Sprachkontakte in der Romania: Zum 75. Geburtstag von Gustav Ineichen [Reprint 2015 ed.] 9783110913712, 9783484507159

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German Pages 306 [308] Year 2004

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Table of contents :
Einleitung
Schriftenverzeichnis von Gustav Ineichen (ab 1998)
Galloromanische Elemente im Altitalienischen
Per lo studio del contatto romanzo-germanico: la sintassi del cimbro
Allomorfia suffissale: prestiti e neoformazioni, predittività e produttività
Oltre la lingua: nomi di eretici e di aderenti ai movimenti pauperistici (ibigotto, béguine) e le loro implicazioni metodologiche. Forza semantica di bagordo e di bordello
Zur unpersönlichen Konstruktion im Gadertalisch-Grödnerischen und Friaulischen
Gli orientalismi nel francese d’Oltremare
A-lā, Eh und Holà: cAmr ibn Kultùms Verse über den Wein - zweimal französisch: von Jacques Berque und Pierre Larcher
Eine Crux im Text von Marco Polo: rondes
Das „Croissant“: eine Nachschau im Abstand von 90 Jahren (mit zwei dialektometrisch erstellten Farbkarten)
Considérations sur le francoprovençal
Die ersten brasilianischen Entlehnungen aus dem Tupi (1500-1570)
Mexikanische und brasilianische Toponymie indianischen Ursprungs
Materia iberoromanza e spirito olandese: Zum niederländischen Anteil am Papiamento
„Geklonte Wörter“: Anglizismen in spanischen Stilbüchem
Zur „Keltomanie“ in Portugal
Die Nutzung von Angloamerikanismen zwischen Bedürfnis und Luxus. Spanische, französische, italienische und deutsche Beispiele aus Hip-Hop-Zeitschriften
Die „Rohen“ und die „Gekochten“: Anmerkungen zur Metaphorik des Kulinarischen in China
Über die Versprachlichung des Weingeschmacks
Ein professorales Partygespräch
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Sprachkontakte in der Romania: Zum 75. Geburtstag von Gustav Ineichen [Reprint 2015 ed.]
 9783110913712, 9783484507159

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SPRACHKONTAKTE IN DER ROMANIA

SPRACHKONTAKTE IN DER ROMANIA Zum 75. Geburtstag von Gustav Ineichen Herausgegeben von Volker Noll und Sylvia Thiele

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 2004

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-484-50715-2 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 2004 http://www.niemeyer. de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach

Inhalt

Einleitung

1

Schriftenverzeichnis von Gustav Ineichen (ab 1998)

3

ITALOROMANIA Max Pflster Galloromanische Elemente im Altitalienischen

7

Paola Benincà / Lorenzo Renzi Per lo studio del contatto romanzo-germanico: la sintassi del cimbro

23

Salvatore Claudio Sgroi Allomorfia suffissale: prestiti e neoformazioni, predittività e produttività

45

Ottavio Lurati Oltre la lingua: nomi di eretici e di aderenti ai movimenti pauperistici (bigotto, béguine) e le loro implicazioni metodologiche. Forza semantica di bagordo e di bordello

89

RAETOROMANIA Sylvia Thiele Zur unpersönlichen Konstruktion im Gadertalisch-Grödnerischen und Friaulischen

109

GALLOROMANLA. Laura Minervini Gli orientalismi nel francese d'Oltremare

123

Peter Bachmann A-lä, Eh und Holà: c Amr ibn Kultüms Verse über den Wein zweimal französisch: von Jacques Berque und Pierre Larcher.

135

VI Barbara Wehr Eine Crux im Text von Marco Polo: rondes

147

Hans Goebl Das „Croissant": eine Nachschau im Abstand von 90 Jahren (mit zwei dialektometrisch erstellten Farbkarten)

159

Wiecher Zwanenburg Considérations sur le francoprovençal

173

IBEROROMANIA Volker Noll Die ersten brasilianischen Entlehnungen aus dem Tupi ( 1500-1570)

185

Wolf Dietrich Mexikanische und brasilianische Toponymie indianischen Ursprungs

203

Johannes Kramer Materia iberoromanza e spirito olandese: Zum niederländischen Anteil am Papiamento

223

Petra Braselmann „Geklonte Wörter": Anglizismen in spanischen Stilbüchern

231

Barbara Schäfer-Prieß Zur „Keltomanie" in Portugal

249

ROMANIA Arno Scholz Die Nutzung von Angloamerikanismen zwischen Bedürfeis und Luxus. Spanische, französische, italienische und deutsche Beispiele aus Hip-Hop-Zeitschriften

259

EXKURS: VARIA Erhard Rosner Die „Rohen" und die „Gekochten": Anmerkungen zur Metaphorik des Kulinarischen in China

273

Bernd Kielhöfer Über die Versprachlichung des Weingeschmacks

283

Gabriel Altmann / Werner Lehfeldt Ein professorales Partygespräch

297

Einleitung

Am 6. Juni 2004 feiert Gustav Ineichen seinen 75. Geburtstag. Zu diesem Anlaß haben sich Freunde, Kollegen und Schüler zusammengefunden, um ihn mit dem vorliegenden Sammelband zu ehren. Dies geschieht natürlich in Verbindung mit dem Max Niemeyer Verlag, für den Gustav Ineichen drei Jahrzehnte die Romanische Bibliographie sowie, in Zusammenarbeit mit Christian Rohrer und in der Folge mit Bernd Kielhöfer, die Romanistischen Arbeitshefte herausgegeben hat. In einer kleinen, unlängst erschienen Schrift mit dem Titel Sprachen, Länder und Reisen1 beleuchtet Gustav Ineichen Stationen sein Lebensweges. Seinen Werdegang zeichnet er in diesen „Erinnerungen eines Professors" - so der Untertitel - auf originelle und in vielen Punkten anekdotische Art nach, so daß die Herausgeber seines Festbandes zu biographischen Fragen guten Gewissens auf dieses Opusculum verweisen können. Als Ordinarius für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Göttingen (1965-1970 und 1975-1995) setzte Gustav Ineichen einerseits einen wissenschaftlichen Schwerpunkt in der Beschäftigung mit dem italienischen und dem französischen Mittelalter. Andererseits konzentrierte er sich auf Fragen der modernen Linguistik, vor allem im Bereich der romanischen und der allgemeinen Sprachtypologie, der er eine vielbeachtete Monographie gewidmet hat.2 Dieses Gebiet entspricht im Besonderen seiner weitgefächerten linguistischen Orientierung. In Luzern aufgewachsen, beherrschte er bereits in jungen Jahren die Idiome der viersprachigen Schweiz, einschließlich des Rätoromanischen. Daneben beschäftigte er sich schon früh mit dem Russischen, studierte Romanistik und klassische Sprachen, gesellte diesen in seinem späteren, langjährigen Aufenthalt in Rom auch das Arabische bei, und wandte sich schließlich dem Chinesischen und dem Koreanischen zu. Mit dem Orient ergaben sich vielfaltige Berührungspunkte, wobei sich Gustav Ineichen vor allem der Arabistik3 und der Sinologie verbunden fühlt. Vor einigen Jahren erschien ein Band mit Gustav Ineichens maßgeblichen Aufsätzen zu Typologie und Sprachvergleich, der die Breite seines Schaffens

1

2 3

Ineichen, Gustav: Sprachen, Länder und Reisen. Erinnerungen eines Professors. Hamburg 2000.

Ineichen, Gustav: Allgemeine Sprachtypologie. Ansätze und Methoden. Darmstadt21991. Ineichen, Gustav: Arabisch-orientalische Sprachkontakte in der Romania. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Mittelalters. Tübingen 1997.

2

Einleitung

mit Themen wie Marco Polo, Nebrija, Sephardentum, lingua franca und der gegenwärtigen Sprachpolitik in den romanischen Ländern dokumentiert.4 Der vorliegende Sammelband führt nun Beiträge von Freunden, Kollegen und Schülern diverser fachlicher Ausrichtung unter dem Titel Sprachkontakte in der Romania zusammen. Der zeitliche Rahmen, in dem sich die Untersuchungen bewegen, erstreckt sich gleichfalls vom Mittelalter bis zu Fragen des aktuellen Sprachgeschehens. Räumlich spannen die Arbeiten einen Bogen, der sich von Italien über Frankreich auf die Iberische Halbinsel zieht. Darüber hinaus werden Verbindungen mit dem Orient und Sprachkontakte in der Neuen Romania miteinbezogen. Es ist die mannigfaltige Welt der Sprachen und Begegnungen, die sich Gustav Ineichen als Mittelpunkt seines Wirkens auserwählt hat - von den romanistischen Anfängen in Padua und Venedig - bis heute. Wir wünschen ihm, daß sie ihn noch recht lange fasziniert. Ad multos annos!

Die Herausgeber

4

Münster, im Frühjahr 2004

Ineichen, Gustav: Typologie und Sprachvergleich im Romanischen. Aufsätze hg. v. Volker Noll. Heidelberg 1999.

1973-1998,

Schriftenverzeichnis von Gustav Ineichen (ab 1998)1

1998 Ineichen, Gustav: Il Mediterraneo e la Sicilia. Tavola rotonda, in: Atti del XXI Congresso Internazionale di Linguistica e Filologia Romanza, hg. v. Giovanni Ruffino. Tübingen 1998, Bd. 4, 585-672 (Ineichen 605-608, 626f.). Rez. Glessgen, Martin-Dietrich: Die Falkenheilkunde des ,Moamin' im Spiegel ihrer volgarizzamenti, in: Studien zur Romania arabica, Bd. 2. Tübingen (Niemeyer), 1996 (Beiheft, ZRPh 269/270), in: VR 57 (1998) 210-213. Rez. Casapullo, Rosa: Munti della santissima oracioni, Palermo (Collezione di testi siciliani dei secoli XIV e XV), 1995, in: VR 57 (1998), 213-215. Rez. Dauses, August: Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft, sprachliche Kategorien und Funktionen. Stuttgart 1997, in: ZRPh 114 (1998), 760f.

1999 Ineichen, Gustav: Typologie und Sprachvergleich im Romanischen. Aufsätze 1973-1998, hg. v. Volker Noll. Heidelberg 1999 (Studia Romanica 97). Ineichen, Gustav: Il concetto del tempo e la temporalità linguistica, in: Il tempo, i tempi. Omaggio a Lorenzo Renzi, hg. v. Rosanna Brusegan / Michele A. Cortelazzo. Padova 1999, 113-120. Rez. Wehr, Barbara: SE-Diathese im Italienischen, Tübingen (Narr, Romanica Monacensia 37), 1995, in: ZRPh 115 (1999), 205-207.

Für Gustav Ineichens Schriftenverzeichnis bis 1998 vgl. Ineichen, Gustav: Typologie und Sprachvergleich im Romanischen. Aufsätze 1973-1998, hg. v. Volker Noll. Heidelberg 1999, 196-209.

4

Gustav Ineichen

Rez. Klinkenberg, Jean-Marie (1994): Des langues romanes. Introduction aux études de linguistique romane. Louvain-la-Neuve 1994, in: ZRPh 115 (1999), 163-168.

2000 Rez. Galmés de Fuentes, Alvaro: Inñuencias sintácticas y estilísticas del árabe en la prosa medieval castellana, '1956, segunda edición corregida y aumentada, Madrid (Gredos), 1996, in: Romance Philology 54 (2000), 236f.

2001 Ineichen, Gustav: Methoden der Klassifikation, in: Lexikon der Romanischen Linguistik (LRL). Bd. 1,2. Tübingen 2001, 682-686. Rez. Galmés de Fuentes, Alvaro: Ramón Llull y la tradición árabe. Amor divino y amor cortés en el Llibre d'Amie e Amat. Barcelona (Cuadernos Crema, Biblioteca General 22) 1999, in: VR 60 (2001), 362f. Rez. Gosselin, Laurent: Sémantique de la temporalité en français: un modèle calculatoire et cognitif du temps et de l'aspect Louvain-la-Neuve 1996, in: VR 60 (2001), 345f. Rez. Corriente, Federico: Poesía dialectal árabe y romance en Alandalús.Cejeles y xarajât de muwassahât. Madrid (Gredos), 1997, in: ZRPh 117 (2001), 699f. Rez. Dörr, Stephen: Der älteste Astronomietraktat in französischer Sprache: L'Introduction d'astronomie. Edition und lexikale Analyse. Tübingen 1998, (Beihefte zur ZRPh, Bd. 289), in: Studis romanics 23 (2001), 301f. Rez. Neue Romanía 19 (1997) 268f. (Themenheft: Judenspanisch II), in: ZRPh 117(2001), 658f.

2002 Ineichen, Gustav: L'italiano nei confronti con la tradizione araba, in: Studi linguistici alpini in onore di Giovan Battista Pellegrini per i suoi 80 anni, hg. v. Johannes Kramer. Firenze (Istituto di Studi per L'Alto Adige) 2002, 13-20. Rez. Ambras, Arne Amadeus: Bongornu, kif int?: Einfuhrung in die maltesische Sprache. Wiesbaden (Reichert), 1999, in: ZRPh 118 (2002), 735f.

5

Schriftenverzeichnis

Rez. Actes du XIIe Congrès des Romanistes scandinaves, [Aalborg, 11-15 août 1993], Publications of the Department of Languages and Intercultural Studies, Aalborg University, Bd. 4), hg. v. Gerhard Boysen. Aalborg 1994, in: ZRPh 118 (2002), 682-687. Rez. Clyne, Michael / Kipp, Sandra: Pluricentric Languages in an Immigrant Context. Spanish, Arabic and Chinese, Berlin / New York 1999, in: Zeitschrift fur Dialektologie und Linguistik 69 (2002), 118f.

2003 Ineichen, Gustav: Englisch bzw. Angloamerikanisch als Universalsprache und die Sprachpolitik, in: Russistika - Slavistica - Lingvistica. Festschrift für Werner Lehfeldt zum 60 Geburtstag, hg. v. Sebastian Kempgen / Ulrich Solweier / Tilman Berger. München 2003, 403-412. [Fassung für Südkorea, November 2003] Rez. Kammerer, Matthias: Lemmazeichentypen für deutsche Verben. Eine lexikologische und metalexikographische Untersuchung. Tübingen (Niemeyer), 2000 (Lexicographica. Series Maior. Bd. 104), in: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 70 (2003), 209f.

im Druck Ineichen, Gustav: Sprachkontakte: Hebräisch und Romanisch, in: Romanische Sprachgeschichte, hg. v. Gerhard Ernst / Martin-Dietrich Gleßgen / Christian Schmitt / Wolfgang Schweickard, Kap. 14. Berlin / New York. Rez. Middelberg, Jutta: Romanismen in deutschen Rotwelsch-Dialekten. Wiesbaden 2001 (Sondersprachenforschung, 5), in: VR. Rez. Der Mensch und seine Sprache(n), hg. v. Oskar Panagl / Hans Goebl / Emil Brix. Wien / Köln / Weimar 2001 (Wissenschaft - Bildung - Politik, hg. v. der Östereichen Forschungsgemeinschaft, 5), in: VR. Rez. XTV e XV rescontr antemassional de Studi an sla Lenga e la Literatura Piemonteisa [Quinsne, 10-11 magg 1997 e 9-10 magg 1998], hg. v. Gianrenzo P. Clivio / Dario Pasero / Censini Pich. Ivrea, in: ZRPh. Rez. Sprachformen. Deutsch und Niederdeutsch in europäischen Bezügen. Festschrift für Dieter Stellmacher zum 60. Geburtstag, hg. v. Peter Wagener. Stuttgart 1999, in: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik.

Max Pfister

Galloromanische Elemente im Altitalienischen

Die Erforschung der galloromanischen Elemente im Italienischen hat in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte zu verzeichnen. Seit der grundlegenden Studie meines Lehrers Reto Bezzola (erschienen 1925) hat sich die Materialbasis bedeutend erweitert vor allem dank des Tesoro della lingua italiana delle orìgini (TLIO) unter der Leitung von Pietro Beltrami, der umfangreichsten Datenbank für die Anfange der ital. Sprache, zugänglich über das Internet. Für die Lehnbeziehungen im 17./18. Jahrhundert hat Andrea Dardi 1992 die wichtigste Arbeit geliefert: L'influsso del francese sull'italiano tra il 1650 e il 1715. Zehn Jahre später (2002) publizierte Roberta Cella ihr hervorragendes Werk / gallicismi nei testi dell'italiano antico (dalle origini alla fine del sec. XIV), eine überarbeitete „tesi dottorale" aus der Schule von Luca Serianni, veröffentlicht in der Reihe „Grammatiche e lessici pubblicati dall'Accademia della Crusca". Es ist insbesondere diese epochale Arbeit, die mich zu diesem Festschriftbeitrag zu Ehren von Gustav Ineichen angeregt hat. Nach den verschiedenen Mosaiksteinen von Gertrud Baer (1939), Palma L. Rizzo (1949, 1953, 1954), Theodor Elwert (1954), Thomas E. Hope (1971), Arrigo Castellani (1987) und Gabriele Giannini (1999) stellt Roberta Cellas Arbeit eine Art Synthese dar. Die umfassende Introduzione (I-XLII) mit der „grammatica dei prestiti" (69-287) entspricht dem neuesten Forschungsstand. Eine selbst auferlegte Beschränkung der Arbeit von Cella ist freilich die Toscana-Zentriertheit der Arbeit: (XXIII) „Questo lavoro esclude l'analisi dei volgari settentrionali, per altro trascurati anche dalla maggioranza degli studi correnti sui gallicismi". Vielleicht müsste ergänzend nicht nur auf die Lücken für den oberitalienischen Bereich, sondern auch im dialektalen Spektrum Süditaliens und Siziliens hingewiesen werden. Gerade diese geolinguistische Komponente ist aber - neben der chronologischen - entscheidend für die Beurteilung, ob es sich bei einem galloromanischen Element um Einflüsse der Karolingerzeit (Verwaltungssprache) der Normannen oder Anjou in Süditalien handelt oder evtl. um mittelalterliche galloitalienische Einflüsse oberitalienischer Kolonen im Hochmittelalter. Bei der Beantwortung dieser Fragen geben neben der neuen Arbeit von Roberta Cella auch die im LEI jeweils unter III. (Prestiti) aufgeführten Formen wichtige Hinweise und Anhaltspunkte. Vorgesehen ist auch ein Extraband der bisher im LEI nicht erfassten Elementi galloromanzi (Michela Russo). In der Festschrift Robert Martin (1997) habe ich anhand von fr. archibugio gezeigt, wie ein solcher Ergänzungsartikel des LEI aussehen könnte. Im Folgenden soll nun gezeigt werden, wie sich die Studie von Roberta Cella und die Materialien des LEI

8

Max Pfister

gegenseitig ergänzen und wie die mittelalterlichen Lehnbeziehungen zwischen Galloromania und Italoromania untersucht werden können.

1.

agugliere (Cella 315)

agugliere s.m. fabbricante / mercante d'aghi', .agoraio, porta aghi' PO: Ruggieri Apugliese (ed. Contini) 2.59 „so coreggiao, / agugliere e pergamenato" 1; Fiore 190.13 „Doni borsa, guanciale o tovaglia, / O cinturetta che poco costasse, / Covricef[f]o o aguglier di bella taglia, / O gumitol di fil, s'egli '1 degnasse" 1. PT: Libro Gallerani di Londra (1305-1308:68.8) „uno smeraldo fatto ad aghuliere" 1; Doc. tose. a. (1362-65:251.38) „I aghugliere d'argento" 1. • fr. aguillier ,porta aghi'. Cfr. TLIO s.v. agugliere. Il primo significato si ricava dal passo di Ruggeri Apugliese (cfr. Contini 1960, 1:893 nota al v. 59), mentre il secondo si evince dai tardi Doc. tose. a. (1362-65) e più chiaramente dal passo del Fiore (l'unico significato noto a GDLI s.v. aguglieró), che traduce le terzine „Bien doigne oreillier, ou toaille, / Ou cueuvrechief, ou aumosniere, / Mais qu'el ne seit mie trop chiere, / Aguillier [...] ou ceinture, / Don po vaille fa ferreüre / [...] / Ou de fil un lumuisselet", Roman de la Rose, v. 14412 e sgg. Se Yagugliere del Fiore riprende nella fonetica e nella semantica il corrispettivo del testo francese, il senso attribuito al termine da Ruggeri Apugliese è dedotto per analogia dalla serie dei nomina agentis in iere di origine francese. Mi resta oscuro il significato dello „smeraldo fatto ad aghuliere" del Libro Gallerani di Londra. I Doc. sen. (1277-82: 429.5) attestano gli antroponimi „Agugliere bisciaziere" e Aguglieri (394.34, 471.29, 512.3). Cfr. LEI l,533,14ff.: -ariu: it.a. aguglier m. ,agoraio, astuccio per gli aghi' (1310ca., Fiore, Enc Dant), ast.a. avógler (sec. XVI, AlioneBottasso), canav. (Vico Canavese) e w y é r .guancialino per gli aghi' (AIS 1539cp.: 133). Cala, agugleri m. ,fabbricatore d'aghi; venditore d'aghi' (secc. XIV-XV, Rajna,ZrP 5,19), it. gugliaro ,colui che fa gli aghi' (Florio 1598; ib. 1611). Kommentar (LEI l,536,3ff.): „L'it. aguglia ,ago', aguglier (Fiore) e gugliata (GiordPisa), sono probabilmente prestiti francesi [...]" Cella unterscheidet nach Textsorten (S. 72 „partizione tipologica-testuale"): PO = testi poetici; PR = testi in prosa; PT = testi pratici. Hinzu kommen noch Antroponimi. Für den Artikel acücula (LEI 1,533,19) ergäbe sich beispielsweise folgende Ergänzung: it.centr.a. agugliere m. ,agoraio, fabbricante, mercante d'aghi' (prima metà sec. XIII, RuggApugliese, PoetiDuecentoContini 2,59) mit der Anmerkung: cfr. l'antroponimo sen. Agugliere bisciaziere. (1277-82, Cella).

Galloromanische Elemente im Altitalienischen

9

Den Beleg fior.a. smeraldo fatto ad aghuliere (1305-1308, LibroGallerani, Cella) interpretiere ich als ,smeraldo ben cisellato, alla maniera degli agorai'. Bei Cella sind die Bedeutungen zu trennen: agugliere m. .agoraio' und fior.a. aguglier .astuccio per gli aghi' (1310ca., Fiore, EncDant), tosc.a. aghugliere d'argento (1362-65, Cella).

2.

albire (Cella 223)

albire s.m. vs it. arbitro, arbìtrio (pr. albir albire: Bezzola 1925:253, DEI s.v. albire) lat. ARBITRIUM (Cella 223) PO: Guittone albire L 27 GuAr.l5r (= V 153 GuAr.l5r), L 29 GuAr.l8r (= V 156 GuAr.l8r). Für albire ist zu vergleichen LEI 3.1,757,44 (s.v. arbitrium): III.l. It.a. albire m. .libera volontà, arbitrio' (ante 1294, GuittArezzo, B). mit dem Kommentar (ib. 758,6ff.): „come prestito dall'occit.a. nel linguaggio delle origini (III.l.)." Die Angabe im LEI, dass dissimiliertes albire Provenzalismus ist, scheint mir relevant zu sein: cfr. occit.a. albire ,volontà, potere' (1185, Brunei 221,11).

3.

amadore / amadori (Cella 136-139)

Für das Altitalienische und Alttoskanische gibt Cella einen umfassenden Belegteil; in dem allerdings einzelne Dialektbelege (volt.a./sen.a.) fehlen. Vorzüglich ist ebenfalls die Bedeutung ,amico, alleato; fautore, sostenitore, seguace' dokumentiert und interpretiert, cfr. S. 139: Negli statuti toscani, pisani in particolare, il termine assume il significato tecnico di .fedele, sostenitore (del comune e delle sue istituzioni)', comparendo in formule paragiuridiche (per esempio „amadore di Pisa e di Parte ghibellina" negli Statuti pisani del 1318-21, „amadore del Segnore Re de Ragona et di Villa di Chiesa" negli Statuti pisani a. 1327, „amadore del buono stato del Comuno di Pisa, u del populo" ancora negli Statuti pisani del 1300, „amadore del Comune e del populo di Pisa" negli Statuti pisani del 1334; „buono e liale e fedele e ydonio e amadore del comuno e del popolo de Peroscia e de tucte l'arte" negli Statuti perugini del 1342). A tali usi tecnici vanno ricondotti alcuni esempi in prosa letteraria („amadore de Roma" nei Conti di antichi cavalieri, „amadore del suo comuno" nel Conto di Perugia e Cordano), e, significato per garantire del valore formulare del sintagma, „amadore del co(mun)e di Pisa" nelle Ingiurie lucchesi. L'antroponimo Amadore è ben attestato, già a partire dai documenti senesi del 1325 (.Amadore giollare" Doc. sen. 1235:109.8), nei testi pratici soprattutto fiorentini.

10

Max Pftster

Cfr. die Angaben in LEI 2,532,22: i n . l . It. amadore m. ,innamorato, spasimante, amante' (ante 1250, GiacLentini, Monaci 41/10,5-1406, RimePagliaresiVaranini; ScuolaSicPanvini; DavanzatiMenichetti; EncDant; TavolaRitonda, ProsaDuecentoSegre-Marti 690; Fr BarberinoEgidi 136; PecoroneEsposito; ante 1799, Panni, B; Crusca 1863; TB),' volt.a. ~ (1348-1353, BelfortiSerianni,SLI 8), sen.a. ~ (fine sec. XIV, CantariVaranini). It. amadore (di qc.) ,amico, alleato; fautore, sostenitore, seguace' (ante 1249, GuittArezzo, B-1606, Davanzati, TB; FioriFilosafiD'Agostino 104,12; ContiAntichiCavalieriDelMonte; Crusca 1863; TB; prima del 1918, D'Annunzio, B), sic.a. amaduri (1250ca., StefProtonotaro, Monaci 89/2,12), lucch.a. amadore (del comune di Pisa) (1358, Marcheschi 50). It. amadora f. ,amatrice' (seconda metà del sec. XIV, SAgostino volg., TB). Daraus ergibt sich für Cella eine Vordatierung des onomastischen Erstbeleges von 1235 auf 1203 und für das LEI sind die altpisanisch und altperug. Belege zu ergänzen: cfr. pis.a. amadore (del Comuno di Pisa) ,alleato, seguace' (1327, Statuti, Cella 139; 1330, ib.) perug.a. amadore (del comuno di Perosica ) (1342, Statuti, ib.).

4.

anticessore (Cella 31):

„cosi è per anticessore ,avo', formato sul fr. ancessor secondo Bezzola 1925: 254 (e come gallicismo annotato in Guittone da Contini 1960, 1:233, che forse pensa al fr. anceisur del Saint Alexis), ma ricondotto ad un recupero dotto del lat. ANTECÉSSORE(M) da DEI s.v antecessore." Im LEI 2,1563,43ff. wird altit. anticessore als gelehrte Form interpretiert wie afìr. antecesseur: II.l. It.a. anticiesor m. ,chi ha preceduto altri in una carica, una dignità, una attività; predecessore' (1270ca., Monte, Monaci 102/2,5), anticessore (ante 1294, GuittArezzo, Monaci 76/9,33 - fine del sec. XIV, PecoroneEsposito; FredianiSimintendiOvidio; CrascaGiunteTor. 1843; TB; GlossCrusca 1867), hingegen ist ven.a. ancessor wahrscheinlich Gallizismus: III.1. Ven a. ancessor m.pl. ,antenati, avi' (1487, VidossichTristano,StR 4), molis. (Casacalenda) ngsswóra, antichi DAM.

Cfr. nell'onomastica fior. Amadore (1203, Brattò 70-1353, ib.; „solo a Firenze gode di una certa frequenza, e pare di carattere popolano"); friul.a. amadór (prima metà del sec. XIV, Corgnali, Zamboni), friul. madór PironaN.

Galloromanische Elemente im Altitalienischen 5.

11

ausare (Cella 153f.)

Unter den Entlehnungen aus dem Galloromanischen verzeichnet Cella ausare v. ,praticare, stare abitualmente', ausarsi v. ,abituarsi, divenire familiare' und beruft sich dabei auf DEI s.v. adusare „o da questi [fr. auser, pr. ausar] o dai dial. sett. proverà l'a. ital. ausare". Diese Ansicht beruht auf der Annahme, dass -d- im Italienischen erhalten bleibt; cfr. III.3.1. § 8 Lat. D intervocalica > pr [z] > 0, fr. 0 vs. it. [d]. Vor Velarvokal scheint mir der Schwund des Dentallautes lautgerecht zu sein; deshalb wird im LEI 1,886 ausare unter 1.1. und nicht unter den Entlehnungen aus dem Galloromanischen (als III.l.) aufgeführt; die Form it. adusare hingegen, wird als „evoluzione fonetica dotta" (II.l.) interpretiert.

6.

battaglio (Cella 172)

battaglio s.m. vs it. battacchio (fr. batail, pr. batalh: DEI s.v. battaglio; fr.: Bezzola 1925:7, 65; pr.: DELI s.v. battacchio) lat. *BATTUÄCÜLUM (REW: 994). PR: Sacchetti battaglio (uno b. d'una sua campana) Trecentonovelle 132 S. 292.4; 132, S. 292.30; 132 S. 292.31. PT: Doc.prat. 1275 „lo battaglo della cha(n)pana" S. 530.22. • In assenza di attestazioni antiche dell'allotropo bat(t)acchio (e il GDLI s.v. batacchio ne registra la prima documentazione nel Pulci), la voce indigena è assicurata dal denominale batacchiare (ancora nel Trecentonovelle di Sacchetti: batacchiare 140, S. 312.27, batacchiata 115, S. 257.14). La documentazione tarda del fr. batail, a partire dal 1416-18 (cfr. TLF s.v. batail), lascia preferire la voce provenzale all'origine del prestito. Die von Cella erwähnte Stelle prat.a. lo battaglo della champana (1275, Cella 172) ist Erstbeleg; cfr. LEI 5,310,5ff.: It. battaglio m. , ferro che pende dentro una campana per farla suonare quando è mossa' (dal 1400ca., Sacchetti, B; VLI; DO; Zing 1994),2 batacchio (dal 1555, Bronzino, TB; B; DO; PF; Zing 1994), sic.a. bactaglu (1519, ScobarLeone), battaglu ib., Der von Cella zitierte Sacchetti-Beleg steht im LEI unter 1.1 .a. und nicht unter den Gallizismen, da das Suffix -aglio < -aculum auch oberit. sein kann, cfr. LEI 5,310,51 n 1: „forma non toscana, probabilmente it.sett. con irradiazione nel sic.a. e neH'it.merid."

Fonna non toscana, probabilmente it.sett. con irradiazione nel sic.a. e nell'itmerid.

Max Pfister

12 7.

bioio (Cella 345)

bioio / bloio / broio s.m. e agg.,azzurro';,(panno) azzurro' PO: Petrarca, Disperse e attribuite 46.4r „quelli studi [...] discerner fan noi con gli occhi tersi / In matera mortai tra '1 perso e '1 biodo" Ir. PR: Milione (cap. 83:127.19) „La coperta di sopra, cioè di fuori, è vermiglia, bioia, verde e di tutti altri colori" 1, (cap. 92:142.9) „sono vestiti d'un altro colore, cioè vermiglio di bioio" 1. PT: Doc. sen. 1266, pag. 411.13 „una gonella broia da chavalchare", S. 411.7 „uno ma(n)tello nuovo di broio" 1; Lett. sen. 1269 bioio (uno b. di Chanbrasgio) 1; Doc. sen. 1277-82 bloi (b. senese) 1, bloio (b. di Popolenga 1, di Chanbrasio 1) 3, broio (b. di Provino) 1; Doc. sen. 1294 (2) bioi 5, bioio 1; Doc. sen. 1298 broio (b. di Dovagio) 1; Doc. fior. 1299-1300 bioio 1; Doc. fior. 1296-1305 bioio (b. di Doagio) 2; Libro Gallerani di Londra 1305-1308 bioio 1, broia 1; Doc. fior. 1311-13 bioio 1; Stat. pis. 1321 broi 1; Libro giallo 1321-23 bioio (libro b.) 5; Stat. fior. 1334 bioa 1, bioe 1. • fr. bloi: Bezzola (1925: 71-72), Castellani 2000:119n. Per biavo e biado, dal germ. *BLÀWA- latinizzato in BLAVUS prima della metà del sec. VI, [...] Cfr. LEI 6,276,20ff.: Ill.l.a. 'bioio" Fior.a. panno bioio agg. .azzurro' (1299, LibroMannucci, NuovoTestiCastellani 723; 1312, CompFrescobaldiSapori 111), bioe agg.f.pl. (1333, StatutiCalimala, TB), sen.a. (gonella) broia agg.f. (1266, InventarioUgolinoRuggerotto, Prosa OriginiCastellani), pannj bioj di Lilla pi. (1294, LetteraCastellani,LN 7,32), (pannj d'Arcis) bioj ib., salent.a. (vestimento) broyo agg.m. (1450ca., Libro SidracSgrilli 44,10). l.a.p.,panno di color azzurro' Fior.a. bioio (de Doagio) m. ,panno di colore azzurro' (1299, NuoviTesti Castellani 687); ~ (de Duagió) (ib. 690), sen.a. ~ (di Chanbrasgio) (1269, ProsaOriginiCastellani 417), ~ (di Mosteruolo) (1294, Bautier,BSHF 1945,99), (mantello di) broio (1266, ProsaOriginiCastellani 411,6), ~ (di Provino) (127782, LibroMercAstuti, NuoviTestiCastellani 841), ~ (di Dovagio) (1298, GAVI), bloio (di Popolenga) (1277-82, LibroMercAstuti, NuoviTestiCastellani 841), bloi (senese) ib., umbro a. bioio (1348, TestiMancarella 68), salent.a. (lo) broio (145Oca., LibroSidracSgrilli 44,2). l.a'. r biodo 1 l.a'.p. ,di color azzurro' It.a. (gonella e mantello) biodi agg. .sbiaditi' (sec. XIV, Stracciafogli, TB), tosc.a. (copritura) bioda agg.f. (prima metà sec. XIV, MPoloVolg, Prosa DuecentoSegre-Marti 356).

Galloromanische Elemente im Altitalienischen

13

l.b. rblev