Studien zu den germanischen Siedlungen der älteren römischen Kaiserzeit in Mähren 8070360399, 9788070360392

Die Problematik der Forschung über die Siedlungen der römischen Kaiserzeit nördlich der Donau, d. h. im Raum, der durch

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German Pages 378 [380] Year 1997

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Table of contents :
1. Einleitung 7
2. Heutiger Stand der Erforschung der germanischen Siedlungen aus der römischen Kaiserzeit in Mitteleuropa 9
3. Arbeitsverfahren, Forschungsmethoden und Ziele der Arbeit 15
4. Aussehen und Architektur der Siedlungen der römischen Kaiserzeit 17
5. Typenkatalog der germanischen Siedlungskeramik aus der römischen Kaiserzeit in Mähren (I. Etappe - ältere römische Kaiserzeit) 29
6. Analyse der germanischen Siedlungskeramik der älteren römischen Kaiserzeit (Stufen B1 und B2) und der Übergangsstufe B2/C1 65
7. Korrelation der erzielten Erkenntnisse mit chronologisch sensitiven Funden in Objekten und deren Bedeutung 123
8. Chronologie der Siedlungen der älteren römischen Kaiserzeit in Mähren 134
9. Bemerkungen zur Wirtschaft der germanischen Siedlungen 149
10. Archäologisch-historischer Kontext der Quellen aus Siedlungen 156
11. Schlussfolgerung 161
12. Quellenverzeichnis 163
12.1. Katalog der germanischen Siedlungen aus der älteren römischen Kaiserzeit in Mähren (Stufen B1, B2, B2/C1) 163
12.2. Katalog der ausgewählten Siedlungsobjekte der älteren römischen Kaiserzeit (Stufe B2) und der Übergangsstufe B2/C1 in Mähren 178
12.3. Vergleichsfunde aus den Siedlungsobjekten der jüngeren römischen Kaiserzeit (Stufe C1) von Mušov "Na pískách" 195
Literaturverzeichnis 198
Abkürzungen 214
Verzeichnis der lnventamummem und Tonbeschreibung der germanischen Keramik auf den Tafeln 215
Tafeln 227
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Studien zu den germanischen Siedlungen der älteren römischen Kaiserzeit in Mähren
 8070360399, 9788070360392

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Eduard Droberjar

STUDIEN ZU DEN GERMANISCHEN SIEDLUNGEN DER ÄLTEREN RÖMISCHEN KAISERZEIT IN MÄHREN

• MUSEUM NA TTONALE PRAGAE

Curat editionem Milan Licka FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES

Volumen 21

PRAGAE 1997

Edice FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES obsahuje monograficke pllblikace lIcelenych milezovych sOllboru s jej ich zakladnfm hodnocenflll. Vydava ji v 1-2 svazcfch rocne Narodnf Illuzeulll v Praze I, Vaclavske nalllestf 68. Collectio FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES editiones monographicas inventariorulll completorum brevi commentario instructas comprehendes divulgatur in 1 vel 2 fasciclilis consilio et auctoritate Musei Nationalis Pragae I, Vaclavske namestf 68. The edition FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES contains monographic publications of closed groups of finds (material and its fundamental evaluation). It is published in I or 2 volumes yearly by the National Museum in Prague I, Vaclavske mlmestf 68. L'edition FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES comprend des publications monographiques concernant des groupes des trouvailles fenm\es (materiaux et lell!' evaluation fondamentale). Elle est publiee par les soins du Musee National de Prague I, Vaclavske namestf 68, dans I ou 2 voilImes par an. Die Reihe FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES umfasst Monographien über geschlossene Fundkomplexe (Materialien und ihre grundsätzliche Auswertung). Herausgegeben vom Nationalllluseum, Prag I, Vaclavske nalllestf 68; erscheint 1-2mal jährlich. 3A11L\1111 FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES COAep)I{HT MOHorpacpH4ecKI1e ny6Jl11KaL\11H L\eJlbHblX KOMnJleKCOB HaXOAOK c I1X OCHOBHOH OL\eHKoH. (![3AaeT ee B 1-2 TOMax e)l{erOAHO HaL\V10HaJlbHbIH MY3eH B npare 1, Vaclavske nalllestf 68.

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NATIONALMUSEUM PRAG ABTEILUNG FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE

Eduard Droberjar

STUDIEN ZU DEN GERMANISCHEN SIEDLUNGEN DER ÄLTEREN RÖMISCHEN KAISERZEIT IN MÄHREN

MUSEUM NATIONALE PRAGAE

Curat editionem Milan Licka FONTES ARCHAEOLOGICI PRAGENSES

Volumen 21 PRAGAE 1997

.,

INHALT I.

Einleitung

7

2.

9

2.5. 2.6.

Heutiger Stand der Erforschung der germanischen Siedlungen aus der römischen Kaiserzeit in Mitteleuropa Deutschland Polen Slowakei Ungarn Österreich Tschechische Republik

3.

Arbeitsverfahren, Forschungsmethoden und Ziele der Arbeit

15

4.

Aussehen und Architektur der Siedlungen der römischen Kaiserzeit Grundrissdispositionen der Siedlungen Eingetiefte Hütten. Problematik der Verbreitung der HUtten mit sechseckigem Hauptpfostenschema in Mitteleuropa Pfostenbauten

17 17 19

2.1. 2.2. 2.3. 2.4.

4.1. 4.2. 4.3. 5.

5.1. 5.2. 5.3. 6.

6.1. 6.1.1. 6.1.2.

6.2. 6.2.1. 6.2.2. 6.3.

7.

7.1. 7.1.1. 7.1.2. 7.1.3. 7.1.4.

7.1.5. 7.2. 7.2.1. 7.2.2. 8.

8.1.

Typenkatalog der germanischen Siedlungskeramik aus der römischen Kaiserzeit in Mähren (I. Etappe - ältere römische Kaiserzeit) Typenkatalog der Verzierung Typenkatalog der Formen Technologie (Klassifizierung nach Material) Analyse der germanischen Siedlungskeramik der älteren römischen Kaiserzeit (Stufen B, und B,) und der Übergangsstufe B,IC, Analyse oer Verzierung Chronologisch-typologische Zusammenhänge Kulturhistorische Zusammenhänge Analyse der Formen Chronologisch-typologische Zusammenhänge Kulturchronologische Zusammenhänge Analyse der Technologie Korrelation der erzielten Erkenntnisse mit chronologisch sensitiven Funden in Objekten und deren Bedeutung Römische Funde Bestandteile der Soldatenausstattung Fibeln und Glasperlen Keramik Bronzegefasse Geräte und weitere Gegenstände Germanische Funde Waffen Zierden, Kleidungsteile und Toilettensachen Chronologie der Siedlungen der älteren römischen Kaiserzeit in Mähren Anfange der römischen Kaiserzeit hinsichtlich der Siedlungsfunde. Siedlungen im I. Jh . n. Chr. (Stufe B,)

10 10

11 11 12 12

26

29 30 43

64 65 65 65 91

94 94 112

117 123 123

123 124 126

129 129

130 130 132 134 134

5

8.2. 8.3. 8.4.

Siedlungen der Stufe B,. Siedlungshorizont der Vormarkomannenkriege Siedlungen der Übergangsstufe B,IC,. Siedlungshorizont der Markomannenkriege Chronologische Übersicht der erforschten germanischen Siedlungsobjekten

140 143 148

9. 9.1. 9.2. 9.3. 9.4.

Bemerkungen zur Wirtschaft der germanischen Siedlungen Landwirtschaft Jagd und Fischfang Handwerkliche Produktion Handel

149 149 152 152 155

10.

Archäologisch-historischer Kontext der Quellen aus Siedlungen. Bedeutung und Perspektive des Studiums der germanischen Siedlungen in Südmähren ftir die Erkenntnis der älteren römischen Kaiserzeit aus dem Gesichtspunkt der Position der Siedlungen in der römisch-germanischen Kontaktzone

156

11.

Schlussfolgerung

161

12. 12. 1.

Quellenverzeichnis Katalog der germanischen Siedlungen aus der älteren römischen Kaiserzeit in Mähren (Stufen B,. B,. B,IC,). Katalog der ausgewählten Siedlungsobjekte der älteren römischen Kaiserzeit (Stufe B,) und der Übergangsstufe B,IC, in Mähren Vergleichsfunde aus den Siedlungsobjekten der jüngeren römischen Kaiserzeit (Stufe C,) von Mu~ov "Na piskach"

163 163

12.2. 12.3.

178 195

Literaturverzeichnis

198

Abkürzungen

214

Verzeichnis der lnventamummem und Tonbeschreibung der germanischen Keramik auf den Tafeln

215

Tafeln

227

6

1. Einleitung Die Problematik der Forschung über die Siedlungen der römischen Kaiserzeit nördlich der Donau, d. h. im Raum, der durch germanische Stämme besiedelt war, gehört nicht zu den Themen, die oft im Mittelpunkt des Interesses der theoretischen Forschung stehen. Das betrifft auch die Gebiete, die ungefahr durch die historischen Grenzen Mährens abgesteckt sind. Da !Ur dieses Gebiet bereits eine ausreichend grosse Menge an archäologischen Quellen gesammelt wurde und einige konkrete hi stori sche Ereignisse (z. B. die Markomannenkriege) eben auf diese Räume bezogen werden können, konzentriert sich auf Mähren (insbesondere SUd mähren) dieAufmerksarnkeit der Forschungen, die römische Kaiserzeit betreffen. Dieses Interesse verstärkt sich nicht nur durch die Aktivität der Forschung im Limesgebiet, bzw. der Archäologie der römischen Provinzen im Zusammenhang mit neuen Entdeckungen von römischen Feldlagern, mit der systemati schen Forschung im Mu~ov-Gebiet sowie der Freilegung eines reichen fUrstlichen (königlichen?) Grabes bei Mu~ov, sondern auch durch das Bedürfnis, den gesamten Komplex kulturell-gesellschaftlicher, sozio-ethnischer und weiterer Fragen kennenzulernen. Und eben rur das Studium einiger dieser (besonders ökonomischen und gesellschaftlichen) Aspekte ist die Kenntnis der Verbreitung der Besiedlung, der Siedlungsstruktur, der Grösse der Siedlungseinheiten, der Chronologie der Siedlungskomplexe u. ä. unbedingt notwendig. Es ist bis jetzt nicht befriedigend geklärt, wie der riesige Fonds von Siedlungsquellen bewältigt werden soll, der schrittweise, insbesondere durch Rettungsgrabungen desArchäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften

Brno gewonnen werden konnte. In Mähren war es Ivan Pe~kal', der das detaillierte Studium der Siedlungen der älteren römischen Kaiserzeit begründete. Seine sorgfaltig gefuhrtenAusgrabungen (z. B. Kl'epice, Blu~ina, Mu~ov "Na piskach", Mikul~ice), die eingehende Dokumentation in Form von Forschungsberichten und die übersichtlich geordneten und dadurch zugänglichen Funde, die leichter bearbeitet werden konnten, wurden fur mich zur Grundlage der theoretischen Auswertung der Siedlungen. Das Hauptziel war, die Einleitung zu einer komplexeren Betrachtung der Problematik der germanischen Siedlungen bei uns zu skizzieren, neue Methoden der Klassifizierung, Sortierung und Analyse von Quellen zu finden, zur Chronologie der älteren römischen Kaiserzeit beizutragen. Nicht zuletzt habe ich auch versucht, ein Bild der gegenseitigen Beziehungen zwischen den mährischen Germanen und den Römern zu zeichnen. Diese Arbeit fand im Rahmen des Forschungsprojekts der Grantagentur der Tschechischen Republik "The Roman military impact and the Native nord of middle Danube during the first three centuries A. D." (Nr. 404/94/0782) statt. Der Projektleiter war Herr Jaroslav TejraJ. Gleichzeitig stellt die vorliegende Arbeit die überarbeitete Fassung meiner Dissertation dar, die im September 1996 von der Masaryk-Universität Brno angenommen wurde. Mein Dissertationsleiter war auch Herr Jaroslav TejraJ. Ich habe die angenehme Pfli cht, mich bei allen zu bedanken, die zum erfolgreichen Abschluss meiner Arbeit beigetragen haben . In erster Linie gilt mein Dank demArchäologi schen Institut der Akademie der

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Wissenschaften der Tschechischen Republik Brno, namentlich ihrem Direktor, PhDr. Jaroslav Tejral, DrSc., furdie Hilfsbereitschaft und Unterstützung, mit denen er meine Arbeit in ihren Anfangen begleitete, sowie fur die Möglichkeit, die Funde aus den Grabungen des Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften in Brno untersuchen zu können. Mein aufrichtiger Dank gehört auch PhDr. Ivan Peskaf, CSc., fur die hervorragenden Unterlagen in Form von Fundberichten und weiteren Dokumentationen zu den Siedlungen, fur die mir vermittelte Literatur und die zahlreichen Diskussionen zur Problematik. Ich muss ebenfalls PhDr. Milan Licka, CSc., meinem gegenwärtigen Leiter in der Abteilung fur Vor- und Frühgeschichte des Nationalmuseums Prag, meinen Dank aussprechen, der mir ausgezeichnete Bedingungen fur meine wissenschaftliche Arbeit an der Dissertation geschaffen hat. Nicht zuletzt danke ich allen meinen geehrten Kollegen und Forschern fur die fruchtbaren Diskussionen und Konsultationen, insbesondere t Prof. PhDr. B. Dostal, DrSc. (Universität Brno), t Prof Dr. Kazimierz Godlowski (Universität Krakau), Doz. PhDr. Eliska Kazdova, CSc. (philosophische Fakultät der Masaryk-Universität Brno), PhDr.

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Titus Kolnik, DrSc. (Archäologisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Nitra), Dr. E. Künzl (RGZM Mainz), PhDr. K. Kuzmova, CSc. (Archäologisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Nitra), PhDr. Jifi Meduna, CSc. (Archäologisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik Brno), PhDr. KarIa Motykova, DrSc. (Museum Nymburk), Mgr. Jifi Musil (Universität Prag), PhDr. Jaroslav Peska (Institut für archäologische Bodendenkmalpf1ege Olomouc), Prof. PhDr. Vladimir Podborsky, DrSc. (Universität Bmo), PhDr. Jan Rajtär(Archäologisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Nitra), PhDr. Vladimir Sakaf, CSc. (Nationalmus~um Prag), PhDr. Zbynek Sedhicek (Nationalmuseum Prag), PhDr. Miloslav Slabina (Nationalmuseum Prag), Doz. PhDr. Stanislav Stuchlik, CSc. (Archäologisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik Brno), Mag. Alois Stuppner (Universität Wien) und Mgr. Ondrej Sedo (Museum Mikulov).

Praha, Juli 1996

2. Heutiger Stand der Forschung der germanischen Siedlungen aus der römischen Kaiserzeit in Mitteleuropa Um uns ein Bild von dem mitteleuropäischen Studium der germanischen Siedlungen der römischen Kaiserzeit und von der Stellung unserer Länder in diesem Prozess machen zu können, ist es nötig, den Stand der Forschung in den einzelnen Ländern anzudeuten. Dieser ist nicht nur vom Stand der Geländeaufnahme abhängig, sondern vor allem vom Stand der tneoretischen Forschung und von der Veröffentlichung der Quellen. So ist es in fast allen zu untersuchenden mitteleuropäischen Ländern. Riesige und oft wenig attraktive Siedlungsfonds bleiben in ihrer komplexenAuffassung (Forschung, Bearbeitung, Veroffentlichung) meist ziemlich hinter dem Stand der Kenntnis der Quellen aus den Gräberfeldern. Am besten bearbeitet und publiziert s ind Siedlungen mit langer Besiedlungsentwicklung vom 1. bi s zum 5., bzw. 6. Jh. aus deutschen und niederländischen KUstengebieten - z. B. die Wurt in der Feddersen Wierde (Haarnagel 1979), die Siedlung in Flögeln (Zimmermann 1992), die Siedlung in Bennekom (van EslMiedemalWynia 1985), die Mehrphasensiedlung aus der Hälfte des 2. Jhs. bis zum 5. Jh. in Wijster (van Es 1967) usw. Allmählich erscheinen auch in Mitteleuropa Werke, in denen einzelne Siedlungen ausruhrlieh bewertet werden - z. B. Waltersdorf (Krüger 1987), Igolomia (Dobrzanska 1990), Haarhausen (Dusek 1992). Dennoch vermissen wir eine solche komplexe Geländeaufnahme und theoretische Forschung bei einzelnen Fundorten und Regionen, wie es z. B. beim breit konzipierten, langfristigen "Nordsee-Programm" im Rahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in KUstendeutschland (Treue 1961; Böhner 1975; KossackiBehrelSchmid 1984) mit zahlreichen Teilprogrammen, z. B. dem Projekt Flögeln (Zimmermann 1992), der Fall ist. Diese Projekte stUtzen sich auf eine gründlich durchgearbeitete Methodik der Geländeaufnahme und bilden einen abgerundeten Komplex von unterschiedlichsten archäologischen und naturwissenschaftlichen Beobachtungen und Analysen. Den Siedlungen vom Wurttyp und den sog. Marschsiedlungen im Küstengebiet widmet sich das gesamte Niedersächsische Institut rur historische KUstenforschung in Wilhelmshaven, das die Reihe " Probleme der Küstenforschung im sUdlichen Nordseegebiet" herausgibt. Die ausschlaggebende Zeitschri ft für archäologische Siedlungsforschung ist "Siedlungsforschung. Archäologie, Geschichte, Geographie", die von der in Bonn angesiedelten Gesellschaft "Arbeitskreis für genetische Siedlungsforschung in Mitteleuropa" heraus-

gegeben wird. Zu den wichtigsten Nachschlagewerken Uber die archäologische Siedlungsforschung gehört die Arbeit von H. Jahnkuhn (1977), speziell zu der römischen Kaiserzeit, dazu z. B. H. Jahnkuhn (1976). Häufiger als eine komplexe Bearbeitung von Fundorten werden aus der mitteleuropäischen Siedlungsproblematik der römischen Kaiserzeit einige interessante Phänomene ausgewählt, z. B. Typologie, Verbreitung und Entstehung von eingetieften Hütten (Guyan 1952; Behm-Blancke 1954; Leube 1992) und oberirdischen Pfostenhäusern (Trier 1969; Donat 1985; Zimmermann 1992; Brabandt1993), EisenverhUttung in den Siedlungen (z. B. Hingst 1958; Pleiner 1964; Bielenin 1974; KramlTomczak 1993), eventuell Belege für weitere Produktionsarten, wie Töpferei (Dusek 1992; Jureeko 1981; Peskar /988) und Glasherstellung (Laser /982). Ein interessantes Kapitel stellen die Burgwälle bzw. Höhenbefestigungen dar. Die Germanen errichteten ihre Burgwälle nicht massenweise, weil sie eine andere Art der Wirtschaft benutzten und weil eine grössere Bewohnerzahl besser bewaffnet und organisiert werden konnte (Wielowiejski 1960; Mildenberger 1978). Burgwälle kommen insbesondere in der späten römischen Kaiserzeit und am Anfang der Völkerwanderungszeit (Werner 1965) vor. Wichtige Ansätze zur Bewertung der Sachlage der Siedlunsproblematik brachten internationale Konferenzen, z. B. "Das Siedlungswesen germanischer Stämme im Spiegel neuer Ausgrabungen" (FrankfurtlOder 1982, organisiert von B. KrUger) oder "Haus und Hof im östlichen Germanien während des I. bis 5./6. Jh. n. ehr." (Berlin 1994, organisiert von A. Leube). Um die Lösung der komplizierten Frage der Klassifizierung und Datierung der Siedlungskomplexe aus der römischen Kaiserzeit im Donauland bemühte sich das Seminar tschechischer und slowakischer Archäologen in Nove Vozokany 1992 ("Fundkomplexe aus germanischen Siedlungen im mittleren Donauland und ihre Aussagemöglichkeiten", organisiert von J. Rajtär). Diesem Studium muss jedoch eine grUndliehe Kenntnis von chronologischen Erscheinungen vorausgehen. Ein geringeres Interesse rur Siedlungen (vor allem in der Auswertung von Quellen) bewirkte eine mangelhafte Durcharbeitung und oft sogar das Nichtvorhandensein von unerlä ss lichen Klassifizierungssystemen und Methodiken beim Studium der mitteleuropäi schen Siedlunsproblematik. Zum Beispiel die nur auf Teilbereiche ausgerichteten, typologischen Arbeiten Uber die Keramik aus den einzelnen Fundorten, obwohl sehr

9

erforderlich (Schirnig 1969; DobrzQl1ska 1990; Heckova 1991), verrraten ein unterschiedliches Herangehen an die Lösung des Problems, manchmal ohne breitere Anwendung auf grössere Gebiete und weitere Fundorte in den einzelnen Regionen. 2.1. Deutschland Die deutsche Archäologie der Siedlungen der römischen Kaiserzeit verzeichnete eine Reihe von Erfolgen in den Küstengebieten bei der Erforschung der Wurte. Eingehend erforschte und komplex bearbeitete Fundorte, z. B. Feddersen Wierde (Haarnagel 1979) und Flögeln (Zimmermann 1992), liefern gewaltige Komplexe von Informationen über die Siedlungen und deren Struktur, Architektur, Wirtschaft usw. Die Langhäuser (auch Wohnstallhäuser oder Hallenhäuser) als grundlegende Wohn- und Wirtschaftseinheit, die in den entsprechenden Siedlungen den meistverbreiteten Häusertyp repräsentieren, kommen in breiten Bereichen Deutschlands, den Niederlanden und Dänemark (Danat 1985) vor. J. Brabandt (1993) unterteilt diese Häuser dem Grundriss nach in ein-, zwei-, drei- und vierschiffige. Die dreischiffigen Häuser sind der meistverbreitete Typ des Langhauses, gehören bei den Germanen zu den ausgeprägtesten sog. Wohnstallhäusern und sind vor allem in Niedersachsen an der Kilste, in Dänemark und den Niederlanden (ders. 3443, Abb. 9) zu finden . Eine detaillierte Unterteilung der dreischiffigen Häuser nahmen W. A. van Es (1967) und W. H. Zimmermann (1992, 43-102) vor. Eingehend erforschen die deutschen Archäologen die Gebiete zwischen der EIbe und der Oder (Leube 1933; ders. 1992), also das Gebiet der Luboszyce-Kultur nach G. Domanski (1979).Ausserden oberirdischen Häusern sind hier verhältnismässig oft auch Grubenhäuser mit unterschiedlicherAnordnung der Pfosten anzutreffen. Die Typologie der Hütten wurde vonA. Leube (1992, Abb. 7) erarbeitet, der 17 Typen in 6 Gruppen -A bis F - unterscheidet. Umfangreiche Forschungen karnen in den FWldorten Tomow-Borchelt und Tornow-Lütjenberg (Herrmann 1973, 366-374; Domanski 1979) zustande. Zu den bedeutenderen Siedlungs fundorten gehören in dem untersuchten Gebiet: Wüste Kunersdorf, Frankfurt-Kliestow, Langenwahl, Kablow - 3 bekannte Fluren, d. h. Kablow 6, Fichtenau. In der Siedlung Berlin-Kaulsdorf (Kirsch 1986) konnten 4 Brunnen aus der Zeit wn das Jahr 300 bis I.Viertel des 4. Jhs. untersucht werden. Am besten bearbeitet wurde die Siedlung au~ dem 1.-5. Jh. in Waltersdorf(Krüger 1987), wo eingetiefte Hütten, oberirdische Pfostenobjekte und Produktionsobjekte und Gruben entdeckt werden konnten. Neben den üblichen landwirschaftlichen Siedlungen mit eigener Produktion (Keramik, Eisen) wurden 10

in den letzten Jahren in Deutschland auch spezialisierte Handwerkersiedlungen erforscht: Schmiedesiedlung in Warburg-Dasenburg (Günter 1990), Siedlung mit Belegen der Glasproduktion in Mühlberg (Laser 1982), Töpfersiedlung in Haarhausen (Dusek 1992) u. a. Ln weiteren Gebieten Deutschlands befindet sich die Siedlungsforschung auf unterschiedlichen Erkenntnisstufen. In Hessen überwiegt das MateriaJ aus Lesefunden und Schichten (Mildenberger 1972). Zu den wichtigeren Fundorten gehören Gleichen, Maden IV und WerkeillI. Eingehendere Forschungen erfolgen in Thüringen (Dusek 1992, 103-112). Über neue Forschungen im Havelgebiet, im Elbgebiet und in Südwestdeutsch land berichteten die Archäologen auf dem bereits erwähnten Symposium in Berlin (1994). Es handelt sich um die Fluren Klein KörislKreis DahmeSpreewald (S. Gustavs), Dallgow-Döberitz(P. Schöneburg), ElsterwerdaIElbe-Elster-Kreis (M. Salesch), GenshagenfKreis Zossen (B. Wanczek). Insgesamt können die genannten Fundorte in die jüngeren Phasen der römischen Kaiserzeit datiert werden. Umfangreiche Forschungen erfolgten in der Hauptstadt Berlin, in den Fundorten Marzahn, Hellersdorfund Karow (H. Seyer). Als durchgearbeitet gilt die Erforschung der Höhensiedlungen aus dem 4.-5. Jh. in Südwestdeutschland (Werner 1965), z . B. der bedeutende alamannische Fundort "Der Runde Berg bei Urach" (RBU 1991 - dort weitere zahlreiche Literatur zum Fundort einschI. einzelner Bände der Reihe "Der Runde Berg bei Urach", die von der "Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommissilln für AlamannischeAltertumskunde" herausgegeben " .:rd). Dennoch ist die Erforschung der Siedlungen der römischen Kaiserzeit, une: besonders die theoretischp A,,~ · wertung nicht auf dtln Niveau, das sie mit Rec~ . verdienen würde. 2.2. Polen Auch in Polen brachten neue Forschungen, vor allem Rettungsgrabungen, in den letzten 15-20 Jahren Erkenntnisse zur Siedlungsforschung. Bei der Erforschung des Fundortes der Przeworsk-Kultur Inowroclaw (Bednarczyk 1988) konnten 2800 verschiedene Objekte untersucht werden. Es ist gelungen, hier auch 4 Heiligtümer und eine Vielzahl von Tiergräbern zu entdecken. Nach K. God!owski (1969) waren die Objekte der Przeworsk-Siedlungen oft in bestimmten Gruppen angeordnet. In den Siedlungen kommen sowohl oberirdische Pfostenhäuser als auch vor allem eingetiefte Häuser vor. Im Gebiet der Przeworsk-Kultur befinden sich ebenfalls Siedlungen. bzw. eine Konzentration von je-

nen, in denen sich die Bewohner mit hochprofessioneller Gewerbeproduktion befassten. Die Eisenverhüttung, in den Przeworsk-Siedlungen sehr verbreitet, findet die höchste Konzentration - nicht nur in der Przeworsk-Kultur, sondern in Europa überhaupt - im Bereich von G6ry Swi~tokrzyskie. In grossem Umfang wurden Siedlungen mit Eisenproduktion auch anderswo erforscht. Komplett untersucht ist die Siedlung Myslowice-Imielin (Kram/l'omczak 1993). Auch das grösste Töpfereizentrum, bzw. die höchste Konzentration von Töpferöfen im Barbaricum, befindet sich auf dem Territorium der Przeworsk-Kultur im Gebiet um Krakau (Buralynski 1976). Die Drehscheibenkeramik aus dem 3.-4. Jh. wurde hier in vertikalen Öfen mit horizontalem Rost hergestellt. In den Siedlungen zwischen Krakau, Nowa Huta und Igolomia wurden 100 dieser Öfen untersucht. Ähnlich wurde auch die Forschung in Igolomia (Dobrzaizska 1990) monographisch bearbeitet. Nach einer Vielzahl von Gusstiegeln, Halbprodukten und Fragmenten von Gegenständen aus Bronze zu urteilen, ist in Igolomia auch die Mettalgiesserei belegt. Über die Siedlungen der Wielbark-Kultur infonniert uns eine Reihe von Forschungen. Die meisten Angaben bringt uns der Fundort Lubieszewo (Wo/qgiewicz 1968/70; Skowron 1979; Rys. 15; PZP 1981; Abb. 142). In zwei Fundorten ist eine Befestigung festzustellen (Skawron 1979, Abb. 17) - Nicponie aus dem 2. Jh. und Trcziana.Ziemlich umfangreiche Forschungen erfolgten auch in anderen Gebieten Polens. In der Debczyno-Gruppe wurde die Siedlung im Fundort Debczyno 6 (Machajewski 1986) am gründlichsten durchforscht. Eine eingehende Forschung der polnischen Archäologen konzentriert sich auch auf die Siedlungskomplexe im Rahmen einiger Mikroregionen (z. B. CoJta-Broniewska 1979, Abb. I 1-15; Machajewski 1986, Abb. I).

2.3. Slowakei Die slowakischenArchäologen verfugen über einen reichen Fonds von Siedlungsquellen, der meistens aus umfangreichen Forschungsvorhaben stammt. Die Ausgrabungen der 50er bis 60er Jahre bildeten die Grundlage Flir eine komplexe Erörterung der Siedlungsproblematik und der Typologie der eingetieften Hütten (Ko/nik 1962; ders. 1964,8- 19; ders. 197/,508509; Lamiova-Schmied/ova 1969). Untersucht wurden wichtige Fundorte : Stilrovo, Ondrochov, Brane, Pobedim. Es kamen allmählich weitere hochwertige Ensembles von Siedlungskomplexen hinzu: Komjatice (ToCik 198/), Chotin VIl-Delihegy (Romsauer 1978; 1980a; 1980b) und Nitra (Pieta/Ruukay 1987; Chropovskj/Fusek 1988; Pieta 1993).

Wichtige Forschungen der gennanischen Siedlungen der römischen Kaiserzeit liefen und laufen an Fundorten, wo römische Siedlungsaktivität nachgewiesen ist. Die römischen Bauten in Cifer-Pac wurden im Raum eines durch Brand vernichteten gennanischen Dorfes aus dem 3. Jh. erbaut (Kolnik 1978; ders. 1986; Kolnik/Elschek/Roth 1986; Hromada/Kolnik/Roth 1987). Eine gennanische Mehrphasensiedlung (1.-5. Jh.) in Bratislava-Dilbravka mit Belegen von Eisenproduktion wird systematisch im Bereich der römischen Thenne und eines Hallen-Pfostenbaues aus der I. Hälfte des 3. Jhs. erforscht (E/schek/Kolnik 1991; Elschek /994, 206-207 - dort viele weitere Lit.; ders. 1995). Umfangreiche Untersuchungen erfolgten durch slowakische Archäologen in der Siedlung Velky Meder mit einer Mehrphasenentwicklung aus dem 2.-4. Jh. (Varsik /993). Wertvolle Erkenntnisse liefern auch weitere neue Forschungen, die die Chronologie präzisieren und bedeutsam zur Erforschung der Rolle der römischen Einflüsse im Limesvorland beitragen, z. B. in den Fundorten Biely Kostol und Cifer-Pac (Hüssen/Rajtar /994, Abb. 8; 9). In den Hütten der beiden Siedlungen aus der Zeit der Markomannenkriege konnten Belege von römischen Schuppenpanzern entdeckt werden. In einer Hütte der Siedlung Cifer-Pac gab es sogar eine Bleimatrix flir die Herstellung von Schuppenpanzern. Eine andere Situtation zeigen die Forschungen in der Höhenbefestigung der Pilchov-Kultur (Pieta 1982, 162- I 68, Abb. 24; ders.1984). Es handelt sich vorwiegend um latenezeitliche FundsteIlen. Dennoch lassen sich nach der Analyse der Funde einige FundsteIlen der älteren römischen Kaiserzeit zuordnen: Liptovska Mara (B,-B,), Spisske Tomasovce (B,-B,), Liptovsky Jän (2. Jh.), Susany (2. Jh.). In der Oststowakei ist die Geländeaufnahme am weitesten an den FundsteIlen Peder, Sebastovce-Barca, Kost'any, BlaZice, Ostrovany und Presov (Pastor 1991; Kolnik 1962, 364-366; Lamiova-Schmiedlova 1964; dies. 1969; Jurecko 1981; Budinskj-Kricka 1963) fortgeschritten. Eine grosse Töpferwerkstatt zur Herstellung von Drehscheibenkeramik aus der jüngeren römischen Kaiserzeit wurde in Blafice entdeckt. Eine kleinere Werkstatt war auch in der Siedlung Ostrovany vorhanden. Die Vielfalt und Kompliziertheit der Siedlunsverhältnisse dieses Gebietes werden auch durch die Forschungsergebnisse in der Siedlung Presov dokumentiert.

2.4. Ungarn Auf dem Territorium Ungarns lassen sich zwei Gebiete der barbarischen Siedlungen verfolgen - ein gennanisches und ein sannatisches. Die südlichste der germanischen Siedlungen, die in die Sphäre der Denkmä-

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ler quadisehen Charakters aus dem Mittellaufder 00nau gehören, repräsentiert die FundsteIle Ipolytölgyes (ErdelyilLamiowi-Schmiedlova 1971). Weitere germanische Siedlungsfunde stammen aus Fundorten des ungarischen Beckens nahe Miskolc, d. h. aus dem Vorfeld des pannonischen Limes. Die grösste Forschung erfolgte in der Siedlung Ödz (ParduczlKorek 1959). Ansonsten werden die germanischen Siedlungen in Ungarn verhältnismässig selten erforscht und studiert. Von grösserer Bedeutung ist die Erforschung von sarmatischen Siedlungen, vor allem in den letzten Jahren. Die bereits früher bekannten und umfangreicher' erforschten FundsteIlen (Vaday 1989, 231, 252-255, Taf. 56-63), z. B.Alattyim oder Kunszetmarton, konnten in Umfang und Qualität der erworbenen Erkenntnisse von der Forschung in der Siedlung Gyoma 133 (Vaday 1992) übertroffen werden. 2.5. Österreich Einen analogen Charakter wie die südmährischen und westslowakischen Fundorte aus der römischen Kaiserzeit haben die niederösterreichischen Siedlungen. Sie wurden jedoch nicht in einem solchen Umfang untersucht wie die in den erwähnten Gebieten. Systematische Forschungen grösseren Umfangs erfolgten nur in Bernhardsthal (Adler 1980) und Zaingrub (Daim 1984; Wind11991, 17-21). Zu weiteren umfangreichen Siedlungen, die vor allem durch Lesefunde bekannt sind, gehörenz. B. Drösing, Straning, Maiersch, Katzeisdorf und Ringelsdorf(Poliak 1980). Einige grosse Siedlungen wurden auch durch Luftbildaufuahmen dokumentiert, z. B. Enzersdorf/Staatz, Ruhhof und Hanfthai (Toriser 1994, 327). Neben den nur aus Lesefunden bekannten Siedlungen können wir, nach dem derzeitigen Stand der Forschung, im österreichischen Barbaricum nur seltener Fundorten begegnen, aus denen einige wertvolle Fundkomplexe gerettet werden konnten. So ist es z. B. gelungen, in der Siedlung Hanfthal (Sauer 1994) aus einer Grube im Boden einer Hütte mit klassischem sechseckigem Pfostenschema ein Depot von eisernen Gegenständen mit einer GödakerkasseroLie vom Typ E 114 auszuheben.

2.6. Tschechische Republik Böhmen.. Der grösste Fonds von Quellen zu den germanischen Siedlungen der römischen Kaiserzeit in Böhmen stammt aus den Forschungen der 70er und 80er Jahre. Komplett konnte die Siedlung Mh:kojedy aus dem Anfang der römischen Kaiserzeit (Motykova 1981a, 520-521 ,dies. 1981b) freigelegt werden. Wichtig ist, dass wir zur Siedlung auch die bereits früher untersuchte Bestattungsstätte in Tisice (Motykova-

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Sneidrova 1963b) kennen. Umfangreiche Rettungsgrabungen aus der älteren römischen Kaiserzeit kamen in mehreren Fundorten in Nordostböhmen(Emee 1992; Salac 1994) zustande, z. B. in Kyjice (Smri 1981), Trmice (Salac 1994), Sobesuky (Holodnak 1991, 432433) u. a. Eine umfangreiche Rettungsgrabung erfolgte in den 80er Jahren auch in Südböhmen im Fundort Sedlec (BlichQcek/BrauniKosnar 1983). Für die Untersuchung der Siedlungsstruktur der älteren römischen Kaiserzeit ist der Fundort in Beroun (Bfichaeek/ Charvat/Matousek 1983) von Bedeutung. Interessante Ergebnisse einer Rettungsgrabung stammen aus Tuchlovice. Ausser einer Siedlung aus der späten römischen Kaiserzeit (Pleiner 1958) entdeckten die Archäologen auch eine Siedlung der älteren römischen Kaiserzeit (Motykova-Sneidrova 1970) mit untraditionellen Funden von bearbeitetem Holz. Neben Rcttungsgrabungen bildet in Böhmen das Studium der einzelnen Regionen und Mikroregionen einen nicht unbedeutenden Bereich der Geländeaufnahme. Zu den am besten bearbeiteten Regionen, bzw. Mikroregionen und deren Forschungsmethodik gehören die Region des Mittellaufes des Bilina-Flusses (Waldhauser 1992, Abb. 12), die Mikroregion des Baches Lomsky potok (ders. Abb. 10), des Baches LukovskY potok (ders.Abb. 8), des unterenAbschnitts des Cidlina-Flusses (Bfichacek/Kosnar 1987), des Baches Luzicky potok (Smri 1994) und die Mikroregion des Baches Rlcansky potok und des Rokytka-Flusses (Venclova 1975; Venci/VenclovtilZadak 1976). In den letzten Jahren wird eine detai lIiertere Aufrnerksamkeit der Mikroregion des Baches VinorskY potok (Kuna 1994) gewi dmet. Ein äusserst wichtiges Kapitel der Siedlungsforschung ist die systemati sehe Geländeaufnahme, deren Quellenbreite jedoch nicht die grösste Basis von Informationen in Böhmen bildet. Es handelt sicl\z. B. um die Forschungen im Oppidum lavist mit Belegen ftir die Besiedlung aus der späten römischen Kaiserzeit (Jansova 1971), Grabungen in Holubice (z. B. Sakaf 1982),Zliv(ZavreI1983;ders. 1985;ders. 1986; ders. 1987; ders. 1988; ders. 1989; ders. 1990) usw. Seit längerer Zeit werden in Böhmen germanische Siedlungen mit Eisenproduktion erforscht. Die grosse Zahl von FundsteIlen mit Eisenverhüttungsanlagen ftihrte zur Ausarbeitung einer Typologie von Öfen (Pleiner 1960).Auch in den 70erund 80er Jahren wuchs die Zahl der erforschten Eisenverhüttungsanlagen (Pleiner 1983), z. B. in den FundsteIlen Kadail-Jezerka (Kruta 1972), Mlekojedy (Motykova 1981a), Lod~nice (Vene/ova 1982), Lovosice (Pleiner/Salac 1987), Ricany (KunaiWaldhauserlZavfel 1989, 34-36) und

Ofech (Motykov3iPleiner 1987). Mühren. Systematisches Interesse !Ur die Erforschung der germanischen Siedlungen aus der römischen Kaiserzeit in Mähren bezieht sich auf die SOer Jahre. Damals wurden die ersten grösseren Siedlungsforschungen begonnen oder verwirklicht. Hauptverdienst an der Geländeaumahme hat das Archäologische Institut der Akademie der Tschechischen Republik in Brno (damals Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften), vor allem die Rettungs- und Erkundungsgrabungen von I. Pes kar an folgenden Fundorten: MikulCice, Musov "Na piskach" (neue Forschungen bewiesen die Anwesenheit von vier römischen Feldlagern, die in Superposition mit der germanischen Siedlung stehen), Krepice, Blu~ina und Komorany. Aus den Rettungsgrabungen stammen d ie meisten weiteren Siedlungsquellen. Die Grabung mit den grössten Ausrnassen, die wohl den gesamten Umfang der Siedlung erfasste, führten die Mitarbeiter des Archäologischen Instituts von Brno am Fundort Vyskov (Sedo 1991; ders. 1993, 115) durch. Eine grosse Rettungsgrabung erfolgte auch in Drnholec. Über die Anordnung der Objekte im Rahmen einer gehöftähnlichen Formation sind wir aus dem Fundort VI~kov­ Dolni Nem~i (Pernicka 1981; Droberjar 1988) informiert. Die meisten in Mähren untersuchten Siedlungen gehören ins 2.-3. Jh. Als bester Repräsentant der Erforschung der spätrömischen Siedlungen aus dem 4. Jh. kann der Fundort in Zlechov dienen. Die theoretische Erforschung der Siedlungen aus der römischen Kaiserzeit steckt erst in den Anflingen, wenn man bedenkt, dass einer komplexen Forschung nach wie vor lediglich auf Teilbereiche orientierte Arbeiten vorangehen. Es handelt sich um Arbeiten zur Beurteilung jeweils eines Fundortes, z. B. Vicemilice (Kalousek/ Pernicka 1956), Brod nad Dyji (TejrallJelinkova 1980), Vlcnov-Dolni Nem~i (Pernicka 1981), des Verlaufs von Hüttenrekonstruktionen (peskaf 1961, 420-421, Seda 1991, 24) und der Typologie von Objekten, besonders von Hütten und deren morphologischer Analyse (PeSkaf 1961; ders. 1964, 71-88;Freilagova 1973, 94-100; Pernicka 1981), der Töpferöfen in den Siedlungen (PeskaP 1988). Am weitesten fortgeschritten ist die theoretische Forschung in der Problematik der Siedlungen der spätrömischen Kaiserzeit, bzw. der Siedlungen der Übergangszeit zwischen der späten römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit (Stufe 0,), und zwar als Verdienst von J. Tejral (1985,398345; ders. 1990). Dieser Autor hat nicht nur den Horizont der Siedlungen vom Zlechover Typ gesetzt, sondern ihn auch eingehenden Untersuchungen unter dem

Aspekt von breiteren kulturellen und chronologischen Beziehungen zum Gebiet des Mittellaufs der Donau unterzogen. Der Untersuchung von Regionen und Mikroregionen wird in Mähren weniger Aufinerksamkeit geschenkt als in Böhmen. Zu den am besten erforschten Regionen gehören das Gebiet am Fluss Dyje in der Umgebung von Mikulov und dem Gebirge Pavlovske vrchy (pollauer Berge) (Jelinkova 1986; Tejral 1992: Droberjar 1993a, Abb. 3). Spezielles Interesse konzentrierte sich auch auf das Gebiet Vyskovskä brilna (Vyskover Pforte) (Sedo 1993), das Gebiet um Znojmo (J . Kovarnik) und das um HuHn (0. Kolbinger - die meisten Lesefunde, vor allem in den Siedlungen der späten römischen Kaiserzeit, blieben unveröffentlicht).

Übersiehl der Geländeaufnahmen aUS der römischen Kaiserzeil in Mähren: 1848: Funde in der Siedlung M!nin"U dvora Albrechtova" J 903: Grabungen im ersten Siedlungsobjekt aus der römischen Kaiserzeit in Blafovice 1927: J. PouJik entdeckte zwei Töpferöfen in Jirikovice 1933 : Grabung in Vicemilice (F. Kalousek), Untersuchung der ersten HOtte mit sechseckigem Pfostenscherna J 941: Grabung von I. Borkovsky in Vicemilice 1943: Grabung von J. PouHk in Tvaro1na 1955: Grabung in Komofany (K. Ludikovsky) und Mikul~ice (I. Pe!ka;) 1957: Grabung in Prosim~rice "Za mlynem" (R. M. Pemitka) 1958: Rettungsgrabung in MuSov "Na piskäch" (I. Pe!kaf), Grabungsbeginn in Ki'epice - Fortsetzung 1959-61 1959: Beginn der Rettungsgrabungen in Blu~ina (I. Pelkaf) 1959: Grabung in Prosim~fice "Za mlynem" (l. Tejral) 1964-69: systematische Grabung in Ziechov ('I. Hruby), Fortsetzung in den 70er Jahren 1965: Beendigung der Grabung in Blutina (I. Pe! ka;) 1968-69, 1973 : Grabung von l. Tejral in Ladn' 1972-80: systematische Grabung in VI~nov-Dolnl Nt!rnti (R. M. Pemi~ka) 1972,1974: Grabung in Raihrad (C. Staila, I. Pelkaf) 1976: Rettungsgrabung in Bmo - Stary Liskovec (l. Citrnä;ovä) 1977-78: Renungsgrabungen in Brod nad Dyji - ehern. "Freiäcker" und "Zinsllcker" (D. lelinkovä) 1978-81: Rettungsgrabung in Dmholec (D. lelinkova) 1970-1980: Rettungsgrabung in Skalice n. Svit. (A. Strot) 1980: Rettungsgrabung in MuSov " U sv. lana" (M. Citmäf, M. Geisler, I. Rakovsky) 1987-89: Rettungsgrabung in Borkovany- Tt!~any (M. Geisler, A. Strof, P. Vitula) 1989-91: Rettungsgrabung in Vy!kov (0. Sedo. M. Geisler) 1991-92: Grabung in Hru!ky, ursprünglich als Moravskä Novä Ves bezeichnet (S. Stuchlik, l . Stuchlikovä, E. Droberjar) 1993: Rettungsgrabung de s Instituts für Archäologische Bodendenkmalplfiege Bmo in Havi'ice ''Nad stavem" (M . Geisler) und in Slavkov (0. Sedo. P. Enderovä, A. Strof, P. Vitula)

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' in Mähren (Stufen BI' B! und römischen Kaise~:~rzeit in Mähren. Abb. I. Siedlungen der ~eteren r älteren r~mischen K . hen Siedlungen aus n1SC

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. B/ e.). Fundortennum mer sm. d im Kapitel

I2 .. I Katalog der genna-

3. Arbeitsverfahren, Forschungsmethoden und Ziele der Arbeit Diese Studie germanischer Siedlungen der älteren römischen Kai serzeit in Mähren repräsentiert die erste komplexe Bearbeitung dieser Problematik in Mitteleuropa. Die Grundlage der Arbeit ist ein kompletter Katalog der ausgewählten Fundkomplexe (Abb. 2) von elf Fundorten. Um die Eingliederung der Ergebnisse der vorgelegtenArbeit in den Gesamtkontext der Forschung der Siedlungen der römischen Kaiserzeit zu ermöglichen, wurden vom Autor ein Katalog der Fundorte Mährens mit Grundangaben über die Siedlungen der älteren römischen Kaiserzeit sowie eine Übersicht der Forschung über Siedlungen der römischen Kaiserzeit in Mitteleuropa ausgearbeitet. Vor der Ausarbeitung der Studie erfolgte noch die Auswertung der Funde aus einigen Objekten in Krepice und Musov "Na piskäch", die in die Stufen B" B,IC , und C, datiert sind. An diese Testergebnisse, die erste vorläufige Erkenntnise brachten, knüpfte dann eine weit umfangreichere Forschung an. Das Ziel war, festzustellen, wie die ersten Ergebnisse der Tests an anderen Fundorten und in anderen Regionen aussehen.

Abb. 2. Ausgewählte Fundorte rur die ausfilhrliche Untersuchungen: 1. Blutina "Spodni Kolberky" (Bez. Bmo·venkov). 2. !-1 0m! W:stonice "Na lukac h" (Bez. Sfeclav). 3 . Hru~ky "'Hrube dUy" (Bez. Bfeclav). 4 . Komornny "la humnr" (Bez. Vy~ko\'), 5. Kfepice "zahumenice" (Bez.

Bfeclav), 6. Kfitanovice "Pi hleky" ( Bez. VySkov), 7. Mikulov "Pod Mu~lovem" (Bez.. Bfeclav), 8. Mikulfice "Padtliky" (Bez. Hodon!n), 9. Mu~ov "Na piskäch" (Bez.. ßl'eclav),1 O. Rajhrad "Stnin~ nad Habfinou"

(Bez. Brno-venkov), 11. Skalice n3d Svitavou "'Nivy" (Bez. Blansko).

Bei dem Studium der riesigen Menge von Siedlungsquellen musste man eine Auswahl treffen, die einige positive Ergebnisse brachte: I/ Die Analyse konnte in relativ kurzer Zeit (4-5 Jahre) durchgefuhrt werden. 2/ Ich konnte mich auf einige wichtigere Faktoren konzentrieren (z. B. massgebende chro-

nologische Elemente, Stellung der Hütten mit sechseckigem Pfostenschema in Mitteleuropa, Bedeutung der römischen Importe in das germanische Milieu. 3/ Die Arbeit habe ich als Einleitung in die Forschung der germanischen Siedlungen der älteren römischen Kaiserze it und zugleich als eine schnelle Hilfe bei der Bestimmung der Siedlungsfunde (Typenkatalog der Keramik, Chronologie der Fundkomplexe, Katalog der Fundorte) aufgefasst. Die ausgewählten Fundorte mit Siedlungsobjekten stammen aus mehreren, voneinander unterschiedlichen (süd)mährischen Regionen: I) Die Musov-Region (Fundorte: Mikulov, Musov "Na piskach", Homi Vestonice): die breitere Region von Mikulov ungefähr entlang des Mittellaufes des Flusses Dyje (Thaya) . 2) Die Region um Hodonin und Breclav entlang des Fl usses Morava (March), (Fundorte: Mikulcice, Hrusky): das Gebiet in der Nähe des Flusses Morava und ungefähr in den Bezirken Breclav und Hodonin. 3) Der Südteil der Region von Bmo (Fundorte: BluCina, Krepice, Rajhrad): das Gebiet zwischen Bmo und der Musov-Region im Einzugsgebiet des Flusses Svratka. 4) Die Region von Vy§kov (Fundorte: Komorany, Krifunovice): ungefähr der Bezirk Vyskov. 5) Die Boskovice-Mulde (Fundorte: Skalice nad Svitavou): das Gebiet zwischen Blansko und Chomice, bzw. Moravicany. Von diesen Regionen, bzw. Fundorten wurden 54 Objekte aus der älteren römischen Kaiserzeit (d. h. 33 Objekte aus der Stufe B, und 21 Objekte aus der Stufe B,IC ,) analysiert . Es geht hauptsächlich um Hütten. Für die komparative Analyse wurde auch Material aus drei Hütten der jüngeren römischen Kai serzeit (Stufe C,) aus Musov "Na piskach" benutzt. Erstens wurde ein Katalog der Typen der germani schen Siedlungskeramik ausgearbeitet. In den Arbeitsblättern, die nach den einzelnen Fundorten und Objekten ausgearbeitet wurden, war fur jeden Fund, d. h. fur jedes Keramikfragment und weitere Funde, eine Zeile (mit Angaben über lnventarnummer, Typ der Form, der Verzierung und des Materials sowie Platz fur Anmerkungen) vorgesehen. Auf diese Weise wurde die Keramik furdie eigentliche Auswertung vorbereitet. Die Grundmethode der Klassifizierung undAuswertung der Keramik war die KMKF-Methode (Kombinationsmethode der Klassifizierung der geschlossenen Funde). Die gesamte, nach dem Typen-

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katalog klassifizierte Keramik wurde nach den einzelnen Typen der Verzierung und den Formen in Kombinationstabellen geordnet. In diesen Kombinationstabellen wurde dann das Vorkommen der Typen in einzelnen Siedlungsobjekten verfolgt. Wiederholtes Vorkommen der studierten Typen in mehreren Objekten, bzw. an mehreren Fundorten wurde dann fur die Bestimmung des Inhalts der chronologischen Stufen benutzt. In der zweiten Phase wurden dann die erzielten Ergebnisse mit weiteren Funden verglichen. Wir sprechen hier über Korrelation mit chronologisch sensitiven Funden (meistens mit römischen Funden). Das Ergebnis dieser Methode war die Einteilung der studierten Objekte in chronologische Stufen, bzw. Horizonte (Stufen B" B,IC, und C). Die Methode KMKF benutzt statistische Verfahren, so dass es gelang, einige sekundäre Funde zu elimimeren.

Das Hauptziel der Arbeit war die Bemühung, die Veränderungen der Siedlungsstruktur im Laufe der ersten zwei Jahrhunderte nach Christus zu erfassen und die einzelnen Siedlungshorizonte im Rahmen der relativchronologischen Stufen der älteren römischen Kaiserzeit in Mähren zu definieren. Um dieses Hauptziel erreichen zu können, musste ich zuerst einige Teilaufgaben lösen: 11 Abfassung einer Einfiihrung in

die Systematik der germanischen Siedlungen der römischen Kaiserzeit (Erarbeitung eines Klassifizierungssystems der Sortierung der germanischen Siedlungskeramik, d. h. typologische Analyse der Verzierung und der Formen, Definieren einzelner Keramikgruppen, Hervorhebung von ruhrenden Typen, 2/ Beitrag zu den Anfangen der römischen Kaiserzeit in Mähren unter dem Aspekt der Siedlungsfunde (Frage der ältesten germanischen Elemente in den Siedlungskomplexen amAuskJang der Latemezeit, Möglichkeiten der Identifizierung der ältesten Siedlungsfunde aus der römischen Kaiserzeit), 3/ Bedeutung der mährischen Siedlungs funde rur die Chronologie der Stufe B" 4/ Ausgliederung der Übergangsstufe B,IC, zwischen der älteren und der jüngeren Kaiserzeit in Mähren nach den Siedlungskomplexen (Niederschlag der Markomannenkriege in den Siedlungen der Übergangsstufe B,IC,), 5/ Beziehungen Mährens zu den benachtbarten Gebieten im Lichte der Siedlungsfunde und ihre chronologische Bedeutung (Rolle der römischen Importe rur die Datierung der Siedlungen, Belege der römischen militärischen Aktivität im Milieu der barbarischen Siedlungen, 6/ archäologisch-historischer Beitrag der germanischen Siedlungen rur das Studium der römischen Kaiserzeit.

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Abb. 3. Kfepice "Zahumenicc" (Bez. Bfeclav) . Siedlungsplan (Krepice I - Stufe 8 2, Ktepice 2 - Stufe ß/C,: HUtten V, XII und XVII). Ausgrabung von I. Pe!kal(1958-1961).

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4. Aussehen und Architektur der Siedlungen der römischen Kaiserzeit 4.1. Grundrissdispositionen der Siedlun gen Andere Objekte (Gruben), offensichtl ich wirtschaftlichen Charakters, sowie ein Pfostenbau (Speicher) und zahlreiche Pfosten zwisc hen den Objekten schliessen dann das Gehöft von 60 m' un bebauter Fläche. Produktion sobje kte (Töpferöfen) waren ausserhalb des Gehöfts auf der Süd-, bzw. Nordseite situiert (Droberjar 1988). Die bei den Wohnobjekte wurden allem Anschein nach nicht von der Hoffläche aus, sondern von der gegenilberl iegenden, d. h. der Sildseite betreten. Doch zurilck zu unserer Problematik der altrömischen Siedlungen. In den Jahren 1958-6 I untersuchte I. Pe~kar den grösseren Teil der Siedlung in Kfepice, Flur "Zähumenice" (Abb. 3). Es handelt sich um einen der wenigen Fundorte, auf dem ei ne Zweiphasenbesiedlung sichtbar wurde. Die ältere Siedlung (Stufe

Die Beschäftigung mit der Frage des Aussehens der Siedlungen und mit den Beziehungen der einzelnen Objekte zueinander stellt eine verhältnismässig schwere Aufgabe dar. Die meisten germanischen Siedlungen, sowohl aus der älteren als auch jüngeren und späten römischen Kaiserzeit, wurden nur aufkleinen Flächen untersucht. Die am besten dokumentierte mährische, se lbständige Siedlungseinheit an einem früh- bis spätrömischen Fundort (Stufe C,-C" bzw. D ,) ist in Vlcnov-Dolni Nemci anzutreffen. R. M. Pernicka (1980; ders. 198 1) ist es gelungen, vor allem in den Jahren 1977-79 ein Gehöft durchzugraben, das wir in die Stufe C, datieren können. Das Gehöft besteht aus zwei eingetieften Hütten des Übergangstyps BI fC2, beide mit Vorratskammern und weiteren Objekten .

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Taf. 7g;Barankiewicz 1959, Tabl. XIIl,I.4;MotykowiSneidrova 1963, Abb. 13,11; 17,13; Wegewilz 1972, Taf. 60; Keiling 1984, Abb. 23,93), ist das Fragment eines terrinenförmigen Gefasses mit einem leicht trichterformigen Rand. Älteste römische Funde im Siedlungsmilieu (Abb. 60). Die einzige Quellenart, die die Besiedlung Mährens im 1. Jh. n. Chr. bestätigt, sind die römischen Funde in den Siedlungen. Schon mehrmals wurden Scherben der südgallischen Sigillata vom Typ Drag. 29 erwähnt, die in La Graufesenque erzeugt und in Brno-Chrlice und Komorany gefunden worden waren. Während das Fragment der Sigillata aus Komorany ungefahr in die Herrscherzeit Neros bis Vespasianus datien werden kann (Droberjar 1991, 9, 13,27-28, Taf. 2,1 Oa-b; 5,4), können wir die Sigillata aus Brno-Chrlice als Produkt des Meisters Primus (PRIMUS nach dem Motiv der Spirale vom Typ Schmallmayer 0 110 - Schallmayer 1985, 16), dessen Tätigkeit in die Regierungszeit von Claudius bis Nero tlillt, bestimmen. Die Funde aus den bei den Fundorten kamen in der 111. Tejral-Phase (Tejra11967, 125126; ders. 1974,79-81) der Importe römischer Bronzegetlisse, d. h. in der Phase B", nach Mähren. Mit zunehmenden germanischen Funden aus der 2. Hälfte des I. Jhs., die vor allem in der Umgebung von Gräberfeldern vorkommen und die eine höhere Intensität der Besiedlung widerspiegeln, kann man feststellen, dass in Mähren auch andere römische Waren einen stärkeren Absatz fanden, seien es Bronze- und Glasgefasse oder die Kleinbronzenindustrie (TejraI1967; ders. 1970; ders. 1974,79-81). In den Siedlungen kommen dieseAustauschbeziehungen mit den römischen Provinzen in der untersuchten Periode

vorerst bescheiden vor. Dennoch erweitern auch die Funde einiger römischer Fibeln den Horizont der Kenntnis der Siedlungen aus dem I. Jh. In den Siedlungen in Uhersky Brod (PeskGl' 1972, 49, Taf. 9,8) und Dobrockovice (Pdkaf 1972, 11 , Taf. 10,2) wurden donauländische kräftig profiliene Fibeln vom Typ Almgr. 68 mit durchbrochenem Nadelhalter mit zwei kreisförmigen Öffuungen gefunden. Es handelt sich um typische Repräsentanten der Phase B" (2. Hälfte des I. Jhs. n. Chr.), die sowohl in den Provinzen, als auch im Barbaricum stark verbreitet waren und deren Schwerpunkt wahrscheinlich in Norikum und in Pannonien lag (Peskaf 1972, 78; Palek 1942, 93). Nördlich der Donau können wir eine grössere Konzentration eben im Marchgebiet und in der Sudwestslowakei verzeichnen (Tejra11970, 110; ders. 1977, Abb. 45; Kolnik 1977,157; Peslcaf 1972, 78). In der Siedlung in Dobrockovice wurden auch andere Typen römischer Fibeln entdeckt. Einer davon ist die kJeine Form der unverzienen Variante der südpannonischen kräftig profilienen Fibel vom Typ Okorag (Palek 1942, 100, Taf. XI,9;Peskaf 1972, 11, 80, Taf. 12,8). Obwohl die ältesten Fibeln dieses Typs schon in der I. Hälfte des I. Jhs. in Bosnien vorkommen (Peskaf 1972, 80; Jobst 1975, 29), kann man nach deren stärkster Verbreitung in Unterpannonien und Dalmatien (PeSkaf 1972; Palek 1942, 99-100)mit ihnen im ganzen I. Jh., insbesondere jedoch in der 2. Hälfte des I. Jhs. rechnen. Vereinzelt greifen sie auch aufwestliches Gebiet über, z. B. aufNorikum (Jobsr 1975, 28-29, Taf. 1,5-6), oder nördlich, eben auf das Marchgebiet. Eine weitere Fibel aus Dobrockovice (PeSkaf 1972, 11,67, Taf. 1,3) und zugleich der letzte Fund, der ähnlich wie das voran-

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Abb. 60. Die römischen SiedlungsFunde (SlUfe BI) in Mahren. 1.2.4 Dobroc!kovice, 3 Uhersky Brod, 5, 6 Bmo-Chrlice, 7 Komofany.

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gegangene Exemplar noch in die 2. Hälfte des I. Jhs datiert werden kann, ist eine Scharnierfibel mit profiliertem Bogen. In Britannien, wohin diese Fibeln mit der Armee im Jahre 43 und dann in den Jahren 60-65 aus den Gebieten ihrer grössten Verbreitung, den westlichen Provinzen, geraten sind, werden sie als HodHili-Typ bezeichnet (Hawkes/Hu/l1947, 323-324, PI. CXVII, 140-157; Cmmmy 1981, 10). Die Fibel aus Dobrockovice würde ihrer Form nach dem Typ Riha 5. 12, Var. I, nach der Verzierung des Bogens der Var. 2 entsprechen (Riha 1979,137, Taf 38,1036.1038). Es ist gelungen nachzuweisen, dass auch in Mähren archäologische Quellen aus dem Anfang der römischen Kaiserzeit nicht fehlen. Daraufhaben übrigens schon die ältesten Funde im Fürstengrab von Musov aufmerksam gemacht (TejraI1992). Die frühgermanische Keramik aus Nejdek deutet auf die Anwesenheit der Germanen im Siedlungsmilieu an der Zeitenwende hin. Für weitere Phasen der Stufe B, gibt es in den Siedlungen etwas mehr germanische (Chvalkovice, Hrab,Wce, Nejdek, Hradcovice) und römische (Brno-Chrlice, Komofany, Dobrockovice, Uhersky Brod) Funde. Zu interessanten Erkenntnissen gelangte man bei der Untersuchung der Verteilung der Fundorte in Mähren. Während sich die germanischen Funde in der Latenezeit (LT C2 bis LT D 1) in Mittel- und Ostrnähren konzentrieren (eine Ausnahme bildet der heute nicht mehr zu beglaubigende Fund aus Hustopece), häufen sich die germanischen Funde aus dem Anfang der römischen Kaiserzeit (Stufe B,) in Südmähren. Die Nordgrenze ihrer Verbreitung respektiert die Südgrenze der Funde aus der Latenezeit. Dieses Phänomen können wir durch die Differenzen der Milieus, in welche die neuen Bewohner kamen, und vielleicht auch durch die unterschiedlichen Richtungen ihres Durchdringens erklären.

8.2. Siedlungen der Stufe B,. Siedlungshorizont der Vormarkomannenkriege(Abb. 61-62). Der Chronologie der Siedlungen aus dem 2.-3. Jh. wurde bisher nur marginale Aufmerksamkeit gewidmet. Für die Siedlungsfunde dieser Periode reservierte J. Tejral (1983, Abb. 18,24; ders. 1992, 409-417, Abb. 25-27) die Spätphase der Stufe B" die absolut in die Zeitspalll)e der Jahre 150-180 datiert ist, sowie die etwa zwischen die Jahre 230-270 absolut datierte Spätphase der Stufe C, . Die Ausgliederung der genannten Stufen bzw. Phasen synchronisierte der Autor mit der Datierung von Grabkomplexen und römischen Importen . Ausgewählte Funde aus den

140

Siedlungskomplexen stellen dann chronologisch sensitive, fur eine feinere zeitliche Zuordnung geeignete Gegenstände dar. Für eine breitere Anwendung dieses chronologischen Systems an Siedlungskomplexen, die oft nur keramisches lnventar enthalten, sehe ich nur einen beschränkten Aktionsraum. Aus diesem Grunde und zur genaueren Überprüfung der datierten Komplexe versuchte ich, eine relative Chronologie der Siedlungskomplexe aus dem 2. Jh. bis in die I. Hälfte des 3. Jhs. auszuarbeiten. Wichtige Erkenntnisse ergaben sich aus statistischen Analysen der germanischen Keramik. Für die Siedlungen der B,-Stufe sind folgende chronologische Verzierungstypen kennzeichnend: Einritzungen und Kerben in Form eines Tannenzweigmuslers aus Kerben und zarten Einstichen (Typ 173), besondere Keileinstiche und Kerben (Typ 196), eingetiefte Zickzackmuster (Typ 232a), eingeritzte Tannenzweigmuster (Typ 261), lange Kammstrichbänder (Typ 321), eingekämmte Wellenbänder (Typ 374), Kannelierung arn Boden (Typ 564), Rädchenverzierung - kombinierte Verzierung mit Mäander und Zickzackmuster (Typ 633), eingeglättete Verzierung - verschiedene Streifen (Typ 712a). Es lassen sich auch einige charakteristische keramische Formen bestimmen, die sich zum Vormarkomannenkriege-Siedlungshorizont melden. Dazu gehören vor allem: Zwischenformen [ (Typ 2103,2129,2132 und 2135), scharfprofilierte Schüsseln (Typ 2310 und 2319), Schüsseln mit eingebogenem Rand und mit Rillen oder Rinnen unter dem Rand (Typen 2504, 2505, 2506), Schüsseln mit abgerundetem Boden (Typen 2754, 2757, 2758, 2769), Terrinen mit durchgebogenem Hals (Typ 3208), Terrinen mit trichterförmigem Hals (Typen 3401-3405), Flaschengefasse (Typ 5202) , s chüsselförmige Siebgefasse (Typ 6207 und 6208) sowie vereinzelte und besondere Formen (Typen 9203 und 9401). In diesem kaiserzeitlichen Siedlungshorizont wurde die Keramik am meisten mit der Technologie Be (41 %) und am wenigsten - im Vergleich mit den jüngeren Perioden (B/ C, und C,) - mit der Bd-Technologie (17 %) hergestellt. Wenn man vereinzelt in den germanischen Siedlungsobjekten auch einen kleineren Gegenstand gennanischen Ursprungs mit genauerer chronologischer Nachweisbarkeit entdeckt, dann ist es möglich (falls es sich nicht gerade um Intrusion oder einen Gegenstand mit längerer Lebensdauer handelt), die Resultate der Datierung anhand des keramischen Materials zu präzisieren oder zu bestätigen. Zu kleinen nichtkerami schen Funden, die eine Präzisierung oder Bestätigung der chronologischen Beobachtungen

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Tar. 12. Blw!ina (Bez. Bmo-venkov) - HUne V. Dalierung: Bie,. Ohne M3ssstlibe .

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262

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