (Men. 295 und Merc. 1018 werden daher in den führenden Editionen emendiert; ebenso Ter. Andr. 216). Die polare Ausdrucksweise unterstreicht jedenfalls die umfassende Wirkung des Mädchens: „unter allen Umständen“. tu … sola respondiert dem accurrite Seleniums: ein Wort des Mädchens genügt, ihn vom Suizid abzuhalten; dies bleibt gewiss nicht ohne komische Wirkung auf die Zuseher (Traina).
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C. Kommentar
me ut vivam facis] Zur Prolepsis des Nebensatz-Subjektes vgl. Hofmann, Gramm. 471. v. 646: Melaenis traut dem Alcesimarchus nicht und meint, der Selbstmord sei nur vorgespielt gewesen. War dies vielleicht das Szenario der „Synaristosai“? Bei Pl. ist dies wohl eine Fehlinterpretation der Melaenis. haud voluisti] „Du wolltest doch gewiss nicht ...“; Taubmann u. a. nehmen hier die Interjektion au an (mit anschließender Frage: „Ach! Du wolltest wirklich ...?“), eine Lösung, die auch Richter, Excl. 418 f., akzeptiert, obwohl die bestimmte Aussage gewiss zu bevorzugen ist. Vgl. Sigismund, Haud 233. istuc severum] severum scheint hier im Sinne von serium zu stehen, mit dem es Poen. 1169 f. gekoppelt ist: quod ego dixi per iocum / id eventurum esse et severum et serium „allen Ernstes“. Leo, ad loc., betont, dass an unserer Stelle eigentlich das Adverb serio zu erwarten wäre (serio istuc). Jedenfalls liegt hier (wie im Poenulus) ein Gegensatz zu iocosum vor; man darf vielleicht auch das Gegenüber von Komödie (iocosus) und Tragödie (severus / serius) mit ins Spiel bringen. Nach Walde, Etym. II 528, bedeutet severus u. a. „ernst, finster“; nach Non. 625 L. steht es auch gelegentlich im Sinne von saevus, ohne dass sich unter seinen Beispielen vergleichbare Belege fänden. v. 646 f.: Alcesimarchus’ Reaktion auf den Vorwurf der Melaenis ist möglicherweise entlarvend: Mit ihr habe er nichts zu tun; ginge es nach ihr, wäre er ja tot. Er drückt dies drastisch aus mit „für dich bin ich ja tot“, mit syntaktischer Variation des tibi (erst Dativus possessivus, dann commodi / incommodi). v. 647: hanc ut habeo „so wie ich diese habe; da ich diese einmal habe“; die Worte zeigen, dass er Selenium schon gefasst hat, nachdem er das Schwert weggeworfen hat und auf sie zugerannt ist. certum est non amittere „ich bin entschlossen, sie nicht loszulassen“. v. 648: decretum est nimmt certum est auf „ich bin entschlossen“. adglutinandam … dare (das Gerundiv wurde in der Überlieferung irrtümlich an me angeglichen). Das Verbum (von gluten, „Leim“, abgeleitet) findet sich dreimal bei Pl. (vgl. noch Aul. 801; Men. 342); Men. 342 bezieht sich auf Diener(innen) der meretrices, welche sich an die Fremden heranmachen, um Kundschaft anzulocken: se adplicant, adglutinant (Gratwick findet nicht klar ausgedrückt, ob an Schiffe oder Menschen, doch ist der Kontext eindeutig); später findet sich das Verb in dieser metaphorischen Bedeutung erst wieder Itala, gen. II 24; zur Metaphorik vgl. Fantham, Im. 47 f.; es scheint sich um eine Metapher aus der Tischlerei zu handeln. Leo, ad loc., verweist für dieses „Zusammenleimen“ zweier Liebender auf Platons Symp. 192 C (über das Zusammenfinden der getrennten Hälften der Kugelmenschen). adglutinandam dare bedeutet eigentlich „anleimen lassen“, hier im Sinne von „dafür sorgen, dass sie zur Gänze an mich angeleimt, d. h. mit mir verbunden wird“; dare steht hier wohl mit wenig semantischer Funktion wie auch Aul. 250 te ... elinguandam dedero („die Zunge ausreißen lassen“); in der Regel ist dare ja in dieser Konstruktion wörtlich zu nehmen, wie die Belege bei Bennett, Synt. I 444, zeigen. Änderungen wie Seyfferts
VII. Die erste Anagnorisissequenz
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adglutinatam ... dare (RecUss. 238) oder gar Ussings adglutinabo, dum tibi bringen keine Verbesserung; erwägenswert ist hingegen Wachters, Cock. 378, agglutinandam ; Guietus streicht den Vers. v. 649: Alcesimarchus ruft nach Sklaven und befiehlt diesen, das Haus zu verrammeln (was de facto nicht geschieht, kann ihm doch Melaenis gleich nachher folgen; ähnlich wird auch der Befehl Aul. 103 f. nicht befolgt, da Euclio v. 202 sein Haus problemlos betritt: Inkonsequenz der komischen Bühne). aedis occludite] aedis occludere ist ganz geläufiges totum pro parte (Aul. 274). Zur Stelle vgl. Aul. 103 f. occlude sis / fores ambobus pessulis. Zu den pessuli (den senkrecht verlaufenden Riegeln) und den repagula (von pango), vielleicht Querbalken, die in die Türpfosten einzufügen sind, vgl. Stockert, zu Aul. 104; Marquardt, Priv. 230 ff. Zu den repagula vgl. Fest. 350, 16 L.: repagula sunt, ut Verrius ait, quae patefaciundi gratia [qua] ita figuntur, ut ex contrario quae oppanguntur; Cic. Verr. II 4, 94 convulsis repagulis; Cic. div. I 74 in templo Herculis valvae clausae repagulis subito se ipsae aperuerunt. v. 650: ilico; hanc ego tetulero] tetulero steht hier als Futurum II statt Futur I (die Reduplikation der Perfektformen ist bei Pl. die Regel) wie Aul. 570 at ego iussero; es ist das, was Sedwick, zu Amph. 53 (commutavero), „instantaneous result“ nennt (viele Belege); vgl. Hofmann, Gramm. 323. Vor tetulero ist das überlieferte ibo unangemessen, wie Sjögren, Fut. 160 f., betont (er nennt ibo ... tetulero „unplautinisch“); die verba movendi stünden in derartigen Verbindungen immer im selben Tempus. Da nach ibo zudem (bei leichter Interpunktion) Hiat aufscheint, hat man meist zu diversen Konjekturen Zuflucht genommen. Gehalten wird der Text von Lindsay (vgl. Th. Birt, Beiträge zur lateinischen Grammatik, RhMus. 54 [1899] 64, welcher richtig darauf hinweist, dass die beiden Verben durch abiit, abstulit sowie durch ibo, persequar aufgenommen werden). Leo übernimmt Ussings ilico, hält aber sonst die Überlieferung (Ussing: ilico ubi hanc). Die Reihenfolge hanc ego, also die Nachstellung des Personale, ist nur am Satzbeginn korrekt (Kaempf, Pron. 22; Cas. 224 hanc ego de me coniecturam facio; Pers. 455); auch dies spricht für Leos Lösung. v. 651 f.: Melaenis entschließt sich, dem Alcesimarchus zu folgen und ihn über die glückliche Wendung zu informieren (ut haec ex me sciat eadem), also über die Identifikation Seleniums als Tochter des Demipho. Sie will ihn damit gnädig stimmen und scheint dies auch zu erreichen (sie verlässt das Haus nicht mehr; in Wahrheit wird sie so relativ plausibel außer Spiel gebracht; letztlich versammeln sich ja alle Familienmitglieder in besagtem Haus). v. 652: (haec …) eadem, „dieselbe Nachricht“, könnte auffällig erscheinen; auch aus diesem Grunde könnte man geneigt sein, eadem in den si-Satz zu ziehen; es wäre dann adverbiell gebraucht („ob ich zugleich“), so Niemoeller, Pron. 53. sei] Die altertümliche Form hat wahrscheinlich zu den diversen Korruptelen geführt (sed VJ: sic B²E³, letzteres übernommen von Benoist: es ergäbe aber eine viel zu optimistische Aussage). Lodge, Lex. II 645, klassifiziert s(e)i hier mit „vi
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C. Kommentar
interrogativa, verbo sciscitandi in contextu latente“; also „, ob ...“ (vgl. v. 183. 185); vgl. auch Wachter, Cock. 378. tranquillum facere ex irato] „beruhigen“; zu tranquillum facere vgl. e. g. Poen. 355 nisi illam mihi tam tranquillam facis. Für die Wendung mit ex vgl. Kampmann, Praep.³ 18, mit vergleichbaren Belegen; z. B. Epid. 85 f. neque ego nunc quo modo / me expeditum ex impedito faciam, consilium placet; Epid. 644 di me ex perdita servatam cupiunt.
VIII. Die zweite Anagnorisissequenz
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VIII. Die zweite Anagnorisissequenz v. 653 ff.: Nachdem Melaenis ins Haus abgegangen und damit die Bühne leer geworden ist (für diese Stelle ist im Original sicherlich kein Aktende anzusetzen), tritt Lampadio auf und beschwert sich über die lena, die plötzlich alles hartnäckig leugnet (dies gibt einen komischen Kontrast zu v. 585 ab, wo er sich seiner Sache sicher zeigte). Jene Handlung (die Identifizierung der Melaenis durch die lena) wird damit abgeschnitten (hier nur zwei Verse!) und die Wiedererkennungslinie mittels des Kästchens (v. 635 ff.) aufgenommen, die den Rest des Dramas bestimmt: am Ende der Sequenz (v. 773) fällt wieder der Name Melaenis wie schon v. 575; doch ist die Frau nun wirklich greifbar. v. 653 ist eine charakteristische Monologeröffnung wie e. g. Aul. 60 scelestiorem me hac anu certo scio / vidisse numquam (vgl. Stockert, ad loc.); Rud. 406 neque digniorem censeo vidisse anum me quemquam; Fraenkel, Plaut. 165 f. (Elem. 158 mit den Addenda 422 f.); Eur. Alk. 747 ff. nullam trägt hier klarerweise die Emphase und drängt an die Spitze. magis ... excruciabilem] Das Adjektiv findet sich nur mehr einmal bei Prudentius und dort in aktivischer Bedeutung. Hier steht es in der üblichen Bedeutung der Adjektiva auf –bilis, die einem Gerundiv nahe kommt: vgl. besonders Leumann, –lis 111. Für die Komparation durch Umschreibung vgl. Hofmann, Gramm. 165 (an unserer Stelle spielt die Tatsache eine Rolle, dass das Adjektiv semantisch einem Gerundiv nahe kommt); Kümmel, Selt. 359. v. 654: quaene infitias eat] quaene steht hier nicht fragend (so Lindsay), sondern konfirmativ (Thamm 57 f.); vgl. Mil. 66 PYR. itane aibant tandem? AR. quaene me ambae obsecraverint, ut …; Cist. 675 quamne in manibus tenui … cistellam, ubi ea sit nescio. M. Warren, The enclitic ne in early Latin, AJPh 2 (1881) 50–82; Lodge, Lex. II 133. quaene … eat ist Nebensatz ersten Grades, dem (ea) quae ... fassa est untergeordnet ist. Diese Anordnung erschwert das Verständnis erheblich. Doch führt der Versuch Wachters (Cock. 378), dies mit einer Doppeldeutigkeit von fassa est zu erklären, kaum ans Ziel. Er meint, die Leute hätten fassa est vorerst von fatisco abgeleitet („die längst [dudum?] erschlafft ist“), den eigentlichen Sinn habe man erst im zweiten Ablauf verstanden. quaene dudum fassa est mihi bezieht sich auf die hinterbühnische Szene, die v. 546 ff. (vor allem 570 ff.) von Lampadio der Herrin erzählt wird. Dort ist er sich seiner Sache sicher, jetzt muss er sein Versagen melden (v. 660 ff.). Dies ist aber dramaturgisch nicht mehr wirklich von Belang und zugleich ein Indiz für das Umschwenken der Handlung (vgl. zu v. 653 ff.). v. 655: sed eccam eram video zeigt, dass Lampadio eingangs zu sich sprach und seine Herrin wohl erst nach diesem „Stichwort“ auftrat. Doch sofort bricht er ab, weil er die cistella liegen sieht (die Halisca abgestellt oder fallen gelassen hat). Damit wird die neue Handlungslinie (Anagnorisis) aufgenommen, von
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C. Kommentar
Phanostrata kurz mit der Frage nach seinem Erfolg bei der Alten unterbrochen, ehe sie selbst das Kästchen sieht und es identifiziert (es ist psychologisch überzeugend, dass diese Identifikation nicht durch den Sklaven, sondern durch die Mutter stattfindet: an sich hätte es auch Lampadio erkennen müssen). v. 655 f.: sed quid hoc est, haec quod] Vgl. Most. 1062 (Wachter, Cock. 378); fr. dub. II könnte von hier und von v. 709 beeinflusst sein. Auffällig ist das Wissen Lampadios, dass crepundia in der cistella sein sollen, wird doch die cistella kaum in geöffnetem Zustand auf dem Boden gelegen sein. Das Kästchen liegt verlassen da (vgl. Marshall, Stage 165, für die Einmaligkeit dieses Handlungselements); Lampadio sieht sonst niemanden (nec quemquam alium) auf der Straße: Halisca hat also mit Melaenis das Haus des Alcesimarchus betreten. v. 657: Lampadio muss sich zur cistella hinabbücken. Dies nützt er zu einem mehr als albernen Scherz: Er vergleicht seine Haltung mit der eines Lustknaben, der sich für seinen Liebhaber vorwärts neigt. faciundum est puerile officium] Für diese Bedeutung von officium („übliche Tätigkeit“; opi + ficium) vgl. Stockert, zu Aul. 404; Petersmann, zu Stich. 14. Es will mir nicht einleuchten, dass ein gewöhnliches Sich-Bücken als puerile officium bezeichnet werden kann. Ich meine also mit Salmasius, Benoist und neuerdings Thamm 58 und Deufert, Text. 324, dass man hier den obszönen Sinn nicht mit Ussing und Fraenkel (s. u.) bestreiten darf, der für officium in ThlL IX 2, 520, 30 ff. (nicht unbedingt für unsere Stelle) belegt wird: z. B. Ovid. am. III 7, 24; Prop. II 22a, 24; Petron. 140, 9 u. v. a.; Zwierlein, Krit.³ 165 f.; Adams, Sex. 163; jetzt auch Fontaine, Funny 83. Beide Deutungen finden sich übrigens schon in Handschriften von Humanisten: Vgl. G. M. Rossi, Commenti Umanistici a Plauto, Diss. Urbino 1974/75, I 92. conquiniscam ad cistulam] Zu dem seltenen Verb (etymologische Erklärung bei Walde, Etym. I 262 f.; Leumann, Gramm. 536; H. Eichner, Studien zu den indogermanischen Numeralia, unpubl. Habilschrift, Regensburg 1982, 521–524) conquīnīscere (Perf. conquēxi) vgl. bei Pl. nur noch Pseud. 864, wo der Kuppler einem Diener befiehlt, den Koch nicht aus den Augen zu lassen: si conquiniscet istic, conquiniscito (Hss., richtig nach Deufert, Text. 323 f.; ceveto simul Non. 119 L.; für letzteres plädiert Fraenkel, Beitr. II 45 ff.); sonst noch bei Pomponius, fr. 171 R.³ ad eum conquexi (dort ohne Nebensinn). Non. 119 L. erklärt conquiniscere et oquiniscere inclinari significat (auch inclinare kann „Nebensinn“ haben: vgl. Pers. 737 und Woytek, ad loc.). Übrigens hat ocquiniscere an beiden Belegstellen (Pompon. fr. 126. 149) offenkundig obszönen Sinn; ausführlich zu diesem Verb Adams, Sex. 193. Zwierlein, Krit.³ 165 f., sieht conquiniscere als unplautinisch an und streicht unseren Vers ebenso wie Pseud. 864. Zur Überlieferung: Die mittelalterlichen Hss. haben den Text gründlich falsch transskribiert; puerile officium hat nur B³; conquiniscam ist in BVJE1 verball-
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hornt zu quomq. mei sciam (= quomqueineiscam [Leo]); es wurde aber bereits von SGE³, gewiss aus Nonius, korrigiert. ad cistulam] Zwierlein, Krit.³ 166, macht darauf aufmerksam, dass im Stück sonst von einer cistella die Rede sei (ebenso seien Rud. 389 und 1082, wo das Wort mit dem gleichen Bezug auftaucht, unecht); mit anderem Bezug, in der Bedeutung „Schmuckschatulle“, findet sich cistula mehrfach im Amph. Vgl. die Belege ThlL III 1194, 48 ff. v. 658: Die Worte quid agis, Lampadio? der Herrin sind nicht ganz eindeutig zu fassen: sie könnten (a) bedeuten „Was treibst du da, Lampadio?“ und sich auf das auffällige Verhalten des Sklaven beziehen, das sie nicht zu deuten weiß; oder Phanostrata leitet damit (b) ein Gespräch über seinen Erfolg bei der lena ein „Wie steht’s, Lampadio?“ („How are things, L.?“ de Melo). Die Weiterführung des Gespräches, wo Lampadio nach dem Kästchen fragt, während Phanostrata offenkundig nur an die Aussagen der Alten denkt, spricht für die zweite Lösung. Lampadio hält jetzt die cistella jedenfalls in der Hand (v. 658 f.), ohne dass Phanostrata diese vorerst beachtet (vgl. aber dann v. 663 ff.). Dieses AneinanderVorbeireden an entscheidender Stelle baut Spannung auf und ist gewiss sehr bühnenwirksam. haec cistella] Halisca hat das Kästchen vor dem Haus Demiphos abgelegt bzw. fallen lassen; denn dort befand sie sich auf Befehl ihrer Herrin, als sich die Ereignisse durch die Selbstmorddrohung des Alcesimarchus überstürzten (v. 637 f.), daher die Frage, ob dieses Kästchen aus ihrem Hause stamme (dreifach: hinc, ab nobis, domo; deutlich abundante Ausdrucksweise). Dies wäre an sich logisch, da es hier (hinc) an der Türe (ab ostio) gefunden wurde. numnam deutet an, dass Lampadio dies nicht recht glauben will: Er hat das Kästchen, mit dem er das Mädchen aussetzte, nicht erkannt (er sollte aber: vgl. v. 665). v. 659 f.: Phanostrata redet noch von dem sie beherrschenden Thema: „Was hast du bezüglich der Alten zu melden?“ super steht hier etwa im Sinne von de; dies ist umgangssprachlich, findet sich oft bei Pl., nie bei Terenz (vgl. Hofmann, Gramm. 281). v. 660 f.: Lampadio geht nun auf die Herrin ein und wiederholt den Beginn seines Monologs mit vergleichbaren Worten (und analoger Struktur: nur ist nullam ... excruciabilem umgestellt zu scelestiorem ... nullam ... alteram und gekürzt). Gemeint ist jedenfalls ; jetzt steht dem quae dudum fassa est von v. 654 ein ea quae … confessa est gegenüber; statt infitias eat seltenes infitiari / infitiatur. v. 661: infitiatur] Das überlieferte infitiare wird von Schoell und Lindsay gehalten; die aktive Form ist aber nach dem ThlL VII 1, 1450, 52 nur in Glossen (z. B. CGL II 82, 47) greifbar. Ussing schreibt mit Bothe³ infitiari (so schon Pontanus; infitiarei Lindsay, krit. App.) und ändert ferner ea zu eam, um den Hiat loszuwerden (vgl. de Melo). Schoell erreicht dies (gefolgt von Lindsay) durch die Änderung zu iam. Leo hält dem gegenüber ea quae, greift aber zu der radikaleren Lösung infitiatur (conie. Pius), die den Hiat beseitigt und einen Text ergibt,
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C. Kommentar
der mehr überzeugt als die Fortsetzung des AcI. (oder auch ein emotionaler Infinitiv des Ausrufs). v. 662 f.: Seyfferts Ergänzung in Stud. 17 ist allem Anschein nach nötig, da ut nach dem Ausweis der Grammatiken nicht statt quam ut steht (an sich wäre dies hier sogar denkbar: „Dass ich ... gestatte, dass jene Alte mich verlacht ..., da wäre für mich jeder beliebige Tod besser“). Seyffert verweist auf Amph. 1017 nam me, quam illam quaestionem inquisitam hodie amittere, mortuum satiust; Cas. 111 f. hercle me suspendio, quam tu eius potior fias, satiust mortuum (beide Texte sind aber anders konstruiert). Die Formulierung in der Cistellaria ist expressiver als in den beiden späteren Plautustexten: Lampadio zieht es vor, jeden beliebigen Tod zu erleiden, als dass er das Verhalten der Alten durchgehen ließe. Die Wendung erscheint paratragisch überhöht wie wohl auch Bacch. 1093 omnibus exitiis interii. v. 662: nam ist hier gliedernde Partikel wie so oft bei Plautus. Zugleich hat es aber die ältere, versichernde Bedeutung, die insbesondere in Verbindung mit hercle etc. vorkommt (Hofmann, Gramm. 504 f.); vgl. auch Lodge, Lex. II 105 (links), der hier eine Art Ellipse erkennt. Ussing findet nam verdächtig und erwägt, hier das benötigte quam einzusetzen. inridere bezieht sich natürlich auf die Verhaltensänderung der Alten, von der er sich gleichsam gefoppt vorkommt, während dies für den Zuseher eher ein Signal für die unbedingte Solidarität der lena ist. v. 663 ff.: Während Lampadio noch räsoniert, hat Phanostrata das Kästchen erblickt (wohl in den Händen Lampadios). Sie bricht in einen hektischen Anruf der Götter aus (für di, obsecro vostram fidem vgl. Amph. 1130; Truc. 805; zu den Beteuerungsformeln und ihrer Funktion: Müller, Sprechen 145). Auf die Zwischenfrage des Sklaven reagiert sie nicht, sondern wendet sich mit servate nos! nochmals an die Götter (vgl. v. 573). Erst als er weiter insistiert, erfährt er, dass dies die crepundia sind, mit denen er selbst das Mädchen ausgesetzt hat. crepundia haec sunt bedeutet die cistella cum crepundiis; man könnte aber auch annehmen, dass der Sklave das Kästchen bereits geöffnet hat (oder dass sie selbst dies getan hat), also den Inhalt sehen kann. Jedenfalls ist die lena jetzt vergessen, dramaturgisch gleichsam „abgelegt“; das Interesse der Akteure und der Zuseher konzentriert sich auf das Kästchen und die damit verbundene Anagnorisis. v. 665: Zum Ausdruck vgl. v. 166 dat eam puellam ei servo exponendam ad necem (vgl. dort). efferre im Sinne von exponere (jenes v. 182 und 187 in analogem Kontext) ist ganz exzeptionell. efferre ist aber geläufig im Sinne von „zu Grabe tragen“ (bei Pl. e. g. Asin. 615; Aul. 568; Epid. 174). Damit könnte vielleicht auf das projektierte Schicksal der Kleinen hingewiesen werden. v. 666: Der Sklave fragt nach, ob sie bei Sinnen sei. Als Phanostrata beharrt (profecto „in der Tat“), versucht er sie mit pergin? (= pergis-ne) ruhig zu stellen (ebenso Pseud. 238; nicht ganz so kurz-angebunden [pergin autem?] Amph. 539; pergin tu autem Merc. 998; pergin, infelix? Mil. 300) und kommt dann nach neuerlichem Beharren (mit analogem Wortlaut) auf seine frühere Vermutung zurück,
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sie sei nicht ganz zurechnungsfähig (ebriam ist gewiss nicht sehr charmant). Klarerweise drückt er sich gegenüber seiner Herrin etwas vorsichtiger aus: „bei einer anderen würde er an Trunkenheit denken“. Insgesamt mutet die Frechheit des Sklaven ganz unglaublich an. v. 667: ebriam] Ähnlich mutmaßt Menaechmus II in Men. 373, die ihm unbekannte meretrix müsse ebria sein, da sie ihn so vertraut anspreche; vor allem aber stellen der Gatte Alcumenas und sein Sklave im Amphitruo derartige Vermutungen an (vgl. dort v. 696. 719). dicat, dicam] Die pointierte Wortwiederholung, verbunden mit Chiasmus, erfolgt wohl nicht ganz ohne Bedeutungsverschiebung (eingangs absolut gebraucht; dann mit AcI): „Wenn eine andere Frau auf diese Weise mit mir spräche, würde ich sagen, sie sei betrunken“. v. 668: non ecastor falsa memoro] Bei der Transskription kam es auch hier zu einer argen Verballhornung: ECASTORFALSAMEMORO wurde zu ecastore ais a me moro (F>E; L>I; typische Majuskelverschreibungen); cassa memoro schrieb bereits Merula; die coniectura palmaris gelang Camerarius1. falsa memorare findet sich noch Capt. 981; häufiger steht vera memorare. Lampadio, nun schon fast überzeugt, nimmt obsecro in anderer Funktion auf; der Modifier signalisiert auch bei ihm emotionale Sprache. nam gehört zu unde „woher denn?“; haec ist wohl auf cistella zu beziehen, wie das anschließende hanc zeigt. Die Aussparung des Hilfszeitwortes könnte ebenfalls ein Indiz für die emotionale Sprache sein (gentiumst Seyffert, Stud. 17, erscheint nicht vonnöten). v. 669: aut wird von Seyffert, Stud. 17, zu an geändert, dies übernommen von Schoell und Ernout. Eine derartige Korruptel liegt Most. 681 in A vor. Doch handelt es sich hier um das geläufige aut bei Anfügung einer zweiten Ergänzungsfrage; vgl. die zahlreichen Belege bei Lodge, Lex. I 204 (D). obiecit ... ante ostium] obicere steht bei Pl. nur hier in einem derartigen Kontext; doch betont ThlL IX 2, 54, 33 ff., dass die „notiones iaciendi et ponendi distingui vix possunt“. v. 669 f.: quasi / dedita opera] „gleichsam absichtlich“; vgl. Poen. 508 dedita opera amicos fugitavi senes; Trin. 67; ThlL V 1, 269, 60 f. Diese Wendung findet sich nach der republikanischen Zeit erst wieder bei Livius und Columella; zur Konjunktion am Versende vgl. zu v. 559. v. 670: in tempore ipso] „genau zur richtigen Zeit“; dies dürfte sich auf die Günstigkeit der Koinzidenz beziehen: man ist dabei, die Tochter aufzuspüren. Thamm 58 meint, man brauche hier nicht unbedingt eine Spur göttlichen Eingreifens zu erkennen wie es Abel, Prol. 64, versteht: es werde so das Erstaunen über ein unerwartetes erfreuliches Ereignis ausgedrückt (vgl. Merc. 844); Ludwig, Handl. 68; Manuwald, Kästchen 147, Anm. 30. Spes mihi sancta, subveni!] Mit einem Anruf an Spes (das überlieferte subvenit ist wohl mit Schoppius zu korrigieren; es wird aber von F. Skutsch, RecPl.² 1451, gehalten), der durch dreifache Alliteration ausgezeichnet ist, beschließt Phanostrata diese Szene, dies gleichsam ein Vorklang auf die definitive
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Lösung in der folgenden Szene. Zu Spes als römischer Gottheit vgl. Latte, Rel. 238; Wissowa, Rel. 329 f.: „Bona Spes … ist das numen, zu dem man betet, dass das, was man hofft, in Erfüllung gehe, und darum sowohl mit Fortuna wie mit Salus eng verbunden“. Der Tempel der Spes wurde in den Kämpfen des ersten Punischen Krieges gelobt und stand dann auf dem Forum holitorium; nach einem Brand im Jahre 213 (also wohl nicht lange vor unserer Aufführung) wurde er im folgenden Jahr wiederhergestellt (Liv. XXV 7, 6; Latte, Rel. 238, Anm. 2); zur Datierung vgl. S. 40 f. v. 671 ff.: Die S uc he sz e ne Halisca tritt verzweifelt zu Phanostrata und Lampadio hinzu, die sie lange nicht zur Kenntnis nehmen, sondern erst v. 695 f. mit einem dialogischen a parte das Canticum unterbrechen (vgl. Stürner, Mon. 198 ff.). Schon v. 675 hören wir, dass sie auf der Suche nach dem Kästchen ist, das Lampadio gefunden und Phanostrata identifiziert hat. Süss, Cist. 182 ff., hat hier den Bezug auf die Ichneutai, ein Satyrspiel des Sophokles, hergestellt, den aber Wehrli, Motiv 119 f. (vgl. jetzt besonders Stürner, Mon. 201, Anm. 46) bestreitet. Süss hat u. a. auf die Analogie im Aufbau der Szene hingewiesen, die freilich im allgemeinen nur grob gegeben erscheint : I. Klage; II. Verlustbericht (v. 674 ff.; vgl. Ichn. 1–38); III. Aufforderung an das Publikum (v. 678 f.; Ichn. 83 ff., dort an die Allgemeinheit); IV. die erste vergebliche Suche (v. 693 f.: Halisca als ἰχνεύτρια; Ichn. 93 ff.); V. das Finden der Spur (v. 696 ff.; Ichn. 100 ff.); VI. die Spuren verlaufen sich (v. 698 ff.; Ichn. 118 ff.); die Lösung kommt dann von unerwarteter Seite: hier der Anruf durch Phanostrata, dort das Ertönen der Leier. Die Spurensuche passt, genau genommen, nur dort und nicht in der Cistellaria, wo sich das Mädchen wie ein Pfadfinder nach Spuren umsieht; auch der Vergleich v. 728 f. findet in Ichn. 120 f. eine gewisse Entsprechung (Süss, Cist. 184). Zur S it ua tio n vgl. Riemer, Cistella, und Manuwald, Kästchen. Für einen Vergleich mit dem griechischen Vorbild und zu den plautinischen Charakteristika dieses Canticums und der ganzen Szene vgl. jetzt Stürner, Mon. 198–202. Zur Metr i k vgl. vor allem Questa 184–187, weiters Leo, Cant. 93; Braun, Cant. 90 f. Dem Inhalt nach lässt sich das Canticum etwa so gliedern: die Situation 1. 671–672 2 an7 673–676 4 ba4 677 ba3^ Anrede an die Zuseher 2. 678–679 2 an8 1. Suche 680–687 8 ba4 Angst 3. 688–689 3 an4 Kontrastmotiv 4. 690–691 2 cr4 692–694 3 (ba2+bac) Selbstermunterung Zwischenspiel 5. 695–696 2 ia7 6. 697–701a anap. syst. Spurensuche Verzweiflung 7. 702–703 2 an7
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v. 671: Halisca ruft verzweifelt die Götter um Hilfe an (vgl. Lampadios v. 669 aut quis deus obiecit hanc etc.); man hat an einen Hinweis auf die Unterstützung der Handlung durch den Prologgott (Boetheia?) gedacht (vgl. S. 25 f.). Die Hilferufe werden durch Alliteration mit /d/ unterstrichen. quid ... opis] Missverstehen des Teilungsgenetivs führte offensichtlich zum Irrtum opes (der Plural bedeutet bei Pl. nie „Hilfe“), korrigiert schon von B³. neque ŭnde ist eine gängige Form der IK; Questa verweist e. g. auf Aul. 820 age ĕrgo , wozu er Literatur verzeichnet (Bettini, Corr. 369); vgl. auch v. 62 indĭdem ǔnde oritur. expetam | habeo steht mit einem von Lindsay und Leo gehaltenen Hiat (ebenso Pelz, Pros. 80), während Schoell und Questa Ritschls übernehmen (Opusc.5 418); Spengels habebo (Ref. 365) hingegen scheint hier nicht zu passen, ebenso wenig Müllers (Pros. 41) , das einen Oktonar einführt. Müller, ibid., schlägt auch exspectem vor (expectam VE), doch ist auxilium ex(s)pectare allem Anschein nach nicht plautinisch. v. 672: Vermutlich liegt auch hier ein durch Wortausfall verstümmelter anapästischer Septenar vor, wie ihn Questa im Anschluss an die Konjekturen Schoells (krit. App.) itaque und ansetzt (vgl. auch Leos Apparat; Braun, Cant. 90, Anm. 1; de Melo). Klarerweise könnte man hier auch das von Leo vermisste stultitia einsetzen (), das bei Pl. viel häufiger ist. Auf ein zweites Substantiv scheint das einheitlich überlieferte veniant in v. 673 hinzudeuten (es könnte hier aber auch etwas ganz anderes gestanden sein wie e. g. mit unterdrücktem Verb und anschließender Relativverschränkung, dies aber vielleicht zu selbstironisch für die verzweifelte Magd). Lindsay, Early 292 (vgl. seine Edition), plädiert für einen kretischen Tetrameter (erwogen auch von Questa, Metr. 216, nicht hingegen in seiner Edition). petulantia bedeutet in der Regel procacitas, audacia; wie ThlL X 1, 1988, 69 ff. zeigt, liegt erst wieder bei Plin. epist. VIII 21, 1 eine derartige semantische Abschwächung des Substantivs vor wie an unserer Stelle („Leichtsinn“ Rau). me animi miseram habet] Vgl. v. 215 ita me Amor lassum animi ludificat; für miserum habere aliquem „jem. ins Unglück stürzen“ vgl. zu v. 537. v. 673–677: Spengel, Ref. 365, stellt v. 675–677 statt der Bakcheen Anapäste her, ebenso Schoell mit einigen kleinen Änderungen. v. 673: Das gut überlieferte veniant (veniat schreiben erst J³KE³) weist auf ein zweites Subjekt in v. 672 hin (s. o.). Zur Wendung in tergum meum ne veniant vgl. Amph. 589 quoius ego hodie in tergum faxo ista expetant mendacia. Halisca fürchtet also Schläge für ihr unverzeihliches Missgeschick. male formido] Zur abgeschwächten Bedeutung von male vgl. Stockert, zu Aul. 61; Hofmann, Umg. 74 „Qualitätsausdruck zur Steigerung“ (Lingua 201). v. 674: Lindsay hält die Überlieferung mit Hiat nach si. Schoell und Leo übernehmen Müllers Umstellung (Pros. 41) era si; vgl. Questa, ad loc. Mueller, Pros. 41, korrigiert das überlieferte mea zu me oder auch mea (mea Leo).
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C. Kommentar
sciat ist Konjunktiv per attractionem (vielleicht mit potentialem Einschlag). socors findet sich bei Pl. nur hier (Etymologie: se + cor); dreimal hingegen socordia. v. 675: quamne] Ussing schreibt hier mit Müller, Pros. 41, nam quam; vgl. aber zu v. 654 quaene infitias eat. Das Hysteron – Proteron ergibt sich überzeugend aus dem Gedankengang des Mädchens: sie hat die cistella in Händen gehabt, nachdem sie sie vor dem Haus übernommen hatte (v. 637 accipe hanc cistellam, Halisca). v. 676: nisi ist frei angeschlossen, kommt dem Sinn von „aber“ nahe (vgl. zu v. 5), wenn auch hier eine Konstruktion als Nebensatz denkbar erscheint. Vgl. auch Wachter, Cock. 379. Mit ut opinor etc. gibt Halisca an, wo sich die cistella ihrer Meinung nach eigentlich befinden müsste. v. 677: loca haec circiter] circiter als Präposition ist in der hier vorliegenden Funktion nach dem ThlL III 1100, 41 ff. ebenso singulär wie seine Postposition; vgl. auch Pradel, Praep. 497. Die Überlieferung weist hier eine schwer glaubhafte Brevis in longo auf (circitĕr). Leo hält diesen Text, notiert aber im kritischen Apparat eine Ergänzung zu excidit mi. Plausibler erscheint die Umstellung Lindsays zu mi excidit (übernommen von Questa) mit ihrer den Inhalt gut darstellenden Katalexe (Questa verweist auf Amph. 179 als Parallele; zu jener Passage gibt er Belege für den exzeptionellen Vers ba3^). v. 678 f.: In zwei anapästischen Septenaren erfolgt die Bitte an das Publikum, ihr bei der Suche zu helfen (vgl. v. 83 ff. in den Ichneutai), dies in Durchbrechung der Illusion, wie sie sich bei Pl. ja auch sonst findet. Noch berühmter ist die Apostrophe Euclios in der Aulularia, der das Publikum (und sogar auch einen einzelnen Zuseher) um Hilfe bei der Suche nach dem Dieb seines Schatzes anfleht und auf die mangelhafte Reaktion der Zuseher mit einer Attacke auf die besser situierten Zuschauer reagiert (vgl. Stockert, zu Aul. 715 ff.). Die Version der zeitlich jedenfalls früheren Cistellaria (vgl. S. 40 f.) wird in der Aulularia insofern variiert, als an die Stelle der homines / spectatores dort ein vos tritt (mit dem klarerweise die Zuseher angesprochen sind) und die feministische Äußerung von der Missachtung des Unglücks speziell einer Frau von einer Attacke auf die crème de la crème der römischen Gesellschaft ersetzt wird. An die Stelle der Doppelung in v. 679 (quis eam abstulerit quisve sustulerit) tritt in der Aulularia einfaches quis eam abstulerit. In dem hier vorliegenden Falle ist eine direkte Abhängigkeit zwar wahrscheinlich, aber nicht beweisbar; auch wäre kaum die „Superiorität“ des Vorbildes gegeben, die nach Woyteks Studien zu postulieren wäre (der Beleg fehlt bei Kellermann, Imit.). v. 678: Mit affektiv gefärbtem mi … mi (mei … mei Haupt, Varia 33; Leo und Lindsay) sucht Halisca eine Beziehung zum Publikum herzustellen und die von der Struktur des Dramas her gegebene unüberbrückbare Kluft zu überwinden. Vor homines liegt hier Hiat vor; zu mi vgl. Questa, ad loc. (der auf Rud. 1144 und ThlL VIII, 914, 54–60 verweist); Lindsay, Sprache 490, meinte hingegen, mi für
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Vok. Pl. m. komme erst spät vor; ebenso Pelz, Pros. 20. 78; zum Hiat vor /h-/ vgl. aber auch Maurach, Hiat 57, mit diverser Literatur; Stockert, zu Aul. 111. Zu spectatores betont Zwierlein, Krit.4 333, dass der Vokativ im Korpus stets so eingesetzt sei, dass die erste Silbe in der Hebung zu stehen kommt; unser Vers sei aber auch aus anderen Gründen nachplautinisch. v. 679: quisve ist mit Apokope (quisv’) zu lesen, wie Questa (mit Hinweis auf Amph. 84) und O. Skutsch, Pros. 21, betonen. Schoell streicht mit Bothe1 –ve (doch scheint die Anaphora hier zu starke Emphase zu legen). Langen, Beitr. 96, weist darauf hin, dass –ve in solchen Fällen den Begriff der Disjunktion mehr oder weniger einbüßt; vgl. Aul. 67 f. quid ... quamve insaniam; Mil. 745 f. hac an illac] Halisca weist von ihrem Standplatz aus in beide Richtungen (an ĭllac IK in der Gruppe). iter institerit] Vgl. Capt. 794 omnes itinera insistant sua; Epid. 416 rectam institit; Mil. 793 erro quam insistas viam; ThlL VII 1, 1922, 43 ff. v. 680: non sum scitior] „Ich bin nicht ganz bei Trost“; zum absoluten Komparativ vgl. v. 638 ocius; Hofmann, Gramm. 168 f.; der Komparativ steht sonst nur in neutraler Form (Pseud. 748). An sich würde man hier vielleicht eher eine Frage erwarten: „Doch bin ich nicht verrückt, da ich ...?“ (non sum inscitior?; in– könnte in der Minuskel leicht als /m/ verlesen und gestrichen worden sein; so schon E³, Sambucus und Lambinus; das Fehlen der Fragepartikel ist geläufig); für die Formulierung vgl. Men. 443 sed ego inscitus, qui … postulem; freilich ist der Komparativ von inscitus nach dem ThlL VII 1, 1842 f. selten und bei Pl. ohne Parallele. quae hos rogem schillert hier zwischen den beiden Bedeutungen „fragen“ und „bitten“ (letzteres wird vor allem durch das anschließende fatigem nahegelegt). hos bezieht sich natürlich auf die Zuseher, die zumindest überwiegend aus Männern bestehen. Auch der folgende Vers zeigt, dass es sich um eine punktuelle feministische Attacke handelt (sonst findet sich in der Cistellaria eher der Konflikt der Stände, vgl. v. 22 ff.). fatigem kommt hier einer Bedeutung „bedrängen, belästigen“ nahe; dies nur hier bei Pl.; einmal Pacuv. (fr. 159 R.3 [94 Schierl]); zu diesem weiter gespannten Sinn vgl. Lucr. IV 1239 divum numen sortisque fatigant; Prop. II, 20, 3 deos … fatigas; Sall. Jug. 11, 4 fatigatus a fratre; mehrfach bei Vergil; ThlL VI 1, 348, 66 ff. v. 681: malo muliebri sunt lubentes] Nach dem ThlL VII 2, 1327, 52 ff. gibt es für libens sum keine Parallelen vor Tertullian. Zur (singulären) alliterierenden Wendung malo muliebri vgl. Poen. 230 modus muliebris; Mil. 1359 muliebris mores. v. 682: vestigia ... qua] Zur „Spurensuche“ vgl. oben zu v. 671 ff.; die Form qua (n. Pl.) findet sich bei Pl. nur hier (quia B1VE); doch wäre auch indefinites quae (Camerarius) bei Pl. singulär (si qua sint Prehn, Indef. 18). noscitabo] Dieses Frequentativum ist bei Pl. nur hier mit si konstruiert, vielleicht in Analogie zu den Verba experiendi (Hofmann, Gramm. 666); eher jedoch
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C. Kommentar
liegt jenes si vor, das indirekten Fragen nahe kommt und sich nach video / viso etc. findet; Bennett, Synt. I 122; Aul. 620 perscrutabor fanum, si inveniam; Cist. 183 persequi si qua queat, respondierend mit v. 185 operam … dat, si possiet. Alternativ könnte man si an unserer Stelle vielleicht auch rein konditional auffassen: „ich werde die Spuren zu finden versuchen, falls welche da sind; Lindskog, Cond. 72 ff., plädiert dafür, dass si an allen diesen Stellen seine konditionale Bedeutung behält. v. 683: Der bakcheische Tetrameter weist eine Brevis in longo in der Mitteldihaerese auf (praetĕr): Questa, ad loc.; Diskussion und Belege bei Questa, zu Capt. 505. Fleckeisen, Anz. 25, stellt um zu praeteriit hac; Schoell schreibt nullus statt nemo (dies oft bei Pl.: Lodge, Lex. II 203); Lindsay wählt abivi (wie schon Hermann, Opusc.8 420; dies ist bei Pl. jedoch nur in der 3. P. Sg. belegt); Spengel, Ref. 365, schreibt nemo . v. 684: iaceret] Die Modusverschiebung in v. 683 f. erscheint vom Inhalt her durchaus verständlich: zuerst setzt das Mädchen einmal voraus, dass niemand vorübergegangen ist (daher Indikativ), dann betont Halisca mit dem Konjunktiv das Nicht-Vorhandensein der cistella. Der Beleg steht freilich auch bei Bennett, Synt. I 72, etwas isoliert (dieser spricht richtig von einem „unabhängigen Konjunktiv“). Ganz ablehnend Langen, Beitr. 52, der Hermanns (s. o.) iacet übernimmt (mit quid in der Mitteldihärese); doch wäre dieser Indikativ irreführend. Vgl. auch Seyffert, Jber.² 56 („sie hätte liegen müssen“), und Rothheimer, Cond. 46 (mit Parallelen). quid hic? perii] Dies ist die schon aus metrischen Gründen überzeugende Korrektur Spengels (Ref. 366), die in allen modernen Editionen übernommen wurde; alle Hss. weisen hier quid hic? periit (scil. cistella) auf. Auch passt perire nicht so recht für diese Art des Verlustes. Vielmehr schließt die Dienerin vom Nicht-Vorhandensein des Kästchens unmittelbar auf ihr eigenes Schicksal, ein Gedanke, den sie mehrfach ausdrückt: v. 685 actum est; ilicet; me infelicem!. v. 685 actum est] Vgl. Pseud. 1221 actumst de me; Stich. 751; Otto, Sprichw. 9, Anm. ilicet; me infelicem etc.] In der Regel liegt nach ilicet in dieser Verwendung („de re perdita vel finita“ Lodge, Lex. I 742) Interpunktion vor: Amph. 338 ilicet: mandata eri perierunt; Stich. 394 u. a. ilicet (*ire licet) ist eine „formula of dismissal at the end of a trial, sacrifice, or meeting of the senate“ (Sedgwick, zu Amph. 338); vgl. Donat, zu Phor. 208; zu Eun. 54 (ilicet semper in fine rei transactae ponitur); Serv. zu Aen. II 424; Petersmann, zu Stich. 394; die Etymologie erkennt man noch gut Capt. 469 ilicet parasiticae arti maxumam malam crucem. Diese Interpunktion erscheint (gegen die führenden Editionen) mit dem ThlL VII 1, 329, 21 f. plausibler. Auch wäre anscheinend der Akkusativ nach ilicet auffällig. Wahrscheinlich haben wir also eine semantische Doppelung zu actum est vor uns, mit anschließendem Akkusativ des Ausrufs.
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scelestam] Dieses Adjektiv schwankt in seiner Bedeutung zwischen improbus und infortunatus; so bezeichnet sich die desillusionierte Artemona Asin. 856 als scelesta, weil sie ihrem Mann vertraut hatte; vgl. auch Rud. 1167. v. 686: nulla est, neque ego sum usquam] nulla est bedeutet entweder wörtlich „da ist kein Kästchen“ (nulla eventuell im Sinne von non: „es ist nicht da“), oder es steht im Sinne von perdita est wie Merc. 468 nullus sum: occidi (solches erwogen von Lodge, Lex. II, 204). Letztere Möglichkeit erschließt sich aus dem Folgenden, wo der Sinn „auch ich bin verloren“ ausgedrückt wird mit „auch ich bin nirgends“. In Ansätzen findet sich bei Pl. nusquam im Sinne von non: Pers. 73 ne isti faxim nusquam appareant und Woytek zur Stelle. perdĭtă perdidit me] Questa, ad loc., spricht von einem „plautinissimum dicendi genus“, welches auch die Ausnahme vom Hermann-Lachmann’schen Gesetz (Verbot des Wortendes nach einem zweisilbigen Element) entschuldige. Für derartige metrische Freiheiten bringt er diverse Parallelen aus den Cantica (z. B. Pers. 817 utĕrĕ; Truc. 555 imprŏbă); Spengel, Ref. 213, schreibt, gewiss nicht sehr glücklich, periit, perdidit; zur metrischen Härte vgl. auch Questa, Metr. 216. Zum Wortspiel vgl. v. 786 relicuum relinquitur; Poen. 906 tacitus tace; Cas. 510 victi vicimus; Cist. 224 perdito permities; Hofmann, Umg. 94 (Lingua 231). v. 687: coëpi] Zur dreisilbigen Skansion vgl. Cas. 651 (ebenfalls bakcheisch) exordiri coepit und Questa, zur Stelle (Cas. 701; Merc. 533); Jachmann, Pros. 58 (für die „Silben-Diduktion“ in den Bakcheen); Lindsay, Early 149. Seyffert, Bac. 43, erwog ut coepi. quaeritabo respondiert mit noscitabo (v. 682), also wieder ein (diesmal sehr geläufiges) Frequentativum. v. 688: nam ět ĭnt ūs paveo] IK in der Gruppe; Questa, zu Aul. 820; Müller, Pros. 358; Lindsay skandiert năm ět īntus păvĕo ēt fŏrĭs fōrmī/d(o) etc., nimmt also ein kleines anapästisches System an. Besser erscheint die Lösung Leos und Questas mit der IK ĭntus; der Hiat nach formido zeigt dann an, dass kein System vorliegt (vgl. aber v. 213 f.; allenfalls formid(o), ĭtă / nunc utrubique metus me agitat). In v. 688 finden wir die ein wenig gekünstelt anmutende Differenzierung zwischen Herzensangst (intus paveo) und den äußeren Folgen (foris formido), den Schlägen, auf die dann auch v. 703 meum corium drastisch hindeutet. Die rasende Angst des Mädchens findet dann zusammenfassend ihren Ausdruck in metus me agitat. Zum Thema „Angst“ vgl. v. 535. 551; Averna, Male 129 f. Zur Differenzierung intus … foris vgl. (freilich mit lokalem Sinn) Capt. 114 sinito ambulare, si foris, si intus volent. Häufiger ist die Antithese domi ... foris (vgl. v. 204 mit anderer Nuance; Merc. 589 in wörtlicher Bedeutung). ita1 steht epiphonetisch wie z. B. v. 5a und 10. utrubique bezieht sich ebenfalls auf die beiden Sphären „außen“ und „innen“: das Adverb findet sich noch Mil. 466 (lokal); utrubi Stich. 696. 750. metus me agitat] V. 206 steht agitor im Sinne von excitor; sinngemäß verwandt ist Aul. 631 quae te mala crux agitat?; Curc. 92 quae te res agitant?.
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C. Kommentar
v. 689: Hier ist ita² die Konjektur Schoells für das unbrauchbare illo (Crux bei Goetz-Schoell); Müller, Pros. 358, schreibt nimis, das allenfalls auch in Frage käme. Vielleicht könnte man den Ersatz von sunt durch sumus erwägen: dadurch würde sich die Sprecherin selbst deutlicher in den Gedanken mit einbeziehen. Man wird mit Leo und Questa ita2 präparativ auf das Folgende zu verstehen haben: In dieser verkehrten Welt ist die cistella in die Hände eines Menschen gekommen, der – wie Halisca fälschlich glaubt – nichts davon hat, während sie ihr selbst von Nutzen wäre. Lindsay lässt hingegen v. 689 sein kleines System (dagegen s. o.) abschließen und nimmt einen starken Bruch zwischen v. 689 und 690 in Kauf. hominis] Zur für einen Konsonantenstamm exzeptionellen Wortform vgl. Questa, Ed. 72 f.; Cist. 373 f. senicis (für die I-Stämme: Gerschner, Deklin. 128). Zu misere miseri vgl. Pseud. 93; Aul. 314 parce parcum; Hofmann, Umg. 95 (Lingua 231). v. 690 f.: In ihrer Aufregung wechselt Halisca zuerst auf Kretiker (v. 690 f.), dann auf Bakcheen. ille ... illam deutet darauf hin, dass Halisca an eine abwesende Person denkt. v. 691: quae ... illa] Zur syntaktischen Abundanz vgl. Leo, zu Trin 1023 quorum eorum unus surrupuit currenti cursori solum; nach Hofmann, Gramm. 556 f. (mit Literatur), ist diese Konstruktion im Altlatein vereinzelt, wächst dann im Spätlatein stark an. Ussing findet sie noch unerträglich, und Spengel, Ref. 366, ändert zu quae nec ulli alii quicquam. Zur Longa im 5. Element des kretischen Tetrameters (īlli) vgl. Questa, zu Amph. 231 (mit Lit.). Zum Sinn vgl. Rud. 1083 hoc neque isti usust, et illi miserae suppetias feret (in einem verwandten Kontext). et mi [esse] potest] et ist die Konjektur Seyfferts (Stud. 18) für est, der weiters esse streicht, dies übernommen von Leo und Questa. Dieser weist en passant darauf hin, dass mi ess(e) potest (das Lindsay belassen hat) in Kretikern auszuschließen ist. Leo glättet den Sinn durch die Ergänzung et mi est), kommt so auf den Klauselvers 2 cr + ith. (dazu Belege bei Questa, S. 445). Zwar ist et mi potest (scil. usui esse) reichlich knapp, doch ist der Sinn klar; bei Leos Lösung läge eine Brachylogie anderer Art vor: nicht die cistella ist ja das „Verderben“ des Mädchens, sondern ihr Verlust (auch so ergibt sich der genaue Sinn aber letztlich erst aus dem Kontext). v. 692–694: jeweils bakch. Dimeter + 5 silbiges bakcheisches Kolon, wie es Lindsay, Early 291, dargelegt hat („katalektische Tetrameter“), übernommen von Leo und Questa. Diese Verse stellen eine Art Aufforderung an die eigene Person dar, eingeleitet von der Feststellung, dass Zaudern nicht am Platze sei. v. 692: memet moror ist topisch (vgl. Merc. 468 me moror quom hic asto; Merc. 930 egomet me moror; Poen. 1294), und es leitet zur eigentlichen Selbstermunterung über; solches findet sich häufig in Sklavenmonologen (Thamm 58). hoc ago setius] setius / sequius (vgl. F. Weihrich, Ph 30 [1871] 625; Hofmann, Gramm. 248) ist der Komparativ zu secus, das ursprünglich „daneben“ bedeutet
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und meist mit Negation steht. Hier bedeutet es wohl nicht wie üblich „anders“, sondern „minder gut, nicht so recht“; vgl. Afran. fr. 293 R.³ sin, id quod non spero, ratio talis sequius ceciderit; Sen. ben. VI 42, 2 ne homines de me sequius loquantur (Georges, Lex.); bei beiden Parallelen liegt ein leichter Euphemismus vor, der wohl auch hier am Platze ist. Ussing, der setius unerträglich findet, setzt das sinngemäß gut passende, bei Pl. aber nicht belegte segnius ein; vgl. (in einem Sklavenmonolog) Asin. 254 abs te socordiam omnem reice et segnitiem amove. v. 693: hoc age ist natürlich hortativ („los!“) und nimmt hoc ago setius auf. Lodge, Lex. I 82, ordnet diese Selbstermunterungen unter „animum advertere“ ein (wie Cist. 82 hoc volo agatis); vgl. v. 747 ambages … mitte atque hoc age. Damit ergäbe sich die Bedeutung „konzentriere dich darauf!“; vgl. auch v. 720 istuc ago. Questa, ad loc., betont, dass hoc ăge ăd terram in Bakcheen eine ungewöhnliche Form der IK ist (wie Men. 763a; Poen. 233; vgl. Jachmann, Bem. 538, in seiner Diskussion von Krolls Aufsatz zur IK in Glotta 7 [1916] 155 ff.). Trotz der festen Phraseologie von hoc age etc. könnte man allenfalls age streichen und hoc im Sinne von huc nehmen (vgl. dazu Lodge, Lex. I 686): „Halisca, schau hierher zur Erde herab!“. Vgl. Merc. 871 hoc [= huc] respice; Amph. 750. 778 aspice huc. aspice et despice] Das wesentliche Glied dieses fast synonymen Paares ist despice (zu diesem passt auch vornehmlich ad terram); die Kombination ist natürlich des Klanges wegen gewählt. Vielleicht ist hier der Vergleich mit der Tätigkeit des Augurs vorweggenommen, der den folgenden Vers zu bestimmen scheint (im Kontext einer Besprechung des augurium bei Varro ling. VII 8 f. wird auch ein Vers aus der Medea des Ennius (fr. 243 R.³ [239 J.] zitiert, wo es heißt contempla et templum Cereris ad laevam aspice!). 694: oculis investiges] Am nächsten liegt hier Rud. 224 voce oculis auribus ut pervestigarem; nach dem ThlL VII 2, 168, 59 ff. weist nur mehr Ter. Eun. 294 f. einen vergleichbaren Text auf: ubi quaeram, ut investigem, quem perconter ... incertus sum. In den Hss. steht hier teilweise investigies, das Schoell zur Änderung in vestigiis verleitete (metrisch unbefriedigend). Die Autorität des Korrektors von B gibt hier den Ausschlag. astute augura] Ernout stellt in seiner Bemerkung zur Stelle den Zusammenhang mit der Tätigkeit des Augurs her, der beim Augurium zuerst das templum auf dem Boden (und am Himmel) genau abzirkeln musste. Zu dieser intensiven Beobachtung vgl. Varro ling. VII 8 in terris dictum templum locus augurii aut auspicii causa a quibusdam conceptis verbis finitus (diese verba sind bei Varro leider sehr korrumpiert überliefert). auguro steht nach dem ThlL II 1376, 34 nur hier im (technischen) Sinne von aspicere ut augur (dafür wird sonst das Medium verwendet: Plinius, apud Serv. Aen. VII 273), sonst steht es immer mit Hinsicht auf die Weissagung der Zukunft (wie etwa Pacuv. fr. 78 R.³ [84 Schierl] animus coniectura de errore eius augurat); bei Pl. findet sich das Verb überhaupt nur hier. Zum augurium vgl. Wissowa, Rel. 528 ff.; Ch. Gulick, Omens and Augury
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C. Kommentar
in Plautus, Harv. Stud. 7 (1896) 235 ff.; für den Zuseher scheint eine derartige Konnotation nahe zu liegen. v. 695 f. stellt eine kurze Unterbrechung seitens Lampadios und Phanostratas dar, welche feststellen, dass das Mädchen jene Person ist, die das Kästchen verloren hat. v. 695: Die Streichung von LA. est. PHA. nach hem durch Camerarius1 ist wohl richtig; sie wurde von Schoell, Leo, Questa und de Melo akzeptiert, nicht jedoch von Lindsay, Ernout und Rau. Freilich lässt sich auch die Überlieferung interpretieren: Phanostrata würde Lampadios est mit der Frage nach der Bedeutung dieses est unterbrechen: LA. Es ist ... PHA. Was heißt ‚es ist‘? LA. würde dann korrigierend zu haec est ergänzen. Man hätte ĕr(a) # hĕm # ēst zu skandieren, d. h. Synaloephe und IK jeweils über Sprecherwechsel hinweg anzunehmen. Bei dem hier gewählten Text des Camerarius wird man wohl mit Spengel, Ref. 366, und Richter, Excl. 546, Anm. 7, quis ergänzen und erhielte so einen glatten Rhythmus. Eine Möglichkeit stellt aber vielleicht auch Schoells Idee (krit. Append.) dar: LA. ĕra. PHA. hĕm. LA. st! PHA. quid est? (st, eine Interjektion, die Schweigen gebietet, wird in den Hss. nicht selten mit est verwechselt; vgl. Lodge, Lex. II 670). hem ist meist Ausdruck der Überraschung oder Trauer (z. B. auch v. 511), hier aber einfach das Signal für die Reaktion auf einen Anruf wie Stich. 660 Stiche! # hem. Es bedeutet nicht viel mehr als „ja!?“. excidit cistella] Vgl. v. 677 mi excidit und die Aufnahme in v. 696 ubi ea excidit. v. 696: Der Eingang ist korrupt überliefert: certe eccum locus signat. Die Änderung zu locum ist evident; am nächsten liegt im weiteren eccam, das schon Pylades vorgeschlagen hat (Schoell, Lindsay, Ernout, Questa und de Melo). certe muss dann wohl zu locum signat gezogen werden und eccam (jedenfalls mit Bezug auf Halisca, obwohl zuletzt von der cistella die Rede war) parenthetisch verstanden werden: certe, eccam, locum signat (so Thierfelder, Int. 119): „wenigstens zeigt sie, schau nur, auf die Stelle“; eine derartige Stellung von eccum / eccam etc. ist durchaus geläufig: vgl. Rud. 844 Plesidippus, eccum, adest; Most. 611 etc. Alternativ dazu schreibt Bothe² eum locum (übernommen von Leo): „Gewiss bezeichnet sie (mit den Augen; vgl. v. 694) den Ort, wo ihr die cistella entglitten ist“. Leos Ergänzung certe ; eum locum etc. erscheint auch dann nicht vonnöten. Jedenfalls hat man nach ubi Hiat in der Dihaerese anzunehmen. Spengel wählt ebenfalls eum (Ref. 366), nimmt aber in der Versmitte Ausfall eines jambischen Wortes an (ubi leitet dann die zweite Vershälfte ein). Sprecherin des Verses ist nach der Überlieferung Phanostrata; dass dies stimmt, erkennt man auch an der Wortaufnahme ubi ea excidit, die bei einem Weiterreden des Sklaven kaum erträglich wäre. Mit locum signat ist wohl neuerlich auf den Vorgang des Auguriums angespielt; Halisca steckt gleichsam das templum für die Beobachtung ab (vgl. zu v. 694).
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v. 697 ff.: Die zweite (vergebliche) Suche ist, dem Inhalt entsprechend, in ein anapästisches System gefasst (Leo; Questa); man erkennt dies z. B. am Wortübergreifen v. 700 / 700 a. Eingangs (v. 697 f.) wird fingiert, dass Halisca im Straßenstaub eine Fußspur sieht. v. 697: sed is steht mit Bezug auf das ille in v. 690 f.: jetzt hat sie wenigstens eine Spur von ihm (Ussing streicht diese beiden Worte, da sie ohne Bezugsperson stünden). Mit der Anaphora und Epiploke von hac und durch die zahlreichen Orts-Adverbia im folgenden wird die Szene lebendig: Halisca sieht sich unmittelbar vor ihrem Ziel; vgl. Blänsdorf, Ged. 62. socci ... vestigium] Der soccus ist der leichte Schuh der Komödienschauspieler; vgl. RE III A (1927) 771 ff. (Hug). Man darf wohl eine metatheatralische Nuance erkennen; zu beachten ist wieder die Imitatio der „Ichneutai“ (vgl. zu v. 671 ff.). v. 698: vestīgĭum ĭn pulvere] Für die prosodische Form verweist Questa, ad loc., auf O. Skutsch, Pros. 17 (alle Belege mit schwerer IK in Anapästen haben die Synaloephe gemeinsam und sind wohl zu akzeptieren); pērsĕquăr hac ist in Anapästen ganz geläufig. v. 699: ĭn hŏc iam enthält wieder eine IK in der Gruppe, cum altĕrŏ die in Anapästen geläufige IK in kretischen Wörtern (das Gesetz von HermannLachmann gilt hier nicht). Questa, ad loc., betont, dass man auf keinen Fall altro schreiben dürfe (vgl. seine Diskussion zu Bacch. 1128; Lindsay, Early 146). cum altero setzt voraus, dass man Mann und Frau an den Schuhen nicht unterscheiden kann (an sich sind die Schauspieler bekanntlich durchwegs Männer). meis turba oculis ... se obiecit] Ein erstes Mal kennt sich Halisca mit den Spuren nicht mehr aus; sie ist verwirrt (turba oculis … se obiecit statt einfachem oculi turbati sunt oder Ähnlichem ist vielleicht paratragisch). Zu oculis se obiecit vgl. Pseud. 592 quis ... oculis meis obviam ignobilis obicitur?; Asin. 451 iracundia obstitit oculis. Nicht selten sind Wendungen wie Merc. 339 ita mihi mala res aliqua obicitur; Pseud. 601. Vgl. auch Epid. 312 me una turbat res ratioque. v. 700 prorsum steht hier in der Grundbedeutung (= porro) wie Mil. 1193 oder Pers. 677 („geradewegs“ Woytek). hinc illo exiit] Leos Änderung von illuc erfolgte aus metrischen Gründen, übernommen von Lindsay und Questa. Müller, Pros. 72, hielt illuc und stellte um zu fuit concilium (ebenso Spengel, Ref. 366, übernommen auch von Schoell). exiit passt nicht sonderlich gut, steht es doch in der Regel für das Kommen aus dem Haus (soll man vielleicht illuc iit erwägen?). Im Kontext bezieht sich hinc auf das Weggehen vom Standplatz (hic stetit). hic concilium fuit bezieht sich auf den Platz, wo sich die beiden berieten (dies jedenfalls vor ihrem Haus, wo sie das Kästchen fanden); fūīt ist spondeisch (Questa verweist dafür auf Bacch. 1087 fūērūnt und Lindsay, Early 183 f.). v. 701: Sie hat jetzt definitiv erkannt, dass es sich um zwei Personen handelt. liquidumst „es ist klar“ (vielleicht aus der Augurensprache: Pers. 607 liquidumst auspicium); liquidumst ist die coniectura palmaris Schoells (hi cui
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C. Kommentar
sunt B³; liquis VJ, B1 n. l.); liquet hat schon G (der codex Poggios), liquet hoc satis, at Ussing; E³ notiert in margine liquis pro liquide. In der hier vorliegenden Form findet es sich erst wieder spät (ThlL VII 2, 1487, 23 ff.), liquet hingegen öfter. attat!, „doch Halt!“, ist ein Ausruf, der Aufmerksamkeit erfordert; vgl. Richter, Excl. 410 ff.; meist spricht es der, der überraschend jemanden sieht; manchmal drückt es auch nur erstaunte Verwunderung aus: vgl. noch Capt. 664 attat, ut confidenter ... astitit. singulum] Bei Pl. steht dieser Singular nur hier; vgl. jedoch e. g. Varro, Men. 345 (Cèbe, ad loc.) und 414; Woytek, Varro 45 f. vestigium video] Diese Umstellung Seyfferts (in Schoells Append.) ist unumgänglich; vgl. auch F. Skutsch, Schr. 246, Anm. 2. v. 702: sed is hac abiit bezieht sich wiederum nur auf eine Person, die beiden haben sich also getrennt. contemplabor] Langen, Beitr. 60 f., betont, dass in der Regel die aktiven Formen gewählt werden (sichere Ausnahme: contemplarier, Poen. 1129; ansonsten könne überall die aktive Form hergestellt werden). Hier führt contemplabo zum Hiat in der Dihärese des anapästischen Septenars; vgl. auch Lodge, Lex. I 305 f. hinc nusquam abiit] Jetzt führt auch diese Spur nicht mehr weiter, Halisca ist in der Sackgasse wie der Chor in den Ichneutai, der dort aber von Hermes absichtlich in die Irre geführt wird. v. 703: actam rem ago] Vgl. v. 685 actum est; Pseud. 260 rem actam agis; Donatus, zu Ter. Phor. 419 acta res est, de qua sententia prolata sit; Otto, Sprichw. 9, Anm.: also ein Sprichwort mit Bezug auf das Gerichtswesen? quod periit, periit] Halisca schiebt gleich ein zweites Sprichwort nach (Otto, Sprichw. 273); bei Plautus liegt am nächsten Trin. 1026 quin tu quod periit, perisse ducis (Anspielung bei Catull. 8, 2). periit steht gleichsam zeugmatisch: mit corium bedeutet es „ich bin verloren / erledigt“ (scil. weil man mir „die Haut abziehen wird“ bzw. mich verbläuen wird), mit cistella „sie ist verloren gegangen“; vgl. Epid. 91 corium perdidi; corium steht bei Pl. häufig mit Bezug auf Prügel, welche zur Bestrafung von Sklaven dienten. ist die unumgängliche Ergänzung des Pius (dadurch wird auch die expressive Alliteration verstärkt). v. 704 ff.: Das Gespräch, jetzt in jambischen Septenaren. Mit redeo intro wendet sich Halisca zum Gehen (ins Haus des Alcesimarchus), da ruft Phanostrata sie an, und auf die übliche Frage quis me revocat? stellt Lampadio seine Herrin und sich selbst in witziger Weise vor. v. 704: Der in den Hss. defekt überlieferte Vers (In VJE fehlt zudem mulier, mane) ist vielleicht mit mane zu sanieren wie es Leo im kritischen Apparat vorgeschlagen und Lindsay in den Text aufgenommen hat (vgl. Asin. 229; Aul. 655 u. a.); in der Regel ist damit jedoch besondere Hast und Ungeduld bezeichnet, die hier von Seiten der Sprecherin nicht unbedingt indiziert erscheint.
VIII. Die zweite Anagnorisissequenz
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Andrerseits liegt diese Korrektur klarerweise paläographisch nahe. Leo erwägt auch dreisilbiges intro (also intero), wohl mit Recht zurückgewiesen im ThlL, der keinen einzigen Beleg aufweist. Schoell schreibt hier mane , an sich bei einer Frau gut passend, andrerseits mit einer falschen Longa des 7. Elements des jambischen Septenars (vgl. Questa, Metr. 341 ff.). Erwähnt sei noch Weises mulier, , mane (übernommen von Ussing, abgewandelt bei Müller, Pros. 73, zu mulier, bezweifelt von Seyffert, RecUss. 235; es dürfte der vornehmen Dame nicht angemessen sein). v. 705: bona femina bezieht sich auf die (vornehme) Frau, seine Herrin, malus masculus auf den traditionell vorwitzigen Sklaven, zugleich Ausdruck der Selbstironie. Zu bona femina vgl. vor allem die Anrede mit optuma femina in Aul. 135 mit der anschließenden Diskussion über das Klischee von der Schlechtigkeit der Frauen (dies könnte auch hier eine ironische Nuance signalisieren): ThlL VI 1, 461, 14 ff. verweist noch auf Enn. ann. 147 Sk.; Afran. fr. 7 R.³ haud facul, ut ait Pacuvius, femina invenietur bona; Cicero (mehrfach). masculus ist bei Pl. singulär, soll wohl witzig klingen und zudem die Alliteration verstärken; vgl. ThlL VIII 427, 36 ff.; Varro, Men. fr. 168 masculi vestigium; fr. 367; Liv. XXXI 12, 6 in Sabinis incertus infans natus, masculus an femina esset. Die Wiederholung volunt te (nach volunt te conventam) beweist den Sprecherwechsel hin auf Lampadio (vgl. zu v. 695 f.); die Wendung ist stereotyp: vgl. die Belege bei Lodge, Lex. II 911. v. 706 f.: Die hier vorliegende Lücke scheint schon von Merula in der editio princeps angezeigt worden zu sein; Gulielmius, Quaest. 125, fügt hier das fr. inc. sedis I ein (siehe auch oben, v. 340 f.), in der Form malum aufer, bonum mi opust; adeam an non etc. (dies wird dann von Weise und Ussing variiert). Lindsay erwägt, paläographisch weit plausibler, Ausfall durch Augensprung: (eine Frage wäre wohl eher am Platze). Leo erwägt (krit. App.) etwas wie . Thierfelder, Int. 118, Anm. 3, ergänzt e. g. . Da die bei Thamm 59 angeführten Belege für solche „Anrufszenen“ (Curc. 166. 304; Merc. 808; Capt. 833; Poen. 851) zwar eine vergleichbare Typologie aufweisen (der Angerufene fühlt sich anfangs belästigt / nicht betroffen und geht erst nach einigem Hin und Her auf den Anruf ein), aber einen nur beschränkt vergleichbaren Wortlaut, ist von hier aus für die konkrete Formulierung in dem verlorenen Vers nicht viel zu gewinnen. v. 707: quod velit] Statt des abh. Fragesatzes quid velit (so Bothe1) bzw. des Relativsatzes quod vult steht hier eine Mischform; vgl. Asin. 29 dic ... quod te rogem. Zur Verwirrung zwischen Frage- und Relativpronomen (vor allem in den Vulgärschriftstellern) vgl. Hofmann, Gramm. 554 (S. 558 vergleichbare Konjunktive im Relativsatz). revortor] Sjögren, Fut. 8, betont, dass revortar das Richtige sein dürfte (angesichts des hier vorliegenden Entschlusses); er verweist auf die übrigen Futura der
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C. Kommentar
Halisca-Szene, die sich auch auf die unmittelbare Zukunft beziehen: v. 682. 687. 698. 702; –or und –ar würden in den Palatini zudem häufig verwechselt; redeo (v. 704) beweise dagegen nichts. v. 708–723: Zur E c h t hei t s fr ag e : Schon Bothe1 hatte v. 708–712 als Interpolation gestrichen (vgl. Schoell, Append.); vor allem aber hatte Langen, Stud. 283 ff. (vgl. Leo, zu v. 722) erkannt, dass sich die Verse 708–722 und 723–741 inhaltlich vielfach decken; der zweite Abschnitt wird angesichts typisch plautinischer Elemente (Rätselwitz, Versteckspiel) mit Recht als plautinisch angesehen, während insbesondere v. 713 ff. mit ihrer törichten Offenheit im Widerspruch zum klugen Ethos der Sklavin stehen dürften (vgl. v. 727; zudem geht der Rückverweis zumindest im überlieferten Text ins Leere: vgl. zu v. 637); ferner erzähle Halisca v. 749 ff. auf Aufforderung hin eben dies, was sie v. 713 ff. von selbst ausgesprochen hatte. Andrerseits betont Leo, ad loc., mit Recht, dass nach einer Streichung von v. 708–722 kein glatter Übergang zwischen 707 und 723 vorliege; zudem meint er als erster, die Verse 708 ff. dienten vielleicht einem Regisseur als Ersatz für das Canticum v. 671 ff., an sich eine plausible These. Vor allem aber hat Thierfelder, Int. 118– 122, den Text einer eingehenden Prüfung unterzogen; und er bringt viele Argumente vor, die für die Unechtheit der Verse 708–722 sprechen: (1) v. 708 spreche Halisca ihr Gegenüber (im Singular; vidistis mit Bothe?) an, ohne – wie der Kontext erwarten lässt – auf eine Anrede zu warten; (2) v. 708 f. sage sie, sie habe ein Kästchen mit γνωρίσματα verloren, die beiden anderen hörten zu, fragten aber trotzdem v. 723 f. zweimal, was sie denn suche, und Halisca antworte erst nach neuerlicher Nachfrage in v. 731; (3) v. 712 und 716 f. hätten viel mit v. 695 f. gemeinsam; (4) taceamus (v. 712; dies freilich eine Konjektur; vgl. ad loc.) sei dramaturgisch sinnlos, hätten doch die beiden anderen das Mädchen herbeigerufen, um Auskunft von ihm zu erhalten; (5) vor allem aber stehe der Gruß in v. 723 im Widerspruch zu v. 708 ff. (wo Halisca grußlos ihre Frage gestellt hatte). Thierfelder entwirft ein mögliches Szenario für die Eindichtung / Umdichtung der Szene und meint, v. 708–718 seien anstelle von v. 671–707 (wahrscheinlich obendrein von v. 723–740) eingesetzt worden, möglicherweise, um einem Schauspieler den komplizierten Gesangespart zu ersparen. Die Verse müssten dann an die Zuseher gerichtet gewesen sein (Bothes vidistis in v. 708 würde nötig); die Verse 719–722 wieder seien einem späteren Interpolator zuzuweisen, der die Bauteile ungeschickt zusammenfügte; ihm gehöre wohl auch der Eingang von v. 723 quid quaeritabas? Thierfelders These von der Interpolation der Verse 708–722 wird von Zwierlein, Krit.1 41, übernommen (der eine Alternativfassung zu v. 723–740 erkennt; ebenso Riemer, Cistella 109, Anm. 5). Die Unvereinbarkeit der Bauteile erkannte auch Goldberg, Doubl. 389 ff.; er meint aber, v. 708 ff. könnte eine Parallelfassung des Sarsinaten selbst darstellen, und er bringt (mögliche) Parallelen. Gegen die opinio communis von der Unechtheit dieser Verse wehrt sich Thamm 59 ff., der die Duplizität und Umständlichkeit der gesamten Szene mit der Topik der plautinischen Strukturen erklären will: Es handle sich
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nicht um eine Dittographie, sondern um zwei etwas umständlich geratene Gesprächsansätze, wie sie für Plautus charakteristisch seien (vergleichbar den von Blänsdorf herausgearbeiteten archaischen Gedankengängen). Thamm vermag auch einige der Bedenken Thierfelders zu relativieren, ohne aber die schwersten Anstöße beseitigen zu können. Z. B. verweist er für den Gruß erst beim zweiten Gesprächsanlauf (v. 723) auf Rud. 1055 (wo dieser „zweite Gruß“ aber weit besser motiviert ist); das überfallsartige Heraussprudeln der Wahrheit in v. 708 ff. erklärt er hingegen nicht unplausibel mit dem psychologischen Druck, unter dem Halisca stehe (dies mit Blänsdorf, Ged. 28). An Großstrukturen vergleicht Thamm Rud. 1052–1102 und Folgendes, wo Trachalio in v. 1103 jedoch ausdrücklich sagt, er wolle die Sache für Daemones klarstellen und beginne daher von Neuem mit seinem Verhör (vgl. dann auch 1130 ff.); auch die Wiedererkennungsszene der Menaechmi entspreche bei weitem nicht unseren Vorstellungen von einem logischen Gedankenablauf, sondern gehe in mehreren, nicht völlig aufeinander abgestimmten Ansätzen vor sich. Übrigens behandelt auch Manuwald, Kästchen 143 f., unsere Stelle – wie es scheint – als authentisch; Lindsay und Ernout äußern nicht einmal einen Verdacht; gehalten wird die Partie auch von Rau und de Melo. Der Verdacht gegen die Partie wird aber m. E. durch diverse Anstöße in der Feinstruktur noch erhärtet: (1) quaerere in v. 708 erscheint sinnlos, in einer Interpolation, welche die „Suchszene“ ersetzen sollte, aber ausgezeichnet am Platz; (2) v. 717 signa ut dicit ist sprachlich auffällig (im Anschluss an v. 696 locum signat?); (3) v. 718 f. erscheint der Übergang von Erzählung (718) zu Anrede (719) unerträglich; (4) auch v. 719 weist eine auffällige Ausdrucksweise auf; (5) v. 721 ist die Konstruktion inter rem agendam für das Frühlatein singulär (vgl. ad loc.); (6) ebenso geht die Erklärung Lampadios, er habe seiner Herrin auf eine Frage antworten müssen, ins Leere; (7) v. 723 quid quaeritabas schließt an 722 nicht an. Thierfelders These von der Unechtheit der Verse 708–722 erscheint auch aufgrund dieser Auffälligkeiten plausibel. v. 708 f.: Mit diesen Worten geht Halisca sofort in medias res, während man doch eher einen formellen Beginn mit Anrede und Gruß erwartet, der dann erstaunlicherweise v. 723 f. nachgetragen wird. Sie fragt also, ob sie irgendwo eine cistella gesehen hätten oder auch den Dieb einer solchen (dazu vgl. v. 679). v. 708: quaerere, das Lindsay hält, erscheint sinnlos (Crux bei Leo und Thierfelder, Int. 118); tollere (Valla) wird von Schoell akzeptiert (vgl. v. 679 quisve sustulerit). Leo, krit. App., vermutet, an sich plausibel, dass hier insbesondere eine Frage nach der cistella zu erwarten ist und nicht eine nach dem potentiellen Dieb, also z. B. ecquam vidisti, quisquis es, ... cistellam; man könnte allenfalls auch mi homo hic (vgl. v. 723) vermuten. hic ... in hac regione] hic zeigt, wie sicher sich Halisca ist, genau hier die cistella verloren zu haben; zu in hac regione vgl. nur noch qua in regione (Most. 659). v. 709: misera ist appositioneller Nachtrag (vgl. Hofmann, Umg. 119 f. [Lingua 269 f.]).
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C. Kommentar
v. 710 f. bezieht sich auf die „Todesszene“ (v. 639 ff.), wo Alcesimarchus v. 650 Selenium abschleppt und Melaenis nach einigen Schlussworten ebenfalls ins Haus abgeht. Von Halisca ist im Zusammenhang mit jenen Ereignissen nicht die Rede gewesen. Doch werden sich diese Worte auf v. 643 f. beziehen (Selenium: amabo, accurrite, / ne se interemat), werden doch jene Worte gleichsam zitiert: accucurrimus, ne se vita(m) interemeret. Halisca ist also gemeinsam mit Selenium auf Alcesimarchus zugelaufen und den beiden ins Haus gefolgt; dabei hätte sie das Kästchen verloren (der Abgang der Melaenis war ja weit weniger chaotisch); an sich verstößt eine derartige Auskunft an zwei Fremde gegen das πιθανόν. v. 710: dudum stellt den Bezug auf jene Szene her („vorhin“); das Wort bezieht sich in der Regel auf ein Geschehen innerhalb der Komödie: vgl. Langen, Beitr. 33 ff., und besonders Amph. 691 ff., wo sich Alcumena mit dudum auf die Szene mit Juppiter bezieht. accucurrimus hat syllaba anceps in der Dihärese des Septenars; ăd Ǎlcesimarchum IK in der Wortgruppe; P weist freilich nur accurrimus auf; daher Schoells accurrimus, wobei das Demonstrativadverb aber kaum passt. v. 710 f.: se / vita interemeret] Zur „Rekomposition“ von interemere vgl. zu v. 643 f. Der Ablativ vita steht nur in den Hss. JK, während BVE vitam aufweisen (vgl. vitam interimere / –emere Cas. 659; Epid. 594). Wir stehen also vor der Alternative, den besser bezeugten Akkusativ vitam zu halten und eine Konstruktion zu akzeptieren, die dem Σχῆμα καθ’ ὅλον καὶ μέρος nahe kommt (so Thomsen, Pleon. 110, Anm. 2, mit Hinweis auf die schon zitierten Plautusstellen; vgl. v. 641; Rud. 1245 f.: ut te ... Venus eradicet caput atque aetatem tuam), oder (so die führenden Editionen) mit der Gallica recensio (JK) den Trennungsablativ vita einzusetzen, für den man auf Truc. 518 verweisen kann: salve, qui me interfecisti paene vita et lumine; vgl. auch Hofmann, Gramm. 105. v. 711 scheint Leos tum nor, mit Hiat in der Dihärese, coniectura palmaris (übernommen von Rau und de Melo), wenn auch nicht völlig sicher: Überliefert ist nämlich nach der großen Lücke (mind. 15 Buchstaben) ein more; doch ergibt prae timore (Camerarius) keinen Vers, und in clamore geht sprachlich nicht an (Leo, ad loc.). Lindsay belässt die lacuna und zitiert Leos Lösung im Apparat; Ernout druckt ***more. v. 712: Lampadio weiß nun definitiv, dass das Mädchen die cistella verloren hat ( Seyffert, RecUss. 237, Anm.), und will weiter zuhören, um sich zu vergewissern; Leos taceamus ist fügt sich dem am besten (möglich auch Seyfferts maneamus oder amus [Bothe1]). v. 713–716: Von dem hier zitierten Befehl der Melaenis an Halisca, auf die cistella besonders gut acht zu geben, ist in jener Szene nicht die Rede. Es steht da nur v. 637 accipe hanc cistellam, Halisca (Seyffert setzt danach eine Lücke an; vgl. dort). Will man hier ohne Interpolation auskommen (vgl. zu v. 708–722), ergibt sich jedenfalls eine auffällige Inkonsequenz in der Informationssteuerung, vielleicht mit dem Zweck, dem Zuseher die Bedeutung der cistella in Erinnerung
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zu rufen. Die Verse 714 (qui) bis 716 (dedit) wiederholen sinngemäß das, was Melaenis v. 635 f. zu Selenium gesagt hatte (quae erae supposita est parva wird hier hinzugefügt). Der Hinweis, dass die cistella dazu dient, dass die Eltern Selenium (v. 636) bzw. Selenium die Eltern (v. 714 f.) erkennen können (cognoscant facilius / facilius posset noscere) ist insofern merkwürdig, als ja Melaenis nie ein Interesse an dieser Familienzusammenführung gehabt hatte (sie täuscht es nur vor [vgl. v.626 ff.]). v. 713: erae] Die Hss. schreiben eae erae B1 bzw. meae erae B³ J, korrigiert schon von Guietus. meae könnte unter dem Einfluss von v. 715 von B³ und J eingefügt worden sein. v. 714: servare iussit, qui] Klarerweise ist cistellam (oder eam) mit zu verstehen (eam könnte man allenfalls nach servare einfügen); darauf bezieht sich frei das finale qui („damit sie dadurch“). v. 715: facilius posset noscere] Es soll den Anagnorismos erleichtern, ähnlich wie in der Aulularia bestimmte Aktionen die Erreichung des Handlungszieles „erleichtern“ sollen: Aul. 27. 30. erae [meae]: DieTilgung durch Bothe1 ist wohl zu akzeptieren (übrigens ist zudem dicam (v. 713) durch den ähnlichen Text [erae!] in J und Bu hier eingedrungen). Die Überlieferung ergibt nach noscerĕ (syllaba anceps in der Dihärese) qu(ae) ĕraĕ mĕaĕ mit der IK und Synizese von Zwielauten (Lindsay: „displicet“); vgl. zur IK Cas. 118 novae; Pseud. 183 imprŏbaĕ (anap.); überhaupt wird IK bei Naturlängen eher gemieden (Bettini, Corr. 377). supposita est parva] Vgl. v. 136 quod sibi supponeret (v. 144 suppositionem); v. 553 eam … me mihi supponere (Melaenis, auf die sich ja auch unser Vers bezieht). v. 716: quam quaedam meretrix ei dedit bezieht sich natürlich auf die lena, wie der Zuseher leicht erkennt. nostram haec rem fabulatur] Jetzt hat Lampadio endgültig erkannt, dass Halisca von derselben Sache spricht; vgl. v. 315 commode ... hercle fabulatur; v. 720 istic mihi cibus est quod fabulare; Trin. 480 rem fabulare. v. 717: Syllaba anceps in der Dihärese; dann tŭ(a) ŭbĭ sit oder tŭ(a) ŭbī sit (letzteres v. 735) zu skandieren. signa ut dicit] „nach den Zeichen zu schließen“; „nach den Hinweisen, die sie gibt“ ist eine sehr merkwürdige Wendung (keine Parallelen bei Pl.); nach Lodge, Lex. II 649, steht signum hier im Sinne von indicium, also in übertragener Bedeutung wie auch Epid. 597 quibus de signis agnoscebas?; Men. 1110. 1124 signa adgnovi. Offensichtlich beziehen sich diese Worte auf Haliscas Hinweise auf Selenium, ihre Herrin Melaenis und die andere meretrix (mit der Lampadio zu tun hatte: v. 570 ff.). Die Verse 718 ff. stellen einen überaus schlecht gelungenen Übergang dar: Bei v. 718 ist der Adressat noch klar: Halisca spricht gleichsam zu sich selbst, indirekt aber auch zu den beiden anderen, von denen sie jedoch den Eindruck ge-
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winnt, dass sie ihr gar nicht zuhören (v. 719); dies wird jedoch dann von Lampadio bestritten (v. 720). v. 718: suae matri et patri steht scheinbar gegen die klassische Regelung der Reflexiva; doch ist dies im Sinne von „zugehörig, eigen“ auch bei Bezug auf den Objektbegriff geläufig: Hofmann, Gramm. 175; Pers. 579 siquidem hanc vendidero pretio suo. reddere ultro = sponte; vgl. v. 630 ad parentes redducam Selenium; 763 f. v. 719 spricht Halisca den Lampadio mit mi homo an und vermittelt ihm ihren Eindruck, dass er ihr gar nicht zuhöre bzw. anderwärtig beschäftigt sei (alias res geris), und dies, obwohl sie sich ihm anvertraue und seine Hilfe erflehe: ego tibi meas res mando. mi homo, obsecro soll die inständige Bitte unterstreichen. Die Anredeform ist für eine Frau charakteristisch: vgl. Adams, Speech 55 ff. (obsecro) und 68 ff. (mi homo). alias res geris steht anscheinend nur hier im Plautustext (aufgenommen v. 721 mit inter rem agendam istam); in der Regel steht rem agere (Sg.!). Hier könnte der Plural analog zu meas res gewählt sein. meas res mando] Die Worte sind wohl metaphorisch zu verstehen, in Anspielung auf das Institut der tutela (besonders im Trinummus im wörtlichen Sinne vorliegend); vgl. Capt. 445 f. tibi commendo spes opesque meas. An sich bedeutet dies in etwa die Bitte um Aufnahme in den Schutz (fides) des Angesprochenen, hier, gegenüber einem Sklaven, natürlich nur in weiterem Sinne. v. 720: istuc ago zeigt den Bezug auf die 2. Person an: „Ich beschäftige mich genau mit deiner Sache“; vgl. Cist. 692 hoc ago setius (vgl. ad loc.); 693. 747 mitte atque hoc age; istuc agere auch Poen. 1197; Trin. 819. istic mihi cibus est quod fabulare steht im Anschluss an v. 716 nostram haec rem fabulatur. istic ist Nom. Sg. und in (umgekehrter) Kongruenz zu cibus zu nehmen, nicht zu quod fabulare, zu dem es sinngemäß gehört (istuc Merula). Zur „drastischen Ausdrucksweise“ vgl. Aul. 537 edi sermonem tuum, wo Euclio die Tirade des Nachbarn gegen die uxores dotatae „genossen“ hat; Asin. 649 mea dicta devorate; Most. 1063 gustare ego eius sermonem volo; Haffter, Dicht. 45 f.; griechische Parallelen bei Stockert, zu Aul. 537. Zu cibus vgl. mutatis mutandis Asin. 628 tun verberes, qui pro cibo habeas te verberari?. v. 721: sed inter rem agendam istam] istam ergibt wieder den Bezug auf die Gesprächspartnerin (Bach, Pron. 214). Das überlieferte sed inter rem agendam istam mag metrisch holprig wirken (daher wurde bei Stockert1 die Umstellung des Gulielmius, Quaest. 125, übernommen). Doch findet sich dieselbe Reihenfolge auch Merc. 987 adulescentes rei agendae isti magis solent operam dare. Die Verbindung von inter mit der Gerundivkonstruktion ist im Frühlatein singulär (Bennett, Synt. I 445; nach Hofmann, Gramm. 377, aber schon seit Ennius); vgl. z. B. Liv. VI 11, 5 inter aurum accipiendum; R. Herkenrath, Gerundii … apud Plautum usum …, Prager Studien 2 (1894) 83.
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erae huic gibt den Hinweis darauf, dass Phanostrata seine Herrin ist; an sich könnte huic auch fehlen; doch ist die Reihenfolge nicht ungewöhnlich (z. B. findet sich immer wieder leno hic neben hic leno). erae ... respondi quod rogabat stellt in der überlieferten Fassung nur eine Schutzbehauptung dar, die im Text keine Entsprechung findet. Eine Frage Phanostratas ließe sich allenfalls vor Lampadios v. 712 einbauen; vgl. zu v. 708– 723. v. 722: nunc ad te redeo] Vers 708 hat Halisca jedenfalls Lampadio, auf den sie zugegangen ist (v. 707 revortor), nach der cistella gefragt; v. 712 spricht der Sklave zur Seite bzw. zur Herrin. Auch Halisca scheint v. 713 ff. eher zu sich selbst als zu den anderen Bühnenfiguren zu sprechen; v. 716 stellt Lampadio fest, dass ihre Worte (die er mithört) auch ihr Anliegen betreffen; v. 718 setzt Halisca ihre Schilderung fort, ehe sie sich wieder an Lampadio wendet, der ihr bedeutet, dass er sich ganz auf ihr Anliegen konzentriere, nur kurz eine Frage seiner Herrin beantworten musste (v. 720 f.). dic et impera tu] Diese Konjektur Schoells für das dic impetra (impera Bu, S) et tu der Hss. scheint die nächstliegende zu sein (die umgekehrte Korruptel – impera statt impetra – ist freilich geläufiger: Belege bei Lodge, Lex. I 767); sie wurde auch von Lindsay übernommen. An sich stellt impetra aber die lectio difficilior dar; daher Ussings dic(e), impetrabis bzw. Leos dic, impetratumst, dies von Thierfelder, Int. 118, übernommen. Andrerseits wäre dieser Sprachduktus singulär, während dic (et) impera durchaus geläufiger Ausdruck für die Dienstfertigkeit ist (Woytek, zu Pers. 19 imperare oportet: „dein Wunsch ist mir Befehl“): vgl. z. B. Aul. 193 dic, si quid opust, impera; Poen. 1040 si quid opus est ... dic atque impera; ähnlich auch impera si quid vis (Aul. 143 u. a.); E. Ballas, De particulis copulativis, Diss. Greifswald 1884, 7 f., schlägt (paläographisch ansprechend) dic, imperato vor; Müller, Pros. 354, Anm. 1, ordnet den Satz neu mit nunc ad te redeo: si quid est opus, dice, impera; at tu / quid quaeritabas, um den anschließenden Übergang zu erleichtern. Letztlich ist freilich weder impetrare noch imperare sachlich am Platz: allen Ernstes kann ein Sklave derartige Versprechungen überhaupt nicht machen. v. 723: quid quaeritabas?] Diese Frage schließt an die Aufforderung, ihren Wunsch nur zu äußern, er werde erfüllt etc., denkbar schlecht an (vgl. den oben genannten Glättungsversuch Müllers), eher noch an v. 707: Lampadio könnte ohne weiter Umschweife wissen wollen, was sie gesucht habe. Darauf reagiert Halisca wider Erwarten mit einem Gruß an ihr Gegenüber, mit dem sie der Überlieferung nach bereits eine Weile spricht: mi homo et mea mulier, vos saluto. S. o. zur (möglichen) Unechtheit von v. 708–722. Die Überlieferung muss skandiert werden: mī | hŏmo ēt; Ussing (Komm.) schreibt mi homo et; so dann auch Langen, Stud. 284, übernommen auch von Ernout. Zu den Hiaten bei h-Anlaut vgl. Maurach, Hiat 57 f. v. 724 f.: Der Gruß wird von Phanostrata erwidert (die nur in zweiter Linie angesprochen war) und sofort um eine Frage erweitert (zugleich eine Wiederho-
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lung von v. 723a). Halisca bezieht sich auf ihre Spurensuche nach dem „Entführer“ der cistella. Leider ist das Subjekt des qua-Satzes in der Überlieferung verloren gegangen und noch nicht sicher wiederhergestellt. Es muss sich jedenfalls um eine Aussage gehandelt haben, die nicht ohne weiteres verständlich war wie die Reaktion Lampadios mit quid id? quidnamst? zeigt (dafür verweist Leo auf die Parallele in Epid. 50 quid istuc? quidnam est?). Der Buchstabenrest in der Mitte der Lücke (so B; in VJE wird nur vo r aestic eine lacuna angezeigt) aestio / aestic würde sich gut vor der Dihärese einfügen (quaestio?); anschließend gingen dann jedoch 2 Versfüße ab. Leo erwägt hier etwas wie aestit (dies würde den Gedanken des folgenden Verses vorwegnehmen, hätte andrerseits die gewünschte Unbestimmtheit). Vielleicht stand da auch etwas wie qua aufugit quaedam quaerit quid id? quidnam est?. Mit dem Substantiv quaestio fand sich bei Pl. nichts Brauchbares (eam quaestiost?). v. 726: Auch dieser Vers ist lückenhaft überliefert: alienum < …> et maerorem B. Hier dürfte Leo die schlagende Ergänzung gelungen sein: alienum et (krit. App.; übernommen von Lindsay); zuvor hatte Schoell et vorgeschlagen (dazu vgl. Bacch. 465 f.). Für concinnare im Sinne von parare vgl. Truc. 793 iam livorem tute (Linds. : ut est fere P) scapulis istoc concinnas tuis; Afran. fr. 373 f. R.³ aliquid dedita opera controversiae / concinno; Phaedr. II 4, 25 quantum homo bilinguis saepe concinnet mali. Zur Alliteration vgl. Aul. 279 malum maerore metuo ne mixtum (immixtum?) bibam; dazu Stockert, Allit. 65 f. Es geht also bei dem Unglück (das aus dem Verlust resultiert) um das Unglück anderer (ironischerweise das der Gesprächspartner), und es bringt, meint Halisca, Unglück über die ganze Familie. v. 727: Die Aussage Haliscas war so undeutlich, dass Lampadio noch nicht endgültig Bescheid weiß; daher reagiert er auch mit Ungeduld und einem Schimpfwort. mala mers „ein durchtriebenes Stück“ ist eine typisch plautinische Injurie, zugleich aber auch ein wenig anerkennend (cf. callida); vgl. Pers. 238 mers tu mala’s. Das lautgeschichtlich richtige mers (Leumann, Gramm. 221) findet sich – von Plautus abgesehen – nur noch Novius fr. 27 R.³ und Auson. Techn. 14, 2; p. 167 P. (Woytek, zu Pers. 238). v. 728-–730: Jetzt schließt der servus callidus noch einen Rätselwitz an, und damit sind wir jedenfalls im rein plautinischen Bereich; vgl. Fraenkel, Plaut. 48 ff. (Elem. 45 ff.); Marx, zu Rud. 521 f. (der solches allerdings als typisch diphileisch ansieht; Süss, Cist. 184, nimmt ebenfalls einen zugrunde liegenden griechischen Witz an). v. 728: Zu imitatur vgl. in ähnlichen Rätselwitzen Cas. 443 recessim cedam ad parietem: imitabor nepam; 950 f. quid nunc agam nescio, nisi ut improbos famulos imiter ac domo fugiam. Zur Tiermetaphorik (speziell Insekten) vgl. Wortmann, Comp. 48 ff.; vgl. das bekannte Mercator-Wort (v. 361) musca est meus pater; nil potest clam illum haberi.
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Zu nequam bestiam vgl. Mil. 285; Rud. 610. damnificus findet sich nach ThlL V 1, 12, 16 ff. erst wieder spät (Pallad. III 9, 12 und Augustinus), ist wohl eine plautinische Neubildung. Mit quamnam, amabo? stellt Phanostrata die für diese Struktur übliche Zwischenfrage (vielleicht deutet die Überlieferung mit quin nam aber auf ursprüngliches quemnam hin, wie Leo meint; vgl. v. 708; ähnlich steht Mil. 807 quem nominem? mit Bezug auf eine Frau [quam CD]). v. 729: involvolum] involvus (sic) ist nach Paul.-Fest. 100, 2 L. vermiculi genus qui se involvit pampino. Dieses Wort scheint hier statt des üblicheren convolvolus gewählt zu sein (Cato res rust. 95 [dort steht involvolus in der Kapitelüberschrift, vermutlich interpoliert]; Plin. n. h. XVII 264). Bei Isid. orig. XII 5, 9 wird unsere Stelle nicht ganz wörtlich zitiert als Beleg für die eruca, die „Wickelraupe“, die Kohl und Weinlaub befalle. Durch die hier getroffene Wortwahl kommt es zur deutlicheren adnominatio: involvolum ... intorta inplicat; zugleich wird so der Begriff des „Einwickelns, Verwickelns, Sich-Versteckens“ emphatisch verstärkt (dies gleichzeitig mit Bezug auf den folgenden Vers). quae ist κατὰ σύνεσιν auf bestiam bezogen, nicht – wie erwartet – auf involvolum. in pampini folio] Das an sich sehr häufige pampinus steht bei Pl. nur hier („in ein Weinblatt gewickelt“). v. 730: Mit der „Verwicklung“ des Würmchens wird die „Verwicklung“ der Rede des Mächens verglichen (itidem); vgl. auch v. 747 ambages mit Bezug auf unsere Stelle. Der Ausdruck intorta oratio ist ein plautinisches Licht, es fand nach dem Ausweis des ThlL VII 2, 30, 81 ff. keine Nachahmung. sibi steht im Anschluss an inplicat se; doch ist es kaum zu konstruieren, am ehesten noch als sehr freier Dativus commodi „sie beginnt (für sich)“; kaum wird man ja sibi (es besteht hier übrigens der legitime Hiat in der Dihärese) zu intortam ziehen („eine in sich selbst hineingewickelte Rede“). v. 731: Mit quid quaeritas? kehrt Lampadio gleichsam zu v. 723 zurück (daran könnte man eine plautinische Einlage erkennen: „indicium Fraenkelianum“). cistellula] Überliefert ist hier cistellam, korrigiert von Schoell (Bentley, Emend.1 143 schreibt schon cistellulam; Lindsay, ad loc., erwägt einen Irrtum mit einer Abbreviatur). Schreibt man hingegen cistella[m], wird man im Anschluss an Camerarius cistella hinc, mi adulescens wählen; hinc ist vermutlich „felix error“ von J (hic BVEK). evolavit ist von Pl. jedenfalls gewählt, um den Witz Lampadios zu ermöglichen; vgl. für die Metaphorik Wortmann, Comp. 39; Epid. 34 f. arma ... travolaverunt ad hostes; zur „Belebung des Unbelebten“ als plautinischem Charakteristikum vgl. Fraenkel, Plaut. 101 ff. (Elem. 95 ff.). v. 732: „Man hätte sie in einen Käfig stecken sollen“ (dann hätte sie nicht fliehen können) führt die charakteristische plautinische Metaphorik fort; vgl. auch Capt. 124 si faxis, te in caveam dabo (dort werden fluchtbereite Gefangene mit
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Vögeln verglichen); vgl. auch Curc. 449 f.; zur Konstruktion Cist. 584 non missam oportuit. in cavea latam] Das überlieferte in caveam latam wirkt nicht konzinn („in einen Käfig getragen“); es wäre vielmehr datam zu erwarten (wie an der zitierten Captivi-Stelle). Man wird also mit Pylades zu in cavea latam oportuit ändern: „Man hätte sie in einem Käfig tragen sollen“, dies übernommen von Leo, krit. App., und Thierfelder, Int. 119. v. 732 f.: Die Replik Haliscas mutet merkwürdig an: non edepol praeda magna (dazu vgl. Rud. 1315, ebenfalls in einer crepundia-Szene, magna hercle praedast). Halisca könnte damit gleichsam vom Scherz zum Ernst überleiten und die potentiellen „Diebe“ darauf aufmerksam machen, dass der Inhalt des Kästchens für andere uninteressant sei. Doch könnte hier Leo recht haben, der im kritischen Apparat seiner Edition vermerkt, dass nach oportuit eine Zeile ausgefallen sein dürfte, in der vorerst Halisca auf den Witz des Gegenübers reagierte, woraufhin dann Lampadio nach dem Inhalt der cistella gefragt hätte: Das sine dicat (v. 734) Phanostratas scheint nämlich vorauszusetzen, dass das Mädchen schon gefragt wurde und mit non edepol praeda magna zu einer Antwort angesetzt hätte. Haliscas (mögliche) Replik ist kaum rekostruierbar, vielleicht etwas wie utinam (eam) servassem melius; Lampadios Reaktion könnte dann gelautet haben: age dic, quid ĭn cistella infuit (vgl. v. 733); oder Halisca verwendete in ihrer verlorenen Replik ebenfalls non edepol. v. 733: Lampadio reagiert neuerlich mit einem Witz und hindert dadurch Halisca an der Darlegung des Inhaltes der cistella. Der absurde Witz (Pl. liebt es derartige Scherze einzustreuen) macht sich abgesehen vom sachlichen Kontrast auch den Gegensatz zwischen einer grex venalium und einer kleinen cistella (vgl. auch una) zu Nutze. mirum quin impliziert ein ironisches Sich-Lustig-Machen über die Aussage des Gesprächspartners, ähnlich wie Aul. 85 mirum quin tua me causa faciat Iuppiter / Philippum regem etc. (vgl. Stockert, ad loc.); Hofmann, Gramm. 677. Eine grex venalium, eine „Sklavenschar“, könnte theoretisch in einer cavea unterkommen (v. 732), wenn wir die zitierte Captivistelle (v. 124) vergleichen, wo die cavea dazu dienen könnte, fluchtbereite Sklaven (wie Vögel) festzusetzen. Euclio erlaubt Aul. 452 (nach der „Rettung“ seines Schatzes), beliebig viele Kochgehilfen in sein Haus zu bringen: etiam introduce, si vis, vel gregem venalium; grex bedeutet ansonsten bei Pl. vor allem das Ensemble der Schauspieler (Asin. 3; Cas. 22; Pseud. 1335). infuerit bezieht sich offenkundig auf den Zeitpunkt, zu dem Halisca das Kästchen noch in der Hand hatte (vgl. dazu v. 734). v. 734: Phanostratas sine dicat hängt wie schon erwähnt (vgl. zu v. 732 f.) in der Luft, weil das Mädchen noch nicht expressis verbis gefragt wurde. si dicat quidem, „wenn sie nur endlich r ed e te “, eine verstärkende Wiederholung (quidem jedenfalls „vi affirmativa“ Lodge, Lex. II 480); quidem steht mit Hiat in der Dihärese des Septenars.
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age loquere etc.] Diese definitive Aufforderung seitens der Phanostrata, die auch zur gewünschten Antwort führt, ist um ein metrisches Element zu lang. Daher strich Leo tu, darin gefolgt von Lindsay, während Schoell zuvor inerit konjiziert und tu gehalten hatte (dies mit Hinweis auf Rud. 1134 ibi ego dicam quidquid inerit nominatim; dort handelt es sich aber um eine konkrete Untersuchung in der Zukunft; vergleichbar mit unserer Stelle ist hingegen Rud. 1310: meministi in vidulo ... quid ibi infuerit). Schoells Version wird von Ernout übernommen; doch hat Sjögren, Fut. 112 f., klargestellt, dass das „potentiale Futur“ hier nicht am Platze ist, weil Halisca noch nicht weiß, dass das Kästchen gefunden ist. v. 735: crepundia una gibt nun endlich das Stichwort; Ussing erklärt richtig mit nihil nisi crepundia. v. 735–740 kommt es zu einem neuerlichen retardierenden Geplänkel, einem Versteckspiel zwischen Lampadio, der andeutet etwas zu wissen, und Halisca, die versucht, die Information zu erhalten, ohne selbst etwas dafür zu geben. Das Spiel läuft über die Pronomina quidam und ille ab; damit könnte man mutatis mutandis den apologus des alten Antipho im Stichus vergleichen (v. 538 ff.), wo der Alte mit ille ego / ille tu sich selbst und seinen Gesprächspartner „chiffriert“ (Petersmann, zu Stich. 538; E. Fraenkel, RhM 73 [1924] 366 ff.); dazu gesellt sich in Merc. 426 ff. das lange Versteckspiel der Kontrahenten, Vater und Sohn, um den Besitz der schönen Sklavin, wobei sie sich als Abgesandte eines Alten bzw. Jungen geben, welche das Mädchen um jeden Preis kaufen wollten; die Chiffren sind hier quidam senex / quidam adulescens, aber auch ille senex / ille adulescens. Im Mercator ist die Sache nur für den Jungen völlig klar, in Cistellaria und Stichus jedenfalls für beide Kontrahenten. v. 735: Zu skandieren ist jedenfalls est quidam hŏmō qui īll(am) aīt etc. und nicht hŏmŏ qu(i) īllam ăīt (dies würde die Struktur des jambischen Septenars zerstören). ait ist in der Überlieferung einsilbig wie z. B. auch Asin. 865 und Capt. 567, es kann in Dialogversen aber auch jambisch gebraucht sein (Lindsay1 20). v. 736: In der Dihärese steht hier syllaba anceps (Lindsay „vel mulieri“; vgl. zu diesem Problem Gerschner, Deklin. 124 ff.). gratiam ineat] Die Wendung scheint für die Cistellaria charakteristisch zu sein (vgl. v. 7. 628); sonst noch in vier Dramen je einmal. Die konditionale Periode ist jedenfalls potential zu verstehen. v. 737: at zeigt (analog zu v. 736) Ablehnung an, sibi ist durch seine Voranstellung besonders betont und unterstreicht das Verlangen des Sklaven nach Kompensation: gratia ist dem Lampadio offensichtlich zu wenig, er will merces, Belohnung, ohne noch die Art der merces, die er sich vorstellt, zu nennen. ille quidam steht wieder mit Bezug auf die eigene Person (rhythmisch analog zu v. 736 ille a quadam sowie 739 ille quidam und 740 illi quoidam). v. 738: quoidam steht hier wohl mit Bezug auf den Gesprächspartner und nicht auf die eigene Person wie es in diesem Dialog sonst die Regel ist.
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v. 739: at enim] enim steht in der emphatischen Bedeutung „fürwahr“ wie auch sonst bei Pl. (vgl. zu v. 235). Die Codices bieten hier quoidamo< >quam argentum expetit. Die Lücke wird man wohl mit Seyffert, RecUss. 237, Anm., schließen: o, dies übernommen von Leo und Lindsay (damit man den Fortschritt erkennen kann, sei Ussings Text zitiert: o quam argentum expetit). Die Ergänzung operam ist aufgrund von v. 740 (nulla opera) evident richtig. opera kommt auch sonst in Kontexten mit vergleichbarer Konnotation vor („gefällig sein in Liebesdingen“; z. B. Rud. 435 cur tu operam gravare mihi quam civis civi commodat?; Marx, ad loc., weist auf die ἔργα Ἀφροδίτης im Griechischen hin); für opera in „re amatoria“ vgl. auch ThlL IX 662, 25 ff.; für die opera meretricia ibid. 662, 70 ff. und viele Belege aus Plautus: Asin. 172. 721; Bacch. 45 etc.; nicht fand sich jedoch derart verstandenes opera in Verbindung mit bona; vielleicht sollte man daher eher sibi einsetzen (vgl. v. 737 sibi sowie v. 740 illi quoidam), also o? Im weiteren bieten die Hss. quam argentum expetit. Am wahrscheinlichsten ist hier die Umstellung Leos zu expetit quam argentum (die Korruptel ist mit der Tendenz zum ordo simplex zu erklären), übernommen von Lindsay. In Frage kommt aber auch Seyfferts, RecUss. 237, quam argentum expetessit, übernommen von Schoell und Ernout. expetesso findet sich (ebenso wie expetere) in vergleichbaren Kontexten Mil. 959 quae te amat tuamque expetessit pulchram pulchritudinem; Mil. 1229. 1231. v. 740: Halisca reagiert wieder stereotyp und schmettert das Verlangen nach derartigen „Diensten“ ab; derartige „Gefälligkeiten“ seien bei ihr nicht gratis; gratuita ist bei Pl. singulär und stellt mit seiner retardierenden Prosodie einen guten metrischen Schlusspunkt zu diesem Geplänkel dar. Halisca, aus dem Hause einer lena, ist eben auch Prostituierte, wie hier nur kurz anklingt, damit die positive Tendenz in der Charakterzeichnung der Melaenis, ihrer Herrin, nicht entscheidend gestört werde (vgl. Stockert, Cort. 36). Die korrupte Überlieferung entstand hier durch einen Abteilungsfehler bei der Transskription: ILLIQUOIDAMMULIERINULLA wurde zu illi quidam mulier in ulla (der Ahnherr von JK konjizierte illa quaedam). Die Korrektur gelang Müller, Pros. 354, Anm. 1, mit quoidam mulieri nulla. Dass es sich um Worte des Mädchens handeln muss, hat schon der Ahnherr der Gallica recensio (JK) erkannt, wie dann Müller, Pros., und Ussing, während man früher aufgrund des unrichtigen quidam eher Worte des Sklaven angenommen hatte. v. 741: Die Hss. bieten hier commodo (–a J) loquelam tua (tuam J) tibi nunc prodens. prodes ist die wohl sichere Konjektur Ussings (tu tibi nunc prodes); Leo, ad loc. betont ja richtig, dass das überlieferte prodens nicht für proferens stehen könne. Die Emendation des Verses gestaltet sich aber schwierig: Redlobs loquela tua tibi nunc prodes (RecCis. 1761) wurde übernommen von Lindsay, Ernout und Rau; ebenso ThlL X 2, 2241, 49 (mit Beispielen für den reflexiven Gebrauch). loquela fügt sich freilich nicht wirklich gut ein: „du nützt dir durch
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deine Rede (deine Worte)“. Das metrisch dazu passende commodo bedeutet dann jedenfalls „zur rechten (passenden) Zeit“ wie Mil. 644 f. incommoditate abstinere me apud convivas commodo (quomodo codd.) commemini; Frivol. fr. 1 (v. 77 Monda) commodo dictitemus; Langen, Beitr. 256. Insgesamt ergeben sich also die für den Kontext wenig aufschlussreichen Worte „zur rechten Zeit nützt du dir jetzt durch deine Rede“. Das einzig in J vorliegende commoda loquelam tuam findet bei Seyffert, Jber.³ 69, Anklang: „passe deine Rede an“. Eine andere Möglichkeit wäre etwas wie „beende deine Rede / spar dir deine Worte“, also etwa mit Brix, Plaut. 764, doma loquellam tuam. tibi nunc do operam. Besser ist gewiss Ussings commoda loquellast; „ganz nett ist deine Rede“ wie z. B. Cic. epist. II 17, 3 minus commodos sermones; doch findet sich kaum Vergleichbares im ThlL III 1922, 3 ff.; auch ist die Kohärenz der Repliken so nicht wirklich gegeben. Die Fragwürdigkeit all dieser Konjekturen macht die Qualität von Leos Vermutung so richtig klar: commodule quaedam (COMMODULEQUAEDAM > COMMODOLOQUELAM); vgl. Stich. 690 satis commodule „gut genug“ (vgl. Petersmann, ad loc., der für Leos Konjektur an unserer Stelle plädiert); Mil. 750 commodulum obsona; vor allem Rud. 468 commodule melius und auch Arnob. adv. nat. II 18 fortuita conspiciens quaedam commodule provenire (ThlL III 1921, 61 ff. i. q. apte, bene). Gemeint ist also commodule quaedam (scil. agenda sunt), „Gewisse Dinge müssen entsprechend (d. h. vorsichtig) angegangen werden; damit nützt du dir jetzt“ (tu tibi nunc prodes scil. haec commodule agendo); de Melo, der die Konjektur übernimmt, übersetzt hingegen „nice of that certain woman“ (versteht also: scil. egit oder lusit). v. 741 f.: confitemur / cistellam habere] Damit ist das entscheidende Wort gesagt, die beiden Anagnorisisstränge sind verbunden. v. 742: at vos Salus servassit] Die alliterierende Wendung mit altertümlicher Optativform trägt zur Feierlichkeit der Aussage bei. Zur Personifizierung vgl. v. 644 o Salute mea salus salubrior (fortgeführt v. 744 mit ad meam salutem). v. 743: salvam eccam ist von brachylogischer Kürze: ecce eam „da ist sie“; salva (est). Aber Phanostrata geht sofort zum Prinzipiellen über; es geht um Größeres als die cistella, es geht um alles: rem meam magnam confabulari; dazu vgl. Aul. 771 magna est [res], quam ego tecum otiose ... cupio loqui; Epid. 422 res magna amici apud forum agitur. v. 744: Es ist zu skandieren: tēcūm vŏlŏ: sŏcĭām tē mĭhī (mit Hiat in der Dihärese). sociam te mihi | adopto] adoptare steht hier offensichtlich in weiterem Sinne gebraucht (ThlL I 809, 35 ff.; Cic. div. Caec. 54); dabei könnte angesichts der Verwendung von sociam ein politischer Ton mitschwingen. v. 745: quid istuc negoti est] „Was für eine Angelegenheit ist dies (wovon du sprichst)?“. Das jambisch-emphatische ĕgō leitet dann die Beantwortung der Frage nach der Person ein.
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v. 746: quae haec gestitavit] gestitare kann man von crepundia nur in weitestem Sinne sagen, es sei denn es handelt sich um Schmuck, den man den Babys umhängen kann, also etwa im Sinne von „bei sich haben“. Der ThlL VI 2, 1962, 55 ff. meint, dass die frequentative Bedeutung des Verbs zumindest sehr abgeschwächt sei. Mit Bezug auf res corporeae findet es sich neben der Wortkette an unserer Stelle (v. 749. 750. 752) noch Curc. 602 neben anulum und Mil. 7. hicine steht mit syllaba anceps in der Dihärese. Halisca weiß schon, dass Selenium zu den Leuten in Demiphos Haus gehört (wenn sie wirklich Nachbarin ist, vgl. S. 37 ff., ist es eine merkwürdige Frage); daher kann sie diesen Schluss ziehen. hariolare steht in der übertragenen Bedeutung im Sinne von „hariolari instar suspicari / divinare“ (ThlL VI 3, 2533, 56 ff.); vgl. Rud. 1141; Asin. 579 argenti viginti minas habesne? # hariolare. Manchmal bedeutet das Wort auch „absurda loqui; nugari“ wie Ter. Phor. 492 non[dum] mihi credis # hariolare # sin fidem do # fabulae etc. Das Verb scheint mit leichter Ironie gesagt; nach Langen, Beitr. 260 f., steht es bei Pl. stets im Sinne von divinare / divinari bzw. übertragen im Sinne von „die Wahrheit sprechen“. v. 747 ff.: Man „kommt zur Sache“: Der Rest der Szene ist in jambischen Senaren verfasst. v. 747: ambages mitte] „Keine weiteren Umschweife, bitte!“ Das Substantiv findet sich noch Pseud. 1255 quid opus est me multas agere ambages?; Ter. Haut. 318 f. quas, malum, ambages mihi narrare occipit?; Liv. XXXIV 59, 1 quin mittimus ambages?; ThlL I 1834, 18 ff. Zur Wendung vgl. Asin. 330 mitte ridicularia; Most. 572 quin tu istas mittis tricas; für Ähnliches mit aufer vgl. zu v. 52. hoc age] „Konzentriere dich darauf; pass auf!“; vgl. v. 82 hoc volo agatis; v. 692 hoc age. 748: eloquere ... cito steht in emotioneller Sperrung; dazu Wachter, Cock. 379: „exquisit markierte Wortstellung von cito im imperativischen Kontext ähnlich wie Bacch. 202; Cas. 643; Curc. 311.“ v. 749 f.: mea haec erilis gestitavit filia] Dieser entscheidende Satz ist a b a b a gestellt und dadurch besonders stilisiert; doch wird er sofort von Lampadio aufgehoben, der einen unnötigen (und schwachen) Witz anbringt. gestitavit (v. 749. 750) steht in Wortkette mit v. 748: Dort heißt es, Phanostrata sei die Mutter des Mädchens, welches diese crepundia „trug“; hier, sie sei die „Tochter“ der Melaenis (vgl. dann v. 762); dies wird aber von Lampadio sofort richtiggestellt: die Ziehmutter ist eben nicht die leibliche Mutter. Der Versausfall v. 749 (filia)–750 (gestitavit) ergab sich aus dem Augensprung zwischen den identischen Verben in 749 und 750; dies wurde durch B³ korrigiert. v. 751: ne obloquere] Durch das (spottende) Zuwiderreden (Servius, zu Verg. Aen. VI 646: contra loquentem loqui) wird der definitive Anagnorismos hinausgezögert.
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mulier, perge] Phanostrata hat die Regie übernommen; v. 754 darf Lampadio nicht einmal mehr mucken. v. 752: quae gestitavit steht ohne haec wie schon v. 750; quae wäre hier metrisch möglich. v. 752 f.: hic / istic ist offensichtlich präzise formuliert: Halisca steht in der Nähe von Alcesimarchus’ Haus, Phanostrata weiter entfernt (etwa bei ihrem eigenen); in proximo könnte darauf hinweisen, dass die Häuser nebeneinander stehen (vgl. S. 39). v. 753: mei viri ... gener] Alcesimarchus ist Schwiegersohn Demiphos, dessen Tochter aus erster Ehe (ohne sein Einverständnis) mit ihm verlobt worden ist. viri steht hier mit Hiat im locus Jacobsohn (vgl. Questa, Metr. 281 f.; Danese zu Asin. 85); Schoells Änderung zu habitabat führt ein unpassendes Imperfekt ein (Phanostrata kann von den dortigen Ereignissen nichts wissen, sondern nur die Tatsache, dass es das Haus des Alcesimarchus i st). Die Umstellung zu habitat mei viri gener (Müller, Pros. 537) verletzt das Gesetz von Luchs (vgl. Luchs, Quaest. 21; Questa, Metr. 371 ff.); vgl. jetzt die Konjektur Rau’s (zu v. 753 f.). v. 753 f.: Aus (ne) obloquere rusus (das wohl einen neuerlichen Befehl Phanostratas an Lampadio darstellt) erkennt man, dass hier ein Vers ausgefallen ist, in dem sich Lampadio wiederum kontraproduktiv geäußert hat (so schon Lambinus; ebenso dann Schoell und Leo). A. Fleckeisen, Ph 2 (1847) 98 f., hat den Ausfall von mindestens 2 Versen mit Repliken Haliscas und Lampadios angenommen. Sollte hier ein Augensprung den Versausfall verursacht haben, käme z. B. gener am Versende in Frage (Lindsay, krit. App.). Trotz all der Schwierigkeiten hat Lindsay (gefolgt von Ernout) von solch einem Ausfall abgesehen. Er gab ne obloquere rusus dem Lampadio, die zweite Hälfte von 754 der Phanostrata; doch ergibt auch dies keine befriedigende Lösung. Rau weist jetzt v. 753 dem Lampadio zu, ändert zu mĕĭ ĕrī (die Prosodie ist aber auffällig) und bezieht dann Phanostratas v. 754 ne obloquere rusus darauf; diese Konjektur ist jedenfalls beachtenswert. v. 754: Nach den Worten an Lampadio richtet Phanostrata die Aufforderung an Halisca, weiter zu sprechen. v. 755: Auch das Alter von 17 Jahren passt anscheinend; noch gibt dicitur eine gewisse Unbestimmtheit her (Halisca weiß es ja auch nur von Melaenis). Die Verse 756–758 sind von einer äußerst störenden Lücke entstellt, deren Ergänzung noch völlig ungewiss ist. v. 756: Man könnte PHA. meast. LA. east. jambisch nehmen (dies ergäbe zugleich einen hübschen, reimartigen Gleichklang), wird dann anschließend die Konjektur des Camerarius (übernommen von Lindsay) akzeptieren: uus annorum attulit. Dagegen hat schon Ussing eingewendet, dass attulit nicht den Sinn von probat etc. abdecken könne. Vielleicht könnte man daher mit Leo ipsam numerus annorum attulit schreiben: „die Zahl der Jahre hat die Person selbst (die „Herrin“?; dies ebenfalls eine Bedeutung von ipsa) gebracht (im Sinne von „wiedergegeben“). Auch vivam wurde von Leo vorgeschlagen, ein Adjek-
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tiv, das häufig in prädikativer Verwendung steht (vgl. v. 523 ne ego dem vivus savium Selenio): Selenium ist der Familie lebendig zurückgegeben! v. 757 f.: Die Lücke setzt sich fort mit quid qua iam quaero meam. Jetzt spricht allem Anschein nach Halisca: ihr quaero meam wird man am ehesten auf die cistella beziehen wollen. Im folgenden Vers sagt dann Lampadio At po sunt, quaero tertiam. Bisher ist es nicht gelungen, diese beiden Verse überzeugend zu rekonstruieren. Im Wortlaut könnte vielleicht Schoells Lösung (übernommen von Lindsay und Rau) überzeugen: quaiam quaero meam „meine Hälfte von dem Erwerb / Gewinn“ (womit Halisca die cistella meinen müsste) bzw. dann Lampadio at po sunt, quaero tertiam. Dieses „dritte Drittel“ könnte man allenfalls wieder auf Lampadios anzügliche Wünsche beziehen (vgl. v. 739 f.): so Gruter-Taubmann (scil. puellam). Doch ist (a) quaesti partem dimidiam nur mit Mühe auf die cistella zu beziehen, will Halisca doch jedenfalls die ga nz e cistella haben (s. u. v. 767); vor allem passt dann auch meam nicht: „der / die mir zusteht“. Soll man es wirklich so interpretieren, dass Selenium der eine Teil des quaestus, die cistella der andere wäre? Leo hat dies nicht akzeptiert und nur für den ersten Vers eine Vermutung in den Text gesetzt, die dann offenkundig die cistella betrifft: quid qua iam quaero meam. Seyffert, RecLeo 815, findet diese Lösung mangels plautinischer Parallelen bedenklich (alle anderen Belege von quid mit angeschlossenem Relativsatz beginnen mit quid quod ...?; am nächsten noch Bacch. 249 f.: quid hoc? qua causa eum … miseram, / accepitne aurum …?). Für v. 758 verweist Leo im Apparat auf Ussings Lösung at posunt, quaero tertiam (so auch de Melo; er übersetzt: „since we are three“). Die Worte duae adsunt könnten sich auf die beiden anwesenden Frauen beziehen; die dritte wäre dann Selenium. Nicht überzeugender ist wohl ein Versuch mit pars oder partes: HA. quid? qua iam quaero meam. LA. at po sunt, quaero tertiam. v. 759 würde an 756 überzeugend anschließen; dazwischen liegt in der Überlieferung ein Geplänkel der beiden Sklaven, das sich nach v. 759 wohl besser einfügt. Das Spiel mit quaerere würde bei einer Reihenfolge v. 759. 757. 758 an quod quaeritabam anschließen. v. 760 f.: Hier stellt Leos Ergänzung reponi die übliche Sanierung des Textes dar (vgl. Lanciotti’s [per litteras] referri), dies mit Verweis auf Pers. 36 f. mihi des nummos sescentos ... quos continuo tibi reponam in hoc triduo; vgl. auch Sen. epist. 81, 9 non dicimus ‘reposuit beneficium’ aut ‘solvit’ (terminus technicus der Finanzsprache nach Woytek, ad Pers. 36 f.); Hor. epist. I 7, 39 donata reponere; Plin. ep. VIII 2, 6; Sen. benef. IV 32, 4. Alternativ dazu käme auch Ussings ut reddas in Frage (vgl. v. 767; vgl. auch v. 763 redditura est). Ussing erklärt dies so: „ut hera mea tibi filiam tuam reddit, ita tu, inquit, mihi cistellam reddas“. Es bleibt aber sehr zu fragen, ob hier wirklich von der cistella die Rede ist (die vielleicht v. 757 angesprochen wurde und v. 767 dann verlangt
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wird); per fidem quod creditum est kann man ja schon deshalb nur mit Mühe auf das verlorene und wiedergefundene Kästchen beziehen, da dieses ja keinesfalls „auf Treu und Glauben anvertraut“, sondern bloß gefunden wurde. Im gegebenen Kontext dürfte sich – wie die modernen Übersetzer Ernout und Ludwig es fassen – per fidem quod creditum est auf die soeben gemachten Eröffnungen beziehen (v. 747 ff. 749. 752. 755) und Halisca um Diskretion nachsuchen (Ernout: „qu’ un secret confié de bonne foi soi gardé de même“), also im Sinne von „das bleibt unter uns (dass ihr durch mich schon Bescheid wisst)“; denn die gratia dafür nimmt jedenfalls Melaenis in Anspruch (vgl. v. 766). Leos und Ussings Ergänzungen fügen sich aber nicht so recht zu diesem Sinn, wie auch Seyffert erkannt hat (RecUss. 238), der mit E³ ergänzt; vielleicht sollte man Schoells vorziehen bzw. die passiven Formen taceri oder servari. In v. 760 f. ist die Häufung der Wertbegriffe zu beachten: aequum (vgl. v. 765) gibt an, was recht und billig ist; dazu tritt der zentrale Wert fides und insbesondere auch (durch Duplizität besonders ausgezeichnet) das beneficium (in der Verkleidung von bene mereri und benignitas). Man beachte auch das Spiel mit der Alliteration: bene merenti ... malo benignitas. v. 762: alumna ist die frühe Konjektur Vallas (so auch in der editio Veneta des Jahres 1511) für das sinnlose calumnia. Allenfalls könnte man diesen Vers auch ohne Interpunktion lesen bzw. est nach profecto oder nach filia versetzen; doch ist die Formulierung als Antithese gewiss wirkungsvoller. v. 762 f.: Seyffert (gefolgt von Schoell und Leo) konstatiert hier eine Lücke (RecUss. 239), mutet doch die Diskontinuität durch den Subjektswechsel hart an. Lindsay (gefolgt von Ernout) hält die Überlieferung, obwohl Melaenis, das Subjekt zu redditura est, in der gesamten Szene noch nicht genannt und nur v. 762 indirekt bezeichnet worden ist. Zum abrupten Subjektswechsel vgl. Sjögren, Fut. 234 f., der obendrein auf v. 18 dabat quod biberem hinweist (Subjekt ist dort eine bei Pl. nicht genannte, für das Griechische aber anzunehmende Dienerin; vgl. S. 23), weiter Capt. 266; Ter. Haut. 856 f. u. a. Eine wirklich gute Ergänzung wurde noch nicht vorgeschlagen; man könnte wieder an einen Augensprung denken (z. B. etwas wie era educavit eam sibi pro filia; vgl. v. 172). Ussing setzte v. 763 era an die Stelle von et (Camerarius1 hatte es, paläographisch plausibler, nach redditura eingefügt: REDDITURAERAEST; die Editoren bis Bothe wählten diese Lösung). v. 763–765: Die Enjambementstellungen sind ein Indiz für die emotionale Rede. v. 763: tuam tibi steht in expressiver Juxtaposition; tuam (scil. filiam); vgl. v. 757 meam (scil. cistellam?). Halisca hebt die Gesprächspartner auf das Wissensniveau des Publikums (v. 763 f. weist auf 631 ff. zurück). v. 764 f.: Mit ipsa könnte auch die „Herrin“ bezeichnet sein (man beachte v. 765 ego serva sum): vgl. Aul. 356; Pseud. 641 (Lodge, Lex. I 822); Koehm, Altl. 173. Der Status Haliscas war gewiss schon aus ihrer Kostümierung erkennbar;
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die Funktion der Aussage ist klar: Dinge von derart elementarer Wichtigkeit darf man nicht mit einer Sklavin abhandeln. v. 764: domo profecta est] Dies steht mit Bezug auf v. 631 ff.; es steht für einen Weg zum Nachbarhaus recht aufwendig (vgl. zum Problem der Bühnenpräsenz des Melaenis-Hauses S. 37 ff.). v. 765: exquaeritote ist ein charakteristischer Fall von „Rekomposition“ (vgl. v. 644 interemat; v. 711 interemeret); vgl. auch Bacch. 721 (exquiris B³); Prisc. II 38, 2 GLK mit Hinweis auf Aul. 800; ausführlich zu diesen Formen ThlL V 2, 1816, 38 ff. v. 766: Die gratia für die Identifikation des Mädchens und seine Rückgabe gebührt der Melaenis (istanc gratiam bezieht sich auf den Dank seitens Phanostratas); vgl. ihren Wunsch v. 628 nunc egomet potius hanc inibo gratiam. v. 767: Andrerseits braucht Halisca die cistella, um selbst straffrei davonzukommen: sed etc. Dies indiziert, dass zuvor dieses Thema nicht oder allenfalls nebenher zur Diskussion stand (vgl. v. 760). v. 768: quid fit, Lampadio?] „Was nun, Lampadio? Was sollen wir tun, Lamp.?“ (daher die leichte Minuskel-Korruptel zu sit in VJE). Diese Wendung ist ganz geläufig und steht in den verschiedensten Kontexten oft auch bei Fragen nach der Befindlichkeit, z. B. Bacch. 626 Mnesiloche, quid fit? # perii; 775. 979 f. quid fit? „Was ist?“. quod tuum est, teneas tuum] „Was dein ist, behalte (da es dein ist)“, fast im Sinne eines sprichwörtlichen „sicher ist sicher“; eine Änderung von tuum² zu tibi (Ussing) ist nicht angezeigt. Zu teneas tuum mag man vergleichen: Aul. 653 id meum, quidquid habes, redde; zum prädikativen Gebrauch: Aul. 759 quod surrupuisti meum. v. 769 f.: Phanostratas Gerechtigkeitssinn obsiegt: Die Sklavin, die Strafe befürchten muss, tut ihr leid: at bedeutet den Gegensatz zum Verhalten an, die cistella einfach zu behalten. Lampadio kommt daraufhin auf das Naheliegende, das zugleich den Endpunkt dieser Handlungslinie darstellt: sie solle das Kästchen zurückgeben und mit der Sklavin das Haus betreten. v. 769: me huius] Zur Reihenfolge vgl. zu v. 106; Kaempf, Pron. 28. v. 771: auscultabo] Das Futur gibt die unmittelbare Zukunft an wie v. 773 sequar. tene tu ... tibi] Die Alliteration unterstreicht den Befehl; tibi ist freier Dativus commodi. v. 772: quid ... nomen] Vgl. Amph. 364 quid nomen tibist; Pers. 700 etc. Zur Einfügung des in den Hss. fehlenden est hat Studemund, Cist. 458, das Nötige gesagt (mit Belegen); so schon Bothe1 (1809); nomen tuae Camerarius. v. 773: dominae bekommt durch die Enjambementstellung besondere Betonung; in Frage käme auch das in B überlieferte domnae (vgl. Leo, zu Cas. 722 duplici damno dominos multant; gegen die Lesung domnos vgl. aber Questa, ad loc.). Die Kurzformen scheinen umgangssprachlicher Natur zu sein (vgl. die zahlreichen Belege aus den Iss. im ThlL V 2, 1935, 27 ff.).
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Der Name Melaenis, der an sich dem Lampadio bekannt ist (vgl. v. 575), fällt hier gleichsam en passant, ohne dass der Sklave darauf reagieren würde. Eine Korrektur zu Melaenidi mit Becker, Interr. 171, Anm., erscheint nicht am Platz. iam ego te sequar] Sjögren, Fut. 22, meint, das Futur sei hier angemessen, weil die Sprecherin der anderen bald (iam) folgen wolle; doch gehen die beiden im Plautustext allem Anschein nach gleichzeitig ab (stand vielleicht im Vorbild noch ein Monolog der Phanostrata?). Vgl. Amph. 544 f. eamus, Amphitruo … IUP. abi prae, Sosia, iam ego te sequar (es folgt eine Rede des Gottes); Mil. 1353 u. a. In solchen Fällen bleibt der Sprecher noch auf der Bühne. Dagegen – so Sjögren – sei Ter. Eun. 908 das Präsens am Platze, weil beide zugleich abtreten: abeamus intro, Thais ... TH. i prae, sequor (anders Aul. 696, wo das Präsens statt des Futurs steht [Sjögren, Fut. 23]). An unserer Stelle gehen zum einen die beiden gleichzeitig ab, so dass das Präsens zu erwarten wäre, andrerseits gibt iam einen (unrichtigen?) Hinweis auf einen späteren Abgang, der Futur zur Folge hätte. In dubio bleibe ich bei der Überlieferung.
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IX. Die Exodos v. 774 ff.: In einer kurzen Szene (gegenüber Menander liegen jedenfalls umfangreiche Streichungen vor; vgl. S. 29) unterrichtet Lampadio seinen bei Pl. erst jetzt auftretenden Herrn vom Auftauchen der Tochter, deren Identifizierung er sich selbst zuschreibt. v. 774 f.: Demipho redet so, als wüsste er nichts von einer Suche nach seiner Tochter, mit der er doch gemäß v. 182 f. den Sklaven beauftragt hatte. Merkwürdig erscheint an der plautinischen Fassung auch, dass sich das Gerücht von ihrer Auffindung bereits in der ganzen Stadt verbreitet haben soll, und dass Lampadio ihn angeblich in foro gesucht habe. Jedenfalls ist im griechischen Vorbild ein Aktschluss anzusetzen, in den diese Aktionen fallen (Süss, Nochmals 139 ff., nimmt für Menander eine ganz andere Demipho-Handlung an). Die Ahnungslosigkeit des Alten steigert bei Pl. die Komik dieser Figur (vgl. zu v. 173). v. 774: quod ŏmnes ist eine geläufige Form der IK in der Gruppe; eine Streichung von quod, wie sie Spengel, Krit. 80, erwogen hat, erscheint kaum nötig, wenn sich dadurch auch ein sprachlich und sachlich gleichwertiger Text ergibt; et ... aiunt würde dann sogar glatter anschließen. v. 775 ist durch einen hässlichen Hiat entstellt: mihi esse fīlĭām / inventam; Ussings filiam mi(hi) esse inventam muss hier ernsthaft erwogen werden. Schoell will das Problem durch et Lamp. lösen, obwohl sich dies hier nicht gut einfügt. Paläographisch plausibel wäre filiam inventam. v. 776: ex senatu] Wir befinden uns für einen Augenblick in Rom (vgl. schon v. 775 in foro). Demipho entstammt bei Pl. offensichtlich den höchsten Kreisen. Bei Menander kam er wohl aus dem Bouleuterion. v. 777: Lampadio meint natürlich, dass er durch das Aufspüren Seleniums Demipho zu seiner verlorenen Tochter verholfen habe; doch reagiert Demipho mit dem völlig absurd anmutenden, sicher nicht menandrischen Witz, er könne auf die opera Lampadios verzichten, dies mit Nebensinn. Das unscharfe mea opera „durch meine Mithilfe“ stand bei der Genese des Witzes Pate: Demipho reagiert mit dem ebenfalls doppeldeutigen aliena ... opera (derartigen „Nebensinn“ hat opera auch v. 740; vgl. dazu ThlL IX 662, 70 ff.). liberorum ... amplius] Demipho hat schon eine Tochter aus erster Ehe, jetzt auch noch die Frucht seiner ersten Verbindung mit seiner jetzigen Frau; zum Genetivus partitivus vgl. Men. 59 ei liberorum nisi divitiae nihil erat (mit einem Witz ganz anderer Kategorie). amplius steht hier mit syllaba anceps im locus Jacobsohn (und Sprecherwechsel) (vgl. zu v. 606). enim] „wahrlich; fürwahr“ (vgl. v. 80 etc.); überliefert ist hier etenim (da müsste amplius mit zerrissenem Anapäst gelesen werden; zudem scheint etenim unplautinisch zu sein: Langen, Beitr. 263); die Korrektur zu enim stammt schon von Bothe1 (vgl. Müller, Pros. 467).
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v. 778: fieri pluris liberos schließt unmittelbar an liberorum esse amplius an wie vor allem auch aliena opera an mea opera. v. 779: Der vorausliegende Witz geht ins Leere, wie die folgende Frage sed quid istuc est? beweist: „Aber was ist (bedeutet) dies (was du sagst: istuc!)?“ Lampadio kann dem Herrn nur den Rat geben, sich im Nachbarhaus von der völligen Änderung der Situation zu überzeugen. v. 780: Dort werde Demipho seine Tochter kennenlernen; seine Frau sei auch schon dort; er ist also in gleicher Weise der letzte Eingeweihte wie Smikrines in den Epitrepontes Menanders oder Euclio in der Aulularia. Nähere Details erfährt Demipho nicht, weil das Publikum ohnehin Bescheid weiß (Regel der „Ökonomie“); auch von der Hochzeit ist hier nicht die Rede (diese wird nur im Epilog knapp angedeutet: v. 783). v. 781: praevorti hoc ... rebus aliis] Dieses Verb (vgl. Langen, Beitr. 78–80; Hofmann, Gramm. 89) bedeutet als Deponens „sich überwiegend einer Sache zuwenden“ wie Capt. 460 ei rei primum praevorti volo; Mil. 765 ei rei primum praevorti decet; mit Akk. z. B. auch Pseud. 602 hoc praevortar principio; Rud. 641 obsecro, hoc praevortere ergo; der Dativ für die „hintangesetzte Sache“ findet sich nach Langen, Beitr. 80, bei Pl. nur hier (er erwägt daher ein rebus aliis); vgl. aber ThlL X 2, 1108, 51 ff. (Liv. II 24, 5 u. a.). v. 782 ff.: Das Stück sei damit beendet, teilt die caterva der Schauspieler (oder vielleicht eher ein Einzelsprecher, dann wohl Lampadio, der auf der Bühne bleibt; vgl. Sharrock, Com. 268, Anm. 38) dem Publikum mit. Zu Abschiedsworten an die Zuseher vgl. Marti, Dram. 108 ff.; Bacch. 1207 ff.; Capt. 1029 ff. Der Hinweis auf das abgeschnittene Dramenende findet in der Casina eine Parallele (v. 1012 ff.); ähnlich auch Ter. Andr. 980 f. (im Anschluss an die Cistellaria?; vgl. Deufert, Text. 27), wo der Sklave darauf hinweist, dass niemand mehr auftreten werde, dass die Verlobung und anderes (si quid est quod restet) drinnen erledigt werde. Die direkte Anrede an das Publikum, die bei Pl. im wesentlichen auf den Prolog und den Epilog beschränkt ist (innerhalb des Dramas z. B. v. 678; Aul. 715 ff.) zeigt ebenfalls an, dass das Stück zu Ende ist. Der Schluss der eigentlichen Bühnenhandlung (also vor allem die Heirat Seleniums mit Alcesimarchus) wird auf die wenigen und unklaren Worte omnes intus conficient negotium beschränkt. Der Rest des Epilogs bezieht sich auf die Schauspieler, die je nach Leistung Belohnung oder Strafe erwartet; zu der Dreiheit: Abschluss des Dramas – Party der Schauspieler – Aufforderung zum Applaus vgl. Sharrock, Com. 268 f. v. 782: dum ... exeant] Der Konjunktiv signalisiert finalen Nebensinn. illi meint die Figuren der Handlung, die jetzt hinterbühnisch vorzustellen sind, huc exeant ihren Wiederauftritt. v. 783: omnes ... conficient negotium ist überraschend; zu erwarten wäre eigentlich omne (mit Passiv), das aber nicht in den Vers passt. Der Plural (im Anschluss an illi) dient vor allem dem Zweck, das folgende ponent etc. glatt anschließen zu lassen, wobei zudem aus den Theaterfiguren die konkreten Schauspieler werden (omnes steht also gleichsam ambivalent). negotium bezieht
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sich jedenfalls auf den definitiven Anagnorismos und auf die bei Pl. ausgesparte (bei Menander gewiss aufscheinende) Verlobung der neugefundenen Tochter mit Alcesimarchus; dessen erste Braut bleibt zumindest bei Plautus ohne Partner. Vgl. dazu S. 29. v. 784: id bezieht sich auf die hinterbühnische Handlung, die natürlich nicht mehr wirklich „stattfindet“; daraus ergibt sich eine gewisse Ironie. ornamenta sind hier jedenfalls die Kostüme der Schauspieler wie Pers. 159 πόθεν ornamenta? # ab chorago sumito!. Vgl. Trin. 858; Capt. 615; ThlL IX 1009, 83 ff.; eine ausführliche Darstellung der Bühnenkostümierung bei Duckworth, Nature 88 ff. postidea loci bietet dieselbe Erweiterung von postidea (das selbst eine Erweiterung von postea ist; die wenigen Stellen ThlL X 2, 186, 14 ff.) durch partitiven Genetiv wie Stich. 758 (vgl. Petersmann, zur Stelle); Truc. 661 postid locorum; Hofmann, Gramm. 53, mit Parallelen für diese umgangssprachliche Erscheinung. v. 785: qui deliquit] „wer gepatzt hat“. Wir machen hier einen Blick in das Schauspielermilieu: Es handelt sich ja vielfach um Sklaven, die mit Schlägen bestraft werden oder eine einfache Belohnung erhalten: einen Umtrunk bei der Feier; dazu vgl. Sharrock, Com. 269, Anm. 39. Etwas anders liegt die Strafandrohung im Amph. 85 (wo es um eine bestellte Claque geht). v. 786 f.: quod ... relicuum relinquitur ist pathetische Umschreibung von quod reliquum est (restat); zur abundanten Wendung vgl. v. 188 (im Prolog) quod relicuum restat. ad vos steht hier im Sinne eines romanischen Dativs. v. 787: more maiorum bedeutet hier nicht mehr als „nach gewohnter Sitte“; die Worte könnten aber auch einen leicht-ironischen Bezug auf die römische Wertewelt beinhalten. date plausum] vgl. Asin. 947; Most. 1181 vos plausum date etc.; ebenso spectatores, plaudite Curc. 729 etc. postrema in comoedia scheint singulär zu sein: „am Komödienschluss“; vgl. allenfalls den unechten Poenulus-Schluss, v. 1370 f. (Maurach zur Stelle): nunc quod postremumst condimentum fabulae, / si placuit, plausum postulat comoedia.
X. Die Fragmente
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X. Die Fragmente 1) Nicht lokalisierbare Fragmente fr. I: Vgl. zu v. 340–341; vermutlich stellt malum aufer den Schluss eines jambischen Septenars dar; zur Wendung vgl. v. 52. bonum mi(hi) opust stellt keine exzeptionelle Konstruktion mit dem Akkusativ dar, wie Non. 773 L. meint, sondern die geläufige mit dem Nominativ (Lodge, Lex. II 265); vgl. Poen. 1351 duplum pro furto mihi opus est; ThlL IX 859, 27 ff. fr. II: summatim „der Hauptsache nach“ bzw. „leichthin, oberflächlich“ findet sich in der Dichtung sonst erst ab Lucilius; vgl. Lucr. III 261. fr. III: benigniter] Vgl. ThlL II 1906, 68 ff.; Titin. fr. 49 R.³. 2) Unsichere Fragmente fr. dub. I: Ein schweres Problem ist die Zuordnung des Fragmentes, das Gellius III 3, 6 aus der Nervolaria zitiert, Varro ling. VII 65 hingegen aus der Cistellaria (ibidem nach Zitaten von v. 405 und 407), auch dies eine Stelle über die vitia meretricum (vgl. zu v. 405 ff.). Bei Gellius dient dieser Vers als Beleg für die Echtheit der Nervolaria; Nonius schreibt ihn irrtümlich der Aulularia zu. Die Erklärung der drei Adjektiva ist nur approximativ zu schaffen. scrattae] Diese Form, die Gellius belegt, ergibt sich auch aus dem scraties der Varro-Hss.; ebenso Titin. fr. 75 R.³ scratt[i]ae mulieris; bei Non. steht escratae, während das Lemma die Alternativvariante scraptas belegt, die sich auch bei Festus 448, 4 L. findet: scraptae dicebantur nugatoriae ac despiciendae mulieres (zu dieser Erklärung vgl. CGL V, 243, 24 scratte: despecte enugatorie; vgl. auch Paul.-Fest. 449, 1 L. sowie Loewe, Prodr. 281). Varro bringt die merkwürdig anmutende Erklärung ab excreando scraties siccas significat (doch stellt auch Hammarström, Voc. 104 ff., einen Zusammenhang mit dem Verb screare her). Die Lesart scraptae erklärt Hammarström als „inversa scriptura“ von scrattae, wie sie sich in der Zeit der späten Grammatiker immer wieder finde; er vermutet weiter, dass hier eine dem Adj. zumindest nahekommende Verwendung vorliegt. scrup(p)edae kann nicht einfach von scrupus („spitzer Stein“) + pes „wie auf spitzen Steinen gehend“ abgeleitet werden (die Brevis von pes verbietet dies). Die „Glosse“ scrup(p)edae führte zu einer Reihe von Erklärungsversuchen, die sich bei Varro finden (vgl. auch Deufert, Text. 112 f.): scruppedam Aurelius scribit ab scauripeda; ferner habe der Komiker Iuventius das Wort von einem vermicolo piloso, qui solet esse in fronde cum multis pedibus abgeleitet, Valerius hingegen a pede et scrupea (vgl. noch das Accius-Zitat, fr. VIII, 531 Dangel [430 f. R.³] reicis abs te religionem, scrup(p)eam imponas ). Die originale Form
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ist bis heute umstritten: F. Skutsch, RecPl.1 269, plädiert für scruppedae, K. O. Mueller (Edit. Varro, 1833) für scrupipedae; erwähnt sei vor allem noch die isolierte Glosse scrapedus : scabiosus (Loewe, Prodr. 281, denkt an scrabipedae). Vgl. jetzt die eingehende Behandlung dieses Wortes bei S. Monda, Iuventius, poeta comicus, in: Per Scevola Mariotti. Dieci anni dopo (Roma, 11–12 gennaio 2010), Roma 2012 (im Erscheinen). strittabillae] „Schleicherinnen von Buhldirnen“ (Walde, Etym. II 605 f., in der Form strittabellae) wird bei Varro a strettilando abgeleitet (strittare ab eo, qui sistit egre); bei ihm ist die korrupte Form (s)rittabillae überliefert, bei Gellius strittivillae; Non. 248 L. bietet strictibile (strictivillae L.). Hammarström, Voc. 115 ff., leitet die Glosse mit Varro von strittare und dann von einem *strittae mit scherzhaftem Deminutivum strittabillae (ursprünglich vielleicht strittabellae) her, analog libellus etc. (diese Form schon bei K. O. Mueller, Edit. Varro, 1833); er vermag auch die diversen Verschreibungen mit Schreiberusancen zu erklären, so den typischen Wechsel von /b/ und /v/ und die auch nicht seltene Verschreibung von /ct/ für /tt/; /i/ statt /a/ könnte auf eine (allenfalls irrtümliche) Assimilation des Vokals zurückgehen. sordidae (so Gellius und Nonius) fügt sich in die alliterierende Reihe ein; Winter entscheidet sich dafür auch unter Hinweis auf Poen. 267; tantulae (Varro) wäre deiktisch, an unserer Stelle weniger am Platze; immerhin kann dafür auf Poen. 273 (tantilla) verwiesen werden. Die Zugehörigkeit des Verses ist umstritten. Seit Ritschl, Par. 174 ff., neigt man eher dazu, den Vers der Nervolaria zuzuweisen; Ritschl betont, dass scruppedae einen neuerlichen Hinweis auf die Verletzung der tali bedeutet, wie er sich auch v. 408 finde; auch sei strittivillae (sic) nach capillo scisso (v. 383) eine unnötige Wiederholung. Übernommen wird diese Sicht z. B. von Schoell, krit. Append., aber auch Leo und Schröter, Studien 78, wo das ibidem (scil. in Cistellaria) Varros kritisch beleuchtet wird. Gellius, so meint Deufert, Text. 214, der ebenfalls diese Sicht teilt, dürfte von Varro abhängen und die FavorinusGeschichte erfunden sein (damit fiele aber die Hauptstütze für eine Zuweisung an die Nervolaria weg). Hingegen nimmt Studemund, Herst. 433, die Zugehörigkeit zur Cistellaria an (ohne den Vers freilich hier einfügen zu können: dies wäre wohl nur in den ersten Zeilen des Blattes 245 recto möglich, das unmittelbar an v. 405–08 anschließt); vgl. auch Jocelyn, Studies1 71, Anm. 83, der darauf hinweist, dass die Fassungen des Verses bei Varro und Gellius nicht völlig identisch sind (also auch ein „Selbstzitat“ vorliegen könnte). Monda ordnet den Vers jetzt unter den Fragmenten der Nervolaria ein (fr. VII, v. 99 seiner Zählung). fr. dub. II: Vgl. v. 655 f. und zu v. 709; L. Lersch, Fulgent. de abstr. serm., Bonn 1844, 69, meint, das Fragment sei aus den beiden genannten Stellen abgeleitet; Monda führt es als fr. dub. 246; vgl. auch Calderan, Vid. 23, Anm. 69, zur schlechten Qualität der Fulgentius-Zitate.
D. LITERATURVERZEICH NIS I. Editionen, Kommentare, Übersetzungen Aldus Arnott Barsby Barsby1 Benoist Bothe1 Bothe2 Bothe3 Boxhornius Brix Brix1 Brix2 Calderan Camerarius1
Camerarius
Ex Plauti comoediis viginti, Venetiis, in aedibus Aldi et Andreae Asulani soceri, 1522. Menander, III, Edited with an English Translation by W. G. A., Cambridge 2000. J. B., Plautus, Bacchides, Warminster 1986. J. B., Terence, Eunuchus, Cambridge 1999. Titi Macci Plauti Cistellariam recensuit variorumque notis illustravit L. E. B., Lugduni 1863. M. Atti Plauti comoediarum tt. I-III, in usum elegantiorum hominum ed. Fr. H. B., Berolini 1809–1810. M. Atti Plauti comoediae, rec. Fr. H. B., Halberstadii 1821. M. Atti Plauti comoediae, cum variarum lect. delectu tertium ed. Fr. H. B.: III [Casina Cistellaria Curculio Captivi], Stuttgardiae 1831. M. Accii Plauti comoediae ex museo Marci Zueri Boxhornii, Lugduni Batavorum apud Franciscum Hackium, 1645. Ausgew. Komödien des T. Maccius Plautus, erkl. von J. B.: Captivi, 7. Aufl. (Niemeyer-Köhler), Leipzig 1930. Ausgew. Komödien des T. Maccius Plautus, erkl. von J. B.; Miles gloriosus, 4. Aufl. (Niemeyer-Köhler), Neudruck, Leipzig 1964. Ausgew. Komödien des T. Maccius Plautus, erkl. von J. B., Trinummus, 5. Aufl. (Niemeyer) Leipzig und Berlin 1907. Tito Maccio Plauto, Vidularia a cura di R. C., Urbino 2004. M. Accii Plauti comoediae quinque [Amphitruo Asinaria Curculio Casina Cistellaria] magna cum cura emendatae a Ioachimo Camerario Pabepergensi, Lipsiae, in officina Valentini Papae, 1545. M. Accii Plauti comoediae viginti, diligente cura et singulari studio Ioachimi Camerarii Pabepergensis emendatius nunc quam ante unquam ab ullo editae, Basileae, per Ioannem Hervagium [1552].
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Christenson Danese Dousa Duckworth Enk Enk1 Ernout Goetz-Schoell Gratwick Gronovius Gruterus Guietus
Hofmann Hurka Jocelyn Kauer-Lindsay
Lachmann Lambinus Lanciotti
D. Literaturverzeichnis
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I. Editionen, Kommentare, Übersetzungen
Leo Lindsay
Lindsay1 Ludwig MacCary Mai Marx Maurach de Melo Merula Monda Pareus1
Pareus2 Pareus3
Petersmann Pius
285
Plauti Comoediae, rec. et emend. F. L., I-II, Berolini 1895–1896. T. Macci Plauti Comoediae, recogn. brevique adn. critica instruxit W. M. L., Oxonii 1910 (edit. ster. edit. pr. [1904–1905] sed hic illic emendata atque addendis corrigendisve praedita). The Captivi of Plautus, edit. with Introduction, Apparatus Criticus and Commentary by W. M. L., London 1900. W. L., Antike Komödien. Plautus / Terenz; I, Darmstadt 1966. W. T. MacCary-M. M. Willcock: Plautus, Casina, Cambridge 1976. M. Acci Plauti fragmenta inedita … inventore Angelo Maio, Mediolani 1815. Plautus, Rudens, Text und Kommentar von F. M., Abhandl. der philol.-hist. Klasse der Sächs. Akadem. der Wiss. 38 (1928) H. 5. Der Poenulus des Plautus von G. M., Heidelberg 1988². Plautus II: Casina, The Casket Comedy, Curculio, Epidicus, The Two Menaechmuses, ed. et translated by W. de M., Cambridge Mass. 2011. Plautinae viginti comoediae, emendatae per Georgium Alexandrinum [Merulam], Venetiis, opera et impendio Ioannis de Colonia atque Vindelini de Spira, 1472. T. Maccius Plautus, Vidularia et deperditarum fabularum fragmenta, edidit S. M., Sarsinae et Urbini 2004. M. Accii Plauti comoediae viginti superstites, J. Philippus Pareus restituit et notis perpetuis illustravit, Francofurti, impensis Ionae Rhodii in cuius bibliopolio prostant, 1610. M. Accii Plauti comoediae viginti superstites, curis secundis Johannis Philippi Parei, Neapoli Nemetum, impensis haeredum Jacobi Fischeri, 1619. M. Accii Plauti comoediae viginti superstites, Philippus Pareus tertium recensuit, Francofurti, vaenit (!) in officina libraria Philippi Jacobi Fischeri cuius sumptibus prodiit, 1641. T. Maccius Plautus, Stichus, Einleitung, Text, Kommentar von H. P., Heidelberg 1973. Plautus integer cum interpretatione Ioannis Baptistae Pii, Mediolani, per magistrum Uldericum Scinzenzeler, 1500.
286
Pontanus Pylades Questa Questa1 Rau Reiz Ritschl1 Ritschl2
Sambucus Saracenus
Schierl
Schoell Sedgwick Skutsch Stockert Stockert1
D. Literaturverzeichnis
M. Accii Plauti comoediae ex museo Iohannis Isaci Pontani, Amstelodami, apud Ioannem Ianssonium, 1630. [Plauti comoediae], ed. Pylades Buccardus, a Jacobo Britannico Brixiae impressae, 1506. Titi Macci Plauti cantica, ed. appar. metrico instruxit C. Q., Urbino 1995. Titus Maccius Plautus, Casina, edidit C. Q., Sarsinae et Urbini 2001. Plautus Komödien. Band II Bacchides, Captivi, Casina, Cistellaria. Lateinisch und deutsch von P. R., Darmstadt 2007. Reizii curae Plautinae, ab ipso non editae, vel ab Hermanno laudatae vel ex apparatu editionis Ritschelii et discipulorum depromptae. T. Macci Plauti comoediae, ex rec. et cum apparatu critico Fr. Ritschelii, I Bonnae 1848–1849; II Bonnae 1850–1852; III Elberfeldae 1853–1854. T. Macci Plauti comoediae, rec. instrum. critico et proleg. auxit Fr. R. sociis operae adsumptis Gustavo Loewe, Georgio Goetz, Friderico Schoell, I-IV, Lipsiae 1871–1894 (IV, 5: Cistellaria, rec. Fr. Schoell). M. Accii Plauti comoediae viginti opera et diligentia Ioannis Sambuci, Antverpiae, ex officina Christophori Plantini, 1566. Plautinae viginti comediae (!) emendatissimae cum accuratissima ac luculentissima interpraetatione (!) doctissimorum virorum Petri Vallae Placentini ac Bernardi Saraceni Veneti, Venetiis, per Simonem Papiensem dictum Bivilaqua, 1499. Die Tragödien des Pacuvius. Ein Kommentar zu den Fragmenten mit Einleitung, Text und Übersetzung, von P. S., Berlin-New York 2006 (= Texte und Kommentare 28). cf. Ritschl². W. B. S., Plautus’ Amphitruo, ed. with Introduction and Notes, Manchester 1960. O. S., The Annals of Q. Ennius, Oxford 1985. T. Maccius Plautus, Aulularia, hgg. und erklärt von W. S., Stuttgardiae 1983. T. Maccius Plautus, Cistellaria, edidit W. S., Sarsinae et Urbini 2009.
I. Editionen, Kommentare, Übersetzungen
Studemund Taubmann
Thamm Traina Ussing Veneta Weise Winter Woytek
287
T. Maccius Plautus, Fabularum reliquiae Ambrosianae: codicis rescripti apographum confecit et edidit G. S., Berolini 1889. M. Accii Plauti fabulae viginti superstites, cum novo et luculento commentario doctorum virorum opera Friderici Taubmani, s.l., apud Zachariam Schurerum bibliopolam, 1605. G. T., Zur Cistellaria des Plautus, Diss. Freiburg 1971. A. T., Comoedia. Antologia della palliata, Padova 20005. T. Macci Plauti Comoediae, rec. et enarr. I. L. U. Kopenhagen 1875 ff. (Neudruck mit Index: A. Thierfelder, Hildesheim 1972). M. Plauti comoediae viginti, Venetiis, per Lazarum Soardum, 1511. M. Acci Plauti comoediae quae supersunt, ad meliorum codicum fidem rec. C. H. W., I-II, Quedlinburgi et Lipsiae 1837–1838. Plauti fabularum deperditarum fragmenta coll. F. W., Bonnae 1885. E. W.: T. Maccius Plautus, Persa, Einl., Text und Komm.; SB. österr.Ak. Wiss. phil.-hist.Kl. 385, Wien 1982.
288
D. Literaturverzeichnis
II. Weitere abgekürzt zitierte Literatur Abel, Prol. Acidalius, Div.
Adams, Sex. Adams, Speech Andrieu, Dial. Arnott, Mosaic Auhagen, Het. Averna, Male Bach, Pron. Bader, RecDeuf. Bader, Szen. Bader, Form. Barigazzi, Form. Barsby, Pers.
Beare, Stage Becker, Obl. Bennett, Synt. Benoist, Gui.
K. Abel., Die Plautusprologe, Müllheim-Ruhr 1955. Valens Acidalius, In Plauti… divinationes et interpretationes, in Lampas, sive fax artium liberalium, hoc est, thesaurus criticus…, tomus sextus. Ex otiosa bibliothecarum custodia erutus a Iano Grutero, Francofurti, sumptibus Ionae Rhodii bibliopolae, 1607. N. Adams, The Latin Sexual Vocabulary, London 1982. N. Adams, Female Speech in Latin Comedy, Antichthon 18 (1984) 43–77. J. Andrieu, Le dialogue antique, Paris 1954. W. G. Arnott, A New Mosaic of Menander’s Synaristosai, in: R. Hartkamp-F. Hurka (Hgg.) Studien zu Plautus’ Cistellaria, Tübingen 2004, 399–405. U. Auhagen, Die Hetäre in der griechischen und römischen Komödie, Zetemata 135, München 2009. D. Averna, Male malum metuo, Palermo 1990. J. Bach, De usu pronominum demonstrativorum apud priscos scriptores, in: Studemund Stud. II, Berlin 1891, 147–415. B. Bader, Rez. Deufert, Text., AAW 58 (2005) 167–173. B. Bader, Szenentitel und Szeneneinteilung bei Plautus, Diss., Tübingen 1970. F. Bader, La formation des composés nominaux du latin, Paris 1962. A. Barigazzi, La formazione spirituale di Menandro, Torino 1965. J. Barsby, Due personaggi della Cistellaria: Alcesimarco, l’adulescens amens, e Melenide, la bona meretrix, in: Lecturae Plautinae Sarsinates, VII. Cistellaria, Urbino 2004, 53–68. W. Beare, The Roman Stage, London 1950. E. Becker, De syntaxi interrogationum obliquarum apud priscos scriptores Latinos, in: Studemund Studien I 1, Berlin1873, 113–314. Ch. E. Bennett, Syntax of Early Latin, I-II, Boston 1910–1914. L. E. Benoist, Le Plaute de François Guiet, in Melanges Graux, Paris 1884, 461–480.
II. Weitere abgekürzt zitierte Literatur
Bentley, Emend.1
Bentley, Emend.2 Bettini, Corr. Bettini, Fra. Bettini, Stir.
Bischoff, Fest. Blanchard, Essai Blänsdorf, Cant. Blänsdorf, Ged. Boldrini, Anap. Boldrini, Corr. Braun, Cant. Brinkhoff, Wordsp. Brix, Plaut. Buck, Chron. Burck, Mensch. Busdraghi, Pur. Cappelletto, Pont.
289
T. Macci Plauti Captivi with ... an appendix containing copious notes and emendations by R. Bentley on the whole of Plautus now in ms. in the British Museum. Ed. by E. A. Sonnenschein ..., London 1880. Bentley’s Plautine Emendations from his copy of Gronovius, by E. A. Sonnenschein, Oxford 1883. M. Bettini, La ‘correptio iambica’, in Metrica classica e linguistica (Atti del Colloquio. Urbino 3-6 X 1988), Urbino 1990, 263–409. M. Bettini, Fratelli / Amanti. A proposito di Cistellaria 451–452, in R. Hartkamp-F. Hurka (Hgg.), Studien zu Plautus’ Cistellaria, Tübingen 2004, 211–219. M. Bettini, La stirpe di Iuno ovvero il metodo nella follia (Plauto Cist. 512–517), in Filologia e forme letterarie, Studi offerti a Francesco della Corte, II, Urbino 1987, 27–40. B. Bischoff, Zu Plautus und Festus, Ph 87 (1932) 114– 117. A. Blanchard, Essai sur la composition des comédies de Ménandre, Paris 1983. J. Blänsdorf, Menander und Plautus in den Cantica der Cistellaria, in: R. Hartkamp-F. Hurka (Hgg.), Studien zu Plautus’ Cistellaria, Tübingen 2004, 295–308. J. Blänsdorf, Archaische Gedankengänge in den Komödien des Plautus, Wiesbaden 1967. S. Boldrini, Gli anapesti di Plauto, Urbino 1984. S. Boldrini, ‘Correptio iambica’, sequenze di brevi, norme metriche, in Metrica Classica e linguistica (Atti del Colloquio. Urbino 3-6 X 1988), Urbino 1990, 237–261. L. Braun, Die Cantica des Plautus, Göttingen 1970. J. M. Brinkhoff, Woordspeling bij Plautus, Nijmwegen 1935. J. Brix, Zu Plautus, NJPhP 101 (1870) 761–781. C. H. Buck, A Chronology of the Plays of Plautus, Baltimore 1940. E. Burck, Vom Menschenbild in der römischen Literatur (ausgewählte Schriften), Heidelberg 1966. P. Busdraghi, Purgito (Plaut. Aul. 753; Cist. 384), Sandalion 8/9 (1985/86) 121–124. R. Cappelletto, La ‘lectura Plauti’ del Pontano, Urbino 1988.
290
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Della Corte, Sars. Deufert, Text. Dissaldaeus, Anim. Dousa, Cent. Drexler, Liz. Duckworth, Nature Dunsch, Rel.
Dutsch, Femin. Dziatzko, Prol.
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II. Weitere abgekürzt zitierte Literatur
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Gerick, Quadr.
291
J. Egli, Die Hyperbel in den Komödien des Plautus und in Ciceros Briefen an Atticus, Progr. Zug 1892–94 (IIII). A. Ernout-A. Meillet, Dictionnaire Etymologique, Paris 19544. E. Fantham, Comparative Studies in Republican Latin Imagery, Toronto 1972. P. Fedeli, Il remedium amoris, fra commedia ed elegia, in: Dramatische Wäldchen (Festschrift Lefèvre), Spud. 80 (2000) 251–266. A. Fleckeisen, rec. T. Macci Plauti Comoediae ex recens. … Fr. Ritschelii, NJPhP 60 (1850) 234–263; 61 (1851) 17–66. A. Fleckeisen, Exercitationes Plautinae, Gottingae 1842. P. Flury, Liebe und Liebessprache bei Menander, Plautus und Terenz, Heidelberg 1968. M. Fontaine, Funny Words in Plautine Comedy, Oxford 2010. B. W. Fortson IV, Language and Rhythm in Plautus. Synchronic and Diachronic Studies, Berlin-New York 2008. E. Fraenkel, Kleine Beiträge zur klassischen Philologie, I-II, Roma 1964. E. Fraenkel, Iktus und Akzent im lateinischen Sprechvers, Berlin 1928. E. Fraenkel, Das Original der Cistellaria des Plautus, Ph 87 (1932) 117–120. E. Fraenkel, Plautinisches im Plautus, Philol. Unters. 28, Berlin 1922; ital. Fassung, mit Addenda: Elem(enti plautini in Plauto), Firenze 1960. A. Gagner, De Hercle, Mehercle ceterisque id genus particulis priscae poesis Latinae scaenicae, Diss., Greifswald 1920. P. Gehlhardt, De adverbiis ad notionem augendam a Plauto usurpatis, Diss. Halle 1892. K. E. Georges, Interemo, Peremo, ALL 4 (1887) 315. K. E. Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch … 11. Aufl. (= Nachdruck der achten verbesserten und vermehrten Auflage von H. Georges, Hannover und Leipzig 1912), Hannover 1962. T. Gerick, Der versus quadratus und und seine volkstümliche Tradition, Tübingen 1996.
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Gerschner, Deklin. Gilula, Court. Goerbig, Loca Goldberg, Doubl. Graupner, Met. von Gries, Hercle
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II. Weitere abgekürzt zitierte Literatur
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Holzberg, Men. Hurka, Prol. Jachmann, Bem. Jachmann, Pros. Jacobsohn, Quaest. Jocelyn, Stud.1
Jocelyn, Stud.2
Jocelyn, Stud.³
Kaempf, Pron. Kampmann, Praep.1 Kampmann, Praep.2 Kampmann, Praep.3 Karakasis, Lang.
293
J. B. Hofmann, Lateinische Umgangssprache, Heidelberg 1951³; ital. Bearbeitung: La lingua d’uso latina, introduzione, traduzione italiana e note di L. Ricottilli, Bologna 2003³ (abgek.: Lingua). N. Holzberg, Menander, Untersuchungen zur dramatischen Technik, Erlanger Beitr. 50, 1974. F. Hurka, Die beiden προλογίζοντες der Cistellaria, in: R. Hartkamp-F. Hurka, Studien zu Plautus’ Cistellaria, Tübingen 2004, 29–49. G. Jachmann, Bemerkungen zur plautinischen Prosodie, RhM 71 (1916) 527–547. G. Jachmann, Zur altlateinischen Prosodie, Glotta 7 (1916) 39–72. H. Jacobsohn, Quaestiones plautinae metricae et grammaticae, diss. inaug., Gottingae 1904. H. D. Jocelyn, Studies in the Indirect Tradition of Plautus’ Pseudolus I: Rufinus, Pliny, Varro, in: Filologia e forme letterarie. Studi offerti a F. Della Corte, II, Urbino 1987, 57–72. H. D. Jocelyn, Studies in the indirect Tradition of Plautus’ Pseudolus, II, Verrius Flaccus, De significatu verborum, in: Studi in onore di G. Monaco, II, Palermo 1991, 569–580. H. D. Jocelyn, Studies in the Indirect Tradition of Plautus’ Pseudolus III: ‘The Archaising Movement’, Republican Comedy and Aulus Gellius’ Noctes Atticae, in: Vir bonus discendi peritus. Studies in Celebration of Otto Skutsch’s eightiest birthday, BICS Suppl. 51, London 1988, 57–72. G. Kaempf, De pronominum personalium usu et collocatione apud poetas scaenicos romanorum, Berolini 1886. C. F. Kampmann, De ‘ab’ praepositionis usu plautino, Zu der öffentlichen Prüfung … des Elisabetanischen Gymn. ..., Breslau 1842, 1–35. C. F. Kampmann, De ‘in’ praepositionis usu plautino, Zu der öffentlichen Prüfung …, Breslau 1845, 1–21. C. F. Kampmann, De ‘de’ et ‘ex’ praepositionum usu plautino, in: Zu der öffentlichen Prüfung …, Breslau 1850, 1–41. E. Karakasis, Terence and the Language of Roman Comedy, Cambridge 2005.
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Kaser, Priv. Kellermann, Imit. Klotz, Lex. Klotz, Metr. Koehm, Altl. Koenig, Onom. Kühner, Gramm. Kuiper, Orig.
Kümmel, Selt. Kunst, Stud. Lanciotti, Fest. Langen, Beitr. Langen, Stud. Latte, Rel. Lefèvre, Cist.
Legrand, Daos Leigh, Rise Lennartz, Verba Leo, Cant. Leo, Epist. Leo, Forsch.
D. Literaturverzeichnis
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II. Weitere abgekürzt zitierte Literatur
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E. METRORUM CONSPECT US arg. 1 2–3 4 5-7a 8 9 10 11–13 14 14a 15 15a 16 17–18 19/20–21 22 23 24 25 26 27 28 29/30–31 32 33 34 35 36 37 38–58 59–119 120–202 203–205 206–209/10 211/12 213–219/20 221/22
jambische Senare katalektischer jambischer Vierheber bakcheische Dipodie bakcheischer Vierheber bakcheische Dipodie bakcheisches Kolon trochäisches System (12 Metren) bakcheische Dipodie katalektischer anapästischer Vierheber katalektischer jambischer Vierheber anapästischer Vierheber bakcheische Vierheber trochäischer Vierheber spondeische Dipodie kretische Dipodie trochäischer Vierheber trochäische Dipodie kretische Dipodie kretisches Kolon trochäische Oktonare bakcheische Vierheber trochäischer Septenar bakcheischer Vierheber katalektischer trochäischer Vierheber anapästischer Oktonar anapästischer Septenar jambischer Oktonar jambischer Septenar bakcheische Vierheber katalektischer trochäischer Vierheber trochäischer Septenar bakcheischer Vierheber bakcheische Dipodie bakcheisches Kolon bakcheischer Vierheber bakcheische Dipodie katalektischer jambischer Vierheber jambische Septenare trochäische Septenare jambische Senare anapästische Septenare anapästisches System (8 Metren) anapästischer Septenar anapästisches System (13 Metren) anapästischer Septenar
306
223–228/29 231–250 251–266 267–272 273–304 305–373a 374–446/48 449 450–454 455 456–457 458 459 460 461–462 463 464 465–535 536–630 631–670 671–672 672–676 677 678–679 680–687 688–689 690–691 692–694 695–696 697–701a 702–703 704–746 747–773 774–787
E. Metrorum Conspectus
anapästisches System (12 Metren) trochäische Septenare trochäische Septenare (?) jambische Senare (?) jambische Senare jambische Septenare (?) jambische Senare (?) ? jambische Oktonare ? trochäische Septenare ? Ithyphallicus trochäischer Septenar (?) ? jambischer Oktonar Thymelicus trochäische Septenare jambische Senare trochäische Septenare anapästische Septenare bakcheische Vierheber katalektische bakcheische Tripodie anapästische Oktonare bakcheische Vierheber anapästische Vierheber kretische Vierheber bakcheische Dipodien bakcheische Kola jambische Septenare anapästisches System (16 Metren) anapästische Septenare jambische Septenare jambische Senare trochäische Septenare
F. REGISTER I. Personen und Sachen Absurditäten 513 ff. 522 ff. Alcesimarchus S. 35; 90 ff. 512 ff. Eide 98 f. 236 ff. 469 f. Sprache 512 ff. 643 Wahnsinn: 287 f. 522 ff. Amor exilium Amoris 283 ff. Liebe als Gift 298 senex amator 305 ff. Anagnorisis 635 f. 655 Angiportum 124 Augurium 694 Bühne Abgang 531 ff. 591 f. 651 f. Abschied 782 ff. Anrufeszene 704 ff. Auftritt 631 ff. Illusion 145 ff. 149 ff. 678 ff. Inkonsequenz 168 f. 542. 649. 658. 713 ff. Lauscherszene 553 ff. 671 ff. Metaebene 146. 151. 154 f. 170. 197 ff. 313 f. 533 ff. 670. 678 ff. 781 ff. Ökonomie 631. 780 ff. Regieanweisung 622. 637 Selbstmordszene 639 ff. 710 f. Statisten 643 f. 649 f. Cistellaria Argumentum 79 Cist. u. Andr. 782 ff. Cist. u. Aul. 678 f. Cist. u. Cas. 197 ff. 204 Cist. u. Curc. 14. 127 Cist. u. Eun. 406. 543 Cist. u. Mil. S. 41
Datierung S. 40 ff. Exodos 782 ff. Figuren S. 30 ff. Handlung S. 13 ff. Interpolation 72. 125 ff. 168 f. 510 f. 525 f. 531 ff.? 541 f. 708–722 Original S. 22 ff. und passim Prolog S. 125 ff.; 618 ff. Szenerie S. 37 ff. Codices antike Kolometrie S. 9; v. 9 Hss.-Lücken S. 15 ff.; 230 ff. 555 ff. Palatini S. 10 ff. Palimpsest S. 10 f. Vetus (B) S. 11 f. Demipho S. 36; 774 f. Dionysia 89 Ehe S. 13; S. 30, Anm. 159 Eide 98 ff. 495 f. 502 f. 512 ff. Fides 245 Frauen Dirnen 38 ff. 330 f. 381 ff. 405 ff. Hetärenstand 23 ff. 493 Redseligkeit 120 ff. 149 ff. 537 f. Schlechtigkeit 705 Sprache 18. 52. 631. 719 Trunksucht 18. 121. 127. 382 Gesprächseinleitung 203 ff. 653 ff. γνωρίσματα 635. 663 ff. Gymnasium S. 32 Ethos 273 ff. 378 ff. Sprechweise 54. 366
308
Halisca S. 35 Hermogenes 89 ff. Hikesie 567 f. Ichneutai S. 248 Interpolationen s. Cistellaria Janus 520 Juno 513 Lampadio S. 36 Sprechweise 616 ff. lena S. 34 Ethos 51. 378 ff. Sprechweise 126–129. 537 f. Melaenis S. 33; 457. 631 ff. 626 f. Metaebene s. Bühne Mitgift 561 f. Monodie S. 148; S. 248 Obszönitäten 308. 311. 652 Ops 515 Paraenese 197 ff. Paratragodia 551. 639 ff.; s. trag. Stil Phanostrata S. 36 Prostitution z. B. 38 ff. 80 f. 143 f. 562. dub. I; s. Dirnen πρῶτος εὑρετής 203 ff. Psychosomatik 55 f. 113 ff. Rätselwitz 604. 728 ff.
F. Register
Salus 644. 742 Selbstmord 639 ff. Selenium S. 30 ff. Ethos z. B. 42. 58 ff. 85. 172 f. 457 Sprechweise 12 f. 114 Sklaven Frechheit 544. 666 f. Rollentausch 233 ff. Schauspieler 785 Sklavenspiegel 381 Strafen 206 ff. Spes 670 Spiel im Spiel 366 ff. 639 ff.? Synaristosai Aktgrenzen S. 27, Anm. 139 Boetheia S. 25 f.; 197 ff. 671 Exodos S. 29 Figuren S. 23 Mosaike S. 23 Prologsprecher s. Boetheia Szenerie S. 37 ff. Websterkriterium S. 26 talentum 561 f. tessera hospitalis 503 Versteckspiel 735 ff. Witz z. B. 465 f. 472. 497. 657. 733. 777 f.
II. Grammatica, Stilistica, Metrica
309
II. Grammatica, Stilistica, Metrica Ablativ] sociativus 86 f. Abundanz z. B. 84. 537. 691 Adjektiva] –bilis 62 Alliteration z. B. 3. 13. 32. 59. 91. 114. 150 ff. 159. 197 ff. 502. 616 ff. 622. 638. 643 670. 760 f. Anakoluth 371. 521 ff. 562 f. 642 662 f. Anapher z. B. 60. 539 f. 616 ff. 626 ff. Apokope 95. 150. 292. 561. 679 Aposiopese 642 Apostrophe 639 f. Aprosdoketon 500 f. 596 Asyndeton bimembre 567. 638 attractio inversa 62 Cantica S. 82 ff. 148. 190. 248 ff. Consecutio temporum 169. 568 Dativ der Beziehung 73 iudic. 454 Deminutiv z. B. 380. 451 f. Ellipse 110. 532 f. 558. 741 Enjambement 40 f. 763 ff. Epexegese 501 Frage, abh. 707 Futur 531. 734. 771 Futur II 650 Gedankenkontam. 150. 156 Genetiv des Bereiches 31 des Besitzers 632 des Sachbetreffs 214/15 Gerundiv 648. 721 Gesetz von Hermann-Lachmann 201. 524. 526. 686 Gesetz von Meyer 43. 61. 93. 162. 405. 407. 515. 615
Gesetz von Ritschl Arg. 4; 27. 50. 62. 151. 156 Gesprächswendung 497. 596 Hiat, metrisch 39. 181. 213. 522. 584. 619. 620. 734. 744 prosodisch 79. 85. 97. 154. 224. 499. 674. 678. 773 sonstige 15. 109. 139. 406. 456. 671. 723. 775 Homoioteleuton z. B. 206 ff. Hysteron – Proteron 675 Infinitiv, Praes. pro Fut. 583 f. 586 Jambenkürzung z. B. Arg. 4; 22. 221. 228/29. 286. 292. 522. 526. 577. 631. 671. 688. 693. 698. 699 jambischer Septenar 38 ff. 312. 704 ff. Komparativ (absolut) 638. 680 Konditionalsatz 45. 625 Konjunktiv (absolut) 684 Praes. futur. 511 Konjunktion (proklit.) 559 Kontamination (der Konstr.) 150. 156. 534. 706 Kürzung durch Tonanschluss z. B. 67. 643 locus Jacobsohn. 510. 606. 753. 777 Mascul. pro Fem. 525 Metaphorik z. B. 58. 59. 62. 71 f. 94. 118. 188 f. 206 f. 222 ff. 367. 540 f. 551. 556. 579 f. 648. 731 Metonymie 314 Negation 224 Nominativ statt Vokativ 53
310
F. Register
Oratio obliqua 568 Ortsangaben 161 Parataxe z. B. 364. 493. 616 ff. Personifikation 639/40 Polyptoton z. B. 180. 644 Prokeleusmatiker z. B. 221. 577. 594 Prolepsis z. B. 164. 645 Schema καθ’ ὅλον καὶ μέρος 641. 710 f. Synaloephe z. B. 132. 272. 278 f. 516 Leo’sche 22. 516 Synizese z. B. 101. 297 Troch. Septenar, Zäsuren 502. 531
Tragischer Stil z. B. 22 ff. 54. 58. 60. 114. 127. 150. 161. 205. 551. 595. 639 ff. 662 f. Trikola z. B. 60. 512 ff. 522 Verba Rekomposition 644. 711. 765 Extraparadigm. Formen: z. B. 278. 481. 523. 742 Verbalkette 43 ff. 616 ff. 746 Wertbegriffe z. B. 760 f. Wortspiele z. B. 14. 35. 68. 69. 84. 116. 159. 202. 483. 517. 609 f. 686 „Zitate“ 75. 78 f.
III. Wörter
III. Wörter abhorrere 54 abitus / aditus 33 acula 579 f. adglutinare 648 adhinnire 308 admoenire 540 adoptare 744 adprime 125 aeque Arg. 3 aestus 382 aetatula 49 affatim 231 agere 311; actum est 685 hoc age 693. 747 agitare 206 alumna 762 amabo 18. 104. 564 ambages 747 ambo 525 amicitia 24 amiculum 115 angiportum/us 124 anne 518 antidhac 1 f. argumentum 154 f. at enim 235; at ita me 512 attat 701 auferre 52 augurare 694 aut 169 benevolens 586 benevolus 639/40 benigniter fr. III caiare 253 cantherius 307 carnificina 203 cavere ab 471
cernere 1 f. certe 606 circiter 677 cistella 655 ff. cistellula 731 cistula 657 clavis 111 coëpi 687 cognatus 99 f. commendare 245 commentari 509 comprimere Arg. 1 concinnare 726 concredere 245 conducere 634 confusicius 472 confragosus 614 coniurare 241 conquiniscere 657 conspicere in 622 conspicillo 91 consuescere 86 f. contemplari 702 contendere 534 conterere 609 conventicius 40 crepundia 635. 664 cruciabilitas 205 cruciare 206 cubitura 379 cuius,a,um 632 culpitare 495 dare + Gerundiv 648 definire 519 delenire 517 deperire (aliquem) 132 despondere 601 differre 208
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312
diobolaris 407 Dionysia 89 diripere 208 disciplina 17 distrahere 208 domi 204 domna 773 eccum 696 edepol 510 efferre 665 effligere 526 eho 68 em 456 enim 562 f. 739 enumquam 86 equola 308 ergo 608 et equidem hercle 526 et etiam 522 exanimare 207 excissatus 383 exconcinnare 312 excruciabilis 653 exercitus 58 exoptare 77 exornatulus 306 expetere 221 expetessere 13 expolire 314 expungere 189 ex(s)culpere 541 extempulo 96. 572 exterere 408 facere (mit Umschreibung) 74 factio 493 fas 19/20 fatigare 680 febriculosus 406 fere 380 ferre 208 filiola 571
F. Register
flos Liberi 127 frangere 221/22 fraterculus 451 fui 39 furca 248 germanus 451 gestitare 746 ff. gratiam inire 7. 628. 736. (766) gratuitus 740 hariolari 746 heia 42 hem 511. 695. hercle 52 hippodromus 549 hoc „deshalb“ 320 hodie 537 iactari 206 ibi 17 ilicet 685 immemorabilis 538 imminuere 88 immo 515. 521 imperare exercitum 58 imperium 235 inclamare 109 indicare 588 infitiari 661 infuscare 18 iniquus 368 iniurus 103 inlecebra 321 inmundus 113 f. insinuare 89. 92 insistere 679 inter 505 f. 721 intus … foris 688 interemere 644 intortus 730 involvulus 729 ipsa 764
III. Wörter
ire pessum 223 iste 8. 19/20. 118 (istoc) issula 450 ita 6. 209/10. 211/12. 214/15. 225. 689 itaque 515 ff. 520 iunceus 406 iustus 200 lactare 217 largiloquus 122 latebrae 63 limax 405 liquidus 701 lividus 405 locare 560 lubens esse 681 luci 525 ludificare 214/15 lugubris 45 macerare 59 manuleus 252 manus 290 mare] Abl. –e 14 maritumus 221 masculus 705 materies 367 mellilla 247 mers 727 meus 2. 53. 631 minutus 522 miraculus 407 mirum quin 733 moderatrix 538 molestus 449 ff. morbus 71 ff. morigerus 84. 175 multibibus 149 multiloquus 149 munera 93 mustulentus 382
nam 143. 154. 662 namque 69 necessus 626 nimis 312 nimium 18 nisi 5. 676; nisi quia 223 noscitare 682 nubere 43 f. nubilus 209/10 nullus 686 nunciam 623 obicere 669 obsecrare 567 obsipare 579 f. obtundere 118 occipere 529 officium 657 oggerere 70 olere 314 onerare 556 onustus 126 opera 739. 777 f. o. dare 184 f. dedita opera 670 opulentus 515 ordo 22 f. ornamenta 784 ostentare 219/20 paenitet 47 parĕre 161. 201 patellarii 522 peculatus 72 pedatu 526 penitus 63 perditus 366 perduelles 201 perfidiosus 72 permities 224 perputare 155 persequi 183 persolvere 188
313
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pervorsario 294 pessuli 649 petulantia 672 pompa 90 possidere Arg. 11 poste 525 postidea 784 potesse 29/30 potine 231 praedatus 366 praesens 296 praest(r)igiator 297 praevorti 781 prandium 10 precario 288 proicere 123 f. 168 proiecticius Arg. 8; 191 proloqui 151 prostibulum 331 puerculus 452 in quaestione esse 593 –que … –que 19/20 quid si 321 quin 126. 509. 733 quisquam 66. 369 quom … tum 1 f. raucus 304 ravis 304 recens 136 recipere 510 rectus 534 recula 377 relicuum restat 188 repagula 649 reponere 760 repudiare 451 rota 206 f. saburratus 121 salus 644 satias 502
F. Register
satine 150. 509 satius est 42 schoeniculus 407 scitus 306 scrattae fr. dub. I scrup(p)edae fr. dub. I senecta 48 senices 373 sepelibilis 62 setius 692 severus 646 s(e)i 185 f. 652. 682 si … seu 645 singulus 701 soccus 697 solere 36 sororcula 451 spissus 75 spondere Arg. 7 squalor 114 stimulus 206 stipulari 375 strittabillae fr. dub. I suadela 566 f. s(u)avium 247 sumere 300 summatim fr. II super 660 superbia 40 f. supinus 622 supplex 32 supplicium 250 supponere 136 suppositio 136 suspendere 250 sustollere 550 tardiusculus 380 tessera 503 tis 457 todillus 408 tollere Arg. 4 trahi 115
III. Wörter
tum autem 173 ubi 25 f. ultro 375 usquam 686 usque adeo 583 usus venit 147 ut 94 utpote 318 utrubique 688 vegrandis 378 verba concepta 98
versare 94. 206 f. verum enim 80 vidua 44 Ἀφροδίσιος ὅρκος 98. 103 γαμέω 44 γλυκύπικρον 68 πλύνω 35 πρῶτος εὑρετής 203 ff. στρεβλοῦν 206 f. σύμβολον 503 ὑποβολή 136
315
Zum Buch Die Cistellaria des Plautus ist die römische Bearbeitung einer berühmten Komödie Menanders. Im Zentrum der Handlung steht hier eine junge Frau, die als Baby ausgesetzt wurde und seither im Prostituiertenmilieu lebt. Sie wird von ihren Eltern, reichen Bürgern Sikyons, wiedergefunden und darf nun ihren vornehmen Liebhaber heiraten.
Über den Autor Walter Stockert, Privatdozent an der Universität Wien, ist schon mehrfach mit Editionen und Kommentaren zur griechischen Tragödie und zur römischen Komödie hervorgetreten. Das vorliegende Buch enthält neben einer Darstellung der Handlung, der Personen und der Szenerie der Cistellaria eine kritische Textedition (die aufgrund der prekären Überlieferungslage von besonderer Bedeutung ist) und einen umfangreichen wissenschaftlichen Kommentar.