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German Pages 193 [196] Year 1957
U N I V E R S I T Ä T HAMBURG
Abhandlungen aus dem
Gebiet der Auslandskunde Band 63 Reihe B. Völkerkunde, Kulturgeschichte und Sprachen Band 35
Studien zum Kwangali Grammatik, Texte, Glossar von
Ernst Dammann
HAMBURG CRAM, D E GRUYTER & CO. 1957
Studien zum Kwangali Grammatik, Texte, Glossar
von
Ernst Dammann
HAMBURG CRAM, DE GRUYTER & CO.
19δ7
Die „Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde" (Fortsetzung der A b h a n d lungen des Hamburgischen Kolonialinstituts) erscheinen in folgenden Reihen : A. Rechts- u n d Staatswissenschaften (auch politische Geschichte umfassend), B. Völkerkunde, Kulturgeschichte u n d Sprachen, C. Naturwissenschaften, D . Medizin u n d Veterinärmedizin. Zuschriften und Sendungen bittet m a n zu richten a n die Schriftleitung der Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde
H a m b u r g 13 Universität
Gesamtherstellung: J . J . A u g u s t i n , Glückstadt
Herrn Dem Freunde
Senator und Kenner
Dr. Heinrich
Vedder
der Völker
In Dankbarkeit
gewidmet
Südwestafrikas
Vorwort Das Kwangali, das zu den Bantusprachen gehört, wird im Grenzgebiet von Südwestafrika und Angola am Okawango etwa auf der Strecke von Cuangar im Westen bis Runtu im Osten gesprochen. Als Ch. J. Andersson vor etwa 100 Jahren als erster Europäer die Kwangali aufsuchte, lagen ihre sämtlichen Dörfer am Nordufer des Flusses1). Jetzt jedoch siedeln die meisten südlich des Okawango, wo ihre Zahl an 7000 beträgt, während in Angola nur etwa 5000 leben2). Außerdem wird das Kwangali von den gut 4000Bunja gesprochen, deren Wohnsitze im Osten des heutigen Kwangali-Sprachgebietes liegen und die ihre Sprache, die dem Kwangali nahegestanden haben dürfte, aufgegeben haben. In der bisherigen Literatur wird das Kwangali nur selten erwähnt. R . N. Cust verzeichnet auf einer Karte Kwangare am nördlichen Ufer des Okawango, nordwestlich von Bundya und Banguedi sowie westlich von Lulu3). V. van Bulck ordnet die Sprache der „Ovakwa-Ngari-Ovana-Nguari' ' als Dialekt dem Kwanyama zu4). Trotz vieler Beziehungen scheint mir die Zugehörigkeit aber nicht so eng zu sein. Das Schrifttum der Kwangali ist gering. Von der katholischen Mission wurden veröffentlicht : Katolika Katekismus, Windhoek 1933 Bibel za Katolika, 1940 Katekisimusa ka Katolika Nondapero na Maimburo (Gebete und Lieder). Die letzten drei Publikationen sind nur hektographiert. Aus dem Gebiet der Finnischen Mission sind mir folgende Schriften bekanntgeworden : Embo Ijopomuhovo (Fibel), Oniipa 1939 Masanseko Gometestamenti Ijepe (Biblische Geschichten des Neuen Testaments), Oniipa 1940 Masanseko Gometestamenti Ijekulu (Biblische Geschichten des Alten Testaments), Oniipa 1941 Katekisa Kokanunu ka Dr. Martin Luther, Oniipa 1945 Väänänen, L. : Kambeiende kolukuangali (Fibel) Helsinki 1952. In einem Teil dieses Schrifttums scheint mir die Anlehnung an das Ambo zu stark zu sein. In Wirklichkeit ist die Eigenständigkeit des Kwangali größer, als man zunächst angenommen hatte. 1 ) Kletke, H. Afrika dargestellt in den Forschungen und Erlebnissen der berühmtesten Reisenden neuerer Zeit, Vierter Band, Berlin, o. J. S. 152. 2 ) Die Zahlenangaben verdanke ich Fräulein M. v. Schantz, die sie vom Eingeborenenkommissar in Runtu bzw. vom Administradore in Cuangar erhalten hat. 3 ) A Sketch of the Modern Languages of Africa, London 1883. 4 ) Manuel de Linguistique Bantoue, Brüssel 1949, S. 170.
VII
Das Material für die vorliegende Arbeit habe ich gesammelt, als ich mich 1953/54 mit meiner Frau in Südwestafrika aufhielt. Ich erhielt den ersten Einblick in die Sprache durch den jungen Kwangali Johannes Ismael Hilundilwa, der sich als Seminarist in dem Lehrerseminar zu Oniipa im Ovamboland aufhielt und mit dem ich zuweilen während meines Aufenthaltes in Oniipa im No vember/Dezember 1953 arbeitete. Ich konnte mich aber erst intensiv mit dem Kwangali befassen, als wir im März/April 1954 vier Wochen lang auf der finnischen Missionsstation Mupini am Okawango weilten. Der damalige Stationsmissionar Herr H. Hopeasalmi und seine Frau taten alles, um diese Wochen für uns fruchtbringend zu machen. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, Herrn Pater Noll und Herrn Pater Romanus, einen geborenen Kwangali, in Tondoro, im Westen des Sprachgebietes, aufzusuchen und mit ihnen sprachliche Fragen zu diskutieren. Den größten Teil des verarbeiteten Stoffes verdanke ich drei Eingeborenen in Mupini, dem Pastor Elia Neromba, dem Lehrer Asser Kavara und Nehemia Mbamba. Eine Reihe von Sprachproben und Texten wurden von meiner Frau in Oniipa und Mupini auf Tonband aufgenommen. Während der Ausarbeitung des Materials in Deutschland erhielt ich wertvolle Auskünfte von den finnischen Missionariimen L. Väänänen und M. v. Schantz sowie von Herrn Pater Noll, der mir auch eine grammatische Skizze zur Verfügung stellte. Diese Beiträge sind im folgenden mit V., Sch. oder N. gekennzeichnet . Ein Aufenthalt von 4 Wochen bringt naturgemäß keine volle Einführung in eine Sprache, für die keine Vorarbeiten vorliegen. Ich habe deshalb darauf verzichtet, eine Grammatik zu schreiben, sondern mich bewußt auf „Studien" beschränkt. Es mag sich bei späterer Arbeit am Kwangali herausstellen, daß ich einiges unrichtig aufgenommen oder verstanden habe. Hinzu kommt, daß meine drei Hauptgewährsmänner an der östlichen Grenze des Kwangali-Sprachgebietes wohnten, wo ursprünglich Bunja gesprochen wurde. Dadurch könnte sich zuweilen ein Unterschied zu etwaigen künftigen Aufnahmen aus dem westlichen, dem eigentlichen Sprachgebiet des Kwangali, ergeben. In wissenschaftlicher Beziehung mögen die Studien zu weiteren Forschungen anregen. Neben einer intensiveren Durchforschung der Sprache selbst entsteht die Frage nach der Abgrenzung zu dem östlich gesprochenen Sambio. Es wäre auch wichtig zu untersuchen, wie weit Reste des Bunja in dem heutigen Kwangali weiterleben. Und schließlich müßte der Frage nach dem vorhandenen Substrat aus dem Buschmännischen systematisch nachgegangen werden. Die Zahl derer, die Kwangali sprechen, ist mit knapp 20000 auch für afrikanische Verhältnisse klein. Trotzdem dürfte es nicht wahrscheinlich sein, daß diese Sprache zugunsten einer anderen, etwa des Kwanyama, aufgegeben würde. So wie die Dinge liegen, wird sie als Verkehrs- und Kirchensprache im Nordosten von Südwestafrika bestehen bleiben. Es wird daher auch nötig sein, in ihr eine — wenn vielleicht auch kleine — pädagogische und religiöse Literatur zu schaffen. Schließlich ist es mir ein aufrichtiges Bedürfnis aller zu gedenken, ohne deren Hilfe ich diese Arbeit nicht hätte fertigstellen können. Unter denen, welche ich
VIII
schon erwähnte, denke ich besonders an Frau Hopeasalmi und an Fräulein Väänänen, die bereits heimgegangen sind. Herr Senator Dr. H. Vedder in Okahandja gab die Anregung zu unserer Reise nach Südwestafrika und förderte sie in vielfacher Weise. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellte den größten Teil der erforderlichen Mittel zur Verfügung, die Schulbehörde der Hansestadt Hamburg, Hochschulabteilung, gewährte mir den nötigen Urlaub. Die Universität Hamburg nahm diese Studien in ihre „Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde" auf. Deren Redaktor, Herr Professor Schubring, beteiligte sich freundlicherweise neben meiner Frau und Frau H. Höftmann, Assistentin am Institut für afrikanische Sprachen in Berlin, an der Korrektur. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank. Berlin, 19. März 1957
Ernst Dammann
IX
Inhalt Seite
Vorwort
VII
Laute und Schreibung
1
Das Substantivum
8
Das Pronomen
17
Die Verbindung von zwei Nomina
34
Das Adjektivum
35
Das Numerale
37
Verwandtschaftsbezeichnungen
42
Das Verbum
49
Die abgeleiteten Verben
68
Das Lokativum
80
Adverbale Bildungen
83
Präpositionale Bildungen
87
Konjunktionen
90
Ideophone
92
Interjektionen und Partikeln
94
Zur Wortbildung
95
Zur Syntax
102
Der einfache Satz
106
Der erweiterte Satz
111
Der zusammengesetzte Satz
116
Die Komparation
120
Texte
122
Glossar
144
Literaturverzeichnis
183
Verzeichnis der Abkürzungen und Nachtrag
184
Laute und Schreibung In der Schreibung des Kw. werden folgende Zeichen angewandt : a b c
explosiv, selten alleinstehend, meist in der Nasalverbindung mb Schnalz. Nach meinen Beobachtungen sprachen die einzelnen Gewährspersonen den Schnalzlaut in einem und demselben Wort verschieden. Das dürfte damit zusammenhängen, daß die Schnalze im Kw. fremde, aus dem Buschmännischen stammende Laute sind. Der dentale (Nama /) und der zerebrale Schnalz (Nama !) scheinen zu überwiegen. Anscheinend besteht jetzt im Kw. im Hinblick auf die wenigen Wörter mit einem Schnalz die Tendenz zur Unifizierung der Schnalze. Wenn Variationen vorkommen, handelt es sich nur um Varianten desselben Phonems1). d explosiv e / dentilabial g explosiv h i k l erscheint in Wörtern aus dem Kw. nur vor i oder y, in Fremdwörtern vereinzelt auch vor anderen Lauten m η vor g stets velar ohne besondere Kennzeichnung ny palatales η o Ρ r mit der Zungenspitze gesprochen. Es erscheint in Wörtern aus dem Kw. nicht vor i oder y s stimmlos t u ν dentilabial w bilabial, bezeichnet gleichzeitig unsilbisches u y wie englisches y in yes, bezeichnet gleichzeitig unsilbisches i ζ stimmhaftes s Gelängte Vokale werden mit einem waagerechten Strich über dem Buchstaben markiert. In den wenigen Fällen, in denen e oder o auffallend offen sind, wird diese Aussprache durch einen waagerechten Strich unter dem Buchstaben bezeichnet. 1 ) Zur Wahl des Zeichens c vergi, das Zulu, wo durch c der dentale Schnalz bezeichnet wird; auch N. schreibt c.
1 Dammann
1
Die folgenden Kombinationen stellen für das K w . e i n e Lautverbindung dar: dy mb mv ndy ng velares η + g nz ti Hierzu sind auch die Lautverbindungen zu rechnen, in denen sich ein Nasal mit einem stimmlosen Laut verbindet : mf mph nkh ns nth In den letztgenannten Fällen ist der Nasal z. T. stimmlos, außerdem werden die Verschlußlaute aspiriert1). Die Kombination mf kann zweierlei bedeuten. Zunächst wird damit die e i n e n Laut umfassende Nasalverbindung bezeichnet, bei der — mindestens nach einigen Beispielen — keine Stimme vorhanden ist. In anderen Fällen ist die Kombination mf aus mu -f / reduziert. Wenn dies der Fall ist, enthält das m Stimme, und bisweilen mag auch noch ein Rest des u hörbar sein. In der Schreibung wird dieses ursprüngliche u in jedem Falle in Klammern hinzugefügt, z. B. m(u)fu „ K ä l t e " . Wenn diese Kennzeichnung nicht erfolgt , ist m stimmlos oder fast stimmlos und wird nicht näher gekennzeichnet, z. B. mfi „Fisch". Nasalierung eines Vokals oder eines Konsonanten ist selten. W o es erforderlich ist, wird sie durch eine Tilde kenntlich gemacht, z. B. huhwa „Huhn". Tonhöhe und Akzent werden nur in wenigen Fällen angegeben. Dabei bezeichnet ein senkrechter Strich unter dem Buchstaben den Tiefton, über dem Buchstaben den Hochton, z. B. sidïrq, „Vogel". Der Hauptakzent wird durch einen Akut wiedergegeben, z. B. muMmbuli „Schmied" 2 ). I m Folgenden wird weitgehend die konjunktive Schreibweise angewandt. Was von der Sprache als eine Vorstellungseinheit aufgefaßt wird, soll tunlichst morphologisch zusammengefaßt werden. Dies gilt auch für proklitische und enklitische Elemente. Nur wenn sich ein Proklitikon mit einem großgeschriebenen Eigennamen verbindet, wird ein Bindestrich gesetzt, z. B. ko-Rundu „nach Runtu". Lautveränderungen 1. V o k a l e a + a > a
va K l . 2, ga K l . 6, ka K l . 13, Formantien zur Bildung des sog. Genitiv
1 ) Eine genauere Untersuchung dieser Laute auf Grund von kymographischen Aufnahmen wird an anderer Stelle erfolgen. 2 ) Der Akzent liegt in der Regel auf der Stammsilbe.
2
a + i > e rwiga „Dorn", pl. mega < *maiga i (im Anlaut) + a > ya ya Kl. 8 i (nach I) + a > ya lya Kl. 5 i (nach Konsonant außer l) + a > a da Kl. 4/10, sa Kl. 7, za Kl. 9 i -f- o > o positjopo < positji opo „an diesem Baum" 1 ) o + e > e kevu < *lcoevu „auf der E r d e " o + e > we nzugwezi (Ν.) < nzugo ezi „dies Haus" 1 ) u + a > wa gwa Kl. 1/3, rwa Kl. 11, twa Kl. 12, ιοα Kl. 14, kwa Kl. 15 u + e > we mwedi < *muedi „Helligkeit" Neben diesen Lautverbindungen, die auf Elision, Kontraktion, Assimilation oder Teilassimilation beruhen, gibt es weitere Assimilationserscheinungen. Teilassimilation findet sich bei der lokativen Kopula: koveli Kl. 2, Icogeli Kl. 6, kokeli Kl. 13 für *kovali, *kogali, *kokali „er, sie, es ist (sind) da". Vollassimilation findet in den Verbformen statt, die der Vokalharmonie unterworfen sind, ζ. B. kanimono < *kanimona „ich sah". Hierher gehört auch der vokalharmonische Auslaut auf -i bei Verben mit stammhaltigem e: vanagendi „sie gingen" für *vanagende. Zuweilen bildet sich zwischen zwei Vokalen ein Gleitlaut, z. B. esanseko lyoyimphempha für esanseko lyoimphempha „lügenhafte Erzählung". 2. K o n s o n a n t e n r > l vor i vera „krank sein" mveli „Kranker" lira „weinen" Mira nd ndigu „groß" η + k > nkh nkhuru nunu „wenig" » + »>» η + ρ > mph mphe „neu" η + r > nd nde „lang" η + s > ns nsupi „kurz" η + t > nth nthatu „drei" η + ν > mb mbihu „roh" 3 ) Das Adjektivum -wa „gut" bildet bei Davortreten eines Nasals -ngwa, Kl. 9 zongwa. Ausfall von Konsonanten erfolgt in ungepflegter Sprache, ζ. B. dioroka < diworoka „sich erinnern" sene < nsene „wenn" Dieser Lautwandel findet anscheinend nur in der gesprochenen Sprache statt. Vielleicht wäre noch zu untersuchen, ob we nicht unsilbisches o + e darstellt. 2 ) So erklärt sich auch Uva „Riemen", das aus *luiva entstanden ist. 3 ) Vgl. einen ähnlichen Lautwandel bei ruwu „Reet", pl. nombu 10.
1*
3
Schwankungen in der Aussprache : h
verschwindet bisweilen am Anfang eines Wortes, Hauaiku neben Ausiku. In Verbindungen mit Hinterzungenvokalen habe ich h mitunter als stimmlose velare Frikativa, bisweilen auch nasaliert gehört (-vihu, -νίχη, -viTiu). Die Nasalierung wird nur dort bezeichnet, wo mir nicht nasaliertes h niemals begegnet ist. Vor h hat sich der Vokal u der Präfixe in den Klassen 1 und 3 meistens gehalten, ζ. B. muhambuli „Schmied". Ein eventueller Ausfall des Vokals im Präfix der gesprochenen Sprache wird in der Schreibung nicht berücksichtigt. i erscheint neben yi als Pr.-St. Kl. 8. ndz wird von manchen ndz gesprochen, kawandza neben kawandza „Batate". I n der Schreibung wird nur ndz verwandt. tj wird zuweilen tS gesprochen, sitji neben sitSi „Baum". In der Schreibung wird nur tj verwandt. vyu begegnet mehrfach als yü, uvyuki neben uyüki „Gerechtigkeit" 1 ). Beziehungen zum Vrbantu Es würde im Rahmen dieser Studie zu weit führen, für jeden Laut bzw. für jede Lautverbindung die Ableitung aus dem B. anzuführen. Ich beschränke mich daher auf die wichtigsten Erscheinungen, wie sie das vorhandene Material bietet. Vokalischer oder semivokalischer Silbenanlaut deutet auf ausgefallenes Β. γ oder B. v2) : a Subj.-Pr. Kl. 1 Β. γα e Präfix Kl. 5 B. yali i Pr.-St. Kl. 8 B. vi (vi) u Präfix Kl. 14 B. vu Weitere Entsprechungen : di
B. yi dimba
„singen"
yimha B. γι
diva
„wissen"
dira
„sich weigern"
γϊνα B. γΐ γΐΐα
„meiden"
B. li di mwedi Kw. du
Pr.-St. Kl. 10 „Licht"
lì yeli3) B. lû
Ob die Längung des u mit dem Ausfall des ν zusammenhängt, bleibe dahingestellt. ) Vgl. dieselbe Erscheinung im Ambo. 3 ) Wahrscheinlich weist di auch auf B. vi, vgl. itiuli „Exkremente", worin vielleicht B. vî steckt. 2
4
eduníba
Kw.
„Geruch"
dwara f(u) fumana fa
„anziehen"
fudira fana
„schwellen" „ähneln"
efuku
„Tag"
„von Bedeutung sein" „sterben"
Kw. g
K w . Ii Kw. m
Β. M
ka koka ku lima ma mina m(u)
„teilen" „gehen" „schnarchen" Pr.-St. K l . 3 „schmieden" „Träne" „Termite" Präf. Kl. 13 „ziehen" Präf. Kl. 15/17 „hacken" Präf. K l . 6 „verschlingen" Präf. Kl. 1/3
„riechen"
mala
kûma kúa Β . pû púla ρύαηα Β. tûi tûku 1) Β. γ
gava genda gona gu Kw. h, h hambura ehodi uhwa Kw. k
Β. vû
lûmba
Β. k
Β. k
Β. li Β. m
γανα yenda γοηα yu kamba kolî kwa ka koka ku lima ma mila mu
Β. η na na „und" nene -nene „groß" „geben" ninkha ninka „machen, t u n " 2 nûka ) nuka „riechen" K w . nu kann außerdem auf Β . mû zurückgehen, vgl. nua „trinken", B . mûa. Kw. φ Β. ρ φα „geben" pa „blasen" pepa „wehen" pepa pita „vorbeigehen" pita pura „fragen" pula Kw. η
>) tûku und tîku stehen nebeneinander, vergi. W. Bourquin, Close Vowels, S. 53. ) So nach Bourquin, Weitere Ur-Bantu-Wortstämme, s. v.
2
5
Kw. r1) rara -re rota ru Kw. sa sa Kw. si si
Β. I „schlafen" „hoch" „träumen" Präf. Kl. 11 Β. „hell werden" Β. Präf. Kl. 7 B.
rusipa
„Ader"
siga
„zurücklassen"
B. Β. sika
„ankommen"
-8upi
„kurz"
sumpha
„stumpf sein"
-tatù tereka tora turna
„drei" „kochen" „finden" „schicken"
-tano
„fünf"
tjira
„sich fürchten"
Kw. su
B. B.
Kw. t
B.
B. Kw. tj
B.
Kw. ν
Β. va -vihu
Präf. Kl. 2 „unreif"
nzovu
„Elefant"
Β. Kw. w
Β. kuwoko wora
„Arm" „verfaulen"
zahama
„offenstehen"
Kw. ζ
1
B.
lula le lota lu kia kia ki ki ki kipa ti ίιγα pi pilca*) kû kûpi3) tû tupa t tatù teleka „aufs Feuer setzen" tola „auflesen" tuma t tano ti tila ν va viku γύ γογύ υ yoko yola*) y yakama
) Vor i n u r in Fremdwörtern. ) Ob in einzelnen Fällen B. ki auch zu sì wird, k a n n durch das vorliegende Material nicht entschieden werden, vgl. simbama „niedergehen", simbika „pflanzen" mit B. kimiba „in die Erde graben". 3 ) B. kû k a n n also zu fu (ζ. Β. fumana) oder zu su werden. Vgl. dazu den Lautwandel von f zu β zwischen d e m Ndonga u n d d e m Kwany., ζ. B. Ndonga omsita „ H i r t e " , K w a n y . omfita. *) I n Verbindung mit Hinterzungenvokalen scheint B. y im Kw. bilabial geblieben zu sein. 2
6
zera zi ziro zata
yela yi γϊΐα yota
„hell sein" Pr.-St. Kl. 9 .meiden" .sich wärmen" Β. γ
ezara zoga ezuva Kw. rttb mbamba 9 mbindi 9 mbunga 9 Kw. mf mfi 9 Kw. mph mphara 9 mphepo 9 mphito 9 mphuku 9 Kw. mv rv/mvi 11
.Abfallhaufen" .schwimmen" .Sonne" Β. .Muschel" .wilder Hund" .Menge" Β. .Fisch" Β. . Schwarzfußantilope ' .Wind" .Ausweg, Eingang" ,Maus" Β. .graues Haar" Β.
mvuu 9
.Flußpferd"
mvura 9
.Regen"
nda 9 ndunda 9
.Inneres" .Dach"
Β. Kw. nd
Β. Β. ndi 9
.Fliege"
Kw.
Β.
nganga 9 nge 9 ngoma 9 nguwo 9 Kw. nkh nkhanga 9 nkhope 9 nkhupa 9 Kw. risi nsima 9
,Arzt" .Skorpion" .Trommel" .Decke" Β. .Perlhuhn" .Augenwimper" .Zecke" B. .Affe" B.
mingo 9
,Hals"
γαία γογα γιινα1) ni + y yamba vinda minga ni + k kui ni + ρ pala pepo pita puku ni + m vi ni + γύ yúvu ni + yû yûla ni + I la lunda ni + γΐ γΐ ni + γ yanga ye yoma yuya ni + k kanga kope kupa ni + ki kima ni + ki kíngo
„baden"
jagen" „versammeln"
„vorbeigehen"
„Höcker"
„sich bedecken'
Auffallend ist zaruka „geistesgestört sein", vgl. B. ialu „Wahnsinn". Vielleicht liegt eine dissimilierte Form *yalu oder *yalu zugrunde. 7
Kw. nth
B. ni + t
nthanga
9
„Kürbis"
Kw. nz
B. nzara 9 nzira 9 nzovu 9
„Hunger" „Weg" „Elefant"
nzwi
„Schaf"
Β. 9
tanga1) ni + γ γαία 2'ila γογΰ ni + yú γΰ
Bei den Vokalen i und u bestehen im Kw. zuweilen Abweichungen zu dem Bestand des B. : takina
„kauen"
B.
sisupa siningu
„Knochen" „Stachelschwein"
Β. Μ φ α Β. nungu2)
takûna
Die Tonhöhe Die Frage der Tonhöhen bedarf weiterer Untersuchung. In einigen Fällen ist eine Tonbezeichnung deutlich zu erkennen. So hat das Ideophon ti „mutterseelenallein" stets Hochton. Im folgenden seien einige Beispiele für semantische Tonhöhen gegeben, die ich mit Herrn Pater Romanus durchgesprochen habe : çgùru
„Himmel"
ψgurú
mphqngò
„Stock"
rnphùku
„Maus"
mphàngç mphukù
ndi
ndi „Fliege" „Meidung, religiöses Verbot" sidïrq, zèra „wannen"
sidirá zqrá
„Bein" „Wille, Befehl" „Armmuskel, brachliegendes Feld" „oder" „Vogel"
„hell sein"
Das Substantivum Die Zählung der Klassen erfolgt nach den Vorschlägen von Bleek-Meinhof.
mgara mnona mgeha
Klasse 1 Präfix: m-, mu„Mann" „Kind" „Weißer"
vagara vanona vageha
Klasse 2 Präfix: vapl.
In einzelnen Fällen kann der teilweise stimmlose Nasal auf eine Nasalverbindung zurückgehen, die schon im Bantu als solche bestanden hat, wo also kein urspr. ni nachgewiesen werden kann, z. B. mnthu „Mensch". Außerdem sind im Kw. sekundäre Analogiebildungen entstanden, z. B. nsako 9 „Sack", sumpha „stumpf sein" für zu erwartendes *supa. 2 ) Vgl. Bourquin, Close Vowels. Vielleicht gehört hierher auch -nunu „klein", vgl. B. nî. Man könnte aber auch an Beziehungen zu B. nûna „alt, betagt sein" denken. In siningu liegt m. E. eine Dissimilation vor, vgl. im Kwambi eningu.
8
mkadi mmati rnkongo
„Frau" „Junge, Bursche" „Jäger"
mkadi vamati vakongo
Vor anlautendem h des Wortstammes lautet das Präf. meistens mu-, ζ. B. muhambuli „Schmied", selten mhambuli. Manche Tierbezeichnungen, deren Singular formal in den Klassen 9, 11 oder 13 erscheint, bilden den Plural nach Kl. 2 : nyime mvuu ngandu nzovu runkherenkhere kakuru
„Löwe" „Flußpferd" „Krokodil" „Elefant"
vanyime vamvuu vangandu vanzovu
„Bachstelzenart" „Eule"
varunkherenkhere vakakuru
In derselben Weise bilden einige Pflanzen und pflanzliche Produkte, die im Singular mit ka- anlauten, ihren Plural : kawandza katjama katafura kasipembe
„Batate" „Wassermelone" „Kartoffel" „Selbstgebrannter Schnaps"
vakawandza valcatjama vakatafura vakasipembe1)
Die Konstruktion der so gebildeten Tier- und Pflanzennamen erfolgt nach Kl. 1 und 2. Dasselbe gilt für Verwandtschaftsbezeichnungen, unbeschadet ob sie mit einem Präf. anlauten oder nicht, z. B. tate „mein Vater", guho „dein Vater", mtekuru bzw. nthekuru „Enkelkind". Lediglich das Possessivum macht in manchen Fällen eine Ausnahme. Verwandtschaftsbezeichnungen erhalten nur dann das Pluralpräfix va-, wenn sie im Sg. das Präf. m(u)- haben: mtekuru „Enkelkind" vatekuru Verwandtschaftsbezeichnungen, die im Sg. nicht das Präf. von Kl. 1 besitzen, können den PI. durch Präfigierung von o-2) bilden : oguhyetu „unsere Väter" ozinyeni „eure Mütter" ohekuru „Mutterbrüder" onanegona „Tanten" Besondere Bildungen
(h)aruweya samkoma
„Dorn des Bastardkameldornbaumes' ' „großer reiherartiger Vogel"
vaharuweya,
varuweya 2
vasamkoma 2
Vgl. eine ähnliche Erscheinimg im Nyakyusa in Ostafrika, z. B. kajamba „Schildkröte", pl. bakajamba 2; kalata „Papier, Buch", pl. bakalata 2. 2) Es handelt sich hier um das auch aus dem Zulu bekannte Pluralpräfix der sog. Kl. 2a. 1)
9
poto ncam(u)se
mtjima mdugi mtuto mkuro mncungu msitu mzwa
„nichtirdener Topf" „armer Schlucker" Klasse 3 Präfix: m-, mu„Herz" „Blasebalg" „Beutel zum Bierseihen" „Fluß" „Wasserlilie" „Busch" (koll.) Name eines Baumes, von dem Harz gewonnen wird
vapoto 2 (N.) vancam(u)se 21) Klasse 4 Präfix: nom-, nomunomtjima pl. nomdugi nomtuto nomkuro nomncungu nomsitu nomzwa
Vor anlautendem h des Wortstammes bleibt der Vokal des Präf. erhalten, z. B. muhwi „Stößel", muhoka „Tunke". Das Pluralpräfix ist identisch mit dem Präfix von Kl. 10. Im Unterschied zu den meisten Bantusprachen werden manche Bäume nicht nach Kl. 3 und 4, ondern nach Kl. 14 konstruiert. Klasse 5 Präfix: etuta „Ei" embo „Kraal" etope „Brunnen" ekwe „Fischreuse" epya „Ackerland" epungu „Mais" edomate „Tomate" egongorokani „Tausendfüßer" etuwa „Automobil" ezuva „Sonne, Tag" In Kl. 6 befinden sich außerdem : Flüssigkeiten masini „Milch" martire „Buttermilch" Kollektiva mansu „Blähungen" örtlichkeiten mararero „Schlafstelle" Abstrakta malitezururo „Buße"
Klasse 6 Präfix: ma pl.
mauta mambo matope makwe mapya mapungu madomate magongorokani matuwa mazuva
magadi mahenzere marni mazambero
„Butterfett" „Milch desselben Tages" „Verrücktheit" „Opferplatz"
Kl. 6 dient auch als Plural der Klassen 11, 14 und 15. In. Tondoro unbekannt, vielleicht auf Mupini beschränkt, nach N. wahrscheinlich örtl. gebrauchter Name eines Buschmannes.
10
Klasse 7 sininkhe sidiva sikumba sirapo sirongo sikombo sinthu simbisi
Präfix: si„Ding" „Vlei" „Korb" „Ruder" „Land" „Ziege" „schlechter Mensch" „böse Katze"
Klasse 8 ininkhe idiva ikumba irapo irongo ikombo inthu imbisi
Präfix:i pl.
Einige Wörter kommen nur oder vorwiegend im Plural vor, ζ. B. ita
„Krieg"
isima
„Getreide aller Art, Getreidemahlzeit"
itudi
„menschliche Exkremente'
Das aus dem Buschmäimischen übernommene ncaba „Wasserpflanze mit eßbaren Blättern" bildet im Plural incaba. Bei Menschen und Tieren kann das Präfix pejorative Bedeutung haben. Es gibt aber auch Tierbezeichnungen ohne solche Nebenbedeutungen, z. B. sikombo „Ziege", sitano, „Kalb".
nzira nguwo ndyato nzimbu ncwe nkhupa nthuro nsonga mhunda mfi mphadi hoho
Klasse 9 Präfix: Nasal, — „Weg" „Decke, Fell" „Ledertasche" ,,Axt, Beil" Name eines eßbaren Flußfisches „Zecke" „Brust" „Nadel" „Leib" „Fisch" „Fuß, Menschenspur" „Morgenstern" (Pflanze)
Klasse 10 Präfix: no + Präfix des Sg. nonzira pl. nonguwo nondyato nonzimbu noncwe nonkhupa nonthuro nonsonga nombunda nomfi nomphadi nohoho
In dieser Klasse befinden sich manche Fremdwörter. Diese behalten meistens ihren ursprünglichen Anlaut, auch wenn er nicht den für Kl. 9 charakteristischen Wortanlauten entspricht : pena sauna Krismesa
„Bleistift" „Sauna" „Weihnachten"
nopena nosauna 11
In Kl. 9 und 10 befinden sich die meisten Tiere, die, wie bei Kl. 2 gezeigt wurde, vielfach ihren Plural durch mechanische Präfigierung von va- bilden, ζ. B. nyime „Löwe", pl. vanyime. In kleinerem Umfange wird der Plural von Tiernamen auch durch Kl. 10 gebildet, ζ. B. mbwa „Hund", pl. nombwa. Man findet auch beide Pluralbildungen ohne Bedeutungsunterschied nebeneinander, ζ. B. mphuku „Maus", pl. nomphuku, vamphuku. Die Konstruktion dieser Tierbezeichnungen erfolgt in den meisten Fällen nach Kl. 1 und 2. Kl. 10 dient häufig als Plural zu Kl. 11.
ruhuki rutu ruhafo Rukwangali
„einzelnes Haar" „Körper" „Freude" „Kwangali"
Klasse 11 Präfix: rurutugo rusumo rumono Rumburu
„Löffel" „Lied" „Rizinusstaude" „Afrikaans"
Hierher gehört auch Uva „Riemen, Tau", das aus B. luvia entstanden ist, vgl. Uva rokumangesa ngombe „Riemen zum Anbinden des Rindes". Zuweilen tritt ru- vor Wörter, die schon mit dem Präf. einer anderen Kl. anlauten, z. B. runkhope „Augenwimper". Der Plural von Kl. 11 wird durch Kl. 6 oder Kl. 10 gebildet, z. B. mar(u)tugo bzw. nonthugo „Löffel". Bei der Pluralbildung nach Kl. 6 bleibt das Präf. von Kl. 11 erhalten, wird aber meistens in der gesprochenen Sprache zu r- verkürzt. Der Unterschied der beiden Plurale besteht darin, daß Kl. 6 die Summe der einzelnen Teile, Kl. 10 das Ganze als etwas Kollektives bezeichnet. Es schien mir aber, daß dieser Unterschied nicht mehr von allen gemacht wurde. Tierbezeichnungen nach Kl. 11 bilden den Plural durch präfigiertes va-: rugongoro runkherenkhere
kanona kaiga Icatji
„Chamäleon" „Bachstelzenart"
varugongoro 2 neben mar(uJgongoro 6 varunkherenkhere 2
Klasse 13 Präfix: ka„Kindchen" „Kochtopf" „kleiner Baum"
Klasse 12 Präfix: tupl.
tunona tuiga tutji
Bei Substantiven der Kl. 9 und 10 werden die Präfixe von Kl. 12 und 13 diesen präfigiert : kangombe karnbwa kanyama
„kleines Rind" „kleiner Hund" „ein wenig Fleisch"
tungombe turribwa
pl.
Zuweilen erscheinen sog. Pluralia tantum : tumema tulya 12
„ein wenig Wasser" „ein wenig Hirse"
turovu
„ein wenig Bier"
Nicht in dieses Schema gehören männliche Eigennamen oder Gattungsbezeichnungen, die mit ka- anlauten1) : Karunga
„Gott"
karume
„Freund"
Kapango
Name für eine weibl. Person
Karunga bildet neben vahar unga den künstlichen Plural ikarunga 8 „Götter, Götzen". Klasse 14 uta uguni parodi uhompha
„Gewehr" Name eines Fruchtbaumes „Zauberei" „Würde, Adel"
Präfix: uuguva utara unene ulcarunga
, ,Dolfholzbaum' ' „Gestell für Körbe, Platz für Geräte im Kraal" „Größe" „Gottheit"
Der Plural wird durch mechanisches Präfigieren von ma- (Kl. 6) gebildet, z. B. mauta, rruxuguva. Klasse 15 bzw. 172) kuguru kufu kurara
„Bern" „kalte Jahreszeit" „schlafen"
Präfix: kukuwoko kurombo kuhara
„Arm" „Regenzeit" „lieben"
Der Plural wird nach Kl. 6 unter Fortfall des Singularpräfixes gebildet, z. B. •maguru, mawoko. In der Bedeutung der Klassen besteht eine große Ähnlichkeit zu den meisten Bantusprachen. So finden sich in Kl. 1 Personen, in Kl. 6 Flüssigkeiten, in Kl. 9 die meisten Tiere. Es kommen aber auch charakteristische Sonderheiten vor. In Kl. 2 befinden sich neben einigen Tieren mehrere Kulturpflanzen bzw. deren Produkte. Der nach Kl. 1 konstruierte Singular dieser Formen lautet mit toan3). Eine Besonderheit stellen einige heute anscheinend präfixlose Substantiva dar, denen im Plural va- präfigiert wird (z. B. (h)aruweya „Dorn des Bastardkameldornbaums"4). Für Kl. 3 und 4 ist auffallend, daß sie nur einen Teil der Namen für Bäume oder Pflanzen aufweist. Wenn ein Wort wie mncungu „Wasserlilie" in ihr erscheint, so handelt es sich um eine sekundäre Bildung. Das urVgl. im Her. Personennamen wie Kahimemwa, Kambazembi usw. ) Klasse 17 ist eigentlich identisch mit Kl. 15. Sie wird aber nach der bisherigen Tradition unter die Lokativklassen gerechnet. Da diese im Kwangali keine eigenen Substantiva besitzen, werden die Lokativklassen in einem besonderen Abschnitt behandelt. 3 ) Vielleicht haben die unter Kl. 13 behandelten Personennamen mit Ka- die Pluralbildung nach Kl. 2 beeinflußt. 4 ) Ob Substantiva, die mit (h)a- anlauten, ursprünglich mit dem Präf. Ica- angelautet haben, das über *kha· zu (h)a- geworden sein kann, bleibe dahingestellt. 2
13
sprilliglieli mit einem Schnalz anlautende Wort ist im Kwangali Fremdwort aus dem Buschmännischen und erst später in das Klassensystem des Bantu einklassifiziert worden. Im übrigen enthält Kl. 3 und 4 Bezeichnungen für Dinge, die in der früheren Zeit als magisch belebt angesehen wurden (z. B. Herz, Fluß, Blasebalg). Morphologisch ist die Unifizierung von Kl. 4 und Kl. 10 beachtlich. Für Kl. 5 und 6 scheint die Vorstellung des Paarweisen zurückzutreten. Manche Dinge zeigen das Moment des Runden (z. B. Kraal, Ackerland um Kraal, Fischreuse, Sonne, Tomate, evtl. der zusammengerollte Tausendfüßer). Außerdem dient diese Klasse zur Bezeichnung des Augmentativen, z. B. großer Fluß. Klasse 7 und 8 ist wie in den meisten Bantusprachen die Dingklasse und kann auch zur Verächtlichmachung verwandt werden. In Kl. 9 und 10 befinden sich außer den meisten Tierbezeichnungen viele andere Wörter, für die sich kein durchgehendes Prinzip feststellen läßt. Es mag sein, daß in manchen Fällen ein besonderes Merkmal Veranlassung zur Benennung gegeben hat1). Der Nachweis dafür dürfte aber nur selten geführt werden können. Morphologisch ist das Pluralpräfix no- auffällig, das vor das Singularpräfix tritt2). Für Kl. 11 trifft die sonst weit verbreitete Vorstellung von der Vereinzelung in vielen Fällen nicht zu. Zuweilen scheinen Abstrakta (z. B. Freude) zu dieser Klasse zu gehören. Kl. 12 und 13 enthält wie weithin in Bantusprachen Deminutiva. In Kl. 14 finden sich viele Abstrakta, die von Konkreta anderer Klassen bzw. von anderen Nomina gebildet werden. Eine Besonderheit ist, daß Bäume nach dieser Klasse konstruiert werden3). Kl. 15 enthält außer den Infinitiven auch Bezeichnungen für Körperteile und Jahreszeiten; sie ist mit der Lokativklasse 17 identisch. Lokative Substantive der Kl. 16—18 sind nicht vorhanden. Die entsprechenden Pronominalstämme zeigen aber das Vorhandensein der Lokativklassen. Die Differenzierung in die Vorstellungen des Ineinander, Aneinander und Auseinander ist nicht immer eindeutig zu erkennen4).
Auswechseln und Zusammentreffen mehrerer Präfixe
Bereits oben wurde darauf hingewiesen, daß von manchen Sprechern anscheinend kein Unterschied gemacht wird, ob ein Substantivum der Kl. 11 den Plural nach Kl. 6 oder nach Kl. 10 bildet, mar(u)tugo 6 neben nonthugo 10 „Löffel". Auch die Vorstellung, daß ma-, oft als Plural zu Kl. 5 gebraucht, etwas Großes einbegreifen kann, scheint nicht zu bestehen. Substantive, die Personen bezeichnen, aber nicht das Präf. von Kl. 1 aufweisen, erhalten im Plural das Präf. von Kl. 2 : hompha 1)
9
„Herr"
vahompha 2
Vgl. Meinhof, Grundzüge S. 45. Ob eine Beziehung zu na bzw. no „und, mit" vorliegt, wage ich nicht zu entscheiden. Sollte es der Fall sein, könnte man den so entstandenen Plural als eine elliptische Konstruktion auffassen, z. B. nongombe „(Rind) und Rind" = „Rinder". 3 ) Vgl. die Parallele zum Duala, wo ein Teil der Bäume zu dieser Klasse gehört, s. Ittmann, S. 62. 4 ) Vgl. den besonderen Abschnitt über die Lokativa. 2)
14
Dasselbe gilt von Tieren, wenn sie personifiziert werden : mbwa 9
„Hund"
vambwa 2
ngwe 9
„Leopard"
vangwe 2 1 )
Im östlichen Teil des Sprachgebietes des Kwangali scheint die Konstruktion nach Kl. 2 oft auch dann angewandt zu werden, wenn keine Personifizierung vorliegt. Hier würden also vambwa 2 und nombwa 10 ohne Bedeutungsunterschied nebeneinander stehen. Nach N. ist dies Einfluß des Diriku. Demgegenüber tritt ein Auswechseln von Präfixen ein, um die Vorstellungen des Augmentativen, Deminutiven und Pejorativen auszudrücken. Auch die Art und Weise kann in Einzelfällen durch Präfixwechsel angedeutet werden : mnthu 1
mrungu 3 sitji 7 siruwo 7
„Mensch"
„Mund" „Baum" „Zeit"
enthu 5 „Riese" sinthu 7 „Bösewicht" kanthu 13 „kleiner Mensch, Zwerg" erungu 5 (N.) „Lippe" etji 5 „großer Baum" karuwo 13 „kurze Zeit"
Zuweilen tritt das neue Präfix vor das alte : mkuro 3 mema 6 mbwa 9 ngandu 9 mvi 9
„Muß" „Wasser" „Hund" „Krokodil" „graues Haar"
emJcuro 5 „großer Fluß" tumema 12 „wenig Wasser" simbwa 7 „Hundeart" 2 ) engandu 5 „großes Krokodil" rumvi 11 „einzelnes graues Haar" 3 )
In einigen Klassen tritt das Pluralpräfix regelmäßig vor das Präfix des Singulars : msira 3 ndundu 9 nkhinda 9 nyime 9 mvuw 9 runkJiere-
„Schwanz" „Berg" „Becher" „Löwe" „Flußpferd" ,, Bachstelzenart"
nomsira 4 nondundu 10 nonkhinda 10 vanyime 2 vamvuu 2 varunkherenkhere 2
nkhere 11 rufuro 11 katjama 13 uguva 14
„zweischneidiges Schwert" mar(u)furo 6 „Wassermelone" vakatjama 2 „Dolfbaum" mauguva 6
Wenn wie bei manchen Fremdwörtern in Kl. 9 der Singular kein Präfix hat, tritt das Pluralpräfix no- vor den präfixlosen Singular : pena 9
„Bleistift"
nopena 10
1 ) Vielleicht liegt das Moment der Personifizierung auch in vankhorama 2 „Zauberer" vor, indem man sie als „Untiere" (vgl. sikorama 7 „ T i e r " ) auffaßt. 2 ) Z. B. in pejorativer Bedeutung hunwa simbwa „wie ein Hund trinken". s ) Vielleicht gehört auch erribwara 5 „Nagel" hierher zu einem mir unbekannten *mhwara 9.
15
Oft findet sich eine Häufung von Präfixen, wodurch stärkere Differenzierungen der Bedeutung bezeichnet werden können : mbunga 9 embunga 5 em(u)mbunga 5
„Menge" „große Menge" „sehr große Menge"
Sprachgeschichtlich weisen m. E. die Bildungen, in denen das Pluralpräfix vor das Singularpräfix tritt, in eine spätere Zeit. Die Vorstellung von Wesen und Bedeutung der Präfixe scheint nicht mehr in allen Fällen lebendig zu sein1). Manchmal sind Präfix und Stamm schon zu einer unauflösbaren Einheit verschmolzen, ζ. B. mema 6 „Wasser". Wenn ein Substantiv aus zwei Nomina entstanden ist, die ursprünglich im Attributverhältnis zueinander standen, können beide Teile des Wortes das Pluralpräfix annehmen, z. B. mnwamali 1 „Geschwister derselben Mutter", pl. vanavamali 2. Die Tendenz zum Präfix Jedes Nomen gehört einer bestimmten Klasse an und wird nach ihr konstruiert. In der Regel ist es schon durch das Präfix als zu einer Klasse gehörig gekennzeichnet. Eine Ausnahme bilden die Verwandtschaftsbezeichnungen, sofern sie kein Präfix besitzen, z. B. tate „mein Vater", nyoko „deine Mutter", zinakuru „seine Großmutter". Aber auch bei Verwandtschaftsnamen zeigt sich eine Tendenz zur Anwendung des Präfixes, indem man im Plural o- präfigiert, das auch zum Ausdruck der Ehrerbietung im Singular angewandt werden kann, otate, onyoko, ozinakuru. Dasselbe geschieht bei Eigennamen, o-Kasiku, o-Paulus(a) usw. 2 Einerlei wie man dieses o- auffaßt ), für das Kw. besitzt es präfixalen Wert. Eine ähnliche Tendenz gewahrt man bei Fremdwörtern, die in der modernen Zeit übernommen wurden. Diese erscheinen im Singular in einer der Herkunftssprache ähnlichen Form, z.B. pena 9 „Bleistift", posa 9 „Post, Postsachen". Sie werden im Singular nach Kl. 9 konstruiert, ohne daß die Sprache dies morphologisch in jedem Fall zum Ausdruck bringt. Im Plural erscheint aber meistens das Präfix no- der Kl. 10, das mechanisch vor den Singular tritt, nopena, noposa3). Bei anderen Fremdwörtern wird der Anlaut entsprechend dem der Kl. 9 verändert, z. B. ndongi „Esel", ndangi „Dank", ndorongo „Gefängnis". Die Tendenz zum Präfix tritt auch bei den Fremdwörtern aus dem Buschmännischen zutage. Hier spricht dieselbe Gewährsperson dasselbe Wort einmal ohne, das andere Mal mit Präfix4). So wurde mir co für „Fischgeruch" angegeben, 1 ) Meinhof ist der entgegengesetzten Ansicht. Er nimmt an, daß in früherer Zeit das Pluralpräfix regelmäßig vor das Singularpräfix getreten ist, vgl. Grundzüge, S. 46. 2 ) Möglicherweise ist o eine ursprüngliche Kopula, vgl. seine Verwendung im Her. und Kwany. 3) Vereinzelt erfolgt die Pluralbildung nach anderen Klassen, vgl. poto 9 „nichtirdener Topf", pl. vapoto 2. 4 ) Dieselbe Beobachtung macht man im Mbugu, einer Nichtbantusprache in Ostafrika, wo viele Substantiva die Präfixe des Schambala übernommen haben.
16
außerdem aber auch m(u)co 3 und eco 51). Sofern es sich um Gewächse handelt, wurde meistens das Präfix von Kl. 3 präfigiert, z. B. m(u)ncili „Wassergras", m(u)ncungu „Wasserlilie". Ein Wort wie ncam(u)se „armer Schlucker" bildet den Plural vancam(u)se 2, ncaba „Wasserpflanze mit eßbaren Blättern" incaba 7. Auch hier zeigt sich das Bestreben, wenigstens im Plural eine deutliche Präfigierung vorzunehmen. Die Affinität zu den einzelnen Klassen ist unterschiedlich. Bei Tieren und sogar bei einigen Pflanzen ist ein Zug zu Kl. 2 festzustellen. Kl. 6 wird als Plural gegenüber Kl. 10 bevorzugt. Die größte Ausbreitungstendenz scheinen die Kl. 9 und 10 zu haben. Fast alle Fremdwörter, sofern sie keine Personen bezeichnen, befinden sich in ihr. Außerdem vertritt Kl. 10 die nicht vorhandene Kl. 42). Die Ideophone zeigen, wenn sie z. B. als nomen rectum angewandt werden, keine Tendenz zur Annahme eines Präfixes, z. B. ngombe za totototô „ein schneeweißes Rind". Eigennamen von Personen haben meistens kein Präfix. Eine Ausnahme machen die mit Si- anlautenden Eigennamen, z. B. Sizego. Vielleicht steckt auch in dem anlautenden Ka- bei Eigennamen ein erstarrtes Präfix, z. B. Kapango.
Das Pronomen 1. Der Pronominalstamm Wie in den übrigen Bantusprachen spielt auch im Kw. der sog. Pronominalstamm bei der Bildimg der meisten Pronomina eine große Rolle. Man kann in dieser Sprache zwischen dem einfachen und dem emphatischen Pronominalstamm unterscheiden. a) Der e i n f a c h e P r o n o m i n a l s t a m m Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
1 gu Bgu 5 Ii 7 si 9 zi 11 ru 13 ka 15 ku 17 ku
Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
2 va 4 di Qga
8 i, yi 10 di 12 tu 14 u 16 pa 18 mit
In den meisten Klassen entspricht der Pronominalstamm den aus dem B. zu erwartenden Formen. In den Klassen 8 und 14 macht sich die im Ambo durch1
) Nach N. ist m(u)co in Tondoro unbekannt; eco bezeichnet nach ihm den „Geruch eines Fisches", co den „Fischgeruch, der am Menschen haftet". Ob diese Differenzierung nicht sekundär ist Î 2 ) Vgl. auch den unten angeführten adjektivischen Gebrauch von -kuru Kl. 9. 2 Dammann
17
geführte Tendenz des Ausfalls von Β. ν bemerkbar. Wenn in Kl. 8 yi neben i auftritt, dürfte ersteres schon eine Weiterbildung sein. In Kl. 10 geht di regelmäßig auf B. lì zurück. Entsprechend dem Substantivum sind die Klassen 4 und 10 des Pronominalstammes unifiziert. In Kl. 16 findet sich zuweilen pu, das durch Analogiebildung zu den Klassen 17 und 18 entstanden ist. b) D e r e m p h a t i s c h e P r o n o m i n a l s t a m m Er besteht aus dem einfachen Pronominalstamm + -o. Dabei fällt der Vokal des einfachen Pr.-St. aus. Eine Ausnahme bilden nur Kl. 5 lyo und Kl. 14 wo. Es ergeben sich also folgende Formen : Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
1 go 3 go 5 lyo 7 so 9 30 11 ro 13 ko 15 ko 17 ko
Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
2 wo1) 4 do 6 go 8 yo 10 do 12 to 14 wo 16 po 18 wo
In dem -o sehe ich das in den meisten Bantusprachen bei den Pronomina angewandte Zeichen, um auf etwas Bekanntes hinzuweisen. Damit kann sich auch eine Betonung oder Verstärkung verbinden. Diese Funktion veranlaßt mich, für die auf diese Weise aus dem Pr.-St. gebildeten Formen den Terminus „emphatischer Pronominalstamm" vorzuschlagen 2 ). 2, Das Personalpronomen Man unterscheidet ein unverbundenes (absolutes) und ein verbundenes (konjunktes) Personalpronomen. a) D a s a b s o l u t e P e r s o n a l p r o n o m e n pl.
sg· 1. pers. 2. pers. 3. pers. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
ame ove 1 age 3 ago 5 alyo 7 aso 9 azo
Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
ose one 2 awo 4 ado 6 ago 8 ayo 10 ado
*) Zu dieser Form vgl. S. 3. ) Man könnte auch von einem Determdnativum sprechen, vgl. unten two, igo usw.
2
18
Kl. Kl. Kl. Kl.
11 aro 13 ako 15 ako 17 ako
Kl. Kl. Kl. Kl.
12 ato 14 awo 16 apo 18 arno
Die vorstehenden Formen enthalten in der ersten Silbe ein Präformativ1). Dieses ist in den meisten Fällen a-, das auf Β. γα zurückgehen und ursprünglich Kopula gewesen sein dürfte. Das Präformativ o- in der 2. pers. sg. und pl. sowie in der 1. pers. pl. ist m. E. aus früherem a bzw. *γα entstanden2). Es hat sich auch hier die in anderen südwestafrikanischen Bantusprachen beobachtete Tendenz durchgesetzt, nach der einstiges a- im Anlaut der Präfixe bzw. der Präformative zu o- wird3). Der zweite Bestandteil des absoluten Personalpronomen ist ab Kl. 2 mit dem emphatischen Pr.-St. identisch. In Kl. 1 weist age auf Β. γβ, wahrscheinlich ein altes Pronomen für ,,er, sie es". Es scheint so, als ob *γβ bzw. *e als Auslaut unter Verlust seiner ursprünglichen Bedeutung in die Formen der 1. und 2. pers. sg. und pl. eingedrungen ist4). Wenn man die Präformative und die Suffixe abstreicht, kommt man auf folgende Formen des B. : mi, γη, γβ, tí, ni, va. In allen Fällen dürfte das absolute Pronomen auf einen Satz zurückgehen, so daß age geheißen hat „(es) ist er"5). Neben den angeführten Formen gibt es für die 3. pers. eine andere Reihe, die als Präformativ i- hat : Kl. 1 ige, 2 iwo, 3 igo usw. Da Β. γ im Kw. im Anlaut verschwinden kann, dürfte diesem Präformativ Β. γί zugrunde liegen, womit auch in anderen Bantusprachen absolute Personalpronomina gebildet werden6). In der Funktion der mit a- und i- anlautenden Pronomina wird von einigen Eingeborenen kein Unterschied gemacht. N. nennt die mit i- gebildeten Formen „das zurückweisende Pronomen". Nun bezieht sich jedes Pronomen auf ein Nomen, das im Vorangehenden genannt oder als bekannt vorausgesetzt werden muß. Vielleicht könnte man eher sagen, daß die mit i- gebildete Reihe determinierend oder hervorhebend ist. Ebenso wie die mit a- anlautenden Pronomina sind auch diese Formen wahrscheinlich aus ursprünglichen Sätzen entstanden. Es ergibt sich also, daß im Kw. zwei in ihrer Funktion ähnliche Reihen von Personalpronomina vorhanden sind. Dieses Nebeneinander erinnert an ähnliche Erscheinungen bei den Demonstrativa im Nyiha7) und Djaga8). In diesen beiden Sprachen ist das demonstrative Präformativ i- obsolet und wird allmählich durch a- ersetzt9). Entsprechend kann man verstehen, wenn es Kwangali gibt, die einen 1 ) Ich verwende diesen Ausdruck für die Demonstrativa entsprechend meinem Vorschlag in AuÜ X X X V I , S. 31. 2 ) Vgl. das Kwany., wo auch in der 3. pers. o- erscheint (oje, ovo). s ) Vgl. im Her. die Anlaute der Substantiva aller Klassen mit Ausnahme von Kl. 5. 4 ) Vgl. auch Meinhof, Grundzüge, S. 210ff. 5 ) Die Frage nach der Beziehung dieser Kopula zu dem von Meinhof konstruierten Pron. Kl. 1 γα mag in diesem Zusammenhang offen bleiben. ') Beispiele in meinem Aufsatz über γί, S. 32. ') Vgl. Busse, Nyiha, S. 67. 8 ) Vgl. Müller, Wörterbuch, Tabelle II. 9 ) Es bleibe dahingestellt, ob zu irgendeiner Zeit je eine mit o- und mit i- anlautende Reihe in allen Formen nebeneinander bestanden hat.
2·
19
Unterschied zwischen den beiden Formen kaum empfinden und nicht beachten. Bemerkenswert ist, daß nach N. age ige oft zusammenstehen. Die Frage, welche von den beiden Reihen älter ist, kann m. E. aus dem Kw. allein nicht beantwortet werden. Ein Vergleich mit anderen Bantusprachen zeigt, daß, wenn absolute Pronomina mit Präformativ erscheinen, dieses fast durchweg i- ist 1 ). Von da aus liegt der Schluß nahe, daß die mit i- anlautenden Formen die älteren sind. Die Tatsache, daß im Nyiha und im Djaga das demonstrative Präformativ i- veraltet ist, führt zu demselben Schluß. Für die 1. und 2. pers. gibt es auch die Formen nyame, nyove, nyose und nyone. Vielleicht geht ny-, das wahrscheinlich palatalem η entspricht, auf *ni zurück und ist ursprünglich eine Kopula. Die Form nyame wäre dann zunächst als Satz zu verstehen „es ist ich". Wenn man annimmt, daß das in diesen Formen enthaltene a ebenfalls auf eine Kopula zurückgeht, hätte sich in diesem Falle der Vorgang der Präfigierung einer Kopula zweimal vollzogen2). In der Funktion bilden nach N. diese Formen die 1. und 2. pers. zu den mit i- anlautenden Pronomina der 3. pers. b) D a s k o n j u n k t e P e r s o n a l p r o n o m e n Die konjunkten (verbundenen) Personalpronomina lauten, wenn sie als Subs
g· 1. pers. 2. pers. 3. pers. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
ni 0 1 α3) 3 gu 5 li 7 si 9 zi 11 ru 13 Ica 15 ku 17 ku
Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
pl. tu mu 2 va 4 di 6 ga 8 i, yi 10 di 12 tu 14 u 16 φα, pu4) 18 mu
In der 3. pers. sind die Formen ab Kl. 2 mit dem einfachen Pronominalstamm identisch. In der 1. und 2. pers. finden sich die auch aus andern Bantusprachen bekannten Formen. In der 2. pers. sg. steht o entsprechend der Tendenz im Kw. für zu erwartendes u.
1
) Näheres bei Meinhof, Grundzüge, S. 210ff. ) Einmal begegnete mir die Form nyamwoge „du selbst", mwoge bedeutet „dein Inneres". So hat die ganze Form nyamwoge ursprünglich vielleicht geheißen „es ist dein Inneres". 3 ) Zuweilen erscheint eine Form ya bzw. yä. Diese ist aus *yo -(- a kontrahiert, yo ist eine Verkürzung aus iyo „so" (urspr. pr. pers. abs. von Kl. 8 „[in Bezug auf] diese [Dinge]"). 4 ) Vgl. S. 18. 2
20
Das verbundene Personalpronomen steht als Subjekt am Anfang des Verbums, ζ. B .
onowiza
„du kamst"
amarara
„er schlief"
Das Subjektpronomen kann durch Hinzutreten des absoluten Pronomen hervorgehoben werden, z. B. nyove onowiza
„du kamst"
age anarara
„er schlief"
Wenn das konjunkte Personalpronomen Objekt ist, ergeben sich folgende Formen : eg. 1. pers. nge 2. pers. ku 3. pers. K l . 1 m(u)
pi· tu mu K l . 2 va
Für die 3. pers. sind ab K l . 2 die verbundenen Personalpronomina als Subjekt und als Objekt gleichlautend. In syntaktischer Beziehung ist nge enklitisch und folgt dem Verbum1), die übrigen Formen sind proklitisch und stehen unmittelbar vor dem Verbstamm : anatutona
„er schlug uns"
anatonange
„er schlug mich"
Das pronominale Objekt kann durch Hinzufügen des absoluten Personalpronomen hervorgehoben werden : anatutona ose „er schlug uns" Das Reflexivpronomen lautet -Ii- und bezieht sich auf alle Personen : analirongo tunalirongo (y)inalipongaike
„er lehrte sich, er lernte" „wir lernten" „sie (Kl. 8) versammelten sich"
Das Reflexivum erscheint sogar in deverbalen Substantiven : tezurura „wenden, kehren" litezurura „sich bekehren" malitezururo „Bekehrung" Das Reflexivum dient ebenfalls zum Ausdruck des reziproken Pronomen2) : kulihara kulimona
„einander heben" „einander sehen" Zum Gebrauch der Personalpronomina
Das Pronomen von K l . 2 dient zur Umschreibung des deutschen „man": tavawiza 2)
„man kommt"
Wie in den Ambomundarten. Wie im Ambo und im Kimbundu.
21
Die allgemeine Sachbezeichnung „es" wird als Subjekt und Objekt durch ku (Kl. 15 bezw. 17) bezeichnet: ei hunasi inkhe onokutara
„als es hell wurde" „was siehst du ?"
In derselben Art werden si (Kl. 7) und (y)i gebraucht : anasininkhi „er tat es" Mphande ei anasimono bzw. anaimono
(Kl. 8) mindestens als Objekt
„als Mpande es sah"
In der höflichen Rede kann in der 2. und 3. pers. bei Personen der Plural gebraucht werden : nyonehompha „du (wörtlich: ihr) bist ein Herr" Vor dem Verbum können mehrere konjunkte Objektpronomina stehen1) : one nye Kristus ogu vamtupingidire ? „bist du (wörtlich: seid ihr) der Christus, den man uns verheißen hat ?" 3. Das Demonstrativpronomen Man unterscheidet attributive und prädikative Demonstrativa. In beiden Fällen herrscht das Viererschema2). a) D a s a t t r i b u t i v e D e m o n s t r a t i v u m Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. x
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
ogu ava ogu edi eli aga esi eyi ezi edi oru otu alca ou
ogo owo ogo odo olyo ogo OSO
oyo ozo odo oro oto oko owo
gwi ve gwi di li ge
si yi zi di rwi twi ke wi
gwina vena gwina dina lina gena sina yina zina dina rwina twin/i kena wina
) Über die Stellung der einzelnen Objektpronomina vgl. den Abschnitt über die Syntax. ) Zum Grundsätzlichen über das Demonstrativum verweise ich auf folgende Arbeiten von mir: Das Demonstrativ in Bantu-Sprachen, ZDMG, Bd. 100, 1950, S. 638—645; Die Präformative der Demonstrativpronomina in den Bantusprachen, AuÜ. X X X V I , 1951/52, S. 31—44; Die Suffixe der Demonstrativa in Bantusprachen, AuÜ. X X X V I I , 1952/53, S. 21—33, 81—94; Zur Bedeutung der Demonstrativa in Bantusprachen, Zeitschrift für Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft, 6. Jahrg., 1952, S. 328—338. 2
22
K l . 15
OÌCU
K l . 16
apa oku omu
K l . 17 K l . 18
mgara ogu sikumba si
.dieser Mann'Ci ,jener K o r b "
oko opo oko omo
kwi pe kwi mwi
manta ogo nonzimbudina
kwina pena kwina mwina „diese Eier da'et „jene Beile"
Die Formen der 3. Reihe haben sämtlich Hochton, zuweilen scheint auch der auslautende Vokal gelängt zu sein. Die Bildung der 1. Reihe erfolgt durch den Pr.-St., vor den ein Präformativ tritt. Für dessen ursprüngliche Form halte ich a, das auf Β. γα zurückgeht und dessen Vokal sich ganz oder teilweise dem Vokal des Pr.-St. assimiliert hat. Reihe 2 wird gebildet, indem -o an die 1. Reihe tritt. Die auslautende Silbe ist infolgedessen identisch mit dem emphatischen Pr.-St. In Reihe 3 tritt -i an den Pr.-St. Vor -i wird vorangehendes u unsilbisch, mit a verbindet es sich zu e; bei vorangehendem i zeigt es sein Vorhandensein nur durch den Hochton und durch die eventuelle Längung des Vokales1). Reihe 4 wird durch Suffigierung von -na an Reihe 3 gebildet2). Die Demonstrativa sind m. E. auch im Kw. aus ursprünglichen Sätzen entstanden. So hat z. B. Kl. 1 ogu zunächst bedeutet „es ist er". Die Bedeutung der Demonstrativa ist entsprechend der Korrelation zu den Personalpronomina. Reihe 1 ist Korrelat zur 1. pers., Reihe 2 zur 2. pers., während die Reihen 3 und 4 gemeinsam das Korrelat zur 3. pers. bilden. Sprachhistorisch gesehen scheint mir zunächst eine sog. Zweierreihe vorhanden gewesen zu sein, die in Korrelation zur 1. und 2. pers. stand. Später mag sich die Korrelation auf die 3. pers. ausgedehnt haben. So ist die 3. Reihe entstanden. Diese enthält durch Suffigierung von -i an den Pr.-St. zuweilen Formen, die sich von diesem nur durch die Tonhöhe und etwaige Längung unterscheiden3). Dies mag der Grund gewesen sein, daß sich die durch -na erweiterte 4. Reihe bildete, die in semantischer Beziehung mit der 3. Reihe fast identisch ist. In der heutigen Sprache scheint bei den Demonstrativa auch das Entfernungsschema eine Rolle zu spielen. Einer meiner Gewährsmänner erklärte z. B., daß die 3. Reihe eine weitere Entfernung als die 4. Reihe bezeichne. Nach N. unterscheiden sich die Reihen nur durch die Entfernung vom Sprechenden. 1 Kl. 5 von Reihe 3 Ii ist also aufzufassen als *li + i, entsprechend ähnlich die Klassen 4, 7, 8 und 9. Das suffixale -i findet sich auch im Her., ζ. B. ingui (besser ingwi). Eine Beziehung zu einem urspr. präformativen i- (entstanden aus *yi) scheint nicht unmöglich zu sein. Allerdings müßte dann auch eine Änderung des Tones angenommen werden, da die alte Kopula *γί wahrscheinlich Tiefton gehabt hat. Vielleicht ist auch für das K w . in einem früheren Stadium der Sprache als Präformativ *i- anzunehmen. Dann wäre das Präformativ a- erst in späterer Zeit entstanden. 2) In Reihe 3 und 4 kommen in Kl. 16 Formen mit anlautendem Nasal vor (mphe, m/phena). Ich erhielt als Beispiel mphena mphé „dort weit weg". Hier handelt es sich m. E. um die sog. freie Nasalierung. Vgl. wahrscheinlich denselben Vorgang bei der Partikel nkhena, die vielleicht mit Kl. 13 in Verbindung zu bringen ist. 3 ) Ob diese Reihe entstanden ist aus ursprünglicher Reihe 1 + -i, kann aus dem K w . heraus nicht entschieden werden. Im Her. scheint mir eine solche Entwicklung vorzuliegen.
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b) Das p r ä d i k a t i v e D e m o n s t r a t i v u m Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
ogu onokupapara
gogu vava gogu dedi lyeli gaga sesi yeyi zezi dedi roru totu kaka uou koku papa koku momu
gogo wowo gogo dodo lyolyo gogo soso yoyo zozo dodo roro loto koko uowo koko popo koko momo
gogwí wové gogwí dodi lyolí gogé sosí yoyí zozí dodi rorwí totwí koké uowí kokwí popé kokwí momwí
gogwina wovena gogwina dodina lyolina gogena sosina yoyina zozina dodina rorwina totwina kokena uowima kokwina popena kokwina momwina
gogu (N.) „Dies ist der, den du suchst".
Die Reihen 1 und 2 werden gebildet, indem der Pr.-St. vor die jeweilige Form des attributiven Demonstrativum tritt, wobei die gesetzmäßigen Lautveränderungen stattfinden. Dabei ergibt sich, daß die erste Silbe von Reihe 2 mit dem emphatischen Pr.-St. identisch ist. Die Reihen 3 und 4 werden gebildet, indem vo r die entsprechenden einfachen Formen der emphatische Pr.-St. tritt. Ob das Bewußtsein dieser Bildungsweise vorhanden ist oder ob in mechanischer Art die erste Silbe von Reihe 2 vor die Reihen 3 und 4 getreten ist, dürfte kaum zu entscheiden sein. Eine Form wie gogu bzw. gogò bedeutet ursprünglich „er dieser" bzw. „er der da", vava bzw. wowo „sie diese" bzw. „sie die da". Auch hier liegen wahrscheinlich einstige Sätze vor, ogu „er (ist) dieser", wowo „sie (sind) die da". Der Unterschied zu den attributiven Demonstrativa besteht darin, daß hier nicht eine allgemeine Kopula den ursprünglichen Satz einleitet, sondern der jeweilige Pr.-St. Dadurch wird der Übergang zu dem prädikativen Gebrauch des Demonstrativum verständlich. In den Reihen 3 und 4 ist die anschauliche Bedeutung zugunsten einer rein formalen Übernahme eines Formans verloren gegangen. In der Unterscheidung zwischen attributivem und prädikativem Gebrauch des Demonstrativum folge ich N. Diese Differenzierung wird aber nicht überall durchgeführt. Ich erhielt in Mupini Beispiele, die den attributiven Gebrauch der „prädikativen" Demonstrativa zeigen: mnthu gogo gomdona ngomhe zezi zongwa vanthu wovena vanasikama 24
„dieser Mensch ist schlecht" „dies Rind ist gut" „jene Menschen standen"
Über die Funktion wurde mir von Eingeborenen gesagt, daß in den letzteren Formen das Moment der Bestimmtheit oder Gewißheit läge1). Eine Verstärkung der Demonstrativa erfolgt, indem die erste Silbe der prädikativen Formen gelängt wird : Kl. 1 Kl. 2
gögu väva
gögo wöwo
gögwi wôvé
gögwina wövena
usw. Diese Pronomina können iteriert werden : Kl.
1
gôgugôgu
gôgogôgo
gögwigögwi
Kl. 2
vävaväva
wöwowöwo
wôvewôvé
gôgwinagôgwina wôvenawôvena
usw. mlcanda
„gerade eben dieses Buch hier"
gôgugôgu
Neben den angeführten Formen, die durch alle Reihen hindurchgehen, gibt es Bildungen, die sich nur mit einzelnen Reihen oder Klassen verbinden. So können die Grundformen der 4. Reihe durch präfigiertes a- erweitert werden, z. B. Kl. 1 agwina,
K l . 2 avena : ngombe azina zinafu . . . azina ngomfoe zinafu
.
,
. , ..
„jenes Rind verendete
Bei lokativen Demonstrativa verbindet sich dieses a- auch mit Formen der 3. Reihe ape, akioi, amwi, ohne daß ein Bedeutungsunterschied vorhanden ist : ahm
(bzw. akwina)
kunawiza
mgara
„dort ist ein Mann gekommen"
Dieses a- ist m. E. die ursprüngliche auf Β. γα zurückgehende Kopula. Es würde sich bei diesen erweiterten Formen also auch um einstige Sätze handeln, „es ist dort, es ist ein Mann gekommen". Nach N. werden die mit a- gebildeten Formen nur absolut gebraucht. Für diese Anwendung gibt er folgendes Beispiel: ngombe
zina zinafu
zipizol
„welches?"
„jenes Rind verendete" azina! „Jenes!"
In ähnlicher Weise findet sich bei den Grundformen der Demonstrativa in den Lokativklassen 16—18 für Reihe 4 (pena, kwina, mwina) eine Bildung mit p r ä f i g i e r t e m o- (opena, kareterenge
okwina,
embare
lyange
omwina) opena
:
„hole mir meinen Hut dort!"
Die Form opena steht jetzt fakultativ für pe bzw. pena. Das präfigierte o- ist m. E. identisch mit der gleichlautenden Kopula des Her. oder des Kwany. Der obige Satz würde dann ursprünglich in zwei selbständige Sätze zu zerlegen sein, „hole mir meinen Hut, es (ist) dort". Ein Bedeutungsunterschied zwischen den mit α- und den mit o- anlautenden Formen scheint nicht zu bestehen. Die Formen mit a- dürften die älteren sein. 1
) So wurde ζ. B. behauptet, daß ngombe ezi „dieses R i n d " noch einen Zweifel offen lasse, welches Rind gemeint sei. Dagegen sei bei ngombe zezi kein Zweifel möglich.
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Aus ihnen können sich die mit o- anlautenden Bildungen entwickelt haben, indem sie der in südwestafrikaniachen Sprachen vorhandenen Tendenz zu anlautendem o- folgten. Mindestens für die Lokativa ist eine Verstärkung des einfachen Demonstrativum von Reihe 4 möglich, K l . 16 penapena, 17 kwinahwina, 18 mwinamwina. Bei den prädikativen Demonstrativa der 4. Reihe ist eine Steigerung möglich, indem an dieses Pronomen das entsprechende einfache Pronomen von Reihe 3 gefügt wird. So ergeben sich K l . 1 gogwina gwi, K l . 2 wovena vé usw. Eine weitere Steigerung dieser Formen wird durch Längung der letzten Silbe bewirkt, gogwina gwi, wovena vi usw.1). Wie aus vorstehendem ersichtlich ist, erfolgen die meisten Differenzierungen bei den Reihen 3 und 4. Dies dürfte sich aus der Funktion dieser Reihen erklären. Sie dienen neben dem Korrelatbezug auf die 3. pers. vor allem der Fernweisung. Diese ist in ihrer Ausdehnung gegenüber der Nahweisung fast unbeschränkt. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zur Differenzierung finden auch oft ihren morphologischen Niederschlag2). Das Demonstrativum wird adjektivisch und substantivisch gebraucht. Bei adjektivischer Verwendung steht es in der Regel hinter dem Substantivum : mnthu ogu tavere
„dieser Mensch ist krank"
Voranstellung des Demonstrativum ist weniger häufig : ogu mnthu tavere
„dieser Mensch ist krank"
Bei substantivischem Gebrauch erscheint das Demonstrativum in jeder syntaktisch denkbaren Form: „dies (Kl. 7) ist wirklich wahr, dies wirklich Wahre" mbudi zendi izo ezi „seine Botschaft ist diese" ame kutupu oyo „ich habe diese (Kl. 8) nicht" itji yoku „die dortigen Bäume" ogo gewogo „die (Jahre) der Fülle" nyama zonomfi nezi zoikorama „das Fleisch der Fische und des Wildes" dogar ο ρδρο „bis zu eben dieser Stelle da" 3 ) esi sosilisili
Nach N . wendet man die 3. Reihe nur in Verbindung mit einem Namen oder zur Verstärkung der 4. Reihe an. Zum Übergang von demonstrativen Bildungen zu Konjunktionen vgl. die Syntax. 4. Das Interrogativpronomen a) S u b s t a n t i v i s c h sg. ilye „wer?" inkhe „ w a s ? "
pl. wolye
Vgl. oben die erweiterte Form mphena mphé „dort weit weg". Derselbe Vorgang besteht auch in anderen Bantusprachen, ζ. B. im Ndonga, Kwambi, 3 ) Ähnlich gebraucht wie im Her. opuuo. Suaheli. 2)
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Das Interrogativum steht vor dem Verbum, ζ. B. ilye anawiza naina? bzw. naina ilye anawiza ? inkhe onomono?
„wer ist heute gekommen ?" „was hast du gesehen?"
Für „was ?" findet sich seltener auch isinkhe, ζ. B. isinkhe odimbi ngoso? „was ( = warum) singst du so ?" In ilye dürfte das anlautende i- auf Β. γί zurückgehen und auf die einstige gleichlautende Kopula deuten 1 ). Wir hätten es dann mit einem ursprünglichen Satz zu tun „es ist wer?" Der Pluralwolye enthält in der ersten Silbe den sog. emphatischen Pronominalstamm von Kl. 2 mit ursprünglich kopulativer Bedeutung „es (sind) wer?" In inkhe steckt das aus dem Herero bekannte Fragewort -ke2). Durch Vortreten eines Nasals entsteht nach den Lautgesetzen des Kwangali *nkhe3). Analog dem personalen Fragewort ilye und dem Brauch im Herero (imungendu) scheint mir in inkhe ebenfalls die Kopula Β. γί zu stecken. Auch hier würde es sich um einen ursprünglichen Satz „es ist was?" handeln 4 ). Die Form isinkhe ist m. E. das adjektivische Fragewort von Kl. 7 sinkhe „welche bzw. was für eine Sache?", vor das die Kopula Β. γί getreten ist, also „es ist welche •Sache?". Die Grundform ke geht auf B. kai zurück5). Als nomen rectum erscheint -lye, ζ. B. in mnwalye „wessen Kind ?" Aus dieser Bildung scheint mir auch hervorzugehen, daß i- in ilye ein ursprünglich eigenes Formans darstellt. b) A d j e k t i v i s c h ke, msi, msinkhe Diese Formen bezeichnen die Frage „was für ein ?" Sie scheinen aber auch für •die Frage „welcher, -e, -es ?" gebraucht zu werden. Die Form -ke ist enklitisch. ngombéke? vanthu msi ? sitji msinkhe? •ezúvake ?
„was für ein Rind ?" ,, was für Leute ? ' ' „was für ein Baum ?" ,,welcher Tag ? ' '
ke ist die Grundform zu dem oben erwähnten substantivischen Interrogativum inkhe. Die Form msi könnte zerlegt werden in m si. Im Kwangali kann si auf B. M, pî oder tí zurückgehen. Nun haben einige Sprachen ein Fragewort, das aus l
) Vgl. im Herero iani „wer ?" ; weiteres siehe in meinem Aufsatz über γί, S. 31ff. ) Dieses wird im Herero auch als Interrogativinfix verwandt, ζ. B. omukendu „was für ein Mensch?" 3 ) Vgl. dieselbe Nasalierung im Herero, ζ. B. imungendu neben omukendu „was für ein Mensch ?" 4 ) Formal könnte man i- als Präfix von Kl. 8 verstehen. Dann wäre die einstige Bedeutung von inkhe „welche Dinge ?" Die oben angeführten Analogien machen mir aber diese Deutung weniger wahrscheinlich. 5 ) Vgl. E. Meyer, S. 92. Ich lasse es dahingestellt, ob B. kai aus einer noch früheren Form ~*kayi entstanden ist. a
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Β. tí abgeleitet werden kann. Dazu gehören Sena, Lundu und möglicherweise auch Kimbundu1). Ich halte es für wahrscheinlich, daß msi des Kwangali auf B. tí zurückgeht. Vor si ist dann ähnlich wie vor ke ein Nasal getreten. Dieser scheint keine besondere Funktion zu haben2), msinkhe ist eine Zusammensetzung der beiden Interrogativa msi und nicht. c) W e i t e r e I n t e r r o g a t i v a -pi Auch dieses Interrogativum bezeichnet „was für ein ?" Es gibt außerdem Beispiele, in denen es mehr dem Pronomen „welcher?" entspricht: ngombe zipi? „was für ein Rind ?" Antwort z. B. : ngombe zonzera „ein weißes Rind" ekehe lipi? „was für ein Tuch ?" Antwort z. B. : elcehe lyegeha „ein rotes Tuch" ngombe zoruvara rupi? „ein Rind mit welcher Farbe ?" Antwort z. B. : ngombe zonsovagani „ein schwarzes Rind" Durch Kombinationen mit -pi entstehen Interrogativadverben, die im Deutschen ζ. T. Interrogativpronomina entsprechen: ngapi „wie?" ngapi onotantha? „wie hast du gesagt ?" mnthugokukara ngapi anawiza? „was für ein Mensch (Mensch-des-Seins-wie) ist gekommen ?" Antwort z. B. : mnthu gomsupi „ein kleiner Mensch" mfi zokukara ngapi onogwana? „was für einen Fisch (Fisch-des-Seins-wie) hast du bekommen ?" Antwort z. B. : mfi zokuwora „einen faulen Fisch" -ngapi3) vanona vangapi Ì maguni mangapi? nohithwa dingapi? rungapi ?
,,wieviel ? ' ' , .wieviele Kinder ? ' ' „wieviele ^wm-Früchte ?" „wieviele Hühner ?" ,, wie oft ? "
In der Regel verbindet sich -ngapi mit dem Präfix 4 ). Lediglich in Kl. 10 tritt der Pronominalstamm vor das Wort. Der Grund dazu könnte sein, daß das ursprünglich zu erwartende Präfix η vor -ngapi nicht zur Geltung kommen würde. Anscheinend ist der Pronominalstamm di in einer Zeit vor das Pronomen getreten, als das Pluralpräfix no- noch nicht gebraucht wurde. ») Vgl. Meyer a. a. O., S. 94/95. Ich nehme an, daß der Nasal dem einsilbigen Fragewort eine Eigenständigkeit geben soll und es so davor bewahrt, enklitisch zu werden und dadurch möglicherweise an Deutlichkeit einzubüßen. 3) Zur Etymologie vgl. Meyer a. a. O. S. 100. 4) Nach N. ist allerdings in Kl. 6 gangapi gebräuchlicher. 2)
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kupi? mnwanyoko kupi anakara? ehafo lyokusika kupi mupi papi
„wo ?" (wörtlich: welcher Platz ?) „wo ist dein Bruder ?" „eine wie große Freude?" (wörtlich: eine Freude des Ankommens an welchem Platz ? ) „worin?" (N.) „wobei?" (N.) ,zu welchem Zweck ?
-asi, -asinkhe
Vor diese Formen tritt der Pronominalstamm mit seinen gesetzmäßigen Veränderungen, Kl. 1 gwasi, Kl. 2 vasi usw. mnthu gwasi onokazigida? nongombe dasi munapaka mohambo ?
,wozu hast du den Menschen gerufen ?" υ,wozu habt ihr die Rinder in den Kraal gebracht?"
Es handelt sich bei diesen Formen um dieselben Stämme wie bei den adjektivischen Interrogativa msi bzw. msinkhe. Es dürfte hier also ebenfalls die alte Fragepartikel B. tí zu Grunde liegen. Es hätte dann mnthu gwasi zunächst bedeutet „Mensch-des-was ?" Wenn man gwasi entsprechend einem Genitivus objectivus versteht, kommt man zu der Bedeutung „Mensch-zu-was ? " Diesem entspricht die jetzige Bedeutung „Mensch-zu-welchem-Zwecke ?" Ebenso würde nongombe dasi ursprünglich bedeutet haben „Rinder-des-was ? = Rinder-zu-was ?" Wir hätten hier die einstige allgemeine Bedeutung der Fragepartikel si vor uns. Der adjektivische Gebrauch stellt schon eine Spezialisierung dar, die m. E. erst später entstanden ist.
5. Das Indefinitpronomen -elike (mit präfigiertem Pronominalstamm) „allein" Kl. 1 gelike, 2 velike, 3 gelike, 4 delike, 5 lyelike, 6 gelike, 7 selike, 8 yelike, 9 zelike, 10 delike, 11 rwelike, 12 twelike, 13 kelike, 14 welike, 15 kwelike, 16 pwelike, 17 kwelike, 18 mwelike Auffallend sind Kl. 1 und Kl. 3, wo man *gwelike erwarten würde. Vielleicht ist hier nicht der Pronominalstamm gu, sondern ein auf Β. γα zurückgehendes Formans anzusetzen, das im Kwangali u. a. auch als Subjektpronomen vor einem Subjunktiv vorkommt1). In Kl. 16 würde man *pelike erwarten. Die Form pwelike ist eine Analogiebildung zu den Lokativklassen 17 und 18, indem pa zu pu wurde2). ') Dies ist mir wahrscheinlicher als anzunehmen, daß gelike aus gwelike verkürzt ist. ) N. ist der Meinung, daß *po als Ausgangsform anzunehmen ist, und weist darauf hin, daß o vor e zu w wird, vgl. S. 3. Wegen des determinativen Charakters von po bestehen aber m. E. semantische Schwierigkeiten. Da pu vereinzelt im Kw. erscheint, kann es ohne lautliche oder bedeutungsmäßige Schwierigkeiten die Ausgangsform sein, vgl. ähnliches im Her. s
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In ähnlicher Weise verbindet sich -elike mit den absoluten Personalpronomina, ζ. B. nyamelike „ich allein", nyovelike „du allein", age gelike „er allein". elike ist ursprünglich ein Substantivum nach Kl. 5 mit der Bedeutung „Alleinheit" 1 ). Das Indefinitum kann man in doppelter Weise auffassen. Entweder ist es ein Pronomen mit Apposition, Kl. 1 gelike „er (nämlich) Alleinheit, er (als) Alleinheit" oder es stellt einen ursprünglichen Satz dar „er (ist) Alleinheit". -mwe (mit präfigiertem Pronominalstamm) „einige" Kl. 1 gumwe, 2 vamwe, 3 gumwe, 4 dimwe, 5 limwe, 6 gamwe, 7 simwe, 8 (y)imwe, 9 zimwe, 10 dimwe, 11 rumwe, 12 tumwe, 13 kamwe, 14 umwer 15 kumwe. In Kl. 8 erscheinen imwe und yimwe nebeneinander. Formen für IQ. 16—18 wurden mir nicht angegeben. vagara vamwe mambo gamwe vamwe ... vamwe
„einige Männer" „einige Kraale" „die einen . . . die andern"
alle, ganz, jeder Hierfür gibt es verschiedene Bezeichnungen. na + Pr.-St. -f- -nye Kl. 1 nagunye, 2 navenye, 3 nagunye, 4 nadinye, 5 nalinye, 6 nagenye, 7 nasinye, 8 nainye, 9 nazinye, 10 nadinye, 11 narunye, 12 natunye, 13 nakenye, 14 naunye, 15 nakunye, 16 napenye, 17 nakunye, 18 namunye mnthu nagunye „der ganze Mensch (Geist, Seele und Leib)" ngom.be nazinye „das ganze Rind" kuguru nakunye „das ganze Bein" navenye „alle (Menschen)" ikombo nainye „alle Ziegen" narunye „immer, ewig" nakunye „überall" In Kl. 1 ist auch die Form namunye vorhanden, sie hat die Bedeutung „jeder (Mensch)". In der 1. und 2. pers. pl. tritt an die Stelle des Pronominalstammes das verbundene Personalpronomen : natuvenye „wir alle"
namuvenye „ihr alle"
Die Etymologie des Pronomens scheint mir nicht eindeutig zu sein. Vielleicht ist na die gleichlautende Partikel mit augmentativer Bedeutung 2 ). Ob -nye ebenfalls eine Partikel mit der ursprünglichen Bedeutung „aber, auch" ist, wage ich nicht zu entscheiden. mdima sirongo mdima „das ganze Land" 2
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Vgl. die von Bourquin angeführten Stämme -iki, -ike, -ika. ) Vgl. auch die lokativ-demonstrative Kopula na- im Zulu und Xhosa.
sikombo mdima nongombe mdima
„die ganze Ziege" „alle Rinder"
Dieses Pronomen ist in allen Klassen unverändert. Ihm könnte der Stamm B. yima „ganz, heil, gesund" zu Grunde liegen. Vielleicht ist mdima zunächst als Substantivum der Kl. 3 zu verstehen, „Ganzheit". Der Gebrauch wäre dann appositioneil, sirongo mdima „Land, Ganzheit == Land, (nämlich) Ganzheit = Land (als) Ganzheit". nkhenye mnthu nkhenye vanthu nkhenye elima nkhenye
„jeder Mensch" „alle Menschen" „jedes Jahr"
Das Pronomen ist unveränderlich und kann auch dem Substantivum vorangehen1) : nkhenye mnthu nkhenye apa
„jeder Mensch" „jeder Platz, überall"
Mit der ersten Reihe des einfachen Demonstrativum verbunden, hat nkhenye die Bedeutung des indefiniten Relativum, Kl. 1 nkhenye ogu, 2 nkhenye ava, 3 nkhenye ogu, 4 nkhenye edi usw. „wer auch immer". nkhenye ogu awize akwasenge
„jeder (wer auch immer es ist) soll kommen und mir helfen" nkhenye oku tozi, tatukukwama „wo auch immer du hingehst, wir folgen dir" Die beiden Formantien des indefiniten Relativum können auch in einer Sprecheinheit zusammen gesprochen werden. Dabei wird das auslautende -e von nkhenye elidiert. nkhenyezi ngombe onotomo togwana imaliva nkhenyapanahingirenawatupu
, ,für j edes Rind, das du schlachtest, bekommst du Geld" „an welchem Platze ich auch sitze, ist es gut"
ein anderer -kwawo (mit präfigiertem Präfix) Kl. 1 mkwawo, 2 vakwawo, 3 mkwawo, inonkhwawo, 5 lyakwawo2), 6 makwawo, 7 sikwawo, 8 ikwawo, 9 nkhwawo, 10 nonkhwawo, 11 rukwawo, 12 tukwawo, 13 kakwawo, 14 ukwawo, 15 kukwawo Das Pronomen ist aus ku + a -f wo entstanden und bedeutet eigentlich „ihr (eorum) Platz". Also heißt mkwawo „der in Bezug auf ihren Platz" und bezeichnet den „andern der gleichen Art". Ich halte es nicht für unmöglich, daß der erste Bestandteil des Wortes auf den Stamm ke des Interrogativum zurückgeht. Der Übergang vom Interrogativum zum Indefinitum findet sich auch in andern Sprachen, vgl. im Zulu u'bani „wer ?, ein gewisser". 2 ) Hier ist noch das alte Präf. *li erhalten.
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-peke Kl. 1 gwopeke, 2 wopeke, 3 gwopeke, 4 dononpeke, 5 lyopeke, 6 gopeke, 7 eopeke, Syopeke, 9zopeke, 10dononpeke1), llrwopeke, 12 twopeke, \Zkopeke, 14 wopeke, 15 kupeke Die Bildung erfolgt durch Präfigierung des emphatischen Pronominalstammes. Lediglich Kl. 15 präfigiert das Präfix ku-. Mit den eigentlichen Lokativa scheint sich -peke ebenso wie -kwawo nicht zu verbinden. Die Bedeutung ist m. E. „der andere verschiedener Art". Dem Pronomen dürfte der Stamm B. peke „allein" zu Grunde liegen. Im Her. finden sich für peke die Bedeutungen „allein, einzeln, anders, verschieden". Es würde also Kl. 1 gwopeke zunächst bedeuten „er da besonders"2). -peke na peke mit präfigiertem einfachem Pronominalstamm bedeutet „mancherlei": vanthu vapeke na peke mauvera gapeke na peke
„mancherlei Leute" „mancherlei Krankheiten"
In Verbindung mit Kl. 10 findet sich jedoch nombuto peke na peke
„mancherlei Saat"
-ene „selbst" Kl. 1 mwene, 2 vene, 3 gwene, 4 dene, 5 lyene, 6 gene, 7 sene, 8 yene, 9 zene, 10 dene, 11 rwene, 12 twene, 13 kene, 14 wene, 15 kwene, 16 pwene, 17 kwene, 18 mwene Mit Ausnahme von Kl. 1 wird der Pronominalstamm präfigiert, vor Kl. 1 tritt das Nominalpräfix3), pwene ist nach Analogie der Klassen 17 und 18 mit anzusetzendem pu gebildet: vagara vene
„die Männer selbst"
-ene kann sich auch attributiv an ein Possessivum anschließen : vanthu vange mwene „meine eigenen Leute" (wörtlich: die Leute von ich selbst) Zur Etymologie vgl. B. -enye „selbst". Eine Verstärkung der mit -ene gebildeten Formen ist durch Präfigierung des absoluten Personalpronomen möglich, z. B. Kl. 7 isosene. ngandi membo lyongandi Die Form ist unveränderlich.
„irgendjemand" „im Kraal von irgendjemand"
Umschreibungen : In manchen Fällen werden Indefinita des Deutschen umschrieben, z. B. 1
) Eine zu erwartende Lautverbindung donompheke habe ich nicht gehört. ) Nach V. wird -kwawo substantivisch, -peke adjektivisch gebraucht. 3 ) Vgl. denselben Gebrauch im Suaheli.
2
32
udigu wokusika apa
„eine Schwierigkeit-des-Ankommens-hier eine so große Schwierigkeit" 1 )
=
6. Das Possessivpronomen Das Possessivum wird gebildet durch den Pronominalstamm des nomen regens und ein Possessivsuffix. Die Suffixe lauten : sg. 1. pers. 2. pers. 3. pers. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
1 3 5 7 9 11 13 14 15
-ange -oge -endi -ago -alyo -aso -azo -aro -ako -awo -ako
Kl. Kl. Kl. Kl. Kl. Kl.
pl. -etu -eni 2 -awo 4 -ado 6 -ago 8 -ayo 10 -ado 12 -ato
Das Possessivsuffix besteht ab Kl. 2 aus a + dem emphatischen Pr.-St. Für die 1. und 2. pers. sowie für die 3. pers. Kl. 1 bestehen besondere Formen. Über die dabei anzusetzenden Grundformen vgl. Meinhof, Grundzüge, S. 198 ff. mkanda gwange embo lyendi sipata setu
„mein Buch" „sein (Kl. 1) Kraal" „unser Garten"
Die Possessivsuffixe verbinden sich auch mit den Lokativa B. pa, ku und mu und entsprechen dann einer deutschen Präposition mit folgendem Personalpronomen: kwange pwendi mwendi
„bei mir" (wörtl. : mein Platz) „bei ihm" (wörtl. : sein Platz) „in ihm" (wörtl. : sein Inneres)
Die Possessiva können durch Hinzufügung der entsprechenden absoluten Personalpronomina verstärkt werden : mkanda gwange ame embo lyendi age sipata, setu ose
„ m e i n Buch" „ s e i n Kraal" „ u n s e r Garten"
Dabei erfolgen in der gesprochenen Sprache Verschmelzungen des auslautenden Vokals des Possessivum mit dem anlautenden Vokal des absoluten Pronomen: mkanda gwangame
„ m e i n Buch"
1
) Vgl. oben die Umschreibung des Interrogativum ehafo lyokusilca kupi „eine wie große Freude ?". 3 Dammann
33
Wenn das Possessivum mit anderen Pronomina zusammentrifft, steht es vor diesen unmittelbar hinter dem Substantivum : maruhepo gendi nagenye
„alle seine Nöte" 7. Das Relativpronomen
Ein Relativum ist nicht vorhanden. Seine Funktion wird von dem Demonstrativum wahrgenommen. In der Regel wird die erste Reihe angewandt : mnwoge ogu onomuhara ogu tawiza ilye? kutupu ogu tampukurura openge eyi nalire nkhenye apa tokara zina nokudiva si oku vatunda
„dein Sohn, den du lieb gewonnen hast" „wer ist es, der kommt ?" „da ist niemand, der ihn warnt" >>gib mir, was ich gegessen habe!" „überall, wo du bist" „die Mutter wußte nicht, woher sie gekommen waren"
Wenn es mit dem Sinn vereinbar ist oder von ihm gefordert wird, kann auch die zweite Reihe des Demonstrativum gebraucht werden : ogo takutungike ezuva olyo toliko nondya odo dinahupu
„der, welcher dich segnet" „(an) dem Tage, an dem du ißt" „die Speise, die übrigblieb"
Die Verbindung von zwei Nomina1) Diese kann attributiv erfolgen, indem z. B. das Substantivum mit dem Demonstrativum verbunden wird : sirongo esi
„dieses Land"
Die Verbindung kann auch in einem quasigenitivischen Verhältnis stattfinden. Dies ist die Regel, wenn ein Substantivum von einem andern abhängig ist. Dabei geht das nomen regens dem nomen rectum voran. Zwischen beide tritt ein Formans, das im Kw. in doppelter Form erscheint. a) Pronominalstamm + -α Kl. 1 gwa, 2 va, 3 gwa, 4 da, 5 lya, 6 ga, 7 sa, 8 ya, 9 za, 10 da, 11 rwa, 12 twa, 13 ka, 14 wa, 15 kwa mmati gwa muhongi erribo lya Elia mkuro gwa Kavango 1
»der Bursche des Lehrers" „der Kraal des Elias" „der Fluß Okawango"
) Obwohl dieser Abschnitt eigentlich in die Syntax gehört, muß er doch hier behandelt werden, weil durch die Verbindung von zweiNomina Formantien pronominaler Art entstehen.
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Karunga gwa narunye ezuva lya naina (N.) mvura za nammvo (N.)
„der ewige Gott (wörtl. : der Gott des immer)" „der heutige Tag" „der diesjährige Regen"
Entgegen dem Brauch in anderen Bantusprachen ist diese Verbindung von zwei Nomina verhältnismäßig selten. Die gegebenen Beispiele zeigen, daß sie anscheinend nur vorkommt, wenn das nomen rectum ein Eigenname, eine Personenbezeichnung oder ein — als Substantivum aufgefaßtes — Adverb ist1). b) Der emphatische Pronominalstamm sikombo somkadi urodi womgara mnona gousi wai womomema
„die Ziege der Frau" „die Zauberei des Mannes" „das Kind der Widerspenstigkeit, das widerspenstige Kind" „das Gras des - im - Wasser, das Wassergras"
Die Verbindung mit dem emphatischen Pronominalstamm ist die geläufigere.
Das Adjektivum Die Anzahl der Adjektiva ist größer als in manchen anderen Bantusprachen: -wa -digu -re -sovagani -kuru -supi -tovara
„gut" „schwer" „hoch" „schwarz" „alt" „kurz, klein" „angenehm"
-nene -dona -rem -zera -vihu -zuni
„groß" „schlecht" „leicht (von Gewicht) „weiß" „roh, unreif" „lebendig, reich"
Die Adjektiva können prädikativ und attributiv gebraucht werden. Bei prädikativer Verwendung erhält das Adjektivum das Präfix der regierenden Klasse. Eine Kopula braucht nicht zwischen Subjekt und Prädikatsnomen zu treten: mnthu ogu mdona mkuro gogo mnene nyama ezi mbihu2)
„dieser Mensch ist schlecht" „der Fluß dort ist groß" „dieses Fleisch ist roh"
Herr Pater Noll macht außerdem darauf aufmerksam, daß das nomen rectum bei dieser Art von sog. Genitivverbindung immer im Singular stehen muß. 2 ) In den Klassen 9 und 10 sind die Lautveränderungen zu beachten, die sich aus der Verbindung des nasalen Präfixes mit dem Wortanlaut ergeben. Von -wa „gut" bildet Kl. 9 zongwa, Kl. 10 dongwa, wobei der emphatische Pr.-St. präfigiert wird. Für die übrigen Adjektiva finden sich diese Formen nur bei attributivem Gebrauch. Wahrscheinlich hängt diese „Abweichimg" mit der Einsilbigkeit der Wurzel zusammen. 3«
35
nzovu ogu mswpi1) enyango lyoguni etovara omu muwa apa muwa2) oku Icuwa
„dieser Elefant ist klein" „die Frucht des Gunibaumes ist angenehm" „drinnen ist es g u t " „hier ist es g u t " „dort ist es g u t "
Bei attributiver Verwendung erhält das Adjektivum das Nominalpräfix. Vor dieses tritt der emphatische Pronominalstamm des zugehörigen Substantivs. Nur in Kl. 5 wird der einfache Pronominalstamm gebraucht: mnthu gomdona mkuro gomnene euta lyevihu maremo gomazera nyama zombihu nondunda dononde mvura zongwa
„der schlechte Mensch" ,,der große Fluß" „das rohe E i " „die weißen Wolken" „das rohe Fleisch" „die hohen Dächer" „der gute Regen"
Das attributive Verhältnis dieser Konstruktion scheint mir sekundär zu sein. Vielleicht hat es sich auch hier ursprünglich um Sätze gehandelt. Dann würde z. B. nyama zombihu zunächst bedeutet haben „das Fleisch, es (ist) roh" 3 ). Eine besondere Stellung nehmen die Adjektiva -nzi „viel", -nunu und -se.su „wenig" ein. Sie erhalten bei attributiver Verwendung lediglich das Nominalpräfix : vanona vanzi „viele Kinder" nomkuro nonzi „viele Flüsse" ikombo inzi „viele Ziegen" vamati vanunu „wenig Jungen" mvura nunu4) „wenig Regen" nongombe nonunu „wenig Rinder" magadi masesu „wenig F e t t " mema masesu „wenig Wasser" Ebenso ist die Form wovanzi 2 „viele" aufzufassen, zu wo vgl. den emphatischen Pr.-St. 5 ). Das Adjektivum -kuru „alt" kann in der Form von Kl. 9 nkhuru attributiv hinter einen Eigennamen treten, um dessen Träger zu ehren: Maria nkhuru Kapango nkhuru
„die alte Maria" „die alte Kapango"
x
) Als Tier nicht nach Kl. 9, sondern nach Kl. 1 konstruiert. ) Analogiebildung zu Kl. 18. 3 ) Möglicherweise ist diese Art der Verbindung von Substantiv und Adjektiv die ältere, wofür als Beleg die prädikativen Formen zongwa (Kl. 9) und dongwa (Kl. 10) „gut" angeführt werden können. 2
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B
) Für *nnunu.
) Die Wendung etata lyenzi (K. S. 59) könnte eine falsche Bildung für zu erwartendes
etata *enzi sein. 36
Die Hinzufügung dieser Bezeichnung braucht nicht zu bedeuten, daß die betreffende Person wirklich alt an Lebensjahren ist. Ein weiterer Gebrauch von -kuru besteht in seiner Verwendung als Infix bei Substantiven von Kl. 5 : ekurundiro „äußerst großes Feuer" ekurumbunga „äußerst große Menge" Eine Qualitätsaussage kann auch erfolgen, indem an Stelle eines Adjektivum ein Substantivum als Prädikatsnomen tritt 1 ) : ehernere udigu „der Eimer ist schwer" mahemere udigu2) „die Eimer sind schwer" In diesem Falle kann auch der emphatische Pr.-St. vor das Prädikatsnomen treten, so daß genitivartige Formen entstehen : sikesa esi souhenga „diese Kiste ist gelb" mahako gositji gounkhwiliwa „die Blätter des Baumes sind grün" Solche Verbindungen können auch attributiv verstanden werden : ido (nongombe) dokutongama „die (Rinder) des Magerseins, die mageren Rinder"
Das Numerale 1. Kardinalia Es gibt eigene Bezeichnungen für die Grundzahlen von 1 bis 5, -mwe3), -vali, -tatù, -ne, -tano. Vor diese Stämme tritt der Pr.-St: mnthu gumwe ezuva limwe mambo gavali ikumba itatu
„1 „1 „2 „3
Mensch" Tag" Kraale" Körbe"
Die Zahlen von 6 bis 9 werden additiv gebildet : vanthu vaiano na gumwe „6 Menschen" mazuva gatano na gavali „7 Tage" ikwrnba itano na itatu „8 Körbe" In der abstrakten Aufzählung werden die Zahlen von 1 bis 9 nach Kl. 9 bzw. 10 konstruiert, wobei das alte Präfix *ni-, nicht dagegen das sekundäre Präfix wovon Kl. 10 zu Grunde gelegt wird: zimwe, mbali, nthatu, ne4), nthano, nthano na zimwe, nthano na mbali, nthano na nthatu, nthano na ne 1
) Vgl. den adjektivischen Gebrauch von Substantiven z. B. im Duala. ) Neben mahemere madigu. 3 ) -mwe wird auch mit erweiterter Bedeutung als Indeflnitum gebraucht, vgl. S. 30. 4 ) Eine Längung des anlautenden η liegt nach meinen Beobachtungen entgegen dem Gebrauch in andern Sprachen (ζ. B. Suaheli) nicht vor. 2
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Die Zehner lauten folgendermaßen: 10 20 30 40 50 60 70 80 90
mrongo nomrongo nomrongo nomrongo nomrongo nomrongo nomrongo nomrongo nomrongo
mbali nthatu ne nthano nthano nthano nthano nthano
na na na na
zimwe1) mbali nthatu ne
Das Substantivum mrongo 3 bedeutet ursprünglich „Reihe" und wird in multiplikativer Weise verbunden : vanthu nomrongo nthano
„50 Menschen"
Zehner und Einer werden additiv miteinander verbunden : itji nomrongo nthano na nthatu „85 Bäume" na itano 100 esere 5 1000 eyuvi2) 5 1000000 milyona 9 Analog mrongo sind die Bezeichnungen für 100, 1000 und 1000000 Substantiva, die ihr Mehrfaches multiplikativ bilden : „100 Menschen" „200 Bäume"
vanthu esere limwe itji masere gavali
Bei der Zusammenstellung von Hunderten und Zehnern heißt die Additivpartikel no statt zu erwartendem na3) : 110 esere limwe no mrongo 120 esere limwe no nomrongo mbali 250 masere gavali no nomrongo nthano „126 Ziegen" ilcombo esere limwe no nomrongo mbali na itano na simwe „347 Kraale" mambo masere gatatu no nomrongo ne na gatano na gavali „2174 Kinder" vanona mayuvi gavali nesere limwe no nomrongo nthano na mbali na vane4) 1
) Man würde gumwe (auf mrongo bezogen) erwarten. Es wird aber unter Absehen von der Anschaulichkeit bereits die Aufzählungszahl angewandt. 2 ) Die letzte Silbe hat deutlich Hochton. 3 ) Der Grund für die Veränderung von na zu no ist m. E. eine Assimilation an das Pluralpräfix von nomrongo. Bei folgendem mrongo hätten wir es dann mit einer Analogiebildung zum Plural zu tun. 4 ) Zuweilen schwankte mein Gewährsmann. So gab er für „126 Ziegen": ilcombo esere limwe nomrongo mbali na nthano na simwe, für „247 Kraale" : mambo masere gatatu nomrongo ne na nthano na gavali, für „2174 Kinder" : vanona mayuvi gavali nesere limwe nomrongo nthano na mbali na vane. Wenn von ihm no vor nomrongo ausgelassen wird, bestehen verschiedene Möglichkeiten der Erklärung. Entweder treten in diesem Falle von vornherein
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Wenn auf die Zahlen für 100, 1000 oder 1000000 bzw. ihr Vielfaches keine weiteren Zahlen folgen, können sie als nomen regens mit folgendem sog. Genitiv konstruiert werden : „100 Menschen" „300 Kinder" „1000 Fische" „5000 Ziegen" „1000000 Bäume" „2000000 Menschen"
esere limwe lyovanthu masere gatatu govanona eyuvi limwe lyonomfi mayuvi gatano goikombo milyona zimwe zoitji nomilyona mbali dovanthu
Bei der Zählgebärde zählt man zunächst die Finger der linken Hand, indem man mit dem kleinen Finger beginnt, und geht dann zum kleinen Finger der rechten Hand über. 2. Ordinalia
Die Ordinalzahl für 1 wird umschrieben durch m(u)howo „Anfang". Für die Zahlen von 2 bis 5 werden Zahlsubstantiva nach Kl. 14 als nomen rectum verwandt und meistens mit dem emphatischen Pr.-St. verbunden: mnthu gopom (uJhowo1) sitji sopom(u)hovx) sitji souvali mnthu goutano2) mnthu goutano na gumwe3) mnthu goutano na uvali mnthu goutano na une sitji soutano na simwe3)
„der erste Mensch" ,,der 1. Baum" „der 2. Baum" „der 5. Mensch" „der 6. Mensch" „der 7. Mensch" „der 9. Mensch" „der 6. Baum"
Statt des emphatischen Pronominalstammes kann auch die sog. Genitivverbindung (Pr.-St. -f -a) angewandt werden: sitji sa utano na simwe
„der 6. Baum"
Besonderheiten : Bei den Ordinalia von 6 bis 9 können die beiden Posten der jeweiligen Zahl Hunderter und Zehner asyndetisch neben einander. Oder es ist die Konjunktion no durch haplologische Silben- bezw. Wortellipse ausgefallen. Man kann diese Erscheinung auch mit der sog. Kürzung des Mittelgliedes zusammenbringen, vgl. andere Beispiele bei C. Meinhof, Die Kürzung des Mittelgliedes. Wenn bei den Einern die Kongruenz zu dem regierenden Substantivum nicht immer durchgeführt wird (nthano für itano bezw. gatano), handelt es sich entweder um eine Analogiebildung zu nomrongo oder bereits um den Übergang zum abstrakten Zählen. 1 ) Wörtlich : Mensch er-am-Anfang. 2 ) Die Form utano wurde mir von meinem Gewährsmann Elia Neromba gegeben. Es scheint aber mindestens ebenso häufig die Form unthano gebraucht zu werden. 3 ) Auffallend ist die Verbindung von Kardinal- mit Ordinalzahl, mnthu goutano na gumwe ist als „der Mensch der Fünfheit und einer", sitji soutano na simwe als „der Baum der Fünfheit und einer" aufzufassen.
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durch die beiden durch na verbundenen Zahlsubstantiva nach Kl. 14 wiedergegeben werden : ngombe za ulano na utatu
„das 8. Rind" (wörtl. : das Rind der Fünfheit und Dreiheit)
Bei 100 und bei 1000 tritt hinter den emphatischen Pr.-St. -m-, wohl der Rest der Quasipräposition mo „in": sitji somesere limwe mnthu gomeyuvi limwe
„der 100. B a u m " (wörtl.: der Baum er-ineinhundert) ,,der 1000. Mensch"
Eine weitere Möglichkeit für die Bildung der Ordinalia besteht durch das Formans -ti1), vor welches das Nominalpräfix t r i t t : sikombo siti vali sikombo siti tano ngombe nthi nthatu mnthu mti nomrongo mbali na nthatu ngombe nthi mayuvi gavali
„die 2. Ziege" „die 5. Ziege" „das 3. Rind" „der 23. Mensch" „das 2000. Rind"
Das Formans -ti ist m. E. identisch mit B. ti „sagen", sikombo siti vali würde also heißen „die Ziege die sagt zwei". Das Zahlwort erhält mit Ausnahme der Klassen 9 und 10 kein Präfix, erscheint trotzdem aber nicht in der absoluten Form, sondern in der Form, die bei vorangehendem vokalisch auslautenden Präfix angewandt wird 2 ). So erklären sich auch die Bezeichnungen etivali 5 „Dienstag", etitatu 5 „Mittwoch", etine 5 „Donnerstag", etitano 5 „Freitag", etihamano 5 „Sonnabend" als 2., 3., 4., 5. und 6. Tag, wobei ezuva 5 „Tag" zu ergänzen ist. Die Bildungen mit -ti gehen möglicherweise auf Einfluß des Ambo zurück. 3 ) Umschreibungen für Ordinalia Um das Moment der Ergänzung bzw. der Vollendung auszudrücken, erfolgen Umschreibungen mit den Verben zwida bzw. zundwisa oder pakesa „füllen" : mnthu gokuzwida (gokuzu„der 5. Mensch" (wörtl.: der Mensch des ndwisa) vatano Füllens 5 [Menschen]) sitji sokupakesa ine „der 4. B a u m " mnthu gumwe gokupakesa „der 3. Mensch" (wörtl. : der eine Mensch des goutatu Füllens [den Menschen] der Dreiheit) I n dem letzten Beispiel würde goutatu als regelmäßig gebildete Ordinalzahl genügen. Der Zusatz gokupakesa besagt, daß dieser 3. Mensch eine notwendige Mit Hochton; nach N. sind diese Bildungen nicht möglich. ) Eine Parallele für die Verwendung von B. ti beim Zahlwort bietet das Zulu für die Kardinalia, vgl. W. Wanger, Konversations-Grammatik der Zulu-Sprache, Mariannhill 1917, S. 70/71 ; das Kwany. gebraucht ti bei den Ordinalia, vgl. Tönjes, Lehrbuch, S. 64/65. 3 ) Fräulein L. Vaananen sind Bildungen mit -tji- geläufiger, z. B. sitjimrongo „der 10.". 2
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oder gewünschte Ergänzung bildet. Noch stärker wird dieses Moment in folgendem Satz wiedergegeben: reterenge ngombe zimwe zizwide ne, dininkhe nthano! „Bring mir ein Rind, daß es vollmache vier, auf daß es fünf werden!" Dieses Rind heißt dann ngom.be dokuzwida (dokuzundwisa) nthano „das Rind des Vollmachens f ü n f " oder ngombe nthi nthano1). 3. Distributiva Ihre Bildung erfolgt durch Iteration : vanthu vavali vavali mahauto gane gane
„je 2 Menschen" „je 4 Autos" 4. Multiplikativa
rumwe ruvali rutano na ruvali
,, einmal ' ' „zweimal" „siebenmal"
rupom(u)howohowo
„das erste Mal, zum ersten Mal"
Es kann sich auch die Quasipräposition po mit dem Multiplikativum verbinden : poruvali2) „zum zweiten Mal" Als Beziehungswort ist ruveze „Zeit" zu denken 3 ). Die Spezies des Rechnens 2 + 21+
3= 16=
7 — 100 —
3 = 7=
3 X 3 = 10 χ 1000 =
5 tribali na nthatu tadininkhi4) nthano 37 nomrongo mbali na zimwe no mrongo na nthano na zimwe tadininkhi nomrongo nthatu na nthano na mbali 4 nthano na mbali tamtundu5) nthatu tapakara ne 93 esere limwe tamtundu nthano na mbali tapakara nomrongo nthano na ne na nthatu 9 nthatu rutatu tadininkhi nthano na ne 10000 mrongo rweyuvi tadininkhi nomrongo mrongo6)
1
) So wohl richtig statt des von mir aufgezeichneten tano. ) Dafür auch pouvali „zum zweiten Mal". 3 ) Vgl. auch rungapi „wie oft ?" und narunye „immer, ewig". 4 ) Wörtl. : machen. 5 ) Wörtl. : sieben —das Innere kommtheraus (in Bezug auf bzw. nämlich) drei — es bleiben vier. e ) Multiplikator und Multiplikandus können in der Stellung wechseln. So kann 10 X 1000 2
außerdem heißen: rumrongo eyuvi limwe oder rweyuvi mrongo gumwe oder eyuvi lim/we rumrongo. 41
In einigen Fällen wird dem Multiplikandus nicht ru-, sondern der emphatische Pronominalstamm von Kl. 11 ro- präfigiert: 10X 10= 100 mrongo romrongo tadininkhi esere1) 5 χ 200 = 1000 nthano romasere gavali tadininkhi eyuvi 10 χ 2000 = 20000 mrongo romayuvi gavali tadininkhi mayuvi nomrongo mbali 8 : 2 = 4 nthano na nthatu tavadigaununa2) na mbali tadininkhi ne 240 : 6 = 40 masere gavali no nomrongo ne tavadigaununa na nthano na zimwe tadininkhi nomrongo ne
Verwandtschaftsbezeichnungen 1. Aszendenz tate guho guhwe
„mein Vater" „dein Vater" „sein, ihr (eius) Vater"
guhyetu guhyeni guhyawo
„unser Vater" „euer Vater" „ihr (eorum, earum) Vater"
Im Plural wird o- präfigiert, otate, oguho usw. Die so entstandenen Plurale können auch mit singularischer Bedeutung in ehrender Rede angewandt werden3). Das folgende Verbum wird in diesem Fall auch pluralisch konstruiert : otate vanatengura
„mein Vater ist zurückgekehrt"
Zuweilen muß nach dem Sinn entschieden werden, ob Singular oder Plural gemeint ist. So kann oguhyeni vakurupa heißen „euer Vater ist alt" oder „eure Väter sind alt". tate ist onomatopoetischen Ursprungs. In guho und guhwe dürfte B. &e4) „sein Vater" stecken, gu könnte der Pr.-St. von Kl. 1 sein, der ursprünglich kopulative Funktion gehabt hat. Die einstige Bedeutung ist demnach ein Satz gewesen „er ist dein Vater" bzw. „er ist sein Vater". Auffällig ist im Plural das y vor dem Possessivsuffix. Ich halte es für wahrscheinlich, daß es sich um den Rest einer sog. Genitivverbindung handelt. Man könnte ursprüngliches ya vermuten, das in vielen andern Bantusprachen das Abhängigkeitszeichen von Kl. 9 ist5). Man würde taguninkhi (auf mrongo bezogen) erwarten. Aber auch hier zeigt sich bereits das abstrakte Zählen. 2 ) Wörtlich: sie teilen sie. 3 ) Vgl. dasselbe Pluralpräfix bei Verwandtschaftsnamen im Zulu, z. B. omama „unsere Mütter". In derselben Funktion findet sich im Kwanyama ö-, z. B. ökaume „Freunde". Es handelt sich um die sog. Kl. 2a. Nach N. kann der Plural auch mit va- gebildet werden,
vaguhya vetu „unsere Väter". 4
) Dies scheint mir die ursprüngliche Form zu sein, vgl. meinen Aufsatz über Β. γΐ. ) Vgl. im Ndonga und Kwanyama tate yetu „unser Vater".
5
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Dies würde allerdings voraussetzen, daß in einer früheren Zeit der Pr.-St. von K l . 9 im K w . nicht zi, sondern yi bzw. i gelautet hat1). Wenn ein Eigenname folgt, findet sich guhe als nomen regens, z. B. guhe ya Sizego „der Vater des Sizego". Diese Verbindung kann zu quìi ya Sizego verkürzt werden2). Die so entstehenden Bildungen sind Höflichkeitsformen, um den Betreffenden als Vater zu ehren3). nane nyoko zina
„meine Mutter" „deine Mutter" „seine, ihre Mutter"
zinyetu zinyeni zinyawo
„unsere Mutter" „eure Mutter" „ihre Mutter"
Plural und Höflichkeitsform : onane usw. nane ist onomatopoetisch. Für „Mutter" sind im B. ni und nina konstruiert. Ich halte aber auch eine Form *na für möglich, vgl. im Nyakyusa unna „seine Mutter" 4 ). Da K w . zi Β. γί entspricht, kommt man auf eine Grundform B. yina, die ursprünglich einen Satz mit einer Kopula darstellt und bedeutet „es ist seine Mutter" 5 ). Die Palatalisierung des η bei pluralischem Possessivum dürfte dieselbe Ursache haben wie bei guhyetu „unser Vater". Als nomen regens erscheint zinya mit folgendem Eigennamen: zinya Sizego®) „die Mutter des Sizego" Für „Großvater" und „Großmutter" findet sich nur eine gemeinsame Form: „mein Großvater, meine Großmutter" mama nyokokuru „dein Großvater, deine Großmutter" zinakuru „sein (ihr) Großvater, seine (ihre) Großmutter" zinyakurwetu „unser Großvater, unsere Großmutter" zinyakurweni „euer Großvater, eure Großmutter" zinyakurwawo „ihr Großvater, ihre Großmutter" Plural und Höflichkeitsform : omäma usw. Der Zusatz -kuru ist das Adjektivum -kuru „groß", das ohne Präfix an das nomen regens tritt 7 ). Wenn Mißverständnisse entstehen können, sagt man : nyokokuru guhyanyoko
„dein Großeiter, Vater deiner Mutter dein Großvater mütterlicherseits"
=
Diese Annahme scheint mir im Hinblick auf die Analogie mit andern Bantusprachen begründet zu sein. 2 ) Einer meiner Gewährsleute verkürzte das nomen regens sogar zu gu. 3 ) Vgl. denselben Brauch bei den Arabern, wo ζ. B. Muhammed als Abu Kasim „Vater des Kasim" bezeichnet wird. 4 ) Vgl. Meinhof, Phonology, S. 214. 5 ) Vgl. dieselbe Entwicklung im Her. bei ina „seine Mutter". e ) Wohl entstanden aus *zina ya Sizego. 7 ) Vielleicht hat es einmal eine Form *nyokomkuru gegeben, die aus *nyoho mkuru entstanden ist.
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nyokokuru guhyaguho nyokoJcuru zinyanyoko nyokokuru zinyaguho
„dein Großeiter, Vater deines Vaters = dein Großvater väterlicherseits" „dein Großeiter, Mutter deiner Mutter = deine Großmutter mütterlicherseits" „dein Großeiter, Mutter deines Vaters = deine Großmutter väterlicherseits"
mäma enthält den Stamm, der in den meisten Bantusprachen für „(meine) Mutter" gebraucht wird. Das Kw. hat also kein eigenes Wort für „Großvater". Dies dürfte mit dem ursprünglichen Mutterrecht zusammenhängen, in welchem der Großvater in gerader Deszendenz kaum eine Bedeutung hat. Onkel und T a n t e n hekuru, pl. ohekuru, vahekuru „Mutterbruder" (wörtl. : großer Vater) heJcurwange „mein Onkel" hekurwoge „dein Onkel" hekurwendi „sein Onkel" hekurwetu „unser Onkel" hekurweni „euer Onkel" hekurwawo „ihr Onkel" Plural und Höflichkeitsform : ohekurwange oder vahekuru vange ohekurwoge oder vahekuru woge usw.
„meine Onkel" „deine Onkel"
hekuru bedeutet auch allgemein „Mensch, der das Recht zu bestimmen hat". tategona guhogona guhwegona guhyetugona guhyenigona guhyawogona
„mein Vaterbruder, Onkel väterlicherseits" (wörtl. : kleiner Vater) „dein Vaterbruder" „sein Vaterbruder" „unser Vaterbruder" „euer Vaterbruder" „ihr Vaterbruder"
Plural und Höflichkeitsform : otategona usw. nanegona „meine Tante" (wörtl.: kleine Mutter) nyokogona „deine Tante" zinagona „seine Tante" zinyetugona „unsere Tante" zinyenigona „eure Tante" zinyawogona „ihre Tante" Plural und Höflichkeitsform : onanegona usw. nanegona usw. bezeichnet sowohl die Schwester des Vaters als auch die der Mutter. 44
2. In derselben Generation myange yoge yendi vayetu vayeni vayavawo
„mein Mann" „dein Mann" „ihr Mann" „unsere Männer" „eure Männer" „ihre Männer" 1 )
mkadange ( < mkadi gwange) mJcadoge mkadendi vakadi vetu valcadi veni vakadi vawo
„meine F r a u " „deine F r a u " „seine F r a u " „unsere Frauen" „eure Frauen" „ihre Frauen"
mnwamali (Höflichkeitsform : omnwamali)
„Geschwister von
Possessivum :
sg. mnwamali gwange mnwamali goge mnwamali gwendi
pi. vanavamali vange vanavamali veni vanavamali vawo
mnwamali umfaßt : a.) mhuru „älteres Geschwister gleichen Geschlechts" mkurwange „mein älteres Geschwister gleichen Geschlechtes" mkuroge „dein älteres Geschwister gleichen Geschlechtes" usw. usw. Höflichkeitsform: omkurwange usw. b) mbya
„jüngeres Geschwister gleichen oder verschiedenen Geschlechtes" „mein jüngeres Geschwister" ml· yange mbyoge „dein jüngeres Geschwister" mbyendi „sein jüngeres Geschwister" mbyetu „unser jüngeres Geschwister" mbyeni „euer jüngeres Geschwister" mbyawo „ihr jüngeres Geschwister" Höflichkeitsform: ombyange usw. Plural: vambyange „meine Geschwister" vamhyoge „deine Geschwister" usw. usw. 1
) loh erhielt auch die Formen myange „mein Mann" und m(u)yendi „ihr Mann", die anscheinend durch die Tendenz zur Präfigierung entstanden sind. 2 ) So nach meinem Gewährsmann. Nach N. bezeichnet es allgemein einen Verwandten v o n väterlicher oder von mütterlicher Seite, vgl. Β. γαΐΐ „Blut".
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Es kommen auch die nicht kontrahierten Formen vambya vange, vambya woge usw. vor. Außerdem erhielt ich die Formen vambyavangegona vambyawogegona vambyavendigona vambyagona vetu vambyagona veni vambyagona vawo Wenn ausgedrückt werden soll, daß es sich um Geschwister von derselben Mutter handelt, sagt man „mein Geschwister von derselben Mutter" (wörtl. : Kind mnwanane meiner Mutter) „dein Geschwister..." mnwanyoko „sein, ihr Geschwister..." mnwazina „unsere Geschwister..." vana vazinyetu „eure Geschwister..." vana vazinyeni „ihre Geschwister..." vana vazinyawo Brüder reden einander Vater der Mutter) : guyazina gwange usw. oguyazina vange usw.
mit guyazina (Höflichkeitsform : oguyazina) an (wörtl. : „mein Bruder" usw. „meine Brüder" usw.
Schwestern reden einander mit zinyanane (Höflichkeitsform: ozinyanane) an (wörtl. : Mutter der Mutter)1) : zinyanane gwange usw. ozinyanane vange usw.
„meine Schwester" usw. „meine Schwestern" usw.
mnwa mnwange mnwoge mnwendi mnwetu mnweni mnwawo
3. Deszendenz „Kind" „mein Kind" „dein Kind" „sein Kind" „unser Kind" „euer Kind" „ihr Kind"
vana vange usw.
„meine Kinder" usw.
') Diese Formen der gegenseitigen Anrede erhielt ich von Elia Neromba. Sie waren V. imbekannt.
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Wenn das von mnwa abhängige nomen rectum ein Eigenname ist, folgt dieser meistens in der sog. Genitivverbindung, mnwa gwa Sizego „das Kind des Sizego". Mir wurde aber auch die Verbindung mnwa Sizego angegeben. Der Plural heißt stets vana va Sizego „die Kinder des Sizego". Dagegen sagt man immer mnwa Hompha „Kind des Herrn ( = Gottes)" und mnwa Karunga „Kind Gottes". mmati 1 „Sohn" 1 ) mmati gwange „mein Sohn" usw. usw. mkadona 1 „Tochter" (wörtl. : kleine Frau) mkadona gwange „meine Tochter" usw. usw. emphogwe 5 „Alleinstehender, der keine Verwandten hat" 2 ) mbeli 9 „erstgeborenes Kind (Sohn oder Tochter)" mbeli zange3) „mein erstgeborenes K i n d " nsiraura 9 „letztgeborenes K i n d " nsiraura zange „mein letztgeborenes K i n d " mtekuru 1, nthekuru 9 „Enkelkind" Höflichkeitsformen : omtekuru, onthekuru mtekurwange, nthekuru zange „mein Enkelkind" mtekurwoge, nthekuru zöge „dein Enkelkind" mtekurwendi, nthekuru zendi „sein Enkelkind" mtekurwetu, nthekuru zetu „unser Enkelkind" mtekurweni, nthekuru zeni „euer Enkelkind" „ihr Enkelkind" mtekurwawo, nthekuru zawo vatekuru vange4) „meine Enkelkinder" vatekuru woge „deine Enkelkinder" Eine Geschlechtsdifferenzierung wird durch Hinzufügung von mmati bzw. mkadona vorgenommen: mtekurwange mmati mtekurwange mkadona
„mein Enkel" „meine Enkelin"
„ N e f f e " bzw. „Nichte" kann durch mnwange „mein K i n d " usw. ausgedrückt werden. Um Differenzierungen auszudrücken, wurde mir für „Kind des Bruders" mbyange sowie mkurwange gwanane und gono bzw. gwategona „Kind der Schwester" angegeben5). sitekurumphumba 7 e ) sipwa 7
„Enkelkind der Schwester" „Vetter, Base"
Auch für „Knabe, Bursche" gebr. Von der evangelischen Mission für „eingeborener Sohn" gebr. 3 ) Nach N. gebräuchlicher als mbeli gwange. 4 ) Eine Pluralbildung nach Klasse 10 scheint nicht vorzukommen. 6) gono und gwate sind in Tondoro unbekannt. ' ) Vielleicht auch sitekurwmphumpha, vgl. simphumpha. Nach N . bedeutet es „Kind des Simphumpha". 2)
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sipwa sänge sipwa söge usw. simphumpha 7
„mein Vetter, meine Base" usw. „Kind des Bruders der Mutter" d. h. „Neffe oder Nichte" 1 ) 4. Schwiegerverhältnis
Bei der Bezeichnung für das Schwiegerverhältnis spielt der Generationsunterschied in der Regel keine Rolle. tamwei 9
„männliches Familienglied im Schwiegerverhältnis" 2 ) tamwei zange „mein Schwiegervater, Schwiegersohn" tamwei zöge „dein Schwiegervater, Schwiegersohn" usw. usw. Höflichkeitsform und Plural : otamwei otamwei vange „meine Schwäger usw." otamwei woge „deine Schwäger usw." usw. usw. ngumwei 9 „Schwiegermutter, Schwiegertochter" 3 ) ngumwei zange „meine Schwiegermutter, Schwiegertochter" ngumwei zöge „deine Schwiegermutter, Schwiegertochter" usw. usw. Höflichkeitsform und Plural: ongumwei ongumwei vange „meine Schwiegertöchter" ongumwei woge „deine Schwiegertöchter" usw. usw.
Der Mann der Schwester und die Frau des Bruders heißen swara 9 oder rukwahedi 11: swara zange „mein Schwager, meine Schwägerin" rukwahedi rwange „mein Schwager, meine Schwägerin" swara zöge „dein Schwager, deine Schwägerin" rukwahedi rwoge „dein Schwager, deine Schwägerin" usw. usw. Höflichkeitsform: oswara, orukwahedi Plural: oswara, varukwahedi oswara vange „meine Schwäger, meine Schwägerinnen" varukwahedi vange „meine Schwäger, meine Schwägerinnen" oswara woge „deine Schwäger, deine Schwägerinnen" varukwahedi woge „deine Schwäger, deine Schwägerinnen" 1
) Ich glaube selbst simphumba gehört zu haben; mir wurde als Bedeutung „Kind der Schwester" angegeben. Nach V. bezeichnet es eine „durch die Ehe gewordene weibliche Verwandte", nach N. „Neffe, Nichte". 2 3 ) Nach N. „Schwiegervater". ) Nach N. „Schwiegermutter".
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Wenn die Frauen Schwestern sind, heißt der Schwager tribu, desgleichen die Schwägerin, wenn die Männer Brüder sind (N.) : mbusange mbusoge usw.
„mein Schwager, meine Schwägerin" „dein Schwager, deine Schwägerin" usw.
Die ursprüngliche Bedeutung von mbu ist „Namensvetter". 5. Sonstige Bezeichnungen nganze 9, „kinderlose F r a u " mwamkadi 1 „Frau, die noch nicht geboren h a t " mbu 9 „Namensvetter" Jcarume 13 „Freund" pl. : okarume, vakarume Icamenthu 13 „Jugendfreund", nach N. Bezeichnung für „verzwickte Verwandtschaftsgrade ' ' Icamenthu zange (N.) „mein Jugendfreund" pl.: okamenthu, vakamenthu mphanza 9 „Verwandter, der dem Meidegesetz unterhegt" (N.) 1 mphanzange ) „mein Verwandter" Als Kosebezeichnungen werden für das weibliche Geschlecht swara (s. o.), für beide Geschlechter mphanza gebraucht. mkeke 1
„Baby"
Die Konkordanz wird bei den Verwandtschaftsbezeichnungen in der Regel nur bei dem Possessivum durchgeführt, z. B. tamwei zange „mein Schwager". In allen anderen Fällen werden sie nach Kl. 1 und 2 konstruiert, z. B. mbusange ogu „dieser mein Schwager".
Das Yerbum 1. Der Infinitiv Der Infinitiv wird nach Kl. 15 bzw. 17 konstruiert und als Verbalnomen aufgefaßt : kutuma kuwiza
„schicken" „kommen"
kuzora kumanga
„lachen" „binden"
l
) Nach Elia Neromba heißt mphanzange gomkurona „meine ältere Schwester" ; ein anderes Mal wurde mphanzange als „my pa se oom" bezeichnet, der besonders geehrt wird. Dies sind anscheinend nur Teilbedeutungen der Gesamtbedeutung, die in die magische Sphäre reicht. Nach N. nennen sich Geschwister verschiedenen Geschlechts mphanza. 4 Dammana
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2. Der Imperativ mona wiza
„siehe!" „komm!"
pl. moneni pl. wizeni
Der Imperativ wird durch das auf -a auslautende Verbum gebildet. Einsilbige Verba lauten auf ihren Stammvokal aus1). Der Plural wird regelmäßig durch Anfügung der Endung B. -ini gebildet, wobei das auslautende -a des Singulars mit dem anlautenden -i- der Endung zu e verschmilzt. Dem Imperativ kann ko präfigiert werden : kozi
„geh!"
Icosi
holi komza
„iß!" „komm!"
kofu
„geh auf!" (von der Sonne) (N.) „stirb!" (N.)
Es handelt sich bei ko um den emphatischen Pr.-St. von Kl. 15/17. Er scheint als eine Art deiktischen Elementes zu dienen2). 3. Fräsentische Formen a) Allgemeines Präsens tanimono „ich sehe" sg. 1. pers. tanimono 2. pers. tomono 3. pers. tamono
pl. tatumono tom(u)mono tavamono taniwiza „ich komme"
sg. 1. pers. taniwiza 2. pers. towiza 3. pers. tawiza
pl. tatuwiza tom(u)wiza tavawiza
Von der 3. Person werden nur die Formen der Kl. 1 und 2 angeführt. Ab Kl. 3 verändern sie sich entsprechend dem Pr.-St. : Kl. 3 tagu, 4 tadi, 5 tali, 6 toga, 7 tasi, 8 ta(y)i, 9 tazi, 10 tadi, 11 taru, 12 tatù, 13 taha, 14 tau, 15 taku, 16 tapa, 17 taku, 18 tam(u). Das Allgemeine Präsens wird mit dem Formans ta- gebildet, dem das konjunkte 1
) Vgl. den Abschnitt über die einsilbigen Verba. ) Diese Präfigierung findet sich vorwiegend vor einsilbigen Imperativen. Andere Bantusprachen haben vor einsilbigen Imperativen Formantien, um die Einsilbigkeit zu kompensieren, vgl. Her. itja „sage!", Kwany. inda „geh!", Zanzibar-Suaheli kula „iß!", LamuSuaheli nla „iß !". Die Bildungen des Kw. kann man als erweiterten Satz auffassen. Es würde dann koli urspr. bedeuten „da essen". s
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Personalpronomen (ni, o, a, tu, m(u), va) bzw. ab Kl. 2 der entsprechende Pr.-St. suffigiert wird. Dabei ergeben sich folgende Kontraktionen: 2. pers. sg. 3. ,, ,,
*ta u > to *ta a > ta
Für die 2. pers. pl. ist *tamu als Grundform anzunehmen. Das auslautende u fällt meistens aus. Der Vokalwechsel in der ersten Silbe dürfte auf Analogiebildung zur 2. pers. sg. (to) beruhen. Nach N. wird tamu neben tomu gebraucht. Charakteristisch für diese und andere Verbalformen ist das vokalharmonisch auslautende Verbum (mono statt mona). Das auslautende -a gleicht sich an den Vokal der Stammsilbe des Verbums an1). Nicht jedes Verbum besitzt diese Vokalharmonie. Wenn sich auch gewisse Grundregeln aufstellen lassen, so ist es doch besser, sich bei jedem Verbum über die Vokalharmonie zu vergewissern. Das Allgemeine Präsens wird also nach folgendem Schema gebildet : Formans ta- + Subj.-Pr. + Verbum (mit Vokalharmonie) Das Allgemeine Präsens kann das bezeichnen, was z. Z. der Aussage geschieht. Daher kann es auch angewandt werden, wenn in einem Satzgefüge durch ein einleitendes Verbum das Ganze als in der Vergangenheit liegend bezeichnet wird (Historisches Präsens). Es kann ebenso gebraucht werden, wenn die Aussage durch ein Adverb oder den Zusammenhang in die Zukunft gelegt wird : ngura tatuwiza nokudipaga euta si, inye tolitura ponsuko
„morgen kommen wir" „vernichte das Ei nicht, sondern lege (wörtl. du legst) es in einen Korb!"
b) H a b i t u a l e s Präsens
1. pers. animono 2. pers. omono 3. pers. amono
animono „ich pflege zu sehen" pl. atumono om(u)mono avamono
1. pers. aniwiza 2. pers. owiza 3. pers. awiza
aniiviza „ich pflege zu kommen" pl. atuwiza om(u)wiza avawiza
Bildung: Formans a + Subj.-Pr. -f Verbum (mit Vokalharmonie) Das Formans o kann auf Β. γα zurückgeführt werden und stellt möglicherweise die alte Kopula dar. Der verbale Bestandteil des Habitualen Präsens besteht dann aus einer Art aoristischen Form ohne Tempus- oder Modusbezeichnung (nimono, niwiza). Diesem wird durch die Kopula o- eine habitúale Bedeutung verliehen (es ist, ich sehe; es ist, ich komme). Dieselbe Erscheinung findet sich in anderen südwestafrikanischen Sprachen, ζ. B. im Her. und in den Ambomundarten.
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atwwìza sondaba nkhenye mongerka anizoro, eyi tanidiworoka ininkhe ei namwene
,wir pflegen jeden Sonntag zur Kirche zu gehen" ich pflege zu lachen, wenn ich an alle Dinge a denke, die ich gesehen habe"
c) P r o g r e s s i v e s P r ä s e n s nakumona „ich bin am Sehen1a pl. sg· tunakumona 1. pers. (ni)nakumona m(u Jnakumona 2. pers. onokumona vanakumona 3. pers. anakumona
1. pers. (ni)nakuwiza 2. pers. onokuwiza 3. pers. anakuwiza1)
tunakuwiza m(u Jnakuwiza vanakuwiza
Bildung: Subj.-Pr. + na -f- Infinitiv (ohne Vokalharmonie) 2 ) In der 1. pers. sg. kann das Subjektpronomen ni ausfallen. Die 2. pers. sg. hat ono statt zu erwartendem *ona. Es handelt sich um eine Assimilation an das Subj.-Pr. o3). Das Formans na ist die Konjunktion bzw. Präposition „und, mit". Die Form nakumona heißt also ursprünglich „ich (bin) mit Sehen" 4 ). nakuza komkuro inkhe onokulilira?
„ich gehe (jetzt) zum Fluß" „warum weinst du ?"
Nach N. muß das Progressive Präsens angewandt werden, wenn ein Objekt oder eine entsprechende adverbiale Bestimmung dem Verbum vorangeht 5 ). 4. Futurische Formen a) D e t e r m i n i e r t e s F u t u r u m nanimona „ich werde (in einer bestimmten Zeit) sehen'cc Sg·
1. pers. nanimona 2. pers. nomona 3. pers. namona
pl. natumona nam(u)mona navamona
Das Subj.-Pr. a von Kl. 1 erscheint zuweilen als ya. So könnte eine Form *yanalcumona begegnen. Dieses ya ist aber kein echtes Subj.-Pr., sondern, wie im Abschnitt über die Personalpronomina gezeigt wurde, eine Kontraktion aus iyo + a, vgl. S. 20. 2 ) Da diese im Infinitiv nicht vorhanden ist. 3 ) Vgl. eine ähnliche Assimilation der 2. pers. sg. (oto) im Kwany. 4 ) Vgl. dieselbe Bildung im Suaheli ninaona „ich sehe". 5 ) Vgl. eine ähnliche Erscheinung im Zulu, wo im Präsens der Progressiv angewandt werden muß, wenn dieses ein pronominales Objekt hat, z. B. ngiyaku'bona „ich sehe dich".
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naniwiza „ich werde (in einer bestimmten Zeit) kommen" sg. 1. per s. naniwiza 2. pers. nowiza 3. pers. nawiza
pl. natuwiza nam(u)wiza navawiza
Bildung: Formans na + Subj.-Pr. + Yerbum (ohne Vokalharmonie)1) Das Determinierte Futurum wird angewandt, wenn eine Handlung oder ein Vorgang innerhalb einer bestimmten Zeit stattfindet. Dabei ist der Grundgedanke, daß der determinierte Zeitraum, innerhalb dessen sich der Vorgang oder die Handlung vollzieht, für den Sprecher bereits begonnen hat. Insofern bezeichnet diese Form oft die unmittelbar bevorstehende Zukunft2). Die umgrenzte Zeit braucht sich aber nicht auf einen Tag zu beschränken, sondern kann größere Zeiträume (eine Woche, einen Monat, ein Jahr) umfassen. maina sihauto soko-Rundu nasiwiza sivilce esi natumona vanthu wolco-Kurinkhuru nammvo natuza mosikora m'Onïpa
„heute wird das Auto von Runtu kommen" „in dieser Woche werden wir Leute von Kuring Kuru sehen" „in diesem Jahr werden wir auf die Schule nach Oniipa gehen"
Für das Determinierte Futurum kann auch das Allgemeine Präsens gebraucht werden : sivike esi tatumono vanthu woko-Kurinkhuru
„in dieser Woche sehen wir Leute von Kuring Kuru"
Durch die Zeitbestimmung oder durch die Situation wird deutlich, daß es sich um die Zukunft handelt3). b) U n d e t e r m i n i e r t e s F u t u r u m nganimona „ich werde sehen" sg. 1. pers. nganimona 2. pers. ngomona 3. pers. ngamona
pl. ngatumona ngorn(u)mona ngavamona
1
) Betr. die Grundbedeutung von na wage ich nicht zu entscheiden, ob es mit der Konjunktion na identisch ist und etwa augmentative Bedeutung hat oder ob ein Zusammenhang mit der deiktischen Partikel na besteht, die z. B. im Zulu vorhanden ist. Vielleicht kommt auch eine andere Herkunft in Frage. Vgl. z. B. das Zigula, wo ebenfalls ein Futurum mit einem die Verbform einleitenden Formans na- gebildet wird, siehe Kisbey, S. 37. 2 ) Man sollte einmal untersuchen, ob diese Vorstellung auch in anderen Bantueprachen vorhanden ist, die zwei Formen für das Futurum besitzen. 3 ) Vgl. denselben Gebrauch des Präsens für Futurisches im Deutschen.
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nganiwiza „ich werde kommen" sg. 1. pers. nganiwiza 2. pers. ngowiza 3. pers. ngawiza
pl. ngatumza ngom(u)wiza ngavawiza
Bildung: nga + Subj.-Pr. -f Verbum (ohne Vokalharmonie) Bemerkenswert ist in der 2. pers. pl. ngom(u), das nach Analogie des sg. ngo gebildet wurde. Nach N. wird auch ngam(u) gebraucht. Ich halte es für wahrscheinlich, daß nga mit dem in anderen Bantusprachen belegten Hilfsverbum nga „mögen, können" zusammengehört1). Vielleicht ist eine Form wie nganiwiza aus zwei ursprünglich finiten Verbalformen entstanden, *ninga niwiza „ich möge bzw. ich kann, ich komme". Den Ausfall des ersten Subj.-Pr. vor Hilfsverben oder erstarrten Verbbildungen beobachten wir auch anderweitig in Bantusprachen2). ngatumona ikorama yoindzi Hompha Yesus(a) ngawiza
„wir werden viele Tiere sehen" „der Herr Jesus wird kommen"
Häufig bezeichnet das Undeterminierte Futurum die fernere Zukunft. Dies braucht aber nicht der Fall zu sein, wie folgender Satz beweist : ngura nganikaronda kositji
„morgen werde ich auf den Baum klettern"
Gerade dieser Satz zeigt das Wesen der futurischen Differenzierung. Was morgen geschieht, hegt noch nicht in dem abgegrenzten Zeitraum, in welchem sich der Sprecher befindet. Es kann also die Determinierte Zukunft zeitlich später liegen als die Undeterminierte.
5. Formen des Präteritums a) Das D e t e r m i n i e r t e P r ä t e r i t u m Es gibt zwei Formen zum Ausdruck dieser Zeit. α) namono „ich sah" sg. 1. pers. namono 2. pers. onomono 3. pers. anamono
pl. tunamono m(u)namono vanamono
) Vgl. im H e r . ngemune „ich möge sehen", ngatumune „wir mögen sehen". ) Besonders das Zulu bietet viele Beispiele dafür, vgl. ζ. B. ngi'bengithanda neben 'òengithanda „ I was loving". 1
2
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sg. 1. pers. nawiza 2. pers. onowiza 3. pers. anawiza
nawiza „ich kam" pl. tunawiza mfujnawiza vanawiza
Bildung: Subj.-Pr. -+- na + Verbum (mit Vokalharmonie) In der 1. pers. sg. fällt das Subj.-Pr. aus, in der 2. pers. sg. assimiliert sich *ona zu ono. Es ist schwierig, na in dieser Verbindung als „und, mit" aufzufassen. Da in Ambomundarten na zum Verbum in der Bedeutung „haben" wird, wäre zu erwägen, ob eine solche Bedeutung auch hier zugrunde liegt. Dann wäre tunamono aufzufassen als „wir haben, (wir) sehen". „ich habe heute morgen einen Hund gesehen" namono mhwa ngurangura Entsprechend dem Determinierten Futurum bezeichnet das Determinierte Präteritum Handlungen oder Vorgänge, die sich in dem Zeitraum ereignet haben, in welchem sich der Redende befindet. Wenn sich die Determination auf denselben Tag bezieht, über den die Aussage erfolgt, kann eine weitere Form angewendet werden. Diese im Folgenden angeführte Form bezieht sich nach N. ausschließlich auf die Vergangenheit desselben Tages. ß) kanimono „ich sah" sg. 1. pers. lcanimono 2. pers. komono 3. pers. kamono sg. 1. pers. kaniwiza 2. pers. kowiza 3. pers. kawiza
pl. katumono kam(u)mono kavamono kaniwiza „ich kam" pl. katuwiza kam(u)wiza kavawiza
Bildung: ka + Subj.-Pr. + Verbum (mit Vokalharmonie) Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, daß ka das alte Verbum für „gehen" ist, das sich in anderen Formen des Kw. wie auch in vielen anderen Bantusprachen findet. Man könnte zwei ursprüngliche finite Formen vermuten *tuka tumono „wir gehen (gingen), wir sahen"1). Es besteht also zwischen den beiden Formen namono und kanimono kein grundsätzlicher Unterschied. Ob der Unterschied immer in der Differenzierung des Determinierten Zeitraumes gelegen hat, ist mir zweifelhaft. Wenn eine Beziehung zu ka „gehen" bestehen sollte, könnte man vermuten, daß die mit ka konstruierten Formen gebraucht wurden, wenn für die Tätigkeit bzw. den Vorgang zunächst eine Bewegung ausgeführt werden mußte. Es ist inhaltlich begründet, daß die unmittelbare Vergangenheit meistens durch das Determinierte Präteritum wiedergegeben wird. Vgl. das zu nga Gesagte.
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b) D a s G e s t r i g e P r ä t e r i t u m kanimwene „ich sah" sg· 1. pers. kanimwene 2. pers. komwene 3. pers. kamwene sg· 1. pers. kaniwizire 2. pers. kowizire 3. pers. kawizire
pl. katumwene kam(u)mwene kavamwene kaniwizire „ich k a m " pl. katuwizire katn(u)wizire kavawizire
Bildung: ka + Subj.-Pr. + Verbstamm + alte Perfektendung Das Besondere dieser Form ist, daß das Verbum eine Endung aufweist, die auf B. -île zurückgeht und die mindestens in den meisten Bantusprachen das Perfektum bezeichnet 1 ). Diese Endung lautet im Kw. -ire: sika gusa
„ankommen" „wegnehmen"
sikire gusire2)
Wenn der Stammvokal des Verbum a, e oder o ist, lautet die Endung -ere : gava „teilen" gavere reta „bringen" r etere zora „lachen" zorere Ist der Konsonant der zweiten Silbe ein Nasal (m oder n), so lauten die Perfektendungen -ine bzw. -ene : mina „verschlingen" minine turna „schicken" tumine mana „beenden" manene (neben mene, Ν.) menene mena „wachsen" tomene3) toma „schlachten" Zuweilen dringt das î von B. -île in den Verbalstamm ein und bewirkt in ihm Veränderungen : gwana „bekommen" gwene kara „sitzen, sein" kere (neben karere, N.) mona „sehen" mwene (neben monene, N.) tara „blicken" tere (neben tarere, N.)4) 1 ) Über die lautlichen Fragen der alten Perfektendung vgl. Berger, S. 8 Iff. Auf das Semantische geht der Verfasser nicht ein. 2 ) Ist der Konsonant der zweiten Stammsilbe r, wird dieses gesetzmäßig vor i zu l, zura „voll sein" zulire. 3 ) Bei Nasalverbindungen lautet die Endung regelmäßig -ere bzw. -ire, tenda „Nüsse aufspalten" tendere (Ν.). 4 ) Durch Assimilation kann bei mehr als zweisilbigen Verben der Vokal a der ersten Silbe zu e werden, patana „abstreiten" petene (neben patanene), zahama „Mund aufsperren" zeheme (neben zahamene, N.).
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Besonders bei drei- und mehrsilbigen Verben dringt *î in den Stamm ein und bewirkt Veränderungen : „zurückkehren" „heilen" „durchlöchern"
tengura verura tomona
tengwire verwire tomwene (N.)
Entsprechende Verkürzungen treten ein, wenn B. -île an eine Endungskombination tritt : dingurura nongonona
„abwickeln" „offenbaren"
dingwilire nongwenene (N.)
Vor diese perfektische Form tritt ha -f Subj.-Pr. Ich vermute, daß auch hier vor Ica einst ein Personalpronomen gestanden hat, so daß es sich also zunächst um zwei verba finita gehandelt hat : nkhera Jcaniwizire niyakutarepo „gestern kam ich, um dich zu besuchen" elima linapiti katuzangwire „letztes Jahr haben wir viel Hirse gebaut" mahangu gomandzi Dieses Präteritum wird für Vorgänge oder Zustände gebraucht, die vor dem Zeitraum liegen, in welchem sich der Sprecher befindet. Es korrespondiert also mit dem Undeterminierten Futurum1).
c) Fernes P r ä t e r i t u m namwene „ich sah" sg· 1. pers. namwene 2. pers. wamwene 3. pers. gamwene
pl. twamwene mwamwene vamwene na/wizire „ich kam"
sg. 1. pers. nawizire 2. pers. wawizire 3. pers. gawizire
pl. twawizire mwawizire vawizire
Bildung: Subj.-Pr. + a + Verbstamm + Endung des Gestrigen Präteritum Die Verbindung des Subj.-Pr. mit a ergibt: 1. pers. sg. *ni + α > rat; 1. pers. pl. *tu + a > twa; 2. pers. pl. *mu + α > mwa; 3. pers. pl. *va + a > va. 1 ) U m Mißverständnisse zu vermeiden, sehe ich von dem Ausdruck „Undeterminiertes Präteritum" ab und benutze den von N . geprägten Terminus „Gestriges" Präteritum, wobei Gestrig aber nicht ausschließlich als Einheit von 24 Stunden aufgefaßt werden darf. Es bedeutet vielmehr irgendeine vor dem jetzigen Zeitabschnitt liegende Zeiteinheit (ζ. B . Tag, Woche, Monat, Jahr).
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Der 2. pers. sg. liegt das alte Bantupronomen u (Β. γη) zugrunde, u + α > tua1). Auffallend ist die 3. pers. sg. ga. Dem Schema entsprechend würde man zunächst *a (< *a + a) erwarten2). Die jetzige Form ga kann auf Β. γα zurückgehen3). Falls diese Möglichkeit zutrifft, würde man auf eine Form *gaa bzw. *gä kommen, die leicht zu ga verkürzt werden kann4). In a steckt vielleicht die alte Kopula, so daß wir auch in dieser Verbindung zwei ursprünglich finite Formen vor uns haben. Die Form nawizire würde dann eine Verkürzung von *na niwizire sein und ursprünglich bedeutet haben „ich bin, ich bin gekommen". Ich halte es für möglich, daß der zweite Bestandteil in den Formen des Gestrigen und des Fernen Präteritum auch in der Bedeutung ursprünglich ein wirkliches Perfektum, d. h. eine Zustandsform gewesen ist. Erst durch die davor getretenen Formantien mag die Bedeutung vom Perfektischen in das Präteritale übergegangen sein : ame nagwene urongi wange m'Onïpa Paulusa gazire ko-Roma
„ich habe meine Ausbildung in Omipa bekommen" „Paulus ging nach Rom"
Im Satzzusammenhang können die Formen dieses „Fernen Präteritum" plusquamperfektische Bedeutung erhalten5) : ita e(y)i inavareke, tate gakere „als der Krieg begann, war mein Vater anafu (schon) gestorben" d) Habituales Präteritum nganimono „ich pflegte zu sehen" sg. 1. pers. nganimono 2. pers. ngomono 3. pers. ngamono
pl. ngatumono ngam(u)mono ngavamono
nganiwiza „ich pflegte zu kommen" sg. pl. 1. pers. nganiwiza ngatuwiza 2. pers. ngowiza ngam(u)wiza 3. pers. ngawiza ngavawiza 1 ) Aus dieser Form kann man schließen, daß auch im Kw, das konjunkte Personalpronomen ursprünglich u gelautet hat. Die Form o dürfte später unter der Tendenz der Sprache zum o-Laut entstanden sein. 2 ) Vgl. ana im Determinierten Präteritum. s ) Vgl. gana „schwören" (Β. γαηα), gava „teilen" (Β. γανα). *) Formal hätten wir es dann mit derselben Form zu tun, die in der 3. pers. Kl. 1 des Subjunktivs als α erscheint. Die oben vermutete Herleitung erscheint mir einleuchtender als die Annahme, daß in ga der Pr.-St. Kl. 1 gu stecke. In solchem Falle würde man eher *gwa erwarten. 5 ) In derselben Weise konstruierte Formen, die sowohl die Ferne Vergangenheit als auch das Plusquamperfektum bezeichnen können, finden sich im Her. und im Kimbundu, vgl. zu Letzterem Chatelain, a. a. O. S. 174/75.
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Bildung: nga + Subj.-Pr. + Verbum (mit Vokalharmonie) Diese Form ist ähnlich wie das Undeterminierte Futurum. Sie unterscheidet sich aber von diesem durch die Vokalharmonie und durch die Tonhöhe : ngánimono1) nganïmona ngàniwiza nganiwiza
„ich „ich „ich „ich
pflegte zu sehen" werde sehen" pflegte zu kommen" werde kommen"2)
Die ursprüngliche Bedeutung des hier benutzten nga dürfte sich kaum einwandfrei herausarbeiten lassen3) : „als ich ein Junge war, pflegte ich in die apa nakere mmati, nganizi mosiJcora Schule zu gehen" vasorodati nthene vanazi moita, „als die Soldaten im Kriege waren, pflegten nkhenye ezuva4) ngavaderera sie an jedem Tage zu marschieren" e) P r o g r e s s i v e s P r ä t e r i t u m nakere namono sg. 1. per s. nakere namono 2. pers. wakere onomono 3. pers. gakere anamono
„ich war dabei zu sehen" pl. twakere tunamono mwakere m(u)namono vakere vanamono
Die Form setzt sich zusammen aus dem Fernen Präteritum von kara „weilen, sein" und dem Determinierten Präteritum des betr. Wortes5). 6. Das Perfektum sg. 1. pers. namona 2. pers. wamona 3. pers. gamona
namona „ich habe gesehen" pl. twamona mwamona vamona
1 ) Ich h a t t e beim Hören den Eindruck, d a ß mit d e m Hochton der Stärkeakzent verbunden •war. 2 ) Vgl. eine Parallele im Kimbundu, wo Formen, die mit anscheinend gleichen Formantien gebildet sind, f ü r P r ä t e r i t u m u n d F u t u r u m nur durch die Aussprache unterschieden werden, s . Chatelain a. a. O. S. 176. Ob die von ihm beobachtete „eigentümliche Ausdehnung" der Stammsilbe vielleicht mit Tonhöhe u n d Akzent zusammenhängt ? 3 ) Eine Beziehimg zu d e m nga des Undeterminierten F u t u r u m besteht m. E. aus tonologischen u n d semantischen Gründen nicht. I m Komoro erscheint ein F o r m a n s nga bei der Bildung des Präsens, z. B. ngamremo „ich schlage" (vgl. Heepe, Komorendialekte S. 49). H e e p e f a ß t dieses nga einleuchtenderweise als Demonstrativpartikel auf, dem d a n n ein Relativsatz folgt. Ob zu diesem nga eine Beziehung vorliegt, möchte ich nicht entscheiden. 4 ) I n der gesprochenen Sprache auch nhhenyezuva. Ich h a t t e manchmal sogar den Eind r u c k , als ob das Pronomen kenye ausgesprochen wurde. 5 ) Entsprechend nähere nawiza usw. „ich war dabei zu k o m m e n " .
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nawiza „ich bin gekommen" sg.
pl.
1. per s. nawiza 2. per s. wawiza 3. pers. gawiza
iwawiza mwawiza vawiza
Bildung: Subj.-Pr. + α + Verbum (ohne Vokalharmonie) Das Perfektum bezeichnet den Zustand, der sich aus einer Handlung oder einem Vorgang der Vergangenheit ergeben hat. Diese Form kann im Deutschen oft durch ein Präsens wiedergegeben werden: vahongi varugura zina gafa tate gavera Hompha Yesus(a) gatuhara
„Die Lehrer sind zurückgekehrt" „seine Mutter ist gestorben, seine Mutter ist tot" „mein Vater ist krank geworden, mein Vater ist krank" „der Herr Jesus hat uns lieb gewonnen, der Herr Jesus hat uns lieb"
Es ist auffallend, daß die Zustandsform nicht durch die Form bezeichnet wird, die in der Regel in anderen Bantusprachen zur Bildung des Perfektums dient, vgl. das Gestrige und das Ferne Präteritum. Vielleicht ist diese Tatsache so zu erklären, daß im Kw. in früherer Zeit die zu erwartende perfektische Form (ζ. B. monene, wizire) zum Ausdruck des Zustandes gebraucht wurde. Nachdem diese aber durch Verbindung mit anderen Formantien ihre Bedeutung zum Präteritalen hin geändert hatte, scheint das Bedürfnis nach einer neuen Form entstanden zu sein, wie sie jetzt in der Sprache vorhegt1). Zur Vokalharmonie Bei den Verben, welche die Vokalharmonie haben, wird diese meistens total durchgeführt, ζ. B. mono zu mona „sehen"2). Wenn der Vokal der letzten Silbe α ist, erhält die auslautende Silbe e, ζ. B. rugane zu rugaría „arbeiten". Die Applikativendung -ira bildet -ire, ζ. Β. rungwire zu rungura „zurückkehren". Die Vokalharmonie findet sich in folgenden Formen : Allgemeines Präsens, Habituales Präsens, Determiniertes Präteritum, Habituales Präteritum, Progressives Präteritum. 1 ) Für das Kimbundu erwähnt Chatelain S. 172/73 eine Form, die aus Subj.-Pr. + o + Verbum (allerdings vokalharmonisch auslautend) besteht. Er nennt sie Präteritum I und. sagt, daß sie eine soeben geschehene Handlung oder einen soeben eingetretenen und noch anhaltenden Zustand bezeichnet. Formal mag man das Remote Past des Zulu vergleichen, ζ. B. ngäthanda „ich liebte", s. C. M. Doke, Zulu Grammar, S. 172. Beim Perfektum des Kw. wäre noch zu erwägen, ob in der Form eine ursprünglich situative Vorstellving mitschwingt. 2) genda „gehen" bildet ge/ndi, s. u.
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Sie ist nicht vorhanden in folgenden Formen: Infinitiv Imperativ Progressives Präsens
Determiniertes Futurum Undeterminiertes Futurum Perfektum
Sie kommt nicht in Betracht bei dem Subjunktiv (s. u.) und bei den mit B. •île gebildeten Formen. Bei den abgeleiteten Verben (s. u.) erscheint Vokalharmonie bei den Applikativa, Assoziativa, Adjutiva und Extensiva auf -ilea. Die Vokalharmonie besteht bei den meisten Grundverben. Wo sie bei diesen nicht auftritt, scheint es sich um sekundäre Bildungen zu handeln, wie vielleicht bei tviza1), oder um Formen, die als solche angesehen werden. Die Harmonie erfolgt bei den Formen, die man als ausgesprochene Verbalformen bezeichnen kann. Die auf -a auslautenden Formen dagegen tragen mindestens zum Teil nominalen Charakter (Infinitiv und das mit diesem gebildete Progessive Präsens)2). Der Ausgangsvokal der Assimilation ist vielleicht -i3). Wir hätten dann in der Bildung gendi zu genda „gehen" eine ursprüngliche Form. In ähnlicher Weise kann, wie auch Meinhof es tut, die Assimilationsendung -e bei a in der vorangehenden Silbe gedeutet werden. 7. Der Subjunktiv nimone „ich möge sehen, daß ich sehe" niwize „ich möge kommen, daß ich komme" sg. 1. per s. nimone 2. pers. omone 3. pers. amone
pl. tumone m(u)mone vamone
Bildung: Subj.-Pr. + Verbum, das auf-e auslautet Das Subj.-Pr. der 3. pers. Kl. 1 lautet a. Die Formen des Subjunktivs können im Haupt- und im Nebensatz gebraucht werden. In der 1. pers. pl. kann bei kohortativer Bedeutung -ni suffigiert werden, tuwizeni „wir mögen kommen, laßt uns kommen". Es ist dasselbe -ni wie das Suffix im Imperativ des Plurals. Nach meinem Gewährsmann wird tuwize gebraucht, wenn sich die Aufforderung auf eine Gruppe bezieht, welcher der Auffordernde selbst angehört; tuwizeni wird dagegen angewandt, wenn mehrere Ob sich diese Theorie als richtig erweist, kann sich erst herausstellen, wenn alle Verba der Sprache daraufhin untersucht sind. 2 ) Ob die anderen nicht vokalharmonisch auslautenden Verbalformen ursprünglich ebenfalls nominal zu verstehen sind oder ob in ihnen das Moment des Situativen vorhanden ist, bedarf weiterer Untersuchung. 3 ) Vgl. Meinhof, Grundzüge, S. 99.
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Gruppen vorhanden sind. Bei letzterer Form handelt es sich m. E. um eine Ellipse : „wir mögen kommen, (ich und) ihr". 8. Der Jnssiv a) Der Einfache J u s s i v nganimone, „ich soll sehen" nganiwize „ich soll kommen" pl. ngatumone ngam(u)mone ngavamone
8g· 1. pers. nganimone 2. pers. ngomone 3. pers. ngamone
Bildung: Vor das auf -e auslautende Verbum treten die vom Undeterminierten Futurum her bekannten Formantien. Hier ist der Zusammenhang von nga mit dem gleichlautenden Hilfsverbum nga „können, mögen" evident: „morgen soll das Mädchen Milch bringen" mongura mkadona ngarete masini sivike sokomeho vanona ngava- „in der nächsten Woche sollen die Kinder in die Schule gehen" wize mosikora b) Der Habitúale J u s s i v animone „ich soll immer wieder sehen" aniwize „ich soll immer wieder kommen" sg. 1. pers. animone 2. pers. omone 3. pers. amone
pl. atumone om(u)mone avamone
Bildung : Vor das auf -e auslautende Verbum treten die vom Habitualen Präsens her bekannten Formantien. Auch hier könnte a als alte Kopula aufgefaßt werden, die im Zusammenhang mit dem Subjunktiv das Habitúale bezeichnet1) : ezuva nkhenye vakadona avarete masini
„an jedem Tage sollen die Mädchen Milch bringen"
9. Bildungen mit dem Infix -kaWenn zur Bewirkung einer Handlung oder eines Vorganges eine Bewegung in der Richtung „von hier nach dort (N.)" ausgeführt werden muß, wird vor den 1 ) Vgl. das adhortative a- im Subjunktiv des Zulu, angi'bone „ich möchte sehen, laß mich sehen".
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Verbstamm -ka- inflgiert. Dies Infix geht wahrscheinlich auf ein altes Verbum mit der Bedeutung „gehen" zurück. Vokalharmonie findet in keinem Falle statt : ngura nganikaronda kositji age anazi akarugane ngakahare avakahare anakagwana tanikazigida karugane kavete mema
„morgen werde ich auf den Baum klettern" „er ging, damit er arbeitete" „sie soll holen" „sie sollen holen" „er bekam" „ich rufe" ,,arbeite ! ' ' „schöpfe Wasser ! ' '
In der 2. pers. sg. des Subjunktivs fällt das Subj.-Pr. vor -ka- aus. Das Infix -ka- findet sich auch vor Infinitiven : ezuva talihara kukagwamo
„die Sonne will untergehen"
10. Formen mit dem Infix -yaDieses Infix wird angewandt, wenn bei einer Handlung oder einem Vorgang eine Bewegung in der Richtung „von dort nach hier (N.)" ausgeführt werden muß1). Das Infix tritt vor den Verbstamm. Vokalharmonie erfolgt nicht2) : m(u)tengurem(u)yalyenondya deni taniyamgwana ayaze
„ihr möget zurückkehren und eure Speise essen" „ich treffe ihn" (wenn ich zurückkomme) „daß er käme" (K. S. 66)
In den Bildungen mit -ka- und -ya- haben wir es wahrscheinlich mit zwei zunächst selbständigen Sätzen zu tun. So wäre tanikazigida ursprünglich wohl aufzufassen als * tanika nizigida „ich gehe, ich rufe"3). Entsprechend ist m(u)yalye wahrscheinlich aus *m(u)ya m(u)lye „ihr geht, ihr möget essen" entstanden. 11. Das Passiv Ein Passiv ist in der gegenwärtigen Sprache nicht vorhanden4). In manchen Fällen entspricht die 3. pers. pl. den passivischen Konstruktionen anderer Sprachen : vagenda vanavatomene ngombe „für die Gäste wird ein Rind geschlachtet" (wörtlich: sie beschlachten die Gäste mit einem Rinde) *) Diese Bewegung kann auch auf das Temporale übertragen werden. 2 ) Zur Etymologie vgl. Β. για „gehen". 3 ) Es ist vielleicht nicht in jedem Falle möglich, genau die zu erschließende Form anzugeben. So könnte man bei avakahare „sie sollen holen" fragen, ob die Ausgangsformen *vaka vahare (Subjunktiv), *vaka avahare (Habitualer Jussiv), *avaka vahare oder *avaka avahare gewesen sind. 4 ) Dasselbe ist im Kimbundu der Fall, vgl. Chatelain, S. 181.
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Vereinzelte Bildungen lassen darauf schließen, daß Passivformen entsprechend den meisten Bantusprachen durch infigiertes -w- vor der Verbalendung im Möglichkeitsbereich der Sprache liegen. Spuren eines Passivs liegen in folgenden Bildungen vor : leorwa
hokwa tokwera
kuhwa divikwa humwa mzorwa 1 mnthantherwa
m(u)hepwe
1
mrongwa 1 sirongwa 7 upingwa
14
erwarwa 5
zangwa
1
„betrunken sein". Zur Etymologie vergleiche B. kola „sättigen", Her. kora „etwas oder jemand auffüttern", Kwany. kolwa „betrunken werden"1), „angetan sein von, gern haben"2). Wahrscheinlich Übernahme des gleichlautenden Verbums aus dem Kwany. „den Abend verbringen". Die Form ist ein applikatives Passiv zu tolca,,untergehen' ' (von der Sonne). Im Kwany. werden durch die Entsprechung tokelwa verschiedene Formen des Abendgrußes gebildet3), „waschen", vgl. kuhuka „rein sein", „bekannt sein", das Passivum zum Adjutivum von diva „wissen, kennen", „gebissen werden", nahumwa kezolca „ich wurde von einer Schlange gebissen", „der Belachte, Verspottete", auch für „freigelassener Sklave" gebraucht, vgl. zora „lachen", „jemand, der nur Erzähltes, aber nichts Eigenes weitererzählt", (wörtlich: der Besagte, Beredete), vgl. tanthera, Applikativum zu tantha „sagen, reden" 4 ). „Armer", vgl. hepa „nicht haben, benötigen". „Unterwiesener, Jünger". „Lehre". Die beiden letzten Formen sind vielleicht künstliche Bildungen zu ronga „lehren" 5 ). „Erbteil", vgl. pinga „erben". „Schlafmatte". Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit rara „liegen, schlafen", erwarwa könnte durch Assimilation aus *erarwa entstanden sein und den „belegenen" Gegenstand bezeichnen. „(Getreide) anbauen"6).
*) Ob Beziehungen zu Kw. kora „fest bzw. stark sein" (B. kola) oder zu B. kola „fassen, berühren" (s. Bourquin „Weitere Ur-Bantu-Wortstämme" s. v.) bzw. zu B. kola „gleich sein, ähneln" (Bourquin, ebenda s. v.) vorliegen, bleibe dahingestellt. a ) z. B. ogo rrmwange nam(u)hokwa „an diesem meinen Sohn habe ich Wohlgefallen". Vgl. hokwe 9 „Wohlgefallen". Vielleicht bestehen Beziehungen zu hoka „größer machen" bzw. „blühen, ausschlagen". 3 ) Vgl. Tönjes, Wörterbuch s. v. tokelua. Eine ähnliche Vorstellung findet sich in Suaheli chwelewa „vom Sonnenuntergang überrascht werden, sich am Abend verspäten". 4 ) Vgl. Kwany. taha „drohen, bedrohen". 5 ) Vgl. auch Kwany. omuhongwa „Jünger". · ) Vgl. zanga „mit dem Fuß stoßen"; beim Säen wird das Saatkorn mit dem Fuß in die Erde gescharrt oder mit Erde bedeckt.
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Wenn in der jetzigen Sprache nach N. das Passiv bei allen Verben durch infigiertes -w- gekennzeichnet wird und diese Formen ohne weiteres verstanden werden, so kann m. E. doch für das jetzige Stadium des Sprachbestandes eine Einwirkung durch benachbarte Sprachen vorliegen1).
12. Einsilbige Yerba Die einsilbigen Verba lauten im Infinitiv auf -a aus, das aber nicht der ursprüngliche Stammvokal ist. Dieser ist vielmehr entweder ganz verdrängt worden oder er erscheint als silbischer bzw. unsilbischer Vokal vor dem auslautenden -a. Bei den finiten Verbalformen tritt der ursprüngliche Vokal als Vollvokal in den indikativischen Formen wieder auf. Der Subjunktiv lautet auf -e aus. Es ergeben sich demnach folgende Formen : mit urspr. Vokal Mit auslautendem -a „sterben" fa fu gwa „fallen" gu „essen" Ii lya „trinken" nu nua pa „geben" pe „zu Ende sein" pu pwa „heiß, gar sein, brennen" pi pya sa „hell werden" si tua „heiß werden" tu „stampfen" tu tua „gehen" zi za lya nyama tarlili anafu mtenya gunatu anatupe mauta kunasi tunweni mema perige2) sikumba kozi3) komkuro
Subjunktiv /e gwe lye nwe pe pwe pye se twe twe ze
„iß Fleisch!" „ich esse" „er ist gestorben" „der Tag wurde heiß" „er gab uns Eier" „es wurde hell" „laßt uns Wasser trinken!" „gib mir den Korb!" „geh zum Fluß!"
1
) Man könnte sich den sprachlichen Prozeß etwa folgendermaßen vorstellen: In einem früheren Stadium dürfte das Kw. entsprechend anderen Bantusprachen ein Passiv gehabt haben. Dieses ist dann am Okawango durch die Berührung mit Buschmannsprachen bis auf wenige Bildungen verschwunden. Vielleicht setzt jetzt eine „Rebantuisierung" der Sprache ein. Ob sich mit mphakwa 9 „Ähre" und mrphangwa nzira „Wegabzweigung" passive Vorstellungen verbinden, bleibe dahingestellt. 2 ) Verkürzung für *openge (nach N. omphenge). 3 ) Auch der Imperativ hat hier den ursprünglichen Stammvokal. 5 Dammann
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Die übrigen Formen werden regelmäßig gebildet : gwa tua nua
„fallen" „stampfen" „trinken"
lcagwire icatwire nwina
„er fiel" „sie stampfte" Applikativum
Nach Analogie der einsilbigen Verba wird kuhwa „waschen" konstruiert: tanikuhu olikuhwe
„ich wasche" „du mögest dich waschen" 13. Defektive Yerba
a) Hierher gehört das defektive Verbum Ii „sich befinden". Es verbindet sich nur mit dem Subjektpronomen, dem eine Lokativpartikel vorangeht, und kommt nur in präsentischer Bedeutung vor. sg. 1. per s. konili 2. pers. kouli 3. pers. kweli1)
pl. kotuli komuli Jcoveli
Entsprechende Formen werden mit mo (monili usw.) und po (ponili usw.) gebildet. Dabei wird das α des Subj.-Pr. durch Teilassimilation zu e, Kl. 1 kweli, 2 koveli, 6 kogeli, 13 kokeli (entsprechend mweli, pweli usw.). b) Als defektives Verbum erscheint auch zende „geh!", pl. zendeni. Es kommt nur im Imperativ vor : zende komkuro zende kwi, zende kwina zendeni tupu
„geh zum Fluß !" „scher dich dorthin!" (N.) „geht nur!" (nach N. freundliche Aufforderung). Die Form deutet auf ein Verbum zenda2), B. yenda. 14. Das negierte Verbum Es wird unterschieden zwischen der Verneinung einer Aussage, einer Aufforderung und des Infinitivs. a) Die Aussage wird verneint, indem vor das Verbum kapi3) gesetzt wird : kapi nakuwiza kapi tunakumona 1
„ich komme nicht" „wir sehen nicht" 4 )
) Das unsilbische u deutet auf die ursprüngliche Form *ku. ) Ein solches kommt im Präsens in anderer Bedeutung vor, vgl. tanihuzende oreterenge uguni „ich schicke dich, damit du mir eine Guni-Frucht bringst". 3 ) In dieser Negation steckt wohl sicher die in vielen Bantusprachen vorhandene Negationspartikel ha. Die Etymologie von pi scheint mir nicht eindeutig klar zu sein. *) Nach N. ist im Präsens nur eine Negierung des Progressiven Präsens möglich. Mir wurden dagegen auch andere präsentische negative Formen gegeben, z. B. kapi taniwiza (Allgemeines Präsens). 2
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kapi kapi kapi kapi
nawiza tunamono nganiwiza ngatumona
„ich kam nicht" „wir sahen nicht" „ich werde nicht kommen" „wir werden nicht sehen"1)
b) Die Aufforderung wird durch den Prohibitiv verneint : nämona näwiza
„ich möge nicht sehen, ich soll nicht sehen" „ich möge nicht kommen, ich soll nicht kommen"
sg. 1. pers. näwiza 2. pers. wäwiza 3. pers. gäwiza
pl. twäwiza mwäwiza väwiza2)
Bildung: Subj.-Pr. + ® + Verbum (ohne Vokalharmonie) Das Subj.-Pr. der 3. pers. sg. Kl. 1 ist dasselbe wie das des Fernen Präteritum. Die ursprünglichen Formen lauten naha, waha, gaha, twaha, mwaha, vaha. Nach meinem Gewährsmann werden sie noch verstanden, aber selten gebraucht3). Der Prohibitiv dient auch zur Verneinung des Imperativs: wäwiza wäveta
„komm nicht!" „schöpfe nicht!"
mwäwiza mwäveta
„kommt nicht!" „schöpft nicht!"
c) Der Infinitiv wird durch no ... si verneint : no kuyunga4) si no kudipaga si
„nicht reden" „nicht töten"
Diese Konstruktion ist vielleicht am besten aus folgendem Beispiel zu verstehen: kapi ali nondya no kunua si no kuzora sinokuuyunga si (Ν.) „er ißt nicht, trinkt nicht, lacht nicht und spricht nicht". Syntaktisch dient der negierte Infinitiv zur Fortführung des negativen finiten Verbums, no dürfte aus na „und" entstanden sein5) und fungiert als Konjunktion zum Anschluß der folgenden Aussage, si ist die Negation für Nomina, die hier gebraucht wird, weil der Infinitiv als Nomen aufgefaßt wird6). Von solchen Konstruktionen her ist m. E. der absolute Gebrauch des negierten Infinitivs zur Wiedergabe eines negierten Imperativs zu verstehen: no kuyunga si no kudipaga si
„rede nicht!" „töte nicht!"
*) Über die Fortführung der Verneinung s. u. 2 ) Durch die Längung des die Negation enthaltenden ä unterscheidet sich diese Form von dem affirmativen Perfektum. 3 ) Zum Negationsinfix -ha- vgl. Her. und Kwany. 4
ε
) Für kuuyunga.
) Vgl. denselben Wechsel von na zu no bei einigen Numeralia. ®) Vgl. nagu si „niemand". Ebenso wird ein zweites Objekt angeschlossen, ζ. B. kapi nagwana imaliva no ikovero si „Ich habe kein Geld und keine Kleider bekommen". 5*
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Vielleicht ist dieser Gebrauch rungen ursprünglich als zweites der Form eines Prohibitivs zu vorauszusetzende Prohibitiv nur scheinung trat.
so entstanden, daß diese verneinten AuffordeGlied in einer Periode standen, deren erstes in denken wäre. Dabei mag es sein, daß dieser gedacht wurde, morphologisch aber nicht in Er-
Die abgeleiteten Verben 1. Applikativa Die Benennung applikativ bezeichnet, daß eine Handlung oder ein Vorgang im Interesse von einem Menschen oder einer Sache erfolgt. Sie entspricht vielfach deutschen Bildungen mit der Silbe 6e-1). Oft kann das applikative Verhältnis im Deutschen nicht am Verbum ausgedrückt werden. Es zeigt sich aber in einem doppelten Objekt bzw. in einem Objekt und einem präpositionalen Ausdruck. Endungen: -era (bei a, e, o des Stammvokals) -ira (bei i, u des Stammvokals) Beide Endungen sind der Vokalharmonie unterworfen : tantha reta ronga ninkha zuva
„sagen" „herbringen" „lehren" „machen" „hören"
tanthera reterà rongera ninkhira zuvira
Wenn die letzte Silbe des Verbum mit einem einfachen Nasal (ra, n) beginnt, assimilieren sich die applikativen Endungen zu -ena bzw. -ina : rugana toma twma
„arbeiten" „schlachten" „schicken"
ruganena tornería tumina
Bei den Verben, die mehr als zwei Silben haben und auf -wra oder -una auslauten, dringt das i der Applikativendung -ira bzw. -ina in die vorangehende Silbe ein. Auf diese Weise entsteht unter Fortfall von einem r oder η die Endung -wira bzw. -wina : rugura vetagura
,, zurückkehren ' ' „schöpfen"
rugwira vetagwira
Bei den einsilbigen Verben lautet die Applikativendung -ira bzw. -ina : fa pwa nua
„sterben" „zu Ende gehen" „trinken"
fira pwira nwina
1 ) Vielleicht trifft man das Wesen des Applikativen am besten, wenn man die über das sog. Akkusativobjekt hinausgehende Ergänzung nicht als additive Erweiterung, sondern a l s eng mit dem Prädikat verbundene Ergänzung ansieht.
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zuvira mkweni nkhenda eforo gwa muhongi tatereJcere vanthu vantati tavaruganene hompha tanirugwire ko-Rundu inkhe onolidipagere?
„habe mit deinem Freunde Erbarmen!" „die Missionarsfrau kocht für die Leute" „die Burschen arbeiten für den Häuptling" „ich kehre nach Runtu zurück" „warum hast du es (das Ei) vernichtet ?"
Die Applikativendung kann, wenn es der Sinn erfordert, in doppelter oder dreifacher Form dem Verbum suffigiert werden : toma
„schlachten"
mangura
„lösen"
rugana
„arbeiten"
tomenena
„zu einem Zweck für jem. schlachten" mangwilira „zu einem Zweck für jem. lösen" ruganenena1) (N.) „für jem. arbeiten"
vamfifilire sinkha
„sie sorgten für ihn"
Zuweilen erfolgen durch die doppelte Applikativbildung Bedeutungserweiterungen : genda
„gehen"
genderera
„eilen" 2 )
Das Verbum φα „geben" hat schon in seiner Wurzel applikative Bedeutung, erhält daher keine Applikativendung. 2. Assoziative Diese Verbalspezies wird meistens als „reziprok" bezeichnet. Ich halte aber, u. a. im Anschluß an E. 0 . Ashton die Bezeichnung „assoziativ" für sachentsprechender 3 ). Assoziativ bezeichnet, daß eine Handlung oder ein Vorgang in einer Gemeinschaft, d. h. assoziiert mit anderen Handlungen und Vorgängen erfolgt. Das Reziproke ist nur eine Teilerscheinung des Assoziativen. Endung : -ana (ohne Vokalharmonie) rwa
„kämpfen"
rwana
zumba
„lassen, zurücklassen"
zumbaría fumana4)
„gegeneinander kämpfen" „verloren sein" „von Bedeutung, belangreich sein"
Vielleicht gehört hierher auch rugana „arbeiten", vgl. ruga „Fischzäune bauen". Dann könnte rugana zunächst bedeutet haben „gemeinsam Fischzäune bauen". Bei Anfügung der Endung B. -île entsteht ruganenenene, das zu rugane(n)e(n)ene kontrahiert werden kann. Dabei wird nach N. das e gelängt. 2 ) Vgl. das Perfektivum des Zulu auf -delà, Doke, Zulu Grammar, S. 153. 3 ) Vgl. meinen Aufsatz „Reziprok und Assoziativ", ZDMG, Bd. 104 (1954), S. 163—174. 4 ) Grundverb *fuma unbekannt ; vgl. B. kûma „berühmt, reich sein, herrschen".
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Erst später mag diese Arbeit, die für ein am Fluß wohnendes Volk besondere Bedeutung hat, die allgemeine Bezeichnung für „arbeiten" geworden sein: „das Messer des Herrn Hopeasalmi1) ist verloren"
mbere za mswamane Hopi zinazumbana
Die reziproke Bedeutung der Assoziativendung ist im Kw. nur noch in Resten erhalten. In der jetzigen Sprache wird die Funktion des Reziproken von dem Reflexivpronomen -Ii- übernommen2) : lihara
„einander lieben"
Es kann sich sogar das Assoziativum mit dem reziproken -Ii- verbinden : haragana
„zerstreut werden"
liharagana (Gen. 11.4) „von einander zerstreut werden"
3. Intransitiva Endungen: -eka (bei a, e, o des Stammvokals) -ika (bei i, u des Stammvokals) Die Endungen unterliegen nicht der Vokalharmonie. Mit dem Intransitiven verbindet sich oft das Potentielle, d. h. die Möglichkeit eines Zustandes. Manche Intransitiva entsprechen auch deutschen Passivbildungen : mona zuva
„sehen" „hören"
moneka zuvika
„heilig machen'
dilika
„sichtbar sein" „ruchbar sein, ruchbar werden" „heilig sein, geheiligt werden"
Zuweilen begegnen intransitive Formen, von denen die Grundform nicht mehr gebräuchlich ist. Dahin gehört vielleicht vulika
„gehorsam sein"
sihokohoko songerki sinamoneka Vahwangali tavavulika kepangero lyovageha
„der Kirchturm ist sichtbar geworden" „die Kwangali sind der Regierung der Weißen gehorsam"
Transitive Verben, die auf -ora bzw. -ura enden, bilden das Intransitivum auf -oka bzw. -uka : horora rorora pahura dirura
2
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„erklären" „ermüden" (tr.) „öffnen" „versetzen, verlegen"
horoka roroka pahuka diruka
„erscheinen" „ermüden" (intr.) „geöffnet sein" „versetzt werden bzw. sein" (z. B. von einem Kraal)
Name eines finnischen Missionars in Mupini. ) Die gleiche Unifizierung von Reziprok und Reflexiv findet sich im Kimbundu.
4. Kausativa Das Kausativum bezeichnet die Form, welche die Veranlassung zu einer Handlung oder einem Vorgang ausdrückt. Es gibt in der jetzigen Sprache mehrere Endungen, die nicht der Vokalharmonie unterliegen. a) -da vera
„krank sein"
veda
„krank machen"
Häufig findet sich diese Kausativendung in Verbindung mit einer vorangehenden Applikativendung : twera divira pwira
„brennen" (intr.) „ertrinken" „zu Ende sein"
tweda divida pwida
„Feuer machen" 1 ) „ertränken" 2 ) „vorenthalten" 3 )
Ahnlich ist fumadeka „ehren" zu verstehen. Ein Grundverbum *fuma scheint nicht mehr vorzukommen, wohl aber fumana „von Bedeutung sein, geehrt werden". Eine mediale Form 4 ) würde *fumara heißen. Von ihr würde ein Kausativum *fumada gebildet werden können, dem dann die Adjutivendung (s. u.) angefügt wäre. Die Endung -da erscheint nur bei Formen, deren letzter Konsonant r ist, dem im B. ein l entspricht. Sie ist entstanden aus der Verbindung von B. I mit der für das B. angenommenen Kausativendung y. Das Besondere des Kw. ist, daß durch diese Verbindung B. I nicht frikativ, sondern explosiv wird. Wenn die vorletzte Silbe des Verbum ein u enthält, dringt B. y in den Verbalstamm ein5), wobei das u unsilbisch wird: zura rugura
„voll sein" „zurückkehren"
zwida rugwida
„füllen" „zurückbringen"
Zuweilen scheint kein Bedeutungsunterschied zwischen der einfachen und der kausativen Form zu bestehen : pura, pulida lika, likida zwida ehernere magadi napulida vanthu ko-Rupara, risene tavapinduka
„fragen" „zeigen" „fülle den Eimer mit F e t t ! " „ich frage die Leute in Lupaia, ob es ihnen gut geht"
1
) Zu tua „heiß sein, heiß werden". ) Ein Grundverbum zu dieser Form habe ich nicht erhalten, vgl. aber B. lîva „Tiefe". In ähnlicher Weise dürfte hweda „in Gefahr bringen" ein Kausativum zu einem mir nicht bekannten *hivera sein. s ) Zu pwa „zu Ende sein". 4 ) Diese erscheint im Kw. nur noch in Endungskombinationen (s. u.). 5 ) Vgl. denselben Vorgang bei Antritt von B. -île. a
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b) -esa (nach α, e, o des Stammvokals) -isa (nach i, u des Stammvokals) fana
„gleich sein"
fanesa
pepa ronda pita zuva
„wehen" ,, hinaufsteigen ' ' „vorbeigehen" „hören"
pepesa rondesa pitisa zuvisa
lya
„essen"
lisa
„gleich machen, angleichen" „wehen lassen" „hinaufsteigen lassen" „vorbeigehen lassen" „hören lassen, verkündigen" „weiden" (tr.)
Wie in vielen Bantusprachen liegen diesen Kausativendungen die Endungen des Intransitivum -eka bzw. -ilea zu Grunde. Durch Kombination mit dem Kausativsuffix B. y sind dann die Endungskombinationen -esa und -isa entstanden 1 ), die aber nach dem Empfinden der Sprache nicht als Kombinationen, sondern als einfache Endungen gelten können. Diese Form der Kausativendungen ist heute die gebräuchlichste. msita tazuvisa nonkhango da Karunga mlcadi tafánesa mnona ekoro lyawo rondesa sifara
„der Pastor verkündet die Worte Gottes" „die Frau gleicht das Kind ihrer Familie an", d. h. sie hat ein ihrer Familie ähnliches Kind geboren „lege den Sattel auf!", d. h. reite mit Sattel
Zwischen den mit -da und -esa¡-isa gebildeten Kausativa scheint kein Bedeutungsunterschied zu bestehen. So steht zulisa ehernere magadi in gleicher Bedeutung neben zwida ehernere magadi „fülle den Eimer mit F e t t ! " Die kausativen Formen beschränken sich nicht darauf, nur die Veranlassung zu einer Tätigkeit oder einem Vorgang zu bezeichnen. Sie drücken zuweilen auch das Faktitive aus, d. h. sie „machen, vollführen" die Tätigkeit oder den Vorgang, der schon im Grundverbum zum Ausdruck kommt : ngombe zinapitisire Jcomeho
„das Rind machte ein Vorbeigehen", d. h. es ging voran 2 )
5. Adjutiva Endungen:
-eka (bei a, e, o des Stammvokals) -ika (bei i, u des Stammvokals) Die Endungen unterliegen der Vokalharmonie. Dieser Lautwandel zeigt sich noch lebendig in tjika (N.) „verschütten" (intr.) und
tjisa „ausgießen". 2
) Aus solchen Bildungen kann sich das Moment des Intensiven entwickeln, vgl. im Lamba die Endungen -isya und -es ya (Doke, Lamba Grammar, S. 195).
72
Diese Verbalspezies wird in der Literatur als Kausativum bezeichnet 1 ), ohne daß ein Unterschied zu den anderen Kausativbildungen angegeben wird 2 ). Es scheint mir aber doch ein Unterschied zwischen den beiden Bildungen zu bestehen. Bei den Formen auf -eka bzw. -ilea, veranlaßt das Subjekt durch sein eigenes Handeln den gewünschten Zustand oder Vorgang ; bei den mit B. y gebildeten Kausativa kann dies durch ein Medium erfolgen 3 ). So bildet ronda „hinaufsteigen" sowohl rondesa „hinaufsteigen lassen" als auch rondeica „hinaufführen, hinaufbringen, hinauflegen". Aus diesen inhaltlichen Gründen heraus wie auch um der deutlichen Unterscheidung willen dürfte eine terminologische Eigenbezeichnung angebracht sein. Ich schlage dafür die Bezeichnung „adjutiv" vor. Der Unterschied der beiden Spezies wäre dann entsprechend der Terminologie, daß das Kausativum die Veranlassung zu einem Vorgang oder Zustand gibt, daß aber das Adjutivum diesen selbst bewirkt : fana
„gleich sein"
faneka
hepa
„nötig haben"
hepeka
ronda
„hinaufsteigen"
rondeka
diva zuva
„wissen" „hören"
divika zuvika
„gleichmachen, zeichnen, photographieren' ' „schlecht behandeln, quälen" „hinaufführen, hinaufbringen, hinauflegen" „bekannt machen" „laut, deutlich reden"
In manchen Fällen begegnen erstarrte Adjutiva, zu denen die Grundform nicht zu belegen ist : zegeka eforo anafaneke vaveli rondeka ininkhe mosihauto zulika ehernere magadi
„etw. anlehnen" „die Frau hat die Kranken photographiert" „bring die Sachen ins Auto!" „fülle den Eimer mit F e t t ! "
Bei einzelnen Bildungen ist der Unterschied zwischen Kausativum und Adjutivum verwischt. So kann man nach meinem Gewährsmann ohne Bedeutungsunterschied den Satz „fülle den Eimer mit Fett !" übersetzen zulisa ehernere magadi zwida ehernere magadi zulika ehernere magadi4) 6. Inversiva Durch diese Form wird das Gegenteil einer Handlung oder eines Vorgangs ausgedrückt. ï) z. B. Meinhof, Grundzüge, S. 130. ) In seinem Buch „Die Sprache der Herero" unterscheidet Meinhof formal zwischen Kausativum 1 und Kausativum 2. 3 ) Ähnliches gibt Tönjes für das Kwany. an, vgl. Lehrbuch, S. 115. 4 ) Der ursprüngliche Unterschied ist wohl, daß zwida bzw. zulisa ehernere magadi bedeutete „laß den Eimer mit Fett füllen!", während zulika ehernere magadi bedeutete „mache den Eimer mit Fett voll !", d. h. fülle ihn selbst. 2
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Endungen:
-ura, -urura, -uka (bei a, e, i, u des Stammvokals) -ora, -oka (bei o des Stammvokals) Die Endungen unterliegen nicht der Vokalharmonie. Wenn die letzte Silbe des Verbums m oder η enthält, lauten die Endungen -una, -ununa bzw. -ona.
Ein Bedeutungsunterschied zwischen der einfachen und der iterierten Endung scheint nicht zu bestehen. Die Endungen -ura, -urura, -ora, -una, -unurui und -ona sind transitiv, die Endungen -uka und -oka sind intransitiv : dita vera manga dinga pata palca
„knüpfen" „krank sein" „binden" „umwickeln, spulen" „schließen" „sich verirren"
ditura veruka mangurura dingurura paturura pukununa
„lösen, losmachen' „gesund sein" „lösen" „abwickeln" „aufschließen" , verdeutlichen' '
In vielen Fällen findet sich kein Grundverbum, aus dem sich das Inversivum entwickelt hat. Es ist dann aber ein abgeleitetes Verbum vorhanden, dem eine Inversivform entspricht : kudumika simbika
vumbika yengeka horeka
„bedecken" „auf oder in den Erdboden bringen, pflanzen „begraben" „anziehen, bekleiden" „verbergen"
kudumuna simbuka
„aufdecken" „nach oben weggehen, wegfliegen"
vwmhuka yengurura hörora horoka
„auferstehen" „(Kleider) ausziehen" „offenbaren" „offenbar sein"
7. Repetitiva Diese nicht häufige Spezies bezeichnet ursprünglich die Wiederholung einer Handlung. Die Endungen sind dieselben wie bei den Inversiva2) : kanga vara
„rösten, trocknen" „gebären"
kangura varura
„plätten" „wieder gebären"3) (christl. Terminus)4)
Wenn der Stammvokal des Verbum o ist, lautet die Endung -ora : horowa „wählen" horowora „wählen"5) Zu simba „ t r a g e n " ( ?). Ich persönlich halte, wie ich an anderer Stelle darzulegen hoffe, Inversiva und Repetitiva für ursprünglich identische Formen. 3 ) Vgl. evaru.ro 5 „Wiedergeburt". *) Ob in derselben Weise sikura „folgen" zu sika „ankommen" gehört, möchte ich nicht entscheiden. s ) E s scheint kein Bedeutungsunterschied zu bestehen. I m jetzigen Sprachgebrauch wird die repetitive F o r m öfter angewandt. 2)
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Zuweilen wird die repetitive Endung ohne erkennbaren Grund verdoppelt. Einfache und verdoppelte Endungen begegnen mitunter bei demselben Verbum : vara
„gebären"
rugaría
„arbeiten"
varurura (neben varura) ruganununa (N.)
„wiedergebären" „wieder arbeiten"
8. Stativa Diese Spezies bezeichnet einen Stand bzw. Zustand. Endung : -ama (ohne Vokalharmonie) pata
„schließen"
patama
sika haga
„ankommen" „enden"
silcama hagama
„eingeschlossen, festgeklemmt sein" „stehen" „sich niederlassen"
In manchen Fällen scheint ein Grundverbum in der jetzigen Sprache nicht vorhanden zu sein : tongama nyongama vindama zahama
„mager sein" „gebückt sein" „kein Glück haben"1) „offen stehen"
In anderen Fällen ist nur ein abgeleitetes Verbum im Gebrauch, mit dem das Stativum in Beziehung steht : zegeka simbika
„etwas anlehnen" „pflanzen"
zegama simbama
„sich anlehnen" „niedergehen, auf den Grund gehen, auf dem Grund stehen" Bei paima „leuchten" ist wohl niemals ein Grundverbum vorhanden gewesen. Wahrscheinlich ist hier die Ableitung von einem Ideophon erfolgt2). 9. Kontaktiva
Durch diese Spezies wird die Berührung oder das Umfassen bezeichnet. Endung: -ata (ohne Vokalharmonie) nwata papata hukata
„kneifen"3) „betasten" „auf den Schoß nehmen"4)
Ein Grundverbum zu den genannten Beispielen ist nicht bekannt. Zusammenhang mit vinda „Haare flechten", also etwa „verflochten sein" ( ?). ) Vgl. im Zulu die Deideophonic Verbs bei Doke, Zulu-Grammar, S. 158, ζ. Β. gijima „run", mfoma „ooze". 3 ) Vgl. zwauta mit derselben Bedeutung. 4 ) Wahrscheinlich aus dem Ambo übernommen. 2
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10. Kontinuativa Mit dieser Form möchte ich Verba mit der Endung -gura (ohne Vokalharmonie) bezeichnen. Diese Endung dürfte eine Kombination der Endung Β. -γα und d e r Endung des Repetitivum -ura sein. I n dem ersten Teil der Endung steckt m. E . das Moment des Kontinuativen 1 ). Für das Kw. dürfte die Endung nicht mehr als Kombination empfunden werden : vanda
„fällen"
vandagura
„Holz spalten" 2 )
I n den meisten Fällen scheint ein Unterschied zu dem Grundverbum nicht zu bestehen : zona, zonagura veta, vetagura
„verderben" (intr.) „schöpfen" 11. Eigenschaftsveriba
Endung : -φα (ohne Vokalharmonie) -nene -kuru -nunu -re -wa udwa 14
„dick" „alt" „klein" „lang" „gut" „Faulheit"
nenepa Jcurupa nunwpa repa wapa dwapa (N.)
„dick werden" „alt werden" „klein werden" „sich längen" „gut bzw. schön werden" „faul sein" 3 )
12. Intensiva Handlungen und Vorgänge intensiver Art werden durch Iteration bezeichnet 4 ) : reta
„bringen"
retareta
hingtra
„sitzen"
hingirahingira rewarewa Tionakona5)
„mit Kraft, sehr gern wiederbringen" „tagelang sitzen" „dauernd blicken" „untersuchen, heimsuchen" 6 )
Das durch Iteration gebildete Verbum wird als Einheit empfunden. Die Veränderungen des Verbum werden daher nur einmal vorgenommen : retar etera „für jemand mit Kraft wiederbringen" 1 ) Vgl. Doke, Terminology, S. 80. Meinhof gibt der Endung eine „durative, habituelle Bedeutung" (Grundzüge, S. 101), spricht aber in der Phonology von einer kontinuativen oder durativen Funktion (S. 44). 2 ) Vgl. im Pedi eine ähnliche Bildung aus B. -nga: hlabaka „in Stücke stechen" zu hiaba „stechen". 3 ) Vgl. unten sumbapara „schwanger werden". 4 ) Man könnte diese Spezies auch als Frequentativa bezeichnen. 6 ) Die einfache Form *kona war V. unbekannt. *) Man könnte auch genderera „eilen" als Intensivum zu genda „gehen" auffassen. Diese durch die doppelte Applikativendung gekennzeichnete Form bezeichnet Doke im Zulu als Perfektivum, z. B. azi „wissen", azelela, „gründlich wissen".
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13. Extensiva Extensiv bezeichnet, daß Handlung oder Vorgang ausgedehnt bezüglich Raum u n d Zeit sind. Als Endungen begegnen -aika, -aura und -auka. Von ihnen hat die Endung -aika Vokalharmonie : ponga
„sich versammeln"
pongaika
tereka
„kochen"
teraiJca
„zahlreich versammeln" (tr.) „oft und viel kochen"
Bei diesen Beispielen ist der zweite Teil der Endung mit der Adjutivendung -ika identisch. Häufig scheint ein Grundverbum in der jetzigen Sprache nicht vorhanden zu sein: taura tauka mura zauka tengauka dirauka
„zerreißen, zerschneiden" „entzwei sein" „herausnehmen, herausziehen" „herauskommen" „aus allen Richtungen zurückkehren" 1 ) „immer den Wohnsitz ändern, einen anderen Wohnplatz haben" 2 )
Der zweite Teil der Endungskombination enthält die transitive bzw. intransitive Repetitivendung. Der erste Teil der Endungskombination ist -a. Dieses kann aus Β. γα entstanden und mit der unten zu behandelnden erstarrten Endung -(a)ga zusammengebracht werden 3 ).
14. Media Die ursprüngliche Bedeutung dieser Spezies ist, daß die Handlungen oder Vorgänge im Interesse des Subjektes liegen. Endung: -ara (ohne Vokalharmonie) tovara pupyara pyapyara kwara4) zuhara zuhwara
„angenehm sein" „heiß sein" „Fieber haben" „heiraten" „den Tag verbringen" „am Nachmittag gehen"
Vgl. tengura „zurückkehren". ) Zu dira „meiden, tabu sein" ( ?). 3 ) In diesem Fall wäre Β. γ elidiert. Im Kw. bestünde dann auch die Erscheinung, daß !. Β. γ entweder verschwindet oder zu g wird, vgl. denselben Vorgang im Suaheli. 4 ) Vgl. B. kwa und kwe bei Meinhof, Phonology, S. 203/204. 2
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15. Erstarrte Spezies a) Endung: - (a)ga dipaga „töten" pwaga „herauskommen" hwaga „Korn enthülsen" Entsprechende Grundverben scheinen nicht gebräuchlich zu sein1). Die Endung enthält die alte Kontinuativendung Β. - γα2). Zu dieser scheint es eine Nebenform -nga3) zu geben. Hierzu gehört vielleicht sowonga „Fische stechen" N. erwähnt rondanga „allenthalben hinaufsteigen". b) Endung: Icolcava5)
-fajva4) „hineinkriechen"
Von den angeführten Verbalspezies können einige, sofern es der Sinn erlaubt, bei jedem Verbum angewandt werden. Dazu gehören Applikativa, Assoziativa, Kausativa (auf -isa bzw. -esa) und Intensiva. Eine nur beschränkte Anzahl findet sich bei den Inversiva, Stativa, Kontaktiva, Extensiva sowie bei den Eigenschaftsverben. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten stehen Intransitiva, Adjutiva, Repetitiva und Kontinuativa. Endungskombinationen Entsprechend der Möglichkeit, wie die einzelne Endung angewandt werden kann, ergeben sich auch die Möglichkeiten für Endungskombinationen : rwa „kämpfen" rwana ass. „gegeneinander kämpfen" rwanesa ass.-kaus. „bekämpfen" pinga „erben" pingira appi. pingida appl.-kaus. pingidira appl.-kaus.-appl. „verheißen" nunupa „klein sein" nunupika adjut. „klein machen" Zuweilen wird durch eine Kombination ein neues Bedeutungsmoment eingeführt : horesera kaus.-appl. „stark verlangen, überaus begehren" dukisira kaus.-appl. „schnell laufen" Außer den durch die Situation gegebenen jederzeit möglichen Endungskombinationen gibt es erstarrte Kombinationen. Dazu gehören Bildungen mit auslautendem -ra : sumbapara „schwanger werden" 1
) Vgl. dagegen im Herero das lautlich entsprechende zepa „töten".
2
) Vgl. oben das Kontinuativum auf -gura.
3
) Bei dieser Nebenform dürfte es sich um die sog. freie Nasalierung handeln, die vielleicht eingetreten ist, um die Flüchtigkeit des ursprünglichen *γ zu kompensieren. 4 ) Die ursprüngliche Funktion dieser Endimg ist unbekannt, vgl. Meinhof, Phonology S. 45. δ
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) Vgl. auch die Endungskombination in honzavera „hinken", huguvara „glauben".
Nach Art eines Eigenschaftsverbs liegt uswmha „Schwangerschaft" zugrunde. huguvara
„glauben"
Der zweite Teil der Kombination ist m. E. die Medialendung B. -la, die aber ihre Bedeutung verloren hat 1 ). Eine andere erstarrte Endungskombination ist -kana : „essen" „vorbeigehen" „Haare flechten"
lya •pita vinda
anapitakanange tavavindakana
mougawo efuta
likana pitakana vindakana
„gefressen werden" „übertreffen" „kreuzen"
„er übertraf mich an Reichtum" „sie setzten über den See"
Die Endung dürfte eine Kombination des Intransitivum mit dem Assoziativum sein2). Auffällig ist zunächst, daß diese Formen transitiv konstruiert werden können. Wenn man aber in der Assoziativendung -ana die Präposition na sieht3), könnte man bei den gegebenen Beispielen das jetzige Objekt als ein von na abhängiges Substantivum ansehen. Dann würden obige Sätze eigentlich zu übersetzen sein: „er war übertreffbar mit mir" bzw. „sie waren quer mit dem See". Wenn diese Anschauung richtig ist, handelt es sich nur um ein Pseudoobjekt, das von dem auf -kana gebildeten Verbum abhängig ist. Beispiele für andere seltenere, z. T. erstarrte Endungskombinationen: didimika4) 5
haragana )
korangeda6) honzavera
„standhaft durchhalten" „zerstreut werden" „ermutigen, ermahnen" „hinken"
kumbagera7)
„belügen"
komangera
„fällen" Kombinationen von Verbum und Substantivum
Das Applikativum von fa „sterben" verbindet sich mit einigen Substantiven zu einer Kombination, die im Kw. als ein Begriff empfunden werden dürfte: firenkhenda*)
„sich erbarmen"
firenzara
„hungern"
1 ) Vgl. denselben Vorgang im Her. bei kurupa „alt sein" und zeupara „stark sein". Im ersten Teil einer Endungskombination begegnet -ra wahrscheinlich in fukareka „beschneiden". Auffällig ist divara „vergessen", vgl. diva „wissen". 2 ) Vgl. eine ähnliche Kombination im Suaheli in onekana „sichtbar sein", patikana „erhältlich sein". 3 ) Vgl. meinen Aufsatz „Reziprok und Assoziativ" S. 173. 4 6 ) Wahrscheinlich stat.-intr. ) Wahrscheinlich dur.-ass. e ) Vgl. kora „stark, fest sein". Dazu ist eine Art durativer Form koranga ( = *koraga) gebildet worden. Zu dieser ist korangeda appl.-kaus. ') Dur.-appi. 8 ) Urspr. fira, das wahrscheinlich durch Assimilation zu fire geworden ist.
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Das Lokativum Die Lokativa werden als Klassen aufgefaßt. Es gibt dementsprechend folgende pronominale Formen 1 ) : Einfacher Pronominalstamm Emphatischer Pronominalstamm Absolutes Personalpronomen Demonstrativum in allen Reihen 3 ) Indefinita: -dike, „allein" -ene „selbst" Interrogativum Possessivum Kl. 1 und 2
φα2), ku, mu po, ko, mo apo, ako, amo pwelike, kwelike, mwelike pwene, kwene, mwene4) kupi pwange, pwoge, pwendi, pwetu, pweni, pwawo „bei mir" usw. (wörtl. : mein Platz usw.) 5 )
Beispiele für die Verwendung als Subjektpronomen: m(u)nakara puñaleara kunakara kwakere
„darin befand sich" „daran befand sich" „dort befand sich" „dort war, es war einmal"
Die Bedeutung der Lokativa entspricht in vielen Fällen der in den meisten Bantu sprachen, indem mu das Ineinander, pa das Aneinander, ku das Außereinander bezeichnet. Diese Differenzierung ist aber nicht mehr in jedem Falle deutlich erkennbar. Daß die Lokativa auch im Kw. noch nominalen Charakter besitzen, zeigt ihre Verwendung als nomen regens in sog. Genitivverbindungen: pwa mkadendi
„bei seiner F r a u " (wörtl.: Nachbarplatz seiner Frau) kwa guhwe ,,νοη seinem Vater" I n den meisten Fällen erscheinen die Lokativa als po, ko und mo6). I n dieser Form werden sie folgendermaßen verwandt : 1. „Quasipräpositionen" ponze kositji 1
„an der Außenseite, draußen" „auf dem B a u m "
) Vgl. d e n Abschnitt über die Pronomina. ) I n einzelnen Fällen pu. 3 ) Vgl. S. 22ff. 4 ) Vgl. auch a n d e r e Indefinita wie nkhenya/pa „überall wo" und nakunye „überall", 5 ) Entsprechende F o r m e n werden mit ku u n d mu gebildet, ζ. B. kwendi „zu i h m " (wörtl. : sein Platz dort). e ) Diese F o r m e n gleichen d e m sog. emphatischen Pr.-St. Die obigen F o r m e n dürften ebenso wie dieser aus derselben Wurzel entstanden sein, vgl. S. 18. 2
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„an der Rückseite, hinterher, später" ,,in, auf den Feldern" „auf der Seite" 1 )
Iconyima momapya mesinya
Wenn diese Lokativbestimmungen zum Subjekt eines Verbum werden, wirken die „Quasipräpositionen" als Klassenpräfixe, welche grammatisch alles andere regieren2) : mokombisa m(u)nakara enyango „in der Küche gab es Früchte" Durch die Verbindung einer „Quasipräposition" mit einem Substantivum entstehen zusammengesetzte „Quasipräpositionen": „hinter, nach" (wörtl. : an Hinterseite von) 3 )
konyima zo
Es ist auch möglich, daß im jetzigen Sprachgebrauch po, ko und mo besonders dann als echte Präpositionen empfunden werden, wenn von dem auf sie folgenden Substantivum nichts weiter abhängig ist : fügende mowiza pom(u)howohowo anatengura kokusana vanatengura membo
„laßt uns aufs Feld gehen!" „am Anfang" „er kam vom Jagen zurück" „sie kehrten in den Kraal zurück"
Wenn ein mit einer „Präposition" versehenes Substantivum als nomen regens dient oder ein Attribut bei sich hat, besitzt sie keine grammatische Kraft mehr. Grammatisch regiert d ann das Substantivum alles Folgende : positji sa-Nyambinyambi momkuro ogu
„am Baum des Nyambinyambi" 4 ) „in diesem Fluß"
2. Enklitische Lokalbestimmung am Verbum
tundapo nwinapo karapo turapo zamo tundamo turamo tundako
„herausgehen" „aus etwas trinken' „sich gehaben" 5 ) „befestigen" „hineingehen" ,, herauskommen' ' „eintauchen" „weggehen" (N.)
1 ) Einige dieser Bildungen vertreten unsere Adverben, vgl. den Abschnitt über „Adverbale Bildungen". 2 ) Das Besondere an dieser Konstruktion ist, daß hinter den „Quasipräpositionen", die noch präfixale Kraft haben, das ursprüngliche Präfix des Substantivum erhalten bleibt, z. B. kositji kunahara ezoka „auf dem Baum befand sich eine Schlange". 3 ) Weiteres in dem Abschnitt über „Präpositionale Bildungen". 4 ) Vgl. denselben Gebrauch im Zulu, z. B. emzini waku'bo „in ihrem Kraal". 5 ) Daher der Abschiedsgruß karenipo nawa „gehabt euch wohl!"
6 Dammann
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Ursprünglich dürfte es sich um pronominale Objekte handeln, die nach Art der absoluten Personalpronomina dem Verbum folgen, vgl. folgende Sätze von N. : kapi nadivako, oku anazi „ich weiß nicht, wohin er gegangen ist" kapi nadivapo, apa anasitura „ich weiß nicht, wohin er es gelegt hat" Es kann sogar in Einzelfällen das demonstrative Lokativum bei Substantiven in ähnlicher Weise enklitisch verwandt werden : positjopo