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German Pages 315 [316] Year 1828
SYSTEMATISCHES
L E H R B U C H DER
VERGLEICHENDEN ANATOMIE, MIT
T A B E L L E N U EBER
DIE
CLASSIFICATION DES THIERREICHS DIE FORMEN DER ORGANE,
UND
VON
CARL AUGUST SIGMUND SCHULTZE, Doctor der Medicin, o r d . öffentl. Professor der Anatomie und P h y siologie , grofsherz. badischem H o f r a t h , D i r e c t o r der anatomischen Anstalt zu F r e i b u r g , Secretâr der naturforsclienden Gesellschaft dasei b i t , Rlitgliede der naturforschenden Gesellschaften zu Berlin und H a l l e , und der Société des sciences zu S t r a s b u r g , der mineîalogischen Societät zu J e n a , des Apothekervereins im nordlichen Deutschland und desselben im Grolshefzogthum Baden Ebrenmitgliede.
E R S T E
A B T H E 1 L U N Û
A L L G E M E I N E
A N A T O M I E .
BERLIN, B E I
G.
R E I M E R .
1828.
E s ist allgemein anerkannt, dafs die Anatomie, Physiologie, und pathologische Anatomie des Menschen durch Benutzung der Anatomie und Physiologie der Thiere besonders in der neuesten Zeit außerordentliche Fortschritte gemacht haben, u r d eine planm'afsig z u sammenhängende Bearbeitung dieser vier engverbundenen Wissenschaften kann als Bedürfnifs erscheinen. Zwar haben die besten Schriftsteller in jeder
Ein-
zelnen , das aus den benachbarten Doctrinen benutzt, was sich für ihren Zweck eignete, und wir besitzen brauchbare Handbücher der Anatomie, Physiologie und pathologischen Anatomie mit Beziehung auf vergleichende Anatomie , aber die Meisten passen dem Plane nach nicht zu einander, oder sie enthalten, wenn man sie zusammenstellt, theils Wiederholungen, theils lassen sie Lücken. Ich habe es daher versucht, diese Fächer, deren Lehrvortrag mir obliegt, und denen ich mich mit ganzer Neigung widme, als Theile eines G a n z e n , nach einem
V o r r e d e .
IV
durchgreifenden Plane für den akademischen Vortrag zu bearbeiten, und zwar zuerst die vergleichende Anatomie, als Grundlage der folgenden, dann die Anatomie des Menschen, die Physiologie und die pathologische Anatomie. Zu Erreichung meines Zieles
habe
ich mir be-
sonders folgende nähere Forderungen gestellt: 1) Gleichmäfsig strenge Auswahl, sowohl der allgemein wichtigen, als der für den gebildeten praktischen Arzt bedeutenden Gegenstände. 2) Vorsichtige Sonderung des durch Thatsachen Bewiesenen von dem blos Wahrscheinlichen und H y pothetischen, und vorzügliche Berücksichtigung des Ersteren. 3) Wahrheit, Deutlichkeit und Kürze der Darstellung. Bei dem ersten Punkte, vielleicht dem schwierigsten für ein encyclopädisches W e r k , bin ich überall der Ueberzeugung gefolgt,dafs g r ü n d l i c h s t e s Studium der Vorbereitungs - Wissenschaften mit dem wahren Vortheil bei Ausübung der Heilkunst nicht blos Hand in Hand gehen künne, sondern unzertrennlich damit verbunden s e y ,
in einer Zeit, die an Charlatanerie
Eckel zu empfinden anfängt, Und in einer Periode, w o der theoretische und praktische Theil der Heilkunde einen Grad der A usbildung erreicht haben, der es möglich macht,
die Spaltung zwischen
nicht aufzuheben,
beiden,
wenn
doch zu mindern, eine Spaltung
Vorrede.
v
die beiden Theilen eben so sehr zum Vorwuif gereicht, als sie aus einer fehlerhaften Bearbeitung beider entsprungen ist. Die G r ü n d l i c h k e i t in der Anatomie und Physiologie , deren die Krankheits- und Heilungs-Lehre bedarf, mufs nicht b l o s in trockener Beschreibung trockener Praparate,
und ängstlicher Ausführung aller
geistreichen und geistlosen physiologischen Hypothesen bestehen. Diese Methode liefert wohl auf eine bequeme Art bändereiche Werke und H e f t e , die aber nur das Bücherbrett, nie den Kopf des praktischen Arztes füllen; Geschmack und Liebe zu eigenen anatomischen Untersuchungen, Fähigkeit zu eigenen physiologischen Beobachtungen mufs in dem Grade geweckt und genährt werden, dafs sich d a r a n
jene
Masse realer Kenntnisse knüpfen kann, die vor Charlatanerie schützt, aber in der Regel, wenn sie blos Gedächtnifssache ist
mit der Studenten - Mappe weg-
geworfen wird. Aus diesem Grunde habe ich die praktischen Uebungen, welche gewöhnlich blos auf den normalen Theil der menschlichen Anatomie beschränkt werden, auf vergleichende und pathologische Anatomie, und auf Experimental - Physiologie ausgedehnt; so dais, so viel möglich , Thiere aus allen Ordnungen in den Vorlesungen zergliedert, mehr als 2000 physiologische Experimente in den letzten acht Jahren angestellt und von den Zuhürern schriftlich kontrollirt, und über 300
V o r r e d e .
VI
Leichenöffnungen in Beziehung auf pathologische Anatomie von defi Zuhörern selbst gemacht und beschrieben wurden. Besonders verspricht die so wenig lind cinfeitig benutzte pathologisch^ Anatomie in dem Grade ihres Waihsthums die Kluft zwischen
theoretischer
und
practischer Heilkunde auszufüllen, die durch gewandte Hypothesen wohl versteckt, allein dadurch nur um so verderblicher gemacht ist. Aber sie mufs, statt Aufzahlung seltener Kabinetsstücke, genaue Beschreibungen der E'ntwickelungsstufen liefern, die ein krankes Organ vom gesunden Zustande bis zur gröfsten Entartung durchläuft. Die gewöhnlichen
und ein-
fachen Abweichungen, die dem gesunden Zustande am nächsten stehen, und das Wesen der Krankheit am meisten aufklären, habe ich daher vorzüglich berücksichtigt , in der Ueberzeugung, dafs sie mit Unrecht den wunderbaren und seltenen Fällen nachstehen, die der Wissenschaft fast allein dadurch nützen, dafs sie zeigen, bis zu welchem Grade der lebende Körper mit einem ihn zerstörenden oder belästigenden Theile bestehen kann. Bei der z w e i t e n F o r d e r u n g war es mein Bestreben, der unseligen Sucht vieler Schriftsteller und Lehrer, die Natur in ihre Ideen einzuschnüren, mit allen Kräften entgegen zu arbeiten, und den Spielereien, worüber, so geistreich sie auch zuweilen sind, das Wesentliche in der Heilkunde vernachlässigt wird,
V o r r r d e. eine Anleitung zu
vn
möglichst tiefer Erforschung der
Naturerscheinungen entgegen zu stellen. Dafs in dieser Hinsicht die Physiologie eine weit vorsichtigere Kritik als die anatomischen Theile erfordert, obgleich auch diese nicht frei von willkührlichen Annahmen geblieben sind, liegt in der Natur der Sache, da jene eine hypothetische
Bearbeitung
weit mehr gestattet, ja ihrer Lücken wegen nothwendig gemacht hat. Diese Kritik der Physiologie habe ich mir durch eine von der gewöhnlichen abweichende Darstellungsart zu erleichtern gesucht, indem ich zum Muster Physik und Chemie nahm,
die in der neueren Zeit
ungleich glänzendere Fortschritte gemacht haben, die Physiologie.
Es ist
die
als
experimentirende
M e t h o d e , von der man allein erwarten kann, dafs sie der Physiologie die sichere Haltung, die Fülle unbestreitbarer Thatsachen,
den segensreichen Einflufs
auf benachbarte Wissenszweige
verschaffen werde,
den wir an der Physik und Chemie bewundern. Defshalb habe ich versucht in dem 3ten Bande des vorliegenden Werkes ein Handbuch der ExperimentalPhysiologie zu liefern. Die Schwierigkeit dieses Unternehmens
ist
mir
nicht verborgen, und ich wüide an der Ueberwindung derselben verzweifelt haben, wenn ich nicht bei der Einrichtung eines Instituts zu Anstellung physiologischer Versuche von
der Grofsherzoglich
Badischen
Vili
V o r r e d e .
Regierung upd den hiesigen akademischen Behörden mit hoher Liberalitat unterstützt worden wäre. manche Vergleichend-pl^siologist he
Auch
Zusammenstel-
lungen, wie 7" B. auf der ersten Tabelle über die chemische Reaktion der Flüssigkeiten, über die Wärme und Ausdünstung der Spinnen und Insekten, über die Unterschiede der Warm- und Kaltblüter, würden mir, bei der Notwendigkeit, eine anatomische Sammlung ganz aus eigenen Mitteln zu erhalten,
ohne
diese
Hülfe nicht möglich gewesen seyn. In der vergleichenden Anatomie war es behufs jener Sonderung des Thatsächlichen v o m Hypothetischen oothwendig, gewisse Grundsätze der Vergleichung festzustellen, (p. 75.) um vorden oft ins Blaue und Lächerliche gehenden Vergleichungen einiger
deutschen und
französischen
Zootomen zu schützen. Was endlich die D e u t l i c h k e i t u n d K ü r z e d e r D a r s t e l l u n g betrifft, so habe ich durch t a b e l l a r i s c h e U e b e r s i c h t e n des Wichtigsten in den drei anatomischen Theilen dem Gedachtnifs zu Hülfe zu kommen gesucht, und sorgfaltige Feile so wie mehrfache Umarbeitung nicht gescheut. Besonders war mir in der vergleichenden Anatomie daran gelegen, durch selbstständige systematische Anordnungen und Eintheilungen den Vorwurf der V e r worrenheit
und U n ü b e r s e h b a r k e i t
zu Ver-
meiden, der dieser Disciplin oft mit Recht gemacht ist, und dem Studium derselben in dem Grade mehr
Vorrede.
IX
gchaden mufs, als sich ihr Feld durch fleisige Bearbeitung erweitert. Dies Klassification der fast zahllos verschiedenen Formen der einzelnen Organe im ganzen Thierreich habe ich nicht, wie meine Vorgänger, nach den Klassen der Thiere gemacht, sondern habe eine Abtheilung nach dem Wesen der Bildung in jeder Art v o n Organen versucht, ahnliche Formen vereinigend, unähnliche sondernd, ohne mich an die Klassification der ganzen Thiere zu binden, die immer nur Einige der wichtigsten Organe berücksichtigen kann, für die übrigen aber nothWendig unpassend seyn mufs.
(S.
pag. 81). Aufser den schon erwähnten gnädigen Bewilligungen von Seiten E i n e r h o h e n G r o f s h e r z o g l . R e gierung,
und freundlicher Bereitwilligkeit meiner
Herrn Kollegen zu Anschaffung der nöthigsten Kupferwerke für die Universitäts - Bibliothek, mufs ich die grofse Gefälligkeit, mit der mir aus öffentlichen und Privatbibliotheken in Strasburg und
Karlsruhe
mehrere seltene Werke auf längere Zeit überlassen worden' sind, dankend rühmen. Die gleiche Pflicht habe ich gegen die Vorsteher des anatomischen und zoologischen Museums in Berlin.
Diese Sammlungen sind mir sowohl wegen ihres
durch Königliche Freigebigkeit und durch unermüdlichen Fleifs erworbenen Reichthums, als wegen ihrer
Vorrede.
X
musterhaft liberalen Einrichtung
Gegenstand
dank-
barster Erinnerung.Auch von meinen Schillern haben Viele, namentlich die Herrn Dr. Diez, Burkart, Stark,
Dr. Dr.
Leibarzt Dr. Kapferer,
Schürmeyer,
Thormann,
Dr.
$ung,
Zaehrmger, Ree/s
Dr. Dr.
und Andere
durch vielfache Hülfleistungen und Beiträge zu meiner Sammlung mir häufig Beweise von fortdauernd wissenschaftlicher Richtung und freundlichem Andenken gegeben; ich Werde, bei nächstens zu liefernder Beschreibung der wichtigeren Praparate, dieses zu erwähnen mehrfach Gelegenheit haben. Bei der vorliegenden ersten Abtheilung der vergleichenden Anatomie mufs ich
in Beziehung auf
wohlwollende Citationen derselben als im Jahre 1826 erschienen *) bemerken,
dafs der gröfste Theil des
Textes und die erste Tabelle schon im Winter 1825 —26 gedruckt, und seither in mehr als 100 Exemplaren in den Händen vieler von meinen Zuhörern war.
Auch
mehreren auswärtigen Freunden hatte ich diese mit der Jahreszahl 1826 versehenen Bogen
überschickt,
als ich durch eine Reihe häuslicher Unglücksfalle in der gehofften Vollendung unterbrochen wurde.
Be-
sonders hat mich der Tod eines hoffnungsvollen jüngeren Bruders, der an dem zoologischen Museum in
*) z. B. im Berliner wiediciuischen Wörterbach. I. p, 123. und II. p. 381.
V o r r e d e .
xi,
Berlin angestellt war, und gerade angefangen hatte, an der Durchsicht des zoologischen
Theils
meines
Buches thatigen Antheil zn nehmen, so sehr niedergedrückt, dafs es mir lange unmöglich w a r , eine Arbeit zu vollenden, die mich bei jeder Zeile an den Verlust des nächsten Freundes, den ich auf der Welt gehabt habe, und die lange Kette unglücklicher Ereignisse erinnern mufste, welche mit diesem Verluste schlofs. Dieses, so wie die Nothwendigkeit des Gebrauches bei den Vorlesungen möge zur Entschuldigung der voreilig scheinenden Ausgabe einzelner Bogen dienen. Uebrigens verdanke ich derselben mehrfache anregende und belohnende Anerkennung der ganzen Arbeit und einzelner Theile, w o v o n die des Herrn Geh. Med. Rath R u d o l p h i , im Berliner medicinischen Wörterbuche, zu nennen mir vergönnt seyn möge. Mehrere Ergänzungen und Nachträge, die durch diese Verzögerung besonders in der Literaturgeschichte nöthig geworden sind, werde ich mit einem vollständigen Register am Schlüsse der zweiten Abtheilung, die fast vollständig zum Druck vorbereitet ist, in kurzer Zeit nachliefern. Ich wünsche, dafs mein guter Wille, durch eine einfache und naturgetreue Darstellung das Studium eines der schönsten Wissenszweige zu erleichtern und zu verbreiten, seinen Zweck
nicht verfehle,
und
Vorrede.
XII
hoffe, dafs auch der Heilkunde daraus einiger Nutzen erwachsen werde. Die grofsen Vorzüge
eines durch
Naturwissen-
schaften gebildeten Arztes hat meines Wissens Niemand treffender geschildert, als der alte Celsus mit den Worten : „Itaque ista quoque naturae rerum contemplalo, quamvis non faciat medicum,
aptiorem tarnen
medicinae reddit. Profecto veri simile est, et ilippocratem et Erasistratum, et quicunque alii non contenti febres et ulcera agitare, rerum quoque naturam ex aliqua parte scrutati sunt,
non
ideo quidem medicos fuisse, verum ideo quoque majores medicos exstitisse." F r e i b u r g im Breisgau, im Decemb^r 1828.
Dr. C. A. S. Schultze.
I
n
h
a
l
t
.
Einleitung.
Seite
I. Begriff, Grundlage, Aufgabe und E i n t e i lung
1 — 12
II. Geschichte der vergleichenden Anatomie
. 12 — 74
Erste Periode, bis Aristoteles
13
Zweite Periode, bis Severtnas
. 1 7
Dritte P e i i o d e , bis Ca vier
27
Vierte Periode , neueste Fortschritte
60
Allgemeiner I. Erster Abschnitt.
Theil.
Grundsätze der Verglei-
chung
75—S8
II. Zweiter Abschnitt. Vergleichung der Thiere, Pflanzen und Mineralien
89 — 104
Organische und unorganische Korper; Leben
.
.
89
Thiere und Pflanzen, Empfindung; willkuhrhche Bewegung
95
III. Dritter Abschnitt. t e i l u n g der Oigane,
flüfsige
mentartheile
Charakteristik und Ein-
Organe und feste;
.
.
.
.
.
.
1 0 ; i — 18S
Apparate und E l e 104
I n h a l t .
XIV
Seite Schleimstoff, Schleimgewebe
. . . »
.
.
.
Blut - und Lymph- Kügelcheu
. 109 113
Milchkügel chen SchleimkügelchenHautdrusen-
und Tracheen.
Kügelchen * Pigmentkörper des Auge? Nerveukügelchen Nervenfaser
119
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Muskelfaser
. '
.
.
.
.
Sehnenfaser
120 . 122 124
Tracheen - oder Spiral - Faser
j
Gefäfshautfaser
6
Knochenkorn, KnochenblA'ttchen und Knochenfaser
128
Oberhaut- oder Horn• Substanz Samenthierchen Eigenschaften der Flüfsigkeiten ; hierzu Tab. h
.
Gewebe Die Haut
.135 136
.
.
.
.
*
139
Der Verdauungsapparat
l4o
Das Gefi'fssystem
143
Milz, Nebennieren, Schilddrüse, Brustdrüse
.
.
.146
Der Athmungsapparat
147
Der Harnapparat
148
Die Zeugungstheile
149
Die Empfindungs - und Bewegungs-Oigane Das Gemeingefuhl
.
.
.151
.
. 154
Inhalt.
xv Seite
Aeufsere Sinnorgane Knochensystem Wirbel - oder Nervenknochen - System
.
.
.
,
. 161
.
,162
Hautknochensystem
163
Kernknochen
166
Schleimhautknochen
167
V e i h i l t n i f s dieser vier Knochenarten
172
Knochesverbinduiig; Knorpelfuge , - Sehnenverbind u n g , Fleiscliverbindung, Geleiiksackverbindung Muskeln ; Haut - Schleimhaut-Knochen - Mnskeln
173 . 177
Stimmorgane
179
Elektrische Organe
180
Schwimmblase
' . . 1 8 1
Leuchtorgane
, . 1 8 1
G i f t - und Spinnorgane der Panzerthiere, Purpurund Dinten - Organe
182
Leistenbeutel und Hufdrusen
183
R ü c k e n - , S c h w a n z - und Unterkiefer - Drusen
.
Bisambeutel
. 184 184
A f t e r d r u s e n , Nasendrüse, Giftdrüsen der Schlangen
185
Kopfhautkapseiii, Kalksack
186
Eillüllen
187
IV< Vierter Abschnitt.
Uebersicht des ganzen
Baues in den Klassen und Familien des Thierreichs
1S9 — 299
xvi
I n h a l t . Seite Zoologische S y s t e m e : hierzu T a b . I I . a. und b.
Erste Abtheilung :
.
.189
Würmer
190
E r s t e Klasse: Protozoa, hierzu Tab. I I I
199
Zweite K l a s s e : Radiata; hierzu Tab, I V
204
Dritte Klasse : Annulata; hierzu Tab. V
208
Vierte K l a s s e , Mollusca;
hierzu Taib. V L
.
.
Zweite Abtheilung :
Panzerthiere,
Lo-
ricata Fünfte K l a s s e : Crustacea; hierzu Tab. V I I .
.
.212
.
. 223
.
. 230
Sechste K l a s s e : Araneae; hierzu Tab. V I I I .
.
.
.
Siebente K l a s s e : Insecta; hierzu Tab. I X .
•
.
. 247
Dritte Abtheilung: tebrata
Wirbelthiere,
Ver260 265
Kaltblüter und Warmblüter Achte K l a s s e : P i s c e s ; hierzu Tab. X .
242
.
.
.
.
. 268
Neunte K l a s s e : Amphibia; Tab. X I
277
Zehnte K l a s s e : A v e s ; hierzu Tab. X I I
284
i.
K l a s s e : Mammalia; hierzu Tab. X U I .
.
•
. 2S9
É i n 1 e i t u n g
ai i Baase
'.Zoo*
clavicularum
c u m h u m a D i s . Lipsiae 1766. 4 . , 4*
des
62
Geschichte
der
Gehirns ffoh. Gottfr. Ebel-. O b s e r v a t i o n e s n e u r o - " logicae
ex ana t o m e
comparata.
Züllichoviae
1788. 8 . , die Knochenlehre der Affen IV. ffosephi : A n a t o m i e der S a u g e t h i e r e . 1 Bd. Güttingen 17S7. 8 . , und B e i t r a g z u m e r s t e n B a n d e . Güttingen 1792. Die berühmten Anatotnen Georg Prochaska ( f zu Wien 1820) und Sam. TL Sbmmerring breiteten ihre Untersuchungen über Muskel und Nervensystem auch auf die Thicre aus,
der Erstere in D e c a r n e
musculari
tractatus anatomico physiologicus. 1778. 8 , ,
Viennae
der Letztere besonders i n D e b a s i
ence-
p h a l i e t o r i g i n i b u s n e r v o r u m . Gütting. 1778. 4, und V o m H i r n u n d R ü c k e n m a r k . Mainz 1788 8. Ueber beide Gegenstande finden sich vortreffliche Bemerkungen in Alexand. v. Humboldt's V e r s u c h e n ü b e r die g e r e i z t e M u s k e l -
und N e r v e n - F a s e r.
Posen und Berlin 1797. 2 Bände. 8. M. C. G. Lehmann de s e n s i b u s e x t e r n i s m a l iu m e x s a n g u i u m . Schelver V e r s u c h
Gottingae 1798. 4.
einer Naturgeschichte
aniF.
ff. der
S i n n e s w e r k z e u g e b e i den I n s e c t e n u n d W ü r m e r n . 1798. Die A c t a A c a d e m i a e n a t u r a e
curiosorum
enthalten die Arbeiten von ff. A. Kuhn Anatomie des Seehundes, von ff. ff. Scheuchzer des Dachses, und von P. H. G. Moehring der Fischotter.
Die M é m o i r e s de
B e r l i n 1792 enthalten von ffoh. Gottl. IValter Mém. s u r le blaireau.
Vorzügliche vergleichend-anatomi-
vergleichenden Anatomie.
£3
gehe Abhandlungen von Haller, Blumenbach, H. A. Wrisberg und ff. G. Zinn sind in den C o m m e n t a r i i cietatis
regiae
scientiarum
1752-55. 4 R^nde. 4.
so-
Gottingensis.
N o v i C o m m e n t a r i i . 1769-78.
§ Bde. 4. und C o m m e n t a t i o n e s 1778 seq. In den Abhandlungen
der b ö h m i s c h e n G e s e l l s c h a f t
vom Jahre 1785 ist die Anatomie des Meerkalbes von G. Prochaska. Die B e s c h ä f t i g u n g e n d e r B e r l i n i schen Gesellschaft naturforschender Freund e . Berlin 1775-79. 4 Bde. 8 . ,
die S c h r i f t e n der-
selben. 1780-91- 11 Bde. 8. und die n e u e n S c h r i f t e n 4795 u. f* enthalten anatomische Beitrage von Bloch, Q. F. Mllller, ff. E ff. IValch, Peter Camper u. A. Viele interessante Notizen enthalten die naturgejchichtlichen
Aufsatze im N a t u r f o r s c h e r ,
1774 - 1804. 30 Stücke. 8. Das L e i p z i g e r zin für Naturkunde
und
Oekonomie,
Halle MagaLeipz.
4781 —84. 4 Bde. 8., enthalt besonders von ffoh. Gottl. Schneider vergleichend anatomische Aufsatze. F. Alb. Ant. MeijeSs
Magazin
für
Thier-
g e s c h i c h t e , T h i e r a n a t o m i e und T h i e r a r z n e i k u n d e . Güttingen 1790-94 ist weniger reichhaltig, als fföh. Chr. Reifs Archiv 12 Bde. 8.
(Prof. in Kalle und Berlin, f 1813)
für die Physiologie.
Halle 1796- 1815.
Doch enthalten dre ersten Bande des Letz-
tern mehr Uebersetzungen fremder als Original-Arbeiten in der vergleich. Anatomie.
Si
Gpsehiclite
der
s. 46. In S c h w e d e n bereitete Karl von Linne, in Smaland lTOT geboren, als Professor zuUpsala 177S gestorT ben, eine Reformation des Systems der Naturgeschichte und der Zoologie, die auf die vergleichende Anatomie nicht ohne Einñufs blieb.
Zwar enthalten die Schrif-
ten des unstet blichen Mannes wenig eigene anatomische Untersuchungen, aber ergründete die Clafsification der Thiere wenigstens in den Hauptabtheilungen auf ar;ctomische Merkmale, wodurch er, wenn sie auch zum Theil unrichtig waren, die Wichtigkeit unserer Wissenschaft in ein helleres Licht setzte, als er selbst vielleicht dachte.
Das Hierhergehbrige enthalten vorzüg-
lich die verschiedenen Apsgaben seines S y s t e m a
na-
t u r a e . Zuerst Leid. 1735. fol. Die zwölfte: Stockholm 1766 - 68, 3 Bde. 8 . , ferner A m o e n i t a t e s ca e. Holm. 1749 - 90. 10 Bde. 8.
académi-
Eifriger betrieb sein
Zeitgenosse und Landsmann Karl Baron de Geer, Hofmarschall und Mitglied der Academie zu Stockholm ( f 1778) die vergleichende Anatomie, besonders der Insecten.
Aufser mehreren Aufbatzen in den A b h a n d -
l u n g e n der S t o c k h o l m e r
A c a d e m i e schrieb er
die vortrefflichen Mero o i r e s p o u r s e r v i r á l ' h i s t o i r e des I n s e c t e s . Stockholm 1752-78. 7 Bde. 4. Deutsch von Güze.
Nürnberg 177S — 81. 4.
S. 47. Der d ä n i s c h e Staatsrath OttoFr.MÜlter(f
1784) lie-
ferte genaue Beobachtungen und Versuche über Anato-
vergleichenden
Anatomie.
p i e und Physiologie der niedrigsten Thierklafsen in der V e r m i u m
terrestrium
et
seu animalium infusoriorum,
fluviatilium, helminthico-
r u r a e t t e s t a c e o r u m s u c c i n c t a h i s t o r i a , Hafniae 1773-74, II Vol.
Von W ü r m e r n des s ü f s e n
u n d s a l z i g e n W a s s e r s . Koppenhag. 1771. 4. Z o o l o g i a e danicae p r o d r o m u s ,
Hafniae 1776. 8.
Z o o l o g i a d a n i c a . Lipsiae 1779-84. II vol. 8. l o g i a e d a n i c a e i c o n e s . Hafniae 1777. fol. S c h r i f t e n aus der N a t u r h i s t o r i e .
ZooKleine
Dessau 1782.
8. und vorzüglich in A n i m a l c u l a i n f u s o r i a f l u v i a t i l i a et m a r i n a . gaardt,
Hafniae 17S6. 4. P. C. Abild-
Professor in Koppenhagen ( | 1S08) setzte die
Z o o l o g i a d a n i c a f o r t , und lieferte einzelne Abhandlungen. In R u f s l a n d trugen die N o v i
Commentarii,
d i e A c t a und N o v a A c t a der Petersburger Academie durch die Arbeiten der zum Theil schon genannten meist deutschen trefflichen Zergliederer — C. F. IVoljf Uber die Entwicklung des Huhnchen, die Anatomie des Löwen etc., P. S. Pallas über Saugethiere, P. Camper Uber Rhinoceros - Schedel, Hippopotamus Zahne und überSkelete, G. IV. Steiler über sirenenförmige Seethiere und Fische, £?oli. Theoph. Xoelrenter über Fischanatomie, und Anders Sparrmann über die Geschlechtstheile des Rhinoceros — zur Erweite! ung der Anatomie bei.
vergleichenden
56
G c sc h i t h t e
§•
der
48.
Auch in I t a l i e n erschienen in der Mitte und am Ende des 18. Jahrhunderts einige ausgezeichnete Werke. Lazaro Spallanzani,
Professor zu Reggio, Modena und
Pavia (f 1799) ist ber'uhmt wegen seiner Versuche und zum Theil mjcroscopischen Beobachtungen über Erzeugung, Wiedererzeugung, Blutkreislauf und Verdauung in den Thieren, die jedoch nicht alle durch spatere Beobachter bestätigt sind. Seine wichtigsten Schriften sind : S a g g i o di o s s e r v a z i o n e m i c r o s c o p i c h e c o n c e r n e n t i il s i s t e m a de S. N e e d h a m e B u f f o n (Mutinae 1765) 4. P r o d r o m o di u n o p e r a da imp r i m e r s i s o p r a l a r e p r o d u z i o n e a n i m a l i . Modena 1768. 8.
Reproductionsversuche an Regenwür-
mern, Schnecken, Froschlarven und Tritonen. D e u t s eh mit dem Vorigen und einigen Andern unter dem Titel : Physicalische
und m a t h e m a t i s c h e
Abhand-
l u n g e n . Leipzig 1769- 8. D e f e n o m e n i d e l l a c i r colazione osservata
nel
g i r o n u i v e r s a l e de'
v a s i etc. Modena 1776. 2 Bde. 8. TreiTlich.e physiologische Beobachtungen über Aufgufsthiere, ihre Entstehung, Vermehrung, Lebenstenacit'at in verschiedenen Wärmen und Medien , und über dasfelbe bei andern Thieren.
Versuche
über das
Verdauungsge-
sch'aft d e s M e n s c h e n u n d v e r s c h i e d e n e r T h i e r a r t e , n , übersetzt von C.F.Michaelis.
Leipzig 1785. S.
V e r s u c h e über E r z e u g u n g der T h i e r e
und
Pflanzen.
der
Nebst
Senebier's G e s c h i c h t e
87
v e i g ! e i c li e n d e n A » a i o m 1 e. prganisirten Kùrper
vor ihrer
Befruchtung.
U e b e r s e t z t v o n C. F. Michaelis. Leipzig 1786. 2 T h l e . 8. Die ausführlichste V e r t e i d i g u n g der p r a f o r m i r t e n Keime. Giündlicliir und zuverlafsiger ist Felix Fontana, Prqf. z u Pisa und Leibarzt des Giofsbeizogs v o n T o s k a n a . Alle seine W e i k e enthalten vergleichend - anatomische Beobachtungen; cerche
voizliglich diesen g e w i d m e t ist : R i -
fisiche sopra
il v e l e n o
della
vipera.
Lucca 1765. 8. aus der französischen v e r m e h r t e n A u s gabe ins Deutsche übersetzt: A b h a n d l u n g ü b e r d a s Viperngift, nebst
einigen
sprünglichen über der
die
amerikanischen
Beobachtungen Bau
des
tiber
thierischen
die W i e d e r e r z e u g u n g Beshreibung
Gifte
eines
den
ur-
Körpers,
der N e r v e n
neuen
etc.,
und
Augenkanals.
Berlin 1787- 2 Bde. 4. Philipp Memorie
Caio]im , A r z t zu Neapel, per
servire
lieferte in den
alla s t o r i a
de'
Polipi
marini. Neapel 178a., übersetzt von W- Sprengel. 1813. 4 . , die besten physiologischen über diese Thielklasse, dei
Pesci
Untersuchungen
und in S u l l a
e dpi G r a n c h i .
v o n E. A. IF. Zimmermann.
Halle
generatione
Neapel 17S7,
übersetzt
Berlin 1792- 8. vieles N e u e
neben manchem Irrigen über die E r z e u g u n g der Fisch? u n d Krebse. Z u den vorzüglichsten vergleichend W e r k e n g e h ö r t Anton
Scarpa's,
anatomischen
Professor in Pavif*
58
Geschichte der
A n a t o m i c a e d i s q u i s i t i o n e s de a u d i t u
et.ol-
f a c t u . Ticini 17S9- fol., worin beide Organe von ihren ersten Anfangen in den Krebsen, Dintenw'urmern und Fischen bis zum Menschen hinauf meisterhaft beschrieben und abgebildet sind.
Weniger zuverlässig ist
A.'Comparetti O b s e r v a t i o n e s a n a t o m i c a e de a u r e i n t e r n a c o m p a r a t a . Patavii 17S9- 4.
Schbne,
doch nicht ohne Vorsicht zu benutzende anatomische Darstellungen der vielschaligen und zweischaligen kopflosen Mantelthiere lieferte der Neapolitaner Poli in dèm Prachtwerke T e s t a c e a u t r i u s q u e S i c i l i a e . 1791 — 95. 2 vol. fol.
Parma
Um die Anatomie des Nerven-
systems machten sich Virtcenz Malacarne, E n c e f a l o t o m i a di a l c u n i Q u a d r u p e d i . ¿Jos. Mangili,
Mantua 1795» und
Prof. der Naturgeschichte za Pavia, de
systemate nerveo hirudinis, lumbrjci rumque vermium.
Ticini 1795., verdient.
alioZuwei-
len etwas paradox ist P. Moscati d e l l e c o r p o r e e d i f f e r e n z e e s s e n t i a l i , c h e p a s s a n o f r a la s t r u t t u r a d e ' b r u t i e la u m a n a . Brescia 1771. 8. Deutsch von Beckmann. G&ttingen 1771. Unter den italienischen Socjetatsschriften dieser Periode
enthalten
die
Bolpgner
Co m m e n t a r i e n
vergleichend anatomische Abhandlungen von Covalo,
Galvani,
Bruneiii u n d Andern ; die
Bibiena,
Memorie
d e l l a s o c i e t à i t a l i a n a — v o n Malacarne und Spallanzani; die M e m o r i e di V e r o n a von Spallanzani^ Girardi,
Olivi,
Caldani und Andern.
vergleichenden
69
Anatomie.
§. 49. Am Schlüsse dieser Periode finden wir die vergleichende Anatomie so weit ausgebildet, dass man anfing, sie in den letzten Jahrzehenden des ISten Jahrhunderts als nothwendigen Theil vorzüglich der arztlichen Bildung auf einigen Universitäten in eigenen Vortragen zu lehren.
Blumenbach in Güttingen, Kielmeyer
in T ü -
bingen und Cuvier in Paris sind hierin mit einem Beispiel vorangegangen, wodurch sie dem wissenschaftlichen Studium der Naturkunde und der-Heilkunst insbesondere den ausgebreitetsten Nutzen gestiftet, sich selbst aber den Dank und die Nachfolge ihrer Zeitgehossen und der Nachwelt gesichert haben. Anm,
Blumenbach
gleichende anatom/
war der E r i t e :
K n o c Ii e n 1 e h r e ,
comparata
vor.
er trund
Ghedmaassen.
* ) Handbuch der menschlichen Anatomie I. p. 4 7 7 . **) Unters'ichung des Blutes. Uebersetzt ans d e r BiMiotheque muverse.le T . 17. in Meckels Archiv VJU, p . 304.
124
Charakteristik §•
und
90.
D i e S e h n e n f a s e r , fibra tendinosa, ist ein bläulich-weifser, perlmutter- glänzender und schillernder, bedeutend elastischer und sehr fester Faden von Zoll Durchmesser, der mit mehreren gleichen, parallel liegenden zu einem Bündel vereinigt ist. Die bläulichweifse Farbe, der Glanz und die Festigkeit characterisiren die Sehnenfaser aller Thiere,
sowohl bei der
einfachen als bei der mikroskopischen Untersuchung, und ich halte sie daher nicht mit der Schleimgewebsfaser für identisch, obgleich beide in der Mischung, durch Äuflbslichkeit in Gallerte, übereinkommen.
In-
teressant ist das späte Erscheinen dieser Fasr in dem Thierreich wie im menschlichen Embryo.
In» Mantel
der A sei d i e n und den Schliefsmuskeln der Muscheln findet sie sich zuerst deutlich, dann in den Gledmassenmuskeln der Insecten, endlich bei allen Wi'belthieren. Eine Verschiedenheit der Dicke der Fasern habe ich nirgends, wohl aber der Bündel, welche íe gefunden.
bilden,
Die Länge ist ganz unbestimmt Ind richtet
sich nach der Ausbreitung des Organs, das sie bilden, Sie machen den Hauptbestandteil der S e h n e n , der F a s e r b ä n d e r und F a s e r h a u t e , und einet bedeuten, den der F a s e r k n o r p e l aus. Anm.
Der Angabe S'ömmeiring's
(vom Baue Ies mensch,
liehen Körpers. Thl. II. Frankfurt 1800. p. 6 7 ) , dafs sich die Sehneu durch fortgesetzte Einwässerung in ieülsroff auflösen , kan» ich nicht beitreten; ich finde daf dile Fasern dadurch immer deutlicher, und bei fortschreiteiier Fäulnifs
E i n t h e i l n n g der Organe.
125
aas manchen Thieren selbst brüchig wie Glas werden. Sehr richtig giebt Sammerring dagegen das eigentümlich geknickte Ansehen der frischen Sehnenfaser an; dieses entsteht, wenn sehnige Bündel auseinander gezogen werden, worauf das di« Fasern verbindende Schleimgewebe sich wieder zusammen« zieht, die Sehnenfaser aber umgekuickt wird.
§. 91. Die T r a c h e e n - oder S p i r a l - F a s e r , fibra spiralis, ist ein silberweifser, elastischer, nicht hohler und cimlich fester Cylinder,, der zwischen z w e i
Hauten
eingeschlossen, um den Schlauch, welchen die innerste bildet, schraubenförmig gewunden verlauft.
Sie findet
sich nur in den Tracheen oder Luftgefafsen der Insecten.
Die Zahl der Windungen, welche eine solche
Faser macht, ist in den gröfseren Tracheenstämmen 3 bis 4 ; der Zwischenraum zwischen jeder Windung ist gleich dem Durchmesser der Faser, und dieser ist in den grofsern Insecten und grofseren Gefafsen bedeutender als in den kleineren, w o er bis zum gänzlichen Verschwinden abnimmt.
Am dicksten finde ich sie i a
den Tracheenstämmen der Larve des Hydrophilns
piceus,
Wo der Durchmesser ungefähr r i t r Zoll beträgt.
In der
Mitte der Windungen der ersten Faser legt sich eine zweite mit freiem Ende an, und so f o r t ; je z w e i sind durch die äufsere und innere Haut etwas fester mit einandef verbunden, und so kann sich ein weit längerer Faden, als die Lange einer Faser beträgt, abwickeln, indem "Wenigstens 2 Fasern verbunden bleiben. Anm.
Diesen Bau giebt schon Swammerdam
Natur.
(Bibel
der
Leipzig 1752. p. 32. Tab. I. F: 7. p. 106. p.
126
Cliai a k l e r i s t i k und i6b. Tab. XXIV. Fig. 2. 3.) sehr richtig an, indem er die Fiisein als e i n i g e m a l u m g e s c h l u n g e n e , l o c k e n i i u r a i g e R i n g e beschielet und abbildet. Auch Sprenget iand in de» C e t o n i a a u i a t a die Fasern nicht ununterbrochen foitlaufend: C o i n m e n t a r i u s d e p a r t i b u s q u i bus insecta s p i r i t u s dacuiit, Leipz. 1815. p. 15. Tab. II. Fig. 19.
§. Die
92.
Gefafshautfaser,
fibra
vasorum,
ist
eine
rundliche, k u r z e , sehr feine, elastische und brüchige Faser, die, unter spitzen Winkeln mit den benachbarten verbunden, platte, bandförmige B ü n d e l bildet, welche die innerste Haut der Blutgefafse theils ringförmig, theils in der Langenrichtung verlaufend, umgeben, und in Verbindung mit sehr vielem dichten Schleixigewebe die Faserhaut der Arterien und Venen ausmachen
Farbe
und Durchsichtigkeit der Gefafsfaser sind, so w i e ihre Lebenseigenschaften, in den verschiedenen Thitren, und selbst in verschiedenen Theilen desselben Thi;res sehr verschieden.
Sie ist um so blasser, durchachtiger,
weicher und zusammenziehungsfahiger, überhaupt der Muskelfaser ahnlicher, je unvollkommner das Thier ist, welches man untersucht, und dieselben Eigeischaften hat sie an den Venen und feineren Arterien Verzweigungen der vollkommneren Thiere.
Die grufseten Arterien
der Letzteren sind dagegen mit Fasern versehen welche sich mehr den Sehnenfasern nahem, von diesa jedoch sich wesentlich durch Undurcliskhtigkeit, Kirze und netzartige Verbindung z u Bündeln, so wie dach ganz
E l n t h e i l i i n g der O r g a n e .
127
eigentümliche Mischung unterscheiden, indem sie w e der den Faserstoff, wie die Muskeln, noch die Gallerte, wie die Sehnen-Faser,
als vorzüglichen Bestandteil
enthalten. Die Gefafsfaser erscheint zu erst .deutlich in den Arterien der Mantelthiere, und zwar die L'angsfaser allein. Im Rückengefäfs der Insecten sind beide, L'angs- und Ring-Fasern vorhanden, und so aufwärts bei den hohem Thierklassen.
In der Faserhaut der Arterien finde ich
sie bei den Saugethieren so mit einander verbunden, dafs die aus Ringbündeln bestehende Hauptmasse mit wenig Längsbündeln, die jene unter rechten Winkeln kreuzen, durchflochten ist; innen, zunächst an, der innersten Haut, zeigt sich eine einfache Lage Langsbündel, welche man bei gröfseren Thieren, z. B. dem Menschen, Pferde, Rind, durch die innerste Haut hindurch schimmern sieht.
In den Venen liegt dagegen
eine Längsschicht nach aufsen, und die ringförmigen Bündel nach innen. Aon, Die genaue Beachtung der anatomischen Verschiedenheit der Faserhaut in den grüfseren und kleineren Arterien und bei höhern und niederen Thieren ist von grofser Wichtigkeit fu'r die Lehre von der Blntbewegung, wie dieser Abschnitt In der Physiologie des Menschen zeigt. Die chemische Verschiedenheit der Gefafsfaser von der Muskel - und Sehnen-Faser kenne ich nur aus der nicht sehr genauen Angabe von Berzelws in der Uebersicht des gegenwärtigen Zustandes der thierischen Chemie. Nürnberg 1815. p . 20., wonach die Gefafslaser in Essigsaure nicht, dagegen tu verdünnten Muieralsäuren leicht lüsiich, und aus diese^
C h a r a k t e r i s t i k und
128
Losungen durch Alkalien und hlausaure Alkalien nicht fällbar ist. Das angegebene VerH.iltnifs der L ä n g s - und K r e i s - F a s e r n in den Gelassen der Saugethlere zeigt die mikroskopische Betrachtung feiner Längs- und Querschnitte, vorzüglich,
nach-
dem das GäfAfs der Länge nach'-aufgeschnitten i s t , ein (feines Segment von dieser Schnittflache, wobei zwischen den. sehr kurz abgeschnittenen Kreisfasern in allen Hullen Längsfasern ei scheinen.
§• 93. Das K n o c h e n k o r n ,
das K n o c h e n b l ä t t c h e n
und die K n o c h e n f a s e r , granum,
lamina et fibra
ossea, sind zwar in der menschlichen Anatomie nicht allgemein als Elementartheile angenommen, allein die Vergleichende
Anatomie zeigt den
eigentümlichen,
ohne chemische Einwirkung unveränderlichen Character dieser Theile so deutlich, dafs man der Natur die grofste Gewalt anthun würde, wenn man der Scarpa'schen Ansicht: die Knochensubstanz sey überall zellicht,*) treu bleiben wollte. Das K n o c h e n k o r n , ein rundlicher, harter, undurchsichtiger, weifser Körper von i bis ~ Linie im Durchmesser, findet sich bei mehreren Knorpelfischen aus der Familie der R o c h e n und H a i f i s c h e , und bei dem S ä g e f i s c h (Pristis /Intiquorum Lath.) sehr deutlich in der Knorpelmasse des Schedels und der Wirbelsäule. Dieselbe, aber weit feiner kugelige Masse zeigen die * ) Vom inneren Bau der Knochen. Leipzig 1800. p. .5.
Uebersetzt von RoosS.
EiÄtlieilung
der Organe.
129
Verknöchernden Ringe in dem Knorpelrohre des reproducirten Eidechsenschwanzes. Das K n o c h e n b l a t t c h e n und die K n o c h e n f a s e r sind die höheren, aus der Ersteren sich entwickelnden Bildungsformen des Knochensystems: sie finden sich v o n den Plectognathen
an bei den Gräthenfischen, A m -
phibien, Vögeln und Säugethieren im reifen Zustande in allen Theilen des Knochensystems, bald die Eine bald die Andere vorherrschend entwickelt., Beide sind in ihrem Gewebe ganz gleichförmige, weifsliche, undurchsichtige, wenig elastische, harte und durch den grofsen Reichthum an phosphorsaurer Kalkerde in ihrer Mischung ausgezeichnete Theile von unbestimmter jedoch meistens mit blofsem Auge erkennbarer Grbfse, welche sich v o n einander blos dadurch unterscheiden, dafs i n dem B l a t t c h e n die L a n g e n - und B r e i t e n - D i m e n sion bedeutend über die Dicke, in der Faser nur die L ä n g e über die beiden übrigen überwiegt, und dafs die Blättchen sich mit den benachbarten gleichartigen Theilen meist unter rechten Winkeln z u Zellen, die Fasern dagegen unter spitzen Winkeln z u einer dichten Masse verbinden.
Beide machen eine auffallende Aus-
nahme v o n der Regel: dafs die Elementarbestandtheile im Allgemeinen um so kleiner werden, je v o l l k o m m n e i der Organismus w i r d , dem sie angehören, und daher bei den giöfsten Thieren absolut am kleinsten sind; —• denn sie wachsen in demselben Verhältnisse w i e der ganze» Körper, und sind bei den grbfsten Thieren am grbfsten. Vergt. Anat.
9
130
Charakteristik
und
D i e aüs diesen T h e i l e n z u s a m m e n g e s e t z t e n
Organs
sind die K n o c h e n der W i r b e l t h i e r e , u n d einige denselben entsprechende Organe der Panzerthiere,
i n denen
sich sogar deutlich die K n o c h e n f a s e r , w i e z . B. in den M u s k e l k n o c h e n der Krebse, z e i g t . A n m . Das Knochenkorn scheint überhaupt die Krystallisationsform der Knochensubstanz (wenn man so sagen darf) zu seyn^ Die Fasern und die Blättchen haben beim Embryo eine körnige Beschaffenheit, defswegen schneiden sie sich saniig, wie Sammerring richtig bemerkt, obgleich er der Scarpa'sehen Ansicht beitritt. (Knochenlehre. Frankfurt 1800. p. 19. 20.) Die regelwidrigen Verknocherungén in einigen Tlieilen, z, B. in den Arterien, zeigen meistens nur diese erste Stufe der Knochenbildung: das körnige Gewebe; und in den reprodneirten Knochenstucken der höheren Thiere ertwickelt sich F a s e r - und Blatt-Bildung niemals so deutlich. Am auffallendsten finde ich die Kornbildimg in cer Rafa asperrima und dem erwachsenen S ä g e f i s c h , nehr mit Knorpelmasse vereinigt im Kiefer eines eiwachseiBn Haifisches. Grofse, aus fast glashaiten Körnein bestehende Lagen zeigt die innere Substanz der Kiefern eines grofsen Diodon, an denen ä'ufserlich Faserbildung statt findit.
S. 94. D i e O b e r h a u t - oder H o r n - S u b s t a n z , cornea,
epidermoidalis,
ist unter allen die
siustantia vidgestal-
t e t s t e , da sie am m e i s t e n dem Einflufs aufserer Einwirkungen ist.
ausgesetzt,
und z u m G e g e n w i r k e n
bístímmt
Man kann drei allgemeine E l e m e n t a r - F o r m i n ihrer
B i l d u n g annehmen, die sich mannigfach einander n ä l e r i v
E i n t h e i l u n g der Organe»
431
in einander übergehen und mit einander Verbinden: d a s B l a t t , d i e Z e l l e und d i e F a s e r . Weder Grbfse, noch Farbe, noch Cohsistenz können ¡zur Charakterisirung dieser Theile benutzt werden, da sie im höchsten Grade in den verschiedenen Organen und Thieren, in denen sie vorkommen, variiren; nur die Mischung scheint durchgängig ahnlich zu seyn, mie Ausnahme ZahnThiere.
der dem Knochengewebe sich nähernden
und Schalen - Gebilde und
Schuppen
einiger
Es findet sich nämlich allgemein ein eigener
thierischer Stoff, der H o r n s t o f f , als vorzüglichster Bestandtheil der hierher gehbrigen Gebilde. Die B l a t t f o r m herrscht vor in dem allgemeinen Ueberzuge der aufseren Körperilache, in den Oberhaut* gebilden des Darmkanals, besonders des Magens det Vogel, in den Schalen der Mantelthiere, in den Schuppen und Schildern, welche an dem ganzen Korper der Fische und Amphibien sehr h'aufig, allgemein atl den Füfsen der Vögel und selten bei den Saugethieren vorkommen » in den Nageln und Krallen der Panzertbiere, der Amphibien, Vögel und Saugethiere, endlich in dem hornigen Ueberzuge des Vogelbchnabels. Die H o r n f a s e r bildet Vorzüglich die Hörner def Saugethiere, die Barten oder das Fischbein, die Borsten* Und, in Verbindung mit der Z e l l - und B l a t t - F o r m die Haare, Stacheln und Federn.
In einigen Gebilden,
ft, B. im Horn des Nashorns, im Fischbein» in der Hau® S4
132
Charakteristik
des Ealaena Heusinger
Mysticetus
und
wird die Faser zur Röhre.
S,
1. c. Tab. II. Fig. 3. 6. 9.
A n m . 1.
In Heusinger's
H i s t o l o g i e (Heft 2. p . 150. 1 7 1 .
2 0 7 . und auf der Tabelle p. 2 7 0 . ) wird den Nägeln, Krall e n , H u f e n , Hörnern und Schuppen der Sä'ugethiere, den S p o r e n , Fufsschuppen, dem hornigen Schuabeluberzuge der Vogel ein faseriger Bau zugeschrieben, allein oft wiederholte Untersuchung und die Beobachtung der krankhaften Veränderungen hat mich überzeugt, dafs mit Ausnahme d?r Hilfe und Hurner hier nnr ein blättriger statt
findet.
oder schuppiger
Die oberflächlichen Schichten erscheinen
Bau bei
jeder Vergrbfserung schuppig, und lassen sich frisch n i t dem Messerstiel in Wasser zu Schuppen zerreiben, die tieferen Schichten erscheinen allerdings gestreift unter dem Mikroscop ; die Streifen verlaufen aber immer in der Richtung, in welcher man das Messer beim Abschneiden geführt hzt,
und
sind keine F a s e r n , sondern die Abdrücke der Biegungen und Unebenheiten, welche auch die feinste Klinge an der Schneide bat,
und die von der frischen,
weichen,
gleicharmigen
Hornmasse aufgenommen weiden. Auch die hohlen H o r n e r , welche auf knöchernen Zapfen sitzen, sind an der W u i z e l mehr blättrig als faserig gebaut, an der Spitze dagegen umgekehrt. A n m . 2.
A n die Bildung der Oberhaut und der dazugehöri-
gen Theile ist sehr allgemein die Entwickelung t m r
oder
weniger lebhafter und glänzender Fä'rbestoffe geknüpft, die sich in der Regel ohne bestimmte eigene F o r m , der ganzen Masse oder den obersten Lagen in den Zügen welche die Zeichnung verlangt.
nntheilen,
Nur in einigen
Theilen,
•¿. B. dem Wollhaar und den feinsten Federnfasern ^eigt das Pigment häufig einen deutlichen Einflufs auf die Ge.talt des Stoffes, der sich an den stärker gefärbten Stellen k n o t i g , keilfürmig, ringförmig verdichtet oder blattförmig aisbreitet. Genaue chemische KenntniTs von diesen merkwiirdijsn Stof-
Eintheihuig
der
133
Organe.
f e n , die bald sehr fluchtig und am Sonnenlichte verbleichend sind, bald von so fixer Natur, dafs sie selbst bei der V'ersteineiiing dauern, fehlt uns fast ganz. Hinsichtlich der erdigen Ablagerungen in Oberhauttheilen n n d ihren Uebergang in wahren Knochen verweise ich auf die specielle Betrachtung der Haut. A n m . 3.
Die zellige Substanz zeigt sich
vorzüglich schön
und regelmässig 111 dem Marke des Federschaftes, und z w a r bei der verschiedensten Färbung der F e d e r , untersucht habe, immer glänzend weifs.
so weit ich
Sehr weite, ovale,
kreisförmig stehende Zelleil von brauner Farbe enthalten die Igelstacheln, und die meisten Haare der Säugethiere sind in ilitem Innern zellig gebaut.
Die scharfbegr-mzten festen n n d
regelmässigen Zellen dieser pfl.in7enahnlichen Gebilde beweisen ihre Annäherung an die Vegetabilien in dem wesentlichsten Punkte. Ueber die Hornsubstanz i s t , Rudolph'.
Ueber
aufser Heusinger ,
Hornbildung
in den
1. c . ,
Abhandlungen
der Berliner Academie der Wissenschaften von den Jahren 1814 — 15. nnd in seiner P h y s i o l o g i e Bd. I, f
76 —
7 8 . und 113. vorzüglich lesenswerth.
S-
95.
Es ist wahrscheinlich, dafs die S a m e n t h i e r c h e n , welche sich allgemein in der Zeugungsflüfsigkeit der vollkommneren männlichen Thiere, so lange sie zeugungsfähig sind, finden, einen Antheil an der befruchtenden Eigenschaft des Samen haben, und aus diesem Grunde könnfe man sie vielleicht mit z u den einfachen Organen derjenigen Thiere rechnen, in denen sie gefunden werden, wenn es zulassig wäre,
selbststandig
sich bewegende und überhaupt in einem gewissen Grade
134
Charakteristik
und
selbstständig lebende Thiere als Organe Anderer zu betrachten,
Sehr grofs ist jedoch der Abstand zwischen
den Blutkügekhen und diesen Thierchen
nicht.
Sie
haben im Allgemeinen eine ahnliche Gestalt bei allen Thieren, nämlich einen rundlichen mit einem langen Schwänze versehenen Körper, und unterscheiden sich nach Prevost und Dumas *) vorzüglich nur durch ihre Gröfse, indem sie, wie die Blutkiigelchen, bei den warmblütigen Thieren am kleinsten sind: die des Hundes und des Entrichs ^ Millimeter lang, die der Gartenschnecke j Mill.
Doch ist dieses Verhältnifs nicht
durchgängig, denn die des Frosches sind nur ^ Mill., die des Meerschweinchen und Iltis dagegen ~ Mill, lang. Anm.
Sehr richtig bemerkt Spallanzani
mathematische Abhandlungen. dafs
die
Samen thierchen
Infusionsthieren sie Buffon
(Physicalische
und
Leipzig 1 7 6 9 p . 127. 1 4 6 . ) sich
von
den
eigentlichen
durch die Art ihrer Bewegung,
besclnieben h a t , wesentlich unterscheiden.
wie Die
Samenthierchen bewegen sich ohne allen auf Willkuhr deutenden Wechsel,
ganz
gleichförmig,
wie es schon Leeiiwenhook rerum,
Lugd. 1687.
(Anatamia
p. 168.)
thicre dagegen schwimmen
bald
bis sie sterben, seu
angiebt; rascher
interiora
die Infusions-
bald
langsamer,
suchen und vermeiden sich etc., wie andere Tniere, wovon selbst einige Arten der Gattung B a c i l l a r i a keine Ausnahme machen ( S . Nuzsck
Beitrag
zur Infusorienkunde.
Halle
4 8 1 7 . p. 68. fqlg,)
Ueber die Samenthierchen,
VIII. P, 454 —
{Jebersetzt Jn Meckels Archiv
E i n t h e i l u n g der
135
Organe.
Diese kaum willkuhrlich zu nennende Bewegung veranlafste Buffon
die Samenthierchen in Verbindung
mit
den
Infusionsthieren von dem Thiel reich ausziischliessen.
§•
96.
Die besonderen Eigenschaften der
81. aufgeführten
Flüssigkeiten sind weiter unten, bei der speciellen Betrachtung der Organe, welche sie bereiten und enthalt e n , verglichen.
Behufs einer allgemeinen Uebersicht
gebe ich hier blos eine Zusammenstellung der s a u r e n , alcalischen und indifferenten Flüssigkeiten, so w e i t ich dieses Verhaltnifs durch blaues und vermittelst schwacher Säuren gerbthetes Lacmus-Papier, Curcuma-Papier, und die gleichen Tincturen ausmitteln k o n n t e ,
nebst
einigen Bemerkungen (die erste Tabelle). Den Satz von Berzelms *"), dafs alle abgesonderte Flüssigkeiten,
welche noch einen Dienst im Körper
leisten, a l c a l i s c h seyen, und nur die z u r Ausstofsung aus dem Körper bestimmten, namentlich der Urin, die Ausdünstungsmaterie und die Milch, s a u e r — habe ich bei k e i n e m T h i e r e bestätigt gefunden.
Ich erlaube
mir diesen Widerspruch gegen einen so grofsen Chemiker nur nach langer Prüfung und mehr als hundertfachen Versuchen.
Dieselbe Flüssigkeit ist in der einen Thier-
species sauer, in der andern alcalisch, in der dritten indifferent, ohne dafs sich hierüber bis j e t z t , wie es1 mir scheint, ein allgemeines Gesetz aufstellen liefse. * ) Ueberblick über die Zusammensetzung der thierischen Flüssigkeiten. Aus dem Englischen von Sckweig^er. Nurnbeig 1 S 1 4 . p. 33.
C h a r a k t e r i s t i k und
136'
'S- 97. Die
St. bis 94, beschriebenen einfachen festen
Organe bilden durch manclifaltige eigenthilmliche Verbindungen die G e w e b e des thierischen Körpers, welchen die zusammengesetzteren,
gewöhnlich
zugsweise sogenannten Organe, bestehen.
aus vor-
Der Grad
der Zusammensetzung ist sehr verschieden nicht allein in verschiedenen Organen, sondern selbst in dem gleichen Organ an verschiedenen Stellen des Körpers und bei verschiedenen Thieren.
So bestehen z. B. die grö-
fseren Blutgefafse der vollkommneren Thiere aus
3
verschiedenen H a u t e n , welche Ernahrungsgefäfse üDd N e r v e n erhalten, die feinsten Verzweigungen haben dagegen nur eine H a u t , ohne Nerven und Ernahrungsgefafse.
Auf dieselbe Weise sind alle Blutgefafse der
niedrigsten Thiere gebildet. Den höchsten Grad der Zusammensetzung
zeigen,
unter den Organen im engem Sinne, einige Drüsen bei den höheren T h i e r e n ; so besteht die Leber aus 7 verschiedenen T h e i l e n : dem Schleimgewebe, den Leberpulsadern, Leberblutadern, Pfortader'asten, lymphatischen Gefafsen, Gallengangen und Nerven, welche Alle wieder 2 — 5fache Zusammensetzungen der Formelemente sind, und 7 verschiedene Flüssigkeiten, nämlich Arterienb l u t , VenenbLut, Pfortadevblut, Lymphe, Serum Schleimgewebes, Fett und Galle enthalten.
des
Die Leber
jst ein Theil des Verdauungs - Apparates, wie die Niere ein Theil des Harn-Apparates und die Thtanendrüse des Seh-Apparates,
S.
80.
EintheiJung
§•
der Organe.
137
93.
Die G e w e b e , t e l a e , lassen sich in mehrere Klassen zusammenstellen, die nach dem Grade ihrer Zusammengesetztheit, deren sie bei den vollkommensten Thieren fähig sind (bei den unvollkommneren sind Alle fast gleich einfach), so aufeinander folgen, wenn mit dem einfachsten angefangen wird: I. Ganz einfache Verbindungen gleichartiger Elementartheile: 1) H o r n p l a t t e n - ,
3) H o r n z e l l e n - und
2) H o t n f a s e r - ,
4) S c h m e l z - G e w e b e ,
II. Zwei - bis dreifache Verbindungen verschiedener Elementartheile: 5) T r a c h e e n f a s e r - , 6) T r a c h e e n k u g e l - und
7) l e u c h t e n d e s
Ge-
webe.
III. Z w e i - bis dreifache Verbindungen von Theilen, die selbst schon im ersten Grade zusammengesetzt sind: 8) S c h l e i m g e w e b e ,
12) F a s e r k n o r p e l - ,
9) K n o r p e l g e w e b e ,
13) K n o c h e n - und
10) K r y s t a l l l i n s e n - ,
14) s e r ö s e s G e W e b e .
11) S e h n e n f a s e r - , IV. Drei- bis fünffache Verbindungen zusammengesetzter Theile des zweiten und dritten Grades: Ii) Schleimhaut-und Gefafshautgewebe, 16) N e r v e n g e w e b e , 17) e l e c t r i s c h e s , 18.) c a v e r n D s e s ,
19) G e f ä f s f a s e r h a u t und 20) M u s k e l f a s e r g e webe.
Charakteristik
und
V. Sechsfache Verbindungen zusammengesetzter Theile des zweiten bis vierten Grades: 21) L e d e r h a u t g e w e b e , 2 2 ) , , C h o r o i d e a l g e w e b e und
23)parenchymatüses G e w e b e .
VI. Siebenfache bis achtfache Verbindungen von zusammengesetzten Theilen des zweiten bis vierten Grades. 24) K i e m e n - , 26) D r ü s e n - G e w e b e , 25) L u n g e n - und Die Zahl dieser die Gewebe zusammensetzenden Theile erscheint noch weit gröfser, wenn man die Flüssigkeiten mit ihren festen Elementartheilen, ohne welche die meisten Gewel^o im lebenden Zustande nicht existirert können, dazu rechnet. A n m . Falloppia hat das Verdienst, die Lehre von dem Gewebe der oiganischen Bestandteile als eine eigene gegründet zu haben. (Lectiones G a b r i e l i s F a l l o p p i i de partibus similaribus collectae a V o l c h e r o K o y t e r . Noribergae 1575. fol.) Mehrere Gewebe des menschlichen Körpers sind von Ruysck,*) Halter,**) Frochasca*") und besonders von Sdmmerring *'**) m i t musterhafter Genauigkeit beschrieben. Am weitesten dehnte Eichctt seine Untersuchungen über diesen Gegenstand aus, doch hat er anstatt eine Beschreibung der Gewebe in allen Thieren zu liefern, wie er verspricht, (Anat. generale, nouv. ed. 1821. I. p. 48.) sich auf den Responsiones in epístolas problemáticas XVI. Amstelod. 1696 — 1708. 4. und De fabuca glandularum. Lijgd. B. 1722. 4. **) Elementa Physiologie. Lausan. 1757 — 66. 8 Bde. 4. ***) Opera minora. Viennae 1800. 2 Bde. 8. und Disquisltio organismi corporis humaui. Viennae 1S12, 4. ****) Vom Baue des mensthliclien Korpers. 2te Ausg. Frankfurt am Main. 1800 — 1801. 5 Bde. 8.
Eintheil ung der
139
Organe.
menschlichen Körper beschränkt.
Hieran schllessen sich die
Darstellungen von F. Meckel*);
die von Rudolfht**)
chen bedeutend ab.
wei-
Ueberhaupt ist dieser wichtigste Tlieii
der allgemeinen Anatomie, der von Mater ***) und ger **»*) neneilichst einen eigenen Namen
Hiasin-
„Histologie"
erhalten hat, fast durchgängig ohne alle Rücksicht auf" die wichtigen Thatsaclien bearbeitet w o r d e n ,
welche die Ana-
tomie der Thieie darbietet, und noch liefern kann,
§• 99. Das allgemeinste v o n den aus diesen Geweben gebildeten Organen ist die H a u t , die als die aufsere Hülle und Organ der Begrenzung der ganzen K'orperobcrflache meistentheils leicht z u erkennen ist. Der wesentlichste Theil derselben ist in allen Thieren eine Lage v o n Schleimgewebe, das dichter ist als in den übrigen Theilen, und vorzugsweise die Schleimgewebsfaser e n t h a l t , findet.
w e n n diese sich überhaupt im Korper
Diese Lage ist die L e d e r h a u t .
Auf ihr w i r d
in den meisten Thieren durch Hornlagen v o n verschiedener Starke, selten durch Knochensubstanz, die O b e r h a u t und die dazu gehörenden Organe, als Schalen, P a n z e r , Schuppen, Schilder, Stacheln, Haare, N ä g e l , Krallen, H u f e , Hörner u. s, w . gebildet, so dafs die *) Handbuch der menschlichen Anatomie. Ister Bd. 1 8 1 5 . und System der vergleichenden Anatomie Ister Bd. 1 8 2 1 . **) Programma de c. h. partibus siüiilaribns Gryph. 1 8 0 9 . und Grundilfs dei Physiologie. ,Bd. 1, Berlin 1 8 2 1 . 8 , ***) Ueber Histologie, **")
System
4.
Bonn 1819. 8.
4er Histologie.
Eisenach 1 8 2 3 — 2 3 .
2 Hefte. 4 .
*40
Charakteristik
und
Lederhaut die innerste, zunächst an die tieferen Theile gränzende Schicht ist. Die Haut hat bei allen Thieren eine gemischte Function, eine p f l a n z l i c h e , indem sie das Hauptorgan des Stoffwechsels durch die unmerkliche Hautausdünstung oder durch Schleimabsonderung ist, und eine thierische,
als vorzüglichstes Empfindungsorgan.
Häufig ist sie auch Bewegungsorgan und Waffe, in den einfachsten Thieren ausschliefslich, in den vollkommneren nur theilweise, durch ihre hornigen Ueberzüge und Fortsätze, wie bei den Vögeln vorzüglich. Anm.
Nur in wenigen Fallen, wo die Haut mit Knochen-
substanz und Theilen des Skeletes innig verbunden ist, z. B. bei einigen Mantelthieren, den Krustern, Insecten und mehreren Fischen, ist es schwierig, überall die Grä'nze der Haut und des Knochensystems anzugeben.
Die Auffindung und
Verfolgung der Lederliant nmfs dabei entscheiden.
§. 100. An die Haut schliefst sich, als eine Verlängerung derselben in das Innere des Körpers, der D a r m k a n a l mit seinen absondernden Anhangen, oder der V e r d a u u n g s a p p a r a t an.
Wie die Haut die aufserste,
so bildet der Darm in allen Tlu'eren die innerste Oberfläche des Körpers, in Gestalt eines S c h l a u c h e s oder R o h r e s , das sich in grösserer oder geringerer Ausdehnung durch den ganzen Körper oder einen Theil desselben zieht. Oberflachen.
Alle übrige Organe liegen zwischen beiden
E i n t h e i l u n g der Organe.
441
Der Verdauungsapparat ist vorzugsweise vegetativ th'atig, nämlich zur Aufnahme der Nahrungsstoffe, oder der festen und tropfbar flüssigen Substanzen bestimmt, die der Masse des Korpers zum Ersatz des bestandig verloren Gehenden angeeignet werden sollen, nachdem im Darm durch Beimischung eigener Absonderungen das Nahrhafte, der S p e i s e s a f t oder C h y l u s , v o m Unbrauchbaren, dem K o t h e , geschieden, ersterer z u rückbehalten und letzterer ausgestossen ist. Der wesentlichste Theil dieses Apparates ist Schleimhaut,
eine
welche fast immer an zwei einander
entgegengesetzten Stellen sich nach aufsen öffnet, indem sie in die Haut übergeht, und dadurch M u n d und A f t e r , jenen zur Aufnahme, diesen zum Ausstossen bestimmt, bildet.
Selten findet sich nur eine, oder
mehr Oeffnungen als zwei.
Bei den Thieren, die sich
über die unvollkommenste Stufe erheben, legt sich um die Schleimhaut ein thierischer Bewegungsapparat, Musk e l f a s e r n , die dem an sich pflanzlichen Prozefs einen mehr thierischen Character geben durch energischere, an den beiden Oeffnungen sogar willkührliche Bewegung. Sie bilden zugleich mit der Schleimhaut die Windungen , und mehrere Erweiterungen an bestimmten Stellen des Rohres, die einen längeren Aufenthalt und eigent ü m l i c h e Veränderungen der Nahrungsmittel bewirken, die K r ö p f e , M ä g e n , B l i n d d ä r m e u. s. w . , deren Beschreibung in den speciellen Thcil gehört.
142
Charakteristik
und
§. 101. Die absondernden Atihänge des VeraauungsappatatöS sind unmittelbare Fortsetzungen, Anhänge der Schleim* haut in Gestalt v o n Sacken oder einfachen und astigen Röhren.
Sie führen eine z u r
Verdauung
noth-
" w e n d i g e F l ü s s i g k e i t , welche sie selbst entweder in freiem Verlauf» oder, bei zusammengesetzteren Formen* in eigenen gefafsreichen Massen von Schleimgewebe, Drüsen,
aus der allgemeinen Nahrungsflüssigkeit ab-
gesondert haben. Nur in den niedrigsten Formen kann der Darm ohne alle Beihülfe solcher Absonderungs - Organe seine Funct i o n vollziehen.
Die hierher gehörigen S c h l a u c h e ,
B ä l g e und D r ü s e n mit ihren Ausführungsgängen sind: 1) die g a l l a b s o n d e r n d e n S c h l ä u c h e in den weniger vollkommnen, u n d die G a l l e n d r ü s e oder L e b e t i n den höheren T h i e r e n ; 2) die M u n d - und B a u c h S p e i e h e l s c h l ' ä u c h e jener und die S p e i c h e l d r ü s e n dieser^, so w i e 3) die an der ganzen inneren Oberflache des Darmkanals verbreiteten, theils einzeln stehenden, tlieils zusammengekauften S c h l e i m b a l g e
der v o l l -
kommensten Thierklassen. Anm.
Dafs die mit d e m Verdauungsapparate in unmittelbarer
Verbindung stehenden Vei langerungen seiner Schleimhaut nur dann als zu ihm gehoiend betrachtet werden können, wenil die darin abgesonderte Flüssigkeit wesentlichen Einflurs auf die Function des Haupttlieils,
auf die Verdauung hat,
eine n o t w e n d i g e Einschränkung,
ist
denn sonst wuiden d i e ,
bei sehr vielen Thieren mit dem Ende des Darms in Ver*
Eintheilung
der
Organe.
143
bii dnng tretenden Harnabsonderungsorgane und Geschlechts« theile, und die Anhänge der Schleimhaut des Rachens, welche bei den meisten Wirbelthieren in die Schleimhäute einiger Sinnorgane, und bei allen in die der Athmungsorgane über« gehen, nicht ausgeschlossen seyn.
§• 102. Das G e f ' à f s s y s t e m
oder der
Circulations-
a p p a r a t erscheint immer in der Gestalt von astigen Führen, deren Wandungen entweder blos aus dem benachbarten verdichteten Schleimgewebe, oder aus einer eigentümlichen Haut bestehen, die man die i n n e r s t e oder g e m e i n s c h a f t l i c h e G e f a f s h a u t nennt. Ueber diese legt sich in den -gröfseren ßlutgefäfsen der vollkommneren Thiere die F a s e r h a u t (s. §. 92.), welche aufsen von einer zellichten Haut bekleidet wird. Das Gefafssystem ist das Verbindungsglied zwischen dem die Nahrungsstoffe von Aufsen aufnehmenden DaTm und den übrigen Organen, welche die im Darm vorbereitete Nahrungsflüssigkeit durch die Gefafse zugeführt erhalten, und in sie diejenigen Stoffe absetzen, die in ihnen unbrauchbar geworden sind. Diese Flüssigkeit, die in den vollkommneren Formen den Namen B l u t erhalt, tnufs jedoch in den Gefafsen, bevor sie zur Ernährung der Organe tauglich wird, mehr oder weniger Veränderungen erleiden, je nachdem das Thier auf einer höheren oder tieferen Stufe der Vollkommenheit steht.
Und hiernach ist auch das
144
Charakteristik
nnd
Gefäfssystem aus mehreren oder wenigeren verschiedenartigen Theilen zusammengesetzt. Der wesentlichste und einfachste Theil sind Kanäle, die sich yom Darmkanal aus in die Substanz des Kbiv pers nach der Haut zu verästeln.
Die Vereinigung der
vom Darm entspringenden Gefafse zu Stammen,
aus
welchen die z u den Organen gehenden Aeste entspringen, also die Bildung eines C e n t r u m s zwischen dem zuführenden und ausführenden Theile, den V e n en und Arterien,
und die Verbreitung der ersteren über
s'ammtliche Organe, bezeichnet eine höhere Stufe, mit der die Entwickelung des K r e i s l a u f e s beginnt. Durch den Hinzutritt eines Organs, das vorzugsweise aus Gefafsen gebildet ist, und eine Umwandlung der Nahrungsflüssigkeit vermittelst der atmosphärischen Luft bezweckt, des R e s p i r a t i o n s o r g a n s , wird die Zusammensetzung noch gröfser.
Sie endet bei den
Wirbelthieren damit, dafs die uranfanglichen Theile des Gefafssystems, die den Nahrungsstoff aus dem Darm aufnehmenden Kanale, sich von den übrigen fclutführenden Gefafsen trennen, kein eigentliches Blut mehr, sondern blos den Speisesaft aufnehmen, und in Verbindung mit ahnlichen ans allen übrigen Theilen des Kbrpers zurücklaufenden Gefafsen das L y m p h g e f ' a f s s y s t e m bilden, das sich durch den gänzlichen Mangel der Faserhaut, durch eigenthümliche Verflechtung mit Blutgefafsen in drüsigen Kbrpern, den L y m p h d r ü s e n , durch die sehr grofse Zahl der Klappen an der innersten
E i i)t Ii e i l u n g
der
145
Organe.
H a u t , und durch die enthaltene Flüssigkeit
von den
übrigen Theilen des Kreislaufsappatates sehr wesentlich unterscheidet. Anm.
E s findet Zwar ein unmittelbarer Ueheigang der i n n e r -
sten Gefäfshaut in die feinsten Verzweigungen der schleimhautigen
Ausfuhrutigskanäle
wahischeinlich
statt,,
der
und m
Diüsen
den
{§,
101.)
feinsten
hüchst
Verzweigungeil
haben beide Arten röhrenförmiger Hautausbreitungen ein s e h r ähnliches G e w e b e ; Ausführungsgänge
allein
die innerste
Haut der
und der greiseren Gefafse
grüfsereti
bietet s o
we-
sentliche Verschiedenheiten in Bau und gesundem wie k r a n k haftem Lebensverhältnisse dar, dals man jene als S c h l e i m h a u t diese als
Membran
eigener A r t betrachten
mufs,
die
mit
keiner anderen Abtheilung der Haute vereinigt werden k a n n . ( S . Bichat Anat. generale I I . I h 2 1 . Gründen,
und weil die in
p. 5 2 . )
Aus
denselben
den Ansfuhi ungsgangen
enthal-
tenen Flüssigkeiten von denen des Gefafssystems durch schaffenheit
und
gegengesetzt s i n d , von
Organen
Namen
Zweck
ganz
verschieden,
ja
halte ich es Tur p a s s e n d e r ,
getrennt
zu
lassen,
anstatt
sie
ihnen
Beent-
beide A r t e n unter
dem
Gefafse in eine Klasse zu vereinigen.
Uebrigens hat die Entscheidung, was
Ausführungsgange,
Was Gefafse f e > e n , in den einfachsten F o r m e n , wo es k a u m ein anderes C i i t e n u m als die Bewegung der darin enthaltenen Flüssigkeit
g i e b t , ihre Schwieugkeiten. $.
Der
Haüptstartim,
103,
aus welchem die
Ausführenden
Gefafse entspringen, und in dtn die zurückführenden sich Offnen, wird, wenn er sich sackförmig erweitert, H e r z genannt. ist,
Dieses übernimmt, so wie es gebildet
das Hauptgeschäft bei dem Kreislauf des Blutes;
seine innerste Haut ist £u diesem Zwecke mit Vngi, Anat,
IQ
Mus-
446
C h a r a k t e r i s t i k und
k e l f a Sern umgeben, die es zu kraftigen Zusatnmenziehungen fähig machen, und über die Muskeln legt Sich eine seröse Haut, der H e r z b e u t e l , der die Zusammenziehungen erleichtert, indem er das Herz mit elastischer Flüssigkeit umgiebt, und es von den benachbarten Theilen absondert. Durch Abtheilung der anfangs einfachen Herzhöhle in mehrere, nur zum Theil, oder ganz von einander abgesonderte Sacke bezeichnen sich die h'oheren Stufen des Circulations - Apparates. den
verschiedenen Theilen
Diese Sacke sind
mit
des Gefäfssystems,
den
Körpervenen und Kiemen - oder Lungen-Arterien, und mit den Kiemen- oder Lungen-Venen und den Kbrperarterien mehr oder weniger ausschliefslich verbunden, Je nachdem die Oekonomie des Thieres zur Belebung der Theile ein Blut verlangt, das nur zum Theil, oder eines, das ganz durch den Einflufs der Luft bei der Respiration verändert ist. §.
104.
In den meisten Wirbelthieren ist mit dem Gefafsßystem eine Reihe p a r e n c h y m a t ö s e r
Organe
verbunden, welche aus Arterien, Venen, Saugadern, Nerven und diese Theile zusammenhaltendem Schleimgewebe von verschiedener Consistenz bestehen. Die M i l z ist das am allgemeinsten verbreitete von diesen räthselhaften Organen; die
Nebennieren,
S c h i l d d r ü s e n und B r u s t d r ü s e finden sich nur bei den eigentlich luftathjnenden Wirbelthieren, und scheinea
E i n t h e i l nng d e r O r g a n e .
147
m i t dem A t h m e n , der Blutbildung und z u m Theil auch m i t der Geschlfechtsthatigkeit in näherer Verbindung z u stehen,
während die Milz mehr auf die
Verdauuiig
einwirkt. § . 105. Der A t h m u n g s a p p a r a t
ist auf das innigste mit
dem des Kreislaufs verbunden. Iii allen Formen bildet eine feine Schleimhaut ("wie die des Darms eine Verlängerung der äusseren H a u t ) , den wesentlichsten Theil desselben.
I n dieser Schleim-
haut verästeln sich entweder die blutführenden Gefafse in grofser Menge, u m mit der Luft oder dem Wasser in Berührung z u kommen, oder sie führt selbst in Gestalt Von Kanalen die Luft z u allen Organen des KürperS hin.
Das Letztere ist die T r a c h e e n b i l d u n g ,
das
Erstere die K i e m e n b i l d u n g , wenn das Wasser z u m A t h m e n dient, die L u n g e n b i l d u n g , w e n n L u f t ge-> athmet wird. Die K i e m e n bestehen z w a r nicht allgemein, abef meistens aüs V o r s p r ü n g e n , welche das Wasser b e spült, die L u n g e dagegen aus H ö h l e n oder S a c k e n , die mit Z e l l e n
besetzt oder ganz davon ausgefüllt
s i n d , und in welchö die Luft eingezogen wird.
Beide
sind immer die blutreichsten Organe des Körpers; beide verbinden sich in ihren h o h e m Formen mit bedeutenden Bewegungsapparaten,
Muskeln und K n o c h e n , die der
pflanzlichen Athmungsfunktion thierischeren Charakter aufdrücken.
Aber n u r mit den Lungen verknüpft sich 10 *
143
Charakteristik
und
in den drei obersten Thierklassen der S t i m m a p p a r a t , ein ganz thierischer, der zu einer der höchsten Funktionen bestimmt ist. Anm.
Das in allen Formen des Apparates gleiche
des Athmungsprocesses der Thiere
ist
angegeben.
D^fs
dabei
eine
Art
Kohlenstoffes zu Kohlensaure statt
bereits
Wesen
im § .
78.
von
Verbrennung
des
findet,
steht gegen
alle
Einwürfe fest.
§• 106. S o wie die Athmungsorgane in den vollkommnereti F o r m e n , in den Wirbeltbieren, allgemein mit der vorderen Oeffnung des Darms, dem Mnnde, verbunden sind, 60
Öffnet siph ein entgegengesetzter
Aussonderungs-
apparat durchgängig in das Ende des Darms, oder nahe dabei; dies sind die H a r n o r g a n e , welche durch Absonderung und Ausstofsung s t i c k s t o f f r e i c h e r Substanzen,
der
Harnsäure
und
des
Harnstoffes,
einen merkwürdigen Gegensatz mit den K o h l e n s t o f f aussondernden Respirationsorganen bilden. Die einfachste Form dieses Apparates ist die von Schläuchen, Darms öffnen.
welche sich in den hinteren Theil des Bei höherer Organisation
treten
die
ausführenden Gänge aus drüsigen Verflechtungen, welche ihre feineren Zweige mit Blutgefafsen,
Saugadern
und Nerven bilden, und die N i e r e n genannt werden, h e r v o r , bekommen eine blasige mit Muskelfasern versehene Erweiterung zur Ansammlung und kräftigeren Ausstofsung der abgesonderten Flüssigkeit, die H a r n 7
Einteilung blase,
und v e r e i n i g e n
der
sich
Organe.
mit den
abgetrennten G e s c h l e c h t s t e i l e n
zu
149
vom
Darmende
gemeinschaftlichen,
v o r dem A f t e r liegenden Oeffnungen. Ueberall
ist
Wesentlichste
in
diesen
Theil
der aufseren H a u t ,
verschiedenen
Formen
wiederum eine
der
Verlängerung
eine S c h l e i m h a u t ,
welche
von
der O e f i n u n g in den Darm oder nach Aussen bis in d i e feinsten
Verzweigungen
der
harnabsondernden
Kanäle
chen reicht. Anm.
Nach Birard
enthält die H a m s i u r e 39,23 Procenfc
S t i c k s t o f f , der H a r n s t o f f 45,2 Procent (fimthn Handbuch der theoretischen Chemie. p. 1069 und
458.)
Bd. I[. 2te Auflage. 1822.
Im Harn der Schlangen, Eidechsen
und Vtigel ist die Harnsäure in so bedeutender Menge, dafs sie oft 90 Procent und dartner beträgt.
Den Harnsäure-
gehalt des Jnsectenharns finde ich ebenfalls bedeutend, und durch Umwandlung in Purpursäure leicht darstellbar.
Im
Harn der Säugethiere findet sich dagegen meistens der Harnstoff in sehr vielem Wasser, selten auch Harnsäure;
im
Kröten- und Froschham beobachtete Zjohn Dcasrj Harnstoff; der Harn der Fische ist noch nicht untersucht.
Die Mischung
des Harns charakteiisirt sich also sehr allgemein durch das Vorkommen dieser stickstoffreichen Substanzen , lind es ist gewifs nur Versehen, wenn Carus (Lehiburh der Zootomie p. 555.) die Nieren als Aussonderungsorgane „der wasser. stoffigen und sauerstoffigen Bestandteile" betrachtet; diese herrschen
vielmehr
in der viel wässerigeren Haut-
und
jungen - Ausdünstung vor, §. Auch haut,
107-
in den Z e u g u n g s t h e i l e n
welche
ist die Schleim-
sich v o n der Mündung derselben an. d e *
I5Q
Charakteristik
und
Süsseren Oberflache des Körpers bis in die O r g a n e e r streckt, die die Zeugnngsflüssigkeiten absondern, als der w e s e n t l i c h s t e Theil z u betrachten; sie ist es w e n i g s t e n s in den m e i s t e n , besonders den niederen F o r m e n , und in d e m männlichen Generationsapparat a l l g e m e i n , n u r in d e n v o i l k o m m n e r e n Formet} der weiblichen Z e u g u n g s o r g a n e t r e n n t sich d e r T h e i l , in welchem die G r u n d l a g e des neuen I n d i v i d u u m s gebildet w i r d , der von
den schleimhäutigeq
Ausführungsgangen,
so
Eierstock,
Entwickelungsorganen dafs hier
und
das . wesentlichste
O r g a n o h n e V e r z w e i g u n g schleimhautiger R ü h r e n , kein drüsiges sondern ein parenchymatöses i s t Ueberjiaupt sind die Z e u g u n g s o r g a n e dreifach schiedener A r t , nämlich entweder 1) b l o s
ver-
weiblich,
a u s eigenem Antriebe f r u c h t b r i n g e n d ; oder 2) z w i t t e r haft,
wenn
männliche und w e i b l i c h e ,
befruchtende
u n d fruchtbringende Theile in demselben Thiere v e r einigt
sind;
oder
3)
getrennten
Geschlechts,
w e n n männliche und weibliche Theile in verschiedenen T h i e r e n gebildet sind. Die einfachste und G r u n d - F o r m in allen drei Klassen ist die v o n einfachen oder ästigen S c h l a u c h e n , sich auf die verschiedenste
Art nach
welche
aussen öffnen.
Diese f ü l l e n sich periodisch mit E i e r n , w e n n sie w e i b lich s i n d , oder mit Saamenflüssigkeit, w e n n sie mann-, lieh s i n d ; jene sind E i e r s t ö c k e , diese
Hoden.
D i e erste Klasse bleibt bei dieser einfachsten f o r m ¡stehen.
iSL
E i n t h e i l u n g der Organe.
Die zweite und dritte aber vervollkommnet sich auf ähnliche Weise, wie der Darmkanal, durch Bildung von absondernden Anhangen, Windungen und blasigen Erweiterungen , und durch Entwickelung eines eigenen, bei der Begattung thatigen Wollustapparates. Das Hinzutreten von Muskeln und Knochen beweist auch in diesem Apparat den Einflufs höherer thierischer Organisation. So bilden sich die gewundenen E i e r l e i t e r , blasige F r u c h t h ä l t e r , die absondernden
der
Neben-
s c h l a u c h e der lnsecten, die S c h e i d e upd R u t h e , endlich die M i l c h d r ü s e n
im
weiblichen
schlechte, und die d r ü s i g e n H o d e n ,
Ge-
die gewun-
denen S a m e n g a n g e , die S a m e n b l a s e n , die V o r steherdrüsen, der m ä n n l i c h e n
die C o w p e r s c h e n und andere mit Ruthe
in Verbindung
stehende
D r ü s e n im m a n n l i c h e n Geschlechte. A n m. Die grofse Manchfaltigktit der Formen , in welchen die Zeugungsorgane besonders in den niederen Thieren erscheinen, gestattet kaum eine allgemein gultige anatomische Definition zu gehen, nach der man in zweifelhaften Fällen entscheiden könnte. Die F u n c t i o n ist hier das allein anwendbare Criterium, wonach jeder Theil, der zur H e r v o r b r i n g u n g und E n t w i c k e l u n g eines neuen Individuums unmittelbar beiträgt, als zu den Zeugungsorganen gehurig betrachtet werden mufs, wenn er dieser Function v o r z u g s w e i s e oder a u s s c h l i e f s l i c h bestimmt ist.
§. 108. Die Organe der E m p f i n d u n g und
Bewegung
haben, sobald sie als eigene, you der Haut verschie«
152
Charakteristik
und
dene Theile entstanden sind, eine ganz e i g e n t ü m l i c h e , v o n der der bisher betrachteten Organe •wesentlich abweichende Form und Zusammensetzung in den feinsten Theilen w i e im Ganzen, und einen eigenen Entwickelungsgang. Das N e r v e n s y s t e m ,
die Quelle beider
Thktig-
keiten in den über die unterste Stufe sich erhebenden Thieren, ist in allen Formen an den meistens geradlinig aneinander gereihten Markkügelchen (§. 8S ) z u erkennen, die auf diese Weise Fasern bilden, welche sich z u Bündeln oder Blattern vereinigen, aus denen in Verbindung mit Schleimgewebe in allen Thieren die Nervensubstanz besteht. Die einfachsten Anhänge des Nervensystems erscheinen in doppelter Gestalt, entweder als gleichförmiger Faden, der der Lange nach durch den Körper verlauft, oder als R i n g , der die Speiserohre umgiebt.
Diese
Theile bleiben z w a r im Allgemeinen auch in den höheren Formen
das wesentlichste
und
Central - O r g a n ,
allein sie andern ihre Gestalt vielfach, theils Zusammensetzung mit k u g e l i g e n
durch
Markanhaufun^
g e n , wobei die Fadenform mehr oder weniger zurücktritt,
theils durch Einflufs der ganzen Kbrperform,
Wenn in dieser die Längendimension nicht vorherrscht., V o n den kugeligen Markanhaufungen oder K n o t e n , g a n g l i a , welche in stvahliger Richtung ihre Aeste, die N e r v e n ,
aussenden, überwiegen sehr allgemein
die vordersten, auf der Speiseröhre liegenden, und bil-
Eintheilung
der
Organe.
153
den das G e h i r n , c e r e b r u t n , welches sich nach hinten entweder in das B a u c l i m a i k ,
medulla
abdo-
m i n a l i s , bei den W ü r m e r n nnd P a n z e r t h i e r e n , oder in das R ü c k e n m a r k , m e d u l l a s p i n a l i s , d o r s a l i s , bei den W i r b e l t h i e r e n
fortsetzt.
Diese Centraltheile des Nervensystems werden
in
den vollkommneren Formen von knorpliger oder knöcherner Hülle, dem S c h e d e l nnd der W i r b e l s ä u l e umgeben, und gegen mechanische NachtheiJp geschützt; denselben Zweck haben die innerhalb dieser Wände liegenden hautigen Hüllen des Hirns und Rückenmarkes, besonders die S p i n n w e b e n h a u t ,
tunica
arach-
n o i d e a , ein seröser Sack, der auf ahnliche "Weise die Bewegungen des Hirns und Rückenmarkes erleichtert, wie der Herzbeutel die des Herzens. Der
peripherische
Theil wird durch die
meistens
baumfOrmig verzweigten Nerven gebildet, in welchen die
I\larkfasern
von sehnigen
und
Schleimgewebs-
Scheiden, dem N e u n l e r n , eingeschlossen sind.
Er
hat die merkwürdige Function die auf seinen äufsersten Puncten stattfindenden Eindrücke nach den entgegengesetzten lich die von
Enden
hinzuleiten;
es werden
näm-
aussen oder durch Wechselwirkung der
Organe hervorgebrachten Einwirkungen auf die peripherischen pflanzt,
Nervenenden
um
nach dem
dort Empfindung
Centrum
fortge-
hervorzubringen;
die
im Gehirn und Rückenmark entstehenden willkührlichen oder unwillkürlichen Reize auf das Centraiende det
154
Charakteristik
und
Nerven werden dagegen nach der Peripherie geleitet, um Bewegung, Blutandrang, Absonderung u. s. w. in den verschiedenen Organen zu bewirken.
Ueberhaupt
stehen unter dem Einflüsse des Nervensystems, sobald es einigermaßen ausgebildet ist, auch alle vegetative Lebensprocesse. Für diese letzteren ist in den vollkommneren Thieren (fast allen Wirbelthieren) vorzugsweise,
nicht
ausschliefslich, eine eigene Abtheilung des Nervensystems, der g r o f s e s y m p a t h i s c h e N e r v e ,
oder
der Gangliennerve bestimmt, der seine Aeste an einige der vorzüglichsten Organe des Stoffwechsels sendet, und in der Form auf eine auffallende Weise die tieferen Stufen des ganzen Nervensystems
nachahmt,
indem er aus zerstreuten, durch Zwischenhfäden verbundenen Knoten besteht, die ihre Aeste strahlenförmig aussenden, §• 109. Die Grundlage aller Empfindung ist das G e m e i n g e f ü h l , c o e n a e s t h e s i s , oder das Gefühl des Daseyns des eigenen Körpers, seiner einzelnen Organe, ihres Wechselverhältnisses und ihrer Bedürfnisse. Es wachst daher die Zahl der Gemeingefühls-Empfindungen mit der Zahl der Organe, denn ein jedes Organ kann auf eigenthümliche Weise auf den innern Sinn wirken.
Hieraus
entstehen die verschiedenen Triebe und Instincte der Thiere, das Gefühl des Hungers, Durstes, der Sättigung, Müdigkeit, Kraft, Geschlechtslust, u, s. w. u. s. w» ,
Eintheilung
der
155
Organe.
Das Gemeingefühl fehlt keinem Thiere; sein Organ ist bei Allen der ganze Kbrper.
V o n den aufseren
Sinnen unte scheidet es sich wesentlich, indem es keine Eigenschaften 'aufserer auf den KDrper wirkender Gegenstände, sondern die W e c h s e l w i r k u n g d e r Org a n e s e b s t , gleichviel ob diese durch innern'Antrieb, oder aufsere Veranlassung entstanden i s t , zur Vorstellung bringt. A n a
1.
Hinsichtlich der oft schwer zu ziehenden Gräinze
zwischen Gemeingefuhl und H a "tgef'ihl oder Tastsinn beim Menschen vorweise ich auf das Lehihuch der
menschlichen
Physiologie, wo man den Unterschied weiter ausgeführt finden w i r d ,
wie ihn die Gegensätze von Funkensehen ohne
ä'ufsere Veranlassung durch krmkhafte Wechselwirkung der Theile des Auges, und dem gewöhnlichen Sehen, von Fühlen aufserer \Vi'rme durch die Haut und dem inneren \Va'rmegefuhl u. s w, /eigen. A n m . 2.
p e r Begriff des Gemeingefühls ist im Wesentlichen
schon von Perrautt
Essays de Physique T. IV. und von
Condillac Oeuvres T . III
p. 124. unter dem Namen seni timent fondamenttl festgestellt. Später hat Hübner in seiner InauguralahhandluiiK:
Caenestbcis
(praeside
Reil)
Halae
1794. diese Empfindungsart im gesunden und kranken Zu-. Stande betrachtet, §•
HO,
A e u f s e r e S i n n o r g a n e sind die, welche, Kraft ihres eigentümlichen Baues, von aufsen kommende Eindrücke so aufzunehmen vermögen, dafs diese, dem Organ des inneren Sinnes geleitet,
zu
Empfindun-
g e n v o n b e s t i m m t e n E i g e n t h ü m l i c h k e i t e n det einwirkenden Gegenstände hervorbringen,
156
Charakteristik
und
Sie sind zu diesem Zwecke in allen Thieren, welche ein Nervensystem besitzen, mit besonders starken Nerven versehen, deren peripherisches Ende in jedem Sinnesorgan auF eigentümliche Weise mit Flüssigkeiten und festen Elementartheilen so verbunden ist, dafs es durch diese Vereinigung fähig wird, entweder die Einwirkung
des Lichtes,
oder des Schalles und
ihrer
Abänderungen, oder der riechbaren Stoffe, oder der schmeckbaren Substanzen, oder endlich der mechanischen Eigenschaften der Körper, wie der Schweere, Harte,
Flüssigkeit,
G'ätte,
Rauhigkeit u. s, w. zu
empfinden. Hiernach werden fünf verschiedene Arten von Sinnesorganen unterschieden, — nämlifh 1) das F ü h l oder T a s t o r g a n , die ganze H a u t und einzelne vorzugsweise dazu bestimmte Stellen derselben; 2) das G e s c h m a c k s o r g a n , die Z u n g e ; 3) die G e r u c h s o r g a n e , N a s e n ; k) die H ö r o r g a n e , O h r e n , und 5) die S e h o r g a n e , A u g e n , A n m.
Diese fünf Arten von Empfindung ä'ufserer Einlrucke
sind bei dem Menschen die einzigen; «udere Sinne, velche man angenommen h a t , wie z. B der Wollustsinn, gehen keinö Empfindung von aufserer Einwirkung eigenthiinücher A r t , sondern nur von eigenthumlichen
Wechselwirkungen
der Organe selbs»; sie lassen sich auf das Gemeingefull und den Tastsinn reduciren. Ob aber nicht bei den Thieren noch andere Arten äufserer Sinne vorkommen,
ist schwerer zu entscheiden. weil
man ihre Empfindungen nur sehr unvollkommen kenni, und fast allein nach der Aehnlichkeit des Baues mit den Sinn-
kintheilung
der
157
Organe.
organen des Menschen schliessen mufs.
Was
Spattamani's
sechsten Sinn der Fledermäuse betrifft, so ist er wohl nichts Anderes, als ein sehr feiner, für den Druck der Luft em> pfindllcher Tastsinn.
Die Annahme
Sttebel's,
dafs
electrische Organ einiger Fische ein Sinnorgan s e y , * )
das
wird,
' w i e ich glaube, d3durih widerlegt, dafs man das Organ offenbar nur als Walfe gebrauchen sieht. scheinung deutet a n ,
dafs dei
Fisch
Keine einzige E r dadurch
besondere
Wahrnehmungen von aulseren Dingen, oder überhaupt eine andere Empfindung ei hielte, als der
Mensch von seinen
Muskeln, wenn sie th-itig sind. Das sogenannte Geruchsorgan
der Fische und
Krebse
mufs dagegen als ein Sinnorgan eigenthiimlicher Art betrachtet werden, das blos durch F o r m , Lage und Verbindung mit
dem Nervensystem
Thiere entspricht
dem Geruchsorgan
luftathmender
Carus **) hat dafür den passenden Na-
men W i t t e r u n g s o r g a n vorgeschlagen. Meinung von G. R. Tieviramis: "**)
Die scharfsinnige dafs dieses Organ
wegen seine* blättrigen, den Kiemen ähnlichen Baues, auf gleiche Weise wie diese, die dem Wasser beigemengten Lufttheile abscheiden, und so auf dieselbe Weise riechen kimne, wie die Nase der luftathir.emlen Thipre, scheint mir d e s wegen ungegrundet, weil die meisten riecherden Bestandteile an sich nicht l u f t f r t m g , sondern nur in der Luft fein zertheilt s i n d , und sich im Wasser lösen, wenn sie mit dem Wasser in Beruhrung kommen,
und weil fiberhgupr dieser
dem Geruch analoge Sinn die Fische nicht zu
riechenden
Körpern in die Luft locken soll, sondern zu lhiei Nahrung, die im Wasser i s t , oder sie vor nac h'heiligen, den) Wasser beigemischten Substanzen warnt, wie die Nase die luftath• ) lieber das Auge der Schnecken. V p. 206. **) Lehr uch der Zootomie p. 243. «**) Biologie, fiter Bd. p. 30$,
In Meckel'* Archiv B»
155
Charakteristik
und
meuden Thiere vor schädlicher Luft.
Gewifs ist die Empfin-
d u n g , die das Organ hervorbringt, feiner als die des Geschmackes anderer T h i e r e , und defswegen nichc mit diesem gleich zu stellen. Hautkapseln welche Jacobson p
Hierüber, so wie Uber die rathselhaften und R ö h r e n und TreviranUs
der Rochen und Haifische, (vermischte Schriften III.
1 4 2 . ) für eigene Sinnorgane halten, das Nähere im spe-
c i a l e n Theile.
SDurch die Entwickelung einiget* oder aller Sinti-" Organe um die Mundüffnung wird der Kopf gebildet, der durch die gleichzeitig stattfindende VergrDfsei ung des Gehirns an Ausdehnung und Einflufs auf alle übrigen Functionen gewinnt. Z w a r hat der Tastsinn, der allgemeinste, bei allen Thieren seinen Sitz in der ganzen H a u t ; doch bilden sich bei den Meisten z u feineren Tastempfindungen eigene Fortsätze und Verlangerungen der H a u t , vorzüglich in der $ a h e des Muhdes, wie die Polypenarme, Fühlfaden und Fühlhörner,
Frefsspitz:en, Bartfasern,
Barthaare;
selbst Lippen und Zunge oder Nasenspitze dienen diesem Sinne, und besonders entwickelt ist er bei den Händethieren, w o er seinen Sitz vorzüglich
in der fein-
gebildeten Haut def Fingerspitzen hat.
Es sind die
mechanischen Eigenschaften der Körper, ihre Gestalt, Cons>istenz, Gröfse, ihr G e w i c h t , Ortsverhaltnifs, ihre "W'artnecapacität e t c . , welche durch diesen Sinn erkannt "Werden.
Eintheilung
159
der Org.ane,
S. 112. Die Z u n g e ist durch ihre Function unabänderlich an die M u n d h u h l e , so wie das G e r u c h s o r g a n die L u f t r e s p i r a t i o n s b f f n u n g
gebunden,
an
welche
bei den Luft athmenden Wirbelthieren zweifach über dem Munde liegt, bei den niederen Thieren dagegen an. anderen Stellen des Kbrpeis, bei den Insecten namentlich auf beiden Seiten desselben in vermehrter Zahl sich befindet. Beide Sinnorgane sind vorzüglich zur Erkennung der Mischungsverhaltnisse der Körper bestimmt, welche durch den Verdauungs - und Respirationsapparat in nähere Wechselwirkung mit dem thierischen Körper treten sollen.
Sie bilden zu diesem Ende schleimhautige mei-
stens gefäfs - und nervenreiche Vorsprünge am Eingange zu diesen Apparaten; doch dient besonders die Zunge o f t , selbst noch in den vollkommensten Thieren, z u gleich als Ingestionsorgan, und ist zu diesem Zweck« mit
oberhautigem,
selbst hörnernen und
Ueberzuge versehen.
stachlichen
Aus demselben Grunde erscheint
sie in den tieferen Thierklassen zuweilen in Gestalte einer Röhre. §.
113.
Die beiden edelsten Sinnorgane, die des G e h ö r e ^ jind des G e s u c h t e s ,
erkennen die Eigenschaften de?
auf sie wirkenden Körper nicht durch unmittelbare B e rührung der Substanz derselben, sondern durch Eitt*
Charakteristik
-160
11r. d
Wirkung unwägbarer Ausflüsse, des S c h a l l e s und de« L i c h t e s , innerhalb bestimmter Entfernungen. Das G e h ö r o r g a n , das bei allen Thieren, die es besitzen, doppelt vorhanden, und zu beiden Seiten der hintern Himtheile gelegen i s t , besteht seinen wesentlichsten Theilen nach aus einer mit Flüssigkeit
ge-
füllten, nervenreichen, hautigen Blase, die mehr oder weniger fest in harte, knöcherne oder knorplige Theile eingeschlossen ist.
In den vollkommneren Formen ver-
bindet sich diese Blase mit drei halbkreisförmigen Kanälen, zu welchen noch ein schneckenförmig gewundener Anhang kommt.
Zu diesen zur Empfindung des
Schalles bestimmten Theilen, dem h ä u t i g e n
Laby-
r i n t h oder dem innersten Ohre, entstehen in den luftathmenden Wirbelthieren die vorbereitenden Theile, die P a u k e n h ö h l e , das T r o m m e l f e l l und der ä u f s e r e G e h ö r g a n g mit der O h r m u s c h e l , oder das mittlere und aufsere Ohr. §.
114.
Denselben Gang nimmt im Wesentlichen die Ent•Wickelung des A u g e s , mit den Abänderungen, welche die Verschiedenheit des die Empfindung bewirtenden Mittels verlangt. In Gestalt s c h w a r z e r P i g m e n t k ü g , e i c h e n sehen wir die einfachsten zur Lichteinsaugung bestimmten Organe bei den niedrigsten Thieren entstehen. schwarze Pigment ist auch in den
Dieses
vollkomnensten
Formen einer der wesentlichsten Bestandtheiie des An-
Eintheilung
der Organe.
161
ges, nur ist es v o n der Oberfläche der Haut in den Hintergrund des kugeligen A u g a p f e l s zurückgetreten, und bekleidet die hinter der S e h n e r v e n a u s b r e i t u n g (Netzhaut)
liegende A d e r h a u t .
Zwischen diesen
Häuten und der aufseren Oberflache haben sich hier die durchsichtigen,
durch
ihre Dichtigkeit und
convexe
Getsalt das Licht concentrirenden, vorbereitenden Theile gebi'det: die H o r n h a u t , die w a s s r i g e F l ü s s i g k e i t , die K r y s t a l l l i n s e ,
und der G l a s k ö r p e r .
Eine
doppelte, mit schwarzem Pigment versehene Blendung, die R e g e n b o g e n h a u t und der C i l i a r k b r p e r ,
ver-
hindert das Eindringen der Lichtstrahlen, die am Rande auffallen, oder die durch ihre Starke nachtheilig w e r den k b n n t e n ; und in den vollkommensten Formen ist das Auge z u ganzlicher Abhaltung alles Lichtes
mit
willkührlich beweglichen undurchsichtigen Decken, den Augenliedern,
versehen,
mit denen ein
drüsiger
Befeuchtungs - und Reinigungsapparat verbunden i s t , dessen wichtigsten Theil die T h r a n e n d r ü s e ausmacht. Augenlieder und Augapfel werden durch vielfache und sehr thstige M u s k e l n bewegt, die sich zum Theil schon in den einfacheren Formen mit dem Sehorgan verbinden. §• U 5 . Mit den Centraltheilen des Nervensystems und den edleren Sinnorganen steht in den vollkommtieren Thierklassen,
welche unter dem Namen
vereinigt sind, fergh Anat,
Wirbelthiere
ein Apparat von harten
kalkhaltig?n U
m
C h a r a k t e r i s t ik u n d
Theilen in Verbindung der jenen Organen als aufserste Hülle und Schutzmittel gegen Druck von den benachbarten Organen und Von aufsen dient; dieser Apparat ist das K n o c h e n s y s t e m Wirbelkttochensystem
ifn engeren Sinne, das oder N e r v e n k n o c h e r i -
iystem. Dasselbe unterscheidet sich von dem in Mischung und Form nahe verwandten
Hautknochensystem
der tieferen Thierklassen wesentlich durch diese unmittelbare Verbindung mit den Centraltheilen des Nervensystems , welche es besonders v o n ' den benachbarten Muskeln absondert; denn diese würden bei ihren Bewegungen die Functionen der feineren Theile des Hirns und Rückenmarkes auf eine lebensgefahrliche Weise stbren. Es richten sich daher die wesentlichen und Central-Theile des Wirbelknochensystems zusammen nach der Gestalt der Theile, welche sie einschliessen; sie bilden eine gröfsere fil a s e f ü r das G e h i r n , den Schedel, und einen langen K a n a l f ü r d a s R ü c k e n m a r k , der in der Regel aus einzelnen, mehr oder weniger beweglichen R i n g e n , W i r b e l n besteht, aufweichen, a u f s e r h a l b d e r f ü r das N e r v e n s y s t e m allein b e s t i m m t e n H ö h l e , die Muskeln aufsitzen.
Zu diesem Behufe sind die
Ringe mit n a c h a u f s e n gehenden Fortsätzen versehen. Diese bilden zum Theil wiederum gröfsere Höhlen für das Herz, die Respirationsorgane und die Geschlechtstheile, um auch sie vor jeder zu starken und störenden Einwirkung der benachbaiten Muskeln zu schützen —
E i n t h e i l ung der Organ«.
163
R i p p e n Und B e c k e n k n o c h e n ; — zum Theil dienen sie alß Knochen der oberen, unteren, vorderen und hinteren Extremitäten blos der Ortsbewegung. In dem H a u t k n o c h e n s y s t e m e
der P a n B e i *
t h i e r e und W ü r m e r bemerken wir zwar auch of£ die Gestalt von Blasen, Ringen und Rühren, allein diese schliessen nicht die Centralmassen der Nerven allein ein, sondern sie dienen allen weichen Theilen des Kür-1 pers, welche innerhalb der Haut liegen, zu einer g e meinschaftlichen Hülle.
Daher setzen sich die
Muskeln i n n e r h a l b der Ringe und Röhren des Hautknochensystems an, und die Fortsatze dieser Ringe filtf den Muskelansatz gehen nach i n n e n , w o sie freilich Zuweilen, besonders bei den starkmuskeligen Panzer-* thieren, auch zur Absonderung einzelner Nervenknoteti von den benachbarten Muskeln dienen, indem sie halbe oder ganze Kanale um diese Theile des Nervensystems bilden.
Aber immer erscheinen diese Kanale als F o r t -
s ä t z e d e r ä u f s e r e n R i n g e , nicht als wirbelahnlichö Centraltheile des ganzen Skelets, wie es bei den Wirbelthieren der Fall ist. A n m i 1.
Der vollkommene Gegensatz in Beziehung auf LägS
Verbindung und Funktion dieser beiden Arten der
Skelet-
bildung ist so durchgreifend, dafs sich darnach jeder Zwpifel Uber die Bedeutung eines zu einem von Knochenstiickes entscheiden UTst.
beiden gehörigen
Nie findet sich Schedel
und Wirbelsäule ohne Gehirn und Rnckenmark,
immer Irl
der engsten Verbindung mit ihnen als ihre HÜ1I6, Und >11 »llen
Wirbfilthiereu
bis z u m
Menschen würde durch
Ii*
Er*
164
Charakteristik weichutig oder gänzlichen Mangel
und des Knochensystems der
gröfste und erste Nachthei) n a h t aus der gestörten B e w e g u n g , sondern aus dem Druck auf Hirn und Rückenmark Dei der Bewegung entspringen.
E s erglebt sich hipraus, wie falsch
es i s t , wenn die Hauptfunktlon des Knochensystems ira den Wirbelthieren und namentlich im Menschen dahin angegeben wird, dafs sie die Bosis der Gestalt des ganzen Köipers und die Hebel für die Muskeln bei der Bewegung bilden, und sie defshalb passive Bewegungsorgane genannt werden ( z . B . i n Meckel's Handbuch der Anatomie I. 1 8 1 5
p. 3 5 7 . ) ;
das
Hautskelet
der Insekten bewirkt beides offenbar weit voll-
kommner.
Die Gestalt ihres ganzen Korpers ist nicht allein
fester und ihre Bewegung vollkommner und kräftiger als bei den Wurmförtplgen Knorpelfischen,
in denen das
Wirbel-
knochensystem zuerst erscheint, sondern sie übertreffen darin alle Wirbelthiere. " ) Wenn man mit Geoffroij
und Serres
* * ) das Wesen eines
Wirbels darin setzen w i l l , dafs er aus vier Theilen bestehe, welche sich zu einem Ringe vereinigen, oder mit Carus noch allgemeiner darin,
erdiger oder horniger Masse bilde, umgebe,
***)
dafs er einen Ring von knorpliger, der den ganzen Körper
und durch secundare R i n g e ,
Ruckenwirbel
und
Bauchwirbel, die Ncrvenganglien an der Bauch - und RückenS . meine Dissert. De primordiis systematis ossium. Halle 1 8 1 7 p. ' 0 — 12 und lieber die ersten Spuren des Knochensystems von C. A, S . Schnitze, im 4ten Baude des deutschen Archivs für Physiologie, 1 8 1 8 p. 3 3 0 — 3 2 Die m diesen Schriften entwickelte Ansicht ist fast wörtlich iu Meckel'« System der vergleichenden Anat. I. 1 8 2 1 pag. 5 1 . aufgenomm e n , ohne die Quelle zu nennen. " * ) Memoire sur une colonne vertebrale dans lés insectes apiropodes, im Journal complémentaire du Dictionaire des sciences médica les T VI. 1 8 2 0 p. 1 4 5 . **"*) Entdeckung eines inneren Schädelwirbels im Kopfe einiger Insekten, in der Zeitschrift für Natur - und Heilkunde, 2tet B d . Diesden I S 2 ¿ p. 3 0 9 — 1 0 .
Eintheilung
der
Organe,
165
Fläche der Thiere einschließe, so findet man freilich die Gräuze zwischen H a u t - uud Wirbel-Knochensystem nicht, aber der Schlufs, dafs diese Grinze defshalb gar nicht existire, möchte wohl zu voreilig sey«. -Ebenso wenig kann ich Blainvilte beitreten, wenn er den Charakter eines walnen Skelptes (Wirbel kno^hensystems) und seinen Unterschied vom Hautknochensystem dahin angiebt, dafs es sich zwischen den Muskelfasern befinde;*) der Haupttheil des Wirbelknochensystems der Schildkröten liegt nicht zwischen Muskelfasern, und b*>i den meisten Panzerthieren finden sich Knochen ganz umgenen von Muskeln. Sehr richtig finde ich die Funktion des Knochensystems sthon von
Aristoteles
angegeben : Ossa ommiius subjacent aut flectendi gratia, sl moventur, aut conservandi causa, si immobilia sunt.**) Auf die Verbindung zwischen Nerven - und Knochensystem hat voizuglich Everard Home aufmerksam gemacht.**") A n m . 2.
Auiser der angeführten mechanischen Beziehung des
\Vn v-lknochensysteins zum Nervensystem, welche die Bildung des Er^eren nothwPiidig macht, sobald das Letztere sich auf eine vollkomnineie Stufe erheben soll, findet wahrscheinlich auch no h eine andere Wechselwirkung zwischen beiden statt, welche m dem Llnfluis des Nervensystems auf den Absatz erdiger Theile in den Knochen und der Ruckwirkung dieses Processes auf Eriuhiung und Thatigkeit des Nervensystems besteht.
Viele Ersclieinuneen in Krankheiten der Knochen
und Nerven deuten auf diese Ver iindung. Doch geht E. Home wohl zu weit, wenn er glaubt, dafs der Bildmigsprocefs der Knoihen in den Thieren nur durch die, Verbindung dieses *) Ue'ner das Skelet, aus dem Bulletin de la soc. philomatique. 1S17 ubersetzt im deutschen Archiv für Physiologic B. IV. p. 2 6 7 . « ) De partibus animalium. Lib. II. cap. IX. Lectures on comparative anatomy. pag. 7 t .
London 1S1Î, Vol. I.
Charakteristik
166
und
Systems mit einem bis auf eine gewisse Stufe ausgebildeten Gehirn möglich sey. *)
Die so häufigen hirnlosen Mifsgebur-
ten, ein rückenmarkloser menschlicher Foetus, den ich besitze, dessen Gliedmassenknochen vollständig ausgebildet s i n d , **} sprechen gegen diese Ansicht; und wollte man hier die Knofhenbildung aus dem Einflute des Gehirns dei Mutter während fler Schwangerschaft erklären, so kann ich den weiteren Gegenbeweis mit zwei anderen Präparaten meiner Sammlung aus der Klasse der Vögel, einer ganz hirn - und rückenmarklosen E n t e und einem auf gleiche Weise mirabildeten
Hühnchen
f ü h r e n , die ein sogar übermi'fsig entwickeltes Knochensystem besitzen, da sie beide zugleich Doppelmifsgeburten s i n d . Ganz grundlos scheint mir Heusinger's Skelet als p o 1 a r i s i r e n d e ( ? )
Annahme, dafs das
Lage zwischen Nerv und
f/luskel entstehe.
§. 116. Aufser diesen beiden Hauptformen der Knochenbildung finden sich noch z w e i Arten harter knöcherner Theile Im Thierreich, nämlich die K e r n k n o c h e n und die Schleimhautknochen. Die K e r n k n o c h e n kommen nur in den einfachsten Pflanzenthieren vor.
Sie bilden den innersten Theil,
den Kern oder Stamm der meisten zusammengesetzten P o l y p e n , den Knorpel der Velellen u. s. w . , welcher v o n der weichen Masse des ganzen Körpers überzogen Ist, und selbst gar nichts einschliefst, sondern solide ist,
• ) 1. C, **) P u r k a f t P e monstro humano notabili,
*«*) MesWs Archiv. Bd, VW- p. 53e bei einigen Thieren im M a g e n ,
in den
Geschleclhts-
t h e i i e n und d e m G e F a f s s y s t e m v o r k o m m e n d e n K n o c h e n bilden diese merkwürdige und einen ganz eigenen Entwickelungsgang nehmende Abtheilung des Skeletes. A n m 1. Die mit K e r n k n o c h e u versehenen Thiere zeigen wie überhaupt in allen LeoensthUigkeiten, so vorzüglich in der Bildung und dem Wachsthum dieser harten Theile, die gibfste Aehnlichkeit mit den Pflanzen, deren innere Theile, wenn sie eine Zeit lang thatig gewesen sind, verholzen, auf plne tiefere Stufe der organischen Thitigkeit heraosinken und durch übereinander gelagprte Ringe den Stamm bilden, in dessen Ueberzuge, wie in dem der Corallen, das regere Leben statt findet. Ganz entgegengesetzt ist der Bildungsproceis im H a u t k n o c h e 11 s y s t e m , wovon bei den U Ö h r e n p o l y p e n und den k o p f l o s e n M a n t e l t h i e r e n die rohesten Formen ersc einen; die ältesten Lagen werden hier nach aufsen gedringt, und die neueste bildet sich an der inneren Fläche. Auf ähnliche Weise wachsen unter den Schleimhautknochen wenigstens die Zähne allgemein. Mehr hierüber im speciellen Theile; das Gesagte wird hinreichen, zu zeigen, dafs K e r n k n o c h e n und H a u t k n o c h e n nicht in eine Abtheilung zusnmmengefafst, und als a u f s e r e s S k e l e t dem i n n e r e n S k e l e t der Wnbelthiere entgegengestellt werden können, denn die Kernknochen verdienen als innerste Theile des ganzen Körpers den Namen eines inneren Skeletes mehr, als selbst die Wirbelknochen, und unterscheiden sich ebenso wesentlich von den alle Organe umhüllenden Hautknochen. A n n . 2.
Von den Schleimhautknochen werden nur die des
Antlitzes und die Zungenbeine als zum Skelet gehörig betrachtet, weil die übrigen beim Menschen gar nicht oder nillit in
Eintheilung
der
Gestalt von Knochen vorkommen.
169
Organe.
Allein die harten Theile
des Kehlkopfes und der Luftröhre, die bei den Vögeln und vielen Amplüoien förmlich knöchern sind, ferner die Ruthenknoihen und Herzknochen mehreier Säugethiere verdienen gewiU durch Bin und Ver lndung so gut als jeder andere Knochen und namentlich als das Zungenbein, mit dem sie ganz glejche Verhältnisse haben, zum Skelet gerechnet z u werden.
Dafs diese Theile bei den Säugethieren allgemein
n u r knorplig sind, kann e'.enso wenig abhalten, sie als zum Skelet g?hörig zu betrachten, wie dieses Lei der knorpligen Wirbelsäule der Knorpelfische der Fall ist.
Nur dadurch
unterscheiden sie sich , so wie die Anthtzknochen, wesentlich von den zum Wirbelknocheusystem gehörigen Theilen, dafs sie schleimhäutigen Kanileu und Höhlen, des Mundes, der Nase, des Athmungsipparates, der R u t h e , u s. w. z u r S t ü t z e , u n d , wie z, B. im Kehlkopf, zur Bewirkung der, feinsten Bewegungen dienen.
H7. Je vollkommner sich das Wirbelknochensystem, und namentlich mit dem Gehirn der Schedel, ausbildet, desto mehr treten die Kieferbogen unter die Stirn zurück, und verbinden sich inniger mit den Knochen des Schedels, mit dem sie bei den meisten Fischen, Amphibien und Vugeln lockerer, und selbst die Oberkiefer beweglich, verbunden sind; bei den Säugethieren bleibt nur der Unterkiefer beweglich. Die zunehmende Veredlung des Antlitzes,
welche
durch dieses allmahlige Zurücktreten der Kauwerkzeuge unter den Behälter des Gehirns bewirkt wird, lafst sich v o n den Fischen an aufwärts bis zum Menschen verfol-
170
Charakteristik
und
g e n , und selbst durch Zahlen, nach den Graden des Camper'schen
Gesichtswinkels,
ausdrücken.
W e n n nämlich v o n zwei Linien die eine den vordersten vorspringendsten Theil der Stirn und der Kiefern ( C a m p e r ' s G e s i c h t s l i n i e ) , die andere den unteren Rand der äufseren N a s e n - und O h r - O e f f n u n g des Schedels berührt ( C a m p e r ' s
Horizontallinie),
so wird
durch den gröfseren oder kleineren Winkel (von 1° — 100°), welchen beide Linien am Oberkiefer bilden, auf die einfachste, obwohl
nicht immer tauschungsfreie
Weise, das grbfsere oder kleinere Verhaltnifs des Schedels und Gehirns z u m Antlitz bezeichnet. *) In demselben Grade als Gehirn und Schedel
das
Uebergewicht über den knbchernen Anfang des Darmkanals, das Kiefergerust, erhalten, nehmen diese Knochen in den vollkommensten Wirbelthieren einige obwohl sehr entfernte Aehnlichkeit mit Wirbeltheilen an.
Der
gänzliche Mangel dieser Aehnlichkeit bei den unteren Wirbelthierklassen, w o die eigentlichen Schedelwirbel die gröfste Uebereinkunft mit den Rückenwirbeln zeigen, s o wie der offenbare Uebergang von den Kauwerkzeugen der Panzer- und Mantel-Thiere in die der Wiibehhiere, Ist der stärkste Beweis gegen die Zurückführbarkeit der Antlitzknochen auf Wirbel.
Bei den Panzerthieten, w o
das H a u t k n o c h e n s y s t e m vorherrschend entwickelt •) Peter Camper, Ueber den natürlichen Unterschied der Gesichtszüge. Uebersetzt von S. Th. Soemmerrivg. Beitin 1792. pag. XV und 17 — 23.
Eintheilung
der
Organe.
171
ist, nähern sich die Schleimhautknochen noch weit auffallender dem Typus dieses Systems mit dem sie schon wegen ihrer Lage an den Uebergangsstellen der aufseren Haut in die Schleimhäute naher verwandt sind. Anm.
Den ersten Versuch,
die durch das Vorspringen der
Kiefern entstehende Verschiedenheit der Gesichtsbildung bei Menschen und Thieren durch einen Winkel hat meines Wissens der alte Severinus Nürnberg 1 6 4 5 p. 97 — 9 8 ) gemacht.
auszudrücken,
(Zootomia Democritaoa Aufser der
Camper'-
seilen sind die Methoden von Blitmenbach (Decas collectionis craniorum. Commentationes Gottingenses Vol X. 1 7 9 ' . p. 7 — 10.) und Cuvier (Vorlesungen über vergl. Anatomie II p. 8 u . 9 . ) besonders geeignet, feine Verschiedenheiten des Verhältnisses zwischen den Tlieilen des Antlitzes und dem Schedel zu bestimmen.
Wenn übrigens Cuvier (a a. 0 . p. 2 . ) behauptet,
dafs die Vergrofserung des Antlitzes durch die stärkere E n t wickelung der Organe des Geruches und Geschmackes bewirkt werde, so pafst dieses nur hinsichtlich des Geruches auf einige Säugethiere; für die Wallthiere und die drei tieferen W i r b f l thierklassen ist es entschieden falsch.
Ebenso unrichtig ist
die Angabe desselben Schriftstellers (a. a. O. p. 4 . ) , dafs die Camper'sehe
Horizontal linie die Linie der Schedelbasis s e y ,
und der Gesichtswinkel durch die Gesichtslinie und die Schede), basis gebildet werde.
Ein Blick auf Camper s Zeichnungen
und auf die Natur l e h r t , dafs die Schedelbasis mit der Gesichtslinie einen weit griifseren Winkel als der
Camper'sche
Ist (beim Menschen 100 — 110") bildet, und dafs die Schedelbasis nicht mit der durch die Nasen» und Ohr - f t e f f t w " geführten Horizontal linie zusammen fallen kann. Ich erwähne diese Irrthümer des hochverdienten Cuvier, weil sie in einige deutsche Lehrbücher, in denen man eigene Untersuchung n,
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fänglichen Längs- und KreisFaser- Schicht.
Dennoch be-
wirken sie bei vorzüglich günstigem Ansatz sehr kräftige Bewegungen, die zugleich mit grofser Gewandtheit bei Ausübung zahlreicher Kunsttriebe vollzogen werden. Die Absichten bei den einzelnen Bewegungen treten bei den Panzerthieren weit deutlicher hervor als bei den Würmern, und sind, wie die Bewegungen selbst, Weit zusammengesetzter;
es zeigen sich die ersten Spuren
höherer geistiger Thätigkeit, wodurch sich die Panzerthiere an die warmblütigen Wirbelthiere anschliefsen. Die Kunsttriebe stehen zwar mit Secretionen in den Spinnschläuchen, Geschlechtstheilen u . s . w . in ursächlicher Verbindung, wie bei den Wirbelthieren auch, allein sie werden mit Handlungen freier Willkühr ausgeübt. Die Raupe, die Spinne sucht sich den bequemsten Ort; und behilft sich mit dem unbequemen, den man ilir gestattet, um das Gespinnst so zweckmäfsig als möglich, mit tausend Modificationen nach der Oertlichkeit, zu befestigen.
Bei den Meisten zeigt sich
Sorge für die Nachkommenschaft, schön durch die Auiwahl des Ortes, der der Brut Nahrung verspricht. Einige pflegen die schon etitwickelten Jungen (Spinnen, Bienen, Ameisen) wiederum ahnlich den warmblütigen Wirbelthieren, und leben in geselliger Verbindung auf eine so geregelte Weise, dafs sie darin nur von den vollkommensten Säugethieren übertoffen werden. Sie zeigen Zorn und Rachsucht, so wie Zuneigung und Erinnerung an genossene Wohlthaten; zur Befriedigung der ersteren IS *
228
Uebersicht
des
Baues
führen sie Waffen, und verständigen sich durch Zeichensprache, wie man täglich an Bienen und Ameisen sehen k a n n ; selbst bestimmte Töne scheinen sie z u diesem Zwecke hervorzubringen. Von all diesem ist keine Spur in der ganzen Abt e i l u n g der Würmer, und es sichert, in Verbindung mit der vollkommneren Form der meisten und edleren Organe, den Panzerthieren den näheren Platz an dem Menschen. A n m . 1.
Die von Nitzsch
gebrauchte Bezeichnung L o r i c a t a
habe ich der Cu vi er'sehen A r t i c u l a t a , und der
Latreille'-
schen: C o n d y l o p a ( C o n d y l o p o d a ) ' ) vorgezogen, weil sie mir weit passender scheint als diese, die man eben so gut und noch besser auf die Wirbelthiere anwenden könnte ; denn die Amphibien,
Vögel und SA'ugethiere haben eigentliche
C o n d y l i und A r t i c u l i , die Z«/ra/7f'schen
Condylopa
aber
Gelenkköpfe,
haben niemals
wahre C o n d y l i
oder
sondern ringförmige Verbindungsflachen, zuweilen mit umgeschlagenen R ä n d e r n , S. p. 174. N ° I V . den Wirbelthieren
an den Gelenken der Gliedmassen.
Ausnahmsweise ist die Haut auch 'hei panzerartig ausgebildet,
wie
bei den
Schildkröten, allein gerade dann hat man Annäherungen an die Panzerthiere gefunden, für deren Oiganisation die ganzen Körper bedeckenden Ringe und Schilder ristisch sind,
den
charakte-
Namen und Formverschiedenheit dieser Ringe
bei der spenellen Betrachtung der Hautknochen. A n m . 2.
Wenige Ausnahmen von der angegebenen allgemei-
nen Regel finden sich bei einigen K r u s t e r n 1)
und S p i n n e n ,
Condylopa lieifst nicht gelenkfüfsige, sondern gelenkäugige , wie Megalopa grofsäugige. Dasselbe gilt von den Bezeichnungen Poecilopes, Lophyropes, Phyllopes u. s . w . , welche für Poecilopodes etc. häufig von französischen Schriftstellern gebraucht werden.
229
in den T h i e r k l a s s e n ,
besonders hinsichtlich der Geschlechts - und Sinnorgan«; sie bezeichnen zugleich die Annäherungen an die tieferen Klassen. So sind die mit zweiklappiger muschçlàhplicher Sçhale versehenen C y p r i s (die die Schale be< der Häutung abwerfen) nach Seraus
zwar nicht hermaphroditisch ; allein man kennt
auch keine männlichen Thiere, und die bis jetzt untersuchten waren alle weiblich '3» Apus
statt,
Dasselbe findet in der Gattung
die sogar vielleicht
voca entstehen kann.
durch Generatio aequi-
Auch von B o p y r u s
liche Geschlecht zweifelhaft ' ) .
ist das männ-
Die Fähigkeit der Weib-
chen in den Gattungen C y c l o p s , D a p h n i a
und anderer
Kruster, so wie der B l a t t l ä u s e unter den Insecten, ohne Zutritt des männlichen Gefchlechts mehrere Generationen hindarch fruchtbare Eier zu legen,
oder lebende Junge zu
gebShren, macht offenbar den Uebergang zu dem gä'nzllchea Mangel des männlichen Geschlechts. Unter den Krustern ist der weibliche B o p y r n i augenlos, und die meisten Gattungen der ersten Familie der Spinnen und der ersten Insektenordnung entbehren die Augen gleichfalls. A n m . 3.
Ueber den Gesammtbau verschiedener Arten aus
den drei Klassen der Panzerthiere sind In den Werken von Sivammerdatn, 54.)
Rêaumur, Degeer, Rosset ( S . p. 33, 46, 47,
noch jetzt
brauchbare Darstellungen
neuester Zeit haben die v e r m i s c h t e n Gebrüder
Treviranus
enthalten.
Schriften
im lsten und 2ten Bande
hierher gehörige Untersuchung™
trefSiche
von G. R. Treviranus
liefert. Eine musterhafte Arbeit : C o n s i d é r a t i o n s rales
sur l ' a n a t o m i e
comparée
des
In der ge-
géné-
animaux
a r t i c u l é s p a r H. Straus-Durckheim, paris 1S23, erhalte ich so eaeij.
Die Classification der Loricaten war bisher weniger
" ) Mémoires du Museum, T . VII. p. l
) Besmarest
Crustacés.
Paris 1S25. p. 3 2 4 .
230
Ueb^rsicht 4es Baues